Skip to main content

Full text of "Wetzer und Welte's Kirchenlexikon, oder Encyklopädie der katholischen theologie und ihrer hülfswissenschaften"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commcrcial  parties,  including  placing  technical  restrictions  on  automatcd  qucrying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  from  automated  querying  Do  not  send  aulomated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogX'S  "watermark" you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  andhclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  reach  new  audiences.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http  :  //books  .  google  .  com/| 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Urheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  partnerschaftlicher  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  für  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  für  diese  Zwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  fiir  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .corül  durchsuchen. 


.:v> 


;'  -.  rj  4  ^ 


iil 


^  i  t  di  e  n  l  e ;  i  I D  n 


obet 


dnoiklopilliie 

fter  fotl^onMett  tlitoloixt  nttb  U/ttt  {^iUf9tttfftitf((afttiu 


^ef^tx  unb  ^e(ie'$ 


$  i  t  ^  e  tt  I  e  1 1 1 0  n 


ober 


CuQtiUqiiQite  iKi  hotlprUfilieii  SHeobigie  mdi  ijim  l&lMenfiiKiflflL 


3«eite  iXttfUse, 

in  nener  SeatBeitung;  unter  SRittoitlung  oielev  (atl^oKfd^en  ©elel^rten, 

Begonnen  oon 
fortgtje^t  Don- 

\Dr.  gratis  Stiaüm, 

tamtpxätaitn  Ct.  ttiliglcil  bct  Vaoßct,  Vtoftffot  btt  Ztcolofllc  in  Sonn. 


il  AvfttbitU«  te>  t*i)».  i|etta  Ct}lilf4|ift  >•«  /teibati. 


(Elfter  Bani. 
@ctil)it]tf  Bis  Srtent 


*  -    .  -  , 


•    * 


%   m 

m 


■  '   '   •    •  * 
•  •  •  • » 


j^evber^fd^e  93erlag8]^anbtttug« 

1899. 
3ii)claiiid>eTlaffimftm  in  SSHen,  CttaPucg,  aRftndften  unb  6t  SouU,  URo. 


Imprimatur. 


Friburgi  Briagaviae,  die  31.  Maji  1901. 


—  ■! 


4:  Thomas,  Archiepps. 


1  .'i5(^RM 


1  - 
\  ■ 


•  •  •• 

•  •  • 


•  •  • 

•  •  • 


•  •  •  • 


♦  •  •  ■  - 


•  •   • 


•  . 


•_  • 


•  "  •  • 


•  ■   •  • 


•      •  •         •  •    • 

••  •         •      ••  ' 

•  •         •         •        • 


S)a8  {Red^t  ber  Ueberfe^ung  in  frembe  Sprad^en  toirb  oorbel^alten. 


S){e  SBerlagS^anblung  übt  unb  gentegt  Ue  Sted^te  beS  Url^eberS. 


Wn^tudtttti  bcc  ^etftcr'f^cs  »cibioB^aiMimg  in  9fttbmtg, 


s 


@culptur. 


l^erigen  Sfonnen  nid^t  genügten,  mu^te  erj}  bie 
mi^pttdfmht  9form  gefunben  metben.  Sie^  mar 
bie  aufgäbe  bec  erflen  (ipofy,  burd^  beren  Söfung 
in  bec  ^»eiten  iipoi^t  tovffUi^  eine  SBIüte  ber 
Sculptur  eneid^t  tmtrbe,  toie  {ie  burd^  ein  ^ft- 
^Iten  and)  bec  ebelften  gfocmen  daffijd^n  ^hmjt 
obec  btod^  eine  XüdSel^c  )u  benfelben  nie  mdglid^ 
geiDefen  mSre.    Sie  ^lofti!  beS  ecjlen  3qI^c- 
taufenbd  unb  fogac  bie  bec  jmei  folgenben  ^üU» 
^unberte  mag  immec^in  ben  Sinbcud  beS  ^an- 
gel^often  unb  Unbel^olfenen  (ecüoccufen,  ober  fte 
|eiQt  Dod^  ftetS  ben  d^riJUid^en  ©ebanlen  unb  beffen 
uebecmäd^tigreü    UebcigenS  ift  aud^  untec  oen 
bec]^&Itnigmä|ig  wenigen  SBecfen  bec  $IaftiI  biefec 
3eit  toeld^e  auf  unS  gef ommen,  ein  gro^ec  Untec- 
fd^ieb  bec  ted^nifd^en  Sel^onblung  ma^cgunel^men, 
unb  gac  mand^ed  beffece  SBecf  benfttlEl  beceitd,  mie 
DocauSeilenb,  bie  lommntbe  ©elbftänbigleit  unb 
Sottenbung.  —  m  SSocbilb  füc  i^ce  $Iafiif  ^otte 
bie  altd^cipd^e  3eU  gunöd^ft  bie  ftunft  beS  tem- 
petS  )U  3erufalem.  S)iefe  allein  galt  als  l^eilige 
jhinft  unb  Don  ®ott  gegeben  (Dgl.  £{.  31,  2  ff.). 
S)ie  eigenttid^  ftatuarif($e  Paftit  fonb  tt)ie  in  bec 
Ihtnft  beS  ZetnpelS  fo  aud^  in  bec  d^ciftlid^en 
jhtnft  am  anfange  ob  bed  leidet  eccegten  Sd^eineS 
Don  ^olQt|eidmuS  leinen  !ßlak.   9luc  Decein}elte 
!Rad^nd^ten  Don  @tatuen  finben  Jid^,  unb  nuc 
gan)  SBenigeS  baDon  ifi  ecl^alten.  SufebiuS  (Bist. 
ecoL  7, 18)  beeidetet  Don  einec  in  Sc}  gegoffe- 
nen  Statue  Cl^rifti,  »eldbe  bie  Dom  Sfutfluffe 
gel^eUte  gfcau  ju  ßäfacea  r^^ü\ppi  gefHftet  l^be 
(f.  b.  act  g^ciftuSbilbec  HI,  296).    einige  gi- 
gucen,  toie  bie  !Dlacmocftatue  beS  I^L  ißetcuS  in 
ben  Doticonifdden  ©cotten  (Dgl.  inbe|  ihauS  [f.  u.] 
I,  231  f.),  bie  bcS  ^I.  ^ippolQtuS  in  9tom,  bagu 
einige  Scon^eftatuen  bed  guten  bieten,  jinb  auS 
ben  ecften  ^al^c^unbecten  bed  S^riftentl^umS  auf 
und  gefommen.    S)agegen  bot  bie  gonge  Sin« 
cid^tung  beS  XempelS  in  Secufalem  bec  fticd^e 
eine  güUe  Don  SSocbilbecn  füc  i|ce  eigenen  gotte^ 
bien{iU(!^en  ©eratl^e,  unb  bie  übec  ben  ßcbfceiS 
fc^on  Decbceiteten  Synagogen  enthielten  in  i^cec 
oft  pcöc^tigen  Sludftattung,  befonbecS  bem  Sabec- 
nalel  mit  bec  gefcönten  Xl^ocal^,  bem  2)ufan 
obec  Simal^  (^mbo),  ben  Stülpten  bec  Selteften, 
ben  einzelnen  ©ecätl^en,  ntd^t  minbec  toectl^DoUe 
gingecgetge.  S)ie  gried^if(!^«cömif(^e  ^(aftit  tonnte 
bei  ^ecfteUung  beS  ^ItacS,  bec  Sat^ebca,  bec 
Smbonen,  bec  Seud^tec  unb  2amptn,  bec  ffeld^e 
unb  ffcatecen,  bec  fßtim  unb  Siöud^ecgefö^e, 
toaS  il^ce  gfocm  betci^,  toenig  in  SBetcad^t  fom- 
men  unb  nuc  il^ce  Xed^nil  gu  ©ebote  fteUen. 
©etoi^  befanben  ftd^  a\x^  fcül^e  untec  ben  $ei- 
bend^ciften  tüd^tige  ftünftlec,  meldte  im  Strnibe 
loaccn,  füc  ben  ©ottcSbienji  bie  ecfocberii^en 
SJcbeiten  gu  Ucfecn:  eS  fei  ^icc  nuc  crinnect 
an  bie  l^eiligen  Silol^auec,  meldte  untec  S)io- 
cletian  gemactect  unb  in  bec  fficd^c  bec  Diec  ©e» 
fcönten  gu  SRom  beigefejt  morben  ftnb  (f.  b.  9Jct 
Coronati  quattuor).    3umal  nad^  bem  Siege 
bed  e^ciftentl^umg ,  als  bie  ^cd^en  übecaQ  in 


gcb|ecec  9Renge  fid^  ecl^eben  tonnten,  \altU  bie 
ffunfl  bec  Paffit  in  allen  Sänbecn  eine  ceid^  Auf- 
gabe ;  benn  baS  glänjenbe  Seitoiel  bec  ^fte  in 
9iom,  becen  toftbace  SBei^gemenfe  bie  IKcc^en 
fd^müdtten,  fanb  oHetttl^ben  oie  eifcigfte  9lad^- 
al^mung.  Seibec  ift  aud^  Don  biefem  SReid^t^ume 
nuc  iDenig  auf  unS  e^0t  unb  ba^ec  bie  93e« 
beutung  biefec  SSocfc^uIe  d^riftlid^  @culptuc  füc 
il^e  ßiümidttung  nid^t  auSceid^enb  gemücbigt  9m 
aa|Iceid^ften  \vä>  @ac(o))]^age  Docl^onben,  fo  in 
Italien  gu  9lom,  KaDenna,  $ifa,  9)lailanb  unb 
^econa,  in  gfcanbreid^  aOein  gu  %x\a  an  80, 
Diele  in  ben  ©egenben  om  9l|ein  unb  an  bec 
aitofel,  )umal  in  Zriec,  bagegen  nuc  eine  gan§ 
Qrine  3q^I  im  Ocient.  3(c  $latecial  ift  SDlac- 
moc,  @anbftein,  aud^  X(|on  unb  SBIei  SDie  S^" 
{len  bebienten  ftd^  itoox  aud^  fol^ec  @ac(o|)]^e, 
meldte  in  ^eibnifd^en  SBecfftötten  fectig  ftanben. 
unb  ba)^  mit  m^t^ologifi^en  2)acfle]Iungen  ocna- 
mentict  toocen ;  aSein  balb  (atten  fie  felbft  ftünfUec 
|uc  Seefügung,  toeld^e  bie  @acIo))9age  in  d^riftlic^ec 
äBeife  entmebec  mit  Saubmed,  obec  mit  f^mboli- 
jd^en  Sigucen,  obec  mit  Silbecn  bed  SIten  unb 
ißeuen  £eftamented  giecten.  S)ie  SuSfü^ng  ift  oft 
mel^c  ]^anbmec!dmö|ig,  mand^mal  abec  aaä^  fünft- 
lecifd^  in  gocm  unb  Xed^nif  (g.  Q.  bec  befannte 
@acg  bed  ^uniuS  93affu8  in  »om  [859]).  Wt 
bem  93in>ecfb:eite  (f.  b.  9ct.)  Decfdgminben  oud^ 
bie  Sacfopl^age.  Sal^Iceid^  imb  nid^  feiten  Don 
übeccafd^enbec  Sd^nl^eit  {Utb  bie  ©coblampett, 
aus  gebcanntem  Zl^n  obec  auS  Sconge,  mü  bem 
Silbe  beS  Rieten  obec  beS  SammeS^  S^cifti  mit 
bem  ftceuge,  beS  2)cad^en  mit  bem  Stiefel  unb  Dom 
jheuge  bucd^bol^ct  u.  ogl.  9uS  biefen  Uebecreften 
ölteftec  d^riftli((ec  Pafti{  ift  gu  ecfe^n,  ttie  tcofr 
öu^ecec  t^emmniffe  unb  ^eitmeifec  Untecbce^ung 
bo^  eine  ocgonifc^e  9BettecbiIbung  Don  ännen 
l^ecauS  fid^  gelteno  ma^te.  S)eutli(^  füc  und  ec« 
^d^tlid^  ift  biefe  Dom  8.  Sa^cl^unbecte  an  bis  gum 
@d^^uffe  bec  Spod^e,  ba  fid^  nun  aud^  bie  Sal^I 
bec  ec^altenen  Senfmale  meldet  9ud^  bie  ftatua* 
cifd^e  paftif  in  Stein  unb  Scg  ecfäl^ct  in  biefec 
3ett  eine  umfajfenbece  Pflege,  menn  aud^  gunadf^ft 
nod^  mel^c  füc  meltlid^e  S^Dedte  (SRonumente  ber 
ffönige  unb  Surßen);  ingleid^  bie  SRetieffculptur, 
gumal  auf  ßcgtl^ücen  unb  auf  elfenbeinplatten.  S)te 
aus  Spgang  Dielfad^  eingcfü^cten  eifenbeinfd^ni^' 
ceien  ^ten  ftaccec  feft  an  ben  gcied^ifc^-römifd^en 
^ocmen ,  geigen  abec  aud^  gecingece  @elbftan> 
bigfeit,  tlm  glöngenbften  enttoidelte  fu^  bie  ocna- 
mentale  Sculptuc  in  Italien  unb  Seutfd^lanb  on 
ben  Decf(!^iebenen  Siltaccibocien  Don  Stein  unb 
SRetaÜ,  an  äietablen  unb  Slntipenbien,  becen  9te« 
liefS  oft  gco|en  Soctfd^citt  bec  gfocm  DeccoD^en, 
an  Ifeld^en  unb  Seud^tecn  mit  ceid^ec  Secgiening 
in  getriebenec  %cbeit,  in  ©caDicun^  unb  email. 
UebecaH  tritt  l^iec  ein  ScfinbungSgeift  unb  eine 
te(^nif d^e  gfectigfeit  gu  Zage,  meldte  becettS  auf  bie 
beften  Seiftungen  bec  folgenben  C^oc^e  (inmeifen. 
2.  3taäf  bem  ecften  äal^ctaufenb,  in  bec  Seit 
beS  fog.  comanifd^enimbgotif^enStilS^ 


J 


@CUl))ttt(. 


6 


Ml  fignoik  €cul)rtttr  in  engere  SBttbin- 

l■^  «t  bcr  Sr^äfllttx  |u  treten  tmber^Uba- 

fs^  «i^  von  m  mäjiM  gfelb,  fonbein  mt^ 

-xt  htüiamient  CW^tter  i^rer  Sntoidhtng. 

!l0i  Qfdpinlmng  tfi  e8,  ber  fte,  |tunol  üom 

:^  i/Ufwabalt  an  unb  im  gotifd^en @ÜIe,  il^te 

Setwlwn  MäMmtt   9to(l^  entiprid^  jloar  im 

iL  vi  I8L3«4t|iiiibcite  bie  (jaiffxt  gorm  menig 

ees  inmi  3tt0e  mS^  Sergeiftigung,  abtx  nid^, 

hUkmöak,  «toett  bte  ftät^e  ofle  IBeaie^mtg 

vtütii^^en  9Acn  obgefd^nüteit  l^''  (®e{d^. 

9(c  Wa  1, 8.  «ttp.^  Sdp).  1880,  900),  fonbcm 

bk  Sq^^mifl^  bcS  übemotuiKd^  Sebenfi 

Mtficlic^cn  in  Out  gonj  onbere  getDorben 

Hb  nö  |n  einem  anbem,  ^51^  SuSbrude 

!r  ja^fes.  Mü^cr  mn!^  ]e|t  nod^  ntd^t  immer  gleid^ 

f^niik«Qr|.  e<i^  im  9nfang  beS  13.  äal^r- 

utatu  aI{o  in  ber  3»tt  beS  Ue6ergang§fiU8, 

xiiiat  M  oloiaiig  boS  S^erbere  bet  (Beftalten, 

n:  9A4in  wxben  »ei^  unb  lieblid^,  bie  ®Iieber 

BiitlpeiiB^g,  bie  ®eto(biber  {liefen  toentger  in 

t2QlkIfB  tftt  in  leic^  6eu)egten  galten.  3nbenfoI« 

r3äai9«(i4tnibciten  aber  ifcA  bie  ißlafül  nunmel^ 

y=  crWoiPfn  Su«bnid  ^rifUid^  (SkifieS  unb 

:t!«B$  gcfinbcn.  Sie  ^igen  ®eftalten,  mit  benen 

3  xn^n  gfuOe  bofi  Simere  unb  baS  Seu^ere 

)e:  gpiifitcK  Slixdftn,  gumol  bie  gto^oben  unb 

jF.r3de,Ji4f#nuden,)^benetttwdburd(|«ifiUeb^^ 

■cxtf idjtf  mtb  Seigafügtefi.   (Hn  freunblid^er 

xul^ige  {^oltung  unb  Semegung,  nie 

ittBt,  »elc^e  (S^rifhtS  in  ^^  trogen 

^"^  'jr  3>^  f4^n  errungen,  ein  el^tmärbig  Iteb- 

ois4  in4^  immer  {tnnlid^  fd^5ner 

US  ®e{k^ted,  2)emut^  unb  fiegenbe 

f^ed^  aus  i^nen  jeben  m,  ber  jie 

z*t  d^rtfifiil^ein  €tnnc  betnui^et.    2)ie  otd^i" 

intb  bie  ornamentale  @culptur  folgen 

SntuncnungSgefej^,  nämlid^  bem 

-i^  bet  Cii^it  Hon  3nnen  unb  9u|en.  2)ie 

sOaatm  au§  ^ol)  unb  @tetn,  bon  ben  roma- 

T-'4ca  SeloM«  imb  Xeliquienaltören  anfangenb 

^  J  )B  biB  Rul^  0cgIicbcrten  gotifd^en  gflägelaltären, 

rx  i^on  iiHUH^nitett  SBonbtabemofel  unb  l^od^ 

QoaamndSffiaUjim,  bie  ^eiltl^um- 

,  bit  SRonpronjen,  bie  Jhld^e  unb  (Siborien 

in  fid^  ni^  nur  baS  einl^ettlid^e  baulid^e 

•;cnxnctkni^iriiicit>,   fie  nel^men  gugleic^  ben 

rrin  Set^ft^nm  fgurater  SBerfe  in  Statuen 

^i  imefl  oBä^beroil  auf,  oo  bieje  am  gunftigften 

^  ^Mteaig  fommcn  fönnen.    Sie  Omomenttf 

rr^  rine  ßetS    ttKid^fenbe  Stannigfaltigfeit 

'-nttte  nnb  |»^anlo{teiM>fler  ^formen,  fottol^I  an 

c  z«ta  nnb  t^rn  einzelnen  X^ilen  al8  an 

^  Am  genannten  filaftifd^en  9rbrtten.  SDent« 

'^a  tan  ba§  Serfongcn  bc8  burd^  bod  (SJ^riflen- 

iirs  oi^axgtm  Seif  ted  l^ertor,  bie  gange  @d^ö« 

*j=^  to  2(in>  unb  ^flonjenmelt  für  bie  @culp« 

:::  kstepxps^,  oufi  jul^  neu  umjufd^ffen,  )u 

r^jjm  tob  fo  au4  «J^  3*«  glett^am  au 

»iCnätt^eiL   SRafe  unb  ®efe|  ober,  bie  ©tüi- 

'raö.  er^  baS  Onunnent  an  ber  ard^iteftur. 


•  ±. 


m   Lk 


Sief e  Stiliflrung  erlangt  in  ber  ebenf o  erfinbungS- 
reid^en  al8  tuo^rd^bad^ten,  ben  9ilbung§gefe|en 
ber  @d^d))fung  naddconftruirenben  Oniamenttt. 
beS  ootif (^en  @tild  il^re  SoSf ommenl^it.  —  SBad 
bie  Seiftungen  ber  einlebten  Sönber  betrifft,  fo 
eilten  Seutf d^Ianb  unb  gfranfreid^  toie  in  ber  Srd^- 
teftur  f 0  aud^  in  ber  Sculptur  ben  übrigen  t)oron. 
(Eine  einfad^  SBergleid^ung  bed  Stlbeneid^t|um3, 
ber  bereits  frfll^e  bie  (Eatl^ebralen  Storbfronheuj^ 
fd^mudtt,  ober  ber  9Reta&gu|tDerfe  Don  S)inant  bei 
9lamur,  ober  ber  @totuen  unb  Keliefd  fo  Dieler 
ftird^en  Seutfd^IonbS,  j.  9.  6alberftabt8  mit  ben 
Dielbefd^riebenen  KeliefS  (S^rifü,  SKarid  unb  ber 
Spoftel,  SBed^felburgS  mit  ben  SBUbmerfen  an  ber 
ftangel  bafelbft,  gfreibergS  im  6r)gebtrge  mit  ben 
bereits  fel^r  rein  gebilbeten  Statuen  an  ber  fogen. 
golbenen  ^forte,  ^ilbedl^eimS  unb  Saljburgd  mit 
il^  Sr}gie|ereien  unter  ber  Seitung  bed  l^eiligen 
SBifd^ofS  Semmarb  (geft.  1022)  unb  bed  erj- 
bifd^ofe  £]^iemo  (geft.  1101),  mü  ben  gleid^}eiti- 
gen  Steinftatuen  ober  ben  Silbern  an  ben  Sronge- 
t^flren  italienifd^er  ffird^,  geigt,  toie  Doxtl^eiD^ft 
burtb  bie  gr5|ere  Sd^önl^eit  be§  SludbrudteS  unb 
ber  detoanbung,  IRaturgemö^eit  unb  Sinnigfeit 
fid^  erftere  Dor  ben  legieren  auggeid^en.  (Sletc^« 
mol^I  finben  fld^  aud^  in  biefen  Sönbem  l^ie  unb 
ba  fEkdt  Don  geringerer  9uSbiIbung,  sumal  in 
ber  ftguioten  Ornamentil,  unb  faft  immer  ba,  mo 
ber  mel^  f^olifd^e  ei^after  betont,  nid^t  aber 
bad  Stoturlid^e  toiebergegeben  loerben  foOL  Sie 
$lafti(  in  SfKxnien  unb  £nglanb  l^at  gu  ro« 
manifd^  3nt  nid^t  jene  rafd^e  SntnidCIung  er- 
fal^ren  Arie  bie  2)eutf(^Ianb3,  unb  im  Orient  loar 
bereits  biefelbe  Srftarrung  eingetreten,  meldte  aud^ 
bie  fieifiungen  ber  äbrigen  jhinfte  toie  ber  2Biffen- 
fd^aft  unb  beS  fiebenS  d^rafterifirt.  Sd^on  im 
13.  äal^rl^unbert  flnbet  aber  in  Italien  bie  Scul))« 
tur  eine  gebeil^Iid^ere  Pflege,  menn  oud^  in  anberer 
SBeife  alS  in  Seutfd^Ianb  unb  mit  anberem  Sr« 
folge.  9licoIauS  Don  $tfa  (geb.  um  baS  3al^r 
1204)  fu^te  bie  italienifd^  $lafK!  }u  l^ben,  in- 
bem  er  bei  treuem  gfeftl^alten  an  ber  äberlieferten 
(^fUid^en  SarfteOungSmeife  einer  freiem  vla^ 
a^mung  ber  Sntife  ftd^  jutoanbte,  mie  fold^eS  bie 
Don  il^m  1260  ausgeführte  ffangel  Don  $ifa  unb 
nod^  me^r  bie  Don  Siena  (1266)  mit  il^ren  Sie« 
liefS  bartl^un.  Sie  nömlid^e  ätid^tung  geigen  bie 
SBerfe  feines  Sol^neS  ^o^anneS  foioie  bie  beS 
ainbreaS  $tfano  (1280->1345)  unb  beS  ^nbreaS 
Orcagna  in  gloreng  (1329—1868),  ber  au^  olS 
ailaler  berül^mt  mar.  93alb  nad^  il^ncn  erl^ielt  bie 
Sculptur  Italiens  einen  immer  mel^r  bem  9tea- 
liSmuS  ftd^  guneigenben  Sl^orofter,  toxt  er  ber 
fpötem  9tenaiffance  eigen  ift.  j^onnte  bie  Slrd^i« 
teftur  in  Stalten  ^d^  felbft  nid^t  gur  DoIIm  Surd^* 
bilbung  beS  trabitioneDen  $nnci))S  ergeben,  fo 
nal^m  jie  aud^  nie  bie  $IafKf  in  ein  engeres  SBünb- 
niB  auf  unb  gemalerte  i^r  bal^  aud^  nid^t,  toie 
in  ben  n5rbK(^en  Säubern,  ben  auSreid^enben 
Sd^u(  Dor  einer  öu^erlid^en  miUfürKd^en  Se^anb- 
lung.  3u  einer  munberfamen  Slüte  entfaltete  jtd^ 


€cnltitut. 


in  btt  ao^i^  Stü  bü  $IapUSrTanIni^, }.  99. 
an  btn  So^ebmlen  uon  lE^oitrtB  unb  ODn  9uitre> 
.3>ame  )u  ^Wie,  an  ba  ^igm  tlaJftSit  ebtnbo- 
ftOft  unb  anbeten;  icbo^  oui^  nlc^  für  (onet 
genug,  ba  aud^  fit  f^  Dom  15.  3aortnnibiit 
on  fl^  me^t  in"«  «tultili^e  gu  onlieren  begann. 
SMuetnber  unb  confequenleT  Donjog  fi^  btt  gfort- 
gana  }ui  SBoOenbung  in  2)tutfc^Ianb.  9liiQenbS 
^  DU  Mlbcnbe  Stm^  einen  foli^nt  !Rei^^ 
Don  notäili^ein  äSefen  unb  Ü6eniatüdtc^  wei^, 
Don  fiiüiii^n  Snmut^  unb  ibnilet  ^o^,  Don 
nationalem  unb  bocg  burc^totQ  fir^Iit^nn  (Sfa- 
toIttT  '^S)  emingen  al§  in  Sltutf^Ionb.  &  feien 
tmä^t  btt  @ailt)tunn  am  toeftIid)en  Settntt  im 
S)oine  gu  ^taumfmiQ  uiü)  bie  ge^n  @tonb&i(bei 
bei  Stifter  bcS  3)omee,  uie  bie  ^oftelftatuen  im 
ffSlnti  £Dine,  bie  tBUbwerte  an  btn  aRflnpem  gu 
gitilnns  unb  &tia|bura,  bie  ^enfi^  S^iflxräi 
am  SübpDitale  bei  Oft^oiefi  ju  EBambctg,  an 
boi  $DrtatInuten  bet  fiiebfrouennn!^,  bei  Aii^ 
Don  SL  @et«Ib  unb  @t.  Soteng  in  Üliiniieifl  unb 
bcB  'Siomti  in  Sttgenfibuig. 

8.  Siie  biittt  epocfie  btt  leligUfen  €cul)ittu: 
umfaßt  bie  3tit  bon  bet  jogen.  Slenaiffance 
an.  SHc  31enat|fanct  unb  Diclfad^  glrid^  in 
ibrem  Beginne  als  ein  btrou^tea  iBrei^  mit  ber 
£rabilion  ber  Airline  «i^aftcriflit.  .ÜRon  nai 
mübe  gemorben,"  meint  £üHe  (ü.  o.  D.  II, 
525),  ,im  ftetgebta^ten  Oeleife  ber  Srabition 

an  ge^,  aßen  tiefern  ©rang  nai^  grlenntnife 
lUtc^  baS  3)ogina  bet  ffiii^t  nieberfd^Iagm  gu 
lofftn."  Mttn  bei  Da^it  llifpiung  bei  Sie* 
natffonce  ift  in  bcm  SBe^ebcn  gu  fu^en,  bti 
auf  oHen  ©cbteten  fli$  anbiSngenbtn  ÜtbtiiDuii^e' 
fung  beä  ffonnelien,  b«  Seufierlti^lril,  rin  neueS 
fiebm  uiÄ  eint  neue  fjorm  entgtgmgufe|en, 
uel^e  man  leibet  nur  in  ber  Stüdlt^  gu  Dtn 
daffifc^tn  SBorEitlbtm  ftnbtn  gu  tSnnen  glaubtt. 
nu4  in  bei  iScuIpEuT  galt  biefc  Stüiftc'^i  oIS  baB 
^ril  unb  bie  aBiebergtburt  bet  flunft  El^rifl- 
lic^et  ISeiji  unb  ctajjifc^  ^orm  (ottten  fi(^  in 
Sing  Deifdpinelitn.  €S  uutbt  tiierbti  ül>ti|e^tn, 
ba|  gerooe  im  S^ti^ent^mt  bit  Shm\i,  unb  bie 
©cutptut  iuSbeJonbert,  bitft  Slufgobe  btttitfl  ge- 
löst ^Qtte  unb  ballet  nur  in  t^iti  SBciterentmicE' 
lung  JU  falbem  unb  bor  ^ufinü^fen  gu  plen 
gemefen  toüre.  Statt  btffen  Sbeifprong  man  ein 
3al6ttüujenb,  um  bort  oufS  5REue  ju  beginnen, 
mo  begonnen  moibfn.  ®ie  ©tringfdiäfeung  aber 
ber  fptcifif^  i^riftlic^  Stiftungen  führte  gor  balb 
au<4  Don  bcm  @eifte  ab,  bei  fle  gtfc^nffen,  unb 
bttititttt  gu  einet  anbem  9Ieu|ier(i(!^ftit  unb  ^OX' 
malität,  nelc^  füt  bit  ©culptut  berbSngnig- 
DoIItr  Kiuibe,  als  jene  ninr,  auä  ber  man  fit  gu 
trt)eben  gtbai^tt.  VloiS)  roirfle  9Infang§  ber  t^rifl- 
lii^e  (Seift,  btt  TOod^t  ber  Uebtrtieferung,  bie  ge- 
btcgene  Xtä^nit,  bit  SÖerbinbung  mit  btm  bei 
©ctilptur  überaus  günftigen  gotif^tn  Sauftilt 
langete  Seit  na^,  unb  tbtn  ba^er  fann  ben 
fflietfen  be3  16.  3alirbunbert8  Dielfat^  eint  ge- 
tDljle  @togattigteit  unb  Itd^nifd^t  iQoIlcnbung 


pafya  ttoben.  9BcU^  gniHtiJlinig 
Öaülftm  im  3)ienfit  bet  f;>ätai  9t^ 

ber  StetodN  unb  Slococo  ■SrAUdttit 
ugte,  liegt  Dot  Sugen.  Slit  <ni^^ 
Nenaiffance  nii^  gum  ginünfd^  SÜt 
it,  btSngtt  in  bet  gtDtiten  otilftt  bei 
%  19.  SK^flunbttt  gn  noien  Scifiul^ 
^o^vnma  bctSfaitife  tfneifeitf,  onbtm* 
SiäwianntüDfung  an  btt  mittdalttrBi^ 

üßaS  bit  entmidlung  bet  Saä^tm 

in  tingeintn  Sdnbem  onge^,  fo  ifcät 

bie  entfii&iebent  Stmeguna  gut  %ntttt 
Ktt  gefaxt ;  glei^luo^l  fleqt  Die  ffirn^ 
«go  ©bibtrti  (1378—1455)  in  ftintn 

am  SBoptifterium  gu  glbteng,  felbft 
ateno  (1886—1466)  in  feinen  SleTufS 
ngcin  gu  €t.  Sorengo  in  gfloreni,  dntl 

Stobbia  (1400—1482)  unb  »nbita 
bia  (1437—1528)  in  i^ten  t^n- 
r  SRei^  bei  geitofa  Dan  $aDia  (nn 
1^  @culptuien  bafelbß,  unb  fEnbtnt 
innei!^  ott  i^^ii^  ni^tung  unb 
m  !Beiniette  bit  gönnen  bet  Stenaiffance. 
ignttlid(i  Satei  einet  Stenoiffance,  toel^t 

mit  btt  (^li^id^i  tiobitionellen  ftunfl 
14  trägt,  iß  SHit^Iangelo  (1474  bü 
iein  ©tteben,  Me  Slntile  oIB  bie  eingige 
c  bei  ^laftit  gur  @eltung  gu  fciingai, 
ngmSngen  dtitifSi^  ShtboItS  in  bie 
!i  Sintift,  bit  btetbtoni^  bdttngte  D5Ilig 
Suffaffung  aud^  gang  leügiflfer  @tgtn- 
nttt  Üttitrtafi^ung  unb  @tounen  er- 
ii|tt  aber  fi^on  bti  ftintn  Slaiiticifetem 
r  ausarten,  bit  nur  mt^  bun^  ii^ 
fOngt  unb  balb  bti  ber  Unnatm  imb 
n!^it  anlangt.  S)ie  @cul;itui  befi  gongen 
I  Dom  16.  6i8  an^  19.  Sa^unberi 
nur  mtnigtn  9tufinabmm  an  biefen 
1  einet  un^tipli^tn  aSiebtigtbuii  Qon 
:titett  ^  bie  Stenaiffonte  ou^  in  bit 
Qnbti  aus,  xuxi^  g^tanftei^,  @tunitn 
inb,  obgltid^  in  btnftiben  gttabe  buti^ 
;bung  mit  ber  Iflnger  an^Ittnben  goti- 
oeift  ouc^  bie  Sculptui  i^itn  tiabitio* 
loltei  niciit  fo  fernen  einbü|tc.  ßifi  im 
).  äa^^unbert  unb  in  ben  folgtnbtn 

bit  ©culptur  Stutfi^IanbS  Don  ber 
Inttft  trfafef.  %mS)  butttn  bit  «tbeiten 
nffraft  (geft.  1507),  Sßnt  €tD|  unb 
^er  in  Hlütnbtig,  eineS  %egib  Stiemot' 
1  asaigbutg  (geft.  1531),  eines  91icla3 

Serben  {1467—1513),  bet  beiben 
Ulm,  beS  aucd  als  aHoItt«  lü^Iii^  be- 
itii^nel  ^aäftc  Don  EBnintil  in  Xiiol, 

3)leifttr  btr  fäc^fif^  unb  nitbtnbti' 
^ult  fii^  gang  auf  bem  39oben  ber  ei- 
ipmtift  trbalten.  ^aä)  i^nen  abtt  be- 
j  für  btt  beulft^t  ©culiitui  bie  3ett 
falttS.  @tßft  in  btn  Ain^  nt^mtn 
cn  SSertt  ben  e^aialttr  bei  Ihmft  So- 
lini'S  (1598—1680)  an,  btfftn  «in- 


I 

f4» 


€cttl))tttr. 


10 


t^coiniK^^  ogiienben  (Skjklten,  nodte 
ts^d  in  i»ttigitaibcn  @telluitgen,  SItftre  unb 
^_*^«_  ^  ^^  öBciiJrucrimten  unb  uBer- 
Adogm,  Sinzid^tungdgegenftänbe  in 
no^  (Effect  ^f  d^ben  formen,  Oma- 
bm  iDiIOfidtd^flcn  Symbolen  unb  Me* 
pan  JäJbm  boS  (E^otatterifHfd^  ber  @cul))tur 
xnc  deit.  Ibo^  ou^  ba  nod^  burd^  t^erfd^iebene 
terkSa  ni  fo  manifyn  (Sottedl^ufem  SBerfe  ge- 
(^oTfK  BBibm^  bie  aBe  Sneclennung  betbimen, 
m  fsymifls^  aber  ou^,  ba|  biefeS  nur  möglid^ 
sc .  sca  kbfe  SRftnnec  t>on  fird^Hd^em  ®ei{}e 
iDib  geleitet  oacen.  Sie  Oerfud^e 
3eit«  bun^  tpteber^ülte  unb  beffer  t)er- 
Stiuffe^  )u  eblen  dafftfd^en  Sorbilbem 
r,  befonbetS  für  profane  Aufgaben,  )u 
I,  mdgen  nid^  ol^e  Stf olg  unb  (Einfluß 


ftnefa  }nn;  eine  imd^l^altige  SEBirfung  lonnte  man 

jusm  fid(  Ktfi^  Dcrf ^rec^  ffünftler  bief er  9Hd^« 

ma  maan  ber  Senetianer  Antonio  Sonotm 

1757— JB32),  3.  ß.  5)anneder  (1758— 1841), 

Slkä  Z^oiBNiIbfen  (1770—1844),  ^o^.  ®ott- 

Tst  6Attlioo  (1764—1850)  unb  9tuboIf  @d^- 

t.3  (1766—1822) ,  e^ftian  S)aniel  SRaud^ 

i  T77~I867X  £libloig  @d^nxint]^er  (1802  bid 

.^>  a  M.   <Buiiftieer  ut^  ed  fid^  mit  ben 

'r^  in  fftU/tt  3tit  ouftoud^ben  Seftrebungen, 

i-rs  mftcr  oiqttfntt)^,  \do  burd^  bie  Kenaiffonce 

ts  Smlptitr  tum  il^  eigentlid^en  d^riftlic^en 

frvMtDQ  bAgimfkn  oorben.    9iift  bio|  in 

ieoäfUaib  in  bot  SBerfen  eines  ftonrob  ®&er« 

Uid  11768— 1859),  eines  SBil^elm  Sd^tenmmn 

i?S9— 1884)  IL  %.,  fonbem  aud^  in  anberen 

Li^eok,  ffODtd  in  Scigicn,  brang  biefeS  Seftreben 

r:  boR  Skbcretttad^en  lird^Ii^en  (SeifleS  unb 

^2»i^  tKuii4  ^ot*  unb  in  neuefter  Seit  erl^t 

bea  Sönftlem  me^  unb  me^r  bie  &n^t 

bo^  nur  bie  StfldSel^r  gum  d^filid^en 

«yide  bie  ^rtplid^  €culptur  )ur  l^öd^ften  Sott- 

c^ag  todtoc  fül^rtn  Unnen. 

m  9iiiii^  i^  Zed^nit  loffen  fid^  folgenbe 
tCB  te  Sculptur  unterf bleiben : 

1.  ^6teinfcul))tur^t)u  allen  Seiten 
^4  ^»c]iiQlid^niaRateriaId  fidQ  beS  2RarmorS 
ictat  Cr  0iU  oem  SBerf^  am  el^eften  ben  S^- 
-Az  bfft  SRomtmentalen  burd^  feine  2)auer]^af- 
'^,  bei  Ocfc^etbigen  burd^  feine  Seinidmig« 
"Ti  M  Bdcnbigen  bwrd^  feinen  ®Iang.  3n  ben 
uitX4cii  Sdnbent  Dertritt  ber  ffaß»  unb  @anb- 
-73  niM  f^  Stelle ;  obniol^T  ftoner  unb  leb- 
^  dS  ber  SRormor,  ocrträgt  er  ftd^  bod^  befjer 
:=:  fea  8Bma  ttnb  mit  bem  SRoterial  ber  Srdpi- 
läxL  'Stt  fiin^td^  Stein,  Zerracotta,  @tud( 
Lhi^iat  ebenjMIS  fd^on  ^el^  frfi^e  ber  ^laftif 
f3  ndtttBaibdcS  aRatcrioL  @rie<^en,  (StruSfer 
e)  JUncr  Rotten  in  bet  Zed^mt,  auS  bünnen, 
mBjfm,  ofmÄreien  Zll^nfd^id^en  größere  unb 
'jixa  Cefojse^  iamp€n,  StdiefS  l^ersuftdlen  unb 
M  ^eur  }B  ^firtm,  ober  f&r  Statuen  in  ^ol^I- 
Ne  Z(onmiif|e  tn  eipd)erßd^  Sitfe  ein- 


IS 


aupreflen,  }ufammen)ufe^en  unb  m  Brennen,  eine 
bebcutenbe  gertigfeit  erlangt.  3u  ben  erjlen  d^rifl- 
lid^en  ^al^rl^unberten  maren  eS  befonberS  @rdb" 
Iam))en,  ®rabfteine,  aud^  @ärge,  meldte  aud 
Zenacotta  gearbeitet  ttmrben ;  baS  frül^ere  SfHttel- 
olter  benujjte  fte  ju  giguren  unb  SReliefS,  g.  ©. 
an  ftreugmegftationen ,  gur  omamentalen  ^uS- 
fd^mfldung  ber  gfenjtcrlatbungen,  gu  öielfarbigen 
Sobenfliefen.  %ud^  ber  @tud(  ober  @teingu^, 
eine  ÜRifd^ung  Don  @anb,  ff  all,  ®i))d  (SBeif;- 
ftu(I)  ober  SKarmorftaub  (©tudtmarmor),  mar 

Id^on  ben  tKIten  belannt ;  er  mürbe  befonberS  fett 
»er  Slenaiffance  [ur  ieglid^e  ®attung  ber  Sculptur 
in  (ird^Iid^er  unb  profaner  ftunft  gebrandet  9IS 
UReifler  in  ber  Xl^onplafti!  mürben  bereits  genannt 
bie  beOa  9tobbia,  als  fold^e  in  @tud(ar6ett  jeid^- 
neten  fid^  auS:  ®ioDanni  ba  Ubine  (geft.  1564), 
®iuIto  Stomano  tn  9Rantua  (gefi.  1546);  in 
2)eutfd^Ianb  maren  im  16.  unb  17.  Sal^l^unbert 
meiftenS  italienifd^e  unb  frangSfifd^e  Stuccateure 
t^ätig;  aber  eine  gange  ®enoffenfd^aft  fold^er 
ftün^Ier,  beren  SBerfe  in  Derfd^iebenen  ffird^en 
unb  ^Idften  3)eutfd^IanbS  unS  begegnen,  l^tte 
burd^  mel^rere  äal^rl^unberte  aud^  SBeffobrunn  tn 

2.  ObmobI  aud^  in  ben  olteften Seiten  bieSilb- 
d^nij^erei  in  ^olg  geübt  mürbe,  fam  fie  bod^ 
r  eigentlid^  monumentale  SBerle  meniger  in  ®e- 
braud^;  um  fo  geeigneter  aber  mar  fie  gur  9(uS- 
jtattung  beS  3nnenraumeS.  3bt  befteS  SRaterial 
ift  baSienige,  meld^eS  burd^  SBetd^l^eit,  gfeinfaferig- 
leit  uiü)  ®Iötte  ftd^  auSgeid^net,  mie  baS  ^olg  ber 
Sinbe,  beS  S^omS,  beS  ffkfd^baumS,  ber  geber. 
«US  ber  älteften  d^riftlid^en  Sett  ift  mo^I  nur 
SBenigeS  Don  ^olgf cul))tur  erl^alten  geblieben ;  in 
boS  5.  ober  6.  Sobrl^unbert  mirb  bie  ^olgtbüre 
Don  @.  Sabina  gu  9lom  mit  SleliefS  auS  bem 
«Iten  unb  Steuen  Zeftamente  gefegt.  Sine  ber 
älteften  ^olgfd^ni|ereten  beS  romanifd^en  @tUS 
flnbet  ftd^  gleid^fallS  in  einer  ^olgtpre,  nämlid^ 
in  ber  ffird^e  @t.  aRariö  auf  bem  (iapM  in  Adln. 
31^  l^fid^fte  Slüte  eneid^te  bie  ^olgfculptur  über* 
^(xtüpi  befonberS  in  ben  ndrblic^en  fiönbem  im 
14.  unb  15. 3abr]^unbert,  unb  bie  reid^engllügel" 
altäre  in  @d^maben  unb  f^ranlen,  g.  9.  gu  Stotben- 
burg  an  ber  Zauber  (1466  Don  ^rtebrid^  Serien 
gefertigt),  gu  Slaubeuren  (1496),  in  ber  ffreug- 
fird^e  gu  @mänb,  in  ber  ffiltanSürd^e  gu  ^eü« 
bronn,  in  ber  ffird^e  gu^erSbrud,  in  @t.  3acob 
gu  9lümberg,  femer  am  ^iebenbein  unb  in  SBeft* 
falen  (g.  99.  gu  3Eantm  unb  Salcar  unb  in  ber 
SacobSfird^e  gu  SoeSfelb),  ber  gro^e  ^od^altar  gu 
«rafau  (Don  Seit  ©tofe  1477—1484  gearbeitet), 
gu  @t.  SEBoIfgang  in  Oberöfterreid^  (Don  SRid^ael 
$ad^er  1481  Derfertigt),  ber  ^od^altar  beS  2)omeS 
gu  Sl^ur  (Don  gacob  Sftöfd^  1499),  fd^Iie|m  eine 
fold^e  gfüQe  Don  Statum  unb  SteliefS  in  ftd^,  mie 
fie  fru|er  nirgenbS  in  Sinem  SBerle  Dereint  ge» 
funben  murbm.  2)aran  reil^en  ftd^  bie  Sb^r- 
geftüljle,  g.  S.  gu  Ulm  (Don  3örg  ©^irlin  bem 
«eltem  1469—1474  gefd^nijt),  in  ber  Stifts- 


U  €eultitui.  13 

lii^  gu  ^niRibng  (bon  ^eitni^  S^^uib  miSgrfü^  IBon  bat  Sq^icgan  M  16.  Jt^i- 

1517),  bit  Aanjeln,  bit  Ißultt  unb@i!)Täi^e,  bie  (unbtrtS  in  Sleutf^lmtb   fnsi  gtttannt  fßdn 

X^ürflügcl  IL  bgl.   Sine  Iiefonbm  SBiifung  tf  ä)ifc^  unb  Seil  @to|;  Don  Upmm  if  tO 

^itUcn  bie  <8tatum  unb  Stelie^  bei  ^oIjfcuEptUT  CKn^>t<I'n(  t>aS@ni6iniiIb«t  ^etboOiiaWn- 

buK^  bie  !ün[l[tril(^(  (Sororinmö  in  Sorbe  imb  bere  (eeotbeitet  1608— 1519)  jumoö^iea  M 

®oIb.  Sltr  Silb^ouet  aitidtete  ftin  SBnf  [d^n  im  folgoibm  ^alii^iiiibcrtt  toutbc  bei  Sqin 

mit  IRüdfiii^t  auf  bic  Solorirung  unb  bmitrtt  bm  noä)  in  DDtjÜQlti^  9Bei[e  gttiptgt,  fo  btfonbal 

nultrif^tn  Sffcd  buii^  f i^ärf cie  SBcrt^eilung  Don  für  giD|art^t  @ni6monumaite,j.  fd.  btS  fta^ 

Sidil  unb  S^latttn  cor.    Vluä)  mit  bct  (ür  bic  Submig  in  bn  gftauenlin^e  )u  iRSiui^  (168^ 

S^ffung  not^venbtgm  @tunbirung,  bti  hat  flltt-  3n  ncucftei  3nt  iP  t8  ttmtfoltö  bot  WUm  9Ub> 

betn  mit  bei  Sifelirung,  mußten  bit  ffünftlci  im  äjtn,  Vcldirt  bit  jhm^  btS  Sqguffce  bifi  gu  n» 

^touS  ni^nnL  Sinm  tigenm  Srntig  ber  ^ol)*  ftü^ti  laum  errnc^ttn  ^B^  fBcbnte.  —  3)teibnfl 

fculptur  bilbft  bic  3ntai|iatui,  b.  ^.  bic  ctngäegtt  bes  ScctbenS  bcr  ÜIMoHc  aui  ba  ^onb  (XomitiO 

nifitit  auf  Onfdiiebinfaibistm  ^oljt.  Sit  Aini^ni  tou^t  auf  bei  3)e:tmbaiftU,  u>cl^  befonbof  bon 

^eutf^IonbS  unb  Stoliena,  nommtlitlg  Cbei'  ©nlbt,  bem  @Ubec  unb  bem  StWf\tt  eigen  ifL 

üaliinB ,  linb  ungemein  ttid^  an  U^iftii^ltn,  9Kit  btm  ^ummei  werben  aue  einer  ^Idfte  bon 

Sßullen,  SI)üien  unb  9)ertä{elungen  bei  Sacri-  ber  Slüdfeitc  bic  nötigen  tSr^iB^ngni  fieiaut- 

^tien  unb  ^ibliolfielen  in  ^enlt^en  ^nlaifien,  getrieben  unb  bann  auf  bcr  SSorbeifnte  bcrfcftm 

mit  fit  Dom  14.  bis  17.  ^nEn^unbeit  befonbci«  in  mit  bem  Sunden  bit  eingclnm  SJoiiefungai  btt 

fllüfttm  Iitrgcftellt  Rrurbtn.    ^IS  ^emonagcnbc  Sti^Rung  miebei  noi$  tintofiitfi  gefd^Iogcn ;  obet 

Aün^Iei  in  Stolitn,  unb  juar  im  16.  ^Q^tiun-  t8  »iib  unmüttlbar  über  tintm  99nm}emobAe 

bert,  meiben  genannt,  Sra  ffiomiano  Ui  Bergamo,  boB  Wttolt  nitbtrge^mert.  (£8  ßnnen  in  bitfer 

gra  SiDDcnni  ba  %)erona  u.  91.  äßeift  aaitf  grB|trt  üBerb  in  X^'''™  gttriAcn 

3.  ®ie  SJtelalljiIa^il  umfaßt  Derfc^icbtnt  tncrhen,  bit  bann  i^re  3ufauunenft|ung  erhalten. 

Xt^nilen,  mit  baS  Siegen,  baS  Sirtiben,  baS  Sit  ffunft  btt  aj)rcuttt  flt(|l  in'B  ^^  ffltert^ 

@^mitbcn,  ba§  3i<btn  unb  ba3  @d)ntibtn  be3  jurütf.  33it  Ütai^cbten  üb«  (ilafüf^  ^ertt  in 

lEßttallS.  S)ic  in  ^ttdH  ausgeführten  SBerte  ber  detail  la|fen  ober  o^  nid^t  erbimen,  in  tu»  umt 

Scultitut  jtii^nen  fic^  oor  anbtren  qu3  burd)  bic  %täjnit  btS  @it^enfi  ober  beS  XrciBenS  l^ier- 

Qfepigteit,  SlBetlerbeftänbigleit ,  jtoftbarltit  unb  btt  gui  SnDenbung  gelommen  i^    3)ie  Ktm* 

*DIannigfaItig[cit.   J^ür  btn  @u|  tigntt  flc^  bc-  umtleibungen  Don  Silber  unb  @oIb,  toic  bie  bim 

|onbcr§  bae  €rj,  bie  Srongc  (eine  ffupfetginn'  @i)nftantin  in  bcr  @t.  $ttereFii^  ju  9tDin,  bec 

Itgirung),  jeboc^  audi  @Dlb  unb  Silber.  ÜRtiftei  filbetDcrgolbctc  9Uar  btr  ffi.  $ul^ma  (414),  ber 

beS  SnttaKgufftS  KKirtn  bit  ®mä)m,  ober  aaä)  Eoftbaie  giboritnaltar  äuftinianS  in  bei  @o|i^* 

frü^  bit  9)blter  btS  Oriente.    3m  Xempel  }u  titi^e  gu  €rinftantinopel,  mäien  uo^I  olle  gt< 

3erufaltm  befonben  fii^  auS  ©otb  gegoffen  bie  tricbtne  51rbeit   SBtrü^mt  t|i  bo8  Slüatfiontalt 

beiben  (^erubim  über  bei  ^unbeSIabe  (6;.  25,  (bie  poUa  d'oro)  in  St  SlmbiofiuS  gu  ^Sm^ 

18—21),  bei  fttbenaimigt  Scu^ter  (Ig;.  25,  31  lanb  (835) ;  ferner  ein  folc^  im  Sftunßei  gu 

biS40),  auiergbaSaSafi^beilen,  auf  gmMfjlin'  93af(I,  Don  ^Itinrü^  bem  ^tgtn  gtjltftit,  g« 

bem  ru^enb  (3  ffön.  7,  23).  ^n  ber  d^riftli(^en  ffombuig  unb  fonft  Suid)  Sjtibomtt  tmnbcn 

3tit  mürbe  bei  grggu^  ftbr  balb  inbtnSHenft  mei^au^biefoflbattn9teIiquitnf#ctine^i^iifftn, 

bet  ffiri^c  genommen  gu  Statutn,  SBafferbtden  mie  ber  iBäfain  ber  l^igen  brti  Afiniat  gu  JHIn 

uiüi  gtögeien  ©efäfien,  Sit^tftünbem,  S^üiBet-  (1190),  bie©(i^reine  gu  OSnabrürf,  ^ttt>t«b«ni 

Deibungen  unb  gangen  S^ürflügeln.    SineS  btt  unb  anbercn  Orten,    ^e  frönen  Sitliquiaritn 

bebeutenbften  Srggugmeite  ber  elften  Sa^r^unbeitt  mannigfo^ftei  gorm,  bie  ffel^,  Siboritn  unb 

iß  bie  bcFannte  Statut  beS  ^1.  $etrue  gu  diom,  übrigen  @tfä|t,  bit  ®oIbbedtI  btt  tieiligcn  Sü^et 

meli^e  jtjit  aber  einet  Die[  fpfltem  3*it  gugeroiefen  u.  f.  f.  geben  Stugnig  oon  ber  SerttgCeit  ber 

werben  will.  $apft  ^ilaru5  (461— 468)  liefe  für  mittelattetli^en  ÜRtifter  im  treiben  btr  Wetnlle. 

bit  betben  Orolorien  be§  bnligen  3obannee  @Dan*  9Iu(^  in  bet  3cit  ber  Sttnaiffonce  fonb  bitfe  fhmß 

geli^a  unb  be§  ^iligcn  ^o^anneS  Solitifta  ebeme  umfaffenbe  Uebung.    €iner  btr  btiDonngenbflcii 

atlüren  mit  ©ilbcrfaffung  ^erfteHtn.  ®ie  ©ug-  ajteifttr  mar  Öenoenuto  geHini  (1500— 1572). 

merfebeSSIat^tner^DiünfterS,  a^tX^üiflügilunb  EOiäbrenb  au3  bem   16.  unb  17.  3abt^unbeit 
ad^t  ®ittttfd)ranten  au8  bem  ^Anfange  beS  9. 3at)r-  füQe  ber  t)errli(^Ften  in  @oIb  unb  Silber 

bunbtrtS,  geraten  gu  ben  älteften  unb  fibBnflen  SBerfe  \\i)  ttbalttn  fyii,  Dtrfiri  im 

bei  BbenhlonbeS.    ffieutfi^tonh  mar  übeiSaupt  Imätig  biefe  flunft  unb  nual^te  btm 

frübt  berütimt  burtb  berariige  SBetfc,  unb  bei  bti-  cm  Sßttffen  unb  ©tonHifen  bun^  bit 

Itgt  ESifdiof  tgemmarb  Don  ^ilbeS^eim  übte  in  ßla^  erft  in  ntueftn  3"!  nimmt  bic 

biejtr  JTunfl  mtitgnifenbtn  ginflufi.  Sbürflügtl  :  einen  DerjiinQtenSuff(^un(|.  —  SM 

mit  reti^en  SJeliefS,  Saufbeden,  ffionltud^ter,  btS3)Ietall8imtt^i^obei{^iU€)iben 

Sanbelabei,  6bQi!<^>^an[en,  @rabp1atttn,  @IO(ftn  \l  bem  treiben  Dtmanbt,  unb  U^ßtaS 

XL  a.  mürben  Dan  ba  an  in  S)eutfd^Ianb  unb  an-  m^  als  Sd^mitbcn  begeiii^cL    Xxil 

bermärtS  in  ftete  uoi^fenbet  So^I  unb  S^Bn^it  eigtntlid^  S^ttbtn  beftt!^  barin,  bem  glü^enbtn 


a 


6€nI))tttT. 


14 


^itamuteii  ffa«  bammle  ^xm  §u  flcBm, 
^•;e^.  unf^mdiboxtS  Cifm  iß  ^ieifftt  boS  iefte 
!Mr«1  (B  fMb  %cfoTa>et«  bte  ®itletiDerre  fOt 
fo^üAe  «nb  )^^e  Sioedc  fotoo^I  im  3Rittet- 
cMr  flu  m  fpatexfn  dal^^unbaien,  toel^e  burd^ 
ITA  Sti^Öwn  bcr  Knloge  toic  burd^  bte  ÜRon- 
r^ottglMt  vid)  3^^K4^  ber  Omantcntining 
zrm  Soranbciung  entgen.  S)te  SBerfud^e  ber 
sost  drit  fltttt  beS  <Eifengune§  toiebet  bie  Ihittjt 
^ff  g<)Ui«Äeita  |u  Bdebm,  l^obm  §u  ben  f  c^nften 
i^^oi  BvfS^  —  3)a§  Siel^  ber  9Retaue  )um 
£10^  tnb  beffeit  Settoenbung  olS  tS^igtan  l^t 
r.  ta  Scnlptttr  )toor  nur  imtergeorbnete  Se« 
>tzisng^  imnct^in  aber  fönfilerifd^en  SBertl^.  Sie 
*bctb^  0bct  €Bberflange  mürbe  früher  gur  gfonn 
csH  t&ttg  flarfen  gfabend  ouS  freier  ^anb 
zi^aoaaat  feit  beut  14.  Jol^r^nbert  bttnl^  me- 
öoimifte  S^ianblimg  g|e}ogen.  Um  boS  9i%^<^n 
^nu$iäim,  totäxa  bte  gaben  je  ttad^  Sebarf 
fi^ijtbet  anf  einer  Unterlage  befeftigt  ober  aber 
hff  buni  S>c^ung  ttnb  Sdt^g  üerbunben  unb 
IS  ^t^iAcjicn  Omantenlen  geformt.  S)ad  t$tti« 
zrm  fam  itnebet  mit  bem  Jammer  nad^  ber 
rttrv  |u  SIotttDcrf  auSetnonbergetrieben  unb  ha» 
;cz4  grdscirr  SBed^M  eT)ieIt  merben.  @d^onbie 
U?:^  unb  Sttudler  leifieten  im  gftßgron  Se» 
bsKsbcf ;  ebcnfD  pnbet  man  eS  ouc^  in  9lorb« 
rü  eibattopa  f^^  in  filtefier  3ett;  bei  mt^mtn 
<*sm  V^inA,  tote  ben  3nbem  unb  Sl^inefen^ 
.j^zQ  c§  fn(  in  l^ö^er  «usBtIbung  Bis  l^eute. 
>  "XT  i^iifffu^  ftunjt  bed  9IlittelatterS  »urbe 
"-^'it  bcfonbetS  jixr  Omamentirung  Don  Sirag« 
^wm,  9lefii|uten-  unb  anberen  (Befü^n  ober 
-:  Cntonsm  angetoenbet.   derrlid^eS  g^igron 
*j-i  nn  ffmi}  im  Sieliquienfqa^  )tt  ^nnot)er, 
:^  St  UbztaSftcu)  im  Some  gu  Stegendburg, 
:^  SAiDcxt  bcd  ^I.  !Bllauritiufi  unter  Ben  beut- 
en: Sitrid^Mciiiobten.  9u(^  bie  9tamen  einiger 
SitjM  pnb  beftmnt;  \o  auS  bem  13.  SaBrbun- 
-•tr  Soiiü  6ixtiid  in  fiorid,  ouS  bem  15.  pero 
r  %xao  tu  Sporen),  auS  bem  16.  ^ttS  muS« 
tTjer  m  KtaibttQ.  9n  netterer  3nt  fSngt  man 
zn^  OB«  mit  ®Iütf  aud^  biefer  Zed^nif  ftd^  gu 
.  Jtjant  —  fhtd^  bei  aRetallfd^itted  in  ®oIb, 
^iSaa,  ttwfifn,  99^nge  gur  Anfertigung  t>on 
c  ^alB,  fRüit^en,  Slebailbn  aSer  Art  mag  l^er 
■^r»rtimng  gef^el^.  Sd^on  in  ber  erfien  S^tt 
''i  drt{iEä$nma  begegnen  und  !DHlngen  mit  ben 
^-*^ni  bor  itpoftd^  nrie  bie  belannte  im  Museo 
^xMuo  pi  fkom  mit  ben  if  Spf en  ber  l^IL  $etru8 
-r.*  ^caüxa.  anbaim  eigetttßd^e  aJlebaiSen  (Sn- 
\  jTßi  p.  bi  an.])  mit  ©Embolen,  bilbltc^  S)ar- 
^s^m  unb  Snl^^en.    <&ie  aRümen  bon 
^  jcpRitiB  cm  jctgen  ebenfoSS  d^riftlid^e  Smbleme, 
TT  k6  Vbnogromm  iSffä^,  au^  mit  Alp^a 
3^  Cmcgo,  feit  Sufünian  baSSttb  be9  erTÖjerS 
.  ^  ficr  fdigprn  Smtgfrou ;  fil^tdidb  im  Sfrotden- 
•n^  nxb  ben  nbxtfien  d^riftlid^en  Säubern.  9lur 
Ir^etastet  fei  auf  bie  ffof^t  fBoQenbung,  meldte 
:.  jx  II.  3o44mibett  ot  bie  Ihmfi  beS  Siegel- 


fied^g  erreid^t  unb  burd$  bafi  gftnge  ÜRtftelatter 
beibel^alten  ^ ;  bie  Siegel  ber  d^rfpd^en  pufften, 
ber  99ifd^8fe,  djopM  unb  ffttd^in  {teb  oft  udl^tt' 
aJlriflermerfe  ber  ©culptur.  ©eit  bem  14.  Sal^r-; 
l^unbert  meieren  ftd^  aud^  bie  ^enliffüngm,  be» 
fonberS  in  Stallen ;  fo  jinb  bie  S)enfmüngen  ber 
eingelnen  !ßMte  feit  äal^l^unberten  tion  gang  l^er- 
borragenber  S^ebeutung.  Aber  aud^  Seut|($Ianb 
]^t  feine  berühmten  @tem))elfd^neiber  unb  9)te- 
batÜeurg^  unter  benen  ftd^  bie  Stümberger  unb 
Augsburger  auSgeid^nen,  unb  gioor  bis  gur 
®egenit)art. 

4.  3)ie  SItenbeinfcuI))tur  geioinnt  \Sfc 
SRoterial  auS  bem  ©toBgal^ne  beS  (Sltp^cadm. 
SiefeS  üRaterial  eignet  fU^  burd^  bie  gfefügfeit 
ber  ©tructur,  burd^  bie  gfeinl^it  beS  3ugeS  unb 
bie  SBeid^l^at  ber  gfarbe  oorgüglid^  gu  f  laftif d^en 
SSerfen.  Seltener  lommt  ber  3<^^n  beS  grlu^- 
))f erbeS,  beS  SSBalroffeS  ober  (Sebein  beS  Stenntl^reS 
gur  SSertoenbung.  ©elbflDerftänblid^  benu^n  bor 
allen  bie  orientalifd^en  SbDer  baS  Slfenbein  gu 
ben  berfd^iebenfien  S^tibn,  mie  benn  aud^  @aIo- 
mon  feinen  ^rad^ttl^ron  auS  Slfenbein  mad^te  unb 
mit  @oIb  auSfd^müdtte  (8  ffdn.  10,  18).  3ur 
^erfteüung  t)on  ©tatuen  gebraud^ten  eS  bie  grie« 
^ifd^  SReifter,  inbem  fie  in  ®oIb  ober  oergol- 
betem  Srg  bie  ©etodnber,  in  (Elfenbein  bie  nadtten 
Zl^eile  arbeiteten  (Sl^r^felepl^antinen),  ebenfo  gur 
SBefleibtmg  t)on  ^rad^ttl^üren  unb  Xl^onfefleln. 
!Rod^  mel^r  aber  mar  eS  gur  ftleiidunft  bei  €^rie« 
d^en  unb  IRömem  Dermenbet ;  oorgüglid^  tourben 
bie  Confulor-  unb  $rt))atbiptqd^en,  b.  L  größere 
ober  fleinere  Sedel  ber  ©d^reibtaf ein ,  oft  mit 
reid^  Reliefe  ober  burd^brod^er  Arbeit  gegiert 
S>er  ®ebraud^  beS  SlfeitbeinS  ging  aud^  in  bie 
c^ftlid^e  Jhtnft  über,  unb  l^ier  toaren  eS  ebenfaSS 
t)or  ASem  3)ij)t9d^en  mit  Keliefbarfteüungen  aus 
bem  AUen  tmb  9{euen  Seftamente,  balb  ro^  unb 
J^aubtoerfSmä^ig,  balb  fünftlerifd^ fd^ön gearbeitet; 
femer  (Sinbanbbedel  ber  gotteSbienftlid^en  Sfidber, 
ueine  Silbertafeln  unb  platten,  Belege  t)on  Sa« 
t^ebren  unb  Ambonen,  eingelne  ©efd^e,  runbe 
ober  ooale  unb  ))ol9gone  ^Qsiben  für  baS  aller- 
l^eiligße  ©acrament,  Aäfid^en  gur  Aufbema^rung 
Don  Reliquien,  Sßeil^toafferfenel,  Sifd^ofSftäbe, 
OrbinationSfämme,  $aciftcalta  u.  a,,  mie  fold^er 
©egenftönbe  nod^  eine  bebeutenbe  3q^(  aus  ältefter 
unb  neuerer  3rit  in  ftirc^en  unb  5IJhifeen  bcr  oer- 
f(^iebenften  Sönber  fid^  ftnbet.  SSon  ölteren  SRei- 
ftcm  in  ber  glfenbeinfd^nijfunft  pnb  befannt  Su- 
tUo  in  ©t.  ®aBen  (gcft.  912),  Semwarb  t)on 
^ilbeS^eim,  %f)itmo,  Srgbifd^of  t)on  ©algburg, 
fobann  im  15.  unb  ben  folgenben  Sal^rl^un- 
bertm,  in  meld^m  aud^  bie  §igurenf^ni^erei 
(gmciflxe,  l^eiligenftatuctten)  in  (Slfmbcin  Sor« 
gügltd^eS  fd^f,  Saccio  geEini  (um  1470)  unb 
»mebetto  SSajano  (ge[t.  1498)  gu  gflorcng,  AI- 
bred^t  2)ürer  in  9lümberg  unb  gra  Sligio  in 
(Sxipm  (16.  Sal^rl^unbert) ,  AScanio  bei  (S^fte 
in  Senebig  (1624),  ®eorg  $etel  in  Augsburg 
(gefL  1636)  u.  A. 


15  6cttUetnS.  16 

6.  iAt  &l\)ptit  oba  Ue  €tefnf^ntribthmp  beffm  %r(ffia%a  btjftc  p  ononificen;  in  bitfa 

ifl  bie  ffuti|l,  in  tbien  Steinen  n^^  Silbci  ^lific^l  na:^tilc  n  aud^  btn  egnobrnju  Süim, 

(eonutn)  ob«  Dotitftc  (IBtmintn,  äntoglini)  ^-  dluiftlb  unb  Sniifiburg  bri  (1610X  %nn  3<i^n 

mpdltR.  %m  (cßm  eignet  fi^  ^  Söineen  btt  toStei  berief  t^  fhiifüi|l  3of|anti  Sigiemimb, 

Cmtfi,  beffen  foÄige  £agm  ber  AünfUei  gut  be*  ber  I6I3  bcS  Kbenbnta^I  Sffentlii^  na^  ffölji- 

mi^  form ;  föt  @nmnen  ou^bcm  nid^  ju  ^<  j^er  :^fe  gtnonunni  ^t,  na^  ^(in.  um  ^ 

ebtlfieine,  ©arbDnM,6antti)l,  6^Q(tebDn,SBeifl"  [oiKt  fltBfnßber   ber   parfni  OppofHion   Don 

a[lall  u.  bgL    S)ad  ginf^neiben  befi  äntogliu  Seiten  bn  trnmbenhngifc^  fiutberann;  gu  be- 

:  baS  SDobeÜiien  btS  Siimeo  gef(|it^  bun^  bienm  unb  i^n  ebentucll  in  einem  SJcIigionl» 

€4Ieifen    mittels    be3    totirenbtn    Sto^Ifliftei  Qt^rä^  bm  lut^fi^n  Sl^eologen   entgegen' 

(S<5neibe-  ober  ©pijjriflfr),  »eld^  mit  öligem  aufteilen.  218  1618  bie  ntebettönbtj)^  Koloi- 

S{t)ltif4mb)n;   (mit  @c||miigel,   ieti  mit  ^a-  ntflenbenffurfürftenDonbn^fa^umiBtfi^iduiig 

mmiten^b)  btfirit^  ifL  3n  ^uSfü^ntng  fold^  ber  S)otbTt(!||ter  Sqnobe  (f.  b.  Sit)  erfüllen, 

gefd^nittenet  Steine  )u  Siegeln  unb  SÜnoen  unb  tmute  ScuItttuS  nebft  onbcien  pfOljif^n  X^* 

anbeien  &il^niutfgegen|tcM)ni  Ratten  bie  @xUä)m  logen  bort^tn  rntfanbt ;  er  bet^igtc  fii^  on  ber 

unb  9)3met  eine  rninüierborc  Seitiplett  eirei^.  9<ftfttUunS  ber  garten  calDinifd^en  ^räbeftina- 

^e  ^rifUi^  ffimß  bcbiente  fi^  ber  (Bemmen  tionSlc^re  unb  fiel  bui^  feine  ^ufti^U  gegen  bie 

unb  (E<uneen  in  glei^  Seife,  aber  ou^  jur  !Qet-  SInntnianer  auf.  3m3-1619  begiritete  er  feinen 

jierung  Don  Siragoltüten,  Eiligen  ®etät^,  9)e>  ^erm,  ber  au8  bei  ^äiä)  ber  qe^ifc^  Xebeflen 

liquiengefä^en  u.  f.  ^.,  Uni^  ober  aud^  fouobl  im  bie  bS^mifd^  flSnigSFrone  angenommen  ^otte, 

Ctient,  Defonbert  in  Sqjon),  Die  im  Occibent  naä)  $iag.  Sort  mai^te  er  fid^  bei  ollen  mi^t- 

felbpdnbig  bie  feinden  Stetnf^nitte  ju  f^ffen.  calDinem  belogt  bur(^  feine  ^OTiagenbe  9e- 

3m  Üütittelalter  tourbc  biefe  ffunft  Oeniger  geübt  t^ligung  an  bem  duBcifl  to^  SJilbei^unn,  ber 

imb  erft  im  15.  Sabr^bert  toieber  bdebt,  ju-  auf  SriebridbS  Sefebl  6nbe  3>t(embet  in  ber 

mal  in  QlDtenj,  SBenebig  unb  SRom,  »on  Bio  au8  ©d^Iofelin^  infcenirt  murbt;  fel^r  bejeidtinenb  ifl, 

fie  ji^  über  grm^eid),  Spanien  unb  Deutfi^lanb  bafi  ScuItetuS'  SRägbe  baS  gertrümmerte  S(!^i|)> 

berbreitelc.    Sie  befi^Snlte  fu^  ni^t  mif  ber*  Uetf  eineS  großen  (£ntdfiie9  in  RSibe  fradten  tmb 

fteHung  Heiner  SBerfe,  fonbem  benutie  bie  o^  in  H  gur  gfeuerung  in  bie  ffüii^e  i^rtfi  ^ecm  trugen. 

giBgemi  Stütlen  noifornmenben  Steine  oon  Onijj  3n  einer  fd^imStiTit^  $tebtgt,  btt  er  audd  bruden 

unb  ftnifioB  auc6  gu   ganjen  ^BUbnifjen  oon  lieft,  fui^te  ScutletuS  bie Ser^rung  ber, ®ö|en« 

16—20  cm,  gu  fleinen  ißü^en,  gu  grucifijen,  bilbei"  ju  rcij^tfertigen.  Sinige  SÄonate  fpiiler, 

ju  fftltbfi^Ien,  gu  @efä^  für  bie  bnligen  Oele  alfi  tt^riebrii^  fid^  Jogor  an  ben  Srbfeinb  ber 

ober  äBci^mafier ,  Die  fold^t  no^  in  mannen  S^ften^eit,  ben  turfif^  Sultan,  um  ein  Sünb- 

ffini^f^ben  Dor^anbcn  finb,  in  geringerer  Sfi^l  nig  gegen  ben  ffaifer  geivanbt  fyiüt,  beuieS  ber 

au9  ben  frü^ren  Sa^^unbciten ,  bagcgcn  üi  ^ftir^igei  (aorfc^  auS  ba  ^eiligen  Sd^ft, 

grÖ^"^  ouS  ber  3tii  ber  Sjenaijfance  unb  bei  baft  eine  StSiong  mit  ben  Xürfen  gulaffig  unb  fo- 

17.  aa^r^unbertB.  (Sgl  neben  ber  einfd||lflgigen  gor  lobenSmtrt^  fei.  SB  ouc^  biefe  Spnbigt  im 

im  9rt.  31ialerei  dtirten  Siteratur  not^  grang  S)rud  erf^ien,  erflSrien  lut^erifc^e  S^eologen  ber 

Xioutmann,  Ihmft  unb  ffmiftgemerbc  com  frütte-  UniDerfität  Tübingen  in  einer  OffentCii^  ^e> 

Pen  9KitteIaItet  6i8  gnbe  bei  18.  3a^bunbert8,  putaiion  ben  ©cuIttluB  für  einen  Ktl^eipen.  9iai% 

Sörblingenl869;SBnmoSBu(%er,iReQne^nber  ber  Sc^locftt  auf  btm  SBelfien  Serge  (8.  gto- 

ffunftgeU)(rbe,3Btml8S4;a[bertftul)n0.8.B.,  Dember  1620)  mugte  er  auS  SSöbmen  flicben;  er 

»ttgemeine  (hmftgefc^it^te,  einflebeln  1891  ff.  [in  fanb  enblid)  (1622)  ein  «f^l  in  Srnben  (Oflfrieä- 

Sief erungen] ;  9r.  iE.  ffrauB,  @ej^.  ber  d^rifü.  lanb),  wo  er  alfl  Sßrebign:  ber  rtformitten  @e- 

Äunft  I,  Sreiburg  1896.)  [©.  3ücob.]  meinbe  btt  ju  feinem  1624  erfolgten  Sobe  t^tig 

^cniittus  (Sc^uIleS),  Stbrabom,  einfluft-  mar.  SionfeinenStibriftenfeienperno^eniiäbnt: 

reii^er  leformirier  Xbeologe,  Dar  1566  gu  @ribt>  MednUae  theologiae  patrum  syntagma,  Am- 

betg  in  ©t^Iefien  geboten,  ftubirte  an  ben  Uni-  b«rg.  1598  sqq.,  4  pak.  (fpälere  HuSg.  Frau- 

»erbäten  Jfflittenfierg  unb  feeibelbeig  unb  trat  oof.  1634;  eine  tenbengtöje  unb  naij^  ber  ©itte 

1594  in  btr  *|i|fllj  in  ben  ftwi^bienft.  3m  3.  bet  3eit  fc^orf  polemifcbe  SJar^taung  ber  %^ta' 

1600  ffiurbe  er  jum  ÜJtitglieb  beS  ffirtibcnrat^eS  logie  ber  ^äter) ;  Annalium  Evangelü  passim 

unb  gum  Snfpcdor  ber  ffirc^tn  unb  ©i^ulen  be-  per  Enropam  decimo  qainto  salutiB  partae 

fBiberi,  1614  gum  ^fprebtger  brS  ffurfürfltn  bocuIo  renovati  deoas  I  et  U,  Heidelbergae 

StiebridiV.,  1618  gum  9|>rDfe|lor  ber  S^eoloflie  1618—1620,  2  tom.  (umfa&t  btt  gmti  3a^i> 

mi  ber  UniDerfitiSt  ^eibeßierg.    Su(6  ougerbaß  jt^te  Oon  1516—1536).  OBgl.  Do  curriculo 

ber  5pfalj  war  er  fut  ben  ßalDiniämufl  tbätig.  Titae  .  .  ,  Abr.  Sculteti  narratio  apologetica, 

9(8  S^ü^t  (£bri^an  oon  9In[|alt-i8emburg  gum  Emdae  1625  [^utobiogra|i^ic] ;  Bajle,  DicL 

General  bei  ©Ireitträftt  IgranbtnburgS  unb  9teu'  b.  t.;  fl.  3.  <Dttnjcl,  bleuere  @cf$.  b.  S)eutfdini 

bürge  in  3ütiÖ)-6Iet)e.Berg  ernannt  morboi  mar,  m,  2.  »uff.,  SStealau  1854,  250.  362  f.  397 ; 

begleitete  i^  ©cuItetuS  bortbin,  um  am  91itb<r>  O.  fllopp,  SW  brtiftigi&l^rige  ftricg  I,  $aberb. 

r^  haS  reformirte  Selenntnift  auBjubteÜen  unb  1891,  626  j  H  [1898],  868^  [3rf-] 


17 


6ctt))0l{  —  @cutQrL 


18 


$a9»tt,  Soren)o,  febnnter  ®eiftefi- 
k|»,  not  1530  )u  Otnmto  in  Sfibitolien  ge- 
bm«  o^tett  bie  bomolfi  gctodl^Ube  Qä/iU 
HboBB  mri^  Ute  Mi  |u  {einon  )rier)ig{len  Sollte 
11  »dfik^  Sianbt  Um  boS  3a^  1570  marb 
o  Sil  bot  bomdS  )tt  !Rca))eI  lebenben,  f))äter 
^  grfiicDd^en  SnbtcaS  StodUnuS  (f.  b.  9rt.) 
Mnnl  nib  tiot  )tt  @.  $aoIo  in  ben  Zl^eotiner- 
«koL  Suxd^  eifrige  Srfung  unb  Betrachtung  ge- 
wn  er  gcole  Jcenntni|  beS  innem  Sebend  imb 
mA  be^Degen  Don  {einen  Oberen  bef onberd jur 
Srnndtsttg  beft  9u|facramente8  beßimntt.  Ser 
ptit  ^äaa!(,  ben  er  als  Seid^tooter  aetoann,  )og 
Um  Ddie(  bdSmtlliae  Serleumbungen  ber  fd^Iimm" 
Pen  trt  |u,  {o  ba|  er  bf^rmit  eine  2Birt{amIeit 
n  ben  &elen  fSr  unoeteinbor  l^ielt.  Sr  bat  um 
tee  fdaubnil,  fi4  in  feine  ßeDe  gurädjujieben, 
ob  IiMe  nur  »ieber  für  feine  Sefung  unb  Se« 
ta^timg.  S>ie  gfrucbt  biefeS  geizigen  @tiIUebend 
WC  bie  €<i(rift  n  oombattimento  spiritaale 
(te  ^^läft  Streit),  »eU^e  er  juerft  o^ne 
tantng  feined  SlamenS  Deröffentlid^te,  unb  toeld^ 
Üb  ra  oOtJSptQiä^  flberfe|t  tourbe,  bef onberd 
«(bcBi  bcr  bL  Sfnm)  kion  SaleS  fle  nad^brüdHid^ 
(■|i|4(cn  unb  in  tteite  ftreife  verbreitet  l^tte.  3n 
tairlien  ^  t^r  Serfaffer  m  3bea{  gejeicbnet, 
Bd^ci  er  )eI6{l  doDbmmen  )u  t>em>irOi(ben  fud^te. 
ir  lete  in  bcT  Ucbung  ftuferfier  Slrmut  unb  be- 
n^igPer  Setbfbierläugnung,  ebenf o  fheng  gegen 
pd)  \alft,  mit  freunbn^  unb  getoinnenb  im  Um- 
m  nod^  btf  )um  a(bt)igfien  Sa^re  unb  ftorb, 
«ül^ciRger  oere^  unb  betrauert,  am  28.  Üto- 
wter  1610.  [Raulen.] 

ieätai^  @tabt  unb  @itf  eines  erg« 

lifitofS  in  aibonien  ffitbli^  Don  SRonte- 

■po),  bofi  ülif  Scodra,  niqt  ttieit  Dom  Scutari- 

)b  (Bit  etB»  25000  (iintoo^nttn),  1^  in  ber 

ItoiiDtäanmuzbe  mit  9ntioan  abgemed^felt, 

kl  im  3.  1867  beibe  aeque  principaliter  att 

fcjMpmer  Dereinigt,  1886  aber  mieber  ge« 

taan  unb  oK  )niei  Sr^biSt^ämer  conftituirt 

anben.  S)abci  erbielt  6cutari  bie  €uffraga* 

mä,  oe^e  frä^  SntiDari  unterftanben  fyxikim, 

ükab  le^tereS  einfo^efi  ßrabiStbum  ttiurbe. 

liier  ber  IKrd^nproDin)  6cutari  gehören  »u 

Stoien  te|t  noc^  bie  (^bidcefe  Sura^jo  (f.  o. 

ItL)  mib  ein  3:^  Don  Scopia  (f.  b.  %rt.) ;  ba- 

ffa  $  SntiDori  1878  on  9Rontenegro  gefallen. 

ttc  Kone  ^Wbamtn"  ijl  fibrigend  Don  j[eber 

■tr  rme  etbuofitofi^ifd^e  att  eine  geogra|)bif d^e 

t^p^mmg  für  boS  Don  ben  Wbonef en  bemol^nte 

Met  gncfeiL  2)ie  SIbanefen,  Don  ben  Xfirf en 

faaain,  in  il^rer  eigenen  @tmid^e  @Ii))etaren 

(tcgbispobnerf)  genannt,  finb  bie  9lad^fommen 

todttm  (^fixotm  unb  ail^rter.  3bre  @e{ammt- 

Id  tB  tBififd^  9tdd^  n)irb  ^ute  auf  1 400  000 

päfi^'y  boitt  fominen  250000  in  ©riec^enlanb 

t±  100  000  in  Unierilalien.  3)er9leItgion  nad^ 

rib  banntKr  ettoa  eine  SMion  9Ro^mmebaner, 

Vw\&Q(KI  «ne^tfiiHDril^obose;  fatbolifd^  ftnb  bie 

'^    ~    ta3tttlien  vnb  etloa  120000  in  Al- 


banien felbfL  Seitee,  meifi  in  ben  (Bebirgen  tt)ob' 
nenb,  toie  bie  aRiribiten,  S>ufaginer,  Ißulati 
(SBalbbettobner)  unb  IHementi,  buben  eine  eigene 
Stegienmg  unter  ber  Oberbobeit  ber  ^oben  Pforte. 
3m  7.  äabrbunbert  Don  ben  @IaDen  nad^  @üben 
gdyrängt,  blieben  bie  SIbanefen  nad^  bem  6tur)e 
ber  SIoDenberrfd^aft  im  11.  Sabr^unbert  unter 
ben  ffaifem  Don  S^ganj  unb  umrben  gonj  in  baS 
SdbiSma  binelngegogen ;  erjt  1250  traten  einjelne 
2)iPriäe  mieber  }ur  fatbolifd^en  JHrd^e  über.  2)ie 
ffotbolifen  famen  aber  erfi  red^t  mpox  feit  ber 
f^errfd^  ber  SiniouS  Don  Üteapel  in  biefen  (Se- 
genben (um  1266—1272).  S)ie  langioierigen 
ff$m))fe  mit  ben  b^teinbred^nben  09manen,  unb 
felbft  baS  25iabrige  ^elben}eita(ter  unter  @eorg 
ffaftriota,  genonnt  @!anberbeg  (b.  b-  Sfürft  9Ie- 
lanber),  Dom  3abre  1448  an,  fonnten  e§  nid^t 
Derbinbem,  ba|  nun  fd^on  aber  400  3abre  bmg 
bie  Albanefen  unter  ber  ^errfd^aft  befi  ^Ibmonbed 
ßeben.  @ie  mürben  um  beS  ©laubenS  toillen  oft 
blutig  Derfolgt,  unb  um  bie  SRitte  beS  17.  3abr- 
bunbertS  begann  namentlid^  im  @üben  unter  ben 
fd^iSmotifd^  ®emeinben  ber  SlbfaS  gum  39lam; 
bog  in  9Rittel-  unb  9brbalbanien  fo  gablreid^e 
®emeinben  bem  fatbolif (ben  (glauben  treu  blieben, 
ifi  eingig  ber  aufo))f  emben  £b^üfil^  ^  gfi^ancifi- 
canermifftonäre  gugufd^iben.  Seit  ber  9Ritte  bed 
15. 3abi^^unbert8  nfimlid^  ift  SKbanien  aRifftonS- 
lanb  gemorben,  baS  ber  a))oftonfd^e  @tubl  )u 
feiner  ßeit  Dergeffen  bat  SnSbefonbere  ftanb  bad 
(SoÜegtum  ber  $ro))aganba  ben  jiungen  SIbanefen, 
meldte  fid^  bem  ^nefterftanbe  mibmen  moOten, 
Don  ieber  offen,  unb  Diele  eifrige  $riefier  unb 
mürbige  93ifd^dfe  mürben  biet  für  bie  SIbanefen 
berangebilbet.  918  au^erorbentlid^ed  ^ilfSmittel 
orbnete  (SIemend  XL  an,  bab  ber  SrgbifdQof  Don 
9ntiDari,  Sincen)  SmaleDic,  1708  eine  Siftta- 
tion  Don  gang  Sllbanien  Domebmen  foSte,  bei  mel- 
d^er  (Selegenbeit  berfelbe  eine  IRationalf^nobe  bielt 
(Collect  Lac.  I,  288  sqq.),  beren  bieten  1705 
auf  ffoften  ber  ^ropagai&a  gebrudt  unb  1808 
neu  aufgelegt  mürben.  Unter  Sind  EL  unb  auf 
feinen  SQunfd^  trat  1872  gu  ^cutari  abermals 
eine  92ationaIfQnobe  gufammen,  meldte  befonberS 
bie  Dortrefflid^n  SBefd^Iüffe  ber  @9nobe  Don  1708, 
bie  aOmälig  in  Sergeffenl^eit  gerat^en  maren,  auf  8 
9leue  beträftigte  unb  einfd^ärfte  (Dgl.  aud^  baS 
intereffante  S)anIfagungS)<breiben  ber  Derfammel- 
ten  93öter,  bed  (£rgbifd^ofd  unb  feiner  €uffragane 
fomie  ber  &gbif(böfe  Don  2)uraggo  unb  @co))ta 
an  bie  (Sentralrötbe  beS  3Berf eS  ber  (SlaubendDer- 
breitung  in  ben  ^Snnalen  ber  ©taubenSDerbrei- 
tung''  1872,  172  ff.).  Sa  e9  in  Albanien  an 
ftir^enoermdgen  gänglid^  fej^It,  unb  bie  armen 
Sintool^ner  nid^t  einmal  genügenb  für  ben  Unter- 
bau ber  @eeIforger,  gefd^meige  benn  für  bie  neu 
gegrünbeten  Srgiebungdonftalten  forgen  Idnnen, 
fo  trat  bis  {ej^t  meift  bie  $ro))aganba  unter- 
fiulenb  ein.  '2lud^  bie  f.  I.  dfienei^ifd^e  Regierung 
fenbet  iäbtlid^e  Unterftü^ungen  im  IBetrage  Don 
tttoa  10000  ®ulben  gemä^  bem  Don  atten 


19 


SeutarL 


20 


S^üm  fiBctfotttmenen  ^tectotot  üitt  bie  toil^o- 
lifd^en  ©emeinben  bed  tütfifti^en  Steid^.  2)e^- 
tyAi  ift  es  auä)  ber  öfiemid^if^e  Sotf^afHr,  ber 
bei  einet  SSifd^ofdemennun^  üom  Sultan  baS 
»erat,  b.  ^.  bie  eiDiUnfütutionS-Uifimbe  begel^rt 
([@a^b.]  jfotl^.  fftrd^enjtg.  1892,  385).  —  3)a8 
oben  angegebene  93etl^öttni^  gn^ifd^en  SntiDori 
unb  Scutori  red^tfertigt  ed,  toenn  erftered  als 
frü^e  langiäl^rige  SRettopote  in  Albanien  ^er 
jugleid^  fui)  mitbel^onbelt  toirb. 

L  grjbiflcefeSntioati  SntiDari,  f o  ge« 
nannt  megen  feinet  Sage  geaenüber  9ati  (in 
Untetitalien),  liegt  gunfid^ft  ber  ®ren}e  bet  öftettti- 
d^ifd^en  ^oiiin}  S)almatten  mü)  bot  einen  ^ofen 
am  na^  Sbriotifd^en  SReere.  S)ie  @tabt  göl^It 
8000  Sinteol^net  unb  fyd  au|et  ber  (Satire- 
btale  @t.  ®eorg  nod^  eine  jerfolene  JKtd^e  ad 
S.  Kioolatun.  Sifd^oJ^jl|  umrbe  SlntiDoti  im 
9.  äabtl^unbett  uno  Stetropote  im  11.  3a]^- 
l^ünbett,  als  bnrd^  $a|){t  Slesanbet  IL  Siadea 
mit  SntiDati  unirt  mürbe.  @eitbem  mar  Ie|tere8 
^tttopoU  für  @Iat)onien  unb  Salmatien  unb 
$rimatie  Don  Serbien.  Stftet  Si^bifd^of  mat 
^ettttS,  bet  feit  1060  tegiette.  S)ie3Q^I  betSn- 
titiati  untetfttl^enben  Sufftaganate  mu|  ben  er- 
baltenen  9{ad^tid^ten  gema|  im  Saufe  ber  3eit  ftarl 
gemed^felt  l^ben.  3ule|t  maten  eS  Scutati,  93el- 
gtob  unb  Semenbtia,  SIeffto,  ^att,  @a))))o; 
nad^bem  biefelben  burd^  Sectet  oet  ^ropagonba 
Dom  4.  Odober  1886  Scutoti  untetfteOt  motben, 
blieb  antioari,  mie  fd^on  eingangs  beS  %rtifelS 
bemerft,  einfad^eS  gr^biStl^um.  93on  ben  früberen 
Srgbifd^öfen  ^ntioari'S  Derbienen  nod^  Srmöb" 
nung:  SolJanneS  H.  0.  Pr.  (1248—1252),  ber 
eine  SDiöcefanfqnobe  l^ielt;  bann  Submig  (Sf^xf 
regati,  ber  1551  bem  goncil  oon  Orient  bei- 
mol^nte;  SobanneS  Ym.,  ber  1571  oon  ben 
2:ät!en  ermotbet  mürbe ;  ^truS  in.,  ber  1625, 
unb  SnbteaS  HI.  Smaieoic,  bet  1674  eine  2)ib- 
cefanf^nobe  bielt,  möbttnb  Sincenj  SmaieDic  im 
3.  1708  ein  Ütationalconcil  berief.  9lad^  bem 
f^infd^eiben  beS  Srjbifd^ofS  ilorl  $ooten  (ernannt 
1855,  geft.  3anuar  1886),  ber  bem  Daticani- 
fd^en  Soncil  beigemol^nt  unb  in  ^o^em  Snfe^en 
bei  bem  Ofütften  oon  SRontenegto  mie  bei  bet 
^oben  Pforte  geftanben  fyütt,  erfolgten  in  ben 
§)iöcefanoetbäItniffen  gto|e  ^enbeningen,  in» 
bem  Xntiüati  einetfeits  @cutari  unb  bie  ©uffra- 
gane  oerlot,  anbetfeitS  abet  baS  ganje  neueftenS 
bebeutenb  oergrögerte  SRontenegto  erlielt,  nad^« 
bem  bie  er^bifd^öflid^e  9teftben)^abt  aud^  }u  bie« 
fem  gfürftentbum  gefd()Iagen  morben  mar.  Met« 
bingS  geboren  oon  ben  800000  (Sinmobnem 
^Dlontenegro^S  nut  9000  nid^t  bet  gned^ifd^» 
ortbobosen  ftttd^  an;  barunter  finb  t5mifd^« 
fatbolifd^  etma  5400.  gftübet  ftanben  bie  ffatbo- 
lüen  SJlontenegro'S  untet  bem  apoftolifd^en  SBicat 
oon  99oSnien  be^m.  bet  ^erjegomina.  2)er  gegen* 
roärtige  etjbifd^of  ton  «ntioari  (feü  1886)  ift 
@imon  Snilinootc  0.  Min.  Obsery.  9lod^  untet 
feinem  ISorgonget  9Rfgt.  Ißooten  mutbe  infolge 


bet  Seteintgung  melieret  fatl^ttfd^en  Semein- 
ben mit  SRontenegto  }um  @d^tt|e  bet  teligiöfen 
änteteffen  bet  ftat^ofifdt  jmifd^en  bet  Stegietung 
unb  bem  l^igen  ^inSiiit  eine  am  18.  Suguß 
1886  untetjeid^nete  eonoention  abgefd^Ioffen 
(ogl  9td^io  ffit  fatbolif^  ftfa»bented^t  LVni 
1887],  26  ff.).  Z)atnad^  l^t  bie  fatbolifcbe  a))0« 
blifd^e  tbmifc^e  {Religion  in  SDtontenegto  ibre 
reie  unb  öffenUid^e  Ausübung ;  bet  oom  ^pfte 
gu  etnmnenbe  Stjbifd^of  mu^  persona  grata 
fein;  in  Ittd^Iid^en  9ngelegenbeiten  b^gt  et 
bitect  unb  auSfc^Iie^id^  oom  beiltgen  ©tul^Ie  ab ; 
oon  bet  Siegietung  etbdit  et  ben  Xitel  BluBtris- 
simo  Monsignore  unb  5000  gfrancS  j[dbtlid^eS 
Sinf ommen.  Sugleid^  l^at  bet  l^Iige  Stubl  nad^ 
^bfd^lu^  biefet  (SonDention  bet  IHtd^  oon  Snti- 
t)ari  ben  (Sebtoud^  bet  altflaoifd^en  Situtgie  ge« 
ftattet  2)ie^  ift  jebod^  nidbt  ein  neues  3ugeftönb- 
ni|,  fonbetn  nut  bie  (Stneuetung  einet  fd^on 
dltetn  Sonceffion.  g^ennbeteitS  im  oorigen  ^abt" 
bunbett  bat  Senebict  XIV.  in  einet  Sülle  ben 
t)alöoflaoifd^en  9tituS  ffit  ..ail^rien''  geftottet, 
unb  f))ätet  büt  $iuS  VI.  butd^  Sreo»  ein  befon- 
bereS  Officium  ^r  aS^rien  apiptobitt  SS  fd^eint 
abet  non  biefet  Sonceffion  menig  @ebcaudb  ge« 
mad^t  morben  gu  fein.  Wi  nun  bet  Sätft  don 
9Rontenegto  biefelbe  ffit  biefatboltfd^e  JKr(^e  feines 
SanbeS  begel^e,  fprad^  bet  briltge  @tu]^l  bem 
gfärftentbum ,  baS  unftreitig  einen  93eftanbtl^il 
beS  ootmaligen  ^B^rien  bilbet,  bie  genannte  Son- 
ceffion  SenebictS  XIY.  gu.  S)et  palöoflatiifd^ 
9ÜtuS  fanb  iebod^  bei  einet  ^ttei  im  Sanbe 
beftigen  äßibetflonb.  9teueftenS  ftellte  nad^  biefem 
StituS  bie  ^topaganba-Snidtetet  eine  fd^öne  Aus- 
gabe beS  9Riffale  1^,  unb  bet  ^ft  liej^  bem  te- 
gietenben  gfiltften  am  5.  Octobet  1898  butd^  ben 
Stgbifd^of  ein  Ssemplat  übetteid^en  (aud^  bem 
ffaifet  oon  9lu|lanb  fanbte  bet  Stgbifd^of  ein 
(Esemplat).  3m  ®tunbe  befielet  biefet  SRituS  nut 
in  einet  Ueberfe^ung  bet  tömifd^en  Situtgie  in 
bie  altflaoifd^e  @f)tad^e,  unb  bet  Untetfd^ieb  oom 
lateinifd^en  SRituS  ift  ballet  nid(|t  fo  gto|  mie  bei 
ben  gtied^ijd^en  unb  ben  anbeten  orientalifd^n 
[Riten,  bei  Denen  ber  gange  Vufbau  ber  Siturgie 
ein  anberer  ift  (ftatl^.  iKtd^engtg.  1887,  316). 
2)aS  9Rif[ale  matb  guerfl  mit  c^ti&ifcben  Settern 
gebrudf t ;  ba  aber  bie  flaüif (^en  Sd^iSmatifet  ftd^ 
ebenf aSS  biefeS  StlpbabeteS  bebienen,  f o  bef utd^tete 
bet  Sr}bif(bof  oon  ^ntioari  oon  biefet  äbentttöt 
bet  @d^riftc^araftere  eine  fut  ben  ©Imiben  feinet 
3)i5cefanen  gefäl^tlid^  iBermimmg  bet  Semfit^et 
unb  bat  be^alb  ben  l^eiligen  Stubl,  bie  fatbo- 
lifd^en  JKrcbenbüd^et  in  glagolitifd^er  Sd^frift  (f.  b. 
«rt.  ©d^tift  X,  1951)  brudkn  laffcn  gu  bfirfen, 
maS  mub  geftattet  mutbe  (ftatl^.  JNt^engtg.  1890, 
456).  Sie  ffatbofifen  9Rontenegro^S  finb  in 
10  gSfatteien  eingetbeilt,  oon  benen  3  oon  Sßelt« 
unb  7  oon  OrbenSprieftem  geleitet  merben ;  bagu 
fommen  nod^  5  Stationen,  ^rd^en  gibt  cS  17, 
ffopeSen  10,  $rieftet  nut  12  (ogl.  Miss.  eath. 
1895, 110).  3laSf  %  12  bet  (Sont>ention  mürben 


n 


SctttarL 


22 


Ol  fen  (tftni  fünf  Sqü^kch  ]&^ilid^  j[c  itoA,  Don  bo 
an  ic  cm  fDuainaA  auf  ftojim  ber  Stegienmg  gut 
tMWnuwB  iui4  9bmi  gtfonbt.  gür  ben  gried^ii^« 
Mf^aaSiStm  CkmS  Me^  ein  ouf  tufftfd^ 
tepm natrrVitottft  ^nqlcttotsiar  )u  Cethnie: 
^  9  Mc  Sinmii0  beS  Soueft  gering,  obgIeU$ 
d  fBJk  in  oOni  Seiiifcn  SolBlf^iüen  gibt 

IL  Cr)biöcefe  Scutafi  1.  (Ein  9i8- 
tbnv  ScutQii  mnl  fd^on  frül^  begtunbet 
wtdan  fein,  iinb  baeitd  S87  umxbe  bodfclbe  gur 
HktcDpoIe  nbcx  bie  iU^rifd^  $toDin)  Sräooli- 
ma  cx^ben;  )tter|i  gd^fltie  ed  )uc  $tfanatie 
IMMoid^,  bom  feit  bem  6.  Sol^punbert  }u  bet 
S^sibo  (f.  b.  9xL).  aa  ©ttffragonate  unter- 
ecutaA  bie  Z^Ukefen  3)iocIea,  SiffuB  unb 
i^dßdliaB.  Slo^bem  €€utari  oon  ben  SBorboren 
fopit  »otbcn  mor,  nnnrbe  (877)  SHodea  aReiio- 
^k  mb  nod^  bef^  3^tung  (im  10. 3a^ 
bnbed)  Xntioori  (f.  o.).  $(#  IQcsanber  ü. 
fn^  in  einem  @il^teiben  Dom  äo^ie  1062  Scobra 
oB 6ttffnq0nat tnm antibori mtf .  3om7.3a]^ 
knibcd  im  tarnt  man  jebod^  bine  {Bifd^öfe  @cu« 
md^  M  gegen  bie  aJKtte  befi  12.  ^al^l^unbertd ; 
bm  f^^ateren  (lateiniUen)  SBif^5fen  {inb  }u 
gfron»  n.  be  @andiS  (U71— 1491), 
bem  €cobfa  oon  ben  Xuclen  eingenommen 
mbf  (1478).  S)iefe  bulbeten  ffin  Umge  feinen 
SiHof,  »c|^  ed  jeittoeUig  nurXituIai6if<i^5fe 
um  ^cobra  gab.  Sonn  2)ominicu8  IL  fBMäf 
(1677—1686),  bet  1678  rnib  1682  gtoei  S)id- 
czfonfpobcn  ffiäk,  fotoie  Snton  IIL  be  9ligriS 
ri69&— 1702),  ber  gleid^aUfi  eine  Sibcefon- 
imiobe  ob^It  unb  oon  ben  Zfiztoi  gemartert 
«nabcL  aa  Sqbifit^m  nmrbe  Scutori  1867  unb 
Ott  SReftioiioIe  1886  mteberbergeße&t,  mie  )U  9n- 
!an«  bcd  «ttifclfi  erttft^nt  ift.  Crfier  6t}bif(I^Df 
MBlbe  am  23.  October  1886  ber  bid^ge  feUfd- 
bn40f  be0  leiten  drgbifd^offi  oon  «nitoari, 
|kii4o(ift  (Staerrini,  feit  1879  Xttularbifd^f  don 
^^.  Vig  @€utari  nod^  mit  Sntioart  t)et» 
enrigi  Mr,  g^Ite  man  28  806  ffatl^olifen  in 
17  ^fazreien;  beute  gibt  eS  unter  80000  9e- 
mobittzn  bei  6)>rengeld  27150  ffotl^Iifen  in 
25  Sfantien  mit  29  ftir^en  unb  11  StaptUm 
(3  fitfiairteien  nnnten  )u  9(nttoari  gefd^Iagen).  Son 
ben  ^(Sfoxreien  merben  17  »on  SBeIt))rieftem  unb 
B  nm  StonriSconem  tnrfe^en.  9BeIt))riefter  gibt 
cf  51^  unter  bttfen  28  eingeborene^  bie  SIeriler 
nUfsäka  Uftt  SiQmng  im  Seminanum  Pontifi- 
cina  Albaneose,  bad  1887  oon  ber  $ro))oganbo 
pi  6attati  ecrid^et  mürbe  unb  ie|t  41  älumnen 
iQIL  «n  Xegularen  gibt  eft:  9)linoriten  14  $otrcd 
nnb  8  Scotrei;  |ie  $iben  erfi  in  iängfter  3eit  )u 
Zxoktoni  eine  Stubienanftalt  gegriinbet,  in  totU 
4er  SungKtme,  meld^  in  ben  gftanciScanerorben 
entnlai  moJbn,  Unterrid^t  in  ben  @qmnajial" 
^äfon  erbauen ;  bie  (12—15)  Jünglinge  ma^en 
ibc  IbtAaat  wib  ilßt  b^beren  @ttd)ien  in  einer 
ber  b^tatiMdfm  Orbenfiprooingen  unb  feieren 
Jlkuaf  oH  SRifffamore  in  il^re  ^eimat  gurüd 
tDttn  9timcificancr-0(feroanten  1  ^ter  unb  I 


2  Sfrotrcft ;  Jefuiten  12  ^otrcfi,  5  (Stoiler,  9  So- 
abjiutoren,  meldte  boS  1841  eröffnete  GoUegium 
8.  Fraacioci  Xayerii  (120  Zöglinge)  leiten, 
ebenf 0  ein  ®9mnofmm  mit  einem  Surd  ber  $|iIo« 
opbie.  boS  fie  1868  auf  aSBunfd^  beS  l^igen 
eröffneten,  unb  mit  bem  balb  eine  ^anbelS- 
fcbule  (80—90  Sd^üler  iäl^rli^)  oerbunben  mürbe. 
Üätl^olifd^e  eiementarfcbulen  gab  eS  4  mit  832 
ftinbem ;  ba8  äBaifenbouS  (7  9Räbd^en)  leiten  bie 
11  Bäfim^m  a  SS.  Stigmatäbus,  meldte  owi^ 
in  ben  6ibulcn  tl^otig  fmb. 

2.  Siöcefe  9lIeffio.  S>ie  Stobt  «effto 
(baS  cAtt  Lissus)  im  SSilaiet  @cutari,  lintt 
om  ^Mn  unb  IVf  @tunben  oon  beffen  9Rün* 
bung  in  ba8  Sbriatifd^  ÜJleer,  1^  2000  (Ein- 
»ol^,  baoon  ift  '/•  fa^olif 4 ;  in  ber  Sotbe* 
brale  beftnbet  fid^  baS  (Srabmal  bed  Smauten- 
furften  ®eorg  ffafhriota,  genannt  @Ianberbeg 
(geft.  1467).  S)er  erfte  belannte  !Bifd^f  ift  Va- 
lens, ber  843  an  ber  S^nobe  gn  @arbica  tl^eil« 
nabm.  Siner  feiner  SSad^f olger,  Sbnnenfi  3o« 
fyxkaa,  mirb  oon  ®regor  b.  ®r.  ermö^.  VL9 
592  ber  Sif  d^of  nadb  SquiBace  trmtiSferizt  mürbe, 
f d^eint  er  in  9lef  jio  reine  unmittelbaren  9lad^f  olger 
mel^r  ge^bt  gu  l^ben.  S>ie  erjhn  9if d^öf e  ftanben 
unter  ber  !Dletro)>oIe  @cobra.  3m:  3rit  ber  oene- 
tianifd^n  ^rrrf(^aft,  b.  L  feit  Ausgang  beS 
14.  Sobrl^nberig,  erfd^einen  in  SDlejfu)  mieber  h- 
teinifd^  Sifd^öfe.  (Einer  ber  \pdkttn,  Snnoceng 
etoicinuS  0.  S.  B.  (geft.  1621),  ^ielt  eine  3>i5- 
cefanfi^nobe  ab.  S)er  gegenmärtige  40.  Sifd^of 
ifl  gfrang  SRalcg^nSfi,  3ögling  ber  ^o))aganba, 
geboren  1829,  ermä^U  1870.  Seine  Stefibeng 
ift  Salmeti,  9  km  Oon  SOeffto,  mo  aus  bie 
eatbebrale  S.  Nicolai  ift.  S)er  Sfirengel  be^nt 

iid^  im  ndrblid^en  Xl^eile  Albaniens  ouS,  mo 
>ie  S^en  (21 490  ffatl^oltfen)  bie  aRebrgal^I 
bilben.  @ie  b^^ben  fid^  oon  ber  3^t  ber  o^enb« 
Unbifd^en  ^mfd^  bis  auf  unfere  Xage  er« 
l^ten,  fo  ^öuflg  tuib  mannigfaltig  aud^  bie  99e- 
brudCungen  fein  mod^ten,  benen  fie  feit  einer 
Stei^  oon  äal^r^berten  ausgefegt  maren.  ^or« 
reien  gibt  eS  12;  äBeltpriefter  gol^It  man  10, 
Od)en8t)riefter  5,  lauter  eingeoorene,  erftere 
fömmtliib  in  ber  ^ropaganba  eqogen.  Sie  Or« 
oenS)>riefter  jinb  gfrancidcaner  ber  fogen.  epiroti« 
l^en  gfrandScanermiffion,  meldte  bie  @tette  ber 
fnil^em  albaneftfd^  $rooing  einnimmt.  SMefelbe 
gdbite  nad^  9Q3abbing  fai  frübefter  3(it  in  ben  oer- 
fd^iebenen  S)iö€efen  Albaniens  über  80  JHöfter 
unb  ^of))ige ;  b^tte  finb  nur  me^r  4  fibng.  S)iefe 
bilbeten  bis  1831  bie  Orben8))rooing  unb  mürben 
aus  bem  einl^eimifd^en  SIeruS  befe|t.  (Einfrember 
^rooingial  l^atte  fie  iöl^rlid^  gu  oifitiren.  2)a  je- 
bod^  be^en  Steifen  mel^  f ofteten,  als  baS  il^m  auS» 
gemorf ene  Slbjutum  betrug,  fo  mürbe  bamalS  bie 
^rooing  burd^  ))ä))ftIid^eS  SreOe  oufgel^oben  unb 
burd^  eine  Obferoantenmiffmn  erfe^t 

3.  2)iöcefe  $ulati.  3)er  olte  fyxvipiütt 
beS  gleid^namigen  SHfirictS  in  Xürfifd^-SIbanien, 
$ulati  (Pulatiam),  12  6tunben  norböftlid^  oon 


28 


Scpt^cn  —  6ebaIbitS,  ber  %L 


U 


eaüan,  ttntibe  erp  im  8.  JK^r^imbeit  @t| 
diK4  SiftH^/  tt><^  ^"^  ^  VUtcopok  ZHo- 
dea  fknb.  Smn  (Enbe  beS  9.  bis  nod^  ber  Slitte 
bei  11.  Sol^r^mibettS  toirb  btefer  @t|  nid^  mel^ 
cdDä^;  birf;  gefd^id^  erfl  tmd^er  in  einem 
edfwbm  ^ßapft  9Ue{anberS  IL  an  ben  d^ 
bif^f  $einiS  Don  IntiDon  (1062),  nnter  befjen 
Sttffrogonen  aud^  ber  Ep.  Pnl&teiisiB  aufae- 
ffil^  mirb.  Ki4  bem  £obe  beS  Siji^ofS  Sm^ 
cot)  (S^iokKtneEi,  ber  1656  biefen  ettil^  beftieg, 
aber  tpeaen  ber  ^Uufereien  ber  Surfen  nir^  in 
^jtaloti  felbß  refibiren  fonnte,  tourbe  1667  nnr 
mel^  ein  QpoftoiiVfytt  f&vcat  cmfgefidit,  lumd  ba 
OMdf  bie  3^1  ber  S)i5cefanen  {e^  abgenommen 
i^.  VLi  aber  1697  beren  3a^  ttneber  {u- 
oenommen,  maS  befonberS  ben  SRinoriten  }u 
banfen,  bie  fid^  feit  1636  ffia  niebergelaffen, 
imtrbe  ber  baimalige  a|>ofU)Iif(^  Sicar,  ^ßetrud 
(Eoragid^,  jum  toirtlü^  9if d^of  unb  ^ugleid^  ^um 
Sbminifircdor  ber  Srjbiftcefc  Scopia  ernannt. 
{Der  gegenmdrtige  87.  Sifd^f  ift  ber  Slinorit 
KteoIauS  SRarconi,  enoäl^tt  1891;  er  reftbirt, 
lirie  feine  Sorgänger,  gemdl^id^  in  ber  $farrei 
dKooagni,  loo  aadf  bie  (hä^^tmxlt  ift  Sein 
6)n:engel  umfaßt  etma  86  Ouabratmeüen^  meift 
({kbirgSlanb,  mtt  14800  Seelen,  bie  bis  auf 
iO  fftmmtlid^  (atl^Kfd^  unb  in  10  Pfarreien  ein- 
gebt finb.  i>nttixd^  finb  10,  baneben4fta- 
pelun,  ber  ^ßriefier  7,  unter  benen  nur  einer  ein^ 
l^elmifd^. 

4.  S>i5cefe  @a))))a.  Sie  ehemalige  Stabt 
Boppa  ift  nur  me^r  ein  Sfleden  im  ^fd^if 
Gcutari,  in  ber  m\^  bed  Sbriatifd^  VleereS. 
$a))ft  SIeianber  IL  errid^tete  l^ier  1062  einen 
eifd^ofSftt,  ben  er  ber  VUttopoU  Sntioari  unter- 
fkOte.  Unter  $at)fi  (Eugen  IV.  (1431-1447) 
IDurbe  mit  Soppa  bie  Dioecesis  Sardensis 
(€arba)  nebft  ber  Dioecesis  Daynensis  (Sag* 
nio)  unirt  S)er  gegenm&rtige  89.  Sifd^of  bon 
eappa  ift  (Skibriel  92eoiant  0. 8.  Fr.  (feü  1893). 
Sr  refibirt  )u  !Renfciati,  unb  bie  bortige  ^fan- 
Rrd^  )um  9I.  ®eorg,  früher  jum  l^L  3Stxä^tl, 
ifi  feine  Sat^ebrale.  Sein  S))renge(  umfaßt 
28000  SintDO^ner,  t)on  benen  20120  fatl^olifd^ 
inb.  S)er  Pfarreien  finb  24,  ber  Secunbör- 
iotionen  6;  ber  JKrd^  26,  ber  ffapeOen  25; 
WC  $rie|ier  16.   9Jon  ben  Alumnen  toerben  7 

im  Semuuir  }u  Scutari  unb  1  oom  Sifd^of 
felber  erjogen.  Sie  gfranciScaner  (8  gfratred) 
l^aben  ein  SoQegium  ju  Srofcioni  (f.  ob.  n.  1). 

5.  Sie  abbatia  nullius  bed  l^L  ^llesan* 
ber  ^  Orofci.  %uf  ben  SSergen  9J^iribitienS,  im 
Umfange  ber  Siöcefe  ^lleffio,  mürbe  eine  %btei  )u 
&fctn  beS  ^L  Slej^ber  errid^tet.  Sa  ieboc^  bie 
Sifc^öfe  Don  Slleffu)  megen  ber  meiten  Entfernung 
bie  ^aftoration  ber  SRiribiten  fd^toierig  fanben, 
fo  mürbe  burd^  Seaet  00m  25.  October  1888 
Die  ?lbtei  mit  il^ren  2  Pfarreien  ber  bifd^öf- 
Wi^tn  3uri8biction  entzogen  unb  biefer  abbatia 
nullius  mettere  5  Don  ber  Siöcefe  9lleffu>  ab* 
getrennte  ^faneien  unterfiellt;  baju  tamen  1890 


8  ^ßforreien  ber  Sibcefe  Bctippa  mb  IBM  nod^ 
5  ^ßfarreien  Don  9Ueffto.  8n  ber  Stnjpe  ber  Vb- 
botie  ftebt  ber  ^Ibt  ^pdm  Socd^  ein  Sbgfing 
ber  ^ropoganbo,  ber  jn  Orofci  zeftbtit  6ein 
Segir!  §ä^  18000  Seelen,  lanter  SRiribiten. 
SiefeS  Beine,  ober  mertemängeSfiSd^  boSfi^ 
mit  bem  bfterreid^ifd^  ^ßcotectonit  übet  bie  Ao« 
^(ifen  ber  eutD|>äif d^  turfet  neufftenS  nn|u* 
frieben  geigte  unb  belbolb  mm  8eo  XHL  unter 
®ut]^^g  ber  f^üüt  ber  ^nriSbiction  beS 
«wteS  Don  St.  «ueronbcr  ouiu  burocruffl  unlft* 
ftdit  moiten  ift  (ftat^L  SRiff.  1894,  22),  ^ 
tto^  äa^ri^unberte  langem  iürfifcibem  Snute, 
mitten  unter  mol^ommebanifd^  ober  gpiäj^^ 
fd^matifd^  StammeSbrübem,feinenfa^Ii)d^en 
(Hiaubtn  treu  bemabrL  SBobrenb  bie  türfm  ein« 
gelne  albanif d^  Stamme  im  Snbm  imb  an  ber 
ffüfle  )ur  9[nna^me  beS  SSIam  §n  bemegn  tier> 
mod^en,  blieben  aQe  ibre  Serfud^  in  bem  ton^ 
®ebirgdlanbe  ber  SRiribiten  ofolglofi.  S^ 
traten  bie  Semobner  ber  na^  (Ebene  {umSSIam 
über,  bod^  nur  au^id^;  im  (Mfdaua  befolgten 
fie  nad^  9R5gIid^  bie  ®ebote  ber  fotl^rtf^ 
fftrd^.  Son  ben  12  ^ßrieftoi  finb  11  »Ibanefen, 
einer  ein  Salmatiner;  ftird^  gibt  eS  16,  bo» 
neben  13fta)>ellen.  (Sgl  über  bie  gan^eftird^- 
(»roDing  Scutari  au^  SRoroni,  (SkmtS  unb 
O.  SBerner  nod^  Farlati,  Sljricom  sacmm  I, 
Venet  1751,  751.  774;  VH  [1817],  1  sqq. 
301  sqq.;  ffatboL  9Riff.  1886,  6  ff.;  StoufiS, 
(Etl^nogr.  u.  fiatifL  IRittbeilungen  über  Ulbanien, 
in  $etermannS  SRittbeilungen  1884,  867  ff.; 
Misaiones  cath.  1895,  99  sqq.)       [Rel^] 

j^fffe«,  ein  Solföname,  mit  mdd^  bie  alten 
@ried^  unb  Sldmer  nur  fel^  unbefthnmte  Sor* 
ieDuimen  Don  ndrblid^  mol^nenben,  nomabi- 
d^  Stömmen  Derbanben,  galten  oütö  9letn:afen- 
unten  uncuItiDirter  3ufiönbe  unb  milber  Sitten 
unb  merben  als  fold^  aud^  in  ber  l^igen  S^ft 
angefül^rt  (2  SRod^.  4,  47.  CoL  8,  11).  ^* 
bot  (1, 105)  erjft^It  Don  einer  SEßanberung,  melc^ 
bie  Sc^t^  gur  3eit  ber  jßJbx]d^  ftdnige  9Ra- 
naffeS  unb  3oftad  nad^  Süben  unternahmen,  unb 
bei  meld^  fle  aud^  burd^  ^löftina  gogen,  bis 
$fammetid^  Don  %eg9))ten  fte  }ur  Umlebr  bemog. 
auf  biefem  3uge  blieb  eine  gro|e  Sngai^I  berfelben 
in  Set^fan  gurüdC,  fo  ba|  biefe  Stoot  Don  ba  an 
ben  9lamen  Sc^tbopoIiS  fül^;  ben  Stamen  um« 
fd^ibt  bie  Stelle  2  SRac^.  12,  29  eivitas  Scj- 
tharum.  Sie  f))dteren  Stabbinen  betrad^teten  be|- 
megen  Sc^tl^opolid  md)t  als  ^ubenftabt,  fonbem 
als  Stabt  eines  unl^igen  SoOeS  {fyüotttamp  gu 
Jos.  Antiqq.  5, 1,  22).  [ffmtlen.] 

^eluOMis,  ber  l^L,  Sinftebler,  M  auS  Sacia 
ober  Santa  unb  Don  föniglid^em  ®efd^Ied^te  ge» 
mefen  fein.  Slnbere  mad^  i^n  gu  einem  Sriten, 
Sd^otten  ober  3rlanber;  in  ber  Sequeng  feiner 
Weffe  mirb  er  genannt  de  Francis  genitus. 
Ser  9lame  («!u$n  auf  ber  See''  ober  DieQeid^ 
gufammengegogen  auS  Sigtbalb,  fiegeSlü^n)  burfte 
für  germanijc^  ^eriunft  f)nred(|en.  Seine  SiOmng 


6ci«ti«aL 


ccflTiOBMeas^^nL 


w^  bcr6cki&»alb  ^Btr 
er  ^ 


SM  IL  €cMbBS  fiXgnf Q^  Bnb  «nf- 
r^V^  ti  fecT  ffhiwff  M  StänibffB  i{i  Mni  nidoi 

SSbbocqi  bbuxivBL  Bon  twliftfn 

M 1066  ge&^xtaKB  IcOigai  (Hnfl^laS  S^bolb 
(AA.  SS.  BoD.  JflDn  Y,  592)  fu^  fbiben.  €c- 
K:..jaS  %ßA  bbi  19.  IbigHp,  boS  3o|t  feiRdl 
irdcSi^nßnigiaiigapf^  ^DteSoBmibt^iid^incn 
Q»  fcia  Sräottcr  bcA  8. 3o|r^iiiibcrt 
OffaMomi  iKifiu|t  p(  bk  cni)eliicii  Sor* 
8cbm  Soicn  su  gaoinnni,  Ul|t 
N3<  Xr^c^o^  ober  oimI  vnbrfHinmL  Snbere  fe|ai 
KtaiB  Zbb  befHaoRt  in^  3a^  801;  Sttnacb 
lfdt§  t$  bcr  fbifu^,  bo|@<bonmfiinii)Deiitg  nod^ 
^(T  SeMicit  ihidfi  beS  ®xo^,  olfo  nad^  814, 
in  BBb  bei  SZumbctg  g^m^igt  ^obe.  3ebenf oOS 
bcif  BMB  aBcr  iiic^  Biit  (Etnigm  bis  1070  herunter» 
gebot,  boin  Sombext  Oon  ^^exfifelb  (Mon.  Gemt 
bist  Soippt.  V,  191)  berietet  )ii9i  Sa^re  1072, 
Ur$  boS  @cbä4imf  bcS  ^L  6ebalb  in  9lumberg 
bc^geboltrn  tmirbc  imb  tagß^  m  großer  Sulouf 
M  80IM  bo^  ftattfonb  «.megen  bet  ^ilfe,  tod^e 
tejefbjl  mm  ®ott  bcn  Seiboibai  l^ftg  ge{))enbet 
Bliebe*.  Ueber  bcr  9hi|eflätte  btS  Eiligen  muä)e 
im  9.  äabid^unbert  ?)  eine  @t  ^elctdürd^  erbaut ; 
iH  bkfe  buTc^  Slil^fc^lag  abbrannte,  mürben  bie 
Selupnen  cinftureilen  in  ber  @d^ottenfir(i^e  §u 
9&nber9  mib  enblid^  in  ber  1377  ooSenbeten 
Ccbofiniinl^  in  bem  pro^tooDen  (Srobmal  bei- 
gcKlt  0-  b.  «rt,  9lümberg  IX,  563),  »e^c« 
^•det  aSif^er  in  erjgul  fertigte,  eobanuS  ©ejfuS, 
todJKXOon  1526 — 15349iectorbed®9mnafmm8 
in  9tüniberg  loor,  feierte  bad  ffunftoerf  in  einem 
Ckbi^t  3)en  ^eiligen  felbß  üerl^nlid^te  ff onrab 
SelteS  in  feinem  Carmen  de  s.  Sebaldo.  @(^on 
wi  ber  2:randIatton  aurben  (1361)  einige  9ie- 
fiqtrim  on  ftoif er  Sttxü  lY.  fär  ben  S)om  ju  $rag 


geÖBja  beg  gittiüyB  Biifc|ifc{.t ;  fc  Ibi  3. 1414 
bca  flcüir  ei;tlBaB^.  BS  «L  VKd  1442  ^«r- 
bcsbim  bbT  15c lB«ci  1489  »niBnäMiL 
In  ibrn  fiK|i9  iB  bk  eiQbt  CB*  bcB  «iiMcB 

.  BIB  X>BB9CII§^  VKBB  M  fm 

Ihbol  %od|BBlbcr3Rl» 
tBm  ftni  uoroBf^ebt.  m^cb  tBaabtt  bmdklet 
bk  BB  {eoKBi  Srabe  yfiM(B  ^ab.  3bi  3. 1551 
MBbe  Bdt  bm  ibcigcB  IKnbcB  tBSinibcf|  bb^ 
I  bie  BOB  St.  Snilb  tORr  fiofhnfMoi  bciSBM, 
^obcr  bie  ScfiqBMB  folcB  no4  i*  dcaiBBie  {(«. 
€c{bfl  Üb  &it|cil|Bfli  iß  feine  Ser^nott  bm|I 
gn}  ctflBibcB  (bg|L  iS^  IWBTiyBlBfliBBi^  aMhnn« 
bog  1868,  139^  Sbi«  «nlle  bm  26.  «iii 
1425  lotk  fo|)9  IRoitiB  Y.  (wf  «itte  bei  «üiB- 
Dcrgcr  ^wonoipe»  geBeomigi,  oct^  oqb  fjifft  ocB 
l/L  €cbdb,  ^mddfa  feit  mtbr  oIS  500  läolmi 
dS  f^riligcr  mib  fkrtnnt  ber  6tttbt  gcoi|ict*  loib 
OB  feiBCBi  Zobettoge,  bcai  19.  litguß,  in  feiner 
flii^  bBn|  eiB  eigenes  OffKiiUB  Beic^ii  Bvirb, 
IB  ber  ganzen  Aird^  (per  BnirereaBi  orbem) 
on  icncBi  xoge  ge^ftin  ubo  fcni  joune  in  Die 
WmtpiDlogieB  onfgenoonncB  VMsbe:  bod(  tbm 
fein  KoBK  niilt  in  bie  unter  ^ßiui  v .  neu  rtbi» 
girten  fitnrgifiben  8it(bcr,  nur  fär  bol  <Ec)btfitbum 
Somberg  nmrbe  eS  1845  oIS  festam  proprinm 
mit  eigenem  Cfftdumunb  eigmerSReffe  sub  rita 
dnplici  gefiottet  SßgebUbet  miri)  ber  JfL  Sebolbufi 
alfi  ^ger ;  auf  bem  Qrobmole  Bon  Sif^er  trfigt 
er  bad  Wobefl  ber  i^m  gemeinten  ftird^  in  ber 
^b.  (93gL  Erdtmann  [S.  gönier,  f.  b.  9IrtO, 
NorimbergB  in  flore  OYitae  Rom.-Gath.  reli- 
giomB,8.L1629,28qq.;AA.8S.BoU.Ang.in, 
762  sqq.;  üssermann,  EpisooratuB  Barn* 
berg.,  8.  Blas.  1802,  282—286 ;  ^tammingcr^ 
Franconia  Sancta,  93ür)burg  1881, 534  ff.,  mo 
»eitere  ältere  Siteratur  angegeben  ifl.)  [SBeber] 
^dafHBBl,  eigentlid^  3uan  Sebajtian 
be  la  ^arra  (^^orridud),  8.  J.,  manqmal, 
tt)ennglei4  md^t  ganj  jutreffenb,  «ber  Spoftel 
$eru'S*  genannt,  nwr  1547  in  Siaroca  (Vro* 
gonicn)  geboren  unb  trat  1566  in  bie  (SefeOfd^ft 
3efu  ein.  Später  lehrte  er  ^l^ilofop^ie  in  KoDoI- 
comero  unb  X^ologie  in  Orcafla,  mo  er  1578 
Slector  nmrbe.  Um  1580  ging  er  nad^  $em,  nxkrb 
ber  9lei^  nad^  Stector  ber  Kollegien  Bon  Sotoft 
unb  fiima,  jmeimal  ißroBinaial  (1593—1599, 
1608—1616)  unb  bann  JBifttotor  öon  TOejico. 
dt  ftarb  am  22.  ÜRai  1622  in  Simo;  feine  Ueber- 
refte  tourben  in  ber  Sacriftei  ber  @t.  IßauISKrd^e 
in  Sima  beigefe^t.  S)ie  SBolföuerel^rung  ftem))eUe 
@ebaftiani  in  einem  (heiligen,  n)e|]^I6  er  in 
jÜteren  93iogra|)]^ien  aud^  todfH  0I8  yenerabilis 
angeführt  h)irb.  SugerorbentUd^e  SBerbienfte  er* 
morb  er  ftd^  um  bie  JReugrflnbung  unb  ßebung 
Bon  OrbendcoDegien  in  ißeru,  um  Die  Oföroerung 
ber  änbianermiffionen  in  Sbile,  Xucuman,  !ßara- 
guai^  unb  $eru  unb  um  Die  ^ebung  bed  tird^* 
lid^en  Sebend  befonberS  in  Sima.   S)urd^  l^in- 


27 


@ebQftianttett  —  6eBaflianu8. 


28 


tteienbe  ixtibt  (dd^te  et  fld|  bei  bem  furcj^tboren 
Srbbeben  (1586)  unb  bet  il^m  folgenben  $odetf 
e))tbemte  in  Sima  ouS,  in  loeld^er  8  $atte8  im 
^ienfte  ber  Jhanfen  ftarben.  Seine  Siogra))]^ie, 
Oerf Q|t  ton  P.  granc.  be  ^tguetoo,  liegt  im  Sr^iD 
Hon  Simo.  93on  @eba[liani'8  Schriften  ifl  be« 
foiü)er3  s^  nennen:  De  el  Bien  excellenoias 
y  obUgaciones  de  el  Estado  clerical  j  sacer- 
dotal,  Sevilla  1615.  (ißgl.  E.  T.  8aldamando, 
Lob  anügnoa  Jesuitas  del  Peru,  Lima  1882, 
328  Bgs. ;  Nieremberg,  Yarones  illustres  IV, 
2.  ed.,  Bilbao  1889,  62  sqq.;  de  Backer, 
Biblioth.,  nouv.  ed.  par  Sommervogel  VI, 
284.)  [%.  ^uonber  S.  J.] 

^afHaittteii,  f.  Sonborra. 

§ttaßütMf^9  ytomt  meisteret  f^eiligen,  t)on 
benen  ber  römifd^  SRarti^ter  unter  Sbcletian, 
$otron  gegen  bie  $eft,  ber  befanntefte  ift.  Sie 
erhaltenen  bieten  biefeS  ^eiligen  (AA.  SS.  BoU. 
Jan.  n,  265  sqq.)  rfil^  nid^t,  mie  SBoOanbug 
meinte,  t)om  ^I.  Smbro^uS  l^er,  fonbem  flnb  gegen 
(Enbe  beS  4.  Sabtl^unbertd  t)on  einem  geiftreic^en 
dompiMot,  mliftt  bie  Xrobition  gmar  gut,  aber 
mit  großer  gfreil^eit  benu^te,  }u  einem  lünftlerifd^en 
®an)en  oerbunben  n)orben.  2)em  {Kniptin^olte 
nad^  itnb  {le  mol^I  eine  glaubttärbige  Bearbeitung 
beS  OriginaltesteS,  im  ßinjelnen  entlüften  fte  aber 
Dide  gfe^Ier.  Seber  ber  in  ben  Scten  auger  @e« 
baftian  ermäl^nten  68  ^eiligen  l^at  eine  imloug* 
bore  ^ifbrifd^  Ssifteng  (P.  Allard,  La  pers^ 
cution  de  Diocletien  I,  Paris  1890,  131  s., 
note  2),  obmol^I  SSermec^Iungen  mit  anberen 

8 eiligen,  ).  SB.  ben  5  ))annoni|d^en  SRartprern, 
uatuor  Goronatd  etc.,  oorfommen  (Allard  I, 
24  s.,  note  4).  9lad^  biefen  9cten  mar  ber 
^I.  @ebaftian  in  9Iarbonne  geboren  unb  in  9Rai> 
lanb  erlogen  morben.  StlS  &jid\t  trat  er  in  baS 
r5mif(i^  ^eer  mit  ber  %bji(|t,  ben  bebrängten 
Sbnften  mä^renb  ber  Serfdtgung  Seiftanb  gu 
leiften.  iBiele  befel^rte  er  gum  d^riftlid^en  (Stau- 
ben: Snbere,  mie  SRorcuS  unb  SQflarceEianuS, 
ftörrte  er  im  Sefenntniffe  bedfelben.  2)a  er  aber 
feinen  (Stauben  t)erbDrgen  i^ult,  lata  er  auc§  bei 
S)iocIetian  in  f^oi^  (Sunft  unb  erl^ielt  bon  i^m 
eine  Sefel^fö^aberfteOe  bei  ber  protorionifd^en 
eol^orte.  ^apft  (Saiug  (283—296)  ernannte  @e« 
baftian  }um  D  efensor  ecdesiae  (f.  b.  Slrt.).  9la(i^- 
bem  mond^e  feiner  gfreunbe  baS  SDlartprium  er- 
litten Ratten,  befannte  aud^  ©ebafiian  ftd^  offen  atö 
(SfyA^.  SBie  bie  Serfül^rungen  ber  ü))i)igen  @tabt 
bie  äteinl^eit  feines  t^ergenS  nid^t  l^atten  befielen 
!5nnen,  fo  t)ermod^ten  aud^  j[e^t  bie  93er]^ei|ungen 
unb  2)ro]^ungen  2)iocIettand  nichts  gegen  feine 
Stanbbaftigfeit  im  ®lauben.  Ser  ffai [er  übergab 
^n  bel^alb  ben  Sogenfd^ü^en  gur  ^tnrid^tung; 
biefe  burd^bol^rten  i^n  mit  fielen  l^feilen  unb 
liegen  i^  für  tobt  liegen.  S)ie  d^rifüid^e  SBittme 
3rene,  tt>el(|e  il^n  beerbigen  moQte,  fanb  i^n  nod^ 
lebenb  unb  trug  ben  Sermunbeten  in  ii^r  ^aud ; 
bort  genas  er  unb  trat  bann  5ff entlid^  ben  ftaif em 
S!)iocIetian  unb  SDlasimian  entgegen,  als  fte  bie 


Xxtppt  beS  ^liogabdl  em)}orfKegen.  2)tocIetian 
befd^I,  il^  in  bie  SAnmba^n  beS  ^aüeS  gu  fül^ren 
unb  bort  mit  Heulen  )U  tobten,  ^ie^  gefd^^ 
nad^  SiüemontS  Slnnol^me  am  20.  äanuar  beS 
Solares  288.  S)er  l^eilige  Seid^m  mürbe  in  eine 
ffloale  gemorf en.  Ueber  ben  Ort,  mo  ber  Seib  beft 
heiligen  lag,  munberbot  belel^rt,  foQ  bie  Sl^tiftin 
Sudna  benfelben  erhoben  unb  am  britten  Sleifon* 
fteine  ber  Via  Appia  ad  eatacumbaa  beigefett 
^ben.  Ueber  bem  (Brabe  beS  ^eiligen  entftöiu) 
eine  ftird^e;  mann  unb  t)on  mem  biefelbe  erbout 
mürbe,  ift  unfui^er.  9lod^  be  SBoal  (2)ie  9po^U 
gruft  ad  catacombas,  Stom  1894,  122)  mar 
übrigens  bie  ietfige  ftird^e  €.  Sebaftiano  nid^t  gu 
eieren  beS  bl.  Sebaftimt  erbaut,  fonbem  bem  Vn- 
benfen  ber  Bergung  ber  l^iligen  9l))ofteIf ürfien  ad 
catacumbas  gemeibt.  Segenbe  ijt,  maS  .in  ber 
SBuSe  Seo'S  X.  oom  3a^re  1517  ftej^t:  &  Lu- 
cina virgo  nobilissima,  filia  Hadriani  Impe- 
ratoris,  corpus  8.  Sebastiani  in  isto  looo  ae- 

SeliYit  et  haue  eodesiam  in  honorem  qisiua 
.  Sebastiani  constnodt  (Dgt.  be  SBaal  1()9  IR.). 
2)ie  ffird^e,  meldte  l^eutjutoge  ben  Zitel  6.  @e- 
baftiano  trägt,  tturbe  burd^  Corbinal  Sorgl^e  im 
3. 1613  febt  mobemifirt :  fte  ift  eine  ber  jieben 
^au))tfird^en  KomS.  9ln  ber  6teUe  auf  bem  ^• 
kttin,  mo  @t.  Sebaftian  ben  aRartertob  erlitt, 
ftel^t  ein  ilutd^lein  S.  Sebastiano  alla  Polve- 
riera  ober  aud^  S.  Maria  in  PaUara  genannt 
(Lib.  Ponti£,  ed.  Dnchesne  11,  319,  not.  14). 
@regor  IV.  (827-844)  lie|  bie  (Siebeine  beS 
bl.  Sebaftian  nad^  @t.  ^ßeter  fibertragen :  ^ono« 
riuS  m.  (1216—1227)  brad^te  jie  mieber  nad^ 
ber  Appia  jurudE  (dgL  be  SBaal  119  unb  A.  Bot- 
tandier,  La  Platonia,  in  ben  Aualecta  jur. 
Pontif.  XXX  [1896],  2015  ss.).  ßinen  %f^vl  ber 
Sieliquien  erbielt  9bt  ^ilbuin  für  bie  StebatbuS« 
abtei  au  @oiffonS  im  %  826  (MabiUon,  Acta 
SS.  Ord.  S.  B.  Saec.  IV,  1,  383  sqq. ;  Dgl.  über 
biefe  XranSlation  Mon.  Germ,  hisi  Scriptt 
XV,  377  sqq.).  2)iefelben  mürben  1564  bei 
!ßlünberung  ber  Sbtei  ourd^  bie  Hugenotten  )er- 
ftreut,  aber  mieber  aufgefuiü)en.  %ie  Sterebning 
beS  C)eiligett  toax  in  ben  etften  d^ftlid^en  3^sn 
nid^t  f ebr  allgemein.  Sie  lateinifcbe  ftird^e  feiert 
fein  ^  am  20.  Januar  jugleid^  mit  bem 
38  Sabte  früher,  aber  am  nämlid^en  Sage  ge- 
marterten $a))fte  gabianuS  (f.  b.  9lrt.) ;  bie  grie- 
d^ifd^e  am  18.  S)ecember  jufammen  mit  aOen  ben» 
ienigen  Ipeißgen,  meldte  in  ben  ^cten  beS  1^1.  @e- 
baftian  genannt  merben.  @t.  Sebaftian  gilt  als 
befonberer  $atron  gegen  bie  $eft.  ^uluS  S)ia- 
conuS  berid^tet,  bog  im  ä.  680  bie  gro^  $eft  in 
9lom  oufl^ötte,  nad^bem  in  ber  ffird^e  ber  bl.  Su- 
bocia  (b.  i  in  S.  Fletro  in  vinooli)  bem  |L  @e- 
baftian  ein  Slltat  gemeint  morben  mar.  9lS  möd^« 
tiger  SBefd^fi)^  in  $eftjeiten  jeigte  ftd^  et.  @e» 
baftian  aud^  in  SRailanb  im  3. 1575,  }U  £iffabon 
1599  u.  f.  m.  —  S)ie  atte  d^riftUd^  ftunft  fte&t 
ben  ^eiligen  bar  olS  reifen,  bärtigen  SOtonn  mit 
langem  SRantel,  gefd^üdter  ^ofttad^t,  SHmbuS, 


29 


9titn  —  Qtcä^l 


80 


m  Ux  Sietten  lin  SbAem  itogenb  (SRofaifbilb 
n  &  Pi«tio  in  Tinooli),  loil^roib  bie  Stm\i  ber 
SoMdonce  i]^  timg,  notft  unb  mit  Pfeilen  butd^- 
fe^  oft  an  cmen  ^Boum  gehmben  malte  {Stcaui, 
SUDl-€ac9lIopftbic  n,  747  f.).  (Sgl.  no^  TiUe- 
■ooi,  Mte.  IV,  2*  ^d.,  Paria  1701,  515  k 
M6.  740.  746 ;  6t|ttne«6er.  btr  ffaijerl.  «la- 
temt  bcr  ffitfienM. Tau  SBien],  ^W'W-  ^' 
CVm  [1685],  19-50;  gidmW  Ouortal- 
>*r^  1895,  409  ff.  Sonftige  Siteratut  f.  bei 
CktTaHar,  B^p.  u.  Bnppl.  s.  v.  S^bastien  de 
Bmml)  [S.  ^Imling  0.  8.  B.] 

$<fai  (6abcn,  6aMona),  dUeter  ^fiam  ber 
S)tMt  Stisen  (f.  b.  «ct.). 

$<c#i,  Sngelo,  8.  J.,  einer  ber  gr5tten 

l^cDuimni  bed  19.  Sal^^nbertfi,  mittbe  am 

29.  dmi  1818  gu  9leggio  in  ber  Cmilia  afö 

So|n  timS  ^anbvcrbrfi  geboren,  befud^te  bafi 

3ffiiilengfQinniifiinn  feiner  Solerftabt  unb  trat 

iibon  1883  Ott  JUa>^  in  bie  (Sefellfd^aft  3efu. 

JSttfebem  er  bte  l^manifUH^  imb  p^ilofop^if d^en 

Smbini  am  rtoif^en  lEoIIeg  )urädgelegt  unb 

cnäse  3^1  ott  Sepetitor  ber  $]^9pf  ju  Som  unb 

aü  ^tofeffor  berfdben  }tt  Soreto  gemirtt  1^, 

begann  er  1844  bie  tb«)Iogif4en  6tubien;  im 

6ctiteoiiet  1847  em)>fing  a  bie  ^rieflertoei^e. 

3ni  Waxjk  1848  mu|te  er  mit  feinen  OrbenS- 

^täitxn  xom  megen  ber  Sledolution  üerlaffen  unb 

&tm  no4  fux)em  Vufentl^te  in  Snglanb  dü  Sf|i" 

^Bst  9X  P.  (SnrIeQ  8.  J.,  bem  Sirector  ber  @tem- 

tnottf  yt  Ocorgdomn  bei  SBof^ington.  S)od^  blieb 

er  boxt  nur  bift  jum  @et)tember  1849,  um  bann 

§a  9aäilfolgitt  P.  be  SicoS  (ge^  Sto&ember  1848) 

bie  StexnnNtrlc  p  9tom  )u  fibemebmen  (1850). 

S^Dit  ocrfloffen  i^  bk  {toanjig  folgenben  3abre 

m  bcr^&tilk  lofttofen  gorfd^edebenfi;  nur  geit- 

ocdige  Itnlerfarec^uijaen  mürben  t)eranla|t  bunj^ 

miffeBf^afili^^  9leifen,  amtlid^  3nf))ectionen 

L  DgL    2>ttx4  ben  Sin}ug  ber  ^iemontefen  in 

Sbk  am  20.  September  1870  geridb  Secd^i  in 

ms  fd^inone  Sage;  ben  berflbmten  %ffaonomen 

ia^te  bie  neue  Xegienmg  burd^  Derlodenbe  %n- 

abtdBsgen,  ).  9.  Ucbertrogung  ber  (Senerol- 

^iz«tiDn  ollnr  @temmarten  ber  |kilbtn{el,  Ser- 

leibung  bcr  €enatorenmürbe  unter  auä^rfidlid^ 

iKtfbcnbttng    t>onx  SerfaffungSfibe ,   gu  löbem. 

IBrxn  &Kdfi  tooHte  meber  an  $iud  IX.,  ber  fein 

ttösner  unb  9Bobttbdter  gemein,  nod^  on  fid^ 

ie!bß  unb  bem  Orben,  bem  er  angehörte,  )um 

Cad^  tDtrbtn,  fonbem  He^Heber  eine  Keilte 

M  paiSMid^  S^icanen  über  ^(b  ergeben,  meldte 

^se  Ie|tcn  SebenStoge  nid^t  unerbebßd^  imrbitterten. 

Md§m§  wagte  man,  aH  infolge  be«  OrbenS- 

(^k^A  tum  1873  mid^  boS  Sdmifd^  Sotteg  ben 

yjaom  geraubt  toorb,  megen  bed  öffentlichen 

ümiBaA,   ber   ümerbolb  unb  au^erbalb  3ta- 

mä  mä^nBred^  breite,  boc^  nid^t,  @ecd^i  Don 

JRKT  Stenuoarte  )U  tMrtreiben.   @o  tonnte  er 

o^  Deücrforfci^^    btfi  er  am  26.  gebruar 

IbTH  mau  SBagenfibet  erlag.  —  S)ie  mtfjen' 

l^i^r  SBebeuhing  P.  €ccd^8  beruht  auf  fei- 


ner Xbitigfeit  als  Vfironom,  oIS  $]^fifer  unb 
QU  SReteorobge.  Wi^  barauf  eit^ge^en,  ifl 
bier  ntd^t  ber  Ort  &  mttffen  be^b<^  einige 
Sinbeutmigen  genügen.  3n  ber  Vftronomie  m« 
legte  er  fid^,  nacbbem  bur$  bie  fürftlid^e  ^freigebig- 
leü  $iuS'  IX.  unb  reid^er  OrbenSmitgKeber  bie 
Srrid^tung  einer  neuen  @tenuoarte  aber  ber  iNrd^e 
bed  bl*  3gnotiu8  ermdgUd^t  morben  mar  (bie  alte 
@temmarte  geftaltete  er  1858  ^u  einem  magneti- 
fcben  ObferDotorium  erften  SRangeS  um),  feit  1852 
auf  bie  9iet)ifbn  be9  großen  Spppeljtem-ffatologd 
pon  Struüe  (in  S)or))at) ;  bie  SRefuItate  erfd^ienen 
in  ben  Memorie  dal  Clollegio  Bomano  pel 
1859,  9{a4träge  baju  1868  unb  1875.  Die  9uf- 
nabme  aller  lugelfbrmigen  9lebelfledten,  an  benen 
er  mifrometrif  d^e  3Reff  ungen  Domabm,  ging  gleicb- 
)eitig  nebenber.  9ßertbt)oIIe  gforfd^ungen  über  bie 
$b9JU  ber  Planeten  (inSbefonbere  bed  Saturn, 
äupiter,  9Rar8)  unb  bc8  SrbmonbeS,  erfd^ienm  in 
bem  SBerle  n  quadro  fisico  del  sistema  solare 
secondo  le  piü  recenti  ossenrazioni,  Borna 
1859.  Sen  beften  %f^  feiner  Ihaft  unb  9Ru|e 
mibmete  Sec^i  aber  ber  (fofotfd^ung  ber  Sonne, 
mobei  er  al8  einer  ber  Srften  bie  ißbotograpbie  in 
ben  3>ienft  ber  S!Bif|enfdbaft  nabm.  CHgene  mie 
frembe  gorfd^ungen  über  Sie  Sonne  "fyat  er  nieber« 
gelegt  in  bem  ^rod^tmerle  Le  Soleil,  exposi  des 
prinoipales  d^ouvertee  modernes,  Par.  1870, 
2«  öd.  1875—1877;  beutfd^  Originaloudaabe 
beforgt  burd^  Sd^Oen,  Srounfd^meig  1872.  9tid^t 
minber  b^ben  bie  Sforfd^ungen  Secd^i^d  über  bie 
^b^r^  ber  Sisfteme  ßpod^e  gemad^t ;  j[a  er  barf 
gerabegu  aß  ber  Sater  ber  ^9l{lrot)b9fU''  beseid^« 
net  mcrben.  (Sx  manbte  guerft  in  großem  Stile 
(Dermittefö  bed  oon  ibm  erfunbenen  ^iofpectro- 
fcopd)  bie  SpectralanalQfe  auf  ben  Stemenbimmel 
an,  moburd^  eS  ibm  gelang,  fömmtlid^  S^^^i^ 
in  ibrem  pb9fi^<^if ^^"(bfniifd^  SBerbalten  auf  nur 
oier  X9t)en  }urüdt)ufubren ,  meldte  bunb  M" 
mitteinbe  UebergangSformen  mieber  in  einanber 
übergeben  tmb  fo  in  einem  innem  3ufammenbange 
fteben.  gür  bie  gftage  nad^  bem  loau  unb  ber 
gntmiddung  bed  SBeltaas  mar  biefe  ßntbedung 
ebenfo  grutälegenb  mie  bad  9lemton'fd^  ®efet  ber 
aSgemeinen  SRaffenangtebung  für  bie  red^nenbe 
aiftronomie  (Ogl.  Secd^i,  2)ie  Sterne.  ®runbgüge 
ber  ^ftronomie  ber  9i£fi^nte,  Sei))gtg  1878 
[»b.  XXXIV  ber  intemat.  mi^fAaftl.  »iblio- 
tbe!]).  —  9lß  aoteteorolog  bat  ^ecd$i  fid^  fomobi 
um  bie  tbeoretifd^e  aI8  bie  ))rafttfd^e  SBetterfunbe 
unDergftngHd^e  93erbienfte  ermorben.  SefonberS 
belannt  gemorben  oud^  in  ben  ftreifen  ber  9lid^' 
Sdd^gelebrten  ift  ber  bon  ibm  conftruirte  ^SReteoro- 
grapb"  (1858),  ein  ^parat,  ber  auf  ber  ^ßartfer 
äBeltauSfteHung  1867  bad  größte  «uffeben  enegte 
unb  bem  Srfinber  bie  gro^e  golbene  SRebaÜIe 
fomie  bie  Ernennung  gum  Offigier  ber  (Ebren- 
tegion  unb  gum  (Sro^mürbentr&ger  ber  „golbenen 
atofe"  eintrug.  S)iefe  SBetterfd^reibmaf(bine  regi« 
ftrirt  felbfttböHg  aOe  SBetterfactoren,  mie  Suftbrud, 
Xemperatur,  SBinbri^tung,  SBinbftärle,  gfeud^tig^ 


81 


Sed^Stagewerl  —  ©ecte. 


82 


fettSgel^ott  ber  Suft,  Stegenmenge,  unb  erfefft  ein 
ißetfonal  Don  gel^n  Seobad^tem  (f.  Secohi,  n 
Meteorografo  del  CoUegio  Romano,  Borna 
1870).  —  9IS  ^l^fUer  enblid^  üerbanfte  Secd^i 
feine  %u8biQ)tmg  unb  Segeiftenmg  für  bie  9latur- 
toiffenfd^ften  bem  berül^mten  ^ffißttt  unb  $]^iIo- 
\op^m  P.  ^ianciani,  bem  er  in  bem  Sd^tiftd^en 
Iniomo  alla  vita  e  alle  opere  del  P.  Piaiioiam, 
Roma  1862,  ein  Senfmal  ber  Siebe  unb  SSer- 
el^rung  fe|te.  2)ie  $1^9ft!  betrod^tete  er  überl^mipt 
ton  ^ilnfong  an  als  fein  ^ouptfad^,  unb  felbft  als 
er  S>ire€tor  ber  Sternmarte  gemorben  mar,  f^te 
er  bie  Pflege  bider  Sßiffenfd^aft  mit  ungebrodpe« 
nem  Sifer  fort.  SemeiS  beffen  ift  bie  1854  unb 
1855  auSgeffll^rte  geobätifd^e^uSmeffung  ber  tri- 
gonometrifd^en  SaflS  auf  ber  Via  Appia  nad^ 
ber  ^orro'fd^en  SRe^metl^obe,  ein  ttntemel^men, 
meU^eS  für  bie  Xriangulotion  beS  JKrd^enfiaateS 
unb  SfibitalienS  eine  bauembe  unb  ^fie  geo« 
metrifd^e  (Brunblage  legte  (f.  Becehi,  Mianra 
della  Baae  sulla  Via  Appia  nel  1854 — 1855, 
Boma  1858).  3m  Uebrigen  interefftrte  er  fidg  in 
DieOeid^t  nod^  l^öl^erem  SRa^e  fär  bie  tl^retifd^ 
^f)^%  bie  er  mdd^tig  förberte.  3n  feinem  glön- 
genben  9Ber!e  über  ^3)ie  (Sinl^it  ber  ^^oturtröfte" 
(ünit&  delle  f orze  fisiche.  Saggio  di  filosofia 
naturale,  Boma  1864)  \pxiä)t  er  (Sebanlen  auS, 
burd^  meldte  bie  l^eutigen  9nf(|auungen  ber  $1^9- 
fifer  tl^ettS  onticipirt  tl^eUS  fogar  aberl^olt  finb. 
%üid  unterließ  er  eS  aber  nid^t,  mit  gro|em  9lad^- 
brudCe  bie  Unmdglid^feit  einer  Uebertragung  ber 
med^anif d^en  9{aturerflörung  auf  bie  Srf d^einungen 
beS  Seelenlebens  l^eroorgul^eben  unb  oor  ber  93er- 
med^Iung  ber  med^anifd^en  9{aturauffaffung  mit 
ber  med^anifd^en  SBeltanfd^auung  gu  mamen ;  im 
leiten  ffapitel  ber  „ein^it  ber  9laturfräfte^ 
(beuifd^  Ausgabe  Don  Sd^ulje  11,  2t\pm  1^76, 
344  ff.)  giel^t  er  flar  bie  (Srenglinie,  über  meldte 
bie  fmetifd^e  Stomifül  niemals  ^inauS  (ann  (ogt. 
über  Secci^i'S  SBeltanfd^auung  befonberS  fein 
@d^riftd^en  „Sie  @r5|e  ber  @d^ö))fung''.  3mei 
IBorträge,  fiberfekt  oonffarl  (Sattler,  Sei))}.  1882, 
fottie  ^ol^te,  im  Äotbolü  1883, 1, 362  ff.  H,  1  ff.). 
(S3gL  befonberS  $o]^Ie,  P.  Sngefo  @ecd^i,  ein 
SebenS-  unb  (Eulturbilb,  RUn  1883  [®drreS- 
DereinSfd^rift],  unb  Bricarelli,  Della  vita  e  delle 
opere  del  P.  Secchi,  Boma  1887  [mit  Angabe 
ber  ^au))tmerfe  tmb  ber  mel^r  als  800  in  geleg- 
ten Seitfd^riften  gerftreuten  9uffä|e  u.  f.  m. 
©ecd^i'S].)  [^ol^Ie.] 

^e^toimttl^  f.  C^ejaemeron  u.  @d^d))fung 
X,  1868  ff. 

^ediatt,  SiSt^um,  f.  @ra}  V,  1057  ff.,  mo 
gur  Siteratur  mel^rere  Sbl^onblungen  in  b.  @tu- 
bien  unb  SRittl^eilungen  ouS  bem  IBenebictiner- 
imb  gifterdenferorben  XIV  [1893],  82  ff.  539  ff. 
]^in)U5ufügen  jinb. 

^eAenboirJF,  SBeit  Submig  Don,  Dielfeitiger 
©elebrter,  bmmt  bier  nur  als  SieformationS^ifto- 
rüer  in  Setrad^t.  Sr  mar  1626  }U  ^ergogen- 
aurad^  bei  Sriangen  geboren,  ftubiäe  oon  1643 


bis  1646  an  ber  UniDerftttt  Strasburg  f^iß 
fäd^Iid^  äuriSprubenj  unb  ®ef d^id^te  unb  trat  bann 
)u  ®otba  in  ben  2)ienfl  ^ergogS  (Ernft  beS  gfrom- 
men.  @d^on  1652  muroe  er  jum  ^of-  unb  3u> 
ftitienrot^  unb  1664  gum  ftangler  beförbert ;  bod( 
Dertaufd^te  er  nod^  bor  Sblauf  beS  sal^rcS  biefe 
@tellungmit  einer  fib^Hd^en  in  S^,  too  er  Dom 
ßergog  URorijf  gum  ffangler  unb  Sonfifiorialprfi- 
ffbenten  ernannt  mürbe.  9lad^  beS  ^ergogs  Xobe 
gog  er  fidb  1681  auf  ein  &vd  bei  3[(tenburg  gu- 
r&d!,  um  ftd^  nun  auSfd^(ie|Ud^  geleierten  Stubten 
unb  literarifd^er  Xbätigteit  gu  mibmen.  9tament- 
lid^  befd^äftigte  er  ftd^  mit  einer  „aBiberteguna" 
ber  1680  gu  ^ßariS  erfd^ienenen  Histoire  da 
Luth^anisme  beS  ^efuiten  SRaimbourg  (f.  b. 
9rt.).  3m  3. 1688  Derdffentlid^te  er  gu  Seipgig 
baS  erße  IBuj^  feines  Commentariua  historicua 
et  apologetions  de  Lutheraniamo  üve  de  re- 
formatione  religioniB;  ein  @u{)))Iement  bagu 
erfdbien  ebenbafetbft  1689.  Z)a  er  nod^  reid^  ur« 
fmtblid^eS  aßoterial  auS  ben  föd^ftfd^en  Slrd^iDen 
erhielt,  fo  unterzog  er  auf  ®runb  beSfelben  baS 
erfte  SBuq  einer  Umarbeitung  unb  Iie|  baS  gange 
9Berf  1692  gu  0ranffurt  unb  Seipgig  in  8  Sfid^ 
erfd^einen  (neue  SluSgabe  Sei|>gig  1694).   2)aS- 

ielbe  bebanbelt  bie  Sntftel^ung  unb  ben  Sortgang 
»eS  Sut^rtbumS  Don  1517—1546  (alfo  bis  gum 
Xobe  SutbeiS).  @e(f enborf  bat  9RatmbourgS  gange 
©d^nft,  in'S  Sateinifd^e  äberfe^,  abfd^nittmeife  in 
fein  Sud^  aufgenommen  unb  mit  einem  fe^r  auS« 
fubrlid^en  ))Oiemifd^en  Kommentare  Derf eben.  9{S 
ein  Slepertorium  i&er  SteformationSgefd^id^te  bot 
baS  SBert  namentlid^  toegen  ber  gablreid^en  ur* 
tunblt(^en  IRotigen  aud^  b^ute  nod;  Sffiertb ;  bo^ 
ftnb  bie  9(ngaben  über  fotbolifcbe  $erfonen  unb 
9$erbältniff e  Dielfad^  unguDerläfftg  (f.  barfiber  u.  %. 
Braunsberger,  Beati  Petri  Öanisii  Epistulae 
et  Acta  I,  Friburgi  1896,  623,  not  1) ;  oucb 
Derratben  bie  Urtbeile  beS  SerfafferS  fe^r  Diel 
Soreingenommenbeü  Sedenborf  ftarb  am  18. 2)e« 
cember  1692  |u  Ipade,  mobin  er  als  ffonsler  an 
bie  neu  gegrfinoete  UntDerftt&t  berufen  morben  toor. 
Srmäbnung  Derbient  aud^,  bo|  er  gu  @pener,  bem 
SBater  beS  $ietiSmuS  (f.  b.  «rt.),  in  freunbfd^aft- 
lid^en  Segie^ungen  ftanb  unb  aud^  in  beffen  @inne 
literarifd^  t^ätig  mar,  obne  jiebod^  ftd^  gong  ber 
))ietiftif(je€n  Sticbtung  an}ufd^tte|en.  (SBgL  ^rtu^ 
Sabrbüd^er  XH  [1863],  257  ff.)  [3erf.] 

$ectriari(it,))ö))ftlidee,f.euriem,  1257  f. 

$ecrefe,  f.  SKeffe  VIU,  1326. 

$ecte  (aecta,  Don  sectari  =  sequi)  be^eid^- 
net  gunöd^ft  ber  StQmologie  nad^  eine  anjalbl  Don 
$erfonen  (@d^ule,  ^rtei),  meldte  einem  be« 
ftimmten  !Dlanne  als  ibrem  gübrer  folgen  unb 
ftd^  Don  feiner  Sudorität  leiten  laffen.  Sine  ge> 
böfflge  9iebe]U)orfteaung  ift  bem  SBorte  an  pd^ 
^emb,  öbnlub  mie  bem  gried^.  atpEow  (f.  b.  ^rt. 
^öreflf),  als  beffen  Ueberfe|^ing  eS  beift)ieldtpeife 
S^g.  26, 5  Dorfommt.  9(ud^  ber  fonftige  ®ebraud^ 
beS  (at.  secta  (gleid^  Tp63toc,  mos,  agendi  ratio 
u.  f .  m. ;  Dgl.  Du  Gange,  Gloss.  s.  v.)  geigt,  t>ag 


'A 


^* 


'  -i 


Secunbidnet  —  @ebectae. 


84 


itt  siAt  omnct  on  ciiit  Zteimung  unb  9lbf on« 
t  •-:  »Ä  «nbcan  )u  barfcn  IfL  Sttein  aumol 
li  ..31  tefigtAfcn  Qcbtde  urttb  bie  einem  ßinjel- 
R  ^^Injolr  •Ocfolgf^^''  noil^enbig  etnSegen- 
«)  {ZI  ^efamnii^it^  fobalb  cS  ftd^  nid^t  mel^r 
ü:  «B  gaiq  inUDcfenaid^  unb  au|erlid^e  Ser- 
bien ^asibdt.  ^afyx  xft  ^Sede"  im  tl^eo- 
Sytod^cbtott^   gteid^bebeutenb   mit 
Wlmmen  Sinne  biefeS  SBorted  (»gl. 
Vi  24. 5)  ober  mit  ffe^erei,  nur  ba|  ber  ©pra^i« 
^.  .r3d)  «^^ftcefie"  mt\^  auf  bie  innere  @eftnnung 
r:  r<  Sc^i»,  „6ecte*  auf  bie  äußere  (SenoRen- 
:  r  dto  ^ßoitd  ontoenbet.  —  Son  ben  faft 
c  ^ki  6eäni,  bie  im  Saufe  bet  @ef d^id^te  l^er« 
t=-3ga.  fmb  bit  toi^tigflen  in  ben  betr.  Sin^el- 
c:te  be^onbelt  lieber  bie  fogen.  fd^mörmeri- 
"  *  Staat  iß  ber  9rt.  Schwärmerei  }u  Der« 
■Ja;  bie  fleineren  proteftontifd^en  Serien  f. 
.  Sx  ^^IrftontitouS,  bie  ruf jtfc^en  im  9(rt. 
.^Ei^nfieiL    (9)gL  jur  Sit.  b.  %rt.  ^ärejie  V, 
^f.;  [Sd^reiber.] 

Satsbunmr,  f.  Sorborianer. 
SttuMms,  1.  ein9Ranid^aerin9(früa, 
-^to  cicgm  ben  ^L  SuguftumS  f ^rieb  unb  baburd^ 
'*  ficit  Contra  Secundinum  Manioh.  L.  I 
-p*.  PP.  lat.  XLII,  577  sqq.)  öeranlo^te.  — 
sdrldnber  (oiid^ Sed^neOud unb Sd^g^* 
£  fenmud),  Sd^mefterfo)^  beS  1^1.  $atriciu8 
.  Sit),  ben  er  no(^  bei  beffen  Sebgeiten  in 
sz  pi^mmA  ner^errlic^te.    Secunbinuil  flarb 
^  Si^Df  tkon  %omi\a6)  (SunS^auglin)  448, 
^  anDam  Angaben  459  (f.  AA.  BS.  Boll. 
ax  II.  523.  561.  576.  583).   S)er  ermäbnte 
rTBins  a^fihabeticus,  ber  no4  I<^9C  ini  SRimbe 
;7  :^:&xto  iDor,  ifl  abgebrudt  bei  Migne,  PP. 
k  lüL  837  (ügl.  aud^  fUlanitiuS,  ®efd^id^e 
^^r?Ux44alftnifd^  ^efie,  Stuttgart  1891, 
^  i.  [®am8  0.  S.  B.] 

SeooHi  ober  im  SBoItemunbe  meift  «.golbenefi 
^rntatttfrUänm"  ^i^t  bie  IQieUtge  SReffe,  »el^e 
cl*hffier  am  50.  Slo^rcStage  feiner  ^riefter« 
tn^  böll,  nnb  toeitcrl^in  bie  gange  gfeierlid^feit, 
r:!^  |a  btt^  Zöge  toeranftoltet  gu  merben 
r*Ä  3>r  9taine  ^Secunbij"  ift  offenbar  ge- 
-'zSü  im  Scr^tnil  gu  ber  50  Saläre  frü^  ge- 
mm  ^^ßfimia''  (L  b.  «rt.).  «u^  barin  ftnb 
:^ye  gleub.  bQ%  ^  tn  liturgifd^er  IBegiel^ung  leine 
üM^niffidlmig  einnehmen  unb  ftd^  feinerbi 
«.t-Tikgicn  crfrcum.  Uebrigenfi  ober  ift  gegen  bie 
.ri  tsaiUfu«  eingeführte  frierlid^eSege^ungbee 
(.rrkrpiKlmanA  nid^tfi  eingu)Deid)en,  inbem  bad 
''•  idft  ida  boS  ^dubelja^r''  (ügL  Set>.  25, 10 
\'i^\  ns^  blo6  ben  $ne|ier  felbft  in  erl^ö^tem 
.  :f^  iPOB  S>ante  gegen  (Sott  »erpflid^tet,  fonbem 
=:ä  ^c»  fccÜKingitcn  fot^oK{(l^m  Soße  enofinfd^te 
•f^fgenferit  bietet ,  feiner  Sn^ünglid^Ieit  an  bie 
?z^  tat  i^  3)iener  burd^  feftlic^  IBeranflal- 
i^-aiB  Cf{eiittül^  SuSbnidt  gu  geben.  Sektered 
tc.  CB^  tto  bie  ®^g  ber  $erfon  beS  3ubi« 
tu  ben  ^3ort)eranmb  tritt,  um  f o  ttteniger 
ber  geeierte  friejter  in  einem 

XL   t,WL 


*  n 


:e<3 


SebenSalter  fte^t,  mo  man  bie  Uebenoinbung  ber 
SelbftgeföIIigfeit  unb  bie  Srfenntni^  ber  eigenen 
9}i(^tigfeit  menigftenS  oorauöfej^en  barf .  92id^t  bad« 
felbe  lä^t  ftd^  immer  oon  ber  feierlid^en  IBegel^ung 
beS  fogen.  filbernen  ißriefterjubilaumS  (nad^  DoQ» 
enbetem  25.  ^rieftcrjal^re)  fagen,  abgefe^en  bak>on, 
bag  aud^  bie  S<^i^  ber  Saläre  in  biefem  gaUe  ber 
tiefem  SBebeutung  entbehrt  3n  eingelnen  Si5- 
cefen  ift  (Kirticularred^tlid^  nad^  bem  SSorgange  ber 
in  einigen  Orben  beim  50.  ißrofcgjal^re  üblid^en 
geierli^f eit  für  bie  gfeier  ber  Secunbig  ein  eigenes 
Formular  gufammengefteEt  (f.  g.  93.  pr  bie  ffölner 
Srgbiöcefe  baS  Manuale  Pastonim,  cur.  Pings^ 
mann,  Colon.  1887,  249  sqq.),  burd^  mel^eS 
ber  betreffenbe  ^riefter  getoifjermagen  in  ben 
Staub  ber  Subilare  aufgenommen  mirb.  Sefon- 
bere  Soned^te  fmb  bamit  an  fid^  ebenfo  menig 
berbunben,  mie  eine  Erleichterung  ber  ^flid^ten, 
ettua  burd^  etninduUumjubilationis,  toie  e8  ge« 
mol^nl^eitSgema^  SBeneftciaten  nad^  40j[ä^rigem 
ununterbrod^enen  Sl^orbienft  begüglid^  ber  ^flid^t, 
im  S^ore  gu  erfd^einen,  t>om  a))oftoIifd^en  Stu](|(e 
gemäbrt  mirb  (f.  g.  9.  Analecta  eccles.  II 
[1894],  18  88.  846  8.  488).  SBo^I  aber  |^at  ber 
3ubi(ar))riefter  einen  befonbem,  in  ber  SUIigfeit 
begrünbeten  Snfprud^  auf  f»ilfelei{iung  in  feinen 
3lmtd))flid^ten,  fotoett  feine  ffräfte  ber  9Irbeit  nid^t 
mel^  gemad^fen  finb.  [9.  Sf|er.] 

|»rcttnbii$,  ber  (Snojiiler,  einer  ber  be» 
beutenbften  Schüler  bed  ®noftiferS  SaletttinuS 
(f.  b.  art.). 

$ebccia$  (r»:p";x, ««".?-»),  im  «.  I.  1.  ber 
Sol^n  £l6anaana%  ein  falf c^er  lßro))bet  am  f)ofe 
bed  jübifd^  ftönigS  3ld^ab,  SSorftel^r  ober  Spre- 
d^er  bed  auS  ben  ^ropb^^n  gebilbeten  SoQegiumS ; 
er  gab  im  3lamtn  aDer  übrigen,  aß  ^d^ab  baS 
Sd^idffal  einer  gegen  9lamot|  ge))Ianten  Unter- 
nebmung  miffen  moQte,  einen  günftigen  Sefc^eib 
uiü>  ^atte  nad^  9rt  ber  n)irflid^en  Ißropl^eten  fid^ 
eifeme  ^5mer  alS  Symbole  ber  bemtc^tenben 
(gemalt  umgebunben,  meldte  ber  Siorfto^  bed  ftö- 
nigS  ^aben  fottte  (ogl.  3er.  19, 1. 10).  9ld  ber 
ingmifd^  ^beigerufene  ^ropl^et  9Ri(^aa8  einen 
anbem  SluSgang  oerfünbigte,  fd^Iug  SebeciaS 
biefen  (d^d^  in'8  ©efid^t  unb  erhielt  als  ^nt- 
mort  barauf  bie  SSorberfagimg  Don  einer  i^m  be« 
Dorfiebenben,  und  nid^t  gong  oerßonbUd^en  Strafe. 
9iad^  Sofepl^ud  (Antt.  8, 15, 4)  foll  er  bem  ITönig 
als  Seftötigung  für  bie  SBa^rl^eit  feiner  Serfün- 
bigung  bie  Xl^tfad^e  angefül^rt  baben,  bog  feine 
^anb  nid^t  oerborrt  fei,  mie  gemi^  gef t^el^en  more, 
menn  er  einen  gottgefanbten  ^ropl^eten  gefdjilagen 
l^ätte.  (SSgl.  3  ff ön.  22, 1 1. 24.  2  ^.  1 8, 10. 23.) 
—  2.  ber  Ie|te  ftönig  üon  3uba  unb  3erufalem, 
ber  Sobn  3ofia8'  t>on  Smital  (4  StöxL  24, 18)  unb 
ber  leibltd^e  SBruber  beS  ffönigS  Soad^g  (4  ft5n. 
28,  31).  er  l^ie^  urft)rünglid^  SRottbaniaS,  er- 
l^ielt  aber  ben  neuen  !Ramen  bon  9labud^obonofor, 
als  btefer  feinen  Steffen  Soad^in  nad^  SBabqlon 
fül^rte  unb  i^n  ftatt  oeSfelben  auf  ben  £l^on  gu 
äerufalem  fe^te.  ßr  mar  er{l  21  Saläre  alt,  alft 

2 


S5 


Sedes  impediti 


86 


er  ]o  an  bte  @))t^  einer  ^(gelommenen  9Rod^t 
unb  einer  Don  Sert^eibigem  fa)!  gan^  entblößten 
@tQbt  gei'tellt  u>urbe.  S)ie  fur^e  S)cu:)Mung  feiner 
@ei(^i(^te,  meiere  fid^  in  ben  fiönigSbäd^ 
(4ftön.  24, 17  bis  25,  7),  in  ben  $arali)>omena 
(2  ^r.  36, 10—13)  unb  bei  3eremia8  finbet, 
»irb  oertiottpänbigt  burc^  3o)ep^u3  (Antt  10, 
7, 2  sqq.).  SebeciaS  toar  ein  leic^tfinniger  iunger 
^enj(^,  bei  bem  ein  ebler  @inn  für  boS  ®ute 
leid{)t  bur4  Sureben  unb  93etfpicl  )u  erfticfen  nxn:. 
9la4  3er.  27  u.  28  mar  in  ber  erften  Seit  feiner 
ftönig^berrfd^ft  bur^  gon)  Serien  baS  33e[treben 
oor^anben,  fu(  oon  ber  bab^lonifc^en  ^errfc^oft 

Si  befreien.  @ebecta3  f(^eint  babei  eine  leitenbe 
oUe  gefpielt  ^u  fyibtn,  benn  im  Dierten  Sa^re 
feiner  ftönigS^errfc^aft  maren  @efanbte  aller  be« 
naci^barten  %tt\d^,  S^ruS',  @ibond,  SbomS, 
^oabd,  an  feinem  ^ofe  Derfammelt,  um  bie  }u 
faffenben  ^Maßregeln  ju  berate  (3er.  27,  3). 
£ama(d  mar  @ebecia8  eben  Don  Sab^Ion  )uräd- 
gefommen,  mo  er  Dermutl^Ii^  9{abu(^bonof  or  (in- 
fic^tli^  feiner  Safallentreue  in  Sid^er^it  gemiegt 
^tte  (3er.  51,  59).  S^ie  golge  ber  93erabrebung 
mar,  baß  Sebeciad  ein  SünbniB  mit  ^eg^pten 
fd^loB,  unb  bieß  fam  einer  ilriegScrflärung  an 
Siabqlon  gleid^.    €o  üerftanb  ben  Sd^ritt  aud^ 
9labu4obonofor  unb  rüftete  infolge  beffen  ein  ^er 
5um  ginfaile  in  ^kilöftina.    3in  achten  3abre 
(Sebeciaä'  fyitit  bie  babplonifd^e  Ttaä^i  plünbemb 
unb  oermüftenb  bereits  gan)  3uba  überflutet;  nur 
3ent{alem,  l'ac^iS  unb  ^^ed^a  tonnten  no(:(  i^rer 
fefteu  !Dtäuern  megen  fid^  galten.  3n5mif((en  mar 
au(:(  ber  ^i^rao  aufgebrochen,  um  feinem  ^tt* 
bünbcten  in  3uba  ^iife  ju  bringen.    Sei  ber 
9iad)riilit  Don  beffen  ^eranfunft  ließen  bie  &faU 
bäer  augenblidlic^  Don  3cnifa(em  ab  unb  gogen 
i^m  entgegen;  mie  lange  biefe  SBaffenrube  für 
3erujulcm  mäbrte,  erfahren  mir  nic^L  9tur  bad 
mijjeu  toir,  baß  am  ^e^nten  Sage  bed  je^nten  !D2o- 
nat«  Don  8ebecta«}'  neuntem  3abre  bie  S^albäer 
mieber  cor  ben  *Dioucrn  lagen  (3er.  52,  4).  3}on 
ba  an  führte  Die  'l^clagerung  tro^  tapferfter  @egen- 
mcbt  langiam,  aber  fieser  )u  einem  traurigen  ßnbe. 
Xit  i^toDt  mar  balD  burc^  {Dkngel  an  allem 
Vbt^menbigen  )ur  äußerften  ^ot(  gebracht,  ya,  ber 
id)  nod)  Oiojep()ud  DerDerbtic^e  ftranf^eiten  gc> 
fUten,   Mltid^mobl  erfolgte  erft  na^  16  f^red- 
IcIku  ^D^onateu  bie  lange  DorauS^ufe^enbe  ftata- 
jlruptK.  Vlm  neunten  läge  beSDierten'DtonatS  mar 
e«  Den  (>f)<ilDäern  gelungen,  eine  SSrefd^  in  bie 
oUe  ebnuurDige  ^Utuuer  ber  3tabt  )u  legeiu  Um 
')J{ittrrnad)t,  al«s  bie  erfc^öpiten  $ertbeit)iger  eben 
Dir  U^iibe  gejuckt,  brongen  Die  O'balboer  im  Xunfcl 
bf r  "jtnd)!  in  bie  StaDt  unD  beje^ten  Dor  tUÜem 
bfu  l.rnipef,  ber  nun  )um  erften  ^JJ^ale  Don  einer 
rinDlid)rn  ^)Hadi\  betreten  rourbe.  ^iluf  fold)e  cnt- 
rl^liitje  )hWije  aud  bem  3d)lafe  geriffen,  flob  St' 
briiiiii  mit  feinen  Ttranen  unbftinDcm  unD  einem 
\;vnifUia  tmtet  3olDaten  burd)  enge,  Derborgene 
i^Miii.ri  .^11  bem  Der  '^reid)e  entgegengefe|ten  ibore 
biiiiiii9,  errrii^te,  Don  ben  iteinben  unbemerft,  baS 


gfreie  unb  fud^ie  an  ben  3orbän  )u  fornmcn. 
^Dein  auf  bem  SBege  bort^tn  morb  er  Don  3ubai, 
meldte  in  ben  Sdolböem  übergegangen  marcn, 
erfannt;  biefe  melbcten  fogleic^,  ma§  fie  gerc^, 
unb  beim  erften  SRorgenlic^te  uxirb  eine  iltt^i* 
üuig  abgefc^idt,  i^n  ju  Derf olgen.  ^ddfi  meit  Don 
3erid(o  marb  er  eingeholt ;  bie  meijien  fetner  Se- 
gleiter flogen  nac^  allen  Süi^tungen,  mü)  a  felbn 
mit  feinen  ^ngebörigen  marb  gefangen  genommen, 
^uf  ge^ntagiger  Keife  mürben  nun  ^Ue  nac^  3ttb» 
Mfyi  gefd^leppt,  mo  flc^  bamal§  IRabuc^obonofor 
auffielt.  9)lit  raffinirter  (Sraufamfeit  ließ  ber 
d^böifc^e  Pönig  erft  Dor  €ebecia§'  "klugen  aUe 
feine  ftinber  nieberbauen,  bamt  mürben  tbm  bie 
pflügen  auSgeftoc^en,  unb  er  marb  in  ebeme  geffdn 
gef^miebet,  bi§  er  fpöter  nac^  Sabqlon  gebrai^ 
mürbe  unb  bort  feinen  2:ob  fanb.  !Dtit  i^m  ging 
bie  boDibifdK  Spnaftie  gu  @runbe.  —  3.  ein 
@obn  beS  ßönigS  3oafim,  ma^rfc^inlii^  no4  ^ 
3uba  geftorben  (1  ißar.  3, 16).  —  4.  ber  Sobn 
^JJkafta'S,  ein  falfd^er  $rop(et  gur  ßeit  bc4  ftö- 
nig§  3ebecia§,  meld^em  3eremia§  eine  furd;tbint 
Strafe  anfünbigen  mußte  (3er.  29,  21.  22).  — 
5.  einer  ber  ^()flinge  bed  ffönig^  3oafim  (3er. 
36,  12).  —  6.  ber  UrgroßDater  be^  $ropbetm 
JBürud^  (SBar.  1,  1).  —  7.  Sobn  SeDei'4,  einer 
ber  iübifc^n  Surften,  mel(^e  unter  92ebemic4 
ben  neuen  Sunb  mit  bem  ^erm  unterfc^rieben 
(2  e^br.  10,  1).  [ffaulen.] 

Sedes  impedita  mirb  ber  bifc^öfUc^e  ter}- 
bifc^öflid^e,  ^^trtard)al-)  Stubl  genannt,  menn 
Der  rec^ößige  3n(aber  bedfelben  an  ber  Uebung 
feiner  3uriSbiction  ge^inbert  ift.  S^amit  auc^  in 
biefem  f^aUe  bie  Regierung  ber  Siöcefe  in  georb- 
neter  Steife  fortgefübrt  merben  fönne,  b^  bc^ 
canonifd^e  92e4t  befonbere  Seftimmungen  getroffen. 
9tid()t  im  9lecbte  Dorgefeben  ift  Dagegen  Der  ($üU, 
mo  ber  apoftolifcbe  Stubl  felbft  sedes  impedita 
im  angeführten  Sinne  mirb.  6d  müften  bo^er 
für  biefeu  gfaH  bie  befonbercn  Seitimmungen 
gelten,  melcbe  ber  bebinberte  Snbaber  be4  pöpß- 
iidfiti  Stubled  iebeSmal  tnffen  mirb ;  anbernfall§ 
mürben  meber  bie  pöpftlicben  lBebi)rDen  nod^  bie 
$)if(4öfe  ftcb  sede  apostolica  impedita  meiter- 
gebenber  SJottmad^ten  alS  fonft  erfreuen.  —  Sie 
recbtlicben  ^norbnungen  bei  ^^inberung  be^ 
^ifcbofä  ftnb  Derfd)teDen  nac^  ber  Derfcbiebenen 
Sachlage.  1.  3ft  'Filter  ober  ftronfbeit  @runb  ber 
bauemben  (perpetuo)  Serbtnberung,  fo  fann  Der 
93ifd^of  mit  Suftimmung  ber  SJ^cbrbeit  beä  ?om- 
capiteld  ]xd)  auctoritate  apostolica  einen  ober 
gmei  (EoaDjutoren  mahlen.  Steigert  er  fidb  beffen 
tro^  Antrags  be§  SopitelS,  io  bat  biefeu  über  Die 
Sachlage  an  ben  $apft  }u  bericbten,  tiamit  ber- 
felbe  gürforge  treffe  (cap.  un.  in  VI,  3. 5).  —  3ft 
ber  3^if(^of  mabnfinnig  unb  obne  liebte  "äugen- 
blide,  fo  kmn  ba»  Kapitel  auctoritate  aposto- 
!  lica  Dorlöufig  mitSmeibritteU^^aioritdt  einen  ober 
I  umei  (ioabiutoren  mäblen,  bat  aber  mie  Dorbin  an 
.  ben  $apft  )u  beridjten.  3n  beiDen  gdllen  ift  bie- 
i  fen  (EoaDjutoren  lebe  iBeröußerung,  oud)  Den  ^Ir« 


« 


@ebuliu8,  (Saeliud. 


88 


bTunMmfigm  bei  ftii^,  untatfost ;  Sted^mfd^oft 
tebn  fu  beim  flblmif  i^  93er)OQltung  bem 
Cqäüft,  nmm  bitfet  ^ergcftellt  mirb,  ober  bem 
ß^itd«  ober,  iDemi  cd  US  ba^in  n^t  gefc^e^en 
&  bmi  nnitn  fBi{<^fc  ab)idegen  (oap.  oxl  in 
n  L  c).  3^ce  ^gnijfe  erlofd^  burd^  bie 
;pcineQttne  bHI  SMofd  ober  buttj^  Sinlritt  bet 
gcbiäwcaii) ;  Coaoiiüoren  mit  bem  Sterte  ber 
üadf^rAgt  botn  nur  ber  ißapfl  ernennen.  SeAÜg- 
lufe  bK  Ctgenf^often  ber  (toabiutoren^  beS  um- 
in^ei  i^  SoOmm^,  beS  Srldf^end  i^rer 
tr«Kti8om  geben  bie  allgemeinen  Seftimmungen, 
md^  bie  iKr4engefe||e  iiber  bie  Soabiutoren  auf* 
s^bfll  b^bcn,  in  entf)»red^ber  SBeife  (f.  b.  9[rt. 
fiAibimor).  Ob  bie  Snorbnungm  bed  cUirten 
eapu  «n.  in  VI  atxif  gelten,  tsenn  ber  erhonlte 
sder  izrftnntge  9if<l^f  einen  (Seneraloicar  (f.  b. 
to.)  fpt,  ifk  controimf,  bflrfte  aber  ju  Beial^ 
*fis^  Bctt  biefe  2)eaetoIe  gang  allgemein  fld^  au9" 
wr^  obgleid^  bomolfi  boS  Snftitut  ber  (General- 
uiuiu  f^on  ocftanv* 

2.  Btrb  ber  8if<^of  oon  Reiben,  e^idmotifem 
oder  ^ärctifdm  in  bie  ®efangen{(^ft  geffil^  unb 
tarn  ow^  itii^t  einmal  mel^^  briefli^  mit  feinen 
Ztocffofien  Derfe^ren^  fo  ge|t  feine  3uridbiction 
3«  bei  ber  @ebiSDacan)  auf  bad  Copitel  fiber 
•  c  3  in  VI  1,  8;  S.  G.  a  7.  Aug.  1683; 
iUnufä.  XIV,  De  synodo  18»  16,  11).  S)iefed 
bit  fofOTt  on  ben  lßo)>ft  gu  berieten,  bamit  ber- 
«.^  tfttrfory  treffe^  gugleid^  aber  nad^  Cono. 
Ind.  8«s.  XXIV,  o.  16  De  ref.  imterl^lb  ad^t 
£flgr  emm  Sapitulattiicar  fa  befteDen.  S)iefe 
Ico^moig  gilt  ottd^  für  ben  gfau,  ba^  ber  ge« 
isagenc  Stfc^f  einen  (SeneroMcor  jurüdgelaffen 
bn,  metl  btc  cttirte  2)e€retale  biefen  gfoll  nid^ 
ortmnnnt^  obgleich  bomatt  bafi  Snftitut  ber  ®e« 
moloiaiR  fe^t  ^fig  (a  2  in  VI  1, 18)  Dor- 
fdca«  imb  toctt  bie  burd^  Jene  SBefiimmung  Dor- 
sounrnme  SuSpenfton  ber  3uriSbiction  bed 
SivbDH  ^  9)otIniad^ten  befi  (BenerotoicorS  Don 
KiM  not  fnipenbirt  Siefe  S>eaetale  barf  aber, 
cdl  fk  eilte  gon)  escepKoneOe  unb  ft^ecieOe  Sled^tS- 
asOfitt,  ni^t  auf  äbnlid^  Solle  ber  Sebin- 
aB§gd>e^  nicrben,  fo  namentlid^  nid^t  auf 

gidt  tDo  ein  SKf^of  bun^  bie  eigene  d^nft- 
kidbe  SUgtenmg  oertrieben  (8.  C.  Episo.  3.  Maj. 
lä6S  fir  bte  ncapolU.  fiibcefen)  ober  gefongen 
ynmrnifB  nrizb,  f^lbp  bann  nid^t,  toenn  (toenig* 
^zH  m  einem {Mtrilfitifd^en @taate)  ber&mbeS« 
ten  obi^ßfcb  ift  [^bMt  (SregorS  XVL  Dom 
Sr  mri  1838  in  ber  ftöbier  Sngelegenbeit).  3n 
rara  foli^  groOe  bleibt  olf o  bie  Suridbiction 
M  8if4ofS^  &>enn  aud^  foctijd^  bebinbert,  red^t- 
;^  xn  keift,  fomtt  aud^  bte  femeS  ®eneraloicarS ; 
«ftt  ber  OeneralDtcor  ebenfoQd  gefangen  gefegt 
9te  ^Btt  berfeCbe,  fo  ^t  boS  gapUel  fid^  an  ben 
cojblif^  6ttt^  gtt  menben.  Sine  vlenberung 
te:  Oefe^bimg  in  biefem  ^un&e  mar  auf  bem 
aeissniJNlbeii  (Sanol  ge|)lant  in  bem  @d^ema  De 
Mb  «pieeopali  racante  o.  1,  monad^  bei  ber 
bc^oteang  bc3  Sifd^^  burt^  ®efangenfd^ft. 


(Stttfemung  (relegatio)  ober  SSerbannung  bie 
^Regierung  ber  2)iöcefe  burd^  beffen  @enerab>icar 
ober  einen  anbem  oom  Sifd^ofe  befteSten  2)ele« 
gaten  fortguful^n  fei;  bei  beren  (Ermangelung 
ober  Xob  aber  foQe  oom  Sapitel  ein  Sa|)itular» 
Oicor  befteDt  unb  fogleidd  an  ben  apoftolifd^en 
Stul^l  berid^tet  merben  (Coli.  Laoens.  Yil,  651). 

3.  Stirbt  überbauet  ber  (Seneraloicor,  möbrenb 
ber  9if d^of  fem  oon  ber  2)idcefe  meilt,  f o  ift,  meil 
bie  @ef e^  für  biefen  gaS  bem  (lapM  feine  fßoUß 
madfi  fibertogen  boben,  bie  @ad^lage  bem  ^ßa))fte 
oorgutragen,  bamit  biefer  Slnorbnung  treffe.  2)a8« 
felbe  gilt  ouS  bem  nömlid^en  @runbe  für  Den  ^aü, 
bof;  bie  3uridbiction  beS  Sifc^ofS  burd^  genfuren 
bebinbert  mirb,  toad  ia  bie  nämlid^e  SBebinberung 
ber  SSoQmad^ten  beS  ®eneralDicar8  nad^  ftd^  jiebt 
(Dgl.  b.  9rtt.  Sapitel  unb  Sat^itularDicar  unb  bie 
bort  citirte  Siteratur.)  [^eufer.] 

^ebntiM»  (EaeliuS  (?),  d^ftlid^-Iateinifd^er 
S^id^ter  in  ber  erften  ddlfte  bed  5.  So^rbunbertS^ 
batte  fid^  in  früberen  3abren  mit  meltlid^  @tu- 
bien  befd^ftigt  unb  feine  gfeber  in  ben  S)ien|t  un« 
frud^tbarer  @))ielereien  gefteüt,  bis  er  bie  ^eim« 
fud^ungen  ber  göttlid^en  Sarmber^igleit  an  fU^ 
erfubr  unb  j,®ott  ben  Sult  bed  erleud^teten  ^er- 
jenS"  )u  mämen  begann.  @o  berid^tet  er  |elbft 
in  bem  SBibmungdfd^reiben,  mit  toeld^em  er  fernem 
Döterlicben  gfreunbe,  bem  ^reSb^ter  Sßaceboniufi, 
fein  Paschale  Carmen  überreid^te  (Sedul.  Opp., 
ed.  Huemer,  2  sq.).  S)ief(d  Selbftbefenntniß  ift 
bie  etmige  }UDerIäfftge  9lad^ridbt,  meldte  man  Aber 
ben  SebenSgang  bed  Sid^terd  befij|t.  3n  bem  lite- 
rargefd^id^ttid^  SBerfe  bed  ^redbpterd  (Seraiabiud 
Don  WarfeiOe  ifl  Don  i^m  nid^t  bie  Xebe.  S)a« 
gegen  ift  ben  nod^  e^tenen  9Berien  bed  2)id^terd 
in  alten  unb  guten  Qanbfd^ften  eine  9{oti)  bei- 
gegeben, nad^  meld^  @eouliud  {uerft  ald  Soie  in 
atalien  !ßbiIofo))bie  ftubirte,  f))ftter  auf  9Racebo« 
niud'  atatb  ald  Sebrer  ber  aßetril  auftrat  unb  in 
Sd^aia  unter  Xbeobofiud  bem  Sängern  (408  bid 
450)  unb  Salentinian  IIL  (425—455)  feine 
@d^riften  Derfa^te  (f.  Hnemer,  De  Sedulii  poe- 
tae  vita  et  ecriptlB  comment.,  Vindob.  1878, 
21  sqq.).  S)ie  €Haubmfirbigfeit  biefer  Angaben 
tarnt  iebod^  begmeifelt  merben;  immerbin  aber 
burfte  toenigftend  bie  Sebendgeit  bed  S)id^terd  bier 
rid^tig  befümmt  fein.  2)ie  Slbfaffung  bed  ermäbn- 
ten  Paschale  cannen  barf  ndmlid^  aud  inneren 
®rfinben  mit  großer  9Babrfd^einItd|teit  Dor  bad 
3abr  431  Derlegt  toerben.  S)a|  ber  Serfoffer 
^riefter  getoefen,  bejeugt  Jftbor  Don  Seotlla  (De 
vir.  ill.  c.  20);  fpötere  3eugen,  loeld^e  inbeffen 
leinen  ®Iauben  Derbienen,  mad^en  @ebuliud  f  ogar 
)um  SBifd^ofe.  9ud^  ber  9lame  Saeliud  Sebuliud 
tritt  erfi  fpäter  auf  unb  ift  nid^t  binlfinglid^  Der« 
bürgt.  @eine  Serübmtbeit  Derbanit  Sebuliud 
bau|>tf&blid^  bem  Pasohale  cannen,  toeld^ed  in 
{»esametem  bie  SBunbertbaten  iSffA\d,  tmfered 
^fd^d  (1  (Eor.  5,7),  befingt.  92a4bem  im 
erften  SBud^e  einleitungdmeife  einige  SBunber« 
ereigniffe  bed  ^en  Sunbed  jur  2)arfieQung  ge« 


89 


@ebuliu8,  ^enrtcuS. 


iO 


fotnmm,  toerben  in  bcn  öicr  folgcnben  ©ürf)cm 
bic  SBunbcrrocrfe  bc§  §crm  Don  feiner  gmpfäng- 
ni^  bid  )u  feiner  Himmelfahrt  borgcfül^rt.  S)ie 
altteftamentrid^en  ffi^unber  l^obe  ber  SSater  im 
SSereine  mit  bem  ©ol^ne  unb  bem  ©cifte,  bic  neu- 
teftamentlid^en  l^be  ber  ©o^n  im  SJereine  mit 
bem  55ater  unb  bem  ®eifte  gemirft  (Pasch,  carm. 
1,  291  8qq.).  SDßenngleid^  bie  Sierjal^I  ber  bem 
$?eben  3efu  getoibmeten  SBüd^er  ol^ne  3tt>cifel  ber 
Sier^Ql^I  ber  SDongelien  nod^gebilbet  ift,  fo  ent> 
nimmt  ber  ©id^ter  feinen  ©toff  bod^  öortoiegcnb 
bem  WQttl^u§«@))angeIium,  teäl^renb  bie  onberen 
Süangelien  mtr  }u  Srgön^ungen  ^erangegogen 
werben.  Xrifft  ©ebuIiuS  l^ierin  mit  feinem  S5or- 
gonaer  SwöenaiS  (f.  b.  ^rt.)  jufammen,  fo  unter« 
fd^eibet  er  fid^  Don  biefem  baburd^,  ba^  er  eben 
nur  bie  mirabilia  ouS  ber  ©efd^id^te  be§  SebenS 
äefu  au§]^ebt  unb  nid^t  fomol^I  er^öl^Ien  qI§  oiel- 
mel^r  erflören  teiH.  S)ie  Xl^otfad^en  alS  befannt 
DorauSfe^enb,  ergebt  er  ftd^  in  frommen  99etrQd^- 
tungen  unb  aüegorifd^en  ober  m^ftifd^en  S)eu- 
tungen.  2)ie  Bpxad^t  geid^net  ftd^  in  ^o^em  ©robe 
bur^  ©nfad^l^it  unb  Sebcnbigfeit  au8,  ber  95er8- 
bau  überrofd^t  burd^  Seid^tigfeit  unb  Sonect^eit ; 
überaE  befuiü)et  ©ebuIiuS  eingel^enbe  Vertrautheit 
mit  ben  römifd^en  ©id^tem  beS  golbenen'  3«it" 
alters,  inSbefonbere  mit  SJirgil.  ®a6  baS  ©cbid&t 
öor  431  gefd^rieben  mürbe,  ift  be^l^alb  fe^r  mal^r- 
fd^einlid^,  meil  ber  ftrfhg  fird^Iid^  gefmnte  SJer» 
faffer  ben  9leftoriani§mu3  (unb  ben  3Jlonopf^t)f\' 
tiSmuS)  ni(^t  ermähnt,  mä^renb  er  ben9lriani8mu8 
unb  ben  ©abeUianiSmug  nad^brüdflid^  befömpft 
(Pasch,  carm.  1,  299  sqq.).  92od^  einer  merf- 
n^ürbigen  Unterfd^rift,  mel^e  ftd^  fd^on  in  ben 
älteften  ÜJlanufcripten  finbet,  l^at  SurciuS  SRufiuS 
^IfteriuS,  KonfuI  bcö  3o^re§  494,  eine  (neue) 
Ausgabe  bed  ©ebid^ted  oetanftaltet  (f.  Huemer 
81  sqq.).  3n  ber  fogen,  ©elofmnifd&en  ®ecretale 
De  recip.  et  non  recip.  libris  mirb  baS  ©ebid^t 
fel^r  gerühmt  unb  em})fo]^Ien  (f.  Thiel,  Epist. 
I^om.  Pontif.  I,  Brunsb.  1868,  461),  unb  in 
ben  folgenben  Sal^rl^unberten  l^t  eS  fid^  einer 
aufeerorbentlid^en  4)odöfd^ä|ung  unb  IBeliebt^eit 
erfreut.  5ln  SBerfen  be§  Paschale  carmen  Der» 
onf^aulid^te  mon  im  frühem  SKittelaltcr  bic  @e« 
fe|e  ber  ©rammatü  unb  ber  SKetrif  (ögl.  b.  9lrt. 
Quadrivium),  einzelne  @ö^e  famen  al§  fprid^- 
mörtlic^e  ©entcnjen  in  Umlauf,  anbere  ©teflen 
gingen  in  bie  römifd^e  Siturgie  über  (5.  93.  ber 
iÜnfang  ber  SKuttergotteßmcffe :  Salve,  sancta 
parens  u.  f.  tt).).  2luf  SDIaceboniuS'  grfud^en  lie^ 
©ebuliuS  bem  Paschale  carmen  eine  Ueber« 
tragung  beSfelben  in  rl^etorifd^e  ^rofa  (in  rhe- 
toricum  sermonem)  folgen,  mcl^e  gleid^faUS  in 
fünf  99üc^er  abgetl^cilt  unb  Paschale  opus  be« 
titelt  ift.  ®er  3n^olt  be§  ©ebid&teS  ift  ^ier  ju- 
gleid^  erweitert  unb  öeröollftänbigt,  namentlid^ 
burd^  mörtlic^eSBicbergabe  ja^lrcid^erlBibelftellen; 
bie  burd^  claffif^e  SKufter  geregelte  ©prad^e  be§ 
®ebid^te§  aber  l^at  einer  faft  ungeniefibaren  unb 
unDerftönblid^en   ©d^mulft   unb   ©cfd^raubtl^eit 


toeid^en  muffen.  Süperbem  fmb  nod^  ginei  ^m« 
nen  öon  ©ebuliuS  überliefert.  3)er  eine,  in  SÄ« 
ftid^en  Derfa^t,  wiE  laut  otm  Singange  iMS  £ob 
be§  Herrn  fingen  unb  jiel^t  ut  bem  6nbe  mamtig« 
fa(^e  parallelen  ^toifd^en  Dem  ^Iten  unb  bem 
9^euen  SSunbe ;  ber  ^esameter  bringt  j[ebe3mal  ben 
altteftamentlid^en  S^puS,  ber  Ißcntometer  ben  nen^ 
teftamentlid^en  ^ntittipud,  unb  ber  innere  Sufmn« 
menbang  gmifd^en  XppuS  unb  Sntit^puS  xdxA 
hnxd)  ^nmenbung  ber  fogen.  Sponolepftd  oenm- 
fd^aulid^t,  inbem  bie  erfte  ^ölfte  bed  ^lometof 
immer  aud^  bie  }h)eite  ^ölfte  beS  $ertonetct« 
bilbet.  3Beit  l^ö^em  bid^terifd^en  SBert^  beft|t  ber 
jmeite  ^pmnuS  auf  baS  geben  beö  ^^errn.  S^etü 
felbe  Dcrlöuft  in  {ambifd^en  2)imetem,  meU^  ft^ 
rcgelmö^ig  am  ©d^luffe  reimen  unb  gu  tnergeiligoi 
©tropl^cn  oerbunben  fmb ;  bie  9[nfang§bud||ftaben 
ber  28  ©tropb^  entfpre(^en  ber  9tei|enfo(ge  bd 
^lpbQbet§.  2)an!  ber  eblen  Sinfad^l^eit  beS  Sid* 
brudS  unb  ber  Snnigfeit  unb  9nbad^t  ber  Sm« 
pfinbung  l^at  biefcr  ^^mnuS  gro^  Seifatt  gc« 
funben  unb  ift  fd^on  fdtb  in  fird^lid^en  ®ebmu4 
genommen  morben;  ba8  SBeil^nad^tdlieb  A  bcJib 
ortus  cardine  unb  baS  Spip^onienlieb  Oadelit 
Herodes  Deum  flnb  biefem  f)9mnuS  tnüdpat 
(f.  3.  ffa^fer,  IBeitröge  jur  ©efd^id^te  unb  fo 
flörung  ber  ölteften  ftir!d^en]^t|mnen,  2.  SufL, 
^aberbom  1881,  337—385).  S)ie  neuefte  unb 
befte  ©efammtauSgabe  ber  SSerfe  beS  Si^tol 
lieferte  3*  ^ntmn,  SBien  1885  (Corpus  scr^ 
eccles.  lat.  X).  TOigne  (PP.  lat.  XIX)  bietet 
einen  ^bbrud  ber  Ausgabe  f$f.  ^reüalo'S,  Son 
1794.    mql  S.  S.  Seimbad^,  ^trifüfd^  €tii- 
bien  I,  ®o§lar  1879  [^ogr.];  «,  gbert.  Mg. 
@efd^.  ber  fiiteratur  bed  9mttelalter8  im  Sbenb- 
lanb  I,  2.  aufl.,  Seipaig  1889,  373  ff.  SBeitw 
fiiteraturangaben  f.  bei  Engelmann-Prenss,  BibL 
Script,  class.  ü,  8.  ed..  Ups.  1882,  572  sq., 
unb  bei  ÜJl.  9»anitiu8,  ®efd^.  b.  d^riftl-loi  ^oejie, 
©tuttg.  1891,  303.)  [93arben]&etoeL] 

^bttfiit$,  ^  e  n  r  i  c  u  8  (^einri^  Don  Sroom), 
0.  S.  Fr.,  ein  „aflfeitig  gebilbeter  ©elc^rter,  ht» 
fonberS  in  ber  jhrd^engefd^id^te  unb  $atnjlif 
(®aubentiu8,  Seiträge  jur  ftird^engef(^idS|te  bei 
16.  unb  17.  3abrbunbert8,  »ojen  1880,  72), 
mürbe  1547  )u  Siebe  geboren,  ftubirte  in  bot 
9licberlanben  ^umaniora  unb  nal^m  ben  SfroBF 
ciScanerl^abit  guSötoen.  93crfoIgtt)onben@eufen, 
ging  er  nad^  3nn3brudf,  Don  mo  i^t  ber  AmM« 
fürft,  Sr^b^i^B^g  Sferbinanb,  nad^  SRom  fonbte,  ba* 
mit  er  bort  bie  @runbung  einer  neuen  ttrolif(t(n 
$roDin)  feines  OrbenS  betreibe.  Stad^bem  er  Me| 
aud^  erreid^t,  tourbe  er  felbft  beren  erfter  ^^rortn» 
)ial.  ^ll§  in  ben  9{ieberlonben  bie  Orbnung  ttrie* 
berbergefteUt  mar,  fe^rte  ©cbuliuS,  ber  bie  il^ 
me^rfad^  angetragene  bifd^öflid^e  SBürbe  be^anfi^ 
au§gefd^lagen,  in  feine  ^eimot  gurfldC  unb  ftab 
al§  ®eneralbcfinitor  feincd  OrbenS  am  26.  gt« 
bruar  1621.  ©eine  ©d^riften  finb  am  oui^u^ 
lic^ften  oegeid^net  bei  Dirks,  Histoire  littdraii« 
et  bibliographique  des  fr^res  MineorB  M 


41 


@ebuHtt8  @cotu8  —  Seehofer. 


42 


BdgiqBft  «i  dans  les  Pays-Bas,  Anvers 
158&.  132  s&  3n  neuerer  Seit  »urbe  @ebuliu8 
benfiga  genannt^  toeil  er  in  feinem  SBerfe  Prae- 
KxipiiiBiaB  adversna  haereses,  Antwerpiae 
16^<6, 210  aq.»  ein  ^cumeni  Deröffmtliti^te,  in 
sfl^oB  ber  getDoIifame  S:ob  Sutl^  bel(iau))tet 
sube.  dn^oUlid^  l^ite  bief eOe  Se]^QU))iung  fc^on 
JH^I»  0.  b.  «rt)  1591  in  ben  Signia  Eccle- 
ai«  onfgefldlt  (Sgl  bie  93iogtat)$ie  bed  @e« 
Mini  in  bcn  ^ifL-|)oL  SUttem  CXUI  [1894], 
4i6|f.)  [9)iQiunfe.] 

$ctafi«s  $C9tas  (6cottufi),  ein  ©elel^rter 

■A  Si4^er  beS  9.  Sal^^nbertS,  fam  um  baS 

^dfc  ft48  att§  feiner  ^eimot  Srlanb  (Scotia)  mit 

«CS  0efQ^iten  nad^  Süttid^  unb  isurbe  bort  t)om 

:i^i$(WddstBar  (840 — 854)freunblid^  mifgenom« 

wn  nermut^,  ba^  er  unter  ^ortgor  unb 

leiümig  au6  unter  beffen  {ßod^fotger  granco 

i8S4^901)  an  oer  2)om!d^uIe  k)on  6t.  Sambert 

in  nori^  ald  2c^  gett>irft  ^be.   Sbenjo  }og 

Um  Sqbtl^^of  ®unt^  Don  ftöln,  ber  {e^r  bie 

I  nttfnnp  liebte^  jeitmeife  an  feinen  ^of .  Ob  er 

iväkt  fi4  Ro^  Obmtatien  getoanbt  |at,  ift  gmeif  el- 

^,  ba  nii^  feftfiebt,  ob  bie  ®ebi(^te  an  bie  SRoi- 

itnte  ecjbifi^ofe  «ngilbert  IL  (824—860)  unb 

xjßtü  (860 — 868)  Don  SebuliuS  felbft  ober  don 

S^^ulini  befifeCben  ^exrä^en.  3n  ber  ®efd^id^te 

>e  SiierQtnr  tfl  @ebuItuS  nomentlid^  afö  S)id^ter 

rra  oB  SBerfaffer  eineS  Sfirfienft>iegeI3  üon  93e> 

»sinnig.  6eine  iS^id^it,  bie  nunm^t,  fomeit  fie 

s^adtin,   va   einer  ®efommtauSga6e  oorliegen 

iMo«.  Germ.  hiat.  Poetae  lat^  aeyi  Carolim 

m,  1, 154 — 240),  ftnb  in  mannigfaltigen  SRetren 

sefaii  nnb  tes(errli(^en  )um  großen  ä^eile  99i« 

S^if^  ^tnb  anbere  bo<i^ftel^enbe  ißerfonen, 

®unp  \idf  @ebuliu8  Jtd^tn  moOte.  (ginige 

oc^  |)octif4e8  Sm|)finben  unb  guten 

binsot,  anbere  bogegen  fino  pl^rafen^aft  unb 

id^iralpXQ.    3in  Sürfienfpiegel  (Liber  de  recio- 

nbns  efansüania  [Migne,  PP.  lat.  CIII,  291 

ad  332])  legt  er,  )um  Sl^eil  mit  onerfennenS- 

BCRbcm  Smmitfl^,  bie  $flid6ten  eined  c^riftiid^en 

öcnf<tcr$  bor,  ert^eilt  SRoti^fd^Iäge  für  eine  U)eife 

Hegiersng  ber  Untertanen  unb  mamt  oor  ben 

'd«fa(rrai,  totU^  0ürpen  umgeben«  S)aS  SBerl, 

A  wi^cBi  (na^  htm  Sorbilbe  ber  @^rift  De 

MBsolaüone  philoaophiae  beS  Soetl^iuS)  bie 

fc9$aij(^  Snrßeatmg  hutd)  eingefheute  ®ebid(|te 

lelftt  iDirb,  oor  anf ^einenb  an  ff önig  fiot^ar  U. 

fto  OB  Patfer  Shibtttg  IL  gerid^tet.   93on  ben 

üngen  Schriften  @ebuliu8'  feien  enoäl^nt  bie 

CAlketaiiea    in    onmea  B.  Pauli  epistolas 

«IGgna  1  c  cm,  9 — 270 ;  bie  neuerbingS  au{- 

«pSit  9eiaaptmtQ,  Sti^b  @imon  beftreite  bie 

iamn^  b^  @ebuliiifi  @cotuS  für  biejen  Som« 

mxm,  ifi  imrid^tig ;  ber  berühmte  ©elel^rte  erflört 

tm  Irielbfaffnng  -bed  SommentariS  burd^  SaeliuS 

cthsäaS  [f.  b.  art-l  \iix  unmöglid^  [Hist.  crit. 

im  princip.    fsonunentat.  du  Nonv.  Test, 

fiotterdam  1693,  379]);  bie  Explanatiuncula 

4»  brevianonmi  ot  oapitnloram  canonumque 


differentia,  fomie  bie  Expositiunculae  in  argu- 
mentum secundum  Matthaeum»  Marcum,  Lu- 
cam  (Migne  ib.  271 — 290)  unb  bieExplanatio- 
nee  in  praef  ationes  S.  Hieronymi  ad  evangelia 
(ib.  881—352).  (Sin  ](|anbfd^riftUd^  oor^anbeneS 
umfangreid^ed  CoUectanemn  gu  SRattl^äuS  ift 
nod^  nici^t  gebrudt.  @ebuliud^  Srnötungen  )ur 
beiUgen  @<|rift  fmb  ben  SBerfen  Don  ffird^en- 
oätem  entnommen;  im  Sommentar  su  ben  pm» 
linifd^en  Briefen  benu^t  er  aud^  bie  Srllörungen 
bed  !ßelagiu8,  ol^ne  biefem  iebod^  in  ber  ^refte 
)u  folgen  (Simon  1.  c.  380  s.).  3n  neuefter  S^it 
i^at  S.  Xraube  (f.  u.)  nad^gemiefen,  ba^  SebuIiuS 
aud^  ber  93erfa{fer  ber  in  einer  Suefer  ^anbfd^rift 
aus  bem  12.  Sa^rl^unbert  Dorliegenben  6{cer))ten- 
fammlung  (l^erauSgeg.  oon  gof.  fflein  in  ^Ueber 
eine  ^onbfd^rift  bed  9licoI.  oon  ßufa  nebft  un« 
gebrudtten  gfragmenten  Siceronifd^er  Steben",  Ber- 
lin 1866)  ift.  aScmerft  fei  nod^,  bafe  mand^e 
3Berte  be§  @ebuliu8  eine  ffenntni^  ber  gried^ifd^en 
@))rad^e  oerratl^n,  mie  fie  bamalS  im  Sbenblanbe 
nemlid^  feiten  mar.  (SSgl.  Sbert,  «Ugem.  @efd^. 
ber  Siteratur  beS  SRittelalterS  U,  Seipaig  1880, 
191  ff. ;  SeHedl^eim,  ®efd^.  ber  tatl^oL  ffird^e  in 
Srianb  I,  SWains  1890, 285  ff. ;  Sraube,  0  Roma 
nobilis,  in  b.  Slbl^anbl.  ber  fgl.  ba^r.  ^fabemie 
ber  aSiffenfd^.,  $^Uofo))^.-))PoIog.  glaffe  XIX 
[1892],  338  ff.)  [3edt.] 

^eefofer,  lUrfaciud,  Iut]^erifd^er  S^eolog, 
mar  ju  5IRflnd^en  geboren,  ftubirte  erft  in  Sngol- 
ftabt,  fpöter  in  SBittenberg  unter  SReland^tl^on; 
oon  bort  fd^rieb  er  am  4.  Sanuar  1522  jmei 
Briefe  an  gframbe  in  fßar^tm,  in  meldten  er  be- 
meifen  moQte,  ba^  ber  ®Iaube  allein  jur  Seligleit 
genüge,  unb  ba|  ber  9Renfd^  feinen  freien  SEBUIen 
fabe  (äBinter,  @efd^id(|te  ber  @d^idffale  ber  eoang. 
Seigre  in  . . .  »o^em  I,  SKünd^en  1809,  306  ff., 
»eilage  n  u.  HI).  3m  §erbft  beSfelben  Softes 
erlangte  er  baS  SRagifterium  ju  3ngoIftabt  auf 
^Betreiben  beS  Dr.  3ob.  6d  nur  unter  ber  S3e- 
bingung,  ba^  er  fid^  eiblid^  oom  Sutbertl^um  loS- 
fage.  ®feid^mobI  bi^It  Seehofer  fd^on  im  folgen« 
ben  3a]^re  eine  Sorlefung  über  bie  ))aulinifd^n 
Briefe,  oorgeblid^  nad^  bem  bl-  ^t^onaftud,  in 
SBirflid^feit  aber  nad^  feinem  bei  SReland^tbon  ge- 
fd^riebenen  SoQegienbefte.  SmSluguft  1523  mürbe 
er  bel^alb  beim  afabemifd^en  Senate  benuncirt 
unb  in  ^aft  genommen  (ogl.  b.  Slrt.  Slpel,  9iico« 
lauS).  ^uS  feinen  confiScirten  $a|)ieren  }og  bie 
tbeologifd^e  gfacultät  17  irrige  @ä$e  auS  (f.  bie- 
felben  bei  i\potoSi%  grgula  oon  ®rumba^,  aRün- 
d^en  1801,  »eU.  XVH),  »orauf  ber  afabemifd^e 
@enat  an  ^er^og  SBilbelm  ben  Eintrag  fteute, 
Seehofer  foQe  feine  Iutberi(d^en  Sebren  oor  oer« 
fammelter  Unioerfitöt  miberrufen,  ftd^  eiblid^  0er- 
))f[id^ten,  biefem  Srrtl^ume  femer  nic^t  anjuböngen 
unb  bad  als  ®ef öngni^  ibm  angumeifenbe  fflofter 
obne  Segnabigung  oon  Seiten  bed  ^erjogS  nid^t 
gu  Oerlajfen.  Unterm  30.  ^ugufl  mürbe  biefeS 
Urtbeil  oom  C^ergog  ratifidrt,  am  7.  @e})tember 
leiftete  Seehofer  unter  ^b^önen  öffentlid^en  Biber« 


43 


©eeler»  —  ©eete. 


44 


nif  (helfen  ffiotöaut  Bei  ßipo»«^  »eö.  XVm) 
unb  tourbe  nad^  bem  Softer  &tal  in  fKift  ge- 
faad^t.  3108^  ^on  ©eel^ofere  Sd^ütem  tourben 
mit  Sarcer  beftroft  unb  mußten  eiblid^  ber  lutl^e- 
rtfd^en  IBel^te  abfagen.  Siefed  Sorge^en  gegen 
Seel^of er  Deronla^te  mehrere  @trettfd(|riften  gegen 
bie  UniDerjUät  iDorauf  bie  ledere  mit  berSBeran- 
ftoltung  einer  öffentlid^en  S)i8)mtation  {Wpxü 
1524)  ontttortett  S)er  SSerlouf  bed  Streites,  fo- 
meit  er  bie  Sngolftäbter  UniDerfität  onging,  ift  in 
bem  citirten  Irt.  9lt)el  angegeben,  ^ier  ift  Dor 
Vätm  xwä)  bie  Stoüe  )u  encä^nen,  mlä^t  in  @ee- 
l^oferS  @t\ä^iijitt  Srgula,  geb.  üon  @tauff,  ®e- 
mafjiim  bed  gfreil^erm  griebrid^  Don  @rum6od^, 
MegerS  }tt  S)ietfurt,  jpielte,  eine  überfpannte 
S)ame  (naautula  nennt  f  e  9Reberer),  toetd^e  mit 
Sutl^er  in  Sriefmed^fel  fianb  unb  fiffentlid^  )u 
SHetfurt  bem  Solle  bie  neue  Sel^e  ))rebigte.  Unterm 
14.  ©eptember  1523  rid^tete  fie  ein  fd^mupgeS 
Sd^reiben  an  bie  Unioerfitöt  ^ngolftabt,  in  loel- 
d^em  fie  unter  ^nfül^rung  Dieler  @d^riftfteDen  @ee- 
l^ofer  in  6d^u^  nal^m,  bie  UniDerfttät  aufforberte, 
il^r  bie  @teSen  aud  Sutl^erS  unb  Sßelond^t^onS 
@d^rtften  anjugeben,  n^eld^e  le^erif^  feien,  unb 
enblid^  ftd^  gu  einer  S)iSputation  mit  ben  Ißro- 
fefforen  erbot.  Unterm  20.  ©c))tember  fd^rieb  fie 
ccää^  an  ben  ^er}og  SBil^elm  felbfl,  inbem  fte  bie 
untoal^rc  93el^aut)tung  auffteHte,  ba^  Seehofer  ,,be9 
2)rauung  bed  f^erS"  jum  SBiberrufe  gebröngt 
morben  fei,  unb  fid^  eine  fd^arfe  Ihitil  fatl^olifd^er 
ßinrid^tungen  l^erauSnal^m.  2)er  ^ergog  beauf- 
tragte barauf^in  feinen  Sruber  fiubmig,  SrguIa'S 
©emal^Ie  bie  Slbfe^ung  Don  feinem  Smte  anju* 
fünbigen,  totü  er  feine  $rau  Don  fotd^em  93or- 
gel^n  nid^t  }urfldfge^alten ;  ^jog  Submig  bean« 
tragte  iebod^,  gunöd^ft  eine  emftlid^e  Sermal^nung 
Dorangel^en  gu  laffen.  Sluf  alle  il^re  Sufd^tiften 
erl^ielt  Slrgula  feine  ^ntmort.  9lur  ein  ÜRagifter, 
Solennes  Don  fianbd^ut,  SRabemüer  in  Sngol- 
ftabt,  mibmete  iJfyc  ein  ©pottgcbid^t  in  130  Seilen, 
n)eld^e8  fte  burd^  ein  tl^oIogiftrenbeS,  mit  Dielen 
Sd^riftftettcn  untcrmifd^tcS  ©ebid^t  Don  575  Seilen 
beontmortete.  3)ie  oHgemein  Derbreitete  Slnecbote, 
ba^  Sd  il^r  al§  SIntmort  einen  @))innrodfcn  }u- 
gefd^idtt  babe  (Dgl.  b.  «rt.  Sägern  n,  120) ,  ift 
in'd  @ebiet  ber  Sage  gu  Dertoeifen,  ba  üd  gu 
jener  Seit  in  Stom  n)eUte.  9m  „2)ien8tag  nac^ 
9nbreä"  (1. 2)ecember)  1523  fd^rieb^rgula  aud^ 
an  ben  jhtrfärften  tJfriebrid^  Don  ©ad^fen  unb  an 
äobann,  ^falggrafen  bei  Sl^ein  unb  ^ttioQ  in 
^ai^tm,  meldte  fie  mahnte,  @tä|en  bed  „@Dan« 
geliumS"  gu  fein;  Sutl^er  räumte  fie  be^megen  bod^ 
(ffie  SBette,  Sut^erS  »riefe  H,  Serlin  1826, 
590).  3)er  C^gog  Don  ^ar^tm  bagegen  Der« 
bannte  fte  um'd  ^ofyc  1530  aud  bem  Sanbe  unb 
entließ  il^ren  ©o^n  ®eorg  au8  feinem  S)ienfte. 
9Irgu(a  ftarb  1554  gu  SeUi^b^m  in  gtanbn.  — 
©eebofer  entlam  au8  feiner  |)aft  im  fflofter  (Sttol 
unb  n)urbe  Don  Sut^er  gum  ehemaligen  f)od^-  unb 
S)eutfd^metfier  in  $reu|en  gefd^idtt,  100  er  18  9Ro- 
nate  lang  alS  lutberif^er  ^rebiger  tb&tig  toor. 


Skmn  lebrtf  er  nad^  SBiitenbetg  gurfidC;  1535 
mar  er  als  Se^rer  am  lutberifd^en  @t.«9lnna-®9m« 
noftum  in  9ugSburg  tbitig,  1536  mürbe  er  Pfarrer 
gu  Seonberg,  bann  gu  SBinnenben  in  SBurtemberg, 
mo  er  1545  ftarb.  3m  S)rudEe  erfd^ien  Don  il^m : 
Enarrationee  evangelionun  dominicalinm  ad 
dialeodcam  methodom  et  rhetorieam  dis- 
positionem  aocommodatae,  Aug.  Vind.  1539. 
3)aS  Sud^  ftebt  f^on  1544  auf  bem  änbes  bec 
©orbonne;  im  rj^mifc^en  fte^t  eS  in  ber  oiten 
Qilaffe.  (infolge  Don  Sefe-  ober  Srudtoerfeben 
bei|it  ber  ^uctor  in  ben  älteren  SnbiceS  ©c^offer, 
©d^opber,  ©coffer,  ©d^affir;  erft  1747  ftnbet  ftd& 
bie  S^orm  ©ebofer;  Dgl.  Keufd^,  3nbe£  I,  231.) 
3trtbümlid^  muroen©eebofer  gugef(brieben :  Stlidbe 
S^ragftüdPe  Don  ben  $au))t))uniien  d^riftlid^  Re- 
ligion ;  bann  Sinige  @(blu|reben  Don  ber  9Re{|e, 
Sfegfeuer  unb  9bla|  (ffobolt,  Sapr.  ®elebrten* 
leiilon,  fianbSbut  1795,  629)  unb  Palinodia, 
Breslau  1520  (®anberS(oferS  Slad^tröge  gu  ben 
.^Srgängungen  unb  SBericbtigungen  gum  Ski^ri- 
fd^en  ®eIe$rtenIe£Uon  Don  StoMt" ,  SanbSbut 
1824,  404).  (SBgt.  bie  Slteratur  im  «rt  «pcl, 
92icoIau8,  unb  SBiebemann,  tKrfaciuS  ©eebofer, 
im  Oberbaprifd^en  ard^iD  XXI,.  SRund^  1859, 
61  ff.)  t3B«ber.] 

§tAtt%  (©ud^enbe),  nad^  filterer  Sluffaffung 
92ame  einer  engUfd(|en  ©ecte  im  17.  Sabtpun« 
bert,  bie  einem  gemäßigten  StationaliSmuS  \^vl* 
bigte  unb  mebr  ober  meniger  ben  Unterfd^i^b 
gmijd^en  ®eiftlid^en  unb  Saien  Dertoifd^ie;  na<!b 
SBemgarten  (Sie  SteDoIutionSfinben  SnglanbS, 
Seipgig  1868,  102  ff.)  bagegen  @))ottname  für 
SRfinner,  me(d^  ber  d^iliaftif d^en  Sttd^tung  on- 
gebörten  unb  eine  geiftigere  gorm  bed  Cbrifien» 
tbumS  ermorteten/  aber  feine  beftimmte  unb  fefte 
Organifation  ttnb  ftrenge  genommen  leine  ©ecte 
bilbeten.  \%.  Simmermann  S.  J.] 

$eeb  (anima,  ^^yi[)  ift  nad^  Dulgörem  unb 
))büofo))bif  d^em  (^t^raqgebraud^  baS  innere^rincip 
beS  2ihzn^  in  ben  organifd^en  äBefen.  —  1.  %  e- 
griffsbeftimmung.  Unter  Seben  (f.  b.  9rt.) 
überl^aupt  Derflel^t  man  bie  „©elbftbemegung'' 
ober  genauer  bie  ^.immanente  Xb^^tigfeit"  (actio 
immanens),  meld^er  bie  tranfitiDe  ober  gietenb 
ubergebenbe  (actio  transiens)  biametral  gegen» 
überftebt.  SBeibe  unterfd^eiben  fid^  baburdji,  ba^ 
bei  erfterer  ber  XerminuS  ber  Xb^tigfeit  im 
tbatigen  ©ubject  Derbletbt,  Don  bem  fie  oudging 
(g.  S.  SerftanbeSacte),  mäbrenb  bei  Ie|terer  ber 
XerminuS  ber  Xbätigfeit  außerhalb  beS  %y^%m 
föQt  (g. ».  @to|  einer  93Uiarbfuge{).  ©e^t  man  ben 
SBegriff  bed  SebenS  in  bie  urf prüngliibe  3)e^nition 
ein,  fo  toirb  bie  ©eele  befttmmt  merben  mfijfen  aI3 
baS  lefcte  iprinci|)  ber  immanenten  ZMtigfeit  in  ben 
orgamfd&en  ffiefen  (^flange,  Sbier,  SKenfd^).  SBon 
biefer  Segrifgbeftimmung  ift  bie  berCÖmmlid^e  beS 
SlrifbteleS:  lEvtsXevcta  ^  i^pcuti]  ocu^to^  <pu9i* 
xou  dp7avtxo5  duvap^t  Cü>V  ^X^vtoc  (De  anim& 
2, 1)  nur  ber  gorm  nad^  Derf^ieben.  dum  3)e*> 
griffe  ber  ©eele  gehören  mitbin  gmei  ÜRomente : 


45 


Seele. 


46 


ca  a^lBM,  Mle^nib  in  ber  „erßen  Snteled^ie'' 
cii  noan^km  BeoenSgcunb,  fobonn  ein  relattoed, 
Mt^b  in  einet  innemefentlic^  SBegie^img  au 
nm  ^b9fi{<^^  otQonif^en,  lebenSföligen  Rbv 
pa*,  ofeS  bcm  Condoi  bet  @eele ;  benn  burd^  bie 
€«4e  fxft  n>irb  ber  ttbtptx  \übft  lebenbig,  befeelt. 
In  Mcnftmige  ftotper  fut  {\(i^  oDem  ^i|t 
fnBitf4>  »OrgattiSmuS",  fpeciel  bei  SRenfd^en 
S^fteren  ,8eib* ;  bo4  inDotoirt  lej^erer  fd^on 
oezfiMfte  Sejte^g  )uc  intormirenben  Seele, 
&a  non  «on  einem  ^cntfeelten  Seibe''  (=  Seid^e, 
I^rAibob)  fprid^t.  ~  9u8  ber  angefül^tten  Säe« 
•ifffe&eftiminimfl  ergibt  {i(^  o^ne  Stülpe  ber  3Be- 
foiSunttrfi!^  )mif($en  Seele  unb  @etft  (spirituB, 
r^oftt).  0eift  ift  rin  abfoluter  93egrlff,  Seele 
dB  nkittoer.  (Sott  ifl  @eift  im  abfoluteflen 
9inne  bcd  SBortefi  unb  fann  nur  burd^  pon« 
thrt^4e  tBerfliid^tigung  )ur  ^aßeltfeete"  l^erab« 
frourbig^  tverben  Q.  b.  firt  ^ntbeidmuS).  Sud^ 
hf  Cogiel  (f.  b.  Vrt.)  fuib  otd  reine  ©eifter  un« 
fi^g,  in  Scibem  berfd^loffen  gu  merben  mit  ber 
^iczdion,  biefelben  Don  Snnen  }tt  bellen.  Sine 
&cle  tß  entocber  blo^e  Seele,  mie  bie  Sfbmjen« 
■nb  Z^infeele,  ober  fte  b^lt  i^r  Sein  uno  SEBirten 
vjn  ber  sSrtfenfung  in  ben  Stoff  tbeilmeife  frei, 
me  bie  menfd^n<l^  Seele.  3m  crftem  ^tt  ge^t 
las  ÜcbenSprinctp  berort  im  Stoffe  auf,  bog  ed 
litt  beoi  3äf  olle  be6  Organismus  (Sob)  bon  f  elbft 
fitl  in  Gninbe  gel^t  9lid^  fo  bieienige  Seele, 
rtfdbe.  bur4  il^  2>enfen,  Selbftbeu>u^tfein,  freies 
Sdhn  n.  f.  u.  über  ben  Stoff  ^inauSragenb,  ftd^ 
it^ri^  tfd  ®ciR  anfaubigt.  So  befd^affen  ift  aber 
tx  amf^Iiiibe  Seele:  in  ber  SRitte  fte^enb  gmi- 
i±cn  bCottcr  @eele  unb  purem  ®eift,  toirb  fte  olS 
irficf  Subifct  oon  inieOectioer,  f  enfttiuer  unb  oege- 
•mher  Scben^t^gfett  }uglei<i^  beibeS,  nämlid^ 
e^otk  mah  deijl,  olfo  ®eiftfeele  (ügl.  ftubn,  S)ie 
tS^fT%llimgm  ton  Seele  unb  ®eift  in  ber  ®e- 
Hr4^  bei  CulturoöIIcT ,  Berlin  1873;  3of. 
S^tt^te«  ^^  99egriff  ber  Seele  in  ber  em))iri- 
ikn  l^^logie,  SBrisen  1895 ;  ®.  Sd^fitting, 
^it  nepc^ebenen  ®nmbanfid^ten  über  baS  SEBejen 
£^6d^,  2.  «ufL,  Sangenfolaa  1896).  S)a  bie 
giduauugrn  über  bie  $flan)en-  unb  Xl^ierfeele 
te  9tottttp^ilofop]^ie  old  ber  metapb9fif<^en 
bogmotifc^en  Sßf^ii^ologie  als  Slufgabe  }U- 
fEÜ»,  fo  f bnnen  ^ier  nur  bie  mid^tigften  Probleme 
ber  iBÜe^  genannten  2)iSci))linen  Slnfprud^  auf 
tMcfiitltig^g  erleben.  (Sgl.  Sd^neib,  SRatur- 
X^\ap%U  bn  (Beifie  beS  l^L  Z^omaS,  8.  Slufl., 
X^äbohom  1890, 240  ff. ;  ®utberlet,  SRoturpl^ilo- 
(;eWe»  2.  «ufl.,  9Rünfier  1894,  221-262; 
CScmM,  XütX'  unb  aRenfd^enfeele.  Sine  neue 
SSttMbiiiiim  auf  @runb  eigener  iBeobod^tungen, 
rrocnffint  1896.) 

2.  Sie  Cftßena  ber  Seele  als  einer  tiom 
&üfft  ualftnüi^  nerf^iebenen  Subftan}  barf  als 
bmiiifm  betroi!^t<t  merben,  fobalb  ftd^  a^igen  lö|t, 
tci  Me  SRenfi^^ffele  eine  einfadpe  unb  geiftige 
raifiini}  ift,  meU^  bie  eontrar  nttgegengefe|ten 
^^nfd^aftm  bcfi  @to1fdl  an  fid^  trägt  unb  über 


bie  Xl^ienoelt  burd^  2)enhn,  Selb|lbemu|tfetn^ 
freien  SBUlen  l^od^  eri^aben  baftel^t  S)ie  piHo» 
fopl^ifd^  SBen)eife  für  biefe  SBal^rl^eit  f.  in  ben 
artt  ®eift  unb  ÜRenfd^.  ®egen  bie  ßiiften}  einet 
fold^en  Seele  rid^ten  ftd^  bie  Sl^fteme  beS  STlateria- 
liSmuS,  SenfuoliSmuS  unb  S)ar»iniSmuS,  gegen 
ibre  Subftantialitöt  inSbef  onbere  aber  ber  mobeme 
$]^änomenaliSmuS ,  Don  meld^em  bie  englifd^e 
9lf]ociationS|)f9d^ologie  eine  befonbere  Sbart  bilbet. 
06^1  ouS  ber  neueften  Siterotur:  Sßitte,  S)aS 
äBefen  ber  Seele,  S^aUt  1888;  glügel,  S)ie 
Seelenfrage,  2.  «ufl.,  Sötl^en  1890;  gr.  Sd^ul^e, 
SSergleid^enbe  Seelenbutbe,  Seipglg  1892, 2  S3be. ; 
®utiberlet,  S)er  med^anlf(^e  SRoniSmuS,  !ßaber- 
bom  1898, 156  %;  gi^ilof.  ^a^rbud^  ber  ®örreS- 
©efeHjd^aft  1896, 1  ff.;  SBaSmann,  3ur  neuem 
®efd^id^te  ber  SnttoidflungSlebre  in  S)eutfd^lanb. 
eine  ainttDort  auf  SB.  ^aadte'S  㨊)bp\mQ  beS 
aKenfd^en^  9Kun[ter  1896.) 

3.  Sie  ®eifti gleit  bilbet  o^negfrape  ben 
^au))tt)or)ug  ber  äJlenfd^enfeele;  beim  in  il^r 
»urgelt  nid^t  nur  bie  natürlid^  Unfterblid^feit, 
fonbem  aud^  bie  9R5glid^Ieit  übematürlid^er 
®nabenauSflattung.  2)aber  ift  bie  ®eiftigleit  Der 
Seele  fotool^I  eine  meta))|9ftfd^  gemiffe  Semunft« 
umbrl^eit  (f.  b.  9lrt.  ®eift)  als  aud^  ein  latbo« 
lifd^er  ©laubenSfa^.  Unter  legerem  ®eftd^tS))nnfte 
ift  jie  biet  ju  berudftd^tigen.  S)er  jloeite  Sd^d- 
))fungSberid^t  (®en.  2, 7)  gäp  als  ®runbbeftanb« 
tbeile  beS  9Renfd^en  hpx  „2tiV  (Ümus  terrae) 
unb  ben  ^SebenSobem"  (spiraculum  yitae)  auf, 
burd^  beren  S^nt^efiS  ber  „SWenfd^"  (=!»:)  ent- 
ftanb,  meld^er  nad^  ®en.  1,  26  als  „93ilb  unb 
®leid^ni|  ®otteS^  fottiie  als  „^errfd^er  über  aQe 
Zitiere  ber  ßrbe",  b.  1^.  als  ein  geiftig  freies 
SBefen  erfd^ffen  morben  ift.  Umgele^rt  fommt  im 
Xooe  ber  „^toub"  toieber  )u  feiner  Srbe,  ber 
^®eifi  aber  le^rt  )urüdt  }U  ®ott,  ber  il^n  gegeben'' 
(SccI.  12,  7);  gu  ®ott,  bem  ®eiftfd^öt)fer,  fann 
iebod^  nur  eine  unfterblid^e,  fomit  geifttge  Seele 
gurüdRe^ren  (ügl.  Suc.  23,  46).  9luf  ber  ®eiftig« 
feit  berul^t  gang  unb  gor,  tt^orauf  fd^on  bie  ffir- 
d^em^ftter  aufmerffam  mad^n,  bie  9R5gli^feit 
eines  übematürlid^en  SnbgieleS  in  ber  en)igen 
Seligfeit,  beS  ®nabenftanbeS  unb  ber  ®otteSfinb- 
fd^aft,  ber  Sintoo^nung  beS  l^eiligen  ®eifteS  in 
ben  Seelen  ber  ®ered^ten,  ber  brei  tl^eologifd^en 
Xugenben  u.  f.  m.  S)e^l^alb  beftimmt  baS  93ati- 
canum  (nad^  bem  SSorgange  beS  4.  allg.  Sateran- 
concilS)  bie  menfd^lid^e  92atur  auSbritdUid^  als  eine 
S^ntl^efe  ex  spiritu  et  corpore  constitutam 
(Sess.  lU.  De  fid.  caihol.  c.  1).  S)ie  funba« 
mentale  SBid^tigfeit  biefer  $rörogatit)e  mirb  nad| 
flarer  burd^  ben  Umfianb,  ba^  ber  gläubige  ffa* 
tl^olif  Derpfiid^tet  ift,  nid^t  nur  bie  £b<2tfad^e,  fon« 
bem  fogar  bie  jpl^ilofopl^ifd^e  IBetoeiSbarleit  ber 
®eiftigteit  feftgul^altm  (f.  Denzinger,  Enchirid. 
D.  1506).  (9)gl.  aus  ber  nm^ten  fiiteratur: 
Alaux,  Th^rie  de  Täme  homaine.  Essai  de 
Psychologie  metaphysique,  Paris  1895 ;  0.  T. 
Ladd,  Philosophy  of  the  Mind,  Lond.  1895; 


47 


Seele. 


4a 


(gnOkM,  ®er  9M<4/  1^  Urfpnmg  tmb  feine 
(tntmdkmq,  ^oberborn  1896;  ^  füm,  (gm* 
lifinbeit  imb  £cnfeiL  Sine  p^ftologifc^  Unter» 
ftul^mig  tiber  bie  ^atax  bed  mmfd^ti^^  Skr» 
fbmbed,  &\tim  1896.  Dogmengeic^ii^tlid^  f. 
bei  B^^ßsoant,  2)ogmengef<^te  n,  2. 9ujL,  giei« 
hu:öl895,418ff.) 

4.  3)ie  Sin^eit  ber  SRenfd^feele  (nüi^  gu 
betn)e(^ieln  mit  ber  (Ein^it  be§  SRenfd^,  f.  n.  5) 
tfl  einer  TOe^r^eit  üon  getrennten  ©eelen  entgegen- 
flefekt.  2)en  brei  2eben§frei{en :  Semunft,  ©inn- 
li^mt,  !BegetabiIUöt,  entjprei^  im  Wenj^ 
feine  brei  üerfc^iebenen  Seelen,  etma  eine  Ver- 
nunft-, I^ier«  unb  ^flaujenfeele,  fonbem  bie 
ÜRnt  Semunftfeele  tierfiel^  brei  SebenSfunctionen 
^uglei^,  fo  bo^  aSe§  Seben  im  SRenfd^en,  and) 
ba§  ftnnli^  unb  oegetotiDe,  auf  eine  ^om^, 
ni^t  ^riaS,  gurüdgefu^rt  »erben  mu|.  $Iato  (f. 
b.  kxt)  ^ulbigte  freüi^  einer  Srcifeelentl^corie, 
inbem  er  ben  X070C,  ben  Oup^c  unb  bie  iw.bu\L(a 
fubflantieU  t)on  einanber  fc^ieb  unb  in  ^upt, 
©ruft  unb  Unterleib  localiprte.  S)er  Sifd^of 
%))oIlinori3  ber  jüngere  (f.  b.  ^rt)  glaubte  in 
t)oIlfldnbiger  93er!ennung  ber  j^Qpoftotifd^en  Union 
bie  perfönlid^  Sin^it  S^rifti  nur  babur^  retten 
)u  fönnen,  ba^  er  bie  menfci^Iid^e  Seele  Derftüm- 
melte  unb  an  Stelle  ber  mangeinben  Vernunft 
(voüc)  ben  SogoS  felber  fe^tc.  3in  glcid^en  gfa^r» 
urnffer  betuegt  fid^  bie  ^jQd^oIogie  91.  ®ünt^er§ 
(f.  b.  ^rt,)/  tDona^  bie  aÜem  Stoff  uüoefentlid^e 
92aturpf9(|e  ft<i^  mit  bem  felbftänbigen  9)lenfd^n- 
geifte  oerbinoen  unb  jum  Sclbftbctou^tfein  er» 
toaä^tn  foU.  Vom  ))]^ilojopl|if(i^  Stonbpunfte 
finb  biefe  unb  ä^nlid^e  Sl^eorien  abfolut  oertoerf- 
lid^,  tt)eil  fte  nic^t  nur  gegen  aEe  miffenfd^ftlid^e 
TOetl^obe  bie  Seelentoefen  überfiüjpgcrtocifc  öcr- 
Dielfältigen,  fonbem  oud^  bie  fubflantiale  9{atur- 
einl^eit  beS  9Kenfc^en  gcnei^en  (f.  b.  ^rt.  Dualis- 
mus, n.  3).  &  lögt  ftd^  aber,  oon  ben  oerberbltd^en 
(Sonfequenjen  abgefe^en,  bie  ßinl^eit  htp>.  ßinjig- 
fcit  ber  2Kenfd^enfeeIe  aud^  mit  birecten  Vernunft- 
grünben  bartl^un,  inbem  man  bie  Sbentitöt  ber 
üemünfligen  Seele  mit  ber  fmnlid&en,  unb  bie- 
jienige  ber  finnlid^en  mit  ber  oegetatiöen  aufjeigt.  — 
a.  Unfer  Veiougtfein  berid^tet  tmS  gleid^5ettig 
geiftige  unb  finnlic^e  Seelen^uftanbe  unb  bejielit 
beibe  troj  il^rer  fo  großen  DualitätSOerfd^ieben» 
beitcn  auf  ein  unb  boSfelbe  3<^:  foIgIi(i^  muffen 
beibe  jtategorien  bemfelben  fiebenS))rincip  an- 
gel^ören,  ba  bie  Veanftanbung  ber  Untrüglid^feit 
bed  Vemu^tfeinS  bem  Sfe))ttci§muS  %\)üx  unb 
%\)ox  öffnen  mürbe,  ^a^u  fommt,  ba^  mir  burd^ 
SeIbftbeobad)tung  bie  rein  geiftige  Sl^ätigfeit  mit 
ber  concret-fmnli^en  SBal^me^mung  nad^  Snl^alt, 
Oualität  unb  Sntenfität  auf's  ©enauefte  ju  öer» 
gleid^cn  im  Staube  finb,  mie  namentlid^  bie  6r- 
lolge  ber  neuern  ^f^d^opl^^fif  (SBeber,  Sedf)ner, 
SBunbt)  bejeugen.  ÜRun  lenktet  aber  oon  felbft 
ein,  ba|  baS  oergleid^enbe  SgenS  beibe  2:^atfad^en- 
teil^en  an  fid^  felbft  erft  erfahren  l^aben  mu^,  el^e 
eS  biefelben  be^ufS  Vergleid^ung  in  benfelben 


Vfutlmiift  einßdtt.  S)ie  ^ofi^  eineS  toed^fel- 
feiti^  @d)anfen-  unb  d^finbungSouStaufd^ 
fiDi\dfm  gmei  iier{(^id>enen  Seelenmefen  ifi  gu  ob- 
gef(||inadt,  als  ba^  fie  eine  entjUid^  SBiberlegun^ 
oerbiente;  benn  nid^  nur baS untrüglid^ 3^9niu 
unf eres  Venm|tfeinS,  meld^eS  ntm  einem  f 0  ougen- 
foSigen  Ver!e|r  nid^  met^,  finrid^t  bagegen,  fon- 
bem ebenfo  unb  nod^  mel^  bie  innere  Unmöglich 
feit,  boB  immanente  9cte  unb  3ufianbe  auf  ein 
brau|m  fle^enbeS  Subieä  fid^  übertragm  laffen. 
2)aS  Argument  $Iato%  ba^  ber  innere  Seelen- 
fompf  auf  eine  S)rei^it  Don  Iam{)fenbm  Seelen 
jurüdmeife,  bemeiSt  gerabe  baS  ®egentbeil ;  benn 
mie  folltm  mir  unS  biefeS  SBiberftreiteS  bemuf^ 
merbim,  menn  nif^t  bie  ftnnli^m  Strebungen  bid)t 
nebm  bm  geiftigm  in  berfelben  Seelenfubftan^  }fyc 
SBefm  trieben?  ©er  Seelenfampf  bietet  für  bie 
Sini^  ber  Seele  einen  um  fo  ftorfem  S^üd^alt, 
als  nid^t  blog  Vemunft  unb  SinnUd^feit  mit 
einanber  fompfm,  fonbem  oftmals  aud^  Vemunft 
mit  Vemunft  (5.  V.  2)emut]^  unb  Stolg),  ja 
Sinnlid^feit  mit  Sinnli^Ieit  (3.  V.  SBoQuft  unb 
@aumenluft).  SoEmanbe^l^albbieSerfpIittemng 
beS  SeelmtoefmS  in'S  Ungemeffme  treibm?  ©crabe 
bie  Veberrfd^ung  ber  SinnUd(|!eit  burd^  bie  Ver- 
nunft t^ut  am  erfolgreic^ftm  bar,  ba^  nur  Sine 
Seele  in  unS  mol^nt,  bie  sugleid^  finnlid^  unb  t)er- 
nünftig  ift.  ^n  bie  Unmöglid^feit,  auf  anberem 
SBege  a(S  bem  ber  Sbmtificimng  beiber  Seelen  bie 
Sntftel^ung  ber  SlUgemeinbegriff  e  im  ^bStractionS- 
proge^  SU  oerftel^n,  fei  nur  hir§  erinnert.  (Vgl 
G.  Gory,  L'immanence  de  la  raison  dans  la 
connaissance  sensible,  Paris  1896.)  —  b.  S)aS 
Sufammenfaüm  ber  ftnnlid^m  mit  ber  oegetatioen 
Seele  im  9)tmfd^m  l^t  nur  einen  Sinn  in  ber 
VorauSfe|ung,  ba^  eS  gur  Srflamng  beS  oege- 
tatioen  (^flangen-)  SebenS  über]^au|)t  eineS  be- 
fonbem  immaterieQm  ^rincipS  bebarf,  mie  ber 
VitaliSmuS  im  ©egenfa^  gu  ber  med^aniftifd^en 
fiebenSt^eorie  mit  Ütä^t  »erlangt  (ogl.  2.  SDrejfel, 
S)er  belebte  unb  ber  unbelebte  Stoff  nad^  bm  neue- 
ftcn  gforfc^ungSergebniffm,  greib.  1888 ;  Le  Dan- 
tec,  Theorie  nou volle  de  la  vie,  Paris  1896). 
9htn  berftö^t  eS  gegen  bie  elementarften  Kegeln  ber 
ödsten  SBi^eufd^aft,  eine  eigene  oegetatioe  Seele 
gu  ))oftuIiren,  menn  bie  geiftig-finnlid^e  baS  oege- 
tatiDe  Seben  felbft  gu  beforgen  bermag.  S)er  ein- 
gige  @mnb,  oie^  gu  löugnen,  lönnte  bod^  nur  ber 
fein,  ba^  ber  ijbf^tm  5Ratur  ber  ®eiftf eele  bie  Ver- 
rid^tung  ber  niebem  ©efd^öfte  beS  SpftangcnlebenS 
miberftreite.  ^Hein  mon  »ergibt,  ba^  bie  finnlid^e 
Seele  eine  nod^  öiel  innigere  Verbinbung  mit  bem 
Stoffe  eingel^en  mufe,  um  bie  immanenten  ^Icte 
beS  SinneuIebenS  (Selben,  §örm  2C.)  gu  ermög- 
lid^en.  ftann  alfo  bie  geiftige  Seele  gugleid^  fmu- 
lid^  fein,  bann  fann  fte  ebenfo  leidet  imb  nod^ 
leichter  mit  üegetatiöen  ftröften  auSgeftattet  ge- 
badet merben.  Ol^nel^in  ift  ja  ber  mäd^tige  6in- 
flu^  ber  geiftig-fmnlid^en  Vorftellungen  auf  rein 
Oegetatioe  ^rogeffe,  toie  ^ergfd^Iag,  Verbauung^ 
SDrüfenabfonbemngm,  burd^  bie  tagtöglidje  6rp 


4» 


Seele. 


50 


ic(raii0  Ul  smn  Htbctmo^  %e{ldtigt;  ber  geijHge 
Stoiif^iicri  unb  bie  tntcnfioe  ®ottcdIie6e  tna^cn 
fA  m  Z^iönm  i}X%  eine  |<!^Umtne  Slac^rid^t  ober 
»i0|rt4e  §mibe  beeren  bod  ^).  2)o)u  lommt, 
>a8  bit  nettere  Vnotomie  unb  $^9JtoIogie  bed 
S2nt|4<n  im  Settbrofpmol«  unb  (Songlienf^ftem, 
rcifcii  iBci  £ro0eni  ber  in  grage  ^el^enben  iSox» 
crnge,  Sleicj^it  ber  6tructur  tinb  d^emijd^- 
pt9n^^f4^  Sufornmenfekung  nac^gemtefen  qat, 
Xbotf  CHl^,  xatld^  mit  9Ra$t  auf  bie  Belebung 
!f{ccDen^Seme  burd^  eine  unb  biefelbe  @ee(e 
3a  älunften  bedfelbnt  @d(|Iu{fed  U)irft 
cnMi^  Me  neuere  (Embn;|o(ogie  il^r  Snfel^en  in 
>>rr  Sogfil^e,  toenn  fie  }eigt,  bal  Beim  menfii^- 
ä&ra  Cmfapo  boS  fogen.  begetatioe  IBIatt  ber 
finaxfr^cifie  pi^  oud  betn  onimalen  fßlQii,  nid^t 
nsgeftebrt«  entwicfelt  9luS  biefer  fra))panten  SBe« 
xtelytxiR^  cngumentirt  ®utber(et  treffenb :  „2)ad 
uscmle  antmale  Sierüenfi^fiem  ift  baS  primum 
oKrraiB  bei  ber  SBUbnng  beS  gan}en  Rörperd. 
Ss3  antmale  !Ren>enf);iftem  ifi  aoer  informirt  Don 
>cr  fmnlii^  €eele  unb  mirft  in  fhajt  biefed 
£etei|ihnd}>9.  ^e  SBilbung  beS  RbtptiA  ijt  aber 
nz  Svjultot  bc«  DegetotiDen  SebenS  ober  bad  bege« 
tan»  Stbai  ^ft.  9IIfo  ge^t  bad  begetatioe  Seben 
E^a  ber  fornlti^  @eele  auS''  (®utberlet^  $f9<^0" 
L-ar,  S,  «ttfL,  SRünfter  1896,  292).  —  Som 
tzqmaüfdfm  @ef{d^tS))untte  Iftgt  fid^  bie  ßin^eit 
lr|3o.  Sin^igfctt  ber  9Kenfd^enf  eele  aI8  fjfolgef  a|  aud 
>z  Im^cniraitlicl^  Skturt^eilung  bä  Zridpoto« 
ableiten,  gleii^biel  ob  berfelbe  in  gnoftifd^- 
i^f^er  ober  a))oninariftif^er  ober  @m- 
t:<rf4er  Raffung  auftritt.  Sad  tat^oltfd^e  2)ogma 
ifM  ffl^metfdl^ft  ben  allein  rid^tigen  Sid^oto« 
^tsBo^,  bfm^ufolge  ber  9)lenfd^  nur  ou8  Seib  unb 
<9aftfieele  beilegt:  fo  audbrutflic^  bie  ad^te  dcunte- 
zi'cte  Bipwht  von  Sonftantino))el  869  (f.  Den- 
iisg«r  n.  274).  SBenn  bie  l^eilige  Sd^rift  ju- 
9nlm  {tDtfd^  ®etjl  (spiritus,  icveufia,  hin)  unb 
Zeii  (anima,  4^ux^^  *^^=)  unterfd^eibet,  fo  tt)ia 
M  CfmenfaU  eine  Sn'eifeelent^eorie  Derfunbigen 
:<!  9cbt.4, 12),  fonbem  tebiglic^  enlmeber  boS 
k^  Saturlebeti  ber  @eele  bem  niebem  (SSer- 
mmft,  Stnnliil^ett)  gegenuberftellen,  ober  nod^ 
t^janirt  boS  {meitmatifc^e  Seben  oüS  bad  fiber- 
«turli^f  gfonntmnctt>  l^erüor^eben,  in  m^m 
B!d  bnrib  meld^ed  bie  Aber  fid^  felbfl  l^inauS- 
^'bsbne  @eefe  in  &ott  lebt  unb  toirft  (ogl.  1  ßor. 
'.:.  li  ff.).  2>te  ^otrifüf  berröt)^  i^ren  bic^otomi- 
nii^  €toiib)iunft  boburd^,  ba|  fie  ben  3)enf- 
gc^  (i95c)  o^ne  SEBeitereS  als  Seele  (^^xO 
es^xi  inib  mit  3uftinu«  ?Dtarttjr  (De  resur* 
rKt  fragm.  8)  ben  SRenfc^en  befinirt  als  xh 

a  WjTfi  jwtl  «nufiÄTOC   crovsor^c  Cwov  Xo^tx^v. 

rir  bie  lolfinif^e  ifird^e  blieb  bie  @d^rift  beS 
l.'.  lugiiPimid  De  anima  malgebenb.  (IBgL 
IhauDm,  Seflanbtl^Ue  bed  SRenfd^en  unb  %x 
^^rimaSi  }a  einanbnr,  Samberg  1846 ;  93roe^, 
cjndatnx  Qegränbung  ber  Sel^e  ber  fat^o- 
Indra  <hr4e  u6tr  bo9  SOBefen  ber  menfd^Iid^en 
£«,  Wte  1865  ;  i?attc%HKJler,  3»<i  SWen 


ffir  baS  allgemeine  Soncil,  2.  Sbtl^eiL,  9legen9« 
bürg  1870.) 

5.  2)ad93er]^öltni|ber®eiftfeele3um 
Seibe  l^at  gegen  $etru3  SobanniS  Oltoi  (f.  b. 
«rt.)  1311  bo8  Soncil  oon  Sienne  (f.  b.  «rt.)  Icl^- 
amtUd^  babin  befitmmt  quod  anima  rationalis 
sive  intellectiva  sit  forma  corporis  per  se 
et  essentialiter  (Denzinger  n.  409).  3n  biefer 
(SlaubenSentfd^eibung  fmb  folgenbe  Sel^rftüde  ent- 
leiten:  3m  aRenfd^en  gibt  eS  blo^  )tt)ei  SQBefenS« 
beftanbtl^eile ,  ben  2eib  unb  bie  SJemunftfeele 
(S)id^otomi8mu8)j  Ic^tcre  ifi  „gorm  bc8  Seibe«", 
b.  1^.  informirt,  bcfeelt,  belebt  ben  Äörper,  unb 
^toar  ol^ne  Vermittlung  einer  jioeiten  (X^ier-) 
@eele  „burd^  ftd^  felbft"  (per  se) ;  aud^  nid^t  blo^ 
accibenteH  burd^  93ennifd(|ung  ber  {tofflid^en  mit 
ben  pfpd^ifd^en  ftröften,  fonbem  „ttefentlid^"  (es- 
seoüaliter).  S)arau3  folgt  ba|  bie  ©eiftfeele  aI3 
tt)a^rbafte  „SEBefendform''  (forma  substantialia) 
be«  Seibed  gefönt  »erben  mu^  (über  biefe  fS^oI- 
genmg  ügl.  Scluffini,  Disput.  Metaphjs.  spe* 
Cialis  I,  Taur.  1888,  400).  3ft  aber  bie  93cr- 
nunftfeele  als  fold^e  SBefendform  beS  SeibeS,  fo 
folgt  unabn>eiSIid^,  ba^  aud^  alleS  jtnnlid^e  unb 
oegetatioe  £eben  im  SRenfd^en  t)on  biefer  Sinen 
©eele  ftammt ;  fo  auSbriidflid^  $iu8  IX.  in  feiner 
autl^ntifd^en  Snterpretation  oom  30.  ^pril  1860 
(Liter.  Pii  IX.  ad  Episcop.  Yratislav.).  Unter 
Uebergel^ung  bed  pl^ilofopbifd^^n  !Rad^n)eife«,  ber 
in  ben  9lrtt.  3)uaIiSmud  ni,  2095  f.  unb  9)7enfd^ 
Vm,  1277  ff.  gegeben  iji,  brandet  l^icr  nur  l^ertoor- 
gel^oben  }U  »erben,  ba^  bie  S^enner  Definition 
nid^td  atnbere«  i|i  als  ber  miffenfd^aftli^  formu- 
lirte  SuSbruA  ber  OffenbarungSte^re.  O W  nod^- 
malS  auf  ben  biblifd^en  Sd^öpfungSberid^t  gurüd» 
zugreifen  (®en.  2,  7),  berufen  h)ir  und  nament- 
lidd  auf  bie  großartige  SSifion  beS  Ißrop^eteu 
eaed^iel  auf  bem  Seid^enfelbe  (Sa.  87,  4  ff.).  ^uS 
einer  forgfältigen  Stnal^fe  biefer  SteOe  gel^t  l^er- 
t)or,  nid^t  nur  baß  ber  9Renfd^  bi^otomiftif^  gu« 
fammengefe^t  ifi  auS  einem  förperUd^en  Subftrat 
unb  einer  ber  ®ottederfenntni|  faltigen  (®ei|l-) 
@eele,  fonbem  namentlidb  baß  biefe  oemünftige 
Seele  burd^  il^re  SBerbinbung  mit  bem  fförper 
®runb  unb  Urfad^e  alleS  SebenS  imb  SBiffenS  im 
9Renfd^en  mirb.  S)ieß  ift  aber  nur  eine  anbere 
SBenbung  für  ben  @a^  Don  ber  fubftantialen 
SRaturein^eit  beS  9Rcnjd^en  traft  ber  £inen  SBer- 
nunftfeele.  2)ie  ^atrtftif,  tteld^e  fid^  fd^on  im 
d^riftologifd^en  Sntereffe  mit  unferem  ^roblem 
eigens  befd^öftigen  mußte,  fprad^  fid^  am  rüdl^alt» 
lofeften  in  i^rer  Sontrooerfe  mit  ben  SpoUina* 
riften  auS.  Serül^mt  ift  ber  braftifd^e  ^luSfprud^ 
SluguftinS  über  biefe  ^ftretif er:  Animam  irratio- 
nalem eum  (seil.  Cluristum)  habere  yoluerunt, 
rationalem  negaverunt;  dederuntei  animam 
pecoris,  subtraxerunt  hominis  (In  Joan. 
Tr.  47, 9).  gr  felbft  l^ulbigt  burd^ioeg  bem  ©runb- 
(a|e :  Ab  anima  corpori  sensns  et  vita  (De 
ciy.  Dei  21, 3, 2).  Son  eminenter  Bic^tigfeit  ifi 
baS  t>on  ben  ftird^enoötem  gegen  ben  SrianiSmud 


51  ©eele.  52 

unb9IpolIittari8mu8uröirtcd^rijtoIogtf^e^rincip:  erfcnttcn,  ble mcrftourbifle Srfd^eimmg ber  @edcn- 

Verbum  assumpsit  camem  mediante  anima.  blinbl^ett  in  einer  potl^ologifd^  93erfaf{img  bei 

5E)er  Sinn  ift  f olgenber :  9htr  unter  ber  93e-  optif^en  ^parated  ju  ermittdn  u.  bgL  S>ie  feit 

bingung,  bo^  ber  lOogoS  eine  S^entunftfeele  an»  1870  mit  nmd^fenbem  Srfolge  fortgefe^ten  Soca- 

nal^m,  tonnte  unb  burfte  er  oiid^  förperlid^eö  lifotionSöerfud^e  burd^  Sritfd^,  ^i|iflf  Syrier, 

gfleifd^  in  ben  l^^poftatifd^en  Serbonb  aufnel^men ;  fBxoca,  @|ner,  gled^ftg  u.  9.  ^en  m  gad^freijen 

benn  feelenlofed  ober  t)on  einer  bloßen  Xl^ierfeele  immer  allgemeinem  Ünflang.   Siefe  C^rrungoi^ 

(^ux^  Co>Tix9)  (SX070C)  belebtes  gleifd^  l^ötte  ftd^  fc^aften  l^ben  baS  ®ute  gelabt,  ba|  fte  Sorte^^ 

meber  für  bie  ©ottl^it  geziemt,  nod^  ben  Sr«  melij^er  ft^  bie  einfädle  @eete  nur  nad^  Sit  etnd 

löjungS^med   erfüllt.    S)Qnut   mar  ober  ouS*  IßunftlDefenS  unb  i^e  (SegemDort  im  Seibe  mir 

gefprod^en,  ba^  nur  boS  üon  einer  ©etftfeele  qI§  in  Sßcife  einer  ^nftgegenmart  benfen  tonnte,  mif 

ber  SBefenSf orm  befeelte  t^eifd^  ben  SRenfd^en  ein«  empirijd^em  SBege  enbgültig  miberlegten.  @id^ 

l^eitlid^  conftituirt  unb  nur  foId^eS  bie  menfd^Ut^e  füHt  bie  Seele  mit  il^rer  jubftantialen  Segemooit 

9?atur  gl^rifti  ouSmad^t  (f.  b.  9lrt.  ß^riftuS  III,  bo8  ganje  (grofee  unb  Beine)  ©el^im,  »crai  fcjl- 

250  ff.).  3n  ber  %f)at  »urben  bie  Söter  feit  ber  fte^t,  bop  gewiffe  SebenSfunctionen,  bie  freilid^  bau 

orionifd^-opoUinariftifd^eneontroDerfentd^tmübe,  (unlocaliftrbaren)  1^51^  S3erftanbe§- unb  9BiI' 

gerabeju  bie  „SBemünftigfeit  beS  gleifd^eS"  ju  be-  lenSleben  nid^t  angehören,  primfir  cm  gong  be* 

tonen  (fo  ß^Qrill  oon  ^lesanbrien :  ^u>|jLa  «{/u/w-  [timmte  gelber  ber  grauen  dlinbenfd^id^t  örtlid^ 

f^ivvoepü)c;©op]^roniu8:2dp;?|x^ü7ocXo7txi5),  gebunben  fmb.  9lid^t  0I8  ob  bie  geiftigc  Seelen- 

natürlid^  nid^t  im  Sinne  beS  ^aitpf^^tömuS  ober  fubftan^  burd^  il^re  röumlid^e  Ausbreitung  im  @c* 

©pinojiSmuS^fonbemeinjigim  Sinne  ber  SSienner  |im  fi^  fetter  materialifurte  ober  öerüielfältigle, 

(SlaubenSentfd^eibung,  totld)t  f olglid^  nid^t  fo  fel^r  wogegen  bie  Sinl^eit  beS  Semu^tfeind  unb  boi 

au§  ber  ^l^ilofopl^ie  ald  Dielme^r  unmittelbar  j^embafte  beS  3d^geban!en§  ))roteftiren  mürben, 

aus  ben  DffenbarungSqueUen  gefd^öpft  ift.  (SSgl.  fonbcm  bie  in  fi(|  einfädle  (Seiftfeele  be^  fH 

Liberaiore,  Del  compostoumano,  Roma  1858,  Dirtuett  (nid^t  formeS)  in  unb  mit  bem  ®e^ini 

2yoll.;  SRorgott,  ®eift  unb^ktur  imSRenfd^en,  auS,  eS  innerlid^  befeelenb  unb  in  fubftantioler 

eid)ftätt  1860;  S^neib,  ®ie  fd^olafttfd^e  Sel^e  Serbinbung  mü  il&m  baSfmnfid^-öegetatioe  geben 

öon  ÜMaterie  unb  gorm,  2.  «ufl.,  gid^ftätt  1877 ;  leitenb.  ®ie  Sdjolaftif  1^  für  biefen  @a|  bie 

b.  SRetfd^er,   G^ufalne^uS  ^mifc^en  fieib  unb  SSßenbung:  Anima  humaDa  praesens  est  in 

Seele  unb  bie  barauS  refultirenben  pfQd^opb^f^'  corpore  definitive,  non  circumscriptiTe  — 

fd^en  ^bönomene,  S)ortmunb  1895;  9t.  SBent-  per  contactum  yirtutis,  non  quantitatis.  Se* 

fd^er,  lieber  pb^f^ft^^  ^^b  pfQd^ifd^e  Saufalität  bod^  gebt  bie  d^ftlid^e  ^bi^fof'b^^  confequent 

unb  baS  Ißrinci))  beS  pf^d^opbQfM'qen  ^raDeliS«  nod^  einen  Sd^ritt  meiter  unb  behauptet  bie  ®egcn' 

muS,  ficipjig  1896;  H.  Bergson,  Matiäre  et  mart  ber  Seele  nid^t  bto^  im  ®ebim,  fonbem  im 

memoire.  JBssai  sur  la  relation  du  corps  k  gangen  fieibe.  Wxt  anberen  SEßorten:  S)a8  Sein 

Tesprit,  Paris  1896;  S.  IRoIfeS,  SDie  fubftan-  ber  Seele  ift  fubftantieO  toerbunben  mit  bem  gonjei 

tiale  gorm  unb  ber  Segriff  ber  Seele  bei  Ari-  @!erebrofpinaI-  unb  ©anglienf^ftem  in  aOen  feinen 

ftoteleS,  ^aberbom  1896.)  ^ergn)figungen,  freiließ  mit  ber  Sefd^rönfung,  ba( 

6.  2)er  Si(  ber  Seele  ift  Don  Derfd^tebenen  fte  t^re  fpeciftfd^en  jhäfte  nur  in  ben  fpecif^ 

^b^tofopb^n  Derfd^ieben  beftimmt  morben.  'ilaä)  eingerid^teten  Organen  }u  entfalten  vermag  {nlojL 

SartefiuS  fi^t  bie  Seele  in  ber  3ii^belbrüfe,  nad^  9t.  SBeinmann ,  S)ie  fie^re  t)on  ben  fpeciftfd^ 

aSiUiS  in  ben  geftrciften  §ügeln,  möbrenb  bie  SinneSenergien,  Hamburg  1896);  bie  mid^» 

neuere  ©cbinipbvfiologie  baS  ©efammtgebim  jum  ftcn  biefer  Organe  finb  ©ebirn  unb  §erg.   S)a 

SBobnfi^  unb  Organ  ber  Seele  gu  mad^ien  geneigt  ^auptfa^  Don  ber  ^ügegenmart  ber  Sede  im  gon« 

ift    SBenn  nun  aud^  bie  ©aU'fd^e  ^b^enologie  gen  Körper  leitete  bie  Sd^olafüf  unmittelbar  aitf 

unb  ftranioffopie  beutjutage  mit  Äed^t  Dermorfen  ber  gormtbcitigfeit  ber  Seele  als  Sfolgening  ob. 

mirb ,  ba  fte  megen  i^rer  materialiftifd^en  gför-  $ünbig  argumentirt  ber  bL  Stomas :  Si  anima 

bung  mit  SSemunft  unb  Srfabrung  auf  gleid^  uniretur  corpori  solmnutmotor,  possetdici, 

gefpanntem  %u^t  ftebt  (ogl.  Thomton,  Phreno-  quod  non  esset  in  qualibet  parte  corporis, 

logy,  on  heads  and  what  they  teil  us,  Lon-  sed  in  una  tantum,  per  quam  alias  moTeret 

don  1896),  fo  Iä|t  ftd^  bod^  neuerbtngS  an  ber  Sed  quia  anima  unitur  corpori  ut  forma,  ne- 

ÜKöglid^feit,  in  ben  9linbenfelbem  beS  @ro^biniS  cesse  est  quod  sit  in  toto  et  in  qualibet  parte 

mentgftenS  pfQd^omotori)d^e  unb  pfQd^ofenfortfcbe  corporis ;  non  enim  est  forma  corporis  aoei- 

ßentren  nad^jumetfen  unb  fo  bie  Der jd^tebenen  @e«  dentalis,  sed  substantialis :  substantialis  an- 

bimfunctionen  örtlid^  feftgulegen,  Demünftiger-  tem  forma  non  soltim  est  perfectio  totias, 

meife  nid^t  langer  gmeifcin.  @S  ift  gelungen,  baS  sed  cujuslibet  partis  (S.  Th.  1,  q.  76,  a.  8)1 

Sprad()centnim  in  ber  (93roca'fd^en)  britten  linfcn  ©aju  gefeilt  ftd^  nod^  eine  anbere  Srmömmg: 

Stimminbung  gu  localtftren  unb  auS  ber  SSer-  ber  menfd^Iid^e  Seib  alS  ©anjeS  mie  in  feinen 

le^ung  berfetten  bie  ^b^f^^  3"  erflören,  bie  äBort-  ©liebem  ift  mabrbaft  lebenbig.  MeS  Seben  i» 

unb  IBünbtaubbeit  in  ber  Störung  gemiffer  fen-  fiörper  gebt  aber  auS  Don  ber  Seele  oIS  unterftem 

forieüer  9{ebencentren  in  ben  Sd^Iöf enlappen  )u  £cbenSgrunb :  f olglid^  mu^  bie  Seebnfubfkm} 


SS 


Seele. 


54 


tSiiigrii  ehifr  IBfatung  in  bie  gfente  fiBeraS  ba 
TrtMii«  Bo  fündig  ober  Degetatioe  SeienStl^ötig- 
'jit  ü4  Att^,  aQo  im  ganjen  Mr|m:.  (Sgl.  auS 
bc  natc^cn  Säetotiir:  6.  Mingazzmi,  U  cer- 
njlo  m  rdazkme  ooi  fenomeni  iMsioliici,  To- 
Id99;  ®.  ^trt^,  3>ie  SocolifationSil^eorie 
auf  t^pci^logif^  Sßrobleme,  2.  9ufL, 
1895;  SBifbermann,  Sol^rb.  ber  9latur* 
S;  Sreib.  1895, 297 ;  ^.  gle^ftg. 
vv^n  uib  Cccle,  2.  %xtfL,  Seipüg  1896;  2)erf., 
S^  £0OBltfQtioii  ber  geifttgm  SSotgdnge,  inS« 
K^Mirre  bie  €tnneSem))fiiibmigen  beS  SRenfd^en, 
b!^  ia96.) 

7.  Ocbcr  ben  UTf))Tung  bet  Seelen  butd^ 
mstL  fttffii^  &^bjp\imqßact,  nid^t  burd^  elter« 
:ite  Soigmeaoct^  f.  b.  9tri.  ereotioniSmud.  SBie 
M  Czioiiamdinufi  ben  fxmll^eiftifd^en  Smanatid- 
xsA  (^  b.  9lzt)  unb  @enerotiomSmuS  (aud^  Xro» 
bcxm^ntS  genannt)  gleich  totxffom  Qu8f^te|t 
i:  f^M  er  and^  bem  l^tifd^en  $räest[tenitom8- 
csl  einm  Siegel  not.  2)enn  entmeber  Mt  man 
et  l^ato  itnb  OrigencS  bie  ^destftens  ber 
^«den  auf  olS  ein  Dorleibttd^eS  Seben  fittlid^en 
ctsqfi,  )tt  btffen  €ubnung  unb  Strafe  fnift  ber 
.^ixpag  eine  Sinbrierung  ber  Seelen  in  bie 
erfolgt,  über  man  oenlt  fiii^  ben  üorleib" 
Sii^tamb  oIS  ein  Seben  ftttli(^er  Xeinl^ett 
itadnbiffcren;).  SSeibeSnnol^menftnb  Demunft« 
Eib  glasbrnAiinbrig.  S)enn  im  erftern  ^e  mirb, 
2K  ^  (Einteftmng  beS  ®eifteS  in  baS  ®efängo 
ri  Dcft  Selbes  nur  a!d  eine  unnatilrlid^,  gettmit* 
xm  Scrbinbung  gdKxd^t  tuerben  lonn,  bie  fub« 
xoKtmk  9Saiitrf9ni^e  ju  einer  b(o|  acdbenteSen 
rdm,  d^H4  ^^  M  ber  SBefeffenl^t,  b^^^^b« 
;nc«^^.  9Begen  biefeS  3ufommen]^nge8  tDurbe 
r«  ttrtcpßcn^el^e  non  ber  iHrd^e  fd^on  frfi]^- 
^^  troDorfetL  ®egen  Origened  (f.  b.  9rt.)  erlief 
:^  (flndl  Mn  &>nfiantino))eI  im  3.  548  (nid^t 
Nsl  algemetne  Comil  bon  553;  f.  ^efek,  Sonc* 
vXjdL  n,  790  ff.)  ben  Canon :  81  qnis  f abulosam 
laiBBanm  praeezistentiam  et,  quae  ex  illa 
cccecqmtar»  restitutionem  (diccxaTaffiamv) 
BMnuerit»  anathema  sit  (Denziiiger  n.  187 ; 

:2la.l07).  SOein  aud^  bie  }tt)eUe,  milbere  gof * 
i^i  ioift  bem  2>ogma  jutoiber.  3^ar  ftujkte  9}e« 
Ml»  <V  bL  9rt)  biefe  «nfid^it  auf  ben  ®ninb, 
.'4  eeü  noilb  trni  fed^ten  Sd^ö^^fungetoge  feine 
Sfidn  mebe  au9  nid^tS  erfd^offe.  3ebo($  fd^on 
:«i^^i&iniiS  nrt^eilt:  Haec  dogmata,  quibns 
fctater  anima  ante  camem  habuisee  ali- 
uwsm,  rtatmn  bonnm  et  meritiun  bonum,  si 
Uru  aeacis;  ezceptis  anüqois  haereticis, 
fftan  receiitiiis  in  PriBeülianistiB  jam  ca- 
ÜjQüea  (faunnaTit  eedesia  (De  anima  8,  7). 
^  fcctaf  nur  ber  Srinnerung,  bo|  bie  Seelen» 
aattang  (f.  b.  Sri.)  ober  aRetempfpd^ofe  ($t)- 
t>ifacaß,  9afUtbe9)^  fomie  bie  gnoolutiond- 
urmr  ßctbm)^  2o^),  monod^  alle  Seelen  be- 
ins  m  fOMon  crfd^ffen  fein  foOen,  aß  Slbarten 
:«  Cchs^enilei^  mitoenirtbeilt  fmb.  lieber 
>  s  omibe  Sonbenmfid^t  9lo«mini'8  (f.  b.  ^xt,). 


ba|  bie  bon  ben  ßltem  gezeugte  fmnlid^e  Seele 
burd^  baS  9luf(eud^ten  ber  idea  dell'  ente  nad^« 
tröglid^  ftd^  ^ur  SSemunftfeele  umgeftalte,  brandet 
man  fein  3Bort  }u  Verlieren.  (Sgl.  Girard,  La 
transmigration  des  &ines  et  r^volutlon  in- 
definie  de  la  yie  au  sein  de  l'univers,  Paris 
1888;  Dowd,  The  Soul,  itspower8,migrationB 
and  transmigrations,  S.  Francisco  1888; 
3.  9.  ^nberjon,  2)ie  Seele,  ibre  Stiften}  unb 
loieberbolte  SSerförperung,  beutfd^  t)on  S.  S)ein- 
barb,  fieipjig  1895).  —  3m  näd^ften  3uf ammen- 
bang mit  bem  SreatianiSmuS  ftebt  nod^  eine  anbere 
£igenfd^aft  ber  Seele,  n&mlid^  il^re  3nbit)i< 
b  u  a  I  i  t  ä  i  2)ief e  ergibt  ftd^  aEerbingS  aud^  au8 
allem,  maS  oben  aber  bie  ®eiftigfeit,  Sinbeit, 
gformtbätigfeit  unb  ben  Si^  ber  Seele  auS- 
gefübrt  morben  ift.  SBeber  bie  Se^re  bed  ^Derroed 
(f.  b.  8rt),  ber  ben  vooc  iroirjnxöc  befi  SlriftoteleS 

?ur  allgemeinen  un|)erfönlid^  anteiligen}  oer- 
[üd^tigte,  nod^  bie  ))ant]^eifirenben  SBabnoorftel- 
lungen  oon  einer  Xbeilnabme  am  gdttlid^en  Sßiffen 
ald  oer  abfoluten  Semunft  (^egel,  Soufin,  Onto« 
logiSmud)  loffen  jtd^  mit  bem  CreatianiSmuS  Der* 
einbaren.  SEBie  enge  biefer  ledere  in  berXb^t  mit 
ber  änbioibualitat  ber  Seele  gufammenbangt,  be« 
toeiSt  fd^Iagenb  bie  2)efinition  ber  5.  Sateran« 
fpnobe  in  ber  99uQe  Seo'8  X  Apostolici  Begi- 
minis  Oom  3abre  1518  (Denzinger  n.  621). 
9Ba8  bie  §rage  nad^  bem  3€it|)unfte  ber  Sr« 
fd^offung  unb  ßinbaud^ung  ber  Seelen  betrifft, 
fo  folgte  man  im  Mittelalter  ber  ariftotelifd^en 
9nfid^t,  toonad^  ber  götuS  juerft  oon  einer 
^flonjenf eele ,  fobann  t)on  einer  Xl^ierfeele  unb 
jule^t  oon  ber  ®eiftfeele  belebt  merben  foO.  €ine 
foldfie  fuccefftüe  ßntftebung  unb  SSerbrängung  oer« 
fd^iebener  Seelen  befl^t  jebod^  toeber  in  ber  oer« 
nünftigen  93etrad^tung  nod^  in  ben  Xb^^tfad^en 
ftid^b<>Itige  ©rünbe  unb  ift  ba^er  in  neuefter  3(it 
giemßd^  allgemein  aufgegeben,  ^eute  tt)iegt  oiel« 
mebr  bie  tSnfid^t  oor,  bag  fotoobi  bie  %e[eelung 
beS  Smbr^o  mie  bie  Srfd^affung  ber  @eiftfeele 
mit  bem  9Romente  ber  Smpfdngni|  ober  Sefrud^ 
tung  jufammenfaHen  (ogl.  Galassi,  Bull'  ori- 
gine  dell'  anima  umana,  Bologna  1888). 

8.  Sie  Unfterblid^feit  ber  Seele  rul^t 
|)bi(ofo))bifd^  einerf eitS  auf  ber  3ubioibuaIitöt  md) 
©eiftigfeit  ibrer  Subftang,  anberfeitS  auf  ber  etl^i- 
fd^en  Vlotbtoenbigfeit  ibrer  pofttioen  Srbaltung 
burd^  ben  Sd^öt>fer,  ba  bie  Seelenoemid^tung  ben 
Attributen  ®otte8  nid^t  minber  toie  ber  ^atat 
unb  bem  ®(ädtfeligfeit§triebe  beS  freien  @eifted 
toiberfprid^t  (f.  b.  «rt.  ffllenfd^  Vin,  1279  ff.). 
S)ie  unfterblid^feit  ifi  aber  aud^  ein  ®Iaubendfa^, 
ben  baS  fird^Iid^e  Sebramt  feit  ben  ölteften  Seiten 
ge(d^fl|t  unb  f^oi^^tfyxUtn  f^at  ßufebiud  (H.  £. 
6,  87)  unb  SluguftinuS  (De  haeres.  83)  be- 
rid^ten  oon  ber  arabifd^en  Secte  ber  ^9))nopf  Qd^iten 
aus  bem  3.  3<2btbunberi,  toeld^e  ben  )eitmeUigen 
Untergang  ber  Seele,  nämlid^  oom  Zobe  bid  }ur 
Sluferftebung,  Icbrten  (uitvoc,  Seelenfd^Iaf;  f.  b. 
Srt.);  gegen  biefe  3n:le^re  foU  aber  Origened  auf 


©eflarclli  —  ©egeiu 


69 


Scrazmäi  unb  SSilbf ,  gepaart  mit  bet  nötl^tgen 
?ffTrla!f2  nnb  gnrrgie.  feer  fid^  ni^t  fclbft  bc» 
ifrnii,  lonbrni  btr  natürlicl^cn  Setbcnjcfyiftlid)- 
!fä  vixT  rinrm  mtflugen  Uebereifer  DerföIIt,  ret|t 
ricbfr,  baut  aber  nU^t  auf  (ügL  3qc.  1,  20).  — 
z.  ©uie*  aSeifpiel  burd^  äd^t  pricftcrlid^en,  un» 
ic^cIbaftcn  SSonbel  imb  bur^  gifer  für  bie  SBcrfe 
^f7  SSciigion  unb  ber  Sann^erjigfeit  Forma 
facti  gregis  (1  ißetr.  5,  3)  müjfen  bic  ©cel» 
iDiger  fein  unb  exemplum  fidelium  (1  Xim. 
4,  12;  ogL  Sit.  2,  7),  tüic  aud^  ba§  6i>ucil  Don 
irient  (Sess.  XXTTI,  c.  1  De  ref.)  unter  bie 
burc^  praeceptum  divinum  bem  @eeI(org§cIeru§ 
aufgelegten  ^^jlic^ten  bonorum  onmium  operum 
exemplo  pascere,  paupemm  aliarumque 
miBerabüium  personanim  curam  patemam 
gerere  auf  ^ol^It 

6.  Sie  t^irtcnforgfalt  (S^riftt  erjhetft  pd^  auf 
alle  92enfd^  o^ne  l[u§na](|me,  unb  fo  mu|  au^ 
btr  Siener  ber  iKrdde  unb  !J}ricfter  g^rifti  al§ 
©eelforgcr  ^  SUen  für  üerpfiid^tet  l^alten  (SRom. 
1,  14).  dh:  mu^  93ater  unb  gü^rer  gum  Fim- 
mel fein  für  Äinber  unb  ßrtoad^fene,  Untrifjenbe 
unb  &ele^rte,  Sünber  unb  gottbegnabigte  ©eelen 
u.  i.  tD.  Selbfi  bie  SSerftorbenen  finb  no(^  Segen- 
fianb  feiner  Siebe  uiü)  ©orge,  inbem  er  für  fie 
®[bete  unb  baS  l^eüige  Opfer  barbringt,  ?[bläffe 
if)nen  $nipenbet  unb  ^en  bicfe  SiebeSgaben  aud^ 
ton  ben  (Gläubigen  erbittet.  Sa  aber  bie  Der- 
idbiebenen  klaffen  Don  Wenfd^en  aud^  Dielfad^  Der> 
^d)icbene  93c^nblung  unb  Derjc^iebene  ^nioenbung 
ber  aügemeinen  ^ftorationSmittel  erforbem,  fo 
gib!  e§  caid)  oerfd^iebene  Slrten  ber  ©eelforge.  ©o 
rcbrt  man  öon  fiinberfeelforge,  fhanfcnfeelforge, 
böberer  ©celcnleitung  u.  f.  m.  ^ud)  l^at  bie  ftir^e 
miiimter  fperielle  ©eeIforg§amter  für  einjelne 
Glaffen  üon  ^erjonen  angeorbnet,  fo  ganj  be« 
fonberS  ba§  33eid^tt)ateramt  für  grauenflöfter  (f. 
b.  2ln.  gjonnen  IX,  441  ff.),  «ud^  bie  Wilitar- 
feelforge  nimmt  oiclfad^  eine  ftngulöre  ©tcttung 
ein.  Sic  ifi  entiDebcr  jtoar  bem  Ortspfaner  unter« 
gcorbnet  (tt)enignen§  fo  lange  bie  Gruppen  in 
ifcrcn  ©amijoncn  liegen),  aber  bod)  in  ber  2i?eife, 
bafe  mit  ibrcr  9lu§übung  ücm  SiöccjanbijAofe 
ein  ^^ricftcr  bc§  ^arrderuS  betraut  wirb ;  ober 
fie  unterliegt  einer  fpccicflcn,  öon  ber  aügemeinen 
©eeljorg^orbnung  feparirten  Crgani)ation.  Sc^- 
tercß  ift  ber  gaÜ  in  ^Nreufecn  unb  Ccfterreicb,  in 
XDdd)en  eigene  9?iid)r.fe  für  bie  ?lrmee  aufgcftcUt 
fmb,  Don  meldicn  bic  9?iiliiQrciirQtcn  ernannt  unb 
mit  Scelforgc  für  bic  ©arnijoncn  betraut  mcrbcn. 
Sem  ?lrmeciii*of  ( frclbpropft)  liegt  c«  audi  ob,  im 
ftricgsfalle  bie  SeclüirgSöcrbelnüJie  ber  5  nippen 
;u  prbnen.  3n  Stooten,  in  ir.clcl)cu  bic  jJiiliiär= 
ücl'orge  bcn  Siöcejanbijd^öfcn  uutcrftellt  in,  ircr« 
r-rr.  nad)  Ucbcreinfommcu  mit  ber  iEiaaic-ruvicrung 
^eu'gci?:lid)e  ernannt  unb  fccrcn  Kcljorglid^c  :)ifd)ic 
3emein»*a»:Iid)r!onbfnSiid)öfcn  fcitgcicja  f?irt.61 
r-er  rfu:*diLnSHeid)i:Ucrjafinr.i;  iu^l'.ci;:  bic 'JJiiiiiär» 
ürdicnorbnung  Don  ben  nad)  ber  prcu^iidu^n  2)iili« 
lörgeje^gcbung  gu  orbncnben  ©egcnitünben  aui). 


9(IS  gfelbgei^Iid^e  »erben  im  beutfd^en  Stetere  )u* 
nöd^ft  biejenigen  ^riefter  gemault,  toeld^e  um  iferel 
geiftlic^en  9mte§  miUen  nid^t  aU  SSBe^rpjiii^tige 
)um  Sicnfte  mit  ben  SBaffen  l^eranjugie^en  fmb. 
(9Jgl.  bie  im  31rt  ^ftoralt^eologie  IX,  1591 
citirten  äBerfe.)  [grüner.] 

^fflatein,  f.  «pojblifer  1, 1143  unb  §rati> 
ceflen  IV,  1928  f. 

^i^  ift/  gemöl  ber  ^erfunft  beS  9Borte§ 
Dom  lat.  Signum,  simöd^ft  bad  Iheuggeid^en,  un6 
„fegnen"  I)ei^t  bamad^  „etmav  mit  bem  ffreu^e 
bejeic^nen",  um  eS  ber  Srlöfung$gnabe  t^i^oft 
5U  mad^en.  3m  ©prac^gebrauc^  ^at  jtd^  aber  bie 
iBebeutung  be§  SBorted  ^ngemö^  ba^tit  erueiteit, 
ba|  ©egen  (©egenertl^ung)  iebe  burd^  SBorte 
ober  burd^  ft)m5oIifd^e  3ci(^en  (}.  93. 9u§breitmig 
unb  Sluflegung  ber  ^önbe)  ober  aud)  burd^  betbe 
HRomente  jugleid^  au^gebdidfte  Snmünfd^ung  Don 
göttlid^en  Sttabengaben  begeid^net ).  9.  ber  ©egen 
ber  Altern,  bem  (DgL  gccil  3, 11)  eine  befonbm 
jtraft  5ugefd^eben  toirb.  Saneben  ifi  ,,©egen' 
aber  au($  bie  burd^  bie  ^anblung  beS  ©egncnS 
angemünfd^te  ®nabengabe  felbß  unb  fd^Iieglid^  in 
gemiffen  SBortDerbinbungen  (g.  99.  ©egen  @otte$) 
ft^Ied^tj^in  foDiel  une  ^@abe  (gotted".   ©einen 
eigentlid^en  $Ia^  ^  ber  ©egen  alS  nid^  bIo§e 
^nmünfd^ung,  fonbem  ^ugleic^  »irffame  Sermüt- 
lung  göttlid^ier  ®naben  in  berSiturgie.  3n 
^.  S.  mar  eS  Aufgabe  bed  ^riefterS,  baS  Soff 
unter  ^Inrufung  Se^oDa'S  unb  9nmenbmtg  (k> 
ftimmter  SBorte  (9him.  6,  24)  ju  fegnen,  3w» 
liturgijc^en  ©egen  be3  92euen  SunbieS  ge^rt  M 
©egenSmort  mit  ber  Anrufung  ber  l^Uigften  Sm* 
faltigfeit  unb  baS  ffreuggeid^,  boS  mit  ber  ^onb 
(SJlanualfegen)  ober  einer  geheiligten  ©ad^  (alla- 
$eüigfte8  ©acrament,  6rucifi|j,  Äeliquien,  ^• 
ligenbilb)  über  bie  5U  fegnenbe  ^ßerfon  ober  ä()e 
gemad^t  toirb.  9{ur  hti  bem  ©egen  mit  bem  aler> 
beüigften  ©acramente  toirb,  ba  S^rijtuS  feffij!  ber 
©egnenbe  ift,  eine  ©egenSformel  nic^t  gefprod^ 
Sa  alle  ©egendgetoalt  Don  ®ott  tommt,  fo  ijl 
Präger  berfelben  nur  berjenige,  bem  ®ott{ie  mit' 
tf)cilt  unb  ber  bem  5U  ©egnenben  gegenüber  aß 
©ottc«  ©tcIlDertreter  erfc^eint.  Ser  Sitinrg  fegnd 
barum  auc^  mit  ber  formet :  Benedicat  te  Dens 
ober  mit  ä^nlid^en  SBorten,  unb  nid^t  mit  bes 
Si^orten :  Ego  te  benedico.  SSerliel^  nirb  in 
ber  JSird^e  bie  @emalt  §u  fegnen  burd^  bie  $rie> 
ftcrtpcibe  unb  fpccieÜ  burt^  bie  ©albung  ber  Sönbt 
t\c^  "ipricfiiTj  (j.  Pontif.  Rom.:  De  ordinatione 
Presbyteri  [ed.  typ.  I,  Ratisbon.  18SS,  oöji. 
Sic  C^jbDrtütion  Dor  ber  Sh^cifte  l^ebt  unter  ben 
9>c.Umad}lcn  unb  "ipilidöten   beS  IMejter«  bo^ 
3cf.ncu  cigcnfi  bcrnor:    Sacerdotem  oportet 
ofterre,  bonedicore  etc.   Sie  grolle  ©egcn^ 
c;ciralt  br'iut  ber  iMJdiof  infolge  feiner  ßonjecw« 
rirnunb hart  feiner  biiTavd&i^'Acn  ©tcttung ;  bie  erfte 
'lllmti.  .i!iMi:ng,  tic  ber  neu  gciocibtc  SBifc^of  in  mi» 
nii:iti:\^riin  ^^^.uiairanrnbangc  m.it  ber  geier  feiner 
ßon^'ccration  oorjuneljmen  bot,  ijt  bie  grt^KÜung 
bcÄ  ©cgcnS  (f.  Pontif,  Born.:  De  consecr. 


©eelenmejfe  —  ©eelenioanbetunö. 


58 


>m.  2,  *i(L,  arf|>jl8 1898 ;  SJ^.  Slel&en,  Se^- 
Mb  bcc  aBgemciiien  $^ofogie,  fiei|)}ig  1894 ; 
LT,  fBimte,  0nmbri|  bet  $fQd^oIogie^  fiei|)}ig 
:$36;  SD|r,  Olebicmifd^e  ißfqc^ologie  imb  $^9- 
Us^ic  ftcr  @fele,  neue  «u9g.,  (Böttingen  1896 ; 
r:^nmn,  ^(^ologtf^e  Briefe,  7. 9ufL,  Setpgtg 
1^96 ;  St.  3obI,  Se$rbtt<!^  bet  Ißf^ii^ologie,  @tutt- 
.st  1696;  6.  F.  Btout,  Analyido  Psychology, 
2  Tob^  Loadcm  1896 ;  Mantovani,  Peicologia 
t5ii]ttgiea,  MUano  1896.  3ur  (äefd^^te  bei 
i^tifolo^  ogi.  IF.  9Benier,  (EnttoitflungSgong  bet 
zttKbdlecL  ^«d^Iogie,  SBienl876;  Ohaignet, 
fisttiir«  de  1»  Psychologie  des  Grecs»  Paris 
l^SS — 1893,  Svols.;  9t.  Sommer,  @runb)üge 
:^t^.  bcr  beittfidben  $f9^o(o8^^  unb  Seftl^etif , 
1892;  g^os  Seffoir,  ®t\d^\d)U  bet 
tadfd^  4if9d^oIogie,  Serlin  1894.  3ur 
Nigjautifd^  ^ßfi^d^ologie  fei  auf  bie  2)ogmatifer 
MDvfen;  baSSDogmengef^tddtltd^e  f.  bet^.  @tödl, 
Sie  {ptoDlaÜt«  £e^re  i>i)m  SRenfd^en  unb  il^re  ®e- 
^tuäftc,  aaSfirjiurg  1858--1859,  2  9be.,  unb 
£<fi0Qiic,  5Cogmengefd^.  I  u.  II,  2.  9ufl.,  gfreib. 
1^2—1895.  t^o^Ie.] 

$tditmmilfe^  f.  99egrabni|  unb  Bequiem. 
^iritefifCiif ($f 94o)>cmn9(i^te)  mirb  ber  tmum- 
cr^  3ii9^  genonttt,  ben  nad^  bet  Snfid^t  ein* 
vlorSdter,  ber  92ef|tonmier,  ber  fd^iSmotifd^en 
'innmifr,  ber  9nntttioner  unb  ©ocinioner  unb 
rjUr  mobmun  ^roteflonten  f ottrie  ber  Setenner 
^^  ^Um  bie  €eelen  ber  SBerflorbenen  }tt>ifd^en 
ta  tob  ifiib  bem  SBeltgetici^t  etleiben  foSen. 
zie  fqeU^maig  Tvifyct  Don  Sofoin  l^er,  tt)el(^er 
:de  dnfe^  eigenfi  6cf&mpfte  (Tractatus  de 
^mhofMBnychiA,  ArgeniorüLlb42),  Satian 
M  {Ot.  e.  18),   bie  €eeU  merbe  mit  bem 
^^T^  at^ffiö9t,  totnn  fie  bie  SBo^tl^eit  nid^t 
t±nat  l)abe;  i^r  SU>b  fei  ober  fein  etoiger,  fon- 
tca  fk  ße^  am  Snbe  bcr  fEBelt  mit  bem  mr- 
;{7  miebcr  mif ,  um  in  Unfterblid^feit  ben  Straf« 
ü^  pi  emjyfangetu     @ei  bagegen  bie  Seele  mit 
!r  ^rlhmtniB  ®olleS  auSgeruJtet,  fo  merbe  fie 
per  004  aiifgrlMt ,  toerbe  ober  beim  (Serid^i 
rra  o5tni^  ®etfie  aufmött«  gefül^.   3ft  ed 
^nlJtimi  itDetfeQMft^  ob  Don  einem  mirflid^en 
l:U  ber  6edt  ober  Don  einem  @eelenfd^lafe  bie 
/.^  ^,  fo  ermft^nt  £ertunion  ou^bnidflid^  bie 
itpt  um  @eelenf<^lafe ,  menn  er  (De  anima 
c.  >?t  mif  ben  SinUKinb  gegen  feine  Seigre  oom 
ici^gbeaen  8oofe  ber  Seelen  in  ber  Unterioelt 
riiUn:  JSBBad  fott  benn  »öl^renb  jener  Seit 
r>4ni.  bo  tmr  in  ber  Untenoelt  finb?  äBerben 
rc  i^lflfcnl  Sber  bie  @eelen  fd^Iafen  nid^t  ein- 
es! tn  brn  Sebenben."'    ©ufebiuö  (H.  E.  6,  87) 
^Mi  twH  einem  ber  SBa^r^eit  fremben  ®ogma, 
rri«  in  Arabien  aufgetommen  fei,  baft  nämlid^ 
^  B&k  mit  bem  Seibe  flerbe  unb  bei  ber  Stuf- 
ir^dBBig  imt  bemfeOben  toieber  auflebe.  9uf  einer 
vaSi  Ochun  SQnobc  fyAt  OrigeneS  bagegen  ge- 
^wota  rxA  bie  fln^änger  beSfelben  eined  Seff em 
Mfkt  S*  «nt^  ber  Sll^neto^fijd^iten  ipurbe 
=^  «m  ben  fß^otinionem  mtgenommm  unb 


]pQitt  t)on  eimelnen  SBiebertäufem  aß  förmlid^er 
Sel^rfa^  auf geftellt.  S)iefe  SReinung  ift  burd^auS 
gegen  bie  peilige  Sd^rift  unb  unt)erträglic^  mit 
bem  ©tauben  an  bie  Utifterbliddleit  ber  Seele  (f.  b. 
Slrt.).  Slbcr  au(^  bie  Sel&re  öom  eigentlid^cn  Seelen» 
f(^Iafe  tt)iberf})rid^t  bem  ©lauben.  S^ax  wirb  ba8 
SooS  ber  aogefd^iebenen  Seelen  im  Sd^eol  im 
^Iten  £eftament  fel^r  bufter  bargeftettt ,  aber  e8 
tt)irb  bo(^  bie  gfortbauer  beS  SeiDu^tfeinS  an- 
genommen. 3m  bleuen  Xeftament  mirb  ber  ®eift 
nad^  bem  leibltd^en  £obe  ald  felbftbeiouBt  unb 
entmeber  feiig  ober  unfelig  infolge  be§  Singel- 
gerid^ted  nad^  ben  SQBerlen  bargefteUt  (fiuc.  23, 42. 
43 ;  16,  22.  2  6or.  5, 8.  «piftü.  1, 23. 24.  Op. 
14, 13).  SBobl  beginnt  baS  ooOe  geben  ber  Selig« 
feit  erft  mit  ber  Suferfte^ung  bed  gfleifd^eS,  allein 
bie  Seele  ift  nid^t  berartig  oom  gfleifd^e  abl^öngig, 
ba|  i^re  felbftönbige,  feIb[tbetou|te  t^ortbauer  na^ 
bem  Xobe  nic^t  möglid^  möre.  S)ie  93äter  maren 
t^eiltoeife  bon  gned(|tf(|-römifd^en  Slnfd^auungen 
beeinflußt,  koenn  jie  jmifd^en  Zob  unb  Stuferftebung 
für  bie  Seelen,  mit  ^uSnaf[me  ber  SRartprer,  einen 
9RitteI}uftanb  an  irgenb  einem  unbelannten  Orte 
amtel^men  (Justin.  DiaL  c.  Tr3rph.  c.  80 ;  Iren. 
Adv.  haer.  5, 31,  2 ;  Orig.  De  princ.  2, 11, 6; 
In  Lev.  Hom.  7,  2 ;  Tert.  De  anima  c.  58 ; 
Apol.  e.  47 ;  De  resnrr.  cam.  0. 17. 43 ;  Lact. 
Inst.  7,  21 ;  Aug.  De  praedest.  sanctorum 
c.  12;  Encbir.  0.  109).  «ud^  ber  f)l  SBem- 
l^b  mar  biefer  Snfd^auung.  3o](ianne8  XXII. 
(f.  b.  9rt.)  ^atte  fie  früber  angenommen,  fpftter 
aber  oermorfen.  Sie  fd^iSmatifd^en  @ried^en  f)ViU 
bigten  i^r  jum  größten  %f^dU;  ibr  Srrtbum 
mürbe  t)on  Senebict  XII.  unb  bem  Sondl  oon 
gloreng  Dermorfen  (f.  b.  Srtt.  9lnfd^uung  ©otteS 
unb  ©erid^t,  göttlid^eS  V,  396  f.).  (»gl.  ©edferS, 
SJtittbeilungen  auS  ben  merfmürbtgften  Sd^riften 
ber  t)erfIoffenen  Sa^rbunberte  über  ben  Suftanb 
ber  Seele  nad^  bem  Xobe,  SlugSburg  1835  bis 
1836,  2  ^efte;  SBünfd^e,  S)ie  SSorfteSungen  bom 
3uftanbe  nad^  bem  Xobe  nad^  ^pocrtipl^en,  Xal« 
mub  unb  Jhrd^enDötem,  in  ben  Sa^rbüd^em  für 
prot.  ll&eol.  1880,  855  ff.  495  ff.;  Simar,  Sel^rb. 
ber  3)ogmatü,  8.  «ufl.,  greiburg  1893,  856 ff.; 
aß.  Sc^neiber,  S)ad  anbere  Seben,  4.  Slufl.,  $aber^ 
bom  1896, 195  ff.  375  ff.)  [Sd^anj.] 

$eeteitniaitbeniti0  ((jL^rsfi^/ux^^^O  ^^ßt  bie 
angebliche  SBanberung  ber  Seele  bur^  oerfd^ie- 
bene  jförper,  mobur^  nad^  ber  Trennung  ber 
Seele  Don  intern  fieibe  eine  religiöd-ftttlid^e  Stei- 
nigung ober  pl^qfifd^  fi&uterung  uno  bamit  bie 
9)Uglid^feit  einer  emigen  ©lüdfeligfeit  ober  einer 
Bereinigung  mit  bem  Unenblid^en  erreid^t  mer* 
ben  foE.  S)er  ©taube  an  bie  Seelenttxxnberung 
bitbete  einen  Seftanbtbeit  ber  nligiöfen  9ln- 
fd^auungen  (bei  änbem  unb  Slegqptem)  unb  ift 
etft  in  ber  p^t^agoreifd^-platonifd^en  ^bi^^f^P^i^ 
in  eine  pbitofopl^tfd^e  SBettanfd^auung  aufgenom- 
men morben.  Ob  bie  ©ried^en  biefe  Se^re, 
mie  ^erobot  (2,  123)  berid^tet,  Don  ben  SlegQp- 
tem  ober  gar  oon  ben  Snbiem  überfommen 


59 


@eelentt)anberung. 


60 


"fyAtn,  U^  f$  gefd^td^tnd^  nid^t  fidler  befUm- 
men.  3m  SUtöemcincn  ift  ober  ein  ginflufe  ber 
orientolifd^en  Steligionen  auf  ben  Orpl^tSmuS 
unb  $9t^agorei§mud  faum  )u  beftreiten.  S)ie 
^legqpter  ^aben  nod^  ^erobot  bie  Seigre  t)on  ber 
@eelenn)aiü)erung  oufgebrad^t.  @te  glaubten,  bie 
@eele  fei  unfterblid^  unb  ge^e,  toenn  i^r  jtörper 
Dermefe,  in  ein  anbered  ©ejd^öpf  ein ;  loenn  fte  in 
allen  £anb>,  SReer-  unb  geflügelten  ^l^ieren  l^erum- 

iieloanbert  fei,  fo  lomme  fte  luieber  in  einen  9Ren« 
c^enleib.  Siefe  Umioanberung  baure  für  bie 
©eele  3000  Sahire,  b.  1^.  eine  ©otl^iSperiobe.  ©ie 
gel^örte  )u  ben  ©trafen  ber  93öfen,  toie  auf  ben 
ÜJtonumenten  ertt)ä]^nt  luirb.  3nbeg  l^at  man 
längft  bemerft,  ba^  biefe  Seigre  im  äBiberfprud^e 
fielet  mit  ber  ftrengen  ag^ptifd^en  ©itte  be§  Sin« 
balfamireud  ber  Seid^name,  unb  meber  bie  Unter- 
fd^eibung  jlDifd^en  ^riefter-  unb  SoIfSreligion 
tu)d^  bie  Überlegung  beiber  SorfteUungen  in  Derfd^ie- 
bene  ^erioben  tann  ben  Sßiberfprud^  l^ben.  S)er» 
felbe  ift  üielmebr  auf  ein  SRi^erftönbni^  ber 
©ried^en  gurücf gufül^ren.  3nt  Zobtenbud^e  l^anbeln 
12  Rapxid  Don  ben  99{etamorp^ofen,  ol^ne  aber 
bie  ®aä)t  beutlid^  }U  mad^en.  S)er  Xobte  nimmt 
üerft^iebene  (©perber»,  ©erlangen»  u.  f.  m.)  ®c« 
ftalten  axL  9Bad  bie^  bebeutet,  mirb  nid^t  gefagt ; 
Da|  aber  nid^t  an  eine  ©eelenmanberung  ^u  beuten 
ift,  gel^t  baraud  l^or,  ba^  biefe  SRetamorpl^ofen 
nid^t  auf  Srben  ftattfinben  unb  nid^t  ben  Sl^a- 
rafter  Don  ©träfe  unb  Söuterung  tragen,  fonbem 
im  S^nfeitS  gang  freimiEig  übernommen  werben, 
ßrft  bie  Fragmente  l^ermetifc^er  ©d^riften,  meldte 
eine  bebeutenbe  gried^ifd^e  3utl^at  enthalten,  lehren, 
ba|  bie  ©eelen  au3  ber  ©emeinfd^aft  mit  ber  ®ott- 
l^it  in  baS  irbifd^e  S)afein  einer  ©d^ulb  ober  93e- 
ßedhing  toegen  Derfto^n  merben  unb  Derfd^iebene 
ißcrttHxnblungen  (jieTsvjtüjiaTCDffic)  in  friec^enbe, 
SBaffer-,  Sanbtl^iere  unb  9}5gel  erleiben,  bi§  fte 
als  ÜRenfd^en  ben  Anfang  ber  Unfierblic^fett  em- 
pfangen, 2)amonen  toerben  unb  fo  in  ben  Sl^or 
ber  ©Otter  gelangen,  ©id^er  fiitbet  ftd^  bie  fie^re 
Don  ber  ©eclentoanberung  (©anfara)  bei  ben  3n» 
biem,  iDenn  pe  aud^  ben  t)ebij^en  Siebcm  f  remb  ift, 
ja  in  einem  SBiberfprud^e  mit  il^inen  ftebt  ©ie  bc- 
berrfc^t  ben  93ra^mani§mu8  (f.  b.  ^rt),  fpielt  im 
©ubb^iSmuS  (f.  b.  5lrt.)  eine  »olle  unb  lebt  bis 
^te  fort;  namentUd^  bilbet  fte  in  SSerbinbung 
mit  ber  SrlöfungSlel^re  bie  ©ntnbföule  ber  pbili>' 
jopl^ifd^en  ©peculation  (Upanifl^ben,  SBebanta). 
©ie  mu^  alfo  alten  UrfprungS  unb  nid^t  t)on 
Linien  l^reingebrad^t  Sorben  fein.  Sagegen  ift  e§ 
nidt)t  mögltd^,  mit  @etoi^eit  gu  fagen,  mit  fte  ftd^ 
in  ber  inbifd^en  %nf(^auung  eingebürgert  l^abe, 
aber  e§  genügt,  an  bie  SBeltflüc^tigfeit  unb  ben 
flreislauf  in  ber  inbifd^en  SReligion  ju  erinnern, 
um  bie  Sebcutung  ber  2!ran§migration  )u  er* 
f  ennen.  S)er  £h:etSlauf  be§  £eben8,  in  feinen  l^ö^eren 
unb  böd^ften  mie  in  feinen  nieberen  (formen,  gilt 
als  ein  Üebel;  bal^er  ift  bie  Befreiung  t)on  ber 
2BieberboIung  ber  Ssiftenj,  fei  eS  auc^  in  para- 
bieftjd^eu  ©öttenooldnungen,  bad  S^tl  ber  ©pecu« 


lation.  S)ie  $]^iIofop^  fud^  ju  geigen,  ttrie  bie 
©eele  il^er  irbifd^n  Seftimmungen  (Upab^i)  fiti 
loerben  lönne,  Dergeid^nen  bie  Stationen  goun, 
burd^  meldte  bie  nid^t  befreite  ©eele  auf  i^  Seife 
gu  anberen  Sj^iftengformen,  l^ö^eren  ober  niebacn, 
ie  nad^  ben  äBeiien,  ttKmbem  mu|.  2)ie  gntn 
unb  böfen  9Berfe  l^aben  eine  caufole  SBirfung  fir 
neue  Siiftengen,  unb  bie  Seiften)  l^ört  in  bec 
toal^ren  Sr!enntni|  auf.  gfür  bie  (Erlösten  gibt 
eS  feine  SQBieberf  el^r ;  auS  bem  ©trubel  bed  2)afenifi, 
ber  erneuerten  Sj^iftengen  ftnb  fie  }ur  9ht^  ge- 

!|e(angt.  3n  ben  ©iefejl^bü^em  xotAm  mdft  wa 
d^ioere  ©trafen  für  bie  ©ünber  fef}gefe|t,  fonbem 
ed  mirb  aud^  ein  9(u8bIidC  auf  jpötere  S|ifieii|n 
mittels  ber  SranSmigration  eröffnet  3)en  SöjeR 
unb  ben  ®uten  merben  t>erfd6iebene  l^Sifd^  tat 
l^immlifd^e  SBobnungen  in  ^uöftd^  geßeU  unb 
für  beftimmte  ©ünben  nod^  beftimmte  Oualen  n 
nad^f  olgenben  S^iftengen  angegeben.  Sie  ©d^Icc^ 
ten  toerben  in  £^ierleibem,  etma  oIS  SBurmer  vaib 
3nfecten,  miebergeboren,  imb  aud^  gemiffe  Seiboi, 
S.  iB.  ber  %uSfa^,  meifen  auf  ©c^ulb  in  einem 
oorigen  Seben  ^in.    SBie  aQgemein  inbifd^  biefe 
^nfd^uung  ift,  beloeiSt  bie  Sufna^me  berfd&en 
in  ben  Subb^iSmuS,  ber  bod^  feine  inbix^ibnrOe 
Sfortbauer  ber  ©eele  annimmt,  ia  bad  SBefen  bec 
©eele  löugnet.  S)ie  ©eele  ift  il^m  nur  eine  fltt* 
lic^e  Saufalitdt,  bie  ©umme  unb  boS  Stefiiitat 
beS  SebenS,  looburd^  mieber  eine  neue  $erf5nfii^ 
feit  entfielet.  2)iefe  baS  Sinaedeben  beßimmeBbe 
Wad^t  b^i^t  ffarma,  unb  bie  Sufgobe  befi^ 
barin,  bief eS  Jf arma  gu  üemid^ten,  bamü  feine  nene 
®eburt  mebr  oerurfad^t  merbe  (ogL  S^ntepie  be  Ia 
©auffa^e,  SteligionSgefd^.  I,  gfreib.  1887  [2.14 
1897] ,  68.  293.  370.  375  ff.  415 ;  ßarbl|, 
S)er  93ubb]^iSm'uS  nad^  filteren  ^li- Serien, 
aRünfter  1890,  54 f.;  S)erf.,  S)ie  Debif(^bn4- 
manifc^e  $eriobe  ber  Steligion  beS  olten  änbiciä, 
ebb.  1893, 326  ff. ;  ©d^ana,  Apologie  n,  2.  Infi, 
greiburg  1897,  43.  49.  72).  —  ©ei  ben  (8rie- 
d^en  ]^at  ^b^tef^beS  Don  ©^rod  (um  600  o.  (^) 
auerft  bie  fic^re  t)on  ber  ^Unfterblid^feit  ber  ©Mie', 
b.  ]^.  ber  ©eelenmanberung,  DorgetroQen.  Sos 
il^m  l^tte  üe  ^Qtl^goraS  (geft  um  500)  fihc- 
fommen.    ©eine  ©d^üler  gaben  biefe  Se^ce  fni 
eine  neue  Offenbarung  il^eS  großen  ^^pffdat 
unb  ^leifterS  auS,  bem  munberbarertoeife  bie  @ak 
ber  Srinnerung  an  früi^eS  ^fein  in  anbcnn 
fförpem  berlieben  gemefen  fei  ^Qt^goroS  feAft 
glaubte,  ba|  bie  ^enfd^enfeelen  nad^  bem  Xobc 
aud^  in  Xl^ierförper  monberten;  Don  fid^  felbß  ht» 
bauptete  er,  ba^  er  fd^on  mebrmoIS  auf  Srben  gt* 
toejcn  fei  S)ie  ©d^eu  t)or  Xl^iermorb  unb  bai 
ißerbot  beS  Sol^nengenuffeS  l^ongen  bamit  p 
fammen,  braud^en  alfo  nic^t  auS  3nbien  entl^ 
au  fein.  3)em  religiöfen  S^arafter  ber  fiel^  p 
mö^  nahmen  bie  ^^tl^goreer  eine  ^äesifkn)  oec 
©celen  unb  eine  oorl^erige  SBerfd^uIbung  an.  iM 
©eelen  tourben  nac^  i^nen  aur  ©trofe  in  boA  @rab 
ober  ben  ßerfer  beS  SeibeS  t>on  ber  @ott^  Der* 
fe|t,  unb  je  nad^  bem  ®ebraud^e,  ben  fte  oon  bieten 


(1 


Seelforge. 


62 


^^a^nibe  bct  9u^  unb  Slttnigune  maii^ten,  tour* 

Ist  fk  iio4  bcm  Zobc  iDieber  ju  bem  l^öl^ein, 

!:c9cifofm  ^uponbe  im  ffo9mo8  er^obm  ober  )u 

<acxR  Stmft  üi  bcn  Zartorud  Qrfto|en,  ober  fie 

»:|ai  iSttt  SSonbenuigen  buni^  t>erf(^tebene  Zitier« 

nb  Statf^^etber  ^ri  Smi^eboneS  (geft.  432) 

:äBte  Wc  6cdaitDanbenmfl  aud^  auf  bie  ^ftanjen* 

idt  aid»  biK^  tonnte  bie  Manjenfoft  notürlic^ 

zM  gtek^  bem  gfleifd^gniup  oerboten  toerben. 

ta4  9inbat  glaubte  an  bie  Unflerblid^feit  unb 

Hl  SttCeiUDonbennig;  bie  Seelen  ber  ®o!tIofen 

omi  ncufi  i^  unjlöt  uml^er.  SBöl^renb  ober  bis 

lobm  rcfigiöfe  SRotioe  ttirffom  nxiren,  ttmrbe  bei 

Slito.  bct  iinter  or{)btf4-pQtbagorei{d^em  Sin« 

tsf)t  ^onb^  bie  €ee(enn)anbenmg  ein  &)e|entlid^(d 

s^jb  fetner  Skltonf^mnmg.   (Er  berbtnbet  fie 

:Bt  bcr  auB  bem  SoDSgloid^  aufgenommenen 

SniMmig  tnm  einem  3uftanbe  ber  99u|e  im 

6bM.  CS  gibt  yl^  ®rabe  ton  SSkn^erungen 

Fjn  |f  1000  Sol^^  fo  ha%  bie  @ee(e^  in  ibrer 

IBöcteofigen  SBonberung  i^r  fiebenSlooS  immer 

tm  Vtaaa  in^Ienb,  ibre  9u^e  gel^nfad^  bü|t, 

hft  Jk  fnblid^  jtt  Idit>erIofem  Seben  bei  @ott.  jum 

Unffl^aucn  rnib  )u  ber  3beenioeIt  l^eimfe^ren 

Ssr  bie  {^^iIofo)>]^ifd^en  @eelen  bmmen  mit 

birimaßgen  SBanberung  )u  Snbe.    Sie 

ftk^  Btdtn  toerben  nad^  il^irem  erfien  Seben  in 

kc  UniaiDrlt  gcrid^tet  unb  bü^en  bort  il^  Sd^ulb ; 

vur  6ic  Unbeäftoren  merben  auf  etoig  in  ben  £ar« 

fnx#  xmpsoim,  t9&btenb  bie  @ere^ten  bis  }um 

rztntle  ia'S  i^eüe  Seben  auf  einem  i^nen  oer* 

Kstett  ®efKnie  in  feiiger  ShiJ^e  Oeüoeilen.  Sei 

>f  BoBbaimg  mälfen  SRönner^  bie  ein  tmreined 

btm  pfü^,  fidf  ut  bie  Statur  bed  SBeibe«  ber- 

•aoMn,  onb  tDenn  fte  ba  aud^  mieber  f  d^Ied^t  leben, 

fk  ben  ibrni  @tlten  entfjnrcd^ben  £l()ierleibem 

:cT2bffcigni  (f.  bie  £itate  bei  SöUinger,  Reiben« 

.«3  imb  Sttbenl^um,  Segenfiburg  1857, 230  ff. 

2»!  f. ;  «Ibetger,  S)ie  ^riftfid^  e^atologie, 

'^nlasS  1890,  132  ff.X    9lriftoteIed  fyd  bie 

^olaammbcnmg  beflritten,  meil  nod^  feiner  Suf « 

^f^nag  btf  Scrl^filtniffed  jmift^n  @eele  unb  Seib 

^  Sttie  für  einen  beftimmien  ffdiper  bie  gform 

-t;  Bitt  ben  SteitpotbagDreidmuS  unb  Sleuploto« 

Täaaa  bogegen  erhielt  aud^  bie  Sebre  Don  ber 

gukuiuutibcnmg  im  Sbenblaube  einen  neuen 

tB^^^ovog.  S>ie{»^iIofo{)bif4«®<i^uIeber@estier, 

sid^  094  mtfer  ben  erften  ffaifem  blül^,  l^tte 

:«&  SMot  ontmolifd^  Slal^rung,  bie  ^flid^t  ber 

SdSfpipcafnig  imb  bie  £e]^e  oon  ber  Seelenioan* 

«nä  bem  alten  !ß9t^agoreiSmu9  l^erüber* 

SHe  aSBetd^  bed  9))oaoniud  oon 

iepanb  in  tbcoreliMen  Sebren  über  bie 

IL  gud^  bie  gelten  (S)ruiben)  foBen 

«mbentng  gegloubt  l^aben  (t>gl.  ba- 

^fiiBger  559  f  .X  S9ei  einseinen  bualifti« 

^Seclen(ihiztH>fraiianer,9)iarcioniten,  SRoni* 

$txktltam^m,  ißoulidaner,  Slbigenfer) 

^!s  M  Se9^  biefe#  <SUaubenS.  See  neuere  Katto- 

(2ft|fing,  €4opcn^er)ttnbXb^ofo)>^i^' 

bot  mit  |(^miio|2if  <^  SiudmaluQg  bief  er  Sel^ 


ben  Srnfi  beS  (Sloubenfi  an  bie  Unfierblid^feit  ber 
@eele  mit  bem  ®erid(|te  gu  erfe^en  gefud^t  (f.  %.  93. 
9lnberfon,  3)ie  @eele,  ibre  Ssiften),  ßntmidlung 
unb  mieberbolte  Serför))enmg,  oeutfd^  oon  2)dn« 
l^orb,  Sei))aig  1895 ;  ogl.  SB.  Sd^netber,  S)ad  an« 
bere  Seben,  4.  «uff.,  ^oberbom  1896,  883  ff.). 
äebenfoSS  ifl  ber  @laube  an  bie  ©eelenloanberung 
ein  SluSflu^  bed  ©loubenS  an  bie  Unfterblid^feit 
ber  @eele  unb  bie  enige  93ergeltung,  menn  audb 
irrigertoeife  bie  SBu^e  unb  Steinigung  in  bad 
S)iedfeit8  verlegt  unb  bie  Sebeutung  ber  Sebcng« 
entfd^eibung  für  bod  etoige  SooS  Derfannt  tt)irb. 
Sie  mobeme  SteligionSpbilofopbie  toiQ  im  9ni« 
midmuS  bie  iBorau8fe|ung  für  bie  SBanberung  in 
oerfd^iebenen  Rbxpttn  [inben.  S)ie  aRoroUtötS« 
religion  babe  biefe  antmiftifd^e  SSorfteSung  ber 
@eele  als  eines  oerfeinerten  üßaterieKen,  boS  jebem 
fförper  einloobnen  tonne,  mit  ber  SSorfteQung 
ber  SBanberung  olS  eines  9RitteI8  ber  Sergeltung 
für  bie  Sefd^affenbeit  beS  oerfloffenen  SebenS  unb 
ber  Säuterung  gu  einem  mettfreien  SMfein,  b.  (• 
}ur  SrlBfung,  oerbunben  (Sral^maniSmuS,  93ub« 
bl^iSmuS).  Snblid^  b<<be  bie  ßrtöfungSreligion 
ben  ®Iauben  an  bie  Unfterblid^feit  ber  Seele  unb 
bie  ienfeitige  Sergeltung  borauS  abgeleitet  (f.  @ie« 
bed,  Sebrbud^  ber  SleligionSpl^ilofop^ie,  f$reibuxg 
1898,  59  f.  295.  423  f.).  [$.  Sd^ang.] 

$eeCfotge  (oura  animarmn)  bei|t  noc^  bem 
lird^Iid^n  @))rad^gebrau(^e  bie  in  ®emägb^tt  ber 
göttlid^en  unb  fird^Iid^  (Sefe^gebung  unb  mtf 
®runb  legitimer  ©enbung  geübte  Xbötigfeit  für 
baS  ^eil  unfterblid^r  Seelen  innerbalb  eines  be- 
ftimmten  ftreifeS.  3n  einem  meitent  Sinne  ob« 
liegt  Seelforge  aSen,  beren  Seruf  eS  in  ftd^  fcbttegt, 
SInbere  in  Slnfel^ung  beS  fittlid^en  unb  religiöfen 
SebenS  )u  beiebren,  }u  leiten  unb  )u  übern)od^en. 
S)iefe  aUe  trogen  oor  @ott  unb  ber  Jhrd^  93er« 
ontmortung  für  baS  ^ett  ber  Seelen  unb  l^ben 
ibre  Xl^gfeit  ju  üben  nad^  SRo^gobe  beS  gdtt« 
lid^en  unb  Krd^Iid^en  ®efe|eS ;  fo  bie  Sttem,  ^auS> 
t)ater,  Sebrer  unb  Srgiel^er.  3m  engem  unb  etgent- 
lid^  Sinne  bagegen  oerflebt  man  unter  Seelf orge 
bie  burd^  baS  ^rieftertl^um  3efu  S^rifti  in  feiner 
ftird^e  geübte  Zb^^iß^^^t  mit  ben  oon  Sl^riftuS  er« 
battenen  SoOmadfiten  burd^  Sermaltung  ber  ton 
ibm  eingefe^ten  ®nabenmitteIorbnung  ben  un« 
fterblid^  Seelen  SBal^rbeit  unb  ®nabe  gu  il^rem 
übemoturlid^en  etoigen  ^eile  gu  oermitteln. 

1.  SDte  Seelf  orge  im  eminenten  Sinne  U)or  bie 
SBirffamleit  beS  menfd^gemorbenen  SobneS  ®otteS 
auf  @rben ;  fie  l^atte  nad^  a&en  Segiebungen  nur 
ben  S^td,  burd|)  Stettung  ber  Seelen  ben  emigen 
SJater  gu  öerbenlidS^cn  (Suc.  19, 10.  3ol&.  8, 50). 
9lber  aud^  bie  gefammte  SBitffamfeit  ber  beiligen 
ftird^e  mif  Srben  bis  an'S  (£nbe  ber  Seiten  ift 
nid^tS  SlnbercS  alS  bie  SBirIfamfeit  (Sf^xi\ix,  ber 
immer  in  ibr  lebt  (SRattb.  28,  20),  ber  fte  bie 
Senbung,  meldte  er  oom  Sater  l^at,  DoQftänbig 
mit  i^m  tbeiten  lögt  (Snattl^.  28, 18.  Sol^.  20, 
21)  unb  baS  ^rieftertl^um  fid^  felbft  fubftituirt 
fykt  (Suc.  10, 16).  S)ie  ganje  S^äligfeit  ber  ffird^r 


eeelforge. 


66 


Q.  b.  VxL  Sd^romt).  3)er  6eel- 
it^et  trcfitnbct  nic^t  bU  (Stg^miffe  menfci^Uci^er 
:£^9bm^  ionbccn  Ootted  SBort^  unb  swar  alS 
vScftatex  «otM ;  er  ftu|t  ft^  nic^t  auf  bie  ftunft 
bcr  9atb{am{ctt  unb  auf  naturl^e  läd^tigi^tt, 
vi  ita|C]ioeii  unb  )u  übeneben  (obgleid^  aud^ 
M/t  »ittel  nidftt  Demo^o^  loerben  bOcfcn), 
:r2«ni  auf  bie  (ErUuci^tung  unb  ftroft  bed  ^ei- 
L^  «ctfM  (bgl.  2  gor.  5,  20).  ßr  brid^t  ben 
M'^woi  oB  IWe^  bod  Srob  beS  gdttliii^en 
:&fnt^  snb  er}icf^t  mit  biefec  Idimmliid^en  9tal^- 
onf  bit  dttgrnb  gum  DoOen  SRannetelter  bed 
läHüi^cn  ScbenS.  Q^  lobet  a&  ^ebiger  bie  Un- 
vnb  Sunber  butd^  ®otted  SBort  gum 
«nb  |ur  IBu^  uub  tritt  mit  Wlaä^t 
IXafzfd^rMfen^it  bem  Qkijle  bcr  Suge  ent- 
srit  bcm  @djmxk  bed  ®eiftcS  (6^.  6, 17) 
optrmnua  inoonfusibiUs  reote  traotaas 
▼«ritatiB  (2  Xim.  2, 15).  Sßit  ®otte3 
tiirtct  rr  ben  Unn^tnenbeti  unb  3&^ifclnben 
tyifirang.  btnm,  bte  im  gfrieben  kben,  Zröftung, 
hm  iSecbat^n  Smunterung  gur  ®ebulb  (9iöm. 
Ib.  4.  5).  S)tefr  Se^rti^gteit  ift  ^eilige  ^i^t 
«yaufa  bcr  gangen  ®emeinbe,  ciogef  j^öt^  unb 

;n  rriint  (Sess.  V,  c.  2  De  ref.).   Sie  i[t  e3 

c3r  aan^  gegenüber  jeber  etngelnen  Serfon  unb 

rvCDüie,   »elc^  bcr  Selef^rung  uno  S^ted^t- 

Bofuag  bcbarf  (!ßri>iatfedifotge ,  ^oudfeelforge) 

^1  ba  aRabimitg  beS  %po\Ul^  2  £im.  4,  2. 

-  ^ir  iiDette  unb  i^rcm  Objecte  nod^  nod^  be- 

ks^uK^ötUrt  Obliegen^  bcr  @eeI(orge  ift  bie 

;=3^i<fte  X^ätiglttxt  in  3)arbringung  bed  ^ei- 

:.«  Cvfnd  bcr  SDIeffe  unb  @)>enbnng  ber  @acra- 

uir  jum  3o^dt  ber  ® nabenoennittlmig.  äBal^r- 

^-j  sod  dnabc  Oob- 1/ 14)  ftnb  bie  gioei  großen 

i^gft.  womü  QQ^fhid  fein  Steid^  ouSgeftattet 

Wi  Xie  Sü^^it  berettet  auf  bie  frud^tbare  9ln> 

i^noDij/üM  an  ber  ®nabenDermittIung  k)or  unb 

nun  jor  ®e^TrIi4feii  in  ber  ©nobe :  tejftere 

rK^enun  befefttgt  bie  @ee(e  im  9eft];e  ber 

S:."^  snb  gibt  bie  gum  Seben  unb  t)anbeln 

^Zi  te  oConnten  SBa^r^eit  unb  gur  (Erringung 

'.T  roQ  9ott  oerl^i^enen  $txont  nöl^ige  über* 

\siciäit  «tttft    —    SDie  «ird^  als  2rägerin 

:a  £5aiu^  unb  ®nabe  ift  enblid^  nad^  gött* 

.1^  irin1c|xtng  ein  9tetd^  unb  bcbarf,  mie  icbed 

^.:4).  cmcr  Sudoritat,  roeld^e  ®efe^  gibt,  öoU- 

tit  uib  auf  beren  ®runb  ©erid^t  l^ült.   S)iefe 

r.s  ffjrnfhi§   er^aUene   ®en>alt  übt  bie  ihrd^ 

r^  *ist  Ober^irtenomt  unb  t^eiltseife  burd^ 

L^  nr:eRn  €ce(forgdfimter  auS,  infofem  biefe 

r^'  ^Ibonnene  Xi^tergemalt  im  ^orum  beS 

»•^ioil,  im  äü^tm  grorum  ober  menigfteng 

1^1  <crsgni6  ber  S)ireetion  unb  eine  bcfd^rönlte 

:  ^tTiiiiuii^enxat  in   pc^   fd^Iie^en.    Sie  Scl^r- 

^\fct  unb  bie  Sflidl^tergemalt  im  ©cmiffcnS- 

-i  rrattift  fub  auf  baS  gcfammtc  freie  ^an- 

.  j .  JDTii:^  bem  im  &e)Diffen  binbcnbcn  @c- 

t-  i«;Ä*  btrtct  ober  inbircct  untcnoorfcn  ift. 

I^vi  3c^  au(^  ber  ®e|>orfom  gegen  bie  3luc- 


torüät  in  ber  menfdftlid^n  (Scfeüf d^t  (bt  Somilte, 
ftird^e  unb  @taat).  S)icfclbe  ^  in  ber  Sel^r-^ 
ergiel^ungS-  unb  »id^tert^tigfeit  beS  lotl^Iifd^m 
giriefterd  im  {$forum  bed  SemiffenS  il^re  befte 
@tü^.  tJfur  bog  äußere  gefcKfd^aftltd^eSeben  l^en 
bie  nieberen  ©eelforgeömter  teine  3uriSbictian, 
fonbem  ed  liegt  i^nen  nur  ob,  anguorbnen,  maS 
bie  S)urd^]^ruug  ber  fird^Iid^  ®efe|e  für  bie 
fird^Iid^e  @efellf<^aft  erforbert,  bie  S)alDiber]^n- 
belnben  ober  gured^tgumeifcn  unb  burd^  onbcre  ge- 
eignete fflUttcl  gur  Drbuung  gu  bringen.  (58  |ic^t 
ifyxtn  aber  ouc^  gu,  in  allen  Segiel^ungen  beS 
dffentlid^en  SebenS,  in  xot^tn  bie  Sntereffen  ber 
SReligion  ober  ber  d^riftlid^n  (S^aritoS  in  gfroge 
fommen,  aud^  ou^r  ber  ftird^  belel^cnb,  mo^ 
nenb  unb  nrnmenb,  berotl^enb  unb  unter{!ü|enb 
tl^tig  gu  merbcn. 

5.  S)amit  bie  @eeIforge  nod^  aOen  biefen  93e- 
giel^ngen  in  erfpriepd^r  SBrife  geübt  unb  bie 
^ftd^ten  be«  obciften  Ißijd^ofS  unb  ^irten  ber 
Seelen,  3e[u  Cl^rtfti,  errei^t  merben,  ^nb  Der« 
fd^icbene  SBebingungen  gu  erfiUIen.  2)ie  totd^tigften 
berfclben  jinb  a.  ein  Seben  beS  @ebded  nod^  bem 
SBeift^iele  g^fti^  »eld^r  in  (gebet  unb  Soften 
auf  frin  gottmenfd^Iid^ed  i^ffentlid^ed  2Bir!en  ftd^ 
Dorbercitete  unb  ftetS  nad^  iBerid^t  ber  (£t)angelien 
bod  (ikbet  in  Serbinbung  brod^te  mit  bem  ^re« 
bigen,  SBunbermirfen  unb  mit  feinem  l^eiligften 
Sribcn  unb  Srldfungdopfer.  2)a§felbe  Seiipiel 
gaben  bie  älpoftel  (^|)g.  6, 4.  9ldm.  1, 9  u.  f.  m.). 
—  b.  S)ie  rid^tigeffcnntni§  ber  @eeIforg8befobIe« 
nen  (cognitdo  oviuin ;  Dgl.  Trid.  Sess.  XXni, 
c.  1  De  ref.).  9tid^t  StteS  pa^i  für  Mt,  unb 
nid^t  für  ^lUe  iß  bie  gleiii^  Sßeife  ber  Se^onblung 
gutröglid^.  SDer  @ecIforgcr  bebarf  bo^er  einer  ge- 
nauen ifenntnil  bed  morolifd^cn  3uftanbe§  friner 
(Skmeinbe,  ber  etngelnen  gfamilicn  unb  i^rcr  ©lie- 
ber; ber  Seelcnbebürfniffe  feiner  ^flegcbcfol^Iencn; 
ber  ©d^mieriglciten,  iDcIc^e  feinem  SBirfcn  ent- 
gegentreten, foiDie  bcffen,  moS  il^m  förbcrlid^  ift, 
Don  Seiten  ber  SBermögenSoerl^ältnifie,  ber  ge« 
merblid^en  unb  inbuftricOen  3uftönbe  u.  f.  \d.  — 
c.  S)ie  gewiffenl^aftc  (Erfüllung  ber  9{efibcngpf[id^t 
(f.  b.  %xt).  —  d.  S)ie  poftoreae  ftlugbeit,  beren 
erfte  Obliegenl^it  ift,  ba|  ber  Spriefter  unoblöffig 
bog  l^ödS^fte  übemotürlid^e  3^^^  ^or  Sugen  l^at 
unb  borouf  allein  oE  fein  2:|un  rid^tct,  bie  93er- 
l^enlid^ung  ©otteS  burd^  Stcttung  unb  Heiligung 
ber  ©eelen.  O^ne  ©egcn  arbeitet,  »er  fid^  felbft 
fud^tj  ber  ^ricfter  mu|  lernen,  fid&  felbft  gu  öcr- 
geffen,  er  barf  nie  Don  @I;rfud^t,  ©cminnfud^t  unb 
@goiSmu§  geleitet  mcrbni.  SBirb  bod^  niemonb 
^riefter  für  fid^,  fonbcni  nur  für  @ott  unb  bie 
©eclcn  (Dgl.  ^ebr.  5, 1).  3u  bem  eingig  molaren 
3iele  müfjen  ober  oud^  bie  gmedfmö^igfien  3J2itteI 
au§gcn)äl)it  merbeu.  —  e.  Dpfermilligfcit  unb 
DoUfommener  (Sc^orfom  gegen  bie  fird^Iid^cn 
Obcrl^irtcn  unb  bie  ®cjc^c  bcr  ffird^e,  foioo^I  toaS 
bie  l^eilige  Siturgic,  bie  ©pcnbung  ber  l^eiligcn 
Socromentc  unb  ba§  gefammte  fccIforgIid}c  Sßirfen, 
Ql§  njoS  ha^  ^riDotlcben  betrifft.  —  f.  ®cift  ber 

3 


» 


©egw^^i- 


70 


Qccti  in  Spiseopum  [ed.  typ.  I,  89  sq.]). 

Xiefm  SxfUtng^gen  etned  IBifqofS  »ie  au(^  ben 

cnicft  neu  gmci^ten  tßriefterd  (^rimition- 

ffi  ct^attm,  fittroddtcn  bie  ©laubigen  als 

Monbece  (Snobe.    S)eT  ^ö^cre  fegnet  bm 

viftan  {ip^  7,  7),  bcr  ^rieper  bie  8aien,  wnb 

XX  tuBctioitaenbc  ^rieftet  aud^  bie  il^m  ®Ieid^- 

«  neld^  an  bcm  (gottedbienfie  t^eil- 

UcfoigenS  \^  nad^  ber  fird^Iid^n  %n- 

bie  Qcred^tigitng  pim  Segnen  au<i^  Don 

3sri§bicüon  abl^gig^  bie  @egm8genKiIi  beS 

^^  itnb  bc8  auswärtigen  fflifc^ofS  if!  in  ber 

^M^RUDozt  b(d  3>idcefanbi[(f|ofd,  bie  be9  Sifd^ojd 

7  ^«gaiioait  febicS  ersbift^ofS  ober  beS  ))ät)fi- 

it%en  St^äm,  bie  SQer  in  Segenwart  bed  IßopfteS 

tji^abizc  foiDeit  ti  {i^  um  ba9  öffentliche  unb 

^=kI4c  Segnen  l^onbelt  unb  ber  Obere  nid^t  Don 

«nm  Sorrec^te  abfe^  wiU  (Dgl.  Miseale  Korn. : 

RrciB  eelebr.  Mifwam  12,  uid)  Gaerim.  Episo. 

i,  4^4). 

Sie  er^etlung  be9  @egen8  iß  at§  liturgifd^er 
%a  Mxgcfd^eben  am  @cl(|Iu{fe  ber  l^eiligen  Sleffe^ 
tat  ftrr  €{«nbung  ber  i^iligen  Sommunion^  ber 
ftcrBBBg  unb  ber  etnsebien  nieberen  tmb  ^ö^eren 
&i^,  bei  ben  Segnungen,  iBei^ungen  unb  ben 
vAm  fn^dflid^m  fS^unctionen.  ©eftattet  i{l  ber 
AznoQfgm  am  @<^lu{fe  beS  canonifd^en  Offi- 
(Caarim.  Episo.  2,  1,  18  sqq.;  7,  5) 
bcrlBolfdonbai^len.  SDieSteOung,  tteld^e  bie 
Sriai  als  IRorgen-  unb  bie  &)m))Iet  ofö  9t6enb- 
::xT  im  XageSüfftchtnt  einnehmen,  bringt  eS  mit 
'^,  ^  fk  mit  bem  @egen  gef d^Ioffen  werben, 
:ei  ber  f^bbomabor  bem  iSfyox  ober  Die  SBeteitbeh 
'^  tefficr  erteilen  (ogl.  b.  9rt.  Benedioite).  3n 
^T  IRifjt  unb  ben  Officien  für  SSerftorbene 
licat  ein  Segen  nid^t  t>or.  Ser  ®egen,  ber 
>aO  bot  mü  ber  fKnib  gtmad^te  ftreu))eid^en 
:;rf  Wettert  Seierltc^feit  gegeben  wirb,  gilt  als 
.-ryxzs  Segen ;  in  biefer  Steife  fegnet  ber  ^ricfter 
li,Wvai  fönen  Segen  bitten,  unb  ber  SSifd^of 
^s  l^)2aii&igen,  bie  mit  il^m  t>erle|^ren,  fowie  iebnt, 
is:  öri  ben  Kturgifd&en  Functionen  il^m  einen 
r-icp  ibä  ber  fHitibwaf c^ung ,  ^ncenfation) 
ßzia  SHt  bcm  Pteu^a^^^  f^gnen  au(^  bie  @Iäu- 
rr«  jt4  fettfL  —  SlIS  feierlich  gilt  ber  ©egen 
»eaediedo  aolexnnis),  meld^er  einer  liturgi- 
.^^^fier  angefügt  ifl  ober  eine  eigene  gunction 
-.Ä  erteilt  i^  ber  S3ifd(>ot,  fo  wirb  er  mit 
r^^Jirflfrln  eingeleitet  unb  mit  brei  ffreujjeid^en 
.:::iXL  %üt  fx^  befte^enbe  fjunctionen  pnb 
' :  ^cgm  mu^  ber  Xrauung  (in  ber  Missa  pro 
?ic25i)  ei  sponsa),  ber  Segen  für  bie  SOSöd^nerin 
1:1  Bom.  7,  3),  ber  Segen  für  ^ilger  öor  unb 
-i  5eT  Pilgerfahrt  (Hit.  Rom.  8,  11.  12)  unb 
*■-•  Sah  für  Äranfe  (Appendix  Bit.  Rom. 
^i  TP*  Ratisb.  1 884,  63*]) ;  bie  ßrtl^eilung  fie^ 
s  k^mt  9U-  ©«^  fefüid^en  SSeranlaffungen 
'-1^  bn  ^pa4>fi  aVLtn  gläubigen  in§geiammt 
r^«  «t  orU)  frierlid^  ben  „opoftoHfd^en  ©egen" 
«  Sd^ilbenmg  bi<fer  Seiet  bei  6arb.  SBifc- 
vj  fömienmgen  an  bie  le^en  üier  gSäpfte, 


Stbln  1858,  68  ff.),  «ud^  Derleil^t  er  ben  IBifd^öfen 
bie  SSoUmad^t,  an  l^oben  geften  nad)  ber  ißonti' 
ficalmc) je  in  i^rer  Satl^ebrale  ben  |>ä))filid^en  Segen 
mit  3uwenbung  beS  Dollfommenen  ^blaffed  ^u  er» 
t^eilen ;  bie  gformel  ba}u  fielet  im  römifd^en  $onti- 
ficale  (ed.  typ.  Appendix  139).  gür  OrbenS» 
i)rle[ter  ift  bie  üon  SBenebict  XIV.  ongcorbnetc 
f^formel  im  Bit.  Bom.  8,  82  entl^alten.  S)er  päp\U 
lid^e  Segm,  beffen  gformular  bad  Bit.  Bom. 
8,  81  aufweist,  gilt  für  bie  feierlid^e  Sufl^ebung 
be83nterbictS;ba8gformuIar  ift  unter  UrbanVni. 
Deröff entlid^t  unb  oon  IBenebict  XIY.  inbaS  Stituale 
eingefügt  worben  (f.  J.  Catalani,  Bit  Bom. 
comment.  exomatum  II,  Bomae  1757,  129). 
Seit  SBenebid  XTV.  werben  bie  Drbinarim  mit 
bem  SRed^te  berSubbelegation  beDoUmöd^tigt,  ben 
jhanfm  ben  ))ä))fllid^m  Segen  unb  bamit  jugleid) 
für  ben  ^ugenblid  beS  SobeS  Dolßommenen  Sbla| 
(bie  fog.  ®eneraIabfoIution;  f.  b.  Srt.)  ^u  ertl^eilen. 

Segen  l^eigt  audji  ber  furge  @ebetS)prud^,  mit 
bem  nad^  ooraufgefd^idtem  Jube  Domne  (Do- 
mine) benedicere  (f.  b.  9(rt.  Benedicere)  in 
ber  l^eiligen  9Ref{e  bie  SRedtation  beS  SDangeliumS 
unb  im  cononifd^en  Offidum  bie  Sedionen  ein» 
geleitet  werbm;  biefe  S3enebidion  ift  ber  bem 
Sector  burd^  ein  SegenSwort  beS  Offidanten  er- 
tl^eilte  Auftrag,  bie  flcction  öorjutragen.  —-  Segen 
nennt  enblid^  baS  93oIf  htrgweg  befonberS  fold^e 
öffentlid^e  Slnbad^tSübungen,  bei  benen  baS  aUer- 
l^eiligfte  Sacroment  auSgefe^t  unb  ber  Segen  mit 
bemfelben  ertl^ilt  wirb.  [ff.  St^rob.] 

^egneri,  $aul,  S.  J.,  einer  ber  auSge« 
geid^netften  ffangelrebner  unb  SRiffwnare  ^td' 
Kens,  würbe  im  QJlärg  1624  ^u  92ettuno  (am 
t^nl^enifd^en  9Reere)  auS  einer  ongefel^enm  g^a- 
milie  geboren.  Sdne  erfte  ^uSbilbung  erl^ielt  er 
im  römifd^en  SoDeg  ber  ^beugen  unter  ber  Sei» 
tung  ber  ^efuiten  unb  trat,  nod^  nid^t  14  ^al^re 
alt,  nad^  Ueberwinbung  beS  SBiberftanbeS  Don 
Seiten  JrineS  SatcrS  am  2.  S)ecember  1687  in 
bereu  @efellfd^aft  ein.  Stad^  DoÜenbetem  9loDi- 
dat  mad^te  Segnen  ben  gewöl^nlid^en  Stubien- 
gang  mit  beftem  (Srfolge  unb  würbe  im  29.  äal^re 
feines  SebenS  ^um  ^^nefter  geweil^t.  !ßad^  bem 
legten  ^robe^abre  er](|ielt  er,  feinem  9Bunf(|e  ge» 
mö^,  bie  gwdte  (Slaffe  beS  SoUegS  in  ^iftoja, 
wo  er  aud^  an  feinen  fjaftcn^)rebigtcn  arbeitete. 
S3orBerdtct  burd^  fleißiges  Stubium  ber  l^dligen 
Sc^nf t  unb  ber  ftird^enDötcr,  wie  aud6  ber  SRcben 
ßicero'S,  trat  er  bann  auf  ben  bcrülftnitcften  ffan« 
jeln  StalienS  auf.  3nbeffcn  l^atte  ©ott  i^n  für 
einen  gan^  befonbcm  S^Dcdt  au§erfel^en,  nämlid^ 
jum  ü)liffionar  in  Italien,  befonbcrS  in  SoScana 
unb  bem  Äird^enftaat,  unb  fidler  ift  ber  ffirfolg  biefer 
3:l)ätigfeit,  Weld^e  Segnen  Don  1665  bis  1692  alS 
ßcbcnSoufgabe  betrieb,  nid^t  f o  fel^r  in  feinem  glon» 
jenbcn  Kebnertalcnt  alS  Dicimcbr  jn  feiner  glül^en- 
ben  ©otteSlicbc  unb  feinem  brcnncnbcn  Seeleneifcr 
ju  f ud|en.  ®a8  eigene  Seifpiel  bcr  SBu^c  foEte  fdne 
Sul^örer  jur  JReue  ftimmcn,  unb  wenngleid^  eine 
folc^c  §anbIungSWeifc  befremblid^  erfd^eincn  mag. 


71 

f0  wAitwn  knCifa  imb  bit 
fi^,  bit  bot  SRiüwiui  bafitt  Ii 
twik  9twiiid>niiiig.  €tQiKri  I 
wib  btn  gi^andlR  fniKtSu^ftni 
btntm,  »cldfnt  Saibnid  bot  & 
nniibigen  3ni){ioiuTS,  bei  im  1 
fUnaig  eiiK  ZlonunlniiK  fcinnn  < 
obtr  fnnt  @tt)u]tnn  nrit  bei  Qki 
fmu  3n^Bm  mai^  mugtt.  ^ 
mtibcn  ydmx\äji,  bte  ^rftigllni 
fiitigt,  imb  btr  (Sfift  ba  Suge 
bm  3u^6rmi  mit.  ©d  fontitt  i 
it^of  Don  $üicnija  an  btn  O 
n<f)ttt,  btt  bni  SufpKKcf  jumm  < 
hifütn  SJäulbeni  |tt)ni,  mit  ein 
bchhbet  mü)  mit  Somen  betri 
f^toerc  Amije  tmecnb.  Sin  an) 
iavi)M,  nie  uriiibt  er  gegtaubt 
gneri'e  Ütiffionen  Don  jolc^m 
oärni,  bötte  er  fu^  mäfl  feUi^  i 
91ad|bem  Segnen  |o  27  St^re 
iDirtt  fyitit,  übertrug  i^m  3n 
©tdle  eine€  ^rtbigcri  am  ^äf\ 
ernannte  i^  rtaä)  bem  Xobe  9 
cino'i  aud)  no$  gum  Xtieologe 
@erid|t3^ofee.  allein  (d^Dn  ii 
3a^e3  1694  mürbe  €eQncri  Uoi 
befallen,  bie  am  9.  Setrmbtr  je 
Seben  buri^  einen  trbaaliäjtn  1 
S)ie  ißrebigten  Segneri'S  (II  qi 
Le  prediche  dette  nel  palai 
Panegirici  eacri)  finb.  Die  er  \ 
leben  ju  ben  Saftcnprebigten  unl 
im  a^ioftolift^en  ^lafle  bemeift, 
SBerönbenma  jo  gebruiö,  mie  fie 
36taBtrt6  gt^l  au3  benja^lreii^ 
Dor,  rocli^e  jie  erlebten  (bie  5« 
3talttni(i^tii  allein  iibtt  SO).  Sß 
nod)  wtgen  i^re«  reii^en  3n!|)Qlt< 
tijt^en  ^altung  {e^r  biaut^bare  € 
finb:  II  cristiano  istruito  (nc 
beS  aSerfafjaS  boi'fti'i^li^  ei" 
Sßriefttr  beim  Unterrichte  be6  ä)] 
L'incredulo  seoza  ecusa  (eine 
getU) ;  D  parroco  istruito ;  Ilpei 
II  Gonfeesore  ietniito.  Ston 
©t^riften  ©tgneri'S  fmb  bie  D 
devoto  di  Maria;  La  manna  dt 
jufl  borous  Bon  5liaul  ©cgneri  S. 
be§  91uctor3,  geft.  1713)  iinb  bi 
tiflijdi'quietiftiici^en  IBeftrtbungt: 
nd)tete  La  concordia  trala  fat 
lieber  bie  einjelncn  ^rudauägn 
ieftiingtn  ber  Borgenannten  ©djrij 
Biljlioth. ,  nouv.  ^d.  par  Son 
[1896],  1050  SS.  («gl.  no^M 
ven.  servo  di  Dio,  il  P.  Paolo  £ 
1717;  beuljdic  Ueb«I.  Bon  Jl 
»egeitäb.  ISaS.)  [Soj. 

^eftnntisraber  ffirdie,  |. 
unb  Segen. 


Segnungen  bei  ßii^t  —  Se^oa 


72 

$<gn  (nn,  Z&jtfa,  £t]7^),  ^ü^Sala 
(y^i)  ge^^,  im  %.  X.  eine  umQc  6iut«niiter- 
flobt  in  eübpaU^,  mtib  lucrft  in  ba  &cfdf^ 
Vbafynai  aU  ein  na|e  ki  «teotitni  gdegna 
$unlt  ciiDi^iit  («en.  13, 10).  Skm  6Dkom  k« 
(8  ni^t  »eiter,  aU  bo^  rnoK  bte  SKtfeniuns  ||dU 
f^  giü^li^t  imb  eomiaiaiifgmg  ittiudleges 
fonnte  (Sen.  19, 15.  S8);  tS  lüft  olfD  an  (bo- 
maligen)  eübcnbi  bei  XoWnt  VfamS  gikgoi 
gnocten  tniL  SRit  Gobama,  fSktmon^,  fteMU 
unb  QAoim  WMt  cfi  bie  im  %u(^  bei  Seit 
^  ao,  6)  onftlntt  $entapotifi  unb  »oc  i« 
eiidi  bofelbcn  in  ben  «en.  14,  2  bcri^tetm 
ftritg  gegen  bie  Cuti^mä^le  BemiHltU.  Sen 
Untergänge,  tocf^ei  bit  anbetrn  €t(ä>le  traf,  ad' 
ging  c«  räf  Sitten  SdB,  bte  fUft  ba^tn  p^ 
((Ben.  19, 20—22),  nnb  e^itU  »cseB  M  oen 
Sot  twiöebro^ttn  ®iunbcS  ou^  ben  nan 
%nDtn  0B.  20).  &pöia  toiib  Stgoc  oB  bei 
$untt  bejeit^,  btS  ju  todi^  ^  bafi  )Mlä' 
ßinmfif^e  Sonb  eißm»  (3)tuL  84,  8);  c«  er- 
ft^cint  im  9L  X.  obec  Ott  nuabiti(4e  ©tobt  (% 
16,  5.  3a-  4»,  U).  3n  btr  SRa^ab^ 
ge^rtt  tS  geiltwilig  )u  bem  Hon  $ctni  ma  » 
gierten  «nibtrflaat  (Job.  AntL  14,  1,4).  ^ 
m^  tarnt  ti  unter  bem  Atomen  ZiLapa  öter 
Zoiip  unb  fagt  (B.  jnd.  4,  8,  4),  ba^  bei  »• 
ti^altfee  fi^  biS  bort^in  tt^rnfe.  3u  lömtüa 
3eit  logen  barin  eqnites  aagittarii  indigenM 
(de  99efa|ung  (Not.  digniL  ed.  Böoking  I, 
Bonsae  1839,  79.  346),  eermut^ti^  um  bie  i« 
ber  fRä^t  liegcnbtn  fiScoliie^n  $fianjungen  MB 
iBaljarnftauben  unb  S)attrl)xdmen  gu  f^ü^  (U- 
garde,  Onomaet  sacrs,  2.  ed.,  135).  ^tS  inY 
3RittelaIler  blieb  Segoi  eine  nam^|tc  Stobt  üb 
mar  ein  £iji4o[€fig  in  PalaestÖna  tertia;  inf 
bem  Sondl  Don  €^oleebon  toor  ^tufoniuS  oll 
58iId&of  Bon  ©egor.  3m  aRittelaUer  ^iefe  Vx 
©tabt  $dmena;  i^  ©lätte  i|'l  feit  tRoMn^ 
@egen|lanb  ber  gontroOeife ,  ba  (Stnige  fit  im 
Dloibenbe,  ?Inbe»  am  ©ttbenbe  beS  jt^^gen  tobkn 
WtKti  \iiä)tn.  (!8gL  Siaumet,  ^Idftiiia,  3. 9^^ 
289;  MerrUl,  Eaet  of  the  Jordan,  LtmdoD 
1881,  233.  286;  Palast.  Expl.  Fund  188i, 
178;  1886,  113.)  [flauten.] 

$<|ttft«,  ^enricuS  be,  f.  ^nrtd^  beSegt^iD. 

^OR  (-,h-D),  im  «.  %.  ein  Äönig  bei  awf 
ritet,  nielii^er  bm  33raeliten  bei  il^iem  Sinjug  ai4 
gonaon  im  O^oibanlanbe  in  ben  äßeg  tnl, 
mar  offenbar  ein  ffliann  ßon  grofeei  Energie  nab 
S^tfroft.  3!id|t  lange  »or  ber  Inlunft  bei  gs- 
raeliten  ^tte  er,  nad)bcm  er  au§  bem  SBeftioAim' 
lanbe  über  ben  Sorban  getommen  noi  unb  ii 
^febon  (j.  b.  9(i:t.)  feine  SRefibenj  aufgef^Iagai 
$atte ,  bte  Woabiler  in  einer  giofien  ©^a^t  B^* 
f(^lagen  unb  {übiDärtS  über  ben  ^mon  juriüt 
geniiefen  (3ium.  21,  26).  Wui^  bie  Mmmonitit 
t)attc  er  bei  biejer  @elegen^eit  meil  na^  Oßsi 
jnriidgcbräiigt,  fo  ba|  er  bie  ganjt  £anbßrtde 
jtDi)d)cti  bem  ^rnon,  bem  3oi^ban,  bem  3abK 
unb  ber  älmmoiiitergienjc  be^eirfdirte  (vgl.  äof- 


75 


@eI6ftmorb. 


cafiratton  mit  SrregutaritSt  Beftraft  (dgl.  c.  8, 
X  1,  20). 

2.  ^inrid^tlid^  ber  ©finbl^afttgleit  beS  ©cftp. 
morbeg  an  ftd^  gibt  ed  toenigfienS  für  ben  3Rtn\ä)m, 
xot\ä)n  bie  po{itü)e  göttlid^e  Offenbarung  gläubig 
onntmmt,  faum  eine  unübenoinblid^e  unb  ent- 
fc^ulbbarc  Unmiffenl^eit.  Snbefjcn  ift  eine  irrige 
^nn)enbung  ber  SBal^rl^eit,  eS  fei  htgenbl^aft  unb 
unter  Umftönben  ftrenge  ^fli(^t,  für  bie  ®üter 
l^öl^erer  Orbnung  felbft  ba§  fieben  gu  opfern,  mog- 
Ud).  ^anblungen,  bie  au8  einem  f old^en  Srrt^um 
l^eroorgel^en,  ftnb  bann  objectiD  unb  materiell  im 
2Bibcrfpru(iö  mit  bem  ©ittengefeje,  aber  nad^  il^rer 
formetten  SWoralität  unb  Sntputation  finb  fie 
fc^ulbfrei.  ©o  wäre  eS  Sntl^um,  anjunel^men, 
birecte  SDeftruction  bc8  eigenen  ScbenS  fönne  ein 
9JhtteI  ber  Su^e  unb  ©enugtl^uung  für  begangene 
Sünbcn  fein,  ober  fei  erlaubt,  um  fid^  Dor  ©ünbe 
5U  fc^ü Jen,  ober  ber  ©efa^r,  meiere  ber  SSirginitöt 
brol^t,  gu  entgelten;  ober  fei  ein  SD^art^rium,  toenn 
man  fi^  in  ber  ® etoalt  berer  befinbet,  bie  gum  ^bf att 
Dom  ©lauben  jföingcn  motten;  ober  fie  fei  notb- 
menbig,  um  großes  Unglüd  t)on  ber  fjfamilie,  bem 
(Staate  ober  ber  jfird^e  abjumenben  u.  bgl.  ^C' 
tifc^  fonn  ein  fold^er  Srrtl^um  unter  befonberS 
mäd)tigen  ginmirfungcn  gur  fofortigen  Eingabe 
an  bcn  %ob  brängen ;  mitunter  mirb  er  jum  3n- 
mabnc,  toeld^er  attmälig  bie  gan^e  2:bii^g^^it  ber 
Seele  auf  ben  ©ebanfen  ber  SJotl^menbigfeit,  ftd^ 
baS  ^eben  ^u  ncl^men,  concentrirt  unb  enblid^  bie 
Selbfttöblung  b^^^beifü^rt.  I^atfad^en  ber  frei- 
miUigen  2eben§beraubung,  meldte  bie  SSßelt-  unb 
ftird}cngefd^id^te  rü^menb  er^äblt,  foioie  biej[eni" 
gen,  beren  bie  beilige  ©d^rift  ermöbnt,  ol^ne  fie  ju 
öerurtbeilen,  fmb  auf  bie  ermöbnten  Snrt^ümer 
jurüdfjufübren;  fo  bie  Sl^at  bc§  JRajiaS  (f.  b.  Art.). 
^Jlnbere  IBeifpiele,  g.  ©.  bo§  ßleajarS,  ber  einen 
glep^antcn  töbtcte  mit  ber  größten  SBa^rfd^ein- 
Itd^feit,  biefer  werbe  in  feinem  ©tur5e  aucb  ibn 
jcrmalmen  (1  2)lad^.  6,  46),  ober  baS  ©amfonS 
(f.  b.  ^rt.),  fönnen  etma  aud^  al8  erlaubte  inbirecte 
©elbfttöbtung  bcurtbeilt  toerbcn  (Lugo,  De  just. 
et  jure,  Disp.  10,  n.  55).  ^eilige  Swngfrauen, 
bie  unter  ber  (Semi^b^it  f^e  fönnten  ber  ©ottlopg» 
feit  nid^t  anberS  entrinnen,  fid^  in  SCBaffer  ober 
gfeuer  ober  in  einen  ^bgrunb  ftüräten,,baben  geroi^ 
nur  in  belbenmütbiger  fiiebe  ber  3:ugcnb,  mand^e 
Dtetteid^t  fogar  unter  b^bcrer  Eingebung  gebanbelt 
(ogl.  Aug.  De  civ.  Dei  1,  26;  Thom.  Aq., 
S.  th.  2,  2,  q.  64,  a.  5,  ad  4). 

3.  5Iu^cr  ©elbfttöbtungen  ber  Icjterwäbnten 
?lrt  bleibt  bie  ©clbitt)crnid)tung  be§  eigenen 
2eben§  entfd^ulbbar  im  Suftanbe  ber  Unjured^« 
nungSfäbigteit,  mie  er  eintreten  fann  infolge  öon 
bodjgrabiger  TOeIand)oIie,  Söabnfinn,  ©emütbä- 
leiben,  meldte  ibren  pb^lij^c^  @runb  and)  in 
organifd^en  fjebicni  unb  förpcriidjen  ßranfbeitS- 
juftanben  ^aita  fönnen ;  lejtcre  berubcn  mitunter 
auf  SSererbung.  9iid^t  fo  leidet  ift  bie  S^age  ju 
beantmorten,  ob  bie  ©taat§auctorität  bem  jum 
2:obe  t)erurtl^eilten  ^erbrec^er  befehlen  bürfe,  ba^ 


er  ba§  Urtl^eil  an  ftd^  felbfl  t>üUiit^.  £ie 
G.  c.  Disp.  10,  n.  12)  fagt  in  biefer  IBegiel^ 
Communis  hoc  negat  sententia.  2)a8 
©ouoerön  t)on  ®ott  derliel^ene  Siedet  ber  2J 
ftraf e  ermäd^tigt  ibn  nid^t  gu  bem  mibematuri 
Sefeble,  ba|  iemanb  fidjjelbft  ftrofe,  unb 
in  ber  mibcmatürlid^ften  SBeife. 

4.  S)ie  Urfad^en  freimiOiger  unb  gured^en 
SDeftruction  beS  eigenen  SebenS  ftnb:  Ung^ 
unb  Sneligiofttöt ,  meldte  bem  äRenfd^en 
SSerluft  eines  abgöttifd^  geliebten  irbifc^en  d 
feine  luSftd^t  auf  ein  böbered  unb  emigeS 
laffen,  fonbem  bem  Unglüdtlid^en  fomol^I  bie  € 
beS  @Iauben8  unb  ißertrauenS  auf  eine  all 
unb  attgütige  göttlid^e  IBorfel^ung  unb  bie  l 
nung  auf  emige  93elobnung  gebulbigen  A 
tragend  al§  aud^  bie  ©tärfung  burd^  bie  : 
natürlid^en  ©nabenmittel  rauben :  femer  Sd 
überbrul  infolge  unerfättlid^er  t^ingabe  m 
©itmenluft  unb  eingetretener  Ueberföttigun 
ibren  ©enüffen.  fBxä  trögt  ^u  ber  unlougl 
erfd^redenben  3unabme  ber  ©elbftmorbe  in  ui 
3eit  bie  materialiftifd^e  Siteratur  namentlid 
bem  ©ebiete  ber  ^oefie  bet  ^an  beute  g.  9 
@oetbed  ^ertberg  Seiben"  unb  „Sßal^IderttK 
fd^aften"  unb  bie  mobeme  SRomanliteratur. 

5.  S)ie  Sermerflid^feit  be§  ©elbftmorbeS  t)Oi 
©ittengefe^e  l^ielt  ieber^eit  nur  bie  (^ftlid^  @i 
lel^re,  unb  tu  t)oQfter  Seftimmtbeit  unb  Sonfec 
aus  bem  natürlid^en  unb  göttlid^en  ©efefee  nu 
fatbolifd^e  ^braltbeologie  feft  ©elbftmü 
meldte  unbu^fertig  fterben,  mürben  Don  jeber] 
bie  j^irc^e  mit  Snt§iebung  ber  fird^Iid^en  S^ei 
geftraft.  S)a  fie  bie  fird^Iid^en  ©nabenmittd 
fc^möb^n,  j[a  bie  DoUfte  Trennung  don  (Sott 
attentiren,  muffen  fie  atö  fold^e  bebanbett  tot 
bienid^t  mebr  jurSinbeit  mit  ber  jhrd^e  gel^ 
©0  Verbietet  baS  gmeite  Soncil  t)on  Orleans  (. 
c.  15  (Harduin  II,  1175)  bie  ^nnal^me 
Oblationen  für  fie ;  boS  jmeite  Soncil  Don  9 
(563)  c.  16  (Harduin  UI,  851)  erflärt  fie 
fird^Iid^enSegröbniffeS  Derluftig.  ^opft^RicoIo 
(Besp.  ad  cons.  Bulgar.  98,  bei  Migne, 
lat.  CXIX,  1013)  erflörte,  e8  burfe  für  Ä 
beilige  Opfer  nid^t  bargebrad^t  merben.  iB 
für  bie  allgemeine  ^nf^auung  ber  Jhrd^ 
au8  bem  Corpus  juris  can.  o.  12,  G.  X2 
q.  5.  c.  11,  X  3,  28,  unb  für  bie  ®egen 
Hit.  Rom.  6,  2,  8.  9(ud^  baS  meltli^  @ 
red^t  Derbängte  bis  gur  mttt  bed  18.  Sa^t 
bertS  ftrenge  ©trafen  über  ©elbftmörber; 
gemöbnlid^eren  maren  t)oDe  ober  tl^eilmeife  ®i 
confiScation  unb  entel^renbee  93egrAbni|.  @c 
Derftümmelung,  93erfu(b  befi  ©elbfhnorbefi 
Cooperation  jum  ©elbftmorbe  ttmrben  gleid^ 
ftrafred^tlid^  geabnbei  ®egentt)drtig  ftel^t  nur 
©träfe  auf  ber  ©elbfberftümmelung,  n^em 
gefd^iebt,  um  ftd^  ber  9QSebrpfIid^t  gu  eiägieben 
2)agegen  Ifiat  ber  ©elbftmorb  feine  9krtbeibi( 
gefunben  in  ber  3^  beS  ^eibentl^umS  bei 
©toifem,  toe(d^  freitDiQigeS  @d^eibm  oitil 


@eI6{}morb. 


78 


ä»tt  dl  «yd  loib  t>on  (8 ott  getooEt,  [a  o»  l^elben- 

rjiÜs  »ätl.  tDtnn  ^^  teine  ©iögttd^feit  me^r 

i/wut,  in  txntt  btx  vernünftigen  9iQtur  gemäßen 

SfA  obrt  in  b«  eine«  aßeijen  wfirbigen  SR4e 

tx^  Unob^gigteU  )u  le^en  (Seneca,  Epp.  24. 58 

>  im  3,  15.  De  provid.  c.  2.  6).  aBeitcr]6in 

'rActxA  in  bet  <^f d^id^te  ber  ^ärefie  im  4.  Sa^r- 

:3;>cd  ctnc  Vbati  ber  Sonotiften,  bie  (Sircum- 

r  lix^nea  (f.  b.  %tt.)  unb  ^atridaner  (f.  b.  Sit. 

cfKBUu^ianeT),  n>el(!^,  nne  ton  bämonifd^er  @t» 

rzt  gctncbm,  bad  t>eibienftKd^[te  SBerf  barin 

rioMBim,  ^4  bafi  2ebm  )u  nel^mcn  (S.  Aug. 

I^  haer.  md  Quodynltdenm,  n.  LXIX).  Unter 

)n  U«laai  ^retilem  begegnen  toir  gleid^faUd 

Totoxa  ber  Schwärmerei  ({.  b.  Vrt.)  ergebenen 

Seoen,  lodc^  ol^Iic^en  Srrt^fimem  (ulbigten. 

£*]r  ^prpteflonttf^j^en  91atumd^tdle]^rer  bed  16.  unb 

17.  ^a^unbcrtö  unb  il^re  fpäteren  9lad^6eter 

T*2dam  fi4  nielfod^  bie  alien  ftoifd^en  2)octrinen 

p  etgen.  ober  marrn  tDenigftenS  f el^r  fd^manlenb 

ai  vabe^immi  in  il^ren  Slnfd^auungen  über  3u- 

jcmgbtl  bei  @eIbfhnorbefi  Dorn  jtttUd^en  Stanb- 

imfii  fli^;  \ü  ^ugo  (SrotiuS,  ^^ufenborf,  SBarbe^« 

Tcr«  8occ4ui§  u.  9.  Sud^  ber  3anjeni{l  S)u  Serger 

U  tamoniie  (f.  b.  «rt.),  9bt  t)on  6t.  S^ron,  l^ölt 

Opi'in  brfKnniiteti  göllen  fär  erlaubt.  3)er  angli- 

rznnii^  2)ccan  3o]^  2)onne  ton  @t.  $aul  in 

UBdon  nnb  ber  englifd^e  SIeptifer  Soüib  ^ume 

•'.  1  lit)  ftnb  Sertl^eibiger  bed  @eIbftmorb8, 

dmo  in  Stenfrcid^  !D{au|>ertuid,  SDlontedquieu 

u>  XüMffeoa  (letzterer  fd^t!Kin!enb).  Sie  Sncii|!(o- 

:J^tfkn  (f.  b.  9lrt.  S^iberot)  Dertoerfen  i^n  menig* 

•31  nii6t  3)ie  materialifUfd^  ^l^tlofopl^ie  fann 

«>e  (fdc^jle  Snconfequen}  i^n  nid^t  mi|binigen. 

a  jnbtmt  Serluft  bed  Sebend  ober  eines 
SifM  bei  Selbe«  ober  ber  ®efunb^eit  l^erbei- 
bizoi  f&efbfhdbtung) ,  ift  unier  ben  t>on  ber 
^UtoUa^loffit  frflgebnitenen  Sebtngungen  ber 
idinldm  3u^<iffung  befi  Qöfen  nid^t  gegen  baS 
'c:^saigi^t^  S>tefe  ^nb :  bie  ^nblung,  au§i  meld^er 
te$  Sofe  erfolgt ,  mu^  eine  {)fIid^tmäBige  ober 
x-^nnd  an  fid^  fUtliil^  gute  fein;  eS  muffen 
t^xt  ^K  c6aifo  ftd^er  gute  gfolgen  beioirlt  merben, 
u^  tat  fd^immen  ^u  furd^ten  finb,  unb  nur  auf 
arm  borf  fiii^  bie  Intention  beS  |^anbelnben 
n:nn ;  bie  guten  muffen  im  SSergleid^  mit  ben 
i^natni  Don  füld^er  33ebeutung  fein,  ba|  man 
S2i  vo^vi^  fein  fann,  auf  fie  ju  t>ttix6)ttn, 
s  ta  aabern  nid^  eintreten  }u  laffen.  S)emnad| 
c:  ^  «nril  €ünbe  gegen  boS  fünfte  ®ebot^  fein 
fr^otWi^  Siidj(l^n>eifungen  gu  gefö^rben  ober 
*f  du  Zobefigefal^r  ju  einem  Stoede  auS^ufe^en, 
ka  ^nnsiEni  IBert^  l^t  oI8  baS  Seien  (fo  ^aben 
^h.Üi  Vdpße  ^ßiuS  V.,  (Sregor  xm.  unb  (Sie- 
mes VUL  ftrenge  93erbote  ber  @tiergefed^te  er- 
krknu  tbet  eS  ip  geftattet,  ftd^  ber  lobeSgefal^r 
-.?vik^  mn  ben  !Ra(l^fien  auS  ber  öu^erften 
i  ±it,  b(ä  noige  ober  aud^  bad  leiblid^e  Seben 
fsirfinm.  iu retten;  ber  l^tSl^omaS nennt  biefe 
piafMciamiiuimaotani  rirtutis  (In  3  Sent.  d.  29, 
t  1»  MTL  5,  ad  3),  unb  bie^  fie^t  im  Sinßang 


mit  ben  Borten  (El^rifti  3ol^.  15, 13.  92id^t  minber 
ift  eS  erlaubt,  ba|  iemanb  ed  unterlö^,  au3  einem 
ftttlld^  guten  SRotite  feine  getoo^nten  Sbtöbtungen 
aufzugeben,  obgleid^  er  fürd^ten  mu|,  ba|  er  ba> 
burd^  fein  Seben  ablür^t,  —  ober  au^erorbentlid^ 
fd^merjltd^e,  !o[tf;)ieItge  ober  bem  Sd^amgefül^Ie 
jutoiberlaufenbe  O))erationen  ober  jhiren  an)u« 
tt)enben,  burd^  bie  er  gerettet  »erben  tonnte.  3n 
biefen  SfaQen  finbet  aud^  eigentlid^  teine  felbft- 
t)erurfad^te  ®ef  ä^rbung  beS  SebenS  ftatt,  fonbern  eS 
toirb  nur unterlaff en,  inbefonberer  SCBeif e  ba§ 
Seben  ju  Verlängern;  gum  le^tem  ift  aber  niemanb 
t>er))Pi(^tet,  er  mü|te  benn  burd^  ®ered^tigfeit  ober 
Pietät  obligirt  fein,  )um  IBeften  beftimmter  anberer 
^erfonen  für  SSerlängerung  feined  SebenS  Sorge 
5U  tragen.  ßS  ift  femer  erlaubt,  au8  loabren 
Xugenbmotioen  einen  ftrengem  SebenSberuf  gu 
mäl^Ien,  burd^  meldten  baS  Seben  f  d^neHer  tierbrau^t 
mirb.  Ungered^tfertigt  möre  eS,  in  unflugem  lieber* 
eif er  feine  ® ef unbl^eit  gu  f d^äbigen,  ol^ne  ba^  l^öl^eren 
äntereffen  baburd^  gebient  mürbe.  3n  mie  meit 
eS  guläfftg  ift,  gur  ß^it  ber  Sßerfolgung  ber  Sl^ft« 
gläubigen  ftd^  freitoillig  bem  SDtart^rium  bargu- 
bieten,  lögt  ftd^  nad^  ben  obigen  ^rincipien  be« 
antmorten;  eingel^enb  bel^anbelt  biefegrageSene« 
biet  XIV.  (De  serv.  Dei  beatif.  8,  16  et  17). 
—  SSielfod^  enblid^  mirb  eS  fogor  »erufspjlid^t, 
gu  l^onbeln  mit  groger  ©efäbrbimg  bed  SebenS, 
fo  namentlid^  für  ben  @oIbaten,  9rgt,  @eel- 
forgSpriefter. 

ftann  eS  aber  aud^  j[emafö  gered^tfertigt  merben, 
nid^t  blog  bad  Seben  gu  gefä^rben,  fotü)em  aud^ 
gu  einer  ^anblung  ober  Unterlaffung  fid^  gu  ent- 
fd^Iiegen,  meldte  unmittelbare  Urfad^e  bed  ZobeS 
fein  mürbe?  Wi  $rinci))  mug  mibebingt  feft- 
gel^alten  merben:  mad  einer  birecten  @elbfh)er« 
ni^tung  gleid^fommt,  ift  unter  allen  Umftänben 
füiü>baft  unb  Selbftmorb.  SDie  SBeurtbeilung 
febo^,  ob  bieg  in  eingelnen  beftimmten  gfällen 
gutrifft,  ift  nid^t  immer  o^ne  ©d^wierigfeit.  Sei« 
f piele  finb  unter  anberen :  bad  eingige  Stettungd- 
brett,  bad  man  im  @d^prud^e  bereitd  im  9e^j^ 
l^at,  einem  Snbem  äberlaf|en  mit  ber  ©emigl^eit, 
bog  man  im  näd^ften  Sugenblide  notl^toenbig  er» 
trinfen  »irb ;  —  im  ßriege  einen  ll^urm  ober  ein 
@d^iff  in  bie  Suft  fprengen  mit  ber  ©emigbeit, 
bag  baburd^  ben  gfeinben  groger  @d^aben  gugefügt 
mirb,  aber  qud^  obne  aQe  Hoffnung,  felbft  bem 
Xobe  gu  entrinnen.  @d  mirb  oon  mand^en  9luc- 
toren  bie  Srlaubtl^eit  ber  ^reidgebung  bed  Sebend 
anä^  unter  fotd^en  Soraudfe^ngen  t^ertbeibigt, 
toenn  man  nur  in  feiner  SBeife  ben  eigenen  3:ob 
beabfid^tigt;  bie  gegentbeilige  ^Infid^t  ift  aber  jeben- 
faHd  bie  beffer  begrünbete  (ögl.  8.  Alph.  Theol. 
mor.  4y  366;  Aug.  De  civ.  Dei  1,  21:  nee 
Samson  aliter  excusatur . . .  nisi  quia  spiritus 
latenter  hoc  jusserat,  qui  per  illum  miracula 
faciebat).  Unerlaubt  fann  ed  enblid^  ntd^t  fein, 
ftd^,  um  bem  unmittelbaren  unb  gemiffen  Xobe 
gu  entgegen,  einer  anbem  Xobedurfad^e  preidgu- 
geben,  neben  meld^er  bod^  nod^  nid^t  alle  ÜRüglid^» 


67 


©egarclli  —  ©cgcn. 


69 


©onftmutl^  unb  üRilbe,  gepaart  mit  bcr  nötl^igcn 
gcftigfcit  unb  gncrgie.  2Bcr  fid^  ni^t  jclb[t  bc- 
l^errf^t,  fonbem  bcr  natürlid^cn  fieibenfd^aftlid^» 
feit  ober  einem  unflugen  Uebereifer  öerfäflt,  ret|t 
nieber,  baut  ober  ni(|t  auf  (Dgl.  3ac.  1,  20).  — 
g.  ®ute§  Seifpiel  burd^  öd^t  priefterlid^en,  un- 
tabell^ften  SBanbel  unb  burc^  ßifer  für  bie  SBerfe 
bcr  SRcIigion  unb  bcr  Sarm^erjigfeit.  Forma 
facti  gregis  (1  ^etr.  5,  3)  müjjcn  bic  ©eel» 
forger  fein  unb  exemplum  fidelium  (1  %m. 
4,  12;  ögL  %it,  2,  7),  mie  auci^  ba§  goiicil  öon 
Sricnt  (Sess.  XXÜI,  c.  1  De  ref.)  unter  bie 
burd^  praeceptum  divinum  bem  @ceIforg§cIeru§ 
aufgelegten  $flid^ten  bonorum  omnium  operum 
exemplo  pascere,  pauperom  aliarumque 
miserabilium  personamm  curam  patemam 
gerere  aufiäl^It. 

6.  Die  §irtcnforgfalt  g^rijK  crflrcdft  ftd^  auf 
aUc  ÜJ^enfd^cn  ol^nc  liuSnal^mc,  unb  fo  mu^  audd 
bcr  S)icner  bcr  Äird&e  unb  ^riefter  g^rifti  als 
©eclforger  ftd^  allen  für  ücrpflid^tet  l^altcn  (SRöm, 
1,  14).  er  mufe  95ater  unb  fjü^rer  gum  Fim- 
mel fein  für  Äinber  unb  gnoa^fene,  Untoiffenbc 
unb  ©clcl^rte,  @ünbcr  unb  gottbcgnabigte  ©eclen 
u.  f.  tt).  ©clbft  bic  SScrftorbencn  ftnb  nod^  ©cgen- 
flanb  feiner  Siebe  uiü)  Sorge,  inbem  er  für  ftc 
©cbctc  unb  baS  l^cüigc  Opfer  barbringt,  ?lbläffc 
i^nen  gumcnbct  unb  $ncn  bicfc  SicbcSgaben  aud^ 
oon  ben  ©laubigen  erbittet.  S)a  aber  bic  öer- 
f d)iebcncn  Slaffcn  Don  SRenf d^en  oud^  oielf ad^  Der« 
ic^icbcne  33ebanblung  unb  Derf  c^iebene  ^nföcnbung 
bcr  aUgemcinen  ^ftorotionSmittcl  erforbem,  fo 
gibt  e§  aud^  Dcrfd^icbenc  ^rten  bcr  @eclf orge.  @o 
rebct  man  Don  iHnbcrfecIforgc,  Äranfcnfcelforgc, 
^ö^rcr  ©eclenlcitung  u.  f.  m.  ^ud^  l^t  bie  ftir^c 
mitunter  fpecicHc  ©ccIforgSamtcr  für  einzelne 
6(a))cn  Don  ^crfoncn  angeorbnet,  fo  gonj  be« 
fonbcrS  baS  93cid^tDatcramt  für  Ofrauenftöfter  (f. 
b.  %x\,  9ionncn  IX,  441  ff.).  Sut^  bic  5militär- 
fccljorge  nimmt  Diclfad^  eine  fingulörc  ©tcttung 
ein.  eic  ift  cnttt)ebcr  jtt?ar  bcm  Ort^pjaner  unter« 
gcorbnct  i^njcnigfienS  jo  lange  bic  ^nippen  in 
il^rcn  iJiünüjoucn  liegen^  aber  bod)  in  bcr  Di'cife, 
baß  mit  ibrcr  "Ausübung  Dem  Jiöcc)anbijd)ofc 
ein  "i).'ricftcr  bcS  ^^.MarrclcniS  betraut  unrb ;  ober 
fic  unterliegt  einer  ipccicücn.  Don  M  allgemeinen 
Secljonvjorbnimg  fcparirten  Crgaiüjation.  l*c|i- 
terc*  ift  ^er  (Vall  in  ^|Nrcufeeu  unb  Cfftcrreid).  in 
ivcld)cn  eigene  *^iid)ö{e  für  bie  "Jlrniec  aufiicficllt 
fmb.  Don  iDcUtcu  ^if '}?iiliiärcuvatcn  ernannt  unb 
mit  vSccljorge  für  bic  ÖHirnu'oncu  iKtrom  trcrbcn. 
Tem  '?lrmecbi»*diof  (jYclbpropft^  lic*\t  c<4  oiul)  ob.  im 
Äriciv^foUc  bie  *2ecliorg*Dcrbv^l:ni»!e  bcr  Jv.un^cn 
\\\  orbncn.  3u  Staoten.  in  u-dduMi  ^ic  WJiliivU' 
iccl'orge  baKTiöceianlnülHMiU  untai:cU:  pi  jvcr- 
^l'll  nad)  Ucbcreinfommen  mit  N*r  >^:iU:^v»v,;icvuuii 
(vc:^l^'il:lid)c  ernannt  unb  bereu  vcliinHUid\'  :>\odMc 
iKmcinüt.attlid)Uonbm'i?iid\^«cn  KMtac»;',;t \^\\\\  (\l 
^er  ^^l:'dnu  iKeid)oncr!amr.:,;  »i*o:;.i;;  b;.-  ?\';;;:,u- 
lirduMuubnnng  Don  ben  nad)  bcr  pit;;i;;i^i;n  ^}^'^u• 
lärgejetgebung  $u  orbnenben  iMcgcniianbcn  awiS^V 


9118  f^clbgciftlid^e  tecrben  im  beutft^tn  Seu^  |o^ 
nöd^ft  biejenigen  $riefter  gctoö^It,  loeU^  um  t(^ 
geiftlic^en  ^mteS  miUen  nid^t  ald  Se^xpfli^ögt 
sunt  S)ien)te  mit  ben  Soffen  ]^fnm)ii}ie^  jiili 
(Sgl.  bie  im  Sri  ^afbraltl^Iogie  IX,  1591 
citirten  SBcrfc.)  [^Jnmtt:] 

^eflarein,  f.  ^ojblilet  1, 1143  unb  ^ 
cetten  IV,  1928  f. 

$€gett  ift,  gemög  bcr  ^erfunft  bed  SBotkl 
Dom  lat.  Signum,  gunöd^ft  ba§  Arra^ek^,  läb 
„fegnen"  l)ei|t  bamad^  ,,cttt)a3  mit  bem  fliaqe 
be^eid^ncn",  um  cd  bcr  Srlöfung^gnobe  t^cil^ 
5U  mad^en.  3m  ©prad^gebraud^e  ^  fu^  ober  Mr 
99cbeutung  bc§  9Bortc§  j^ngemög  ba^  edodtst 
ba^  ©cgcn  (©cgcncrtl^cilung)  iebe  bm^  Sedr 
ober  burd^  fpmbolifd^c  3ci(^cn  (j.  S.  9uSteÜB| 
unb  Sluflcgung  bcr  t)änbc)  ober  aud^  bur^  Mr 
aRomcntcjugleid^  audgebrüdte  ^nmunfd^  m 
göttlid^cn  ©nabengabcn  bcgcid^nct, ).  9.  bcr  eep 
ber  @Item,  bcm  (DgL  Sccil  8, 11)  eine  bcfoito 
Äraft  jugcfd^ricbcn  toirb.  S)ancBm  iji  A^ 
aber  au$  bic  burd^  bic  ^anblung  beS  ©e^nl 
angemünfd^tc  @nabcngabe  fclbft  unb  fd^ie|ßd(  ii 
gcmifjcn  SBortDcrbinbungcn  (g.  95.  ©cgcn  Sottel) 
fd^Iec^tj^in  foDicI  lote  ^@abc  ®otted'.  6ciaa 
cigcntlid^cn  $Ia|  1^  bcr  ©cgcn  als  md^  blote 
^nmünfd^ung,  fonbem  juglcic^  »irffame  Scrmitti 
lung  göttlicher  @nabcn  in  berSiturgic  3a 
9.  %,  mar  cd  Aufgabe  bed  ^ricftcrS,  baS  Soff 
unter  9[nrufung  Sc^oDa'S  unb  ^mocnbung  h* 
ftimmter  SBorte  (9him.  6,  24)  gu  fegnen,  3"» 
liturgi|c^en  ©cgcn  bc§  92euen  93unbeS  gcl^tt  hol 
©cgcnSmort  mit  bcr  Anrufung  bcr  l^iligficnSin' 
faltigfcit  unb  bad  Jhcuggcid^cn,  baS  mit  bcr  ^ 
(9)tanualfcgen)  ober  einer  geheiligten  ©ac^  (olla» 
^ciligflcd  ©acramcnt,  6rucifi|,  Äcliquten,  ^ 
ligenbilb)  über  bic  gu  fegnenbc  ^ßcrfonobcrSo^e 
gemad^t  mirb.  9{ur  bei  bcm  ©cgcn  mit  bcm  olo» 
^ciligften  ©acramente  mirb,  ba  S^rifhtS  fcEbfl  ber 
©egnenbe  ift,  eine  Scgcndformcl  nid(ft  gcfproi^ 
3)a  alle  ©cgcndgcmalt  Don  ®ott  tommt,  fo  % 
3:rägcr  berfclbcn  nur  bcrjcnigc,  bcm  ®ott  jtc  nril« 
tbcilt  unb  ber  bcm  gu  ©cgnenbcn  gegenüber  aH 
(Sottcd  ©tcHDcrtrctcr  crft^eint.  ®cr  Siturg  fegnd 
barum  auc^  mit  ber  g^ormcl :  Benedicat  te  Dens 
ober  mit  äbnlid^en  SBorten,  unb  nid^t  mit  ben 
m^orten :  Ego  te  benedico.  3$crlic]^cn  toirb  in 
ber  ffinbe  bie  ©cmalt  ju  fegnen  burd^  bic  $rie» 
ftcrircihe  iinb  ipcciell  burrf)  bic  Salbung  bcr  §änbe 
bc»5  ^rii'tcr»^  ^f.  Pontif.  Rom.:  De  ordinatione 
IVobbyiori  [od.  tvp.  I,  Ratisbon.  1888,  55J). 
rtc  irrbrriaiiiMi  oor  bcr  22eibc  ^cbt  unter  bat 
i'oUniltifn  i:t;b  l'fliAten  bc«  S|}ricftcrS  bo§ 
>Ji\;i;cn  c:.;env  i':r*jcr:  Sacerdotem  oportet 
otVorro.  bonodicoro  otc,  5^ie  größte  ©egenl« 
OiMimU  \My.  ^a•  'o.M'o*  irJolgc  feiner  gonfecnt« 
iKMt»iv.>:;/':»;*::!f:V;:;v.:ct:j**cn3teEung;bieerftf 
\\v.-.;o.  /.••.^;v.:;;;  Mc ^:^  ;:a:  a::rcibte Sijc^of inun» 
{;\rM;\v.;;;;  ;V.;'»::;::::"Nv.:.:f  ;i:it  ber  gcier  feiner 
l>or/ca\iiu>n  i\^v5»:::ci::"e::  tzx,  ift  bic  grt^ilung 
N^  cei\cn*  0-  ^^^utit,  Rom.:  De  conseer. 


II 


@elb{ifttd^t  unb  Sellbfioerldugnung. 


82 


l&Bbm  ttdb  WiifSäf^  ^cmge  gu  99efrieb{guTigen 
9Bi4  ^  Qk^p^  unter  ^Xnmalutig  )Diberre^t« 
iici  €AilVntt^Ml.  *Skt  ^  ®rcgor  (Mor. 
Sl,  tt.  87)  iMjeit!^  |le  att  soperbia  im  »ette« 
isi  SImtt  bf«  SotM  tmb  fogt  oon  il^r,  fie  fei 
ntioroB  vegiiim.  S)cr  1^1  Sonat>mtitTQ  (BreviL 
A.  ^1  mnict  fie  in  gleid^  @tnne  unum  peo- 
«aionan  actnaKom  initinm.  Ser  ffi.  Zl^omofi 
i^r  a.  e.  q.  77,  m.  4),  fle  fei  bb  Urfaii^  ieber 


2.  ^BM^ja^"  im  engem  Sinne,  al8  Sejeid^« 
wmQrtiw*  engem  fftetfeSjänbl^fietSteigungenunb 
Srnohmgai  nnb  gleic^oebeutenb  mit  (SgoiSmnS, 
Wlc|t  in  unberechtigter  (Beltenbmod^migber  eigenen 
Cierion  gegrnubct  ben  OKtmenf d^en,  meld^  )uf  olge 
SM  omicr  beg^  imb  fid^  bemül^t,  ben  Vorrang 
Btrtai  anbeten  ga  %aim,  unb  onS  Sllem  Sottl^ 
%  Sfl^  IE  3»^,  au^  unter  SRi^ac^tung  ber  ^tn« 
teBenutatn  ber  Öeted^tigf  eit  unb  ber  Siebe.  SDief  er 
i^rUnsi^  Crnnt  leine  @<^onung  ^nberer,  forbert 
ite  für  M  i<bt  mä^^  unb  ergebt  \\^  mit 
^Sffn  Cnpfinblid^feit  gegen  bie  geringste  toirf- 
htt  obtt  ringebiOtete  flfräniung.  Ser  Sgoifi 
itreKt  bomm^  tH>x  iebem  Opfer  gurüA ;  er  ftellt 

figme  Sefriebigung  über  bod  (Semeintool^I 
tScT  Vnctoritdt  unb  ®ef e|  (bief em  gegenfiber 

bie  Sigenitebe  )um  SigenniDen).  ^a,  ber 
ivtp  fn^t  fnlb  f^Ibft  fogor  in  feinen  ^ugenben ; 
/a^ebt  ft4  raMc  iVL  ben  reinen  9Rotit»en  be§ 
^Kfifldnfi  (Siebe  ®otte8  unb  be§  Slöd^ften  unb 
M  nqjtm  übcnuitÜTlid^  ^eiQ  [  er  möd^te  immer 
"liRt^  gcrtf&aren  Sortfeil  für  fid^  finben,  unb 
231X11  {inb  C^  nor  ben  SRenfd^en,  irbifd^er  ®e» 
not  unb  alMi,  nxA  bem  finntid^en  9Renfd^en 
^«9t  bie  näd^tigflen  unb  gettöl^nlid^ften  Srieb» 
Sota  fecae§  fMinbelnS. 

n.  tte  eigenliebe  unb  SelbfHud^t  alS  ber  Ur* 
K^  ofler  e&nbe  fieb^  bie  au8  Siebe  }u  (Sott  ge- 
iH  ScCbfberfdugnung  aI9  3udgong§{mnft  afler 
Ii^eRZälnDig  gegenüber  (Dgl.  bie  fd^önen  SBorte 
log.  De  ciT.  Dei  14,  o.  28 :  Fecerunt  ita- 
^tm  dvitates  duas  amores  duo,  terrenam 
tdirel  amor  sm  usqne  ad  contemptum  Dei, 
▼ero  amor  Dei  usque  ad  con- 
Denique  illa  in  se  ipsa,  haec 
M  Doinino  gloriatar.  Bla  enim  quaerit  ab 
i^-^BstabfOB  gloriam:  huie  autem  Deus,  con- 
«fxastiat  iestis,  maadma  est  gloria).  3)a  aber 
>r  eefb^c^t  Q»  bo§  aRoterioIe  ber  Srbfünbe 
a  fhm  IRenfd^en  (!ERaria  aQein  ausgenommen) 
i6  hibef,  fo  f^at  oud^  ieber  bie  €elbftt>erlöugnung 
n^sogl  notbttcnbig  (ügL  SRattl^.  11, 12.  ^o^, 
U .  fSX  fttm  nimmt  aber  bie  @elb[ifnd^t  in 
}etei  rtnt  befonberS  l^erDorrogenbe  9it(^tung  an, 
je  sdl  brr  naiürlid^en  SBeranlogung  unb  S)i3' 
rrbun  ber  6ecle  (tigL  3oc  1, 14;  S.  Th.  2, 1, 
^  e,  a.4,  ad  1).  S)ie  Selbftüerldugnung  mtig 
*i  toi^  mt^,  um  i)^  3i^  S^  erreichen,  immer 
*  xVtiiCj^rm  Aani|>fe  gegen  biejenige  9(eufterung 
x:  ^dbflfiKi^  ober  ungeocbnete  9{eigung  toenben, 
rdite  bie  Seele  al8  bie  möd^tigfie  erfennt.  @ie 


mu|  geübt  toerben  auf  (Stnnb  rld^ger  Selbfi- 
erfenntnig,  §u  meld^er  beftänbige  ttebedoad^üng 
unb  Srforfddfung  feiner  felbft  unter  bem  Sid^te  ber 
göttlidden  ®nabe  fü^rt.  gf^eilid^  ifi  gerabe  bie 
red^  (Erfenntnil  ber  fd^Iimmen  Veranlagung  ber 
eigenen  @eele  i^  baS  ©d^mierigfte.  S)ie  eigen- 
liebe  Derftel^t  eS,  ftd(|  }u  )}er]^üaen  unb  ju  ver- 
bergen; ed  gelingt  tl^r,  bem  Unerlaubten  ben 
@(^ein  beS  Unfc^ulbigen,  j[a  fogar  bed  Xugenb- 
haften  unb  felbft  bed  $flid^tgemö|en  ju  geben« 
Unb  felbft  tt^enn  man  ben  §einb  edannt  l^at,  ift 
bie  Selbfifud^t  unb  Sigenliebe  nid^t  verlegen,  bie 
nunmebr  gegen  il^n  angumenbenben  Kampfmittel 
als  unnötbig,  ungeeignet,  unflug  bar}uftellen  unb 
fid^  in  il^rem  IBeftj^e  }u  bel^aupten.  9Ulen  biefen 
Siegungen  gegenüoer  mu^  @elbfta)erlftugnung  ge- 
übt merben  aOe  Sage;  [a  e9  gelingt  (einerlei 
Xugenbmerf  o^ne  Ueberminbung  unb  Sctläug- 
nung  feiner  felbfl.  Senn  alle  Xugenb  ift  Siebe 
®otte8  ober  lüiebe  beS  9läd^ften  ober  Siebe  feined 
eigenen  emigen  ^eileS;  feine  biefer  Srten  oon  Siebe 
fann  ftd^  aber  bel^aupten  ol^ne  Kampf  gegen  bie 
ungeorbnete  (Eigenliebe  ober  Sinnenliebe.  2)aS 
ftd^erfte  Kriterium,  }u  erfennen,  mie  meit  man  in 
ber  Sugenb  oorongefd^ritten  ift,  bleibt  ber  ®rab 
ber  @elbfUlbertt>inbung  unb  ber  Opf erfreubigteit, 
ben  man  erreid^t  l^t.  2)arum  ift  aud^  {ebec  9lct 
ber  Selbfiübenoinbung ,  mag  er  an  fid^  nod^ 
fo  gering  fein,  überaus  loftbar :  er  ift  ein  neuer 
f$fortfd(|ntt jum  etoigen  3id^*  Unb  gerabe  burd^ 
Zreue  im  Kleinen  unb  burd^  fleine  Opfer  ermirbt 
ftd^  bie  @eele  ÜRutl^  unb  Kraft  gu  immer  größeren 
Opfern,  unb  ^mmelt  fle  einen  reid^en  @d^|  oon 
SSerbienften.  Sebanlid^e  Uebung  ber  ©elbftDer- 
löugnung  bisponirt  }umeift  für  bie  Sufnal^me  be- 
f onberer  ®nabenermeifungen,  bie  ©ott  mit  größter 
Sfreigebigteit  ber  @eele  ju  Xl^eil  toerben  lü^t,  »eld^e 
opfermifttg  f{d|  felbft  @e»alt  antbut  „3e  me)^ 
bie  92atur  gurud'gebrängt  unb  übermunben  mirb, 
befto  größere  ®nabe  mirb  un8  cingegoffen" 
(Slad^folge  ffi^r.  3,  54, 17).  ®ie  erften  ©naben, 
meldte  mir  im  Seben  empfangen,  befielen  immer  in 
göttlid^er  Anregung  unb  ^ilfeleifhing,  un§  betenb 
3U  ©Ott  |u  ergeben  unb  gugleid^  ben  eigenen 
äBillen  unb  baS  ungeorbnete  Segel^ren  ber  9latur 
gurüdEgumeifen.  SBefonberS  mirffam  ift  bie  @elbft» 
überminbung  im  Sieben,  Slbtöbtung  ber  3unge. 
3)ie  inneren  Steigungen  fammt  unb  fonberS  gtel^en 
Sla^rung  au§  bem,  mag  man  fprid^t  unb  l^ört. 
SBer  nid^t  rebet,  toenn  er  fid^  gerabe  befonber§  baju 
angetrieben  fül^lt,  l^at  in  ber  Siegel  ein  frud^tboreS 
Xugenbmerf  voUbrad^t.  Senn  biefer  Srong  l^at 
faft  immer  nur  ba§  eigene  3d^  aum  Url^eber ;  eS 
ift  bie  Sl^rfud^t  ober  Zabelfud^t  ober  gefrönite 
^pftnblid^feit  ober  fd^limmer  SSonoi^  ober  nod^ 
^ergcreS,  maS  SBefriebigung  fui^t  im  Sieben  unb 
^ören. — ©elbftöerlSugnung  im  Sinne  ber  innem 
Sbtöbtung  imb  bie  Seberrfc|ung  ber  Sinne  unb 
ber  3unge  ftnb  unumgänglid^  notl^menbig,  aber 
au^  möglid^  für  «tte.  Sli^t  jeber  fann  SBBerfe  ber 
ou^em  ^btöbtung  üben  bur^  Saften,  nid^t  Mt 


r     -::aiicr.  S4 

•..::  Ufcterc  bi»  311111  2obe,  fo  fpl;i:  fie  Sicl: 

.:•  r.ad)  aiirf)  in  ^cll  ciuiijcn  o-::^  i-     2:: 

.  c:.::iuirb  bcA  :}iccl)t,  ivcnn  er  ^•.l  '2.^:\\...: 

.    .■•:  r.ijcruidv  bic  \.vllc  bcs  iUJcr.\Ii::i  ::.::::::  i:: 

•:  :::::  irbiiclie  in\v  kiwc  ctricjc  v>.-^ac.    2-.v.-:i  :'": 

:••::  :ie  Sclb|'incriäiu^,inmc|  ber  0>nint>  ai:  f.ir.:: 

•  r..:..:Mt  in  ^V'u  uiib  Irnnf^fcil.  „'^inr  übcr.ri:::-::, 
\.:\  fjill  irf)  311  eficn  i]cbcii  üom  '^^aiiir.c  :m-  i'c* 
;.!•-£•.  uicldiiT  ift  im  '-i^arabicjc  meines  (^i:r:.e 

C^"l\  -,  7).  --  Ahiim  man  ober  *:;>  nid't  ü\:'": 

•  ::.*,:cbcn  unb  iHrläuiiniii,  ironn  nu:r.  iu::  ind". :  .::: 
•:  ..::j;cfii)iiffenen  unenMiitcn  Öhite,  <'•);::,  lüiu::;:. 
.:  :.:'.^-  finben  luir  uni  in  iinn  allein  uuiliiliaii  U'i.:.:. 

•  .,  r.jdibem  wir  in  re.";ein  unD  eniuem  2:xci\:\ :::..: 

;■. :   luiienb  nn5  jelbfi  abjKfrorbcn  fiub,  fo  y.chi  v:u,:i 

;.:•  3clVluerläui^nnni^  ihre  'Jiabrumi  auv  ticr  l'u:^ 

.-.-}  v.^ülU§.  Tie  (■tnn^amcnIalmitlc^alicr  2 cl ;■:::■•::« 

.  ;:::•.  liiuiinnnii  finb  bahcr  C^)cbet,  '^Inbcnlen  an  l\)Ctr,  4*-- 

:•:«  irart)tuni'^  C>)ottc5,  bcr  äi^erfe  feiner  l'ieiH\  aber  a::ä 

-  o.-i;  feiner  ÖnTicl)te,  i^e.^ie^nnn  «H  unjerer  ÜH^-rfe  cv: 

&oti  alij  nnfern  cin^io^en  Ürfprnnci  nnb  C'••^^Al^:i. 

••  •:::'':=  Airiiltiiinm^  nnfercs  C(m\c\\  Üi>efen^  Mxd)  bie  bd* 

;  •    "r:l. "  licjen  3acrai:iente.  IHii  allen  biefeu  'l'iitidn  :::::?, 

;•  ;  "...iu  '•  nnlüöbar  lUTlnmben  jein  trene  \>i»iV^t)e  an  0):::»r 

•  •  :■  ::nb  '.  Ijeili^en  Üi^iUen  nnb  lebenbio.ei:  '^^erirauen  a\v :?. 

:-V.?cn !  ii5ttlicf)e '-I'orKlnmc^,  in  irci-iem  inir  i:lbn  in  aller. 

c  :  :vi!l  Vciben   nnö   Irübfalen    eine  Jpeimfndinni^  Nt 

;  •.  •. -.l'nin ! '^Hiterliebe  Önntc»  crfennen,  bie  \m»  mel)v  r.n^ 

;."  :  irill,  I  mebr  lo»5madien  null  von  nni^eorbneter  Cv^ir^cn.icle 

'.  .-^  "hw '  nnb  ergeben  3nr  allein  befelio^cnben  CriniiViinf»  m:: 

-»;T.L';Tudi.  I  Wott,  ber  unovnief;iid)  reid)cii  Crrfau  gibt  jiir  üue 

.••.•/■.:'i?U[ici9eid)ajfenen  Öiiter,  lueldjcn  bic  ^elbfiindu  v-' 

vcnn  fic  geiucnbet  ift.  I'l^rnncr.] 


\  •;:  \iiaben. 
nnferc 


^efeucta  (l's/.s'jxs'.a),  in  bcr  beilivicn  Sd^iu 

'Jianie  bey  non  Helenen«  'Jiicator   iiCiirünL>c:iM; 

•:  : :  3elb|>  I  Seeliafenv  für  '<)lntiL\1)ia.   S^un  Untcrfdnib  iKw 

\    :-..:;nüffcn J  au)t  anberen  3tablen,  meldie  nart)  bcm  'Jur.r.cr. 


■»v 


% 


V  -'^c  jinb, ;  bec-  nämiidien  fi-rifd)en  AUMiii^s  g-.nannt  i'oarcn. 

:::•.  unürci;  bief;  biefcs  3elencia  7;  ra&alia/.ajj-''/  ( 1  '}}lc\a\ 

,  '•  'inb  nn^  i  1 1 ,  b^ ) ;  es  Uli]  an  ber  lUiinMuu^  bcv  C  rontcc-  imö 

• .. :  ;  -.Mid)  ent= ,  nuirb  and)  "i^icria  mec^cn  bcv  iibcr  bie  3tabt  au»» 

..  \   ?!.->  beiligen  1  rai^nben  i^cn^cv  '4-^ieria  fu'nannt.  i'on  borr  fctieli-: 

.  ,\'  :!:nnerbar  |berbI.'!VUinluönaili(n)pernC*iV(1.13,4).  [.^ianicn.] 

»    ,1     c'-"'.  5""^       Sefniciaiicr,  a,nofii)M^.c  3ccte  in  (^3alaiicn  iumi 

•  •'*!;*.  ^,  5 ;  I  uniieiriffer  ^Scit,  battcn  anvjcbiid)  ibrcn  'Jur.ncii 

>  C'-^M  be5  '  non  ihrem  •'oanpic  3ilcitcn5.  iKad)  ^er  (rruiblnr.ii 

>•  •  *^Vcnfdicn   beo  'l^Iiilafiri::':-  iLilior  de  hin.'ri'sii'iis  c.  "»."..  :>i\\ 

•    :::.i\*n  bnrd) ,  Übten  in  Oialulicn  v.v:i  Ö^vetilor.  3ilencuv  unb 

'.Vnj  8in>tine' Vermiai:,  meldic  jrUM::-:  onUiircn  anifidltcn: 


<...'>;;;"  v.i  r.nemiOiott  fei  ein  lorpcilidvc' liinüm,  ijuidi  eii>iii  mi: 
*       xx  Vu  rr.'V-''«^"' '  ^^)'"  '^^^  -Viatcric,  a\ii  ircLtcv  bao  VIll  ivfduiffen 
'  X  "  .».-  ."wi  fin't*  I  uun-ben ;  bie  'JJunfaicniecün  »eien  nidit  \)on  öiot:. 


*a 


©eicuciben  —  Scligcnflabt. 


86 


^  ^ÜfBOL  Ue  UtArtflel^g  ber  lobten  in  ber 

^ryogims  ber  fttnbct  be^e^ ;  enblid^  üertüatf en 

^  dir  JBfliicttaute,  loett  na^  gDlarcu§  (1,  8)  3o- 

^fUBi^  bc^  X6u|aft  9lQd^folQer  mit  g^uer  unb 

jcft  brilism  deifie  toufen  tcerbe.  —  S)ie{e  @a^e 

^Btes  tat  größte  93enDanbt{d^aft  mit  ber  Seigre 

K4  ^KnnoseneS  (f.  b.  ^rt.)/  ber  au  (£nbe  bed  2. 

3:^  ftnfanfi  beft  3.  Sa^rl^unbertö  lebte  unb  na* 

szsMi4  oon  Xerttdlian  betampft  tourbe.  S^ej^l^alB 

Stnige,  ba|  ^^ilaftriuS,  ber  bed  ^er- 

ionfi  nirgenbd  im  Sefonbem  ermahnt, 

feine  fie^e  betid^te;  ja  ßinige  Italien  ben 

*>eaMtfb0  otDä^nten  ^ermiaS  für  eine  unb  bie- 

k£t€  ^Serfon  mit  f^ermogeneS.  S)agegen  aber  ift 

ia  hiimftu,  ha%  mand^  ber  obigen  @ö^e  fid^  mit 

2^ßt  bcd  C^ormogeneS  nid^t  t>ereinigen  laffen, 

}.  9.  bie  £e^  Don  einem  förperlid^en  (Sott 

Mi  »ifti  felbß  guoeilen  Url^eber  bed  S3dfen  fei 

K.  {.  SL  (B  i{l  boj^er  anjune^men,  ha%  ^^ilaftriud 

tier  ton  einer  eigenen  @eäe  berid^tet,  bie  aber 

satt  mir  ein  Sbleger  Don  ^ermogened  ift.  — 

?<xic£be  ^SbilaftriuS  berid^tet  (c.  56)  »eiter,  ba| 

SdencnS  imb  ^^enniad  @d^er  gelabt,  »eld^e 

X^rrclumitcn  (nad^  Aug.  De  haeres.  c.  60  unb 

s^  Praedesdn.  1,  60  oon  ißrocIinuS)  unb  ^er- 

3ioTitm  (ton  f)erinta§)  ge](iei|en.  S>ie{e  l^ötten 

z  >ea  oben  enno^en  ärrtl^ümem  no^  nieitere 

rr^ugcfugt;  u.  9(.  lougneten  fte  aß  Soleten  bie 

vx^rmmg  iSfynfti  im  ^eijqc.   9ud^  berid^tet 

9^i2tf|lnii§,  ba^  fie  fid^  in  ®alatien  aufgehalten 

33  ^llib  Diele  2cuU  Derfü^rt  l^ötten.    SSBie 

nd  ^ienm  SBo^reS  fei,  ift  bei  bem  URangel  an 

c^cnMttigen   SZac^ridbten  nid^t  ju  beftimmen. 

•?^  Bald^,  i?e|er-^iftorie  I,  Seipjig  1762, 

c<^  ff.)  [©aifeer.] 

^dimdbem^  9Zad^f omnten  bed  ferifd^en  ff 5nig§ 
SdataS  L  JHcaiox^  bilbeten  eine  ^^naftie,  tocl^e 
M  nab  fOigtmber^  beS  ® ro|en  Sobe  entftanbene 
T^  Sei4  i'on  281  bis  }u  feinem  Unter  gange 
6t  t,  C^.  bei^errfcl^te.  3n  ber  ^eiligen  @d^rift 
-^Qten  befonberS  31tiiiod^uS  11.  X^eoS  (2)an. 
!I.  5ff.),  «ntiod^uS  III.  ber  (Srofee  (San.  11, 
U  12h  Sntio<4uS  IV.  Gpi^l^aned  (S)an.  11, 21. 
1 3M-  !•  1 1  ff •  2  S)lQd).  b,  1  ff.),  antiod^uS  V. 
hi^otor  (1  !Dlac^.  6,  15  ff.),  «ntiod^uä  VI. 
,1  SIhKt  11^  39  ff.)  unb  mntioi^uS  vn.  (1  maä), 
\y  1  %)  misefü^rt.  OBgl-  b.  9rt.  ^ntiod^uS  I, 
MH)  [Äoulen.] 

S<(i|ea|lftM,  ehemalig  eSenebictiner« 
t),u\  cm  VZain,  im  93i§t{ium  9Itains  unb  ber 
css^glü^  ^efftf^^  ^rooins  ©tarfcnburg 
!ci(j)i^  Don  @tHgenftabt,  jie|t  Oftermie!,  bem 
da  5i|e  bed  Sifd^ofS  Don  jpalberftabt  [f.  b. 
tn.]).  bie^  Vnfongd  Mülinheim  superior  gum 
Qoridl^iebe  Don  Mülinheim  inferior,  bem  l^eu» 
rxa  HSo^l^m  bei  Offenbad^  a.  9Jl. ;  f pöter  er- 
ina^  d  tmter  ben  ÜSomeii  ©oligunftat,  @elgun- 
äi.  6cl^ftebt  ^eligenflobt.  2)er  Ort  mar  ur- 
^^rmü&^  ein  S>oinania[gut,  momit  Submig  ber 
SaoBirim3. 815  &xnfyixb,  benSauintenbonten 
z)  Sioaiopl^  feines  f aif erli^en  SBaterS  ffarl. 


belel^nte.  S)urd^  Otto  n.  fam  bie  Sbtei  980  an 
baS  @t.  9arti|oIomdugfKft  )U  granffurt,  1002 
ale  @(^enfung  ^einrid)§  IL.  an  baS  aSiStl^um 
SDßurjburg,  1 063  an  baS  ßraftift  üRains.  ®ie  ^btei 
Derbanft  il^ren  Urfprung  bem  ebengenannten  Sin« 
l^arb,  melier  mit  feiner  ©emal^Iin  @mma  (3mma) 
bafeSftft  SBol^nfi^  nal^m.  SDie  oon  @in](|arb  ermor« 
benen  ©cbcine  ber  l^ciligen  SDiartprer  SKarcettin 
unb  «Petrus  (f.  b.  «rt.  MarceHinuS  VIII,  655), 
toeld^e  aus  ben  ffatafomben  guerft  nad^  SJlid^eU 
ftabt  im  Obenioalbe  (bie  l^ier  erbaute  93ap!a  ift 
nod^  in  Stuinen  bei  ©teinbad^  im  Obentoalbe 
ft(^tbar)  famen,  mürben  burd^  Sinl^arb  nad^  Se* 
ligenftabt  übertragen  unb  bort  in  einer  nod^  er* 
l^altenen,  für  biefelben  erbauten  SBafUifa  guerfi 
9BeItgeiftIid^eu,  bann  SBenebictinern  gur  Obl^ut 
anoertraut.  9tad^  (£mma'§  Xobe  (836)  mürbe 
ßinl^arb  als  erfter  ^bt  gemö^It;  alS  fold^er  ftarb 
er  am  14.  3RQXi  840  (feine  unb  Smma'S  @e« 
beine  rul^en  in  einem  @ar!o))bctge  in  ber  Sin» 
l^arbSbafUifa).  Sl^m  folgte  Siatleic  (889  bis 
853),  einft  fein  @d^reiber,  bann  fiubmigS  beS 
2)eutfd^en  ffangler  (ogl.  SDümmler,  ®ef$.  beS 
oftfranfifd^cn  SReid^cS  U,  2.  «ufl.,  Seipgig  1888, 
432 ;  äBattenbad(|,  S)eutfd^IanbS  ®efd^i(|tSqueaen 
1, 6.  auf!.,  SBerlin  1893, 188. 222  f.).  3m  Sal&re 
875  fonb  }u  @eligenftabt  eine  gfürftenoerfamm« 
(ung,  1022  eine  gro|e  ©^nobe  (^efele,  (Sonc- 
®efd^.  IV,  2.  «ufl.,  671)  ftatt;  1045  erl^tclt  bie 
äbtei  baS  9)lün)-  unb  9Rar!tred^t.  IBon  ^eroor- 
ragenben  SRitgliebem  ber  W)iti  auS  bem  ÜJlittel' 
alter  fei  genannt  ber  ]^eüigmä|ige  SRönd^  SlaruS, 
meld^er  1043  ftarb  (f.  Potthast,  Bibliotheca 
bist,  n,  2.  ed.,  Berol.  1896,  1245) ;  1150  trat 
ber  SSifd^of  3BaIter  Don  Augsburg,  ein  ^falggraf 
Don  Tübingen,  als  SRönd^  ein.  3m  %  1206  oer- 
liel^  ^p]i  3nnocen}  III.  bem  Slbte  bie  bifd^öf- 
lid^en  Snjignien.  ^d^Iimme  3^^n  famen  im 
16.  unb  17.  Sal^rbunbert,  inbem  baS  Softer  im 
IBauem-  unb  30j[ä]^rigen  ftriege  fel^r  mitgenom- 
men mürbe.  93ei  ber  ©öcularifation  (1803)  fam 
©eligenftabt  an  baS  ®ro|]^ergogtl^um  |)e{fen, 
beffen  gürft  jebod^  bie  91bteifird^e  ber  latl^olifd^en 
Pfarrei  überliefe  (1812);  gjtbliot^e!  unb  ftoft- 
barfeiten  famen  nad^  S)armftabt  Ser  le^te  Sot, 
5Karcemn  11.  (2RoHtor),  ftarb  1815.  SBefonberS 
gur  Sl^re  gcreid^ten  bem  Älofter  im  legten  ^afyc" 
lunbert  W)i  Slöd^inger,  ber  ben  SSerfaffer  beS 
Chronicon  Gottwicenee,  ©ottfrteb  Oon  93effel 
ab. art.),  als ^rofeffor  in'S  fflofter  berief;  3ob. 
SBeinfenS,  Serfaffer  geleierter  ©d^riften  gur  Er- 
läuterung ber  ffloftergefd^id^te  (f.  ©d^unf,  Sci- 
träge  jur  aRaing.  ©efc^it^te  ÜI,  SDkinj  1790, 
843);  gu  ©eligenftabt  ftarb  aud^  1782  ber 
P.  3ofep^  gud^S,  aSerfaffer  ber  „^Iten  ©efd^id^te 
Don  aWainj"  (granffurt  1771).  (SBgl.  bie  Site- 
rotur  gut  ©ef^id^te  beS  ftlofterS  in  „Jhtnftbenf- 
mälcr  im  ©rofe^erjogtl^um  Reffen",  ffreiS  Offen- 
bad^,  l^erauSgeg.  oon  ©.  ©d^c^er,  S)armftabt  1885, 
229.  S)aS  Seraeid^nife  ber  Pfarrer  feit  1635 
nebft  Urfunben  üom  9. — 18.  Sal^r^unoert  f.  in 


87 


@eligfeit 


ber  SKolnjet  aJlonotfd^rift  1791 ,  996 ;  anberc 
Urfunben  unb  Sintegijlcr  m  9lcucn  ^frd^iö  ber 
©efeaid^oft  für  äUere  beutfd^e  ®e{d^t(^t§funbe 
Xni  [1888],  607.  ein  fe^r  dtc«  JKart^ro- 
logium  au8  Eccardi  Seligenstadensia  [in  ber 
fgl.  ©ibliotl^ef  ju  fjannoDer],  ^ernuSgcg.  oom 
Unteracid^ncten,  f.  bei  ^id,  SKonatfd^rift  für  rl^in. 
®efd^.  m  [1877],  269;  bie  Recordatio  fratrum 
defimctonnn  inter  monachos  Selig,  fratemi- 
tatem  habentimn,  in  ben  gorfd^ungen  jur  beut» 
fd^n  ®cf4  XIV  [1874],  613.  ®ic  Annales 
Seligenst  l^ben  il^ren  9kmen  nur  t)on  ber  $ro« 
öenienj  ber  §anb{d^rif t  au§  ©eligenftabt.)  [galf.] 
$mgftm  ^etgt  im  t^eologifd^en  Sprad^ge- 
broud^e  ber  3wflanb  ber  SSoUcnbung  eine»  öer- 
nunftbegabtcn  3Befcn§,  infofcm  eS  feine  Soll- 
fommen^eit  ju  ernennen  unb  @enu^  in  il^r  ^u 
finben  Dermog  (S.  Thom.  Summ,  theol.  1,  q.  26, 

a.  1).  gt^mologifd^  toirb  \)a^  beutfd^e  „felig" 
(oltl^b.  sällg)  gerne  mit  boUus,  Zlo<:,  gonj,  in 
IBerbinbung  gebrod^t;  boS  lot.  beatus  ift  t)er- 
n)(mbt  mit  bene ;  ba§  gried^.  {taxaptoc  ((Jiaxap) 
wirb  ie^  öon  ber  iBJurjel  jiax,  Inng  fein  (ögL 
fiaxpoc),  abgeleitet,  5U  toeld^er  aud^  baS  lat.  mactus 
gel^ört;  boS  im  ^Iten  Xeftament  entfpred^nbe 
SBort  'y^^.  gel^t  auf  einen  @tamm  jurüdt,  ber  als 
Sßerbum  bie  95ebeutung  „gel^n,  öormärtS  gelten, 
gelingen''  l^at  unb  bem  ba§  affqr.  äSur,  „einem 
§eil  »iberfal^ren  laffen",  entfprid^t. 

I.  griäuterung  be3  ©egriffeS  ber 
Seligfeit  in  SSe^ug  auf  ®ott  unb  bie  ®e- 
fd^öpfe.  —  1.  ©eligfeit  in  ber  oben  angegebenen 
Sebeutung  fommt  t)or  Mem  unb  im  l|ödE)ften 
®rabe  ®ott  }U;  er  ift  \a  bie  ^öd^fte  SSoQtom- 
menl^eit  unb  bie  l^öd^fte  SJemunft;  er  ift  „ber 
©elige  unb  einjig  SDRöd^tige"  (1  %m.  6,  15). 
Sßenn  ®ott  baneben  nad^  bem  freien  dtatl^fd^Iuffe 
feiner  ®üte,  ber  e§  eigen  ift,  Don  ber  innem  SfüÜe 
nad^  9lu|en  mitsutl^eilen,  burd^  fein  aÜmöd^tigeS 
SBort  anbere  Demünftige  SBefen  au§  bem  9^i(|t3 
in'S  ®afein  gerufen  unb  fie  jur  Sl^cilnal^me  an 
feiner  ©eligfeit  beftimmt  l^at,  fo  ift  bod^  afle 
©cligfeit,  ttjo  immer  fie  ftd^  au^cr  @ott  pnbet, 
nur  ein  ^bbilb  unb  ein  ^uSfiu^  ber  göttlid^en 
Seligfeit  (ogL  Theodoret.  In  Ps.  1,  1,  bei 
Migne,  PP.  gr.  LXXX,  867).  —  2.  S)cr  erfte 
unb  l^öd^fte  ämedf  beS  göttlid)en  ©d^affcnS  (ögl. 

b.  Slrt.  ©d&öpfung  X,  1862  ff.)  mar  bie  eigene 
Serl^errlid^ung;  biefelbe  mirb  bemirft,  inbem 
bie  öcrfd^iebenen  ®cfd)öpfe  bie  mannigfaltigen 
göttlid^cn  SoÜfommenl^citcn  in  fid^  ausprägen  unb 
gur  S)arflettung  bringen  (objectiöe  gl^re  @otte§); 
inbcnt  bejonberS  bie  Demünftigen  SBefen  ®ott 
erfennen  unb  anerfennen  unb  i^m  aI3  bem  l^öd^- 
ftcn  ©Ute,  bem  emigen  Sol^ne  imb  bem  obcrften 
^erm  in  Siebe,  grcube  unb  ©cl^orfam  ftd^ 
Eingeben  (formelle  g^re  ®otte§).  3)amit  ift 
bann  öon  felbft  gegeben,  ba^  bie  ©cligfeit  ber 
Demünftigen  ®efc|öpfe  ebenfalls  3wed  ber  Sd^ö- 
pfung  ift.  ®ieje  ©eligfeit  befielt  ja  in  nidjtö 
änbercm  als  in  jener  grfenntnife  unb  Siebe, 


meldte  aud^  bie  (formeSe)  QS^  (SotteS  wOsmä^ 
IRatürlid^  ift  aber  biefe  Seligf^it  Don  (Bott  an 
erfter  Stelle  geioollt  olS  ®ut  ®otte8,  alfi  feine 
Serl^cnlid^ung;  erfl  an  gtt)eiter  StdDk  a(9  @ttt  bcc 
®cfd^öpfe,  als  i^re  Seligfeit.  2)eim  ®otteS  un- 
enblid^e  ^eiligfeit  loiQ  SlleS  au8  ben  ebdjten 
Sctoeggrünben ,  miQ  MeS  megen  beS  l^öc^ 
®uteS,  baS  er  felbft  ift  92id^tSbefbmeniger  ift, 
toie  bie  Sl^eologen  betonen,  bie  Siebe  ®otted  gegen 
uns  eine  burd^auS  uneigätnü^ige  unb  bie  2ie6e 
beS  reinften  äßol^lgefaUcnS,  ba  er  Ja  Don  unfern 
Seltgfeit  feinen  eigentlid^en  innem  9hi^fn  1^, 
fonbem  nur  öu^ere  S^re,  möl^renb  aller  %u|en 
auf  unferer  Seite  liegt.  —  3.  5lud^  bie  Seligfett 
beS  URenfd^en  ift  alfo  ber  3^^/  um  beffenttsiOen 
®ott  il^n  gefd^affen  1^,  unb  gerabe  fie  oirb  in 
ber  l^eiligen  Sd^rift  mit93orliebe  erm&^nt  £1^ 
boret  (1.  c.  868)  ^nbet  eS  mit  Sted^t  bebeutungSDoI, 
baf;  ber  gottbegeifterte  Sönger  beS  ^ten  SBunbeS 
feine  ®ebete  unb  Sieber  eröffnet  mit  bem  ®ebanftoi 
ber  Seligfeit  (^f.  1,  1) ;  mit  bemfelben  ©ebanfen 
beginne  aud^  baS  SDangelium  beS  9{euen  IBunbeS, 
inbem  ber  göttlid^e  Seigrer  auf  bem  Serge  ®ali* 
löa^S  feine  IBelel^mgen  mit  ben  fogen.  ad^t  Selig« 
feiten  anhebe  (aKatll^.  5,  3  ff.).  S)iefe  Seligfeit 
ift  nad^  ber  obigen  Srflarung  unfer  DoUenbeteS 
@ut ;  fte  ift  ein  3iift(ntb,  in  meld^m  unS  nid^ 
mel^r  ju  tt)ünfc^en  übrig  bleibt,  alfo  nad^  ber  lanb* 
läufigen  Suffa^ung  ein  3uftanb,  toorin  man  Don 
jebem  Uebel  frei  unb  gugleid^  im  lBefi|e  aQeS  ®uten 
ift.  S)e^]^lb  befinirt  fte  Soetl^iuS  als  „einen  burd^ 
ben  93efi(  aQeS  ®uten  Dollfommenen  Suftanb" 
unb  ®rcgor  Don  K^iffa  als  „ben  Snbegriff  aOeS 
®uten,  bo  nid^ts  fel^lt,  maS  man  münfd^t"  (Boeth. 
De  oonBol.  phil.  3 ,  pros.  2 ;  Greg.  Nyss. 
Orat.  I  De  beatit.,  bei  Migne,  PP.  gr.  XLIV, 
1196).  3ur  Seligfeit  gehört  nad^  bem  ^l.  J^o- 
maS  ber  SBeft^  alles  ®uten,  baS  ber  9Renfd^  Don 
9latur  aus  erfel^nt;  bie  ^Ibioefenl^eit  ieglid^ 
UebelS,  benn  biefe  gel^ört  )u  ben  ®ütem,  toel^ 
unfere  9?atur  erftrebt;  bie  ©ctoi^l^eit  ber  beflän» 
bigen  S)auer  biefcS  3"patibeS,  meil  bie  ?Fnrd^t 
Dor  einem  möglid)en  SSerlufte  ber  Scligfeit  ein 
großes  Uebel  märe  (S.  theol.  1,  2,  q.  5,  a.  4). 
S)amit  ftimmt  ber  1^1.  ^uguflinuS  überein,  wenn 
er  befinirt  (De  trinit.  13, 5):  Selig  ift,  mer  alleS 
]^t,  maS  er  münft^t,  unb  nid^ts  Serfel^rteS  münf^. 
3n  etmaS  Scrfel^rtcm,  in  einem  fd^cinbaren  ®ute, 
baS  ber  SKenfd^  mill  im  9Biberfprud^e  mit  feiner 
gefunben  5Jatur,  fann  ein  reiner,  DoUfommener 
unb  beftönbiger  ®enu5  nid^t  gefunben  »erben;  ba 
mir  für  baS  SDßal^re  unb  ®\\it  gefd^affen  finb,  mirb 
uns  baS  Sd^led^te  unb  Unmolire  ftetS  abfto^en 
ober  menigftcnS  nid^t  auf  bie  S)auer  feffeln  fönnen. 
n.  ©rreid^barfeit  ber  Seligfeit  für 
ben  2Renf d^eu  1.  im  irbifd^en  Scben.  6ine 
eigentliche  unb  Doflfommene  ©lürffeligfeit  mirb 
auf  grben  nid^t  gefunben.  g§  ift  nur  eine  un» 
Dollfommene  Seligfeit,  meldje  ber  3Kcnfd^  l^ie» 
nieben  beftjcn  fann.  Sie  bepelzt  barin,  ba§  mir 
burd^  ein  Seben  nad^  bem  ®eifte  unS  bie  ^nmart* 


» 


S-eligfeit. 


90 


«Ml  fliif  Me  iidwrittge,  teSbrnmem  €elie{eit 

afliiQici  «nb  v>  Metdbe  bcr  ^opung  nad^  f^on 

1^  Mi|m  («tu  bei  bof^rnng  freubift'';  9Um. 

U,  19;  fk  iß  alfo  ein  SSocgefd^mad  ber  Dott- 

edigfitt  be§  ^mtneI9.   @Ie^  ber 

^  0x0^  f^on  ein  89e{ij^  QiotM  ge- 

n&nO^  ein  Sefit^  burdfi  ertenni^ 

vidfiBBie  Siebe  vnb  l^ige  j^eitbe.  @o  enge 

dta  «a^  Mefe  Seidbtnbmtg  mit  ®ott  va  i^ 

üxmcbcMB,  oft  au|erga96i^i(^en  @r«ben  unb 

eoqien  »abcsi  nag  (DgL  b.  Sit.  äRqfiit)^  \o 

läAt  fle  bo4  fletfi  «seit  entfernt  boDon,  unfer 

<BUhI  )tt  |ein.  ^ienieben  miib  bei 

k  dU,  0114  bie  bered^gtften  äßunf d^ 

fclm,  nie  inm  oOem  Ueoel  frei  fein, 

Uer  bie  IBeftfinbi^  feines  ®lüded 

k^fB  ^  UmoL  1,  2,  q.  5,  a.  8).  —  2.  im 

«sbers  Sebcn.  S)teS)o|>)|eIfccige,  ob  eine  umbie 

oft  MUboraieiie  ^(igfeit  übei^upt  möglid^ 

imääbfii  bc»  aRenf d^  OiiOid^  in  9uSfid^t  ge* 

tp»  miib  tnm  Senumft  nnb  (Sfambe  bejo^b 

lUe  SRenfd^  ol^ne  SnAnol^e  Idolen 

i^Bon  SBtffen  begiänbctm  imb  be|^Ib 

£iieb  noS^  bUibenber  ®(ädfelig- 

fea  S>«6  kseiict  Me  (irfol^rttng.  2)ei  Slnblid 

te  aawO&nQmesicn  ®utei  um  nnS  oedt  gon) 

ms  fidbß  bie  SorfteHung  etaed  iwOfommenen 

Mdii^  Urfn  Stfftonb  fonn  man  ober  nid^t 

ka^m,  u^  i^  gu  nriinfd^.  Se^olb  l^at  bie 

fliitfMtt  f on  ie^  bad  SBoibanbenfein  biefed 

UEbkM  conftatiit  (Aug.  De  trin.  18,  8. 4). 

ft  9  mm  umndglid^^  bo|  biefem  Xriebe  ni^t 

fie  aottbHmcne  @dSgIeit  olö  ttniStii^  errei(|barc6 

j&l  futi|ne<tc ;  beim  ein  Koturtrieb  fann  niemals 

madfc  fdiL  S)e^]boli  {^iKn  tirir  aud^  bie  8)enler 

te  bqist  itic^  bcntü^t,  )u  beioeijen,  ber  QHudt« 

«agUntM  f dime  nid^  unmäl^r  fein.  S)a8  festen 

if  d(  fUbpnerfldnbltc!^  Dotoud  unb  fragten  bIo|, 

Bnter  fo  Dtetoi  ®utem  ber  ®egenftaiä) 

Sdßglrtt  fei  (ngL  hierüber  Hontheim, 

«odioaeae,  Friburg.  1898,  n.  862  sqq.). 

In  Cncid(^baxfeil  ber  DolUommenen  ®Iiidtfe(ig- 

to  ogflit  M  aud^  oud  bei  9iDt|toenbigfeit  einer 

mjHibrn  &aaetum  beS  @tttengefe|ed,  bie  barin 

mbH,  ba|  besi  Zugenb^ften  bie  @eligfett  als 

fi^Btt.   SXidfen^e  folgt  aud  ber  Ueberetn- 

dkl  Sölkt,  tDcId^  bartl^ut,  bag  eS  ftd^ 

Si^  l^bctt,  toeld^en  bie  Stimme  ber 

f.ico  Urt^  unb  ber  f omit  nid^t  irrig  fein  fann. 

ti,  büqr  &d^ft  le^rt  bie  (Sneid^barf  eit  ber  t>on- 

•rrsnm  Seligfeit  in  bei  ffirtfe,  bafe  fie  biefctte 

di  te  8d^  barflent^  toeld^er  ben  9luSern)ä]^Uen 

tarn  ^t  tisn  Sittbeginn  ber  SBelt  unb  ben  fie 

\::t^  iriangen  locrben  (Watt^.  25,  84. 46). 

iIL9egenftanb  ber@eligfeit.  3nber 
ietigtot  faon  man  stoei  Elemente  unterfd^eiben : 
•T  Otegjadf^anb  berfeO^cn  ober  ba§  @ni,  burd§ 
^''^  9^  nrir  glüdlid^  tserben  (bie  obiectiüe 
cfl^fint)«  unb  brn  99efi^  biefeS  ®egenftanbeS 
'Kjfstm  ober  formcOe  ©eligfett).  S)ie  9r<>B^ 
id^  bessi  Gegmfionbe  ber  ©lüdjeligfeit  fyxt  au^er« 


l^b  ber  geoffenbarten  Sleligion  bie  t^erfd^iebenfte 
93eantmortung  gefunben.  Sie  tiofllBtl^mlid^en 
9nftd^ten  barüber  ftnben  fid^  in  ben  SKQtl^en  bei 
eingeluen  Sölfer  niebergelegt  (Dgl.  bayt  C^munb 
®(>ie^,  SntmidlungSgefd^i^te  ber  SiNcftellungen 
t)om  Suflanbe  nad^  bem  Xobe,  2ttna  1877  [mit 
weiteren  Siteraturongoben] ;  ftnabenbauer,  S)ad 
3eugni|  be§  SRenfc^engefi^Ied^teg  für  bie  Unfterb- 
lid^feU  ber  @ee(e,  greib.  1878  [6.  (Srgönsungdl^ft 
)u  ben  Stimmen  oud  SRoria-SaodH).  Slud^  fäi 
bie  Ißb^M^^^^  ^^^  i^i^  S^CKge  no^  bem  ®egen- 
fionbe  bei  (Slüdfeligfeit  fietö  ein  beliebtes  Si^ma 
(Ogl.  Laetuit  DiTin.  Instit.  8,  7;  Sat^rein, 
aRoioIpliitofopbie  I,  2.  9ufl.,  gfreib.  1898,  98). 
es  ift  Hol,  ba^  fein  gefc^affeneS,  enblid^eS  ®ut 
®egenftanb  bei  QHudtfcIigfeit  fein  fann;  boS  lä^t 
fid^  leidet  im  Sinjelnen  geigen  twn  bem  Keid^tbum, 
bei  ei^ie  unb  ben  ttbiigen  irbifd|en  ®ütein.  %bei 
aud^  obne  biefen  Ummeg  )u  mad^en,  begieift  man, 
ba^  bie  über  a&eS  Cnblid^e  l^inauSgel^be  Sdl^ig- 
feit  beS  erfennenS,  SiebenS  unb  9^e^renS  bei 
einem  befd^r&nften  @ute  nid^t  ftel^  bleiben,  in 
ibm  feine  ooUe  SBefriebigung  finben  fann.  SS  gibt 
olfo  eine  unenblid^e  SBol^r^it  unb  ®ut]^,  beren 
Srfenntni^  unb  Siebe  unfcre  @eligfeit  auSmod^ 
(Ogl.  Aug.  Confess.  1, 1).  3ubem  ifl  eS  Sott 
aud^  feiner  (£^n  fd^ulbig,  bo^  er  bie  tiemiinftigen 
®efd^ö))fe,  meiere  ii^n  )u  erfennen  Dermdgen,  auf 
fid^  als  ibren  legten  3^^  l^inorbnet,  in  bem  aQein 
ße  i^r  &IM  finben.  Sublid^  ift  bie  6elig|eit  beS 
9Renf d^en  feine  ^öd^fte  IBoOfommenl^it ;  burd^  ^ 
gelangt  er  alfo  )ur  grd|ten  il^m  möglid^en  ©ott^ 
dl^nli^feit.  S)iefe  erreid^t  aber  ber  ÜJlenfd^  in 
ber  Crftenntni^  unb  Siebe  ©otteS,  mobuid^  fein 
Seben  bem  göttlid^en  Seben  am  nöd^ften  tritt. 
®egenftanb  biefer  Srfenntni^  unb  Siebe  unb  fo- 
mit  ®egenfitanb  ber  @eIigfeU  ift  ®ott.  3)aS  ift 
aud^  boS  Slef uttat,  koeld^eS  ftd^  miS  ben  Suffd^Iuffen 
ergibt,  bie  in  ber  l^eiligen  @d^rift  bejüglid^  Der 
Seligteit  geboten  roerben  (t)g(.  9l|berger,  ^SAt 
d^iiftlid^  SSd^atoIogie  in  ben  @tabien  ibrei  Offen- 
baiung  im  %  u.  31,  %t%,  gfreiburg  1890). 

IV.S)ie  übernatürlid^e@eligfeit.  l.Se» 
griff  unb  (Stiften)  berfelben.  2)er  SRenfd^ 
ift  bagu  beftimmt,  nad^bem  er  biefe  Srbe  derlaffen 
fyit,  in  einem  }ulunftigen  Seben  in  bie  innigfte 
®emeinfd^aft  mit^ott  gu  treten  burd^  Srfenntni^ 
unb  Siebe.  Siefe  ®emeinfd^aft  mit  ®ott  fann 
eine  gtoeifad^e  fein,  unb  bemgemö^  muffen  mir  eine 
nattirlid^e  unb  eine  übematurlid^e  @eligfeit  unter- 
fd^eiben.  SBon  92atur  ift  jebeS  Demünftige  ®e- 
fd^öpf  unb  fpecieQ  ber  ÜRenfd^  S)iener  unb  ftned^t 
@otteS ;  er  ftebt  il^m  unenblid^  fem  unb  Oermag 
i^n  nur  mittelbar  nad^  Snabgte  ber  gefd^ö))fltd^en 
SDinge  )u  erfennen.  SlHein  ®ott  l^at  auS  bem  freie- 
ften  Sntfd^Iuffe  beS  Ueberma^eS  feiner  Siebe,  ol^ne 
ba^  h)ir  irgenbmie  (au^;  unter  SBorauSfe^ung  ber 
S^opfung)  barauf  ben  geringften  Infprud^  Ratten, 
uns  als  Söl^ne  aboptiren  motten,  bomit  mir,  mie 
ber  emige  (So^n  ®otteS,  ben  mir  in  ber  b^" 
tigen  2)reifalttgfeit  anittm,  }urunmittetbarenSr- 


91 


Seligfeii 


92 


fenntnig  ©otteS  gelangen  (logl.  b.  9trt.  ^njd^auung 
®otte§).  SBlr  pnb  alfo  berufen  gu  einer  toa^r- 
l^Qft  übemotürltd^en  Srfenntnt|  ®otte3  unb  bamü 
5u  einer  übematürlid^en  2iebe,  ju  einem  über- 
notürlid^en  ©enufje  ©otteS,  ju  einer  übemotür« 
lid^en  @eligfeit.  S)urd^  biefe  wirb  ber  notürlid^ 
®IüdfeIigfeit§tric6  nid^t  blo^  in  genügenber  SBeife 
befriebigt,  fonbem  meit  l^inauS  über  j[ebe3  3Ra| 
unb  IBerl^öItni^,  über  iebed  natürlid^e  Streben  unb 
6e^en  erjüttt  unb  überfüllt  (ögL  1  gor.  2,  9). 
2)ie  natürlid^e  Seligfeit,  föeld^e  in  ben  einzelnen 
5Kenfd^en  üerfci^iebene  ®rabe  entfpred^enb  ben  Der» 
fd)iebenenauf  Srben  erworbenen  Serbienften  l^aben 
toürbe,  fommt  bem  gegenüber  nid^t  mel^  in  Se- 
trad^t,  ba  an  il^re  Stelle  in  ber  gegenmörtigen 
Orbnung  ber  S)inge  bie  übematürlid^e  %nf  d^auung 
@otteS  getreten  ift;  nur  benfltnbem,  loeld^e  ol^ne 
perfönli^e  f^el^ltritte  niegen  SRangelS  ber  Saufe 
in  ber  grbfünbe  l^infd^eiben,  wirb  im  3enfeit8  ein 
3uftanb  iu%f)tü,  totlä)tt  ber  @ad^e  nad^  eine 
öollfommene  natürlid^e  ©eligfeit  barfteOt  (ogl.  b. 
artt.  erbfünbe  IV,  768  f.  unb  SimbuS). 

2.  SBefentlid^e Seligfeit  unb  SBefen  ber 
Seligfeit.  SBie  in  ber  natfirlid^en,  fo  ift  aud^  in 
ber  übematürlid^en  Drbnung  ®ott  ber  ®egen- 
ftanb  unferer  Seligfeit.  ®amit  er  unS  wirflid^ 
befelige,  mufe  er  in  SJerbinbung  mit  unS  treten, 
unb  biefe  SSerbinbung  gefd^icl^t,  Wie  oben  gefagt, 
burd^  Setl^ötigung  beS  l^öl^em  SebenS  in  Sße« 
jiel^ung  auf  ®ott.  3ene  Il^ätigfeitcn  bilben  bie 
fogen.  wefentlid^e  Seligfeit.  &  fmb  9lcte  ber  6r- 
fcnntnift,  ber  Siebe  unb  ber  Qfreube.  ®ie  6r- 
fenntnife/  weld^e  mit  ®ott  öerbinbct,  ift  in  ber 
gegenwärtigen  Orbnung  bie  übematürlid^e,  flare 
uiU)  unmittelbare  Snfc^auung  ®otte§.  tluS  il^r 
ergibt  fid^  not^wenbig  bie  uneigennü^igfie  Siebe 
beS  SBol^IwoIIenS  gegen  @ott,  fo  ba^  ber  Selige 
®ott  als  feinem  greunbe  aOeS  ®ute  in  reinfter 
tKn^önglid^feit  wünfd^t.  SBcil  ber  SSBille  feinem 
SBefen  nad^  baS  ®ute  fud^t  unb  ba§  Uebel  fliel^t, 
ift  e§  unbenfbar,  ba^  ber  3)^enfd^  baS  unenblid^e 
®ut  flar  erfcnne  unb  bod^  nid^t  liebe,  ba  ®ott 
guglcid()  bo§  rcinfte  ®ut  ift  unb  fowobi  an  fid^  alä 
für  ben  Seligen  unter  feiner  SRürffit^t  atö  Uebel 
erfd^einen  fann.  %n  britter  Stelle  folgt  bann  bie 
greube  über  ben  93efi^  ®otte8.  ®cnn  natumot^« 
wcnbig  finbet  ba§  Seben  ®cnnp  an  feiner  Se- 
tptigung ;  je  öoüfommener  biefe  ift,  befto  größer 
ift  ber  ®enu5  an  i^r.  ^nfdjauung  unb  Siebe 
®otte§  ftnb  bie  benfbar  l^öd^flen  ScbenSll^Qtig« 
feiten ;  fic  fmb  be^l)alb  auä)  bie  gcnu^rcici)ften. 
S)ic|cr  ®cnu6  ift  aber  jugleidE)  eine  greube  über 
ba§  eigene  ®ut,  infofem  c§  ba§  eigene  ift,  unb 
barauS  folgt,  ba^  in  bem  Seligen  au^er  ber  Siebe 
bcÄ  SBö^IwoUcnS  aud^  bie  uneigcntlid)e  Siebe  ftd^ 
finbet,  wclcl)c  ®ott  liebt  aU  bie  Dueüc  be§  eigenen, 
nienfd[)licf)en  ®lücfe§.  3ft  biefe  Siebe  aud)  nid)t 
ber  l}öd)fle  5(ct,  bcffcn  ber  mcnfd^lic^c  fflille  fä^ig 
ift,  fo  ift  fie  bod)  eine  fel^r  gro^e  Soüfommen^cit, 
i|t  bem  53ienfd^en  bur^auS  natürli^,  entl^ält  ab'' 
fohlt  nid^tS  SSerfel^rteS  unb  ift  bem  Staube  ber 


Seligfeit  ganj  angemeffen.  Selbfiöerfldnblid^  öcr* 
binbet  ^ä)  im  Seligen  mit  ber  gfreube  über  ba§ 
eigene  @lüd  bie  t^reube  ber  wo^lWoEenben  Siebe 
gegen  ®ott,  inbem  er  fid^  über  bie  Seligfeit 
®otte§,  wel^e  er  anfd^aut,  freut,  eben  weil  fte  bQ§ 
®lüd  ®otteg  ift,  ben  er  liebi  gS  ftnb  bemm«^ 
fünf  ^cte,  welche  bie  wefentlid^e  Seligfeit  au&> 
mad^en :  ^nfd^auung  ®ottc§,  gwei  ^rten  Don  Siebe 
unb  gwei  ^rten  Don  gfreube.  —  ®ie  Il^eologen 
l^aben  fid^  oft  eingeljenb  mit  ber  Qfrage  befa|t, 
weld^er  t)on  biefen  fünf  wefentlid^en  ^cten  ber 
Seligfeit  ba§  SBefen  berfelben  auSmad^t.  S)a§ 
SBefen  ber  Seligfeit  bilben,  wie  fid^  auS  bem  99e- 
griffe  beS  SBefenS  überl^aupt  ergibt,  jene  inneren 
Elemente  berfelben,  wel^e  gleid^fam  bie  er^ 
Sßurgel  ftnb,  auS  ber  aOe  übrigen  (llemente  natur« 
gemö^  tmb  mit  92ot^wenbigfeit  refultiren.  Sor* 
nad^  fd^eint  eS  flar,  ba|  bie  Snfd^ouung  ®otteS 
(f.  b.  Irt.)  allein  baS  SBefen  ber  Seligfeit  ift; 
benn  au§  i^r  folgen  Siebe* tmb  gfreube.  SSiucJ^  in 
einem  anbem  Sinne  mu^  bie  %(nfd^auimg  c^ein 
als  SBefen  ber  Seligfeit  getten.  Sie  ig  nomlid^ 
baSjenige  ßlement,  burd^  welches  ber  Stonb  ba 
SSoHenbung  ftd^  oom  Staube  ber  Prüfung  unter* 
fd^eibet.  ^ienieben  befi|t  ber  9Renfd^  bereits  bie 
Siebe ;  eS  fe^lt  i^m  nur  bie  flare  grfenntni|  ber 
Seligen,  bie  Hnf(|auung. 

3.  etgenfd^af ten  ber  Seligfeit.  9QS  wi4|- 
tigfte  gigentl^ümlid^feit  (Proprietät)  ber  Sefigfeit 
ppegt  tnit  Siedet  ^eroorgel^oben  gu  werben  i^re 
S3eftönbigfeit.  2)iefe  Sigenfd^aft  fommt  ber  Selig* 
feit  mit  innerer  S?otl|wenbigfeit  gu;  benn  Selig- 
feit ift  tmbenfbar  ol^ne  ®ewig]§eit  ber  S)auec, 
biefe  @ewi^]^eit  aber  fe^t  Seftönbigfeit  ber  Selig« 
feit  öorauS.  Scfeligenbe  ßrfenntnife,  fobalb  fie 
wirflid^  befeligenb  ift,  enthält  alfo  eine  in  ii^ 
liegenbe,  Don  @ott  il^r  eingeprägte  93egie]^tmg  auf 
ben  SBillen  ®ottcS,  fie  gu  erhalten.  —  ®ie  SSe- 
ftänbigfeit  ber  Seligfeit  äußert  fid^  barin,  ba|  6r» 
fennen  unb  Sieben  nid^t  blo|  ber  Anlage  na^ 
ober  l^abitueE  ftetS  atif  ®ott  gerid^tet,  fonbem 
felbft  continuirlid^  fmb,  ba  Jebe  Unterbred^ung  als 
Uebel  empfunben  werben  mü^te.  3m  SJefonbem 
fd)lic6t  bie  Scftänbigfcit  alS  weitere  ^roprietöt 
ber  Seligfeit  bie  Unf ünblid^feit  ein ;  benn  bttrd^ 
bie  fd^were  Sünbe  würbe  bie  Seligfeit  öerwirft 
unb  mithin  aufgel^oben;  aud^  liebt  ber  Selige 
®ott  notljwenbig  mit  gangem  §^rgen  tmb  fann 
fid^  alfo  nid^t  burd)  bie  Sünbe  tjon  i^m  abfe^ren 
ober  überl^aupt  in  bcu  gcringften  ®egenfaj  gu  ben 
®efejen  ber  Siebe  ftcflcn. 

4.  3)ie  accibc  11  teile  Seligfeit.  3«  ber 
Wefentlid^en  Seligfeit  tritt  bie  accibeutette  l^injiu 
3ene  bcftcbt  in  ben  oben  aufgcjäljltcn  ^^b^tig* 
feiten  ber  Seele  in  Scjug  auf  ba^  i(}r  gegenwär- 
tige imenbliri)e  ®ut;  biefe  wirb  gcbilbet  burd^ 
®üter,  weld)e  ber  wejcntlidjcu  Seligfeit  als  notb- 
wenbige  ober  angemciicnc  ^vgän3ung  beigegeben 
werben.  S)ie|elbcn  bil^cn  aber  nid)t  eine  befon- 
bere  Duelle  ber  Seligfeit  in  bem  Sinne,  alS  ob 
©Ott  nx(!t)t  genügte,  imS  gu  beglürfen ;  fie  fmb  bcni 


93 


@ettgteit. 


94 


i^maKc  ®ottc§  bttt^S  untergeorbnet,  fie  ftnb 

;=i  Ilektilte|cn  bet  Snfd^ommg  ®otte8,  eine 

CnniSaning  ber^elbeu  mc^  oBcn  ©eüen  ber  be« 

Cedgtni  Cmtur.  Won  untetfd^eibet  babet  ®ütet 

Nr  Stüt,  ®ütet  beS  SeiBeS  unb  äußere  (Sflter. 

9M  <Sütct  ber  €eele  bleiben  mand^erlei  tSnlogen 

><  jf^cntDdrtigen  fiebenS:  bte  beiligmod^enbe 

Smbf^  bir  (Sktben  bet  b^Iigen  (BeifteS,  bte  über- 

isizzüd^  Xugenben,  ber  Sbotalter  ber  Xaufe^ 

>Trvxing  unb  SBci^  in  benienigen,  xotläft  auf 

4ht»  biffr  €oaamente  emt^fongen  l^aben  (bte 

Qanioutto.  jL  IB.  bie  (Saht  ber  $rop^eHe,  t)er- 

Vtvinbm).  SBemt  attd^  mattet  üon  ben  ftttlid^en 

logenbcn  fic^  ntc^t  me^r  im  gangen  Umfonge,  ben 

^  auf  Sibai  ^en,  befugen  fönnen,  {o  bleiben 

ct=ns  bo(^  nod^  geniffe  ^tmctionen.  ^ie  Xugenb 

r<r  SSdItgitng  |.  !B.  Qat  feine  Segterlid^feit  me^r 

^  ve^mpf en ;  jie  freut  fid^  ober  über  bie  ^anb« 

tsim,  mef^  fie  in  biejem  Seben  geübt,  tt>egen 

yc  üsnen  dpent^umlid^en  Sb^borfeit.  9lailf  @tKt" 

'^x  Mftbt  bie  Zugenb  ber  Hoffnung  (f.  b.  9rt.) 

>rr  Sidlifiit  nad^,  über  nid^t  me^t  al8  fomteOe 

KK^rmmß  eine«  a&koefenben  @uted,  fonbem  }ur 

Ji^sng  be§  9cte«  ber  uneigentlid^en  Siebe  gegen 

^oa;  aadf  cmbtrtn  Xi^eologen  t)erfd^toinbet  bie 

Artnumg  gdnjfi^^  toie  baS  na^  aQgemeiner  9n- 

'4:  Der  gdfl  t^  mit  bem  ®Iouben,  ber  in  @d^uen 

xf^t    BU^et  übet  Meibt  bie  Siebe.  —  3m 

^«Tiaibe  ber  Seligen  Ift  lein  Srrtbum.    Sie 

.'.cam  jnwr  SBaJ^rfd^einlid^feitdurtl^eUe  Btlben; 

c:^  MM  bt^aupttn  fit  nie  bie  @ad^e  felbft,  fon« 

ya  nnr  ben  Grab   il^rer  SEBa^fd^einlid^feit,  fo 

\i  fnxL  drrl^m  eintreten  fann.  9ud^  toiffen  fte 

1^  woS  fie  fii  tDtffen  begel^en  nnb  tcaS  i^nen 

'1  rtffrn  ixgenbmie  ndtl^ig  ift.  SSon  ben  gefd^affe- 

rr.  fingen  fyihtn  bte  ©eligen  eine  breifadde  Sr« 

*T-'ani.  SJieleS  offenbart  ftd^  i^nen  in  ber  SBefen- 

^  <ik>ct§.  meli^  fie  anfd^uen.  SSiefed  erfennen 

':  :s2z4  bie  €pede€,  melcl^e  fte  in  biefem  Seben 

rr^oiicn  boben.    9)iele9  tDtffen  Re  aud^  (toenig- 

*»  m  boi  bte  gett>5|)nnd^ere  uno  beffer  begrün- 

>s  ^ft(bl  ber  3:]^ol09en)  burd^  eigenS  ein- 

-ytst  Silber;    benn    biefc  grfenntnt^bilber 

'jTJZB  pir  imturgemäBcn  ^ufiftottung  be§  9$er- 

:r^{§  |tt  geboren,  ivelc^e  bie  Üßenfd^en  im  ^D- 

zT^jB  auf  Crben  ntci^t  enterben  fönnen  unb 

!v  r>riialb  burc^   göttlid^ed  Eingreifen  ergän}t 

7T^  ^on^cS  erfennen  alfo  bie  ©eligen  in  }tt)ei- 

j^:  !Sme:  in  ber  SBefcnl^elt  ®otte§  unb  burdd 

*  ^yst  Specie§  (cognitio  matutina  ttnb  ves- 

;  -jm;  DgL  Aug.  De  genes,  ad  lit.  4, 22, 89). 

L.Ti  an4i  bie  auf  Srben  enoorbene  flenntni^ 

A  Hv  »erben  bod^  bte  il^  b^enieben  anbaften* 

:  V^angX  befcttigt ;  3rrtbünter  loerben  berid^- 

:    Dlennmgen  unb  3tt>«f«I  bringen  jur  ®c- 

r-.;:ix  turfi;  bimfled  ©rfennen  wirb  flar;  na» 

crtii)  gtlt  bo9  ouf  beut  ©lauben  bcni^enbc 

.    r  jTi^Siitcn  |ur  einjid^l  über.  —  3m  SBillcn 

■.-:  rtik|fn  IJ  leine  iraurigfeit,  feine  nngeorbncte 

1-  r^o,  fnnt  Sd^tDtcrigfeit  in  Uebung  ber  3:u- 

t:.  ^jltSBunfd^  ftnb  befriebigt.  9luc^  ijiiebcr 


Selige  jufrieben  mit  bem  ®rabe  ber  ^errlid^feit, 
ben  (Sott  il^m  nad^  jeinen  Serbienften  üerlte^, 
felbft  menn  er  fie^t,  ba|  anbere  einen  b^bem  ®rab 
einnebmen ;  fein  S3i&e  ift  ibtn  gong  gleid^f örmig 
bem  äBiUen  ®otte8.  —  Ueber  bie  ®üter  beS  SeibeS 
tmb  bomit  gufammenbongenbe  g^gen  ift  ber  %rt. 
^auferftebung  be8  Ofleiftbeö"  )u  öergleid&en.  Sn 
äußeren  (Süttm  fmb  gu  nennen:  ber  Umgang  mit 
ber  9)2enfd^b(it  e^rifti,  ben  Sngeln  unb  ^eiligen; 
bie  ^^Ud^feit  ber  bitnmlifd^en  SBol^nung  unb 
ber  gangen  @d^d))fung,  mie  fte  befonberS  nad^  ber 
SSottenbung  ber  3^iten  fein  wirb. 

5.  SDie  fogen.  dotes  ber  Seligen.  3n  ber 
übematürlid^en  @eligfeit  Dereinipt  ftd^  ber  SRenfd^ 
auf's  ännigfte  mit  g^rtftuS.  S)iefer  unauflöSIid^e 
Sunb  gmeier  menfd^Iid^en  Ütaturen  mirb  Don  ben 
Stbeologen  im  ^nfd^Iuffe  an  bie  ^i^t  Sd^rift 
(Offb.  19,  7;  21, 2)  alS  m^füfd^e  ßbe  begeid^net, 
fo  ba^  bie  @eele  mit  bem  ®ottmenfd^en  als  i^rem 
Sröutigam  t)er6unben  erfc^eint.  Sementfprecbenb 
rebet  man  aud^  t>on  einer  ÜJlitgift,  ben  doteB,  loo» 
burd^  bie  Seele  gur  SSerbinbung  mit  SbrifhÄ  ge- 
bül^renb  auSgeftattet  unb  t)orbereitet  mirb.  SRatt 
gäblt  au|er  ben  t)ier  doies  beS  SeibeS  (OgL  b.  9rt. 
Suferfiebung  beS  gfleifcbeS  1, 1600  f.)  brei  doies 
ber  Seele  auf,  meldte  ben  tbeologifd^en  Xugenben 
beS  SrbenlebenS  entfpred^en.  2)em  ®Iauben  ent" 
fprid^t  bie  Snfd^ung  ober  t)ielmebr  baS  fte  Dor- 
bereitenbe  lumen  gloriae.  S)er  Siebe  entf))rid^t  bie 
delectatio,  b.  b-  ber  ^bituS  ber  Siebe,  infofem 
er  ben  SeligleitSgenul  t)ermittelt  S)er  Hoffnung 
entfpriddt  ber  SBefi|  (comprehenBio),  Weld^er  bier 
nichts  SlnbereS  begeid^net  alS  bie  Serbinbung  oon 
lumen  gloriae  unb  delectatdo.  3m  Singeinen 
finb  übrigens  bie  SReinungen  ber  Xb^ologen  über 
comprehensio  unb  delectatio  febr  getl^etlt  (t>gl. 
S.  Thom.  Summ.  theoL  Supplem.  q,  95). 

6.  9$erfd^iebenbeit  ber^eligfeit.  SieSe» 
ligen  ftnb  nid^t  gleid^  an  ^errlid^feit.  3unäd^ft 
bat  bie  toefentlid^e  Seligfeit,  fpecieH  bie  Vnf d^auung 
®otteS,  t)er{d^iebene  ®rabe,  j[e  nad^  ben  auf  Srben 
enoorbenen  S$erbienften.  Sber  aucb  bie  accioentelle 
Seligfeit  geigt  9)erf(biebenbeit.  ^ierl^in  gebort  gu- 
näd^ft  bie  breifa^e  Aureola  sanctonun  (f.  b.^rt.). 
3m  ^nfd^Iu^  an  ÜRattb.  13,28  unterfd^eiben  auger- 
bem  mand^e  3:^eofogen  einen  breifod^en  fructus : 
ben  brei^igfältigen  für  bie  ßb^Ieute,  loeld^c  ftanbeS» 
gemö|e  ^eufc^l^eit  geübt  baben;  ben  fed(|gigfättigen 
fiir  bie  SBitlmen,  weld^e  in  ber  Seit  ber  SBitttoen- 
fd^aft  bie  ge§temenbe  Sntl^altfamfeit  gepflegt;  beii 
liiunbertfältigen  für  bie  öonfommcnen  Sungfraucn. 
Unter  biefem  fructus  ift,  fagen  fie,  eine  befonberc 
acdbenteflc  grcube  gu  ocrflcl^en.  Slnbere  %\)tO' 
logen  Oerfteben  aber,  unb  loobl  rid^tiger,  bie  SBortc 
Sbnfti  einfad^  Don  ben  oer[d^iebenen  ®raben  ber 
^ciligfeit  unb  toefentlid^en  ©eligteit,  tocld^e  baS 
SSort  ®  ottcS  in  ben  9Kcn jc^cn  crgcugt  (ögt.  S.  theol. 
Suppl.  q.  96,  a.  3—4;  Suarez,  De  lütimo  fine 
disp.  11,  sect.  3,  n.  5). 

V.  Seligfeit  unb  ©ittlid^feit.  3um 
Sd}Iuf  je  finb  nod)  einige  Semerfiingcn  über  bie  Se» 


96 


@eUgfeit 


«6 


betttttag  ber  (SlädlfeligfeUdibee  für  boS  freie  imb 
fittlid^  ^Hinbeln  beS  SOtoifd^en  beizufügen.  l.Sebe 
freie  ^miblung  gel^t  interpretative  auf  bie  @e« 
ligfeit  als  t^r  UkitS  S^^ ;  beim  wenn  ber  SBiUe 
ft^  in  Segug  auf  ein  Obfttt  betl^tigt,  fo  ift  burd^ 
bie  ben  l^dl^eren  Säen  eigene  9ie^e|ion  bte{e 
aSillcnSt^ötigfeit  \tlb\t  gemoOt,  unb  ber  SBiSe  fin- 
bet  greube  an  \t\mt  Z^gfeit  unb  bem  t)on  il^r 
gefugten  (Begenftonbe  otö  on  feinem  @ute.  @o 
ge^t  ber  SBUIe,  »enigftenS  nebenbei,  ftetö  auf 
ttmaS,  tDoburd^  toxc  unfer  93ege]^en  tl^ilioeife  gu 
faltigen  ]()offen.  SDtife  ü^eilmeife  Sättigung  ift 
aber  il^remäBefen  na^  unb  gemäg  berSbftd^t  ber 
Statur ,  mag  Der  ^anbelnbe  baran  beulen  ober 
nid^t,  ein  @^tt  jur  t)oUen  Sättigung,  )ur  Selig- 
feit. 2)iefe  inter)>retatit)e  99e}tt)edfung  ber  Selig- 
feit finbet  fid^  inbe^  anberd  in  ben  fittlid^  guten, 
anberd  in  ben  üecioerflid^  ^anblungen.  3ene 
bringen  in  SBal^rl^  ber  Seligfeit  näl^er,  biefe  nur 
fd^einbor :  iene  ge^en  auf  bie  t>oSit  99efriebigung, 
infofem  ^  mirflid^  in  ®ott  gefunben  U)eä>en  fann, 
biefe  auf  bie  Seligteit,  infofem  fie  irrtl^mlid^  unb 
t>erife]^rtenoeife  au|et  @ott  gefud^t  toid) ;  iene  ge^en 
auf  ben  loal^ren  (Sott,  birfe  auf  ein  3boI,  baS 
göttlid^  ober  Seligf^itbringenb  erfd^int.  2)enn  ber 
Sünber  trennt  in  feinem  oerfel^en  Segel^ren  baS, 
tocA  objectit)  ungertrennlid^  i{l:  ®ott  unb  Selig- 
feit. Sie  Seligleit  fud(|t  er,  gegen  (Sott  lel^nt  er 
ftdd  auf.  SDer  Sünber  fud^t  @ott  nid^t  ber  ®e- 
fmnung  nad^,  aber  bod^  gemiffermagen  ber  Sad^ 
nad^,  infofem  er  bie  Seligfeit  fud^t,  bie  nur  bei 
®ott  ift.  —  2.  3u  einer  ftttltd^  gutm  ^nblung 
ift  nic^t  erforberlid^,  ba|  ber  SRenfd^  fUir  an  bie 
Seligfeit  unb  ®ott  benfe  unb  fo  gang  auSbrüdtlid^ 
feine  ^nblung  auf  baS  lejfte  3i^I  begiel^e.  (£8 
genügt,  ju  erfmnm,  bie  ^onblung  fei  angemeffen 
ür  bie  Se4e,  ben  Seib  ober  bie  öu^erm  ®üter, 
ie  fei  aud^  nid^t  unerlaubt,  b.  1^.  bem  SReufd^m 
als  oemünftigem  SBefm  miberfpred^nb.  Snbem 
bie  ^nblung  auf  ®runb  biefer  Srfmntni|  ooll- 
gogcn  mirb,  ift  fte  oirtueU,  mmn  aud^  nod^  fo 
bunfel  unb  implicite,  auf  ®ott  belogen,  burd^ 
beffen  SBiUen  unb  Suctoritöt  bie  Siegel  ber  Ser- 
nunft  i^re  binbenbe  Jhaft  l^at.  S)ie  bunflc  ®otted- 
erfenntnif;,  nield^  nötl^ig  ift,  um  mit  mirflid^em 
^flid^tgefül^Ie  gu  l^nbeln,  ertoirbt  ftd^  ber  9}{enfd§ 
f^Iu^meife  mit  größter  fieid^tigfeit,  fobalb  er  gu  ben 
Sauren  ber  Unterf^eibung  gtoifd^m  ®ut  unb  Sö3 
gelangt  ift  (Ogl.  Hontheim  L  c.  n.  391  sqq.).  — 
8.  Sie  93e)ie]^ung  unferer  ^anblungen  auf  bie 
Seligfett  tl^ut  ber  Steinj^eit  ber  £ugmb  feinm 
gintrag,  toie  mand^e  ftoifd^e  S^fteme  behaupten, 
mit  bcnen  man  in  befonbcrS  tugeubleercn  S^iitn 
imb  ftrcifcn  gu  parabiren  j)flegt.  ®enn  c§  ift  ein 
burd^auS  fittlid^  guter  3lct,  au§  uneigentlid^er  Siebe 
gegen  ®ott,  b.  ^.  toegen  ber  §offnung  auf  Selig- 
feit, bie  3:ugcnb  gu  üben ,  fofcm  man  nur  jcbe 
Sn^änglid)feit  an  bie  Sünbc  au§jrf)üc^t  unb  (lüc- 
nigfteuS  iraplicite)  bereit  ift,  bie  3:ugenb  aud^ 
bann  nid)t  gu  oerle^cn,  menn  fie  bie  SuSfid^t  auf 
£o()n  t)er(öre.    Sic  begcl^rlic^e  Siebe  fann  fe^r 


mo^I  mit  ber  retnfttn  Siebe  be«  SBol^oHtiiS  gegen 
®ott  Derbunbm  fein,  loenn  aud^  im  ein|elnm 
SaOe  ber  SRenfd^  oft  nid^t  gu  biefem  ^^ 
SRotiDe  fortfd^reitet.  SBir  braud^  den  tnU^ 
immer  {ebe  Zugenb  unb  gerabe  bie  bolffommaipr 
gu  üben,  fonbern  mir  üben  balb  biefe  bolb  [m, 
ie  nad^bem  bie  Umftänbe  eS  oerlangen  uab  xrir 
uns  angeregt  fül^Im.  Sie  uneigettUid^  SiAe  iß 
femer  eine  fel^r  gute  ißorbereitung  aitf  bie  tH)S« 
fommene,  meil  fie  boS  grdgte  ^inbemi^  bcrfeOeR, 
bie  Snl^uglid^feit  an  bie  Sünbe,  loegraumt  Gk 
fann  be|l(|alb  auf  bie  Sauer  fid^  nid^t  galten«  off» 
ha^  bie  noViommmt  Siebe  bc^u  tritt;  bad  ge* 
fc^iel^t  um  fo  not^menbiger,  als  bie  gu  lange  Se^ 
nad^Iöfftgung  ber  t)o&f ommenen  Siebe  f ünbl^  uxk 
fomit  aud^  ben  gforbemngen  ber  eigcnnu|tgm 
Siebe  gutoiber  ift.  SRan  unterfd^eibe  olfo  too^  bie 
oermerflid^e  Sol^nbienerei  unb  bie  georbnete  ^Aß- 
liebe  :  iene  ift  in  f ünb^after  SBeife  bereU,  boS  Söfe 
gu  tl^un,  fobatt)  eS  ol^ne  Sd^aben  gefd^e)^  lömite; 
biefe  treibt  alle  berfel^rtm  9teigungm  auS;  iene 
mad^t  baS  eigme  3d^  gum  legten  3iele  unb  DOß 
löugnet  ))ofitio  alle  böigeren  9Rotioe,  biefe  l^oiM 
aud  einem  gutm,  mmn  aud^  nid^t  au8  bem  l^p» 
SRotioe,  unb  oerfd^Iie^t  ftd^  nid^t  gegm  ^bfim 
iBemeggrünbe,  \a  fte  big))onirt  bafür  in  uräd^an* 
fter  aaßeife;  Jme  migfoUt  ®oü  unb  mirb  befhoft 
fo  ba^  ber  Selbftfüd^tige  ba§  3iel  bem  er  «M 
unterorbnet,  gerobe  be^l^aß  nid^terreid^t;  biefe  iß 
®ott  angenel^m  unb  breitet  bie  Seligf^it  oor.  — 
äßie  bie  begel^rlid^  Siebe  gum  äBol^tmoIkn  ^ti- 
treibt,  fo  ift  umgefel^rt  bad  SBol^lmoIIm  ^ 
irgenbmie  oon  begel^rlid^er  Siebe  begleitet;  boS  $ 
ia,  mie  oben  gefagt  mürbe,  bei  ieber  ^iOenSregmig 
ber  t$Qn.  3sne  beibm  Srten  bilben  alfo  bme 
®egenf ä|e ;  fie  Jtnb  organif d^  mit  einanoer  tK^ 
fnüpft ;  eS  ftnb  Sd^eftem,  meld^  fid^  gegenfeitig 
fud^en.  Sie  gegentj^eiligen  Seclamationm  ber 
altm  unb  neuen  ^toifcr  beml^m  auf  einer  groben 
Sermed^SIung  oon  Sol^nbimerei  unb  georbneter 
Selbftliebe  unb  auf  einer  uöUigen  9}erfenntmg  bec 
elementarftm  $rinci))ien  ber  menfc^lid^näBiflenS- 
betl^atigung.  ÜRitSted^t  ^  be^l^lb  bielKrd^bie 
äiel^auptung  eines  irregeleitetm  ÜKpfHciSmuS  üet* 
morf en,  melier  meinte,  eS  gebe  einen  ®rab  ber  SSoI« 
fommenbeit,  burd^  toeld^en  bie  uneigentlid^e  Siebe 
®otteS  unb  bamit  bie  Slugenb  ber  Hoffnung  aufi- 
gef^loffen  fei.  Sa§  ift  felbft  im  C)intmel  ni^t  ber 
gfaU,  merni  aud^  bort  bie  uneigentlid^e  Siebe  nii^ 
ben  Kl^arafter  ber  Hoffnung,  fonbern  beS  ®enuf^ 
l^at.  —  Ser  9)knjc^  foll  in  feinem  ^anbeln  ®ott 
nad^al^men.  ®ott  l&at  au§  Siebe  gu  fid^,  gu  feiner 
e^re  bie  SBelt  ge)d[)affcn ;  babei  lic^  er  in  Unter« 
orbnung  unter  biefe*3  l^öd^ftc  3icl  bie  oiclfältigften 
anberm  Mürffid^teu  gelten.  Scniciemä^  ip  boS 
böd^jte  *!KotiD  mcnfd)lid^cn  ^onbclui  bie  reine  Siebe 
gegen  ®ott  unb  ba§  uncigeunüljiöc  Sud^en  feiner 
&)xt.  Saneben  gibt  eS  aber  uiclc  aubere  fitt- 
lic^e  aWotioe,  mclcl)e  bie  ^anblung  leiten  fönnen. 
Siefc  geben  i^rer  Üliatur  nad^,  oud)  oljnc  3utbun 
ber  menfc^lid)en  Sutciition,  auf  bie  gl^rc  ©otteS; 


©ellftlelten,  btc  ad^t  —  SelbagBlo. 


98 


e  iBcf  biiftt  Q^rie  «loHb  nfafit  troptiö  cmÄ- 
j!4MkB  Äthm,  locnn^tet^  bie  iftenfd^Iii^  «e- 

Qu  II  tat  (B^P^n  33ciDeggcixnb  }n  beiuni  iittb 
xis  m  in  ergeben.   Sutocflen  oBftbfng»,  be« 
jM  fft  »egiim  bcd  mtH<^  SebmS,  iß  eS 
sdti.  ooftriUIU^  ^  Im  ^jim  9lotio«  }u 
ÄCR  Bsb  boS  gome  fiden  In  bejffn  ©tenft 
sfrfjB.  _  4.  »ie  eeltj^  btd  TOrtifd^m  il 
.±tkngaaBdjft  unb  nöd^^ 9tonn  bed fttffi^ 
CCS  nb  9dfm,  ober,  nafi  fd^Iicb  baSfelbe  be- 
n^  ta  llitSil^  «ut^eit  tmb  S^Ied^it  befte^ 
^  txinl  borin,  bo^  eine  ^mtblung  bie  Selig» 
^  %itctt  ober  frinbert     «UerbtnB«  ft&fjt  Jebe 
Jm3:xzli4  gute  X^  irgenbnHe  gut  SeTi^eü 
be.  ob  bk  bSfe  ffi^  Don  i^r  ab.  9ber  bo9  if! 
sr  Me  gUlge  etneS  mit  bem  9cte  Detbunbenen 
SsMfta  ober  9Hgi>erbten{ie9,  toeld^  feiner» 
m  anbenag  bie  fitüüf^t  Gutbett  unb  Sd^IeAt- 
id!  maatyr^^   miAt   abet  fonndl  ouSmtK!^ 
&m  nenig  m  bie  p>rmelle  fS^  @o\M,  toel^e 
ci  ttt  6efigfht  ber  DemunfHoen  defdböpfe  reeO 
tet3#  tt,  Ott  9}orm  ber  eitili^fdt  )u  be- 
r^ML  6^  fdmite  mon  Derhid^  fein,  bie  ob- 
ste C(r  <Soitdl  (OS  f dI^  9kotm  in  Vnf|iru(b 
a  Ktnen ;  b^tn  Jebe  oute  ^aidE)Itmg  t>ttooU* 
teuf  boS  CbenMlb  ®otte«  in  unS,  möl^enb 
n  ^  (f  oenmflaltet.  2)<mtlt  tt)trb  ober  bie  ob- 
•»  Qre  9otM,  f omeif  efi  on  ber  gfreibett  bed 
:Min  bot,  gefdtbert  ober  oebinbert;  benn 
Tit  fbce  Qottefi  tfl  ia  nitS^tS  ^nbered  dS  bie 
vcdomaxni^eit  ber  ®efd^Öpfe^  infofem  fre  ein 
titi>  btt  ooltlÜ^  nrt}onbmmenbeh  ifi.  3n- 
^  )at!  acmbe  bte  im  SRenfc^en  ouSguprfiaenbe 
^tteS  bie  oemünftige  9Ren{^en- 
.  tarn  ongemeffene  Sonfoinmen^eit Jt^  ifl, 
\:i  ib^rr  €li&tmg  im  aSBeltgangen  )ur  Storni; 
>a  «dbot  nnrb  biefe  fi^^re  ®otte8  bargeftellt 
T  !SnMm ,  miber9  im  Stjengä ,  onberd  im 
~2r:il.  Somit  tfi  ober  eben  biefe  SRenfd^ennatur, 
^  nb  i^  le|tcd  3iel,  »ie  immer  ed  gefo^ 
rrt.  Ott  nft^fte  unb  eigenflidb^  !Rorm  ber  menfd^« 
:±nStmi^cit  bemmmt  (t>gt.  (Sotl^rein,  Storol- 
.i:l:v)pbir  I«  216  ff- ;  ^^iIofo))]^ij(l^ed  Sabtbud^ 
/«,  121  %).  —  5,  5>ie  ©eligfeil  ip  bo8  Siel, 
w  ^dfm  (Smi^mtg  bem  Sltenfd^en  bie  gfrei^eit 
nä^oi  tvmbe ;  isnr  f  ollen  unS  burcb  Hebung  ber 
Iiaeab  in^  ft  oorbertiten.  Se^b^Ib  befte^t  gtoi- 
*br.  kn  fttflii^  Seben  unb  ber  sufünfKgen 
9tr^  cni  bnxi^  ben  SBiOcn  ®otte8  oermlttelter 
."-lannkmo-   ®ott  ffoi  nämlid^  bem  Zugenb- 
:.--!i  «ü  iobn  bte  SeKgteit  oerf proben,  tt)%enb 
-  "^^^     ^<felbe  berlieren  toirb,  unb  jwor  ent 


r  hoL  «toben  beS  ^erbienfteS  unb  aRi|- 
«TftL's&eS  bif  (grabe  beS  £obned  unb  ber  Strafe. 
Mr^od  boben,  bo  in  ber  geoenmürtigen  Orb- 
=;X2  ber  2nige  unfer  3iel  bie  übematilrlid^e 
z't^^SEit  ifk,  nr  übemotürIi(!^  gute  ßanblungen 
^nSeoung  för  imfcr  ^eil ;  bem  iDlenfqen  ftebt  bie 
>  '^zr  Hebung  notbtoenbige  @nobe  ^inreid^enb 
3  Soifagang.  ^Domit  biefe  ^nblungen  jlreng 

XI.   2.  9ta^ 


b^bienfilt^  feieh,  ifl  fiberbie|  ber  ®tanb  ber  M' 
ligmad^enben  @nabi  erforberlid^.  —  Su8  bem  ®e« 
fagten  folgt  feinedmegS,  mie  mir  fd^bn  erRfirten, 
ber  aRenf($  fblle  ftetd  im  ^inbfiif  auf  ben  Sol^n 
arbeiten,  er  fann,  itnb  bifimeilen  mu^  er,  ]u» 
oörberft  au8  anberen  unb  (Oberen  SRotiüen  bon- 
beln.  (Sgl.  au|er  ber  angefnl^tteifi  begm.  in  ben 
oben  citirten  9rti  genahnten  Siteratur  Angu- 
stiniiB,  De  beata  Tita;  De  isrinit  L  18;  De 
ciTii  Dei  1. 10;  B.  Thomas,  Summ,  theol.  1, 
2,  q.-l — 5;  Suppl.  q.  98  aqq. ;  SauJ,  I)er  ^im» 
mel,  aRains  1881 ;  Odmalb,  edAotoIogie,  5.  ^ufl., 
^aberbom  1898;  Chr.  Pesch,  Frael.  dogm.  HI, 
Friborg.  1895, 217  sqq.)  [3of.  ^ont^eim  8.  J.} 
^eUgtrtten,  bie  aqt,  f.  iugenb. 

f'^ßffl^e^im^  f.  Seotification. 
fite,  hn  a.  X.  1.  (n-.^)  ^erfoneraumte  für 
ebie  ber  beiben  Sfniuen  beS  ffainiten  Sameiib  (®en. 
4, 19.  22).  —  2.  («»0)  Ortsname  für  ibie  un- 
bekannte Stelle  in  Serufolem  (4  ffön.  12,  21). 

^elbin  (oti>v),  im  f[.  Z.  1.  ber  SlUrber  bed 
Uittn  ffbnig«  au»  Sel^'d  ®ef$te$l,  ber  felbfi 
für  einen  9)?onat  dS  jtbtttg  in  Sanuuia  regierte 
(4  «ön.  15, 10).  -  2.  ber  fonfl  Soad&aj  (f.  b.  «rf.) 
genannte  ftönig  obn  3uba,  melier  oermutl^Iid^ 
bei  feiner  Xb^onbejleigung  ben  9tamen  änberte 
Oer.  22,  II.  1  ^r.  8,  15).  —  8.  fünfjcl^ 
meitere  $erfonen,  bereift  blole  Shmten  in  ben 
fpfiteren  Sudlern  M  ailteh  Zefiamented  ongeffibtt 
m^ben.  [ftauien.] 

^efoa^io,  Julius  Sorenj,  berühmter 
d^riftlid^er  SItert]^um8forfd^,murbeam  lO.Sugufl 
1728  lu  JltQptl  geboren.  2)ur$  einen  Unfall 
erbielt  er  cHi  elQabnger  ihiabe  eine  Sr^öl^ung 
auf  ber  red^t^n  ®(!^ulter,  bie  boA  Stbmen  beengte 
unb  i^n  in  einen  f^b^  leibenben  3uftanb  brad^te. 
ÜRan  ermartete  menig  t)on  feinen  Xalenten  unb 
oerfpracb  ibnt  (ein  langed  Seben;  aber  unter  ber 
fiebeooQen  Mege  feiner  SRutter  erftortte  ber 
fd^müd^Iid^e  irnabe  nad^  ünb  nad^  um)  lag  nun 
mit  gtübenbem  Sifer  bem  Stubium  ob.  3m  3. 
1744  eiüfd^Iol  er  ftd^,  in  ben  getfifid^en  @taiü) 
m  treten,  unb  fanb  Slufna^me  in  baS  Seminar 
Des  Sr^bifd^ofS  oon  ^toptt  2)ort  geid^nete  er  fid^ 
oor  aOen  Slerilem  burd^  feine  SEBigbegierbe  au9 ; 
er  oeranfialtete  dfterS  2)i8^tationen  unb  gelehrte 
Uebungen  mit  feinen  @tubiengeno{fen.  9U3  er 
im  3- 1752  $riefter  gemorben  mar,  befd^Io|  er, 
bie  geborten  ^dctpltnen  t)on  9}euem  t)or}unebmen 
unb  baS  Srlemte  fid^  tiefer  einju^rdgen,  maS  er 
für  bie  93ebtttgung  meitem  gfortfcbrittS  erad^tete. 
gr  las,  ejcerptrte  unb  f d^rleb  f aft  beftänbig,  unter- 
bielt  ftd^  gerne  mit  ben  gelebrteften  Önännem  92ea- 
pe(3  unb  bereid^erte  feine  biftorifd^en  unb  pb^^' 
logif d^en  ffenntniff e,  bef onberS  in  ben  orientalif eben 
Sprad^en.  @ein  t^oiq^tftubtum  maren  aber  bie 
d^riflfid^en  SHtertbümer;  ber  gelehrte  5Ko§ocd^i 
batte  l^ierin  auf  i^n  großen  StnPu^  geübt,  ^abei 
lad  Selooggio  töglt^  einige  S^apitel  ber  beiligen 
Scbrift,  lebte  fireng  unb  fporfam  unb  fu^tc  nur 
feine  ^riüatbibliotbef  ju  mebren.  In  ber  1759 

4 


99 


©cm  —  ©cmei. 


toieberl^ergeftenten  SHabemie  ber  neo))ontani)d^m 
(SetftUd^en  nal^m  er  ben  t^ötigften  Slnt^eil  unb 
l^iclt  l^icr  mcl^rerc  geleierte  SSorttägc.  9lud^  Derfa^tc 
er  gried^ifd^e  unb  lateinifd^e  ©ebi^te  unb  berbiente 
fo  bie  il^m  frül^c  ju  %fy:ü  gettjorbene  gl^re,  ba^ 
er  jum  ÜJittgltebe  ber  ^rcabia  erlauben  »arb  (in 
biefen  ®ebi(i^ten  f^at  er  befonbcr§  bie  unbeflerfte 
6m^)fän9ni6  ber  ^eiligen  Jungfrau  üerl^errlid^t). 
Defter  a\i^  prebigte  er  bem  SJoIfe  mit  gefcgnetem 
Grfolge ;  bei  Senebictä  XIV.  3:obe  l^ielt  er  eine 
aufigc5cid)netc  ^raiierrebe.  SBalb  »urbe  6ctoaggio 
5um'  er^bifd^öflid^en  Süd^crcenfor  unb  barnod^ 
3«m  S^nobolejaminator  ernannt.  9ll§  in  !)kapel 
burd^  SioieHi  eine  italienifd^e  Ueberfe^ung  ber  mit 
Dielen  ^Jbten  öon  %  Ü3jQclaine  öerMenen  englijd^cn 
tÄußgabc  Don  2.  2Ko§^cim§  (f.  b.  5lrt.)  ßird^en- 
gefd)id[)te  erfd^ien,  erl^iclt  ©elüoggio  ben  Auftrag, 
burd^  neue  Söemerfungen  bie  bcbeutcnbften  lBer[töf e 
ber  l)roteftantifd^cn  ^iftorifer  ju  corrigiren;  er 
bebaucrte  l^ierbci  nur,  bofe  il^m  |o  menig  3eit  für 
bicfe  Arbeit  öergönnt  njar  unb  feine  Seiftungen 
tt)eit  l^inter  feinen  eigenen  ^Inforberungen  jurüdC» 
blieben.  3m  3. 1764  ernannte  ßarbinal  ©erfale, 
Srjbifd^of  öon  9}eapel,  ©elöaggio  jum  üiod)foIger 
be§  gelehrten  ftarl  S8(a§cu§  ouf  bem  Sel^rftu^Ie 
be§  canonifc^en  3{tä)i^,  gür  feine  ©c^üIer  lie^  er 
ein  furjeS  Sebrbud^  brudfen,  Institutionum  ca- 
nonicanim  libri  III,  Neapoli  1766,  moöon 
1770  bie  att)eite  öerbefjerte  ^^luflage,  1771  ein 
IRad^brudt  in  $abua  erfd^icn.  ©eit  bem  3a^re 
1769  mufete  ©elöaggio  ben  ßlerifem  aud^  Sßor- 
träge  über  Siöilre(|t  l^alten.  3nimer  ttjufete  er 
unter  ber  Sugenb  ein  regeS  tt)iffen)d^aftlid^e§ 
©treben  anzuregen  unb  erioarb  ftd^  bie  öoUe  Siebe 
unb  5ld)tung  feiner  Subörer.  9lm  meiften  mad^te 
er  ftd^  aber  um  bie  d^riftlid^e^rd^äologieöerbient; 
er  njor  ber  erfte  fatl^olifd^e  ©d^riftfteller,  ber  biefeS 
reid^e  ©ebiet  in  feiner  5:otaIität  umfaßte.  3uerft 
bad)te  er  baran,  baS  SBer!  be§  ?lnglicaner§  3-  Sing» 
l^am  (f.  b.  ?lrt.)  neu  unb  in  fatl^olijd^em  ©inne 
ju  bearbeiten;  injttjifd^en  fam  il^m  baS  angefangene 
(Iciber  unöollenbcte)  SBerf  bei  Dominicaners 
9)iamad^i  (f.  b.  ^rt.)  ju  ©efid^t ;  er  gögcrte  nun 
mit  ber  §crau§gabe  feineS  Serfud^^;  al§  aber 
5DMmad}i'§  Sfortfe^ung  lange  nid}t  er  jd^icn,  be[d()Io6 
er,  ein  eigenes,  für.^ereS  SBcrf  gu  liefern,  ©o  gab 
er  1772  gu  9leapel  ben  erften  3:bei(  feiner  In- 
ßtitutiones  antiquitatum  christianarum  l)er- 
au5 ;  uor  9)oIIenbung  be§  ganzen  S)rudö  aber  er- 
eilte i^n  ber  %oh  im  5^oöcmber  1772  in  einem 
Filter  Don  erft  44  Solaren,  ©ein  Sfreunb,  ber 
(£anonicu§  %  3K.  i?alep^ati,  ber  au^  einen  ben 
meiften  ^i)lu§gaben  öorgebnidteu  Commentarius 
de  vita  et  scriptis  J.  Selvaggii  üerfaf>te,  bot 
fobann  ben  9ieft  be§  9}^anufcripte§  öeröffcntlidjt 
(1774);  ba§  SBer!  umfafet  fo  üier93üd)cr  in  ]cdß 
Octaübänbcn  (!)kd)bnid  gj^ainj  1787).  ^lujjer 
biejem,  tt)enn  auc^  in  meljreren  fünften  öon 
^eÜiccia'S  (f.  b.  ^Irt.)  ßeiftungen  übertroffencn, 
boc^  immer  mit  3Red)t  gcfd)äjjten  2Bcrfe*unb  bem 
genannten  Sebrbudjc  be§  ffir(t)enred^t§  l^atte  ©cl- 


Daggto  1770  oud^  ein  Sompenbtum  bed  Si 
re^t§  brudfen  laffen,  morin  er  bie  Elementa  ji 
civilis  J.  G.  Heineccii  )u  ©runb  legte  utd) 
neapolitanifd^c  ©efe^ebung  naiver  erörterte ; 
fonberS  uiertl^DoII  i)t  feine  l^iftorijd^e  SinleiJ 
über  bie  oerfc^iebenen  $erioben  ber  £egi§Io 
beS  Jt5nigreic^§  betber  ©icilien,  in  ber  ölti 
3eit,  unter  ben  SRömem,  5Rormannen,  gwnji 
^ragoniem  unb  unter  ber  öfterreid^ifd^en 
bourbonifd^en  S^naftie.  —  ©elöaggio  toar 
ftreitig  einer  ber  bebeutenbften  ®elet)rten  3taU 
bei  IrÖftigerer  ©efunbl^eit  unb  längerer  2tb 
harnt  i)ätit  er,  nad^  feinen  befannt  getDorb 
arbeiten  ju  fd^Iie^en,  ber  fird^Iid^en  SBiffenf 
bie  größten  ®ienfte  gu  leiften  Dermo(^t.  (SJgl. 
Dorgenannten  Kommentar  über  ©etoaggio'S  8 
unb  ©c^riften.)         [3.  6örb.  ^ergenrötl&er 

^etit,  in  ber  ^eiligen  ©djrift  ber  erftgebo 
©ol^n  5Koe'8,  bem  93ater  erft  nad^  500  Seb 
jal^ren  gefd^enft  (f.  b.  9lrt.  Patriarchen  IX,  16 
©em  mar  98  3ö^te  alt,  Der^eiratet,  ober 
!inberlo§,  al8  bie  gflut  Ifiereinbrad^.  9la(§ 
felben  erl^ielt  er  mit  feinem  SSater  unb  fe 
©rübem,  tool^I  aud^  mit  ÜKutter,  Qfrau  unb  ©c^ 
gerinnen  ben  ©egen  ©otteS  unb  trat  in  ben  i 
d^ifd^en  ©unb  ein  (®en.  9,  1. 11).  Stod  3 
fpäter  marb  er  93ater  Irpbad^fobS  (®en.  11, 
unb  bamit  ©tammDater  ber  ^atriard^  tmb 
auSermö^Iten  ©olfeS.  9Iu8  meld^er  Urfad^  10 
^elam  unb  ^ffur  Dor  biefem  genannt  toer 
bleibt  unflar,  tt)eil  ba§  Ißrinci))  ber  gefomt 
^Inorbnung  in  ber  ©ölferiafel  nid^t  gu  S:a9e  i 
9Wit  feinem  ©ruber  3Qp]&et  übte  ©em  ben 
ber  $ietät  unb  Süd^tigfeit  gegen  ben  ffioter, 
bem  &)am  (unb  Sanaan)  ftd^  au8fd(|loffen  (t 
9,  21  ff.).  3n  bem  ©egen,  ben  !Roe  be|iw 
über  bie  beiben  ©rüber  auSfprad^,  erl^ielt  ©etn 
3ufage,  bag  in  feiner  Sinie  fid^  bie  porUiDe  0| 
barung  fortpflanzen  unb  ber  Srlöfer  erfd^ 
merbe.  ©em  ftarb  im  Älter  Don  600  2M 
^ad^  ben  Angaben  ber  ^nliqtn  ©d^rift  1 
üKetbufalem,  ber  in  feinen  erften  243  3ü^ren  i 
mit  ^bam  gleid^jeitig  mar,  nodj  faß  100  3h 
nad^  ©em§  ©eburi.  9llS  biefer  ftarb,  loat  91 
l^am  148  3<^^re  alt  unb  3f<ioc  feit  9  Sauren : 
heiratet ;  bie  Suben  bel^aupten,  ©em  fei  ber  ^91 
ber  ©ered^tigfeit"  SReld^ifebe^  getocfen,  ber  91 
bam  fegnete  (©en.  14,  18).  918  Don  ©em 
ftammenb  ober  aI3  femitifd^e  ©ölfer  neimt  bie 
lige  ©d}rift  b^^uptfäd^Iid^  bie  Slamiten,  9fh| 
2i)hux,  ^Iramäer  unb  Araber.  S)er  Sönbeifn 
n)eld)en  bie  ©emiten  einnal^men,  liegt  mi 
jmifd^en  ben  Don  ben  Sl^miten  unb  ben  So) 
t^iten  eingenommenen  SSol^nfi^  unb  erftreA 
in  ununterbrod^ener  Sinie  Dom  SRittelmeer  biSj 
inbifd^en  Ocean.  (©gl.  1  «ßar.  1,  4. 1 7  ff.  C 
49,19.  2uc.  3,  36.)  [Äaufau 

feinet  (•-«)=),  im  9.  %.  ber  ©o^n  (Seca'd. 
©ermanbter  ©autö,  ber  ben  Äönig  S> 
feiner  glud^t  Dor  9bfaIom  mit  Säpern 
©teinmürf  en  begleitete  unb  nad^  bem  auS^ 


n 


©emela,  ©emetaS  —  ©cminor. 


102 


i?ilm  XmribS  bonm  bon  beffen  ^nl^gem  nid^t 

Kt^mbectiDtxbtnbutfte  (2  Barn.  16,  5  ff.).  9tQd^ 

ctoibigimg  bei  SrnpStung  erl^ielt  er  für  eine 

»ütbi^  llbbüte  ton  S)ot>ib  SSerjet^ung  }uge- 

iiMsim  (2  €Qm.  19,  23).  9uf  betn  Sterbebette 

ziamxt  tdMx  S^otoib,  bo^  er  in  biefer  ®üte  }U 

wzz  grgpngen  fei,  unb  überlief  eS  betn  Smteffen 

rclmnoi^,  bcti  |$ebler  tmeber  gut  }u  mad^en. 

J.*i  eolomim  loarb  Semet  ^u  Sferufalem  inter* 

.72t  mb^  aI6  er  baS  @ebot  ni(^t  od^tete,  gum 

£rbc  srnnt^Ut   (3  ftön.  2,  86  ff.),    «uger 

ri*tm  «xtben  nod^i  17  anbere  ^erfonen  mit  bem 

in  ben  (gefd^t^tsbüd^em  bed  aiten 
croöbnt,  o^ne  nöl^er  bemd^net  )u 

[ffaulen.] 

^OKdus  (n^yxp),  im  3(.  £.  1.  ein 

9opbet^  bcr  ouf  OotteS  (Be^ei^  SalomonS  @obn 

JEffroom  obnuibiten  mu^te,  mit  3uba  unb  SBen- 

ben  Ihrieg  gegen  2leroboom  unb  bie  gel^n 

Stamme  oufgune^men  (Sftön.  12, 21  ff.). 

—  2.  ein  faifc^  ißropbet  }u  3eremia8'  3«t,  mit 

Seinaxnen:  ber  ÜVe^lamtter,  ber  beffen  9Bort 

^  mafyn  fuc^te,  inbem  er  beim  $ol^« 

&opfy>niQ&  ouf  SBeftrofung  beSfelben  an- 

rag;  t^  mu|te  3eremiad  bef wegen  ®otted 

Sinfr  oalinibigen  (3er.  29,  24  %).  —  8.  nod^ 

:s  antec  ^ßetf  onen,  beren  blo^e  Flamen  in  ben  alt- 

xtsaaillii^  Süd^iem  ermaßt  merben.  [Raulen.] 

SesnüTem  f.  ffurlonb  Vn,  1260  % 

Semmonrr  (Upuapeiot)  (ie|en  im  4. 3a^t- 

isa^rit  diejenigen  (Segner  beS  nicönifd^en  ®Iau- 

acs&etaninified ,    mel^e    ixoax   ben  SluSbrud 

.xviisioi  unb  ben  ^I.  Vtl^aftuS,  aber  ^ugleid^ 

^  ben  ft^ffen  SrianidmuS  (SnomöidmuS) 

yfam^toL  m§  Partei  treten  fie  erft  nac^  855 

:Tm,  a(#  bie  ^rianer  ban!  bem  faiferlid^en 

ts5»tliguiu8  auf  ben  @t^noben  ju  ^rled  unb 

!  Inlfflib  gefiegt  ^Krtten  unb  nun  bie  €ecte  fid^  }u 

'Mkn  begoim.  2)te  t^eologifd^e  Slid^tung,  mlä^ 

ic  £<miflrianignmg  tiertrat,  fyiiit  übrigens  fd^on 

^zUr  Dl  bcr  %iavt€i  ber  Sufebianer  fid^  geltenb 

grar^r   (Sn  2^eil  ber  @eniiarianer  badgite  un- 

.2eirfi^  oitbobo;  unb  befömpfte  baS  6(ioou<7toc 

CT  Cf^ädb^  loeil  e§  aud^  fabeHianifd^  gebeutet 

ae:te  Cöime;  anbere  @emiarianer  ttHiren  bageaen 

TjäfAm  ^oxttiitT,  }.  9.  bie  ^neumatomaqen 

i  ^  lcL).9Fäbrenbber@emiaTioniSmudIe]^rte,ber 

c:^  fei  bem  Safer  bem  Sßefen  nad^  ül^nli^,  gab 

^  I  •£<*  feem  ^[nomöidnmd  ^rt)or9egangene  SRittel« 

:  3)r.  2xt  ^ombet  nur  eine  ^lebnhd^feit  bem  SBiflen 

'^  tL  Ucber  bie  ®efd^id^te  ber  @emiarianer  f. 

:  ialrianidmud  I,  1285  ff.  [gfri^ 

S«i«rf^9  f.  Srefte  IV,  1393  unb  Offi- 

{.  2)at)ibi8  m,  U22. 
lat/sexninarium,  ^ffongfd^ule) 
>«  giiic5u41id^  Segei^ung  für  Snftalten, 
*  ]ox  ^eronbUbung  gemiffer  Serufgftönbe 
yzLBid  fa^  Skid  Sigentj^ümlid^e  berfelben  be- 
'^  »  gro^  ®onaen  barin,  ba^  i^re  S^gHnge 
irr  ^kta  Vuffl^t  luu^  einer  beftimmten  ^uS- 


orbmmg  gemeinfam  leben  unb  nad^  einem  feft- 
fte^enben  $lane  ftd^  il^re  ^ulünftig  nötl^ige  Stibung 
aneignen.  3n  S)eutfd^Ianb  tragen  ben  9iamen 
„©emiiiar"  borjüglid^  bie  ^nftaltcn,  toeld^e  bie 
(Sanbibaten  bcd  SJolfSfd^uHel^rer-^mted  au^bilben 
(f.  l^ieruber  b.  Sri  Sd^uÜel^rerfeminar),  fomie  bie 
3nftitute  5ur  Vorbereitung  auf  ben  Sßriefterftanb, 
toeld^  ledere  iebod^  nid^t  überaß  gleid^ma^ig  be- 
}eid^net  merben.  Officieüe  fird^Iic^e  93e5eid^nung 
ift  „@eminar"  (seminariuin  dericorum)  für  bie 
dericole  SilbungSanftalt,  meldte  ben  93oi-]d^rifteu 
bed  goncUS  t)on  Orient  (Sess.  XXIII,  c.  18  De 
ref.)  genau  entf))rid^t  unb  be^^alb  moI)I  jum 
Unterf^ieb  ^Xnbentinifd^ed  Seminar"  genannt 
merben  fann.  Samit  foU  aber  nic^t  behauptet  mer* 
ben,  ba|  geiftlid^e  Seminare  erft  feit  bem  Xriben- 
tinum  entftanben  feien;  benn  bie  @runb}üge  ber 
9)orbübung,  meldte  ber  @eeIforg§))riefter  al§  93er- 
Kinber  beS  göttlid^en  SQ3orte§  unb  alS  ^irte  ber 
i^m  anvertrauten  Seelen  nötl^ig  l^at,  maren  fd^on 
frü^e  ©egenftanb  ber  ürd^Ud^en  ©efe^gebung. 
9lad^bem  f  obann  bie  d^riftlid^-Iateinifd^e  Sultur  bie 
IBöSer  be§  SbenblanbeS  aDmöIig  burd^brungen 
batte,  n)urbe  eS  immer  mel^r  möglid^,  ber  $rie* 
fterbübung  aud^  in  ben  einzelnen  3ügen  einen 
fatbolifd^en  S^arafter  )u  geben.  SDaS  Soncil  Don 
3:rient  fd^lie^Iid^  beftötigte  ba§  fd^on  beftel^enbe 
®ute,  be)n).  erneuerte  bad  S^TfaHene  unb  orbnete 
baS  SSemad^Iäfftgte  in  93egug  auf  bie  ^eranbil- 
bung  ber  ^riefteramtScanbibaten.  (£S  empfie]()(t  ftd^ 
bemgemö^,  üor  ber  Sel^anblung  beS  ,,Seminar3'' 
nad^  tribentinifd^er  IBorfd^ft  einen  jufammen- 
faffenben  UeberblidC  über  bie  t)ortribentinifd^en 
Snftitute  jur  93ilbung  beS  (SIeruS  gu  geben. 

I.  3nber  Dortribentinifd^en  3cit  laffenftd^ 
breifßenoben  ber  geiftlid^enSilbung  unterfd^eiben, 
je  nad^  benSnftituten,  in  meieren  fid^  biefelbe  Dor- 
^errfd^enb  üottjog.  —  1.  ©er  53oben,  in  meldten 
®ott  baS  Samentom  bed  (S^riftentl^umS  gefenft, 
mar  burd^  bie  gried^ifd^-rbmifd^e  Sultur  gefättigt; 
bie  boppelte  Aufgabe,  biefe  S^ultur  ber  d^riftltd^en 
}u  affimiliren  unb  bie  ©laubenSmal^rl^eiten  miffen- 
fd^aftlid^  )u  erfaffen,  fiel  bem  SIeruS  )u.  greilid^ 
trat  bief  eö  3i(^  ^h^  9^^)  l^erDor,  nad^bem  bie  IKrd^e 
ben  au|ern  gfrieben  bem  Staate  gegenüber  erlangt 
l^atte  unb  me^r  unb  mel^r  baran  beuten  vm^tt, 
md)  t}on  ben  ^.SSarbaren"  ein  fßolt  nad^  bem 
anbern  in  tl^ren  Sd^op  aufzunehmen.  SDamit 
mud^§,  mie  bad  SSebürfni^  nad^  einer  großem  Sa^l 
öon  Pfcrifem,  fo  aud^  bie  ^Rotl^mcnbigfeit  tieferer 
Wiffcujc^aftlid^er  Silbung.  S)ic  ffird^c  ber  ?lpofte( 
tonnte  ben  nbtl^igen  geiftlic^en  ^lad^tonäß  leidet 
aus  ber  So^V^  ber  9leubefe^rten  beden,  unb  menn 
aud^  l^ol^e  fittlid^e  SInforberungen  an  bie  gu  Orbi- 
nirenben  gefteHt  mürben  (ögl.  1  Sim.  3.  %\t 
1,  7  ff.),  fo  erfe^te  i^r  ber  Seift  beS  ^flngftfefteS 
burd^  bie  (Sl^aridmen  unb  befonberS  bie  ®abe  ber 
$rop^etie  bie  üieOeid^t  mangeinbe  SSorbilbung. 
pr  bie  erfte  nad^a))oftoIif  d^e  Seit  fianb  bem  Sifd^of 
eine  größere  Snga^I  befäl^igter,  jum  Zl^eil  in  ben 
^eibenf deuten  gebilbeterSünglinge  gur  Serfügung, 


deaitnar. 


104 


•t  #>t 


•i 


urtftiidjen 
.  . :.Cmu  .Uiotlanb. 

....:•. II  iLiir^enfcftaft 

,.     .'rtiirc  ndjicton 
jtr  j  jntif.,  ed. 

•t..-!t  ?iifer  94ulen 

«  '». !  ;u:i,wn  ff ird^c 
\.  fi.  .in?  bi4  in'ä 

;  ".>  n  c^tuUn  mit 

•«•ni'ij  mit  fteib» 

^?!tcn  fnt)d)ei« 

•'^»*i;i«.*ilutjc  Schill» 

...■.,...  •;;  Mifinfüljnmo 

\  -fv.  v.'aiionica  ßive 

>.M  o>-i  ^v:Jcctifd^cn 

N    \'t>.t  »Ci.^wn  feinen 

».    .f"i  A-rtiniijte.  S^ei 

..  ^.    .V.  irci^  »eine ^InflQlt 

,  ,,;.,  .;'  .vMi.vt  in  'Jlfrifa, 

>  ,  ;n  :cv»c'i  u^erfcbwemmt 

.  ,.H..-.uM  ^^^^^^  ^«  norb- 

.  ?Av..M  iftO  OHiÜien.  3n 

.  N .      .H'  ^*lv.,;u»iinu^  mid^ 
;    ^  .M..  V-  :;»i.  XXXIX, 


^  \» 


s 


:r  :en  finii-  consaetndo  balb  eine  be^immte  tJfomt  (t>gl.  Se> 

w9«?   oo^  iin-  nifle,  S)ie  UniDerjitäten  beS  SRittelalterS  I,  Ser« 

:  .  n  .  :r  •  »ptiine»  Lin  1885,  716,  3lnm.  174).    Sine  Trennung 

J  :nO  "yr.  )Dij(J(fen  inneren  unb  auBeren  Spulen,  mie  fie  the 

•  :x..  r«    er  oqen.  Üad^ener  ©pnobe  817  anftrebte,  f<!^eint  nur  an 

:•' .  :jra.,  Hom  wenigen  Orten  ^ur  3lu*fü^runa  gefommen  ^u  fein. 

!»,C*'ur:ax?cbr.j),  Seben  bcn  fllofterfd^ulen  blie"b  jeboc^  auc(|  h^ 

.  .  n.-iriTtwnu  im  i|}atriardjium  bejm.  gpijcopium  befleißen;  freiließ 

-r  liiäütibung  fonnten  bie  93ijd^öfe,  gumal  in  größeren  3)iöcrjtn. 

ii::u  ;n:  ider-;p«|&  perfönlid^  bemfelben  nicbt  mcbr  fo  toibmfn 
.,.  -.n  ;luntcigen'tt)ie  in  friil^crer  3"*.    S^eßbalb  tarn  baS  Äint 

:•  c  a.  .iartel).  |  bc5  fpäter  jogen.  ©omfc^olafter  (f.  b.  9lrt.)  auf, 
»  f lencjl"  j  ber  unter  Oberauffic^  be§  SSifd^ofÄ  bie  S(^Ie  )u 
leiten  l^tte.  Seit  S^obegang  (f.  b.  ^Irt.)  traten 
bie  S)omf(^uIen  neben  bie  ftloücrfc^ulen  al§  eigene 
SBilbung§ltQtten  für  ben  glerud.  !)2ebenber  be- 
ftanb  Dielfad^,  namentlid^  in  ®aQien,  no(^  eine 
SJorfd^uie  für  (Slerifer  in  ben  ^farrbäufem,  inbem 
nömlic^  nod^  bem  Soncil  Don  Saifon  529  jeber 
Pfarrer  bie  ^^flid^t  f^attt,  junge  fieute  in  feinem 
^aufc  im  ipfalmengefang,  in  ben  fir^lic^en  IV 
fungen  unb  im  @efe^e  beS  ^^erm  ju  unterritbten. 
ftarl  ber  ©rofee  erneuerte  biefe  SJorfc^rift  unb 
fud^te  bie  gan5e  ßinrid^tung  ju  erweitern.  Son 
bef onberer  SBebeutung  für  bie  Silbung  ber  glerifer 
fmb  bie  Serorbnungen,  »eld^e  burel)  bie  genannte 
*2ia(^cner  ©^nobe  (f.  b.  Art.  ^at^en  I,  4  f.)  ju 
Staube  famen  be^m.  gefammelt  unb  ^ugänglic^ 
geniac^jt  Würben.  %u\  bie  weitere  fintwicf  lung  ber 
vorgenannten  SilbungSftätten  braucht  tjier  ni(^t 
näf)er  eingegangen  §u  werben  (ogl.  b.  ?lrt.  3)om- 
unb  fffoftcrfc^ulen,  9J2itteIfd^uIen,  Ouabriöium). 
ffiJaS  bie  t^eologifd^e  Ȇbung  felbft  betrifft,  fo  ijt 
für  biefe  Seit  bie  3)urt^fd^nitt8bilbung,  wie  fie 
für  bcn  ©eelforgecIeniS  nöt^ig  war,  unb  bie  t^eo« 
logijd)e  Öclcl)rfamfcit,  bie  nur  in  ben  fflöftem 
unb  größeren  Schulen  eine  ®\ixttt  finben  fonnte, 
au^einanberjubaltcn.  S^enn  wäbrenb  fid^  an  ben 
Sd)ulen  bie  Sdjolaftif  (f.  b.  ^Irt.)  al§  33iffen- 
fc^aft  mit  ^ilfe  ber  ju  ©ebote  ftc^enben  gort» 
bilbuugSmittcI  ausbilbete,  fehlten  lejtere  bem 
©ecljorgccIcruS  Döllig.  ®ie  ffmntniffe,  bie  oon 
bicfcm  Dcrlangt  würben,  bc)rf)ränften  ftd^  oorob 
auf  baS  proftifc^  9?ötljigc :  ^rflännig  be§  SBater» 
uufcrS,  Srcbo'Ä  unb  ber  Iilurgifd}cn  j^ormulaie, 
einige  Äeuntnifj  ber  ffauoneÄ,  bc§  ^4-^önitcntioIe, 
ber  f  ird)lirf)eii  jcitrcd)miug  (Computus),  bc§  litur- 
giid)cu  Okjangcs,  bie  Jyäljigfcit,  Urfuuben  imb 
il^ricjc  .yi  jrt)reibfn  u.  bgl.  •  3^er  bc^cidjnete  3)il- 
bung^grab  bc<J  .Ä'cutpricftcr*"  ift  jebod)  inner- 
I)olb  ber  bamaligcu  ÖcjcUfd)aft  burd)au§  nitöl 


N     »     '. 


%  >• 


...Nu  '^.V.  •  •.'..:::?:  warb  bie 
..  «ru  t^  ^  ••..•.^isiüiilt  au(b 

,  •/•::  .".^^^'-t'.u'nliAber  nicbrig  ein^ujdiäUcn ,  ^umal  ba  barmif  gejcbcn 
'  \  '  •••:*  ^-.'  )tl.^'ifvidnilcu  I  würbe ,  ba^  bie  WcifilidKu  im  Staube^  feien, 

/;  •  \-'.  *i»,*rM'grunb. .  bem  3.^olfc  bie  wid)iiii[tcn  ^l)cilc  ber  ^eiligen 
"'^  ''■'  .-  •  »V..'".-*A»J*^'^  unbi2d)nft,  uor  'Willem   bcn  ^^^faltcr  ,^u   crflärcu; 

\.'..\    i\'^*/.V-»if  UMriiimjbaü  biejc  5^cror^m;lul  aud)  burd)gcfübrt  würbe. 

•  m',.^-    V:V.i:tf  i4- itiebr.  *ib- •  bcwcijcu  bie  crliiiltuicu  nltbcutulicn  C^Uül"Ien  0". 

.V.'-  ^l•.•'.^^lfV\^Mul)C  5u'b,  Vlrt.  V,  71h.  (yuic  3ammlung  fird)lifber 
,  ' '*  .-..  ^vi:  Iv.ivNn.  Tay  i^orjdmftcn  für  bac-  tbcoloiiiülic  £tubiiim  fiiibci 
' ,'.  ■  *  •  •••  ••V*>  o».'.^"^*'»»'"^  ^^'^  i^^'  ""  Wratiiuiiühcn  Teeret  Dist.  :W)  sqq.  —  55e* 

r  ".   '".wii  dlvr  bi^iJ  alv ■  jonbercä L^kwidit  leiste  auf  bie  gcifllidK Crr5icl)ung 


Itt 


Seminar.^ 


106 


m  biq»  flkriobc  bct  ]^ei%  Stu^;  (Eugen  U. 
|KS6)  nb  Sco  IV.  (853)  forbertm  ctfriec  Pflege 
kr  pifffii^  6i^iilcn  (^fele,  (Eonc.-iSk{<i^.  IV, 
1 1Ui|L  M.  185).  «uf  bem  britten  Sateranü 
anü  117»  fu^tt  fUtsonbet  HL  bm  bereits 
aa^tt^finm  UAdftftnben  ab)u^ftn;  et  betorb« 
«k,  )M^  on  bcn  3Rct(Dt)obn  loieber  ein  SOtagifier 
Iff  We  Ghrilet  imb  onne  Schalet  Bepfrünbet 
foQt,  WA  Snnocen)  m.  auf  bem  oiexten 
1215  auf  anbete  l^inlönglid^  teici^e 
ttsAcR  anlbcl^ ;  boneben  foOte  abet  iebe  SRetto- 
rHanaHntc  ito^  einen  Xb^ologen  füt  ben  Unter* 
li^  ta  farr  Eiligen  S^^ift  unb  bet  Seelforge 
W«  (fecfek  V,  715.  885).  Xrok  oOet  @org- 
ntit  m^tfen  jctod^  mit  ber  june^menben  SBet« 
PrttfB^nnfl  bc8  (Qerui  unb  ber  Stifte  feit  bem 
II.  nib  12. 3Q^^unbert  bie  bifd^öflid^en  ttie  bie 
Cbjliifd^uleii ;  cd  fe^Um  bie  fiej^ret  unb  balb 
xäk  ftk  &^er,  inoem  9UIe8  an  bie  oufblül^enben 
Svoaptoim  Pc5mte.  dugletd^  ttat  mel^t  unb 
■4r  iier  (Bfgmfo|  smifd^  OrbenS-  unb  SBelt» 
äaaä  iftoot,  uns  bie  neu  entjknbenen  Otben 
^■ntyftwi  tdttt  ^öuint''  Schule  mel^t  füt  bie 
Bdigriplii^eH^  foiü>eni  fugten  audb  an  ben  Uni« 
w^tätm  gtt|  ga  faffen.  S>ie  9enebictinetfii^ulen 
fanien^  tio|bem  ftd^  einigenette()u9ec,  @L  Sictot^ 
Cip»xb,  gfiiaa  u.  f.  m.)  gu  jnroBem  9htl(ime  et- 
Ite  mb  tro|  enteuetter  S)iS€ipIin  feit  bem 
II  3a|tt0Bbctt,  bie  aüt  »ebeutung  ffit  ben  SSfclt- 
dasAtädjftwvAexnkaiQen ;  bienotbbeutf^engfran- 
3ianorMitIat  nrie  bie  6^^^  ^  Srubet  Dom 
aniiimin  Beben  (f.  b.  9rt.  Sftoterl^etren)  UKtren 
a  ftkfier  9egic(iiii0  ebenfoDd  nid^  f o  einf[u|reid^ 
m  tk  fdüittm  Ploflerf d^ulen. 

1  Sit  tan  aufbltU^  ber  Untoetfttäten  (f.  b. 
fuj  tegianf  eine  neue  ^(kriobe  für  bie  tldeolagifii^e 
KbBig  nnb  bie  S^  ht»  beftnüiüen  SetfattS  für 
Ib  äüm  Cni^ebmlfd^ulen.    SS  toSxt  übrigens 
nsf,  oiQimc^en,  bie  Uniüetfiläten  l^en  fi$ 
od  ben  IHoflcr«  imb  S)omfd^uIen  enttDidelt;  tl^at« 
Ufit  Q^  fu^  nur  bei  einigen  (j.  8.  $ati8;  f. 
I.  In.)  ein  \oUfytt  Sufammen^ng  no(!^meifen. 
\3t  nntt^er  ift  bie  «nftii^t,  bie  Xl^eologie  fei 
fzk^  Mm  boi  Cot^ebtolfd^ulen  an  bie  Unioerft- 
K»  obcdiagm  morben,  unb  beten  SSortrag 
jtzM  a&  &6lu%flein  ober  fletn  bet  mitteloltet» 
r^  lisiBctfitöl  begeid^net  »etben ;  benn  f actif d^ 
Bo  m  maß  Ol«  ber  C>dlfte  bet  46  bid  1400  ge- 
piCMcK  ^o<i^<l^uIen  ber  Untertid^t  in  bet  21^0- 
t^  «4  onSgef^Ioffen  unb  fein  Sebätfni^  baju 
KäoBten  (Doiifle  I,  708).  €o  gto|e  9)one(^te 
As  ca4  bm  l^logtf^j^en  gacultöten  (aumal 
)2  Icnft)  ua  ben  fpäppen  su  X^eil  toutben,  fo 
kcrta  leitete  bod^  onbererfeitfi  auf  ßrl^altung 
ks  akaA^^dtm  Cot^ebtolfd^en.  benen  (Ste- 
ril, nnb  ^onortttft  IV.  biefelbm  ^tittilegien 
K  hia  IbnlKifit&ten  DerHe^n ;  $tot>in3toIcün« 
cäB  ift  XMcnce  1248 ;  9loignon  1837  u.  a.) 
^B^B  anf  Cz^ollung  bor  Seminare,  baS  Soncil 
^ta^  liMfiftiste  fUb  (8688. XXXI,  decr.  2) 
Et  kna  »itbet$rr{leimng,  unb  nod^  baS  fünfte 


Satetancondl  (SesB.  IX  De  re£  coriae)  fa|te 
einen  9ef d^Iul  be}ügli(!^  ber  SReform  ber  geiftlid^en 
Silbung.  £ro^  ber  lird^Hd^en  SSorfii^tiften  mat 
abet  ber  f(^on  mit  bem  ^ufblul^  ber  !ßarifet 
Unit)erfitat  beginnenbe  9}erf (U  niii^  au^u^alten ; 
bie  %n)iel^gdhaft  beS  t]^eoIogif(^en  Studium 
generale  ttmr  eben  gu  übermöd^tig,  unb  auc^  bie 
2)omcat)iteI  gaben  ber  Seitrid^tung  nad^,  inbem 
}.  SB.  baS  dapM  )u  Brügge  iä^rlid^  fteben  $funb 
ausfegte  für  Stubirenbe  ju  $arid  (f.  Sohreyel, 
Eist,  du  semin.  de  Brugea  I,  Brnges  1883, 
128),  mäl^renb  anbere  gerabegu  bie  SeminarfonbS 

gr  Stipenbien  unb  $räbenben  t)ertoanbten.  ^n» 
m  fo  bie  tl^eologif^e  SSUbung  me^r  unb  mel^r 
an  bie  UniDerfitöten  überging,  entglitt  fie  )ebod^ 
feineSmegS  ben  ^önben  ber  innige,  mit  ber  ja  bie 
mittelalterlid^en  »oc^fd^ulen  in  engfter  93erbinbung 
fianben.  Sad^Iiq  mar  aud^  ber  Unterriii^t  an  ben 
neuen  gfacultöten  in  mannen  9e}iel^ungen  fidler 
beffer  dS  an  ben  Somfd^ulen.  SBad  aber  unter 
ber  neuen  Orbnung  litt,  bad  mar  boS  emfte  unb 
)urud[ge}ogeneSeben  unb  bie  ))raftif(i^e  ludbilbung 
für  bie  Seelforge ;  aud^  (raufte  ber  ©tubienplan 
ber  l^od^fd^ulen  an  bem  Stange!  eines  regelred^ten 
©ongeS  unb  eines  feft  beftimmten  Sbfd^Iuffed. 
®en  Sd^üben  beS  UniDerfUötSmefenS  fud^ten  nun 
bie  Seften  ber  Seit  abgu^elf  en.  3laä)  bem  aRufter 
ber  Orben,  bie  i^re  Angehörigen  an  ben  Unioerft- 
töten  in  SoÜegien  t)ereinigten,  mürben  gumal  für 
Srmere  (Sd^olaren  fogen.  Surfen  (f.  b.  9rt.  Surfa) 
gegrünbet,  in  benen  ein  gemeinfamed  Seben  nad^ 
einer  beftimmtenl^auSorbnung  gefü^rtmurbe.  S)ie« 

Selben  umf  a|ten  meift  Stubirenbe  aUer  gfacultiten, 
lod^  gab  eS  aud|  einj)elne  nur  für  SIerifer  (§.  S. 
in  ^eutfd^Ianb  baS  ©eorgianum ;  Dgl.  @(^mib, 
Sefd^id^te  beS  @eorgianumS,  SlegenSburg  1894, 
72).  SBiffenfd^aftlid^  ftanb  in  biefer  3eit  ber  auf- 
blübenben  Unioerfitaten  bie  %f)tolü%xt  auf  il^rer 
^ö^e ;  es  mar  bie  Slütegeit  ber  @d^oIaftif  (f.  b.  9rt. 
X,  1185  ff.).  9ber  mit  beten  9{iebergange  geigten 
äf  bann  aud^  um  fo  mel^r  bie  Schaben,  meiere 
er  nuSbilbung  beS  SIeruS  in  biefer  SBeife  an» 
lüfteten.  SBenn  aud^  im  14.  unb  15.  ^ol^rl^unbert 
an  geleierten  ^rieftem  unb  Siebten  (ein  SRangel 
mar,  fo  ftanb  bod^  bie  SBilbung  beS  SIeruS  im 
®angen  nid^t  l^dl^er  als  Dor^,  unb  aud^  bie  ftttlid^e 
f)altung  biefeS  tmgenügenb  oorgebilbeten  SIeruS 
lie^  aüentl^alben  üiel  gu  münfd^en  übrig.  SSon 
ben  SeelforgSgetftlid^en  maren  fdeiie^tid^  bod^  nur 
menige  an  ben  UniDerfitüten  gemef en  ober  fie  batten 
biefelben  balb  oerlaffen,  um  babeim  eine  $frünbe 
gu  erlangen.  SHe  attemotbmenbigften  tl^ologifc^en 
ffenntniffe  ermarben  mand^e  privatim  ober  an  ben 
no(^  fortoegetirenben  Satlebralfd^ulen.  Züd^tige 
Seigrer  mürben  aud^  an  ben  Unioerfttäten  immer 
feltener;  als  bann  im  15.  Sal^r^unbert  bie  Don 
Stauen  ouSgel^enbe  J^umaniftifd^e  Stid^tung  (f.  b. 
9lrt.  ^umantften)  bie  UniDerfitöten  eroberte  unb 
in  l^eftige  Oppofttion  gegen  bie  biSl^r  befolgte 
SRetl^obe  ber  tl^eologifd^en  Silbung  trat,  (am  gu 
ben  borl^anbenen  Sd^äben  nod^  bie  gfreigeifterei 


i 


»r 


Seminor. 


108 


^  in  Vit  Xet^n  beft  Skn^.  So  tDozb  ber 
m^ftliclKn  ateoohition  ber  $ob<n  bcrtüet  Scr« 
otcbliti)  batttn  bte  ^Ictcbsettigm  e^noben  loie  tin- 
jdne  JKänner  übet  btt  nuutgelbane  Sübung  unb 
Vit  tktmma^miq  b(§  eieru§  geflagt  unb  ajliitcl 
bü^egcii  üorgetcljlag«.  Sü4  Uebel  bouertc  fort, 
tt)dl  Kinc  ülHir.jel  nk^  entfernt  umrbe;  lejtere 
lüg  in  bem  4%laf?en  beS  oltfini^Iid^en  ®runb- 
fufe*,  bafe  ber  b^rantrac^fenbe  6Ieru§  nur  unter 
beul  Äuge  be<i  3Jif(i^o|§  gcbeil^t.  §ier  ^t  erft 
bii^  Sribentiuum  SBanbel  gcjcl)affen.  (Sgl.  ^nx 
Viterütur  für  bie  Dortribentinijc^e  geiftlid^e  93ü« 
buiig  bie  in  b.  ^rtt.  ®om»  unb  Älofterft^ulen, 
IHittclfdjuIen,  Cuabrioium  unb  Unioerfttöten  an« 
gcfübrten  äßcrfe.) 

IL  3nbem  tribentinifd^en  ©eminar» 
beeret  l^t  man  baS  tn'§  ^roftifd^e  umgefejte 
Äejultot  ber  fd^on  länger  bauembcn  SReaction  gegen 
bie  mangell^Qfte  %u§6ilbung  ber  ©eiftlid^en  ju 
erbUden.  ^tten  fid^  f(^on  frül^er  monnigfad^ 
Stimmen  er^ioben,  »eld^e  nur  in  ber  Deformation 
ber  (SeiftUd^feit  eine  C^opwng  für  bie  Sufunft 
erblirften,  fo  mufetc  in  biefer  ^infi^^t  bie  fird^Iid^e 
SKeoolution  beS  16.3a]&r§ur.bert§  aud^  bentoeiteften 
Greifen  bie  Äugen  öffnen.  Sie  golge  ber  5Ki6» 
adbtung  beS  gciftlid^en  ©tanbeö  war  ein  allgemeiner 
Wurfgang,  ia  ein  förmlid^er  Untergang  beS  t^eo» 
logtjd^en  @tubium8  an  ben  meiften  beutfd^en 
Unioerfitäten ;  SOSien  l^atte  g.  S3.  1549  feinen 
^rofeffor  ber  2:]^eoIogie  mejir,  Sngolftabt  1548 
nur  nod^  einen.  ®em  entfprid^t  t%,  bafe  fid^  j.  95. 
aus  2öien  in  ben  Salären  1534 — 1554  nur  jtoei 
neugeroei^te  ^riefter  nad^tt)eifen  laffen,  unb  balb 
l^errjd^te  in  S)eutfd^Ianb  mie  in  Snglanb  ber 
brürfenbftc  ^ricftermangeL  ®a8  ju  erftrebenbe 
3iel  bie  §eranbilbung  eineS  neuen,  ben  ^efal^ren 
unb  ©d^toierigfeiten  gewad^fenen  KleruS,  ftanb 
aQen  Sinfid^tigen  t)or  Äugen ;  oom  SSßoIIen  )um 
SBerben  war  freilid^,  befonberS  in  ben  Don  ber 
öärefic  angeflerften  fiänbem,  ein  fd^mieriger  SBeg. 
©eiüiffcrma^en  al8  Vorläufer  beS  tribentinifd^en 
S)ecrete§  fiub  ju  nennen  bie  SBefd^Iüffe  ber  1534 
oon  ^ul  III.  (f.  b.  Art.)  ernannten  Weform» 
congregation ;  bie  Sorfd^Iäge,  toeld^e  Äarl  V. 
auf  ber  SegenSburger  Sonfcrenj  1541  jur  SDßieber- 
berfteUung  ber  ßatl^cbral-,  ßottcgiat»  unb  S)om» 
f(^u(en  machte,  unb  bie  ^u  Äug§burg  1548  Dor- 
gejd|)Iagenen  SKafena^men  jur  SRcform  be§  Uni- 
t)er]itätS|tubium§  im  latl^olifd^en  @inne;  bie  Don 
anberenweltlidjienSffitflen^namentUd^ben^erjogen 
uon  ^^ai^em  unb  Äaifer  gerbinanb  auSgcl^enben 
*eftvebungen  jur  Weform  ber  geiftlid^en  Silbung, 
bctvejfiJ  beren  ^ier  beifpietömcife  auf  bie  oon  Äug. 
^^uniigurtuer,  bem  Vertreter  Älbred^tS  V.  bon 
\Hrti)ern,  ju  Orient  am  27.  3uni  1562  gel^altene 
wel«l)eit«OoUe  Kebe  oertoiefen  fei  (f.  biefelbe  bei 
li«  l*lat,  Mon.  ad  hist.  Conc.  Trid.  etc.  V, 
Lovan.  1785,  835  sqq.).  SKel&r  al8  biefe  Sc- 
(d)lüf|e  unb  *cftrebungen  geiftUd^er  unb  weit» 
lid)er  iPebbrbeu  erreidfeten  gleid^jeitig  erleud^tete 
3)tönner  aud  bem  @|)ifcopat  unb  bem  gleruS, 


meld^  auf  bem  SBege  ber  %fyA  dorgingen.  3o 
grünbele  93if(^of  Ctto  oon  Äug§burg  1549  in 
Ailingen  ba§  CoUegium  Hieronymianom,  mU 
c^e§  fid^  aüerbingS  an  bie  bi^bcrigen  Änftaücn 
anjc^lo^,  beffen  Statuten  j[ebo(^  (Insütutio  et 
Statuta  Colleg.  Hieron.,  Diling.  1557)  gonj 
tribentinifc^  @eift  at^n.  S)a§  Sorbitb  fik 
ba§  ©eminar  nad^  tribentinifd^  Intention  bilbete 
aber  ba§  Colleginm  Grennanicum  in  9tom  (|.  b. 
Art  goEegien  IH,  625  ff.  unb  ©teüil^uber,  ©ej*. 
be§  SoUegium  @ennanicum  ^ung.  in  %om,  %m* 
bürg  1895,  2  93be.),  toel(^e§  1552  mit  19  Zög- 
lingen eröf^et  ttmrbe.  ®ie  ©önner  biefer  Änftalt, 
barunter  bie  garbinöle  SKorone,  geroini  (fpotet 
^ft  aKarceEuS  IL),  !ßio,  Ätooreg,  ^le,  Otto 
^rud^fel  u.  Ä.,  ttxnm  aud^  ju  Orient  unter  ben 
eifrigften  SBefürtoortem  ber  neuen  ©eminor» 
orbnung. 

1.  Sem  3uftanbef ommen  beS  trtbentinijd^ 
93ef(^Iufje§  gingen  reiflid^  IBeratl^ungen  ber  öe^ 
fammelten  S3öter  oorauf,  bi§  fc^Uef^ic^  am  15.3uli 
1 563  in  ber  XXIII.  ©i|ung  baS  betreffenbe  S)ecret 
erlaffen  lourbe,  nemine  fere  discrepante.  3^' 
loeilig  "f^aüt  man,  namentlid^  auf  Smpfe^lung  ber 
italienifd^en  93ifd^öfe  l^in,  an  eine  Erneuerung  ber 
alten  Sat^ebraljd^ulen  gebadet;  allein  bagegen 
mad^te  eine  Änjal^I  oon  Sift^öfen  auf  bie  gro|en 
Unstifömmlid^feiten  aufmerfjam,  toeld^  auS  ber 
SSetbinbung  einer  allgemeinen  ClcriferbilbungS- 
anftalt  mit  ber  Sat^ebrale  fic^  ergäben  (f.  Ana- 
lecta  jur.  Pontif.  I  [1885],  671).  3n  ber 
%fyii  lata  man  balb  Oon  biefer  Serbinbung  ab, 
obfd^on  nod^  Keginalb  $ole  fte  in  bem  elften  Xe* 
formbecret  für  Snglanb  im  3- 1556  oorgefe^ 
unb  gerabe  barin  ben  92amen  Beminarinm  on« 
getoetü>et  unb  in  Aufnahme  gebrad^t  ^tte.  ®o8 
Xribentinum  glaubte  bem  ©eminor  eine  unob« 
bdngigere  ©teQung  (nur  in  Unterorbnung  unter 
ben  ^ifc^of)  unb  einen  mxittn  9Birfung§frei§  geben 
gu  muffen.  @§  beftimmte  bemnad^  (Sess.  XXTTI, 
c.  18  De  ref.),  ut  singulae  cathedrales,  me- 
tropolitanae  atque  his  majores  ecclesiae,  pro 
modo  facultatum  et  dioecesis  amplitndine, 
certum  puerorum  ipsius  civitatis  et  dioecesis, 
yel  ejus  proTinciae,  si  ibi  non  reperiantnr, 
numermn  in  coUegio  ad  hoc  prope  ipsas  ee- 
clesias  vel  in  alio  loco  convenienti,  ab  epi- 
Bcopo  eligendo,  alere,  ac  religiöse  educare  et 
ecclesiasticis  disciplinis  instituere  teneantor. 
SamU  fteUte  alfo  baS  SoncU  für  bie  Sifd^öfe  bie 
93  e  r ))  f  I  i  d^  t  u  n  g  3ur  ®  rünbung  oon  ©eminarien 
auf,  unb  um  biefe  befto  me^r  gu  urgiren,  gab  efi 
ben  Sr)bifd)5fen  be^to.  ben  ^rooingialjqnoben  ben 
Auftrag,  bie  ©öumigen  „b^ftig  ju  tabeln*  unb 
}ur  ÄuSfübrung  be§  ^onci(bejc^Iuf{e§  ^u  5n)ingen. 
(Kn  3njeifel  an  ber  Scrbinblid()feit  be§  ffiecreteS 
an  unb  für  fid^  fann  nid^t  beftel^en;  bteB  toirb  aud^ 
Oon  benen  anerfannt,  bie  ber  ©eminarbilbung 
nad^  tribentinifd^em  ^D'^ufter  nid)t  in  ÄQem  boS 
SBoä  reben  ju  fönnen  glauben.  gfretHd^  b^^nbeü 
edfid^um  ein  biScipIinäreS,  alfo  nid^t  unter 


109 


Seminar. 


110 


JoL  UmPfinbrn  vnDerinbetHd^  (Bef  ej},  unb  ferner 
ks.  ipoi  ^ooorge^tei  ju  »erben  Derbient,  baS 
SzdMBfmnm  oo^I  bie  ^i{4|5fe  gur  Srric^tung 
WH  Ccminatitn  üerpfii^tet,  bogegen  weber  bie 
»xt^eOang  bcr  Vt^S^n  SBei^  nod^  bie  Ueber« 
sagaira  eines  ftir<!^enantted  Don  ber  ßrgiel^ung  in 
CT  ecminar  ob^angig  itmaö^t ;  benn  bei  ben 
•a^e^mbcn  Sorf^riften  für  bie  Orbinirenben  ijl 
^2ml  tone  Xebe,  SBod  olfo  in  biefer  C^inf^^t  in 
^co  dn^ebicn  2)i5cefen  Sted^tenS  ift  (SBorfd^rift 
nur  hefttonnten  llufent^oItSgeit  im  ^idcefan« 
ukm  II.  bgL),  beruht  nid(|t  cmf  tribentinifd^er 
^qi^rift.  fonbern  auf  porticuI5ren  Slnorbnungen. 
^9ii4  bie  Xed^tSüerl^ältniffe  ber  neuen 
Saaoan  fdnben  burc^  baS  Soncil  i^re  eingel^enbe 
Jbsttung;  einjeliie  fünfte  {tnb  fpöter  burd^  Sr- 
tEJxngm  ber  Gongreg.  Conc.  näl^er  erläutert 
rxiboL    SB  Ort  für  bo9  Seminar  mirb  ber 
9ffibof^  bffiimmt ;  baS  Seminar  foQ  bei  ber 
€<t9e!mlfin!^  fein,  unb  totm  ber  Sifci^of  eS  für 
fit  fnbct.  meiere  Seminore  in  ber  2)i5cefe  gu 
eatititBi«  fo  muffen  a&e  Don  bem  bei  ber  Satidebrde 
Ims&fi4en  ob^ängig  bleiben  unb  mit  i^m  red^tlid^ 
rzr  Cinlbeit  bUben.   Unter  biefer  SorauSfe^ung 
^^bcr  eine  Zbeilung  ber  «nftolt  in  baS  ^Heine" 
« ttB^ba^)  unib  boft  »grole"  ($riefier>)  Seminar 
ferne  S^&rierigMt.  3in  goOe  obfoluter  Unmög- 
bAfot  ein  gr5|erefi  Seminar  mit  tbeologifd^em 
Uatczntllt  ßa  unterhatten,  fyA  bie  Congr.  Conc. 
ll  Ferrans,  Ptompta  Biblioth.  b.  y.  Semina- 
D,  n.  104)  bie  Srri^tung  memgflenS  bed 
ibrnfenrinatf  betont  unb  auc^  fär  biefen  f^aQ 
Sbi^  anf  bte  Seminartose  ald  befte^enb  er- 
lern Sifd^of  bleibt  e8  unbenommen,  neben 
S)töcefanfeminar  anbere  SoSegien  (Sonoicte) 
iäx  Cbrifier  rnib  meltlicl^e  Stubenten  )u  enic^ten. 
Heber  bie  Vufbringung  ber  ÜRittel  )um  Unterl^alt 
taä  gftttOTg  gibt  boS  tribentinifd^e  S)ecret  ein- 
fMie  Sotfcbriflen,  namentlid^  betreffs  beS  f ogen. 
Soimaristioiim  (f.  b.  Srt.  ^Ibgaben  I,  79);  eine 
3iißnicti0n  aber  biefen  $unft,  bie  oQerbingS 
^  StoHen  red^tSDerbinblid^,  aber  bod^  afi» 
rot  bcn^tenStoertb  ifl,  gab  99enebict  XIII.  auf 
dfiab  bcr  Sedarationen  ber  Congr.  Conc. 
41101111000  sopra  la  tassa  . . .  per  I'istituz. 
«  oDieii.  dei  sein.,  bei  Ferraris  1.  c.  181). 
&  SfatOSadita,  ^rbotiDobltbätigfcit,  tiorl^an- 
tai  €tifhaiQen  ben  SBebarf  beden,  cefftrt  bie 
€cauiüita4e,    Stellenneife  befielt  auf  ®runb 
e^nobolbefd^mffe  bie  ^flid^t,  ba|  au«- 
ET  entfallene  €eminarißen  pr  bie  auf« 
Aofien  erfa^flid^tig  fmb.    3m  M- 
i^  eine  fold^e  ^flid^t  nid^t  toorl^anben, 
Rnieiiica  ftnb  oie  betreffenben  Statuten  ober 
6i:  ^r^tttai  bie  Stiftungdudunben  ma|gebenb. 
%^  falb  «m  ber  Slufna^me  nid^t  ouSgefd^Ioffen, 
^£11  Ar  anf  eigene  Ifofien  Derpflegt  merbim ; 
ear  fea  panpo-es,  bie  aimäd^fl  Sufnabme  fin* 
kf  VUb,  fiab  Srme  nad^  canontfd^em  Segriffe 
«rÜBiBtai,  eigenllid^  mendicanies  nmrben  nad^ 
na  fbrgange  be9  ^I.  If oil  SonomAud  burd^- 


meg  abgemiefen.  ^ufnal^me  in  baS  Seminar  unb 
(Sntlafjung  barauS,  ^nftellung  ber  fie^rer,  bie 
innere  Orbnung  u.  f.  xo.  faQen  bem  S9iid)of  lu, 
bem  als  Seirötl^e  ^mei  Sanoniler  nad^  feiner  eige» 
nen  SBa^I  3ur  Seite  fielen.  2)ie  Seminarien 
erfreuen  ftd^  im  allgemeinen  ber  ^rioilegien  ber 
Äird^en  unb  ^eiligen  Orte  (f.  b.  ^rt.).  gjcmtion 
t)om  ^farroerbanb  bat  gemeinred^tßd^  ni(|t  ftatt, 
fann  aber  oom  SBifd^of  oerfügt  loerben.  S)ie  fiei- 
tung  ber  Seminarien  !ann  nur  mit  t)ö;)ftli^er 
Seniilligimg  OrbenSleuten  übertragen  werben, 
jelbft  »enn  ein  Orben  allgemein  für  biefen  S^td 
approbirt  ift.  Smmer  muffen  aber  babei  oie  SRed^te 
beS  SBifd^ofS  unb  fnner  ^aü)t  gema^rt  bleiben. 

3.  SBaS  bie  innere  Sinrid^tung  beS  tri- 
bentinifd^en  Seminars  betrifft,  fo  bat  baS  Sonett 
einen  gerabe  nad^  ber  ))raftif(^en  Seite  mit  aQer 
münfd^enSmertben  Sorgfalt,  ©enauigfeit  unb 
itlarl^eit  ausgearbeiteten  $Ian  für  bie  neue  ^inftalt 
aufgefteQt,  nid^t  bIo|  eine  tbeoretifd^e,  aQgemein 

Sebaltene  ^nmeifung  gegeben.  2)er  leitenbe  ®e- 
an!e  ift  unb  bleibt  ber,  ba^  ber  ange^enbe  Sie« 
rifer  fd^on  frube,  nid^t  erfi  im  orbinationSfäbigen 
9Itter,  bem  Sifd^of  )ur  SBilbung,  Seauffid^tigung 
unb  Prüfung  anoertraut  fein  utü>  bleiben  foQ.  SDie 
3a](|I  ber  auf}unel^menben  gmölfjabrigen,  legitimer 
ßb^  entfproffenen  Söglinge  richtet  ^d^  nad^  bem 
99ebürfni|  ber  S)ibcefe.  SBefentlid^e  Sebingung 
finb  Anlage  unb  Seruf  )um  prieflerlic^en  Staube; 
Slementarbilbung  mirb  t)orauSgefej^  S)aS  Se- 
minar bietet  neben  ber  religiöfen  Srjiel^ung  ben 
niebem  grammatifc^en  unb  ben  labbern  t^eologi- 
f(^en  Unterrid^t.  S)ie  Aufteilung  ber  Seigrer  imb 
bie  SBeftimmung  beS  SebrfloffeS  ifl,  mie  be« 
merlt,  Sad^e  beS  93ifd^ofS  nad^  9nbbrung  fei- 
ner Stätbe.  9lad^  ber  S(äjH,  bem  SIter  unb  ben 
gfortfd^ritten  ber  3bglinge  mirb  ftd^  eine  ßin- 
tbeilung  berfelben  in  Iflaffen  oon  felbft  ergeben. 
9IS  öugere  Seid^en  beS  emften  SBiOenS,  in  ben 
geifUid^en  Staub  )u  treten,  tragen  bie  Slumnen 
bie  Xonf ur  unb  geiftlid^e  ff leibung ;  gur  ;>raftif d^en 
SSorübung  für  fpäter  betbeiligen  fte  fid^,  nament- 
Ii(b  an  f^efttagen,  am  ffird^enbienfie.  Xöglid^er 
SBefud^  ber  l^igen  ÜReffe  unb  monatlid^e  SBcic^te 
bienen  bagu,  ben  ®eift  oer  ^rdmmigfeit  lebenbig 
gu  erbalten.  2)ie|  ftnb  bie  ^aut)tfö^Iid^ften  %n- 
orbnungen  beS  3:rü)entinumS,  bereu  Specificirung 
begügli^  beS  SeminarlebenS  imb  beS  Stubien- 
betriebS  ben  Sidcefanbifd^5fen  fiberlaffen  blieb. 
3m  (Sangen  ooDgog  fid^  biefe  innere  ÄuSgeftal« 
tung  giemlid^  gleicbmö^ig,  maS  b^tföd^Iid^ 
bem  ßinfluffe  einzelner  berfil^mten  Seminarorb- 
nungen  (oom  Ifi.  ffarl  SBorromüuS  u.  f.  to.)  unb 
bef  onberS  in  aScetif  d^er  Segiebung  ber  9}ad^b^ung 
ber  äefuitenco&egien  gugufd^reiben  ift.  ®runb- 
gefel  für  bie  ßrgiebung  bilbete  bie  fd^on  oom 
bl.  Sb^]of^<>»iuS  (Adv.  oppugn.  Titae  monast 
8,  17,  bei  Migne,  PP.  gr.  XLVn,  378  sq.) 
als  bie  befte  em))fobIene  ^rdoentiometbobe :  99e^ 
mabrung  oor  bem  Sbfen  burd^  Slbfd^neiben  ber 
(Selegenbeit  bagu  unb  burd^  Uebung  im  ®uten. 


bamit  011^  bn  XBun{4  noi^  UiuiIanUan  untn- 
ii&Ai  tDtibe;  (SftDBtrnung  an  9RS6i^,  Sibcit 
imb  Orbrnma,  on  ein  gefantmeltee  Stirn,  an 
©trSpt^atidm  in  Unttrortnunfl  unte  Dorötl^rie- 
Um  SufgoKii,  an  bncittotUigni  SSt^oiImn,  an 
flrmgt  Stl6{}jiiii(it  u.  f.  m.  2>tn  gtaenfcitigm 
fßtttt'^  ToQ  b»  ®ei|I  bti  Siebt  Be^rij^  unb 
bct  Xon  bn  aulen  (SejeSfd^aft  iracln.  Stniut, 
aber  uStciIi^UebensaiJ^unQ  f^Iieft  bie  mfiglidotn 
@[{a^  beB  3iüeniatt9  auS;  ou^  iDä^itrib  Mi 
^aim,  bie,  tDenn  mSglid^,  Qemeinfani  Derbrac^ 
werben  fpKrn,  jle^t  bei  etnw  inbie&eimal  enl« 
[dflene  Seminniifl  untei  befonbeiei  (äintiole  be8 
OrtSpfunerS,  huxä)  bejjtn  3niQnig  ei  fi^  bei  ber 
Küdftqi  ouSjuiDtifeR  qqI.  —  3n  SBegug  auf  bcn 
©hibfenbftridi  beabfii^tigte  bai  Xribenliiium  Itine 
Senbening  an  ber  befte^tnben  SilbungStoetfe  ber 
Unioerfttatf n ;  ble  htappen,  Dom  Soncil  in  biefer 
fiipfi^t  erlaijcnen  !Borfd^n|ten  bcbuiften  unb 
^nben  bo^ei  in  bet  golge  i^  ptoflifdie  SIuB* 
gepaihtng.  3:^atfaii^e  ift,  ba|  bie  Seminarftubien- 

Siläne  üböaK  ^B^eie  Snfoibenmgen  ptQen  (f.  ^in- 
ifeiuS,  im^enn^t  IV  [188B],  505,  Snin.  3), 
unb  bail  boB  !Rib(au  bct  t^eologif^en  Silbung 

ß'^  fettDetn,  aUeibingS  unter  ÜJtitiiilfc  gflnftigei 
mpanbe  (g.  9.  SerbiQlgung  bei  St^imtttel  bui^ 
bteSu^bnidetfunfl),  peligbab.  aTlet^obilc^  blieb 

Siar  bn  l^ologifc^e  Si^ulunttrrid^t  noc^  lange 
ben  alten  ®elei(en,  allein  bie  jort|d(|nilenbe 
tMogif^  9Bi()en)4aft ,  toel^  ft^  gegenüber 
bem  Humanismus,  ber  .Sleformatiim",  bemffci- 
ticiSmue  u.  f.  m.  cor  immei  neue  Aufgaben  ge|!el[t 
fa^,  biSngte  an  ben  Seminonn  tote  an  ben  Uni* 
tMifitSten  Don  felbft  auf  eint  Sitoeiteiung  unb 
Umgeftaltung  beS  Sc^ipIoneS.  £ag  bicfn  bcn 
Seiton^älfniffen  unb  bc^e^tnben  SScbürfniffm 
^ee^nung  trägt,  i^  ganj  bem  Seifte  btB  Sri- 
benlinumfl  enlf pted^eno ,  unb  baS  ftarre  Sefl- 
^Iten  am  ^tten  in  btefn  Sejie^ung  fanntc  nur 
jum  Schaben  ber  t^eologifdden  SBilbungSanftalt 
auSfd^ragen.  !8on  buri^ffiblagenbn  Sebeutung  für 
bie  beutf^e  tbeologifd^e  iBilbung,  aber  au$  Don 
Einfluß  für  gtnnfteit^  unb  Stallen  mutbe  bn 
auf  Diei  3al|re  fmeddnete  Stubienplon.  melden 
am  3.  CctDfin  1774  gunä(f|)l  für  Offienric^ 
als  „SJerfafiimg  ber  t^Dlogijtiifn  g«culläl"  pro- 
mulgiit  unb  1788  elinaS  mobificirt  (auf  bretjöb- 
rifltS  Stubium  eingerii^lct)  mürbe.  Serfaffet  beS« 
felben  »ai  ^r.  St.  ffloutenprau*  (f.  b.  ülri.).  3>it 
roefentlicöen  IReuerungen  borin  fmb  bit  Sinfü^rung 
ber  lirttilii^  Citeratutgtit^idife ,  ber  flircben« 
geidli(I)te  unb  bet  biblifi^cn  ©ilfaniitfenfdioften, 
ärennitng  bn  Spoftoral  non  ber  ilKotnl  «nb  btm 
Snijtnttäjt,  jqftemalij^ie  ^Dorlefungen  übn  Tog- 
matif  unb  3JloraI,  bann  aufKiorbenlltctie  ^Irr- 
lefungen  über  femitifi^  Sialette,  Slic^ologie, 
S;ogmengef(^ii^tc  ti.  f.  n.  S:ei  ^lan  EHautcn* 
tliaud^  jeugf  »on  gto&tm  ©d^rffinne,  tnifiält 
ieboi^  aud)  bielt  fdtiiefe  ^uffaffungen  unb  fanb 
me^ad)  enngiidien  !&>iberft)ru^,  namtnllti^  oon 
Griten  beS  (SatbinolS  OTignjjt  (f.  b.  9ltt.}.  SBo^- 


itar.  112 

tmb  abn  bit  €eititii  R^ 

bitftm  Stubitn^Iaiit  bie 

Oibtn,  nomeiilli^  bi  nl- 

fhibitn  am  Ewttomnu  t  a 

befditibcnrm  Umfongt  i^t 

unb  biblifd^  SJiSdpIinnt  Dtniu. 

4.  2)it  @ef  c^i^te  ba  SuSfü^nntg  btf  tri- 
benltnif^en  SMntel  leigt,  tple  gnlen  %iDana 
baSfelbt  aefunbtn  ^  €[^on  am  23.  3urt  15fi3 
nlif^  Die  Sätti  }u  Xrient  ein  Qdpäim  m 
Sap^  $iuB  IV.,  uorin  bit  Slottiiwnbtgtcit  bs 
Dulbigen  9!eroirflii^ung  btS  bef^Ioffenen  €tiii- 
narS  betont  murbt.  Sei  ^opft  gii^  tmt  gutoi 
99eifpiele  Doion ,  inbcm  er  1565  MS  iftnif^ 
@emtnar  eröffnete.  SUent^CEiffl  tui{|inm  m  mm 
au^,  laum  ba|  boS  3)ecrtt  ogftngen  uoi,  \n 
Sqnoben  mit  großem  Sifn  bn  So^t  oti;  bie 
trflen,  Deli^e  eS  DenDtiflii^ten,  toaren  mojl  ber 
gaibinal  ^Imulio  Don  Stielt  m^  SiJ^Df  SRoitii 
Don  @c^umburg  in  Siiidftfitt,  bit  DtteitS  15M 
€cminait  eiBptten.  fßon  btn  Dielen  Jhi^i^ 
füiften,  bie  |ii^  feigem  um  bie  gföibtnmg  bn 
Seminaifo^e  Dnbient  matten,  mflgen  (|ier  ndtn 
fafi  aSen  nai^tribtntinifc^  ^ipßen  bit  Sotbi* 
nfilt  $Dlt,  Xiu^feg,  ^ri^Iomäufi  Don  bot 
ÜJlartgrem,  jfoil  ^onomÖuS,  ^opuS  unb  @u^ 
Don  Sot^ringen;  Don  UHltlit^en  oiüi^  ^tAÖF 
nonb  I.,  ajtajimtlian  IL,  bie  ^eqQge  Wmif 
unb  SBil^elm  V.  Don  So^icm,  ffSnio  SuIh 
mig  XIV.  genannt  loerben.  !BSeitetl^i|i  finB  aa^ 
fu!iren  ja^liei^e  Sifc^Sfe,  uie  ?Inl)itae  unb  m- 
pDlb  Don  Spaur  in  33ristn,  bit  Ungarn  Soft, 
Sippaq,  Spelcpcfenqi  unb  ^Oimonp;  im  3at> 
alln  bcS  SofepbiniSmuS  QMien  eifrige  !Berl^> 
bigti  btr  Kic^Iid^tn  ßrjie^ng  befl  CleruS  bit 
€oibinÜIt  3}tigajji  unb  ^ranleu&crg,  in  unfenm 
3a^i^unbert  darbinal  Don  ®eiffel  unb  im  ,CuI' 
turfampf  ber  gefommte  beuifi^  CptfcopaL  Via 
au(!^  einfa^  @fiftti(^e  imb  ftlbft  Saun  ^c^ 
Dielfa^  buTC^  Stiftungen  bie  tribcntinifc^en  €t> 
minan  ju  förbtm  gefud^t ;  fo  J^Ke  im  3.  IMl 
bei  Senator  ^}auI  ^JUtatoicIi  btm  SBtfi^f  twii 
£ulm  einen  $alap  für  baS  Seminar,  ja  jüngfl 
(1895)  fogar  ein  ^roleftant  bem  eijbif^of  Oon 
St.  $aul  in  Winncfota  einen  prdt^tigen  SBou  }um 
felben  3roeJc.  ?11S  Sörbnn  ber  ©tminarngie^ung 
üerbient  enblit^  ntÜ^  eine  befonbert  ßrmäönung 
eine  EReiV  »»n  iDtänncm,  bie  buit^i  bie  Stiftung 
Don  ©cnoffenfc^aften  bie  dericale  Sijit^ung  )u 
ffltbem  juiittn,  tftfiie  unter  Utbema^me  ber  En- 
tung  Don  ^töccfanicminaicn,  t^eilS  bun^  ßm^- 
hing  [tlbpönbigct  Slnftalttn  na^  tribentini[i^ 
3?otbiIbe.  ^itr  feien  Don  franjöilfttien  genannt 
bie  Songregalion  beS  ^brian  ^ouiboife  (1584 
bi§  1655)  mit  Seminarien  ju  ^llariS,  ^eauDaiS 
unb  S^aitrtS  (ogl.  Darche,  Le  saint  abb« 
Bourdoise,  n.  6d.,  Paria  1884,  2  Tols.);  btä 
Oratorium  beS  garbinali  Don  ^ScniKc  (f.  b.  ^ri.) ; 
bie  Seminare,  meldie  nat^  bcn  Dom  bl-  9)inccntiuS 
Don  !ßaul  (f.  b.  3rt.)  aufgcftcUtcn  Kegeln  gtitittt 
mnben,  bercn  bis  )ur  franjüfifc^en  SttDoIution 


118 


Seminar. 


114 


54  isfiim  vth  9  Oeineie  esitfiaiiben,  ttnb  bereit 
ie|t  etiiKi  20  größere  unb  12  Oeinere  in  0raidreid^ 
unter  ben  Sajortfien  leMen;  bte  Seminare  ber 
flpobißen  (f.  b.  Sri) ;  bie  ihuibenfeminare  bed  d^on- 
derguefi,  beren  beim  Xobe  beS  Stifterfi  (1691) 
Moii  38  Dorl^onben  loaren :  t)or  9uem  aber  bie 
Seminare  ber  Sulpidoner  (f.  b.  9rtt.  Oter  u.  @t. 
Sttipice),  tadä^t  faum  50  Saläre  nad^  i^rer  @tif- 
imm  bie  meifien  2)i5cefan{eminare  in  gronfreid^ 
in  ^änben  bauen  unb  nod^  {ej^  mel^r  oIS  20  gn>^ 
Soiinare  leiten.  (Eine  ft^nltc^e  KoDe  auf  beut« 
\lfytm  Soben  fpiette  bie  Kongregation  t)on  SBelt- 
)nne{ieni,  meiere  IBortl^.  ßol^^ufer  (f.  b.  9rt) 
grünbete.  3n  Italien  imte  bie  oom  1^1.  ftarl 
SornraiftuS  ge^ftete  Kongregation  ber  Oblaten 
({.  b.  Srtt  Smbroftaner  I,  690  ff.  unb  Oblaten- 
Congregotionen  IX,  615)  einenJegenSreid^en  Sin- 
1^4  ouäf  auf  bie  Seminare.  Soenfo  übernahmen 
Ue  gunftd^  für  anbere  Stotdt  geftifteten  Kongre- 
gationen ber  $iari{len,  S^tari^en,  Sl^eatiner,  fSax» 
nobiten,  SomaSfer,  Saftitaner  (f.  b.  betreff.  %rtt.) 
unb  felbß  bie  filteren  Orben  mit  ))ö))ftUd^r  Kr- 
kaibmi  oielfad^  bie  Seitung  Don  Seminaren.  — 
Itt  eine  Befonbere  9rt  oon  Seminaren  muffen 
ferner  bie  fog.  fiäpftlid^en,  bie  englifd^en, 
bieirifd^en  unb  fd^ottifd^en  foioie  bie  an- 
beren  {lur  9R  i  f  f  i  0  n  8  g  m  e  d(  e  uber]^ait))t  (efitmm- 
ten  genannt  merben  (ogl.  b.  9ri  9Riffu)n  YIII, 
1594  ff.).  SBenn  aud^  biefe,  gum  Xl^eil  unter 
ttmierigen  33erl^tniffen  entftanbenen  ^nftqBen 
oen  reinen  Xt^mS  beS  tribentinifc^en  Seminars 
n»^  on  fid^  tragen,  fo  ifi  bod^  aud^  in  il^nen  ber 
tribentinifc^e  (Sebmife  nad^  9R5gIid^feit  Dermirf- 
Bd^,  unb  fie  erfe^  ober  ergöngen  baS  bifd^öflid^e 
S«ninar.  Ueber  bie  })ö)){tli^en  Seminare  in  9iom 
f.  b.  9rt  KoOegien  UI,  624  ff.  Sie  seminaria 
ponüficia  au|ier^alb  StomS  ftnb  nur  gum  %f)til 
^{idnbige  Konoide,  meift  ftnb  ed  SfreifteQen- 
Stifttmgen  in  äefuitencoUegien  ober  bifd^öflid^en 
Seminaren.  Unter  ben  für  ftd^  befte^enben  pöpft- 
fid^  Snfialten  ber  9lrt  ftnb  t)iele  fpecieU  errichtet 
für  ggnber  beS  äRiffbnSgebieted,  fo  bie  Don  Tre- 
gor XHL  in  Stom  gegrüttbeten  fec!^  ortentaIi)d^en 
Seminare,  baS  fd^ottifc^e  Seminar  in  9iom  unb 
^rid,  bte  englifd^en  in  SeoiQa,  SSoIIaboUb  ti.  f.  to., 
oaS  irifd^e  in  Siffabon  tu  f.  lo.,  ba§  tS^rif^e 
in  SoRto,  baS  türfifc^e  in  IBargtno,  mehrere  für 
bte  SRoroniten  u.  f.  m.  Unter  ben  (ni(i^t))ci))[t- 
lidftn)  englifd^en  Seminaren  auf  bem  ^eftlanbe 
ifi  Dor  V&m  baS  1568  oon  Karbinal  Tillen  (f.  b. 
9rt.)  gu  2)ouai  gegrünbete  gu  nennen,  t)on  bem 
fpoter  anben  aud^  in  Knglanb  felbft  ausgingen 
ober  bod^  ibre  erften  Seigrer  begogen  (ogl  Selleä^eim, 
aBil^hn  Karbinal  ^Een,  9){aing  1885,  83  ff.). 
Um  bie  Stifttmg  irifd^er  Seminare  auf  bem  gfeft- 
lanbe  l^cAen  ftdji  befonberS  bie  fpanifc^en  Könige 
oerbient  gemad^t.  2)a8  bebetitenbfte  oon  allen 
tmnrbe  bofi  Beal  Colegio  de  Nobles  Irlandeses 
pi  Salamaitca  (gegrünbet  um  1600),  aeld^eS  bi§ 
1767  üon  Sefuiten  geleitet  unb  bann  burc^  irijd^e 
SBdtgeipIi^  fortgefü)^  tourbe.    9(nbere  irifd^e 


KoOegien  tooren  gu  Sebtla  (gegrünjbet  1612)  unb 
p  9Rabrib  (gegrünbet  1629,  fpöter  ein  ^ofpH 
für  beimfebrenbe  3ren).  3n  ben  StieberUmben  er- 
marben  fi^  bie  irifd^en  SBettelorben  gro|e  93er- 
bienfie  um  bie  Krl^altung  eineS  nationalen  Kle- 
rus;  brei  irifd^e  KoUegten  befianben  aQein  in 
Sömen.  äBeiterbin  gab  eS  fold^e  in  gfranfreid^, 
too  u.  9.  Snna  oon  Oefterreic^,  bie  SThttter  Sid)« 
loigS  XIV.,  ein  foId^eS  gu  ©orbeauj  (1654)  grün- 
bete, beffen  ©ebäube  erft  1886  befinitio  oeräu|ert 
mürben  (Ogl  Bertrand,  Hist.  des  söm.  de 
Bordeatix  et  de  Bazas  I,  Bordeatix  1894, 
321  SS.).  Süd^Hge  aWiffwnare  für  Srianb  liefer- 
ten baS  gfranciScanercoIleg  utib  baS  2)omini- 
canercoüeg  in  SRom,  ieneS  burd^  SucaS  SBabbing 
(1625),  biefeS  burd^  ben  DrbenSgeneral  Slnton 
oon  SKonro?  (1667)  gegrünbet.  3n  3rlanb  felbft 
mürbe  1795  baS  Kolleg  gu  aßat^nootb  eröffnet, 
loeld^eS  bis  ^mit  me^r  alS  6000  ißrieftem  Kr- 
giebitng  unb  Unterrid^t  gegeben  ^t  (ogl.  Healj, 
Majmooth  College ,  its  oentenary  history, 
Dubbn  1895).  —  Um  bie  Krrid^tung  fd^ottif^er 
Kollegien  auf  bem  gfeftlanbe  mad^te  fi^  befonberS 
Stinian  SBinget  (geft.  1592  alS  %it  in  StegenS- 
burg)  oerbient ;  bie  banbf d^riftlid^  erl^altenen  Sta- 
tuten beS  Seminarium  Scotorum  ad  S.  Jacob, 
gu  KcgenSburg  (ogl.  b.  9lrt  Sd^ottenflöfter  X, 
1906)  tragen  übrigens  erft  bie  Seftötigung  Oon 
ber  ^anb  beS  SbteS  Semarb  aus  bem  Sa^re  1723 
(k)gL  Edgar,  Hist.  of  early  Scottish  Education, 
Edinburgh  1893,  219  ff.). 

Sei  aSV  biefen  Seftrebungen  aber,  meldte  bie 
3bee  beS  tribentinifd^en  Seminars  t^eilS  Oertt)irf- 
lic^ten,  tl^eilS  förberten,  fehlte  eS  anbererfeitS  nid^t 
an  entgegengefe^ten  Strömungen.  S)ie  SuSfüb- 
rung  beS  Koncilstitfd^IuffeS  (teilte  Slnforberungen 
an  bie  Knergie  ber  Sifd^öfe  unb  ben  0))ferftnn 
ber  ^frünbeinl^aber,  mel^e  nic^t  überaQ  freubigen 
SBiber^aQ  fanben.  2)agu  famen  in  ben  eingelnen 
Sönbem  nod^  locale  Sd^ioierigfeiten.  So  loar  bem 
©eifte  beS  ©oHiconiSmuS  uitb  fpäter  beS  3an- 
feniSmuS  in  t^ranfreid^  baS  Seminar  meniger  als 
bifd^öflid^eS  Snftitut,  tool^I  ober  alS  gorberung 
SlomS  oerba^t.  3)iefe  mibrigen  Umftönbe  mürben 
gioar  im  ßaufe  ber  ^di  groftentbeilS  übermunben, 
allem  ooUftänbige  Seminare,  meiere  aud^  ben 
gangen  Unterricht  l^aben,  blieben  aüentbalben  nod^ 
lange  feiten ;  bie  meifien  Seminare  auS  frül^ercr 
3eit  unb  üiele  nod^  in  ber  ©egcnnjart  fd^lie^en 
fid^  für  ben  Untcrrid^t  einer  tl^eologifd^en  gacul- 
\di  ober  einer  DrbcnSfd^ule  an.  ^Bebenflid^er  für 
ben  SÖeftanb  ber  Seminare  tturbe  ober  ber  5In- 
[türm,  loelc^er  unter  Scil^ilfc  ber  StaatSgetralt 
als  eine  gfolge  ber  rationaliftifd^en  ^ufflärcrei  im 
18.  3abrb"nbert  loSbrad^.  3l^rcn  auSbrud  fonb 
biefe  Kid^tung  aud^  auf  ber  S^nobe  oon  ^iftoja 
(f.  b.  3lrt.)  in  bem  »efc^lu^  oon  ber  „SReform" 
bcS  clericalen  6rgic]^ung§tt)cfenS.  gi^ilid^  »aren 
in  ben  romanifd^en  Säubern  jfird^e  unb  Staat 
nod^  gu  eng  unb  t)ielfad^  oerbunben,  als  ba^  eine 
Suflöfung  biefeS  SSerböltniffeS  burd^  einen  gemalt- 


108 


6eminat. 


104 


als  beten  natMid^  SttMmgipmte  für  ben  fnrd|- 
\\ä^  2)ienfl  b«d  fyM  be«  Stfd^fd  (bo«  Sf  i- 
fco|mim)  erfd^ien.  SvHtbem  auftreten  berOrdines 
inmoreB  (DgL  b.  3lrt.  Ordo  IX,  1032  unb  ^r. 
äBielonb,  Sie  genetifd^  (&ntoDiHmq  ber  fogen. 
Ordines  minores  in  ben  brei  erflen  ^al^^.,  Stom 
1897  [7.  OnfplmtnO^  jur  SUntOnartalfd^.]), 
bie  eine  löngere  unb  ftufenioeife  Sorbeceitung  auf 
ben  $re4Sb9terat  an^gen,  nol^m  bie  9udbilbnng 
ber  SIerifer  einen  mel^ geregelten  ®ang  an;  ed  er» 
fd^einen  aud^  förmlid^  ^ßritfungen  beim  Sufßeigen 
|ur  l^ö^em  SBeij^e  (Dgl.  Gjpr.  Ep.  29  ed.  Hartel). 
yleben  bem  (£))ifco))ium,  bem  Urbilb  beS  Sleticol« 
feminard,  iDoren  dbtt  aud^  bie  ölteflen  d^riftlid^ 
@d^ulen  gu  Sleionbrien,  (SÄ]axta,  ebef^a,  Ütijibid, 
äeruf  olem  u.  J. ».  im  SRorgenlonb  unb  gu  ÜRoitonb, 
9IoIq,  9[qttUe|a  unb  9tom  im  SCbenblonb  im  2Bef enl« 
lid^n  ^riefierbilbungSftatten,  beren  einf[u^,  maS 
Stoff  unb  SDletl^obe  ber  tl^ologifd^en  SBiffenfd^aft 
betrifft,  fid^  überoS  geltenb  mad^te.  9lQmentIid^ 
boS  lateranenftfd^  Ißatriard^m  erfreute  fid^  fd^on 
frül^  eines  befonbem9htfe8(t)gI.LiberPontil,  ed. 
Dnehesne  1, 396).  gfreili(!^  moren  biefer  @d^ulen 
mit  mefentlid^  d^riftUd^-l^umaniftif  d^  Sl^ofter  gu 
toenige,  old  ba|  fie  bem  SleruS  ber  gangen  jKrd^ 
birect  Rotten  gu  gute  fdmmen  fönnen,  unb  bis  in'8 
5.  3a]^r]^unbert  mag  man  fid^  bie  granratatifd^ 
rl^orifd^  SBilbtmg  burd^e|enb8  in  @d^ulen  mit 
l^eibnifd^et  Xrabitimt  unb  loo^I  Dielfad^  mit  l^ieib- 
nifd^em  Sl^after  erl^olt  l^ben.  Sinen  entfd^- 
benben  Stritt  für  baS  praftifd^geiftlid^  @d^ul- 
toefen  t^t  ber  1^1.  ^ugufKnud  mit  ber  Sinfül^nmg 
beS  gemeinfamen  Seben§  (f.  b.  Srt.  Canonioa  sive 
communis  vita),  moburd^  er  baS  3beal  adcetifd^en 
SebenS,  tt)ie  eS  in  ben  aufblül^en  ftlöftem  feinen 
$Ia|  l^atte,  mit  bem  ))raftifd^en  99ebürfni|  gal^I- 
reid^en  9la(^n)ud^feS  an  glerüem  Dereinigte.  Sei 
bem  l^ol^en  ^nfel^en  beS  ^eiligen  fanb  feine  %nf!alt 
na^  unb  fem  92ad^]^mung,  gunöd^ft  in  9fri!a, 
bonn,  als  biefeS  Don  ben  SSanbalen  überfd^memmt 
towcht,  huxä)  bie  Derfd^Iagenen  SIerUer  oer  norb> 
afrifonifd^cn  Äird^c  in  Stolicn  unb  ©aHien.  3n 
bem  auguftinifd^enmonasterium  clericorum  mar 
für  bie  ffird^e  baS  fruchtbare  SSorbilb  beS  f))ötem 
SIericalfemtnarS  gegeben,  bei  ^uguftinuS  aud^ 
(Senno  355  sq.,  bd  Migne,  PP.  lat.  XXXIX, 
1568  sqq.)  SBeg  unb  Siel  ber  geiftlid&en  »ilbung 
Dorgegeid^net. 

2.  2Rit  bem  beginnenben  Mittelalter  toarb  bie 
jf loftedd^le  alS  bie  centrale  SBilbungSanftalt  aud^ 
bie  ©dpule  beS  SBcItcIcruS.  3m  Orient  mar  bie§ 
für  bie  gange  Solgcgcit  fogufagen  auSft^Iiefelid^  ber 
gall,  im  5lbenblanbe  traten  bie  Älofterfd^ulcn 
menigftenS  für  lange  3«*  in  ben  SJorbcrgrunb. 
So  fa^en  äal^rl^unberte  fang  fflofterfd^üler  unb 
©äcularclerifcr  auf  berfelbeu  ©d^ulbanf,  mo8  um 
fo  meniger  anftö^ig  erfd^cinen  fonnte,  je  mel^r,  ab« 
mcid^enb  Don  ber  frühem  SRegcl,  bie  SWönd^e  gu 
ben  ^ö^eren  SOßei^cn  gugela^cu  tourben.  S)a§ 
©d)ulmefen  bilbetc  gmar  nirgenbS  (Scgcnflanb  ber 
flöfterlid^en  ©efc^gebung,  erl^ielt  aber  bod^  als 


consuetado  boD)  eine  bettiuuwle  gfotm  (bd.  i)e* 
nifle,  Die  UniDerfit^en  beS  SRittdoOer«  I,  Sa- 
lin 1885,  716,  9nm.  174).  (üne  inmmq 
gttrifd^  inneren  unb  ftttteien@d|ulen,  urie  fk  bte 
llc^^ener  S^nobe  817  (fitfMbte,  fd^etnt  nur  <m 
menigen  Orten  gur  SuSfül^rung  gdbmmen  {u  fem. 
Sieben  ben  JKofterfd^en  bltä  jjebod^  oii^  M 
$atriard^m  begm.  £tnfco)»ütm  befte^len;  fre^ 
lonnten  bie  93ifd^dfe,  gumai  in  grb^eren  2)tScefn, 
fid^  pti^fnüiä^  bemfelkn  nid^t  mel^  fo  imbomi 
mie  in  frül^rer  3^-  ^tffyiSb  temi  boS  Ant 
beS  ]p6kt  fogen.  S)emfd^I#er  (f.  b.  9tt)  osf, 
ber  unter  Oberauffid^  beS  Sifd^ofS  We€d^  gi 
leiten  l^e.  Seit  S^begong  (f.  b.  Stt)  tralm 
bie  S)omfd^en  neben  bie  fflofterf d^en  oK  etgrae 
SilbnngSftätten  fär  ben  SieniS.  3iAnäfa  be- 
fianb  Dielfod^,  namentKd^  to  (BoOten,  nod(  ei« 
Sorfd^e  für  Slerifer  in  ben  ^farr^fii^em,  inb« 
nämlid^  nad^  bem  Soncil  Don  Skrifon  529  feber 
Pfarrer  bie  $f!id^  l^atte,  pmge  Seuie  in  feines 
^aufe  im  ^folmengefang,  in  ben  fhd^Iid^  Se* 
fungen  unb  im  ®efej^  beS  ^erm  gn  unterrid^ 
Aorl  ber  @rD|e  erneuerte  biefe  Sorfd^ft  unb 
fud^te  bie  gange  Stnrid^tung  gu  eimeitem.  Sim 
bef onberer  Sebeutung  fiir  bie  IBilbung  ber  (Qerifer 
finb  bie  SBerorbnmigen,  meld^  burc^  bie  genomrie 
aod^er  @9nobe  (f.  b.  Srt.  Vod^n  1^  4  f.)  |ii 
@tanbe  famen  begm.  gefdmmelt  unb  gugftngb^ 
gemad^t  ttmrben.  %tf  bie  meitere  entmicQnng  ber 
Dotgenannten  SilbungSftötten  btaud^  1^  tdä/t 
nöber  eingegangen  gu  merben  (Dgl  b.  9rt.  Som* 
unb  Iflofterfd^en,  SRittelfd^en,  OuobriDium). 
SBaS  bie  t^logifd^  Silbung  felbft  betrifft,  fo  i^ 
für  biefe  Seit  bie  Surd^fd^nittSbilbung,  mie  ^ 
für  ben  @eelforgecleruS  ndt^ig  mar,  unb  bie  t^ 
logifd^  ©elebrfamfeit,  bie  nur  in  ben  iMöftem 
unb  großen  @d^ulen  eine  Stätte  finben  Iimnle, 
auSeinanbei^ul^lten.  S)enn  möl^renb  fid^  an  ben 
Sd^ulen  bie  Sd^ofafHt  (f.  b.  «rt.)  als  SBifflm- 
fd^ft  mit  C^ilfe  ber  gu  ©ebote  fhl^eid^en  gort- 
bilbungSmittel  auSbilbete,  fehlten  le^tere  bes 
SeelforgecleruS  DöHig.  2)ie  ffenntniffe,  bie  Don 
biefem  Derfangt  mürben,  befd^ränften  fid^  Dotob 
auf  baS  tn^xftifd^  Stöt^ige:  erflörung  beS  Sater* 
unferS,  Srebo^S  unb  ber  liturgifd^en  gformuloie, 
einige  ftenntni^  ber  &moneS,  beS  $önitentiale, 
ber  ftrd^Ud^en  3eitred^nung  (Compntus),  beS  litmt- 
gifd^en  ©efongeS,  bie  f^b^gfeit,  Urfimben  nnb 
©riefe  gu  fc^reiben  u.  bgl.'  3>er  begei(^nete  Sil» 
bungSgrab  beS  ^ßeutpriefterS"  ift  jebod^  inner- 
balb  ber  bamaligen  ©efeHjd^aft  burd^auS  ni^t 
niebrig  einguf(^ä|en ,  gumal  ba  barauf  ge^b^ 
mürbe,  ba|  bie  (SciflUd^en  im  Staube  feien, 
bem  9)ol!e  bie  mid^ttgftcn  Xl^eile  ber  Eiligen 
Sd^rift,  Dor  ^flem  ben  ^faltcr  gu  erfläreu; 
ba^  biefe  Serorbnung  oud)  burc^gefü^rt  mürbe, 
bcmeifen  bie  crl)o(tcncn  altbcutjd^en  ©loffen  (f. 
b.  9lrt.  V,  714).  6ine  Sammlung  fird^lid^ 
95orfd^riften  für  baS  t^cologifrfjc  Stiibium  finbet 

S'iä)  im  ©ratianijd^en  ®ccrct  Dist.  36  sqq.  —  ©e- 
onbercS  (Semic^t  legte  auf  bie  geiftUd^e  @rgiebung 


117 


Seminar. 


118 


fclJtra  mS/t  vm  bie  TOitkl  imb  guter  ffiitte  bei 

>n  eopttdit,  ^oiü>em  aud^  geeignete  ^riefter  mc 

r  innig  ba  Vitflottm.  ©o  tonnten  tro^  bcr  Söe- 

'£%unc  bct  6qnoben  non  VugSburg  1566,  fton« 

ffflu  1567,  eoljbuTg  1569.  1573.  1576,  SreS- 

kn  1^92.  ^09  1605  il^  Seminare  nur  erjt  in 

hittiben^cc  gorm  Volten,  fo  bo8  ßid^jtötter 

ÄjT.  1564),  ba«  aBurjhirger  (gegr.  1570),  ba« 

(ts4Umet  (gegr.  1571)  u.  f.  tt.  Sinbere  entftanben 

kzcfm  im  17.  unb  18.  Sal^rl^unbert,  bie  meiften 

n".  cB  bte  1luf()ebung  beS  3e{uitenorben8  bie 

i:^  Taigen  €i!^Ien  Demid^tete.  Äleine  Seminare 

ekViwen  ^  1718  )u  Sreiftng,  bann  in  ÜRied- 

bfi^  Smggritfi  unb  Sorf en  unter  ber  Seitung  be9 

SorfpfoixttSw   Sie  Seminore  ju  SRunfter  1610, 

fetE  1615^  ^g  1631,  Strasburg  1682,  9le- 

MSbnxg  1687,  SSien  1759,  ffonfian)  1760, 

t^atetocn  1777  ftnb  fafl  burd^gel^enbS  nur  %n- 

iaiage.  S>te  oUrfien  Seminore  im  Oefterreid^ijd^en 

fis^  bie  in  Sriettt  1580,  SoTjburg  1582,  @url 

l$SS,  «inj  1591  (DgL  3{d^oRe,  3He  tl^eol.  @tu- 

bcc  Ttnb  Snflaltcn  ber  lat^.  INrd^e  in  Oefterrei(!^, 

Sua  1894).  Zn)|  oQer  Semu^ungen  beS  apofto- 

fjiänt  Siu^IcS  gelang  eS,  mie  oben  bemerft,  aud^ 

B  Biifeicm  do^r^iinbert  nid^,  in  ben  beutfd^en 

Unten  bdi  tttn  tribentinifd^e  Seminar  burd^- 

9pnbitn .  unb  bie  be{le|ienben  Snftalten  flanben 

zj4  mt  tm  unter  bolb  milberer  balb  jhengenr 

ranTnftcr  flufftd^t.   3n  ber  oberrl^ni^d^en  ftir- 

tnipanräii  Uteben  bte  9nftalten  )u  3Ram)  (iebod^ 

Bit  Osteiim^ung ;  f.  b.  «rt.  vm,  523)  unb 

ftdba  befk^ ;  ba&  ^^ttb^rger  Seminar  mürbe 

■oft  6t  $dxr  im  @c$n)ar)malbe  oerlegt  (1841), 

:=3bnrg  a^idt  ein  Seminar,  9lottenburg  ba- 

ftfii  behielt  neben  ben  IhtabenconDicten  in  ^bin« 

^  «^  XoHtoeil  boS  mit  ber  UniDerfttät  Xfi- 

kügsn  oeitenbene   flootlid^  SBil^lmSftift  unb 

scnbcn  ein  Ißriefierfemtnar  ^u  Stottenburg  mit 

c3{;i|ngem  <luirfu§  (t>gL  !Brüd(,  ®efd^id^e  ber 

Iah  ttndft  in  2)eulfd^Ianb  im  19.  ^a^r^unbert 

IL^Rniil  1889,  419  ff.).  3n  Sägern  )ö^tt  bo8 

Stiigioiiicbitt  oon  1818  bie  Seftimmungen  über 

tx  gdpfi4™  SilbttngSanfialten  gu  ben  ©egen- 

cinben  »gcmif^ter  ^lotm",  tro|  beS  Soncorboted 

feOR  1817,  Uftldfe»  tribenttnifd$e  Seminare  oor- 

rsts.  %)k  Slegientng  bottrte  nur  Seminare  mit 

nrt^trignB  eurfud;  jfiuibenfeminare  an  ben  ftaat- 

iite  Qmnnafien  imb  Sotttiicte  on  ben  ftaattid^en 

toUgiidben  ^ecn    muffen  bie  Sifd^öfe  felbft 

■flantdtw    SeJ^tiii^  lag  bis  )um  Sulturfampfe 

^  &4e  in  ^ßmt^en,,  xdü  bie  9ifd^5fe  ebenfalls 

ei  ngnsn  IRitteln  imb  bo^u  gemibmeten  ^ritiat« 

fda  Cimmde  neben  ben  ^riejierfeminarien  ftif- 

f^BL  In  birfen  Ser^ltniHen  l^ben  bie  Denl- 

OTÜn  ber  botifd^en  Sif^iöfe  k>on  1848,  ber 

ns#f^  tmn  1849,  ber  boQrifd^en  oon  1850, 

kr  dtacbciRif (^  Don  1851  nid^td  SSefentltd^eS 

aöbcm  uecrnod^,  imb  iu>d^  1864  oer^inberte 

hf  httfdfd^  Stegiexung    mit  &ttoa\t  bie  Sr- 

fmBß  eines  Mf d^öflid^en  Seminars  in  S)>eier 

dai!  m.  369  ff.).    @^  Suf^ebung  ber  Sul- 


turfam))f gefe^e  ift  bie  Srgtel^ung  unb  miffenfd^aft- 
lid^e  Silbung  ber  jufünftigen  Klerifer  in  $reu^en 
im  ©onjen  auf  ben  frül^em  Stanb  jurüdgefe^rt, 
inbem  ber  Unterrid^t  in  ben  S^mnofialfäc^em 
mit  abfd^Hcfeenbem  ßjamen  an  ben  öffentlid^en 
®9mnafien  ftattpnbet,  toäl&renb  ber  gac^unter- 
rid&t  t^eiß  an  ftaatlid^en  ^nftalten  (Unioerfi- 
täten  ju  SBonn  unb  SreSlau,  3lfabcmie  ju  5IRün« 
fter,  fi^ceum  §ofianum  in  SraunSberg),  tl^eils 
an  bifd^öfltd^en  gracultäten  begm.  Seminaren  er- 
tl^eilt  »irb,  fofcm  biefe  oom  SKinifter  aI8  baju 
geeignet  anerlannt  jinb.  SBo  nid}t  ber  gange  tl^eo- 
logifd^e  Unterrid^t  bis  }ur  ^riefteüoeil^e  im  Se- 
minar abgemad^t  mirb,  tritt  ein  SurfuS  im  fogen. 
^riefterfeminar  nad^  minbeftenS  fed^Sfemeftrigem 
Sl^eologieftubium  ^ingu.  S)ie  (Srünbung  oon 
ihtabenconoicten  mie  oon  Conoicten  (Kollegien) 
für  bie  Stubirenben  an  ben  Unioerfitäten  ift  Sa^e 
beS  Sifd^ofS.  «Qe  lird^Iid^en  «nftalten,  meldte 
ber  Sorbilbung  ber  ©eiftlid^en  bienen,  [teilen  unter 
9[ufftd^t  beS  Staates,  bie  aber  nur  bie  allge m ein  e 
fein  fon,  mie  fie  ber  Staat  über  aQe  Srgiel^ungS- 
anjtalten  beanfprud^t  Statuten  unb  ^auSorb» 
nung,  92amen  ber  Setter  tmb  Seigrer  an  ben  Semi- 
naren finb  bem  SuItuSminifter  mitgutl^ilen.  Sel^- 
lid^  lauten  bie  Seftimmungen  in  99aben,  mo  als 
Srfa|  für  baS  frül^er  oerlangte  „StaatSesamen" 
ein  Xeflat  über  ben  Sefud^  oon  ))]^iIofop(ifd^ 
93orIefungen  gef orbert  mirb,  unb  im  ©ro^^igog- 
tl^um  Reffen.  Sad^fen  Oerlangt  Qbfoloirung  beS 
©QmnaflumS  unb  breijäl^gen  Sefud^  einer  beut- 
fd^en  StaatSunioerfUöt,  an  beffen  Stelle  aber  ,,biS 
auf  meitere  SBeftimmungen"  baS  Stubium  im 
menbifd^en  Seminar  in  $raa  treten  borf.  3n 
Sägern  unb  SBürtemberg  ift  Der  obm  gegetd^nete 
Suftanb  geblieben.  —  3n  ben  Seid^SIanben  (SIfa|- 
fiotl^ringen  ifl  ben  »if^öfen  bolle  Sfreil^t  für  bie 
^öl^re  SuSbilbung  beS  SleruS  in  ben  Seminaren 
gu  9Re^  unb  Strasburg  nadji  ber  9nnesion  be- 
laffen  morben;  ber  g^mnofiale  Unterrid^t  fielet  aber 
aud^  l^ier  unter  StaatSaufjid^t,  unb  bie  Srrid^tung 
oon  ftnabenfeminaren  marb  geitmeilig  unmögliq 
gemad^t.  —  3n  Oefteneid^  befielen  gmar  an  ben 
Unioerfxtötm  burd^meg  lat^lifd^-t^eologifd^e  gfa- 
cultäten,  unb  feit  1870  geigte  fid^  mel^rfad^  baS  93e- 
fhreben,  bie  bifd^öflid^en  tl^eologifd^en  Se^ranftalten 
aufgul^eben;  inbeffen  ftnb  bie  1874  in  ^uSfid^t 
gefteStenbefonberenSBeftimmungenüberbie^eran- 
bilbung  beS  SIeruS  nic^t  ergangen.  Sei  ber  ®e- 
legenl^eit  erllarten  übrigens  bie  Sifd^öfe  ftd^  bereit, 
nur  biejienigen  in  il^re  ^dl^eren  tl^ologifd^en  9tn- 
iaiten  aufgunel^men,  meldte  baS  @Qmnaftum  ab- 
oloirt  litten.  Sine  SujammenfteUung  beS  für 
)ie  ^ranbilbung  ber  ®et[tlid^en  in  2)eutfd^Ianb, 
Oefierreid^  unb  gfranfreid^  geltenben  StaatSred^teS 
f.  bei  ^infd^tuS,  fftrd^enred^t  IV,  554  ff.  —  JBerle 
über  eingelne  beutfd^e  geiftlid^e  Seminare  e^tftiren 
für  Samberg  (0.  Sd^mitt  1857,  unb  SDleJner, 
1885),  SraunSberg  (IBenber,  ®efd^.  ber  pl)ü.  unb 
tl^eol.  Stubien  in  (Srmelanb,  SraunSb.  1868),  S)i- 
lingen  (o.lpauSmann,  1888),  (gid^ftatt  (0.  Suttner, 


110 


Seminor. 


IM 


1859),  greibuxB  (ftSnig,  3ur  (Bcfd^id^  ber  il^L 
SacuUöt,  SftetB.  1884),  Sßünd^  (@<^ib  1894), 
$aberbom  (S^ionif,  1877),  ^f^u  (oon  Sbtec- 
munbt,  1834),  Zrier  (Snbred,  IBantuSfeminat, 
Zrier  1890;  tki^u  «r^rüfung"  2C  Don  Sd^ffgm- 
Sager,  ebb.  1889 ;  ^6tn  SBort''  u.  f.  id.  [ano- 
nym], ebb.  1890,  unb  «Sed^tSgefd^.  u.].  tD."  Don 
Souerlonb,  ebb.  1892;  Steu^,  ®aS  btf(i^5flid^ 
^riejierfeminQt  in  Irier,  ebb.  s.  a.  [1890]),  SBien 
(im  SBiener  ©iöcefonblatt  1869—1870):  eine 
(Sejd^id^te  beS  ^riefierjeminarS  in  ftöln  (Don  UnfeO 
i{i  tn  Sotbereitung.  sßon  anbeten  l^ierl^r  gel^öri- 
^en  @d^riften  feien  genannt  (äBittmann,)  92a(^- 
ri^ten  Dom  geiftlid^en  @eminarium  in  StegenS- 
bürg,  9{ämberg  1803;  gfrint,  S)arfieaung  ber 
l^öbem  aSilbungSonflalt  für  SBeltpriefler  ...  in 
äBten,  aBien  1818;  SBeber,  ©efd^id^te  ber  ge- 
lehrten Spulen  im  t)o4lftift  ^Bamberg  I,  Bam- 
berg 1880;  Sraun,  ®efd^id(|te  ber  ^eronbilbung 
bed  (SIerud  in  ber  2)idcefc  SBürgburg,  SBür^burg 
1889.  —  lieber  bie  SeminorDerböItniffe  in  9torb- 
0  m  e  r  i !  a  gibt  fär  bie  ältere  S^it  93u|,  2)ie  notl^- 
ttenbige  Ste^rm  u.  f. ».,  @d^ff]^ufen  1852,  206 
Sudfunf t ;  Diel  befd^öftigt  l^ben  ftc^  mit  ber  Se- 
minarfrage bie  iüngften  ^roDinjialf^noben.  9tad^ 
£)offmann8  Directory  für  1896  löifit  man  in  ben 
bereinigten  Staaten  106  Seminare  unb  9  Uni- 
Derfttoten  mit  3681  Xl^eologie-Stubirenben  (DgL 
baju  3inunermann,  2)ie  UniDerfitöten  in  ben  93er- 
einigten  Staaten  [Srgän^ungSl^eft  68  ber  Stimmen 
aus  ÜRaria-8aa(!§],  greiburg  1896,  63  ff.).  — 
betreffs  ber  für  bie  SRiffionelänber  be- 
jUmmten  Semmarien  ift  bereits  oben  auf  b.  %rt 
iDtifllon  Yin,  1594  Dem)iefen  morben. 

5.  2tn  ber  Seurtl^eilung  bed  äBert^ed  ber 
Seminarbilbung,  namentlid^  im  Serl^öltni^  )ur 
UniDerfttötdbilbung,  gelten  bie  9){einungen  aud^ 
unter  ben  fird^Iid^  geftnntenXl^eoIogenau^inanber. 
Xro^em  ba|  bie  Erörterung  ber  SontroDerfe  für 
Seutjc^Ianb  praftifd^  toenig  Srfolg  Derfprid^t,  mirb 
fie  feit  Sauren  bod^  Don  S^it  5U  3(it  ftetS  mieber 
Don  Steuern  aufgenommen  unb  barf  bal^er  ^ier 
menigftenS  in  it)ren  ©runbjügen  nid^t  übergangen 
merben.  Selbftoerftänblid^  bleiben  bie  Stimmen 
aller  berienigen  au|er  IBetrac^t,  loeld^e  principieU 
®egner  ber  f  i  r  d^  I  i  d^  e  n  ßr^ie^ung  ber  2:^eologen 
finb  unb  in  ben  Seminaren  nur  „^erbummungd- 
anftalten"  erblicfen.  S3on  ber  Derpflic^tenben  Jhaft 
bed  tribentinifd^en  Seminarbecreted  ift  oben  baS 
9löt^ige  gefagt;  ba|  e§  @rünbe  geben  fann,  loeld^e 
Don  ber  ftricten  ^Befolgung  bcSfelben  entbinben, 
braucht  nic^t  erft  beioiefen  ju  toerbcn.  3)l\t  ber 
Sntd^tung  ber  Seminare  tooUit  bie  ffirc^e  aber 
i^re  Stellung  gu  ben  UniDerfttälen  nid^t  önbem, 
inSbejonbere  loar  ed  nid^t  bie  ^bfid^t  be§  ^riben- 
tinumS,  bie  tl^eologifd^ien  gacultöten  aufjubeben 
ober  labm  ju  legen.  3m  @egent^eil  Derlangt  baS 
ürc^Iid^e  Stecht  nac^  »ie  Dor  für  gemiffe  Seneficien 
afabemifd^e  @rabe,  unb  ^ßapfte  loie  IBifd^öf e  ^ahtn 
nie  aufgehört,  bie  UniDerfitöten  ju  förbem,  felbft 
neue  ju  grünben  ober  SoHegien  baran  ju  errid^ten. 


2)ad  £onciI  nemü  femcc  ott  &  bie  Gtwkmt 
}unad^ft  in  IBetrac^t  tommenbe  oAgßnflt  Ue  pan- 
peres,  um  bamit  gerobe  ben  hcvktm  tmb  g^ 
funberen  SSoDSfd^idbten  ben  Sugong  lun  ^|Mi^ 
t^um  )u  eröffnen ;  bie  9ki(^  f olUni  xAoA  bont 
nid^t  ouSgefd^Ioffen  fein,  ba  fie  entnmer  eoenfoU 
in  ben  Seminaren  9ufna]^me  finben  bmnim  ober 
i^nen  anbere  SSilbungSmege  )u  (Bebote  paäxa, 
loeld^e  (h)ie  bereite  ob.  109  bemerft)  ben  on^cnbci 
Sl^eologen  burd^auS  nid^t  grunbfä|Iid^  Derfpcnt 
merben  foOten.  92eben  bem  ibealen  (Stfi^tfipinft 
einer  guten  Srgiebung  tritt  eben  bei  ber  Stoti^  ber 
bamaligen  Stü  ber  praftifd^e  93ort]^  ber  neua 
Seminareinrid^tung  bei  ben  SoncilSbötem  ftad 
beroor.  9lad^  bem  Sor^ergefagten  ifl  bo^  bk 
grage,  ob  Seminare  ober  t^eologifd^e  gfacultätai 
Dorju^ie]^  feien,  im  Sinne  bed  XribentinunI 
eigentlid^  Döllig  überflüfftg.  Sie  gemtnni  erß  9e* 
beutung  mit  SRüdftc^t  auf  bie  mobeme  Stooll« 
uniDerfitöt  unb  baS  ftaatli^  Unterrid^tSmonoinL 
S)ie  ®efabren,  meldte  bie  ie|igen  UniDerfitälm 
für  iJpx  Stubenten  überbau))t  bieten,  muffen  mit 
ÜtotbtDenbigfeit  baju  bröngen,  bie  %fyto\o^ 
Stubirenben  bagegen  gu  fd^ä|en.  S)ie6  fofl  ättt 
lebenfaES  nid^t  babur^  gefc^e^en,  baf  man  bie 
tl^eologifd^en  Sfacultftten  gan^  trennt  Don  benllni^ 
Derfttöten,  bie  bo(^  bie  SBrennpunfte  »iffenfd^ 
lid^er  Setbotigung  bleiben,  an  benen  aber  eben 
belbolb  bie  Zb^ologie  als  äBiffenfc^aft  ber  SBif^a^ 
fd^aften  nid^t  fehlen  barf;  fonft  mürben  bie  anbercn 
afabemifd^  ©ebilbeten  nur  ju  leidet  bie  Slb^logje 
Derad^ten  lernen.  3ubem  bebarf  bie  Xb^l^gie 
felbft  ber  pbjung  mU  ber  äßiffenfd^aft  ber  3eit, 
ba  gro^e  ®ebiete  berfelben  bie  profane  gforfd^ung 
nid^t  au|er  ^d^t  laffen  fönnen.  ^uf  boS  &bea 
ber  ^od^fd^ule  unb  bie  birede  fjf^Iung  mit  ba 
atabemifd^en  3ugenb  Derjid^ten,  bi^^  ^inen  ^ 
baS  9Bir!en  ber  IKrd^e  f  e^r  mid(|tigen  ßinflu|  preis- 
geben. S)abei  ift  natürlid^  DorauSgefe^t,  ba|  bie 
tbeologif^e  f^facultät  mirflid^  bie  fatbolifd^  Skm* 
benSmiffenfd^aft  repröfentirt,  alfo  alS  fird^i^e 
änftitution  erfd^eint.  SBo  bem  Sidcefonbifd^ 
bei  SefteOung  ber  ißrofefforen,  ^luffteOung  bei 
Se^rpIanS,  Uebertoad^ung  ber  Se^rer  fein  ober  nur 
ein  minimaler  Einfluß  geftattet  ifi,  entbehrt  bie 
tl^eologifd^e  gfacultöt  beS  hrd^lid^en  Sb^milterS 
unb  fann  ba^er  baS  9)crtrauen  loeber  ber  furd^lid^ 
93ebörben  nod^  beS  fat^olifd^en  9$olfeS  befi|^ 
Unter  fold^en  8$erbältnt|{cn  bröngt  bie  Sage  bagu, 
ben  tbeologifd^en  Unterrtd^t  Döllig  an  bie  Seminare 
5U  Derlegen  ober  freie  fatbolifd^e  UniDerfitöten 
)u  grünben.  SBaS  fpecieU  bie  b^ftigen  SSonoüife 
betrifft,  meiere  öfter,  namentlich  in  ben  Sultur- 
f ampfbebatten,  gegen  bie  Seminare  erhoben  mürben, 
als  ob  biejelbm  nur  eine  einfeitige  unb  mangel- 
l^fte  Silbung  ermöglichten,  fo  berufen  biefeloen 
im  ®runbe  auf  bem  falfc^en  $rincip,  ba|  bie 
menfd^lid^e  Sntmicilung  ftcb  befjer  in  ber  greibeit 
als  unter  fteter  3ud^t  DoUpbe.  f^ür  ben  Unter- 
rid^t  aber  fommt  nid^t  foDtel  auf  ben  92amen  ber 
^Inftalt,  ob  Seminar  ober  Unioerfttöt,  als  Dielme^ 


in 


Seminaristienm  —  6eTn{{)e(ag{ant8mul 


122 


csf  Mr  MAnften  9^th8fte  unf  ben  fa  (SnmM 

iÄ|>«8rj^lfln  Ol;  in  Mefer  Sejte^ng  ^oM 

isk  SminoR  itf|ctc  Stfolgc  aufjiitöttfm  etil 

ifik^  Itiologift^  Qfctciiltittti.    9Seitn  femet  on 

M  Ufllbci^itAtcn  hux^  bit  jngd^Örigtn  Sibfio* 

^efo.  btr  SufUKil^I  bet  Sekret  auS  grö|eren  ®e- 

siORi,  tei  Sttfammenflrdmen  ftrtbfomet  SttJ^öret 

tc  viffaMoffl^e  Sttrieb  ein  tegeret  x%  fb  ifi 

Bclv  in  nm  6aRixuirtn  beffet  gefotgt  für  eine 

dSgeneine  «A  ntfd^^tige  SBttffomfeit  M  Unter- 

tI|I1  Sit  ben  «»eitern  Serfof g  bet  (SontroD^rfe 

fi  onf  Mc  tfftcffcnbe  Siferochn  ftertmefen,  cniS  ber 

}m  in  nrnnen  finb :  ^^iertnger,  S)ie  SCl^eoIogie 

te  «Dr»  nd)  ajetoeit,  2.  9nfl.,  Sonn  1869, 

&  EC;  ^ngenrdt^er,  im  C^ilioneum.    9teue 

JMgff  I  (1869),  488  ff. :  »eufd^,  S^feol.  gfacul- 

Aa  eher  €emmate?  Sonn  1873  (StectotatS- 

oN);  9tniAifi  Z^miftor  (^fniboti^m),  2)ie 

^Sboig  m^  Srjicl^g  bet  ®etftH(^en  n.  {.  to., 

ItStß  IBM,  mit  ber  ®egenfd(|tift  oon  3ufititnd 

gikftiimmu  OPfenbom^m),  VoAen  1884,  nnb  ber 

ftnfift  a^rti^  9ntaort  tl^emtflor9,  Zrier  1 884 ; 

btS&itct,  hr  ben  ^-))0l.  SUitem  C  (1887), 

in  ff.;  «>exf.^  Ximot^etiS,  2.  «ufl.,  äfreiburg 

1^9-7, 147  ff. :  i^^^lS,  S)a»  Stubtum  ber  Sl^eo^f 

togtr  fMiß  iinb  jefft^  2.  «nfl. ,  ^relfiurg  1890 

anoeulSiibe) ;  €(^1I,  S:)er  ftat^oliciSmuS  att 

f»iac9  be<  af<n#^tfefi,  8.  trä.,  SBürsburg 

I3W,  30  ff,  —  Sföt  öperreid^fi^e  Serl^ftltnifle 

)nmm  jpeädl  fai  !BeftQd(|i  (©injel,)  3)ie  IM- 

aiibini  in  OePerreid^  nnb  Ü^re  Keforfn,  SSicn 

!873.  «nb  bir  ®^enfd^riften  ton  ^xäfl,  ffifit« 

sigtng  ber  Mf^öfl.  eitricalfeminarien  k.,  SBien 

IS73;  (efonontf,)  Sixr  Sneform  ber  tl^eot.  6hi« 

rioi  tD  Ccfiemi«!^,  ®ra)  1873;  @täta,  3ur  9le- 

Tic3  ber  hi^M^oL  Se^nmfioHen  in  Cefterreid^, 

§^  187S.  —  3ür  Gnglonb  f.  ou^  Mamxing, 

Tbr  0fll6e  of  the  Charit  in  higher  eatholic 

D&£«tiaQ«  London  1885.  —  S^m  gonjen  ^rt. 

9f»t.St4i9t.fat]^.MT<i^nteditLXYI(1891), 

l  A  %  nWb  in  ben  Siegiflerbönben  s.  ▼.  @emi- 

n,  feiner  IGhalvfi,  A  papnevel^  tOrtönete 

s  eho^ete  (®ef$.  unb  x^orie  ber  ^efierbil- 

fca^v  Bndipest  1896.    lieber  bte  ffnabenfemi« 

toiMn:  @mebbind^  S)ie  ihtabenfeminarien, 
1846 ;  S>te  Sinffi]^rung  ber  ffnoben« 
Dom  tix^üd^ffftolo%i\d)m  Stonbpunfte, 
g6tl{biinfctt  1848 :  S>te  fir^Iid^en  ffnobenfemt" 
ttt9.2.«nfL.fianb9^1862.  [@tebengattner.] 

Se^mmisticiun,  f.  9lbgaben  I,  79. 

fmifiÜB^Umismns  Vfi  bie  fpütere  Segetd^- 
rxai  fir  eine  {ttrifd^  pelagianifc^er  unb  ougu- 
^2n^6nri)cnIe]^Tf  t>erfud^te  SKtttelfteUung  (Dgl. 
?tHf,  Aquit,  O.  CoU.  c.  3,  bei  Migne,  PP. 
tiL  LL  221) ,  n^eld^e  ^to]ptt  bon  ^quitanien 
rcpcg  äH  ^Ueberrefte  beä  ^elogiamimud" 
^aae  tl  Ang.  Ep.  225,  7,  bei  Migne,  PP. 
tu  nxm«  1006).  ®egen  bie  oiiguftim)^e 
nrr,f  Mn  ber  unbebingten  Sorl^befiimmung 
'ji  (leib  mib  ber  ffyc  entf))red^enben  ©naben» 
unb  ®nobenn>trffant!eit  erl^ob  ftd^  ju» 


erf!  in  ^ftifa,  borni  oStt  a«%  t^btt«  i«  6ab- 
gaUien  ein  nid^t  unerl^ebliqer  SBibetftm!it!^.  Sinige 
!Dlön(^e  bM  fflojierS  }u  Sbtntnef  ntetiiten,  ha* 
bnrdb  roOtht  bie  menf^fi^e  gfret^eit  nitb  ©otted 
geregtes  ©eridbt  in  gfroge  gefteOt.  2>Qr(mffiin  oer- 
fagie  ber  fjt.  ^ugu^nuS  um  42i6  ober  427  baS 
Sud^  De  gratia  et  libero  arbitriö,  boi  er  nebft 
dmxh  Segleltfd^eiben  an  ben  Ate  SSotentin  unb 
beffen  5Dlönd^c  fcmbte  (Migt(e',  PP.  lät.  XLIV, 
878).  3n  lekierem  uximf  er  bot  bem  ÜRi^btaud^, 
ben  man  leiqt  au8  feiner  Se^re  jiel^en  tonne  tinb 
im  fttofler  ]u  Sbrumet  mirflid^  gebogen  l^be.  SBie 
VU  Salentin  an  9uguftinud  beratet  (Migne 
ib.  911),  bentl^gten  ftd^  nun  bie  ÜRünd^e  orö^ten- 
tl^itt ;  nur  einige  fleifii^ßd^  ©eftnnte  gogen  falfd^e 
Sd^tnffe  aus  ber  Sd^rift.  ^nge|td^td  ber  äBeS  be^ 
tohfenben  ©nabe,  meinfen  {ie,  fei  bie  3^ed^« 
meifung  oon  Seiten  ber  Sorgefe^en  nu^iod  unb 
üBerftüfflg ;  fle  Idnnten  l^d^ftenS  nod^  bie  ttn- 
el^brfamen  ermahnen  unb  für  Jte  beten.  9ugu« 
tnuS  oerfa|te  nun  an  biefelbe  weffe  txtit  n^ue 
3d^  De  correptione  et  gratia  (Migne  ib. 
915  sqq.),  »orin  er  feine  9nftd^t  bon  ber  $rS' 
befUnatton  nod^  koetter  entnridfelte  rnib  geaen 
OHIberftänbniffe  bertl^ibigfe.  —  SuS  berfelben 
3eit  ftammf  toal^rfd^einliq  aud^  ber  Srief  beS 
^eiligen  an  SitaltS  bon  (Sortl^go  (Ep.  217, 
bei  Migne,  PP.  lat.  XXXfll,  978).  ffiicfer 
tebrte,  ber  9(nfangbed  ©toubend  imb  bed guten 
SBetfed  gel^e  Dom  9Renfd^  au8.  SBied  matt  i^n 
auf  bie  SibelfteDe  l^in,  monoti^  ©Ott  in  unS  ba$ 
9BoIIen  uitb  boS  SoSbringen  loirle,  fo  memte  et, 
ber  SDlenfd^  [timme  eben  ber  t(m  burd^  bie  Ser« 
(finbij^mig  ber  Seigre  (Sl^tip  juoorfommet^en 
©nabK  mit  feiner  ^rei^eit  ju  unb  erlange  oi^ 
©runb  biefer  gläubigen  3u]nmmung  bie  Shd^t« 
fertigung  oon  ©ott.  S)er  1^1.  Sugufttnu?  erl^ob 
ftd^  mit  a0em  9iad^btud!  gegen  biefe  ^trlel^e  unb 
bemerfte  u.  St.,  eS  fei  alSbann,  mie  ed  bod^  bie 
ftird^e  nad^  l^erfömmfid^et  Sitte  tl^ue,  aud^  nid^ 
nötl^ig,  ben  Ungläubigen  bie  ©nabe  ber  Sefel^mng 
gu  erpe^.  —  9?ad^l^oItiger  mar  um  biefefte  Seit 
ber  SBiberiprud^  gegen  einzelne  @ft|e  ber  augufti« 
nifd^  ©nabenle^re  xm  füblic^en  ©ollien.  f)ier« 
oon  mürbe  SuguftinuS  burd^  i^ei  feiner  bortigen 
SBerel^rer,  $rofper  unb  ^Ucabxi,  in  {e  einem 
befonbcm  Sriefe  in  Äernitni^  gcfcfet  (f.  Aug. 
£pp.  225.  226,  bei  Migne  L  c.  XXXUI, 
1002  sqq.).  S^rem  Senate  }ufotgc  maren  eS  be« 
fonberS  ^Dlönc^e  in  unb  um  3Raffuio  (ba^er  aud^ 
ber  Slame  SWaffifier),  mel^c  bieje  fpätcr  „fcmi- 
))elagianifd^''  genannte  Stid^tung  einfd^Iugen  unb 
unter  t^feftl^altung  ber  gegen  ^elagtuS  erloffenen 
fird^Ii(|en  Seftimmungen  mand^ed  Sd^roffe  an 
ber  Seigre  9(uguftin§  oerbejfem  moSten.  2)ie  oon 
le^terem  betonte  Sorl^erbeftimmung  jum  enrigen 
Seben  ol^ne  SRüffid^tna^me  auf  bie  Seroienfte  f d^ien 
ibnen  namentlidp  au3  praftifd^en  ©rünben  gefä^r- 
lid^ ;  fie  meinten,  baS  emige  Seben  koerbe  nur  oon 
benienigen  erlangt,  ttield^e  freiwillig  an  ©Ott  ge* 
glaubt  unb  burd^  i^re  SereitmiOigfeit  ju  glauben 


123 


©emipelagiontdmud. 


m 


(merito  credulitatis)  aud^  ben  Seiftanb  ber 
©nabc  cmj)fangen  l^öttcn.  3n§bc}onbcrc  gcl^örc  bcr 
©loubcnSanfang  bcm  9Mcnj(^cn  allein  on,  SBäl^» 
reub  fie  fo  bie  ©nabenauSmal^I  auf  bie  ^röjciens 
bcr  menfd^Ht^en  Scrbicnftc  jurüdfüW^W/  ncfcn 
fic  bei  ben  Äinbem  unb  bei  ben  ga^lreic^en  Söl- 
fern,  bie  öom  ßl^riftentl^um  nod^  nid^t^  gej^ört 
l^aben,  bie  SSorauSfid^t  be§  Sebinöt«3ufünftiöen 
5U  ^ilfe.  ^u|erbem  roax  nad}  x%mn  anä)  bog  Se- 
larren  in  ber  ©nabe  bis  jum  6nbe  nid^t  eine  be» 
fonbere  ®nabe,  fonbem  ©ad^c  be§  freien  SBiUenS. 
®er  1^1.  ^ilugufttnuS  antwortete  429  in  ben  jtoei 
on  ^rojper  unb  §ilariu§  gerid^teten  ©d^riften 
De  praedestinatione  sanctorum  unb  De  dono 
perseverantiae  (Migne ,  PP.  lat.  XLIV, 
959  sqq.,  unb  XLV,  993  sqq.).  3n  le^terem 
SOBerfe  gibt  er  al§  fie^re  ber  S&lafftlier  furj  an: 
Initium  fidei  et  usque  in  finem  perseveran- 
üam  sie  in  nostra  constituunt  potestate,  nt 
Dei  dona  esse  non  putent  (ib.  1019).  @eine 
§opung,  bafe  bie  ü)iafftlier  il^ren  SSttierjprud^ 
aufgeben  würben  (De  praedest.  n.  2),  erfüllte 
\\ä)  nid^t.  äBö^renb  $rofper  unb  ^ilariuS  nur 
nad^  münbU(^en  ^uSfagen  berid^tet  l^atten,  er^ob 
man  nun  aud^  fd^riftlid^  gegen  bie  auguftinifd^e 
Xl^eorie  6infpra(^e.  3to^anne§  gaffianuS  (f.  b. 
9lrt.)  I^ielt  im  ©cgenfa^e  ju  ^uguftinu§  on  bem 
UniDerfoIiSmuS  ber  ®nobc  unb  ber  Berufung  feft 
(CoU.  13,  7,  bei  Migne,  PP.  lat  XLIX,  908 
[ed.  Petschenig  369]),  on  lefeterer  nur  infolge 
ber  göttlid^en  ÜSorouSfid^t  beS  Ofreil^eitSgebroud^d 
(ib.  17,  26;  ed.  Petschenig  17,  25  [494]). 
SSejüglid^  ber  groge  über  boS  iBer^öItni|  ^toi« 
fd^en  ©nabe  unb  greil^eit  blieb  ftd^  Saffian  nid^t 
confequent.  ^n  einigen  ©teflen  fprid^t  er  oon  ber 
obfoluten  ^lot^wenbigfeit  ber  ©nobe  ju  allem, 
tt>o§  gut  ift,  unb  ber  9lid^tig!cit  oDeS  menfd^« 
Iid)en  SScftrebenS  ol^ne  fte  (ib.  4,  5).  6r  nennt  e§ 
olbem  unb  gotteSIafterifd^,  irgenb  etwoS  öon  ben 
guten  SBerfen  unferer  SSemül^ung  ftott  bcr  ©nobe 
unb  §ilfe  ©otteS  bci3umef|en  (ib.  3,  16).  9^id^t 
allein  bcr  Einfang  bcr  SBcrfc,  fonbem  oud^  ber 
guten  ©ebonfen  fomme  au§  ©Ott ;  er  jIöBe  un§ 
bie  Anfänge  be§  ^eiligen  SBittenS  ein  (ib.  13,  3), 
unb  bie  Senifung  gum  §immclreid^e  gcfd^cl^e  öon 
©Ott  ol^nc  icgli^eS  oorouSgcgongcne  Sßerbienft 
öon  ©citen  be§  ^enfd^en  (ib.  1,  15).  ^ud)  ouf 
bie  ^Rotl^wenbigfcit  ber  ©nobe  ber  Sc^arrlid^fcit 
wirb  flar  genug  l^ingewicfen  (ib.  23, 3).  Ruberer- 
feitS  ift  bod^  oud^  fi^er,  bo^  ßoffion  bie  Anfänge 
bc§  §cil§  (initium  fidei)  wcnigftcnS  in  cinjclncn 
tJfäUcn  ber  2BiÜen§frei^cit  jufdjreibt.  ^uf  bie 
Sroge,  „ob  ©Ott  fid^  unfer  erbarme,  weil  wir  il^m 
ben  Anfang  be§  guten  SBiÜcnS  geboten,  ober  wir 
ben  Anfang  bc§  guten  SOBiücnS  erlangen,  weit 
©Ott  \\ä)  unfcr  erbarmte",  gibt  er  eine  5lntwort, 
weld^c  iebcnfallS  bie  ©cjol^ung  be§  erften  3:§eile§ 
bcr  gfroge  nid^t  auSfd^Iie^t.  ©o  fonnte,  fogt  er,  ber 
Anfang  be§  ©uten  bisweilen  al§  oon  ©ott.  Wie 
bei  SJ^ott^öuS  unb  ^ouIuS,  bisweilen  oIS  Dom 
2Kenf(^en  felbft  ouSgel^enb,  wie  bei  3öd^äuS  unb 


bem  ©d^od^er  am  Jheuje,  gebadet  totAta  (ib. 
18, 11).  SlnbcrSwo  fogt  er  gerobeju,  ba|  bis- 
weilen ber  SJlenfd^  per  naturae  bonum  qnod 
beneficio  Greatoris  indultmn  est,  in  ful^  ben  9bi« 
fang  beS  ©uten  erzeugen  fonne  (ib.  13,  9).  SBUl 
er  au(^  in  biefer  unb  onberen  ©teilen  ft(^  l^oupt- 
föd^Iid^  ;,  gegen  bie  ^nnol^me  einer  DöEigen  fUt- 
lid^cn  Unföl^igfcit"  wenben  (ügl.  ^od^,  Se^  bei 
3oj^.  gafpanuS,  Sreiburg  1895,  57,  «nm.  2),  fo 
bleibt  boc^  immer  wol^r,  ba|  er  ein  rein  menfc^Itd^ 
SSerbienft  leierte,  boS  Sic  j^ö^cre  ©nobe  ju  erwerben 
im  ©tanbe  fei  ^^  no^  bem  ^poftel  ©ott  felba 
„SQßoIIen  unb  SSolIbringen  wirft",  wirb  ^icrburt^ 
ebenfo  in  groge  gefteUt  wie  bie  völlige  ©rotuitot 
ber  ©nobe,  mag  fid^  biergegen  S^offton  aud^  no4 
fo  fcl^r  öerwol^rcn  (Coli.  13, 13).  —  3)er  bL^u« 
guftinuS  war  nid^t  me^r  am  Seben,  alS  Safpmt 
feine  Collationes  l^crouSgob  unb  bomit  in  engeren 
unb  weiteren  Greifen  nidjt  geringes  Sluffeben  er- 
regte. $rofper  oon  ^quitonien  übemol^m  beg^ 
ben  ftompf  unb  führte  i^n  auf  ber  ©runbloge  ber 
©c^riften  ^uguftinS  mit  ebenfouicl  Sinpd^t  als 
©efd^idf.  9tad^bem  er  in  bem  ©d^reiben  <m  einen 
fonft  unbcfonntcn  StufinuS  über  ben  ©egenponb 
tmb  bie  Tragweite  beS  ©trciteS  berid^tet  fyiAit 
(Migne,  PP.  lat.  LI,  77),  begab  er  ftdj  mit 
feinem  ^^eunbe  ^iloriuS  noc^  Stom  ju  ^ßap^  So* 
ieftinuS,  um  feinen  ©ciftonb  jur  Unterbrüdhmg 
ber  neuen  Srttbümcr  onjurufen.  Ser  ^^ft  e^ 
lie^  ein  SJlol^nid^reibcn  an  bie  Sifd^öfe  ©ollienS 
(f.  Migne,  PP.  lat.  L,  528),  Weld^eS  ben  «ifer 
ber  Seiben  in  böigem  ©robe  oncrfennt,  boS  9n- 
benfen  beS  f)l  ^uguftinuS  mit  warmen  SBortm 
öcrtbcibigt  unb  ben  Scrieumbem  bcSjelben  ©tifl» 
fd^weigen  bcficl^lt.  Unter  ben  ^breffoten  wirb 
bcr  Sifd^of  oon  aJlorfcUIe  juerft  genannt,  wojl 
ein  SBinf,  boj  er  öor  ^Ilcm  in  feiner  näd^ften 
Umgebung  SBanbcI  fd^offen  foflte.  3n  ber  golg^ 
trat  $rofper  olS  ber  Dom  opoftoüfd^en  ©tuble  Cc- 
ouftrogte  S^ertbcibigcr  beS  ©loubenS  auf  (Resp. 
ad  object.  Vincent,  praef.,  bei  Migne  L  c.  Li, 
178)  unb  öcrfo^te  gegen  bie  3Waffilicr  jol^Irei^ 
©(^riften  (f.  borübcr  b.  9lrt.  $ro|per  X,  47^. 
^nerfennenSwertb  ift  bie  weife  SKöftigung,  mit 
weld^er  er  oerful^r,  inbem  er  mond^eS  ^arte  an  ben 
grörtcrungcn  feincS  iERciftcrS  milberte  unb  boburd^ 
eine  9ScrföI}nung  ber  ©cmütber  erleid^terte.  ©o 
räumte  er  ein,  bo^  bcrjcnige  durius  rebc,  weldjer 
foge,  ©Ott  wolle  uic^t,  bo^  oIlc  SJ^enf^en,  fon» 
bcm  nur  eine  ^n^alfi  ^räbeftinirter  fclig  werben 
(Besp.  ad  object.  Gall.  2,  8,  bei  Migne  ib. 
LI,  172).  Sementfpred^cnb  mod^t  er  ouc^  bie 
^räbeftinotion  obI)ängtg  oon  bcr  SJorouSficbt  beS 
greibcitSgebraud^S  (ib.  2,  7)  unb  erflärt  auSbrüd« 
lid^,  ba|  oud^  bie  Serbommten  präbcftinirt  wor» 
ben  wären,  l^ätte  ©ott  i^rc  Seborrlid^feit  im 
©Uten  oorouSgefeben  (ib.  1,  12;  Resp.  ad  ob- 
ject. Vincent.  12).  6inc  üerföl^nenbc  ©tcHung 
nobm  oud^  bie  ©d^rift  cineS  Ungenannten  De  vo- 
catione  omnium  gentium  (Migne,  PP.  lat 
LI,  647  sqq.)  ein,  inbem  fie  bie  §armonie  jwi» 


la 


Scmler  —  ©enbgetid^te. 


126 


[trt  S^n^  unb  Qnabe  Oorlegte,  bie  etnjelnen 
i^cüe  bcr  ^tcigt  genau  untetf^ieb  unb  ^He^Iic^ 
M  lIicsfBtfi^Üc^tht  her  g5ttlul^en  »atl^fd^Iuf fe  mit 
'^  nb  Sßuibe  betonte.    Slid^tSbeftotoeniger 
ose  bcr  @tcnt  nod^  foß  ein  gonjeS  3a^r» 
(nibuic^  fort.  —  9{ad^  (Soffian  toor 
\zxiD^  Dan  Stelt  (f.  b.  «rt.)  ber  bebeutenbfte 
:=jt  bot  !Bertrctem  beS  Semipetagiantömud. 
ctmt  gegen  bcn  ^rdbeftinotianigmuS  be§  goEi» 
«SU  VncficcS   SucibuS  (f.  b.  9(rt.)  gerid^Ute 
E4cift  De  gratia  et  libero  arbitrio  libri  dno 
^C^ie.  PP.  lat  LVm,  783  sqq.)  betöm))ft 
rz^n^iitt  bot  ^lagioniSmud  (1 ,  1)  {otDie  ben 
ics^efttnatiiniidmuS  (1,  4),  befennt  ftd^  abet  an- 
^  SBefentlu^en  su  bem  t)on  Saffton  Der- 
e>c]ni|)elagianidmu3  (1,  11. 12).  SBol^I 
in  bem  nor  ber  fraglid^en  Sd^rift  üerfa^ten 
fhn  0»  eudbtiS  (Migne,  PP.  lat.  Lm,  683) 
7.^  emcr  gpraüa  praecedens,  Derjlel^t  aber  unter 
rroi  luSbrnct  lebiglid^  bie  Qu|ere  ®nabe  (De 
CTtL  1, 17)  unb  Dergleid^t  benSSiDen  mit  einem 
^^fifiBi  ®riff^  (per  quamdam  yoluntatis  an- 
eiilua),  bun^  bm  bie  ®nabe  onge}ogen  toirb. 
lad  beftmtet  er  buni^ud  bie  Snnafme  einer 
ntia  personalis  int  @inne  ber  ougufiinifd^en 
jf^^odefifaiatiim  (ib.  10)  unb  tritt  fiber^aupt  unter 
yem  Bd^iat ,  ben  ^röbefKnotianiSmuS  ju  be- 
SaKpfen.  jodDdbrenb  gegen  ben  ifi,  ^ugufiinuö 
a  Die  &9ranfen.    ^ie  @<j^rift  bed  gfauftuS  er« 
sds  pierft  SBiberfprud^  in  ®allien.  ^bituS  Don 
^nntt  (f.  b.  2(rt)  |»oIenii{irt  gegen  i^n  in  einem 
:<r«ffe  an  Stonig  ®unbobalb  (Ep.  4,  bei  Migne, 
r?  laL  LIX,  222),  unb  «bo  oon  Sienne  (f.  b. 
£r  I  beftountet,  berfelbe  l^abe  gegen  t^uftuS  ge- 
Zr/Mn  (Chron.  ad  a.  492,  bei  Migne,  PP.  lat. 
<  Hin,  107 ;  ogL  inbefe  «.  Rod)  [f.  u.]  56  f.). 
'iZBi^ta^  bagegen  lobt  bodSu^i  beS  gfauftuS 
il>e  ecxiptt.  eccL  85,  bei  Migne  1.  c.  LYIII, 
!:•<');  aOrai  bie  Urtl^ctle  biefed  ed^riftftenerS 
icT  lütgttftinuS  (].  c.  38)  unb  ^rofper  (ib.  84) 
-oiehl  unb  über  SobcmneS  &if|tan  (ib.  61) 
;rd<isjHtS  laffen   aud^    an  il^m  eine  femipela- 
rjsßüit  ^cnttoeife  erfennen.  —  yioä^  i^eftigere 
sv^gmei  fanb  bie  ®<!^rif t  beS  S^uftud  in  Sonftan- 
rr.^  an  boi  jog.  fcQt^ifd)en  Sßdnd^en,  beren 
SxTütptr  cm  gen)i){er  ^ol^onned  mit  bem  Sei- 
uam  fRointliud  tnar  (f.  bog  92Q]^ere  im  ^rt. 
!^Gndui^j.  ^cr  nieüete  SBerlouf  ber  ft<!^  baran 
^i  iiknbcn  Streitigfeiten  Qidb  %nlag,  bag  gful- 
cmra&  oon  9tu§pe  (f.  b.  9rt.)  fteben  ^üd^er  gegen 
>c&p£  l^nnA  (Vita  8.  Fulg.  c.  28,  54 ,  bei 
MjCTe,  PP.  Ut.  L.XV,  145) ;  bod  3BerI  ift  ober 
suk  ottf  nnS  gefomnuiu  9la(^  feiner  Stüdtfebr  auS 
sn  ^  f^rieb  ^fuIgentiuS  523  in  Slfrita  brei 
9ctn  De  Teritate  praedeetinationis  et  gra- 
ta« D«  ad  Joannem  et  Tenerium  (Migne  ib. 
*•!■  mfi^j,  nnb  in  baSfetbe  3a^r  fällt  mä^  bie  oon 
.lilgenmift  iMTfa^  unb  ebenfalls  an  go^anneS 
»b9enenid  gaUlftttt  B^istola  synodica  ber 
c'dmi^dfm  Sifdg^fe  über  bu  ® nabe  unb  ben  freien 
£slai  nS^gp»  ib.  485  aqq.X  Ueber  bie  gfrage. 


ob  ber  unter  ben  tSbreffaten  ber  jtoei  }ule|t  er» 
ioQl}nten  @d^riften  genannte  äol^anneS  mit  So- 
lennes 3)2a{entiud  ibentif  d^  fei,  ogl.  b.  9lrt.  aRa2;en- 
tiud).  SQBie  e§  fd^eint,  l^at  ber  SlBiberfprud^,  ben 
ber  ongefel^ene  fie^rer  gegen  gouftuS  er|ob,  ^nla| 
gegeben  ju  einer  Serurt|ei(ung  beS  @emipelagia- 
nigmuS  auf  ber  jtoeiten  S^nobe  )u  Orange  (f.  b. 
3lrt.  IX,  958).  (9SgI.  51.  ftod^,  S)er  1^1.  gauftuö, 
Sifd^of  üon  »iej,  ©tuttg.  1895,  39  ff.)  [?Petcr8.] 

Remter,  ^ol^anneS  @alomo,  ber^aupt- 
begrünber  beS  SiationaliSmud  (f.  b.  tDrt.)  in 
2)eutfd^Ianb,  tourbe  1725  gu  Saalfelb  in  ^ü' 
ringen  geboretu  3u  ^aSe,  too  er  feit  1744  ftu- 
birte,  blieb  er  )uerft  in  ber  pietiftifd^en  SRid^tung 
feines  glteml^aufeS,  fd^Io^  fid^  aber  balb  an  @ieg- 
munb  3acob  93aumgarten  (f.  b.  5lrt.)  an,  burd) 
beffen  Sefüm)ortung  er  nadd  furgerem  Slufentl^alt 
}u  ftoburg  unb  5lItborf  im  3. 1752  eine  tl^eo- 
logifd^e  ^ofeffur  gu  ^aJDLe  erl^ielt.  3uerft  erftredCte 
fic$  feine  gelehrte  3:|ätigf eit  nad^  bem  Statine  93aum- 
gartenS  auf  ba§  @ebiet  ber  l^iftorifc^en  £]^eoIogie, 
unb  bieg  miurbe  inf of em  loi^tig  fiir  feine  meiteren 
@tubien,  als  il^m  fpdter  aud^  bei  ber  Q^egefe  unb 
S)ogmatif  bie  l^iftorifd^e  Setrad^tung  baS  erfte 
mar.  @o  tourbe  er  für  2)eutfd^Ianb  SSegrflnber 
einer  „^iftorifd^-fritifd^en"  Slid^tung  tmd^  bem 
IBorbilbe  beS  OratorionerS  SRid^arb  @imon  (f.  b. 
^rt.),  nur  bog  er  biefen  mie  feine  anberen  93or- 
gönger  an  miSfürlid^en  Slufftellungen,  namentlid^ 
be}üglid^  beS  (SianonS,  meit  übertraf.  2)ie  3(it, 
mo  @emler  baS  größte  ^Infel^en  genog  unb  in  be- 
ftructioer  9lid^tung  bal^nbred^enb  mirfte  (ogl.  b. 
Slrt.  5lccommobation  I,  154),  maren  bie  5ol^re 
amifd^en  1760  unb  1780;  )ule^t  blieb  aber  aud^ 
il^m  bie  (Erfahrung  nid^t  erfpart,  bag  er  oon  feinen 
anfönglid^en  92ad^betem  als  „überl^ott"  betrad^tet 
mürbe,  namentlich  nad^bem  er  fid^  1780  als  SSer» 
tl^eibiger  beS  Sl^riftentl^umS  gegen  bie  9BoIfen« 
büttlec  Qfragmente  (f.  b.  5lrt.)  aufgefpielt  l^atte. 
er  ftarb  im  3. 1791.  53on  feinen  mc^r  alS  170 
gebrudtten  ©d^riften  maren  bie  metftett  fd^on  bei 
feinen  Sebjeitcn  Dergeffen;  eine  jmeite  ^lufrage 
laben  nad^  X^olud  (in  pergogS  9tea(»Snct)nopäbie 
^r  proteft.  2^eoL  u.  Äird^e,  2. 9lup.,  XIV,  118) 
überl^aupt  nur  gmei  berfelben  erlebt,  ^ier  genügt 
eS,  beifpielStoeife  bie  „Slbl^anblung  oon  ber  freien 
Unterfud^ung  be§  KanonS",  f)allc  1771—1774, 
4  Sbe.,  unb  bie  beiben  Apparatus  ad  libera- 
lem Nov.  bejw.  Vet.  Test,  interpretationem, 
Halae  1767  bejm.  1773,  gu  nennen  (fömmtlid^e 
@d(|riften  t)er}eid)net  eid^^omS  ^Qgem.  Sibliot^. 
V,  2eipjigl793,  184  ff.).  (Sgl.  nod^  Mgem. 
beutfd^e  »iogr.  XXXIH,  698  ff.  [mit  Siteratur- 
angaben].) [©djireiber.] 

^entfiinaOant,  f.  @ilbert  n.  8. 

^enbgetu^fe  (©Qnobalgerid^te),  ein  ^nftitut 
ber  fird^Iid^en  9tec^tSp{Iege  im  9J{itteIaIter,  nal^men 
il^ren  Urfprung  aus  ben  S)iöcefan-lBifitattonen, 
bie  fc^on  in  ben  erften  ^al^rl^unberten  ber  ffirc^e 
oon  bem  S9if(^ofe,  anfangs  in  eigener  ^erfon, 
fpäter  unter  SBei^ilfe  eigener  SHfitatoren  (f.  b.  3lrt. 


127 


SeAbämtr. 


i88 


CÜcitaitHteä)  iefotftftS  fÖt  Mc  Sünb^ftneinben, 
aißtfjoäm  nmtben.  31^  A^thSiAt  9u§Mlbung 
ergfelt^i  6ie  Senbgeric^te  im  Sfdenblanbe  im 
Sfanfe  b>8  9.  So^tlM^^rtd,  mie  md  ben  SKjita- 
tioifdDrbhmtaen  beS  VbM  Stegino  bon  ^m 
(De  syxiödaiibüs  cansis  et  discipHnis  eccL  2, 
2  sq^.)  irftb  bed  Stsbifd^offt  ^incmor  t)on  9teimd 
(Gapitola,  qtdbufl  de  rebuA  magistri  et  döcani 
per  sin^as  ecclesias  inqmrere  et  episcopo 
renimtiafe  debeant,  bei  Migne,  PP.  lat.  GXXV , 
777  sqq.)  ju  entnebmm  ifi.  9tamtnHid^  mürben 
in  ieber  @emefaibe  neben  ober  meiere  unbefd^ol« 
tene,  gbubmSrbige  9Ränner  oK  fogen.  S^nobol- 
}eugen  ober  @enbf  d^öffen  (testes  synodales)  au8- 
gemäl^lt  unb  beeibtgt,  meldte  auf  bie  9ä)flrfni{fe 
unb  SRftngel  ber  Jmd^en,  Sd^nlen  2C.  p  ödsten, 
baS  fittlid^e  unb  religäfe  Seben  ber  (Bemeinbe  ^u 
fibermad^en  unb  anf  ber  vStf^tRäf  (AjttbttHetd)^ 
@enbe  bem  Sifdbof^  bctrSber  jn  nferiren  litten. 
Sor  bem  93ifd^o^  1^  reiste  getobl^nltd^  ber  9rd^ 
biocon  ober  ber  ^rd^iortöb^ter  (f.  b.  flrtt.),  itt 
bie  nal^e  Snfunft  bed  SiMofli  melbete,  bie  $a- 
rod^ianta  itx  einjebien  $fatreien  jnr  Stvbt  oor- 
lub  unb  QednJBl&gigl^  ftigelegätbeiten  bereits  im 
Sonmd  maimiSi  beS  9i{d(|0f8  ertebi^e.  ig^ierm^ 
terfamm^Ite  fid^  bie  (Sfem^tnbe  }ur  fe{igefe|ten 
Stit,  unb  bie  Senb^eugen  rnnfit^  ttun  auf  99e- 
fragen  bed  Sä^WofS  tl^re  anliegen  oortnmen  unb 
bie  i^nen  beronnt  gemorbenen  $erbreqen  unb 
Safter  ber  einzelnen  ©emeinbegliä^er  be^ufd  ber 
canonifd^en  %iefirafung  berfelben  )ur  fln^eige 
bringen.  3nbe|  mar  ed  nid^t  immer  ber  93if(^of 
felbft,  ber  biefe  Unterfu^uhgen  oomal^,  fonbem 
er  beauftragte  bamit  bedien  aud^  ben  Srd^i- 
biacon  (Begino  1,  9);  unb  fpoter,  als  man  bie 
Siöcefen  großem  UmfangS  in  mehrere  Srd^ibia* 
conalbanne  getl^eilt  uiu)  bie  SmtSgemalt  ber  ^rd^- 
biaconen  Jid^  fo  Jel^  ermeitert  l^tte,  bag  fu  eigene 
©erid^tSinftanj  oilbeten,  mürbe  bie  SSifitation  ber 
S)iöcefe  unb  bie  ^bl^altung  ber  Dorgefd^riebenen 
@enben  ein  orbentlid^eS  9lmt8red^t  ber  legieren, 
meld^ed  fte  aüiöl^rlid^,  jeber  in  feinem  Sprengel, 
übten  (A.  Schmitt,  De  synodis  Archidiac.  etc., 
in  beffen  Thesaur.  dissertt.  jur.  eccL  III, 
Heidelb.  1774,  314  sqq.).  &  gab  aber  bie  IBer- 

fd^iebenl^eit  ber  @tönbe  balb  Seranlaffung,  ba^ 
td^  bie  l^ö^eren  @tönbe  Don  biefen  ^rti^ibiaconat» 
feiü)en  eiimirten  unb  auf  einer  eigenen  @enbe  un« 
mittelbar  unter  bem  IBifd^ofe  ^ufammenTamen; 
fotoie  l^inmicber  bie  Ärd^ibiaconen  felBft  baö  ^uf- 
jid^tö«  unb  S3ifitation§rcd^t  über  flcinere  ©iftricte 
t^reS  SSejirfeS  ober  über  einzelne  S^l^riftianitöten 
(b.  i.  fianbbecanate)  ben  ^Ir^ipreäb^tcrn  in  ber 
ßigenfd^aft  bon  6ommif{arcn  übertrugen  unb 
ij^nen  mand^mal  auc^  baS  DoUe  @enbred^t  balb 
über  beftimmte  Drtf(!^aften  auf  bem  Sanbe,  bolb 
über  beftimmte  niebere  Slaffen  öon  ©emeinbe- 
gliebem  einräumten,  ©o  gab  e3  benn  (menig- 
ftcnS  in  mond^en  ®iöcefen  ®eutfd^Ianb§)  eine 
breifad^e  3lrt  öon  ©enben,  bifd^öflic^e,  ard^ibia« 
conalc  unb  ßrjpriefter-Senben  (ögl.  ©ad^fen- 


foiegel  1,  2  PTtAgcAe  tMm  f/MSk,  7.  9ufL, 
SeilMifl  1895, 14]).  SBie  Ue  Streiti^kÜen  bei 
®eipd^  in  geifSid^  Sk^^tSfo^eil  mb  bie 
Unterfud^ung  ber  9mt«f3](ntng  tmb  beiB  flttlid(|m 
SebenS  unb  ttricfiefli^en  ffionbctt  ber  flerihr 
auf  ber  S)i5ce|aitf^)be  il^  Sriebigung  faiibai, 
fo  mürben  bie  oor  bai  geifotte  gforum  ge^Sren« 
ben  @treitigteiien  ber  Serien  fomie  bie  fin^Ii^es 
IBergeben  berfelben  regelmS^g  auf  ber  €enbe  ge- 
rid^tet  (CaroU  M.  Capii  a.  794,  e.  6 ;  Ca^ 
a.  813,  c.  1  [Mon.  Oerm.  hiiH;.  L^.  1, 72. 188]), 
mb  bie  Senbjeugen  f ofotl  ^rent  Sibe  gemfi^  auf 
bie  i^nen  oomlegten  fragen  bem  IBifd^fe  SMd^ 
erfiatteten.  Sine  föl^  Sibedformd  ber  Senb> 
fc^öffen  fiOfi  in  ©rötiahi  ffiecret  c.  7,  0.  XXXV, 
q.  6,  beB^Ieid^  bei  Be{g;ino  2,  3,  mo  orn^  c.  5 
ein  Sergetd^mg  ber  il^neit  oörgdCegten  S^gen  ent" 
morfen  i%  ®ef}ahb  nun  ber  Sngefc^ulbigte,  ^ 
ttmrbe  er  mit  ber  betreffenben  Sfro^  bdqt; 
Bhtgnete  er,  fo  fonnte  er,  menn  er  ein  gfteier  md) 
nid^  f  d^h  frül^  etheS  Serbred^end  |aI6er  biffauid 
obet  bemrt^rt  mm;  bttrd^  einen  dib  mit  Sibcf- 
belfem  (f.  b.  9rt.)  bie  Auflage  befeitigtn;  im  ent» 
g^engefekten  ^foSi  mnfife  er  fid^  burqi  ein  Orbole 
(f.  b.  m  Sott^uttbeHe)  reinigen.  2)iefe  9n> 
](8ffhiffe  erlitiSen  fid^  ]um  2:1^  nbd^  genmme 
Seit,  nad^bem  fji^n  baS  bffentHd^  Setfo^ 
me^r  unb  me^r  bem  änqMfitiönS^nrogefle  gem^ 
Amr;  unb  bie  9rd^ibia;conaIfenben  baunfteit  Ifit 
unb  ba  nod^  fort,  ungead^tet  ber  Sefhrebimgen  ber 
Sifd^bfe,  bie  flmtSgemalt  ber  immer  anm^senber 
gemorbenen  9rd^ibiaconen  )u  befd^rftnfen;  bemi 
nid^  überaQ  t)ermod^ten  fte  beren  Sinßnl  i« 
bred^n.  Srfl  burd^  bau  tribentinifd^  Soncu, 
meTt^ed  bie  IBifltation  ber  Srd^ibioconen  unb  an- 
berernieberen^rälatenoonberbifd^dftid^engrlaiit« 
ni|  abbangig  mad^te  (Conc.  Trid.  Sees.  XXIY, 
c.  3  De  ref.),  mürbe  baS  orbenflid^  Serbfiltn^ 
mieber  allgemein  b^gejiellt,  bemgemö^  nur  ber 
Sifd^of  entmeber  in  eigener  $erfon  ober  bur^ 
einen  Don  ibm  fpecieH  SeDoQmödbtigten  boS  bi- 
fd^5flid^  9ufftd^f8-  unb  ©enbred^t  üben  foOte. 
2)er  Sform  nad^  bauerten  biefe  bifc^flid^en  €enb> 
gerid^te  bid  in'8  18.  Sabr^unbert  "^ttah,  oimfji 
ibre  praftifd^e  8ebeutfamfeit  feit  bem  oOmOIigen 
aufboren  ber  öffentlid^n  9u|en  tmb  befonbnf 
burd^  bie  Sinfübrung  ber  flönbigen  Remter  ba 
©eneraloicare  unb  Officiale  ftcb  immer  mebr 
t)erbr.  (©gl.  ^illipS,  ftird^enret^t  VH,  144  ff. 
177  ff.;  3citWrift  für  ffird^cnred^t  IV  [18641 
1  ff.  157  ff.;  V,  1  ff.;  ©ombufd^,  in  ben  «n- 
nalen  be§  biporifd^en  ©ereinS  für  ben  9iieberrbetn 
XXX  [1876],  97  ff. ;  ^infd^iuS,  ffird^enred^t  V, 
SBerlin  1895,  425  ff.)  [^ermaneber.] 

^eitboittir  (©anbomir),  ebemalS  polnifd^e,  je^ 
rufpfd^e  ©tobt  an  ber  obem  SBeid^jel,  nabe  ber  ga- 
li§if(ben  ©renje,  ift  in  ber  neuem  ftircbengcfcbitbte 
befannt  burd^  bie  bort  1570  3n)ifd)en  ben  2utbe» 
ranem,  Keformirten  unb  ööbmijdjen  Srübeim 
ber  polnifd^en  ^roöinjen  getroffene  Uebereinfunft 
(Gonsensus  Sendomiriensis).  3toed(  berfelben 


129 


Senbung  —  @ennac^eri(. 


180 


.  Wt  «KtaeSutttcitungbeS  {ßroteftontiSmuS 
II  fdctcca  mtb  {eine  Wa<l(|t  ber  fot^oUjd^cn  ftird^e 
Gisnmte  |u  {ttrfeiu  9la(l^  dotbereitenben  £on- 
iBzn)m  traten  im  %^  1570  }U  Senbomir  S)e- 
I     Tcnne  te  bcci  (Eonfcfftbnen  )u  einer  S^nobe  gu« 
isafs^  unb  in  ben  IBcr^nbtungtn,  bie  Dom 
».  W  lUB  14.  9)>nl  bauerten,  gelang  eS,  Sc- 
*^ti^  |a  €tanbe  ju  Mngen,  »eld^e  bie  Sel^t- 
3irrWtbc  imifd^  ben  Sut^eronem  nnb  Kefor- 
zirmt,  nommflii^  in  Sejug  auf  bie  Mgegenmort 
tJkiM  vnb  bafi  ^benbmo|l,  Derbedtcn.    2)iefe 
^kittoffe  (obgebnidt  u.  91.  bei  D.  gfriefe  [f.  u.]  U, 
*.  4i6 — 162)  fpra(^i  ouft,  ba|  bie  bni  (Sonfef- 
mn  ta  bcr  fic^re  Don  ber  (eitigften  S)reifaUig- 
L-it,  ber  9tcnfd^»erbimg^  ber  Ke^tfertigung  unb 
IS  anbcnn  ^Mnt)it)iunlten  (Sineö  ®Iauben8  feien« 
cVoislsA  hn  9benbma^I81e]^e  einigte  man  fid^ 
^tz  bno^ine  ber  betreffenben  Stelle  in  ber  Don 
^^iiiflubt^im  (f«  b.  «rt.  YIII,  1210)  Derfo^ten 
iUpHiAio  Coafessionis  Augostanae,  mona^ 
.k  bfr  Kommunion  (El^ftud  nm^r^ft  unb 
9eKmi]i&  (Tara  et  substantialiier)  gugegen  iff" 
•C«9|t^  Siie  Oefcnninigf Triften  ber  (üt))roteflan« 
pdUn  fftx^  3)cutf<!^IanbS,  ftaffel  1855,  449). 
tv  Seimtixtcn  mod^ten  M  on^fd^ig,  i)^ 
^fambciiigcnoffen  )U  biefer  iBereinigung  )u  fiber- 
ctOca  imb  fie  gu  Deren  IBef  5rberung  ^bef  onberd  burd^ 
94ftntng  beS  göttlich  SBorteS  unb  ben  ®e* 
taflOMl^  b^  befligen  Sacromente,  |omo]^I  bei  ber 
asB  flu  bä  ieber  anbem  ®emetnbe^  bod^  mit 
SribeMteiig  bier  iHrd^gud^t  unb  ber  (Bebrftud^e 
idcr  ffird^'  eingnlaben;  ^benn  biefe  (Sebräud^ 
nb  Ccnoumten  (fo  ^|t  e8  Leiter)  kffen  mir  bei 
hricr  Scceiaigung  einer  ieben  ffird^e  frei".  S)ie 
cBifi4tcbaun£ut^oner  maren  mitbengefd^roubten 
gdnneiii  biffcS  Sonfenfufi,  bie  ieber  Xl^ett  nad^ 
tenom  9dleben  beuten  tonnte,  menig  guf  rieben ; 
%  crlUidm  tl^  Confeffion  f flr  äberliftet  unb  be- 
stirnt btr  Sefeüigung  ber  Sefd^Iäffe;  nur  mit 
SRcbc  gctoifi  cd  ouf  bo:  SQnobe  gu  Sbom  1595, 
\m  tTügomxnq  beS  SonfenfeS  burd^gufe^en.  %tt 
fMubiebenye  aBibccfad{Kr  befifelben,  ber  $ofener 
Bribiger  ffaiul  ®cTi(e,  mürbe  feinefi  9mte9  ent- 
iql  nb  momumnicirt;  obmo^I  bie  gange  ®e« 
Rmbc  |n  i^m  \fiA\,  foiu)  er  eS  fpdter  geratl^en, 
^iofSi  jfi  t>crlaffen  unb  inSBreSlau  eine  $rebiger- 
^ale  aa|tinc^en.  Zro^mand^erSteibereienbotte 
hHb  fx^  boS  ^liebreif^e  Steligionegefprad^"  (Col- 
logoimn  caritad^um)  gu  S:$om  1645  (f.  b.  Srt. 
^isrutotion  m«  1853  ff.),  mo  ber  (Segenfa^ 
^j4m  SutVranem  unb  Keformirten  dii^erft 
i^üf  bcrupitittt^  gut  Sfolge,  ba^  bie  Sutberaner 
ftA  wn  bcm  (Eonfenfud  lodfagten.  (Sgl.  Strime- 
noa,  Copwmfl.  Sandomir.»  Franoof.  ad  Yiadr. 
1704;  0.  Briefe,  Septräge  gu  ber  Sieforma« 
^bnävi\»Wt  in  ^len  n,  1 ,  Sredlau  1786, 
426  ff.  11^  2,  198  ff.;  Center -S)en(f(^,  Sel^r- 
M  ker  6i)nibolif,  Xabingen  1876,  170  f.; 
iSciegeci]  ^üfd^t.  ffitJKrd^gefd^.XV  [1895], 

3«  t)  [Sed.] 

^aäbmmg  (mijnio  eanonica),  f.  Se^ramt. 


1 


^emiitnr  (levaap,  Sennaar)  ober  @inear 
(-^3|:v),  im  9.  X.  bie  SBene  gu  beiben  Seiten  beS 
Supbtat,  baS  fpotere  Sabplonien  ober  Sl^Ibaa, 
bal^er  3^4«  S/  H  t)on  ben  LXX  7?}  BaßuXcuvoc 
übcrfcjt.  5Der  Warne  ix:»  fd^eint  au8  ber  norb- 
babQlonifc^en  S)ialeftf orm  Sunger  für  Sumer  gu 
ftammen  unb  Don  ben  SSraeliten  DeraUgemeinert 
für  bad  gange  babqlonifd^e  Sanb  gebrandet  morben 
gu  fein.  SDcr  ^ftönig  Don  ©ennaar"  ®en.  14, 1 
bebeutet  neben  bem  Jcönig  beS  in  SSab^Ionien  ge- 
legenen ßlafjar  (Ponti)  Dermut^Iid^  ben  @ugerain, 
Don  bem  eine  %nga!^I  anberer  jf  önige  abhängig  mar ; 
bie^  möre  burd^  bie  babplonifd^en  ®efd^id^t8benl- 
male  beftötigt,  menn  mir  und  unter  bem  biblif d^en 
9mra))l^el  einen  9}ad^foIger  beS  ©rflnberd  ber  iia» 
b9lonif(|cn  9Ronard(|ie,  jpammurabi%  gu  benfen 
l^ätten.  (Sgl.  ©darüber,  fteUfd^riften  unb  «IteS 
teftament  1 18  ff.)  [Raulen.] 

$ettltltlkril  (3**-thde,  SewaxTip^K-l  '^^  91. 3:. 
ein  afft^rifdper  ftönig,  bo:  @o]^n  bed  Ufur|>ator8 
@argon.  9lad^  ber  ßrmorbung  feines  9}ater8 
(705  D.  Cl^r.)  batte  er  guerft  an  ben  Derfc^iebenen 
©teSen  befi  Steid^eS  bie  ouSgebrod^enen  Sm))5rungen 
niebergumerfen.  3m  3. 704  mar  in  Segqpten  ein 
haftDoUer  Ißl^ao  mit  92amen  X^rafa  gur  {Re- 
gierung gelommen ;  mit  biefem  l^atte  ftd^  ber  \ia* 
b^Ionifd^e  il5nig  SJlerobad^-SBalaban  unb  auf 
beffen  Setreiben  aud^  Sged^iafi  Don  3uba  nebft 
einer  Steige  f^rifd^er  f^ürften  Derbünbet,  um  baS 
affqrifd^e  3od^  abgufd^ütteln.  9lur  $abi  Don  9c- 
caron  blieb  ben  liffqrem  treu,  mürbe  begmegen 
Don  feinen  @ro|en  gefangen  unb  an  ffönig  (SgecbiaS 
abgeliefert.  Sl^e  {ebod^  bie  Koalition  gerfiftet  l^tte, 
erf^ien  fd^on  Sennad^erib  in  $]^dnicien,  marb 
aber  fiinf  Saläre  mit  ber  Belagerung  Don  X^rud 
l^ingel^Iten.  93on  bort  manbte  er  ftc^  nad^  3uba 
unb  na^m  bie  feften  $Ia^  bed  Sanbed  ein,  um 
ttngebüU>ert  gegen  3trufalem  giel^en  gu  fönnen. 
3m  orften  Sd^redCen  Derftanb  ftd^  Sged^iaS  bagu, 
$abi  freigulaffen ,  abbitte  gu  leiften  unb  bem 
äflQrer  Xribut  entgegengufd^idfen;  aSetn  @enna- 
d^erib  fanbte  feinen  Oberfelbl^erm  mit  einem 
ftarfen  ^eere  nad^  3<rufalem  unb  lie^  beffen 
Uebergal^  forbem.  2)iefe  Dermeigerte  ßged^iaS  im 
Vertrauen  auf  (Sott  utib  feinen  ögQ))tifd()en  93er- 
bfinbeten;  benn  biefer  rüdte  mit  feinem  ^eere 
beran.  Slod^mald  gur  Uebergabe  aufgef orbert,  mei- 
gerte  (Sged^iaS,  Don  3fata8  ermutbigt,  fid^  nod^« 
mald,  fo  feldr  er  oud^  Don  ben  gro|;)pred^erifd(|en 
Officieren  ber  9j|qrer  in  bie  Snge  getrieben 
mürbe.  3n  ber  9lad^t  aber  erfd^Iug  ber  Sngel  beS 
^erm,  fei  eS  burd^  eine  @eud^e  ober  mie  immer, 
185000  9Rann  im  afft)nfd^en  ^eere,  unb  fo 
mu^te  @ennad^erib  bie  Belagerung  aufgeben  unb 
in  fein  £onb  gurüdflebren.  %üx  eine  Steibe  Don 
3abren  mar  er  nun  mit  Untemel^mungen  gegen 
SabQlonien,  beffen  ^au])tftabt  er  DoUftänbtg  ger- 
ftörte,  unb  anbeten  abgefallenen  SafaÜenrei^en 
befd^dftigt,  l^ielt  ftd^  aber,  mie  aud^  bie  l^eilige 
@<^rift  f agt,  nil^ig  in  StiniDe  auf ;  bort  marb  er 
im  3*  681  Don  gmeien  feiner  Söl^e  bei  einem 

6 


181 


©ennen  —  Sen8. 


m 


f eierltd^m  £)))fer  erjd^Iagen,  tmb  an  feine  Stelle 
trat  ber  iüngere  fBruber  Slfarl^bbon.  (ISgl.  4  Sthn. 
18, 13  bis  19,  86.  2  «por.  32,  1  ff.  3f.  86, 1 
bis  87, 38 ;  Si^tcäytt,  «etlinfd^r.  u.  31.  S.  285  ff. ; 
SRc^er,  ®efd^.  bed  «ftertl^.  I,  ©tuttgart  1884, 
464  ff. ;  SBindler,  @efd^.  SabQlonienS  unb  9ff9- 
tienS,  Seipaig  1892,  128  ff.  249  ff.)    [«aulen.] 

^ettimi,  ber  1^1.,  f.  9bbon  unb  ©ennen. 

^ett$,  JKrd^en})tobin}  in  gfronfreid^,  um- 
fo^t  bad  er^biStl^uni  gleid^en  92amen8  unb  bie 
©uffroganote  XroQed,  3lttitt^  unb  aRouUnS. 

I.  ©tabtunber3biSt]^um©en8.  3)ie 
alte,  Dielgetl^ürmte  9lCTonbiffement8-^auptftabt 
©enS  an  ber  $onne,  einft  aI3  Agendicum  ©tabt 
ber  ©enoneS  in  Oallia  Lugdunensis,  jäl^It  l^eute 
14  000  giniDol^ner.  Unter  ben  14  ftird^en  ragt 
bie  Satl^ebrale  ©t  Bitpf)an  f^tfoox,  xotl^t,  m 
gotifd^normannifd^en  ©tue  erbaut  unb  mit  treff« 
liefen  ©laSmalereien  gefd^mäcft,  gu  ben  fd^önften 
in  Sfronlreid^  jöl^U.  S)ie  ©runbung  be§  Siid^ofS« 
ft^eS  iDtrb  bem  l^L  ©aDinian  jugefc^rieben,  auci^ 
©abinionuS  mCb  ©abinuS  genonnt  (Martyr. 
Rom.  31.  Dec),  tocld^er  einer  ber  72  3ünger  3efu 
getoefcn  fein  fott.  ©iefe  ifl  inbeffen  eine  in  nid^tS 
begrünbete  ^nnol^me.  S)a  nad^  ©iboniuS  ^pofii- 
noriS  (Ep.  7, 5)  im  3. 475  «groeriuS  ol8 18.  »i- 
fd^of  Don  ©enS  genannt  toirb,  ^glaubt  ®ud^cSne 
(Eastes  episcopaux  de  Tancienne  Gaule  I,  Par. 
1894,  11)  ben  erficn  «ifd&of  ber  ©tabt  etwa  bem 
Anfang  beS  4.  3al^l^unbertS  jumeifen  ju  muffen. 
SBann  ©enö  TOctropoIe  gemorben,  ift  nid^t  avili' 
gumad^en ;  nac^  SBiltfd^  (Jhrd^l  ®eogr.  u.  ©tatiftil 
I,  »erlin  1846,  109)  märe  biefe  toenigftenS  feü 
ber  aKitte  beS  5.  3a]&r]^unbert8  ber  gou  gemcfen. 
3unäd^ft  ftanben  unter  biefer  aRetroi)ole  bie  93i8- 
tl^ümer  Parisii ,  Aurelianum ,  AntiBiodorum, 
Tricasses  (Trecae),  Camotumy  Nivemum, 
Meldae  unb  Donum  ober  Gastrodunmn ;  le^ 
tereS,  im  8.  Sal^rl^unbert  errid^tct,  l^atte  nur  ginen 
SBifd^of.  S)ie{elben  ©uffraganate  5ö]^It  aud^  bie 
unter  ^pft  Sol^onneö  XXII.  gefertigte  Notitia 
auf,  iDoju  bann  nod^i  SSetl^Iel^em-SIamecQ  fam. 
Kad^bcm  im  3.  1622  «ßariS  (f.  b.  »rt.)  jur 
SRetropoIe  erl^oben  unb  biefer  ßl^artreS,  SReaui 
unb  Orleans  als  erfte  ©uffraganate  mitgegeben 
morben  maren,  blieben  bei  ©enS  nur  nod^  XropeS, 
Äupene,  5leöerS  unb  Setl^lel^em-KIamec^.  S)aS 
Soncorbat  Dom  3a]^re  1801  unterbrüdfte  bie 
anetropole  ©enS  fomie  bie  IBiStl^ümer  92et)erS, 
^u^erre  unbSSetl^Iel^em-SIamecQ;  t)on  ber  gangen 
JMrd^enproDing  blieb  nur  baS  ^iStl^um  ^ro^eS 
befte^en,  !am  aber  unter  bie  "VlcttopoU  $ariS. 
erft  baS  goncorbat  Dom  3a^e  1817  (1822) 
ftellte  ©enS  mieber  alS  üRetropoIe  l^er  mit  ben 
oben  genannten  ©uffraganaten ;  9lujerre  mürbe 
jmar  au(^  mieberl^rgeftettt,  aber  fofort  mit  ber 
SKetropoIe  unirt,  fo  ba|  ber  ßrgbifd^of  öon  ©enS 
gugleidd  aud^  ben  Xitel  eines  99ifd^ofS  Don  ^u- 
jene  trägt.  SBeiter  fül^rt  er  nod^  ben  jtoljen  litel 
eines  „IßrimaS  Don  gam  gfranfreic^  unb  S)eutfd^" 
lanb''.  3m  9.  3a]^|unDert  umrben  nämlid^  bie 


Sr}bifd^5fe  Don  ©enS  boburd^  oufigqcid^net,  bo| 
$a))fi  3ol^eS  YIIL  (872—882)  bem  (gq- 
bifd^of  SnfegtfuS  feine  ©tdlDertretung  unb  ben 
$rimat  über  @aSien  unb  (Bermonien  guerfamite. 
^S  im  11.  3ul^t]^unbert  ber  Sr^bifd^f  DonS^os 
$rimaS  aud^  über  ©enS  gemorben,  Sagten  bk 
drjbif d^öf e  Don  ©enS  DergebenS  bei  ^fl  UrtenlL 
(1088—1099)  bagegen;  fte  rul^n  aber  mu^, 
bis  fie  fid^  mieber  frei  gemod^t  l^en,  loaS  nad^ 
SßUtfd^  n,  45  fd^on  Dor  ber  ÜRttte  beS  12. 3c^ 
l^unberts  gefd^a)^.   ©eitbem,  menigftenS  feit  ben 
15.  3Q^t^unbert,  fül^ren  bie  (l^bifd^fe  Dt» 
©enS  ben  oben  genannten  Sitel  mieber  olS  lieber- 
reft  einer  el^emaligen  ®rö|e.  —  S3on  ben  (S^• 
bifd^öfen  Jtnb  su  nennen:  ber  l^L  UrficimiS,  mit 
bem  1^1.  ^ilariuS  burd^  baS  Gonciliabalam  Bi* 
terrense  356--360  Derbannt,  ber  um  886  em 
fflofier  ber  1^0.  ©erDaftuS  unb  $rotaftitf  grünbdt 
^n  ben  I^L  «groeciuS  (455-487)  fd^rieb  6t- 
boniuS  9[})oUinariS  (f.  b.  9rt)  ben  fd^on  oben  c^ 
toäl^nten  iBrief.  2)er  1^1.  ^eradiuS  (496  bis  no^ 
515)  mar,  Don  feinem  gfreunbe,  bem  1^  Slemigisl 
(f.  b.  9lrt.),  eingelaben,  bei  ber  Xaufe  (SfioM^ 
anmefenb.  ßr  mar  ein  t^atfräftiger  9if(|of,  Dol 
l^eiligen  SifetS  für  Ausbreitung  unb  ^5|mig 
ber  jhrd^e;  Don  i^m  mürbe  aud^  bie  ftird^  mib 
baS  fflofter  ©t  3o]^ann  in  ©enS  (AA.  SS.  BoIL 
Jun.  U,  69  sq.)  erbaut,    ©ein  Srubcc  mib 
!Rad^foIger,  ber  f)l  $auIuS  (ge^  um  525),  foqtr 
in  glei^er  SBeife  für  baS  Siad^St^um  iniD  ik 
Slüte  feiner  ftird^e.  3)er  %  £eo  (geft.  um  541) 
mol^nte  bem  jmeiten  Sonett  Don  Orleans  (588) 
burd^  feinen  ©teüDertreter  OrbatuS  mü)  ben 
britten  (588)  perfönlid^  an.   9lud^  feine  9M- 
folger  gonftitutuS  (541—578)  unb  ber  ^  «b- 
tl^emiuS  (579—609)  maren  bei  mel^reren  Kon» 
dlien  zugegen;  ber  fie^tgenamtte  mürbe  Don S5ii% 
@untram  als  ©efanbter  an  €l^Iotar  gefd^iA,  ^ 
megen  ber  ungered^ten  ßrmorbung  beS  l^ißgm 
Sijd^ofS  $räte|tatuS  au  befd^meren.  2>er  ^L  Supuft 
ober  Seu  (609—623),  einer  ber  berül^mtejten  (&§• 
bifd^öfe  Don  ©enS,  mürbe  unter  Sl^lotar  n.  Dcr- 
trieben  unb  mar  614  bei  bem  Sonett  in  $ariS  an« 
mefenb  (AA.  SS.  BoU.  Sept  I,  248).   S)rt 
1^1.  SBBuIfram  (f.  b.  3lrt.),  feit  692,  repgnirte  fdjon 
695.    2)er  1^1.  Sbbo  ober  Abbo  regierte  na4 
feinem  Öl^eim,  bem  1^1.  ©ericuS  ober  ©oSrioiS 
(696—710) ,  bis  ettoa  733.    ®urd&  fein  6e- 
bet  erlangte  er  ben  ©ieg  über  bie  ©aracenen, 
als  biefe  ©enS  belagerten  (AA.  SS.  BolL  Aug. 
VI,  94).    auf  ben  1^1.  §onobertuS  (geft  738) 
folgte  beffen  SSater,  ber  fjji.  ^onuIfuS  ober  3Jfe» 
ruIfuS,  ber  743  refignirtc  (AA.  SS.  BoD.  Jan.  I, 
288).  artl^obertuS  mürbe  743  Don  bem  1^1.  SBoni- 
fatiuS  Don  Wam^  gemeil^t.  S)er  1^1.  ©umbertuS  obet 
©onbebertuS  (geft.  786  ober  787)  aog  fid(i  baß)  oB 
Sinftebkr  in  bie  SSogefen  jurü^,  mo  er  ein  lllojhc 
grünbete,  ffiüibolb  (787—792)  mürbe  Don  ^jl 
|)abrian  I.,  unb  Kagtmbert  (798—800)  Don 
$apft  fieo  m.  gemeint.  ÜKagnuS  (801—818) 
ftanb  bei  ftarl  b.  ©r.  in  ^ol^em  9nfe^en;  tM)n 


A       « 


6enjttalt8mu8. 


138 


I.  n  9an)itoerttetn  be9  €enfuQli8mud  a> 

im  Vltcit^itni  bk  filteren,  loni(4m  !Ratur- 

.t^fap^cn  (im  6.  So^^unbert  o.  S^r.),  xotlä^t 

ia%  SOel,  oud^  bte  menf^It^e  6eele  mit 

Cmpftnben  unb  ^enleii,  nur  Untmanblung 

jzA  gidibcii  UrdementcS  {et  Skimadd  toäre  fo* 

K^I  bot  fiiiiilti!^  qI8  ba8  bemünftige  Sttennen 

rr  CRH  Btaprriid^  Xl^gfett.  2)erfelben  Snjlc^t 

K.:!«gtni  bin4f^ntttlt(^   bte  jüngeren  Ütahit- 

^Ii^fop^  bcS  5.  äali^imbertS.    (Em))^oned 

^  490  V.  iEfyt.)  eiflfirte  oEe  (Srfd^einungen, 

aft  baS  0«i^  mm\äjH\^t  Srf ernien  burd^  9Rif(^ung 

x5  Catm^ii^g  ber  oier  (Elemente.  ®ie  fmnlid^e 

rci^fnibiing  entfielt  burd^  Eintritt  Don  „3u§- 

'if  m*  att§  bm  Stbxpim  in  bie  $oten  bed  fum- 

^^ts:  Osgaitf  «  bie  oetter  üorbringenb  ouä)  bad 

£c2iai  ocnmloffen.    Se|tered  ijt  rein  ))|^9{^f(i^e 

^csnbmmg ;  fetn  Zroger  ifi  bad  Slut.  in  bent 

h2  vier  CBtemente  j^ormonif db  gemifd^t  fmb.  9lad^ 

kr  xflbanifd^cit  Staturouff offung  SemofritS  (geb. 

460  0.  69r.)  unb  fieuftpps  ift  bie  men{(4- 

Eeele  ein  Somples  bon  feinen,  leidet  bemeg» 

Üomm.    SaS  ftnnlid^e  unb  bemänftige 

trflel^  einzig  in  SevegungSoerönbe- 

Der  Serflanb  al8  l^öl^ereS  ^Jermdgen 

»5  boS  biir4  bie  Sinne  Srfagte  )u  beuten,  boS 

yoK  bie  (Sötter  ju  erfd^Iie|en,  Slidte  in  bie  3u" 

t^  fu  t^ttR.  Se^id^  tel^rte  fpdter  ßpifur  (geb. 

*4i  ft.  8^)«  tDcI(^  bie  Seele  einen  au9  feinen 

ItiBCR  bffici^diben  f cuerortigen  ff ör^er  fein  lie^. 

fr  am^  aadt  juetft  ben  Serfuc^,  in  feiner  ^Sa« 

raf  bai  Aenn)eid^  toa^er  Srtenntni^  auf- 

cüdm.  ffräcrhim  oDerSBa^r^it  feien  bie  ftnn- 

aäa  Sa^nn^mimgcn ;  fie  feien  unn)iberrufli^,  bo 

)cr9crBiDift»  bie  goit)  auf  fie  (mgett)iefen  fei,  l^ö^ere 

IssDcüdt  uld^  jufomme.  9Bol^r  feien  bal^er  alle 

KeaDingeR«  Ue  bun^  bie  finnli^e  C^rfa^rung  Be» 

t:ri$tiimd>cn;  UMi^t  aber  au(^  bieSnna^en,  bie 

ptt  üba  bcn  Sereid^  beS  finnlid^  (Srfannten 

isKa^pagjta^  ober  )u  beffen  SrKörung  notl^menbig 

tsm  U.  S.  aber  bte  @ötter,  bo8  fieere).  Sm  flarften 

ks  Ol  VtaX^fim  bo9  f enfuoIijHfd^e  $rindp  !ßro- 

a9tcaS  oon  9bbera    (geb.  etna  480  b.  S^r.) 

ber  t}on  neueren  Senfualiften,  be* 

ooQ  S.  £aa8,  gerabeju  aI8  ^!Bater  bed 

cemTsimti^  gefeiert  tvirb.  9lad^  ^(oto  unb 

trnt<ife#  ifl  feine  Se^re  folgenbe:  Sinjig  unb 

Joz  bie  fuDiIt^e  Smpfinbung  unb  bie  ourd^  fie 

ü  t^kxsäbt  braimenbe  SReinung  ifl  SBiffen.  3ebem 

i  Bobt,  liKiS  unb  vm  t&  ifyn  hm^  feine  Sinned« 

-ismrii  of^eint     JWin  S)inge  !Dla^  ift  ber 

^^jsÜL  ber  feimben^  bo^  fie  ffad),  ber  nic^tfeienben, 

'j€i  ^  id^t  Itnb."    2>er  unmittelbaren  ftnnlid^en 

ttif^nag  gegcnSber  gibt  eS  fein  tt)efentli(^  üer- 

*:^dcm§  Mbp&nbigcd  ^Denlen.  —  Ob  $rota- 

ptf  babei  nii^t  >Die  man  getoöl^nlid^  annimmt, 

)n  myäam  9Rcnf<^en,  fonbem  bielmel^r  bie  in 

xnd^  Vnno^en  übereinfommenbe  ©efammt- 

r=r.4Ärit  gam  Vta%  ber  Singe  gemocht,  ob  er 

itannftiminimg  ber  fnnlid^en  Srlenntni^  mit 

JA  ZTsgen  an  fi$  be^u)>tet,  ob  er,  mie  Slrifloteled 


il^  Dormirft,  fogor  baS  SBtberf))rud^))rin€i)>  ge« 
läugnet  u.  bgL,  bad  ftnb  }um  %i)ül  noc^  ftrittige, 
belonberS  bon  6.  SaaS  angeregte  Of^^agen,  bie 
inoe^  fein  fenfualiftifd^eS  ©runbprincip  nid^t  be- 
rühren. —  6rft  feit  ©ofrateS  »arb  bie  grie^ijd^e 
%^tIofop](|ie  in  il^ren  Unterfud(|ungen  ftd^  ber 
©eiftigfeit  befi  SerftanbeS  War  beioufet.  Sber  ou(^ 
nad^  «riftotele«  fe^rten  bie  ©toifer  (3eno,  file- 
ant^ieS,  e^r9ft))))u8  u.  f.  m.)  nochmals  ju  materia- 
Iiftif(!^-fenfualifttfd^en  ^nft^ten  aurüdl,  toenngleic^ 
fie  mand^mal,  i^ren  ^rincipien  untreu,  ba8  Object 
beS  SerftanbeS  erioeiterten.  ^aä^  i^nen  ift  aUed 
SBirflidde  fförper.  ^ie  Seele  ift  baS  $neuma, 
ein  feuriger  ^aud^,  ber  au8  bem  IBIute  aufbampft. 
SQed  SBiffen  gel^t  au8  fmnlid^er  SBal^mel^mung 
l^eroor.  3)a8S)entDermögen,  ba§  nur  ber  menfd^« 
lid^en  Seele  eigen  ift ,  bübet  au8  ben  flnnlic^en 
ßinjeleinbrüdten  unb  ber  (Erfahrung  bie  allgemeinen 
Segriffe  (Jwotat),  burd^  3w[tiwttiung  ju  ben  35or- 
fteUungen  unb  Segriffen  entftel^en  Urt^eile,  au8 
{^nenSd^Iüffe,bie  erft  baS  molare  SBiffen  begrünben. 
3n  ben  Sd(|Iäffen  fann  ber  Serftanb  über  bo3 
bon  ben  Sinnen  Srfannte  l^inaudge^en  unb  baS 
SBeltganje  ergrunben.  „S)ie  Stoifer  mad^en  fo 
ben  Anlauf  m  einem  confequenten  Senfuali8mu§, 
finb  aber  in  ber  SuSffi^rung  i^nr  ßrfenntni^Ie^re 
ge}mungen,bieIfad^rationaliftifd^e@(emente^inein« 
ju^ieJ^en"  (tlebem)eg-^ein}e,  (Sefd^id(|te  ber  ^l^ilo« 
]op^\t  I,  7.  «ufl.,  Serlin  1886,  251). 

Sie  d^riftlid^en  ^l^ilofopl^en  bed  aRittelalterS 
Irielten  jmar  inSgefammt  bie  (Seiftigfeit  ber  menfd^* 
lid^en  Seele  unb  be^l^alb  ben  mefentlid^en  Unter« 
fd^ieb  beS  Serftanbed  bon  ben  Sinnedfäl^igfeiten 
fefi,  befd^rönften  aber  guu^eilen  ben  3n|alt  be8 
geifiigen  SrfennenS  me^r  ober  meniger  auf  baS 
®ebiet  be8  aud^  t)on  ben  Sinnen  Srfennbaren« 
Slamentlid^  bie  fogen.  9iominaIiften  unb  Soncep» 
tualiften  räumten  ben  Uniberfalien  leine  Stealität 
au|er  bem  ©eifte  ein,  fonbem  betrad^teten  fie  nur 
aI8  SBort  ober  l^öd^fted  fubjectibeS  ©ebilbe  beS 
SerftanbeS.  Snfolge  beffen  löugneten  fie  ben  ob« 
iectiben  SBertl^  ber  meiften  Segrige,  loeld^e  ber 
menfd^Iid^e  Serfionb  beft^t.  3n  Sejug  auf  bie 
Urtl^eile  liefen  fie  gmar  bie  erften  ^rincipien  )u, 
toenngleid^  inconfequent  unb  au|er  Staube,  i^re 
abfolute  ©ültigfeit  inbuctio  auS  ber  Srfal^rung 
)u  bemeifen,  fd^röuften  aber  bielfad^  bie  Xrog« 
toeite  beifelben  ein  (f.  für  baS  SBeitere  b.  ^rt. 
Unioerfalien).  9uf  ®runb  il^er  Seigre  lamen 
manche  9tominaliften  entmeber  birect  mit  bem 
Sogma  in  Streit  (j.  S.  »oScellin  [f.  b.  9lrt.]), 
ober  be]^u))teten ,  um  ben  SBibcrfprud^  5U  oet* 
bedTen,  bo^  tl^eologifd^  tttoa^  toal^r  fein  fonne, 
tt)a8  t^Pofop^ifd^  falf^  fei.  Sie  92ominaIi]tcn 
l^aben  o^ne  3tt)eifel  mannigfach  ben  ffret8  ber 
burd^  bie  blo^e  Sernunft  ermeiSbaren  SBal^r« 
Reiten  berengt  unb  t)or}ug8tt)eife  auf  bie  ben 
Sinnen  gugönglidden,  förperlid^en  Singelmcfen  be« 
fd^rönft,  unb  nid|t  mit  Unred^t  fonnte  ber  ^I.  9ln- 
jelm  (De  fid.  trin.  2)  SRoSceUin  unb  feinen  3ln- 
bängem  bortoerfen:  ,,3n  il^ren  Seelen  ift  baS 


139 


@enfuali8mu8. 


140 


Senfen  fo  Don  IdtperlU^en  SSotjieaungen  um- 
\famd,  bog  ed  ftd^  oud  ti^nen  gar  nid^t  ]^erau§5U- 
toinbcn  üermaö." 

3n  ber  Slcugcit  tritt  bcr  ©cnfudiSmuS  cnt- 
tDeber  unter  ber  allgemeinen  gfomt  irgenb  eined 
me^r  ober  toeniger  einfeitigen  ßmpiriSmuS,  ober 
iDieberum  in  rein  materialtftifd^em  ©etoanbe,  ober 
oI3  fogen.  $ofttit)i3mu8  auf.  a.  2)er  empirifti« 
fd^en  ©eftoltung  beS  @enfualigmu8  bal^nte  93a- 
con  t)on  93erulam  (f.  b.  9rt)  bie  SBege.  9lur 
auf  rein  em))irif(i^em  Sßege,  lel^rt  er,  burd^  DoS- 
ftonbige  Snbuction,  bie,  Don  ben  ftnnlid^en  ßin^el- 
bingen  au§ge]^enb,  feine  SRittelglieber  überfpringt, 
fönnen  mit  @id^er]^eit  bie  dlgemeinen  $rin- 
cipien  erfannt  toerben.  Srft  bonn  !ann  bie  SJteta« 
pi\)\xl  bie  erfannten  allgemeinen  SBal^l^eiten  afö 
^d^ere  $römif)en  }u  2)ebuctionen  Dertoertl^en 
unb  gur  (Srforfd^ung  beS  SDBefenS  ber  Singe, 
ber  ©eiftigfeit  ber  Seele,  @otte§  Dorbringen. 
Sacon  felbft  ift  nid^t  reiner  Smpirifer,  tt)o]^I  aber 
ber  „SSoter"  beS  mobemen  Sm|)iriSmu8,  inbem 
er  im  fd^roffen  ®egenfa^  gur  alten  ^l^ilofopl^ie 
aQe  9$iome  nur  em^irifd^  betoal^rl^eitet  toiffen 
too&te,  bie  teleologifd^e  SBetrad^tung  ber  9iatur 
oertoarf,  baS  natürlid^e  Srfenntni|gebiet  bed 
mcnfd^Iid^en  (Seiftet  in  93e5ug  auf  ©ott,  bie  menf  d^- 
lid^e  @eele  u.  f.  tt).  bebeutenb  einfd^ränfte.  ©affenbi 
(f.  b.  9lrt.)  ging  balb  toeiter,  inbem  er  ben  ©en» 
fualiSmuS  Spifurd,  ieboc^  mit  ^u§fd^Iu|  be§ 
SD^aterialiSmuS,  erneuerte.  S)ie  ©inne  fmb  il^m  bie 
Cuelle  aller  6rfenntni| ;  ©innedempfinbung  befielt 
nad^  il^m  in  rein  med^anijd^en  Vorgängen.  S)abei 
^ölt  ©affenbi  aber  bie  fubjectiDeSSerfd^iebenl^eit  ber 
SBerftonbeSfraft  oon  ben  ©innen  fcft:  er  ftelU  ffoca 
baS  rein  fenfualiftifd^e  ^rincip  auf,  oa^  bie  ©inne 
aUeS  Srfennen  Dermitteln,  gel^t  aber  inconfequent 
meit  barüber  l^inauS.  ©Qftematifd^  auSgebilbet 
mürbe  ber  fenfualiftifd^e  Sm))iri§mu8  burd^  ^ofpx 
Sodfe  (f.  b.  %ci.  unb  ^ertling,  3o)^n  £od!e  unb 
bie  ©d^ule  Don  Sambribge,  gteiburg  1892). 
2)enfen  ift  il^m  nid^t§  %tü)ered  al§  actiDe  Um- 
bilbung  ber  ©inneSempfinbungen.  Sleu^ere  unb 
innere  ©inneSempfinbung  fül^ren  ald  alleinige 
Ouelle  alles  menf(i^Itd^en  äBiffenS  ber  ©eele  ^u- 
nöd^ft  einfädle  Sbcen  ^u,  bei  bereu  Sufnal^e  fte 
fic^  nur  leibenb  Dcr^olt.  ®er  SJerPanb  ift  nur  bie 
firaft,  einzig  unb  aEein  bie  Don  ber  ftnnlid^en 
Srfal^nmg  gebotenen  Elemente  mannigfaltig  ^u 
trennen,  ^u  Derbinben,  ^u  Derarbeiten  unb  fo  auS 
il^nen  Dor  Mem  ^ufammengefe^te  Sbeen  )u  bilben. 
S)cm  ^rincit)  nad^  ift  Sode  reiner  ©cnfualift,  in« 
confequent  greift  aud^  er  über  fein  $rinci^  ^inauS. 
Ob  ber  SSerftanb,  fubjectiD  betrad^tet,  nur  ein 
böigerer  ©inn  ober  ein  geiftigeS  IBermdgen  ift,  l^at 
er  nid^t  mit  DoDer  ftlarl^eit  auSgefprod^en.  2)aDib 
^ume  (f.  b.  ^rt.)  betrautet  mit  Sodfe  äu|ere  unb 
innere  ©inneöcmpfinbung  al§  einzige  6rfenntni|« 
quelle,  bilbet  aber  fiode'8  ©enfualiSmuS  ^um  DoQ- 
ftoubigcn  ©fepticiSmuS  (f.  b.  Sri.)  in  Se§ug  auf 
bie  S)inge  an  fid^  au§.  ©id^er  erfennen  mir  nad^ 
il^m  einzig  bie  t^atfad^e  ber  öu^em  unb  innem 


©inneSttxtl^mel^ung,  nid^  aber  bie  (Es^fbiq  einer 
Don  unferer  SSorfleuimg  unabhängigen  %!^ 
melt.   etienne  be  eonbiOac  (f.  b.  fLxL)  Derein- 
fad^te  Sodte'8  ©enfualiSmuS,  inbem  er  toenigf^nS 
in  ber  legten  gf^^ffung  jeineS  ©qftemS  olleS  & 
fennen  in  paffme  Umbiloung  bn  äußern  ©innci* 
mal^mel^mung  aufgel^  Tvt^    9nä)  bie  fogm. 
geiftigen  Sr!enntni|t^tigleiten  feien  nur  Usi* 
geftaltung  ber  öxi^mi  ©inneSempfinbimg.  M  bcc 
bie  ©eele  ftd^  leibenb  Der^te.   Ueirigenfi  liKtgli 
SonbiEac  e8  nid^t ,  feine  Seigre  in  DoOen  ^^ 
ticiSmuS  auslaufen  )u  laffen.    Sie  ©enfatioaeit 
mü^en  Don  Urfad^en  unb  ffroften  in  ber  9x^ 
melt  l^erru^iren,  bie  auf  einen  erßen  llrl^ber  i^ 
Orbner  ber  3BeIt  fd^liegen  laffen.  9n  SmibtBac 
fd^Ioffen  ftd^  ÜReld^ior  @ioia  (gefL  1829)  )iem- 
lid^  DoEfiänbig ,  S)om.  Stomagnofl  (gefL  1835) 
unb  $.  Saromiguiäre  (geft  1837)  H^meije  (na 
Umönberung  Don  beffen  XranSformationflel^) 
an.  —  Sud^  in  Seutfd^anb  DoEgog  fid^  in  b« 
Ifantfd^en  ©d^ulen  burd^  bie  ÜRod^  ber  Seit« 
ftr5mung  ein  aSmöIiger  Uebergong  jum  Srnpirtt- 
mu8.  Sem  (Sinfluffe  jf ant8  (f.  b.  9rt.)  if!  eS }» 
gufd^reiben,  ba|  bort  baS  erfenutnigtl^räif^e 
SIement  in  ber  ®eftaltung  ber  9nftd$ten  j^aau»^ 
tritt  SS  genügt,  einige  ^Bertreter  ^mo^vfyiaL 
ebuarb  93ene!e  (gefL  1854)  betrautet  bie  fimf 
lid^e  Srfal^rung  als  OueQe  unb  9tbfd^ht|  (dbS 
SßiffenS.    Sie  gonje  ßrfenntni^  gel^e  in  üier 
(Srunbprojeffen  t)or  ftd^.   3n  ben  ©inneSiDO^ 
nel^mungen  mürben  Steige  burd^  UrDermögen  anf- 
genommen ;  meitere  UrDermögen  bilbetot  |U§ ;  bie 
fo  entftanbenen  pf^d^ifd^en  @ebilbe  glid^  ^ 
mannigfaltig  auS,  gleid^rtige  |ögen  ^dl^  an  unb 
Derfd^mölgen  ftd^,  uiä  fo  entftänben  Segriffe,  Ib 
tl^eile,  ©^lüffe.  Sie  menfd^Iid^e  ©eele  fei  baS3n^ 
einanbergreifen  aUer  biefer  !Berm5gen  mü)  Säe; 
fte  fei  Don  fmnlid^-geiftiger  9latur  im  ®egenf(4e 
5ur  Sl^ierfeele.    SaS  ©ein  ber  innem  9Ba^ 
nel^mung  fei  ftd^er.  9lad^  ber  Analogie  beS  eigenes 
©eins  f^Iöffen  mir  auf  eine  fförpertoelt  au|er  nnl, 
aus  bem  aümoligen  Srftarfen  beS  innem  ©eda* 
lebenS  auf  bie  Unfterblid^feit  unferer  ©e^,  ouS 
bem  Unbefriebigtfein  ber  ©eele  bei  ber  Sr!enntn$ 
beS  Snblid^en  auf  ®ott,  bm  Unenblid^en,  aber  oSeS 
biefeS  immer  nur  mit  l^ol^er  9Ba|^rfd^einIid^!eit,  niil^ 
mit  abfoluter  ©id^erl^eit.  feeinrid^  Sgolbe  (g^ 
1878),  Einfangs  3)^aterialift,  toiberrief  fpäter » 
Snftd^t,  ba|  ftd^  „auS  ber  SRaterie  Srnpfinbungen 
unb  ©efiil^Ie  ableiten  laffm" ,  unb  untemal^m  e8, 
nad^gumeifen ,  „ba^  unfere  finnlid^m  SBa|rm^ 
mungm  imb  baS  borauS  entftelfienbe  Senfm  einer 
objectiDm  3BeIt  aÜerbingS  nur  fubjectiDe  &fd^' 
nungen,  aber  in  einer  biefe  ji'örpermelt  biinl^ 
bringenbm  unb  mit  i^r  med^anifd^  gufammen' 
^genbm,  unenblid^en,  auS  Smpfinbung  unb 
©efültllen  befte^enben  SBeltfeele  fmb"  (f.  ü^olbt, 
Sie  ©renjm  unb  ber  Urfprung  ber  menfd^Iid^ 
grfenntniB,  3ena-2eipaig  1865,  ©.  lU.  VJ). 
Mt  pfQd^ifd^en  Sorgönae  mia  ggolbe  im  ©inne 
SonbiäacS  auS  ber  au|em  ©enfation  ableiten. 


141 


SenfuaUfitnuS. 


142 


x«l  Scfe|  bec  Ci^dtimB  bet  Proft  gette  oud^ 
T3  Mt  dieiiiitm^  @pcamhSfte  feien  oor^nben 
.Bettfede" :  j^  tmitben  bur4  bcftimmte 
pcci  gemad^,  unb  fo  mtftel^e 
MCdnoML 

K  BidbcRttDcder  bc§  materioliflifd^  @en- 

^■ütal  9  X^oiit  ^obbe«  (f.  b.  «it.).   VM 

B^jßn  tommd  mSf  i^m  bon  ben  Sixmen,  bie 

bmffoOegnffe  {den  nur  bie  Summe  Don  dielen 

^i^icterpKllitii0en.    Urteilen  fei  Sbbinn  ober 

Mm  SBotfknungen.  6innedem^ftn" 

fdm  mir  SBemegimgea  t>on  SrpetUd^en 

dmfo  bie  fogen.  geifiigen  £(|dtigf eiten. 

inqerei  ftdtper  {ekten  bemegenbe 

&>Q4eii  «ob  Ic|tlii!^  eine  erfte  Ur^ic^e  oorauS,  bie 

aJel  wa^  nur  Mrper  fei  Serftonb  fei  SinbU- 

taagßttB/ft  bcrbunben  mit  bem  Serß&nbnig  bet 

BeoL    an  6oVbt%  MIoffcn  fid^  in  Snglonb 

SfliL  Qoiflc^,  2h>f.  $neflle9;  in  ^ranbeidii  be  la 

üidm.  JDtbeoot,  ^doetiuS,  ^olbad^,  (Eabanid ; 

a  3talkn  Z^mmafi,  Sarini;  in  Seutf^Ianb 

titagAofh  Sogt  Kobfi^tt,  SBud^ner,  SBiener, 

cmM  m.fLm.  (SgL  b.  Sri.  9Raterianemu8.) 

c  S>cr  fofittDt{Kf^  €enfualt8mud  trat  oß 

^  .;aK  DocMn  inafi  bur^  lug.  Somte  b<ct)or. 

l-mti  oBcf  SStflmg  ift  i^  nur  bie  öu^ere 

etmeieifBbcmig ;  ni((t  einmal  SReflesion  aber  bie 

f^nr  Z^NOügfett  fei  möglid^.  Srfennbor  feien  ein- 

f  j  fnoiltil^  Zlbtttfo«^  unb  Xl^a(l^ncom))Iese, 

i^B^Kibim  fden  die  Unterfud^ngen  übet  bad 

t,'<^  bcr  S)tngf,  il^re  VMafyn,  über  Sott, 

cttU  tL  f.  19.  wit  $ph)fo))bie,  toeld^e  nunmehr 

£.  tkr  SRonittioHcr  eingetreten  fei,  bütfe  fid^  nur 

mit  34Qtfai!(icn  bef(^ftigen,  bie  Don  ben 

Sinnen  btohad^M  merben  Idnnten.  gfir 

nnb  über  bie  ^bi^ofop^m,  loeld^e  \\d) 

JK  Coadf  «fd^ff en,  iß  bet  9(rt.  ^ofitit)i«muS  ju 


2L  Set  6cnfualigmud  in  allen  üorgenannten 

n  ifk  jur  Stflornng  bet  ibotfäd^Iic^en  ntenf^ 

günmiiiife  burc^aud  luqureid^enb.   9Ba8 

loi  icm  nuztcrialifttfcben  6enfuali8mu9  angebt, 

\9  beließ  inrifc^  bü)|  fiofflid^en  Serfinberungen 

ab  feen  pnnltil^  inü>  nod^  me^r  bem  t)emunf- 

sagn  fiürnnm  eine  unäberfteigFid^e  ffluft.  9Re- 

äaqiii,  p^nfifcibe,  dbemifd^e  Serönberungen  be« 

^kum  Cmtifinben  tiiu>  S)enfen,  i5nnen  aber  oß 

ixift  nie  nnb  ntmmet  ber  Srlenntni|act  f elbft  fein. 

ten  ^ilf^ßäRi^  ^^okti  tom  }ur  Smi>finbung, 

pa  Oibanfien  »{»otenatrt'  memn.  Srfennen  tft 

^a  linr  9019  unb  gor  anbere,  bi^metoeit  t>er- 

Motenr«  fß^m  Z^dHgfdt  (f.  b.  «rt  9RotenotiS« 

ns  vm,  1001  ff.),   ebenfotoenig  befriebigt  ber 

n^Btt&bt  SenfualiSnmg,  bet  {toar  bie  €bined- 

tb^f^  aaa  einem  ^b^  ^rincip  berleitet,  aber 

^Bfiba  faiHinben  unb  2)enf en  feinen  loef  entlid^en 

'dste:\d^ma^  S>ie{tanaidbeemtifinbungfann 

■ff  fa^Ktft^e  Sinjetoefen  barfteOen :  beim  bie 

^aiO^SSbi^M  ifi  «ne  otgonifd^SAbiglcit,  ibre 

3di  finb  ^nrii  fdb^  organt{<9  unb  ouSgebe^nt 

csft  ßnnm  oIS  f  oU^  nur  ausgebeizte  (Ein)elbinge 


in  ftd^  au8))rögen.  9lun  ifi  e8  aber  eine  unlöugbore 
Xbatfadffe,  bie  t>on  feinem  @enfualiften  in  Sbrebe 
gefteut  rotthm  laxm,  ba^  unfere  SerftanbeStbötig« 
feit  über  aufigebebnte  ßinjelmefen  mannigfaltig 
unb  mefentlid^  bi^cntSgugeben  vermag.  2)er  Ser« 
ftonb  ergreift  bie  Sefenbeit  ber  Singe,  bie  öS« 
gemein  unb  unabböngig  Don  ber  93ertpirQid^ung 
im  esifKrenben  Singelbinge  flnb ;  er  erf ennt  Sin« 
fad^ed,  Utddr))erlid^e8,  Ueberfmnlid^ed ;  er  edennt 
^rincipien,  bie  ben  Cl^aratter  beS  allgemeinen, 
92otbtoenbtgen  boben,  fd^Iie^t  auf  unbefannte  Ur« 
fad^en,  beberrfd^t  unb  controlirt  bie  Sinne,  bie 
mand(imaltäufd!ienunbin3rrtbumfäbren.  SRögen 
mand^e  Senfualiften  bie  ®ültigfeit  biefer  ßrfennt« 
niffe  läugnen :  ba^  fie  )um  Seft^ftanbe  bed  menfd^« 
liiben  CbfennenS  gebbren,  fann  DemänftigenDeif e 
ni^t  in  3n)etfel  gebogen  merben.  Sie  göbigfeit 
aber,  bie  ftd^  fo  iUber  ben  IBereid^  ber  @inne  bo(b 
erbebt  )u  ttefentlid^  Derfd^iebenen  Objieäen,  mu| 
jel^ft  aud^  Don  ben  @inne8fröften  mefentlid^  Der* 
fd^ieben,  mitl^in  nid^t  organM,  fonbem  immate« 
riell  unb  geiftig  fein.  Ser  SBerftanb  ift  alfo  fein 
potenjirter  @inn,  S)enfen  ift  aud^  nicbt  blo|e 
actiDe  Verarbeitung  beS  SnbaltS  ber  Sm^inbung 
burd^  Xrennuna  unb  Serfnüpfung  ibrer  Elemente 
im  @inne  fiodrö,  toaS  aud^  einer  organif d^en  Sr- 
fenntni|fraft  möglid^  toäre ;  nod^  meniger  ift  eS 
blo^  paffiDe  Umbilbung  ber  @innedempfinbung, 
mie  SonbiOac  moUte.  Senfen  ift  eine  mefent- 
lid^  b^b^e  erfenntnil  afö  iebe  fbmlid^e  SBabr- 
nebmung.  3ft  aber  bie  ®eiftigfeit  beS  SSerftanbed 
enoiefen,  gebt  fein  ßrienntni^obiect  aber  baS  ben 
Sinnen  }ufommenbe  ®ebiet  binauS,  fo  ift  eS  un- 
ftattbaft,  feinen  ®egenftanb  obne  ®runb  m  be- 
fd^räidm,  unb  fomit  f öUt  aud^  bie  lejbte  uno  mil" 
befle  fifaffung  beS  SenfualidmuS.  mt  Unred^t 
l&ugnen  Slominaliften  unb  Sonce))tuaIi{ten  bie 
Cliften)  ober  ben  objiectiDen  Sßertl^  ber  UniDerfal« 
begriffe,  ba  bod^  aUe  SRenf d^en,  fte  f elbft  nid^t  aus- 
genommen, beftänbig  mit  biefen  ^Begriffen  ope- 
riren,  fte  beftänbig  in  Urtbeilen,  bie  Don  aller  Sßelt 
al9  mabr  anerfannt  »erben,  ben  Singen  felbfl 
juertbetten,  flberjeugt,  ba^  fie  irgenbtote  in  ben 
Singen  Dem>irflid^t  ^nb.  Sie  erften  $rinci))ien 
beS  Siberftmid^d,  beS  b^^tj^^^n  ®runbe8,  ber 
Caufalität  u.  f.  tt).  tonnen  nubt  blo|  SrfabrungS- 
n>ertb  b^^ben,  jie  muffen  immer  unb  abfolut  not^- 
toenbig  mabr  fein.  Sie6  in  Smi\A  sieben,  b^ilt 
ber  SSemunft  ben  XobeSfto^  Derfe^n.  Sief e  $rin- 
dipm  ffibren  ben  Serfianb  fiber  bie  @inne8tt)elt 
binaufi,  binein  in^d  innere  ber  Singe,  binauf 
)um  erften  Urbeber  bet  enblid^en  SBefen.  9lUbt 
nut  baS  Safein,  audb  mand^e  SSoIIfommenbeiten 
beS  Urgrunbed  ber  Singe  erfennt  ber  IBerftanb 
mit  binreid^enber  ftlarbeit  unb  Sid^erbeit.  S9 
brdngt  ben  menfd^Iid^en  ©eift  mit  @etoaIt,  bte 
legten  (Srünbe  ber  Singe  gu  er^rfd^en;  e§  ift 
gegen  feine  Statur,  mit  ben  IßofitiDiften  Don  biefen 
fragen  abfeben  )u  motten.  Somit  ift  b(r  @en- 
fualiSmuS  in  aSen  feinen  ^ofttionen  unbaltbot 
unb  Derfeblt.  (SSgl.  befonberS  SU^iS  Sd^mib,  (Er- 


:« 


Septiformia  litanift  —  6e)>timiu8  6et)ecttS. 


146 


»,  «Bib  ^  »90  Sogud  «rid)er  iu  i^itm  Warnte 

aiaiA  (€(.  IS,  2  %\    Son  iJ^  ]fakna 

tk^iüa  Unit  bit  ^e^e  €4rtft  nü^tS  mit; 

iii  %  Mc  SfanL  12, 1  taDQSfatt  i^ScH^pttrin" 

^,  i^  ixiig^  ba  fie  iNm  Vbto^  ab« 

(cMit)il^  ZfSt  l^m)it{e]ft :  «2)eiin 

cnf^iüifd^  SBcib  genommen''  (too^I 

^  Si^tam^  2«bc).  [ITauIen.] 

SetütenBis  UtaaU,  f.  »itttoge  n,  895 

^  £iaR  Yn,  2103. 

^cpfisiM  ^ap«fW,  x5mtfd^  fiotfer  (198 
9«  lll\,  pmoBte  osS  einer  in  Sfrita  anfaf{tgen 
nb  iDar  146  ju  (8ro|-Scptt3  ge« 
Qn  tef  3tt^  172  tom  et  )ur  SoIUnbung 
(namentlich  in  ber  äurispntben)) 
cr^ett  Don  SRarc  9ure(  fenotori* 
Sri  flitSbruc^  berZ^rontoirren  naä^ 
bei  Aüifei«  ^ertinos  (28.  SRat)  198) 
ff  Soffit  m  ObetiKinnonieif  unb  mürbe  bort 
a  Cxonnitiai}  Don  feinen  Begionen  jum  ftoifer 
(Er  (oüe  tnbeB  feine  Jhrone  gegen  bret 
!■  Dcdbeibigen.  Vm  (ei^teflen  entlebigte 
r  ü  bei  |K  Xom  Don  ben  ^ötorianetn  erl^o- 
a  tMaä  3ulianu«:  in  luqer  3<tt  ftente  er 
s  ber  {Nffiptflabt  bie  Orbnung  miebet  ^er  unb 
x%  kam  inr  Seficgung  feines  gefalirlid^jien  9te" 
)cx±4Kat,  bcS  ^peScenniud  9cigec,  nod^  bem 
Sr^gmlaBbe.  2)€TfeIbc  mutbe  in  iKeinafien  unb 
Ser»  kftcgi  unb  tarn  auf  ber  8flu(i^t  um  (Snbe 
iH\;  hoif  Dcxf^eibtaten  ft(^  no4  Sn^Snger  bed 
US  inm  Suli  196  in  bem  feften  SB9- 
i^  Ic|t(r  SHDoIe,  (Elobiud  Slbinud, 
er  InfiBngS  bur^  Serlei^ung  beS  eofartitetö 
(otte,  unterUig  in  ber  Säfiaä^i  bei  SQon 
197).  3n  bemfelben  äal^e  197  brad^ 
&  CoäiagD  eine  C^fienDetfoIgung  aud,  bie  aber 
mU  fidfi  bttxi^  ben  ftaifer ,  t^nbem  burd^  bie 
Uäteuma  bcB  (eibnifd^en  SoIIed  Deranla^t  mar. 
CmSofd^rim  nod^  eiditt  bamott  eine  %n^a^l 
Orf^en  ben  TOartprertob.  aüeOeid^t  mar  bie  Sr- 
»pag  bei  SoffcS  bun^  bofi  Ser^ten  rigoriftifd^ 
rraotn  (Beritten  (erMrgerufen ,  meld^  fid^  mei- 
»Rt  i»  iBftm  beS  fiegreid^  ffaiferS  i^e  |)du- 
«;  mib  Xtiixen  pt  betr&njen  unb  }u  beleuqten, 
aal  ^  jpU^t  Seronfiattungen  ffir  ^eibnifd^  l^ielten 
•^sL  XesdtiTanid  ft>dierc  Sd^rift  De  idol.  15). 
ryen  am  biefefbe  3äi  fyxltt  gu  Xom  SeptimiuS 
oemd  bie  So^alUdt  d^rifUic^  aRönner  unb 
fcsara  00  bon  6enotoren{ianbe  anerfannt  unb 
iu  an  toutVnben  Solfe  SBebrol^ten  in  @((|u^ 
tfUEiunen  (TertoIL  Ad  ScapnL  4).  9Iud^  gab 
:i  m  fräicsi  ^ofe  <S|riften,  ).  9.  ^rofeneS  unb 
faxGiiai,  oel^er  lej^tere  einfl  ben  ffaifer  burd^ 
Cd  gi^nlt  ^oile  (ib.).  @e^  )u  ftatten  (am  ben 
Cftn:öm  ein  fnatürlid^  ni(!^t  i^retmegen  erla|fene8) 
Sz»3i^»  morin  @epttmiu8  bie  ben  coUegia  te* 
(ftmoraticia,  SBegrftbniBgeno  j|enf(^often 
eentt;  f.  b.  9rt.  ftatafomben  YII»  215  f. 
:Bfi  3.  ^  fitrf4,  2)ie  d^riflL  SuItuSgebaube  in 
ia  Domm^astinif<!^  3eit,  in  ber  geftfd^nft 
1100}d4rigen  3ubildum  befi  ü<mpo  Santo, 


^u^eg.  Don  @t  ebfcfi,  Sfteib.  i  9. 1897,  6  ff.) 
bereits  früher  burd^  Senatfibef d^Iug  gemolken  IBer« 
günjtigungen  beftotigte  (Dor  September  198).  3n- 
^Ige  beffen  conjUtukte  fid^  bie  römifd^e  Sl^riflen« 
gemeinbe  unter  !ßa))fi  S^^^^nnuS  alS  Segrdbnig« 
bruberfc^aft  unb  mürbe  nun  Sigentbümerin  eined 
gro|en  Sömeteriumd,  beffen  erfter  Sorfte^er  Cal- 
liftuS  (f.  b.  «rt.  ealij^  I.)  mar.  Sie  Serfagung 
bed  ftaiferS  galt  fibngend  nic^t  blo^  fttr  Stom, 
fonbem  aud^  für  Italien  unb  bie  ^roDinjen.  3m 
3.  202  iebod^  eitiifeffelte  ein  faiferlid^ed  Stefcrtpt 
eine  (eftige  SSerfoIgung.  S)er  Ifatfer  Derbot  näm- 
lid^,  als  er  anlä|(id^  bed  ^artl^rfrtegeS  mieber  im 
Orient  mettte,  bei  fd^merer  Strafe  ben  Uebertritt 
}um  äubent^um  (DieOeid^t  bloft  bie  SBefd^neibung 
ber  92id(|tiuben)  unb  }um  Sl^flent^um  (Hist. 
Aug.  Sev.  e.  17).  Somett  lettered  in  Setrad^t 
fam,  mar  bie  Serfüguna  mo^I  Deronla^t  burd^  bie 
gemaltige  Ausbreitung  oeS  Sl^r^entl^umd,  bie  im 
SRorgenlanbe  befonberS  beutlid^  Dor  bie  Sugen 
trat.  2)aS  neue  fltt\ct\pt  traf  junäd^ft  bie  ffated^u- 
menen,  aber  nid^t  au8f(^Ue^Iid^,  ba  ber  S^riften« 
1^^  baju  fübtte,  ba^  aud^  bie  9krorbnungen  Xra- 
land  unb  SRorc  9unld  mieber  fd^  angemenbet 
mürben.  Sie  Verfolgung  mütl^tebefonberS^efttg 
xu9Iesanbrien  (Clem.  Alex.  Strom.  2, 20  [Migne, 
PP;  gr.  Vm,  1070] ;  Euseb.  R  E.  6, 1  sqq.), 
mo  u.  9.  SeonibeS,  ber  Sater  beS  OrigeneS,  unb 
bie  Stungfrau  $otomiSna  }um  ÜRort^num  ge» 
langten,  unb  ju  Sart^aao,  mo  Perpetua,  Sf^UcitaS 
(f.  b.  9lrt.)  tmb  il^re  Senoffen  pm  Xl^ierbmpfe 
Derurtl^eilt  mürben  unb  Diele  anbere  (S^riften  ben 
3U>b  burd^^S  Sfeuer  ober  burd^'S  Sd^mert  erlitten 
(über  bie  f$frage,  ob  ber  lateinifd^e  ober  ber  grte- 
d^ifd^t  £est  ber  Passio  Perpetuae  baS  Original 
ift,  DgL  bie  neue  Ausgabe  beiber  Siebte  burd^  gfrand^i 
be^  SoDalieri  im  5.  ßrgönjungSl^eft  ber  SRömifc^. 
Ouartalfd^rift  [1896],  9  ff.).  Sie  SBerfoIgung 
erftretfte  ftd^  au(|  auf  Serien  unb  ffleinaften,  fomie 
auf  Stom  unb  ©aUien;  mal^rfd^einlid^  erlitt  bamalS 
SU  S9on  ber  Sifd^of  3renäuS  (f.  b.  Art)  ben  SRar- 
t^rertob  (Dgl.  Hieron.  Comment.  in  Is.  17,  64 
[Migne,  PP.  lat.  XXIV,  623]).  3n  ben  leiten 
3al^ren  beS  SeptimiuS  SeoeruS  mar  bie  Verfol- 
gung erlofd^en;  ber  jtaifer  ftarb  auf  einem  gfelb* 
5Ug  in  Britannien  am  4.  Ofebruar  21 1.  3crt^üm- 
li(b  l^t  man  frfil^r  aud^  bie  ^inrid^tung  ber 
fdlitanifd^en  SDlortljrer  (f.  b.  Art.  VUI,  952  f.), 
fomie  bie  Verfolgung  beS  Scn))ula,  ^roconfulS 
Don  Afrifa,  in  bie  9legierungS}ctt  beS  SeptimiuS 
SeoeruS  Derlegt ;  inbe^  erfolgte  erftere  f^ion  im  3. 
180  unb  le^tere  (feit  9Jlai  211)  foEt  in  bie  3eit 
Saracaüa'S.  (Sgl.  de  Ceuleneer,  Essai  sur  la 
vie  et  le  rägne  de  Sept.  Sev.,  Bmx.  1880; 
B.  Anbö,  Les  chrödens  dans  Tempire  Romain 
[180—249],  Paris  1881,  53  ss.;  P.  Allard, 
Hist.  des  persöc.  pendant  la  prem.  moitie  du 
trois.  siöcle,  Paris  1886,  1  ss.;  ff.  3.  ^Jltw 
mann,  Ser  r5m.  Staat  unb  bie  aQgemetne  ff  ird^e  I, 
Sei^)aig  1890,  95  ff. ;  ÜRommfen,  in  b.  ^ift.  3cit- 
f dftrift  LXIV  [1 890],  889  ff.)  [3ecf .] 


147 


Septimuß  Über  -^  ^^|)tua9into. 


148 


Septimos  über,  f.  Liber  septimus. 

^epf ttateflma  (nod^  bem  3nttoitu8  aud^  Do- 
minica Circumdedenmt)  nennt  man  ben  brüten 
@onntog  t>or  ber  t)oröftetUd^  gfoftenseit.  3)a8 
gelajionifi^e  unb  gregortonifd^e  ©acramentorium 
geben  i^m  fd^on  biefen  ^tarnen.  9Rit  i^m  beginnt 
bie  aSorfeier  beS  OjletfefieS.  S)a  biefe  SBorfeier 
eine  93orbereitung8}eit  ift,  mö^renb  tt)eld^er  ftd^  bie 
®I&ubtgen  beS  %A^^  unb  ber  bußfertigen  6in- 
!e^r  in  ^d^  felber  mit  bop))eItem  Sifer  befleißigen 
foOen,  unt  tofirbige  Oftem  )u  feiern,  fo  beginnt 
mit  Septuogejima  eine  99uß}eit,  obn>o]^I  nod^  nid^t 
in  ber  Strenge,  in  ber  fte  bom  tHfd^ermitttood^  an 
geforbert  ttirb.  Salier  fommt  e8,  boß  t)on  @eptua- 
geftma  an  alle  Melufa  fottol^I  in  ber  SReffe  al8 
aud^  im  canonifd^en  @tunbengebete  bis  Oftem 
unterlaffen  (f.  b.  9rt.  9nieluia-®efang)  unb  alle 
3:em|)oraImeffen  (abgefel^en  Don  bem  Sribuum  oor 
Oftem)  in  buletter  f$farbe  gelefm  merbm.  Die 
am  Sonntag  @e))tuageftma  angeorbnetm  Sefe- 
abfd^nitte  in  ber  SReffe,  nämlid^  bie  Section  Don 
ben  SBettläufem  um  bm  @ieged)n:ei8  (1  ^x. 
9 ,  24  ff.)  unb  baS  SDangelium  Dom  ®Ieid^« 
niffe  beS  &erm,  ber  Arbeiter  in  feinen  ffleinberg 
fud^te,  ftnb  gleid^faüg  in  ber  9rt  gewählt,  baß  fte 
iebem  toubigm  au  Derftel^en  geben,  eS  fei  {e^t 
Die  3rit  angebrod^en,  in  ber  man  eS  fid^  bef onberS 
}U  %vcsM^  nel^men  foQ,  ben  $fab  beS  ^eileS 
auftufud^en.  SBo^er  ber  Slome  „©e})tuagevimo'' 
fommt,  ift  nid^t  ganj  üar;  bie  mal^rfd^einltd^jte 
grnamng  f.  im  Srt.  ffird&enial^r  VH,  591.  Slad^ 
ginigen,  j.  8.  Sttmin  (Ep.  80,  bei  Migne,  PP. 
lat.  C,  261),  beutet  ber  !Rame  an,  baß  Don  biefem 
(Sonntage  jel^n  Sod^m  bis  jum  @d^Iuß  ber  Ofter- 
lood^  fmb.  Ueber  bie  9lamen,  toeld^e  ber  Sonn- 
tag @e|)tuageftma  in  mittelalterlid^m  Urfunben 
fu^rt,  f.  Seift,  Urfunbenlel^re,  2.  «ufl.,  2ei})gig 
1898,  244.  [S.  X.  Sd^mib.] 

$cviiiagiitia  (LXX),  SBeseid^nung  für  bm 
älteften  (alesanbrinifd^en)  gried^ifd^m  Zest  bed 
Snten  XeftammteS ,  ))aßt  feinem  Urfpmnge  nad^ 
nur  auf  bie  Ueberfe|ung  bed  $mtateud^8 ,  mürbe 
aber  feit  frfll^er  3rit  auf  fömmtlid^e  in  Dord^rift- 
lid^er  3rit  au8  bem  ^ebröifd^m  begm.  S^albäifd^m 
in'S  ©ried^ifd^e  übe^e^m  unb  fogar  auf  bie  ur- 
fprünglid^  in  grted^ifqer  Sprad^e  gefd^riebmen, 
altteftamentlid^m  Sudler  auSgebel^nt.  —  1.  ®ie 
Sntftel^ung  einer Ueberfe^ung  be8 Sllten Xefta- 
menteS  in  baS  ©ried^ifd^e ,  unb  gmor  gu  %Ie|an- 
brim,  mar  burd^  bie  ßiiftmg  Don  gal^lretd^en 
äubmgemeinbm  in  Sleg^pten  begränbet.  ^ortl^in 
manbertm  fd^on  mft^mb  be$  bab^Ionifd^m  ß^tß 
Diele  3uben  au8,  bmen  fid^  SeremiaS  unb  SBamd^ 
miber  aBlflm  anfd^Iießen  mußten  (3er.  48, 1  ff.). 
9118  Slejcanber  ber  ©roße  bie  na^  il^m  benannte 
©tobt  in  9leg91)ten  anlegte ,  flebelte  er  bort  Diele 
3ubm  an;  aud^  $tolemöu8  Sagi  Der))flangte  Diele 
3ubm  na(^  Derfd^iebmen  Orten  ^eg^ptenS  (Jos. 
Antt.  12, 1, 1),  mo  biefelben  faft  ummterbrod^en 
religiöfe  t$rei^eit  gmoffen  unb  mand^e  poUtifd^e 
iBomd^te  befaßen  (ib.  14,7,  2).  ^uptfi^  ber 


fig^pttfd^en  guben  mar  bie  ^uptfkbt  9tgi}))lenl 
unter  bm  ^tolemäem,  Wesanbrim,  mib  i^te 
3a^I  mar  bort  eine  nid^t  uner^eblid^.  %^  bie 
@tabt  ber  @ammelt)la^  ber  grie^ifd^m  ©elel^ttm 
mar  unb  DoÜflönbig  unter  bem  Cinfluß  gried^t j^er 
SBilbung  ftanb ,  f o  fonntm  aud^  bie  5uben  fi^ 
biefer  ©cifte8rid^tung  nid^  entgie|m  unb  nol^en 
bie  gried^ifd^  Spraye  in  ber  t$orm  ber  xoiW|  M- 
X&xToc  an,  obüon  ba8  ^ebröifd^  nod^  immer 
Dielm  äubm  bcfannt  blieb.   3ur  DoSft&nbigen 
Befolgung  be8  altteftamentlid^m  „©efejfeS"  ge]^5rtt 
Dor  SUem  ba8  SBerftel^m  unb  baS  fiefm  beSfelben, 
unb  fo  mar  bie  !Rotl^)bmbigfeit  einer  Ue(erfe|ung 
für  Die  ägqptif^en  3ubm  balb  gegeben.  S>al^er 
muß  bie  Uebertragung  be8  !ßentatmd^8  in  botS 
alejanbrinifd^e  ©ried^ifd^  in  eine  gietnlid^  fr&l^ 
3eit  nad^  bem  Sufttmunge  WesatSbrienS  falletu 
SHe  aitefte  ^ofltiDe  9lad^ri|t  l^ierüber  reid^t  giem« 
lid^  ](|od^  l^inauf:  ber  ale^anbrinifd^e  $]|iIofo|i]{f 
ariftobul  (in  ber'erftm  dälfte  be8  2.  ^o^l^un- 
bertS  D.  S|r.)  berid^tet  (äem.  Alex.  Strom.  1, 
22,  bei  Migne,  PP.  gr.  YUI,  898;  Euseb. 
Praep.  ev.  18,  12,  1  sq.;  DgL  ib.  9,  6,  7), 
bereits  irp6  t^c  *AXeEiv$pou  xal  [IspjttSv  ^m- 
xpa-njdEojc  fei  Singelned  aue  bem  9ttm  Xefta« 
mmt,  ba8  gange  ©efe^  fei  aber  unter  ißtole- 
möuS  ai]^iIabeIt)^uS   (285—246)   auf  SSeran- 
laffung  be8  S)emetriu8  ^I^alerm8  flberfe|t  morbm. 
2)mfelbm  nennen  ^l^ilo  (Vit.  Moys.  2,  5)  unb 
3of  e^^u8 ;  Unterer  bemft  ftd^  (Antt.  12, 2, 2  sqq. ; 
Dgl.  Prooem.  8)  auf  einen  ^ol^  ^Beamten  am 
^ofe  beS  $toIemäu8  $^ilabelpl^u8  9lameni  ^rt> 
ftea8  (IriftäuS),  meld^er  in  einem  93riefe  ^iXi  feinen 
SBmber  Diele  ßingetl^eitm  über  bie  )SeranIaffun( 
unb  bie  Ausarbeitung  ber  Ueberfetung  beS  ^n< 
tateud^S  mitteilt  (f.  ^iRori|  Sd^mtbt,  S)er  SBtU 
beS  «rifteaS,  in  SHeri'  Arc^iD  für  mi^enfd^afttid^ 
Srforfd^ung  beS  ailtm  ieftamenteS  I  [1869] 
241—812;  ber  £est  beS  Sriefee  ftnbet  fui^  ebt 
258  ff.).  %m  9riftea8  folgm  im  SBefentlid^eti 
ol^ne  i^n  aber  gu  nennen  (f.  baS  DoSftonbig 
SBergeid^niß  bei  Gallandi,  Biblioth.  II,  Yenei 
1788,  805  sqq.),  u.  «.  3ufttn  SR.  (Coh.  ai 
Gr.  13.  bri  Migne,  PP.  gr.  VI,  265—267 
glemmS  9Ie|.  (Strom.  1 ,  22 ,  bei  Migne  1.  < 
Yin,  889)  unb  2^renöuS  (G.  haer.  8,  21,  2,  b 
Migne  1.  o.  VIT,  947) ;  femer  Epiphanias,  D 
mens,  et  pond.  8,  bei  Migne,  PP.  gr.  XLII 
242  (Dgl.  be  Sagarbe,  Symmicta  U,  ©öttingi 
1880,  155);  ebenfo  ^ieron^muS  (Praef.   i 
Pent.,  bei  Migne,  PP.  lat.  XXVHI,  15( 
Comm.  in  Ez.  5,  12,  bei  Migne  1.  c.  XXY,  51 
—  S)er  9»rief  be8  9Iri{!ea8  ift  gmar  eine  f$rölfd^uti 
unb  Diele  ber  in  i]^m  mitgetl^Üten  Singelj^citen  f  ii 
erfunbm,  aber  in  ber  %tgabe  über  bie  3cit  t 
ßntftel^ung  ber  tßentatmd^-UeberfeiiunB  gibt 
eine  rid^tigeXrabition.  Un^iftorifd^  iff  t>ot%a< 
bie  S3e]^au))tung,  ber  iübifd^e  ^o^et)rieftei:  <£l< 
gar  l^be  72  ©elel^rte  (auS  |ebem  Stamme  6) 
^toIemduS  !ß^ilabel))]^u8  gefanbt,  meld^  bie  Ucb 
fe^ung  angefertigt  l^ätten.  SKd^tSbeftotnenieer  ] 


149 


@e))tUQginta. 


150 


dir|c  SRUtnlang  bct  tUleriekung  ben  Slamen 

\  t£w  i^ltafjxavta  7pa^  (ol  eßdopii^xovra,  ol  6, 

tftio  aepbuifpnta  viromm,  Beniomin ;  sep- 

i0|;mte  (interpretee),  Sefiiuaginta,  LXX)  ge- 

9ekiL  9hir  infofcm  ^  biefe  {Rad^rid^t  einen  |i- 

tetf^  Amt,  dtfi  bieUeberfe^ung  bed  ^entateud(|8 

M  SerfSRcj^rarei  tf),  loorauf  i^re  SBefd^otfen^eit 

toDciftL  2yic  Sftage ,  loann  oie  Ueberf ekung  beS 

Stntoteii^i  cntponben  \%  Iö|t  jt^  na^  oem  Sri- 

teOncfe  nib  iio<!^  ben  anbern  9ta(^nd^ten  in 

id^aibct  IBcife  befihnmen.  2)emetriu9  !ß^Iereu8 

«i  bte  ccfle  Sctontoffung  }u  bet  Ueberfej^ung  ge* 

■ncft  jcm.  ^erfelbe  U)tme  in  Slesonbrien  unter 

ftfilinaiKlEogt  (305—285);  «ßtoIemSud  $]^ila- 

N!^^  mtfontc  i|fn  oom  ^ofe,  unb  stDor  gleid^ 

w  tbifange  friner  Stegieiung.  9lo(^  ^tenduS  unb 

OzBEcnft  Vlfs.  (L  c.)  mürbe  bie  tleber{e^ng  nid^t 

nur  1|tolandufi  ^^ilabebl^,  fonbem  unter 

«Qm  Soltr  angcfntigt.  S)iefer  batdte  285  ab, 

tn»  ober  crp  288.  SBm^toIrmftuSWIcibelpl^uS 

ao4  mcfrt  att  fein  Sater  bie  gried^tfdle  Silbung 

n  Skpmbrien  jdrberte,  |o  nmrbe  in  ber  ft»ötem 

,^  bi»  für  bie  3uben  fe^r  oid^tige  Ueberfe^g 

il4  bcA  Sexf  befi  bem  ^QenidmuS  ergebenen 

Sbäabelp^S  ^ingefle&t,  toäl^renb  fie  in  aSHrQüi^- 

tnx  in  bif  3rit  feines  !Batcr8  bejm.  beS  SemeiriuS 

malomi  fdOL  ^id^i  oiel  anberS  liegt  bie  @ad^e, 

cnm  an^noininen  toid),  bie  Ueberfetong  fei  un- 

tt  fF^flobelp^uS  entftanben,  mäl^enb  fein  Sater 

oA  Ictte.   SiefeS  beutet  Snatoliud  au8  Wesan- 

Scan  (gegen  270  Sifd^of  Don  Soobicäa  in  @Q- 

zx3t  OB»  tDoin  er  in  feinen  Kavivec  icspl  tou 

rar/«  fl.  Euaeb.  H.  E.  7,  82,  17)  fagt,  iü- 

Dcjdie  Oele^  ^dtten  bie  belügen  Sd^riften  ber 

)aben  für  ^toIemauS  ^^ilabelp^ud  unb  beffen 

Sabrsbcrfe|t  f[ud^  bie  Seit  ber  (Entfte^ng  beS 

IrifledtfviefeS  IS^  fi^  in  etnxi  beredten.   Sr 

i^nd^  nur  tum  bor  Ueberfe|ung  bed  ^entateud^S, 

;i}a^  bogegen  nid^tS  oon  ber  Ueberfe^ung  ber 

sfbaoL  6d4^^  bie  nad^  bem  Prologe  )um  Sud^e 

fcIrfiapioiS  goiq   ober  )um  Z^eil  um  180 

OL  C^  Dor^mben  mor.   ^efelbe  esiftirte  dfo 

stdt  nidK^  olfi  ber  Sri||eodbrief  gef  daneben  mürbe, 

ibs  BMir  fetiinn  Serf affer  ni^t  mid^tig  genug,  bo^ 

c  enoai  bariiBer  fagte.  5!)ie  9lüti)  be«  Sriftobul 

finmt  im  fBefeittlicl^  mit  bem  SrifieaSbriefe 

tkmn;  {U  fIrifKobuId  3eit  gab  eS  mitl^in  fd^on 

onZiabttion  Aber  bie  froglid^e  Sngelegenl^eit. 

Itt  firt^rafbrief  fieOt  fid^  alS  eine  amplincation 

ber  bei  Üflobtd  n^ttenen  Angabe  bor,  bie  nod^ 

Bor  130  bk  icttge  Sroffung  er^Iten  l^en  mu^ ; 

et  tp  mxi^oiQBiUb  au  Vrifbbulfi  Seit  entftanben 

mib  ^  olcSrid^t  Den  S^^f  )>en  Übeln  (Einbrud 

p  wvQ^cn,  ben  bie  9htbent)erf olgung  in  9eg^- 

3ft  nmer  ^ßtofemduS  $^üo)mtor  (221—205)  bei 

te  yi^bctil^  3ttbcn  gemod^t  (otte.  9uS  biefer 

fai^ne  lobbe  fU^   erfl&ren,  morum  bie  in 

S9)ptea  entfbmbene  Zrobition  ben  ))toIemäifd^en 

temgn  eine  ^eü>orragenbe  Setl^eiligung  an  ber 

QdnHfnng  |ttfd^retbt ,  n)d^renb  in  SBtrfUd^feit 

)«  ftot^menbigtett  einer  gried^fd^en  Ueberfe^ung 


burd^  baS  religibfe  99ebärfniB  ber  beS  ^rdifd^en 
unfunbigen  ober  nur  unDoQftdnbig  mäqtigen  3u« 
ben  in  ^leg^pten  l^eroorgerufen  mürbe.  —  ?(uf 
bie  Ueberfe^ung  befi  $entoteud^8  mirb  bie  ber 
anberen  Sudler  balb  gefolgt  fein.  3m  ^rolog 
}um  ecclejlajticus  if[  oon  ber  Ueberfe^ung  bed 
i,@efe^.  Der  ^ropbeten  unb  ber  übrigen  @d|nf« 
ten*  in  einer  SBeife  bie  Rebe,  ba^  man  annel^men 
mu|;  ba^  um  180  D.  S^r.  bie  gried^ifd^e  lieber- 
fe^ung  bereits  mijfenfd^aftlid^en  Setrad^tungen 
untenogen  mürbe,  yba  „@^,  bie  ^xopfyitn  unb 
bie  übrigen  Sd^riften"  eine  ißeaetd^ung  beS  Eilten 
XeftamenteS  nad^  feinen  brei  Xl^etlen  ift ,  f o  mu| 
ber  SBerfaffer  {eneS  $roIog8  eine  gried^if(!^e  Ueber* 
{e|ung  aSer  bebröif(^en  be^m.  d^albftifd^en  Sudler 
unb  Steile  bed  üllten  XeftamenteS  aefannt  l^aben, 
bie  jum  Canon  gered^net  mürben  ooer  bie  eiiftir« 
ten.  —  3n  neuerer  3eit  ift  für  einige  Sucher  bie 
3eit  il^ter  Uebertragung  in'8  @ried^ifd^e  näl^er 
unterfud^t  morben.  Um  150  maren  nad;  3.  greu« 
bentl^I  (^eDeniftifd^e  etubten,  ^eft  2 ,  IBredlau 
1875, 185)  bie  ITönigdbüd^er,  bie  ^kiralipomena, 
3ob  unb  mal^d^einlid^  aud^  3ofue  gried^ifd^  Dor* 
banben.  Sie  Ueberfetong  Don2)anieI  ift  um  bie« 
f elbe  Seit  angefertigt  (Aug.  Bludau,  De  Alexan- 
drinae  interpretationiB  libri  Danielis  indole 
critica  et  henneneutica  I ,  §  1 ,  Monasterii 
1891).  Sie  Unterfd^rift  beS  grie^ifd^en  fBud^eS 
ejtber  (93ulg.  11,  1)  entl^ält  eine  Seitangabe 
über  bie  Ueberfe|ung  eines  fleinen  S^eileS  bed 
Sud^eS ,  bie  aber  für  eine  d^ronologtfd^e  Sered^» 
nung  leinen  fidlem  9n]^alt8))unft  bietet;  inbe^ 
barf  aus  liturgifd^en  ©rünben  (2  SRad^.  15,  87) 
bie  Ueberfe^g  beS  SBud^eS  ßftl^er  Dor  132  an- 
gefe^merben  (nad^  Seml^.  9{eteler,  in  b.  [Xübinger] 
Xbeol.  Ouartalfd^rift  1875,  505,  finb  in  jener 
Unterfd^rift  $to(emdu8  (Sp\pf)axttSi  [205—181] 
imb  fileopotra  I.  gemeint ;  nad^  3atob,  in  b.  Sett- 
fd^rift  für  altteftamentlid^e  9Bi{fenfd^ft  1890, 
274  ff.,  fönnte  bagegen  nur  $toIemäud  Soter  [1 17 
bis  81]  inSetrad^t  fommen).  —  3)er  gried^ifd^en 
Ueberfe^g  beS  Sitten  XeftamenteS  mürben  jene 
Sudler  beigefügt,  meld^urfprünglid^  in  gried^ifd^er 
Spxaäft  gefd^neben  maren,  baS  9ud^  ber  SBeiSl^eit 
unb  baS  }meite  9ud^  ber  9Rad^aböer.  3n  biefer 
aud^  bie  fogen.  beuterocononifd^en  Sudler  etn- 
d^Iie^enben  gaffung  ijt  bie  @e))tuaginta  baS  erfte 
td^ere  SeugniB  für  ben  Umfang  beS  SanonS  bei 
>en  äuben,  meld^er  bem  Dom  Sondl  ju  Orient  auf- 
gefieSten  (Sess.  IV,  Decret.  de  canon.  Script.) 
gleid^  ift.  Sa  aber  aud^  baS  britte  93ud^  SSbraS 
unb  baS  brüte  9ud^  ber  9Rad^abäer  bei  ben  3uben 
mie  fpfiter  bei  ben  (Sl^riften  großes  9nfe^  ge» 
noffen,  fo  mürben  fle  öfters  ju  jener  Sammlung 
gebogen. 

2.  Sie  IBerbreitung  ber  gried^ifd^enUeber- 
fe|ung  beS  Stten  XeftamenteS  erfhredte  fid^  nad^ 
unb  nad^  fo  meit,  a(S  eS  gried^ifd^  rebenbe  3uben 
fEXXTjvuTtaO  gab,  benen  fie  ben  Urtext  erfe^te; 
fetbft  ben  Eßpalbi  btteb  jle  nid^t  unbefonnt.  Sie- 
feS  malerte  bis  lange  nadg  Sl^riftuS  (f.  Justin.  M. 


151  Stptui 

ApoL  1, 31;  Dialog.  0.  Tryph.  72. 137;  Tertnll. 
ApoL  18).  9Iuf  bn  3ii[cl  Iß^roS  murbt  (ogai 
oUiatlili^  «n  OT^  olB  äinbtnfen  an  bit  emftttiunQ 
bn  giin!^i{(^  lUbec[e^nQ  Qtftitrt  (Phfl.  De  vit 
Mo^a.  2,  7).  £ie  lähMt  3ttl\Qioidip\iÜo\op'^it 
in  ätgp))tcn  Ic^c  fit^  fo^  auSjd^lieVi<^  an  bnt 
piti^ildjtn  Stjt  an ;  Sßtiilo  (J.  b.  Strt.)  war  ni^t 
linmnl  btä  ^ebräijiiim  mäi^tig;  |((6ft  3oftp6uB 
benuMt  bnt  griic^il^ni  Xtgl  in  glci(t)n  SBtift  toic 
bcn  OriQinaltcft.  Abneigung  gcgm  ba§  griei^if^ 
alte  Jtflament  trat  bei  ben  äuben  nfl  infolgt  bn 
€ontrot»rfe  mit  bm  l^n[ten  tin;  bic  anfängt 
baODn  fancn  {^on  in  bic  3cit  3ufttnS  bri  iSlar* 
t^rne  (Dial.  c.  Tryph.  68 ;  Bgl.  71) ;  üflmätifl 
ftrigerte  M  W\tibt  jut  uoUftönbigm  !ßtrnicr[ung, 
XDtlä)t  aia  ddi  btm  5.  3a^iC|iuibeTt  nidit  oUgc 
mtin  bui^gefü^  iDurbc  (Meg.  Taan.  f.  50; 
Soph.  1,  7J.  SWS  aitf  itftamtnt  in  feiner  grie- 
(^ijiilfn  Ueberfegung  ifl  auc^  ben  Siertretem  ber 
gri(d|t|ä)en  9Sif|(n|^[t  btfannt  gemorbm,  ha 
ni(^t  isenige  bnfelben  f^on  toä^renb  ber  olcsun- 
briniji^en  ^eriobe  ouf  bie  2fuben  ätüctfiii^t  ncl^men 
(Sreubent^Qt  178  ff.). 

3.  Sliie  @))ra ciifD im  bn  giid^if^tn  lieber- 
fe^ung  bcf  SUtn  XeflamenteS  [onie  bei  bamit 
Dnbimbenen  anbnen  Säüd^ec  ift  hcA  alejanbri' 
nifc^e  @rie(t)ifi$  in  5)nbinbung  mit  grammoti' 
Ialtj[t|en  unb  lejifalt[[^  Sigmtt|ümlic^  feiten  btS 
^ebiäifd^en.  ^a  bie  gricc^ifc^  lebenben  3uben 
im  ©egenfobe  gu  i^ttn  liebräifi^  ober  aramätji^ 
fliittlienben  ©iQubenSgmotlen  „^elloiifieii"  {DgL 
a\iäj  b.  3Irt)  C)te|t>i,  fo  ntrb  baS  @ne^if^e  befi 
9Uttn  SeftamenteS  (toie  baSbefi bleuen)  boS^el- 
leniftifific  genannt. 

4.  3)ie  UeberfeSungSmeffe  bneinjelnen 
Säd)er  bn  LXX  ift  fe^r  ungleiä).  Säfon  auS 
bieftm  @iunbe  aSein  mu|  e3  al3  tin  ^igtin- 
ftänbnig  bejeii^net  tonben.  Kenn  im  Slteit^um 

Stoeilen  bie  SBe^ouptung  auffleftellt  mürbe,  öHe 
üi^ei  bee  IQUen  3:eftamenl3  feien  jur  3<it  beS 
$Ii)IemäuS(Sagi,$^iIobeIp^u3)inbaS@iie(l|i{i^e 
fiberfe^t  (foariftobul,  beiEuseb.Praep.  ev.l3, 
12, 2;  Bgl.  9,  6,  7 ;  JuBtin.  M.  ApoL  1,  31 ;  Iren. 
C.  haer.  3,  21,  3).  Sm  beften  ifl  bn^ntatnic^ 
iiberfebt;  aut^  übn  bie  anberen  ^^orifi^en  fS&äjtx 
(ann(£ft^n,@§braS  unb  Üie^emiaS  ausgenommen] 
eingünftigeäUrt^eil  gefällt  merbcn.  ^c^  ber  ®üte 
ber  giitd)tfc^en  Uebeifetung  gnifipiren  btefelbm 
P^  in  obfteigenbn  Orbnung  fclgenbmno&en : 
bie  iSüc^er  Spatali^iomena,  bie  SBüt^er  Samuelä 
(biefe  entölten  uielc  S}o))^eIübnfctfunQen,  meldde 
ahn  )um  Xfyü  nic^t  uifprünglid^  finb),  bie  bn 
ßünige,  ^ofue,  Sti^tn,  Shit^  S)ie  prop^etifdien 
SBü^n  finb  mBiflid)«,  qK  üon  einer  guten  Uebei- 
jegiing  enooitet  toerben  botf.  2)ie  Ueberfejung 
btS  ^ud^eS  3eremiaS  ift  in  bn  @e^Iuaginta  an 
mandien  €tellen  tiitjei  alS  bn  ^cbiäif^c  Xtff; 
cS  fel|Ien  fono^l  cingelne  SBoile  unb  cinjelnc  $!nfe 
als  au^  meiert  SBnfe  natfieinonbet.  'Sia  Uttin- 
fcjn  bc«  !8ui5e83>oniel  twii  me^r  bes  aramflif^en 
al^  bef  ^cbrätfc^enfimbig;  ei entfernt  fic^  fe^roft 


iginto.  152 

burc^  toilOürli^e  Snociteiungcn  Don  bn  SSoriage. 

2)a^n  »uibe  biefe  Ueberfe|nng  Don  bei  bed  S^ 

botion  (f.  b.  art  »ibeluberfejungen  TI,  715) 

Derbiitngl,  fo  bag  fle  tr^  im  Doiigen  3a](ii^unbeil 

in  einer  eingigen  &mbf^itft  (Cod.  Glüsianiu) 

niebn  entbedt  nurbe.  2)ie  ^giogroti^  jtigtn 

eine  fc^r  grofit  SSerfd^ieben^ett.  3)er  $räiigei  if) 

bifl  gui  UnDnftSnbli^feit  DSitlic^  üt)erfe|t,  gang 

nadd  bei  ftlaOifi^tn  Utbeife^ngfioit  SquilaS'  0. 

b.  Vrl.  iBibeliiberfe^ungen  II,  714).    ttuiti  bie 

ft<^  oft  gu  febi  an  bofi  3Boit  btS 

an,  geigen  aber  f onft  eine  Qcfunbc, 

ung  bc3  €inneä ;  bic  $falmciK 

gen  looren  auc^  ben  giui^if^en 

.  nii^t  me^r  Derftöi^Iic^.  Sidt 

t  bal  a9u4  3ob;  meißentlictH 

falf^e  Huffaffung  beS  Oiigiiul! 

n  ber  ^loDcibien  ifl  im  tSÖngcn 

L>ie  Utbnft^gbtS  &o^  SitM 

öllig.  3a^Iiei$t  Slbmeu^ungeii 

Dom  ledigen  ^ebiüifi^en  Xesle  boben  i^ren  Sninb 

in  einer  anbem,  oft  beffem  SesteSform  (bieftS  gilt 

befonbnä  Don  $f.21,  17  unb  109,  S ;  t^Kilnitiit 

auc^  Don  ben  3abl<nangaben  ®en.  5  unb  11, 

10—26)  ober  in  einer  gang  beflimmttn  Sftgefc 

b(8  fjebräifc^en  SejleS.  3ür  bie  ffluffaffung  ein- 

geinn  SBortt  i^  öftnS  bn  Dom  biblift^  debtäf^ 

abtoeitl^enbc  Spiaäiztbmii^  btS  ^lomäifqen  ma|> 

gebenb  geraefen.  3u  bemerfcn  ifl  übiigenS,  boj 

ein  Unheil  vba  ben  modus  inteipretaiidi  be 

©tfh"'9inta  fw^  nur  im  atigemeinen  fdüen  W^; 

im  ßingelnm  mu|i  bie  Doifte^nbe  (S^iaFteriitnoig 

mobtficiit  toeiben,  je  na^  bn  XenteSrecenfton, 

nelc^e  man  in'S  ^uge  fagt.  —  Sn^oltli^ 

fyu\äit  gwifc^en  bn  @e|}luaginta  luä  bem  nutfo- 

rttbifi|tn  Xejte  im  ©rofeen  unb  Sangen  Utbni> 

(inftimmung;  bic  Iritifd|cn  Siffnengen  obet 

finb  ungemein  gablreit^.  ißon  ben  Dielen  Cini^* 

Reiten  abgefeben,  treten  biefelbcn  uoi  Mcm  ^nwt 

bei  bn  Sü'^lung  ^a  tpfolmen  9.  113—115. 

146—147,  Dcld^c  bic  Stfjtuoginta  anbete  tmmt 

unb  Dnbinbet  als  bei  mafoietbtf^e  Xtgt;  im  Si^c 

ber  S^iric^narltr,  no  mancbe  ißerfe  fcblen,  mel^e 

bn  mafoiel^ift^e  %t^  ifat,  anbernfeita  bieftöi 

gegenüber  \ii)  Snocitcrungcn  finbcn  unb  me^inc 

abfd^nittt in onbnn  Stcibenfolgc  ftt^;  im S^u^t 

3nemiQS,tnbembieÄapp.46 — 51inbn@e)>tua> 

SintQ  naii^  25,  IS,  unb  gmat  voi^  tn  anbntr 
tcibcnfolge  fielen.  33itfe  Xfyit^aittm  gtoingen  gn 
bem  Sd^Iuff c,  bafi  bn  ben  gruc^tfc^  Üeberfelem 
Dorliegenbe  %tff  an  Dielen  @tülen  noä)  nii^  bit 
fefte  @eftQlt  batte,  in  foiläjt  n  fpdtn  Don  bm  6e> 
pijtnm,  3;almubt^tn  unb  SJtaforet^en  gebiti^  i^ 
5.  2)ic  ©ef  rfiii^tt  bt«  ©tptuagintatejtt«  ip 
D3efenlli(b  bnrcfi  baS  Slnfe^n  bccin^uftt,  umIc^ 
biefe  Uebeife^ung  bei  ben  Sluctoitn  bd  ^Ituea 
Seftamenta  unb  bei  ben  6b"P"t  (ieno|i.  SSom 
aud^  bie  ntutcftomentlt^cn  €<^riftflellei  boS  Vit 
Xeftamcnt  im  Urtejtc  gebiau^tcn,  fo  ifl  bo^  ebtnfo 
fit^er,  büfe  fie  fii^  oud)  bei  grit^if^n  UtberMnina 
bebienten.  SDefitialb  unb  infolge  bn  SBethiettung 


1&3 


@e))tUQginta. 


154 


5ct  fiiM^Hi^cii  €)^t<ul^  in  ben  etfteti  ^riftlid^en 
9Q((r1|uiibrctm  gmg  Me  €e))hioginta  in  ben  oQ* 
pratciiim  Qkmca^  brc  S^riften  )U  religiöfen 
cnb  gii  tt{ffen|<^fili<j^en  S^aytitn  über.  WS  nodd 
OBl^Rt  gtu4iJ4t  Uebetfe^imgen  entftanben  (ügl. 
b.  Ixt  Sibelüberfelungcn  II,  714  ff.),  erl^ielt 
%t  pm  Unler^d^iebe  Don  biefen  qu(^  ben  9iamen 
r-^  vf,  In^o^c  ober  blo|  xotviq  (Vulgata  editio, 
VulfttU).  3ßtt  bec  SetDielfaltigung  ber  Siem- 
^dn  ^idt  bte  Sntfenmng  Dom  %rd^U9puS  gleid^en 
ciintt  infolge  unabfic^tUc^r  unb,  loenn  mtd^  gut 
^BBciuUi^  bod^  bUKJ^meg  nid^t  rid^tiget,  obftd^tli^er 
Smbcmngm,  |o  bQ^  )ur  3nt  beS  OrigeneS  eine 
gosc  IBerf^ieoenbeit  }mtf(i^en  ben  gried^if(^en 
lfit€Usnnplaten  bejlanb  unb  }ugleid^  bte  Sifferenj 
pDi|4cn  bem  grie^tfd^en  unb  bem  ^ebraif  d^en  Xe|te 
timar  gro^  tourbe.    S)tefed  mar  benjenigen 
3nb(n,  meldte  als  »iffenfd^aftlid^e  (Begncr  beS 
^^bnitot^umd  auftreten,  eine  mitUomniene  @e- 
trqEf"^*  bte  Snftd^t  ou83uf))re(l^en,  ba|  bte  grie- 
<tn4^  SiMöbeifetoing  ber  C^riften  bem  Original 
m4t  cntfinöd^e.  Skiber  fab  ^  Origened  t)eran- 
loBt.  ben  gried^ifd^  Sibeltest  einer  nad^  feiner 
tnji4t  gt&bli^en  SeDifton  gu  unterjiel^en,  unb 
fo  entftonb  bte  ^a|>(a  (f.  b.  9rt.  OrigeneS  IX, 
106S  f.)^  iDdi^  ouf  bie  Xejrtedgefialt  ber  @eptua- 
gmla  bot  aOcraid^tcn  Sinplug  auSgcfibt  l^at,  ein- 
ad  bmd^  bic  SBibeffriti!  bed  OrigeneSjelbft,  bann 
bccd^  bte  Sebottblung^  loeld^  fein  SBerl  Derfiel. 
ttnn  OrigeiteS  b^tte  }iDar  baS  Seftreben,  ber 
€qrtuagtitta  i^re  tiifprünglid^e  Xe^tform  urieber« 
^igcbcn,  unb  bo^  i^tn  biefeS  in  mand^en  gföDen 
gelang,  fkitm  iti^t  gelougnet  »erben,  menn  er 
|.  S.  offenbore  Sd^tetbf  e^Ier  nad^  eigenem  Srmeffen 
•ba  nof^  brn  anberen  gried^ifi^en  Ueberfe|ttngen 
«erbcfitrtc    Slber  burd^  feine  friftfd^  ÜRet^obe 
nttfinitt  et  ft<^  md^  Dom  urfprungHdften  Zeste, 
d^  er  fUb  ii^m  naberte;  benn  ald  aRa^ßob  für 
tu  IIebcrfetong§treue  ber  Septuaginta  galt  ibm 
Sna  bebrdifcber  5it^ ;  biefer  aber  umr  in  fritifd9er 
9i|itbttng  bem  ^cbrdifd^enZeste,  ber  benUrbebem 
ttt  S<|}iiuigi]tia  oorlag,  fe^r  unäl^inlicb  gemorben. 
^icpat  fftsttm  einen  Sibeltest  in  altl^ebräifcber 
€dnfft  bemi|t    Sltit  fär  ba«  Sobefopropl^eton 
*.tcint  ein  %qf  in  oramdifd^em  Suctud  bie  93or- 
läjc  gebObrt  px  ^ben;  bie  Sebaiiptung,  baS 
9H|e  9Ule  Zrftameni  ober  anbere  SBücber  alS  baS 
^cr  Kod(f  tieinen  ^ropbeten  feien  Don  ben  Ser- 
fonmi  Der  olesan^rinifd^  Ueberfe^ung  in  ara- 
lamlte  64rift  benit^t,  tnug  Dorläufig  nod^  Der- 
ma iDcibcn.  2)ie  Umf  d^reibung  beS  %tpt^  nun  in 
ev  Ciiobrotfd^ft  nuxr  Don  Dielen  fritifd^en  IBer« 
oteungen  begleitet  toeld^e  burd^  bie  Semübungen 
tcr  &)pb^rnn  unb  Slatmubiften,  ben  fteHenmetfe 
a4  finfftgenZ^  in  eine  feft  obgcfd^Ioffene  gorm 
fu  hingen,  oenne^tt  »urben.  Objd^on  OrtgeneS 
» fbifii^  nMur,  ba^  bie  €eptuagtnta  infpirirt, 
^  ^caifd^  Zest  bagegen  Derberbt  fei,  fo  b^t 
ei  ttnnod^  fbat^^lid^  bei  feinen  fritifd^en  Sr- 
brjm  riat  moglic^fl    gro^  UebereinfHmmuiig 
jij  lern  bebittif^en  Ze]^  irntq/t  gebrad^t.  S)ie 


burd^  ben  SfieriScuS  bejeid^eten  Stellen,  meiere, 
teenn  eS  ftd^  um  ^bbitamenta  geringem  Umfanged 
banbelte,  meiftenS  au8  bem  SBerfe  äquiIa^^  tt)enn 
fold^e  großem  Umfanged  in  gfrage  famen,  au^ 
aus  bem  SBerfe  ^quilaS',  me^r  aber  au8  bem 
IbcobotionS  entnommen  loaren,  fteflten  in  ben 
weiften  götten  eine  3)i8corbonj  mit  ber  gricd^ifd^cn 
Urform  bar.  ffiaSfelbe  trat  ein,  ttenn  er  an  ben 
©teEen,  an  benen  bie  Seibenfolge  ber  SBorte  in 
ber  ©eptuaginta  bem  ^ebräifd^en  nid^t  conform 
»ar,  ftiflfd^tocigenb  bie  Uebereinftimmung  mit  bem 
^cbräifd^en  einführte ;  ebenfo  menn  gonge  SSerfe 
ober  größere  ^bfd^nitte  in  ber  @eptuaginta  eine 
anbere  Sietl^enf olge  batten  al8  im  ^ebröif (^en,  utri) 
biefe  tiad^  bem  ^ebröifd^en  georbnet  mürben  (g.  9. 
es.  36, 8  bis  ftap.  40 ;  nur  im  IBud^e  ber  @prid^« 
tDörter  (at  OrigeneS  biefe  UmfteEung  nid^t  Dor« 
genommen).  9Bar  eine  ©teile  ni^t  rid^tig  überfe^t, 
fo  fügte  Origene§  gumeilen  bie  richtige  Ueber- 
tragung  bei,  bie  er  mit  bem  SlfteriScuS  Derfal^, 
lieg  aber  bie  unrid^tige  Ueberfe^tmg  fteben  utU> 
bejeid^nete  fie  mit  bem  ObeluS.  ^ud^  biefeS  IBer* 
fahren  mu|te  ber  Urform  ber  ©eptuaginta  febr 
gef öbrlid^  merben,  menn  bie  fritifd^  3^i^ni  nic^t 
mit  biplomatifd^er  ®enauigfeit  abgefd^rieben  mür- 
ben, ämmerl^in  aber  gemöbrte  bie  i^tj^apla  megen 
ber  Iritifd^en  3^i<^cn  ein  getreueres  Silb  Don  ber 
eigentlid^en  ©eptuaginta,  alS  biefeS  fpäter  bei 
bem  fogen.  ]^j;aplarifd^en  Xej^e  möglich  fein 
fonnte.  2)ie  gfolgen  ber  Sibelfritü  beS  Ori- 
gened  traten  nämlid^  balb  gu  Zage.  S)er  @eptua- 
gintateit  be9  OrigeneS  mürbe  auS  ber  ^e;apla 
escerpirt :  SufebiuS  Don  (Eöfarea  unb  fein  g^teunb 
^mpbiluS  (Hier.  Praef.  in  1.  Paralip. ;  ApoL 
ady.  libr.  Ruf.  2, 27 ;  De  vir.  ill.  75)  gaben  ft^  in 
biefer  93epbung  gro^e  ÜRübe.  Snfänglid^  mürben 
bem  feparat  gefd^riebenen  b^aplarifd^en  ©eptua- 
gintatest  bie  fritifd^en  S^xä^tn  beS  Origened  bei- 
gefügt;  fp&ter  lieg  man  biefelben  beifeite,  befonberS 
menn  Kopien  au8  gmeiter  ^anb  l^ergeftellt  mürben. 
Sebenß  man,  bog  aud^  i^itx  jene  gfebler  nid^t  Der» 
mieben  mürben,  meldte  bei  bem  Sbfd^reiben  über- 
](iaupt  eintreten,  fo  ergibt  ftd^  bie  (Sonfequeng,  bag 
ber  lanblduftge  j^e^aplarifd^e  Xe^t  Don  ber  ur-^ 
fprünglid^en  ©eptuaginta  febr  meit  entfernt  ifi.  — 
Sie  jrritif  ber  ©eptuaainta  blieb  auf  OrigeneS 
nid^tbefd^rönft.  fturgeS^tnad^i^muntemabmen 
^f^d^iud  (f.  b.  Srt.  V,  1972)  unb  SucianuS  (f. 
b.  Slrt.  vm,  198  f.)  ibre  bibeffrittfd^en  «rbeiten. 
Ueber  bie  Slecenfmn  beS  ^efpd^iuS  lögt  fid^  nid^tS 
©idl^ereS  fogen;  SomiQ  (t)aS  9ud^ beS  ißropbeten 
eged^ieI,Seipg.  1886, 78f.)batDerfud^,  einer  ^anb- 
fd^riftengruppe,  meldte  im  SBefentli^en  mit  ber 
Albino  ftimmt,  benXejt  beSf^ef^d^iuS  gugufpred^en. 
2)aS  iBerl^ältnig  ber  Sucian'fd^en  Stecenfwn  gu  ber 
bed  OrigeneS  ift  nod^  nid^t  DoEftönbig  nargeßeSt ; 
man  mirb  behaupten  bürfen,  bag  Sucian  Don 
OrigeneS  unmittelbar  nid^t  abl^öngig  ifi, 
menn  er  aud^  bie  anberen  gangbaren  gried^ifd^en 
Ueberfe^ngen  benu^te.  S)te  Eingabe  bei  @uibaS 
(Lex.  s.  y.  Aouxtav&c  6  [kd^^),  Sudan  l^be 


155 


Septuaginto. 


156 


ben  l^eBräifd^en  Ze^t  imnifi,  finbet  burd^  feine 
93i6e(recenfbn  il^re  93eftatigung ;  üermutl^Iic^  l^t 
er  aud^  bie  ^efd^ittl^o  ({.  b.  ^rt.)  gu  ^atl^t  %f 
gogen,  ebenfo  bad  Sargum  bed  OnfeloS ;  sutoeilen 
ftimmt  bie  Stecenfton  Sudans  mit  ber  alten 
lateinifd^en  Ueberfekung  gegen  ben  Codex  Vati- 
canus  überein.  Seine  Slb^öngigleit  Don  ben 
gried^ifd^enUeberfe^ungenunbDonbem^ebraifd^en 
ift  nid^t  fo  grog  toie  bie  beS  l^ejoplarif^en  Xt^itS, 
bie  Stecenfton  ^el^t  ber  Urgeftalt  bal^er  naiver  al§ 
ber  l^e^QpIarifd^  Xe^t.  Sin  enbgüItigeS  Urtl^ 
fonn  aber  gur  3dt  nod^  nid^t  geföUt  merben. 
3n  neuerer  3dt  ift  bie  93e]^au))tung  aufgefteEt, 
bie  fogen.  99ibel  Sudans  fei  fd^on  lange  Dor  Su« 
dan  Dorl^nben  gemefen  (Sbam  3Rt^,  S)ie  Stbel 
be«  Sofepl^uS,  SBofel  1895).  —  ©er  Sejt  Su« 
danS  tourbe  tnelfad^  copvci,  menn  aud^  nid^t  fo 
oft  als  ber  ]^a))Ianfd(|e;  baneben  mürbe  aber 
aud^  bie  Don  OngeneS  nid^t  überarbeitete  Sep- 
tuagtntaabgefd^neben;  enblid^  entftanben  Ssem- 
plare,  meldte  einen  9IKfd^te£t  auS  ben  genannten 
gtoei  ober  brd  SRecenr^nen  boten,  bereid^ert  burd^ 
3ut]^aten  auS  einer  ober  auS  niel^reren  ber  anberen 
gne(^ifd^en  Ueberfe^ungen.  ^uf  biefe  äBeife  ift 
eine  gro|e,  bereits  gu  Stütn  beS  1^1.  ^ieron^muS 
eiiftirenbe  93erf d^iebenl^eit  in  bie  !IRanufcri))te  ein- 
gebrungen,  mel^e  DoHftönbig  nie  entfernt  toerben 
fonn.  2)ie  SibeUritil  ^at  bie  Aufgabe,  ben  über» 
lieferten  Zeit  nad^  ben  brd  ^ou^trecenfionen  gu 
f onbem  unb  bann  Don  bem  Dorl^esoplarifd^en  Xe^te 
gu  einer  möglid^ft  getreuen  ®eftalt  ber  Urform 
emporguftdgen.  «,9Rit  ^ilfe  ber  fpdfd^en  ^t^apla 
unb  beS  Sk^canuS  lä^t  fid^  ber  ©eptuagintote^t 
aus  ber  3dt  !ur^  Dor  OdgeneS  feftfteOen;  l^öl^er 
l^inauf  merben  totr  nid^t  mit  @id^erl^eit  lommen" 
(©ilberftein,  in  b.  Seüfd&nft  für  bie  alteft.  SBiffen- 
fd^aft  1893,  15).  —  »on  ber  ©et)tuaginta  gibt 
eS  Dtele  Xod^terüberfe^ungen:  bie  alten  latdnif^en 
SJerflonen;  bie  !o))ti{d^en,  bie  ät]^io))ifd^e,  gotifd^e, 
ormenijd^e,  georgifd^e,  Derfd^iebene  f^nf^e  unb 
arabifdge,  bie  ))erfifd^en  unb  bie  flaDitd^en  Ueber- 
fe|ungen;  aEe  biefe  ftnb  für  bie  ffriti!  Der  Septua« 
ginta  Don  (aOerbingS  Derfd^iebenem)  SBertl^e,  am 
mdften  bie  alten  lateinifd^en  Ueberfe^ungen  unb 
bie  f^nfd^^l^aplarifd^e  Ueberfe^ng  (f.  b.  Srt. 
Sibelüberfetungen  ü,  720  ff.). 

6.  3nbibelfritifd^er  unb  ejegetifd^er 
IBegiel^ung  l^at  bie  Septuaginta  Don  aüen  alten 
Ueberfe^ungen  ben  größten  SBertl^,  ber  aQerbingS 
burd^  i|re  med^felDoQe  ©cfd^id^te  l^erabgeminbert 
ift.  S)er  ^ejaplarifd^e  %^  ift  naturgemäß  gur 
(joncctur  beS  maforet^d^en  XejtcS  meniger  taug« 
Ii4  als  ber  Dorl^e^oplarifd^e,  aud^  ber  lucianifc^e 
leiftet  bcffere  S)ienfte  als  jener.  SEBie  jebe  lieber- 
fejung  ein  l^crmencutifd^eS  §iIfSmitteI  bietet,  fo 
t^ut  biefeS  aud^  in  reid^l^altiger  SBeife  bie  Septua» 
ginta,  inSbefonbere  ift  il^r  bie  tt)pif(i^*meffianifd^e 
^uff affimg  mand^er  ^ttUtn  beS  9llten  XeftamentS 
nic^t  fremb.  ©ie  !ann  bal^r  Don  bem  gjegetcn 
ebenfo  menig  entbel^rt  merben  alS  Don  bem  fintifer. 
—  S)ie tJrage nad^  ber3nfpiration  berLXX 


bagegen,  toüi^  frül^  nad^  bem  Sorgange  $]^3o'S 
bef onberS  Don  gne^ifd^en  unb  lateinifd^  ^MUm 
beja^enb  beantwortet  tourb«,  brandet  ^eutgutage 
nid^t  me^r  biScutirt  gu  toerben.  2)abet  bleibt  inbe$ 
ber  aut^entif  ((e  Sl^rafter  ber  Septuaginta  befie^, 
toie  inSbefonbere  auS  bem  S)ecret  beS  ^fteS 
@i£tuS  Y.  gur  Editio  Sixtdna  unb  auS  ber  ^ro^S 
ber  unirten  @ried^en,  toeld^e  bie  alesonbxMfd^ 
Ueberfe^ung  gebraud^en,  gu  erfel^  ift. 

7.  2)ie  3a]^I  ber  ^anbfd|riften,  loeld^ 
ben  Xest  ber  ©eptuaginta  bieten,  ift  übermiS 
groß.  Unter  ben  me^r  als  400  SRanufcripten  finb 
bie  toenigften  (39)  UndaC^anbfd^riften ,  loeU^ 
bis  auf  dne  Dor  bem  10.  ^a^r^unbert  entfionben 
ftnb;  nur  u^enige  barunter  (ungefdl^  10)  ent* 
leiten  baS  gange  ^Ite  Xeftament.  S)ie  Undd* 
l^nbfd^nften  »erben  burd^  römifd^e  Siff^nt  ober 
burd^  lateinifd^e  Undalen,  bie  SRinuSfeG^onb* 
fd^nften  burd^  arabifd^  Siff^nt  ober  burd^  fidm 
loieinifd^e  SSud^ftaben  begeid^t:  bie  9rt  ber 
Segeid^nung  ift  jebod^  niqt  fo  fefiflel^enb  loie  id 
ben  gried^ifd^en  SRanufcripten  beS  SReuen  Xejltt- 
mentS  (f.  b.  Srt.  »ibeD^anbfd^riften  n,  673  ff.). 
2)ielDi(^tigftenUndaIl^anbfd^riftenftnb:  berCodex 
Vaticanus  (B),  gu  berfeSben  gfamilie  ge^5ri(| 
toie  ber  bem  OngeneS  Dorliegenbe  @eptuagintatcst; 
ber  Codex  Sinaiticus  (k  ober  8),  meld^r  beieäl 
fteUenmdfe  Dom  ^e^aplonfd^en  Xe^te  obl^öngig  ip; 
ber  Codex  Alexandrinas  (A)  mit  f^aplca^^ 
Xe|t ;  ber  Codex  Ephraemi  rescriptos  (C),  ber 
bie  ^itte  gtoifd^en  bem  Codex  Vatdcanus  mb 
bem  Codex  Alexandrinns  l^t.  —  Son  bca 
SDlinuSfeD^nbfd^nften  bilben  biejenigen  eine  ber 
f onbere  if laffe,  meldte  im  SBef entlid^en  ben  Sudoni* 
fd^en  Xe£t  entl^alten,  nömlid^  nad^  ber  S^eui^ 
nung  Don  Holmes-Parsons  n.  19. 82.  93. 108. 
(=  Cod.  Vat  graec.  330)  248  (=  Cod.  Vai 
graec.  346 ;  auS  ben  gmet  lederen  if}  ber  Xest 
in  ber  Somplutenfer  Ißol^glotte  gefloffen) ;  für  bie 
propl^difd^en  Sudler  22.  36.  48.  51. 62. 90. 98. 
144. 147.  233.  308  (Dgl.  $au(  be  Sagarbe,  Kn- 
fünbigung  dner  neuen  ausgäbe  ber  gried^ifd^ 
überfekung  beS  alten  teftamentS,  ©öttingen  1882, 
3  ff. ;  Id.,  Librorum  veteris  testamenti  cano- 
nicorum  I,  Gottingae  1883,  Y  sqq.).  Der 
!{kntateud^  in  ber  Editio  Aldina  ftimmt  mit 
Holmes-Parsons  29  überein ;  gu  berfelben  ffloffe 
gel^ören  bie  Codd.  68.  120.  121.  122.  Ueier 
bie  UnciaH^anbtd^rijten  gibt  bie  unten  gu  nennenbe 
Ausgabe  Don  Tischendorf-Nestle  1,  Prolegg. 
41  sqq.  ^uSfunft;  über  bie  Undal»  unb  ajlinuSfd- 
]^Qnbf(|riften  Dgl.  bie  Praeff.  ber  Ausgabe  Don 
^olmeS  unb  ^arfonS  (f.  b.  9lrt  SibelauSgoben 
n,  596  f.). 

8. 3n  ©etrcff  ber  ^  u  S  g  a  b  e  n  ber  ©eptuaginto 
fd  l^ier  gunöd^ft  auf  b.  ^rt.  SibelauSgaben  II, 
596  f.  Dertoiefen,  wo  bie  mid^tigeren  alteren  unb 
neueren  SDnidte  ber  gangen  @eptuaginta  auf* 
geführt  ftnb.  S5on  ber  bort  erttäbnten  ^luSgoie 
beS  S.  Dan  Sg  erfd^ien  (burd^  9teftle)  eine  neoe 
@tereotQp-9uSgabe,  Seipgig  1887;  guberfdil^ 


157 


Septuagtnta. 


158 


Fnifirtio  ftaib  (pttt  Prolegomenft  üto  bie 

Si9tiiag|iito«eänahtr  l^ugefug^  (aud^  feporot 

oaer  bin  £iid  Ad  Yetos  Test,  graeo.  prole- 

IQBflna  6t  milogomenA»  LipaiEe  1887).  fßox 

Ziffer  lal^ibe   l^i  bk  Xifd^borfft^  feinen 

MwiHiiiwil]^  SoT|Ug.   S)ie  ftebente  Ausgabe 

la  lejitgoiaiiiileii  bcforgie  6. 9leftle  (Seip).  1887), 

kr  oncn  Vn^KOifi  (Vet  Test  graec.  Codices 

Tstie.  ei  SinaiticiiB  com  iextu  recepto  col- 

kti  [out  fetKOot])  ^}ufugte.    9US  neuefter 

ixnd  bd  ec))äiastntateste8  (ouf  (Brunb  bed  Cod. 

yaüflL)  fß  }it  nemun  The  Old  Test  in  Greek 

eeeonlmg  to  the  Septaagint, . . .  b j  Henry 

BarcliQr   8wete,   Cambridge  1887  —  1894, 

i  voIb.  2.  #&  1895  ff.  (mit  einer  guten  IBarianten- 

tenlnng  unb  Suffd^Iüffen  aber  ben  fritifd^en 

I^manit  in  ben  Sorreben  ber  einjetnen  Sonoe). 

fxat  icfenbe»  SteUung  unter  ben  @e))tUQgtnta* 

^JirtjAftcn  nimmt  bie  unDoQenbete  be  Sogorbe^d 

tm:  Ufaramm  Yet  Test  oanonicorom  pars 

frier  srmaoe  . .  •  edita,  Gottingae  1883 ;  fle 

tieaet  km  Zcsl  SurionS  ber  mä^tt  (SenejU  bis 

fpto.  <Bcmd^id^  oirb  angenommen,  bie  Edi- 

tM  Ssüna  nom  ^ioül/tt  1587  fu^e  mtf  bem  Co- 

4eai  Yatieaniis;  unaS&rbar  bleibt  aber  nad^ 

:«js  SnMt  bie  Z^ad^e,  bog  biefelbe  eine 

'iappdSba^fi;anQ  bed  Sud^ed  |»abacuc  bietet,  bie 

lA  nur  in  Codex  Barberinos  finbet  (Dgl.  aud^ 

L  nosfcaimaiin,  Analecta,  1895,  50).  — 

SOi  (tkaelnen  Zivilen  bed  gried^ijd^en  9Iten 

Iffuimurt  fnib  ju  ettoabnen:  Genesis  graece. 

Z  fid»  editioiua  Sixtmae  ...  ed.  Paulus 

Anunäam   de  Lagarde,  Lipsiae  1868  (am 

S4Nf^^   Bieroojmi  quaestionea  hebraicae 

a  ISoo  €reneeeo8);  Brooke  and  M*  Lean, 

Ike  Book  of  Jndges  in  Greek  according  to 

t^  text  of  Cod.  Alex.,  Cambridge  1897.  — 

I  €  ^^iäimtn  auS  bem  Codex  Yaticanus  unb 

)CB  Sniaitieiis  in  Fsalterium  Tetraglotium 

.  carmnt  Eberliardus  Nestle,  Tubingae 

1 379 ;  Heniy  Barclay  Swete,  The  Psalms  in 

üntk.  Aeoording  to  the  Septaagint,  Cam- 

ridlge  1891 ;  Pauli  de  Lagarde  Novae  Psal- 

editionia  spedmen  in  b.  %b- 
ber  fteiflL  eefefltd^gft  ber  aSiffen* 
pi  GdttiiigenXXXin,  @öttin^enl886; 
Li,  Faeltorn  sraeci  qninqoagena  pnma,  Got- 
^M^m  1892.  —  Daniel  seenndum  Septua- 
cuta  eK  ieiraplis  Origenis  nunc  primom 
«&BS  e  smgulaxi  Chisiano  Codice  annorum 
«oprm  1 3CCC  (a  Simone  de  Magistris),  Bomae 
ITT 2;  bccfdBr  Xcst  (berbeffert)  bei  Jos.  C!ozza, 
aaiamiun  BibMomm  Tetostissima  iragmenta 
pMca  «i  lalina  III,  Bomae  1877  (bamad^ 
3  ta  eben  cxttrten  9uSgabe  oon  Smete ;  burd^ 
:«ic  peei  3)m4fe  ifi  ber  Xest  im  IX.  Sanbe  ber 
lii4faDorf|4^  @et9tuaginta  -  SluSgobe  über« 
Moi  —  Die  Sinjrloudgaben  ber  beutetocano« 
cte  9udKf  f.  im  SLrt  SibelauSgoben  n,  597. 
-  Des  facftmilittcn  ausgaben  ber  mid^- 
€c)rtmigciiio^önbfd^riften  ^nb  }u  nennen: 


«m 


Yetus  Test,  graeo.  e  codice  ms.  Alexan- 
drino  . .  cura  . .  Henrici  Herveii  Baber,  Lon- 
dini  1816—1828,  6  toIs.;  Facsimile  of  the 
Codex  Alexandrinus,  Old  Testament,  London 
1881—1883,  3  vols. ;  Codex  Ephraemi  Syri 
rescriptus  sive  fragmenta  utriusque  Testa- 
menti  e  oodice  graeco  ...  ed.  Constanti- 
nus  Tischendorf,  Lipsiae  1845;  Bibliorum 
Codex  Sinaiticns  Petropolitanns ;  ed.  Con- 
stantinos  Tischendorf,  Petrop.  1862,  4  voll. ; 
Bibliorum  sacrorom  graecus  Codex  Yati- 
canns  oollatis  studiis  Caroli  Yercelloni  et 
Josephi  Cozza  editus.  Carolum  Yercellone 
excepit  Cajetanus  Sergio  I— lY,  Bomae 
1869—1872 ;  »b.  Y,  böö  Jlcue  leftamcnt  ent- 
IJaltenb,  erjd^ien  fd^on  1868  (an  »b.  HI— Y  ift 
@ergio  nidgt  betl^eiligt) :  Sb.  YI  erfd^ien  )u  9{om 
1881  unter  bem  Xitel:  Bibliorum  sacromm 
graecus  Codex  Yaticanus  cum  Prolego- 
menis,  Commentariis  et  Tabulis  Henrici  Fa- 
biani  et  Josephi  Cozza  editus.  —  H IIAAAIA 
AIAeHKH.  Yetus  Testamentum  juxU  LXX 
interpretum  versionem  e  codice  omnium  anti- 
quissimo  graeco  Yaticano  1209  phototypice 
repraesentatum  . . .  curante  Josephe  Cozza- 
Luzzi,  Bomae  1890,  8  991.,  617  Xaf.  in  4  ÜRaV- 
pttL  9teueften8  erfd^ten  Yet  test  graeo.  codicis 
SarraTiani-Colbertdni  quae  supersiut  .  .  . 
phototypice  edita,  in  b.  Codices  graeci  et 
latini  photogr.  depicti,  duce  G.  N.  du  Bien 
I,  LugdL-Batav.  1897.  —  SJon  ben  Koncor- 
banien  }ur  Septuaginta  finb  bie  beiben  ölteren 
im  9rt.  Sibelconcorbansen  IT,  644  ff.  genannt. 
9leueftenS  (ommt  ba}u  E.  Hatch  and  H.  Bed- 
path,  A  Concordance  of  the  Septuagint  and 
the  other  Greek  Yersions  of  the  Cid  Testa- 
ment, Oxford  1897,  2  vols.  (SSgL  bie  ^anb- 
büd^er  ber  SinleitungStoigenfd^aft^  befonberd  bie 
j)on  ffaulen,  3.  «up.,  gfreiburg  1890,  87  ff., 
unb  Comely,  Introd.  in  Y.  T.  libros  sa- 
cros  I,  Parisüs  1885,  319  sqq.  lieber  bie 
gablreid^en  l^ierl^er  gel^örigen  9Ronogra))]^ien  f. 
@trad(,  Einleitung  in  baS  9tteXefiament,  4.  Sufl., 
ÜRdnd^en  1895, 185  f.  3u  nennen  ftnb  au^erbem 
Joannes  Petrus  Nickes,  De  yeteris  testa- 
menti  Codicum  Graecorum  familiis,  Mona- 
sterii  1858 ;  @al.  Sledtenborf,  Ueber  ben  SBert)^ 
ber  aIt&t]^io))ifd^en  $entateud^äberfe|ung  für  bie 
Sleconftruction  ber  Septuaginta,  in  b.  3citfdE)rift 
für  altteftamentlid^c  SBiffenf^aft  1887,  61  ff.; 
A.  Schulte,  De  restitutione  atque  indole 
genuinae  versionis  graecae  in  libro  Judicum, 
Lipsiae  1889;  %  3.  grondtl,  ©tubien  über  bie 
Septuaginta  unb  $efd^ito  ju  3eremta8,  93redtau 
1873 ;  Slubau,  SDie  alesanbrinifd^e  Ucberfe^ung 
bed  IBud^eS  S)antel  unb  i^r  SBerl^ältni^  gum  maffo» 
retl^ifd^en  Xest  [Sibltfd^e  @tubien,  l^erauSgeg.  Don 
SBorbenl^ewer,  ü,  2  unb  3],  grcib.  1897.  Ucber 
bie  XestauSgoben  orientirt  aud^  Le  Long-Masch, 
Bibliotheca  sacra  11,  2,  Halae  1781, 262  sqq. 
93on  ben  f))rad^Iid^en  Hilfsmitteln  für  ben  S)ioIeft 


159 


Sepulddrum  -—  ©equengett 


Ifl 


beS  griec^ifd^en  Sllten  ZeftotnentS  feien  l^er  Der« 
^eid^net :  Novus  thesauros  philologico-criticus 
sive  lexicon  in  LXX  et  reliquos  interpretes 
graecoB  ac  scriptores  apocryphos  Veteris 
TestamentL  Post  Bielium  et  alios  vires  doctos 
congessit  et  edidit  Job.  Frieder.  Schleusner, 
Lips.  1820—1821,  5  part.;  Viereck,  Sermo 
graecns,  quo  Senatus  P.  R.  .  .  .  usi  sunt, 
examinatur,  Gottingae  1888 ,  Hatch,  Essays 
in  Biblical  Greek,  Oxford  1889 ;  SBiner,  ®ram- 
motif  bcS  ncutefmmentl.  ©|)rQddibiomtv  8.  5lup. 
bon  SB.  ©ddmicbcl,  (Söttingen  1894  f.  S)ie  übrigen 
l^ierl^er  gel^örenben  SBerfe  f.  bei  §crmann  ßremer, 
SBiblifd^'tl^eologifd^ed  SBorterbuc^  ber  neutefta- 
mentUc^en  ©rarität,  6.  «up.,  ®oif)a  1889, 
Xni  ff.)  [§oberg.] 

^nrnb^rttm,  f.  SItar  I,  591.  598. 

^eqitetqeii  nennt  man  gemiffe  Sobgefänge, 
XDü^t  im  9RitteIaIter  ben  ÜRe^geföngen  sufa^meife 
beigefügt  unb  qI8  gortfe^ung  oeS  SUeluia  tot 
bem  gDangelium  eingef d^oltet  tt)urben.  S)er  9tame 
ift  of^m  3n)^if(I  auf  biefe  ©efonge  übergegangen 
t)on  ben  „Sequemen"  Oubilotionen  ober  9teumen 
[f.  b.  Srt.])  nadQ  älterem  römifd^en  ©ebroud^e, 
b.  ^,  ben  reid^en  9ReIobien  bed  ^Qelujia  (Haec 
jubilatio,  quam  sequentiam  vocant ;  Pseudo- 
Alcuin,  De  divin.  ofiQcüs  89,  bei  Migne,  PP. 
lat.  CI,  1245;  Amalar.  Met.,  De  eccl.  offic. 
8,  16,  bei  Migne  1.  c.  CV,  1123),  an  bercn 
Stelle  bie  Sequenj  oft  trat  unb  auS  ber  fie  il^re 
erften  mufilalifd^en  Elemente  bejog.  SBarum  biefe 
Sitbilationen  aud^  Sequenzen  ]^ie|en,  ift  unftd^er. 
S)ie  Berufung  auf  baS  Sequentia  s.  Evangelii, 
h)omit  bie  Süangelienlefung  eingeleitet  mirb,  unb 
^lel^nlid^eS  ift  offenbar  unftatt^aft;  anne](|mbarer, 
XDtnn  and)  nid^t  fidler,  ift  bie  Srflörung,  sequen- 
tia fei  eine  Ueberfe^ung  bon  dxoXou&ta,  meld^eS 
(in  ber  Sebeutung  bon  elpp-^c)  eine  georbnete 
9lei]^enfoIge  bon  Xönen  begeid^ne,  unb  l^ange  mit 
ber  gricd^ifd^en  Sroparienbtd^tung  gufammen  (f. 
ß^rift,  in  b.  ©iJungSberid^ten  ber  fgl.  ba^r.  Wa» 
bemie  ber  SBiflenfd^aften  ju  SDWind^en  1870,  Ü, 
88  f.  [feparat  aI8  „©eürägc  aur  fird^I.  fiiteratur  ber 
Spmtincr",  «Künd^en  1870];  bgl.  aud^  Christ 
et  raranikas,  Anthol.  Graeca,  Lips.  1871, 
p.  LVII).  ®iefe  alten  Subelmelobien  ober  „@e- 
quenjcn"  mürben  aufgelöst,  unb  au§  il^neii  mürben 
bie  Söne  ober  SWotibe  genommen,  »cld^e  man  ben 
Sejtftlben  beS  neuen  ®cfange§  in  ber  SBeife  ju» 
t^eilte,  ba^  auf  jcbe  ©Übe  6tn  3:on  fam.  SBc- 
nigftenS  mürbe  biefer  ©a^  al§  ^rinci^)  bon  9lotfer 
aufgcftellt,  freilid^  and)  bon  il^m  nid^t  immer  bc« 
obac^tet,  ba  er  felbft  mitunter  brei«  unb  biertönigc 
fyiguren  auf  eine  ©ilbc  legt.  Uebcrl^aupt  mu^ 
f eftgcl^alten  merbcn,  ba^  jene  ^luflöfung  ber  3ubi« 
lationen  mol^l  bIo|  im  ^Infange  ber  ©cqucnjen- 
bid^tung  2)ienfte  Iciftete,  unb  fclbft  ba  lä^t  fid^ 
ein  3ufammen{)ang  jmifdjen  Subilotion  unb  ©e» 
quenj  nur  in  ben  5lnfang§tönen  nad()meifen.  6§ 
gcl^ört  aber  5um  (SE)arafter  ber  ©cquenj  in  il^rer 
neuen  Sebeutung  als  Sobl^pmmiS,  bafe  fie  im 


®egenfa^e  yx  ben  in  ber  Siturgte  borongel^enbi 
itxd)  melobiflrten  @eföngen  (©rabuole  unb  90 
Iuj[a)  einfad^  com})onirt  ift  S)abei  l^errfd^t  in  k 
erften  $eriobe  ber  ©equen^enbid^tung  ber  fa 
©prad^rl^Qtl^muS ,  möl^renb  in  ber  gmeiten  i 
©equenj  aUerbingS  5um  ftropl^ifd^en  Siebe  mid 
aber  bom  ^^mnuS  ft^  tqctlid^  bur^  bie  bret)eili| 
trod^öifd^e  ©tropl^e,  muftfalifd^  baburd^  unte 
fd^eibet,  ba^  j[ebeS  ©tropl^enpaar  eine  eigene  SR 
lobie  erl^ölt,  mäl^renb  im  |)9mnud  aUe  ©tropl^ 
nad^  einer  SWelobie  burd^gefungcn  merben.  —  ffl 
©equengen  merben  aud^  ^rof  en  genannt,  offa 
bar  beg^alb,  meil  biefe  ®efönge  in  ber  eqh 
ißcriobe  mie  ^rofa  auSfa^en;  ber  yiamt  bli 
bann  aud^,  als  fie  in  gebunbene  ©prad^fot 
fibergingen,  unb  ift  nod^  gebröud^Iid^,  befonbe 
in  granfreid^  unb  Snglanb.   —   1.  ®en  Q 
fprung  beS  ©equenjengefangeS  miE  man  fd^on  a 
Snbe  beS  8.  S^al^rl^unbertS  finben  (f.  @ueran« 
@efd^.  ber  Siturgie,  überfe^t  bon  gfludt,  I,  It 
genSburg  1854,  267 ff.);  bie  Bafy  ift  aber  md 
als  smeifel^aft.  Sine  8equentia  de  Sancto  II 
chaele,  quam  Alcuinos  composuit  Earolo  ii 
peratori,  beri^ffentUd^te  3)ümmler  in  ben  Mo 
Genn.  hist.  Poet.  lat.  I,  348  sq. ;  bie^  mjb 
bie  3u^(i^löfftg!eit  ber  ^onbfd^rift  borauSgefd 
bie  öltefte  ©equen)  (bgl.  Chevalier  [f.  u.]  I 
n.  19735).  S)er  größte  ©equensenbi^ter  in  b 
erften  ^erbbe  ift  Slotfer  ber  ©tammler,  9Rön 
bon  ©t.  ©allen  (f.  b.  5lrt.  9bt!er,  n.  1).  6r  g^ 
il^nen  bon  Anfang  an  mit  einer  Seftimmtljir 
meldte  bem  ®enie  eigen  ift,  bie  §orm,  meldte  i 
SBefentlid^en  baS  ganje  SRittelalter  l^inburd^  U 
bel^alten  mürbe.  Sin  $erS,  gumeilen  ein  Sbopp^ 
berS,  bilbet  bie  Einleitung ;  bann  folgen  eine  Xei 
bon  )}aarmeife  unter  berfelben  ÜRelobie  gufammei 
gelfienben  SSerfen  ober  ©tropl^en  (3—6),  totk 
meift  ein  berftörft  gel^altener  ©d^(u|fa|  abntnbe 
Einleitung  ober  ©d^Iu^  fel^Ien  ^umeilen  ober  fii 
burd^  eine  fleine  tei;tUd^e  Srmeiterung  ober  muj 
falif^e  SSerftärfung  erfejt.  S)ie  SSerfe  finb  off 
metrifd^eS  ©d^ema  gebaut,  gleid^en  ben  iBerfen  b 
$falmen  unb  gelten  nad^  bem  natürlid)en  ©d^ril 
beS  XejteS  unb  ber  SJIelobie  in  fogen,  freie 
SR^^tl&muS.  ©ie  ©ilbensa^l  ift  feine  fefte,  9lii 
feiten  ermeitert  9lot!er  ben  gmeiten  ^^araflelf« 
ober  lö^t  bie  ©ö^e  berfd^ränft  anftatt  ))aarme 
folgen,  alfo  nad^bem©^ema  ab  ab  ftatt  aab 
(5.  IB.  in  feiner  SBeil^nad^tSfequenj  Laudes  Si 
vatori  fünfmal).  2öic  er  fo  mit  fidlerer  §anb  b 
©equcnj  bie  ret^te  gorm  gefd^affen,  fo  gab  er  i 
aud^  tcjtli^  mie  mufifalifc^  eine  ^ol^e  SJollenbiui 
©eine  ^oefie,  iul^altlidi  ganj  auf  reid}Iid^e  S3c 
trautl^eit  mit  ben  ffir^euüätem  gcgrünbet  ui 
bon  ifircn  Sbffn  gctränft  (bal^cr  aud^  bie  „m 
ftifd)c  ©ebanfenjcftmere",  ©rcöeS,  Anal,  hym 
[j.  u.]  Vn,  2),  crjd^cint  au§  03^angcl  an  SRci 
unb  mctrijd}er  gorm  für  ben  erften  ^InblidC  c 
unintereffant,  unb  bod^  mu^  fic  ju  ben  bebeute 
bcren  bcS  5Dättelalter§  gcred^net  merben.    ®a 
nad^  ber  eigentpmiidjen,  nod;  menig  bead^tet 


m 


Sequenjen. 


162 


f^  hd  itai)d^11iüi))l^norB  ael^tten,  ift  {ie 

fliq»ni^o§  i^Ud^,  Qbec  geJ^Itoou  unb  ebel ;  {ie 

iitf  ttixgienbft  baS  Hundaige,  l^t  nid^td  3(u|er- 

ittcatG^  |U  fagen,  liebt  clQf{if(^ed  9Ka|,  feine 

Stnteiigm,  beqmfd^e  Effecte,  ^öl^  nod^  W 

^tftsf  9hi^;  er  i{l  ein  6anger  Don  @otted 

•Saiden.  Seine  !Dlu{U,  immer  Domel^m,  nie  in'S 

vt<!Di&^i4e  ^nfenb^  mit  Sorliebe  bem  Sorten, 

Onsiigen  |iigcnxuibt,  bod^  oft  audd  mdd^tig  jd^toel- 

lend.  tft  ßongreiij^  unb  formenreid^,  babet  ganj 

zß  titmlfdftm  e^orolboben  gemaclifen  unb  mit 

fngortamtAcm  Geiße  erfüllt.  9lotfer  ift  ber  erfte 

aD  bf^  Siorolifl  Seutfd^IonbS,  unb  menn  feine 

SMobiai  tpiAer  mit  riqtiger  Interpretation  ge- 

nagm  vitbm,  tourbe  man  über  bie  ungemol^nte 

^c^  unb  ffroft  mit  Sted^t  Dertounbert  fein. 

Isn^  t^  ttntrbe  bie  Sequeng  bad  Sal^riieid^en 

te  pB^firi^  SUiae,  bofi  Ttturgif $e  gfefUieb,  in  bem 

coi  frott  Smibe  audfang.    3m  gfrü^officium 

Vber  9efle  befHmmte  ber  $rälat  auf  Sefragen 

M  fiantocS^  oelc^  @equen)  }u  fmgen  jei ;  ^rälat 

4te  SoRtor  ^immte  fie  im  ^odbamte  feierlid^  an, 

ob  tmtrr  bem  ®elftttte  dUin  @lodtn  mürbe  fie 

s  Sed^fdd^te  gefangen.  Sufi  biefer  liturgifd^en 

UTrffgtninfl  im  ^odl^cant  erllSrt  fid^  man^eS  in 

ta  §001  ber  Sequesijen,  bafi  ben  gforfd^em  auf- 

E&g  gdDe&cn^  tou  bafi  SBieber^oIen  ber  9Relobie 

a  to  iHiriten  @trop]^.    Su^bem  fang  man 

«Icr  004  Srofen  |u  ben  Sountagfiprocefjtonen  unb 

B  Sdm  t^  SRetten.    Sie  Stotfer'fd^en  @e« 

iBBgea  mod^tm  einen  fd^neOen  Sroberungfigang 

kst  teff  ^ipcifaU^  aOBelt ;  bafi  fd^öne  ^fingftlieb 

Staed  BpintoB  ).  S.  tmtrbe  nodb  um  1500  in 

ISO  3)i6cffcn   unb   Orbenfiaenoffenf duften  ge- 

tageo.  S)a^  er  aud^  9lad^b^er  fanb,  bie  ent- 

n^  in  feinen  SRelobten  neue  %tjstt  bid^teten  ober 

a  {ancm  StOe  Xect  unb  9ReIobie  erfanben,  ift 

k;  ber  Mieb^eit  beS  Slotfer'fd^en  @equen)en« 

tfwgei  lei^l  begxcifiid^.  Sie  Serfo{fer  mand^r 

nrpi^  &^fifyunMn  blieben  unbefonnt;  ge* 

une  Serben  iner  SUnd^  üon  @t.  (SaDen,  ber 

Xfom  Bditimn,  Sdel^rb  I.  unb  ü.  unb  ber 

IM  9cni0  Mm  Steid^enou.  Sine  freiere  9rt  Don 

geonmieBbid^ftung  t>erfud^te  ^ermann  Sontroctufi 

1^  5l  9i1)  ^  Serfaffer  mehrerer  gerügten  6e- 

caeo^ni;  er  ecreid^  aber  meber  fprad^Iid^  nod^ 

TiOifiM  Wc  dde  (Sinfad^l^  unb  ben  SSBo^IIaut 

"jtidrti  »tdme^r  ^  fein  Xest  gelehrt  unb  fleif, 

«ra  fwdobie  fd^n^erflüffig  imb  gefud^t.    Stnen 

a^Rtl  ttodb  onbccer  Stiftung  t|^  fein  Seit« 

ber  SRötu^  ^nrid^,  in  feinem  Dielgefun« 

At»  prmeclAra  maris  Stella,  unb  ba| 

9ieM  ein  glüdDtd^  mar,  begeugen  bie 

JbdMnnmsrn  unb  bie  burd^  Sa^rl^unberte 

Stfcbt^tt  fnnefi  Siebefi.  Sie  Spröde 

T  eaM»  wnsfi^ümlid^;  bie  ÜRelobie  f dalagt 

ran  Zmi  cb,  ber  nid^t  mel^r  Derflingt :  eS  öffnet 

i4  bk  %3fin  aus  Dem  gregorianifd^en  Steid^e 

trviS  in^  nenfieUIid^e  Xongefül^t.  9ud^  ^tn- 

c^  nt^no^IiS^  @d^er  ®obefd^  üei^a^ 

—  gcmab  Don  biefer  fd^mübi- 


fd^en  ®xuppt  liturgifd^er  Sid^ter  mu|  aud^  im 
meftlid^en  granfrei^^,  )u  Simogefi  im  Klofler  befi 
%  91{arttalid,  ein  ftreiS  Don  Sid^tem  beftonben 
l^ben,  ber  in  öbnlid^er  SBeife  mie  bie  in  @t.  ©oiSlm 
unb  mol^I  Don  il^nen  beeinflußt  t^ätig  mar.  3n 
16  Srotmrien  unb  @equentiarien  befi  befagten 
iKofterS,  bie  bem  10.,  11.  unb  12.  3a]^rbunbert 
ongel^ören,  ftnbcn  fid^  265  ©equenjen,  meldte  ben 
El^araftcr  ber  erftcn  ^ßeriobe  tragen,  ©ie  ftel^en 
aber  ben  Sequcnjen  5Rotfer8  nad^,  ^inl^altlid^  burdj 
eine  feid^tere  auffajfung  . . .,  in  formeller  ^infid^t 
einmal  burd^  ein  fni^jeitigerefi  unb  flörferefi  hin- 
neigen 5ur  Snbalfonan},  . . .  anbererfeitfi  bur(^ 
einen  gan}  aufigeprögten  eigenartigen  @ti(,  beffen 
materieQe  ©eite  bie  in  mel^r  benn  einer  ^infid^t 
merftoürbige  SatinUät"  ift  (SreDefi  VH,  2).  Sie 
@rammatU  mit  il^ren  Sfl^ionfif  ormen  unb  ®enufi- 
regeln  mie  aud^  bie  ©pntas  finb  ftarl  Demad^- 
läfjtgt.  Sntfd^äbigt  mirb  man  bafür  aber  burd^ 
eine  IraftDoue  &ptaift  unb  merfmürbig  energifc^e 
t$r5mmigfeit.  Sie  Serfaffer  l^aben  offenbar  nid^t 
bie  clafftfd^  ©d^ulung  burd^gemad^t  mie  bie  @ön- 
ger  Don  @t.  Sauen ;  fie  fpred^en  nod^  tl^eilmeife 
im  DoRfitl^ümlid^en,  etmafi  barbarifd^  gemorbenen 
Satein,  l^ben  fid^  bafür  aber  eine  gemif|e  Ur« 
fprünglid^feit  unb  9tatürlidf|feit  bemal^rt.  (Ein 
meiterer  ©equenjenbid^ter,  ben  eben  genannten 
geijtig  Dermanbt,  iß  aBit)0  (f.  b.  9rt.X  ein  ge- 
borener Surgunber,  am  ^ofe  Ifonrabfi  IL  unb 
jpeinrid^m.  Don  1024— 1048  lebenb.  Cr  leitet 
in  feinem  berühmten  Oftergefang  Victimae  pa- 
sohali  au  ben  gönnen  ber  }meiten  Seriobe  über; 
bie  Serfe  ftnb  gleid^maßiger,  ber  9(eim  ift  aufi- 
gebilbet.  SBipo  ift  ein  ©änger  Don  tmgemö^n- 
lid^er  ftraft  unb  mirflid^  ftürmifd^Segeifterung; 

fein  Sieb  ift  ein  aufjiauii^jenber  Ofteriubel;  ba^er 
tnb  feine  @ä^  furj  unb  fielen  o^ne  ISerbinbung : 
feine  SRelobie  gel^t  in  meiten  ©d^ritten,  l^olt  tief 
aus,  fteigt  ]^o4  em))or  unb  Hebt  fc^arf  betonte 
Sccente.  Ser  erfie  ZJ^tü  befi  Siebefi  bemegt  ftd^ 
in  lül^nen  Sutitbefen,  ber  jmeite  mdd^fit  in'S  Sra- 
matifd^e  mit  lebboften  ^fragen  unb  Sntmorten. 
Siefefi  ftiirmifd^e  gebaren  oebingt  freilid^,  ba| 
SBipo  an  (Ebenmaß  unb  clafrtf($em  geingefül^l 
binter  ütotfer  gurüd(6Ieibt.  Sa|  er  aber  bie  redete 
©aite  angefd^Iagen,  bezeugen  bie  92ad^a]^mungen 
(im  (Sangen  10)  unb  bie  meite  Verbreitung  ber 
©equenj.  9ud^  gab  fie  9nla|  )in:  meitem  Sufi- 
bilbung  ber  liturgifd^en  Ofierfpiele  unb  fpöteren 
SRqfterien,  inbem  fie  in  fflöftem  unb  Somtird^en 
bei  ber  ^rocefjion  gum  billigen  (Srabe  am  Ofter- 
morgen  gefungen,  %tt  fragen  unb  Slntmorten  an 
Derf^iebene  ^fonen  Dertbeilt  unb  meiter  aufi- 
gejponnen  mürben  (f.  Sauge,  Sie  lateinifd^en 
Ofterfeiem,  SKünd^en  1887, 59  ff.).  —  Jlad^  einer 
anoem©eite  l^in  originell  ftnb  bie  17  ©equengen 
ber  1^1.  ^ilbegarb  Don  Singen  (f.  b.  %rt.).  Sie 
©eqiiengenform  ift  l^ier  nur  im  Sugemeinen  feftge- 
l^oHen;  ber  Zeit,  t^eilmeife  gereimt,  ift  bunfel,  un- 
DoQjUnbig  im  @a|,  mie  bun^  ein  Uebermaß  ber  (ge- 
bauten um)  (Smpfinbung  gd)rängt  unb  mieberum 

6 


168  Stqutnjtn.  164 

fit^tnL  ^tnt  SRdobioi,  ft^  mi!^  auSgeffattttt,  gfoiUogt  ntiml  t^  bm  €401»  bc«  SRütdidltrt, 

jtnb  nodiDHä^  ofSbnXtit  fn^KttD,  fuilitin-  trab  in  btr  X^  nimutt,  tnit  P.  3)MMt  fugt,  bi« 

Ht  finb  ein  bmme  3ubUtnn  brt  @tde  oon  im-  güCt  frauS  9iiSbni(l8,  bn  ndobiüt  tfdi  M> 

fagfurtt  3art^  ^em  ^L  |ltlbebert  (f.  b.  9tL),  nrrStrftanfaU|[tti  3)i4ttT.  S}mwS  ipbällaa- 

ISi}fitf(^of  Doti  XohtS,  pobcmtnt  »ii  räie  Qtqami  jnigung,  ba|  bu  latnnif^t  Pit^c  fcfani  Si^itt 

auf  brn  ^igm  ®ap  (Sancti  Spiritus  pie  pars-  fyil,  btm  nt^t  %uin  bie  $abnc  ^teitig  nu^t;  er 

clyt«):  ou^  btm  ^L  !|irtiu6  ^amiinti,  ifulbnt  b<^^Mbit@e(ttuiiintpn>)i^ttnbbm9triBiBil 

Don  S^aitiee  (f.  b.  SiTtt.)  unb  ffBnig  Stöbert  mer-  bennrnbemSiDal^  SRciß^^oft  ■   b^  tatcinifitt 

bm  Scquenjfti  guget^ncEini,  Icjitmm  itrtiiiun-  ^fradfi  Diib  mitte  jttnrr  fyxjä)  m  gattj  nntt 

lU^wniKife    baS   Siotfcr'fi^  ^fingfUieb  Sancü  3biom:  {oI<^  Shic^^ttm,  fo%n  So^ÖCaiB 

SpiritüB  imb  baS  offnibar  150  3at|n  fpätn  cnt-  IclKint  juooii^ni^btfcffnt  jiu^tmt.  3)<MiP 

panbnu  Teni  sancte  Spiritiu.  S)cin  ^  ^dn-  Wxm  ein  ticffmniget  X^Iogt  in^  ein  tnni{^4n 

luiibui  (f.  b.  9rt)  t^  man  oitlTo^  boS  ftj^  ^fKter,  bn  bie  fprBbcn  Stoffe  bn  l8ottäte{n 

L&etabimdua  gu.  mit  jpiiltnbn  Sdi^gteit  tioe<if4  bargttfldbn  toeQ. 

2.  3n  bet  jiDeiten  ^niobc  bn  @eqiun}tnb{^  aSärc  bie  aRupt  bnn  Xtflt  entfpm^,  fo  ^ 

tung  iß  bie  giD|e  ^outitfiQUi  bn  ^porifn  S^i>  man  a&feitiQ  oodenbete  ffunfbimfe-   leibrr  ifl 

i)m  9bam  Don  @t.  SJiclot  (f.  b.  grtunb  3)reDc6,  %bam  abn,  fo  gro^  atS  3>i4tn,  ein  mttt^nd^ 

in  b.  Stimmen  auS  Vl.'£aa(^  XXIX  [188&X  Snafiln.    3)ie  Wtlobien,  tixl^  in  ben  ß/if 

278  f|.  416  ff.),  ben  fyiQp  von  St.  fflidor  [(j^n  M^em  bn  Sittortnn  äbn  feinen  leitra  ^Oia, 

1139  einen  egregias  veraificator  nennt.  Sein  unb  bie  man  iwnigßenS  HS  auf  genauere  Utdtt- 
Xob  faat  in'e  3at|i  1192  (obn  1177).    3u  if^teiBen  Itmn  (MS^  fitdt  ^  »^ 

^bamS  3ett  tfenfffite  in  Stonfreii^  ein  ^otiicnl-  n  Unteintiiiineten  ouS  Drei  ^jm^ 

uidelteS  geifügel  Seben.  S)m  V-  Smiliarb  Don  opiif),  qaben,  einige  mnigc  3*|t 

eiaiiDauj  mag  9bam  Bftti  gefe^en  fyibm;  bie  c^t  Diel  OrigbiäleB.   Sbomf^ 

bciben  gn>|en  Sd^rift^elui,  bie  ju  btn  gifi|ten  gefällt  p  ^ben ;  bom  n  gtiblfi^i 

^E}entein  be6  3)IiU(laltne  ge^Bren,  bei  Sogma-  Wü^t.  Diele  SBeifen  ga  a^oM, 

tifcT  ^ugo  unb  bet  Sn^ftiler  Siidiatb  Don  €t.  iBic«  geno^iii^   oft   jn    Dtrf^iebaii 

tot  (|.  b.  9Ittt),  »oren  feine  ^SgenoRen;  fein  lejten  biefettt  3Kelobie  obn  B|t,  wenn  i^iii 

ffloftn,  einei  bn  angefet|enßen  uiä  blä^enb^en  fonom  €a|  gelungen ,  bieftn  oft  tDieberfe^ 

b<e  SanbeS,  loaib  bur^  feine  CcnBnetuiliiie8  für  jeigt  fii!^  VMxfyailpt  auf  einen  engem  Pittt  M 

ba§  innere  Seben  feinet  OibtnS  ou^  in  fernen  ^tiUcn  befd^iänft.  Seine  bc^e  Sßelobie,  bie  M 

Sänbcm  Don  maggebenbem  Sinflul.  %on  bicfn  Lux  jocnnda,  ifi  jUBIfmalg^nm^t,  unbao^ 

Sni.  oon  biefn  Umgebung  getrogen  unb  gcbobtn,  btm  taueben  Snllänge  obn  etrqelne  X^tOe  bön 

biditete  ?IbQm  feine  giebn,  au9  benen  bie  SBtgei*  in  anbeten  Sequengen  auf.  ®nabe  bf«  genandi 

^etung,  baS  @ebet,  bie  ^eiligteit  einn  bn  fdidn-  SHelobie  ift  flicfenb  unb  DoHtönenb,  I&|t  obn  to^ 

^en  Seiten  bn  ffiid^e  tmebtrflingt    St^  unfete  bie  Sntt^tt  utÄ  feine  Swn^bilbungjxr  Kottp 

Seit  I|at  biefelben  niu^  längetn  $ngeffenbcit  Don  f(^  SBeifen  bermiffen.  Wit  biefem  iRongel  »fat 

feuern  }uS^tcn(ommenla[ftn,inbem1Ibl@ue-  efl  guf ommen^gen ,  ba|  felbp  filttcc  fßorifer 

rangn  (f.  b.  ?Irt.)  Diele  in  fein  „ffit^enjo^r"  feanbfc^tiften  pott  bei  Dennut^Ki^  uiU>ribigfi4'<' 

aufna:^  unb  S.  Soutin  gut  eiflen  ^luSgabe  bn  $ictonntt-!D?<lobie  anbete  ^b«i,uti))oa|VbMrt 

Oeuvres  poätiques   d'Adam  de  Strvictor,  Sequenjen  gtBBtie  Sßetbieitutie  befonboi  ba 

Paris  1858,  2  toU.,  Dnanlagte.    ^13  biefetbe  fanben,  aI8  fie  in  ben  StiBmeflen  gelirottiftt  iw 

Don  mbbe  !Dli|fet  (f.  3>euee  a.  a.  D.  283  ff.)  ben  Tonnten.  Sejeii^nenb  ifl  aui^,  ba$  bie  TariH 

ubermäfiig  Mtifi^  belämpft  nnitbe,  Detonftaltete  preceB(8.  ed.,  Solesmie  1892),  eine  Snl^Iogie 

@autin  eine  2.  Auflage  (ParJB  1881),  in  toel^  gutnmitteIaItnIic^et€^OTaIfö|e,lt)otin|umei^ 

er  9)ielee  corrigirte,  abn  oü^  feinem  @egnet  }u  Pate  ^bom'fc^K  Sequenjen  mit  SRufif  Dotfov 

Biel  iiadigab;  Oon  ben  früheren  117  Sequenjen  men,  unln  neun  Shimmem  btei  mit  gang  neBOi 

merben  nut  noc^  45  alS  unjnetfel^aft,  toettne  !DtelDbien  btingen.    SlefeS  mufifalif^  Seficü 

36  mit  Oetf^iebenftufiger  SEDa^rfti^einlit^Ieit  Ibam  liegt  in  bet  Seit ;  ti  gelang  bamale  nm  no^  onl' 

jugef^rieben.  Slieoaliet  bagegen  nimmt  51  bn  nabtnBmeife.uatii  Sinter  e^oialartgucom^wniniL 

erften,  38  bn  jneiien  ffategorie  an;  ®teDe§  8]flan  mug  fid^  alfo  begnügen,  Sbröi  all Stt^*"* 

(a.  a.  O.  426  ff.)  teil^net  ungefähr  8  weitete  ju  fütflenjubeniunbnn,  uubflftbefi^ettien,  WjniB 

ben  ächten,  ^ie  Sac^e  ift  nod)  unfidier  unb  bc  auf  mufitoIifc^emStbieteunb  tno^IfelB^imlitn* 

baif  loeittm  OueQen^biumS.  Ültit  äbam  gie^t  gifdten  @efammtn)ert{)e  bn  Sci^gen,  M  bevn 

ein  neuet  ®eift  in  bie  litutgift^e  $oefte  ein.  3Bie  natüilid)  bie  ^annonifii^e  ESerf^mdgung  unb  Bau- 

Dotter  peigt  er  mit  lofcfeen  ©(firitten  übet  feine  enbung  Don  SBott  unb  äßeife  in  bie  fflagf^t 

Sßorgänaec  ^imiuS  unb  bleibt  in  feinet  §B^e  ben  fällt,  gurütftreten  foHte.  (S^eoaliet  }^ItinSnn^ 

Dlattifolgetn  unettei(!^bar.  gt  ift  nad^  @u^rangn  reii^  133  jfit^en,  »eli^e  Sboml  Siebet  bi  t^n 

unb  ben  Snglänbem  XrendEi  unb  9iealc  bn  grBgte  Situtgie  aufnahmen ;  banad^  folgt  gunAd)^  SMtt- 

$id)tetbeBanitteraItet6;cbenfDuttViIttRambai^.  lanb  mit  14  Piri^en.  gli^toDöu«  famndtt  fftt 


1€S 


@equen)en. 


166 


irm  Baddaloriam  36  ecquenien  SbamS.  — 

ttr  9ii4folttrc  fOxmii  fhib  nid^t  fdten,  il^ 

SoMi  nnMuini*  S)n&c8  fanb  in  ben  Simufitter 

fcijaiim  dntblktrt  in  hm  Anal.  hymn.  Tu) 

^  9ffwnfflng  ^to^^d^imflen^  oeld^e  et  ber  fc^on 

tiMiuiim  S>i4tctf4iile  lufd^teiBen  mfld^te.  9uf 

kxSBcidKbcrSrit,  litmZI^eil  no^anbie  pi^ere 

temibe  M  anb^ncnb,  fte^  Sbälorb  (f.  b.  «rt) 

Btl  {fter  Seqnen)  Mitfcit  ad  yirgmem  (SRelobie 

kt  9.  eißgd(t,  (Be^.  berPird^mmufit,  Stegen»- 

ta«  1B71,  232  f.,  imb  Yaiiae  preces  129). 

^^  IL  Z^omad  tion  Squin  nimmt  fid^  fär  feine 

^s^Blfti^namSfcqtten)  Landa  Sion  Sbomfi  Lau- 

Braeis  attoUamus  )um  fßotbiübt,  ecreid^t 

ottl^  btn  1^^  gfliig  beS  SictorinerS,  toeil 

M^  nod^  beffen  Steife  boS  gto^(Be]^etmni| 

«üb  in  gto|em  Stile  gu  befingen.  Sine 

Vit  in  SEBott  imb  Sana  —  nad^  beiben 

du  9Rciprcpd  —  f($Iögt  bie  ^ßfinsft- 

k^aaq  Yeni  sancte  Spiritiui  an,  bie  mon  jejft 

cSgfenetn  Snnoccng  DGL  lufd^eibt.  S)er  fu$ne, 

litfi/Bittof  ^itg«  mit  bem  Sbom  in  feinen  fiiebetn 

Qn  procMfiB  ab  ntroqne  unb  Lux  jocunda 

9{iB8pfrft  Mt^Iid^,  lüumt  ben  ^a|  einet 

nah  ffamigm  änbtänfügfeit;   bie  neue 

yimWmuqq  Uittet  Ue  3<it  bet  ^i^anciScanet- 

3n  ber  nof^olgenben  3eit  toetben  bie 

oSinfilig  md^  gu  gemSl^id^  Siebetn, 

^  «ngd^tt  iommen  paSiaU  Siebet  gut  Set* 

sstaag  aB  6eq|iien)en,  toie  bie^  beim  Stabat 

mttr  bet  Stnopone  ba  Xobi  (f.  b.  Sri)  unb 

Im  in»  (f.  b.  fbt)  bed  X^omoS  Don  Selono 

Vv^eibciii  finb  (US  @equen)etd)id^tet 

SeittSgen  gu  nennen  bet  fei.  91- 

9llbig]itt§^  bie  beiben  Sf^andSconet  Sono- 

w&  Z^omafl  Dmt  (Ea)ma,  (Buibo  Don 

Sonior  in  (S^oIond-fur-SRotne  (gefi. 

imi  IbAat  ®coffetefte,  SBifi^of  t)on  Sincoln 

y4t  1S58),  Smnbccan  @caccobim)gg{  bon  SRoi- 

lab<9e^  129SX  «Eorbinol  SBil^elm  Don  SRon- 

k^  (ge^  1321),  3o]^anneS  (SoIUcuS  Don 

B^hng  (gt^  134D),  ^einrid^  $iftoritt8.  Seiltet 

n  bn  Scftbonnt  (um  1415),  gftong  @at§berget, 

«tiaet  9eam  (grfL  1529),  unb  SrntrentiuS, 

BäA  doiboit.     Som  14.  äol^l^unbett  an 

Bxdb  bit  ^ßsobnclion  fpdtlid^et ;  bet  innete  Sd^of- 

^  fldb  onSgeUbt,  baS  aSebätfnil  ift  ge- 

Sie  (cäige  ^Di^tbrnft  »enbet  fU^  bem  ge- 

Offkinm  unb  bem  ftommen  Siebe  gu, 

boi  mif^Ob  bc8  GottefibieitfteS  in  fHSet  SeEe 

telsM^  nS^tt,  ein  eOkt,  auf  bem  fi^  be- 

i4aC^  AnItidiifeT  nnb  einige  Senebictinet  au8- 

ffir  bie  gfefh  bet  SocoIfKittone  unb 

SAJir^iÜfe  entflanben  nod^  @e- 

^  am  on  weift  unb  fftaft;  anbete  et- 

•  griIpBcfi  <BeItmtgSgebtet  äbet  ein  gonge» 

•ber  im  Sereid^  ebicdOtbenS.  3n9lug8- 

bsf  h|tt(s  man  no^  6i  (BaOet  9tt  ben  1^1.  UI- 

•lAmb  b«  IL  V^ttt;  gn  %aSfm  fingt  man  nod^ 

We  m  Ibomi  SBctfe  Urbs  Aqaensis,  urbs 

^!^aSa;  bk  gaiDifi!^  flinken  fangen  gu  (g^ 


bet  2)otnenItone  Florem  spina  coronavit  obet 
0  gloriosa  laoiyma,  fotote  gu  Sitten  beS  ^I.  Sub- 
SDtg  Begem  regmn ;  @atagoffa  tü^mt  ben  ^I.  3a- 
cobud  in  bet  @equeng  Pangat  choros,  bie  fjfton- 
riScanet  il^en  l^eiltgen  Stiftet  butd^  ba»  Laeta- 
bundu8,S)eutfd(rIanbbie]^eUiget]6ütingtf(!^e3füt[tin 
im  Gaude  Sion.  9Som  13.  SaJ^t^unbett  an  beginnt 
bie  beutfd^e  Seatbeitung  bet  @equengen,  toeld^e 
bet  Snttotdnung  be»  fitd^Iiii^en  SSoIlSUebe»  Diel 
götbetung  btad^te;  bet  „3Rbnä^  Don  @algbutg" 
(um  1865)  nimmt  l^ietin  eine  befonbere  ©teile 
ein.  SRan  fang  im  Soße  bie  @equeng[tropl^en 
aud^  abtoed^febib  lateinifd^  unb  beutfd^.  äBie  fel^t 
bie  @equengen  DoIfStl^umlid^  gemotben  tooten,  et- 
^eUt  batau»,  ba^  Sutl^et  in  feinet  Formula  Mis- 
sae  einige  Sequengen  gulä^t  unb  bie  @otte»- 
bienftotbnung  füt  ba»  ^gogtl^m  $teu^  1525 
bem  Stotlet'f^en  Grates  nunc,  bem  Yictimae 
unb  Yeni  sancte  Spiritus  Staum  gemä^tt ;  bet 
le^te  9lad^flang  bauett  in  einigen  ))toteftantifd^en 
@egenben  bi»  l^eute  f Ott  in  ben  „Ouempad"  (Quem 
pastores  laudayere),  lateinif^en  unb  beutfd^en 
aBeibnad^t»Iiebetn  (f.  ^tfbt.-))olU.99Iöttet  1897, 
CXIX,  820  ff.).  3n  ^olbetaabt  fang  man  @e- 
quengen  bi»  gut  3eit  be»  fti^nig»  3^6me  Don 
SBefljalen  (f.  Daniel  [f.  u.]  Y,  99  not). 

3.  2)a8  iBetbteitung»gebiet  bet  @equengen 
maten  bie  nötblid^en  S^et^  befonbet»  Seutfd^- 
lanb,  gftanfteid^,  Snglanb.  3n  Stalien  fanb  biefe 
$oefte  menig  SnOang;  italifd^e  3DtiffaIien  ent- 
lüften geiDöbnlid^  nut  2—4  @equengen,  g.  fß.  ba» 
|flt  Sotengo  äßagnifico  ))tad^tDott  gemalte  4,  ein 
tn  SRailanb  gebtudtte»  2.  3n  Spanien  fd^Iie^en 
bie  ®ebiete,  meldte  bie  mogatabifd^e  Situtgie 
Iftnget  bemalten,  bie  @equengen  au»;  anbete, 
toel^e  im  ÜRittelaltet  tömifd^  maten,  gemolken 
il^en  teid^Iid^  ätoum  (SRiffale  gu  @atagoffa  Don 
1485  ^  5).  2)ie  Siftetdenfet  unb  j^attl^äufet 
nal^men  (eine  @equengen  in  il^te  Situtgie  auf. 
2)et  1^1.  Obilo  Don  Slugt^etteid^te  nut  mit  9Rül^, 
ba^  im  93eteid^e  feinet  Jcloftetunion  ba»  Sancti 
Spiritus  Siotfet»  gefungen  toutbe;  nad^  Ultid^ 
8end^  (Gonsuetud.  Cluniao.  1, 11,  beiMigne, 
PP.  lat  CXLIX,  656)  fang  man  bott  bunbett 
Sal^  f))ötet  eine  @equeng  nut  an  ben  l^d^ften 
gfeften.  SlnbetSmo  bagegen  mud^»  bit  Sofft  bet  @e- 
quengen  unb  fd^tooE  mit  bet  3(it  bi»  in'»  Uebet- 
mai ;  fo  l^e  ba»  aRipe  gu  fttalau  (1532)  164 
@equengen,  ba»  gu  $ot(  163,  ein  t$tanci»canet- 
miffale  ($ati»  1520)  162,  ba»  gu  2)ublin 
(Ckmbfd^.  14. 3a^t^.)  122,  gu  Coutance»  (1499) 
110,  gu  atenne»  (1492)  97  @equengen.  Sie 
beutfd^en  Shffalien  fd^ioanfen  Don  60—80 ;  ba» 
gu  ei#att  (1485  unb  1517)  1^  63,  gu  3)»inftet 
(1489)  64,  gu  aRoabeburg  (1480  unb  1503)  70, 
batuntet  25  Don  9cotfet,  gu  9fiegen»butg  (1510) 
83,  gu  SlugSbutg  (1489)  ettoa  90  @equengen 
(leitete  @tabt  1^  in  einem  atutipl^onat  be» 
12.  äal^tl^unbett»  47  @equengen,  in  einem  fi5ftet- 
Ud^n  ÜRiffale  feine»  Stabtbegitfe»  Don  1490  nut 
10,  bagegen  1550  gu  ben  90  au»  bem  ^äfyct  1489 

6* 


M7 


Sc4aca}C) 


168 


gcüyiiiiift':»  m  äaite9pU|cB  ^14.  dcbdti  Svc 


1^. 


fbnS  2iac  KimlI^  jffnyfaLlyB  tTirtff  m^  inrafeaft  9^901 


fm  asia  üngrc^  Ieokb  lo^mi  Sittxs  fK^a  caoqgJiujLilmjBL  ideb^  i^fe«^  €täilr 


ta:  CI1BCK  £iBdlesvB^  bietet 
Itnäjo,  an  ffiSscs  l^afssawx  fs  iwdmi.  £^ 
K&cs  [|flS  ncB  2*ui  cx^er  tai  fir  Sclssg  fo* 
irhngifg  Scipnqea  cctar  caoeidjvfSKt,  vdd^ 
BBT  fsr  te  irTEc^Sflii^'  ^ßniNEti2BiDa4t  iB  ba 
StüiMne  biesm  foCfita,  mt  haS  ftnlaKr  IRp- 
isk  (IS^j  isst :  geqiuuiUir  prosae  anomillai^ 
4909«  poMiiBt  pro  derodoocr  per  ecMniitaB 
did.  £ie  Samdaner  Sic^  jekN^  friae  Se> 
cueiq  ia  ber  ^ONiliucvie  |a,  efvaai  wuu%  bk 

4.  £if  Sevona  be$  Dämite  00a  1570,  mäiß 
^taS  T.  tütmaSfKL,  bnitda^  bie  ^^I  ber  Sc» 
^TaeafraaiiffBBf:  'VlcriBiae  puriiiH  fir  Ctea, 
Veni  Banet«  Spiritiis  für  ^ftagAen,  Landa 
8ioB  fnr  ScoM^u^D^na,  Subai  auder  fir  bie 
@dj|0Kr)ai3frpe  ber  (Botteteatter,  Dies  irae  fir 
bie  2übtaiaief(e.  Vloaßd^  beboiieni  bleu  aab 
lU^ra  bie  (at^0lif4t  ftin^  eiaer  ^eitai  etreagt 
an  iümui,  9aitf4).  (ft  gay  frafi<t  mna 
^iSonic^en  nnb  djU^etiH^ea  Staabfnoiflt  aa§  |b 
umnfc^ea  feia,  bo^  eint^  €ec|nen}ai  aie^,  ncni9« 
ßenS  ^icnliattD ,  fielen  Q^iebea  ttiien ,  etaw 
einige  ber  iKflen  Mm  9Iot(er  nnb  Sbon;  in  Soiqen 

id>o4  ^ii><  ^"<°^  ^^  ^  tlnSoier^nnQ  ber  niden 
fri^mn  @ei|nen|en  fufridMi  fein,  ba  einerseits 
toeit^oDe  €tnde  ed^oUen  ftnb,  onbererftüS  bie 
großen  @<^iDterigIeilen,  oelc^  bie  Serldngemng 
bed  ®otleSbinified  nnb  befonberS  bie  nmfifolitc^ 
Seile  ber  €ad^  ^u^jutoge  brmgen  nmrben,  ge« 
iifobm  ftnb.  3n  gfnnilreic^  be^tt  num  on^  n^ 
te  genannten  9kf  orm  bie  @equeii|en  t^eiüpeife 
bei,  ging  bann  ober  in  bem  gro^  litiorgij^cn 
9^011  nnb  9leuerung$fieber  be9  18.  3o^r^- 
bertS  bon  biefem  burci^auS  legalen  SmtferMttiSmnS 
€b  nnb  lie^  bun^  bie  (rfeuboliturgifd^  Sid^ 
jener  3^  neue  Sequenzen  bid^ten.  %c&  Wtfjale 
Don  $ari§  (1776)  ^  48,  ba§  bon  9le|  (1778) 
46;  bie  iKr(^  bon  £qon  behielt  in  ber  burd^ 
(£arbinal  Sonalb  borgmotnmenen  nnb  bun^ 
^Jiu§  DL  1866  gebilligten  liturgif^  9leuorb' 
nung  20  Sequenzen  bei,  leiber  feine  and  bem 
Mittelalter,  fonbem  nur  tjfabrilate  auS  ber  Ke- 
naiftonce.  9u(^  einige  Sequenjen,  iDeld^e  bie 
8.  Kit  Congr.  in  neuerer  3^  toieber  jugeponben 
\^X,  ftnb  nur  Stüde  bon  geringem  @el|alt. 

5.  Xer  SBert^  ber  ©equenjen  ift  berfc^ieben 
beurteilt  toorben.  ®ie  älteren  Siturgüer  (5Bona, 
l^omaft)  be^nbeln  fte  geringfc^lig:  £ebrun 
nmirt^eilt  fie  in  ^rben  ?luöbrüden.  ®ie  tabeln- 
bcn  Stimmen,  meiere  ftd^  f(^on  fru^,  x>om  6nbe 


gaanigpi  QskdL  SV  c$ 

&  9 


bie  6ieQuen§ett 

\,  9.  MW 

ooK  aab  aerbenerteB 
ber  aiabjffigen  6^ 
jonoDES  ttfflfn  cncS 
\nt  Siluigie* 
in  bca  @c* 
bie 
acTUftH^tet  |n  emea 
ia  uujeiex  3^]b 
EBS  ia  i^cn  einen 
iilfirfen,  ber  isoäi 


taag  MibifBS,  eb5  bv  gcp^ca  £cipifn|encDB« 


imüaeii  ^obca  flBuriti  ndf  eiaee  S^RapIa|  in 
ber  Caffaryatdlle,  9b^  aber  am^  fiab  bie 
Seoam^ca  lar  bca  flaE^ofiha,  afiarfii^  eine  gol" 
adige  C^kaboiaag  bcf  fiiij^j|en  SebeaS,  ein 
lUciiil^aanai  bei  fin^lk^ea  ftbeu^jUmaeS,  eis 
duatf  ber  aBam  Aoofl  ■ijeirf  SoOefiu  ^icr 
ient  aua,  nie  bie  Siwffllna  beteten ,  {ob^b^ 
pibefifB ;  ana  fic^  ob^»  ^^  ¥^  ^  litnygij^en 
^naaa  Qoa  gefiafig  norca.  Cab&4  nun^  Me 
€e<paa|  ia  i^na  aai^  .^^liiea  fcyngnijjgi 
bca  Ucbctgpag  |an  mi&tadiil^en  Sid>  tabk* 
rcitcte  ber  nubeiant  Wafü  bca  Sobca.  Cnt* 
l|>m!^eabberaeaea8BciHfif|a|aBgber6fqiaeiiyi* 
bttJ^taag  ^obcaM  benaaai^  bciafeuefleanrii 
aaicrcr  ^/äx  boaul  eifrig  bcfi^aftigt.  S)ie  est* 
ponbeae  Slnutai  i^  foneit  fie  bie  Zcste  oakagt, 
eine  fe^  rci^e;  bogrgea  iß  fir  bca  aiafiMifi^gi 
2)etl  aod^  fo^  fOle§  |a  ^na.  80a  XestfonD^ 
InBgen  feian  genannt :  Saqpentiae  ei  hjamipa 
totom  anaaai,  Goloniaa  1505;  8eq[aientiaede 
temp.  ei  sanci.,  Aigeotinae  1518;  Hjnm 
ei  proeae  eccL  Tolgo  Seqnentiae  dic^ae,  GoL 
1541,  Antwnp.  1562 ;  Neale,  Seqoenttte  er 

missafi collectae,  Londiiii  1&52;  Ofane, 

£ateintfi^  ^9mnen  bc8  SKttdotterS,  SteChni 
1853—1855,  3  9be.;  Daniel,  Tlieaaiirai 
hjmnolog;icas  net  Y,  Lipeiae  1844  ei  1856; 
Woid,  9joL  {^^mnen  be«  Wittelalterg,  ChifiMi 
1868;  Ae^iein,  icL  eequm)en  beö  aRittdaM, 
nain)  1873;  MnrJmaf.k,  Hjmni  ei  Se^Mi- 
tiae  I^  Haue  Saxonnm  1886 ;  Poneelei,  ift  b, 
AnaL  BoDand.  VI  (1887),  353  sqq.;  9Mi, 
2at  ^9mnen  bed  Wittdalterg,  %tg^urg  1888; 
liGssei  ei  Weale,  Theo,  hymnolog. . . .  si^ 
plem. ,  Londini  1888  (Analecia  liiargiea, 
fasc.  m,  Insulis  ei  Brugis  1889);  Sreort, 
AnalecU  hjmnica  YII—X,  Seip^ig  1889  ül 
1891.  Sa^u  fommen  bie  Sbitionen  ber  66 
quenjen  ein5elner  fiin^,  mie  Norman,  Hym- 
narium  Sarisbor. ,  Liondini  1851 ;  Klan- 
ming,  Hymni ...  in  regno  Saedae,  Stockh. 
1885  sqq.;  Dankö,  Vetos  hymnarinm  eod. 
Hungariae,  Budapest  1893.  (SgL  nod^  Jo^ 
Adelphus,  Gomment  in  Seq.,  Argenior.  1518; 
ClicbtoYaeus,  £lucidatoriam  eccies.,  BasiL 
1519;  Selbiger,  Sie  Songerfcj^ule  @t.  (SaDeiii, 
einftebeln  1858 ;  Sartfd^,  S)ie  lot  @eq.  b.  Olittd> 


»9 


SetaieDo. 


170 


SoM  1868;  Srincifi,  S)ie  ixopm»,  $rofeif 

innige  inr  QkM.  unb  (Erfldrung  ber  otten 
fta^^ei49iniim  n,  $obeAom  u.  SRünftet  1886; 
GMior,  Hiatoire  de  la  po^ie  litttrgiqne  I, 
Paris  1886;  (Bi^,  SHe  Sequenjen  beS  rdm. 
nr^ta^d,  Sieibuxg  1887;  Julian,  Dict  of 
Hjmnologj,  London  1892;  ChoTalier,  Re- 
^crtoriam  hymnologioinn,  Loayain  1896  et 
1^7,  2  woSL ;  iBfmn,  Oudlen  imb  gorf^ungen 

9sr  Ocfil^ bcd  Misaale  Boul  . . .  Iter  Ita- 

Lkm,  Stett.  1896,  485.  SRanc^  einf^Iägige 
tx  bm  iinifi^cf<^(l(tltd^  SBetlen  üon  Herbert 
osb  VaAco#,  f oiDte  in  ben  SBerf en  vbn  ha%  beutf  (^ 
Sn^cnfltb  [f.  b.  Srt]  Don  ^offmann,  9Bader- 
»9rf  BBb  aaumftr.)   [Smbr.  JKenleO.S.B.] 

^cw|g>ei»  ftir^enprooin)  inSodnien 

aab  bcr  ^ercegoDina^  tierbonft  Qftt  Snt- 

iebung  in  3. 1881  ber  Occupotion  biefer  t)Of 

mZft  Üxfif«^  ®ebiete  buTd^  bie  5|ierrei(i^ifd^« 

o^irifc^  Skgienmg  (1878).   Sotl^  beftanben 

)ort  Me  o^oßolifd^  Sicoriote  SoSnien  unb  ^ce« 

pmL   9o9mm  ttKur  im  VttttOfamt  ein  X^eil 

jlbriaif ;  Don  Jßonnonien  unb  Solmotien^  tl^il- 

Kife  intij^  oon  (ätn^ontinopel  aud  tourbe  eS  frfil^e 

Sit  bem  Bj^iHlcim^ttme  befonni  gemod^t,  aber 

Ukoi  va^  rmx  t^eilbeife  d^ftionifiift«  Son  einem 

{i|Jkofift|e  bofelbfi  iß  ouS  ben  eqlen  äal^rl^un- 

Mn  nuQtfi  bebmitt    92ad^  Sinigen  toöre  im 

1  jnJT^itnhfTt  ein  Sif^of  in  biefen  (Seaenben 

«fm  (iugL  b.  9faet.  Sgram  I,  349f.);  tn  ber 

tfiftnpflnbcntng»  too  99o8nien  burcl^  üerfd^iebene 

Wbqt^o^fkn   fc^toer  ^eimgefud^t  unnrbe,  mar 

dngoifbcrSteflbcSSI^tiftent^Suntergegm^ 

£«9  jeii  eHiRt  eoo  n.  S^.  üonSIotien  unb  flaDi- 

fiiien  dflyricm  htwo^ßit  Sonb  ftanb  balb  unter 

balb  unter  frootifd^  ftönigen^  bis  ed 

bie  O6ec$o^ett  ber  b^jontinifd^en  ffaifer  fam 

ob  am  ba  an  immer  mel^r  in  bod  @(^iSma 

fcaeamqogcn  nnsri)«.    9tod^bem  ftdnig  Sela  IL 

tsR  nngorn  (1181 — 1141)  mit  ihoatien  aud^ 

ftSnm  fi4  imtenoorfen,  erbielt  le^tereS  einen 

i^BKn  1^  Bosnienaia,  ber  eine  Settlong  fd^id« 

asjA  toor;  auid^  l^ielt  er  e8  ^mlid^  mit  ber 

Bsat  bcr  ^ßalariner  (f.  b.  Sri),  gegen  meldte  feit 

1253  neben  ben  ^Dominicanern  befonberS  äRif« 

jbnsre  onS  bem    gf^micidcanerorben  auftraten. 

Ses  bem  12.  3c^r^unbert  (otte  baS  £anb  ftd^ 

isaff^  miflb^fingig  gemod^t  unb  mürbe  Don  etn- 

brar^  ^äxfim  regiert,  meld^  ben  Xitel  «San'' 

Kam.  3m  3.  1876  erOftrte  fU^  San  Xmortfo 

^B  Um%  Mn  Sodnien.  Salb  iebod^  entftmtben 

tbiaiiPKäia^iten^  infolge  beren  1401  bie  Xürfen 

clfenbgrtnfen  mürben;  biefelben  befe^^ten  eS 

i»it  aar  te^e  3^/  eroberten  ed  aber  gmifd^ 

14(3  ttsb  1489  bmteittb.  €o  mürbe  SoiSnien 

u  emer  i&üfd^  ^^bing,  unb  im  3.  1488 

teile  Me  ^^crcesobina  boSfelbe  Soofi.  9tefid^ber 

V^dno^  9Mof  unter  ^ft  6ugen  IV.  im 

):^  1445  mit  Stom  bereinigte«  mürbe  er  bon 


ben  Xurten  bertrieben.  Unter  Stol^mmeb  IL 
muri>en  100000  SDlenfd^en  aI8  Sflaben  meg« 
geffi]^  unb  SO  000  ffnaben  unter  bie  3anitfd^arm 
gejiedt.  Siele  SoSnialen  nal^mm  bm  SSlam  an 
unb  mürben  nun  bie  Ferren  beS  Sanbed ;  l^eute 
nod^  ge^rt  ®runb  unb  Soben  }umeift  ben 
9tad^!ommm  biefer  Slenegaten.  9lur  ein  fleiner 
Xl^eil  bon  SoSnim  mürbe  Don  ben  Ungarn  be« 
l^tet,  unb  in  biefen  pd^tete  ftd^  ber  Sifd^of, 
ber  Don  1469  an  feinen  Sijf  in  ^iatoDar  auf- 
fd^Iug.  S)amald  l^atten  bie  S^andScanermiffio« 
nare  fd^on  über  80  iFIöfter  gegrünbet ;  biefelben 
mürben  aber  Don  ben  Xürfen  bis  auf  bie  brei  Don 
gfoinica,  IhefeDo  unb  SutiSca  jerftört.  äBegm 
ber  (Sraufamleit  ber  (Eroberer  nal^m  bie  9udman- 
berung  ber  Katbolifen  nad^  älagufa  unb  über  bie 
bamaltgen  (Brenjen  beS  türfifd^n  Steid^ed  fo  gu, 
ba|  @uUan  SRo^mmeb  IL  befürd^tete,  bad  gonge 
Sanb  fönnte  entDöDert  merben.  2)e|^alb  fol^  er 
ftd^  Deranla^t,  gegenüber  bem  bamaltgen  Obern 
oer  Sfrancidcaner,  P.  Slngelo  3DiboDic,  in  einem 
Sferman,  bem  fogen.  Ad-Nahme,  bem  Orben  unb 
bm  ftatl^olilm  @d^u^,  @id^er]^eit  unb  greil^eit 
bed  Glaubend  gugu^d^em  unb  felbfi  bad  ®Iodtm- 
gelöute  gu  geflatten.  SDagegm  gmang  S^oSreD  Seg, 
Seglerbeg  Don  SoSnim,  f oft  bm  gangm  bodnifd^en 
9bel  burd^  Sertilgung  oer  ®eburt8-  unb  Sefi|« 
urtunbm^  bm  3dlam  angunel^mm,  meld^em  Sei- 
fpiele  boft  gange  ©emeinbm  folgtm.  9lur  bem 
£influffe  unb  ben  Semül^ungen  ber  fJfranciScaner^ 
bie  fietS  ben  treu  gebliebmen  ffatl^olifm  feelforger- 
(id^  S)imfte  leiftetm,  Don  meld^m  aber  Diele  ben 
9Rartertob  erlittm,  i^  eS  gu  bauten,  ba|  tro^  ber 
^rtefim  Serfolgung  ber  fat|oIif(^e  (glaube  in 
SoSnim  nid^t  Dertilgt  mürbe.  2)ad  Sanb  blieb 
aud^  in  ber  ^olge  ben  fJfronciScanem  anoertraut. 
3m  3. 1785  mürbe  ein  eigmer  apoftolifd^er  Sicar 
fürSodnim  ernannt;  bemfelbm  mar  bis  1852 
aud^  bie  ^ercegoDina  gugetl^eilt,  bie  Don  ba  ab 
ein  felbftönbigeS  Sicariat  btlbete.  Sie  SuffteOung 
eines  apoftolifd^en  SicarS  mar  notl^menbig,  meil 
bie  ffat|oIifm^  bie  im  ndrblt(^  unb  norböftlid^ien 
X^ile  SodnimS  bie  alte  @tammbeDöIferung  bil^ 
bm,  eigentlid^  unter  bem  Sifd^of  Don  SoSnim- 
S^rmien  l^ätten  ftel^m  foOen,  ben  bie  türfifd^e 
^Regierung  aber  alS  auSIänbifd^m  Sifd^of  in  ber 
Ausübung  feiner  SuriSbiction  l^inberte.  gür  bie 
über  baS  gange  Sanb  gerftreutm  ffatl^olifm,  meldte 
fid^  feit  ber  Occupation  SoSnimS  burd^  bie 
Oefierreid^er  (1878)  fel^r  Dermel^rtm,  metft  burd^ 
(Einmanberung  Don  latl^oIifd^enSauern  ober  ^anb- 
merfem  aus  Oefierreid^-Ungam,  forgtm  bis  1881 
(mit  9(u8na^me  Don  7  ^forreim  im  @übm  ber 
t^ercegoDina,  bie  mit  SBeltprieftem,  frül^  unter 
ber  Sunfibiction  bed  Sifd^ofS  Don  SRagufa,  feit 
1880  unter  ber  beS  Sifd^ofd  Don  SRoftar,  befe}t 
marm)  bie  gfranciScaner.  ffaum  Vi  ber  $far- 
reim  l^atte  aber  nur  ffa))enm,  unb  gmar  fe^rarm« 
feiige ;  ber  @ottedbimft  mu|te  meift  unter  freiem 
^immel  in  Siegen  uid)  @d^nee  gefeiert  merben; 
baS  Merl^eiligfte  mar  nur  in  bm  mmigm  fflofter- 


@erQiebo. 


174 


!s^  mi^aäx6%i 


bmibidMfteiim  ngdtiifilig  nuc  tyco))ottio- 

ao^  ba:go^i^%eIenner,  ^tth  getoöl^ren 

|i  foBciL  &o  bÄ  {ü  tiule  ort^bose  ftird^en  Doli- 

aidgrpottct  luib  lUurgifd^e  Sudler  für 

bmAn  loffen^  meil  cd  fonß  ol^ne  fd^öb« 

tt0c  Sinfluffe  IdoI^I  ntd^t  abgelten 

idMt  Sto^^icen  umtben  burd^  fie  neu  ge- 

SoS  bte  iimecen  SUbungdmittel  betrifft,  f  o 

htf  ta  Cqbtfcj^f  für  fommtlU^e  @eelforger,  aud^ 

Kff  ^miKiacttncr ,  bte  fpafbralconferenjen ,  bie 

iaaSbkiumi'  imb  ^farrconcurS- Prüfung  ein- 

grfs^  tt]iifiegiiinethigen@tubiuman)uf))omen, 

xffAalpe  o:  toeiter  Den  einzelnen  Pfarrern  bie 

Ufmottfmmbtgücn  IBäd^er  unb  gründete  ein  SDiö- 

nrtotWfltt.  ic|t  Sigentl^um  beS  S)omcQpttel3^  aud^ 

te  S^nacitaiiier  geben  für  ii^  S^oede  ein  eigened 

Platt  (ennti.  3)ie|  fanb  Stad^abmung  bei  ben 

irUffhotrn  Gonftfbrialr&t^en,  toeld^e  gleid^faSS 

fsi  fii4Ii4<i  ^^ti  ^ausgeben.  Um  ben  reli- 

fiSfcn  61im  beS  SoIbS  )u  beben,  fbrberte  ber 

ti^ijitpf  ben  briiten  Orben  beS  ifl.  gtoncid- 

Cii.  Me  ^a}*3efu-9nbad^t ,  ben  bäufigen  6m- 

^ä§  bcr  ^igen  Sacromente,  lie^  oon  ibm 

tibi  0ccfa|^  Süd^  oertl^ilen  unb  betrieb  Sie 

^»üuibuna  eincö  febt  tooblf eilen  SoIföblatteS; 

bfxjig  Wdt  er  oud^  »nen  J^omberm  auf  Sieifen, 

BB  bir  bt^Iifd^  9nfiebler  in  ber  &iQf))ora 

fi  pujhniiaL     €ein  $lQn ,  Stebemtorifien  als 

i*ici2»  SKffionare  an)uflellen,  »urbe  leiber  t)er- 

udL    SBofi  boS  S^uIiDefen  betrifft,  fo  l^en 

lie  FP.  fStandScamt  fd^on  t>or  ber  £)ccu))ation 

m  pidca   Osten    eigene  confeffioneSe  ^forr- 

iü^gka  gegiänbet;  bte  a))ofloIi{d^en  Sicore  l^aben 

1610  fnt  1871   atoml^jige  @d§tt)eflem  auS 

S^jflD  ffODünntn,  bie  nod^  Dor  ber  Occupation 

« fio^  Cslen  itd^t  mit  Sndbd^fd^ulen  errid^tet 

Un.  Skn^  fd^on  (1869)  l^otten  bie  Zrappiften 

ke  fbaiaMa  fid^  angefauft,  koo  fie  jekt  über 

lüO  anoe  ARaben  ergid^en  unb  }u  outen  dl^flen 

nb  guiea  9U6rttem  ^etonbilben.  Sleid^  nad^  ber 

Ccni^Ktfion  tarnen  nod^  @(i^meftem  oom  bßbaren 

Stüe  aus  Subbetitfd^Ianb,  bie  in  ber  Dtä^e  t)on 

ft^^ffff^  bie  Obforpe  über  arme  SBaifenmäbd^en 

ünsabmcn.  Seil  aBteber^etfteSung  ber  ^ierord^ie 

Ukä  tan»  bie  JBorml^exgigen  Sc^aefiem  t>itt, 

bz  nnn  bflbosen  93(ute  brei  neue  Snftitute  ge- 

asBhd;  lubcm  ifi  nod^  bie  Songregation  ber 

li^  iwn  ber  d^ftlU^  Siebe  pr  SoSnien 

^Eraaen  loorben.     gfür  bie  ftnaben  l^aben  bie 

^tcaadkaiier  Don  iel^  @rogartige8  geleiftet,  unb 

ici  18dl  entfielen  Don  3a^t  gu  3al^  neue  @<^ul« 

^izifccL  llffle  Schulen  ftnb  Sommunalfd^ulen  für 

iMa  aller  Conf ef^iten^  tocA  bie  bunt  burd^ 

ftmte  gmif^te  93eoöI!entng  ^u  forbem  fd^eint; 

fiM  ouft  den  @clbulbüd^etn  glaubt  bie  Stegie- 

la^  aD<§  ffat^Kfd^ ,  la  aOed  Sl^riftlid^e  au3- 

i7c4en  |tt  mof^    UebrigenS  geftattet  fie,  con- 

\mdU  Silben  auf  eigene  Soften  }u  grün- 

la.  wA  aber  bei  gönftlü^m  Mangel  an  SRitteln 

o^  (Bd  onberen  »runben  bisher  nid^t  gef d^el^en 


S)er  Sel^nblung  ber  ein}elnen  S)i5€efen  mbaen 
bie  iDid^tigfien  ftatijUfd^en  Angaben  bejüglid^  Der 
fSttoo^ntt  SoSnienS  unb  ber  ^ercegoüina  üorauf- 
gefd^iclt  h)erben.  SaS  gonje  in  S^age  ftel^enbe 
@ebiet  gäblt  (1891)  auf  51110  qkm  1454365 
ßinmol^ner  mit  Sinfd^Iu|  be§  aRititörd.  3)er  %h' 
ftammung  nad^  fmb  f a{t  aOe  ®Iat)en  unb  \pxt(S)tn 
gan}  biefelbe  Sprad^e:  bie  ffatbolilen  bebienen 
fid^  aber  ber  lateinifdjen,  bie  Ortbobo^en  ber 
d^riSifd^en  ©d^rift.  S)er  ^Religion  nad^  gibt  e3  feU 
Sabrbunberten  brei  Konfcfponen,  nömlid^  (1891) 
aßo^mmebaner  506  000  (1 885 :  492  7 1 0) ;  ortbo- 
bose  ©ried^en,  ©erben  genannt,  622000  (1885: 
671250);  ÄatboIi!en293000  (1885: 265788); 
bann  7000  3uben  (1885  erft  5805)  unb  700  «n- 
l^onger  anberer  9leIigion3beIenntni{fe(1885: 538). 
Sediere  ünb  meift  eingetsanbert,  unb  itoax  Sutbe- 
raner,  (&aloiner,  Snglicaner ,  Slagarener  u.  f.  tu. 
Sie  SRol^ammebaner,  unter  benen  eS  fel^r  menige 
eigentlid^e  Xürfen  gibt,  b^ben  in  iebem  grögem 
Orte  einen  ^ogia  (®eiftlid^en),  ber  Sie  ©d^ule  bält 
unb  nebenl^er  ein  ipanbioer!  betreibt;  in  ber  Sd^ule 
iDirb  aber  nur  formeller  Unterrid^t  im  ®ebet  unb 
in  ben  mol^ammebanifd^en  Serimonien  ertbeilt. 
S)ie  ©ried^en  l^aben  ein  Si^biStl^um  in  @era)et)0 
(SBodna"@eraj),  ba§  feit  bem  15.  Sal^rl^unbert 
befielet,  unb  jmei  SiStpmer  }u  9Roftar  unb  Xe- 
Domtf  (frül^er  ffliffura).  ai^re  Sifd^öfe  l^aben  ben 
Xitel  SBIabSa  unb  fielen  unter  bem  $atriard^en 
Don  Sonftonttnopel,  Don  bem  fie  aud^  ernannt 
U)erben(t)gI.nod^  bie  „Seclarationbed  öcumenif(ben 
$atriard^en  in  Sonftantino))eI  betr.  proDiforifd^e 
^Regelung  ber  Serböltnijfe  ber  gried^ifd^^orienta- 
Hf(ben  ftird^e  in  9o§nien\  im  Srd^it)  für  fat^. 
«ird^enred^t  LXV  [1891],  437  ff.).  ®er  ©tatuS 
ber  latl^olifd^en  ffird^e  ift  im  9trt.  Oefterreid^  IX, 
749/50  tabeÜarifd^  mitgetl^eilt ;  im  Singeinen  ifl 
i^folgenbed  }ubemerlen.  —  1.  Archidioecesis 
YerhboBnensis.  S)ie alte @tabt SoSnaoar, 
VerhboBna,  Yarbosania,  towcbt  1263  Don  bem 
ungarifd^en  ©eneral  Sotroman  gegrünbet;  auf 
il^ren  unb  ber  ©tabt  jfotor  Xrümmem  tt)urbe 
bann  1465  bie  l^eutige  ©tabt  erbaut,  loeld^e  nad^ 
bem  Don  bem  ))rad^tliebenben  Sl^oSreD  99eg  er- 
bauten $alaft  (©eraji)  ben  9iamen  9odna-©eraj[, 
©erateDo  erbielt.  Son  iel^er  &au^tft|  be§  bod- 
nifd^en  Sbeß,  lourbe  fie  Don  ben  Oefterreid^em 
aud^  1878  }ur  fianbe8]^au))tjtabt  erl^oben.  ©ie 
l^atte  1885  26268  Sinmobner,  4  latbolifd^e 
unb  2  gried^ifd^e  ffird^en,  2  jtlöfter  ber  granciS- 
caner  unb  ber  Sarmbergigen  ©d^meßem,  bann 
106  Sßofd^een,  6  mol^ammebanifd^e  itlöfter  unb 
3  ©^nagogen.  9leben  bem  latbolifc^en  Srjbifd^of 
refibtrt  l^ier,  toit  fd^on  oben  gelegeiültd^  bemerft, 
nod^  ein  gried^ifd^-orientalifd^er  ÜRetropoIit  unb 
ber  Steig  el-UIema.  9u|er  einem  ObergQmnaftum 
befielet  ein  SuSl^ilfSlebrer^SSilbungScurS;  femer 
gibt  eS  55  9}oIf3f(bulen.  ©egenioörtiger  (erfter) 
Sifd^f  ift  Dr.  3ofcrt  ©tabler,  geb.  1843,  con- 
fecrirt  20.  9loDember  1881.  2)em  Somcapitel 
(4  SRitglieber)  mürben  1885,  im  SinDemebmen 


175 


@etaietio. 


176 


mit  bem  ffotfet  tion  Oefierreid^,  Dom  l^igen 
Stuhle  Snftgnim  t>ernel^,  unb  )tDat  rin  an 
golbener  Htttt  l^genbeS  flen^5nnige8  Jhreu)  mit 
giDri  VteboiHonS,  auf  bem  einen  boS  Silb  beS 
göttli^  ^erjenS  3efu,  auf  bem  anbem  baS 
9ilb  beSllQifeiS  fjfrana  Sofepl^,  als  beS  (StflnberS 
MefeS  SomcopitelS  (ffot^.  ^rd^eitung  1885, 
176).  2)ie  erabiöcefe  umfaßt  ben  dfilid^  Xl^ 
SodnienS  unb  jäl^It  unter  858  661  Seelen 
160  000  Patl^olüen  in  75  Pfarreien,  bie  in  9  Sice- 
ord^ibiaconote  einget^eUt  fhib  unb  Don  8  SBelt- 
unb  86  OrbenSgeiftlic^en  ))a[toTirt  merben.  IKrd^en 
gibt  eS  87,  StoptUm  36,  ^üielfad^  nur  auS  ^ol) 
gebaut  unb  mel^r  einer  @d^|eune  gleid^enb"*  (Stcdf^. 
tRijfionen  1882,  218).  Unter  ben  Dor^enen 
Stegularen  fmb  bie  gfronciScaner  ber  bodnifd^ 
$n)t)tn)  auerft  )U  nennen;  Sefuiten  gibt  eö  ju 
XraDnif ,  tt)o  fte  bad  ^abenf eminar  leiten ;  toeiter- 
1^  93arm]^er)ige  @d^tt)eßem,  tt)e(d^  Sd^Ien  leiten, 
unb  Xdd^ter  ber  göttlid^en  Siebe,  toeld^e  bie  meib- 
lid^e  3ugmb  er^iel^en.  3n  ber  (Sqbidcefe  befielet 
au(^  bie  ul^ilitärbe^irfSpf  arrei  @eraiet)0  mit  1  ^ar« 
rer,  1  Surat  unb  10  Stapl&nm. 

2.  Dioecesis  Banjalucensis.  %üx 
ben  toefilid^en  Sl^il  93o3nten§  tourbe  1881  ein 
39iSt]^um  errid^tet  in  ^niolufa,  ber  fd^önften 
@tabt  SoSnienS,  bie  an  ber  ©teile  beS  Ad  Ladios 
ber  SUmer  [tel^t  ;^tf^lO  000  Sintool^ner  unb 
neben  44  9Ro jd^een  nur  eine  fleine  bif d^öflid^effird^e. 
Srfter  Slbminiftrator  tourbe  ber  Pfarrer  ÜRorian 
TOarfoOiö  0.  S.  Fr.,  geb.  1840,  als  litularbifd^of 
Oon  S)anaba  confecrirt  am  4.  9Rai  1884.  @ein 
@))rengel  umfaßt  in  4  Secanaten  unb  32  $far" 
reien  46  000  ffatl^oltfen.  2)er  Sifc^of  mu|te  in 
ben  erfien  Sauren  ben  (Sottedbienft  in  einem  l^alb 
jerfaQenen  @d^u))£en  Italien,  bid  enblid^  ndben 
Der  Keftben}  eine  neine  ftird^e  gebaut  loorben  ifl. 
3n  ber  3!)i5cefe  ftnb  neben  ben^tanciScanem,  toeld^e 
aud^  bie  Pfarreien  Oerfel^en,  €ra))))i{}en  im  Softer 
ÜRariajlem  bei  Sanjalula  (feit  1 869)  mit  infulirtem 
3lbt  unb  tJilialen  §u  3ofei>]^8burg,  in  ber  Eolonie 
StubolfStl^al  unb  ^u  SJ^arienburg  in  ber  Solonie 
SBinbt^orft  tl^ötig.  IBon  9Ilariaftem  aud  tourbe 
im  ^erbfte  1893  aud^  in  ber  m\^t  oon  3ara  in 
S)almatien  eine  neue  iRieberlaffung  gegrunbet ;  alS 
ber  erpe  2lbt,  P.  Sonaoentura  (3of.  Sgnaj  SSaier, 
geb.  1816  5U  Smorbad^),  ein  bur(^  l^ol^e  anteili- 
gen^ unb  SBiÜendfraft  augge^eid^neter  !ßrdlat,  ftd^ 
bal^m  begeben  moUte,  ertranf  er  burd^  einen  Un- 
glüdSfatt  im  SBeer  au  giume  (13.  ©ecember  1893). 
9Beiter  ftnb  oor^anben :  Sarml^er^ige  @d^h)eftem 
oom  1^1.  SSincena  Don  ißaul,  fotoie  @(^n)eftem 
oom  f  oftbaren  93Iute  3ef  u  mit  ©j^ule  für  SKobd^en ; 
fte  l^aben  unter  anberem  eine  f$iliale  gu  2Binbtl^orft, 
einer  burd^  92ieberlaffung  beutfd^er  Soloniften 
entftanbenen  Pfarrei  (4  ©d^toeftem). 

3.  Dioecesis  Mandatriensis  et 
Dumnensis.  Sie  el^emalige  ^atiptftabt  ber 
Öerccgooina,  jc^t  beS  gleichnamigen  ftrcifeS,  ÜRo« 
ftar,  löngS  ber  S^elSabl^önge  beS  $obt)oIeg  unb 
^am,  om  linfen  Ufer  ber  9larenta,  mit  1 8  000  6in- 


i 


möllern,  42  Wofd^,  ieeiner  b^fifd^mb  einer 
grie^fd^  ffird^,  bem  €i|  eincS  gritt^ifd^-orienF 
talif (^  Sifd^ofS,  toor  oenmiüp^  fd^  fräl^  Se- 
fibena  eines  Sifd^fS.  S)emt  Mostaria,  ober  tok 
ed  frül^  ^ie^,  Andrecinm,  Mandretimii,  Ifam- 
datrimn,  foO  bad  alte  Ghalnda  ober  Ghdiiiraiii 
fein,  beff en  @i^  nad^  IRorom  (DizioiL  LXXn, 
202)  balb  nod^  ber  (Errid^tung  auf  bie  Stobt 
9larenta  (Narona;  j[e|t  ein  denbeS  S)orf  in 
balmatinifd^en  ifreiS  Spalato)  übertrogen  kooiben 
ifl  (ogl.  baju  b.  9rt.  2)almatien  in,  1852).  Jb^ 
ber  ÜRetropoIe  gum  bL  Step^  nannten  ftd^  Ue 
Sifd^öfe,  }.  9.  SoSmaS,  ber  afö  Suf^cogan  rm 
3)Qn^a^ium  879  bei  ber  SQnobe  beS  $(otiuf 
mar  unb  ftd^  alfi  Ep.  StephanensiB  unterj^^ 
SIS  9tarenta,  bejto.  baS  alte  Cholnua,  feit  bn 
14.  äal^rl^unbert  einen  lateinifd^  Sifd^f  er^ 
mürbe  ber  unter  S)ura)3o  {lel^enbe  Si|  oon  SMbo, 
ber  längfl  untergangenen  ^uptftabt  ber  ^ek^ 
namigen  fianbfd^ft,  in  ber  9t^  oon  Sroia,  in 
^fd^alM  Sfittari,  bamit  oereinigt.    2)er  et^ 
lateinifd^e  Sifd^of  $etruS  0.  Praed.  (1863  W 
1366)  nannte  ftd^  be^l^Ib  £p.  BendensiB  ei 
Stephanensis.  9ud^  ^riSca  ooer  $riSna,  tocSftß 
fd^einlid^   in  ber  3iäf^  beS  heutigen  gteM 
$refa  ober  $re|  in  SUbanien  aeleg^,  morb  1»^ 
mit  oereinigt    9Rit  bem  }toöIften  Sifd^f,  3o- 
bann  SoDeftuS,  ber  ftd^  Ep.  Albanensis  nanittr, 
daliegt  bie  Steil^e  ber  IBifd^öfe  oon  Stefanbxo: 
iefeäen  maren  feit  bem  16.  Stol^lN^bert  nrip 
nur  Sitularbifd^fe ;  bie  Sat^brale  toari)  jndclt 
nad^  SRoftar,  ber  Snfiebelung  an  ber  atten  mm 
(most  stary),  Oerlegt   Um  1630  mürbe  bm 
baS  93iSt]^um  ülZoftar  mieber  errid^tet,  aber  b« 
Sifd^of  oon  üJiacarSca  gur  9bmini{tration  über* 
geben.  ÜRit  SRoftar  mürbe  aud^  ber  atte  Xitel  tum 
2)umno  ober  ^uono  oerbunben.    ^efe  Stidit 
mar  auf  ben  Stuinen  Oon  Dalmimny  Dalmmimn, 
Delmium,  Delmitarum  urbs,  fpdter  Dmnni, 
im  3nnem  oon  SO^rien,  }mifd^  Verona  unk 
Sequum  ober  gmifd^en  Ißarona  unb  Snbretbm, 
entftanben  unb  gab  mal^rfd^einlic^  bor  ^otn| 
S)almatien  ben  yJamen.   S)er  gu  %uSgang  bd 
6.3a]^rbunbertS  l^ier  gegrünbete  99ifd^ofSf^mar|it' 
erft  Sttffraganat  oon  Salona,  bann  oon  Spaldo. 
ßrsbifd^of  $eter  IX.  oon  Spalato  (1297—1821) 
ßeQte  ben  jeitmeilig  eingegangenen  Si|  mieber  ^; 
ber  Sifd^of  reftbirte  aber  einige  3eit  in  Alminimn, 
einer  Stabt  in  ber  Stalle  beS  alten  Dalminm,  l^enie 
SHmifja,  im  balmatinifd^en  ftreife  S))al^.  &m 
ber  93ifd^öfe  unterfd^rieb  pd^  1355  als  £p.  AlmiB- 
sensis  seu  Dalmatiae.  ^18  (um  1470)  Suono 
oon  ben  Surfen  erobert  mtnrbe,  marb  ber  Sifd^ofS« 
ft(  (1485)  aeitmeüig  mit  SKacarSca  unlrt.   Son 
1490  an  ftiiben  ftd^  bann  nod^  einige  93ifd^5fc  oon 
3)uOno,  bis  biefer  Si^  um  bie  amtte  beS  18.  ^o^ 
bunbertS  mit  Spolato  unirt  mürbe.  S)a8  1880 
mieberl^ergeftellte  IBiStl^um  SRoftar  imb  ^Mm> 
umfaßt  ben  n5rbli(^en  Xl^eil  ber J^ercegooina  unb 
5dblt  in  5  S)ecanaten  unb  70  Pfarreien  80  000 
ffatbolifen.    Sifd^of  ift  feitbem  ^d^IiS  9u» 


,lf 


@eta|[>l^im  —  6eta)){oii  oon  Sntiod^ien,  ber  H 


178 


a^^  O.&Fr^  «A.  18M,  confeciirt  all  Zitulor- 
li^MiVfaig^l880  utib  iiit^nifM  80.9M)riI 
Isih  SkK^fKi^  9icfiben)  iß  irid^  in  SRo^t 
iM.  fMten  in  bem  na^  xl^e  SuIot)boL 
te  9^<M  V>i  c^Bcn  ^TOtricot  imb  einen  Secretdi 
p  ecäi.  64  OtbcnS)nrle{ler  finb  in  ber  Seelf orge 
4ctis.  Sb  Sigidaren  gffit  efi  gftandScanet  unb 
acmjNliy  G^mcßem,  Me  fl^  mit  Sugenb- 
kilniu^  tefqAftigen« 

4.  DioeeosiB  Haroanensia  etTri- 

kaniemaia.  Znbinje,  bad  alte  Terbuniiim, 

Tnbmxmn,    Tribuninsi»    oud^   Tribolinm, 

ilBadi  (Mnqrtßobt  beS  gur^tl^um«  Xerbinia, 

y|2  Se^Apobt  in  SoSnien,  IheiS  IRoßor,  om 

^3^  txAmiica  unb  bnm  ad^t  Stunben  Don 

%agi^  mit  1700  Sinmo^nem,  nntrbe  Idngftenfi 

a  970  ei|  rtneS  IBifc^ofl;  no^  (Einigen  möre 

0  i^ra  771  Suffroganat  Don  Snociea  geloefen. 

So^  taiiii4  ttnrb  es  att  Suffrogonat  üon  %n* 

asri  atfgcfil^,  unb  um  990  treffen  wir  eS 

eil  oidrr  Sfagufo  fb^enb.  S)ic  f))äteren  !Bif(!^5fe, 

^  M  1792  ooilommen,  ttKiren  faft  burd^ 

{fci9ig  mir  Zttulorbifd^dfe.  Surd^  Stille  Apo- 

Dofid   nnmaria    t>om   20.  September  1880 

wsxbt  Me  Dioecesis  TribnnienBis  et  Maroa- 

für  Sbrninißratur  bem  Sifd^of  t)on9iagufa 

l  brr  Xreiinie  übrigens  f^on  fett  1819 

soaM  kattt,  Z)aS  alte  Marcannm  ober  Her- 

btffim  Zild  1830  mtt  Xrebinie  oerbunben 

mr  iDo^d^nlui^  ein  Sifd^ofsftft  auf  ber 

9ii^I  Vtatama,  m  ber  itüfte  »on  i>aU 

grgmitbfr  ton  StogufoSeccl^ia.  S)ie  l^eutige 

Ücrfe»  bot  fBbltc^en  XfjüL  ber  ^erceaomina  ober 

iixfifA^yoImaiien  umfofknb,  mirbfett  1890  Dom 

Cnbf  aon  IRoflar  obmintflrirt ;  er  l^at  für  biefelbe 

osii  flEDPicDr  in  Zrebinie.  S>er  gonge  Sprengel 

iBIl  ia  9  9fiarrden  16  500  ffotJ^oISen,  bte  oon 

5  fcvflsn  iNiftotirt  iDcrben.  (SBgl.  nod^  ^ifior.« 

tstx,  SS22tcrXCVn  [1886],  427  ff.  519  ff.; 

0  Wffser,  Orbis  terr.  cath.,  Fribnrg.  1890, 

119  s^;  «L  $<4af ,  etatiftif  ber  gefammten  {atl^o- 

tata  iKti^,  15.  Sol^rg.  [Seilage  gu  gfromme'd 

ftikaber  ffit  bcn  lot^olifc^  QeruS  1892/98], 

SsB  1§93,  82  f. ;  Miss,  cath.,  Bomae  1895, 

^  «qq.   Heber  SMnienS  Serl^öltniffe  im  «D« 

amnjBL  nnicctu^ten  @trau^,  SoSnien,  l^ifior.- 

^bsgc-g^grapl^l.  €^ilberung,  3Bien  1882/83, 

Itsü.  unb  CapujB,  A  travers  la  Bosnie  et 

~  16.     fitudes   et  impressions  de 

1896.)  [9«e^er.] 

(s-B-to,  plnr.  oon  c;-;^)  im  alten 

Iitannil  Jlümt   t»on  Sngelioefen,  toeld^e  ber 

IfeDfi^  3|riflfi  bri  feiner  Berufung  um  ®ott 

r4wt  M  Of .  6^  2).   er  befd^ibt  fie  als  mit 

)3i  SttgeMMoren  audgerujiet^  beren  eineS  jur 

testtilgen  Scbecbing  befi  9ingeftd^teS,  ein  anbereS 

m  {B^toen  Scbecfimg  ber  gfile,  ein  britted  gum 

^js^n  taule.  9lad^  Mefen  Angaben  muffen  fie 

3  SM^rnstfkifi  crfd^ienen  fein,  toormif  oud^ 

Sc  fOBfl^nmio  ^^  Stimme  (9.  3)  ^tnmetdt 

Ir  totri^  f^^rdbt  i^en  eine  gmetfod^e  Z^ätig« 


Mi  )u,  ndmlid^  ben  unabl&ffigen  2ob)n»id  ber 
^)erriid^reU®otte8,  ben  fte  in  anti^]^narem®efang 
ooügogen,  unb  bie  Sennittlung  goif^en  ^tmmel 
unb  ßrbe,  inbem  einer  berfelben  mtt  gUil^nber 
Kolkte  bie  Don  bem  $ro))]^eten  fetbfi  fflr  unrein  er» 
Körten  2\ppm  reinigte  unb  bamtt  il^n  entfunbigte 
(S.  6.  7).  SBetterefi  tl^eiU  bie  l^ige  @d^ft  und 
nid^t  mtt.  2)ie  fpätere  @))ecuIation  tnüpft  bei 
3i6en  unb  S^riften  an  bie  etQmoIogifd^e  Sebeu- 
tung  bed  92amen8  an,  toeld^er  im  l^bröifd^en  £q^ 
aud^  bie  9lum.  21, 6  genannten  Srennfd^Iangen 
begeid^t.  S)a  q-D^  nur  ben  Sinn  Don  ^Der« 
brennen"  l^t,  fo  toerben  bie  Seropl^im  aß  bte 
Zröger  reuifter  SiebeSglut  angefel^en,  meldte  SOleS 
mit  gleid^er  ®Iut  entflammen  mdd^ten,  unb  aI8 

iotd^e  ebenfo  in  ber  Sftangorbnung  ber  Sngel  an 
»ie  @px^  ber  euigelnen  Sl^öre  gefleOt  finb,  »ie 
bie  Siebe  ben  SBorrang  unter  ben  Zugenben  be« 
l^uDtet.  [ffaulen.] 

9€X^lftf^  ^tben,  Segeid^nung  für  ben 
SfnmciScanerorben  (f.  b.  Sri.). 

^erqrto,  f.  Bablna. 

$€ra|rtonDon9ntiod^ien,  ber]^I.,99i- 
fd^of  um  bie  SBenbe  beS  2.  Sabrl^unbertS  unb 
ffird^nfd^rifHieller,  ifi  boufitfäd^Iid^  auS  SKtttl^ei- 
lungen  bed  fKrd^enl^ifiorilhd  SufebfatS  befannt. 
£r  mar  ber  ad^te  Sifd^of  ber  f^rtfd^en  ^au))tfiabt 
fett  ben  Zagen  ber  ä))ofteI,  be|liea  ben  SBifd^ofS- 
ßul^I  gur  3ett  ber  Regierung  bed  ftaiferfi  Sommo« 
buS  (Ena.  Chron.  ad  a.  Abr.  2209  [ed.  Schoene 
n,  174] ;  Hisi  ecd.  5, 19, 1 ;  22)  unb  erlebte 
bie  Sl^riftenDerfoIgung  unter  Septimiud  @eDeru8 
(Hist.  ecol.  6, 11,  4;  12, 1).  9.  ^madt  (2)ie 
3ett  beS  ägnotiuS  unb  bie  Chronologie  ber  an« 
tiod^ifd^en  Sifd^öfe  bis  ZQrannuS,  Sei))gig  1878, 
45  ff.  62)  bered^et  bie  Sauer  ber  bifc^öfltd^en 
SQ3ir(fam!eit  @era))ionS  auf  etma  190  bis  209, 
SB.  be  SudE  (in  ben  Acta  SS.  Oct.  Xin, 
248  sqq.)  auf  190  biS  211.  Ueber  feine  Zl^tig- 
lett  berietet  (SufebiuS  (H.  £.  6, 12)  nur  infomeit, 
als  biefelbe  fid^  auf  Itterarifd^em  ®ebiete  beioegte, 
unb  nennt  als  Sd^riften  @era))ionS,  bie  gu  feiner 
ilenntni^  gefommen  feien:  einen  Srief  an  einen 
gemiffen  DomninuS,  toeld^er  gur  3ett  ber  Ser« 
folgung  Dom  Sb^ftentl^um  gum  iübifd^en  Aber- 
glauben abgefallen  mar ;  einen  IBrief  an  bie  Krd^ 
lid^  SJlonner  ^ontiuS  unb  SaricuS,  anbere 
SBriefe  an  SSerfd^iebene  unb  einen  Srief  an  bie 
(S^riftengemeinbe  gu  Stl^offuS  (an  ber  f^rifd^en 
fffifte,  ntd^t  toett  Don  Sntiod^ien)  aber  bcA  fogen. 
$etruSeDangelium  (Dgl.  barüber  b.  9rt.  ^etruS 
IX,  1876].).  SS  fei  toal^rfd^einlid^,  ffigt  (SufebiuS 
bei,  ba|  ^erapion  nod|  me^r  Sd^ri^en  hinter« 
laffen  lyAt.  3)er  SBrief  an  ^ontiuS  unb  SaricuS 
mar  nad^  einer  anbermettigen  9lotig  (H.  £.  5, 19) 
ber  93efdm|)fung  beS  SRontaniSmuS  g^mibmet  unb 
mtt  ben  Unterf^riften  mehrerer  IBif^öfe  Derfeben, 
fteSte  alf 0  mol^I  ein  Si^nobalfd^eiben  bor.  ^iero- 
npmuS  (De  vir.  Ol.  41)  l^at  feine  fdmmtlid^en 
!Rad^rid^ten  über  @era))ion  auS  SufebiuS  beräber« 
genommen.    S)agegen  mu^  bie  !Bemerfung  bei 


179  @trat>ioii  Don  X^siuiS,  bei  (L  IM 

®ociatt9  (Hist  eccL  3, 7),  Stcaifim  fri  in  fttnm  !Bif(^of8fl|t  Mrtridnt  woitta ;  bitg  baif  bcg^ 

©lüften  für  bcn  Qtaubm  cingrtttten,  ba|  2ttfu9  Mimut^it  mtibm,  mdl  auf  bti  Sqnobe  ju  €f 

e^ftiiS  cmd^  tine  mmf^Iii^  @telt  flcl^Hibt  ^bt,  leucia  im  3-  859  rin  aximi\ä)a  Stfd^f  $to(f 

auf  eine  anbcnOudltiUTÜtfetfü^  ntriKn.  Sit  mäuS  Don  a:^ui3  jugtßm  Dar  (Epiph.  Haa. 

fagni^fteR9iigabniii6er@crapioninbtt{qnf(!^  73,26).  Ullttn 9nf d^inc iiadd ift bicf n Stohnöal 

Doctrina  Addaei  (Tb«  Doctrise  of  Addai  by  ein  ginbiringlins  gemtftn,  Ucl(^n  ficg  bc<  9i> 

G.  Phillipe,  London  1876,  52  Ekjoi.  50)  jciQtn,  ft^fSftu^Ice  btmä^tigte,  al3  @napbn  fii^  ia 

ba$  ©tiopionB  Diame  nc^  langt  in  frifd^et  Sr-  1^  fitfonb.  3)a|  ItfteTer  S59  nni^  untn  bn 

inntnuig  blieb.  (Sögt,  bie  SufammenfteUunfl  brr  Cebtnben  Weilte ,  btmti(en  bit  fünf  gritfe  M 

Seiignifft  bei  Slllerl^ume  bei  Bonth,  Beliquiae  ^L  ai^naftuS  an  i^  (Migna,  FP.  gr.  XXT, 

BacrM  I,  2.  ed.,  Oxou.  1S46,  447  eqq.,  unb  685  eqq.;  XXVI,  529  sqq.),  uelc^  in  bei 

betMignfl,PP.gr.y,187lBqq.,fouieo(mia[I,  ^afiien    358—362    gef^ben    fein    nüfin; 

©ei^i^tebeioItii^flli^cnSiteraturbilSiifebiuB  übiigcnS  ent)iel|t  ficg  boS  Sahun  feintS  Xobd 

I,  Sopi'S  1893,  503  f.)         [i8atben||etDer.]  einer  nähern  ©eflimmung.Utbet  ©na|)ÜMiSfitrift' 

^eniyioit  D  D  n  X  ^  m  u  i  e  (in  UnleiägQplen),  fteUenf d^  aBiifjamteit  berietet  f)iennURnuS  G-  «J: 

bei  1^1. ,  Sifi^of  unb  ffh^nf^rift^eUeT  um  bit  Edidit  adTersom  Manichaenm  egregiom  jh 

ÜRitte  befi  4.  3al|i!)unbert§.  not  t>ot  ftbiei  @>  bnim  et  de  pgalmorunt  titulJB  alinin  et  ad  fr 

bebung  auf  ben  ^i|^ofäftu§I  Siorfttfiti   einer  veraos  utiles  epietolas.  9)onbief«i^tfenjiik 

großen  9)lÖni^9genofftnfd|aft  (S.  Äthan.  Ep.  ad  bisset  nur  (mei  an'8  Sic^t  gejogm  Worten,  rii 

Dracont.  c.  7).   9!ad^  einem  amm^men  l£{Cti^te  fuijeS  Xtoftfi^ieiben  an  einen  ^Bif^of  Subotnd 

duS  bei  „eiiriftli^en  ®ef(^i$te"  btS  $bilt)ipuS  (A.  Mai,  Claseici  auctores  V,  Romae  183S, 

@ibetee  (bei  E.  Dodwelloe,  Dieeertatioaee  in  364—365;  Migne  L  c.  XL,  923—926)  od 

Irenaenm,  Oxon,  1689,  488)  Joti  ©etotiion  ein  umfonartii^tS  6nnunierung8|(^rtiben  an  olf 

gegen  6nbe  beS  3.  3at|r^unbert§  bie  olejanbri-  janbrinif^  ünön^e,  eine  btgeifteite  !8ntea> 

nifd^  ftatei^etenf^ule  geltittt  ^abm.  (Segen  bie  lidgung  beS  gottgeWci^ttn  £tbenS  (Mai,  Spicil» 

Ki^tigfeii  biefei  Angabe  erfreben  fi(^  jebDcb  fc^mere  Born.  IV,  Rom.  1840,  Praef.  XLV— LXVII, 

Sebenlen  (»gl.  b.  art.  ^tltjanbtinif^e  Sdiule  I,  of.  XLI ;  Migne  I.  c.  925—942) ;  einige  SBmfc 

526.  528).  SBenn  ^ierßnflmuß  berii^tet,  ©tro-  „auB  bem  23.  SBrieft  be«  (iL  ©eroljion"  iw 

pion  Iiabt  feiner  feinen  ^ilbung  n»gen  (ob  ele-  iSffentlidite  ßarbinal  ^itra  (Analecta  sacn  Q, 

gautiam  ingenii)  ben  Binomen  S^IaflicuS  typ.  Tuscul.  1884,  Proleg.  XL;   Analed* 

erlialten  (De  vir.  ill.  c.  S9),  fo  iß  (TjoKaoTix&i  eacra  et  claaaica  [Analect.  sac.  V,  Bomit 

ni(f)t  |o  biel  als  Scfiulmann,  fonbem  ]d  Diel  dH  1888,  1,  47]).   SqS  EQu^  über  bit  $|oIitn> 

@clebrter  (ugl.  b.  Slrt.  @i!^otafticue).  Sie  Beit  überff^riften  f^eint  uerloien  gegangen  ju  feiL 

ber  Erhebung  ©ercqjione  jum  SBiidjofe  lä%t  fid)  Sie  ©d)rift  gegen  bie  ÜKanidfaet  ift  erllaUen  g^ 

nic^t  genau  ermitteln.  9nber@qnDbeju@Qrbica  blieben  unb  fc^nn  ffiieber^oll  gebruttt,  aber  ei^  In 

im  3. 343  ober  344  liaben  jWti  agpptif^t  igif^afe  ben  legten  ^a^ien  bcn  folgen  eineS  W^geftpU 

inamena  @frQ;)ion  tbcilgenommen,  Wel^e  beibe  ratn{|en  werben,  unter  Welkem  fit  Sa^i^nndMnt 

für  atbonafiuS  unb  bt||en  fitbre  ^rtei  ergriffen  lang  ji^roer  gelitten  ^ot.  ©ie  nnurb  grit^fitj» 

(Äthan.  Apol.  c.  Arian.  c.  50) ;  einer  beifelben  erft  bermiSgtgeben  Don  J.  Basnaga,  Thessnnii 

war  jebenfollS  @era))iDn  Don  Sb"!"'^- ®i^I'>^  b<it  monumentorum  eocl.  et  hist.  I,   Antrwp- 

aud)  in  ber  i^olgejett  feinem  großen  SanbSmonne  1725,  35—55  (abgebrudt  bei  Gallandi,  BiÜ 

treu  jur  Seite  geftanben  unb  in  (ircfili^enlheiten  vet.  Patr.  V,  52 — 62;  Migne  L  c.  IL, 

fict  be3l)D($ftenanjeben9  erfreut.  antoniuSb.QJr.  899—924),  unb  jWttr  natd  einer  fe^r  iungei 

(f.  b.  art.),  ber  llJalriart^  bet  Q  ^anbfi^Tift  ber  ^mburger  StaatSbiblbt^  3« 

it|m  feint  äifimtenmttjut^eileni  bitfer  t^orm  btibtt  bie  @(^rift  ein  ied|t  bütftigrt 

bei  frinem  ^infc^iben  eines  feine  !Öü(I^Icin,  lDc%i  bie  wid^tig^  Sogmtn  btl 

gewänber,  nä^rcnb  baS  onbtre  EDtani^üiSmuS  ni^t  einmal  cmd^nt,  gef^nicigi 

(Äthan.  Vita  S.  Ant  c.  82,  benn  wiberlegt.  gS  brängte  ficb  unobwciäboi  bit 

betraute  Seropion  mit  ber  0ü^t  Ißermutbung  auf,  bag  bie  ^mburger  fMnbf^rifl 

f^aft,  melcbe  er  355  an  itaifer  Son^ntiuS  ab-  bie  Si^rift  ©erolpionl  nic^t  DoH^änbig  biete,  mfi 

orbnete,  um  bemftiben  bie  ^itfitigleit  ber  Don  ben  an  giner  Stellt  menigftcnS,  in  ben  ItÜen  SBcitm 

Ülrionem  erhobenen  ^Infi^ulbigungen  barjutliun  beS  c.  25,  jeigte  ber  ittt  auä^  untierfennbai  rin 

(Sozom.,  Hist  eccl.  4,  9).   ©DjomenuB,  ber  Sude.  3ni3. 1859ertannte  nunbe£aflatbe,bBl 

@eR)äE)rBntann,  nennt  bei  biefer  ©elegenl^eit  ©c  baS  genannte  ^mburger  Sltanufcript  oU  9^ 

rapion  einen  „SRonn  Don  grägter  ^etligleit  beS  ftanbtE)eiI  ber  Si^rift  bcS  Sifd^offi  XttnS  m 

i'tbenS    unb    aufierorbenüii^er    ^erebfamletl",  ^toftra  gegen  bie  Wanid^der  ein  umfangnti^ 

jt^weigt  aber  über  bcn  Srfolg  ber  @efQnbtf<^aft.  Stüd  entt)ält,  Wel^  in  Sßa^^it  nt^t  )U  bei 

Oiercn^muä  bagegen  btjeugt,  bafe  Seropion  unter  SituSfcEiritt  geb&rt,  oietme^r  buti^  einen  3nl^ 

Äaifer  gonffantiuä  bie  '4.lalme  beS  SSetennertbumS  (SÖerlauft^ung  einiger  SBlaltlagen  im  St^tbrinl 

erlangte  (in  confeseione  inclytna  fuit;  Hier.  beS  ananufcrit>tee)  an  feine  ie^ige  Stelle  sero^ 

De  vir.  ilL  c.  99).  SJieHeii^t  War  er  Don  feinem  fein  mu|.    3n  feinte  ^uSgobc  bei  XUulf4nft 


@erariud  —  Serbien. 


182 


iif 


j  narr 


Iti  fktmU  ■  iil  quae  ex  opere  oontrs  Mani- 

e£to  in  eodiee  Hamburgensi  servata 

graaee,  e  reoogn.  P.  A.  de  Lagarde, 

1859)  utmit»  bc  Sagarbe  biefed  @täd  otö 

cincc  onbectDeÜigen  S^rift  gegen  bie 

in  einen  Sn^ng  (69—103;  Ugl.  UI). 

tuui^  ber  3u0^dn0^  ^  @täcled, 

be  fiagarbt  ni^t  eingegangen  ttxtr, 

5^  S)iaf cf e  (®efommette  iKitriftifd^  Unter« 

,  fDtona  1889,  1—24)  bol^in  beani- 

pi  finncn^  \>o%  eS  fui^  um  ben  Stefl  einer 

bct  Vzioneril  Qkorgtud  bon  Saobicea 

3ngBrif(^  ^tte  aber  (Sorbinal  $itra 

bcm    11.  äa^l^imbert  angel^Srcnben 

jnati^iifi  bcr  Sibtiotl^I  ber  Congregazione 

ome  nrbana  di  San  Carlo  )U®enua 

tokemp^  bc9  Hamburger  SRanufcripteS  ent« 

hm  3i40lt  bie^  9rd^)m8  oergeid^net  unb 

X.  Sl  Cellatioiten  )u  ben  beiben  6(j^en  bon 

nnb  nnn  Zihifi  mitgetl^  (Analecta 

^e2na8ieaLal,44Bqq.).  9mtC^üfeber 

^onbfd^ft  f onnte  nun  enblid^  9.  Sbrinl* 

f  2k  €tniH(9rift  bcS  Seropion  t>on  Zl^ntuifi 

btt  SRomcpöet,  in  ben  Si^ungSberid^ten 

>r  ^  ptmi.  fUabcmie  ber  aßiffeitfd^.  au  Berlin 

;*^  1.  ^äSbaab,  479—491)  fefHielten,  ba| 

3tf  ata  &  Sogarbe  auS  bcr  XituSfd^rift  auS« 

-^ztatt  6tuft  in  bie  @d^ft  @ero^nd  ein« 

c  ctefen  i^   £S  tfl  ein  Ouotemio  ber  ^anb- 

crrt,  ocniuf^Iid^  beim  Ctnbinben  berfetben  an 

^.^xüqa  erteile  eingefcbaltet,  unb  bomit  jinb 

ix.  SicdEf  bcr  Sd^ft  ©eropiond  in  bie  XituS- 

^TTt  ^iaeingetmeeii  morben.  Sei  nd^tiger  9(n- 

irmg  bcr  Ouoricniionen  mirb  bie  S&dt  beS 

sbedobcn  Ztstcd  (c.  25  gum  päfin^)  auf  baS 

:«:i0siBKnflr  ondgcfuHt,  imb  bie  Sugel^örigfeit 

ji$  Simftt  |nr  @cl^rift  @cropiond  toirb  überbie^ 

.ni  He  f^dftßcaenf d^  akrmanbtfd^ft  beSfelben 

s  fiev  anbcm  @tüae  fomie  burd^  ein  unter  6e« 

:=.rfid  Samen  eingeführtes  alteS  Sitot  aud  bem- 

IxB  (bct  Pitra  1.  c.  1,  48)  au|a  Stt^fel  ge- 

1^  Ibn^  bie  Unorbnnng  vaä>  Sermimmg, 

sa4^  in  bcm  crflen  Xieilc  bc8  einjufd^iebenben 

cäicd  ^cnjfd^t,  ^  SBrinfmonn  in  ber  befriebi- 

j!i»kn  SBctfc  crfldrt  unb  gelben.  SBenn  l^ier 

1  ciebct^Üen  SRalcn  bcr  3ufammen](fang  ge- 

^  tft,  eine  ®cb<nilenrci^  plö|lid^  obbrid^t  unb 

s  aadcn  gnij  nerfd^ebene  ebenfb  un&ermittelt 

.-:^bc»  |o  giünbct  Me|  lebiglic^  borin,  \>a%  ber 

-^To^cnbe  Ouotexnio  ber  ^ponbf c^ft  eine  Ser* 

feiner  inneren  unb  äußeren  9bitt(ogen 

onb  ein  93Iatt  eingebu^  (ot  Sine  Meine 

nl!  ql  olfo  ou4  l^  ^^  Doi^onben.  Sd  ift 

'M  ha  Cd^nft  ©ecopionfi  ein  @tu(f  »irud* 

ey>ai,ipeii^  bcneigienlfi^cnflenibedSangen 

)«ikli  nnb  ni^t  blo^  ben  Umfonge,  fonbem 

Od  bcm  3ni»ailr  mk^  loeit  bdMutfdmer  iß  ofö 

k(^t^ba:betanite€tuiL  3)<£Uxt^be8bI.&ie' 

fSKraBi  (egregiam  lüirvni)  et^int  nunmehr 

se^ttBü  gnd^tfertigt ;  bie  @^  befamt^ft  bie 

Umm^iam  bcft  mami^itc^  9ifügion§Ä^ftemd 


nid^t  bIo|  mit  großer  Snergie,  fonbem  oud^  mit 
Diel  (Seift  unb  @(i^rffmn.  —  $.  SRartin  (bei 
Pitra,  Analeot.  eacr.  IV,  214—215. 443-444) 
l^t  brei  Ileine  f^rifd^  gfrogmente  (exhomilia  de 
virginitate,  ex  epistola  ad  episcopos  confes- 
sores  unb  ein  Sfragment  incerti  loci)  unter  @e* 
ra))ü)nd  92Qmen  l^rauSgegeben,  beren^ed^l^it  nod^ 
ber  Unterfud^ung  bebarf.         [Sorbenbemer.] 

$etann!(,  9licoIauS,  8.  J.,  i^ielfeitiger,  be« 
fonberS  oIS  ßseget  befonnter  Zl^eologe,  tourbe  im 
3.  1555  )u  StomberDiUerS  in  ben  93ogefen  ge^ 
boren  unb  trat  am  3.  3Rä^  1573  in  bie  ®efdi- 
fd^aft  3efu  ein.  9lad^bem  er  feine  @tubien  }u  Adln 
unb  9Bür|burg  gemod^t,  übemal^m  er  ber  Sflei^e 
nad^  bie  Sel^rftui^le  für  Ißl^ilofo^bi^,  fd^olaftifd^ 
Xl^ologie  unb  Sjegefe  an  ben  Unioerfttäten 
9B3ur}burg  unb  !Dlatna.  ^ugerbem  mar  er  dd 
@d^riftftdler  rofilod  tl^ätig,  unb  feine  bie|begüg« 
lid^en  Seiftungen  bejeugen  in  gleid^er  SBeife  feinen 
gro|en  Seeleneifer  mie  feine  umfaffenbe  @ele^r- 
famleit.  Sieben  gefd^id^tUd^en  unb  opologetifd^ 
Sbl^blungen  fmb  ed  l^auptföd^tid^  esegetifd^e,  bie 
feinen  Flamen  meitl^in  belannt  mad^ten.  6r  f d^rieb 
S)iffertationen  über  biblifd^e  2;|^mata,  beröffent« 
lid^te  Sommentare  )u  f oft  allen  l^iflorif d^en  93ü(^em 
beS  SQten  £eftamented  unb  gu  ben  Briefen  ber 
9l})ofteI  unb  gab  eine  Einleitung  in  bie  ^ige 
Sd^ft  l^erauS,  meldte  Salmet  dS  opus  eziminm 
begeid^net.  SBeniger  breit  ald  fonft  bej^onbelt  @e- 
rariu§  l^er  fi^rffinnig  unb  burd^auS  gränblid^ 
bie  einf^Iögigen  Oftagen.  aufgerieben  burd^  bie 
oiden  arbeiten,  ftorb  er  am  29.  ober  30.  SRai  1609. 
@ein  Josue  ab  utero  ad  ipsum  usque  tumu- 
lum  eMoysisExodo,  Levitico,  Numerifl,  Deu- 
teronomio  et  e  proprio  ipsius  libro  toto  ac 
ParalipomeniB  LL.  Y  explanatoB,  erfd^ien  in 
2  Sönben  gu  9Rmng  1609  unb  1610,  au  $ari8 
1610,  im  felben  Sa^re  aud^  gufföln;  Judices  et 
Buth  explanati  in  9Rain}  1609,  in  ^rid  1611; 
Prolegomena  biblica  et  commentaria  in 
omnes  epistolas  canonicas  inlDlatn^  1612,  in 
S^on  1704;  In  LL.  Begmn  et  Paralipomenon 
commentaria  posthuma  in  ÜRain^  1617,  in 
S9on  1618.  aSortrefflid^  ifl  nad^  Söl^merS  Ur» 
tbcü  (f.  Sonjfen,  3.  fjr.  »öbmerS  «riefe  I,  gfrei« 
bürg  1868,  524  f.)  bed  @trariu8  @efd^i(^te  bed 
Slainger  Srgftifted  (Moguntiacanun  Berum . . . 
LL.  Y,  Mogunt.  1604  u.  ö.).  Sine  43  9{ummem 
umfaffenbe  auöfül^rlid^ie  Sifte  ber  SBerle  bed  @e« 
rariu3  f.  bei  de  Backer,  Biblioth.,  n.  ed.  par 
Sommerrogel  Yn,  1134  es.  (Sgl.  aud^  Hurter, 
NomencL  Ut.  1, 2.  ed.,  196  ss.)  [SR.  6tiege(e  S.  J.] 

$ertien,  itönigreid^  fett  bem  ^al^re  1882, 
mit  einem  Sfläd^eninl^It  Don  48590  qkm  unb 
(Snbe  1893)  2250712  (Sinmo^nem,  bilbete 
unter  ben  Stömem,  bie  eS  für)  oor  Sl^rifti  Ge- 
burt untermarfen,  einen  Xb^il  oon  9Röften,  unb 
^mar  SBeft-  ober  Obermöfien  (Moesia  superior). 
^d  ffaifer  ^urelian  (270—275)  bie  $robin) 
S)acien  auf  bem  linfen  2)onau«Ufer  nid^t  me^r 
bebauj)ten  fonnte,  Deroflanjte  er  bie  römif(^en  99e« 


183 


Serbien. 


184 


iDol^ner  berfelben  auf  bte  red^  Seite  ber  Sonau 
unb  nannte  bieten  in  ber  9Ritte  9R5ften8  gelegenen 
Strid^  Dacia  Anreliani.  Sei  ber  Xl^eUung  bed 
atetd^eS  tarn  STUfien  aI8  ein  Xl^il  t)on  SUqrien 
an  Oft-9b)m.  SOßöl^renb  ber  93dlfem)aiä>erung 
übei^ogen  bie  ^unnen,  Oftgoten  unb  Songo« 
barben  nod^  einanber  biefeS  Sanb.  Um  550 
brad^te  eS  ffaifer  Suftinian  unter  feine  ^err- 
fdjaft;  feinen  Jladjfolgem  entriffen  eS  bie  Slüoren, 
meldte  eS  }U  einer  Sinöbe  mad^ten.  Wi  auf  bie 
Sinlabung  bed  ffaiferS  ^eracIiuS  um  630  bie  ffib- 
flaüifd^en  SSoßSpmme  ber  Serben  unb  ffroaten 
3um  @d^u|e  beS  gried^ifd^en  Steid^ed  gegen  bie 
^Daren  mq  SQ^rien  lamen,  bebielten  fte  bie  nun 
nac^  ibnen  benannte^  befreite  ^roDing  für  jid^. 
Unter  ^rem  Oberbaupte^  bem  ®ro|>  ober  Ober- 
3u))an,  fpäter  3ar  ober  ffralji  (Aöni^  genannt^ 
oeld^er  fteben  Supana  als  ^äu))tUnge  ber  fieben 
Se^irle  unter  ft^  b^tte,  Verbreiteten  fidg  bie 
Serben  aümölig  t)on  ber  SoDe  unb  S)onau  gegen 
ben  Sflben  bis  S)9rrbad^ium ;  l^ier  tourben  fie  j[e* 
bod^  oon  ben  ^(banefen  mieber  t)erbröngt.  Seit 
780  bemöd^tigten  ftd^  bie  ^Bulgaren  mel^afö  ber 
Oberl^erd dffaft  über  Serbien :  beren  3od^  mürbe  aber 
mieber  abgeworfen.  %xä^  Die  gried^fd^en  ftaifer 
oermod^ten  bad  Sanb  nid^t  unter  ibrer  ^)errfd^aft 
}u  balten;  !aum  bitten  ^e  ed  1019  jur  ^roDin^ 
gemacht,  fo  touAtn  fte  fd^on  1043  unter  Supan 
Stepban  Sbobroflato  lieber  vertrieben.  Bitpfymii 
Sobn  aRid^ael  (1050—1080)  nabm  ben  Sitel 
eines  ftönigS  an  unb  lie^  fid^  benfelben  Don  $^ft 
®regor  Vn.  befiötigen.  Um  biefe  Seit  behüten 
fid^  bie  ®rengen  beS  SanbeS  bis  tief  na^  Bulgarien 
unb  ÜRacebonien  l^n  auS;  allein  neue  jhiege  mit 
939}an)  unb  innere  3crtoürfniffe  Demid^teten  balb 
bie  Slüte  beS  fianbeS.  SRit  Stephan  9lemania, 
ber  fid^  1165  )um  Surften  Don  Serbien  auf- 
gefd^mungen,  brad^  mieber  eine  beffere  3Ht  an, 
unb  180  Saläre  fpöter  nal^m  Stepban  2)ufd^an 
(1336—1356),  ber  größte  aller  ferbijd^en  t)err- 
f(ber,  ber  aud^  über  Stacebonien ,  Albanien, 
£b^fi<^^i^/  92orbgned^enIanb  unb  Bulgarien 
berrfd^te,  ben  3:itel  Kjar  ober  Äaifer  an.  Unter 
feinen  nöd^ftcn  Slad^folgem  verfiel  aber  baS  SReid^ 
loieber,  unb  alS  nun  bie  ffömpfe  mit  ben  Xüifen 
begannen,  murbeh  biefe  burdd  ben  Sieg  auf  bem 
^mfelfelbe,  auf  ber  ^oc^ebene  Don  Ißriftina, 
mo  neben  bem  Jlönig  Sajar  aud^  Sultan  9nu« 
rab  fiel  (1889),  ^errfd^er  über  ben  größten 
%f^t\l  Don  Serbien  unb  1459  über  baS  gange 
fianb.  SSon  ba  an  blieb  Serbien,  mit  furjer 
Unterbre(bung  (Don  1717  bis  1739,  ba  bie  Defter- 
rei(ber  bie  gepung  Seigrab  innel^atten),  eine  tür- 
fijcbe  ^roDinj.  ®ie  Sebrüdfungen  bur(|  bie  Sur- 
fen enegten  1801  einen  ^ufftanb  unter  ®eorg 
$ctrott)ilfd^  (S^^ixtit),  ber  fpäter  als  prft  Don 
ber  iJJforte  anerfannt  »urbe.  3m  3.  1816  be- 
miUigte  bann  ber  Sultan  nad^  bem  itotütn  fer- 
bifcben  ^freib^itSfriege  unter  ÜRilofib  Obreno- 
mitjdd  au(b  bie  eigene  Sertualtung.  ^ie  Familie 
Cbrenowitfd^  erbielt  bie  erblid^e  gfürfienwürbe. 


mu|te  jioar  1842  ber  gfamQie  Parageorgiettritfib 
ben  !ßla^  röumen,  lonnte  aber  ^Skctmbk  1858 
auf  ben  %fycon  gurüdRel^ren.  3m  3.  1867  iw- 
lie|en  bie  Surfen  boS  Sanb,  »eld^  1878  bm^ 
ben  ^Berliner  gfrieben  für  unabhängig  tdM 
mürbe  unb  1882  ben  Stang  eineS  ifönlgreii^ 
erl^elt.  2)ie  inneren  Streitigfdtenbmtem  feite 
fort ;  nad^  Su^en  enbigte  ber  jfrieg  mit  Sulgaria 
(C^erbft  1885)  unglfidtlid^.  2)ie|  unb  bie  ttKnig 
erbaulid^en  gomilienDerl^tnine  beS  ftönigS  9tt* 
lan  (1868—1889)  fübrten  beS  ledern  unfiei- 
mi&ige  Sbbanfung  l^bei  Seitbem  ^errf(^  niet 
Serbien  ftdnig  9k|anber,  guerft  unter  Sonrnrnb* 
fd^aft,  feit  1893  felbftönbig. 

S)ie  Serben,  meld^  auf  ber  SoÜonl^Qlbinfd 
in  compacter  SRaffe  ben  9lorbtDefbn  einnahmen, 
mürben  nod^  im  9.  3<4rbunbert,  aI8  fie  miter 
ben  ^Bulgaren  ftanben,  mm  S^l^riftentbum  bcU^ 
Sie  l^atten  9n[angS  fatbolifd^  Sifd^;  b^ 
aber  mürben  bau)  in  baS  Sd^iSma  J^ineing^^ogeii. 
SIS  in  Sonftqntinopel  jebod^   baS   (atem^ 
jfaifertl^um  begrünbet  mürbe,  trat  Serbien  jett- 
meilig  mieber  in  SSerbinbung  mit  9tom  (Baj- 
nald  ad  a.  1220,  n.  37).    3)er  ^L  Sabbol, 
ber  Sruber  beS  ffdnigS  Stepl^  n.,  mürbe  ber 
erfte  Srgbifd^of  Don  Ufd^i|e  unb  ^maS  Don  gas} 
Serbien.  Sr  reftbirte  gu  3pef  ober  $etj[  (Pechia), 
ber  alten  ^uptftabt  Serbiens,  unb  fe^  12  9^ 
fd^öfe  ein,  meldte  il^re  Si|e  in  ffld^ncn  ed^ofta 
foQten  (f.  Dositheos,  De  Fatr.  HieiosoL  8, 18, 
bei  SBütfd^,  SnxäjjL  ®eogr.  n,  Berlin  1846, 886). 
3)a  ftd^  aber  bie  Serben  balb  nid^t  me^  nit 
einem  einfad^en  $rimaS  begnügten,  f^idt  Sjar  Sle> 
pban  Sufd^  1351  eine  S^nobe  ju  SereS,  auf 
meld^  ber  SRetropolit  Serbiens  jur  9Bud)ecini 
^atriard^en  erboben  unb  felbftDerftönblid^  ott  v» 
abböngig  Dom  ^atriard^  Don  Sonftantinopdo^ 
flärt  muri>e.  Se^erer  belegte  ben  ferbifd^  $atri> 
ard^en  unb  aOe  Serben  mit  bem  Snatbem,  mk 
nur  mit  9Rübe  tonnte  gfürft  Safor,  unterfUl|t  Mi 
ben  gried^ifd^en  Jtaifer  ^löologuS,  1376  bie  3»* 
rüdfnabme  beS  SanneS  unb  bie  Snerfeimung  bd 
f erbif  d^en  ^tricord^ateS  ermirfen.  2)ie  3ttrittmn 
oeSfelben  erfhttfte  fid^  bamalS  nid^t  bIo|  Skx 
Serbien  unb  Bulgarien,  f onbem  felbft  übn  eim 
großen  £]^eil  Don  aRacebonien.  6S  blieb  au4  b- 
fteben,  nad^bem  Serbien  1389  unter  tMfite 
$errf(baft  gefommen,  unb  felbft  bmm  noc^,  oB 
1690  ber  ^atriard^  SrfeniuS  nad^  einer  mt|- 
glüdten  Srl^ebung  ber  Serben  gegen  bie  türl^ 
|)errfd^aft  mit  37000  gkimilien  (etma  200000 
Seelen)  nad^  Ungarn  auSmanberte,  dnberten  Kc 
Surfen  nid^tS  an  bem  93eflanbe  beS  ^triard^ 
Don  3pef.  3)agegen  mugte  jie|t  ber  $atriard^fietS 
ein  ®ried^e  fein,  ber  feine  Stelle  Dom  Sbirom  in 
Sonftantinopel  erfaufte.   93iS  )um  3abre  1717 
ftanben  unter  bem  $atrianben  )u  ^pd  1 1  Vlelnw 
polen :  Scopia,  fßriSrenb,  Urficia  (Ufd^),  Sla» 
riblob^,  SSoSna-Serai,  Seigrab,  SoKpa,  le- 
meSDor,  Bnmtunio,  (Sarlomi^,  Strenb  (bie  Jinf 
le^teren  inUngant) ;  bann  5  SrabiSt^ümet:  €aMCI 


in 


Serbien. 


186 


jta  SammOk^,  CcRentUb,  9H{fa,  6eBotS  ober 

6chVB,  fhlbtt ;  cnblU^  4  StStpmer :  Xsetine, 

fmtk  tiba  3miot>olt,  3ttlia«Si))obi,  fßoaiera.  3m 

3. 1731  finb  bUSeretnifittng  ber  ferbifc^en  9)letro* 

ptSitsk  wm  Sd^Tob  unb  6arIotDi|  ftatt  (ogl.  bie 

^zsftcpQ^U^  ed^  tton  3.  ^.  ed^toider,  SBien 

:^l).  3m 3. 1765  ober  1769,  afö  ber  ^trtard^ 

SKJtX  fi4  naO^  Sht^Ionb  flüd^tete,  »urbe  bod 

fctancd^  bafi  ba  ^triard^  Don  eonj}anttno))eI 

im^  Aoasf  «ieber  an  fic^  gebrad^t,  gftnglid^  ouf« 

^rfdtai  tnoi  nü  bem  oon  SonftonKnopel  oereinigt 

i*^  Scctai  cfl^Iten  nun  gried^ifd^  9Retro)>oItten, 

BOT  g0Dö^ic^  f  ol^e,  bie  bem  ^triard^ 

to  ^rte  om  meiften  boten.  2)amQl8  gab 

f§  iK  often  €c3rbien  nur  me^r  bie  tter  ÜRetro« 

mm  Seigrab,  9lifd^,  Ufd^ijfe  unb  9looi- 

•^tiSnnb^  loeld^  ober  feine  Suffragone 

fi^  ^attm.  aa  im  3. 1808  Serbien  mieber 

%w^bm  cri^elt  nmrbe  ber  SOtetropoIit  Don 

Ott  Ober^u)^  ber  ferbifd^en  ftir^e  an« 

Cr^  1830  nmrbe  burd^  Surft  SDhlofd^ 

dn  fcOipdiibiger  aRetrot)Olit  fär  Serbien  er- 

;;  bbfcr  ^attt  feim  Slcfibcna  )u  Seigrob.  Son 

l^iS  a  id«e  ber  aDletro|>oIit  nid^  mel^r  nad^ 

isapasaHnopd,  tun  bie  SBeftötigungju  erlangen; 

3r  Mr  6(raiga&c  bed  neugemöl^tten  SRetro))oIiten 

m  ten  9alriim^  (300  2>ucaten)  ifl  geblieben. 

1&a4  ber  nciK^  ISerfaffung  fiU^  baS  Oberl^t 

ber  fobiK^  StationaWaO^  pu  Seigrab  ben  Xitel 

.VbtaopotÜ  non  gong  Serbien".  US  burd^  ben 

teSacr  gticb«  1878  an  Serbien  Don  ber  Zflriei 

UWqkm  mit  506  984  Seelen  abgetreten  lour- 

hR,  kmm  aii4  bie  atoei  fai  biefem  ®ebiete  be« 

rrjmbca  Süt^tfaner  ^ßirot  unb  SBrania  ju  @er- 

ha.  Boibeii  o&er  fofort  aufgehoben  unb  mit  bem 

iüUfm  SM  oecemigt^  f o  ba^  ber  Stetro)ioIit 

mx  Me  jnet  Oif^öfe  bon  9lif^  unb  6d^it{d^a 

^iü^)  mier  f«^  poi.  ShnfBereinmitbiefenbilbete 

e  lätcr  bie  aXctrot^oIttonf^nobe,  oor  meld^er  oOe 

(^M^oi  foiDie  oQe  a9efd^»erben  gegen  bie  Ser« 

Kttmig  imb  Xcgiening  beS  aRetropoIiten  oer> 

ket^bmiibcn«  lociuiiiidbtbieSac^burd^Idnig- 

iMengie^ien^nre  <Eriebigungfanb.  (Segenmdrtig 

I0bct  ber  Qfa^otiolit  vxit  ben  beiben  Sifd^öfen  bie 

^ariiMMifipiahg^  ^^'^^  J^^  ^^^  oberfle  iHrc^en- 

k^im  dll{i^i4  in  Seigrab  Derf ommelt  unb  mit 

is  Oicraiifft4t  über  bie  Rrd^tic^en  Sngelegen- 

Wtm  betcaitt  i^  Unter  ber  SHationalfqnobe  fte^t 

M  l^tpeflotionSconfiltorium  }u  Setgrob^  beffen 

«^  aifftid^  SHit^ieber  fid^  glei^oHd  einmal 

n  jiSn  tKffammeln  unb  unter  bem  Sorfi|f  eined 

I»  Itt  S^nobe  geip&^tten  unb  Dom  Mnig  be- 

ttfltai  Sifd^fS  bie  t>on  ben  brei  Spor^ial« 

tsfdtibiim  Ott  crfler  Snfkmj  Derbonbelten  9n- 

pisgo^tttm  in  »loeiter  3nftan)  erlebigen.  Ser 

ItsBX^Oat  \üvt  bie  itoA  SBi{(^öfe  merben  Don  ber 

ÜnäsaalfiiRobe  (bift  oot  Slurgem  Don  bem  Solle 

^Ui!f^d}t  imb  fieitung  bc9  3ufK^mtnifterd) 

bet  cttmebotenen  tKoftergeifültd^fett  gemäJ^It 

^  8om  S»nia  beftättfit ;  fie  f d^einen  aber  gang 

vt  ber  9tc8»enroa  ab^oiigig  }u  fein.  aBenigjlend 


fd^rieb  ber  aRetropoIitüRid^ael  am  8. 3ttm  1889 
bem  aßetropoliten  Stoman  SRiron  Don  SarIotoi|, 
ba|  1881  einfeitig  ein  uncanonifd^ed  ®efe^  Don 
ber  Regierung  erlaffen  morben  fei,  xoüäfti  ber 
ftird^e  i^  Steckte  entstelle  unb  bie  lird^Kd^e  Se- 
börbe  ber  ajidglid^f eit  beraube,  ftd^  in  il^ren  eigenen 
eom|)eten^freifen  frei  }u  betoegen,  aud^  bie  ®etft« 
lid^fett  mit  einer  fimoniftifd^en  ©teuer  belüfte,  in- 
bem  es  Derffige,  ba|  für  bie  SBeüJen  unb  ben  ober- 
btrtlid^en  (Segen  Xo^en  ju  erlegen  feien,  unb  fo 
bie  beiüge  ftird^e  Don  ibrer  göttlid^en  ^ö^e  in  ben 

Semöl^nlid^en  menfd^Iid^en  3uftanb  binabgerre  (f. 
^otl^.  JKrd^en}ettung  1889,  512;  Dgl.  aiub  ebb. 
1891,  662).  ©er  übrige  «leruS  befielt  auS  SBeU- 
geiftlid^en  (bis  1870  nod^  etma  900)  unb  mtS 
SDUnd^en,  meld^  le^tere  in  ftlöftem  unter  felbft- 
gemäpen  Oberen  jufammenleben.  Sel^u^  ber 
Senoaltung  finb  bie  brei  Spard^ien  in  25  ^roto- 
))re§b9terate  eingetbeilt.  S)ad  Unterrid^tSmef en  be- 
treff enb  f  oOten  fioox,  obne  ba|  Sd^ulgmang  l^errfd^t, 
in  allen  (Semeinben  mit  menigftenS  200  fteuer- 
ja^Ienben  Sürgem  ®emeinbe{(|ulen  befiel^ ;  e8 
gab  beren  aber  1888  nur  608  ffnaben-  tmb 
60  ÜRäbd^fd^en  mit  49  780  Sd^ülem  unb 
9136  Sd^ülerinnen;  an  amttelfd^ulen  befleißen 

6  Oberg^mnafien  unb  2  Oberrealfd^ulen  mit  j[e 

7  iHaffen,  16  Unterg^mnafien  mit  ie  4  unb  2  Unter- 
redfd^ulenmit  ie  2  Rlajfen,  fomie  1  l^öl^ere  Zbd^ter- 
fd^  unb  2  Se^bilbungdanftalten  in  Selgrcd) 
unb  9Hfd^.  ^dl^ere  Sel^ftalten  ftnb  bie  Unioer- 
fit&t  mitpf^ÜD^op^]^,  iuri{iifd^erunbted^nifd^ 
Sfdcultdt,  bann  eine  tbeologifdbe  Sel^ranfialt  )ur 
SuSbilbung  ber'gried^ifd^-ort^obo|en®eiftIidiIeit, 
beibe  }u  Sdgrob. 

aSaS  bie  fatl^olifd^effird^e  in  Serbien  be- 
trifft, fo  maren  bie  erften  Sifd^öfe  beS  San- 
beS  fotl^olifd^.  aRan  fennt  einen  Sif^of  Don  Sei- 
grab au8  bem  9. 3a]^]^unbert ,  unb  ^fi  3o" 
bonne«  Yin.  (872—882)  beOagt  fid^  in  feinem 
(108.)  Sriefe  an  ben  Sulgareiddnig  aRid^ael, 
ba|  ber  !ßfeubo-Sifd^of  ®eorg  einen  abgefegten 
SRdnd^  uiü)  $riefter,  Sergiufi,  )um  Sifd^of  Don 
Seigrab  gemeil^t  b^be.  9bid^  Sinigen  more  Sei- 
grab an  ber  Stelle  ober  menigfienS  in  ber  9täbe 
bed  alten  Singidunum  erbattt,  mo  unter  Sid- 
niuS  jmei  d^riftlid^e  Sßart^rer  in  ber  S)onau  er- 
trftnlt  (Mart^rr-  Bom.  18.  Jan.)  unb  mo  867 
eine  arianifd^ie  Sqnobe  gellten  tourbe,  ein  Se- 
meid, ba^  l^ier  baS  Sb^ftentbum  fd^on  frübe  Der- 
breitet mar.  S)ererfte  Mannte  Sifd^of  Don  Singi- 
bunum  mar  ber  Sr}]^aretifer  Urjaciud,  etma  feit 
385,  ber  gmeite  unb  le^e  Secunbian  um  381  (f. 
Oams,  Ser.  Epp.  428).  Srfi  um  boS  3abt  1334 
erfd^nen  mieber  lateinifd^e  Sifd^bfe  Don  Seigrab, 
bie  mit  fuqen  Unterbred^ungen  l^ier  refibiren 
bmüen  bis  auf  SucaS  9tataltd  0.  8.  Fr.,  er* 
nannt  1709.  Siefer  fd^Iu^,  al8  ^[irin)  (Sugen 
1717  Seigrob  belagerte,  fernen  Si|  in  Semen- 
bria,  füböftlid^  Don  Seigrab  auf,  mo  gleid^fottS 
lateinifd^  Sifd^bfe  Don  1544—1624  refibirt 
litten.  3m  3. 1728  ober  1729  »urben  bann 


l» 


SetgiuS  m.,  $at)fi. 


190 


ii^ta  Sri»  iDdO^en  ®to^  tmizben  bann 

Mn  SqUfd^of  2)roeo  tion  9Re|)  bie 

bcB  ftaifetft  gefien  bie  9ldmet  lebl^ 

9Üabgaiu4t  fLIfiSubtoig  fd^Iie^Itd^forberte, 

V|  ta  9a}yfi  unb  bie  tfimifd^en  ®ro|en  il^m 

<ii0iS.  <üi  ft5ntg  t>on  3toHen)  ben  Sib  bet 

l^dm«  neigeite  fU^  6ergiu8  bcffen  unb 

Olli  ben  9i5niem  nur  bem  Stai\tt  Sot^or 

f^BD^ittt.   €o  gefd^]^  eS  oud^.   S^orauf 

bet  !|ßapp  ben  flioifetfo]^  mit  ^igem  Oel 

sx  flftmg  bct  2ongobarben  unb  umgürtete  ii^n 

st  bem  e^toette.   3n}n)ifd^  l^tte  boS  ^eec 

-  ab  nril  fiubiDtad  aBiOen,  ifi  jtDeifell^ajt  —  in 

x:  idsifi^  Sonbfd^  mie  in  geinbedlanb  ge* 

S;  |d  baft  €ergiud  gendtl^igt  xoox,  bie  Xl^ote 

£l^  üor  ben  gud^tlofen  Sd^aoren  }tt  tiet* 

Stod  9o|te  }|)öter  (846)  mari)  baS 

6c6iel  Don  röuoerifd^  @ctracenen,  bie 

n  C<^  ddonbet  iDoren,  ^eimgefud^t.  2>ie  Sa« 

^.Jq  bei  C^M>jlcIfifa:fien  unb  ebenf  o  bie  SaulSttrd^ 

aagaavM  unb  üetmüflet.  ßrft  als,  t)om 

Seni^^  C^OO  ®uibo  üon  Spoleto  mit 

tBt/fmi  Songobarben  l^etbeieilte,  mürben 

witabai  orctriebcn.  @ergiuS  fiarb  am  27. 3a- 

car  847.   (QgL  Liber  Ponia£  ü,  86  sqq.; 

hvieafS  Treo.   AnnaL  ad  a.  844  [Mon. 

Gen.  lamL  Seripa  1, 440] ;  Jaffö  I,  827  sqq. 

a  702;  ».  Srumont^  (Befd^.  ber  €tobt  9lom  II, 

:%  f.;  6.  S^ümmler,  ®efd^.  beS  oftfrfttdif^en 

idbei  I^  2.  «ufL,  Seif^sig  1887,  249  ff. :  ^eim- 

iBteI491f.> 

eitgiuft  HL  (904—911),  ein  Römer,  mar 
«  Siq'Vin  ^-  S^m  3)iacon  gemeil^t,  fpäter 
fi^2  ober  698)  Don  gformofue  gum  SBifd^of  oon 
|jBf  coBfecrirt  tpotben,  angeblid^  per  tim;  bod^ 
&»  IT  bcft  Sa:^  bie  bifd^flid^en  guncibnen 
m,  bann  bfyctt  er  (mo^I  ncid^  bem  Xobe  beS 
tevDfnS)  ium  <Btobe  eines  2)iacon8  }urüd. 
,^  1N^  iDittbe  er  fd^on  nad^  Xl^oborS  n. 
leae  gnoä^tt  (Sitbe  897),  aber  tumultuarifd^ 
eiler  bm  SHifTuffe  einer  $artei  (»al^rfd^einlid^ 
lff!sSci{4en).  Sk^^olbertannte  berffaiferSam- 
hs!  üfn  tai/t  an,  lenfte  Dielmel^  bie  SBal^I  auf 
ta  Benebidiitcr    Sol^neS   (als  ^{t  3o- 
^tsacft  GL).    6ergitiS  fonb  ein  Sf^I  bei  bem 
a>tttynfen  SbdEbert  oon  ZuSden.    VIS  bann 
!■  3l  903  ber  Ufurtxitor  ei^rifto)i]^oruS  ben 
^ntm  lloiQfoIger  3ol^nneS'  IX.,  ben  trepd^en 
ieo  y.«  gr^ä^t  ^atte,  fe^rte  @ergiuS  nad^  9lom 
wM^  amxbe  mit  ^ilfe  ber  tuSdf (^  Partei  auf 
xi  ^iirpad^  €ti^!  erleben  uno  am  29.  9a« 
SS  904  amfecrirt  Sl^ftoj^l^oruS  Iie|  er  in'S 
^'^ipüfc  wtg\m  unb  ongeblid^  bort  tfibten; 
4nne  mi4  SalgorittS  (ogl.  Liber  Pontif.  U,  285, 
lei.  I )  aiäb  Sco  V.^  loDfi^tenb  legerer  nad^  ^oboarb 
•^  JiH^  1,  444)  fc^on  t>or  ber  Srl^ebung  beS 
eetgni  im  ftesfer  geworben  mar.  WS  ^ft  mar 
Soigiid  IIL  sen5t|tgt,  in  Slom  fid^  auf  bie  mäd^* 
tfk  1Ebcll^(mi9te  ju  pfl$en,  beren  fyeapi  Sl^eo- 
MLflct  nttZ^boxa  Der  Heitern  iDerl^iratet  mar. 
k  bea  aonie^men  ftretfen  ätdienS  l^errf d^ten  ha* 


mals,  ol^nlid^  mie  ]p6kx  um  baS  ^al^r  1500, 
ftu^erß  ausfd^meifenbe  Sitten,  unb  Suitpraid)  (f. 
b.  9Irt)  bel^ouptet,  SergiuS  m.  l^abe  im  ßl^ebrud^ 
mit  einer  Xod^ter  ber  Xl^oboro ,  ber  befannten 
9Raro}ia,  einen  Sofpx  gejeugt,  ber  f))ftter  (931) 
als  3o]^eS  XI.  ben  römifd^n  Stul^I  beflieg. 
%n  fid^  oerbient  biefe  Eingabe  menig  (glauben,  ba 
{id^  fiuitpranb  über  @ergtuS  fel^  fd^Ied^t  unter« 
rid^  a^Qt;  fo  Iö|t  er  (AntapodL  1, 29)  €ergiuS 
gleid^jeitig  mit  gformofuS  (ftott  mit  ^ol^neS  IX.) 
um  Die  $a)iftoürbe  fid^  bemerben  unb  meiterl^in 
(ib.  1,  80)  @ergiuS  (ftatt  Stepl^an  YL)  bie  be- 
rud^tigte  Seid^enfi^nobe  l^n.  3nbe|  nennt  mSi 
Seo  SRarftcanuS  (Ohron.  monast.  Casin.  1,  54 
[Mon.  Oenn.  hist.  Scriptt  VII,  619];  Ogl.  b. 
9lrt.  Ostiensis,  n.  2)  ^ol^anneS  XI.  @ergiuS' 
@ol^n;  belgleid^en  eine  in  ^Hnibfd^riften  beS 
11.  unb  12. 3a]^]^nbertS  enthaltene  9lotu  beS 
^opfRotalogeS  (bei  Watterich,  Pontif.  Born. 
Yitae  I,  Lips.  1862,  88,  unb  im  Liber  Pontif. 
n,  248 :  ex  patre  Bergio  papa).  MerbingS  ift 
eS  möglid^,  ba^  biefe  beiben  Sengen  oon  Suitt)ranb 
abhängig  |inb.  2)ie  Sngabe  S>ambergerS,  anbere 
alte  Quellen  nennten  ^ol^nneS  XI.  einen  Sol^n 
aiberid^S,  ift  unrid^tig.  Samberger  (S^n^ronifL 
®efd^.  IV,  »egenSburg  1852,  ftritU^ft  200  f.) 
citirt  für  feine  Sel^ouptung  jmei  Sudoren,  Seo 
9Rar{icanuS  unb  ben  Snon^muS  SalemitanuS ; 
beiber  Angaben  begiel^en  jtd^  aber,  mie  ber  3u" 
fammenl^cmg  geigt  (Mon.  Genn.  hist.  Soriptt. 
Vn,  623,  unb  m,  553),  gar  ntd^t  auf  3o- 
l^anneS  XL,  fonbem  auf  3obanneS  Xn.,  ber  in 
ber  Sl^at  ein  @o]^n  Sllberid^S  11.  mar.  —  Sin 
äbleS  9nbenfen  l^interlie^  €ergtuS  aud^  burd^  ben 
leibenfd^aftlid^en  fyi%  ben  er  gegen  ^apft  gfor- 
mofuS  unb  beffen  ^nl^ger  au|erte.  SrbUtert 
aber  baS  Unred^t,  baS  il^m  nad^  feiner  ÜReinung 
oon  gformofuS  felbft  unb  fpäter  (%nl  898)  burd^ 
Serbonnung  auS  Stom  Don  einem  Snl^dnger  beS 
^rmofuS  Ool^anneS  IX.)  gugefägt  morben  mar, 
bemirite  er  burd^  ben  ärgften  XenoriSmuS,  ba^ 
auf  einer  rBmifd^  S^nobe  (904)  bie  oon  gfor- 
mofuS  ertl^en  SQSeil^en  für  ungültig  etliärt 
mürben,  unb  gmang  bie  oon  biefem  Orbinirten, 
fld^  abermals  meil^en  gu  laffen  (^ergenr5tl^r  [f.  u.] 
n,  369 ;  ^efele  IV,  577);  eine  bogmatifd^e  gnt- 
fd^eibung  mürbe  iebod^  fe^  ebenfo  menig  mie  unter 
bem  oon  SergtuS  l^od^Dere^rten  &ttpfym  VI. 
(al.  vn.)  gegeben.  3)ie  IBefc^Iüffe  iener  @9nobe 
mürben  oon  9u|iIiuS  unb  93uIgariuS  (f.  b.  Slrtt.) 
inmel^reren  ^ftigen  Streitfd^riften  be!äm))ft.  9lud^ 
in  einem  @d^reiben  an  9i{(^of  SmeliuS  oon  UgöS 
( Jaffö  1 ,  446)  fomie  in  bem  S))ita))]^ium  auf 
Stepl^an  YL  (Watterich  I,  84)  oerungIim|>fte 
@ergiuS  baS  Slnbet^  beS  gformofuS.  S)e^> 
gleichen  foO  er  gformofuS'  Sntfd^eibung  in  bem 
Streite  gmifd^n  ff5In  unb  iBremen-ipamburg 
(f.  b.  airt.  n,  1228)  umgeftolen  l^aben;  inbe| 
mirb  bie  betreffenbe  SuUe  Don  ßoppmam  unb 
S)e^io  (f.  Jaffö  I,  446)  für  gefOIfd^t  refp.  unäd^t 
erllärt.  lieber  beS  $a)>fteS  (Sfatgreifen  in  bie  SSer- 


ISO         Setgiud  L,  ^airiard^  bon  Sonj}Qnt{no))eI  —  €et{))anbD. 


194 


iiSb  mk  fkilm^tocignt  —  3>te  fd^on  frül^er  6e- 
banta  Vdm  übet  Me  ^D.  @ergtu8  unb  Sacd^ufi 
i;a  büraiMe  Paaäo  in  btn  AA.  88.  BolL 
OtL  m,  863  Bqq.  unb  bie  gricd^if d^  9cten  beS 
€9Won  Okiq^^toficd  bei  Migne,  PP.  lat  OXV, 
l'>05  sqq.)  Onnen  auf  ^ißorif c^e  Simetldfftgfeit 
tnicR  mbcbtngttn  9n{)nnid^  ncid^ ;  il^nm  fyd 
Ut  CingoneS  cttoä^nte  Paamo  )ur  (Stunblage 
fr^indL  (gutt  fe^r  freie  f^rifd^e  Ueberfe^ung  ber 
kftcm  f.  bei  [Be^jan J  AA.  Hart  et  Sanct. 
m,  Paris.  1892,  283  88.  (IBfiL  nod^  3.  SBoIf, 
^oUgen  ÜRört^rer  SecgiuS  unb  SBac(^u8, 
)u  ffieujebet,  (Söttingen  1828; 
Mml  geniL  bist  Poet  lat.  aev.  Gar.  U,  418  sq. ; 
XiOaa,  KaL  maxu  I»  2.  ed.,  Oeniponte  1896, 
t».  460.  485.)  [a  Keimling  0. 8.  B.] 

^tt^tm^I^  ^otriar^tioneonftonti- 
>^P*U  f.  ^onoriuS  VI,  233  9.  unb  SRonotbeleien. 

$<S|Mi»  bWontinif^er  ®ef(bid^ti(^teibet, 
0  nni  nar  burc^  eine  furje  !Roti)  Don  $]^otiu8 
m  ffsaer  Bibfioiheca,  Cod.  67  (Migne,  PP. 
fr.  cm,  164)  befonnt,  »omad^  er  ein  ®efd^id^t8- 
oof  ibcr  bie  od^  erften  StegierungSiabre  befi 
AniatOKd^  beS@tommIerd(820— 829)  t>er» 
licte.  3«  bcnfelben  braute  er  foioobl  bie  poli- 
n4m  Ott  bie  fin^Iid^  Creigniffe  )ur  S)arfteEung 
ob  Mxbctttde  fid^  ou^  über  bie  tl^eologifd^ 
€ftflung  bc9  ffaifeiA.  9u8  ber  »eitern  IRoti)  btS 
$totm6^  bot  ber  ®efd^idfttfd^iber  bis  auf  bie 
;$nmbctCoii{iaiitinu8eo))ron9muS(741— 775) 
Fnädgina^  tft  iridU  dar  erjid^tlid^,  innrfetoeit  bie 
Satfi<nmgy§cit  biefeS  ffaif erS  Don  @ergiud  berfidt- 
fdiitfi  nmxbt.  XuffaSenbenoeife  ifi  biefeS  ®e- 
itebeSMif ,  bcm  $^otiu8  in  lUerarif d^  8e)ie^ng 
U4e#  Sab  ftienbet  (er  begeid^net  eS  geraoegu  aß 
ISufkR  ber  IM^en^fbrifd^en  S)orfteIIung),  f^Iod 
pi  (Dnmbe  Qrgongen.  $^otiu8  gibt  bem  Serfaffer 
ki  (^(reiitilel  6|&oXorp)Ti{c«  ben  bie  S^jontiner 
cit  90dk6c  ben  9Rar^rem  unb  SSetennem  beS 
tMbcrailM  beilegen.  3n  ber  Xl^t  Oerel^  bie 
fik^^  JKrii^  am  13.  SRai  einen  ZImoc  6|jio- 
^«Tist^,  ber  für  ben  SBUbercuIt  im  6sil  ftozb. 
In  bff  Sbnttitäi  ber  beiben  IRamenStröger  lann 
bam  gqiBcifdt  loerben,  toenn  Siicobemud  C^gio- 
ntti  (Xo^otfioLptar^  twv  d(68exa  |i,t)V(uv  tou  ivt- 
«sTM  m«  Zanthe  1868,  37)  feine  SebenSjeit 
nAttg  in  bir  ^Regierung  be8  PaifetS  X^eop^iluS 
1^2^—842)  ücrIegtjboS  Menologimn  Basilii 
4)n^iM,  FP.  ^.  GXVn,  454),  boS  ibn  unter 
tte  DL  C818— 820)  in"«  C^  ael^en  Id|t,  ftel^t 
Haat  m^  im  9Btberf)mtd^.      [91.  e^rl^b.] 

$agbm  ^mntas^  ber  rAmifd^  $rocon{uI 
ti4  C^pm,  ben  ber  b(.  tßoulud  (f.  b.  9rt.)  auf 
Vtncr  ofhn  9Rtffion8reife  befe^e  (9))g.  18, 7  ff.), 
ift&n  ncMf^  einer  f)Ȋiem  ZrobiHon,  bie  fid^ 
ofA  im  liar^.  Born«  (22.  9Rär))  finbet, 
V  Der  9oIge  ott  9egleita  be8  ^I.  $auIuB  nad^ 
5Unboniie  giefammen  unb  bort  Don  bem  Spoftel 
8fi  crfter  Sifdbof  {urfidgelaifen  toorben.  Sin 
S^fi^of  Mm  Ka^ime  9iomen8  ^ßaulu8  toirb 
iB  erjlec  Ober^crte  biefts  Stobt  Don  (Bregor  Don 


%owA  (Hist  Franc.  1,  30)  genannt ,  aber  in 
bie  amtte  be8  3.  3al^r]^unbert8  angefe^t  Srft 
feit  bem  9.  Sa^rl^nbert  toirb  biefer  $aulu8  al8 
diflcipuluB  apostolorum  bejetd^net;  Don  ba  bi8 
)ur  Sbentiftdrung  mit  bem  biblifcpen  @ergiu8 
$aulu8  marbann  nur  ein  Sd^ritt  (SBgLb.  9lrt. 
SRorfeiOe  Vm,  905  unb  ba}u  Duchesne,  Fastea 
^piscopauz  de  Tanoienne  Qaule  I,  Paria 
1894,  310  88.)  3n  ben  bieten,  tteld^e  bie  ^oU 
lanbiften  (Hart.  HI,  371  sqq.)  über  Sifd^of 
^ßaulu8  Don  Storbonne  geben,  ift  Don  beffen  Sigeup 
fd^ft  aI8  apoftelfd^aierS  feine  Siebe.  2)ie  au|er- 
biblifc^en  Stellen ,  an  meldten  be8  neuteftament« 
lid^  Sergiu8  $aulu8  Snoöbnung  gefd^iebt,  f. 
in  b.  3nn8brudter  3eUfd^nft  für  fotb.  Xbeologie 
1888,  584.  (Sgl.  nod^  Duchesne  L  o.  I,  24  s. 
291 8.)  [«.  eifer.] 

^erglM  9v4i(tt^f  f-  ^aulicianer  IX,  1648  ff. 

$erqNlitb0,9ieron9mu8,O.Erem.S.Aag., 
Sarbinal  unb  au8geaeid|neter  SJ^oIoge,  flammte 
au8  l^od^beligem  nea))oIitanif(^  ®efd^Ied^te  utib 
tmtrbeam  6. 3Rai  1493  geboren.  Segeiftert  burd^  bie 
ißrebigten  be8  9uguftiner8  9egibiu8  Don  Siterbo 
(f.  b.  Sri),  trat  er  1507  in  bie  auguftiner-gon« 
gregation  ber  CE^nrbonaria  )u  Siterbo  ein.  92ad^bem 
er  feine  ))biIo|Dt»bif4^  unb  tl^eologifd^  Stubien 
DoSenbet  unb  fid^  namentlid^  aud^  burd^  ftemtt- 
ni|  ber  gried^ifd^eu  unb  ber  ^ebräifd^en  Sprad^ 
auSgejei^net  l^e,  berief  ber  Orben8generaI  ibn 
gur  tt)eitem  91u8bilbung  nad^  älom  unb  ernannte 
ibn  1514  aud^  jum  Secretdr  be8  Orben8.  Suf 
bem  ®eneralca()itel  gu  iSenebig  1519  marb  Seri* 
(Kmbo  mn  9legen8  ber  Stubien  in  ^Bologna  beför» 
beä  uno  erbielt  balb  barauf  burd^  ben  ^a)>ft  ben 
3tangeine8aRagifter8  ber  Zoologie.  3m  3. 1528 
mal^lte  man  ü^n  gum  ®eneralDicar  ber  SlugufKner- 
Kongregation  ber  Sarbonaria  gum  Jjl.  3ol^ne8, 
toeld^e  er  gmei  3al^re  mit  großer  fflugbeit  leitete ; 
1538  mürbe  er  Dom  $a)>fte  Ißaul  lU.  aI8  ®eneral- 
Dicar  bed  gangen  OrbenS  aufgefteDt  unb  1539 
auf  bem  Oeneralcapitel  gu  Sleapel  gum  OrbenS« 
general  gemä^It.  2)iefe8  9mt  beReibete  er  gmbff 
3a]^re  lang ;  er  leidte  ben  Orben,  inbem  er  gugleidj 
Men  Dorleud^tete.  SI8  Orben8generaI  reiste  er 
1546  gum  ConcU  nad^  Xrient  ab,  mo  er  Dorgüglid^ 
für  ^rfieOung  eines  reinen  SibeltesteS  tl^ötig  mar. 
^nbererfeitd  Dert^ibigte  er  aDerbingS  aud^  eigen» 
tbümlid^e  ÜReinungen,  befonberS  begflglid^  ber 
Srbfünbe  unb  ber  Sled^tfertigung.  S)urd^  bie 
Sienfle,  meldte  er  bem  SoncU  leiftete,  mürbe  [ein 
92ame  fo  berühmt,  ba|  er  Dom  ^fite  an  Den 
ffoifer  ffarl  Y.  unb  an  ben  ftönig  Don  Sfrattfreid^ 
als  ®efd^äftsträger  in  Setreff  ber  englifd^en  9n- 
gelegenbeiten  abgefanbt  mürbe,  infolge  beffen  er- 
nannte i^n  ber  mifer,  ber  ibn  bereits  in  ^tapA 
fennen  gelernt  fyxiit,  gum  IBifd^of  Don  9quila. 
Seriponbo  nabm  aber  biefe  SBürbe  nid^t  an,  bat 
Dielmebr  1551  auf  bem  ©eneralcapitel  gu  IBoIogna 
au(^  um  Sntbebung  Dom  ®eneralat  Suf  Sitten 
ber  Sürger  Don  Sleapel  mu^te  er  1553  im  Sntereffe 
beS  gangen  ffönigreid^  9lea)»el  eine  bei  feinem 

7 


.''lI 


©ctranufi  —  ©errp. 


196 


.  .,.w...iiiu  "Jtli«  hjt  il^n  M^iWftlid^e Seife  aum 
....\\  lu^ii.  N'c  nc|)  bamald  in3)elgienbefanb; 
.  .i..w\;  'uuiiMiii)  aufüicnonimen  unb  eneid^te 
\..  >?i^s%t  'Ciucr  cenbung.  9iun  ernannte  i^n 
\*-«{u»hi  Ulm  v?r5biid)of  »on  ©alemo.  3u9lom 

in    libcuiüljm  SerU)Qnbo  bie  SScrwoItunö 

Xs''  eiiM^Oum«.  3m  3.  1560  berief  ^apft 
V»»*^  IV  lön  nad)  Äom,  tt)0  er  al8  Sonfultor  bei 
.iua  ^v;.:^reöution  t^Kitig  »ar;  im  3- 1561  tourbe 
u  Kuw  v^arbinal  mit  bem  ^ite(  ber  1^1.  @ufanna 
^^\^clt.  2^ann  ging  er  oIS  jtoeiter  Segat  jum 
vv.Muil  uacb  Orient  unb  trat  nad^  bem  ^obe  beS 
^^al^lnal^  (Sonsogo  on  beffen  ©teile  als  erfter 
\\o.iU.  ^odf>  präfibirte  er  bem  goncil  nid^ 
luiuK  3eit,  inbem  i^n  bereits  im  5IRörg  1563  ber 
i  i>t^  binroeguQl^m.  9lad^bem  er  juerft  in  ber  9lu- 
auftinerrird^e  ju  Xrient  begraben  toorben  toar, 
K{tte  man  feine  (Sebeine  fpöter  in  ber  9Iugu[tiner- 
hrd)e  5U  Dieapel  bei  —  Seripanbo  ift  ber  95er- 
f affer  einer  Slnjal^I  Don  Sßcrfcn,  meldte  ^um  größten 
Stl^eile  nod^  ungebrudCt  üor^anben  ftnb.  $on  ben 
im  S)ru(Ie  erfc^ienenen  mögen  genannt  merben: 
bie  grflörung  aSer  ^Briefe  bed  ^poftelS  $aulu§ 
unb  ber  fteben  canonifd^en  IBriefe,  Antwerpen 
1567,  93enebig  1569;  bie  grflärung  beS  Sömer- 
unb  beS  ®alaterbriefe8  mit  SRücffid^t  auf  bie  3rr' 
lel^rcn,  l^erauSgegebenoon  $.  gf.  9RiIenftuS,  92eapel 
1601  (mit  einer  SBiograpl^ie  Seripanbo^Ö);  bie 
Sonfiitutionen  feincd  OrbenS  mit  Sommentar, 
Senebig  1549,  Som  1558;  ^rebigten  über  baS 
apoftoUfd^e  ®Iauben§befenntni|,  Senebig  1567, 
Mom  1585;  SRebe  bei  ber  fieid^enfeier  ffarlS  V. 
(lat.  unb  ital),  5RcapeI  1559.  SBon  feinen  93rie. 
fen  an  P.  ^offmeiftcr  (f.  b.  ^rt.),  Äeneralöicar 
ber  beutfd^en  ^uguftiner,  unb  an  anbere  Stugu* 
ftiner  ftnb  einige  gebrudt,  unter  Ruberen  bei 
31.  ^JauIuS,  ®  er  auguftinermönc^  Sol^anneS  ^off- 
mciftcr,  greiburg  i.  95r.  1891.  —  Sßon  ben  im 
SRanufcript  t)or|anbenen  SBerfen  bürften  Don 
SlMc^tigfeit  fein:  bie  Srflorung  ber  Soangelien 
ber  Duabragefima ;  67  Qfragen  betr.  bie  Snlel^ren- 
ber  3cit ;  brei  93üd)er  über  bie  SRed^tfertigung  beS 
SRenfd^cn ;  eine  ^bl^anblung  über  bie  grbfünbe ; 
eine  5lb!)anblung  über  bie  ©ercd^tigfeit  unb  bie 
d^riftlit^c  grci^eit ;  über  bie  93üdber  ber  l^eiligcn 
©d^rif  t ;  über  bie  ©acramcnte  im  allgemeinen  unb 
inSbefonbere  über  bie  3:aufe,  über  bie  girmung, 
über  bie  ®nabe,  über  ben  freien  SQBiücn,  über  bie 
Sorl^erbeftimmung ;  SJerfd^icbcncS  über  bie  9?er» 
l^anblungen  beS  goncilS,  über  bie  (Segcnftönbe, 
bie  unter  $aul  III.  ju  Xrient  unb  5u  93oIogna 
bel^anbelt  tt)urben ;  Slbrife  ber  ©cfd^id^te  be§  ^ilu- 
guftinerorbcnS;  ®cnftoürbigfeitcn,  bie  fid^  auf  ba§ 
€oncil  Don  Srient  bejicl^  (lateinifd^  in  ber  mebi« 
ceifd[)en  SBibliotl^ef).  (5?gl.  öon  ben  jalilrcid^cn 
©d^riftftcüem,  meldte  ©eripanbo'8  gebcnfen,  be« 
fonberd  Ossinger ,  Bibl.  August. ,  Ingolstad. 
1768,  836  sqq.)     [«ßiuS  ffeUcr  0.  S.  Aug.] 

^manns^  3  o  l^  a  n  n ,  f .  l^ainbert,  ^m\^. 

Senf,^9acint^,0.Pr.,  eifriger  t^omi)lifd}er 
*c  unb  (Sontroderftft,  tt>arb  gegen  9)titte 


beS  17.  Sal^r^unbertS  ju  £ouIon  geborm,  IDO  feit 
ißater  Sngenieur  unb  !gL  9Rarinebeamter  unk. 
anfangs  marb  er  Don  feinen  SItem  gleiii^folls  fb 
bie  Snarine  beftimmt,  aber  nad^  einer  gef afjrvonai 
Seife  Derlie^  er  ben  ©eebienft  unb  uxmbte  ^ 
ben  ©tubien  gu.  Sad^bem  er  mit  beftcm  (Srfolge 
bie  ^umaniora  DoUenbet,  trat  er  in  ben  Somini* 
canerorben  unb  fe^te  nad^  Kblau^  bed  9tomciatel 
unter  ber  £eitung  beS  großen  ^ittoriferS  SatalÜ 
^lesanber  (f.  b.  ^rt.)  gu  $ariS  feine  ©tubien  foit 
S)ort  emarb  ©errq  bie  Iritifd^e  SKetl^obe  ber  (Bei 
fd^id^tsforfd^ung  unb  bie  oft  fc^rfe,  aber  treffenbe 
^uSbnidfSmeife,  freilid^  aud^  bie  5un)eUen  etnul 
)u  meit  gel^enbe  Sad^giebigleit  gegen  bie  banudl 
in  gfranfreid^  übermächtige  gaUicanifd^e  ^oitel 
Sa^  Ablauf  ber  pbilof op^if 4^n  unb  tl^eologif^n 
©tubien  begann  ©en^  ben  Alumnen  feined  C> 
bcn§  gu  $ari§  $^iIofop^ie  Dorgutragen.  3u  feinet 
©d^ülem  gö^Ite  ber  fpätere  befonnte  ^iftorifec 
§9ac.  Don  ©raöefon  (f.  b.  3lrt.).   3m  3-  16M 
berief  i^n  ber  OrbenSgeneral  nad^  Korn,  flmn 
bort  angcfommen,  erl^ielt  ©errQ  bereits  einen  Sq 
an  bie  UniDerfitöt  Don  Ißifa,  um  bort  ben  Sel^rffai)! 
ber  Xl^eologie  eingunel^men;  man  lief^  i^n  inbeffm 
in  Som  ni^t  giel^en.  Sr  »arb  nun  Sonfultor  bcc 
Snbqccongregation,  S^eologe  mel^rerer  (Sorbinür 
unb   Dorübergel^enb   beDoUmöd^tigter  (Sef^öfH» 
tröger  ber  ^rifcr  Unioerfttöt  in  ©ad^en  ber  M> 
gifd^en  IBifd^öfe,  bie  gumSl^eil  einefeinblic^C^ 
tung  gegen  Jene  eingenommen  ^tten.  ®egen  (IN)e 
beS  3ül^reS  1696  feierte  ©errQ  nad^  $ari8  guriÜ 
unb  empfing  bort  am  23.  HRörg  1697  bie  S)octor> 
mürbe.    Sun  erl^ielt  er  einen  Suf  ber  SepuUt 
ißenebig  an  bie  UniDerfttöt  $abua,  bem  er  arit 
Srlaubni^  feiner  Oberen  folgte.  S)ort  blieb  er  M 
gu  feinem  im  %  1738  erfolgten  Sobe.  —  Uete 
©err^'S  £el^ri^ötigfeit  fagt  3qc.  g^ccbloti  ii 
ben  Fasti  Gymnasii  Patavini,  Patavü  ITS?» 
pars  II,  255 :  ^ jtein  S^eologe  l^t  in  biefer  ©tott 
meber  gu  unferer  nod^  gu  unferer  SBäter  3<tt<tii 
gri^^erem  Suf  geftanben."  ©errQ  befag  bei  feiaea 
reid^en  SBiffen  gugkid^  eine  überaus  feffelnbeSfn^ 
trag^meife  unb  ftanb  bal^r  bei  feinen  ©d^ülm  ii 
l^öt^fter  SSerel^ning.  Unter  ben  etma  50  Don  ita 
»erfaßten  ^Ibl^anblungen  ftnb  mel^e  Don  kß 
beutenbem  Umfang.  2)ie  fogen.  d^ineftfd^Stiiai 
(f.  b.  %ci.  ^IccommobationSftreit)  fanben  on  fSß 
einen  entfd^iebenen  ©egner.  ©err^'S  SBerlie  n» 
faffen  faft  baS  gange  @ebiet  ber  Z^eologie,  Mr 
meiften  aber  finb  ber  93ert]()eibigung  ber  (SrndM* 
Ic^re  beS  1^1.  ^^omaS  gemibmet.  ©ein  ^kmpttsflt 
fmb  bie  Historiae  congregationum  de  anxilui 
divinae  gratiae  LL.  IV,  bie  pfeubonpm  im} 
1700  gu  SötDcn  ertd^ienen.    (St  fyxttt  fte  badi 
molarere   ftcincre    ©c^riften    gegen    oerfd^iebe* 
®cgncr  gu  üert^eibigen ,  namentlid^  gegen  !^ 
t)inu§  bc  ^et)er,  ber  fid^  in  gumeilcn  fel^  f^oifil 
^u§brücfen  gegen   baS  SBerf  ©errp'S  nmrit 
unb  il)m  biftorijd^eSrrtl^ümernad^gumeifenfuil^ 
®e^^alb  fud^tc  ftd^  ©err^  gu  red^tfertigen  in  eiwr 
neuen  Auflage  ber  Hisioria,  in  totl^  er  ii 


191 


SerDatittS,  htx  l^L 


198 


B»  ^ttgefflsten  fünften  Xl^etle  bie  9n- 
vWbiginif^  fcined  ^nsreiferS  »iberlegtc,  ol^ne 
^ita^  ^yiämxid^  bie  SontrotKtfe  |u  beenbigen. 
Ao&i  mixi^tiQ  iji,  bo^  8eic9  feine  Historia 
ip  Somdur  bem  Sanfeniften  OueSnel  (f.  b. 
Scti  mitbni  ^be.  S)er  X)H)ogra{)^  (otte  ol^ne 
Bcjiai  ixnb  SBUkn  Setn^'d  ba8  aRonttfaipt 
Cacfind  nat^tqjt,  bomtt  biefer  ein  UttlgeU  über 
bt  mbKi|fiS)i9leit  bed  Sud^eft  abgeben  foQe.  3ur 
(fittr  €eno  feine  Arbeit  Ouednel  f^on 
tan  <Bntnbe  nid^t  übergeben,  totü  legerer 
9mibaile^  üerixot,  bie  berjenigen  Bttt^'i 
cidg^gefe|t  ift.    Sbenfo  ift  e&  un- 
artig« bol  bie  Veten  ber  Gongregationes  de 
aaxüas,  lotr  ^e  t>on  Xfjomai  be  SemoS  (f.  b. 
Izl)  osfgffitticben  mürben  unb  6err9  als  Ouelle 
febtcnt  ^/abm^  bnnj^  ein  2)eaet  ber  Congregatio 
oft  imgloubtDfirbig  bejeic^net  toorben 
SoS  bdirff enbt  Decret  ift  nid^tS  Snbered 
iä  bv  Czflamn^  ba|  bie  berf d^tebenen  bis  babin 
rxbiidztm  Vden  ott  omtlid^e  Ausgaben  nid^t 
p  Unadßm  ftioi  ^  imb  ba|  Jomit  ntemonb  »er* 
lA^tct  ftt^  t^Rot  Glauben  beigumeffen.   2)iefe 
fzfSännig  1^  ober  ber  ®IaubkDÜrbigjfeit  ber  be- 
nffsabcn  Vdot  cot  fid^  in  leiner  SBeife  Sin- 
ei}. —  @citi^^  fBerle  erfd^ienen  gefarnmelt  in 
rti  Sofmbavbm  lu  it^on  1110.  (93gL  Qu^df- 
Uhud^  Seriptt  O.  Pr.  ü,  808  sqq. ;  Steujd^, 
isUi  n»  1261;  Harter,  NomenoL  lit  U, 
1  edU  1084  sqq.)      [^ßouIuS  be  Sofi  0.  Pr.] 

Set  bL/  Sifd^of  Don  Xongem, 
imd^  bell  fitteften  ^nbf  d^riften,  bie  über 
Sänt  berichten,  aus  onfel^nlid^er  gämilie  unb 
ni4  ber  Ueberlieferung  ber  ^aaStric^ter 
ftcdle  (Yei.  Brer.  eeoL  S.  Servatii,  18.  Maji, 
AOL  6>  in  Sxmenien  geboren.  Sie  über  il^n  erl^ol- 
an  Sbgmp^ten  bieten  toenig  Su^^IafftgeS  unb 
^  Mdb  bcm  Ibil^eile  ber  Souanbiften  unb  XiSe« 
sotl  fioüei  SobtixL  9lur  für  ben  Ie|^en  Xb^ 
)emS  iAnSi  geben  alte,  neuerbingS  toieber  auf- 
cranbeoe  &nibf^^rtften  (f.  u.),  meldte  tl^ilneife 
^  ib'S  8. 3abrbimbert  »irüdgel^n,  bejf^^  9tad^ 
3^^  wdd^  äbttgcnS  uibattlid^  unb  }um  Xf^ü 
«Dt  fonnell  mit  ber  betreffenben  Srjäl^Iung  bei 
Qnan  von  Zotttd  (Bist.  Frano.  2,  5)  überein- 
ÖBaKB.  3ut  ^auptf od^  ifi  bal^er  unfere  ftennt- 
uB  ton  bcS  9L  eeitMttuS  erfier  Xl^äti^eit  be- 
^liaiufl  auf  bie  loenigen  ütotijen,  loeld^e  ber 
'^  HfbanafiuS  unb  €idpiciuS  @et)eruS  gelegent- 
Uk  ^AtxL  ^iexno«!^  aor  ber  (I.  @ert)atiuS  auf 
hcB  Qmal  ju  Sozbica  (848 ;  f.  b.  Srt.)  gu* 
«jcB  (AUuul.  Apolog.  o.  Arian.  n.  50),  )U* 
^  ttü  %ttpjftatt&  (f.  b.  9rt)  toon  ftöln,  ben 
IT  S36  in  Xxict  in  GegenttKtrt  beS  ]^I.  Atbanoftud 
fx  geflbaftai  om  iatf^l\\fyn  (Stauben  emtabnt 
Ktk.  3n  ber  Sad^e  beS  genannten  Slfd^ofS  nabm 
e  haa,  mt  bie  Sctrn  ansmeifen,  an  ber  ftölner 
zsübt  oon  846  t^;  im  3.  850  befanb  er  ftd^ 
«  ^fe  bei  ftaiferS  <Eonftantiud,  gu  »ebbem  ibn 
%d33xiiüufi  mt!  einem  onbem  ga&ifd^en  SSifd^ofe* 
ffi^  ^attc  Huf  biefer  Steife  berührte  er  aud^ 


^Ile^anbrien  unb  begrüßte  ben  %  Sltl^anafiuS 
(Äthan.  Apol.  ad  Consiant.  n.  9).  3ur  3^% 
als  Julian,  ber  Setter  beS  gonftantiuS,  in  (SaSien 
gegen  bie  Don  Often  anftürmenbenSBarbaren  tbott^ 
mar  (feit  855),  btelt  fid^  @ert)atiuS  nii^t  in  feiner 
S)iöcefe  auf.  3m  3.  859  mar  er  auf  ber  @Qnobe 
oon  attmini,  too  er  gu  ben  eifrigften  SSertl^eibigem 
beS  ortbobosen  ©laubenS  göl^Ite  (Sulp.  Sev.  H. 
Saor.  2,  44).  SuS  feinem  fpatem  Seben  mirb 
nod^  berid^tet  oon  einer  SBaUfabrt  beS  Mligen 
nad^  9lom  (ad  limina  S.  Petri).  S)ie  Segenbe 
ergöblt  nömlid^  (f.  Greg.  Tur.  Hist.  Franc 
2,  5),  bamald  l^abe  fid^  in  ©attien  baS  ©erüd^t 
oon  einem  beoorftel^enben  ^uimeneinfaS  oerbreitet 
@eroatiug  l^be  ®ott  um  Sbmenbung  ber  broben* 
ben  @ef al^r  gebeten  unb  fei,  um  eber  Srbörung 
gu  finben,  mäf  Stom  gum  (grabe  beS  Slpoftelfürften 
gemaSf abriet ;  ba  fei  ibm  burd^  ben  bl-  ^etruS 
mitgetl^eUt  morben,  ba|  ber  (Einfall  ber  f)unnen 
in  ®aUien  loegen  ber  @ünben  oeS  SSoIfeS  un- 
abönberlid^er  »atbfd^Iu^  ©otteS  fei;  bod^  foOe 
©eroatiuS  jelbft  baS  Unglüdt  nid^t  mel^r  erleben ; 
er  m5ge  eiltg  gurüdtfel^en  unb  fid^  auf  ben  Xob 
oorbereiten.  Sa  bei  ®regor  oon  XourS  oon 
p,|>unnen"  bie  Stebe  ift  unb  Slttila'S  Xcuppm  erfl 
70  3al^re  f))öter  nad^  ®a]Iien  famen,  fo  bat  man 
toobi  bie  obige  Srgäblung  auf  einen  gmeitm 
Sifd^of  @eroatiud  begogen.  Snbeffen  liegen  bagu 
leine  (ä^rünbe  oor,  menn  man  ben  gangen  Vor- 
gang atS  oon  @eroatiu8  oorauSgefel^n ,  aber 
nid^t  fofort  eingetreten  betrad^et,  ober  beffer  mtt 
fturtb  annimmt,  ba|  in  ber  Segenbe  eine  SSer- 
med^Slung  ber  belannteren  f^unnen  mit  ben  mel^r 
oergejfenen  Sanbalen  (3erftbrung  XongemS  bui^ 
biefelben  406)  untergelaufen  fet  (f.  G.  Eurth, 
Le  Pseado-ArayatiuB,  in  b.  Anal.  Boll.  XYI 
[1897],  164  sqq.,  gegen  «mbt  u.  Shn\ä),  in  b. 
Mon.  Germ.  lust.  Seriptt.  rer.  Merov.  I,  66. 
790,  begm.  ftrufd^,  ib.  m,  88,  meld^  ber 
SeSart  Axavatius  ^ait  Servatios  ben  SSorgug 
gaben  unb  annal^men,  bie  ergöblungen  ®re- 
gorS  begbgen  fid^  nid^t  auf  @eroatiuS,  fonbem 
auf  einen  Sifd^of  ^raoatiud  um  bie  üRitte  beS 
5.  äal^l^unbertS,  ber  f))äter  mit  SeroatiuS  oer- 
me^felt  morben  fei).  S)er  bL  @eroatiuS  ftarb  gu 
aßaaStrid^t,  nad^  ber  bortigen  Xrabition  am 
18.  aRai  884.  ©ein  ®rab  mürbe  nad^  ®regor 
oon  XourS  (De  gloria  conf.  c.  71  [al.  72])  nie 
oom  @d^nee  bebedtt  (Ogl.  Martyr.  Born.  18.  Mail). 
Sifd^of  aRonuIp]^  lie^  562  bie  »eliquien  in  bie 
oon  il^m  erbaute  ))räc^tige  ffird^e  beS  b^-  @^t» 
oatiuS  überbringen ;  eine  ßrl^ebung  berf elben  f  anb 
am  7.  Sunt  726  burd^  ben  1^1.  Hubertus  ftatt. 
SBei  ber  Selogerung  SRaaStrid^tS  1579  mürbe  ein 
großer  %f^ü  ber  Steliquien  beS  1^1.  @eroatiu8  ge- 
raubt unb  ging  Oerloren.  (Sgl.  AA.  SS.  Boll. 
Majim,  209  sqq.;  Mon.  Germ.  hiat.  Seriptt. 
XII,  85  sqq. ;  Analecta  Boll.  I  [1 882],  89  sqq. ; 
Proost,  8.  Servals,  Paris  1891.  lieber  bie  oben 
ermöbnten  neu  aufgefunbenen  {)anb{d^nften  f. 
AnaL  BolL  I,  85 ;  G.  Xurth,  Deux  biogra* 


199 


€ett)atu8  Supu9  —  @erbeL 


200 


phies  inedites  de  8.  Servals,  Li^ge  1881; 
Le  m^me,  NouvelL  recherches,  sur  S.  Ser- 
vals, Liege  1884  [ügL  bo^u  mic^  Mon.  Genn. 
hlst  Scriptt  rer.  Merov.  in,  85  sqq.].  ©on» 
füge  Siteratur  Der^eic^nen  Chevalier ,  Bep.  unb 
SüppL  s.  V.,  fotoie  ^ott^aft,  Bibl.  bist  U, 
2.  3lufL,  1570  f.)  [taibftbtnqf  S^m.] 

^ntHitms  ,£mims,  f.  Su^uS  YUI,  301. 

^tvwet  {Bttüctü,  (BcTDebc),  2Ri(^aeI,  3liiti- 
trinitarier,  btr  fu^  auf  feinen  Sc&nften  nad^  fetner 
tDhitter,  einer  3fran|öftn,  aiiä)  XeoeS  unb  nad^ 
bem  catalonifd^cn  Sorfe  9?iIIanoDa,  bem  8tamm- 
ft^  feiner  t^amilie,  SSillanoDanuS  nannte, 
tDurbie  1511  (1509)  ^u  ^ubela  in  ^ragonien  ge- 
boren. Seine  er[ten  Stubien  machte  er  in  (Sara- 
goffa;  1525  trat  er  alS  "Rmanuenfia  in  ben  Sienft 
be§  faifeTlid)en  ^ofgeiftliAen  äuon  be  Cuintana 
unb  tarn  oIS  ^gleiter  besfeCben  1528  nac^  %du' 
loufe,  XDO  er  ber  ^uh^pruben),  §uglei(^  ober  bem 
(Stubium  ber  Eiligen  Schrift  fub  tnibmete.  ^hi 
Cuintana  teerte  Seioet  1530  ber  ffrömmg 
£arl^  V.  in  Solagna  unb  l^emac^  bem  Steic^tage 
Don  %ug§burg  bei  3m  Iperbfte  ime§  3a^reS  be* 
gab  er  fic^  nac^  Safel,  too  er  mit  Cecolampabtu§ 
über  feine  t^eo(ogif(^  tllnficbt  Derbanbelte,  bann 
na4  Strasburg,  too  er  mit  9u^  unb  Sopito 
berfe^rte.  bereits  im  3.  1531  trat  er,  jn^on^ig« 
ober  ^meiunb^aanjigjäbrig,  mit  feiner  ontitrini« 
torifc^en  fiel^re  literoriicb  beiDor,  inbem  er  in 
^genau  bie  Sdbrift  De  trinitatis  erroribus 
libri  Septem  veröffentlichte.  S^iefelbe  beftebt  au§ 
mehreren  3tubien.  S^a3  erfle  99u(^  ift  mobi  nod^ 
in  Souloufe  entftonben.  Sie  anberen  ^äd^ 
tDurben  in  ^fel  unb  StnxBburg  t>erfaBt  unb 
burc^  ben  IBerfebr  mit  ben  bortigcn  ^Reformatoren 
angeregt;  bie  beiben  Ie|;ten  enthalten  eine  IBertbei- 
bigung  gegen  bie  Sintrürfe,  meld)e  lektere  gegen 
feine  Sebre  erhoben.  SBei  bem  jugcnblidben  ^Iter 
be§  $erfaffer§  ift  feine  ganj  einbcitlic^e  unb  ab- 
gefdbloffene  ^nfd^ung  )u  enoarten.  Sie  firc^ 
litbe  ^hnitöt^Iebre  loirb  ^mar  bunbneg  oenoorfen. 
6bnftu§  ift  für  eerüet  mefentlic^  Ü}^enf(^,  n^enn 
au(b  5ugleid)  eobn  ®otte§,  ireil  burc^  bie  firaft 
@otte4  au§  ^ITloria  geboren,  unb  @ott,  meil  mit 
ber  Snabe  @ott€3  erfüllt  unb  ber  ftüUe  ber  @ott- 
beit  t^eübaftig  gemorben;  ber  bcilige  @eift  in  nac^ 
ibm  eine  Sispofition,  Ihaft  unb  ®nabe  @otte4, 
eine  SBirfung  ober  9?en»egung.  ^Umölig  aber 
fud)te  Seroet  baS  Rohere  iD^oment  in  ^briftus 
mebr  jur  Geltung  ^u  bringen  imb  bem  fircblicben 
Spradbgebraucbe  fid)  mebr  anzubequemen,  ocrirrte 
neb  babei  jcbod^  in  ben  @ebanfcnfrei§  be§  ^i'an- 
t^'iemuS.  ßr  le^rt  fcblicBlicb  audb  eine  Sriiiitot, 
fnilid)  nur  in  ber  Cffcnbarung.  Söä  9i^prt 
Ö)ciii'5,  ber  änbcgriff  ber  3bcen  aller  Singe,  ur- 
iDrüncilid)  oon  (j>ctt  nid)t  öerfcfcicticn,  fei  bei  ber 
Ü?eltfil3rpfung  qI»  bcren  llricAe  Dcrfiicben  oon 
i^Joti  aufcietretcn ,  bann  in  ben  5}ropbc:en  unb 
Öeiliaen  öe«  'ülltcn  2?unbe5  endjienen  unb  cnMid) 
in  6hriftu5  {yUvdi  geworben,  irofetem  erfcöicn 
boä  iskxt  ben  SKeformatoren  al§  ein  @reueL  Ceco« 


lampabiuS  forberte  SSibemif,  unb  um  i^  ju  bc» 
friebigni,  Deröffentlidbte  Serbet  1532  ^u^geium 
Dialogomin  de  trinitate  libri  dno ;  de  jnstitii 
regni  Christi  capitula  quattnor.  iSx  qjtffi,  (fiec 
in  ber  SBürbigung  ß^fti  mieber  etttKid  loeiter. 
@ein  gleifc^  fei  ^mor  burc^uS  Dom  Selbe  lud» 
@eb(üte  ^kria*d,  aber  boc^  oud)  burc^auS  ^mm* 
lifcb,  ber  anenfc^  3efu§  @otte§  §Ieif(^  unb  Sbit 
^uf  ber  Kücffeite  beS  ^itelblatted  erflört  er  mu^: 
Qnae  nuper  contra  receptam  de  trinitate 
sententiam    septem    libris    scripsi,    onmia 
nunc,  candide  lector,  retracto.  Sa  er  aber  bei» 
fügt :  NoD  quia  falsa  sint,  sed  quia  imperfecti 
et  tanqoam  a  parvulo  parvulis  scripta  ete., 
fo  beftanb  er  me^r  auf  feiner  %nf(^auung,  alS  er 
fte  ujiberrief.    3ttbem  gab  er  berfelben  in  ber 
Schrift  einen  neuen,  menn  aud^  milbem  ^u§bn4 
unb  fo  mochte  i^m  bei  ber  Srfa^rung,  bie  er  gtp 
mac^t,  ber  »eitere  9lufcnt^lt  in  Seutfd^Ianb, 
für  einige  3^  <nt4  bie  ^fc^aftigung  mit  ber 
^^ologie,  Verleibet  fein.  Sr  begab  fic^  n)enigßail 
unter  bem  9?amen  SHflaiuoanuS  nad^  ^rid,  in 
bem  8tubium  ber  !Dhbicin  fic^  ju  toibmen.  Sot 
bort  ging  er  1534  nac^  Spon,  mo  er  alä  Gomdor 
für  bie  3:nd^fePf(^e  Srucferei  Sienfte  letßete  mk 
1535  bie  @eograp^ie  bed  $toIemäud  ^enmggok 
'^alb  aber  na^m  er  feine  mebicinifc^  Stubioi 
micber  auf,  unb  ni(!bt  o^  ßifolg:  er  betfotlr 
1537  bie  Sdyrift  S^Taporum  nniversa  ratio, 
emiarb  1538  ben  mebicinifc^  Sodorgrob,  od» 
bedte  au(b  ben  ftreiälauf  bed  %lute8.  9Ut  i^B 
aber  feine  ^nficbt  über  bie  geric^tlid^  Sebentmg 
ber  ^ftrologie  Ißerfolgung  su^g,  UKmbte  er  p4 
nadb  Sborlicu  im  füblic^en  ^nmfreid^  unb  Tieft  ^ 
1540  in  $ienne  nieber,  U}0  ber  &^bif4of  $0d* 
mier,  ber  feine  Sortröge  in  $arid  ge^rt  IjiDik, 
\xd^  feiner  freunblic^  annahm.  Serbet  niibmeteJMl 
nun  bem  öi^tlic^  Berufe,  blieb  aber  liteioriH 
tbatig.  6r  oeranftaltete  1 541  eine  ^toeite  ^ 
I  gäbe  beS  $toIemäuS  unb  1542  eine  neueSnSgok 
iber   lateinifc^en   9?ibelüberfe^g   bon  &M 
^^agnino  (f.  b.  Sri).  Suglei^  befc^ftigten  iti 
laucb  loieber  tl^eologifc^  fragen,  unb  cl  o^ 
'  ftanb  aUmälig  fein  ^>auptmerf,  in  bem  er  car 
SBieberberftellung  bei  nac^  i^m  bereits  jur  jdt 
ber  alten  öcumenifdben  Soncüien  feinem  urfpnng' 
lieben  Sl^cfm  cntfrembeten  (F^nftent^umS  imtfp 
nimmt.  Qx  correfponbirte  barüber  in  ben  3a)nt 
1545  unb  1546  mit  ^aloin,  unb  obmoI/IcrM 
ibm  unb  anberen  protiftantifc^en  ^bigem  ol 
i^^iberfprud)  ftieB,  bcborrte  er  bod^  bei  fet»s 
'4>laue.  Sa^  31'crf  erfc^ien  (in  $ienne)  )u  Snfn{ 
be«  i^abre«  1553  unter  bem  Sitel :  CbristiaiiiBü 
restitutio.    Todus  ecclesiae  apostolieie  i' 
sua  liroina  vocatio,  in  integrum  Testitafei 
cognitione  Dei.  fidei  Christi,  justifieatioDii 
nostrae.  regenerationis  baptismi  et  eoeii* 
Domini  manducationis.    Bestitoto  deni^ 
nobis  regno  coelesti,  Babylonis  impiae  eij^ 
'  tivitate  soluta  et  Antichristo  com  suis  pett* 
.  tus  destructo.  MDLIIL  Ser  Snubrt  ifi  vW 


208  Serri  S.  Mariae  matris  Christi  —  Serttitext  204 

ßl£  brn  Scrfb  bfnclbm  um  ein  ©utatfctcn  ju  er«  hu&tm  f.  prtt  I^Iogie  1881,  284  jf.;  S^onuÄ 

liubflL  Sic  annroncn  bei^e^  Sbcüc,  irnai  au4  t^rn  3lqiitn  bcr  Sebrer  9R.  Sarrtä,  in  bcr  3A- 

Mf  ^c§  Soibr*  in  cmmS  5urüdbQlinü>ercr  gciMung,  lArin  f.  »iücnicbünlicbc  Sbcologic  1892,  220  jf. 

Imacim  dir  cmf  giulb  unb  ftrcncic  ©cgcntPfbr,  3S93,  171  ff.,  1S94,  261  ff.)  [o.  gunL] 

tic  ^rT  ^brrlrgm^ielr  auc^  cul2^^ucIli(^  auf  Xoh.      Seiri  S.  Mariae  matris  Christi  lumnta 

2}iii  tii>rn  ^länmgcn  mir  ba^  3dbi(!ial  SrtDctS  fü^  bit  'riiiglie^cr  rtneö  nü^t  mit  ben  (Secüüen 

wücnb*  mpdricbm.    ?iur  ein  SGJibnruf  toraue  if.  b.  ?ln.l  siu  Denrccbielnbm  Crbend,  ber  im 

Dmic;f:en§  baä^cuBcrne  abipcnbcn.  Sa^u  trcUie  ^«.  1257  ;u  2?icnriIIe  emfionb  unb  Dom  9i?(^oje 

CT  ÜÄ  über  ni4t  Dcricbcn.  Sie  SJiirigfcit  feiner  bic'er5:a!):aufpcrnli(^anrpeiiungDom26.Scj)- 

X'ebrc  fumb  ibm  ni&i  iDenigcr  *c'i  oiä  g^lrine  icmber  1257  ,,cine  bcr  orprobirten  Segeln"  a* 

Sebre  Meiern,  unb  ebrücbe  lleber^cugung  ifx  ibm  ballen  feilte:  ber  $ifdwf  gab  bem  Crben  borauf« 

nid3:  a^>l:i;?rfd)cn.  irie  man  cucb  frnü  übrr  feine  bin  bie  ÄucrJrincrregel  unb  $apit  ßlemenS  IV. 

amdwuung  benfen  mag.  2a5  Unbcil  curbe  am  orrrcbine  bm^elben"  am  13.  TOai  1266.   3n 

26.  Crtrber  gefprrien :  cm  27.  Crtrber  folgte  pcxis,  nrrulbn  biefe  2iener  b«  ÜJhitter  Öotiö 

bie  SPcUfircdung.  {rcrcl,  ben  (Falrin  cur  ücufanne  ^±rn  125S  ein  Öau5  erriiielen,  nannte  man  pe 

babeigerufen,  um  ben  Un^lücflidicn  cu*  t>an  lct::en  r^egm  ibrer  CT>n;§!rc±t  ..Si^eiBmäntel''  (Blajics- 

@anc;e  ^u  begleiten,  gab  f.:b  o^ilt  3?iübe,  einen  Mani«anxi.  3:trn  balb  aber  machte  ba§  Srcnt 

33ibem;f  ?u  eT5iclen.  I5s  xrar  rergeblii :  Seipei  bc4  (ärnrllr  rrn  iJpon  1274  (^c.  un.  inTI  8, 

Wirb  au*  bebarrÜA,  cl§  man  i^m  rrr  *3lbfü^^Ing  1 7 1.  bcr:  rrjen  Crben  ein  6nbe.  SoS  flioper  in 

5ur  Äicfcriine  bie  3en:enji  peT^-n^i^,  unb  clr  i^nil  ^l:^^e  Itn  25:lhelmiien  (f.  b.  Art.)  übo 

(furel  auf  bie  ¥ine,  buii  bc§  Siuren,  n:±i  ir:e»en  ^129S»  unb  ben  ^S^iBmömcIn*  cufge- 

bur±  bcä  (n'uer  fierben  ;u  bürfen,  erücne,  bie  geben,  ju  jenen  überzutreten  ober  baS  Äloßer  ja 

©nebe  rerb-e  ibm  nur  fu  ibeü  i?erben.  trenn  er  rerlc»"ctL  tSfgl.Heljot-Migne,  Dict  des  ordne 

feine  Siulb  aricbe  unb  Seue  uigc.    ^;u^  bem  reüs.  L  Paris  1S47.  507  s.)        [51.  &ler.] 
2i^ge  5ur  Äiir'iine  rief  er :  .C  ©rtt.  rtne  meine       Scrvttni  i.r^.cieH  Ordo  Serroram  B.  M.  V.), 

Seelel   C  Je^u*.  3 rbn  ^e«  erigen  ©rntr,  bebe  reli^iefer  Crben,  be'^en  Orünbung  iukJ 

(rrbormen  t::it  mir!'    ircrel  ermab:ue  :bn  cm  ben  iJrrren  Ser'rXIIL  in  ber  ^)eüigfpre(:^uti33« 

2d»eiterbuU*en .  Oen:§  (5tr.^":ur  nirt  mebr  clr  bulle  ?er  f.eben  bsL'.ien  Ipjter  unb  na^  Vv^ 

Srbn  bf4  enrigen  l>>r::e*.  frnNnt  d«  etrign:  ren  (rrHcrunccn  ?.rm*  ber  feiigfien  äungirau 

£ri:n  iSctter  anr.:r.:'f:: ;  ber  üpenrn^^üte  rrr«  felb'':  jUu:'±r.eb-:n  «r^<n  muß,  cntftonb  }u  glo« 

treigene  e4  cber.  r^^l:!  beBnrer.en.  teil  er  bcrin  rcnji  im  0-  l"-40.    Sithen  romebme  Mönim, 

einen  ^?:^eIrJ^  e:!c:"j::e.    ^Is  er  ben  S*ei:fr«  J^rnnliu*  Sirnciri.  o-b.  biS^onagiunta  (5Bmia- 

bcu'en  cr;i:n^fn  'c^.  '::iB  er  einen  her  jjserreiver.^en  im:::;:'»,  Sene^enr  ^ell'  *nteUa  f})2anettu§),  Säüi* 

3±rciau*.  iJ-.cCuil  ^cnene  hne  b-lbe  Srjn^e.  ::l:meo  bcgli  Xm:N:  i^lmibeu*)^  äticooeto  M 

&5  ging  bc$  ^^fn:±:.  (Fclrin  t^:^f.  bintii  einem.  Ugurrlrne  vV-r^'-  ^^«rjTbini?  bi  Softegno  (So- 

[Wn'rer  rerb-Tgen.  cn  bem  rcurlgen  S±cu'r:ile  '"rineuri  im^  "Siler^s  irilcrnieri,  jogen  fi^  einet 

fein  *-.".£  gerei^el  Irin  ri-irei"  ^f-r^-?  -•r-  -^^  l^'-'  i^»cnc  c-.mmelfcbrt   1233  gehabt« 

bc^.::  n:±:  rrr:  bCr  ö>in;±:  v:  cbcr  :::±:  u::=  i':»:rn  juvlge  n-i  gjrmorjia  bei  (ylo^cR}  ^ 

gl-iibbon.  5^eben»cll5  lc'5:  biT  öc^.  m::  rem  r^r  •riier  cu»  :en  ?^jr.:e  Senario  (4  etunbendon 

.:X:\rr.a:cr' u::±  n:<!:  b;n  Schien  rir:!.:::.  rii  i/lrrenj»   y^l±.    J-rä  eine  fnfdxinung  bs 

2:::  l"^gr;:v.±  eri  ::r.:n.   (?r  reuiüe  bie  ö--*  ':l::':en  Jung^--  rur>en  fie  bort  gegen  i^re  nr» 

•■■••"'     ^**  "*/-  !*••  *    ■ "'  ■•*"■•  •"•  ^ -^*  if"f    N...  ^  ;.......  i.':^.  >M.^.... .««  •m..i~iw^^m    MMM.  Orhfii  int 

•  •••■-«•  *•.        «..        4k«>  •>......•.«.         ■•••        ^««.        *•■....,         «...V»'  *_  •..•^•.h^   k       ^^..ab.a.  .K    ..       »l       .....•«•&,         %*lt(ll       S^^LU»II     .jW* 

..;.^  «..  .:  :..  4...^ :  ^»7  ci.-:.-  .:.;i.'    . .  o«  «..e ~  •<•  «...»<m.^.  ^d  cen  ^(Dmex^en  aAu" 

i:m  :^:r::=  r::^  ::--.. r;T.  hw.-:  il:rr.±:ir.  r.'.zA  r.i  ;u  '"r.^rr.:  b^r;.re  »cUre  nac^  ber  XegelM 

gil::n.     C:l.  Ac:«  liu  rrocts  de  M.  S-rrve:  bl.  «-gu'"::nu4  liben.  ein  finrorjeS ftleib (Scü|ni« 

15ÖO.   :m   Corpus   Kciomiatorcr:  XXXVI.  !:::■   n-jr^^T.  im^   ,Crren  ber  Siener  ffioriä' 

Brjrsvi^ae  IST".  r2l  s*. :  i\:4^::m.  'Ülr-.rer-  b:.^:r..    2er  bcmcl:ge  2?:'±rf  Pon  ^rbren),  8t* 

rr.::.:;:  '^-erur  r.r.:z  r:-'-:::.::r.  'j:::  ::r.rir-  ::r.:.^:  ir::n.  c-i  rcr  jrcmilie  [roraboSiJi,  warb 

:::::-r:n  Ä-^ii^-'i.,  cslm'::::  1745:  Saisi^ct.  :::  \^'  jrmer  un^  erl-ubre  ibnen  cuij  in  berStoM 

M.  Srrve:.  ^a  docirine  et  &a  vie.  :::  ^er  Ecvje  •;.:'":  ::r.*  l'".:::'erl2"ur:g.  ci:»  irelAer  fwö  ^no^ 

■irt.ieuxmcnicsXXr  1^4^\ö^■^  js.:Pür.;cr.  r.c*  v  b.rj-mre  Kl.^^er  5.  ^nnunjiata  ent» 

Dr  y.  ^r.-vr-.i  'iocrrina.  Jenae  >7?:  Will-;*,  n::i:l::.     2rcn  1243  erbieli  ber  Crben  eine 

frr\T:u?  ari  Cdlvin.  L:nd:n  1>77:  r.r.:  .-ir.-i:;  'fl::r::l::"-r.g  ;::  £:iT.j  unb  jS  Uiftoja,  im  fol- 

-■....■      _....■■_■- ...x '......„  ....s    ^ -  — ~....  -"^  .     ...i  «...X  ...>...,.,,  ...4.  .,.  «31  •■>«•  ^      ^r  ^  i4iim  Mni9(N 

rir..::.:  r;":r.:e:r:  5 : :r-;:'r  n ■.:■.::;■.: 'jr.^  Ju«  "-"r  •±:r.  bcl^  m  jrrige  ge^tclll  5a  fein,  ba  gegen 

3:::-rr:-:  *-:  -.'Lili: :.'.:::  IS7.?  ::::  r:e  il-:::::r:::-:::r.  ^£4  rterten  i^otenmconnU 

l-l?  vr::  :.-4  ::'::n  ^rnrll*  trn  Spon  1245, 
reif  ::;  vrr-n^u-g  nr-er  Crben  uttterfagten, 
;.::::::  .::r.-i:  r-.:Tr:n,   :?iur  bie  ^mü^imgen 

\::::f;-   l^^l .    •JTr'  ^. :  :.v  k.'^r:v'r.:u;"::.'rr  ilNrr.ir  i^unnr  (f.  b.  "fttt), 

3int;s  r::-\:l,-:vÖ£  Ä'irt.rei,  ir.  ben  0--^  isjc::::   r.n::  4*e':.:r.gung  beS  CrbcnS  fllei^» 


80^ 


€ert)iten. 


206 


Imncnbe  )rifc)>pd^  Sriaffe,  befonberS  Don  9Ie- 
fsOM  IV.  (26.  Slai  1255),  »or  %Üm  aber  boS 
mcfe^  bcS  funfttn  Oibendgenerald ,  &  $^t- 
fofpui  9aiitiud  (f.  b.  9tt.).  bei  nod^  bem  Xobe 
f  inniä'  IV.  1268  nur  burd^  bie  gflud^t  jtd^  ber 
SAl  {tmi  ^3<ip{i<  enhogen  l^tte,  retteten  bie 
€fiöctni  Mr  ber  Sufl^bung  i^red  OrbenS.  3ladf 
In  S^bc  bei  ^I.  $]^ai)>pu8  (1285)  erl^oben  ft^ 
>t  Etunnt  ouf692cue;  einjelne  tBij(i^öfe  verboten 
tu  Mu^naipnt  ber  9b)Dt)en,  bie  Slbl^tung  beS 
<t0tl(9Mnt(leS  u.  f.  ID.,  unb  fo  gefd^ia^  ed,  ba| 
WS  1288  Don  ber  großen  3a^I  ber  SRitglieber 
fr«  follcn  bcxtn  gegen  10000  gemefen  fein)  faft 
to  brüte  Z^I  ben  Orben  in  ber  9Reinung^  ber- 
Htbt  befiel  niti^t  mit  Stecht,  Derlie^  unb  enttt}eber 
iz  «nbece  Orten  eintrat  ober  olS  ßinftebler  lebte. 
Stt  Stnm  legten  ftd^  aOmdKg,  al8  ^apfi  9lico- 
fcnd  rv.  einige  SonDente  unter  ben  @d(|u^  bed 
myoUoßfäim  6tu^eS  na^m.  $a)){t  SBenebict  XL 
eieblttfi  eit^te  bem  Orben  bie  förmliche  lird^« 
hat  Seßoligsng  burd^  bie  99uDe  Dom  levamus 
Ko  11.  gcbruar  1S04.  9tun  Derbreiteten  ftd^  bie 
6ennicn  mfd^,  befonberS  in  ätolien,  too  fie  \x6) 
m  elf  ^roDinjen  glicberten.  3u  Stom  erhielten  fie 
1369  bie  Collegiatf  ird(|e  @.  SD^arceUo  (ata  Sorf o), 
Sb  balb  ber  Orbendgenerd  feinen  @t|  auffc^Iug; 
ez  yoeilci  ffloftet  in  9lom  (@.  ÜRaria  in  93ta) 
Scnten  fk  feü  1568.  SSon  Derfd^iebenen  köpften 
ciilim  fie  gtD^  ^riDilegien,  befonberS  Don 
3uu»cni§  VUL  (Mare  magnum)  1487 ;  War- 
tm  V.  ^Ut  fie  ben  SRenbicanten  bei ;  Urban  VIIL 
k^mimte  ft<  cdd  Setd^tDdter  beS  |)a})ftli(^en  ^ofeS 
ifuDiÜBa  pontificiae) ;  jtteimal  im  Sa^re,  nam- 
tji^  «n  gefte  ber  &pi;)^anie  unb  am  fßaffionSf onn- 
uqt.  foEUc  i^r  (Seneralprocurator  in  ber  )>ä{)filid^en 
ft^dle  ^rebigen  u.  f.  m.  3m  3.  1411  t^eilten 
fih  bte  eerptten  in  }tDei  3n)eige,  in  fogen.  Ob- 
fnaoitni  unb  (SonDentualen.  P.  Slnton  Don  @iena 
htma  ndmlii^  im  neu  re^aurirten  fflofter  bed 
Sonte  €cncn1i)  eine  Sleform  (^Songregation"), 
ktm  Cünfhtutionen  Don  Sugen  IV.  beftdtigt 
BssdeiL  S>er  eintritt  beS  iBif^ofS  Don  fBitetto, 
tscDn  3acDbf,  Derfdjiaffte  berfelben  bebeutenbeS 
tnM^«  unb  fie  verbreitete  fid^  rafd^,  befonberS 
a;  Cbcrüafim,  IDO  fie  unter  Ruberem  bad  bem 
fttf^krfwn  aa^  S^or^enftift  @an  SUeff  anbro  in 
9tMü  (14S1)  unb  boS  beiu|mte  ©anctuarium 
ISonttScrico  beiSicengo  (1435)  erl^ielt.  2)ie  (Son- 
grrgBltDa  bcS  SJlonte  @enario  l^tte  einen  eiaenen 
ftcaeotoicar ;  bie  Drieber^olt  gemad^ten  93er|u(^e, 
fosi  fdbpanoig  gu  »erben,  mißlangen.  S)iefe§ 
ttiMcnfi  tocgen,  unb  mo^I  oud^,  toeil  bie  Obfer- 
«atm  fdbß  mieber  in  mehrere  3tDeige  fid^  tl^eilten, 
sanidgte  !piitfi  V.  1570  fömmtlid^e  Stoeige  toie- 
kr  ftt  emcm  (!ktn gen,  mod  guerft  in  SBenebig  unb 
bem  oQaiälig  ou($  in  ben  übrigen  fflöftem  burd^- 
fiStüt  tmtrDe.  —  (Sin  anberer  3tDetg  ber  @er- 
tm  EBorm  bie  (Eremiten  (Sarfü^er)  beS  IBergeS 
€iasio.  3^  Url^er  ift  SBem^orbin  Don  Sliccio- 
isL  tx  tfoUt  bei  ben  (Sumalbulenfern  baS  CFre* 
nmlrben  fdmen  gelernt  unb  baSfelbe  mit  Sr- 


toubnift  eiemenS'  Vin.  unb  beS  ©eneral»  8äliu& 
1593  unter  ben  SerDiten  bed  genannten  IHofterS 
eingeführt,  ^ul  V.  fd^enöe  biefcn  grcmitcn  gro|e 
?lufmerffam!eit  unb  SBcgünftigungen.  S)ie  Sar» 
f üfecr  jeid^neten  fid^  burd^  ©trenge  ber  flöflerlid^en 
3ud&t,  burd^  fjrömmigfeit  unb  aufecrorbentlici^e 
SBupbungen  aus.  2)er  ®enu|  Don  gfleifd^fpetfen 
nmr  baS  gange  3al^r  unterfagt,  bad  Sl^orgebet  um 
SWittema^t  bauerte  jioei  ©tunbcn.  ©ie  l^otten 
in  3talien  meljrere  Sliebcrlaffungen,  fo  gu  Eibona, 
aWonte  Saxano,  ©t.  ®corg  bei  ^iola.  3luS  i^nen 
ging  bie  fpötere  beutfd^e  ObferDong  berDor  (f.  u.), 
mäl^renb  fte  felbft  ben  !Reuerungen  bee  ®ro^« 
l^ergogS  fieopolb  Don  Xodcana  (1778)  erlagen. 
S)er  ^aut)tftamm  beS  Orbend  blfil^te  Dorgügac^ 
in  Stalten^  unb  menn  aud^  feine  SBirffamfeit  bem 
bemüt^igen  (Seifte  bed  Orbeng  geniä^  Dtelfad^  o^ne 
©eröufdSl  unb  ^uffe^en  blieb,  fo  gö^Ite  er  bod^ 
Diele  burd^  äBiffenfd^aft  unb  Jhtnft  l^od^berül^mte 
aRönner,  toeld^e  aud^  fiel^rftül^Ie  an  ^fabemien 
unb  UniDerfitaten  (befonberS  g.  93.  }U  $tfa  bei- 
nahe ftabil)  einnal^imen.  ©pörr  (f.  u.)  fü^rt  in 
feinen  «^fiebenSbilbem''  400  SRänner  beS  OrbenS 
an,  bie  nid^t  bIo|  alS  3ietben  mondftifd^eu  Sebend 
burd^  {^eUigteit  unb  ald  ©piegel  bed  (£iferd  in  ber 
©eelforge  unb  auf  ber  Rartitl,  fonbem  aud^  ald 
©ele^rte,  als  ÜRönner  ber  SBiffenfc^aft  unb  Jhmft 
fid^  auS5et(^neten.  SBar  aud^  ^einrid^  Don  @ent 
(f.  b.  art.)  nid^t  SKitglieb  beS  OrbenS,  mie  man 
früher  allgemein  annahm,  fo  l^at  ftc^  bod^  ber 
Orben  burd^  bie  Verausgabe  unb  burd^  Kommen- 
tare feiner  Sßerfe  Diele  Serbienfte  ermorben.  ^on 
©erDiten,  bie  als  Zl^eologen  ober  $l^iIofop]^en 
einen  SRamen  l^aben,  feien  ermdl^nt :  P.  Solennes 
a  gonte  SImati  (14.  Sabrbunbert),  ^les.  SBoIano 
(geft.  1431),  «nbreaS  Siani  (gcft  1423),  ber  aud^ 
in  Tübingen  ^bi^ofop^i^  trabirte,  ^mbrofiuS 
©})iera  (geft.  1454),  Siuguftin  93onnucci  (gcft. 
1553),  ber  auf  bem  goncil  Don  Orient  l^eroorragte, 
$]&Üi})t)  gcrrari  (geft.  1626),  ©cralb  93albi  (geft. 
1660),  genannt  theologus  eminens,  Slngelo  Sa- 
naii  (im  18.  Sa^r^.)  unb  gonftantinSBatttni  (geft. 
1832),  beffen  fed^Sbönbtge  2)ogmatif  fel^r  ge- 
fd^a^t  iDirb,  u.  %  S)ie  ^rincipien  beS  entarteten 
©arpi  (f.  b.  9lrt.)  fonben  natürlich  im  Orben  feinen 
meitern  Slnflang;  im  ©egentbeile  Derf a^te  ber  @e» 
neral  Stnton  SSiooIuS  mit  fünf  anberen  X^eologen 
beS  OrbcnS  1607  eine  gjolemif  gegen  Jenen,  ^e- 
rül^mte  JKinftler  xooxtn  u.  %  ^rfen.  ÜRaScagni 
(geft  1634),  Don  bem  ].  S5.  bie  frül^eren  grcSfen 
beS  ©aljburger  SDomeS  l^errül^rten ;  3lle£anber 
aneKino  (geft.  1557),  Don  fieo  X  jum  g^or^ 
meifter  ber  Daticanifd^en  ftopeEe  ernannt;  Sol^. 
gjinc.  gafali  (geft.  1500),  §ofbaumeifter  beS 
^erjogS  Don  SRebici  unb  drbauer  ber  Slennbal^n 
unb  beS  ftönigSbafenS  gu  ^Itaptl. 

3u  Snbe  beS  Dorigen  Sa^r^unbertS  fanben  fid^ 
in  Stauen  }e]^n  ^roDingen  beS  ©eroitenorbenS, 
meldte  burd^i  bie  [ettbem  fid^  mieberl^olt  erbebenben 
KeDoIutionen  unb  ffird^enftürme  gegentoärtig  auf 
Dier,  n&mli^  bie  toScanifd^e,  römifc^e,  {)icenifd^ 


907 


6ett)lt^^ 


208 


unb  piimütdf^\dn,  |ttfammnieefd^moI)m  finbJ 
I)o)U  fommen  no(^  eintae  unmittelbar  unter  bem 
Orbeniflcnrrat  fte^bc  ßlöfter.  3m  (Sonjen  flibt 
ei  In  Stallen  etwo  40  »löfter  be«  Orben«.  — 
3n  Qfrontreidii  fonben  ble  Sctülten,  begünftlgt 
uom  })l  L^ubmtg  IX.,  fi^on  )ur  3eit  ber  ^eiligen 
etljter  Klngang.  S^r  J{(ofter  }u  $arid  mu 
Mh  \)itU  Quegeui^nete  (Üelebrte  unter  feinen 
lüemobncrn,  |.  xB.  Clemenft  Srunacci,  $rior 
1U09,  einen  ber  50  Soctoren,  »eld^e  bte  Se^re 
bei  SKoimunb  ÜaUuft  (f.  b.  9lrt.)  präften  unb 
Qpt^robirten.  Sie  IBlütejeit  bed  OrbenS  in  biefem 
Uaube  mäbrte  iebo(^  nid|)t  lange.  Z)ie  franjöftfii^en 
Getuiten  Derftridten  flc^  in  bas  ©d^isma  für  6,le- 
mene  VII.  gegen  Urbon  VI.  unb  erfc^ienen  jeit 
laHO  x\\^i  me^^r  |um  (äeneratcapitet.  @ie  fd^mol- 
)cn  immer  mebr  jufammen  unb  traten  1631  i^r 
lelficti  ^aul  in  ^arift  an  bie  Sormeliten  ab. 
(ÜlilctUt^er  mar  ber  Orben  in  @übfranlrei^ ;  bort 
blübie  bie  Jogen.  Prov.  Narbonensis  mit  einer 

ficmlldDcn  9ln)abl  oon  ftlöftem,  beren  bebeutenb» 
M  in  a)lar{elUe  ficb  befanb.  3ur  Seit  ber  fc^red- 
Icben  %^eft  (1720;  f.  b.  9lrt.  ajlarfeiSe)  mürben 
in  bicftr  6tabt  aUe  Orbendglieber  bid  ouf  )met 
oU  Opfer  ber  'Jtäd^ftenliebe  binmeggerafft,  unb  au^ 
in  beu  übrigen  lllöfteni  ber  ^^ßroDinj  fielen  bie 
nKlftcn  bic|(r  ftranfbeit  anbeim,  fo  bag  17i0  im 
(^n)cn  nur  mebr  20  ^^ßriefter  übrig  maren.  2)a 
Vi(bmig  XV.  ibnen  »erbot,  ÜMoot^en  aufsunebmen, 
loartn  {ie  bem  ^udfterben  preisgegeben,  unb  im 
3abrc  1770  würben  ibrt  Süter,  no(bbem  ben 
nocb  Uebrigen ,  )>on  benen  ber  iungfle  55  äabre 
jabitt,  eint  i^nfton  oitiHtemorjtn  morben  mar, 
anbeten  htxblicOcu  i>onb«  incorporirt  3m  3. 1877 
oeriudbttn  bie  <^ii>Uen  in  $oucouleurd  fi(b  nieber* 
)ulai>n«  mu^  aber  \^n  1S79  ald  md)t  auto- 
njm  wiebct  abjieben.  Sbafür  baben  fte  eine  Diel« 
lK(U'tt\trnbc  ^uberlQ jfung  in  ^fkl  ern<i)tet  — 
^n  ^i^ttieM  würbe  ber  <£<nutmorben  unter  bem 
)i^>:'ttnCi^eniH)eiieTQL.^nton  Wamtcci,  1873 
>iii\t  ^tll  ape)h>liMKii  i^n^igcr  P.  Sucoü  be  "^koio 
tiK.^*'..^  vnb  ^^la^lte  bolb  ioarobl  in  <cpanim  alj 
«I  tVir-val  |e*ie*i  ÄUmäc  Um  aber  bei  bem 
W^>  ^£^lut  entncn^cw1l  $nobn  abenMiinM'Jben 
^tiiSM  nt^4  au^  in  ^abr  )U  b»c:s:ai,  ^e]n 
1l\Ä>ir'tt  aiv>i:^:n^  »le  ^tt  franjon'ctwi  Cr» 

i^rtt  ;^<»i;rttt  $»  >«  €<rtiÄ«  i:Nfr5:erKtti>ai 
l\  er.rcÄÄl  iäMta  ^et  Cr^ea  tx  c^is:«t^  wr^ 
«  IJosr*^  r;f>nr  cü:.^^.in  cö  c;:*  >fa  v?e« 
iKtu^^i::;.H  Ick^ü  etat  ttprae  Cr>»Scr:r-ji5L.  ^« 


3^f)t^nbert  mar  e8  »orbel^en,  bemfelben  bott 
d^ingang  gu  Derfd^ffen,  inbem  1864  in  Sonbon 
unb  fpater  ju  IBognor  unb  gfoi^bingSbribge  filöfter 
gegrunbet  mürben.    93on  Snglanb  aue  touibe 
1870  bad  Plofter  }U  SRenafba  in  Storbomcttta 
gegrunbet,  melc^ed  fpdter  nod^  Sbicago  übertrogm 
mürbe.    Sin  jmeitefi  fttofter  in  biefer  @tabt, 
toecieU  )ur  ^ftoration  ber  Italiener,  fomie  ein 
britteS  in  ber  9läbe  oon  ÜRilmaufee,  folgten  bolb 
ber  erftgenannten  Stiftung.  —  3n  ber  nften  3eit 
bed  OrbenS  treffen  mir  au(b  Spuren  einer  griep 
d^tfcben  $rot)in}.    2)iefelbe   f(^eint  iebo(^  ber 
Sürfeneinfälle  megen  gegen  baS  6nbe  befi  15.  3q]^- 
bunbertd  bem  CSrlöfd^en  nabe  gemefen  ju  fein.  3m 
Sobre  1488  janbte  ®eneral  SUabanti  P.  SBect^. 
3lDt>äia  mit  meto,  um  bie  jerftreuten  Sleligiofcn 
im  mieberbergefteQten  @t  $auIu§flofter  ju  üet« 
einigen.     Unter   ©enerol  ^ierom^muS  Smibei 
(1528-1535)  finben  mir  P.  93afiUu8,  $riot 
Don  ffreta  unb  Vic.  Gen.  per  Oraeciam.  93alb 
barauf  iebocb  Derfd^minbet  ber  Orben  mieber  in 
ienen  ®egenben,  meldte  faft  gonj  in  bie  ^be 
ber  SRoSlim  gelommen  maren.  —  ^lud^  nacb  bem 
fernen  Orient  batte  ber  bl-  $büippud  Senitiuft 
OrbenSgIid)er  gefanbt,  melcbe  in  ber  Xatatri  unb 
in  3nbien  eine  gefegnete  SEBirffamleit  entfalteten. 
Unter  ben  9RartQrem,  meli^e  ber  Orben  in  ienrn 
Sönbem  )dblte,  fmb  befonberS  berubmt  ^ritbeu^ 
9RaIfe^i,  glemenS,  gomeliud  (geft  1408)  unb 
Skninca^  Stoppacioat  (entbouptet  1416).  Seiber 
feblen  anbert  Stocbnd^tm  über  bie  CrbcnSentfal» 
tung  bafelbjL  9lur  foDtd  ifi  fuber,  ba|  1536  ein 
P.  Üna^aftufi  Don  3nbien  ^um  @fnetdcapttel  et- 
;  fcbien  unb  tion  ^ßoul  UL  einige  9enbcnmgen  ber 
j  CrbcnSconfHtutümcn  für  jene  @fgenbenfi(b  erbat 
^u(b  luxb  1600,  grlegenüid^f  bei  großen  3ubt- 
.  laumd,  Ionen  oon  bortbet  CrbenSmänner  na(b 
9b>m  nnb  Sloroi),  mo  ^  ft^  angebgcnütib  um 
boft  debortsbana  bed  IjlL  $t)Uippit5  SenitiiiS  er- 
tunbigto.  ^Ecitbcn  bot  fU^  i^  €piir  verloren; 
maliridieinlij!^  ftnb  iommtiic^  SHeboloffungen  in 
bcs  ftcb  mi£^trtclalbal  Stumm  unb  Serfol« 
gun jcn  in  @zm^t  gegsncieH.    Sä  VHf^onare 
fx.d  ito4l  |n  »Rua  P.  ^omioiaiS  gabri  unb 
P.  ecncccaf  i^m.  wdijt  Sn^ongl  bcA  18.  Sabr« 
bar.>K^  iB  i^Miica.  P.  flnc^dul  SIIi|nnnbi  imb 
P.  ö:n?:^=:::l.  cvJbe  in  ttfiifa  bes  (Stauben 
tvttTcöccc.  —  ^cd  £r.n>.V.T3b  cnbli^  lamm 
^:<  g<it  «:a  «rCirrTihÄra  ^eacent)  bimb  &ie 
»ci  bKLvr:  e-r^ft  ^szrisTiä  siö  Uguccio  iowie 
^sri  >s  ^^  V-:  -- r-s  ix-ma*    tsilb  fbl^ct 
n^  tcu  %r.:x  Tirr  "yr  ^iiirü^^zz^m ,  ooa 


mx  tiAJ^  '„v,.  c5v  il.S::v'x    ^  v-i  y-X'C  ^x 


icSf«^:^     t'mir'Csrj:. 


1171 


209 


@ert)iten. 


210 


ettomteB  i486,  atorieniVd  Bei  €d^dnt(al 
(Sofern)  i486,  (germerSl^eim  (Sofern)  i486, 
Slabehirg  (Sad^fen)  unb  (Srogenl^im  (Sod^fen) 
1318.  S)a  biefe  ffI5[ter  faß  aQe  \\6)  in  benieni- 
gm  S&nbem  befonben,  in  benen  bie  ^Sleforma- 
tton"  am  ärgjien  l^udte,  ifi  e3  fein  äBunber,  ba| 
fte  fSmmtlid^  untergingen.  3tn  3. 1548  erfd^ei« 
«n  bie  beutfd^en  ^eroiten  beim  ©enerolcopitel 
noc^  Dertreten,  aber  1586  xoax  in  2)eutjc^Ianb 
naä^  ben  OrbenSannalen  .agerservitanus  ex- 
siceatiiB".  Sod^  ber  ^err  forgte  für  bie  SBieber- 
bekbung  bed  OrbenS  in  3)eutf(|lanb.  2)ie  SBitttoe 
bcS  Srs^ogS  gerbinonb  t)on  2:iroI,  Snna  Ratfyi^ 
rina,  tDurbe  in  3nn§brud  gelegentlich  ber  2)urd^- 
reife  bed  P.  t^elini  ton  Sremona  mit  bem  Orben 
bcfannt  unb  befd^Iü|,  benfelben  in  Seutfc^Ionb 
iDieber  einzuführen,  unb  jtDar  §unäd^ft  ben  meib- 
lid^  3meig  bkfelben  in  einem  S)op))eIflofter  gu 
3nn§bnul,  melc^ed  fomol^I  bie  eigentlid^en  @er- 
mtinnen  (fogen.  DerfperrteS  jflofter)  aI3  aud^  bie 
Sertiorierinnen  ({ogen.  9legcl^au§)  aufnal^m;  fte 
klbft  mit  il^rer  XodE|ter  SJ^aria  trat  in  bad  fflo» 
fter  ein.  9Ia(^bem  i)^  tBeit^tooter,  ber  ffopu- 
)iner  9ticoIau8  Sard^i,  mit  ^äpftlic^er  S)iSpenfe 
1611  5u  ben  @ert)iten  übergetreten  mar,  legte 
jie  1614  in  genannter  @tabt  aud^  ben  @runb 
)u  einem  9Rannerf(ofter  beS  OrbenS;  baSfclbe  be- 
jogen  }una(^)t  fünf  $nefter  unb  brei  trüber  auS 
ber  ^roDing  3Rantua,  bie  aber  balb  auf  SEBunfd^ 
ber  Sr^l^r^ogin  Don  brei  $rieftem  unb  einem 
Sruber  ber  ftrengen  Obferüan^  bed  SJlonte  @e« 
norio  abgelöst  mürben,  Sa  biefe  bie  neue  9lieber> 
I^^ifung  größtenteils  nad^  ben  Statuten  il^reS 
WutterflofterS  regelten,  entftanb  bie  nod^  l^eute  be- 
fte^nbe  SSerldtiieben^it  im  ^eußern  jmijd^en  ben 
italienifdtien  unb  ben  beutjd^en  @ert)iten,  inbcm 
biefe  bell  93art  fte^n  laffen  unb  aud^  einen  etmaS 
Don  ben  erftereit  oerfd^iebenen  ^abit  tragen.  3nt  ä. 
1617  mürben  bie  erften  beut|c^en  Ü^oöijen  ein« 
gefleibet,  unb  1621  erhielten  bie  @ert)itcn  fd^on 
bie  erfte  f^iliale  am  SBallfa^rtSorte  SBalbraft ;  im 
3. 1626  rid^tete  aud^  ^pft  Urban  VIU.  an  ßai- 
fer  t^erbinanb  IL  ein  Schreiben,  morin  er  i^n  gur 
Sßiebereinf  Urning  bcS  einft  inS)eutfd^Ianb  blül^en- 
ben  OrbenS  ermunterte.  S)ie  Sfolge  boüon  mar 
bie  erridt)tung  beS  filofterS  @t.  Onic^ael  in  $rag 
(1627).  SBeitem  3umad^  erhielten  bie  bereits 
1635  als  eigene  $rot)ing  erfldrten  beutfd^en  @er> 
otten  burd^  bie  filöfter  ju  £uggau  (ftämt^en)  1 635, 
auf  bem  jlreu^berge  bei  SBonn  1637,  ju  SQßien 
1639,  gu  Sto^ing  (Ungarn)  1644,  ju  Sangegg 
1644,  au  @d)önbü^I  1669  (beibe  in  !)aeberö|ter- 
rei4).  S^nen  fc^Ioß  fic!^  nod^  eine  [tattlic^eSteil^eüon 
92ieberlafiungen  in  ben  öfteneid^iid^en  Säubern  an, 
fo  baß  ftd^  aus  ber  @aat  ber  frommen  gürflin 
am  Snbe  beS  18.  Sa^r^unbertS  mieber  gegen 
30  SerDitenflöjter  bicSfeitS  ber  ^Ipm  enüotcfelt 
^en.  Sie  neu  entfte^nben  j^lofterftürme  Der» 
ni^fteten  jebod^  mieber  Diele  berfelben ;  l^eute  be« 
fte^n  nur  nod^  gmei  ^rooinjen,  nömlid^  bie  ttro« 
li)(|e  unb  bie  dfterreid(|if(^«ungan)(^e,  mit  filöftern 


}u  ännSbrudt,  SSktlbrafi,  IBoIberS,  SRattenberg, 
SBeißenftein ,  fiuggau,  ftötfd^ad^,  gro^nleiten, 
@ra^en;  SBien,  @utenftein.  Sangegg,  @d^ön* 
bül^I,  Scutenborf,  $eft,  griau,  gorc^tenau.  — 
2)er  @ert)itenorben  fd^enfte  ber  ffird^e  10  ^ei« 
lige,  eine  große  3^^!  t)on  Seligen,  14  Sarbi- 
nöle,  jal^Ireid^e  grjbifd^öfe  unb  Sijd^öfe.  SKand^er 
ber  bemütl^igen  Siener  QRariä  b(it  l^ol^  ffird^en« 
mürben  abgelehnt.  Ser  Orben  erbeut  ftd^  be^ 
Sefi^eS  Dieler  SBaSfa^rtSorte,  unb  P.  ftarl  Dom 
bl.  SlloiS  fonnte  in  ber  1.  5lufl.  beS  »irc^enleji- 
f onS  X,  98  mit  SRec^t  fd^reiben,  ber  ©eroitenorben 
^abe  ftd^  mit  einem  ©iegeSfluge  über  gan^e  Sänber 
ausgebreitet  unb  in  Dielen  SRiUionen  Üßenfd^en 
bie  Ißere^rung  gegen  bie  @otteSmutter  ermedK  ober 
bod^  neu  belebt. 

©er  meiblic^e  Smeig  beS  ©erDitenorbenS,  bie 
©eroitinnen,  aerföflt  in  jmei  ©attungen^ 
nömlid^  in  bie  eigentlichen  ©erDitinnen  bcS  2.  Or» 
benS  unb  bie  fogen.  SRantellatinnen  ober  ©er« 
Ditcn»3:ertiarierinnen.  ®er  Urfprung  ber  erfteren 
mirb  l^crgeleitet  Don  jmei  löüßcrinnen,  Helena  unb 
t^lora,  meldte  Dom  ffi.  $]^ilippuS  IBenitiuS  für) 
Dor  feinem  ^obe  befe^rt  mürben  unb  ftd^  bann  im 
äSereine  mit  ©leid^gejinnten  in  ber  9lä]^e  Don  Sobi 
)u  einer  flöfterlid^cn  92ieberlaffung  na^  ber  Siegel 
ber  ©erDiten  entfd^lo|)en.  93alb  entftanben  aud^ 
öl^nlid^e  ^Inftalten  in  anberen  ©tobten,  befonberS 
in  ©poleto,  mo  man  1581  gegen  100  9tonnen 
Söl^ltc.  ^eute  gibt  eS  372itglieber  beS  2.  OrbenS  ber 
©erDitinnen  nod^  ^u  Sobi,  ^erugia,  SDbnted^io, 
9lScoli  ^iceno,  Wonburia,  «eoagna  (©poleto), 
©.  ^ngelo  in  93abo,  Senebig;  ©a^agun  unb  3Ja- 
Icncio  in  ©panien,  Sognor  in  Snglanb,  ^rco  in 
©übtirol,  TOünc^en  (Öerjogjpitolj ,  meldte,  mit 
^uSnal^me  einiger  §äujcr,  in  benen  bie  S^it- 
Der^ältniffe  i^nen  anä)  Untcrrid^t  aujbrängtcn, 
ein  rein  befd^aulid^eS  Seben  füj^ren.  —  Ser  anbcre 
Smeig  ber  ©erDitinnen,  in  Italien  SRantcEatinncn 
genannt,  Derbanft  feinen  Ur jprung  ber  bl.  Suliana 
gfalconieri  (f.  b.  3lrt.),  meldte  1284  baS  fflcib  beS 
3.  OrbenS  Dom  1^1.  $^ilippuS  SenitiuS  erl^ielt ; 
bod^  fmb  ©puren  eineS  fold^en  3.  OrbenS  fdjon 
1255  unb  1279  erfid^tlic^.  Sie  Verbreitung  bicfer 
©erDitinnen  mar  bcfonberS  in  Stalien  äiemlic^ 
ftarf;  in  Seutfd^lanb  bcfaßen  fie  in  flöln,  ?ln- 
bemad^  unb  Sinj  am  Kb^iu  §aufer.  ©ie  befcf)äf» 
tigten  fid^  Dielfa^  aud^  mit  @r5ie^ung  unb  Werfen 
ber  d^rifllid^cn  SJod^ftenliebe.  §eute  fiuben  fid^ 
filöfter  berfelben  in  Siom,  in  Sloreng  (2),  Succa, 
Siaraggio,  ©.  $ietro  ^gliana,  $c]aro,  GreDal» 
care  bei  iöologna,  ©olujjo,  @a^ta,  SiDorno  unb 
außerhalb  StalienS  5u  Se  Siaincp  bei  ^^JariS,  ßuDeS 
bei  Glermont,  Sonbon,  ^runbel  (gnglanb),  TOa- 
brib,  ü)iontreal  (ßnnaba),  ©ro^en  (lÖöl^men),  im 
©anjen  gegen  40  ßlöftcr. 

gnblid^  baben  bie  ©erDiten  mie  bie  meiften 
mittelalterlichen  Orben  einen  brüten  Orben 
für  SBeltleute,  meiere  bem  1.  ober  2.  Orben 
nid^t  beitreten  fonnen,  ober  bod^,  enge  bamit  Der* 
bunben,  ber  ©d^merjenSmutter  il^re  befonbere 


211 


Servitia  communia,  i^^^liuta  —  ©efac 


212 


Scrcl^rung  roibmen  ttoBen.  ©ein  Utfprunfl  gcl&t 
ouf  bic  3eiten  ber  ^eiligen  DrbenSftiftct  jurüd. 
©ie  erftcn  anfange  pnben  fid^  gu  Perugia  1255. 
S)er  1^1.  pUippuS  IBenitiuS  unb  bie  1^1.  Suliana 
gfalconieri  organifirtcn  i^in,  $(H)ft  aWartin  V. 
ertl^eUte  il^m  bie  fBeftatigung;  Seo  XIII.  ntobi- 
ficirte  benf  eI6en  öldnlid^  bem  8.  Orben  bed  ^I.  gtan- 
ciScud.  <£r  ift  befonbetS  in  Stolien,  fperiell  in 
Orten,  »o  ©eröitenflöper  fmb,  ftarf  öerbreitct 
unb  aäl^It  a\xä^  geiftlid^e  ^erfönlid^feiten  (Sifd^öfe 
unb  g^orbinäle)  unter  {einen  SDtitgliebem.  3n 
Bpanim  unb  ilmtrSa,  befonberS  in  9ßesico,  too 
baS  93oIf  iämfyx\xpt  }u  bett  ©d^merjen  SRariä  eine 
gro^e  Sere^rung  trägt,  blül^t  ber  8.  Orben  ber 
©eroiten  fe^r.  Ueber  bie  bem  Orben  eigenll^üm- 
lid^e  Sruberfd^Qft,  baS  gfeft  unb  bad  ©copulier 
t>on  ben  fteben  ©d^merjen  ^Roriö  f.  b.  9lrtt.  9ru- 
berf(^aftcn,  aKaricnfefte  Vm,  819  f.  unb  ©coj)u- 
lier.  (SSgl.  Annales  Ord.  Serv.  B.  M.  V.  auc- 
tore  P.  Arch.  Gianio,  2.  ed.  cur.  P.  AL  Garbio, 
Lucae  1719—1721;  oont.  a  P.  Plac.  Bon- 
frizzerio,  ib.  1725,  8  tom.;  Soulier,  Vita  di 
8.  Filippo  Benizi,  Borna  1885;  @))örr,  Sebend- 
bilber  auS  bem  ©erDttenorben,  3nnSbrud  1892 
bis  1895,  4  93be.  Serfd^iebene  Catalogi  Ord. 
8erv.  B.  M.  V.  fmb  in  ben  legten  Sol&rje^nten  ju- 
gleid^  mit  t)ielen  l^iftor.  Ütoti^en,  Urfunben  ic.  I^er* 
ausgegeben worben.)    [©en-fflla^r O.S.B.M.V.] 

Serritia  commimia,  minuta,  f.  abgaben 
I,  76  unb  ffan^Ieitosen. 

Servus  Del  be}eid^net  1.  bei  alten  ffird^en- 
fd^riftftellem,  in  SoncilSacten  u.  bgl.  einen  SIerifer 
().  SB.  Conc.  Germ.  a.  742,  can.  2)  ober  einen 
!Dtönd^ ;  namentlich  in  festerer  SBebeutung  ifl  eS 
gerabeju  tt^pifd^er  IRome  (Dgl.  b.  Strt.  Servus  ser- 
vorum  Del),  in  bem  baS  SRönd^Sleben  alS  baS 
3beal  ber  servitus  Dei  (Sccli.  2, 1  ff.)  erfd^eint. 
(93gl.  Du  Gange,  Gloss.  s.  v.)  —  2.  in  ber  rd- 
mifc^en  Surialjprad^e  eine  ^erfon,  meldte  im  ®e* 
rud^e  ber  ^eiligfeit  geftorben  ift  unb  gu  bereu 
93eatificatian  bie  einleitenben  ©d^iritte  gefd^e^en 
finb  be^m.  gefd^el^en  foSen.  Servus  (Ancilla) 
Dei  mirb  eine  f old^e  $erfon  fo  lange  genannt,  bis 
baS  SeftätigungSbeaet  über  ben  t)on  il^r  emid^ten 
eminenten  Xugenbgrab  Dorliegt  ({.  b.  9rt.  Sea- 
tification  U,  145  ff.)  unb  bamit  ber  93etreffenbe 
als  Yenerabilis  erHart  ift.  OBgL  Bened.  XIV. 
De  servorum  Dei  beatif.  1,  87;  93angen,  Sie 
röm.  gurie,  SWünfter  1854, 215  ff.)     [%,  gffer.] 

$enm$  Pei,  9lame  eines  nid^t  tDeiter  befann- 
ten  Sifc^ofS,  ber  um  407  ein  99ud^  gegen  bie 
SReinung  berj[enigen  fd^rieb,  meiere  behaupteten, 
ß^riftuS  l^abe  ntd^t  Dor,  n)o]^(  aber  nad^  feiner 
^immelfal^rt  mit  leiblid^en  Sugen  ben  SBater  ge- 
^^en.  SS  mar  bie^  eine  Sinfc^rönfung  ber  Dom 
^l  StuguftinuS  (Ep.  92  [ad  Italic.])  auf gefteHten 
Seigre,  ba^  fein  leiblid^eS  9uge,  aud(|  baS  Sl^fti 
tixäfi,  im  ©taube  fei,  baS  göttlid^e  2Befen  an  ftd^ 
gu  feigen  (ogl  b.  9rt.  9nfd^auung  ®otteS).  SDie 
(verloren  gegangene)  ©d(irift  beS  ©erouS  S)ei  fud^te 
bagegen  auS  SBibelfteÜen  unb  Semunftgrünben  I 


nad^iutoeifen,  bagei^iflus  feitfeineremt)fSnQni( 
infolge  ber  ]^9))of}atif(^en  Union  ben  Sater  unb 
ben  ^eiligen  ®eift  mit  leiblid^en  Slugm  geflaut 
l^abe.  (IBgl.  Gennadius,  De  Script  eccLc.87; 
Tülemont,  Mfyn.  XIU,  Paris  1710, 408. 603  s. 
861.)  [@amSO.aB.] 

Servus  servonun  Dei,  ein  Xitel,  toel^en 
bie  köpfte  jld^  f elbft  in  feierlid^en  9uäfertigungen 
beilegen,  foU  nad^  So^anneS  2)iaconuS  (f.  b.  Sri. 
n.  2)  }uerft  bon  -©regor  bem  ®ro^en  ongetoenbet 
tDorben  fein,  unb  gmar  mit  IRädftd^t  auf  btt  @elbft" 
äberl^ebung  beS  93ifd^ofS  So^onneS  üon  Sonftan« 
tino))eI,  ber  fid^  episcopus  universalis  nannte 
(f.  Migne,  PP.  lat.  LXXV,  87).  S)em  gegen- 
über mürbe  aber  mit  Siedet  in  neuerer  3eit  geltenb 
gemad^t,  ba^  ber  Xitel  ft^on  im  9pril  591  ju 
älnfang  eineS  Srief eS  @regorS  an  Stfc^of  Seonber 
Dorfommt,  mäl^renb  ber  $a))ft  erfi  595  ben  ffampf 
gegen  bie  9lnma^ung  beS  ^atriard^i  t)on  Son« 
ftantinopel  begann.  9m  nä^ften  liegt  be^^Ib  bie 
Slnnal^me,  ba|  ®regor  einfad^  bem  Seifpiele  an« 
berer  Sifd^bfe  folgte,  meldte  ftd^  auS  S)emutl^  bie« 
felbe  ober  eine  ö^nlid^  %e)eid^nung  beilegten,  mie 
ftd^  benn }.  9.  ber  bon  (Sregor  ]^od^t>ere]^rte  ^l  9u- 
guftinuS  Servus  servorum  Cluisti  genannt  l^attc 
(Epist.  217  [aUas  107],  bei  Migne,  PP.  lat. 
XXXm,  978)  unb  aud^  nad^  ®regor  nid^t  nur  bi( 
lßä))fte,  fonbem  aud^  Sifc^öfe  j[ene  ©elbftbe^eid^* 
nung  gebraud^en ;  oft  nennt  ftq  fo  beifptelSmeif i 
ber  1^1.  »onifaHuS  in  feinen  Briefen  (Ja£fe,  Bibl 
rer.  Germ,  in,  Mon.  Mog. ,  BeroL  1866 
157. 177. 179. 180. 183)  unb  nod&  im  3- 112! 
ber  Sr}bifd^of  bon  Kobenna  (Muratori,  Antiqc 
ital.  V,  Mediol.  1741,  177).  eine  anberc  3)eii 
tung  beS  XitelS  berfud^t  iß.  dmalb,  einer  ber  iQt\ 
auSgeber  beS  Begistrum  Gregorii  I  papae  (Moi 
Germ.  bist.  Epist.  I).  dt  mad)t  im  „9Uu( 
9lrd^ib  für  öltere  beutfd^e  ®ef(^id^tSIunbe''  11 
[1878],  545  barauf  aufmerffam,  bag  ®tcgi 
nid^t  erft  im  3. 591,  fonbem  f(^on  in  einer  @d^ti 
fungSurfunbe  bom  Sa^re  587,  als  er  nod^  ^laci 
mar,  fid^  Servus  servorum  Dei  genannt  ^ab 
ba  nun  Servus  Dei  (f.  b.  Sri)  ein  „t^pifd 
IRame  beS  aRönd^S"  mar,  glaubt  ßmolb  ^nx  Q 
Horung  beS  XitelS  auf  bie  Sejiel^ungen  ®regc 
gum  9)tönd^Smefen  bermeifen  ju  foHen.  SBie  b 
aud^  fei,  jiebenfaUS  mürbe  fpäter  ber  Xitel  ein  ) 
köpften  fo  mefent(id^  angel^5renber,  bo^  eine  %u 
morin  biefer  %(uSbrud(  feblt,  für  unäci^t  ge^al 
mirb  (^^impS,  ftird^enrcd^t  V,  608).  0ßQl,  t\ 
®rifar,  in  b.  [SnnSbr.]  3eitfdjr.  f.  tatt)oU  %l^ 
IV  [1880],  475.)  [©d^röbl. 

^tfac  (pvy),  im  %  %.  ein  Sßl^arao  t>on  ^cg 
ten,3umeld^emfi(^3eroboambor©alomonf!üd; 
(8  ftön.  11, 40)  unb  bei  bem  er  bis  ju  @aIom 
Xobe  blieb.  3m  fünften  SlegierungSia^rt  9tobo< 
untemal^m  ©efac  mit  einem  unge^ureti  ^i 
iebenfallS  infolge  ber  burc^  Seroboam  ben>tx 
93er]^ältnif|e,  einen  ffriegSgug  gegen  Stoboont 
3uba,  eroberte  beffen  geftungen,  na^m  2t 
falem  unb  führte  bie  ®oIbf(i^ä^  ©alontond 


2ia 


6cti  —  ©eton. 


214 


W  CA  l»n.  14,  25. 26.  2  ?por.  12,  2ff.).  6r 
Mr  bei  rtiic  ftfinlg  ber  XXH  2)i^nafHe  unb  ffi^tte 
ta  ScgiinFicn  bcn  Jtatntn  ©(^efc^onf.  S)a  feine 
timdni  fqt  gong  gu  ®runbe  gegangen  finb,  fo 
9  Ali  rin^mif«^  gefc^riebenen  Duellen  über 
In  flncg|}tig  tuk!^  3uba  nid^tö  )u  entnehmen. 
im  XfiRpd  |u  J^omof  {ebod^  }etgt  ein  groged 
Sbfkf ,  Die  Umon  unb  bie  @tabtgöttin  oon  X^eben 
Hefca  ^fUforoü  156  Oertlid^ireiten  in  il^ren  9{o- 
nraxingm  aI9  untertootfene  jufü^ten;  barunter 
ft  oiii^  rint  ^enge  befonnter  9iamen  aud  ^lä« 
rma«  nnb  loir  erhalten  fo  einen  monumentalen 
»eoei4  bafür,  ba|  ber  biblifd^e  Sendet  ^iftorifd^e 
SkBbitKÜ  entölt.  (Sgl.  SEBiebemann,  ^egppt. 
Sciifttibte  n,  ®ot^a  1884, 548  u.  @tM)pI.  [1888] 
63;  i:^.,  ®ef(^i4te  oon  Slt-^egQpten,  Salm  u. 
Stattgoit  1891 ,  151 .)  [J?ouIen.] 

$ci(  (^«X  im  9L  X.  ber  britte  @ol[|n  9lbam8 
mib  SBcIn  ton  (Enod.  S>er  @inn  feines  ^Ramend 
t9  «Sxfe^cr',  toeil  er  feinen  SItem  ben  Don  itain 
tiigblelini  Sbel  erfej^n  mu|te.  Sem  entfpred(|enb 
im  er  aod)  in  bie  gotteSfür^tiae  ©eftnnung  Slbetö 
flu  unb  Dcrrrbte  biefclbe  ouf  feinen  @o^n  SnoS, 
wdä^  iuer^  öffentlid^e,  gemeinfame  Anrufung 
^ttiS^  mefleic^  bei  einer  ecolesia  pressa,  ein- 
fubdc  Sie  Tidmlid^  ©eftnnung  erl^ielt  ftd^  bei 
bn  Setzten,  fo  ba|  btefelben  aud^  fd^Ie^tl^in 
.ßotiedfinbfr'  im  ®egenfa^e  gu  ben  nur  nac^ 
9lczff(Ui<l^  fhebenben  ffaimten,  ben  ^ÜRenfd^en- 
hobeni*«  genannt  metben  fonnten.  (Sgl.  ®en. 
4,  25  f.i  5^  8.  6.  1  ^r.  1,  1.)       [ftaulen.] 

Set^Umet  (€et^iten),  eine  gnoftifd^e,  ben 

Cptntrn  (f.  b.  Sri)  oemxmbte  @ecte,  meldte  brei 

^^nadpten :  oben  baS  fiid^t,  unten  bie  gfinftenü^ 

sab  als  Smnittlung  }tt>ifd^en  betben  bie  bemegte 

XBft,  annagln.    9u8  ber  Xl^ötigfeit  unb  Ser« 

mf^^mg  ber  brei  Elemente  liefen  fte  ein  brei- 

^ihA  Oefd^Ied^t  üon  SRenfd^en  entfiel^en:   bie 

C^lifd^  btt  ^fqd^tfd^en  unb  bie  !ßneumatifd^en. 

£am,  tUfd  unb  @et^  finb  bie  brei  StammDäter 

biekr  teei  ®ef<^Ied^ter.  SBril  biefe  ©noftifer  ftd^ 

|tI69  mturlic!^  als  bie  $neumotifd^en  erflörten, 

Y^m  fte  €ct^ianer  nad^  il^em  Stammvater  6et( 

vnb  läuten  ftc!^,  unter  bem  befonbem  @d^u^  ber 

knnmlH^^  €o^^ia  ju  ftel^en,  meldte  ben  @et]^ 

9£b9Tcn  ^attt  unb  fomit  eigentlid^  il^re  l^immlifd^e 

"üRutBtr  tDar«    Vüt  ^eiligen  unb  ^ommen  beS 

titen  Siinbed  tooren  @et^taner;  in  ber  $erfon 

3^  iixi^  beS  erlöferS  enbltc^  ifi  @et^  tt)ieber 

caf  wunbeibare  SBeife  in  bie  äBelt  gefd^idCt  to)or- 

UtL,  um  ben  Seinen  }u  l^etfen.  ©enauered  über 

Secte  ftnbet  man  bei  ^ippolQt  (Philosophu- 

5, 19—22)  unb  bei  S))i)}^aniu§  (Haeres. 

39).  2^e  ^0^  Setel^rung  gegen  il^en  angeblid^en 

^tsaanoatcr  mad^t  ed  begreif lid^,  ba^  bie  @etl^ia« 

ns  n^  aui!^  bed  99efl)^  Don  @d^riftm  bedfelben 

dbmlni  QL  b.  9rt.   %lt)ocr9p](|en-£iteratur  I, 

1^064).  [Seüler.] 

$ctt«  (ewiX  in  ber  Sßulgata  bed  91.  %.  bei- 
HNrfloifr  (ebräifd^  fßlurol  Don  nw,  ^^fa^ie". 
tiä  &aü  fie^  (tg.  25—88  unb  2)eut  10,  3 


ou^fd^Iieglid^  in  ber  SSerbinbung  ligna  eetim  bei 
C>enid^tung  unb  «uSftattung  ber  ©tiftsptte.  3m 
^[ebräijc^en  Sejt  ftcj^t  ctar,  immer  mit  bem  9lr- 
tifel,  aud^  ald  abfurjung  Don  ft«?"  ^a«  (abel- 
satim;  9lum.  88,  49)  5ur  Sejeic^nung  einer 
®egenb  in  ber  moabitifd^en  €bene;  au^  bie^ 
l^ot  bie  SBuIgata  beibehalten,  fo  ba|  Setim  an 
Dier  ©teilen  (Kum.  25,  1.  3of.  2,  1;  8,  1. 
aKid^.  6, 5)  bie  betr.  Oerrtid^feit,  bie  „^Wagicnau" 
bebeutet.  [ffaulen.] 

$efon,  eiifa,  SonDertitin  unb  ©tifterin 
einer  Kongregation,  ber  „löd^ter  ber  d^riftlid^en 
Siebe''  in  ben  bereinigten  ©taaten,  tourbe  )u 
9iem  ^orf  am  28.  Sluguft  1774  geboren  unb  er« 
l^ielt  Don  il^ren  Sltem,  Slid^orb  Sohlet)  unb  ffatl^- 
rina  gl^arleton,  eine  ftreng  ))roteftanttfd^e  Sr« 
giel^ung.  ©leid^mol^I  befunbete  fte  fd^on  al§  JKnb 
eine  auSgeprögteSSorliebe  für  fat^olif^e  @ebrftud^e 
unb  Sinrid^tungen.  Sm  gfru^jal^re  1794  Der- 
möl^Ite  fte  ftd^  in  ^m  ^or!  mit  bem  reid^en  jfauf« 
monne  SBilUam  SRagen  ©eton,  mcld^em  fte  füttf 
ffinber  fd^enfte.  93alb  na^m  fte  ®ott  in  bie  ©(^ule 
ber  Prüfung,  ba  il^r  ©emal^I  einen  großen  Xfytil 
feines  Vermögens  burd^  ^anbelSfrifen  einbüßte 
unb  au^erbem  Don  einer  fd^Ieid^enben  Jhanf^eit 
befoUen  mürbe,  gu  beren  l^eilung  bie  SIergte  eine 
Steife  nad^  Stalien  anorbneten.  ©eine  gfrau  be« 
gleitete  i|^n  nad^  XoScana,  mo  fie  il^n  1803  burd^ 
einen  frül^en  £ob  Derlor.  2)er  reiche  liDomeftfd^e 
ffauf^err,  meld^er  ben  ^anbel  ZoScana'S  mit 
Slmerifa  faft  aitdfd^Uepd^  bebenfd^te,  orbnete  bie 
geitlid^en  aSerl^öItniffe  ber  SBittme,  führte  fte  aber 
aud^  gugleid^  in  ba§  IBerftönbni^  ber  fatl^olifd^en 
Sleligion  ein,  für  beren  £e^ren  Slifa  ein  fteigenbed 
Sntereffe  an  ben  Zag  legte.  9}ad^  ^Imerifa  gurüd- 
gele^rt  (1804),  fe^te  fte  il^re  ^orfd^ungen  nad^ 
ber  maleren  SReltgion  fort,  Derfiel  aber  balb  einer 
gdngltd^en  Zroft-  unb  SRutl^Iofigfeit.  2)a  Deran« 
lagte  bie  Seetüre  einer  Untermetf  ung  SBourbaloue'S 
über  baS  SSerbalten  ber  brei  SBeifen  bed  SRorgen- 
lanbeS  gur  S^^,  olS  ber  ©tem  il^ren  klugen  ent- 
fd^munben  mar,  Slifa,  mit  bem  .SBifd^of  SarroS 
Don  iBaltimore  unb  bem  $riefter  (nad^maligen 
99ifd|of)  be  &^tt>ttn§i  in  93erbinbung  gu  treten. 
S)iefe  a))oftoU)^en  ÜRftnner  gerftreuten  i|re  Ie|ten 
3meifcl,  worauf  fie  am  14.  TOärg  1805  in  Siett) 
^or(  baS  fatl^olifd^e  ©laubenSbetenntntB  ablegte. 
$a  fte  megen  biefed  ©d^ritteS  Don  il^ren  93er- 
manbten  gurücfgefto^en  mürbe,  übemal^m  fte,  um 
bie  ndt^igen  9)UtteI  gu  i^rem  t^ortfommen  gu  ge« 
minnen,  in  91em  ^orl  bie  Seauffid^tigung  Don 
©ddultinbem.  iBon  ba  gog  fie  1808  nac^  ^ar^« 
lanb,  mo  fie  1809  mit  Senel^migung  beS  Srg- 
bi(d(|ofä  Sarrott  gu  (SmmettSburg  bei  Sialtimore 
eine  @^eno{fenf(^aft  unter  bem  ©d^u^e  bed  l^L  3o- 
fep]^  für  llnterrid[}t  unb  g^aritaS  errichtete.  S3e- 
reits  1810  ertl^etlte  ber  ßrgbijd^of  ber  neuen  Kon- 
gregation bie  Siegeln  ber  Xöd^ter  ber  d^riftlid^en 
Siebe  be§  ffi.  SBinceng  Don  ^aul  (f.  b.  ^rt.  ©c^me« 
ftem,  93arm^ergige,  n.  1),  jebod^  mit  einigen  ^b- 
Änberungen,  toie  fte  burt^  amerifanifd^e  Serl^iölt- 


215 


©cüennlf^e  ^ropl^etcti  ^  ScüerianuS. 


216 


niffe  geBoten  toorcn.  Untet  eiiJa'S  einfici^tsooflcr 
Seitung  gemonn  bad  Suftitut  einen  ungeahnten 
Sluffd^toung,  fo  bol  bte  ©d^meftem  im  Kriege  bcr 
Union  mit  (Snglanb  (1812—1815)  er^cblic^^e 
2)ien[te  leiften  tonnten  unb  in  ^l^ilobelp^ia  unb 
9{en)  ^orl  bie  Seitung  großer  SBaifenl^öufer  uBet« 
nal^men.  Sie  1817  erfolgte  ftootlid^e  ^netfennung 
fieberte  bem  Snftitute  aud^  feinen  materiellen  93e- 
ftanb.  3um  britten  SRale  1818  burd^  bie  Sßal^I 
ber  ©d^weftcm  jur  oberftcn  SSorfle^erin  berufen, 
ful^rte  eiifa  @eton  i^r  fd^uereS  %mt  bid  1820 
fort,  an  biefem  äal^re  befiel  fte  ein  fd^Ieid^enbeS 
©ied^t^um,  bem  fie  am  4.  Sanuar  1821  in  6m- 
mettsburg  erlag,  ^eute  ift  bie  ®enof[enfd^aft  in 
Dielen  S)i5cefen  ber  Union  verbreitet  unb  jöl^It 
1500  anitgUeber,  loeld^e  in  @d^ulen,  C^of))itäIem 
unb  äBaifen^äufem  il^re  fegenSreid^e  £^tig!eii 
entfalten.  S)ie  bebeutenbe  9lieberlaffung  ber  Son« 
gregation  in  9leh)  $or{  mürbe  mit  ©enel^migung 
giiuS'  IX.  1847  Dom  SRutterl^aufe  losgetrennt 
unb  gu  einer  b»fonbem  ^bt^eilung  erl^oben,  meldte 
l(ieute  850  ÜRttglieber  l^at.  (Sine  anbere  SSergmei- 
gung  entftanb  1859  in  Sflemarf,  ju  bcffen  SWutter- 
|aud  700  @d^meftem  gel^ören.  (93gl.  C^el.  Don 
SarbereQ,  Stifabet)^  Seton  unb  bo§  (Sntftel^en  ber 
latl^ol.  ftird^e  in  ben  SSer.  Staaten,  beutf d^e  Ueberf. 
SRünfter  1873,  2  S^Ie. ;  John  O'Kane  Murray. 
A  populär  History  of  the  Cath.  Church  in  the 
United  States,  New  York  1876;  Thomas 
O'Gorman,  A  History  of  the  Roman  Caiholic 
Church  in  the  United  States.  New  York 
1895;  Hofimann's  Catholic  Directory,  Mil- 
waukee  1895.)  [^.  SBeUedl^eim.] 

^tovxvX^S^t  9t099^e]t,  f.  Samifarben. 

I^moriaiier,  1.  bie  ^nl^änger  bed  Snfratiten 
©eDeruS  (f.  b.  ?lrt  (gnfratiten  IV,  631  f.) ;  2.  bie 
f onft  aud^  ^l^tl^rtolatren  genannten  3Rono))]^Qrtten 
(f.  b.  art.  Vm,  1793),  meldte  bem  «patriard^en 
SeDeruS  Don  Slntiod^ien  (f.  b.  ^rt.)  anl^ingen. 

$e9eria]itt$,  SBif d^of  Don  ®  a  b  a  I  a  bei  Sao- 
bicea  in  Serien  unb  Jtird^enfc^riftfteQer  um  bie 
SBenbe  beS  4.  gal^rl^unbertd,  gel^örte  p  benjenigen 
93ifd^öfen  bed  Orients,  meldte  tl^re  eigene  S)i5cefe 
DerUe^en,  um  in  ber  ^au))t«  unb  Sleftben^ftabt 
Sonftantinopel  il^r  ®Iäd  ju  Derfud^en.  SeoerianS 
^rebigten  fanben  bort  großen  SeifaU  unb  er« 
loarben  i^m  bie  befonbere  ©unft  ber  faiferßd^en 
aßaieftöten.  Sud^  ber  1^(.  e^rt)foftomu3,  bamafö 
ißatriard^  Don  Sonftantinopel,  brad^te  SeDerianuS 
unbebingteS  SSertrauen  entgegen  unb  übertrug  il^m 
fogar,  aI3  er  felbft  im  3.  400  in  fird^Iid^en  9n* 
gelegenl^eiten  nad^  Jtleinafien  reifen  mu|te,  bie 
gürforge  für  bie  @emeinbe  ber  ^auptftobt.  @eDe« 
rionud  l^ingegen  Ue|  nunmel^r  fein  SHittel  un« 
Derfud^t,  um  bod  SSoII  unb  ben  ^of  gegen  g^rQ- 
foftomuS  einzunehmen  unb  für  fid^  ^u  geminnen. 
(Sleid^mol^I  marb  Sil^r^foftomuS  bei  feiner  SRüd- 
lel^r  mit  großem  Subel  emt)fangen,  mdl^renb  @eDe- 
rianuS  balb  nad^l^er  einem  o^gemeinen  @turme 
ber  Sntrüftung  meid^en  unb  6^onftantino))eI  Der» 
laffen  mu^te.   jfaiferin  Subosia  aber  rief  ben 


Sflfii^tKng  alSbalb  toieber  jurudt  unb  hnt^te  aud^ 
eine  getDiffe  ^uSföl^nung  smifd^en  il^m  unb  S^rp- 
foftomuS  JU  Dermitteln  (Soor.  H.  E.  6, 11 ;  So- 
zom.  H.  E.  8,  10;  Dgl.  g.  Submig,  S)er  ^I.  3o- 
l^anneS  Sl^rQfoftomuS  in  feinem  SSerl^öItni^  }unt 
bpsantinifd^en  ^of,  93raun§berg  1888,  51  ff.). 
3n  ber  golge  iebod^  ermied  SeoerianuS  ftd^  al§ 
einen  ber  unDerföl^nlid^ften  unb  }ugleid^  gefolgt« 
lid^ften  geinbe  beji  1^1.  S^rQfo{iomu§.  %uc^  auf 
ber  berüd^tigten  Sid^enf^nobe  bc8  Sa^red  403^ 
meldte  S^r^foftomud  ber  $atriord^enmürbe  Der« 
luftig  erllarte  (Dgl.  b.  Slrt.  3o^.  ßbtQfoftomuS  VI, 
1614),  fpielte  er  eine  StoUc.  Sr  ftarb  (aut  ®en- 
nabiuS  (De  Tir.  ill.  c.  21)  unter  ber  Siegienm^ 
S^coboftuS'  n.  (408—450).  ©ein  fd^riflfteüc- 
rifd^er  92ad^Io^  bebarf  nod^  fel^r  ber  genauem  St« 
forfd^ung.  2)a|  er  eine  nid^t  unbeträd^tlid^e  ^» 
yä^  Don  Schriften,  ^uptföd^Iid^  ^omilien  unb 
SBibelcommentare,  DeröffentUd^t  l^at,  ift  burd^  eine 
Steige  atter  unb  burd^ouS  glaubmürbiger  S^gniffe 
Derbürgt  (Theodoret  Dial.  L II.  III,  beiMigne, 
PP.  gr.  LXXXTTT,  80.  210. 808 ;  Gennad.  Do 
vir.  ill.  c.  21;  Cosmas  Indicopl. ,  Topogr> 
Christ.  1. 7. 10,  bei  Migne  1.  o.  LXXXVHI,  373. 
417  sqq.  u.  f.  m.).  9Iuf  unfere  £age  boben  fid^ 
iebod^,  mie  e8  fd^eint,  nur  ^omilien  @eDeriand 
gerettet.  Siefe  ^omitien  aber  pflegen  in  ben 
|)anbfd^riften  bem  1^1  S^r^fofiomuS  beigelegt  )u 
merbcn  unb  finb  erfl  auf  ®runb  ber  ermahnten 
3eugniffe  uno  innerer  ÜRerfmale  il^rem  magren 
Serfoffer  jurfidauerftotten.  3ur  3eit  laffen  fid^, 
tl^eilS  mit  Sii^erl^eit,  t^eilS  mit  SBa^rfd^inlid^feU, 
folgenbe  ^omUien  als  Sigentl^um  @eDerianS  Be« 
^ei^nen :  Orationes  sex  in  mundi  creationem 
(Migne  L  c.  LVI,  429—500),  Oratio  de  ser- 
pente  quem  Moyses  in  cruce  suspendit  (LVI, 
499 — 516),  In  illud  Abrahae  dictum  Gen. 
24, 2  (LVI,  553—564),  Deficu  arefacta  (LIX» 
585—590),  Contra  Judaeos  (LXI,  793—802; 
Dgl.  LXV,  29  sq.),  De  sigillis  libronim  (LXm, 
531 — 544),  In  Dei  apparitionem  (LXV,  15 
ad  26),  De  pace  (LH,  425—428).  2>ie  le^- 
genannte,  bei  ber  9u§föbnung  SeDerianS  mit  S^rQ* 
foftomuS  im  %  401  gehaltene  ^omilie  De  pace, 
meldte  SRigne  nur  in  lateinifd^er  Ueberfe^ung  unb 
nur  brud^ftüdtoei|e  mittl^eilt,  ift  DoQftänbig  unb 
im  grie^ifd^en  Urtexte  Don  9L  ißapabo))uIoS« 
fterameu9  ('AvdtXexra  {epo^oXufi.i'nx^c  oxa^^uo* 
XoYiacI,  ©t.  «Petersburg  1891, 15—26)  l^erauS- 
gegeben  toorben.  S)er  Sßed^itbarifi  %  9.  %[ud(}er 
$at  fd^on  1827  }U  SSenebig  eine  Sammlung  Don 
15  ^omilien  unter  bem  ütamen  @eDerion8  in  olt- 
armenifd^er  Ueberfe|ung  erfd^einen  laffen  (Seve- 
riani  sive  Seberiani  Gabalorum  episo.  £me* 
sensis  homiliae  nunc  primum  editae,  ex  an- 
tiqua  versione  armena  in  latinum  sermonem 
translatae).  3^ri  ber  Dorbin  genannten  ^o« 
milien ,  In  illud  Abrahae  dictum  Gen.  24,  2 
unb  De  fictt  arefacta,  teuren  in  biefer  @amm- 
Iimg  mieber  (9ir.  7  u.  9lr.  13).  (Sin  Retned  gfrag« 
ment  unter  ©eDerianS  Flamen  ol^e  Ueberfdf)rift 


217 


©cöetln,  ber  1^1 


218 


te  CasUnal  ^fXtta  (Analecta  saora  et  olassioa 
;  AuL  sacr.  T|,  Bomae  1888,  1,  71  sq.)  ge- 
^d  nad^  bet  tßennut^ung  be§  ^erauSgeberd  }u 
ta  in  bm  Parallela  Bupefac^ldina  (Migne 
L  e.  XCn,  5S3)  citirten  ^omilie  SeDerianS 
Centn  ha«reticos.  [Sorben^ener.] 

SfMfls,  ber  H  /  Sif^of  Don Stbln,  xoat  bet 
flo4ffDl0Cf  bed  (hipffiatt^  (f.  b.  art.),  on  beffen 
€txQf  itt  treten  er  nad^  ber  alten  SBiogtopl^e  Don 
dm  §imtf4Kn  9i{(^5fen  für  wütbig  ero^tet  nmrbe. 
-riefe  Siogtnp^ie,  toeld^e  @uriu8  in  üerfüi^ter 
netanrfiettiing  bietet,  finbet  ftd^  Doflftänbig  in  ben 
iüL  SS.  BolL  Oet.  X,  56  sqq.  Sie  bohrt  oud 
htm  10«  ober  11.  3<Ki^^tntbert  unb  berul^t,  roit 
(k  Wbfl  fogt,  niil^  auf  f^rifflid^en  OueOen  älterer 
jeit  fonbetn  auf  munblid^er  Ueberlieferung,  bo 
nfiat  bei  best  einfalle  eined  unglöubtgen  SSoÜed 
(^nmun)  twmic^tet  ober  burd^  gierige  @aibenten 
emiMiibet  »orben.  Uebrigend  toxxb  ber  Zeitige  in 
Stm  flalcmbarien  unb  SRartproIogien,  yotlä^  nod^ 
ben  ecjlfii  3o^rtQufenb  ongel^dren,  audbrücüid^ 
dflfgefn^;  bei  Sßonbelbert  ).  99.  l^ei^t  er  ber 
^^dpaaDol  f^ctltge,  ber  ftral^Ienb  auf  bem  @ip]tl 
UA  erjim  Xtmptl^  l^inabfd^aut  auf  feine  ffolner" 
«ricliery,  ßpicü.  H,  Paris.  1723,  54);  baö 
Ufoaxb^ctie  unb  toS  SugSburger  SRadqroIogium 
eemen  i^n  epiacopue  et  confessor,  ba§  ^in- 
tam*\d^  rinfo^  episcopns.  S)a^  SeDerin  fc^on 
oxf  ber  SUlntz  S^nobe  )um  92ad^foIger  beS  Su- 
^tnM  enoo^ft  toorben,  fd^eint  ber  Siogro))]^  ben 
Gegta  s.  Servsitii  (f.  Mon.  Genn.  bist.  Scriptt. 
XXV,  22)  §u  entnehmen,  »eld^e  er  aud^  für  bie 
SQüt^uiig  aber  ben  ^nneneinfaD  als  Ouelle 
oafttbrt;  birfe  Geüta  ftu^en  fid^  aber  felbji  n)teber 
«af  bie  fielen  bed  jf ölner  Sonci£S,  bie  bamafö  no^ 
E«bl  oenoffentlid^t  »aren.  S^nt  99eU)eife  für  bie 
^Igfrtt  beS  !Bif<^ofd  SeDerinuS  werben  Derfd^ie- 
^eae  (h^Iimgen  beigebracht,  ).  99.  tote  er  auf 
iemem  Xunbgange  $u  ben  ffird^en  ber  @tabt  einen 
l^ebfül^  Sngelgefong  gel^ört  unb  burd^  ben  b^l' 
Lt^n  (IkiH  etfdnnt  ffaU,  ba|  ber  I^L  TOartin  Don 
Sjnai  im  ^Qmn  eüüfi^tafen  fei,  Jobann  teie  er 
^m&  fem  ®c6et  bemirft  ^be,  ba^  oud^  ber  il^ 
te9l«ttnbeflrc^tbtocon(SDergidIu8?)  biefen  €ngel- 
^riong  ^rte.  Offenbar  ift  biefe  Stjä^Iung  faft 
ciillid^  on^  @regor  ton  Xourd  (De  mir.  b.  Mar- 
tini 1. 4)  entnommen,  wo  @eDerin  Goloniensis 
ciTiftatia  epäaeopoa,  vir  honestae  Titae  et  per 
cxmeta  laudabiUs  l^|t.    SRortin  Don  3j)urd 
jaob  401  (nai^  SaroniuS  400).  SBenn  @eDerin 
bxsofl  ttiMb  lebte  unb  jugleid^  mirflid^  ber  un- 
rütelban  Stei^folger  be€  (^^roteS  tüax,  fo  ntu| 
^«e  Sauer  fetned  ^ontificateS  ald  eine  ungett)ö]^n- 
tife  kuige  b^id^net  koerben ;  nad^  Ruberen  (Dgl. 
b  txt  ftfln  Vn,  831)  mare  ber  IBifd^ofSfi^  nac^ 
€xpbti^  mebrert  2K&^ge]()nte  DenoaiSt  geblieben. 
SiiM^bcaf  bie  Siogropb^e  nod^  ö^nlid^e  Segenben 
cfxr  Icn  bL  6e»ertn  mitgetl^It,  melbet  fle  fd^Iieft- 
:df,  ber  f^Sige  fei  tan  Sbenb  feines  SebenS  burd^ 
m  Zxaamq^ii^  gemabnt  morben,  nad^  feiner 
(yinut  Sinbeau(   ga   reifen,  mo  il^m  Sifd^of 


3lmanbu8  mit  (SIeruS  unb  SSoII  feierlid^  entgegen« 
gefommen  fei.  2)ort  l^abe  bann  ber  l^eilige  ®reid 
eine  3cittang  mit  jugenblid^em  fjeuereifer  baS 
9Bort  ®otted  Dedünbet,  Siele  bur^  ^rebigt  unb 
SBunber  befelftrt  unb  fei  bann  pIöJK^  geftorben. 
©eine  Seid^e  l^iabe  man  ju  Sorbeauj  in  ber  ftr^pta 
ber  Äird^e  feierlid^  beigcfejt,  unb  biefe  fei  Don  ®ott 
Diele  Sa^re  lang  burd^  gal^Ireid^ie  SBunber  Derl^en- 
lid^t  morben.  SDiefer  Kad^rid^t  Don  bem  Empfange 
bed  ^eiligen  gu  Sorbeaus  unb  feiner  bortigen 
tDunberDoHen  ffiirffamfeit  liegt  offenbar  eine  Ser- 
med^Iung  beSfelben  mit  einem  anbem  SeDerin  gu 
®runbe,  ber  nad^  ®regor  Don  XourS  Pe  glor. 
conf.  c.  45)  aus  bem  Orient  tarn  unb  Don  bem 
Sifd^of  SimanbuS  gu  Sorbeaus  bie  Sermaltung 
feiner  3)iöccfe  übertragen  erhielt ;  fd^on  bie  SBorte : 
De  partibuB  Orientis  ad  eandem  destinatur 
urbem,  bereifen,  ba^  an  ben  ftölner  Sif d^of  nid^t 

{u  benfen  ift;  aud^  föQt  nad^  ben  3u)ä^en  gu 
Ifuarb  ber  ^efttag  beS  Sorbeau^er  ©eoerin  auf 
ben  21.  October,  loäl^renb  ber  ffölner  am  28.  Oc- 
tober  Dercl^  toirb.  SSßegen  bicfer  Sertoed^SIung 
Italien  SRond^e  bie  »eife  beS  ffölner  Sifd^ofS  in 
feine  f)eimat  Sorbeoui  unb  fein  tSlbleben  bafelbft 
für  eine  pure  ^iction,  aber  mol^I  mit  Unred^t. 
S)enn  bie  3urücfbringung  feiner  ©ebeine  Don 
Sorbeaus  l^öngt  mit  ber  Salamitöt  beS  3tegen« 
mangels  unb  ber  allgemeinen  2)ürre,  für  beren 
^bbilfe  ber  f^eilige  bis  auf  ben  l^eutigen  Sag  alU 
gemein  Derel^rt  mirb,  gu  enge  gufommen,  als  ba^ 
man  aud^  biefe  als  pure  @age  aufgufaffen  befuc^ 
möre.  ^er  Siogropl^  ergä^It  nämlid^,  ba^  bie 
jfölner  aUmöIig  il^rcS  l^eiligen  Sifd^ofS  Derga^en; 
ber  ^unneneinf au  erinnerte  fie  gtt)ar  Dorübergel^etd) 
an  ben  foftboren  @d^a^  feiner  SReltquien,  aber  fo« 
lange  bie  9lotl^  fie  ni^t  gmang,  badeten  fie  nid^t 
baran,  benfelben  gurüdgul^olen.  S)a  brad^  über 
baS  ganje  SiStl^um  eine  faft  breij[ä]^rige  S)ürre 
l^erein.  SEBä^renb  SIeruS  unb  Solf  burd^  Seien 
unb  gfaften  ben  ^immel  um  Stegen  aufleimte,  er- 
l^ielt  ein  ^riefter  burd^  einen  Sngel  bie  ffunbe, 
ba^  bie  2)ürre  eine  Strafe  fei  für  bie  Semad^- 
läfftgung  ibreS  Sifd^ofS  @eDerin,  beffen  ©ebeine 
fte  in  toeiter  gfeme  unbead^tet  liegen  liefen,  ^ati 
befd^Io^  ba^r,  biefe  gurüdEguboIen,  morouf  balb 
nad^l^er  ber  ermünfd^e  Stegen  fid^  einfteüte.  2)ie 
@tabt  Sorbeau;  aber,  bie  fid^  bereits  nad^  bem 
^eiligen  castellum  8.  Severini  benannt  l^atte 
(nod^  b^ute  ]^ei|t  ein  Xl^eil  Saint-Seurin),  mar 
anfangs  nid^t  millig,  ben  el^rmürbigen  @d^a^ 
^erauSgugeben;  erft  nad^  langem  ©treiten  lie^  fte 
^d^  mit  einem  X^eile  beSfelben  abftnben.  ^un 
brad^ten  bieXräger  unter  ^^mnen  unb  Sobgefangen 
bie  ^eiligen  ©ebeine  nad^  fföln,  mo  fte  in  ber 
ffird^e  ber  l^eiligen  ÜRart^rer  SomeliuS  unb  Sq- 
prianuS  unter  großer  Setl^eiltgung  beS  SoIfeS 
beigefe|t  mürben.  2[n  jenem  3abre  erfolgte  eine 
fo  grof e  gfrud^tbarfeit,  ba^  ber  @egen  beS  @d^u^« 
^eiligen  unoerfennbar  mar  unb  eS  fprid^mörtlid^ 
»urbe:  „@t.  ©eDcrin  ift  mieber  gu  ^auS"  ,  ein 
@prid^mort,  meld^eS  $apft  Seo  III.  auf  feiner 


219       ©eöerin,  bet  l&I.,  9lt)oftcI  üon  910^1^^^  _  ©eoerina,  ©anto. 


220 


Steife  }u  Roxi  bem  ®ro|en  nad^  !ßaberbom  (799) 
Dercmlalte^  gegen  feine  fonft  auf  ber  Steife  beob« 
ad^tete  ©eiDO^^eit,  bie  @t.  @et)ering!ird^e  ju  be- 
fudften  (f.  b.  art.  »öln  VII,  826).  SBann  bie 
XtonSlation  ber  ®ebeine  beS  l^L  ©ederin  Don 
Sorbeaus  nad^  fföln  erfolgte,  fielet  urfunblid^ 
nid^t  feft.  Sebenfoüd  toor  ed  lange  oor  ber  S^it 
Seo^ö  in. ;  benn  nad^  ber  SBiograpl^ie  fing  ba- 
matö  ber  Sraud^i  ber  ftölner,  iebe  fßoäft  bie 
©eDerinSfird^e  }u  befud^en,  bereits  an,  inSer- 
geffenj^eit  ju  gerat^en:  aud^  tturbe  bamoIS  fd^on 
bie  ftird^e  nad^  bem  9iamen  bed  1^1.  ©eoerin  ge- 
nannt, obglei^  fie  urjprünglid^  ben  l^eiligen  9Rar« 
tqrem  SomeliuS  unb  SQ))rianu8  getoei^t  mor 
(f.  b.  9rt.  Stöln  YII,  826).  SBenn  nun  ßra- 
bifd^of  aBigfrieb  im  3.  948  berid^tet,  bag  er  auf 
g5ttlid^e  SKal^nung  in  bem  ))om  b^  ©et)erin  er- 
rid^teten  fflofter  ein  Oratorium  gu  beffen  ßbte 
errid^tet  unb  bei  ber  Sintoei^ung  bedfelben  bie 
®ebeine  feineö  b^iligen  93orgänger8  auft  bem 
morfd^  geworbenen  ©greine  l^auggenommen  unb 
in  einen  beffem  Derfd^Ioffen  unb  Derfiegelt  l^be, 
fo  gel^t  barauö  ]^ert)or,  bap  bie  SReßquien  beS^ei« 
iigen  bort  fd^on  mel^rere  Sabr^unberte  Dor  SSig- 
frieb  aufbeteabrt  unb  n)abrf^einltd^  im  6.  3abr- 
bunbert,  too  baS  Sbnftent^um  am  9lieberrbein 
<inen  mad^tigen  Suffd^mung  nabm,  nad^  Pöln 
gunidtgebrad^t  »orben  tooxtxi.  (^gl.  gu  ber  im 
9rt.  fföln  YU,  893  angefubrien  aUgemeinen  Sit. 
nod^  itleinermannS,  Sie  ^eiligen  auf  bembifd^öf- 
lid^en  begU).  ergbifd^öflid^en  ©tu^Ie  t^onjtöln,  Jtöln 
1896,  21  ff.)  [PejfeL] 

^eoeriit,  ber  bL,  Spoflel  DonStoricum, 
f.  ^ttn  n,  98  ff. 

$eoeriitit,  ©anta,  italienifd^e  ©tobt 
unb  SRetro^oIe  in  Solabrien,  auf  einem  pfeifen 
am  redeten  Ufer  beS  92eto,  ift  baS  uralte  Sibe- 
rena  (2ißepT)vi^) ,  oud^  Syberona  ober  Sjpe- 
rona,  eine  ©tobt  ber  Oenotri  in  fBruttium.  Sie 
erbielt  ibren  neuen  9!amen  nad^  ber  ^eiligen  2Nng- 
frau  unb  ÜRartprin  @.  ©eoerina  (t)gl.  AA.  88. 
BoU.  8ept  IV,  2),  loa^rfd^einlid^  im  8.  3abr« 
bunbert  Surd^  t)etfd^iebene  Iriegerifd^e  UeberfäUe, 
eine  fd^redQid^e  ©eud^e  um  1529  unb  ein  nod^ 
fd^redlid^ereS  Srbbeben  im  3. 1787  lam  bie  ©tobt 
febr  berab,  fo  ba^  fte  ^mU  (eine  2000  Cinmobner 
mebr  göblt.  2)ie  Satbebrale  )ur  fjlL  9lnaftajta 
birgt  einen  9rm  biefer  b^iligen  üRart^rin,  ein 
®efd^enl  oon  Stöbert  ®ui8carb.  IBifd^of dft^  mürbe 
©anta  ©eüerina  gur  3(it  ber  gried^ifcben  ^en* 
fd^aft  in  Unteritalien;  ber  erfte  SBifcbof  $etru8 
erfd^eint  um  981.  99alb  bamad^  erbob  ber  ^a« 
triard^  t)on  g^onftantinopel  bie  ©tobt  aud^  gur 
ÜRetropoIe,  benn  in  einer  Sonftitution  beS  $a« 
triard^en  ©ifinniuS  aud  bem  2iabre  997  loirb 
99ifd^of  SaftliuS  oon  ©anta  ©eoerina  Srgbifd^of 
genannt  91IS  Unteritalien  unter  bie  Stormannen« 
berrfd^aft  gefommen  unb  ©anta  ©eoerina  lotei« 
nifd^eS  iBiStbum  gemorben  mar,  mürbe  bie  SRetro- 
|)oUtanmärbe  beSfelben  ntd^t  fofort  anerfannt;  in 
einem  S)ocumente  bed  ^ergogS  Stoger  oom  Sabre 


1096  toirb  ber  erfte  lateinifd^  Oberbirte  @te))ban 
nur  als  SBijddof  aufgefübrt.  S)agegen  bngt  in 
einem  anbem  3)ocumente  beSfelben  |)ergogS  Dom 
äabre  1116  ber  9tad()foIger  ©te)7banS,  eonjlantin, 
ergbifd^of.  SBabrf(beinIi(b  tourbe  auf  SBttten  be» 
genannten  ^ergogS  ©anta  ©eoerina  aud^  Don 
Stom  aus  dS  ^ItttopoU  anerfannt.  S)erfelbtn 
unterftonben  nad^  ber  Notitia  Goelestini  ald 
©uffraganate:  Dioec.£briacenBiB,  TropiensiBv 
Neocastrenais,  nacb  ber  unter  ^obanneS  XXII« 
gefertigten  Kotitia  ober:  EbriacenBis  vel  Um* 
briaticensis,  StrangulensiB  vel  StromensiB 
vel  Insulana,  GeneocaatrenaiB  vel  Grenico- 
castrensis,  OerenttnenBie ,  8.  Leonis.  Stb» 
meicbenb  Don  beiben  Stotitien  fagt  (EanteliuS  (Me- 
trop.  urb.  hiat,  Paris.  1685,  432),  biefe 
!ßroDing,  meldte  fid^  toett  über  (Ealabrien  er« 
ftredte,  bpbe  nad^  bem  Indiculus  Provinciae 
elf  SBiStbümer  umfaßt.  93on  biefen  »urbe  bie 
im  10.  äabrbunbert  errid^tete  Dioeo.  8itamen8ia 
im  12.  äabrbunbert,  nad^bem  bie  ©tobt  ©itamum 
gerftört  mar,  mit  bem  SiStbum  3foIa  Deninigt. 
Wt  bemfelben  SBiStbum  mürbe  gu  gleicber  3eit 
aucb  baS  furg  beftanbene  giorentino  (Florenti- 
nensis)  unirt.  Wkio  unb  ©.  SRarco,  bie  beute 
nod^  unmittelbar  unter  bem  beiligen  ©tuble  fteben^ 
maren  fd^on  bamalS  (na^  ßanteliuS)  immunes, 
©an  fieone,  gmifd^en  Sotrone  unb  Santa  ©eDc« 
rina  gelegen,  beffen  erfter  IBifd^of  SucaS  1349 
ftarb,  mürbe  1571  burcb  $iuSV.  oufgeboben^ 
unb  aSe  Siedete  biefeS  burd^  bie  ©aracenen  ger« 
ftörten  ©i^S  mürben  auf  bie  SRetropoIe  über* 
tragen  (Ughelli,  Italia  sacra  IX,  512  sqq.). 
©0  maren  gur  3eit  beS  (EanteliuS  ber  SRetro* 
pole  ©anta  ©eoerina  nur  mebr  fünf  ©uffragatt« 
ftüble  geblieben  j  baoou  mürbe  Sebaflro  (Bei- 
castrum,  Bellicastrum ,  urfprünglicb  Geneo- 
castrum,  gmifd^en  @anta©eDerina  unb  Satangaro, 
norböftlid^  Don  Ie|terem  gelegen),  beffen  erfter 
SBifcbof  im  3.  1122  genannt  mirb,  1818  ber 
SDletropoIe  incorporirt  (üghelli  IX,  494  sqq. ; 
Moroni,  Diz.  IV,  285).  (Sariati  (Cariatam, 
Chariatom),  beffen  erfter  Sifd^of  ^ßotqcbroniud 
um  1099  erfc^eint,  mar  Don  1342  an  einige  Se« 
cennien  binburd^  mit  ©erengia  unirt  unb  ift  b^ute 
baS  eingige  ©uffraganat  Don  ©anta  ©eoerina 
(üghelli  IX,  498  sqq. ;  Moroni  X,  28).  ©tron- 
goli  (8trongylum) ,  an  ber  ©teBe  beS  alten 
PeteUa  ober  Petilia  erbaut,  erbielt  1178  an 
SRabiuS  feinen  erften  Sifd^of :  im  3. 1818  mürbe 
eS  mit  Sariati  uniri,  mie  auq  (Serengia  unb  Um« 
briatico  (Ughelli  IX,  516 sqq.;  Moroni  LXX« 
200  sgg.).  Se^tereS,  füblidji  Don  Cariati  gelegen, 
bie^  früber  Brystacia  unb  mar  als  93i|d(|ofSfi|( 
Stad^folgerin  beS  alten  i|kibemo  (Patemum),  bon 
wtlfym  man  fd^on  432 — 440  einen  SBifd^of  fennt, 
unb  beffen  SBifd^of  SlbunbonHuS  680  alS  Segat 
beS  $ai)fteS  Ugatbo  gu  Sonftantinopel  fungirte« 
Slad^bem  Sßatemum  bur^  bie  ©aracenen  gerftdrt 
morben,  mürbe  an  feiner  ©teSe  baS  blutige  €iro 
(Crimisia)  erbaut  (Moroni  L,  102).  S)er  erfte 


S21 


€el»erinuS,  $a))fi  —  @et)etu8,  (ßatriard^. 


222 


9iKof  oon  Umbrioiko  toor  (SettoofmB  um  1122 

(Ughim  IT,  525  sqq.;  Moroni  LXXXIU, 

97  agg»),  (Screnjia  ober  Serenja  (Oeruntia,  Ge- 

rafithim),  norbtoefUid^  bon  Sotrone^  ted^tS  am 

:i^.  WB^  dncm  Serge^  »utbe  fc^on  960  6t|  eines 

Siv^ofS^  Um  1342  imimte  fid^  SBifd^f  iRicoIouS 

X«  Crnnja  tmb  (Soriott  unb  eine  QtxÜan^  mar 

wniu  oiu^  €uffraganat  k>on  Stoffono  (Moroni 

H^  9S).    3n  3foIa  (Insnla),  am  Sa))o  bi  da- 

inme,  foböfUi^i  ))on  Santa  Setterina,  etfd^eint 

ter  crfke  laicinifd^  SBifd^of  «rnulf  um  1046. 

ti^  1818  aufge^bene  SiStl^um  mutbe  mit 

(otrosie^  in  bo  Pirc^nproDin)  SReggio  unirt 

^Xr^dtelli  IX  f   505  sqq. ;    Moroni  XXXVI, 

147  «g.).  fyuk  ]^  bie  aRetro))oIe  Santa  @ek)e- 

na^  me  bemrdt,  nur  ben  einzigen  @uffragan- 

ibU  Coriati  unter  {id^.  2)ie  legten  aRetropoItten 

scni:  ^tni^f^ibeltS  ®rifoIia  (frit  1797);  Sal- 

»mc  Oitfria  ^tgnatlaro  (1815—1823),  ber  nod^ 

oKmia  trcmifcrirt  mürbe;   Submig  be  ®aIIo 

0.  Cajk  (1824—1848) ;  ^nibal  Siafael  aßon- 

tddm  a  88.  B.  (1848—1862  [1864?]);  We- 

loaber  bc  SKfio  0.  BS.  B.  (1872—1896).   S)er 

cfsnuDortige  aKetrofioIit  tft  92ic  ^iccirUIi  (feit 

im  30.  Kooember  1896).  Seine  ftird^enproDin) 

ff^mll  fic^  twm  Golf  Don  SquiSace  bis  gum 

äoif  oon  Xorosiio.  2>ie  Sc^biöcefe  umfaßt  14  ©e» 

nöUiKn  ber  ^rotiins  Satanjaro  in  einem  Um- 

^zqr  oon  50  SKtgtien;  in  ben  22  ißfarreien, 

^n  9  in  ber  @tabt  felbft,  ad^It  man  30  524 

ceelm,  oel^e  Mn  87  ^rieftern  {»aftorirt  merben. 

Sd&  <liii<i>nunm  bcd  Gribifd^ofS,  auf  193  ftam- 

sqpilbcn  taj^,  betrögt  4000  S)ucaten.  S)aS 

SOkt^fsakapUtl  W  6  S)ignitaten,  18  Sanoniter 

M^  aabnt  ^^rirfter  unb  SIerifer.  S)aS  Suffra- 

omt  Sariati,  bo8  1 6  (Siemeinben  ber  $rooin}en 

ir^aqa  unb  Sotonjaro  umfa|t,  l^t  133  ^riefter 

oO  tn  23  Pfarreien  38  354  Seelen.    (Sgl. 

«4  C^peUatti,   La  Chiese  dltalia  XXI, 

^miadm  1870«  1^5—251 ;  Game,  8er.  Epp. 

r2L%  [Kel^r.] 

gcaeriwtf»  $at>|}  (638—640),  einSiömer, 

»ozbe  olf  balb    nad^   bem  3;obe  ^onoriuS^  I. 

11^  Cctobct  638)  gemault.    3)ie  (Sonjecration 

ras»  tnbe^  fiber   anbertbalb  3o^e  l^mauSge« 

^^obm  loerben,  meil  burc^  bim  S^artuIariuS  9Rau- 

txzxs  nib  ben  raDennatifd^en  Sjard^en  3faac  in 

Scom  Dnru]^  erregt  mürben  unb  gubem  bie  mono- 

Wctijd)«  ^ngdeenil^ett  eine  Serjögerung  toemr* 

kiu.  2äflmi  nad^  bem  lfitd^enfd^a|e,  belagerte 

!x  ^ab^  638  baS  uon  aßauritiuS  aufgereijte 

tdci)^  f>ccr  ben  Zoloft  (!{hitriard^ium)  beS  fia- 

tnoit  iDd^  l>ergebenS  Uon  SeoerinuS  unb  beffen 

iR^finneai  üertbetbigt  mürbe ;  ber  nod^  9lom  ge- 

fi)ik(i;^ad^  tMcbannte  bann  angefe^ene  Snitglieber 

ts  tbmqd^  SIeruS  unb  bemäd^tigte  ft$  beS 

&ka|eS,  ben  er  jum  %S^\l  bem  ffaifer  ^eracHuS 

t\  &.  «n)  fonbte.  Um  bie  SBefiätigung  ber  $o|)fi- 

»41  pL  erlangen,  ^diidte  ber  SleruS  ®efanbte 

r^  &nfiantino^    S)iefen  erflärte  man  bort, 

cj  Sefiatigung  fei  nur  mdglid^,  toenn  ber  r5mifd|e 


SleruS  bie  im  %  638  erlaffene  (Slt^flS  (f.  b.  Sit 
ajlonot^eleten  YIII,  1802)  beS  ^eracIiuS  unter» 
geid^ne.  SDie  ®efanbten  gingen  fd^einbar  barauf 
ein,  unb  fo  mürbe  SeOerinuS  beftätigt.  9m 
28.  9Rai  640  mürbe  er  confecrirt,  l^atte  aber  baS 
$ontificat  nur  2  3Jlonate  unb  4  Xage  inne,  benn 
er  ftarb  fd^on  am  2.  Suguft.  6r  oerurtl^eUte  in 
einem  S)ecrete  bie  Sftl^efiS  beS  |)eracUu8  unb  ba- 
mit  bie  SRonotl^eteten,  inbem  er  ftd^  gemö^  bet 
IBefd^affenl^ett  ber  p)d  Staturen  aud^  für  gmei 
SBUIen  unb  }mei  SBirhmgStoeifen  in  S^riftuS  er- 
flärte. (Sgl.  Lib.  Pontif.,  ed  DucheBne  I, 
328  sq.;  Jaffe,  Eegest.  Ponidf.  I,  2.  ed., 
227.)  [®amS  0.  8.  B.] 

$eiient$,  rdmifd^er  Aaifer,  f.  Slesanber 
SeoeruS. 

$e9entö,  ^atriard^  oon  Slntiod^ien  unb 
mono))]^9fitifd^er  Ißarteif ü^rer  in  ber  erften  ^älfte 
beS  6.  äal^rl^unbertS^  ftammte  au8  SogopoIiS  in 
^iftbien,  nibmete  fidQ  }u  9l(e|onbrien  unb  )u 
SerQtuS  iuriftifd^en  Stubien,  lebte  bann  langete 
Seit  als  9Rönd^  bei  ßleut^eropolis  in  3ubäa  unb 
begab  üd^  oon  bort  nad^  Sonftantinopel.  Sr  ge> 
mann  oie  ®unft  unb  baS  äJertrouen  beS  mono- 
p^qfttifd^  geflnnten  JtaiferS  SnaftaftuS  I.  (491  bi» 
518)  unb  marb  512  gum  ^triard^en  oon  9n« 
tiod^ien  erhoben,  nad^bem  ^atriard^  S^aoian  oero 
trieben  morben  mar.  3m  3.  518  aber  marb  er 
burdö  «aifer  3ufHnu8  L  (518—527)  beS  ^a- 
triard^enftul^IeS  entfe|t  unb  fläd^tete  nun  mit  oielen 
anberen  abgefegten  monop^^fitifd^en  IBifd^öfen 
Syriens  unb  ffleinafienS  nad^  ^lesanbrien.  Sd^on 
febr  balb,  n)ie  ed  fd^eint,  brad^  )u  ^lesanbrien  ein 
erbitterter  Streit  unter  ben  Sflü^tlingen  auS,  mel* 
d^er  }ur  Sfolge  l^iatte,  ba^  bie  9)bnop^9fiten  \xä)  in 
}mei  Parteien  fpalteten,  Seoerianer  unb  3ulia^ 
niften.  Seoenid  unb  feine  Snl^änger  oertraten  bie 
Se^re,  ber  fieib  Sbnfti  l^be  oor  ber  Slufecfte^ung 
bie  allgemeinen  Sc^mäd^en  unb  Seiben  bed  menf  d^ 
lid^en  Seibed  get^eilt,  möl^enb  Sifd^of  SuIianuS 
oon  ^aUcamaffuS  unb  feine  Sn^anger  ben  Sa| 
oerfo^ten,  ber  Seib  Sl^rifti  fei  aud^  fd^on  oor  ber 
Suferftel^ung  ber  SermeSlid^feit  unb  überl^au^t 
ber  Korruption  (fdopcQ  nid^t  untermorfen  gemefen 
(über  bie  mannigfalttgm  Sejeid^nungen  ber  beiben 
^Jarteien  ügl.  b.  3lrt.  aRonopl^pptniVni,  1793; 
über  bie  Seigre  SeoerS  ogl.  gfr.  SoofS,  SeontiuS 
oon  S^Dong  1  [Se^te  unb  Unterfud^ungen  u.  f.  m. 
m,  1-2],  Seipaig  1887,  30—32.  54-59). 
ffaifer  Suftinianl.  (527—565)  trat  nod^  einmal 
in  SSerfanblungen  mit  SeoeruS  unb  berief  i^n 
nad^  Sonftantinopel.  2)ie  gro|e  conftantinopoH« 
tanifd^e  S^nobe  bed  Sa^red  536  belegte  iebod^ 
SeoeruS  unb  feine  Sd^riften  mit  bem  Slnatl^em, 
unb  ber  ftaifer  beftätigte  biefed  Urtl^eil.  Seoeru9 
%og  ftd^  mieber  nadd  Sleg^pten  }urüdE  unb  ftarb 
bort  um  539.  (SSgL  %  (Suftrattod,  Seu^poc  6 
|jtovo7uafTT)cnaTptapyT]c  'Avtio^efac,  fieipj.  1894. 
Steid^e  Ütad^rid^ten  über  baS  frühere  Seben  Seoerd 
bietet  bie  oon  duftratioS  nod^  nid^t  benu^te,  1893 
oon  3.  Spannt^  in  fprifd^er  Ueberfe^ung  l^eraud- 


^28 


6ebertt8,  Sif^of  —  ©et)eru§  @anctu<  Snbeled^iuS. 


224 


flegcBenc  Siogtartic  ©eücrS  öon  feinem  Sugenb- 
freunbe  3a(^ariQ8  Ml^etor.)  ©eberuS  »ar  ein  l&er- 
DorragenbcS  Xolent,  ein  ouSge§eid^netcr  SRebner 
unb  ein  öufeerft  frud^tbarer  ©d^riftfteDer.  SHe 
IBefämpfer  beö  SKonopl^^fitiSmuS  im  6.  unb 
7.  Sal^rl&unbert  nel&men  fofi  ol^ne  ^uSnal^me  be- 
fonbere  SKirfpd^t  auf  ©eöeruS.  ©eine  ©Triften, 
^omilicn,  bogmatifd^-polcmifd^e  ?lb]^nblungen, 
öibelcommentare,  ©riefe,  finb  im  gried^ifd^en  Ur- 
it}^t  ju  ©runbe  gegangen,  abgefe^en  öon  jal^t- 
teid^en  Sftagmenten,  weld^c  in  antimonopl&tifiti« 
fd^en  ©treitfd^riftcn  unb  in  ejegetifd^en  ßatenen 
angeführt  toerben.  Vorarbeiten  ju  einer  ©amm- 
lung  biefer  gried^ifd^en  gragmente  lieferte  A.  Mai, 
Script,  vet  nova  coli.  IX,  Bomae  1887,  725 
ad  741  (tVragmente  au8  einer  gatene  über  SfaiaS 
unb  SjediieO»  Glassici  auctores  X,  Bomae 
1838,  408—473  (grogmente  jum  SucaSetmn- 
gelium  unb  gur  9l|)oftelgefd^id^te),  Spicilegium 
Born.  X,  Bomae  1844,  pars  1,  202—205 
(gragmente  ou8  einer  ßatene  über  baS  93ud^  3ob). 
S^al^rfd^einlid^  gel^ört  aud^  bie  Oratio  II  de  re- 
surrectione  Domini  unter  ben  SSerfen  ©regorS 
öon  gflpffa  (bei  Migne,  PP.  gr.  XL  VI,  627  ad 
652),  ein  SBerfud^,  bie  Serid^te  ber  göongeliften 
über  bie  ßrfd^cinungen  beS  9luferftanbenen  mit 
einanber  auSjuglcid^en,  ©eöeru§  an  (ögl.  SRartin 
bei  Pitra,  Analecta  Bacra  IV,  Paris.  1883, 
Proleg.  VII  sq.,  not.  3).  gine  fel^r  beträd^tlid^e 
tBnjal^T  öon  ©(|riften  ©eöerS  aber  ift  in  fprifd^en 
Ueberfe^ngen  erljittlten  geblieben.  ®ie  125  A6701 
iizi^piwioi  ober  lv&povt9Ttxo( ,  b.  i  ^omilten, 
toeld^e  ©eöeruS  otö  ^atriard^  ^ielt  tourben  um 
525  burd^  Sifd^of  $aulu§  öon  SallinicuS  unb 
toieberum  im  3*  701  burd^  ^acob  öon  Sbeffa 
(f.  b.  art.)  aus  bem  ©ried^ifd^en  in'8  ©prifd^e 
übertragen  unb  finb  in  beiben  S3erfu)nen  ouf  unS 
aefommen.  ®o(^  ifi  öon  biefen  ftirifd^en  Xejten 
mf)tt  nur  öerfc^toinbenb  menig  gebrudft  toorben: 
eine  Saufliturgie,  ^nixotxpm  1572  (ogl.  %  SRefd^, 
^gropba,  au^ercanonifd^e  Söangelienfragmente 
[a:ejtc  u.  Unterfuc^ungen  u.  f.  m.  V,  4],  Seipjig 
1889,  361—372);  einige  ^omilienfragmente  bei 
E.  Nestle,  Brevis  linguae  8jr.  grammatica, 
Garolsr.  et  Lips.  1881,  Chrestom.  79  ad  83; 
bie  ^52.  ^omilie",  über  bie  mad^abäifd^en  93rü« 
ber,  in  jwei  üerfd^iebenen  SJerfionen  bei  Bensly- 
Bames,  ^e  fourth  Book  of  Maccabees 
and  kindred  Documents  in  Syriac,  Cam- 
bridge 1895,  75—102  (ogl.  bie  englifd^e  Ueber- 
fejung  ber  erften  S3crfion  XXVH- XXXIV). 
ffia^u  fommen  einige  auS  bem  ©prifd^en  in'8  2a- 
teinifd^e  überfejfte  ©tüdte,  bei  Mai,  Script,  vet. 
nova  coli.  IX,  742—759  (oier  ^omilien),  Spi- 
cil.  Bom.  X,  1,  169—201  (eine  ©d^rift  gegen 
SitliamiSöon^alicamaffuS  au§5ug§n)eife),  212  ad 
220  (eine  §omilie  über  3Karia).  (Sgl.  Smith 
and  Wace,  A  Dict  of  Christ,  biogr.  IV,  Lon- 
don 1887,  637  ff.)  [Sarbcn^emer.] 

I^eoents,  Sifd^of  ber  3nfel  ü)iinorca 
in  ber  erften  §älfte  beS  5.  Sa^rbunbertS,  l^interlie| 


ein  umfangreid^ed  Slunbfd^reiben  De  virtntibiis 
ad  Judaeorum  conversionem  in  Minoricaun 
insula  f actis  in  praesentia  reliqniamm  S.  Sie- 
phanL  3m  ^ecember  415  maren  gu  ^erufden 
bie  3leliquien  be§  fjlL  ©tepb^nud  oufgefunbei^ 
unb  ein  ^b^il  berfelben  mar  burd^  ben  öon  $aIS* 
ftina  beimfebrenben  fpanifd^en  fßredbQter  OrojU 
(f.  b.  ^rt.)  nad^  SOlinorca  gebrad^t  morben.  Sott 
riefen  bie  ^Reliquien  eine  möd^tige  religidje  9e> 
töcgung  b^töor;  ed  !am  }u  erbitterten  @tra|ei^ 
fämpfen  guifd^en  Sl^riften  unb  3uben,  bad  äib> 
ergebnig  aber  mar  bie  Sefebrung  ga^Ireid^er  Shiboi 
5um  Sbriftentbume.    3)ie  (Sefd^id^te  biefer  9c* 
februng  bilbet  ben  @egenftanb  bed  öom  3^1^ 
418  batirten,  nad^  montier  ©eitel^inintereffaiUm 
SRunbfd^reibenS.    SBaroniuS  l^at  badfelbe  feinen 
^nnalen  (jum  ^a'f^xt  418)  einöerlcibt,  bie  9K(m» 
riner  baben  e§  in  ibre  SiuguftinuS-^uSgabe  (In* 
bang  gu  93b.  VII)  aufgenommen,  unb  beibe  ®i» 
tionen  finb  bd  9Rigne  (PP.  lat.  XX,  731—746; 
XLI,  821—832)  abgebrudft.  lieber  ben  Snjoft 
be§  ©d^reibenS  ögl.  $.  93.  ®am8,  2)ie  Stici^ 
gefd^icbte  öon  ©panien  n,  1,  9tegenSburg  18i64, 
406  f. ;  über  bie  ©prad^e  be§felben  ögl.  S.  ^ßonder 
in  ber  Seitfd^.  f.  bie  öperr.  ©pmnapen  XXXII 
(1881),  481  ff.  [95arben^e»et.] 

lateinifd^er  SRb^tor  gu  Snbe  bed  4.  S^^b^bunbeiil, 
ift  Sierfaffer  eined  anmutbigen  ^irtengebic^eS  De 
mortibus  boum,  aud^  De  virtute  signi  cnidi 
Domini  genannt.  S)ret  f)irten  treten  rebenb  auf. 
93ucoIu§  f^ai  infolge  einer  SRinberpeft  bimien  pi 
Sagen  feine  gange  ^eerbe  öerloren:  Xit^ruf  (ot 
burcb  ba§  jheuggeid^en,  mitten  auf  ber  ©timebcr 
%f)uxt  angebrad^t,  feine  ^eerbe  gerettet,  unb  anf 
eine  Selebrung  iiber  biefed  3^i$m  ^in  entfc^«^ 
ftd^  93ucofud  unb  fein  t^freunb  %egon  gur  %xnäißt 
be§  ebtijlentbumd.  2)ie  9lamen  ber  f)irten  päb 
ißirgilS  gelogen  entnommen;  baS  Serdma|ta 
33  ©tropb^n  ifi  ba§  fogen.  metrom  Asdepii- 
deuuL  lieber  ben  SJerfaHer  liegen  nur  fc^  bitf* 
tige  92ad^rid^ten  öor.  3n  ber  ingmifd^en  öerfiboHe* 
nen  ^anbfd^rift,  au9  meltber  $.  $itb5uS  (Vete- 
mm  aliquot  Oalliae  theologomm  scr^ta, 
Paris.  1586,  144)  bad  ®ebid^t  guer|l  b««"^ 
gegeben  bat,  lautete  bie  Ueberfd^rift:  Indpit  eu- 
men  Severi  Sancti  id  est  £ndeleiehi  (sie) 
rhetoris  de  mortibus  boum.    2)te  auffSEgp 
SBenbung  id  est  bürfte  bal^in  gu  edRfiren  fen, 
ba|  ber  Ißerfaffer  früber  ben  9lamen  Snbde^ 
gefübrt  unb  unter  biefem  92amen  eine  gemiffe  9e* 
rübmtbeit  erlangt,  fpäter  aber  (etma  nad^  feinem 
Uebertritte  gum  Sbtiftentbume)  ben  92amcn  €e> 
öeruS  ©anctud  angenommen  ^e.  @e^  nx^^ 
fd^einlid^  ift  ber  Sierfaffer  Jener  Snbeled^iuS,  ID^ 
d^er  laut  ber  Unterfd^rift  einer  ^uleiuS-^Kmbfd^ 
(bei  Seuffel-©d(|n)abe,  ®efd(|.  ber  r5m.  £iteiotir 
n,  5.  «auf!.,  Seipgig  1890,  926)  im  3.  895  jtt 
Stom  als  fie^rer  ber  9lbetoriI  mirtte.  Sermutpl^ 
barf  er  aud^  ibentificirt  merben  mit  Jenem  S^jrtj^ 
Snbeled^iud ,  meldtet  mit  ^ulinuS  mm  Wk 


»•> 


©eöcruS,  ©ulpiciuS. 


226 


»ffmniM  iiKir  imb  Testern  im  3.  894  jur  91b» 
hhxaq  vm^  (txrioxeu  fleganflencn)  llJöneg^riniS 
ai  8ü^a  X^obojiuS  dercmla^te  (S.  Paulin. 
5.  EpL  28,  6).  «fiem  Knfd^eine  nod^  ift  biefer 
^cnnib  ^ßonlrnS  ein  Squitonier  getoefen,  iinb  on- 
lemfrüS  nu|  boS  (Scbi^t  too^I  in  @übfranfreid^ 
xnaia  vorben  fein^  loeil  na^  ber  fed^ten  Strophe 
!a  XinbcitKfi  )ttnad^ft  Don  ^Selgien"  (!Rorb- 
Tssftzii^)  cni9  in  bie  peimot  ber  Ritten  einbrang. 
?n  SJhgnf  (PP.  lat  XIX,  797—800)  ift  ba§ 
•.vbi4t  iuu!(  GaUanbi  (Bibl.  vet.  Patr.  VIII, 
>*Tfiq.)  abgrbnidt.  Steuere  ^luSgoben  t)er5ci(^net 
^sgetmim-^rtu^,  Bibl.  script.  class.  11, 
>.  tbftL^  591.  ^ie  neuefie  9lu8gabc  f.  in  ber 
JLntbologia  latina  I,  2,  ed.  Biese,  Lips.  1870, 
3i^-3ia  [SBarbenIcwer.] 

eulpicius,  ^rieftet  unb  ^r- 

om  bie  SEBenbe  bed  4.  gal^rl^un- 

l  iDoib  etoo  363  in  Slquitanien  ald  iKnb 

wmieftmen  fHntfeS  geboren  (Gennad.  De 

rj-.  ilL  c.  19).  9lo4  Slitt^eilungen  ieineS  äßem 

,}m»te§.  bcS  ^L  $ouIinuS  Don  9ioIa  (Ep.  5, 

*^-6),  tmbinrtr  er  f\ä^  ber  j[uriftif(i(|en  fiaufbal^n, 

eciri»  fi4  9^f  als  berebter  Sad^toalter  unb  burfte 

:i  ied^tn  tma  teilten  Sonfularenfamilie  ^eim« 

^.:niL    ^odf  verlor  er  feine  f^^rau  fd^on  balb 

t^  ftnm  frühen  34)b^  unb  ))Iö^Iid^  (repentino 

mfeUi)  Dertoitfcfyte  er  boS  f^orum  unb  ben  9{eid^> 

üza  mit  ber  einfontfeit  unb  ber  Slrmut  eined 

;::nibä.   !Bie  et  felbft  eraä^It  (Vita  S.  Mart. 

/  1^>,  war  e3  fein  Geringerer  alS  ber  gro^e 

Mirl  bcS  SUnd^lebenS ,  tDlartin  oon  XourS 

/t  \  3xt.),  ivelddier  il^n  gemal^nt  ^otte,  «ben 

rrfsngoi  unb  ben  Safien  ber  SBelt''  \\ä)  ju  ent- 

.v>Ri  mtb  iencd  ^roi{(^e  Seifpiel  o5I(iger  @inne§> 

r^  fcbendanbenmg  nac^jualdmen,  burd^  loelt^eS 

f^x^innf  üon  Slola  bie  ^enmnberung  be§  ganzen 

JL^nibknibeS  ^ennt§geforbert  ^atte  (ogl.  b.  9lrt. 

Ecdinod  Don  5lo\a  IX,  1658).   S)q|  @eoent§ 

^  jßmjkr  gelDorben,  begeugt  ®ennabtu§  (1.  c.) 

.isiiudliit.    unb    biefeS  S^ugnt^  toirb  nid^t 

iiiUb  fnetSgegeben  loerben  bärfen,  toeil  in  ben 

^i*m  Kamins  von  9{oIq  bon  bem  ))riefterlid^en 

rtjzbe  BoMxS  nid^i  bie  SRebe  ift.  9lud^  bie  gleid()' 

^1^  dbin  ftie^enbe  tmb  etn^aS  feltfam  flingenbe 

iiJjiiit  bei  OkmiabiuS,  SeocruS  l^abe  jid^  in 

Tzsrns  Htter  oon  ben  ^elagianem  bet^ören  lQ|{en 

^    na^yttm  er  eingefel^n,  ba^  er  burd^  @e- 

ifcr^iqiett  ^eblt.  ft(^  jur  Suge  für  bie  2)auer 

?rx$*^(beR§-Sd)tt>eigen  auferlegt  loirb  be§]^ifto> 

r-^ufcimg  nid^t  entbel^ren,  nienngleid^  fte  jd^on 

sn  Ißi  Smbcrt  oon  @embIou;  (geft.  nac^  1212) 

X  fssr  eigenen  Apologia  pro  Sulpicio  Severe 

Sda^  tavAt.   ®uibert  bemiec^felte  @ulpiciu§ 

ScKia§  mii    bem   Srsbifd^ofe  8uIpiciuS  oon 

f9Btge§  (f.  ^,  2>ele^a9e,  in  ben  Acta  Bollan- 

kanM  Vn  [18881,  274  aq.;  in  ber  Revue  des 

t»^oiuhiBtori«iae8XLVI[1889],  90).  2)er 

Iv^  9mr$  mag  in  bie  ^ol^re  420—425  au 

yr  froL  (SgiL  bie  etnlö^Ii^en  Unterfud^ungen 

ido  bid  Sehen  SdKtd  bon  ^.  be  ^roto  in  feiner 

ZX    2.  tliifL 


«uggabc  ber  ©d^riften  ©eberS  [f.  u.]  I,  Praef. 
LV— LXXXIL) 

2)ie  bebcutenbfte  ber  erl^oltenen  ©d^riften  @e« 
OcrS  ift  eine  frö^cftenS  403  abgefd^Ioffenc  Kljironi! 
(ChroDicorum  libri  duo),  njcld^c  laut  ben  6in- 
gangawortcn  „bie  in  ber  I)ciligen  ©t^rift  über- 
lieferte ®efd&id}te  üon  ^tnbcginn  ber  SSBclt  an  furj 
aufammenfaffcn  unb  unter  genauen  Zeitangaben 
bis  auf  bie  ©egenloart  l^crab  im  Umri^  erjällen" 
»in.  ©er  Snl^alt  ber  goangelien  unb  ber  %po» 
ftclgefd^id^te  loirb  übergangen,  „bamit  ber  SBürbc 
biefer  S)inge  burd^  bie  fnappe  g^orm  bed  SBerfeS 
fein  «bbrud^  gefd^e^e"  (Chron.  2,  27,  8) ;  ber 
fird^enge|d^ic^tlid^e  Serid^t,  ttcld^er  fid^  an  bie  ®e« 
fd^id^te  beS  3!Itcn  ShinbcS  anrciljit,  erftredft  fti^  bis 
aum  erpen  (Sonjulate  ©tilid^o'S  (2,  9,  7 ;  27, 5), 
b.  i.  bis  400.  SDie  ©d&rift  ift  fein  forfd^enbeS  ®e- 
fd^id^tStoerf,  fonbem  ein  gefd^id^tlid^eS  £e|ebud^  fiir 
gebilbete  (Sänften,  geigt  iebod^  aüentl^alben  auf  bie 
beften  OueDen  gurüd  unb  geugt  nidgt  blo^  bon 
großer  ©cioiffeni^öftigfcit,  fonbem  au(|'bon  Igifto- 
rifc^em  unb  fritifc^em  ©inne.  SSon  großem  äßert^e 
für  ben  Ijieutigcn  Qforfc^er  ift  namentlid^  bie  ®ar- 
ftettung  ber  priScillianiftifdgen  SBimn.  ßincn 
befonbem  3lei|  Igat  ber  Serf affer,  bem  3b)edte  beS 
SudgeS  entf prcd^enb,  auf  ben  SuSbrudf  berlocnbet. 
6r  bcrfügt  über  atte  3)Kttel  icncr  r^ctorifdgen  SU- 
bung,  burdg  meldbe  ©allien  unb  )umal  Slquitanien 
in  ber  gloeitcn  t^älfte  be§  4.  SalgrlgunbertS  bie 
anberen  fiönber  ber  lateinifdd  rebenben  ätomertoelt 
überftralglte,  unb  l^at  mit  ^erborragenbem  ®efd)id 
feinen  ©til  ben  anerfannteften  römifdgen  ^ifto- 
rifem,  inSbefonbere  ©aUuft  unb  SacituS,  ,,ab- 
gelaufdgt".  Snbeffen  warb  fdgon  wenige  Saläre 
nad&  JBeröffentUdgung  ber  ©dgrift  bie  literarifd^ 
Slüte  SlquitanienS  burdg  ben  ginfall  barbarifdger 
SSölferlgorben  für  immer  gcfnidt,  unb  bie  fom- 
menben  ©efd^Iedgter  Igaben  an  ©eberS  S^ronif  fo 
wenig  @efdgmacf  gefunben,  ba|  fidg  nur  nodg  eine 
cinjige  §anbfdgrift  berfclbcn  bis  auf  unfere  Sage 
gerettet  |at,  6ine  ebenfo  feinftnnige  Wie  gelel&rte 
äBürbigung  ber  ©d|rift  lieferte  3.  SemapS,  lieber 
bie  (SIgronif  beS  ©utpiciuS  ©eberuS,  ein  ^Beitrag 
gur  ©efdgidgte  ber  claffifdgen  unb  biblifdgen  ©tu- 
bien,  ^Berlin  1861  (wieber  abgebrudft  in  ben  ®e« 
fammelten  ^blganbl.  bon  3.  IBemaQS,  b^rauSgeg. 
bon  §.  Ufener  II,  Serlin  1885,  81—200).  — 
Sinen  weit  burdgfdglagenbem  Srfolg  ergielte  eine 
Sei^e  bon  ©rfiriften,  weldge  ©eberuS  ber  SSer» 
!^errlid^ung  beS  l(|l.  9)lartinuS  wibmete.  Sine  Vita 
S.  Martini  Igat  er  nodg  bei  ficbgeiten  beS  ^eiligen 
(geft.  397)  gefdgrieben,  aber,  wie  auS  bem  SSor- 
Worte  erlgeüt,  erft  einige  3cit  nadg  ber  Sbfaffung 
ber  Deffentlidgfeit  übergeben.  ®rei  ©riefe.  Ad 
Eusebium,  Ad  Aurelium  diaconum.  Ad  Bassu- 
lam  parentem  (bie  ©dgwiegermutter  ©eberS), 
laffen  fidg  als  9iadgträge  }u  ber  Vita  begeic^nen; 
aUe  brei  l^anbeln  bon  ^artinuS,  bie  beiben  legten 
bon  feinem  Sobe.  3toei  Dialogi  enblidg  (in  ben 
2)rudCen  ift  mit  Unredgt  ber  erfte  S)ioIog  in  gwei 
gerlegt)  wollen  bie  SBunbcrtlgaten  beS  ^I.  5DkrtinuS 

8 


227 


SeOiKo. 


228 


mit  bmitniQen  ber  dg9|)tii(^en  TOönc^  üergleid^tn 
unb  {ugleUl  audgtfprod^trma^  bie  Vita  er« 
gönjm  CDulL  I  * ,  23).  Sieje  t)on  Einfang  an 
für  bie  aO^affe  beS  SoÜed  beftimmten  @(^riften 
^Ben  atöbolb  bie  meitejle  Skrbreihing  gefunben 
unb  ga^Ireid^  fpöteten  S^orfiellungen  beS  SebenS 
unb  ber  9Bunber  bed  ^  9lartinu§  (Don  !ßaulinud 
üon  $etricoTbia,  93enantiuS  gfottunatuS  u.  f.  tu.)  qI8 
(SrunbrageunbOueüegebienL  SnberS^ter^ö^Ien 
biefelben  in  onmutJ^iger  unb  gum  S^U  fef)elnbec 
^otm  ben  intereffanten8eben§Iauf  einer  bebeutenbrn 
$erfdnlid^feit.  ^Dagegen  fommt  ber  bie  S^ronü 
burd^me^enbe  ^iftorifd^e  Sinn  l^ier  Diel  toeniger  gur 
Geltung,  inbem  bie  fc^tDormerifd^e  SSere^ng  für 
feinen  gelben  ben  (Sr§a^Ier  gu  großer  Seid^tglaii^ig- 
feit  unb  SSunberfud^  Derleitet,  mie  benn  aud^  fci^on 
Don  3^tgenoffen  ber  Vita  S.  Martmi  ^nunu^e 
fiügen"  DorgetDorfen  tourben  (Dial.  I»,  26). 
^udf  ber  ^uSbrud  geigt  eine  anbere  gforbe;  Se» 
Denis  rebet,  toie  er  in  bem  Sonoorte  ber  Vita 
felbfi  erflort,  l^ier  nid^t  bie  Bpxadft  ber  K^toren, 
fonbem  bie  ©prod^  ^ber  %x\diti",  entf^loffen, 
„über  @oIdci§men  nid^t  gu  enöt^en".  (^gl.  gu 
btefen  Schriften  über  ^J^ortinuS  %  p.  SteinfenS, 
«9)}artin  Don  £our8,  ber  »unbert^ätige  ^bndj 
unb  «ifd^of,  SreSIau  1866,  258—274.)  Sieben 
onbere  ©riefe  unter  bem  Flamen  ©eDerS  toerben 
meift  in  IBoufd^  unb  93ogen  ald  unac^t  Dertoorfen. 
Kiddtiger  bürfte  e§  fein,  bie  gwei  erften  unb  um« 
fängli^ften  biefer  Sriefe,  Ad  Clandiam  sororem 
suam,  De  ultimo  judicio  unb  De  Tirginitate, 
qIS  äc^t  gelten  gu  laffen.  !Rad^  ®ennabiu§  (1-  c.) 
l^Qt  @eDeru8  Diele  ^Briefe  erbaulid^en  Sn^altS  an 
feine  Sd^toefter  gerid^tet,  unb  bie  aUerbingS  nid^t 
§u  Derfennenbe  93efonber^eit  beS  @tiIeS  ber  ge- 
nannten ^Briefe  toirb  auS  bem  befonbem  ®egen» 
panbunb  3*Dedf  erflärt  »erben  fönnen.  ®ie  bei 
®ennabtu§  ertoöl^nten  SSriefe  @eDer3  an  $auUnu§ 
Don  9loIa  u.  %  finb  Derloren  gegangen.  9}tit  Un- 
recht ift  iüngft  (Don  ®.  SRauft^en,  Sa^rbb.  ber 
d^riftl.  ftird^e  unter  bem  ftoifer  3:i^eoboftu§  b.  ®r., 
fjrcib.  i.  SSr.  1897,  463)  auS  ^leufeerungen  ^n- 
Uns  (Ep.  1, 4. 6)  gefolgert  »orben,  ©eDeruS  ^abc 
eine  Apologie  be§  ^önd^t^umS  gegen  Unglöubige 
l^interlaffen.  —  ®efammtau§gabcn  ber  ©d^riften 
©eDerS  beforgten  namentlid^  IBictor  ®ifelinu§, 
Antwerpen  1574 ;  ^ieron^muS  be  ^roto,  Serona 
1741—1754,  in  2  93bn.;  g.  ^olm,  SBien  1866 
(Corpus  Script,  eccles.  lat  I).  IKigne  (PP. 
lat.  XX)  bietet  ben  Sejt  ber  Ausgabe  be  ^rato'S. 
(93gl.  über  SluSgoben  einzelner  ©d^riften  unb  fon» 
füge  fiiterotur  gu  ©eDeruS  D.  Sarbenbemer,  Metro- 
logie, greib.  1894,  423.)        [Sarbenbcloer.] 

^evilTa,  fpanifd^e  ©tabt  unb  ©i| 
eines  grgbifd^ofS,  baS  alte Hispalis,  ift  bie 
eine  ber  beiben  großen  ©tobte,  meldje  gur  Kömer« 
jeit  am  ®uabaIquiDir  nur  4  km  weit  auS  ein* 
anber  lagen.  3!)ic  anbere,  Italica,  oberhalb,  bei  bem 
l^eutigeu  S)orfe  ©antiponte  gelegen,  mar  ein  Don 
©cipio  gegrünbeteS  unbmitSSeleranen  beDöIferteS 
^JJlunicipium  im  $!anbe  ber  3:urbuler,  ba§  bis  auf 


einige  fpörlid^  Zrummet  (SeDiOa  la  Siqa  ge- 
nannt) untergegangen  ift    Hispalia  bagegn, 
nad^  (Einigen  baS  alte  Tartessus,  ^  ft^  oft 
römif(^  Colonie,  Golonia  BomulensiBy  tn^ 
^uptflabt  Don  Sotica  bur^i  allen  SBcc^fel  bs 
3eüen  alS  blüM^  ®ro|ftabt  ermatten.    Is 
enbe  beS  4.  So^rbunbertS  »uri)e  fte  @i|  bd 
SicoriuS,  mar  alfo  politifd^  fMniptftabt  Don 
©panien  unb  obne  3tt)eifel  aud^  bie  beDöfleitPe 
©tabt  biefeS  &inbeS.  Son  ben  9Rauren  712  o^ 
obert,  mürbe  ©eoilla  fkniptftabt  beS  numrifc^ 
fiönigrei(!^S  gleid^  92amenS,  morb  aber  844  tm 
ben  9iormannen  gerftbrt  SIS  3SbiIia  mar  eS  feit 
1026  ©i^  ber  maurifcben  S)Qnaftie  ber  Xbarbitn, 
fam  1091  in  benSeft^  ber  SImoraDiben  unb  1147 
in  ben  ber  SImobaben;  bamalS  gablte  bie  6td)t 
300000  Sinmobner.    3m  %  1248  nad^  o^t* 
gel^onatiidJKr  Belagerung  Don  gferbinonb  HL 
Don  Saftilien  erobert,  ging  fie  alS  fpanifd^  €c" 
Dilla  bunb  baS  9(ufblüben  Don  Sobi)  gurüd,  iji 
aber  aucb  ^te  nod(^  eine  ©tabt  Don  bo^  ^W 
tigfeit  mit  143  000  Sinmobnenu  3bt  mtrb  Dm 
ben  fpanifd^en  jfdnigen  ber  £itel  «,bie  fe^r  eUe 
unb  febr  getreue  ©tabt  ©eDUta*  beigelegt  Unlec 
ibren  etma  75  (früber  170)  ftird^  be^nben  fi4 
28  $farrfird^  unb  eine  SoOegiatftnbe;  mtai 
einer  SRenge  pracbtDoQer  $alöf!e  b<^  fie  44  e^ 
malige  ^önd^  unb  33  gfrauenflöfier.    Unter 
ben  ftird^  ragt  bie  Satbebrale  9Raria  be  \a  &k 
berDor,  eine  ber  größten  unb  fd^önfien  fl^t^ 
ftird^en,  an  ber  ©teDe  einer  ebemaligen  iRof^^ 
1401—1519  erbaut,  mU  5  ©d^iffen,  82  mü^otl- 
reicben  jhmftfcba^n  gefd^müdften  ©eitenfapcHfi 
(®emalben  Don  SRunllo,  SBeIaSque§,  3ui^ 
XU  f.  m.,  fomie  berrlid^en  @IaSmaIereien)  unb  einer 
atiefenorgel ;  baneben  liegt  bie  fogen.  ®iraIbo,  ein 
114  m  bol^er  Dierecfiger  ©lodtentburm  mit  22  ^ 
monifd^  geftimmten  ®Iodten.    S)iefe  Sotbcbnik 
mürbe,  ba  ber  biSl^erigen  ber  9iutn  brol^te,  1401 
begonnen.  Um  für  ben  fSan,  ber  foDiel  aß  müg- 
lieb  ber  ®rö^e  ber  ©tabt  entfpred^  foDte,  Ue 
not^igen  Tlitttl  gu  erlangen,  ^ogen  ft(b  bie  &* 
nonifer  unb  ber  übrige  SleniS  ber  Pird^  in  ein 
fleineS  ^uS  in  ber  M^t  ber  Satb^mile  jund 
unb  fübrten  unter  ben  größten  Sinfd^rünbmgeR 
ein  gemeinfd^aftlid^eS  Seben,  mobrenb  fie  oD  i^r 
Sinfommen  für  ben  33au  ber  IKrd^  DoEe  105  So^R 
lang  bis  ^ur  SBottenbung  beS  tBaueS  ^in^ikn 
(Dgl.  ®amS,  jlird^engefd^i^te  Don  ©panien  ni,  1, 
a^egenSburg  1876,  399  f.  unb  bie  bafelbp  on^ 
gefübrte  Siteratur).  3n  biefer  Satbebrale  mirb  bei 
@otteSbienft  mit  fold^er  $rad^t  gefeiert,  ba|  ^ 
©eDiUa  ben  Stubm  ermorben  fyst,  au^n  Son 
fönne  man  feine  pröd^tigeren  fird^Iid^en  gfundimKn 
feben  alS  in  ©eDiüa.  3n  ber  ^b^t  mog  eS  txX/i 
faum  nocb  eine  ifird^e  geben,  beren  ©<^  bk 
Entfaltung  eineS  fold^en  $ompeS  geftotten.  Sal 
®efög  ).  S.,  in  meld^em  bei  ber  Sfro^nteid^nanS- 
proceffiou  baS  ^Herbeiligfte  l^erumgetragen  Urirb, 
ift  1750  $funb  fd^mcr,  Don  mafftDem  ©Über  xoA 
erforbert  20  ißerfonen,  um  getragen  merben  |tt 


229 


@ct)illa. 


230 


tonnen.  S)ec  {UBeme  5UbimoSä  bed  ^od^altorS, 
Don  Meutenber  S>imen{u)n,  ttinfd^Iic^t  einen  an» 
bem  t)on  retnfietn  (Solbe,  bec  bann  erft  bad  lofl- 
toe,  mit  Sbeißeinen  gef(i^müd(te  Siborium  ent- 
(filt  @e(b{t  ber  @d^luffel,  loomit  ber  Zabemolel 
|uc  flufbema^ng  bed  SOerl^iligften  am  ®rün- 
bonnetStag  t>erfd^Ionen  toirb,  ift  t)on  reinflem 
(Bolbe  unb  mit  Sbel(letnen  gefd^müdt.  S)er  3Jlut^ 
mib  bie  JHug^eit  bed  aRetn)))oIitanca))itefö  l^at 
bie  ed^^  ber  got^brale,  bie  auf  ca.  25  mu 
Konen  SRarf  gefd^ö|t  merben,  felbft  burd^  bie 
$criobe  SRenbi^aboIS  unb  anbetet  ftitd^entöubet 
«rettet  SBie  bie  ftitd^en,  f o  l^t  aRutiOo  aud^  bie 
ffidfter  feiner  SSaterftabt  mit  feinen  SReiftettvetfen 
gqiert ;  untet  ben  24  Spitälern  bebad^te  et  be« 
fonber§  baS  üon  einem  feiner  fjfreunbe  geftiftete 
^fpital  be  la  Satibob.  S)ie  im  3. 1504  mit  ®e- 
ne^igung  bed  ftönigS  unb  beS  $a))fte3  t)on  bem 
Sttiillaner  ^inonicud  Kobrigueg  gemanbe)  San' 
todhi  geftiftete  unb  oom  ftönig  mit  benfelben 
^ßrioilegien  mie  bie  UniDerfitaten  Don  ^Icala, 
Solamanca  unb  SSaQaboIib  befd^enfte  UniDetfttat 
fpi  Dier  gkicuUaten.  Sieben  ber  1750  geftifteten 
Uabemte  ber  fd^önen  ffünfte  befielen  nod^  Dier 
iDcttere  Slabemien,  ein  S^ceum,  eine  Snbuftrie- 
{d^uk  unb  oerfd^iebene  Soüegien,  barunter  ein 
Collegio  mayor. 

lieber  baS  Sl^flentbum  bejm.  eine  d^riftlid^e 
(Bemeinbe  ^u  SeoiJDb  gibt  ed  für  bie  erften  brei 
Si^^nberte  tdne  beglaubigte  Xrabition  unb  no(^ 
tDcniger  eine  Urfunbe.  3)ie  feDiUanifd^e  ffird^ett- 
girf^k^te  beginnt  im  @runbe  erft  mit  ben  l^S.  3ufta 
mib  9hifina,  meldte  am  Snbe  beS  8.  ober  IBeginn 
beS  4.  Sfa^r^unbertS  in  ber  (SSor-)  @tabt  Xriana 
ben  SRartertob  erlitten  (@amS  I  [1862],  284  ff.). 
damals  mar  SabinuS  I.  Sifd^of,  tool^I  berfelbe, 
ber  auf  ber  @Qnobe  oon  Sloira  (300  [fo  2)u- 
(^ne])  antoefenb  mar.  Sie  bis  gum  3a^re  400 
genannten  Sifc^öfe  ftnb  fe^t  gmeifell^aft.  Um  400 
erf4«int  bann  SRarcellud,  ber  an  gtoeiter  SteQe 
nad^  ^ßatruinud  baS  Soncil  oon  2U)Iebo  unter- 
fd^rieb  (@am8  H,  1  [1864],  414),  toa^rfd^einlid^ 
als  3RetropoIit  Don  C^ifpolid.  S)amaI8  mürbe 
nömlid^  bie  fird^Iid^e  !Dtetro))oIitanDerfa{fung  ber 
untet  Sonflantin  bem  (Stoßen  ootgenommenen 
Seic^nt^ilung  nad^gebübet  Untet  ^ijpaliS 
als  SRetropoIe  ber  $roDina  Sötica  ftanben  bis 
jum  7.  Sabr^unbert  bie  SiStbümer  Sotbuba, 
(HiberiS,  lucci,  3talica,  eiipa,  ^ftigiS,  ggabro, 
Ibbera,  SRalaca,  ^fibonia  (ogl.  bo^u  aOBUlfd^, 
ffirc^I.  ©eogr.  u.  ©tatiflifl,  »erlin  1846, 296  f.). 
@eit  409  (am  unfaglid^eS  Unglüdt  \\Ux  ^ifpa- 
Ii§;  eS  mutbe  425  faft  gan)  jetftött;  aUx  fd^on 
428  fc^ieb  ber  Sanbalenfönig  ©unberid^,  ber  feine 
^nb  gegen  bie  JKrd^e  biefer  @tabt  ouSgeftredt, 
au§  bem  Seben.  93ifd^of  SabinuS  IL,  bet  441 
oertrieben  mürbe  (an  feine  Stelle  trat  SpipbcmtuS 
,burc^  »etrug,  nic^t  mit  Sed^t").  warb  461 
mieber  reftituirt,  unb  bamit  lehrten  beffete  Seiten 
für  bie  ftirc^  oon  ^ifpaliS  gurüdf.  3la(i)  Oron- 
tiuS  (462-472)  regierte  3eno   (472-486); 


unter  il^m  erhielt  ber  Stu^I  Don  SeDiUa  eine 
SluSgeid^nung,  meldte  bis  bal^in  feinem  f))anifd^en 
iBifd^ofe  5u  Xbeil  gemotben.  SSßegen  feinet  pet- 
fönlid^en  Setbienfte  mutbe  namlid^  3^no  s^m 
Yicarius  Papae  in  Hispania  et^oben.  Sen* 
felben  2:itel  erhielt  aud^  SaluftiuS,  bet  516  obet 
517  5um  Yicarius  per  Baeticam  et  Lusi- 
taniam  rogatu  coepiscoporum  suorum  et« 
nannt  mutbe.  3n  menig  oetlöffigcn  Katalogen 
metben  noc^  fieben  Sif^öfe  genannt  bis  auf 
bie  beiben  bijd^öflid^en  93tübet,  bie  Jfii,  Sean- 
bet  unb  Sfibot  (579-599  ba».  599  biS  636; 
f.  b.  ^ttt.).  S)iefe  beiben  fyihtn  ben  Stu^I  Don 
^ifpaliS  am  meiften  Det^ettlid^t ;  untet  fieanbet, 
bet  aud^  baS  a))oftottfd^e  SJicatiat  Don  Spanien 
etbalten,  fd^Iog  ftd^  eine  lange  ^etiobe  Don  ^tü- 
fungen  füt  bie  bifpalenftfd^e  mie  füt  bie  fpanifd^e 
JKt^e.  Sine  ttautigete  foDte  nid^t  aEju  lange 
nad^b^t  füt  biefelben  miebet  anbtetben.  SS  folgten 
auf  ben  ^I.  Sftbot  bie  Sifd^öfe  ^onotatuS  (636 
bis  641),  Antonius  (641—658),  guIgentiuS, 
SStacatiuS,  glotermbuS  (feit  682),  gfelij  (693 
nad^  Solebo  ttanSf etitt) ,  gauftinuS,  ®abtiel 
unb  bet  angeblid^e  SSatetlanbSDenätbet  OppaS. 
gemietet  foQ  mit  ben  Söhnen  beS  ffönigS  SBitiaa 
um  710  bie  SKauten  auS  ^ftifa  b^nibetgetufen 
(Dgl.  übrigens  ®amS  n,  2  [1874],  442  f.)  unb 
fo  bie  ttourige  ^tüfung  übtt  bie  fpanifd^e  ftitd^e 
betbeigefübtt  beiben.  SeoiKa  mat  balb  in  bet 
©emalt  bet  9)lauten,  ffitd^e  unb  Sifd^of  in  ibter 
ffiiafür.  ®odö  Derboten  fte  auS  polittfd&en  JRüdf- 
fid^ten  feineSmegS  bie  Ausübung  beS  d^nftUd^en 
SuItuS;  aud^  bie  Sifd^öfe  butften  no^  in  bet 
butd^  fie  untetjod^ten  Stobt  i^teS  ImteS  malten. 
So  fonnten  nod^  bis  1144  bie  93i|(böfe  i^ten 
SiJ  innebalten,  bis  auf  ben  nur  etmäbtten  ßle- 
menS,  bet  um  1144  Dot  ben  ^Imobaben  nad^ 
SalaDeta  ftob  unb  bafelbft  ftatb.  S8on  ba  an  fep 
füt  ein  DoÜeS  Sa^rbunbett  aüe  meitetc  ftcnntni| 
Don  feDüIanifd^en  Sifd^öfen.  S)ie  fübUd^en  $to- 
Dinsen  maten  balb  in  d^riftlid^en,  balb  miebet  in 
maurifd^en  ^önben,  unb  fo  mögen  fid^  mo^I  immet 
nut  ouf  hitje  Seit  Sifd^öfe  in  SeDiÜa  aufgebalten 
baben.  @nblid^  fam  bie  Stobt  1248  bauetnb  in 
fpanifd^en  53efi^  unb  bamit,  mie  fd^on  ißapft  §o- 
noriuS  III.  1218  füt  ben  gaU  bet  ßtobetung 
beftimmt  batte,  olS  gtjbiStbum  untet  bie  ^rimatic 
2:oIcbo'S.  3ut  Satbebtale  mutbe  eine  ptad^töofle 
SKofd^ee  umgcmanbelt  unb  1249  ^bi^^i^P/  ®obn 
beS  ftönigS  gfctbinanb,  alS  „^tocutatot"  (^b- 
minifttator)  bet  ftitd)e  Don  SeöiHa  beftätigt. 
Stftet  Stjbifd^of  mürbe  bann  SRaimunb  (Diamon) 
be  Sofanna  0.  Pr.  (1259—1286),  öorbet  «ifd^of 
Don  SegoDia.  S)te  Weibe  bet  Srjbijcböfc,  meiere, 
obmobl  mibetftrebenb,  hm  gräbijd)of  üon  5:oIebo 
als  ^rimaS  üUx  \\6)  anerfcnnen  mußten,  mutbe 
nun  nid^t  mebt  untetbrod^en.  ^uf  Kaimunb  folgte 
getbinonbl.  ^ßctej  (1287—1289),  bannÖntcia 
©utiettej  (1289—1294),  meldtet  bet  erftc  Sar* 
binal  auf  biefem  Stuble  mar.  Sotbinal  mat  aud^ 
^ettuS  ©ornea  be  mbomoi,  ber  1369  Don  Ciffa- 


R* 


281 


©cötlla. 


232 


bon  f)kx^n  tranSfcrirt  njurbc  unb,  uad^bcm  er 
1371  bcn  ^urpur  crl^alten  lEl^tte,  rcfignirte. 
^ctniS  ©omcj  Sarrofo  (1380—1390)  mu^tc 
jur  Seit  $cbro'§  bc§  ©roujümcn  ©ponien  Der- 
laflcn ;  nod^  öicrjä^rigcr  ©cbiSDocanj  bcfticg  bcn 
€r5)"tul&l  ©onsQlo  bc  3)hm  t)  5RoöIq§  9Saröa§ 
(1393— UOl),  mö)  befjen  %otft  bcr  »ou  bcr 
neuen  EQtl^ebrQlc  begonnen  ttjurbe.  $etru§  be  Suna 
(1401—1403),  bcr  in  ©eöilla  nie  refibirte,  tourbe 
nod^  5:oIebo  tranafcrirt,  ?lIfon§  bc  gjca  (1403 
bis  1417),  Dorl^cr  Sijd^of  öon  3amora,  »ar  nur 
Administrator  perpetuus.  S)ibacu§  be  ^na^o 
\)  ajialbonabo  (1417—1433),  öorl^er  Si)döof  bon 
ßuenca,  tt)urbe  öon  $apfl  2)?Qrtin  V.  obgefejt, 
aber  balb  jür  jd^ulbloScrflärt;  er  florb  alöSituIar« 
Sr^bifd^of  bon  %t)x\x^  auf  bem  (£onciI  gu  Safcl 
(1437).  ®utierrc5  ^Ibarcj  bc  Jolcbo  (1439  bi§ 
1442)  toax  ber  le^te  bon  bcn  Sononifcni  ern)öpe 
grgbijd^of ;  bie  feit  ber  §crrf(^aft  ber  fatl^olifc^cn 
ffönigc  l^crgeflelltc  Serbinbung  bcr  ftird&c  mit 
bem  ©taate  l^attc  nämlid^  aümölig  sur  92omi- 
nation  bcr  IBifd^öfc  bur^  bic  ffönigc  geführt. 
Sarbinal  toax  aud^  bcr  überaus  n)o]^It{)ätigc  3o» 
ponncS  bc  ßcrbontcS  (1449—1453),  toeld^cr  in 
feinem  bäterlid^cn  |)aufc  ein  ^ofpital  für  80  Ä^ranfc 
enicbtetc.  6inc  l^crborragcnbc  ^erfönlid^feit  war 
ber  ^tbminiftrotor  ^etruS  ©onjalej  fflienboja 
(1474—1482),  fc^on  feit  1473  (Sorbinal,  fpäter 
grjbifd^of  bon  Solcbo.  (Sarbinal  £ibaai§  §ur« 
tabo  bc  aWcnboja  (1486—1502)  »urbe  na^bcr 
^^atriard^  bon  ^lejanbrien  unb  florb  gu  5KQbrib. 
S)cr  bon  gorboba  auS  promobirte  ^IfonS  be 
Wanrique  (1524—1538)  würbe  1531  mit  bem 
^urpur  gcfci^mütft;  jcin  9lad^foIger  ©orcia  be 
Soa^fa  0.  Pr.  (1539—1546),  bor^er  Sij^of 
bon  ©igucnja,  loar  fd^on  feit  1530  ßarbinal. 
gerbinanb  SoIbeS  (1546-1568),  glcid^faüS 
bon  ©iguenja  au8  promobirt,  grünbetc  1558 
ein  ginbcIboiiS.  Sorbinälc  waren  ferner  bi§  jum 
19.  Sa^rbunbert:  ffoSpar  be  Suniga  (1569  bis 
1571),  SRobericuS  bon  Eoftro  (1582—1600), 
gerbinanb  9iina  bc  ©ebara  (1601—1609),  3)i- 
bacuS  ©uämon  (1625—1631),  juglcid^  ^otriord^ 
bon  Snbicn,  fiaSpor  bc  ©orja  i|  fficIaSco  (1632 
bis  1643),  gorbinal  fc^on  feit  1611,  «uguftin 
©pinola  (1645—1649),  aud^  bereits  feit  1621 
mit  bem  ^^urpur  gefd^mürft,  S)ominicuS  ^imcntel 
(1649—1653),  gronj  ©oliS  gold^  (1755  bis 
1775).  S)er  9lQd^foIgcr  beS  le^tem,  granj  Xaber 
©clgabo  (1776—1781),  roax  augleid^  aud^  ^- 
triord^  bonSnbien.  5lIfonS3DlarcoS2lQncS(1788 
bis  1795)  eröffnete  1792  eine  öffentliche  »ibiio- 
ll^ef.  ^Intou  ©cSpuig  l;  ©ometo  (1795—1799) 
fom  bon  Valencia  nac^  ©ebiüa.  6r  toax  ©toats* 
rotl)  unb  ging,  nadjbem  er  auf  bcn  ßrgftubl  ber« 
gid)tet  unb  bofür  baS  ^atriard^ot  ?(ntiod^ien  er« 
baltcn  batte,  oIS  fpanijc^er  ©cfanbtcr  nad^  5Rom. 
Sic  CorbinoISmürbc  erbielt  er  1803;  er  würbe 
mit  bcn  onbcren  „fd^ttjorjen  (Sarbinölcn"  1810 
in  S^onfreidö  feftgebolten  unb  ftarb  nad^  feiner 
greiiafjung  ju  Succa  1813.    3^m  war  in  ©e- 


biüa  ber  unwürbige  Subwig  Sourbon,  (Eacbinal 
3:oIctanuS,  gefolgt,  bcr  alS  ^räfibcnt  bet  »egent- 
fd^aft  bon  ©cbilla,  bann  bon  Cabii,  bic  3ii- 
quifition  obfcbafftc.  92ad^bcm  noc^  SRomuoIb  In« 
ton  TOon  9  Sciarbc  bcn  ergfhi^I  1816—1819 
inne  gelobt,  blieb  er  bis  1825  DetiDatSi  S^om 
bcfticg  ibn  ber  Sifd^of  bon  ^b\^,  granj  Harn 
SienfuegoS,  bcr  1826  gum  Sarbinal  er^Bes 
würbe.  (Sx  würbe  cincS  ber  erflen  Opfer  ber  1898 
beginnenben  ©cwaltacte,  weil  man  feinen  Sibcr* 
ftanb  fürdbtete.  Srft  noc^  bem  ©turje  gsparterol 
warb  er  1848  wieber  gurücf gerufen  unb  mit  Ifd^ 
ebrcn  gefeiert;  er  ftarb  ju  9IIicante  1847.  Sob 
feinen  9?Qd^foIgem  würbe  SubaS  Sofep^  Komo  H 
©amboa  (1848—1855)  1850  gorbinal,  aHamT 
3oad^im  Sarancon  (1857—1862)   1858  nk 
Subwig  be  la  Saftra  t)  guefta  (1868—187«) 
1863.  Sood^im  Slud^  t)  ©arrica  O.  Cann.(3ik. 
(1877—1883)  l^at  bcn  $urpur  nicftt  er^ 
bogegen  Wieber  (1884)  ^epl^rin  ©ongoIeS  9  Stil 
Xunon  (1888—1889)  unb  1893  Senebict@ai} 
\)  gforeS  (1889-1895).  2)er  gegcnwörtigr  txt 
bifd^of  ift  aRarccÜuS  ©pinola  9  TOacftre,  gel. 
1835,  borber  feit  1880  Xitularbifc^of  bonSHb 
unb  ^ilfSbifd^of  bon  ©cbiOa,  bann  ^if(^f  M 
Soria  (1884)  unb  ^alaqa  (1886),  prmnotmt 
am  2.  S)ecember  1895.    ^IS  aRetropoIitrn  ep 
fannten  bcn  Srjbifd^of  bon  ©ebilla  bor  ber  €001- 
lorifation  bie  ©uffraganbifd^öfe  bon  92aIon 
Sabif,  bcn  canarifd^cn  Snfeln  unb  Seitta  an;  jre 
bem  neueften  Soncorbate  bomSa^te  1851  mikf 
ftebcn  ildm  bie  Sifc^öfe  bon  IBabaiog,  Sob^ 
(Seuta  unb  Sorbobo,  bie  ber  canarifd^en  Snfeiii 
($Qlma)  unb  bon  ©.  Sriftoforo  be  Sagmia  (oif 
Teneriffa).  Sie  ersbiöccfc  gö^It  716300  6ecta 
in  280  ^fancien,  Wcld^e  bon  ca.  1200  ^(Wcftaai 
paftorirt  werben.  S)ie  erjbifd^öflid^e  9RenfQ  bcbtigt 
beute  nur  150000  Slcalcn,  gegen  fru^  400000 
©cubi  (al.  28000  ©ucaten) ;  fie  nxir  im  15.  ^dfc^ 
l^unbcrt  auf  5000  ifammergulben  to^  IM 
äRctropoIitancQpitcI  befielet  auS  einem  Sfto^ 
5  (bejw.  mit  bem  Capellanus  Major  S.  Feri- 
nandi  6)  2)ignitäten  unb  4  Canonici  de  officio^ 
28  Canonici  de  gratia  unb  22  Seneftddoi 
SDaS  l^cutige  Sapitel  fann  ftdji  mit  btm  frü^ii 
feiner  Sc^ic^ung  bcrgleid^n,  benn  baS  (Emfomaa 
bcS  le^tem  war  auf  140000  S)ucattn  gej4i|L 
unb  eS  aäl^ltc  11  2)ignitöten,  40  SononiA 
40  ^röbenben  unb  20  ^albpröbenben,  20  fitt|4i- 
neien,  5U  benen  bcr  S)omcantor  nominirte,  «nk 
20  anbere,  beren  Snbaber  berpflid^tet  waten,  ba 
canoni)d^cn  Tagseiten  ju  affiftiren.  SoS  So|W 
nominirte  au^erbem  nod^  SU  11  ^farreia,  (r| 
nannte  8  jFapIöne,  wcl^e  beftimmt  Waten,  U 
jfronfenprobifionen  bcn  SBalbad^in  ju  tnign; 
5  anbere  j^oplönc  waren  bom  Sapitel  avfoepWi 
um  wöl^renb  beS  OfficiumS  über  baS  ©tiflnMi- 
gen  in  ber  ftird^c  gu  wad^en.   Sdglic^  mmi 
funbatioiiSmä^ig  800  9Reffen   geirfm  vcm, 
wobon  natürlidd  ein  großer  Xl^I  htm  ubonl 
jal^Ircid^cn  ©tabtcIeruS  }ur  ^ßerfotoirung  ita* 


^w 


©ejoöejimo  —  ©ejt. 


234 


»«rbe.  (?5gL  Florez,  Espana  sagr.  IX, 
1  «U  Madrid  1777,  84  sgg.;  Diego  Ortiz 
i*  Zuniea,  Annales  eccl.  y  seculares  de  la 
Ciödad  S.  (Don  1241  bis  1671),  Madrid  1677, 
i^xVAÜoa  j  eorregidos  por  D.  Ant.  Mar. 
lApoftosa  y  Canel,  Madrid  1795/96,  5  vols.; 
:  yrmi.  DijL.  LÄVH,  112  sgg.;  Garns,  Ser. 
mp.  72 — 74.) 

,  Xte  S  9  n  o  b  e  n ,  meldte  ju  ©eolHo  pattl&attcn, 

^  felöfnbe:    1.   eine   ?ProDinsialfenobe  Dom 

.^iirt  590  unter  htm  9}orfi^  bc9  ^I.Seonbcr  mit 

•^  e)ii^gannt  gab  ©eftiinmunaen  (capitula) 

*te  b«  &uSKrunq  beQ  Äird^enötrinögenS  gegen 

M&rfiifte  Sd^mtungm  bcr  »ifd^öfe,  über  ^Äb- 

t:k  fcrr  Si^ntm ,  «uf ftettung  bif^öfli^er  ®e- 

kiH  jdjritt^  SBifttoHon  bcr  ©iocefen  u.  f.  lo. 

•OrUr.fofiiL-@efd^.  III,  2.  "aiup.,  56  f.).  2.  3)ie 

$nwittitaiT9iu)be  im  3.  619  unter  bem  ^l.  Spbor 

«äatigtf  btr  rcd^tgldubige  fie^ire  über  bie  jwci 

imm  in  e^flo  unb  gab  ^iöcitjlinarbeftim- 

nag«  obfr  bm  Sefud^  ber  fproöinjialjpnoben, 

ijffÄßfla,  abfe^ung  Don  ^reSbptem  unb  3)ia« 

S  ^"<§^^g""0  »on  ^reSb^tem  öon  ber  Sc- 

kpriB,  gttwffr,  hem  !Bifd^of  referüirte  gunctionen 

«rjueboten  (€>efele  III,  72  f,).   3.  2BaW4ein. 

ai  7S2  Derfammede    Sßrimad  eii|)anbu8  öon 

>i(bo  in  ScDtOa  ein  <£oncil  toegen  ber  @ecte  ber 

Äijöurner  (f.  b.  «rt.  amaetiud).   4.  fegbifd^of 

>:ijÄlieU  1352  ein  ^roöin^ialcondl,  ba8  erfte 

fü  öff  Sicbcreroberung   ber  ©tobt ;  man  Xot\% 

^aoo  mir,  baB  e«  bie  3a]^I  ber  laufpot^en  auf 

m  irf^ronlte  lutb   einige  ünt^Mudpe  bei  9b- 

Äitung  ber  (E^  abf c^K^ffte  (t)ef ele-ÄnöpfIcr  VI, 

%*:;  5.  2)a§  5Prot>inaiaIconciI  unter  Srgbifd^of 

?:^  2)c|Q  1512   DerlKinbelte  in  64  ea))itula 

•Da  lycrf^iebcne  SHdci^iIinargegenftönbe.  3n  erfler 

.:nc  mbe  ein  gro^^i^  9tac^bni(I  auf  einen  ge- 

1291  Umon^t  ber   erft  t>or  Ihtrgem  bete^rten 

'z^CTi  gilben  unb  SRauren  gelegt;  bie  Slergte 

-.  ^  bte  ftranCen  §unt  (Empfange  ber  Socramente 

ridkn;  bie  <SIaubigen  toerben  t)or  ben  ga^I- 

tztaSte^nogem  nnb  3auberem  gcUHimt.  SEBeiter 

rx5  ins  3a^  ber  ttrc^lic^en  S^fttoge  angegeben 

^T  $A>  unb  52  @onntage) ;  feine  |eilige  ^effe 

*!.  au|ed^  bcr  iKr^K   gefeiert,  aud^  bie  Sb^ 

r^  ott^ct^olb    bexfelben     gefd^Ioffen    »erben. 

B^u^li^  toetben  bie  lEonftitutionen  beS  frül^em 

r*^n6D^  S^fibacuS   ^urtabo  be  SRenboga  be« 

tj^^l^cHe-^ergenrdt^  VIH,  546  ff.).  6. 3m 

3. 1572  fanb  unter  ^rsbif d^of  e^nfto))b  be  Sioiad 

te  U)^  etQiiobe  ftott.  [9{e^er.] 

MUfffklwi  (nad^  bem  SntroituS  Dominica 
ixJRzrc«!  tDicb  in  ber  abenblänbif^en  Ifird^e 
SLX  VSK63L  Sonnlag  bor  bem  ^fcbcrmtttmod^  ge- 
zzü.  Stl^n  bie  Spnobe  bon  OrleonS  im  3. 
^\  te.  2)  Iiiiisite  biefen  92amen,  ebenfo  baS  ge- 
cmxT^  unb  grtgorianifd^e  @acramentarium. 
n  v«k  einer  bcr  bret  ©onntage,  bie,  obne  mit 
tBo4!^  t^on  gur  gfoftengeit  im  ftrengen 
:  iM  ge^rtn,  n>enigftend  bie  ©laubigen  gu 
^(^SccÜgen  Sinne  attff orbem  (Ogl.  b..  9rt. 


Septuageftma).  2)en  Flamen  @e|agejima  fü^rt 
er  uietteid^t  gum  ^nbenfen  baran,  ba|  in  frül^crcr 
3eit  diele  dl^riften  baS  Doröfterlid^e  ^faften  mit 
bem  60.  Xage  t)or  Ojtem  begannen.  Sticuin 
(Ep.  80,  bei  Migne,  PP.  lat.  C,  261)  unb  ?ln- 
bere  red^nen  bie  @e|cageftma  Don  bem  genannten 
Sonntage  bis  gum  pascha  medium,  inbem  fte 
nod^  bie  4  erften  2:age  ber  Oftermod^e  gugö^Ien, 
um  bie  runbe  3a|^I  60  gu  befommen.  S)ie  ma^r« 
{d^einlid^fte  Srflärung  beS  9{amen§  f.  im  9rt. 
Äird^enjal^r  Vn,  591.  ®ie  Oration  unb  bie 
epiftel  biefeS  Sonntages,  meldte  ftd^  auf  ben 
bl.  $aulud  begießen,  begreifen  fid^  auS  ber 
9lotig  t)or  bem  3ntroitu§  Statio  ad  S.  Pau- 
lum.  Snittelalterlic^e  urhinbUd^e  SBegeid^nungen 
für  Sesogeftma  unb  einige  ber  f olgenben  SBod^en- 
tage  f.  bei  Seift^  Urfunbenle^re,  2.  Slufl.,  Seipgig 
1893,  244  f.  [fj.  X.  ©d^mib.] 

$exprA0ettbariit$,  f.  @tift. 

$exf  (Sexta,  sciL  hora),  bie  gleite  ber  fog. 
a))oftoIif(|en  ober  fleinen  ^oren  bed  canonifd(ien 
Officium^,  bie  dom  1^1.  $etrud  in  Soppe  beob- 
ad^tete  ©ebetdftunbe  (tpg.  10,  9),  entföttt  i^rem 
!Ramen  gemö^  auf  bie  fed^dte  Zagedftunbe  nad^ 
altrömif^er  3öl()Iioeife,  ben  äJlittag ;  fte  bient  ber 
©ebetdmeibe  für  bad  Dollenbete  gmeite  Siertel  ber 
XageSarbeit,  toie  bie  ber  @e£t  entfpred^enbe  gleite 
Woctum  für  bie  gleid^e  Seit  bcr  Wad^t.  3luf  bie 
9Rittag3geit  meidt  ber  ^pmnuS  audbrüdtlid^  unb 
mit  ber  WXt  ^in,  ba^  ®ott  aUe  fünb^afte  ©lut 
in  und  audlöfd^en  tuoEe.  Sterben  bie  eingelnen 

toren  auf  baS  Seiben  Sj^rifti  begogen,  fo  gilt  bie 
e{t  ber  SSerel^rung  feiner  ffreugigung  (Sexta 
cruci  nectit) ,  eine  ^uffaffung ,  bie  fd^on  ber 
bl.  S^prian  (De  erat,  dominica  34,  bei  Migne, 
PP.  lat.  IV,  541)  l&eroorge^oben  l^at.  2Bie  bie 
übrigen  Reinen  ^oren  beginnt  bie  @est  mit  Pater, 
Ave,  Deus  in  adjutoriam,  tooran  fid^  fogleid^ 
ber  ^QmnuS  (Bector  potens)  anfd^Iie|t.  3ur 
!ßfaImobie  \o!i  baS  römifd^e  unb  ambroflanif(^ 
Officium  töglid^  biefelben  fed^S  Octonare  beS 
$falme3  Beati  immaculad  (^f.  118,  81  biS 
128),  bie  als  brei^falmenbel^anbelttoerben;  bad 
monaftifd^e  SBreDier  beftimmt  für  ben  Sonntag 
unb  SRontag  je  breiOdonare  biefed  $falmed  unb 
für  bie  übrigen  Sage  berSEBod^e  bie^^jalmen  121 
bis  124,  toeld^e  au||  im  fleinen  marianifd^en  Of- 
ficium ber  @e^  angel^Bren.  2)ie  9Intip^on  ift  für 
bie  freie  3ctt  (per  annum)  im  ^falterium  an* 
gegeben;  an  ben  Sf^ften  imb  in  ben  gfeftgeiten  tritt 
bie  britte  Sntipl^on  auS  ben  SaubeS  ein,  teenn 
nid^t  eine  eigene  üorgegeid^net  ift.  ^n  bie  furge 
@4nftt^fuug  (capitulum,  im  ambrofianifd^en 
Sreoier  epistolella)  fd^Iie|t  ftd^  baS  IRefpon« 
orium  an,  baS  in  ber  Duabragefimal«,  ^af- 
tonS«  unb  Oftergeit  fomie  ^n  ben  S^eften  auS  bem 
:  Berf uS  ber  gmeiten  !Roctum  gebilbet  ift ;  barauf 
folgen  bie  XageS-  ober  gfeftoration  unb  bie  gemöbn« 
liefen  Sd^Iu^Derftfel.  €n  ben  gemö^nlid^en  gferien 
(feriae  per  annum)  unb  an  bem  festum  sim- 
plex  fou  bie  Se^t  ber  SonDentualmeffe  Doran- 


235  @e|tud  3uItuS  ^fricanuS  —  Sfonbrati,  Sölefiin.  236 

geticit ,  an  bm  Sonntogen  unb  an  ben  Sfefien,  fetten)  ber  UntoerfUöt  )ur  Cenfurirung  vorlegte, 
bmn  9{anQ  semiduplex  ober  duplex  ift,  un>  fc^rieb  (Sfonbrati  fem  Regale  Saceitlotium  Bo- 
mittelbar  auf  iene  folgen.  [^.  Sd^rob.]     ;  mano  Pontifici  assertnm  et  quatnor  propoa- 

^tMtns  Julius  jtfticaiuiS,  f.  SuliuS  9lfri-  tionibus  explicatum,  auctore  Eugenio  Lom- 
canud.  I  bardo,  s.  L  (S.  Galü)  1684  (aud^  bei  Rocaberti 

Sextus  Über,  f.  Liber  sextus.  :  Bibliotheca  Max.  Pontif.  XI,  307  sqq.,  wo 

^fonhxatU  e  ö  l  e  ft  i  n ,  O.  S.  B.,  gfirftabt  jeboc^  ber  über  ben  »egalienftrett  l^bdnbe  %\^ 
t>o\\  St.  l$$aUen  (f.  b.  '^Irt.  V ,  62)  unb  6ar-  h)C9g6la)fen  ift).  IBoIb  barauf  erfc^ien  bie  Gallii 
binal,  loar  1644  ^u  l^tailanb  alä  ^Jieffe  beS  vindicata,  in  qua  testimonüs  exemplis^ 
l>arbinal$  %^aul  Sfonbrati  ().  b.  '^rt.)  unb  9kr-  Gallicanae  praesertim  ecclesiae,  quae  pro 
ntanbter  btd  ^VipfteS  (Srrgor  XIV.  geboren,  regalia  ac  quatuor  FarisienBibus  Propositio' 
Scbon  in  feinem  ^loölftcn  ^^afyct  aurbe  er  ben  nibus  a  Ludovico  Maimbnrgo  aliisque  pro- 
^enebictinern  i^on  Sx.  Ökllen  jur  ^r^iebung  an»  ducta  sunt,  refutantur,  S.  Galli  16S8;  bie 
Mrtraut;  fpüter  trat  er  felbft  in  biefen  Cröen  ein  2.  Auflage  (St.  (Sauen  1702)  ift  au3  bcm  ^onb- 
unb  3dct}nete  ]\d)  in  ben  3tubien  fo  jebr  au§,  tcfiriftlicben  Ü^acl^IaB  be^  bereite  Derftorboien  dac 
biii;  er  nod)  oor  Empfang  ber  ^^-'neitenoetbe  oon .  binals  ergän3t  unb  ertoettert  (t^ümeife  abgebnub 
leinen  Cberen  ben  ^luftrag  erbielt,  in  Äempten  bei  Roccaberti  1.  c.  VI,  729  sqq.).    Sfonbrot: 


rauf  bone  er  Die  V^^aUicaner  tiertbeibigt 
an  ber  Uniperjitiit  Salzburg  (f.  b.  "Jlrt.)  ba^  Jus  toiefen.    5?efämpft  touröe  oor  Mem  2.  Ttavä' 
eanouicum  5U  erfläreii.    'Wdj  feiner  Äürffebr  bourg  (f.  b.  'Jln.),  ber  infolge  fetner  galliconif^ 
in  bie  SctitreU  rertranMc  man  ibti  eine  3"^tlung  Sdjrtften  auf  aurbrücflidjen  sBefebl  beS  $apnc« 
in  ber  Seelfcrge;  in  riefe  ivrric'^e  f.:llt  bie  W>  $nnDcen,j  XL  üu§  ber  (8<fett?cl&aft  3e?u  tntUities 
Tjfmngbe^Cunsus  philosophiou*  :Sans:allensis.  tucr^en  mar.  3o'«fel=ü6ne  batten  einzelne  anbifrt 
ber  erfi  fpäter  :St.  L^^allcn  loS^^.  2,  'JUirl.  1690,  *riirgtiei)«r  benelben  Öefeüfc^ft,   toüd^  metr 
o  3?be.)  ge:>nii!r  trurOe.   i?ann  iriir^e  SfonUrati  ^ranjofen  als  3efuiten  njortn,  im  Xegalienüniie 
^urn^ÄcneralPiw^::  be4'2lbtt>i  iinD  InWö  rcr.  iVorft  äbniiie  'Änficbien   oertreten   wie   ÜDtaimbouig. 
Jr.iu\*eru  XI.  ge:;cu  feinen  *iL^ill:n  3:1^1  3?:»i;cT  '2l^^e^e^e:ts  ging  iebccö  aiafi  Sfcnbrati  }u  iwii, 
Po:i  "ÜcOüüra  enianr::.   tlL'^ljKn^  er  f:i  c^er  ]iiz  trenn  er  «TobI  verleitet  burdj  bie  Briefe  be§  (Sa« 
"Jtbnri'e  uadj  5ri:;ien  an»d3id!rc,  ^"tarb  ^er  'ÜIU:  rcn  p:x:'jiciir4  (Jirle  Don  IJamier?  [f.  b.  ^IrtJ  bie 
>st.  ^>>aäen,  iiiiC'  n:in  rj-::Oe  er  U6c>7^  eirtlT^^iig  cdjul^  Der  5in feinen  bisweilen  jur  SdiulD  bet 
V.:  Denen  iKadj^^Ic;«  enrc::lr.  1-ii:  i^rlautnis  ^e4  ^ar^^m  ®encT~en»rf;cft  fj  ma^en  fdjien.  iH  nwijt 
^ls:p»:rf  rcr;:.tucte  er  au'  '"ein  2?i-:*r!:u3i  unb  r.titrr.  ui:er  Dem  eDeln  Ätrdjenmrüen  alle  6^,  ba|  er  in 
Dchi:  Die  ^i:?>irci:rDc  an:  at'cr  »icri  er.  12.  Je»  ^erParaene^is  praevia  ad  Lectoremjur  3.  Snf* 
cem\r  16h'o  Derli:b  i'm  'iWrr'":  C^r.ruwr..?  XII.  i-c:e  De4  K»fg:ale  Sacerdotiam  ( 5t.  ©ollen  1698; 
in  ^njcbiirig  »'eii:-::  beben  ^i^cr Dien '"tc  nni  ^ie  }tiric  4.  '2lü^i.  ecO.  I7i9'  ausDrücflbi  ncft  bagegeniw* 
unD  Den  L:?L>''io;i*^c!:  ^ru-::  De::  i^:::r::r  u:iD  i:'::4  rabr:,  als  bcl:^  er  Der  iSefell^djaft  3efu  im  (Sonjai 
ibrn  al5  ~Ii:::lLr:r'.r.::o  ^.  yicÜLi  \:\  ircsrjrcrc  jinen  i^crrur  niuiien  njüUen;  überböupt  n)erbr 
»::•.    Jri  S::v.  v:c::::::i  'ci:'.::  Di;r  Ti-tiri^'ien  *Jl:=«  iz  in  itwai^en   Tinrngra  'üufLigen   oM  bei 
l:ci:c!t:   \iZ:::\  :.:'.::i:  Di:''ci!:*':  ::'.;tE?;:i:ri::i.   rn-^  r.:4li:''cn .  xo^  er  vti  »einen  3Serfen  ju  irgnib 
:r  .:::  r«  rrä:'.!:/.'.  '.i:iD  ':u:L'  'cw:  x::i  ^..  ^erc-^mjcr  •Mxr.De-Ä  llncbrc  gefagt  babc;  cä  bonDle  fi(b  för 
l'.''..'ö  c:*':  >-  0----  -••■   i'^c  r'.'.^c  }>iv.z'"ci'::  rc::  :.:ri  n:^t  um  ircr'ünen,  »u^nDcni um  bie  eo^e.  3n» 
CI.  r'v:.!:!i  "'i::  ":»:'.  •ci:!c::5  i^Dc  'l'  crm.  Dir;  .er  ..13  ju  r.:icr  lettufrcn  (JjnrroDerfe  gab  S^onbnni'l 
IsU"'.  ^:c  i-e'.;:-.i>.r ::'?:■: -vu  :i'n:'::::n  m::^::.    Jic  :r:  nuifj  ü-inent  lüDe  geDmiftc  äirift  Sodns 
v.'cicl:c  *uü:D  ::i   ^.    >»c:\a  L^e:  :c'll?:,  rjc  L\:':'..4  V'-"*^''^^*^'^^^^-'"^  ex  ss.  litteris  doctrinaqw 
•c'.M  Ci;ci:ii.  u5.:r'?iru:i 'L'A:iücf-ii^::::.  cnc  \:'.yic  ^6.  A-iJiusrin:  ec  Thomae.  quantum  homini 
5i '..!: i ';..::  c  .je ' :  i ; :  Di ;  i  .M : : i .  —  c  ä' : t  :^ r ■ : ;  i  j  :  iii  -j  =»  '. icc  c.  üssoi'-::; us.  Iw mae  l  o9  7 .  I er  ötmünnniit 
:,'i;'.'i::e  '.iriD  .ui:,*ii:':"cic  'h^rf:  jirjcri  \:i:i\  i'.ic'.;  :«  i*er'i:''cr4  ::'r  ijinliinglidj  gcfemijeidjnet  burl 
;  ::■:  ■..:  -.sm-ie  ^c':  -mw]  \\\:  -iii::,:  i:::  :\j'i  m:-:^  ^C'j  :?cr::eCi:'.iu*rL-  i-ijra.  n)elcfje4  einem  SriefiW 
■.  ' : v."  •  I  *i»A  V '. ':).  i-r : •! : vji  'v:». . iii:  Ji  ■.■.  ücii  u:i c»l'  ü : m Der ;  .u.  f»rt::i ",  jü  11  c^iu-^  niXnc mmen  ifi :  Sentantii 
.:  •.:i:-;  ...ii-.-  ■:![  re'.:ic  OL'iiiT-:  'ccDi'ir.iUi;  jCir  'a\»  -Jla  dn::«;:iicaw.  :«uavit;ate  ac  Scriptxxrannn 
^. "    i'iv  ?;.  ri:joci.'ii":a  v:j|.ijcii:a  jDli"  Xr  \.ic]-  "ij::'--^  .1  :i,'corica:ö  aobilissima  Je  praedesQ- 
:  ■•>.  Du;;  Dcv  ji.    i'K'iiiiiy  'jca  'Jl  ;:i'.:i  Die  :iii-  -jaiii.ni.'  ui  j:l<.Tiam  po6C  praevisaoperasane 
::":  :t.    >:n.- ^: :'.»;:!  :j   .Vr.::'i:    \\:x':x.   x<^i     iäiji  üu'i;  -:rn::sfei;iia  riir.  «(ui  nimirum  eam  sem- 
:.'.   ji:.'i':[ii'.:t:u;  :ti-r  :u.-)i.'i"i:ii'M    ^iii-.U"';'i:ui-'.:.  rjur -.ii.  1  ».'i 'ni^L-ri'.'oriiaeec  Jxafciaemagiscon• 
l[:^   x    ;.;';l*lvv   ■:l-.i:'tOi?i    iiiu:;.::!    Du'   .LJViiiu  *f  n.a:jt.'a:ii.  vyr.urera  ic  omabiliorem  esisti- 
*!».»i  V  'X  ?  V  -:  u  L\- !  i  i^v  V '  i;  '•  r.  -:•.•'..•:•  ?i  :{••:■  J  i '  i:;  lu  .HMi  :iui:.    i ;.:•  j  i  i   -.^  g  iam    tan  risper  in  libello  de 
cv:i;.>ui;i  :lv  .Miv  *:l:'.-.A'.  Div  j[i;ili.;ii!-i:.e'i  \*:^:c  airiopj  'J'ei  :jiiiitjavi.    Xr3|  Der  erbiöettfxcn Sn« 
.U'iu  c^öt-   :  .^S2    *.  D.  *ilrr.  v>SiiaiL-.iin*a}c  ^rci-  'ciaöungcn     :ueid]e  Die  ciörirt  ntm  SeüiaL  bet 


!S7 


©fonbtoti,  granj  —  ©IJafteSBur?. 


238 


jcRiemilcn  ofu^^  unb  itofc  ber  anfhrengungm, 

oAdft  ane  nad^Kge  ^ßortet  in  gfronlrtiA ,  mit 

&?mKt  bot  exabtj<^fen  Don  S^M  unb  »teimS, 

ks  öii^^dfcn  Don  SmienS  unb  %na8  an  ber  Spi^, 

a  Som  mo^,  um  eine  Serurt^eilung  berfelben 

kc^niafn^tm  ^  gelang  ei  bod^  ni<!^t,  baS  99u4 

sf  ben  3iibcs  }tt  bringen  (f.  fRtn\äf,  3nbes  11, 

^:?3  if.X  S)i(  Don  Sfonbrati  Dertretene  Seigre  fanb 

7.Mncbc  m  Xom  unb  anbeno&rtd  bie  getoanbtejien 

3mbribigcr»  |.  9.  in  ber  Don  ßaxbinal  ®q- 

:mfli  pcifa^ten,  aber  anonym  erfd^ienenen  6(^rift 

In^ymoetio  notamm  XL,  quas  soriptor  ano- 

STVM»  Em.  Card.  Goeleetim  Sfondrati  libro, 

€^  acnlBs:  Nodos . . .,  inuasit,  CoL  1698.  S)ie 

i^jn^  ftxirürn  bed  Nodns  ^nben  {id^  in  ber 

Ks  Cncfind  unb  feinen  gfreunben  I^erouSgegebenen 

£  jaunlung  Auguatiniana  Ecclesiae  Rom.  doc- 

trioa  a  Canl.  Sfondrati  Nodo  eztricata  per 

Tsioa  8.  Avig,  discipuloB,  CoL  1700.  (Sgl. 

:xif  Sattln,  «foOectoneen-lBIätter  jur  ©ef^td^te 

kr  cdcmolig«!  9enebictiner>UniDerfttät  @al)burg, 

ihB^ten  1890.  237  ff. ;  Hurter,  Nomencl.  lit. 

n,  2.  ed^  378  sqq.  509. 595.)  ß.  »löjer  S.  J.] 

^fmknrfi,  Sarong,  (Sarbinol,  entflammte 

fba  rfii^  begüterten  $otriaerfamiIte  SremonoS 

jd  war  149S  geboren.   3lai^  glänjenb  burd^- 

423^tni  6hibten    lehrte  er  an  üerfd^iebenen 

Inzieriitdten  (^bua,  ^Dia,  Sologna,  SRom 

31»  £urin)  bie  Sted^tSniiffenf^oft.  Somol^I  bei 

ftsij  6fo(^  üon  SRaitonb  koie  aud^  nod^l^er  bei 

i:xi  V.  ftaab  er  ^d^  in  (Sunft;  Ie|terer  entfanbte 

'^  oB  Stattetet  in  bafi  Don  ttilben  ^artei- 

'ir^ifen  otg  ooifgeregte  Siena,  too  il^m  bie  SBe- 

Tr^ung  ber  ®einät$er  unb  bie  SBieberl^erfteÜung 

hr  cfrnrfliiten  Orbnung  fo  gut  unb  fo  fd(|neQ 

^^rag,  boB  ^  »01  ber  Stabt  mit  bem  Särger- 

!car  un5  bem  Xitel  «.Sater  be9  Saierfanbe«'' 

Mftt  wmbt,  Vla^  bem  2U)be  feiner  @ema]^Un, 

£rti  Sita>iitt^  tDeld^  ibm  5»et  Söl^ne  gefd^entt 

äB3e.  unter  birf en  ben  f))ätern  ^ßapft  ®regor  XIV., 

V.3s£  Sfonbcati  bie  fir^Iid^e  £aufba^n.  Seine 

inzxnigenben  GeifteSanlogen,  feine  gro^e  @e- 

^^TTBinieit^  bie  reid^e  Srfo^rung,  meldte  er  ftd^  in 

ir  3<nDaÜuttg  cTOorben,  bie  unbefd^oltene  9led^t> 

*:^frii,  bie  i^er   ieben  SSerbac^t  erl^iaben  toar, 

hfiitvften  i^  |ii  ben  ^bc^ften  lird^Iid^en  %emtem. 

:r  Ut  S^  fibertnig  i^m  $ouI  m.  fe^r  bolb 

tal  täiälmni  Santo,  bann  baS  <Sr}bt§t^um  ^malfi, 

rae  ^«taiatt>iöcefe  Sremona  unb  fc^müdte  i^n  mit 

hs  ^a|ifsr.  aBiä)er^oIt  fam  er  als  Segat  beS 

rncTifd^  Stuhles  nad^  2)eutfd^Ianb:  einmal 

'sm  Sctd^^oge  nod^  @peter,  bann  mieber,  um 

ui  Oaiiet  {uin  Sbfdl^lu^  beS  griebend  mit  grant- 

936  )U  bcJEodtoünfc^n,  unb  enblid^  1548  nad^ 

%3^ha%  ber   CaxbinolSinjigmen ;   baS  9ug8- 

^^rtdnteriin  iu  ^tntertreioen,  gelang  i^m  jebod^ 

rJb:.  lu^  fd^riflfteOerifd^  toat  gfrana  @fonbrati 

^Ftx  fluHer  ben  Sertd^ten  über  feine  ©efanbt- 

^sTtni  ^  ein  Qr5^e«  ^elbetigebid^t  De  raptn 

po6ina  heroicum,  libritree,  erhalten. 

^tb  eis  Sifd^of  fetner  Saterftabt  in 


(Eremona  felbft  am  Sl.äuli  1550;  baS  ®roBmat 
in  ber  bortigen  Sot^ebrale  ift  Don  feinen  beiben 
Bbl^mn,  $aul  unb  IßicoIauS,  gefegt.  (Sgl.  Cia- 
conius,  Vitae  et  res  gestae  pontificum  III, 
Bomae  1677,  700  sq.;  Nouv.  Biogr.  gen. 
XLm,  855  s.)  [3.  »lö^r  8.  J.] 

$fotibrafi,  $aul,  garbinal,  mürbe  1560 
)u  9Raüanb  als  Sol^n  beS  SruberS  ®regor  XIV. 
unb  ber  @igiSmunba  Don  Sfte  geboren.  Sie 
erfie  Srjiel^ung  empfing  er  bei  ben  Söl^nen  beS 
1^1.  $l^Ut))))  3lm,  benen  er  geitlebenS  befon- 
berS  gemogen  blieb.  Später  manbte  er  ftd^  ben 
Sted^tSftubien  ^u,  lourbe  ^riefter  unb  marb  im 
2)e€ember  1590  Don  feinem  Obeim  ®regor  XIV. 
5um  ^irbinatat  erl^oben.  2)ie  i^o^  ^lemter, 
meldte  ber  Sarbinalnepot  nun  )u  beReiben  botte, 
Dermaltete  er  mit  großer  ©emiffenbaftigteit  unb 
mit  Sinfe^ung  aU'  feiner  ftröfte  unb  fjfö^igleiten. 
9tad^  bem  frä|en  Xobe  feines  Ol^imS,  beS  ^ap« 
fteS  (1591),  mibmete  er  fid^  auSf^IieBIi^  guten 
3Berfen.  SBöl^renb  er  felbft  in  ^ö^fter  Sinfacb^eit 
lebte,  Dertoanbte  er  bie  reid^en  Sinfünfte,  bie  er 
als  Segat  Don  Sotogna,  als  Sarbinat  unb  als 
Sifd^of  be}og,  gur  Unterftü^ung  bürftiger  OrbenS« 
genoffenfddaften,  }um  Unterhalte  ber  Slrmen,  be- 
fonberS  aber  gur  SluSfd^mädhtng  ber  ®otteSböufer. 
92eben  bem  ^eiligtbume  Don  fioreto  mar  eS  feine 
Xitularfird^e,  bie  JKrd^e  ber  bl.  eäcilia  in  ZraS- 
teDere,  ber  er  feine  gange  Siebe  gumanbte.  Sei 
Gelegenheit  einer  grünblid^en  Steftauration  biefeS 
®otteSbaufeS  1599  botte  er  bie  bobe  greube,  ben 
Eiligen  Seib  ber  jungfräulit^en  SOtart^rin  nod^ 
unDerfel^rt  Dorgufinben  unb  Derel^ren  m  bürfen  (f. 
b.  9lrt.  eicilia  U,  1647).  «IS  ber  garbinal  am 
14.  fjfebruar  1618  ftarb,  fanb  ftd^  ein  Don  feiner 
l^anb  gef d^riebeneS  £eftament  Dor,  in  meld^em  er 
bie  Srmen  unb  bieftird^en  §u  feinen  Srben  einfette. 
(Sgl.  Ciaconius,  Vitae  et  res  gestae  pontif.  IV, 
Rom.  1677,  224  sqq.)        [3.  Slö^er  S.  J.] 

§l^aHestnxftf  «ntbont;  «fble^  Sooper, 
britter  ®raf  Don,  pbi^ofop^ifcber  @d^riftfte0er,  ben 
man  mit  Ked^t  einen  Sorlöufer  SoItaire'S  (f.  b. 
Srt.)  nennen  fonn,  mürbe  1671  geboren.  (£r 
ftubirte  gu  SBind^efter  1683—1686,  gehörte  bann 
eine  3eitlang  (1700—1702)  bem  ^Parlamente  an, 
trat  aber  beim  {Regierungsantritt  ber  Königin  «nna 
Dom  öffentlid^en  Seben  ah  unb  Derbrad^te  ben  9teft 
feiner  2:age*(biS  1713)  in  ber  Surüdfgegogcnl^it. 
Obgleid^  @bafteSburt)'S  Srgiel^ung  Don  bem  $^i* 
lofopb^i  Sode  (f.  b.  «rt.)  übermad^t  morben  mar, 
fo  befömpfte  er  bod^  ben  SmpiriSmuS  beSfelben 
unb  betonte  im  ©egcnfafe  gu  ^obbcS'  (f.  b.  «rt.) 
X^torit  ber  @elbftfud^t  baS  unmittelbare  SBobl- 
gefallen  om  ®uten.  @o  großes  @emid^t  @\)a^M' 
burp  aber  auf  ben  religiöfen,  jebem  SDleufd^en  an- 
geborenen @iun  legte,  fo  mar  er  bocb  nid^tS 
meniger  als  ein  glöubiger  Q^b^f^-  xS^^  bie  großen 
9Raffen  lie^  er  bie  Sieligion  mobi  gelten,  perfönlidb 
befannte  er  ft(b  gu  einem  mit  «gnofticiSmuS  Der« 
quidten  SeiSmuS.  @ein  @til  ift  Rar  unb  lid^t« 
DoU,  aberDielfad^  ^od^trabenb unb  gegiert;  überall 


2\\ 


@^afefpeare. 


242 


obten  trab  @Tiinbbefi^  emorbttt,  befleibcte  in  ber 

'.^nfdim9.^<noaUun9  mehrere  Remter  imb  iDor 

156^/69  fodor  ^ig^  SBaUiff  ber  Stobt,   ßs  ift 

S;bn  tanm  ein  S)»eifel,  bag  fein  So^n  eine  l^ö^ere 

Slulbilbimg  gcnofe,   Cnbe  1582,  erft  19  3al&re 

;ti.  (dtoMe  SB^iniam  bie  um  aäjt  äal^re  ältere 

aaiu  ^o^fatDo^^  tt)el(^  il^m  1583  ein  3:öd^terd)en 

*  £uvmiia )  unb  1 585  ein  3ti>iIIingdpaor  (^amnet 

nbOubil^)  fd^entte.  Um  1585  ober  botb  |ernQ(^ 

iürint  er  \tint  Skiterftabt  Derlaj)en  su  fyaUn,  um 

}^  m  £onbcn  einer  @d^ufpielergefellj(^aft  an- 

iTxtlifBen.  9US  @c^ufpieler  fd^ulte  er  ft^  gugleid^ 

äi20btbtffts|(i7  jum  @(^oufpieIbi(i^ter  J^eron  unb 

»le  an  ]D\äfn  fo  glänjenben  Srfolg,  bog  er  nad^ 

teil  dcugniffe  beS  S^ramotiterS  ®reen  fd^on  1592 

cic  }aae  S^übeioerber  uberflüdelte.   9luf  Seftie- 

&j7t^;fn  |u  ben  ^dd^ften  ^efcUj^oftdlreifen  beutet 

trj  i^ibmung  t}on  gtoei  e))ifd^-It)rt{^en  S)i(i^tungen 

Ycniuand  Adonis  (1593)  unb  Lucrece  (1594) 

a  ben  Scnfen  €out^mpton.  3n  ber  1598  er- 

i:inienm  Palladis  Tamia,  Wit's  Treasury  be§ 

Zinnien  SnmciS  STIered  ift  bie  einzige  genauere 

f  zigabe  über  Sbofefpeare^S  erfte  Sramen  entl^alten. 

.Sif  lUdittiiS  unb  ©eneca",  fagt  er,  ^für  bie 

*.-tfn  tddftn  ber  ifontobie  unb  Zragöbie  unter 

>ci  iiakincm  gegolten  toerben,  fo  ift  Sl^afefpeare 

rc  ffiifgeaeic^iicifle   in   beiben  (Sattungen  unter 

Iva  gngjänbem;    baS    bezeugen  in  9)etreff  ber 

<}:30bie  Stüife  toie  bie  ^bellcute  Don  SSerona, 

ttjmmgcn^  ber  Siebe  üerlorene  SRül^e,  ber  Siebe 

aanaitnt  SRü^  (iDa^rf  d^einlid^  AIl's  weU  that 

eodb  ireD)^  ber  €omniema(^t8traum  unb  ber 

•'.'ufnami  Don  SBenebig,  in  Setreff  ber  Sragöbie 

A-iiirö  IL,  Sttd^orb  III.,  ^einri«^  IV.,  ftönig 

j;  >iBn^  Zitu§  VnbronicuS  imb  Stomeo  unb  Sulie. " 

>  gcbnidten  Cuart^^udgaben  ftnb  au§  ben 

•^tjwa  3abren  folgenbe  @tüde  feparat  erl^alten: 

.Vui  Sinn  um  nid^tS''  (1600),  ^ftöntg  feeiu' 

--  IT.  3iDdter  X^U*'  (1600),  ,»önig  §ein- 

-4) T/  (leOO),  .,S)ic  luftiöcii  ffieiber  öon  fflinb- 

-r'  «1602),  .^mlet"  (1604)  unb  ^ffönigfiear" 

.lt<^S>.     .Ctbello''     erfd^ien  in  Duart  1622. 

!:>cn  Stude  flnben   fie^  ^^  in  ber  gfoIio-^uS* 

rk  mm  1623»  barunter  b:e  ftomöbien  ,,9BaS 

rmoHt"^  ^SBic  e«  ciic^  ßiiaat",  „®er  JBJiber- 

•:c:rittflrft  3ülfmvmQ'' ,    ,,S)a8  SBintermärd^en", 

.2<r  Sturm"  j  bie  ^iflorien  ^^einrid^  VI.  grfter 

li^V.  ,^miTxd)  VI.  3n>eiter  i^eil",  „C>ein> 

ri  VL  a^ntter  Xbe«"^  ^^inrid^  Vm." ;  bie 

iaiobiai  »Suliud  Gäfar",  „SWacbetl^",  „Simon 

t:Blthen*,  ^«ntoniiiS  unb  ßleopotro",  „ßorio» 

kl/.   ^ZnäluS    unb    6reffiba",   ^g^imbeline". 

^:tfrlWt  ift  e^afefpcare'S  «utorfd^oft  beS  „^' 

nW .  ^rinj  oon   iprxiö" ;  fed(|8  unter  feinem 

^itsam  gc^be  2)ramen  tourben  als  unö(^t  fd^on 

in  brt  %olw»%uSQßbe  feiner  SOßerte  auSgef^toffen. 

^iSammhaiQ  üon  154  Sonetten,  meift  t>on 

'^Tsms^dfofl  unb  fiiebe  l^nbeltib,  bie  @]^afefpeare 

3ir  Jemen  ^ttunbm  circuttrcn  ließ,  tturbe  1609 

^  jdn  3utffun  gebrudt.  Sei  bem  ÜRangel  an' 

^loamentt  iat  man  DielSRü^e  oufgett)enbet. 


biogra))^ifd^e§  Material  barauS  3U  getoinnen;  ba 
aber  jeber  ftd^ere  |[u](|aUdpunft  fel^It,  ift  man  nid^t 
übergemagtelRoman-^qpotl^efenldinauSgefommen. 
Sejeugt  ift  bagegen,  00^  er  al§  @d^aufpieIbirector 
toie  oI3  Sd^aufpielbid^ter  großen  Srfolg  l^atte,  ba^ 
er  mieber^olt  oor  Ifönigin  SUfabetl^  jpielte,  ba| 
feine  Sruppe  Ui  ber  2]()ronbefteigung  Jacobs  I. 
(1603)  a(d  «föniglid^e  ©d^oufpicler"  (The  king's 
players)  prioilegirt  lourbe,  bag  er  felbft  fo  Diel 
Selb  erioarb,  um  eineS  ber  größten  ^öufer  ^u 
@tratforb  unb  anfebnlid^en  @runbbeft^  faufen  ^u 
tonnen,  ba|  er  aUiä^rlid^  feine  f^amilie  ^u  i^trat« 
forb  befud^te  unb  f\ä)  in  feinen  legten  fieben§j[a^ren 
bal^lin  gurüd^og.  ^13  &d[}aufpieler  toirb  er  ^ule^t 
im  3. 1603  ermdl^nt.  3"  @tratforb  mad^te  er  im 
aRärj  1616  fein  Seftament,  ftarb  bofelbft  am 
23.  %[prtl  unb  tourbe  om  barauf  f  olgenben  25.  %pril 
begraben. 

@]^afefpeare  tear  im  aUereigentlid^ften  Sinne 
S^eaterbtd^ter.  @eine  @täde  ftnb  fömmtlt^  un* 
mittelbar  für  bie  SBül^ne  gefd^rieben  unb  fd^Iie|en 
\[ä)  in  9e}ug  auf  (Stoffma^I,  allgemeine  öu^erc 
tjform,  fcenifc^e  Sed^nif,  gum  ^tbeil  auc^  ©efd^mad 
an  bie  bamalige  Sonboner  33ü^ne,  mie  fie  ftd^, 
t^ilS  unter  bem  Sinflu^  ber  Slenaiffance,  t^eilS 
unter  bem  ber  fpanif(^en  unb  italienifc^en  9to- 
Dettiftit,  aus  bem  DoIfSmö^igen  Snqfterienfpiel 
l^erauS  entmidelt  l^tte,  frei  oon  ben  ^t^eln  ber 
ariftotelifd^en  Siegeln,  (ebiglid^  auf  bie  Sd^auluft 
unbUnterl^altung  bed^ublifumSbered^net.  Seinem 
fd^öpferifd^en  @eniu§  gelang  ed  inbeg  nid^t  nur, 
bie  nod^  unbel^olf  ene  gform  ber  l^öd^ften  SSoQenbung 
entgegen^ufü^ren,  ^iatog,  Sprudle  unb  3$er§ 
mujtergültig  ju  geftalten,  mit  ben  bürftigften 
Sül^nenmitteln  Stücfe  gu  enttt)erfen,  bie  ber  g(ön- 
genbften^udftattungStec^nif  fpäterer  3^it  gen)ad^feu 
maren,  fonbem  au($,  bem  profanen  Xl^eater  einen 
ibealen  ®eboIt,  eine  et^ifd^e  äBürbe  unb  einen 
poetifd^en  Steid^t^um  ju  Derleil^en,  »ie  er  feit  ber 
3eit  ber  großen  gried^if(^en  SragUer  nie  mieber 
erreid^t  morben  toax.  Öbmol^I  bie  3sitgenoffen 
@]^afefpeare'S  gange  93ebeutung  nid^t  erfaßten, 
oermod^ten  fie  fic^  bem  Sinbrude  feiner  Ueber- 
legenl^eit  nid^t  gu  entgie^en.  ^ol^e  fiobfprüd^e  toie 
neibifd^e  Angriffe  fignaliftren  il^n  al§  ben.erften 
englifd^en  Sramatifer  feiner  3sit.  Unter  ben 
SBirren  ber  SReooIution  »urbe  inbe|  bie  toeitere 
Sntmidlung  beä  £beaterd  loie  bag  Serftänbni^ 
feiner  Seiftungen  gurüdgebröngt.  Unter  benStuartd 
geloann  mit  ber  ^errfd^oft  frangöftfd^er  $oIitif, 
Sitte  unb  SJiobe  aud^  ber  frangöftfc^e  Siteratur» 
gefd^mad  bieCberl^anb  über  ben  nationatftenatter 
englifc^cn  SDid^ter,  fo  bog  berfelbe  na^e§u  in  9}er> 
gefenbeit  geriet^.  Srft  ber  Sd^aufpieler  Stome 
lenfte  burd^  eine  beffere  iejtauSgobe  (1709)  toicber 
bie  allgemeine  3lufmerffamfeit  auf  il^n,  toorauf 
^ope,S^eobaIb,©teeoen8,berberübmteDr.3ol^n> 
fon  unb  anbere  ©elel^rte  fic^  tritifd^  unb  commen» 
tirenb  mit  ibm  befd[)äftigten  unb  bet  Sd^aufpieler 
(Sarrid  (1 716— 1779)  feine  ^auptftüde  aügemein 
populär  mad^te.  ^uf  bem  geftlanbe  fanb  er  aud^ 


248 


€i6a. 


244 


crjt  fpüter  üotte  Snerlennung.  SSoItairc  nod^  crflörte 
©l^fcfpcare  für  ein  ^bctnmfciieS  ®cnic*,  gricb- 
ri4  IL  t)on  $reu^  Dtrabfd^eute  feine  @tü(fe 
al§  ces  mauvaises  pi^ces  anglaises,  aud^  92a" 
poleonl.  Derftanb  i^n  nid^  S)agegen  ^atSeffing 
feinem  S5erftänbni|  in  S)eutf(^laiib  93abn  ge« 
brodden;  ber  ©d^ufpieler  gr.  Subw.  S(i^röber 
mad^te  if)n  auf  bem  beutfd^en  X^eater  ein]()eimifd^, 
®oet^e  unb  @d^iSer  bilbeten  ftd^  an  i^m,  bie 
Somantifer  f^rieben  i^n  alS  ben  ^©rö^ten"  neben 
Sante  auf  i^r  93annet,  %itd  unb  @d^legel  mad^ten 
il^n  burd^  il^re  Ueberfekung  gemifferma^en  pm 
beutf c^en  Slafftfer,  unb  fd|Iie^Ud^  f^at  fein  Sinflu^ 
aud^  in  gfranfreid^ ,  Stauen  unb  Spanien  bie 
frühere  ^errfd&aft  beS  franjöftfc^en  glafpciSmuS 
übcmunben.  S)aS  ?lnfe^en,  baS  er  erlangt,  fyii 
]\(t^  in  jo^llofen  2lu§gaben  feiner  SBerfe,  eigenen 
©^ofefpeare-SJereinen  unb  3«itfd^riften  unb  in 
einer  unabfe^boren  6^a!efpeare«2iteratur  üer- 
förpert,  fo  bafe  ©ötj&e^S  ^uSjprud^  ^©^afefpeare 
unb  fein  gnbe"  fprid^iDörtlid(|  geworben  unb  ge» 
blieben  ift.  6r  ift  ni(^t  nur  in  bem  weiten  Sereid^e 
ber  englifd^en  @prad^e  in  beiben  Srb^älften  al§ 
ber  erfte  ßlofftfer  öerbreitet,  fonbem  aud&  in  aße 
neueren  Siteraturfprad^en  überfe|;t,  giemlid^  aK» 
gemein  al§  ber  größte  ©ramatifer  ber  ^Reu^eit 
anerfannt,  Don  unerme^Iid^em  Sinftu^  auf  bie 
gefammte  neuere  Siteratur  unb  ffunft,  SEßifjenfd^aft 
unb  fieben.  9iad^  Sarbinat  SBifeman  l^ben  nur 
jmci  ©id^ter  öor  i^m  ^eine  gleid^e  Stellung  er- 
rungen", nämli(^  §omer  unb  S)ante  (Karb.  SÖife- 
man,  SB.  ©l^afefpeare.  5lutor.  Ucbcrf.,  Äöln  1865, 
33  ff.).  —  S)ie  fogen.  ©l^afefpcare«SBacon«§9po« 
t^eje,  jufolge  ber  ©acon  üon  SJcrulam  (f.  b.  ?lrt.) 
bie  ©türfe  ©l^afcfpeare^S  öerfafet  Ijaben  foll,  gcl^t 
t)on  Dbllig  unrid^tigen  9Jorau§je^ungen  au§  unb 
l^at  bis  l^eute  feine  miffenfd^aftlic^e  93egränbung 
gefunben. 

Cefter  erörtert  tourbe  in  neuerer  Seit  bie  tJrage, 
ob  ©l^afcipeare  ftatl^olif  gemefen  fei.  ^lügemein 
unb  o^nc  oa^  bicfer  ?ßunft  weiter  unterfud^t  worben 
wäre,  f|at  er  bi§  in'§  19.  Sal^rl^unbcrt  l^inein  al§ 
^roteftant  gegolten,  obwol^I  jc^on  au§  bem  3a^re 
1688  (72  Sa^c  «Q^  bem  5:obe  beS  ®irf|ter§,  ba 
eine  ©nfelin  bcSfelben  noc^  lebte)  bie  Eingabe  eine§ 
proteftantijd^en  $rebiger§  vorliegt,  ha^  er  qI§ 
„^apift"  geftorben  fei  (he  dyed  a  papist).  ßl^a« 
teaubrianb  fc^eint  ber  erfte  gewefen  ju  fein,  ber 
in  i^m  einen  ftatl^olifen  öermutl^ete.  51.  g.  Kio 
(Shakespeare,  Paris  1864,  überfe^t  ton  ff.  Seil, 
grciburg  1864)  ^at  bann  im  9lnfc^Iu|  an  ^rtifel 
be§  gnglönberS  ©impfon  (in  ber  Seitfd^rift  The 
Rambler,  1858)  ben  S3ewei§  ju  fül^ren  gc)U(^t, 
ha^  ©t)afcfpeare  wirflid^  ffat!^o(if  gewefen  fei. 
©injchie  ©c^wäd^en,  bejonberS  eine  ent^ufiaftifc^e 
Ueberfc^wenglid^fcit  feiner  SeweiSf ül^rung,  erleid^« 
tertcn  e§  Tl,  33emaQ§  ßal^rbud^  ber  ©l^ofefpcare« 
(»ejcUjc^aft  I  [1865],  226  ff.),  and:)  bie  fad^Iid^en 
SWomente  berjelbcn  jurücfjubrängen  unb  in  ein 
mgünftigeg  2\ci)i  ju  rüdten.  ^ine  ©erie  üon 
rtif ein  (wa^rfd^einlic^  üo:i  ft.  3cll,  in  ben  §iftor.- 


polit.  »lättem  UV  [1864],  81  ff. ;  LIX  [1867], 
821  ff.  393  ff.;  LX  [1867],  513  ff.  589 1|. 
665  ff.)  brad^e  baS  Dor^onbene  SemeümoicnaE 
inbe|  mit  me^r  3urü(f^Itung,  aber  ou^  nit 
grofierer  ©d^e  }ur  @eltung.    Sine  toefentlt^ 
93erfiarfung  erhielt  ba§felbe  btm^  91.  Stei^titSperger 
(9B.  ©^efpeare,  inSbefonbere  fein  Ser^tmB 
Sum  ÜRittelalter  :c,  9)lünfier  1872),  fytM 
Xl^urfton  (The  Religion  of  Shakspere,  in  Tlie 
Month  XL,  London  1882,  1  ff.)  unb  befonbo« 
3.  m.  Siaid^  (©^fefpeart'S  ©teüung  gur  m 
9teligion,9)kins  1884),  wo^b  berproteßontif^e 
Smerifaner  ®eorge  SBilfed  (Shakespeare  from 
an  American  point  of  view,  London  1876)  Me 
SeweiSfraft  bei  Dor^anbenen  9RateriaI3  unmi' 
wunben  anerfamtte.  SBert^DoUe  Singelbeiten  um 
fat^olifd^em  ©tanbpunfte  au§  bieten  ^  fniger, 
S)ie  ©röfee  ©^afefpeare'S,  Qfreiburg  1873;  SH, 
©l^afefpeare'S  SCBerfe  für  ^u8  unb  ©d^e,  gm« 
bürg  1877  ff.;  g.  ^arb?,  ^amlet,  gronff.  cW. 
1881;  3.  ©panier,  S)er  ^^ift''  ©^efpea« 
im  ^amlet,  ^rier  1890,  wenn  aud^  bie  ip^pot^ 
be§  lejtem  gum  Sl^eil  nod^  weiterer  Prüfung  Uß 
bürfen.  gfa^t  man  aQe  Dor^anbenen  9Romente  js« 
fammen,  fo  erf^eint  e§  gerabegu  unmöglich,  ©^ 
fpeare  al§  einen  überzeugten  %ln^ger  ober  gar  k> 
geifterten  93annertröger  be§  $roteftanti8muf(  Qn  e§ 
in  ber  i$orm  beS  $uritani§mu§  ober  ber  englif^a 
©taatSfird^e)  gu  betrad^ten.  S)agegen  legen  (dar 
langiä^rige  Il^gfeit  al8  ©d^aufpielcr,  ©d^ 
fpielbic^ter  unb  ©d^aufpielbirector,  feine  9qie- 
l^ungen  gu  ben  ftttenlofen  $of«  unb  ^belsfreifo, 
fowie  bie  Haltung  feiner  ©onette,  feiner  epif(^ 
i^rifc^en  @ebid^te  unb  mand^e  ©teilen  feiner  S^n^ 
men  bie  Sermutl^ung  nal^,  ba|  er  zeitweilig  oft 
red^teg  SBeltfinb  fid^  nid^t  oUguDiel  um  bie  nligtoja 
gragen  unb  kämpfe  feiner  3eit  gefümmert  ffoba 
bürfte.    5lnbererfeit§  öerbictet  e§  ber  6mft,  bie 
Sbealitöt  unb  pofitiü-d^riftlid^e  ©efinnung,  tod^e 
feine  gefammte  S)ramatif  be^enfd^t,  i^n  für  friwl 
ober  inbifferentiftifd^  5u  l^alten,  unb  fo  blefttfauin 
etwas  Ruberes  aI3  bie  ^nna^me  übrig,  ba^  er 
mitten  in  ben  SBirren  ber  3fit  unb  eineS  weltli^ 
^l^eaterlebett§  bie  fatl^olifd^en  Erinnerungen  feiner 
3ugenb  unb  bie  fatl^oUjd^en  Slnfd^auungen  fetnei 
93orfa]^ren  im  SBefentlid^en  feftge^alten  1^  unb 
wirflid^  als  „^apift"  geftorben  ift.  gm  S)i4te 
be§  ffat^oIiciSmuS  wie  fiope  be  Sega  unb  golbenm 
fonnte  er  in  einem  Sanbe  nid&t  werben,  wo  |eber 
^^.^riefter  mit  ©algen  ifttb  SSiert^eilung ,  jeber 
offene  Sefenner  be§  firdjlid^en  ©laubenS  mit  ben 
prteften  ©trafen  unb  Verfolgungen  bebrol^t  war; 
fowcit  aber  ein  Ärtipto^ffatl^oUf  jener  3«*  We 
Sbeen  unbSbeale  fatboIifd^erSBeltonfd^uungonf 
ber  ©ü^ne  einer  proteftantifd^en  ^auptftabt  jur 
Sarftellung  bringen  fonnte,  l^at  e§  ©]()!afefpeflie 
getl^an.  [51.  ©aumgartner  S.  J.] 

$i6a  i^T^),  im  %  %.  ein  el^emaliger  S)iener 
©aul§,  weld)cn  Saöib  9)lip]^ibojet]^,  bem  lahmen 
©o^ne  feines  üerftorbenen  greunbeS  Sonat^m, )» 
beffen  Pflege  unb  SBartung  beigefeUt  l^tte.  W 


MS 


€t69lHntf<i&e  SBäd^er. 


246 


idoib  MC  Vbfalom  flieVn  mu^te,  untcrfiu^te  il^n 
ciM»  Hofitt  balei  ober  feinen  bamoUgen  ^erm 
n.  fo  baläym^E^oinb  bef|en  fammtlid^cSeft^ungen 
m^nu^  S>iejtn  DoreUtgen  SBefd^Iu|  no^m  er 
utibcr^  Ott  Vlip^ibof  et^  fl4  }u  red^tf  ertigen  f  u<i^te, 
nr  tbrilBcife  {ttcütt ;  fär  gan^  unfd^ulbig  inu|  er 
Jb  SSip^itefei^  nid^t  gesotten  l^ben,  unb  Sibo 
actb  nur  ^r  bie  Uebeitreibung  mit  ber  93erfär- 
rjag  fcinii  Stnfominenfi  befiroft,  inbem  ^Dib 
:v  gmtbc  frme9  Sieged  bur^  ftrenge  SRa^regeln 
:zifi  tcSbrn  iDoOte  (2  Sam.  9,  2  j|. ;  16, 1  ff. ; 
19.  17-  34  ».).  [ftaulenj 

$iff Ifan^  9^^4^»  eine  Sammlung  iüM- 

'Dcr  inib  oÜ^nfUi(^  9}ro))betien,  beren  Qtame 

a  tau  ftfuHon  ber  (eibnifd^en  SR^t^oIogie  an- 

hüfft    Iil^uAAa  (Dielleid(|t  Dom  öoIifdEien  2(&c 

»Jt,  =  Aiic  ßoüXij,  Ql?o  ^©otteflratJ^fd^Iul'') 

t^  tu  Scrfünbcrin  ber  Stat^fd^läffe  ber  ®5tter 

irer  boS  S^idfol  ber  Stöbte  unb  ber  Keid^e,  eine 

vrz^^  »elc^  on  ®ett)Sffem  unb  in  gfelSfläften 

7ctnn.  Sie  dltrren  Sluctoren  fennen  nur  Sine 

?t>cflf^  Me  fpaicten  unterfd^eiben  mel^rere.  Sarro, 

{CT  ^irmib  iittto%  »ei|  (in  bem  bei  Lactant. 

DtT  lastxt  1 ,  6  angeführten  gfragmente)  bereits 

riz  perff(id>eiit  @Sitßtn  nam^ft  }u  mod^en. 

£im  fn»b#  juerfl,  mie  ed  fd^eint,  in  IHeinaften, 

Tuben  Sammlungen  ongeblid^er  Sib^Qen-Oratel 

3  Dolauf  geffj^^  unb  eS  ift  befannt,  ba|  ju  SRorn 

Tx  bemxüge  Sammlung  im  Xem))el  beS  copito- 

jskbcn  3ii)nirr  aufben^a^rt  tourbe,  um  bei  U)id^- 

r.*fa  Bngclf gm^tten ,  nomentlid^  bei  Eintritt 

.^utßdfa  IbigQicfdf AOe ,  gu  Slot^  gegogen  }u 

r.iDfiL  iUnig  Xorqttimud  Superbud  follte  biefe 

cdomfimg  burd^  Ihiuf  t)on  ber  auS  ff^me  in 

Cnnflfieii  na^  Sumä  in  Com^xmien  eingeman- 

bmm  Sib^flc  crtDOtben  l^ben.   %Id  im  3.  88 

>.  1^.  baS  Qapttol  unb  mit  il^m  bie  libri  Sibyl- 

izi  'xm  Seuer  jum  Opfer  gefallen  »aren,  orbnete 

kr  eenat  im  3.  76  D.  (S^r.  eine  ©efanbtfd^oft 

^  ftleinafim  ab^  um  bie  bort  curftrenben  @i- 

x^dnilel  SU  fommeln.  3u  SrQtbrö  an  ber 

rnn^  ffüfle  unb  an  anberen  Orten  fanb  man 

rza  1000   Serfe    fib^Üinifd^er  SBeiSfagungen, 

r^'d^  abermals  auf  bem  Sapitol  l^interlegt  tour« 

kt  togjL  Lactantins  L  c).    S)iefe  unb  anbere 

roaahmgcn  btibnijd^er  Sibptten-Orafcl  fmb  }u 

tenbc  geginigen,  aoqt^tfyxi  oon  ben  menigm  unb 

c^it^eiibni   Sxud^ftäd en ,  meldte  Don  alten 

g>'jii<t{itflfnt   getegentlid^  citirt  merben.    @eit 

am  ivD€ittn  t>on!^TtItd^en  Sal^r^unbert  fmb  aud^ 

n  S4io^  bcS  aubentl^umS  SibpOen  aufgetaud^i 

llfpoidttiiiif^  3uben  DeröffentUdjiten  unter  bem 

KiTMoi  ber  SibQÜe  SBeiSfagungen ,  tueld^e  bie 

9k\iinii  ber  aCBelt  uon  ber  Sd^öpfung  bis  in  bie 

L:^  tti  tcoKtllgen  SSerfojferS  l^inein  beleud^tetm, 

t^  infonfi  bcd  üReffioS  unb  bie  ^errlid^feiten 

ta  Sit6e$  ber  3ufunft  f d^ilberten  unb  bie  gö^en- 

•^nznfdkn  viü>  (afterJ^oftm  feeibenüölfer  gur  SBu^e 

VcA    enbftd^  finb,  oieSeid^t  fd^on  im  2.,  jeben- 

*:Lä  aber  im  3.  SoJ^^unbert  n.  (^r.,  Stiften  in 

.%  fiu^^tapfni  bct  3uben  getreten,  inbem  fte  nid^t 


nur  iubifd(|e  Orolel  in  d^rijUid^em  @inne  aber- 
arbeiteten,  f onbem  aud^  f  elbft  neue  Oralel  fertigten, 
meldte  birect  auf  3efuS  Cl^riftuS  lauteten.  SBie 
bie  jübifd^en  für  baS  Subentl^um,  fo  teoOtm  bie 
d^riftlid^en  fßrop^etm  für  baS  g^riftentl^um  ^ro- 
paganba  mad^en. 

Sine  nid^e  Sammlung  ifibifd^er  unb  altd^rijt- 
lid^er  Sib^ttm-Oralel  in  ad^t  Süd^em  ift  burd^ 
mel^rere  Ipanbfd^riften  überliefert  unb  fd^on  1545 
bur^  äE^ftuS  IBetuIeiuS  (Si^tuS  Strien)  l^erauS- 
gegeben  morben.  S)ie  anonyme  SJonebe,  toeld^e 
biefer  Sammlung  beigegeben  ift,  ftammt  DieOeid^t 
aus  ber  3eU  SuftinianS  (527—565).  3u  Ein- 
fang biefeS  3a^r]^unbertS  l^t  Sarbinal  a^ai  auS 
anberen  ^onbfd^riften  nod|  Dier  »eitere  Sudler 
fibqllinifd^er  SßeiSfagungen  an'S  Sid^t  gegogen, 
meldte  als  11.,  12.,  18.  unb  14.  fduä)  begei(|net 
fmb.  Mem  ^nfd^eine  nad^  fteOen  biefe  bier  Sudler 
nic^t  einen  anbem  Xl^eil  ber  Dor^in  genanntm 
Sammlung,  f  onbem  bm  SReft  einer  anbern,  iüngem 
unb  umfaffenbem  Sammlung  bar.  2)ie  neueren 
ausgaben  pflegm  bie  aä^t  unb  bie  oier  SSfid^er  gu 
einem  @angm  unter  bem  Xitel  Oracula  Sibyllina 
gufammengufaffen.  —  Wk  biefe  Orafel  pnb  grie- 
d^ifd^  gefd^ebm,  unb  gmar  in  ^esametem  unb 
im  fogen.  l^omerifd^en  2)ialefte,  ofneS^feM  be^- 
^alb,  toeil  bie  alte  l^bnifd^e  Sib^Oe  bie  Sprache 
Römers  gerebet  l^atte.  Singeine  Sbfd^nitte  erl^ebm 
fu^  aud^  gu  mal^r^ft  poetifd^er  S(^ön]^eit.  S)er 
Snl^alt  befielet  gum  grö|em  Xl^eile  auS  einer  in 
bie  ^ülle  ber  ^ßropb^tie  gelleibet^n  Srgöl^Iung  über 
SSergangml^eit  unb  3ufunft  oon  Sölfem  unb 
SReid^en,  Sönbem  unb  3nfeln,  Stäbten  unb  Xem- 
peln.  ^anb  in  ^anb  mit  ber  ^ropl^etie  gelten 
SJlal^nungm,  S)robungm  unb  SSer^ei^ungen. 
^ber  n)eber  bie  ad^t  erftm  nod^  bie  oier  legten 
Sudler  bilben  eine  gefd^Ioffene  Sinl^eit,  unb  aud^ 
nid^t  iebeS  eingelne  Sud^  ift  ein  gufammengel^öri- 
geS  @ange.  tjfaft  ungö^Iige  SRale  ift  ber  3u- 
fammmbang  beS  ®eban!enS  unb  ber  Sfortfd^ritt 
ber  S)arfteIIung  burd^  frembartige  3tt)ifd^cnftüdfe 
ober  aud^  burd^  auffö&igeSüdCenunterbrod^entmb 
geftört^  in  einem  unb  bemfelben  IBud^e  ift  SiettereS 
unb  jüngeres,  Sübifd^eS  unb  S^riftli^eS  in  bunter 
ünifd^ung  aneinanbergereil^t,  mehrere  Stüde  fom- 
men  gioeimal  in  Ocrfd^iebenen  Sudlern  oor.  3)a^ 
eS  ber  jhitif  gelingen  merbe,  biefe  rudis  indi- 
gestaque  moles  t)öllig  gu  fid^ten  unb  gu  orbnm, 
ift  fd^on  oft  begmeifelt  tt)orben.  S)ie  Unterfc^ei- 
bung  ber  fübifd^m  unb  ber  d^riftlid^en  Slemente 
ift  tiid^t  feltm  mit  grofem  Sd^toierigfeiten  Der- 
fnüpft,  meil  auSf^Ite|lid^  auf  innere  jhiterim  an- 
gemiefm.  93ei  Seftimtnung  beS  tSIterS  mand^er 
Stüde  leiften  Sitate  bei  bm  älteften  fttrd^mft^rift- 
fteQern,  toeld^e  an  ber  göttlid^en  ^erfunft  ber 
luS[))rüd^e  ber  Sibi)IIe  nid^t  gegioeifelt  unb  na- 
mmtlid^  gu  opologetifd^m  3n'(dfen  gerne  auf  biefe 
^SuSf))rü(|e  Segug  genommen  l^aben,  toid^tige 
Sienfte.  —  ®ie  gtoei  erften  SBüd^er  laffen  fid^  info« 
fem  als  Sin  ®angeS  begeid^nen ,  als  baS  gmeite 
SBud^  (847  aSSB.)  eine  gortfejung  bcS  erftm 


247 


SibQlIiuifd^e  Sudler. 


248 


(400  S593.)  barftcm.  SBeibe  93üc^cr  cnttialtcn 
tf)eil§  Sertd^lc  über  bic  ältcftc  2BcIt-  unb  Sßölfcr- 
gcjd^i(f)te,  t^eilS  SBeiäJQgungcn  über  ba§  SBirfen 
beS  aWejjiaS  ober  be§  ©ol^neä  ®otte§  auf  grbeu. 
SDiefe  2Bci§fagungcn  tragen  ftettentpeife  (1,  324 
bi3  400 ;  2,  34 — 55  u.  a.)  unöcrfennbare  TOcrf- 
male  d^rifllid^en  Urjpnmg§;  bie  umfangreicheren 
aefd^id^tlid^en  Ausführungen  l^ingegen,  in  meldten 
9eibnif(f)e  SK^t^cn  mit  ben  3cugni|jen  be§  Alten 
Xeftamente§  auSgeglid^eu  merben,  fd^einen  im 
©rofeen  unb  ®anjen  auf  eine  iübifd^e  §anb  ju« 
rüdt^ugel^en.  Sermutl^Ud^  liegt  olfo  eine  jübijd^e 
©runbfc^irift  in  d^riftlid^er  Ueberarbeitung  üor, 
unb  bie  Ueberarbeitung  bürfte  erft  in  ber  jweiten 
ßälfte  beS  3.  3a^r^unbert§  erfolgt  fein.  ®ie 
Äird^enf(^riftfteUer  ber  brei  erften  Sal^rl^unberte 
Derratl^en  feine  ffenntnig  be§  3n^alte§  ber  beiben 
erften  Sudler.  »Seit  älter  ift  ba§  brittc  »ud^ 
(829  5393.).  S)a§felbe  bringt  l^auptföd^Iid^  eine 
@efd^id^te  ber  grauen  53or3eit,  eine  Sieil^e  t)on 
©traf»  unb  UnlfteilSöcrfünbigungen  gegen  l&eib- 
nifd^c  S3öl!erfd^aften  unb  eine  auSfüljirlid^e  S)ar- 
fteÜung  beS  meffianifc^en  §cil§.  Anerfannter« 
ma|en  ftnb  biefe  Drafel,  wenn  nid^t  fämmtlic^,  fo 
bod^  grö^tentl^eilS  j[übifdjer  §erfunft,  unb  wenig« 
ftenS  bie  SDfiel^rjol^l  berfelben  ift  fe^r  wal^rfd^ein* 
lid^  au§  einer  unb  berfelben  geber  gefloffen.  3)a 
nun  breimal  öerfid^ert  toirb,  unter  bem  fiebenten 
j^önige  AcgpptenS  auS  l^eHenifd^em  ©efd^Iec^te 
»erbe  ber  Ü)kffta§  ©erid^t  über  bie  ^eibenoölfer 
Hten  (3,  191  ff.  316  ff.  608  ff.),  fo  barf  e§ 
faft  als  fidler  gelten,  bafe  ber  93erfaffer  unter  $toIe» 
maus  VII.  ^pi^^afon  (145—117  ö.  6^r.)  in 
9legt)pten  gelebt  l^at.  ginige  SSerfe  beS  britten 
SSud^eS  werben  bereits  Don  3ofe))]^u§  gfIat)iuS 
(Antt.  1,  4,  3)  als  AuSfpm^  ber  ©ibtjfle  an« 
geführt.  Aud^  ein  großer  %\jvX  ber  patriftifd^en 
©ibt)üencitate  finbet  fi^  in  biefem  Su^e  mieber. 
Stoei  öon  2:^eop]^iIuS  öon  Antiod^icn  (Ad  Autol. 
2,  36)  citirte  Sib^Henfragmcnte  (jufammen 
84  SScrfe),  Weld^e  in  warmen  unb  fd^önen  SBorten 
für  ben  ©lauben  an  ©inen  ®ott  eintreten,  fom- 
men  in  ben  fib^Hinifd^en  Suchern  nid^t  Dor,  l^aben 
aber  i|öc^[t  wa]^r)d()einlid^  urjprünglid^  an  ber 
©pije  beS  britten  Suc^eS  geftanben.  S)aS  oicrte 
SSud)  (192  9393.)  ift  ein  in  ftd^  abgerunbetcS,  ein- 
l^citlid^eS  Drafel,  weld^eS  öorwiegenb  in  ©traf» 
anbro|ungen  gegen  93ölfer  AfienS  unb  guropa'S 
öertöuft.  9)üt  ftets  warfjfenber  Uebereinftimmung 
wirb  baSfelbe  oon  ben  neueren  gorfd^em  alS  iübi jc^ 
bejcid^net  unb  um  baS  3a^r  80  n.  (Sl^r.  angefc^t, 
weil  eS  baS  im  %  79  bei  einem  AuSbrud^e  bcS 
93efuöS  in  Stauen  erfolgte  (?rbbcben  in  einem 
Sufammenl^ange  weisjagt,  weld^er  auf  ein  6reig- 
nift  ber  aUcrjüngftcn  SJergangenl^cit  l^inbeutet 
(4,  130  ff.).  Auf  93crfe  biejeS  53ud^cS  beruft  fi^ 
fd;Dn  SuftinuS  TOart^r  (Apol.  I,  c.  20).  SaS 
fünfte  93ud|  (531 9393.)  entbehrt  fe^r  beS  innem  3u- 
fammenl^angeS  unb  ift  jebenfallS  ein  gonglomerat' 
öon  öerjd)iebcnen  Drafeln  unb  Orafelfragmentdi, 
welche  jebod^  fämmtlid^  auS  jübifd^en  ffreifen  ftam- 


men  bürften.    S)er  ^Dlel^rja^I  nad^  finb  eS  ge* 
fc^id^tlic^e  Sr^öl^Iungen  auS  üerfc^iebenen  Sanbmi 
unb  9iei(^en  in  ber  O^orm  t)on  Sorl^erfagungm. 
^ie  ben  Eingang  bilbenbe  ®efd^id^te  ber  romi* 
fd^en  jfaifer  reicht  bis  auf  ^abrian  unb  feine  brei 
^Jlad^folger.  S)ie  brei  f olgenben  93üd^er  (6, 7  u.  8) 
bewegen  fid^  in  d^riftlic^er  @ebanfenfpl^are.  %& 
fed^Ste  99ud^  ^ä^It  nur  28  93erfe  unb  enthalt  emen 
^QmnuS  auf  S^riftuS,  einen  SBe^eruf  über  ba# 
„fobomitifd^e  2anb"  (3ubäa)  unb  einen  SobprriS 
beS  ffreuaeSl^olseS.    SactantiuS  (Div.  Instii  4, 
13.  15.  18)  l^at  Wieber^olt  oon  bicfen  SSerfea 
®ebraud^  gemacht.  2)aS  fiebente  93u(^  (162  %$.) 
fe^t  fid^  aus  ©trafanbrol^ungen  gegen  ungläubige 
Sönber  unb  9BeiSfagungen  über  bie  le^en  Seiten 
unb  ben  bereinftigen  äOüeltbranb  gufammen.   @ 
fd^eint  mehrere  Orafel  Derfc^iebener  ^erfunft  |u 
umfaffen,  in  (&,vx  feinen  X^cilen  aber  auf  d|ri|> 
lid^em  93oben  erwad()fen  gu  fein.  S)aS  oäi/it  ^d^ 
(501  9393.)  l^ebt  nad^  einer  fur^eu  93orrebe  mit 
einer  gerben  ©trafoerfünbigung  gegen  boS  ^o(^ 
mütl^ige  9tom  an,  als  befjen  le^te  ^errfd^er  (of«' 
lic^  Wie  im  Eingänge  beS  fünften  Suc^eS)  ^obrum 
unb  feine  brei  9}a^folger  genannt  werben,  itom 
biefeS  ©tüdf  ebenfowo^l  oon  einem  3uben  tote 
t)on  einem  S^l^riften  gef^rieben  fein,  fo  geigen  ftd^ 
bie  folgenben  Orafel  beS  ad^ten  ^ud^eS,  l^aupt« 
föd^lid^  über  ben  fommenben  3ont  ®otteS  unb 
baS  Snbe  ber  Seiten  l^nbelnb,  fel^  ftcui  Doft 
d^riftlidien  Anfd^auungen  beeinfluß    93.  217  ff. 
fte^t  baS  berül^mte  Afroftid^  auf  'Itjtou;  Xpeistoc 
(sie)  Osou  üioc  «jcodjp  (TTaopoc,  beffeu  eingebe 
93er je  SactantiuS  (Div.  Instit.  7, 16. 19. 20)  an« 
fül^rt,  unb  weld)eS  AuguftinuS  (De  civ.  Dei  18, 
23)  bereits  in  lateinifc^er  Ueberfe^ung  fennt  %A 
elfte  %ud^  (324  9393.)  entroUt  eine  ©cjd^id^te  M 
alten  Aeg^ptenS  bis  gum  93eginne  ber  Xömer^ 
]^errjd)aft,  eine  @efd^i(|te  freili^,  meldte  uon  W 
lüdenbafter  ffenntni^  ber  Xl^atfad^en  geugt  Sit 
S)arftellung  bleibt  fo  neutral  unb  farbloS,  '^^  Me 
gfrage  nad()  jübifd^em  ober  d^riftlid^em  Urfpntnge 
fid^  nid^t  entf d^eiben  lö^t.  9[Bal(|rfd^einli(^  ift  ieboi^ 
baS  elfte  93ud^  mit  ben  93üd^em  12  unb  13  )tt 
giner  fortlaufenben  SBeiSfagung   gufammenp 
fafjen  unb  einer  unb  berjelben  t^eber  gu^uweijoL 
S)ie  93üd^er  12  unb  13  (299  unb  173  S8.) 
bringen  nämlid^  eine  aUerbingSDielfad^  mit  anbei* 
weitigen  ©egenftönben  untermifd^te  ®ej(^i(!^te  ber 
^errjd^cr  SRomS  Don  AuguftuS  bis  auf  ®aQianii. 
S)er  93erfafjer  biejer  beiben  93üd^er  ober  gibt  jid| 
wieberljolt  als  S^riften  ju  erfennen  unb  l^t  ol^ 
3weif el  in  ber  gweiten  §älf te  beS  3.  Sa^r^unbertt 
gelebt.    Ueber  baS  öierje^nte  93ud^  (361  $95.) 
jc^wanfen  bie  Urt^eile  in  äl^nlid^er  SBeife  une 
über  baS  elfte  Sud^.  93ermut]^lid^  ift  aud^  baSDie^ 
je^nte  93ud}  bem  9}erfafjer  ber  ^üc^r  12  unb 
13  jujueigncn.    ®en  ^auptinl^lt  beSjelben  bil» 
ben  Wieberum  @r5äl)lungen  über  ^err jd^er  9iom3, 
graäl^lungen ,  weld^e  iebod^  jum  großen  Jä^ 
offenbar  rein  erbid)tet  finb  unb  aüer  gefd^ic^tUe^ 
äBal^rl^eit  jpotten.  ^ebenfalls  fann  biefeS  Dier}e^ 


:49 


Sicorb,  Sifc^of  t)ou  Sremona  —  Siceleg. 


250 


t2ik  nidit  twt  ben  It^xn  2)ecennien  beS  8. 3a^r« 
:  .lemi  cittPflnben  {ein.  2)ie  entfte^ungS}eit  ber 
'lOmtl«^  ^viifyt  loärbe  bemnod^  rtlDO  fünf 
^;£^ityiiiibcTte  urnfponnen. 

jtü^bcn  bicfer  ^üd^er  Deronftalteten  in  ntxxe* 
-T  3«!  «.  «Ujanbre,  ^ariS  1841—1856,  in 
.  %^a..  ttnb  iDieberum  ^ßarid  1869,  in  1  9be. 
.*iitio  altera  ex  priore  ampliore  contracta, 
iiverra  tamon  et  passiin  aucta,  multisque 
T<t»  ratracteta);  3.  ^.  grieblieb,  Seip}ig  1852; 
*L  %^,  aSien  1891.  2>en  beiben  ausgaben 
i.i^jaitm'%  ifi  tmt  melrifcbe  lateini((^e,  ber  9u8- 
c:x  f^tidüidid  eine  metrif (^  beutfd^e  Ueberfe^ung 
.  :jgie9ebrn.  S)te  fe^r  )erj|plitterte  Siteratur  über 
iT  nb^ütRiffl^  SBüd^er  ift  forgfdltig  Derseic^net 
kr  CL  S<fium,  @ef4  bed  iübijd^  SiolfeS  im 
.idjoltrr  defu  S^rifti  n,  fiei))2ig  1886,  806  f. 
vmqt  mtitm  Slbbonbhmgen  auS  bem  legten 
c^hieliitl  jinb  namhaft  gemalt  bei  9b.  fyxmaä, 
•reii«.  ba  oUi^ftl.  fiUeratur  btd  Sufcbind  U,  1, 

incm  19^7^  ^^1  ff-  Sin  umfaffenber  friKfd^er 
^c-smadox  übn  bU  gange  Orofeijammlung  liegt 
t^  BOT»  [SBarben^cttier.] 

Sioiti,  Sifi^of  Hon  Cremona  um  bie 

Srtibc  bei  13.  3o^^unbert8,  bebeutenb  qI8  ®e« 

^*4ti4ctibrr,  &nu)nift  unb  fiihnrgifer,  ftammte 

^tomoiui  unb  gtoar  ongeblid^auSberbortigen 

rrsttmcn  (^URti^i^  Sogalana.   Kac^bem  er  ju 

i=ir  Jltt4binmng  einige  ^al^xt  in  aRainj  k)er* 

ziiii  tfotk,  Durbe  er  1183  Don  ^opft  Sudud  III. 

;^  Subbtocon  geweil^.  ßinige  3cit  ft)ater  erhielt 

r  fion  Ctfvebud,  ^ifci^of  Don  tremona,  bie  $rie- 

YTscib«.  imb  als  berfelbe  1185  fiarb,  tourbe  er  ju 

•-im  i^Q^ifolger  gemä^U.  SBie  bei  ben  Rupften, 

:  rumb  et  oui^  bei  Paifer  §rtebrid(|  I.  in  ^o^em 

iTtUn,  nnb  1186  gelang  ed  feiner  iBermitt- 

.^.  bte  }ioif4en  IBarboroffo  unb  ben  Sremo- 

«rcB  beßebcnDen  S^nbfeligreiten  }U  be{ettigen. 

%2  Infmig  bed  folgenben  3o^r^unbert§  meiUe  er 

r:;;m  3a^tt  im  Orient;  1203  erfd^eint  er  al3 

^t.riter  beS   SarbinaUegaten  ^einiS  in  ^r» 

r  rjn  vnb  urirttc  für  ^erftellung  beS  gfriebend 

r:«ta  bem  bortigen  i^önige  unb  bem  (trafen 

n  Inpoit^;  im  folgenben  3a^re  fem  er  mit 

:ir  cnunmrcn  fiegoten  nad^  (Slonftantinopel.  @t- 

jzt  pöb  }U  Stemona  om  8.  Suni  1215.  Ser- 

*T  bot  et  ein  Chronicon,  ttcIt^eS  na(^  ber  @itte 

^  taaaliffn  3eit    mit  <Srfd^ffung  ber  3BeIt 

i^rsit  nb  ein  gebrongtcS,  aber  überftd^tlic^ed 

tli  ha  gcfammsm   @efc^i(f)te  bis  gum  3a^re 

:jl.i  gibt ;  oon  bef onberet  9Bid^tigfeit  ftnb  feine 

\^r*CBi  fibcr  ben  Ihreusjug  Oriebrid^  I.  unb 

1.C  M  bomaltgen  SBer^ltniffe  Sremona'S.  Sine 

»^  MBgelbafte  91u#gabe  lieferte  Wurotori  in 

2;rfam  ItaL  Soriptt.  VU,  MedioL  1725,  521 

«i  f.^  (ivicbcrl^lt  bei  Migne,  PP.  lat  CCXIU, 

4r;— ^0).  ^c  für  bie  Mon.  Germ.  hist.  in 

'  akenita&g  bc^blii!^  neue  9u3gabe  beS  Chro- 

iKcn  ibM»  i>Dtau6f\^tli4  v.  91.  aud^  barüber 

wSfe^  Mngm«  ob  bie  \t1ft  mert^oollen  Wa- 

tm  CodoL  Estenaia  5U  Wobena,  mel^e 


gried^ifd^-orieutalifdle  ßreigniffe  betreffen,  toirflidii 
Oon  @icarbd  ^nb  flammen;  benu|t  finb  biefe 
aWaterialicn  oon  ÜJiuratori  in  ben  5joten  feiner 
^uSgabe.  ©leid^faUS  f c^on  ebirt  ift  @icarbg  Ittur- 
gifdied  SEBerf  Mitrale  seu  de  officiis  eccleBia- 
Bticis  Summa,  baS  in  9  Sucher  get^eilt  ift 
(Migne  I.  c.  13—436).  dagegen  no($  nid^t  ge- 
brudft  ift  bie  gu  ^Dlainj  entftanbene  Summa  ca- 
nonum (OoHenbet }toifd^en  1179 unb  1181);  bo(^ 
l^at  0.  @d^ulte  (@i^ung8ber.  ber  faif.  Slfabemie 
ber  ffiiff.,  t)^iIof.-l^ift.  Klaffe,  LXm  [SBicn  1870], 
337  ff.)  na^  einer  ^anbfd^rift  ber  fgl.  SBibliot^eC 
)u  iBamberg  audfü^rlid^e  Angaben  über  biefeS 
SBer!  @icarbd  gemad^t.  6r  be5eic^net  e§  (®e{(^. 
ber  OueUen  u.  l^it.  bcd  can.  IRec^td  I,  Stuttgart 
1875,  144)  al8  ben  erften  Serfud^,  nad^  bem 
@9fiem  oon  ®ratiang  S)ecret  ein  freies  Se^rbu^ 
beS  canonifd^en  SRed^teS  5U  liefern.  (SJgl.  nod^ 
ß.  ffomoromSfi,  @icarb,  Sifd^of  oon  Sremona, 
ftönigSb.  1881  [©iff.];  %  g^rouft,  Sageno, 
Ansbert  unb  bie  Eist.  Peregrinorum ,  {^xai 
1892,  83  ff.  192  ff.  SBeitere  Literatur  bei  «ßott- 
^afi,  Bibl.  bist.  med.  aev.  II,  2.  ^ufl.,  3)erlin 
1896,  1014.)  [3ed.] 

^küxb,  eiaubiuS,  S.  J.,  aRiffu)nar  unb 
Orientforfd^er,  mar  ju  ^lubagne  (lBou(^eS«bu- 
at^öne)  am  4.  9Rai  1677  geboren,  trat  1692  in 
bie  @efellfd(^ft  3efu  unb  befletbete  eine  3citlang 
bie  Stelle  eines  ^rofefforS  ber  Humanität  unb 
K^etorif  JU  2^0x1,  3m  3. 1706  »urbe  er  in  bie 
orientalifd^e  9)Hffion  berufen  utib  loirfte  mit  apo- 
ftolifd^em  Sif er  erft  in  Serien,  bann  in  Segtipten. 
3)aneben  enoarb  er  fid^  bie  größten  Serbien)te  um 
bie  Srforfd^ung  beS  92illanbeS  00m  S)elta  bis  ju 
ben  ffataraften,  ber  Ufer  beS  rollten  ^eereS  unb 
ber  @inai-^albinfel.  Sin  großartig  geplantes 
äBerf  über  ^eg^pten,  morin  @icarb  baS  retd^e 
IBeobad^tungSmaterial  feiner  Sieifen  unb  feines 
oieliöl^rigen  Slufentl^alteS  bafelbft  jufammenju- 
f äffen  gebadete,  oereitelte  leiber  fein  allju  frül^eS 
^infd^eiben,  inbem  er  fd^on  am  12.  ^pril  1727 
3U  Cairo  im  S)ienfte  ber  ^eftfranfen  ben  £ob 
fanb.  Seine  jal^lreid^en  Sriefe  unb  anbere  Heinere 
arbeiten  ^iftorif(^en  unb  geogropl^ifd^en  3n^altS 
erfc^ienen  gefammelt  ju  S^on-^ariS  1845  unter 
bem  Xitel  Description  de  TEgypte  par  le  Pere 
Sicard,  suivie  des  Memoires  sur  l'Ethiopie. 
^u^erbem  fc^rieb  Sicorb  nod^  gmei  99üd^er  po- 
lemifd^en  3n|altS  in  arabifd^er  Sprad^e.  (9}gl. 
Biogr.  univ.  XXXIX,  282  ss. ;  de  Backer,  Bi- 
bliothäque,  nouv.  ed.  par  Sommervogel  YII 
[1896],  1185  BS.)  [Sfr.  4>iUig  S.  J.] 

$Uebg  (^'iH»)/  im  a.  %.  uralte  ©tabt  im 
Sübmeflen  oon  ^löftina,  mirb  guerft  3of.  15, 31 
als  canaanaif^e  Stabt  im  Süblonbe  ermahnt, 
meldfie  ben  anfommenben  Gröberem  auS  3uba  an- 
fiel, warb  bann  aber  nac^  3of.  19,  6  bem  Stamme 
Simeon  gugelooSt.  93ei  ber  nöc^ften  9{ennung 
erfd^eint  Siceleg  alS  Sigent^um  ber  $^ilifter; 
eS  marb  auf  S)aoibS  Srjud^en  biefem  oon  ^c^iS 
}um  ^ufentl^alt  unb  Ctgent^um  angemiefen,  fo 


251 


Std^em. 


252 


bol  e3  Don  ba  an  immer  bei  ben  ffönigen  Don 
3uba  blieb  (1  ©am.  27,  6).  S)at)ib  l^ielt  fid^  ju 
@iceleg  1  ^af^i  unb  4  SRonate  (nad^  bem  l^ebröi' 
fd^en  Sejt)  auf  unb  lie^  in  biefer  3fit  bie  Smale« 
fiter  bafür  bü^en,  bofe  fie  eS  toä^renb  feiner  Sb- 
mefenl^eit  Derbrannt  litten  (1  ©am.  30, 1—20). 
3u  ©iceleg  empfing  er  bie  9lad^rid^t  Don  ©aul§ 
unb  Sonat^anS  %oh  (2  ©am.  1, 1 ;  4, 10),  unb 
Don  l^ier  brad^  er  nad^  Hebron  auf.  ©eitbem  tovcb 
©iceleg  nid^t  mtfjx  ertoäl^nt,  bis  nad^  ber  babqlo- 
nifd^en  ©cfangenfd^aft  bie  yt&dU^x  ber  3uben  aud^ 
in  biefe  ©tobt  erjälilt  toirb  (2  gsbr.  11,  28). 
S)ie  Sage  ©icelegS  ift  fd^toer  gu  beftimmen;  fd^on 
SufebiuSf  d^eintbief  elbe  nid^t  mel^r  gefannt  gu  l^ben. 
Ob  ber  Ulmer  gelig  gfabri  (Evag.  [f.  b.  3lrt. 
SReifewerfe  X,  996]  11,  359)  Siceleg  amifd^cn 
^ebron  unb  ®aga  gefunben  l^at,  fonnte  9tobin> 
fon  nid^t  beflätigen  ($aläft.  II,  fyj&t  1841, 647). 
3Die  Steueren  l^ben  nur  SSermutl^ungen  Dorge« 
brad^t.  [Raulen.] 

$Mem  (c?v),  im  ^.  %.  1.  ^rfonenname  für 
ben  lü^emen  unb  gemalttl^atigen  ©ol^n  beS  ^eDöerS 
ßemor,  ber  mit  feinem  SSater  Don  ©imeon  unb 
2eDi  jur  Sad^e  für  eine  an  i^rcr  ©d^mefter  be- 
gangene ©d^anbtl^at  umgebrad^t  D)urbe  (®en. 
34,  2).  —  2.  Ortsname  für  eine  ©tabt,  toeld^e 
früher  ©alem  l^ie^  (Euseb.  lak^\L  n6\iQ  2ixi}j.cüv, 
i^Tic  l<Td  SüyrifJi.,  tt»*  ^Tjjtv  f^  7pa9T^.  Hier.  Salem 
civitas  Sicimomm  quae  est  Sichern;  Lagarde, 
Onom.  Sacra,  2.  ed.,  n.  291,  84;  149, 15;  Dgl. 
»itter,  iJJaläft.,  3.  «up.,  Seipaiß  1850,  144, 
5lnm.  128).  ©ie  erl^ielt  ibren  fpätem  9iamen  ent» 
toeber  Don  i^rem  frühem  Sel^errfd^er  (®en.  34, 2) 
ober  Don  il^rer  Sage  auf  einem  ^b^ange  beS  @e> 
birgeS  Spb^^^itm  ^mifd^en  Sbal  unb  ®ari)im  Qof. 
20, 7.  9ti(|t.  9, 7).  m§i  5lbra^am  juerft  in  6anaan 
erf^ien,  beftanb  fie  nod^  nid^t;  er  50g  nur  „bis  ^ur 
©tätteDon©id6em"  (®en.l2,6).  3ur3eit3acobö 
aber  mar  bafelbft  fd^on  ein  SBol^nfi^  mit  Flamen 
©alem,  bei  bem  er  fid^  anfaufte  (®cn.  33, 18. 19), 
unb  in  beffen  !Rö]^e  er  aQe  göknbienerif d^en  ® egen- 
ftänbe  aus  feiner  gamilie  begrub  (®en.  35,  4). 
^ierl^er  marb  3ofepb  ^^^  Sater  ^u  feinen  iBrübem 
gefd^idt,  bie  injtoifc^en  meiter  gebogen  maren 
(®en.  37,  12.  13);  ben  ®runbbefi^,  meldten 
3acob  Don  f)emor  eüoorben,  Dermad^te  er  bei  feinem 
«bfterben  3ofep^  befonberS  (®en.  48,  22).  «ei 
ber  SRüdfebr  ber  Israeliten  auS  ^eg^pten  marb 
3ofep]^  l^ier  begraben  (3of.  24,  32),  mie  er  eS  Dor 
feinem  Sobe  beftimmt  l^atte  (®en.  50,  24).  ®ie 
©tabt  felbft  marb  jur  grciftabt  ernannt  (3of.  20, 7. 
1  ^ar.  6,  67),  bem  ©tamme  ßpb^^aim  jugetl^eilt 
(3of.  21,  21.  l'^ar.  7,  28)  unb  ben  fieoiten 
aus  bem  ©tamme  6aat^  angemiefcn  (3of.  21, 20); 
in  ibr  bielt  3ofue  feine  ?lbfc^iebSrebe  an  baS  SSoIf 
(3of.  24, 1).  XroJ  feiner  emften  grmal^nungcn 
unb  ber  baran  gefnüpften  Serfpred^en  marb  baS 
9Solf  febr  balb  mieber  manfelmütbig,  fo  ba^  in  ber 
üeDitenftabt  ©id^em  felbft  ein  3^empel  beS  Saal« 
beritb  crrid^tet  tt)urbe  (SRid^t.  8,  33 ;  9,  4).  TOit 
bem  ®ö^enbienfte  fd^eint  aud^  bie  ©ittenlofigleit 


bort  eingebogen  gu  fein.  3u  ©i^em  ^atte  @cbetm 
einen  iUegitimen  ©obn  9bimeled^^  ber  mit  ^Ufe 
feiner  Sertoanbtfd^aft  bie  Semol^ner  ber  ©tobt  leiil^ 
bagu  berebete,  il^m  bei  ber  Ausrottung  aller  feim 
Srüber  bel^ilflicb  gu  fein  unb  i^n  felbft  als  Ädnig 
anguerfennen  (SRi^t.  9,  1.  6).  SSergebenS  \uäfit 
3oat^am  Dom  Serge  ®arisim  l^ab  bte|  gu  Mf 
l^inbem  (Stid^t.  9,  7).  Sine  Aenberung  !am  bsn^ 
Abimeled^  felbft,  inbem  berfelbe  in  breijöbriger 
t^rannifd^er  Slegierung  fid^  ju  ©id^em  grunblü^ 
Der^a^t  mad^te  unb  einen  Aufruhr  l^erporrief,  bei 
beffen  92iebertt)erfung  er  ©id^em  DoUftonbig  }rr- 
ftörte,  aber  felbft  baSSeben  einbüßte  (»ic^t  9, 2B%), 
3n  ber  gfolge  marb  ©i(^em  feiner  günftigen  äge 
megen  mieber  aufgebaut,  ©(^on  unter  S)aDib  toiib 
es  ermäl^nt  (^f.  59,  8)  unb  erhielt  mü  ber  3* 
eine  mel^r  als  gemö^nlid^  Sebeutung ;  benn  ffia 
Derfammelte  ftd^  nac^  ©alomonS  ^obe  boS  Sülf, 
um  bem  neuen  ffönige  gu  l^ulbigen  (3  ftön.  12, 1. 
2  $ar.  10, 1).  3eroboam  fd^Iug  ju  ©id^em  feine 
Steftbeng  auf  unb  baute  bie  ©tabt  bemgemö|  vm; 
fte  blieb  bie  ^auptftabt  Don  33rael,  bis  bie  Idnig* 
lid^e  9teftben3  nad^  ^l^erfa  Derlegt  tuarb  (3  Aon. 
12, 25 ;  14, 17).  Unter  ben  $erfem  toorb  ©i^em 
ber  SWittelpunf t  beS  ben  ©amaritanem  (f.  b.  %1) 
eigentpmlid^en  SultuS,  unb  gur  3eit  9ksaiibci§ 
b.  ®r.  marb  auf  bem  ®arigim  ein  Xempel  erbont 
3n  ber  gfolge  ermähnt  ber  Serfoffer  bed  Scdc 
fiafticuS  bie  Semo^ner  Don  ©id^em  al8  ein  «m« 
DerftönbigeS  SoR"  ((Sccil  50,  28).  S)cn  Xaapd 
auf  bem  ®arigim  gerftörte  3ol^anneS  ^vrcomid, 
nad^bem  er  faft  200  3cib^  beftanben  l^tte  (Joi. 
Antt.  13,  9, 1).  Aleianber  3onnau8  loarb  bd 
©id^em  Don  2)emetriuS  DoOftonbig  %f\ifiagai 
(ib.  13,  14,  1).  Sei  ©id^em  (©id^ar;  3ob.4,5) 
l^tte  3cfuS  bie  Unterrebung  mit  ber  ©amotitE* 
rin,  unb  er  blieb  infolge  berfelben  )tDti  Xoge  p 
©id^em.  Unter  SeSpafian  (72  n.  (äft.)  VOKiSb  01 
©teÜe  Don  ©id^em  baS  rafd^  aufblül^enbe  $Mt 
92ea))oliS  (f.  b.  Art.)  gegrünbet;  bie  Setootncr 
nannten  bamalS  bie  befte^enbe  ©tabt  SRabott^a 
(Jos.  B.  J.  4, 8, 1)  ober  ÜJiamortlJa  (PliiLH.K.5, 
13  [14]).  92eapoUS  blieb  gur  römifd^  ftoifeiieit 
eine  ber  bebeutenbften  ©täbte  in  ^aläfttno  (Amn. 
Marc.  14,  8,  11).  S)er  alte  9iame  ber  &sM 
lebt  ie|t  in  ber  gorm  9{abluS  fort,  bem  SBomen 
eines  S)orfeS,  in  toeld^em  ftc^  nod^  eine  nehteSe- 
meinbe  Don  ©amaritanem  finbet.  3uftiiutiS  Vtoatb^t 
mar  l^ier  geboren ;  ber  b^gantinifd^e  ftaifer  3^ 
baute  auf  bem  ®arigim  eine  Snarienfird^,  3uPi' 
nian  fteQte  fünf  abgebrannte  JKrd^en  ber  ©tabt 
mieber  l^er.  3n  ben  Dormol^ammebanifd^  ^äff 
l^unberten  mar  ©id^em  ©i|  d^rifilid^er  Sifd^fe, 
meldte  auf  ben  Soncilien  erf(^ienen  unb  unte» 
fd^rieben,  g.  S.  gu  3erufalem  536  C^ansi  VIII, 
1173);  gur  3eit  ber  ffreuggüge  tourbc  ber  »• 
fc^ofS)i|  erneuert.  %uf  ginlabung  ber  ^SeiDO^ 
mürbe  ©id^em  Don  Suftac^iuS,  bem  Sruber  (Sott* 
friebS  Don  SouiUon,  unb  Don  ^ancreb  be^|t,  fpfiler 
mehrmals,  g.  S.  gur  3eit  gulco'S  Don  3erujoIe«, 
1  burd^  bie  ©aracenen  erobert  unb  ge)>Iunbert  (f. 


iSS 


Sicilianifd^e  aJtonard^ie  —  etcilien. 


254 


»iiiDcfan.  Tyr.  Hiet.  rer.  transm.  9, 11 ;  14, 
iVi,  ober  ^fta  Don  ben  Cl^ften  toieber  genom« 
«ff.  btS  t9  feit  ehDQ  1244  in  ben  &önben  ber 
Tb^umnäMiiicr  blieb.  Slo^  ^eute  ift  9{obIu8  be- 
dcitmb  buzt^  Snbufirie  unb  ^anbel;  bie  6in* 
seiner  ftnb  anxnbtg  unb  tDtbetfpdnfiig  unb  ftel^en 
3kr  ibcm  eigenen  @d^etf^8;  fte  machen  bem 
(^ite  }u  9)oiiui§cu3  üiel  }u  fd^offen,  »enn  er  fie 
a  Cidiiuiig  fKxIten  totO.  (Sgl.  Stobinfon,  $ala- 
rsa  m,  $alU  1842,  315  ff.;  !Reue  bibl.  gfor- 
^n^goL  Scriin  1857, 168  ff.;  Appel,  Quaest 
:!^  rtl»«  Samarit.  [Dis9.],  WratisL  1874,  26; 
'.  »sd9,  in  Palest.  Explor.  Fund  1877, 149  f. ; 
•loQ^er  andKitehener,  The  survey  of  Western 
MemoirsII,  London  1882,  203 ff.; 
;  0ef4i(4te  beS  iübifd^ien  SJoßeS  gur  Seit 
yrc  fBfOß  I*  Seipgig  1890,  546  f.;  »ö^rid^t, 
BxibotfL  geogr.  Palest.,  Serlin  1890,  734. 
*>i.»  [ftaulcn.] 

SidUadf^  ^^lum^e,  f.  Monarchla  Si- 


^tdOudf^  9e^ar  l^i|t  bie  Mutige  gr- 

Adung  ber  StcOianer  gegen  bie  gfranjofen,  bie  }U 

uJono  (1282)  begann,  unb  gmor  ber  Sage  ju- 

*:49r  bd  bem  ®IocfengeISute  ^ur  Sefper.    SSon 

!)e  ^wif^tftobt  bstttetc  fi(^  ber  Vufftanb  über  bie 

f3}e3nfel  oitS,  iinb  j?arl  Don  ^njou,  bem  ftönig 

a.3  Jliopd  unb  @tcUien,  gelang  eS  nid^t,  bte- 

t^  »tebrr  )U  ccobtxn,  Sbie  ßr^ebung  ber  @ici- 

rxir  gegen  eine  l^ronnifd^e  Sfremb^errfd^aft  ift 

c  bep^Un  9e)ie]^ung  oon  unioerfalbiftortfd^er 

Siistigpcit  3tterfl,  iseil  fic  ber  9u8bc]^nung  fran- 

t^iäfn  f^eirfd^oft  nadb  b^m  Often  l^in  in  bem 

S-^eobfide  ein  3i^I  feftte/  a(S  fforl  ^on  3(niou 

^  o^eie^  Sonflanttnopel  ben  !ßaIäoIogen  n^ieber 

fsaa^^nm   unb    bie  in  @rie^en(anb  (bamalS 

ftrqzaxdm^)  f^on  Beftel^be  fran}öfifd^e  $en- 

'6m  neu  |tt  begnmben.  Sann,  toeil  fie  mit  einem 

fXiU  Sküim  aum  aRiltelpunfte  ber  $oIitif  aller 

Lnraj^oaten  ber  fiMiniJd^-italienifd^en  SBud(|t  bed 

SnzMmecrcS  nuu^te,  bte  bebeutenbften  @taaten- 

^ctSixäfft  dnberte,  bie  Srogonefen  bleibenb  nad^ 

izü3a  füide«  bie  Srtonjofen,  meldte  toit  in 

YhM  fe  oodb  in  ^eutfd^Ianb  ben  SKeifter  fpielen 

a£kx.  sioong,  fid^  ooc  bem  SBe{}en  in  9d^t  ju 

x^Bn.  eiibfnt^  bie  erbtfidenbe  @d^u|^mad^t,  teeld^e 

ye  ncB^iilantfi!^  ftönig  bem  römifd^en  @tuble 

gdtenb  mad^te,  ollmälig  erleid^terte. 

'^^  OSETonbcnrngen  rief  aber  baS  SlUcn  un- 

(Emgni$  in  SBejug  auf  (irc^Iid^e  Ser- 

ffovoT.    Snnocenj  lY.  b^tte  felbft  bie 

er  Paifer  Sfricbrid^  11.  aufgerufen, 

^  te  alte  ffrttl^eit  mit  SBaffengetoalt  mieber 

z  eaPRben.   9»  am  31.  9Rära  1282  bie  $a- 

cxttier  über  bie    Sfran^ofen  b^tfielen,    am 

:•  ipiü  aiulb  BReffina^  boS  eine  Seitlang  ge- 

boür,  fidb  gegen  bie  Slegieruna  t)on  Tieapel 

bie  €tabte  fti^  eine  repubUfanifd^e  Ser- 

gpben  unb  bann  @icilien  unter  baS  2)o- 

ber  zömir^en  Riv^  {ieSteu,  nal^m  ^opfi 

TV.,  ber^nmiofe,  biellntertocrfung  nid&t 


an.  ^uf  bieg  l^in  loanbten  fid^  bie  SDe))utirten  ber 
@icilianer  an  ffönig  $eter  oon  Siragonien,  ben 
Srben  ber  @taufer,  utü)  biefer  na^m  bie  i^m  an» 
gebotene  ffrone  an.  3e^t  mürbe  bie  @orge  ber 
^äpfte  getbcilt,  feit  in  i^rcm  SRüdCcn  biejer  ^anU 
opfel  ber  @eemdd^te  niebergefaUen  mar.  I?arl  Don 
9lniou  mar  formell  red^tmä^iger  ^errfd^cr  ©ici- 
lienS  gemefen,  ber  blutige  Sufftanb  trug  ben  S^a- 
rafter  ber  Sm))örung,  bie  Stnnabme  ber  jhone  ben 
ber  Ufurpation  an  fid^ ;  bie  giöpfte  befanben  ftd^ 
fomit  in  ber  Sage,  ben  Sortl^eilen  entfagen  ju 
muffen,  meldte  bie  (Empörung  bar^ubieten  fd^ien. 
3a  fte  mußten  bie  Siedete  ftarld  oon^niou  fd^ü^en, 
beffen  S3crfabren  fic  fclbft,  menigftcnS  bie  bcftcu 
unter  ibnen,  l^öd^lid^  mi^iUigten.  @o  !am  eS, 
bog  in  SBe)ug  auf  baS  SSerfal^ren  gegen  @icUien 
eine  betna|e  oollfommene  Uebereinftimmung  ber 
$ä)}fte  l^enfd^te,  obmobi  aud^  bie{e  @icilien  nid^t 
mebr  unter  baS  3od^  ber  ^niouS  jurüdCbrad^te. 
fieiber  liejs  ber  im  SBeften  entftanbene  @treit  unter 
ben  @eemö(^ten,  bie  Spannung,  in  meldte  3talien, 
gfranfreid^  unb  Spanien  oerfe^t  morben  maren, 
bog  beiKge  Sanb  in  einem  9Jlomente  im  Stid^e,  mo 
eS,  am  l^eftigften  angegriffen,  bie  unfehlbare  Seute 
feiner  ®egner  merben  mu^te,  menn  ni(|t  eine  !raf t« 
ooOe  S)ioerfion  in  ^frifa,  ein  nad^brüdfli(^er  3ug 
in  ben  Orient  gefd^ab.  Sd^on  neun  3abre  na^ 
ber  ftcilianifd^en  Sefper  pel  ^tolemais,  unb  bie 
ftüfte  ^alöftina'S  mürbe  oon  ben  ftegenben  97toS- 
lemin  mit  £rümmerl^aufen  gerftbrter  Stäbte  be« 
bedCt,  um  ben  ffampfpreiS  jiDifd^en  bem  Orient  unb 
bem  Ocribent  mertbtod  unb  unl^altbar  ju  mad^en. 
^ber  erft  smölf  ga^re  nad^  bem  gfaDe  oon  ^tole» 
maiS  erfolgte  bie  SuSföl^nung  Siriliend  mit  bem 
römifd^en  Stuble  (3uni  1 303),  nad^bem  ber  ftrieg 
20  äabre  gebauert,  oier  gro|e  Seefd^Iad^ten,  brei 
gro|e  Sanbtreffen  geliefert,  ber  3ebnte  Oon  gang 
Suropa,  ber  ©d^a(  ber  $ap{ie,  bie  93eifteuer  ber 
guelfifcben  Stabte  Italiens,  an  300000  Ungen 
^olbed,  baS  99Iut  oieler  3:aufenbe  frud^tloS  ber- 
geubetmorben.  Sidlien  blieb  unbegmungen;  $apft 
©onifQtiuS  VIII.,  meld^er  enblid^  ben  gfrieben 
gefd^Ioffen,  marb  einige  9Jlonate  fpöter  oon  ben 
gfranjofen  bis  auf  ben  3:ob  mi^b^nbelt.  äBieber 
fünf  Saläre,  unb  oer  römi(d^e  @tubl  toar  in  bie 
aoignonefifd^e  ©efangenfd^aft  abgefubrt  morben. 
(9$gl.  bie  Siteraturangaben  bei  Lozzi,  Bibl.  ietor. 
deUa  . . .  ItaHa  11,  Imola  1887,  258  sgg.,  unb 
^ottbaft,  Bibl.  bist.  med.  aeyi  1, 2. 9uf[.,  Berlin 
1896,  230  f.)  [0.  S)öfler.] 

^»icitien,  bie  größte  oon  ben  Snfeln  beS  mittel- 
länbifd^en  ÜReereS,  nad^  il^rer  geogropl^ifd^en  Sage 
)ur  italienifd^en  ^olbinfel  gebörig,  l^at  in  polt- 
tifc^er  Segtebung  bie  mannigfaltigjien  ißerönbe- 
Hingen  burd^gemod^t.  Sine  eigene  S^^naftie  unb 
eine  felbftänbige  politifd^e  Stellung  erlangte  bie 
3nfel  nie.  SHc  längfte  3eit  (feit  bem  11.  3abr* 
bunbert)  blieb  fte,  iebod^  nid^t  ununterbrod^en,  mit 
5leapel  (f.  b.  Slrt.)  alS  ^Äönigreid^  beiber  Sid- 
lien"  bereinigt  (ogl.  aud^  b.  Srt.  3talien),  bi§  fte 
1860  bem  neuen  l?dnigreid^  Stalten  aI3  $robin;i 


255 


©icilien. 


256 


einDcrIcibt  tt)urbc.  ®ic  Slnfänge  bc§  El^riftcn- 
tl^umS  ouf  ©icilien  lafjcn  ftd^  auf  ®rimb  bcr 
bcrjeitigen  Ibiftorifd^cnDiicIIennid^t  üor  bcftimmen. 
2)0^  ber  1^1.  $QuIu8  bei  feinem  furgen  ^ufentl^olt 
in  ©9racu§  bort  trgenb  eine  SRiffionStl^fttigfcit 
entfaltet  l^ötte,  unb  fomit  Don  ha  an  bie  S^riftiani- 
firung  ber  3nfel  ju  batiren  wäre,  löjt  ftd^  bem 
3:ejte  ber  apoftelgefd^ic^te  (28, 12)  in  feiner  SBeife 
entnel^men.  SBo^l  ober  ift  eS  fiicrouS  ju  erflären, 
toenn  bie  ftcüianifc^e  ffird^e,  nod^bem  fie  einmal 
organifirtwar,  il)reerftcn Anfänge  in  bicapoftolifd^c 
Seit  gurücfjiibatiren  fudEjte  (f.  b.  ^rt.  Stauen  VI, 
1053).  yia^  ber  fi)racufanifd^en  Socaltrabition 
l^ötte  nämlid^  ber  \)l  ^etniS  üon  9Intiod^ien  au§ 
bie  nenbefel^rten  Syrier  9Karcianu8  unb  ^an» 
aatiuS  al§  ^oftel  bed  SoangeliumS  nad^  @icilien 
gefanbt  (AA.  SS.  BoU.  April.  I,  237 ;  Jim.  II, 
788),  unb  jener  l&ötte  bie  ©emeinbe  Don  ©^racuS, 
btefer  bie  Don  ^auromenium  gegrünbet.  S)iefe 
Segenbe  ift  in  einer  ben  ßrcigniffen  ju  fem  ftel^enbcn 
Seit  entftanben,  al§  bafe  fie  ®Iaubn)ürbigfeit  be- 
anfprud^en  fönnte;  wol^I  aber  bürfte  l^ierburd^  bie 
l}i[torifd^e  ^l^atfad^e  jum  ^uSbrud  fommen,  ba^ 
bie  erften  ^riftlid^en  ©laubenSboten  Dom  Orient 
nad^  @icilien  tarnen.  ®ie^  beftötigen  aud^  bie 
ölteften  d^riflliti^cn  ©enhnöler  unb  Snfd^riften  ber 
Snfel  (f.  S3.  ©djul^e,  ^rd^äol.  ©tubien,  SBien 
1880,  121  ff.;  3of.  pl^rer,  (Sine  wichtige  ©rab- 
ftötte  ber  ftatafombe  öon  ©.  ®ioöanni  bei  ©ijra» 
cu§;  mit  einem  9lad^trag:  ^wc  ©rabfd^rift  auf 
®eobata,  5Künd^en  1896;  ögl.  aud^  AA.  SS. 
BoU.  Jul.  VII,  176).  S)agegen  f priest  frcilid^  ein 
©d^reiben  be§  ^opfte§  Snnocenj  I.  Dom  Saläre 
416  an  SBifd^of  ©eccntiuä  Don  ©ubbio,  loomad^ 
©icilien  Don  SRom  au§  d^riftianifirt  toorben  tt)äre. 
S)er  $apft  fd^reibt  barin :  Manifestum  (est),  in 
omnem  Italiam  .  .  .  atque  Siciliam  et  in- 
sulas  interiacentes  nullum  instituisse  cccle- 
Bias,  nisi  eos,  quos  venerabilis  apostolus 
Petrus  aut  ejus  successores  constituerint 
sacerdotes  (f.  Migne,  PP.  lat.  XX.  552).  ®er 
Srief  bürfte  jebod)  n)eni9cr  ein  3f"9niB  für  bie 
eigentlid^c  5Kijfion§gefd^id^te  ©icilicn§  enthalten, 
ol§  Dielmcl&r  ein  93eleg  fein  für  bie  bamaligc 
römifd^e  3:rabition.  ®a§  crfte  !)iftorifd^  Derlä^- 
lid^e  S)ocument  über  bie  ficilianifdje  ffird^e  ift  ein 
Srief  ff aijcr  6onftantin§  Dom  3a^re  314  an  93i« 
fd^of  e^rcftuS  Don  ©tjracuS  (Euseb.  H.  E.  10,  5, 
21) ;  bcr  ^ifd^of  tt)irb  barin  jum  ßoncil  Don  ?lrle§ 
eingclaben,  tt)o  er  aud^  eine  I)erDorragcnbe  KoUe 
fpielte.  S)arau8  ergibt  fid^,  ba^  bamal§  bcr  Sifc()of 
Don  ©pracuS  bereits  eine  überaus  angefe^ene 
©tcUung  cinnal^m,  unb  bafe  ba§  gl^riftcnttjum 
barum  auf  ber  3")el  Idngft  fcften  Scftanb  l^abcn 
mufete.  hierfür  fprid^t  aud^  baS  in  bcr  becifd)en 
ß^riftenDcrfoIgung  ju  Eatania  erfolgte  SJlartijrium 
bcr  1^1.  ^Igatl^a  (f.  b.  ^rt.),  beffen  ®efd^id^tlid}feit 
ou^er  grage  ftcl)t,  tt)nm  awd)  bie  ^ctcn  mand^eS 
UnjuDcrläffigc  cntl^altcn  (Dgl.  and)  ®örre§.  Siein. 
e^riftcnDetf olgung ,  3ena  1875,  80).  Slu^er- 
bem  bered^tigt  gemi^  ber  blül^nbe  ©tanb  ber 


gegenübcriiegenben  afrifanifd^en  SHcd)t  tnie  ber 
Italiens  ^u  einem  biegbejüglid^en  9tä(ffd^Iu|  cvii 
©icilien.  ^iemad^  mirb  man  bie  erften  llnfdnge 
be§  S^riftentl^umS  auf  ©icilien  gan§  nal^  an  bä 
erfte  d^riftlic^e  3al^rlj|unbert  ^leranrüdfen  bürfen.— 
%n  bem  xa\ä)m  ^ufblül^en  ber  JKrd^e  im  fn* 
gemeinen   unter    unb   nac^    (Sonftantin   na^ 
freilid^  aud^  ©icilien  ^l^eil ;  bie  93dIftrioanbennu 
bagegen  hxa6)it,  toie  über  anbere  S^nber,  fo  onj 
über  ©icilien  Derl^cerenbe  ©türme,    ©d^on  Um 
437  an  begannen  bie  arianifc^en  SBonbdto  Don 
nörblid^en^lfrifaaug  i^re  Staub«  unb  ^lünberungl* 
güge  nad^  ©icilien,  bis  fd^Iie^Iid^  455  bie  gan)e 
Snfel  bem  Sanbalenreid^  einoerleibt  »urbe  (Vict 
Vit.,  Bist,  persecut.  Afric.  proyinciae  1, 4). 
S3on  ba  an  t^eilten  bie  ffat^olifen  ©icilienS  bot 
traurige  SooS  i^rer  ®IaubenSgenoffen  unter  ber 
^errfc^aftberunbulbfamenunbDerfoIgungSIujKgen 
Sanbalen  (f.  b.  5lrt.).  ginige  ©efferung  ImSfit 
für  ©icilien  bie  Dflgotenl^errfd^aft  unter  bem 
großen  X^eoborid^.  ^US  bann  ber  bp^ontirnj^ 
gelbberr  Selifar  535  ben  ffrieg  gegen  bie  Djt- 
goten  begann,  !am  ©icilien  lieber  an  ©93011}. 
Sro^  ber  traurigen  äußern  Sage  ber  ficüifflrf^ 
fd^en  jKrd^e  nal^m  biefelbe  boä)  lebl^aften  9» 
tl^eil  an  ben  inncrfird^Iid^en  tbeologifd^en  flön^ 
pfen  jener  S^tt.  ©0  pnbcn  toir  auf  ber  Diettei 
allgemeinen  ©pnobe  ^u  Sl^Icebon  (451)  eim 
ficilianifc^n  ©ifd^of,   ^aSd^afmuS   Don  83^ 
böum,  als  Segaten  $apft  Seo'S  beS  ®n)|aL 
—  SWit  ber  b^jantinifd^en  §crrfd^aft  famen  für 
bie  ftcilianifd^e  ftird^e  tt)ieber  beffere  3:age,  nib 
biefelbe  fd^eint  fic^  Don  ben  Irrten  ©d^I^en  bei 
Danbalifd^en  Verfolgung  rafd^  erholt  3U  ^oicn. 
3n  biefe  3eit  ber  9teftauratton  burften  at^  Mi 
befonbcrS  innigen  ©e^ie^ungen  gurüd^ubdires 
fein,  in  benen  Don  ba  an  bie  ftcUianifd^e  ttixSft 
jur  römifd^en  ftc^t.    3m  Saufe  beS  6.  SaWnm 
Berts  erlangte  bie  römifd^e  Äird^e  auf  ©iciftai 
einen  ganj  auSgebel^nten  ©efij,  ber  unter  ©regorL 
(590—604)  jwei  Patrimonien  umfaßte,  UA 
fpracufanifd^e  (im  ©üben  unb  Often)  unb  M 
panomütanifd^e  (im  92orben  unb  SBefien),  nit 
gufammen  400  ^öfen  (f.  ®rifar,  in  ber  S^W^- 
für  !at^.  Ideologie  I  [1877],  828  ff.).  3urSef 
loaltimg  biefer  ©efi^ungen  befteUten  bie  P|rpe 
SRectoren  (f.  Lib.  dium.,  ed.  Sickel,  n.  51—54), 
meldte  Dielfac^  in  ber  Sigenfd^aft  Don  pöppl«!^ 
Segaten  juglcid^  aud^  bie  ürd^lid()e  Oberouffi^t 
führten  (Dgl.  Gregor.  I.  Reg.  1,  1  [Mon.  GÖin. 
bist.  Epist.  1, 1  sq.]).  S)ie  ficilianif d^en  SiStp« 
crfd^einen  bamit  in  ber  ©teUung  ber  fog.  fuintrii^ 
cor  ifd^en  Xitel  alSSRom  unmittelbar  unteiftent^bo^ 
Dcrblieb  bem  fQracufanifd^en  !93ifd^of  feine  fniten 
bcDorjugte  ©teUung,  unb  jur  3cit  ®regorSL  et» 
f  d^eint  IBif  d^of  9J^a;imian  alS  vicarius  apostoliete 
Sedis  (j.  Gregor.  I.  Reg.  2,  8).   ffiiefe  tnräB» 
33e5ie^tmgen  smifd^en  9lom  unb  ©icilien  ougetteA 
fid^  aud^  barin,  ba||  in  biefer  3^t  eine  9tei^  Hm 
©icilianem  ben  römifd^en  ©tul^I  befHegen,  fo 
Slgatl^o  (678),  Sco  IL  (682),  (5Dnon(686),  ^ 


i" 


©teilten. 


258 


^-i  l  '657).  Sie  Setbinbung  €icUten8  mit 

Lr  ssxtc  okr  pld^ti^  gctDoItf am  jeniffen  burc^ 

^  5a«fteü  (T.  b.  «tt.).    Um  pd^  am  ^^\i 

ks  tzttn  |UsM4  S^  tfid^cn  megen  bed  SBibet« 

^e$  9egn  5m  Silber^unn,  janbte  ftaifer  £eo 

*:;ic78r7S2  etneSlotte  naq  Stalten,  lu^  bie 

rces^Wrinumim  auf  Sidlien  für  ben  gfiScud 

rA-1,  vi  Mf  SiSt^umer  eicilienS  tote  bie 

sscjMI  loib  bcr  ^roDins  SO^rien  k)om  93er- 

^  ia  Sosi  Io0  unb  unterftellte  fie  bem  ißa- 

TztiwttConjlontinopel  S)teferer](|o&6QracuS 

r  S^zopolc  for  SicUien  mit  14  €uffroganft^en; 

»ja:  «mibe  ijeml  Xro^  biefer  böjantinif^ 

!kttita!  (dttm  bie   fird^Iid^en  Sejie^ngen 

iztsä  fa  Som  iiid^  auf,  toenn  fie  aud^  felbft- 

cTic^ü^  ttbcxaiift  orf c^n^ert  maren ;  bie  Spä))fte 

;*r  tatoi  tist  foitiofil^tenber  Sieclamattonen 

:!  Ssfo^  Ute  iDuber  ju  i$nm  frütiem  SBefi|  auf 

r.x^»  tonnm.  UcbrigenS  bouerte  bie  bpjan- 

Tifc  ^orftMi  auf  6ictlien  nid^t  mel^r  aa}U 

r^  e^on  feit  SJlUte  beS  7.  ^al^rl^unbertS 

iiifilst  Mr  9cfimna  befi  3SIam  Dom  naiven  Sfrif a 

2i  mA  bcr  frönen  3nfel  fRouh  unb  $Iünbe- 

-z-pffigt,  iDfb^txm  827  an  fid^  ju  organiflrten 

^sdooglittgen  gefhitteten.  Xroj^pelbenmütl^iger 

«esoD^  ba  d$rifUt(^  Semol^  fiel  @tabt 

r 'S:abt  in  bie  ^anbe  ber  fonatif^en  ÜRodlemin, 

1  $Q|m  oitfctU^be  C^ilfe  nid^t  ju  leiften  Der- 

rsOL  Stil  bcm  fJfoSe  ber  9RetropoIe  SpracuS 

•ri  vor  bie  Srobenmg  bcr  Sufel  fo  gut  toie 

.iddd  SM  e^idKoI  ber  c^riftlid^en  IKrd^e 

r  &cSm  Bwr  mm  lo  jiemlid^  baSfelbe  toie  tn 

ia  aitan  nm^cunineoanifd^  {)errf d^ft  unter- 

sdsa  Sbibcnt.    Ihzd^  unb  iMöfter  mürben 

^äixtt,  fpSbxt,  entmeil^,  in  SRofd^een  oer* 

sMt;  bcr  i^rifm^e  (Sottedbienß  in  bie  93er- 

.T3a4(ü||ifttdgebrQngt,bie9eIennerbedffreu)e9, 

ac  h  md^  opoflatlrten,  l^elotiftrt  unb  taufen- 

»k:  J^EBtiimcn  unb  Unbilben  ausgefegt.   Sie 

■na^eüm  Scrfuc^,  bie  bon  999}an2  mie  t)om 

s^iäm  Sbrnblanbe  ou8  gemacht  mürben,  bie 

.nA  ba  uuoitrbisen  Sflaoerei  mieber  )u  ent- 

^,  p^itm  mdflenS  nur  }u  nod^  ](|drterer  99e- 

tzinq  ber  |icQianifd^  Sl^rifien.    Srfi  baS 

V^vf  9oK  ber  9lormonnen  brod^te  ber  gefned^- 

s:  Jht^  «4  €KriIien  enblidf)  bie  ^reil^eit  mieber. 

ia%  ber  nur^rttn  ®emaltt^aten  unb  ®raufam- 

1^  Qon  Seilen  bcd  ^IbmonbeS  tonnte  namlid^ 

1*:^  (Inflnii^ttm  auf  ber  3nfel  bod^  ntd(|t  ganj 

«sgR^Oet  mcrbetu    Ueberall  fanben  fid(^  nodQ 

f iäai  mb  iiielecortd  aud^  d^rifütd^e  (Bemeinben. 

fememSricgSgug,  ben  ber  bQjantinifd^e  @tatt- 

VK^QntiritafieitS  1087  nad^  SicUien  untemal^m, 

^^m  er  15  000  d^ftlid^  Sflooen  au9  ber  ®e- 

"3|5i|4aft  9h>4  tfiudlid^er  mar  ber  Stottl^olter 

!j&ixci  in  3-  1089 ,  inbem  er  @Qrocu8  er- 

'«3,  bfs  »cl^er  Gelegenheit  bie  ®ebeine  ber 

L  Ärio  (f.  b,  ^xL)  aufgefunben  mürben.   Sei- 

ys^jcogtn  oOe  biefe  Sifotge  burd^  bpgantinifd^eS 

>:a9mleni(um   ebenfo  roftj^  mieber  oerloren. 

'^ bffi  f^ibfiftigm  Olormonnen  (f.  b.  9rt.) 


gelang  eS,  bie  Snfel  bem  Sl^riftentl^um  mieber 
oo&ftönbig  gurüd}uerobem.  Sm  3. 1016  maren 
40  normannifd^e  Stitter,  oon  einer  ^ilgerfal^rt 
nad^  ^löftina  }urüdlfe]^renb,  in  Salemo  ge- 
lanbet,  als  bie  @tabt  eben  oon  einer  faraceni- 
fd^en  gflotte  l^art  bebrönat  mürbe.  Sofort  griffen 
fie  mutl^ig  in  ben  Raxnp]  ein,  fd^Iugen  ben  geinb 
unb  retteten  fo  bie  @tabt.  2)iefe  erfte  glfidElid^ 
SBaffentl^at  verbreitete  rafd^  ben  Slu^m  ber  nor- 
mannifd^en  gelben  unter  ben  oon  ben  SRoSlemin 
jieiS  bebrol^ten  Semol^nem  UnteritalienS,  unb 
tl^rem  SBunfd^e  entfpred^enb  (amen  oon  1017  an 
immer  mel^r  9iormannen  nad^  Unteritalien,  ^ier 
grünbeten  fie  burd^  il^re  Xl^atfraft  in  SBöIbe  baS 
^ürftentl^um  9berfa  unb  oerbrängten  oon  ba  au8 
fomoldl  bie  einl^eimifd^en  lombarbifd^en  Surften 
mie  audb  bie  b^gantinifd^e  ^rrfd^oft  nad^  unb 
nad^  oouflänbioL,  fo  ba^  bie  beiben  Srfiber  Kobert 
@ui8carb  unb  Stoger  fd^Iie^Iid^  ^erten  k)on  gan) 
Unteritalien  mürben.  S)a|  i^r  friegerif d^  Xl^aten- 
brang  fte  bon  ba  fd^lieflid^  aud^  nad^  Sidlien 

Si^ren  muffe,  mar  felbftoerftönblid^.  6d^on  bei 
en  bQsantinif^en  Untemel^mungen  ber  3a^re 
1037  unb  1089  litten  9lormannen  mitgefömpft, 
unb  le^tere  foDten  bie  gfrfid^te  ernten,  meldte  bie 
b^gantinif  d^en  Sntriguen  Derf d^ergten.  S)em  eigenen 
Verlangen  ber  9tormannen  ifam  innerer  3mift  ber 
faracenifd^en  Sfürf^^  <^f  @icilien  förbemb  ent- 
gegen ;  jugleid^  fanben  erftere  Diel  Unterftü|ung 
ourd^  bie  nad^  Srlbfung  feufgenben  Sl^ften,  bie 
in  Dielen  @tftbten  nod^  }iemlid^  gal^Ireid^  maren, 
fo  gu  Catania,  SpracuS,  Palermo,  93icari,  $e- 
tralia.  9m  meiflen  Sitten  fanben  ^  im  bfi- 
lid^en  X^eile  ber  gnfel  in  SSalbemona,  fobann  in 
ben  mefUid^en  X^ölem  befi  SRabonia-Sebirged. 
93on  einem  faracenifd^en  gfürften  gerufen  unb  Don 
ben  bortigen  (El^rifien  l^ei^  erfel^,  begann  9loger 
im  gfrfll^ial^re  1061  feine  SroberungSgüge  auf 
Sicilien,  mo  er  im  SBerein  mit  feinem  ioruber 
Stöbert  bie  normannifd^e  ^errfd^ft  in  mut^igem, 
auSbouembem  Kampfe  immer  meiter  au§befnte. 
3m  3. 1072  mürbe  ^lermo  genommen  unb  fo- 
fort  mieber  in  eine  d^riftlid^e  @tabt  umgemanbelt. 
Ser  bisher  im  Serborgenen  mirfenbe  Grgbifd^of 
mürbe  feierlid^  in  bie  frül^ere  Qxttl^ebrale  geleitet, 
bie  aus  einer  SRofd^ee  mieber  gu  einer  d^riftltd^en 
ffird^e  eingemei^t  mürbe.  9ud^  anbermörts  mür- 
ben ie^  mieber  btfd^öflid^e  @i^  errid^tet,  unb 
1088  beftätigte  @regor  Vn.  bte  fftrd^en))roDing 

talermo  (f.  b.  9rt.)  mit  ben  i^r  gugetl^eilten 
uffroganft^en  (Jaff^,  Reg.,  2.  ed.,  n.  5258). 
aiKt  bem  tjfalle  $aIermo'S  mar  gmar  baS  @d^id!- 
fal  beS  ftcilifd^en  SilanbeS  entfd^teben,  allein  {Roger 
^atte  bod^  nod^  ein  fd^mereS  @läd(  Arbeit,  bis  er 
in  gal^Ireic^en  £in}e(!öm)}fen  bie  faracenifd^e  Ttaäft 
au^  im  Süben  gebrodfien  unb  bamit  Do&ftänbig 
Don  ber  3nfel  Derbrängt  l^atte.  2)ie^  gefd^Q^  im 
3. 1090  burd^  groberung  bcr  Stöbtc  !Roto  unb 
SButera.  9Rit  ber  ))oIitifd^en  ßroberung  ging  aber 
aud^  bie  retigiöfe  ^anh  in  ^anb ;  benn  Stoger  er- 
ad^tete  ftd^  infolge  beS  glüdRid^en  ^ortgongeS 

9 


259 


Sicilieiu 


260 


feiner  friegerif d^en  Untemel^munöen  otö  ein  bef on- 
berefi  SDBerfaeug  in  ber  C^onb  ®otte8  gut  SBieber- 
l^erfteDung  bed  long  tmb  graufam  t)erfoIgten 
S^rtftentl^uniS.  UeberoD  erftanben  neue  ftvt^m, 
alte  tourben  rejiaurirt,  S)iöcejen  ctrid^tet,  Sifci^öfe 
unb  $rie[ter  ongeflettt,  furg  feine  SKül^e  unb  feine 
Arbeit  gef(i^ut,  um  baS  (^^ripentl^um  auf  Sicilien 
in  früherem  ©lanje  erftel^n  gu  lafjcn.  ©o  fann 
%oger  mit  gutem  Sted^te  nid^t  nur  aI8  Befreier 
ber  Snfel,  fonbem  oud^  alS  SReorganifator  beS 
bortigen  Sl^riftent^umS  unb  ber  jhrd^e  angefel^en 
werben.  Son  biefem  ®efid^tdpunfte  auS  begreift 
eS  ftd^  leidet,  tDenn  fo  l^onagenbe  SJerbienfte 
f irddlitficrfeitS  gong  bef onbere  ?lnerfennung  fanben. 
@oId^e  tDurbe  SRoger  m  Sl^eil  burd^  bad  il^m  gu 
@aIemo  1098  t)on  urban  IL  Derlie^ene  ^riiii- 
leg,  tt)oburd^  er  unb  feine  Söl^ne  auf  SebenSgeit 
3U  opoftolifd^en  Segaten  für  @iciUen  ernannt 
tpitrben  (f.  Gaofr.  Malaterranus,  Hist.  Sicula 
4,  29,  bei  Muratori,  Scriptt.  rer.  ital.  Y,  Me- 
diol.  1724,  602;  Jaffe  n.  6562;  @entiS,  S)ie 
Monarchia  Sicula,  gfreib.  1869, 246).  ^nberer- 
feitS  l^tc  fd^on  Stöbert  ©uiScarb  gegenüber  9Hco- 
Iau§  II.  (1059),  bann  auf's  5Reue  gegenüber  3lle- 
lanber  II.  (1062)  unb  ©regor  VH.  (1080),  »ie 
für  Unteritalien,  fo  aud^  für  ©icilien  bie  Ober« 
le^enS^cnlid^feit  beS  $a|)fteS  anerfannt  unb  burd^ 
il^n  bieSelel^nung  empfangen.  Sel^Iid^  tl^aten  Stö- 
berte 92ad^foIger.  S)ie^  in  SSerbinbung  mit  obi- 
gem ^riDüeg  UrbanS  IL  fül^e  gu  forÜ)auemben 
Derl^ngni^Doüen  ffömpfen  gtoif^en  ben  ^ßopften 
unb  ben  ^errfd^em  Don  @icilien  unb  dlmölig 
}u  einer  fird^Iid^en  ^uSnaldmefteDung  ber  3nfel, 
mie  fte  fd^Iie^Iid^  im  16.  ^a^rl^unbert  in  ber 
fogen.  Monarchia  Sicula  (f.  b.  ^ri)  il^re  angeb- 
lich redS)t§fröftige  @eftalt  gefunben  l^t  StogerS 
gletd^namiger  Sol^n,  ber  bem  SSater  im  3ult 
1101  folgte,  üereinigte  1127  Unteritalien  mit 
€icilien,  ertt)irfte  ftc^  1180  oom  ©egenpapft 
5lnaclet  n.  ben  Sitel  eine«  ^ffönigS  üon  ©i- 
cilien",  ben  il^m,  troj  anfänglid^  f^roff«  ^b- 
le^nung,  fd^lie|Ii(^  aud^  ^nnoceng  II.  1139  be« 
[tätigen  mu^te.  !Sßon  ba  an  toerben  bie  beiben 
Kei^e  bieSfeitS  unb  jenfeitS  beS  gfaro  al§  politifd^ 
§ufammenge]^5ngeS  ©anje  betrad^tet,  tro(  geit- 
»eiliger  b^naftif^er  Srennung.  Selbft  bie  größten 
5(nftrengungen  fonnten  ber  Snfel  nie  mcl^r  i^re 
©elbflönbigfeit  erringen;  bagegen  beioal^rtc  ©i- 
eilten  in  fird^cnpoIitifd)er  ^infid^t  eine  ©onber» 
fteEung,  toelc^e  nod^  ungünftiger  toar  al§  bie 
SteapelS,  fo  gro|e  g-ortfd^rittc  aud^  l^ier  ber  6ä- 
fareopopiSmuS  mad^te.  @o  entl^ielten  bie  fogen. 
Dier  ilapitel  (Appellationen,  Segationen,  SBa^Ien 
unb  ßoncilien ;  Ogl.  Watterich,  Vitae  Pontif. 
n,  Lipsiae  1862, 352  sqq. ;  ©entiS  248  ff.),  bie 
WogcrS  U.  ©o^n,  SBil^clm  L,  1156  ^pft 
^abrian  IV.  im  fogen.  ßoncorbat  öon  Seneoent 
abtrotte,  für  ©icilien  nod^  ungünftigere  SJeftim- 
mungen  al§  für  baS  SReit^  3teapcl.  ©crabe  um 
biefe  öier  ffapitel  unb  baS  ^riöileg  UrbanS  n., 
beren  Sted^tSinl^alt,  ©ültigfeit,  aJtobiftcationu.  f.  xo. 


brel^te  ftd^  ber  ial^rl^nbertelange  Stampf  jjan^äfm 
ben  ^[iopften  unb  ben  ^errfd^em  ©icUtenS,  tucA 
immer  für  einer  S)9naftie  bie  lederen  au4  on» 
geboren  mod^ten.  —  3m  Sai^e  ber  Sa^unbeile 
folgten  ftd^  nömlid^  in  ber  fyxx^ä^ft  ©idfienl 
oerfd^iebene  S^naftengefd^Ied^ter.   93on  ben  Nor- 
mannen fom  baS  SRei($  burd^  (hbfd^ft  beS  ffotfof 
^einnd^  VI.  an  bie  ^o^enflaufen,  Don  bicfn 
1266  burd^  pöpftlid^e  Skrlei^ung  an  boS  ^ 
Slnjou.  Sie  SSBillfür^rrfd^ft  ber  Ie|teren  fü^ 
1282  gur  fogen.  ©icUianifd^en  Setoer  (f.  b.  «rt), 
tooburd^  bie  Snfel  alS  eigenes  Ifdnigreid^  tm 
92eapel  loSgeriffen  mürbe  unb   an  boS  SgcaA 
Aragonien  fam.    fie^tereS  ti)u|te  ben  9efi|  ber 
Snfel  gegen  bie  ^ßöpfie  unb  Sf^^^utgof^  nfold* 
reid^  5U  oertl^eibigen  unb  1442  ouc^  baSSRcid^ 
92eapel,  bidl^r  „©icilien"  genannt,  miebermitbff 
Snfel,  bie  feit  ber  aragonifd^en  ^errfdgaft  bm 
Flamen  Znnacrien  trug,  gu  k)ereinigen.  92a4  ben 
fpanifd^en  Srbfolgefrieg  tourbe  bie  Snfel  ©irifim 
im  Sfneben  oon  Utred^t  1718  auf  tuqe  3ett  6a- 
ooQen  gugefprod^en,  fam  aber  fd^on  1718  aa 
Oefterrei($,  baS  92eapel  bereits  befa^,  aEein  f^os 
1735  burd^  bie  fpanifd^en  ^Bourbonen  auS  beibm 
SReid^en  Derbröngt  mürbe.  Snblid^  erfolg  1860 
bie   Sinoerkibung   „beiber   ©icilien"   in  bol 
flönigreid^  3taUen.  —  2)ie  Sage  ber  ftird^  &> 
cilienS  mar  unter  allen  biefenDerfd^iebenm2)9itt> 
ftien  immerfort  giemlid^  gleid^  ungünjüg.  SHeooi 
ben  92ormannen  eingeleitete  omnipotente  ffird^ 
ftaatSbob^it  tourbe  k)on  allen  folgenben  S)9na^ 
forgli^  beibel^alten  unb  t)erflanbni|inntQ  meittr» 
gebilbet  SBie  bie  fiaatlid^en,  fo  muri>en  au4  ^ 
^oberen  unb  einflu^reid^eren  JKrd^fieOen  Rgd- 
mö^ig  an  9(nge!^örige  unb  SonbSIeute  ber  ie* 
treffenben  S)9naften  hergeben,  b.  1^.  an  9t(n> 
mannen,  S)eutfd^e,  granjofen  unb  @)xmter.  9bi4 
jal^rl^unbertelangen  Slnftrengungen  erl^ietten  Me 
3nfulaner  enbli^  t)on  ffarl  V.  bad  3ugeßfinbi$ 
ber  ©leid^berec^tigung  mit  ben  ©paniem,  fo  ba| 
iebeS  einzelne  SBeneficium  abmed^felnb  mit  ein« 
©icilianer  unb  einem  ©panier  befe|t  merben jdUt 
^ber  aud^  bie je§  3ugeftanbni|  mürbe  t^idjoqv» 
gangen  unb  tn  ^ölbe  toieber  DöSig  au^  l^t 
gelaffen.  ©rft  Uarl  III.  befttmmte  am  4.  8|»nl 
1738,  ba|  bie  93i§tpmer,  Abteien,  eonoiM 
unb  anberen  Seneficien  nur  ©icüionem  oerli^n 
merben  bürften.  9lud  biefer  Sel^anblung  fird^Fu^ 
Seneftcien  erflört  ftd^  aud^  bie  fird^enpoGtiji^ 
©teUung  ber  ftcilifd^en  Prälaten,    ©c^on  M 
bei  ber  erften  (Eroberung  ©iciUend  burd^  biexor- 
mannen  mar  bie  JHrd^e  ber  Snfel  mit  nic^So« 
tationen  bebad^t  morben;  baburd^  muä)eii  b» 
^irölaten,  öl^nlid^  mie  in  anberen  germanifil^ 
©taaten,  ju  einfiu^reid^en  93afaDen  bed  nomoB- 
nifd^en  ^ubalftaateS.  S)a]^er  erfd^einen  fie  baa 
5ttr  3sit  ber  Ütormannen-  unb  ^o^enflaufdi*  wt 
Qud)  ber  ^ragonefen-^errfd^aft  an  allai  toiÜir 
tigeren  ©taatSangelegenl^ieiten  actio  beteiligt  ind^ 
bei  ben  ©treitigfeiten  ber  f^fürften  mit  ber  rSsn^ 
fd^en  gune  ftetd  auf  ©eite  ber  erfleren.  Su^  W 


in 


Sidingen. 


262 


Vuttateiie  bct  Steiii^etf ajfimg  berblieb 

htM  l^dSktoi  oK  elftem  Stonbe  ft(t3  ein  üBet« 

BJfqmbrr  Cinfbi^  unb  ber  (l^bif^of  t)on  ^a« 

isi»  ftt^  tn  ^loment  ngelmälig  ben  93or« 

f|.  SÜc  anbete  Sorone  beSSmibed,  leifieten  aud^ 

2u  ^Mtotm  bcm  ^enfii^et  ben  Sel^enSeib  unb 

^rh  6pxengeln  bie  cbile  tote  criminale 

Sie  üielfad^  Serfud^e  ber  zapfte, 

iMcn  SiWfe  oi^  biefem  Se^enSDerbanb 

ha  Damit  ocdunbenen  jbiatitdden  Slb^ängig- 

M  Vrniiigittrilgn,  untren  bie  ^errfd^et  immet 

fsdbäi  |u  pozolQJixen  unb  untDidfom  )u  mad^en. 

£y  hu  miaaaka  6iciIienS  in  amtlid^er  99e- 

pEtxn^  füfi  &5fltg  oom  ffönigt||um  ref|ortirten, 

c  »iBlin  fi4  bie  ^errfd^er  aud^  in  üermögenS- 

yWrdjfr  (^tnp4t  eine  faß  ebenfo  unumfd^rdnfte 

Bcfo^l  on.  @4on  bie  Stormannen  betrad^teten 

Vs!»  vie  oU  Seber,  fo  aud^  al8  Ie|te  unb  oberfte 

Sowltcr  beS  fod^Od^en  SeftteS.  9!od^  n)inifir« 

^te  oecfu^mi  in  bief er  C^infidpt  bie  ^ol^enftauf  en, 

zs>  Me  gnaijofm  überboten  leitete  Q>om5g(id^ 

ut  in  fgfßcnuittfd^er  93eraubung  bed  iKrd^en- 

piEl;  bk  Srngonefen  ober  traten  in  mürbiger 

Brqie^  bie  Sii^ßoffen  i^rer  Vorgänger.  @o 

IJA  etdlien  feil  ber  9tonnannen}eit  burd^  a&e 

jflWgwbfrtr  (lerob  in  Krc^Iid^er  £)tn|id^t  in  einer 

tikuitoiptULunQ^  nie  {ie  ft^  a|nli(^  in  feinem 

.MUänbtfc^   Xeid^    mieberfinbet.    (Erft  bie 

adm  UflUDOIjimgen  brachten  aud^  biefen  ab« 

coua  ^ildnben  ein  befinitiüeS  ßnbe  butd^  bie 

Sdk  ^isT  IX.  Snprema  t>om  Saläre  1864, 

/     fsüidä  1667  (f.  b.  Sri  Monarchia  Sicnla). 

.jjtalfa^  ber  forttPdJ^renben  Setgemaltigung  ber 

iz^^  ttii^  maren  neben  Ruberem  gong  be- 

i^t)c§  oud^  me  ^o^treid^en  l)oIiti{d^  unb  fird^en« 

nütifd^  Aomfife,  bie  nomentlid^  unter  ber  ^ro- 

^wpi'^fit^ifyijt  bie  fc^öne  3nfel  an  ben  Kanb 

>$  ScttccbenS  bindeten.   @icilien  mor  )ur  ^o- 

x^  gesotbcn   inii  htm  9tamen  eines  ftönig« 

i^Mr  mn  fpomfd^  €tatt]^altem  ober  SSicc- 

^n^iegtftt.  <E3  »urbe  alS  fpanifd^e  S^epenbenj 

>ttaäf6A  unb  be^anbelt.  Me  Semü^ungen  ber 

Ji^xkner«  bie  3nfel  mieber  }u  einem  felbftön- 

:qRi  9aSft  mit  einem  eigenen,  in  @icilien  refi« 

xstbea  ftönioe  gu  er^boi,  blieben  erfolglos, 

S3£  bun^  bie  SinDerleibung  in  bad  Aönigreid^ 

oään  Dnxben  alle  bie|be)äglid^en  ^opungen 

xam^U^tlid^  für  immer  gu  Srabe  getragen.  — 

T»  g^gunoottige  S)idcefaneint^eilung  ber  3nfel 

cKSka  ifi  im  fUL  Stoßen  VI,  1104  angegeben. 

'!t^  mxl^  RAftliti«  Pimis,  Sicilia  sacra  dis- 

I     ^uBttonOma   et    notitüa   illustrata,  8.  ed. 

nn  MongüariBt   Panormi  1733,  2  yoU.; 

'      t/ticiins,  ThdBaoroB  antiqoitatmn  et  hi- 

I     ftorMum  8ieiU»d»  Sardiniae  etc.,  Lugdmi. 

I     KauT.  1723 — 1725 ,   15  voA.;  K  Amari, 

I     HaoM  dfit   Mnstilinani  di  Sicilia,  Firenze 

is>4 ,  4  ToIL ;  Moroni,  Diz.  LXY,  111  sgg. 

'12  a^^;  %.  S.  ®raf  t)on  @d^ad,  @efd^.  ber 

izmsmcn  in  @icilicn,  @tuttgart-Sei))gig  1889, 

i  9dc ;  Soft,  ^einemonn,  (Sefc^i^te  ber  !Ror- 


mannen  in  Unteritalien  unb  @icUien  bis  ^um 
auSfierben  beS  normannifd^en  ftönigSl^aufeS  I, 
fieipäig  1894.)  [ffnö})fler.] 

$idiittgett,  3ran)t)on,ber ftreitbore ® 5n- 
ncr  ber  rcligiöfen  Neuerungen  unb  geinb  ber  hf 
ftejenben  Keid^Söcrfojfung ,  tourbe  am  2.  SJtai 
1481  auf  ber  Sbcrnburg  bei  Jheuanad^  als  ein- 
jiger  6ol^n  beS  hirpfälaifd^en  Dberften  unb  §of- 
meifterS  ©d^ioeifarb  üon  ©idtingen  unb  ber  SDlar- 
garetl^a  Don  ^ol^enburg  geboren;  }n)ei  feiner 
©d^weftem  mürben  ffloftcrfraucn,  jioei  l^ciroteten. 
51IS  fein  JBater  1505  gcftorben  mar,  trat  granj 
ben  bebeutenben  f)auSbejt|  mit  mehreren  feflen 
Surgen  an.  3nfoIge  feiner  ®ienftoerträge  mit 
ber  $f al}  unb  mit  SRain}  fyittt  er  ftetS  eine  bebeu- 
tenbe  Snjal^I  Don  SanbSfned^ten  unb  SReitem  bet- 
fammen;  aud^  aa  ©efd^ü^  fe^e  eS  il^m  nid^t.  ^ber 
burd^  feine  amtlid^en^pii^ien  in  f  ärftIid^enS)ienfien 
lie^  er  fid^  nid^t  be^inbem,  auf  eigene  gfouft  fjfel^be 
p  pl^ren  unb,  unbelümmert  um  bie  gntfc^eibung 
Der  orbentlid^en  ©erid^te,  in  Sted^tSftreitigfetten 
ein}ugreifen.  @o  führte  er  Dom  Saläre  1514  an 
Sfe^be  gegen  bie  @tabt  SBormS,  mo  eine  ^naal^t 
Don  bürgern  megen  Smpörung  gegen  baS  @tabt* 
regiment  ejilirt  toorben  mar,  unb  mad^te  beren 
@ad^  }u  ber  feinigen.  Um  9d^t  unb  Sberad^t  füm« 
merte  er  fld^  ni^t  unb  ging  auS  bem  Kampfe 
mirßid^  als  Sieger  l^erDor.  S)emnad^  fd^ien  er 
feinen  ©tanbcSgenoffen  gang  ber  SKann  ju  fein. 
Die  3nterrffcn  beS  äbelS  ben  gürften  gegenüber 
mit  getDaffneter  |)anb  }u  Dertreten.  @o  mad^te  er 
auf  3[nregung  beS  ®rafen  Don  ©eroIbSed  im 
3. 1516  einen  «ngtiff  auf  einen  JReid^Sfürjien, 
ben  ^erjog  Don  Soti^ringen,  belagerte  il^  in  9Re|, 
erpreßte  Don  il^m  ein  fd^toereS  Söfegelb,  trat  aber 
fd^Iieflid^  gegen  einen  Sa^reSfoIb  als  Ofpcier  für 
ben  JhiegSf  ou  in  beff  en  S)ienfte.  @elbft  aum  S)ienfte 
beS  ff5nigS  Don  gfranfreid^  Derpflid^tete  er  fld^. 
aber  ntd^t  blo^  in  SermoItungS«  unb  Sted^tSfragen 
griff  @id(ingen  ein,  fonbem  er  mifd^te  {id^  auf 
Anregung  feitieS  greunbeS  Ulrid^  Don  ^utten  (f. 
b.  Vrt.)  anä)  in  bie  tetffenfd^aftli^en  Streitfragen 
unb  fud^te  fie  mit  bem  @(|toerte  ju  entfd^eiben; 
er  bot  Keud^Iin  (f.  b.  9(rt.)  eine  3uflud^t  auf  feinen 
Surgen  an  unb  bebrol^te  (im  3uli  1519)  bie 
2)ominicaner  unb  ben  SRagiftrat  Don  StUn,  mel- 
ä)tt  auf  beren  Seite  ftanb,  mit  gfe^be.  9ud^  mit 
ber  tJfeoer  mar  er  tl^iätig;  er  fd^rieb  (1522)  an 

Seinen  Sd^ioager  2)ietrid^  Don  ^anbfd^ud^S^eim 
len  ^Unterric^t  Don  etlid^en  ©laubenSartifeln", 
um  i^m  bie  (utl^erifd^en  Seigren  annel^mbar  )u 
mad^en,  für  meldte  er  felbft  burd^  f)utten  gewonnen 
morben  mar  (f.  3Ründ^,  granj  Don  @id(ingen  n, 
Stuttgart  1828,  132  ff.).  —  SidfingenS  Qfe^be 
gegen  ben  ^er^og  Don  iuotl^ringen  mar  nur  eine 
erfte  Qieu^erung  ber  bamalS  in  ber  Sleid^Sritter- 
fd^oft  l^etifd^enben  Stimmung  geioefen.  2)iefe 
Siitterf^aft  ftanb  Dor  einer  entfd^eibenben  jhifiS; 
fie  mar  burd^  bie  3luSbiIbung  ber  tJfürjienmad^t 
in  eine  untergeorbnete  SteQung  gebrftngt  mor- 
ben  unb  fud^te  nun  loieber  einen  großem  ßinflu^ 

9* 


263 


@td(tngen. 


264 


fic^  ju  erfämpfcn.  Swnö^P  foKten  bie  geift« 
lid^cn  Surften  üemid^tet  tocrbcn,  gegen  toeld^c  bie 
^ejereien  ber  „Reformatoren"  o^inebie^  eine  S3er- 
ftimmung  l^eroorgerufen  Ratten ;  bann  follten  bie 
iDeltlid^en  dürften  an  bie  Steil/e  tommen.  Sro^ 
beS  oft  prociamirten  SonbfriebenS  betrachteten  eS 
Diele  SUttet  als  il^r  guted  Siedet,  Don  SRaub  unb 
iBronbfcl^a^ung  )u  leben;  aud^  Sidingen  übte 
bie|  )n:afttf(i^.  ml^er  ^atte  bie  @öculariftrung 
ber  iKrd^engüter  in  fein  ißrogramm  aufgenommen. 
I^iefer  ©runbfaj  ber  „Sieformation"  unb  baS 
@treben  ber  Derarmten  Slitterfd^aft,  ftd^  ber  ©üter 
ber  für  unnü^  erflörten  fflöfter  )u  bemöd^tigen, 
Derf|)ra(i^en  \xq  gegenfeitige  gorberung ,  fo  ba| 
eine  Snnöl^erung  ber  beiben  SetDegtmgen  ftd^  Don 
felbft  ergab.  SBenn  aud^  ber  bi))Iomatif(l^  Dor- 
fic^tige  SRelanci^t^on  fpöter  in  Slbrebe  fteOte,  ba^ 
£ut^er  @icf  ingenS  getoalttl^ütigeS  SBorgel^  billige, 
fo  Idat  ber  „Reformator"  in  feiner  ©d^rift  „S3on 
loeltlid^er  Oberfeit,  tt)ie  toeü  man  il^r  (Sel^orfam 
fd^ulbig  fei"  (1.  Sanuar  1523)  bo(^  nur  bie 
©runbjö^e  au§ge{prod^en,  ml^t  @idmgen  fd^on 
löngft  tiraftifd^  befolgt  ^tte.  SBäl^renb  beS  Steid^S- 
tagd  in  SBormS  (1521)  toar  bort  am  SRat^l^aufe 
ein  Sattel  angej^Iagen  tt)orben,  400  Dom  Sbel 
l^ötten  ftd^  für  fiut^er  Derbünbet,  unb  @idingen 
l^tte  gebrol^t,  „er  merbe  ben  @d^Iu^  be§  Rei^S« 
tagS  mad^en".  ^ber  im  entf d^etbenben  Slugenblicf e 
Derfagte  er  bod^  ber  SteDoIutionSpartei  feine  Snit- 
loirfung:  er  »ar  nämlid^,  nad^bem  er  fd^on  1517 
Don  ber  9leid^3ad^t  befreit  tt)orben,  Dom  ^aifer  be* 
auftragt,  ein  ^eer  gegen  Robert  Don  ber  'SJlaxt  gu 
fü^^ren  (3uli  1521),  »eld^er  im  3ntereffc  be« 
Jtonigd  Don  granfreid^  in  bie  Rieberlanbe  ein- 
gefallen mar.  S)er  Selbjug  l^atte  inbe^  feinen 
günftigen  Srf olg ;  ber  Itaifer  toar  Derftimmt  gegen 
@idfingen,  unb  biefer  mi^ergnügt  über  ben 
ßaifer,  toeil  er  feinen  @oIb  nod^  nid^t  em))fangen 
^atte.  SBöl^renb  beffen  erlief  ^utten  Don  ber 
Sbemburg  auS  feine  S3ranbfd^riften.  ausgetretene 
SJlöndfje  unb  apoftafirte  SDBeltpriefter,  mie  53u|er, 
OecoIampabiuS,  ©d^mebel,  Slquila,  fanben  ^uf- 
nal^me  auf  @i(ftngen§  IBurgen  unb  mirften  im 
(Sinne  beS  fiutl^ert|um3 ;  u.  9.  fül^rte  Oecolam- 
pabiuS  ein,  ba^  in  ber  l()eiligen  3)hf[e  Spiftel  unb 
(SDangelium  beutfd^  gelefen  mürben.  Sutl^er  felbjl 
l^atte  @idtingen  Don  ber  SBartburg  au8  am 
1.  3uni  1521  feine  ©d^rift  über  bie  Seid^te  ge- 
mibmet.  3n  ber  auS  bem  ©idtingen^fd^en  jhetfe 
ftammenben  Sflugfd^rift  „®er  neue  Äarftl^anS" 
n)irb  in  bem  S)iaIog  ^mifd^en  bem  Säuern  ffarft« 
fyxn^  unb  Sfranj  Don  ©icfingen  ber  Sunb  beS 
^belS  mit  ben  93auem  jum  Umfturj  ber  befleißen« 
ben  Orbnung  gef orbcrt.  51I§  ffarl  V.  nad^  Spanien 
obgerei§t  mar,  erad^tete  eS  Sidingen  an  ber  3cit/ 
in  großem  ©tue  loSjufd^Iagen.  5lm  13.  ?luguft 
1522  fanb  eine  Serfammlung  ber  rl^einij^en 
Diitterfd&aft  ju  Sanbau  ftatt.  S)er  ßmetf  ber  l^ier 
auf  jed^  Sa^re  gcfd^Iofjenen  „brüberlid^en  Ser- 
einigung" mar,  „fid^  Don  frember  ®erid^t§barfeit 
ju  befreien",  alfo  bie  Reid^Derfafjung  umju» 


ftürgen:  baS  |»auptmittel  ba}U  foOte  fein,  hei 
„man  bem  SSßorte  ©otteS  bie  Xl^re  öffne",  boS 
\)xt^  im  ©tUe  jener  S^^,  bag  man  über  bie  gdfl^ 
liefen  Surften  l^erfaUe.    gfranj  Don  ©idingen 
mürbe  jum  ^auptmanne  gemü^ü  Sdngflfij^ 
l^tte  er  einen  unDerföl^nlid^  ©roS  auf  hm^ 
fürften  Don  Xrier,  Rid^b  Don  ®reiffenflan  pt 
SoUratl^S,  gemorfen,  meld^er  auf  bem  Xeid^Slage 
3U  3lug§burg  1518  ein  emfUid^eS  (Einfc^teitn 
gegen  ©idtingen  unb  bie  Don  beffen  Seite  bro^ 
ben  ©efal^ren  geforbert  l^atte.  ©idingen  1^  bk 
jhdfl^eit ,  Gruppen  im  Ramen  beS  Attifeil  p 
merben  unb  baS  Steidjidbanner  gu  fuhren.  ©leid^ 
gefmnte  Slbelige  maren  feine  ^»ouptleute;  m 
apoftaftrter  gfrandScaner,  ^einrid^  Don  mia> 
bad^,  Derfagte  einen  Aufruf,  in  toeld^  er  Vk 
fianbSfned^te  aI8  „Ritter  e^rifti"  gegen  bie  „gdi^ 
bed  (SDongeliumS",  nömlid^  bie  Sifd^öfe  mib 
^riefter,  anrebet.  ^m  27.  «ugufl  1522  e^ 
©idingen  unter  ben  nid^tigflen  Sonoflnben  ei» 
ÄriegSerflörung  gegen  ben  ffurfürflen.    ©ei« 
©iegeSgemi^l^it  toar  fo  gro^,  ba|  er  nad^  ber 
Sinnal^me  beS  fef!en  ©t&btd^enfi  @t.  SQSeiibd  bn 
gefangenen  SbeÜeuten  offen  feine  £)offmntg  anl* 
fprad^,  „jhirfürft  Don  Slrter  unB  tio<^  JMf» 
rereS",  namlid^  StMQ  am  Rl^ein  unb  in  gfronfn 
gu  merben.  %m  8.  ©eptember  erfd|ien  er  Dor 
2:rier ;  nad^  beffen  Sinnal^me  follie  efi  gegen  ^c|[b 
gelten.   %ber  ber  Srgbifd^of,  unterfti^t  Don  ber 
toadttn  SBürgerfd^aft,  leiftete  tapfem  SBiboffanA. 
Rad^  fünf  Dergeblid^en  ©türmen  l^ob  ©üfogoi 
am  14.  ©eptember  bie  ^Belagerung  auf,  DertDÜMe 
aber  auf  bem  Rüd^uge  toeit^in  ba8  Sanb.  w 
10.  October  mürbe  er  burd^  boS  Reid^lr^Biiiial 
in  Rümberg  aI8  fionbfriebenSbred^  tmcber  ott 
ber  Reid^i^d^t  belegt;  er  ad^tete  fie  fo  Mdg, 
ba|  er  Snbe  October  boS  futpfdljifd^  int 
ffaiferSlautem  branbfd^a^te.  ©d^on  &ibe  6^ 
tember  fyxüm  fid^  bie  gfürften  Don  Zrier,  ^cffn 
unb  ber  $fal}  Derbünbet,  um  gemeinfam  gcga 
©idfingen  Dorjuge^en  unb  bei  ber  SRad^tloftm 
beS  Reid^Sregimented  felbft  Orbnung  )u  fd^f^ 
3)ie  SriebenSDermittlung  bed  faiferli^en  €iatt' 
^alters,  beS  (Sral^erjogS  fjferbinanb,  («übte  Uas 
erfolg:  ©idingen  erfidrte,  er  fei  ein  DonSett 
jur  Seftrafung  ber  ©eiftlid^feit  aufierm&^teS  flBaf> 
5eug ;  er  ermarte  fiarf en  Sujug  au8  Seiüf^Ub 
unb  t^ranfreid^;  er  fyiU  befd^Ioffen,  bcA  aal* 
gufül^ren,  mo^u  xfyx  ©ott  berufen  l^be.  Vier  Me 
ermarteten  SunbeSgenoffen  blieben  auS;  bie  M* 
bünbeten  dürften  fc^Ioffen  i^  auf  feiner  9v| 
fianbftul^I  ein;  am  29.  ?lpril  1523  begann  bfe 
Sejd^ie^ung,  an  beren  brittem  Xage  ©idinni 
burd)  einen  jerfplitterten  Salf en  fd^mer  Demmm 
mürbe,  ^m  6. 3J?ai  capitulirte  bie  Sefa^g,  ob 
7.  gogen  bie  t^ürfien  in  bie  SBurg  ein  usd)  fonbei 
©idingen  ftcrbcnb  in  einem  fugelft(^em  S^ 
gemölbe.  Rad^  furjer  3lnfprad(|e  entfernten  fi4  ^ 
dürften ;  ©idingen  beid^tete  feinem  ffapUm  vnb 
[tarb,  mö^renb  biefer  baS  Süerl^eiligfte  ^oltt,  ein* 
jam  unb  Derlaffen.  "Slad^  einem  anbem  Setiditi 


»s 


Sioali  fasti  —  Stbott 


266 


ya 


^ttlnt  Vuffocbentng, at Beizten,  oBgelel^: 
ff  bik  fiott  in  feinem  ibetjen  geMd^ :  bec 
Aolffli  )Dfle  Qm  mt  bie  Sofolttüon  geben.  Seine 
isAc  ra!be  in  bcr  ItixSft  |u  Sonbffat^I  beia^ekt 
,^  9oä  Vpx  vkäfi  afibetufen" ,  f^ceibt  etn 
yiliaDn^  ber  9o§Ier  Aortl^ufer  @eorg  (SoSler 
ODDaital,  Bet^}.  1872, 385),  «fo  tDfirbe6i<Iin- 
|S  bo  ^ir^tn  gcfigettS  Unl^I  gebiod^t  (oben, 
ü  anjl  SniiimneiS  3i^ta  bem  ff öni^reid^  Söl^men 
na^p4f^*  ^^  Si^ebung  bei  Xilter  ttxtc  Qe- 
;  rrittt  6<I^I5f^  iputben  im^träglid^  fie- 
tide  CbeOcule  mu|ten  qI8  (Bead^tete  in 
mamg^en.  9tit  €i(Iingen  unb  ^utten, 
mnige  Wmate  fodtet  fiaib,  fanf  ber  @e- 
W9  Orab,  mit  ^Ufe  ber  Slitterfd^dt  unb 
^Stfonaotion'  2)eutf<i^Ianb  urnjugenallen. 
${L  nboami,  Scon)  üon  Sidingen,  Sel^gig 
:«7i.  mb  oft  <Ec||dn)ungni  ba}u  tUmmuid  üxtitü 
e  kr  «00.  bciit^l^  »iogt.  XXXIV,  151  ff., 
ick  donffai,  «Befc^i^te  bcS  beutfc^  SJoIfed  n 
liSTJ.)  [ffieber.] 

Seidi  Iksti,  f.  Ohronioon  paachale. 
$ttts  (i^*«*^X  in  ber  l^igen  Sd^rift  eine  ber 
bin  ^b^Mdf^tn  Stäbie,  auf  ber  f d^molen  Sbene 
cnta  bem  fiitoion  unb  bem  mitteQänbifd^en 
Shse  gdcgen.  3n  fpäienr  S^%  bo  @{bon  nur 
sr  t^niS  0.  b.  Sri.)  jufammen  geiumnt  nnrb, 
dnt  ci  an  Sebeuiung  l^iitter  biefem  )urud« 
roabm  mib  inm  bemf elfien  obl^ngig  gettief en  ju 
s;  iirfprAngK4  ober  be^mttitete  eS  unter  allen 
;;^h)cxf(^  9tieberlaffimgen  ben  ßauptrang.  Son 
;s  oom  bie  dtteften  p^nicifqen  Stäbte  ge- 
rate; mif  feinen  SRünjen  nennt  e8  fi^  bie 
Ibtiajiabt  oon  SlQrufi  unb  SrobuS.  92ad^  3u- 
Kil  (HiflL  18,  3)  iDor  X^ruS  t>on  Sibon  fui^ 
c:  ben  tn>i^inifd^  ftriege  gegrfiid)et  »orben; 
^sä  wrbe  giifdnimenl^gen ,  ba^  bie  Syrier 
rs:  6ibomcr  (f.  b.  Vrt),  bie  Sibonier  aber  nie- 
bS  toricr  genannt  ttMtben.  Sa^  bie  X^rier 
itsr  Ite  ^[Kctät  unb  Unterorbnung  Dertoeigerten, 
fke  bcr  SRnttexfiabt  f Aulbig  gettef en  mören, 
14  tS  tvniü^e  aRünsen  mit  ber  Umf(^rift 
gibt  (®efeniu8,  ^ebr.  unb  ijoXb. 
8.  ▼.),  bcmeiSt  uol^I  nur,  mie 
bun!^  feine  fingulftre  Sage  gemor- 
^SAt  gcD|e  Sebcutung,  tot^t  Sibon 
^  ,  oB  bie  äOefte  9HcberIaffuna  ber  ^b^- 
Z7  befoiL  nm^  tum  Sielen  aud^  ald  Urfad^  bed 
lau  w\  i^mx,  Sidon  magna  Qof.  11,  8; 
i  2S) ,  ongcfe^en*  obmo^I  bie  affprifd^  ün- 
jAMyn  iDoliTf d^einltc^  mad^en,  ba^  man  gmif c^en 
!as  Ofincn  ttnb  einem  großen  @ibon  unterf d^ieb 
^"^  c  fteUinfd^r.  u.  %  %.  108).  ffier  »e- 
SibonS  cntf pred^enb ,  ift  9tid^t.  18,  28 
no^  gelegene  Xprud,  f onbem  Sibon 
-4  )ie  oBt  meinen  nt  fürd^tenbe  Stobt  genannt. 
I**  Haam  ctlUlst  3uftinufi  (L  c.)  nad^  Sefeniud 
^  ,^S«fdMcng*;  bie  Sötfertofel  ber  (SenejtS  aber 
^•c.  10,  15)  nernit  Sibon  ben  Srftgeborenen 
^mm^.  fo  ba|  We  Stobt  mit  i^rer  SBeoöDerung 
4  K^  ben  €tanmtMter  genannt  1^  (Dgl.  Job. 


W.U0 


Antt.  1,  6,  2).  3u  SRofeS'  Seit  f(^eint  eS  nod^ 
bie  bebeutenb^e  Stobt  in  ^b^nicien  gen)efen  ju 
fein,  ba  bie  Stid^tung  nad^  Süben  üon  ^ier  aui, 
nid|t  üon  S^ruS,  angegeben  ttirb  (®en.  10, 19). 
9ei  ber  SSertbeilung  bed  Sanbefi  unter  3ofue  »arb 
Sibon  mie  Xi^rud  bem  Stamme  Slfer  jugetoiefen 
(3of.  19, 28),  ol^e  bo^  biefer  Stamm  iemold  Der- 
fud^t  ^e,  ftd^  in  ben  §Beft|  ber  Stobt  su  fe|en 
(»id^t.  1,  81).  9ud^  gur  Seit  2)at)ibd  log  Sibon 
nod^  ou^bolb  ber  ©renken  t)on  beffen  Steid^ 
(2  Sam.  24,  6),  unb  ZQrud  fd^int  bamald  fld^ 
gur  Hegemonie  in  $^önicien  em)>orgef(^tt)ungen 
gu  l^en.  3ur  3eit  SoIomonS  übte  Itönig  ^irom 
t)on  Xl^rud  eine  auSgebe^nte  ^errfd^aft  ou§,  fo 
ba|  feinem  SBiOen  oud^  bie  Seaobner  Don  Sibon 
unb  Don  SBqbluS  gebord^ten  (3  ff5n.  5,  6. 18); 
nod^  md^b  ber  %Iäte  beS  aff^remid^eS  mugte 
Sibon  Seeleute  nad^  XpruS  liefern  (Sg.  27,  8). 
2)iefe  Slüte  ber  Stobt  X^ruS  nxnrb  Don  Sen- 
nad^b  gerflbrt,  als  er  biefelbe  gur  3eit  beS 
Sged^ioS  fönf  3o^re  belagerte ;  bamolS  errid^tete  er 
in  Sibon,  al8  ber  9lebenbu^tenn  Don  X^ruS,  mte- 
ber  ein  SafaUen-ffönigreid^  mit  fed^  obbdngigen 
Stäbten,  bod  er  feinem  ©ünftlinge  ätbobol  Der« 
lieb  (SBindQer,  ®efd^.  SabpL  unb  9(ff9r.,  Seipgig 
1892,  252).  Unter  SeremioS  beflanb  nod^  bie 
felbfi^ige  ^errfd^ft  Don  Sibon,  nod^bem  biefeS 
mieber  Don  Sff^rien  obgefaOen  unb  Don  Sfar« 
babbon  678  bofür  gegü^tigt  ttorben  xdqx  (3er. 
27,  8).  WS  XQruS  18  3abre  lang  Don  Stabu^o« 
bonofor  Dergeblid^  belagert  xooxhtn  toax,  tonnte 
Sibon  feine  Selbftönbigfeit  nid^t  gegen  Sabqlo- 
nien  bebaupten:  eS  nxtrb  ober  ttieber  nur  ein  Sa« 
faHenftaat,  ber  feinen  itonig  unb  feine  Serfoffung 
bel^ieO.  So  blieb  ed  aud^,  als  bie  bobplonifd^e 
Slkltmad^t  ben  $erf em  gu^el ;  iebod^  bebauptete 
Sibon  ben  Sorrang  Dor  X^ruS  unb  ben  übrigen 
))]^önicifd^en  Stäbten  (Herod.  8, 67).  Unter  9lrta- 
sersed  9Rnemon  ober  empörte  ftd^  Sibon,  Der- 
miä^Iid^  Don  ^legppten  oufgereigt,  gegen  bie  per- 

!ifd^e  ^errfd^oft  9Der  ftönig  XenneS  Don  Sibon 
dblug  guerft  bie  $erfer ;  ober  nun  fom  9rta£erseS 
Od^uS  felbft  an  ber  ^pi|e  eines  müd^tigen  ^ereS, 
unb  bie  ftarf  befefügte  Stobt  übergab  ftcl  frei- 
»iOig  auf  Derrftt^erifd^en  »otb  l^in  (Diod.  16, 45). 
S)a  ^rtttserseS  grmtf  ome  Städte  nol^,  Derbrannteii 
bie  Sinteobner  ftd^  felbft  mit  ollem,  ttKiS  fte  botten 
(851).  S)ie  Stobt  marb  nod^  ^Ibgug  ber  ^erfer 
gmar  mieber  aufgebaut  unb  fübrte  ein  felbflönbigeS 
Regiment  ein,  erlangte  ober  feine  anbete  Sebeu- 
tung  mebr,  olS  ba^  bie  l^ier  gefertigten  ®(afer  unb 
^orfümerien  überol  gefuc^t  n)urben  (Strabo, 
Oeogr.  16,  2,  25).  Sie  bebielt  inbefe  einen  un- 
auSlöfd^Iid^en  ^a^  gegen  bie  ^erfer,  fd^Io|  ftd^ 
bober  bei  ^IqronberS  beS  ®ro|en  (Srfd^einen  fo- 
gleid^  an  biefen  an  unb  lieferte  ibm  bie  ingmifd^en 
neu  gebauten  Sd^iffe  auS.  3la6^  $lIe|anberS  Xobe 
blieb  Sibon  bei  nomineller  Selbftönbigfeit  in  bie 
SBeddf  elf  dOe  ber  S)iabod|ienberrf  d(|Qft  Derftridtt,  ttorb 
ober  aSmöIig  mieber  bebeutenber.  «^X^ruS  unb 
Sibon'',  fogt  Strabo  um  ei^rifti  ®eburt,  „finb 


2G7 


Sibonie  bon  Söl^men. 


berühmt  unb  refa^,  le|t  e(enfo  xoofjH  aI8  frü^; 
miä)t  k)on  beiben  man  bie  ^u|)tftabt  k)on  $^ö- 
nlclen  nennen  foD,  Ift  fd^rocr  juentfd^eiben''  (Sfcrabo 
16,  2,  22).  SRit  bem  fletgenben  ateid^t^um 
f^aitt  awä)  bie  Sittenlofigfeit  tt)ieber  il^en  Stn- 
}ug  in  @ibon  gej^alten,  fo  bo^  3efu§  biefe  Stobt 
ald  9eifpiel  ber  Unbuf^fertigfeit  auffteUen  tonnte 
(3RQtt^|.  1 1 ,  21).  ©ibon  toox  bcr  nörbli^fte 
$unft,  bis  }u  totld^m  mä)  bet  l^eiligen  @d^ft 
bie  Seifen  3cfu  f«^  erftredten  CBlarc.  7, 24).  3n 
biefcr  3«t  war  ganj  ^l^önlcicn  bereits  ber  gric- 
d)if(^en  9)ilbung  uerfallcn;  in  Sibon  iDar  ber 
@it  ber  9)latl^cmatif  unb  Slftronomie  (Strabo 
16,  2,  24).  S)a8  S^riftentl^um  fanb  frü^aeitig 
bier  (Singang  (fiuc.  6, 17.  «pg.  27,  3),  unb  bie 
@tabt  nxirb  jc^on  fc^r  frül^  @i^  eineS  (^riftlid^en 
!i)i((^ofS.  Sie  blieb  bie^  eine  Steige  k)on  3a^r- 
^unbcrten  ](;inburd) ;  SBi(d)öf  e  Don  @ibon  ftnb  unter 
beit  UnterAei^nem  ^u  'ilkäa  (325),  Sonftantinopel 
(:(81)  unb  ei^K^Icebon  (451).  Spater  tl^cilte  fte 
bo8  «efd)i(f  Don  ^^Jalöftina  (f.  b.  ^Irt.  IX,  1291). 
Unter  arabifc^er  ^errfd)aft  loirb  ein  Sifd^of  $au" 
hiS  als  SBerfaffer  uieler  apologetifc^cn  Sd^riften 
für  baS  Sl()ri|tnit]()um  genannt  (Le  Quien,  Or. 
chrhst  II,  Paris.  1740,  818).  3m  9MitteIalter 
fann  bie  9{eil^e  ber  latcinifcben  93i)(^5fe  bis  in'S 
14.  3«l)rl)unbert  oerfolgt  werben.  3"foIge  ber 
Jhtu^jüge  luarb  6ibon  1111  Don  ^Ibuin  ein« 
^Knommen  unb  blieb  bis  5um3a]^re  1291  in  ben 
^^nben  bcr  ßbriften;  »äbrenb  biefcr  3"t  war  eS 
unter  bem  ^){aincn  Saictte  (Sagitta)  eine  Dom 
iT5uig  Don  Oi^rufalcm  abbüngige  l^e^cnSbcrrfcbaft 
mit  belli  Sietbte  eigener  ^JJhinaprägung.  Si^frt  liegt 
iDcjtlid)  Don  bcr  Stelle  bcS  oltcn  Stbon  am  ^tittcl- 
mcerc  bie  türtifdje  Stabt  Saiba  mit  10000  ffin» 
toobncni  unb  unbebeutenbem  ^"»anbcl;  biefelbe 
Mübtc  bcfonberS  im  ^Anfange  bcS  17.  ;[\abr^unbertS 
Ol«  Sicjibcnj  bcö  Trufcnfürften  gtidjr  (rbbin  unb 
iil4  «\\ijen  Don  ?ama<}cu^ ,  bis  am  i^nbe  beS 
18.  iübrbunbcrtS  bie  lüniairrcn^  S^cirutS  ibren 
Staubet  Dtnüv1)ictc.  ;Jn  bec  ?idbe  jinb  alipböni« 
üübc  'Jiccropolcu,  in  bcncn  bcjonbcr*  bcr  v^arfo- 
Vbag  ^c^  fiboniicbcu  ff öniivi^  l^jdimunc^cr  mit  einer 
Unu{en  ;>Wuiciid;en  „Xniiljrift  gc|uiibcn  würbe  (j. 
*<?ibUniiiiiuui,  Tic  iujcbr.  irfÄm.*sJ,  ÄöutctS  ber 
^it^onicr.  :piiUc  ISOS).  O-i'^l-  Äobinfcn,  initäft. 
Hl.  S.V.IIC  18  {'2,  tW»  ff. :  S'trrf.,  Ti^wt  iPiM.  itor- 
fvbuni;cu  4ö  f.;  IWn'cr'S.  ^'ic ^'Ijonicicr  II,  1—3, 
^i^onii  l  S4^>  1 8:>t> ;  ^i^ru§.  ^2UiüJ  t^böuicicn,  l'cip  j. 
ISTti,  yS  »f.:  Ck  Kawliiisou,  Rist,  of  Phof- 
uu-ia,  London  1S89,  :»79:  3i?l;rid)t,  i>ibIioth. 
g*vi;r.  Talaest.,  ^i^ctUn  1890.  Tot».)  [Äaulen.] 
2^ti>4)air  u*^^*-*»'"*-  D  i» n  4^ ».^ Ij ni c n ,  t^i:  beilt'^- 
iriüK!;;.c  VliK-maUin  ^llbi.  vt':-J  ^^Voc^Titcn.  iVr^^ 
511  £-Ox.i:tcn  uIl^  Nxmii  £ri*.r:'.rriirii:::er  ^cr  ait'ccrini» 

ivi:r^c  am  ^4.  *?i;Te[:'.L\'C  1 U9  ^jctcrvn.  JIn: 
'i'.::-:',  :•^^xx  ^cr  ttarfrürtiv^*  O^ocrc;  iJc^ic!::u^  er»i 
ii:r::r  Vl:^;'i;J:•.*  t*o'':!3UtiiU!iJ l^ccriccr  Nri'üit^er. 
ipeiiljc  5iir  Aftcnc  :i:;>:}mcn5(  gcbt^ctcn,  ^ann  feit 


beS  iungen  IMnigS  frfi^  Zobe  (1458)  bunt 
SQBal^I  ber  ®ro^  beS  SM^  fdbft  Ziftgec  biefcr 
ihone.  SSerwidelte  Sel^enSberi^tniff e,  toel^e  \m 
Sdnber  ber  wettintf d^  gfürfien  mit  Sö^men  \mß 
fnüpften,  füllen  bolb  emfte  ConfKctf  ^imf^ni 
ffönig  (Seorg  unb  bem  fftd^fifd^  fturfit^ 
Sfriebrid^  btm  Sanftmütigen  ^beL    Um  bie 
OueÜe  biefer  immer  ftd^  toieber^Ienben  W^ 
l^eHigfeiten  }u  Derftopfen,  bemul^ten  ft(^  gtemibe 
beS  furfürftlid^en  fkrufeS,  nomentlid^  bn  puA^ 
finge  SDlarfgraf  Slbreti^t  %(^iIIeS  Don  SBxonbc» 
bürg,  burd^  eine  ^eirat  ben  ®ntnb  }u  einem  ^ 
liefen  SSertrauen  jwifd^  ben  ftreitenben  ^^aädoi 
5u  legen,  ffdnig  ®eorg  ging  auf  eine  i^  unb  fciK 
Sfamilie  in  l^ofem  9Ra|e  e^nbe  ^ebatSDedn- 
bung  mit  bem  )|)aufe  Sad^fen  ein.  Seine  »kl 
nid(|t  gan}  jel^ialngeXod^ter  @ibonte,  auS  feb» 
erften  Sl^e  mit  Ihmigunbe  Don  Stemberg,  touAt 
in  ber  @tabt  Sger  am  11. 9{oDember  1459  odt 
bem  fed^3e](inj[a^ngen9llbred^,  bemgtDeiten6oiK 
beS  Intrfürften  griebrid^.  Dermalst.  SibonietaB 
als  gfriebenSbote  in  il^re  neue  f^mat;  We  jo(^ 
l^unbertelangen  Streitigfeiten  jWifd^en  95(iin 
unb  @ad^fen  würben  burd^  einen  Sertrag  cnbi 
gültig  gefd^Iid^tet,  ia  eS  fam  fogor  auf  bem  tagt 
Don  Sger  eine  fog.  Srb-ßinigung  stoifd^  Mbei 
$?änbem  )u  Staube.    2)ie  SuSbilbimg  i$nl 
®eifteS  unb   reid^en  ©emütl^   DoDenMe  \k 
iugenblid^e  @ibonie  unter  ber  Seitung  i^  t[# 
U($en  Schwiegereltern.  3n  ber  fhtgen  unb  a» 
gif 4tn  Snargaretl^e  Don  Oefierreid^,  ha  (Bmd^ 
i^riebrid^  beS  6anftmüt(|igen,  fanb  fie  eine  toifßt 
^Uutter.  t^reilid^  waren  bie  unbefriebigoibe  ^ 
tung,  wel^e  ®eorg  ^obiebrob  in  ben  utitttii# 
fct)en  6änbeln  einnal^m,  fowie  bie  ni^  ^afSUlt 
tUbfunft  beS  ffönigS  Ur^a^e,  bQ|  bie  SeriM»! 
^IbredjtS  mit  Sibonie  bei  bem  föd^f^oi  SA 
5uerft  llnflol  erregte ;  allein  eS  roSfyctt  rdäj^  laf, 
bis  bie  gewinnenbe  ^erfönlid^fett   ber  imwi 
ttürftin  unb  tbre  feltenen  ßigotfd^aften  UeSc 
mütber  Dottfommen  berul^gten.    3lad^  bem  o 
7.  September  1464  erfolgten  3U)be  beS  ffutfntjtai 
^'(riebh^  regierten  bie  beiben  Srüber  üoalft  nk 
'2llbred)t  nabcju  )wei  3abr5e(nte  (inburd^  geneii' 
fcbuftlid)  bie  ererbten  Sauber,  unb  unDerio(ifCi)e 
^cugniffe  lafjen  auf  eine  fe^  innige  (Sinbat^ 
fcblic^en,  wel^e  bie  Srüber  fowie  il^pre  QmxäßaKi 
MTd)  ff inber  mit  etnanber  Derbonb.  Sdb  no^  ^ 
^beüung  beS  SanbeS  (1485)  begann  für  ben6c> 
mabl  Sibonten4,  ben  ritterlich  ^Ibted^,  isba 
ffrici^cn  bcS  AaiierS  unb  beS  Setd^  eine  [0  obI' 
gc^cbnte  :Sbvitigfeit^  bas  er  nur  feiten  inu)  bini 
auf  nur  hir^e  jeit  Da^  i^ieiBner  Sonb,  xodSfA  JÜfn 
c['i  Vcc3Ci:tbum  bei  ber  Sbeilung  gugcfaUm  Jan, 
rcii\:cvci.  ^uf  feinem  bceyer  3üge  uxir  SSuA 
an  K'inec  £ette ;  anA  nacb  §rteSianb,  do  er  oB 
^^ubcniiuor  im  'Jiamsn  bcS  ftatferS  länger  fit 
i!:itl:ielt.  letnte  Sibonte  cS  ob,  t^  ju  '  ^ 
?ie»c  ^üVrtt^cnaig,  DoS  SooS  ibrcS  in  ben 
Utcn^en  IVitnneS  )vl  tbeilen.  finrn  ber  fcDOBUB 
gürjhn,  wellige  on  bie  fhUe  Sammhmg  i^  eis" 


7» 


6ibonier  —  SiboniuS,  S^oIIinatil. 


270 


f)0n«Biiiig  gfl95^t  VMX,  nid^  ctnflKd^ 
tUft  &ben  nxir  bon  it^t  ab  einjlg 
te  Urtwayn  bct  9^mmigfeU  ui&  ber  toerl- 
Mrtgm  9U4flaitteb€  gettribmet.  Sie  tpollte  batum 
ni^t  fat  ^nften,  am  ^fe  il^ed  Sol^iufi 
te  bclfm  fejh  unb  ttnte  eonb  bie  Qk]i^iit 
gdfgt  motcit,  fonSem  in  3Rtiim, 
bcr  Ufd^ffk^  (Eot^taU,  i^rm  9Bo]^n{i| 
SBit  fibcKflüfiige  (Slanj  ttmrbe  dbqtOjm 
Z^  Om  {H>n^^^  ^^  Simer  mt- 
dm  SRn^  aufi  entfoHete  @ibotiie  einen 
t^äfm  Sriefoe^fel  mit  ilftrem  ®emal^ 
ob  i^mi  Stmtm,  ttomd^id^  bem  erfigeborenen, 
f>enog  Scorg.  Vul  bief en  ga^Iteid^en  SBrief en 
Chi  imrigcS  (Bemfit^  (erbot,  abei  aaä^  ein 
r.  gibilbder  Serfloid).  Veu|er{i  getBonbt  in 
>cc  9^nrm.  iier{k^  fle  e8  meijletttd^,  ebenfo  fol* 
tasg^itul  gu  ma^en,  a\§  ]ä^cXtfya\t  ju  bitten; 
tamn  «fc^iat  fle  als  umjld^tig,  erfc^ren  unb 
{Kmg  fffge.  SBo^I  fuib  eS  meift  ton  ber  l^oben 
folitir  a^ria  üegenbe  (Begenßfinbe,  loie  ga- 
wßtnemgiaifit ,  fitd^Ii^e  Qorg&nge,  ffiaSixäft 
^B^m,  oeld^  in  biefen  IBriefen  )ur  @)>ra(i{|e  ge« 
Hagen;  afiftn  fic  getonten  einen  Haren  Slid  in 
Me  detoe^aiiniffe  unb  bringen  {d^|bare  !Bei- 
tngt  für  bb  S^raffetifHI  ber  |i{lon|(9en  !ßerf 5n- 
bUnta  i^tiei  Scma^  unb  il^rer  Söl^ne.  SRel^r- 
■iB  iB>4  (0tte  Gtbonie  bafi  ®Iu(f,  ben  ob  feiner 
ttit^U^aim  ^i^efeietten  ®emo]^  mieberjufe]^; 
Iv  Si^  ferner,  meldte  i^  6obn  ®eorg  mit  9ar- 
lon^  bcr  £od^  Aönig  (EafimirS  IV.  oon  $oIen, 
1496  tiMoftr  tDtitbe  für  bie  gemflt^Sreid^  grau  eine 
Cttfic  micr  Snttreffen  unb  reinfter  gfreuben. 
^lAbem  9Ibrc<!^l  1500  )u  £mben  in  gfriedlanb 
ffifeiiai  nnb  feine  Scid^e  in  ber  Sflrjiengruft  befi 
Smei  fn  aXfigm  6d0efe|t  morben  tt)or,  )og  fld^ 
&)omt  oB  9SithDt  ouf  ba9  ftiUe  aSalbfd^Iol 
2)«mnM  vir  in  eine  Hfiflerlid^e  Sinfamfeit  gurfidt 
Ol  te^roi^  bofelbfl  ben  Sleft  i^reS  gebend. 
€«  fbib  am  1.  gfebruar  1510.   %n  ber  Seite 
ftm  Orm^B  nt^  fle  int  Some  ju  Weiften; 
fur  tenfiil^,  au9  ber  SBerfßatte  beft  Slumberger 
filriliM  JMer  Sifdl^  l^orgegongene  (Siffilaftt 
htSt  4r  9xäb.  2>ie  C>^i09^n  Sibonie  galt  fd^on 
fed  &b|(tltn  o»  tint  l^eiligma|ige  grau.  Sl^re 
gdmiflni  ifl  t9)»if^  für  bie  ber  fog.  Keforma- 
n»  mmtüdbar  Doronge^be  Seit,  in  loeld^er  fie 
\An;  tmaS^Iie^,  oft  tief  rübrenbe  3fige  i^rer 
tiMUJli  edmd^tcten^  ddl^t  d^filid^en  ®ottedfurd^t 
ectxiUcn  bie  me^ad^  enoal^nten  Srief e.  Stbonie 
atm  eine  gro^  Sere^rung  für  bie  1^1.  Slifabetl^, 
■6  m  nnul^  Ißunlten  l^t  boS  Seben  ber  l^ei- 
ftfCB  Sanbgriffin  oon  Zl^ütingen  —  aud^  Sibonie 
1^  btrfoi  ^^nrftentUel  —  tief  Sel^nlid^eS  mit 
tat  e^UQoIm  bcr  ®ema&Iin  9Ibredbt8  bed  Se- 
iten. SM  oSbcrtlnif  d^  Sßma  ift  mtt  »ed^t  ftolg 
egf  feint  VM^ni.    ft5nig  ^ol^nn  oon  Sad^fen, 
oM^  bem  QkiRc  nodl^  ein  ftd^ter  9lad^fomme  @i« 
iBcmi^  gnfamte  i^  )u  (iifttn  ben  Sibonien- 
i^bo  for  9<do%inniB  loeiMid^er  Xugenb  unb 
Inbtci^    (StfL  %.  %.  t).  Sangenn,  3flge  aufi 


bem  Sfamilienlcben  ber  f^ogin  Sibonie  unb  il^ 
fflrplii^en  SBenoonbten,  in  ben  aRittl^ungen  befi 
fgL  fftd^Rfd^  Wtert^mfioereinfi.  ^ifiorifd^ 
^fym  I,  S)refiben  1851;  Sf.  O.  Stid^ort, 
®alerie  ber  föd^pfd^  f$firftinnen,  S^m  18^7; 
6.  fflein,  Sibonie,  öergogin  gu  Sad^fen,  3>re9« 
ben  1892  [SetKiratabbrudf  aufi  bem  @t.  SBenno- 
«alenber  1892].)  [g.  «lein.] 

Ijibonier  (Q^3i-rs),  in  ber  l^eiligen  Sd^rift 
1.  bie  eigent(id|en  SBemol^ner  oon  @ibon  (1  $ar. 
22,  4.  1  (gfibr.  3,  7.  «})g.  12,  20).  —  2.  im 
ungemeinen  bie  Setoo^ner  oon  ^l^önicien,  »eil 
bief eS  Sanb  unb  fein  fßott  }uerft  burdb  bafi  uralte 
unb  angefebene  Sibon  (f.  b.  9irt.)  nad;  9u|en  be« 
fannt  mürbe,  ^omer  nennt  beilegen  bie  $^5« 
nider  unter  bem  9tamen  Sibonier  T:oXudat$(£Xouc 
(IL  22, 743)  unb  icoXuvdOlxouc  (Odysa.  15, 425) 
unb  lobt  bie  ))böni€i{^  SBebereien  alfi  i^a 
Ifuvaouuv  2tdov{(üv  (H  6,  290).  3n  ben  früberen 
Sfid^  befi  alten  Xeftamentefi  finb  unter  2id<ovioi 
überoQ  bie  ißb&nicier  infigemein  gu  oerfteben  (toie 
3of.  13,  46.  »id^t.  8, 3 ;  10, 12 ;  18, 7.  3  Äön. 
16,  31: 17,  9).  $)ierauf  begiebt  ftd^  aud^,  ba| 
aCftarotb  ober  aftart^e  eine  ftbonifd^e  @dttin 
(8  ffdn.  11,  5.  83.  4ftön.  23, 13),  ßtbbaol 
(3  MxL  16,  31)  ein  fibonifd^er  «önig  genannt 
mirb.  an  ben  beiben  SteOen  Seut.  3, 9 ;  3f .  23, 2 
fe^  bie  LXX  bired  Oofvexec  für  ^Sibonier'' 
befi  Urtestefi;  anberfimo  (gg.  32,  30)  umfd^iben 
fie  biefefi  SBort  mit  otpatvifoC  3m  allgemeinen 
fann  man  bemerfen,  ba|  bie  ^b^^i^ier  bei  i^rer 
inbuftrieüen  Xb^i^d'^it  Sibonier  genannt  toerben, 
m&b^nb  fie,  menn  oon  i^rem  {Kinbel  bie  9td)e  x% 
eanaaniter  beiden  i&px.  31,  24.  3f.  23,  8 
bebr.).  [ffaulen.] 

$i60nini»,9))ollinarifi,  mit  feinem oollen 
9tamen  (Eoiufi  SoOiufi  9Robefhid  a|)oainanfi 
Siboniufi,  Sifd^of  t)on  Clermont-gferranb  unb 
Sd^riftfieOer  in  ber  gtoeiten  ^Ifte  befi  5.  3abr- 
bunbcrtfi,  entftammte  einem  ber  oomebmften  @e« 
fd^Ied^ter  (SaUienfi  unb  marb  um  430  gu  Spon 
geboren.  @d^on  fein  ®ro^ater  SpoEinarifi  batte 
fid^  gum  Sbtiftentbume  belannt.  Siboniufi  bei" 
ratete  eine  Xod^ter  jenefi  Soitufi,  meld^er  ftd^  Snbe 
455  gum  meflrdmlfd^  «aifer  aufmorf ,  unb  alfi 
er  am  1.  3anuar  456  im  römifd^en  Senate  einen 
^ßaneg^ricuS  auf  feinen  Sd^miegerDoter  oorgetra- 
gen,  erbielt  er  gum  Sobne  eine  ^ilbfäule  auf  bem 
Xrajanfiforum  inmitten  ber  Statuen  ber  berübm* 
teften  aitdnner.  3m  ^erbft  456  marb  Sttitufi 
burd^  SRicimer  unb  9Raiorianufi  geftürgt,  unb  nad^ 
erfolglofem  SSiberftanbe  mu^te  aud^  ber  gattifd^e 
Soel  fid^  9Raj[orianufi  untertoerfen.  Siboniufi 
feierte  (Enbe  458  gu  fiqon  ben  fiegreid^en  @egner 
in  einem  ^anegqricufi  unb  fd^eint  fid^  feitbem  ber 
befonbem  ®unft  befi  neuen  ftaiferfi  erfreut  gu 
baben.  92ad^  ber  Srmorbung  SDtaiorianfi  unb  fei* 
nefi  9la(bfoIger8  Seoerufi  mürbe  467  antbemiufi 
gum  meftrömifd^en  «aifer  erboben,  unb  alfi  Si- 
boniufi am  1.  Sanuar  468  gu  !Rom  nun  aud^ 
antbemiufi  mit  einem  ^ßanegQricufi  bulbigte,  mürbe 


271 


SibonlttS,  SRid^oel  —  @{eBenbfirgeiL 


S72 


et  )um  ^dfecten  ber  Stobt  Stom  enumni  9lid^t 
lange  no^l^er,  469  ober  470,  lourbe  er,  unertoortet 
unb  iDiberftrebenb,  }um  Sif  d^of  ber  urbs  Aryema, 
beS  l^eutigen  Qlermont^Sftnanb,  ertoöl^  unb  ba- 
mit  gugleid^  jum  t)0liHfd^  ^aixpit  ber  9tü)ergne 
befteüt,  mlqt  bomoIS  burd^  ben  Sßefigotenfönig 
Curld^  bebrol^t  nxir.  9lQd^  l^elbenmfltl^iger  (Segen- 
rotfjic  fiel  Slermont-Sferronb  474  in  bte  6&ibe 
Surid^,  unb  @ibontu8  mu^te  m^8  Ssil  unb  ht'S 
®efdngni^  ttonbem.  Sr  loarb  inbeffen  fd^on  balb 
mieber  in  Sfteibeit  gefe^,  »enngleidd  er  erft  nad^ 
längerer  3^tt  bie  Srloubni^  erhielt,  auf  feinen 
Stf d^ofSft}  jurüdfjulel^en.  Sr  ftarb,  tDie  ed  fd^eint, 
um  482,  nad^  @regor  Don  Xourd  (Eist  Franc. 
2,  23)  oon  feiner  @emeinbe  tief  betrouert.  3)ie 
f(!^nf tf[eneri|d^e  Sl^öttgfeit  bed  ^od^begabtenüRan- 
ned  |ai  ^toei  ißerioben  burd^Iaufen.  3n  ber  erften 
^eriobe  l^at  fte  ftd^,  fotoeit  unfere  92ad^rid^ten 
reid^en,  auSfd^Iiepd^  in  gebunbener  gform  betoegt. 
S)ie  umfongreid^jten  unb  lool^I  oud^  bie  bebeutetä" 
ften  unter  ben  24  nod^  erl^altenen  carmina  ftnb 
bie  brei  Dor^in  genannten  fiobgebid^te  auf  Sloitud, 
SRaJorianuS  unb  ^ntl^miuS.  S)ie  gan}e  fiteber« 
fammlung  aber  trägt  rein  toeltUd^en  S^arafter 
unb  seigt  überbie^  in  il^rem  leu^em,  inSbefonbere 
in  ber  g^ülle  ber  nt^tl^ologifd^en  Silber,  burd^auS 
l^eibnif^eS  ©epräge.  SlaubiuS  SIaid)ianu8,  @ta- 
tiu8  unb  SStrgtl  fmb  ed,  loeld^ie  @iboniu8  fid^  gu 
SBorbilbem  genommen,  ol^ne  f einerfeitS  ein  l^öl^ered 
3iel  gu  fennen  afö  SBortgeflingel  unb  möglid^fl 
gefud^te  ^uSbrudStoeife  mU)  ^öufung  rl^etorifd^r, 
bialeftifd^er  unb  metrifd^er  jntnftftädfe.  @eit  bem 
beginne  bed  5.  3<t^r]^unbert8  ging  äber]^u|)t  bie 
gaStfd^-r5mt{d^  Siteratur,  faft  gleid^en  @d^ritteS 
mit  ben  baS  Sanb  überflutenben  barbarifd^en 
iBößerjd^toörmen,  il^rem  ißerfaUe  entgegen,  unb 
@iboniu§  felbft  l^at  bie  Sage  ber  Singe  treffenb 
gefenn§eid^net,  toenn  er  einem  um  ein  |)od^5eit§- 
gebid^t  bittenben  Sf^eunbe  anttt)Drtet,  eS  mangle 
il^m  bie  bid^terifd^e  Stimmung,  feit  er  ben  ®efang 
eines  burgunbif  d^en  9{immerfatt  (qnod  Burgondio 
cantat  esculentus)  alS  ergebener  Untert|an  gu 
loben  l^abe,  unb  bte  9Jlufe  fyiU  fein  SSerftönbni^ 
mebr  für  bie  fed^S  gfüge  bed  ^e£ameter§,  feit  fie 
ftd^  büdfen  muffe  Dor  fieben  gfu^  l^o^en  99arbaren- 
geftolten  (Carm.  12).  SWit  ber  3lnna]^me  ber 
Sifd^ofSioal^l  Icnfte  ©iboniuS  aud^  fein  fd^rift- 
ftellerifd^eS  SBirfen  In  eine  neue  Sol^n.  ®ie  ^ocfie, 
U)ie  er  jte  bid  bal^in  gepflegt,  fd(|ien  il^m  felbft  mit 
ber  SSSürbe  bed  neuen  @tanbed  unoertröglic^  (ab 
exordio  religiosae  professionis  huic  princi- 
paliter  exercitio  renuntiavi,  Epist.  9,  12; 
ogl.  boS  ©ebid^t  in  bem  Sriefe  9,  16,  v.  55  sq.: 
clerici  ne  quid  maculet  rigorem  fama  poetae), 
unb  er  loanbte  ftd^  nunmehr,  @Qmma(^uS  unb 
^liniuS  fid^  ju  9)luftcm  ttjö^lcnb,  ber  gpiftolo- 
grapl^ie  ju.  ginjcin  ober  in  Heineren  ©nippen 
Deröffentlid^te  er  nad^  unb  nad^  neun  Sudler 
^Briefe,  ^nfong§  SSriefe,  meldte  längft  oorl^cr  an 
bie  ^breffaten  obgefanbt  morben  toarcn,  fpätcr  aud^ 
^Briefe,  weld^e  nur  für  bie  ©ammlung  gum  3»Dedfe 


ber  iBeröffentlid^ung  gefd^ben  iDOiben.    %u 
änbolt  ift  febr  bunt  uiä>  mannigfaltig;  iriek 
@d^iben  fmb  f örmlid^e  Sobreben  auf  ben  Vtn^ 
faten  ober  einen  9nbern:  boS  gonje  f cd^  9iii| 
ber  Sammlung  ift  an  Sifd^öfe  geifi^tet  Bodi 
reid^  unb  gebanfenarm  toie  bie  (Sebid^te,  finb  M^e 
Snefe  gleid^mol^I  als  nid^  cuUurgefd^td^Bnicl 
3eitgemalbe  Don  großem  unb  Dielfeitigem  Sntoi 
effe.  UebrigenS  b<rt  bo^  mul^  ber  Stfd^of  Siboidal 
ber  Sid^tfunft  nid^t  o5IIig  entfagen  lönnen.  Sa 
93rief fammlung  felbft  ftnb  gelegentüd^  aud^  imcbct 
©ebid^te  eingeftreut,  pm  3:^^^  freilii^  nid^  id^ 
Hd^en,  fonbem  geiftlid^en  (Kffoao&vA,  änfd^ri^ 
für  neuerbaute  ftird^en,  (Epitaphien  auf  fomne 
(priften  u.  bgl.  2)ie  Sbitd^t,  bie  ÜRartqrec  {9dß 
lienS)  in  ö^mnen  )u  beftngen  (f.  baS  (MASj/t  jm 
bem  Briefe  9,  16,  v.  61  sqq.),  ^  eibonml 
nid^t  mel^  }ur  SuSfübrung  gebrod^    fbibeti 
Sd^ften  finb  gu  ®nmbe  gegangen.  9hid^  feinec 
eigenen  Angabe  (Epist  8,  3)  f^  SiboniuS  ei» 
lateinifd^  ueberfe^ung  ber  Don  ^bi^firatuS  Deri 
faxten  SebenSbef  d^reibimg  bed  angeblid^  SBmtoi 
tböterS  SlpoDoniuS  Don  S^ana  (f.  b.  9rt)  icri- 
birt  unb  corrigirt  9iad^  einer  anoenoeitigen  9tß 
merfung  (Epist.  7,  3)  fyxt  er  contestatiiinealM 
bictirt,  obne  ba^  iebo^  erftd^tlid^  »fite,  ttoia 
unter  biefem  SBorte  Derfte^t  (Sregor  Don  XonI 
fteOte  aus  ben  Don  SiboniuS  Derfa^ten  missM 
ein  IBud^  gufammen  (librum  de  missiB  ab  eo 
compositis  conjunximuB,  Hist  Franc  2, 22), 
meld^eS  inbeffen  caxä^  ntd^t  auf  unS  gebmmen  i^ 
S)ie  Sebeutung  beS  SBorteS  missae  ift  gleidptt 
febr  gioeifelbaft.  —  S)ie  befte  ®efammtatäg(^ba 
Sd^riften  beS  SiboniuS  marb  Don  (Sl^r.  fii£tio^ 
beforgt  unb  nad^  feinem  Xobe  Don  gfr.  &o  unb 
^b*  aRommfen  ab^efd^loffen,  SerHn  1887  (Mon. 
Oerm.  Aucl  antiquisa.  Vlll).   Sine  loUDbiii* 
mene  Heinere  9udgabe  lieferte  ^.  SRobr,  Setpfig 
1895.  95ei  9Rigne  (PP.  lat  LVni)  ijj  3. 6i^ 
monbS  Ausgabe,  ^riS  1614. 1652,  ab^bmdt 
3)ie  reid^e  Siteratur  über  Siboniud  Deqeidnia 
Xeuffel-Sd^ioabe,  ©efdjiid^te  ber  römifd^  Site- 
ratur n,  5. 3lufl.,  1199—1200;  Chevalier,  Bcpi 
et  Suppl.  8.  Y.  [99arbeiti|enKt.] 

^ibonbis,  aJlid^ael,  f.  SDUd^ael  SibonioL 
^ietentörgen,  früber  ©ro^fürfteiübum  ii 
Oefterreid^,  ie|ft  in  ftaatSred^tlid^er  unb  abmiai^ 
ftratiDer  iBegie^ung  DoUftönbig  mit  Ungarn  ocr* 
einigt,  b^t  feinen  beutfd^en  ytamen  Don  {Uei 
f)auptburgen  alS  @i^  Don  fteben  ©erid^tSbcgidni 
ober  nad^  ^2lnberen  Don  bem  alten  Iateinifil^9la> 
men  Cibinium  (Sibinburg)  ber  f)auptftabt  ^ 
mannftabt.  S)en  ungarif^en  3tamm  Ebrdäj  er> 
bielt  eS  Don  bem  Untftanbe,  bog  eS  für  Ungoni 
ienfdtS  ber  SBöIber  liegt,  baber  feit  bem  12.  ^ 
bunbert  bie  kteinifd^e  Benennung  Terra  nlka 
Silvas,  Partes  ulirasilyanae ,  fpfiter  Tran»* 
silvania  (Dgl.  Sgli,  Nomina  geogr.,  2.  Snflv 
Seipgig  1893,  850  f.).  (Sinft  geborte  biejeS  6ei 
biet  gu  S)acien;  na^bemSrajan  ben  S)aciecf&ii^ 
S)ecebaIuS  befiegt  l^tte,  mürbe  cS  rbmifcbe  $n>* 


Siebenbürgen. 


274 


&ä  Um  3o^  274  goBen  bie  SUmer  baS 
änb  «ttt,  vib  btt  6tfitine  ber  SSQertoanberung 
baifm  iba  bolfdbe  l^ndn.   SS  matb  nad^  ein- 
tet Oflgoten,  ^nnen,  ®e)>iben  unb 
ia  Oc{i|  gcnomnen.  3»  9.  äal^rl^unbett 
cft  btt  tbigam,  tourben  ober  bolb  butd^ 
te^etj^^uttgrn  ouft  ben  Snnem  beS  2<mbe8  na^ 
gebanst  einige  oud^  nad^  ben  bftlid^en 
sbiqieiL   3m  10.  3Q]^r(|unbert  jhdmten 
ibK^  oedKt&ngten  Ungatn  ttieber  gurüd, 
Me  ^tfd^egen  unb  nal^men  €ieben- 
obcnnoU  unb  \Sa  immer  in  SBefl^-  @i^ 
(eote  iu)4  att  bie  eine  ber  brei  auf  ge- 
9rbictea  iso^enben  «Stationen''  beS 
ciiifii  Sknqitbe^anbtl^il  ber  aSeüdRerung 
,  in  €ieoen6uraend  ouS.  SSon  ben  jur  3eit 
^ßitfi^cncgen  bofeM  Derbliebenen  Ungarn, 
P4  n<tt  ben  )iafiageblie6enen  @e))iben  Der« 
x|d^  taltm^  {lommt  bie  gmeite  92ation  ber 
.SfEfkr'  (Sx&elj,  ®ren)||üter) ;  biefe  l^aben 
fü^  bn  iiiiQa:iiM^  aRunbort  unb  ttol^nen  im  oft* 
bifin  Ztetk  eteienbflrgend.  3)ie  britte  Station 
^  ^  ^foi^ftMc''.  ftönig  ®eifa  ü.  berief  nöm- 
td^  1143  in  ben  tmröbeten  Säbtl^eil  bed  fianbeS 
Ol  gknbita,  fotote  Dom  9RitteI-  unb  9lieber« 
4en  9n)icblfr.   (Ebenfo  Derlieb  SlnbreaS  IL  bem 
hea^fyoL  »tttfiotben  im  3. 1211  bad  gleid^faÜS 
ksB  Smjenlanb«   meld^er  bafifefbe  aud^  mit 
iatfd^  bcfUbette.  S)erfeae  ff5nig  fid^erie  ben 
botfl^en  SfailDanbercm  tt)id^tige  Siedete ;  ^e  l^oben 
hä  bätat  beS  Sonbed  unb  grfinbeten  eine  Steil^e 
ta  SlobtoL    StaufknS  lam  eine  Dierte  Station 
hipi.  btt  ber  Sbtmönen  ober  Sßalad^en  (Ofi- 
Ibmaam)*  3)a  fie  ^eute  bie  flbermiegenbe  9)le]^r* 
|äZ  ba  9(09nimmg  bilben,  fo  toar  ed  nur 
k2f ,  bas  ber  Simibtag  Don  Siebenbürgen  im 
jL  Ia60  ber  rmnanifd^  Station  |)oIitif($e  unb 
i^igidfe  Stru^bcrcd^tigung  mit  ben  onberen  an- 
dbaata  Stationen  ertöte.  SBaS  bie  ))oIitifd^e 
ctfling  Siebenbürgens  angebt,  fo  »urbe  e9 
X  10.  Sobr^tmbert  burd^  eigene  Surften  re- 
sai;  1008  eroberte  e8  ber  fjjl.  ^Upl^an  Don  Un- 
^  wob  ßeg  dl  tmrd^  SBoiaoben  ober  Statt» 
Uiar  ocdDotten.   92acl^  ber  unglüdDid^en  Sd^Iad^t 
k:  TlotiaA  (1526)  befriegie  ber  bamalige  SQBoi- 
K^  ^bonn  Sopplga  old  (BegenI5nig  ben  ff  önig 
SaHnmbL  oonltngam,  ein  3enDürfnt|,  totlä^tH 
9  bngikgl  Rinrbe,  bof  Siebenbürgen  burd^  ben 
gndenlfib&i6   »om  3a^  1535  aß  felbftän- 
H9<  pr^t^um  Sofoa^a  guftel.  Seine  9tad^- 
«•ä  föbricn  oft,  melft  unter  türfifd^m  ©c^u^, 
fticg  Stgen  bie  Ihrone  Oefteneul^,  bis  @ieben- 
tofa  enbfid^,  nod^  ber  !Riebedage  bed  $räten- 
kita  Snni  »agocjQ,  im  3. 1718  ftd^  an  Oefter« 
T^ogobL  um  1 765  nmrbe  c8  bann  unter  9Jlaria 
lojk  jum  ®ro|ffirflentbum  erhoben.   3m  3. 
3(^  mäü  eine  Union  mit  Ungarn  in  Anregung 
r««^f  Dcld^  ober  bie  Sod^fen  unb  biejabl« 
le^cii  SBoIoi^  bcunoIS  nod^  Dereitelten.  !Rad^* 
a  |tbo4  bie  9Ras9CErm  im  Sanbtage  baS  Ueber- 
räifi  obmsi  Ib^^ttoi ,  nmri)e  bie  Union  1866 


befd^Iojfeit  unb  burd^  baS  ISniglid^e  %e{crt{)t  Dom 
3abre  1867  tl^atföd^Iidb  DoOgogen. 

Ueber  bie  «Infonge  ber  (S^riftianifirung 
Siebenbürgens  barf  iej^t  als  auSgemad^t  gelten, 
ba^  biefelben  nid^t  f^on  in'S  10. ,  fonbem  erft 
in'S  11.  3ab^bunbert  faOen,  unb  nid^t  Don  ber 
gried^ifd^en,  fonbem  Don  ber  latetnifd^en  IHrd^e 
ausgingen  (Dgl.  0.  Fejer,  BeligiomB  et  eccl. 
Christ  apud  Hungaros  initia,  Budae  1846). 
92ad^bem  ber  %  @te))ban,  ein  @o^n  ber  latei« 
nifd^en  JKrd^e,  baS  noc^  l^eibnifd^e  SiebeiAürgen 
im  3. 1008  erobert  batte,  mar  feine  erfte  Sorge, 
bie  Setoobner  beS  eroberten  SanbeS  aud^  bem 
e^rifientbume  }U)ufübren.  3n  biefer  ^bftd^t  ftif- 
tete  er  bafelbfi  ein  SBiStbum  mit  einem  Sapitel 
}U  ffarlSburg  (f.  b.  9(rt  lloloqa  YII,  989),  unb 
Don  biefer  ^flan^fd^ule  auS  mürbe  Siebenbürgen 
d^riftianifirt.  SBeiter  mürbe  im  12.  3abrbunbert 
unter  ben  oben  ermäl^nten  @ad^fen  eine  ^ropftei 
}u  ^ermannfiabt  gegrünbet,  bie  als  tj^mi  Don  ber 
3uriSbiction  beS  @iebenbürger  Sif(^ofS  unter  bem 
erjbtfd^of  Don  @ran  (f.  b.  9rt.)  ftanb.  SIS  ftd^ 
f))äter  ber  Sifd^of  ÜRUIoDinuS  Dor  ber  SSutb  Der 
SCflrfen  unb  ber  fdgiSmatifd^en  (Sried^en  auS  ber  be« 
nad^barten  Sßalad^ei  unb  SRoIbau  bier^er  pd^tete, 
Dermaltete  er  mit  ©ene^migung  ^apft  3uIiuS^  II. 
als  Sicar  beS  6r}bifd^ofS  Don  ®ran  bie  Secanate 
ber  Umgebung  Don  ^ermannfiabt. 

3nbie  „Steformation"  mürbe baS Sieben- 
bürger @a(^fenDoII  infolge  beS  lebhaften  93er- 
lebrS  f^txm^tiq^tn,  ben  eS  Dermöge  feiner  natio- 
nalen SSerbinbung  unb  }u  ^anbels^medten  Don 
ieber  mit  ben  ibm  Derf d^mtfterten  S)eutfd^en  unter- 
lalten  botte.  itaum  maren  bie  erfien  Sd^riften  Don 
Sutber  erfdgienen,  alS  fie  fd^on  1521  Don  ffauf- 
leuten  mie  in  Ungarn  fo  aud^  in  Siebenbürgen 
Derbreitet  mürben,  unb  balb  Derfünbtgten  au(^ 
amei  frübere  3ubörer  SutberS  aus  Sd^Iefien,  bie 
entlaufenen  S)ominicanermönd^e  SlmbrofiuS  unb 
®eorg,  baS  neue  Soangelium.  Sie  bi^K^  in 
^ermannftabt  für  bie  föd^ftjd^e  Station  ben  @otteS- 
bienft  in  beutfd^er  Sprache  unb  läfterten  babei 
bie  3nf}itutionen  ber  latbolifcben  ftird^e.  S)ie 
fäd^ftfd^en  ffauf[eute,  meldte  fd(|on  in  S)eutfd^Ianb 
ben  neuen  Sdrm  mit  eigenen  Obren  gebort,  nabmen 
blinbeifrig  ibre  Sebre  an.  S)ie  itatbolüen  be- 
nad^rid^tigten  nid^t  bIo|  ben  ßrjbifd^of  Don  @ran 
über  bie  Steuerungen,  fonbem  flagten  aud^  unter 
Berufung  auf  bie  Dom  ffönig  äJlattbtaS  miber  bie 
Äe^er  gerid^teten  ®efe|e  bei  ftönig  fiubmtg  11. 
tiefer  erlieg  ben  Sefebl  an  ben  SDlagiftrat  Don 
^ermamt^abt,  ba|  er  SutberS  93ücber  Don  ^uS 
)u  ^auS  auffud^en  unb  auf  bem  offenen  SDtorfte 
Derbrennen  fo&e.  S)effenungead^tet  mürbe  bafelbft 

Ed^on  1524  eine  lut^erifd^e  Sd^ule  eingerid^tet, 
^enn  bie  3abl  ber  Sleuerer  mar  bereits  fo  grog, 
hai  bie  ffagenbe  ©eiftlid^fett  bem  Srgbifd^of  fd^rieb, 
felbft  in  ber  Stabt,  mo  Sutber  mobne,  ßnne  bie 
iutberif d^e  Sebre  ntd^t  ftärf er  berrf d^en.  2)ie  Steuerer 
magten  aucb  bereits,  bieffatboHIen  bei  il^ren  dffent- 
lid^en  Umgügen  )u  befd(|im{)fen.  Sxoox  erlief  mie 


275 


@ieben&fitgetL 


276 


Subttng  II.  fo  oud^  ber  fRüäfiiai  {henge  SSerorb- 
nungen ;  allein  ha  unter  SBIabtölatt)  U.  unb  fiub- 
»ig  IL  baS  föniglid^e  ^Injel^en  ungel^er  gejunfen 
toQX,  blieben  f  otool^I  bie  93rief  e  beS  ftönigS  oie  aud^ 
aüe  9{ei(l^§ge(e|e  erfolglos.  S)a3U  !am  nod^,  bo^ 
baS  Vorbringen  ber  Surfen  bie  Sorgen  Mer  in 
9lnfprud^  nofm.  Unter  bem  ©d^Je  beS  ©ad^fen- 
grofen  WatcvA  ^empflinger,  unter  melc^em  ber 
^bel  bereits  nad^  ben  @ütem  beS  SleruS  griff, 
unb  ber  bie  neue  Se^re  mit  Slot^  unb  %f)ai  f  örberte, 
üerbreitete  fid^  biejelbe  immer  tt)eiter.  ®ie  S^ie» 
tratet  beS  dürften  3o](Kmn  3Q))ol9a  mit  ffönig 
gerbinonb,  bie^efd^lagnal^me  beS  SSiStl^mS  bur^ 
ben  SBeltlid^en  !ßaul  (Srons)  99obo  unb  ber  SRangel 
on  ©eiftlid^en,  bereu  Diele  im  Sürfenfriege 
umgefommen  tooren,  bilbeten  lauter  Umftonbe, 
meldte  bem  $rote[tantiSmuS  in  Siebenbürgen 
DoDenbS  Ipr  unb  2^or  öffneten,  ©d^on  1529 
folgte  ber  gange  fRoßf  oon  ßermannftabt  ber  Se^re 
fiutl^erS,  unb  nod^  im  felben  Saläre  mürben  bie 
®om]^erren,  bie  ÜRönd^e  unb  9lonnen  bafelbft  unter 
9Inbro]^g  ber  Sntl^auptung  auS  ber  ©tabt  t)er- 
trieben,    ftronflobt,  »o  fpäter  (feit  1534)  ber 

f  rebiger  Solenn  t^onter  (f.  b.  Slrt.)  t)5IIig  bie 
crrf^aft  l^atte,  folgte  bem  Seifpiele  fofort.  3n 
einem  großen  Sl^eile  beS  SonbeS  toarb  bie  9Reffe 
abgefd^afft  unb  ber  Saienfeld^  eingefül^rt.  S)ie 
gange  fö(|fifd^e  ^Ration  entfd^ieb  fid^  1544  auf  ber 
@9nobe  öon  SKebiafdJ  (Kebg^eS)  für  bie  3lugS« 
burgifd^e  ßonfcffwn,  unb  ber  Sefd^Iu^  beS  Sanb- 
tagS  }u  Älaufenburg  (1557)  geftanb  ben  IBe« 
fennem  biefer  (Eonfeffion,  tocld^e  1552  ben  ^Jkml 
SSiener  auS  fiaibad^  alS  ©uperintenbenten  gemö^It 
l^atte,  gleid^e  Siedete  mit  ben  Itatl^olifen  gu.  S)amit 
l^tte  ^6)  baS  genannte  93efenntnig  neben  bem 
fat](|o(ifd^en  ®Iauben  fiaatlid^e  ^nerfennung  er- 
rungen. Um  1554  brang  aud^  bie  Seigre  SaIt)inS 
in  ©icbenbürgen  ein,  befonberS  burd^  2Rartin  üaU 
mancj9,  frühem  lut^crijd^en  $rebiger  gu  Seregl^» 
fgaSg,  bann  }u  Sebrecgin.  Sinen  mö^tigen  Se* 
frfjüjjer  fanb  er  an  $etrot)icS,  bem  SBormunbe  beS 
minberjöl^rigen  gürften  ©igiSmunb  S^olt)a, 
©eine  Sln^ängcr  meierten  fi(^  fo  rafd^,  ba^  fie  fid^ 
1564  oon  ben  iButl^cranem  trennen  fonnten.  9lod^ 
in  bemfelben  ^af^xt  erl^ielten  bie  ©aloiner  ober 
Wef ormirten  ju  Cn^eb  ööllige  3lner!enmmg  unb  an 
©ion^SSDf^abaraSj  einen  eigenen  ©iH)erintenbcnten. 
Um  bie  mit  ben  ©ad^fen  l^altenben  ungarif(^en 
Sut^craner  für  fid^  gu  getoinnen,  nannten  bie 
ßaloiner  il^re  2tfyct  ben  „ungarifd^en  ©lauben" ; 
bie  fiel^re  £utl{|crS  l^ie^m  fic  ben  ,,beutfd^cn  ©lau» 
ben",  wäl^rcnb  bie  ff atl^olifen  ol^nc  Untcrfd^ieb  ber 
9?ation  il^rcn  ©Tauben  fcl)r  rid^tig  als  „toal^ren 
©lauben"  begcid^neten.  ßnblid;  famen  aud^  bie 
Unitaricr  (f.  b.  ^rt.  ©odnianer)  l^ingu.  3rre- 
gcfül)rt  burd^  ben  ^rgt  unb  fpätem  3:^eologen 
Ölaubrata  (f.  b.  9lrt.)  unb  ben  §ofprebiger 
t^frang  3)at)ibi8,  ber  Don  ben  Sutbcranem  gu  ben 
^alüinem  unb  üon  biefcn  gu  ben  Unitaricm  über- 
getreten ,  oertl^eibigte  Sol^ann  SöJJoI^a'S  ©ot;n, 
gürft  Sodann  ©igiSmunb,  bie  Seigre  ©orinS,  unb 


burd^  il^  begfinftigt,  eri^ielten  bie  Umlarier  1571 
freie  SleligionSübung  unb  einen  eigenen  @ulx^ 
intenbenten.    S)ie  So^l  berfelben  txxmdjitk  fUl 
nod^  baburd^,  ba^  bie  ouS  $olen  t^ertriebemi 
Unitarier  nad^  ©iebenbürgen  flüchteten.  S)anclci 
gab  eS  mä)  SBiebertöufer,  roit  bie  gegen  ^  cr> 
laff enen  ©efe^  bemeifen,  imb  anbere  BkUu,  l  8. 
©abbatarter  (f.  b.  9rt.  X,  1443).    mfyct&  fk 
baS  gfürftentl^m  ©iebenbürgen  gum  Xunmicl' 
pla^  aOer  möglid^en  ©ecten  geiooi^en  mar,  tm' 
ben  bie  ffatl^olifen,  nunme^  in  bie  9Ru[dici}a|I 
gebrad^t  imb  aller  ffird^engüter  beraubt,  faß  gm^ 
unterbrfidtt.  Um  ben!at^olif(^en®laub(naii^i4t 
gu  tt^oitm,  erad^tete  gfürft  g^rifio))]^  ^M^oA  bie 
ßinfül^rung  ber  3cfuiten  für  unumgüngltd^  mSfr 
menbig  (1579).  3|^r  Sefel^gSeifer  nuid^  pe 
iebod^  bei  ben  Derf d^iebenen  ©eden  fo  tftifyx^,  bd| 
fte  1588  burd^  ein  2)ecret  „ben  ©t&nben  giduf 
mieber  entfernt  toerben  mußten.  91S  fle  fd^naf 
fteben  Saljiren  mieber  gurüdffel^en,  ftürmten  bk 
©ectirer  baS  SefuitencoDegium  gu 
tt)obei  einige  ^atreS  üenounbet  unb  bie  Vifign 
©egenftönbe  auf  bie  empörenbfie  SBeife  ixniii* 
el^rt  tourben.   ^ter  Immanuel  9teri,  ber  feian 
Säbel  bagegen  auSfprad^,  ttmrbe  bofür  getBbht 
SS  l^alf  menig,  ba|  bie  ^Bürger  f d^on  im  folgcnboi 
äal^e  burd^  ben  faiferlid^en  ©efanbten  aur  Sieb» 
aufnal^me  ber  Sefuiten  gegtoungen  tovcmn ;  le|tai 
mußten  innerl^alb  20  3a]^re  nod^  brei«  Mi  Dur* 
mal  flicken  unb  tonnten  aud^  nad^nudS  (eine  fi^ 
Ssifteng  in  ©iebenbürgen  erringen.  Srft  oB  bol 
Sanb  1688  unter  öfterreid^if d^  Oberl^^  tn^ 
tt)urbe  bie  SBieberbelebung  beSlhtl^oliciSnniiw:* 
fud^t.  Slud^  bie  Union  ber  ©ried^  mürbe  bdrUn 
unb  gmar  burd^  3efuitenmiffionare  ber  boc^i 
$rot)ing,  nid^t  ol^e  (Srfolg  (f.  b.  9rt  fSogaa^ 
2)ie  ffatl^olüen  meierten  ful^  mieber,  nomevtB^ 
feit  ein  fatl^olif d^er  iBifd^of  in  ©iebenbürgen  fettp 
(feit  1716)  repbiren  fonnte  (f.  b.  «rt  ttOxf 
YU,  939  f.).  einer  ßigent^mlid^  ber  p» 
bürgifd^en  fatl^olifd^en  ftird^e  ift  l^ier  nod^  befonbof 
gu  gebenfen.  S)ie  fatl^olif d^e  SRinberl^t,  im  Snbe 
gerftreut  unb  gmifd^en  ^nberSglöubige  eingdriB; 
lernte  frü^geitig  ibre  Sntereffen  maljren  mü)  •«* 
tl^eibigen.  ©d^on  feit  ber  ©lauben8trennmiggdii> 
beten  fte  unter  bem  SBorfi|  il^reS  »ifd^fS  eoMi 
©onberlanbtag,  unb  bis  gum  3o^  1767  mo^ta 
bief e  fatl^olifd^en  ©onberconferengen  @r.  SRoiePft 
megen  Sefe^ung  beS  93i)d^ofSftu]^leS  einen  ifmo* 
oorfd^lag  unb  fül^rten  bie  9ufftd^t  über  IMfiL, 
©d)ulen,  Srgiel^ungS-  unb  ißerforgungfi^Safet, 
fotoie  bie  ißermaltung  ber  ©d^ul-  unb  iHn|n' 
ftiftungen.   3m  3*  1775   mürben   gmar  dt 
latl^oUjc^en  ©d^ul«  imb  IKrd^enangeJegenMia 
einer  bureaucratifd^en  fogen.  fatl^l^d^  CM" 
miffton   übertragen;   feit  1848  aroeitcte  Mi 
aber  an  ber  SBieberJ^erfteUung  ber  !dt^fi{4> 
Autonomie,  bie  1878  formeE  unb  burd^  &bIM' 
gefc(  geregelt  mieber  in'S  Seben  trat  oIS  JUSß' 
\i\ä)tT  ^utonomiecongre^"    ober  oß  ^&il» 
bürgifd^er  römifd^-fatl^olifd^  ©toltif'.    IblB 


in 


€ieienf4Iftfct,  bie  l^IL 


278 


I$^i4  feine  QknetalDerfammtung  }u 

AsKfcnfang,  gaiq  unaBl^ngig  bon  (ebem  gou» 

miifirntnlcii  <Bnflu|.    3)aneben   fungirt  ein 

SuBCtioRlasiifil^l  QUft  8  ®eifiltd^fn  unb  16  mlU 

Sskoi  n^^dieni  mit  einem  geiftUc^en  unb  xotlt» 

hdm  ^lipioilCR.  ^GofiSrnt  bedetftem  bfflelbet 

ftA  te  fa^oiifc!^  99l{(^of ;  ber  mibere  toirb  Don 

tai  Viiifd(tt9  geiDd^tt.  ^ineQuS28^ragta))]^en 

kHekcRbe  dnßnidion  (efKmmi  unb  regelt  ben 

E^zSangfOnA  bc6  SirectionfimtSfd^uffeS,  beffen 

|»39ctt0iifltaiicr  auf  brei  Solare  fefigefe^       9n* 

;iiWi4  tritt  cfai  S)rittl^il  ber  a)«tglieber  oud; 

:tnc(Bai  fihmcn  ober  miebet  gettcU^It  loerben.  S)er 

£^::!tin^tmt  Mef ed  2)irecttonSrQtbed  erftredt  ft^ 

of  olci«  iDQfl,  ou|er  bem  Sereid^  ber  9n- 

^k^aäftitm  bei  GImtbenS,  ber  Siturgic,  beS 

t-u^frcatmatteft  unb  ber  fird^Iid^en  S>i9ci))(in 

Vfnib.  Me  gdfUi^en  unb  uieltßd^  (gläubigen 

patuifttm  intextfftrt,  indbefonbere  auf  ^erfonol- 

tamamgm  fäc  ben  Unterrid^,  ouf  latl^olifd^e 

Siol^«  imb  6<I^IfDnbS  unb  Stiftungen,  fotoie 

jif  alle  bad  pebenbärgifd^e  fot^olifd^e  SBidtl^um 

ksej^nhen,  mit  toeltlid^en  S>ingen  im  3ufammen- 

bcagi  pr^enben  Sngelegenl^eiten.   Der  ^uSfd^u^ 

äs  jtan  SitffamMt  unter  Snorbnung  unb  Son- 

trdt  ber  ScnmildeTfammlimg;  er  fibt  bie  Siedete 

boiiibcn  in  intern  ütomen  uiä  Auftrag  auS,  l^t 

änfM^Iuffe  oiiSgufäl^ren,  t>em)altet  baS  ®emein- 

rc35gmb<irdmifd^fat^oIifd^en  «^StatuS",  orbnet 

tr  Blffol»  unb  Snie^ungSongelegen^eiten  unb 

zrr^  ibe^aapt  in  oue  Angelegenheiten  ein,  meiere 

r^  auf  Me  €clbft&eitooltung  beS  römifd^-fatl^o- 

n>±sB  ^Btatta^  besteig  3ebe8  SRitglieb  ifl  ffir 

ik  fricienigen  9cf t^läjf e,  on  beren  gfaffung  ed  t^U- 

paomnKn,  pnfbiüiäq  Derantmortli^.   3u  einer 

dJtgcn  Oe^u^faffung  ift  ffir  gemö^nlid^  bie 

txncfen^  Don  minoeftenS  fünf  9RitgIiebem,  mit 

^xnfiÜa^  bcS  Sotftj^nben,  erf orberlit^ ;  bei  mid^- 

rjrcu,  namentRd^  materielle  ^fragen  betreffeitben 

IrgHfgniVttttt  ^11  t>ie  9nme{en^eit  üon  minoeftenS 

Tti  lUtglicbcm,  o^ne  ßinrec^mmg  beS  !ßräfl- 

Vxlai«  iiDt^iociibig,  mie  neueftenS  bei  ben  93er- 

M32ibiRgcii  S6er  bie  Congrua  ber  (Seiftlid^en  unb 

^nfeifocRL  ^>cA  Sermögen  bed  ,,@totu8''  be« 

^  (18M)  Dome^mlid^  auS  folgenben  8fonb9 

« jte  hm  Ursprung  berfelben  Dgl  b.  Art.  Oefter« 

rzsb  n,  751  f.):  tReligionSfonbS  815  278  fl. 

<  fa. ;  etiibienfonbd  1 403  328  ff.  12  h. ;  @ti- 

9HbMonb$  889  810  fl.  76  fr.;  gfbnbd  ber  Xe« 

n^R-fBrnfimf^er  388  571  ff.  14  tr. ;  Slemen- 

iKidMaifonbd  148  895  fL  42  tr. ;  $enfion8- 

feOl fii  tote Soffifd^uUe^er  153 588  fl.  16  fr.; 

tafioiäfonbi    f&r    bie   (S^mnoftotprofefforen 

92IM  fL  5  tc;  ®Tof  9lemeSfd^er  @ti))enb{en- 

\9M  24052  fL  82  fr.;jufommen  3913117  fl. 

tS  ft^  iDoju  niM^  hau  (fotrdgni^  breier  großen 

tcvönen  iiril  ctL  218  000  fl.  ia^rlid^  fommt  (ogt. 

ia3t»L  ffir^msfttung,  &il]burg  1890,  684). 

-  Uefar  ben  ^tigen  Stonb  ber  fatl^otifd^en 

Ib^ü  in  Stebcnburgen  ftnb  bie  9(rtt.  ffoloqa 


Vir,  940  f.,  OeflerreidJ  IX,  741  ff.  unb  Ungarn 
ju  bergleid^en.  [We^er.] 

^Uttnf^ttfet^  bie  l^Il,  nad^  ber  Segenbe 
fteben  oome^me  Süngtinge  )u  Sp^efuS,  ißogen 
im  !ßalafte  beS  ffatferd  2)e€iu8.  Sl^re  Slamen 
foHen  SJtoi^mianuS,  SMd^ud,  ÜRartinionud,  S)io- 
uQfiuS,  gol^anned,  Seropion  unb  &)nftantinuS  ge« 
toefen  fein.  918  2)edu8  im  %  250  nad^  Spl^efuS 
fam,  orbnete  er  aUgemeine  ®ö|enopfer  an.  f^ 
bie  gonje  Stobt  ^gte  fld^  bem  Sefe^Ie,  nid^  f o 
bie  fteben  Sünglmge.  S)eciud  lie^  biefelben  oor 
fid^  füllen  unb  gab  il^nen  nad^  angefteQtem  !Ber« 
l^öre  fo  lange  SBeoenfgeit,  bis  er  mieber  nad^  Sp^e- 
fu8  gurüdfomme.  ffaum  b<itte  er  bie  @tabt  Der« 
(offen,  als  bie  Säuglinge  foft  SUbS  unter  bie  9(r» 
men  oertl^eilten  unb  fu^  in  eine  &öble  bei  (Spl^efuS 
berborgen.  SRoId^uS  beforgte  peimlid^  ouS  ber 
Stobt  bie  nat^igen  SebenSmittel.  gineS  £ageS 
erful^r  er,  bo^  ber  ffoifer  Don  bem  93efud^  an« 
berer  Stöbte  nod^  Spl^efuS  gurfidCgefel^rt  fei  unb 
fie  fud^en  lo^e.  Unter  Xl^rdnen  boten  bie  Sieben 
®ott  um  feinen  Seiftonb.  S)er  SUImäd^tige  er» 
]^5rte  il^r  ®ebet  unb  nol^m  ^re  Seelen  j^inmeg 
(suscepit  animos  illorum).  S)eciuS  lie^  bie 
^öl^Ie,  meldte  i^ren  Sufentl^alt  bilbete,  jumouem 
(t)g(.  Allard,  Histoire  des  perseo.  II,  2«  öd., 
Paris  1894,  416,  not.  1).  9IS  nad^  etma 
200  3obren  unter  Zl^eobofiud  b.  3.  eine  Secte 
bie  Suferfte^ung  ber  Xobten  löugnete,  mürbe 
burdd  SufoD  iene  ^ö^Ie  geöffnet,  unb  ®ott 
gab  ben  ßntfc^Iofenen  boS  fieben  )uräd(.  SHe 
neben  Jünglinge  glaubten  nur  eine  Stod^t  ge« 
fd^lofen  )u  boben.  SRo^^uS  ging  feiner  (Bemobn- 
^  gemö^  in  bie  Stobt,  fonb  jebod^  gu  feinem 

8rd|ten  erftounen  Med  Der&nbert :  boS  3eid^en 
^brifti  leud^tete  i^m  Don  ben  StobttJ^oren  ent« 
gegen,  $riefter  unb  SoH  eilten  in  bie  JKrd^en, 
feine  9)hln)en  mürben  oIS  foftbore  Sd^ä^e  ouS 
©eciuS'  Seiten  betrad^tet.  ®er  erfd^rodCene  3RaI- 
d^uS  mürbe  gum  Sifd^of  unb  gum  StQbt))räfecten 

äeffi^rt,  mo  fid^  ^OeS  aufflorte.  Sifd^of  unb 
(oifer  )ogen  )ur  i^bffit  unb  fanben  SRoId^uS' 
SuSfogen  beftätigt.  9lad^  mond^en  Sieben,  unb 
nod^bem  ÜRortinionuS  ben  jfoifer  im  ©louben  an 
bie  Siuferftebung  ber  Xobten  bejiörft  botte,  ent- 
fd^liefen  bie  Sieben  mieber,  unb  ber  ftoifer  He| 
bofelbft  eine  SBofilifo  erbauen.  —  So  berid^tet  bie 
f^rifd^e  Segenbe  nad^  ber  loteinifd^en  äBtebergobe 
@regord  üon  ZourS  (f.  B.  Erosch,  Passio  SS. 
MM.  sept.  dorm,  apnd  Ephes.,  in  b.  Mon. 
Germ.  Mst.  Scriptt.  rer.  Merov.  1, 2, 847  sqq., 
unb  Annal.  BoU.  XH  [1893],  371  sqq.).  m 
fru^efie  Sluf  jeid^nung  berfelben  gilt  bie  bcS  Stirer« 
3acob  üon  Sorug  (f.  b.  Srt.),  femer  eine  »obl 
ouS  bem  6.  Sobrbwnbert  ftommenbe  fprif d^e  iprofa 
im  ÜJlonufcript  (f.  Land,  Anecdota  Syr.  I, 
Lugd.  Bat.  1862,  38).  Son  größerem  äntereffe, 
toeü  ouSfübrlid^er,  ift  eine  95erfu)n  beS  S^rer« 
©ion^ifiuS  SelmabarenflS  (Ohronic.  1. 1,  ed.  Tull- 
berg,  Upsal.  1849, 167  sqq. ;  Assemani,  Bibl. 
Or.  II,  98. 344  sqq.).  «18  (Srgän jimg  biefer  tbell- 


279 


Sieben  @d^met)en  3RariS  —  Siegburg. 


280 


i 


loetfe  nod^  mongeH^aften  Ueberlieferungen  tritt  bie 
DoUjtänb^ere  grie^ifc^e  ^Bearbeitung  bed  @qmeon 
9)teta)){|rafted  in  ber  befannten  loteinifd^en  Ueber« 
fe^ung  bon  @uriu9  ein  (AA.  SS.  BolL  JuL  VI, 
892  sqq.).  3n  biefen  k)erfd^iebetien  2)QrfteQungen 
bec  Segenbe  fbib  Diele  ^meid^ungen  Don  einanber, 
0  befonberd  in  Sejug  auf  bie  3<i^I  ber  ÜRartqrer, 
ie  Sd^reibmeife  i^rer  9tamen  u.  j.  tt).  S9ki8  ben 
aefd^icbtlid^  maleren  Snl^It  ber  Segenbe  angebt, 
jo  mul  eüDöbnt  werben,  ba|  Sarbinal  SBaroniuS 
in  ben  ^nmerfungen  }um  römifd^en  ^tortpro- 
logium  (27.  3uli)  fein  Urt^eil  fdnt,  mö^renb  er 
in  ben  Annales  ad  an.  853,  n.  61  bie  Sieben* 
fd^Iöferlegenbe  aI8  ^dbü  be^eid^net,  ol^ne  bie  IBe« 
tt)eife  bafur  anjufül^ren.  Sl^m  tritt  ^{fenumi  (BibL 
Or.  I,  386)  en^egen.  3u  einem  befriebigenben 
Snbrefultate  lommen  beibe  ©elel^e  nid^t.  iBiel* 
fad^  mürbe  bie  Segenbe  al8  reine  @age  obne  hr- 
genb  einen  l^ifbdj^en  Htm  als  in  baS  Steid^  ber 
^R^tl^ologie  gel^örig  betrad^tet  unb  anberen  Sagen 
Dieler  iBölfer  Dom  «.langen  Sd^Iafe''  gleid^geftellt; 
0  neueftenS  in  ber  gelehrten  ^b^anblung  Don 

.  ffod^,  ber  iebod^  felbft  gugeftel^t,  ba^  ^mand^e 
feiner  ^uSfül^rungen  erft  ber  Seftätigung  burdd 
pl^ilologifd^  genauer  ebirte  Ze^te  bebürfen''  (f.  Stod), 
S)ie  Siebenfd^Iöferlegenbe,  il^r  Urfprung  unb  il^re 
iBerbreitung.  Sine  m^t^ologifd^-literaturgejd^id^t- 
lic^e  Stubie,  2t\pm  1883,  203).  SSoQe  93erec^- 
tigung  l^t  ber  @d^Iu|fa(  ber  geleierten  ^udein- 
anberfe^ungen  bei  ben  IBoQanbiften  (AA.  SS.  1.  o. 
887) :  Traditionem  tarn  communiter  receptam, 
tot  soriptorum  literis  consignatam,  tot  di- 
yersanim  gentium  linguiB  celebratam  sine 
evidentibaB  testimonüs  aut  ceiÜBsimis  ratio- 
num  argumentis  non  temere  esse  negandam. 

SDie  ^erebrung  ber  b^iKg^  Stebenfd^Iäfer  ift 
in  ber  tateinifd^en  unb  befonberS  in  ben  orien* 
talifd^en  ffird^en  fel^r  Derbreitet.  2)ad  Martyro- 
logium  Bomanom  gebenft  il^rer  am  27.  3uU; 
bie  Orientalen  feiern  i^r  gfeft  am  2.  ober  4.  ^u- 
guft  (Nilles,  Eal.  I,  2.  ed.,  Oeniponte  1896, 
234) ;  bad  MenoL  Basilii  jun.  ermöl^nt  fte  am 
22.  (23.)  October,  atö  bem  Xage  ber  ginmaue« 
rung.  S)ie  fqrijc^en  Staroniten  begeben  il^r  ^n> 
benfen  am  7.  Snär^.  $tlger,  bie  ba§  beilige  Sanb 
befud^ten,  gingen  an  ber  trotte  ber  Siebenfd^Iöfer, 
bie  man  nod^  b^ute  am  gu|e  beS  $ion  jeigt,  nid^t 
Dorüber  (AA.  SS.  L  o.  378 ;  Stimmen  auS  9Wa- 
ria-Saad^  LI  [1896],  476).  3to6)  tmixf^ni  fei,  bafe 
aud^  bie  ünobommebaner  bie  Segenbe  fennen  (Ko- 
r&n,  Sur.  18,  8—24)  unb  bie  Sicbeufd^Iöfcr  al8 
bejonbere  Scbu^l^eilige  Dere^ren.  Slud^  Sprid^- 
mörter  (ebnen  ftcb  ^^  bad  geft  ber  Siebenfd^Iäfer 
an  (f.  SBanber,  Sprid^mörter-Sej.  IV,  Scipjig 
1876,  554  f.).  ®ie  d^riftlid^e  ihinft  fteflt  bie 
^eiligen  in  einer  §öble  fd^Iafenb  bar.  (SgL 
bie  reid^en  Siteraturangaben  bei  flo(b  a.  a.  O. 
pass.)  [S.  ^clmling  0.  S.  B.] 

SifBen  ^Amtvitn  9tariä,  f.  Warienfefte 
Vlil,  819f. 

^tetfitf Äger,  f.  Sabbatarier,  n.  II. 


^^9  Seft  9Rariä  Dom,  f.  aRorien^ 
Vni,  818f. 

^teglnrg,  frul^ere  SenebictineroUei  im  fa* 
biStbum  Rbln,  mürbe  Don  (grgbifd^of  9mu)  U. 
(f.  b.  9rt.)  1064  auf  bem  Dom  $^|grafen  ^ 
rtd^  abgetretenen  Siegberge  gegninoet  unb  id 
(Einmeibung  ber  ffird^  1066  unter  ben  6(^ 
bed  erjengelS  ÜRid^ael  gefteOt.  9IS  %mo  fpäter 
megen  einer  gegen  ibn  gerid^teten  fHage  fid^  no^ 
atom  begab,  befuc^te  er  aud^  bo8  fHofter  gfnictiiom 
(in  ^iemont),  unb  bort  gefiel  i^m  bec  flrenge,  bs 
OrbenSregel  DöQig  entfpred^enbe  SBanbel  bs 
ajldnd^e  fo  fe^r,  ba|  er  bei  feiner  StüdSe^  (1070) 
einige  Don  i^nen  mit  nad^  2)eutfdeianb  na^  nib 
ibnen  baS  neue  fflofter  auf  bem  Siegberge  oi* 
mied.  S)ie  bisberigen  Semobner  beSfe&en,  bie  a 
aus  St.  SRasimin  berufen  batte,  fanbte  er,  amS 
fie  fid^  ber  Steform  nid^t  fügen  moOten,  el^onttwl 
nad^  Xrier  ^urüd  (Lamb.  Hersf.  AnnaL  id 
a.  1075  [Mon.  Germ,  hist  Scriptt  V,  238]|. 
Snno'd  Srmartung,  ba|  bie  neuen  SRdmbe  ii 
Deutfd^Ianb  ein  SSorbüb  Ilöfterlid^er  3^t  ffii 
mürben,  erfüllte  fi^  DoQfommen,  unb  ber  m&btidt 
IKrd^enfürft  füblte  ftd^  niemals  gludnid^,  ott 
menn  er  in  feiner  SiebUngSftiftung  meilte  unb  n 
ben  frommen  Uebungen  ber  OrbenSIeute  tbeiUmta. 
Seiner  Snorbnung  gemö|  mürbe  er  nod^  jeiini 
3:obe  (4.  Secember  1075)  in  ber  SbteUinbe  bei- 
gefegt.  Unter  bem  3.  (ober  4.)  9bte,  ftimo  I, 
ber  aus  SlegenSburg  ftammte  unb  Don  feira 
gfreunbe  Slupert  Don  3)eut  (f.  b.  9rt)  oIS  Taue- 
rabilium  studiosissimus  literamm,  et  qiMrf 
majus  est,  monachicae  colmnna  reHgioiui 
gefeiert  mirb  (Mon.  1.  o.  Xu,  637,  not  70), 
füftete  fid^  ^einrid^  IV.  am  24.  9h)Dember  llOS 
^u  Siegburg  ein  3n]^rgebad^tni|  (SacombUt,  Ib" 
funbenbud^  für  bie  ®efd^.  beS  9tieben^  1, 
S)üffeIborf  1840,  171).  (Sin  3al^e^  \pito 
(1115)  fam  9torbert  (f.  b.  9rt)  Don  Xanten,  bs 
fpotere  Stifter  beS  ^römonftrotenferorbenS,  »4 
Siegburg,  um  fid^  bort  im  geifUid^  Beben  p 
DerDoUfommnen.  Süngere  S^^  <^  9fa)Aert  o» 
freute  fid^  ber  Seitung  beS  auSgejeid^neten  SM 
ber  obengenannte  Shipert  Don  Jbeu|,  ber  ftit 
1113  etma  4—5  3abre  in  ber  Sbtei  metBe  n* 
bort  eine  Keilte  trefflid^er  SBerle  Derfa^  fltt 
jhino,  unter  bem  bie  S^b^  ber  9Rdnd^  in  Sifg* 
bürg  Don  60—70  auf  120  flieg,  mirfte  angeU^ 
fpäter  als  Sebrer  ju  $ariS  (Chronic.  Waldsa«. 
Ottonis  Prioris,  bei  Oefele,  Ber.  Boic.  Sor^tt. 
I,  Aug.  VindeL  1763, 55);  1126  mürbe  erb« 
in  feiner  SSotcrftabt  »egenSburg  (f.  b.  «rt  I, 
910)  aum  Sifd^of  gemöblt.  Unter  bem  9bte  6» 
barb  I.  fanb  gu  Siegburg  1183  bur^  päv9^ 
Segaten  Slnno^S  ^iligfpre^ung  unb  bie  St^Ani 
{einer  Reliquien  ftatt  Spöter  muxbcn  Ic||ta^ 
)omeit  fte  nicbt  an  anbere  ffirc^  unb  itlöfter  DO* 
fcbenft  maren,  in  einem  überaus  bftbaren  SdM* 
oufbemobrt,  ber,  mie  anbere  nod^  erhaltene  lhm|t> 
merfe  (Steliqutarien  unb  Zragaltdre),  mo^  in  bs 
^btei  felbft  angefertigt  morben  i|}.  Snd^  tttcn- 


21 


Siegel. 


282 


z?6  ^oben  bie  tBntebictiner  auf  bem  @ieg(erge 
h^  idlioftigt  nosnentU^  butd^  bte  Tita  Annonis 
«^•m.  L  c  XI,  465—514),  bie  mif  IBeronlaflung 
M  UM  Stcgin^b  Derfa^t  »utbe  (1105),  unb 
M  um  rincm  9ugen}eugen  (um  1185)  gefd^rie- 
hoen  anfi^aiilü!^  Seri^t  aber  bie  lYuislatio 
a  AnnamB  (lion.  1.  c.  XI,  514—518).  SRand^e 
aad^  boS  becu^mte  tlnnolieb  in  bei  %6tei 
{ein  O.  not,  @efd^.  ber  beutfd^en  Sitera- 
U,  fBoTm  1896, 105).  9tr)d^  Diel  rfi^mlid^er 
bie  Sl^dHgleit,  totli^  bie  SUnd^e  ga^rl^un- 
bcxir  ^iobiir4  in  bcr  IHofierf d^e  entfalteten.  Sei- 
let fiam  abn  gegen  (fobe  bed  SRitteloIterS  aud^  in 
eie^mH  bte  llnfttte  auf,  faft  nur  Sbelige  in  ben 
foaoad  au^une^men ;  bfirgetlid^e  9ebte  gab  eS 
bort  \^tm  frn  1950  nid^  mel^r.  S)er  redete  Ot- 
>cstetß  mtb  cbenfo  bie  Siebe  {um  Stubium  unb 
jcn  osiierni^  ging  nun  aUmöIig  oerloren,  unb 
Si  BxinirM  Sti^itng  toutbe  immer  mel^r  eine  SSer* 
VtgiiDgSanffailt  (Snnalen  [f.  u.]  XXX,  124). 
SM  Stxtbm  ha  obeligen  ^tbtt  rocx  auf  Sr- 
lapguno  bcr  SReti^unmittelbarfeit  gerid^tet,  bie, 
cir  ei  Jd^nat,  oon  ftaifer  SRasimOian  I.  auf  bem 
Sbütiäage  pt  ftöln  1512  betoiSigt  mürbe.  Solb 
kznorf  ^rn  bie  9ebte  einen  f dJ^meren  ftompf  mit 
ha  ^cotetbisitiSmu«  gu  beftepen,  meld^er  in  ber 
ttat  ualcrgcbcnen  Stobt  Siegburg  fid^  Singang 
im^affk  ^c ;  bte  neue  Se^re  f onb  namentlt^  in 
te  |B  gxD|et  Scbeuttmg  gelangten  X5|)fer)unft, 
«sär  in  rrg^  gefd^dMidben  SBegiel^ungen  )U  ))ro- 
t^Bnti|(bcn  «^tobten  {iono,  t)iele  Snl^önger.  SRit 
Clft  be#  6d^inntiogte8  ber  96tei,  bed  ^rjogS 
Sälfdm  oon  SOßi^-SIcbe-Serg,  gelang  eS  ben 
fjbim  ^amaxm  IL  t)on  SBad^tenbond  (1549  bis 
:>76)  unb  eottfrieb  t)on  (SqO  (1576—1587), 
ftoi  ttotffianliSmufi  aSmoIig  mieber  au8  ber 
Stobt  px  oerbrängen  tmb  bie  unbotmäßigen  Unter- 
teon  fun  Oe^otfom  |u  Bringen.  3m  f olgenben 
«Xft^x^unbett  braute  )unöd^  ber  breißigidl^dge 
Krieg  on4   uBer  €iegburg  fd^mere  Srangfale. 
Sor  Den  ocrbfiiibeten  @4tt^^  unb  ^f|en  mußten 
sa  9. 1632  Vbi  ttnb  SRöndbe  mit  ben  ftoftbar- 
Hn  5er  Hbtci  nod^  ffStn  flfid^ten;  bie  fjfeinbe 
)iäkn  fofl  biet  3a^  in  Siegburg  unb  l^auSten 
:sn  ydtnSXü^.    fimim  toar  bie  Sd^mebenplage 
txsbcx«  ba  crfd^tn  1636  ber  berud^tigte  fur- 
*.,mV  Comnxiffor  Dr.  juris  gfranj  Suirmann 
:zt  ie|te  eint  allgemeine  ^enDerfoIgung  in 
^ca.    »td   ba^  ^e  bie  ^Säuberet"  ber 
,*tfei#faJmng  bdl  Senb  unterftanben  unb  mar 
as^cailgnaBig  tmbebeutenb  geo^nbet  morben. 
^  ta  3. 1629  l^e  9bt  SBertram  Don  99eDing- 
\oU^  Auflage  o^ne  SBeitereS  nieber- 
ixnb  gmor,  mie  eS  im  ^rotofoü 
%^^ .  9CÜ  bte  &aSft  burd^  boS  ©eflöffe  miß- 
:rsh§si  SBcibet  erfunben  fei.  Sn  ber  3:^at  l^ielt 
^^  Ur  Wbt  mit  faft  bem  gefammten  SIeruS  bon 
'.«a  k^aabpolwi  treiben  bed  ^esencommtfjari 
ns  /Hnnolen  XXK«  97).  Unter  bem  Derfd^men- 
ttnb  tftf elttjttgen  9bte  So^anned  Don  9od( 
Ut  «biet  tbtt  ftetd^umnittelbarleit  ein;l 


biefe  mar  Don  ben  ^erjogen  Don  Serg,  bie  im 
Gebiete  ber  9btei  lanbegfürftlid^e  Siedete  bean« 
fprud^ten,  faji  beftänbig  angefod^ten  morben,  unb 
im  3. 1676  gelang  eS  bem  ^erjog  ^W^p  SBtt- 
l^elm,  ben  Sbminifirator  beS  „©otteSl^ufeS  Sieg- 
berg" unb  cbenfo  ben  Sbt  jur  Sergid^tleiftung  auf 
bie  „prätenbirte  ämmebietöt"  )u  bemegen.  Sinige 
dolore  Dorl^er  (1671)  mar  in  einer  Sapitulatton 
eine  alte  Unfttte  mie  folgt  beftätigt  morben:  „5?ur 
Tiri  nobiles  erl^alten  bie  Sufna^me  in  baS  So- 
fter ..  .  S)ie  afpiranten  muffen  i^re  Agnaten 
probiren  unb  auffc^mören  unb  fed^  SEBod^en  Dor 
ber  Sufnal^me  }ur  Prüfung  fieuen."  Unter  bem 
9bte  Qfranj  Beonarb  Don  aSefliem  (1706—1735) 
lie^  ber  ßrjbifd^of  Don  Adln  infolge  eingelaufe- 
ner Sefd^merben  etne  SSifitation  in  ber  9lbtei  ab- 
l^atten,  bie  für  ben  SebenSmanbel  mand^er  Sapi- 
tulare  ein  ungünftiged  Slefultat  ergab,  ^m  9ieu- 
ial^rStage  1772  brannte  bie  (Don  W>t  3ol^anne8 
Don  IBodt  umgebaute)  Xbtei  faft  gang  nieber ;  bo(^ 
mürbe  fie  mit  ^ilfe  Don  SBopl^ätem  au8  bem 
l^öl^emiSIeruS  unb  bem  Sbel  mieber  aufgebaut  S)er 
Slegendburger  Keid^beputationSl^auptfd^Iu^  Dom 
25.  gfebruar  1803  brad^te  aud^  bem  abeligen  Stift 
@iegburg  ben  Untergang;  e8  mürbe  burd^  ben 
ffurfiiirften  3RasimiIian  Sofepl^  Don  Sägern,  ber 
gugleid^  ^ergog  Don  99erg  mar,  fftcularifirt.  2>{e 
einfünfte  bed  iHofterS  beliefen  fid^  auf  50000 
Seid^Stl^Ier ,  auS  benen  auerbingS  bebeutenbe 
@d^ulben  }u  beden  maren.  Setter  Sbt  mar  3o- 
l^nneS  Spe^art  Don  SBoerben  (feit  (1787),  ber 
ftd^  fpfiter  nad^  Süffeiborf  gurüctjog.  Unter  ber 
preu^ifd^en  [Regierung  mürben  bie  ®ebftube  ber 
Dormaligen  Sbtei  Don  1825—1879  für  eine 
ärrenl^eUanftalt  benu|t,  nad^  beren  Verlegung 
man  fie  (1897)  au  einem  3ud^t^<nife  umbaute. 
(93g(.  3)ombuf  d^,  tn  ben  9nnalen  beS  l^ifL  SSereinS 
für  ben  Weberr^ein  XXHI  [1871],  60  ff. ;  XXX 
[1876],  75  ff.  83  ff. ;  etubien  unb  SRittl^ilungen 
aus  bem  SBenebictiner-  unb  Siftercienfer-Orben 
1888, 461 ;  1889, 492 ;  9tömifd^e  Ouartalfd^rift 
1895,  90. 296 ;  2)elDoS,  @efd^.  ber  9ifarreien  beS 
SecanateS  Siegburg,  Pöln  1896, 86ff^9l.  ^eine- 
lamp,  Siegburgd  SSergangenl^eit  unb  (Segenmart, 
©iegburg  1897.)  [Scdf.] 

bieget  (eigiUa)  nennt  man  bie  burc^gangig 
mit  einem  €tem))el  ($etf(^aft)  in  einer  metd^en 
9Raffe  l^eraefteHten  9bbrädfe,  meldte  an  ober  auf 
Sd^rtftftüaen  }u  beren  ©id^erung  angebrad^t  ftnb. 
SQiie  Derf  d^iebene  anbere  Sinnd^tungen  beS  ff an}Iei- 
mefenS,  l^at  fid^  aud^  ber  ®ebraud^  beS  Siegels 
aus  ber  rdmifd^en  ffaifergeit  in  bie  d^riftlid^e  3eit 
l^erüber  erl^oltcn,  aber  im  Saufe  ber  Sa^rl^unberte 
Derfd^iebene  SBanblungen  burd^gemad^t.  Sie  Ser- 
menbung  beS  Siegels  bei  Sriefen  unb  Urhmben 
mar  bei  ben  römifc^en  ftaifem  mie  bei  $riDat- 
perfonen  eine  fe^r  b^ufige,  unb  eS  mar  Aufgabe 
beS  SorftanbeS  ber  laiferlic^en  ffanglei,  ben  Siegel- 
ring beS  ffaiferS  gu  Derma^ren.  S)aS  Siegel  bienie 
in  biefer  3eit  aber  nid^t  etma  jur  ^Beglaubigung 
ber  Unterfd^rift,  fonbem  lebigli(|  }u  fidlerem 


:S3  SreqeL  284 

iwint   ai  ci-nei  :TiJnM:-3  nir  .fr  cnnr-r::«  .er  ose  3av»i  jeiqea  ^la  3erKi§  unter  ftönig  $i|rin; 
:rr;inn.»    ann^^ni  3nr:.e  Tl^ts  :nx  hxe  :iT  -^iccit  ja  fnce  ^  3.  inö  Üafong  l>€*  10.  da^r^un* 
nae^rnitit.   sfLise  )ie  Zizrzcnr:  ::.er  Zrrzzzizsn  :cn5   :ser  yiit  3ie  &!Dr»fnift  Öe4  Siegdll  für 
;.'>am^t.itein.      'tc    -ur    'liifna::^::    :er   cxnft  li^m  ina^qeseno.  ?Li:(tniKs&i::rbi£bfttml2.3a^ 
i^.ttTT    :t  >it  :^Jfne  -umnixcniiKim.   ^.aT;  :::iie  nncen  Ja=  irgyllnm  non  abolitum  nee  ab- 
>!^  :iMitfr.neT r.rr.    ',fT    Tti2.:i    .rter   J?er::r;cR    :er  .tlsqzxi  leque  in  jüqoa  parte  Tidatam  boS 
c^eqei    Sil   Cn::i»n   irt"  Ij:  in    :n;:   ::!cn  :cr  i^jiin  nsKiLCenae  fiegaroiL^ungämittcI  für  Me 
5.t»rrt  .mmn.^LiiS  Dar.    Wim-,  -..läKiire  .!?':r:urr:s  Sismiici:  ::iier  Idanfie.  3a  ö«  glei^KA  S^  äa* 
mirr.i?   iPthi^tioUer!     ilS    nz   S.   oUizrnmicerr   in  Jene  "im  Me  feficmmg  2e§  Siegels  aud^  für  Me 
B^pÜ.»     ^r  /i}iiöctaTein   i:ii:::ru5»   nie    2-jr=a»  Srnjoziriuiuen.  3a  iifcluc  i<§$erfaIleSfccralnt■ 
T^«^T^^.:llPn  TaMTi.    31  :e  ä?r:c:-,Äiii:iq  mzcz   cnin  icKi    ^cncrcrEtacrst   ^ei^'ilüe   unb  xoMify 
vr  c::r.er.mi^   /er  1ed:t&e:t    irjz  irninäe  :e:m.  ^^nne  im  \uz  ^etjiauätipiig  t^rer  Urhoiben  bcr 
ilj|  5.tii:^Tn:nel  ^eqen  jre  -^«TäiFcanq  lercifren.  -tqenen  Seqei  JeauxuEn.  xwt  Uebixng  jeigt  jü^ 
X'pi'e  J^«»V!:mxu:Ti^   viixtit  :as   sreiiei   iiuiüinfr  :erra5  :2n  >.  c^wöiiaier:,  »ienjo^I  bcr  Sejuge- 
iii«-n    n    vn    \r.i    'nv/xanücun    t2inziitiQV\zcn.  .unc  :nter  'Jrfinue  bt^  cr'§  12.  3a^^uiU)ett  ia 
^e^^fimiACT  2"uar?n  ute  n  3er  otntliffien  iirme  :k:  ircrrr^crcncn  jr^Lfodj  feine  SnDö^mmg  g«» 
•■«   Ttijpttrt^R  Im  itiK  jur  ^uiiUTm  irm  -u  iiaesi  oneni.  f  in  iiiünfmes  ipeifswl  für  Diefen  CnODvt* 
^•-f^Tiniini^vAriHen    3«:   imUioien    Erriliuxi;    2er  ^nq^atsu^  Jissz  \m§  rie  l^uiitijrr  Sgnobc  nn 
3<»r*on    n^iitie  ;^  'üfirte.  2o  ixxi3er  iimi  :as  ric'  ?i*-:*.  ro  n  !:ner  UrftmCe  für  iie  ftlöfter  Coroq 
\ti    in  }!)ri*r.;miTii]err?rm  ^eiicaumr  jani  «äniue.  ixio  Tjernara  3c^  Stc-^jei  3«  (rrjbifd^ofS  Siuttot 
10*1   len  ^PT-^oqen  ina  Jen   Äraren     jün^  ä«  jun  !Jiinn.i  m  irrile  :er  Unierfii^rift  tritt,  fßäf 
O'in^^  ihr:  Jon  Jen  üifcören.  2l:i  jssarz  rmier  mü  jes  1 }.  inO  Ji=  i\tne  Öe4  11,  Sa^r^unbciä 
T.vi.T^n:'^  im  .*! '  r.n  i.tjr::l3en.  Turn  s  zcxii:  uiro  "uöonn  2ie  ieneaelcng  ftr^Iit^  Urfunba 
-i  '^^i«rit.er  itfno4i!irid  '^äcrid  -^pLäroiad   ie  iiLiESicTn   iäiid  .   ste  ^ÜB  bie  feit  SRitie  b(4 
iTiiiiD  7.>f4tr)  .nrra  ^KZT.arod.  sLii  uiicä  jznni-  1!.  ^oörfninCertä  •.nraier  joilreif!^  toerbenba 
r.^'li«   tiriffannir   "^foa.    'rim.  iiisTi.  Zjijsrini  jene-^iren  Uriinßtn  icn  $r}Bif(^5fen,  8ift5öfcii 
j*?''*!.^  rr.  ".apii;.  ?^.  7.iac.  I.  2  .  .'.'n  iieimer  Kernen    y.iä4iircnn:g;5cren  Alöftem,  Sapiteb, 
X:V-ie  -nirjM  y.a  '.iZ'iT^LA  z^jjmdZdA  n-r-i  z^mr  ionrtifaa  x  ".  ao.  jei^en.    SaSfeTbe  gilt  ote 
.n«»Tii1ai:it«art  let  y^erf^T  if.:  icm  ii'iic'l-.iatn  ziä   "ir  xeiüüSe   Jirrien   unb  (Sro|e.    3* 
5;v.:fl  vrrV'ie:!  ■>;!.    Sc  :e-r^r.:  iuic  Hcnjüe  15.  Joijrfjunier:  ^^en  n^  fobcnn  bei  nieW« 
i-^.i  A.Vifivi^-'ur'S'it*,««  3C11  Tj^ijri  *1:-  >:.  1-t:  ^ertn  IriiiiSen  Sürienriigem,  Die  £om|n:fip> 
/.•*^>",7*w   pr'.pr.«*  '.i>:o   Ü3i:sai:    a*i   ilinzi  Ten.  Jeirram.  ;a 'ciifi  bei  genötnlic^  ^ffarreni, 
.r..r/»n3      .  ha.-,*r,!r.  l;r.Ärad .  in  zzizm  itiz  tiz'Oi  Sw^ei.  '.zi^  r*j4  tiie  etäbte,  Ja  einjetae 
-..%x,Ma*.p!Hiv-,pi  *t;ciTi:.i:iipla:ni:«:  ■jzpr'fsca.  i:±:^  !:i;!:t:i  fin  ii^fni*  Siegel.    Ue(er(auft 
Tl.  VW  .*'-,sT.-.*m  'it  'Ai.hu.s  inT*n:ii.   ;:i:ica  :l:::  :^»  .>dir.z'^  «:r.£!sr!^raen  Siegels  im  SKW" 
f*i>q  a^r..wr;  p<i8äi::,  .-^cipiauGr.   2cn  :rr.«  i,^::  f:r.«n:ec4  il=  Scriicfct  irgenbmelt^er  |»än» 
Vi  ri?:'r*.7  B-^'-iTTc  'crz'jt  ij  i:±t't  ::«  2'!-:  jr^-nzz  5:ir:e.  »jn^em  ftonb  iebem  ju,  betpi 
..  ■■.  :/-,n  !?^^.r.'i  :.:.v?I:  ici"":  "Tlu:^:--:!  L    :c3  ^-t  ii  SieÄ  ^zrr^en  labten  ttoüte.    ^gegni  i? 
v  '^-frA-v-n  ^r.  :5"  cor.r.r»  morem  7.:±:  :j»  '■ili^er^jr^lii.  ^CB  Jte  recfttlic^e  93ebeiilimg 
■v^vr  y. Vr  'J*fF*,  ft^sf..  2.  ed.  n.  27' J*.  -i-:*:'.  :<r räelnjn  äie-^«!  «in« CiniUbene  ttar.  Crjfiitt 
>■•>:;,    ^'f  Tf  ^/>'\T.^^%z\t:\.ztX'irziTZ-:ziz'^irZ  J^reuir.^  e:jne:«  naiürlid]  Dor  tSDcm  bem  iI5> 
■.v-,  >,>:/'  V  -.m  ''■^>:t^J*.:ric:l^r.  -v  5.  "-ün-.  ~:-4':«-£ir  »:^:m  Der.  bifc^cflic^en  Siegeln,  btt 
.-•,■■  V»   v:  .!-;,:,♦  -.eä  ^r^*"  ^^ii-z^'rA  ur.:  :«  S^'^^ln  ?^r  Ur.irerniJicn,  Ijcröorragenber  finj» 
V  ■>"■♦'  -r '*.  3  .v<  5rv^*r:.e  öan:  csrls:»::  :i±c:  gcrrcrüitonen  u.  f.  id.  S^ie  gäUe  finb nutt 
.,'.%  •■'ir.-  .'•■•f,  .r*V'*rn7  i.:;-^;>n  auf  tie  Ur.:er-  üli-r..  c?d  Si'ir^'e  ttie  out^  anbere  fir(^|li(^  ober 
'*^^V  f   i-'^'-';  vt  "'■■•-*     -  X^r  r)i>Lr«uf:  :-:4  rclzliie  *2?iJÄ:i:aber  tfceilmcife  in  Cnnongdung 


u*f  Wrf  ;r%»f'.  ■/J'/.f,r»?f,  >3 iifii,TiJiT;:i:c^ Die  vlec^t«  llrfun^e  anbringen  ^u  lajicn.  5Ramcntli(ft  pflegt» 
ViWi»r  ilff.iprit/jiM'f^iijjen  (,'jrj^  ioIlteeS  ipäter|bie  büAöflidjm  Cfficialale  feit  bem  13.  SoJ^ 
'.«•1*  /N  VVi»  ^  MO  M  i  f  n.  i?i- i?  oiejer  Sortbil-  j  ^unberi  Mc  t»or  iönen  öerftanbclten  9led)t8gef4ä|te 
f""i'.»-».r  ;^i;  ii'f;  oflrrröfifj  hnllioqen,  tt)tc  büS !  burc^  beficgeitc  Urfunben  ju  beglaubigen.  Seit 
•".i'f  'ii;(VrfiMniinn/'.iiM'Vn  ii-benber  eigcn^ön-  bcm  13.  ^aljrl^unbert  toiirbe  eS  fobann  übfid), 


'liii'ii  Iliilrrirf;rijf  (rj^trrf  mid;  unb  na(^  OÖUig 
nurirtiiiritr  imri  ^iint  nllriti  iiinf{(;cbenben  ^^emeiS" 
riiilffl  iniiihf,  [fijit  (irf;  uii^  l'^iii(jcl  nn  ^JJiateriüI 
iii(l;l  inf(;r  \\\is  (Vlimriiip  »icrtolflfn.  Souiel  ftef|t 
tr|l,  'hi\\\  birjrr  l^iiMfi»  bei  bei  ^önig^urhmbe 
(IUI  ^if\\)\\\\\  hrr  ^JJteintDinnerjcit  begann  unb  am 


einer  Urfunbe  burc^  mel^rere  Siegel  mö^tiga 
Ferren  befonbere  i^eierltd^feit  unb  bamitebenau4 
nrö^crc  ©laubroürbigfcit  5U  k)erlei^en.  ^VL^t^ 
j(()Iog  bic  !DiitbcpiegcIung  einer  Urfunbe  oud)  eine 
^(rt  3"ltininningecrflärung  )u  bem  Sn^alte  in 
fu^,  unb  in  biefem  Sinne  finben  fic^  im  fpäten 


» 


Siegel. 


286 


BttAtts  M»  891k  tti^t  fetten,  ba|  Utfunben, 
I»  iK  um  Vian  ^cifon  oudgefieDt  finb,  bod^ 
■teen  Siegel  tragen.  €o  bilbete  fid^  oamältg, 
MMüim  ahn  Kü  bem  18.  Sa^t^unbert,  ber  qQ* 
saftige  9lc4ttfa|  auS,  ba^  baS  Siegel  ein 
(Ei:H^ä)enn|  für  bie  Setoeidtroft  einer 
ri.  ein  Se^tlfc^,  ben  ber  9Ragifter  fton- 
aft  M«  SRnce  in  feiner  Stunma  de  arte  pro- 
<f.  OueSen  u.  (Erörterungen  )ur  (apr.  unb 
«cf^IZ,  1  [1868],  459)  um  1275  in 
M  Sorten  an9f^n4t :  Et  tota  credulitas  litere 
4Kfaide4  in  sigillo  antentico  bene  cognito 
«<  fiitiMMio  Son  einem  sigülam  authenticum 
aii4  eine  S>ecreiale  9(Iesanberd  in.  unb 
el  cdä  Scioctdmittel  einem  ^Rotoriotöinjlru» 
glri^  ober  eigenllid^  fiber  boSfelbe  (f.  o.  2, 
I  a,  22).  Heber  bie  mii^tige  gfroge  ober,  toeld^e 
^iyf  oB  oni^mtifd^e  ^u  betrod^ten  ftnb,  gelten 
Ic  ti^^en  bei  cononif^m  unb  bei  bürgerli^en 
i9^  an§  ctnonber.  Sie  ®Iof{atoren  beS  ca- 
«sHAcs  Sh^M  fagcn  (Olosa.  ad  1.  c.) :  Au- 
theuiea  ngiDa  Tocantnr,  qoae  publica  authcv- 
rOMtm  iaenmta  Tal  indulta  sunt  üb,  qui  im- 
ftnam  ral  offieiiiin  publicnm  geront,  ut  ea 

se  geatia  ad  fidem  publicam 
ipponant.  Unb  ber  genannte  ffon- 
c»  mn  Vhm  {agt  (L  e.  ^.  475) :  Et  eoce 
fran«  sunt,    nt  episoopi  et  eorum  pares 
vri  v^enanm,  quonun  sigilla  in  foro  con- 
noMO  antenticA  reputantur.  Autentica  non 
AM,  fäfct  er  ^rt,  qnibus  in  judioio  fidem 
«i  ccgnnur  «dhiberey  fugt  aber  am  Sd^tuffe 
b6  OL  boft  cft  billig  jti,  in  fidnbem,  mo  ed  feine 
nadi^ai  Solare  geoe,  oud^  bie  Siegel  fold^er 
Icimni  für  ou^oitif d^  ju  botten,  qui  longe  mi- 
lAm  qnaeopis,  habent  tarnen  aUquas  digni- 
7ßm  eoefeaiatftieas  et  personatos.  ^ben  fo- 
ri no^  canofiifd^an  Siced^te  nid^t  autbentif^e 
72|el  Ctimtlci  SBetodfitraft,  fo  loirb  nod^  ttelt- 
^m  Si^te  miterfci^ieben  jtoifd^en  SemeiS  in 
^an  vnb  in  fccmber  &aä^  S)a  nod^  loeltli^em 
ssifit  bk  6icgelnia^igfeit  in  feiner  SBeife  be- 
^2sXL  i^  fo  fann  ieber,  ber  ein  Siegel  fübrt,  in 
"^^zcer  €q4<  ftegcin,  unb  l^ier  ift  fein  Siegel 
:s6  biBciälrd|tig.    SnberS  bogegen  in  Jrember 
c,tM\  Via  ^bcn  imc  bie  Siegel  beS  $a))fted, 
:«  fthd^  ber  gciftlic^  unb  h»eltli(^en  Suiten, 
v:  ifitaSikn^  Co)iUeI  unb  Sonoente  unbebingte 
v<a«fliun  (ogL  Sd^ttKibenf)>iegeI,  l^rSg.  t)on  So^- 
5%  a.  159«  unb  OueUcn  u.  Srört.  JX,  2,  982). 
n  sf  Wbfmecfionbltdb,  ba|  Urfunben  unter  btm 
vo^ttgcc    ^Ikrfonen   ungteid^    größere 
oCl  f  oI<|e  mit  bbfom  $rit)atftegel. 
OB^  bot  yi^ei^e  Soriommen  Don  Ur* 
e^an  UrC  trofe  ber  nic^t  mibetrod^tlid^en 
bie  )ßx  Seftegelung  bon  Urfunben  ent« 
wn  matten.  —  Unerlä|(id^e  Sebingung 
Sil  5k  SeiRtthaft  beS  Slegetfl  loar  beffen  Un- 
mib  SoUflänbigfeit  9Bor  biefe  t)or« 
|b  ^onb  ber  urtunbenbemeis  bem  S^ugen- 
^fn^  ia  er  xoat  flärfer  aü  biefer ;  btefe 


Sted^tSanfd^ung  1^  )ur  ffolge,  bo^  3^g^n 
bei  Urfunben  nid^t  eigentlid^  oI8  SBemeiSmittel, 
fonbem  mel^r  olS  Sefräfttgung  bienten.  fEio  bo- 
gegen, mie  namentltd^  in  3toIien  unb  on  ber  päp\i» 
fielen  lEurie,  bad  3nftitut  ber  9lotare  in  9Iute 
fionb,  geknate  boS  Siegel  aI8  IBemeiSmittel  nie 
SU  bol^er  unb  umfoffenber  Sebeutung,  unb  boS 
oDmaltge  Sinbringen  bei  9lotariat8  Don  Stolien 
noc^  S)eutfd^Ianb  Dom  14.  Sobrl^unbert  an  Der- 
ringerte  oud^  bort  bie  SBebeutung  bed  Siegels  al§ 
Urfunbenbemeifed  toieber,  fo  ba{5  eS  immer  mel^r  in 
feine  frül^ere  unb  anfdngltd^e  Stellung  eines  Sc- 
fennungS^eid^enS  uno  eines  Sd^u^mittelS  gegen 
SBerf dlf^ung  ber  Sd^riftfifide  )urfld(gebröngt  mürbe. 
3BaS  bie  ted^nifd^e  Seite  beS  Siegels  anlangt, 
fo  unterf(beibet  man  Siegel  in  SBad^S  unb  in  9Re- 
iaSi.  ßrftere  maren  Dorl^errfd^enb  im  Sßeften  im  @e- 
braud^,  leitete  befonberS  im  ofirömifcben  9leid^  unb 
in  Sdnbem,  bie  mit  biefem  in  Se^iel^ung  jianben. 
SaS  SBad^  mürbe  meifl  mit  Derfd^tebenen  Stoffen, 
^ar),  !ßed^,  gfett  u.  f.  m.,  Dermifd^t  SEBd^renb 
man  anfänglid^  ungefärbtes  SBad^S  Denoanbte, 
ftnben  ftd^  fpdter  bie  Derfd^iebenfien  Sorben:  mei^, 
gelb,  grfin,  grau,  braun,  rotb.  9tamentli(^  Dom 
12.  3al^r]^nbert  an  liebte  man  gefärbtes,  unb 
par  Dor  Mem  grflneS  unb  rotl^eS  Sßod^,  unb 
tm  auSgel^enben  SRittelolter  Dom  15. 3o^r^unbert 
an  galt  eS  oIS  Sorred^t,  mit  rotl^  9S)a(bS  ftegeln 
)u  bürfen,  baS  ftd^  Steid^SpröIaten  unb  fogar  ftur- 
fürjlen  Dom  ffaifer  Derlei^en  liefen;  aber  aud^ 
Sieael  mit  grünem  unb  gelbem  SBad^S  miurben 
priDtlegirt.  Sie  Anfertigung  ber  SBad^fiegel  ge- 
fd^ab  anfanglid^  mit  bloßer  ^anb ;  f)>öter,  nac^- 
meiSlid^  Dom  18.  Sal^rbunbert  an,  famen  eigene 
ältobette  in  ®ebraud^.  2)er  (Sinfd^Iu^  ber  Siegel  in 
ffa))feln  (buUa;  Dgl  b.  Art.  iBuDen  unb  SSteDen) 
aus  ^ol)  ober  SHetaS  mar  in  Seutfd^Ianb  Dor 
bem  15.3a^r]^unbert  nid^t  fiblid^;  in  Stalten  finbet 
er  ft(^  Dom  12.  S^b^bunbert  on.  Mmälig  nannte 
man  nun  aud^  bie  Siegel  felbfi  Süllen.  IBon 
ben  SRetaQen  fommen  für  bie  Siegel  nur  Slei 
unb  ®olb  in  Setrad^t.  Sie  Sleiflegel  flnb  burcb- 
meg,  bie  aus  ®olb  bagegen  nur  bJ^d^ft  feiten  maf- 
ftD;  regelmäßig  beftonben  le^tere  auS  ^mei  bünnen 
©olbbled^en,  bie  Derfd^tebentlid^  mit  einanber  Der- 
bunben  mürben.  SarauS  begreift  fid^,  baß  bie  9ln> 
gaben  über  ben  SBertb  ber  ©olbbuÜen  fe^r  Derfd^ie- 
ben  lauten.  Sie  IBleibuHe  mar  im  bQjantinif^en 
Steicbe  bie  gemöbnlid^e  unb  ibr  ®ebraud^,  mie  ber 
beS  SBad^sftegelS  im  Abenblanbe,  uneingefd^rdnft. 
%vid)  in  Stalten  marb  i^r  ©ebraud^,  mobl  infolge 
ber  lang  anbauemben  b^jantinif d^en  C)errf(baft,  ein 
allgemeiner.  Sie  ißapfte  bebientenl^td^  Don  An- 
fang an  ber  Sleiftegel,  ebenfo  bie  ßrjbifd^öfe  Don 
SioDenno,  aber  au(b  Aebte,  ^reSb^ter  unb  9iotare. 
3m  fpötem  9J2ittelalter  bilbete  ^d^  bie  Anftd^t, 
baS  Ked^t  mit  9lei  }u  ftegeln,  fei  als  ein  $riDi- 
legtum  Dom  ^opfte  gu  erbolen.  Seltener  alS  in 
3talien  maren  bie  IBleiftegel  jenfeitS  ber  Alpen. 
Ser  erfte  abenblönbifd^e  ffaifer,  ber  fid^  beS  Slei- 
ftegeU  bebiente,  mar  nad^m.eislid^  Submig  n. 


287 


€iena. 


(850—875).  gjonba  an  finbel  pd^  boSfcIbe  aud^ 
bei  onbcren  «aifcm  biS  in  bie  9Rittc  bc8 11.  Sal^r- 
l^unbertS.  Um  biefe  Seit  ücrfd^winbet  baS  SIei- 
ftegel  lieber  oxA  ber  Steid^fan^ei,  unb  bie  golbene 
SuIIe  fommt  au8)d^Ue|Ii^  in  S^ertoenbung.  %xä) 
bei  ben  beutfd^en  93i{(i^öfen  fommen  IBIeiftegel  nur 
Dereinaelt  bor  bont  9.  bis  }um  13.  Sal^rl^nbert; 
fpötere  Seifpiele  ftnb  bis  ie^t  nid^t  befannt  ge- 
morben.  2)a8  ältefte  befannte  ißapftftegel  ift  baS 
tionSgapet  (535—586).  SSäl^renb  im  (Sebraud^ 
ber  SBod^S-  unb  iBIetftegel  erft  fpöter  eine  gemifle 
Sinfd^ränfung  eintrat,  galt  eS  t)on  Anfang  an  als 
@nmbfa^,  ba|  ©olbbuüen  nur  bon  fouDerönen 
gfürften  gefül^rt  unb  nur  für  beoor^ugte  Sm))fänger 
ober  in  ttnd^tigen  Sngelegenl^eiten  gebraust  toer- 
ben  foflen.  —  ®aS  S^ftrument  jur  foerfteEung 
ber  Siegel  mar  für  bie  SBad^fiegel  ber  Stömer  ber 
Siegelring^  ber  aud^  in  d^rifUid^  Seit  in  Uebung 
geblieben  ift.  S)erfelbe  erl()ielt  freilid^  aflmälig 
eine  ®rd|e,  ba|  er  nid^t  mel^  am  Ringer  getragen 
merben  tonnte;  gleid^mol^I  blieb  bie  Sejeid^nung 
anuli  impressio.  9luS  biefem  bergrö^erten  Sie- 
gelringe bilbete  fid^  bann  ber  @iegelftem))el,  baS 
Spparium,  unfer  l^tigeS  $etf(^aft.  2)ie  Siegel« 
ringe  maren  regelmäßig  auS  ®oIb,  bod^  mürbe 
bie  Siegelplatte  aud^  au8  Gbelfteinen,  @Ia8, 
Silber  imb  3tnn  berfertigt ;  aud^  antue  ©emmen 
finben  fid^  bermenbet.  3ur  ^erfteSung  ber  9Re> 
taUbuQm  benu|te  man  eifeme  Stem))el.  SSßibalb 
bon  Stablo  fpnd()t  1152  Don  ferramenta  ad 
bullandum  de  auro.  9ud^  bie  Stempel  )ur 
^erfteüung  ber  pöpftlid^en  SuHen  maren  auS 
Sifen,  unb  gmar  maren  bie  ^ur  )mei{eitigen  ^rö- 

§ung  bis  in'S  12.  Sal^rl^unbert  nid^t  ^u  einem 
Inftrument  Derbunben.  2)iefe  Siegelfiempel  litten 
bie  l^bl^eren  ffanjieibeamten  in  sBermal^r,  ober 
in  (Ermangelung  einer  ffan^Iei  ber  SuSfteOer  ber 
Urfunbe  felbft.  IBeim  £obe  beS  ^apfteS  mürbe 
Dom  12.  äa^l^unbert  an  ber  eine  Stempel,  meld^er 
ben  9{amen  beS  $apfteS  entl^ielt,  in  ©egenmart 
beS  SSicefanAlerS  gerbrod^en,  ber  ^poftelftcmpel 
bagegen  muroe,  mit  bem  Siegel  beS  SicefanglerS 
berfe^en,  bem  ffämmerer  übergeben  }ur  ^ufbemal^- 
rung  bis  gur  SBal^I  beS  92ad|foIgerS.  S6enfo  mürbe 
ber  Stf d^^ng,  ber  Stempel  für  bie  SSßad^Sftegel  ber 
Sreoen,  feierlid^  jerbrodden.  SoId^eS  Serbred^en 
beS  Siegels  bei  ber  Slbfe^ung  ober  bem  ^obe  beS 
Snl^abcrS  finbet  ftd^  im  fpätem  Snittelalter  Diel- 
f od^  aud^  bei  Sifd^öfen  unb  meltlid^en  gürften.  — 
£)ie  SBeftempelung  gefd^al^  einfeitig  ober  gmei* 
feitig;  leJtereS  mor  bei  ÜKetaÜbuflen  immer  ber 
Safl.  9Jur  bei  ben  ^PopftbuDen  mürbe  feit  3nno- 
ccng  ni.  gmtfd^en  SBal^I  unb  Sonfecratiou  ober 
Sntbronifation  bloß  ber  9lpoftelftempeI  gcbraud^t, 
mQl}renb  bie  SRüdf-  ober  SkmenSfcite  unbeftempelt 
blieb  (bullae  dimidiae).  SDaS  SBad^Sfiegel  mar 
jclbftoerftänblid^  einfeitig,  fo  lange  baSfcIbe  auf  bie 
Urfunbe  oufgcbrütft  mürbe;  jmeifcitige  SBad^S» 
fiegcl  finben  fidj)  erft,  alS  man  biefelben  mie  3Jlt» 
tallbuflen  an  bie  Urfunben  l^ängtc,  maS  Dor  bem 
12.  Sal^rl^unbert  nid^t  gefd^al^.  3fi  beim  SBad^S- 


ftegel  ber  SlüdPflempel  mit  bem  SorbccPempd 
gleid^  groß,  fo  ^eißt  eS  i^^Rünjftegel";  ifl  er  Biet" 
ner,  „SKid-  ober  ©egenftegel".  3n  ber  Kegd  ge» 
l^ören  bei  gmeifeitigem  Siegel  beibe  Stempel  einet 
unb  berfelben  $erfon  an,  bod^  finben  ^ta^ 
Soppel^egel  Don  jmei  berfd^iebenen  ^ßerfmun,  fi 
namentlid^  bei  ÜRonn  unb  gfrau.  Sld  Z^pca  fiiii 
ben  jid^  Dermenbet  beftimmte  SQmboIe,  SBofpa^ 
93ruft«  unb  ^ortrfttbtlber  u.  f.  id.,  regelmäßig  wä 
einer  entfpred^enben  Umf  d^rift  (Segenbe)  am  öKßoi 
Staube.  S)ie  fogen.  £l^ronfiegel  (gange  ^^on  m 
boSen  Ornat)  finben  jid^  bei  jouDeränen  ba^ 
fd^em,  ppften  unb  Sifd^öfen.  (Eine  gemtffe  #oi|i 
bUbung  lößt  {id^  beim  p&pftlid^n  SiüIenfiiBgd  te* 
obad^ten.   Son  Slgapet  bis  Seo  IV.  (geß.  855) 
trögt  ber  SberS  ben  3lamm  beS  ^ßap^  gen^ 
linig  in  SRajuSfelfd^rift  in  ber  ©enitiDform,  oioi 
bon  einem  flteuje  überragt ;  auf  bem  SteoerS  flä/i: 
Papae.     93on  93enebict  m.   (gefL  858)  W 
Seo  IX.  (geft  1054)  iß  ber  92ame  beS  ^[hipptf 
in  ©enitiDf  orm  runb  um  ein  in  ber  9Rttte  bepsk^ 
lid^eS  ffreu)  gefd^eben.  IBon  Seo  DL  bis  9»^ 
fd^aliS  n.  (geft  1118)  finben  fid^  berfd^itee 
SQpen,  aus  benen  fid^  ber  pöpfUid^  SuflenPoB^ 
l^erauSbilbete,  mie  er  Don  ^f^iS  IL  bis  (eak 
in  Uebung  blieb :  ber  StoerS  geigt  bie  Silber  hr 
apoftelfürften  ^ßetruS  unb  $auluS,  mä^renb  te 
SteoerS  ben  3lamtn  beS  SopßeS  im  Stomintlil 
trögt  mit  ber  betreffenben  S^il,  bie  il^  unirr  bot 
gleid^namiaenSSorgöngem  )u!ommt  —  S)ieSoai 
beS  Siegels  ift  regelmäßig  runb ,  f o  bor  Ibi 
ftetS  bei  ben  $öpften  unb  fouberönen  93r|ki; 
fpöter  f  üben  ^d^  aber  aud^  oblonge  unb  ote 
miUfürlid^  geftaltete  ^formen.    SEBoben  m^nt 
Siegel  an  einer  Urfunbe  angebrad^t,  fo  gefd^ 
bteß  in  einer  beftimmten  Stangorbmtn^  bteiid^ 
fteigenber  Sinie  bon  red^tS  nad^  linfS  ober  mm  te 
anitte  aus  gel^t.  pr  bie  SBe^ftigung  ber  6iegi 
ober  SBulIen  galten,  bor  9IIem  bei  ftaifer»  nl 
^apffatrfunben,  beftimmte,  Dielfac^  übermtfi  tarn 
plicirte  formen.  (93gl.  MabiUon,  De  re  d^ 
matica  LL.  VI,  3.  ed.  Neap.  1789 ;  SeUa» 
berger,   Sigillographie  de  rempire  byiO' 
tin,  Paris  1884;  ().  Sreßlou,  panbbud^  ht 
Urfunbenlel^re  I,  Seipgig  1889;  Lecoj  dek 
Marche,  Les  sceaux,  Paris  1889,  928  a&; 
A.  Giry,  Manuel  de  Diplomatique,  Paris  1894, 
622  SS.)  [ftnbpficr.] 

^ieuüj  Stabt  unbüRetropole  inSlittcIi 
italien  ^oScana),  l^öd^ft  anmut^ig  ot^  einai 
^ügel  7  Vt  9ReiIen  füblid^  oon  gfloreng  gelegen^  $ 
baS  alte  Saena,  Senae,  Sena  in  (Etrurien.  SB 
römifc^e  9)UIitarcoIonie  l^ieß  eS  Colonia  SeneM 
ober  Sena  Julia.  Stad^  bem  ß^oB.  beS  römiHs 
9teid^eS  fam  Siena  an  oerfd^iebene  6men,  Mil 
fic^  enblid^  feit  bem  beginn  beS  uRa^OUna 
ßrbfd^aftSftreiteS  (1115)  au  einer  ber  ^errf^cita 
Stöbte  ^oScana^S  emporfd^mang  unb  gleid^  $iK 
Succa  unb  t^Iorenj  nad^  unb  nad^  alS  9lcpuiO 
Don  ber  faiferli^en  Obcrl^errfd^aft  fid^  DöDig  vaA 
l^öngig  mad^te.  3m  12.  äal^r^unbert  betraf  ffU| 


£^ 


@tena. 


290 


:id  wUfi%,  VBifyak  Me  @tabt  befonberS  qu4  an 

IKC  km^a^ngen  fyüttt  jmif^en  ©uelfen  unb 

i.iÜdliitcQ  Ifb^ten  Snt^eil,  tourbe  aber  burd^ 

I^TiHtmigrii  im  3nnem,  tpcld^e  üon  bfn  mä} 

to  berrl^oft  Ihcbcnbm  Parteien  ber  ^Ibeligen 

g^  9mgedkfyn  \o  oft  ^eruorgenifm  tuurben, 

*/d  bcsimifyigl,  h\&  fte   cnbliii^  1557  unter 

ic^  Cofiino  L  mit  3Mcam  bereinigt  tourbe. 

sdfivm  fiai  Bitna  bie  @d)i(!fale  btefed  ®toated 

'^*tät  3vr  Seit  ber  9)lüte  ber  Kepublit  um 

ri  «rate  bei  14.3a^r^unbertS,  adelte  bie  @tabt 

tir^i  Ute  100  000  Sinmo^ner,  l^eute  nur  etma 

i4  000.   9Icbeit  ben  16  ^forrfird^en  flnbet  fid^ 

*u  prö4)ttgr,  ber  ^immelfal^rt  3Ranä  gemeil^te 

-iitctcalf ,  eine  ber  f^onften  gotif(^en  Kird)en 

^^ikt^,  begonnen  1229,  t)oQenbet  im  14. 3a^r- 

ratel  3n  i^  fhib  ütele  fel^Stoert^e  ®emälbe 

nb  Scslptunen,  fomie  ber  burc^  feine  (Sroffiten 

aiftnil^Mig  SRarmorfugboben ,  toetd^er  auego- 

r^  §igiiini  unb  €cenen  oud  ber  l^eiligen  ®e- 

-tJiit  barfldL   Unter  ben  el^emaligen  Itlöftem 

•leiten  fii^  bun!^  B^^e  Srad/t  aud  ba§  ber  So« 

imiafr  iinb  bai  ber  Sarmeliten.    aiu|er  ber 

-^  an»  Unioerfttöi ,  gegrünbet  1821 ,  beren 

£3ruten  bun^  Pttifer  ftorl  IV.  im  3. 1357  be- 

-r^  Darben,  gibt  eft  nod^  ein  er}bif(^öfIid^eS 

;t3insfminar,  meutere  Wabemien,  ein  berül^m« 

^  cMigei  Contiict  (CoOegium  Xolomei),  bann 

13  ZoabßnmnKninftitut ,  gfinbel^auS,  gro|ed 

(tivstoi  ttnb    onbete    SBo^It^tigfeitSanftalten. 

a»  f ji  Solrrfiabt  bon  bier  Zapften :  fllejan- 

m  UL,  ^iiiS  LL^  Stu3  HL  unb  %tesanber  YIL 

^Jof  &dfii^   (Eelebritäten,  bie  oud  @iena 

L^raicn.  fhib  bk  $1.  ffat^rina,  ber  ](|I.  %em« 

)a^a^  Colooibini,   ber  Stifter  ^ber  3efuoten 

:.  tlctt).   Xtu!^  fai  bct  fihinfigefd^id^te  nimmt 

£  u  etnm   4en>ürrasenben  9tang  unter  ben 

issun  dtolicnS  ein.    €eine  fd^on  im  13. 3a](|r- 

s)ed  cnfßimbctte  9RaIerf(^uIe  jä^It  über  800 

^liiir,  uattt  bcncn  ®bbonni  Antonio  Saggi, 

^fl  eobonta''  (1477—1549),  ber  be- 

3n  bct  SBilb^uerei  leifteten  bie 

Einefni  gfei^folIS  (Sroged,  unb  tmn  i^rer  Xl^öHg- 

Vi  ta  ber  Sosiimfl  legen  bie  ^enlid^en  S)enfmäler 

n  SiflM«  bqonbctd  bie  gablreit^en  mittelalter- 

-^  Bflib  91etialffance" Sauten,  ein  glön^enbefi 

%TinB  ftb.  Solbonare  ^eru|}i,  einer  ber  grdg- 

^  lij>iteteu  ber  Scenaiffance  unb  jugleid^  ber 

^-^  S^ecomtionSmoIer  |ener  S^U,   tt)urbe 

.^^r^nt  geboten. 

S»  vt»  boS  S^tiflentl^um  )u  6iena  }u- 
*n  Kilfirikt  loorben,  ifl  unbefannt;  baf;  bie^ 
tSK  ftn^  gr{4K^#  beioeijen  bie  im  8.  3o(r- 
ton  gemarterten  Sl^riften.    2)er  erfte 
91146^  ift  Surifer  um  806;  |ein  !Rad^- 
fftfynim  toat  818  auf  bem  SonctI  ju  Stom. 
,  Ctt^biuS,  erf^eint  erft  unter  bem 


^flvft&llarua,  um  465,  bann  faft  200 

^^  t^ttt  iKautnd  (685— 649)  •  Don  ba  an 

-t  te  ^lei^^lse  uminterbrod^.  Unter  99i{d()of 

(1087—1068)  tmtrbe  im  Odober  1058 


^pft  9licoIau8  IL  Don  ben  )u  @iena  oerfammel« 
ten  Sarbinölen  ertoä^It.  %enea§  SiloiuS  $icco« 
lomini,  ber  1449  Oom  SiSt^um  Xrieft  auf  ben 
Sifd^ofSftul^l  feiner  SBaterftabt  tranSferirt  morben, 
erl^ob  benfelben,  nad^bem  er  1458  $apft  gemorben 
mar,  am  28.  ^Ipril  1459  jur  SBütbe  einer  9Jletro- 
poU  unb  ernannte  feinen  !Wcff cn  Slnton  ^iccolomini, 
ber  aber  nod^  im  3. 1459  ftarb,  gum  erften  gr§- 
bifd^of  (ogl.  ßaynald.  ad  ann.  1459,  n.  12; 
1464,  n.  33).  S)ie  neue  aßetropole  erhielt  als 
©uffragaubiStbümer  aJlajfa  9}iarittima,  TOontal- 
cino,  ®roffeto,  Sl^iuft,  @oana,  meldte  mit  ^uS« 
na^me  oon  SRontalrino,  baS  ie^  mieber  unmittel- 
bar unter  bem  l^eiligen  @tu|le  fte]()t,  nod^  l^eute 
Siena  unterfteben.  S)er  gmeite  Srgbifd^of,  gran} 
9lanni  XebeSd^ini  !ßicco(omini,  beftieg  glei^faflS 
ben  poppd^en  @tubl  aI8  $iuS  IIL  (1508). 
@ein  92ad^foIger  3ob<inn  ZebeSd^ini  ^iaolomini 
(bis  1529)  mürbe  1517  mit  bem  $urpur  ge* 
fd^mudt.  S)ie  legten  SRetropoIiten  maren:  ^nton 
Sfelij  3onbabari  (1795—1823),  1801  gleid^fallS 
(Earbinal;  3ofep]^  SWancini  (1824—1855),  ber 
1850  eine  ^rooinjialfQnobe  obbielt  (Collect. 
Lacens.  VI,  255  Bqq.);  gferbinanb  Salbanji 
(1855-1866);  ^einrid&  feinbi  (1871—1876); 
3o^annc8  ^ieraUini  (1876-1888);  göleftin 
3ini  (1889—1892).  ©egenmörtiger  erjbifd^of 
Don  @iena  ifi  Senebict  Xommafi,  geb.  1889, 
))romooirt  oon  gfiefole  am  1 1 .  3uni  1892.  @eine 
ßrjbiöcefe  umfaßt  7  ©emeinben  ber  ^roDinjen 
®iena  unb  ©ro^eto  mit  56  681  Seelen  in  102 
Pfarreien,  meldte  in  12  Yicar.  foran.  einget^eilt 
finb.  2)aS  aRetrot)oUtanfa))iteI  gäl^lt  6  S)igni- 
töten,  18  Sanoniler  unb  au|erbem  mebrere  ^an* 
ftonarii,  ffapläne  unb  anbere  Slerifer.  (Sgl. 
C.  Orlandi,  De  urbis  Senae  ejusque  episco- 
patus  antiquitate,  Senis  1575 ;  G.  Gigli,  Dia- 
ne Sanese,  Lucca  1723,  2  voU. ;  J.  A.  Pecci, 
Storia  del  Vescoyado  della  cititÄ  di  Siena, 
Lucca  1748;  Ughelli,  Italia  b.  III,  523  sqq.; 
6.  Cappelletti,  Le  chiese  d'Ital.  XVII,  Ve- 
nezia  1862, 367  sgg. ;  Moroni,  Dizion.  LXVI, 
7—63 ;  (Jams,  Ser.  Epp.  752  sq.)  [IBe^icr.] 
$iena,  @^nobe  oon,  l^ei^t  bie  fd^mac^- 
befud^te  IKrd^enDerfammlung ,  meldte  k)om  3uli 
1428  bis  W&xi  1424  alS  gortfe^ung  beS  Son- 
ciis  oon  ^ia  tagte.  9lo$  gu  ffonftang  batte 
äRartin  V.  a(S  SBerfammlungSort  für  bie  näd^fte 
aUgemetne  Sqnobe,  bie  inner^  fünf  3abre 
gebalten  merben  f oOte,  bie  @tabt  ^aoia  begeid;net, 
unb  feit  1418  forberte  er  Metropoliten  unb  IBi- 
fd(|öfe  mieberbolt  auf,  guoor  auf  ^rotiingialconcilien 
iOerbefferungSpIäne  )u  entmerfen  unb  barüber  )u 
beratl^en,  maS  ber  allgemeinen  @Qnobe  oorgu* 
f dalagen  fei  Um  ber  (entern  )u  präfibiren,  er« 
nannte  er  oier  Segaten,  ben  Srgbifd^of  2)onatuS 
Don  (Sreta,  ben  93ifd^of  3acob  t)on  @poIeto,  ben 
W)i  $eter  t)on  SRofaccio  unb  ben  S)ominicaner* 
generalfieonarb,  unb  orrlieb  il^nen  bie  auSgebebn- 
teften  SoIImad^ten,  nud)  baS  Siedet,  bie  Sqnobe 
in  eine  anbere  @tabt  3taIienS,  menn  eS  nötbig 

10 


291 


@ie9^8. 


292 


fem  fönte,  )u  Derlegen.  2)a8  Soncü  mürbe  am 
23.  %ptü  1428  au  $at)ia  eröffnet,  toat  iebod^ 
fel^r  bürftig  befud^t;  t)on  ber  italientfd^en  Station 
mar  au^er  ben  pöpfUtd^en  ^röftbenten  auä)  nid^ 
ein  einziger  $rdlat  anmefenb.  (Sf^  nod^  nennenS- 
mertl^e  Sefd^Iüffe  gefaxt  maren,  nötl^igte  bad  Um- 
fid^gretfen  einer  ))eftartigen  @etid^e  bie  fßrölaten, 
bie  @9nobe  nad^  einer  anbem  @tabt  )u  Derlegen. 
SJlan  mäl^Ite  in  ber  @i|ung  Dom  22. 3uni  @tena, 
unb  ber  ^apft  beftötigte  fofort  ben  gefaxten  9e- 
fd^Iu^ ;  aud^  Ue|  er  mit  ^bgeorbneten  ber  Stabt 
Siena  über  bie  ©id^erl^eit  bed  Soncifö  unb  bie 
"Äufnol^me  feiner  SJlitglicberunter^anbetn.  lieber« 
bie^  fanbte  er  Sd^reiben  an  bie  d^riftlid^en  t^ürflen 
unb  bat  fte,  bie  Sifd^öfe  il^rer  SReid^e  bod^  in  mög- 
(id^ft  groger  ^njal^I  nad^  @iena  }u  fenben.  %ud) 
iptadj  er  ben  Sntfd^Iug  au3,  felbft  bal^in  gu  fom- 
men  unb  bem  Soncil  perföulid^  )u  präftbiren. 
S)ie  Sienefer  @9nobe  begann  nun  am  21.  ^uli 
beSfelben  3a^re3  (1423)  unter  ben  ^räfibenten, 
meldte  aud^  ^u  $aDia  ben  93orft^  geful^rt  l^atten. 
Sie  beftötigte  unb  erneuerte  bie  Serbammung  ber 
micliffitifd^en  unb  l^ufttifd^en  Srrtl^ümer,  belobte 
bie  änorbnungen,  meldte  ber  ^apft  gur  SSerfoI- 
gung  ber  fte^er  getroffen,  gemöl^rte  allen,  meldte 
jur  Unterbrüdung  ber  §ärefie  l^Ifen  mürben,  Der« 
fd^iebene  @naben,  bebrol^te  bagegen  iebermann, 
ber  bie  l^artnödCigen  jfe^er  irgenbmie  unterftü^e, 
mit  ben  l^ärteften  Strafen  unb  ermal^nte  aOe  6^ri« 
ften,  an  ber  Ausrottung  bed  großen  Uebefö  ju  ar- 
beiten. 3n§befonbere  f(|eint  bog  Soncil  eine  fold^e 
Srmal^nung  an  ben  jf 5nig  Don  $oIeu  unb  an  ben 
^er^og  Don  Sitauen  gerid^tet  unb  beibe  gebeten 
ju  ^aben,  im  näd^ften  Sommer  mit  bemaffneter 
'iälaä)i  ben  ftönig  SigiSmunb  gegen  bie  ^ufiten 
gu  unterftü^.  Sßeiterl^iin  lieg  ber  $afifi  bem 
Soncil  mel^rere  Slctenftüdfe  über  ben  @tanb  ber 
Union§Der^anbIung  mit  ben  ©ried^en  Dorlegen 
unb  audfü^rlid^en  Sendet  barüber  erftatten.  S)ie 
9}erfammlung  gemann  barauS  bie  Ueberjeugung, 
bag  meitere  Unterl^ianblungen  für  [tifi  erfolglos 
fein  mürben,  unb  befd^Iog  barum,  nunmel^r  o^ne 
Serjug  gur  SRef ormfrage  überkugelten,  ^aä)  langen 
Seratl^ungen  einigte  man  fu^  bal^in,  bag  jebe  auf 
bem  Soncil  Dertretene  92ation  i^reSReformDorf  daläge 
eigens  einreid^cn  fotte.  3)ie  tJranjofen,  unter  benen 
als  ßiferer  für  SoncU  unb  Seform  namentlid^  Si« 
fd^of  SBertranb  Don  ©t.  glour  unb  ber  ^rofeffor 
unb  2)e))utirte  ber  $arifer  UniDerfitöt,  SobanneS 
Don  SRagufa  0.  Pr.,  ein  Dalmatiner,  l^erDor- 
ragten,  fteÜten  nun  Sßorfd^Iäge  auf,  bie  nament» 
Ii($  in  ^egug  auf  bie  Ernennung  ber  Sarbinöle 
bie  pöpftlid^en  9ted^te  ju  fel^r  befd^ränften.  S)ie 
Legaten  arbeiteten  beS^alb  ben  Seftrebungen  ber 
ejtremcn  JReformfreunbe  entgegen,  unb  fo  traten 
Spaltungen  fogar  unter  ben  granjofen  felbft  ein. 
Da  unter  f old^en  Umftönben  über  bie  ^auptpunfte 
ber  SRcform  feine  Sinigung  ergielt  merbcn  fonnte, 
bielt  man  eS  für  gerat^en,  bie  Sad^e  einem  fpötem 
allgemeinen  6!oncil  sugumeifen,  unb  mö^lte  (am 
19.  gfebruar  1424)  als  ^erfammlungSort  für 


biefeS  bie  Stobt  Sofel.  Sie  £egaten  bepöüg» 
ten  biefen  IBefd^lug  Traft  ber  ibnen  Dom  $apji 
gegebenen  Sottmac^t,  ba  fonft  gu  befün^ 
mar,  bog  eine  fnmgöfifd^e  Stobt  gemaj^  loiäe. 
Au(^  beeilten  fie  f^d^,  el^e  ein  Xermin  für  bie 
näd^ftfolgenbe  S^nobe  feftgefe|t  merben  Imk, 
im  9lamen  beS  ^apfteS  bie  tluflöfung  beS  (Eon- 
cilS  Don  Siena  gu  Derlünben  (7.  9Rörg  1424), 
unb  reisten  nod^  am  nümlid^en  3:age  ab.  Sic 
Stationen  mußten  in  ibrer  SSerfammlung  om 
8.  ÜRörg,  menn  fte  nid^t  ein  Sd^iSma  b^rbei^fi^ 
moQten,  bem  SBitten  beS  ^pfteS  nac^eben.  Um 
jebod^  bem  ISerlangen  ber  €briftenl^eit  nod^  Sei^ 
befferung  ber  fird^lid^en  3uftönbe  entgegenyifon- 
men,  erlieg  SRartin  Y.  im  folgenben  ^ofyct  (1425) 
ein  Decret,  baS  eine  SReil^  fel^r  (etlfämer  9^ 
men  Derfügte.  Xro|  ber  SRigftimmung  Stoitf 
gegen  bie  S^nobe  Don  Siena  gaben  ioq  fotto^ 
ajlartin  V.  als  Sugen  IV.  t|r  boS  $cdbiait 
generalis.  (Sleid^eSgefd^ab  Don  Seiten  beS  Sofia 
SoncilS ;  anberS  aber  urtbeilte  bie  fpatert  ttixfy, 
unb  beibe  S^noben,  bie  gu  $aDia  imb  Siena,  xooß 
ben  ben  allgemeinen  nid^t  beigegablt.  (93gl  q4k 
SRa^nalbuS  [ad  a.  1423  et  1424]  bie  Sngoia 
in  ber  Sd^rift  beS  oben  ermöi^en  ^ol^anneS  uon 
9tagufa :  Initiam  et  prosecutio  Basil.  Omcfl. 
[Mon.  concil.  generaL  sec.  XY,  I,  Yindob. 
1857, 12  sqq.]  unb  ^efele'S  eoncUiengefc^  Tu» 
389  ff.)  [D.  C^efefc.] 

$ie9e$,  Smanueläofep]^,  ghiblicifiinb 
Staatsmann,  mar  am  3.  ajtai  1748  gu  gteidl 
geboren.  Sr  moEte  ftd^  ber  militörifc^  Sflsif- 
babn  mibmen,  ergriff  aber  auf  Sröngen  feiner 
f^amilie  baS  Stubium  ber  Xl^eologie,  tmobe 
^riefter  unb  erl^ielt  1775  ein  &iiu)nicat  fi 
Xreguier  in  ber  Bretagne,  fpSter  gu  S^artnl, 
mol^in  er  bem  iBifd^of  Suberfac  bei  beffen  Scr« 
fe^ung  (1780)  gefolgt  mar.  Sie^^'  t^ofitif^e 
Sb^g^it  beginnt  mit  ber  frangbftfc^en  SÖo« 
lution.  !Rad^bem  er  im  3.  1787  gum  9R^iA 
ber  ^roDingialDerfammlung  Don  Orleans  eclDJp 
morben  mar,  fud^te  er  feine  3been  fofoit  oiil 
literarifd^  geltenb  gu  mad^en.  3m  Sommer  1788 
mürben  bie  Yues  sur  les  moyens  d'ezecnlioi 
dont  les  representants  de  la  Franoe  ponr 
ront  disposer  gebrudCt,  bie  Seröffentlid^unQ  cte 
auf  baS  nad^fte  ^af^x  Derfd^oben.  3m  StoDemtcc 
1788  tx\d)mx  gu  $ariS  ber  Essai  sur  les  Pri- 
vileges, im  Sonuar  1789  bie  berül^mte  m« 
fd^üre  Qu'est-ce  que  le  tiers-etat?  bie  im  Sonfe 
beS  SabreS  nod^  gmei  meitere  Auflagen  erlebte  mib 
für  ben  Anfang  ber  SleDolution  gemifferma|en  W 
Programm  bilbete.  91S  SieQäS  bmm  bio^  ba 
britten  Staub  Don  IßariS  in  bie  ®enetaIpoata 
gemäblt  mürbe,  erbielt  er  ®elegenbeit,  meiter  ein- 
gugreifen.  Sr  batte  gunöd^ft  an  aSen  beboitenbca 
^^a]m  ber  SntmidQung  ber  S)inge  einen  fftiw^ 
ragenben  ^ntbeil,  an  ber  Sereiniguna  ber  boi 
Stäube,  am  Sd^mur  im  SaQl^auS,  on  ber  SdD* 
rung  ber  SReuf^enred^te,  an  ber  neuen  Sint^ 
lung  tJfranfreid^S.  S)agegen  trat  er  Don  ber  Ic|lni 


» 


Siftib  —  SigeBert  üon  ©emblourS. 


294 


feioke  bor  con^ituiunbcn  Serfontmluns  an  auf 

.aqat  3nt  |ixtüd;  er  beobad^tete  ein  tlugeS 

^rü^wtgni.  gab  aBct  gu  oQen  tebolutionären 

flivs^dn  feine  Stimme.  SRitben  Sauren  toud^d 

rzäeffm  fein  %n^eVn  toieber.  S)er  SRotl^  ber  gänf« 

ocitniit^  i^in  ui^tige  Stcbeiten  an,  unb 

bcB  Sttm^lici^  Dorn  1 8.  gfructibor  (4.  @ep* 

>  1797  gab  er,  ber  fegenben  gartet  fid^ 

xx&Ia|mb^  ^ine  Surud^altung  tpieber  ouf. 

V:t^CK  er  ein  ^tüft  btng  bie  Stelle  eines  @e- 

v^rxm  m  9crßn  belleibet,  »urbe  er  im  9)ki 

:7:>9  in  bq§  S>nrectorium  berufen,  um  Stett^beQ 

e^  c^pteu   Sein  Streben  toax,  gfrontreid^  eine 

tar  &itaffnng  |u  geben.  3n  ber  2:bat  »urbe 

vs  Suwiuiuim  bolb  geftfirgt  unb  @ie9ä8  jum 

rrm  5er  brci  ^notiiforifd^en  £onfuIn  ernannt. 

»■  Solf  UKxr  aber  bamit  fo  giemlicb  gu  Snbe. 

cc3r  3bem  tamai  in  ber  folgenben  Serfaffung 

c7  ^bc  loeiiig  gitz  ®tltam,  unb  9lat>oIeon,  ber 

ifr  eis  o^  fonfui  jur  SRod^t  gelangte,  brängte 

Ecgi^*  (EnifbiB  juriid,  inbem  er  il^  }um  Senator 

rsnniK.  6{NÜrr  nmrbe  er  ^räfibent  beS  Senates 

^  n  bcn  (Brofenftonb  erhoben.  Stad^  ber  9lfld- 

'±r  bcx  gointenen  megen  feines  SotumS  für  ben 

lO  iatwigß  XVL  l^rofcribirt,  )og  er  flil^  nad^ 

iiäjil  imwf ,  bis  i^m  bie  SleDoIution  t)om  Sa^re 

;£JO0ieber  bie  ^imotbffnete.  ßr  ftarb  88iabrig 

.2  90l  3Qm  1636  in  «ßöriS.   (Sgl.  bie  im  «rt. 

.izflntton^  fnuijofifd^,  Dergeic^nete  Siteratur, 

=1  NooTttue    biographie   g^örale  XLIII 

::i^i  960—964.;  [o.  fjunf.] 

$iM^  rntttcfolleriid^  @efd^t(i^tfd^reiber,  toor 
^  M  3a^  1800  $forrer  in  erog-SBaOl^aufen 
)r.  Bci%ei^  (Sl^uringen).  Srrtbumlid^  ttmrbe 
r  fE^er  tndfoc^  alS  Ftesbyter  Misneneds  be- 
ratet; ebenfo  imrid^tig  ift  OuetifS  Slnnabme, 
Ttt  £iamiittam<r  getoefen.  Sifrib  oerfagte  eine 
3rf)9tidbi<bte  fHisioria  universallBy  au^  Com- 
mdSraii  hisioiiamin  genannt),  toüä)t  in  gtoei 
^ssbeinutgcn  Dorliegt;  bie  eine  fdjilie^t  mit  bem 
):kt  1304,  bie  anbete  mit  1806.  aUS  Sefd^id^tS- 
;>&:  9  ba9  S&erl  nid^t  befonberS  »ert^DoD,  ba 
cinb  ober  jcine  eigene  3(ii  nur  bfirf  tige  SRit» 
%uaigen  bcmgt.  X^eüe  biefer  UnioerfalgefdEiid^te 
x:a.JL  obgebnidt  inMon.  Germ.  bist.  Scriptt 
av,  679—718,  (SSgl.  O.  ßorenj,  ffieutfd^- 
Qtfdbidbidquellen  U,  3.  Sluß.,  Säerlin 
7,  09  i)  [®amS  0.  8.  B.] 

Doit  (SemblourS  (©emblou;; 
Oemblacensis),  0.  S.  B.,  nament- 
Mzoni  old  (S^ronift  unb  tird^en))oIitifd|er 
:» TDor  um  boS  3abr  1030  in  Srabant 
nib  er^iett  feine  unffenfd^af tlid^  SuSbil- 
bem  filo^et  (Sembloutil  (2)i5€efe  SätHd^), 
«B  SlötUb  angehörte.  (Er  galt  gu  feiner 
^  iii  du  ®ele^dtr  üon  ®ei{i  unb  ausgebreiteter 
"^^^-^^^^  fettfl  für  einm  guten  ®id|ter;  bei 
dl  mar  feine  S^ronil  nieit  über  @e« 
fp4i|d«    (Sm  3eitlang  lebte  Sigebert  im 
K  BL  9iiicni|  }tt  SRek,  mo  er  mel^rere  Sa^re 
«ntertul^tete  mib  boburd^  }ur  ^ebung 


I 


ber  gefunfenen  9ßi|{enfd^aft  SHeleS  beitrug.  Slion 
l^ier  begab  er  ftd^  um  1070  nad^  @embIourS  }u> 
rüdf,  mo  er  bis  ju  feinem  1112  erfolgten  Slobe 
Derbtieb.  Seine  Xalente,  noc^  me^r  DieUeid^t  bie 
fiobeSerbebungen,  n7el(i^e  man  benfelben  gollte.  Der» 
ftridften  i^n  in  baS  9{e|  ber  Sitelfeit  unb  Selbft- 
erbebung  unb  liefen  ibn  ben  ®eift  feines  StanbeS 
berma^en  Dergeffen,  bag  er  bie  Partei  beS  fd^tS» 
matifd^en  unb  fimoniftifd^en  ^einrid^  IV.  gegen 
bie  Zapfte  ©regor  VH.,  Urbon  n.  unb  ?paf^a- 
liS  IL  ergriff  unb  aud^  als  @egner  beS  ßöIibatcS 
auftrat.  UebrigenS  bing  bie|e  feine  SRid^tung  eng 
}ufammen  mit  bem  unfird^Iid^en  ®eifte,  ber  ba- 
malS  in  ber  Süttid^er  S)idcefe  berrfd^te.  Son  feinen 
SBerfen  feien  edoöbnt:  1.  Sine  ^"f^tomt,  Dom 
3abre  881—1111  reid^enb,  als  gortfe^ung  beS 
gleid^namigen  SBerteS  beS  bl.  ^ieron^muS  (Mon. 
Genn.  bist.  Scriptt.  VI,  300—374;  Migne, 
PP.lat.  CLX,  57  sqq.).  ^uS  ber erttäbnten Partei- 
nabme  StgcbertS  für  ^einrid^  IV.  »irb  eS  be- 
greiflid^,  ba|  man  ibm  bei  aXitn  fold^en  9lad^rid^ten 
nid^t  trauen  barf,  tt)eld^e  ftd^  auf  bie  Streitigfeiten 
ber  köpfte  mit  biefem  ffönige  belieben.  92ad^ 
SigebertS  Xob  fe|ten  mebrere  ©ele^rte  bie  Sb^o* 
nif  fort,  u.  a.  SSobert  be  Sorign^,  ^bt  oon 
9Ront-St.-SKid^eI  in  ber  Jlormanbie  (geft.  1186; 
Mon.  1.  c.  VI,  480—535).  2.  Vita  Deode- 
rici  L,  Metensis  episcopi  (beS  Stifters  beS 
aSincenaHofterS;  in  ben  Mon.  1.  c.  IV,  461—483). 
3.  Vita  Wieberti,  monasterii  OemblacensiB 
fundatoris,  et  Gesta  abbatmn  Gemblacensium 
(bie  Gesta  fübrte  SigebertS  Sd^üler  ©obefd^alf 
Don  1050-1136  fort;  f.  Mon.  1.  c.  Vm,  504 
bis  557).  4.  De  Bcriptoribus  ecclesiasticis 
(im  legten  ffapitel  gibt  Sigebert  ein  Ser^eid^ni^ 
feiner  Iiterarif(ben  arbeiten;  f. Migne  1.  c.  CLX, 
547  sqq.).  5. 9uf iSeranlaffung  beS  Süttic^er  ^rd^i- 
biaconS  ^einrid^  t)erfa|te  er  brei  fird^enpolitifd^e 
Sd^riften:  bie  erfte  (oerloren  gegangene)  fud;te 
ein  Sd^reiben  ©regorS  VII.  an  SSifd^of  ^ermann 
t)on  ÜRe^  (über  bie  99ere(btigung  beS  ^apfteS,  aud^ 
ffönige  gu  escommuniciren)  }u  miberlegen;  bie 
gioeite  (fpäter  auf  ben  Snbes  gelommene)  ift  be« 
titelt:  Apologia  ad  Henricum  imperatorem 
contra  eos,  qui  calonmiantur  miseas  conju- 
gatomm  presbyteronun  (f.  Mon.  Germ.  bist. 
LibeUi  de  lite  n ,  436—448) ;  bie  britte  ift 
gegen  ^ßafd^aliS  II.  gerid^tet  (f.  Mon.  1.  c.  II, 
449—464).  6.  3»ei  an  bie  glerüer  in  Srier 
gerid^tete  91bbanblungen  De  differentia  qua* 
tuor  temponun,  b.  i  über  bie  banialS  nod^  Diel« 
fad^  b^rrfd^enbe  SSerfd^iebenbeit  in  Segiebung  auf 
bie  3eit  ber  Ouatemberfaften,  fpecieü  ber  grüb- 
lingSquatember ;  biefe  Scbrift  (Migne,  PP.  lat 
CLX,  813  sqq.)  ift  für  bie  ®efd^id)te  ber  Oua- 
temberfaften Don  Sebeutung  (3:^Ibofer,  ^anbb. 
ber  fatb.  ßiturg.  I,  1,  2.  »ujl.,  greib.  1894,  83). 
7.  lieber  SigebertS  ®ebid^te  Passio  S.  Lnciae 
unb  Passio  SS.  Thebeorom  f.  Slbbonblg.  ber 
»erliner  ^fab.,  pbitof.-biftor,  Ctaffe,  1898, 1  ff. 
(9}gl.  S.  Hirsch,  De  vita  et  scriptiB  Sigeberti, 

10* 


295      Sigel^orb  —  SigiStnunb,  beutfd^er  ffdnig  u.  rSmifd^er  ftaifec     296 


Berol.  1841;  SBattenbod^,  2)mt|d^Ianb§  ®e« 
id^idbtSqufüm  n,  G.  ^ufl.,  Scriin  1894, 155  ff. 
^IBeitcre  fiilcrahir  f.  bei  ^ottfyx\t,  BibL  bist.  H, 
2.  51ujl.,  «crlin  1896,  1016  ff.)  [©üj.] 

^igeQarb,  Wönc^  bc§  @t.  WaitmtnnoflerS 
5u  Srier,  lebte  bafelbft  jur  Seit  bc8  ^bte§  9Bi(f cruS 
(957—966),  mif  befjen  ©rangen  er  fcer  üon  8upu§ 
überarbeiteten  Siogra^j^ie  bc§  1^1.  ^ojtminuS 
(f.  b.  ^rt.)  einen  jtociten  3:^il  (Miracola  S. 
Mazimini)  onfügte.  (Sx  er^ö^It  barin,  toa^  Upxi 
bcr  ^U  unb  ^Inbere  al§  glaubtoürbig  berid^tet 
batten,  inbem  er  o!^ne  Sinbaltnng  bcr  Sbtono- 
logie  äJ^nlid^e  G^reigniffe  mit  cinanber  öerfnüpft. 
Einige  9lbjd)nitte  ber  ©d)rift  fmb  für  bie  ©e» 
fc^td^te  fiot]^ringen§  unb  feiner  fflöfter  nid^t  un- 
niid^tig  (f.  biefeiben  in  ben  Mon.  Germ.  bist. 
Scripte.  IV,  228  sqq.).  S3ei  ben  95oUanbiften 
finbet  \\d)  ba§  SBerf  8igcI)Qrb§  im  tMnfcl^Iu^  an 
bie  Vita  S.  Maximini  (AA.  SS.  BolL  Maj. 
VII,  25  sqq.),  audft  bei  Migne,  PP.  lat 
CXXXIII,  965  sqq.  (Sgl.  SBattenbad^,  S)eiitfd^- 
lonbö  ©efdjict)t§queUen  I,  6.  ?luf)[.,  Serlin  1893, 
^64;  fonftige  Siteratnr  aad)  bei  Chevalier, 
Rep.  ß.  V.)  r®otnS  0.  S.  B.) 

^igi^muttb,  ber  1^1.,  Äönig  bon  93ur- 
gunb,  ©o^n  beS  arianifdjcn,  aber  benffatbo- 
lifcn  frcunblid^  gefinnten  ffönigS  ©unbobab 
(f.  b.  9lrt.  ©urgnnbionm  II,  1532  ff.),  befannte 
fid^  fd;on  öffcntlid^  jnm  fatbolifd^en  @Iauben,  als 
bie  9)?ebrbeit  feineS  SSoIfeS  no(^  arianifd^  war. 
er  foU  hwxä)  ^üitnS  (f.  b.  9lrt.)  öon  Sienne  un- 
tfrrid)tet  ttjorben  fein,  ber  fid^  aud^  um  bie  ©cfeb* 
ning  ®unbobab§  fc^r  bemühte  unb  über  eine  mit 
bicfcm  gebobte  Unterrebung  an  ©igiSmunb  be- 
rid)tete  (Ep.  23  in  b.  Mon.  Germ.  hist.  Auct. 
antiquissimi  VI,  2,  55).  ®iefer  Serid^t  fyi\ 
fpöter  bf  m  Oratorianer  ^ieronpmuS  Signier  (geft. 
1661)  al§  ©nmblogc  gebient  für  bie  ^erfteßung 
ber  fogen.  CoUatio  episcoporum  .  .  .  coram 
rege  Gundobado  adv.  Arrianos  (Mon.  1.  c. 
161  sqq.),  meldte  jefet  al8  {Vö^fd^ung  nad^gcttjiefen 
tft  (f.  3"I.  $Ql>ct  in  ber  Biblioth.  de  l'ecole  des 
chartresXLVI  [1885],  239  ss.);  bamit  föttt 
benn  and&  ba3  ganje  „SRcligionSgefpräd^"  §u  Spon 
(angeblid^  um  499)  in'8  (Sjcbict  ber  @ejd)id}t§- 
fabeln  (bicrnad^  ift  baS  in  ben  9Irtt.  5lDitu§,  95ur« 
lunbionen  II,  1534  f.  unb  Cpon  VIII,  379  ®e- 
agte  ju  bcridjtigcn).  9iod)  oor  ber  5:btonbefteigung 
teilte  ©igiSmunb  (um  515)  ba§  jerfaUcne  fflofter 
©t.  9)^onJ  (Agaununi)  im  SBalliS  ttjiebcr  l^tx, 
botirte  e§  rcicblid)  unb  bcööifcrte  e§  mit  Ü)iönd^en 
nu8  Conbatc,  ©rigni)  unb  Serin.  ?U§  er  nac^ 
be3  93ater8  Sob  516  bie  Wcgicnmg  ontrot,  ging 
er  mit  C^ifer  baran,  fein  Solf  jum  fatbolijc^cu 
Wlauben  ju  führen  unb  baburd)  ber  Ko^cit  ju 
entreißen,  in  meldte  eS  üerfunfcn  ttjar.  3m 
©cptcmbcr  bc8  Sob^eS  517  liefe  er  unter  bem 
Sorftjj  beS  b(.  ^DituS  eine  ©pnobe  ju  gpaon 
(j.  b.  9Irt.)  balten;  eine  jmeite  ©^nobe  fanb  in 
bemfclben  Sobre  ju  g^on  (f.  b.  «rt.  VIU,  379) 
ftatt.  ^lud^  ©riiiilen  grünbetc  ber  ffönig,  in  »et« 


-  d^  er  burd^  befolbete  Se^rer  latetnifc!^  unb  g^^ 
6)\]fy  Siteratur  Dortragen  liefe ;  femer  i>erbe|erte 
er  ba§  ©efe^bucb  feineS  Satcr§,  bie  lex  Grondo- 
bada  (loi  Gombette).  Sin  bunller  gfof  in 
feiner  Regierung  tft  eine  Sfamtlientragöbie,  iDek^ 
in  ber  ©efd^ic^te  fener  3^t  oÜerbingS  nu^  Mi* 
einjelt  bafiebt.  SBon  feiner  erften  ©emo^Iin,  bcr 
oftgotifdben  $rin}effm  Cftrogota,  ^e  er  eines 
©obn  ©igerid^.  S)iefer  bebanbelte  bie  t^m  im|- 
günftige  ©tiefmutter,  loelc^e  ftammerfnnt  fra» 
eigenen  9}lutter  getoefen  mor,  oud|  feinerfeitS  ge« 
ringfcböt^ig  unb  beleibigenb.  9lu§  SRac^  flogte 
biefe  ben  ©tief fobn  beim  SSater  an,  er  ftrebe  ifot 
nad^  2:bron  unb  Seben.  3n  ber  er^en  Sufregni 
liefe  ©igiSmunb  (522)  feinen  ©obn  im  &l/i&k 
erbroffeln.  WS  er  aber  balb  einen  Sinblid  m  bie 
ibm  gefpielte  Sntrigue  gemann,  begab  er  fid^  {i 
ftrenger  98ufee  in  boS  ßlofter  ©t.  5mori^  3)oarit 
fübnte  er  fein  SSerbred^en  üor  ©ott,  ob«  bie  jA« 
lic^e  ©träfe  blieb  nid^t  aud.  2)ie  Ianberfu(^gei 
ober  aud^  Don  ibrer  burgunbifd^n  ^Dhttter  ((^ 
tilbe  (f.  b.  ^rt  m,  168)  ^ur  Slutrac^e  gebejjtai 
t^ranfenfönige  Sb^bomir  Don  Orleans,  S^iflK* 
bert  Don  ^riS  unb  &jiio\aT  I.  Don  ©oiffonS  ttbc^ 
gogen  ©igiSmunb  fd^on  im  folgenben  3o^  nt 
Jhieg,  an  n>eld^em  ftd^  audd  bie  Oftgoten  |n 
SBlutrad^e  toegen  beS  ermorbeten  @tgeri(!b  iei|eiF 
ligten.  ©igi§munb  lourbe  gefd^Iagen  unb  fln^Mr 
nad^  ©t.  DJ^ori^,  xoo  er  mit  feiner  ©emobfin  nk 
feinen  ©ö^nen  ©iScIabab  (®iftalbu§)  unb  Sva* 
bobab  gefangen  unb  tmd^  Orleans  gefübrt  oinbt 
^18  bed  Königs  trüber  ©obomar  bie  jerftirengla 
Surgunber  jum  erneuten  ftampf  gegen  bie  gfnm* 
fen  aufrief,  liefe  Sb^i'bomir  feine  ©efangencn  er» 
morben  (524)  unb  bei  bem  ©töbtcben  SoulBiieil 
(Galumpnia)  in  einen  Srunnen  merfen.  3)m 
3abre  fpöter  erbielt  ber  W)i  SmbrofoiS  M 
©t.  SRori^  bie  Srlaubnife,  bie  Seid^en  in  fetntr 
^bteifird^e  beijufe^en.  S)ie  JKrd^  Derebrt  bot 
bl.  ©igiSmunb  al§  SJlartqrer;  ha§i  MartjroL 
Rom.  bot  feinen  9lamen  am  1.  Wlax.  gfünf  6(" 
meinben  in  ^^ranfreid^  unb  ^mei  in  Xirol  füftni 
nad^  ibm  ben  !Ramen  ©t.  ©igtSmonb  (@t  &f 
munb).  (Ißgl.  Greg.  Türen.  Eist  Frane.  S, 
5.  6;  5,  18;  Idem,  Gloria  Martyr.  e.  74; 
AA.  SS.  BoU.  Maji  I,  83  sqq.  3u  bet  fonjüga 
im  9(rt.  Surgunbionen  n,  1536  gegebenen  £ä(" 
ratur  fommt  binju  ff.  S)abn,  Urgef c^icbte  bcr  ga> 
manifd^cn  unb  romanifd^en  SSölfer  IV,  SBÄa 
1889,  111.)  [SBeber.] 

$tgt!>innnb  (©igmunb),  beutfd^er  ftöni| 
unb  römifcber  Äaifer  (1410  beg».  1411 
bi^  1437),  mar  am  14.  Februar  1868  alS  p^ff 
rcr  ©obn  Rai\n  Staxl^  IV.  geboren  unb  ettM 
nadd  bem  ^obe  feineS  SJaterS  (1378)  bie  SRoit- 
grafjd^aft  Sranbenburg.  Shtrd^  bie  93er(obiii| 
mit  'D^aria,  ber  grbto^ter  Submigd  be9  ©io|ti 
Don  Ungarn  unb  $olen  (geft.  1382),  eriangtecc 
md)  bie  TluSftd^t  auf  bie  92ad(|folge  in  bkim 
9{cid)cn.  S^ie  S3ermablung  mit  SRaria  tmnbe 
1385  Dolljogen;  aber  nur  nac^  Dielen  93c4fd> 


2>: 


Siatfitnunb,  beutfd^er  ftönig  unb  römif^er  jfaifer. 


298 


%Sa,  vi^rtnb  müiftn  ec  fogot  einmal  in  ®e« 

WK^päifO^  pxitä^,  tonnte  SigtSmunb  ben  Seft^ 

ha  «ogaii)<l^  Ittonc  ^  fi^enu    S)ie  $olen 

tegegm  cdonntm  M^i  gat  nid^t  aß  ftdnig  on^ 

lT^eal  ma^^tm  i^  SRei^  Don  Ungom  unab- 

laijie.    3m  3.  1896  unternahm  @igi§munb 

nani  3»S  Q^flcn  bie  Xurten,  etKtt  aber  am 

ii5. 6c^lcinbcr  bei  91tco))olid  eine  (c^tt)ere  {Riebet- 

JB9L  SbH^  bau  Zobe  9hipre<i(|td  Don  ber  $^I) 

f'ld  fR«  1410)  bemarb  er  fi^  um  bie  beutjd^e 

ttamt  unb  mibe  am  20.  September  burd^  ben 

fs)f»t|tef  SBcmer  Don  Zrier,  ben  ^falggrafen 

ssoonQ  ttnb  bcD  Qurggrafen  griebrid^  oon  ^äm- 

Iri9  aü  fetnen  Sctt^ttmddptigten  für  Sranbenburg 

cfsä^  mä^venb  eine  anbete  ^rtei  feinen  Setter 

;]iofe9  mm  92ö|rmt  n>a(Ue  unb  eine  btitte  an  bem 

tiqtk^Un  Soiiel  (eigiSmunbS  Stubet)  feft^ielt. 

£kr  2^  3oifid  (8.  Sanuar  1411)  befeitigte  ben 

ttcn  to^enben  ffrieg,  unb  @igi8munb  n^urbe, 

•a^bai  er  fi^  mit  9Ben)eI  geeinigt  l^tte,  am 

2L  doli   1411  nod^malS  einftimmig  gemöl^lt 

9%  GdfoBn,  Sie  93ki^I  @igmunb8  jum  römi- 

^  Sttm^  »resrou  1875;  %.  Ifaufmann,  2)ie 

BoV  A&mg  Gigmitnbfi  Don  Ungarn  )um  römi- 

ttn  Steige,  ^rog  1879;  S.  Ouibbe,  Jtdnig 

e^nab  unb  boS  bcutfi^e  Steid^,  I  S)ie  SBa^l 

B^noM,    ®5tttngen  1881).    SBegen  eines 

ftreged  mit  Senebig  tonnte  er  no(^  nid^t  in^S 

tnd^  ftimmen  unb  toiirbe  be^l^olb  erft  am  8. 3lo» 

wabtr  1414  gu  Sachen  gefrönt.  3n  bie  Stegie- 

nagjHeit  Ststdmuiibd  fiel  baS  (Snbe  beS  großen 

dBMdiibtf<^  @i^fimas  (f.  b.  9lrt.  X,  1794), 

Sr  bef^  Seenbtgung  er  n^eniger  burd^  feine  per- 

tod^gldt  Ott  infolge  ber  3ettoer^ält- 

cine  0co^  Stolle  fpielte.  SBie  fein  Sater  unb 

€^7DicgenKitcT  ^It  @igiSmunb  Dor  feiner  ftönigS« 

rata  fur  Obebtm}  bed  römifd^en  ^a))fied.  3u 

'v&gor  XQ.  flonb  er  in  guten  Sejiel^ungen  unb 

xm  boS  eondl  orni  ^ifa  (f.  b.  9lrt.)  t)ttf)\tü  er 

li  tbet  dble^cnb  olS  freunblic^.    Sber  fofort 

K*  geftmnttoetbcn  ber  aßa^I  SBoItl^affar  Soffa^d 

Qrtomcfi  xxm)  trat  er  auf  beffen  Seite  unb 

pz^i^oitcr  Obebietig ;  Coffa  legt  in  einem  f))ätem 

c^crtai  {eine  Sctbienfte  um  ba§  3uftonbe!ommen 

kl  So^l  eigtfimttitbS  in  Seutf^Ianb  bar,  unb 

1  >fr3^  tit^prai^  ber  ledere  nad^  feiner  jmei« 

tx  Sa^  uxCimbltfl^,  oon  niemanb  Ruberem  feine 

fy'iingiingiui^lufud^KnaldOonäobanneSXXin. 

"An  beffen  tcd^magigem  9la(^foIger  (junger, 

fi  Qkf^t^tc  ^ft  3D(anne3'  XXni.,  S3onn 

\^7^,  31  ff.).    eUeid^mo^I  ift  bie  SBa^I  fpöter 

bA  nter  bcm  13.  mdxi  1415)  oon  ®re- 

•:ic  Xn.  a|»|iC0birt  toorben  (Finke,  Acta  I  [f.  u.], 

116—192)«  aoi^bem  biefer  $a))ft,  um  fid^  SigiS* 

fB  n&btxn,  f^on  oorl^er  ben  garbinal  2^0- 

Sominiri  (f.  b.  9rt.)  alS  Segaten  nai) 

^t^idt  fjokt;  büä^  i^  über  ba§  SRefuItat 

>s  Sei^aiiblmisen  ni(^t8  befannt.  2)a  ber  Sini« 

^Bgtafii4  bfd  eonci»  oon  $ifa  DoUftönbig 

-s^SttA  W€x ,  tii^teten  bie  3eitgenoffen  me^r 

je  f!fn  Hugm  auf  ben  itaifer,  beffen  SSer- 


pflid^tung  gur  Seitegung  ber  @|)altung  fd^on 
mel^rfad^,  toenn  aud^  übertrieben,  betont  niorben 
mar.  Siefer  (Srioartimg  fitd^te  @igidmunb  um  fo 
lieber  }U  entfpred^en,  ald  feine  für  romantijdde 
$Iäne  empfönglid^e  3latux  ftd^  leidet  in  bem  (Se» 
bauten  einer  faiferlid^en  SÖgemalt  gefiel.  ^13 
beutfd^er  ffönig  na^m  er  fofort,  ermuntert  burci^ 
ben  für  bie  Union  unermüblid^  tbötigen  ffarl 
3RaIotefta  oon  Stimini,  ben  Soncifögebanfen  auf 
unb  fud^te  aud^  bei  ^einrid^  IV.  oon  (Engloiib 
bofür  5U  mirfen.  S)ad  oon  ^ol^anneS  XXIII.  für 
Sprit  1412  auSgefc^riebene  römifdje  (Soncil  be« 
achtete  er  nid^t  toeiter,  menn  er  auc^  anfönglid^ 
anberS  über  baSfelbe  gebadet  l^atte  (ogl.  Sit.  ^anb- 
n)eifer  1896,  206).  9lad^bem  baSfelbe  im  m&t^ 
1413  Oertagt  mar,  bemühte  ftd^  ©igiSmunb  mit 
Cifer  für  ein  neues,  toirflid^  allgemetneS,  mie  aud^ 
bei  feinem  3uge  nad^  3talien  im  ^erbft  1413 
neben  ber  lombaibifd^en  gfrage  bie  ^onciföplöne 
eine  ]()en>orragenbe  SRoUe  gefpielt  l^ben.  S)iefelben 
mürben  benn  aud^  bei  biefer  ©elegenbeit  ber  Ser» 
mirflid^iung  näl^er  geriidft.  ßmifd^en  il^m  unb  ben 
©efanbten  So^anneS'  XXni.  mürbe  ftonftanj  als 
Ort  unb  ber  1. 9looember  1414  ald  3ett  be^  neuen 
SoncilS  oereinbart,  )u  melc^em  er  am  30.  October 
1413  bie  gefammte  gl^riftenl^eit  einlub.  (Snbe  9lo- 
oember  traf  er  mit  3o^anned  XXIII.  in  $iacen3a 
unb  Sobi  ^ufammen  unb  ermirfte,  bog  ber  ^pft 
am  9.  2)ecember  bie  SerufirngSbuIIe  erlief,  gür 
baS  Soncil  entfoltete  er  eine  rege,  aUfeitige  Xl^ätig- 
feit,  fo  ba^  man  mit  ooHem  Steckte  fagen  fann, 
„ba|  obne  i^n  unb  obne  fein  einen  ftarfen  3ug 
oon  3ugenbfrifd^e  geigenbeS  Sorgel^en,  baS  au^ 
oor  einem  erftmaligen  SRigerfoIge  nid^t  gurüdf- 
f^dte,  baS  ßoncil  j[e(t  nod^  nid^t  gufammen- 
ge&eten  möre"  (Pinke,  Acta  I,  170).  gr  trat 
mit  ®regor  XII.  ttnb  $etruS  be  Suna  (SBene« 
biet  Xm.),  mit  ftarr  VI.  oon  granfreid^,  §ein* 
rid^  V.  oon  Cnglanb  unb  Oferbtnanb  oon  Sra- 
gonien,  mit  ber  ^rifer  Unioerfität,  fogor  mit 
bem  gried^ifd^en  ffaifcr  üKnnuel  in  SScrbinbung 
(»gl.  §efcle,  gonciliengejdtii^te  Vn,  19—23; 
ginfe,  gorf^ungen  [f.  u.],  1  ff.).  ?ln  ber  ©^nobe 
felbft,  auf  mel(^er  er  nad^  feiner  Tönung  gu^od^en 
am  24.  Secember  1414  eintraf,  nal^m  er  tl^ätigen 
Sntl^eil;  ©regor  beoollmäd^tigte  i^in  unter  bem 
13.  9}lärs  1415,  für  i^n  auf  baS  ^apfttlftum  gu 
Oerjid|ten  (Finke,  Acta  I,  270).  Um  bie  fponi- 
fc^en  ffönige  gum  %nfd^Iu|  an  baS  goncil  unb 
SßetruS  be  Suna  gur  ^bbanfung  gu  betoegen, 
uitternal^m  @tgt§munb  1415  eine  Steife  nad^ 
©übfratifreic^,  ctrcid^te  aber  nur  baS  crftcre,  ob- 
mobi  er  mit  ^etntS  be  Suna  gu  Dkrbonne  ttnb 
gu  ^er))ignan  perfönlid^  oer^anbelte.  lieber  feine 
fonftige  Xbätigfeit  auf  bem  gonc«  f.  b.  art.  fton- 
ftang  VII,  980  ff.  21IS  ©igiSmunb  nad^  aBen^elä 
2obe  (16. 3tugu|t  1419)  grbe  oon  ©öl^men  »urbe, 
batte  er  mit  ben  ^ufiten  einen  langmicrigen  ftriei] 
gu  beftel^en,  fo  ba|  er  erft  1486  ald  ffönig  oon 
Sö^men  anerlannt  marb  (f.  b.  9lrt.  ^ufttcn  VI, 
480  ff.),  daneben  liefen  nod^  unglüdClid^e  ffömpfe 


299  Sigia  —  ©ilD.  800 

mit  bm  tMm  in  URsam.  %}^  tuä^b  bet  1  2|ejl.  1, 1.  2  X^cff.  1, 1)  i^  aii  Silooniil 

ipufitcnhicgi  }og  SigiSmunb  na^  Italien  unb  tin|ü^Tl.  ^inauB  barf  jef^nen  uwrixit,  bol  <r 

iDUibt  am  25.  wiOemba  1431  ju  !DMilaiib  mit  tin  3ubt  l^Otmßifi^  SiOnntg  toor,  UMli^  tm 

bei  eifnntn  ffronc  gctrint.    ©cgm  iiaS  goncil  römi{^nt  Planten  tuctflne^if^^SStiftaUü^; 

COR  iBaftl  (f.  b.  9iL  I,  2089  ff.)  na^m  nr  aunäc^ft  Ute  ber  ^I.  SßouIuS  toor  » tBmtft^  9)üi9(i(% 

eine  frtunbhd^  ^Eluiifl  tin,  um  bit  ftaiierfcßnunß  16, 37).  ©ein  ^nfe^en  in  ber  ©emeinbe  nediaillt 

unb  bie  ^wtftclliing  be9  griebeni  in  Söfimtn  ju  er  bei  j)iciti^(ti|(^fn  ©abe,  wüäft  i^  rigen  mt 

eüongcn  unb  bie  JRtform  berlHr^e  burd|ju[e|en;  (^pg.  15,  32).  911B  boS  ^oltdcpitnl  fi^aa^ 

fo  bcflQtEte  ti  bie  XticUne^mei  am  &3RcU  in  ber  folem  gehalten  tnoiben  tooi,  tod^Itc  bit  9)cifaini> 

OppDfition  gegen  (£ugen  IV.   Sie  ^lie^ungen  lung  neben  Subaa  £Sarf<^S  aaify  @iliit  jum 

gum  ^apftc  UUTben  \o  geffiannt,  baß  man  in  UcbeTbnnQerbtaSqnoboU>ef(^Iu|fe8na(^9ntiD4tii 

Sbm  bereits  Dom  iBonne  gegen  SigiSmiuib  fpiac^,  unb  }um  Segleitei  ber  ^H  ^kmbiS  unb  Sanabiil 

an  bellen  SleQe  ^ricbiitl  Don  Oeftemic^  treten  (?l))g.  15,  22).  (Ra^  fßotknbung  bicfci  Süj^ 
joUte.   Anfang  1433  näherten  ji^  jebo^  $a))ß  <or,  in  Snlioi^  luiüdjubleiben,  nd 

unb  If i^nig  miebti  einanbei,  unb  SigiSmunb  riet^  oOein  Jiaä)  ^enifaftm  ^imle^;  do- 

ben  SaSicm  entfdiieben,  auf  bie  entgegenlommen'  lar  tS  bie  $eifon  bed  ^I.  ^oM, 

btn  ©t^ritte  be§  Spopitefl  einzugeben.    51a(^hem  «fielte,  unb  melil&er  er  mit  Irtuet  1» 

er  am  7.  ^lil  1483  buri^  ^bgeorbnete  bcm  eigtben  blieb.  ^18  bo^  SanuM 

^Ißapfte  bie  ddi  bei  Aaijeihonung  übli^en  Sibe  auIuS  jc^ieb,  mäl^Ite  birfn  Silol  p 

geleiftet  i)atte,  tmöfing  er  am  31,  !D)ai  in  ffiom  leiter  auf  bei  jneitcngn)|en<         ' 

bie  ffaifeifione.   Scn  Korn  jog  er  nat^  !Ba[el,  reife  (apg.  15,  40  ff.),    »ei  b«  g 

wo   er  am   11.  October  eintraf  unb  metireren  ^L  ^Paulus  Don  ^erBo  Wieb  ©iloS  mit  lii 

@i|unßen  beiwohnte,  o^e  jebDii)  fräftig  für  ben  bafeßift  jurüd ,  raö^renb  ber  üpo^  ft^  in^ 

$apft  einjutielen.  ^am  begab  ei  ftc^  nad)  Söt)'  9It^en  toanbtc  (^g.  17, 14),  unb  traf  siil  biqai 

mcn,  mo   er  tro^  ber  Sneiftnnung  no^  Diele  ecjt  niebti  jufammen,  alB  btrfelbt  in  Soindt 

SBibriglctten  }u  cibulben  ^ttt.    Seine  Ie|ten  toirttt  (9Ipg.  18,  5).  ®ort  blieb  n  längen  3>it 

-^ge  nuiben   Derbitteit   bur<$  bie  @nlbedung  als  @e^ilfe  unb  Snitorbcitei  beS  üpoßeU  (2  Cx 

einer  SJerfc^tDürung  mit  bem  Stoetfe,  itin  ju  ent-  2,  19.   1  X^ejf.  1,  1.  2  X^f- 1-  1)-  «n*  * 

fe|tn  unb  ju  tübten,  an  meli^er  aut^  feine  ®f  Srabition  macgt  i^n  jum  cr^eu  Sifc^of  DOD  fp 

ma^Iin  ^Barbara  Don  SiDp  bet^eiligt  Dar.  SigiS'  riut^.  ^Bon  ba  an  btrfd^binbet  er  ouS  bei  Uo- 

munb  ftarb  gu  3naim  am  9.  ^ecember  1437.  gebung  bc«  SlpoftelB,  bieÜei^it  loeil  er  gUISil^ 

3u  feinen  guten  ^igenfi^ften  gefi&ren  !Httterlid^'  famttit  unter  ben  3uben  jurüdlc^Ttt.  So  fants 

feit,  *Dhit^,  ©eiPeSgegentoart,  giBmmigleit,  fieut-  rec&t  gut  beijenige  SilOonuS  frin,  tstl^  ka 

feligleil ;  ©(^aHenfeilen  an  il|m  maien  ©enu^judit,  erflen  SBrief  beS  1)1.  SpetruS  an  bit  teinafiattfi^a 

Serjdinjenbung ,  üeibenfi^aftüc^feit.    Sie  9Inße-  ©emeinben  überbrückte  (1  Spett.  5, 12).  iÄ{j* 

legenbeiten  39ä^men3  unb  be3  uon  ben  Xürlen  teren  au^biblifc^en  Ülad^rid^ten  über  i^  fbd) 

bebio^ten  Ungarns  nahmen  feine  S^ötigleil  ju  o^nc  3Sertb.  [ffouitn.] 

fe^r  in  Slnfpruc^,  als  ba|  ei  fui  ba8  9teic^  etmoS       Silentium  obseqniosaiii,  f.  SanftmniVI, 

'SebeutenbeS  I|ätte  t^un  lünnen,  toenn  i^m  au^  1226  ff. 

guter  SSiille  nii^t  abjufinedien  ift.   Sr  laai  bei       $Ue|bt£,  HngeluS,  f.  ec^effltr. 
le|le  Äaifer  aus  bem  §aufe  ber  Cufcmburger.       ^Uo  {n=T),  eigentlich  S^onat  €ilo  (f.  i 

C^gl.  9[f(t|ba<f),   ©efc^ic^te  flaifer  ©igmunbs,  ^it.  @<!(|iIoI|),  uralte  Stobt  in  Sonoon,  btn 

;gamburgl838— 1845.4a3be.;®eutf^e9tei^S-  Sage  3ti*t.  21, 19  beftimmt  tirirb  alS  .nüiWi^ 

taglacleu  imter  Raifei  Sigmunb,  t)eiauSgeg.  Don  Don  bei  Stobt  iBetfiel,  Qftlic^  Don  bcm  9Bcge,  ta 

3).  fleiler,  2)!ün.^fn  unb  ®ot^a  1878—1886,  Don  iSttbel  no^  ©i^em  fü^,  unb  fflbli^  a» 

3  50be.;  eber^art  SBJinbede'S  SJenlmürbigleilen  ber  Stobt  Sebona".  5)emna^  lag  Silo  onf  b« 

jur  ©efi^ii^te  beä  Seitallere  flaifer  SigmunbS,  fpötetnÖebirgegp^roim,  im  ^wjen  bcflgeJoto 

^eraulgeg.  ton  SB.  ^Itmonn,  Berlin  1893;  Re-  SanbeS.  ISieUei^t  »or  biefe  centiab  Sa«  mt^ 

geeta  Imperii  XI,  Sie  Urfunben  jfaifer  ©ig-  bem  ^o^en  ^Iter  ber  Stobt  Urfac^e,  ba|  Sit 

munb§,  Derjeii^net  Don  3&.  Iflltmann,  SnnSbruiI  mä^renb  bei  !Rid)teijeit  bet  politifc^  unb  idi- 

1896  ff.;  ginre,  SDr)d)iingm  imb  Clncllen  jiir  giöfe  SDlittelpuntt  beS  iSroelitift^  ©tmtimBefml 

©eidjiite  beS  ffonftanjer  ßoiicilS,   ÜCaberbom  blieb,  ©obolb  nümlic^  3ofut  an  eint  fifteO^ 

1889;  Scrf.,  Acta  Conc.  Constanc.  I,  SDtünfttr  nung  unb  SSert^eitung  beB  SonbtB  bentm  bnok, 

1896.)  [Säurm.]  Karb  bie  ^unbeSIabe  noiJ^  €ilo  stbro^t  (Stf. 

Sigla,  f.  SlbbreDiatuien.  18, 1)  unb  blieb  bofelbft  biB  gut  3ett  SomA 

Si^atura  gratiae,  jnstitiae,  f.  6urie  3njn>ifc^en  loar  Sib   S^upla^   btS  3ng' 

III,  1251  ff.  frouenraubeS,  meieret  ben  Senjaminittn  s^^tOt 

$Uas  (^^iXaO,  eine  ^eroorragenbe  Sßerfänlic^-  tourbe  (fflii^t.  21, 19  ff.)  unb  bunft  bit  ßop  l« 

feit  in  ber  eiften  Äirc^e  (5lpg.  15,  22),  erfc^einl  Stobt  mSglii^  mar.   feine  gro6e  SBtbeutaio  *• 

in  bet  aipoflelgefdjic^te  fletS  mit  bieftm  (iirjem  gonjen  Sanbe  geroann  Silo  bun^  bie  ®otttSq|e» 

'Jtamen,  mötirenb  ber  ^I.  $auluB  (2  gor.  1, 19.  barungen  an  Samuel  (1  Sam.  3,  21)^  bn  M 


UA 


€iIoe  —  @tlueriu§,  ber  1^1.,  ^ap% 


302 


r  •■ 


Ciü  nk  te  etiftd^ütte  koeUte ;  bie  Serbred^en 
cto.  tsOäft  mgm  fyW^  ^ßflid^tüerBeffen^eit  ge- 
tclm»  fo^itm  ba}u,  bog  @Uo  Don  (Sott  Det- 
snira  mäM  (^v  77.  60.  3er.  7, 12;  26,  6) 
L>2  btt  QimkMeSlabe  anbm  Stcmborte  erl^ielt 
I.  SoB.  4,  4;  5,  2  ff.;  7, 1.  2  ©am.  6,  2  ff.). 
3etiba&  fd^gt  bie  ^aitge  Sd^rift  fiber  @t(o. 
«in  3cit  bcS  y.  f^teronQmuS  (og  ed  f^on  DoO- 
in  Xrinnmem :  mittelalterliche  3tiben 
bk  ®cab€c  ^Ii'«  unb  feiner  Söl^ne  nod^ 
3n  netterer  3eit  toarb  bie  Stuinen- 
imttt  bcm  9lomen  @eilun  31  km  nörblid^ 
i:n  äecuioltm  buxtl^  SLobinfon  »ieber  aufgefun- 
^a.  [ftaulen.] 

^Uie  (ns«,  fpcUer  r{tv^  ItXcoa»,  in  ber  |ei- 

ixü  €4nft  ein  Zei(^  gü  Serufalem,  mo^I  ber 

Vmjk  nntcr  diat  ben  SBafferbel^öUem,  toeld^e  bie 

Vütgc  Slatrt  }Q^It«    6r  ift  eine  ber  menigen 

•Etrsnt.  übet  bmn  3benti^cotion  man  niemals 

^fpnltcn  ^ ;  er  lag  unb  liegt  noä)  jtoif^en  @ion 

ab  SRom^  om  Snbe  be§  Zpropöont^alcS,  mie  eS 

öEoa,  auler^Ib  ber  3Rauer.  3n  ber  l^eiligen 

cAcift  cffi^dnl  er  aud^  a(8  ^unterer  Seid^''  (3f. 

il  9X  aI4  «Xetd^  s^{<^^  t>^  }^^i  ^Dtouem" 

y*  22^  11)  itnb  als  ^fieitung  befiffönigS''  (oer- 

aäfid^  (^^^toT ;  2  Sdbr.  2, 14).  S)en  ledern 

oetbient  er«  neil  er  fein  SBajf er  burd^  einen 

hl  bot  greifen  ge^uenen  ®ang  ouS  bem 

^äffn  ff.  b.  %xt.)  ober  ber  SRarienqueHe  erl^all, 

?dde.  obgleich  httermittirenb,  bennod^  toegen 

s^stmtqß  gcfegenet  93affind  nur  in  rul^tgem  Saufe 

x%  Xddb  eirei^t.  f^ierburd^  erflört  fid^  einerfettd, 

x§  Ofouif  Don  bem  «ftiO  flie^enben  SBaffer  ®i« 

xV  fißd^  Of .  8,  6) ;  anbererfeitS,  hai  3o- 

(BelL  Jad.  5,  4,  1)  @iIoe  eine  OueHe 

6iloe  entfenbet  ben  lleberflu^  feines  SBof* 

'^.'boAtt  oiid  einem  ^dl^er  gelegenen  SBoffm  er* 

:Jt.  in  Hefer  liegenbe  ©orten  unb  meiter  }um 

•röcjxRf^Ie.   ^urc^  biefen  Z^tbeftanb  ift  bie 

r  -f  log^df^  ®d)eutung  feine«  IRamenS  gered^t- 

m^ji;  wddfe  3ol^.  9,  7  gegeben  ift  unb  bier  mit 

.-rm  bec  gpc&gten  SEBunber  3efu  in  SBerbinbung 

."  I*a4t  »ixb.  ^eute  ift  ber  Xeid^  faum  im  Staube, 

:*i^  Baflerergüffe  }u  unterl^alten,  ba  bie  ge* 

-zLstt  ^ifoffung,  nod^bem  fie  in  ben  ftreug- 

iL;jF.  ctnctiert  morben,  ooUftönbig  ruinirt  ift. 

ih  .^^iinn  bei  ©iloe"^  Don  bem  SefuS  (Suc. 

:<>.  4  t  fprid^,  tDor  oermut^Iid^  ein  SBeftanbtl^eil 

vr  aobr  gelegenen  Stabtmauer,  t)on  meld^em  fid^ 

!tx!  bi^imf<$e  ffunbe  erl^attm  l^al.  3n  neuerer 

*^  tfi  bie  tmterirbif d^e  Seitung  ou9  ber  SRorien- 

.:vlf    Ckgntftanb    forgfaltiger    ard^öotogifd^er 

Irnftti^nnigcit  gemefen,  befonberS  feitbem  1 880 

ftnaben  am  fäblid^en  9udf(u|  bcrfelben 

^nffbctft^  ocrmut^Iid^  aus  ber  3ett  beS  Königs 

.  enibedtt  ^ben.  S)iefe  berühmt  geloorbene 

etloainf(^rift  ift  in  att^ebrftifd^en  $Bud^- 

~£^<n  «nge^uen  unb  fagt  uti8,  ba^  ber  betreffende 

,xal  an  beiboi  Snben  jugletc^  begonnen  mttrbe, 

73  tu  Sfetn^oiuT  fu^  |ufammen  fanben.  Sem 

nad^  ifl  biefi,  nad^bem  bie  eine  %[b« 


^.^ 


tl^eilung  einen  langen  Ummeg  gemad^t  l^atte,  auf 
baS  ®e^5r  l^in  nad^  mel^reren  t)ergd)Iid^en  Ser« 
fud^m  erreid^t  toorbm.  2)a8  S)en!mal  ber  SSoU- 
enbung  l^at  für  unS  unfd^ä^borm  SBertl^  als  ältefteS 
bebräifd^eS  @d^riftftüa,  baS  bem  ^Iter  nad^  nur 
oon  ber  Snfc^rift  beS  jf önigS  a)lefa  (f.  b.  Slrt.) 
öbertroffm  mirb.  (Sgl.  ftau|fd^,  S)ie  @iIoa» 
üifc^tift,  Seitfd^r.  beS  beutfdden  ißaIaft.-93ereinS 
1881,  IV,  102  ff.;  ®ut]^e,  ebb.  250  ff.  1882, 
725  ff.)  [ftaulen.] 

$i(iietiit0,  ber  1^1.,  !ßat){t  (536—538?), 
toax  ein  @o]^n  beS  ^fteS  ^ormiSbaS,  ber  oor 
feinem  ^rieftertl^um  oerel^elid^t  getoefen  mar.  9llS 
Slgopet  I.  (f.  b.  9lrt.)  mäbrenb  feines  Stufentl^IteS 
in  Sonftantino)}eI  geftorben  loar,  beeilte  fi^  ber 
Oftgotenlönig  Xl^eobat,  ben  @ubbiacon  ber  rö- 
mifd^en  IKrd^e,  ©iloeriuS,  )um  $a))fte  mahlen  gu 
laffen,  um  bie  Srl^ebung  einer  Sreatur  beS  ff atferS 
SU  oerl^inbem.  Sin  Sl^eil  beS  römifd^m  SIeruS 
fügte  ^d^  gleid^  bem  SßiQen  beS  ^errfd^erS,  unb 
nad^  @iIt>eriuS'  Sonfecration  (8. 3uni  536)  untere 
geid^neten  aud^  bie  bisher  renitenten  ^riefter  baS 
üblid^e  SBal^Ibecret.  S)er  neue  $a{)ft  tierftanb 
eS,  burd^  fein  oerföbnlid^eS  auftreten  bie  Unregel- 
mö^igfeit  bei  feiner  SEBal^I  in  SSergeffenl^eit  gu 
bringen,  unb  er  tourbe  bal^er  aud^  nad^  bem  Suf- 
l^ren  ber  gotifd^en  ^enfc^iaft  in  SRom  meiter  als 
red^tmö^iger  ^ßa))ft  anerfannt.  S)a^  er  ben  ftönig 
X^eobat  bur(||  99efted^ung  )u  feinem  Sorgel^ 
beftimmt  l^abe,  beratet  ber  gegen  bie  ®oten  imb 
SiloeriuS  äu^erft  ge^öffige  Serfaffer  beS  erften 
Xl^eilS  ber  Tita  im  Liber  Pontificalis,  lann  aber 
auf  ©laubtoürbigfeit  leinen  ^nfprud^  mad^en  (ogl. 
üb.  Fontif.  ed.  Duchesne  I,  293,  not  2). 
9US  im  S)ecember  536  ber  laiferlid^e  gfelbl^err 
Selifar  SRom  befe^te,  mürbe  er  oom  ^opfte  freunb« 
lid^  aufgenommen,  tjfür  biefen  begannen  aber  (e^t 
bie  SBerfolgungen,  bereu  Urbeberin  bie  ben  Snono- 
pb^ftten  gemogene  ftaiferin  Xl^eobora  mar.  @ie 
batte  SiloeriuS  erfud^t ,  ben  aRonopl^Qftten  ^n- 
tbimuS,  ben  el^emaligen  Ißatriard^en  oon  Son- 

itantinotjel,  in  fein  3lmt  mieber  einjufejen.  ^IS 
)er$apftftd^toeigerte,fd^idteftebenrbmifd^m9)>o- 
crifiar  SSigiliuS,  bem  fie  für  SBiebereinfe^ung  beS 
SlntbimuS  bie  ^äpfllid^e  SBürbe  oerfprod^en,  nac^ 
Italien  unb  fd^rieb  an  Selifar  ben  Sefe^l :  ,,@ud^e 
®elegen]^eit  gegen  bm  $a^ft  ©iloeriuS,  ba|  bu 
i^n  abfe^eft  ober  toenigftenS  fidler  bier^er  lieferft. 
^ier  1^^  bu  ben  9lr(|ibiacon  SBigiliuS,  unfern 
liebften  Vlpocriftar,  ber  unS  Detfprod^en  bat,  ben 
^nt^imuS  jurüdfaurufen.*'  SBelifar  fül^rte  biefen 
Sefebl  nur  ungern  auS.  9ber  t)on  feiner  @atttn 
^ntonina,  bie  ftd^  ber  ffaiferin  geföSig  ermeifen 
moUte,  aufgeftad^elt,  begann  er  bie  gemünfd^ten 
SKa^regeln  gegen  ©ilberiuS  ju  ergreifen;  bie  SSer- 
antmortung  für  aQeS  Unred^t  gegen  biefen  fd^ob 
er  SSigiliuS  ju.  6S  mürbe  ein  ©rief  angefertigt, 
morin  ber  $a))ft  bem  ®oten!önig  SBitigeS  0er- 
fprad^,  ibm  ein  ©tabttl^or  öpen  gu  laf jen  unb 
fo  SRom  in  feine  ^änbe  gu  liefern.  SKan  fiel  nun 
über  @iloeriuS  l^er,  entril  il^m  feine  oberbirtlid^en 


308 


©ilöcfier  —  ©imcon. 


SM 


(Semnbe  unb  toarf  über  il^n  einen  ^^öud^S^abit; 
bcm  ißolfe  oerlünbete  man,  ber  $apft  fei  abgefegt 
unb  iURönd^  getoorben.  Sitoeriud  xoaxb  Don  93t- 
giliuS  in  @t\DQMam  geleiten,  unb  nad^bem  le^- 
terer  burd^  bie  (bemalt  bed  ^elifar  jum  $ap|t 
gemod^t  n)orben  (f.  b.  9lrt.  ißigiliuS,  ^ap\t), 
Dcrbonnte  er  ben  red^tmö^igen  Obec^irten  nad^ 
'*:&aiata  in  Speien  (mäxi  537).  ai8  ©iloeriuS 
bort  angefommen,  begab  ]\^  ber  Sifd^of  Don  ^a- 
tara  ^um  ffoifer  unb  Dertrat  bei  biefem  einbring- 
lid^  bie  ®ad^e  beS  ^opfteS.  Suftinian  befahl, 
@ilt)cnud  nad^  Stalien  )urädE)ufül^ren  unb  bort 
bie  @ad^e  auf^S  9ieue  §u  unterju^en;  nenn  cd 
\\ä)  5eige,  bag  ber  oerröt|erif c^e  Srief  unterfd^oben 
fei,  bann  foUe  iBiltcriuS  feineu  @i^  »ieber  ein- 
nehmen, aber  bie  jfaiferin  fuc^te  ed  ju  l^inter- 
treiben,  unb  aud^  9}igtliu§  mar  in  großer  ^wc^i, 
fo  bag  ber  ^ßopft,  aI3  er  in  Stauen  lanbete,  Don 
93elifar  gmei  Vertrauten  be§  93igiIiuS  übergeben 
mürbe,  bie  il^n  nac^  ber  Snjelgruppe  $ontta  im 
tpnl^enifd^en  Speere  brad^ten,  unb  ^mar  nad^  ber 
3n{el  ^Imaria,  mo  er  (angeblid^  be§  ^ungertobcS) 
geftorben  ift  (538  ober  540).  ®ie  ff ir^e  feiert 
feinen  3:obeÖtag  am  20. 3uni.  (Sgl.  Lib.  Pontif. 
1 ,  290  sqq. ;  Liberatus ,  Breyiarium  c.  22 ; 
Procopius,  De  hello  Gothico  1,25;  Marcel- 
linus Comes,  Ohronic.  [continuat.]  ad  a.  536 
et  537 ;  AA.  SS.  Boll.  Jun.  IV,  13  sqq.;  Jaffö, 
Regest.  Pontif.  Rom.  I,  2.  ed.,  115  sq.;  Re- 
vue  des  quest.  hist.  XXXVI  [1884],  374  ss. 
379  s.)  [^olamartl^.] 

^itvtftcx,  f.  @9befter. 

^ifoiits,  ^rang,  f.  @t|lDiu§. 

^intron  (".'•'E?),  ^erfonenname,  I.  im  91.  S. 
1.  ber  gmeite  Sol^n  bed  $atriard)en  Sacob  unb 
2ia'8,  ber  leibliche  Sruber  SRubenS,  Seoi'S  unb 
3uba'S  (®cn.  29,  33).  ®erfelbe  mar  üon  gl^a» 
rafter  rafd^  unb  graufam,  fo  ba^  er  fpäter,  um  ge« 
beffert  §u  merben,  üon  feinem  ©ruber  3offp^  einer 
befonbem  ©ebulbdprobe  unterjogen  mürbe  (@cn. 
42,  25).  Seine  ungcbänbigte  fieibenfc^aft  bemieS 
er  befonberS,  a(§  er  mit  feinem  Sruber  8eüi  feine 
äd^mefter  S)ina  an  ben  ©id^mitcn  rodete  (®en. 
34,  25) ;  eine  Sd^anbtl^at,  meldte  i^m  Don  feinem 
erjümten  SSatcr  bei  beffen  ©terben  bie  SSorl^er» 
fagung  eintnig,  ba^  ba3  fünftige  @efd^id  feine§ 
illbftainmeS  mad)t(ofc  3crftreuung  unter  ben  üb« 
rigen  33roeliten  fein  merbe  (®cn.  49,  5—7).  — 
S^er  ^32ame  @imeon  bejeic^net  2.  eben  ben  Don 
3acob§  @o^ne  ^erfommenben  Stamm  (92um. 
1,  6;  26, 14),  an  meld^em  bie  S3ermünfd()ung  3a- 
cob3  fetjr  balb  offenbar  murbc.  Sa  er  nic^t,  mic 
ber  Stamm  2eDi,  ben  greDel  be§  ?tf)nberm  fül^ntc, 
fo  traf  i^n  überaQ  Ungemad),  baS  feinen  t$ort* 
beftanb  in  Sfrage  ftellte.  S)ie  3a^l  feiner  maffcn» 
fähigen  9}Jänner,  meldte  bei  ber  erften  Söl^lwng 
noc^  59  300  (5Rum.  1,  23)  betragen  l^atte,  mar 
bei  ber  ^meiten  fd^on  auf  22  200  (9lum.  26,  14) 
^erabgefuufen.  Ü)2ofe§  b^ttte  bei  feinem  ^Ibfd^iebe 
Dom  &ben  feinen  Segen  für  Simeon,  mie  er  für 
StuBen,  3uba  unb  2eDi  (3)eut.  33,  6-11)  ^atte. 


Sei  ber  Sl^eilung  beS  SonbeS  Sonaan  butd^  äofoe 
erldielt  ber  Stamm  Simeon  (3of.  1 9,  2  %)  mr 
geringe  Sefi^ungen  angemiefen^  toüdjt  inno^ 
bed  SäejirfeS  Don  3uba  an  ber  Steetebene  iaqrn 
unb  anberSmo  (3of.  15,  20  ff.   1  @om.  80,27 
u.  f.)  mieberbolt  ald  la  3uba  ge^rig  bc|ek^ 
merben.  SS  l^ing  bief  mit  Derfd^iebenSm  Uifo^n 
Aufamm.en.  3uerft  bequemte  ber  Stamm  Simeon 
fid^  nid^  5ur  fe|]^en  SebenSDMife,  fonbem  6c> 
l^arrte  bei  feinem  nomabifd^en  Um^erf^eifieii,  M 
i^n  fpöter  meit  nad^  Süben  unb  bid  über  ben  So) 
^eg^ptenS  l^inüber  führte;  bann  aber  fj/aik  er  jir 
93eft^nal^me  ber  erlittenen  Sntbeile  fid^  mit  ba 
meit  ftörfent  Stamme  3uba  Derbunbet  (Sit^ 

1,  3),  fo  bog  er  fpöter  nur  eine  untergeoiMr 
S^oIIe  in  beffen  Serritorium  fpielen  fonnte;  aA" 
lid^  mar  er,  mie  au8  ben  ^nbeutungen  Qol 
46, 10.  e|.  6, 15.  1  ^r.  4, 24  l^erDorge^,  tnOi 
9Jü|beiraten  me^r  oIS  ein  anberer  Stamm  friicr 
iSraelitifd^en  Sigent^ümlid^f  eit  Derluftig  gegangn. 
3mmer^in  aber  führte  er  bie  Xic^ter^eit  ^tnbu^ 
befonberS  meil  er  baS  berühmte  t)eUig^tnn  9» 
fabee  befag,  ein  felb)länbiged  S)ofein,  fo  ba(  n 
S)aDib  bei  beffen  Srbebung  jur  iMnigSniäibe 
7100  Streiter  jur  IBerfügung  fteOen  fonnte  (1  ^ 
12,  25).  3ur  3^t  SRoboamd  mürbe  Simeon  ni^ 
mebr  aI3  felbftönbigcr  SSolfSt^il  gered^net,  fo» 
bem  mar  gan}  in  3nba  oufgegongen ;  br|iMgai 
gilt  Don  ibm  DorjugSmeife,  mad  3  ffön.  12, 17. 
2  $ar.  10, 17  Don  benienigen  S^roeltten  beri^Kt 
mirb,  meld^  in  ben  Stöbten  Subo'S  mo^ifin. 
SDurd^  nomabifd^e  Sitte  Don  ben  ubngoi  3i> 
raeliten  bouemb  gefd^ieben,  fud^ten  fpöter  einfcte 
%f)dU  bed  Stammes  \\d)  anbere  SSo^nft^  (1  $aL 
4,  38  ff.),  moburc^  fie  ber  nationalen  (Sean» 
f^ft  Döüig  entfrembet  mürben.  Seit  ben  3<i|n 
be§  ffönigS  Ssed^iaS  gibt  ed  über  Simeon  fm 
^lac^rid^ten  mel^r,  unb  nur  nod^  einzelne  fti* 
gehörige  bedfelben  merben  fpöter  unter  ben  a^ 
rigen  38raeliten  ermähnt  (Subitb  6, 11 ;  9, 2).  - 
S)en  ^amen  Simeon  tragen  im^UenXeflttmatt 
nod^  3.  einer  ber  3uben,  meldte  auf  (BbxQ§'  9f 
treiben  ftd^  Don  ibren  l^ibnifd^en  grauen  f^ciln 
mufeten  (1  gsbr.  10, 31) ;  —  4.  ber  ®ro^Dotet  W 
$riefter8  ^at^atl^iaS,  be§  93aterd  Subod'  bcfi  3Ro- 
d^abäerS  (1  ffliad^.  2, 1).  (SSgL  ®raf,  ©er  StoniB. 
Simeon,  TOcifeen  1866  [?rogr.].)    [ffanlen.] 

IL  im  9i.  %.  ber  nadj)  Suc.  2,  25  ff.  bei  Jw 
S)arfteIIung  3cfu  Dom  l^eiligen  (Seifie  in  bm 
Tempel  geführte  fromme  S^raelii,  meld^er  inbcm* 
felben  l^eiligen  @eifte  bie  9tatur  unb  ^ftimsang 
be§  ftinbeS  unb  ba§  sufünftige  Seib  ber  Wuttcr 
DorauSfagte.  Sr  mar  bamatö,  mie  fid^  anS  te. 

2,  26  unb  29  ergibt,  ein  @reid.  SBeitere  ftto 
D^ad^rid^ten  über  ibn  fel^Ien.  3m  apooppts 
Soangelium  be§  92icobemu8  (Tischendorf,  Ef. 
apocr.,  Lips.  1876,  389)  bei^t  er  «^ 
priefter",  im  ^rotoeoangelium  bed  3acobufte.24 
(1.  c.  48)  blofj  „^riefter*.  SBeibe«  ma^t  aba  We 
gans  allgemeine  IBemerfung  ^ein  SRonn'  bei  Sic 
2,  25  ameifer^aft.  SBenn  Simeon  f^on  bei  ber 


JDS 


©imeon  —  Simon. 


806 


fhteit  ^cfü  CIA  ®tei«  toat^  fo  fonn  er  nid^t  mit 
)m  Sbftbkin.  Simemi^  bem  So^ne  bed  @amaliel, 
teitiM  fnn  (Sehottgen,  Horae  hebr.  et  tal- 
I,  Dread.  «t  laps.  1733,  263),  ba  biefet 
PB  Stqldniim  beS  Zempclft  lebte.  (Ebenfo 
(oben  ifibif<j^  unb  ^riftlid^e  (Belebrte 
cril  cincai  (M  So^  ^eI8  unb  Sätet  ®a« 
I  bctei^nrten  Stabbon  Simon  bermed^felt, 
CnPco]  überj^ufit  frogtoürbig  ift  (üqI. 
e^vm^  <8cffl^  bcft  ]äb.  93oUeS  im  Seitalter  3efu 
itnfh  I,  2. 9ufL,  Seipg.  1890,  465 ;  U  [1886], 
S^  fX  ^M  cdmif(^e  SRait^roIogium  je^t  boS 
»  bd  OmfirS  €imeon  auf  ben  8.  Octobet. 
(SfL  HÜeroont,  Mäm.  I,  Paris  1701,  424; 
UL  8Sw  BoIL  Od  rvr,  4—23.)  [3-  Sfeltcn.] 
Snbcre  bed92amen§,  (.Simon 


i  (ii«^j^  bibüfd^er  ^ßerjonenname  I.  im 

L  dB  0ficb  bcfi  €tainmeg  3ubQ,t)ontt)eId^em 

vrte  befamU  ifl  (1  ^at.  4, 20).  —  2.  ein 

ih^  ^foierpritfltr,  her  gtteite  bicJeS  SRamenS, 

iem3^192tL  g^r.  flarb  unb  (gccll  50, 1  Ijo^e 

L-^pd^  nim  (DgL  Jos.  Antt  12,  4,  10; 

5  ni4  2,  i;.  —  S.btT  jtocite  Solfin  be§  §o^n- 

fzitfi  IKatiatffiaS,  mit  bem  SBtinamen  £]^aft, 

kl  in  Pnfimbc  fBain  ipegen  feiner  Umftd^t  unb 

ty^ä^tUiiidi  oflcn    99rüb€m  oI8  fieiter  unb 

9r:aibct  oiinniifQ^^L     ^r  erfe|te  feinen  Sntbcr 

CsrtM  ntc^  bio%  in  ber  Süegierung  ber  %uf- 

bid(J4(n  142  D.   S^r.  ^    fonbem  au$  in  bem 

k:  ^coKT  gfamilie  olltnälig  entftanbenen  Streben 

■l^£eIbfldnbi9ffiL    SBöl^^renb  er  eifrig  an  ben 

>.^3nqai  Subda'S  bauen  lieg,  fanbte  er  eine  ®e- 

oXK&afi  <m  ben  fQrifd^cn  ftönig  S)emeh:iu8,  um 

tan  Sonbe  ^teucrfreil^cit  gu  enuirfen,  erl^iielt 

rrrfbe  jttgtfogt  unb    «^nnl^m  fo  baS  3od^  ber 

CricR  0011 3$rdel'*   (1  ÜRad^.  13,  41).  3ubäa 

TMh  haaat  poUtifc^e  @elbftanbigteit,  unb  man 

rr.im  mm  eine  eigene   3<itred^nung,  bie  aera 

sisKmis  (1  9Rq(^.  13,  4:2).    ©eine  |)au))ttbaten 

aeca  Die  Saberung  ®a^axQ%  bed  alten  ®e)er8, 

.-£>  üt  Scrtxetbung  ber  f^rif^en  SBefo^ung  auS 

^/zSfia,  mbem  er  fie  biird^  junger  )ur  Uebergabe 

=12;}  (1  Sladb-  13^   50).    3n  ben  Salären  ber 

*:y  «nb  btd  Erlebend,  iDelc^e  er  baburdb  ^erbei* 

i=x,  ioiSte  et  \m  geiftige  unb  materielle  3Bol^I- 

"Jd  bt^  SonbeS ,    für   ftrenged  Sted^t  unb  für 

I-^^bnmg  beS  JLÜbifc!^en  @efe^e8,  unb  bo§ 

«.%«!  gab  ibm  )eine  ^anfborfeit  funb,  inbem 

Ul  i.  (Bp^  naäjlbtsx  ^etnetriuS  bieg  fc^on  ge« 

2a,  »bU  ^ubcn  vaah  i^re  ißriefter  einwilligten, 

^*\  a  ^t  t5urft  unb   ^o^erpriefter  möre  auf 

%SB.  btl  ein  glaubhafter  ^rop^et  unter  if^mn 

.rrÄiäle*  (1  ÜRae^.  14,  41).  S)amit  würbe  eine 

nf  to^e^c^U^  uiib  fürftlic^e  S)9nQfiie,  bie 

"^7  coisBonaer«  begmiibet,  welche  batb  oud^  Don 

VT  Hooimi  anerlanut  tourbe  (1  9J7a(^.  15,  15 

ks  i4>.  StMüttr  iDequd)te  Slntiod^uS  Sibetcd,  Si- 

n  viebec  fur  %nctf  ennung  ber  f^rifd^en  Ober« 

^Int  91  i^Dingen,  oüein  Simons  taf)fere  Sö^ne 

.'::;fci:d  ;nib  ^obaun<8  mad^ten  biefen  9lnfprüd^en 


burd^  IBeftegung  beS  f^rifd^en  gelbl^erm  Senbe- 
baud  einSnbe.  So  lange  Simon  lebte,  l^atten  bie 
äuben  oon  äußeren  gfeinben  feinen  Angriff  mel^r 
)u  befürd^ten.  3nbe|  [tarb  ber  finge  ^enfd^cr 
135  O.Sl^r.  eines  gewaltfamen  XobeS,  inbem  fein 
eigener  Sd^wiegerfol^n  ?ptoIemäu8  (f.  b.  %rt. 
X,  625)  in  ber  ^ftung  S)of  il^n  mit  jmeien  feiner 
Söl^ne  umbringen  Iie|.  SOtit  i^m  ftarb  ber  te^te 
oon  !KQt]^at^ia8'  Söhnen.  (SBgl.  Jos.  Antt.  13, 
6—7 ;  Sd^ürer,  ®efd^.  beS  iüb.  «olfeS  I,  2.  «ufl., 
Seipäig  1890, 190  ff.).  —  4.  ein  beniaminttifd^er 
Serrät^er,  meld^er  wegen  Streites  mit  bem  ^o^en« 
priefter  bem  f^rifd^en  Stattl^alter  9l|)oIIoniuS  9e* 
rid^te  über  bie  in  Serufalem  oorl^anbenen  Sd^ö^e 
^interbrad^te  unb  fo  bie  ^bfenbung  beS  &eIio« 
boniS  5ur  ^lünberung  berfelben  bewirfte  (2  vRaö). 
3, 4).  [ftaulen.] 

n.  im  92.  £.  1.  einer  ber  3I))ofteI,  Sol^n  beS 
3onaS,  beffen  !Rame  oon  3efu  felber  in  ^etruS 
(f.  b.  tHrt.)  geänbert  würbe.  —  SJerfd^ieben  Oon 
il^m  ift 

2.  ber  9))ofteI  Simon,  mit  bem  Seinamen 
ber  Eiferer  (CTjXtDTTfic,  Suc.  6,  15  [ogl.  9!pg. 
1, 13])  ober  (SKattl^.  10,  4.  aJlarc  3, 18)  xava- 
vawc  (nad^  anberer  SeSart  xavavtTjrjc),  waS  mit 
CtjXcuti^c  gleid^bebeutenb  ift,  ba  eS  bem  c^alböifd^en 
K9J?  ober  ^»la  entjprid^t  (ogl.  Sd^egg,  Soang.  nad^ 
SWarcuS  I,  aRünd^en  1870,292),  ®a&  ber  ^oftel 
}u  ber  namentlich  auS  bem  iübifd^en  ftriege  be- 
fannten  S^Iotenpartei  gel^ört  l^abe  (fo  nod^  Siefen« 
tl^al,  SaS  l^ilige  goang.  nad^  SRarcuS,  ÜRünfter 
1894, 165),  folgt  auS  bem  Seinamen  nid^t;  man 
oerftebt  oielme^r  im  91.  X.  barunter  einen  (liferer 
für  bie  iübifd^e  Steligion  unb  bie  Seobad^tung  beS 
®efe^  (ogl.  «pg.  21, 20.  ®al.  1, 14).  3rrigcr. 
weife  l^aben  ber  1^1.  ^ieron^muS  u.  %.  baS  äBort 
xavavaio?  oon  bem  Orte  Sana  in  ®alilöa,  Rubere 
(ogl.  ÜKe^er,  Ihit.-ejeget.  ^anbbud^  über  baS 
goangelium  beS  Sllatt^öuS,  7.  Sufl.,  ®öttingen 
1883,  238)  ^üon  irgenb  einem  Orte"  abgeleitet. 
Offenbar  unrid^tig  ift  aud^  bie  ^nftd^t  beS  !Rice- 
pl^oruS  (H.  E.  2,  40),  Simon  SananöuS  fei  erft 
nad^  feiner  Sefe^nmg  jum  SIpoftoIate,  in  wcld^em 
er  einen  glü^enben  Eifer  für  3cfnS  unb  bie  Se- 
obot^tung  aller  Sorfd^riften  ber  Stcligion  an  ben 
Sog  gelegt  f^aht,  3eloteS  genannt  worbeu.  Enblid^ 
werben  gar  (f.  Cotelerius,  Patres  apostolici  I, 
Amst.  1724,  274,  not.  6  5U  Const.  ap.  2,  63) 
mitimter  ^wei  Simon,  ber  Eonanöcr  unb  ber 
Eiferer,  als  oon  eiuunber  unterf (Rieben,  angeful^rt. 
Son  Simon  berid^tcn  bie  Eoangelien  weiter  ntd^t§ ; 
fein  5Wame  finbet  fid^  nur  in  ben  ^ofteloerjeid)- 
niffen  (SRattb.  10,  4.  «Ware.  3, 18.  fiuc.  6,  15. 
^pg.  1,  13).  lieber  feine  fpätere  SBirffamfeit 
lauten  bie  92ad^rid^ten  Oerfd^ieben.  ^licepl^oruS 
(1.  c.)  lögt  i^n  in  SRauretonien  unb  anbercn 
Slbtilen  ^frifa^S  unb  bann  auf  ben  britifd^en 
3nfeln  prebigen,  aber  mit  Unred^t;  benn  bie 
einjige  altere  Ouelle  l^ierfür  ift  ber  Wenig  glaub- 
Würbige  !ßfeubo-S)orot]^euS,  ber  bem  Snfc^eine 
na(^  im  6.  So^tl^wnbert  fd^rieb  (ügl.  AA.  SS. 


807 


Simon. 


808 


BolL  Oct.  Xn,  425  sq.  unb  Si)){tu8,  2)ie  opo« 
cn^pl^en  ^I^oftelgefd^id^tett  unb  ^oftellegenben 
n,  2,  SBraunfd^tocig  1884,  147  ff.).  SBo^I  aber 
f^ai  ber  Slpoftel  maJ^rfd^inlid^  in  ^egt)pten  unb 
bamad^,  tote  baS  römifd^e  ^J^ort^rologium  fogt 
mit  Subad  XJ^bböuS  (f.  b.  9lrt)  unter  großem  Er- 
folge in  ^erfun  geprebigt  unb  in  le^teremSanbe  ben 
^{ort^rtob  gefunben;  {o  berid^tet  oud^  Ado,  Lib. 
de  festivitatibuB  SS.  Apostolorum  (Migne, 
PP.  lat.  CXXIII,  185  sq.),  bem  pd^  Ujuarb 
in  feinem  ÜKartt^roIogium  (ib.  OXXIV,  629) 
anfd^Iie^t,  unb  Pseudo-Isidor.,  De  Tita  et  obitu 
öanctorum  (bei  SipfiuS  II,  2, 147,  Snm.  4;  ögl. 
ebb.  1, 213),  toäldrenb  aWofeS  öon  E^orene  (Hist. 
Armen.  2,  84)  blo^  Don  @imon8  Xl^ötigfeit  in 
^erften  ^pxxäjit  3)a|  bie  ölteren  SRart^rologien 
fein  ÜJlart^rium  in  eine  ©tobt  ©uanir  in  ^erfien 
oerlegen,  xoit  Wban  Sutler  (Seben  ber  SSäter  unb 
3Kärt^rer,  beutfd^  Don  SRöfe  unb  SBeiS  XV,  9Kaina 
1825,  542)  fagt,  ift  unri^tig  (Dgl.  Acta  SS.  L  c. 
427  sqq.).  Snigertoeife  »irb  ber  ^Ipoftel  ©imon 
5un)eilen  ibentiftcirt  mit  2(ubaS  Xl^bbauS  unb 
bem  iBifd^of  Simon  (S^meon)  Don  Serufalem, 
fo  in  einem  Snl^nge  5U  Hier.  De  viris  illu- 
stribuB  (Migne  1.  c.  XXIH,  721),  ttJO  eS 
^ei^t :  Simon  Cananaeus,  cognomento  Judas, 
frater  Jacobi  episcopi,  qui  et  successit  Uli 
in  episcopatum,  unb  in  einer  fiifte  ber  }tt)ölf 
^poftel  am  Snbe  einer  SDangelien^anbfd^rift  (f. 
Cotelerius  1.  c).  f^ür  bie  ißcrme^dlung  be§ 
3lpofteI§  mit  bem  Sif^of  ©imon  f.  aud^  Pseudo- 
Hippol3rt.  De  duodecim  apostolis,  bei  Migne, 
PP.  gr.  X,  954,  unb  Pseudo-Isidor.  De  vita 
et  obitu  Sanctorum  (SipfiuS  II,  2,  147).  — 
3.  ber  Sniber  be§  SacobuS,  Sofepl^  unb 
3uba§,  ber  bei  TOattl^.  13,  55  unb  a«arc.  6,  3 
„»ruber  3cfu"  Reifet.  SDiefe  Dier  ftnb  ©ö^ne  beS 
ÄIoi)o9'  (3lli)]&äu§)  unb  aWaria'S,  ber  ©d^toeftcr 
ber  ©otteSmutter  (Dgl.  b.  ^rtt.  ©rüber  3efu  unb 
3acobu8  ber  3üngere).  SBal^rfd^einlid^  ift  biefcr 
Simon  berfelbe,  mcld^er  bem  1^1.  3acobu§  auf  bem 
bifdf)öfli(^cn  ©tu^Ie  Don  Scrufalem  narfjfolgtc. 
§egefipp  nennt  il^n  (Eus.  H.  E.  4, 22, 4)  „©ol^n 
beS  DnfelS  be§  §erm,  ©o^n  fflopaS',  Setter  beS 
§erm"  (dvet^i^v  toü  x-jpiou)  unb  (ib.  3,  32,  6) 
„ffinb  beS  DnfelS  bc§  §erm,  ©^meon,  ©ol^n 
.'?lopa§'",  iDäf)renb  3acobu§  einfach  „©ruber  beS 
Aperm"  l^cifet  (ib.  1, 12,  5 ;  2, 1, 2;  2,  23,  1 2c.). 
ÖierouS  fönnte  man  aUerbingS  (fo  3.  ©.  Light- 
foot,  St.  Paul's  Ep.  to  the  Galatians,  Lond. 
1 892, 276  ff.)  bcn  ©d}Iu^  jic^cn,  bafj  ©imon  blofe 
aia  leiblicher  5Reffe  beö  1^1.  3ofepb.  3acobu§  aber 
als  cigentlid^cr  D^effe  ber  ©otteSmuttcr  Setter  3efu 
toar.  ^Allein  (gufebiuS  fügt  (ib.  3,  32 ;  Dgl.  3, 11) 
bei,  ba^  nad^  bem  ©eric^te  be§  C^egeftpp  jf  lopaS 
ber  ©ruber  Sofcpl^S  mar,  unb  ber  ©if^of  ©i» 
mon  Don  3erufalem  ber  ©ol^n  bc§  fflopaS  fei, 
ber  aud^  im  ©Dangclium  ermäl^nt  tuerbe.  ©omit 
fc^eint  er  fflopaS  alS  ©ruber  3ofep5§,  unb  TOaria, 
feine  grau,  alö  ©c^mefter  ber  3Jlutter  3cfu  an» 
äufel^en.   Ob  bann  meiter  au8  ber  ©ermeibung 


ber  ©e^eid^nung  ©imonS  aI8  SocobuS'  ©ruber 
gefd^Ioffen  merben  barf,  ba|  biefe  beiben  nic^ 
flinber  berfelben  SRutter  waren,  ift  nid^t  jn  er« 
fennen.  Spipl^aniuS  (Haer.  78, 14)  nennt  Si- 
mon blo^  einen  ©etter  3acobud'  bed  ®ered^ 
^ud^  ber  ©erfaffer  ber  Constit  apost  7,  46  k- 
jeid^net  „©qmeon,  fflopaS'  ©obn",  als  9la4- 
folgcr  „äacobuS',  be§  ©ruberS  beS  §erni*,  raf 
bem  bifd^öflid^en  ©i^e  Don  3^rufalem  unb  fßt 
bemgemö^  ©imon  unb  3acobu8  nid^  für  Srü" 
ber  (über  bie  ©enoec^SIung  ©imonS  mit  Subol 
f.  0.  n.  2).  ^uf  bem  ^ftngftfefte  umren  au4 
bie  ^©rübcr  ^t^u"  mit  ber  l^etligcn  3inigfnm 
unb  ben  SIpofteln  zugegen  (^pg.  1,  14).  Si- 
mon mar  femer  bei  ber  Srmorbung  bed  I^L  ätt* 
cobuS  im  3*  62  anmefenb  unb  tabelte  be|a 
Woxhtx  (Epiphan.  1.  c).  9lad^  biefem  9Rorbe 
mürbe  ©imon  felbft  einmütl^ig  ju  Socotef 
92ad^foIger  ertoöl^It  (^egeftpp ,  bei  Eus.  E  E. 
3, 11).  Sr  l^atte  aldbalb  ben  ©d^merg,  )u  fe^ 
ba|  fi^  Sl^ebut^iS  (f.  b.  9lrt.  (gbioniten  IV,  84), 
meil  feine  t^offnung  auf  ben  Spifcopat  getöuf^t 
mar ,  Don  ber  ©emeinbe  trennte  (Eus.  E  & 
4,  22,  5):  9IS  bie  Sl^riften  beim  ^udbnid^  bd 
jübifd^-römif  d^en  ßtiegeS  auS  Serufalem  nad^  $dA 
flol^en  (Eus.  H.  E.  8,  5,  3;  Epiph.  Haer.  29,7; 
30,  2),  ging  ©imon  ol^ne  3iDetfeI  mit  i^nen,  näk 
er  mirb  mo^I  burd^  feinen  ^ufentl^t  bafelbfl  ba 
9tad^forfd^ungen  ©efpafmnd  (Eus.  H.  £.  S,  Itj 
unb  2)omitian§  (ib.  3,  19)  nad^  ben  W>W!a» 
lingen  2)aDib§  entgangen  fein.  9)agegen  mu|  b» 
bingefteOt  bleiben,  ob  ©imon  fid^  bem  X^  ber 
^l^riften  anfd^Io^,  toeld^er  \xi)  naä)  bem  Unteigin| 
ber  bciligen  ©tobt  auf  ben  %uinen  berfelben  1» 
ftebelte  unb  eine  big  gur  3^t  ^abrianS  hlSüfok 
(Epiphan.  Lib.  de  pond.  et  mens.  n.  15,  W 
Migne,  PP.  gr.  XLIII,  262;  Eos.  Demonstr. 
evang.  3,  5)  @emeinbe  bilbete.  Ueber  ben  Ziib 
©imonS  berid^tet  ^^egeftpp  (bei  Eus.  EL  £.  8,  S2, 
3. 6),  ba|  er  im  9Uter  Don  120  Solaren  unter  bn 
ffaifer  Xrajan  unb  bem  ©tattbalter  Sttiail  m 
^alöftina  (ogl.  barüber  ©d^ürer,  ©ef^.  be«  jO. 
©olfeS  1, 541)  Don  ©edirern  angeflagt  tmirbe,  eil 
9lbrömmling  beS  &aufe§  SMDibS  unb  ein  (E^p  p 
fein.  @r  fei  tagelang  aUerbanb  ^foltern,  bie  eront 
erftaunliddem  ^ut^e  ertragen  ^be,  untmpolfai 
unb5uIe^tge!reu3igtmorben.  Unter  ben  »©ectircn' 
finb  fid^cr  9Kitgliebcr  ber  fieben  Don  ^egefipp  W« 
meilen  ermähnten  ©eden  (f.  Eus.  H.  E.  2, 23,8; 
4,  22,  7)  Derflanben,  bie  im  SBefenttid)cn  iübift 
maren  (ba§  Chron.  paschale,  ed.  Dindorf  1,^71, 
nimmt  irrtpmlid^  bie  bei  Eus.  H.  E.  8,  28, 29 
ern)ö(}nten  Serintl^  unb  92icoIoiten  alS  Qcgpff 
©imon§  an,  inbem  e§  nid^t  bead^tet,  bo^  Me  |0 
erflörenben  SBode  nid^t  Don  SufebiuS,  fonberaM 
^egefipp  l^errübren;  Dgl.  Lightfoot,  TlieApMi 
Fathers  II,  1,  2.  ed.,  Lond.  1889,  66).  M 
^art^rium  be§  ©if  d^of §  ©imon  Don  SrntfalemfiB 
etma  in  ba§  ^a^x  107  n.  (Si)x.  (Dgl.  Eub.  Chna 
ed.  Sclioonell,  162sq.  unb  ba§u  Lightfoot  II,  Si 
451  f.).  S)a§r5miid^ea)lartQroIO0ium  fe^feing^t 


w 


Simon,  Stid^otb. 


310 


of  ta  1&  ^dforn  (ttgl.  AA.  BS.  BoU.  Febr. 
ai,SI-5S;  TiBemontL o.n,  186—190). — 
L  Hr  aRttni  .oaft  C^rnie",  melc!^  bie  Sol- 
le». al§  cc  jöom  Sonbc''  bin  (üRorc.  15«  21. 
3c  23^  2S)  aad^  ciittm  i^nen  }ufte^ben  gro^n- 
-!de  j^Bonicii^  craoem  portar«  post  Jesuin 
,ic  0.  CL  Ol^«  9:m  ^^  nU^t,  ba^  er  baS  ftreuj 
j  des  dam,  defuS  oI>er  an  bem  üorbem  Snbe 
ra  tvie  on^  in  IRortind  oon  Sod^em  ^Seben 
j=i  £sdcR  SB|nf9  femn  3efu  (E]^ri{ii\  SRain} 
^71,  649  fle|^  fol&ent  ba|  ec  mit  bem  ganjen 
•n3|e  ^ada  3ffii8  folgte.  S)enn  bafSr  \pitä^ 
*^  ^tcfie  bd  SRotl^.  27,  32  unb  SRorc.  15,  21 
n^  t«e  dHaxinigeii  bet  meiften  WAtt  unb  ß|e- 
-la.    Siet  ®iii)^i!cr  SofUibeS  lie^  fogot  @t« 
telt  a<fu9  bcn  JheujeStob  erleiben  (ogl. 
a  faaer.  1, 24, 4,  beiMigne,  PP.  gr. 
TU,  679).    92ai^  bem  Soangelium  9ticobemi 
Imdbmäorf^  £▼.  apocr.,  302)  l^dtte  3efu8 
'^  boS  fltrai  !nd  an'«  SÜ^or  ber  Stabt  ge- 
r^QBi,  mepi  IRatt^.  27,  32  po|t.  SBenn  Simon 
3  ^asn  Zcfrommt  dS  ^ber  C^rener"  bqeid^net 
:  r),  |f  foS  btcfct  93etname  o^e  3meif el  mif  feine 
ySa$  ffltf  Cyrrae  in  ^frifo  l^intoeifen,  »ofelbft 
rA  y^Mfu»  (Anti.  14,  7,  2)  Oiele  Suben 
=  «n,   ®lf  1^  onberen  t>on  bort  fiommenben 
loa  (9p^  S,  9)  f<^tnt  and^  er  in  Serufolem 
r«j  gnorjcn  |u  fein,  mag  er  nun  t)on  einem 
"c^ru  ober  vom  Vlder  }U  3efu  gebmmen  fein. 
>x3tf.  fimticofiufi  unb  Snbere  (og(.  Gorn.  a 
j^  Comm.  m  Mattk  c.  27,  32)  nel^men  an, 
zn  dex^mpt  fittn  3itbe  gemefen;  bagegen  fprid^t 
^  Vlbn  fjdn  6i^  idraettüjd^er  9tame.  2)a^  er 
;c  Si2zc  15, 21  nS^  (dd  SSaler  oon  StufuS  (Dgl. 
X«.  16«  13)  mü)  Slcjonber  begeid^net  mirb, 
;sxt  bannf  ^in,  ba^  btefe  beiben  ben  d^riftlidjien 
i-ss  ftct  (EDongtlcumS  tool^I  befamtt  toaren. 
srx2  2aeg^  bie  Sccmut^ng  na^e,  ba|  aud^  Si- 
u  leSäifl  €|(rif)  gemorben  ifL  (Er  mor  efi  ober 
^Mwm  }d^n  bamalS,  olS  bie  römifd^en  Sol- 
i^  pDoxig/ai,  baS  i^reu)  ju  trogen  (@ro- 
:^  E.  1.x  9Ro9Jt<6  ifi  (»ie  £e  SamuS,  Seben 
^sr!f  ^ont  3cf  tid  ei^nfhiS,  uberf .  oon  £.  jf epp- 
r.  IL  SsRHog  1895,  488  annimmt),  bo^  Si- 
r^  Iß.  ben  Stmßc  ge^mungen  mürbe,  meü  er 
i;j3  tac^  feoif  fkiltung  9RitIeib  mit  3<fu  an 
^  £«l  ligtt-  allein  na^  liegt  bie  Snnal^e,  ba^ 
Qcgm  fdnm  SBiOen  bad  theu}  tragen 
}Mnn  airf  bem  ffreugmege  Sngefid|t8 
wib  Srgeben^it  3efu  bie  ®nabe 
flMtxT  mimd^  SRonnem  auS  Sirene 
§s  Z^a  mürbe  (Slpg.  6,  9 ;  11, 20). 
tacd^  bafi  ffreu)  )um  fyxttu  Z)ie  un- 
9lik^n4t«i,  ba^  Simon  oom  ^I.  ^trud 
gmrt^t  morben,  mit  feinen  Sö^en 
SMngelittm  geprebigt  l^obe  unb 
fei,  fieOt  eomeliuS  a  Sopibe 
27,  32)  unter  Berufung  auf  baS  bem 
aa^  im  17.  ^a^rl^unbert  gefölfc^te  an- 
Dextri(f.bteStene  beiMigne, 
302  unb  ogt.  b.  «rt.  Dei^)  unb 


— *» 


=> 


Branlio,  Additam.  ad  Ciuronicon  Maximi  (f. 
Migneib.  274,  n.  4)  }ufommen.  —  5.  ber  SBater 
befi  3uba8  gscariot  (f.  b.  «rt).  —  6.  rin  aI8  ©er- 
ber  be}ei(^neter  Cbnft  }u  3oppe,  oon  meld^em  %pg. 
9,  43  (ogl.  aud^  ^pg.  10,  6.  32)  berid^tet  mirb, 
ba|  $etruS  eine  S^ttlang  bei  il^m  mol^nte.  — 

7.  einer  ber  Seigrer  unb  ^ropl^eten  ber  ffird^e  ju 
Sntiod^ien,  ber  uitter  bicfen  Spg.  13, 1  an  jmeiter 
Stelle  genannt  mirb.  ffien  jweiten  5Ramen  „Säger" , 
meldten  er  bort  fül^rt,  ^at  er  oie&eid^t  nic^t  fd^on 
oon  feiner  @eburt  an  getragen,  fonbem  erft  fpöter 
beim  SBerfe^r  mit  9{td^tj[uben  erl^atten  ober  an- 
genommen ;  alle  Sd^Iüffe  auS  bem  Seinamen  auf 
Simons  Hautfarbe  ober  auf  feinen  afrüanifd^en 
Urfprung  fc^meben  in  ber  Suft.  Sr  ift  bismeilen 
mit  Simon  Don  (Si^rene  ibentificirt  morben  (ogl. 
ben  Kommentar  jum  angeblid^en  Chronicon 
Dextri,  bei  Migne,  PP.  lat.  XXXI,  273).  — 

8.  ber  3ube,  in  beffen  ^au8  }u  Setl^nien  !D^aria 
ben  ^erm  falbte  (ogl.  ÜRattl^.  26, 6  ff.  SRarc.  14, 
3  ff.),  er  filierte  ben  3unamen  ber  »9udfö|ige'', 
loaS  fd^merlid^  gfamilienname  ift,  benn  fold^e 
maren  bei  ben  3uben  nid^t  in  ®ebraud^;  toafft» 
f d^einlid^  ^tte  er  frül^  ben  9luSfa|  gel^abt  unb 
mar,  mie  ^ieron^mud  gu  SRatt^.  26,  6  meint 
(Migne  L  c.  XXVI,  191),  burd^  Sefum  ge- 
l^eilt  morben.  9Rit  ben  meiften  Ssegeten  ^t  man 
bie  in  feinem  ^auf e  bei  einem  Saftmal^Ie  ge« 
fd^el^ene  Salbung  als  ibentifd^  mit  ber  ^ol^.  12, 
7  ff.  bon  ÜRaria  berid^teten  angufel^en.  Sa^  nad^ 
3o^anneS  aud^  SajaruS  anmefeim  mar  unb  üßart^ 
»biente",  erflört  ftd^  bei  einem  gu  Sl^ren  3efu 
gegebenen  (Saftmal^I  leidet,  aud^  menn  bie  ®e« 
f d^mifter  blo^  !Bermanbte  unb  gfreunbe  beS  IgHmfeS 
Simons  maren.  Smmerl^in  märe  eS  möglid^, 
ba^  Simon  SagaruS'  SSater  (fo  unter  ^Berufung 
auf  apocrqpl^  92ad^rid^ten  NicephoruB ,  E.  H. 
1 ,  27)  ober  ÜRart^a'S  ®atte  (fo  g.  93.  ^g- 
ftenberg  u.  91.)  gemefen  more.  Suf  leinen  gfoll 
liegt  ein  @runb  oor,  i^n  mit  bem  folgenben 
gu  ibentificiren.  —  9.  ber  $^faer,  in  beffen 
IpauS  gu  ®alilöa  bie  Sfinberin  beS  ^erm  %ix%t 
albte  (2uc.  7,  86  ff.).  ®iefe  Salbung  mar  0er- 
d^ieben  oon  ber  inSetl^nien  oorgenommenen 
bgl.  b.  ?lrt.  SWaria  Vm,  735),  unb  bemnad^  aud^ 
ber  l^ier  genannte  Simon  Oon  Simon  bem  SluS« 
fähigen  in  gSetl^anien  (f.  b.oor.9lr.).    [3.9felten.] 

$inton,  SHid^arb,  ber  Segrünber  ber  „l^i« 
fiorifd^-fritifc^en"   «nleitung  in  baS  «Ite  unb 
9leue  leftament,  mar  gu  ©ieppe  am  13.  9Jlat 
1638  geboren,  mad^te  feine  Stubien  gu  ©icppe, 
»ouen  unb  ?PariS  unb  trat  in  lettcrer  Stobt  1662 
in  baS  oon  «Earbinal  be  93eruue  (f.  b.  Slrt.)  ge- 
grunbete  Oratorium  ein.  98on  feinen  Oberen  er- 
hielt er  bie  ßrlaubnife,  ftdj  oorgugSmeife  bem 
Stubtum  ber  orientalif^en  Sprad^cn,  ber  ^jeiligen 
Sd^ft  unb  ber  ffird^engefd^id^te  gu  mibmen;  t)ot- 
übergel^enb  mufete  er  aßerbing?  gu  Suill^  ^^tlo- 
fop^ie  bociren.  ®ie  ^ftermei^e  empfing  et  gu 
^ariS  am  20.  September  1670;  in  bemfelben 
3a]^re   oeröffentlid&te   er   (anonym)   feine    ctfie 


311 


@imon,  SRid^arb. 


812 


Schrift,  in  ber  er  bic  Swbcn  Don  2Re^  gegen  bie 
^efd^ulbtgung,  ein  €^n|tenftnb  gctöbtet  511  ^aben, 
in  @d)U^  naljm  (Factum,  servant  de  responce 
au  livre  intitule  Abröge  du  procez  fait  aux 
Juifs  de  Mets,  Paris  1670).  3u  feinem  Un- 
glüde  Derborb  er  ed  biird^  fmti  »eitere  @d^riftcn 
rait  ben  äonjeniften  unb  ben  SRourinem  unb 
motzte  fid^  namentlid^  ben  »großen"  9lnton  3lr» 
noulb  ().  b.  Slrt.)  jum  unöcrfö^nlid^en  fjeinbe. 
3in  3. 1678  joHte  gu  ^ariS  ein  öon  Simon  lange 
oorbcreiteteS,  auf  umfaffenben  ©tubien  berul^nibeö 
SBcrt  bie  Histoire  critique  du  Yieux  Testa- 
ment, erf (feinen;  fte  war  fd)on  beinat)e  im  SDrud 
DoÜenbet,  oI3  ftd^  ^rnaulb  bie  iBorrebe  unb  bad 
Sn^altöDerjeidjniB  t)erfd)affte.  2tn  Unterem  lad  er : 
Molse  ne  peut  Stre  l'auteur  de  tout  ce  qui  est 
dans  les  Uvres  qui  lui  sont  attribuds.  3)ie^ 
benujte  er,  um  ©imon  ber  §eterobojie  ju  »er» 
böd^tigen  unb  ben  einflußreichen  IBifc^of  ^offuet 
gegen  bad  Sud^  einjunel^men.  Sefeterer  Deranlaßte 
einen  StaatSratl^befd^Iuß  Dom  19.  3uni  1678, 
laut  befjen  bie  gange  Auflage  Demid^tet  merben 
f  oUte ;  in  ber  %fyit  entgingen  nur  toenige  S^emplare 
ber  iBerbrennung.  @o  fel^r  man  aud|  biefeS  Ser« 
fal^ren  bebauem  muß,  fo  barf  bod^  nid^t  überfeinen 
merben,  baß  @imon3  SBerf  burd^  fül^ne  $9po- 
tiefen  unb  eine  bamit  gufammenl^ngenbe  ratio- 
nalifirenbe  Äid^tung  (ogl.  barüber  3.  99.  b.  9Irt. 
^entateuc^  IX,  1795)  ben  (Segneni  allerbingS 
manche  SlngriffSpunfte  bot.  ®egen  ben  SBillen  beS 
93erfaffcr§  öeronftaltete  ber  Suc^brudfer  Cljeoir 
gu  ^Imfterbam  nad^  einem  geretteten  gjemplare 
1680  einen  ^bbrud,  ber  aber  toenig  conect  roax 
(Derboten  burd^  bie  Snbejcongregation  1683); 
nad^  biefer  fel^terl^aften  ^uSgobe  ift  bie  Iateinif(|e 
Ueberfe^ung  angefertigt,  ttjeld^e  guerft  ju  5lmftcr« 
bam  1681  erfd^ien  (über  bie  Derfd^iebenen  aus- 
gaben unb  Siad^brude  Dgl.  Bemus  [j.  u.]  5  ss.). 
Sine  conecte  Ausgabe,  meldte  Simon  felbft  be- 
forgtc,  ttjurbe  ju  SRotterbam  1685  (jugleid^  mit 
einer  Sert^cibigung  be§  SBerfeS)  öeröffentlid^t ;  fie 
enthält  eine  fritifd^c  ©eft^id^te  be§  iejteS,  ber 
Ucbcrfejungcn  unb  ber  förflärer  be§  ?Uten  Slefta- 
mcntcS.  Sie  Eingriffe  auf  bie  Histoire  critique 
l&atten  fd^on  im  3.  1678  bie  öngftU^cn  Ora- 
toriancr  öeranlajjt,  ben  SSerfaffer  auS  i^rer  Kon- 
gregation auSjufc^Ueßen.  Simon  50g  ftd^  auf  bie 
^^forrfteUe  5U  SoUeöille  (9iormanbie)  jurüdf,  bie 
ibm  im  3.  1676  Derliel^en  toorben  tear;  bod^ 
id)on  1682  refignirte  er  unb  l^ielt  ftc^  öon  nun 
an,  auSfd^Iießlid^  mit  literarij^en  arbeiten  be- 
fd^öftigt,  gu  S)ieppe,  SRouen  unb  ^^JariS  auf.  3n 
ben  Sauren  1689—1693  publicirte  er  brei  SBerfe 
jur  ©efc^id^te  be§  5Reuen  SeftamcnteS,  »eldje  nod^ 
bebcutcnber  alS  feine  Histoire  critique  du  Vieux 
Testament,  aber  bod^  Don  ben  oben  angcbeuteten 
©djttJäd^en  nid)t  frei  fmb :  Histoire  critique  du 
texte  du  Nouveau  Testament,  Rotterdam 
1689;  Histoire  critique  des  versions  du  N.  T., 
Rotterdam  1690,  unb  bie  Histoire  critique  des 
principaux  commentateurs  du  N.  T.,  Rotter- 1 


dam  1693.    ^ud^  biefe  arbeiten  tomben  jiibi 
%\)dl  fd^arf  angegriffen,  unb  ^mor  \oXDoffi  oon  h- 
tbolijd^er  toie  Don  proteftantifc^er,  Don  ^rifUi^" 
gläubiger  toxt  Don  rationaliftifc^et  Seite;  bk 
beiben  erftgenannten  Schriften  famen  1700  «f 
ben  römifd^cu  3nbe£.  3n  ber  }h)etten  ^olfte  btf 
18.  3cinrbunbert3  tturben  fie  auf  Seronliiffing 
SemlerS  (f.  b.  ^rt.)  burd^  gramer  in'S  Scs^ 
überfcfet  (^üe  1776—1780,  3  Steile)  uab 
—  febr  gegen  Simons  Sntentiou  —  Don  bot 
beutfdjen  SRationaliften  in   i^rem  Sinne  rxf 
n)ertbet.  ®egen  bie  Histoire  critique  des  prin- 
cipaux commentateurs  Derfaßte  93o)|uet,  hbf 
tt)iUig  über  bie  aUerbingS  mitunter  pietatSlofe9e- 
banbtung,  meiere  Simon  bem  1^1.  ^ugufünulS  ja 
X^eil  merben  ließ,  bie  Defense  de  la  traditioii 
et  des  saints  päres,  bie  aber  erft  longe  na^bcS 
IBifd^ofS  Xobe  au  ^mfterbam  1753  erft^ien  (f.  b. 
^rt.  IBoffuet  U,  1140).  (Sine  ergan)ung  ju  ben 
beiben  erftgenannten  arbeiten  bilbet  bie  mit  %ppco' 
bation  beS  $arifer  erjbifc^ofS  t$-  bc  fytdm,  » 
fddienene  Sd^rift  Nouvelles  observaüoos  nr 
le  texte  et  les  versions  du  N.  T.,  Paris  1695^ 
tDorin  namentlid^  bie  ianfeniftifd^e  Ueberfe|unQM 
92euen  Xeftameuted  (f.  b.  ^rt.  ^Jibelüberf^mvi 
II,  748  f.)  fritiprt  »irb.  SBenig  SBerbreitung  jß 
Simond  eigene  Ueberfe^ung  bed  92euen  Xeftmunl 
(Le  N.  T.  de  nötre  Seignenr  J^us-Chrii^ 
traduit  sur  l'ancienne  ödition  latine,  ane 
des  remarques  literales  et  critiques  bot  Im 
principales  difficultez,  Trevoux  1 702, 4  YokJ; 
fte  mürbe  auf  SBeranlaffung  SoffuetS  bur^  bn 
garbinal-erabifd^of  be  92oaiae8  (f.  b.  Irt)  M 
^riS  Derboten ,  unb  93offuet  felbf}  griff  fk  v 
mel^reren  Instructions  an;  1704  !am  fie  anf  ka 
römif^en  3nbe£.  Sin  rul^ig  abtoögenbeS  VUlfA 
über  Simond  Seiftungen  auf  bem  ®ebiete  bs 
biblifd^en  3Biffenfd^aft  unb  jugleid^  auc^  über  feix 
angeblid^  Sd^ulb  an  ber  proteftontifd^natiomfr 
ftifc^cn  »ibelfritü  föttt  SBcIte  in  bem  «tt  6» 
leitung,  biblifc^e,  ob.  IV,  317  f.  —  Simon  ji«* 
in  feiner  ißaterftabt  2)ieppe  am  11.  9pril  1711 
S)ie  Angabe,  er  l^abe  für}  Dor  feinem  Siobe  al 
Slngft  Dor  ber  93e](|örbe  su  S)tep))e  feine  gefaa- 
melten  literarifd^en  Sc^ö^  Derbrannt,  ifl  folH; 
Dielmebr  Dermad^te  er  fie  (^onbfd^riften  unb  Sttja) 
burd^  Xeftament  ber  Satbebrale  Don  Soucn  (t 
Nouv.  Biogr.  gen.  XLIV,  8).   (Sgl.  no4  & 
monS  Siogropbi^  ^^^  Sruaen  be  Ux  SRartiniter 
in  Lettres  choisies  de  M.  Simon  I,  nouT.  AU 
Amsterd.  1730,  3  ss. ;  Straßburger  Seiitfige  fß 
ben  tbcol.  SBiffcnfd^.  I  [1847],  158  ff.;  SBenw, 
®efd^.  ber  cüpol.  u,  t)oIcm.  Siteratur  IV,  ©jifi' 
^mijcn   1865,   717  ff.;  V  [1867],  808  f.; 
Sieftcl,  ©cfd^.  beS  %  2.,  3ena  1869,  852  f.; 
SHcufd^,  3nbej  U,  1, 422  ff.;  Hurter,  Nomand. 
lit,  Oenip.  1893,  755  sqq.;  H.  Margiytle,il 
ber  Revue  d'hist.  et  de  litter.  relig.  I,  Pirii 
1896.  Sämmtlid^e  Sd^nften  Simons  vaäb  \am 
(Segner  Der^eidjnet  A.  Bemus,  Notice  Ymo- 
graphique  sur  R.  Simon.  B&le  1882.)    [Std-] 


i 


315 


@imon  ÜRoguS. 


S16 


flammte  qu8  bem  Sorfe  Songl^om  in  ber  ©rof- 
jd^aft  Stutlanb.  a)lit  großer  ^(u^acid^nung  leitete 
er  13  So^re  l^inburd^  bie  berül^mte  9Be)tminfter« 
^btei,  iDurbe  bann  1362  Sifd^of  t)on  ßlQ  unb  im 
folgenben  Saläre  ffangler  beS  ffönigrei^S.  3n  bie 
3eit  feiner  })oUtifd{|en  SBirffamfeit  fällt  ber  Kon» 
pfict  ^önig  gbuarbd  in.  unb  bed  Parlaments  mit 
Urban  V.  megen  beS  fiel^en^injed,  bejüglid^  beffen 
ber  $apft  fd^liellid^  nachgab.  3m  3.  1366  er- 
!)ielt  Simon  baS  SrjbiStl^um  Santerburp  unb 
ging  nun,  mie  fd^on  früher  als  iBifd)of  Don  &\), 
eifrig  an  bie  ^bfteEung  üon  SRi^bröud^en ;  aud^ 
fofl  er  bamal§  3ol^n  SBicIiff  (f.  b.  Art.),  ben  ber 
Dorige  Srjbifd^of  jum  iBorftanb  beS  SoUegiumS 
Santerburq-^aE  ^u  O^orb  befleüt  l^tte,  auS 
biefem  «mte  entfernt  ^aben.  ^Ö  $a})ft  Urban  V. 
il^n  1368  gum  Ö^rbinal  ernannte,  Derjic^tete  Si- 
mon auf  baS  SrgbiStl^um  unb  ftebelte  nad^  ^oignon 
über,  mo  er  1376  ftorb.  Ueber  feine  ©d^riften  f. 
Tanner,  Bibl.  Brit-Hib.,  Lond.  1748,  465, 
unb  über  ^Briefe  ber  1^1.  ftat^arina  oon  @iena  an 
il^n  Eggs,  Purp,  docta  I,  2,  Monachii  1714, 
423.  (SSgl.  nod^  Dict.  of  Nation.  Biogr.  XXXH, 
Lond.  1892,  99  f.)  [®am8  0.  S.  B.] 

^imon  9tagits,  nad^  ber  ^nfid^t  ber  alten 
JHrd^e  ber  Urheber  unb  Sater  aller  ^örefie,  ftammte 
nad^  Suftin  (Apol.  I,  c.  26)  urä)  aÜen  älteren 
|)öreftoIogen  au8  bem  famaritanifd^en  gtedten 
Q^itton  (bei  Pseudo-Glemens ,  Hom.  2,  22: 
rexdwv,  Oethonom);  er  ift  aber  nid^t  ibentifd^  mit 
bem  bei  gl.  3ofep]^u8  (Antt.  20, 7, 2)  ertoäl^nten 
©aufler  Simon  auS  Supern,  ber  beim  ^irocurator 
i^elis  in  Säfarea  ftd^  aufl^ielt.  9{ad^  ber  Slpoftel- 
gefd^id^te  (8,  9  ff.)  l^atte  Simon  a^aguS,  ald  ber 
^iacon  ^l^üippuS  nad^  Samarien  fam,  ftd^  be- 
reits einen  großen  ^nl^ang  Derfd^afft  burd^  feine 
fie^re,  er  fei  bie  gro|e  ftraft  ©otteS,  fomie  burd^  ma- 
gif  d|e  3ouberfünfte.  S)ie  $rebigt  beS  ^l^ilippuS  unb 
beren  tt)unberbare  Srfolge  mad^ten  aud^  auf  il^n 
Sinbrud,  fo  ba^  er  fid^  taufen  lie^.  ^Rad^l^er  aber 
bot  er  in  oöüiger  ißerfennung  ber  übematürlid^en 
(Snabengefd^enfe  ©otteS  ben  ^pofteln  $etruS  unb 
Solennes,  als  fie  ben  Don  $](|iIippuS  ©etauften 
(in  ber  girmung)  burd^  ^änbeauflegung  ben  ^ei- 
ligen ©eift  fpcnbeten,  ®eü)  an,  bomit  pe  axid)  i^n 
bie  „ihinft"  leieren  fottten,  burd^  §änbeauflegung 
ben  ^eiligen  ©eift  mit^utl^ilen.  S)afür  aber  erhielt 
er  Don  Simon  ^etruS  eine  fd^arfe  Stüge  unb  bie 
^lufforberung  jur  Sufee,  fotoie  eine  propl^ctifd^e 
S3ertt)amung  öor  feinem  d^riftuSfeinblidden  treiben 
in  ber  3u^nft.  ^o6)  fc^einen  bie  SBorte  $etri 
auf  Simon  tiefem  Sinbrudf  gemad^t  5u  l^aben,  ba 
er  Die  ^poftel  um  il^re  gürbitte  auflebte.  3«  biefer 
Sr^äl^Iung  erfd^eint  Simon  nid^t  bIo|  als  ü]?agier, 
fonbem  aud^  frf)on  alS  eine  ^rt  ^feubo»6^ri|tuS, 
inbem  er  ftd^  alS  eine  ^}^a]t  ber  fid^  offenbarcnben 
©ott^eit,  bie  .grofee  ftra^  ©otteS"  ausgibt. 
®iejcS  ©epräge  bleibt  ibm  in  ber  golge  in  ben 
Sc^ren,  bie  i^m  in  ben  ^feubo-SIementincn  ju» 
gcjd)riebcn  »erben,  unb  in  ber  ganzen,  allerbingS 
oielfac^  fagenbaften  SBirffamfeit.    ®ie  ^poftel» 


gefd^id^te  felbf}  ertoäl^nt  feiner  in  ber  Spige  mäft 
mel^r,  fteUt  aber  Simons  l^ftorifd^e  Steolüot  bi^ 
bie  Sine  Sr^äblung  DöUig  aufter  gfrage  für  jAen, 
ber  bie  Sanonicität  ber  ^poftelgefd^id^te  onerfamt 
3ubem  ift  bie  ©efd^id^tlid^feit  beS  {omoritmiifc^ 
Magiers  burd^  eine  SRei^e  anberer  alter  S^giäje 
verbürgt.  Sd^on  3uftin  mad^t  eS  (ApoL  t 
c.  26  et  56)  ben  {Römern  }um  IBonourf,  bo|  ^ 
bie  Sl^riften  Verfölgen,  fold^en  aber,  bie  fi^  nf 
eintrieb  ber  3)ämonen  für  ©ötter  auSgeboi,  Ne 
böd^jlen  S^ren  eüoeifen  unb  Statuen  errü^iai, 
mie  bem  Samaritaner  Simon  ouS  (Sitten.  t6m 
ermäl^t  er  aud^  ber  ^elena,  bie,  a(S  Su^leria 
oom  SRagier  befreit,  bie  erfte  Srmoia  besfdDb« 
als  ber  „großen  ffraft  ©otteS"  fei.  Won  \fä 
fmca  in  neuerer  3^tt  bie  ©laubttürbigfeit  ber 
Ülad^rid^ten  3uftinS  beftritten  auf  ©runb  te 
9loti)  über  bie  bem  SRagier  gett)U)mete  Silbffinle. 
S)ie  bejüglid^e  Säule  (aufgefunben  im  3. 1547 
auf  einer  XiberinfeQ  fei  nad^  i^rer  3ni4cqt 
(Semoni  Sanco  Deo  Fidio  Sacmm  etc.)  beä 
etruSfifd^en  ©otte  Semo  SancuS  {ujuerfamcL 
allein  biefer  Sinmonb  ift  nid^t  fo  fe^n:  begrunbet 
bag  bie  Angabe  3uftinS  als  unl^ijtorif^  cSißif 
miefen  merben  mügte  (ogl.  ffunftmann,  in  b.  ^» 
pol.  Slättem  XLVU  [1 861],  530  ff. ;  3.  &fn^ 
$etruS  in  9tom  ober  Novae  YindiciaePetniiH 
fiugem  1892 ,  106  f.).  2)ie  Selbftoergöttenni 
Simons  unb  beffen  93ebauptuna,  freiem  {r 
bie  erfte  Snnoia  beS  oberften  @lotteS,  etBbt 
3uftin  als  unmittelbare  Eingebungen  beS  X» 
felS.  3renöuS  (Adv.  haer.  1 ,  23 ,  1)  fi|t 
als  neues  ÜJloment  bem  ^erid^te  SuftinS  H 
Simon  l^abe  in  feiner  SelbftDergöttenmg  gdcH 
ba|  er  unter  ben  3uben  als  Sol^  (©otteS)  eri 
fc^ienen,  in  Samaria  als  93ater  unb  unter  ba 
peibenoölfem  als  ber  b^iUge  ©eift  oufgetrettn  fcL 
daneben  b^^be  er  S^orciSmen  unb  Soubemniki 
angemenbet,  SiebeSmittel  gegeben,  Xrdnnie  » 
beutet  u.  f.  m.  (Iren.  ib.  1, 23,  4).  9m  ouSfnl^ 
lid^ften  unter  ben  d^riftlid^-fird(|lid^en  Sd^riftpdbn 
berid^tct  unS  ber  93erfaffer  ber  PhilosophuiiMn 
6,  7—20,  namentlid^  über  baS  auftreten  SrnM 
in  SRom  unb  feine  f einbfelige  ^Itung  gegen  Wt 
^oftel  $etruS  unb  $auIuS.  gktruS  leifirt  iH  ^ 
burd^  feine  magtfd^en  iKnfte  Siele  Derfübit  (ot 
äBiberftanb,  unb  baS  ^nfe^en  beS  ÜRagierS  f^»» 
bet  immer  me^r,  fo  ba|  er  Stom  Derld^  unb  infam 
^eimat  ©itton  ^urüdffel^rt.  ^ier  fud^t  er  feinen  oliai 
Nimbus  miebcr^ugeminnen,  inbem  er  fu^  ona» 
bietet,  fi^  begraben  ju  laffcn  unb  am  brittenSop 
tt)ieber  aufjuerfteben.  Seine  3ünger  begraben  $i 
toirtlid^ ,  märten  aber  oergeblid^  auf  feine  9i^ 
erftebung,  „benn  er  mar  nicbt  C^nPuS"  (PhSm. 
6,  20).  einen  öbnlid^en  9uferf!ebungSliciH 
ber  aber  mittels  groben  SetrugS  noc  9ieiD  iii" 
fcenirt  n^orbeu  fei,  berid^ten  bie  Acta  Petriik 
Pauli  (ogt.  SipfuiS,  S)ie  opocr^b^i  9|)0JM^ 
gefd)id&ten  II,  1,  «raunjd^meig  1887,30.  801  f.). 
Sd)lie^Ii(b  gebt  Simon  bei  bem  gflugDerfud^,  ben  er 
oor  9lero  jum  ^meife  feiner  ®ott^eituiileiiümwt> 


317 


Simon  ÜRaguS. 


818 


iasunerlU^  )u  (äninbe;  benn  auf  baS  ®ebet  bed 
^ßetruS  (in  ftiirjt  er  auf  baS  @tro^eupfIa{)er  SiomS 
^mab,  )er{df|(öQt  ba  feine  ©lieber  unb  ftirbt  eineS 
raffen  SobeS  (Act.  Petri  et  Pauli  c.  77 ;  CyrilL 
Hierosol.  Cat  6,  14  sq.  u.  fonft ;  tftoai  anberS 
bei  Amob.  Adv.  gent.  2,12  unb  Gonstit  Apost. 
6,  9).  Srofc  biefer  a^UQnifje  ift  feit  SBour  (®ie 
d/riftL  (SnoH  Tübingen  1835,  305  ff.)  burd^ 
bie  f og.  Irttij^e  @d(|ule  bie  l^iftorif ^e  Steolitot  beS 
Simon  äßagud  öfters  in  ^brebe  geftellt  morben, 
luib  ber  «.fingirte"  Simon  tt)urbe  baS  ^Zittel,  ben 
Denneintli(!^  @egcn|afc  oon  $etrinidmu8  unb 
^anliniSmuS  einigermcBen  ^u  ftü^,  Simon  5ur 
Saricatur  $aulu§'  umjumobeln,  ^^^etruS^  Begeg- 
nung mit  bem  9Ragier  in  Stom  ju  löugnen 
unb  ben  ^ufent^alt  bed  Slpoftelfürftcn  bajelbft 
über^u|)t  ^u  beflreiten.  SJZan  berief  ftd^  ^um  IBe- 
Toeife  auf  ben  tenben^iöfen,  romanl^f ten  S^rofter 
ber  pf  eubo-clementinifc^en  Sd^rif  ten  (f.  b.  9lrt.  Sie- 
mentinen).  ^Qein  biefe  Sd^riften  bilben  feine  ein- 
I)eitli(^e  literarifd^e  @iuppt,  burd^  bie  ftd^  ettt)a 
bie  als  Simon  bejeid^nete  $aulu3caricatur  tt)ie 
ein  rotier  gaben  burc^jte^t  unb  toeld^e  bie  Zenbenj 
ffai,  mit  ^ilfe  ber  Simonfage  $etruS  (ald 
(Segner  t»on  ^auIuS)  nac^  9lom  ju  bringen.  Slud^ 
laBt  fn^  aus  ben  Slementinen  feine  berartige 
®runbf(^rift  reconftruiren,  unb  ^ubem  reid^en  bie 
übrigen  (fird^Iic^en)  3^gniffe  für  bie  Slntoefenbeit 
bcS  ^L  ^truS  in  Stom  weiter  l^inab,  als  eine  f olc^e 
vSntnbfc^rift''  mit  irgenbmeld^em  Stecht  l^inab- 
gerüdt  »erben  fönnte  (ogl.  baju  Sd^mib  92  ff.). 
UebrigenS  tt)irb  bie  ®ef^id^tlid^feit  Simons  in 
neuerer  3cü  <^^^  oon  fold^en  toieber  anerfannt, 
loelf^  fte  früher  fd^  beftritten  iabm  (f.  a.  $.  ^i(- 
genfelb,  2)ie  ffe^rgejd^id^te  beS  Urc^riftentl^umS, 
Seip^ig  1884,  182). 

ein  Spftem  ber  Se^re  Simons  ift  fd^mer 
jufammenjuftenen,  ba  bie  yiad^xid^itn  barüber  bei 
ben  Jlirc^enfC^riftflellem  nur  fpörlid^  fliegen.  Sller- 
bingS  Doflen  bie  pfeuboclementinifd^eu  Schriften 
boS  gan}e  Se^rf^ftem  beS  ^tagierS  miebergebcn ; 
allein  bie  auSgejproc^en  b^retifd^e  ^enbenj  biefer 
ipoter  entftanbenen  „SlemenS-SRomane''  gebietet 
Sorfid^t  in  i^rer  Senoenbung.  Sie  Sd^rift  aber, 
loelc^e  bie  Simonianer  i^rcm  Stifter  unb  Se^rer 
3uj(4rieben  (11  jjl£7<£Xt)  a-o^aotc),  ift  offenbar  ein 
ipätereS  (bem  3. — 5.  Sab^bunbert  angcbörigcS) 
^IRac^niert.  9IS  f)auptgrunb|ä^  Simons  fönnen 
aber  bo(^  folgenbe  aufgefteUt  toerben.  SJor  Mem 
bat  feine  Sebre  einen  auSgefprod^cn  gnoftifc^en  unb 
jpncntifti{(ben  gb^^^ter.  Sr  nimmt  äd^t  gnoftifcb 
einen  b^cbf^^^  oerborgcnen  ®ott  mi  unb  unter- 
bleibet Don  ibm  bie  auS  i^m  b^^ouStretenbe,  ficb 
offenborenbe  @ottbeit,  bie  perfönlicbc  {is^o/.t]  oo- 
va^i;.  Surdb  biejen  SR^röjentanten  f)abt  fidf)  ber 
unbefonnte,  oerborgene  @ott  ben  3uben  als  So^u 
OotteS  offenbart,  alS  meld^er  er  in  3ubäa  )cf;einbar 
litt  (ZofetiSmuS),  ben  Samaritanem  als  9}ater, 
ben  übrigen  Sölfem  als  b^iliger  @eift  (ber  n^ab» 
ren  ®nojtS).  So  Derfud^te  Simon  bie  ^aupt- 
geftalten  ber  bamaligen  Religionen,  bie  jübifc^e. 


bie  famaritanifd^e  unb  bie  d^rijUid^e  Keligion,  mit 
^ilfe  aleianbrinifd^-tbeofopbifd^er  Sbeen  in  Sine 
Sßeltreligion  ^ufammenauf^toeigen,  in  toeld^er  bie 
(Sine  (Sottbeit  (unb  i^re  ficb  offenborenbe  SReprä- 
fentan^)  in  t)erf d^iebenen  t^ormen  unb  Stabicn  oer- 
cbrt  mürbe.  SQßäbrenb  Simon  als  icrrcu^  ficb  als  ben 
Untoanbelbaren  bejeid^net  (Hom.  2,  22),  ift  nad^ 
ibm  §cIeno,  jeine  ^Begleiterin,  bie  swoia,  ber  erfte, 
ber  Urgcbanfe  ber  (^ottbeit.  S)urd^  fte  l^at  ®ott  bie 
Sngel,  %tontn  unb  foSmifd^en  92öd^te  gefd^affeu, 
bie  aber  tbcilmeife  feinbjelig  gegen  bie  Iwoia  ge- 
finnt  maren  unb  fle  in  menfc^licbe  fförper  Der- 
bannten.  So  erfd^eint  fie  als  bie  trojanifd^e 
^clena  unb  mirb  fcblieglid^  in  einem  {d^Icd^ten 
^aufe  in  SpruS  gefangen  gebalten.  2)a  fteigt  5U 
ibrer  (unb  ber  ^Dlcnjcben)  grlöfung  bie  [Lz-^dj.r^ 
duvafjLic  auS  ben  ^immelSregionen  b^i^^^b,  befreit 
fte  unb  Oerbinbet  \x^  mit  ibr  (Seeinflufjung  beS 
S^ftemS  burcb  ben  altpbönicifd^en  ^ftartebienft). 
t$ür  bie  anberen  SRenfcben  batte  Simon  in  Suböa 
(fd^einbar)  gelitten,  im  UebrigenooUjiebt  \\ä) — unb 
bier  Derfennt  Simon  toieber  ben  ©nmbfador  beS 
SbnftentbumS,  bie  (SrlöfungSgnabe  (S^b^fti,  in 
Jd^rojfftcr  2Beife  —  bie  ßrlöjung  burcb  ^^^  ^^ofee 
Srfenntnig,  b.  1^.  burcb  bie  ^21nerjfenitung  ber  Sebre 
Simons  als  ber  b5d(|ften  ©otteSfraft;  nicbt  burd^ 
äBerfe,  fonbem  btird^  bie  @naben,  bie  er  mit 
^elena  ben  an  fte  ©laubenben  fpetibet,  toerben  bie 
S^enfd^en  feiig.  Seine  anticbriftlid^e  unb  pfeubo- 
meffianijd^  9tid|tung  befunbet  er  aud^  burcb 
feine  antinomiftifcbe  ©eftnnung  gegen  baS  ^Ite 
Xeftament  be^m.  beffen  (Sefe^,  bur^  baS  bie  ilRen- 
fd^en  nur  gefnecbtet  toerben  foUen.  Siefe  %h* 
neigung  rietet  fid^  bei  ibnt  tro^  t)ielfac^er  gegen« 
tbeiligen  ^eugeruitgen  (in  ben  ^omilien  unb  3it* 
Cognitionen)  attcb  auf  baS  cbriftlid^e  Sittengefe^, 
unb  er  trögt  fie  in  feinem  unfittlicben  S^erböltniß 
mit  ^elena  rüciftcbtSloS  jur  Sd^au.  So  ift  Simon 
auf  bcm  etbifd[;en  Stonbpunfte  ^Intinomift.  Seine 
^nbäitger  muffen  auf  bicfcm  SCBcge  rafd^  fort- 
gefcbritten  fein,  benn  (gufcbiuS  (H.  E.  2, 13)  u.  'H, 
nennen  fte  bie  t)ertt)orfcnften  unb  unftttlid^ftcn 
Wcnfd^eti.  ®leid^ioobl  maren  bie  Simonianer  im 
2.  Sabtbunbert  nocb  jablreid^,  cbcnfo  nod^  in  ber 
erften  ^ölfte  bcS  3.  Sa^rbunbertS ;  üon  ba  an  aber 
finb  fte  in  entfcbiebenem  5ßiebergnnge  begriffen. 
?lm  tneiflcn  tierbreitet  maren  fie  in  Serien,  ^i)n)' 
gien  unb  SRom.  Sie  Secte  perfid  balb  in  t>tv 
fcbiebene  Parteien,  oon  bcncn  bie  beS  SofitbcuS 
unb  beS  9Kenanbcr  (f.  b.  ?lrtt.)  baS  meifte  ^iln- 
febcn  genoffen.  Safe  Simon  fclbft  fein  ^ebrfnijem 
in  Scbriften  firirt  babc,  ift  faiun  ju  glauben,  iit- 
bcm  bie  bejüglicbc  ^eugerung  bcS  b^-  ^ctruS  (Re- 
cogn.  2,  38)  tiicbt  mobl  bicfem,  foitbem  bcm 
fpötem  SSerfa^cr  ober  Ucbcrarbcitcr  ber  SRecogni« 
tionen  jujufcbrciben  ift.  (9}gl.  nod^  C^ilgerS,  in 
b.  »onner  3eitfd)rift  für  fatb.  3:beol.,  21.  ^eft, 
ffoblcns  1837,  47  |f. ;  ^agcmamt,  ®ie  römifcbe 
ßirdjc,  JVrciburg  1SG4,  665  ff.;  §ilgcnfclb, 
in  b.  3eilfd)rift  f.  iüi|jcnfd)aftl.  ib^ologie  1868, 
357 ff.;  3)erf.,  »efccrgcfdjidjtc  (f.  o.),  163-186. 


319 


Simon  Don  SRontfort  —  Simon  Don  XournaL 


320 


Ueber  bie  Sebeutung  ber  clementinifd}en  Sd^riften 
unb  il^re  Schleifungen  iivc  gangen  @tmon§frage 
t)gl.  QU^er  ben  im  ^Irt.  glementinen  angeführten 
ääerfen  nod^  Frommberger,  De  Simone  Mago 
I,  DeoriginePseudo-Clementinorum,  Vratisl. 
1886  [Diss.],  unb  3-  Sangen,  S)ic  glemenS- 
romane,  il^re  dntfte^ung  unb  i|re  lenbenjen,  auf  S 
9(cue  unlerfu^t  ©otlja  1890.)       [3.  ©c^mib.] 

^intoit  öon  SKontfort,  f.  Slbigenfer  I, 
434  ff. 

^imon  DonSpeier,  0.  Carm.,  tl^eologi« 
fd^cr  ®ocent  unb  ©d^riftftetter,  l^ie^  mit  feinem 
SfamiliennamenSniUj^Ien  unb  ftammte  auSSpcicr. 
?II8  Drben§mann  toar  er  feit  1358  ficctor  ber  f)n» 
ligen  ©d^rift  gu  ^ariS  unb  erlangte  bort  1367 
bie  tl^ologifd^e  S)octortt)ürbe.  Später  (feit  1375) 
war  er  lange  Seit  Sector  ber  itieologie  gu  Stbln ; 
1389  bet^ciligte  er  fid^  an  ber  Sinrt^tung  ber  im 
Saläre  üorl^er  bon  Urban  VI.  genehmigten  ftötner 
Uniöerptät.  6r  tturbe  ^rofeffor  ber  S^eologie 
unb  nad)  bem  Sobe  be§  erften  S)ecand  ber  t$facu(- 
töt  beffen  9^a(^foIger.  Simon  ftarb  gu  J7öln  am 
7.  3anuar  1403.  6r  Derfa6tefoIgenbeSd)riften: 
In  epistolas  D.  Pauli  Postilla ;  Contra  Judaeos 
libcr ;  In  Sententias  libri  lY ;  Sermones  ad 
populum  habiti.  (Sgl.  Bibl.  Carmel.  11,  Au- 
relian.  1752,  748  sq.)        [®am8  0.  S.  B.] 

^iniDit  ^f  0(6,  b  e  r  1^  I.  (aud^  Simon  SngluS 
genannt),  feister  @eneraIprior  ber  Sarmeliten  unb 
Segrünber  ber  Sruberfc^aft  Dom  l^ciligen  Sca- 
pulier  (f.  b.  ?lrt.),  ©urbe  gu  ^ertfort  in  ßent 
(ßnglano)  im  3-1164  oon  angcfeldenen  filtern 
geboren.  9Kit  12  Salären  begab  er  fid^  in  bie 
Sinöbe  imb  nal^m  feine  Sßol^nung  in  bem  ^o^Ien 
Stamme  einer  fiid^e.  S)a^  er  aber  be^l^alb  ben 
Seinamen  Stod  empfangen,  \)altm  bie  gelehrten 
SRauriner  für  nidf)t  glaubmürbig ;  U)a^rf c^einlid^ 
xoQx  Stod  fein  gamilienname.  9118  gu  33eginn 
beS  13. 3(i^tl^unbert8  gmei  au8  bem  l^eiligen  Sanbe 
l^eimfel^renbe  englif c^e  i^orbS  Sinftebler  t)om  Serge 
^rmel  mit  nad^  Snglanb  brachten  unb  gn)ei 
j^löfier  gu  ^olme  in  ^Rorbl^umberlanb  unb  gu 
9t9te§forb  in  Acut  griinbeten,  fdf)lo6  fid^  Simon 
ben  fremben  ^Inad&oreten  an  (1212),  ttjeil  beren 
ftrcngc  2eben§tt)eife  unb  eifrige  Screl^rung  ber 
feligften  3ungfrau  ibm  gufagte.  5lad(|  9lblegung 
ber  OrbenSgelübbe  fanbtcn  bie  Oberen  ben  ctma 
öOiä^rigen  Simon  gum  Stubium  ber  Il^eoiogie 
nad)  Djf orb.  SDlit  ber  ©octormürbe  gegiert,  fe^rte 
er  in  fein  jtlofter  gurüd  unb  mürbe  1225  gum 
Soabiutor  beS  DrbenSgeneralS  ernannt.  3ni  fol- 
genben  Sa^re  reiste  er  nac^  9iom  unb  erlangte, 
ba  fidö  gegen  ben  neuen  Orben  93ebenfen  erl^oben, 
oon  ^onoriu«  III.  bie  erbetene  Seftätigung  ber 
Drbenöregel  (ogl.  b.  9lrt.  Karmelitenorben  II, 
1968).  Son  SRom  begab  er  fid^  gu  feinen  2Wit« 
brübem  auf  bem  3)ergc  garmel,  mo  er  fec^S  Saläre 
ein  iBeben  be§  ®ebcte§  unb  ber  ffletrad^timg  führte. 
9(18  aber  mcgcu  ber  Unterbrüdung  burd^  bie  Sara» 
cenen  ber  größte  Sl^eil  ber  fiinfiebler  nad^  guropa 
gog,  fe^rte  Simon  aI8  Slfftftent  be§  fünften  ®ene- 


rafö,  9llanu§,  mieber  nad^  Snglanb  |urüd  unb 
mürbe  1245  als  ®reiS  oon  80  Sauren  gum  @e* 
neral  beS  OrbenS  gemault.  S)iefeS  9lmt  Denmüdr 
er  20  3al)re  mit  SBeiSl^eit  unb  gfrommiglnt. 
Unter  feiner  Seitung  breitete  fid^  ber  Orben  ii 
gang  SSeft-  unb  Sübeuropa  auS,  bef.  in  Sng- 
lanb,  mo  er  gu  Sebgeiten  beS  ^eiligen  40  AlößR 
unb  Sinfiebeleien  göl^Ite.  Simon  ftarb  auf  eias 
SifüationSreife  gu  Sorbeaus  am  16.  Wai  1265, 
100  3a^re  alt ;  fein  Seib  mürbe  in  ber  (Sat^ebnk 
beigefe^t.  92icoIauS  III.  erlaubte  ben  Sarmelito, 
in  i^rer  ftird^e  baS  f^eft  beS  C^^iligen  am  16. 3Kd 
gu  begel^en ;  $aul  Y .  bel^nte  biefe  Sdaubnig  onf 
Ben  gangen  Orben  auS.  Son  SBerfen,  bie  Siaum 
oerfa^te,  merben  auger  ^omilien  Canones  officä 
divini,  eine  ^(bl^anblung  De  poenitentia  chii- 
stiana  unb  gmei  ^qmnen  auf  SD^aria  geiumnt 
(Fabricius,  Bibl.  med.  et  Inf.  lat  VI,  Flor«i- 
tiae  1859,  487).  Ueber  bie  i^m  gugefd^rieto 
Sinfü^ng  beS  ScaptilierS  f.  b.  ^rtt  darmelileB- 
orben  II,  1968  unb  Scapulier.  (Sgl.  no(^  AA. 
SS.  Bell.  Maj.  lU,  653  sq.  VH,  790;  Hist  fiti 
de  France  XIX,  66—68 ;  %  ffllonbrun,  8rf« 
beS  f)l  Simon  t;on  Stod,  überf.  Don  P.  Sen^. 
0. 1^1.  Sacr.,  SRegniSb.  1 888.)  [2.  Stoder  0.  a  R] 
^imoit  oon  Xournai,  berühmter Z^loge 
gu  $ariS,  ben  aber  für  feinen  @eIe(rtenbniM 
fid^tbare  Strafe  @otteS  getroffen  ^laben  jol, 
ftammte  aus  Xoumai  im  ^ennegau,  mo  er  f|iäler 
aud^  SanonicuS  mor.  ^uS  feinen  gegen  (JEnbe  brt 
12. 3a^r]^unbertS  gu  $anS  gel^oltenen  Sortrfini 
gingen  mel^irere  SSEkrfe  l^eroor,  oon  benen  Me  Mi 
beutenbften,  eine  Summa  theologiae  unb  eine  St 
positio  Symboli  (Athanasiani),  ftd^  ^nbfd^rifli 
lic^  auf  ber  92ationalbibliot^!  gu  ^riS  befinbOL 
3n  biefen  Sd^riften  citirt  er  u.  Ü.  ben  ^1.  ^iiori4 
ben  1^1.  ^uguftinuS,  ben  Soetl^iuS,  ben  Sol^nKl 
ScotuS  Srigena  unb  bie  $]^fi!  bed  ^riftoteiei 
Seibe  SBerfe  finb  burd^uS  ortl^oboi;  bod^  \iißM 
er  in  ben  münblicben  Sortrögen  gumeUen  bn 
S)ialeftifer,  ber  %UeS  bemeifen  fann,  l^orgebtrt 
gu  boben.  SNattbäuS  $ariS  (Hist.  AngL,  ü 
a.  1201)  berichtet,  einft  l^be  Simon  in  eittB 
^ebroortrage  fid^  gerühmt,  er  fönne  bie  gaiue  idfBt 
3efu  miberlcgen.  ^a  fei  er  plo^lic^  ber  Spraiie 
beraubt  morben  unb  fortan  ünbifd^  unb  muM» 
ftönbig  gcmefen.  ^er  Sb^^^M'^  fügt  bei,  er  ffsk 
biefe  ®efd^id^te  auS  bem  S^unbe  beS  Wogijicrt 
9^icoIauS  oon  f^Q  (Sem()am j  gefL  1258),  jpdifr 
Sifd^of  oon  S)urbam,  ber  felbf!  gefeiten  ^|dbe,  wk 
Simons  Sobn  fid^  bemühte,  bem  Soter  uMci 
baS  Saterunfer  beigubringen.  Xl^omaS  Don  Cor 
Hmprö  (geb.  1201)  lägt  auf  ö^nlid^  SBeife  SoM 
befiraft  merben,  aber  locgen  ber  gotteSIöfterli^d 
SBorte :  brei  Setrüger,  ^bfeS,  SefuS  unb  «•■ 
bammeb ,  bitten  bie  SEßelt  getäufd^t  (f.  b.  9tL 
Impostoribus,  de  tribus  VI,  624).  lUbflWg 
(®ejd^.  b.  ^U)ilof.  n,  7.  ^ufl.,  Serlin  1886, 259) 
Oermutbet,  Simon  babe  unter  bem  ßinflu^  ber  otip 
ftotelifd^en  S)octriu  unb  il(frer  ooerroiftifAenS)»" 
tung  ben  fir^ltd^cn  ®lauben  mit  gleid^  Seid^igMl 


i:i 


Simon  3«Iotefi  ~  Simonie. 


822 


-  ^axfijai\  oIS  tDQ^c  rnib  (inSgel^eim)  ott  un- 
ixiß  ]u  cnD^ifen  g^ud^t  Semerft  fei  nod^,  bog 
3  einem  yvifd^  1176  unb  1192  gefd(|riebenen 
v^iiffe  6^^)|an4  t»on  Zoumai  (f.  b.  ^flrt.)  an  ben 
»•n>i^of  IBtQielm  t^on  SleimS  lekterem  ein  ^^rifer 
.  .::ifttT  Simon  em))fo^Ien  loitb^  ber  woffi  iben- 
•t  ip  mi!  Simon  Don  Xountat;  oon  biefem 
c^iün,  lobfb  gefogt  ba^  il^  auetoritas  momm 
«c  pmttji  liifirarum  em{)fe^len8n)ert^  mod^en. 
•?^  Banr^o,  Hxst.  de  la  pbil.  bcoI.  II,  1, 
X  iri*  1  SSO,  58  68. ;  Denifle-Ghatelain,  Chartul. 
coiT.  Pkris.  I«  Paris.  1889,  45.  71.)  [glo^.] 
SimM  9fbfes,  f.  Simon  im  91.  Xeft., 

$immU»  93e§ei^niing  fär  eine  Sunbe  begm. 
nn  lynfiltd^  Serbredfien,  ift  nod^  ber  getoöbn- 
:Xtn  SefinttTon  atudiosa  volnntas  emendi  aot 
'f3d«iidi  afiqnod  spiritaale  vel  Bpirituali 
4a2>exiim  pro  pretio  temporali  (ogl.  bie  ®Ioffe 
;«  DfcreL  Grat  C.  I,  q.  1),  ober  genauer  (nad^ 
.^Tü}.  im  Wtc^iD  für  tot^.  ihrd^enrec^t  LXXVll 
iI^^TJ^  2681  ^bie  geäußerte  3lbpd(|t,  über  ein 
V>oinii  sopematorale  ober  [ein]  f  olc^m  mute^ed 
tamrab  enttoeber  für  natürlid^ed  ®ut  ober  bem 
>rcdbmgef^  Suoiber  oerfügen  )u  moDen".  3b^n 
.::itcn  nimml  bie  Simonie  ber  oon  bem  Simon 
l^£|ti$  0.  b.  9rL)  ber  a}>ofteIgcf<(td^te,  ml^n 
i  tt^  8^  14  ff.)  i^on  ben  9))ofietn  bie  ®abe,  ben 
tniifcn  Oeip  |U  eribeilen,  um  ®elb  erfaufen 
rdlle.  Xto%  ber  über  i^n  oom  bl-  $etruS  aud- 
td^rv^Qttn  Sliofbrobung  (peoimia  tua  tecom 
et  in  perditionem)  bot  biefer  erfte  „Simonifi" 
ts  ber  ftin^  ^Ixtvi^  9ladi|abmer  gefunben;  ia 
Yc§  tkbd  ber  €imonie  fai  ibren  Derfd^iebenen  ®e- 
rjjungcii  mar  jettUMtlig  berart  ou§gebreitet,  ba^ 
tl  firtobqu  am  SRorfe  ber  iMrc^e  gebrte  unb  nur 
^-sdb  cncrgtf4e4  Smfd^reiien  unb  unter  ferneren 
•L^ailim  dngebdmmt  merben  tonnte  (t»gl.  b.  9rt. 
^»fhnizlbnt).  SBeftimmungen  gegen  bie  Si- 
c»e  traf  f^on  bie  römifd^-d^rifttid^  Ifoifer- 
g^lybunfl^  mrl<^  biefe§  Serbn^n  ben  SDlaie- 
^jsnrbrt^cn  gleid^fleute.  Spater  nxirb  ed  als 
y.:fan  bdnu^tct  Seit  ber  ftaroltngerjelt  fab 
ft  bk  IHmb«  gendtbigt,  gegen  immer  neue  ^uS- 
cji^fe  {imoniftifd^r  Vrt  eingnfd^reiten  unb  (na- 
rvaflu^  fett  b<r  gtoeiten  ^älfte  be«  11.  3abrb.) 
r^  ^l^f  VnifHfen  oIS  Simonie  im  meitem 
catm  fa  ba|idncn^  »eld^  bie  ®efobr  ber  eigent- 
.i^oi  Simonie  mit  fid^  brachten.  2)omit  n>ar  ber 
luuctf  4i^  oon  dmonia  juris  divini  (naturalis) 
st>  simonia  jimfl  ecclesiastici  in  baS  Stecht 
rn^btt  3bren  abfcblufe  fanb  bie  Wec^tS- 
mnliuiig  im  Oongnt  mit  ben  2)ecretalen  ®re« 
\r^  UL  (tit.  De  simonia  X  5,  8) ;  oon  fpäteren 
^c^tBraiungen  ftnb  nomentlid^  bie  gegen  bie  si- 
rxida  ooniidentialia  gerichteten  (f.  u.)  berüor- 

L  3um3:(aiBe{}anb  ber  Simonie  gebort 
t:i  fhnfanbeiTfcni  eined  breifod^n  9lomente^, 
tiali^  einer  merx  aimoniaea,  eineS  pretium 
frifffi^^mw   ftnb    ctntc   intentio   simoniaca 


(be}tt).  eines  pactum  simomacum).  —  1.  Unter 
merx  simomaca  begreift  bie  canoniftifd^e  SBiff en* 
f(baft  bie  fogen.  dona  spiritualia  unb  spirituali- 
bus  annexa,  b.  b*  eigentlid^e  geiftlid^e  @üter  unb 
meltlid^e,  ober  mit  geiftlid^en  oerbunbene  ®üter. 
2)ie  erfteren  fpecificirt  man  meiterbin  als  spiri- 
tualia per  se  (j.  9.  bie  beiligmad^enbe  ®nabe), 
spiritualia  causative  (3.  93.  bie  Saaamente) 
unb  spiritualia  effective  (§.  SB.  bie  SoUation 
eines  SeneficiumS).  Spiritual!  annexum  aber 
fann  ein  @ut  fein  entmeber  consequenter,  inbem 
baS  ®eifttid^e  gleid^fam  bie  @runblage  für  baS 
SBeltlid^e  ift  (s.  99.  bie  gfrüd^te  beS  geiftlid^en 
beneficinm),  ober  antecedenter,  inbem  mit  bem 
für  ftd^  esiftirenben  SBeltlicben  nad^trftgli(b  baS 
®eifaid^e  oerfnüpft  mirb  (s.  93.  confecrirte  ffeld^e), 
ober  enblid^  concomitanter,  inbem  baS  SSeltlid^ 
unb  ®eiftlid^e  mefentlt(b  ober  {ufällig  gleid^jeitig 
oorbanben  fmb  (3. 99.  bie  gemöbnlid^e  bejm.  au^er- 
gemöbnlicbe  Arbeit  bei  geiftli(ben  Functionen). 
Unter  biefe  Kategorien  faUen  eine  gange  9leibe  Don 
SingelfdOen,  bie  im  ff ird^enred^t  oufgejöblt  fmb, 
g.  99.  f  ilr  jeitlid^en  ®eminn  bie  beiligen  SBeiben  unb 
anbereSacramenteem))fangenoberau8fpenben(c.9. 
14,  X  5, 8 ;  Gono.  Trid.  Sess.  XXI,  c.  1  De  ref.), 
überbauet  ^ftoraloerrid^tungen,  mie  SBeibungen, 
Segnungen,  finblid^e  99egräbniffe  k.  oontebmen 
ober  maS  immer  für  einen  9ct  ber  SBeibe  ober  ber 
geiftlid^en  ^uriSbiction  üben  (c.  9.  21.  29.  41, 
X  5,  8);  99efied^ungen  bebu^  ber  ßrlongung 
geiftlid^er  Semter  unb  ^frünoen  bei  ben  be|- 
faSfigenSBablen,  bei99eftätigungenfoId^raßabIen, 
bei  Srriddtung  t>on  ffircbenämtem,  bei  ^röfen« 
tationm  unb  freien  Kollationen,  bei  Steftgnationen 
(c.  26.  88.  37.  88,  X  1,  6;  c.  6,  X  1,  35; 
0.  5,  X  3,  19;  c.  44,  X  5,  3),  eigenmöd^tige 
93ertaufd^ung  oon  99eneficien,  ober  Unterbanb- 
banblungen  in  93eneftcialftreitfad^en  obne  ®eneb- 
migung  berffir^enoberen  ober  mit  93orbebaIt  beS 
m^ered^teS,  beS  9ln-  ober  StüdftrittS  (0.  4,  X  1, 
36 ;  c.  5.  7,  X  8,  19 ;  Conc.  Trid.  Sess.  XXV, 
0.  7  De  ref.);  enblid^  bie  9!ufnabme  in  einen 
retigiöfen  Orben  unb  bie  Slblegung  ber  feier« 
lid^en  $rofe|  gegen  einen  Kaufpreis ,  ober 
93erfauf  oon  SebrfteUen  an  Satbebral«  unb  Sol- 
legtatfHf tem  unb  ff  löftem,  ober  oon  ftird^enoernal- 
tungSamtem  (c.  8. 19.  25.  38,  X  5,  8;  c.  1.  2. 
3,  X  5,  5). 

2.  Unter  pretium  (aud^  munus)  simoniacum 
mirb  iebe  geitlid^e  ®abe  oerftanben,  aeld^e  al3 
^equioalent  für  eine  geiftlicbe  bebonbelt  mirb. 
9Iad^  ber  gebröud^Ud^en  Unterfd^eibung,  bie  ftd^ 
f(bon  bei  ®rcgor  I.  finbet,  fann  baSfelbe  ein 
munus  a  manu  (®elb  ober  SelbeStoertb)/  ein 
munus  a  lingua  (@unft,  Smpfeblung  u.  bgl) 
unb  ein  munus  ab  obsequio  (Uebemabme  ntd^t 
gefd^ulbeter  S)ienfte)  fein. 

3.  Surd^  bie  intentio  simomaca  begto.  boS 
pactum  simoniacum  mirb  bie  unerlaubte  93er« 
binbung  gmiid)en  ber  merx  unb  bem  pretium 
bergeftellt.    Simonie  liegt  ndmlid^  bann  oor, 

11 


( 


823 


Bxmptxi  —  6im})Hciu5,  bet  iL 


324 


tDcnn  enttoeber  bie  innere  W)\\6)t  eines  Uffo. 
beiber  ^anbelnben  ober  bie  »enigftend  einfeitig 
geäußerte  unb  onbererfeitS  occeptirte  W)\\ä)i  bejn). 
eine  anSbrüdlid^e  Uebereinfunft  bol^in  gel^t,  gegen 
ba§  göttlid^e  ober  firc^Iid^e  3itd)t  ba§  geiftUc^e 
qI§  ^equiDoIent  be§  tteltlid^en  ju  geben.  S)amQ(l^ 
unterfd^eibet  man  bie  Simonie  al3  mentalis  unb 
conventionalis,  lueld^  le^tere  eine  incompleta 
(pura),  imperfecta  (mixta)  unb  perfecta  ober 
realis  x\i,  je  nadjbem  bie  Ucbereinfunft  öon  feinem, 
öon  einem  ober  öon  beiben  ^^eilen  au?»jufül^ren 
begonnen  ift.  6ine  befonbcre  Untcroil  ber  simo- 
nia  conventionalis  ift  bie  simonia  confiden- 
tialis,  bie  il^ren  Jiamen  öon  einer  befiimmten, 
confidentia  genannten  ^rt  ber  Uebereinfunft  trögt, 
©ie  befielet  nämlid^  borin,  bofe  ein  Scnepcium 
einem  ©ritten  auf  eine  canonifd^  suläjfige  5lrt 
öerfc^afft  toirb,  aber  mit  einem  gemifieu  3}or» 
bel^It,  nömlid)  a.  unter  SReferöation  eine§  be* 
ftimmten  3:^eiIeS  ber  ginfünfte,  b.  unter  ber  93e- 
bingung,  bafe  ber  3nftituirte  unter  geroiffen 
Umftanben  gu  ©unfien  einer  beftimmten  ^erfon 
refigniren  mug  (simonia  per  accessum),  c.  in 
ber  SBeife,  bap  jemanb  auf  ein  il^m  übertragene^ 
©eneprium  öor  ber  93cfijergreifung  refignirt, 
unter  ber  93ebingung  fpötem  SlücIfaDeS  an  il^n 
bei  SBacanj  beS  ^eneficiumS  (simonia  per  in- 
gressum),  d.  bei  fd^on  in  SBefife  befinblid^em 
^eneficium  burd^  S^efignation  unter  vlu§bebingung 
fpötcrer  Siüdgabe  beS  SeneficiumS  (simonia  per 
regressum). — 3(18  ni^t  fimoniftifd^  müfjen  f  oId)e 
t^öUe  gelten,  bei  benen  ein  geitlid^eS  @ut  nid^t  al8 
gntgclt  für  ba§  geiftlid^e  gegeben  »erben  foB, 
fonbem  bei  ©elegen^eit  ber  5lu§übung  einer  geift- 
iid^en  t^unction  unter  anberem  Xitel  ().  S.  titulo 
sustentationis  bei  ©tolgebül^ren  u,  bgl.)  bar- 
geboten mirb.  ^n  biefer  Sejiel^ung  fommt  e§ 
äu^erlid^  öiel  auf  bie  ©etool^n^eit,  innerlid^  auf 
bie  Sntention  be§  ©ebenben  Up),  ßmpfangenben 
an;  in  mand^en  gfäUen,  bie  an  fid^  gmeifell^aft 
bleiben  fönnten,  entfd^eiben  pofitioe  SRed^töbeftim» 
mungcu  ber  ftird^e  (ögl.  Lehmkuhl  [f.  u.]  I, 
n.  396 ;  Anal.  eccl.  IV  [1896],  464  sq.). 

n.  S)ie  ©traffölligfeit  ber  ©imonie  ift 
unter  bem  boppelten  ®eftd)t§))un!t  ber  ©ünbe  unb 
beS  fird()Ud)en  9Serbred()en§  ju  bctradjten.  3!)a8 
©ünbbüfte  bcrfelben  befielt  in  ber  ©Icid^ttJertl^ung 
be§  3ci^Ii<J)fn  wnb  be§  (Seiftlid)cn,  unb  fie  ift  be^« 
balb,  meil  barin  ein  großes  Unred^t  gegen  ®ott  unb 
ba§  (Söttlid^e  liegt,  al§  peccatum  mortale  ^u 
be^cid^nen.  ©abei  ift  aber  im  Unterjd^ieb  jur  si- 
monia juris  divini  (f.  o.),  bie  feine  parvitas 
materiae  ^ulä^t,  bie  simonia  juris  ecclesiastici 
nur  peccatum  mortale  ex  genere  non  toto.  — 
3nfott)eit  bie  Simonie  fird)lid^e§  SJerbrcc^en  ift, 
werben  gemiffe  göHe  berfclben  mit  fird^lid^en 
Strafen  gea^nbet.  Unter  biefem  ®efic^t§punft 
fommt  natürlich  bie  nur  innere  Simonie  (sim. 
mentalis)  nid^t  in  93etrad^t  nac^  beu  allgemeinen 
'Jied^t^grunbjö^en.  ^ber  aud^  für  bie  simonia 
conventionalis  pura  unb   nac^  ber  rid^tigem 


^nftd^t  für  bie  simonia  conveni  mixta  fe|tbi6 
gemeine  SRed^t  feine  befonberen  Strafen  fefl;  nur 
gilt  ber  Sa^,  ba^  alle  fmioniftifc^en  ^^anbiungm, 
ßrmerb  u.  bgl.  re^tSungüItig  finb,  unb  bag  boS  för 
;  ba§  Spirituale  gegebene  Xemporole  gurüdgefinc* 
bert  werben  fann,  be^m.  jurüdgegeben  rotäm 
mu^.  jf ird^Iid^e  Strafen  ftnb  angebro^t  für  Üe 
simonia  realis  unb  simonia  confidentiaiis; 
biefelben  ftnb  tl^eilä  ferendae,  t^eilS  latae  sen- 
tentiae.  ^uf  bie  erfleren,  bie  nac^  ber^ttl« 
je  in  Sfrage  fommenben  ftmoniftifc^cn  ^»anblungS* 
meife  öerfc^ieben  ftnb,  braud^t  ^ier  im  Sin,)elnn 
nid^t  eingegangen  gu  »erben ;  für  Ie Jtere  gilt  ie|t 
bie  $ulle  Apostolicae  sedis  moderationi  ({.  b. 
^rt.)  öom  Sa^re  1869,  meldte  bie  bem  $a)jp 
einfad^  referöirte  gjcommunication  feftfe|t  fll, 
n.  8 — 10)  für  bie  reale  Simonie  in  ^BeiKfidol* 
fachen,  be^gleid^en  für  bie  confibentiale  Sinunir 
in  fold^en  unb  für  reale  Simonie  beim  gintiitt 
in  einen  Drben;  bicfelbe  Strafe  trifft  (ib.  n.  11) 
biejienigen,  welche  mit  Sblöffen  unb  geijtfii^ 
©naben  ^anbel  treiben  unb  (ib.  12)  bieiemgn, 
loeld^e  aus  bem  Sammeln  öon  9Re|fti|)enbtt]i  m 
ber  äßeife  unerlaubten  ®eU)inn  gie^ ,  baft  jir 
biefelben  für  ein  geringered  aI3  baS  gegebene  @t^ 
bium  celebriren  laffen.  Sine  anbere,  befonbcriM 
^d^l^önblem  angetoenbete  $ra;iS,  auS  ta 
Sammeln  öon  SRe^ftipenbien  ©ewinn  gu  jietaL 
würbe  burd^  2)ecret  ber  C.  Conc.  öom  25. 9U 
1893  mit  ber  bem  SBifd^ofe  referoirten  C^pco» 
munication  bebrol^t;  über  ©eiftjid^  ifi  in  bicfai 
f^aUe  bie  bem  ^apfte  öorbel^ltene  Sudpcnpoi 
öcrböngt  (f.  AnaL  eccl.  I  [1893],  270  sq.;  11 
[1894], 209  sqq.;  IV  [1896],  374 sqq.).  («flIL 
au§  ber  auSfül^rlid^en  moraltl^ologifd^  ind 
canoniftifd^en  fiiteratur  beifpielsmeife  Lehmkoli 
Theol.  mor.  I,  n.  386  sqq.;  Marc,  InstitB* 
tiones  morales  I,  n.  584  sqq.;  Fenaiiii 
Prompta  Biblioth.  s.  ▼.  Simonia;  dinff^ 
ffirc^cnre^t  V  [1895],  161  ff.  703  ff.  ttete» 
Senfuren  aud^  feiner,  S)ie  Senfuren,  $abciioa 
1884,  196  ff.)  [$ermaneber  (ä.  (g^).] 

^intyerf  (Sintbert),  1.  IBifd^of  öonSnsi- 
burg,  f.  «ugßburg  I,  1619  f.;  2.  «ifc^iof  M 
9tegen§burg,j.  StegenSburg  X,  904. 

Simplex,  f.  gefte  IV,  1393  f. 

^imptUiany  ber  ^I.,  er)bif(^of  öon  Hat- 
Ianb,f.  «Diailanb  Vm,  494. 

^xmptictns,  ber  ^I.,  $apfi  (468-488), 
ein  Xiburtiner,  Würbe  wöl^renb  feineS  ^ntifkoliS 
nanicutlid^  burd^  bie  monopl^^fitifd^en  ffitnen  m 
Orient  in  ^njprud^  genommetu  ^u8  bot  cdm 
Salären  feiner  ^Regierung  ift  nur  beldmit,  it$ix 
bie  IBitte  beS  bt)aantinifd^en  ffaiferd  &o,  Ue  i« 
28.  Sanon  beS  g^akebonenfe  bem  ^ßatrioi^B 
öon  91eu«9{om  gewährten  Siedete  )u  bejiätign» 
abfd)lägig  bejdiieb.  3m  3-  476  trat  er  bei  be« 
Ufurpator  $afiii§cu§  für  ben  ortboboirenSr}tif44 
2:imot^eu3  Salopl^afioIuS  öon  We^anbrieR  cn» 
ber  öon  bem  ^onopl^^ftteu  Ximot^eud  IcfinA 
öerbröngt  worben  war,  unb  ermahnte  Ue  $ricPff 


■s 


Simultoneum. 


32$ 


T-^  fUte  }a  1Eottjlaiittno|)eI  fottne  ben  boctigen 
.'nbqAof  iUaciui  (f.  b.  Sri«  n.  5),  an  ben  ®lau- 
.- ubeütmmnngm  beB  Sonrild  Don  S^kebon 

'jSif,  torbcrte  Simpltriud  Don  iim,  Simotl^euS 

Msmft  |u  Dctbanmn  unb  @alo))^aüolu3  toieber 

r;3ic|ai;   on^   Der^ngte  er  bod  9lnatl(|em 

:xT  bu  ^orctiter  $aul  Don  S))]^efu3,  $etru§ 

;^  (f.  b.  9rt)  unb  3ol(|Qnned  Don  Slpamea 

t77>.  So  €dop(QfioIu8  frül^  ouS  gfurc^t  Dor 

)a  ^^nßpf^vfpim  ben  9lamen  2)io§cutS  (f.  b. 

iff.i  in  bct  SReffe  ^tte  recttiren  laffen,  erftel^te 

Ti  fx^t  er  bie  aSersei^ung  bed  $a))fte§  (478). 

IncT  trat  oud^  gegen  ben  neuen  monopl^^ftti' 

ica  Stbeiim^rr  Don  @a(o^l(|ofioIuS,  ^ettuS 

..?ngn§  (f.  b.9rt),  au^.  Se^terem  gelang  ed  in« 

h--  iio4  bcm  Zobe  fetneS  ottl^oboien  ®egnerS 

^?I)  bei  boit  inijuDerläj^gen  unb  ränfeDoüen 

a^Bxs^  unb  biml^  biejen  beim  ffaifer  3tno  bie 

£artieniuiiig  dlS  ^trion^  Don  ^llesatärien  )u 

tingcn;    bagtgen    ^ett    SimpIiciuS    $etrud 

?.ragii$'  SentTt^eilung  aufredet  unb  forberte 

«hrdiä  Dergcbend)  Dom  JFoifer  unb  Don  ^caciud 

*v  S^cfcitigusig  be3  ^äretiterS  (482).  9Rit  ber 

^yiinguno  bc8  Don  Un  ffat^olifen  Sle^anbrienS 

rTnMrra  $otriüx«j^  Solennes  Xalaja  f^itlt  er 

^8o4^|itzä(f^  bober  ftaiferbenfeIben(tDenn  aud^ 

rr  llope^t)  bei  ÜReineibd  befc^Ibigte.  SQSie  auf 

her  Cfttnt^  fydtt  @im))Itciud  bad  tt^ad^fame  9ugc 

1^  of  ben  Cccibent  gerid^tet,  um  fo  mel^r,  nl§ 

.»raoB  tm  ffimiblanbe  fein  einjigcr  (nt()o(ifcf)cr 

^^  onf  eiiinn  Xl^one  ]a%  inbem  aud^  Stalten 

r6i  in  bie  ®enKiIt  eined  arianifd^en  ^\M\itn 

•CiMieii)  gtCoonnen  nwr.    SimpIiciuS  mufstc 

4^2  einem  Uebergriff  beS  IBifd^ofS  3o^annc§ 

r:  SoBcmia   entgegentreten.  Der  äßutina  als 

rj  SsjfmgonbiSf^tnn  beanf)>rud^te  unb  beSl^alb 

:?  Siiit  beS  Sifd^ofS  ®regor  Dorgenommen 

^liL    ^üx  tdi|Mmten  ernannte  ber  ^apjl  ben 

^  X'ss^  3au>  Mii  6cDina  jum  a))oftofif(^n  SBicar. 

cn^iTdofi  ilarb  am  10.  War)  483;  alsjpei- 

:n  inib  er  in  ber  ffird^ie  am  2.  ober  3.  SRär) 

rzCrt    ßjQL  Thiel,  Epist.  Rom.  Pontif.  I, 

:-;-iBftb.  1868,  174  sqq.;  Liber  Pontif.,  ed. 

Lisdiesne  L.  249  sqq.;  Liberatus,  Breviar. 

f  ir»9qq.;  Hvagriüs,  H.  K  3,  4  sqq.;  J^e, 

i>^  PontiL  Born.  I,  2.  ed.,  77  sqq. ;  ^ergen* 

-xt.  ^ottu9  I,  Segensburg  1867,  114  bis 

.•  [Sd^röbl.] 

bejeid^net  im  neuem  @taatS 


♦  .»> 


•^•Ammftt  !•  im  »fitem  Sinne  bie  gleichzeitige 
'^  tf cidiiUAigeSto^tigung  )tteier  ober  mel^rerer 
TrfÜT^ta  ftonieRtonen  jur  öff  entlid^en  5Iu8übung 
—  *^-'-|bn  in  bem^elben  Territorium  (simul- 
aifErcttiiim  [publicum]  religionis); 
9m  6ume  bie  Sered^tigung  berfelben 
is  9kuiyma^igai  Senulung  Don  Seböuben  ober 
CcrüAkimi  (ftit^,  ftit^^öfm  u.  bgl.),  meldte 
-^bitfidKn  ^«nttionen  bejKmmt  ftnb.  Seibe 
wn  @imttltancum  ^gen  in  ber  SSeife 
"-"   bo^  bie  jiDette  in  ber  erfien  il^rc  83er- 


I  f 


anlaffung  unb  SBur^el  l^at ;  bmn  ol^ne  ein  simul- 
taneum  exercitium  religionis  in  einem  be« 
[timmten  ®ebiete  ift  ein  @tmuUange6raud)  Don 
fird^Iid^en  ©ebouben  u.  f.  ».  nid^t  benfbar.  3ur 
SBürbigung  be§  SimuItaneumS  im  meitern  unb  im 
engem  @inne  foQen  bie  folgmben  ©eftd^t^punlte 
bienen. 

I.  S)aS  Simultaneum  im  lo eitern  Sinne. 
1.  Sieginl^eit  berSteligion  überhaupt,  inSbejon- 
bere  aber  bie  (Sinl^eit  ber  maleren  IReligion  in 
einem  Staatsgebiet,  ift  nid^t  blog  Dom  re(igiö§* 
lird^Iid^en,  fonbem  aud^  Dom  focialpoliti{d)en 
@tanbpunfte  au8  ein  unfd^ä^bareS  ®ut,  loeld^eS 
gu  fd^ü^en  bie  StaatSgeuialt  nid^t  blo^  tai  9te^t, 
fonbem  unter  Umftönben  fogar  bie  ftrenge  $flid^t 
fyit,  fomeit  bieg  o^ne  SSeeintröc^tigung  ber  @e- 
miffmdfreibeit  im  engem  Sinne  gefd^cben  tann. 
S)ie  %id^tig!eit  biefed  Sa^eS  ergibt  fic^  b^nftd^tlid^ 
ber  mabren  Sleligion  nid^t  blog  a  priori  au§ 
beren  9tatur  unb  SESefen,  infolgcbefjm  fie  un- 
möglid^  bem  rid^tig  Derftanbenen  Staat^tntereffe 
mtgegmgefe^t  fein  fann  (Dgl.  Syllab.  prop.  40), 
fonbem  ift  aud^  Don  bm  berDorragmbften  ©taotS« 
red^tdlebrem  unb  StaatSmönnem  auSbrüdflic^  aU' 
er!  annt.  So  bejeid^net  SBalter  (92aturred^t  u.  $oIttif 
im  fiid^te  ber  ©egenmart,  2.  Slufl.,  93onn  1871, 
377,  n.  496)  bie  Sinbeit  be3  @Iau6m3  nid^t  blo^ 
für  bie  ßird^e  aI8  ^ein  uner(ä|Ii(^e3  grforbernig", 
fonbem  aud^  für  ben  Staat  als  „im  l^öd})ten 
@rabe  tt)ünfd)enStt)ertb",  „nid^t  bIo|  megen  feiner 
93egie]^ung  sur  JKrd^e,  fonbem  aud^  auS  rein  ))0- 
litifd^m  @runben".  „ßS  ift  bal^er  burd^  baS 
StaatSmobI  gered^tfertigt,  bag  bie  Staatsgewalt 
inSSereinigung  mit  ber  ftird^e  ©laubenSneuerungm 
mSglid^ft  ^uDorfomme  unb  im  jteime  ju  unter« 
brüdm  bemüht  fei."  S)icfelbe  ^nfd^auung  liegt 
aud^  ber  93emrtbeilung  ber  Prop.  77  unb  78  beS 
S^DabuS  SU  ®mnbe,  nad^  meld^m  eS  in  unferer 
3eit  nid^t  me^r  nü^Iid^  fein  foQ,  bie  fatbolijd^e 
Religion  als  einzige  StaatSreligion  unter  SluS- 
f$Iu|  aller  übrigm  Suite  feftgubaltm ;  im  ©egm» 
tbeil  fei  eS  fogar  eine  löblid^e  99[norbnung,  mmn 
ben  in  fatbolifd^e  £änber  Sinmanbernben  Don 
Domberein  bie  öffentlid^e  SluSübung  jeber  Sieli« 
gion  gefe|lid^  gugeftd^ert  merbe.  Son  ber  biefm 
Sntbümcm  entgegengcfe^ten  Ucbergcugung  ge- 
tragm,  btelten  fomobi  bte  d^riftlid^  gcmorbenm 
römifd^en  flaifer  als  bie  feerrfd^ier  in  ben  ']pä* 
term  abenblänbifd^en  Steid^en  eS  für  eine  i^rer 
erftm  ?ßpid^ten,  bie  Don  i^nm  alS  mal^r  er- 
fannte  unb  begb^^Ib  als  Staatsreligion  erflärte 
d^rififatbolifd^e  SReligion  gegen  unbemfene  ^teuerer 
unb  unmbige  Sectirer  berart  )u  fd^ü^en,  ba| 
loobl  eine  prioate  SteligionSübung  mebr  ober 
minber  gebulbct.  niemals  aber  bie  öffmtli^e  Aus- 
übung einer  abmeid^mbm  9ieIigion  gugelaffm 
mürbe.  S)aS  simultaneum  exercitium  reli- 
gionis publicum  unb  ber  bierin  murjelnbe  Si- 
multangebrmid^  ürd^Iid^er  ©ebäube  unb  Oerttid^« 
feiten  morm  fomit  Dor  bem  16.  3a]^r](|imbcrt  oU 
Sted^tSsuflanb  nid^t  belannt. 

11  • 


827 


©imultaneum. 


828 


2.  2)ie  rertgi5§-))oIia|(i^e  Umtoölsung  bed 
16. 3a]^r^unbert§  üenitjad^tc  in  cinscincn  Sänbcm 
beS  %benblanbc§  (gnglanb,  ©öncmarf,  ©(i)ioebcn, 
9iortt)C0cn)  einen  üollftönbigen  SBed^fel  ber  ©tootS» 
religion,  in  anberen,  inSbefonberS  im  römifd^en 
tReic^e  beutfi^^cr  Diation,  bie  ©leid^bcrec^tigung 
5unäd^ft  ber  unmittelbaren  ^leid^Sftönbe  ^infic^tlic^ 
be§  exercitium  publicum  religiouis  unb  be§ 
togen.  SeformQtion§red&te§  innerhalb  il^reS  Scrri» 
toriumS.  2)iefe  ®Icici)bered)tigung  »urbe  bereits 
ongebal^ut  im  ^affauer  Serttag  üon  1552,  au8« 
brüdliti^  anerfonnt  burd^  bcn  ?lug§burger  SReli- 
gionSfricben  öon  1555  (f.  b.  ?lrt.)  unb  enblid^ 
nö^er  präcifirt  unb  tJ^eilweife  eingcfd^ränft  bur^ 
bie  Scftimmungen  be§  SBeftfälifd^en  gfriebenS  (j. 
b.  5lrt.)  öon  1648  (I.  P.  0.  Art.  5,  §  31.  32; 
Art.  7,  §  1  et  2).  ^icrnad^  follte  bo8  bereits  feit 
Sangem  geübte  jus  reformationis  (f.  b.  ^rt. 
SRef  ormationSrc  d^t)  ber  reic^Sunmittelbaren  ©tänbe 
h)o()I  Qud^  fortan  nod^  gelten.  ?lber  ber  S3efi^« 
tanb  beS  fogen.  9lormaliabrc§  (1624;  f.  b.  5lrt.) 
oÜte  injof em  eine  unüber jd^rcitbare  ©d^ranfe  für 
befjen  ^hiSübung  bilben,  als  ben  ffatl^olifen  einer- 
f eitS  unb  bcn  ^nbangem  ber  lut^erifd^-reformirten 
@ionfejfu)n  anbererfeitS  bie  SleligionSübung  in 
bem  Umfange,  in  wcld^cm  fie  ju  irgenb  einem 
3eitl)unfte  beS  ^tormaljabreS,  fei  eS  alS  öffentlid^e 
ober  priDate,  l^ergebrad^t  toat,  t)on  ©eiten  beS 
etma  anber^glöubigen  SanbeSl^erm  aud^  in  3u« 
fünft  ungefrönft  foUte  belaffen  werben ;  bagegen 
foQte  binfid^tlid^  beS  SSerl^öItniffeS  ber  Sutl^eraner 
unb  ber  SReformirten  unter  einanber  ber  gur  3cit 
beS  gfriebenSfd^IuffeS  felbft  beftel^enbe  Suftanb 
mafegebcnb  fein  (L  P.  0.  Art.  7,  §  1  et  2). 
SefonberS  toid^tig,  unb  alS  ^auptqueUe  für  baS 
©imultaneum  im  engem  ©inne  in  S)eutfd^Ianb 
onguje^en,  ift  bie  toeitere  SBeftimmung,  ba^  l^in- 
ftd()tlid^  beS  SigentbumS  an  @ütem,  Jhrd^en- 
geböuben  unb  @d[)ulen  ber  factifd^e  Sefi^ftonb 
am  1.  Sonuar  1624,  alS  bem  !RormaItage,  für 
bie  3w^»nft  auc^  red^tlid^  majgcbenb  fei. 

II.  S)aS  ©imultaneum  im  engern  ©inne. 
1 .  ®ie  äußere  SScranlaffung  jur  SBcgrünbung  beS 
©imuItaneumS  im  engern  ©inne  loarcn  bie  6in» 
giebung  Don  Äird^cngütem  burd^  bie  ^roteftanten 
naä)  bem  ^ugSburger  JReligionSfricben  unb  bcren 
tbeiltoeife  Stüdfgabc  an  bie  jfatbolifen  infolge  ber 
©egtnreformation  unb  bcS  SReftitutionSebicteS 
Dom  6.  SDlärj  1629;  fobann  bie  Serfügung  ein» 
5clner  Sanbe^bcrren  in  i^ren  ^Territorien  auf 
(Srunb  beS  5Reformation§red^te§  ju  (Sunften  ber 
Gonfeffion,  »eld^er  fie  angcljörten  ober  ju  »eld^er 
fie  übergegangen  toaren.  ScftereS  gab  gu  ber 
t^eoretifd)  öielfad^  öentilirten  unb  praftifdd  nid^t 
untt)id^tigen  Pontroöerfe  ^nlo^,  ob  ber  £anbe§- 
berr  bei  einer  S5crfd^icbenl)eit  feiner  gonfejfion 
Don  ber  feiner  llntertl;anen  befugt  fei,  ben  ^iln« 
böngem  feiner  ßonfeffion  bie  freie  ^JietigionSübung 
über  bas  Wa^  beS  ^außgottcSbienfteS  binauS  ju 
geftatten,  felbft  bann,  menn  biefe  im  Siormaljabrc 
eine  fold}e   md}\  befeffen   fyitUn  (Dgl.  J.  H. 


Boehmer,  Jus  ecclesiast.  Protestantiiim  I, 
2.  ed.,  Halae  1720,  64  sqq. ;  ^o)^.  ei^.9Rqc^ 
3)eutfd^eS  geiftUcbeS  ©taatSred^t  11,  Semgo  1773, 
260 ;  ptter,  ^iftor.  entwidlung  ber  ^euHga 
©taatSDerfaffung  b.  2)eutfd^9teidEieS  II,  8.^4., 
©öttingen  1798,  226  ff.,  unb  SSiefe,  ^nbM 
beS  gemeinen  in  Seutfd^Ianb  üblic^  Sttcif» 
recbtS  m,  2,  ßeipjig  1804,  104).  5)ie  Sn|C 
mu^te,  foÜte  baS  reid^Sgefe^id^  anerfannteSlefn» 
mationSrecbt  über^itpt  eine  Sebeutung  (atan 
unbebingt  befaßt  »erben ,  fo  lange  eS  bei  te 
bloßen  Sinröumung  einer  freien,  öffentli^KU,  skr 
baS  9Ra^  beS  !Rormalj[abreS  l^inouSgebenben  S»* 
ligionSübung  (bem  fogen.  exercitinm  religion 
innocuum)  Derblieb ;  fte  mugte  ober  auf  @nai 
ber  SReid^gefe^e  Demeint  loerben,  »enn  mit  (g» 
röumung  biefer  meitergebenben  SReligionSütai 
aud^  bie  Sutoeifung  beS  SigentbumSred^tiS  oks 
aud^  nur  beS  SRitgebraucbeS  an  qottefibienpfi^n 
©eböubm  ober  OertUd^feitm,  toeld^  auf  (SninbM 
92ormaItageS  auSfd^Iie^id^  ber  anbem  Sefigiool* 
Partei  gugebörten,  Derbunben  fein  foOte  (baS  \n 
exercitium  religionis  nocuum).  Srf}  ber Wiß^ 
beputationS-^auptfd^Iu^  Dom  25.  ^bmar  1801 
entfd^ieb  biefe  Streitfrage  gefe^^  ^u  ®iajhi 
beS  fogm.  exercitium  religionis  innftfirH 
inbem  er  in  §  63  feftfe^te:  ,^it  biSl^ettge  9* 
gionSübung  eineS  iebm  SanbeS  foQ  gegen  ft^ 
bebung  unb  Ihonfung  aQer  Stt  gef4ü|t 
inSbefonbere  ieber  Steligion  ber  Sepk  iw 
geftörte  @enu|  ibreS  eigentbflmlidben  ftm 
oucb  ©d^ulfonbs  nad^  ber  93orfd^ft  bd  wP* 
f  ölifd^en  SfriebenSungeftbrtDerbleiben ;  bernSoh^ 
berm  fte^t  iebod^  frei,  anbere  XeligionfioeiMM 
)u  bulben  unb  il^nm  ben  DoOen  ®enu^  ber  lui|ff> 
lid^en  Siedete  gu  geftatten.'' 

2.  IBom  ©tanbpunfte  ber  fätlbonf^m  fii# 
aus  ift  ber  gemeinsame  @ebraucb  tion  flbt* 
geböuben  ober  fird^lid^n  Oertlid^^iten  vät^j» 
tifem  ober  ©d^iSmatücm  gmnbfö|lid^  unpufPl 
S)mn  ffird^en  unb  iTir^b^fe  gegdren  »4  ^ 
Sebre  unb  bem  SRed^te  ber  ffirdbe  (SJlfd^  phi 
res  sacrae.  Sin  gleid^geitiger  imb  glei^nStilfr 
@ebraud^  berfelbm  mit  ^öretifem  unb  G^ 
matifem  ift  baber  fcbon  eine  commnmeatiiil 
sacris  im  toeitem  ©inne  unb  fe|t  bct  644^ 
einer  communicatio  in  sacris  im  engen  6te 
fomie  ber  ©efabr  einer  ^rofanation  bcS  Uff* 
beiligften  (beS  aUerbeiligften  ^tarSfaciaittBli 
mie  ber  briligcn  ^efje)  auS.  gemer  iß  bcrSi* 
multangebraud^,  obne  öu^erfte  9lofi^  JUflcMK 
nur  5U  geeignet,  benSnbi^erentiSmud^ufiMaii 
bie^  ijt  aucb  ein  ^auptgrunb,  iDarum  bte  itß^ 
lifcbe  Rixd)t  b^nfid^tlid^  beS  ©imuItangcfeoiW 
inSbefonbere  Don  Jhr^en  gegenüber  nmoi  k 
ibrem  ©d^oge  entftel^nben  ©ecten  fhengffW 
fabren  mug,  als  gegenübet  ben  öttnen  d^ttpfi^B 
ateligionSgefeUfd^aften,  meld^  fid^  im  iarift  Is 
@efcbid^te  nid)t  blo^  ftaatSretJ^tlid^  9mrbioaBL 
fonbem  fogar  ftaatSred^tlid^e  (SletdbfMbmg  wt] 
ibr  ermngen  baben.  3tne  iDoIIen  bcc  VtaMSsB^ß 


29 


Simultaneum. 


830 


tt  (BqtaSfom  oUcofeen  obn  bod^  burd^  ben 
f  ixii|Kbfaii4  anbfmfetben  i^Te  SBered^tigung,  aud^ 
sA  bit^lifdt)  }ii  \m,  bort^un.  3^nen  aud^  nur 
bei  (Sexttigflt  in  btefer  9e)ie]^mg  freitDiSig  ju- 
^^ffhlm,  tt&te  ente  t^atjac^tic^  ^nerfennung 
.^a  «kit^bm^tigung  (Dgl.  Steoe  $tud'  IX. 
r.r.  1S79  ^intt(^tlt4  bcr  SUfatl^onfen  im  «rd^io 
t  IsÜL  ffiz^t.  XXIX,  434).  anberS  ftel^t  eS 
CS  ecn  Simultomum  jtotfc^m  ben  ffotl^oltlen 
23^  5m  f^tcfionten  feit  bem  meftföltfd^en  fjfrie- 
kKSfdUiifle.  &it  V>t  bie  ftaatlid^e  S)i))Iomatie 
ik  hvzdf  bic  dciDQlttl^aten  bec  $rote[tanten  feit 
^Stt^titger  SteUgiondfrieben  bis  )um  SRefti- 
cinetfeitd,  unb  burd^  biefed  Sbict 
=rt  Me  fln  boSfelbe  fid^  anfnüpfenbe  fat^olifc^e 
jiracaon  anbercrfcit§  oQerbingS  red^tlid^  foft  un» 
gnootbcne  groge  nac^  bem  Sigentl^umS» 
an  IMnl^geböuben  unb  fird^K(|en  Orten 
aaMfifoui  geldft  Imrd^  bie  SfeftfieUung  beS  „92or« 
^•^10«*'  (I.  Januar  1624) :  ber  factifc^e  SSeft^ 
sx  btrfcm  Zuge  foflte  Don  nun  on  ald  IRed^tStitel 
9teiL  SKcfcS  aRad^ttDort  ber  beim  »eftfälifd^cn 
rabtn^^me  betl^Iigten  Surften  gnong  ben 


r- 


i^ctbolftn  tmc  bfn  ^roteftanten  ben  Simultan 

Mhaud^^  bqonberd  in  ben  f  ogen.  gemifd^ten  Orten, 

fxs^  auf.  unb  too^l  ober  übel  mußten  ftd^  Beibe 

brfefiioncn,  um  ni^t  SDeS  ju  oerlieren,  bem 

nirfdbaffairn  reiil^grfe|[id^en  3uftanbe  gemä^ 

rs^c^en  fud^    ^erfelbe  förberte  nun  Der« 

itf^Bottige,  oft  red^t  fonberbare  SBerl^dltniffe  ju 

la^  9r  ben  dntn  Orten  fiel  baS  ®ebraud^3> 

=<e  an  einer  unb  betfelben  ganzen  ffird^e  ben 

iA^filim  unb  $totef}anten  glei(^mö|ig  gu  in 

kr  Scifc^  bog  lebe  Sonfefflon  i^ren  bcfonbem 

.nstlu^en  QotteSbienft  ju  Derfd^iebenen  @timben 

!i^  logH  (},  9.  bie  Ifat^olüen  oon  5—9  U^r 

fVonitta^  unb  bon  2— S  Ul^  Stod^mittagS,  bie 

^Tvirjiantai  b0n  9  U^r  SormittagS  unb  Don 

•  Hbr  Sto^ymittagd  an)  l^ten  burfte.  9n  anberen 

Crtm  tDuä)c  ha%  S^or  ober  baS  fogen.  ^reSbp« 

mm  brn  l^al^oItfen  gur  ou^fd^Ite^id^en  !Be- 

rrtimg  ttbrrtoffen,  aol^renb  ben  ^roteftanten  ber 

.^D^e  X^tl  ber  iHrd^e  berblieb.    ^ie  unb  ba 

vaU  boim  im  Saufe  t)er  Seit  ba§  ^reSb^terium 

^xif)  eine  ^^«  bis  2um  (Semolbeanfo^  reid^enbe 

tvxicr  oom  Schiffe  abgetrennt,  tt^ie  bte^  3.  IB. 

Y  c^ninizbtgeii  ehemaligen  S)ome  gu  SBe^Ior 

^  im  3.  1862  btr  Ofatt  ttmr.  Siegt  übrigens 

cxs  fol^  Hbtmtmtng,  fei  ed  be§  ^reSbQteriumg 

/wc:  tautStopdlt  bor,  fo  lann  Don  einem  @tmul> 

im  itgnitHcJ^en  Sinne  nid^t  me^r  bie  SRebe 

In  mand^  Orten,  too  eine  ber  beiben 

:aA£§rfe|tt4    onerfanntm  gonfejfionen   au^er 

Mit^mib  tmb  toegen  ber  geringen  Slnjol^I  il^rer 

Süi^iiiber  aaä^  au$er  Staube  mar,  fic^  eigene 

irnbrn  snb  iKrd^^öfe  gu  bejc^ffen,  mürbe  ben- 

«:>ai  dftn4  Don  ber  ^errfd^enben  Olel^rl^eit,  fei 

5  oattogSmift^ig  ob«  auf  Siuf  unb  äBiberruf 

^pftcMiio  modo)«,  ein  9)litge6raud(|  eingeräumt, 

%^  k|tcttr  l^oufig  inSbejonbere  burd^  Die  !Bei- 

ceirnttg  bcr  SRoibcx^it  gur  S)edung  ber  Rird^en- 


baulaft  im  Saufe  ber  3<it  gu  einem  DöHigen  3itä)it 
auSmud^S.  (Snblid^  Derorbnete  an  manchen  Orten 
bie  Staatsgemalt  infolge  ber  „%iufflörung"  beS 
Dorigen  Sal^rl^unbertd  unb  beS  im  öffentlid^en 
Seben  fid^  geltenb  mad^enben  3nbifferentt§mu3  für 
bie  öltere,  bi^b^r  im  ungeftörten  93efi^e  unb  SRed^te 
befinblidjie  Sonfeffton  gmangSmeife  einen  fold^en 
Simultangebrauc^.  3m  auSgebebnteften  Wa^e 
gefd^ab  bie^  btnfid^tlid^  ber  fiird^l^öfe  (f.  b.  ^rt. 
Vn,  721  ff.);  man  betrad^tete  btefelben,  o^ne 
SRüdfid^t  auf  ibren  religiöfen  ^^axatttr,  nur  nod^ 
als  bie  aUgemeinen  93egrabni^ftötten,  in  meieren 
ieber  ber  politifd^en  @emeinbe  ^ngebörige  bei« 
gefegt  merben  foHte. 

Sie  ^uSgeftaltung  bed  SimuItaneumS  fpiegelt 
fid^  in  ber  ftaatlid^en  ®efe^gebung  gegen  ha^ 
gnbe  beS  Dorigen  unb  gu  änfang  unfcre§  3abr- 
bunbertd,  unb  gmar  gunöd^it  im  $reu^if(f)en 
Sanbred^t  (U,  11,  §§  309-317  incl.)  unb  in 
ben  biermit  ber  f)au()tfac^e  nad^  übereinftimmen- 
ben  !Rormenbe3  fogen.  bat)nfd^en9leIigion§ebicte3 
(n.  »eilage  gur  gSerf.-Urrunbe  §§  90—100  nebft 
§  103).  ®ie  biftorifd^  "f^tx^tbta^l^itn  Simultan- 
Derl^ältniffe  merben  burd^  btefe,  im  Sldgemeinen 
(au^er  begüglid^  ber  gfrieb^öfe)  bem  Siedete  unb 
ber  ©iHigfcit  entfpre^enbcn  93eftimmungen  an- 
erfannt  unb  gur  93ermeibung  Don  Streitigfeiten 
genauer  gu  regeln  gefud^t.  S)ie  93e)eitigung  be§ 
SimuItaneumS  mirb  erleid^tert,  beffen  9{eubegrün- 
bung  erfd^mert  (Dgl.  §  95  be§  bat)r.  9leItgion§- 
cbicteS  unb  11, 11,  §  315  beS  ^reu^.  Sanbred^tS), 
menn  aud^  nid^t  au§brüdtlid^  Derboteu,  mie  bie^ 
burc^  baS  babifd^e  (SonftitutionSebict  Dom  14.  SRai 
1807,  §  10),  elfo^-Iotbringifd^e  unb  franjöfifd^e 
(Organ,  art.  46 :  Le  mSme  temple  ne  pourra 
dtre  consacre  qu'ä  un  möme  culte)  9ied^t  ge- 
fd^ie^t. 

3. 3ur  SBcurt^eilung  be§  Simultaneum§  feiten« 
ber  fatbolifd^en  JKrc^e  gilt  ber  ©runbfaj^:  6tn 
fatl^oUfd^eS  Äird^engebäube  barf  niemals  frei- 
min  ig  Don  fatbolijd^en  ffird^enbebörben  unb 
Organen  nid^tfatbolifcben  Sbtiften,  feien  biefelben 
^äretifcr  ober  Sd^iSmotifer,  gum  Oebraucb  für 
i^ren  @otteSbienft  eingeräumt  merben.  SDie  äJlit- 
bemi^ung  Don  flird^en,  meldte  Don  ^äretifcrn 
ober  Sc^iSmatifem  gur  Slbl^altung  ibreS  befon« 
bem  ®otte§bienfteS  gebraud^t  merben,  ift,  aud^ 
menn  biefelben  ebcmalS  fatbolifd^e  ftird^en  maren, 
für  bie  Äatbolifcn  nur  im  92otbfaIIe  gur  83cr- 
meibung  cincS  gröfeem  UebelS  guläjfig  (menn  g.  SB. 
f  onft  iebcr  fatbolif  dfte  ®otte§bienft  ouSfallcn  mü&tc, 
ober,  mie  bei  ben  ilir^böfcn,  infolge  ber  3mnn0S= 
anorbnung  ber  StaatSgemoIt) ,  aber  aud^  bann 
nur,  menn  b^f^bei  bie  communicatio  in  sacris 
im  eigentlid^cn  Sinne  Dcrmieben  mirb,  unb  bie 
näd^fte  ©efabr  ber  görbenmg  bcS  SnbifferentiSmuS 
auSgcfd^Ioifen  ift.  ScfetcreS  trifft  gu  beim  biftorifd^ 
bergebrad^ten  Simultaneum  ber  jfatl^olifen  unb 
^rotcftanten,  nid^t  aber  bei  bem  Don  bcu  fogen. 
^Itlatbolifen  beanfprud^ten.  S^e^b^^b  mar  eS  gang 
ben  firdbUd^en  9led)tSgrunbfd^en  entfpred^enb  unb 


381 


©in  —  ©inaL 


832 


nid)t,  toic  §infd^iu§  (ftird^enrcd&t  IV  [1888], 
373  ff.)  bar^utl^un  fud^t,  inconjequent  blo^  qu§ 
Cj)portiimtäl§rüdfici^tcn  l^crüorgegangcn,  tDcnn 
$iu§  IX.  in  feiner  oben  ertt)ä^nten  3nftruction 
tjom  13.  imöra  1873  an  ben  5^untiu§  in  aMünd^en 
üerorbnct,  bic  ben  Üieul^ärctifern  öon  ber  ttelt- 
lid^en  @en)alt  ttroa  gngeiDicfenen  fiird^en,  menn 
beren  ^erou^gabe  tro^  aller  ^mecfmö^ig  ange- 
manbtcn  Steclamatiouen  unb  9{ed)t§mittel  nid^t 
erreid^t  merben  f önne,  feien  öon  ben  SBijd^öfcn  für 
bie  üiaibolifcn  ju  interbiciren.  ^llerbingS  liegt 
in  ber  ^^ib^altung  einc§  l^äretifd^en  ober  fd)iöma- 
lifd)en  @ottc5bienftc§  in  einer  fatl^olifd^en  flirc^c 
nctä)  ber  conftanten  ürd^Iic^en  9iec^t§anfd^auung 
iDcbcr  eine  pollutio  nod)  eine  execratio  bcrjelbcn 
im  ftrengen  !ird)cnrcd)tlic^cn  ©innc.  ®al)cr  treten 
and)  bic  an  bicjc  ^cte  gctnüpftcn  SRed}t§foIgcn 
(SinftcÜung  be§  ®ottc«bien|lc§  u.  f.  xo.)  infolge 
ber  ^ibbaltung  oon  ^ürctijdien  ober  f(^i§malifd)cn 
Öoltesbienflen  nid^t  ipso  jure  ein,  unb  e§  ift 
and}  eine  neue  (Jonfecration  ober  feierlid^e  SRe« 
conciliation  einer  fold^en  ßird)c  ober  cine§  öon 
einem  ()äreti]d)en  ober  fd^iömatifc^en  $riefter  bc» 
mibtcu  ^Utare^  nid)t  nöt^ig  (c.  2 ,  X  1 ,  16). 
VI  ber  bie  oben  crtoäl^nten  ©rünbe  rcd^tfertigen 
öollfommen  bie  Dom  juftänbigcn  ffirdjenobem 
5U  öcrfügenbe  ginfteHung  be§  ®otte§bienfte§  für 
bie  ftütl^oUfen. 

4.  2)ic  tJrage  nad^  bem  SRed^tsfubjcct  be§ 
©imultan=^®ebraud)§red;t§,  bcjm.  nad)  bem  rei^t» 
lid^en  Xräger  be^felben,  bürfte  ttjol^l  am  bcftcn  gu 
Öuuftcn  „ber  localen  firc^Iid^en  ©tiftung  al§ 
jurifiifd^c  $erfon  gebadet"  ju  cntfdjeiben  fein 
(ögl.  ^infd)iu§  IV,  369),  tt)orau§  fid^  bann 
öon  felbft  ergibt,  tia^  bereu  fouftigcr  redjtlid^er 
Vertreter  (aljo  bei  ben  ßatl^oUfen  5unäd)ft  ber 
©celjorgSöorftanb  ber  fimultan  bercd^tigten  ®c» 
meinbe,  bann  ber  Sifd^of)  aud^  bie  au§  bem 
©imultaneum  fid^  ergebeuben  SBeredt)tigungen  ju 
tta^rcn  befugt  uub  öcrpflic^let  ift.  (5>gl.  im  M« 
gemeinen  bie  bcutfd^en  ÄHrd)enred)tvI)anbbüd^er, 
in«fbcionbere  ^in)d)iu§,  ftircl)cnred)t  IV,  358  ff. 
5^ie  i'itcrütur,  mcldje  bie  ^rincipicu  binfid)tUd^ 
be^  ©imultaucumö  grunbfä^Iid)  erörtert,  ift  red^t 
fpärlic^;  jablreid^cr  finb  bie  ©d)riften,  welche  öon 
concreteu  ©treitjragen  au^gcljenb  aud^  ba§  ^rin« 
cipicUc  in  il}reu  ^ereid)  Rieben.  Saljin  geboren 
*:.ir)d;cl,  S^ic  red)tlid;eu  ä^erbiiltniffe  bejüglid)  ber 
©imultniifird)en,  im  9ivd}iö  f.  fütf).  itirdjenrecbt 
XLVI  [1881],  329  ff.;  ®erf.,  ®a§  firdjiidje 
5Pcrbüt  für  ftatt)oIifen  bejüglid^  be§  TOitgcbrauc^C- 
ber  ben  fogcn.  Vlltfatbolifcn  jur  Scnu^img  ein« 
geräumten  iHrd)eu,  im  JlatljOliV'  1875, 1, 362  ff. 
uub  jeparat,  ÜJiainj  1875;  Scufd),  ^a§  9?er» 
fabreu  beutjd)cr  93ijd)öfe  bejüglid)  ber  ben  Vllt- 
fatl)0lifeu  ^um  5!}2itgcbraudö  eingeräumten  ftirdieu, 
a3onn  1875,  unb  ?lnti*9icu)(I)  ober  juriflijd^eS 
Urtbcit  u.  f.  tu.,  Kegeuaburg  1875.  ,^um  ©imul« 
taneum  im  lucitern  ©inuc  ögl.  ö.  b.  Vlurad),  Sie 
firc^lid)eu  Simultauöcrboltuiffe  in  ber  ^>falj  am 
SRt)eiu,  3Diannbcim  1866;  §artung=gugell^arbt. 


3)a§  fird^I.  lüii^i  ber  ^roteflonten  im  öormolign 
^erjiogt^um  ©uljbad^,  griangtn  1872;  R.ih\ta, 
^ird^enred^t  ber  eöangelifd^en  Stizd^  b.  @ro^ 
berjogtbumö  Reffen,  Sarmftabtl884;  ©.Keto 
mann,  ®efd^.  b.  Simultaneum  religionis  exo^ 
citium  im  öormaligen  Jg>er^gt^nm  ©ul^bot 
SRcgen§burg  1897.)  [ffiienboifer.] 

^iti  (roy  LXX  irrt^ümlid^  2aU  unb  ^^vi^ 
im  ^.  %.  Ortsname,  1 .  megen  ber  ©nntbbcbeutms 
„fiotl^''  gleid)bebeutenb  unb  gteid^mert^ig  mit  $^ 
lufium  (abgeleitet  öon  Tn)X(5c)  ^bic  fiot^ftabt",  ci« 
alte  ©tobt  im  nörblid^enäegi)pten,  an  beröftli^jto, 
nac^  ibr  benannten  ^Rilmünbung  (65. 30, 15. 16j, 
mitten  in  ©ümpfen,  bcncn  fic  i^ren  9^amen  bb* 
banfte  (Strabo  16,  2,  33).  ^IS  ©c^Iüffd  M 
Raubes  mar  fic  ftarf  befeftigt,  loarb  bcfetoegen  oR 
belagert  unb  fal^  gro^e  ©d^lad^ten  in  i^rer  fläfL 
(Herod.  2,  141;  3,  10).  Sic  3:rümracr  l« 
©tabt  l^eigen  je^t  ^ine^  unb  fmb  nod^  nid^tn^ 
untcrfuebt.  (9?gl.  SBicbcmann^  ®e)(|.  öon  **• 
5legi)pten,  galm  1891,  195.)  —  2.  ber  ffiüpni 
ftricb  3n)ifd^en  Slim  unb  Stap^ibim  ober  hm 
©inai,  „SBüftc  (öon)  ©in"  (65. 16,  1 ;  17,  L 
92um.  33, 11  f.;  LXX  Siv),  fo  genannt  iih*» 
fd^ciulid^  nad^  ber  9}Jonbgottbeit  ©in.  —  3.  {1^ 
V3f)  eine  SBüftc  an  ber  ©üboflgrciijc  öon  fi#« 
naan,  in  h)el(j^er  6abe§  lag,  bie  ^ortfe^ung  ber 
SBüfte  ^aran.  ©ic  l^cifet  bei  ben  LXX  :Si^  ml 
Ivrl,  9ium.  34,  4  aber  Sewdtx,  'Ewax  (in  ber 
Sulg.  Senna).  [ftaulcn.] 

^ino,  in  ber  l^eiligcn  ©d^rift  1.  (-.s)  bie  in 
öorljergel^euben  %vi,  unter  3  genannte  SB^ 
(3oj.  15,  3).  —  2.  ungenau  für  ©inai  OwbiH 
5,  14.  $f.67, 18.  gccli.48,7.  34)Q.7,30.81 
®al.  4,  24.  25).  [«aufat] 

^htai  (-ro,  2iv5f),  im  a.  1.  9ioine  W 
S3erge§,  auf  n^cld^em  ba§  mofaifd^c  ®efej^  gegte 
mürbe.  €r  l^atte  biefcn  9tamen  nnil^rfd^nlüt  m 
ben  beibnifd^en  ^cmobncm  ber  ©egenb  er^oltai 
meld)e  bafelbft  ben!D^oubgott@inöere^Tten(^ 
fc^rift  ber  beutid)eu  morgcnlönb.  ®ejdli(^.  XU 
[1865],  244) ;  fouft  ttarb  er,  als  ber  bebeiriabpr  ^ 
JiBcrg  feiner  Umgebung  (Jos.  Antt.  2,  12,1), 
öorjugSmcifc  §oreb  („ber  bürre  SSerg*)  genont 
mic  man  bic  gefammte  sugc^örige  S^ergEUJjr 
nannte,  ißon  je^cr  ift  bicfc  in  ber  |)Iutonij(tai 
@ebirg3bilbuug  crblidt  morbcn,  meld^  ben  Söba 
ber  ^albiufel  ^mijd^en  ben  ®oIfen  üon  ©ue j  nb 
öon  '^Ifaba  au^tüUt.  3)iefe  beftcl^t  aud  brei  mä^ 
tigen,  öon  D^orbmeft  nad^  ©üboft  laufenben  fie* 
birg^ftöden,  an  meldte  ftd^  im  92orben  bie  to^* 
gelegene  (^bene  öon  3tQi)a\)  fd^lic^t,  unb  Stei^ 
mie  @^£egeten  l^abcn  öorjugStteife  l^ter  wut  ber 
^öl}e  gejud)t,  auf  meiere  bic  öerfd^iebeiun  ta^o« 
grapbijd^cu  eingaben  in  ber  beiltgen  @d^rift)wifeL 
3n  ben  älteren  djdftlid^en  ^oi^rl^unbertcn  Mt 
man  anberer  ^J^cinung  unb  l^xtU,  U)eU  man  bod 
befinblid^e  Sujd^rtften  al3  iSraelitifd^  auS  ber 
^üftenjeit  anja^,  ben  vmUx  tot\üiä^  %fkgnai 
©erbal  für  ben  ®cfefee§berg;  eine  Unfi^t«  f« 
meldte  fid^  in  neuerer  S^xt  nod^  Sepftud  unb  CM 


SS3 


©Inolta  —  ©inccurcn. 


334 


tl.  0.)  ouSgtflno^  IfiUn.  €on|ji  i)t  man  ie^t 

tUaym  bei  lUbct)ntgtxng ,  bo^  ber  biblif^c 

ctruii  in  bcm  mittlem  oon  ben  oben  genannten 

ii'^btrgjljtMtn  }&  fud^en  x\i,  befonberS  and^,  »eil 

er  bimct  ctn  bie  ^nbige  Sbene  er-SRabab  flögt,  in 

to  sunt  bif  Stnainüfte  (ߣ.  19,  1)  gu  {tiefen 

:-r.  Ziffer  Qrrgiücfen  fleigt  in  ixoti  gewaltigen 

r..ri;i{»fein  cntf:  )u  einem  nötblid^en  Don  faft 

iy  '^  IM  m  ^^,  tDet^er  t)on  ben  Arabern  9t&d  ed 

cü'-^re^,  Don  ben  (^^riften  ^oreb  genannt  loirb, 

n^  ivsum  fitbfid^  über  2200  m  bob^n,  meldtet 

£  ^Kbcl  9Rtifa,  »SiofeSberg"  bei^t.  S3on  biefen 

:r.£cn  bot  Sobinfon  ({.  ii.)  ben  erfletn  alS  ben 

trfrmuben  (df|e|e3berg  angefel^en,  mobrenb  bie 

:  :I;T>ibl  ba  (Siegcten  {idfi  für  bie  gmeite  £)öbe 

ernttnbfl,  iDcIi^e  no(b  @üben  mit  einer  faft  fenf» 

zj^jjoi  Sonb  abftäxit  unb  fo  bie  6$.  19, 12  f. 

er\iünK  9ff<^ffenbeit  befi^t.  Seil  nun  biefer 

^^a9  bux4   bie  ®ottedoffenbanmg  ber  ®e{e^« 

t.hmg  gebeiligt  loorben,  nennt  ibn  9}}ofe§  ftets 

t  ztrr:  eL  3,  1 )  ben  ©erg  ®otte».  3n  ben  nad^- 

rr-Kf4^  3<iten  be§  ^Iten  Xeftamented  toirb  ber 

c:r.ji  nocb  einige  THalt  poetifcb  oerberrlid^t  ober 

az<^nt  (SlicftL  5,  5.  !ßf.  67,  9.  2g§br,  9, 13); 

c  ^te  ®ci({)i(^te  tritt  er  nur  ein,  ba  Slia§  in 

;  ri-:  räur  ivunberboren  @|>ei{e  gu  feiner  Söu» 

tT-.ng  40  Zöge  itnb  !Röd^te  burd^  bie  3Bäfte 

zjxiuct^  bis  er  gum  ^oreb  gelangt,  ben  er  gu  an» 

^'■  :n  3n>etie  oiel  e^  b^tte  enei^en  lönnen.  SDie 

t..  r^<c  Deriegt   auf  ben  Sinai  ba§  @rab  ber 

L  Katboiina,  beren  l^iliger  Seib  boilbin  oon  ben 

•rroffn  getrogen  werben  fein  joH  (f.  b.  9lrt.  fta» 

rkmo  Vn,  338).    ©eitbem  bie  ©tätten  ber 

CfmbflTung  3i^lp"nfte  frommer  unb  gclcbrter 

1  ;^:r  geiDorben  fiiib,  ift  auc^  ber  ©inai  ungöblige 

Halt  Don  9lbenb«  unb  ÜRorgenlänbern  be)U(|t 

tcxtm  ij.  b.  Art-  3ieifen)erle).  ®abei  iftnamcnt- 

:^  t(S  Don   grie^ifd^en   SRönd^en   bemol^nte, 

l-.nuQ^crtige  unb  goftfreie  ffatbarinenllofter,  mel- 

^zi  ix:  einer  @c^lud^t  tt)eftlid^  Oom  eigenttid^en 

'csui  logt,  feiner  alten,  Oemad^läffigten  IBüd^er» 

'iznrJimg  wegen  betül^mt  getoorben;  ^ifd^enborf 

'rit  bort  bie  uratte  gried^ifd^e  iBibelbanbfd^rift, 

-zilU  feitbem  aüer  SBelt  al§  Codex  Sinaiticus 

:lj-m  geworben  ift  (f.  b.  %rt.  93ibetbanbfd^rift'en 

U    ^»75);  in  neuerer  3^it  entberften  englifc^c 

Sisim  Oofelbfl  \>a&  alte  f^rifd^e  Soangelium,  oon 

z::Um  im  ?lrL  !pef<]öittl)o  IX,  1826,  unb  bei 

.  aiicn.  Stnleitinig«  4.  9lufl.,  127  bie  SRebe  ift. 

1^'^  Leon  de  Laborde,  Gomment.  geogr. 

^n*  l'Exode  ei  les  Nombres,  Paris  et  Leipzig 

\^li  lRDhm]on  unb  ©mit^,  $aläftina  unb  bie 

'^/^  angrrnsenben  Sönber  I,  ^alle  1841, 176; 

i^fml,  Steife  pon  Xl^eben  nad^  ber  ^albinfel  bc3 

€(X4f.  8ctUn  1845 ;  graaS,  tiluS  bem  Orient, 

€tittgart  1867«  5 ff.;  ^Imer,  S)er  ©d^aupla^ 

:.-:  40]abrtgm  SBonbenmg  3§rQeId,  ®otba  1876 ; 

'fiai,  t£ur4  Öofen  }um  ©inai,  2.  9ufl.,  Seip* 

-jls^l.)  [ftaulenj 

'SimrilA,  Seinantc  mel^rerer  3Rönd^e  beS  ©inai- 

l'-^rx^,  in^^cfcmbctt  bc$  1^1.  SlnaftofmS  (f.  b. 


^rt.  I,  792)  unb  beS  1^1.  ^ol^nneS  glimacuS 
(f.  b.  art.). 

$inbott  (ri  (Tivdwv)  begeid^net  bei  ben  ©Qnop- 
tifem  (aKatt]&.27, 59.  9Karc.  15, 46.  2uc.  23, 53) 
inSbefonbere  baS  Sinnen  (-rdt  di^^via,  linteamina, 
3o]^.  19, 40;  20, 7),  in  meld^cS  ber  fleid^nam  bc« 
^errn  gel^üUt  unb  in  bem  er  im  ®rabe  beigefe^t 
tt)urbe  (bei  SDlarc.  14,  51  ift  dtvSwv  ein  leic^- 
ted  ®emanb).  2)a  in  ber  Siturgie  ber  ^Itar  unb 
feine  SluSftattung  oon  SllterS  \)tt  fpmbolifd^  auf 
ba3  fieiben  bed  ^emt  belogen  h)urben,  f o  galt  baS 
aitartud^,  fpecieÜ  baS  6:orporale,  al3  !Rad^biIb 
bed  Seid^entuc^eS  (lila  sindon,  quae  sab  divi- 
norum  donorum  ministerio  expansa  est,  Jo- 
sephi  Arimathensis  est  ministerium ;  S.  Isi- 
dor.  Peluß.  Ed.  1,  123,  bei  Migne,  PP.  gr. 
LXXYIII,  293 ;  Ogl.  6.  Durandus,  Rationale 
div.  off.  4,  29,  4) ;  felbft  ber  9iame  „©inbon" 
ging  im  Ordo  Bomanus  II,  n.  9  auf  bad 
9lltartud^  über  unb  bat  fid^  in  ber  ambrofianif d^en 
Siturgie  infofem  erl^alten,  al§  ba3  ber  ©eaet  bed 
römifc^en  3)hffald  entfprecbenbe  @ebet  oratio 
supra  sindonem  genannt  mirb  (Acta  Eccles. 
MedioL,  Mediol.  1599,  743).  ®a8  Seid^entud^ 
beS  ^erm  (S.  Bindon,  la  s.  Bindone,  le 
8.  suaire),  eine  ber  ^affionSreüquien ,  fd^enfte 
im  Anfang  bed  12.  3a]^rbunbert§  ber  @ro^« 
meiftcr  ber  Sobanniter  bem  ®rafen  üon  ©aoo^en, 
3tmabeu8;  ed  lam  1253  nad^  93urgunb  unb 
1353  nad^  g^amberq.  ^m  3. 1578  brad^te  man 
e§  nad^  Surin,  um  beffen  Serebrung  bem  bl.  ffarl 
iBorromouS  ju  erleid^tem,  imb  bort  oerblieb  c3 
fobann;  feit  1694  ift  e§  in  einer  il^m  }u  @bten 
erbauten  Äird^e  beigefe|t.  S)ie  le^te  feierlid^e  Su§- 
fteEung  fanb  1868  gelegentUd^  ber  ^od^jeit  be§ 
Jhonprin^en  ^umbert  ftatt.  ©eit  1506  mirb  ba§ 
geft  oom  l^eiligen  ©rabtud^e  in  (Sb^i^^^^Q  am 
4.  ^Rai  begangen;  im  93ereid^e  beg  ffönigreid^eS 
©arbinien  (in  tota  Begis  Sabaudiae  ditione) 
l^at  ba§  tS^ft  feit  etma  60  ^al^ren  ben  Sang  eine§ 
duplex  1.  classis  mitOctao.  Unter  ben$affion§- 
officien  (f.  b.  ^rt.)  ift  bem  bed  Seid^entud^eS  ber 
Sreitag  ber  ^roeiten  gfaftenmod^e  jugemiefcn.  (©gl. 
BenedictusXIV.,  De  serv.  Dei  beatif.  etc.  4, 
2,  81,  17,  unb  über  ba§  3:uriner  unb  anbcre 
©rabtücber  beS  §erm  Ch.  Bohault  de  Fleury, 
Memoire  sur  les  Instruments  de  la  Passion, 
Paris  1870,  225-244.)  [ft.  ©d^rob.] 

$inear,  f.  ©ennaar. 

I^inemren  (oom  lat.  sine  cura)  l^eigen  fold^e 
^frünbeu,  mit  benen  gar  feine  Obliegenbeit  ober 
gciftlid^e  gunction  üerbunben  ift,  alfo  Seneficien, 
an  benen  entgegen  bem  ©runbfa^  c.  15  in  VI  1 , 3 
fein  officium  b^tftet.  9^icbt  ju  oermed^fcln  fmb 
bie  ©inecuren  mit  ben  beneficia  sine  cura  ober 
incurata,  bie  geloö^nlid^  beneficia  simplicia 
genannt  werben  (f.  b.  3lrt.  ftird^enamt  VII,  516). 
gigentlid^e  ©inecuren  finb  bem  ©elfte  ber  fird^« 
lid^en  ®efe^  burd^auS  jumibcr ;  bod|  fanben  ficb 
berglei^en  früher  }.  93.  an  ©tiften  infolge  oon 
SBal^lcapitulationen  ober  aud^  burd^  Kumulation 


839 

mufetc  für  5lDc  ein  aHittcl  ßcfunbcn  tDetbm,  ^^^ 
»elc^cS  er  Don  bemfelbcn  auSflenotntnen  wetDen 
fonnte.  Sa  nun  bie  ©träfe  burc!^  eine  glut  per» 
beigefül^rt  merben  foflte,  fo  tonnte  iencS  9Iltttei 
fein  anbered  fein  als  ein  mol^toerpid^ter,  t)on  oben 
erl^ellter  ^oljbau,  bcr  fid^  mit  feinem  gefammtcn 
Sn^alte  über  bem  SBaffer  erhalten  mngte.  9lad^ 
®otte§  Slnmeifung  marb  ein  fold^er  ^oljbau,  bie 
n>egen  il^ter  ffaftengeftalt  fo  genannte  %:^t  (f.  b. 
^rt.  9loe  IX,  420  f.),  üon  5Roe  gel^orfam  ^er» 
gefteHt;  mir  bürfen  amtel^men,  ba|  barüber  bie 
120  Saläre  üerftrid^en,  meldte  aI8  ©nabenfrift  ge- 
geben maren.  2)ur(^  bicfe  Vorbereitungen  marb 
9ioe  für  baS  mttlebenbe  ©efd^Ied^t  ein  „^rebigcr 
bcr  ©etcd^tigfeit"  (2  $etr.  2,  5);  freilic!^  erfal^ren 
mir  t)om  ^eilonb,  ba^  biefe  ^rebigt  ol^ne  SBirfung 
blieb,  unb  bafe  !Woe^8  S^itgenoffen  „aßen  unb 
tranfcn  unb  l^ciratctcn,  bi§  bie  ^\v\t  tarn  unb  atte 
l^inmcgraffte"  (Suc.  17,  27).  2118  nämlid^  bie 
Seit  ber  fiangmut)^  üerftrid^en  mar,  brac^  bie  glut 
auf  gmei  SScgen  herein.  S)ie  ^eilige  ©d^rift  be» 
jeid^nct  biefelben  bal^in,  ba|  „alle  OueUen  bed 
großen  Ocean§  aufgeriffen  unb  bie  ©d^leufcn  beS 
^immelS  geöffnet  mürben".  6ine  Ueberfd^mcm» 
mung  eutftanb  alfo  baburd^,  ba^  Dom  Tltttt  l^er 
fid^  SBaffcrmaffen  über  ba§  trodfene  2anb  ergoffen, 
unb  ba^  ein  molfenbrud^ortiger  Siegen,  meld^er 
nad^  7, 12  fed^g  SBodjen  lang  unaufbörlid^  bauerte, 
üom  §immcl  nieberftrömte.  ©o  ftieg  unb  fticg 
auf  grben  ba§  SBaffer,  auf  meld^cm  bie  Slrd^e 
fd^manun,  unb  erreid^te  enblid^  eine  ^öl^e,  meldte 
über  bie  l^öd^ften  SBergfpi^en  l^inauSging.  ^uf 
biefem  ©tanbe  blieb  ba§  SBajfer  gan^e  150  Sage, 
fo  bag  alles  Sebenbe,  baS  nid^t  im  Sßaffer  feine 
6ji|ten3  fortfcjcn  fonnte  ober  nid^t  in  bcr  ^trd^e 
geborgen  mar,  ju  ®runbe  gelten  mu^te.  ©iefeS 
entfe^lid^e  ®otte§gcrid^t  biente  inbc^  nid^t  blo^ 
ber  (äcred^tigfeit,  fonbem  aud^  ber  Sarml^ergigfcit 
©otteS;  benn  2lngeftd^t§  be§  unau§meici}barcn 
Unterganges  bcfcl^rtcn  fid^  nod§  aWand^c,  meiere 
öorl^cr  in  f rioolem  Unglauben  öcrl^arrt  maren,  ujü) 
erlangten  burd^  bie  Söu^c,  bafe  fie  bcr  ßrlöfung 
3efu  tl)cil^aftig  mürben  (1  ^JJetr.  3,  20).  3(l§ 
enblid)  bie  6rbe,  mie  in  einer  großen  Saufe,  öon 
ben  förcuelu  ber  ©ünbc  geföubert  mar,  lie^  ®ott 
bie  natürlidien  ffräfte  mieber  gur  ©cltung  !om» 
men,  burd)  meldte  ba§  ^luf^ren  bcr  glut  bcmirft 
murbc.  93cim  ©infeu  be§  SQäaffcrS  fa&  bie  ^Ird^e 
„auf  bcn  ©cbirgcu  2Irmenien§",  alfo,  meun  natur- 
gemäß bie  l)ö^fte  öcrgfpi^c  berfclben  gebod^t 
mirb,  auf  bem  großen  2lrarat  auf,  unb  öon  bort 
aus  naf)m  boS  neue  2cbcn  auf  Erben,  baS  menfd)- 
lid^e  mie  baS  tbicrifd^e,  feinen  2lnfong.  greilid^ 
bauerte  eS  nod)  mebr  als  ein  l^albcS  Sa^r,  bis  bie 
(irbe  mieber  bemol^nbar  mar;  bann  aber  ergoß 
ber  ©trom  ber  in  ber  2lrd^e  geretteten  Scbemefen 
fid^  aümölig  über  alle  Kontinente,  auS  meldten 
nad^  ber  fjlut  baS  Qfcftlanb  ber  grbe  bcftanb ;  benn 
über  bicfe  grftlingc  einer  neuen  SDBclt  auf  grbcu 
erging  baSfelbc  göttlidjc  ©egenSmort  mie  am 
©diöpfungStagc;  „SBad^fet  unb  meieret  eud^  ouf 


340 


^J^  6rbe!"  (8, 17.)  ©aß  bie  auS  ber  fjlut  gc- 
.^ttcte  5Dtenfd5il^eit  ebenfo  mie  bie  untergegongenc 
W  ®afein  Dermirfen  merbe,  blieb  nad^  ben  ®e« 
Atmungen,  meldte  fte  on  ben  Sag  legte,  nid^t  §u 
befürd^tcn ;  benn  ibre  erfie  Sl^at  auf  6rben  mar 
bie  ^luSübung  ber  ®otteSuere^rung,  burd^  meldte 
fie  ftd^  baS  SBoblgcfallen  ®otted  ermarb  (8,  20. 
21).  Safür  erbielt  fie  ben  ©egen  ®otteS,  unb  htt 
^en  fd^loß  einen  SBunb  mit  il^r,  moburd^  er  bie 
®emöbr  gab,  baß  feine  neue  angemeine  glut  übet 
bie  Srbe  fommen  merbe.  211S  3eid^en  biefeS  93un- 
beS  marb  ber  neuen  SBelt  ber  {Regenbogen  ge- 
geben (9,  11—17).  Snfofem  biefer  ein  not^- 
menbigeS  Srgebniß  berienigen  ))]^9fttalif(ben  Ser- 
l^öltniffe  ift,  meldte  ie^t  auf  ßrben  berrf(^en,  tonn 
biefe  3ufage  ®otte8  uid^t  anberS  Dcrftanben  toer- 
ben,  als  baß  bie  ie^igen  3itftönbe  auf  Srben 
immerfort  beftel^en  follen,  unb  baß  eine  neue  ©int* 
flut  burd^  bie  natürlid^en  äSerl^ältniffe  auf  Srbett 
unmögli(|l  bleibt. 

Sei  biefer  Darlegung  ift  als  SorauSfe^ung  ber 
oberjle  ®runbfa^  ber  @segefe  feflgel^alten,  monac^ 
bie  SBorte  ber  l^eiligcn  ©d^rift  in  i^rem  eigent- 
lid^en  ober  gemö^nlid^eu  ©inne  üerftanben  merben 
muffen.  2)ie  Uniöerfalität  ber  fjflut,  meldte  nad^ 
biefem  ®runbfa^  ungmeifeD^aft  anjunc^men  ift, 
mollcn  freiließ  manche  neueren  Srflärer  ni^it  S^* 
geben,  meil  bie  l^ierauf  giclcnben  ^luSbrütie  im 
®eifte  ber  orientalifd^en  9lnfd^auung  olS  ^^per« 
bolifd^e  aufsufaffen  feien  unb  bie  SUgemein^eü 
als  eine  relatioe  betrachtet  merben  muffe,  hierfür 
mirb  fein  onberer  ®runb  angegeben  als  bie  9lnct* 
logie  ö^ntid^er  ^uSbrüde  in  ber  l^eiligen  ©c^rift,, 
namentlich  ®en.  41, 57.  ©eut.  2, 25.  apg.  2,  5, 
an  meldten  ©teilen  eine  ooÖige  SUgemeinl^eit  nid^t 
angenommen  merben  bürfe.  S)er  „©prad^gebraud^ 
ber  beiligen  ©d)rift"  mürbe  an  fic^  feine  Snftana 
bilben,  ba  üielmelir  nur  ber  mofaifd^  ©prad^- 
gebraud^  in  %etrad)t  fommen  bürfte;  inbeffen  ba 
aud^  jmei  ©teilen  auS  bem  ^entateud^  ^eratt» 
gebogen  merben,  unb  ba  ber  ^uSbrud  ber  fpätereii 
biblifc^en  SBüd^er  Dielfad^  burd^  bcn  ber  früheren 
beeinflußt  ift,  muß  man  ben  Sinmanb  fd^on  gelten 
laffen.  lillein  ganj  gemiß  ift  an  ben  fraglid^en 
©teilen  eine  biStributiüe  SoOftanbigfeit,  wit  fie 
fonft  burd^  «icber"  beseid^net  mirb,  nic^t  in'ö 
^uge  gefaßt;  bieß  mirb  burd^  eine  SBebingung 
öerbinbert,  meldte  fo  fclbftt)erftänbli(^  ip,  baß  fte 
nic^t   auSgebrüdt  ju   merben   braud^t.    SBenn 
®en.  41,  57  gefagt  mirb,  baß  ^alle  Sanbe  nad^ 
^egppten  famen",  fo  liegt  in  ber  5Jatur  ber 
Badjt  bie  3)cfd^ranhtng  auf  bieienigen  Sanbe, 
benen  ^eg^pten  befannt  unb  }ugöuglid^  lt>ar« 
6benfo  ift  ^u  Spg.  2,  5  bie  iBemerfung  Don 
Kcufd^  (»ibcl  unb  Sßatur  [f.  it]  290),  er  fenne 
feinen  @|egeten,  ber  annäbme,  eS  feien  aud^  S^t- 
nefen  unb  92cufcelänber  bort  gemefen,  uic^t  ju- 
treffenb,  meil  nur  an  Sölfcr  gebaii^t  merben  barf « 
bei  mcldien  fid^  3-uben  mirflid()  aufstellen.  &me 
foldde  Se)d)ränfung  ober  Sebingung  ift  bei  allen 
öldnlid^en  ©tcUeu  DormiSjufegen;  an  ber  ©teile 


!ST 


etntflut. 


388 


«4  kern  in  9bL  8  mb  4  ®ef agtm  ale  niii^t  funb- 

k(t  ober  cdft  pabbaft  cmjufe^.     [ffirfi^fam)^.] 

^imtftat  (Qc^tntflut)  ifi  bie  ie|t  miebet 

iää$  goDOtbcnc  ilrotm  für  bat  lange  im  ®pxaif» 

QÜgfmcm  gcmefene  SBoitSünbflut, 

m  aud  bem  altbeutf^en  sinvluot  unb 

mittflbditfc^  aintfluot,  sindflut  l(|erauS- 

^itfiMt  ^itle.  SoS  aSort  i\t  gur  fte^enben  99e- 

fcäbmiiig  fnr  bie  oUgemeine  Ueberfc^toemmung 

^raottei^  iDcld^  jitr  3^  beS  ^triim^en  92oe 

9w  Cibc  bctiojfcn  ^t.   Unfere  itenntni^  biefed 

nrijnincS  cntftnniigt  au8  feiner  anbem  Ouette 

it^aaibm  Script  bec  (SenefiS  6,  9  biS  9, 17 ; 

ym  bie  IRiemims,  e8  befleiße  bei  ber  gejammten 

2?^4^  ouf  <lrben  eine  Xrobition  über  ben 

Mir^inibai  Sorgong,  bot  ftd^  oIS  ebenfo  irrig 

cnrnfCB,  nie  bie  Se^uptung,  bie  ®eoIogie  toerbe 

>ciib  4^  Srfn^nmgen  )ur  tlnnol^me  einer  etn- 

T4ni  oUgcmetneii  Ueberf<^tt)emmung  auf  Srben 

vciü^igt    erftfte  «nficbt  ift  längfi  burd^  Sr- 

ficmrang  imferer  etbnologijd^  ffenntniffe  be- 

titigt  inbean  nid^t  nur  bei  Dielen  SBöIIem  bie  an« 

cbtobc  Xnibiüon  jid^  an  locale  Ueberfd^mem- 

ismgcn  aii(mi)}ft,  fonbem  auif  Sölter  genug  be« 

teott  goDorben  ftitb^  »elcbe  feine  f^tutfage  be« 

r^ai.  Sei  ber  ledern  3(ngabe  ift  ber  Umfianb 

irrfattaib  gemefen,  ba^  bie  Sintflut  in  ber  Sul- 

agki  dflaYinm  genannt  mirb,  unb  ba^  auÜf  bie 

^rxtigr    gcoIog;if(bc    SBi^fd^aft    eine    jüngere 

lifT^  ber  ^bbUbung  £ilut)ium  nennt,  n)ö^- 

tssk)  bod^  icne  bonutter  eine  innerl^alb  eined  Sal^red 

SCTlaiifem  Statafttüp^,  biefe  einen  Vorläufig  nod^ 

.jintgboceli  3۟obf(^mtt  Derfte^t.    Med  alfo, 

3£i  mau  über  bie  Sintflut  n)if|en  fann,  beruht 

ozf  ber  tii^Hgm  ßsegefe  be§  betreffenben  mofai- 

ten  f[bfi&nitieS,  )u  bent  nod^  einzelne  SteEen  beS 

Jiemn  Zcftomented  binjujunebmen  finb.   SS  ift 

liasbinb,  ii>ad  Vlan^e  annel^men,  ba^  biefer  99e« 

3bt  ein   felbfidnbiged  ättereS  ed^rtftftüd!  ift, 

mddt^  IRofcd  in  feine  eigene  ©efi^ic^tlerjäl^Iung 

cn^efügt  fyxt ;  nur  mug  bobei  feftgel^alten  tt)erben, 

läS  bem  tDunberbar  )>ragniatifd^en  Sufammeu" 

la^  btt  @eneft8  bomit  fein  eintrug  gefd^iel^t. 

z*zr4ait§  mroginotif^  ift  aud^  bie  Cinfügung 

•fIK  geidbeben,  inbem  ber  einfachen  Srjablung 

renn  ^ergange  ber  allgemeinen  ^Ini  ein  Slb« 

twtt  (6,  1—8)  öoraufgefd^idCt  ttirb,  ber  bie 

^nnm  Urfad^en  ber  ffatajtropb^  oufbedt.    9[I§ 

'zinia  unxb  junöcl^ft  angegeben,  ba^  bie  gefammte 

V'xa)diffeit  (r^^n  coüediöifd^  6,  1),  beren  ®c- 

^i^ubte  tn  ber<8niefi§  bis  su  11,  9  üerfolgt  mirb, 

^sm  3^  i^urd  Sofeind  abgetoid^en  tt^or.   9i§ 

^qMr  toor  cht  %^ii  berfelben  t)or  biefer  93er« 

ffnuig  bctDübrt  geblieben,  toeil  eine  ftrenge  @d^ei> 

»ung  fwi^äiai  ben  ®otteSfürd^tigen  (ben  „@otte§« 

htdaa')  unb  ben  @ottlofen  (ben  „%Un)d^en« 

fmficm')  bfftonben  b^tte.  93eiberfortfc^reitenben 

Sensebnmg  bei   !KRenfd(|en  war  bie  trennenbe 

e^ibeioanb  Dor  ber  fteigenben  Sinnenluft  %f 

h^,  unb  bit  ^gmntfd^ten  g^en"  jn^ifc^en  ben 

idMtn  SRenf^enböIftcn  botten  aur  golge,  ba^  „ber 


ÜRenfd^  gfleifd^  geworben"  (6,  8),  b.  1^.  ba|  burd^ 
ungezügelte  Sinnlid^feit  ba§  tl^terifd^e  Clement  in 
ibm  über  oQe  geiftigen,  auf  ba§  Smige  gend^teten 
Seftrebungen  bie  Ober^anb  geioonnen  ^atte.  SBad 
aber  für  fpdter  alS  ftet§  wieberfel^renbe  Srfabrung 
feftfte^t ,  bad  geigte  fid^  aud^  fd^on  bamolS :  mit 
ber  SBoUuft  üerbanb  ftd^  ®tau{amfeit  unb  ®e- 
walttbätigfeit,  unb  wie  ber  Sinn  für  baS  ©eiftige 
unb  ewige  fd^wanb,  \o  erfiarfte  ber  Eigenwille, 
ber  fidd  über  Siedet  unb  Örbnung  binwegfe^te. 
S)amatö  gingen  aud  jenen  Derwerflid^en  SJerbin« 
bungen  bie  SReden  b^or,  welche  aud^  im  An- 
beuten f))aterer  ©efd^Ied^ter  wegen  ibrer  ©ewalt« 
tbätigfeiten  fortlebten.  S)a^  bie  LXX  unb  bie 
SJuIgata  biefe  cVBa  ®iganten  (f.  b.  Art.)  nennen, 
t)erf(|iebt  ben  99egriff  für  bie  fiefer;  benn  nid^t  in 
riefenbafter  jtör|)ergrö|e  (weld^e  übrigens  feine§- 
wegS  audjufd^Iie^enift),  fonbem  in  rober,  auf  bie 
dgene  Ihaft  trojfenber  äBillfür  mu|  baS  Unter« 
fd(|eibeiü)e  biefer  Uteden  gef ud^t  werben.  SRiefenbaft 
würben  fie  erft  in  ben  Sagen  ber  alten  SSöÜer,  in 
weld^en  eine  utdiare  Erinnerung  an  fte  forilebt. 
So  war  nad^  5Wei  Stiftungen  bin  ba§  äJlenfc^eu« 
gef(bled^t  Don  ber  urf))rünglid§en  3bee  @otte§  ab* 
jewid^en  unb  \)atit  bamit  ba§  Sted^t  feines  93e« 
tebenS  verwirft.  S)ie|  brüdEt  bie  b^Uige  Sd^rift 
0  aus,  ba^  ®ott  „bereute,  ben  SRenfd^en  ge« 
d^affen  )u  l^aben".  2)er  entfe|Hd^e  Zb^tbeftanb 
auf  Erben,  burd^  weld^en  ber  3wedt  ber  Sd^öpfung 
tbeilweife  oereitelt  war,  forberte  @otte3  ©ered^tig- 
feit  in  fold^em  9Ro|e  berauS,  ba|  aud^  bie  Siebe, 
weld^e  ©Ott  au  feinen  ©efd^opfen  trögt  (6,  6),  ben 
SRatl^fd^Iu^  nid^t  aufbalten  tonnte,  ben  SJlenfd^en 
fammt  aOem,  waS  um  feinetwiQen  gefd^ffen  wor« 
ben,  wieber  au  oeriilgen.  S)a  aber  ©otteS  Straf« 
uril^eile  ftetS  bPt'i^tbetifd^  ftnb  unb  burd^  bie  9u|e 
beS  Sd^ulbigen  umgewonbelt  werben  föunen,  b^^tte 
©otteS  93armbcraigfeit  t)on  Domberein  eine  gfrift 
oon  120  3obren  in  AuSftd^t  genommen,  wöbrenb 
weld^er  baS  äJerberben  b^itte  abgewenbet  werben 
fönnen.  %nä)  gab  eS  t)on  ber  ^Qgemetnbeit  ber 
ftttlid^en  SSeriommenl^eit  Eine  SluSnabme.  9{oe 
(f.  b.  %xL)  batte  nid^t,  wie  bie  übrigen  SRenfd^cn, 
©otteS  ©ered^tigfeit  b^^^^uSgef orberi ,  fonbem 
„©nabe  bei  ©Ott  gefunben"  (6,  8),  unb  fo  war 
nid^t  blog  er  oon  bem  ©eridgte  ©  otteS  auSgef  d^Ioff  en, 
fonbem  aud^  berjenige  Xb^U  ^^^  Sd^i)))fung,  wel- 
d^er  mit  feinem  IBefteben  berwadbfen  erf^ien.  S)a« 
mit  ift  für  ben  SBerlauf  ber  Eraöblung  f^on  eine 
9tu8fid^t  eröffnet :  wenbet  bie  Sufee  nid^t  bie  Strafe 
ah,  fo  mu^  bie  ganae  irbifd^e  SQBelt  au^er  9toe  unb 
bem  au  ibm  gebörigm  Sbril  au  ©runbe  geben. 
S)ie  beilige  ©efd^id^te  lä^t  feinen  Zweifel  bar- 
über,  ba^  bie  Sebingung,  unter  weld^er  baS  Straf« 
geri(bt  »erbütct  werben  fonnte,  nid^t  in  ErfüEung 
gegangen  ift.  S9iir  bürfen  imS  borüber  ni(bt  wun« 
bem,  wenn  wir  erfabren,  bag  auf  ber  ganaen  Erbe 
unnotürlid^e  gfleifcbeSfünbe  einbeimifib  geworben 
war,  unb  ba|  barum  eblere  ätegungm  unb  ©e« 
finnungen  fem  gebalten  würben  (6, 11. 12).  SBar 
alfo  baS  SSerberben  nid§t  mel^r  abauwenben,  fo 


839 


©intflut. 


340 


mu^tc  für  9loc  ein  WxM  gcfunben  »erben,  burd^ 
tDeld^eS  er  Don  bemfelben  ausgenommen  toerben 
fonnte.  ®a  nun  bie  ©träfe  burd^  eine  fjlut  ][ier« 
beigefü^rt  toerben  foHte,  fo  fonnte  jeneS  SWittel 
fein  anbereS  fein  al§  ein  tool^lüerpid^ter,  ton  oben 
erfreuter  §ol3bau,  ber  fidj  mit  feinem  gefammtcn 
Snljolte  über  bem  SBaffer  erl^alten  multc.  SJad^ 
©otteS  5lntoeifung  toarb  ein  fold^cr  ^oljbau,  bie 
toegen  il^ret  ^oftcngeftalt  fo  genannte  ^rd)e  (f.  b. 
5lrt.  Tioe  IX,  420  f.),  öon  5Roe  gel^orfam  ^cr« 
geftcllt;  toir  bürfen  annel^men,  ba|  borüber  bie 
120  3a^w  ücrftrid^en,  toeld^e  alS  ©nabenfrift  ge- 
geben toaren.  ®urd^  biefe  Vorbereitungen  toarb 
9be  für  ba§  mitlebenbe  ®cf(f)Iecl^t  ein  „^rebiger 
ber  ®crcd^tigfeit"  (2  ^$etr.  2,  5);  freiließ  erfahren 
wir  oom  §eilanb,  ba^  biefe  ^rebigt  ol^ne  SBirfung 
blieb,  unb  ba^  9ioe'8  Scitgenoffen  „ajien  unb 
tranfen  unb  heirateten,  bi§  bie  glut  fam  unb  alle 
bintoegraffte"  (?uc.  17,  27).  tUlS  nömlid)  bie 
Seit  ber  Sangmutl^  oerftrid^cn  toar,  brac^  bie  glut 
auf  jtoei  Siegen  herein.  S)ie  l^eiligc  ©d)rift  be- 
jeid^nct  biefelbcn  bal^in,  bafe  „alle  Ouettcn  beS 
großen  Dccan§  aufgeriffcn  unb  bie  ©d^leufcn  beS 
§immel§  geöffnet  tourben".  6ine  Ueberfcä^toem- 
mung  entftanb  alfo  baburd^,  ba^  oom  ü)leere  l^er 
fid)  Sßaffcrmaffcn  über  ba§  trocfcne  2anb  ergoffen, 
unb  ba^  ein  toolfenbnid^artiger  Megen,  toeld^er 
nad)  7, 12  fcd)§  2Bod^en  long  unaufbörlid^  bauerte, 
tom  ^immcl  nieberftrömte.  ©o  ftieg  unb  ftieg 
auf  (?rben  ba§  SBaffcr,  auf  toeld^em  bie  ^rd^c 
fc^toanim,  unb  crreidjtc  enblid^  eine  ^öl^e,  tocldje 
über  bie  böd)ftcn  Scrgfpijcn  ]^inau§ging.  *2luf 
biefcm  ©taube  blieb  ba§  SÖaffer  ganjc  150  Sage, 
fo  bnfe  alles  fiebenbe,  ba§  nid^t  im  Sßaffer  feine 
ßjiftenj  fortfe^en  fonnte  ober  mdji  in  ber  ^Ird^e 
gebovo^en  toar,  ju  ®runbe  gelten  mu^te.  S^iejeS 
entfet>hd^e  @otte§gerid^t  biente  inbe^  nid^t  blop 
ber  ©crcd^tigfeit,  fonbem  auc^  ber  ©arml^erjigfeit 
(SottcS;  benn  5lngefid^tS  be§  unauStoeidjbarcn 
Unterganges  bef ehrten  fid^  noc^  9)knd}c,  toeld^c 
oor^cr  in  frioolem  Unglauben  üerl^ant  toaren,  unb 
erlauotcn  burd^  bie  ^u^e,  ba^  fie  ber  (Srlöfuug 
3c)u  tl)dlbaftig  tourben  (1  ^etr.  3,  20).  511« 
enblid)  bie  (^rbc,  toie  in  einer  grof5en  2aufe,  üon 
bcn  förcueln  ber  ©üube  gcjäubcrt  toar,  lie|  ®ott 
bie  ualürlid)en  Älräfte  toicber  jur  ©cltung  fom= 
mcn,  ^.urd)  tocldje  t^a^  ?lufl)ören  ber  ^hit  betoirft 
tourbe.  9?ciin  ©infen  beS  SSaffcrS  fajj  bie  5lrc^e 
„auf  bcn  föcbirgeu  ^InucnienS",  alfo,  toenn  natur- 
gcmöf;  bie  ^üd)fte  Sßergfpi^e  berfelben  gebadjt 
toirb,  auf  bem  großen  IJlrarat  auf,  unb  öon  bort 
uuS  ual)m  baS  neue  £cben  auf  @rben,  ha^  menfd)= 
lid)e  toie  baS  tl)icrifc^e,  feinen  Einfang,  t^rcilic^ 
bauerte  eS  nod)  mebr  als  ein  IjalbeS  ^al)x,  bis  bie 
(rrbc  toicber  betool^ubar  toar;  bann  aber  crgo& 
ber  ©trom  ber  in  ber  5lrd}e  geretteten  Sebetocfen 
fic^  aUmiilig  über  alle  ßontinnite,  auS  toeld^en 
nnd^  ber  ^lut  baS  geftlanb  ber  ^rbe  bcftanb ;  benn 
über  biefe  ö:rftlinge  einer  neuen  äöelt  auf  6rben 
erging  baSfelbe  göttlidje  ©egcnStoort  toie  am 
©djöpfungStage:  „SBad^fet  unb  meieret  eud^  auf 


ber  grbe!"  (8, 17.)  3)a6  bie  au«  ber  gflnt  ge- 
rettete 9)}enfd^l^eit  ebenfo  toie  bie  untergegangene 
il^r  2)afein  tertoirfen  »erbe,  blieb  nod^  ben  6e* 
ftnnungen,  toeld^e  fte  an  ben  Sag  legte,  nvSj/t  pt 
befürdjtcn ;  benn  i^re  erfte  %fyA  auf  Srben  bot 
bie  Ausübung  ber  ©otteSuerel^rung,  hvxä^  todSß 
fie  ftd^  baS  SBoblgefallen  ©otteS  ertDorb  (8, 20. 
21).  2)afür  erhielt  fie  ben  ©egen  ©otted,  unb  ber 
^err  fd^lo^  einen  %unb  mit  i^r,  toobun^  er  \k 
®etoöbr  gab,  ba^  feine  neue  allgemeine  glut  über 
bie  Srbe  fommen  toerbe.  %U  S^i^^  biefeSSm* 
beS  toarb  ber  neuen  Sßelt  ber  ^Regenbogen  ge* 
geben  (9,  11 — 17).  Snfofem  bicfer  ein  nüi^ 
toenbigeS  €rgebni^  berjcnigen  pl^pftfolifd^  Sei* 
bältniffe  ift,  toeld^e  je^t  auf  Srben  ^rrfd^,  Ion 
biefe  S^tfage  ®otteS  nic^t  anberS  ))erf!aiü)en  iiki- 
ben,  als  bog  bie  ie^igen  3uf)önbe  auf  Srbei 
immerfort  befielen  foUen,  unb  ba|  eine  neue  @iBt> 
flut  burd^  bie  natürlid^en  93er](|altniffe  auf  Sxbn 
unmögli^  bleibt. 

Sei  biefer  S)arlegung  ift  alS  SSorouSfe^ung  ber 
oberfte  ®runbfa|  ber  ß^egefe  fefigel^Iten,  iDona(| 
bie  SBorte  ber  b^iliG^n  ©^nft  in  i^rem  eigeni* 
lid}en  ober  getoö^nlid^en  ©inne  Derftanben  toobes 
muffen.  S)ie  Unioerfalitöt  ber  t$flut,  toeld^  nol 
biefem  ®runbfa^  im5toeifel]^ft  on^une^men  ip, 
toollen  freiließ  mand^e  neueren  Srflärer  ni^lt )» 
geben ,  toeil  bie  l^ierauf  5iclenben  ^udbnute  ii 
@eifte  ber  orientalifd^en  ^nfc^auung  alS  fßfl^ 
boli|'d)e  aufjufaffeu  feien  unb  bie  ^flgemebtH 
als  eine  relatioe  betrachtet  toerben  muffe,  ^ierfir 
toirb  fein  anberer  ®nmb  angegeben  olS  bte  Sno* 
logie  öl^nlid^er  ^uSbrüde  in  ber  Eiligen  @4ii^ 
namentlich  ®en.  41, 57.  ®eut.  2, 25.  a|)g.  2, 5, 
an  meldten  ©teilen  eine  oöEige  ^Ugemetn^eitid(tt 
angenommen  toerben  bürfe.  S)er  „©prad^gebrant  i 
ber  ^eiligen  ©djrift"  toürbe  an  fu^  feine  Snpoi^  ! 
bilben,  ba  t)ielmebr  nur  ber  mofaifd^  ©{iia^ 
gebraud^  in  93etrac^t  fommen  bürfte ;  inbeffen  ba 
aud^  5toei  ©teilen  auS  bem  ^entoteud^  f^naa^ 
gebogen  toerben,  imb  ba  ber  tQuSbrud  ber  f|>ätera 
biblifd}en  Sudler  t)ielfad^  burd^  ben  ber  frü^ 
beeinflußt  ift,  muß  man  ben  €inmanb  fd^on  gdtai 
lafjen.  ^)lllein  gau)  getoiß  ift  an  ben  fragilen 
©teQen  eine  biStributiDe  SSoOftänbigfeit,  mit  {k 
fonft  burd^  „icber"  be5eid^net  toirb ,  ni^t  in^l 
i)luge  gefaßt;  bieß  toirb  burd^  eine  Sebingniq 
öerljinbert,  toelc^e  fo  felbftuerftänblü:^  ifl,  büB^ 
nid()t  au^gebrüdt  gu  toerben  braud^t.  SBaa 
@en.  41,  57  gefagt  toirb,  baß  »alle  fianbe  im^ 
tllegppten  famcn",  fo  liegt  in  ber  9latur  brr 
^ad)t  bie  33efd^rönfimg  auf  biejenigen  Sanbe, 
benen  ^legt)pten  befannt  unb  ^ugönglid^  wl 
ßbenfo  ift  ju  ^^)g.  2,  5  bie  Semerfung  w» 
Mcufd)  («ibel  unb  9latur  [f.  u.]  290) .  er  hm 
feinen  6:fegeten,  ber  annähme,  e§  feien  aud^  Sti* 
nefcn  unb  ^^eufeelänber  bort  getoefen,  ni(^  §»• 
treffcnb,  toeil  nur  an  Sölfer  gebadet  merben  bi|, 
bei  toeld)en  fid)  Suben  toirflid^  aufl^ielten.  Sine 
fold}e  $efd)ränfimg  ober  93ebingung  ift  bei  dies 
öbnlic^en  ©teilen  DorauS^ufe^ ;  on  ber  ©teSi 


TM 


©intflut 


842 


SroL  2, 25  i^  fit  a&er  inflructiDenDeife  l^inju- 

«tt|t:  J^i^  Urin  9ngfi  unb  Sfurd^t  Dor  btr  legen 

cof  Ine  Ö^Uer  unttt  bem  gongen  ^tmmel,  meldte 

ton  bir  ^öreiL*   3m  Sendet  über  bie  ©int- 

fiit  tfl  eine  fol^  ©teEe  ®en.  7,  U,  tuo  bie  3u- 

nrffia^ninQ  btd  „ole"  ouf  bie  6, 19.  20  ange> 

kW«  3q1)1  gan)  felbfioerflänblid^  ift.    Slid^t 

i:MiKr^äfibli4  aber,  fonbem  gerabegu  ouSge- 

i:iü>nni  ip  eine  folc^e  »efc^rönhmg  7, 19—23, 

VC  bu  li^ectottfirte  Sufj&^Iung  unb  ber  @egenfa^ 

Kilos  Noe  et  qui  cum  eo  erant  in  arca  ben 

iVr^^iiff  etnrr  oottflänbigen  SHIgemeinl^eit  bemtrfen 

U^L    (Eme  miRenfc^aftlidde  @s<0<f<  ift  ctifo  ge- 

riüngr .  on^uerfrnnen,  bo^  ber  ^eilige  Serfa^er 

^^  iv^fnefis  bie  f$Iut  )ur  Seit  !Roe'd  olS  eine  DoQ* 

tntMg  ober,  toie  man  aud^  fogt,  oß  eine  geogra« 

^tnf4  ttxnofrjelU  bargefleQt  fyit    9Bie  l^ötte  er 

4DC(  onbeif  gefonnt,  baalledX^tfä^nd^e,  baS  er 

berii23trt,  trine  anbere  Suffolfung  erlaubt?   SSor 

SQciD  i^  bin  ber  9iat^fd^Iu|  ©otteS  6,  7  au  ur- 

qmn:  I>e]ebo  hoiDinem,  quemcreavi,  afacie 

\tm9L.  SBdrf  bamalS  oud^  tiod^  ntci^t  baS  ganje 

,l3lli)  btr  Srbe"  Don  3Renfd^en  ben^ol^nt  ge« 

ven n.  fo  l^otte  bo(^  bie  Semid^tung  ber  gefammten 

iUsfdb^  butd^  eine  ^ut  aud^  nur  auf  Sinem 

ffntinrnt«,  loie  ji(^  fpäter  geigen  Wirb,  eine  uni» 

Tci^cHc  Ueberf(^n)emniung  ndtl^ig  gemad^t.   2)er 

OQuptbeiDetö  aber  liegt  in  bem  9}httel,  toüä^ 

@l0tl  gixr  Rettung  92oe^3  unb  feiner  gfamilie  an- 

aegftai  b<^.    SBöre  nid^t  bie  gange  Srbe  unter 

f»afkt  gefe^  morben,  fo  loöre  bie  SBal^l  einer 

Ix^f  urMtflötiblid^ ;  in  ber  üorbereitenben  S^it 

»OH  120  3a^ren  bitten  ja  bie  gu  rettenben  !Dlen- 

•ten  auf  ben  ßrbtbeil,  ber  oon  ber  glut  oerfd^ont 

Kfü»en  foOle^  auSmanbem  fdimen,  unbbieXl^iere 

zyüiUtt  )tt  bem  namlid^en  STlittel  burd^  i^ren  Su" 

»mid  geführt  nwrben  fein.  Sßeiter  fagt  bie  ^ei- 

^iv  Sdynft,  ba%  burd^  bie  f^Iut  aud^  fämmtlid^e 

^ir^fnDtn  Xbitre^  loeld^e  nid^t  in  ber  ^rd^c  toaren, 

m  'ärrnibe  gingen  (7,  21.  28);  bie^  nöre  un- 

iictiTnthcü),  foü*  eS  noä)  ®egenben  auf  Srben  ge- 

9rtjen  (ätlr^  h)el(j^e  oon  ber  f^ut  nid^t  eneid^t 

mtrbcn.   ^oner  ßiirb  bemerkt  (7,  24),  ba^  bie 

£^4firr  jid)  auf  (Erben  150  Sage  lang  bel^aupteten. 

üiiit  bcn  6tfe^m,  meldte  bie  ©tatif  ber  glüjfig- 

UuevL  frftpriii,  tft  bieB  unbentbar,  o^ne  bog  ber 

Sntm&aut  ber  SSai^ertl^eile  eine  SBer[d^icbung 

omfi  UTH  ben  CPrDförper  bemirft  ffitit ;  grog  genug 

cor  bafär  rinr  SBaffcrmaffe,  tocl^e  über  bie  ar- 

sanid)ni  ®ebirge  l^iinauSging.  ^ie  Snatbematil 

fnm  r^tefe  emi%i)eii  aud  ber  ^id)tigreit  beS  SBa)- 

'ct,  brm  tmiö^ai  ^o^enftanbe  beSjelben  unb  ber 

<Hit3<  ber  6rbob«rflä(^€  bered^nen ;  efperimentctt 

f^cüfii  nurnadbgeniiefen  tt)erben,  falls  eine  tropf- 

ban  Siun^ff^it  Oürlf^anben  toäre,  beren  SojEiäfion 

u  brr  Des  9ßoffer3   in  bemfelbm  SBerbäItntf)e 

nesbf  vni  btr  !S)urc^meffer  eines  ®(obuS  gum 

St^un^meffer,  unb  ivenn  babei  bie  t^lngiel^ungS- 

twt  Der  ^rbe  aufgehoben  »erben  fönnte.    din 

ifiunbrr  nbn,   wit  ha%  bie  SBaf{erma[fe  il^rer 

"Süm  mlgrgen  auf  einem  Steile  ber  @rbe  geftaut 


morben  mdre,  ober  bag  rtngS  um  bie  äBaffer- 
menge  eine  Sinfriebigung  gefd^affen  morben  möre, 
burc^  meldte  ber  ©eitenfd^ub  gel^emmt  morben 
märe,  magt  uiemonb  angtmel^men,  tro^bem  bag 
febr  oorurtl^eilSlofe  igforfd^er  geftel^en,  bie  mo- 
faifd^e  ©intflutSgefd^id^te  fei  o^ne  ^Innal^me  oon 
Sßunbem  ntd^t  gu  begreifen.  Sntfddeibenb  enb- 
lid^  ift  baS  93erf))red^en  ®otte§  9,  11:  ne- 
quaquam  ultra  interficietur  omnis  caro  aquis 
diluvii,  neque  erit  deincepa  diluvium  dissi- 
pans  terram,  unb  SB.  15:  non  erunt  ultra 
aquae  diluvii  ad  delendum  uniyersam  car- 
nem.  Offenbar  moQen  biefe  äOBorte  bebeuten, 
ba|  eine  folc^e  f^lut,  mie  eben  gemefen  ift,  nic^t 
mieberfe^ren  mirb ;  partieEe  Ueberflutungen  aber 
fmb  feitbem  nod^  oft,  aud^  in  großem  SRag- 
ftabe,  miebergefebrt  unb  bilben  nod^  immer  eine 
©eigel  für  bie  bemol^nten  Sl^eile  ber  Srbe.  9}ad^ 
allem  biefem  mug  als  unumftöglid^eS  Stefultat 
ber  (Siegefe  feftgebalten  merben,  bag  ®ott  ber 
^err  gur  3eit  9toe^3  bie  SRenfd^l^eit  burd^  eine 
geogra))^if^  allgemeine  gflut  oemtd^tet  unb  re- 
generirt  l^at. 

9Ran  barf  mol^l  fragen,  marum  ber  ®lauBe  an 
bie  geograpl^if^e  ^Hgemeinfieit  ber  noad^ifd^en 
gflut  eine  fo  groge  äQBid^tig!eit  beanfprud^e,  bog 
berfelbe  mit  allen  ÜJlitteln  ber  Ssegefe  gu  ft^ü^en 
fei.  S)ie  großen  religiöfen  SBa^r^eiten,  meldte 
aus  ber  mofaifd^en  ©iiUflutSgefd^id^te  gu  geminnen 
fmb,  mürben  unS  ia  unoerfürgt  entgegentreten, 
menn  für  bie  fjflut  eine  fogen.  antl^ropologifd^e 
^Ugemeinl^eit  angunel^men  möre,  b.  b-  menn  bie- 
felbe  fid^  nur  auf  bie  mirflid^  oon  äJlenfd^en  (unb 
2:]^ieren)  bemol^nten  Zl^eile  ber  @rbe  erftrcdenb 
gebadet  merben  mügte.  9lud^  baS  Urtl^eil  @otteS 
®en.  6, 7  märe  baburd^  ooUftönbig  gu  feiner  ®el- 
tung  gefommen.  S)ie  Slntmort  l^ierauf  liegt  fel^r 
nabe.  SBir  muffen  an  ber  geograpl^ifcben  Unioer- 
falität  bergflut  feftbaltcn,  meilfieunS  offen- 
bart ift.  3)ie  ®egner  bicfer  9lnerfemtung  fagcn 
freilid^  gern,  bog  bie  SKeinung  Oon  einer  pav 
ticEeu  Ueberjrf^memmung  gur  Seit  IKoe'S  bogma« 
tifd^  unücrfönglid^,  bafe  fic  oon  ber  Äird^e  gebuJbet, 
bag  fte  oon  bebeutenben  ®ele]^rten  oorgetragen 
unb  oertbclbigt  fei;  allein  eS  l^anbelt  fid^  bietnid^t 
um  bie  ffla^rung  bogmotifd^er  Suläjfiöfeit,  fon- 
bem um  bie  gnnittelung  einer  ejegetifd^en  SBabr» 
beit.  ®egen  baS  fatl^oltfd^e  S)ogma  mürbe  aud^ 
nid^t  oerftofeen,  mcnnSubitl^  7, 6  oon  einer  SGßa)jcr« 
leitung  auS  bem  Xbal  auf  ben  $erg  binauf  erflört 
mürbe,  unb  bod^  magt  niemonb  eine  fo  ungereimte 
SWeimmg  Oorgubringcn.  SiS  gum  17.  S^^r^un- 
bert  bot  aud^  niemanb  in  ber  j{ird}e  ber  Weinung 
oon  einer  |)artiellcn  ©intflut,  meldte  bie  unb  ha 
auftaud^te,  boS  SBort  gu  rebcn  gcmagt{ogl.  ©tim- 
mcn  aus  W.-2aad^  XVI  [1879],  163  f.),  obmo^l 
im  ^Itcrtl^um  mie  im  ÜJUttclalter  cjacte  ftennt- 
ni^  genug  oorl^anben  mar,  um  bie  fogen.  „freie" 
5luffaffung  beS  btblifd^en  ffierid^teS  üon  ber  ©int- 
flut als  oon  einer  ))artiellen  Ueberfdjmemmung  gu 
üertl^eibigen. 


©intK 


343 

SBäre  oBer  aud^  bie|e  grnätunij  iviS!(^i»  \^  \ 
bod^  burd^auS  bic  SKdnung  ju  üemet|m,  ö» 
fönne  bcr  Sud^ftabc  bet  l^üigen  ©d^ri^t  aiifl 
baJ^in  öerftanben  wetbcn,  ba^  nur  ein  S^eil  bet 
aRenfd^^eit  in  bcr  ©intput  ^u  ®runbc  gcßanflen 
fei,  unb  ba|  neben  92oe  ein  anberer  Sl^etl  auf  ben 
nid^t  überfd^memmten  Gebieten  ftd^  aber  bie  S^^^^^ 
ber  t$Iut  l^iniibergerettet  l^abe,  meld^er  eDentuett  in 
ben  amenfanifd^en,  au^alifd^en,  ofrtfantfd^en  Ur- 
beiDOl^nem  fortlebe.  S)ieje  Meinung  ift  abfolut 
auSgcfd^toffen  burd^  bie  ^Infünbigung  @otted  ®en. 
6, 7 :  delebo  hominem,  quem  creavi,  toeld^e  nur 
burd^  93.  8 :  Noe  vero  invenit  gratiam  coram 
Domino,  eine  (^infd^ränfung  erfal^ren  ^at.  ^ud^ 
ift  ber  93unb,  tüeld^en  (Sott  9,  9— 17  aufridjtet, 
nad^  änl^alt  unb  gfornt  mit  aßen  fünftigen  SKen« 
fd^en  gefd^Iofjen ;  md^  9,  8  aber  ergebt  er  ad  Noe 
et  ad  fiUos  ejus  cum  eo.  Sine  IBefd^rönhmg 
biefer  ^Ugemeinl^eit  ttürbe,  loenn  and)  baburc^ 
feine  bogmattfd^e  Ofi^age  angeregt  toürbe,  bod^  bie 
Ungereimtheit  gur  fjfolge  b^ben,  bo^  nad^  9,  8 
nur  ein  Xl^eil  ber  SRenfd^en  auf  gfleifd^genug  an- 
geiDiefen,  ber  anbere  atfo  ^um  $egetarianiSmu§ 
beftimmt  geblieben  möre.  Smmer  ift  oud^  bie 
©teile  1  $etr.  3,  20  ba^in  üerftanben  »orben, 
ba^  nur  ad^t  3Reufd^enleben  t)om  Xobe  gerettet 
tDorben  ftnb.  (Sgl.  I^ierüber  ©d^ang  [f.  u.]  1, 658.) 

^uf  ben  erften  ^M  R)ttrbe  ed  fd^mer  üerftönb- 
lid^  erfd^einen,  loarum  aud^  fatl^olif (|e  (Selel^rte  bie 
befprod^enen  %nftd^ten,  meldte  innerlid^  fo  menig 
ma^rfd^einlid^  ftnb,  feftl^alten  unb  ftd^  bafür  etnjig 
auf  bereu  bogmatifd^c  Unt)erfänglic^feit  berufen, 
allein  ber  ©runb  j^ierfür  liegt  in  bem  ©lauben, 
man  fönne  fd^mermiegenben  Sebenfen,  toeld^e  bie 
eiacten  9tatum)iffenfc|aften  gegen  bie  3ut)erlöffig« 
feit  beS  biblifd^en  ISerid^teS  erl^eben,  baburd^  bie 
©pi^  oibiitäfm,  ba^  man  bem  SBerid^t  bie  an- 
gegebene „freiere''  S)eutung  gibt,  ^ierburd^  ift 
}unöd^ft  eine  principieSe  fflarfteOung  gefordert. 
Sei  aäer  ^nerfennung,  loelc^e  bie  bef^reibenbe 
9{aturtt)iffenf(^aft  megen  ber  ^uibel^nung  unb  ber 
©orgfamfeit  il^rer  Seobad^tungen  Derbient,  mu^ 
man  bcrfelben  bod^  ba§  Siedet  (S>\pttd)tn,  il^re  €r« 
fabrungen  auf  bie  3cit  oor  9?oe  anjumenben.  S)ie 
bamaligen  pb^fif^lifd^^n  Serbältnijfe  maren  nad^ 
bcr  bcilig^n  ©d^rift  öon  ben  l^cutigcn  aufecrorbent« 
lic^  ocrji^ieben,  fo  bag  (Srfd^einungen,  toeld^e  liijlt 
al§  älefultatc  ber  natürlid^en  Sinrtd^tungen  an« 
gefebeu  tocrben  müf|en,  nid^t  ol^nc  ääcitereS  für 
bie  oonioad^ifc^c  Seit  präfumirt  toerben  fönncn. 
®cr  größte  Unterfd^ieb  bcr  beiben  ^crioben  ift 
fd^on  bamit  bejeid^net  ba^  eine  aQgemeine  gflut 
öor  9ioe  möglid^  war,  jefet  aber  unmöglid^  ift. 
S)iefe  Unmöglid^feit  l^ängt  Damit  jufammen,  ba^ 
jcjt  SBolfenbilbung  unb  Segen  fortmäl^renb  ftatt- 
finbet,  toäbrenb  oor  ber  ©intflut  nadft  ®cn.  2, 5. 6 
bie  oon  ber  grbe  auffteigenbe  gcud^tigfeit ,  toie 
jc^t  ber  %f)a\x,  einen  unmittelbaren  Slicbcrft^lag 
bemirfte.  S)ic|  folgt  nämlid^  auS  ber  Sl^atfad^, 
bal  erft  nacb  ber  ©intflut  ber  SRegenbogen  auf 
erben  erfd^ienen  ift.  SBill  man  fagen,  ber  Segen» 


344 

^^^  fei  aud^  fd^on  üor  ber  Sintflut  bageuefen, 
7^^  erft  nac^  berjelben  §um  ©unbeSjei^en  er- 
^6en  morben,  fo  ftel^t  ber  Sßortlaut  beS  Eiligen 
^cjteS  entgegen,  ©urdj  bad  Sort  -nfcpjji  »irb 
^ie  ganje  folgenbe  Sebe  in  bie  3ufunft  t»erlegt ; 
ol8  }ufünftig  ift  alfo  aud^  "rin:  in  9, 13  aufui« 
f äffen,  unb  nid^t  bieSebeutung,  fonbembie 
@rf(^einungbe8 StegenbogenS  toirb  bamit  an« 
gefünbigt.  gfür  eine  folc^e  Sßeränbernng  bei  3u" 
ftänbe  auf  ber  Srbe  f|>red^en  nod^  anbere  ®rtttd>e. 
SBöl^renb  bem  SReufd^en  urfprünglid^  nur  ba§ 
^flanjenreic^  )ur  9{a]^rung  angetoiefen  xootUxi 
ift  (1,  29),  mirb  er  nad)  ber  glut  (9, 3)  au^  auf 
tbierifd^e  Sa^rung  angetoiefen,  j[ebenfaU§,  toeil  btc 
eingetretenen  Ser^ältniffe  einen  fold^en  äBed^fcl 
oerlangten.  Sn  ber  ©teile  8,  22  femer  fünbigt 
©Ott  an,  bog  in  3ufunft  „ber  äBec^fel  oon  ^aat 
unb  grute,  R&ltt  unb  ^i^e,  ©ommer  unb  SBinter^ 
Sad^tunb2:ag  niqt  mel^r  auf^önn  foU'' ;  er 
l^t  alfo  einmal  aufgehört,  unb  bie|  fann  nad^ 
S.  21  nur  mä^renb  ber  ©intflut  gefc^e^en  fein. 
Sßir  merben  baburd^  gu  bem  ©d^Iu^  geführt,  bo^ 
bie  jtataftropbc  ber  ©intflut  einen  todmifd^en 
Vorgang  bebeutet,  bei  welkem  bie  fjflut  nur  eine 
fecunbäre  SoQe  gefpielt  l^at.  SieUeid^t  toarb  ba* 
malS  bie  ©teSung  ber  drbad^fe  )ur  &tl\püt  eine 
anbere;  oicQcid^t  b^gt  mit  biefer  Jtatafiro))b^  bie 
Seränberung  berfflimate  auf  Srben  gufammen ; 
icbenfaQS  ift  bie  Serönberung  ber  ))l^9iUalif(^en 
3uftönbe  auf  ber  grbe  eine  ungel^eure  getoefen. 
^iemad^  ift  bie  Semerfung  ber|enigen  ©eologen 
gu  toürbigen,  meldte  gegen  bie  ©laubtoürbigfeit 
einer  allgemeinen  glut  bie  ®r5ge  ber  iEBaffermaf^e 
anführen,  toel^e  bagu  nötl^ig  mar,  unb  fotoo^l 
für  ba§  grfd^cinen  als  baS  Serfd^minben  einer 
jold^en  Snenge  bie  SJlöglid^fcit  löugtien.  Sigentlid^ 
löu^  l^icr  eine  3:äuf^ung  unter.  Sienn  unS  gefagt 
mirb,  ba^  biefe  SSafiermenge  in  ftubifmetem  nur 
burd^  eine  3^^!  t)on  20  ©teilen  auSgcbrücft  mer- 
ben fann,  fo  mirb  nid^t  l^eroorgelfioben,  ba|  biefe 
3a^l,  meldte  a  b  f  o  l  u  t  f o  unge^euerlid^  erf c^etnt^ 
relatio  auf  bem  fo  oielmal  großem  Srbball 
nur  toenig  bebeutet;  auf  einem  @lobud  oon 
0,5  m  SDurd^meffer  fönttte  einer  fotd^en  SSaffer« 
malfe  nur  ein  Üebergug  oon  ©d^reibpa{)ier§bicle 
entfpred^en.    gfür  bie  ^erfunft  ober  ben  9)erbleili 
einer  folc^en  Sßoffermengc  laffen  fu^  Don  ber 
SBiffcnfd^aft  toobl  9Röglic^feiten  ouffinben;  mir 
muffen  unS  aber  befd^eiben,  über  ben  mtrflic^en 
Ipergang  ber  Singe  nid^tS  gu  mifjen,  ol^ne  bafi 
begmegen  bie  buc^ftäblid^e  erdärttng  ber  bibli jc^en 
Srgöblung  ald  innerlid^  unmöglich  begeu^net  tDer- 
ben  bürfte.  So^ielbe  ift  in  ^egug  auf  anbere  fön« 
reben  gu  fagen,  toeld^e  bie  9Sif[enf(baft  oorbringt. 
SEBäre  bie  gaitge  Srbe  überfd^memmt  gemefen  unb 
aUeS  auf  bcrfelben  Sebcnbe  gu  ®runbe  gegangen, 
fo  fönne  nid^t  erflört  toerben,  ba^  man^e  ^^eile 
ber  Srbe,  toeld^e  nur  auf  bem  SBaffermege  gu  er- 
reid^en  feien,  g.  93.  9{cuboIIanb,  i^re  eigent^üm« 
lid^e  Xbi^tmelt  erbalten  b<tben.     ®cmtp   fann 
l^icr  bog  Sactifc^e  biefcS  SSorganged  nic^t  erflört 


45 


SintoiSmuS. 


346 


«oben;  bk  SttglU^Teit  aBer  tthtgefKi^td  analoger 
«Bctfiöilbarrr  !CV^4^n  gu  be^meifeln,  etjc^eint 
unvifffnfil^Uf^«  9liemanb  laun  angeben,  auf 
txi^  fBcije  SBcuteÜ^iere  nac^  oceanifd^^n  Snjeln 
fcfbmmrn  jinb^  no  fie  ftü^er  nid^t  maren;  fo 
tan  tnt  Slaturaiilenfc^aft  ütele  autfattenbe  %i^ai' 
foAcn  bl0^  amjtotiten,  nid^it  erffaren.  93etta^tet 
w^m  ober,  oie  Vhmd^  t^un,  bie  unfein  OceanienS 
lA  tnt  ^Berggipfel  eineS  berfuntenen  SontinentS, 
i^a  timmt  man  bie  ©eid^tigteit  ber  @unba*@ee 
c\^  Saofid  bon  einem  frühem  Snfammenl^ng 
isR^fbcn  Vlalaüa,  Sumatra,  3[at)a  unb  9leu- 
^:»ilaiib^  fo  la|l  fu^  mol^I  bie  SBrüde  |inbeu,  auf 
rclAer  bie  t^ierift^  SeDöIfenmg  Don  Qleu^oDanb 
^/n  Scg  WS&  Armenien  bortl^tn  gefunben  l^t. 
IMier  6»k9cifett  bie  9Bfffenf(^aft,  ba|  bie  un> 
rt^one  wtnqe  ber  befannten  X^ierarten,  info- 
^mx  fte  buR^  9Baf{er  gu  ®runbe  ge^cn  mujste,  in 
^  ^sKi  ober  ^ebcn  Vertretern  in  bie  Src^e  auf« 
yuomjuni  toerbcn  tonnte,  ol^ne  ba|  e8  an  Staum 
ordnu^.  9{a4  gütiger  Se^re  über  bie  ^nconftans 
ia  ^Läta  wäxt  cd  aber  unmiffenfd^aftlid^,  angu- 
Ktmoi^  bQ|  alle  iej^t  befannten  Xl^erarten  fd^on 
a  9IjK^i  3<tten  üor^nben  uxtren,  ober  ba|  bie 
iSoti  ber  9bnen,  n)ot>on  bie  ledigen  Xl^ierarten 
«tpiaiinnm,  m<^  eine  fel^r  befdbrönfte  l^atte  fein 
önaoL  ffid^ie  Sorfel^ngen  aber  Don  (Sott  ober 
St€  fldroffm  morben  jtnb^  um  bie  einzelnen 
Xtuxt  in  bie  Sr^e  IM  führen,  toie  in  berfelben 
^rabe  loiffien  ben  fid^  fonft  belam)}fenben 
ibtcifii  erbolten  loerben  fonnte,  mie  für  Süftung 
sab  Scnili4rEeU  in  ber  tSrc^e  geforgt  tourbe,  roie 
tx  KOtbnxnbige  Slol^ng  auf  bie  Sauer  eine§ 
5atee§  bcf^offt  ober  mitgeful^rt  kourbe  u.  bgl.  — 
bd  ^ab  otogen,  bie  ueber  beantmortet  tonbtn 
fönten«  md^  aufgetoorfen  merben  foDten;  barüber 
ät  unl  nii^tf  offenbart,  unb  bie  menf c^Iid^e  3Biff en- 
\taHi  md^  pit  Seantmortung  m^  ^in.  Jpier 
finn  nur  ber  <8Iaube  an  bie  emige  SBal^^eit  bed 
{Otfcnbocten  OotteSmorteS  in  fein  ^tä^i  treten 
tsib^bte  SrnNDtung  audgeftnrod^en  »erben,  ba|  bie 
SiTicttf^ft  in  t^m  Sfortgange  nod^  9Ranc^e3 
ergntnben  nrizb,  vorüber  fte  bis  ie^t  feinen  ^2(uf- 
>dilBb  geben  tont.  Sucl^  bei  allem,  mag  fd^on  je^t 
im  ^MUnbnil  beS  biblifd^en  Sintflutberid^ted 
9e|agt  oerben  bmn,  bürfen  toix  nid^t  üergeffen, 
bsft  BüS  in  bemfelben  eine  göttlid^e  Offenbarung 
ttizßegi^  ber  mir  junäd^ft  (Slauben  f^ulbig  ftnb. 
Hebet  bie  Stnjelbeiten  beSfelben  ^aben  tt)ir  Don 
ha  {hn|K  feine  Srflöning  erbalten,  unb  l^ier  bleibt 
bie  SBiffenffboft  in  il^m  Siedet.  €8  erfd^eint  aber 
nu&t  blo^  unberechtigt,  um  ber  ,;SBij]enfd^aft'' 
tmOa  bcm  Sttf^ftaben  ber  l^eiligen  @d^rift  gu  be* 
m^tm  unb  ben  tfaren  Sinn  beSfetben  mit  einem 
geänfieltcn  gn  t^ertouf d^en ,  fonbem  aud^,  ben 
frtMifdken  Stalfbildberid^t  burd^  bie  l^ieute  Don  ben 
qactm  SBtf^fdraften  gewonnenen  ffenntniffe  ge- 
hthai  §u  beiieii^en.  Se^tereS  ^at  neuerbingS 
P.  St.  ednber  (3>ie  Sünbflut  in  il^rer  SBebeutung 
Vtt  Mr  (Erbgef^iif^te,  SRünfter  i  SB.  1896  [@e- 
^mmbbnicf  oui  i»9latttr  unb  Offenbarung'']) 


Derfud^t.  3m  Uebrigen  ifl  bie  Siteratur  über  biefen 
©egenftanb  unüberfel^bar.  (Sä  tanxi  l^ier  genügen, 
auf  SReufd^,  93ibel  unb  Statur,  3.  5lufl.,  grciburg 
1870,  284  ff.,  unb  boS  barin  befiubUd(|e  „95er- 
gcid^ni^  ber  benujtcn  ©d^riftcn*  gu  Denoeijen; 
biefen  ift  axiä  iüngfter  Seit  angurcil^en  ©d^anj, 
3l^3oIogic  beS  g|riftentl^um8  I,  2.  ^u^.,  Sreiburg 
1896,  641  ff.;  ©d[}öpfer,  ®efd&.  be§  5lltcu Xefta- 
mentS,  2.  «ufi.,  S3ri|cn  1895;  S)erf.,  »ibel 
unb  SBiffcnfd^aft,  »rijen  1896,  201  ff.;  Hum- 
nielauer,  Gomm.  in  Genes.,  Parisiis  1895, 
223  sqq.  [ffaulen.] 

$iitt0{$ntit$  nennen  bie  3a))aner  il^re  alte, 
mit  ben  tatanfd^-mongolifd^en  ^Religionen  nal^e 
Dermanbte  Steligion.  S)ie  Segeid^nung  Sinto 
(®ei[terbienft)  geigt,  ba|  fte  biefelbe  ber  d^inefifd^en 
an  bie  Seite  fteUen,  benn  oud^  biefe  ift  Donoiegenb 
S)ienft  ber  ®eifter  (Sbin).  S)er  j[a))anifd^e  9tame 
ift  Jfamino-mitf(^i  (©eiftenoeg).  SDer  l^dd^fte  ®ott, 
ber  im  ^immel  toobnt,  l^ei^t  toie  bei  ben  tata* 
rtfc^-mongolifd^en  SSöIfem  €enfa,  ber  d^inefifd^e 
Sien  (§immcO.  S>ie  fintoiftifc^c  SemjjeleinridJ« 
tung  betoal^rt  nod^  tro|  bed  ftarfen  bubbl^iftifd^en 
SinfluffeS  bie  urfprünglid^e  Sinfad^^it,  toxt  bie* 
felbe  einer  abStradenSibee  entfpnd^t.  SaS^eilig* 
tl^um  entl^olt  ben  ^Itar  mit  ben  Seud^tem  unb 
bem  l^eiligen  Spiegel  (Symbol  ber  Sonnengöttin), 
aber  tteber  Ungel^euer  nod^  ®ö^en  loie  bei  ben 
SBubbl^iften.  Unter  Zenfa  ftel^en  anbere  unftd^t- 
bare  l^immlifd^e  ®eifter,  bie  aber  ben  Sapanem 
für  bie  IBerel^rung  Diel  gu  erl^aben  fmb,  toegl^alb 
bie  planetarifd^en  ®eifter  alS  Sßittelmefeu  ein- 
gefd^oben  merben.  Sod^  nierben  geioö^nlid^  nid^t 
bie  ®eftime,  fonbem  bie  ®eifter,  meldte  birfelben 
be^errfd^en,  Dere^rt.  S)agu  fommen  bie  einge(nen, 
Slaturerfd^einungen  unb  9laturfröften  Dorftebenben 
Sddu^geifter,  bie  ®eifter  ber  SBinbe,  S^üffe,  99erge, 
S9üume,  X^iere,  Stöbte,  ^ufer  u.  f.  to,  @nblid^ 
&)erben  Dergötterte  ^erfonen  ber  SSorgeit  unb  aQe 
Serftorbenen,  toeld^e  ber  9Rif abo  al§  ber  SSerebrung 
toürbig  begeid^net ,  Dere](frt.  Obniobl  ber  S)ienft 
ber  mQtl^oIogifd^en  ©ottl^eiten  ftreng  feftge^alten 
mirb,  ift  bod^  ber  gro^e  menf<i^Iid^  Seftanbt^eil 
ber  Sintoreligion  bie  SBerel^rung  ber  SSorfal^en. 
Sie  ®dtter  unb  ®eifter  gelten  aber  nid^t  blo^  al8 
9laturmöd^te,  fonbem  jtnb  audd  bie  Urheber  unb 
äBad^ter  bed  Sittengefe^eS.  2)ie  Japaner  glaubm 
an  bie  geredete  Vergeltung  be§®uten  unb  be§93öfm. 
2)eg^lb  balten  fie  ftreng  auf  förperlid^e  unb  fitt- 
lid^e  Sleinbeit.  Sie  bringen  niemals  blutige  Opfer, 
fonbem  ©elbopfer,  ^apierfd^ni^cl,  buftcnbe«  ^olg, 
Speere,  Sd^ilbe  unb  ^el^nlid^eS  bar.  S)ie  ®ebete 
begiel^en  ft^  ebmfallS  auf  bie  Steinigung  Don 
Süube  unb  Sd^ulb.  f^ür  befonberd  mirfungdDoU 
gut  baS  ®ebet  beS  9Rifabo,  loett  er  ®ötterfobn  ift 
unb  für  baS  gange  SSoIf  betet,  gfür  ben  öffent« 
lid^en  (SuItuS  bebienen  fid^  bie  Sintoiftm  gen)iffer, 
übrigend  fe^r  Derönberlid^er  Siitualien.  $en  l^ei- 
ligen  SDienft  bcforgm  $rieftcr  unb  ^efterinnm. 
2)ie  fiaien  betreten  bie  Tempel  nic^t,  fonbem  beten 
Dor  benfelbm.  S)ie  einfad^  gebauten,  mit  Strol^ 


847 


@ 


InueW 


©ioit 


348 


b€bc(itcn2cml)el  l^abcn  mä^  einem  jeuauen 


qjlttttet 


^ergcftettte,  ben  einäcltien  ©öttctn  ßett)exi)te  i^öt 
»ege  (3:orii)  jum  ©^mbol  unb  finb  mit  Dielen, 
oft  mcl^rcrcn  3:auienben  tiou  fiampen  oetjcqett, 
üon  benen  jcbc  !Ra^t  ein  Sl^cil  angegünbct  wirb. 
®ic  ©intotftcn  l^oben  auä)  Sänjc  unb  bramatift^c 
SSorftettungcn  mit  rcligiölcr  Scbeutung.  3)er 
SQaxipiitDtä  ift,  lote  Bei  aSen  totorifd^^mongo» 
lifd^en  SSöRem,  bie  SSefampf ung  ober  ^bmenbung 
ber  f>b]m  @eifter.  3u  ben  mic^tigften  Xempeln 
merben  SBaUfa^rten  gemad^t,  befonberS  sum  t^ei- 
ligt^um  bet  ©onttengöttin  in  3je.  anbete  l^eUtge 
Orte  fmb  IRago^a  mit  bem  l^eiligen  Sd^merte  unb 
Stora,  bie  el^emolige  ^auptftobt  bed  Steid^eS.  (S3g(. 
aWo^nife,  ®tc  3apaner,  SRünfter  1872 ;  Reed, 
Japan,  its  history,  traditions  and  religions, 
London  1880 ;  g^ejd^,  S)er  ©otteSbegriff  in  ben 
l^eibnifd^en  JReligionen  ber  5Reujeit,  Öfreiburg 
1888, 48  ff.;  ©aufjage,  KeligionSgefd^.  1, 2.  «ufi,, 
greiburg  1 897,  78  f.)  [$.  ©d^ans-] 

^inueffa,  angeblid^e  ©Qnobe  Don,  f. 
SKarcettinuS  Vm,  662. 

^xon  {v*^,  2wüv)  ^ic^  urjprünglid^  bie  fcfte 
Surg  bed  alten  ^erufalem,  bann  mit  immer  er* 
meiterter  Ableitung  ber  93erg  (Lagarde,  Onom. 
Sacra,  2.  ed.,  154. 296),  auf  meinem  ieneftanb, 
bad  gefammte  l^ügelige  @el(fänge,  meld^eS  bie 
beilige  ©tabt  trug,  biefe  ©tabt  felbft  fammt  il^ren 
93ett)o]^nem,  enblid^  baS  ©otteSDoIf  im  ^eiligen 
fianbe  unb  in  ber  3etftreuung.  S)abei  l^aben  alle 
biefe  Ableitungen  ben  Segriff  ber  ^eiligfeit  ge« 
metnfam,  fo  ba^  ©ion  im  uneigenüid^en  ©inne 
aud^  burd^  sanctus  erläutert  mirb.  —  3)ie  SBurg 
Alt*3entfaIemS  mar  eine  ^mar  Don  ber  Statur  be- 
günftigte,  aber  fünftlid^  angelegte  ©d^anje  ber  Dor- 
iSraelitifd^en  Semol^ner  biefer  @egenb,  bie  nac^ 
ber  Sßeife  anberer  ©d^ansen  aud  einer  Stingmauer 
(LXX  TcapsfißoXi^,  SSuIg.  arx,  rid^tiger  moenia) 
unb  einem  Snnenbau  (LXX  axpa,  ^Ig.  mello, 
rid^tiger  arx ,  ba  «V'«  2  ©am.  5,  9  nod^  fein 
Sigemiame  ift)  befianb,  ben  man  ftd^  nad^ 
2  ©am.  5, 17  auf  ber  erl^öl^ten  SDtitte,  ober  mi^ 
2  ©am.  5,  9  angelel^nt  an  ben  UmfreiS,  DieQeid^t 
mtd^  afö  tin  ©tüdt  ber  ^cripl^erie  (fo  j.  S.  Hum- 
melauer,  Gomment.  in  libros  Samuelis,  Paris. 
1886,  803)  benfen  mag.  ©er  Sraienbau,  öon 
©olomon  (3  Äön.  9,  15.  24)  ju  großem  Mx^^ 
fallen  bc§  Solfeö  (ebb.  11,27)  ertoeitert  unb  öon 
Saed^iaS  (2  $ar.  32,  5)  au§gebeffert,  bilbete  baS 
©d^Io^  ber  ©tabtfefte,  meld/eS  im  ®egenfa|  ^um 
©d^Io|  ber  9tac^foIger  ®aDib3  auf  bem  %tmptU 
berge  (3  Äön.  7,  2.  3f.  22,  8)  fpäter  „§auS 
Smeflo"  (4  Äön.  12 ,  20)  ober  geftungäfdtiloft 
](|ie^.  ©leid^  bem  m'f^mUo  bei  ©ic^em  (Sticht.  9, 
6  f.)  mochte  fpäteftenS  feit  ®at)ibS  Seiten  (2  ©am. 
5,  9)  biefe  gefie  mit  il^ren  Sin«  unb  Umbauten 
einen  befonbem  ©tabttl^eil  au3,  ber  nad^  ber  Sle- 
ftben^  biefee  ÄönigS  in  ber  Slfropole  ber  befiegten 
Reiben  balb  „ffiaöibsftabt''  genonnt  muroe.  — 
S)em  Auftürme  @efammt-3§raeI3  unter  3)abib 
»aren  bie  Sebufiter  nid^t  gemad^fcn  (f.  b.  Artt. 


5iebufüer  unb  3emfalem  VI,  1315  ff.);  fie  »er« 
loren  im  erften  3Baffengangc  bie  ©tabt  unb  bei 
einem  gmeiten  Anlauf  burc^  eine  glängenbc  SBaffen- 
tl^ot  3oQb§  (1  $ar.  11,  6)  au4  i^re  ftarfe35urg. 
^amit  mar  ©Ion  ber  Xl^ron  Se^ooa^S  inmitten 
feines  93olIe§,  fomie  ber  9ßo^nfi|^  bed  tl^eofrati« 
fd^en  Äönigg  gemorben.  SBeld^e  Sebeutung  bem 
Seft^  ©ionS  ^ufom,  erbeut  au§  bem  fur§m  99e- 
rid^t  über  ben  ftegreid^en  Aufgang  beS  ÄrieggjugcS 
S)aoibs  (2  ©am.  5,  7);  benn  obmol^I  ©tabt  unb 
^urg  erobert  mürben,  ift  nur  berSurg  ©ion  al^ 
beS  mid^tigften  X^eileS  eines  ©anjen  gebadet,  ba4 
mir  nic^t  ^u  beiben  ©eiten  eineS  %t)aU^  (beS  SBabi) 
auf  jmei  Derfd^iebenen  ^ö^en,  fonbent  auf  einein 
unb  bemfelben  93erge  }u  fud^en  l^ben.   S>ie  an 
gfeftigfeit  bie  ©tabt  übertreffenbe  Afropole  I)ie6 
5ur  3eit^  nlfi  2  ©am.  b,  7  gefd^rieben  mürbe, 
eigentlid^  «,©ion''  unb  uneigentlid^  ^3)üt)ib3* 
ftabt".  2)ie  l^äufige  SBel^auptung,  ber  urfprung- 
tid^e  9lame  ©ion  fei  bamoIS  bereits  Dergeffen  ge« 
mefen,  entbehrt  ieber  fidlem  Unterlage  unb  toxzh 
burd^  3  Äön.  8, 1  unb  2  $ar.  5, 2  auSgefd^loffen. 
S)enn  fo  menig  l^ier  gefagt  fein  miO,  ber  9tante 
SDaDibSftabt  fei  oeraltet  ober  auger  93rau(^  (Bevue 
Biblique  1892, 30)  gemefen,  fo  menig  ift  2  ©am. 
5,  7  bejm.  1  $ar.  11,  5  bie|  t)on  ©ion  bend)tet. 
SBir  erfal^ren  Dielmel^r,  bag  bie  Oberftabt  Don  ^e* 
rufalem  gmei  "Jlamtn  ^ttt;  ber  längere,  ^SodibS« 
ftabt",  Der^ält  fid^  jum  altem  ^©ion"  etma  »ie 
Suc.  2,  4  ber  S^nname  „©tabt  SDauibS"  §u 
bem  geograpl^ifd^en  9lamen  93etl^(e]^em.  Urfprüng- 
lid^  maren  aUerbingS  bie  ©renken  ber  S)aDibSftabt 
bie  ber  ©urg  ©ion  ober  A!ra  (Jos.  Antfc.  7, 3, 2> 
auf  ber  S^b^t  ber  ©tabt.  S)a  jebod^  lebigltd^  bie 
äteftbeng  S)aDibS  ben  ©nmb  ^ur  ^Benennung  ab^ 
gegeben  l^atte,  fo  Derbiente  Ic^tlid^  bie  ©tabt  nic^t 
minber  ben  Sl^rennamen  „SauibSftabt"  alS  berett 
Alropole,  unb  Jene  jül^rte  i^n  mit  ber  3eit  in 
bemfelben  ermeiterten©inne,  in  melc^em  jte  poetifd^ 
aud^  ©ion  l^ieg.  Unbeftreitbare  Sll^atfad^e  ift,  ba^ 
3ofep]^uS  unb  feine  3eit  nid^tS  me^  Dom  engem 
©inne  ber  Segeii^nung  „S)aDibSftabt''  miffett; 
für  le^tereS  fe|t  Sofcp^uS  immer  Serufalem  (Anit. 
7, 15,  3  Dgl.  mit  3  Äön.  2,  10),  ia  er  fül)rt^ 
o^ne  irgenb  einen  3Biberfprud^  p  fürd^ten,  biefe 
ermeiterte  Sebeutung  bis  auf  2  ©am.  5,  7  }urücf 
(Antt.  7,  3,  2).    S)ie  l^eiligc  Scbrift  bagcgen 
brandet  in  ben  l^iftortfd^en  SBüc^ern  (©om.,  Äön., 
$ar.  unb  2  gSbr.)  beibe  $cjeid}nungen  neben 
einanber,  nur  bog  2  SSbr.  12,  36  (ogl.  3, 13  > 
\iciH  ©ion  bie  iBe^cid^nung  „©taffein  ber  S)aDibc-^ 
ftabt"  fielet,  b.  1^.  ber  fertige  9lame  für  eine  engere 
Oertlid^feit  auf  bem  ©ion,  mit  mcicbem  fld&  ber 
eigentlid^e  9{ame  ber  Afropote  nic^t  mo^I  Dcrtru^. 
S)ie  boppelt  benannte  ©tabtfefte  ©ion*i)aDibe» 
ftabt  ober  ^aDibSftobt»@ion  befanb  fid(),  tro^  ber 
lauten  Sinfprad(|e,  meldte  feit  brei  S&ecennien  er^o  bc  ix 
toirb,  auf  ber  SBergfuppe  (nic^t  ^Jpfotte),  aitf 
meldte  fie  bie  Xrabitlon  aller  Seiten  Derlegt  (at.  S>  er 
Augenfddein  unterftü^t  biefen  Singer^eig  ber  Ueber» 
lieferung.  S)amoc(|  ift  bet  @übmeftf)ügel  3eruf a- 


M9 


@ton. 


850 


ki^  oRcnbot  bcx  getignetfie  Zräger  bet  {labtifci^en 

^arg,  |o  ba^  bcn  ®egnem  nad^  eigenem  ®eftanb- 

üi  fcmbe  btc  Xenainoer^ältniffe  ben  ÄQin))f 

fc^tn  ben  ^aBminUd)en  ^ärrt^um"  erf(i^tDeren. 

€^iaiiiiüid^  64)riftftelltn,  meldte  birect  ober  in« 

ixs^a  bic  Sage  b^  Sion  aufhellen  tonnen,  laffen 

f i>  ntt  ba  ubalieferten  Inna^me  in  Sinflong 

kmQciL  dagegen  fmb  bie  to))ograp^i{(^en  gunbe, 

Tsidbe  btft  ic|t  {ufdUig  ober  planmäßig  in  unb 

in  ba  ^cüiam  6tabt  gemad)t  »urben,  }u  oiel» 

kernig  unb  fpdxfid^,  ald  bo^  fte  irgenb  in  @ad^en 

Sion  jmingenbe  Schlaffe  erlaubten ;  fte  toiber- 

aber  tro^  gegent^dliger  93erftd^erungen  in 

Stüde  ber  trobitionellen  SBeftimmung  {einer 

Sie  ^SBefi^ügelt^eorie''  toax  be^alb  oud^ 

in  trie  nttiefte  3^^  bie  oUeinl^ertfd^enbe,  unb 

1864  ^tte  bie  @Ieid^fe^ung  beg  @ion  mit 

@ubioefl^üge(  )u  ben  menigen  fünften, 

.über  nelibe  aEfcitige  Uebereinftimmung  ^errfd^t, 

sabet  notüilic^  Sbmeic^ungen  einzelner  Ouer« 

Ls>f7«  bie  SDeö  auf  ben  j^opf  fteUen,  nid^t  in 

i^nadst  (ommen  fönnen"  (%moIb,  in  ^erjogS 

ücol-i^ctinopabie  xvin,  l.  %u^.,  620 ;  »gl. 

XirUer.  Topographie  oon  Serufolem  I,  Berlin 

2-^53. 44).    eeit^  aber  ift  ein  magrer  litera- 

v^djKz  Pam)if  um  bie  ^^SionSfrage"  entbrannt, 

as^bem    tmzäf   S^.   Cb.   SaSpari'S  Sbbanb» 

Isng  «3ion  unb  bie  Sfra  ber  S^rer''  (Xl^eol. 

BtMtn  fmb  ffrttilen  1864,  309  %)  bie  fogen. 

X^bögeU^rie''  in  bie  SBiffeufd^aft  eingefül^rt 

Tuzbe.    CaSpori  glaubte  nömlid^  betoiefen  su 

!>9bm«  bai  „hex  3ion  nid^t  ber  @ubtoeftpget, 

L-Kbem  ber  SDlorio  fei",  mobei  er  oon  ber  „^fra 

ber  S^m"  bei  Sofepl^uS  (Antt  12,  5,  4)  au8- 

fiA^  bk  „m^  ouf  ber  norbmeftlid^en  ^o^e,  fon- 

ksn  Dieberum  om  Xempelberge  gefugt  merben 

rufk*.  Wian  3ofep]^u§  oerbrebt  an  biefer  Stelle 

bfi  brr  ^^onip^afe  üon  1  9Rad^.  1,  85  ben  @inn 

n4t  bCo6  babnn^,  ba^  er  ftatt  ^£)at)ib3ftabt'' 

jSionj  ^bieSurg  («fro)  in  ber  Unterftabt"  jejt, 

bn  beim  Sc^ilbexung  il^m  nad^  anbermeitigen 

S&fT^lüffrn  über  3erufalem8  SBurgen  bie  9ari§- 

tmonia  oocfc^ebt;  er  Iä|taud^bie2)at)ibd[tabt» 

Via  in  Sibetf  pruc^  mit  feiner  Sorloge  neu  bauen, 

c%cn5  fie  mir  in  eine  3n)ingburg  t>ertoanbeIt 

crrbt.  imb  fa^l  fte  om  ßnbe  fd^Ieifen  unb  »iber« 

nmogciiDfifc  fammi  bem  Serge,  auf  bem  fte  ge- 

scabcn  bobcn  foU,  abtrügen,  n)ä^renb  1  ÜRad^. 

13.  soff.;  14, 37 ;  15, 28  i^  gfortbcftanb  auf« 

Aorfie  mi^gcfproi^en  iß.  Obne  SBebenfen  ift  )u- 

pgaoi.  bo6  btc  ,,^)at>ib$ftabt''  1  9Radb.  1,  35 

cbcr  bu  enrrtbutg  tbetitif^  ift  mit  ber  Saoibd« 

^iM-Ston  3  Pdn.  8,  1  (t>gl  2  €am.  5,  7).  @o 

amtg  ober   lej^tere    bie  Unterftabt  oon  ^ebu§> 

Widern  toor,  fo  toeitig  lag  bie  erftere,  »ie  3o- 

Hrtnii  fintTOgt^  «in  ber  unterftabt".  3)ie  fqrifd^e 

;)Q0ibSftabt«9lfra  1  SRod^.  1,  35  ift  bie  einzige 

Sgq  3<ni)olanS  in  ben  3Rad^bäerbüd^em.  $ie- 

)t&t  log  f^on  oud  ftrategifd^en  ®ränben  bort,  mo 

p  fnan  Sdt  ein«  SSurg  fel^Ien  lonnte,  nämlic^ 

«f  Hr  itaf^  beS  Subtoeft^gett.  9lu(^  barouS, 


bog  fie  „baS  Ie|te  geloefen  i{l,  baS  bie  3uben 
na^  fo  üielen  Siegen  eroberten"  (ögl.  1  ÜJfad^. 
13, 50),  folgert  man  mit  SRed^t,  ba|  biefeS  (Eaftell 
in  ber  obem  ©labt,  auf  bem  SSergc  ©ion,  erbaut 
»ar.  3«  biefem  grgebnil  mu^  überl&aupt  bic 
Ssegefe  fommen,  n^eli^e  beiben  ^uctoren  ber 
9Ra^abderbüd^er  bog  SBort  lä^t  unb  ben  Itd^ten 
biblifd^en  IBerid^t  nid^t  burd^  beS  Sofepl^uS  93er- 
für^ungen  unb  Snoeiterungen  trübt  unb  t)ertoiCTt. 
S)ie  ©tetten  1  aJiad^.  4,  86  ff.;  12,  36; 
13,  49.  53;  14,  37;  15,  28  ücrmeifcn  bie  mit 
ber  ®at)ibSflabt«©ion  3  ßön.  8,  1  ibentifd(|c 
®ai)ib§ftübt-«fra  1  SKad^,  1,  35  in  bic  Ober- 
ftabt  (bie  ^ropofttionen  napa  unb  61:0  in  1 9Rad^. 
13, 52  unb  2  maä^,  4, 12  bürfen  ntd^t  tenbensiöS 
gepreßt  merben),  unb  fomit  bctjölt  bie  Srabition 
»ed^t  (ögl.  b.  9lrt.  3erufalcm  VI,  1321).  dagegen 
finbet  bie  ^OftPgeltl^eorie"  il^re  fd^cinbar  fefteftc 
©tü^c  im  erften  Sud^e  ber  9)!a^aböer,  too  utilöug« 
bar  ber  ^uöbrudt  „Serg  ©ion"  (nie  „©ion" 
aUcin)  ftetS  (4,  37. 60 ;  5, 54 ;  6, 48. 62 ;  7, 33 ; 
10, 11;  14,  26  [27])  nid^t  auf  ben  ©übmeft« 
pgel  gel^t,  fonbem  nad^  bem  Zcmpclberge  toeiSt. 
^Üein  „Scrg  ©ion"  ift  bem  Scrfaffcr  bc8  erften 
9){ad^abäerbud^c3  nid^t  ber  ganje  Slempelberg,  fon- 
bern  nur  baS  ST^ittelftüd,  ber  £  e  m  p  e  I  p  I  a  ^ ,  bie 
einfüge  Xenne  beS  SebuftterS  ^reuna  (biefe  ift 
bon  ber  alten  Sebuftterburg  burd^auS  üerfd^ieben ; 
f.  b.  «rt.  3erufalem  VI,  1317),  ber  nad^csilifd^e 
Zempel^of,  meld^er  lange  t)or  ber  befonbem  „9lfra 
be3  ^eiligtl^umS"  ben  eigenen  9iamen  n'^'^s  ober 
»ariä  führte.  Surgname  ift  „SariS"  beato.  „^n- 
tonia"  tmd^tueiSbar  erft  feit  bem  fiebenten  S)ecen- 
nium  0.  Sl^r.  „93erg  ©ion"  fielet  alfo  nid^t  im  ur- 
fprünglid^en,  fonbem  in  übertragenem  ©inne,  unb 
nur  mit  bem  logifd^en  fjfel^ler  ber  SBerboppelung 
bed  IBegriffed  fann  {emanb  bel^aupten,  baS  erfte 
SRad^abäerbud^  bejeid^ne  ben  £empelpla^  alS  ben 
©ion.  S)en  abgeleiteten  ober  übertragenen  ©inn 
l^at  „©ion"  unb  „Serg  ©ion"  aud^  4Äön.  19, 21 
tmb  31.  SBie  bort  beibe  SuSbrüdte  gemö^Ite 
^ejeid^nungen  ber  l^eiligcn  ©tobt  ftnb,  fo  ift  im 
erften  9Ra^bäerbud^e  „99erg  ©ion"  gebobene 
Segeid^nung  ber  l^ciligen  ©tätte,  meldte  in  fd^merer 
3eit  ben  wunbcrfräftigen  SDlittelpunlt  unb  er- 
mittbigenben  Slüdf^alt  ber  opfem)iIIigcn  ftämpen 
im  ©treite  für  bie  ©ad^e  @otted  unb  ber  92ation 
bilbete,  nad^bem  bie  altcl^rmürbige  ©tabtfefte 
il^rem  S^^^^  entfrembet  tmb  burd^  ]^eibnifd^e§ 
Untoefen  entn)eibt  toorben  mar.  ©e^r  begeic^nenb 
bei^t  bie  Untere  in  ben  anad^abüerbüd^em  2)at)ibd- 
ftabt-afra,  nie  ®aüibSftabt-©ion.  ®ie  „©ion" 
ift  ^abgefunfen  jur  „^fra",  i^r  feblt  baS  Mo- 
ment ber  äSotttoo^IgeföDigfeit  uttb  ^eüigleit.  — 
tJfragt  man,  Don  loeld^em  Orte  bie  Uebertragung 
„Serg  ©ion"  auf  ben  Zempclpla^  ausging,  fo 
liegt  nid^tS  nöl^er  aI3  ber  ®ebanfe  an  ben  @üb- 
meftpgel,  ber  allein  Don  3erufalem8  ^ügeln  ben 
9Ramen  99erg  oerbtent.  2Bie  2  ©am.  6, 15  bem 
eigentlid^en  ©ion  eine  bie  nöd^fte  Umgebung  bo- 
minirenbe,  erl^abene  Sage  jutoeiSt,  f  0  rüdfen  3  Hbn 


851 


&\xs 


352 


ff.  unb  2  !PQr.  5,  2  ff.  bcnjelbm  toett  ^^M  teriftifd^e  3u9  einer  ©ene  ober  Sflod^e  flün^I^; 
bcr  3:cnq)elQrca.  ®en  nbtl^taen  ülaum  jW  fo  »efenüid^  aber  gehört  )u  ©ion  im  t9J)if(^en 


8,1 

Don  ber  ^em))elQrea.  S)en  nötl^tgm 
bie  (Entfaltung  beS  SfefljugeS  gelegentU^  bet 
Ueberfüj^rung  ber  fflunbeSlabe  ouS  ber  SaüibS» 
ftabt  @ion  mä)  bem  neuen  %tmpt\  gewinnt  man 
nid^t,  menn  man  ber  baoibifd^en  @tift3l)ütte 
irgenbnjo  ouf  bem  Serge  5IRoria,  mit  bcn  meiftcn 
SBertretem  ber  Oftpgeltl)eorie  füblid^  Dom  Sem« 
))e(pIo^e,  auf  bem  fogen.  Op^tl,  i^re  Stelle  on* 
meist;  man  l^at  il^n  aber,  mcnn  man  mit  ber  Xxa» 
bition  ben  Umgug  oom  @äbme)tl()ügel  auSgelfien 
Iö|t.  Sie  eteUe  8  Aön.  8,  1,  meldte  fagt  ba^ 
bie  iBunbedlabe  „^inaufgebra^t"  mürbe,  fprid^t 
ni(^t  bagegen.  3>enn  einmal  ging  eS  megen  bee 
ftäbtifd^n  S3innent]^I8  aud^  oon  ber  @tabtfeite 
}um  %txaptl  hinauf,  bann  aber  bebeutet  baS 
§il)]^il  oon  rrsy  nid^t  Mojj  „l^inauf-",  fonbem 
aud^  „]^inüber"tragen.  ßbcnfo  wenig  barf  man  ■'i; 
)u  ©unften  bed  Dpi^tl  mibematürltd^  pt^ttu  SBie 
bei  ^\y  baS  3iel  f o  ift  bei  "»i;  ber  aufigangSpunß 
ber  93emegung  eine  ^öl^e. 

Diefelbe  entf(^eibenbe  Sebeutung,  meldte  bie 
Sinen  „ber  Slfra  ber  ©^rer''  beilegen,  fd^reiben  bie 
Ruberen  (fiagrange,  in  ber  Revue  Biblique 
1892,  82  88.)  bem  „®i^on  im  £^ar  (2  ^r. 
38, 14)  SU ;  fei  biefer  feftgeftettt,  fo  fei  aud^  bie 
Sat)ibeftabt-^ion  (3  ftön.  8,  1),  bie  Sage  ber 
einftigen  ^ebuftterburg,  gefutU)en.  S)er  „Sil^on 
im  ZfyiV  gibt  jebod^  nur  bann  Suffd^lug  über 
ben  @ion,  menn  mon  eine  Steige  bon  gf^agen, 
meldte  felbft  mieber  controüerS  finb,  atö  erlebigt 
t)orau§fe^  (t>gl.  barüber  im  Sin^dnen  {Radiert, 
2)ie  Sage  beS  SergeS  eion  [f.  u.]).  2)ie  @(^rift- 
fteOen,  meiere  ben  ^iftorif d^en  iBä^em  entnommen 
merben,  fagen  jmar  nic^t  birect  au8,  mo  eigentlid^ 
ber  @ion  gu  Serufalem  lag;  fie  betätigen  aber, 
fomeit  fte  mit  Sted^  angerufen  merben,  burd^meg 
bie  flaren  Angaben  ber  Srabition,  ber  le^tlid^  in 
ber  Siondfrage  mie  in  Dielen  anberen  bie  @ntf(^ei« 
bung  juföSt.  9lid^t  minber  beuten  bie  ©iond* 
ftellen  ber  )n:op]^etifd^en  ©d^riften  unb  ber  ^agio- 
grapl^en  unDerfennbar  nac^  bem  im  ©übmeften 
auffpringenben  ^ügel  unb  nid^t  nad^  bem  Zem- 
|)el^ügel.  &  befielet  unlöugbar  ein  innerer  3u- 
fammenl^ang  jmifd^en  bem  ©ion  ber  gefd^id^tlid^en 
unb  bem  ber  nid^tgefd^id^tlid^en  Sucher:  ed  ift 
ber  ^mifd^en  SBirflid^Ieit  unb  99ilb.  S)emnad^ 
mug  l^ier  bie  t^rage  lauten,  ob  baS  93ilb  Dom 
mirfli^en  ©ion,  meld^cd  bie  nid(|tgef^id^tlid^en 
Säd)er  f))iegeln,  ^um  trabitioneüen  ©übmeft^ügel 
ftimmt,  ober  ob  eS  n'ötl^igt,  jur  3:em))elflad^e  unb 
Sum  fogen.  0))]^el  überzugeben.  9lun  mad|t  ber 
2;emt)clberg  fammt  feinem  terrajfirten  9lbfatt  im 
©üben,  fei  ed  Dom  Öelberg.  fei  eS  Dom  SaDibd» 
t^urme  ou8  gefeiten,  feit  ^toei  Sal^rtaufenben  ben 
Sinbrudf  eine3  ber  grölen  $lä^,  ben  irgenb  eine 
©tobt  aufsumeifen  l^at.  Slud^  im  erften  Sal^r- 
taufenb  Dor  Cl^riftuS  mar  ber  %tmptlhtxq  jeber- 
Seit  ein  Reinerer  ober  größerer  $la^.  2)agegen  fel^It 
in  bem  topogropl^ifd^en  Silbe,  melc^ed  bie  poetif  d^n 
©ionSfieSen  geben,  ber  für  ben  Xempelberg  d^araN 


unb  entferntem  tropifd^  ©inne  bie  Sorftettung 
Don  einem  „Serg",  ba^  belanntlid{)  fogar  in  ben 
menigen  ©teilen  feierlid^en©til§,  met(^e  unoerfenn« 
bar  auf  ben  Zempelplo^  gel^cn^  bie  Sejeic^nung 
„©erg"  nie  fel^lt.  S)er  „SBerg,  ben  @ott  gu  feinem 
©i^  erforen  l^at",  mirb  mit  bem  ©inai  Derglic^en 
unb  infofeni  über  jenen  gefteQt,  old  ®ott  nid^t 
Dorübergel^enb,  fonbent  für  immer  ouf  bemfelben 
thront  («Pf.  67 ,  17  ff.).    S)ie  »unbcSlabe  auf 
il^rem  „|^^en©ij'*  fte^t  überSerufalem  (®.  30), 
bog  auf  bem  ©übmeft^ügel  liegt.  3n  $f.  47,  2. 
132,3(op7)2M«)v[8wete])iftDon„©ion8©ergen'' 
bie  Siebe.  3n  beiben  ^Uen  bejeic^net  einerfcttS 
„SBerge"  bie  unebene  gfelSjunge,  auf  ber  ^erufalem 
liegt,  anbererfettfi  ijl  ©ion  „bie  ©tabt  ®otte§" 
(Dgl.  $f.  47, 1).  3)a^  aber  bort  sunöc^ft  an  bie 
l^ö^fte  ßr^ebung  ber  OfelSjunge  gebadjit  ift,  geigt 
„bie  ftattli(^e  S!uppt\  meiere  ber  l^ebraifd^e  Xt;^ 
„©ionS  »erg"  gufd^reibt  (48,  3  l^ebr.),  fomie  ber 
aSergldd^  mit  bem  ^ermon  ($f.  182, 3) ;  bai  l^ier 
äerufalem  gemeint  ift,  erl^eilt  auS  ber  parallele 
„©ionS  SBerg"  unb  „löd^ter  3uba'«"  (47, 12), 
mel(^  „SionS  Setoo^ner''  (Serg  fqnefbod^ifc^) 
mit  ben  Semo^nem  äuba'S  sufammenftettt  @o 
ift  ©ion  baS  tl^eolratifd^e  ^erufalem,  fo  oft  e§  im 
@enetiDDer^öltni|  gu  „Serge^  ober  „Serg"'  ftel^t 
unb  aud^  im  1  9Ra(^abäerbu(^  nid^t  ber  £empel- 
l^of  mit  ^uSfd^lug  ber  jel^oDatreuen  ©tabt.  —  ^a« 
gegen  ift  ed  eine  unermiefene  fBelj^auptung,  ha% 
„Serg  ©ion"  Jebe^mal  unb  „©ion''  mitunter 
ber  Xempelberg  fei  (Bev.  Bibl.  1892, 27).  ffriner 
ber  Sluctoren  ber  l^eiligen  ©d^rift  brauet  ben 
Flamen  „©ion"  ^ufiger  aß  ber  $rop]^et  3faia§. 
3n  93erbinbung  mit  „Serg"  ift  bie  ^öbc  gemeint, 
auf  meld^er  bie  Xod^ter  ©ionS  »o^nt  (3f.  10,  32 
u.  ö.);  ber  „iBerg,  auf  meld^m  bergen  mol^nt"^ 
trägt  aud^   bie  „Sinmo^nerfd^aft  Serufalemd" 
(8,  14.  18).    3a(lteid^e  ©teilen  betoeifen,  bag 
„©ion",„g5erg@ion",  „©tabt  ©ion",  „loc^tcr 
©ionS",  „Solf  in  ©ion"  boS  t^eotratifd^e 
äerufalem begeid/nen.  S)iefelbe ißaranetifimng 
Don  „©ion",  „SSerg  ©ion"  unb  „3erufalem*' , 
meldte  bereits  4  ffön.  19,  21.  81  Dorliegt,  finbet 
fid^  bei  3oel  unb  9Ri^äag.  iBei  le^terem  treten 
3, 12  (3er  26, 18)  „©ion",  „3«ufalem"  unb 
ber  „Serg  bed  ^ufeS"  (®otte8)  beutlu^er  aus» 
einanber  als  fonft  bei  einem  ^ropbeten.  ©oUte 
jemanb  ^ier  in  mibematürlid^er  SBeife  „©ion^ 
unb  ben  „99erg  bed  ^aujeS"  Derbinben  moden^ 
fo  ift  biefer  „©ion,  9)erg  beS  |)aufed"  no((  lan^e 
nid^t  ber  Xempelberg.  ^^aii^  ®otted"  mar  gletd^ 
„Xempel"  früher  a}e)ei^nung  ber  ©tiftSl^ütte  al^ 
beS  falomonifd^n  Sem))el§  (Dgl.  g;.  84,  26. 
?Pf.  5,  8;  10,  5;  17,  7;  26,  4;  28,  9;  64,  &  ; 
67,  80),  unb  ber  %erg  3erufalem8,  melc^er  bie 
Sunbedlabe  trug,  e^r  ber  ©übmeft^ügel  old  bie 
Xenne  Sreunad  ober  bie  berfelben  Dorgelagerte 
^albe  (Dgl.  ^2lbb.  16  unb  17  mit  3^4  8,  3>. 
©ion  bei  3eremiad,  in  ben  fflageliebetn  (5,  1 3 


CTiS 


6ion. 


354 


/ 


cäqftmwmaCi  unb  8orud6  immer  ol^ne  Jßttq" 

-n  ti4tcn{d^  Scyi^ung  SerufalemS  (eBenfo  bei 

iatavA  dftet«  foner  ^oIkI.  3, 1 1 .  ßccIL  24, 1 5 ; 

4>.  27);  tfismcüni  ift  eS  |>erfomficirt  aß  3n- 

bgiqf  wn  3cTufaIem  gebadet.   SBenn  nmi  ber 

(ncx  bkfci  ^Simt"  mit  Siedet  imb  ©erec^tigfeit 

tmSt,  ^JOüfpsk  er  in  bet  ^öl^e''  (3f.  33, 5).  S)te 

caiU  «ccIL  48,  20  (Oßl  4  ftön,  18, 17.  3f. 

>^.  3«  11  ff.)  messt  sioingenb  naä^  ber  ©übtoeft« 

:.«V.  fc^em  9tcbface§  feinen  @tonbort  ^bei  ber 

li^iffcxintung  bed  obem  ((BiJ^on*)  Xeid^ed"  t)or 

Scfitbote  ^atte. 

tteipcrbtf  einmol^netfd^aft  SionSerl^alten 

OR  ütclm  SteOen  ^uffc^Iu^  Sd  too^en  ba 

mm  <Botl  fcfotenen  9Renf  (^en  unb  @ott. 

r  fiiib  0»  .SoO  (Sotted^,  baS  in  @ion  fi^t, 

Soittehc  o»  «Zoster  Siond"  beaeid^net  (3f., 

^  jnogcL^  3m4.  Sopl^on.).  Stäl^er^in  fmb 

^  »Sa^'  unb  ^Xi^i^ter"  @ion9.  S)a6eiifi  unb 

^  3ttiffalem  «Se^oim'S  Stobt,  bie  @ion  beS 

CÄige»  ui  38taer  (3f.  60,  14),  »eil  Sel&oüa, 

^  vom  er  «ouf  beim  Serge  @ion  mo^" 

O«  8^  18),  in  ber  Sergftobt  Serufalem  tl^ront 

:}{  2,  3.    3fr.  8,  19;  14,  19;  31,  6;  be- 

iS  W.  Ö,  12.  15;  13,  7:  19,  3)  unb  mi« 

dl«  foli^  feine  ®nabe  f))enbet  (3f.  31,  9. 

4,  7.  8).   <B  ift  borum  ber  auf  3eru- 

ürrftogene  9{ame  €ion  ftetS  bie  l^ilige 

.  t^  bie  ^ige  etabt  mit  ginfd^IuB  bed 

ieniidbogeS   (3er.  31,  12),  ift  aber  nie  ber 

les^dbeig  be^m.  bad  bortige  (Botted^auS,  mit 

«:Mla|  ber  Stobt  ($f.  109,  2;  132,  3;  184, 

J.  3f.  18,  7.   Soel  3,  17  [22],  t)gl.  2,  32 

-..  S.  16  [21].  3a4  8,  3).  Sinen  fad^gemö^ 

)>^lnt  ftnbet  bie  ßrmettenmg  beS  uneigentlic^en 

^^ffe4  €toii,  tocnn  ^bie  Sod^ter  Siond"  in 

iff  %näMt^  jiir  Zod^  SbomS  (IMagel.  4,  22) 

l^fr  ^bte  &^mt  SionS"  im  ©egenfo^  gu  ben 

&tnm  ®rie4enlaiibd  (3ad^.  9, 13)  ober  ^eion" 

z  Scxbinbimg  mit  ber  Zod^er  SabelS  (3ad^. 

:  7).  aa4  mit  9«bd  unb  Sbalbaa  (3er.  51,  24), 

Kxn  «6ton'  att  ber  Snbegriff  Don  3uba  unb 

nriun  (Sm^.  9,  13)  ober  o^ne  Sßeitered  (3f. 

•*J.  16;  52,  7.   3er.  14, 19.  Wid^.  1, 13  u,  ö. 

^.  !25.  1 ;  127,  5)  fid^  att  bad  ®otteSt)ol!  im 

y-licm  imb  (Sor.  4,  24.  Cccli.  36,  16)  unb 

xsr  ben  {^en  Hßf.  125, 1.  3er.  3, 14  u.  ö. 

>.  40.  9  n.  B.   3ad).  2,  7. 10),  olS  boS  ibeale 

>:jd  (KdiiL9, 33)  atiSmeiSt,  menn  «Serg  ©ion"" 

?  Hxnlenben  Stixtf^,  ^ivx  (Semeinbe  ber  Srfi- 

•zkcrnoi.  bie  im  C^immel  oufgefc^rieben  rmb** 

r^L  12,  22  f.)^  »Dirb,  ^gum  l^immllft^  3eru- 

•jfr*  (ebb.),  ouf  beffen  ^SSerg"  ba«  lomiifbereite 

.änraa  faftt"  (SJifb.  14,  1),  gleid^mU  3f.  81,  4 

.^(m  ber  £>eerfci^aren  nieberfteigt,  um  ouf 

«9  9rfg  &um  unb  feiner  ^d^e  gu  fheiten". 

rrpn^eiib  ber  Ue&cTtraQung  beS  StamenS  @ion 

d  tu  beStgf  €tabt,  bie  Serufolemer  unb  3ubder 

7^fyimat  imb  im  Ssit  ifl  bie  Don  ber  Stuppt 

^  tcn  Sera  6iim  CSRid^.  3, 12)  unb  auf  bie 

ßaMii4e  ^cliittiige  (^f.  182,  3),  metter 


ouf  3uba  OPf.  77,  68)  unb  boS  gelobte  Sonb 
(3er.  51,  24.  fflagcl.  4,  22.  «or.  4,  9.  14. 
3ad&.  9, 13).  3ft  fd&on  in  ber  Sdirift  »erg  Sion 
fo  t)iel  mie  baS  gon^e  felftge  Stobtareol,  fo  lonn 
eS  nid^t  tounbemcbmen,  »enn  feit  bcm  8.  ^a^v 
^nbert  (Pseudo-Hieron.  Ep.  [ad  Paulam  et 
Eustochium]  De  Assumptione,  beiMigne,  PP. 
lat.  XXX,  122)  bie  Soge  beS  anariengrobed  im 
3ofa))]^tt]^I  Derfd^iebentlid^  »/)>t)ifd^en  bem  SSerg 
©ion  unb  bem  Delberg"  angefc^t  wirb,  »enn  feit 
bem  4.  Sa^rl^unbert  (Hier.  In  MaUh.  10,  28 ; 
ügl.  In  Ts.  8, 6  [Migne  L  c.  XXVI,  66  et  XXIV, 
119])  bie  ©üoequelle  in  ben  Stetfeberid^ten  oiel- 
fdltig  am  Sion  ftott  on  ber  !DlQriaft>i(e  .^ftie^t''. 
Sion  ift  l^ier  mie  in  ber  l^iligen  ©d/rift  bie  ge- 
neigte gfdfdmoffe,  meldte  bie  l^eilige  Stabt  trägt. 
S)03u  fommt  bie  muc^tige  @rö^e  unb  ber  offectio« 
neue  Sßertl^  bed  efibtoeft^ügelS,  ber  nid^t  nur  boS 
^ram  begm.  ben  3u))iter))Ia^  beS  ^abrian  be- 
tröd^tlid^  überragt,  fonbem  beffen  Xröger  oud^ 
t)on  ©üben  1^  pd^tlid^  }urädfbröngt.  3)ie  feit 
Sa8))ari  (o.  o.  O.  316)  ftereot^))  geworbenen  jmei 
SBelege,  bo|  ^ieron^muS  „jmeifeKoS  an  einzelnen 
©teilen  ben  Xempelberg  ,@ion'  nenne"  (Snü^lou 
bei  SRie^m,  ^nbmörterbud^  ©.1841 9nm.),  ba| 
^bie  otte  Xrobition  unter  3ion  nie  bie  Ober- 
ftobt  üerftonb''  ober  bod^  menigftenS  ber  Opf^U 
tl^eorie  «nid^t  l^inbemb  im  SBege  fteJ^t",  be- 
bürfen  Dorerft  ber  fritifd^en  ©id^tung.  2)te  ©teile 
^3Ranengrab"©ion"  ^jarticipirt  an  ber  feit  6ra8- 
muS  (Migne,  PP.  lat.  XXX ,  122)  ermiefcnen 
Unöd^t^eit  ber  ©d^rift  De  Assumptione.  SDie 
onbere  SBelegftelle  „@iIoe>©ion"  ober  läuft  mif 
eine  Ungenouigfeit  l^inouS,  ber  man  bis  in'9 
18. 3fi^r]^nbert  begegnet.  —  S)ie  bis  gur  ©ttmbe 
oudgefprod^ene  Snfid^t,  „bie  oltefte  noc^biblifd^e 
Zrobition"  verbürge  glet(^  „ber  ©prod^e  beS  ^Iten 
Zeftomented"  bie  Soge  beS  ©ion  auf  bem  fübltc^en 
Sbeil  bed  XempelbergS,  entbehrt  fonoc^  ieber  ^tfto* 
rifd^en  ©tü^.  QieronQmuS,  ber  ^^ilger  bon  %or- 
beouf«  CSufebtuS  (Lagarde,  Onom.  sacr.  248, 
22)  unb  bie  gefamnite  „alte  Srabition"  fekeu  ein- 
mütl(|igben©ionaufbcm©übmefil^ügeIan(f.b.%rt 
3erufalem  VI,  1312).  3»cdtto8  ift  bie  ttiflfür- 
Ud^eUnterfd^eibung  jmifd^en  „bem  ©ton  2)at)tb8'' 
unb  bem  „d^riftlid^en  ©ion'',  toeld^e  bie  wenigen 
Sn^onger  ber  Opl^eltl^eorie  machen,  benen  etwoS 
on  d^ftlid^en  ©onctimrien  auf  bem  ©übweftbügel 
gelegen  iß  (Bev.  Bibl.  1895,  445;  D.  Stieg, 
»ibel-atloS,  3.  «ufl.,  greib.  1895, 34).  9lur  mtt 
ben  ©iouSüberlieferungen  im  ©on^en  lagt  fub  ber 
d^rijUid^e  Xl^eil  berfelben  l^olten.  Sie  oolle  Con- 
fequeng  ber  Oftl^ugeltl^eone  l^ot  gleid^  ber  SBe- 
grünber  rid^tig  gebogen,  ber  mU  bem  SoüibSgrob 
oud^  boS  Sönoculum  unb  bie  ®eigelung8föule  auf 
bem  SRorio  „unterbrod^e''  (eoSpori  319).  SS 
bleibt  überhaupt  nur  bie  SBo^I,  bie  gefommte 
Xrobition  über  ben  einen  „iübifd^en"  unb  „d^rift- 
nd^"*  Serg  ©ion  für  „irrig"  (©iegfrieb  unb 
©tobe,  4|ebr.  SBörterbud^,  geipjig  1893,  b.  v.  ^*irL) 
gu  erBoren  ober  old  rid(|tig  f eftguJ^Iten.  3)ie  93er« 

12 


355 


Sion,  »iSt^tttn 


^irtciu 


8,  ber  (I. 


856 


loerfung  bet  Xrabiiion  lommt  bem  SSerjtddt  alet(!^' 
fid^  mit  ben  od^tungStDertl^eften  ](|i[tori{(^en  3^6' 
nijlen,  bie  MS  aur  Ueberfe^ung  ber  LXX  l^nouf- 
reiqen,  oudeinonber  su  fe^en.  3uglei(^  betDctfen 
bie  nid^tigen  SSermut^ungen  ( J.  3eitf  ^r.  b.  ®  eutf  d^en 
$aläfttna-33erein8  1879,  24)  über  bie  ^Ueber- 
tragung"  beS  angeblich  falfd^en  9lamenS  @ion  auf 
ben  ©übme{!^üget  ba|  ba8  aufgeben  ber  l^err j^en- 
ben  ©tonSDorfteSungen  ein  unldSbored  Kötl^fel  etn> 
fd^Iicfet.  ©ieeinjigcbead^tenSwertl^  »SJermutl^ung'' 
über  bie  Sntftel^ung  beS  angeblid^  ^al^rtmtfenbe 
olten  ^Srrtl^umS"  über  ben  »erg  Sion  ftfl^t  ^\ä) 
ouf  bie  SEuflon,  eine  Suben-  unb  eine  K^riften- 
gemeinbe  öor  ber  ©ionSmaucr  ber  aefia  l^ätten 
fidj  nad^  9lrt  gewifjer  m^iftifc^en  ©ecten  ber  neuem 
3cit  in  ben  etwas  bunflen  3ö^ren  üon  2itu8  bis 
6onftantin  um  bie  SBette  bie  ^wo^re  ©ion'* 
genannt,  unb  red^net  mit  ber  Voreiligen  ^Inna^me, 
bie  ältefte  ffird^e  ^mitten  im  freien  gelbe"  beS 
au6en-©ion  (CyriU.  Hier.  Cat.  16,  18)  babc 
nad^  bem  angenommenen  92amen  ber  bortigen  ®e- 
melnbe  ^4)agia  ©ion"  gebei|en.  3n  SBirnid^feit 
toirb  fie  guerft  als  „©otteSfird^lein"  imb  bonn 
olS  „^oftelürd^e"  (Epiphan.  De  mens,  etpond. 
c.  14 ;  Cyrill.  Hier.  1.  c.  16,  4)  bejeid^net.  ®cr 
9?ame  ^^agia  ©ion"  gehört  erjt  bem  Icften  3a5r- 
bunbert  öor  ber  arabifc^en  Snöofion  cot  ßtinera- 
rlum  beS  gSfeubo-SBirgiliuS,  b.  i.  IbwbofiuS  9lrd^i- 
biaconuS,  beS  SntoninuS  IDiart^r,  3ob.  ^f)oM, 
ßufebiuS  ^atriard^a  [ögl.  b.  «rt.  SReifetoerfe]). 
Sabrbunberte  Dörfer  (Itin.  Burdigalense ,  ed. 
Tobler  et  Molinier  p.  17)  biej  baS  TOauertoer  f 
auf  ber  jhtt)))e  beS  ©übmeftbugelS  nid^t  nad^  ber 
d(|rifUid^en®emeinbe  unb  berenffird^e,  fonbem  nad^ 
bem  altberfömmlid^enflocalnamen  ^©ionSmauer". 
(Sgl.  jur  Siteratur  im  allgemeinen  b.  Sri  3eru- 
falem.  3ur  ©ionSfrage  geboren  au|er  ben  fd^on 
®enannten  Glarke,  Travels  in  various  coon* 
tries  etc.,  London  1811  u.  ö.;  3-  ÖlSboufen, 
3ur  Sopograpl^ie  beS  alten  3erufalem,  Äiel  1883 ; 
J.  Fergusson,  An  essay  of  the  Ancient  Topo- 
graphy  of  Jerusalem,  London  1847;  J.  F. 
Thrupp,  Ancient  Jerusalem,  Cambridgel855; 
Warren,  Underground  Jerusalem,  London 
1876 ;  31.  ö.  Kt%  »iblifd^e  ©eograpbie,  grei- 
bürg  1872;  g.  3immermann,  ftorten  unb  Ouefien 
)ur  3:opogro))bte  beS  alten  3eru{alem  unb  Se- 
gleitfd^rift,  «afcl  1876;  M.  SouUier,  Le  Mont 
Sion  etc.,  Tülle  1895;  ©epp,  5Reue  bod^mid&tige 
(EntbedEungen  zc,  SRünd^en  1896;  Fr.  Lierin 
0.  S.  Fr.,  £tude  topographique,  Jerusalem 
1891 ;  (Satt,  2)ic  §ügcl  öon  3erujalem,  greiburg 
1897 ;  Slüdert,  Steife  burd^  $alöftina  unb  über  ben 
Sibanon,  aRoing  1881 ;  S)erf.,  Sie  finge  brS  SBergeS 
©ion,  in  »iblifd^e  ©tubien  IH,  1,  greib.  1898, 
fomie  eine  Steibe  k)on  9(rtileln  unb  IBemerfungen  in 
ber  Scitfd^r.  beS  ©eutfd^en  ^ßaläftina-SSercinS,  ber 
Seitfd^r.  ^S)aS  IJeiligc  £anb^  beS  Pal.  Explor. 
Fund,  ber  Bevue  Biblique  unb  anberen  3^tt" 
fünften.)  [Ä.  3üidfert.] 

$t0n,93iSt^um,f.  ©itten. 


$ioii,  Kongregation  Unferer  Sieben 
Vtau  \>Dn,  l^tiii  eine  religiöfe  ®enof|enf(^ft, 
toeld^e  1848  in  $ari8  burd^  bie  Srüber  SRoria 
3:beobor  unb  9Raria  SllfonS  KatiSbonne  (f.  b.  «rt.) 
gegrünbet  mürbe  )um  S)anfe  für  ü^re  Serufmig 
aus  bem  3ubentbume   )um  maleren  ®Iauben. 
Hauptaufgabe  berfelben  ift  baS  (gebet  für  bie  Se- 
februng  ber  3uben  unb  bie  (£r}ie^g  ber  3ugenb, 
befonberS  ber  meiblid^en,  mit  Seüorgugung  ber 
3ubenlinber.  SBon  bem  SRutterl^auS  imb  ütoDidol 
}u  $ariS  auS  Verbreitete  fid^  bie  (Kongregation  in 
biete  Sauber,  aud^  in  frembe  SBelttl^ile;  ber 
©d^toerpunft  il^rer  SBirffomfeit  liegt  aber  im 
Orient  unb  namentlld^  in  Serufalem.  P.  ^IfonS 
StatiSbonne  Derpflau^te  fie  in  bie  l^eilige  ©tabt 
1856,  fünfte  baS  SRuinenfelb  beim  (Scce-^omo* 
iBogen  an  unb  erbaute  bier  ein  ftattlid^eS  jtlofter, 
5U  beffen  Sfu^enmauer  ber  bie  6tra|e  übermölbenbe 
genannte  Sogen  eingelaffen  iß.  ^ie  tbeilmetfe  in 
ben  Seifen  eingebaute  einfädle  breifd^if fige  SHtä^t 
mürbe  1868  eingemeil^t;  t)or  einem  alten  SRauer- 
tract  fielet  ber  ^oc^altar,  unb  ber  Heinere  nörb* 
liebe  92ebenbogen  beS  £cce*Homo«39ogenS  btibet 
gleid^fam  fein  Xrcofolium ;  in  bol^er  Sogennifci^e 
ftebt  barüber  eine  (Scce-^omo-Statue  auS  3Rax' 
mor  mit  ber  Unterfd^rift:  Sangnis  ejus  super 
nos  et  super  filios  nostros.  ^ier  mie  in  oüen 
ffird^en  unb  HoptVim  ber  (Kongregation  loirb 
tdglicb  nadb  ber  betligen  SBanblung  breimal  baS 
(Sebet  beS  ^eilanbeS  Suc.  23,  34  für  bie  3uben 
gebetet  ober  gefungen.  SaS  ©ionSftofter  in  Seru« 
falem  iji  eine  Sfflaifenanftalt  unb  eine  Zöd^terfd^ule 
mit  3nternat  unb  (Sitemat :  in  Unterem  flnben 
aud^  ffinber  anberer  (Konfefftonen,  iübif^e  unb 
fogarmol^mmebanifd^e,  9lufnabme.  gfürSBaifen« 
fnaben  mürbe  bie  ^nftolt  @t.  ^ter  nabe  bei 
3erufalem,  Dor  bem  3aff<it^or,  gegrünbet  unb  ba« 
felbft  aud^  eine  Ihinftler-  unb  ^onbmerferfdbule 
eingerid^tet.    3m  3.  1860  ertoarb  P.  «Ifon« 
au^  ju  ©t.  3obann  im  ®ebirge  (9lin  ffarim) 
ein  Xerrain  Don  10  ^eftaren,  unb  erricbtete  bort 
eine  gfiliale  mit  ftlofter,  SRäbd^enmoifen^auS  unb 
ftird^e ;  bis  )u  feinem  Sobe  mibmete  er  alb  feine 
ffraft  biefer  feiner  SieblingSfd^öpfung.    Stnbere 
9{ieberraf|ungen  bet  (Kongregation  befinben  Jid^  in 
Sllesanbnen,  ©m^mo,  (Konftantinot)eI.  3n  SRün- 
d^en  grünbete  t^reiin  Xlitxt\t  ton  (Sumppenbetg 
1865  ben  befonberS  in  IBa^em  verbreiteten  ©iotiS« 
Derein  ^ur  Unterftiiäung  ber  SiatiSbonne'ff^i  3n« 
ftitute  im  beiligen  Sanbe.  (SSgl.  bie  Siteratur  im 
^2Irt.  StatiSbonne,  femer  bie  Annales  de  la  mis- 
sion  de  N.  D.  de  Sion,  feit  1876  bon  9. 9iati§* 
bonne  berauSgegeben,  unb  bie  feit  1865  erfd^einen- 
ben  ^3ab^^beri(btebeS@ionSt)ereinS''0  [ffe)){)Ier.] 

$ionita^  f.  &abxid  V,  4. 

^iontten,  SlonSbotf et,  f.  (Euer. 

$tp9ra  u.  ^iyftri,  f.  ÜRibrafd^  THI,  1506. 

^itad^f  f.  (EccIefiafticuS. 

$iricin$,  ber  H.  ^a^ß  (384—399), 
mürbe  im  ^eccmber  384  ein^immig  jum  92üc^» 
folger  S)amafuS'  I.  gemä^It.  3n  einem  ©d^eiben 


w 


SiriciuS,  ber  !^I. 


858 


ü  kB  fpAlRii  eiobtyififeden  ^inion  \ptaif 

aä^  Saknttnkm  n.  am  23.  Sebniat  885 

inl)i§  bie  Unnfennunfl  beS  9{eugeoä^Iten  auS 

=^  cä^atc  bej{cn8töminigfeit  (Migne,  PP.lat 

im,  593  sq.);  (in  befonberer  ©runb  gu  einem 

Scfcri)^!  Io0  be^bfllb  tot,  xovl  ber  (Segen- 

Ih^nii«  (|.  b.  %rt  2)amafud  m,  1860) 

Snftniulb^  nodd  immer  nid^t  oufgegeben 

3»  bcn  «rficn  Smidl^nblimgen  bed  neuen 

qAMt  ok  9eanttt)ortung  bed  Don  99i" 

*^  fKüKtiuS  Don  Zorragona  an  S)amafu8  ge« 

6d^mbai§,  melc^  15  gf^agen  über 

inoefegen^en  entl^elt  unb  erft  na<^ 

Imtiontritt  in  Stom  mtgetangt  mar 

3tt6alt  beB  9ntmortf ^reibend ,  ber  ölte- 

MÜfiaiilrifi  etbaltenen  ))ä))fUi(i^en  S)ecretale, 

I  m  %xL  ^tmermd).   gür  bie  (Sefd^id^te  bed 

Kpftluf^  ^pm^cec^ted  ifi  biefe  Dom  10.  gfe« 

)ur  385  botirtc  Secretole  be^l^b  Don  SBid^Kg- 

fa:  mä  €irictti9  ben  ftionifc^  SIerilem,  bie  otö 

^ia  ober  i»eimal  S^eiroiete  unred^tm&|ig  in 

m  piftTi^m  6tonb  eingetreten  nxtren,  geftottete, 

s  unrein  Orho  |u  berUeiben  (Migne  ib.  1145, 

1.  19).   Sca^tmdtDertb  ift  mi(^,  toie  jtarf  in 

)K   Sckfc  @tnciufi'  Ueber^eugung ,  bo^  ber 

::Kxfl^  Sff^of  bo8  Ober^n)>t  ber  gongen  ^rd^e 

R  wb  feine  allgemeinen  SDecrete  Don  allen  6in)el- 

beobo^tet  »erben  muffen,  }um  Sudbrud 

(»qL  Migne  ib.  1188,  n.  1  et  2;  1142, 

a.  Li;  1146,  n.  20).  3m  folgenben  äol^re  (am 

«.  ^uaua  386)  ^telt  ber  ^ft  su  Stom  eine  Don 

- .  Siff^öfen  befu(^te  @qnobe,  auf  toeld^er  äl^n« 

jO  iK  in  ber  oben  ermäbnten  3)ecretale  Altere 

loftengrfele  neu  eingefd^rft  mürben.  2)urd^  ein 

Jbodf^Frciben  ü^alk  SiriciuS  bie  IBefd^Ififfe  ben> 

.rr^  Stff^dfien  mit^  melil^e  auf  ber  @9nobe  ^u 

TSlrinen  Dcri^inbcrt  loaren.  Srbolten  ift  unS  biefed 

^^toboffc^rrtben  in  ber  pform,  mie  eö  nad^ 

iKila  q/ianqjt  ifl  (Migne  ib.  1155  sqq.).  3ur 

Sa^^iniening  ber  SBeibe  unmürbiger  ^ifd^öfe 

sb  $ricßcr  riil^e  ber  $a)>ft  an  Derfd^iebene 

i^ifO^  iio4  ^  befonbered  @(|[reiben,  in  beffen 

fsigaag  tx  bttont^  t>a%  ifjim  bie  @orge  für  oUe 

hd^  obliege  (Migne  ib.  1164,  n.  1).  9lud^ 

'a  c^nobdlf^cribtn  an  bie  gaUifc^  Sifd^öfe, 

yt  AenfedlA  eine  Sei^K  Don  fragen  über  ^iS- 

^^finaqnnifte  an  ben  a|>oftoUf($en  @tu]^I  gerietet 

besten«  wob  wn  (Eoufiant  (Migne  ib.  1179  eq.) 

a>  IRaoffen  (®ef d^i^^^  ber  Quellen  bed  cano« 

c^^  9a^  ly  ®raa  1870,  242)  6iriciud  gu- 

iiibnebcn,  oabrcnb  onbere  (Belege  bie  Secretale 

a  die  Seit  ännoccnj'  L  oerlegen.  (gif er  für  Äuf- 

T^te^aüana  ber  Atrd^engefe|e  fd^eint  @iriciud 

2^  ocnuio$t  |tt  fyibm,  ^ulinuS  Don  9)oIa  (f. 

.  Stt)  grgrnäbo;  olS  biefer  895  nad^  9tom  !am, 

^i^^orikfl^aUiino  iu  beobod^ten  (Paulini  Episi 

1,14:  urbid  pmpBB  snperba  discretio);  bei 

:öSet(e  btS  iL  ^^mtlinud  looren  ndmlid^,  aller« 

>2^  ß^M  brffien  9krf d^ulben,  mcl^rere  Unregel« 

cffiigfkttm  oorflefommen   (Sufe,  $aulin  Don 

iukiX  Scgenib.  185^,  198).  Sbenfo  energifd^ 


mie  für  Seobad^tung  berj£)tdcit)ttnarcanone8  trat 
ber  $a))ft  aud^  für  bie  Steiner^Itung  bed  tot^o- 
lifd^n  @lau6en8  auf.  9fö  ber  abtrünnige  9Rönd^ 
SoDinian  (f.  b.  Srt.)  in  SRom  feine  ^rrle^re  }u 
Derbreiten  fud^te,  ^ielt  6iriciu8  um  892  (Sloufd^en 
[f.  u.]  878  f.,  «nm.  6)  eine  S^nobe  unb  fd()lofe 
ii)n  unb  feine  ©enoffen  au8  ber  JKrd^e  au8.  ^om 
$a))fte  über  biefeS  Urtl^eil  benad^rit^tigt  (Migne 
ib.  1168  sqq.)^  berief  ber  SiriciuS  eng  befretm- 
bete  Sifd^of  SlmbrofluS  Don  Snailanb  eine  $ro- 
Dingialfqnobe,  toeld^^e,  mie  fte  felbft  in  i^rer  ^nt« 
mort  on  ben  $a))ft  fagte,  gemä|  beffen  Sntfd^ei« 
bung  (secundum  Judicium  tumn)  bie  neuen 
grrlel^nn  Dermarf  (Migne,  PP.  lat.  XVI,  1128, 
n.  14).  3laä^  bem  Liber  Pontifioalis  ift  SiriciuS 
aud^  gegen  bie  SRanid^öer  in  Stom  eingefd^ritten 
(öbnlid^  »ie  ]päitt  8eo  I.  [f.  b.  9lrt.  VII,  1749]). 
^nfd^einenb  ifi  mit  biefer  Angabe  bed  $a)>ftbud^e» 
gemeint,  ba|  er  im  3.  389  bie  ffaifer  X^eo« 
bofiuS  unb  Salentinian  n.  bemog,  ein  ®efe^ 
}u  erlaffen,  meld^eS  gegen  bie  SJtoni^öer  baS  £kU 
Derbängte  (1.  18  Cod.  Theod.  16,  5).  9lad^ 
3.  Sangen  (f.  u.)  633  mören  bier  unter  ben  9Ra- 
nid^oem  bie  ißriSciQianiften  gu  Derfte^en,  bie  in 
ber  Xf^at  banuüS  Dielfad^  fo  genannt  mürben, ).  9. 
fd^on  in  einem  aud^  fonft  bemerfenSmertl^en  lint* 
modfd^reiben  bed  UfurpatorS  9Rasimu9  an  ben 
ißat^ft.  Sinfcbeinenb  t^oüt  ibm  @iriciu8  baS  eigen- 
mäd^tige  unb  graufame  SBerfabren  gegen  ^riSciOian 
unb  mehrere  Don  beffen  Slnböngem  gum  Sormttrf 
gemacht ;  ^u  feiner  Sted^tf  ertigung  überfanbte  9Ra£i* 
muS  (im  3.  885)  bie  Steten  beS  ^rogeffeS  gegen 
bie  ^SRonid^äer"  (Migne,  PP.  lat.  XIH,  592). 
9Rit  ben  3tbacianem  (f.  b.  9lrt.  $ridciaian  X, 
419  f.),  meldte  bie  Untbat  beS  UfurpatorS  Deran* 
Io|t  l^atten,  unb  be^bolb  aud^  mit  bem  Don  ibnen 
erl^obenen  Sifd^of  gfelis  Don  Zrier,  einem  fonft 
febr  mürbigen  äRanne,  brad^  SiriciuS  (ebenfo  toie 
Martin  Don  ZourS  unb  SimbroftuS)  bie  ®emein- 
fd^oft  ab  (Migne  ib.  1121 ;  f^efele,  gonc-iSefd^. 
n,  2.  aufl.,  45. 51. 85  f.).  3n  ©ad^en  ber  $riS- 
ciEianiften  rid^tete  er  aud^  einen  99rief  cm  bie  \pa» 
nifc^en  Sifd^öfe,  in  toeld^em  er  (öbnlid^  mie  ^m* 
bro^ug)  ben  9iatl^  ert^eilte,  biejenigen  Sectirer,  bie 
fid^  befebrten,  unter  beftimmten  SBebingungen  in 
bieffird^engemeinfd^aft  mieber  aufsune^men  (Har- 
duin  1, 994).  Se^üglid^  eineS  mit  äoDinian  geifted* 
Dermanbten  ^öretif erS,  bed  99ifd^of9  SonofuS  Don 
Sarbica  (f.  b.  9rt.),  begnügte  ftd^  ber  $apft  ba- 
mit,  beffen  ^rrlebre  )u  miberlegen;  baS  rid^ter« 
lid^e  ßinfd^reiten  gegen  ben  ^retifer  überlief  er 
bem  SSifd^of  Don  2:beffaIoni^  unb  ben  übrigen 
macebonifd^en  93ifd(|öfen,  ba  biefelben  Don  einer 
S^nobe  gu  Sa))ua  (891)  afö  Siebter  über  9ono« 
fud  befieUt  morben  maren  (Migne  ib.  1176  sqq.). 
@e]^r  Derbad^t  fyd  man  e§  bem  $a|)f}e,  ba|  er 
gegen  ähifinuS,  afö  biefer  in  Stom  feine  lateinifd^ 
Ueberfe^ung  bed  bogmotifd^  ^auptmerfeS  Don 
OrigeneS  Derbreitete,  nid^t  einf d^ritt ;  im  (Segen- 
t^eil  fieSte  er  il(|m  unb  einigen  feiner  gfreunbe,  als 
fie  898  atom  Derliegen,  99riefe  auS,  morin  i^nen 

12» 


Kl 


Sirtnium. 


362 


^  um  9tom  xmi^  Xtimt  ging,  aud^  t^on  @Met 
Oft  €4ntbcn  fibet  bte  bogmatifd^en  unb  biSci))!!' 
dmi  giogai^iDdd^  bod  Soncil  thm  befd^äftigten. 
Scn;MBi>o  DetmcTte  gerobegu,  @irlet  l^obe,  ob* 
wata  n  xn  9Loni  jutfidblieb,  bem  Soncil  mel^r 
'Skt^  gciripct,  aä  50  ^rolaten  tne^r  in  Xrient 
«ifr^  (attm  leisten  f5nnen.  3lad)  SBeenbiaung  beS 
hitS&  UMcrb  @trld  )ttm  fio^ne  atif  ben  SBorf d^Iag 
!H  Cocbtiuad  SonomäuS  am  12.  SRclr}  1565 
'.ssix  bcBi  Qr^oQ  beS  ganzen  SüDeghtmS  gum  Sat> 
röol  mtAnnL  Sm  6.  September  1566  ernannte 
i^  $a9fi  ^hiS  Y.  )um  SSijd^of  t)on  @an  aJlarco 
n  Calabriro  unb  ert||etlte  i^m  felbft  bie  Stjd^of^ 
Mibe.  9i  XDot  @irlet  aber  nur  furje  3<it  Der- 
jDvnl.  in  femer  ^cefe  gu  meilen  unb  bort  ffir  bie 
r«d^^ng  bcr  trtbenttntf(i^en  SSefd^Iäffe  t^ötig 
;:i  leciL  9alb  berief  i^n  ber  @toat§fecretör  nac^ 
:<3m  paüd,  ao  man  feiner  für  bie  »ifjenfd^ofts 
iiAm  Atfgobcn  ber  3^it  beburfte.  @o  blieb  er 
El  Som,  iDdbrcnb  fein  9leffe  aßarceSuS  il^n  im 
Si^fbam  SquUIace,  auf  »eld^eS  @irlet  1568 
Cinisfrrirt  mirbe,  i^ertrat  unb  il^n  burd^  ftanbige 
ftrid^  iibcr  alb  toid^tigen  gfrogen  in  ber  SDiöcefe 
merrii^tete.  3u  Stom ,  tt)o  er  1570  Sorbinal- 
kUiot^eto  tmirbe^  leitete  @irUt  im  auftrage  beS 
$a;rfit§  ber  Steige  nac^  alle  bie  gelehrten  9(ufgoben, 
3MfAe  bo^  Xribentimtm  angeregt  unb  befc^Ioffen 
Icfle.  S^mä^fi  mar  ibm  bie  SRitarbeit  unb  te^te 
tibtttion  bcd  GaieehismiiB  Bomanus  anber» 
soat;  bonn  tsar  er  ^ert)orragenbed  ÜRitgtieb  unb 
^iUHt  ^foupi  ber  6ommiffton,  tteld^e  für  bie  Sie» 
-zn  br(  romifd(Kn  SreDieiS  unb  SDtiffale  eingefe^t 
w.  !Rai^  Q3eenbigung  ber  9tet)ifu)n  mürben  bis 
1^  kmnn  &benSenbe  mle  auf  bie  beiben  iBüd^er 
ab  übrg^aupt  auf  Siturgie  unb  Stitud  begüglid^en 
tafmgen  üom  $at>fte  an  feine  Sibreffe  gemiefen 
'>jL  [XübJ  X^I.  Ottortalfi^r.  1884,  451  ff. 
6n  ^;  1886,  468  Ä.  624  %).  gbenfo  ftanb 
er  an  ber  Spikt  bcr  Sommiffton  für  bie  ffalenber« 
nfotn  (OgL  ^ift  So^rb.  ber  ®drred-@efellfd^aft 
IbSl,  888.  543;  1884,  52),  leitete  bie  9ieu- 
texrbeüung  unb  9uSgabe  bed  Martyrologium 
fionuanm  unb  war  in  ber  Snbe^congregotion 
eroBcnib^§  eine  3uf[ud^t  für  bie  ©elel^rten.  2)en 
^Eten  Smflut  b^tte  @irlet  unter  ben Correctores 
Eonani  (f.  b.  iixt),  fomie  bei  ben  Vorarbeiten 
psx  bu  CEaienbation  oon  Septuaginta  unb  93ul- 
gota.  Sri  SoterauSgaben,  j.  9.  ber  Slmbrofiud- 
flc^gqbc  bcft  SRontalto  (Sistud  V.),  marb  fein 
Sfitb  ottSf^^Iogaebenb.  SRit  anberen  geleierten 
(acbinitlm  tbcute  er  bie  @orge  für  bie  rö- 
tacjfift  nnberfttdt  (6at>ien^a).  um  ben  Orient 
moarb  er  ^  bie  größten  SBerbienfle  nid^t  bIo| 
hmb  Vk  S^rbexung  aUer  auf  bte  Union  be^üg« 
hätn  Seftrcbungen,  fonbem  aud^  ald  SRitglieb 
her  Commiffldn  »für  9teform  ber  ©ried^en",  als 
6n)trctor  beS  !BafUtanerorben§  unb  beS  gried^tf  d^en 
bBegS  fai  Rom,  burd^  bie  Sorge  für  92euau3gabe 
ked  ^rnitinumS,  t^  Uebcrfe|ungen  bed  Cate- 
cLisoraa  Romaniia,  bcr  Ganones  et  decreta  bed 
bndls  von  Zdeni,  unb  für  bie  gregorianifd^e  ffa« 


lenbenef orm.  S^urd^  ben  Sierfe^r  mit  bem  Orient 
erhielt  @irlet  ^ugleid^  gried^ifd^e  3nanufcripte  für 
bie  SSaticana  unb  feine  eigene  Sßibliotbef.  ^Id 
^rotector  ber  Steopl^Qten  baute  er  bie  Ifird^e 
SDlaria  ai  SRonti  unb  orbnete  bie  ^ngelegenl^eiten 
ber  3uben  im  Äird^enftaate.  2Kit  Dielen  bcr  l^er- 
borragenbften  latl^olifd^en  ©elel^rten  ätalienS, 
Sfrantreid^d,  S)eutfdeianbd,  ber  9lieberlanbe,  Sng- 
lanbS  ftanb  er  in  brieflid^em  SSerfel^r;  ßanifiu§, 
@uriu§,  ^ofiuS  u.  %.  oerbanften  il^m  SSeitröge  gu 
il^en  gelegen  SBerfen.  SlfleS  bie^  leiftete  @irlet 
tro^  mannigfad^er  flranf^eiten,  bie  i^n  l^eim« 
fuc^ten.  ©d^on  beim  Sobe  «piuS'  IV.  (1565) 
batte  Sirlet  gu  ben  papaUln  Sarbinölen  gel^ört 
unb  märe  beinahe  burd^  bie  Semül^ungen  beS 
bl«  Hatl  }um  ^opfte  erhoben  morben.  3n  ben 
Eonclaöen  (SregorS  XIII.  (1572)  unb  ©ijtu§'  V. 
(1585)  bereinigte  er  Diele  Stimmen  auf  feine 
$erfon.  Sarf  man  feinem  Siograpl^en  glauben, 
fo  märe  er  im  lefetem  SoncIaDe  fd^on  gemöblt  ge- 
mefen,  unb  nur  unpägttd^Iett  l^ätte  bie  ^boratiou 
Derbinbert.  3m  nämlid^en  Sa^re,  am  6.  October 
1585,  ftarb  ber  Sarbinal  eineS  glüdtfeligen  XobeS; 
ber  bl.  ^ilippuS  giert  (f.  b.  ^rt.)  leiftete  il^m  in 
ben  legten  Xagen  feinen  Seiftanb.  S)er  Seid^en» 
feier,  meldte  in  feiner  Xitelfird^e  @an  fiorengo  in 
ißanispema  ftattfanb,  mobnte  $a))ft  @i^8  V. 
felbft  bei  unb  mibmete  i^m  im  Sonftftorium 
marme  SBorte  bc§  9{ad(iruf8.  Sin  einfad^eS  S)enN 
mal  mit  ber  ÜRarmorbüfte  beS  (SarbinalS  an  ber 
^intertoanb  red^tS  Dom  Eingänge  begeid^net  l^eute 
in  feiner  Xitelfird^  feine  le^e  Stubeftätte.  S)ie 
SBibliotbef  be§  Sarbinafö  lam,  nad^bem  fie  mieber- 
bolt  ben  Sefi^er  gemed^felt  fyxüt,  fd^lie^Iid^  al3 
Ottoboniana  in  ben  93atican.  Porträts  Don  @irlet 
finben  fid^  im  ^aufe  bed  Sifd^ofS  Don  Squil« 
tace  itnb  im  @tubienfaate  ber  ^aticana;  eine 
^bbilbung  mit  fui^em  £eben§abri^  gibt  Albi, 
Eloges  lustoriques  des  Gardinaux  illustres, 
Paris  1653.  Sine  genaue  Siogra))bie  beg  (Sar- 
binalg  @irlet  mu^  ftd^  gang  auf  l^nbfd^riftlid^em 
Snaterial  aufbauen.  SBertbDoHe  ^Rotigen  finben 
fid^  bei  Dejob,  De  Tinfluence  du  concile  du 
Trente  sur  la  litterature  et  les  beaux-arts, 
Par.  1884  (DgL  bagu  bie  Siecenfion  Don  92oIbac, 
in  ber  Revue  critique  d'histoire  et  de  littera- 
ture XVm  [1884],  457  ss.)  unb  bei  Batiffol, 
La  Yaticane,  de  Paul  in  k  Paul  V,  Paris 
1890.  [3of.  ©d^mib.] 

^imttniit»  @tabt  in  $annonien,  beren 
ätuinen  nodb  ie^t  bei  Snitromi^  in  ber  ®egenb  Don 
^etermarbein  Dorl^anben  fmb,  mar  unter  ffaifer 
donftantiuS  oft  @i(  bed  ^ofeS  unb  baber  ^Iu§> 
gangSpunft  ber  $Iäne  gur  Unterbrüdung  bed  ni« 
cönifd^en  ©laubenS.  3u  bem  3^(dfe  fanben  ba« 
felbft  mebrere  ©^noben  ftatt.  S)ie  erftc  bcrfelben, 
gmifd^en  ben  3obren  847  unb  349  (Dgl.  ^efele, 
Sonc.»®efd^.  I,  2.  Sufi.,  640),  in  ©ad^en  beS 
!ßb<>tinu3  (f.  b.  9rt.),  fu^te  baS  nicönifd^e  6fio- 
ouTio?  in  SRigcrebit  gu  bringen,  ba  eS  ben  $l^oti- 
niSmuS  unb  ©abeOianiSmug  förbere.  ®ie  gmeite. 


368 


©irmonb  —  @ifata. 


S64 


im  3. 351,  fteUte  ein  un(e{timmt  gel^altened  @Qm* 
bolum  auf,  loeld^ed  fammt  27  Ünat^emotiSmen 
oIS  bie  erfie  ftmtij^e  gformel  bejeid^net  mirb 
(Äthan.  De  Syn.  27,  bei  Migne,  PP.  gr. 
XXVI,  735);  baö  meifte  baran  ift  ortl^oboj,  aber 
bag  3Bort  opLoouotoc  nmrbe  bermieben.  SBetI  $^o- 
linu§  bie  gformel  nid^t  unteqeid^nete,  \ä)idtt  ber 
ffaifer  il&n  in'S  gj«  (Socr.  2 ,  30).  Um  bie 
3IHtte  be§  3al^te§  357  tourbe  ^u  @irmium  eine 
neue  S^nobe  gel^alten,  auf  meldtet  bie  flrengen 
^rianer  übertoiegenb  Uiaren.  3n  bem  l^er  unter 
bem  9(amen  ber  gleiten  fnrmifc^en  gformel  auf« 
gefieUten  ®Iauben§befenntni^  n^irb  ber  @o]^n  al§ 
geringer  benn  ber  SSater  unb  biefem  imtcnoorfen 
begeic^et  (Äthan,  ib.  28).  ^ilariuS  nennt  biefe 
Formel  eine  blasphemia  (De  Syn.  11,  "bei 
Migne,  PP.  lat.  X,  487).  S)a  bie  ^Inomöer  nun 
il^e  2e^re  jd^ncll  öerbreiteten,  oerfammelten  fid^  bie 
femtarianifdf)  gefmnten  Stfd^öfe  ^ftenS  gu  Slnc^ra 
furj  cor  Öftem  358  unb  fdEjidtcn  il^r  ©pnobal» 
fd^reiben  an  ba§  £)ofIager  naö)  @irmium,  um  ben 
(?influ|,  »eld^en  oie  ^Inomöer  auf  ben  Äaifer  ge- 
wonnen l^atten,  gu  bred^en.  3n  ber  Sl^at  nmrbe 
ju  ©irmium  358  bie  britte  furmifd^e  gormel  ge« 
nel^migt,  tDelc^e  ein  ortbobo;e§  (aber  ba§  6p.oo6jioc 
entbel^renbc^)  @t)mboIum  ber  antiod^enifd^en  @Qn- 
obe  Dom  3a^re  341  erneuerte  (Sozom.  H.  E.  4, 
15;  ögl.  b.  ?lrt.  2iberiu§  Vn,  1951  f.).  gnblid^ 
brad^te  ba§  3a]^r  359  nodf)  eine  oicrte  firmifd^e 
gormel  ju  ©tanbe,  bie  ben  ©ol^n  „gcmäft  ber 
©d^rift"  als  in  Willem  bem  93ater  äl^nlid^  erflärte 
(Äthan.  1.  c.  8.  694).  ®ic  ©efeitigung  beS 
aaäorlcS  oöffia  tt)urbe  l^icr  mie  in  ber  öorl)crge]^en« 
ben  gormel  angeorbnet  [^eterS.] 

^inttonb,  Sacob,  S.  J.,  einer  ber  beben* 
tenbften  ©clel^rtcn  beS  17.  Sal^rl^unbertS,  mar  ju 
SRiom  in  granfreid^  im  Dctober  1559  geboren 
unb  trat  1576  in  bie  ÖefeUjd)aft  Scfu  ein.  ^laä) 
SoHenbung  feiner  pl^ilofopl^ifd^en  ©tubien  mürbe 
er  1581  al§  $rofeffor  ber  claffifd^en  ©prad(|en 
nad^  ^"aris  berufen,  mo  er  fid^  in  ben  fünf  Salären 
feiner  Xptigfeit  eingel^enbe  ftenntnip  beS  fiateini- 
jcften  unb  ©ried^ijd^en  unb  ben  auSgejcid^neten 
©tu  ermarb,  meldte  il^n  gu  feinen  fpäteren  groß- 
artigen Seiftungen  auf  patrologifd^cm  ©ebiete  be- 
fäl^igtcn.  3«  feinen  ©d^ülem  gä^Ite  bamalS  u.  % 
ber  1^1.  Sranj  öon  ©alc§.  ®a§  auf  bie  ^arifer 
Söirffamfeit  folgenbe  ©tubium  ber  fd^olaftifd^cn 
2:i6eoIogie  öerbanb  ©irmonb  mit  einem  ebenjo 
grünblid^en  ©tubium  be§  c^riftlic^en  ^lltertl^umS 
unb  feiner  Literatur,  fomcit  fie  il^m  bamol§  ju» 
gönglic^  mar;  er  überfe^te  md}  eineSReil^e  gried|i- 
idjcr  ^uctorcn  in'§  Üateinifd^e  unb  bearbeitete  bie 
SBerfc  be§  ©iboniuS  9lpoUinari§  (f.  b.  ?lrt.).  ^m 
3.  1590  berief  il^n  ber  Drben§gencral  ^quaöioa 
nad^  5Rom,  mo  ©irmonb  16  3ai)re  lang  baS  ^mt 
beö  ©cl^eimfecretärS  beficibete,  babci  aber  nod^ 
reid^lid)  5}k6e  unb  in  ben  großen  SibliotJ^efen 
bie  günftigfte  ©elegenl^eit  fanb,  feine  l^ieblingS- 
'befd^äftigung,  bie  grforf^ung  be§  ^^Itert^umS,  gu 

^<gen.  Sie  größten  SDienfte  hierbei  leifteten  il^m 


feine  engen  Serbinbungen  mit  (Sd^dm  Bi 
SeHarmin,  XoIetuS  unb  ^erroniiifi,  iwr  Uoi 
aber  feine  innige  93egiel^g  )u  Sorbinal  Saconl. 
ber  il^n  überaus  l^od^fd^^  unb  i^  {BMlRili 
arbeiter  on  feinen  Snnalm  omial^m.  So^kn 
©irmonb  1608  nad^  $ariS  gurüdgcf^  Mi; 
mürbe  er  1617  SRector  b€8  boxtigen  ScHnl» 
coOegiumS.  ^IS  fpoter  $a)ifi  Urbcm  Vm.  ba 
(Selebrten  für  Stom  juräcüierlangte,  ec^  Mi 
mig  XIII.  t)tm  gfranfreid^  erfolgreül^  Cin{pa4e 
bagegen  unb  bemieS  bie  1^1^  SRemung,  toäift  s 
Don  ber  Sinftd^t  unb  gfrdmmigfeit  €ixiudM 
begte,  baburd^,  baß  er  il^  im  3- 1687  in  fön 
Seid^toater  ermö^Ite.  3m  3- 1610  mar  boiafle 
SBer!  unter  ©irmonbS  ÜJomen  im  3)tml  a> 
fd^ienen;  ber  SSerfoffer  aäl^Ite  bamoB  knü 
51 3al^re.  9htn  Derging  aber  aud^  fäum  eiA3i|;; 
in  bem  nid^t  bie  eine  ober  bie  anbere  ®djiülft  abk 
Oeffentliddfcit  trat,  bis  er,  fajl  92icl^  \m 
ftaunenSmertbe  literarifd^Sl^tigfeit  mittel 
ausgäbe  ber  Disquisitio  de  Azymo  h^ftfis^.  6 
ftarb  am  7.  Odober  1651.  SBeitauS  bie  ik^b 
unb  umfangreid^ften  ber  Don  ©irmonb  l^etn^ 
ben  ©d^riften  maren  ber  Sbition  atter  fiidl» 
fd^riftfteller  gemibmet,  bie  er  burc^  ^fnmedmyi 
commentirte  unb  eDentueS  in'S  Satetmfd^  Acp 
fe^te.  2)iefe  ausgaben  fammt  ben  beigegtai 
Kommentaren  fmb  noc^  b^ute  Don  bem  ffHÜBL 
SBertbunb!önnen,abgefebenDonnetneren9Uii^ 
(3.  93.  bem  gfeblen  genauer  Angaben  mi  &äm, 
mo  ber  ^erauSgeber  eine  Dom  l^nbfd^rifffi^ 
%tlt  Dariirenbe  SeSart  Dorgegogm),  in  9e^  flf 
©d}arffmn,  ©enauigfeit  unb  gefuidMS  VS^A 
no(^  b^ute  als  SRufter  bienen.  3m  Oibcnlkki 
jeid^nete  fid^  P.  ©irmonb  auS  bitrd^  ferne  txm 
in  ber  IBeobad^tung  aller  Stegdn,  bttrd^  feine  Sde 
5ur  religiöfen  tirmut,  fo  boß  er  ftd^  auf^in^riMi 
i^öd^ften  ^Iter  feine  ^uSnabme  Don  ber  gtrtt» 
Ud^en  fiebenSmeife  feiner  SBrüber  gefloitai  Mtt; 
Dor5ÜgIid^  aber  hnxö)  feine  mit  gemimiienbcrSkiaiRl^ 
lid^feü  Derbunbene  ©elbftloftgfeit  Seioeil  Mir 
fmb  bie  Dielen  93eitrage  gu  fremben  SBerfoi*  ^ 
Selebrung  unb  Aufmunterung,  meU^  er  iebcqiit 
bcreitmiHig  feinen  SoHegen  im  go^  }uZ^M^ 
ben  ließ,  o^ne  eine®egenlei{hmgguenoadaii,iR 
Attem  aud^  ber  eble  Anflanb,  mit  bem  er  ii  fntf 
))oIemifd^en  ©d^riftenben  miffenfd^fÜtd^Svv 
bcbanbelt.  —  Sine  Sufgäblung  ber  eiqdtf 
©d^riften  ©irmonbS,  meld^je  größient^efli  ak^ 
Opera  varia,  Paris.  1696,  5  volL,  unbT«0t 
1728,  5  voll,  (um  gmei  ©tüdfe  Derme^),  «fv 
melt  erfd)ienen,  f.  bei  de  Baoker,  BSnoA^ 
nouv.  ed.  par  Sommeryogel  VJl,  1287* 
(93gl.  bie  ben  Opera  varia  Dorgetaidk  Dio* 
grapbi^  unb  Harter,  Nomenolat.  lit  1, 8.  A 
449  sqq.)  [gr.  ^ig  8.  J.] 

^ifata  (K-^p-e),  im  «.  1. 1.  ber  JU  ©oflW 
©ojim  mobnenbe  ^eerfübrer  beS  canomntiHo 
J^önigS  3obin,  melc^er  gur  9iid^ter|eit  in  Vß 
berrf d^te.  SBei  einem  gfelbgug  gegen  bic  nbMiß 
©tömme  3Stoe(S  morb  er  g^d^en  mib  oitf  btf 


• 

m 


»5 


©ifinniuS,  ^ap\t  —  ©ittorbuö. 


366 


;^aaifi  «DQ  bcx  Qmtterin  Soel  getöbtet  (Stid^t.  4, 
2  tl.  1  ©am.  12,  9.  ^|.  82,  10).  —  2.  ein 
fafilRt  bcr  9iai^inaer  in  bet  nad^c£iß)d(|en  3ett 
ll  tot.  2.  53.  2  esbr.  7,  55).      [Jtauleit.] 

$<RinrtttS»  $Qpfl(708),  ein  S^rer,  folgte 
«if  3olKnmfd  Vn.  nod^  breimonottid^er  ®ebi§- 
mm),  ngttxte  aber  nur  20  Sage  nnb  fiorb,  toie 
Hm  annhniiit,  om  4.  gebruar  708.  iHad^  bem 
UIjl  Poatif.,  ed.  Duchesne  1, 388,  iDeil^te  er  einen 
Sti^  fÖT  Cotfica  imb  traf  ^nftalten  }ur  9Bteber- 
cstaiiuift  ber  Vlotiem  StomS.  [®Qm§  0.  S.  B.] 
$i(hniitt$,  noDatianifd^er  SBifd^of  }u 
C0ofiBiitmo))e(,  nKxr  als  9Ritfd^ü(er  SuIionS  beS 
SMcunmgen  tfon  bem  ^^ilofojp^en  3Jla£imti3  ge- 
§ilbd  uwrbcn  unb  in  ber  l^iligen  @d^rift  tt)ie  in 
icB|yroftiiunSBt{fcnfd^ftengIet(l^betDanbert.  9lQd^- 
brv  CT  2täm  bcä  Sif^ofd  ^flgeliuS  gemefen,  bann 
SnS^itT  grmorben,  folgte  er  bem  not)atiani{(^en 
:9iMof  TOorcion  im  3.  395  ald  99if(!^of  feiner 
ftt  Conf)antino))eI.  2)ie  SBeric^te  beS  @o- 
iinb  6o)omenu9  über  @ifmniu9  taffen  i^n 
oü  rincn  grifheid^cn,  in  feinem  äBanbel  untabel- 
doflni  Slmnt  rrft^nen,  ber  aud^  atö  Sd^riftfteQer 
cnfttat,  gto|em  9hi^m  aber  als  Xebner  ermarb. 
0egra  <S^^fo|tomu9,  mit  bem  er  äber]^au))t  in 
•4sftni  log.  fd^rieb  ©iftnniud  ein  9Bert  über  bie 
;  atidb  »erfoBte  er  einen  enc^Hifd^en  99rief 
bie  92ef|alianer.  (Sgl.  Socrat.  H.  E.  5, 
10.  91«  6^  2L  22;  Sozom.  H.  E.  7, 12.  8,  1 ; 
PhottUB,  Cod.  52, 4;  Slaufd^en,  ^al^rbb.  b.  d^rifil. 
«Ttd^.  Srtib.  1897,  605.)  [®am8  0.  S.  B.] 
^ftfktaAus  I»,  ^atriard^  Don  Sonftan- 
rinopel,  »ar  ber  9{a(^f olger  beS  StticuS  (f.  b. 
9it)  laib  regierte  meniger  als  jmei  ^ol^re  (426 
ifS  427).  SocratrS  (H.  E.  7,  26.  28),  auf  ben 
die  fpatercn  ÜRod^nd^ten  }urfid(gel§en,  berid^tet,  ba^ 
ex  rni  bem  SBoSe  ben  beiben  übrigen  Sanbibaten 
%  ben  Sifri^ofeftu^I  megen  feined  frommen  unb 
*9o(^bdttgen  Sinned  üorgejogen  tourbe.  (giner 
bir^  Sfibm  toor  $^aip))ug  SibeteS  (f.  b.  9rt.),ber 
ftt^  in  feiner  Dcrioren  gegangenen  «S^riftlid^en  ®e> 
Ttfcii^e'"  fo  un^ftli<$  über  @iftnniuS'  Snoöl^Iung 
ixetntt^  bo^  @ocrote8  fid^  nid^t  baju  entfd^Iiegen 
tmit,  btf fe  3itDedtt)e  mitgutl^eilen.  S)en  jmeiten, 
^toda^  (f.  b.  Srt.),  ber  434  tbatfäd^Iid^  ^atriard^ 
non  Simftantittopel  ttnirbe,  mxf)iz  ©iftnniuS  gum 
Sifd^yf  uon  S^sicuS ;  bie  SintDol^ner  ber  @tabt 
fifl^men  üfn  ober  nid^t  on,  fonbem  mäl^Iten  fxd) 
Mt  frincr  eilten  SRönd^ ,  IRamenS  S)aImatiuS. 
€tffamiii3,  ben  @oaate^  ald  dnpaYiAovIoTepoc 
bc^uJl^,  mar  nid^t  ber  SRann,  biefen  3Biberftanb 
pi  Indftn ;  er  jog  fid^  bal^er  ben  Sormurf  ber  geig- 
trtt  wn  Seiten  berienigen  }u,  n^el^e  baburd^  baS 
f  irfe^  ber  Stixd^t  t>Dn  Sonftantinopel,  ol^e  beren 
^ßiinnximg  fein  Sifd^of  gemeil^t  merben  burfte, 
(rf^nmlert  \aSfm.  ®ie  gried^ifd^e  llird^e  nal^m  il^n 
dn  linier  i^re  ^eiligen  ouf  unb  üere^rt  i|n  am 
II.  Odober.  [«.  ebt^otb.] 

$i^Kiiists II-9  ^atriard^Don  ^onftan- 
linotiel  C995 — 998),  mx  oor  feiner  ffieil^e 
tqt  getnefen    unb   ^tte  ftc^  ald  fold^er  eines 


großen  SRufeÖ  erfreut.  SIS  5patriard^  griff  er  in 
ben  Streit  ein,  ben  bie  Setragamie  Seo'ö  VI.  (f. 
b.  art.  VII,  1811)  l^ertorgerufen  l^atte.  ®a8 
3)ccret,  worin  bie  oiertc  6^c  })rinrij)iett  üerboten, 
bie  britte  nur  unter  SBebingungen  geftattet  mürbe, 
gehört  aber  nad^  ^ergenröt^r  ($]^otiuS  IH,  %e« 
genSburg  1869,  725  ff.)  e^er  feinem  Sorgonger 
9{icoIau§  an,  beffen  Seftimmungen  @iftnniuS 
burd^füj^rte.  eincjroeite,  im  3. 996—997  erlajfcne 
Sntfddeibung  verbot  bie  Sl^e  t)on  gmei  Srübem 
mit  gmei  @$meftem ;  fte  ift  gebrudt  bei  Migne, 
PP.  gr.  CXIX,  728  sqq.  auf  gbefad^en  bcgiel^t 
ftd^  aud^  eine  britte  umfangreid^e  Ecthesis  cano- 
nica,  aus  ber  $itra  (Spicileg.  SolesmenBO  IV, 
Paris.  1858,  464  sq.)  einige  Seftimmungen  be- 
fannt  gegeben  l()at  ßinen  oierten  @QnobaIact  beS 
SifinniuS  über  bie  Sermeigerung  ber  Xrauung 
bcrer,  bie  eine  gmeite  @^e  eingeben,  ))ubUcirte 
Pavlov,  Vizantijskij  Vremennik  11,  Petersb. 
1895. 162—159.  »IS  ©omiletifer  ift  ©ifinniuS 
befannt  burd^  gmei  Sniomien  auf  baS  SBunber  beS 
bl.  SRid^el  in  g^onü  (f.  AA.  SS.  BoU.  Sept. 
Vni,  41—47)  unb  auf  bie  SKart^rer  ger^cuS 
unb  Sulitta  (nod^  ungebrudt).  @ifmniuS  gehört 
enblid^  aud^  gu  ben  menigen  SQgantinem  gmijd^en 
^^otiuS  unb  SJlid^ael  SäruIariuS,  bei  benen  ber 
(Segenfa^  gmifd^en  SRom  unb  Sonftantinopel  Ute« 
rarifd^  )um  SiuSbrudte  fam ;  ber  betreffenbe  Srief 
ift  no(9  unebirt;  er  mirb  Don  a.  ^emetrafo* 
))uloS  (Graecia  orthodoxa,  Seip^ig  1872,  5) 
ermähnt.  [9t.  g^rbarb.] 

$iff arbtts  (g^tl^orbuS),  SRat 1 1^  i  a  S ,  0.  Pr., 
faiferli^er  ^ofprebiger,  ^t^  eigentli^  gfd^e, 
nannte  fid^  aber  gemö^nlid^  nad^  feinem  (S^eburtS- 
orte,  bem  ©tabtd^en  @ittarb  (im  ^oDänbifd^en 
Simburg),  mo  er  am  2.  gfebruar  1522  geboren 
mürbe.  Um  1538  trat  er  gu  ^lad^en  in  ben  ®o- 
minicanerorben  unb  entmidelte  als  ^rebtger  in 
biefer  @tabt,  bie  il^m  gur  jmeiten  ^eimat  gemor« 
ben,  oiele  äal^re  l^inburd^  eine  böd^ft  fegenSreicbe 
SQBirffamfeit,  3nt  3.  1557  begleitete  er  ^erjog 
Sßilbelm  oon  3ä(id^  auf  baS  SBormfer  gottoquium. 
Stoei  3a]^re  fpäter  nmrbe  er  oon  jf aifer  gferbinanb 
als  ^ofprebiger  nad^  SSien  berufen.  S)ort  mar 
man  mit  ber  getroffenen  SBobl  fcbr  jufrielöen,  unb 
©ittarbuS  öcrbiente  in  ber  %^at  bie  ^Inerfennung, 
bie  ibm  in  bem  neuen  SBirfungSfreife  reid^Iid^  ju 
%fjt\i  mürbe;  benn  er  gehört  unftreitig  gu  ben 
beften  ifanjelrebnem  beS  16.  3cibrbunbertS,  mie 
bie  ^rebigten  bemeifen,  bie  er  1563  über  ben 
erftenSobanneSbrief  gebalten  unb  bienad^  feinem 
Sobe  öeröffentlid^t  mürben.  SBoS  feinen  fird(|Iid^en 
©tanbpunft  betrifft,  fo  befürmortete  er  jmar  bie 
Semilligung  beSSaienfeld^eS;  bod^  lonnte  il^m  ber 
ftreng  fatbolifd^e  9ieid(|S]^ofrat]^  Dr.  @eorg  Sber 
tiod^rübmen,  ba^  er  ^^ftetS  ein  gan)  entfd^iebener 
Sorfämj)fer  ber  fatl^olifd^en  SBal^rbeit  gemefcn". 
aud^  als  IBeid^tDater  befa|  ©ittarbuS  baS  t)oae 
Vertrauen  gerbinaubS,  unb  als  biefer  1564  ftarb, 
l^ielt  ibm  ber  Dominicaner,  in  befjen  Slrmen  er 
Derfc^ieben  mar,  bie  Seid^enrebe.  S$on  bem  neuen 


867 


©it*V 


86S 


«Qiiet  SWojimaian  IL  »urbe  SittatbuS  al8  feoj' 
Jirebigcr  beibel^olten ;  jeinem  befd^eibenen,  nialj* 
t)oIIen  Senebmen  gelang  ed,  auf  ben  l^in  unb 
l^er  f^monfenben  gfürften  einen  für  bie  latl^olifd^e 
Jhr(^e  üortl^eir^aften  6inf(u|  ouSaimben.  S)a]^er 
freuten  ftd^  au^  bie  Sectirer,  aß  @ittarbu8  am 
81.  October  1566  frubjeiHg  [torb.  (Sott  babe  ibn 

äeftraft,  fangen  fte  jubelnb,  „bo6  er  ben  frommen 
^aifer  (SRosimilian)  alfo  in  bad  ^ftt^um  Der- 
fenft  fyibt".  (Sgl.  Sammer^,  in  ber  ffatbolifcben 
3eitfd&rift  für  SBijfcnfd^aft  unb  ffunft  1845,  II, 
806  ff. ;  91.  ^Paulus,  in  ben  §ift.-l)oI.  »I.  CXVI 
[1895],  237  ff.  329  ff.)  [5».  ^aulufi.] 

Ritten  (lat.  Sedunam,  franj.  Sion),  fd^mei« 
jerifd^eS  SiSt^umimäBalliS,  touroe  gegen 
Snbe  bed  6.  Sal^rl^unbertd  S)iöcefanmittel^unlt 
infolge  SBerlegung  bed  Sifd^ofSfi^ed  }u  SJlartinad^ 
(Octodurum).  3n  ber  ölteften  ^t\i  toax  boS 
aBaSiS  Don  feltif^en  SBöIferfd^aften  (SBeragrem, 
@ebunem,  92antuaten  u.  9.)  beioobnt,  toeld^e  Don 
Sdfar  ben  Slömem  unterworfen  mürben.  2)a3 
Sbnftentl^m  fanb  l^ier  am  frü^eften  in  ber 
Sd^mets  (f.  b.  9rt.  X,  2078)  Eingang,  unb  381 
erfc^eint  al3  erfter  Sifd^of  ber  @d^mei},  Don  bem 
mir  }uDerIafftge  ftunbe  l^ben,  Xb^^i^i^  ^^n  Octo» 
burum  (SRartinad^)  im  SBaUid;  er  nal^m  im  ge> 
nannten  3abre  an  ber  @9nobe  }U  ^quilefa  unter 
bem  1^1.  SlmbrofmS  X^eil  unb  mal^rfd^einlid^  aud^ 
390  an  einer  @Qnobe  ^u  3RaiIanb.  3lad^  ßud^eriuS 
Don  SQon  (f.  b.  %xt.)  fammelte  Sifd^of  Zl^obor 
bie  ©ebeine  ber  tl^eböifd^en  Segion  unb  errid^tete 
bie  erfte  JKrd^e  )u  il^rer  Sl^re.  3m  Uebrigen  fyxt 
bie  Segenbe  i^rem  SanbeSbeiligen  Diele  gabeln  on- 
gebid^tet;  fte  nennt  il^n  Zb^obul  unb  mad^t  i^n  su 
einem  S^itgenoffen  AarlS  b.  @r. ,  ber  il^n  unb 
feine  9lad^foIger  }um  ^röfecten  unb  @rafen  Don 
SBaHiS  gemad^t  l^abe.  Sein  gf^fttag  mirb  am 
16. 9luguft  gefeiert.  S)ie  fiifte  feiner  unmittelbaren 
DJad^foIger  ift  fel^r  lücfenbaft,  SDlit  (Semiöbcü 
Iä|t  fid^  um  bad  ^al^r  450  $rotafiu3  I.  anfe^en, 
meld^er  ben  Seib  beS  f^dlx^tti  £]^ebäer§  SnnocenttuS 
auff anb  unb  in  ©t.  TOoriJ  beifejtc.  ®er  %  Xl^eo- 
bor  n.  fteQte  mit  jfönig  SigiSmunb  515  ober 
516  bie  ftird^e  Don  @t.  SRori^  mteber  l^er  unb 
fammelte  barin  bie  (Sebeine  ber  Sl^ebäer.  @ein 
9lad^f olger  S^onftantiuS  erfd^eint  auf  ben  SoncUien 
Don  gpaon  (517),  SarpentroS  (527)  unb  Orange 
(529).  S)er  1^1.  ^eliobor,  xotl^tt  auf  bem  S^oncü 
in  9)kcon  585  burd^  einen  Slbgeorbneten  Dertreten 
mar,  Derlegte  ben  bifd^öflid^en  @i^  Don  SRartinac^ 
nad^  @itten,  um  größere  Sid^er^eit  gegen  bie 
Ueberfd^memmungen  ber  3t^ont  unb  2)ranfe  unb 
gegen  bie  @treipge  ber  Sangobarben  ^u  ge« 
minnen.  9luf  ber  @Qnobe  gu  $art§  614  unter- 
f d^reibt  neben  bem  fräbem  99ifd^of  Seubemunb  aud^ 
2)racoaIb  Don  ©itten  (^friebrid^,  ©reiunebirte  Eon- 
cilicn  aus  ber  SDlcromtngerjeit,  93amb.  1867, 37). 
Unter  ber  fränfifd^en  ^errfd^aft  geid^nete  fid^  befon- 
berd  SBifd^of  9BiI(|ariu§  auS ;  frül^er  ßrjbifc^of  Don 
Sienne,  toarb  er  Don  ben  Saracenen  Dertrieben, 
mürbe  ^bt  gu  @t.  !D{ori^  unb  Sifd^of  Don  @itten 


(764—780).  «ud^  feine  giad^folgerWtl^u»,». 
balong  unb  IpeiminiuS  (825)  maren  jugleid^  Sebte 
bon  @t.  9nori|;  übrigens  ifl  eS  nic^t  me^r  mSg- 
lid^,  jflarl^eit  in  bie  Dertolrrte  9lamenreibe  }u 
bringen  («bei,  äa^rbüd^er  beS  fränlif^en  »eid^ 
unter  ftarl  b.  @r.  I,  SBerlin  1866,  802.  461j. 
SSon  ben  f))öteren  Sifcböfen  ifl  befonberS  l^ugo 
(998—1017)  )u  ermdbnen,  ber  mit  9lotfer  Sabeo 
(f.  b.  art.)  in  aSriefmed^fel  fianb.  3m  3.  999 
mad^te  i^n  IRuboIf  HE.  Don  Surgunb  gum  ®rafen 
über  bad  SBafliS.  SBie  bereite  ermähnt,  botirte 
man  bie  &erfunft  biefer  SBurbe  auf  bie  Seiten 
HoxlH  b.  ®r.  }urüd(,  unb  biefe  angebtid^e  donatio 
Carolina,  meldte  Don  ftaifer  ffarl  IV.  1865  be« 
ftdtigt  mürbe,  marb  Diele  3aj^tbunberie  ®egenfiQnt> 
oed  Streites  unb  OueUe  politifd^er  gfel^ben.  Snbere 
l^orragenbe  lBifd^5fe  beS  11. 3ci|^^unbertd  finb 
gberborb  (1018-1087),  «imo  I.  (1087  bt« 
1053),  nomentlid^  aber  ^ermanfrieb  (1054  bi# 
1084),  ffangler  beS  ftönigreicI^eS  Surgunb  unb 
Segat  breier  Ißäpfte.  Sr  ging  alS  ®efanbter  bed 
$a))fteS  an  ben  engtifd^en  ^f  unb  frönte  Ott 
Oftem  1070  SBilbelm  ben  (grobererau  SBin(|efter. 
3m  12.  3ai^t^unberi  regierten  SBiOencuS  ober 
©ülengug  (1107—1116),  »ofo  I.  unb  «uari- 
nttS(6u^rin;  1138  biS  gegen  1150).  £e|terer 
^atte  Dorber  alS  ^bt  beS  eifterdenferRofterS  ^ulp» 
in  @aDOQen  bafelbft  eine  SReform  burc^gefü^rt, 
für  meldte  i^n  ber  il  Seml^arb  in  einem  eigeneti 
©d^reiben  febr  lobt;  bie  Siftercienfer  rechnen  t^ 
gu  il^ren  OrbettSl^iligen  (f.  AA.  88.  BoU.  Jan.  1, 
347).  3tn  3. 1156  nabm  griebrid^  »orboroffa 
^o^burgunb  aü  baS  Srbe  feiner  ®emal(|Iin  SBeotrij; 
an  ftd^  unb  Derlie^  Sertl^olb  IV.  Don  Säbrirtgcn 
bie  @d^irmDogtei  über  bie  ^d^ftifte  (Senf,  Sau* 
fanne  unb  @itten.  S)iefer  tnu^e  aber,  btird^  ben 
SBiberftanb  beS  IBifd^ofS  unb  ber  SEßaüifer  ge- 
amungen,  feine  ^nfprü(|e  an  ben  (Brafen  ^um* 
beri  IIL  Doit  9Raurienne  abtreten,  meld^  beti 
Zitel  eines  ©raten  Don  SaDol^en  annahm.  Sei« 
tbolb  IV.  Don  äü^ringen  marb  1211  bei  @t.  UU 
rid^en  Don  ben  ObermaIIi|em  gefd^Iagen  unb  ent» 
rann  mit  !Rot^.  Sifd^of  Ihtno  fd^Iog  1179  mit 
bem  @rafen  ^umbert  Don  SoDo^en  einen  Ver- 
trag, betreffenb  bie  Stegatien  unb  bie  St^erung. 
ber  9nt)enftragen;  bod^  bouerien  bie  ffömpfe  {toi» 
fd^en  ben  beiben  ©emalten  tu)d^  lange  fort.  tHId^ 
„@raf  unb  ^räfect"  befa^  ber  Sifd^of  bebeutenbe 
^ol^eitSred^te  in  ben  oberen,  Don  äbermiegenl^ 
germanifd^er  SBeDdtlerung  eingenommenen  Sanb- 
f duften ;  er  fübrie  baS  @d^mert,  übte  baS  SBegno«^ 
bigungSred^t,  fd^Iug  eigene  3Jlän)e.  3bm  gegen* 
über  ftanb  baS  ^auS  @aD0Qen,  baS  ftd^  frül^ettig. 
in  ber  untern  romantf(ben  S^Iftufe  f eftgefe^t  batte 
unb  feitten  ßinflu^  nad^  ben  beutfd^en  (Sebieten 
auS}ubebtten  ftrebte.  Sine  Sereinborung  Dorn 
September  1260  jmifd^en  Sif^of  f)einrid§  L  Don 
Siaron  (1243—1271)  unb  bem  (Srofen  $eter 
Don  ©aDo^en  fe^te  boS  ^lügd^en  9Ror[e  (9Rorge> 
unterbalb  Sitten  oä  ®renje  jmif^en  foDOQifc^tn 
unb  bifd^öfliibem  @ebiete  fefi  9}u|en  auS  ben 


«69 


Sitten. 


370 


finiifm  1»^^  @ol)o9en  unb  bem  99if<i^ofe 
pffn  rimnal  bie  jol^Itet^  feubolen  ^etten- 
ffd^«^  (Qon  X^utn,  Don  @ason,  Don  SRaron 
s.  V  n«)»  vkU^  oSmt^dlbm  ü^re  Kaubnefter  auf 
nBctrigli^relfelMdpfe  festen;  fobann  oiid^SoIfö- 
iknaU,  iocid(^  eS  butc^fe^tm,  ba^  bie  Stabt 
SüicR  tannrr  mc^  )ur  @elb{länbigfeit  gelangte 
nb  1SS8  unb  1339  umfa[{enbe  $rit)i(egien  er- 
Mt  mb  bo^  bte  fuben  ^iftride,  bie  man  f))äter 
jdiätm  nannte,  um  bie  Jnitte  beS  14.  2[a^r- 
kaibcxl»anfe^nrul^))0liti{(j^e9{ec^tebefa6en.  S)ie 
t^ntilff  eUttnS  fan  13.  unb  14.  äa^r^unbert 
^oim  mc^  (8)eDettte  auS  ©aoo^en.  Stubolf  oon 
galpcfli»  unb  f^rid^  ü.  oon  SRaron  regierten 
■s  teie  3cit.  9luboIf  $eter  üon  Oronb ,  ein 
Soohtmnbet  (1274—1287),  »ar  9leffe  bed 
(L  $dntfi  ton  Xorontafta  ((.  b.  %rt.).  3u  feiner 
$ak  Jfiüt  flc^  (Odober  1275)  $a))ft  ©regor  X. 
Bif  bcr  Südreifc  oom  S^oner  gondl,  nac^bem  er 
|i  Sttafdune  eine  3ufammenfunft  mit  SRuboIf 
m  ^M&itrg  geleiten  l^tte ,  mel^rere  Xage  in 
€üifii  auf  imb  reiste  über  ben  @im))Ion  na^ 
Ssnfiai  fithtit.  Sifd^of  Sonifag  oon  S^aÜant 
(1290--1808)  koeibte  1290  bie  neugebaute  ^rd^e 

S6t  SRoril^  3u  Srieg  grünbete  er  für  bie  über 
i  &mpiün  Seifenben  ein  Spital  unb  brad^te 
coKO  fdi^often  Skrfe^r  über  biefen  $ag  in 
e^Brans.  €etn  %id(|foIger  «imo  II.  (1308  bis 
1S2$I  fltlüe  bie  jerfaUenen  JKrd^en  oon  Sitten 
m^btt  k^  Himo  HL  oon  Xbum  (1323—1338) 
trsctt  1331  ein  jfortbauferfiofter  gu  @enmben. 
^tjatcab  («ui(^b)  XoDem  (1342—1375), 
Ktfe  unb  gütig,  aber  ängftlid^,  batte  in  fd^aerer 
jeü  foitod^tenbe  ftämjife  }u  fuhren.  Sr  ftarb 
enS  mpoUfamen  XobeS  burd^  bie  ^anb  feines 
5tefM^^nton  oon  2^um,  totlfyx  ibn  f  ammt  feinem 
Aoplon  omS*  Suguft  1375  auS  Sern  gfenfter  beS 
€(^tjc6  eeta  in  ben  Slbgrunb  toerfen  Ue|.  S)ie 
nmtel  rief  eine  Sr^ebung  beS  SanbooIteS  b^roor, 
&d{6e§  ben  ^teDler  auS  bem  Sanbe  trieb  unb  feine 
Sorg  }etfl5rte.  2:Q0elIi^S  ^lad^folger,  Sbuarb  Don 
Saxnytfm  (1875 — 1386),  ttKir  oor^er  Sifd^of  oon 
ScQe9  getoefeiL  &dn  SBeftreben,  baS  Sanb  an 
c<mDQen  ^u  bringen,  »ar  bie  Ouelle  oieleS  Un« 
ctüifs  für  fetn  SiSt^um ;  1386  tourbe  er  auf  baS 
^i^iSUMim  Zorontatfe  6ef5rbert.  3n  ber  gfolge 
frag  ber  6if(^flic^e  @tiibl  beinahe  an  bie  Sfamtlie 
lonm  ober,  bertn  ®Iieber  mit  bem  Seife  feft  ju- 
ioBmen^ielim.  Sm  3. 3uni  1403  fd^Ioffcn  93tf(|of 
SCAcIm  Y.  0on  Siaron  (1402—1417,  geft. 
1431  i  onb  bie  Said)Ieute  oon  SBalliS  ein  emigeS 
Sioib«  uid>  fianbred^t  mit  Uri,  Untertoalben  unb 
iisfxn.  mobiir4  für  bie  Solgejeit  toid^tige  poli* 
itf^  ^klfvmgifn  ongefnüpft  toaren.  S)a  aber 
Hf  §aoil[ie  SKoron  su  bebro^enber  SHad^t  auf 
sdtlü^  nrif  ftrc^ltd^em  ®ebiete  gelangte,  ent- 
itnib  eine  SRitfttminung  )unäd^{i  gegen  ben  [tollen 
Sdflbf^bauptniami  imb  ^SertDoIter  ber  bifd^of lid^en 
«ün,  0u^carb  (Sßitfd^arb)  Don  Siaron.  (Sr 
C3xb  1417  i^etttvthax,  unb  {ein  92effe,  ber  Sijd^of, 
iottr  bo§f(e!be  edfi^al,  »egioegenbaS  Sonril  don 


ftonftang  baS  unterbiet  über  baS  Sanb  auSfprad^. 
^Qp\i  SDlartin  V.  fe^te  1418  SlnbrcaS  be  ©ualbo, 
Srjbifd^of  t)on  ffalocfa,  ^um  SiStl^umSDermefer 
ein,  unb  biefer  tourbe  nad^  bem  Xobe  SBUl^elmS 
Oon  SRaron  beffen  9la(!^foIgcr  (1431—1437). 
Sifd^of  aSBalter  H.  Su})eriaj  (1457—1482)  cnt- 
n^  1475  Saoo^en  bie  |)errfd^aft  über  baS  Unter« 
toaSiS.  Sd^mieriger  geftaltete  fid^  bie  Sage  unter 
feinem  !ßad^f olger  Soft  oon  Silinen  auS  Uri,  ber, 
um  1435  in  jlü^nad^t  am  %iermalbftötter  See  ge« 
boren,  feit  1469  ^ropft  oon  Seromünfter,  bann 
biplomatijd^er  Unterbönbler  im  S)tenfte  gfranf* 
reid^S  unb  feit  1479  Sifd^of  oon  ©renobte  mar. 
SBäbrenb  er  in  ben  inneren  ^ngelegenbeiten  beS 
SBaDiS  mand^eS  @ute  ju  Staube  brad^te  lag  er 
mit  bem  ^er^gt^ume  ÜRailanb  anbauemb  im 
ffriege.  2)abur(|  erregte  er  ben  Unmillen  jeiner 
Untertbanen ;  bie  ®egen))artei  unter  ®eorg  oon 
Superfas  Oörg  uf  ber  t^üe)  oeranlagte  einen 
aOgemeinen  ^ufftanb  gegen  i^n,  unb  er  mu|te  baS 
Sanb  räumen;  er  ftarb  ju Som  1497  (ogl.  Sütolf, 
3oft  oon  Silinen,  im  ©efd^id^tSfreunb  XV,  gin- 
lebeln  1859, 143  ff.).  9«S  Jlad^folger  3oftS  be- 
tätigte ajapft  aUejanber  VL  ben  üon  Superfag 
gum  Sifd^of  auSerfebenen  9IicoIauS  Sd^inner 
(1496),  ber  aber  fd(|on  im  September  1499  )u 
@unften  feines  !Reffen  SRattbäuS  Sd^inner  (f.  b. 
3lrt.)  repgnirte.  ©iefer,  ein  in  jeber  SSejiebung 
bebeutenber  SOlann,  toarb  leiber  gar  gu  febr  in 
bie  politifd^en  ^nbel  oertoidelt;  feine  öftere  ^b- 
mefenbeit  unb  baS  miSfürlid^e  SRegiment  feiner 
Srüber  n)anbten  bie  SolfSftimmung  gegen  ibn, 
fo  ba^  er  1518  fein  SiSt^um  oerktffcn  mu|te. 
Um  bie  S)iöce)e  batte  er  ftd^  oerbient  gemad^t  burcb 
^ebung  ber  JKribengud^t ,  burd^  Srbauung  ber 
gatbebrale  unb  ber  St.  Sb^obulSfird^e  in  Sitten 
unb  burd^  gf^^berung  ber  fird^Iid^en  SBautbätigfeit 
unb  ber  Aunft.  Sud^  grünbete  er  Solfsfd^ulen 
unb  mar  ben  bumaniftifd^en  Seftrebungen  ^uge- 
tban,  mit  beren  |)äuptem  (Stoingli,  @(arean  unb 
namentlid^  SraSmuS,  ben  er  1522  gerne  nad^  9tom 
gebogen  bätte)  er  jeitlebenS  auf  freunbfd^aftlid^em 
gfu^e  ftanb.  Unter  ben  beiben  nöd^fien  SBtfd^öfen, 
^ßbilipP  n.  be  la  «place  (1522—1529),  ber  bie 
pöpfllid^e  aSeftätigung  nid&t  erbielt,  unb  *2lbrian  I. 
ton  SRiebmatten  (1529—1548),  mad^ten  pd^  aucb 
im  SDBafliS  einzelne  „reformatorifd&e"  9leigungen 
bemerfbar.  f^örberung  fanben  fie  burd^  bie  oon 
bem  getoiffenlojen  Sitter  3örg  uf  ber  glüe  be- 
toirlte  Slnarc!bie  in  ^rd^e  unb  Staat;  bann  burd^ 
bie  im  SuSlanb,  namentlid^  ju  Sem,  3ürid^  unb 
S3afel,  gebilbeten  Sebrer,  meldte  bort  üon  ben  3n- 
lebren  angeftedtt  maren  unb  biefelben  gu  ^aufe 
meiter  gu  oerbreiten  fud^ten.  ^m  belannteften 
unter  biefen  ift  %f)oma^  glatter,  ber  ju  SUifp 
Scbule  bieÜ,  aber  mit  SEßeib  unb  JKnb  balb  toieber 
auf  bie  SBanberung  geben  mu^te.  3um  ®titd(e 
mar  baS  gemeine  sSoII  in  biefen  ®ebirgStbälem 
üiel  gu  abgefd^Ioffen  üon  ber  übrigen  SSelt,  üiel 
gu  einfad^  in  feinen  Sitten  unb  gu  ergeben  bem 
alten  fotbolifd^en  ®Iauben,  als  ba^  bie  neue  Sebr^ 


371 


gu^v 


872 


Dielen  jünbbaren  Stoff  bn  i^mtoorfle^inben^litt«- 
3ur  er^alhmg  bet  fatl&oUfd^m  SRettgion  j^Ioflen 
ber  ©ifd^of,  baS  S)omca})itcl,  Hauptmann  unb 
Sldtl^e  unb  gemeine  Sanbleute  ber  ^eben  Sehnten 
mit  ben  fatl^olifd^en  ftantonen  einen  8unb,  ber 
am  12. 9Rör3 1529  }U  @tanbe  fam  unb  am  21.  S)e- 
cember  1538  in  Sugem  geflegelt  tooxb.  Sin 
^outitamed  beS  SBünbuiffed  toax,  bie  fätj^olifc^e 
Religion  in  fömmtlid^en  Gebieten  ber  93erbünbeten 
üu  erhalten  unb  ju  betoal^ren.  93on  3^it  }u  3<tt 
mürbe  biefed  SBunbni|  mit  großem  $omp  er- 
neuert, 1565  ju  Sujem,  1578  ju  Sitten,  1625 
SU  gfreiburg,  1634  ^u  Solotl^um  u.  f.  m.  Suf 
@runb  biefed  Vertrages  b^Ifen  bann  aud^  bie 
SEßaQifer  ben  Urfantonen  bei  jfappel,  auf  bem 
®ubel  (1531)  unb  bei  SUmergen  miber  bie 
3tt)ingli{d^en.  3m  UntermaDiS  fanb  bie  Stefor- 
mation  entfd^Ioffene  @egner  an  ben  bebten  99ar- 
tl^oIomSuS  SoftioniS  (1521—1550)  unb  ^ol^. 
TOüeS  (»itter;  1550—1572)  ju  ©t.  aRoriJ,  im 
obem  Xl^eile  an  bem  fröftigen  93ergDoIfe,  Dor 
Mem  aber  an  ber  unermübeten  S^ötigfeit  beS 
genannten  Sifd^ofä  Sbrian  t)on  Stiebmatten,  ber 
nid^t  nur  bie  SBunben,  bie  unter  Sifd^of  Sd^tnner 
bem  Sanbe  gefd^Iagen  morben  moren,  mieber  l^eilte, 
fonbem  bem  SSotte  aud^  baS  l^ol^  Srbgut  feiner 
IBäter,  ben  fatbolifd^en  ©lauben,  bemal^rte.  Suf 
i^n  folgten  So^anneS  3orban  (1548— -1565)  unb 
^ilbebranb  öon  SRiebmatten  (1565—1604).  Unter 
le^terem  leifteten  bie  ffa))U9iner  @ro^e3  für  bie 
(Srl^altung  bed  ©laubenS.  3m  3. 1602  famen  fte 
na^  Sitten  unb  begeifterten  burd^  il^re  jal^l» 
reid^en  unb  gelungenen  9)liffu)nen  ®et[tlid^!eit 
unb  fBoft  }ur  £reue  unb  Stonb|oftigIett  im  fatl^o- 
lifd^en  ©lauben.  ^Ifo  vorbereitet,  Derfammelten 
ftd^  bie  SBallifer,  ^ol^e  unb  9{iebere,  in  ^affe  am 
24.  Se))tember  1603  auf  ber  Ponta-ßbene  gu 
Sitten,  um  aber  bie  SReligion  einen  baS  ganje 
fianb  binbenben  ISefd^Iu^  }u  faffen.  Spanien  unb 
bie  fatl^olifd^en  Sd^nieijerfantone  einerfeitS,  ©rau- 
bünben  unb  bie  reformirten  Orte  anbererfeitS 
maren  babei  in  entgegengefe^tem  Sinne  tl^ätig  unb 
auf  ben  Ausgang  gefpannt.  9Rit  ungeheurer 
9Re]^r^eit  fiegten  bie  Ratj^otifen ;  man  fagte  ftrenge 
9Ra|regeIn  gegen  bie  ^äretifer  unb  räumte  i(}nen 
eine  gfri[t  t)on  gmei  SRonaten  ein,  um  gum  latl^o« 
lifd^en  ©lauben  }urüd}u!e^ren  ober  ba§  Sanb  gu 
üerlaffen.  S)ie  !at^olifc|cn  ffantone,  öorab  fiugem, 
janbtcn  tüd^tige  gjriefter,  meldte  als  SKiffionare 
mit  apoftolif^cm  gifer  unter  ben  f(^toicrigften 
SJerl^ältnifjen  mirften.  Sie  religiöfcn  Streitig- 
feiten  gingen  glüdPIid^  vorüber,  ol^ne  ba^  ber  izii' 
meilig  bro^enbe  Sürgertrieg  gum  ^uSbruc^  fam. 
99alb  aber  begannen  bie  kämpfe  ber  peben  3c^ntcn 
gegen  ben  Sifd^of  megen  ber  ^o^eitSrec^te  üon 
iReuem ;  ber  SBifd^of  Sbrian  II.  üon  3licbmatten 
(1604—1613)  ftarb  öor  SSerbrufe  barüber  (7.  Oc- 
tober  1613).  gr  l^atte  ftd^  befonbere  Serbienfte 
crmorben  um  bie  SReformation  innerhalb  ber 
fttrd^e  gemö^  ben  Sefc^lüffen  bed  gondlS  Don 
irient,  inbem  er  bie  Äird^cnjud^t  bei  glcruS  unb 


^oR  toieberl^erfiellte  unb  felbfi  ba8  SeifDidl  apo« 
Polifd^en  gifere  unb  ftrenger  Sitten  gab.  Sein 
5lod^folger  ©ilbebranb  3oft  (1618—1688),  ber 
Sreunb  unb  93ertraute  bed  1^1.  gfran}  SaleS  Don 
©enj,  ber  bei  fetner  gonfecrotion  (27.  92o- 
Dember  1614)  affifttrte,  Derlebte  in  SertDurfniffen 
mit  bem  Sbel  unb  ben  Sorftänben  ber  S^^ntm 
leibenDoQe  Sollte  in  SBel^uptung  feiner  firc^Ud^en 
unb  loelttid^en  Siedete.  9ud^  er  gab  aß  IKrd^en' 
fürft  baS  IBeifpiel  ftrengfter  Sbtöbtung  unb  feltener 
Srömmigfeit.  SDaS  fd(|önfte  3tugni^  gab  if|m  ber 
letlige  93ifd^of  Don  ©enf,  al8  er  bei  ber  Kad^rii^t 
ber  erfolgten  grmdl^lung  ^ilbebranbd  )um  Sijd^of 
Don  Sitten  DoQ  g^teube  audrief :  «,34  banfe  bir, 
0  ^err,  meil  bu  ed  nid^t  gugelaffen,  ba^  bad  Sid^t 
in  Sion  auSlöfd^e."  Um  bie  Streitigfeiten  megen 
ber  ^obeitSred^te  )u  enbigen,  gab  ber  Sifc^of  am 
12.  3)ecember  1680  ben  SBiberftanb  auf;  mad 
er  an  »eltlid^er  SJtad^t  Derlor,  gemann  er  in  ben 
bergen  ber  ©eiftlid^feit  unb  bed  SBolfed  burd^  feine 
reformatorifc^e  X^ätigteit.  3^m  folgten  nad^  ber 
furgen  ^Regierung  beS  Bartholomäus  Superfoi 
(1638—1640)  brei  5Ramen8  «brian  Don  Sieb- 
matten: abrianm.  (1640—1646),  «brian  IV. 
(1646—1672)  unb  «brian  V.  (1672-1701), 
meldte  burc^  SßeiSl^eit  unb  £ugenb  fufi  auSjeid^- 
neten.  9lud^  im  18.  Sol^rbunbert  ^atte  Sitten  baS 
@lüd(,  lauter  mufter^te  Sifd^ofe  )u  erl^alten.  gi 
entftanben  fatl^olifd^e  Se^onftalten,  namentlich 
3ef uitencollegien  in  SBrieg  unb  Sitten ;  1 744  mürbe 
ein  ^riefterfeminar  in  ©erunben  erriii^tet.   So 
marb  bie  3ugenb  Dom  Sejud^e  frember  Sd^ufon 
abgebalten  itnb  proteftantifdgen  ginflüffen  entzogen. 
3m  3. 1798  mürbe  fflaUiS  gur  ^elDetifc^en  9te- 
publif  gefddlagen  unb  bamit  bie  melttic^e  ^o^eit 
beS  S9if d^ofg,  bie  im  Saufe  beS  3aVbunbert8  immer 
mebr  gefc^munben  mar,  gan}  aufgehoben;  Sifd^of 
3o).  «nt.  «latter  (1790-1807)  )og  fld^  na* 
9{oDara   jurfid.    9?apoleon  trennte  1802  ba8 
äOafliS  Don  ber  Sd^mei)  imb  Dereinigte  eS  1810 
mtt  bem  franjöfifc^en  Steic^e  al3  Departement 
Simplon.  ®ie  reltgiöfen  Drben  würben  unter« 
brüdft,  mit  SluSnabme  be8  ^ofpijeS  auf  bem 
St.  Seml^arb,  baS  mtt  ber  Sbtei  St.  9KoriJ  Der- 
einigt mürbe,  imb  berUrfulinerinnetiunb®rauen 
Sd^meftem  in  Sitten.  3m  3- 1814  mürbe  ffiaüi* 
ein  ffanton  ber  gibgenoffenfd^aft  unb  geno|  nun 
9ht^e  bis  1830;  bann  aber  brad^  Don  9teuem  ber 
alte  ^aber  mieber  auS  unb  fticg  bis  gum  Sürger- 
friege.    3ni  UntermaHiS  mar  bie  gemalttl^Ütigr 
firc^enfeinblic^e  gaction  ber  „3ungjdbmcij"  cnt» 
ftanben,  meldte  Dom  Sifd^of  mit  bem  Sänne  belegt 
unb  Don  brn  Sacramenten  auSgefc^loffen  tourbe ; 
am  Irientfluffe  erlitt  fie  am  20.  9Ral  1844  eine 
blutige  92ieberlage.  3<n  felben  ^af^xt  marb  bem 
ffanton  eine  IBerfaffung  gegeben,  meld^  bie  9te« 
pröfentatton  beS  gleruS  im  fianbrat^e  Dcrme^rte, 
beffen  3nimunitöten  förmlid^  anerfannte^   aVitn 
Unterrid^t  ber  ftirc^e  uberlie|  unb  ben  protejlan« 
ttfd^en  ©otteSbienfl  unterbrüdtte,  Slber  fd^on  einige 
3abre  fpäter  mürbe  biefe  Serfaffung  unter  bem 


3:s 


Sitten. 


874 


^tTudt  hn  dbgnidnifd^  Soionette  bur^  eine 
oiibm«  .GbctQU',  etfejt,  nad^bem  infolge  bc8 
SDobcifonbtneQcd  (f.  b.  9rt.  Sd^loeis  X,  2098) 
eine  tobtcoh  Stegierung  im  SEBottid  on'S  Sluber 
getonmcn  toaz.  2)er  9ifd(|of,  bad  S)om€a|)iteI 
nnb  blt  Stll^  l^Qtten  gro|e  Gummen  }U  erlegen; 
irpnt  entgingen  mtr  mit  92ot]^  ber  ^luflöfung. 
iKe  getjUi«^  ®ütet  nmrben  meift  )u  fe(r  nie- 
brigm  ^^fen  on  grennbe  ber  nenen  Orbnung 
lolgef^lagen.  2)od  Sal^r  1852  brod^te  mieber 
cnn  Sfcfonimg^nberungin  gemöligterem  Sinne, 
imb  ali  1856  bei  ben  Sßa^Ien  boS  confertxiti&e 
<F]encn!  gönslid^  S^P^t  ^atte,  leitete  man  fofort 
ntt  bcm  (SlavA  Untet^blungen  ein,  toeld^e  burd^ 
int  lluge  Umft^t  unb  bod  bereitn)inige  Sntgegen- 
bmmen  befi  ^ifd^offi  ^ter  3ofe))^  Don  $reus 
flS43— 1875)  ju  einem  günfttgen  »efultate 
fübrirn.  SBtnn  auc^  lein  förmltd^er  Vertrag  }n)i- 
(d^  Staat  unb  Stitd^  abgef d^Ioffen  »arb,  fo  trat 
bod^  tin  tmmblid^ed  Ser^Itni|  ein;  mehrere 
fird^cnfeinblid^  Secrete  mnrben  auger  jhaft  ge* 
fc^t  unb  nai!^  nid^t  oeröugerte  Siegenfd^aften  il^rer 
nii^^rünglic^tBeftimmungjurücf gegeben.  Sifd^of 
uon  $reui  crrid^tete  in  ber  9lö^  bed  SomeS  unb 
bei  btf((öf(i(^en  SBol^nung  baS  ftattlid^e  ^riefter- 
ieminar,  nod^bem  ein  foId^eS  bon  1818  bid  1870 
auf  Det  tBurg  IBaleria  oberhalb  Sitten  in  engen 
Serboltttiffen  beftanben  b^^tte.  S)er  gegentoörtige 
!8tl40f,  ber  87.  in  ber  Keil^enfolge  Dom  1^1.  Xl^eo- 
bor  an  aerec^net,  ift  Sbrion  Sarbinier,  geb.  ben 
15.  ^pA  1808,  em^öblt  ben  28.  September, 
confccrirt  ben  5.  ^ember  1875.  3^m  jur  Seite 
fle^t  olfi  €oabiutor  mit  bem  SRed^ie  ber  Stad^folge 
Julius  Hbbet,  geb.  1845,  ttto&ffit  im  October 
1895,  confecrirt  am  2.  gfebruar  1896. 

Sttlen  ill,  feitbem  eS  1512  Don  ber  3JldtopoU 
Soxoniaife  getrennt  marb,  ein  Smmebiat-SiStl^um. 
i^xe  SBobt  be«  IBifd^ofd  gefd()ie]^t  feit  1638  burd^ 
ben  V^ro^  Slotb  ouS  einem  SiereiDorfd^Iag  beS 
SomcopitelS.  2)aS  Somcapitel  beftanb  früher 
aiA  24  refibirenben  2)omberren,  Don  benen  bie 
rtnr  ^Ifte  auf  Saleria  unb  bie  anbere  in  ber 
Stobt  Sitten  loobnte ;  im  Stnfang  be§  19.  gabt' 
bunberit  Xßvxtt  bie  3abl  ber  ^räbenbare,  toeld^e 
ben  C^oibienß  in  ber  @4itbebrale  }u  Derfel^en 
f^obm,  auf  bie  j^olfte  Derminbert;  bie  übrigen  12 
Leben  onf  Derfd^iebenen  Sanbpfarreien  aI8  ^aner. 
Stgnitfiten  ftnb  bie  SteOen  beS  3)ombecan§, 
SomaxjbS  unb  2)omcantord.  3m  bifi^öflid^en 
Seminar  lehren  8  geiftitcbe  ^irofefforen;  ein  ®9m- 
nafium  mit  7  geifllid^n  $rofefforen  befielet  in 
Sricg.  —  Sa«  maM  aoblte  bei  ber  le^en  offi- 
ciefltn  SoI!S}ab(ung  1888  101985  (Sinmobner. 
9im  bieten  ^nb  101 108  ftatboIUen,  825  $ro- 
teflanlen^  1  Sdraetit  unb  51  anbem  iSefenntniffed; 
ottlei^cm  gehören  nod)  im  ffanton  Sffiaabt  bie  bei* 
ben  fotfiolifd^en  ^Jfaneien  Sigle  unb  SBes  mit  tfxoa 
600  flatfy)tittn  }um  IBiSt^um  Sitten.  S)agegen 
fiebt  6t  ®ingoI))b  /  tDeld^eS  polttifd^  balb  ju 
^mnbtti^.  ^alb  jum  aßani§  gebort,  ür^Iid^  unter 
ber  S)iocefe  Snnec^.  S>ie  S)iöcefe  Sitten  jäl^It 


ettoa  280  ^riefter  unb  108  $torlird^en,  hon 
benen  21  Orben§geifUid^en  unterftel^en.  S3on  ben 
fflöftem  im  Umfange  bed  Siidtbume  ift  baS  öltefte 
nid^t  nur  in  ber  S)i5cefe,  fonbem  äberbau))t  bieS« 
feitd  ber  9Ipen,  baS  9uguft{)ier-eborberrenftift 
St.  9)1  ori^  an  ber  ©renge  Don  SSßattiS  unb 
Sßoabt,  bort,  mo  bie  ^f^om  fid^  ^mifd^  l^oben 
Sfetömönben  burd^^möngt.  9(n  biefe  Stelle  Derlegt 
man  bad  alte  2:amaba ;  iebenfaUd  ]^ie|  einft  ber 
Ort  Sgaunum,  unb  erft  feit  bem  9.  3abtl^unbert 
trögt  er  ben  je^igen  9lamen  gu  (Sf^xm  beS  ffi.  üßau- 
ritiuS,  bed  SfübrerS  ber  Sl^ebäifd^en  Segion.  ÜRan 
glaubt,  bog  feit  uralter  3cit  fromme  Sremiten 
fi(b  l&ier  anpcbelten.  6ine  jebr  bebeutenbe  grmei- 
terung  unb  SBereid^erung  ge]d^ab  burd^  ben  beiligen 
ftßnig  SigiSmunb  (f.  b.  9rt.) ;  bamals  morb  ber 
ununterbrod^en  Xag  unb  9{ad^t  anbauembe  Sob« 
gefang  (laus  perennis)  eingefübrt.  Unter  jfaifer 
Subn)ig  bem  ^frommen  tt)urben  aber  bie  9Rönd^e 
megen  il^red  örgerlid^en  SebenSmanbelS  Dertrieben, 
unb  mit  ®enebmigung  bed  ^apfted  Sugen  II.  marb 
ein  Stift  Don  30  Kborbcnen  enidjtet  (824).  m 
aud^  biefe  im  Saufe  ber  Seiten  ausarteten,  man- 
belte  ^mabeuS  III.,  ®raf  Don  SaDo^en,  baS  bis* 
ber  toeltlid^e  Sb^^b^^nftift  mit  ©enebmigung 
bed  !ßa{)[teS  ^onoriuS  U.  in  ein  fold^eS  nad^  ber 
Segel  beS  b^  91ugufiin  um.  ®regor  XVI.  Derlieb 
burd^  SreDe  Dom  3. 3uli  1840  bem  9bte  &tpfym 
IBagnoub  ben  Xitel  eined  Sifd^ofS  Don  Setblebem 
für  ibn  unb  feine  9Jad^folger.  ffiie  Slbtci  bepjt 
auger  foftbaren  Sieliquten  merfmürbige  Stltertbümer 
unb  einen  reid^en  Aird^enfd^a^  mit  ©efd^enfen 
jfarls  bed  ®rogen,  SubmigS  bed  ^frommen,  ben 
jfeld^  bed  SarbinalS  Sd^inner,  Stab  unb  3nful 
bcS  ®egenpaj)j}eS  gelij  V.  u.  f.  ».  ®ie  etwa 
40  ftloftergeiftltd^en  beforgen  ein  ftar!  befu(bte§ 
®9mnafium  unb  Diele  Sanbpfarreien.  —  fein 
ItotiU^  befannted  Sb^^b^^^f^f^  ^^  9i§t]^um 
Sitten  ifi  baS  C^of))t}  auf  bem  ®ro|en 
St  »ernbarb,  bie  ®rünbung  beg  %  SBem- 
barb  Don  lIRentbon  (f.  b.  9rt.).  Napoleon  nabm, 
als  er  im  3.  1800  ben  ®rogen  St.  Sembarb 
überfd^ritt,  baS  Stift  in  feinen  befonbem  Sd^uj^; 
bogegen  bebrdngte  eS  bie  SBaHifer  9iegierung  nad^ 
1847  mit  Kontributionen  unb  ®üterDerföufen, 
benen  nur  burd^  Dajmifd^enlunft  ber  franjöfifd^en 
Regierung  §alt  geboten  »urbe.  3)a8  Sti^  beftebt 
gegetmörtig  mi§i  einem  $ropft,  ber  3nful  unb 
Stab  fübrt,  einem  ftlofterprior  auf  bem  §Dfpia 
unb  etwoS  über  40  ?Prieftem.  S)ie  älteren  unter 
ibnen  beforgen  bie  Seelf orge  in  tttoa  10  ^aneien ; 
4  ober  5  ttol^nen  auf  bem  Simplon-^ofpi^,  mel- 
d^eS  Don  JlopoUon  I.  ben  OrbenSleuten  auf  bem 
®rogen  St.  SernbarbSberge  übergeben  unb  Don 
1825—1835  neu  oufgebaut  tourbe ;  bie  übrigen 
meift  iüngeren  unb  rüftigeren  Sborl^erren  finb 
immer  auf  bem  St.  IBernbarbSberge,  tbeild  }ur 
Seforgung  beS  @otteSbienfted,  tbeilS  um  baS  gange 
3a^r  binburd^  bie  Sleifenben  ju  beberbergen.  ^ier 
ift  aud^  baS  9loDiciat  unb  bad  tbeologifd^e  Stu» 
bium  für  bie  Sleriler,  mlä)t  nod^  ni^t  ^riefter 


859 


©irlet 


»0 


bezeugt  lourbe,  bag  fte  mit  ber  SHxfy  in  ©emein» 
Waft  ftönben.  ^icron^muS  (Ep.  127,  n.  9)  fü^rt 
btefeS  SSer^alten  auf  bie  Sinfalt  beS  @inciu§  ^u- 
rücl,  ber  anbete  nad^  ft^  felbft  beurt^eilt  l^obe. 
^nbeffenbotteia  9hifinu§  tro|  oEerSBertl^fd^ä^ung 
bc§  DrigcncS  bcjfcn  Srrt^ümcr  fcineSmcgS  Der« 
t^eibtgt  fonbem  toax  un^iDeif ell^aft  felbft  ortl^obo^ 
imb  erfreute  fld^  oud^  fpöter  nod^  in  ^quilejo  ber 
^Id^tung  l^eröorrogenber  93ij(^öfe  (f.  b.  9lrt.  SRu« 
finu§  X,  1354  f.).  ©urd^  feine  g^rofteriftt! 
beS  ipapfteS  ©iriciu§  ift  ^ieron^muS  ben  93er» 
bienften  beSfelben  nid^t  geredet  geioorben;  er- 
üörlid^  toirb  bieg  burd^  fein  feinbli^e§  Sßerl^Itnig 
)U  SRuftnuS,  unb  aud^  tuol^l  baburd^,  bog  ^iero- 
nQmu§  nad^  @iriciu§'  Amtsantritt  feine  einflug- 
reid^e  @tettung  al§  pöpftli^er  Statl^geber  Derloren 
I)atte.  Semerft  fei  noc^,  bag  bie  getoöl^nlid^e 
^nnal^me,  ©iriciuS  l^be  9hiftnu3  gebeten,  9tom 
burc^  feine  ©egenmart  ju  eieren,  auf  irrtpm» 
lid^er  S)eutung  einer  Aeugerung  be§  1^1.  ^iero- 
n^muS  berul^t  (f.  Sangen  651,  Anm.  1).  lieber 
ben  tHnt^eil,  ben  @inciu3  an  ber  Beilegung 
beS  meletianifd^en  @d^i§maS  gu  Slntiod^ien  $atte, 
f.  b.  ?lrt.  a)Metiu8  Vm,  1233.  ertoä^nenSttjertl^ 
ift  nod^,  bafe  in  biefcr  grage  ber  Ifi.  AmbrofiuS 
(Ep.  56,  7)  bem  Söijd^of  Xl^eopl^iluS  Don  9ln- 
tiod^icn  geratl^en  f^atit,  über  bie  Angelegenheit  an 
ben  romifd^en  93ifd^of  ju  berid^ten.  @iriciu3  ftarb 
am  26.  T^oDember  399  (nid^i,  mit  ber  Liber 
Pontificalis  irrtpmlid^  angibt,  am  22.  gfebruar). 
Scnebict  XTV.  ^at  i^n  auS  alten  SWart^roIogien 
als  confessor  in'S  Martjrologium  Bomanum 
(26.  ^HoDember)  aufgenommen  unb  biefe  fd^cinbare 
Steuerung  in  einer  bem  äJ^art^roIogium  t)orau§- 
gefd^idften  Slbbanblung  eingel^enb  begrünbet.  (9}gl. 
iu)d^  Liber  Pontif.  I,  ed.  Duchesne,  CXL  sq. 
et  216  sq.;  3.  Sangen,  ©efd^id^te  ber  römifd^en 
ftird^c  I,  S3onn  1881,  611  ff.;  SRaufd^en,  Sa^r» 
büd^er  ber  d^riftlid^en  ffird^e,  gfreiburg  1897, 
605.)  [3ctf.] 

$itfef,  SB i  11^ e Im,  Sarbinal,  einer  berge- 
leljrtcn  ftird^enfürften,  toel^e,  in  ftiüer  SSerborgen» 
^eit  Iebenb,bod^  burd^  ibre  tt)iffenfd^aftli^e  ^^ötig* 
feit  möd)tig  in  bie  ^eitbemegenben  f^ragen  beS 
16.3abr^unbert8  eingriffen,  tt)arl514äu  ©uarba- 
t)aUe  bei  @tiIo  in  Salabrien  als  @ol^  eineS 
ArjteS  geboren.  3)en  erflen  Unterrid^t  geno|  er 
im  Döterlid^en  ^anit  burd^  einen  fein  gebilbeten 
@ried()cn  auS  Sanbia,  befud^te  bie  @d^u(en  Don 
^kapel  unb  fam  bann,  arm  an  ©lüdSgütem,  aber 
reid^  an  Salcnt  unb  ffenntniffen,  nadl^  9iom.  S)ort 
fanb  er  alsbalb  Aufnal^me  im  ßreife  ber  römifc^en 
©elel^rten  unb  etmaS  fpöter  aud^  unter  ben  ^amu 
liarcn  beS  CarbinalS  SKarceUo  Seroino,  beS  nach- 
maligen ^apfteS  ÜKarcefluS  II.  gr  ftanb  bem 
(iorbinal  in  beffen  Xbätigfcit  treu  jur  ©cite  unb 
bcjorgtc  bemfclben  namentlid^,  al§  ßeröino  6on- 
ciispräfibent  in  Xrient  gemorben  mar,  über 
fämmtlid)e  auf  bem  Soncil  öcrbanbelte  gfragen 
eingel;cnbe  Söerid^te;  in  biefcn  trug  er  auS  ber 
§3ibUot^cf  bc§  garbinalS  unb  fpäter  auS  ber 


SSaticana  bie  SemeiSflenen  beS  d^rifUU^  9Ba^ 
t^umS  gufammen,  meldte  ben  betreten  tM^ 
5U  ©runbe  gelegt  teurben.  SIS  SerDtno  tD^onb 
ber  (Srfranfung  beS  ^röfeden  ^ugufKmtS  €te 
d^S  (f.  b.  %tt)  seittDeÜig  bie  Settung  bei  %fr 
cana  erl^ielt  unb  nad^  beffen  Xobe  gnibiMl 
bibliotl^efar  mürbe,  mar  eS  eine  feiner  cijki 
Sorgen,  @irlet  als  Suftoben  in  bie  SBibrt0i^a 
bringen.  2)iefer  ging  nun  baran,  ein  beftmSS». 
pertorium  namentUd^  ber  gried^if  d^n  ^onbfd^c^ 
5U  bearbeiten,  in  meld^em  93anb  für  Skmb  aof 
bem  ganzen  Snl^alt  bef daneben  mar,  unb  n^l 
bIo|  mie  biSl^er  baS  an  ber  €))i|e  fte^enbe  8b4 
genannt  mürbe.  9}ad^  ber  SRüdEfe^r  beS  Soririaol 
Dom  Soncil  begann  Sirlet  bie  Dorbereitenbaiiik 
beiten  für  bie  gu  Orient  befd^Ioffene  ^bifair 
Verausgabe  ber  SSuIgata  (f.  b.  Srt).  Sugln^iffi 
fagte  er  einen  l^anbfd^ftlid^  in  ber  Sotianita 
baltenen  Sommentar  gu  fämmtlid^en  9üd^  kl 
bleuen  XeftamenteS,  in  tDeld^em  er  namaMihm 
^enberungen  beS  SroSmuS  unb  SktOa  gcgnfc 
bie  SeSarten  ber  iBuIgata  Dertl^eibtgte.  &n  (b» 
mentar  gu  ben  Ißfalmen  fonb  fpäter  ^ufnol^ii 
bie  ^Intmerpener  $ol9gIotte.  (Sin  fernerer  €(tlv 
für  @ir(et  mar  ber  frül^  3U>b  fetned  Sünol 
9JtarceIIuS  n.  (f.  b.  9lrt.);  allein  ein  ^müf^ji 
^ct  ber  @eIbftDerIaugnung,  meldtet  }u  baiO|Ri 
$aulS  IV.  gelangte,  Derf d^offte  i^m  au4  bie  9^4 
biefeS  ^apfteS.    S)erfelbe  berief  @iriet  in  \m 
Umgebung ,  ernannte  il^  gum  ^[h»>tonoliir  wä 
Dertraute  t^m  bie  Srgie^ung   gmeier  St^ria 
an.  S)er  eine  berfelben,  ^ntonb  Satafo,  ftä 
megen  feiner  unter  @irlet  ertoorbenen  goU* 
lid^en  ffenntni^  beS  ®rie(^ifd^  f))ätet  oi  kr 
@pi^e  ber  Sommiffu>n,  toelc^  bie  Sufigok  kr 
©eptuaginta  gu  beforgen  l^tte.  @trlet  bUcbki' 
berühmten  @d^üler  geitlebenS  ein  Döterlid^gMl 
unb  SBeratl^er.  Pr  ben  $a))f}  felbft  Dcr^  et 
mel^rere  geleierte  Zractote,  fo  über  ben  fBaan 
ber  ißeterSfird^e,  bie  @imonie,  bie  gefie  haOt 
thedra  PetrL  9lamentlid^  ttxirb  ibm  ber  tt4N^ 
in  bem  befannten  Streite  über  bie  Vbbodlai 
ffarlS  y.  unb  bie  ©ucceffton  feines  SnibcrtS» 
binanb  baS  miffenfd^aftlid^  SRoterioI  }u  \mik 
meld^eS  bie  pöpftlid^en  «nfprud^  bei  ber  ftttiicnll 
begrünben  f oEte.  @irlet  foE  oüä^  mit  Sobonlai 
Sntf d^lul  $auIS  IV.,  bie  fd^ulbigen  9te|iotii  M 
^ofe  gu  entfernen,  beeinflult  l^ben.  %4  ^ 
^be  beS  ^ajpfteS  gog  ftd^  @irlet  in'd  JHoPorkr 
3:]^eattner  bei  San  SilDefiro  auf  bem  OöM 
gurüd^  unb  ertl^eilte  ^ier  neben  ber  unemdUfs 
gfortfe^ung  feiner  Stubien  Unterricht  in  bcc  |a^ 
d^ifd^en  unb  ber  l^ebroifd^  S\mä^.  ^  \am 
Sd)ülem  gel^örte  u.  %  ^gelliuS  Q-  ^  ^ 
Dor  ^2IUem  aber  ber  1^1.  Pari  SorromAuS,  wSlß 
bantbare  SSerel^nutg  unb  Sfreunbf^oft  MI  P 
feinem  2:obe  mit  feinem  Seigrer  Derbonb.  lifki 
fieud^ter  mürbe  SirletS  ®elel^om(eit  gf^  ' 
baS  Soncil  Don  Srient  gum  brüten  IRife  H 
Derfammelte.    Sen  SarbinaUegoten  6cripiil. 
Simonetta  unb  SRorone  brad^  foß  fcbcr  fMift 


<iTi 


SistuS  IV. 


378 


a^lib.Pimtif.  (I,  232  sqq.)  ettOQ^nt  öon  il^m 
ttd)  «mg^  toetterc  S^ätiflf cit  bicfer  «rt ;  ebcnfo 
tehAttl « iion  cuicT  hinflöge,  »eld^e  ein  öetoiffcr 
^^  gtSen  ben  ^o^ft  erl^ob.  Sei  ben  burd^ 
nAowa  (f.  b.  «rt)  öcranlafetm  ©trettiöfeitm 
mt  Sirtuft  HL  befonberd  um  bie  SStebetl^erftel- 
iQnj}  bct  (^inttof^t  )mifd^en  &)rUI  itnb  ben  ^n« 
tiiKfcrmni  (f.b.9lrt.  €))WuSIV,  673  ff.)  bemüW 
il  ItMy  Beg.  Pontif.  I,  2.  ed.,  n.  389  sqq.). 
Z(B  ^tiiati^en  ^oclud  t)on  Sonftontinopel 
<l  bi  ^ct)  gegenüber  l^ielt  er  ßleid^  feinen 
Sofgongetn  bie  pQf^liä^m  Siedete  in  Sdqricum 
M.  bi  «tt  VI,  612  f.)  aufredet  (Jaffe  I, 
&  :^93  aqq,). 

SiStttS  IV.  (1471— 1484X  »or^er  granj 
Nüa  ^iKtr,  aitfiommte  einer  alten,  aber  Der« 
«iBsIni  gomilie  ßigurienS  unb  mürbe  1414  ju 
(^/fle  bei  Sodono  geboren.  9Rit  neun  Sauren 
lern  Sttmcäkanerorben  übergeben,  ein))fing  er  in 
bicfem  fditt  Silbung  unb  oibmete  i^m  bie  erfte 
Soiobc  fcbieft  SebenS.  !ßa(^  SoÜenbung  ber 
6tiibini  unb  Cm)erbung  ber  afabemifc^en  ®rabe 
orixfic  er  an  Derfc^iebenen  Uniüerfttöten  unb  in 
vrboettn  Stäbten  ofö  fie^rer  unb  $rebiger ;  f ))ater 
m^  er  ißrocunitor  bed  Orbeu§  ju  9tom,  ^ro- 
voisial  Don  Sigurten  unb  1464  (Seneral.  ^ul  11. 
aüm^  frtne  Xut^tigfcit  an,  inbem  er  ir)n  am 
l±  ^icptcmber  1467  in  baS  l^eilige  @loQegium 
berief  unb  att  2tteUir(i^  i^m  @.  $ietro  in 
SincDß  ocrltcb.  ^m  9.  Suguft  1471  mürbe  er, 
UH^  Vax  breitagtgem  <EoncIat>e,  gum  ^ßapfte  ge* 
acbit,  am  25.  9luguft  gefrönt.  S)ie  erfte  gro^e 
lufgtfbe  iDor  i^m  bur^  boS  in  ber  leken  3^it 
«rfo^te  Sorbringen  ber  Surfen  Dorgcjeic^net.  Sd 
"sor  fem  ^lon,  bie  eurot^öifd^en  Surften  ju  einem 
aflgenemen  9änbni|  gegen  biefen  geinb  gu  be« 
rimmciL  5E>o  man  über  ben  Ort  ber  SBerat^ung 
n4  nu^  einigen  fonnte,  fd^idte  @i^g  Segaten 
aiA,  II»  bif  einjelnen  Sölfer  5u  einem  ftreu}3ug 
aufjurnfciL  Suc|  biefe  SDta^regel  l^tte  nid^t  ben 
«rbofften  Srfolg.  Zro^bem  fej^te  ber  $apft  bie 
SemülruiH^  fort  unb  rüftete  24  ®oIeeren  auS. 
Surd^  bie  iBerbinbung  mit  Senebig  unb  92ea))el 
wüdß  bie  Jhiegfflotte  auf  87,  mit  ben  }mei 
Galeeren  ber  Xbobifer  auf  89  Schiffe.  SS  mürben 
itmge  llntenie^ungen  gegen  ffletuaften  aud- 
ofnbrt;  Qd>eutenbere8  mürbe  aber,  ba  bie  SBer- 
tnnbeten  ba#  Su:u>eme]^men  nid^t  bema^rten,  nid^t 
ctmäfi,  unb  nadf  einiger  3eit  geriet)^  @t£tii§  in 
Zaffiltni^^  bit  i^m  felbß  nid^t  me]^r  geftatteten, 
<inf  grd|fre  unb  erfolgreid^ere  X^ötigfeit  in  biefer 
^tic^tung  gu  entfalten.  —  kleben  folc^en  lobenS- 
scxt^en  ^ttebungen  geigte  @i^is  IV.  Don^n- 
intg  fftmr  Xegterung  an  eine  gro|e  unb  un» 
abübtfti^e  Siebe  gu  feinen  ga^Ireid^en  Sermanbten. 
^oTttft  am  16.  2)ecember  1471  mürben  gmei 
9;fNr  beibe  ^rancitoiner,  )u  Sarbinälen  er- 
nmnt  unb  fofort  mit  Dielen  unb  reid^en  $f rünben 
tcbo^t,  Sultan  beSa  Sobere,  fpöter  $a))fi  3u- 
hss  IL  (f.  b.  Sri),  unb  SetruS  Siiario.  S)er 
ispnt,  mefd^r  Bei  feiner  (Srl^ebung  25  3a^re 


sohlte,  mar  ber  eigentlid^e  Siebfing  beS  !ßa))fted 
unb  geno^  beffen  ®unfl  in  öoHem  ÜJla|e.  ©eine 
iäl^rlid^en  ginfünfte  befiefen  fid&  balb  auf  mc^r 
atö  60  000  ©olbgulben  ober  2  400  000  gronfen, 
unb  glcid^mo^I  l^interlie^  er,  al%  er  am  5.  gfebruar 
1474,  ein  D})fcr  feiner  ©d^melgereien,  ftarb, 
60000  ©ulben  ©d^ulbcn.  ©ein  9lad^la^  unb 
gum  X^eil  aud^  fein  ^inffu^  ging  auf  feinen 
Sruber  ^ieron^muS  (©irotamo)  über.  S^erfelbe 
mar  1472  }um  ©rafen  oon  SBodco  erhoben  unb 
mit  einer  natürlid^cn  £od^ter  beS  ^ergogS  t)on 
ÜRailanb  bermöl^It,  1478  mit  3moIa  belehnt 
morben.  S)a  er  im  SBeft^  biefer  ^enfd^aft  fiä^ 
nid^t  fidler  unb  in  feinem  ©treben  na^  ^u8* 
be^nung  berfelben  fid^  gel^inbert  fül(|Ite,  fo  lange 
bie  gfamilie  oer  9)2ebici  in  Sfloreng  berrfd^te,  fann 
er  auf  beren  ©tur}.  6r  oerbanb  ^d^  ju  btefem 
3med(e  mit  gfrang  oon  ^ajgi,  SSotftel^er  ber  SBanf 
biefe«  ^oufeS  in  SRom,  ber  ein  l^eftiger  ©egner 
ber  !Dtebici  mar,  unb  mit  bem  gflorentiner  @al« 
Diati,  Srgbifd^of  Don  $ifa,  beffen  Srl^ebung  burd^ 
©i^tiiS  bei  ben  Webici  längere  S^it  3Biberftanb 
gefunben  b<^e,  ba  feine  Haltung  bei  ben  befon« 
beren  Ser^öltniffen  beS  ©prengefö  ber  l^errfd^enben 
Partei  gu  menig  ©id^erbeit  bot.  ©i$tu§,  ber 
feinerfeitS  ©runo  gur  Ungufriebenl^eit  mit  ber 
gfamilie  l^tte,  gab  ju  bem  SSor^aben  bie  6in« 
miUigung.  S)abei  fleUte  er  }mar  bie  auSbrüdßid^ 
Sebingung,  bog  bie  ©taatdummälgung  obne 
93lutt)ergie|en  erfolge;  bie^  blieb  inbeffen  unbe- 
ad^tet  unb  Iie|  ft($  aud^  nid^t  leidet  befolgen, 
menn  ber  3med  errcid^t  mcrben  foEte.  S)ie  $er- 
fd^morenen  befc^Ioffen,  bie  SBrüber  SRebici  gu  er- 
morben.  S)ie  ^uSfü^nmg  ber  Zl^at  erfolgte  am 
26.  SlprU  1478  im  S)ome  ma^renb  be8  ©otted- 
bienfted,  bei  ober  balb  nad^  ber  äBanblung. 
Julian  t)on  ÜRebici  erlag  bem  S)oId^e;  Sorengo, 
leid^  oermunbet,  rettete  fic^  in  bie  ©acriftei.  S)aS 
Solf  nal^m  aber  fofort  für  bie  IBebrol^ten  Partei, 
unb  fo  fd^Iug  baS  Unternel^men  gum  Serberben 
feiner  Url^eber  aud.  gfrang  oon  $aj||i,  ber  €rj- 
bifd^of  ©atoiati  unb  einige  anbere  93erfd^morene 
mürben  nod^  am  Sage  beS  IBerbre^end  aufge« 
fnüpft.  Soifittiä^t  ^inric^ttmgen  folgten.  S)er 
18iätirige  Sarbinal  Slapl^ael  ©anfoni-Stiario, 
©(^mefterfol^  bed  ©rafen  ^ieron^muS  unb  oon 
biefem  al§  unmiffenbed  unb  miüenlofeS  SEBerfgeug 
gebrandet,  mürbe  in  |)aft  genommen.  S)a3  Attentat 
batte  eine  meitere  unb  größere  ißermidHung  }ur 
^olge.  2)a  baS  unmittelbare  Sinfd^reiten. gegen 
bie  betl^iligten  ©eiftlid^en  eine  Serle^ung  ber 
Immunität  entl^ielt,  f  orberte  ©i^S  ©enugt^uung 
unb  gfrcilaffuug  be«  (^arbinalS,  feine«  ©rogneffen. 
SBeil  er  aber  gugleid^  bie  IBerbannung  Sorenjo'S 
oerlangte,  fo  maren  bie  fSflorentiner  nod^  meniger 
als  fd^on  t)or]^er  geneigt,  auf  feine  g^orberungen 
eingugel^en.  93ei  ber  l^errfd^enben  Seibenfd^aft  unb 
(Erbitterung  l^atte  au^  ber  Sann,  ber  am  1.  Sunt 
über  Sorengo  unb  bie  übrigen  Seiter  ber  Slepublif 
auSgefprod^cn  mürbe,  feine  größere  SBirfung.  S)er 
Sarbinal  mürbe  mo^I  nad^  einigen  Xagen  ent- 


879 


@ 


ift**  iv 


laffen ;  im  Uebriflen  Hieb  man  W  bct  able^nenb^J 
Haltung,  unb  mi^  baS  Sntetbict,  wcI^eS  am 
20. 3uni  jur  (fecommunication  l^lnjutrat,  bto^te 
feine  9lenberun0.  &  tarn  }um  Stieg,  unb  bie 
gfeinbfeligfeiten  l^ielten,  obmo^I  man  aisbolb  t)on 
Derfd^iebenen  Seiten  um  ben  gtieben  ftd^  bemühte, 
über  )tDei  ^ol^re  an.  S)er  ®raf  Sttario  unb  ber 
ftantg  t)on  3ltQpt\,  ber  SJerbünbete  beg  ^opjied, 
maren  für  Unnac^giebigleii  SnbererfeüS  oer« 
morfen  bie  gflorentiner  bie  Sfrieben§t)orf(i^Iage, 
tt)eI^e©ii;tu8im3frü^ia]^rl479mod^te.  S)aaber 
bie  2)tnge  fid^  für  fie  immer  fd^Iimmer  geftalteten, 
fo  einigte  fid^fiorengo  mit  bem  Jfönigt)on9lea))eI, 
unb  burd^  ben  9bfall  feines  Serbünbeten  fal^  ftd^ 
rntd^  @istu8  }um  ^rieben  genötl^igt.  %m  8.  S)e« 
cember  1480  mürben  bie  t^lorentiner  t)on  ben 
lird^Iid^en&nfuren  loSgefpro^en.  2)ieSerföbnimg 
mar  um  fo  not^menbiger,  ald  bie  gfeinbfeligfeiten 
fid^tlic^  benZürf en  gu  gute  lamen,  bie  am  1 1 .  Suguft 
1480  bie  @tabt  Otranto  in  Spulien  eroberten. 
2)a8  Unglüd  rief  gu  neuen  ^nftrengungen  gegen 
bie  gfeinbe  auf,  unb  ba  ber  @ultan  3Rol|am« 
meb  11.  balb  nad^  iener  äl^at  ftarb  unb  nun 
Uneinigfeit  in  feiner  f$amilie  entftanb,  fo  mürbe 
Otranto  am  10.  @e))tember  1481  mieber  ge- 
monnen.  Slber  meiter  fam  man  nid^t  Sofort 
trat  bie  3tt)ietrad^t  jmifd^en  ben  Slbenblänbem 
mieber  l^erüor,  unb  bie  SRa^nungen  beS  ^apfted 
gur  Sintrad^t  frud(|teten  um  fo  meniger^  meil  er 
burd^  feinen  !ßeffen  mieber  )u  einer  unl^eUooQen 
^olitif  ftd^  beftimmen  lieg.  -  3m  ^erbfte  1480 
mar  eS  bem  9tef)oten  gelungen,  bie  ©raffd^aft  gorli 
gu  ermerben.  S)er  Srfolg  fteigerte  feine  ©ier:  er 
fa|Si  ed  auf  gaenga  ah,  [a  n  moQte  fogar  ben 
jtönig  t>on  Tleopel  t)ertreiben.  3n  feiner  Srbit» 
terung  gegen  biefen  gfürften  lie^  ftd^  ber  Ol^eim 
für  ben  ^lan  geminnen.  S)ie  ^et)ublif  Senebig 
foUte  93ei^ilfe  leiften,  unb  um  fie  xn'&  Sünbnig  gu 
giel^en,  t)erfprad^  man  i^r  gerrara,  gegen  meld^eS 
eS  an  fflagen  ebenfaSS  nid^t  fel^Ite.  S)ie  Stepublif 
ging  tro|  ber  Slbmal^nung  ber  älteren  Statine  auf 
ben  Antrag  ein,  unb  im  gfrül^jal^r  1482  begann 
ber  ihieg,  inbem  ber  jfönig  don  ^Itaptl  feine 
2:rup))en  gegen  ben  ffirddenftaat  fanbte.  S)ie  £age 
mar  um  fo  gefäl^rlid^er,  meü  in  ber  legten  3eit  bie 
alten  kämpfe  gmifd^en  ben  gfamilien  golonna 
unb  Orfini  fid^  erneuert  l^atten,  bie  golonnefen 
fic^  auf  bie  Seite  ber  gfeinbe  bed  $a))fte§  [teilten 
unb  ber  Srjbifd^of  SnbreaS  Samometic  (frül^er 
fäWid^  anbrcaS  Succalmaglio  [f.  b.  Slrt.  I, 
837  f.]  genannt)  öon  ®ranea  fteute  ifronia  in 
Albanien,  an  ber  ©renge  Don  Sl^eflalien)  in  Safel 
gegen  @i|tuS  ein  (^oncil  gu  t)eranftalten  unter- 
nal^m.  S)ie  Söpftlid^en  ftegten  gmar  am  21.  Suguft 
1482  bei  (Sam))o  äßorto  in  ben  pontinif^en 
Sümjpfen.  S)a  aber  il^r  gfelbl^err  Stöbert  IDlala- 
tefta  in  99albe  ftarb  unb  bie  SSerbünbeten  löffiger 
mürben,  aud^  bie  Uebergeugimg  unb  Sefürd^tung 
ftd^  fBai)n  f>xaä),  ba|  SSenebig  burd^  ben  fiampf 
om  meiften  geminne  unb  gu  einer  gefa^rbrol^enben 
SDtod^t  l^anmad^fe,  fd^Io^  Si^tuS  am  12.  ^e» 


380 

I  ^ber  mitüteapel  unb  feinen  I8erbünbeten,  9Roi- 
^^b  unb  Slorena,  (Sfrieben.  Sie  SBaffen  famen 
BMd^mol^I  nid^t  gur  9lu(e:  fie  manbten  ftd^  nur 
iiod^  einer  anbem  Seite,  ixt  Senetianer  moSten 
bon  bcm  f^rieben^  ber  ol^ne  fte  gefd^Ioffen  morben 
toor  unb  ^e,  ba  er  bem  ^ergog  Don  gerrara  feine 
Staaten  gufic^erte,  ber  gfru^  i^rer  biSberigcn 
Snftrengungen  beraubte,  nid^tS  miffen,  imb  fo 
fam  ed  gegen  fie  gum  ffampf,  in  bem  ber  Ißapft 
Don  Steapel,  9RaUanb  unb  f^Ioreng  unterftu|t 
mürbe.  Selbft  mit  geiftUd^en  Saffen  mürbe  ge- 
ftritten.  Si^tuS  Der^gte  über  Senebig  am 
24.  9Rai  1483  baS  unterbiet,  mogegen  bie  Sie- 
publif  on  ein  fünftigeS  €oncit  appeUitte.  3u* 
gleid^  bauerten  bie  ffömpfe  gmifd^n  ben  Or^ni 
unb  Solonna  in  Rom  fort^  unb  mie  l^ier,  fo  be* 
l^aupteten  ftd^  bie  ©egner  bed  $apfte8,  ba  aiai« 
lanb  ftd^  Don  feiner  Seite  gurücfgog,  auf  bem 
auSmärtigen  Jhiegdfd^aupla^.  Ser  grriebe  Don 
SSagnoIo  Dom  7.  ^uguft  1484  fiel  gang  gu  ©unjlen 
ber  SSenetianer  oud  unb  brad^te  Si|tud  eine  groge 
2)emütbigung.  S)a  er  ol^l^in  fd^on  feit  einiger 
3eit  frönflid^  mar,  Derge^rten  ihtmmer  unb  ©ram 
DoIIenbS  rafd^  feine  legten  Ihöfte.  Sr  ftarb  caa 
12.  Suguft.  —  So  Diele  ffriege  ber  $ontiftcat 
Si^tuS'  IV.  aufmeidt,  fo  fe^tt  ed  bod^  aud^  nid^t 
an  einer  febr  erl^eblid^en  friebUd^en  X^ötigleit. 
gfür  bie  ©efammtfird^e  ift  fte  aÜerbingS  Don  ge« 
ringerer  SBebeutung.  SBad  für  bie  Üteform  gefd^l^^ 
befd^ränft  ftd^  im  S^efentlid^en  auf  bie  Orben  unb 
ift  nid^t  frei  Don  SinfeiHgfeit,  ba  Si£tu8  aß  Dor- 
maliger  Steligiofe  bie  Orben  gu  fe^r  begünftigte. 
S)en  ^randScanem  inSbefonbere  mürben  in  bem 
fog.  Mare  magnum  am  31.  ^luguft  1474  nid^t  nur 
bie  alten  auSgebel^en  ^riDilegien  beftStigt,  fon* 
bem  aud^  Diele  neue  Derliel^en.  Se^r  beträchtlich 
aber  ift,  maS  unter  SictuS  für  benPird^enftoot  unb 
befonbers  bie  Stabt  Stom  fomie  für  gförberung 
Don  aQ3iffenf(4aft  unb  jhmft  gefc^al^.  Sie  befud^- 
teren  Strafen  ber  emigen  Stobt  mürben  burd^  Snt« 
femimg  ber  SBorbauten  erbreitert,  neue  Stra|en 
unb  neue  $Iä|e  angelegt.  2)er  Sliber  erbielt  eine 
neue  93rüd(e,  ben  nad^  SistuS  benannten  ^otite 
Sifto.  S)ie  gro^e  9Baf[erIeitung  ber  9(cqua  $irgo 
mürbe  mieberbergefteüt,  ebenfo  baS  Derfattene 
^ofpital  Don  S.  Spirito.  S>ie  jhr^en  mürben 
reftaurirt  unb  Derfd^önert,  aud^  einige  neue  et« 
rid^tet,  mie  S.  ÜJIaria  bei  $opolo  unb  S.  9)laria 
beHa  $ace.  SDie  Daticonifd^e  Sibliot^ef  mürbe 
erl^ebli^  Derme^rt  unb  gugleic^  bem  oUgemeineti 
©ebraud^  er&pet,  bie  einbcimijd^en  ©ele^rten 
unterftü^t,  ber  ^umanift  ^latina  (f.  b.  9rt.),  bec 
©efc^id^tfd^reiber  ber  ^ap]tt,  gum  IBorftanbe  ber 
SBibliotbef  ernannt,  berDonagenbe  ©elel^rte  t>on 
ausmärtd  berufen.  3m  Sßatican  entftanb  femer 
bie  nad^  Si^tuS  benannte  ftapeOe,  an  beren  9u3« 
fc^müdtung  bie  bebeutenbften  ÜRaler  tl^ätig  maren^ 
S)omenico  ©^irlanbap,  Sonbro  SBoticeSi,  Soflmo 
StoffeQi,  petro  $erugino,  $inturic(^io.  SS)er 
SBeröbung  ber  (Sampagna  mürbe  gu  fteuem  tmb 
aud^  anbere  ©egenben  ber  £uttur  mieber  gu  ge» 


Sgl 


®i|tu8  V. 


882 


i^fiA  cn^diü  luu!^  bleuen  Seiten  ^in  in  einem 
lanjnüwi  ai^  awbeflm  »or  fettji  bief e  I^ätig. 
txü  md}t  oVnc  ©d^tten.  Um  bie  (Selbmittel  gu 
«KVMNr  y»^^  \xt  etlf^eifd^te,  mürben  bie  Uuf- 
t4ni  flemter  ocrme^rt,  bie  Snnoten  gefieigett 
zBJb  temtt  bcr  bereits  in  leiten  Greifen  gegen 
kB  tdaiii^  etu^I  befte^ben  ÜRi^ftimmung 
arae  Sb^nni^  gegeben.  9tod^  me^r  aber  toaren 
tiotta  bie  tnegenjc^  Unternel^mungen  fd^ulb, 
a  btt  fii(  @tStu8  burd^  feine  IRepotenltebe  unb 
rnoabccf  bun^  feinen  {Reffen  ^ieron^muS  SRiorio 
^setmieben  Ht|^  itnb  bie  feinem  ^ontificate  me^r 
IUI  bcm  icgenb  ctned  feiner  Vorgänger  einen  tt)elt- 
ti4ieii  cWoBcr  Derlei^  (9$gl.  %  D.  Steumont, 
tVeidit^tf  bn  etabt  Slom  UI,  1,  Berlin  1868, 
161  ff.;  S.Sron|,  @istui  IV.  unb  bie  Stepublü 
ifionoi,  XegcnSbturg  1880;  ^efele-^ergenrötber, 
§0iiriliciigcf(^cbte  VIU,  191  ff.;  $aftor,  ®e- 
^idfii  her  f^tle  n,  2.  Stuß.,  Sfreiburg  1894, 
427  if. ;  (SttgoroDiuS,  ®ef<i(|td^te  ber  @tabt  Stom 
n  iRtttelaUer  YU,  4.  «ufl.,  Stuttgart  1894, 
2i{0  %i  3.  @(ble(^t,  ainbrea  Samometic,  $aber- 
kca  1894  [SHff.];  S)erf.,  6i£tud  IV.  unb  bie 
rmtfcbeiilDnufer  in  9iom,  bei  e^feS,  Sfeflfd^rift  ^um 
tiibiaü>crtiäbrigen  Jubiläum  beS  Sam|)0  Santo, 
{Jcnbnrg  1897,  207.) 

Sittuft  y.  (1585—1590),  Dor^r  gelis 
ftam,  tDor  am  13.  Secember  1521  )u  (Srotta* 
WBtt  in  ba  SRarl  Sncona  geboren  als  @obn 
exacS  dastnerfl,  bcffen  SBorfal^en  auS  2)aImotien 
u  jtolien  etjigeOKmbert  moren.  Stit  neun  Sala- 
mi tmt  er  in  bem  benad^barten  SRontalto  in  ben 
^tsnaSamcrorben  unb  )ei(^nete  fi<j^  balb  als 
f^cediger  unb  benrn  oIS  iRofterregenS  auS.  ^laä^' 
Des  er  Sonfultor  beS  Ideiligen  OfficiumS  gett)efen, 
maä^  t^  ^iuS  V.  1566  gum  Sifcbof  t)on  Santa 
l^ttfbc^  1570  gam  Sorbinal  unb  1571  jum  SBi- 
«£of  Don  gcrmo.  VUe  feine  Remter  oermaltete  er 
szt9iiS|rii^ttng;  gleiqtoobi  marereinetoettcren 
ftmfcR  anbcfaimie  ^ßerf önlid^feit,  oIS  er  mä^  bem 
Xode  0ngord  XTIT.  in  viertägigem  ßoncIaDe  am 
:4.  94ml  1585  iura  ^apfie  genm^t  niurbe,  fo 
ba^  brc  fnni|5ftfqe  9otf(^after  in  einem  SBabl- 
beriiib^  mm  Ufox  alS  «einem  SRönd^,  einem  ge- 
mffen  SRonlallo"  fpri^t.  S)ie^  l^ing  einmal  mit 
imicr  nkbcni  Sblunft  jufommen,  moburd^  er  gu« 
na^  auf  eine  untergeorbnete  Xl^ätigfeit  bef d^ränft 
nzbe;  bann  aber  Dor  SOem  bamit,  ba^  no^  $e- 
tcttiH  Ittfnabme  in'S  l^eilige  SoOegium  (Bre- 
m  JnL  i^i  Don  ben  @efd$öften  ferne  geleiten 
iatbL  Seine  Zud^tigleit  blieb  aber  ben  onberen 
Coibmalm  nti^t  verborgen,  unb  feine  raf d^e  fBiaffi, 
Mßi  fic  mc  Slncrfennung.  SBenn  fein  ^ntificot 
«b  imr  fSail  ^iofyct  toä^tit,  fo  l^at  eS  hotfy  eine 
böte  Scbcutung.  @tstuS  Y.  toar  eine  DoSenbete 
Oeirffbanalixr,  nie  bie  S^t  il^rer  beburfte.  3n 
3bn  ^m^lt  bie  größte  Unftd(|erl^;  Sia;tuS  l^atte 
M  fiffibinol  ei  felbft  etfabren,  alS  er  einmal  nur 
Mit  Vtui€  bna  Xobc  entging,  toöbrenb  fein  92effe 
ÜaaaSco  mnotbet  nmcbe.  9lod^  fd^Iimmer  flanb  eS 


in  ben  ^roDinjen.  ®er  JKrd^nfioat  »ar  üoD  ton 
großen  unb  fleinen  Sanbiten ;  ibre  3a)^I  fd^manfte 
in  ber  legten  3eit  ^ifd^en  12  000  unb  27  000. 
S>aS  Uebel  mar  fo  gro^,  bog  eS  baS  Safein  beS 
Staates  in  gfrage  {teilte.  SS  ttar  unbebingt  9lb- 
l^ilfe  geboten,  unb  inbem  Si^tuS  bie  ^einbe  ber 
Sefe&fd^aft  a&entbalben  mit  blutiger  Strenge  oer- 

Solgte,  aud^  bie  übrigen  Surften  unb  Staaten  für 
laS  Untemel^men  gemann,  tourbe  bem  Unmefen 
auf  einige  Seit  gefteuert.  !ßid^t  minber  erl^eblid^ 
ift,  maS  er  für  bie  SBerfd^önerung  StomS  tbat.  S)ie 
Stobt  erbielt  mehrere  neue  gro^e  Strafen  unb 
mürbe  burd^  Srrid^tung  ber  Acqua  Feiice  mit 
reid^ltd^erem  SBaffer  oerfel^en.  S)er  im  Sd^utt  be« 
grabene  ObeliSf  9lero'S  mürbe  oor  St.  $eter 
aufgefte&t,  bie  ^eterSfird^e  mit  il^rer  gemaltigen 
fiuppel  gefrönt,  bie  oaticanifd^e  Sibliot^ef  ermei« 
tert  unb  )ur  beffern  StuffteUung  ein  prad^tooQeS 
©eböube  aufgeführt,  ber  fiateranpalaft  oou  ben 
©runbfeften  auS  erbaut,  ber  Ouirinalpalafi  in 
größeren  SSerptniffen  J^ergefteUt,  ber  {$flügel  beS 
ißatican,  melier  oon  ben  köpften  bis  l^eute  be- 
mo^nt  mirb,  nod^  in  Singriff  genommen,  bie  ffird^e 
unb  ba8  ^ofpi)  oon  San  ©irolamo  begli  Sd^ia* 
boni  unb  baS  gro|e  Spital  am  $onte  Sifto  er« 
rid^tet  u.  f.  m.  (Sbenfo  gefd^al^  SBebeUtenbeS  mc 
SBerbefferung  ber  SBermaltung  ber  JKrd(|e  unb  beS 
JKrd^enftaateS.  9ln  bie  Stelle  ber  bisher  ublid^en 
Sonfiftorien  (f.  b.  Srt.  Sonftftorium),  in  benen 
ber  ^opft  einfad^  unter  ^nbörung  unb  SJtitmir- 
fung  ber  ß^arbinäle  feines  SlmteS  maltete,  troten 
bur%  bie  SuOe  Imniensa  aetemi  Dei  1588  gur 
Seratbung  ber  oerfd^iebenen  ©egenftdnbe  15  Kon- 
gregationen, oon  benen  bie  mit  ben  geiftlid^en  %uf« 
gaben  betrauten  fid^  bis  b^ute  erbalten  ^aben.  SS 
Inb  bie  Kongregationen  ber  3nquifttion,  bereits 
urd^  $aul  HI.  errid^tet,  aber  burd^  SijtuS  neu 
organifirt;  ber  Segnatura,  )ur  $rüfung  oon 
®naben  unb  SSergünftigungen;  für  Krrid^tung 
oon  ffird^en  unb  Confiftorialprooifionen ;  beS 
UeberfiuffeS,  für  bie  Serprooiantirung  ber  Stabt 
SRom  unb  ber  ^ßrootn^en;  ber  Stiten  unb  Sere« 
monien;  ber  gflotte;  beS  Snbes;  beS  SondlS  Oon 
Xrient :  beS  allgemeinen  ^olfSmol^IS  im  ffird^en- 
ftaat;  Der  Sapienga,  gur  Seitung  ber  Unioerfttöt 
biefeS  StamenS;  ber  Stegularen ;  ber  Sifd^öfe;  ber 
Strafen,  SrücCen  unb  äBaf[erIeitungen;  ber  oati- 
canif^en  StaatSbrudCerei ;  ber  StaatSconfuIten 
(ogl.  bie  betr.  ßingelartt.  begm.  bie  %rtt.  Son« 
gregationen  III,  933  ff.  unb  Surie).  S)urd^  bie 
Sutte  Postqnam  verus  (1586)  mürben  gugleid^ 
neue  SBeftimmungen  für  baS  btilige  SoHegium  er- 
laffen  unb  bie  3o^I  ber  garbinale  auf  70  feftgefej^t. 
9lud^  bie  arbeiten  für  bie  00m  Concil  oon  Orient 
angeorbnete  Ausgabe  ber  SSuIgata  mürben  emft- 
lid^er  betrieben,  unb  baS  Serf  erfd^ien  1590  in 
feiner  erften,  balb  aber  mieber  unterbrüdften  9uS« 
gäbe  (f.  b.  %vt,  SSuIgata).  Seiner  bolzen  SteDung 
entfpred^enb  rid^tete  $ap{t  Si|tuS  Y.  feinen  93IidE 
nod^  auf  oiel  ®rö|ereS :  Ueberminbung  ber  Un- 
gläubigen unb  ^retifer  mar  fein  3i^I/  unb  ba|u 


i 


883 


Si^tud  t)on  €iena. 


384 


foQte  l^uptfäd^Itd^  oud^  ber  gro^e  Sd^a^  bienen, 
bcn  er  anfammcitc.  grcilid^  öcrfannte  er  in  biefer 
©cjiel^ung  bie  Sage.  6in  lürfenfricg  tarn  nid^t 
5u  Stanbe;  bie  ^rmabo,  tueld^e  $l|tli))p  U.  t>on 
Spanien  ({.  b.  ^rt.)  gegen  Snglonb  au§fanbte, 
ging  unter.  ®6enfo  ertt)ie§  pd^  bie  Hoffnung,  bie 
Königin  Slifabet)^  burd^  SBefel^rung  in  bie  fatl^o- 
Itfd^e  itixä)t  3urüd)ufü]^ren,  ald  eine  eitle.  3n 
t^ranfreid^  fing  bie  SSenDirrung  fogor  an,  ]()ö^er 
}u  fteigen  olS  je;  benn  mit  bem  ^obe  be§  ^ei^og§ 
Ttronj  t)on  ^njou,  beS  legten  @prö^(ing3  be§ 
Stammes  95aIoi§  (1584),  entbrannte  berreligiöfe 
ftampf  aufs  9leue,  ja  erreid^te  ben  äu^erflen  ®rab, 
inbem  bie  in  ^uSjid^t  ftel^enbe  S^l^ronbefteigung 
^einrid^S  Don  92ar)ana  baS  Snbe  ber  fat^olifd^en 
Seligion  in  bem  jfönigreid^e  gu  bebeuten  fd^ien. 
S)ie  ^llngelegenl^eit  bereitete  Si^tuS  bie  fc^merften 
©orgen.  Snbem  in  ber  Sigue  (f.  b.  ?lrt.  2iga 
5ftr.  2)  eine  befonbere  fat^olifd^e  Partei  in  t^ran!« 
reid^  ftd^  bilbete  unb  balb  ebenjo  mit  bem  fiönig 
^einrid^  III.  \\ä)  ent5tt)eite,  als  fte  Don  Spanien 
unterfiü^t  tt)urbe,  fa^  ber  $apft  einem  maleren 
jfreu^feuer  Don  gforberungen  ftd^  auSgefe^.  %m 
9.  S)ecember  1585  erlie|  er  eine  Sufle  gegen 
^einrid^  Don  92aDana  unb  ben  ^rin^en  ^einrid^ 
Don  Sonbe,  in  ber  er  fie  als  rüdtföflige  jfe|er  Der« 
urt^eilte,  ber  2:]^ronan{prüd^e  für  Derluftig  erflörte 
unb  i^re  SSafaUen  unb  Untcrt^anen  Dom  Sibe  ber 
Ireue  entbanb ;  bie  SKa^regei  entbehrte  ober  ber 
ermarteten  SBirfung  unb  mürbe  Don  Si^tuS  felbfi 
jpäter  als  SO^i^griff  bebauert.  2)er  Derurt^eilte 
T^ürft  behauptete  ftd^  in  feiner  9){ad^tfteQung. 
3u)ijd^en  §einrid^  ni.  unb  ber  Sigue  entftanb 
aHmälig,  }umal  nad^  ber  am  23.  unb  24.  2)e« 
cember  1588  erfolgten  Srmorbung  beS  ^er* 
§ogS  ^einrid^  unb  beS  SarbinalS  Submig  Don 
@ui)e  (bie  Siebe  beS  ^apfteS  bei  bem  ^obe  beS 
garbinalS  j.  in  b.  Anal,  eccles.  IV  [1896], 
465  sqq.),  ein  unbcilbareS  S^tmürfni^.  3)er 
ffönig  fc^log  unter  biefen  Umftönben  am  3.  ^pril 
1589  mit  ^JiaDorra  einen  SBBaffenftittftanb,  Der- 
le^te  aber  baburd^  ben  $apft  in  einem  (Srabe, 
ba6  biejer  am  24.  SWai  ein  SWonitorium  gegen 
ibn  erlieg,  gemög  meld^em  er  ben  @iarbina(  Don 
IBourbon  unb  ben  Sr^bifd^of  Don  fiQon,  bie  Don 
i^m  gefangen  gel^alten  mürben,  freigeben  unb 
binnen  60  3:agen  perjönlid^  ober  burt^  ^rocu« 
ration  in  SRom  erjd^cinen  jollte.  %IS  |)einrid^  III. 
am  1.  Suguft  but^  ben  S)ominicaner  Sl^ment 
ben  Job  fanb  unb  nun  5WaDana  alS  §einrid^  IV. 
(].  b.  5lrt.)  ben  Sl^ron  granfreid^S  beanfpru^te, 
näbertc  fi^  ©iftuS  ber  Sigue  unb  Spanien,  ^itte 
S)eccmber  erl^ielt  ^l^ilipp  II.  Jogar  beftimmte 
SJorf daläge  gu  einem  Sünbniffe;  benn  ber  (Slaube 
fc^icn  in  Qfranfreid^  nur  mittels  ber  §ilfe  Spa- 
niens gerettet  toerben  )u  fönnen.  S^tgleid^  aber 
mar  Sij^uS  auf  bie  ßr^altung  beS  ^önigreid^eS 
unb  bie  ^Ibmel^r  einer  UniDerfalmonard^ie  bebod^t. 
dx  bel^ielt  fid^  barum  bie  oberfte  Seitung  beS  gelb- 
5ugeS  Dor  unb  {agte  ein  größeres  Kontingent  Don 
Gruppen  au,  als  boS  fpanifd^  fein  merbe.  2)a 


inbeffen  ber  ®ang  ber  S>tnge  ben  $Ian  ni^t 
red^tf ertigte^  Der(ie|  er  i)^  aQmalig  loi^,  um  jo 
me^r,  alS  er  baS  ^pfttl^m  in  eine  Döltige  9b> 
l^öngigfeit  Don  Spanien  p  bringen  bro^.  fik 
Sc^menfung  Derurfad^te  i](im  aber  eine  peinfii^ 
Sage.  3m  Sktican  fom  eS  )u  förmlid^  pofiti* 
fd^en  Sd^Ia^ten;  ber  fpanifd^e  Sotj^Ktfter  tet 
^IleS  auf,  um  ben  $apfi  5ur  (Erfüllung  feiner  3» 
fage  an^u^alten,  unb  forberte  ungeföumte  Scg* 
jenbung  beS  ^^v^oq^  Don  Sujcembinrg,  ber  ta  te 
legten  S^ii  in  9b)m  ftd^  eingefitnben  l^e,  um  für 
^einrid^  Don  92aDarra  gu  mirfen.  (Segen  legten, 
ber  bereits  Don  einem  gro^  Xf^ü  beS  ftaafjBifi^ 
fd^en  SlbelS  a(S  ffonig  anerfannt  xoat  unb  bcjjoi 
Sefel^rung  in  ^uSftd^t  ftanb,  Derlangte  ber  ^i» 
nier  neue  (Srnoningen  unb  bie  Sicommunicotioii 
ber  il^m  anl^genben  ffat^olüen;  er  molte  {ogm 
einen  öffentlid^n  ^roteft  gegen  baS  93ene)m 
beS  $apfteS  erlaffen.  3nbe|{en  erflarte  fi4  V4 
eine  Kongregation  Don  Sorbinolen,  bie  ab^iS^ 
nur  aus  SRitgliebem  ber  fpanifd^en  Partei  |» 
fammengefe^t  mürbe,  gegen  bie  fpanifd^  ^t^ 
rungen,  unb  alS  ^einrid^  Don  SloDorra  <m 
14.  möxi  1590  bei  3DrQ  einen  gro^n  Sieg  skr 
feine  ©egner  boDontrug,  mar  eS  no^  menigec  m 
gezeigt,  auf  fte  einjuge^n.  Spanien  ful^inbefjn 
mit  feinem  2)röngen  fort,  imb  fo  tarn  eS  a 
19.  3uli  gmar  }u  einem  SopituIationSenhomt 
Si^S  Dermeigerte  aber  feine  Xatificining,  ni 
bie  ßreigniffe  gaben  fd^Iie^id^  feiner  ^oÜia% 
Siedet,  menn  feine  nöd^ften  Ülad^folger  aui(  eim 
anbere  ^olitif  befolgten.  Sl^n  felbft  entrudle  te 
£ob  balb  metteren  Sd^mierigfeiten,  inbem  er  «■ 
27.  ^uguft  1590  ftarb,  möbrenb  eben  ein^cfHgrt 
©emitter  ftd^  über  Kom  entlub.  Sein  fSfyaOtt 
unb  feine  Xl^ten  maren  ganj  bagu  anget^  Ue 
Silbung  Don  gal^Ireidden  Sagen  über  i^  ^  mp 
anlaff en.  ®urd^  ©regorio  Seti  (Vita  di  Sisto  T, 
Losanna  1669)  mürbe  baS  folfd^e  Süb  ia  kie 
Siteratur  eingeführt  unb  burd^  mehrere  ^xf^fagM 
unb  Derfd^iebene  Ueberfe^ungen  feineSSBcrfeSttcit 
Derbreitet.  2)er  gfranciScaner  3:enipe{K  fu^te  ii 
feiner  panegprifd^en  Storia  della  vita  e  gestedi 
Sisto  V,  Borna  1755,  bie  äßal^rl^eit  ^lufMof. 
Sine  nod^  rid^tigere  S^id^nung  lieferte  Shmfe,  Sk 
römifd^en^äpftel,  6.  ?lup.,  Seipjig  1874, 285f.; 
II,  133  ff.  S)ie  befte  SRonogropl^ie  Deijofeli 
51.  greil^err  Don  §übner,  SijtuS  ber  gfun^ 
Seipjig  1871,  2  93be.  (guerfl  «ßariS  1870  fwf 
jöfifd^  erfd^ienen).  Memorie  autog^afe  di  pap 
Sisto  V.  Deröffcntlid^te  Sugnont  im  Arcfaino 
della  Societä  Romana  di  Storia  patria  V 
(1882),  1  sgg.  Sonft  Dgl.  nod^  Xeumont  (Sc 
fd^id^te  berStabtSRom  IH,  2,  g3ernnl870,575|; 
Srofd^,  ©efd^.  beS  ffird^enftaateS  I,  ©otl^  1880, 
266  ff. ;  Capranica,  Papa  Sisto,  storia  SA  a*- 
colo  XVI,  Milano  1884,  3  voll.    [D.  gfunt] 

|^tjrftt$  Don  Siena  0.  Pr.,  berühmter  StM- 
forfc^er,  mürbe  ju  Siena  1520  Don  lübifd^  6^ 
tent  geboren  unb  bis  sum  3üngIing8oIter  im 
SubaiSmuS  erlogen.    S)ann  conDertirtc  et  {ff 


ni 


Sfarga. 


886 


U|d^4nttfari^  «lA  trat  vMj/t  taiot  naäfinn  in 
Im  Odim  te  SHnbctbtfibec  eitt  ffiott  üerlegte 
IS  ^  mtt  B^Q^nn  Sifer  ouf  bofi  Stubium  bec 
\m¥^  »H^fl^Kiftni,  xooiti  «  (f.  feine  «uS- 
l^e  ift  bct  Bibliotheea  Banoto,  Colon.  Agripp. 
11526,  288)  «tnbtoffail  Cat^atinuS  (f.  b.  «tt) 
pn  Mm  tjottc  ^ontad^  \äfAxd  efl,  ia%  Siihifi 
IM  fciom  Oibcnfiobetn  na4  S^on  gefd^idt  toot* 
taiiMr,  »0  (Eat^arinuijid^  l^on  1584—1548 
flvtjkii  oiif^iUtt.  Sei  oflet  ®e(e^rfomfeit  unb 
HfigttMluii  uaäf  in  ber  geifBi^en  SBerebfomleit 
mfioMbt  M  SistnB  ober  in  ocrfd^iebcne,  fogar 
Itetif^c  asTtbfimet.  Obfii^  et  fle  balb  ab- 
tenpt«  fM  er  DoA  nad^  fuqer  Seit  öieber  in  bie 
OMk  tmäd  «10  nmrbe  oe^l^alb  Don  bet  tömi- 
itai  3ttqu]fttion,  ha  et  l^itndcflg  blieb,  )um 
{Senettobe  oenntl^.  S)et  Sominicanet  SRid^el 
<Mfi«&cri  (^idto  ißQ)>fl  $iu«  V.).  toeld^et  bomole 
^temlcDonninot  ber  rbmijd^  JnquifiHon  loat, 
bcoglf  f^Mf  aMiäf  ben  ^itdnädigen  Sinn  belS 
ficmitVittfii  vnb  eriongte  für  i^n  t)on  9ßa)>fl 
:J^aIiiil  IDL  SBegnobiotmg.  9hm  ober  eraAtte 
6i{tBl»  t»0  ftbendfiberbtttl  unb  niebetgebrfidt 
am  bcm  iBAcadm,  haitt  in  feinem  Orben  bod^ 
^  sd!  cbier  geioilfen  @d^anbe  bebedt  fein  mütbe, 
bie  (tagnoUgtmg  nid^t  anjune^men,  unb  nur  mit 
fUbc  bnmle  (SbiUini  i)^  umftimmen,  inbem  et 
9m  Mfd^Iitg,  mit  pöpi&xfyt  Srlaubni^  in  ben 
StoarimomecDri^en  ubetptreten.  3)ie|  gefd^b 
bm  auäf  ttntet  Sinttillimmg  äuliufi^  m.,  olfo 
frdlefleni  SnfongS  1556,  ba  SuIiuS  m.  im  aRörj 
btffet  3<4iit  ^atb.  3m  Srd>igerorben  jeid^ete 
^  &ita§  aus  bindd  taoellofen  Sebendmonbel 
si^  9Mi4ett  ber  Se^e,  tuk  burd^  feine  mac^t» 
tOm  ^p^igltta,  »eld^  in  oerfd^iebenen  Ißio« 
ompi3lnneiiSgn)|eSrfoIgeenteIten.  ®^idlieri 
Mienk  fi^  feinet  audb  trielfad^  in  @ad^en  bet 
|.  S.  fd^iote  et  il^  nad^  Ccemona, 
eiapfiplak  l^aretifd^er  unb  tolmubifd^er 
fittmtar^  nm  me  DetbetbUd^  SBä^et  )u  Der« 
mäßOL  «et  Mcfiet  ®elegen^t  fud^e  Sistu«  bie 
fit  bit  SBiffenfd^ft  nfi|Ii<^  SBud^er  )u  etl^Iten; 
ff  tfticte  an  2000  Sa^emplote  mtS  ben  f^dnben 
ler  fpcnifd^  €oIbaten.  9lad^bem  fein  Ißtotectot 
^apfl  geiDOtbcn  (1566),  Detb^entlid^te  Si^tud  gu 
Senäkig  1566  feine  gto^  BibUotheca  Sanota, 
Ht  er  fiiui  V*  mibmete.  9Hd^t  lan^e  mijif^,  im 
9. 1669«  Poib  crgu  (Bemrn  im  S)ominicmtetRofiet 
&  Hbrk  be  eafielo,  mo  et  mtd^  begraben 
tnobe;  ftoi  l»or  feinem  Zobe  berbrannte  er  feine 
BD^  sngebotAen  fBetfe,  fo  ba|  bie  Bibliotheea 
fSooeU  bof  eingige  unS  erl^Itene  ifL  Siefelbe 
bsnbelt  fat  a^  fdiättxn  mit  gto^  Srubition 
ite  Me  (eüigot  IBudtac  befWten  unb  beS  9leuen 
Xe(tamcnM,  beten  Qerfaflet,  Anlage,  &ptai^ 
■nb  OegntfUbibe;  femer  über  bie  berfd^iebenen 
Sgietyretuligniniey^ben,  über  bie  Sommentatoten 
Is  ^d^gm  G^rift,  angefangen  Dom  8.  So^r^ 
laiibcit  t.  Vft.  Md  ouf  feine  3(it;  fiber  ben€inn 
liaer  gn^cn  ftngoi^I  Xejte  auf  beioen  Xeftamenten. 
an  ka  betben  Ie|ien  IBfld^  bef|)rii^  Sistufi 


jammtlid^  t^dx^m,  bie  auf  bie  l^eUige  6d^rift  im 
Ulllgemeinen  ober  auf  befonbere  Sfld^er  unb  Xesftt 
Sejug  l^en,  totberlegt  biefelben  fotto^I  au8  ber 
Sqrtft  nrie  burd^  bie  Auslegungen  ber  l^eiligen 
SSdter.  S)a8  großartige  SBerl  erntete  jal^Iretd^ 
Sobftnrttd^e  unb  mürbe  für  bie  nad^bmmenben 
Sibelforfd^er  eine  ergiebige  Sfunbgrube ;  efi  erlebte 
htifyäb  Diele  Auflagen,  u.  a.  brei  )u  ffdbt  (1576. 
1586. 1626),  eine  )u  fUtoptl  (1742),  mit  friU- 
fd^  unb  tl^Iogtfdfren  Snmeriungen  Don  P.  9Ri" 
lanteO.Pr.  Unter  ben  Demid^etenSSerfenbefanben 
ftd^  nad^  @istu8'  eigener  Angabe  (Bibliotheea 
878)  eine  Sd^rift  De  usu  Concordantiamm; 
Quaestiones  astronomicae  in  Tarios  Scrip- 
turae  looos;  Quaestiones  geographioae  in  Ta- 
rios Scriptorae  locos;  Quaestiones  phjsieae 
in  varios  Scripturae  looos;  Problematioae 
Epistolae  in  Yarios  Scripturae  looos ;  Sophias 
Monotessaron  seu  ex  quatnor  libris  Sapientia- 
libus  ProTerbiorum,  Ecolesiastae,  Sapientiae 
et  EcclesiaBtioi  liber  unus  Sapientiae.  (SBgL 
Quetif-Eohard,  Scriptt.  Ord.  Praed.  ü, 
206;  ftaulen,  (Einleitung,  4.  Aufl.,  gfreibutg 
1898,  9  f.)  [Anbr.  ©djmtit  0.  Pr.] 

$ftatga,  $eter,  S.  J.,  nä^ft  C)ortuS  (f.  b. 
Art.)  ber  l^onageubpe  latl^oltf^  ^Reformator 
^olenS,  megen  feiner  9ereb|amleit  au(^  ber  „poU 
nifd^e  Sl^rqfoftomufi''  genannt,  fyxt  in  ber  3^ 
nad^  bem  (Eondl  Don  Xrient  j|ur  93eföm))fung  ber 
bdrefte  unb  beS  @d^ifimad  unb  )ur  SBieber» 
belebung  beS  ffatl^oIiciSmuS  in  $oIen  in  l^etDot^ 
ragenber  SBeife  burd^  SEBort  unb  Sd^rift  unb  burd^ 
fein  ]^Iigmä|ige9  Seben  beigetragen.  (Sx  tomrbe 
1586  ju  ®roiec,  einem  6tabtd^en  in  SRafoDien, 
in  ber  frfil^em  Sibcefe  $ofen,  geboren  unb  mar 
Don  bfirgerlid^er  ^erhmft ;  erft  fein  Sruber  gfron} 
erl^ielt  Dom  ff5nig  SigiSmunb  IIL  baS  Abett« 
bi^Iom  mit  bem  Beinamen  ^om^ffi  (Przegl%d 
Powsseohnj,  Krakow  1892»  187  sqq.).  S)ie 
Sttem  Derlor  er  frfibjeitig ;  bie  SRutter  fiarb  1544, 
ber  Sater  1548.  92ad^  ber  (SQmnafialbUbung  im 
6eimat8orie  be^og  er  im  3. 1552  bie  Afabemie 
fftafau  unb  kourbe  bort  jmei  Saläre  fpSter  gum 
BacoalareuB  artium  {iromoDirt  £ie  ^od^ 
ad^tung,  meld^  er  ftetfi  ber  ihofauer  UniD^ät 
betoal^rte,  bringt  er  in  ber  Vita  beati  Cantü 
(AA.  BS.  BoU.  Oct.  ym,  1044)  )um  AuSbrud. 
9lad^bem  er  )mei  ^afjitt  (1555—1557)  bie  €d^ 
in  SBarf  d^  geleitet  ^e,  etmfi^Ile  il^  bet  ))0lni{d^ 
€enatot  unb  SajleOan  XfQ^fiffi  Don  ihatau  }um 
ergießt  feine«  diteften  So^ne«.  (Et  blieb  btei 
3a|re  am  f^ofe  beS  (EofteOanS  unb  begleitete  batouf 
feinen  S^gting  nad^  SBien,  mo  er  gmei  3a]^  Det» 
meilte.  Att  er  bann  nad^  $oIen  gurüdtf^l^,  na^ 
fid^  feiner  befonbetS  ber  (Srgbif d^of  Xarto  Don  Sem» 
berg,  ber  feine  Salente  unb  reinen  €itten  tannte,. 
liebeDoU  an,  beßimmte  il^n  jur  SBabI  befi  geifi^ 
lid^en  @tanbe9,  ertbeilte  il^  1568  bie  @ubbia- 
conatS«,  1564  bie  S)iaconat8-  unb  ^reSb^teraifl- 
meibe  unb  ernannte  il^  jum  S)om))tebiget  an  bet 
(Eatl^btole  in  Sembetg.  Salb  batauf  etl^elt  et  Dom 

18 


©ta^ 


887 

Crjbtfd^of  ein  KQnonicot  tmb  Don  ^elmm  ©Ott* 
tier  Secs^fiffi  ble  nntraglid^c  Pfarrei  tnÄo^t^ti; 
mtf  le^tere  Derst^tete  er  inbe|i  nad^  hti^cr  3^^^^ 
um  ft^  gan)  unb  ungetl^eiU  feinen  ^mtöpfli^ten 
in  Semberg  gu  toti^^m.  Sr  l^atte  fd^on  bomals  al8 
^rebtger  einen  großen  9iuf^  fo  ba|  aud^  SLnberd- 
däubige  feine  ^rebigten  befud^ten  unb  Diele  ftd^ 
Meierten.  SSefonberS  ift  gu  vttDäfyim  bie  SBe* 
lel^rung  ber  gfrau  bed  SBoiemoben  Sieniotoffi,  fta- 
t^orina,  Xod^ter  beS  gfltften  SRobgimU:},  tmb  beS 
(Srofen  Sol^ann  Xomohiffi,  in  beffen  ^aufe  er  fld^ 
bod  gonge  ^ofyc  1567  aufl^ielt  um  il^n  gegen  Die 
iDeiteren  Sinftüffe  ber  ^dretif er  gu  fd^fl^ ,  i^n 
auf  einen  guten  Sob  Dorgubereiten  unb  gugleid^ 
bie  gange  f^amilie  im  fatl^olifd^en  ©lauben  unb 
Seben  gu  bef eftigen.  9{ad^  bem  Slobe  Xamotoffi^ 
beffen  gfrau  ©opl^ia  auf  Slnregung  unb  burd^ 
ajermittlung  eforga'S  im  3. 1572  baS  Sefuiten« 
coDeg  in  Saroflah)  grünbete,  leierte  er  nad^  Sem- 
6erg  gurfid,  aber  nur  ouf  fiirge  3eit.  3m  3. 1568 
entfd^Io^  er  fid^,  in  ben  3efuitenorben  eingutreten, 
ber  bamolS  in  Ißoten  gttiei  92teberlaffungen  l^atte : 
3u  SraunSberg  in  ber  Z)iBcefe  Srmlanb  (1565 
Dom  Sorbinal  ^ofluS  gegrfinbet)  unb  gu  ^ultufl 
in  ber  S)i5ceJ[e  ^ocl  (Dom  IBifd^of  9toffotDfK  1566 
aegriinbet.  Vluf  ber  Steife  nad^  SRom,  )do  er  in 
Das  9ioDiciat  eintreten  toollte,  führte  er  ben  ^etmon 
unb  SßoietDoben  Don  ^obolien,  9RieIech,  Dom 
SolDinidmud  unb  feine  gfrau  SUfabetl^  Dom  Suben» 
tl^um  in  ben  @d^o|  ber  fatl^olifd^en  IKrd^e; 
le^tere,  eine  £od^ter  beS  befonnten  tJflrften  SVico« 
lauS  9labgimi}},  bed  einffu^reid^en  Sefd^ü^  ber 
<SalD{ner  in  fiitauen,  toor  Dom  CatDiniSmuS  gur 
€ecte  ber  Socintaner  unb  gule^t  gum  3ubent]^m 
fibergetreten.  3nt  Sanuar  1569  traf  Sfarga  in 
9lom  ein,  würbe  Dom  ®eneral  ber  S^fuiten,  bem 
^l.  gfrong  Sorjia  (f.  b.  9rt.),  in  ben  Orben  auf* 
genommen  unb  begann  am  2.  t^ebniar  fein  9{o- 
Diciat  in  ben  9Rauem  Don  San  ^nbrea  auf  bem 
Cuirinal,  mo  fein  fianbSmann,  ber  1^1.  @taniStauS 
Sto^ita,  ein  l^cJbed  ^af^x  Dorl^er  fein  engelgleid^eS 
£eben  befd^Ioffen  l^atte.  3)er  Stector  unb  SSeult« 
Dater  Sfarga^S  mar  $ebro  be  Stibabeneira  (f. 
b.  3rt.),  ber  gu  ben  erften  ©dualem  unb  ®enoffen 
bee  1^1.  SgnatiuS  gel^drte.  @d^on  nad^  einiöl^rigem 
9toDiaat  mürbe  er  gu  ben  t^eologifd^en  @tubien 
jugelaffen  unb  am  0.  a))nl  1570  Don  gSiuS  Y. 
3um  @ro|p5nitentiar  an  ber  ^eterSfird^e  befon« 
berS  ffir  bie  polnifd^en  $5nitenten  ernannt.  3m 
3.  1571  fanbte  il^n  ber  l^L  gfrang  SBoria  m^ 
$oIen  gurädt,  mo  unter  bem  unbeftänbigen  ftönige 
©igiömunb  IL  «uguft  (1548—1572)  bie  t)ro- 
teftantifd^en  Secten  einen  bebeutenben^nl^ngge- 
funben  litten  (f.  b.  «rt.  ®ifpbenten  IH,  1867  f.). 
Suerft  mar  ©!arga  in  ^ultuf!  unb  feit  1573  in 
J)em  Dom  Sifd^of  ^ßrotafgemiq  1569  gegrünbeten 
SefuitcncoSeg  gu  SBilna,  ber  lpau))tftabt  SitauenS, 
i^uptfäd^lid^  als  ^rebiger  tbäiig.  3ugleid^  mieber- 
l^olte  er  genauer  bie  fd^olaftifd^e  Sl^eologie  unb 
legte  im  3. 1575  als  ^rofe|  bie  Dier  ©elübbe  ab. 
3n  Sitauen  mar  ed  mit  bem  ffatl^oIicidmuS  l^d^ft 


fia. 


888 


traurig  BefieDt.  3)er€alDini8mu8unbba8€d^iSma 
tDaren  im  Sanbe  Dorl^errfd^enb ;  babei  befionb  unter 
bem  fßoVlt,  baS  nod^  an  mand^en  Orten  bem 
©ö^enbienfte  ergeben  mar,  eine  gro^e  Unwiffen* 
^eit  in  religiöfen  unb  profanen  Singen.  S)a  er* 
öffnete  fid^  ben  3efuiten  ein  meiteS  ^  für  i^re 
apofiolifd^e  SBiitfamfeit  (Serabe  in  fiitauen  iat 
ber  Orben  für  bie  JTird^e  3efu  (S^rifti  unb  für  bie 
SiDilifation  beS  Sanbe§  in  »enigen  So^ne^nten 
®ro^e8  geleifiet;  an  benSSerbienftenbedfelbenl^at 
M  Starga  bur^  feine  mebriäl^rige  Xbätigleit  in 
iütauen  einen  mefentlid^en  SLntl^eil  ermorben  (Za- 
tcski  8.  J.y  Czj  Jezuioi  zgubili  Polskf ,  Kra» 
köw  1888,  298  sqq.).  Seine  fßrebigten,  ouf 
bie  er  fid^  forgfältig  burd^  Stubium,  befonber§ 
burd^  Sedüre  ber  |eiligen  Sd^rift,  unter  ®e» 
bet  unb  SBerfen  ber  Sbtöbtung  Dorbereitete^ 
gogen  aud^  Diele  VnberSgtüubige  axu  Unter 
ben  gal^Irei^en  IBefel^rungen,  meldte  biefelben  Der« 
anla|ten,  fei  ^ier  befonberS  bie  3uräd(fü^ng 
ber  Dier  Sdl^ne  bed  oben  ermdl^ten  Sffirfien 
!RicoIau8  KabgimiH  in  ben  &ä)o^  ber  JKrd^e  er« 
mäbnt.  3)aburd^  mürbe  bie  eine  Sinie  beS  reid^ 
begüterten  unb  möd^tigen  3fürftengefd^Ied^te§,  bie 
fiinie  0}Qcfo-9tieämie^a,  bem  magren  Glauben 
miebergemonnen ,  mäbrenb  bie  onbere  Sinie,  bie 
Sinie  IBirgaAffa,  im  SalDtniSmuS  Derblieb.  2)er 
filtefte  Don  ben  Dier  befel^rten  Sonnen,  9lieoIatt9 
Sl^riftopl^orue,  mit  bem  Seinamen  Sierotta,  Der» 
manbte  gro^e  Summen  gum  Auflauf  unb  lut 
SBemid^tung  l^retifd^er  Sqriften,  befonberS  ber 
Don  feinem  Siater  1563  gu  Sttft  l^eroudgegebenen 
99ibelüberfe|ung ;  im  3-  1584  grflnbete  et  eine 
9lieberlaffung  ber  Sefuiten  in  9lie6iDieik.  ^er 
gmeite  Sol^n  ®eorg  ermöl^Ite  ben  geifUid^en 
Staub,  mürbe  1579  SBifd^of  Don  äBUna,  Car- 
binal  unb  1591  SBifd^of  Don  jhafau.  9(ud^  911« 
bert,  SRarfd^aS  Don  Sitauen,  unb  StaniStauS« 
Staroft  Don  Samogitien,  maren  eifrige  SMi^Om 
lilen.  Stn  3- 1574  mürbe  Sfarga  für  Dier  Soibte 
Sicerector  beS  (SoSegd  in  SBilna,  ba  ber  Dortreff« 
lid^e  9teäor  SBorfgemicfl  im  Suftcage  beS  ^fte§ 
®regor  XIII.  nad^  Sd^meben  ging,  um  bort  bie 
3ntereffen  ber  latl^olifd^en  Jhrd^e  ma^rgunel^mcn» 
3m  3- 1579  marb  Sfargo  für  einige  S^it  aud^ 
bad  %[mt  beS  S3ice))roDingiatt  übertragen.  S)er 
ta))fere  unb  eble  ffönig  Stepl^an  Satbot^  (1576 
bis  1586;  f.  m,  1859  f.),  meld^er  1678  bie 
oud^  Don  ^äretilem  unb  Sd^iSmatilem  befud^te 
3efuitenf^ule  in  Sßilna  gur  9(fabemie  erboben 
^tte,  grünbete  in  bem  Don  i^m  eroberten  ^• 
locf  in  SBriBruglanb  1580  ein  neues  3efuiten- 
coKeg ;  Sfarga  mürbe  ber  erfte  SRector.  918  im  Sl. 
1582  ber  me^qö^rige  ffrieg  mit  Übt^Ionb  burd^ 
einen  ^rieben  beenbigt  mürbe,  infolge  beffen  Siü» 
lanb  unb  SBei|rugIanb  an  $oIen  gurudCfielen«. 
fud^te  ber  ffönig  in  ben  miebergemonnenen  Sön- 
bem  ben  latbolifd^  (Stauben  mieber^ergufteQeiu 
Sr  lam  felbft,  unter  Snberen  aud^  Don  Sfarga 
begleitet,  nad^  SiDlanb  unb  übergab  in  Xiga  baS 
ftlofter  unb  bie  ^d^e  be9  I^L  SacobuS  ben  Sefuiten 


S89 


Sfargo. 


890 


» iW«B.  She  «wri^tung  beS  Stto^M  liefe 

lli^y^t  QiiQdeaen  fein,  inbem  er  mel&rere 

tmovronm  auft  ^ounSberg  unb  cmberen 

5W»  Jw^.   *u^  ©etmanifer  eilten  IJetbel 

\\.  8,  80^  WA  ^ti)te,  Ouobranttmi»  aus 

Sc-Stoniacb  Itt  SBcftptcttfien,  Ärane  ouS  SWün- 

ct).»m  Ol  bm  mäl^oQen,  ober  fegenSteid^en 

Mcücn  fttt  bie  €o(!^e  3efu  Cl^rifti  tl^ettjunel^men 

iätti4yttbcr,  i&t\S^  beS  CoUeg.  German.  Hmi- 

gmL  t  Sftftbtttg  1895, 821).  SBotlftorQ  ernannte 

in  Gtott^et  Hon  SiDlonb  ben  oben  ertodl^ten 

iitdft^  hon  IBibuk,  ®eorg  Stobaitoitt,  ber  auf 

tiacft  Steifen  Imrd^  bad  £anb  meifl  Sforga  0I8 

Segleito  rnttno^ ;  mit  (Senel^migung  befi  !ßQ))fted 

«ceaot  Xm,  crrid^tete  ber  ftfinig  im  3*  1582 

V  teA  Sonb,  tn  mU^m  gur  Seit  ber  fogen.  9ie- 

Hcsatlon  Ue  Cot^Iif^e  ^ieror^ie  mit  bem  6r)* 

Mätam  SKga  (f.  b.  tri)  unb  oier  Sist^ümem 

TEJeiyaüagen  toor,  boS  SBiSt^um  Siülanb  mit  bem 

««tHtefiftt  m  ber  Stobt  SBenben.  3)ie  fat^olifd^e 

fftr4e  tecitete  fi4  in  (nrger  3rtt  —  S)onf  ben 

cnngcB  Semul^ungen  be§  Stattl^alterS,  ber  Se« 

ladrn  unb  ber  (ecbeigefommenen  SBeltprießer  — 

m  floBBbc  oitSw  3m  3. 1588  ermitlte  Sforga  Dom 

ftonge  nodf  bie  (Briinbung  beS  3efuitencouegS  in 

SffpoL  Selber  gemann  ber  ^roteßontidmuS  im 

£nbe  mä  ^ilfe  ber  Sd^meben  om  anfange  beS 

17.  Stt^rbimhcrti  »ieber  bie  Ober^b.   Xro^ 

bs  anqepungtm  o^oftolifd^  Zl^otigfeit  in  2i« 

tnni  wib  Siolonb  fonb  €farga  nod^  3cit  gur 

nMfnu  mehrerer  €^riften,  um  ben  lot^o« 

Bim,  waobm   gegen  bie  ^örefie   unb  boS 

e^iigio  }u  ncrt^igen  unb  unter  ben  ffot^O" 

bta  fdbfl  boi  teRgi^fe  Seben  3U  förbem.  (Segen 

SsbrmS   Solanui   (geß.   1610),   haereticae 

füo  Ziringlio-CalviiUBtanim  in  Lituania 

arriiüniHiaücm»  f<i^rieb  er  im  3^  1576  fein 

Pro  saeraÜBsima  encharistia  eontra 

Zwingltanam ,  unb  auf  bie  Segen« 

ilnS  biifelbai  anttoortete  er  im  3- 1582  mit  ber 

S^xifl  Artas  dnodedm  Saoramentariorum; 

cn  Intag  mtil  Mben  in  polrA]^x  Sprad^e  ift 

He  SäMt  8iadm  filaröw,  Wilna  1582.  3m  3- 

1577  ofAicn  fefai  SBert  O  jedno^ci  Eo6cioJa 

BftiǤo  (OAa  bie  (Ein)^  ber  ftird^e),  in  loeld^em 

c  bis  Stot^BKiibigeett  berSinl^  be«  (glaubend 

wi  ber  rdiitif4i«rai^K|4en  IKrd^  nad^meiSt  unb 

Ml  Sst^cnen  |iir  fBeremigung  mit  bem  a|)ofloIi- 

ib«  Stahlt  ouffotbert  Sbrga  1^  juerft  ben 

«cbonfai  ba  Uidon,  bie  fiii^  1596  au  Sreft  (am 

tfoq)  ooliog,  angetegt  SaS  9ud^  mar  bem  fd^iS- 

Bo^^  gdrflcn  CDfbogftt  bebidrt,  ber  einen  jel^r 

poien  €tnflu|  ficfo^  (^piatron  oon  etma  taufenb 

ibo^m)  vnb  anfanoB  freunblid^,  f)9&ter  ober  burd^- 

o»  feinbli^  bex  unton  gegenäberjianb  (^elefg, 

Sefd^  ber  Utdim  ber  tut^nifd^  icird^e  I,  SBien 

169)1, 512).  S)tt  @4rift  Storga'S  mad^te  einen 

ysoUigm  Cinbrud :  ba  fie  aber  oon  reid^n 

^^fluttfcm  ottf^rlottfl  unb  oerbrannt  mürbe, 

B  ixcB  et  im  S.  1590  eine  neue  9u|bge  erfd^einen, 

sd4e  bc»  ftatD8(@tei9munbIILaBafa  (1587  bis 


1682)  gemibmet  toar.  SSielen  Segen  1^  bid  auf  un- 
tere Reiten  baS  mit  J^omerifd^er  (Einfad^l^eit  unb  Sn- 
fd^aulid^leit,  aber  gugleid^  mit  mal^r^aft  d^rifUid^er 
€albung  gefd^riebene  99ud^  iywoty  Bwi^tych 
(2eben  ber  ©eiligen)  gejHftet,  baS  juerft  1579,  bei 
feinen  Sebjeiten  über|au))t  in  9  9uf (agen  unb  au' 
lejt  im  3. 1882  in  24.  Auflage  erjdjienen  ijL  3m 
3. 1584  marb  @!arga  in  einen  neuen  SBirlungS« 
freid  t)erfe^t,  inbem  er  als  @u))erior  mit  ber  Sei» 
tung  ber  3efuitenrefU)ena  ad  S.  Barbaram  in 
ftrolau  betraut  mürbe.  $on  ben  milben  (Saben, 
bie  il^  reid^Iid^  aufloffen,  renoüirte  er  bie  JKrd^e 
unb  errid^tete  bad  92ot}iciat  ad  S.  Stephanum. 
S)abei  mar  er  unermüblid^  im  SBei(^t{fai](|(,  auf  ber 
ffanael  unb  im  Qefudb  ber  Jhanfen  unb  (be- 
fangenen tl^fttig.  S)urd9  feine  $rebigten  gemann 
er  aud^  l^ier  eine  Slnaa^I  b^onagenber  ge- 
nfer, a-  93.  ben  cabinifd^en  !ßrebiger  fto))id^,  ben 
(Eafteflan  2)ul{fi,  ben  Sutberaner  (Smjt  SQBeQber, 
ber  f))dter  SBoiemobe  bed  SuImerlanbeS  mar,  ben 
(8ro|fanaIer  oon  Sitauen,  Seo  Sapieba.  ?{ud^ 
ber  Sefuit  SandduS  (l:^ caQcfi),  bcx  Suctor  oor« 
aüglid^er  aScetifd^er  Sd^riften,  oetbanit  ibm  bie 
SSelebrung  00m  (^IbiniSmud.  SefonberS  finb  bie 
oon  @Iarga  iu  Jhafau  in'8  Seben  gerufenen  3n« 
ftitute  ber  d^nftlid^en  (Sl^ritaS  a^  erm&bnen,  bie 
bis  l^te  mit  reid^en  gfonbd  in  f egenSreid^er  SBirf- 
famfeit  fortbefiel^n.  Suerft  gränbete  er  im  3- 1584 
oaS  Bractwo  Mitosierdaa  (SBruberfd^  ber 
99arm]^er|igleit),  meldte  bie  Unterp^ung  ber  oer- 
fd^ftmten  ^rmen  unb  ffranlen  aum  Stotät  l^tte 
unb  aud^  balb  in  atü)eren  Stöbten  bed  Steid^eS 
eingeführt  mürbe.  (Sroerfa^tefürbiefelbeClzTtania 
((Seiftlid^e  Sefungen).  2)aran  fd^Io|  ftd^  bie  (Sr- 
rid^tung  bed  Buik  poboiny  (Mona  pietatia), 
um  ben  SBebfirftigen  unentgelttid^  gegen  ein  $fanb 
(Selb  au  teilten,  unb  ber  Skrzynka  6w.  Mikotaja 
(Area  S.  Nicolai),  meldte  nad^  bem  SBorbübe  ber 
oom  (Earbinal  Xurrecremata  im  3- 1^60  au  Stom 
errid^teten  Sereinigung  au  Sl^ren  ber  Annunt 
B.  M.  y.  beftimmt  mar,  bie  £5d^ter  ebrbarer^ 
aber  oerarmter  gfamilien  mit  einer  angemeffenen 
aRitgift  auSaujtatten.  SRagnaten  unb  ^rölaten 
fteuerten  reidglid^  au  ben  genannten  SBobßb^g« 
leitSamedlen  bei.  —  3ubet{en  l^tte  (Sott  fdnen 
S)iener  nod^  au  C)5l^erem  beftimmt.  3m  3*  1588 
erma^Ite  ber  21|dl^nge  {unge  ffönig  @igiS« 
munb  m  ben  52j[ö]^rigen  @Iarga,  ben  gereiften 
a))o{bIif d^en  9Rann,  au  feinem  ©o^rebiger  —  ge» 
mi|  eine  gute  SEBabl.  Sr  Oermaltete  biefeS  mid^tige 
unb  oerontmortungSDoOe  Xmt  24  ^a^t  bis  fm^ 
Oor  feinem  3i>be  im  3. 1612.  Ol^ne  @d^meid^elei, 
bie  ibm  burd^S  fem  mar,  oerlfinbete  er  mit  Xact 
unb  SEBärbe,  aber  augldd^  mit  a))ofbIifd^em  gfrd« 
mutige  bie  d^ftlid^en  SBc^rl^eiten  unb  (Srunbfö|e 
oor  bem  ff  önige  unb  oor  ben  (Sro^en  bed  Sleid^ed. 
2)en  ftönig  ermabnte  er,  bie  greibeiten  unb  Siedete 
bed  Sanbed  au  ad^ten ;  bie  Sldd^dftönbe  mamte  er 
mieberbolt  unb  dnbringlid^  oor  einer  aägellofen 
ftrdbeit,  meldte  bie  SRod^t  unb  bad  Slnfelen  bed 
mnigd  untergrabe  unb  ben  9luin  bed  Saterlanbed 

13* 


891  @^^ 

l^erbelffi^müfete.  a»ieIcttic«,becOrben8-unb' 
lungert  3eÜ0cnone  Stego'»,  ^d^rdW  in  feinem 
mertl^DoIIni  Historicmn  Diarimn  domus  pro- 
fessae  S.  J.  ad  S.  Barbaram  Cracoviae  ab 
a.  1579  ufiqae  ad  a.  1689  (bid  ie^t  8  IBbe.,  ebtrt 
Stxaha  1881, 1885, 1889),  ffit  »eld^e  er  nod^  bo8 
ingteifd^en  tiertoren  gegangene  Xogebud^  @farga'8 
benu|en  bnnte,  über  bie  Xl^tigleÜ  bed  ledern 
Ott  ^ofprebiger  alfo:  Regfs  juyentutem  ita 
dirigebaty  ut  nullus  nnquam  rumor  mall 
exempli  yel  apud  subditos  vel  apud  extemos 
auditus  faerit.  Imbuebat  cor  Begis  mazimo 
fidei  amore.  Decem  et  ooto  Generalia  Begni 
Comitia,  quae  ipeemet  in  sno  Diario  annota- 
Tit,  Concionibus  suis  instraebai,  oontra  hae- 
reaes,  schiBinata,  leges  impias,  MaehiaTelli- 
stagy  contra  promoventes  impiam  cum  haere- 
tiois  Confoederationem,  contra  oppreasionem 
panpenim,  contra  peculatum  ac  infinitaBegii 
fisoi  et  Beipublicae  furta  ferventer  et  effica* 

eiter  invehebatur  maximo  fructu Prudenti 

übertäte  magnoa  in  Bepublica  vires  saepe  re- 
prehendebat  (m,  78.  80).  @farga  tttoitd  ber 
iKrd^e  unb  bem  Saterlanbe  in  feiner  neuen  @tel» 
lung  gro^e  Dienfte.  VÜ  @igi3munb  bei  ber  3u- 
fammenfunft  mit  feinem  SBater,  bem  Könige  3o- 
l^n  t)on  6d^n»ben,  )u  SteDol  im  3. 1589  ben 
Sntfd^Iu^  fa^te,  nad^  Sd^meben  )urfi(l)ule]^ 
unb  $oIen  bem  öflerreid^ifd^en  Sr}]^og  Smft 
ju  fiberlaffen,  brod^te  il^  ]^u))tfftd^liq  Sfargo 
k)on  feinem  iBorl^ben  ob  unb  beual^rte  fo  fein 
SktterlanbeDorneuenStumuItenunbSedDimmgen. 
Obgteid^  er  fid^  nid^t  in  bie  rein  meltlid^  tln- 
gelegen^eiten  einmifd^te  unb  bie  Stenenjöger, 
loeld^  i^  um  feine  IBermittluna  bei  ^ofe  an« 
f)>rad^n,  prfldtoied,  fo  mad^te  er  ooc^  ba,  mo  bo8 
äntereffe  oer  Sleligion  in  grage  ^anb,  feinen  (Sin- 
flu|  beim  Ifönige  geltenb.  (Er  Dert^cibigte  unb 
fd^u|te  baS  lat^olifdde  Sanbüolf  gegen  bie  religiöfe 
SBergettioItigung  feitenS  ber  l^retifd^en  ÜRagnoten 
(Reinen  ff önige,  krölikowie),  bie  fid^  freili(|  l^ier- 
bei  auf  bie  Sonföberation  (ben  SleligionSfrieben) 
Don  SBarfd^ou  (1578 ;  f.  m,  1858  f.)  mit  i^rem 
temerflid^en  ®runbfa|i'  Cujus  regio,  illins  re- 
ligio berufm  lonnten.  ^iefe  &)nf öberation,  meld^ 
gegen  ben  SBiUen  ber  polnif  d^  SBif  d^bf  e  )u  Staube 
getommen  mar,  beföm^fte  @Iarga  in  mebreren 
6d^riften(Proce8  nakonfederacy^;  üpomina- 
nie  do  ewanieliköw ;  Dyskurs  na  konfede- 
rac7%).  S)en  ffat^olüen,  meldte  im  Senate  unb 
ben  mid^tigflen  Remtern  Dielfod^  jurüdfgebröngt 
ttaren,  fud^te  er  teieber  einen  grb^em  Sinflu|  im 
fiffentlid^en  fieben  gu  Derfd^affen.  Petras  Skarga 
omnes  intendit  neryos,  ut  in  posterum  hae- 
retiei  Proceres  non  ita  freqnenter  ad  munera 
publica  promoverentur,  maxime  oiun  non 
deessent  Gatbolid  aeque  idonei  vel  etiam 
frequenter  magis  idonei.  Nee  irritus  ejus  oo- 
natus  fiiit  (Wielewicki  1.  c.  78).  SQBeim  nun 
aud^  SigiSmunb  UL  caeteris  paribus  bie  ffa« 
tbolüen  beDor^ugte,  fo  vergab  er  oud^  meiterl^n 


So. 


892 


U)ä^renb  feiner  gonjen  9legierung  an  bie  Stffi- 
benten  einflu^rriqe  Stellungen  in  großer  3<4I.  — 
2)ie  SEBieberuereinigung  ber  Shitl^enen  mit  ber  !a« 
tl^oHfd^en  JHrd^e  lag  @!arga  ganj  befonberft  am 
^i^en,  unb  er  mufte  oud^  ben  ffdnig  für  biek 
3bee  }u  geminnen.  9Id  enblid^  fein  SBunf^  fiq 
reolifnren  foQte  unb  bie  @Qnobe  }u  9reft  Dom 
.6.-10.  October  1596  ftattfonb,  na^m  oud^  er 
baran  X^eil  unb  ](fielt  beim  S)anfgottedbienfie  bie 
Sd^Iu^prebigt  Aber  bie  Stnbeit  ber  ftird^e  unb  bie 
SBoblt)^  ber  DoSjogenen  Union.  Son  @fargo, 
meld^er  „um  baft  3uftanbefommen  ber  Union  bie 
meiften  IBerbienfte  l^e"  ($elef)  a.  a.  0. 1, 551), 
l^oben  mir  aud^  bie  erfte  Sd^rift  über  bie  Union 
}u  Sreft  (Synod  Brzeski,  Krakow  1597). 
@egen  bofi  ßnbe  feined  Sebend  trat  er  nod^  ein- 
mal als  fßertbeibiger  ber  Union  gegen  ben  Sd^ifi« 
matiler  ÜRdetiuS  SmotqufH  auf,  ber  unter  bem 
9lamen  Xfjjtop^il  Ort^olog  in  jd^öner  Sprad^ 
unb  mit  binrei^enber  Serebfamnit  im  3. 1610 
feine  Dielgelefene  Sd^rift  Bp^voc  ober  Lament 
gegen  bie  Union  beraudgcgeben  l^tte.  Sfarga  oer» 
5ffentlid|te  gegen  ^  in  bemfelben  3a^re  fein 
Sud^  Na  Threny  i  Lament  Theophila  Ortho- 
loga,  do  Bus!  greckiego  Naboftehstwa  Ptze- 
stroga  (Contra  Thraenos  et  Lamentationes 
Theophili  Orthologi,  ad  Bothenos  Oraeeae 
religionis  cautela).  Ser  begabte  unb  rü^g^ 
Smotrg^fli,  melier  bei  ber  SBiebeterrid^mg  ha 
fc^iSmaKjd^en  ^ierard^ie  unter  ben  9httb<nen  burd^ 
ben  $atriard^  iJ^pfym^  oon  Jerufalem  im  3. 
1620  §um  fd^Smatifd^  (Srgbifd^of  Don  ißolocfge» 
meibt  mürbe,  Derfd^ulbete  l^ufitf^d^ü^  burd^  feine 
99ranbfd(friften  bie  Srmorbung  beS  ffi  3ofap](|at 
ffunjemitfd^  (f.  b.  9lrt.)^  bed  unirten  6r}bif  d^fd  oon 
$o}ocI,  im  3. 1623 ;  inbeffen  beM^rte  er  |i(^  nod^ 
l$er,  oertl^eibigte  in  mehreren  Sd^riften  bte  Union 
unb  ftarb  im  Sd^o^e  ber  römifcb-totboUfd^ett 
JHrd^  1638  (Likowski,  ünia  Brzedca,  Poznaii 
1896,  286.  853.  888  sqq.).    SBie  befanni, 
batten  bie  Socinianer  (aud^  91rioner  genannt)  eine 
Suflud^tSftötte  in  $olen  gefunben.  Shrga  6e- 
fampfte  biefe  bj^ten  Sludtäufer  ber  neuen  5drefte 
mit  aDer  Sntfd^iebenbeit.  (Er  begann  ben  mvnp^ 
mU  einer  $rebigt  am  gfefte  SS.  Trinitatis  1604 
in  ftrotau.    3n  bemfelben  gabre  erfd^ien  feine 
Sd^rift   Zawstjdzenie   Aiyanöw   (CbnfkiBio 
Arianonim),  aldbann   im   %  1608  Wtore 
Zawstydzenie  Aryanöw  (Oonfusio  seounda 
Arianonun)  unb  enbKc^  im  3. 1612  Mesjasz 
ncvirych  Aryanöw  (Messias  novorum  Aria- 
norum).  SDie  bie  innige  Siebe  gur  mabren  JNrd^ 
3eftt  (Efydfd  Sfarga  antrieb,  in  gablreid^n 
Sd^riften  §u  il^rer  SBertbeibigung  gegen  bie  6dtefte 
unb  gegen  bafi  Sd^idma  in  bie  Sd^ianien  )u 
treten,  fo  beftimmte  ibn  bie  treue  flnbänglici^feit 
an  bie  ^efeUfd^aft  3efu,  in  »eldder  er  fein  ma^ircS 
Sebendglüdt  gefunben  l^e,  bie  Eingriffe  unb  93er» 
leumbungen,  meldten  bie  3e{uiten  f^n  frübaetttg, 
mie  in  anberen  Sänbem,  fo  au^  in  ^len  oud« 
gefe|t  maren,  in  mehreren  Sd^riften  )urü((}utDeifett. 


S9S 


€Iarga. 


894 


Ce^  bm  ^j^xger  3)aniel  Stcamtt  fat  Stettin, 
mäfa  in  Slif^Mtung  einer  ^rebigt  Sforga'd 
jß  mtm  1601  bte  ^nüm  in  einet  bieloetbtei- 
S^ctft  (cftig  angegriffen  l^atte  (Si  Jesuitam 
omnia  Tiüa  dixerifl),  ))etfa|te  Sforga 
9.  1602  eine  Oeine  @d^rift,  toorin  er  ben 
Zcct  feiner  $rebigt  tt)ieberg0fe  unb  ent- 
Qemexbtngen  jur  Sert^eiSigung  feiner 
Qcx|Bii  iznb  feines  (DrbenS  beiffigte.  IBon  größerer 
ixagmtk  toaxm  Me  Angriffe,  roüAt  in  $oIen 
1606  qfq/tn  bm  3efuitenorben  gerietet  lourben. 
^  3«  1606  nnb  1607  tmpbxtt  fid^  ein  Xl^eil 
M  Itbdf  unter  ber  SfC^rung  beS  SßoietDoben  bon 
Sc^fe^bomf ti  unb  bed  catoinifd^en  Surften 
SabgimiH  gegen  ben  ftönig ;  ]^u))tfäd^- 
Ut  »Uli  SHfftbenlen  an  ber  StebeSion  beteiligt. 
Zu  Viff^onbifc^en  verlangten  in  il^ren  gal^Ireid^en 
•nMoniia  unter  Snberem  oud^  bie  Entfernung 
ks  defsitm  nom  ^je  beS  Stbni^,  bie  Ser- 
feeteng  ber  itid^tpolnifd^en  OrbenSmitglieber  auS 
kB  fintbe,  fott^ie  bie  t^eUmeife  Sufj^ebung  ber 
^nntnAoflet.  Jesoitae,  quia  se  in  negotia 
iaccnloriA  et  publica  in  aula  Regia  ingenint, 
•telntom  damrninni  in  ooncionibos  Buadent, 
^otates»  jurEv  aliosqne  modos  procedendi 
m  pnbfieae  reprehendont,  ad  tumultus  sedi- 
ÜDBMqne  hommea  ooncitajity  statim  ab  aula 
iepM  ablegsntnr  etc.  (Wielewidd  1.  c. 
11197).  %tf  bieje  fd^iDeren  Angriffe  onttDortete 
Stxgß  in  jener  oerü^mten  $rebigt,  bie  er  am 
17.  September  1606  )u  SBi^ica  (in  ber  SBoietoob- 
ttsft  Soabpnrir)  nor  bem  itönige  unb  trielen  Se« 
idstra  ^füSt  uidi  mld^e  il^n  unb  ben  Orben  in 
^iBfobn  fBeife  retl^tf ertigte ;  biefelbe  erfd^ien 
kJb  banmf  in  SJnid.  Sine  auSfü^rlid^  Ser- 
AKdtgBngSfc^frift  fiofi  er  olSbann  im  3.  1607 
asr  ben  Zttel  IVdba  Zakonu  Societatifi  Jesu 
(IVobstio  RelfgioniB  Societatds  Jesu)  l^eraud. 
tu^  biefen  |io(entif ^en  @<^f  ten  l^ben  n)ir  nod^ 
Ib  Boean.e  dsieje  Ko^ciehie,  Krakow  1603, 
nn  SvSlug  ao§  ben  Annales  beS  93aroniud  in 
«B  qaüm  Sßavbt,  unb  gans  befonberS  feine 
SoEbigten  )u  mod^en,  bie  ftci^  ourc^  eble  $o))u- 
loifät«  Aloi^  unb  (Sebonfenreid^tl^um ,  haft« 
iQie  6|^rQi^  imb  ^ige  Salbung  auSjeid^nen : 
I»  ^sÄiBtcn  auf  bie  @onn«  unb  gfefttage  (ftra- 
iBi  159^;  betriff^  Beorbeitet  t)on  Stoientef, 
fie^oB  1871),  bie  foted^tijd^en  girebigten  aber 
bi  $dca  Socjacuncnie  (ftralou  1600),  ©elegen« 
^Bteben.  3n  i^etorif^^  Segiel^ung  nel^men  bte 
^  etde  bie  SMd^togSprebigten  (ftralau  1600) 
ei^  loddft  Tcfi^t5d-potttif^en  3n]^aItS  finb ;  bie- 
«am  fbd»  ^d^ft  ONZ^f^inlid^  in  ber  gform,  »ie 
h  wAeitfpfi^iteBen ,  niemals  gellten  ttorben 
(Fra^d  PoLdd,  Krakow  1887, 152 ;  %xä)\x> 
zz  etao^  ^^lologie,  »erlin  1890,  164). 
kitik9UUlfilü^^ftAiq\m  rei^t  ftd^  in^altlid^  an 
WtTYaaie  do  ^okuty  obywatelöw  koronj 
pyd«},  1610  (likTitatio  ad  poenitentiam  in- 
«ImuB  B^gni  Poloniae  et  Magni  Ducatus 
UnaniaA},  baff  geifUid^e  93ennäd^tni|  Slarga'S 


an  $o(en,  in  meld^em  er  nod^  einmal  bie  Sr* 
mal^nungen,  tocld^e  er  frül^  bereits  feiner  Station 
gegeben,  in  tief  ergreif enber  äBeife  aufammen« 
faf t.  Mt  Sd^riften  @farga'S  (etma  40),  bie  man 
m  bogmattf(i6»})oIcmifdJe,  ]&omiIetifdS|e,  l^iftorifd^e 
unb  aScetifd^e  eintl^eilen  lonn,  erfti^ienen  gefam- 
melt  1610  )u  3Büna  in  öier  golianten  (I.  ij- 
woty  ä  wigty  ch  — ^Vitae  Sanctorum ;  II.  Boczne 
Dzieje  Eo^cielne  —  Compendium  Airnftliiim 
Baronii ;  IQ.  Eazania  na  niedziele  i  6wi§ta 
—  Conciones  pro  Dominicis  ac  festis  diebus; 
lY.  Eazania  przygodne  —  Conciones  extra* 
ordinariae  et  reliqua  minora  opera).  @ie  flnb, 
ausgenommen  Pro  ss.Euchari8tiaunb}meianbere 
polmi\ä)t  Sd^riften,  fämmtlid^  polnifcl  abgefaßt. 
Sfarga  ^at,  mie  aUgemein  anerfannt  mirb,  gur 
ßntmidHung  ber  polnifd^en  @pra(^e  unb  beS  poU 
nif(i^en  @tiIeS  in  l^ol^em  üßa^e  beigetragen.  Seine 
Sd^riften  fmb  aud^  infofem  tt^ertl^üoD,  als  fu 
mistige  Seiträge  jur  t)otttifd^en  3eitgefd^id^te  do- 
lens entl^olten,  fo  ba|  SlamotoSfi  (Flsarze  poli- 
tyczni  XVI.  wieku  11,  Eraköw  1886,  27  sqq. 
385  sqq.)  @brga  unter  ben  politijd^en  @d^rift> 
fteüern  oeS  16.  äal^rl^unbertS  eine  9ert)orragenbe 
eteUe  }umeiSt.  S)er  äBarfd^auer  (Sqbifd^of  äBo« 
roniq  (geft.  1829),  einer  ber  bebeutenbften  ))oInt» 
f(!§en  ftan^elrebner,  fagt  t)on  il^m :  «SBtQft  bu  ein 
guter  Aanjelrebner  merben,  fo  lieS  @Iarga ;  ein 
Xl^eologe,  lies  Sfarga ;  ein  $oIitifer  unb  ^ifto- 
riler,  lieS  @farga;  ein  ^eiliger,  lieS  @(arga.^ 
S)er  Sl^aralter  @farga'S  fielet  fo  lauter  ba,  ba| 
felbji  bieienigen  ))oImfd^en  @d^riftfteSer ,  koeld^e 
bem  Sefuitenorben  ab^olb  finb  unb  benfelben 
mit  Unredbt  für  ben  Untergang  $oIenS  mitDer« 
anttoortUdg  mad^en,  il^n  utü)  einige  Slnbere  Don 
bem  aQgemeinen  Sänne  auSnel^men  (Szujski« 
Dzieje  Polski  III,  Lwöw  1864,  245).  SS 
more  aud^  ein  S^i^  großer  Unbantbarfeit, 
gegen  einen  SRann,  melier  $oIen  in  feinem 
|)er}en  trug  unb  Tillen  MeS  gemorben  ift,  einen 
fold^en  Sormurf  }u  erl^eben.  WU  @tänbe  um« 
fagte  er  mit  ber  gleid^en  Siebe  eines  9))of}eIS. 
S)em  ftönige  unb  ben  ®ro|en  beS  äteid^eS  mar 
er  ein  bemäirter  ^üffwc  auf  bem  SBege  beS 
^eileS ;  für  bie  %xmm  unb  Sebrdngten  mar  er 
tetS  sugänglid^  unb  fam  il^nen  burd^  feine  3n* 
titute  ber  d^rißlid^en  SBarml^igleit  gu  ^ilfe; 
ür  bie  @oIbaten  ))erfa|te  er  baS  mieberl^oU  ge« 
orudtte  treffliche  Sud^^c^erskienaboiefistwo» 
t.  j.  nauki  i  modlitwy  i  przyklady  do  tego 
stanu  stui^ce,  Eraköw  1606  (Militaris  de* 
Yotio,  h.  e.  Insfcructiones  et  preces  et 
exempla  huic  statui  conyenientia),  baS  er  ben 
berül^mtenSfelbl^errenSl^obliemic}  unb  26}fiemffi 
mibmete,  unb  baS  A5nig  Sol^ann  @obiefIi  im  3. 
1688  auf  feine  ftoften  in  vierter  Auflage  erfd^inen 
Iie| :  ben  frommen  Seelen  unb  bejonberS  ben 
fttofterfrauen  em))fa]^I  er  bie  ))oImfd^e  lieber^ 
fe^ung  (1604)  beS  Dom  italienifd^en  3efuiten 
gotQ  gefd^riebenen  SBerteS  «.über  bie  Sbtöbtung 
ber  unorbenUid^en  Steigungen"  in  einer  befon« 


895 


€Ie))ticidmu8. 


896 


bem  SJorrebe  an  bie  l^od^üerbiente  Steformotorm 
bcr  Scnebictincr-Konnenflöftcr  in  $oIen,  9)la9» 
balena  öon  SWortangcn  (f.  b.  5(rt.  6ulm);  bic 
itrenben  ^tat^olüen  fud^te  er  ntd^t  vi  et  dolo, 
h)te  ü^m  DorgetDorfen  tourbe,  fonbem  burd^  bie 
SBaffen  beS  ©ciftcS,  burd^  fein  SBort  unb  feine 
€d^riften,  burdd  @ebulb  unb  Sanftmütig  unb 
burd^  fein  ®ebet  für  bie  jhrd^e  gu  gewinnen. 
SBenn  ber  polnifc^e  ^bel,  ber  sal^Ireid^  ^ur  ^ö- 
refte  abgefallen  mar,  bi§  ^um  Saläre  1612  in  6e* 
träd^tlid^er  3^^!  lieber  gur  Ricä)t  gurüdßel^rte, 
fo  gebül^rt  @farga  baS  ^au))tt)erbienft  @!arga 
ftarb  5u  Jhafau  ]^iligmä|ig,  teie  er  gelebt,  reid^ 
an  SSerbienften,  am  27.  September  1612,  nad^* 
bem  er  einige  SJlonate  Dörfer  t)om  fiönige  auf 
feine  mieber^olte  93itte  Don  bem  ^mte  alS  ^of- 
prebiger  entbunben  loorben  h)ar.  ©ang  $oIen  be» 
trauerte  ben  SSerlufi  eine§  feiner  ebelften  unb 
größten  IDtonner.  2)er  bebeutenbfte  bamalige 
fi'angelrebner  nad^ft  @farga,  ber  2)ominicaner 
Sirfotoffi,  l^ielt  bie  Sraucrrebe  mit  bem  Seite : 
£t  surrexit  Elias  propheta,  et  verbam  ejus 
quasi  facula  ardebat  (€ccli.  48,  1).  (9}gl. 
au^er  ben  angefül^rten  Sd^riften  baS  mertl^dolle 
SQBerl  Don  Rychcicki,  Piotr  Skarga  i  jego 
wiek  [^eter  ©farga  unb  fein  S^italter,  ffrafau 
1850,  2.  aufl.  1868,  2  Sbe.] ;  Mecherzyhski, 
Historya  wymowy  w  Polsce  11,  Krakow 
1858;  ©ttmmen  au8  SKaria-Saad^  X  [1876], 
417  ff.;  Pelczar,  Eaznodzieje  Polscy,  Krakow 
1896;  de  Backer,  Biblioth.,  nouv.  ^d.  par 
8ommervogel  VII,  1264  ss.)    [Stofentreter.] 

ßttpüdsmns  (öon  axE^^rs(J^a^  fud^en)  ift  bie 
rtilofortift^«  SHd^tung  ber  fogen.  ©feptifer,  b.  1^. 
berjenigen  ^l^ilof opl^en,  »elc^e  ber  SWcinung  finb, 
bie  SBal^rl^eit  fei  no(^  nid^t  gefunben,  fonbem  muffe 
erft  gefud^t  toerben;  man  bürfe  be^l^alb,  loeil  bie 
©rfinbe  pir  bie  entgegengefe^ten  ^nftd^ten  gleid^ 
fräftig  feien,  feine  beftimmte  5(u§fage  mad^en. 
3|[nen  gegenüber  ftel^en  bie  ®ogmatifer  ober  Sel^r- 
))^iIofop]^en,  xoüä^tm  bentt)iffenfd^aftlid^en3fragen 
f cfte  Sel^auptungen  für  möglid^  erflären  unb  tl^at- 
f öd^Iid^  auffteüen.  S)er  eigentl^ümlid^e  ©tanbjjunft 
ber  ©feptifcr  tritt  in  ben  Derfd^icbenen  9^amen 
l^eröor,  toeld^e  il^nen  beigelegt  su  toerben  pflegen : 
^IporetUer,  b.  Ift.  Unentfd()iebene,  Weil  fie  gtoifd^en 
ben  entgegengefejten  Seigren  nid^t  glauben  ent= 
f d^eiben  ^u  fönnen ;  gpl^eftifer,  »eil  fte  bieferl^alb 
bie  Surüdfl^Itung  üon  jebem  fategorif d^cn  Urtl^eile 
(iiroxiQ,  d<pa(j{a)  üben;  ^rrl^onüer,  toeil  il^r  erfter 
Vertreter  $9rr|o  »ar.  3n  furjen  SRebenSarten 
gaben  fie  toofii  x^u  pl^ilofopl^ifd^e  Stellung  funb, 
toie  „Um  nid^tS  mel^r"  (oöö^v  jiaXXov),  b.  1^.  um 
nid^tS  mel^  gilt  ber  eine  @aj  mie  fein  ©egentl^eil; 
„9lid^t8  befHmmen*  (jnr)5iv  6p(Jetv),  ober  man 
bürfe  nid^tS  beftimmt  befiaui)ten,  „MeS  ififalfc^", 
b.  ]^-  Wner  ber  Don  Den  2e]^rp]^Uofot)]^en  auf« 
gefleHten  ©ä^  ift  alS  toal^r  gu  bejcid^nen.  Um 
ober  bem  na]^eIiegenbenSintDanbeber2(nconfequem 
Dorjubeugen,  erMärte  bie  ftrengere  ©fei)ft8  aud^ 
felbfl  biefe  fategorifd^  Kingenben  9u8fagen  nid^t 


be 


;r  unjtoeifeT^  malere  @d|e,  fonbem  nur  ds 
m  SuSbrudf  ber  Unmögli^feü  fefler  Se^aupt 
tungen.  —  1.  S)ie  Urfad^  bec  SfetyfiS  pib 
mannigfaltig.  2)a8  Suftoud^en  ber  Derf(^täMMi 
einanber  befel^benbm,  {a  l^äufig  bired  URbo" 
fpred^enbm  @9fieme  ber  S)ogmati!er,  urie  bet 
^eraHitifc^n  ^l^ilofop^ie  Dom  gfluffe  aller  Siip 
unb  ber  eleatifd^m  Don  ber  IBemegungSIofigiei 
unb  bem  ©tiüftanb  bed  M,  bereitete  ber  ffelitiHa 
©timmungbieSBege.  S)agufttmberf^^azfe(8cg» 
fa^,  teeld^m  mand^  ^J^ilofopl^  Voi\fyn  ba 
2)en!m  unb  ber  fbmlid^m  äBol^me^mung  off* 
gerid^tet  l^atten.  2Ran  ^atte  Dor  Witm  stmfita 
bem  2)ing  an  fid^,  bem  @egenfkttbe  bed2)eiib4 
unb  ber  f  mtlid^m  Srfd^einung  etnm  unlöSioia 
SBiberfprud^  angenommen,  g^n  bief em  ongeHiitfli 
SBiberfpmd^e  befa^  ber  ©feptifer,  toeld^  Don  bcr 
92otl^iombig!eit  einer  UebereinfHmmung  betberbs 
Stid^tigfeit  ber  SBeltanfd^uung  ab^ngig  vaaSßt, 
eine  ftetS  bereite  SBaffe  gegm  bie  fid^rpl^Uofol)^ 
Snblid^  toax  bie  Don  bem  ©opl^iften  $rotagonl 
auf  gefteüte  Seigre  Don  ber  SRelatiDitöt  beS  Sifanai 
toel^e  ftd^  auf  bm  ^eraüitiSmud  ftü^,  umf» 
maltigem  Sinfluffe,  ja  fte  gilt  afö  ber  eigeiiflii|r 
SuSgangSpunft  ber  ©fepfiS. 

2.  ^nl^önger  einer  me^r  ober  minber  toeitg» 
fmben  ©fepftS  finbm  ftd^  Jebergeit  in  ber  0^ 
fd^id^te  ber  ^^ilofopl^ie.  a.  @(etd^  nad^berSQlN 
geit  ber  gried^if d^en  ^l^ilof o))]^ie  erfc^int  oB  bs 
erfte  gielbett)u|te  ©leptifer  ^rr^o  Don(Sfit(9()L 
um  270  D.  e|r.),  über  beffen  Sifyct  fein  &ßa, 
ber  „SrOoQXQpY  3:imon  auS  $^Hu8,  und  Ibak 
gibt.  Sud  bem  ©d^oge  beS  bogmatifd^  ^Uo* 
niSmuS  felbft  gingen  ©feptifer  fttüot,  bie  fUft^ot 
ber  |)ö]^e  platonif^er  ©peculation  nid^t  )u  Ma 
Dermod^ten,  Dielmel^r  ba§  Don  ©olratefi,  hmiäia 
$Iato%  gur  ©d^u  getragme  9Kd^ttDiffm  ptodt^ 
mirten.  3m  ®egmfa|e  gur  ©toa  Denoocf  bk 
neuere  Slabemie,  bereu  l^erDorragenbfte  SecMr 
SrfefüauS  (315—241)  unb  ftameabeS  (214  W 
129)  ttKiren,  bie  Don  einer  feften  Uebenengni 
begleitete  SSorfteHung  ber  ©toifer  (<pavcaota  xoa- 
XYjTmxi^);  fte  leierte,  man  fönne  nid^t  boS  fBUfi, 
onbem  nur  ba3  äBal^rfd^einlid^,  unb  gtoor  ismp 
d^iebmm  @rabm,  erfmnm,  gab  aber  \äfliißi^ 
toal^rfd^einlid^e,  ba^u  nod^  unbeonfkmbcte  vA 
enblid^  fogar  aüfeitig  geprüfte  SSorfleOuiuai  ai 
S)iefer  äbfd^toäd|ung  ber  urfprünglid^  Bkffi 
trat  SleneftbemuS,  ein  jüngerer  3^itgenof[e  Ctceöir 
entgegen.  SDerfelbe  untema^m  eS  in  feinen  bc^ 
loren  gegangmm  ad^t  Süd^em  i.^Qrr^oneiftt' 
Unterfud^ungen",  bie  dd^te  Seigre  beS  erfkn  9V^  ^ 
fd^en  SJleifterS  teieberl^enufteSen«  Sr  fotode  ^ 
jum  ©emeife  ber  Unl^Itbarfeit  beS  abgi " 
©fepticiSmuS  barauf  bemfm,  bag  berritS 
Dierte  unb  fünfte  Sfabemie  in  $]^iIo  unb 
bem  bogmatifd^en  ©tanb))unfte  ber  ftoifd^S^ 
fid^  genöl^ert  l^atten.  S)er  um  baS  Snbe  beS  {»Kttn 
d^riftlid^en  Sal^rl^unbertS  lebenbe  Vxfi  Bf^tai  ip 
ber  iDid^tigfte  Serid^terftatter  über  bie  SnfAoi* 
ungen  SmeftbemS  unb  feiner  Stod^folger.  w 


S9; 


@{e))ttci8muS. 


898 


Sdntraic  Sm^incuS  beutet  an,  hai  er  einer  mit 
ber  &t^  t>etttQgU(!^,  t>on  bamaltQen  ^ergten 
»iffc^lagcntn  ÜRetl^obe  anfing.  2)urdi  @e|tud' 
Sijrittoi^  ferner  imr$  bie  oon  Sicero  l^auS- 
(f^ebnun  fUabcmico  unb  bie  ton  ^l^otiuS  unS 
gtfttdea  9{oi!^fric^ten  lennen  mir  baS  SBorgel^en 
te  teoamiim  SIcptiler  tmb  i^e  naiveren  9n- 
^drtm.  6te  imfod^ten  il^ren  @Ie))ticidmud  mit 
:aäfgtm  ®riinben  ber  Surfidl^Itung  ober  SBeifen, 
te3>M^  in  m^tfertigen  (tp^icot,  t5icoi,  \6^oi). 
H^^scnb  Venejibem  od^t  folqer  Grfinbe  auf}d^It, 
^Sttt  «in  gmlffer  ^qAppa  biefelben  auf  fünf  }U" 
nd«  «nb  anbcn  6fe))tifer  faffen  fte  in  }nei  ^au))t- 
Sänbm  ivfammm.  9Ran  I5nnte  fogox  fagen, 
dixl  rin  (faijigcr  6a|  ^bie  (Srunbloge  ber  gangen 
€MfiA  bObete,  bo^  nSntlid^  Sntgegengefe|ted  in 
DqU^ung  auf  baSfelbe  erfd^int" .  &ie  93erf ^ieben- 
kdt  bir  bbcnben  SBefen,  inSbefonbere  ber  SRen« 
'^t<n,  Vk  !Berf(^iebenbeit  ber  Sinnesorgane,  ber 
Ua||etaji0  unb  @telung  bed  (Eriennenben  u.  f.  tt). 
cslften  not^n)enbig  Derfd^iebene  Seurtl^eüungen 
tosonufcn.  Sorum  koif[e  man  nie,  n)a3  baS 
Zis9  an  fn^  fei«  fonbem  nur  mie  e§  bem  itBol^r« 
v^enbcn  exfc^tne.  Süperbem  mar  eS  baS  Se- 
Gnfai  ber  SCeptUer,  bie  Don  ben  3)ogmatiIem 
cBgcnsrnmenm  Urt^ISmittel  ber  Uebergeugungd« 
Cn^  pt  cnl&riben.  9Ran  berief  fid^  auf  ben  bei 
tai  S^^Uofopben  bejlebenben  (Segenfa^  ber  9e- 
Ssaptaigen  oosf  t^oretif^em  unb  praftt{(i(|em  (Se- 
he)»« Bc^gfii!^  gbttlid^er  unb  menfd^Iid^er  S)tnge, 
c&  cm  unerfd^iäfterlid^eS  3cugni|  für  bie  @fe^S. 
^  beoen  Scuri^eilung  fel^r  lel^rreid^  ift  bie  3u- 
atertf ong  ber  Sormurf e,  mit  benen  fie  überhäuft 
czsbe.  Sicr  ^)au{itDom)urf  oon  ber  unoereinbar» 
Irtt  bä  6tephäSmu9  mit  bem  menfd^Ud^en  Seben 
eäb  Idil^  eittbäftet  S)er@fet)tiler  löugnetjtoar, 
m  bie  ftgcnilUbe  9{atur  ber  Singe  ju  miffen, 
nsmt  aber  bie  Cinbrude  berfelben  unb  i^e  6r- 
f^ebnmgen  loa^  unb  rid^tet  bamad^  fein  Seben 
esL  Vtab  eben  tteil  er  ben  abfotuten  Sbarafter 
ta  S^inge,  ob  fte  an  fld^  gut  ober  f d^Ie^t  fmb, 
mßfi  |u  tennm  glaubt,  gewinnt  fein  ®eift  bie 
Ibkinfbctt  (dxapa^)  unb  trägt  ^reuben  unb 
geififntnel  trister,  ^miffenfd^apf^egforfd^ung, 
i»  inizb  «an  loctlcr  bde^rt,  merbe  burdd  Ißqnl^o^S 
Svjiesi  tdSj/t  ^crflört  ober  gel^emmt,  fonbem  ge« 
abqn  gifiri^ett,  »eil  ber  @(e^tiler,  nod^  nid^t  im 
Stjae  ber  SBo^t^,  u^btl^ft  Setetiler  (gforfd^en- 
tcr)let,  odtrcnb  ber  2)ogmatUfer  bereits  in  ber 
Bo^ibeit  in  nt^en  ttfl^.  2)er  @Ie))ti!er  räl^mt 
M«  «bol  serobe  ifya  biegforfd^g  unbefd^ränft  fei, 
ttcif  er  üüS/^,  toiba  be§au))timb  nod^  beflreitenb, 
tu  3)00010  oufftdle'.  Sffir  i^n  gibt  eS  nid^t  fefte 
94anptungni«  ober  mobi  1)erfdnlid^e  Snjid^ten, 
to^  iWr  cdbfofixfe  SBabr^,  aber  bod^  empirifd^e ; 
et  berfi^icf  begb«^  ^W  i»<^  ^^  empirifd^e 
finnditcl  ber  Srf(4einungen  als  fold^er  unb  bereu 
trMf4ni  Qebnmid^  im  Seben''.  Sleid^mol^l  ift 
hfgjp  SUptidamaS  unl^Itbar.  Obglei^  er  an- 
flMd^  jAc  fcfb  VuSfage  oble^nt,  bient  gerabe  bie 
ftm^  bis  @a|ed^  bo^  SBiberflyred^enbeS  oon 


bemfelben  nid^t  auSgefagtmerben  bilrfe,  als  ^aupt- 
DorauSfe^ung  feiner  Snfid^t.  Sßie  ber  SfepticiS« 
muS  in  ber  Sfabemie  in  abgefd^ioöd^ter  f$form  auf« 
trat,  ging  er  f))äter  nod^  mel^r  in  bie  2)enfmeife 
ber  2)ogmQtifer  ein  unb  mad^te  einer  eüeftifd^en 
»id^hmg  ^\ai  —  aSeS  3eid^en  ber  Unl^altbarleit 
beS  ©9ftem8.  —  b.  5luf  ben  SWebcrgang  ber 
Sd^oloftil  folgte  gleid^fam  als  Uebergang  in  bie 
neuere  $l^iIofo))bie  bie  @Ie))flS  einzelner  franko" 
ftfd^en  $^iIofo))ben.  SR.  SRontaigne  (1583  bis 
1592 ;  f.  b.  art.),  $.  ßbanon  (1541—1608; 
f.  b.  art.)  unb  S.  ©anc^ej  (1562—1632)  er- 
ad^teten  ben  Stoeifel  als  ben  rid^tigften  äBeg 
gur  äBabrbeit  beS  ®faubenS,  in  toel^em  unfer 
Seift,  nod^  9}ertrei6ung  aOeS  ^nbem,  (Sott,  baS 
^bd)\tt,  em))fange.  ^ffct  @fe))fiS  jeigt  einen 
gan}  onbem,  einen  mel^r  religiöfen  unb  m^ftifd^en 
^^xoSitt.  3m  SSerein  mit  ben  alten  ©leptUem 
erbeben  fie  oielfad^  biefelben  fflagen  gegen  bie 
trugerifd^en  ©inne  unb  ben  auf  bie  ©inne  an« 
gemiefenen  Serftanb.  S)ie  ©d^olaftü  ift  i^nen  bie 
bod^mätbige,bünfeIbafte9Biffenfd^aft.  S)ermenfd^ 
lid^en  iBemunft  gejieme  bemütl^ige  9nerfennung 
ibrer  ©d^mäd^e  unb  sugleid^  Ipingebung  an  bie 
SDBobrbeit,  bie  in  ®ott  i^ren  ©ij  babe.  —  SKog 
aud^  oon  biefen  ©feptUem  bie  utüdtfid^t  auf  ben 
®Iauben  nod^  f o  fe^r  betont  merben,  i^r  ©lepti- 
ciSmuS  untergrub  mit  ber  SSemunftmabrbett  bie 
SSorauSfe^ung  beS  ®IaubenS.  ©omit  mu|te  ber 
Stoeifel  aOmälig  in'S  ®IaubenSgebtet  btnüber- 
greifen,  unb  ßrfd^einungen  toie  bie  beS  $.  SBapIe 
(f.  b.  «rt)  flnb  nid^t  übenafd^enb.  —  3m  ®egen- 
fa^  ju  ben  ®enannten  ift  ber  oon  i^nen  Dielfad^ 
beeinflußte  eortejiuS  (f.  b.  9rt.)  fein  eigentlid^er 
©feptifer.  fe  flc^t  im  3»rtf«I  ben  ffiurd^gongS- 
t)unft  mc  xoa^xtn  ^fßo\opixt ,  fein  Qmx'itl  ift 
fein  abfoluter,  fonbem  nur  ein  metbobifd^  ober 
»iffenfc^fttid^er.  3n  SBirnid^fett  ift  er  ein  ©og- 
matifer  oon  reinftem  SEBaffer,  ber  bie  Ssifieng 
®otteS  unb  bie  beS  bmfenbm  3d^  als  bie  ge« 
miffeften  Xbatfad^m  bMteKt.  S)er  metbobifc^e 
3weifel  felbp,  »of em  er  nid^t  willfürUd^  gebanb- 
babt  mirb,  tft  auq  burd^auS  bered^tigt ;  bmn  er 
forbert,  baß  man  nur  boS  unmittelbar  Süibente 
unb  mittelbar  Semiefme  als  mabr  annebme.  — 
c.  9IS  SBertreter  ber  ©fe)){iS  in  längerer  Seit  gilt 
buribgSngig  S).  ^ume  (f.  b.  Slrt.).  ©eine  p^\U^ 
fo^bM^c  Sebre  ift  burd^auS  Don  ber  Sufd^auung 
Der  alten  ©feptifer  Derfd^ieben.  (Sx  ging  oon  ber 
bogmatifd^m  SorauSfe|ung  auS,  ba|  bie  ©inne, 
unb  ixoat  biefe  allein,  bie  OueHe  afleS  SßiffenS 
f eim ;  baber  red^net  ibn  jtant  )u  ben  reinen  Sm« 
pirflem.  Sber  burd^  feine  3tt>eif el  am  obj[ectiüen 
@einS)ninci))  ber  Saufalitöt,  tt)orin  ibm  ©estuS 
6m|)irimS  oorangegangm  mar,  burd^  bie  ^erab« 
milrbigung  biefeS  ^rincipS  jum  oSeinigm  9uS» 
bmd(  einer  fubjiectiDen  ®etoobnbeit  unb  Steigung 
bat  ^ume  ber  Sßiffenfd^aft  baS  Sid^t  geraubt,  ben 
2)ingen  unb  Xb^tfacben  biefer  SSklt  ben  innem 
item  unb  Sufammmbana  entriffm,  baS  tranS« 
f cenbmte  ®ebiet  bem  aJtenfd^n  DöSig  Derfd^Ioffen. 


899  SfetioV^tjtai 

hiermit  tt)ot6€fonberSbieUmn5(^ti^feU  atiettmu^' 
ba«  fubftontiale  ^^  unb  baS  g5ttli^  Sein  iU  et« 
fallen,  SRon  Bnnte  ©ume  »o^I  ben  a^oben 
<8egenfa|  bec  fr(ms5ft{d^en  STepttlei  nennen.  3Baft 
biefen  am  ftd^erften  nnb  über  aOen  3tt>eifel  er« 
l^oben  ift,  bie  e^iftetu  bed  götüid^en  aBe|end,  ift 
Bei  \^m  bie  ungetDi{|e{te  unb  jtseifefooOfte,  [a  un- 
erhnnbare  Zl^atfad^.  —  S)te|e  neue  f(e))ti|d^e 
S^d^tung^  in  totld^tt  ber  Smeifel  bejuglid^  ber 
dgentßqen  Probleme  bec  ^tiapff9%  befonberS 
bed  Urgrunbed  aSer  S)inge,  geltenb  gemad^t  rovA, 
ift  QXLä)  bei  ftant  (f.  b.  ^rt.)  }u  finben,  ben  nacl^ 
eigenem  (Seftönbnifle  gerabe  ^umeS  8Ber{e  fel^r 
beeinflußt  baben.  3)er  ftönigSberger  $biIofot>6 
be|d^tönft  ba«  t]^eoreti|d^e  m^ta  auf  bie  (Sr- 
f^einungen,  unb  au$  bie{ed  ift  naA  i^m  nur  auf 
(Brunb  a{)riorif<i^er  gformm  mdglid^.  S)ad  S)ing 
«on  fld^"  ift  unerfennbar ;  bie  |ubftantielle  @eele 
unb  ®ott  flnb  nur  reguIatiDt  ^been.  S)amit  lann 
ber  na4  SBa^l^eit  bflrftenbe  9)lenfd^engeift  fid^ 
nid^t  aufrieben  geben.  2)ie|  jeigt  bie  »eitere  gfolge 
bed  Don  ffant  eingeleiteten  SbealiSmuS.  @eine 
Sd^uler  leieren  bereits  eine  «inteHectuefie  9nfd^- 
ung'%  mit  meU^er  ber  für  beS  SReifierd  t^eoretifd^e 
SSemunft  unfaßbare  Urgrunb  ergriffen  merbe.  — 
d.  SBie  nad^  bem  Seri(^te  beS  €^tu8  Sm))iricu8 
bie  bamalige  @!e))ftd  ber  empirifd^en  SRetbobe 
nol^e  ftanb,  fo  miH  unfer  Jabr^unbert  (Sm{)irifer 
ouf,  tt)eld^  in  ben  oid^tigften  fragen  auf  ffepti- 
fd^em  SBoben  fteben.  S)er  ^ofttioiSmud  (f.  b.  9lrt.) 
lennt  nur  Zb^^f^^^n  ber  Srfabrung,  bie  er  unter 
letd  böbere  unb  aQgemeinere  ®efe^e  jufammenju« 
äffen  beftrebt  ift.  @on)obI  immanente  aI8  tranS- 
cenbenteUrfad^finbibmunbetannt.  S)aS  lieber« 
innlid^e  ift  nur  Sinbilbung  ber  SRt^tboIogie  ober 
Dletopb^fi^  ^^W  ben  }ipei  er|ien  ßnttoidlungS- 
ftufen  ber  (Sefellfd^aft  unb  bed  ShtbiDibuumS  ent« 
fpred^en,  ben  »obren  pojttioen  SOBiffenfd^aften  aber 
toeid^en  muffen.  3n  Snglanb  merben  bie  Sin« 
bänger  Somte'g  unb  bed  $o|itit)iSmu8,  )u  benen 
3.  Stuart  9RUI  unb  SemeS  geboren,  Sgnoftiler 
genannt,  »eil  |te  gegen  aSeS  Ueber^nnlid^  fid^ 
f!epti|d^  Derbalten.  -  (ögl.  über  bie  äßere 
@Iep{tS  Sexti  Empirici  PTrrhonianim  in- 
stitutionam  [Hjrpotyposeon]  LL.  HI  [beut|d^ 
Don  ^appenbeim  in  fttrd^mannS  fßbilofopbifd^er 
93ibIiotber,  Seipsig  1877]  unb  Adversus  Mathe- 
maticoa  [über  bie  Sufigaben  f.  Uebermeg-^eit4e, 
®runbrtß  b.  ®efd^.  b.  Sbil0fot>bie  I,  »erlin  1894, 
§  60] ;  Cicero,  Aoademica.  3ur  Erläuterung 
bient  $.  3laioxp,  gforfd^ungen  }ur  (Sefd^id^te  beS 
(ErlenntnilproblemS  im  SUtertbum,  »erlin  1884. 
lieber  bie  Sebren  ber  franaö|if(ben  ©feptifer  f.  bie 
3BerIe  berfelben,  befonberd  Montaigne,  Essais, 
unb  Charron,  De  la  sagesse,  für  bie  übrige 
Literatur  f.  b.  betreff.  SIrtt  Sine  eingebenbe 
»ebanblung  beS  ©fepticidmuS  finbet  ftd^  bei 
%.  ©d^mib,  Srfenntnißlebre  I,  greiburg  1890, 
62ff.)  [Dtten.] 

»lleit^9f Dil  bie|  ein  Offictal  ber  orientali* 
fd|en  ftird^e,  bem  in  ber  lateinifd^en  ber  sacrista, 


@tIaDereL 


400 


^^stos  eoclesiae  entf)nid^t.  3bni  ttorenbie  ^« 
Ugm  ®efäge,  (Serätbe  unb  ^nimente  anDertraut. 
%iitt  ber  Benennung  &tmpfyfiixi  finben  ftd^ 
nod§  bie  92amen  wi}LrjXii^yyic,  9^X0$  x&yt  xst- 
(i.v)X£at>v  (Sozom.  H.  £1.  5,  8)  unb  xpa-coiv  tk 
oxsuY)  T^c  IxxXvivfaf  (Codin.  De  offie.  e«  1,  bei 
Migne,  PP.  gr.  CLYH,  25).  SRU  fUmt^i  mtf 
bie  b^Uid^/  ibnt  onDertrouten  ®egenft&nbe  toac 
baS  9mt  bed  @feuo))I^Ias  ein  angefebeneS  unb 
»urbe  in  (£onfiantino))el  meifk  Don  einem  !ßre8« 
bQter  befleibet,  feltener  Don  einem  2)iacon  ober 
Sector.  ffaijer  C^eracltud  (610)  ernannte  für  bie 
@o))bienIird9e  10  Sfeuopl^^Iated,  nämlid^4  $re8- 
b^ter  unb  6  Siaconen  (Oretser,  In  Codin. 
Commeni,  bei  Migne  L  c.  125).  Unter  ibnen 
batte  ber  „(Srol^Sacriftan"  Ot^^ac  (nceuo^uXciO 
ben  bbd^ften  Kong  Don  allen  Offtcialen  unb 
\ai  auf  ber  ©Qnobe  neben  bem  $atnard^en.  @o 
oft  ber  ^atriard^  baS  fßontifica(amt  bielt,  flonb 
ber  Sleuopb^IaS  t)or  ber  @acriftei  (icapdt  t&c 
dupac  Tou  Txsoo^uXfltxfou),  unb  ))öar  in  ber  grie« 
d^ifd^en  JKnbe  red^tS  ober  auf  ber  ^angefien- 
feite,  toäbrenb  linK  bie  ^rotbefiS  (dtaxovtx^v) 
für  bie  Oblationen  mar;  er  reichte  bem  |ßa» 
triard^en  bie  ®efä^e,  SBüd^er  unb  alle  n5t^igen 
Sntargerätbe  (Gretser  1.  o.  143  sq.).  —  3n  bem 
Aatalog  ber  Offidalen  an  ber  großen  ttüi^t  ju 
Sonfiantinopel  (bei  Goar,  EnohoL,  Paris.  1647» 
272)  nimmt  ber  ®rog-®acriftan  bie  britte  ©teSe 
ein,  unb  nad^  il^m  fiebt  on  Dierter  6  i^^y^c  X^F<>* 
(fikai;  festerer  mag  aber  (Dgl.  b.  Sri.  (Ebarto« 
pWad  on  Heineren  (Satbebraten  nidbt  feUen  ju« 
gfeid^  ®(euo))b9las  geioefen  fein.  —  3)er  Sfeuo« 
pfjitfiag  l^tte  au^er  bem  9Dien|l  müb^^nb  beft 
feiernden  Qod^amteS  unb  ber  ^ufftd^t  über  bte 
beiligen  Utenpen  baS  3nDentar  )U  fübren  unb 
bem  SSifd^of  Sled^enfd^aft  borüber  gu  geben,  bie 
(Serid^tSbarieit  in  ®treitig{eiten  über  2)inge,  bte 
in  fein  9le|fort  geborten,  iVL  l^nbbaben,  enb- 
U4  bie  «uffid^t  über  bie  Sintünfte  ber  iKrd^e 
unb  beren  sBertbeitung  an  bie  Sbriler  (Ch>ar 
1.  c.  276).  92ad^  Simon  £^e|faL  fübrte  ber 
Steuopbi^Iasaud^  bieOberaufftd^t  überbeninrd|en« 
gefang  (xä  tdiv  5}iva>v),  machte  bemnad^  über 
aueS,  maS  jum  Officium  ober  jur  Siturgie  geborte. 

S)ad  (TMuo^oXoExtov  Dertrat  in  ber  grieibifdbeti 
IHrd^e  unfere  ©acrifiei  (f.  b.  9(rt.) ;  e8  mar  ber 
SRaum  )ur  Sluf&emabrung  bet  beiligen  ®er(tt^e 
unb  2um  Snfletben  (9Rutatorium)  ber  $rie{ier ; 
feine  ©teile  mar  auf  ber  (foangelirnfeite  (Ooar 
1.  0. 16).  (Sgl  Ducange»  Gloss.  unb  Soicer, 
Thesaor.  s.  y. ;  Bingham»  Orig.  ecd.  IX,  HaL 
1725,  78;  ©interlm,  ©enftoürbigleiten  IV,  1, 
189  unb  1, 2, 15.)  [Ihieg,  in  ftraud'  Keabnc^fL} 

ma»€tn  mirb  iurifUfd^  befinirt  als  «3u- 
fianb  eines  anenfd^en^  meld^er  feiner  yerfbnlid^en 
Sfreibeit  beraubt  ift,  old  @a(be  bebonbelt  mlrb 
unb  ate  fotd^e  im  Sigentbum  eineS  Stnbemjie^t" 
ober  „Snftani  einer  ald  red^tlod  unb  aß  (Bgrn- 
tbum  angef ebenen  ^erfon''.  3n  ber  ftird^e  ifl 
üblid^  gemorben  )u  erflären :  Status  sabjeotio- 


401 


etlaberel 


402 


na  jNapaUius,  qno  qaiB  teneliir  pro  ali- 

ncot»  omiM  operas  suas  alten  praestare. 

etUtttcei  i9  m  i^mn  ticfften  ®nmbe,  uie 

Kr  ^  SiiBBJkui  vxib  bie  @9nobe  bon  Sad^en 

^IT  oBdrm.  cbu  Zoi^ter  bcS  SOnbenfalld,  eine 

Biifaim  bct  \aa^  Ufa  ^orgentfenen  6errfd^- 

Mt  r  V^ljMt  unb  ®rau{QmIeU.   @te  Ttammt 

S  «R  «tiege  unb  ber  ftriegSaefangenfd^ft, 

Sta^nip  unb  6eenmbe,  enoIU^  aufi  ben 

(axtm  6tnif«  unb  Sd^ulbgefe^.   fhrieg 

Stafe  teiü^m  ^^  im  grauen  Sltertl^m 

jcftr  woSjß ;  cft  Inil|>ftc  fU^  immet  aRmfd^enroub  an 

2a  ft^t  <u>4  in  qi^rifd^  3eit  trteBen  bie 

S^tairicr  unb  \ifSkt  i^re  Kac^f olger,  bie  ^tain, 

:f™en  9Raif(^enraub  unb  aRenfd^en^nbel.  Sa« 

aikm  iR  ober  oud^  bie  @d^ulbfne^tfd^aft  als 

Ciidb  bcr  €&aoeret  nid^t  )u  überfeinen.  Sd^on 

fen  ben  6hteiui5Item  folgt  ba  bet  3ina  ffir  ge- 

tatmH  Sie^  bis  100  $rocent  fieigt,  bie  @na« 

aort  (dnfijB  bcr  Serfd^lbung,  unb  nod^  ^figer 

d  bo*  Um  Vdotou,  )u  beffen  Setrieb  immer 

ex  geviffer  9efi|  ndt^ig  ifL  S)er  Sflaoe  ging 

ix  Isi  SoOeigeittlttm  bed  ^erm  über,  unb  ba  bad 

sift  Stt^  biam  Unterfd^ieb  in  @ad^  unb  {ßer- 

iiKii  man^  (bcr  römiUe  Segri^  dominium 

nfo^  fon>oy  bie  ^errfd^  über  Sa^en,  toie 

der  §iBiirn,  Ainber  unb  ffned^ieX  fo  ttHir  ber 

SQOit  bcr  aBUDQr  be«  ßemi  flberlief ert,  er  f onnte 

fi9R  ibni  gtfDlteit  cingeft>errt  unb  getobtet  toerben. 

fdeu^teit  timrbe  biefeS  Soo9  nur  ourd^  ba8  eigene 

3fKi^  unb  aüenfoSs  bur4  eine  l^umane  ®efin- 

ingbcf^^ctni.  S)tegriednif(inen,fpecieIIbieatbe" 

tnim  SlUxotn  fianbcn  beff er  M  bie  r5mtf d^en ; 

B  Stben  tDor  bie  toilHärlid^e  Z5btung  fd^on  fel^ 

fcäc  ocrboten  unb  nmrbe  beftraft,  mä^renb  in 

km  a^  biic4  bie  ffaifer  bie  aBtUfar  befdbrSnlt 

aarfiL    2>fr  unfli^cre,  mtOfuriid^e  3uftano,  in 

ta  bie  &lai)m  fid^  befanben,  niirfte  ebenfo 

i$adlu$  auf  ben  ^erm  ald  auf  ben  &l0üm  unb 

aanääU  m  jenem  eine  be8)>otifd^^  in  biefem 

Rse  gciirme  (SeftnnungSmeife.  S)er@Rat)efannte 

ET  jioct  Zriebfebem  feindS  Xl^unS,  gfurd^t  unb 

Bmdidßdt,  unb  ba8  mad^te  il^n  einerfeitd  feige, 

tedoib,  ^mtudifdb  unb  Iflgnerifd^,  anbererfettd 

arftd^  trunBiebeno  unb  überouS  moÜfiftig.  2)a 

ff  tamcr  einem  frcmben  Sßillen,  aud^  im  Sc^Ue 

tt  crgficn  Sttmut^ungen  blinblingd  bienen  mu^te, 

^snbe  cc  burcJ^ouS  d^mroltertod,  unb  ie  d^rafter« 

^  bif  6DiU9en  looren,  befio  leidster  erwarben 

U  bie  0ttn{l  i^itf  ^errn.  3n  ben  Ferren  ent« 

sddlf  bie  unüccmtitoortlid^e  (Senxilt  ben  Ueber» 

»4  uob  Me  Aribenfc^aften,  fie  xoaxtti  X^rannen 

3  fibincn.    SHefe  fd^Iimme  SBirfung  auj  ben 

^Wofter  bcr  Herten  fa^en  felbft  bie  tteifeften 

lüm  ni^t  ein.    SesfiflliA  ber  Serberbtbeit  ber 

SkOHn  obec  tommt  VriftoteM,  inbem  er  boS, 

Mf  grmotben  ifl^  dU  noturgemä|  bebonbeß,  )u 

»  6^b^4f^  #    ^^  ^  geborene  SOaben  gebe, 

M  ia  Ziigenb  unb  SDkiSbeit  nid^  f d^ig  feien ;  unb 

:7t  notttitten  ^äf  |u  feiner  Seit  bie  ©Rooen 

äift  caa  Stegecif ^  f onocm  meifienS  aul  gebilbeten 


IBößem.  3n  ber  Hrmut  unb  bei  ber  arbeit, 
meint  ?{riftoteIed,  lönne  bie  Zugenb  nid(|t  ge« 
beiden.  6rft  als  man  Don  ber  Srmut  unb  Srbeit 
anbere  Segriffe  erbielt,  fonnte  fid^  eine  9(enberung 
in  ber  allgemeinen  Snfd^uung  ooD)ieben.  @o 
lange  bie|  feblte,  b^lfen  alle  moblgemeinten  9n« 
fd^ungen  oer  f))ateren  ^bilofopben,  }.  9. 
©eneca'd,  Don  ber  natürlid^en  ®lei(^]^it  ber  9Jten« 
f d^en  menig.  Smmerbin  mürben  baburd^  bie  5ff ent« 
lid^e  9leinung  unb  bie  Aaifer  gfinfüg  beeinflußt 
9uguffat8  (ni^t  9lero)  üermieS  bie  Jllagen  ber  ^fla- 
Den  an  bie  öffentlid^en  Se^örben  (Seueoa,  De 
b€UQe£  8,  22)  unb  na^m  ben  Ferren  baS  SRed^t, 
Sflaoen  }ur  Srena  ju  oerurtbeifoL  SlaubiuSer« 
Harte  ben  alter8fd^tt>ad^  Sdaoen,  meldten  ber  ^err 
audfe^,  fflr  frei  babrian  nabm  bem  ^erm  baS 
»ed^t  Sflaoen  nad^^SEBilfflr  ju  tobten,  unb  oerbot 
bereu  Serfauf  )u  fd^önblid^en  (Bemerben.  Snto« 
ninuS  $iu8  ermeiterte  bad  IfQlred^t,  unb  Sep« 
timiuS  beftrafte  bie  aoti^bc^nblung  eined  &fUü)ta 
mit  Sbtloftgfeit.  S^a^u  lam,  baß  ben  SQaoen 
baS  Sfamilienred^t  unb  einbeftimmteS  SigentbumS« 
red^t  jugefprod^en  mürbe ;  bie  Sflaoenf amilie  burfte 
nid^t  getrennt  merben,  unb  au8  feinem  ßrfparten 
fonnte  fid^  ber  Sflooe  loSfaufeit  —  Xroj^em 
beruht  bie  Sebouptung,  ba|  bie  rdmifd^e  Sled^tS« 
entmiddung  oon  felbft  bie  ßmancii)ation  bet 
@Raoen  bmNbgefe|t  ffdbtn  mürbe,  menn  nid^t 
im  4.  unb  5.  3abr^uiü>ert  aDe  Quellen  beS  poli« 
tifc^en  SebenS  oerjiegt  mftren,  unb  baß  baS 
(B^riftentl^um  faum  etmaS  }ur  Sbfd^affung,  ja  im 
®egentbeil  biel  gur  redeten  Sefeftigung  ber  Sfla« 
oerei  beigetragen  b<tbe,  auf  einer  gonj  falfd^en 
t)rincit>ieDen  ißorauSfe^g  unb  auf  einer  falfd^ 
Sluffaffung  ber  Xb^tfod^en.  ®efeb  unb  SRed^t  mar 
im  antifen  91tert^m  nidbt  in  bem  €inne  refor« 
matorifd^  mie  in  ber  (i^riftlid^en  3eit ;  ed  brad^te 
bloß  )um  ^nibvxiz,  toc&  Sitte  unb  Qiemol^nbeit 
beraudgebilbet  l^atte.  SBefonberS  Don  ber  fociden 
unb  ciDilifatonfd^en  SÄeutung  ber  römifd^en 
itaifer  barf  man  feine  bo^e  SReinung  begen.  Su* 
erfi  mußten  bie  Sitten  anbere  merben,  bann 
fonnte  aud^  baS  Sted^t  feine  mobltbatige  SBidung 
ausüben.  S)ie  Xb<^f<^^en  bemeifen,  oaß  eS  um 
bie  SflaDerei  im  3.  Sabrbunbert  ni^t  beffei 
als  im  erfien  befteüt  mar.  Unter  SluguftuS  be« 
fd^Snfte  bie  Lex  Aeüa  Sentia  unb  bie  Lex 
Furia  Ganinia  bie  ^reilaffungen,  bamit  nid^t  bie 
®efellfd^aft  burd^  bie  ungebeure  3^(1  ber  gfrei^ 
gelaffenen  mit  ibren  SfloDenlaflem  alUufebr  Der*^ 
borben  mürbe.  Unter  9tero  embörte  ftd^  einmal 
baS  SBoß  bag^en,  baß  nad^  bem  olten  fhenaen 
9ted^  in  bem  ^aufe,  mo  ein  nid^t  }u  ermittelnoet 
@flaDe  feinen  ^erm  ermorbet  J^atit,  fftmmtlid^e 
400  SDlitffloDen  bingerid^tet  mürben,  aber  ber 
Senat  blieb  unerbittlid^,  unb  bie  (Ssecution  mürbe 
DoQ)ogen.  Selbft  ber  milbe  ^brian,  meld^er  bie 
SHißl^blung  Don  SflaDen  Derbot,  fkd(|  einem 
SIIaDen  mit  einem  ©riffel  baS  Suge  auS.  Sie 
(Stabiatorenfpiele  nabmen  eber  )u  als  cib  unb 
bilbeten  eine  trefflid^e  €d^ule  für  bie  graufam 


403 


©IlaDereL 


404 


rofftnirtc  Scl^anblung  bcr  ©flatjcn,  toic  fic  m« 
tnentltd^  ben  t)ome]^men  S)amen  mit  il^ren  ©floDen- 
l^eeten  nod^gefcgt  toirb ;  nod^  c.  5  be§  6onciI§  Don 
eiDim  (300)  fe^t  t)oxauQ,  ba|  bte  Spanten  nid^i 
feiten  i^te  SWägbe  gu  %Dh  quälten,  flein  SBunber, 
tnenn  2)amen,  bie  regelmö^tQ  Sefud^erinnen  bet 
@lQbiatorenfäm))fe  tearen,  {id^  baS  $rü)att)et* 
gnügen  einer  Keinen  ajlejelet  öerfd^affen  »oEten; 
bei  ieber  Ungefd^icüid^feit  ober  xuxä)  Saune  Der« 
lounbete  bie  ^errin  il^re  @flat)innen  mit  bem 
©tuet,  unb  wenn  fte  jemonb  jur  SRebe  [teilte,  ont- 
toortete  fie  toöttijd^:  «3ft  benn  ber  ©flaöe  ein 
mtn'iä^r  mo^  s«r  3eü  beS  1^1.  gl^r^foftomuS 
ioor  boS  gebröud^Iid^ ,  unb  ber  ^eilige  fd^ilbert 
broftifd^,  xoit  man  ouS  Dielen  ^öufem  bie  Sßutl^- 
fd^reie  ber  ^errin  Dermifd^t  mit  bem  SBel^egefd^rei 
ber  ©ÖaDin  l^ören  fönne,  wie  bie  grau  fogar  il^ren 
SKann  ju  §üfe  rufe  unb  bie  entblößte  Wienerin 
on'S  Settenbe  fef|eln  unb  fd^Iagen  laffe.  —  Segen 
f old^e  SBerl^öItniffe  l^If en  rec^tlid^e  Serönberungen 
wenig ;  baS  erfte,  waS  3loÜ)  ifyxi,  toax  einerjeits 
ha^  S)urd^bringen  einer  l^umanem  ©eftnnung 
unb  anbererfeitä  bie  redete  SBertl^Jd^öJung  ber 
Arbeit  2Ba8  le^tere  Betrifft,  fo  Derbrängte  bie 
©flaDenorbeit  faft  Dottftänbig  bie  freie  Arbeit;  ber 
freie  Sauer  unb  ^anbttjerfcr  Derfd^wanb  in  bem- 
felben  ®rabe,  als  ber  ©ro^betrieb  ben  fliein- 
betrieb  auffaugte;  be^l^Ib  glid^  aud^  bie  ba« 
malige  fodole  fiage  ber  gegentrörtigen.  Rettung 
brad^te  erft  baS  Sl^riftent^um,  föel^eS  ja  wefent- 
lid^  bie  Seligion  ber  Firmen  unb  ?lrbeitenben 
war  unb  Dor  ^Eem  Singang  in  biefe  fflaffen  fanb. 
9Iu8  benffatafombeninj^riften  unb  gfiguren  fann 
man  fd^Iiegcn,  bag  jal^IIofe^anbtoerfer  ber  jKrd^e 
ongel^örten:  ©d^miebe,  Simmerleute  unb  ©tein« 
mefeen,  SBeber,  Saftträger,  Silbl^auer,  SKaler  unb 
©djreiber,  aber  aud^  Sanbleute,  SBirtl^e,  fträmer 
unb  grud^tl^önbler  ([.  ffrauS,  9leaIenct|fIopäbie, 
SIrtt.  ^atü)merfer  unb  Snfd^tiften).  SBenn  babei 
ber  ©flaDend^arafter  nid^t  betont  wirb,  fo  ift  ba§ 
fein  SetoeiS,  ba^  biefe  ^nbwerfer  feine  ©HaDen 
waren,  ba  bie  IBejeid^nung  servus  grunbfä^Iid^ 
Dermieben  wirb,  ©e^l^alb  fann  freilid^  audfi  nid^t 
bie  gfrage  entfd&iebcn  werben,  ob  t>a^  gl^riften- 
tl^um  frül^er  unb  ftärfer  in  ben  Seilten  ber  greicn 
ober  Unfreien  ßingang  fanb,  ober  aud^  ni^t,  ob 
bie  ^auSfflaDen,  b.  l  bie  ©flaDen  ju  perfönlid^en 
ffiienften  ober  bie  3lrbeit8ffIoDen  am  eifrigften 
bad  (Sl^ftentl^um  ergriffen.  9Ran  möd^te  wol^I 
onnel^men,  bag  bie  SlrbeitdfflaDen  jal^Ireid^er  Der- 
treten  waren,  ba  fie  nid^t  fo  unmittelbar  unter 
ber  giftigen  Sltmofpl^äre  beS  corrunH)irten  römi- 
fd^en  ^ouSwefenS  ftanben  unb  wol^I  etwas  freier 
aeftettt  waren ;  aEein  in  SBirflid^feit  fd^einen  bie 
^auSfflaDen  mel^r  als  bie  C)önbwerfSffIaDen  uiü) 
biefe  wieber  mel^r  als  bie  SderbaufflaDen  (coloni) 
Dertreten  gewefen  ju  fein.  SBie  bieSBauem  waren 
bie  Colonen  nod^  lange  nad^  Sonftantin  Reiben; 
baS  goncil  Don  ßlDira  fe^  DorauS,  ba^  bie  Sanb- 
arbeiter  d^riftlid^er  Ferren  nod^  fo  ja|lreid^  bem 
^eibent^ume  anl^ingen,  unb  ba^  fte  nid^t  einmal 


5ur  Sefel^rung  Deranla^t  werben  foimten.  Sol 
&l(iriftentl^um  mu^te  Dor  Mem  auf  baS  gfamiliah 
leben  unb  bie  ©tobte  oIS  bie  @i^  beS  ^eibnifi^ 
93erberbenS  einwirf en;  l^ier  war  ber  ^fM  aa^ 
fe^en,  um  bie  ©floDeret  innerlid^  gu  übenoinbo. 
S)ie^  gelang  il^m  oud^  in  ber  2:^  f  o  gid,  b4 
gerabe  baS  ^uSfflaDent^um,  bie  SJlhtifteriaGtfl, 
5um  SuSgangSpunft   ber  @fIat>enemond|Kdiai 
würbe.  2)aS  ^uSfflaDentl^um  gelangle  ju  eas 
SBebeutung  uno  gu  einer  ©telluiiQ,  beten  801^ 
t^eile  aud^  ben  SdterbaufflaDen  gu  gute  famen.  Sir 
anbere  Sebingung  ber  Cmanripotion  war  bcr 
Uebergang,  Wenn  man  fo  fagen  will,  ber  KSft 
gur  9tatural-  unb  ^auSwirt^fd^aft,  woDon  tteitR 
unten  5U  l^anbeln  i]t. 

S)aS  S^riftentl^um  1^  an  ber  rec^tTtd^  5Ia* 
tur  ber  ©flaDerei  bired  nid^tS  geönbert,  ob^ 
nad^bem  eS  Dom  S^itolter  ber  SSerfoIgung  in  bai 
ber  ^errfd^aft  überging.  92id^t  bto|  bie  Xpopd, 
fonbem  aud^  bie  fpöteren  JKrd^enDöter  ((te 
Don  ber  einfügen  DöOigen  Slufl^ebung  ber  &» 
Derei  nod^  nid^t  gefprod^en.  2)iefe  war  tlüß 
mel^r  baS  SBerf  einer  langfamen  Wirt^f^ 
lid^en  SntwidQung.  2)er  Unterfd^id)  )Uri(^ 
|)err  unb  ©flaDe  galt  bem  ^L  IßauIuS  nu^ind 
anberS  als  ber  jwifd^en  SRann  unb  SQSeib,  9rie^ 
unb  Sarbar.  SBenn  einer  aud^  oIS  ©tbwe  b> 
rufen  fei,  fagt  er,  fo  folle  er  fid^  nid^t  bcmim  fS» 
meni,  fonbem  ftd^  beftreben,  oIS  ©floDe  benis 
5u  werben  aum  Steid^e  ®otteS  (1  Sor.  7,21t.). 
S)ie  ©flaDen  werben  ermal^nt,  i^ren  ^ettea  9^ 
f)ox\am  5U  fein,  ben  l^arten  wie  ben  mi&n,  bomb 
wie  bie  ßl^riften  überl^aupt  erinnert  werben^  w4 
ber  ungered^ten  Obrigfeit  )u  folgen.  S)ie  4# 
lid^en  ^enen  aber  werben  erma|nt,  tl^re  Sb* 
Den,  feien  eS  l^eibnifd^e  ober  d^riftßd^,  }tt  ie^ 
l^anbeln,  alS  feien  fte  feine  ©floDen.  2)ie  gDif 
bigen  ©KaDen  foQen  Don  aSen  ©emeinbegenoffn 
als  gleid^bered^tigt  unb  alS  ebenbürtige  ftü* 
ber  in  Sl^rifto  angefel^en  Werben,  benn  in  (^ 
gebe  eS  feinen  Unterfd^ieb  s^ifd^en  Reiben  nb 
3uben,  ©flaDen  ober  greien  (1  Kor.  12, 18). 
2)ie  ©flaDen  würben  bemt  oud^  gon)  ^ 
bel^anbelt,  unb  eS  fonnte  fogor  DottommOr 
ba|  ein  ©flaDe,  weil  bereits  getauft,  tmVn' 
nem  nod^  im  ffated^umenat  ftel^enben  ^etm  m 
SSorjug  geno^,  ber  gfeier  ber  l^eiligen  Q^ei» 
niffe  bis  }um  ßnbe  beiwol^nen  3U  bürfen.  Sk 
©flaDen  würben  mit  ben  ^freien  )um  Stak> 
mal^I  gugelaffen  unb  mit  il^nen  beftattet,  unbirint 
@rabinf^rift  fennjeid^net  il^ren  (S^orofter.  Sul 
ber  Sutritt  ju  ben  b^iligen  SBei^len  tmxAt  op 
nad^  bem  ©iege  beS  Sl^riftentl^mS  Don  bec  S^* 
ftimmung  ber  Ferren  abl^öngig  gemad^.  S)e^ 
^alb  l^ielt  eS  bereits  SgnatiuS  für  nöt^  Vt 
©flaDen  5U  ermal^nen,  ba^  fte  wegen  ber  &tt^ 
l^eit  mit  il^ren  Ferren  nid^t  übennüt^ig  neibci 
ober  gar  begel^ren  foDten,  auf  ®emeinbeCo|ienIoi" 
gefauft  ^u  werben.  3lai^  OrigeneS  modele  stf 
eS  bem  Sl^riftentl^um  ^um  SBorwurf,  ba|  el  fUt 
ber  ©flaDen  ju  fel^r  annel^me,  unb  ba|  el  \mt 


40S 


@IlQberel 


406 


^«  SBown  ftd^  fai  blc  gamUlc  etnbrfinge  imb 

ftöBoi  wtb  ftüibct  ju  umgonwii  fucije.   Snfolge 

toiixuibl&i^gcn^picbigt  lourben  un}öl^Iige@nat)en 

frdgdafien.  S4^on  unter  Xraian  {oE  ber  ^räfect 

Smnl,  fKmxtA,  &et  feiner  Xaufe  1250  Btiar>m, 

Oonoäitt  unter  S^iodetian  1400  €nQt)en  auf 

ROBAi  frcigeloffen  ^aben.   3l(iä^  biefen  fd^önen 

Inpngm  ^j^  mon  toon  bem  fiegenben  (S^riften« 

tsam  oUcdring^  eine  rafd^ete  99efeitigung  ber 

£flaBctci  enoaxten  foSen,  qI8  fie  tDirflt^  eintrat ; 

son  f^ai  fkm  ba§  )um  SoriDurf  gemad^t  unb  bie 

^(otfacl^  bauiit  fai  Sufommen^ang  gebrad^t,  ba| 

^r  Sthäß  ubei^outit  Dettteltltd^t  fei.  WUin  biefe 

iM^Q^umS  ge^  t>on  einer  falf d^  SSoraudf e^ung 

eil,  iiib<m  man  ber  ftird^e  mel^r  9Jlad^t  juf d^reibt, 

cB  fb  tDtrSid^  ^atte.  ^S  ^eibent^um  rocx  nod^ 

}aßgt  nt^t  ütonmnben,  unb  bie  JKrd^e  mugte 

8d4  |c4(r^unbcztelang  l^ibnifd^e  Sitten  getniffet- 

HA^  iiberfe^en.  Sine  fold^  reoolutionöre  9Ra^« 

ies4  voit  bb  Vuf^bung  ber  SHa&erei  mftre  mebec 

Tt^tlk^  nod^  mtr^fd^oftlidSi  möglid^  gemefen.  Sie 

Jhx4e  fbimte  nur  an  ben  ^eien  SSBiOen  ber  ^ttttn 

«ppeOicm  unb  auf  gefe^Iid^e  SRilberung  ber  @fia- 

sctri  bringen.  SktS  tpat  fie  aud^  in  t)oQem  üßa^e. 

8d^  SodontiuS  6e}eugt,  ba^  )tmfd^en  ^enen 

xab  Stktom  nur  nod^i  öu|erli^  Unterfd^iebe  be- 

llobciL  6aIoian  im  5.  Sc^^^unbert  fagt,  töglid^ 

siztet  eHotoen  mit  bem  SBurgerreÄt  befd^enlt 

rat  nS^mfB  mtl^  ttaS  fie  fid^  im  ^au8  il^ed 

^ffxm  exfpoxt  Rotten.   9lad^  ®regor  tion  St^ffa 

$5fd^^  bie  meifien  Sreüaffungen  ju  Oftem.  — 

Zm  ütnfluft  beS  (E^rifient^umS  ift  ed  l^oupt- 

(ä4li4  iujtt|d^ben,  ba|  aud^  bie  meltlid^e  ®e- 

kfgdmiQ  mtlber  gegen  bie  @nat)en  lourbe.  Son« 

nantin  ber  ®ro|e  übertrug  bie  Unterfud^ung 

stet  bie  magen  unb  Aber  bie  SSergel^en  ber 

SfloMt  an  bie  orbentlid^en  SRid^ter^  belegte  bie 

eoRjcfncn  (8raufam!eiten  gegen  bie  SHoüen  mit 

mm^oftcr  Strafe,  Derbot,  fie  ju  freujigen,  filierte 

(ine  Mcnt^  leid^tcre  unb  einfo^ere  %tt  ber  gfrci« 

lojpiog  dn  (bie  manmnissio  in  ecclesia),  be« 

gunftigte  fibe^mipt  bie  gfreilaffungen  aud  reli- 

gtdfcr  <Sefimntng,  im  (Segenfa^  )u  9uguftu3, 

tcr  fie  befii^vSntt  l^tte^  berbot  ben  3uben,  d^ft- 

ü^  SBoben  gu  ^aben,  unb  unterfagte,  einem 

cnilau^nen  Sßanen  boS  F.  H.  E.  (=  fiigitiTus 

kie  «st)  auf  bie  6time  }U  brennen.  Sine  Ouelle 

ber  6flaDerief^  iKnberaudfe|ung  unb  ftinberber- 

ffflif «  fud^te  er  ebenfaOS  burd;  ®e]e^e  ju  der« 

ftopka.    3ni  ndmli^en  (Seifte  toirlten  bie  fol- 

Qd^  li^frifin^en  ftäifer,  namentlid^  Suftintan, 

ber  mamS^  otte  ®efe|e  gegen  bie  @lIaDen,  loeld^e 

ean^anttn  no^  ^otte  beße^  laffen,  im  6.  Sal^r« 

losbect  oufl^ob,  unb  ed  mar  nun  nid^t  mel^r 

^dtm,  ba^  @fiatien  oud^  in  ben  geifütd^en  Stanb 

emtoiftetu  atifolge  biefer  ®efe|gebung  fel^Ite  ben 

Slboen  nur  nodb  bie  Sfreijfigigfeit ,  ber  freie 

bmaib  unb  bie  freie  Serfägung  Aber  il^re  ißer« 

loa,  dlfo  imuietl^in  mertl^one  9ted^te,  bie  aber 

f^t^ädfiü^  bomois  ni^  gor  fo  ^  gefd^t 

MUbCIL 


ßtgentlid^  übemmnben  mürbe  bie  ^HntSfllaberei 
erft,  mie  jd^on  oben  angebeutet,  burd^  bie  poUtifd^e 
unb  mirtlQfc^aftltd^e  Ummäl^ung  unb  bie  Slüdfe^r 
gur  9latural-  unb  ^uSmirtl^fd^oft,  meldte  ftd^  mit 
ber  Eroberung  beS  römifd^en  äleid^ed  burd^  bie 
©ermanen  berbanb  (ögl.  b.  Slrt.  Seibeigen- 
fd^aft).  Samit  l^örten  bie  !a))itaKfti(d^en  ®ro|* 
betriebe  ebenfo  auf  mie  bie  lusuribfen  IpauS- 
baltungen.  Sie  ®ermanen  litten  gum  perfbn« 
lid^en  ^auSl^alte  nur  fel^r  menig  ©HaDen,  ein 
germanifd^er  lg)of  aber  bilbete  eine  gefd^Ioffene 
SBirtl^fd^aft,  mo  foft  nur  für  bie  eigenen  iBebärf- 
niffe,  nid^t  für  fremben  äbfa^  gearbeitet  mutbe, 
mo  aber  aud^  ausmörtige  Angebote  entbel^rt  mer» 
ben  tonnten.  9tur  bie  retd^eren  unb  bomebmeren 
SSoÜSgenoffen  b^^tten  ^uSfnaDen,  nämlid^  bie 
toötcr  fogenonntenaRinifteriaIcn(aKarfd^aII,  ©ene« 
fd^on,  ffömmerer,  Sd^enf,  Xrud^fe|,  ftod^  unb 
Sädfer,  gaöncr  unb  Säger).  3e  öomebmer  ber 
^err  mar,  eine  befto  größere  iBebeutung  erlangten 
biefe  ^auSbiener ;  jie  erbielten  99eneftcien  (Se^en) 
für  ibre  S)tenfte  unb  fd^mangen  ftd^  fpdter  fogar 
über  bie  ^beugen  tmpox.  SRinifterioIen  mürben 
balb  aud^  na^geborene  Sö^ne  t)on  ^beugen. 
3bnen  junäd^ft  ftanben  bie  ^ofbanbmerler,  unter 
benen  ber  @d^mieb  befonberd  gefd(|a|t  mar.  S)ie 
gro^e  SJlaffe  aber  beftanb  aus  ^  of  b  au  er  n, 
Colonen,  Siten :  fie  maren  beff er  gefteSt  als  bie 
alten  @nat)en,  ba  fte  gmar  ein  fe^r  geringes  Sr« 
merbSred^t  bitten  unb  bed  Srbre^teS  entbehrten 
(tobte  $Hinb),  in  ber  Stegel  aber  ein  eigenes 
^auSmefen  führten  unb  i^r  eigenes  ©ütd^en  be- 
dien. vlud9  im  römifd^en  Sleid^e  mar  bie  9ln« 
öffigfeit  (glebae  adscriptio)  ber  Colonen  unb 
ein  fidlerer  Sanbbefi|  eingefübrt  unb  freie  Ser« 
öu^erung  ber  Colonen  abgefd^afft  moroen  (1.  2, 
Cod.  Just.  11,  47 ;  1.  1.  2,  Cod.  Just.  11,  49), 
aber  bie  rdmifd^e  ^ofmirtbfd^aft  mar  bem  äBefen 
nad^  eine  anbere  als  bie  beutfd^e.  @ie  arbeitete 
auf  einen  ffopttalgeminn  bin/  unb  baber  mu^ 
bie  familia  servonun  ben  &of  gemeinfam  be« 
fteQen  (Tac.  Cterm.  25).  ^ie|  mußten  nun 
)mar  aud^  bie  beutfd^en  coloni  tbun,  aber  fie 
burften  bie  f)älfte  i^rer  Seit  (brei  Xage  in  ber 
SBod^e)  bem  eigenen  ®ute  mibmen  (Lex  Bajuv. 
1,  18;  Lex  Alam.  Hloth.  22,  8).  SBie  bie 
JKrd^e  baS  SooS  aud^  ber  Colonen  )u  mtlbem 
fud^te,  }eigt  ein  b^Iid^er  Srief  (Ep.  1,  44 
[al.  42])  @regorS  beS  ©rogen;  er  fd^ilbert  barin 
aOe  bie  IBebrüdhtngen,  meldte  auf  ben  99auem 
lafteten,  unb  betreibt  ibre  SKilberung ;  öor  Mem 
oerlangt  er,  ba^  benfelben  ein  mirflicbeS  Crbred^t 
bemilligt  merbe.  Sei  ber  förmlid^en  gfreila^ung 
ber  @nat)en  gaben  ftlöjter  unb  ®eiftlid^e  über« 
bau))t  baS  befte  99eif))iel.  3uer{t  maren  eS  grie« 
d^if^e  ifI5{ter,  meldte  burd^  auSbrüdflid^eS  Statut 
leine  ©Sauen  auf  ibren  ®ätem  bulbeten :  burd^ 
Xb^oboruS  CantuarienfiS  aber  fam  biefe  bumane 
Sitte  im  7.  Sabrbunbert  aud^  in'S  Sbenbtanb. 
9lad^  i^m  mirfte  im  9.  äabrbunbert  bef  onberS  ber 
^l.  Senebict  Don  9niane  für  gfreilaffung  alUr 


Süaaerei.  408 


•"•»♦r*" 
•»••••> 


•'-».'• 


•;^c 

IU5 

:-.r  •? 

«ha 

•  •T 

>i   « 

•  ••  •  ■  #  « 

«    »te 

*      1 9 • •* 

»  ••• 

■•*          »*■« 

•  ««*L 

-.7.  -a  auc^  bcn  Srcigelafjcncn,  öerboten,  in;J)  tie 
LLr  TJ  -"n  cfl-ren  ime  bic  grcigelaffcncn  iDurbcn  md;i  dl 
jl:  .  -IT  rn:cr  i^^ntltic  'Jlnnägcr  unb  3c"9cn  jugclamii  io«»-:l« 

III.  7'!.  101.  574.  582.  (511),  b.  ^.  f.e  irartn 
rcr.  cffi'utlidjeii  ©cric^t  ausgcfc^loifcn  unb  Dam 

::5  "\c  r/.;r:enil*rit?at=ober^iJktriinonialgerid)tun:crfifLt. 

'.z,  :ai   2:i  Öerictiieunfäöigfeit  erhielt  fic^  in  cinigjnök« 

:zi  .:::*   j.'r.:en  i  j.  i^.  in  SJölimcn)  bei  bcn  SPauem  bis  ^un 

-.  Jl::'L    3r:.;B  bwi  uorigcn  3Qbr^unbert§.   5lnb«crieiE 

::::  :::   !r::cr:anb  bie  ftircfcc  auf  ba3  (rntfdücbcnfie  ben, 

:  ::.:t.:v..   res  greie  unb  grcigclaffcnc  jU  Sflapcn  ßerisii: 

^.:  '  W-«:    ru:::n.  3^^»3r  gcftüttcte  fic,  bas  5-  JB.  IKiiDwcr.« 

i-r/^tT.«  rr^rcr  5U  3flüDen  gemacht,  unb  bic  grcigclannun 

'  :.::r.:   :«:  «irAc,  wenn  ]ic  'i'rcneftc  gegen  bie  kiiin 

:*.j.;.::4-  ^-irtcn  ober  fonfr  nnbcripänftig  traten,  roieöcrin 

:•.  }::>   :r:n  frülicrn  Sumb  ^urüdDcrjeft  würben.  SSfnn 

»lA  über  ein  greicr  jclbü  in  bie'Sflaöcrci  oetfau^ 

haue,  fo  oerorbnete  bie  rtirdie,  ha^  er  wicber  fni 

U'in  joUe,  füll»  er  bie  Summe  edefe  (C>cfele  III, 

71).    iWer  einen  greicn  al^  Sflaren  öcrfcufte, 

:inirbe  gleid)   einem  l^icr^er  beöanbelt  (Oefde 

IV,  58bj,  luer  einen  iJrei9:Uv"^encn,  mit  jdjiccKa 
...".  .ru::c::  3?uüen  belegt.  (?bemo  i±nn  Die  ^tirdje  gegen  bßi 
.  •.•;  ::c  ::i::::;  iWerti5ma{jigen  3flaDir.ta::>el  ein.  SaBSHaren 

..  .::c  r^f  als  iüld;e  öeröuficrt  rcurDen,  fcnnte  fo  irenig  rer* 

;.....';•:.     lic   binbert  toerben,  loic  noimul*  Die  3kr:auiditHir?ci: 

..-.  .:i:i::vdi,  bcr  Seibeigenen.    "Sie  Öcnr.aneu  Dcrfaumn  er» 

....;..:c::;  »ie  beutete  Sflaüen  in  großer  3--1.  ein  Stamm  an 

:  •....:  ''\z\i» :  bcn  anbern,  mci|ten3  aber  in'»  rcmiiic  unD  bnwn« 

:.      vc::::  üe  linijd)e  5Kcid}.    2ie  Äird-e  bat  nun  Dor  Am 

,*:  ::iv:rüd=  >  bcn  33i|d)öfen  Verboten ,  Süaren  ^u  Derfaufcn. 

•  .\'  c:  iaben  ]  ebento  bcn  ^-JJrieftcrn,  Sflaoen  an  3"ben  ^u  Der« 

•  .  ii^enn  |  bandeln.    2a  3uben  unD  andere  5iid):djn]irn. 

...::c  cüwDt'n  j  ipüter  bic  ^^Iraber  bie  getüerbsmaBi^en  Sflaren» 

..-.•  Ti'clilidie, '  l)änbler  loarcn,  fo  oerorbneten   Simonen  urJ) 

.'  ..  ^a-j  aus  p4-'iip|tc,  bafj  fein  c^ri[tlid)er  S  flaue  an  i\ii)en 

..."..  —  i'onjunb  Suben  öcrfauft  »erben  biirü,  imb  biejcni- 

?i»)  Sil»*jen- !  gen ,  bie  \\d)  bereit»  in  fold:er  Sflaucrei  be« 

.:i  v::c  Unfreie '  fiinbcn,  losgcfauft  werben  tonnten  (to  ).  3?.  c.l6 

":•'..  So  i;rDB  '  bc^  (Joncils  üonMacon  551,  t>ai  bifiimmt,  jeitr 

.:i?  *ii?ettien,  :■  If  f)rift  tonne  jeben  Sflatjcn,  hai  ein  JutJc  iobt, 

c*'..ivcn  su|um  12  Solibi  il)m  abfaufen,  fei  es,  büB  er  [bcr 

..*;'!  .*::ne  L^r- !  CJlirift]  bcm  Sflaoen  alsdann  bie  trreibeit  geben 

.;•  crmalmte   ober  ilin  fclbü  al^  Sflaoen  bebalten  loolie;  »enn 

...»  .C*:cr  l'cute  aber  ^er  i\it>t  feinen  diri|ilid)en  Sflaren  jut 

. .    i\l:;ii  frei»   'Jlvoftafie  oerleitcn  tooUe,  fo  lüer^e  ber  Sflaüe  frd 

i..:\:i.    Ou'Unb  ber  iube  geftraft).    Tic  644  ju  (>liäIon5« 

;..i   /trcie  \\i  fur=Saiine  ücrfammclten  Sifdjöfe  feften  c^  beim 

..»  >.c  w^eIivKn  iioniii  l5l)lob«)ig  II.  burd>,  baß  in'^nfunft  fein 

^  ...';ii;c':  u.  a.).  diri'':iid)cr  Sllaue  au«  bem  granfcnreicbe  ^inoisl 

•. ;  ;.4:  l^Jilbc« '  ocrfauft  tocrbcn  bürfe.   3)ie  3"ben  foUtcn  nü(|) 

>  .    ..lii)  t'.v.'lKid)  nncberliollcu  ii5cnimmungen  überhaupt  feine  ä^\l' 

.1  H;\- '.ö'.'ti)  lid)eu  Sflnucn   Imben  (f.  Öcfclc  III,  37.  52. 

..;.'..•.  .\i^  gc=  I  75.  .^G.  31^.  .'»If'-j.    9?crfcbiebcnc  SSerorbnungcn 

^   ^     ...    .  .i.  \»i  \^:ircn.  gegen  bcn  Sflarcn^anbel  cntenertc  baä  ifoncil 

X  N  ..■.•".•:::vi:r>  ion 'Ficaiii;  >4.''»,  u. '^l.  bie  toletanifd)e  SSerorb- 

...,.,.  \!  iTt-vocn  nung,  ^aü  auci)  fein  beibniidier  Sflaoe  anUn« 

^,.  *  '  \v  x\  :•:    *2ln  gaüil'i.;e  ocrfain't  uvrbcn  bitrfe,  fonbem  nur  an 

*^    \  ..,..  V    i  N    Jf'-U'c  l^l:i;fiiu.   bair.ii  feine  !^efel)ning   mögli(^  fei. 

v/»    i'i^N*».     -r^*;.'->"i  ^'f^'inh"^  revbot  fjlion  Imnbert  3öl)re  früher  eine 

'    ^"*  fe**»»»  «i^  ct:.:;\*n.  romiül]eSiMioöeunier'4Japft3öd^üriaSim3.743 


«»• 


«m 


SriQDerei. 


410 


dim  C^pA|km,  irgoib  einen  ©Hoom  ober  eine 
a&BBiin  an  einen  Suben  |n  Dcrfaufen;  Aarl  ber 
to^  nXnViQteftlerVntpt,  einen  @BQt)en  ou^ec- 
Wft  te  Dtöct  |n  nedaufen,  unb  t)erbot  leben  ge- 
trtincn  Qcrfimf .  ^t^iTui^  l^rte  ungead^tet  Jol($et 
M4e  bes  tBoteuf  ber  SflaDen  an  9li(i^t(9ci{ten 
^  mifL  noKie  onf ,  unb  namentlid^  befd^öftigten 
M  bomit  fettma^cenb  bie  SBenetianer,  oogletd^ 
ten  ^f^jjL  3Qri^ario8  bei  Strafe  ber  ßscom- 
MBifistiDn  täboi,  einen  d^jilic^en  SHokien  an 
te  Sto^nnmebotier ,  loo^  fie  il^ren  ^upt- 
a&f8|  Wtcn,  }n  oerbufen.  €<i^on  unter  ber 
ite«^  Xtgiccmg  SubimgS  beS  gfrommen  nabm 
tet  8llaDcn^nbel  midier  bebeutcnb  ju.  2)a  trat 
IgDbni»,  Sfif^of  ton  St^on,  hfiftig  bogcgen  auf 
iBb  IMe  im  Sesine  mit  onbcren  8if d^öfen,  au^ 
tot  oOkb  6fte  ge^tt,  um  ie  12  ©olibi  üiele 
iaimlitte  @naoen  ber  3uben  au8,  toeld^e  ftd^  im 
fednfi{<9en  9M4e  ^en  taufen  laflen.  2)ie3uben 
i^  bei  bem  itatfer,  befiad^en  fetbft 
toaUMiim  SRiniper  unb  ermtriten  f o  boS 
9Aot,  man  bfirfe  feinen  SQai^en  ol^ne  Sin- 
«ffligniig  fietne3  f^erm  taufen.  Sgoborb  berief  ftd^ 
äogefpn  oisf  boS  9eif)iiel  ber  lllpoflel;  ob  er 
ta^mmg,  iß  ntd^t  fidler,  aber  toal^d^einlid^,  ba 
nmr  ben  fpdtcren  (9efe|en  fidb  loo^I  bad  SSerbot 
isbd»  einem  SHaDen  o^ne  3uftimmung  feines 
peixn  btt  ^tgen  IBeiben  }n  crtbeilen,  über  6r- 
tMbag  ber  3tinife  ober  nid^tS  me^r  gefagt  i{L 
3b  Otaqen  moxb  erreid^t,  bo^  gegen  Snbe  bed 
10.  Sobt^bettS  ber  SHooenbanbel  ftd^  t)ermin* 
menn  oud^  nic^t  gon)  aufhörte.  S>ie  3uben 
Senbcr  Mten  nod^  bad  gange  aRittelalter 
ioban^  bm  fumbel  mit  @flaDen  fort;  nocb 
■niet  unnben  (Sbriflen  oerftümmelt  unb  als 
fmaibcn  nod^  6onßantino|)eI  oerfaufi  SDaS 
Smunafie  ober  mar^  ba|  ein  d^riftlid^er  ItSnig, 
tienirvl  IV.,  ben  @OoDenbanbeI  ber  3uben  be« 
flfaifHgtr  %n  ber  ftoblenger  3oOgt^<  mußten 
^  'jäia  Sflaoen  4  S)enore  gegablt  meroen :  ^ein- 
n4  IV.  befUitigte  biefen  SoO  1104.  9Iod^  1238 
BBBoi  SBiener  äuben  im  9efi|e  oon  beibnifd^en 
eifflDRL  Snbeterfeitd  tni]pXQäf  eft  freilid^  oud^ 
9B  bcR  befonbeitn  Umftönben^  nid^t  aber  bem 
4t<pP<ben  <Bct^,  ba|  man  nod^  1089  bie  grauen 
kr  Seiptiben  gennilHam  in  bie  Stiaoerei  Der- 
fr|ft  vab  fKdmPz  («efele  V,  195;  ogl.  ebb. 
904X  Sknge  banerte  ber  €nat)enbanbel  in  (Eng- 
Mb  fmt,  jb  bo^  »ifd^M  SBuIftan  oon  SBor» 
oAir  f.gpqL  1C96)  ju  SBriftol  unb  in  ber  9}ad^- 
bo^a]^  mteberbott  feurig  gegen  f old^e  Stud^Ioftg- 
bsi  tntbigte.  Soraufüerbot  aud^  bie  Sonboner 
e^nobc  iwn  1102,  aRenfd^  gleid^  Vfimn  )u 
scAnfcn;  aber  erft  im  3. 1171  gelang  eS  ber 
S^mbf  ]tt  Snnog^,  bie  SBefreiung  aller  6flo« 
vcn  oucb  in  drkuU)  )u  beioinen,  unb  feit  biefer 
Sita  Ifttt  mm  auf  ben  britifd^en  unfein  Don  fei- 
asm  SIcDfd^enncrfmtf  mel^.  Shi  @d^n>eben  l^örte 
kr  6llaorn(^aiibeI  feit  bem  18.  Sal^bunbert  auf. 
Sog^gen  viib  im  bo^cuttioirten  3talien  felbft 
flpd^  in  14.  itnb  15. 3al^rl^bert@flaoen]^bel 


ermäbnt,  ein  SSemeiS,  ba^  bad  tSufbbren  ber 
Sflaoerei  unb  bed  Sfloocnl^anbeld  tuentger  mit 
bem  Sfortfd^reiten  ber  loeltli^en  etoilifation  aU 
mit  religiöfen  unb  mirt^fd^aftlid^en  ttrfad^en  )u- 
fammenbängt.  3n  ®enua  fofiete  beifpietttocife 
1884  eine  tatarifd^e  ©flootn,  „frei  Don  allen  ge- 
beimen  ftranfbeiten" ,  1049  Sire,  1389  eine 
anbere  1312  Sire. 

3m  fibrigen  6uro))a  befianb  bie  @f(aDerei  nur 
no($  in  ber  gform  ber  Srblid^feit  unb  ber  mil- 
bem  Seibeigenfd^ft  begm.  |^drigfeit.  SHe 
Sigenleute  QiomineB  proprii,  homines  de  oa- 
pite,  de  corpore)  lourben  }lDor  b^uf^g  <nt(b 
@tIaDen  (servi)  genannt,  aber  fle  unterf (Rieben 
fid^  bebeutenb  Don  ben  alten  SflaDen.  @te  bil- 
beten  nSmlid^  einerfeitd  bereits  eine  ffafie,  eine 
(Sefellf d^aftdclaffe ,  menn  aud^  bie  unterfte,  unb 
bie  Seibeigenfd^^  t^Panjte  ftd^  nur  burdb  bie 
Srbttd^eit  fort;  anbererfeitd  Derfd^ffte  bie  iHrd^ 
ibnen  Siedete,  bie  man  nod^  im  8.  unb  9.  Jabr- 
bunbert  ben  @fIaDen  abgefprod^en  botte,  inSbefon- 
bere  baS  (Sb^-  unb  (Serid^tdre^t  6te  erflärte  bie 
eben  bet  ^Mgen  filr  &bte  (Sffm,  fprad^  ben  Seib- 
eigenen bie  gäbigfeit  )u,  fld^  mit  f^freien  ju  Der» 
betraten,  unb  Dertbeibigte  bie  ©ultigfeit  ber  obne 
Suftimmung  ber  Seibberren  gefd^Ioffenen  ditn 
(6.  1  sqq.,  0.  XXIX,  q.  2;  c.  1,  X  4,  9).  S)ie 
Seibeigenen  ber  IHrd|e  mürben  bei  ibren  ®erid^ten 
unb  bann  fpöter  oud^  bei  ben  meltlicben  ald 
Seugen  felbft  gegen  Sfreie  gugelajfen.  (Snbßd^ 
brang  aaii  ber  @runbfa^  buc^,  ba|  ed  ein  Sigen« 
tbum  an  ^krfonen  nt<bt  gebe ;  bie  ^ßigenfd^'' 
nmrbe  burd^  bad  ®ut,  auf  bem  ber  lg^5rtge  fa|, 
burd^  bie  glebae  adsoriptio  Dermittelt  unb  ftatt 
einer  ))erfonaI-  eine  realred^Üid^e.  Sud  SRobtIien 
mürben  fie  fo  }u  ^mmobtlien  (c.  5,  X  3, 18)  unb 
aud  SBirtbfd^aftdgebtlfen  fleine  SBirtbfd^aftdldter. 
9Id  fold^e  erbielten  jie  aud^  ein  SRed^t  auf  ibre  ßr- 
rungenf^aft  unb  fDnnten  bie  9nf))rüd^  ber  Ferren 
an  ibrer  6rbfd|aft  mit  bem  3:obfoII,  bem  99eft- 
bau))t,  ablöfen.  !Bon  gflnftigem  ßinftuffe  für  bie 
Seibeigenen  mar  ed  aud^,  baf  neben  ibnen  fafi  bie 
ganje  bduerlid^e  9eD5Iferung  b^^rig  mürbe.  2)a 
gab  ed  febr  Derfd^ebene  9rten  Don  |)5rigfeit;  aber 
bief e  Unterfd^iebe  Dermifd^ten  ftd^,  unb  servi  imb 
rostiei  mürbe  gleid^bebeutenb,  mie  umgefebrt  frei 
unb  abelig  beinabe  für  badfelbe  galt.  S)ie  Sßtf 
fned^tung  bed  einftmald  freien  Sauemflonbed  bat 
man  ber  JKrd^e  )um  S^ormurfe  gemad^t;  aber  mit 
Unred^t,  mie  bie  neuefte  gforfd^ung  lebrt.  93dDig 
frei  maren  nur  bie  menigften  äSouem,  unb  im  Se- 
fibe  bed  ®runbeigentbumd  fafi  gar  feiner.  ^bcA 
Sigentbum  fomobl  am  bebauten  old  unbebauten 
SBoben  mar  Don  Slnfang  an  @ad^e  ber  ®runb- 
berren  ober  ber  Oefammtbeit  (vicini).  SIEerbingd 
baben  bie  Souem  nad^meidbor  in  großer  3abl 
Dor  unb  nad^  ftarl  b.  ®r.  ibr  ®ut  unb  ibre  $er» 
fon  in  ben  @(|u|  Don  ®ro|en,  namentltd^  gerne 
an  geifllid^  ®runbbenen  gegeben,  um  ben  Setben 
unb  Saften  bed  ffrteged  p  entgeben.  %ber  biefe 
Suftragungen  (Sommetwationen),  infolge  beten 


411 


©t^^'^tei. 


412 


bo8  ®ut  jum  SBittM^  (preoarium)  wutbe 
^abm  nur  fortöejejt  unb  etoänjt,  toaS  ^d^out^at« 

gd^Kd^  beftanb.  9luf  biefe  Seife  tourbe  bie  gto^ 
taffe  ber  Säuern  ]^5rtg,  unb  olS  I|5rtg  nm^ten 
fle,  au(i^  menn  jie  nur  SBogteileute  (üRuntmanen, 
oensuales)  toaren,  Slaturalabgaben  unb  Sienjte 
leiften  (bod  gertngfte  SRa^  loor  brei  Xage  im 
Saläre).  IBielfad^  tDurben  fte  aber  fpöter  aud^  gum 
^eftl^aupt  unb  anberen  Seiftungen  gejmungen, 
toeld^ebem  Seibeigenen  auflagen.  3Ran  nannte  ba- 
l^er  im  14.  unb  15. 3a]|r^unbert  ^ßigenleute"^  im 
18.  «yCrbuntertJ^nen"  überl^upt  aSe  unfreien 
Säuern.  3^i{4^  bem  11.  unb  13.  ^al^r^unbert 
l^ben  jid^  biele  Seibeigene  freigefauft,  fotool^l  in 
2)eutfd9lcmb  als  in  Sftanheid^  unb  (Snglanb ;  ber 
greilauf  beftanb  mand^mal  in  ber  einfod^en  9uf« 
gäbe  ber  l^örigen  ^ufe.  Siele  porige  lie^  i^r  ^en 
ouStDörtS, }.  S.  in  einer  @tabt  arbeiten  gegen  Se» 
jal^lung  einer  ffopffleuer  (capitagium).  Slnbere 
entzogen  ftd^  ber  Seibeigenfd^aft  burd^  glud^t  unb 
fanoen  namentlid^  in  ben  @töbten  uiä  jf löftern 
eine  3uflud^t.  3n  ben  @täbten  mürben  fte  ^anb- 
toerfer  unb  bamit  frei;  benn  baS  ^anbtoerf  l^otte 
jid^  fd^on  im  13.  ^o^rl^unbert  Don  ben  le^en 
iRe{}en  ber  ^ofl^örigfeit  gelddt,  mit  ber  e8  an  bie 
grol^nl^öfe  ber  Sifd^a^  unb  fllöfter,  ber  Surften 
unb  Ferren  gebunben  mar;  bie  i,@tabtlu^  mad^t 
frei"*.  3n  2)eutfd^lanb  erleid^terten  audb  bie  gro|- 
ortigen  Solonifationen  befi  OftenS  unb  bie  terri- 
toriale 3^tf))litterung  ben  SBegjug  ober  bie  gflud^t 
ber  porigen.  2)ie  Sanbf[u(|t  mar  in  einigen 
Sieid^en  fo  gro|,  ba^  bie  Könige  einfd^ritten, 
ben  @täbten  bie  Sufnal^me  Don  porigen  unter« 
fagten  ober  bie  bereits  Derliel^ne  Sfreijägigfeit 
mieber  jurfidhuil^men,  mie  bie^  SigiSmunb  unb 
Sltattl^iaS  SorDinud  mit  ber  1351  in  Ungarn 
oerliel^enen  S^eiuigigfeit  tl^ten.  9lber  baS  be« 
beutete  bei  ber  @^möd^e  ber  Sentralgemalt  nid^t 
Diel.  2!)a]^er  liefen  Diele  ^enen  il^re  adrigen 
fd^mören,  bag  fie  nid|t  ftiel^en  mollten ;  mand^mal 
mußten  aber  oud^  bie  Ferren  f d^mören,  ba|  fie  bie 
gflüd^tigen  nid^t  Derfolgen  mouten,  unb  menn  biefe 
bi  @töbte  enttarnen^  legten  bie  @tdbte  ben  ^enen 
ben  Semeis  auf,  ba^  bie  gflüd^tigen  il^re  hörigen 
feien.  3m  Mgemeinen  mu|ten  bie  ©runol^erren 
)ufrieben  fein,  menn  fte  geniigenb  ^5rige  jur  Se- 
bouung  il^rer  fjfelber  litten,  unb  mußten,  ba  fte 
oft  fremben  3ufd^u^  brandeten,  günftige  Se- 
btngungen  fiellen.  SaS  mürbe  befonberd  nötl^tg 
nad^  bem  3erf aOe  ber  alten  @runb]^errf d^aften  unb 
^o^erfaffungen  unb  ben  Snföngen  ber  ®elb- 
mirtl^fd^aft,  bie  in'S  12.  unb  13.  ^al^rl^unbert  su- 
rudCreid^en.  S)ie  Ferren  Der))ad^teten  il^re  ®äter  in 
größeren  Somple^en  an  porige,  freigelaufte  unb 
frembe  Säuern  unb  Derlangten  einen  ftorfen 
$ad^t}inS.  SDie  $äd^ter  (fogen.  Colonen,  3infer, 
SRaier)  maren  ))erfönlid^  frei,  l^atten  aber  ein 
fd^led^teS  Seft^red^t;  bie  porigen  auf  Ileinen 
®ätem  in  ber  Siegel  ein  beffereS.  3mmer  aber 
bauerte  bie  fiarfe  Semegung  beS  SuffteigenS  unb 
<Em))orringen8innerl^  ber  SeDöHerung  fort.  3m 


)4.  aal^r^unbert  fdjreibt  Slot^e  Im  ^JKtterfJjieger 
(^erauSgeg.  Don  Sartfd^,  in  b.  Sibliotl^el  b.  literar. 
SBereinS  au  Stuttgart  LEI  [1860],  109  f.):  ^S)cr 
eigene  SRann  fann  burd^  bie  ^nb  beS  ^erm  frei* 
gegeben  merben  unb  bann,  feftft  menn  ernid^tein 
gfreigut  ermirbt,  dlS  frommer  3tnSbauer  leben. 
Seine  Jhnber  jiel^en  in  bie  Stabt,  mehren  bad 
®ut  im  @d^u^  ber  Stabtfreil^eit,  unb  mieber  il^ 
ftinber  reiten  in  einen  ^enenl^of  ttnb  treten  m 
ben  2)ien{t  eineS  Sbeln;  unb  flnb  fie  braud^« 
bar  bei  gfed^ten  unb  Streiten,  fo  belel^nt  ^ 
ber  $en  mit  einem  Freigut,  baS  il^m  burd^ 
ben  Xob  ber  Sefi^er  {ufdUt"  3n  Snglanb  mür- 
ben Unfreie  l^ouftg  Suraermeifter  unb  S^eriffS. 

aRit  bem  ^ufd^meOen  ber  (Belbmirtl^fd^aft,  ber 
SluSbreitung  einer  fünft«  unblusttSliebeid>en£iDUi> 
f ation,  bem  Sinbred^en  beS  römifd^en  SHed^teS  unb 
ber  Serftnberung  beS^eermefenS  Detfd^Ied^rte  m 
bie  Sage  ber  untertbanigen  SeDölIerung.  SDer 
®elbmert]^  fanf,  bie  @elbbebflrfnif[e  fteigerten  fi^ 
aber  unb  Deranla|ten  eine  Steigerung  ber  3)tenfk, 
moruber  Dor  bem  Sauemiriege  Dielfad^e  Stlo^m 
laut  merben.  S)aS  r5mifd^e  Siedet  mu^e  ni£iS 
Don  einem  Untereigentl^um,  unb  man  erflärte  bager 
bie  porigen  oK  bIo|e  9bi^nie|er,  in  SS^men  Der» 
einjelt  f($on  im  14.  Sa^rgunbert  (^lad^,  @efd^. 
Don  Sö^en  n,  2,  ^g  1842,  32).  ^ferner 
gab  eS  feinen  Ueberflul  an  Sonb  me^,  unb  fomol^I 
bie  9)larIgenoffenfd^ften  unb  bie  ©runbl^errfd^f- 
ten  als  bie  ftdbtifd^en  ^onbmerfSjänfte  fd^loffen 
ftd^  ob.  Salier  mar  fär  lanblofe  Seute  mn:  bie 
aJUglid^feit,  Sötbner,  ^äuSler  unb  Xaglöl^ 
(1351  gibt  es  in  Snglanb  fd^on  eine  Sol^ntose) 
ober  Seibeigene  )u  merben.  Unter  bem  Srud  biefer 
Ser^ältniffe,  gereijt  burd^  baS  SDongelium  Don 
ber  Ofreil^it  beS  Cl^ftenmenfd^en ,  erl^oben  ftd^ 
1525  bie  Sauem  (f.  b.  9trt  Sauemfrieg),  ober 
il^re  Sage  mürbe  nid^t  beffer,  fonbem  f^le^ter. 
5DaS  rdmifd^e  Sted^t  mürbe  immer  rfidfiqtSlofer 
}ur  Snmenbung  gebrad^t,  unb  bie  alte  SRoDerei 
fpufte  mieber  in  ben  Stbp^tn.  Slamentlid^  im 
9lorben  rid^teten  bie  ®runb^erren  mieber  ®ro^- 
betriebe  ein,  bie  Sauem  mürben  Dertrieben  (ge- 
legt) unb  bie  S)ienfte  ber  bleibenben  in'S  un- 
gemeffene  gefteigert.  StmoS  bef(er  mürbe  eS  erft 
im  18.  äal^rl^unbert,  in  bem  in  ben  meiflen  Stoaten 
baS  Se^^red^t  ber  Sauem  gegen  miüfurlic^e  Set- 
treibungen  gefd^ü^t,  fobann  bie  Sisimng  ber 
S)ien{te  betrieben  mürbe.  ®egm  bm  Sd^tu|  beS 
18.  äal^rl^imbertS  beginnen  bie  Serju^e,  ben 
Sauem  baS  (£igent(um  am  Soben  gegm  Snt- 
f  ddobigung  beS  ®runb]^erm  gu  Derf  d^aff  en,  S^ienfte 
unb  aibgc(bm  in  ®elbrentm  unb  SblfifungS- 
annuitätm  )u  oermanbeln.  SoQenbet  unb  gefe^- 
lid^  ergmungen  mürbe  bie  SIblöfung  1848. 

3m  3Ritte(alter  bilbetm  ftd^,  mä^renb  in  Cu- 
xdpa  burd^  bm  d^riftlid^m  ®eift  bie  SfhiDerei  auf- 
gel^oben  mürbe,  im  nörblid^m  Sfrifa  SarboreSTen 
ober  Slaubftaatm,  meldte  bie  d^rifUi^m  ftüflen 
Dlunbertm,  Sd^iffe  ber  Sl^riftm  foperten  unb 
Die  ®efangenm  ju  StlaDm  machten.  ®ro^arttge 


41» 


@ItQt)ereL 


414 


griwlbrwfl^wngm  |ttc  SoSloufune  biefet  unglüd* 
tOm  tlfc^  %uf  ot^eiungen  frommer  Sifd^öfe, 
Secmabiiiig  bct  fttrj^oütet  ol8  Söfegelb  k. 
Iittn  mr  »odiäU  tDO^tt^ttge  golgen.  Uni- 
Kit&ot  ^  V^ffte  bet  um'S  3.  1200  ent- 
gbOmb  Orim  Oft  Wotl^itriner  ober  Xrinitarier 
a  b.  Set),  bct  %iA  in  bte  (Skgenioart  totrffam  ge« 
)üdcs^  €iiten  gern)  8^i(^en  Orben  loie  Den 
^  IRaf^iiriiirt  grfinbete  1228  ber  (L  ißetruS 
i»Ucal  Q.  b.  Vrt)  ffir  €Miien  unter  bem 
!L3iai  ^bex  fjL  Snngfrau  tton  oer  (Bnabe  (Maria 
ii  ■Boreede)''  für  Sofilöufung  d^rifUid^er  ®e- 
vigfEam  aufi  mo^ommebonifd^er  SHooerei^  unb 
^artr  ^M^  tto^tipiae  Orben  Uul^e  bis  im 
^.  18S5^  uro  bie  f^tfd^e  Slegierung  unter  ber 
Hnigiii  V^pine  feine  Sefijpingen  einbog.  €eit- 
äCK  tat  er  nttz  me^  ttenige  ^ufer  m  Stalten, 
gküini  unb  tbneri&L  Snblid^  gebildeten  oud^  bie 
aeBft^  OftaDttIten  bet  6fl(tt>erei  ber  Sl^riften  in 
Ihäi  ein  (Enbe  ju  mod^,  unb  fd^on  im  3. 1270 
idCtfficm  CiiQlanb  unb  gfronlreidb  l^erju  eine 
bäZt^e  Vntoi^  nic^t  o^ne  (Erfolg»  Sbenfo  ttmrben 
tabcd  3a^  fpdter  (1389)  bieSBorboRSfen  ^on 

/  Sronjofen,  (Benuejen 


mb  Bmetionem  ge jüd^gt,  nocb  me^t  jutfdpen 

:vi)6— 1S09  bttrd^  Sforbtnanb  ben  IIat90li{d^en 

(^.  b.  VrL) ;  boc^  litten  bie  9tiubereien,  Don  ber 

itiM  tmtniifilt,  nid^t  auf .  Sermftd^tigeffaifer 

ttd  y.  iätU  bieleid^t  bem  Untoefen  ein  Cnbe 

Tmatft,  dbcr  gii(t|t  ^mte  il^n  bie  Sif erfud^t  ber 

Snmokn,  unb  nod^malS  gerftörte  ein  Orlan 

IHl  fei»  9io^   @eit  biefer  3eU  fd^amten 

^  Me  <^ri|ffi4ca  Staaten  Surotia'fi  nidgt,  !Ber- 

sAp  int  bcn  a^oubftaaten  ab|ttf ^lie^en,  um  ba- 

tjfb  ftftt  Ilntert^en  Dor  @BaDetei  gu  Mttn, 

üb  j09Bt  Zribttt  gu  begaben.  Sber  »ieoet^olt 

nftni  fii  (nt4  erleben,  bo|  foU^  Sertrdge  Don 

)a  SAnbcm  toiebet  gebro^en  n)urben,  toorouf 

ma  väSfi  fdten  englif^e  gflotten  burd^  einen 

anmiemegcn  fKiUung  ber  SBerf pred^enjeihDeUig 

eq^DOBgiai,  fo  bcfonberS  im  3. 1816.  Scod^  mel^r 

wSk  bit  Cto&cntng  eines  ber  ^au)ytraub{taaten, 

lämBdf  ngfer«,  bttrd^  bie  gfrongofen  feit  1829 ; 

ikr  sp4  ncneßcnd  bmmen  Dereingelt  S^e  Dor, 

a»  Jtaifpixatm'  tvaop&i]^  Sd^iffe  foDem  unb 

ik  Qkfm^smm  fcft^Iten,  um  für  fid^  Sort^eile 

aeqtoingm.  Vn  bor  longen  fjfortbauer  ber  »ei^en 

SSocrn  waaxa  bie  d^jUid^en  Staaten  felbfi 

iWb,  ba  fU  mit  ben  Sbmbftaaten  nid^t  bIo|  sBer- 

ii%r  tSffd^ffm,  fönbem  aud^  SReufd^en^anbel 

nta  ttnb  mbunl^  bie  SHaDerei  begänftigten. 

A  nazbe  <BIdil^  mit  Oleid^  Dergolten.  Sie 

(|nPm  (falten  e0  nicl^t  fiir  unerlaubt,  Xurf en  unb 

1^,  9mt  unb  Sfnbioner  ol8  StloDen  ju  ge- 

maioL   ^n  Sponien  unb  Portugal,  denua 

a5  VtoptJ,  ja  felbfi  in  9lom,  toenn  bie  Angaben 

tesiflttiS  in  ber  Bassegna  setiimanale  [1879] 

räfii  finb«  gab  eS  nod^  SflaDen  bis  in'fi  17., 

«za^  bis  in^  13.  dal^rl^unbert,  unb  bie  (Ing- 

fekrDennitftcIien  MS  in  bie  neueßeSeit  ben  Sieger» 

^^(Slfltttic)  ito^dfyta  Sftila  unb  Smerifo. 


SDloraltl^eoIogifde  iDurbe  bie  @RaDerei  aI8  )>er- 
fdnlid^e  Sienftbarfeit  unter  ben  ^Begriff  bed  Stgen« 
tbumS  gefteSt;  al8  Sted^tStitel  galten  @efangen« 
fd^aft  in  einem  geredeten  ffriege,  iBerfauf  ber 
eigenen  Sfi^etl^eit,  ®eburt  in  ber  SOaDeret  unb 
Serluft  ber  gf^etl^^it  infolge  eines  ißerbred^enS. 
Sl^e  man  biefe  9ie(^tfertigung  als  ein  .,3cid(|en  beS 
und^ri|Uid^n  unb  unl^umanen  ©eijteS  ber  rbmi« 
[d^en  ftird^e"  Derurtl^eilt,  foUte  man  bebenfen,  ba| 
Die  servi  ber  angeffll^en  9lrt  tl^tfäd^Hc^  nid^tS 
Ruberes  toaren  als  lebenSUnglid^e  S)ienftboten, 
bie  um  ffojl  unb  ftleibung  bienten  (Dgl.  Bona- 
cossa.  De  servia,  Yenet.  1575),  unb  ba^ 
mand^e  mobeme  SrbeitSorbnungen  bie  9Ren- 
fd^en  nid^t  beffer  fleOen  als  bie  SflaDerei,  ba^ 
namentlid^  auf  norbbeutfd^en  ®ütem  nod^  l^eute 
eine  ^örighU  blfll^t,  bie  fd^Iimmer  ift  als  bie 
mittelalterlid^e,  unb  ba|  nur  mit  ßilfe  beS  Sen« 
trumS  in  bem  neuen  bflrgerlid^n  ®efe|bud^  eine 
Seftimmung  fortblieb ,  bie  eS  gemattete,  |id^  auf 
SebenSgeit  gu  Derbingen.  @id^  für  bie  gange  SebenS« 
geit  gu  Derbingen,  xdqx  feit^er  in  9lorbbeutfd^Ianb 
m5glid^;  maS  i{t  aber  baS  ber  €ad^e,  tt)enn  aud^ 
nid^t  bem  Flamen  nad^  SnbereS  alS  SflaDerei? 
De^uegen  foS  eS  freUiA  nid^t  entfd^ulbigt  toerben, 
loenn  9licoIauS  V.  bem  König  Don  Portugal  1452 
unb  1454  bie  Srlaubni^  ertl^iKe,  bie  entbedttm 
Sdnber  fid^  gu  untertoerfen  unb  il^re  9ett)obner  in 
bie  €RaDerei  gu  Derfe^.  9ud^  bie  SuSbrüdte, 
mit  benen  SIeianber  YI.  ben  @)xmiem  1493  baS 
SroberungSreAt  über  Smerifa  gutheiße,  Bingen 
nid^t  immer  d^riftlidb.  Sber  baS  Serfal^ren  bei- 
ber  entf|)rad^  bem  oamaltgen  9elDu|tfein  uid> 
Siedet;  gubem  bat  $aul  III.  1587  bie  gfebler 
feiner  beiben  Vorgänger  reid^Iid^  loieber  gut  ge- 
mad^t  (f.  u.).  Sfreilid^  b<^ben  bie  Spanier  lange 
genug  mit  fener  ))A))ftnd^en  Silaubni^  9Ri|braud^ 
getrieben  unb  il§re  (Eroberungen  mit  bem  9iamen 
beS  !ßa)>{ieS  gebetft  aber  bie  ^roteftanten  ^an» 
belten  in  ber  Segie^img  nid^t  bef|er,  im  (Segen* 
tbeil  Derfubren  fie  Diel  rabicaler.  S)ie  ^onönber 
unb  SnglSnber  ^ben  bie  Urbemobner  nad^  9R5g* 
lid^feit  alle  ausgerottet,  tt)ftb^enb  bie  Spanier 
unb  Sortugiefen  fie  blo|  Derfned^teten.  91S  ber 
fonft  fo  miß)  gejlnnte  unb  geiftig  fo  bod^  fte^enbe 
(EolumbuS  1495  Don  ^aiti  auS  nid^t  meniger  als 
500  ffaraibenfnaDen  gum  SBerfauf  nad^  SeDilla 
abfäbren  lie^,  lehnte  fid^  bagegen  baS  d^ftlid^e 
(Semifjen  b^orragenber  %S)toio%vx  auf,  unb  bie 
Adnigm  SfabeHa Jd^enlte  ienen  Sflaoen  bie  gfrei* 
beit.  gür  bie  (Kolonien  felbft  mar  inbe^  ein 
SOaDenDerbot  nid^t  burd^gufübren ;  bie  fpanifd^en 
(Eroberer  unb  Snfiebler  eqmangen  fid^  baS  Siedet, 
SOaDen  m  bedien,  nur  tourbe  bie  eigentlid^e 
@flaDerei  bunb  ^ine  milbere  gform,  bie  fog.  (£om- 
menben  (encomiendaa),  DerbüHt.  2)ie  (Eommen- 
ben  unb  KipartimientoS  bebielten  ber  flmnifd^en 
Stegierung  baS  (EigentbumSred^t  Dor,  gemdb^en 
aber  ben  (loloniften  ben  93efi^  an  Sanb  unb  Seuten 
«unter  ber  SBebtngung,  bie  Seute  in  ber  d^riftlid^en 
Sebre  unb  ben  übrigen  Seftanbtl^eilen  beS  l^eiligen 


415  ®    ^^erel 

lotl^oßWen  GttouBen«  ju  untertodK-  ^f^ 
ßloubte  man  feinem  ©ettiflen  genügt  |U  9^?^* 
ober  e8  toar  bo^  tn  ben  meiftm  ^mvx  rmi% 
Snbere«  alfi  eine  t^tOappit  &ioXMxA.  Smrd^ 
\p(äm  9RUberungen  »enoonbetten  ^  bie  Som« 
menben  jioor  in  eine  9lrt  ^5rig!eit  imb  pt^bn» 
li^e  SDlenftboiieit  (senioio  persoDal).  aber 
iuti&iß  roax  bie  ^fud^t  ber  Snfiebter  ju  gto^, 
d«  ba|  fle  ftd^  mit  aßenigem  begnügt  ^^ten. 
SBo^I  fe^en  {ic^  bie  Dominicaner  mit  großer 
Unerfd^odenl^eit  unb  tl^eitoeife  l^elbenmut^igen 
0))fem  }um  S3etbruf|e  felbft  ber  SRegierungd« 
beamten  qu$  bem  CommenbentDeJen  entgegen, 
tDÖ^renb  ^äf  bie  groncidcaner  gleiqgültiger  oer- 
l^ielten.  9ber  fie  mutben  guerji  felbft  t)om  StM^ 
im  etid^  getanen,  bi0  Sa8  CafaS  (f.  b.  9rt.)  bie 
€ad^  in  bie  «lonb  nal^m  unb  l^ietbei  Don  3Eime* 
tu«  (f.  b.  9(rt.)  unterftälft  mürbe.  Sine  rabicale 
Sbf^offung  ber  ©Haoerei  bielt  er  für  eine  Un« 
tn^gliqleit;  erbad^,  bie  [(i^möd^en  Snbianer, 
bie  in  ben  99ergmer{en  erlagen,  burd^  Üteger  gu 
erfe|en,  beren  SrbeitSbaft  auf  baS  SBierf a($e  ber 
dnbionerarbeit  gefd^^t  mürbe.  3)ie  9legereinfu^r 
toor  guerfl  geßattet,  bann  mieber  verboten  moroen. 
Ximenee  l^ett  att  Steid^fitiermefer  üon  &pmkn 
baS  Serbot  aufredet.  2)er  Slegerl^anbel  mar  ie- 
bod^  ffir  Spanien  nid^  UnbelannteS,  unb  eS  mar 
meniger  au9  f^umanität  alfi  oielme^r  auS  politi« 
f d^er  Sorge,  ba^  Ximenefi  gegen  bie  Stegereinfu)^ 
mar;  er  f  unstete,  bie  üteger  mürben  Unrul^e  ftiftnt 
unb  bie  @itten  ber  ^nbianer  t>erberben.  Srft  nad^ 
XimeneS'  Xobe  btang  ber  $Ian  beS  Sa§  Safad 
burd^.  ftarl  V.  ^tte  f^onju  XimeneS'  Sebjeiten 
für  bie  9lieberlanbe  Den  Scegerl^anbel  geftattet; 
er  ert^eilte  im  3. 1517  olftmifd^en  @d^iffem  bad 
$ritii(eg,  aaiftl^rlid^  4000  afrifonifd^e  @aat)en  in 
Vmerüa  eingufü^ren,  unb  biefer  fog.  Slfftento* 
l^onbel  mürbe  an  t)erf c^iebene  ^beldoöRer,  1580 
<m  bie  (Senuefen,  1702  an  bte  gfranjofen,  1713 
an  bie  Snglänber  vergeben.  Sd^on  lange  oor  1713 
betl^ttigten  fid^  bie  Snglänber  am  ©flaDenl^anbel, 
ttnb  bie  Königin  Slifabetl^  begünftigte  il^n,  mie 
überißt  aOeS,  maS  (Snglanb  SRod^t  unb  ®elb 
brad^te.  3n  ben  brei  3af rl^nberten,  feitbem  ber 
mnerSanifd^e  @Rat)en]^atü)eI  befielet,  foHen  nid^t 
meniger  att  30  SMionen  Sfrüaner  att  SHoben 
in  bie  neue  SBelt  gefd^Ie))))t  morben  fein. 

Sid  }um  Sd^Iu^  beS  18.  Sal^l^unbertd  mar  ed 
ouSf  d^(ie|Iid^  bie  fat^otifd^e  ftird^,  bie  fid^  ber  3n- 
bianer  unb  Steger  annal^;  bie))rotefiantifd^elKrc^e 
Hfyat  fo  gut  mie  nid^tS  bafür  mit  ftuSnal^me  einiger 
@ecten  (ber  SRennoniten  unb  Ouüfer).  ^ßaulm. 
trat  in  ber  berühmten  SBuHe  oon  1587  gegen  bie 
3nbianerfnat)erei  auf  unb  l^ob  mit  Snerfennung 
l^emor,  ba^  ffarl  Y.  burd^  aOgemeine«  ®efe|  fte 
unterfagt  ](|abe.  Srfolgreid^  freilid^  att  oiefe 
SuHe  mar  baS  SBirfcn  ber  äefuiten  in  pottu» 
gieftfd^en  ©ebieten,  befonberS  in  SrafUien;  fie 
fe^en  bie  Semül^ngen  ber  2)ominicaner  mit 
nod^  größerem  £)elbenmttt]^  unb  me^r  (Sefd^ict 
fori  ®ro^  SSerbienfte  ermorben  fid^  bie  patres 


416 


VIonfo  Sonbobal  unb  ^tntf  (Haber  0.  b.  Xrt.) 
in  Sartagena,  mobon  ber  eine  80  000,  ber  anbete 
300  000  SlegerfKaoen  taufte.  S)en  größten  9hi^ 
aber  ermarb  fid^  bie  ®efe&fdMt  3^u  burc^  bie 
Slebuctionen  in  ^araguo)  (f.  b.  mrt.),  beren  patn» 
ard^fif^iefi  Stegiment  unb  ebenfo  bumone  mie 
glfidtlid^  8enu|ung  ber  änbianeraroeit  bie  93e* 
munberuna  au4  ungl^biger  @eifter  erregte ;  leibet 
mürben  i^re  9tieberlaffungen  Don  tuxo}fi^ä^ 
SKaoeniftgem  (SDtomeluden)  fort  unb  fort  be* 
unrul^igt  9or  Wkm  ben  ^efuiten  mar  eg  ond^ 
8U  bauten,  ba^  bie  $ä|>fte  $tu8  Y.,  Clemens  Ym. 
unb  Urban  YQX  gegen  bie  Sftoerei  auftraten. 
Urbon  mieber^otte  feierlid^  bie  SuOe  ^ßoulS  in. 
unb  escommunicirte  ben,  «»ber  eS  magen  mürbe, 
einen  Snbianer,  gleid^oid  ob  d^rifUid^  ober  nid^t, 
)um  ©Oaoen  ju  mad^en,  gu  oerbufen  ober  }Ukm> 
taufd^en,  oon  SBeib  unb  IKnbem  gu  trennen  unb 
feines  Sigentl^um8}u  berauben".  Stt  bie  3efuiten 
mit  biefer  99uQe  in  %merüa  ouftraten,  entfionb 
ein  9ufftanb ;  fo  tief  gemurgelt  mar  bie  ^fud^t  unb 
9tol^eit.  3tt>ar  l^örten  infolge  il^r  Semü^gen 
aSmälig  bie  f ^flematif (^en  Sflooenjagben  auf,  aber 
nod^  immer  mürben  freie  ^nbianer  }u  ffned^» 
bienften  unb  @Rat>erei  gejmungen.  3n  feurigen 
^ebigten  Derbammte  ber  3efuit  SHeixa  (f.  b.  9rt.) 
bie  9[udnü|ung  ber  9nbianer  unb  ermfarftt  eine 
üRilberung  ber  gfrol^nbienfte  unb  bie  gfreilaffimg 
oieler  miberred^tli^  SBerfned^teten.  £8  folgte  eine 
Stei^  oon  ftaatlid^  Qerorbnnngen,  mel(|e  ben 
Stoedf  l^atten,  bie  SnbianerfHaoetei  einjufd^rfinren 
bid  fie  1755  burd^  ftdnig  3ofep(  L  oollftftnbigmif- 
gel^oben  mürbe,  nad^bem  ^[kipft  Senebict  XIY. 
nod^matt  feine  Suctoritftt  ui  bie  Sßogft^  ge- 
legt l^e. 

2)agegen  bauerte  bie  9{egerf  Ilaoerei  in  Sme* 
rila  bis  in  bie  neuere  unb  tl^eilmeife  neuefte  Qüt 

Jort.  Snglanb  1^  im  IS.Sal^^unbert  mit  t>er- 
\opptUm,  (Eifer  feine  @d^uß)  gut  gu  mad^  ge- 
[ud^t  3uerfi  maren  ed  bie  OuSfer,  meldte  mit 
frommem  Sinn  gegen  ben  und^filid^en  SRenfd^en« 
^anbel  unb  gegen  bie  SßaDerei  auftraten:  1718 
oeröffentlid^te  ber  Duäfer  SBil^.  Surling  bie  erfie 
Sd^rift  gegen  bie  SQaoerei.  Sl^m  folgten  anbete 
feiner  $arteigenoffen,  namentlid^  ffliUiom  fßenn 
(f.  b.  tirt.)^  unb  in  bem  oon  i^  gegrünbetes 
Staate  Sermf^Ioanien  in  9torbamerib  mud^  bte 
SHaoeret  guer^  abgefd^afft  £aS  (Bleid^  gefd^ 
balb  bara^  in  bem  fleinen  Stoate  S)damate  unb 
in  aSen  (Kolonien,  meld^  bie  Ou&fer  befa^en. 
Sugleid^  forgten  biefe  9R6nner  ffir  9tegerfd^eiu 
Son  nun  an,  b.  ^.  feit  ber  gmeiten  ^ftt  beft 
oorigen  ^al^rl^unbertd,  oerfiummte  ber  Stuf  nai^ 
&ncbt  für  bie  Sieger  nid^t  me^  in  (Engbnb,  unb 
^rebiger  unb  (gele^,  2)id^ter  unb  Staats« 
mftnner  fü^en  offen  unb  früftig  bie  Sa^e  ber 
aRenfd^Iid^teU.  $itt,  gfoi,  SBilberforce,  (SrenoUlc; 
Suston  unb  flnbere  mad^iten  fic^  baburd^  unfierb- 
lid^e  9lamen.  Sie  erfte  gfnid^  koor  ein  mUbeceS 
Sflaoengefel  Dom  S^^re  1784,  mdd^  bie 
Xdbiung  eineS  9legerfi  bei  XobeSfiraf e  bcibot  unb 


^1 


419 

tÄÜÄwttft  Mefe«  ©otibett  a^S^  tnm  citt«^^^* 
SSicIe« ;  oBer  ein  t>öttifte§  »et  j^toinbm  \\l  m  ^^^ 
Iftinoufi  unmöflUd^;  ernörte  bo*  Sfibit  »»^5* 
itod^  1889  bie  «bfii^Qffuni^  ber  @na&m\  in  W^ 
übet^u})t  für  unmöölid^.  —  3m  3. 1876  »utbe 
in  ber  %vlxU\  unb  1877  in  Segqpten  uttb  SRaba- 
godcQz  bk  SnoDerei  gefejfli^  Qbgefd^fft  Set 
otoi  ertDöl^nte  Vertrag  Dom  3a^re  1841  )mifd^cn 
(£ng(anb,  Oeftemid^,  ^reu^en  unb  Stu^onb  jum 
geg^nfeitigen  Surd^jud^ungSred^t  bei  @d^iffe  mürbe 
1890  auf  bet  SBräffelet  Sonfereng  reüibttt,  boS 
S)ur(l^fu(i^ng8re(j^t  Derfd^rft  unb  boS  Sbbmmen 
toon  17  Staaten  angenommen.  Slud^  bie  Songo« 
acte  erflärte  ftd^  gegen  bie  SflaDereL  Sinen  möd^- 
tigen  3mpuI8  brod^ten  bie  SBemä^ungen  Sabigerie'S, 
meldtet  1888  in  fßarid,  Sonbon,  93ruffel  unb  Si{- 
fabon  SSortröge  |ielt  unb  gum  ffreugguge  gegen 
ben  Sltenfd^entaub  unb  9Renjd^n|anbeI  aufrief. 
3n  bemf  elben  Saläre  mürbe  ba8  Sultanat  Sanftbar 
Don  Snglanb  unb  2)eutfd^Ianb  aß  ein  ^au)»t]^erb 
beS  SOoDenl^anbelS  blotirt,  im  beutfd^en  SReid^d- 
tage  eine  gegen  ben  9leger]^be(  unb  bie  Sflaben» 
iogben  geri^tete  Xefolution  SQSinbtl^orfiS  ange» 
nommen  unb  bie  (^pebition  SBi^mannS  nad^ 
Oftafrib,  meldte  oud^  auf  bie  93efäm|)fung  bed 
SQaüenl^anbelS  gerid(|tct  mar,  genel^migt.  SBer- 
nid^tet  merben  aber  fann  bie  SflaDerei  nur  burd^ 
eine  gufammenmirlenbe  Sl^ätigfeit  Don  Staat  unb 
ffird^,  SRedjit  unb  Sieligion ;  baS  l^ben  bie  j[üng» 
ften  SBorgänge  mieber  bemiefen.  SEßaS  l^Uft  bie 
gefe|Iid^  ^bjd^ffung  ber  SflaDerei,  menn  ben 
Solonifatoren  ber  ®eift  bed  S^riftentbumd  fel^It, 
unb  menn  fic  eine  örgere  SKaoerei  einfäl^ren,  atö 
fte  ie  bejlanb  ?  (SBgl.  SRöl^Ier,  Srud^fiüde  aug  ber 
(Befd^iddte  ber  Suf^ebung  ber  SflaDerei,  in  ber 
Xfib.  S^ot.  Ouartalf^.  1834,  61  [aud^  @ef. 
Sd^riften  II,  SRegendburg  1840,  54];  ^efele, 
ISeitröge  gur  ffird^ngefd^.  I,  Sübingen  1864, 
212  ff.  [mörtlid^  abgebrudt  au8  ber  1.  Auflage 
beS  ftir^enlesif onS ,  obmobT  bie  ingmifd^en  er» 
fd()ienenen  erften  Sonbe  ber  Sonciliengefd^id^te  ein 
etmaS  anbereS  Silb  geben];  Troplong,  L'in- 
fluence  du  chnstianisme  but  le  droit  des 
Bomains,  8«  ed.,  Paris  1868;  Ooerbedf,  lieber 
baS  Sevbältni^  ber  alten  IKrd^  gur  SRaoerei  im 
tdmifd^en  Stei^,  in  ben  Stubien  gur  @efd^id^te 
ber  alten  ftird^e,  1.  C^eft,  Sd|Io^-e^emni|  1875, 
158  ff.;  Allard,  Les  esclaves  chretiens, 
Paris  1875;  3a]^n,  SflaDerei  tmb  (S^riftentbum 
in  ber  alten  aßelt,  ^eibelb.  1879;  Foumier, 
Les  afifranchissements  du  V®  au  XIIP  siäcle, 
in  ber  Revue  bist.  XXI  [1883],  1  ss.;  See, 
8ur  les  classee  serviles  en  Champagne,  ebb. 
LVI  [1894],  225 ss.  LVn  [1895],  1  ss.;  3n- 
gram,  ©ef^id^te  ber  SHaöerci  unb  ^örigfeit, 
beutfd^  Don  ftaifd^er,  SDredben  1895.  Se^r  firmen» 
feinblid^  ftnb:  Sugenbeim,  (Sefd^id^te  ber  ^uf» 
bebung  ber  Seibeigenfd^aft,  St.  ^eterdburg  1861, 
unb  Srcd^t,  Äird^c  unb  SflaDerei,  Sormen  1889. 
—  lieber  neuere  SHoDerci  b^nbeln:  3Morgraf, 
«ird&e  unb  SflaDerei,  Tübingen  1865;  g.  «fein. 


"^^tn. 


420 


Carbinal  SoDigerie  unb  fein  afribnifd^  SBert^ 
Strasburg  1893.  [®rupp.] 

^Uann  ijl  bie  fibtid^  SoDectiDbegeid^mmg 
fiir  eine  gemiffe  lBöaergnx)»pe  inbogermanifd^en 
Stammet  im  bfUid^en  Suropa.  —  1.  Urfprüng- 
lid^  biente  biefer  9lame,  meld^er  bei  ben  alteren 
Suctoren  in  ben  fjformen  IxXaßiQvoC,  SxXaßivoC» 
2xXaßoi,  SldXaßoi,  Solavini,  Sclavi,  feit  bem 
11.  Scib^l^unbert  oud^  Slavi,  einl^eimifd^  Slovje- 
Dini,  Slovan^  unb  öbnli^en  Dorfommt,  nur 
gur  93egeid6nung  eineS  eingdnen  Sm^i^  biefer 
®xuppt,  mäl^enb  ald  öltere  ®efammtbegei(bnun(^ 
ber  92ame  SEßenben  (Yenedi  bei  ^liniuS,  Yeneti 
bei  SacituS ,  Yinidae  bei  SotbaniS)  gu  betraf* 
ten  ift  unb  mobi  ein  nod^  älteres  Snred^t  bierauj 
ber9^ame  Serben  (ein^eimifd^  ^Srhi*,  Serbi  bet 
!ßliniu8,  lepßoc  ober  2tpßoi  bei  ^tolemäu«, 
2ir6pot  bei  ^roco^iuS,  Sorabi,  Servi  unb  Servii 
bei  S))äteren)  beonfprud^   fann.     SorbontS 
fagt  (De  origine  actibnsque  Getarum  5,  in 
ben  Mon.  Germ.  bist.  Auci.  antiquissimi  V, 
62),  ba^  norbmeftlid^  Don  Sacten,  Don  ber 
SBeid^felqueOe  an  bie  Doüreic^e  92ation  ber  9Beii- 
ben  ftd^  ausbreite,  beren  ibauptßSmme  bie  Slawen 
unb  bie  Slnten  feien.    $rocot)iuS  berid^tet  (De 
belle  goih.  3, 14),  ba|  SIoDen  unb  Snten  x>on 
ben  eilten  gemeinfd^aftlid^  Sporen  genannt  toor- 
ben  feien,  meil  {le  fporabifd^  in  Selten  mo^nten ; 
offenbar  l^t  ^ier  ber  gried^ifd^e  ^uctor  ben  i^m 
nid^t  munbgered^ten  92amen  Srbi  einer  unpaffenben 
et^mologifd^en  SrHärung  guliebe  in  Sporoi  um« 
geftaltet.  S)er9{ame  „Serben''  (bieäSanbemben?) 
ift  nur  einem  Xb^ile  ber  iOprifd^en  SIoDen  bis 
au^  bie  (Segenmart  geblieben,  möbcenb  er  nodb  im 
SRtttelatter  au(^  unter  ben  müteleuropäifi^en 
SlaDen  Dorlommt;  „Senben"  (gotifi!^  =  bie 
SQSeibenben)  merben  Don  Seiten  ber  Seutfdb^n 
mä^renb  be9  SDlittelalterS  aOe  flaDifd^en  9lad^* 
bam,  l^ute  aber  nur  mebr  bie  SIoDen  in  ber 
Sauft|,  meldte  ftd^  ieboc^  felbft  nod^  immer  Serben 
nennen,  unb  in  ber  92ebenform  „Sinben"'  bie 
SIoDenen  in  ber  ^minbifd^en  Sßarf "  (Stetermarf ^ 
ffomtben,  ffrain)  genannt  «,  SlaDen"  ober  ber 
einbeimifd^en  gform  entf))red^enber  „SIoDenen''^ 
b.  ]^.  ^bie  (Derftänblid^)  Slebenben"  (ogt.  cged^ifd^  : 
slovo  =  SBort,  slouti  =:  l^ei^en)  nannten  ftc!^ 
urfprünglid^  Derfcbiebene  jlaDif  c^e  Stamme§gmeige, 
mäbrenb  {ie  bie  ibnen  mmber  Derftanblid^  gemor« 
benen  Sprad^Dermanbten  mit  befonberen  9lamen^ 
bie  gang  unoerftänblid^  rebenben  9}ad^bom  aber 
als  ,,ftumm"  (cged^ifd^ :  nßmy  =  fiumm,  N^meo 
=  ber  2)eutfd^e)  ober  olS  «,ftammelnb''  (valali 
[Dgl.  ßapßapoc]  =  mölfc^ ;  «ed^ifd^ :  Ylach  = 
ber  Staliener ;  SBalad^en  =  baS  SRifd^DoI!  ber 
Shunönen)  begeid^neten.    S)en  5{iIidSien  Sntcn 
gegenüber  {inb  bie  Sclavini  (SlaDen  im  engem 
^inne)  aß  bie  meft  lieben  S(aDen  gu  betracbteru 
!Rad|bem  bann  mäbrenb  ber  langen  jhiege  gmi* 
fd^en  S)eutfd^n  unb  SfoDcn  feit  bem  10.  Sa^r* 
bunbert  jtdSi  ein  lebhafter  ^anbel  mit  floDifd^en 
iFriegSgefangenen,  bie  gumeift  burd^  Suben  nad> 


m 


SlQDen. 


422 


tai  cBtofSiU^  ftüftndSTibcm  f^in  betfouft  ttmr- 
tei,  cntoiadt  Vatte,  unb  Me  Sloüen  AMoupt 
fsBi  gpVni  XV&(  utünjiO^t  ttmrben,  nal^m  ber 
%tm  BokTi  (enoDe)  Douenbd  bie  Sebeutung 
m  fem»  axt  Uebtigmfi  mag  oud^  bad  (atei- 
cildbi  temis  tadleid^t  ni^t  nur  gufällig  mit 
toi  attm  6Unmmamtn  Srb  gleic^Iautenb  fein ; 
latm  bod^  aud^  9l5mn  unb  ©riechen  i^re  Sfla* 
tct  aoS  l^^oncn  unb  ben  @lat)enlönbem,  unb 
Mf  ia  dcnfo  in  bet  9daTen)eit  baS  Soo9  b<t 
sn^lm  6Iat>nu)5tfeT  ein  SfloDoiIood. 

2.  tfk  fiUefkn  ielannten  SBol^nftte  bet  €I(»)en 
a  Cnmpo  finbcn  {Id^  im  Gebiete  be8  ^tigen 
Sfisloiib  nno  (Solijien,  bom  3)on  bid  l^tdxitt  an 
frtr  floipat^  unb  norbtoärtd  bis  in  bie  SISI^  ber 
C4t|rc  f^  f feinen  fie  lange  ein  friebli^eS,  bem 
t^edwu  unb  ber  Sie^jud^t  getoibmeteS  fieben 
feftt^  lu  ^abau  2)ie  nörblid^  Don  ben  ffar- 
^axbea  tto^enben  mürben  um  bie  SRitte  bed 
4.  J^^y^mbcitS  t)on  ben  ®oten  unter  Srma« 
mxidi  untrctDorfm  (Jordanis  L  c.  23  [Mon. 
^  89]).  €cit  bem  SinfoQe  ber  ^unnen  in 
^ssopa  geridbcnbalb  aud^  fdmmtlid^  ®Iat)en  in 
Sooeigttna.  @d^on  bor  Seginn  beS  6.  Sal^r» 
taibcctl  oaren  gemaltige  @d^aaren  berfelben 
■epUHUig  tü  an  bie  ßlbe  oorgebrungen^  meniger 
eipbcsnb«  oB  in  bie  üon  anberen  SöKem^  SBan- 
bäat,  Ouoben,  9lar(omannen  unb  fonfKgen 
^eaaaam,  gerOumten  (gebiete  nad^rüdtenb.  68 
185  bte^  bie  Setzen  ober  fßolen,  bie  Xjd^ed^en, 
as  9tinn9anen  ober  SRd^,  bann  bie  $oIaber 
ota  dkflaticn  (oon  po  =  an  unb  Labe  = 
efe)«  unlcr  totlfyn  fpöter  befonberd  bie  Sorben, 
Sä}m  ober  2o!6gx  unb  Obotriten  ober  SBobriger 
rotn  hodrf  =  ta))fer)  {Id^  bemerfbar  mad^ten. 
Haben  Gtrdme  ergoffen  fid^,  minber  frieblid^, 
vbmdrts  an  ber  untern  Sonau  fiber  bie  ©renjen 
M  ofltdmifd^  Seid^,  unb  nod^  mft^renb  bed 
€.  dol^rbimbertd  marb  X^acien,  SRacebonien, 
^gnKjyellaftüonil^enbefelt.  ^r  ißeloponned 
ecbtttt  rant  f^  ben  Kamen  9Rorea  (mofe  = 
neex)  unb  biteb  über  200  Sofytt  gan}  in  il^rem 
(teft|c  SfaKü^  bebeutfamer  mürbe  bie  Slaoen- 
kiD^nng  fSr  €ubeuro)Ki  in  ber  StKxrenjeit.  9lad^- 
bie  StNiren  fc^on  feitSeginn  il^rer  ßroberungS- 
|o(lnidbe  €taoen  oor  fld^  l^getrieben  unb 
jidk  fprtgcriffai  l^en,  rief  Cl^  SBajian  gegen 
i$3  tote  eiobencn  au8  SDUften  }ur  gförberung 
iöacr  Sbßi^ten  gegen  bie  granfen  unb  Sango" 
taba  ^ixbd,  iDä^renb  er  um  biefelbe  3rii  oud^ 
Ott  SloDm  in  Qdbo^en  unb  ben  9tad^6argebieten 
)cn  gld^cii  S^otätn  bienfibar  ma^te.  S)ie  @Io« 
xttm  tamm  unb  befe^ten  binnen  menig  Salären 
w  ZboIgeMef  ber  <&rau  unb  Wur  bid  nad^  Sirol 
tm»^  IDO  fie  bann  fd^on  593  mit  bem  Sa^em- 
^a^  Xboffilo  ni  ftompf  gerietl^en.  gfoft  gong 
tanatm,  Canmtonten  (Steiermort  unb  ^dmt^en) 
sb  fmnien  (Camia  =  Wort,  flat)ifd(|  Erajna, 
Amn;  imicbm  jegl  für  längere  Seit  flaotfd^,  unb 
iu  teitmm  &lanm  l^ifsen  ba^  oud^  Sarantonen. 
Ibdfmm  tont  tin  ftarter  3u}ug  onberer  Slaoen 


nad|;  als  gegen  620  auf  Sinlabung  beS  ftaiferS 
deracIiuS  ffroaten  unb  Serben  Don  ienfeitS  ber 
ffarpatl^  aufbrad^en;  bie  itrooten  ((E^oroaten, 
Sl^baten)  nahmen  ben  Soaren  gang  fiibumien 
unb  einen  großen  Xl^eil  2)aImatienS  m  ber  ffufie 
ab,  möl^renb  bie  Serben  nad^  furgem  ^ufentl^alt 
in  ÜRacebonien  Dom  ftaifer  baS  anbere  balma« 
tinifd^  fianb  gmifd^en  ber  2)onau  uid)  ber  Sbria 
angemiefen  erlEiielten.  Sie  feit  560  in  ber  SRolbau, 
SBalad^ei,  Sübungam  unb  Siebenbürgen  ange« 
fiebelten,  oon  ben  Snten  abftommenben  Stoen 
mürben  jmar  im  legten  SSiertel  beS  7.  3abr- 
l^unbertS  oon  ben  l^unnifd^en  Bulgaren  über« 
munben,  bod^  nal^men  feitoem  bie  ^Bulgaren,  bie 
bisher  öl^id^  mie  bie  Soaren  aroe  Slaoetibebrüdfer 
gemefen  maren,  felbfi  flaDifd^e  S))rad^e  unb  babei 
au(^  milbere  Sitten  an.  So  mar  bei  bem  mäd^tigen 
Sm^orftreben  beS  gfranlenreid^eS,  baS  feine  9Ra^t« 
grenge  bereits  unter  Sagobert  I.  (geft.  638)  gegen 
$9}ang  bin  auSgubel^en  Steigung  gel^abt  ]^(Ute, 
Don  ber  Ofifee  l^erab  bis  gur  Sbria  ein  breiter 
(Surtel  mit  flaoifd^  SBeoöDerung  gmifd^en  beibe 
Stetd^e  gelegt,  unb  eS  mugte  barum  bie  Haltung 
biefer  Sölto  in  ))oIitifd^er  mie  nod^  mel^r  in 
religidS-fird^Iid^er  SBegiel^ung  für  beibe  SReid^e  Don 
gr5|ter  Sebeutung  merben. 

8. 9BaS  religiöf  e  ^nfd^uungen  betrifft,  f  o  maren 
bie  SIat)en  oor  il^rem  SBebmntmerben  mit  bem 
(S^riftentl^um  einem  einfad^en  92aturcultu8  o^ne 
Xemi)el  unb  ol^ne  fßriefter  ergeben.  Sie  oerel^rten 
einen  (Sott  beS  fiid^teS,  ber  als  Sonnergott  $erun 
genannt  mürbe ;  au^erbem  mürbe  im  Süben  mie 
im  l^b^n  9torben  oud^  SmantoDit  als  Sonnen- 
gott l^od^  oerel^rt.  Saneben  b^e  ber  9lorben 
aud^  dnen  Sielbog  als  ®ott  beS  Sid^teS  unb  einen 
Sgemobog  alS  ®ott  ber  fjfin{iemi|.  Stabgaft  mar 
ber  IhiegSaott  ber  SBenben,  galt  aber  anbermörtS 
als  (Sott  ber  @aftfreunbfd^aft.  fSfemer  gab  eS 
eine  griU^lingS-  unb  eine  SQMnterSgöttin  unb 
oielerlei,  fomol^l  gute  als  böfe  ^auS-  unb  gfelb» 
geifter  (f.  &anuf4,  Sie  aßiffenfd^aft  beS  flat). 
an^tbuS,  Semberg  1842).  Opfer  mürben  burd^ 
bie  StammeSölteffen  in  |)ainen  unb  auf  99ergen 
borgebrod^t;  babei  legte  man  0|)f ergaben  unter 
bie  gel^eiligten  99öume  ober  Derbrannte  gefd^lad^« 
tete  Xißtiz ;  9Renfd^eno)>fer  famcn  mol^l  me^r  nur 
in  ^txitn  Dermilbember  jhiege  Dor.    SaS  ge- 

Sammte  fittlic^  Serbien  ber  SlaDen  mirb  Don 
)en  bqgantinifd^en  (Sefd^id^tfd^reibem  ungünfHger 
gefd^ilbert  als  Don  ben  fpöteren  beutfd^en;  bie^ 
rül^rt  mol^l  baDon  l^r,  ba|  ber  Srudt  ber  ^aren« 
unb  iBulgarenl^errfd^ft  aud^  bie  SloDen  im  @f 
biete  unb  in  ber  9{ad^barfd^aft  beS  oftrömifd^en 
Steid^eS  milber  unb  rol^er  gemad^t  l^atte.  SaS 
(S^riflent^um  nahmen  fte  im  Süben  miHiger  an 
als  im  9lorben.  Um  bie  Einbürgerung  beSfelben 
unter  i^nen  bemühten  fid^  au|er  ben  köpften 
guerft  bie  beutfd^en  93ifd^ö^  mit  Unterftü|ung  ber 
frönfifd(ien  derrfd^er  unb  erft  etmoS  fpäter  aud^ 
bie  bQgantintfd^en  Jhxifer.  ißom  loteinifd^  SBeflen 
aus  mürben  ber  Steibe  nad^  befel^rt :  bie  Saran« 


423 


@Iat)ifd^e  Siturgie. 


424 


tanen  (f.  b.  Srt  ffämtl^tn);  bte  ©erben  tmb 
Kroaten  (f.  b.  ^rt.  Jhoatien);  bie  Slawen  in 
^iannonien  unb  SRol^ren  (f.  b.  Slrt.);  bie  in 
93ö^men  unb  in  $oIen  (f.  b.  attt.).  ®ie  ©loben 
IRorbbeutfd^Iattbd  mürben  Dor  i^rer  enbgültigen 
Sefel^rung  in  ben  langen  ff äm))f en  mit  ben  2)eut- 
yf)m  }um£]^eile  aufgerieben;  bie  übrigen teurben 
burd^  baS  beutfd^e  SoIonioIfQftem  mit  ber  S9e- 
fel^rung  gugleid^  germaniftrt,  ben  geringen  Sleft 
ber  Senben  in  ber  fiauft|  ausgenommen.  S3om 
bQsantinifd^en  Steid^e  auS  erl^ielten  baS  S^riften- 
tl^m  bie  93ulgaren  (f.  b.  9lrt.  Bulgarien),  t^eil- 
loeife  aud^  bie  ©laoen  in  ^nnonien  unb  ^Dlöl^ren 
(ügl.  b.  %rt.  e^riOnd  unb  SRetl^obiuS)  unb  }ule|t 
bie  SRuffen  (j.  b.  «rt.).  SRit  bem  g^rifient^um 
nal^men  bie  ©loDen  aud^  bie  (Sultur  ber  ©ried^en 
unb  ber  ©ermanen  an,  ol^ne  eS  bi§  auf  bieneuefte 
Seit  barin  ^u  bebeutenberen  felbftönbigen  gort- 
fd^ritten  }u  bringen;  gur  iEBeiterberbreitung  beS 
@t)angelium8  fyihtn  \\t,  bie  Xl^eilnal^me  $oIenS 
unb  SSöl^menS  an  ber  Sefel^rung  $reu|enS  ab- 
gered^net,  nie  erl^eblid^  beigetragen,  ©egentoörtig 
red^net  man  Don  ber  ©efammtjabl  ber  ©laoen, 
bie  auf  mel^  aI3  95  SRiHionen  beziffert  tovch, 
ungefäl^r  73  IDiillionen  (Suffen,  ^Bulgaren  unb 
©erben)  }ur  gried^i{d^»fd^i3matifd^en,  20  ÜRiQio- 
nen  }ur  grie^ifd^  >  unirten  unb  ^ur  lateinifd^en 
ftird^e,  l'/t  SWiHionen  (meiftenS  SOßenben)  jum 
^roteftantiSmuS  unb  faft  1  9)liIIion  sum  33- 
lam.  (Sgl.  3eu&,  ®ie  ©eutfd^en  unb  bie  5Rad^- 
barftämme,  SKünd^en  1837:  ©d^afafif,  ©la- 
t>\\fy  aitertl^ämer ,  beutfd^e  Üeberfe^ung ,  Sei))« 
gig  1843—1844,  2  93be.;  3ireöef,  gntftel&ung 
d^riftl.  Steid^e  im  ©ebiete  beS  l^eutigen  öfterr. 
ftaiferftaate«,  SBien  1865;  ©frörer,  S^jantin. 
©efd^ic^ten  H,  ©raj  1873, 1  ff.)       [2u!|d^.] 

^tavif^t  <$ttiitgie,  flaoifd^en  9lituS 
nennen  bie  Sinen  bie  ))aIäofIat)ifd^en  gotte3bienft> 
lid^en  93enid^timgen  ber  älutl^enen,  ^Bulgaren, 
Sluffen  unb  ©erben,  bie  Slnberen  bie  canonift^en 
©cbcte  unb  öffentlid^en  SIRe^ämter,  weld^e  in 
Ärootien,  ©almatien  unb  Montenegro  nad^  gla« 
goIitijd)en  ffirc^enbüd^ern  gehalten  »erben,  lieber 
Snbcre  bie  nad^  ben  froatijc^  tranSjcribirten  alt- 
flaoifd^en  Vorlagen  aufgeführten  Dfficien,  ober 
irgcnb  »eld^e  anbere  S)inge,  oon  benen  bie  bar- 
über  ©d^rcibenben  offenbar  feine  flare  Sorfteflung 
l^bcn.  Ueber]()aupt  gibt  e§  tt)obI  auf  bem  ©ebiete 
ber  Siturgie  unb  ^eortologie  faum  gmei  anbere 
SluSbrüdfe,  bie  fo  oft  faljc^  oerftanben  unb  ange- 
toenbet  werben  wie  biefe.  demgegenüber  mu^ 
t)or  anem  betont  »erben,  ba^  eS  feinen  flaoi- 
fd^en  SÄituSgibt,  fonbem einen  gried^if^en 
unb  einen  lateinifd^en  mit  altflaoif^er 
ftird^enfprad^e.  ® er  griedjif t^e  SRituS,  unter 
ben  oricntQlijc^en  überbauj)t  ber  öcrbreitetfte,  ber 
nid)t  nur  im  gried^ifd^en  Original,  fonbem  aud^ 
iiod)  in  üier  anberen  liturgifc^cn  Sprachen  (ara- 
bifd^,  flaöifd^/  rumänifd^  unb  georgifd^)  befolgt 
löirb,  jä^It  in  Dcfteneid^-Ungam  über  7  ÜJül- 
lionen  Sefenner  t^eilS  mit  rumänifc^er,  tl^eils  mit 


altf(at)ifd^er  €t)rad^.  Sie  Serfdj^teben^rit  ber 
©prad^e  bered^tigt  abernid^t,  t)on  einem  flaoi{d)en 
ober  rumantfi^en  StituS  )u  reben ;  aud^  ift  eS  ni^t 
ftattbaft,  bie  Don  ben  ^nbangent  bed  grie^ijd^ 
SRituS  in  flaoifd^er  ©))rad^e  gel^tenen  gotttd* 
bienftlid^en  SSerrid^tungen  einfad^^in  ald  bie  {kh 
t)i]d)t  Siturgie  ^in}uftenen,  meü  biefer  9bin 
gleidtifaUS  ben  in  ber  nämlichen  oltflatn}^ 
©prad^,  aber  nad^  lateinifd^em  StituS  Dorgeno»» 
menen  liturgifd^en  Functionen  }u!ommt  Sir 
©laoen  bed  lateinifd^en  loie  bie  beS  gried^tf()a 
SRituS  gebraud^en  eine  unb  biefelbe  paläojIoDcniHe 
ffird^enfprad^,  nur  mit  bem  Unterfd^iebe.  bolbie 
f(aDifd^en  ffird^enbüd^er  ber  ©riechen  mit  c^rSB- 
f(^en,  bie  ber  Sateiner  mit  glagolitifd^en  Settai 
gebrudK  ftnb  (f.  bie  ©d^riftproben  beibcr  bei 
Nilles,  Kai.  man.  utr.  eccles.  I,  2.  ei, 
Oenipont.  1896,  508  aqq.;  II,  294  sqq.  et 
441  sq.).  S)abei  l^t  eS  mit  ber  grie4i)^ 
Siturgie  in  flaoifd^er  ©prad^e  nie  bejonbm 
©d^toierigfeit  gel^abt,  ba  fte  mit  ber  poIfiofliMi" 
fd^en  Ueberfe^ung  bed  gried^ifd^en  Originals  M 
Don  f elbft  gegeben  toax  unb  Don  j[e^er  au4  M 
ber  Jhrd^e  für  alle  fIaDifd(|en  Stationen,  bie  ^ 
gum  gried^i  d^en  StituS  befennen,  ald  gu  fMjt  tc- 
ftel^enb  anerfannt  unb  gebiDigt  tt)orben  ifl  Snbol 
bagegen  Derl^ölt  eS  ftd^  mit  ber  loteinifd^  Sitip 
gie  in  flaoifc^er  ©prad^e,  toeld^e  nid^t,  toie  bb 
gried^ifd^e,  burd^  aUgemeineS  @efe|  gonjenSsi 
tionen  geftattet  ift.  Snner^alb  beS  Iattiinf4a 
atituS  bilbet  fte  ber  lateinifd^en  ©prad^  g^ 
über  eine  ^uSna^me,  ein  ^rioileg  unb  untaTMil 
begl^alb  nac^  allgemeinem  ^rincip  ber  reflnctiM 
Snterpretation.  S)iefe  (ateinifd^-flaDifd^  S^qik 
nun  ift  eS,  »egen  ber  j^eutgutage  fo  Didegto* 
gen  unb  3n)eifel  betreffe  il^rer  Segitimitfit,  SU* 
bel^nung  u.  f.  m.  in  93fid^em  unb  3<U^Mpa 
ber  betreffenbcn  Sauber  aufgetoorfen  iDcrboL  Sa 
red^tmägigen  Urfpnmg  unb  Seftanb  biefer  lol» 
nifc^-flaDifd^en  Siturgie  befunben,  au|er  trida 
anberen  3^ugniffen ,  bie  99ef!atigung§biinen  kr 
ppfte  Urban  Vin.,  Snnocena  X.  unb  3nf- 
ceng  XI.,  meldte  ben  glagolitifd^en  JtirdJKnbüit» 
Dorgebrudft  fmb  (f.  NiUes  I,  502  sqq.).  Wim 
be)onber§  fett  bem  ^a^it  1828,  mo  am)  Ik 
©lagoliten  im  tl^eologifd^en  Sentrolfemtnor  |i 
3ara  in  S)almatien  gum  93efud^e  ber  Idteisifdla 
93orlefungen  unb  praf tifd^en  Hebungen  angedda 
unb  baburd^  Don  bem  fortgefe^ten  @tid)iiiii  te 
an  unb  für  ftd^  fd^mierigen  glagolitifd^  ©d^t^s 
abgegogen  mürben,  begannen  bie  il^rer  oltfkoiH« 
©^rift  entmö^nten  ©eiftlid^en  bamü,  bte  glogi" 
litifd^en  ^e^te  guerft  mit  lateinifc^n  Settmi  ii 
froatifc^er  gform  gu  tran^fcribiren,  um  bie  9iä 
bei  ben  öffentlid^en  gotte§bienftUd^n93errui^üti|B 
in  gegiemenber  SBeife  geläufig  lefen  oiinjniß 
gu  f öniien ;  bann  aber  bef^rönften  {tc^  aludDl 
93icle  baraiif,  blo^  biejenigen  Xf^tüt  ber  Süuq^ 
bie  nad;  ben  9}ubrifen  laut  gefprod^  nxdm 
müfjen,  flaoifc^  gu  beten,  möbrenb  fie  cdM  Udrip 
lateinifd^  recitirten;  enblid^  tt>utbe  Idfiufig  kB 


42& 


SIeibanud  —  SlotanuS. 


426 


tUM^fifX  ^U)m  We  a^flenwörtifle  frootifd^e 

?<jllHpta«K  \\ibfl\tuut  {].  NiUes  I,  505  sq.). 

€61^  %ummßen  gegenüber  »arcn  bie  Sl- 

^^  ^&Qlinolttnft  ^eit  3)ecmmen  Um^t,  baS 

d:e)tTOibiee,  in  \txnn  9rt  einjig  baMenbe 

t^npfleg  i(m  ftii^  in  Sejug  auf  bie  @prad^e 

m  kma  tnrf (»ittngUt^  Sleinl^it  ju  erl^olten.  Qni 

turiitung  biefeft  Si^eS  nxrrm  aber  brei  @tütfe 

efoibczt:  eine  neue  %u8gabe  beS  längft  t>tf 

giffesen  glagotitif^  9Re^bud^ed,  ein  S)ecret  ber 

xamam^Rgotton  über  bie  flQt)ifd^e  @prad^e  bei 

beai  fitazgtf<!^  Functionen  unb  gmecf entf))re4enbe 

nfiifdf^  SoDsugSüetorbnungen  feitenS  beS  S))i- 

bMieS.    VDed  !am  in  enoünfd^ter  9Beife  )u 

Sioabe.  «3um  emigen  Snbenlen  cai  bad  iBifd^ofS- 

tnbdffism  beS  $atifted''  tt)urbe  bie  neue  SuSgabe 

M  glogotitifc^en  SRipe  im  3. 1898  ju  9lom 

krg^ü!;  ctn3)ccret  ber  Slitencongregation  üom 

^abu  1892  bcflimmte,  ba|  bei  ben  gotteSbienft- 

&tai  Sexrii^ngen  nur  bie  Qltflaoifd^e  Itird^en- 

pood^  gebrandet  werben  burfe;  enblid^  tt)urben 

OB  Cflofrfie  beS  Sol^reS  1894  burc^  ben  ba« 

aoTtarn  Sifti^bf  ton  3^gg,  {ewigen  6r)6ij(i§of 

mh  llgtom,  ®<org  ^ofilooiö,  bie  erforberlid^en 

iailHj4en  Kegeln  feierlid^  Derfünbigt  naä)  benen 

Y^nan  bei  SbboÜung  ber  iQteinijd^-flaüij^en  Si* 

ezgif  notjuge^  ifi  (Dgl.  Nilles  I,  506  sq.). 

SiK  f^cniodTtige  SuSbefnung  ber  jlaDifd^en  Si- 

ugif  iji  noi^  ben  ^{Ui^en  Srloffen  }u  bemeffen, 

al4e  ben  glogolitifd^en  ffir^enbüd^em  Dorge* 

hsxft  jfaib.  $ief elbe  gilt  nämlid^  aß  ein  altererbted 

frimleg  ber  fübn)e{Uid^en  ober  iü^rifd^en  @Iaüen 

be§  obriatift^en  itfiflenlanbed  unb  fou  in  biefen 

Ergraben  uberaO  oU  gu  9te<!^t  befiel^enb  onerlannt 

nstta,  mo  ^  fdi  untiorbenRid^en  3Hten  gefeiert 

!3Dibcn  i|! ;  jum  ®ebiete  bed  (SlagäitidmuS  ge- 

tteen  untrr  Stnberem  bie  IHrc^enfprengel^ara,  Sta- 

ßjcL,  epoiato,  €e6cnico,  Seglia,  S^^i'^ohxuli, 
fiotmegco  (nad^  einer  SBejHmmung  Seo'8  XTTT. 
(  3. 1887)  imb  nmnentlidf  bie  alte  ^tonciScaner- 
Xctimicr-^totiinj  mit  bem  ßauptfl^  in  3aro, 
seÜK  fU^  ^etfi  ald  fid^ered  9fQi  unb  treue  Sterin 
^  (glogoßHStnixa  enoiefen  ^cit  2)a|  bie  @Iago« 
\sm  au4  tn  fremben«  nidj^t  glagoIitiMen  {Krisen 
ton  4mn  ^tteibg  (Sebrau^  mad^en  burf en^  loirb 
ttjt  oSgemfin  angenommen ;  be^^alb  ift  eS  aud^ 
WifinelADctfe  ben  Jüngeren  glagolitifd^en  ®eift- 
hdxn,  iDd^je  bcm  ^tubium  berXI^eoIogie  an  ber 
lIxiDccfttftt  Snnifeud  obliegen,  nid^  oenoel^rt, 
ti  %m\  flonift^  )tt  cclebriren ;  fie  burifen  aber  bie 
Vtan  solemnis  tn  einer  loteinifd^en  IKrd^e  nid^t 
a  fiasi^fyT  Bpradfc  fingen.       [9liDed  S.  J.] 

^bmmiis»  3  0  ^  a  n  n  e  8 ,  (nroieflantif  d^er  ißar- 
fc^^tflorilirr,  etgentltd^  3o]^.  $l6ili))pi,  aber  meift 
nt  irtnem  ®efoirt4orte  6d^eiben  in  ber  Sifel 
HEBätaü,  tpor  1506  ober  1508  geboren.  Cr  be- 
nies bie  tumanipifdjien  €tubien  in  Sfittid^,  ffdin, 
£Sb«i  nnb  %^att9  vnb  nmtbe  in  Otleand  )um 
fitoirialen  b^  Siedete  ernannt.  Sd^on  um  1580 
icr  er  vom  fof^ollf^en  ®Iouben  abgefallen  unb 
Mamtr  fi<s|^  af#  euicn  cnt{4id)enen  fln^dnger  ber 


neuen  Seigre.  3tn  3- 1^37  trat  er  in  ben  S)ien{i 
beS  i^roteftontifd^  geflnnten  ^arifer  Sarbinal-Srj« 
bifd^of  8  3o^onned  bu  SBeOaQ  unb  oermitteUe  beff  en 
SSerfel^r  mit  ben  beutf^en  fßrotejianten.  9ud^  bei 
Äönig  Qfranj  L,  in  be|fen  @oIb  er  jianb,  toar 
@Ieibanud  für  bie  religiöfe  Steuerung  tl^dtig, 
ebenfo  tote  er  in  Seutfd^Ianb  Dielfad^  fär  fran- 
}öft{d^e  Stoedfe  bemfil^t  toar.  3nt  3*  1^45,  nad^- 
bem  er  ftd^  bauemb  in  Strasburg  niebergelaffen 
^atte,  erbielt  er  auf  ßm))fe^Iung  SBu^erd  eine 
f  brmlid^e  SBeftaSung  afö  ^iftorifer  ber  t)er6ünbeten 
j)roteJtantifd^en  gürten ;  bie  SBunbeS^dupter  legten 
il^m  hierbei  bie  $f[id^t  auf,  nid^td  ol^ne  il^re  !Be« 
loilligung  )U  oeröffentlid^en.   S)aS  offtcieQe  ®e- 

id^id^tsnerf  erfd^ien  1555  }u  Strasburg  unter 
lern  Xitel  Commentaria  de  statu  religionis  et 
reipnblicae  Carole  Y.  Caeeare.  S)a8felbe  er« 
regte  ein  ungel^eureS  Süffelten  unb  fanb  eine 
ungemein' gro^e  Sßerbreitung ;  Don  oen  ettoa 
80  ausgaben,  toeId|e  ed  erlebte,  ift  bie  t>on  9m 
gnbe,  8ranf^lrt  a.  SW.  1785—1786,  3  Sbe., 
bie  befte.  Sie  Arbeit  SleibanuS'  ift  in  einem 
reinen  unb  flie|enben  Satein  gef d^rieben ;  aud^  ^ot 
ber  »erfaffer  „alle  ßeftigfeit  in  ffiorten"  oer- 
mieben.  Sie  ^arftemtng  ift  inbeffen  l^dd^ft  pax» 
teiifd^  geleiten;  befonberS  iftSIeibanuS  einStei* 
fter  in  ber  jhmft  beS  Serfd^tteigenS;  toaS  bie 
^roteflanten  in  ungünstigem  Sid^te  erfd^einen  laffen 
fönnte,  fiberge^t  er  mit  StiSfd^meigen.  2)a  feine 
angaben  ni($t  feiten  gan}  unrid^tig  finb,  l^at  il^ 
ftatfer  fforl  Y.  toieberbolt  als  einen  Sügner  be« 
j^eid^net.  SemerfenStoertl^  ifl  aud^  baS  Urt^eil  beS 
))roteftantifd^en  Staatsmannes  Sl^rifto))]^  (Sorlo* 
tt)i(,  ber  unter  ^intoeiS  auf  bie  gal^tlofen  falfd^en 
Angaben  ber  oietgelefenen  Sommentare  }u  fagen 
))flegte:  ^SleibanS  iBud^  l^t  mir  aEeS  Zutrauen 
3U  ben  frül^eren  (Sefd^i^tSioerlen  geraubt''  (baS 
toenig  befannte  Urtl^eil  ift  mitgetl^eüt  im  ffatl^olit 
1895,  n,  573  f.).  SIeibanuS  ftarb  am  31.  Oc- 
tober  1556.  (!BgI.  %^.  $aur,  3.  @IeibanS  Som« 
mentare  über  bie  StegierungSjeit  ftarlS  Y.,  ^ifto« 
rifd^-tritifd^  betrachtet,  Seipatg  1843;  Sf.  SB. 
ffampfd^ulte,  lieber  3-  Steiban  als  (Sef^id^t- 

id^reiber  ber  Sieformation,  in  ben  gforfd^ungen  )ur 
»eutfd^en  (Sefdbid^te  lY  [1864],  59-69;  ^. 
SBoumgarten,  Ueber  @IeibanS  Seben  unb  Srief« 
»ed^fel,  Strasburg  1878 ;  ffierf.,  ©leibanS  SBrief- 
med^fel,  etra|b.  1881 ;  3Qnffen,  ®efd^.  b.  beutfd^. 
gjorfeS  Yn  [1893],  287—296.)  [5R.  «PauIuS.] 
^Manus  (€(|rottanuS,  oan  ber  @Iooten), 
SobanneS,  0.  Pr.,  ißolemifer,  war  auS®effen, 
einem  Sorfe  bei  ^jogenbufd^,  gebürtig  unb  toxti 
baber  bi^  unb  ba  aud^  3o W^  ®effen  genannt 
Um  1525  trat  er  )u  l^öln  in  ben  ^Dominicaner« 
orben,  ttnrfte  juerft  längere  ^af^it  als  !ßrebiger 
unb  tt)urbe  bann  ^rofeffor  an  ber  ftölner  ^od^- 
fd^ule,  nad^bem  er  1554  }um  2)octor  ber  Xl^eo« 
logie  promot)irt  xooxhtti  xdqx.  3ud^  ttmrbe  er  um 
1554  $rior  beS  ffdiner  SonoentS  unb  ^atte  als 
foU^,  gleid^  feinen  93orgängem,  baS  Smt  eines 
pdipfai^  3nquifttor8  ffir  bie  d^bibcefen  ftöln. 


427 


@inatQgbu8  —  Smi^rna. 


428 


aOtain)  unb  Xrier  ju  t)erfe]^en.  918  SNuifttor 
mitrbe  SlotonuS  in  einen  Streit  temidelt  mit 
bem  geleiten  ©d^tDärmer  3uftu3  iBelTtuS,  ber 
1556  toegen  feiner  l^öretifd^en  Seigren  Rbln  t)er- 
laffen  mu|te.  S)ie  l^eftigen  Sd^riften,  toeld^e  SBel« 
ftud  nad^  feiner  SluSmeifung  gegen  bie  jtölner 
SP^oIogen  Deröffentlid^te ,  betoogen  SlotanuS, 
5tt)ei  SBerle  l^auSjugeben,  loorin  bie  Don  SelfiuS 
unb  anberen  92euerem  beftrittenen  Sel^rpunfte  mit 
guter  Sod^fenntni^  erörtert  werben.  93erf(i^iebene 
anbere  bogmotifd^e  unb  l^omiletifd^e  Sd^riften,  bie 
ber  S)omimcQnerprior  in  ben  Sauren  1555  bis 
1559  erfd^einen  Iie|,  ftnb  l^eute  nur  nod^  Don  ge> 
ringem  Sntereffe.  ^emerfenStoert)^  ift  iebod^  ein 
S)iaIog  De  barbaris  nationibuB  convertendis 
ad  Christum,  tteld^er  3^gni|  ablegt  Don  bem 
regen  3Riffu)n8eifer  bamaliger  frommer  DrbenS« 
mönner.  SlotonuS,  ber  felber  in  feiner  äugenb 
ben  SBunfd^  gel^egt  l^tte,  fid^  aI8  SUifftonar  in 
bie  neuentbedften  fionber  gu  begeben,  ftorb  gu  ßbln 
am  9. 3uU  1560.  (93gl.  Qu^tif-Echard,  Scriptt. 
0.  Praed.  II,  175 ;  SWeufer,  3ur  ©ej^id^te  ber 
ftölner  Xl^eologen  im  16.  ^al^rl^unbert,  in  ber 
Äot^.  3eitfd^r.  f.  SBiffenfd^oft  unb  ffunft,  ftöln 
1845,  n,  79  ff.;  ^luS,  ftölner  ©ominicancr- 
fd^riftftetter  a.  b.  16.  ^oi^xf^.,  im  Äat^olif  1897, 
n,  238  ff.)  131.  «Paulus.] 

$liuiragihi$,  ixoti  @d^ripeller  ber  forolingi- 
fd^en  3«t:  1.  ©maragbuS  0.  S.  B.,  feit  805 
abt  beS  ÄlofterS  gaftefiton  (®iöcefe  SSerbun), 
loeld^r  809,  alS  bie  ^tage  U)egen  beS  Filioque 

S.  b.  9lrt.)  lebl^  erörtert  würbe,  im  auftrage 
arlS  beS  (großen  biblifd^e  unb  ))atriftifd^e  @teaen 
über  bie  Seigre  Dom  SluSgange  beS  l^iligen  ®ei- 
fieS  (Migne,  PP.  lat.  XCVUI,  923  sqq.)  fam- 
melte  unb  mit  bem  Sifd^ofe  Don  SEßormS  unb 
bem  Slbte  Don  SorDeQ  810  }u  9lom  ber  S^nobe 
beimol^nte,  bie  ftd^  mit  bem  enoöl^nten  3ufa(fe 
}um  @9mboIum  befd^öftigte.  Unter  fiubmig  bem 
frommen,  bei  bem  er  ebenfattS  in  l^ol^em  Sn- 
fel^cn  ftanb,  grünbete  er  (819)  baS  Älofter 
©t  3Rif)kl  an  ber  ^Roa^  unb  fiebelte  bortl^in  mit 
ben  meiftenSKönd^en  über.  6r  ftarb  im  3. 3a^r- 
}e]^nt  beS  9.  Sal^rl^nbertS.  iBon  feinen  ©d^rif- 
ten  (3um  Zl^etl  abgebrudtt  bei  Migne,  PP.  lat. 
Cn,  13sqq.)  feien  b^r  ertoä^nt:  Commenta- 
rius  in  evangelia  et  epistolas  in  divinis  of- 
ficüs  per  anni  circulmn  legenda  (ein  um« 
fongreic^  ©ammelmerf  ouS  ben  Dorgüglid^ften 
JKrd^enDötem) ;  Diadema  monachorum,  eine 
iB(umenIe[e  Don  ^uSfprüd^en  ber  SSöter  über  bie 
$f(id^ten  ber  OrbenSIeute ;  Via  regia  (über  bie 
^ßflid^ten  bed  ftönigS) ;  Expositio  in  regulam 
S.  Benedicti  (ouS  9lnta|  ber  ftlofteneform  ber 
^ad^ener  ©qnobe  Don  817) ;  Grammatica  major 
Beu  CommentariuB  in  Donatum  (bemerfenS« 
»ertl^,  toeil  ber  Serfaffer,  um  baS  ©tubium  ber 
®rammatif  anjiel^nber  ju  mad^,  bie  Seifpiele 
aus  ber  ^eiligen  ©d^rift,  ben  ürd^Iid^en  ©d^rift- 
ftellem  unb  ben  bamaligen  3"tDer]^Itniffen  ent- 
nimmt). (9}gl.  Geillier,  Hist  gön.  XU,  n.  6d., 


254  88. ;  ebert,  ®efd^.  ber  Siterotitr  bcS  WUß 
alters H,  Seipj.  1880, 108  ff.)  —  2.  ©marog- 
buS  (ober  arbo)  0.  S.  B.,  Se^iec  im  fllofto 
Slniane  (norböftlid^  Don  92arbonne),  ber  mit  f» 
nem  Slbte  93enebiä  (f.  b.  9rt  n,  325)  794  ber 
©^nobe  }u  gfranffurt  beimol^nte  unb  814,  iB 
SBenebid  Don  ilaifer  Subtoig  nad^  ^afya  boifa 
tourbe,  5um  SSorftanb  ber  9lbtei  beßeDt  mä. 
3laä)  93enebictS  Xobe  fd^b  ©maragbnS  oif 
Sitten  Don  ÜRönd^en  beS  ftloflerd  an  ber  SiAe 
(Somelimünfter)  eine  fel^r  mert^DoQe  Vita  Bene- 
dicti AnianensiB  (Mon.  (xerm.  hisi.  ScripH 
XY,  1, 198  aqq.).  (Sr  ftarb  am  7.  Slfir)  843 
unb  mürbe  in  feinem  hofier  alS  l^iger  Det^d 
(!BgI.  Mabillon,  Act.  SS.  0.  S.  B.  Saec  lY, 
P.  1 ,  Parisüs  1677 ,  589  sq.;  ßat  H 
346  ff.)  [®amd  0.  S.  B.] 

^miftna^  ©tabt  unb  TltiiopoU  ii 
ffleinaften,  ftetS  ein  berül^er  ^)anbelSpIo|  sib 
im  Slltertbume  nad^fi  Spl^fuS,  Don  bem  el  of 
gerabem  SBege  nur  8  geogr.  SReilen  ei^femt  fai 
ber  bebeutenbfie  Ort  ber  $roDins  Asia,  me 
Don  ^eoliem  gegrünbet  unb  gel^örte  }uerp  p 
öolifd^n,  f))öter  ^um  j[onifd^en  Sunbe.  Simba 
iQbifd^en  ffönige  ©ab^atteS  um  630  D.  (B^  i» 
ftört,  lag  ©mt|ma  lange  müfte,  bis  eS  m^  w 
lanberS  beS  @ro^en  3U)be  Don  SntigonuS  unekcr 
als  Smyma  nova  aufgebaut  ttiurbe.  S)ec  ttef* 
lid^e  ^fen  begünfttgte  boS  SBad^tl^um  ber  Soll 
bie  ftd^  balb  burd^  @rö|e,  ©d^önl^ü  unb  Sctrtt- 
famfeit  auS^eid^nete.  3b^e  SBIüte  bauerte  auil^mriB 
ben  atömem  fort,  ©ie  litt  }tDar  me^rftu^  bni 
erbbeben,  befonberS  178—180  n.  (B&r.,  mbe 
aber  fd^on  balb  loieberl^ergefient.  SegentMifii 
bat  fu  unter  bem  92amen  38mir  200  000  G» 
mol^ner,  barunter  14000  ITatl^oIilen.  —  Sbi^ba 
©tiQfd^meigen  ber  ^oftelgefd^id^te  unb  ber  ofo> 
ftolifd^en  Briefe  }u  urti^eilen,  1^  ber  1^  ffaM 
©m^ma  nid^t  berül^rt;  bafur  tnenbete  ber  t(iB|t 
SDangelift  Solennes  tiefer  ©tobt  feine  befnte 
©orge  su,  wie  auS  Dffb.  2,  8— 11  er^  t» 
erfte  Sifd^of  biefeS  unter  ber  üßetrofiole  i|#l 
ftebenben  ©i^  foQ  ber  I^L  ^petteS  miS  berM 
ber  72  jünger  unb  ,,ein  Semöl^er  in  0^' 
(9löm.  16, 10)  gemefen  fein.  9uf  iJ^Jolgiai: 
^rifto  I.,  ©tratöaS,  ^rifto  IL,  ber  1^  fMA 
ber  f)l  ^oltflatp  (f.  b.  Slrt.).  aBa(rf4»A| 
unter  92icetaS  (879)  ober  unter  feinem  9ldmp; 
bem  })l  3:i^eobor,  mürbe  ©m^ma  aRetn>|»lr,  off 
au^er  Sla^omene,  ÜRagnefta  ©ipQli  unb  $ti(ii 
bie  bamalS  neuerrid^teten  @i^  Sneltum,  tJJF 
angeli,  ^fiicat,  $etra  unb  ©ofonbria  untaftB 
mürben,  ^eute  nod^  ift  eS  gried^ifd^fd^iftnaÜH* 
er^biStl^um ,  aber  obne  ©uffraganate.  SB  We 
Senetianer  im  ißereine  mit  ben  (SenuefeniB^ 
1344©m9ma  erobert  l^atten,  errid^tetedematf'VL 
bafelbft  ein  lateinifd^eS  SrabiStbum  (1846)  «* 
jugleid^  in  bem  na^en  tSofxa  (Phoeaea)  ciw 
©uffraganftubl,  ber ,  als  Xamerlon  1404  Mi 
©tabt  serftört  l^atte,  mieber  einging.  Son  1656 
an  mürbe  ©m^ma  nur  Don  einem  a)wfioIif4ai 


KA 


6ob(i  —  Soccotl^. 


4S0 


«qkminIM.  %xM  yn.  pente  am  18.  SRäq 
1818  teS  CaqiKfit^in  toteber  ^  unb  errtd^tete 
ffgMy  ein  a)M)^U^^  IBiconat  fflr  AMndlcn 
<;.  bL  «iL  Vn,  7B9),  XDü^  ber  ietDeillge  (Et}« 
l^tef  u  abmiiü{ixircn  ^t.  &pättt  mürbe  il^m 
«£l  euffniQonot  Cmibia  (f.  b.  Sri.  Srela)  unter- 
Mt  ^  lekte  Qpoflottfd^  Sicar  bon  Smqma, 
te  Stmorit  Subttig  ^oria  SorbeUi,  «ourbe  erfler 
(qHfM ;  et  icflgnirte  1880.  9luf  ben  mbmtni- 
teor  3ttUan  ^etau  (bi9  1835)  folgten  ^ßeter 
^ässO&n  Sonomie  (bis  1887),  jutwr  erjbifd^of 
Sä&Qlon;  Vnton  ÜRunabini  (gefi  1861); 
Spacca))ietrQ  (geft.  24. 9loüember  1878) ; 
tig  ijl  (Eqbtfd^of  t>on  Sm^rna  Snbreo« 
Sintfmi«  iUDor  Öifd^of  t>on  @cio.  S)te  3a^I  ber 
aof^oiaen  fefatefl  6|>rtngeld  betrögt  15  500.  Sd^on 
aatcr  aRufjobmi  1^  ft4  bie  3^91  ber  ffatlgoIUen 
kSift  ^cxme^^  tmb  er  ]^interlie|  dud^  blfil^enbe 
S^tikn,  bk  ben  »or}ügtt<^n  (Segenftonb  feined 
^üiEBgifeiS  ouSmod^ten.  SbenfaOS  l^tte  er,  ba 
eme  enlfprt^cnbe  Cotl^brole  fehlte,  einen  (rnffen- 
kn  91a|  ^ju  enoorben,  ober  erft  fein  9lad^- 
folga  tonnte  am  27.  S)ecember  1862  ben  ®runb« 
fate  Ifgen  nnb  am  25. 9Rai  1873  bie  erftef^eier- 
täfitü  in  ber  bomoIS  nod^  nid(|t  gan}  ooüenbeten 
faftffcrnlf  polten  (ftotl^ol.  9Riffionen,  gfreiburg 
1973,  BS).  S)te  ganje  Srjbificefe  fyd  8  fNrd^en 
mb  ebcnfotitcte  Otoptim;  Sriejler  gibt  e9  56, 
boruBtet  17  SBeltgeiftlid^e.  ^ie  Sojariften  unter- 
baltm  ein  CoOeg  mit  100  Sdglingen,  bie  Sd^ul- 
hBbrr  rin  fol^eft  mit  155 ;  bösere  SRäbd^fd^uIen 
iBiit  3nlrtnat)  tterben  oon  ben  Sionefd^toeftem 
nb  ben  SoeoTB  de  la  chariie  geleitet.  Xu^er« 
bm  gibt  e6  aud^  eine  9[n)a]^{  Slementarfd^ulen 
fix  ftnobcn  unb  VUbd^en.  Srjbifd^of  ©pacca- 
9cdm  tDcrnnigle  att  )>ä|)ftlid(er  S)elegat  im  9Rai 
1S99  Me  <Er)bif4öfe  oon  92a|oe  unb  Sorfu  unb 
ha  Sifi^fe  oon  @€io,  @9ro,  @antorin,  XinoS 
«nb  &iium  )u  einem  Sondl,  bad  b^tlfame  99e- 
Wif\i  für  jene  boIbjerftMen  Pird^en  fo^te  (f. 
CoIL  Lac.  VI,  561  sqq.).  2)er  9lmne  beS  gegen- 
voitigm  erjbffd^ofS  ift  in  ben  legten  äabren  in 
€m9|Ki  mim^ott  genannt  morben  anld|li6  ber 
Mitaux^m  über  baS  angeblid^  ®rob  SJcoriä 
bei  ep^ui.  Snbifd^of  Zimoni  ftanb  an  ber 
6^  ber  Cornmiffton,  meldte  im  2)ecember  1892 
}ar  llufl^dlimg  ber  betreffenben  gfrage  an  Ott  unb 
&dLt  to)>ogza|>(tfd^  Unterfu($ungen  oomabm 
mb  boS  Ctgebnil  in  einem  amtlid^en  Seri^te 
intbedrgte  (f.  SBegener,  SBo  i{l  bod  ®tab  ber  l^ei- 
Icgen^gfrauStaria?  3Bürsb.  1895;  9lirfd^, 
l5o&  &tab  ber  {leiligen  3ungfrau  9Raria,  aJloin} 
1896;  <Berf.,  im  Äatl^olit  1897,  n,  309  ff.; 
1  %atiä,  in  ben  Stimmen  ouS  aR.-Saad^  LI 
11S961  471  ff.).  (!Bgt.  nod^  Le  Qaien,  Oriens 
dinst  I  [1740],  787  eqq.  IH,  1075  sqq.; 
Voroni,  Diz,  LXVn,  122  sgg. ;  Miss,  cath., 
RooM  1895,  153  sqq.)  [9Ie(er.] 

^t§M  0^*f^  Zoupd,  2  ^  8, 8  Snba),  eigent- 
ßi  Svrin  Sote  (m^s  ^),  on  ber  Stelle  Subitb 
d/l  f^icrfofl  eptia  Gold  genannt,  im  9.  X. 


Korne  einer  ber  Smtbfd^often,  in  »etd^  Serien 
Serfid.  3^re  Soge  ift  (d^mer  gu  beftimmen,  tool^r» 
fd^inlid^  erftrecfte  fte  fld^  oon  (Sölef^en  n5tb(id| 
unb  norböftlid^  bem  Oronted  entlang  gegen  ben 
(ivipfjiCQt  l^in.  2)er  %ome  teiä)  juerfi  in  ber  ®e* 
fd^id^  ©mag  enoöl^nt  (1  @am.  14, 47) ;  ju  biefer 
3eit  serfiel  @oba,  toie  ed  fd^eint,  in  eine  %naal^ 
felbftönbiger  Staaten.  Sinige  oierjig  Saläre  fpäter 
^atte  bie  Sanbfd^aft  einen  einzigen  ^errf^er  %bo* 
re^er,  meld^er  bem  f^rifd^en  ®ebrau^e  gemft^  mit 
Xbou,  bem  Mnig  oon  Smat^,  ftneg  fül^  unb 
eine  Snaal^I  fieinerer  f^rif  d^er  ÜRad^l^aber  gu  feinen 
lBa{a&en  jö^Ite  (2  @am.  8, 3 ;  10, 19).  3)erfeae 
erlitt  Don  3>aoib,  für  ben  er  ein  g^öl^rlid^er  ^aä^» 
bar  mar,  eine  gro|e  9lieberlage,  unb  al8  bie  Stitier 
oon  SomoScud  ifm  ju  6ilfe  famen,  mürben  aud| 
biefe  oon  2)at)tb  fo  oouftftnbig  gefd^lagen,  ba| 
S)ama8cuS  2)at)tb8  Ober^ol^it  anerifennen  mu^e 
(2  Som.  8, 6).  Ob  @oba  nad^  biefer  S>emutbi« 
gung  feine  Selbftönbigfeit  Ufyxv^ittt,  ift  nid|t 
dar;  a&ein  einige  Saläre  fpöter  mürbe  ed  miebet 
oon  ben  Smmonitem  gegen  S)aoib  unter  bie 
Sßaffen  gerufen.  Son  ^ab  gef^Iagen,  mu^te  eS 
ftd^  2)aoib  mibermittig  untermerfen;  immer  aber 
blieb  @oba  für  gSrael  ein  unguoerläfftger  unb 
geföl^rlid^er  9tad^bar.  (Einem  Sanbenfübrer  au6 
@oba,  Samens  Stason,  gelang  eS,  fid^  }u  2)a- 
maScuS  auf  ben  Xl^ron  }u  fd^mingen,  unb  biefer 
bilbete,  fo  lange  Salomon  regierte,  eine  ftete  ®e- 
fal^  für  beffen  9teid^.  SBie  eS  fd^int,  mar  @alo« 
mon  felbft  ]U  einem  3nge  gegen  Soba  genötl^igt 
(2  ^r.  8,  3):  feitbem  oerfd^minbet  eS  au8  ber 
©ef^id^te,  unb  nur  nod^  auf  einer  jfeilinfd^rift 
bed  affprifd^en  StM%%  SfurbanifKil  erfd^eint  eine 
Stabt  Subit,  meldte  für  @oba  angefel^n  mirb. 
^gl.  eb.  SRe^er,  ®efd^.  beS  «Itertl^umd  I,  Stutt- 
gart 1884,  §§  287  ff.)  [JFaulen]. 

$dcc#f9,  $0^0^,  $O(0f9  (>^'>3;)/  Orts- 
name im  9.  %.,  begeid^net  1.  eine  uralte  Stabt, 
meld^  guerji  bei  ber  Srgäblung  oon  SacobS  ^eim- 
reife  auS  9Refopotamien  ermäbnt  U)irb  (®en. 
33, 17).  S)er  mam  (t)üttenfiabt)  mirb  bal^er  a»^ 
geleUet,  bo|  3acob  bafelbft  fefien  «ufentbalt  für 
feine  g^milie  unb  fein  fßxtif  gefd^aff en  l^e.  9lad^ 
bem  ^ege,  ben  ber  ^triar^  na^m,  lag  Socot^ 
gmifii^en  ^l^onuel  (f.  b.  9rt.)  unb  Sid^  (f.  b. 
Sri),  ni(^t  meit  oon  ber  gfurt  burd^  ben  3aboc 
2)iefe  Sage  fUmmt  genau  mit  ber  im  Slid^terbiid^ 
angegebenen,  als  ®ibeon  ben  ÜRabioniterfürften 
3ebee  unb  Salmona  na^fe^te  unb  Soccotb  für 
Sermeigerung  ber  Unterftü|ung  }fld^tigte  (SRid^t. 
8,  5  ff.),  es  lag  nömild^  auf  ber  Oftfeite  beS 
äorbanS  unb  mar  bem  Stamme  ®ab  guget^It 
(3of.  13,  27).  !Rod^  einmal  mirb  Sod^ot^  ge- 
nannt als  in  ber  M^  ber  Stätte  befinblid^, 
mo  Salomon  feine  Srggie^reien  angelegt  b<itte 
(8  Wn.  7,  46.  2  ^r.  4,  17).  —  2.  ©ie 
etfie  Station  ber  Israeliten  bei  ibrem  SuS- 
guge  aus  9leg^pten,  offenbar  nod^  auf  ög9)>ti- 
fd^m@ebietegelegen(es.l2,87;13,20.  9lum. 
33,  5.  6).  [ftoukn.] 


4SI 


Sod^o  —  Sociale  Stage. 


4S2 


$01(0  (n-'i^),  im  9.  %.  ütome  jmeier  @töbte 
im  Stamme  3uba,  tooüon  bte  eine  auf  bem  ®e- 
Kröe  (3o|.  15,  48;  Vulg.  Socoth),  bte  anbere 
in  ber  Slicberung  tag  (3o[.  15,  35).  Sejtcre  be- 
l^errfd^te  bie  Strafe  au8  bem  ^l(|iliftertanbe  unb 
n)ar  begmegen  in  ben  JJämpfen  Der  Israeliten  mit 
ben  $]^Uiftem  öiel  umftritten  (1  ©am.  17,  1); 
StoBoam  lie^  bte  @tabt  befeftigen  (2  !ßar.  11,  7), 
oQetn  unter  ^äm  toaxh  fle  t)on  ben  ^l^tliftem 
genommen  (2  $ar.  28, 18).  SSter  @tunben  oon 
IqAxoxi  entfernt  liegen  l^te  nod^  audgebel^nte 
Ruinen  biefer  @tabt  unter  bem  9iamen  Sd^umeüel^ 
(3lobtn[on,  ^löfl  H,  599).  [ffaulen,] 

$ociab  ^rage  l^eigt  baS  nod^  ungelöste  $ro- 
Uem  unferer  3stt/  tote  Sie  l^eutige  ©efeEfd^aftSorb- 
nung  fo  umjugeftalten  unb  }u  oerbelfem  ift,  ba^ 
fie  ben  bered^tigten  S^orberungen  ber  entsmeiten 
gefeEfd^aftlid^en  @tanbe  unb  ^arteten  entfprid^t 
unb  bauemb  allgemeinen  gfrieben  unb  SBol^Iftanb 
fid^,  fomett  bie^  bie  UnooIIfommenl^eit  menfd^- 
iid^er  SSer^ältniffe  5ulä|t.  Sie  ift  ba§  not^ioenbige 
<Ergebnt^  ber  mobemen  u^irt^fd^aftlic^en,  politt- 
fd^en  unb  religiöfen  Sntn)idlung  unb  lö^t  ftd^ 
letneSmegS  auf  bIo|e  fünftUd^e  iBerl^e^ung  gurüdC- 
ffi^ren,  obmol^I  aud^  biefe  il^ren  Intl^eil  baran 
l^t.  ^ud^  in  ber  SSergangenl^ett  fyxt  e§  gro^e 
Uebel  gegeben,  loeld^e  oon  ganzen  SDlaffen  ber  ®e- 
feßfd^aft  als  unertröglid^  unb  ungered^t  empfunben 
n)urben;  aQetn  bie  Ueberjeugung  Don  berUn^a(t" 
barfett  ber  t)or]^anbenen  3uftönbe  toax  faft  immer 
auf  einzelne  jhreife  befd^rönft  unb  iebenfaüS  nie  fo 
o&gemein  oerbreitet  mie  l^eute.  3n  unferer  3^tt 
bagegen  fte^t  bie  „focialet^frage"  im  IBorbergrunb 
aller  Erörterungen,  ol^ne  Unterta^  merben  neue 
Steformoorfd^Iöge  gemad^t  unb  jur  93erat^ung  ge- 
ftettt,  unb  eS  l^anbelt  fid^  bei  ber  entftanbenen  $e- 
toegung  um  SBeftel^en  ober  9tid^tbefte]^en  ber  ganzen 
©efettf^aftSorbnung.  6ine  frieblid^e,  unblutige 
Söfung  ber  focialen  gfrage  barf  nod^  gehofft  toer- 
ben;  eine  fold^e  l^erbeifül^en  5U  l^elfen,  ift  Dor 
Vätm  Aufgabe  ber  fattiolifd^en  Socialpolitif,  bie 
Don  bem  @ntnbfa^  auSgel^t,  ba|  nur  auf  bem 
Soben  beS  Sl^riftentl^umS  unb  ber  fttrd^e  Seffe- 
tung  ber  unläugbar  oorl^anbenen  SJii^ftänbe  mög- 
Hd^  ift.  —  3um  genauem  SScrftanbni^  ber  focialen 
grage  ift  junäc^ft  auf  beren  gntftcl^ung,  b.  f^.  auf 
bte  Urfad^cn  ber  l^crrfd^enbcn  Unjufriebenl^eit  ein- 
guge^en ;  fobann  ift  bie  Steflung  ber  Oerfd^iebencn 
^Parteien  ju  t^r  gu  ffigairen;  enblid^finb  bie  Srunb- 
3üge  ber  fatl^olifdien  Socialpolitif  barjulegen. 

I.  ®te  Il^atfad^e  einer  ticfgel^enben  Unju» 
friebenl^ett  in  ben  toeiteften  flrcifcn  ber  Kultur» 
Dörfer,  bei  benen  bie  mobeme  Snbuftrie  jur  93Iüte 
gefommen  ift,  lä^t  ftd^  nid^t  läugnen.  3n  ben 
breiten  ©d^id^ten  biefer  SSöIfer  l^errfd^t  bie  Uebcr- 
geugung,  ba|  bie  bermaligen  gefellfcf)aftli(^cn  3u- 
ftänbe  »cber  ber  ®ered^tigfcit  nod^  bem  ©ernein- 
mo^I  entfprcd^en.  Unftreitig  l^ben  ja  öanbcl  unb 
Snbuftrie  mit  ber  3lu§nu^ung  ber  S)ampffraft 
unb  ber  Gleftricität  einen  großartigen  luffd^mung 
genommen,  unb  infolge  baüon  finb  aud^  ben  unter- 


flen  SSoHSfd^id^ten  (Benfiffe  jngSngfi^  gquo^t, 
loeld^e  frül^er  unbefannt  ober  nur  baS  Sorrcd^ 
ber  Steid^ften  unb  SSomel^pen  toaren.  SBemmni 
tro^em  in  ben  unteren  unb  mittleren  SolfSOoffcs» 
bie  nal^egu  neun  3^^ntel  ber  SeDöIfenmg  aaSi 
mad^en,  eine  große,  anbauembe  Ungufri&i^eit 
l^rrfd^t,  fo  fann  ber  (Srunb  biefer  Srfc^eimni 
nid^t  ber  fein,  ba|  l^ute  bie  SebenSful^nmg  bei 
SlrbeiterS  ober  fletnen  SDlanned  in  Segua  ca| 
ffletbung  unb  9ia^rung  allgemein  fd^ted^  jn  oB 
in  frül^eren  Sitten.  S)enn  baß  Ie|tere§  ni^t  ber 
gfaU  ift,  behaupten  nid^t  nur  Dtele  (Skfc^ü^ 
forfd^er  unb  SSoIfSmirt^fd^aftSIel^rer,  fonbem  le> 
{tätigen  aud^  bte  neueften  ftatiftifd^en  Sr^bungn. 
3n  Sad^fen  g.  S.  betrugen  im  3.  1879  bie  eis* 
gefd^^ten  p^Qfifd^en  $erfonen,  beren  ßinfonnn 
geringer  toar  als  300  3Rarf,  7,11  %  oller  (üof 
gefd^ö^ten,  im  3-  1B94  bagegen  bloß  mel^  5,61  */«. 
Sbenfo  fanf  ber  $rocentfa|  berienigen,  beren  (^ 
fommen  unter  800  9Rarf  mar,  Don  69,28  of 
59,69  l^erunter.  S)agegen  ift  ber  i|iroceiitfa|  bct 
ginfommen  Don  800—950  ÜRarf  Don  5 JJ7  of 
8,96  unb  berientge  ber  Sinfommen  Don  900  W 
1100  Tlaxt  Don  3,66  auf  5,83  geftiegen.  Vx4 
ber  lßrocentfa|  ber  Sinfommen  Don  1100  M 
2800  ajlarf  ^t  angenommen  (dq(.  b.  art  Ci» 
fommen  im  „^nbtoörterbud^b.@taotStt>ijfenf4.\ 
Supplementbanb  1, 3ena  1895, 280  ff.).  S)aß  ii 
(Snglanb  bie  SlrbetterDerl^öltniHe  feit  50  Safni 
beffere  geloorben  finb,  l^t  ber  IBerid^t  ber  eigeidl  |ir 
Uuterfud^ung  ber  ^rbeiteroerl^altniffe  eingefcjjtai 
Sommiffton  (Beport  of  the  Boyal  Gommiuiai 
on  Labour,  London  1894)  gang  ungtDet{dl|fl^ 
gemad^t.  „S)ie  Srl^ebungen",  l^ßt  eS  bann, 
„baben  gu  bem  attgemeinen  Sinbrudfe  gefä^,  bai 
ber  Sol^n  mö^renb  ber  legten  50  3abre  iebenicib 

Seftiegen  ift,  fotool^l  in  93egug  auf  ben  9b)ininal* 
etrag  als  aud^  (mit  SluSnabme  oer  ^auSmiettt 
in  großen  Stöbten)  l^inftd^tltd^  ber  ftouffroft  gegen» 
über  bem  Sebarf .  3n  fanitärer  ^inftc^  ftnb  kk 
^rbeitSguftönbe  beffer  gemorben.''  S)iefeS  Utt^ 
ber  Sommtffton  mürbe  Don  brei  ber  bebeutenbpoi 
^rbeiterfül^rer  SnglanbS  (X\.  fßwci,  (L  %xm  Job 
3.  Sumett)  untergeid^net  Sine  au8  Dier  SrbeÜBi 
beftebenbe  äRinberl^eit,  bie  mel^r  ober  meniger  gm 
©ocialiSmuS  neigt,  fanb  gmar  ben  SerU^  ukr 
bie  Sage  ber  Arbeiter  gu  günftig,  gab  aber  alß 
brüdHi^  gu,  baß  Don  einer  iBerfd^led^terung  ber 
Sage  ber  ^21rbeiter  feine  Siebe  fein  fönne.  JSi 
glauben  im  ©egentl^eil,  baß  bie  burd^fd^nittfite 
Sage  ber  Sol^narbeiter  bur^  bie  gefe^i(|en  vi 
anberen  Stcformen  ber  legten  60  So^re  ftdig  Kr* 
beffcrt  morben  ift"  (f.  ©^mibt,  ^Beitrage  gut  fr 
fd^id^te  ber  gemerblic^en  Slrbeit  in  Snglanb,  Scfli 
1896,  178).  SS  laßt  üd^  baS  burcJ^  ßotipt^ 
Angaben  erhörten.  3n  Großbritannien  unb  S^* 
lanb  mürbe  baS  gefammte  Sinfommen  berSdÄ" 
ferung  im  %  1851  auf  600  ÜRittionen  ^ 
©terling  gejdjö^t,  moDon  260  ÜRtSionen  oof  bie 
ginfommenSflaffe  über  150  $fimb  entfielen.  S^ 
baS  3. 1881  mar  nad^  ber  S)urd^fd^ntttSf(;iä^ 


4» 


Sociale  gfrage. 


484 


kt  (mtiiMm^€tQtiptct  bai  (Stfammteitdom« 
«R  ttixi  1200  !nUltonm  ^fttnb,  baS  (Sinlommm 
M  fflaffm  mü  fibec  150  ^funb  540  aRiUionen 
fhab.  fft  cntftd  al^o  auf  bie  niAtfteuerpfli^- 
r?ni  ftlaffoi  im  3.  1881  ein  grd|erer  SBetrog 
J&  1551  auf  bie  ®efammtbtt>5rtentng,  unb  no^e« 
p  ^appM  \o  irifl  att  ibt  (Sefammteinfommen  in 
Mim  UltanSo^e  bettug  bei  einet  SeüöRenmgS* 
«nbm  iMm  ctUNä  fiber  26  %.  USon  biefer  !Be« 
K^osnf^unabine  entfaOt  ein  fe^r  großer  Sbeil 
ci  tm  müticccn  Sintommensnaffen.  S)ie  Jer- 
rys mit  einem  Sinfommen  üon  150 — 1000 
f  fosb  Mnne^en  ft^i  Don  800  000  auf  990  000, 
3b  }mar  ijl  om  ftärfften  bie  3unabme  bet  !ßer- 
tarn  mit  einem  Sinlommen  oon  150—600 
9^mb.  Unläugbor  bat  p«^  alfo  in  ber  3eit  t)on 
1S51— 1881  bet  SBobifionb  bet  SeodDetung  be6 
Kniaigtcn  JKnigni^d  gehoben.  9ud^  bie  St- 
bntofbiffe  ip  babei  nid^t  (eet  auSgegangetu  Se^- 
fttd  mid^  bttn^  bie  fiobnftatifüfen  beftatigt  (ogL 
SoAdt  ^xapä  1897,  948).  2)ie  angefammelten 
r ?nb3  bft  fa^  nur  and  ^itbeitetn  beftebenben  bejto. 
heaiften  UnteiftütfungH  @t>at-ttnbSBittl^f(^ft8- 
:<rtianbebctnigen9nfang  1897runb  280000000 
Tfmib  etcriing  (5,6  ÜRiaiorben  SRarf).   3m 
3. 1895  beflanben  in  ^nglanb  1711  (getoetf- 
fenoT^f^oftrn  mit  1 414 158  Witgliebem  imb 
czann  Aopftol  ton  21,2  ÜRilliouen  $]unb  @tef 
loQ  (424  SRiAioncn  !D2atf).  6elbft  befonnenete 
6onalbemofroten,  o^ielB.  ©d^önlanf  unb  SB.  Sieb- 
iaeäfi,  qitbeti  benn  au(b  auSbtüdlid^  )u,  bie  93e- 
boc^txmg  iH>n   bcr  „ftetig  june^menben  3ier- 
cknbtmg''  brr  Srbeitermoffen  Ia|]e  ji(b  nid^t  me^t 
cuhn^t  erhalten  (Sonoättd  1897,  9ir.  106  unb 
141>.   Tloxi  rebct  fd^on  in  ber  erften  Suflage 
lonei   .ftapüal'    (I.  SBanb   ^omburg   1867, 
2T3>  mm  einer  fid^  bemerflid^  mod^enben  ^))b9* 
fmbm  vnb  moralif^en  SBieber^eburt  bet  Sfabrif- 
fl^Süet''  m  Cnglanb.  —  S)te  Ouellen  ber 
Pfitocrbceücten^  bauemben  Unsufriebenbeit  mä|fen 
fib  anbete  feiiL   3unä(b{t  ift  l^iet  binjutoetfen 
auf  bir  tkbetuugung,  bie  ficb  in  ben  unteten 
fcb  mKdctm  SJoU^Haffen  feftg^e^t  bat  unb  aucb 
m  tiefen  Snttitem  bet  9Bif{enfd^ft  getbeilt 
w&b,  ba^  Ue  (äitiDidnung  bet  ^robuction  unb 
he  Sed^eOung    ber   ^robucte   ni(bt   gleid^en 
gitilü  gebolten  l^oibtn,  baft  jtoat  bie  $to- 
teion  bie  ^o|attigften  gfortfcbtttte  gemad^t  bat, 
b4  ober  bie  Sertbeilung  eine  aOju  ungleiche 
$.    l^ieefSr    fd^en   miebet  bie   fiatiftifd^en 
IxsSpben  }u  fptecbcn.    3n  $teu|en  }.  SB.  gab 
tf  fir  bat  eteueriabr  1894/1895  bei  einet 
fiManniilbd»dffenmg   Don   80887  831  fföpfen 
«1283024  ^erfonen^  bie  ein  fteueifteieS,  alfo 
vüt  äbn  900  Vlaxt  bettogenbeS  Sinfommen  f  elbft 
fanjofen  ober  miS  (Etniommen  biefet  Krt  untet- 
6a!lm  toinfecn,  imb  üon  ben  Scftruerten  fyxtttn 
»7  V»  ein  iBvtommm  imier  8000  Warf ;  alfo  mebr 
eä  pBd  St^el  bcr  Seüölfening  eineS  hit  blübenb- 
io  mib  cittttt>ütrf!en  fi&nbet  kben  in  jiemlid^ 
kifiigen  Sct^aitmff en.  Sogegen  bot  eine  geringe 


3abt  oon  $etfonen  gan}  ungebeute  SBetmbgen. 
3latfy  ben  erftmaligen  SßeranlagungSergebniffen  )ur 
))reu|ifd^en  SrgänaungSfteuer  (1895)  befa^en  bie 
{toei  oberften  Stufen  ber  SenjUen,  bie  aJltDio- 
nöre  (5256  an  ber  3a^0/  1621 150000  ÜRarl 
mebr  als  bie  }toet  unterften  Stufen,  beren  3<^b( 
fld^  auf  767204  belief.  S)aS  jinb  geioi^  feine 
befriebtgenben  3uftanbe.  !Bon  Snglanb  fogt  ber 
oben  enoöbnte  Serid^t  ber  3Rinberbeit  ber  ffönigL 
Sommiifton:  „Ungead^tet  ber  geioaltigen  3u« 
nabme  bed  SSoIfSreid^tbumS  finb  breite  Sd^id^ten 
beS  SoIfeS,  3um  minbeften  fünf  aRtaionen,  nid^t 
im  @tanbe,  unter  Sebingungen  gu  leben,  bie  ibre 
®efunbbcit  unb  fieiftungdfäbigleit  ftd^er  fteOen. 
SEBal^rfd^einlid^  toerben  iebeS  3abr  gtoei  9Jliuionen 
gelungen,  in  ber  einen  ober  anbem  gform  bie 
öffentlid^e  Srmenunterfifi^ung  gu  begebren.  3n 
Sonbon,  ber  reicbjlen  unb  probuctioften  @tabt 
beS  Srbbans,  begieben  nad^  Charles  Sootb  82  % 
ber  SBeOößerung  meniger  ald  eine  @uinee  regel« 
mögigen  SQSod^enlobn,  ol^ne  ben  eine  gfamilie  nid^t 
gefunb  unb  ebrbar  befleben  fann.  Unb  toenn  mir 
f  nben,  ba|  in  beftimmten  Segirfen  ber  S^ctüpt» 
ftabt  bie  feftlf te.  ia  felbfi  brei  pnftet  ber  »eo5Ife-i 
rung  in  oiefe  (Ütvippt  faOen,  unb  biefer  @tanb 
ber  2)inge  oon  feiner  ungetodl^nlid^en  Stotblage 
berrü^tt,  oielmel^r  baS  Srgebni^  einer  burcb 
50  Sabre  anbaltenben  flänbigen  Serbefferung  bar« 
fieQt,  fo  mäffen  tt)ir  bie  Sage  al8  eine  fold^e  be« 
getd^nen,  loeldge  bie  emftlid^fte  Snoägung  ber  9te« 
gierung  b^otruft.''  Slebnlid^e  3uftänbe  mie  in 
Snglanb  unb  $reu^en  befleißen  aud^  in  anberen 
änbuftrielönbem.  3n  @ad^fen  g.  fß.  botten  im 
3. 1894,  tro|  ber  im  allgemeinen  gegen  früber  oer« 
befferten  Sage  ber  unteren  SSoIfSfd^id^ten,  65,80  Vo 
ber  ßingef  d^ö^en  ein  (Einfommen  unter  800  ÜRarf . 
es  ift  begreiflid^,  ba|  fold^e  3uftdnbe  bei  febr 
oielen  bie  9Reinung  ergeugen  fonnte,  bie  93er* 
tbeilung  ber  $robucte  fei  beute  eine  gang  unbillige, 
ia  oielfad^  gerabegu  ungered^te.  SefonberS  tief 
feftgefekt  bat  ftd^  ber  ®Iaube  —  unb  gett)i|  nicbt 
obne  obiectioen  ®runb  — ,  ba^  bie  reblid^  Slrbeit 
im  9)ergleid^e  gum  ffapital  bei  ber  Sertbeilung 
beg  $robuction8ertraged  gu  fuq  fomme.  Sie 
mobemen  ted^nifd^  Srfinbimgen  f^htn  bem 
ftapitalbefti  ober  bem  Seft^  oon  ^robuctionS* 
gfitem,  namentlid^  bem  ®etb,  ein  möd^tiged  Ueber« 
gemid^t  über  ^erfönltd^eS  können  unb  SßoSen 
oerlieben.  SBer  Hapüal  beft^,  bem  ift  ber  SBeg 
gu  immer  größerem  Sleid^tbum  oerböltni^mö^g 
leidet  gemalt,  mäbrenb  bie  fletnen  Seute,  »ie  bie 
^anbmerfer  unb  bie  geloerbliiben  Sobnarbeiter,  mit 
^ül^e  um  ibr  Safetn  ringen  tmb  faft  immer  oon 
oomberein  oon  einem  ßmporfommen  in  ber 
Stufenleiter  ber  GefeUfd^aft  auSgefd^Ioffen  ftnb, 
aud^  menn  eS  an  gflei^  unb  ®ef^id(  feinedmegS 
feblt.  —  (Ein  weiterer  ®runb  gut  Ungufriebenbeit 
ift  ber  Umftanb,  ba^  bie  moberne  bfonomifd^e 
Sntmidtlung  fe^r  oiele  bis  babin  felbfionbige  (Esi- 
ftengen  in  ibrer  Selbftönbi^eit  bebrobt  9liemcmb 
oergt^tet  gern  auf  feine  grei^it  unb  SelbfUnbig« 


485 


Sociale  gfrage. 


496 


feit,  um  ein  abl^giger  Sol^norbeiter  }u  toetben, 
feßft  toenn  baburd^  fein  Sinlommen  nid^t  ge« 
ringer  toirb.  Sie  äRafd^ine  brol^t  aber  im  ^unbe 
mit  ber  unbefd^rönften  ©etperbefreil^tt  mand^e 
Deinen  felbftönbtgen  ©etoerbe  gu  t)erbröngen  utü) 
bie  ateil^en  ber  unfelbfiönbigen  Sol^narBeiter  gu 
k)enne]^ren.  3)er  SRenfd^  !ann  ftd^  in  93e)UQ  auf 
®x6^,  S)auer  unb  Stegelmö^gleit  ber  ihaft« 
leiftung  nid^t  mit  ber  SRafd^ine  mef[en,  unb  in 
benienigen  ©etoerben,  tt)o  eS  gelingt,  bie  menfd^« 
lid^e  9lrbeit  burd^  SDlafd^inen  )u  erfe|en,  mirb  bie 
legiere  bie  Ober|anb  bel^Iten  unb  ben  Arbeiter 
tum  Snl^öngfel  ober  Siener  berSRafd^ine  mad^en. 
|)ierburd^  erpit  boS  jta))ital  baS  oben  enoöl^nte 
mftd^tige  Uebergettid^t  über  ))erfönlid^ed  ©efd^idC 
Ser  ®ett)erbetreibenbe,  ber  nur  über  perfönlid^ed 
fiönnen  unb  SBoQen  Verfügt,  unterliegt  in  ber 
Soncurren^  mit  bem  jfapitalbeft^,  bem  ed  ein 
Seid^teS  ift,  fid^  bieSDlafd^inen,  boS  nöt^ige  9RateriaI 
unb  bie  erforberlid^en  ^rbeitdfröfte  gu  oerfd^affen. 
Sener  mu^  alfo  in  benSienft  be§  jtapitalbefl^ 
treten  ober  fein  ®ett)erbe  aufgeben,  ^ud^  in  an- 
beren  ®en)erben  unb  SSerufen,  im  ffleinl^anbel, 
SBerfel^rSttefen  brol^en  reid^  ifa))italbefikr  burd^ 
i^re  großen  ®efd^äfte,  SBaarenlager,  SRagajine 
u.  f.  tt).  ben  üeinen  SKitbetoerbem  ben  Sang  ah» 
julauf  en.  —  SSicHcid^t  mel^r  aI8  burd^  aKeS  Slnbere 
toirb  bie  Ungufriebenl^eit  in  ben  Jheifen  ber  fiol^n- 
arbeiter  genäl^irt  unb  gefd^ürt  burd^  bad  ©efül^I 
ber  Unftd^er]()eit  ber  eigenen  (S^ftenj.  9Rag  aud^ 
bie  Sage  bed  Arbeiters  in  Segug  auf  Slal^rung 
unb  ffleibung  frül^er  nid^t  beff er  ober  f ogar  f d^Ied^ter 
gett)efen  fein  aI8  l^eute,  fo  fyitk  er  bod^  meiftenS 
eine  geftd^erte  @teQung  unb  infolge  baoon  baS 
©efül^I  feines  ftd^em  S)af eind ;  er  brandete  nid^t 
au  bef orgen ,  bag  il^n  f d^on  ber  nöd^fte  Zag  ober 
bie  nöd^fte  Sßo^e  brobloS  mad^e.  SInberS  ba- 
gegen  l^eute.  S)en  SBeltmarft,  für  ben  bie  l^eutige 
3tä)uftrie  ))robucirt,  ^u  überfd^auen,  ift  öu^erft 
fd^toierig,  befonberS  ba  er  l^aufigen,  oft  faft  plö^« 
lid^en  @d^toan!ungen  unterliegt,  bie  ftd^  nid^t  mit 
@id^er]^it  OorauSfel^en  laffen  unb  immer  ba§  S)a- 
jein  be«  «rbeiterS  in  Qfrage  ftellen.  Iritt  3.  S5.  in- 
olge  oon  Ueberprobuction  @efd^öft3ftodhmg  ein, 
0  toirb  ber  Arbeiter  oielfad^  entlaff en  ober  er  mu^ 
id^  toenigftenS  Sol^abgüge  gefallen  laffen,  tt)o- 
burd^  92otl^  unb  SIenb  in  feine  gfamilie  einjiel^en. 
«nberStoo  Arbeit  finben,  ift  nid^t  leidet,  unb  jubem 
ift  fd^n  ber  Umftanb,  ba|  ber  SIrbeiter  fo  oft  ge- 
gnmngen  ift,  feinen  3Bo|^nort  gu  med^feln  unb  oon 
Ort  ju  Ort  um  Arbeit  ansufpred^cn,  geeignet, 
i^n  ju  erbittern,  inbem  er  il^m  beftönbig  jum 
^ett)u^tfein  bringt,  bag  er  ein  l^eimatlofer  Prole- 
tarier ift,  loeld^er  oon  frember  ®nabe  lebt  —  3u 
biefen  oolföioirtl^fd^aftlid^en  OueSen  ber  Unju- 
friebenl^eit  gefeQen  fid^  bann  nod^  anbere,  bie  auf 
geiftigem  ®ebiete  liegen.  Saju  red^nen  toir  bie 
öorgefd^ttene  93ilbung  ber  Arbeiter,  bie  natur- 
gemäß baS  SSerlangen  nad^  einer  l^öl^em  Seben^ 
Haltung  unb  gefeSf d^aftlid^en  SteEung  toad^ruft ; 
bann  bie  t>tdt^ütn  3been  oon  gftei^cit  unb  ®Ieid^- 


l^it,  bie  ber  StbeialiSmuS  in  Umlottf  gefekk  )i 
unb  bie,  folgerid^tig  burd^gefül^,  j[ebeUeber>  nk 
Unterorbnung  unmögfid^  mad^;  locitec^  bk 
mit  bem  S^minben  beS  d^rijUid^  ®Iaital 
toad^fenbe  @elbftfud^  unb  ®emi^fud^,  bie  jif^ 
rüdffid^tS(o§  über  fmnbe  9l^te  unb  3ntenf{a 
l^inmegfe^,  ttienn  eS  bem  eigenen  Sort^eile  bot: 
enblid^i  ben  imfinnigenSuptd,  toüäfoi  bkran 
emporgefommenen  reid^en  ffopitolifkn  in  fe 
gefid^te  ber  barbenben  Arbeiter  gut  @<^  tmgoL 
—  aOe  biefe  ®rünbe  unb  SSerpttniffe  l^obca  p^ 
fammengeioirft,  ba^  namentlid^  stoifc^  ben  81* 
fi^nben  unb  Seft^fen,  Itapitaliften  ttnb  $ai^ 
tariem  eine  tiefgelfienbe  ftluft  fid^  aufget^  t^t; 
bie  Proletarier  brol^  mit  Umfhtrj  ber  gnaa 
^Ia))italiftifd^en''  ®efeaf(^,  bie  flü|riäiia 
fe^n  oielfad^  il^e  Hoffnung  auf  VHIitömuu^  nA 
SuSnal^egefe^e,  um  bie  Proletarier  nidKip 
l^K^Iten.  63  l^nbelt  fub  bei  ber  mobemen  focudtt 
gfrage  nid^t  me)^  bIo|  um  bie  ^rbeiterfroge,  kk 
aOerbingd  bereu  mi^tigften  X^il  ouSmad^,  {» 
bem  aud^  um  bie  ßi^ifteng  ber  ^onbioecte,  fli 
bie  Sgrar-  unb  Sigentl^dfrc^ ,  bie  %aif 
nad^  Orbnung  bed  ^rebitmefenS,  unb  ou^  te 
reUgiöfe  gfrage  fpielt  binein.  IRiemalS  jUDor.  m^ 
felbft  bei  ber  gro^  Keoolution  bed  zotigen  9d|p 
^uubertS,  too  man  oorgugdmeife  ))oIiti{i]^  UlcIniBi 
oerlangte,  ftnb  bie  ®  runblagen  ber  ®cMf d(Knt,  ii^ 
bef onbere  aud^  ber  Sigentl^mS«  un^  $robadioii^ 
oerl^öltniffe,  in  fo  umf äff enber  SBeife  in  gfroge  |r 
fteUt  morben.  SBie  foE  gmifd^en  ben  »t)Wiki 
Parteien,  namentlid^  }toifd^en  ben  Sertretcnta 
^(rbeit  unb  benen  bed  fla))ital8,  ber  Sfriebe  fb  Kl 
Sauer  toieberl^ergeftellt  merben  ? 

IL  3ur  93eantmortung  ber  eben  gefidlien  gtaf 
mu^  iebe  Partei  im  mobemen  Staate  Stdbm 
nel^men,  benn  bie  Sel^auptung,  toeld^  SanMIi 
oor  itotx  3a]^)e|^nten  in  ber  ftonsöfifd^  Stmm 
tt)agte,  ba^  eS  feine  fodale  grage  gebe,  tmfaAelaIr 
jeben  blolfteüen.  Smein  gerabe  bie  Srt  ttnb  Bnf^ 
toie  iebe  Partei  fid^  gur  f odalm  Srage  pdt,  |i^ 
am  beften  bie  3erf(üftung  unb  3tcfalftr(n)cit  hr 
l^eutigm  ®efeEfc^aft.  —  Sei  ber  folgenbcn  Qi* 
rafteriftif  ber  einaelnm  ift  felbfitierfÜUtbUi^  inapn 
Sinie  Seutfd^Ianb  berüdtTtd^tigt;  im  W^aBUjß 
liegm  bie  ^arteioerl^ältniff e  in  onberen  änbnjU» 
lönbem  öl^nlid^,  nur  ba|  Wk»  nad^  ben  (ß|» 
t^ümlid^feitm  ber  betreffmben  Said)er  aa^  ^ 
eigentl^ümlid^eS  ®e))räge  annimmt 

1.  Ser  änbioibuaUdmuS  ober  Vkak 
OeconomiSmuS  (9Rand^ef|tert]^um)  ttriQ  bkjocMfc 
t$rage  aEein  burd^  freie  ^oatt^gfeit  tmbwl^ 
|Ufe  löfen.  Ser  Staat  foS  ftd^  bomtt  begnlM 
^Oen  bie  gleid^e  gfreil^  ber  Semegung  wAm 
gleid^m  Sted^tdfd^u^  gu  gemöl^rm,  unb  bolUfMl^ 
ber  ^rioott^ötigfeit  überlaffen.  Siefe  «uf{^4N 
mx  bis  tief  in  bie  gtoeite  ^fte  biefd  94^ 
l^unbertd  faft  aDgemein  berbreitei  thifgebaoMi 
ift  fle  burd^  bie  ))^t)ftofraafd^e  @(^,  tnd^e  M 
ber  Slnnal^me  ausging,  bad  gefdlfd^füi^c  f^ 
tt)erbSIebm  merbe  oon  beftimmten  3ttaiuijntif 


4X1 


Sociale  gfrage. 


438 


W^eci^.  hsOi  Hielte  Ue  (SkfeUfti^ft  Don  felbft 
p  oncr  grolom  ®lüde  Qt\öfyci  tottht,  toofem 
r^  ^cr  BtatA  {cbec  Sinmifd^ung  entölte,  bie 
ito  tat  Blo^  »e^tdjd^  l^inauSgel^  (f.  b. 
tit  ^S^i^frdni).  3n  Snglonb  unb  t^ronfreid^ 
X/ü  bsfr  tLnfU^  nod^  V^e  loiflenfd^aftlid^e  93er- 
nxter.  3a  Sieutfc^Ionb  toax  eS  namentltd^  bie 
jtti^iuibdf 5^ule ,  toeld^e  unter  ber  Säl^rung 
an  $riiicff«eoritlt  (aeji.  1874  gu  SBerlin)  biefen 
M^ommgen  proBtfil^  ®ettung  ju  Derf(i^affen 
nttt.  Suf  bcm  Soben  biefer  itü>ioibuaIiftifd|en 
Sai^uniitg  filmte  S<l^ul|e-9)eli|f4  burd^  ®nm« 
dsag  mm  @|mrfaffen^  Sonjumoereinen  unb  $ro- 
^tt:!tD£pu>|fEnf<!^aften  bie  fodole  S^age  gu  löfen ; 
-.f^en  tlm  loaiibte  ftd^  mit  Detnid^tenbem  Spott 
iw  aiffoSe.  S)te  befte  Pritil  biefer  »eftre- 
id^a  ^  tie  Crfo^rung  geliefert :  fte  fmb  faft 
anftmftiloB  im  6onbe  üerloufen.  %iA  lie^  fid^ 
cHb  Mnmf fd^,  benn  fte  ^Ifen  gerobe  benen  am 
«origficn«  mel^e  i^  am  meiften  bebärfen, 
tJanSäf  bot  Sxbtittnt,  bie  nid^td  )u  fparen  ^ben 
nb  bann  mithin  bie  Sl^ilnal^me  an  (£onfum- 
aadneo  unb  ^[tobuctiDgenoffenfd^aften  unmdglid^ 
ijL  €ie  fttftcn  ow^  auf  einer  oiel  )u  engen  Suf- 
Htas  bei  etuotSimedeS.  3:batfäd^Itd^  l^aben  fid^ 
fOe  nohernen  Staaten  burd^  oie  inbioibualiftifd^e 
i)Bork  nii^  ab^tten  laffen,  SRand^ed  gur  pofi- 
occa  Sfebcxung  beS  Slrbeiter-  unb  99auemflanbed 
^  flfasL  (8^  ilber  ben  liberalen  OcconomiSmuS 
eünmen  aa&  9t-Saa^  XLUI  [1892],  113  u. 
233  % ;  ealJ^tein,  3Roratt»l^of.  I,  2.  Slufl.,  grei- 
»xa  1893, 448:  9.  äBagner,  ®runb(egung  ber 
^otiLOecoitomieX  8.  SnjI.,  £ei{))ig  1892,  5  ff. ; 
fxAux,  Sit  Arbeiterfrage,  2.  ^ufl.,  ^Berlin 
LÖ97, 185  ff.) 

2L  Sf^cxnbiT  Dom  liberalen  3nbioibuaIiSmu8 
pstoof c^i^ben  unb  bod^  il^m  nal^  oermanbt  ift 
laMnavtlbiSinuS,  ben  man  mU Sted^t ben  bid 
^  6nbe  gdM^ten  SiberoIiSmuS  genannt  ^at. 
8clbßwxftäiibUd|^  ift  (ier  nid^  ätebe  oon  ben 
%Matdp$iUi,  xofUdft  bie  92euge{!altung  ber  ©efeS- 
fteft  nur  mit  Sd^redtmitteln,  99omben  unb  Sltten- 
tcten  }tt  Stonbe  bringen  tootten,  fonbem  oon  ben- 
fengen  Vn^gem  beS  tlnard^iSmuS,  mel^e  ben- 
r^btn  Ott  eine  eigene  fociale  X^orie  oert^eibigen. 
BnwcISm  bie  greift  unb  (Bleid^^eit  aSer  SRen^ 
i^  im  Donfoinmenflen  Sinne  boburd^  üenoirl« 
lüften,  bo|  id)e  iHaflen^errfd^aft  unb  bie  eigent* 
l4e  Surgel  berfelben,  bad  ^rioateigentl^m  an 
^^a^ucKondmüieln,  befeitigt  merben  unb  aud^  iebe 
Süsknmg  mü  (Sendet,  $o(i}ei  unb  Sntlitär  oer- 
KTvinben  foQ.  Stetlidl^  moDen  aud^  bie  Snord^iften 
rme  |Kw(e  Ocbming ,  aber  biefe  toerbe  ftd^  nad^ 
i)cnr  9nfn4t  iH)n  f elbfl  noA  ber  Sefeitigung  ber 
IIloffeni(enf4oft  (erfieOen  burd^  freie  gkiDatoer» 
aägr  unb  bod  oOgemeine  SoIiboritätSgefäl^I  SOer. 
3d^  iKi^  dfcrfäd^itig  baruber  nKK^en,  bag 
fbtm  fdttt  mIU  Sfrei^t  ge»a^  bleibe,  grei 
Hztef  fU^  Ue  3)tenf  d^en  }u  ^robuctiondgruppen 
Hmnißm,  um  gemcinfddoftßd^  bie  ^robudionS« 
ntttf  |u  nennerti^  ^  ber  erfte  3:]^eoretifer 


bed  Snord^tSmuS  barf  ^.  3.  ^roubl^on  angefe^en 
toerben,  aber  erft  Safunin  formulirte  ein  anard^» 
ftifd^ed  Programm  gur  Orgonifation  ber  Arbeiter. 
Son  ben  l^eutigen  Snard^iften  feien  nod^  erioö^nt : 
Surft  Ära|)otRn,  gliffc  SRecIuS  unb  3.  äRoft.  — 
S)er  3{nar(^idmu8  berul^t  auf  einer  unglaubßd^ 
o))timiftif  d^en  ä^erfennung  ber  menfd^Iid^en  Statur. 
SBenn  fd^on  baS  liberale  $rinct))  beS  allgemeinen 
©etodl^renlaffenS  auf  bem  ^oben  beS  9ted^tSfd^u|eg 
fid^  burd^  bie  Srfal^rung  aI9  DöHig  unjuretdbenb 
ermiefen  f^at ,  f o  mu|te  bad  nod^  Diel  mebr  beim 
anar(|iftifd^en  ^rincip  ber  gaS  fein,  meld^eS  oud^ 
biefen  9ied^tSfd^u|  befeitigen  milL  (SBgl.  ®.  Slbler, 
^.  ^nard^idmuS  im  ^^anbmörterb.  ber  StaatS- 
toiffenfd^oftcn"  I,  3ena  1890, 252  ff.;  Stammler, 
X^eorie  beS  9nard^iSmud,  SBerIinl894;  ^I- 
ner  387  ff.) 

8.  SDen  f  d^r  off en  ®  egenfa|  gum  SnbioibualiSmuS ' 
btibet  —  toenigflend  auf  mirtMd^oftlid^m  @e» 
biete  —  berSocialidmuS.  S)ie  Socialiften, 
befonberS  bie  Sn^önger  oon  ff.  SOtars  (Social* 
bemofraten),  bie  bier  b<^u))tfäd^Iid^  )u  berüdfid^ 
tigen  finb,  erbßden  bie  OueÜe  aOer  f ocialen  Uebel 
ber  (Segenmort  im  $rioateigentl^um  ber  $ro- 
buctiondmitteL  Sad  ^rioateigentl^um,  fagen  fte, 
l^otte  feine  Sered^tigung,  fo  lange  ber  ^robucent 
(ber  Slrbeiter)  felbft  Sigenipmer  ber  ^robuctionS- 
mittel  n^or.  Seitbem  ftd^  aber  infolge  ber  itäym^ 

id^en  -Sfortfd^ritte  bie  Xrennung  Der  Arbeit  oon 
len  ^robuctionSmitteln  ooD^ogen  l^at,  fmb  biefe 
im  $rtt)atbeft]fe  gum  i,ffa))ital"  getoorben,  votU 
d^eS  fid^  fortmöbrenb  nad^  immanenten  ®efej^ 
auf  ffoften  ber  Arbeit  oermel^rt  unb  eine  immer 
größere  3^^^  ^on  ^rioateigentbümem  „e{|)ro« 
t^riirt" ,  bid  f d^Iieglid^  nur  noq  wenige  ff a))itaUften 
übrig  bleiben,  bie  nun  il^rerfeitS  Don  ber  6^e- 
'fammtl^ett  e|))ro))nirt  merben.  S)ie  $robuction8- 
güter  geben  bann  in  ben  audf d^Iie^ßd^en  IBeft}  ber 
@efammt]^it  über ;  an  Stelle  ber  b^tigen  $ro- 
buctionSanard^ie  tritt  bie  ]planmä|ige  Orbnung 
ber  $robu€tion  burd^  unb  für  bie  (Sefeüfd^aft; 
bie  Ißrobucte  merben  nad^  irgenb  einem  9){a^ftabe 
(ber  geleifteten  Arbeit  ober  bem  Sebürfniffe)  an 
bie  einzelnen  ©lieber  oertbeUt.  S)ann  toerben  „bie 
S))ring(|uenen  bed  SebenS  reid^Iid^  fliegen' 
(9Rars),  unb  ed  beginnt  „bie  9era  bed  allgemeinen 
©lüdS"  (83ebeO.  —  Slttein  ftatt  beö  aEgemeinen 
®IüdS  mürbe  ber  SodaliSmuS  bie  allgemeine 
ffned^d^ft  bringen.  Seber  mürbe  aß  ©lieb  mit 
eifemen  fflammern  an  bie  nationale  $robuction 
gefd^miebet  unb  mü^te  fid^  oon  ibr  bie  Sutoeifung 
beS  täglid^en  3(rbeit8t)enfumS  unb  fetbft  beS  Sluf- 
entl^altSorteS  gefallen  loffen.  S)enn  ba|  ftd^  bie 
ganje  nationole  Ißrobuction  ein^itlid^  unb  ^lan- 
ma^ig  organifircn  taff  e  ol^ne  obrigf eitli^c  StoangS- 
gemalt,  mie  Sebel  unb  9lnbere  bebau))ten,  ift  nur 
bie  anard^iftifd^e  Utopie  in  anberer  ^orm.  3n 
einer  focialifiifd^en  Orgonifation  toürbe  ed  aud^ 
am  antrieb  gu  fleißiger  «rbeit,  gu  fparfamem 
®ebraud^  ber  ^obuctionSmittel  fel^len,  unb  bie 
oon  ber  (Sefammtl^eit  oorjunel^menbe  SBert^ettung 


489 


@0C 


UW 


^fraße. 


440 


bct  »robude  toäre  eine  BeilftnblBe  OudU  ^ 
Unjufriebenieit  imb  aRi^flunjl  ©leSe^ouptunft 
ber  ©orioUften,  bie  l^euttge  (Sefeaft^aft  xoaifyt 
Don  felbft  in  ben  SodoIidmuS  j^inein,  xovl  traft 
innerer  9lot]^ioenbigteit  bie  j^eutigen  $robttdion9« 
Derl^öltniffe  }u  einer  oSniäligen  Suffaugung  oller 
deinen  unb  mittleren  ^Betriebe  burd^  bie  Groß- 
betriebe fä^re  itnb  mithin  ber  Stittelftonb  tier- 
fd^minben  müffe^  ijt  in  i^er  Sllgemeinl^eit  un- 
tid^tig.  gfür  einige  3nbuftne}toeige  mag  man  eine 

iold^e  Xenben^  jugeben,  aber  man  l^at  fein  Siedet, 
At  99e]^ut)tung  ju  oeraUgemeinem.  S)a8  ^anb« 
toerf  ift  nod^  feineSmegd  oerloren,  mie  unten  ge- 
geigt tt)erben  JoH  SSon  ber  fionbmirtbfd^aft  ge- 
flanb  felbft  ®.  D.  SSoSmar,  ber  pl^rer  ber 
baprifd^en  @odaIbemofraten,  auf  bemfodalbemo- 
fratifd^en  Parteitag  in  gfranffurt  (1894) :  „S)em- 
nad^  ermeist  ftd^  ber  (Großbetrieb  in  ber  l^eutigen 
Sanbtoirtl^fd^aft  —  too  ni^t  aitSnal^mSmeife  Ser- 
^ältniffe  Dorl^anben  finb  —  im  SBettbemerb  feined- 
tt)eg8  als  fo  allgemein  überlegen,  unb  baS  tro| 
aller  il^m  fo  rd(|(id^  gugefd^onjten  SSortl^eile  auf 
ffoften  ber  Mgemeinl^eit.  3ft  bieß  felbft  beim 
ffömerbau  ber  gfaQ,  fo  ganj  inSbefonbere  bei  ber 
Siebjud^t,  tt)eld^e  bei  Unrentabilität  beS  (Setreibe- 
baued  unb  beim  Sor^nbenfein  eines  SBelt- 
marfteS  naturgemöß  in  ber  %u8bebmmg  begnffen 
ift. . . .  3m  Mgemdnen  gilt,  baß  bei  ber  inten- 
jtoen  Siefgud^t,  tt)eld^e  eine  »a^re  !Bie]^|)f[ege  ift. 
Die  gerben  nid^t  über  dne  getoiffe  @tüd(gabl  l^in- 
audgel^en  bürfen;  60  bis  70  ©tfid  bflrfte  baS 
|)ö^fte  fein.  @o  enoeist  fid^  bie  Sie^gud^t  als 
für  ben  SRittel-  unb  Ifleinbetrieb  befonberS  ge- 
dgnet  S)aSfeIbe  gilt  im  allgemeinen  für  ben 
Sau  t)on  Obft,  Sieben,  ®emüfe  unb  fonftigen 
^nbelSgemöd^fen."  Se^nlid^  urt^dlen  bie  bebeu- 
tenbften  !RattonaI5conomen,  9.  ©d^äffle,  ^.  SBag- 
ner,  ©ering,  SBud^enberger,  ©d^moüer,  |)erfner 
unb  Rubere.  3n  Segug  auf  bie  lanbmirtbf^aft- 
lid^en  Setnebe  laffen  aud^  bie  (Srgebniffe  ber  fta- 
tiftifd^en  (Srl^ebung  feine  tenbeng  gur  SSermel^rung 
ber  ©roßbetncbe  auf  Äoften  ber  fleineren  unb  mitt- 
leren ^Betriebe  erfennen.  3n  Preußen  ift  ber  $ro- 
centfaj  ber  ©roßbetriebe  unb  i^rer  ©efammtttnrt^- 
fd^ftSflöd^  oon  1882  bis  1895  surfldCgegangen, 
toie  aus  ben  SBerufSftatiltif en  ber  betreff enben  3abre 
erfid^tlid^  ift.  93e)eid^nd  man  bie  fBdnebe  mit 
einer  ^ä^t  bis  2  ha  als  ^arceüenbetriebe,  bie 
Don  2—5  ha  alS  fidne,  bie  oon  5—20  ha  alS 
mittlere,  bie  Don  20—100  ha  als  größere  Sauem- 
güter,  fo  loar 

im  3. 1895  im  9. 1882 
bie  3q1^  ber  Oarcenen(eiiieBe    .    .    8  285169    8061881 
.       •      M    neincn  Sauen^fttet  . 
«       •      •    mittleren  Saucmgflter 

*  *      *    p^ft'*^  OcutemgiUer 

•  •      •    wro^bctricbe  .... 

SBö^renb  alfo  bie  Sal^I  ber  ©roßbetriebe  unb 
ber  größeren  Bauerngüter  faft  unDeränbert  ge- 
blieben, fyit  bie  ber  mittleren  ^Bauerngüter  um 
72 100,  bie  ber  fidnen  um  34  882,  bie  ber  $at- 
cellen  um  173  888  angenommen.  —  3)en  «ntl^dl 


1016289 

998701 

281784 

25057 


981407 

926  605 

281510 

24991 


Qn  ber  lanbttirtl^fd^aftlid^  benufften  ©efammtfld^e^ 
ben  bie  oerfd^iebenen  SetriebSgruppen  einnobmen^ 
gibt  bie  f olgenbe  ZabeOe  an : 


8aitblDiri(f«afUi4 
besnltc  (SfUl4e 


id.  1895 
ha 


SarceOen  .... 
Icleine  Sauemgfttev . 
aHittlere  Sattemsftter 
•rbfterc  IBauemg&tex 
9ro|betriebe    .    .    . 


1807870 
8285720 
9720985 
9868867 
7829007 


i3.188B 


Cf  cvtflclcii 
anoHoBlOOliA 

isnbtDirtV* 
fcbaftliib  bc« 
ttuttr  fpääft 
aufbie  em|eU 
nett  0etrieD8« 
gnippenim  3» 


1895 


1825988 
8190208 
0158898 
9906170 
7786268 


5^ 
1041 
29,90 
80^ 
24.08 


1882 
hm 


5.73 
10,01 
88,74 
31.09 
24.43 


Snf ammcn :  82  511 899 ,  81  sM  MS  i  IM    7^^ 

SS  ift  mitl^in  ber  Snt^eil  ber  Steinen  unb  mitt* 
leren  ^Bauerngüter  an  ber  gefammten  lanbairt^*- 
fd^aftlid^en  gflöd^e  gemad^fen  (unb  ixoox  oon  10,01 
auf  10,11,  fomie  Don  28,74  auf  29,90  $rocent), 
toie  benn  [a  aud^  bie  Snjabl  ber  ^Betriebe  in  biefen 
(Sruppen  zugenommen  fyit,  tDogegen  ber  9nt^ei( 
ber  großen  ^Bauerngüter  unb  (Sroßbetriebe,  bertn 
3a]^I  onnöl^emb  unoerdnbert  geblieben,  fi($  um 
dmaS  Derminberi  l^at.  —  3u  ben  aRittelßänben^  bie 
für  immer  befielen  bleiben,  muffen  enbltd^  au(!^  bie 
ga^Irdd^n  Vertreter  ber  liberalen  Berufe,  Setter, 
^erjte,  äuriften,  IBeamte  u.  bgl.  gerechnet  werben. 
Sin  oUgemeineS  Serf  d^minben  ber  9Rittetftönbe  ift 
fomit  nid^t  gu  beforgen,  felbft  menn  man  baS  ob* 
folute  ®efd^e^en(a{fen  als  ben  ®ipfel  ber  SßeiS« 
^dt  anfel^n  toollte  (Dgl.  jfteinfööd^iter,  %a9  Sin- 
fommen  unb  fdne  Sertl^eUung,  Seijpgig  1896). 
®egen  bie  Uebermad^t  beS  ffa))itaIS  beginnt  aber 
fd^on  dne  mäd^tige  Steadion  bet  unteren  Stonbe, 
bie  obne  Stodfd  }ur  @tdrfung  bet  SRittelftfinbe 
Diel  beitragen  mirb.  OBgl.  de  LaTeleye,  Lo 
Boeialisme  oontemporain ,  BruxeU.  1881 ; 
@d^aff(e,  «uSftd^tStoftgfeit  beS  eocialiSmuS, 
4.  «ufl.,  lübingen  1898 :«.  SBogner  I,  751  ff.; 
iQ.  !ßefd^,  SiberaUSmuS,  SocialiSmuS  unb  $nft* 
lid^e ©efeDfd^aftSorbnung  I,  greiburg  1893, 1  ff.; 
Satbrein,  S)er  SocialiSmuS,  6.  9ufl.,  gteiburg 
1894.) 

4.  Son  ben  ehernen  Sodaliften  finb  }u  unter« 
fd^dben  bie  Stgrar- ober  SBobenfocialiften^ 
meldte  baS  ^riüateigentbum  an  ®runb  unb  Soben 
für  oDe  l^eutigen  Uebel  DerantmoriIi(^  mad^en  unb 
beßl^alb  ®runb  unb  SBoben  als  ®emdngut  ort* 
gefeben  unb  be^anbelt  miffen  moDen.  lieber  bie 
äri  unb  9Bdfe,  mie  bieß  gu  gefd^e^en  babe,  geben 
bie  Slnfid^ten  aus  einanber.  S)ie  mdften  9gror« 
fodaliften  tt)oUen  bie  @runbrente,  bie  ^te  ben 
®runbdgent]^ümem  gufiteßt,  burd^  eine  birecte 
®runbfteuer  in  bie  @taatSfaffe  flberfül^rtn ;  ben 
®runbdgent]^ümem  bliebe  nur  berienige  Sll^eil 
ibreS  l^utigen  SinfommenS,  ber  ouf  Srbeit  unb 
ftapital  gurüd gufübrm  ift.  Surcb  biefe  SlaßregcX 
mürben,  t>erfi(b^  man,  oOe  übrigen  Steuern^  bie 
beute  auf  ber  Arbeit  unb  bem  ffopital  laflen, 
überflüffig;  bie  eingige  @runbjteuer  (single  tax) 
mürbe  bem  Stoate  überreid^e  oRittel  gu  ben  tief- 


411 


Sociale  gfrage. 


442 


faQtabpBi  foctdim  tBerbenerungen  Itefem.  3n 
SzdamftOa  toor  1U§  üot  ftutaem  ^.  ®eorge 
1^  im  Cctoicr  1897)  bei  gfuJ^rer  biefer  Se- 
«eSBit»  in  £^4Ianb  ftt^t  SR.  gflurfci^eim, 
^  dcjnbcr  beS  «Settlnfi  f&  Sobenbej^« 
:i$:cm*«  ot  bet  6pi|e  bctfelben,  in  Oefterteid^ 
ca|ii.  &|^cnr  orgamftrte  eine  @|))ebition  an 
)a  fitnio  in  Sfrifa,  um  bort  eine  nad|  ben 
Aciz6la|m  bei  9grarfociQlidmu8  eingerichtete 
iz^stit  fä  giunbcn  mtb  bur^  bie  %f^t  bie  SRea^ 
bcr  agrorfocialiftifd^  SBeftrebungen 
SBcnn  bie  XogeSbUtter  rid^tig  be- 
xft  bcr  Serfii^  Hfifi^i^  gefd^eitert,  »aS 
t^  nrii  €i4(i^  oorauBfel^en  Iie|.  S)er  Soben« 
^-osüSnmS  tft  mir  eine  ^161^.  Seine  ))raftif d^e 
Soirizf&i^img  vfirbe  mit  9Iotl^tt)enbigIett  fd^Iie|- 
14  paa  (ctianrn  Socialidmud  f übten.  9ud^ 
aänra  ii4  foß  oOe  ®rünbe,  mit  benen  er  bad 
^nDsegpcanbeigcntj^um  bef äm))ft,  gegen  iebed  |ßri" 
s:iR9est^iim,  2)te  Srbö^ung  bet  ©runbfieuer 
9irte  cnbUd^  in  ben  meifien  Sönbem  bie  Sanb- 
sr^fd^  imfdUbar  ju  ®runbe  richten.  (Sgl. 
^aäfoAitgia,  mgrmnoefen  unb  tSgrotpoIitit  I, 
«ö^  1892, 240 ff.;  ^ecfnet  854 f.;  Sat^rein, 
x^  SßiiDatgnmbeigentbum  ttnb  feine  @egner, 

I.  ^iaffing,  SZoiitxred^t  unb  ^oaQl)9oIitit ,  in 
g:zim  6i$rifien  jur  Sntgefd^id^te  unb  ^olitU, 
trnteBB  1897,  248  ff.) 

h.  Bdtft  foinmen  in  Setrad^t  bie  fog.  Staats- 
&ibCat(eberfoctaIif}en.  fie^tere  9e}eid^ 
ttxfptSngTtc^  nur  ein  S))ottname,  mo- 

ikt  Sn^fingec  beS  liberale^  änbbibuoIidmuS 

^«iangm  Sociolpolittfer  (meiftenS  ißrofefforen) 

tqei^ndm,  loelc^e  grunbfd|Iid^  bad  aKgemeine 

(zkBd^trnlaffai  ouf  toirtbfd^Iid^em  (Sebiete  Der« 

oibdltm  imb  axbS^  ouf  bief  em  ®ebiete  bie  flttlid^en 

Mote  lur^crtfd^  bringen  unb  burd^  ftaotlid^e 

!Copui(inen  ben  toirtl^fd^ftUd^  6d^n)öd^eren  )u 

iSH  fontmen  ooBten.    i>tt  92ame  „Sotl^eber- 

rdafifkn"  ift  ^rute  toenig  me^r  im  ®ebraud^ ; 

cm  nmat  bie  Vn^ger  ber  betr.  Slid^tung  iefet 

rii$  ^6toat§fodaItften''.  S)iefer  Stame  umfa|t 

ckz  SRtencr  tu>n  kift  t)er[4iebenen  Stid^tungen. 

Im  mt^ttn  nfi^em  ra  ben  Sodaliften  %  Sd^ffle 

uib  ft.  Sagna«  hoq  unterfd^eiben  fie  ftd^  Don 

tenfdbm  ivcfcitlKi^.    2)enn  fie  Derlanpen  nid^t 

groLb^i^a^   Me  9Cbfd^ffung  bed  $rtt)ateigen- 

t;iii§  on  fStobuctionSmitteln,  tooOen  ))ielmebr 

du  emj^cibimg  baxüber,  mie  rotü  ®emeinbeft| 

od  BemciuiPtritft^ft  ^Io|  greifen  foQ,  bem  Der- 

sanüi^n  Stmeffen  ber  ieoeiligen  Staotdlenler 

ikxldffoi.  &  b^fit  biefe  ainfid^t  mit  ibrer  Suf- 

iifiiiig  bei  ^MootetgentbumS  }ufommen.  SEBie  fie 

i^a^nitrt  fein  92atune(j(|t  anenennen  unb  oue 

jitSfit  oom  Staate  b^Ieiten,  fo  fel^  fte  aud^  bad 

tcwteiflienifttnn  oXA  eine  Sib^pjung  ber  Staats- 

fnniltan.  S>er  ffo)ritalbcft|er  b<it  ben  Sbarafter 

Ǥ  dffniffic!(^  SertDotterS,  ber  feinen  SBeftj^  im 

S^oge  ober  toenigiftenS  mit  Srmdd^tigung  ber 

«domsH^  bci9tctM<^tet  mib  gerabe  fflr  biefe 


^unction  ben  JtotyttaljtnS  beanft)rud^en  barf.  !Bon 
biefem  Stanbpunfte  auS  ift  felbftrebenb  eine  nad^- 
brüdlid^e  ^lämpfung  beS  SocialiSmuS  unmög- 
lid^.  2BaS  ber  Staat  gefd^affen  bat,  fann  er  aud^ 
toieber  abfd^affen.  UebrigenS  ift  bie  Snnabme, 
bad  ^riDateigentbum  berube  auf  einer  93erleibung 
Don  Seiten  beS  Staates,  unbaltbar.  Obne  $rit)at- 
eigentbum  mürbe  eS  aOgemein  an  bem  erforber- 
n^en  Xriebe  jur  Arbeit  unb  }um  Sparen  feblen. 
S)aS  änbiüibuum  unb  bie  f^amtlie  mit  i^ren 
notbmenbigen  Siedeten  flnb  ölter  als  ber  Staat, 
unb  }u  biefen  SRed^ten  gebort  aud^  baS  S^ed^t  beS 
SigentbumSermerbS. — S)ie  gemö|igteren  Staats- 
focialiften,  mie  ®.  Sd^moEer,  S.  Srentano, 
®.  Sd^önberg,  ^.  b.  Sd^eel,  $.  ^erfner  u.  %, 
moSen  bie  ricbtige  9)litte  balten  jmifd^n  ben  Ss» 
tremen  beS  SnbiDibualiSmuS  unb  beS  SocialiSmuS. 
Sber  Vergebens  fud^t  man  bei  ibnen  einen  ftd^em 
9RaMtab  für  biefe  aRitte;  fd^Iie^id^  fommt  MeS 
auf  fubiectiDe  Steigung  an.  %id)  tritt  bei  ibnen 
ber  religiöfe  ®eftd^tspunlt  Diel  )u  febr  in  ben 
^intergrunb;  fte  b<tben  ftd^  aOe  bebeutenbe  iBer- 
bienfte  um  bie  fodale  grage  ermorben,  aber  für 
bie  religidfe  Seite  feblt  ibnen  baS  redete  93er- 
ftänbni^.  3nbeB  ift  eS  ein  3rrtbum,  ^vl  meinen, 
bie  fd^meren  Sd^äben,  an  benen  bie  beutige  ®e- 
feUfd^ft  franit,  feien  gu  b^Uen  obne  religiöfe 
Siebergeburt,  bie  nur  Don  ber  If  ird^e  ausgeben 
fann.  (93gl.  ^.  D.  Sd^eel,  Unfere  focialpotitifd^en 
Parteien,  &ei)))ig  1878, 100  ff.;  Sd^moQer,  3ur 
Social-  u.  ®en)erbe))oIitif,  Seipaig  1890;  Se^iS, 
„JfatbeberfocialiSmuS'',  im  «.^anbmörterbud^  ber 
StaatSmiffcnfd^ften"  IV  [1892],  667  f.) 

6.  3)ie  ßDangelifd^-Socialen  ober 
Sbtiftlid^-Socialen  2)eutfd^IanbS  unter  ber 
gffibrung  StöderS  (nid^t  }u  Denoed^feln  mit  ben 
Sb^ftli^Sorialen  Oefteneid^,  Don  benen  fpöter 
bie  9tebe  fein  mirb)  unterfddetben  ftd^  Don  ben 
StaatSfocialiften  bauptföd^Iid^  burd^  ibre  ftärfere 
Setonung  beS  ^Soangelifd^en"  ober  „(Sbrift- 
Iid^en\  3m  3. 1878  grünbete  Stöder,  bamatt 
6ofprebiger  in  SBerlin,  bie  „Sbnftlid^-fociale  Ar- 
beiterpartei'', bie  ftd^,  mie  eS  im  Programm  ber- 
felben  b^^t,  auf  ben  IBoben  beS  d^riftlid^en  ®Iau- 
benS  unb  ber  Siebe  ju  Jt5nig  unb  Saterlanb  fteHt, 
bie  Socialbemofratie  als  unpraftifd^  unb  und^rift- 
Ixi)  Dern^irft  unb  burd|  eine  frieblid^e  Organifa- 
tion  ber  9lrbeiter  bie  Verringerung  ber  ftluft  gmi- 
f d^en  Arm  unb  Steid^  unb  bie  ^erbeifübrung  einer 
großem  öconomifd^en  Sid^erbeit  erftrebt.  Sinen 
mö^tigen  Auffd^mung  erbielt  bie  d^riftlid^-fodale 
Semegung  burd^  bie  laiferlid^en  Srlaffe  im  gfrüb- 
jabre  1890,  toeld^e  eine  emftlid^e  Socialreform  in 
AuSftd^t  fteOten.  Um  bie  Semegung  in  »eitere 
jhreife  }u  tragen,  lourbe  auf  Anregung  StödferS 
frit  1891  iäbrli(b  ein  «eDangeUfd^»foriaIer  6on- 
greg''  abgebalten.  Auf  bemfelben  traten  aber  fo 
gro^e  äJleinungSDerfd^iebenbeiten  b^Dor,  ba|  er 
bis  b^ute  menig  prahifd^e  Srfolge  ergielt  fyA, 
Sd^on  in  Sejug  auf  bie  Setbeiligung  ber  ftird^e 
an  ber  Söfung  ber  fodalen  fjftage  geben  bie  SRei- 


443 


Sociale  gfrage. 


4M 


nunoen  tDcit  auSeinonber.  fHaä)  ben  Sinen  foS 
bie  Icird^e  \\ä)  %Io|  auf  bie  eigentlid^e  @eeIforge 
befd^röt^en,  nad^  ben  anbeten  bagegen  foQ  ^e 
unter  baS  IBoIf  gel^  imb  energifd^  an  ber  Social* 
reform  mitarbeiten ;  nad^  ben  Sinen  foQ  ba9  po* 
fUtoe  ei^ftentl^um,  indbefonbere  ber  @Iaube  an 
bie  (Sottl^  e^rifti,  bie  @runblage  unb  ber  9(ud- 
gangSpunft  ber  Socialpolitü  fein ;  nad^  ^nberen 
ift  biefer  Stanbpunft  oiel  ju  eng  unb  ftimmt  vxä)t 
mel^r  ju  ber  freiem  Sluffaffung  bed  S^riftentl^umd, 
bie  in  toeiten  eoangelifd^en  jheif en  löngft  berrf d^enb 
getoorben  ift.  —  Son  ben  ^ßDangeUfd^-Socialen" 
laben  fid^  in  neuerer  3cit  bie  9^ationaI"@o- 
cialen  unter  ^aftor  9{aumann,  $.  ©öl^re  u.^. 
obge^toeigt.  SSad  biefe  ^rtei  Don  ben  „St)an* 
gelif^-Socialen"  trennt,  ift  ein  S>reifad^e8,  tt)ie 
«ß.  ®ö^re  felbft  (Sociale  $raji8  1896,  9flr.  10) 
erflört:  «,ber  S>rang  auf  fraftooKere  ))oIitifd^e 
Set^ötigung  il^rer  %[nfd^auungen,  eine  unbebingte 
ftarfe  ^Reigung  für  ben  SmancipationSlampf  bed 
,t)ierten'  Stanbed  unb  ein  ftarfer  ©cgenfa^  gegen 
ben  Sonfert)atioiSmuS  be§  fi^&ifd^^  OftenS''. 
SDaS  in  Srfurt  (1896)  Vereinbarte  Programm  bed 
„9lationaI-fociaIen  SSereinS"  forbert  auf  beutfd^- 
nationalem  Soben  „eine  $oIiti!  ber  ÜJlad^t  nad^ 
tlufecn  unb  ber  Seform  nac^  Snnen''.  3)ie  „9ia- 
tional-Socialen*  ttoKcn  „eine  SSergröfeerung  beS 
Äntl^cilS,  ben  bie  Arbeit  in  il^ren  üerfd^iebenen 
^rten  unb  formen  in  Stobt  unb  Sanb  unter 
Snönnem  unb  f^rauen  an  bem  ©efammtertrag 
ber  beutfd^en  SolfSttirtl^fd^aft  l^at,  unb  emarten 
biefelbe  nid^t  Don  ben  Utopien  unb  S)ogmen  eine3 
reoolutionären  mar^ftifd^en  Sommuni^muS,  fon- 
htxn  üon  fortgefefetcr  politifd^er,  getoerffd^aftlid^er 
unb  genoffenf(^aftIi(^er  Arbeit  auf  ©runb  ber 
Dorl^benen  S$erl(|öltniffe,  beren  gefd^id^tlid^  Um« 
geftaltung  wir  ju  ®unften  ber  Slrbeit  beeinfluffen 
»oUen".  S)iefer  lejte  Sa^  ift  fel^r  unbcftimmt 
unb  foD  mo^I  bebeuten :  mir  tooücn  bie  3islc  bed 
SocialiSmuS  auf  frieblid^em  SEBege  unb  im  natio- 
nalen Slal^men  erreid^en.  $.  ®ö^re,  neben  5Rau- 
mann  ber  ^auptfü^rer  ber  „Dlationol-Socialen", 
l^t  ben  So^  auSgefprod^en:  „68  muß  ber  ®runb» 
fa(  burd^  uns  ^ur  ^l^atjad^e  toerben,  ba|  aud^  ein 
Socialbemofrat  gl^rift  unb  ein  gl^rift  Social- 
bemofrat  fein  fann"  (S)rei  TOonate  gabrifarbeiter, 
geipjig  1891,  216).  S)iefer  «uSfprut^  fejt  eine 
arge  SSerfennung  bc8  innerften  SBefenS  beS  ©ocia- 
liSmuS  oorauS.  Die  «bfid^t  ber  „^ational- 
Socialen'',  ben  Socialiften  baS  S33affer  abzu- 
graben, ift  gcioi^  löblid) ;  aber  fie  tooBen  SBaffer 
unb  geuer  mit  einanber  auSföl^nen.  93orau§- 
ftd^tlid^  wirb  ber  SocialiSmuS  baS  9laumann'fd^e 
(Jl^riftcntbum  aufjebren;  bcnn  Ic^tereö  ift  äufecrft 
loäfferig  unb  öerfd^mommen.  ®crabe  bcpl^alb  l^at 
man  im  Programm  ben  d^riftlidjcn  ttbaraftcr 
bc§  SSereinS  blofe  in  allgemeinen  ^iluöbrütfcn  er- 
\mi)n\,  um  bamit  aUen  9{id)tungen,  aud)  ben 
ÄatJ)oUfcn,  ja  felbft  ben  3ubcn,  ben  Zutritt 
ju  ermö9lid)en.  (SPgl.  ^.  D.  Sd)ccl  90  ff.; 
O.  ajoumgarten,  „Sociale  Keformbcftrcbungcn" 


[Soangelifd^-fociole] ,  im  «^Mntbmiyrtecbii^  ba 
StaatSttiffeufd^ften-  V  [1893],  762  ff.;  ^ 
ner  382  ff.) 

7.  mSol^red^  ber  fot]^olifd^eii6oi 
cialpolitif ,  wenigfienS  für  3)eutf4Iaiib,  gS 
gfrei^.  aSill^.  Immanuel  D.  ftetteler,  IBifc^  M 
SDtain),  ber  bun^  t)erfd^iebene@d^nften  unbS» 
tröge,  bef onberd  aber  burd^  fein  Sm^  „^  l^ 
beiteltrage  unb  bad  S^ftent^'',  aRaini  186i 
für  löngere  3(it  bie  ®runbtinitn  beS  tati^ofi|4' 
focialen  $rogrammd  gejeid^  1^.  9Rüuiib«iB 
i^m  betl^igten  ftd^  fd^on  um  bie  9Ritie  hl 
3al^r]^unbert8  an  ber  SocialpoUtif  im  fotl^Iif^ 
Sinne  3.  3.  9to|bad^,  2)omcatntuIar  Sfamfim 
Sbm.  3drg  u. «.  9lu^  bie  iöl^id^  Attfi^oN» 
oerfammlungen  befaßten  fid^  feit  ben  fnn^ 
2^](iren  eingel^b  mit  focialen  gfrogen  unb  goki 
mand^e  Anregungen,  befonberS  in  bei  ftiSä» 
unb  t)anbtt)er!erfrage.  ©ang  befonbetS  äbenn|i 
bie  SentrumSfraction  im  Xetd^ag  unb  ja.  in 
Sanbtagen  S)eutfc^Ianb8  bie  gfiU^rung  ber  Mf^ 
lifen  in  ber  focialen  gfrage.  3n  Oeftectei^  }ß 
fid^  bef onberd  gfrei^.  k).  SSogelfong  (gejL  im  if 
Dember  1890)  um  bie  lot^olifd^e  SocioIjiaGi 
Derbient  gemad^;  in  neuerer  3^  ^ben  boitik 
„ei^riftlü^- Socialen",  loeld^e  in  ben  nrijki 
ißunften  mit  ben  fatj^olifd^  SocidIpoStitai 
2)eutfd^Ianbd  übereinftimmen ,  ein  ngeS  8ta 
entfaltet  unb  nambafte  ßrfolge  erlieft.  Son  ka 
lebenben  fatl^oUfd^  Socic^olitifem  ScbQI^ 
(anbS  unb  Oefterreid^,  bie  fd^riftftdDkrif4  |oi 
oorgetreten  finb,  feien  nod^  genannt  ii.  Tttß, 
®.  0.  C)ertling,  3fr.  £)i|e,  e.  3öger,  ®.  Sx^Ik 
3.  SBeinanb,  2B.  ^o^off,  9L  SnUI,  iQ.  Wir 
%.  Sel^mhOiI,  %.  m.  SBei^,  SB.  ftdmpfe,  (8.flA 
Sieberladt,  Sd^id^,  3.  eofta-9b)f{dtL  —  fh 
einbeitlid^ered,  gielbemuf  tereS  SSorg^ ^en  ber  Uli* 
(ifd^  Socialpolitüer  in  ben  Derfd^id)enen  SSatai 
mürbe  1891  burd^  baS  l^rrlid^  Stonb^^ntta 
Seo^S  Xm.  De  oonditione  opificmn  qngrtntit 
baS  mobi  für  lange  3eit  bad  (Srunbgef^bcr  1^ 
tbolifd^en  Socialpoliti!  bilben  mirb.  3nSciiiH> 
lanb  unb  Oefterreid^  menigftenS  ifi  man  feit  kB 
ßrf d^einen  be§f elben  in  ben  grunblegcnben  fjtofä 
einig,  nur  nod^  in  ^fnmfreid^  unb  Selgicn  n|t 
ooQftänbig.  Me  JtatboIUen  neigen  giDor  «4 
bort  bie  genannte  Snc^clifo  jur  ®runblage,  ris 
nid^t  menige  (bie  fogen.  S(|ule  Don  Sngol  ia 
®egenfa^  5ur  Sd^ule  Don  Süttid^ ;  bgL  &  9# 
1, 480 ;  Antoine  [f.  u.]  224  ss.)  möd^  bk  Onl- 
famfeit  be3  Staate^  auf  ben  blo^  Sted^fiftilh' 
fd^rönfen  unb  meinen,  bielKrd^eo&ein  fei  |iir|i" 
fitioen  Söfung  ber  focialen  Sfrage  berufen.  SMI 
Dcriiert  feit  ber  SSeröffentli^ung  bc9  p&|#|ei 
Sttmbfd^reibenS  bie  Sd^e  Don  Sngetft  inrr 
mcbr  an  %oben ;  bie  franjöftf d^  unb  bcfaiHB 
Öauptfocialpolitüer  ftimmen  mit  ben  beutfd$aiii 
äBefentiid^en  überein,  namentlid^  ®taf  kt  Vtm, 
9)2ar(fuig  Sa  3:our-bu-$in,  $.  be  $afical,  be6i- 
gtir-fiamoignon,  S^.  %[ntoine  u.  9.  3n  (Sngak 
ift  mol^I  e^.  S)ei)ad  ber  bebeutcnbflc  Mfiffßß 


4a 


6«c:£!e  ^r<§c 


tixir  t«t|cli«^cs  S»cicl9tli:it 


—  JL  Crma¥|i§c  eiset  Ict^cli* 

MeBeoci«U«litiL  LS« 


B«lii|  fi  lül  tVfiffcni  Im 

2)v  CmkiaDig  pff 
BiBiihiuie  bet 

_   §t|Cil^M|,  vidi  bo$  BÜ^OI 
|B  MBeORl  9B**   ^^0MDfll  Oie  JClIsDe  ttS  OCt  ^DtOn 

Witt  tir  8«itir  fäfr  ><w  fhrtt  QrtWTltr  Iwflnttni 

^■01  MS  Ctott  |iigdMe|am 

2BDCB  9CBBBB   ■wO    «SiUQBB»     3NIRI  HDDI   m*iH 
Wm  CBODOCt  hhO   SB   OCB  CQBQhCB  •jhOv* 

iBcntflnDer  SduDbc  ooct  ocfli  ^ufini 

SOCf  OCC  vSObQK  09OiQQCB  UCDBOHUDk  ttDedflirCB 

fsri^  i9  HM  HKni^cieQi  bcn  Scnofw  bcro^ulioil^ 
ti  bie  CctdUi^afl  yleigik  iiiibWe6ncu(inig  frincr 
miifclm  n  ^oD^e  gepdtt.  Seint  SBciS^eii  ndt^igt 
fä  tat  IbnKi^Me,  ba(  c8  ein  oI^|(ilüxS,  iMni  ®ott 
IPmBM  Scü^Sttni^  SiU,  in  toeb^en  biefe  Sit" 

iRii§miu|iiiyui  fönen,  «nefcs  wcv^utniii  nutuiit 
he  U^oitfil^  6ociiiIpo[ttif  fax  tSntnblage  unb 
pB  fMfliintftpmfte ;  boSfdbe  olfeiKg  ^  er* 
*B<I^  «äi  teraif  nik(  ben  9b{i(l^  beS  @(^p« 
liEi  iKiteijubauen,  fi^  fie  aI8  bie  ^Qn|»taitfgQbe 
i^bnx  X^älvQfect  an.  6te  iß  fibergeugt,  ba|  nur 
«Bf  bicfer  aaalblagt  boS  SBol^I  ber  (SefeDfd^ 
gd)(t^  tonn.  Bsflleid^  l^t  fie  ober  bod  letfte 
nb  ^a«^  3tel  bcS  SRenfd^  mibenudt  not 
Ittgcn.  Wb  gef dlfii^afüii!^  fBeranpalhmgm  {Inb 
na  bcS  SAmf  4m  iDüIen  ba,  fte  f  ollen  il^m  gu  feirä^ 
k^SiOt  ielfiim  f«n,  rnib  bicfeSStel  ifi,  ba^ 
er  tJewebm  ®ott  biene  unb  boburd^  gut  eioigen 
etfigint  im  Senfei^  gelange.  S)ie  Srbe  ifi  fein 
Me&cnber  Sufen^tt^  fonbmi  ein  Ort  ber  ^• 
haq  unb  ^tlgetfc^aft,  »o  ed  immer  Seiben  unb 
S^QJneii  geben  itiü>  iin^  ^crj  nie  boDfbmmeneS 
Sfiiit  ^nbot  vctb.  S)ttr^  biefe  Suffaffung  mirb 
fr  m>n  mmi^cicin  i>or  ollen  t^örid^ten  unb  über- 
^oimtm  gMn:bcnmgen  betDQH  ^^  ^^  nun  ein- 
aaf  CdMft  ni^t  erreid^  lajfen. 


^oaglcL  £irfcpttE2^lcrltaä«ti%MitS0tt 
ber  gonlü  «■Wim  ,i  n^  k:s  dr  fEMbct 
WcibaL  «TO  fnbcni  fk  b«e  «itctaoi  bcft 
^S^iMlesQacbBsi  ai  bcs  ^^Cüi<wtm^nciiiB^ 
id^tachoaXädb  ItsBiltit  (Act  bieiel  ^TMletgeiK 
itam  ftm  aAbl»s^«4ieS  |n  fein;  »klBe^  bani 
Mtai  bcH  ^ß»Qln$c«tbuM  CisielMt  «ndb  bti 
SeaKOKignabni  beft  SlMtcl,  ber  SewUtbem 
uftD  fliBDeicr  ^c^pftTtiiTftBm  beuc^eiL  ^^le  forwers 

b<db  bie  fVflicbiuigQi  fiMDO^  bet  Sociolißfft  cd§ 
fsiwwfi'tiMiinwn ,  ooi  wimnOiQriUCQe  «IMI 
gn^  ber  fBällur  bei  Stoolel  yrec^ogebciu  SM 
3nbn>ibiPm  mb  bie  ^cnnttie  finb  üUer  oll  bec 
@ImL  K^I  üb  i^  Sterte  mb  gtei^cita  gK 
olfen^  fonbciR  m  für  biefäbes  64tt|  mb  fHte» 
benng  fß  finben»  nereintgai  fid^  bie  SRenfd^es 
nbcrol  |B  QknKiiiiMftu ;  bc^^olb  beginnt  bie 
€|i^dit  beS  floatüd^  SingreifenS  erß  boc^  tto 
M  bie  yrinott^gWt  paa  Sefarnrnttto^ e  dl 
rnipilongru^  emejgt  £iefer®rmb{d|bilbetei»e 
filtere  @d(n|iDe^  gegen  bie  pootücl^  UUtgtererei, 
bie  ben  (Siöelneii  nur  {bbiel  9ie<i^  unb  Sfreibeit 
Ifi^,  oä  i^  gut  f^eint  OnbUd^  treten  bie  P^ 
teilen  ein  f&  bie  Sr^oltung  beft  ttnterj^iebeft 
ber  Stäube,  {o  fe^  |tt  onc^  ben  f^rojfen  degen» 
\a^  beBogen,  in  ben  bie  oecfd^idSenen  Stfinbe  in 
einnnber  getreten  {inb.  Sti^t  unbebtngte  ®(eiQ> 
fjifä,  fonbern  gegenfcitige  Sd^htng  unb  Siebe  nod^ 
ben  Snforbentngen  beS  O^rißentl^umS  i{l  i{fre 
Sofmg.  2>ie  focialifüfd^  Sorberung  bAIiget 
(SHeid^lbered^tigmg  fle^  in  SBiberfpntd^  mit  ber 
menfd^lü^  Btotur,  ber  d^fUiAen  Offenbanmg 
unb  bem  mUjitta  fEkiffit  ber  ®e{eOf(^ft  SRit 
biefer  ®  lei^l^itdf  orbenmg  fällt  bon  f elbfi  bie  toei« 
tere  focialiftifd^e  gforberung  ber  obfoluten  gleich 
l^id^  S)emofrQtit  S)ie  Sociolifien  lönncit 
grunbfä^id^  nur  bie  extreme  2)emolratie  M  be» 
red^tt^  onerfennen.  San  focialiflifd^e  ®emeln- 
ttefen  iß  ia  nid^ts  olS  eine  ungel^eure  SßrobuctionI» 
genoffenfc^aft  gteid^bered^tigter  (Senoflen,  unb  bie« 
jel&e  fonn  nur  bemofrotifd^  fein.  S)te  ^tl^olifcn 
bagegen  finb  grunbfätUd^  meber  ®egner  ber 
ÜRonord^ie  nod^  @egner  ber  !Re))u6Itf.  Sie  {teilen 
ßd^  gong  auf  ben  Soben  ber  \tm\li  in  einem 
Staate  )u  Siedet  beftel^enben  SBerfaffung.  SBo  bie 
Tloxmdixt  befielt,  fmb  fie  treue  9ln^änger  ber 
SDlonard^ie;  mo  l^ingegen  bie  9le))ubtit  befielt,  finb 
fte  Snl^önger  ber  Sepubltf. 

8.  anit  berfetben  Cntfd^iebenl^eit  tpie  ben  foda- 
KfKfd^en  gforberungen  treten  bie  fatl^olifd^  So- 


447 


@0 


claU 


?^ 


tage. 


448 


clalpolttlfcr  ben  (Srunbföfcen  befi  liberalen  ^f^^\ 
öibualiSmuS  entBegen,  ber  bie  ©taatSj«»^**  *^^' 
ben  bloßen  @d^u(  ber  $rU)atred^te,  inSbejonbere 
ber  SSertrogSfrei^eit  befd^ränlen  unb  aOefi  Uebrige 
bem  freien  Spiel  ber  dconomifd^en  ftrdfte  ober 
bem  nnbefd^önften  SBettbetDerb  überlaffen  »iE. 
Sie  Staatsgewalt  l^at  nid^t  bIo|  bad  Sted^t  }u 
f(i^ü^en,  fonbem  au^  baS  ©efammttool^I  pojttiD 
gu  förbenu  S)er  Staat  foD  burd^  {eine  gefefegebe- 
rij^en  unb  abminiftratiDen  SRaffregeln  mithelfen, 
bie  Sd^äben  )U  befeitigen,  an  benen  bie  ®efell- 
fd^aft  l^eute  franft  unb  totiä^t  bie  Urfad^e  ber  koett« 
verbreiteten  UnjuMebenl^eit  jinb.  äRit  bem  Staat 
ift  aud^  bie  IMrdQe  berufen,  an  ber  Teilung  ber 
®efeEf(^aft  mitgul^elfen.  92ur  baS  eintrad^Kge 
3u{ammentt)irlen  fann  eine  SBefferung  ber  3n- 
ftänbe  l^erbeifül^en,  toie  bie|  bie  beutfd^en  SBifd^öfe 
in  il^rem  ^irtenfd^reiben  t)on  gfnlba  (Dom  1.  Oc- 
tober  1890)  treffenb  auSbrfiden:  ^aJtöge  bor 
Mem  burd^  ®ered(|tigteit  unb  SBol^ItooIIen  biefed 
\o  notl^menbige  3ufammentoirfen  jiDifd^en  Staat 
unb  IKrd^e  erftarfen,  unb  aSeS,  n>a8  bie  Sinl^eit 
ftört,  femgebalten  »erben.  ÜJlöge  aud^  bie  ein- 
fettige Sluffaffung  ein  für  aQemal  auSgefd^loffen 
bleiben,  eS  foue  bie  Jlird^e  oQein  ol^ne  ben  Staat, 
ober  eS  foHe  ber  Staat  aQein  ol^ne  bie  ftird^e  bie 
f ociale  gfroge  )u  Idfen  fud^en ;  unb  nod^  U)eniger 
möge  bie  Snfid^t  iemalS  Geltung  gewinnen,  eS 
gel^e  biefe  gfrage  n>eber  ben  Staat  nod^  bie  IKrd^e 
an,  fonbem  ^ier  fei  aQed  ber  ^riDatt^ätigfeit,  bem 
freien  Spiel  ber  ftr&fte  ober  gar  bem  »ffampfe 
um'8  S)afein*  gu  überlaffen.*  —  So  not^toenbig 
aber  bie  SRit^Ufe  oon  Staat  unb  ftird^e  )ur  Söfung 
ber  f ocialen  gfroge  ift,  fo  bleibt  bo^  immer  baS 
erjle  Srforbemif ,  ba|  bie  Strbeiter  unb  fleinen 
©etoerbsleute  fi^  burd^  eigene  energifd^e  Xf^ä» 
tigfeit  felbjt  }u  l^Ifen  fud^en.  Ol^e  biefe  Setbft- 
b^ätigung  merben  aud^  bie  beften  9)la^regeln  bed 
Staates  ober  ber  ftird^e  loirfungSlod  bleiben. 
3foürt  Dermag  ber  Strbeiter  freilid^  [e^r  toenig  }u 
leiften,  aber  in  ^Bereinigung  mit  anberen  ttirb  er 
ftarl.  3n  biefer  Sejie^ung  lann  Snglanb  als 
SOtufter  bienen,  mo  bie  Arbeiter  burd^  ©etterf* 
vereine  ol^ne  ^ilf e  beS  Staates  aEmöIig  V^xt  Soge 
um  SBieleS  gebejfert  l^aben  unb  eine  SRad^t  ge- 
n)orben  fmb,  mit  ber  bie  jtapitaliften  red^nen 
mäff en.  S)iefe  9}ereinigungen  ftnb  aud^  ber  @runb, 
toorum  bie  engUfd^e  Arbeiterbewegung  oon  Anfang 
<xn  einen  focial-reformatorifd^en  S^aralter  on- 
nabm  unb  ftd^  t)on  unmöglichen  fodaliftifd^en 
^imgefpinnften  biSl^er  feml^ielt.  3n  2)eutfd^Ianb 
i^rd^tet  man  oQerbingS  Don  getoertfd^aftlid^en  Ar- 
beiteroereinen  ©efal^ren  fär  ben  Staat,  tt>eil  bie- 
felben  tbatfäd^Iid^  bielfad^  unter  bem  Sinfluffe 
ber  Socialbemofratie  fte^en.  Aber  baran  ftnb 
bie  beutfd^en  SRegierungen  felbft  fd^ulb.  ^ötte 
man  friH^jettig  ben  Arbeitern  SoalitionSfreibeit 
gegeben  unb  bie  getoerffd^oftUd^e  Setoegung  in  bie 
rid^tigen  Salinen  }u  lenlen  unb  barin  )U  f örbem 
oefud^t,  fo  bätte  bie  Socialbemofratie  nid^  ben 
€influ|  auf  fie  erlangt,  ben  fie  nun  t|atfdd^Iid^ 


W.  ®erabe  weil  man  oSe  Arbeiterbereinigungen 
tnit  9Jti|trouen  be^anbette  unb  i^nen  eine  re^t- 
mö^ige  Sntmidlung  unmöglich  machte,  ^at  nion 
fte  auf  Abwege  gebrSngt. 

B.  Sociale  Aufgabe  bon  Staat  unb 
ßird^e  im  Singelnen.  9lad^  2)arlegung  ber 
leitenben  ®runbfö^e  fat^olijc^er  Socialpolitit 
foEen  l^ier  im  Sinjelnen  einige  ber  wic^tigften 
ÜRa^ai^men  befprod^en  werben,  burd^  weld^e 
Staat  unb  IHrd^e  bie  fiöfung  ber  focialen  grage 
bewerffteUigen  fönnen.  3unä#  ift  1.  bU  3:^6- 
tigleit  beS  Staates  gu  betrad^ten.  —  a.  ^er 
brennenbfte  Z^  ber  focialen  gfrage  ift  unftreitig 
bie  gewerblid^eSol^narbeiterfrage,  b.l^.  bie 
Sfroge,  wie  ben  gerechten  iftagen  oer  in  ber  ®to|« 
tabujtrie  (Gabrilen,  ^ütten  unb  IBergwerfen)  be- 
f d^äftigten  Sobnarbeiter  abjubelfen  ift  Sie  fidfung 
ber  Arbeiterfrage  fann  offenter  nid^t  barin  gefud^ 
werben,  ba^  man  auf  bie  unidugbaren  Sortbeile 
beS  mobemen  SRafd^inenbetriebeS  bergid^tet  unb 
bie  patriard^alifd^en  3nftänbe  längft  bergangener 
Seiten  wiebcr  l^erbeijufü^ren  fudEft,  fonbem  borin, 
ba^  man  bem  Arbeiter  ouf  bem  Sobm  ber  mo« 
bemm  Snbuftrie  ein  menfd^enwürbigeS  SE)ofein 
berfd^afft  Aud^  ber  le^te  Arbeiter  mu^  ein  an- 
ftanbigeS  Safein  fähren  unb  ben  feiner  Arbeit 
entfpred^enben  Z^eil  an  bm  Smmgenfd^ften  ber 
beutigm  Sultur  genießen  fönnen*  Sagu  ift  bor 
AQem  erforberlid^,  ba^  man  i^m  ein  orbentlid^eS, 
d^riftlid^eS  gfamittenlebm  ermögtid^t.  Um  biefm 
einm  $unft  taffm  ftd^  f  aft  aUe  gorbemngen  grup- 
pirm ,  bie  man  }u  ®unftm  ber  Arbeiter  gellen 
mu^.  9{ad^  bm  bermaligm  Sufiänbm  ift  ein  ge- 
orbneteS  glüdtlic^eS  gfamilienleben  in  bm  Arbeiter- 
freifen  bielfad^  faum  möglic^.  Sie  unbef(!brftnfte 
Soncurreng  gwingt  bie  3nbuftrie,  mögliddfi  wobl- 
feil  gu  probuciren.  3Rcax  fud^t  be^Ib  bie  wobi" 
feilere  gfrauen-  unb  {{inoerarbeit  l^erbeigugte||en 
unb  bie  AibeitSgeit  möglid^ft  gu  berl&ngenu  So 
wanbem  !lRann  unb  fSfrau  frül^  beS  üRorgmS  in 
bie  gfabrif  unb  fommm  erfi  am  Abenb  mäbe  nad^ 
^aufe,  um  bort  AQeS  ungeorbnet  burd^inonber 
gu  finben,  wie  fte  eS  am  9Rorgm  berlaffen  l^ben. 
Sie  SBol^nung  ift  unreinlich  unb  im  SSBinter  tdt, 
baS  effm  wirb  f (^neE  unb  f d^Ied^t  bereitet,  fo  ba| 
es  bem  Arbeiter  gu  ^oufe  nie  red^t  wo^I  unb  be* 
baglid^  wirb  uno  er  lieber  in  einem  Sd^onflocale 
feine  drl^olung  fud(|t.  Solche  3uftdnbe  gu  beffem, 
ift  erfte  Aufgabe  ber  Sorialreform,  wenn  fte  (Er- 
folg babm  wiE.  Sie  ^amilte  ifl  bie  bon  ®ott 
gegrünbete  Ißflangf^ule  ber  ®efeEf(^oft,  weld^ 
ftd^  aus  jimer  fortwft^renb  ergängt;  fte  i{l  bie 
9Burgel  unb  baS  SBorbilb  oEer  gefeEf^a^ic^m 
Organifationen,  bie  OueEe,  auS  ber  i^r  immer 
nmeS  Seben  guftrömm  mu|.  AEe  focialm  9te- 
formen  nfi^en  fd^iliejjtid^  wenig,  tomn  eS  nid^  ge- 
lingt, in  ben  Arbeiterfreifm  ein  georbnetes,  gtüdf- 
lid^  gamilienlebm  wieberl^itfteEen.  Sogu  ifi 
aber  bor  AEem  nötl^ig,  ba|  bie  grau  ber  gfamilie 
wiebergegeben  Werbe.  O^ne  beftönbige  Anwefm* 
beit  ber  fjfrau  im  ^aufe  wirb  bofdDbft  nie  bie 


40 


Sociale  gfrage. 


450 


CztoBig«  Sdafi^bst  unb  Se^gfid^t  rinl^rni, 
tod^e  btt  Soiotti^claiig  erncS  gludli^m  So« 
RlnditfBt  ftnb  mb  dlem  tiad^  ber  Soft  bed 
iMfü  bcft  fRann  an  fein  ^im  gu  fefjeUt  Der- 
rftgoL  S)cr  Cnmxinb,  ba|  ber  gönälUtie  9n9- 
"^bccSnnibcrSamaie  einen  X^bcSnötl^i- 

eiit}te^,  iß  oflerbmgd  luu^  ben 
fio^ODer^tniifen  rii^tig.  Mein  bie 
laflcn  ^  nobenetn,  unb  ou|etbcm  toirb 
filmen  mieten,  ber  grau  bim^  arbeiten, 
IK  fk  p  ^onfe  Denix^  toin,  einen  Ütebender« 
nsrt  |tt  ncrfd^aifnL  6S  genü£^  aber  nid^,  bie 
%mi  bet  Somilie  uriebergugeben ;  fte 
\ifon  in  i^cer  Sugenb  für  i^ren  fönfUgen 
Sinif  oli  (Saitin  nnb  SRutter  ))orgebUbet  unb 
opgra  vcxben.  @erobe  an  biejer  Sorbilbung 
SdoAt  tS  (tute  bei  ben  Sfabritarbeiterümen.  <E8 
ccd  mo!^  nie  oeluigen,  bie  Slabd^en  gang  Don 
btr  Sdbrifarfctt  anfi)u{((Ke^,  n)ol^I  aber  foU  in 
booeiClsr  aScffe  für  bie  gutänftige  üRutter  geforgt 
antm.  ütftnA  foS  man  für  biefelben  bie  fttt» 
&iai  Qc|B^rcn  mdglid^fi  befettigen  bur^  toQ- 
|2dbige  Srnoning  ber  @ef(^Ied^ter  (getrennte  9r- 
ks^.  SBofd^  unb  Pleibenöume,  getrennte  Sin- 
nb  TüiS^ünge  u.  bgl) ;  benn  ein  fittlid^  Derfom« 
aneft  Slobd^  lonn  nie  eine  treue,  tugenbbofte 
0atmi  nnb  aObitter  n>erben.  @obannfo&tenenig* 
ps&  bt§  gooi  t6]Ienbeten  18.  3a(re  bie  Srbeitd- 
fii  Der  9Rab4<n  in  ber  gabrif  bebeutenb  ein« 
fd^dall  iDerben;  baS  xoäxt  nid^t  nur  ein  @d^u^ 
fx  tbce  ®efunb]$ett  unb  Sittlid^Ieit,  fonbem 
■ixDf  tollen  oüd)  ®elegen]^eit  bieten,  }U  ^oufe 
Der  Sbittet  bei  ben  b&u8Iid^en  arbeiten  an  bie 
ipoib  |tt  ge^  unb  fid^  unter  iJ^rer  Seitung  praf  tif  d^ 
of  ibm  fi^em  SBeruf  Dorjubereiten.  S)ie  Srbei- 
DiTiraniSofpiy ,  in  benen  man  l^eute  bie  iungen 
ifaModieiterinncn  n)äbrenb  ber  freien  Stunben  in 
ta  ^ottfiacbeüen  gu  unterrid^ten  fuddt,  ftnb  getti^ 
sSkt  Snctfcnnung  oert^  unb  leiften  unter  ben 
segtennSer^dlhiiffenSortrepd^ed.  «berfteflnb 
De«  ein  9b)t(6e^If ,  ber  bie  gfamilie,  bie  erfie  unb 
kflf ,  ma  non  Sott  felbft  eingefe|te  Srgiel^ungd- 
«ijkB,  nif^  erfe^  tonn,  (gelingt  eS,  bie  gftau 
gCB}  ber  gamilie  oiebergugeben,  fo  vovcb  e8  oud^ 
Bi4t  me^  fo  nfttbig  fein,  bie  ftinber,  um  fie  nid^t 
0^  Suffi^t  SU  ^ottfe  }u  laffen,  ben  JKnbergörten 
0Dcr  ScxiDQ^ifc^Ien  anguDertrauen.  —  3u  einem 
^d&fyn  Sfamilicnleben  gebbrt  femer  ald  n)ef  ent- 
&4ci  6tforbemi|  eine  ))af[enbe,  bel^oglid^e  SBol^- 
«sng.  fi^  ift  iXDOX  fAon  iRatid^  gefd^el^en,  um 
ttt  fi^nicnbften  SDtigßdnbe  in  ben  Srbeitenpol^« 
fongm  |d  befettigen.  9iber  bad  reid^t  nod^  bei 
Seücm  ni^t  aus.  3n  SBien  gab  eS  im  3. 1890 
2Si»21  Bo^ngen  mit  nur  einem  SBol^n- 
iBum,  loib  iiDor  beßanb  biefer  Sßobnraum  aus 
<mer  ttu^  bei  306 ,  ou8  einer  mmmer  bei 
14B14,  Httft  einem  3itnmer  bei  8801  SBobnungen. 
tii  SM^  bet  «SbetDöÜerten"  SBol^nungen,  b.  b- 
j^ldfo^  in  benen  auf  einen  SBobnroum  4  unb  mebr 
Vaknun  tarnen,  nm  12485  mit  90331  Se- 
pdiamL   V^iük^  SBex^dttniff e  beftel^en  in  faft 

2.  KsfL 


oOen  ®n>Bß&bten  tmb  ft^otten  an  mand^en  Orten 
ieber  Sef^reibung.  S)ie  Snbuftrie  gie^t  gro|e 
Srbeitermaffen  cai  bemfelben  Orte  )uf ammen,  uiü> 
f 0  feben  [xtfy  bie  Arbeiter  genötbigt,  um  nid^  einen 
oOgu  gro|en  Xb^il  ibred  Sintommend  auf  bie 
SRietbe  )u  Dermenben,  elenbe  Sd^fminbl  auf- 
)uf  ucben,  bie  burd(  i^re  Sage  Gm  fieOer  ober  unter 
bem  ^aäji),  burd^  i^re  armfelige  Sefd^ffenbät 
CRiebrigfeit,  SRangelbaftigfeit  beS  lobend,  ber 
Senfter  unb  Xböten),  ibre  Smnielbeit  unb  Sng- 
bett  oft  mebr  ^ö^Ien  oIS  menfd^Iid^n  SBo^nungen 
gleid^en.  ©anj  befonberd  merben  folt^e  SBob« 
nungen  bad  ®rab  ber  Sittlid^feit,  menn  bie  gfO« 
mtlie  ft(b  genötbigt  fielet,  3ur  leidstem  Sefd^ffung 
beS  SKietbsinfeS  fioft-  ttnb  Sd^lafgonger  aufgu- 
nebmen;  in  fold^  Serbältniffen  fd^b^ft  ^ 
feufcb  gu  bleiben,  erforbert  faft  ein  SBunber.  SiOtg 
mare  eS,  bag  bie  Arbeitgeber  felbfi  für  ^ffenbe 
SBobirnngen  forgten,  biefelben  )u  niebrigen  greifen 
an  bie  Arbeiter  Dermietbeten  unb  ibnen  guglnd^ 
bie  9R5gIi(bf eit  gemabrten,  bunb  aSmälige  ämorti* 
fation  eigentbümer  berfelben  gu  U)erben.  Sobalb 
ber  9Renf$  irgenb  etmad  SBertbDoQed  fein  Sigen 
nennt,  mirb  er  bid  gu  einem  gemiffen  ®rabe  con- 
ferDatiD.  Sod^  barf  nid^t  ^berfeben  nierben,  ba| 
fold^e  Sinrid^tungen  fid^  leid^  bagu  mi^braud^en 
lajf en,  ben  Arbeiter  in  ungcbübrlic$e  9(6$öngigfeit 
gu  bringen,  namentlid^  menn  bie  S5{ung  bed  9r- 
beitSDertrageS  aud^  bie  Söfung  bed  SRietbäDer- 
troged  luid^  fid^  giebt.  Se|balb  l^at  man  in  mel^ 
reren  @töbten  burd^  Arbeiter -SBauoereine  (®e> 
noffenf^aften  mit  befd^ranfter  $ah|)f(id^t)  bie 
aBobnungdfrage  gu  lojen  gefud^t.  S)ie  Arbeiter 
büben  eine  ®enoffenfd(|aft,  meldte  felbft  ^öufer 
baut  unb  biefelben  an  bie  9RitgIieber  Dermietbet. 
Sin  fold^er  SouDerein,  ber  1885  in  ^annoDer 
Don  70  unbemittelten  Arbeitern  gegrünbet  tourbe, 
batte  am  1.  October  1894  bereits  40  gro|e 
Käufer  mit  325  SBobnungen;  bie  SRitglieberg^I 
beUef  ftd^  am  1.  f^ebruar  1894  auf  2807  unb  bafi 
SBermogen  ber  ®enoffenfdHt  betrug  1893  über 
958  000  SRor!.  2)erartige  ®enof[enfd^aften  üben 
au^  einen  nid^t  gu  unterfd^d^noen  ergieblid^en 
6inf[u|  auf  bie  Slrbeiter  au8.  SBo  bie  ^rioat- 
tb&tigfeit  nid^t  auSreid^t,  ift  eS  befonberd  an  ben 
®emeinben,  f^xn  nac^gubelfen,  fei  eS,  ba|  fte  ben 
Arbeitern  leidste  unb  biQige  gfabrgelegenl^eit  in  bie 
nad^ftgelegenen  Orte  beforgen,  ober  ba|  fie  felbfi 
Srbeitermobnungen  bauen  unb  tt)obIfei[  an  bie  9r» 
beiter  Dermietben.  ^od^  bürfen  fold^e  SBobnungen 
feine  9rbeiterfafemen  fein,  unb  lebe  äBobnung 
foHte  mo  mbglid^  Upcm  eigenen  3ugang  b^^en. 
(@.  bie  Sienfjd^rift  [bed  Serbanbed  ^Slrbeiter^ 
mo^r'],  Aufgaben  Don  ®emeinbe  unb  Staat  in 
ber  SBobmingdfrage,  Äöln  1897.)  —  lieber  ber 
Sorge  für  bie  ^udfrou  barf  bie  @orge  für 
bod  Igaupt  unb  ben  ßrnöbi^  ^^  9(rbeiterfamUie 
nid^t  Dema^Iofftgt  merben.  @ie  mu|  fid^  auf 
®efunbbeit  unb  Seben  bed  Srbeiterd,  auf  feinen 
Sobn,  auf  bie  OueOe  feined  Sinlommend,  bie 
Arbeit,  utib  enbUd^  auf  bie  @tftrfung  ber  Ddter« 

15 


US 


Sociale  grage. 


454 


to^^*^«öj«Vn  fmx,  bafi  M  bei  Unfall 
tai4  «  €öpuo  beS  VrbeitCTS  jugetrögen,  ober 
*(c  wm  \a^  bie  SBetftc^enmg  als  einen  Set 
WnaH&Sfx  ^^oi^otQ^  für  ben  9rbniet  auf,  tt>ie 
Uli  in  Scutfd^lonb  (®efe|  oom  6. 3uni  1884) 
g^Wed  3m  Ic|tom  Sdle  oerpRid^iet  ber  Staat 
Mr  9ihitg(!)CXe  nne  beftimmte  Summe  fax  Ser« 
bcx  buxtb  UnfaOe  betroffenen  Arbeiter 
[inu   Su^  fOr  bie  3eU  ber  (trant^eit, 

3i0caibil&t  unb  bed  alters  mu^  bem  Arbeiter 
OH  ontsri^cnbe  Unterfiä^ung  fid^  fein ;  bie  SBe« 
ct^b^iSnng  fax  SUcrSoerftd^erung  borf  aber  nid^t 
o^  wäx  bon  70. 3abre  eintreten,  fonft  toirb  fte 
IST  tai  ^Mctterßanb  foft  »ertl^IoS,  ba  bie  meiften 
aibciUi  ifym  Dorber  fterben.  (Sxibliä)  foSte  aud^ 
far  bfet  3dt  tmoecfd^eter  arbeitslofigfeit  ber 
Ufeito  bofl  gam  S)afein  für  ftd^  unb  bie  Sei« 
«sjm  Stot^cnbige  baben ;  benn  einer  ber  tiefften 
Sd^obfa  ber  (eiäigen  (BefeOJd^ftSorbmmg  ift, 
M  Mos  frü^  bcmerft,  bo8  (Sefübl  ber  Unfid^er- 
belt  bq^ii^  feiner  esif^enj,  meld^eS  ben  Arbeiter 
bfpfinbi^  bxncfl. 

«n  cigoiüiil^  »Xed^auf  «rbeU^  ^eilid^,  »ie 
■BncftbmStbeiter  beigelegt,  gibt  eönid^t.  SDBobl 
ubnhat  müa  Umfi&iben  bie  (BefeQfd^  (Staat 
BDb  ecmcfanbc)  im  Sntereffe  ber  Selbfterbaltung 
bis  ^ii^^  box  Srbeiiem  Sef^äftigung  )u  k)er- 
üaffm.  2)cim  in  ber  &u|erften  Ißotb  boben  bie 
trbcütr  haä  3Uäfi,  ftd^  boS  gum  Seben  9lotbtoen- 
blgr  |B  nebmeo,  mo  fU  eS  finben,  unb  loer  tDilt 
d  ^intn  oetn>cbreii ,  M  )u  biefem  3&>^d(e  mit 
eäMabcr  gn  oerbinbeni  9n8  einer  foI(ben  Sad^ 
logr  Bwibm  fidb  kid^  bie  f d^toerften  Uebel  für  bie 
BefBauutftdi  e^bcn,  unb  be|b<^Ib  bat  bie  Obrig- 
int  bb  $flui^t ,  bcrfelben  )ut)orguIommen.  2)er 
ti^tifit  Seg  |tt  biefem  S^A  ij^  ober  nid^t  baS 
Uoi^i,  fonbcm  bie  (Semfibtung  lobnenber  Ar- 
beit Scnntt  bcx  Srbeiter  bie  oorbonbene  SirbeitS- 
fdegntbdt  ftnbd,  tß  bringenb  }u  munfd^en,  ba| 
ber  Srbcüimutmctt  irgenbtoie  organifirt  merbe^  fei 
ti  butdb  bie  fhcbeiteroereine  felbft  (mie  bie|  für 
maaift  <EniKrbftUDeige  in  Snglanb  ber  gfaU  tft) 
fite  biir^  bie  äemeinben.  Siefe  9(rbeiter»  ober 
tkmätMmxtan  lofirben  ald  SrbeitSbörfen  fort« 
ki4n>b  SngAol  unb  92ad^frage  fiotiftif d^  f cftfe^en 
mih  Bfemilm  fo  leiibt  ben  %beit9lofen  9ef <|d|tigung 
Mrf^of^,  oefonbexd  menn  fte  burd^  ein  Sentrol« 
buBttu  bcPinbiB  mit  einanber  in  Serbinbung 
PbiteL  3ii  Si^Ianb  fibemebmen  oiele  ©etoert« 
waaat  au<b  bie  Vrbeit§oerftd^erung,  inbem  fie  fid^ 
grgm  beffinunte  Seiträge  0er|)flid^ten,  ibren  SRit- 
apebers  cntmeber  Srbett  m  oerfd^en  ober  für 
ttc  3cit  ttnoecf^ttlbeter  arbettMoRgfeit  eine  Unter« 
liimig  |u  gem^ten.  Sold^e  Sinrid^tungen  ftnb 
WQcn  ibotxr  ergiebliclb^  SBirfung  auf  ben  Qfyi- 
ta&s  tA  9xbettrr§  ben  fiootlid^en  Serfid^erungd« 
opottro  ODtjusieben.  3ft  auf  onbere  SBeife  leine 

Ittot  ftt  ftef^^fi^/  f ^  f^O^  ^i^  Semeinben  ober 
ta  BtatA  fielbfi  gemeiniiülige  arbeiten  auSfübren 
kfjm  (ßau  wn  Strafen  ober  Kanälen  vu  bgl.). 
"  ttiut  ^aiit>tftftge  ffir  bie  Arbeiterfamilie  ift 


bie  Sobnfrage.  (B  gibt  gett)i^  Diele  Arbeiter,  bie 
einen  fo  rei^Iid^en  Sobn  erbalten,  bog  fte  mit  ibrer 
gamilie  anftänbig  baoon  leben  unb  nod^  einen 
S)>arpfennig  jurüdlegen  Ibnnten,  »enn  fie  nü(b" 
tem  unb  fparfam  fein  moQten.  S)aneben  gibt 
e8  aber  aiub  eine  gro|e  3abl  anberer,  oQer« 
bingd  meifl  ungelernter  Arbeiter,  beten  Sobn  fo 
fdrglid^  ift,  ba|  fte  faum  notbbürfttg  bat)on  leben 
unb  bie  3)tietbe  bqablen,  gefd^toeige  benn  etUKiS 
erfbaren  lönnen.  Aud^  bi^^  tnu^  gebolfen  toerben. 
S§  ift  eine  gorberung  ber  ©ered^tigfeit,  ba^  ber 
Sobn  in  normalen  Serbältniffen  mtnbeftend  nid^t 
tmter  baS  SRa^  bef[en  berunterftnle,  )oaS  bem  Ar- 
beiter }u  feinem  eigenen  anfiönbigen  Unterbaue 
notbnienbig  ift.  SRand^e  feben  ed  f ogar  atö  eine 
^orberung  ber  ®ered^tigleit  an,  ba|  ber  Sobn  in 
geabbnli^  SBerbältniffen  gum  Unterbalte  beS 
Arbeiter^  unb  feiner  gfamUte  auSreid^e.  3Rag 
man  biefen  beibftid^ten  ober  nid^t,  iebenfaUd  ift  eS 
bie  Aufgabe  ber  SoriaI|)oIitif,  ben  Sobn  aud^  bed 
lej^en  Arbeiter^  nad^  !DUgIid^IeU  auf  bie  ^fib«  }u 
bringen,  bie  nad^  bem  Staube  ber  ®efellfd^aft  }um 
anfiftnbigen  Unterbalte  einer  normalen  Arbeiter« 
familie  genügt  Someit  ed  }um  Sd^u^  bed  Ar« 
beiterS  gegen  ungered^te  ober  unbillige  Ueberoor« 
tbeilung  notbnienbig  ift,  \^  bie  Obrigteit  ba§ 
Siedet,  bie  unterfte  Sreuje  bed  Sobned  CDlinimal« 
lobn)  ober  bie  oberfte  ®rense  gemiffer  ^forberungen 
(Xa^en)  feftgufe^en,  mie  fte  bie|  nod^  b^ute  in  ein« 
ulnen  gföSen  (§.  9.  bei  2)rojd|lenfutf (bem,  ^^m« 
oenfübrem  il  bgL)  tbut.  @egen  biefe  obrigteit« 
lid^e  ßinmifd^ung  beruft  man  fid^  oon  Seiten  beS 
3nbit)ibuali8mu8  mit  unred^t  auf  bie  SSertragg« 
freibeit.  äßie  bie  übrigen  ArbeitSbebingungen,  fo 
mü^e  aud^  bie  Sobnböbe  nur  burd^  freien  SBertrag 
nad(|  SRalgabe  oon  Angebot  unb  9tad^frage  be- 

itimmt  loerben.  ADein  ed  ift  fd^on  nübt  rid^tig, 
)a^  ieber  Sertrag  oöDig  in  bad  belieben  ber  ^n- 
trabenten  gefteUt  ift.  S)er  SSertrag  mu|  ber  @e- 
recbtigfeit  entfpred^  3)er  Arbeiter  miS  (&fx 
feine  Arbeit  nid^t  oerfd^enfen,  für  getoöbnlid^  barf 
er  baS  nid^  einmal,  mett  fte  bie  einzige  Sintom« 
menfiqueQe  für  ibn  unb  feine  gfamtlie  ift.  S)e^- 
balb  mu|  ibm  au8  ©ered^tigfeit  ber  bem  SSertbe 
ber  Arbeit  entf))red^be  Sobn  gegeben  toerben. 
Sie  Snt}iebung  ober  SBerlür^ung  biefeS  SobneS 
gebort  ju  ben  binimelfd^reietü)en  Sünben.  So« 
bann  i$  bie  Arbeit  nid^t  eine  bIo|e  SBaare  mie 
bie  onberen.  Sie  ift  afierbingg  infofem  aud^  eine 
Sßaare,  als  fte  rinen  in  ®elb  abfd^ö^baren  SQBertb 
bat  unb  bis  )u  einem  gemiffen  ®rabe  bem  ®efd^ 
Don  Angebot  unb  9ia4ftage  unterliegt  Aber  fte 
ift  nid^t  eine  bto^e  SBaare.  Sie  b^ngt  unjer- 
trennlid^  mit  ber  ißerfon  bed  Arbeiters  jufammen. 
Unb  mie  ber  SRenfd^  überbau))t  nid^t  ber  feen 
Sbzt  feine  eigene  $«:fon,  fein  Seben  unb  feine 
®efunbbeit,  feine  ©lieber  unb  fjföbigfeiten  ift,  fo 
aud^  nid^t  über  feine  ArbeitSfraft.  «r  bat  blo^ 
baS  9Iu|nieBungSred^,  baS  einem  vernünftigen 
SSermalter  juftebt ;  er  barf  alfo  nid^t  fein  Seben 
unb  feine  ®efunbl^eit  beliebig  ber  ®efabr  auS- 

16  • 


455                                               Sociale  Srage.  456 

fc^iu  Sobann  aber  ift  bic  S5ertrag§frci^eit  öon  I,  259  ff. ;  iQtxtntx  [f.  o.] ;  SWcngcr ,  ©aS  Sed^ 

Seiten  bc3  2Irbcitcr§  oft  nur  eine  formcflc  imb  auf  bcn  öollen  SlrbeitScrtrag,  Stuttgart  1891.) 

fd^einbare,  in  äBirtlid^feit  ift  er  burd^  bic  5Rot^  b.  5Reben  bcr  Sol^narbeiterfrage  ift  bie  ^anb^ 

ge^mungcn,  feine  9Irbeit3fraft  um  ieben  $rei3  ^u  toerferfrage  ein  toid^tiger  X^il  ber  fociota 

k)erbingen.  So  l^at  eS  ber  Arbeitgeber  in  feiner  gfrage.  Sine  ^auptforge  ber  Socialreform  nnf 

(Setoalt,  il^m  bie  brücfenbften  Sebingungen  auf«  bie  Srl^altung  unb  Stärfung  ber  SJtittelftönbe 

^ujtoingen.  Sc^^alb  ift  bie  öffentüd^e  ®e)oaIt  an  fein ;  biejenigen  Staaten  fuib  immer  bie  gludDi^ 

'^q  bercd)tigt,  einen  SJ^inimaÜol^n  feftjufe^en.  ften  gemefen,  in  bencn  bie  Snittelftönbe  übo^ 

tJfreilid^  ift  eine  obrigfeitlid^e  ^Regelung  ber  So^n«  toogen.    Sotool^I   übermäßiger  Steid^^um  dl 

l^öl^e  l^eute  öußerft  f(|n)icrig,  nio  nid^t  unmöglid^.  übergroße  Armut  unb  ^oif)  finb  eine  OueSe  btf 

^§  foQten  beß^afb  über  £o]^nftreitigfeiten  gemifd^te  fittli^en  Serberben§.  2)aß  nun  bie  ÜRütelftänbe^ 

©erid^te  entfd^eibcn,  bie  5U  gteid^en  Steilen  auS  mie  fie  bi^l^er  beftanben,  geföl^rbet,  [a  t^eUtoeife 

Arbeitern  unb  Arbeitgebern  unb  au8  einem  öjfent-  \ö)on  in  ber  Auflöfung  begriffen  fmb,  ift  leiber 

lidden  IBeamten  aU  SJorfi^cnben  befleißen  müßten,  unbcftreitbar.  @S  foS  ^mar  bafür  ein  neuer  URittet 

Aud^  bie  fonftigen  auf  ben  Arbeit§Dertrag  be^üg*  ftanb  fidf)  bilben,  befte^enb  au^  ben  Keinen  Stcüfi^ 

lid^en  S^ifferen^en  3n)ifd^cn  Arbeitern  unb  Arbeit«  tauften,  ujeldfje  Don  i^ren  in  Sparfaffen  ober 

gebenifoIltenberartigenSemerbegerid^ten^urSnt-  iBanfen  angelegten  j}a))italien  ein  mäßiges  SinF 

id^eibung  übertoiejen  loerben.  S^ie  in  2)eut{d)Ianb  fommen  bejiefjen.  S)aßedfoIc^e!IeineJfa))itaKfta 

»eftel^enbcn  ©emerbegertd^te  l^aben  biSl^er  nod^  nidjt  gibt  unb  i^re  3al^I  in  mand^en  Sönbem  im  S8ad^fen 

DoDftänbig  ben  gel^egten  Erwartungen  entfprod^en;  ift  (5.  53.  in  granfreid^),  fott  nid^t  beftritten  tooß 

t)iele  Arbeiter  magen  cd  nid^t,  fu^  an  bie  ©etoerbc-  ben;  aber  biefer  neue  SRittclftanb  ift  nid^t  beqentg^ 

gerid)te  5U  menben,  n)ei(  fte  l^interl^er  Don  ibren  beffen  bie  ©ejeUfd^aft  bebarf.  2)er  ed^te  unb  re<$ti 

ArbeitSfjenen  gemaßregelt  5u  merben  fürd^ten.  S)ag  DJUttelftanb  ift  berjenige,  M  bem  jfopitol  tä^ 

ift  aud^  ein  @runb,  manim  ftd^  bie  Arbeiter  nod}  ^^(rbeit  mit  einanber  Derbunben  fmb.  93ei  i^m 

)u  wenig  an  ben  2öaf)(en  für  bie  ©cmerbegeridjte  bei]()en  bie  foliben  bürgerlid^en  Xugcnben 

betl&eiligen.    ®er  cin.^elne  Arbeiter  ift  ben  53c=  bcftcn,  meil  er  ju  beftönbigcr  emfter  Arbeit  gc« 

omten  gegenüber  mad)tlo3 ;  man  muß  il^m  beß»  5n)ungcn  ift,  bie  il^n  oor  bem  fd^ablid^en  9Räß^" 

Idalb  ba§  liKed)t  geben ,  fid^  gur  SQI^al^nuig  fetner  gange  bewal^rt,  il^n  an  fieib  unb  Seele  gefunb  er* 

loirtl^fd^aftlic^en  Snterefjen  mit  anberen  5U  Der*  b^It  unb  il^m  als  Sol^n  poax  feinen  großen  Steid^ 

einigen.     9^ur    als    eine   gefd^lofjene  Organi-  tl^um,  wol^I  aber  mäßigen  äBol^Iftonb  in  AuSfid^ 

fation  oermögen  bie  Arbeiter  ftc^  billige  Arbeits-  ftelit.  S)em  ©ebeil^en  beS  ftttlic^en  SefienS  unb 

bebingungen  5U  erzwingen.  3n  gnglanb  l^aben  eineS  feften,  unabl)ängigen  El^arafterS  ifi  fem« 

bie  ®ctt)erföercine  oiel  gur  §cbung  ber  Arbeiter«  nid^ts  förberlic^er  alS  baS  ©ettjußtfein  einer  felb« 

läge  beigetragen  unb  gerabe  baburd^  biefelben  ftänbigen  Gyiftenj,  ju  beren  Sid^crfteBung  man 

Dor  ben  unmöglid^en  Träumereien  ber  Socia«  nid^tS  brandet  als  reblid^e  Arbeit  unb  ben  Segen 

liften  bemabrt.  3u  S)eutfd^lanb  liegen  bie  33er-  (SotteS.  SiefcS  53ctt)ußt]cin  fann  ber  Heine  fiapita« 

l^altniije  etwas  anberS ;  l^ier  fmb  bis  in  bie  lift  nid)t  l^aben,  ba  il^n  über  9{ad^t  mirtl^fd^Iü^ 

neuere  3cit  bie  gemerf)d()aft(id^en  Crganijationen  ffrifen,  gewagte  Sfcculation  ober  93etrug  um  feine 

faft  gan3  in  ben  ^önben  ber  Socialbemocraten  (f  infommenSqueUe  bringen  fönnen ;  todffi  ober 

gewejen.  3:rotbem  fmb  bie  zielbewußten  güljrer  fann  eS  ber  felbftänbige  ^anbwerfer  unb  Sauer 

berfelben,  wie  SBebel,  fiiebfned^t  u.  A.,  ben  ®c»  l)aben,  unb  jwar  ol^ne  bie  ©efalir  ber  Selbftuber» 

toerfDcreinen  nid)t  befonberS  bolb ;  jroeimal  wäre  ^ebung  unb  ©enußjuc^t,  bie  fo  oft  bem  SReid^^um 

eS  aud)  beinalje  auf  ben  jocialbemocratifd^en  ^ar-  auf  bem  ^fuße  folgen.  —  S)aS  ^anbwcr!  war  im 

teitagen  ^u  einer  Spaltung  gwiidjen  ben  ^(n-  Mittelalter  in  Innungen  ober  fünften  organifirt 

Iflängem  ber  ^politifdjeu"  unb  ber  „gewerf )c^aft=  SSonAuSnal^menabgejelien^burftennurSnnungS» 

lid^en"  Bewegung  gefommcn.   S)ie  gewerblid)en  mitglieber  baS  §anbwerf  ausüben,  unb  biefelben 

SBereine  rid)ten  naturgemäß  il)r  Augenmcrf  auf  bie  niußten  außerbem  bcn  oorgejd^riebenen  SilbungS« 

junäd^ft  erreidjbareu  („möglid;en")  Siele;  fo  ge-  gang  als  i^cl)rlinge  unb  ©ejeüen  burd^gemac^ 

ratl^enfic  —  wie  manil)nenDonber  „politifd^en"  haben.    So  fountc  baS  ipanbwerf  nur  Don  ge« 

Seite  Dorwirft  —  leidet  in  baS  „fleiubürgerlid^e  |d)ulten  gad^leuten  ausgeübt  werben.    Aud^  oIS 

gal^rtoafjer",  Dcrliercn  bic  focialiftijd;en  Siele  auS  5)ieiflcr  blieb  ber  .^^^aubwerfer  in  feinem  ©ewerbe 

ben  Augen  unb  werben  conferDatiü.  Sollten  bic  bem  SnnungSDorftanbe  untcrtoorfen,  bem  in  ben 

Socialbemocraten  baS  Cioalitionsrcd)!  gegen  bie  Angelegenljeiten  bcS  §anbwerfs  bie  unmittelbare 

beflcl^cnbe  Drbnung  mißbraudjcn,  jo  läßt  fid^  ein  ©erid)t5bnrfeit  über  bie  ßunftgenoffen  juftanb, 

folc^er  9)hßbraud^  aud)  ol^ne  58cfd)ränfung  bcr  unb  bcr  nad^  außen  l^in  bic  Sntcreffen  bcr  Sunft 

6oalitionSfreil)eit  Derl)inbeni.  ®ic  Arbeiter  finb  ju  oertretcn  battc.  Auf  biejc  2BciJc  gelangte  baS 

fjcutc  5u  weit  Dorgefd)ritten,  als  \\a]^  man  il;nen  Jpaubwcrf  ^u  bobcr  5?lüte,  unb  unter  ben  §anb« 

auf  bic  Stauer  biejc  greil^cit  Derweigcru  föunte.  Werfern  bil^ctc  fid)  ein  flolseS  StanbcSbewußtfein, 

(93gl.  über  bie  Arbeiterfrage  befonberS  '§ij^e,  Sd)ujj  baS  fowol)!  in  wirtl)id)a|tlid)er  als  f itllid^^rcligiöfer 

bem  Arbeiter  JU^ln  1890;  S)erf.,  Art  Arbeiter-  Sejiclnmg  eine  mä^tigc  £c^uJ;>we]Ör  für  baS  2Bobl« 

frage,  im  StaotSlcjifon  ber  ©öncS^Öcfetlfd^aft  Deri^alten  ber  3unf tgenof Jen  war.  Auc^  war  bafür 


ti; 


Sociale  gtoge. 


45S 


&üt^,  ^  Im  Vleifler  bie  anbeten  burd^  feine 
CfOennad^  eibiüdcn  wib  itoblod  maifm  fonnte. 
^  frai^fildK  9lcüoIution  begnägte  jid^  ni^t  ba- 
sr.  Me  flR^btäu^  absufteUen,  bie  ftd^  aamAIig  in 
M  jvnftiwfen  etngefd^lid^en  ^tten,  fonbem  t)er> 
rdttir  mit  einem  Si^lage  bie  gonge  Organifation, 
^^  fo^  ftit  einem  So^oufenb  bcftai&cn  ^atte. 
Son  ^mnlrefa^  ouS  mad^ten  oie  liberalen  3been  bie 
Shm^bun^aOeCttlturionber.  9bfoIute®eti)erbc* 
fm|eü  wA  ^retjügigfeit  nnir  bad  SofungStoort 
>r  iifltoi  9ii4|tung.  3eber  S^fd^  lonnte  fein 
^tiif  im  ^anboeif  Derfud^en.  ^iergu  fam  nod^  ein 
^inrnncttr  iSegno:  beS  ^anbmertS,  bie  SRafd^ine, 
zri  {(bon  o6en  ouSgefubrt.  S)aö  ^anbnert  ift  in» 
<rl^  tMüon  in  ber  Sluflöjung  begriffen^  unb  üon 
des  Seiten  tönt  ouS  ben  ^nbtoerferfreifen  ber 
Sbif  mi4  fiootlit^  ^ilfe.  9luf  bie  gfroge,  ob  bem 
Oanbmtcf  nod^  gu  ^Ifen  fei^  antworten  bie  @o- 
culiften  mit  einem  runben  Stein.  @o  muffen  jte 
tTn  t^cem  Stonb^rnnRe  antworten;  toenn  alle 
9cDtadionSmitteI  nnb  bie  gange  !ßrobuction 
^wgcfcflf^aftet''  merben  f ollen,  fo  ift  für  ein  felb« 
laiMgei  (Hinbmed  ebenfo  menig  $(a|  mel^r  toie 
^zr  einen  felbpönbigen  SBauemftanb.  %ud^  oiele 
IrcnxIeR  ^(itifer  unb  SBirtbf^aftSlel^rer  ftnb  ber 
^imdü,  bie  Seiten  be§  ^anbtöerfd  feien  für  immer 
Mübex.  3nb€ffen  ift  biefe  Slnpd^t  gu  pefftmiftif d^. 
^BÜid^,  ton  bafi  ^robuciren  afö  bo9  eingtge  3itl 
MStet^fc^Kxft^ebend  anfiebt,  bem  fannber  Unter- 
(um  bc3  ^nbmertS  gleid^gültig  fein,  mag  aud^ 
c^  fo  Diel  ttKi^ted  menfd^li(|ed  @IM  unb  bürger- 
Jt^  tugenb  bomit  gu  ®runbe  gelten.  Slber  biefer 
einU^mnfl  ifl  falfd^,  unb  bie  3uhmft  beS  ^anb- 
aoH  ifi  feinc§n)egS  l^offnungdloS.  3)a8  bemeist 
^m  bie  X^tfac^e,  ba^  no^  b^ute  tro^  ©etoerbe- 
^isrit  m  S)eutf4(anb  bie  ^nbwerfer  mit  i^ren 
Ssge^örigen  aber  6  SRillionen  ouSmad^en.  2)a3 

Tl  OSip  b 


bie  »Untcrfud^ungen  über  bie  Sage  be§ 
öciibsofi&''  feitenä  bed  „fßtmni  für  ©ocialpoli- 
^  (ßrlpjifl  1895—1897,  9  «be.  über  ©eutfd^- 
.C8b,9b.  X  über  Oeßerreid^)  genügenb  barget^an. 
^1  gibt  aSerbing^  SrmerbSgmeige,  in  benen  bie 
Xmiitnc  b(d  ^nbtoerf  f d^on  gang  ober  faft  gang 
mbcosgil  bot,  unb  biefen  S^atbeftanb  mieber  um- 
loboL  |u  tooDen.  mdre  oergebtid^e  9)Hi]^e.  2)ie 
^igrlfc^miebe,  @tminer,  ^^rber,  SEßeber  unb 
f?:i9cnmad^et  finb  f(!^on  faft  gang  oerfd^mun- 
kn  unb  finb  n>obI  unrettbar  oertoren.  Sludft  bie 
toferfil^ebe,  @d^Ioffer,  Xifd^Ier  unb  @d^u]^« 
BJia  finb  ftorf  im  Studgange  begriffen.  S)a- 
^^  babcn  fi4  hit  ®en?erbe  ber  Sadfer,  gfleifd^er, 
Hänmu^  Sorbiere  unb  gfrifnire  unb  ber  Qeinen 
tou^onbrncrfer  Oraler,  Sad^bedter,  Sd^omftein- 
^  u.  {.  m.)  niii^t  nur  erhalten,  fonbem  (räftig 
sotrr  entnriifielt.  Sei  Dielen  ^nbmerfen  ift  über- 
boirt  iMgen  ber  öüti^tn  Snpaffung  unb  91n- 
tegmg  ber  !D2af4inenbetrieb  einfa^  auSge» 
Aijjfm,  j.  SB.  bei  tHxt  ÜRaurem,  lapegierem, 
!Ueni,  Doi^bedem.  @obann  ftnb  bem  ^anb« 
acTfr  au($  gonj  neue  ®eblete  erfd^loffen  Sorben, 
f  9.  m  ber  ^itfiaDation  Don  ®od-  unb  Sßaffer- 


toerfen,  in  ber  $]^otogra))]^(e.  Snblid^  toixh  aud^ 
baS  Jhmftbanbtoerf,  bei  bem  eS  ftd^  um  Sefriebi- 
gung  befonberer  ©efd^madSrid^tungen  unb  ))er> 
fonlid^er  fiiebl^abereien  l^nbelt,  nie  Derfd^ioinben, 
Oielmel^r  mit  ber  Verfeinerung  beS  (äef^maded 
el^er  gune^men.  SBenn  alfo  baS  ^anbnerf  fid^  gum 
guten  Xb^ile  nod^  erbalten  unb  fogar  meiter  entx 
midelt  fyit,  obn)o^l  eS  loebrloS  ber  freien  Son* 
curreng  ))rei3gegeben  mar,  fo  ifi  um  fo  mel^r  gu 
ermarten,  ba^  ed  erftorft,  loenn  ed  gefe^Iid^  ge« 
f(bü(t  tt)irb.  S)ie  @d^n)ierigfeiten  biefeS  gefe^Ud^en 
®äfn^  finb  nun  aEerbingS  ni(!^t  gering.  @d^on 
bie  SegriffSbeftimmung  bed  f^nbmerfg  bietet 
Sd^mierigfeiten.  Ob  jemanb  me^r  ober  toeniger 
®efellen  l^be,  mad^t  leinen  mefentlid^en  Unter* 
fd^ieb;  ebenfo  loenig  bie  Sßermenbung  ber  3Ra- 
fd^ine,  ba  mand^e  ßanbtoerYe  fc^on  beute  3J2afd^inen 
gebraud^eu.  9113  befted  audfd^Iaggebenbed  3sid^en 
bed  ^anbmerfS  bürfte  man  mobl  baS  SBonoiegen 
ber  ))erfönlid^en  Seiftung  über  bie  Xb^tigfeit  ber 
SOlafcbine  anfeben:  beim  gfabrilbetrieb  bient  bie 
menfdllid^e  Sirbett  ber  SRafcbine,  beim  ^anbmer! 
I^ingegen  unterftü^t  bie  äRafd^ine  bie  menfd^Iid^e 
Arbeit.  9tud^  bie  ^rbeitStbeilung  fann  man  als 
unterfd^eibenbeS  SRcrYmal  beS  gfabrifbetriebeS  auf- 
jieSen.  Stellt  ber  Arbeiter  allein  baS  ^robuct 
fertig,  fo  liegt  ^nbmerf  Oor;  arbeiten  aber  meh- 
rere gufammen  tn  ber  SBeife,  ba|  j[eber  nur  einen 
Zl^il  beS  ^robucted  fertig  fteOt,  [o  ift  bie|  eine 
Sabriftptigleit.  3n  93egug  auf  bie  gftage,  mie 
bem  ^onbmerl  aufgu^elfen  ift,  ftimmen  toobi  aQe 
tatbolifd^'conferoatioen  @ocialpolitifer  barin  über* 
ein,  ba^  bad  ^anbtoerf  organiftrt  toerben  mu|, 
ed  ^agt  fid^  nur,  ob  burd^  freie  ober  burd^  3^<ingS- 
innung.  S)a3  Slid^tige  bürfte  toobl  bie  3n)ang3* 
innung  fein,  inbem  ieber  ^anbtoerfer  gefe^Iid^  oer* 
pflid^tet  mnrb,  ber  an  feinem  Orte  beftebenben 
Innung  angugel^ören.  92a(b  ben  bisb^ngen  €r- 
fabrungen  genügen  bie  freien  3nnungen  nid^t, 
meil  gerabe  biej[enigen  ^anbmerfer  ibnen  fern 
bleiben,  bie  am  meiften  gur  ^ebung  berfelben  bei« 
tragen  lönnten,  aber  ibrer  am  menigften  bebürf en. 
SßemgflenS  foHte  man  bort  bie  S^oangSinnung 
burd^fubren,  mo  bie  SRel^rl^eit  ber  ^anbtoerfer  fte 
verlangt.  SDer  Staat  ift  gu  einer  fold^en  9Ra|« 
reget  bered^tigt,  meil  fte  gur  Srbaltung  eineS  gabl« 
reid^en  unb  toid^tigen  @tanbed,  oon  bem  bag  ®e« 
fammttoobi  abbangt,  notbtoenbig  ift  unb  aud^ 
oon  ber  IDlebrbeit  ber  ^anbtoerfer  bringenb  ge« 
forbert  teirb.  @oQte  bad  ^anbmerl  gu  ®runbe 
geben,  fo  märe  ha%  ein  weiterer  oerbängni^ooQer 
@d^ritt  auf  bem  SBßege  ber  Sermebrung  ber  un« 
felbftänbigen  Sol^narbciter.  gbenfo  entfd^ieben  alS 
Die  3tt>a»^9Sinnung  forbern  bie  ^anbtoerfer  bie 
einfübrung  bed  SBefabigungSnad^toeifeS.  92ur 
berjenige  fott  baS  §anbmerl  ausüben  bürfen,  ber 
baSfelbc  gelernt  unb  bie  SKcifterprüfung  üor  einer 
(au§  3nnung§mitgliebem  beftel^enben)  ßommif  fion 
beftanben  bat.  Saburd^  toürbe  bie  goncurreng  in 
etma  oerminbert  unb  ber  ^anbmerferftanb  mo« 
ralifd^  geboben.  ®ic  meiften  ^anbroerfer  ftnb  ber 


459 


Sociale  Sf^age. 


460 


Snftc^t,  ol^ne  bm  SBefäl^igungSnot^tDeiS  feien  oDe 
Serfud^e,  boS  ^anbtoer!  )u  l^ben,  umfonfi 
fkmb  in  ^onb  mit  ber  ßinfül^nmg  ber  Snnung 
vmiltt  bte  92eiu)rbnung  beS  Sel^rlingS«  unb  ®t» 

idlenmefenS  t)or  ftd^  gel^,  indbefonbere  ber  ®e« 
eHenprüfung.  @e]^r  Diele  ^nbmerfer  verlangen 
aad)  einfd^tönfung  be§  ^uftr^anbefö ,  Sefei- 
tigung  ber  3tDt{(^^ager  ^r  bie  Srjeugniffe  bed 
^lonbtocrfg,  foioeit  fte  Don  92i(^t]^nbtoerIem  ge- 
leiten toerben;  enblid^  bie  @rri(^tung  Don  ^anb« 
merfdfommem  ^ur  SBertretung  beS  ^onbtterfö 
gegenüber  ber  SRegierung  unb  ®e{e|gebung  burd^ 
©utad^ten,  SRotl^fd^Iage  u.  f.  lo.  3)ie  Innungen 
lönnten  leidet  mtd^  bie  gemeinfame  Sefd^affung 
Don  9^o]^[tof[en  unb  Wafd^inen  beforgen,  unb  gong 
befonberS  lie|e  ftd^  bann  ba§  SSerft^erungStoefen 
(jhanfenfaffen,  äEBittn)en«  unb  SiaifenDerforgung, 
^rbeitSDerjid^erung)  burd^  bie  Innungen  organi« 

äiren.  6ine  ©efal^r  jebod^  ift  mit  ber  Drganijation 
)ed  ^anbmerfS  unb  mit  2tnnungen  Derbunben.  t$af) 
überall  in  2)cut{d^Ianb  ift  l^eute  bie  9eD5tferung 
religiös  in  mel^rere  Selenntniffe  gefpalten.  @o 
ift  man  genötl^igt,  bei  ber  Sinrid^tung  ber 
Innungen  bie  ^Religion  au^er  ^ä)i  ju  laffen,  ja 
gerabeju  bie  Erörterung  rcligiöfer  ffragen  au8» 
gufd^liegcn.  ^olfi  m6)i  mit  Unred^t  befürd^ten 
Diele  Don  biefer  religionS-  ober  confefftonSlofen 
Organifation  eine  Segünftigung  bed  religiöjen 
3nbiffcrentiSmu8.  (93gl.  über  bie  ^anbioerfer- 
frage  O.  ®ier!e,  S)a§  beutfd^e  @enoffen{dgaft§- 
red^t  I,  »erlin  1868,  358  ff. ;  ©annenberg,  S)a8 
beutfd^e  ^anbiDcrf,  Sei^jjig  1872;  ©rofte,  Sie 
fcanbmerferfroge,  Sonn  1884;  ^i^e,  ©d^ufc  bem 
fHxnbioerf,  ^abcrb.  1883 ;  g.  3ägcr,  ®ie  ^anb- 
toerferfrage,  Serlin  1886—1887, 2  93be.;  ©tein- 
berg,  S)ie  ^anbioerferbemegung  in  S)eut{d^Iatü>, 
Stuttgart  1897;  ^efd^  553  unb  663  ff.) 

c.  3«  bcn  bcibcn  Dorgcnannten  ^fragen  fommt 
als  britte  bie  Agrarfrage.  3n  no(|  l^ö^erem 
©rabe  al§  ber  ^anbiocrferftanb  bilbet  ber  Saucm- 
ftanb  eine  feftc  ©runblage  ber  ©ejcUfd^aft.  6r  ift 
nod^  ftcutc  einer  ber  jal^Ireid^ftcn  ©tänbe.  9?adb  ber 
preufjijd^cn  Scruf§=  unb  ©cnjerbejälllung  Dom 
14.  3uni  1895  gcl^örtcn  Don  6644098  $au§- 
l^altungm  3331659  ju  ben  £onbtt)irt]6f<|aft§» 
betrieben,  b.  ^.  jebe  ämcitc  ^ouSl^oItung  in  Preußen 
ift  gu  einem  Xl^eil  i|rcr  toirtl^fd^aftlid^en  Sutereffen 
mit  ber  Sanbwirtljfd^aft  Dcrfnü))ft  Son  1882 
bis  1895  l^ben  fid^  in  ^rcufecn  bie  Sanbttiirtl^a 
fd^aftSbctriebc  um  291 463  ücrmel^rt.  3n  Defter- 
reid^,  gronfrcid^  unb  3talien  ift  ber  ^rocentfa^ 
ber  SaubbeDöIferung  nod^  gröfjer.  Sein  ©taub 
ift  ferner  fo  ferngejunb  an  Seib  unb  ©ecle,  l^ölt 
fo  ^ä\)  an  ber  Keligion  unb  ben  l^ergebrad^ten 
©itten,  miberftel^t  fo  aBen  Umflur^beftrebungen 
als  ber  Sauernftaub.  ©eäeid^ncnbertoeife  l^at  in 
®eut)d^Ianb  bie  ©ocialbemofratie  auf  bem  Sanbe 
faft  gar  feinen  Anl^ang  gcfunbcn.  gS  mu^  befe« 
balb  AUcS  aufgeboten  toerben,  um  ben  jo  mi(^=» 
tigcn  ©taub  ju  erl^alten.  S)aij  er  in  feinem 
Seftanb  emftlid^  bebrol^t  ift,  beweist  fd^on  bicl 


agrarif d^e  SetDegung,  bie  in  S)eutfd^Ianb,  Oeflec> 
reid^,  gftonlreid^  unb  3talien  bereits  feit  mehreren 
3a^rse]^nten  befielet  unb  forttoöl^renb  im  SBod^ 
begri^en  ift ;  eine  fold^e  ßrfd^einung  l&|t  fid^  mit 
fünftlid^er  lßer]^e|ung  nid^  genügenb  etfl&en. 
®aS  betoeist  femer  bie  tiefe  SSerfd^uIbung  bd 
fianbbeft^.  3n  $reu^  l^ot  bie  SBerfd^idbmig 
beS  @runbbeft|^  Don  1886/87  bis  1894/95 
ungeföl^r  um  1,5  SDtiQiarben  SRorl  gugenommen. 
3m  3. 1896/97  »urben  in  ben  Smibgemeinbc« 
unb  ©utSbegirfen  ^reu^enS  (ol^  ^o^enjoOent) 
79 133  Senftten  mit  einem  Sinfommen  Don  me^ 
als  3000  SKarf,  mit  einem  ©runbDermdgen  dob 
9,69  !DtiEiarben  unb  einer  ©d^enlaß  Dim 
3,44  9)Ziaiarben  nad^gemiefen.  2)ie  Sd^ulbcii 
betrugen  mitl^in  35,51  %  beS  ©nmbDermögeiiB. 
©ünftiger  liegen  bie  SSerl^altniffe  in  Saben,  m 
bie  IBerfd^uIbung  beS  93obenS  17,7  %  beS  ge- 
\ä^^im  unb  25,4  %  beS  ©teuerfa)ntaIU)ed$eS 
betrögt  (Dgl.  3a]^rbüd^  für  Ütationoldconoime 
unb  ©tatifttf,  3.  golge,  XI  [1896],  754).  2Ni 
SBürtemberg  ftnb  in  126  unterf ud^ten  ©emeinben 
bie  ^fanbf^ulben  Don  33,8  SMionen  SRaif  is 
3. 1874  auf  42,1  ^RiKionen  aRor!  im  3. 1884 
unb  47,5  aJtiUionen  matt  im  3. 1894  gcfttege« 
(3al^rbüd^er  ebb.  756).  2)aS  beioeist  enblii^  bk 
relatioe  %[bnal^me  ber  SanbbeDöUerung.  fMfxtt 
man  gur  lönblid^en  IB^öIferung  oQe  Orte  mit 
meniger  als  2000  &intt)o]^nem,  fo  gehörten  bei* 
fpielSioeife  in  granfreid^  im  3«  1846  Don  |e 
100  Sinmol^nem  75,58  gur  lönblid^n  unb  Hoft 
24,42  gur  ftöbtifd^en  »eDöIferung,  im  3. 1886 
bagegen  nur  mel^r  64,05  gur  länblid^  unb 
35,95  aur  ftöbtifd^en.  Slud^  in  Seutfd^lanb  l^obctt 
mir  eine  öl^nlid^e  Serfd^iebung.  9}on  100  Sin- 
tool^nem  lebten  im  3- 1871  in  Orten  mit  loenigec 
als  2000  ©eelen  63,9,  im  3.  1885  bagegen 
nur  mel^r  56,3  unb  enblid^  im  3- 1890  nur  me^ 
53,0.  yiaä)  ber  Berufs»  unb  ©emerbejol^Iung 
Don  1882  gel^örten  im  <E)eutjd^en  Sleid^e  41  % 
ber  93eDöIferung  bem  Hauptberufe  naä)  gut  Sanb« 
toirtl^fc^aft  (einfd^Iie^lid^  ber  pforffaoirtbfd^); 
nad^  ber  Berufs»  unb  ©emerbegöl^Iung  Don  1895 
bagegen  nur  mel^r  34  %.  ^Ifo  eine  befi&nbige 
^bna^me  ber  lönblid^en  93eDöI!erung  gegenüber 
ber  ftäbtijd^en.  SBäre  ber  3uf4anb  ber  Sonbnnrt]^ 
fd^aft  ein  befriebigenbcr,  fo  Uefee  fid^  biefe  SBon« 
benmg  Dom  Sanb  in  bie  ©tobt  nid^t  genügenb 
erflaren.  ©ine  ^auptquctte  ber  Ucbel  ijl  bie 
^Riebrigfeit  ber  $reijc  ber  lanbmirt^fd^aftlid^ 
^robucte,  namcntlid^  bcS  ©etreibcS,  bie  ibren 
@nmb  in  ber  auSlänbijd^en  Soncuneng  unb  in 
ber  Sntioertl^ung  beS  @elbeS  l^at.  ^iergu  fommt 
bie  juucl^menbe  SSertl^euerung  ber  5lrbeitSfrafte 
auf  bem  Sanbc.  9lber  aud^  ber  Sanbmirt^fc^ft 
ift  uod^  in  tttoa  unb  aHmälig  gu  l^elfen,  Sie 
^grarfocialiften  freilid^  l^alten  biefelbe  für  Der« 
loren  unb  rebcn  ber  Serftaatlid^ung  Don  @runb 
unb  ©oben  ober  menigftcnS  ber  ©nmbrente  baS 
SBort.  ^Inberc  Derlangen,  um  bie  greife  ber 
lanbmirtl^fc^aftUd^cn  ^robuctc,  befonberS  beS  ®e- 


461 


Sociale  Sroge. 


462 


tBette^nüxä  mit  bcm  %u8Ianb,  bamit  bet  Staat 
te  9aife  |U  (Sktn^  ber  Sanbtoirtl^fd^  auf 
brr  dfoibcrU^ai  ^51^  l^atten  tdnne  (Sntrafi 
AamlK  ^)aft  ifl  aber  rine  f odoliftifd^e  aRalregel ; 
■il  bcmfclten  Se^t  Bnnten  aud^  ^btoerfer  unb 
Stu^Ltatt  SifOify^  ^aianopoU  gu  tl^ren  ®unften 
einSobicot-  obetUnitoerfall^eUmittel, 
bcr  Sonbtoirtl^fii^ft  in  futaer  Sfrift  l^elfen 
bntt,  gU  CS  nw^l  iti^t,  man  mu|  fid^  alfo  mit 
Irimtii  S4ti|ma|regeln  unbXef ormen  begnügen. 
fiopt  ge^ct  iHit  Säcm  ein  mö^iger  6d^tt|)oO.  3n 
Ifli  ic|lDafli){fenen3a]^  »raren  bie  @etretbe))reif e 
ۥ  bcr  Scrlincr  Sfirfe  burt^fd^nittlid^  l^dl^  al8 
A  bcr  ^(knifcr^  9bno  ^orler  unb  Sonboner.  SDaS 
qt  1D0|C  bem  bcutfd^en  S^du^^II  )u  banlen.  Sin 
ottafd  ^Qftaittel  )u  (Sunften  ber  Sanbmirt^ 
M^  i$  du  eigenes  9lgrarre^t,  inSbefonbere  ein 
^offenbifi  Cibrei^t  2)a3  Srbre^t  mu^  ftd^  aQer« 
bingS  ben  bcfte^ben  Sitten  unb  Snfd^uungen 
iiBeft  SoIM  anbequemen ;  aber  im  ^lllgemeinen 
iüt  fid^  olfi  erunbfatf  auffteOen,  ba|  bod  (grb« 
a^  ock  Souem  bie  STUglid^teit  geben  mu^,  fein 
fhit  o^nc  aU§tt  fd^ere  Selaftung  in  feiner  gfa« 
■ilk  fo  crbalta.  SBie  für  anbere  Stäube,  fo  ifl 
Minnitfii^  für  ben  Souemftanb  bie  So>an^ 
^fä^ßiidiunqtia.ünf^.  Sud^inberSefteuerung 
fpfiic  oiif  Mf  f^er  gebrüdte  Sanbmirtbfd^aft  mel^r 
Sudfkbt  genommen  Serben.  Rubere  Wittel  gur 
^icftiam  bcr  £anbkDtttbf d^oft  ftnb  eine  beffcre  Od)- 
mig  bcS  end>itmefend,  SBerlebrSerletqterungen 
B.  hgL  Sin^  ßnnen  unb  f ollen  bie  Sonbmirtl^e 
ieOP  tmt^  9u8nu|ung  ber  neuen  ted^nifd^en  dv 
jmbmigni  unb  über^u))t  burd^  rationeOere  SBe« 
VQttffiiM^iing«  gan)  befonberS  aber  burd^  gegen« 
rrttiflt  Sctetnigung  unb  Unterftü^ung  t)iel  }ur 
t^tbung  i^  Sag$  t^un.  2)ie  fd^on  ie|t  fe^r  an- 
gfeuBfiiauicrt^  Sctjfaingen  ber  ..Säauemoereine" 
m  Seiitf41<>nb  toerben  feigen,  toenn  biefe  33er» 
ftae  a&m&fig  ben  gonjen  Sauemftanb  in  ftd^ 
anfm^üBcn  ttnb  ben  Iheifi  i^rer  Xl^tigleit  er- 
vntem  buxi^  Uebemabme  ber  SSerftd^erung  auf 
ttegenfrittglcttr  burd^  (Srünbung  t)on  2)arleben8> 
S^«  btnr^  gemeinfame  mol^IfeSe  Sefd^affung 
ton  SRnfd^titfn,  Sungmitteln,  guten  Sämereien, 
teoib  Stl^^ntng,  bur($  SBertretung  ber  3ntereffen 
te  £anbiDM^dbt^  gegenüber  ber  Stegierung  unb 
4kfc|grbmg.  S>ie  eigene  Xl^ötigfeit  ber  Sanb- 
tfixt$t  oitb  immer  baS  6r[te  unb  SBid^tigfte 
Uobea,  mie  not^enbig  aud^  bie  fiaatlid^e  SOtit- 
tüfe  tp.  SMringenb  ju  U)ünf^  m&re  ed,  ba| 
na  ben  Sanbmtrtben  mie  ben  ^anbmerfetn  eine 
figmr  offiddle  lEkrtretung  gäbe,  äbniidd  mie  bie^ 
Mira  in  Scfug  mif  ben  ^anbelSftanb  in  ben 
^bclttunmem  bet  Soll  ifl  3m  9Infd^Iu^  an 
jpU^  ftammcm  ne|c  ftd(  ttie&etc^t  oDmälig  eine 
Bettge(enbe  {»lüif^e  Snterefjenoertretung  an« 
kl^  In  ber  SBcife,  ba|  neben  ben  auS  aS- 
0EBenttr  WBä^l  ^ecKiorgegattgenen  ißolföDertretem 
m^bm  (oofyftfad^lid^^en  äntereffengruppen  eine 
olffni^aäbt  Scrtrrtung  in  ber  @efe|;gebung  ge- 


jid^ert  märe.  (Sgl  über  bie  Agrarfrage  t>.  Sd^r« 
Iemer-9(fl,  Sage  be«  Iänbli(^  @runbbefi|e8, 
amtnfter  1868 ;  Stol)),  (Sr^altung  bed  SBauem« 
ftanbed,  Berlin  1879;  ^tfyc,  t>.  SSogelfang, 
9tot]^menbigIeit  einer  neuen  ©runbentlaftung, 
SBien  1880 ;  S.  3äger,  Agrarfrage  ber  @egen« 
mart,  Berlin  1882— 1898,  4  Sbe.;  9^a|inger, 
Sie  Srl^altung  beS  SauemftanbeS ,  $reiburg 
1883;$ud^nberger[f.  0.].) 

2.  2)er  Staat,  beffen  mid^tigfte  fodalpolitifd^ 
Aufgaben  im  SBorigen  furj  angebeutet  fmb,  fonn 
butd^  feine  9)2a^regeln  nur  baS  äußere  ®efäge 
ober  gad^merl  ber  gefeSfd^aftlid^en  Organifatton 
liefern.  Ol^ne  ben  innem  belebenben  ®eift,  ol^ne 
ßmeuerung  ber  ®efmnung  bleibt  bidelbe  ftan 
unb  leblos.  S)iefen  neuen  (Seift  bec  ©efeQfd^aft 
ein^aud^en  lann  nur  bie  bon  Sl^riftuS  geftiftete 
ft  i  r  d^  e ,  meld^er  ju  bief er  il^  anoertrauten  bimm* 
lifd^en  Aufgobe  ))on  il^rem  göttlid^en  Stifter  alle 
eiforberltd^en  SRittel  gegeben  finb.  S)a}u  gehört 
oor  ASem  a.  bie  SBerfünbigung  ber  ^eilSlebre, 
beren  t)on  SbnftuS  befteUte  unfebibare  ^üterin 
bie  Stixä^  ifl  Sine  ber  ^auptqueUen  ber  b^tigen 
Uebel  iß  bie  ma^Iofe  @ier  nad^  irbifd^en  SBefijf 
gutem  unb  ©enüffen  als  bie  notbtoenbige  gfolge 
Dom  Sd^minben  beS  ddriftlid^  @IaubenS  unb  ber 
d^riftlid^en  Hoffnung.  S)aS  ^er)  oerlangt  nun 
einmal  mit  milbem  Ungeftüm  nad^  ®Iüd,  nad^ 
ooUfommener  unb  bauember  Sefriebigung.  ^ 
eS  aber  ben  Som))a^  beS  d^ftUd(|en  ®IaubenS 
oerloren,  ift  i^m  ber  Stern  ber  d^riftlid^en  Hoff- 
nung auf  ein  beffereS  ^enfeitS  nat^  ber  $Iage 
biefeS  SrbenlebenS  gefd^munben,  f o  mirft  eS  ftd^ 
mit  ungejügelter  ®ier  auf  bie  irbifd^en  ©enüffe 
unb  fu($t  in  ibnen  fein  ^er}  )u  befriebigen.  SS 
mirb  bie  ©lüdCIid^eren  l^neiben,  in  Armut  unb 
9)UBgefd^id  murren  unb  Hagen  unb  ftd^  mit  Sift 
unb  @emoIt  feinen  Antbeil  an  ben  ßrbengütem 
gu  oerfd^affen  fud^en.  So  entbrennt  ber  rüdtfid^tS- 
lof e  Stamp\  um'S  S)afein,  in  bem  ieber  ben  anbem 
aus  bem  gfelbe  )u  fd^Iagen  unb  feinen  felbftfüd^- 
tigen  Q^^i^  bienftbar  )u  mod^en  fud^l  9led|t 
unb  @ered^tigfeit  merben  mit  Sfü|en  getreten,  mo 
es  ungeftraft  gefd^eben  (ann.  ^ier  lann  nur  bie 
jfird^e  Reifen ;  baS  ift  i^r  eigentlid^fter  !93eruf ,  unb 
bejsbalb  verlangen  aSe  ftatbolifen  unb  au^  bie 
mabrbaft  conferoatioen  ^roteftanten  bie  ooUe 
gfreibeit  für  biefelbe.  S)ie  ffird^e  mug  ben  md 
beS  ^enfd^en  mieber  »on  ber  (Srbe  binauf  }um 
^immel  lenfen.  2)aS  abgebrofd^ene  focialiftifd^e 
Sd^Iagmort,  bie  jtird^e  motte  bie  Arbeitermelt  nur 
mit  einem  „SBed^fel  auf  baS  SenfcitS"  oertröften, 
ift  itoax  falf(b,  aber  bie  JHrd^e  mirb  bod^  immer 
an  erfter  Stelle  bie  SBabrbeit  oerfünben,  ba|  biefeS 
Seben  nur  bie  3eit  ber  Prüfung  ift,  auf  bie  eine 
emige  iBergeltimg  beS  ®uten  unb  beS  93ofen  im  3en- 
f eitS  folgt,  unb  baB  eS  mitbin  bie  erfte  unb  böd^ße 
Aufgabe  beS  SDtenfd^en  auf  Srben  ift,  burd^  bie 
Seobad^tung  ber  ©ebote  (S^otteS  unb  bie  !Rad^ 
folge  Sbrifti  fein  emigeS  ^eil  }u  mirlen.  Srft 
biefe  SBabrbeU  beUt  bie  bmtleln  Slätbfel  biefeS. 


463 


Sociale  ^rage. 


464 


£cbcn8  auf  imb  läjt  alle  S^inge  In  il^rem  »al^ren 
2Bert^  crfennen;  namentlich  jeigt  fie  uu§  bie  rechte 
IBebeuhing  ber  Setben  unb  SBefd^merben  biefeS 
fie6enS.  ^ud^  bie  Serf(f)iebenl^eit  ber  @tänbe  unb 
Sefi^gütcr  wirb  im  Sid^te  biefer  SBal^rl^eit  leidet 
üerftönbUd^.  S)ie  92eid^cn  unb  Firmen  fntb  auf 
einanber  angemiefen  unb  foQen  fid^  nid^t  al§ 
®egner  betrachten,  fonbem  al§  ftinber  be§je(6en 
^immlifd^en  9Sater§,  meldte  ju  bcmfelben  gnbjicle 
berufen  fmb.  ©ie  l^aben  gegenfeitige  ^^flid^ten  ber 
©ered^tigfeit.  ®ie  55[rmen  foUen  bie  S^ienft- 
Ieiftungen>  ju  benen  fie  burdd  Scrtrog  ober  red^t» 
mäßiges  ^erfommen  gel^altcn  finb,  treu  erfütten, 
fie  foUen  bie  9teid^en  n\d)i  bcnciben,  i^nen  md)i 
ungered^t  ba§  Sludge  entmenben  ober  gar  ju  ®e> 
loalt  unb  ^ufru^r  ij^re  3wPu^t  ncbmen.  ©elbft- 
t)erftanblid^  iji  e§  i^nen  ni^t  üenocigert,  nad^ 
SSerbeflerung  i^rer  Soge  ju  ftreben  unb  mit  allen 
erlaubten  5DHtteln  il^re  Ked&te  ^u  ocrfolgen,  unb 
ber  Staat  ift  oert)Pid)tet,  fie  —  bie  tt)irtl)jc^aftlid^ 
©d^roäd[|eren  —  in  i^ren  bered^tigten  ^^Infprüd^en 
gu  fd^ü^en  unb  5U  unterftü^en.  Sie  S^eic^en  l^in- 
gegcn  fotten  bcn  ®ienpboten  unb  ^^Irbeitem  ben 
geredeten  fiol^n  ni^t  oorentl^altcn,  fic  nidji  mit 
Arbeit  überlaben,  nid^t  leichtfertig  il^r  Ücben  unb 
i^re  @efunb]^cit  ber  ©efal^r  ausfegen ;  fie  f ollen 
il^nen  mit  ^ild[|tung  unb  äBo^lmolIcn  begegnen,  ba 
ne  ebenfo  gut  toie  bie  9tcid^en  JHnber  @otte§  unb 
Srben  beS  ^immelg  fiub.  S)ie  unucrfd^ulbete 
Sirmut  ift  je^t  feine  ©c^anbc  mel^r,  nacftbcm  ber 
@o^n  ® otteS,  ba  er  reid^  xoax,  um  unjcrctmiDen  arm 
geworben  ift.  gbcnfo  toenig  ift  bie^  bie  N^anbarbcit. 
S)a§  ^eibcntl^um  Derad^tete  fte  unb  I)ielt  fie  be§ 
freien  5Kanne§  unttJürbig,  K^riftuS  l^at  fie  burc^ 
fein  Seijpiel  gcabelt  unb  gefegnct  unb  boburc^ 
ben  ®runb  gelegt  jur  Sefeitigung  ber  ©flaüerei 
unb  5ur  SBIüte  be§  ^anbmerf§  in  ben  d^riftlic^en 
ßulturlänbcm.  —  %ber  nid^t  blo^  ^pid^tcn  ber 
®ered^tigfeit,  fonbem  aud^  ber  Siebe  fc^ärft  bie 
ffird^e  ben  !Reid[)en  ein.  Sin  gemeinfameS  ^anb 
merftl^ötiger  Siebe  foll  alle  SRenfd^cn  al§  ©lieber 
einer  großen  ®otte^famiIic  um)cf)iingen.  ®an-| 
befonberS  liegt  biefe  ^flic^t  ben  SRcid^cn  ob.  '!Raä) 
d^riftlic^cr  9luffafjung  fmb  bie  Meid^cn  fo5ufagcn 
bie  gottgefe^ten  SerttJalter  ber  irbifcijcn  ©ütcr. 
®icfe  foUen  in  Sejug  auf  ben  ®ebrauc^  irgenb« 
tt)ie  ^tten  gemeinfom  fein.  ®a8  ift  ni^t  fo  5U 
öerftel^en,  al8  ob  bie  SRcid)cn  nid^t  ttjalire  gigen» 
tl^ümcr  wären.  ©aS  gigentl^um  ift  nun  einmal 
notbttjcnbig  unb  befel^Ib  oon  ®ott  geiooUt.  5lber 
bie  Seid}cn  foUen  ttjcnigftcns  oon  i^rcm  llebcrpiiB 
gern  ben  Firmen  mittljeilcn  unb  gcrabe  baburd) 
bcn  ©enufe  ber  ®ütcr  in  etioa  ju  einem  gemein« 
fdöaitlirf)cn  mad^cn.  3e  größer  bie  9bt]^  ber 
Firmen,  um  fo  bringenber  ift  and)  bie  SJ,^fIid)t  ber  i 
SReid)en,  if)neu  bci^iuipringen.  (go  lange  ber  '^Irme ' 
genmb  ift,  fotten  il)m  bie  Meid^en  nad)  liUiglid)» ! 
feit  lo^nenbe  93efd)üftigung  geben ;  fann  er  nid)t  | 
me^r  arbeiten,  fo  f ollen  fie  \\)n  burd)  ^Imofcn. 
unterftü^en,  unb  jnjar  nid)t  im  ©eiftc  beö  §od}-  j 
mutl^eö ,  fonbem  in  bem  ber  ^od^a^tung  unb ' 


Siebe,  ©er  Sl^rijl  erblidt  in  bem  %rmm  S^jtul 
felbfi;  er  fpenbet  be^^alb  baS  ^Imofen  in  bs 
fci^onenbften  SEBeife,  bie  nid^t  befd^ämt  unb  tp 
bittert,  fonbem  jartfül^Ienbe  Siebe  oerröt^  imbniie 
linbember  93aljam  baS  nmnbe  ^erj  I^Ut  unb  d 
mit  feinem  Soofe  auSföl^nt.  SefonberS  toic^  ip 
ber  perfönlid^e  SSerfel^r  mit  ben  ^rmen,  bie  ptf 
fönlicj^e  2)ienftleiftung,  ju  ber  nur  bie  d^{ttu(e 
Sl^ritaS  beföl^igt  ©ro|artig  ift,  xoa^  bie  ftii4e 
auf  biefem  ©ebiete,  3.  3).  burdd  bie  ja^lieii^ 
Sßincen§-  unb  glifabet^noereine,  t^ut  —  Sie 
ffird^e  leiert  nid^tblog,  fonbem  b.  fie  fpenbeton^ 
bie  oon  Sl^iriftuS  ben  ^lenf d^en  ennorbene  ©nobe, 
bie  }ur  ^Befolgung  ber  d^riftlid^en  Sc^re  nöt^ig  i^ 
unb  leitet  biefelbe  burc^  bie  Jtanole  ber  ©ocn* 
mente  in  alle  Jheife  ber  ©ejeUfc^aft.  So  |ii(  ber 
fatl^olifd^e  Sleru§  unb  Orben§)lanb  infolge  bd 
SolibateS  beftönbig  auS  allen  Sd^ic^ten  bei  3^ 
fettfc^aft  ergönjen  unb  fortmal^renb  mit  ben* 
felbm  in  93erül^rung  bleibm,  fo  bilben  fie  eil 
möd^tiged  Sinbeglieb  ^mifd^m  ben  Derfc^iebcRai 
Stäuben  unb  tragen  fel^r  oiel  baju  bei,  bie  fc^j^ 
©egenfä^  auSjugleid^en.  Sin  guter  @eeIforgrr 
ift  in  einer  fat^olifc^en  ©emeinbe  mie  ein  gunr 
^irt  ober  tt)ie  ein  IBater  unter  feinen  ffinbem.  So* 
mol^l  in  geiftiger  al3  in  leiblicher  Se5ie^ung  foigt 
er  für  bie  Snterefjen  ber  il^  ^nDertiauten,  leitrt 
fie  an  jur  ^rbeitfamfeit,  TOäfeigfeit,  ©jxnr^mlrit, 
©ered^tigfeit,  9Mc^ftcnliebe  unb  Sd^tung  Dor  bct 
red[|tmä^igen  ^uctoritöt,  unterftü^t  fte  in  ber 
3loi^  burd^  SRatl^,  Smpfel^lung  unb  9Unu)^ 
2)er  äBeltclentS  ^t  bie  ^flic^t,  fein  einfonuM 
aus  bem  @eelforg§amte,  fomeit  er  ed  nic^t  31Q1 
eigenen  ftanbeSgemößen  Unter^It  gebrauch,  ]i 
frommen  3ivedEen,  befonberS  }ur  Unterftüjpmg 
ber  ^Irmrn  p  oermenben,  unb  er  lommt  im  M* 
gemeinen  biefer  $flic^t  gemiffenl^ft  noc^  Sk 
£rben§leute  l^aben  um  ber  Siebe  S^rifh  nnfln 
^lle§  in  ber  SBelt  oerlaffen,  um  in  ^rmut,  ffenY> 
l^eit  unb  ©el^orjam  fid^  ganj  bem  S)ienf)be  @otnl 
unb  bem  geiftigen  unb  leiblid^en  SQBo^Ie  i^ 
DJ^itmenjdfien  ju  tt)ibmen;  i^r  Seifpiel  ijl  eine 
berebte  Srma^nung  für  unfere  genu^füd^tige,  ^ 
gierige,  unbotmäßige  SBelt.  Siel  nrirfen  bie 
CrbenSleute  ferner  jur  Srl^altung  bed  d^rijtli^ai 
©laubenS  unb  SebenS  burd^  äBort  unb  S^i^ 
bejonberS  burd^  9)?iifu)nen,  S^ercitien,  ^ßrdigö, 
©cid}tl|ören,  3ugcnbunterrid^t  u.  bgl.  Sieben  biiiif 
geiftigen  Xljätigfeit  entfaltm  bie  fat^olifd^mOitai 
eine  aüjeitige  unb  allgemein  anerfannte  S^otigfnt 
auf  bem  ©ebiete  ber  leiblid^m  99ann^er§i^ 
S^ie  fatl)olijd[|e  j{ird}e  jä^lt  mel^rere  ^unberttou^ 
CrbenSleute,  unb  Oon  bief en  mibmet  fid^  biegn^ 
^2el)r3a(}l  ben  SBerfen  ber  iBami^gigfeit  äi 
Sienftc  ber  ßranfen,  ber  Spileptifd^en,  ber  3n* 
unb  ^löbfinnigen,  ber  ^Iteräfc^mac^m  uiü)  3ta* 
Daliben,  ber  Sinbelfinber  unb  SBaifm,  berSttfijh 
linge,  ber  gefallenen  ÜJ^öbc^en  iL  f.  m.  9}ick  \aifai 
bie  ßtnber  ber  ^Imien  in  ^äuSlid^en  SBernd^tmigm 
ober  in  ^anbioerfen  5U  untermeifm;  bieDonSom 
9)oSco  gegrünbeten  ^^Inftaltm  für  orme  tuA  Kn* 


465 


Socinianet. 


466 


«OitloSte  aUib«  (f.  b.  Srt.  ealeponer)  untcr- 
tiAtm  )(l^i4  mcl^e  ^unberttaujenb  ffinber  in 
vfi|Li^  ^nbtDeitnu  @o  gibt  ed  faft  feine  9lot^ 
n^  trin  eiaib,  fut  tDeld^e  bie  fatl^oIifdSie  iHrd^e 
nd^  datn  eigenen  Orben  gut  Stefle  l^ötte.  Unb 
Me  Oä«iSleutc  loibmen  ftd^  nid^t  tttoa  6Io| 
feitDetltg  unb  t^ioeife  bem  3)ienfte  ber  Sinnen 
»b  ihsnhn»  fonbcm  l^ben  SQeS  in  bet  Sßelt 
>Kiaf}a^  um  ^d^  gang  unb  unget^eilt  bem  Sienfte 
C^tifli  in  feinen  leibenben  ^Hebern  §u  loeil^. 
Su  viel  ttuiben  bie  Orben  erft  mitten  gut  9e« 
^Rtignng  bct  fociokn  9lotl^,  toenn  fte  ^ei  unb 
mg^emmt  fid^  entfalten  unb  il^rer  Zl^dtigfeit 
tltiigai  Bunten !  (SBgL  über  bie  fociale  Xl^tig- 
Iiit  Der  SHsdtt  %  SIbertuS,  2)ie  SocialpoIiKt  ber 
ffttd^  XegoiSburg  1881 ;  Sd^ei^,  2)er  glerud 
Brib  bie  fodole  ^rage,  ännSbrud  1884;  S.  D. 
(MUttrfleni^  SBinfrieb  ober  baS  fociate  SQBirfen 
hr  fiix^,  Zrier  1890;  ^etnrid^,  S)ie  fociale 
SifSl^tgung  bct  flird^e,  SBerlin  1891 ;  $.  $efd^, 
£tc  SBo^^gfeitSanfiatten  ber  d^rifil.  Samt- 
hetiiqfät  in  SBicn,  gfreiburg  1891;  9.  SrüU, 
liL  Sociale  SefDtmbefitebungen,  fotl^otifd^e,  im 
«^onbmiyrtntn^  ber  StoatSlDiffenf duften"  V, 
750  ff«  lieber  baS  fodole  SBirten  beS  et)angeli- 
ttfu  Scbnutniffc«  Rubeln  Stöder,  ei^nftlid^- 
fxiale  Strien  unb  Suffä^e,  Sielefelb  1885; 
48,  II^Il^Gni^  S>te  d^jU.  StebeStl^atigfeit,  @tutt- 
^  18a2--1890,  8  »be.;  ®.  U^II^om  unb 
C.  QousiBorten,  9rt.  Sociale  9leformbeftte" 
Isngni«  ctHxngtlifi!^ ,  im  „f^anbtoörterbud^  ber 
aaatfnnffaif^Qftm"  Y,  758  ff.) 

£i(  Siteratut  über  bie  gange  fociale  gfrage  ift 
fiie  f^  mtfigebel^nte  unb  toäd^t  t>on  Xag  )u 
iog.  9u|cr  ben  fd^on  im  Zeit  angeführten 
Bctfen  frim  tiod^  enoäl^nt  fjfr.  $i|^e,  S)te  fociale 
9tagf.  ^kxbfxbom  1877;  S)erf.,  S)ie  Ouinteffen} 
bct  jodolm  Stage,  $aber(om  1880;  SDerf., 
hpital  unb  Srbdt,  ^abetbotn  1881;  @.  t). 
t^ertlinfl^  Viifia|(e  unb  Keben  focialpolitifd^en 
9n^«  Stttbisre  1884 :  %.  3R.  ilBeig  0.  P., 
Socittle  $tnge  uidi  fociak  Otbnung,  gfteibutg 
1892  (9)wlügte  beS  S^tiftent^umS  lY);  ®. 
«a|m0ft»  Z)ie  SoIKioirtMd^aft  in  i^ren  fittlid^en 
Oxunblogen^  grreibuig  1895 ;  S)ie  fociale  gfrage, 
Wemj^  biot^  bie  «Stimmen  aud  ÜRaria-fiaad^}", 
fNbotS  1895  ff. ,  bisher  11  ^efte ;  2)et)aS, 
(»ntnbf&|(  bct  SoHsmirt^fd^aftSlel^e,  fiberf.  u. 
karidtrt  üon  ttämf^t,  greiburg  1896;  An- 
tdiae  S.  X,  Cours  d'öconomie  sociale,  Paris 
1S96.  [33,  (Satl^rein  S.  J.] 

$fdsfanm;  STKtglieber  einer  antitrinitarif^en 
6edr  im  1&  da^unbert,  tragen  i^ren  Flamen 
MO  ^außud  6ocinu8,  beffen  Oldeim  Sö- 
Üii4  6o<innd  nur  infofem  mit  ber  fociniani- 
^  9etor0ttiig  in  SBerbinbung  gebrad^t  tottim 
bm,  als  ^  SIeffe  fid^  l^au^tfd($Iid^  nad^  feinen 
6bifim  grNIbrt  ^otte.  S)er  ältere  Socinud  mar 
152:9  m  6ima  aI8  Sprößling  einer  Dome^men, 
}fim  OD  14.  3a^uttbert  blfil^enben  gamiHe 
poomi    berät  SRUglieber  fid^  befonbetS  auf 


bem  ®ebiet  bet  SutiSptuben)  auSgegetd^net  litten. 
Sud^  et  mibmete  fld^  anfönglid^  biefen  @tubien, 
mutbe  abet  butd^  bie  teligidfe  Setuegung  betSeit 
)ut  X^eologie  l^ingefu^  unb  geriet)^  infolge  fei« 
net  ffe))tifd^en  Veranlagung  balb  auf  Stitoege. 
9)2it  21  äabtcn  teiSte  etnod^  Senebig  unb  fd^eint 
auf  biefet  SReife  mit  ben  antittinitatifc^en  93et- 
fammlungen  ju  Sicenga  befannt  gemotben  gu  fein. 
S)a  in  Italien  namentlid^  feit  ben  Dietgiget  3o^" 
ten  bed  16.  gQ^t^unbettS  bie  teligiöfe  Semegung 
jitenge  niebetgel^Iten  mutbe^  t)erße|  SöIiuS  fd^on 
1547  fein  9)aterlanb  unb  reiste  butd^  ®rau- 
bünben  nad^  3ärid^,  mo  er  ftd^  ]^au))tfad^lid^  an 
SuOinger  (f.  b.  9Irt.)  anfd^Io^.  ein  unftöte« 
SBonberleben  btad^te  ben  untul^igen  Sflann  mit 
betfd^iebenen  ^öu))tetn  bet  9tef otmationSpatteien^ 
ein  längetet  Sufentldalt  in  SBittenbetg  aud^  mit 
SReland^t^on  u.  ^.  in  SBerül^tung.  iBon  (e^tetem 
bem  ffönig  SigiSmunb  II.  Don  $oIen  (f.  b.  ^Jltt. 
2)iffibenten  HI,  1858)  em|>fo]^Ien,  teidte  et 
1551  bortl^n,  um  aud^  bie  bottige  reformato« 
rifd^e  Semegung  fennen  )u  lernen.  3n  nod^  nöl^ere 
Sejiel^ung  trat  er  gu  biefet  auf  einet  gmeiten 
|)oInifd^en  Steife  im  %  1558.  Sin  iBetfu(|[,  fein 
S^milienoetmögen,  beffen  fid^  bie  ^n^uifition  in 
6iena  bemäd^tigt,  toiebet  ju  etl^alten,  blieb  etf olg- 
lod.  Son  1559  an  lebte  Söliud  in  3ütid^,  mo  et 
fd^on  1562  in  bet  9Ifite  bet  ^it  ftatb.  %xi>% 
abmeid^enbet  Snftd^ten  l^tte  et  ed  in  fttittigen 
iJragen  oetftanben,  |id^  öu^erlid^  bet  ^ertfd^enben 
))toteftantifd^en  Stnftd^t  an}ubequemen,  maS  ^d^ 
aud^  in  feinen  oetöffentlid^ten  Sd^tiften  }eigt 
(DialogOB  inter  Calvinum  et  Vaticanum; 
Mini  Celsi  Senensis  De  haereticis  capitali 
Bupplicio  non  afficiendis ;  Dissertatio  de  sa- 
cramentds  ad  Tigurinos  et  Genevenses) ;  ba* 
gegen  f ptad^  et  in  ben  bintetlaf[enen  9Ranufcti))ten 
fd^ätfet  feine  Slnfid^t  übet  Xtinüöt,  Sotetiologie, 
@actamente  unb  SSd^atoIogie  au8.  3n  feine  €n« 
fid^ten  l^atte  fid^  fein  Steffe  g  a  u  ft  u  8  ganj  l^inein- 
gelebt.  ßt  toat  1589  ju  Siena  geboten  ald  bet 
^ol^n  Don  SöIiuS'  ältetem  93tubet  ^lepnbet  unb 
müttetlid^ctfeitd  Detmanbt  mit  bem  betü^mten  ®e' 
fd^Ied^te  bet  ^iccolomini.  %vx%  DettoaiSt,  geno^ 
gfauftuS  eine  nad^Iäfftge  ßtgiel^ung  unb  ebenfo 
ungenttgenben  ^ugenbuntettid^t,  beffen  Sfiden  et 
tto^  glönjenbet  ^Begabung  bod^  nie  gang  auSju« 
fallen  Detmoc^te.  ^em  SBeifpiete  bet  ^l^nen  fol- 
genb,  mibmete  aud^  gfauftuS  fid^  9lnfang8  bet 
»ed^tsmiff enf d^aft^  befd^äftigte  ftd^  abet  balb,  tl^eifö 
aus  eigenet  Steigung,  tl^eilS  butd^  feinen  O^eim 
Detanla^t,  mit  tl^eologifd^en  gftagen.  Sie  im  3. 
1559  übet  feine  gfamilie  oerl^öngte  Setfolgung 
bet  änquifition  jmang  il^n  gut  gflud^t  auS  bem 
93atetlanbe.  St  ging  nad^  S^on  unb  Don  bott 
auf  bie  jhinbe  üon  bem  Xobe  feines  ObeimS  1562 
nad^  3ütid^,  um  beffen  l^intetlaffene  ^apiete,  füt 
ibn  ein  bftbaret  ©d^a^,  in  ©id^erl^eit  }U  bringen. 
SBie  meit  biefe  ^apiete  gleid^  in  bet  etften  @d^rif t 
Explicatio  primae  partis  primi  capitis  Evan- 
gelü  Joannis,  meldte  gfouftuS  fd^on  im  %  1562 


467 


Socinianer. 


468 


anonym  Deroffentlid^te,  SBermertl^img  fanben,  lögt 
fid^  nW^t  bcftimmcn.  S)ie  näd^ftcn  jtoölf  Sa^te 
(1562—1574)  oerbrac^tc  gfaufluS  am  §ofc  be8 
i^n  l^od^f^Q^ben  ^cr^ogd  t^ranj  be'  Stebici  5u 
^ren),  gang  in  bte  Unt^ötigfeit  bed  ^oflebend 
Derfunfen,  toie  er  fpäter  flagte.  2)oc^  t^erfagte  er  in 
biejer  Seit  eine  fleine  tl^eologifd^e  ^b^anblung  De 
sacrae  Bcripturae  auctoritate.  S)er  S)rQng 
nod)  freier  tl^eologifc^er  ^or jd^ung  veranlagte  il^n, 
ol^ne  nad^gefuc^te  Sntlafjung  greuben  unb  S^ren 
bed  ^oflebend,  ia  felbft  ba§  9}aterlanb  ]^eimlid(| 
»t  Derlaf Jen.  Sr  begab  fid^  nac^  %a{el,  too  er  im 
93er!e^re  mit  älteren  93c!annten  an  ber  toeitem 
^uSbilbung  feine§  (S^ftemS  arbeitete.  3n  biejer 
3eit  entftanben  ^tuei  feiner  bebeutenbften  3Ber!e: 
De  Jesu  Christo  Servatore  unb  De  statu 
primi  hominis  ante  lapsum.  SDhtten  in  biefer 
§:ptigfeit  traf  il^n  1578  bie  Sinlabung  Don 
9)lanbrata  (f.  b.  %rt.)  nad^  Siebenbürgen  ^ur 
Sete^rung  beS  ^onaboranten  3)at)ibiS  (f.  b.  Slrt.), 
bie  i^m  aber  nid^t  gelang.  S)er  tuegen  be§  ge- 
maltjamen  Serfal^renS  gegen  le^tem  auSbred^enbe 
^aber,  fomie  eine  im  £anbe  mütl^enbe  ^eft  be* 
ftimmten  gauftuS,  (Siebenbürgen  ft^on  1579  wie- 
ber 5u  Derlaffen  unb  nad^  ^olen  ^u  gelten,  ^ier 
voax  er  nun  bis  gu  feinem  Sobe  unermüblic^ 
t^ötig,  bie  t)erf(^iebenen  3)ifferen5en  unter  ben 
Unitariem  au§5ugleid^en  unb  aUe  ^rteien  5U 
einer  großen  @emeinfd^ft  ju  vereinigen.  3^^ 
tt)urbe  i^m  anfönglid^  toegen  Sermcrfung  ber 
SBiebertaufe  unb  anberer  anabaptiftifc^en  @runb* 
fä^e  bie  ^ufnal^me  Dertoeigert,  allein  er  mirfte 
treuem  unermüblid^  in  S&^ort  unb  Schrift,  auf 
@pnoben  unb  in  Unterrebungen  für  ben  Unita- 
riSmuS  unb  l^tte  fd^liegUc^  bie  @enugt^uung, 
feine  Zl^ötigfeit  mit  Srfolg  gefrönt  gu  fel^n.  fßox 
Mem  tourbe  bie  anabaptiftifd^e  9iid^tung  auf  ber 
@9nobe  5U  ätaforn  1603  auSgemerjt,  unb  aud^  in 
anberen  ^^.^unften  fanben  @ocin§  ^nfic^ten  immer 
großem  ^21nflang.  Sr  b<2tte  sunöc^lt  in  llrafau 
^ufentl^alt  genommen,  ücriieg  e§  aber  1583  toxt^ 
ber  au§  ^md^i  vor  poIitif(^en  Verfolgungen  unb 
fiebelte  fic^  in  einem  na^cn  2^orfc  an.  öicr  ^ei» 
ratete  er  bie  3:ocI)ter  bc§  abcligen  Sorfbcfi^crS, 
moburc^  er  bebcutenben  SinfluB  unter  bem  pol- 
nift^en  ^bel  gcmann.  Snr  3. 1585  fc^rte  gauftuS 
nac^  jhrafau  gurüdf,  von  tvo  er  1588  bie  vS^iwbe 
}u  Sreft  in  Litauen  bciuc^te,  bie  feinen  Sinflug 
auf  bie  Unitarier  bauenib  befeftigte.  ginige  äa^re 
f))äter  (1594)  mürbe  gauftuS  iSocinuS  von  einer 
%TUp\it  mmäx  t^ätUd^  migbanbelt  unb  1598 : 
am  ^immelfabrtStage,  ba  er  franf  gu  9)ette  lag, 
von  Jhafaucr  @tubentcn  überfallen,  b^lbnadt 
burd^  bie  8tabt  gcfc^Icppt  unb  nur  burd^  bad 
(ringreifen  eine§  UnivcrfitälsprofcijorS  vor  ber  be« 
abfi^tigten  ßrlrönfung  in  ber  Sli^fid^fcl  gerettet, 
^ä^rnib  biefeS  SumuIteS  mürben  alle  £(t)rif> 
ten  unb  9)üd^er,  bereu  man  in  feiner  Si^ob- 
nung  l^abl^ft  iverben  tonnte,  auf  ben  93tarftp[a^ 
gefc^leppt  unb  bort  Verbrannt.  Unter  benfelben 
befonbcn  ftd^  mand^e,  bereu  SiBiebererlangung 


@ocin,  mte  er  fagte,  mit  bem  Seben  tdauft  Ifiait, 
fo  namentlid^  eine  @d^rift  gegen  ben  ^t^dnniL 
SfauftuS  fanb  nun  eine  3ufiu4|t  in  bem  Sotfe 
Suclamice  in  ber  9ta^  ftrafau'd,  too  et  ob 
3.  anöra  I6O4  ftarb.  3)ie  ia^lmd^  SSecIe  bd 
vielverfolgten  9){anned  mürben  von  feinem  Ke^ 
3Bi§3omat9  gefammelt;  fte  füllen  bie  jtDdei^ 
Sönbe  ber  Bibliotheca  fratnim  Polononm, 
Irenopoli  1656  (aud^  imter  bem  £itel  Famti 
Socini  Senensis  opera  omnia  in  duos  tonM 
distincta).  92eben  vielen  polemifd^  @<^ifn 
unb  jal^treid^en  IBriefen  (Biblioih.  I,  859  sqq.) 
finben  fic^  SQSerfe  bogmotifc^en  unb  e^egetif^ii 
SnbalteS;  }u  nennen  fmb  aiiger  ben  bereits  » 
mahnten  bie  Praelectiones  theologicae,  {i^ 
fagen  bie  Loci  beS  @ociniani3mu8  (unvolIeiM); 
bann  bie  ^au^itfd^rift  @ocin8:  Ghristiaiitt 
religionis  brevissima  institntio,  per  inter 
rogationes  et  responsiones ,  quam  vulgt 
catechismum  vocant  (Biblioih.  I,  651  sqqOi 
gleid^falltf  unvoüenbet,  bie  SSorlage  für  benfp^ 
9tafom'fc^en  ftated()i§mu8.  3)a8  UxÜ^  ite 
gfauftuS  @ocinu§  ift  verfd^ieben  ausgefallen,  a 
^erbften  von  feinen  ort^obo£«proteftanttfd^6cr 
nem,  bie  il^n  ald  einen  @enbUng  bei  ^öDe  oi" 
fal^n.  S)a^  er  mit  feinem  ^erfe^ben  SIcpticil* 
muS  unb  oberflächlichen  StationaßSmuS  bie  gniF 
bamente  beS  S^riftentbumd  untertoü^Ite  unb  {d 
von  aüen  Sleformatoren  am  beftructivften  urixBi, 
geben  felbft  feine  SBerel^rer  ^u.  2)er  antittiin- 
tari§mu§  ift  übrigen^  bie  logtfc^  Sonfequeiq  bff 
^Reformation  beS  16.  Sal^rbunbertS.  92ad^  bie 
9ieformatoren  bie  firc^lid^e  ^uctorttot  jerfc^ogn 
unb  auf  religiöfem  @ebiete  bem  Subjectimlml 
freie  99a^n  gcfd^ffen,  mar  eS  ein  ebenfo  inoNH 
fequenteS  alS  vergeblic^edSSeftreben^  ber  lefigiöim 
Steuerung  miSfürlic^  ©renken  gießen  unb  bie 
eigentlich  tbeologifc^-d^riftologifd^  Dogmen  n* 
verönbert  von  ber  fat^Iifc^en  JHrd^  ffttSbo' 
nel^men  )u  moQen.  &  fonnte  xii^t  fe^Ien^  bii 
mebr  fpeculativ  veranlagte  (Seifter  bei  Mifer 
3nconfe()uen3  nic^t  fte^en  blieben,  fonbem  öf 
(ärunb  bed  aufgefteaten  ©ubiectiDitatSprindyl 
5ur  Sefömpfung  auc^  biefer  Se^ä^  unb  bi> 
mit  bis  5ur  9tegation  bed  S^riflentl^uinft  fnl* 
f d^ritten.  @o  zeigten  ftd^  benn  auc^  \d^ün  in  bn 
Stanmilänbem  ber  Steformation,  in  Se^f^bob 
unb  ber  (Sd^mei) ,  alSbalb  antitrinitarifd^  9c> 
gungcn,  vertreten  iwcä)  Snönner  »ie  ^^,  StA 
^au^,  3ob.  Sampanug  u.  %,  »ö^nb  bie  Sei^ 
treter  fold)er  ^mmgcn  in  Stalien,  too  ber  Qrta 
burd^  bie  S^enaif jance  für  bie  religidfe  9teixnn| 
l^inlänglid^  vorbereitet  mar,  boc^  bei  ber  (8cf# 
im  eigenen  Saterlanbe  meifienS  aufiioärtt  üm 
3upud^t  fud^ten  unb  bamit  für  atibere  SfiHber 
rütjrigc  ^Igitatoren  mürben,  fo  Slonbrata  in  6k* 
benbürgen,  t^uftuS  Socinud  in  ^len.  Snl 
le^tern  crbielt  ber  UnitariSmuS  einen  bebentewhci 
^;)luf jc^mung  unb  gelangte  fogar  ju  einer  gdviila 
3)lüte.  $alb  nad^  SocinS  3:obe  erf^ien  (1605) 
ber  von  i^m  in  ®emeinfc^ft  mit  feinem  grambc 


469 


@ocinianet. 


470 


StBtffiM  MMdNxttttte  (Refatt  unb  gto^)  fogen. 
«fldtenr^  SteM^ttmuS  in  polnifd^  @ptai^t 
•V  taute  b.  9rt  e^tnboHfd^  Süd^).  Statoto, 
Ott  oft  1569  gtgrfinbete  6tabt  ct^b  ftd^  tafd^ 
a  giolrt  Stät  unb  tmtrbe  boft  etgentlidder 
<cBbQlil|  bcS  @ocmiantStnu8,  boS  f  ocmiantf  d^ 
Btttcnbag  ober  ®cnf.  Ultfi^Iui^  t)erfammelte 
^  ^  Mt  QcneralfQnobe,  gufammengefe^  auS 
iteBfliitai  Qktj&^en,  9eltcflen  unb  Siaconen 
tafociiiifliti1<^(Bememben.  Unter  bet  @enetal- 
liB0be  ponbcn  bie  ^ßorKctdorf^noben  einselner 
Üejizb.  3ki8  gu  Stab»  gegtflnbelt  ®9mnQ{lum 
Mbde  fUb  balb  )U  einer  tdrmlid^n  ^od^f^ule 
Ol .  OB  ber  tiU^tige  SRannec  ttnrtten  unb  aus« 
Mi4>Bfte  <Bei])It(^  l^on0ebtß)et  tourben,  bie 
«nenffiil^  iurSScberung  beS  SocinioniSmitS  bei* 
ftnyoL  S^  bitfen  J^erüortogenben  Socinionem 
{flltoi  bcr  \i^  genannte  Solentin  Sd^malg 
otf  Oot^a  (gefL  M  $rebiger  unb  £e^er  in  SRo- 
I»  1622),  ergiebiger  |>oIemifd^er  Sd^nftMer; 
SoffBom  9ölUi  oud  ®rimnui  (geft.  1618),  ber 
1585  imn  6oriniamdmu8  übertrat  unb  fi^  old 
iitoeatger  <Se^  @ocin8  beffen  befonbered  3u* 
tamm  cnmirb,  Skrf ajfer  einer  (9 jtemotif d^en  ^Sxvc 
fldlting  beS  focbtiant|d^  Sel^begriffS  De  vera 
refigioM  oon  fofi  f^mbolifd^m  ^2lnfe^en  (l^erauS- 
fogäcn  1104  feinem  Xobe  Don  Sol^.  CreU,  Statom 
1630);  e^itopt  Oftorobt  au8  ®o§Iar  (geft. 
1611),  1585  in  bie  unitarifd^  ®emeinf<i^ft  auf- 
mommm,  ^outrtfäf^Iid^  Vertreter  beS  anobaptifti- 
ikn  (Sanmteft^  bod  er  in  Derf d^iebenen  Sd^riften 
kiboifc^fitb  Mt^eibigte;  ^ieron.  aRoSfor- 
§o»iri  (g^  1625),  feit  1595  SRitglieb  ber 
Omtoricr,  ber  eine  an  ben  potnifd^  ftMg  unb 
Ccnoi  8fri<ltl<te  ^V))oIogie  ber  ©ocinianer"  Der- 
fo^:  do^ami  Stell  auS  detme^^eim  in  t$ran- 
fm,  jA  151S  ^feffot  in  Slotom,  1616  »ector 
ber  bodtgm  6(^Ie  (gefL  afö  $rebiger  bafelbft 
16S1)^  ein  aberottfi  fru^tborer  S^ftfteQer,  beffen 
Secfle  ben  HL  unb  IV.  Sanb  ber  Biblioiheca 
frstcPoIosu  fallen;  3ona8@d^Iid^ting,  ^eb. 
1592  nab  in  jRoIoio  erlogen,  ber  alS  rül^ger 
l^ftd  bcS  €ocinianidinu8  in  $oIen  unb 
eietaiMfargai  tvirfte.  S)e«  ledern  1642  lateinifd^ 
mf oiteS  fociniontf  d^ed  ®laubendbelenntni|  tourbe 
1617  auf  aSefie^I  beS  Steid^tageS  }tt  SBarfd^ou 
ta^  C^cnffetf  ^onb  Derbrannt  tro|bem  aber  in'd 
Bolm^,  ^oBdnbi^d^,  S)eutfd^e  unb  Sftongöfi jd^e 
äbafe|t  ileben  biefen  feien  nod^  als  b^rDor- 
mgoter  fodidamfd^eXb^ologen  genonnt:  3Raf 
ünSsarstouA ^ol^ein  toegen feiner  Dielfeitt- 
gm,  nammüiäf  fprod^Iid^  ffenntniffe,  ber  nad^ 
eöfsi  jdpSfaBttmm  Seben  §u  Strodjin  nol^e  bei 
Staqig  1657  ^m,  unb  unter  beffen  gal^Ireid^en 
&biifteB  Ue  9mnertungen  jmn  Stafom^f c^en  jlate« 
(^tani  Bott  Sebmtung  finb;  bie  beiben  @teg- 
nans^  JBoter  unb  Sol^n,  beibe  afö  $rebiger  tl^tig, 
«^  jn  iRaufenbinQ  1638  bejn).  1678;  Submig 
Jcei^  ttm  SBoIgogen  au8 Oefterreid^  (geft. 
Ml),  bcr  aiS  Sseget  l^erootrogenbed  Snfel^en  ge- 
v^  Sefonbered  Sccbiotft  um  ben  SocinianiSmuS 


enoorb  ftd^  SnbreaS  9Bi8}OlD at^  (geb.  1608), 
mütterlid^erfeitd  ein  ßnfel  Don  gauftuS  @ocinu8. 
3n  9ia!ott)  unter  SluaruS  unb  SreU  gebilbet, 
mad^te  er  im  Sntereffe  feiner  Steligiondgenoffen 
»eite  Steifen  in  $oIen,  S)eutfc^Ianb  unb  ben  mt» 
berlonben,  Snglanb  unb  gfranfreid^.  Sin  berebter 
unb  geiftooller  'HtmcHt  ber  Socinioner,  loirfte  et 
unermäblid^  ald  !ßrebiger  unb  ald  Sd^riftfteQer. 
93on  ben  62  il^  ^ugefd^riebenen  @d^riften  ift  bie 
bebeutenbfte  bie  Beligio  rationaüs  seu  de  ra- 
tionis  judicio  in  coniaroversüs  etiam  theo- 
logicis  ao  religiosis  adhibendo  tractatos. 
9[u|erbem  oeranftaltete  er  mebrere  Sudgaben  beS 
Stafoto^fd^en  Jhited^iSmuS  unb  bie  Sammlung  ber 
Biblioiheca  fratr.  Polen.  3laä^  efaiem  rul^elofen, 
mül^e«  unb  famfif erfüllten  Seben  ftatb  er  ju  ^mfter» 
bam  1678.  gnblid^  fei  nod^  ©tonidlauS  Suü 
bieniecli  erttidl^nt,  ber  }u9la!om  1623  geboren 
mar  unb  nad^  einem  DerfoIgungSreid^en  Seben  in 
Hamburg  1675  ftarb.  Sr  ifi  bebeutungSoott  teegen 
feiner  Historia  reformationis  Polonicae,  bie, 
einfeitig  im  Sarteiintereffe  gefd^rieben,  unooUenbet 
blieb  unb  erfl  nad^  feinem  Xobe  1685  )u  Smftet* 
bam  erfd^ien. 

3)urd^  bie  Xl^ötigf eit  ber  oorgenannten  unb  cav 
berer  SRänner  f anb  ber  @ociniani8mu8  feine  f Qfte- 
matif  d^e  SudbiÄung,  größere  SRaff en  aber  Dermod^ 
er  tro^m  nid^t  für  fid^  gu  begeiftem.  2)urd^  feine 
rationalifirenbe  Serfej^ung  mirfte  er  für  baS  tiefere 
@Iauben8leben  mel^r  jerftörenb  als  auferbouenb 
unb  fonnte  barum  im  eigentlid^  SBoßSIeben  nie 
red^t  SSSurgel  faffen.  gfactifd^  fanb  er  aud^  not» 
l^enfd^enb  unter  ben  ©elel^en  unb  Sbeligen  feine 
Slnl^anger.  918  barum  unter  SigiSmunb  IIL 
(geft.  1632)  in  ^len  bie  fatboUfd^e  Steaction  be« 
gann  (ogl.  b.  9rt.  6(arga,  ob.  392),  mu|te  ba8 
focinionifd^e  ifixd^entl^um ,  ba8  im  93oß  binen 
feftem  ^alt  l^atte,  balb  gufammenfUii^en.  Sfm  3- 
1627  mürbe  eine  ber  bd^eutenberen  fodnianifd^en 
®emeinben,  nömlid^  bie  ju  Sublin,  aufgelöst  ^er 
f  d^merfte  @d^Iag  aber  traf  ben  polnif d^n  @ocinia- 
niSmuS  burd^  3^idnmg  feine8  SentroIft^8  in 
StalolD.  infolge  ber  SSerl^l^nung  eine8  eru(> 
f^;e8  burd^  Stabmer  @tubenten  erging  1638  ba8 
Urtl^eU,  ba^  bie  @d^ule  bafelbft  auf  gelbst,  bie 
ffird^e  ber  @ocinianer  gefd^Ioffen,  ibre  S)rud(erei 
auf  gehoben,  bie  Seigrer  unb  ^rebiger  Derbannt 
toerben  foHten.  S)er  bamtt  oorbereitete  XobeSfio^ 
erfolgte  befinitio  auf  bem  9teid^tage  ^u  SDkttfd^ 
1658,  too  baS  fodnianifd^e  SBelenntni^  bei  XobeS- 
firofe  oerboten  mürbe.  S)amit  mar  ber  SociniO" 
niSmuS  in  $oIen  oemid^tet ;  in  anberen  Sänbem 
batten  [td^  oorüberge^enb  einzelne  fodnianifd^ 
®emeinDen  gebilbet,  unb  biefe  erbielten  jie|t  burd^ 
bie  ))oInifd^en  Spüanten  einigen  3utoad^8.  — 
3n2)eutfd^Ianb  mürbe  Dor  Mem  bie  Uni- 
oerfttät  SItorf  bei  Slumberg  burd^  bie  Umtriebe 
beS  ^rofefforS  ber  Stebidn  Smfi  @oner  ein 
^erb  beS  SodnianiSmuS.  918  aber  nad^  beffen 
£ob  (1612)  bie  @ad^e  rud^bar  nmrbe,  erfolgte 
burc^  ben  9tatb  Don  9lümberg  SuSmeifung  ber 


471 


©ocinianer. 


472 


Sorinianer  unb  SScrbrcnnimg  i^rcr  ©d^riftcn. 
3n  ©c^Icficn  fanbcn  bic  polnijd^cn  ßjulanten  für 
einige  3fit  Untcrfunft  namentUd^  ju  ftreujburg 
im  ©cbiete  be§  ^tt^oq^  oon  93rieg,  too  fie  1661 
unb  1663  fogar  ^mi  (Sqnoben  abl^alten  fonnten. 
SSon  l^ier  au8  erwirftcn  pe  fid^  bei  Äurfürft 
ßaxl  fiubtDig  Don  ber  ^fal^  ben  ^ufentl^alt  5U 
39^onn^eim,  mußten  aber  fd^on  1666  wegen  il^rer 
^rofel^tenmod^crei  boS  2anb  wiebcr  üerlaijen.  3n 
ber  SWorf  SBranbenburg  fonnten  bic  Socinianer 
nur  Dorübergel^cnb  eine  @emeinbe  ju  AönigS« 
iDQlbe  bilben.  $ier  wirfte  @omucI  SreU  (geft. 
1747  ju  ^rnftcrbom),  ber  aber  ben  foriniani» 
fd^en  fiel^rbegriff  in  arminianifd^em  (Seifte  um- 
geftaltcte.  %vid)  in  ipreufeen  bilbetcn  fid^  focinia» 
nifd^e  ®emeinben,  fo  namentlich  5U  S^anjig  unb 
ftönigßberg.  3:ro^  fortmöl^renber  Verfolgungen 
ttjufeten  fic  fic^  l^ier  in  fpärlic^en  Uebcrreften  bi§ 
in  unfcr  So^rljunbert  berein  ju  erl^alten.  konnten 
fo  bie  Sorinianer  al§  ©emeinben  in  ©eutfd^Ionb 
fid^  nirgenbS  auf  bie  3)auer  erl^alten,  fo  ift  ibre 
rührige  ^l^ötigfeit  in  SQßort  unb  @d()rift  bod^  nid^t 
erfolglos  getoefen,  fonbem  jeigt  ftd()  in  bcm  ä^atio» 
naIiSmuS  beS  18.  unb  19.  3a!)r^unbcrt§  nad^« 
toirfenb.  —  ©ünftiger  toaren  bie  ffierl^ältnilfe 
ben  ©ocinianem  in  ben  9UeberIanben,  tt)o 
fie  burc^  ^nfd()Iu^  an  anabaptiftifd^e  unb  armi» 
nianifc^e  ißarteien  mel^r  §alt  fanben^  wenn  fie 
aud^  l^ier  niemals  freie  SteligionSübung  erlangen 
fonnten  unb  fc^Ue^Iid^  mit  anberen  9teIigion§- 
genoffenfd^aften  öerfcbmolsen.  Unter  tm  bafelbft 
befonberS  tl^ötigen  @ocintanem  finb  5U  nennen : 
ei^r.  ©anb  auS  Königsberg  (geft.  1680  ju  ^mfter- 
bam),  beffen  Bibliotheca  antitrinitariorum 
(1684  5u  ^Imfterbanx  erfc^icncn)  für  bie  ®e- 
fd^id^te  ber  8ocinianer  t>on  33ebeutung  ift,  unb 
®aniel  Swidfer  ou§  ©anjig  (geft.  1678  ju 
Smfterbam),  SJerfoffcr  bcS  Irenicum  Irenico- 
mm,  baS  ben  Obrigfeiten  unb  gciftlic^cn  ^öup« 
lern  aller  ßonfeffionen  gewibmet  ift  unb  al§ 
bie  brci  ©nmbnormen  aller  S^cUgion  bie  gefunbe 
SScmunft,  bie  rid^tig  aufgelegte  billige  ©di^rift 
unb  bie  »abre  3:rabition  auffteUt.  —  Sft  in  ben 
genannten  l'änbcm  ber  ©ocinianiSmuS  beute  al§ 
eigene  fird^lic^e  ©emcinfd^aft  öcrjcbttjunben,  fo  l^at 
er  ftd^  in  einigen  anberen,  menn  aud^  toefentlid) 
mobipcirt,  al§  UnitariSmuS  erbaltcn.  3unöc^ft 
ift  biefe  in  Siebenbürgen  (f.  b.  ^Irt.)  ber 
gfall,  mo  bie  Unitarier  ^toai  gegen  ben  Diamen 
©ocinianer  proteftirten ,  im  ai^cfcntlicljen  aber 
mit  ibncn  übereinftimmlen.  ^er  ©treit  jroifd^cn 
^boranten  unb  Diidjtaboranten  burc^  ölanbrata 
f)aik  mit  ööUiger  Unterbrütfung  ber  Ic^tcrcu 
gecnbct.  Siefer  ©djlog  fotoie  fortioäbrenbe  Scya- 
tionen  Don  ©eiten  ber  reformirten  i^anbe«» 
rcgicnmg  unb  bie  ©trenge  bc§  ÄiaifcrS  ßarl  VI. 
oerringertcn  bie  3a^I  ber  ©ocinianer  tocjentlicb 
burd)  sal^Ircidjc  Uebertritte  jur  refonnirten  ftird)e. 
Unter  ber  tolerantem  Kegicrung  SofepbS  II. 
erftarfte  bie  unitarifd^e  ftirdje  mieber  tixoa^  unb 
beftel^t  nod^  f;eutc  unter  bem  Sonfiftorium  ju 


fflaufenburg  in  ber  S^bl  t)on  etma  60000  9Ri^ 
gliebem.  —  9lad^  Snglanb  brangen  fdbtm 
unter  ^einric^  YIIL  unitorifc^e  Jbeen«  a&eiB 
bie  Sefcnner  berfelben  mürben  ebenfo  groujam 
oerfolgt  wie  bie  Äat^olifen.  Zro^bem  fonb  hn 
UnitariSmuS  }a]^Irei(^e  Sln^nger;  Dor  9([lai 
aber  verbreitete  fid^  ber  3)ei§mu3  im  Dorign 
Sal^l^unbert  in  einer  SBeife  unter  ber  ongltcam- 
fd^en  ©eiftlid^feU,  bai  aI3  bie  Unitarier  1813 
ben  übrigen  S)iffenterS  gleic^gefteUt  nmrben,  Ue 
alten  ©efe^e  löngft  wirfungSIoS  geworben  wato. 
C)eute  aö^lt  ber  UnitariSmuS  etwa  300  000  9c- 
fenner.  —  33on  6nglanb  brang  berfelbe  feit  ha 
Glitte  be§  t)origen  3abr)^unbertS  aud^  nod^  9{or)h 
amerifa,  wo  er  ftc^  inbe^  unterfd^iebSloS  alt 
ben  Derfd^iebenen  reformirten  Senominationa 
ücrmifd^te.  ßrft  atö  ledere  fett  1815  gegea  \k 
Verbreitung  antitrinitarifc^er  Sbeen  rtogiztOp 
fam  e§  ^u  eigentlicher  ©emeinbebilbung  ber  ltin> 
tarier.  3^t  f^auptopoftel  würbe  ^^cobor  ^^ada 
(geft.  1860)  burd^  feine  Dielgelefene  ©d^rift  A  Dir 
course  of  Matters  pertaining  to  Beligioo, 
London  1846.  Ueber  SSerbreitung  unb  3f¥  te 
amerifanifd^en  Unitarier  laffen  ftc^  genaue  Sa* 
gaben  nid^t  mad^en.  3nt  ^ßgemeinen  jö^t  nn 
gegen  400  ©emeinben,  Don  benen  bie  meifitnii 
^affad^ufettd  ftd^  finben.  ^uptfüi^^nmlt  ks 
Unitarier  ift  bie  1825  gegrünbete  American  üm- 
tarian  Association  inlBoflon,  fowie  bie  blü^ode 
^arDarb-Uniüerfttöt  in  Sambribge.  Organ  bo^ 
felben  ift  ber  Christian  Examiner.  2)er  tfiit 
nod^  beftel^nbe  Unitari§mu3  ift  iebod^  feinefimegl 
ibentifc^  mit  bem  alten  ©ocinianiSmuS ;  feinS^ 
in!)alt  \)Qi  unter  bem  @influ^  beö  mobernen  Slt^ 
tionali^muS  aUeS  ©upranoturale  abgeftreift,  vA 
unter  alleiniger  Sfeftl^altung  ber  abdtracten  ßin" 
l^eit  ®otte§  ^t  er  ber  f og.  freien  3:^eoIogie  ben  nxi* 
teften  ©pielraum  eingeräumt.  3)er  Sultud  i|l  Kl 
)ur  ^ennlid^feit  einfad^ ;  aud^  l^ier  finb  bie  nu» 
nigfaltigften  S^ifferen^en  geftattet.  S)ie  !Beifaf{ia| 
ift  bemofratifd^. 

S)er  ältere  focinianifd^e  Sebibegrifflö^H 
auf  @runb  ber  oben  angeführten  DueUen,  no* 
mentlid^  beS  Stafow'fd^en  i^otec^idmuS,  folgenbe» 
mögen  f!i55iren:  1.  @Iauben§queUe  ift  bie  (eiligE 
©cbrift,  bereu  93erfaffer  nac^  ©ocin  divino  sp- 
ritu  impnlsi  eoque  dictante  gefcbriebcn  ^bcn. 
S^iefe  ^cbcutung  ber  l^eiligen  ©d^rift  wirb  icboi| 
wefcntlid^  burd^  bie  ber  äJemunft  eingerönk 
©teüung  alterirt,  bie  fouoerän  entfd^iboi  bott 
wa3  als  äd)ter  ©d)riftin^alt  gelten  foa.  2.  ük 
i'cbre  Don  (Sott  ift  abstracter  Hßonoti^iSnmi 
bcm  bc5üglid;  ber  ©d)öpfung  ein  Derftecfter  3)ni" 
It^nuiS  )ur  ©eite  ge^t.  3.  (SJ^rifhid  iß  Vfißt 
'^Uniä) ,  übentatürlid}  empfangen ,  Dor  feiM 
öffentlicben  auftreten  in  ben  ^immel  tciohi 
(raptus  in  coelum),  wo  .er  bie  Se^ren  empfragou 
bie  er  ben  D3knjd)en  Derfünben  foUte.  äS^ 
feines  DoUfommenen  ®ef|orfamS  unb  fuiibdb|a 
Gebens  würbe  er  wieber  in  ben  ^immel  aufgauÄ* 
men  unb  mit  ber  göttlichen  SSkltregieningbetml 


473 


6ocot^  —  @ocrated. 


474 


tHiOsctwift),  We  ifyai  ober  rin  V^x\  ber  Unitorier, 

W  ^bmdboiontai^  t>enseieerten.  4.  ©er  TOctifdJ 

ijs  »m  ©Ott  mit  untoetttetbater  gfrei^ett  ouSge- 

xti%rt.  bcc  sulttbc  ^ogot  bie  göttliche  SOmiffen^eit 

b^dpUtUDob.  (Bne  (gtbfünbe  gibt  eS  ni^t,  bod^ 

ofDigtf  bie  |UDot  fd^on  Dor^nbene  noturlid^e 

eiesbii4hit  infotot  beS  6änbenf oSee  aai  Slot^« 

M^igbit  S)ie  «otteSebenbObltd^Ieit  befielet  in 

ba  C^cszf^K^  bed  ^JRenf (i^en  über  oOe  niebrigeren 

SeioL  ^  ttnirxf^ibuitg  ton  ®ut  unb  Söfe 

issnnt  bcr9tmf<^  oon  fu(  auS,  bie  religiöfeäbee 

«te  ml  i^  oon  9iu|en  betgebrad|[t  merben. 

&  Sie  Sotoiologte  ift  ben  d^riftologifd^  unb 

an4B9|ioIogi{i^  ^romiffen  entfpreci^enb  mefent- 

£4  pcfagionifd^.   Sinen  @ä]^netob  Cl^rifti  unb 

tat  fMoattitivbt  ®enugt(uung  burdb  il^n  gibt 

rt  «i^t  S)ie  <Edbfung  befte^t  barin,  ba|  ei^riftuS 

cal  harä^  Stfyx  unb  Seben  ben  SBeg  )ur  ©eligleit 

ffigt ;  6a4c  bcfi  Stenf (^  ift  eS,  Sel^e  unb  Sei- 

^tM  Qrifii  )u  folgen;  oereinjelt  ^nbet  birede 

9&tflt(j^  Untoflulung  ^att.    S)ie  @acraniente, 

Sdofr  vnb  Sbenbnial^I,  ftnb  leere  Serimonien,  oIS 

i^nnttbigr  (Ekbrfiud^  aber  bei^ubebalten.  6.  SDie 

^isAitoXogu  ber  @odnianer  ift  giemlid^  burftig. 

«cJäugnct  oirb  bie  Suferfiel^ung  bed  gfleifd^ed 

aab  Ut  UnftcrbO^feit  ber  (Sottlofen,  bie  fantmt 

ben  Mfen  Cngdn  oblUger  93emi(!^tung  onl^eim- 

fattm.  9hir  I&  fSfrommen  xotxhtn  emiger  @elig- 

tat  t^eÖQ^aftig.    (Sgl  au|er  ben  bereits  oben 

ooba  be^ri^netcn,  non  Sodnianem  oerfa|ten 

Sntm  noi4  F«  8.  Bock,  Historia  Antitrini- 

tannmm,  nuudme  Socinianismi  et  Socinia- 

Aonim,  Begiom.  1774  aqq.,  2  voll.;  O.  Sfod, 

So  €ocxmam8muS  noc^  feiner  Stellung  in 

kr  O^ammtenttoidlung  beS  (i^riftlic^en  (SeifieS, 

nid^  }dntm  ^ifiorij^en  SSerlauf  unb  nad^  feinem 

^^rtegriff,  iKel  1847,  2.  m>i^.   eptcxO,  über 

hat  mobemeti  UnitoriSmud  l^belt  [neben  bem 

^m  goionnten  Dörfer]  J.  D.  Bupp,  He  pasa 

An  original  Hisioiy  of  the  reli- 

loimnationB   at  present   existing 

in   tiiB   United  States  etc.,    Philadelphia 

1B44.)  [Ihiöpfler.] 

^•C^  f.  eoccotl^. 

Sf$€xm^9  ftir^enl^ifiorifer  oud  (Eon« 
icsimopü^  umrbr  vad^  ben  fpörlic^en  eingaben 
ika  \üai  Sebendumflänbe,  »eilige  ftd^  feiner  ftir- 
tegcf^d^t»  enlne^en  laffen,  in  Sonftantinopel 
sAooen  unb  crjogen  (H«  £.  5,  24).  S)a  er  al8 
Sube  («o)ud$  v£oc  (Sv)  ben  Unterricht  ber  iroti 
iftimkkm  Onnnmatifer  Srnmoniue  unb  ^eUa- 
töd  gpsoi,  Me  389  auft  SIesanbrien  nac^  ßon- 
ftaiitmo|K(  fUf^  (L  c.  5,  16),  fo  tt)irb  man 
%xiif  debttit  m  ben  ^f  ang  ber  ^Regierung  Zl^eo« 
hmf  L  (um  380)  verlegen  bärfen.  3n  ber 
bfi4rift  {einer  fthrd^engef^id^te  nennt  fid^  @o- 
aM  fobp  axoXaoTix6c,  b.  1^.  @ad^tt)alter,  9b' 
MQot  unb  IBoIcibA  glaubt  ouS  H.  £.  7, 1  f  d^Iie^en 
^  tö^,  boft  er  fi$  in  ber  Sd^ule  beS  Sopl^iften 
Iiffibii  M  X^ftinr  ouSgebilbet  l^be.   3n  ber 


a^toloqit  jeigt  er  feine  eingel^enbe,  faii^männifd^e 
Srubitbn ;  bie  einfd^Iägigen  ^erid^te  f^ieinen  ben 
benu|ten  SQ3erfen  med^anifd^  entnommen  mie  anä) 
auf  gelegentlid^e  munbli^e  Seratl^ungen  gurüd* 
Sufäl^ren  )u  fein.  9Rit  Siedet  bemerlt  jd^on  $1^0« 

tiuö  (Cod.  28)  \>on  il^m,  iv  xotc  867tJ.aaiv  oi 

Ufiy  IotIv  dixpiß^c.  ^ierauS  barf  tt)ol^I  gefd^Ioffen 
tt)erben,  ba|  bie  Seranlaffung  mx  9bf affung  einer 
IKrd^engef d^id^te  »eber  eigener  9ieigung  nod^  eige- 
nen Stubien,  fonbem  äußerer  Anregung  }u  banfen 
ift,  unb  bie^  beftötigt  @ocrated  felbfi  3m  $ro« 
5mium  bed  6.  Sud^eS  (ogl.  auc^  7,  48)  Jagt  er: 

T^  |ilv  Ijtka'^ai  oou,  &  tepi  tou  6eou  av&pcmrs 

de^dcDpe, . . .  dteicoyT]9a(teda.  S)iefer  nod^  einige* 
mal  genannte,  fonft  aber  nid^t  naiver  betannte 
93ifdE|of  Z^eoboruS  l^at  fomit  @ocrateS  gur  Stb« 
faffung  feiner  ftird^engefd^id^te  oeranIa|t.  So« 
croteS'  Xob  toirb  in  baS  ^al^r  440  ^u  berlegen 
fein,  ba  f id^  fonft  fein  ®nmb  abfeilen  Iö|t,  marum 
er  bie  Ifird^engefd^id^te  nur  bis  439  fortgeful^rt 
l^ben  foUte.  —  S)a3  SQBerl  felbft  anlangenb,  fo 
l|at  ftd^  ber  «uctor  über  $tan,  Stotd,  ^nl^, 
Serankffung  unb  OueQen  ^inlönglid^  flar  unb 
beftimmt  auSgefprod^en,  fottol^I  in  ben  SSoneben 
gum  1.,  2.,  5.  unb  6.  Sud^e,  mie  aud^  am  ®d^Iu| 
oon  7,  48.  3laäf  eigener  Angabe  (1, 1)  niottte  er 
bie  iKrd^engefd^id^te  beS  SufebiuS  oon  Söfarea 
f.  b.  WA.)  oon  beren  9bfd^Iu|  bis  auf  feine  3eit 
fortfe|en.  S)a  aber  Sufebiuö  bie  3nt  Sonftan« 
tind  in  beffen  Yita  als  ^aneg^riler  unb  barum 
ungenflgenb  bel^nbett,  aud^  ben  SrianiSmuS  nur 
obenl^in  geftreift  l^abe,  fo  foSte  feine  @efd^id^tS- 
erjöl^Iung  nid^t  mit  bem  äal^re  325,  fonbem  mit 
ber  9lbbanfung  SiocIetianS  im  3.  305  beginnen. 
Son  ba  an  fül^rt  er  bie  ©efd^id^te  in  7  Sudlern 
bis  gum  3abre  439.  SlngebUd^  miS  SocroteS  nur 
über  bie  ®efd^i(!^te  ber  mrd^e  berid^ten  (tot  irepl 

täte  iKxXTjatac  ^ev^pieva  ouT^pdf^at  icpo&^|i.evot; 

1,  1),  u>ie  er  oud^  bei  Sonftantin  nid^t  beffen 
gan^e  Xl^ötigleit  auf  jöl^Ien  ttiS,  fonbem  ^<7ai  (npdt- 

|etc)  (i6vov  itepl  Totc  ixx).Y)a(ac  ^YevovTO  (1,  18); 

ja  er  oerfid^ert  fogar,  faQS  in  ber  ftird^e  feine 
©palhxngm  oorgefommen,  l^ätte  er  gar  nid^t  )ur 
geber  gegriffen  (ib.).  £ro^em  ift  feine  iKrd^en* 
gefd^id^te  gerabe  in  bogmengefd^id^tlid^er  ^infid^ 
feineSmegS  befriebigenb,  unb  betreffs  ber  profan« 
gefd^ic^te  erflört  er  anbenoortS  (L.  V.,  Prooem.) 
felbft,  ba^  er  f old^e  aufgenommen,  tl^eilS  um  bie 
£efer  nid^t  burd^  bie  forttoö^renben  ©treiti^eitm 
ber  Sifc^öfe  ^u  ermüben,  tl^eils  aber  aud^  aus  bem 
®mnbe,  meil  burd^  Sorf ommniffe  im  Staats« 
lebm  oielfad^  aud^  bie  fiird^e  in  Sßitleibenfd^aft 
ge}ogmmerbe.  9tid^t  leere,  nu^Iofe  @d^önrebnerel 
(xaXXiXeEta ;  L.  YL,  Prooem.)  fei  ber  Stoeä  feiner 
Arbeit,  fonbem  tool^rl^itSgetreue  SarfteDung  ber 
Segebenbeiten.  SocrateS  mil  burd^  feine  ®tß 
fd^id^tfd^reibung  baS  gemöl^nttd^e  SSoIf  erbaum 
uitb  nid^t  bur^  leereS  ^l^rafmgeflingel  unb  im- 
toürbige  Sd^meid^elei  bto|  )u  gefaOrn  fud^en.  S)ie 
OueOen,  meldte  @oaateS  )ur  Sammlung  beS  ge- 
fd^d^tlid^  Stoffes  bmuj^te,  laffm  fi^  feinem 


m 


Sol^ar  —  ©olibaireS. 


478 


wUlt  ^n^  M  bm  Ccmocmitem  ublid^  »arm 
(Qo.  18, 18;  18,  20),  fo  loirb  hoä)  ber  »eairf 
l«i|a  etSbte  aitfbtüdti^  Dom  £anbe  (Soiuum 
i^nfi^dbm  ((ftoL  13,  12);  bec  fflo^nort  ber 
CanooDta  beginnt  erft  „ars^txfyHb  @oboma, 
6onn^  Vbaxna  unb  Sebohn"  (®en.  10, 19). 
Dd  ber  iiiS^litnB  eined  jhieggjuge,  ben  tAn 
fnahe  Afiidge  gegen  bte  $enta))oIiS  untemal^men, 
Itmil  ot4  bk  äUere  SBeftöOenuig  befi  gefammten 
CSioibcailanbed  mit  ber  ^entopolid  gemeinf d^oft- 
b^  €aSit  gonod^t  ju  l^aben  (®en.  14,  4.  5). 
lUtn  bie  gnume  £age  t)on  Soboma  ift  nod^  (eine 
Cn^unigWi  crtielt  9lur  boS  ift  ftd^er,  baf;  ed 
wak  bot  äMgen  Stobten  nid^t,  ttne  alter  %ber- 
itaAc  ȟl,  in  ber  Xief e  bed  ie^igen  tobten  SReereS 
log.  Sir  Silbmig  bed  tobten  SReereS  iinb  befi 
3eibdnt||oId,  mag  fie  burd^  tmllämfc^e  (^eiung 
n  ber  ^äxaha  ober  burd^  einen  Srbftur}  erfolgt 
«Ol  (danifrn^om«  in  ber  3ritf d^r.  bed  Seutfd^en 
fkdap.-SereinS  XIX»  1,  Seip}ig  1896),  fallt 
j^bca^süfi  in  eine  oorgefd^id^tlid^e  ^eriobe,  unb 
Sobomct'd  Untergang  ftel^  nur  baS  {iiblid^e 
bei  tobten  ÜReered  in  SBerbinbung  (ogl. 
b.  «rt-  TOeer  Vm,  1179).  Ueber  bie 
h^^fidftt  eobomo^fi  i{t  nid^tS  belannt,  als  toaS 
te  Mige  6(^rifl  borüber  mitt^eilt:  ba^  eS 
fs5lf  3«^  unter  frember  ^rrfd^ft  ftanb  unb 
HB  bciii^Dlen  boS  äod^  obfd^ättelte  (®en.  14, 4) ; 
te|  cS  iDtgen  ber  Safierl^ftigfeit  feiner  Se> 
moffna  mit  boi  fibrigen  Stöbten  au^er  @egor 
p  emnbc  ging  (6en.  18,  20  ff.),  unb  ba| 
fiäbm  ber  Kmne  @oboma  nur  a(d  ^nbenfen 
OB  eint  fd^tmme  Entartung  (S)eut.  32, 82.  3f. 
1, 10)  imb  ein  fur^tbare«  0otteSgeri(bt  (3ub.  7) 
fllt  [ftaulen.] 

$^«,  f,  ÄaMaU  vn,  6. 

j^fitSHS^  ber  H^  f-  S^(^}  @o(Qno. 

^fCeMU»  (beiSabtö,  S)et).  @ar^e),  Stamm« 
flt^  ha  festigen  frans^fifd^en  SBenebictiner- 
oqgngotiim,  towkit  1010  atö  $norat  berSene« 
KtSiembtei  6t  ^eter  tum  Se  SDland  gegrünbet, 
alflgte  jdKK^  ctß  ist  l^-  Sal^r^nbert  SBebeu« 
tfflQ.  Vni  ffftner  frül^em  (8efd^td(|te  fei  ermähnt, 
y$  t§  1556  |u  einer  Sommenbe  gemacht,  1657 
ter  SDfamxiaercimgregation  einoerleibt  unb  1790 
QB^^ciotai  tontbie.  Semerlendmer^  ftnb  bie 
6nii|ituTfn  ber  Sbteifird^e,  ein  Dietgenannted 
Bcif  ber  Sräticenaiffance,  begonnen  um  1490,  be« 
obet  bno^  ben  tilld^tigen  $rior  3ean  Sougler 
I50L  aOi  1882  bie  Deröbeten  ®ebaulid^teiten 
be(  iRoflnf  |inn  Seilauf e  fomen,  ermarb  fte  ber 
pnge  ^rieper  ®ueranger  (f.  b.  9lrt.),  ba  er  ben 
^lOD  )cgle,  btn  SBoiebictinerorben  auf  bem  SBoben 
fNntei^l  nricber  mt^urid^ten.  @eit  1887  9bt 
ion€okinu0^  toibmete  er  fid^,  ttiein  bem  citirten 
faütf  f<^n  be8  ütäi^em  bargelegt  »orben  ift, 
mit  großem  Sxfolge  ber  SBerbirflid^mg  ieneS 
9ioau§^  inglriA  ober  cntd^  feiner  gmeiten  SebenS- 
oqgBbe^  ber  IBicberetnfül^ng  ber  rdmifd^en 
jbogic  in  %ttadxüä^  Sfir  bie  Sulunft  feines 
Sott  loar  ed  tnm  grolcr  93ebeutung,  ba|  er  in 


feiner  9tbtei  bie  totfleufd^ftlid^  Stubien  fel^r 
begünfügte.  Sinige  Jeiner  SRönd^e  ttaren  fd^on 
bebeutenbe  ©elel^e  oei  il^rem  (Eintritt ;  bie  Sifle 
ber  burd^  fd^riftfteaertfd^e  Sbötigteit  j^eroonagen- 
ben  Senebictiner  oon  SoIeSmeS  ift  eine  gro^e ; 
bie  toid^tigften  9tamen  ftnb :  SBerengier,  Sl^amarb, 
®amier  (prooen9aItfd^er  Sid^ter),  ®u^))in,  2e« 
bannier^S'^uillter,  Sßaquelin,  $ioIin(geft.l892), 
^itra  (f.  b.  ?lrt.),  ^ot^ier,  $Iaine,  SRabonj,  in 
neuerer  3ctt  Sabrol  unb  3)tocquörau  (Herausgeber 
ber  Paleographie  musicale;  f.  Hift."))oL  931. 
OXn  [1893],  247  ff.).  Slä^ererS  ].  in  ber  unten 
genannten  SBibliogropl^ie.  infolge  beS  auc^  in 
^ronfreid^  auSgebrod^enen  ßuIturfampfeS  tourben 
bie  9t5n^  oon  @oIeSmeS  aus  il^rem  ff lofter  ver- 
trieben (6.  9toDember  1880)  unb  biefeS  mie  aud^ 
ii^re  IKrd^  unter  Siegel  gelegt.  @ie  leben  nun 
im  S)orfe  @oIeSmeS  in  einzelnen  Käufern  unb 
feiern  ben  ©otteSbienft  in  ber  $farr!ird^e,  in 
rul^iger  ßrgebung  beffere  3^ten  ertoartenb.  2)ie 
oon  SoIeSmeS  ausgegangenen  Zöd^terflöfter  fmb 
bie  abteien:  @t.  9Rartin  oon  Siguge  (1853, 
1.  Sbt  1864),  €t.  9RabeIeine  in  9)larfeiae  (1865, 
Sbtei  feU  1875),  @.  2)omtngo  be  @tloS  bei 
SurgoS  in  @))anien,  bie  ^ßnorate  ®IanfeuU 
(1888),  SfontaneDe  unb  SQBiSqueS  bri  6t.  Omer 
in  Slorbfranlreid^.  S)er  $erfonaIbeftanb  belöuft 
ftd^  auf  228  »eligiofe,  barunter  137  $riefter. 
Slonnenmögen  eS  ungefähr  100  fein.  (93gl.  bie  in  b. 
9lrt  ®ueranger  citirte  Siteratur,  fomie  Chamard, 
St.  Martin  et  son  monast^re  de  Liguge, 
Poitiers  1873;  Oraison  fanöbre  du  trto-rö- 
verend  Pdre  Dom  Prosper  Gueranger  par 
rövdque  de  Poitiers»  Paris  1875 ;  A.  Guepin, 
Solesmes  et  Dom  Gueranger,  Le  Mans  1876; 
Gartier,  Les  moines  de  Solesmes  [Expulsions 
de  6  Nov.  1880  et  de  22  Mars  1882],  Le 
Mans  1882;  Bibliographie  des  Benedictins 
de  la  Gongrögation  de  France,  Solesmes 
1889.)  [3lmbr.  »ienle  0.  S.  B.] 

^oühabM  nennen  fid^  bie  SRitgüeber  gemiffer 
antid^ftlid^en  Serbänbe  in  Selgien,  f^ftonfreid^ 
unb  Stalten,  meldte  ftatutengemö^  fid^  foliba- 
rif d^  oer))fIid^ten,  o^ne  ben  Seiftanb  eines  ®eift« 
lid^en,  ol^ne  Empfang  ber  Sacramente  }u  fterben, 
ol^ne  religiSfe  (Serimonie  ftd^  begraben  su  laffen 
unb  gegenfeitig  )ur  Srreidbung  btefer  Sibftd^t  fid^ 
beigufte^n.  ^en  Snfto^  )u  einem  fold^en  oer> 
rui|ten  Sunbe  gab  ßugen  @ue.  @d^on  1844, 
als  er  ben  Jnif  errant  l^erouSgab,  ber  in  19  libe» 
ralen  S^itungen  SelgienS  nad^gebrudCt  U)urbe, 
überreizte  eine  liberale  S)eputation  bem  9loman« 
d^ftfteUer  in  $aris  eine  9RebaiIIe,  bereu  Sorber- 
eite fein  SBruftbilb  unb  bie  2^f d^rif t :  Les  lib^ranx 
>elges  k  Eugäne  Bne  unb  beren  Städffeite  mit 
Sliijtral^I  unb  geber  in  ftreugform  bie  Snfd^rift 
l^atte:  Sa  plome  foudroie  l'hydre  qni  brava 
Borne  et  les  rois.  Janvier  1845.  Sine  SBod^e 
f))ftter  fanbte  il^m  bie  Soge  Perseverance  in  Wid' 
tt)er))en  eine  golbene  geber  unb  erl^ielt  baffir  eine 
em))^atifd^  Sufforberung^  „ber  ultramontanen 


479 


Solitaires  —  ©ollicitation. 


480 


imb  rü(i)d)rittlid6en  SScrcinigung  ^crj^ft  entgegen» 
antreten"  (f.  Thonissen,  La  Belgique  sous 
le  rägne  de  Löopold  I,  IV,  Liöge  1858, 
217  8.).  3n  ber  öffentlid^en  Koncfponbenj  mit 
(Sbgar  Duinet,  ber  Don  ben  SBerfen  be3  calöini» 
jd^cn  ganatiferS  W^^P  ^n  aWamij  (f.  b.  ^rt.) 
eine  S)oI!§QU§9Qbe  Deranftaltete,  empfol^I  @ue  brei 
4)ra!tifd^e  ÜJlittel  ^ur  SBefömpfung  ber  ftird^e,  nam- 
Ii(i^  Ausbreitung  be§  ätationaliSmuS  burd^  einen 
Serbonb  t)on  äßönnem,  bie  fid^  t)er))Pid^teten, 
uon  bem  @ni{)f ange  ber  (Sacramente  fid^  oUjeit  fem 
gu  l^alten  unb  tJ^unlid^ft  aud^  bo^in  gu  mirfen,  ba^ 
il^re  t^familienglieber  bie  (Sacramente  nid^t  em« 
pfingen,  nomentlid^  nid^t  bei  ber  ®eburt,  bei  ber 
ebeltd^cn  Sierbinbung  unb  in  ber  SobeSftunbe; 
^Verbreitung  ber  proteftantifd^en  @ecte  be§  Uni« 
toriSmuS:  Ausbreitung  beS  ^roteftontiSmuS  über» 
baupt  (93.  2)cd^mp§^  S)ie  gfreimaurerei  II, 
fünfter  1868,  21  f.).  ©eit  1857  mürben  biefe 
Sorfd^Iäge  in'ä  SBerf  gefegt.  ®en  Anfang  machte 
man  mit  ber  ®enof|cnjrf)aft  ber  ©oliboireS.  3n 
Süttid^  Derprlid^tet  ftd^  iebeS  Witglieb  be§  33unbe3 
burd^  ein  „iDionbat"  in  brcifad^er  Ausfertigung, 
^ou^erl^alb  ieber  pofttit)en  äieligion  fterben  ju 
moUen  unb  burd^  feinen  @eiftli(|cn  feine  legten 
Augenblidfe  ftören  ju  laffen".  ®abci  muffen  jwei 
noml^aft  gemad^te  372itgUeber  mit  ber  genauen 
AuSfül^rung  biejer  äßittenSmeinung  beauftragt 
toerben;  biefclben  l^aben  ben  Auftraggeber  in 
iobeSgefal^r  gegen  jebe  religiöje  Seeinfluffung 
(Obsession)  feitenS  ber  ©eiftlid^en  unb  anbcrer 
^rfonen  gu  fd^ü^en,  ftd^  im  ^aufe  nieberjulaffen 
imb  als  ^enen  in  allem  ^u  befel^Ien,  maS  bie 
^^ierfon  beS  unter  il^rem  auSfd^Iie^Iid^en  @d^uk 
(tuteile  absolue)  ftel^enben  Auftraggebers  betrifft, 
imb  nötl^igenfaUS  bie  Auctorität  beS  ©erid^teS  an* 
gurufen.  gnblid^  mufe  jcbeS  SWitglieb  teftamen- 
torifc^  öerfügen,  ba^  eS  o^ne  religiöfe  ßerimonien 
begraben  fein  loill,  unb  miebenun  baS  2}litglieb 
bejeid^nen,  tueld^eS  bie  AuSfül^ning  biejcS  2:cfta» 
menteS  3U  bejorgcn  b^tt  (f.  Deschamps,  Les 
societes  secretes  III,  Paris  1883,  464  0.). 
S!)aS  bürgerliche  Scgräbni^  erfolgt  auf  ff often  beS 
SereinS,  an  ben  jcbcS  9}MtgIieb  monatlid)  10  Ken- 
timeS  entrid^ten  mu^ ;  nad^  Art.  6  gebt  bicfe  SJer» 
günftigung  öerlorcn,  wenn  ein  5Dlitglieb  ober 
beffen  gamilie  ein  fird^Iid^eS  Segröbnip  ttJÜnfd&t. 
3n  »elgien  ejiftirten  im  3.  1882  ettoa  20  ber- 
artige  Ableger  ber  Freimaurerei.  Aud^  in  Qftan!- 
reid^  unb  ^talim  fanben  bicfelben  geeigneten  93o» 
ben.  —  3für  bie  Art  unb  SScife,  lüie  bie  ©e^eim- 
bünbicr  ibre  Srreligiofität  infceniren,  fann  ber 
SobeSfall  beS  Srüffeler  Aböocaten  unb  ©olibaire 
^cter  3:beobor  93erbägen  (1796—1862),  eineS 
^nau^)teS  ber  liberalen  ^4.^artei  ^Belgiens  unb  (feit 
1854)  ©ro^meifterS  beS  Grand  Orient  deBelge, 
als  5:9puS  bienen.  3m  ©pätbcrbft  1862  roax 
bcrfelbe  mit  ^od^ftein  unb  Dan  ©c^oor  nad^  Surin 
gereist,  um  eine  Serbrübcnmg  ber  belgijd^en  unb 
ber  itülicnijdjen  Sogen  bcrbeijufübren,  »elc^e  i^m 
aud^  gelang!.  Auf  bem  9tü(!tt)ege  Derbrannte  er  burd^ 


ein  ftebenbeS  ®etrdnl,  meld^eS  er  ottf  bem  9KoM 
SeniS  mit  $aft  btnabfc^ludte,  ftd^  ben  ©^lunb 
unb  ftarb  infolge  beffen  in  Srüffel  am  8. 3)ecenüxr 
1862.  Sl^iefrQ  unb  bie  genannten  ^oc^fiein  nob 
Dan  ©d^oor  umlagerten  fein  SobeSbett  unb  ficBa 
ibr  ©cblad^topfer  nid^t  auS  ben  Augen,  beoaffMt 
mit  einem  Xeftament,  tt)eld^eS  bie  ftinber  für  bn 
^\l  beS  SBiberftanbeS  mit  Enterbung  bdnotiL 
^erbögenS  gfamilie  mar  empört  über  eine  foUjr 
©emalttbötigfeit.  2)em  Xobe  na^e,  fd^rie  bÄ 
l^eulte  ber  Unglüdflid^e  unb  ftieg  greuli^e  Se^ 
tt)ünf(bungen  gegen  ®ott  unb  alle  ^Religion  osi 
fo  ba^  man  bie  gfenfterlöbcn  f d^lie^  mu|te,  n 
nid^t  einen  Auflauf  auf  ber  ©tra^  ]^erDot|urn(n: 
enblid^  ftarb  er  mit  einem  glucke  gegen  Sott  of 
ben  Sippen.  S)ie  ©olibaireS  l^otten  „t^  tsi^ 
trag  erfüllte  ©tatt  ber  ©eiftUd^fett  erfd^ieimW 
bem  Seid^enbegängniffe  bie  gfreimaurer  mit  i^ 
Ab^cid^en  „Don  ^led^  unb  ©d^ofSUber'.  Si 
groge  SDlenge  brad^  bei  biefem  faftnac^tSmo^ 
Aufzug  in  ©elod^ter  auS ;  emfte  Scanner  xoem 
aber  empi^rt  über  ben  ^o^n,  ba|  in  biefem  %tk 
alle  ©itte  unb  Sieligion  mit  Sü^en  getreten  unsbe. 
(SSgl.  A.  ©tols,  Afasienjmeig  für  bie  gfretmaas^ 
Srciburg  1863,  52  ff.;  S)er  ^rogefe  be  Sii 
2.  Aufl.,  Sreiburg  1865, 10  ff. ;  aUgem.  ^ 
bud^  ber  ^freimaurerei  III,  2.  Sluß.,  ui|i|i| 
1867, 409.)  [Soi*] 

Solitaires,  3lamt  ber  Sinfiebler  in  ^ 
»o^al,  f.  ^ort-Ko^al  X,  204  ff. 

^atax\ns,  f.  ^l^UippuS  ©orttonufi. 

^fRMaüm  (sollicitatio  proprii 
tentis  ad  turpia)  bei^t  im  ürd^li^en  Sled^  b9 
9[ni^braud^   beS  IBu^facramented    feitenS  cW 
IBeid^tDaterS,  meld^er  fein  Seid^tünb  }u  iigal 
meld^er  fd^n^er  fünb^aften  fei^ellen  UnfittG^U 
anreiht.  3ltbm  ibrer  aOgemeinen  ©ünb^iA^ 
als  eines  AergemiffeS  eignet  einer  fold^  «a^ 
lungSmeife  nod^  bie  fpecieOe  93oS]^it,  ba|  bäm^ 
baS  Su^facrament  mit  feinem  unburd^bnngSla 
©ebcimniffe  auf  baS  ©rbblid^fte  gur  IBefriebigfll 
ber  Seibenfd^aften  mi^braud^t  tDirb.  S)e|^H 
ber  römifd^e  ©tul^l  burd^  ftrenge  SBetotbiuai» 
bem  Sinrei^en  eines  folgen  UebelS  DorgtibaHK 
gefud^t ;  in  93etrad^t  fommen  babei  befonbeti  ik 
gionftitutionen  Universi  gregis  ®regoif  IT. 
(30.  Auguft  1622),  Sacramentum  PoeniMiM 
»enebictS  XIV.  (1.  3uni  1741)  unb  AfO^ 
licae  Sedis  ^MuS'  IX.  (12.  October  1869). 

I.  3"ni  2:b(itbeftanb  ber  mit  fintm' 
©träfe  bebro^ten  ©oUicitation  gehört  1.  ■ 
äußerer  Act  beS  SSeid^tDaterS  (^nblung^M 
3ctd^en),  meld^cr  an  fid^  ober  nad)  benUn|Mi 
baju  bient,  fein  (mönnlid^eS  ober  n)etbli(l^)8# 
ünb  5u  irgenb  meld^er  fc^meren  ©ünbe  g#>* 
fed)Ste  ober  neunte  ®ebot  an^urei^en,  W* 
biefe  Anrcijung  erft  auS  bem  fpätem  ®Wf* 
fennbar  mirb.  ©leid^gültig  ift,  ob  bie  6olBdPj| 
Dom  ©cid^tDater  birect  ausging  ober  oi  ^ 
auf  Anregung  beS  ^önitenten  boju  fon,  M^ 
ob  es  fid^  um  eine  ©ünbe  jtoifd^  9dSfi^^  ^^ . 


V 

X 


>s 


«l 


©olminHac  —  ©oIotl^uriL 


482 


^n^fftaib,  tAw  um  SSnbe  beS  lettcm  mit  einem 
^dttni  Vn^eUe.  ms^i  unter  ben  »egtiff  bet 
csiidlBäon  iMtgegm  ^oOt  bie  Snreijung  )u  an- 
rotn  0»  ben  tonttoä^nten  ©ünbcn.  —  2.  ®ie 
ioSicttatum  inu%  gef  ^l^en  fein  in  Serbiid)ung 
mt  bim^%tQccamente,  b.  1^.  Don  einem  ^tieftet, 
•ufatpid  ob  et  bte  SuxiSbictbn  befa|  ober  nid^t 
iah  in  Mta,  oocasione  ober  sub  praeiexta 
eonliasioiiifi,  ober  enbliii^  äber^upt  in  confes- 
«cHUÜi  nv6  in  alio  loco  ad  confessiones  au- 
itokäBB  deetinato  yel  electo  com  simula- 
tun»  ftodieiidi  eonfesaionem.  SBaS  im  6in« 
unter  biefe  ftotegorien  ]SHi,  erörtern  bie 


IL  Sed^ilid^e  gfolgen  cntftel^en  mtS  ber 
^ix^cncn  ©ollicitation  1.  ffir  baS  foUidtirte 
.^(t4Mllb  unb  febe  ^^on,  totlä^t  oon  bem  £]^t- 
Mttab  Anmtnil  erlangt  l^at  (aufgenommen, 
«um  bie  Baä^t  lemanbem  mitgetl^eilt  ift,  um 
ton  Qpn  9lat^  gu  erl^olen),  inbem  bteje  unter 
idtmxfr  €unbe  oettflid^tet  jinb,  ben  f^ulbigen 
^fiiite  fnnem  9i|<^ofe  gu  benunciren.  6ine 
filzige  genagt  nid^t  ißrimör  obliegt 
SoSirithten  bie  etmö^nte  $flid(|t  unter  ptt' 
SorfkUung  beim  Sifd^ofe ;  nur  im  f^olle 
cn^  edfünm^Urt  ifl  ber  fi^ftlid^e  9Beg  gu 
txJ^IeK«  ber  aber  bonn  ffir  geroö^nlid^  nur  bie 
ratntung  (um  meitem  mfinblid^  Serfal^ren 
hlbct  SMjiert  ft^  bofi  Sei^tttnb  abfotut,  feiner 
l^i^t  noil^ufommen,  fo  lann  eS  nid^t  abfotoirt 
vd^cn;  ocrfcbiebt  f&  bie  Senunciotion  fd^ulb« 
texvrtfe  über  einen  Qlonat  nad^  erlangter  ffennt- 
riB  oon  fnner  SBerpflid^tung ,  fo  oerföUt  ed  ber 
ntt  t^ftolrtcn  Sscommunicotion  (SuSe  Apost 
i^cdis  lY ,  n.  4).  —  Seigi^gen  ifl  l^ier,  bo^  eine 
cnfrnflut  foIf^K  S)enunctotion  ein  bem  Ißapfte 
syiOM&mämo  modo  oorbel^Itetter  StefetoatfaQ 
lü  1^  ta.  «rt  Steferootföfle  X,  1078);  eine 
rtxrfimi  (6.  Vugufi  1897;  f.  Anal.  eccL  Y 
[l^T],  382  sq.)  erlaffene  ^nftiuction  ber 
$.  C  Iiurait.  trifft  SRo^egeln,  um  bie  ^Innal^me 
nbrgcunofter  Sitflogen  megen  ©oQicitation  }u 
ocxiimbfm.  —  2.  %iit  ben  foAidtirenben  Seid^t- 
int*  Dellen  xufolge  Secreted  SBenebidS  XIV. 
va  5.9uguft  1745  ald  Strafe  treffen  perpetua 
hhabflitaa  sd  inisBae  celebrationem,  inter- 
&tio  pefpeina  confessiones  excipiendi  unb 
jfiTatio  cwnninTn  facultatum  unb  nad^  ber  oben 
üPdbiüni  Conftitution  ®rcgord  XY.  suspen- 
flo  ab  csdcatione  ordinmn,  privatio  bene- 
^omm,  dignitatnm  etc.  unb  privatio  vocis 
utiTae  et  pasBhrae,  si  Begularia  fuerit  SlUe 
fm  Stro^  ftnb  aber  ferendae  eententiae.  — 
A  fm  jeben  99dd^ttK2ter,  ber  ffenntni^  oon  einer 
ofte^enen  6oIItdintion  in  ber  Sdd^te  erlongt, 
staR  i^  mib  gravi  obliegt,  mtf  bie  S)enunda- 
iTTiSpjli^  unb  bie  eoentueS  eintretenbe  Senfur 
opiterfforn  ju  mad^en,  ober  aud^  l^ingumeifen  atif 
?ifStnifrberoerIrutiiberif^enS)enundation.  3m 
fi^lmn  iß  Ua  Scffo^/  ^I^^  ber  !8d^t- 
«ttr  jn  bcobac^tat  1^,.  fai  ber  3nftrudion  ber 

fk4caf<Sfl0iL  Xlm    2.  Httff. 


5.  C.  Inquia.  oom  20.  f$februar  1867  (Acta 
8.  Sedis  m,  499)  oorgefd^rieben.  (Sgl.  bie 
Woraltoerfe,  j.  93.  S.  Alphonsi  Theol.  mor. 

6,  675  sqq.;  Lehmkühl,  Tlieol.  mor.  II, 
n.  975  sqq.;  Marc,  Instit.  mor.  I,  n.  1854. 
n,  n.  1794  sqq.;  femer  Ferraris,  Prompta 
Bibliotli.  B.  y.  Oonfessarius,  art.  5,  unb  SoUi- 
citatio;  unb  Berardi,  De  sollicitatione,  Fa- 
vent  1886.)  [$runer.] 

$oCiitbii9iic,  9 1  a  n  u  8  b  e,  beiligmögigerSi« 
fd^of  oon  ßabord,  loar  1598  auf  bem  @d^Iof[e 
Sekt  bei  Ißerigueus  geboren  unb  ergnff  ald  3üng« 
ling  anfangs  bie  militdrifd^e  Saufbal^n.  ©pöter 
trat  er  bei  ben  SRegutarcanonifem  oom  bt  Sugu« 
ftinuS  m  unb  mürbe  1623  9bt  beS  ftloftexS 
S^anceSabe.  9lad^bem  er  1)\tx  bie  in  SSerfou  ge« 
ratbene  2)idci))Un  mieberbergefteüt  fyütt,  mirfte 
er  aud^  mit  ßrf olg  ffir  bie  SRef orm  anberer  ftlBfter 
feine«  OrbenS  in  @übfranfrdd^.  3m  3.  1636 
mürbe  er  auf  SSeranlaffung  beS  SarbinalS  Stid^eHeu 
oon  ftönig  8id)mig  XTTT.  gum  Sifd^of  oon  Saborft 
ernannt  mCb  im  folgenben  3abre  )u  ^riS  oom 
(Srgbifd^of  Oon  £ouIoufe  confecrirt.  3m  (Sdfte  beS 
bl.  ftorl  93orromöu8,  ben  er  jicb  sum  Sorbilbe  ge- 
nommen, mibmete  er  fdne  Xb^%^^  ^^^n  gang 
bem  ibm  anoertrauten  Sifitbum.  ßr  gritnbde  ein 
^nefierfeminar,  ein  Jhantenbaufi  unbgtodäBoifen* 
böufer,  lie^  oiele  in  ben  Sürgerfnegen  gerftörte 
^rd^en  mieber  auf&ouen  unb  forgte  aud^  ffir  IBoßS* 
miffionen,  bie  er  burd^  fdne  frfiberen  OrbenS« 
genoffen  abbalten  Iie|.  ©olminibac  ftarb  am 
81.  Secember  1659.  3m  18.  3abrbunbert  regte 
bie  frangöfifd^e  @d{Hi(^reit  mieberbolt  }U  Stom 
bie  (Eröffnung  beS  Seoti^cationdproceffed  an ;  bod^ 
unterblieb  biefelbe  infolge  bed  9(uSbrud^e8  ber 
frangSjifd^en  tReooIution.  (9$gl.  Gallia  christ.  I, 
Paris.  1715,  151  sq.;  Moroni,  Dizion.  I, 
175  sgg.)  [3e(!.] 

^oto^ntn  (Salodonun,  fron).  Soleure), 
Sifd^ofSfi^  an  ber  9are,  mu)>tftabt  be» 
gldd^namigen  @d^meiger(anton8,  ift  o^ne  Sti'dfel 
ein  Ort  Mtifd^en  UrfprungS.  3n  römifd^er  ßdt 
beftanb  bier  ein  Safirum,  in  bem  UrfuS  unb  Sßidor 
aus  ber  tbebäifd^en  Segion  ben  ÜRartertob  erlitten 
(f.  b.  «rt.  Legio  thebaioa  YH,  1624) ;  aud^ 
Oon  ber  b^%n  3mtgfrau  Serena  boben  fid^ 
@))uren  erbatten.  3ladf  ber  S5IIertDanbemng 
liefen  ftd^  gu  @oIotbum  bie  Surgunbionen 
nieber ;  bie  ffönigStod^ter  ©ebeleuba  ße|  Steliquien 
bed  bl.  SSictor  in  bie  oon  ibr  gu  ®enf  bem  ^ei* 
ligen  erbaute  SBaftlifa  fibertragen  (f.  b.  %tL  SBur- 
gunbionen  n,  1534).  3n  ber  gtodten  f^ölfte  beft 
8.  SabrbunbertS  grfinbde  bie  fränfifd^e  ffönigin 
Sertbraba,  ^ipinS  ©emabßn,  in  Solotbum  ein 
©t.  UrfuSmunfter  ober  -nofter,  baö  im  3.  870 
M  ber  Xb^i^it^G  beS  lotbaringifd^en  Steid^eS  ut^ 
funbßd^  ermahnt  mirb  (f.  Tromllat,  Monuments 
I,Porrentruy  1852, 116).  3m  10. 3abtbunbert 
foO  Sertba,  bie  ®emablin  beS  ff  bnigS  Slubolf  oon 
Äldnburgunb,  burd^  rdd^e  Sergabungen  fidg  alft 
gro|e  SBobttbfiterin  ermiefen  f^obm ;  man  ebrt  fie 

16 


487 


@omer  —  @omnambuItdmu8. 


488 


ber  {Regel  beS  ifi.  9(ugufiinu8  ouf ;  im  folgenben 
Salute  legten  bie  erften  \tdß  ©oina§fer  bie  ge» 
iDöl^nlid^eii  bret  OtbenSgelübbe  unb  al3  toeitereS 
baS  ber  Stabilität  ab.  @e]^r  günftig  ertDieS  fid^ 
betn  Drben  ber  %  itaxl  93orromäu8,  ber  il^m  aud^ 
JHrd^e  unb  SoKeg  ^um  1^1.  SßaioluS  in  ^oDia 
gef(^enft  unb  fo  Seranlafjung  5U  bem  oben  er« 
n)ä^nten  9lamen  ber  (Senoffenfd^Qft  gegeben  l^otte. 
3m  3. 1626  beftörtgte  Urban  VUI.  bie  Statuten, 
toeld^e  ber  ®eneraI))rocurator  be§  OrbenS  ^linuS 
gefammelt  ^atte.  3n)ed  ber  ®eno[{enfcl^aft  ift 
^^flege  ber  SBaifen  unb  ßrjiel^ung  ber  Swgftib  in 
©eminarien,  öffentlid^en  ®t)mna|ien  unb  5lbel§» 
coSegien ;  au§  biefem  ©runbe  xooUtt  bie  @e{eU" 
fd)aft  fpöter  il^re  Käufer  n)0  möglid^  in  großen 
©täbten  fyiUn.  3)ie  Organifatimi  ift  bie  gemöl^n- 
lic^e  mobeme:  ber  General  unb  otte  Seamten 
tDcrben  auf  brei  Sa^re  Don  bem  nad^  gleid^er  gfrift 
berfammelten  ©eneralcapitel  getoö^It.  ^u|er  ben 
€Icrifem  unb  fiaienbrübem  nimmt  man  aud^  fogcn. 
Aggregati  in  bie  ©enofjenfd^aft  ouf,  Saien  unb 
^riefter,  bie  \iä)  burd^  ein  ^anbgeliibbe  t)or  ben 
Ohtxn  5um  S^ienfte  beS  ^aufed  t)erpf[id^tcten.  3nt 
3.  1616  marcn  bie  franjöfifd^en  S)octrinarier 
(f.  b.  art.  m,  1874  f.)  alg  eigene  ^roDinj  ber 
©enoffenfd^af t  angcf d^Ioffen  morben ;  Snnocenj  X. 
jcbod^  löste  biefcn  SJerbanb  toieber  (1647).  ®cr 
f  olgenbe  ^af  ft,  3llejanbcr  VII.,  tl^eilte  ben  Drben, 
ber  ft(^  tnjtoifd^en  bebeutenb  ausgebreitet  ^atte,  in 
brei$rot)in)en,  eine  lombarbifd^e,  eine  Denetianifd^e 
unb  eine  römifc^.  ©eit  bem  6nbe  beS  öorigen 
Sa^rbunbertS  |at  ft^  {ebod^  infolge  ber  @inn)ir- 
hmgen  ber  franjöfifc^en  XeDoIution  auf  Stalten 
unb  fpöter  infolge  ber  t)iemontefi)d^en  fiird^enpolitif 
bie  3abl  ber  fflöfter  fe^r  öerminbert.  3tn  3. 1862 
batte  bie  ©efeUfd^aft  19  ^ävi\tx,  ie^t  nod^  10 
(roonad^  ^eimbud^cr  [f . u.]  ju  Derbe j|em  ift);  jmei 
liegen  in  Kom,  ba§  ffiaifcnbauS  ©.  $Diaria  in 
^^quino  unb  ba§  93Iinbeninftitut  ©.  ^Icjfio  auj 
bem  ^loentin.  (Sgl.  Acta  SS.  BoU.  Febr.  II, 
217 sqq.;  Holsten-Brockie,  Cod.  Regul.  III, 
199 sqq.;  Helyot-Badiche,  Dict.  des  ord.  re- 
lig.  III,  567  SS. ;  Vita  di  S.  Girolamo  Miani, 
8.  ed.,  Roma  1867;  ^ubcrt,  ®er  1)1.  ^ieronpmuS 
3lcmiliani,  SÖ^ainj  1895  [£cben§bilber  fatbolifc^cr 
grjiebcrlV];  §eimbud)er,  Sic  Orbcn  unb  6on» 
gregationen  ber  !at^.  ßircbell,  ^abcrbom  1897, 
259  ff.)  [?lmbr.  fticnic  0.  S.  B.] 

^onter  (1«.  ??),  f.  ©amaria. 

^oinitaiitBun$i»u$(©omnoIi§mu§),  in  neue« 
per  Seit  mcift  §l)})noti§mu8  genannt,  bejcid^- 
nct  bie  grjd^cinungen  unb  Urfad)en,  bie  Unter« 
fud)ungen  unb  Srflörungen  beS  fog.  |omnam6uIeu 
ober  bWnotifcben  3wftanbe§,  öfters  aud)  bie  Jen 
merfmürbigen  }d^lafäbnlid()cn  3iipQ"b  allein ;  ber 
Icfitcre  beifet  5tuto(3bio«)jomnambuli§mu§,  ?luto» 
ÖQpnofe,  loenn  er  fic^  oon  jelbft,  b.  b-  ot)nc  bie 
QPiniüirfung  eine§  9}lagnetifeur§  (^ioguetopatbcn) 
ober  §t)pnotijeur8  einfteUt.  I.  ®  e  |  d)  i  cb  t  e  u  n  b 
Verbreitung  beS  ©omnambuIi§mu§.  ®ie 
(Scfd^id^te  aUer  Sitten  unb  SSöIfer  mei^  Don  felt- 


famen  ©d^Iafjuftönben  gu  berid^ten,  bie  eniiDdtt 
Don  felbft  eintreten  ober  balb  gu  ^eügtoetfen,  balb 
in  gauberifd^er  ^bjld^t  fünjtlic^  If^erDorgrn^oi 
tt)urben.  3n  ^egQpten  unb  ^ritd^enlanb  f^ttojBt 
man  bie  ffranfen  in  ben  Xempel  tineS  ^eilgotlei 
gu  bringen,  tt)o  fie  eingefd(|Iafert  tourben  tmb  in 
Traume  Offenbarungen  über  ben  @i^  unb  bie 
Teilung  beS  UebelS  empfingen.  Sie  ^ßnejiir 
legten  bie  Zröume  auS,  unb  toenn  foU^  caaSß 
blieben,  legten  fte  eigene  Xröume  unter.  9dß 
Dem)anbt  mit  bem  ©omnambuIi§mu§  fiiib  Vk 
93ergüdhingen  ber  ]^eibnifd^en3<ni6erer,  ber  Sota, 
^^eurgen  unb  Orafelbiener  bed  SUertbuntf  n 
ber  ©d^amanen  ober  SRebtcinmönner  unier  bot 
9iaturDölfem.  ©d^on  ^lautud  bot  bie  «mognti* 
fd^en  ©trid^e"  gefannt,  unb  bie  ög^tifc^en  n 
bie  inbifd()en  Sauberer  maren  bereits  mit  bem  So» 
fabren  Dertraut,  baS  Sraib  1841  fo  eifoIgnk| 
eingefül^rt  bcit.  2)ie  ^riefter  ber  SSiti-Sninlona 
fd^auen  eine  3^itlang  rul^ig  unb  fdbmeigfam  oif 
einen  ©d^mud  au§  S)elpbingabnen,  um  in  f  onmoiH 
bule  SSergüdfung  gu  geratben  unb  bann  mit  \n 
©eiftern  in  Serbinbung  gu  treten.  9ebniU|i 
Wittel  mit  gleid^er  Sßirfung  finb  auf  SatUi 
^axüaxi  tmb  anberen  Snielgruppen  beS  €t3ki 
OceanS,  beggleid^en  bei  mebreren  3nbianeifU» 
men,  bei  einigen  9{egerDölfem  unb  ouftidifta 
Sorben  im  @ebraud^e.  ®a3  merftourbigc  60> 
baren  ber  in  bie  SRpflerien  ßingcmeibta,  bs 
^efpd^aften  (f.  b.  9rt.)  ober  «^ßabelfc^awr',  bff 
©d^marmgeifterunb  „Srleud^teten",  trugebenfdl 
einen  tbeilmeife  fomnambulen  S^aralter  on  JH|i 
S)cr  Don  felbft  entftebenbe  ©omnontbuIifimuS  Iß 
^mxdjt  in  ben  SSerbad^t  ber  SleufeldbefcffeaH 
Rubere  in  ben  Stuf  au^ergetoöl^nltd^  bcgiMbekr 
©eelen  gebrad^t.  Ungegöldlte  Opfer  ber  ^csv 
Derfolgung  ftnb  ebenfo  unter  bie  ©omnamMn 
gu  red^nen  n)ie  bie  „intuitioen"  SRebienbefincoBi 
@eifterfpu!e§  unb  bie  l^^fterif d^en  ©eJ^eriram  wä 
SCßabrfagerinnen. 

S)er  ©omnambuIiSmuS  begann  eine  gn)|eSbfe 
gu  Ipielen,  nad^bem  ber  ^rgt  S^ang  Snton  SM' 
mcr  (1734—1815),  burd^  ältere  ©d^riften  o»- 
regt,  auf  ben  tbierifd^en,  b.  i  in  ben  Scbcwfa 
Dorbanbenen  9)Jagneti§mu8  ein  neucd  ^cito 
fabren  gegrünbet  b^itte.  gb^f^ntet  be  $^yfeg' 
„entbedtc"  im  3*1784  ben  magnetifd^Sonitti" 
buli§mu§  unb  erflörte  ibn  oIS  einen  mogtHs 
Suftanb,  bellen  gntftebung  er  nid^  »ie  SM» 
auf  ein  magnetijd^c^  gluibum,  fonbem  orfMr 
^iUen^fraf t  be§  9}2agnetiieur8  gurüdfül^ite.  9# 
lebte  ftd)  in  ba§  93eu)u^tfein  ber  Seid^gIäili|HL 
bie  9}orftclIung  ein,  bie  9}erfud^8perfon  iDCtbcM 
einem  frembcn  SffiiHen  DoBfommen  beberrfdQ^  &^ 
bcni  n)urbe  ber  ©omnambulidmuS  ein  )e|r  er* 
giebigeS  t)lrbcit8fclb  für  imarftfd^reier,  *■*» 
unb  S&unber)üd)tige.  Siebbaber  bed  @elbcf  ^ 
bünbeten  ficb  mit  f (blauen  flöpfen,  bie  ful^  auf  Wc 
jhmft  Dcrftanben,  fomnambuIeSrfd^einungeniMl 
Söcliebcn  bcrbeiguf übten  ober  gu  ^d(|dn.  Snb» 
beißen  {kämpfen,  totld^t  unter  ben  iun&#  is^ 


4S9 


@omnam£uIt§mu8. 


490 


fSfOtOL  aicbidnmi  ouSBrod^en,  bell&cüiötfn  p<% 

^  ^Uo^op^cn  unb  X^eoloflen  in  ni(^t  gc 

raget  Inja^L    @d^on  dot  einem  S}iertelia|r» 

luatot  bqitjntt  f\(^  bie  Siteratut  über  biefen  Diel- 

txnfIxidnicniSeQcnftanb  auf  10000  ^ntä|d^rif  ten 

(i^9la;.^[kctq,  ^ie  in9{li|d^en  Srfd^einungen  ber 

nmfi^luj^  Statut  1, 2.  ^ufl.,  Seip}.  u.  ^eibelberg 

1>72. 161);  Don  1880—1890  ip  fie  um  nmb 

1100  Siumment  (Dgl.  9RasS)enoir,  93ibUogra))^ie 

M  mobctnfn  ^Wnotidmud,  ^Berlin  1888;  Sierf., 

filkt  So#rtt0  jutSibliograpl^ie  ic,  ebb.  1890) 

nah  ftitbcm  bis  l^eutt  abermafö  bebeutenb  ge- 

vai&fciL  ^e  ptaftifd^e  tote  bie  tl^eoretifd^e  SBe- 

ionbluitg   bcS  mognetifti^en  @omnambuIi8mu8 

wstbt  burd^  bat  englifdien  Srjt  3ame8  SBraib 

(ijtji  1860)  in  anbete  Salinen  gelenft.   SDiefer 

nc4t(  itämli(l(^  an  ftranfen,  bie  er  Deranlolte, 

nnrn  Odnen  Uuc^tenben  @egenftanb  etmoS  über  ber 

gemdMi^^  @eVnc^tung  mit  größter  Shi^e  unb 

^imnecf(ain£tit  ouAuftarren,   bie   überrojd^enbe 

Satmebmung«  ba|  fie  in  einen  ßuftonb  fielen, 

ber  bem  fomnambulen  burd^ouS  gli^.  9Rit  einem 

9r!Dd^ii^  ih>ffetfd)lüffel  er§ielte  er  biefelben 

Igifolge«  mie  bie  SOtagnettfeure  mit  i^rem  gfluibum 

Aber  t^icem  SBiüendeinfluffe.    S)er  eintritt  beS 

64Iaf^  toax  offenbor  bie  Oolge  einer  entfd^iebenen 

fatusbigung,  bie  feitenS  ber  Serfuci^Sperfon  als 

Msibcrfbeblt«^  Sd^taftrieb  em))funben  mürbe. 

3n  cmer  fktfon  Don  ^inreid^enber  (Srregbarfeit 

Me  fipc  Sooortung  beS  Sd^IafeS  ermeden,  l^ei^t 

its  {OT  btptmmten  3^it  l^erbeifül^ren.    S)iefe3 

fiucfift^e  Cinf^Iafem  nannte  man  ^Qpnotifiren. 

infolge  btS  ^QpnotiSmuS  rildte  an  bie  @teOe  ber 

ittigird^  fttaft  beS  SJlugnetifeurd  bie  ffraft  ber 

Smagtnotion  oeS  |^9))noKfirten,  unb  bie  Sin- 

»itfimg  eined  fremben  ®eifted  ermied  M  olS  Sin- 

bißnmg  bcS  eigenen  ©eifteS.  2)amit  pörte  baS  fo 

oft  ongcftaimte  ^SRagnetiftren  in  bie  ^imt"  auf, 

an  (Be^inmi^  gu  fein.  ($gl.  J.  Braid,  Neur- 

ypnology,  London  and  £dinb.  1843;  2)erf., 

t^KmotäimtS.  SuSgem.  Sd^rif ten,  l^eraudgeg.  Don 

fi.  ^^eQcr«  Serlin  1882.)  (Sine  3eit(ang  mürbe 

bri  Sm^ämnd  ebenfo  Derlad^t,  mie  Dorbem  ber 

ObäRcri^SmuS  t)erfpottet  morben  mor.  ^Qmälig 

«btr  fing  man  in  (^glanb  unb  gfranheid^  an,  i^ 

emcr  mtffcnf^faftlic^en  Unterfud(|ung  gu  märbigen. 

On)§e^  9uf}ieb<n  erregten  in  ben  fteben^iger  3q]^- 

mi  bie  b9pn^^f4<n  9)erfu(!^e  Stiqetd  unb  Sl^ar- 

csti  in  $ariS:  (S^^^tmal  in  $rag  l^atte  fold^e  mit 

fifo(g  an  X^ircen  angefteüt.  2)te  beutfd^en  gfor« 

fd^  onf  i^r  Dontel^men  3uruct]^Itung  l^eroud- 

fdoA  |n  (üben,  ijl  l^au))tfö(i^Iid^  bad  SSerbienft 

ha  bMfir^cn  SRagnetifeurS  ftarl  Raufen,  ber 

1879  in  aUcn  ^auptfidbten  S)eutfd(|(anbS,  mo  il^m 

^mbetmffe  ni(^t  bereitet  mürben,  meSmerifd^e 

Süipdlimgai  gab.    Sr  Derfe^te  bie  S3erfud[|§- 

pofonen  fat  edfiaff^ii  unb  Starre,  fo  bo^  er  fte 

cif  eine  aBo^^ftgnr  ober  mie  ein  ®tfld  ^olg  be- 

toihr^  tormle^  unb  Derfül^e  fte  bann  su  ben 

a^iüMm  6innc&tau{<^ungen.  S)en  ^rofefjoren 

Sogar,  0xu|ner,  ^etben^tn,  ^re^er,  Sliil^Imann, 


SBein^oIb  u.  9.  gelang  eS,  bie  |mnfen^fd^en  Sei« 
ftungen  nod^  }u  überbieten.  6§  ergab  ftd^,  ba^ 
gleichförmig  miebcrl^oUc  ©inneSrcigungcn,  g.  93. 
längeres  ^nftarren  eine§  glöngenben@egenftanbe8, 
leife  Zafteinbrücfe  infolge  fanfter  @trei^bemegun« 
gen  über  bie  ^aut,  gleic^mö^ige  @d(|aQreige,  mie 
baS  SidtadC  ber  Ul^ir,  ben  eintritt  ber  §9pnofe  bc- 
günftigen  ober  Deranlaffen.  S)a  biefer  aber  nid^t 
erfolgt,  menn  bie  Slufmerffamleit  ber  SSerf ud^S« 
))erfon  anbermeitig  in  ^2lnf{}rud^  genommen  ift,  fo 
mu^  ine  URitmirfung  feelifd^er  jhafte  gugegeben 
unb  Dietleid^t  aß  bie  ^au))turfad^e  angefel^en  mer« 
ben.  Sei  befonberd  Deranlagten  $erfonen  foS  bie 
lebhafte  iBorfteQung  Dom  ^erannal^en  ber  $Q))nofe 
im  @tanbe  fein,  ^e  ^eroorgurufen:  ein  iBemeid 
für  bie  SRad^t  ber  @eele  über  ben  fför))er.  — 
3ur  3^  ftnb  brei  ^auptarten  fünftlid^er  Sin- 
fd^Iöferung  im  ©ebraud^e.  S)ie  ^eilmagnetifeure, 
bie  fid^  in  S)eutfd^lanb  feit  1888  ajlagnetopat^en 
nennen,  befolgen  ba3  93eif))iel  ÜRedmerS.  @ie 
preifen  ben  SebenSmagnetiSmuS,  für  beffen  S)afein 
unb  SBirIfamfeit  neuerbingS  $rofeffor  D.  92u^- 
baum  in  IRünd^en  eingetreten  ift,  nid^t  bIo|  ald 
bie  Dorgüglid^fte  ^eilfraft,  fonbem  aud^  al8  baS 
einzige  SRittel,  |ene  l^eUfe^enben  Somnambulen 
unb  geifterfel^enben  SRebien  l^erangubilben,  bie  Don 
ie^er  ben  @tolg  ber  SDiagnetifeure  auSmad^ten.  @ie 
führen  bittere  fflage  barüber,  ba^  bie  ^Qpnofe 
öfters  mit  bem  Atomen  unb  ^nfel^en  beS  magneti« 
f(^en  Sd^IafeS  gefd^müdft  mirb.  S)ie  ©d^ule  Don 
9tanc9,  Dertreten  burd^  93ern]^eim,  99eauni§,  fiiä« 
beault  unb  fiiegeoid,  benen  fu^  Sforel,  ÜRoQ, 
S)effoir  unb  Diele  9lnbere  angefd^loffen  fyihm, 
fpottet  über  baS  magnetifd^e  gluibum  unb  fprid^t 
überhaupt  aOen  ßinmirfungen,  bie  Don  Sugen  l^er 
auf  bie  9lerDenenben  ausgeübt  merben,  bie  ein- 
fdl^löfembe  ffraft  gänglid^  ab.  @ie  ermartet  Diel- 
mel^r  ben  Eintritt  ber  ^ppnofe  einzig  unb  aUein 
Don  ber  ©uggeftion,  b.  i.  Don  ber  eingegebenen 
SSorfteUung,  ba|  er  mirtlic^  erfolgen  merbe,  unb 
begeid^net  bal^er  ben  l^tipnotifd^en  3uftanb  als 
fuggerirten  @d^laf  ober  als  eine  burd^  @uggeftion 
gefteigerte  @ugge)tibilität.  9lur  bem  natürlid^en, 
nid^t  bem  fünftlid^en  Somnambulismus  miU  fie 
eine  @onberftellung  guerfennen.  Sie  @d^ule 
Sl^arcotS  ober  ber  Salpötriöre  in  ^riS  beob« 
ad^tet  bei  ber  Sinf^löf erung  gern  baS  Sraib^fd^e 
Sßerfal^ren,  bebient  ftd^  aber  au^  beS  SebenSmagne- 
tiSmuS  unb  anberer  Mittel.  @ie  ftel^t  im  fomnam« 
bulen  3uftanbe  ben  ^öl^epunft  ber  ^Qpnofe  unb 
bringt  biefe  in  SSerbinbung  mit  ber  §9fterie, 
mo^ingegen  bie  ©elel^rten  Don  9lanc9  bebaupten, 
bog  mtnbeftenS  80  ^rocent  ber  SRenfd^en  I^Qpno- 
tifirbar  feien. 

U.  @  r  f  d^  e  i  n  u  n  g  e  n  beS  Somnambulismus. 
SWel^r  Sluffe^en  nod^  als  bie  Teilungen,  über  bie 
febr  unglaubmürbige  ergöl^lungen  Derbreitet  ftnb, 
enegten  gemiffe  SBortommniffe  beS  Seelenlebens 
bei  ben  Somnambulen.  Um  biefelben  gu  grup» 
piren,  l^at  man  Derfd^iebene  ^rten  ober  @rabe  beS 
fomnambulen  ober  l^^pnotifd^en  3uftanbeS  unter* 


491 


©omnamBuIiSmul 


492 


f(]^icbcn :  jcbod^  laffcn  pd^  f d^rfe  ©rcnjcn  atoifd^en 
il^nm  md^t  jicl^cn.  ffiä^rcnb  ber  erftcn  ^ämt  beS 
iQufenbm  ^al^l^unbertS  pflegte  man  mq  bem 
Vorgänge  ö.  gfd^enma^erS  (Serfud^,  bie  jd^etn- 
Bare  SKagie  be«  tl^ierifd^en  SKagnetiSmuS  auS 
})]^9floL  unb  pf^d^ol.  ©rünben  ju  erflären,  Stutt- 
gart u.  Tübingen  1816;  ®erf.,  aW^fterien  beS 
innem  ScbenS,  Tübingen  1830)  brei  gnttoidC- 
lungöformen  amunel^men:  bcn  liefid^Iaf,  ben 
Sßad^fd^Iaf  ober  baS  Sd^Iafmad^en  unb  ben  ^od^- 
ober  SBohnefd^Iaf.  99ei  allen  Somnambulen  liegt 
bie  Siei^fd^meUe  ungeioöl^Iid^  l^od^,  fo  ba^  felbft 
ftar!e  Sinnenreize,  fogar  bie  fd^merjKd^ften  6in» 
brüdte  t)on  ^u^en  feine  Sm))^nbung  auSIöfen. 
Stu^crbcm  fommen  bereits  auf  ber  unterften  Stufe 
fiöl^mungen  unb  eine  gro^e  Smpfönglid^feit  für 
ßinflüfterungen  (Suggeftionen)  jum  SSorfd^cin. 
Sie  SBad^fd^Iafenben  aber  foHen  im  Staube  fein, 
ouS  einem  gefddloffenen  Sud^e,  ba§  il^nen  auf  ben 
SWagen  ober  ben  Küdfen  gelegt  toirb,  ju  lefen,  mit 
ben  Singer»  unb  gujjfpi  Jen  ju  fel^,  mit  ben  Äugen 
)u  l^ören  u.  bgl.  Slu^er  biefen  Seiftungen,  bie  mit 
bem  (Sefcfee  ber  fpecififd^en  SinneSenergie  nid^t 
oereinbar  fmb,  würbe  unb  mirb  i^nen  ein  erftaun- 
lid^eS  f)ell-  unb  Qfemfel^en  (clairvoyance),  ein 
untrüglid^eS  Sor-  utü)  IRüdjd^auen  (second  unb 
retrospective  sight)  jugefd^rieben.  Sie  feigen 
Mar  bie  inneren  SwPönbe  unb  SSorgönge  il^reS 
Äör})er8,  ben  SiJ,  bie  Urfad^e  unb  bie  Heilmittel 
il^rer  ffranfl^eiten ;  mand^e  öon  il^nen  befi^en  eine 
fold^e  Srfenntni^  aud^  begüglid^  anberer,  felbft 
entfernter  ^rfonen.  Sie  löfen  bie  fd^ttjierigften 
Aufgaben  unb  erHaren  2)inge,  bie  il^nen  bis  ba^in 
nid^t  einmal  bem  92amen  nac^  befannt  toaren.  3m 
fogen.  äod^fd^lafe  enblid^  treiben  bie  abenteuer- 
li^ften  mQucinationen  il^r  bunteS  unb  nedfifc^eS 
SpieL  ffiie  Somnambulen  biefer  Stufe  erl^eben 
pd^  in  ba§  SReid^  ber  ©cifter  unb  pflegen  einen 
innigen  SSerfe^r  mit  ben  Seelen  SSerftorbencr. 
®ur(^  einen  unfid^tbaren  „^ül^'^er''  (spiritus  fa- 
miliaris),  ber  feine  ^Intecfcnl^cit  burd^  allerlei 
Spuferfc|ctnungcn  bejeugt,  Werben  fie  in  bie  ®e- 
l^eimniffe  beS  3cnfcit§  eingemei^t.  Unter  feiner 
ßcitung  mad;en  fie  Keifen  in  frembe  grbt^cile, 
fogar  ju  ben  ©eftimen.  6inc  ber  befannteften 
folc^er  Somnambulen  ift  bie  „Seherin  öon  ^re» 
Dorft"  in  SBürtembcrg  (grau^auffe,  1801  bis 
1829).  Sie  befa^  öon  ffinb^eit  an  ein  fel^r  Icb- 
l^afteS  ai&nungSöermögen,  gro^e  SReröenreisbarfeit 
unb  Steigung  jum  ©el^eimnipoollen.  9ll§balb  nad^ 
il^rer  Serl^ciratung  fiel  fie  in  ein  fd^mercS  gieber 
unb  unterbielt  in  il^ren  ^aHucinationen  einen 
regen  Serfel^r  mit  ber  ©eiflertoelt.  5luf  il^ren 
eigenen  SBunfd^  würbe  fie  magnetifirt  unb  fpäter 
bem  öielgenannten  Dberamt8ar5te  SuftinuS  ßenicr 
in  SSBcinSberg  jur  Sel^anblung  übergeben.  Sl^re 
©efid^te  unb  Offenbarungen  entjpro^cn  ben  ^n» 
fd()auungen,  in  benen  fie  aufgewad^fen  war  (ögl. 
3.  fferner,  ®ie  Sel^erin  öon  ^reöorft,  5.  Aufl., 
Stuttgart  1878).  ©iefe  ©attung  öon  Somnam- 
bulen   liefert   bie  f|nritiftifd^en  SWebien  erften 


SiangeS,  unb  bie  ^fierie  forgt  bafihr,  ba^  fun^ft 
auSftirbt.  Sr^niwirfung  unb  tSfeniemtij^nbiaig 
(Seiepatl^ie),  uberfinnlid^e  ober  unmittelbare  6(> 
banfen-  unb  SSiQenSäbertragung  (suggeftkni 
mentale)  finb  l^eu^utage  beliebte  SenennnnKi 
beS  Heu-  unb  f^emfel^enS,  )ebod^  nid^t  in  oun 
gättm  jutrcffenb. 

Seid^t  unb  wie  öon  felBfl  brängt  fid^  bie  So* 
mutidung  auf,  ba|  entweber  an  ben  Sifd^eimmgei 
be§  gef  d^ilberten  Somnambulismus  ober  an  itpn 
Seobad^tem  unb  3^9^  ^^  ^^  in  3tti^ 
feit  fei.  9lm  meiften  öerbdd^tig  ftnb  bie  SRebio^ 
bie  ben  Somnambulismus  als  ®ttonh€  ober  oB 
(Spott  betreiben.  2)ie  ^al^Ireid^en  entUntnmga 
mal^nen  5ur  äu^rjten  SBorfid^t  unb  Sd^ergläi» 
bigfeit.  2)iefelbe  ift  aud^  ?lutofomnambiiIen  gra» 
über  burd^uS  geboten;  berni  bie92eigun^guCiiii 
bilbungen  unb  ^aSucinationen,  fowie  bu  Sn^i, 
mittels  Zöufd^ung  Äufmerffornfeit  unb  Z^ 
nal^me  ^u  xotdm,  fmb  befannte  93egIeitSecjd^ 
nungen  ^od^grabiger  C)9f^^c-  SnbererfeilS  im 
eine  gniubfö^Hd^e  IBemeinung  ber  %l^ai^aSf» 
frage  ein  Än5eidden  unwiffeufd^faftlid^er  Siig^ei)i|^ 
feit,  bie  baS  Unerflörbare  mit  bem  Unmdgli^ 
öerwed^felt  unb  ftd^  möglid^ft  bequem  an  bon  bc> 
müt^igenben  ©eftönbniffe  öorbeibrüden  wil,  bot 
fie  mit  if)rem  Sßiffen  ju  Snbe  fei  3)ie  Snnol^ 
baf;  bie  lange  Steil^e  einwanbfreier  3^9(tt,  ji 
benen  aud^  geiftlöugnenbe  Sfo^fd^^  d&^Ien,  b« 
^Betrüge  ober  ber  Selbfttäufd^ng  §um  Op^  y* 
fallen  fei,  f orbert  nid^t  minber  ben  3K»eifd  ^ 
aus,  als  bie  merfwürbigen  iBorgönge,  für  Um 
Sl^atföd^Iid^feit  j[ene  il^ren  92amen  unb  Shif  111^ 
fe^en.  6ine  SRenge  berartiger  Gegebensten  ort 
ber  neueften  3^it  finb  mitgetl^U  Don  Goiimj, 
Mjers  and  Podmore,  Phantasma  of  tho  & 
Ying,  London  1886;  femer  in  lal^Ireic^  do^ 
fd^riften,  a-  93.  ber  „Sp^inj-*  ((Sera),  ben  ,f  ji- 
d^ifd^en  Stubien"  (2cii)3ig),  ber  Reviie  k 
rHypnotisme  ($ariS)  unb  ben  Proceedings  d 
the  Society  for  Psycbical  Research  (Soiäoi^ 

3n  ber  Seftimmung  unb  ^Benennung  ber  ^n# 
erf(^einungSformen  beS  fünftlid^  erzeugten  &(l4 
guftanbeS  wcid^en  bie  neueren  ©elel^rten  t»n  ba 
alteren,  aber  aud^  unter  einanber  ah.  daiak 
unterfd^eibet  brei  Stufen  beSfelben:  Setl^aigk 
(Sd)Iaffud^t),  jfatalepfie  (Stane)  unb  Somno» 
buIiSmuS  (l^fterifd^en  Sieffd^laf).  Sein  ®cgw 
IBeml^eim  nimmt  öiele  an,  bie  beffen  Sd^er  goid 
Wieber  aitf  brei  einfd^rönft:  Somnoleng  (@^ 
tigfeit),  t^Qpotape  ober  Sl^arme  (Iti^ter  @4I4 
unb  Somnambulismus  (Zie^d^laf  mit  (SriiD»* 
rungSloftgfcit  unb  mit  SuggeftionSwirfungennfl^ 
bem  ßrwad^en).  S)ie  ^t)pnotifeure  ber  (SegeBMRi 
meffen  ben  @rab  ber  ^Qpnofe  am  Srfolge  ba 
Suggeftiou,  in  ber  fie  baS  3ciubermittel  öcn(nir 
nid^t  blo^  bcn  Üorptv,  fonbem  auc^  ben  (Seift  bcc 
iBer)udf)Äpcrjon  faft  öoUfommen  bel^rrfd^  p 
fönnen.  SBer  fid^  auf  bie  ßingebungSfimfi  Mv 
fte^t,  bem  ge]^ord}en  bie  förperlid^en  ©lieber  ml 
Sinne,  fo  ba^  er  nad^  99elieben  Semegimgcanb 


m 


@0tnnam6uli8mu3. 


498 


n  bca  ftfii^ct,  loT)!bcxn  In  bie  Seele  unb  geBen 

itr  IwiWomcn  .maftijc^c  Ätoft".  ©ieSupud^* 

jK  bieder  x^  etenfoUS  ein  SSefenntnife  bcr  Matl^- 

l0^it  Set  Wavbt  on  eine  mogifd^e  9ega6ung 

M  9lni{4(iieeifie&  ^t  oon  alters  1^  eine  gro^e 

SbOf   e^pittt«   inäbefonbere  nod(|bem  ftd^  im 

15u  ^d^ttiibat  oufi  ber  Serfc^meüung  ber  fai- 

^cfta  icnb  bcr  figQptif^en  SRogie,  oer  iübif^en 

ftaitel4  (f.  h.  €rt.)  unb  ber  neuplatonif^en 

Itiinatf  mit  Ux  ^laiurforfd^ung  bie  «n)ei|e" 

fitogtc  im  <8(g<n|ake  gut  ^jd^toarjen''  Slagie 

N^KScm)  entnndbtt  |atte.   Sgrippa  Don  9letle§' 

kna^    3o^camcS    Xrit^emiuS,    X^eop^raftuS 

Sancdfiid  unb  at^cmojiuS  ftird^er  (f.  b.  9lrtt.}. 

CSU    bcncn    (e|terer  unter  ben   ölteren   Ser* 

tsiem  bkkr  Xi^hing  DieOetd^t  ber  gelel^rtefte, 

l^csfoOft  oer  hfonnenfie  iDor^  fmb  ber  feften 

thtecjo^ping  gctoefen,  bie  Seele  oermöge  ourd^ 

he  niit&It4t  9Rad(|t  ber  S^mpatl^ie  unb  ber 

^mgiBOÜoa  bie  Si^ranfen  beS  Slaumed  }u  flber- 

Boibau  unmitlelbor  in  bie  S^me  ju  mirten  unb 

Kl  oiibcmi  Seelen  }u  t)erfe^ren.   %xä^  S^ong 

n  «oabcr^  3*  0*  ®örreS  (f.  b.  «rtt.),  Sd^ubert, 

g9ifla0t,  Sd^efling,  Sd^openl^auer,  3.  ^.  ^xä^tt, 

1Bczt9.  ^offmonn^  S<^inbler,  S)aumer,  bu  ^rel 

K.  TL  Ifafm  fid^  jum  @Iauben  an  bie  magif(|e 

ttsA  hefimnt  Sie  foRen  bie  Seele  dS  ein  wZ)op- 

pel-^c^*  auf  unb  f<!^reiben  bie  geioöl^nltii^enX^atig* 

faxm,  bdi  togmod^  Seiou^tfein  unb  Rubeln, 

tat  pgeoteinen"  Sd^  )U,  bogegen  bad  ^eQfe^en, 

balSecntirirfen«'bie9)er||ü(Iungii.bgL  bem  i^magt« 

»ten'  ober  i^m^fhfd^en''  äd^.  3n  biefed  verlegen 

pr  ficn  Si^tDetpunft  beS  Seelenlebens,  unb  bog 

beam^  (bbmun  begeic^nen  fte  als  Slad^t-  ober 

timmmntßaxfKiL    So^Ireid^e  Bearbeiter  bed 

lopaotiiiintS  nbcrtragen  bie  9Bunberfraft,  toeld^e 

jxBber  bcr  3inoginotion  angebid^tet  loorben  ift, 

•uf  bie  Simgeftion.  !&ie  9rt  ber  ^JorfteQung  Dom 

acgij^eii  mnnen  ift  felbfiDerftönblid^  burd^  bie 

bejbnberc  SBelt»  tinb  Seelenonfd^uung  bebingt. 

Sintge  eibltden  in  il^m  eine  natürliche,  Dom 

S^^ifer  oetf te^e  9Ritgift  ber  Seele,  9(nbere  eine 

Cfirebmms  ber  SQgottl^it  ober  ber  baS  Wl 

biadrfla^cttbfa  Sßettfeele  ober  beS  unbemu^ten 

91-Siaen.  SHe  €toffglQubigen  feigen  in  il^m  eine 

(nnrfmft  unb  eröffnen  burd^  bie  SBunber,  meldte 

u  O0it  oir|er  mootten,  eine  tb^iä^  ^udftd^t :  fte 

beben  ben  no^cliegenben  Sd^(u|  gegogen,  ba| 

^h^aäi  unb  flBtIle,  ttie  ouS  bem  Stoffe  entftan- 

kn,  ^  aui^  ni  i^  guzudDenoanbeln  fönnen  unb, 

m  b«  SairtUDctt  flbergel^b,  allerlei  Sput  an- 

li^tra.  S^  Senl«  unb  SBiUenSfroft,  in  i^xxn» 

ob  ^anbfcoft  ningefe|t  unb  aud  bem  ftörper 

asiflffat  mütte  bis  fieiftungen  aller  Sauberer  tief 

Bgij^ottoi  fielen  unb  toäre  allem  Snfd^eine  nad9 

^u  bcmfen^  im  ^(em  Kulturleben  eine  äl^nlid^e 

UMipdluoe  einsune^men,  toie  fie  bie  S)amt)f* 

haft  auf  bem  Seblelc  ber  9laturbe|errfd^ung  be* 

ifl#t  3nbeffcn  ifl  mit  ber  Slufjieuung  einer 

H^^Araft  fiSr  nrt^enfd^ftlidbe  SrRärungen 

a^  flltumnmu  2BiIl  mon  bie  buttiSen  Seiten 


ber  natürlid^en  Seeleniröfte  als  magifd^e  Anlage 
begeid^nen,  f o  ift  bagegen  nid^t  Diel  eingutoenben ; 
man  barf  fie  aber  nic^t  alS  ©runblage  einer  aben« 
teuerlid^en  Seelenle^re  Dertoertl^en.  Unfer  gemöl^n« 
lid^eS  3d^  bulbet  fein  magif(|eS  3d^  als  gleid^« 
bered^tigten  @enoffen  neben,  gefd^ioeige  alS  @e« 
bieter  über  fid^,  unb  boS  SeiDU^tjein  eines  S)o))« 
ptU^ä)  ift  Sierrüdt^eit.  Snblid^  loerben  burd^ 
eine  magifd^e  ftraft,  tt)eld^e  ben  SRenfd^en  gum  ge- 
borenen SBunbertl^öter  erl^ebt,  aQe  loal^rl^aft  au|er« 
unb  übemotürlid^en  Vorgänge  in  natürlid^e  auf» 
gelöft.  —  4.  Steuere  SBertreter  beS  ^QpnotiSmuS 
glauben  an  eine  au|erftnnlid^e  ®eoatt(en*  unb 
äBiUenSübertragung.  SRel^reregil^ilofopl^en,  g.99. 
3.  iQ.  gid^te,  |)uber,  UMd,  ^agemann,  leieren 
bie  9R5gIic^Ieit  einer  unmittelbaren  Sinmirhtng 
Don  Seele  auf  Seele.  SS  foQ  bie  3n5glid^!eit 
nid^t  beftritten  werben,  ba|  in  einem  Suftanbe,  in 
meinem  baS  Sanb  gioif d^en  ftörper  unb  Seele  franN 
l^aft  gelodfert  ift,  bie  le|tere  eine  größere  t$reil^eit 
ber  9en)egung  gen)innt  unb  ol^ne  93ermittlung 
ber  Sinne  gu  einer  onbem  Seele  in  Segiel^ung 
tritt ;  aSein  aud^  mit  biefer  Snna^me  fann  man 
ni(^t  allen  Srfd^einungen  beS  Somnambulismus 
beifommen.  (S3gl.  gu  biefen  ßrflärungSDerfud^en 
aus  ber  gmeiten  ^älfte  beS  laufenben  Sal^rl^unbertS 
au^er  ben  bereits  naml^aft  gemad^ten  SBerten  nod^ 
9leeS  Dan  SfenbedC,  93eobad|tungen  unb  SBetrad^« 
tungcn  auf  bem  @ebiete  beS  fiebenSmagnetiSmuS 
unb  SitaliSmuS,  Bremen  1853;  Ashbumer, 
Electrobiology  and  Mesmerism,  London 
185B ;  Sc^margfd^ilb,  SRagnetiSmuS,  Somnam- 
bulismus, glairDo^iance,  ffaffel  1853—1854, 
2  Bbe. ;  gfreil^err  Don  äteid^enbad^,  S)er  f enfitiDe 
ajlenfd^  unb  fein  Berl^lten  gum  Obe,  Stuttgart 
unb  Sübingcn  1854—1855,  2  SBbe.;  S)erf., 
Slpl^oriSmen  über  SenfUiDität  unb  Ob,  2Bien 
1866  [bagu  ®.  X]^.  Sfed^ner,  Erinnerungen  an 
bie  legten  Xage  ber  Oble^re  unb  il^reS  Urhebers, 
Seipgig  1876];  g.  &.  (SaruS,  Ueber  SebenS- 
magnetiSmuS,  Seipgig  1857;  ^.  Sd^inbler, 
2)aS  magifd^e  ©nfteSleben,  SSreSlau  1857; 
L.  Figuier,  Histoire  du  menreilleux  dans  les 
temps  modernes,  Paris  1860;  Morin,  Magie 
da  XIX®  siäcle,  Paris  1860 ;  Gougenot  des 
Mousseaux,  La  magie  au  XIX®  siöcle,  Paris 
1861 ;  %  Secanu,  @efd^id^te  beS  SatanS.  31uS 
bem  gfrangöfifd^en,  »egenSburg  1863;  SW.  ?ßert9, 
S)ie  Kealitöt  magifd^er  Jhöfte  unb  SBirfungeu  beS 
SWenfd^en,  Seipgig  u.  ^eibclberg  1863;  S)erf., 
SBlidfe  in  baS  Derborgene  Seben  beS  aJlenfd^en- 
geifteS,  ebb.  1869 ;  ®erf.,  ®ie  m^ftifd^en  (Srfd^ei- 
nungen  ber  menfd^lid^en  9iatur,  2.  9uf[.,  ebb. 
1872,  2  SBbe. ;  ffierf.,  S)er  je^ige  St)irituaIiSmuS 
unb  Dertoanbte  Srf^einungen  ber  Sergangenl^eit 
unb  ©egentoart,  ebb.  1877 ;  S)erf.,  S)ie  ftd^tbare 
unb  bie  unftd^tbare  Sßelt,  ebb.  1881 ;  Ziegler, 
Le  fluide  vital,  Mulhouse  1866 ;  Alir.  Rüssel 
Wallace,  The  scientific  Aspect  ofthe  Super- 
natural, London  1866,  beutfd^e  Ueberfegung 
Don  aaSittig  unb  affäfom,  Seipgig  1874;  Th.  H. 


M)5 


@onnencuIt 


506 


oÄ  |ti  tirc^bcnm  Selten  manniafad^c  SBcrönbe- 
TtB^  nio^ctiL  Xcin  finbet  fte  fid^  nut  ha,  too 
ssB  bk  ^vne  anbetet  unb  bet  ßrbe  0))fei 
ccnM;  aber  c§l&^{i(j^  im  einzelnen  f dornet  ent- 
tZ'jtibai^  ob  bit  Anbetung  ber  Sonne  als  fold^er 
•  il  tbcr  obbiefdbe  erf!  eine  obergläubifc^e  gfolge- 
rzK|  mit  dnet  ^5^eni  Sorfie&ung  ift.  3n  %egq)}ten 
rie  in  ^)ciu  leiteten  bie  ^ertf(](|er  i^ren  Urfprung 
r»  bet  ^oitne  ob.  in  Sopon  mirb  baS  ^enfd^er- 
t  j:2$  auf  bie  etmnengBttin  surudgefül^rt ;  in  3n« 
^ai  Kfie  in  Orie^enlanb  (^i))))ol9t  unb  ^bäbta ; 
^ärHsnj  nmAtn  htm  ^io8  Opfer  unb  |)ulbi> 
cxaq  bmgebrcul^t;  bei  ben  3taniem  uiirb  SDUtl^ra 
Tt  9.  Uli)  lum  Sonnengott,  bem  Ißferbeopfer 
cevJbxnci  lorrben  »ie  bei  ben  ©etmonen^  bmn  bei 
dnbogermonen  fä^rt  bet  Sonnengott  feine 
anf  SBaqat  mit  fil^eUen,  feuerf^nauben- 
Ses  Soffen  ba^tn ;  ober  mäi  bei  ben  ScQtl^en  unb 
eä^am  tnnmifdSlen  Sdffem  moren  ^ferbeopfer 
kbßd^  Sri  ben  Semiten  fallen  bem  bo^el^renben 
fkmüU  ber  Sonne  sa^Ireid^e  SRenfd^en  )um 
Cpfer^  bei  Dielen  milben  Stämmen  mirb  baS 
Isittmbr  ZageSgefiim  göttlid^  berel^rt.  3m 
$olfid  finb  ed  namentlid^  etlid^e,  nod^  in  93oI!8« 
ceMii4eii  fortlebenbe  Sfefte,  loelci^e  bie  Serel^- 
z=9  ber  Sonne  in  il^rem  ^al^reelaufe  behtnben. 
3n  fegnilen  tmb  Serien,  in  (Sried^enlonb  unb 
tditf^kiib,  fafl  SbezaU  erl^alten  bie  SBenbepunIte 
M  SomunlmiffS,  xotlä^  f&x  bie  Sanbmirtl^fd^aft 
«  9itr§er  9cbcntung  finb,  einen  religiöfen,  feft- 
ii±ea  C^oroftcr,  obmol^I  eS  unrid^g  ift,  ba^  bie 
inbaatnbm  fßlUtx  oormiegenb  SonnenDerel^rer 
nen  (S4ttl|e,  ^<^0;  t>enn  in  S^ina  ).  93. 
nzb  »0(1  ber  ^unmel  Derel^rt,  aber  bennod^  ftnb 
•I  gembr  md^t  bie  leud^tenben  Srfd^einungen  on 
dm«  iDcI^e  bie  Slufmetffamfelt  gefeffelt  fiaben, 
vw-sn  ait4  neben  bem  f^immel  im  Sanken  Sonne, 
1!tonb.  ^lonf tm,  Stembilber,  SOBinb,  Stegen, 
Srolta«  S)ointer  oere^rt,  ber  Sonne  unb  bem 
fbobe  eigene  Xtmptl  errid^tet  merben.  3m 
aUgemrinen  Uft  fu^  fagen,  bo|  bei  ben  3nbo« 
getmoRen  bie  reinere  Sbee  beS  Sid^teS,  ®IangeS, 
Ht  9hqcf)öt  Ott  VitSbrud  bed  göttlid^en  SBefenS, 
M  ben  9egi|9tem  bie  Orbnung  im  töglid^en  unb 
;ä^ruben  Amfe  beS  ^mmelS  al§  Silb  ber  Orb- 
nmg  mtb  Sin^tt  beS  @dttlid^en  (über  bie  fjfal^rt 
^  SominigotteS  IRa  auf  einer  Sarfe  oon  9benb 
yä  Siorgen  in  ber  Untermelt  f.  SBiebemann,  %xt 
jCiftfümbcr  alten  9teg9i^er,  Otflnfier  1890, 40  ff.), 
In  tan  €$oIbdo«9lff9riem  unb  anberen  Semiten 
'feäcn  ber  Cffenborung  bed  gbttlid^en  SBefenS  im 
^Hfjflfluntpfuifiiiftrm^  l^onberd  im  planetaten,  bie 
Sittang  ber  Soime  auf  bie  Srbe  afö  Symbol 
ice  Siäung  beft  attmod^tigen  ®otte8  jur  S)ar- 
'iluiig  fam.  Sie  d^aIböo«9ffQrier  betrad^teten 
tsmm  nnb  6tcme  olS  »o^re  öu|ere  ÜRanif ejia- 
rstitn  unb  modalen  borauS  bie  fid^tbare  erfd^ei- 
;zng  ber  jötUi^n^  ^poft^nt,  meldte  ouS  bem 
il^^dokn  Sdn  ernannten,  tiefer  fiberifd^e  %an« 
t^miö  ortete  obec  beim  Solf  in  groben  SabäiS« 
aS  unb  obcxglSubtf eli^  9Rogi8mu8  aud ;  bie  ou8- 


gebilbete  Sfironomie  tourbe  j|ur  9Ragb  ber  Slftro» 
logie  emiebrigt.  S5ei  ben  öorberafiatif d^en  Semiten 
aber  galt  bie  Sonne  alS  eine  SDtanif eftation  SaalS, 
beff en  grganjung  SBaoItiS,  ber  TOonb,  ift ;  bcnn 
mie  bei  ben  mciften  SSöIfem,  mit  nur  tocnigen 
9lu8na]&mcn  (3)cutjd^e,  Hottentotten),  gilt  il^eu 
bie  Sonne  als  männlid^,  ber  SJlonb  als  meiblid^. 
SBeibe,  Sonne  unb  SRonb,  bebeuten  bog  emige 
entfielen  unb  Sßergeljen,  Scugung  unb  Sob. 
S)arauS  entmidtelte  ft(|  ber  ausfd^meifenbe  Sult 
ber  Semiten,  meldtet  neben  ber  ®raufam!eit  eine 
d^arafteriflijc^  Sigent^ümlid^feit  ber  Stoffe  bilbet. 
S)er  2)ienft  biefer  leud^tenben  ©ötter  gel^dtt  }U 
bet  bunfelften  &eite  bet  9)2enfd^engefd^id^te,  unb 
bie  mi|i)etftanbene  teligibfe  ^flid^t  fül^tte  pxc 
Unterbtüdung  bet  ebelften  unb  l^eiligften  ©efül^Ie 
in  f  d|anbli(^en  Sn^ftetien  unb  grauf amen  SRenf  d^en* 
opfern.  93et  ben  $](|önicietn,  Slmmonitem  unb 
9Roabitetn  mat  !DtoIod|  (f.  b.  Stt.)  bet  Sornien« 
gott  feinet  f  einblid(|en  Stid^tung  nad^,  oetgel^tenb  unb 
teinigenb,  unb  loutbe  burd^  ISetmunbung  bet  tan- 
jenben  unb  l^eulenben  ^rieftet  (ebenf  o  tt)ie  bet  ®aSi 
bet  Spbele  unb  l^eute  nod^  afrilanifd^et2)ett])tfd^e) 
unb  anenfd^enopfet  befanftigt.  2)ie  SBetel^ng 
bet  Sonne  alS  $telfatt  unb  SlbontS  ijt  Dettoanbt 
mit  bet  ögQptifd^en  Steligion  unb  bejiel^t  fid^  auf 
ben  idbrli^en  ihreiSIauf  bet  Sonne  im  %S)\txttA%. 
3)agegen  etfd^eint  im  %  %.  bie  Sonne  butd^auS 
als  ein  SBetf  @otteS.  S)ie  Stmäl^nung  im  oietten 
Sd^öpfungSmetf  foQ  maJdtfddetnlid^  Don  bem  Son- 
nencult  abl^atten.  9IIS  ein  petfönlid^eS,  lebenbeS 
SBefen  fommt  bie  Sonne  nut  in  bet  ^oefte  t)Ot, 
ol^ne  abet  itgenbmie  ben  SDtonotl^eiSmuS  ju  be* 
einttödötigcn  (gjf.  18,  6—7).  ffiafe  bet  „oet- 
ful^tetifd^e  Steig  beS  SonnencuItS"  oud^  bie  3S- 
taeliten  mituntet  bejaubert  l^at  (3ob  81,  26),  ift 
ma^tfd^einlid^,  bod^  etfd^eint  bet  Sonnenbienft  als 
ein  ^bfaU  gum  @ökenbienft  (2)eut.  4, 19 ;  17, 3). 
So  im  SaalSbienft,  too  bie  Sbee  bet  geugenben 
jhoft  bie  3bee  beS  Sonnengottes  flbetföog  (4  ftön. 
17, 16 f.;  ogl.  b.  artt.  «ftatotl^  unbSaal).  »e- 
fonbetS  tt)irb  oou  SRanoffeS  betid^tet,  ba^  et  im 
au^etn  unb  innetn  SempeD^of  bem  t)immeIS]^eer 
aitöte  etric^tct  l&abe  (4  ftön.  21,  8—5 ;  23, 12. 
2  ^ot.  83,  3—5).  2)et  Sult  beftanb  DotgugS- 
meife  im  Stöud^etn  auf  ben  2)ad(|eni  (4  ftön. 
28,5.  Set.  19, 18.  Sopl^.1,5).  goftaSid^affte 
eS  al  unb  lie^  bie  Stoffe,  meldte  bie  ,,^ömge 
Suba'S''  bet  Sonne  gemeint  l^atten,  unb  bicSon« 
nentoagcn  megfd^affen  (4  Aön.  28,  11).  Sine 
Sntmeii^ung  beS  Stempels  butd^  Anbetung  bet 
Sonne  gut  Seit  beS  SeberiaS  betid^tet  Sg.  8, 16  f. 
Uebet  bie  ßntftel^ung  beS  SonnencuItS  ftnb 
bie  Slnftd^ten  ie  nad^  bet  teligionSpl^ilofopl^ifd^en 
SteOung  fe](|t  oetfd^ieben.  SDie  gmei  ^auptrid^« 
tungen  bet  mobetnen  SteligionSpoilofopj^ie  ftel^en 
oud^  l^iet  einanbet  fd^toff  gegenübet.  S)ie  m^t^o« 
logifd^e  Sd^ule,  beten  ^iouploetttetet  SRas  SDluUet 
ift,  leitet,  mie  bie  Steligion  übetl^aupt  auS  Statut- 
einbtäden,  fo  ben  Sonnencult  inSbefonbere  oon 
bem  Sinbtud!e  1^,  meldten  bet  etfte  leud^tenbe 


507 


@onnenc9c(tt§  —  €onniu8. 


50 


bie  atenfd^en  baS  Untnblid^e  fu(^en,  bietet  fic^ 
{^nen  gerabe  om  pmmd  in  ber  Sonne  bog 
f^önfie  ISüb  bedfelSen  bar.  gfeuer  unb  Sonne 
fpielen  fd^on  in  ber  ölteften  arifd^en  SteKgion  eine 
Qro|e  Stoüe.  SRoSpero  fud^t  ou^  Bei  ben  ^tff^p» 
Uxn  unb  S^oftaem  ben  Sonnencult  an  ben  An- 
fang SU  fteUen.  äBäl^renb  bie  SRaber  ben  SRonb 
Dere^rten,  l^en  bie  (Sl^oftäer  bie  Sonne  borüber 
gefej^t  unb  boburd^  ben  gefd^Ied^tlid^  SDualidmuS 
eingefül^rt.  3nt  Mgemeinen  feien  bei  ben  Semiten 
ber  Sonnencult  unb  aftronomif d^  begriffe  pxxmat. 
—  Wogegen  gel^t  bie  onimiftifd^e  Schule  boüon 
aufi,  ba^  bie  Sieligion  mit  ber  Sefeelung  ber 
%atnrgegenft&nbe  ongefongen  1^.  Sie^  l^be 
bo}u  gefü^,  aud^  bie  ®eftime,  Sonne  unb  3Rovb 
old  befeeü,  oIS  Sfctifd^e  )u  betrad^ten.  SQBeil  man 
aber  aud  bem  S^nen«  unb  Seelencult  }ur  Ser- 
el^ng  göttlid^erSSkfen  fortgefd^ritten  fei,  fo  l^obe 
man  aud^  in  Sonne  unb  Otonb  ttie  in  Statur* 
gegenftönben  unb  g^fd^en  Seelen  oon  Xobien 
angenommen  unb  Sonne  unb  üßonb  )u  ®dttem 
gemad^t  (S^iencer).  So  vM  Sm^ineau  aud^  in 
%egq)]iten  burd^  SSerfe^ung  ber  Sinnen  in  bie  Sterne 
ben  ^immelScult  emdren.  SQein  mie  bie  9ieIigion 
aus  bem  SnimiSmufi  allein  nid^t  erflart  merben 
fann,  fo  reid^  aud^  ber  Sonnenm^tl^ufi  )ur  (Sx* 
Ilörung  nid^t  auS.  IRid^t  bIo|  bie  euIturDößer 
mad^en  )mifd^  ben  ^dl^eren  ®ottl^eiten  unb  ben 
nieberen  ©eifern  einen  Unterfd^id),  jonbem  aud^ 
mand^e  SBilbe  unterfd(ieiben  bie  fommelfigdtter 
t)on  ben  Seelen,  ben  irbifd^en  @eiftem  unb  ben 
gfetifd^en.  9ud^  bie  Snbianer  Smerito'fi,  rndd^ 
ben  SDunencuIt  mal^rfd^einlid^  k>on  ben  mongo* 
lifd^en  SSöIfem  9brbaften8  eri^Iten  l^oben,  er* 
Uiden  in  ber  Sonne  bad  oSfe^enbe  Suge  ber 
(Stottl^eit  ben  großen  ®etfi,  meld^  bem  (Sott  ber 
!Dliffu)nare  gleid^e.  S)er  3nca  oon  ^^an,  SQmn^ 
dopat  (geß.  1525),  fanb,  ba^  bod  Xageigeftim 
unmdglid^  ber  Sd^5))fer  aller  S)inge  fein  fönne, 
meil  mäl^enb  ber  Slad^tgeit  bie  ßnttoidRung  bed 
Sebenbigen  ol^ne  Unterbred^ung  fortfd^reite.  S)ie 
Sonne  afö  Sinnbüb  bed  Steinen  unb  ftforen  toar 
aber  bef  onberS  geeignet,  gur  C)ebung  beS  fttüid^en 
SemultfeinS  unb  gur  Orbnung  im  menfd^Iid^en 
SBerfel^r  anzuleiten,  »eil  fte  ein  Sßerl  beS  l^öd^ften 
eeifted  ttar.  So  lö^  fid^  nid^t  einmal  bie  Sieli- 

8ion  ber  9laturt)51fer  aud  bem  SnimiSmuS  mit 
;infd^u^  beS  SonnenculteS,  gefd^meige  benn  ber 
a3eft^  ber  SttOuroölfer  auS  biefer  OueHe  aOein 
ableiten.  Sßeber  bie  Snimiften  nod^  bie  SR^ti^o- 
logen  fömten  baS  Siät^fel  ber  Steligion  lafen.  %tt 
iBegriff  ®otted  mu^  irgenbtoie  oorl^anben  fein, 
menn  man  il^  auf  Sl^en  ober  9laturfört)er  Aber* 
tragt.  9lud^  bie  Sonne  nmrbe  erft  aUmölig  apo» 
tl^ofirt,  inbem  fte  mit  bem  ®ott,  ben  fte  oerftnn- 
bilbete,  9.  S.  »a,  ibenttftdrt  nmrbe.  SBie  oHer 
^olQt^eiSmue  unb  9iaturalidmu8,  ift  aud^  ber 
Sonnencult  ein  Slbf au  beS  ÜRenf d^  Dom  Sd^ö))fer 
jum  ©efd^pf  (SBeiS^.  18, 1  ff.).  (9Jgl.  g^an- 
tepie  be  la  Sauffa^e,  Sel^rbud^  ber  Stteligioitfl- 


gefd^id^te,  2.  %uf[.,  ^reiburg  1897, 1,  398. 1 
512;  Sd^onj,  9t))ologie  bed  S^ftentl^umS  £ 
2.  «ttfi.,  greiburg  1897,  761.)      [$.  Sdjianj 

$0ii]teticodJtti,$M«eiiiafr,  f.3eitrcd^nuni 

SfimeiMMhit  (9lret)urbd,  Sreoorbier),  eii 
menig  belannte  armenif<4e  Secte,  gel^orten  nt^ 
mie  man  frül^er  Dielfa^  annahm,  )u  ben  $aul 
cianem  (fo  nod^  neuetbingd  gf.  S)ubotS,  ^ 
93ud^  ber  Sieligionen,  Stuttgart  1890, 448),  foi 
bem  ftammten  auS  bem  |)eibent^um.  3ur  3< 
beS  ^IMriard^en  Stofed  IV.  (geft.  1173:  f.  I 
9rt.  IX,  161  f.)  bemühte  fld^  eine  «ngo^l  %r 
t)orbier,  namentli^  ou8  ber  Stabt  Samofoto,  ai 
nationalen  ©ränben  um  Sufnal^me  vx  bie  onni 
nifd^  ftird^,  unb  ber  ^atriard^  entfi^rad^  i^tei 
SBunfd^e.  9lu8  bem  »riefe  9lerfeS'  IV.,  toortn  bi< 
berid^tet  mirb,  erfolgen  mir,  ba^  bie  SreDotbti 
Sorate,  3Jlotd)  unb  Sterne  anbeteten  unb  jubei 
ber  ^ppd  1^0^  Serel^rung  ermiefen.  2)er  $atrtati 
forberte  fie  be|^  attf,  nic^t  gu  mSI^,  ba|  ^bc 
ftreu}  e^rifti  auS  ^pO^li  gemad^t''  fei;  tM 
mä)x  foSten  fie  ben  $iat)^elbaum  fogar  für  gi 
ringer  als  bie  anberen  Söume  ^ten.  9u(^tri< 
bie  Secte,  mie  auS  bem  99riefe  l^rDorgel^t,  mm 
d^lei  Smtberfunfte.  Stoxaptt  (f.  u.)  oermui^e 
ibr  <Sult  ge^  auf  bie  Steligion  ber  iBabQlonii 
Surfidt,  beren  (Einfluß  auf  bie  S5lter  bis  tief  i 
bie  d(|riftlid^  3^t  l^inein  fld^  bemerfbar  mad^ 
3m  3.  1395  foO  Xamerlan  auf  feinem  & 
oberungS}uge  atidji  oier  2>5rfer  Don  ^ceDorbiei 
t)on  ®runb  auS  jerftört  l^ben;  nad^^  (fo  fo) 
ein  fpaterer  Serid^t)  litten  fid^  jebod^  bie 
„©b^enbiener"  burd^  ^fatanifd^e  ßmr^"  iDiebi 
oermel^.  3Re^rfad^  l^at  man  ben  opoftafirten  9t 
fd^of  äacobuS  Don  ^arP  (um  baS  äa^r  lOOC 
hm  Sonnenlinbem  gugegäl^lt;  berfelbe  gel^5rt  a6( 
jur  Secte  ber  t^nbratier  (f.  b.  Srt.).  (StoLitc 
XQpti  3:er*3R{rttf4ian,  SHe  ^ßaulifianer,  Seipai 
1893, 101  ff.  158  ff.)  [3ed.] 

^oimifai,  f.  Sunntteti. 

^oniiitts^  granciScuS  (eigentltd^  gfron 
Dan  berlBelbe),  Derbienter  niebetlanbifd^r9if4£ 
unb  Xl^eologe,  mürbe  am  12.  %uguft  1506  } 
3on  bei  Sinb^oDen  geboren,  ftubirte  )uer|i } 
Utred^t  unb  ^eqogeiäuf(^^  bann  }u  Sbmen  ii 
Stonbondt-CoEegium^  tto  er  1527  )um  ißrimu 
))romoDirt  mmbe.  9lQi^  btqem  SWium  U 
SDtebicin  manbte  er  fi(^  ber  Xl^logie  ju,  i 
loeld^  er  aud^  am  12.  Sunt  1586  bie  Sioentioteti 
mürbe  unb  am  23.  September  1589  bie  2)oct0] 
märbe  mit  bem  $rofefforentiteI  erlangte.  3u 
ttäd^ft  Pfarrer  in  ^rbeef,  bann  an  ber  Sdtoene 
St.  3acobSf ird^e ,  mürbe  SonniuS  1548  juii 
atector  ber  bortigen  UniDerfitot  unb  1544  )ui 
orbentlid^en  {ßro^ffor  ber  Xl^ologie  ernannt.  Sn 
auftrage  beS  Sifd^fS  Aarl  be  SroQ  Don  ^ootni 
mol^nte  er  Dom  18.  2)ecember  1546  bis  gui 
2.  3uni  1547  ben  Si^ungen  beS  (EoncilS  ai 
Orient  bei  Später  (1551)  mar  er  mieber  borl 
gefanbt  Don  SRaria  Don  Ungarn,  Sbgenttn  be 
Slieberlanbe,  unb  ns^m  an  bet  18.  tmb  mo^t 


509 


Sonntag  —  So^l^io. 


5ie 


nod^  an  on))mn  6i|unBcn  %\al  (Cod. 
Com.  Trü,  Antwerp.  1779,  89. 181).  3n- 
ptf^Snok  1DQC  ^miitt«  yam  (S^nonicud  ber  Ut» 
id>Kt  SaQ^dtntok  cournnt  ttwrben  unb  (ottc  bo- 
fdbft  |iig(ri4  t^  ^benbe  an  ber  douptfird^ 
tn  Gt  Wattin  etV^Uen,  traft  ber  $^^^8^^ 
to  etooKs  6o4i^.  918  bo«  Xrimter  Soncil 
jvi  trittm  9tal  taufen  tourbe ,  betatl^f^Iagte 
«Ol  bombcr,  6onniii8  abermold  bal^in  ju  fenben. 
^KMca^  ^itt  er  au^  (15&7)  am  SBormfer 
$aqb99iqf!lfit6d^  (f.  b.  «rt.  «Diftfutotion  HI, 
I$i3  f ^  fU^  bet^igt  unb  feine  Demonstr.  relig. 
«hmt  «X  Torbo  D«  LL.  in  Mfa^  (ret)ibirt 
>aaii4Mgc6en  «ntnwrpen  1562).  —  Sin  ^upt- 
Ktbin^  cxioarb  fi(^  €onniu8  att  (Befanbter  ißj^i- 
ItppilL  bei  ber  9}ettorbnttng  ber  nieberiönbif(l^<n 
SdlMmrr  (f.  b.  Sri.  Selgien  U,  277)  unb  ber 
trnnwnfl  bct  belgif d^n  fflöfler  ton  ben  beutf  d^, 
ba  in  If^nm  bie  Srrle^re  getooltige  {jfortfd^itte 
Aux)  t>or  $(fli)>|)8  Sbreife  na4  Sponien, 

K.  9hi0tfft  1 559,  tonnte  er  bem  j^önige  )u  !BHf - 
ben  glüdluteH  Srfolg  feiner  Senbtmg  na^ 
3bm  Kittbettcn.  3ttr  Selo^ung  erl^telt  er  burd^ 
«ne  pipfUl^c  tBuOe  Dom  10.  ÜRto  1560  ben  99i- 
fi^fl|iii^  mm  ^cQogenbufA  •  bte  Sonfecnition 
■K^fmg  er  ober  «i!  1 562  burdg  (fori>inal  ® ronoeSa 
\l  D.  Ixt)  unb  ^tt  bann  einige  Soge  Jpöter  feinen 
Wcdi^  Ciniug  in  feine  bifdböfli^e  SRefibens. 
Itt  mitt  Wfd^of  ergriff  oldbalb  9RQ|regeIn  )ur 
tengoi  Ssiubnig  ber  S)i8ci)din  in  feiner  S)iö- 
orli  Cr  ernnbeie  einen  tirdl^Iid^n  ®erid^tl^f, 
^mätbt  1564  bie  pApfUid^e  »emmmung  über 
Me  Otntioi  bei  8tSt^m8  unb  befud^e  luq  bor« 
«n}  cfte  f csxrr  geifUii^ett  Ob^t  amiertrouten  Orte. 
tB  88.  Odobcr  1565  (f.  b.  »rief  an  Sigliud,  bei 
^  Kam,  ColL  BynoA,  I,  Meohlin.  1828, 268qq.) 
MfB  (r  bie  Scßimmungen  be8  Xrienter  (£onciI9  oer- 
in  Skrbinbung  mit  einer  Steil^  näjüid^ 
fiit  ba8  Qttt^m,  tro|  be8  aBiber- 
jbahaS  frirns  SomcopUett ;  ba§  IBoIt  freute  fid^, 
bei  Mc  apo^Iifi^  SuQe  oon  einem  tn  nieber- 
iiadifdtier€|»o4eabgefaBten€d^eibenbeS  ftönigS 
k^fämwat,  €etn  SiSt^um  t^e  SonniuS  in 
ioMStftncle;  ffi^Iid^  fanb  eine  ffierfommlung 
ber  ^^nrer  id)tf  SHßricteS  unter  bem  $rafibium 
4b«  Seomift  pntt  Snm  (Bebroud^e  feiner  ®eift- 
ii^ftit  bei  btt  Setunpfung  ber  ffe^erei  Derfs^e 
ei  bie  SoDOJBoift  ddinoortnitio  orroniin  cob- 
CmMiL  reeem  per  hM  regiones 
jovan.  1567.  3n  ben  ferneren  gfrfic^- 

fcinr  rifrtgoi  IBirlfandUt  gehören  bie  Sor« 
Mrffini,  bie  er  am  4.  %ot)ember  1569  erlieft,  unb 
ftR  t^eUiMtfc  fpjttrr  gänrudtte  Unterrid^t,  ben  er 
W  iu  ^criogntbuM  crtbeilte  über  bie  ^upt- 
IHllr  ber  «eolüoifdben  aBiHenfd^afi  %xl^  fonft 
tacA  er  ft4  grole  SBcrbienße  um  fein  SBiSti^m 
Iv^  0cänbutts  üon  IHrd^  u.  bgl.  —  Sine  am 
UwSUq  1669  cdäffenepöpftUc^Sune  ernannte 
6mni  |iim  crimen  SBifd^f  oon  llntmerpen; 
ftirli«  Sfmt  trat  et  Mt  26.  9(prit  1570  an.  3m 
J.1570  mib  »ieberum  1574  ttol^nte  er  ben  }tt>ei 


erften  S^noben  ju  SRed^n  bei^  nod^bem  er  aud^ 
auer  äBal^rfc^inlid^feit  nad^  bad  SDtemorial  oom 
3o]^1569farbiea9ifd^feoorberatet]^tte,toorau8 
bie  bei  ber  ^roDin^ialf^nobe  in  )8etrad^t  gu  }iel^ 
ben  Srtitel  entnommen  maten.  9ß  ber  eqte  unter 
ben  )um  Si^bidt^um  Wiltä^dn  ge]^5rigen  ffird^en- 
förßen  ffinbigte  er  in  feinem  SiStl^um  eine  S)id" 
cefonf^nobe  an ;  neben  biefer  erften  oom  So^re  1571 
fanb  gu  feinen  Sebgeiten  nod^  eine  gmeite  am 
22.  aRai  1576  ftatt  ©onniuS  fiarb  am  29. 3uni 
1576 ;  fein  fier)  mürbe  in  bie  Qibtei  ooti  @t.  Sem« 
l^orb  on  ber  ©d^elbe  gebrad^t,  ber  Setd^nam  aber 
in  ber  9ntmerpener  Catl^brale  beigefeM.  3in 
3. 1616  lie|en  baS  S)omcapUel  unb  bie  ftftbtifc^ 
93el^5rbe  il^m  ein  prS^tigeS  ®rabbentmal  errid^ten. 
(Sgl  van  de  Yelde,  Synopsis  monumentonmi 
III,  Gandavi  1822,  742.  888 sqq.;  van  Oils 
en  Coppens,  Nieuwe  Beschrijv.  v.  h.  Bisdom 
Tan  'sBosoh  I,  Hertogenbosch  1840,  218 f.; 
de  Qam,  Eist.  Episc.  foeder.  Belg.,  in  b.  Re- 
vue caÜL  1859,  n,  889.)    [merbtngl  %^xM 

$m«t0g,  f.  Aird^nia|r  YII,  582  f . ;  @  o  n  n- 
tag,  ber  mei^e,  f.  Oeftertid^ 3eit  IX,  726. 

$ev9{a,  9iame  mel^rerer  ^eiligen, 
nftmli^  1.  jtoeier  römifd^en  grouen,  bie  mel^rfod^ 
mit  einanber  bermed^felt  morben  ftnb.  a.  SDte 
eine  booon  ift  bie  SBitttoe  Sopl^m,  aß  beren 
Xbd^ter  $iftiS,  (SlpiS  unb  9gape  genannt  »er- 
ben ;  fie  merben  fämmtlid^  als  9Rart9rer  oerel^rt. 
Sfreilid^  l^aben  bie  gried^ifd^en  ^en  bei  SReta- 
pbrafieS  (Migne,  PP.  gr.  OXV,  497  sqq.),  bie 
lateinifd^en  beS  ^redbt^terS  3ol^nned  oon  ÜRai« 
lanb  (Mombritins,  Vit.  Sanct.  II,  Born.  1497, 
204),  fomie  anbere  nod^  betannte  Säen  unb  Se- 
genben teinen  ^iflorifd^  aSBertl^  (f.  AA.  SS. 
BolL  Aug.  I,  19,  n.  16).  S)ennod^  mu|  man 
an  ber  gef d^id^id^  (Esiften)  biefer  bl-  Sophia 
unb  i^  Xöd^ter  fepjolten,  geftu]^t  auf  un- 
be^ttene  unb  ooOen  (glauben  oerbienenbe  2)oat- 
mente.  @o  ift  burd^auS  juoerlöf jtg  boS  Seugnlft 
eines  im  7.  Sal^rl^bert  Oerfa^ten  unb  in  einer 
^nbfd^rift  Don  Salzburg  auf  unfi  getommenen 
Stinerarö,  bad  bie  Snort^rergrOber  SomS  in  ber 
Xeil^enfolge  auf^äbtt,  mie  fie  ton  ben  pilgern 
befiul^t  mürben.  SuSbrüdHid^  mirb  l^ier  bemerft^ 
ba^  in  ber  iKrd^  beS  1^1.  $ancratiuS  an  ber  yia 
Aurelia  longo  sub  terra  unb  in  antro  s.  Sobia 
martyr  et  duae  filiae  ejus  Agapite  et  Pistis 
martTres  ru^en  (Bossi,  Born,  sott  I,  Bobl 
1864, 182).  einen  jmeiten  Semeid  entl^  ber 
topograpbifd^  gleid^fallS  mertl^üolle  3nbes  ber  l^i« 
ligen  Oele,  meldte  }ur  S^t  ®regorS  bed  ®ro^ 
übt  3ob^ce  in  ben  Sömeterien  StomS  fammelte 
unb  bie  beute  nod^  ju  9Ron}a  aufbemal^rt  merben 
(ogL  Ihaufi,  Steal-^nc^tl.  II,  522).  3n  Ueber- 
einftimmung  mit  bem  $ittaäum  einer  ber  9m- 
ptmen  ton  Stonga  oerjeid^net  berfelbe  oleum 
8.  Sofiae  c.  tres  filias  suas  (Bossi  1.  c).  Snb- 
lid^  )öbtt  aud^  bie  fpdter  oon  SEBU^.  oon  fOlaU 
medburp  in  feine  Gesta  Begnm  Anglomm 
(Migne,  PP.  lat.  OLXXDC,  1808  sqq.)  auf- 


811                   ^opi'ia,  Siautn  uon  btt  H  —  6ot)(ieRlit4b  tu 

fltnomtnme  Motitia  portanim  et«,  gu  ben  6t-  1)frtini|eitnnnini)pn8§oO«i6ri3üIt>i4oilta 

lü^mtmüJIarlqrrai,  DirinbtiJfUi^tbeel^L^-  9nfatig  beS  13. äa^r^uiibntfi.  SmSntdltit 

ctotiu«  mlftn,  bic  t|I.  ©apimtia  c  tribua  filia-  9btti  ^ftttba<^  ge^fM  tttnbt  (1194),  kMt 

buR  Fide,  Spe  et  Gharitate  (Bosai  I,  183).  ©o^^io  in  bnn  iBnidiictintrimniJtopg  2«^ 

Unläfilidi  b(i  gisfien  Sltanilotiontn  im  8.  unb  tilgen  gu  Sonn.  3RU  €rlau6ni^  %a  Gtan 

H.  Sa^r^unbett  iDUtbnt  bie  Utbtne^c  bit|K  mit  trat  fit  in  baS  gnr  fhcngm  6iptuitii(tut|cM 

bni  Slcliquitn  cidtr  anbntr  feeiligen  ouS  bm  gt^5rigt  Alofter  äüWbtrbng  (Mona  8.  Wit 

fubutbantn  SBmctrntn  in  bie  Slabt  übertragtn ;  bnrgis,  jutft^  iBoim  imb  Stöbt)  vba  tnA  k|k 

ein  SttliquinfSiibc;  gu  8.  Silvmtro  in  capite  ba{tlbft  ^Toft|  ob.    Söngnt  ^ü  tnor  |it  ■ 

unb  in  btr  Basilica  Vaticana  enthält  bit  Siarnm  SBalbtrbnrg  ^riorin  ginn  @tgm  bcr  jungn,  ■ 

@pfia,  ^i\m.  eibiS  unb  Slga^t  (Mai,  Scnpt  1197  gtfttfttten  inDfttrgtmcinbc^    SStgta  ^M 

vet.  V,  44.  58).   ®üi  g^ft  bit(tr  ^I.  ©Dpbia  l)ciliB"i  SebtnS  »utbt  fit  gm  tifim  ^Uitijpi  M 

ffitni  8iiti|ifc6-jlaBifc^e  flaltnharitn  am  17.  ©tp-  ^ODen  (gtarünbet  1208)  btniftn ;  in  biiftt  Sh^ 

ttmbei  (NilleB,  Kai.  man.  I,  2.  ed.,  280);  lung  tmitS fit  fi^  bur^  aSott  ttnbStiftiidA 

bie  l'Qtcin»  tiatttn  H,  nad)  ganbfi^nften  tan  tine  untnnfibltd|t  ißtTft^trin  ber  ngitliRi  tt 

ffnlrubnTicn,  rotldjc  @ioigi  (Martyrol.  Ädonia  fnMng  bcS  6if)ttcitnftn>Tben8.    3^  XtÜlgif 

U,  llom.  1745,  370)dtirt,  am  30.  ©eptmbcr.  ift  tDa^'i&'inlii^  1221.  gint  gftftfnn  ^ot  fit  k 

—  b.  I)it  grotitt  ^1.  ©op^io  gu  ffiom  ift  hiejfnigt,  giptrcltnttroibtn  miitrt.    (iBgl.  Ai  88.  BoL 

twldjt  mit  bnl  Ötfäfirltnnen  im  Sömtttrium  btfi  Sept.  VI,  4  sq.;  Manriqne,  AmuL  fäiLV, 

f)l. ((.alltflul  an  b»  via  Appia  ni^t.  S^itHlamtn  RatiBb.  1739,  331;  Jananschek,  Orig. GU, 

blfitr  Bitt  aRortgrinnm  mtrbtn  gtttiß^nlit^  in  Vindob.  1877,  278.)      [&.  aRoIUot  0.  &  ^ 

lattlnl|d)(i  &pra(!^e  unb  in  folgtnbtr  älti^ic  Qn>  itcn  uon  bei  (L,  f.  €iH 
flttilf)it :  ©Qpientta  (Sophia),  ©ptl,  i^ibtS  unb 

(t-baritaS.    Sä^itnb  bit  %  ©op^ta  bei  via  in  Sonftanftnoptl,  to 

Amulia  auSbiüdli^  alS  SJtuttei  bti  ^iftii,  SIpid  inian  tiri^tett  unb  btt  t](i 

Hiib  IBflapt  angtgeben  wirb,  ft^tt  biti  itbt  SBc  ftiiS)  gtlnei^,  M  tSiaiM 

mertiiitg,  bit  auf  tin  !8tmanblf[^aft3DtT^ltni|  ßnt^tbau,  ift  bit  9(o4f«I|n 

frtjIieEltn  lit^c.    S^ti  3nbt{  b.  oleonim  unter-  einer  gltic^namigtn,  Don  ISonftantin  btn  SÖtR 

fdjtibet  tiai  beibe  @nipptii  (Roeei  I,  180. 182) ;  auf  bem  gonim  eonfiantinoptli  nbauttn  SMfi 

\ot\tm  3)ttDei[e  fär  biefe  gmeitt  yi.  ©opliia  bitten  nieli^t  im  3.  404  bun!^  rintn  93ianb  gua  Xfil 

Itottui  II,  171  agg.;  Allard,  Hist.  des  per-  jerftBrt  morben  mar.  9}cK^btmbitftIBt  i«3.4U 

B^ut.  pendant  les  deux  premiers  aiäcles,  DonS^eobofiuSII.  emnitil,  tm3.  532abtitBi 

2*  ed.,  Paris  1892,  221  s.  3)ie  ©rit^tn  ^aben  ^uei  micbti  ju  ©lunbt  gtgongm  n»i,  itfM 

ttin  0tft,  bie  £attintr  Dtrefiien  fit  am  1.  Slugiift,  Sufttnian,  fit  gang  ntu  gu  rtbaam  a  am 

utitiK^ffln  abti  Dielfai^  an  bieftm  Sagt  beibe  ßtrüfie  unb  ^la^t,  Da|  fit  aQt  fKn^  bii  M 

(^rupptn  (fo  tin  Sobej  beS  Hartyr.  Adonia  übtttrüfe,   Sine  ^tfi^rtitntng  bitft8  btbntiaa 

[Giorgi  II,  370]  unb  bamof^  Ufucrb).    3)Qi  SßJerfeS  (irttiUdier  atd^ittHut  Oertwnltn  vbif 

Martyr.  Eom.  ^t  jum  1.  91uguft  bie  fieiligtn  fDnbtiS  btm  1029  3ttt(e  «mfüffenbtn  gnt^H" 

Sungfrautn  gibeS,  ©pti,  fUjarita^,  „wel^t  unttr  ©ebic^lt  bt8  SpauIuB  ©ilenttariufi,  (Sc^tiidn» 

jüaifer  ^abiinn  bit  flront  be€  ÜHart^numS  ti-  täiS  bteiFaiIer§3u^nian(abgtbruitt  brilbpii 

langttn",  unb  gum  30.  ©eptembei  bie  betCige  PP.gr.LXXXVI,2,2119sqq.).  attVn^iUi 

SBittmeSDp^io,  „ÜButltr  btr  belügen  3ung|tauen  beritf  btt  floiftt  Slnt^miuä  Pon  Ztddlt 

ftibtS,  ©pfä,  ßfiarital".  —  2.  tiner  römifc^tn  Sfibot  uon  ÜHilet.  Sm  27.  a5tttmbn  5S7  n* 

Jungfrau  unb  !Dhrlt;Tin,  bertn  Steliqiiien  ©er*  bie  ffirc^e  eingtraei^t;  unb  als  i^it  ffuppd  il 

fliuS  II.   (844—847)   mit  ben  Selbem  Dieler  3.  558  infolge  eine«  erbbtbenS  tinfi^t(,Sj 

«nbtrtn  ^eiligen  auS  ben  rBmtfit)tn  gömeterien  3iiftinian  burc^  tintn  Wtffm  b(8  QtnonidniSf 

natb  ©'  ÜJtartino  ai  <Dionli  übertrug  (f.  AA.  SS.  bor  Don  Wilet  bicfelbt  aUfoeleit^  auf  wifiUi 

BoU.  Maj.  III,  464;  Lib.  Pontif.,  ed.  Du-  ^ogtniinbSBibcrlagtm  unb  noc^  um7mdl|l 

cheene  II,  93. 103).  —  3.  ciuei  Sitngfrau  unb  niieber  aufnieten.    Sit  EBtbtutung  bteftf  o» 

*Diarl?rin  ju  gtrmo  (Martyr.  Rom.  30.  April. ;  nierfeS  ni^t  in  ber  gliitflic^tn  2öf«no  bnVflfyfc 

AA.  SS.  BoU.  April.  UI,  733).  —  4.  einer  ben  für  ben  ttr^Ii^en  ®Dlte9bitnp  Bonu^ 

Jungfrau  unb  iDJartqrin,  bte  al§  5ßatroniii  ber  geeigneten  ©arililtn-  ober  SängSbcoi  (f.  b.UL 

Sfabt  ©ottino  auf  ©icilien  am  23.  ©eptember  fflafilifa  unb  iöouftil)  mil  btm  fi^on  on^  li 

DtTtdrt  niirb.  —  5.  einer  ^eiligen,  uielt^e  mit  Siömer  gepflegten,  auä)  in  (^ftlul^  Seit  ^ 

3rcnt  Don  ben  @Tied)en  am  17.  unb  18.  ©cp-  Cccibcnt  unb  not^  me^r  im  Oiintt  MmaMl 

leniber,  im  Martyr.  Rom.  cm  18.  ©eptembei  pompBfem  Zentralbau  mBglidi^  rin^titß^  ■* 

gejeitrt  mirh.  —  6,  tiner  ^eiligen,  beren  grit-  pratfift^  gu  oerbinben.    5Dit  ÜDlitte  M  8«* 

iljifdje  9)ienäen  nm  20.  (22.)  Sllai  grtoü^nung  bilbet  ein  Cuabral  jroifi^en  oitr  mSi^gia  Ä* 

i^im;  (ie  ioll  in  btr  ^eiltunbe  erfaliren  geiDtjen  lern,  wtti^eDDngereQlligfnöogenDeibinibtBp* 

lein.  —  7.  tintt  bti  btn  Soflanbifttu  unter  ben  S)te  9Iorb-  unb  ©iibfeitt  biefeS  äBitrttfl  f^M' 

.Utbergaiigtntu"  aufgtfü^tn  Sbtiffm  btS  (£i-  eint  jiDeiftbdigt  golonnabt  unb  borÜtcntw 


US 


6o)i]iienIit$t 


5U 


gcapon  ten^btoj^  S^nnrnb  oB,  gegen  Oft 
anb  SBcß  üin  ^c|t  {i^  ber  SBou  in  ber  Sftnaen- 
ti^iniB  foü  i«ib  enbei  in  ittei  &ilbfreifen,  bem 
d{Di4m  mit  bet  (faiouSitetenben  ^M,  bem  meft- 
&^  mit  bem  in  ber  gangen  Srette  ber  ftird^e 
Sloct^  änner^Ib  biefer  jbou^t- 
|ctgt  ber  (Brunbril  nod^  mehrere  9leben- 
f&r  Derfd^tAene  So>tdt,  aumol  auf  ber 
Stal^  nab  eäbfeite.  Wü  ben  UmfaffungSmauem 
bilbct  er  m^ba  faß  ein  Ouabrat,  77  m  in  ber 
fttngc  tmb  76,70  m  in  ber  SBreiie.  S>er  9ttfri| 
ter  6oii9iaiBti^  ift  überau§  großartig.  Sie 
^ofOuppd  über  ben  bier  ^fettem  beS  3nnen« 
cnobniM  V>t  81  m  im  S)urd^mener  nnb  erlebt 
(M^  ibcz  ben  umfangreul^en  Sd^ilbbogen  att  ^aK- 
tagd  auf  einem  frfiftigen  ftronggefimfe,  toeld^ed 
bot  Ikbcigang  beS  Ouabrated  }um  iheife  ber» 
nittdt.  ICoS  9tt8)et4nenbe  biefed  ihi))|)eIboue8 
Hegt  fotDo^I  in  ber  Originolitöt  feiner  Sonfiruc- 
üßK  old  au^  borin,  ba|  er  »irKid^  baS  gonge 
3iQKtr  ber  imd^  be^errf  d(it  on  iebem  fßunlte,  oud^ 
M  Songl^feS,  bollfiänbigen  (Einblid  gemalert 
nb  tu  fdncn  40  gfenfbem  einen  molken  Si^tfhom 
ber  gefonmlni  ftfanfie  gufu^rt.  9ud^  bie  t^Ib« 
tuppdn  ber  gro^  ooMieife,  tteld^  \xä^  on  bie 
fcnnyfftippeC  anfd^Iiefen,  l^en  fil^id^  <£onftruc- 
nsfl.  —  Sld  aRoterioIien ,  »eld^  beim  Sau  ber 
So^^iniKr^e  oennenbet  tturben,  enoäl^nt  ißmtluS 
edcsüartits  Siegel  mit  einer  eigent^fimlid^en  9rt 
SnUnbioig  unter  einonber  foloie  ouS  ben  berjd^ie- 
hoipm  tinb  cnifendeften  Sftnbem  l^erbeigefäl^rte 
SBcmotarten  ffir  bie  UmQeibung,  für  bie  @&ulen 
nib^onbcrtlBauli^ile.  —  SBeilerrüi^mterauS* 
fßSfdUf  bie  Sier  unb  bie  Sinrid^tung  bed  (Sangen, 
bm  futnSd^  Springbrunnen  im  Strium  mit 
faan  BdfoU  caa  3oS))i8,  ben  Siei^tl^um  beS 
Sebtnbdc^,  ber  SBänbe,  ber  ®e&)ölbe  unb  ber 
GbäoL  SDcn  Stoben  bebedteSRofoitbon  buntem 
Stomor^  gtun  tinb  rofenforbig,  fUbenoei^  unb 
pmpvtiwO^^  Dioldt  unb  golbig  ober  bunt  geobert ; 
Ik  Bdnbe  be&eibdm  aRormor))Iatten  unb  äRofai! 
■it  8bia»ioocrr,  IB5geIn  in  ben  3tt>eigen,  ^SXb' 
Ißaan  iL bgLi  aui) bie @öulen umranfte gleid^er 
Gdfmai;  bie  dttDbibt  übergog  SRofaägoIbgrunb, 
kn^lnib  wit  bie  Gonm,  ober  )>ured,  (unftooQ 
badmUM&Ubet.  Ueberoa an poffenben Orten 
fnn^teten  bie  Silber  bed  ÜReufd^gemorbenen  ober 
bs  (immtif«^  ^eerfc^ar,  ber  {ßro))]^eten,  ber 
1^^iaibber(Slottc6mutter3Raria.  3)a8Wtar- 
dboriom  trugen  üier  filbeme  Sdulen  mit  bier 
Sogn,  m^  aber  t^m,  in'S  Sd^ted  ubergel^,  an 
bn  lUeigongjleden  mit  Saubgetoinben  unb  lünfl- 
fitoi  Sintern  otiS  Silber  umgeben,  erl^ob  fid^ 
ÖKS  Jdrgtf  gleii^  bM  ^d^  bon  fUbemen,  nid^ 
lojKita  pattcn ;  on  ber  @))i|e  enbigte  eS  in 
ins  Slmiienfelid^^  toeld^  bie  ßtmmeßfugel  unb 
M  8xtm  ^dL  S)cr  SUtor  f eäft  rul^te  ouf  gol- 
taff  Svpft  uab  Ieta4iete  bon  Sbelgeftein ;  golbene 
&aktt  fä^m  feine  Küdf eite ;  f oftbare  SBela,  in 
tan  Mr  §f0urm  CE^fti,  SRoriä,  ber  a^oftel 
ptaä  toA  %kaüuS  in  ®  olb  unb  @eibe  mit  ffunft 

8.  «all. 


frei  auf gefüdtt  nxiren,  ol^ne  bo^  ber  Stoff  burd^bol^ 
»urbe,  uml^flOten  il^n.  Sfur  bie  SBeleud^tung  bed 
9nnem  ber  JKrd^marreidblid^  burd^  manuigfad^ 
Sid^tgefä^e  geforgt  %n  icetten,  bon  einem  ®e« 
fimSborfprunge  gum  anbem  gegogen,  l^ingen 
ftronen,  bie  über  ben  $äu|>tem  ber  ®I&ubigen 
überaS  »ie  @teme  beS  ^immeld  i^r  Sid^t  er- 
goffen. 9[uf  aOen  SBonbbönfen  felbft  ftanben  gal^I- 
lofe  2omptn,  an  anberen  Orten  beS  Saued  Sid^t- 
l^er  in  gformen  bon  @d^Ien,  @d^iff en,  Areugen^ 
Sonbelabem  unb  qpreffenöl^nlid^en  Daumen.  S)er 
SBefd^reibung  bcS  burd^  ben  ßinftui^  ber  it\ippd 
leiber  lieber  gerftörten  Stmbo  mibmet  !|iaulu8 
@ilentiariu8  eine  eigene  S)Vi^tung  bon  804  ^esa« 
metem.  3n  SRitte  bed  %ta\pü§i,  bod^  mel^r  gegen 
Oft,  erl^ob  fid^  ber  Smbo  auf  breitem  SRarmor* 
funbamente,  l^oülbtreisfdrmig  auSgebaud^t.  Stufen 
fflj^rten  gu  ü^m  mpox  bon  Oft  imb  SBeft,  mit 
reid^  burc^brod^enen  (Belfinbem  umgeben  unb  ge» 
bedt  mit  einem  auf  fofibaren  Söulen  ruj^enben 
S)adk ;  aber  bem  (Sangen  aber  fUeg  auf  bier  bon 
ber  icunft  beS  @teinme|fen  fd^bn  beqierten  Säulen 
ein  X^urm  txafox,  ber  lonifd^  in  mel^rfad^  ab- 
gefegten Greifen  fd^Io^  unb  mit  Seräftungen  unb 
Slattgeminben  übeqogen  erfd^ien.  Sie  Sorben« 
prad^t  ber  feltenften  l^iergu  benoenbeten  ÜRarmor» 
arten  gu  fd^ilbem  flnbet  ber  2)id^ter  fein  (Enbe; 
ba  er  beibe  SDid^tungen  felbft  in  ®egenmart  beS 
ifaiferS  unb  bed  ^triard^en  bortrug,  barf  man 
annel^men,  ba|  feine  Sd^ilberungen  ber  fESciSjitf^ 
entfored^. 

Sie  Setounberung  für  bie  So))l^ienItrd^  3u« 
jUnionS  mar  fo  gro|,  ba|  fie  fortan  meniaj^enS 
im  Oriente  ald  baS  3beal  einer  d^riftlid^en  jcird^e 
betrad^tet  mürbe  unb  ffir  biele  ftird^enbauten  ber 
folgenben  ^ol^rl^nberte,  aud^  nod^  in  ber  rufftfd^ 
ffin^e,  benbleibenben  p^pvA  äbffib,  ol^ne  übrigens 
einen  meitem  gfortf Aritt  gu  begrünben.  3m  Occi- 
bente  mar  bie|  nidgt  in  gleiqer  SBeife  ber  gfaS; 
(ier  erl^ielt  bie  SBafUita  il^re  gang  eigenartige  uno 
organifd^e,  menn  au^  meniger  rafd^e  Sufigefial- 
tung,  unb  gtoar  bis  gu  einer  Sinl^eit  beS  ®angen 
unb  ber  Zl^eile,  unb  gu  einer  Harmonie  beS  ännem 
unb  9eu|em,  meld^  in  ber  Sopl^ientird^e  ber« 
gebend  gefud^t  mirb.  ®erabe  im  ^eu^em  biefer 
ffird^e  tritt  ber  ÜRangel  an  Harmonie  am  beut* 
lid^ften  l^exDor ;  ber  Su^enbau  erfd^eint  nid^t  ent- 
fernt in  Uebereinftimmung  mit  bem  Snnenbau 
unb  feiner  reid^en  ®Ueberung,  unb  ed  mare 
aud^  unmbglid^,  eine  fold^e  SinJ^eit  l^ergufteEen. 
2)arum  bilbet  bie  Sop^ienfird^e  mol^I  ben  glön* 
genben  Slbfd^Iug  eineS  3al^r(unberte  bmgen 
Strebend;  aber  jie  ift  nid^t  gum  SluSgangd- 
puntte  einer  frud^tbaren  entmidlung  bed  ftird^en- 
baueS  gemorben,  bielmel^r  erfd^eint  fte  nur  atö  ein 
ard^iteftonijd^  ftunftmerf  genialer  SBoumeifter, 
an  bad  fidp  unmittelbar  ber  Verfall  ber  b^gan^ 
tinif(^en  9rd^iteltur,  baS  (Srftanen  ieber  felbftön- 
bigen  fd^öpferifd^en  Xl^ötigleU  Inüpft.  —  Sie 
Sd^idfale  bief  eS  ^errlid^en  Sauefi  finb  med^f elboIL 
3m  8.  Sal^rl^unbert  l^atte  er  unter  bem  gerfibrenben 

17 


517 


Sopl^toniuS,  bet  I^L 


518 


aäiak  Cqmi  iKm  Vtesonbricn  gegenübet  bte  Se^ 

^«£  C^cdMmaiH,    3n  betfelben  Slngelegen^eit 

httfA  n  ^  on^  no^  donftontinopel,  um,  fteilid^ 

cW  mdm  Cxfolg«  mit  bem  bortigen  ^triard^en 

Srxgiiil,  bau  ib^bet  ber  monoü^eletif^en  @lrei- 

tiAOni^  }ii  occ^Qiibetn  (ogl.  b.  9xt,  SOtonotl^eleten 

TUI,  1801).   Salb  mdfytt,  634,  Warb  bet 

QdtMomlät  unb  fetneS  ftommen  ßiferS 

fcbr  erfi^ftkte  9R6nd^  mif  ben  ^ßatriatd^en- 

cibi  tton  Sktufolem  bentf en,  unb  feine  erfte  S^ot 

tä  IßaiAcBc^  roax  bet  Stla|  eined  @9nobaI- 

Mmbcni ,  loeb^ed  in  gritnblid^  unb  toeit  auS- 

fr^^oiber  9)orfcgung  fflt  bie  Seigre  x>on  }mei 

tmmpm  ka  C^]Iiä  eintritt  (f.  Mansi  XI, 

461  sqq.) ,  »noi^egn  bie  mi^tigfte  Utfunbe  im 

MSfa  SRonot^denfheit''  (^efete ,  &)nc.-®ef(i^. 

OL  2.SufL^  159).  2)q|  bet^otriard^  @op^ro- 

nö  tm  «nbmr  ifi  als  bet  Wi&nd^  beS  XJ^eo- 

fiofboSIffPaft,  loiib,  mie  {d^on  bie  SoQanbiften 

tantm  (AA.  8&  Hart  ü,  68),  but^  baS  übet- 

anpanmaibe  3eugni^  f aft  bed  gefammten  gried^i- 

jöm  fataOjma  ax^  3meifel  gefteUt.   SBenn 

^.  Odicr  (aus  9nla|  eineS  milüetftänblid^ 

^-«efbnufi  b«  alten  Vita  8.  Joannia  Moschi) 

die  atentctat  beS  SRönd^ed  unb  beS  ^atriatc^en 

Soi^EDinufi  gfambte  beftteiten  )u  muffen  (f.  ^i- 

§911  Sf^iäft.  LXI  [1889],  4),  fo  l^at  et  f))ätet 

teOP  friiifn  Sinffmi^  )mtii(tgenommen  (in  bet 

fs^qfibt  bcr  Yita  8.  Joannia  EleemoBjnarii 

sm  fieontiufl  non  Stcapolid,  gteib.  u.  2^i.  1893, 

113  f.).    5Dcm  ^[k^ttiard^en  Sopl^oniuS  maten 

^4iB«  Za0t  &e^tä>en;  et  mot  3euge  aS  beS 

Sc^»  Biel<$!3  bie  Stabet  übet  $aläftina  btad^ten, 

sBb  vu^  637  bie  ^eilige  @tabt  bem  ff^atifen 

onSfiefmL  9ufi  ®tam,  toie  e8  ](fei^,  ftotb 

6S8  (ogl,  b.  «tt.  3etufQlem  VI,  1826). 

— fM^tfoi^Ii^  olSSRond^  bat  @o{)btoniu8  eine 

sR^r  unb  tnelfeitigc  litetarifd^e  S:^atigfeit  ent- 

avfeft,  bcicn  3^^^^^  oDetbingS  )um  Xl^eil  bem 

^(obne  bcr  3^tt  gum  Opfet  gefoEen  finb.   Sin 

919^  fBerf  gegen  bie  9ßonoti^e(eten,  meld^eS  in 

SBäd^em  SOOStugjii^t  altetetftitd^enfd^rift- 

fur  ben  S>90tbeleHdmud  entl^ielt,  ift,  fo 

cfful^id^^  ititr  nod^  oud  bet  gelegentlid^en 

ftniä  grxeimbed  beS  pL  Sopl^toniud,  bed 

Sifitiv^  Bttp^on  don  2)ota  in  ^alöftina  (in  beffen 

rifl^obe  an  Me  Soieronf^nobe  »om  Salute  649,  bei 

Htts  X,  895) ,  Mannt.    (Stbalten  baben  fid^ 

«ecncbmlixI^^iligcnleBen,  ©ebid^te  unb^tebigten. 

IicDen  Cocbinol  üRai  geplante  ®efammtau8gabe 

(T.  Mai,  Scariptt.  vet.  nova  colL  X,  Bomae  1 838, 

iVaaf.  ZXIv )  tarn  ni^t  )u  @tanbe ;  abet  bie 

«exnni  bcr  InSfyx  belonnt  gemotbenen  @d^riften 

to  !Rai  juer^  an'9  Sl^t  gegogen.  S)ie  umfaffenbfte 

Sommbnig«  unter  Sersi^tauffritifd^e  Sid^tung, 

tedd  Migne,  PP.  gr.  TiXXXVU,  3,  3147  sqq. 

igf  ieqiomxpifi^dfan  ®ebiete  betoegen  fid^  ein 

iDi|iiitgitii$cft  SBcxf  fiber  bie  bH.  Si^tuS  unb  3o- 

^omtti  ttob  cbte  S!e6cnS6ef (^teibung  bet  ^l.  9Raria 

MS  Vegonitn  Ö-  ^-  %tt.).  SqiuS  unb  SobanneS 

kttm  unta  'SHodeiian  au  We;anbrien  bie  SRot« 


t^tetftone  etlongt  unb  etfteuten  fid^  in  gan) 
Seg^pten  einet  befonbetn  SBetebtung.  3m  etften 
Xbeüe  feined  SBetteS  (bei  Migne  1.  c.  3379  sqq.) 
befcbteibt  Sop^toniuS  baS  Seben  unb  Selben  bet 
f^eüigen,  bie  ä3ei)e|ung  il^tet  Setbet  unb  bie 
fpötete  2:tan8lation  betfelben,  im  jmeiten  Steile 
etjüp  et  70  butd^  bie  SSetmittlung  bet  ^eili« 
gen  beioitite  SShtnbetbeilungen;  ba§  le^te  btefet 
daujjLata  ift  bie  Sttettung  beS  9)etfaffetS  felbft 
aus  bet  (Sefol^t  gän^Itd^et  Stblinbung.  2)te  2)at- 
fteUung  leibet  fe^t  an  @d^h)ulft  unb  Si^^^^i* 
9lu^  biefem  SBetfe  l^at  9Rai  nod^  jmei  anbete 
fut}e  Vitae  bet  bU*  SQtuS  unb  gol^onneS  betauS« 
gegeben  unb  gleid^faÜS  ©opbtoniuS  gugefd^eben 
(Migne  1.  c.  3677  sqq.);  bod^  untetliegt  bie 
SRid^tigfeit  biefet  3ueignung  begtänbeten  3ti>etfeln. 
S)ie  ®ebid^te  beS  1^1.  SopbtoniuS  finb  bejeid^nen- 
betmeife  menigftenS  gtb^tentl^eild  nid^t  tl^^tl^mifd^, 
fonbetn  mettifcb  gebalten.  Seit  bem  5.  ^ab^^^bett 
^atte  in  bet  gtie^tfd^en  ftitd^e  bie  metrifd^e  Sid^- 
tungSfotm  bet  t^Qtbmijd^en  SBeife  baS  gfetb 
taumen  muffen;  nut  in  (^elel^ttenfteifen  lebte  bie 
Smitation  bet  alten  ÜJlettit  nod^  fott.  SBaS  9M 
au|et  ben  analteontifd^en  Oben  (Migne  1.  o. 
3733  sqq.),  beten  Stecenfion  übrigeng  üRafd 
SRitatbeitet ,  $.  SRattanga,  befotgte,  nod^  an 
tbQtl^mifd^en  ©efängen,  Sanoned  unb  Xtiobien 
(Migne  1.  c.  3839  sqq.)  untet  bem  Stauten  beS 
^I.  Sop^toniuS  Detbffentlid^t  bat,  gel^bri,  mie 
SR.  ^otanUad  (in  ben  Si^ungSbet.  bet  f.  ba^t. 
2lfab.  b.  3Biff.  1870,  n,  63—74;  aud^  in 
^ßotanifaS'  Seittögen  gut  b^jantinifd^en  Sttetatut, 
3Ründ^en  1870,  Iff.)  gejeigt  bat,  nid^t  ©opl^to- 
niuS,  fonbetn  3ofepl^  bem  ^Qmnogtapl^en  (im 
9.  äol^tl^.)  an.  Sie  anafteontifd^en  Oben  CAva- 
xpe6vreia),  23  an  bet  S^%  fmb  bou^tföd^Iid^ 
bet  SSetbenlid^ung  (itd^li^et  gfefte  gemibmet,  finb 
abet  Don  ^uS  auS  nid^t  f ät  ben  gotteSbienftlicben 
(Sebtoud^  beftimmt,  fonbetn  nut  |üt  einen  aud« 
etmäblten  fiefetfteiS  beted^net  gemefen.  3)et  bid^- 
terifd^e  SSeril^  betfelben  ift  üetfd^ieben  beuribeilt 
motben;  im  (Stoßen  unb  ©angen  finb  fte  nid^t 
fomol^I  ßtgäffe  eine?  matm  empfinbenben  $oeten 
als  Dielme^t  uRebitationen  eines  gelebtten  2)og- 
matifetS  (ogL  bie  Sbatalteriftif  bei  E.  Bouvy, 
Poötes  et  Mölodes,  Nimes  1 886, 169  ss.).  !Bon 
ben  btei  Oben,  meldte  in  bet  Don  SRattanga  be« 
nu^ten  ^anbfd^rift  gang  obet  tbeilmeife  feblten 
(9lr.  14-16),  ift  eine  (Sit.  14)  Don  S.  Cbtbatb 
in  einem  ©tta^butget  @9mnoftaIptogtamm  Dom 
Salute  1887  Detöffentli^t  motben.  S)ie  Obe 
9lt.  4,  auf  baS  ^tijl  ÜJlariö  Steinigung ,  tt)utbe 
aud^  Don  f$.  ®.  %  ÜRuUad^  (Conjectaneorum 
Byzantinorum  LL.  IE,  Berol.  1852,  18  sqq.) 
l^etauSgegeben;  bie  Oben  9lt.  9. 13.  20  mutben 
Don  S|rift  unb  ^atanifaS  in  ibte  Anthologia 
graeca  carminum  ohristianorum,  Lipsiae 
1871,  43  sqq.  (Dgl.  ib.  p.  XXVH  sq.)  aufge- 
nommenj  bie  Obe  91t.  20,  übet  bie  ©cbnfud^ 
beS  Sid^tetd  nad^  bet  l^eiligen  @tabt,  mutbe 
Don  ®.  91.  9{abet  (in  bet  Mnemosyne  N.  8. 

17  • 


S19 


Sop^ronittS,  ftird^eiifd^riftflellet  —  6orbonne. 


520 


XIX  [1891],  1  88.)  ciii0e^  commetiitit  2)er 
$nbigtm  bed  (L  @op]^omu8  toetbcn  M  Stigne 
OL  0.  3201  sqq.)  nrim  orjdl^tt;  eitrige  berfelSen 
merben  febod^  nur  in  loteuiifd^et  Ueberfe^ung  mit« 
getl^t  unb  Don  ber  fiobtebe  auf  3o]^onneS  ben 
(bongeliften  merben  nur  jtDei  Heine  gfrogmente 
geboten,  gfaftalkbiefe^rebigten  gelten  fird^fi^^ 
heften  unb  fmb  reid^  an  bogmotijd^em  (Behalte, 
m(^t  minber  freUu^  ou^  an  oratorifd^  ®e* 
)>range.  S)ie  Siebe  auf  SJlariaSerlünbigung  ragt 
lote  bem  Umfange,  fo  aud^  bem  3n(alte  na4  be« 
fonberS  (eroor.  So>A  ber  bei  9Rigne  nur  lateinifc^ 
Dorliegenben  9teben  ftnb  in)nif(^en  t>on  f^.  Ufe- 
ner  im  gried^ifd^  Urte£ie  Deröffentlid^t  morben, 
bie  3tebe  auf  äSei^d^  (Migne  1.  c.  3201  sqq.) 
fan  X^n.  9Rufeum  f.  ^l^ilol.,  91.  g.  XLI  (1886), 
500  ff.,  bie  9tebe  auf  bie  Sarjleflung  bed  ^errn 
(Migne  L  c.  3287  sqq.)  in  einem  SBomter  Uni« 
berfitdtSprogramm  |um  3.  9ugufi  1889.  S)ie 
aBeü^d^tSprebigt  iß  am  25.  S)ecember  684  ge« 
IjiaBen  morben,  aß  bie  Araber  bereits  bie  Sanb- 
fd^ft  um  Serufolem  burd^ftreif ten,  Setl^Iel^em  be- 
fe^  l^ielten  unb  ed  ber  ierufalemifd^  ®emeinbe 
benoel^rten,  nad^  gen)0^nter  Sßeife  baS  ®eburt3- 
f ejl  bed  ^erm  an  ber  ®eburtfiftätte  felbfi  au  be- 

Sel^en  (t>gl.  Ufener,  Sleligiondgejd^id^tlid^  Unter* 
t^ungen  I,  Sonn  1889, 826  ff.).  Ufener  1^  auäf 
(f.  SBonner  UniDerfttfitd^gramm  jum  3.  Suguft 
1894,  p.  IV  eq.)  ben  SBemeiS  crbrad^t,  bag  bie 
Siebe  auf  ben  perfifd^en  ÜRart^rer  SnafiaftuS, 
toeld^e  bislang  (Seorg  bem  ^iftbier  (f.  b.  9rL) 
lugefd^ben  tourbe  unb  unter  beffen  9lamen  bei 
aJligne  (PP.  gr.  XOn,  1679  Bqq.)  gebrudtt  ift, 
nid^t  @eorg,  f  onbem  @o))]^roniu8  angehört ;  aI8 
OueDe  unb  Vorlage  fyd  biefer  Siebe  ber  (Don 
Ufener  a.  a.  O.  ebirte)  Seric^t  fiber  baS  £eben 
unb  fieiben  beS  l^t.  9nafia}iu8  gebient,  meld^ 
balb  nad^  bem  Xobe  beS  Eiligen  (22.  3amiar 
628)  oon  einem  SRdnd^e  bed  9naftaftudflofier8 
bei  äerufatem  niebergefd^rieben  mürbe.  Ungu« 
gönglid^  maren  bem  $)erf.  biefeS  L.  de  Saint- 
Aignan,  Vie  de  St.  Sophrone,  patriarche  de 
Jerusalem  (Acad.  de  Sainte-Groix  d'Orleans, 
Lectnres  et  m^oires  V,  1886,  229  ss.),  unb 
bie  rufftfd^e  Slbl^anblung  Don  St.  ^opoDiö,  @o- 
pl^ronioS,  ^atriard^  Don  äerufalem,  afö  Zi}to» 
log  unb  SSerfaffer  Don  ^rebigten  unb  IKrd^en- 
geföngen  (in  ben  „Slrbeiten  ber  geifllid^en  Wa» 
bemte  )u  iHem'' ,  9uguft  1889  bid  September 
1890).  [Sarben^emer.] 

^oy^toitiM,  gried^ifd^er  Aird^enfd^riftfieaer 
}u  Snbe  bed  4.  Sol^rl^unbertS,  ift  nur  au8  einigen 
Seu^erungen  bed  1^1.  ^ieron^muS  belannt.  9lad^ 
Hieron.  De  vir.  ül.  o.  134  mar  er  ein  feldr  ge« 
lel^rter  SRonn,  meld^er  fd^on  als  Jüngling  ein 
99ud^  )ur  Serl^enlid^ung  Set^Iel^emS  unb  \päitt 
ein  au8ge}eid^netee  9ud^  über  bie  Serftörung  beS 
@era))idtem))eI8  (gu  Slesanbrien  im  3.  389,  mie 
eS  fd^eint)  fd^rieb  unb  au^erbem  einige  @d^rtften 
beS  1^1.  l^ieron^muS,  ben  Srief  (Ep.  22)  an  ^- 
ßod^ium  über  bie  gungfröulid^teit,  oaS  Seben  beS 


Vlönd^  ^ilarion,  fomie  bie  UcbetMnngm  ber 
^folmen  tmb  ber  ^ro^^eten  nad^  bem  ^Aräifd^^ 
in  fel^  gelungener  SBeife  ouS  bem  Sotemtfil^  tn'S 
(Sried^fd^  übertrug.  3)ieUeberft|ungber^oInieii 
nad^  bem  debrSif^  1^  ^icronQmuft  kntt  ber 
Sorrebe  auf  Sitten  feines  gretmbcS  6o)^^iiiuS 
unternommen  unb  biefem  ou4  geioibnd;  unb 
uienn  ^ieronqmuS  in  ber  Sorrebe  ber  lieber« 
f e^ng  oeS  9ud^  SSbroft  ben  vnbanZboren  fio« 
teuiem  Dorl^olt,  ba|  (Bried^Ionb  mit  Sfi^<u^>^ 
feine  Ueberf e^ngen  fi^  oneigne ,  f o  ^oben  i^m 
nad^  ber  treffenbenSermut]^ung93aOarfi'§(8.  Hier. 
Opp.,  ed.  alt.  IX,  1525 ;  Dd.  II,  952)  tto^I  beS 
Sopl^roniuS  gried^if(^  SBet^nen  ber  $falnieii 
unb  ber  $ro))|eten  Dor  Sugen  gefd^mebt  <B  tu 
gibt  ftd^  aus  ben  angeführten  SteQen,  bog  @o- 
|)^roniuS  ein  ®ried^  mar  unb  tn  $ala{iina,  Diel* 
leid^  }u  Setl^Iel^,  unb  )mar  iebenfoDs  nod^  jur 
3eit  ber  «bfaffung  beS  Sud^eS  De  Tir.  ilL,  b.  ^ 
392,  lebte.  Me  feine  €d^riften  finb  gu  ®nmbe 
gegangen.  9Rit  Unred^t  iß  bie  Don  Sia§mu& 
(Safel  1516)  l^erouSgegebene  gric<(ifd^  Ueber« 
fe^g  beS  9u^  De  vir.  ill.  niu^  bem  93or- 
gange  beS  ^erauSgeberS  bis  in  bie  (Begenmoit 
hinein  Dielfad^  Sopl^roniuS  {ugeeignet  morbcsu 
@d^on  SaÜarft  (1.  c.  H,  817  sqq.)  micS  ühcf 
}eugenb  nad^,  ba|  biefe  Ueberfe^ung  oufi  Diel 
fpaterer  3^  fiammen  muffe,  wSb  mngHi  fteOte 
ftd^  ^auS,  ba|  SraSmuS  nur  auf  Q^nmb  einer 
Dorfd^Qen  Kombination  ben  6o))]^oniuS  ald 
ben  ueberfe|er  bejeid^nete ,  mäl^renb  in  ber  i^m 
Dodiegenben  &anbfd^rift  fein  Ueberfe|er  genannt 
mar.  O.  d.  ®ebl^rbt  fe|t  in  ber  Don  i^m  Der* 
anflalteten  fritifd^en  9uSgabe  biefer  ^anbfi^rift 
(f.  ®eb^arbt«|Kima(I,  X^  unb  Unt^ud^ungen 
aur  @efd^.  ber  aUd^fiL  Sit  XIY,  1,  fieipaifi 
1896,  Vn  ff.)  bie  entfie^ung  ber  Ueberfejping, 
in  DoOfler  UdbereinfKmmung  mit  SSaOarfi,  in  baS 
7.  äal^rl^bert.  S)ie  Sermutl^ng  Don  Sobri* 
duS,  ba^  @o|)^roniuS  mit  bem  gleid^namigen 
Serfaffer  einer  Derloren  gegangenen,  Don  ^l^otiuS 
(Cod.  5)  fel^  gerul^ten  Sd^^ft  Pro  Basilio 
contra  Eunominm  ibentifd^  fei  (Fabridns- 
Harles,  BibL  gr.  IX,  160),  f^mebt  Döllig  in 
ber  Suft.  [SBarben^er.] 

$ovf omte,  urf|)rünghd^  Slame  eineS  an  ber 
tl^eologifd^en  gfacultät  ber  ^rifer  UniDeiMt  be« 
ftel^enben  SoQegiumS,  marb  in  ber  gfolge  Sejeti^« 
nung  für  bie  $ari{er  t^eotogifd^e  gäcult&t  über» 
l^aupt.  Urfprung  unb  Stamen  Derbanä  baS  (Kol- 
legium ber  @orbonne  bem  SanonicuS  Stöbert, 
meld^er  am  9.  October  1201,  nad^  ber  gemöl^n« 
lid^en  Snnal^me  )u  @orbon,  einem  Reinen  Sorf  e 
in  ber  S)iöcefe  SleimS,  geboren  mürbe.  Slocl^« 
bem  er  (EanonicuS  Don  (Eambrai,  \p6kt  tta^ 
plan  SubmigS  beS  ^igen  gemefen,  mürbe  er 
Snbe  1257  ober  im  3.  1258  CanonicuS  px 
^riS.  9lad^  feinen  unS  erl^attenen  Sd^fteit  er« 
f^eint  bie  miffenfd^füid^  SBebeutung  SlobextS 
nid^t  gro| ;  aber  er  ^e  ein  ebleS  ^er)  unb  einen 
Haren ,  ))ra(dfd^  Serfianb.   SieOeii^t  1^  er 


521 


Sorbonne. 


522 


Ubft  toS^RRb  ^timt  €faiMeiuett  mit  ben  @orgen 

ys  gnofi^nl^m  SdbenS  gu  taxap^tn  gelabt  unb 

teft  nttg  in  tbm  bm  (Sebonten  an  eine  Stiftung 

for  arme  Gtuoirenbe  ber  ^Ideologie  an  ber  ^a« 

ims  fMN^il^  gemedt  ^ben.    SBie  man  onS 

ft^afm  «ab  Schaltungen «  totl^  in  bie  ^al^re 

1347 — 1254  Mm  (ogl.  Denifle  -  Chatelain, 

CksTtnlmiim  I,  Paria.  1889,  271  sq.,  n.  242), 

j;fti:xien  bmn«  ^te  Stöbert  fdbon  um  biefe  3^t 

bea  $IaR  in  Msiem  SBerfe  gefa|t.  %fö  @tiftung8> 

szfBi^  ba  «ffbonne  fann  ein  9ct  Subwtgd  IX. 

fitsm,  bardb  toelt^en  er  Stöbert  im  gfebruar 

ilS7  dam  tKitt|ercom))Ies  in  ber  Strafe  Coupe* 

SoKttk  gcgenä&er  bem  ^lafte  bed  Sb^rmeS 

(aste  polatinm  Tbermanun)  fd^enft,  auSbrüd- 

6i>  ml  ber  99e{limmung  ad  opus  scolarimn, 

qni  inibi  moraturi  annt  (Denifle -Chatelain 

t  M9.  a.  302).  SBie  ber  9tame  ber  Strafe  an« 

bRdft,  afmde  bte  (Begenb,  in  »eld^er  biejelbe  lag, 

i&b  mü^  \päkt  baS  berüd^tigte  Quartier  latin 

SD^«  ^  f<bon  bomalS  nic^t  be§  befien  SlufeS. 

Se^boffi  lottxbe  Stöbert  aud^  »ol^t  1259  bie  I5nig- 

&ic  CrloiAnig  ert^eUt,  bie  beiben  Strafen, 

»ddke  feinen  SBefi|  begrenjten,  be9  ^tad^tS  }u 

i4tk^ ;  ba&on  erbielt  bie  @ira|e  ßoupe-SueuIe 

ka  Sbmen  Bae  dea  deux-portes,  unb  bie 

Ssrbimntflen  tourben  be^^alb  aud^  pauperes 

Ba^ifftn  da  Tieo  ad  portas  genannt  —  Stid^t 

ko^  nod^  ber  6c^fung  Submigd  tt)irb  bie 

Sctfnmg  in^d  S^ben  getreten  fein,  unb  wenn 

t^emjlc  (L  e*  I,  875)  meint,  biefeQe  l^abe  im 

9bii  1258  noi^  ni^t  beftanben,  fo  bärften  bie 

Boxte,  Mt  er  pm  Seioeif e  bafür  anfül^rt,  fid^  un- 

9r|iinmsöi  «it  ber  eben  erft  erfolgten,  nod^  unooK- 

bmaonen  Oriinbung  oereinigen  laffen.  Urfprüng* 

bif  mar  b^  Coüegium  gur  flufna^me  oon  16  in 

ecafOEf^oft  lAenben  burftigen  X^Iogie-Stubi- 

fobin,  fion  ie  eier  ouS  ben  eingelnen  9{ationen, 

brmmsit  ftbn  fd^on  balb  nmd^  baS  SBefi^l^m 

m  ba  Strafe  Sdupe^SueuIe  unb  bamit  aud^  bie 

^  ber  SRitgHcber  bed  eoOegiumS.  3m  3. 1259 

lanfir  Stöbert  Don  ben  SRatl^rinem  mel^rere 

fäufer  gegenüber  bem  ^ßalafte  beS  Zl^ermeS ;  in 

bcB^Oen  3a^re  unb  1268  taufd^te  er  mit  ffönig 

tttbBig  Seftf^mgen^  bie  er  in  anberen  ®egenben 

ber  Stobt  bo^e,  mit  Käufern  beS  lettem  in  ber 

5E^e  ferner  Stiftung;  femer  erl^ielt  er  felbjt  nod^ 

giybuitbiclfiB  mdjt  toeniger  M  fteben  {)dufer,  unb 

m  3. 1271  Iknifte  er  ein  gro|eS  (Srunbftäd,  auf 

x((bem  ba9  CoUegium  ObIyI,  bie  fogen.  fleine 

Sorbonne,  ofil  eine  SorbenitungSanftalt  für  bie 

qimtit^ca  t^togifi^en  Stubien  errid^tet  mürbe. 

3m  3.  1264  mnmn  pei  Surfen  ^u  (Sunften 

fKm  SRogiper  ouS  oer  3)ibcefe  Smiend  ge- 

gmM.  unb    1268    fcbenite  ber  Vrc^ibiocon 

StcobuS  non  %omnai  Stöbert  500  SioreS,  für 

wüSjt  er  oÜiäfy^fU^  fOnf  ber  flümifd^en  Sprache 

fitUige  SRogiller  in   fein  ^nftitut  aufnel^men 

n^  Ciniee  3^4«  tt>äter  ftiftete  ber  »ifcbof 

m  Sonnuri  fioA  Surfen  für  j^mei  SBaQonen  avL% 

innr  Statut  tAet  S>Ukefe.  Stöbert  Oon  S)ouai 


l^atte  fd^on  burd^  Xefiament  Dom  3.  1258  ber 
neuen^n{taItbieanfe]^nIid^e@ummet)onl500$aii. 
rif er  Stores  oermad^t.  S)ie$anferllmüerfttätför-. 
berte  StobertS  Untemebmen  auf  jebe  äßetfe,  unb 
aud^  bie  $a))fte  ermiefen  bemfelben  in  bob^nt 
®rabe  ibre  ®unft.  3m  3. 1259  menbete  ft4  ^le» 
sauber  IV.  an  bie  ^rölaten  fjfranfreid^d  mit  ber 
bringlid^en  Sufforberung,  bie  Sorbonne  )u  unter- 
p^en,  nad^bem  er  für)  oorber  Subioig  ben  ^ei- 
ligen als  Stifter  gelobt  unb  ermabnt  botte,  in  bem 
guten  SBerfe  fortsufabren.  Urban  IV.  emt)fabl 
im  3. 1262  bad  eoQegium  StobertS  bem  äBobl- 
sollen  ber  gmtjen  ßb^ftenbeit,  unb  berfelbe 
^apft  gab  im  f olgenben  Sabre  bem  3nftitut  bie 
Srioubnil  )ur  Srrid^tung  eined  eigenen  Ora- 
toriums. 9u|er  bem  ftönige  Submig  maren  eifrige 
®önner  unb  tSfbtberer  ber  Sorbonne  äBtlbelm 
oon  Sl^artreS,  SanonicuS  oon  St.  Ouentin,  ber 
fd^on  genannte  Stöbert  oon  S)ouai,  (SanonicuS 
oon  SenliS,  bie  fpöteren  Sorbinöle  (Sottfrieb  oon 
9ar,  S)ed^ant  oon  9totre-2)ame ,  unb  SBilbelm 
oon  99rai,  9rd^ibiacon  oon  Steimd.  —  9U8  Stö- 
bert am  15.  aiuguft  1274  ftarb,  fielen  gemäg 
feinem  Seflamente  oom  3o^te  1270  (Denifle- 
Chatelain  I,  485  sq.,  n.  481)  feine  3mm0" 
bilien  tobter  batib  (quae  tenet  in  manu  mor- 
tua)  an  feine  Stiftung ;  bie  übrigen  mit  SuSnabme 
eines  ^aufeS  famen  an  ©ottfrieb  oon  8ar,  mel* 
d^er  biefelben  aber  fd^on  balb  nad^  bem  Xobe  be8 
ßrbtafferS  ebenfaSS  ber  Sorbonne  fd^enfte.  Sei 
StobertS  Xobe  fonnte  fein  SBert  äu^erlid^  aß  f eft 
begrfinbet  gelten;  aud^  bie  innere  Serfajfung  unb 
bie  Statuten  (Denifle-Chatelain  I,  505  sqq., 
n.  448),  bie  aenigftenS  im  SSefenüid^en  in  ber 
gonjen  Sfolgegeit  befteben  blieben,  merben  oom 
Stifter  l^errübren.  S)ie  pöpftlid^e  Seftötigung 
batte  bie  Stiftung  bereits  burd^  ßlemenS  IV. 
1268  erl^alten.  Sie  bie^  urfprünglicb  gemöbnlid^ 
CoUegimn  (Congregatio)  paupemm  magi- 
strorom  PariBius  in  theologia  atudentium; 
ben  Stamen  Sorbonne  fübrte  fte  nid^t  oor  bem 
14.  3abrbunbert.  Um  SRitglieb  beS  3nftitutS  )u 
toerben,  mubte  ber  Semerber  baS  tbeologifd^e 
Saccalareat  b<tben  unb  eine  £b(f^  (thesis  Bo- 
beridna)  oert^eibigen,  ober  in  ber  artiftifd^en  gfa- 
cultät  bocirenber  SRagifter  getoefen  fein.  2)ie 
9RitgIieber  ber  Sorbonne  unterf(bieben  ftd^  in 
hoBpites  unb  socii.  2)ie  erfteren  fyiäta  ^ntbeU 
an  ben  äBobltbaten,  meldte  baS  ^auS  bot,  aber 
nid^t  an  ber  Sertsaltung  beSfelben.  Sie  mußten 
eS  aud^  oerlaffen,  loenn  fte  ben  S)octorgrab  er- 
langt bitten,  unb  burften  nur  ben  Xitel  Bacca- 
lareus  ober  Doctor  domus  Sorbonae  fübren, 
möbtenb  bie  Socii  Baccalarei  ober  Doctores 
domus  et  societatis  Sorbonae  l^ie^en.  3n  ben 
^önben  ber  lederen  lag  bie  SSenoaltung  beS 
ganzen  CoKegiumS.  Unter  fld^  l^ielten  fte  ben 
®runbfa^  oöUtger  ©leid^b^^t  aufredet,  »eld^e 
Stellung  fte  aud^  einnebmen  mod^ten  (omnes  su- 
mns  sicut  socii  et  aequales).  3)ie  h)obIb^en- 
ben  Socii  —  in  ber  golgejeit  bemarben  ff* 


VSi 


6ortento. 


526 


bidici^:  Borbomiciis  ad  bibliothecam  non 
•«cedai  oiai  omalxiB  toga  et  pileo  quadraio. 
Sdda^  faä>d  \x^  fai  ben  Statuten  SSerfd^ie- 
teid ,  bcfim  Qcf otgung  !Bemt|em  Don  SBiblio- 
tidm  um  ttbtr^au^t  fremben  Sudlern  aud^ 
1^  iio4  tt^t  bringenb  ringefd^örft  teetben 
ftiofic.  —  6in  nnuB  Ql&n}enbe8  erim  Derbanfte 
fek  ^Qcbomic  bet  ^nificen}  oefi  Sarbinofö 
K^cfieu.  9ttf  feinen  SBunfd^  toorb  becfelbe  als 
SifdM  tmi  £u9on  im  3. 1607  ton  bet  ®eno{fen" 
fi^aft  (habita  latioiie  ejus  dignitatis  episco- 
fmXm)  dlS  ^ofpeS  unb  @ociu8  jugletd^  auf* 
fßgumam ;  ffiater  nmrbe  er  ^roüijot  unb  gebadete 
tM  {o^|er  buti^  einen  feiner  emsigen  SRad^- 
Mimg  in  Sfnmfrei^  tt)ätbtgen  g&n)Iid^  9}eu« 
tc&  bÄ  Coüeginmfi  feinen  Flamen  }u  Deremigen. 
Soole  Vntdufe  ein>ettetten  ben  alten  93e|t^,  unb 
am  18. 1K&)  1627  tourbe  oom  erjiifd^of  k)on 
Sonen  im  9{amen  SKd^elieu'd  bet  ©runbftem  )u 
ben  itfum  OeKtube  gelegt,  ba8  fid^  in  betfelben 
•cgod),  mo  boS  aße  geftanben,  erleben  f oUte.  3m 
3«  1635  Ugte  bet  9Rintftet  felbft  ben  (Srunbftein 
)a  bcs  )rtod^t>)oOen  ffitd^e  bet  @otbonne,  in  bet 
er  ^p6tn  feine  lefete  Stul^eftötte  fanb.  Xto|  mand^et 
SriteniiiBen,  toelc^e  bie  Sorbonne  nad^  feinem 
tobe  (1S42)  mit  feinet  9li(^te,  bet  {)er}ogin  oon 
Itgoillott^  borSenoaltetin  feinet  ^intetlaffenfd^aft 
a^ab  bcr  Vtinbetjiäl^tighit  beS  eigentli^en 
fetm«  vegca  bcr jum  Sau  nöt^igen  ©elbmittel 
^fltti;  imtrbe  berfdbe  bod^  glüAid^  ooQenbet.  3m 
ofien  Btodt  be9  ®eböubed  befinbet  fid^  du  mit 
gseifm  unb  Statuen  teid^  gefd^mädteS  9mp]^i- 
t^Dotcr^  bta  me^r  olS  1500  ÜRenf^en  fa|t.  9tu|er- 
bon  tnOfiü  ber  Sau  S&Ie  für  Sorlefungen  unb 
Sexiaminlungen,  SEBo^nungen  ffir  bie  36  SDoctoren 
Ut  Soridöt  tnü)  für  eine  3[n)a^I  oon  ^ofpiteS 
IL  f.  D.  S>ic  IHrd^e  ift,  mol^I  bie  einjige  in  gfranl* 
tei4^  bcr  IfL  Utfula  unb  i^ren  ©efdl^ttinnen  ge- 
wdifi,  —  90ctn  atS  bie  Sotbonne  nunmel^r  im 
äu|an  (Blonjefo  ^nlid^  erfha^e,  ttar  bie  Seit 
aiTcr  too^  SBInte  bereits  ooriibet.  S)ie  äd^t 
ftntli4<  Si^ng,  einfl  iJ^t  l^öd^ftet  Stul^  unb 
eine  fyiuptqtulU  il^ted  Slnfel^enS  unb  ßinftuffeS, 
fpin  oOmöIig  einem  fird^Iid^en  SiberaliSmuS 
iDci4cR  muffen.  Sd^n  ^tte  fte  fi(^  bem  äefuiten- 
otben  feinbltd^  ermiefen  unb  beffen  Sinfül^rung  in 
§mnfm4i  (1562)^  freilid^  bergeblid^,  ju  t)er$in« 
bon  gefud^L  Sbenfo  nmrbe  fie  Sertl^eibigerin  beS 
flüHtcimiSmitd  imb  Der)>f[id^tete  fpoter  fogar  il^e 
Soctoien  auf  bie  Dier  goKicanifd^en  Slrtifel  (DgL 
kVxteofliconifd^eSreil&eUen  V,  71).  Suf  biefe 
Seife  fonf  i^  IB^eutung  mel^t  unb  me)^.  SßaS 
pr  Ol  Snfe^  m>äf  befo^,  fud^ten  bie  3fteiben!er 
M  18.  Sa^rj^nberte,  oor  allen  Soltaire  (ogl. 
brffRi  Sitrift  La  toznbeau  de  la  Sorbonne)^  in 
tarfTifi^  $a|k  burd^  bie  giftigften  Angriffe  gu 
ierfiteen.  S)er  gtu^lt  ^^Id^e  ber  oon  Ie|teren  auS- 
gr^ufm  Sdot  cntfpro|te,  ber  frangöfifd^n  Sie- 
oolutim,  foOtc  oud^  bie  Sorbonne  )um  0))fer 
\aSlm:  buxdi  Skcxet  »om  5.  ^pM  1792  matb 
|ie  aufge^otac  S>ie  Sibliotl^f  mürbe  ou8  ben 


alten  Staumen  erfiSnbe  1795  fortgefd^^;  bie 
gebrudten  Sudler  ttmtben  an  bie  oerfd^iebenen 
öffentKd^en  Sibliotl^efen  oertl^eilt,  bie  SRonufcripte 
(etroa  2000  gobiced)  erhielt  bie  9{ationaIbibItotH 
—  Sei  ber  9leuerrid(|tung  ber  ißarifer  Unioerfltät 
burd^  9}a))oIeon  I.  erhielt  biefelbe  i^ren  ^au))tfi(  in 
bem  ®ebäube  ber  frühem  Sorbonne,  unb  bie  il^ 
eingeglieberte  tl^eologifd^e  gf^^cultöt  ful^rte  ben 
Flamen  il^er  beriil^mten  Vorgängerin  meiter. 
3eber  Sif^oJ  unb  Seminarprofeffor  foHte  bei  il^r 
bie  2)octonourbe  erlangen,  unb  ein  ^öl^ered  JKr« 
d^enamt  fonnte  nur  einem  ®eiftli(^en  oerlie^ 
merben,  meld^er  an  il^r  feine  Stubien  t)oneiü)et 
l^otte.  OblDol^I  nun  jugleid^  ben  Sif c^5f en  baS  SRed^t 
eingeräumt  umtbe,  menigftenS  für  bad  erfte  9RaI 
ber  ^Regierung  für  bie  tl^eologifd^en  $rofef{uren  ie 
brei  Soctoren  )u  |)rftfentiren  (fpöter  mürbe  biefeS 
SRed^t  bis  auf  18^0  prorogirt),  fo  mar  bod^,  me- 
nigftenS  feit  bem  Stuqe  ber  napoleonijd^en  ^err« 
fd^aft,  ber  Sefud^  biefer  gacultftt  em  öu^erfl 
fd^mad^er;  bie  t^eologifd^en  ®rabe  l^t  fte  nur  feiten 
ertl^eilen  lönnen.  S)er  ®runb  baoon  lag  "fyxüpU 
föd^Iidb  in  bem  Umftanbe,  ba|  fomol^fl  bie  $rofef« 
foren  ber  gfacultftt  afö  aud^  bieienigen,  meldte  bei 
i^  bie  ®rä)uirung  nad^fud^ten,  fid^  auf  bie  Srtitel 
ber  goEicanifd^en  ftird^e  oer))fIid^ten  mußten.  Sie 

San}öfifd^en  Sifd^öfe,  bei  meldten  aOmftlig  ein 
mfd^mung  in  il^ren  Snfd^auungen  über  bie  gal« 
licanifd^en  f^tei^eiten  oot  fid^  ging,  )ogen  ed  ba- 
llet mit  9ted^t  oot,  i^re  Xl^eologen  in  ben  burd^ 
bie  Orbonnanjen  t)om  Saläre  1814  unb  1815  bem 
6))ifco))ate  }urüd!gegebenen  unb  i§m  aSein  uttter« 
ftel^enben  Seminarien  auS}ubitben.  Snblid^  mürbe 
im  3. 1882  bie  tl^eologifd^e  Sfacultöt  auS  „Spav 
fomfeit''  gan)  aufgehoben.  Sreilid^  mar  ^e  aud^ 
DoUeubS  überflüfftg  gemorben  burd^  bie  im  Oc- 
tober  1874  }u  $arid  gegrünbete  freie  latl^olifd^e 
Unioerfttät  (f.  b.  «rt.  $ari8  IX,  1517).  (SgL 
bie  im  «rt.  $ariS  IX,  1516  angefül^rte  Sitero- 
tur ;  femer  ^^uoemet,  ®efd^td^te  ber  Sorbonne, 
aus  bem  gfranjöfifd^en ,  Strasburg  1791  f., 
2  Sbe. ;  Notice  sur  la  Sorbonne,  Paris  1818^ 
Möric,  La  Sorbonne  et  son  fondateur,  Paria 
1888.)  [ged^irut).] 

$oneitfo  (Surrentum),  SRetro^oIe  in 
Unteritalien  auf  einer  ^albinfel  im  ®oIf 
oon  Sleopel,  ifi  bie  dte  ^auptfiabt  ber  Ißicen- 
tiner.  Später  mürbe  eS  römifd^e  Solonie,  erl^ielt 
nad^  bem  SerfaQe  ber  römifd^en  ^errfd^aft  eigene 
Surften  ober  ©ergoge,  fiel  bann  an  bie  Sfior« 
mannen  unb  bamit  an  baS  ff i^nigreid^  92ea))el.  3u 
unb  bei  Sonent  foHen  bereits  im  3.  60  n.  (Sfyc. 
Sd^Ier  beS  1^1.  ^etruS  ben  ®Iauben  geprebigt 
unb  einen  Sifd^ofSpJ  errid^tet  l^oben.  S)er  erfte 
mit  9lamen  ermäbnte  Sifd^of  ift  aber  erft  ber 
Iftl.  SRcnatuS  (tttoa  feit  424 ;  gcft.  um  450),  beffen 
Historia  prodigiosa  bie  SoQanbifien  iebod^ 
(AA.  SS.  BoU.  Oct.  III,  380  sqq.)  für  mcl^r 
als  mard^enl^aft  erüören ,  unb  %fyü\aä^t  ift  nur, 
ba^  er  feit  unoorbenHid^en  Seiten  }u  Sorrent  am 
6.  October  oerel^rt  mirb.  SIS  }meiter  Sifd^of  mirb 


s» 


©oter,  bet  H  —  Soto. 


530 


•  •  com  priTÜegiat  siiigaloriuii  non 
poiHUit  CuMre  iMem  oommunem.  3ebmfaII§ 
w«  ha  QttamiJQ  bet  Bortes  consnltatoriae 
aniaiibt.  Mim  n  jlatt  tmtev  infi&nbigem  Gebete 
|B  Cott  oidmc^  aufi  fttDier  Sleufiier  mit  aber- 
^iäbiMm  Soteoucn  in  bie  getDö^tten  Seid^ 
^elb^  mlmioinincii  iDÜtbe.  Sin  fold^  @orti> 
j^pam  Mit  tetner  Vbergfotbe,  ttaS  namentlid^ 
Mü  bcn  fag.  aortea  Sanctorom  (so.  bibliorum) 
5i^,  bu  im  OorpiiB  joris  canonici  mel^rfad^  er« 
kbnt  Mxben  (».9.  e.  6,  G.XXVI,  q.  5).  SBie 
sfill4  bie  b^ibnif^en  fSMxätm  imb  Körner  miS 
sam  oflfi  (Skn^^o^I  aufgefd^Iogenen  SSerfe 
Mft  ^oncr  ober  !BergiI  einen  Singerjeig  ffir  il^re 
^aidbbaiflBiDdfe  |u  entminen  fudfften,  fo  looHten 
asn^e  C^nflcn  aud  bem  erfien  ober  gtoeiten  u.  f.  m. 
Serft  cfaur  beliebig  oufgefd^Iogenen  €eite  ber 
Stbei  flbet  fim«  iKh^enOoterS  ben  SBillen  ®otte9 
nbcB:  \ä^an  bu  fog.  Q)>ofb)Iif(^en  Confütutio- 
(7,  <Q  cxlttrm  bergleic^en  für  ein  «obgdttifd^ed 
Begj^mcn'.  9lS  eine  9rt  aom  cononltatoria 
bsb  otib  Vk  fogen.  ®otte8urt^eiIe  )u  betrod^ten, 
kam  ober  im  <8egmf<4  )tt  ben  betbnif  d^en  Orba« 
in  ttefent&4  ^  ®Iau6e  cm  ®otte8  aStoaltenbe 
So^eril  ju  Srunbe  lag  (ogl.  b.  9rt  (SotteS- 
nfbefl  V,  92B  ff.).  —  9n  fid^  bed  9(bergIaubenS 
mntgfieiid  obfedio  nid^t  oerMd^ttg  i{l  bie  oben- 
fornnte  aors  diviioria,  tooburq  nad^  lieber* 
dsfimfl  ber  (einigten  ^ßorteien  eine  Sad^e  einer 
ba^  bot  Sooft  jtt  befümmenben  ^erfon  jufäOt. 
tvfrt  W<44in  ^SBerloofen"  genannte  Ser- 
fabott  iß  momliRb  erlaubt^  [ofern  nid^t  Ungered^« 
n^  im  Serf oofen  felbp  mtt  unterläuft  ober  bod 
raiitxDe  Ste^t  für  bejnmmte  plle  auSbrfldlid^  baS 
t»fm  oerbiclet;  lektereS  ift  ).  9.  ber  gfaD  be- 
ij:gti4  ber  omonif^  SBol^Ien  (c.  8,  X  5,  21), 
tax  benm  neqne  ex  aortibaa  neque  ex  foituitis 
dreamaftantösy  aed  ex  electione  entfd^ieben 
soten  foQ  a  ^7»  Cod.  1,  3).  Stottboft  ^  baS 
S^ojot  bogcgett  in  Xed^tdja^,  too  bei  ber  Un« 
a^tidWeit,  eine  @od^  btmb  SetteiStill^ng  )ur 
ci^ttxlk^  <EntMeibung  ju  bringen,  oaS  )tt)eifel« 
^  Xe^  lutdp  Uebereimunft  ber  ^arteten  bem 
rauB  oba  onbcm  Streitige  burd^'9  SooS  }u« 
^jpcD^cn  UKtben  barf ,  ebenfo  bei  ber  fogen. 
:btlmc  (f.  b.  9rt.  @piel)  unb  in  fibnlid^ 
^äinu  [$ermaneber.] 

$«fec,  b  e  r  (L ,  $(#  (165—174  ?),  fiammte 
md^  bem  Liber  Pontificalia  aud  Sampanien  unb 
Mit  Stom  berSloc^oIgerSnicetd.  Cr  fd^rieb 
Sridf  an  bie  Corint^er,  totldftt,  mie  man 
uä  ben  S>anffdbteibm  bcd  Sifd^ofö  S)ion9rtuB 
«a  Vonnit  etfubt,  bort  (ebenfo  roit  ber  erfie  Ste« 
mOrief)  €onsiiog9  bffentlid^  oorgelef en  ttmrbe 
(Enwb.  H.  E.  4,  28, 11).  @ebr  gerühmt  »irb 
loa  eiHHS>ion9fhÄ  bie  SRilbtbfitigteit  SoterS, 
«mmlfii^  gegenfiber  ben  {u  ben  Sergmerfen  Oer- 
BltdJIm  gtiä^ff^en  SBetennetn.  2)ie  Sngobe  beS 
AiadeiitiiAtaa  (1, 26;  ogL  86),  ®oter  ^abt  An 
8e4  gßgm  bie  SRontoniflen  gef c^eben,  ifl  f cl^r  un* 
I8(itf$raifi4  unb  befliß  oo|l  mtf  einer  SBertoed^ 


i 


lung  bed  @oter  mit  bem  Sifd^of  @ota8  oon  Sn» 
dbialud  (Eoseb.  5, 19, 3).  SBenn  baS  $a))ftbud^  ein 
S)ecret  @oter8  ermäl^nt,  burd^  loeld^ed  ,,aR5nd^e'' 
oon  ben  fifunctionen  ber  eierifer  ouSgefd^Ioj^m 
loerben,  fo  ift  biefe  9loti}  teobi  nid^t  blol  fagen- 
1^,  fonoem  tenben^idd.  9tod^  Euseb.  5,  1  re- 
gierte @oter  8  äabre,  nad^  bem  fiiberionifdf^en 
$a£ftfataIog  9  3al^re.  ©ein  9lad^foIger  mar  ber 
bl.  Sleut^eruS.  (Sgl.  Liber  Pontif.,  ed.Duohe8ne 
I,  135;  Jaffö,  fieg.  Pontif.  Born.  I,  2.  ed., 
9  sq. ;  Sipfiud,  ßl^ronologie  ber  r5m.  93ifd^dfe, 
ftiel  1869, 188  ff.)  [@d^r5bl.] 

$ofo,  9lame  )meier  f)xmifd^en  Xb<oI<>g^/  ^i^ 
mand^mal  mit  einanber  oermed^felt  merben,  ba  fie 
gleid^}eitig  lebten,  bemfelben  Orben  angeb5rten 
unb  t^eUmeife  in  benf  elben  Slngelegenl^eiten  tl^ätig 
moren.  1.  SominicuS  be  ®oto,  0.  Pr., 
nambafter  2)ogmati!er,  marb  im  3. 1494  }u  @e» 
gooia  in  @))anien  geboren,  mo  er  aud^  feine  erften 
@tubien  madbte.  Sr  fe|te  biefelben  an  ber  neu 
gegrünbeten  unioerfttät  )u  9IcaU  unter  bem 
|l.  Xi^omaS  Oon  SSiaanooa  (f.  b.  Slrt.)  fort,  ging 
aisbann  nadb  ^riS  unb  ermarb  fi^  bort  baS 
Saccalareat  oer  $biI^fot)^i^.  S)arauf  begann  er 
u  aUcali  im  Couegium  be«  I^L  3Ibe))QonS  ^l^ilo« 
opf^it  oorjutragen.  @ein  Stuf  a(8  Xb^ologe  mar 
fd^on  fefl  begrfinbet,  als  er  ben  6ntfd^Iu|  fa^te, 
OrbenSmann  ju  merben ;  er  trat  gu  93urgoS  in  baS 
bem  1^1.  ^uIuS  gemeinte  SominicanerOofter  unb 
legte  bort  am  23.  3uli  1525  bie  (Selubbe  ab. 
3m  Orben  beOeibete  @oto  oerfd^iebene  $ro« 
feffuren,  biS  er  am  27.  9loOember  1532  einen 
Se^rffatl^I  ber  Xl^eologie  }u  @alamanca  erbielt 
unb  bort  16  3a]^e  tbötig  mar.  3m  3. 1545  er- 
nannte ibn  ffaifer  ftarl  V.  }u  feinem  Xi^toloffn 
ffir  baS  Xrienter  Soncil.  Sort  mar  er  oorgugd- 
meife  bei  ber  Sbfaffung  ber  bogmotifd^en  S)ecrete 
unb  ber  Sdfung  oer  auftaud^enben  tbeologifd^en 
Sd^mierigfeiten  t^ötig.  S)en  oier  erfien  €ijiungen 
mobnte  er  )ugleid^  als  Vertreter  feines  OrbenS 
bei,  ba  ber  OrbenSgeneral  tHIbertuS  SafauS  oor 
Srdffnung  beS  foncilS  geftorben  mar;  in  ben 
f  olgenben  @i|ungen  oertrat  er  ben  neu  ermoblten 
®eneral  gftanciScuS  IRomäuS.  3n  Xrient  fd^rieb 
@oto  au(|  fein  SBerl  De  natura  et  gratia,  mel« 
d^eS  er  ben  SBätem  beS  &)ncUS  mibmete ;  eS  ent- 
hält bie  fiel^re  oon  ber  Srbffinbe  unb  ber  ®nabe, 
mie  fte  ber  ffL  Xl^maS  entmidfett  unb  mie  ^e  oon 
ben  Sb^ologen  beS  S)ominicanerorbenS  ftets  fefi« 
gehalten  morben  ift.  9IS  bie  Si^ungen  beS  Son- 
etts im  3.  1547  unterbrod^en  merben  mu|ten, 
berief  ^n  ff arl  V.  }u  ftd^  nad^  S)eutfd^Ianb ;  bort 
mürbe  er  Seid^toater  beS  ffaiferS.  S)aS  il^m  an- 
gebotene SiStl^um  Segooia  fd^Iug  er  auS.  3nt  3- 
1550  erlaubte  i^m  ber  ftoifer,  ficb  in  baS  fflofter 
feines  OrbenS  )u  Salomanca  gurfldfjujieben;  bort 
mürbe  er  nod^  im  felben  3abte  )um  $rior  ermdblt, 
unb  gmei  3a^re  fpdter  marb  er  auf  ben  erften 
Sel^rftu^I  ber  Xb^ologie  an  ber  bortigcn  Unioerfttot 
berufen,  nad^bemfeinOrbenSgeno|fe9ReId^iorSano 
(f.  b.  Sri)  biefe  SteOe  niebergelegt  l^otte.  (Er  flarb 


sn 


Soutl^cote,  3ol^oniia  —  6o}omenud. 


584 


lafja;  tr  biQnm  bamit  erß/na^betn  i^  1597 
VieBoA  YUL  aufibtüfflid^  oufgeforbert  ^tte. 
68  ai4yimm  oon  i^  ein  Sommentar  girai  iQof^m 
aä  iSif^bon  1&99 ;  üia^ttftge  ba}u  $ariS  1611) 
nb  gpmmqücte  lu  bot  beiben  Ximotl^Sbriefen 
Hb  {tim  SttuOdirf  (^ßoriS  1610).  @otomaqor 
Nikimd.  1610.  (Sfil.  Quötdf-Echard,  Scriptt 
0.  yt.  H,  874  sq. ;  Nie.  Antonio,  Bibl.  hisp. 
wr.  n^  6&J)  [@^5bl  («.  (Sffer).] 

$nt(C9ie,  3o^QnnQ,  {.  @abbataner  X, 

^MfHKf  (gettid^td^  6ottDeI,  urf))ränglid^ 
Socon),  9lat^onaeI,  S.  J.,  befonberS  befonnt 
dl  8afaf{et  rincr  (Belel^rtengf fd^id^te  feines  Or- 
bm,  »or  1598  ober  1599  in  Sbrfolf  geboren. 
fcoli^  1617  txol  er  |u  Storn  in  baS  englifd^e 
ififleg  ein,  100  er  ouc^  ben  9lomen  Soutl^tteÜ  an« 
B^j  1624  ober  1625  toor  er  mieber  in  Sng- 
%ub  an  3rfmtennoDicial,  fe^e  ober  balb  nod^ 
bm  iiicuit  unb  beüeibete  fett  1627  bie  Stelle 
ftnel  9<0€unrtotä  om  englifd^  CoSeg.  93on 
1647 — 1668  toor  er  6ecretar  beSOrbendgeneroIS ; 
taim  bOd  er  o^e  Sntt  bis  ^u  feinem  Xobe  (1676), 
BB  kiar  gunte  Seit  ber  SlbfQJfung  fetneS  großen 
BerM  fiibtioiheca  Scriptt.  8.  J.,  Born.  1676, 
mtatcn  |u  fötmen ;  boSfelbe  bejeid^nete  fid^  f elbft 
oB  eine  ^drtfe^g  ber  gletd^Qrtigen  ^d^riften 
M  $etni9  SRibobeneiro  unb  beS  SHegombe  (f.  b. 
litt)  Uft  gitm  aubilöurnSia)^  1675.  9lu^erDem 
dbt  ei  iNm  &OMXfytodL  no4  einige  ungebrudtte 
6d^riftcn^  bonmter  Ephemerides  meditatio- 
soni  in  rnngnlos  anni  dies,  toot)on  eine  eng- 
fiMe  Ueberfe^g  Sonbon  1669  erfd^ien.  (Sgl. 
de  Baeker»  Biblioth.,  n.  ed.  p.  Sommervogel 
Vn,  14088.)  [».ejfer.] 

§md$md[.  Stöbert,  S.  J.,  Opfer  ber  ftot^o- 
BMtKtfoIgtmg  in  (Snglonb,  entftammte  einer  tool^I- 
kgücrtenitnb  ongef ebenen  lotl^oUfd^enSamine  ber 
•foffibaft  9totf Ott.  er»Qrim3.1560)u^orf^m 
BL  Sd4  (3  SReilen  hon  9tom)id^)  geboren. 
In  fdtb  auf  bie  Unioerfitöten  S)ouai  unb  $ariS 
waJb  tral  1578  in  bie  (SefeSfd^ft  3efu  ein.  9iad^- 
hea  er  bie  vSßifyn  p^\\D\opfii\Q^m  unb  tl^eologt- 
ttm  Gtnbien  gu  9tom  burd^gemad^t  unb  bie 
^lieftaiuetbt  empfangen  l^t,  ttnirbe  er  }um 
Sn|«ctm  beS  cngllfd(fen  CoQegS  bafelbft  ernannt. 
6Aon  laaee  iAer  icAtt  Soutl^men  baS  Verlangen, 
m  ber  inbJif<b<n  SUffion  benoenbet  ju  totthtn, 
ttü  er  boft  ben  SRartertob  ffir  Sl^riftud  ju  ftnben 
M^.  6ein  9Bunfd^  foHte,  freilid^  in  anberer 
BeiqCr  in  Sxfullwtg  geben.  Sluf  feine  Sitte  toorb 
er  |u  bo  1580  gegränbeten  englifd^en  SRiffton 
fDjdaffcn  imb  lanbete  (Enbe  äuli  1586  mit 
P.  fidndib  (Bomett  (f.  b.  Srt.)  in  ber  9lä§e  Don 
SfDoec  ZxDtbem  gerobe  in  ienem  Salute  bie 
At^IttEnoerfoIgung  auf's  ^eftigfie  loätl^ete,  ge- 
Ing  cd  ibm,  iffiSÜ  oon  feinem  Serftede  auf  bem 
&^t  ber  <Bf6fin  Srunbel  auS,  t^eilS  in  Sonbon 
fd^,  tidA  bitr  unb  bort  im  Sanbe  l^nim  eine 
agr  apopoCf^  Z^tigfeit  gu  entfalten,  fo  ba| 
fix  C^n  Ojn  in  feinem  Sendete  an  ben  @taats- 


fecret&r  SecU  ben  ^auptagenten  ber  $apiften  in 
ßngtonb  nennen  tonnte.  9{ad^bem  er  auf  infame 
SBeife  am  5.  3uli  1592  an  ben  benid^tigten 
Sommiffar  Xopcliffe  Derratl^en  toorben,  tturbe 
F.  Soutl^meO  je^nmal  auf's  gfurd^tbarfte  gefol- 
tert ,  bann  in  ben  Zoxotx  gebrad^t.  S)ort  erlitt 
er  eine  l^arte  SBebanblung,  bis  i^m  auf  Ser* 
»enben  feines  SaterS  einige  (Srleid^terung  ge* 
toSfyct  tturbe.  Ungefähr  brei  3<il^re  blieb  er  fo 
im  ©efängnt^ ;  als  er  Don  (Siecil  »erlangte,  ba| 
man  i^n  Dor  ein  (Serid^t  bringe,  entgegnete 
biefer,  menn  eS  i^n  fo  fel^r  brönge,  gel^enlt  )u 
ttierben,  folle  er  fein  Verlangen  balb  erfüllt  feigen. 
SBenige  Sage  barauf  mürbe  ©outl^men  in  2Beft» 
minfter  alS  fatl^olifd^er  ^riefter  Derurtl^eilt,  am 
21.  gebruar  1595  nad^  X^bum  gefd^Ieppt  unb 
bort  nad^  ben  barbarifd^en  Sttafbeftimmungen 
jener  Seit  gel^enft,  geoiertl^eiß  unb  berftümmelt 
—  aiud^  burd^  feine  fd^riftfteUerifd^en  Seiftungen 
bat  @outbtt>eQ  ftd^  einen  bleibenben  9tamen  er- 
morben.  $rofa«SBerfe  Don  il^m  finb  Derbältni|« 
mafiig  meniger  erl^alten:  meiftenS  Sriefe  utü) 
9}oti)en,  bie  ein  burd^auS  geläutertes  ®emütb, 
ein  retd(feS  inneres  Seben  unb  einen  glül^enben 
Seeleneifer  befunben.  SBon  feinen  ©ebid^ten  ift 
baS  langfte  ^@t.  $eterS  Alage'',  meld^eS  in 
132  formDoUenbeten  ©tropl^en  bie  Seelenftim- 
mungbeS  ^oftelffirften  nod^  ber  Serlöugnung  beS 
6erm  Dorfü^rt.  Sebeutenber  fmb  feine  lürjeren 
©ebid^te,  obgleid^  aud^  l^ier  burd^  ^öufung  ber 
©egenfö^e,  S^ortfpiele  unb  gefünftelte  (Sebanlen* 
Derbinbung  bem  ©ejd^made  ber  3(it  in  etma 
Sted^imng  getrageit  mtrb.  lieber  bereu  Sd^ön^eit 
im  ®an}en,  nad^  gform  lote  Sulfit,  fmb  aOe 
Jhittfer  einig ;  fie  mürben  benn  aud^  ni^t  meniger 
als  24  fOtal  aufgelegt,  unb  gmar  tl^eilmeife  auf 
ftoften  berjenigen,  bie  i^n  el^ebem  l^atten  l^inrid^ten 
lafjen.  (SSgl.  W.  Jos.  Walter,  St.  Peter's 
Complaint  and  other  Poems  by  the  Bev. 
Robert  Southwell  with  a  sketch  of  the  au- 
thor's  life,  London  1817;  Alexander  B. 
Grosart,  The  complete  Poems  of  Robert 
Southwell  S.  J. ,  Blackbum  1872.  Sonftige 
Sit.  f.  bei  de  Backer ,  Biblioth. ,  n.  öd.  par 
Sommervogel  VH,  1412.)  [9t.  ©ttegele  S.  J.J 
$otomeiiit5 ,  f)ermiaS  @aIaminiuS, 
ftird^enl^iftoriler,  ftammte  auS  einer  be- 
güterten Sfamilie  ^alöftina'S,  meldte  au  ^etl^ 
bei  ®o}a  anföffig  mar.  @ein  ©ro^ater  mar, 
mie  er  {elbft  (H.  E.  5, 15)  eraäbU.  nod^  C)eibe, 
trat  aber  mal^rfd^etnlid^  aur  3^t  beS  SonftantiuS 
mit  feiner  gangen  gamtlie  gum  Sl^riftentl^um  über. 
SSeranlaffung  l^ierau  mar  SSurion  (f.  b.  ^rt.),  ber 
$atriard^  beS  paläftinenfifd^en  ÜJlönd^t^umS,  ber 
einen  Don  ber  93e{e{feul)eit  befallenen  S^milien- 
ange^örigen  92amenS  ^llapl^ion  burd^  9uS{pred^en 
beS  9tamenS  3efu  beilte.  S)a  bie  9ieube(e^rten 
bie  erften  S^riften  ber  bortigen  ©egenb  maren, 
erbauten  fie  auS  eigenen  9)litteln  jnrd^en  unb 
Alöfter  unb  geigten  großen  ©laubenSeifer;  ia  auS 
einaelnen  9Ingabeit  beS  @oaomenuS  (5, 15;  6» 


585 


SpagnoH  —  @))Qlatin. 


82 ;  7,  28)  barf  man  xoclffl,  fd^liegen,  ba^  Der- 
fd^iebene  fl^tnUienange^örige  bad  SRönd^Ieben 
eitDöl^tten.  9Jlit  melieren  berfelien  l^atte  €030- 
tnenuS  in  feiner  Sugenb  nod^  Umgang  ge))fIogen, 
unb  ed  fd^eint,  tfag  er  unter  bem  Sinflu|  biefer 
frommen  3Rbnä^  in  @aia  er}ogen  tt)urbe  (1, 1, 
Sinl.)/  tt)ie  er  aud^  gro^e  Serel^rung  für  baS 
monaftif d^e  Seben  befunbet  (1 ,  12  u.  a.).  Iluff allenb 
ifl  baS  t)öQige  ©d^toeigen  über  feine  SItem,  \dö^* 
renb  feines  ®ro|t)ater3  als  eined  ^ert)orragenben 
Snterpreten  ber  l^eiligen  ©d^riften  lobenbe  6r- 
möl^nung  gefd^iel^t  (5,  15).  Später  erfd^eint 
SojomenuS  in  Sonfiontinopel  als  @ad^malter 
(2,  8) ;  über  bie  luiffenfd^aftHd^  SSorbilbung  )u 
biefem  Seruf  erföl^rt  man  nichts.  SaleftuS  nennt 
itOQx  aß  Ort  feiner  iDiffenfd^aftlid^enStuSbilbung 
Seirut,  aber  ol^ne  93ett)eife  hierfür  an^ufül^ren. 
SBie  über  bie  3^it  feiner  ®eburt,  fo  fehlen  aud^ 
olle  9{ad^rid^ten  über  baS  3U>beSia]^r  beS  €030- 
menuS.  SRan  loei^  nur,  ba^  er  feine  ftird^en« 
gefd^id^te  nad^  440  gefd^rieben  l^aben  mu|,  ba  er 
©ocrate«  (f.  b.  art.)  auSfd^reibt,  unb  üor  450, 
ba  er  feine  3lrbeit  Sl^cobofiuS  n.  »ibmete.  — 
3laäi  ber  bem  SDBerfe  DorangefteUten  Sßibmung 
foD  baSfelbe  bie  greigniffe  öon  824—439  in 
9  Sudlern  barfteQen,  unb  ^iDar  93ud^  1  unb  2 
bie  3eit  SonftantinS,  IBud^  8  unb  4  bie  feiner 
@dl^ne,  Sud^  5  unb  6  bie  3eit  t)on  Sulian  bis 
SalenS,  SBud^  7  bie  3eit  beS  ffaiferS  X^eo- 
boftuS  I.  unb  Sud^  8  bie  beS  ^rcabiuS ;  enblid^ 
99ud^  9  bie  3eit  Xl^eobofiuS'  H  bis  aum  Saläre 
489.  3n  ber  unS  erhaltenen  ®eftalt  brid^t  baS 
2Ber!  aber  mit  ben  Sreigniffen  ber  3al^re  428 
bis  425  ab;  fomit  mu^  ber  @d^lu^  beSfelben 
t)erl()ren  gegangen  fein  (f.  Vict.  Sarrazin,  Com- 
ment.  philolog.  Jenens.  I,  Lips.  1881, 166). 
9uS  ber  eigenen  Angabe  beS  ©ojomenuS  (1, 1) 
lö|t  fid^  entnel^men,  ba^  bie  IxxXTjoiatmx^ 
f<7rop{a  S^ortfe^ung  eines  verloren  gegangenen 
äBeifeS  fein  foQte,  meld^eS  in  2  Sudlern  eine 
gebröngte  @efd^id^te  t)on  ber  Himmelfahrt  Sl^rifti 
bis  gur  (Snttl^ronung  beS  fiicimuS  entl^ielt,  iDie 
eS  f^eint  l^uptjöd^lid^  auf  @runb  Don  t^ege- 
g})puS,  3ul.  ^fricanuS  unb  gufebiuS.  ®ie  9lb- 
fid^t,  biefeS  SBerf  f ortguf e^en,  mu|  aud^  als  eigent- 
lid^e  Seronlaffung  für  bie  ^bfaffung  ber  ftir^en- 
gefd^id^te  angefe^en  loerben,  benn  eine  anbere  lä|t 
fid9  fd^led^terbingS  nid^t  auSfinbig  mad^en.  9{ad^ 
9uSfül^g  unb  Snl^alt  fd^lie^t  \\ä)  nömlid^  @o- 
jomenuS  fo  ftarf  an  ©ocrateS  an,  ba|  fein  9Ber{ 
nur  fel^r  geringe  felbftönbige  93ebeutung  bean« 
f))rud^en  fann.  2)a|  bie  gal^ilreid^en  gemeinfamen 
äbfd^nitte  beiber  SBerfe,  »elc^e  fd^on  iBaleftuS  in 
feiner  SluSgabe  beS  @ogomenuS  notirte,  notl^- 
loenbig  auf  eine  Sbl^öngigfeit  beS  @o}omenuS 
t)on  @ocrateS  unb  nid^t  etma  auf  beiben  gemein- 
fame  CueQen  jurüdtgufül^n  ftnb,  ergibt  ftd^ 
et)ibent  auS  Stellen,  tt)o  SocrateS  ben  SufebiuS 
ergön^t  (3.  99.  Soor.  1, 10,  k>erglid^en  mit  Soz. 
1,  22),  ober  mo  SojomenuS  bie  g^e^ler  beS 
@ocrateS  mit  abgefd^rieben  fyxi  (mie  Soor.  2,  82 


unb  Soz.  4,  7;  bg(.  bie  im  Krt  6oaahi 
citirte  9b^anblung  t)on  3ee)i  141).  3)tefeS«al> 
fd^reiben  t)on  SocrateS  feitenS  @o)omemii  1 
für  le|tem  um  fo  fd^limmer,  olS  er  genibe  Mqe 
feine  ^auptqueUe  nirgenbS  nennt,  ia  mäfi  cnoMi 
anbeutet   Snbeffen  ift  Sojomenud  ntii^  mm 
Pagiator,  fonbem  l^at  aud^  felbfldnbtge  &aß 
bien  gemad^t.  Sinmal  fyst  er  SocrateS'  Onelai 
oielfad^  felbfi  nad^gefd^lagen  unb  9Rand^,  skr 
le|tem  l^inauSgel^enb  unb  unobl^öngig  iHm  9ß, 
feinem  SBerfe  einDerleibt;  fobonn  tiermcnbct « 
oerein^elt  SBerfe,  bie  ftd^  bei  SocrateS  nul^  finba; 
f  0  f  ennt  er  3. 9.  bie  Vita  Martini  non  SuQikbi 
(8, 14),  SBerfe  Don  ^UariuS  t)on  ^oitierS  (5, 19^ 
mie  er  fid^  über^upt  über  Vorgänge  im  Vbo^ 
lanb  beffer  unterrid^tet  3eigt  als  SocrateS  unb  ffldi 
aus  Sonftantinopel  mand^eS  3U  berid^ten  0c^ 
maS  fid^  bei  SocrateS  nid^t  finbet.    3n  biifK 
Sejie^ung  bürfte  er  SOtand^eS  ber  nubdAfa 
Ueberliefeirung  entnommen  ^oben;  ryom^^ßS^ 
merben  bie  Derf d^iebenen  Serid^te  auS  bon  Wuh^ 
leben  auf  biefe  Ouelle  ^wc&dqitfytn ,  iDoid  M 
@03omenuS  aber  t)ielf  ad^  als  etnmS  3uleld^^aal^ 
3eigt.  @ein  @til  ift  3mar  eleganter  M  60c» 
teS^  @ttt,  aber  ol^e  ba^  berfelbe  toirflii^  fifii 
märe ;  unDortl^eill^aft  bagegen  unterf d^eibet  er  M 
t)on  @oaateS  burd^  feine  b^santinif  d^  @d^mefa^ 
bie  ftd^  bef  onberS  in  ber  S)ebication  tDiberfid^  M 
mad^t.  —  Herausgegeben  ttmrbe  bie  AU!» 
gefd^id^te  Don  @03omenuS  mel^ad^  in  93eiMidn| 
mit  ber  Don  @ocrateS  (f.  b.  Slrt.) ;  feporot  M 
Huffc9,  Oiforb  1860.  (SgL  au|er  3tep  ß-  •] 
187  ff.  no^  ®ülben)>enning,  jfaifer  XiftMIt^ 
ber  @ro^e,  Haue  1878,  25  ff.,  unb  bie  in  U. 
@oaateScitirte@d^riftDon9laufd^en.)  [flnd|rfta.] 

^poinoR  (Spaniolus),  f.  ^ßaptifki,  3o|anMl 
9)lantuanuS. 

^IHidtfiit,  ®eorg,  H^^^n^^ß  ^ntb  pstUf 
fiantifd^er  ^rebiger,  mürbe  geboren  um  148S  fi 
Spalt  bei  9lümberg;  fein  gfamiliennome  MC 
Surf^rb.  3m  3. 1497  fam  er  auf  bie  Sebolbi«* 
f d^ule  in  9lümberg ;  im  f olgenben  ^cäftt  befog  ff 
bie  UniDerfität  (&t\wct,  um  ftd^  1502  nad^Sitt» 
berg  3U  begeben,  mo  er9Ragifter  ber  freien  IHta|r 
mürbe.  92ad^  Srfurt  3urüdfgef el^rt,  Derfol^  er  en^ 
3eit  bie  ©teile  eines  @r3ie^erS  in  einem  Dorm^ 
Haufe,  bis  er  1505,  banf  ber  Sntpfe^bmgM 
Sl^üringer  Humanifien  ffonrab  SRutionuS  (ü^t 
Srt.),  3um  Seigrer  im  naiven  ffloper  @tovga0 
ernannt  mürbe.  3m  3. 1508  mürbe  er  na^Zt^ 
gau  an  ben  furföd^ftfc^en  Hof  berufen  als  Q^p(|B 
beS  Srbprinjen  Sodann  g^riebrid^.  2)er  ffiafk|i 
S^riebrid^  fd^enfte  il^m  balb  DoUeS  Sertraucn,  wä 
@palatin  beim  ^uSbrud^e  ber  religiSfen  ffiiini 
benu^te,  um  biefen  g^ürften  für  Sut^  $ci|li 
günftig  3U  ftimmen.  9lad^  bem  SDobe  beS  8» 
fürften  griebrid^  (1525)  mürbe  Spolotin  $fasa 
3u  Slltenburg,  mo  er  ftd^  nad^  einigen  Slmioki 
Derbeiratete.  3n  ben  folgenben  3ül^ren  uxir  fc 
aud^  auf  SReid^Stagen  unb  JKrd^enDifltationen  Didk 
fad^  für  bie  neue  Se^re  t^Hg.  9»  e(^rpdkr 


€))angen(erg. 


588 


:nige 

.utibig 

i.itcnbcr 

acn  iebod^ 

*  .^crfd^iebene 

L)ie  traurigen 
^  icnSbifle  tDeoen 

^  "  :ai  erlaubten Cpe, 

rt^  gef oQeit  )u  feto, 

:  unl^eilbare  @c^U)et» 

lubbrad^te.  Srftarb 

i4$0(.  Chr.  Sohlegel, 

\Utini,  Jenae  1698; 

lin  unb  bie  Sieformation 

.;u  3u  ^Itenburg,  SUtenburg 

I .  vSpalatinft  Seben,  in  aReu« 

^^dier  bet  lutl^.  ftird^"  III, 

tcecll^eim,  Spalotin  old  fäAjt« 

:  b,  |)aUe  1876 ;  ®.  3Min,  inber 

-.^(^t.XXXV.lff.)  [9l.^aulu«.l 

.   ^tdtl^um,  f.  2>almatien  ni, 

;ii(l«  ^JJlortin  äol^ann,  Srjbif^of 

.:u.xt,  unube  am  2d.a)bii  1810  untoeit 

.   .*a  im  Stoote  ilentud^  (Stoäumierifa) 

.1.  -Seine  Sorfol^ten  tsaten  Uon  um  bie 

-  :e§  17.  3a]^utibettfi  au8  Snglonb  efai« 

f  ^<rt  3n  bet  SSilbni^  begann  bei  gemedte 

.U  kitu  etubien  unb  fe|te  fle  im  @i  3ofe))]^8- 

.   :.t^pL  Socbdtotmi  unb  fpäter  im  @t.  aRar^'fi« 

.  M^  timocit  Sebonon  fort.  Jlaif  einem  oorüber- 

x^täxn  tiifcnQdft  im  @eminor  gu  SorbBtonm 

Buzftc  er  1830  nad^  9bm  an  bie  $ro|iaganba 

ge^äitft  wob  cc^ieQ  bofelbft  ben  Soctorgrab. 

5bi4  bcr  ^rieftakoei^  (1834)  feierte  et  unbet» 

tigli4  in  M<  ^mat  )urüd  unb  ttitfte  an 

ha  Cotfedmilt  oon  SarbStottm  unb  an  bet 

6L  ^fxBRz^  bon  £q;ington  mit  großer  ^in* 

gfäm  A  6ccIfotget;  boräbergel^  loar  er  )koi- 

jl^aäfa  Ott  ^ßxriiefpt  am  !ßrieflerfeminar  unb 

bäta  (1888—1840)  oI»  Sorßanb  be§  @t.  3o- 

ferti-VoOcgH  tj^äüg-  S<«^  mar  i|{m  bie  9e- 

iletOtinig  on  ber  faV^Iifd^  Xagedliteratur;  er 

aäsfbüt  bcn  Caihdie  (ahiarduui,  leitete  ben 

Calhoiie  Advocate  unb  Bdrtente  bie  Minerva 

nib  onbcxe  toi^olifd^  Seitfd^riften  freigebig  mit 

^eaMgoL    3m  %  1865  beröffentlid^te  &poi' 

bteg  fam  (lokmif^ai  lüscellanea,  fänf  ^afftt 

\fSit  M»  Hiatoiy  of  the  Protestant  Befor- 

Biatkm.    IBmi  bm  SortrAgen,  bie  er  in  ben 

Batfxmonata  ber  ScSftt  1844—1848  in  ber 

Aufteile  Mm  SottifioiOe  l^lt,  erfd^ien  bie  erjle 

Serie  cboifofli  im  9>tud  (Evidenoes  of  Catho- 

Mfy,  LoniaTflla  1847  u.  ö.).  €))aIbingS  @tU 

ob  ftbii  IDorPeUungSmeife  Bebmben  ben  ge« 

aasMen  Xdmer:  auf  eelel^nmg  ber  SRaffen  be- 

o^Rct,  ftab  fdne  €(l^ften  Hör,  berßänblid^ 

nb  eüibtudimdL  —  9m  10.  @e]ptember  1848 

18$^  €ipalbisig  ,vm  Coabiutor  fefaiefi  l^od^ 

kiagfm  9tf4ofS  gloget  ernannt^  bie  bifd^bf- 


lid^e  Sei^e;  am  11.  gfebruor  1850  toarb  er 
mit  gflagets  Xob  mtrHid^er  99ifd^f  bon  Souifi- 
bille.  aßit  l^ettigem  Sifer  forgte  ber  neue  Ober* 
l^irt  für  bie  ^bung  beS  religiöfen  SebenS  in 
feiner  f)eerbe.  Sr  {elbft  gab  bie  erften  Sser- 
citien  für  feinen  (BferuS;  bie  bifd^öflid^en  Si^o^ 
tionen  geftatteten  ftd^  )u  SDlifjtonen,  unb  bie  ge* 
monnenen  Srfolge  tt)urben  burd^  Stnffi^rung 
frommer  Uebungen  unb  burd^  ^ebung  befi  tatl^o- 
lifd^en  ©d^uItoefenS  geftd^ert  f^ür  ben  Unterricht 
mürben  3efuiten^  3Eoberiudbriü)er  unb  Orbend- 
frauen berufen.  S)enfelben  Stfer  für  bie  fatl^- 
ttf d^e  (Ergiel^ng  ber  Sugenb  mibmete  er  fpöter  ber 
(Srjbidcefe  Baltimore,  auf  beren  Stul^I  er  am 
81. 3uli  1864  als  Stad^f  olger  er)bifd(|of  ftenridK 
trai^eriri  mürbe.  S)a8  ^lau))tberbienft  atö  Srj- 
bifd^of  ertomrb  fid^  @palbing  aber  burid^  bie  93e« 
mül^ungen  für  bafi  3^tanbeIommen  bed  )metten 
PenarconoIS  bon  ^Baltimore  (^erbfi  1866)^  an 
meld^em  unter  feinem  f&ox^  7  Srgbifd^bf e,  88  Si- 
fd^bfe,  3  infulirie  {Hebte  utü)  über  120  X^eologen 
tl^eilnol^men.  9}ad^  feinen  rigenen  Sßorten  foUte 
ber  S^tä  beS  SondlS  fein,  eine  (Srunblage  für 
baS  einl^eitlid^e  ißorangel^en  ber  norbamerifanifd^en 
ffird^e  burd^  met^obifc^e  3ufammen{ienung  a&er 
bis  bal^in  erf  d^ienenen,  ouf  biefe  iKrd^e  begüglid^en 
(Entfd^ibungen  unb  betrete  }u  fd^affen;  ba|  btefeS 
erreid^t  murine,  mar  mieber  bor  9uem  frin  ißer» 
bienft  (f.  b.  Scten  beS  (SondlS  in  b.  Coli.  Lar 
censis  UI,  823  sqq.).  9uf  bem  baticanifd^en 
Sondl  ernannte  ber  ^eUige  SSater  ©palbing  )um 
SDlitglieb  ber  Sommiffion  für  Ißoffatlata;  bie 
Stimmenmel^l^t  ber  SBifd^bfe  mftl^Ite  il^n  aud^  in 
bie  £ommiffion  über  ben  ®Iauben.  )93on  i^m 
ging  ber  Sorfd^Iag  auS,  bie  Definition  beS  Un- 

G^IborfeitSbogmo^S  implicite  burd|  Serbammung 
r  entgegenflel^enben  Srrt^flmer  )u  boII||ie]^en. 
Sr  glaubte  baburd^  eine  f oft  einfHmmige  IBeitrittS- 
erllörung  ber  SondlSbäter  l^erbei^ufübren ;  (M 
baS  nid^t  gelang  unb  man  i^n  für  baS  fympi  ber 
abritten  ^ariei"  ausgab,  nal^m  er  unter  SBer- 
mal^rung  gegen  bie  unrid^tige  Seutung  feines 
$oftuIatumS  entf d^iebene  Stellung  )ur  Vorlage ; 
am  18.  Juli  gab  er  baS  Sotum  placet  ab.  6in 
3a^r  nad^  feiner  ^imfel^r  bom  (£ondI  befiel  ben 
Srjbifd^of  eine  ftranl^,  meldte  am  7.  f$ebruar 
1872  feinem  fegenSreid^  SBirfen  ein  (Enbe  mad^. 
@))albing  mar  nid^t  bIo|  ein  l^eroorragenber 
ffird^enfürft,  fonbem  bereinigte  aud^  in  frinem 
Sl^rafter  bie  Sid^tfeiten  beS  9lmeri!anerS,  uner- 
müblid^  ed^affenSfraft,  ®efd^dftSgemanbtl^rit, 
meiten  »lidt  unb  )UIbettm|te  Xl^ötigfeit  mü 
einer  tiefen,  mal^r^ft  fat^olifd^en  Steligiofitüt. 
(Sgl.  J.  L.  Spalding,  The  life  of  the  Most 
Bey.  M.  J.  Spalding,  Arohbishop  of  Bal- 
timore, New  York  1873;  „«at^ol«''  1874,  H, 
72  ff.)  [Sr.  ÖiHig  S.  J.] 

^alfiiiM  in  ber  ffird^e,  f.  Sd^iSma. 

^patiitmtj  f.  Sooperator. 

$fan%intitt9  Suguft  ®ottIieb,  f. 
3injenborf. 


S41 


@))onieiL 


542 


SittKloBa.  fottlDai^inib  buxd^  bte  Suben  gejäl^- 

ki;  ja  ^  tfttfUen  rim  93erf^önmg  mit  t^en 

MmbcnAgaiofHn  iA%frila  an  unb  toirlten  \piütx 

34  arii  bm  Saioccncn  junt  93erberben  bed  d^rift- 

i^a  Slanidifi.  —  9la((bem  boS  tDej}goti!d(|e 

ki4»it»  iM^nie  ffitttba  (701—710)  in  gto|en 

MdL  «at^,  bemSqtigten  bie  Saracenen  au8 

Itnfii  (L  bu  Set  aRotntn)  feit  711  fi^  balb  bed 

fäitOL  S^rilA  bcr  dolbinfel,  unb  nur  ber  Ileinete 

«cftfo^e  Vfta  Dablieb  noA  ben  (E^riften.  iEBo 

IB  BoiffciigielDalt  cnt^ieb,  ba  ourben  bon  ben 

IbtamnAoncxn  bie  ftit^en  aberoS  Der^eert. 

£%'9iWyfe,  todäft  ft<l^  in  i^ren  @ij^n  bei  bem 

süoi  Inbtang  ber  (Eroberer  nid^t  l^atten  lonnten, 

{eben  in  bie  Serge,  U)o  il^re  9iad^foIger  bie  in 

dm  ^teben  bcr  UnglSuBi^en  beftnbliii^  9i8«* 

güoer  bribe^eUen,  bep.  bte  Xitel  ber{e(ben  fort- 

iuuiHL  3n  oOen  6täbten  bogegen,  nield^e  burd^ 

9axiog  an  bie  Eroberer  übergingen,  tt>urben  bie 

flsijte  Mxfd^nt  unb  i^nen  nur  batte  abgaben 

cioCegL    6o  bcflanben  in  Snbaluften  bie  bi« 

^ädf&^en  Stiü^Ie,  menn  aud^  unter  oieten  Sr« 

iKttguBgen^  fort  5C)ie  Otogaraber,  toie  man  bie 

oteqm^tm  C^dpen  balb  nannte  (bgl.  b.  9rt. 

toffgie  Vm,  34),  behielten  im  ©onjen  29  SBiS- 

rdüasr  mit  3  TUtxopoUn  unb  genoffen  freie 

JbfigtDiiSilInmg,  nenn  aud^  unter  tielen  Se« 

MÄngcn  rnib  fett  bem  9.  äa^bunbert  unter 

fnnodllgcn  Verfolgungen  (f.  b.  9rtt.  9fooru8, 

SoBioi  mtb  Siilogiufi  oonXoIebo).  3m  10.  unb 

IL  So^r^unbert  lie^  bie  Verfolgungen  jttKir 

auft,  obrr  bie  Soften  mürben  namenüid^  burd^ 

ydfom  ftolfflcsicm  gd^rfidt. 

9b4bcm  Stau  HRorteU  732  ben  meiteren  Sr- 
steungen  bcr  Vnibet  (Einfalt  geboten,  brang 
ftad  ber  iBco^e  778  bis  an  ben  Sbro  t)or,  unb 
?i5  touAt  bie  fegen,  fpanifd^e  9RarI  begrünbet. 
JB  fo^  mmnterbrodbenem  ffleinfamp|  nahmen  bie 
4rijUi4ai®cient5nige  benSRauren  emjelneXb^il^ 
tat  Sentc  ob.  Suf  biefe  Seife  entflanben  mel^ 
mr  &cinf  Sdii^ :  Vflurien,  9laoana,  9rogonien, 
€af|ilten,  nnb  cnbtiid^  (1139)  aus  ber  ®raffd^ 
fküMi  9lainm6  bo9  iF5nignid^  Portugal  (f.  b. 
S2ii.  9m  3.  1085  fiel  Xokbo  in  bie  ^önbe 
IQdi^  VL  mb  nrar  feitbem  j^äuftg  SReftben)  ber 
»mgt  oon  SaßUien.  9lad^  9(lfonS'  VI.  Zobe 
ai09)  ftti^  bie  erjmungene  Sermä^Iung  feiner 
tadifB  nnb  iBtün  Urraca  mit  bem  ftönige  Slonfo 
MR  Itogonim  |u  fd^fredlid^en  Seinen ;  ber  brutale 
IxogsniR  oriff  bfr  Selbftänbigteit  (EaftilienS  an, 
Veit  fetne  QkmaÜfiin  gefangen  unb  t^erubte  robe 
flkiooiabatcn  gegen  fttrd^  unb  iHöfler,  fo  ba| 
)» fpem^^  Sifd^f e  ftd^  Oagenb  an  $a))fi  $a- 
teOl  IL  loonbten  unb  mehrere  Spnoben  ^6« 
Ülc  pi  fdb0ff<n  fadsten  (^efele,  Soncüiengef d^.  V, 
825  %).  &at  ber  SRitte  be«  12.  So^rbunberte 
adpmitai  bte  bcci  fponifd^  Kitterorben,  oon 
San  9aga  be  Compoftda,  Solotraoa  unb  ^Icon- 
tsa  ()l  bu  Srtt.)»  bie  großen  Sntl^  an  ben 
€kfn  aber  ben  fH>A>nonb  litten  unb  pgleid^ 
^tndfor  gripiePi  ^bung  bed  91beld  beitrugen. 


3n  ben  kämpfen  gegen  bie  SRouren  f anb  bie  (SxiU 
!d^ibung9(d^Iad^t  am  16.  3uli  1212  bei  3la\)c& 
be  Xolofa  ftatt  S)ort  unterlagen  600  000  Araber 
ben  berbänbeten  ^riftlid^en  Königen  (ügl.  b.  W± 
3nnocen3  in.,  ob.  VI,  729  f.) ;  feitbem  mar  bie 
9Rad^t  ber  ÜRouren  gebrod^en.  ^enlid^e  Srfolge 
gegen  biefelben  enang  in  ber  erften  ^älfte  bed 
18.  aal^rl^unbertS  gferbinonb  m.  t)on  goftilien 
(f.  b.  tHrt.),  ber  gugleid^  eifrig  ftfa:  baS  materielle 
unb  geiftige  SBol^(  feiner  Untert^anen  mirfte.  -- 
(Ein  fd^Iimmer  (Eonfliä  entftanb  im  3.  1282 
jmifd^en  Sragonien  unb  bem  ^apfUbum.  ftönig 
$eter  m.  (1276—1285),  ber  a»  ®ma^l  ber 
ßnlelin  bed  @tauf erS  gfriebrid^  II.  nad^  ber  @ici* 
lianifd^en  ^t&ptt  (f.  b.  Srt.)  in  SiciUen  jum 
ftönige  erleben  morben  mar,  bmrbe  oon  ^ßat)ft 
9Rarttn  IV.,  einem  gfranjofen  unb  gfteunbe  beS 
^ufed  9niou,  gebannt  unb  feines  eigenen  SReid^eS 
für  oerluftia  erHdrt ;  ber  ^ßopft  oerf d^enfte  9ra« 
gonien  an  ben  franjöftfd^en  ^rinjen  ftarl  oon 
SaloiS  unb  Iie|  gegen  ^eter  IIL  fogar  einen 
allgemeinen  ftreujjug  (nrebigen.  Mein  biefer 
blieb  Sieger;  j[ebo$  umrbe  gema^  feiner  Snorb* 
nung  @ialien  nad^  feinem  Xobe  oon  Sragonien 
getrennt  unb  fam  an  einen  iüngem  aragonifd^en 
^rinjen,  ber  1803  t)on  Sonifag  Vm.  als  iBafoU 
ber  tämifd^en  ftird^e  anerlannt  mürbe.  Saftttien 
litt  um  bie  aRitte  beS  14.  ^al^rbunbertS  fe^r 
unter  ber  ^errfd^aft  eineS  2Bätberi(bS,  $eterS  L 
beS  (Sraufamen  (geft.  1369).  ^ßopft  2tnnoceng  VL 
fud^te  mit  beifpiellofer  (Sebulb  ben  ffönig  auf 
beffere  SBege  )u  bringen ;  bod^  gab  berfelbe  tro| 
99ann  unb  unterbiet  fein  e^ebred^erifd^eS  fßtx* 
fßtax^  )u  aRaria  be  ^biOa  unb  anberen  SRai- 
treffen  nid^  auf,  mäl^renb  er  oiele  ®Iieber  fei- 
ner Sfamilie  unb  ®ro|e  beS  Sleid^eS,  angeblid^ 
aud^  feine  ®emablin  Sland^e  be  Sourbon,  er« 
morbete  (^efete  VI,  701).  2)er  iKrd^e  mar  biefer 
SCqrann  ein  fd^Iimmer  Sf^nb,  bagegen  ben  Suben 
unb  €aracenen  befreunbet.  ©leid^foÜS  oergebenS 
maren  bie  SSemübungen  beS  $a{)fteS,  in  bem 
blutigen  Streite  )mifd$en  Saftilien  unb  Siragonien 
)u  oermitteln.  —  3ur  3^^  t^eS  großen  abenblön« 
bifd^en  @d^iSmaS  (f.  b.  9rt.)  fanb  ber  aoignoneftfd^e 
^Papft  Siemens  VII.  in  @))anien  Snerf ennung ; 
ein  äiad^f  olger  in  ber  angemaßten  äBflrbe  mar  ber 
d^Ioue  Sragonier  g^etruS  be  Suna  (f.  b.  9rt.),  ber 
1408  unter  bem  @d(|uj^e  beS  SiM^  9Rartin  oon 
Sragonien  (geft  1409)  gu  Ißerpignan  ein  SoncU 
^iett  (f.  b.  Sri  Sd^iSma  X,  1804).  «ud^  nad^ 
ber  SBal^I  9IesanberS  V.  auf  bem  Concil  ju 
$ifa  l^ielt  Spanien  an  $etruS  be  fiuna  feft; 
bod^  bemog  ffönig  @igtSmunb  (f.  b.  9(rt.)  im 
SDecember  1415  Die  fpanifd^en  Staaten,  bie 
Obebien)  be  Suna'S  )u  t)erlaffen  unb  fic^  bem 
Soncil  üon  Äonftang  (f.  b,  Srt.  VII,  990  f.) 
anguf daließen,  ^ort  fam  1418  ein  befonbereS 
£oncorbat  gmifd^en  bem  neugem&blten  ^fte 
aRartin  V.  unb  Spanien  gu  Staube  (2)eutfd^ 
Seitfd^rift  für  ©efd^id^tSm.  IV  [1890],  1  ff.).  — 
aiad^bem  im  3.  1469  burd^  bie  Sermäl^lung 


548  @)iQn{eiL 

SfaBeOa-d  Don  Soflilttn  (f.  b.  9rt.)  mit  flönig ;  Sinne  tmrd^geffil^  loar,  berfat^fif^enSns  .nSi 
Sferbinonb  DonSragonien  bie  SSereinigung  beiber  too^I  Slbbrud^  tffwx,  nid^t  aber  |ie  Pcbd'j^aBhi 
S^eid^e  angebahnt  toax,  führte  ein  Sb^onftreit  im  @o  ifl  benn  aud^  ber  @ieg  fiber  bcn  ^PM»±cxTOti 
ff öntgreidji  @ranaba,  auf  bod  bie  cinft  fo  mod^  muS  ni^t  etma  allein  baS  SBerf  ba  3nqrp.mu|i 
tigen  SDlourtn  frit  1238  befc^ronft  toaren,  baju,  [onbem  aud^  ber  geiftig-fittnc^  flteft  bite^'  bü 
ba^  nacb  jebnia^rigem  IMege  biejem  ätefie  arabi-  jc^en  ffatbolicidmuS.  S>ie8  geße^  fdD^ .  ±f^ , 
fd^er  ^errfcbaft  bunb  bad  fiönig^paar  ein  Snbe  ^u ,  ber  folgenbed  }iemlid^  unbe^mgoK  s.rvsiii 
gemalt  lourbe  (1492).  9iacb  ber  Sntbedung  abgibt:  ,,92a(^6txinienunb3tolien$V  ^Y^k 
einer  l^erjcbn^cnmg  lie|  man  ben  untcnoorfenen  teftantidmuS  nur  alS  9leigung  Suijelncrs^u^iiit 
Wauren  bie  äi^b^  S^V'«4^  "^u^toanberung  unb ;  men,  nad^  @)Kmien  burc^  bie  |)oIinj(»f'J'^t^ 
9lnnabmc  ber  3:auf e ;  mancbe  be^^emten  {id()  )u  binbung  mit  Seutjd^tanb ,  befonbert  r  4  «i 
Unterer,  nann  aber  ald  sScbeincbriften  um  fo  ge> '  !)iieberlanben.  S)od^  nid^  aSein  but^  ^3f  Ü 
fübrlidKr  (f.  b.  ?lrt  Staurm  VIU,  1049  f .) ; !  quifuion  ifi  biefe  ^roteßantifd^  Keignrx^^ny  j 
gegen  btejelben  roar  bie  ^nquifition  (f.  b.  %rt.)  |  unb  furd^tbar  {urudgetoiefen  tDOxben  ^  a9 

tbütig.  —  Um  biefe  3<it  begann  man  audd  oon  ■  beutfc^  ffe^erei ,  fonbem  aud^  bun^  ^  t^ 
Spanien  au^  in  ben  neugetoonnenen  überfeeifcben  IDlad^t.  (Segen  £nbe  beS  15.  SoMunto  ^"'^f^ 
(Kolonien  ba$  (^bhftembum  5u  Derbreiten  unb  }ur  eine  Deformation  ber  f^xmif^en  ffuiJiL^  ^  *  ^^ 
S^efeftigung  be^felbni  Diele  S^i^tbümer  aufzurichten  9lrt  DoUjogen  teorben,  loie  (Sregor  Mm. — 1.  fki^ 
(Dgl.  b.  ^rtt.  Amerifa,  änbien  VI,  691  ff.  unb  j  mofit,  bod^  nur  unter  Sulaffung  ber  $fip^cq)blif 
lUiepco).  !  bie  fatbolifd^i  ftönige,  mie  gcrbinonb  ic  Jrtj^ 

£(ü  1519  jucbte  bodühttbertbum  Don  Seutfc^- .  beHa  genannt  morben  ftnb.  SiefeterHi^wMi 
lanb.  ipecieU  Doti  ben  'Jiieberlanben  ber«  in  Spanien ,  bur^  <$infe|ung  frommer,  emfi  gefnmtR      ^Skv 
etn^ubriukun.  xoo  bamaLS  (iett  1516)  mit  fiarl  L  i  in  bie  böc^ften  fttrd^enömter  eine  fittfi^e       Afs 
(aU  ffaifer  ffarl  V.)  ba^  bab4burgi|\be  ^vtuä  jur  i  De$  €leruS  uiü)  ber  ftU^fter  betDirft,  ^-^nM 
^vrrjcbaft  gelangt  loar.    ciimäitfl  muri^n  Den  |  burd^  3Eimene8  (f.  b.  9lrt.).    Sufll^  \l^^  "^ 
Antwerpen  au4  einige  ini  epunifdbe  übede^te ;  SBiffenfd^  in  ibrer  mittelolterl^en  8^^?  ^ 
Scbrif teil  i^itberd  etngejitmuggelt.    S^ann  Der«  i  günftigt,  baS  Mittelalter  toor  nod^  IddD^  t> 
breiteten aud) mebrere eiuflu|;rtiibe l^iänner. iSccft-, ftanipf  fitr  ben  (Slauben  gegen  bie  SRa^Kf^ii 
li(be  unb  l\iten  au$  ber  Umgebung  ff  ai* er  ff  arU  V., ;  frifcber  Srinnerung. . . .  9bfcu  Don  bet   ^'^ 


bie  mit  bieiem  in  ?eut)cblanb  geireüi  banen.  nad)  |  fcben  Se^re  galt  in  Spcmien  oIS  S^impf  ^^!^ff 
ber  Xuif febr  in  ibr  iMiterlanb  bort  proteftaRhicbe  unb  an  tJamilie"  (^fe,  ffird^en^fd^ii^  ^J 
Öbeen.  <Jcblimmtt>ir!ien  ferner  in  mcndjenffrcifen '  Seipjig  1891,  279  ff.).  Semem  fei  i»^ft  !J 
ein.Klne  ecbriften  be«  L^mimud  [}.  ö.  Ärt.>  mitlöar  energifc^  Sinfd^reiten  ber  Snquipti^^* 
ibrer  4*erbobmmg  üircbliKter  iSebrauie.  ^Strar ,  Siatbicblagen  entfprac^,  bie  ttad  V.  wr*-^, 
Kbrtit  .nutDeiUn  bie  :$ucuiuitcn  ge^nt  bie  neuen  '^)ujteau4  im  Sifer  für  bie  ®(aubenficin^      r* 


gefeti  uiib  baff amtnanni^nittcl-^co  Sun 'X.'ir.jno, '  ^Xas  übrigen^  bie  Snquifition  yttieile^?^! 
ber  in  ^limrerpen  für  lhi:b<:rt$  i'ebre  ^^eurcnnen,  falf eben  ^rgtoobn  bin  au^  gegen Unf^nÜ^^H 
UMr.  1544  5u '^HÜlu^olib  iH(rbn:m;p;  ^ccb  Iwmjc^e  Dorging,  bctoeifen  SBetfpiele  Drie J^^^ 
e$  unter  ffarU  Äegienmg  in  SeriU.:.  i^:';la^cli^ !  If nbifcbof*  garronja  (f.  b.  «rt)  unb  bc8  S^^S 
uj;b  a»>eren  Si.:^:en  jur  S^ilbung  tUimz  lutbc-  [  unS  (Jjegeten  Sui4  be  geon(f.  b.  Sri  $«ii^^|Li' 
v;Ktcv  C'*^•I::e:n^in  mit  beimlicbem  vRcnreöier.fi. :  ^eitfibrift  f.  Äircbengefc^.  XVn  [189711^^^ 
^\\\(  im  sisr.nc  ^cr  v^we gein;'»NIie lle^ene5^:ng  v^leicb^eitig  mit  ber  Sidberung  ber  Wr^^^ 
M '?icufn  ieiM:neni(>S  in  «  (>afraian;f\te  Uefene  einbeit  begann  in  Spanien  ein  getooltiger, .«.  2« 
ibuf n  l  :^4^*5  (ttuiM  be  vrn^in»:*  v'*  ^-  «In.  un^  jtrcn»  Dauerr.M  "Aundbtoung  auf  bem  ®ebtete bct  g  _^^ 
««CO  b<  i^n^ina«'  'S'cnr*.;iir^ia?e:ren  ron:  *1:;t:*:::^  fic^liiten  iSbwlogie  (f.  b.  8rL  ©dJriuU-^J^" 
ber  "Jiiebevlanbe  un^  i*;mi  Nr  Äfl:c::jn  in  Sra«  1SSS\  ^er  iitönen  lüterotur  (f.  b.9rt' 
nien  ubei».  Don  (.\  'i^J»bKur  *i^""i:  lS9oV  ?er  xsxiurur^  unb  Der  !D2aIerrL  Sagegen 
wuxü  in  V\':ren.  N:::r,  in  '^i'l:tc:l^:^;  i:::^:n  bette.  freuIiA  trcr  bie  fernere  Cntmidlun^bcfi 
^^i  bie  vr'l»iubrn$::(*.:f:Yr  e.f::/,  'I''.;;^:^J:'.^:  5u  StaCt4ünbentäumä,  loel^efi  JU^  btft^ 
it\v»*y«  fuÄten  i**  U*;  v.Lr  ^;e  fi::t:,':'.'.te  Ä::ie  in  nrclrlrtcng  erwieien  batte.  @d{^m  unter  ^ 
t''';v.:'.w«  o.Ucl^ilut<$  eii:e  err.'tl'-.te  öV'ü^:  r.-'r.  i*t:li:r  IL  {}.  ö.  ?lrt.  IX,  1999),  berai 
r.*.*c  i»^  <^  Uc\rtnfi^»:n*:  ui  ^c^:l^•::::  ;:n:  ^::  ^:e  ff tr^ie  f'etn£4  ^üonbeä  fajt  DoDfiäiüriB 
*r:::r;  N4  Uv  ;V.iib:;r.Nr:*  ^:^<  ^c:  i'r::e-:.:::.  ':r.^<ni  cu4  au*  mebrtrt  ^apjhoabfai 
•.■.^•::::*  ir.  ^-v.'.v.ifr.  ?•*  ^f^e  S:?;::;:;r.  {lev-v:  N;«;  ^<n  ifin^/äs  erlangte,  begann  feine 
\vr\'\  r.vA:  v.\:v:x  *l'i:iU';'  II.  ^^f  "^t:::::*:::.*::  r.r.e  5::ri  ficcrltien  ?l^folutilmuä.  Soft 
.•"..;.;"';:••:  ^::l:^:*  ^ör.^vliU:!:^.  erj^:::  ic::?  ^:e  t'cacr.;:t4rK*;r  cu?  '^ütbümer,  SUeteB 
•;•,:  ■.■.^V:*^.•.:■.;";•:.*r?•"^iKt:^ti^•v.\"':^e::::v.x  Je:  rr:::\*  rcn  ben  ff.^nigen  oft  miUIurii^ 
*w»-.«-..'-..vi'.^:".i:*  f;*::::?:  in  <J;v.::;;:;  :v;  ^■f^r::4  ^i;  ffiiiäe  unb  @;:*':Iiitfeit  mit  f^ioeren 
V.".  N"  i::N'r;::::::::t  eine  S{e!;*rr:  :n  Jirilii^x  Nlaftet  unb  nanienili^  Ni4 ^Uocd  ßreng 


US 


@))anieit 


549 


/ 


9»  »c^cnCoitftidni  ftmt  es  botm  unter 

ffl9P  Ibboa  VIIL  (1628—1644)  loegen  beS 

93zaHiiS,  tDcU^  man  ebcnfo  Uf^i^ai  »oUte 

w  bm  OtDtinqttifttoc.  ^aä^  im  3. 1700 

kic  {poniM-^ÄitatBif d^  Sinie  mit  Stau  IL  ouS- 

94kRfem  iiab  buc4^  bcn  Uited^ter  Sfriebcn  1718 

kt  eomtenr  ^Vi\p9  Y.,  ein  (Snfcl  2ub- 

XIV«,  cüi  StariB  uon  @))amen  anetbmnt 

Im  1717  na4  t^iden  Unier^nblungen  ein 

mit  IRom  px  @tanbe.  änfolge  neuer 

dsamcfnifft  nraibe  boSfette  iebod^  ni^^  midge« 

«id  (iBcv  bicfe  mit  bie  pl^eren  unb  toateren 

grfttnMunam  mit  Shrni  ^L.  befonberS  feigen- 

i»^»  im  «c4ii»  fflr  fot^.  ft.-9t.  X  [1868],  1  %, 

n  [16641  252  tf^  ZU  [18641  ^  ffv  Xni 

[IHSl  99S  ^).   a)cr  iol^^unbertlonge  Streit 

ikr  M»  QcrbC^img  ber  ^fntnben  mürbe  enbliö^ 

ta^  eis  (Soncorbat  imifc^  SBenebict  XIV.  unb 

9isMnanb  VL  im  3.  1758  bal^in  gefd^Iid^ei, 

^  bm  tßopfi  nur  bie  Serleil^g  bon  52  ^fdln- 

ta  pi^c^  f ole ;  bogegen  mürbe  bem  ff önig  boS 

SaäattHoti^^  gu  ben  SBiStl^mem  }ugeftanben, 

m  Sed|t^  ba§  bie  f|Kmif<l^  SRegienmg  feitbem 

y^ßüm  ^   3m  3.  1767  mürben  burd^  bie 

fCn^Kf  Snmba  unb  SOtonuel  be  Xoba  bie 

depmni  im  Soiibe  felbß  mie  in  ben  (Kolonien  ge« 

wüvom  nerfridcn,  unb  bie  Sifd^öfe,  melc^  fie 

a  e^Bfe  normen,  fij^mer  berfolgt  (f.  b.  Sri.  3e« 

isita  VI,  1412  f.).  Unter  bem  fd^mod^  ff&nig 

«dxi  IV.  (feit  1789)  regierte  ber  «griebenSfurft" 

Samuel  ÖobdQ^  meli^rr  triele  fird^enfemblid^e 

Kcgtigcin  erQviff  unb  JKrd^-  mie  Staatsgut 

miMaibcrte.  %adbba  ergmong  JlapoUeti  I.  bie 

t:^limfimg  ht§  ftdnigü  unb  emonnie  feinen  eigenen 

3o\tp%  tarn  iKnig  oon  @)Kmien  (1808). 

Cngloiib  unler^t,  töm^ften  bie  Spanier 

<gr9n  bm  «nbringling,  toeld^  bie  ®eim(eit  au 

Mai  Eimtriiutionen  knxmg,  bie  ftldfier  aufl^ob 

«ib  oOei  lat^ltf^e  fieben  gu  unterbrudCen  fud^te. 

j^m  mocb  boxii  »erberblid^e  Sd^jten,  bmrd^ 

te  StcimntRxri  u.  f,  m.  ber  Samen  für  fünftige 

IbBotetimifn  vtid^lid^  aufigefireut.  2)od^marbaS 

k&o&MK  Scmis^^  im  fionbe  nod^  fo  mäd^tig, 

^  btcSofaffung  non  eabt{  (1812)  auSf^edf^ 

mi^K«  bit  (oti^Iifd^  Seligion  [ei  unb  bleibe  für 

wmux  bk  einzige  molare  unb  oie  Steligion  ber 

pan|4cn  Slotion  (§  12).    92ad^  bem  Sturge 

12i9otoiii  L  tDurbe  boS  legitime  ff önigreid^  mit 

j^s^inoab  VIL  mieber  bergefteOt  (1813),  ober 

»eo^gfii  ber  dte  StaatfiabfoIntiSmud  inffird^» 

i^CR  ff{tg4fittea.  3n  Serbinbung  mit  ben  ))oIi- 

tiinitbnmälgunflen  erfolgten  immer  mieber  neue 

taHdä||5Hgjfritni  gegen  bie  fflrd^e :  bie  Slänner« 

Isfbs  muebm  |sim  iidi  1835,  fomeit  fte  nic^ 

te  12  Stitglieber  gü^Iten,  auf gel^oben ;  gmei  3obre 

tpiter  mürbe  oOefi  ffir^engitt  als  Sigentl^um  ber 

Ittum  eifEM^  btf  <EMfÜid$en,  bie  fld^  miberf e|ten, 

eagdatat  ober  nerboimt.  S>od^  tturbe  1857  ber 

Mmf  ber  iumI  flbrigen  ffir^en-  unb  fflofter- 

^ffiat  Vtn^  boioer  ftxmifd^en  Regierung 

o^en^iKte  SZomUiotionBred^  führte  gu  längeren 


fird^Itd^'^Iitifd^  6onf[icten  unb  9$erg5gerungea 
ber  äBieberbefe||ung  erlebigter  lBtfd^fSft|e,  tbeitt 
in  ben  el^emaUgen  fübamerifanifd^en  Solonien^ 
bie  ftd^  Dom  SRutterlanbe  unabljiöngig  gemad^t, 
tfieilS  in  biefem  felbft,  nadft  bem  Xobe  gerbi« 
nanbs  vn.  (1838) ;  infolge  beffen  gab  eS  um 
1841  in  gang  S))anien  nur  mel^r  fed$S  SSifd^öfe. 
eine  eil^ilconftitution  beS  SIeruS,  me(d^  bie 
(EorteS  burd^  ianfeniftifd^Iiberale  ©eiftlid^  aus- 
arbeiten lieg,  mürbe  gludtlid^etfe  nici^t  in  SSoli« 
gug  gefe|t  (ogL  Mocution  ®regorS  XVL  i»om 
1.  Sebruar  1836  unb  1.  Si&rg  1841,  fmoie  beffen 
(gncQcIüa  oom  20.  gfebruar  1842,  bei  Boeeo* 
Yiby,  Honum.  11,  416.  429).  9ia^em  Stom 
gferbinanbS  Zod^ter  3fobeUa  als  ffdnigin  an» 
erfarait  l^tte,  ftun  man  1845  über  bie  ^rdlimi* 
narien  etneS  SoncorbateS  überetn,  baS  (ebod^  oon 
ber  ategierung  auS  mutigen  Ißormdnben  nid^ 
rotificirt  mürbe.  Snblid^  fam  am  16.  SRdi) 
1851  ein  neues  Soncorbat  gu  Staube,  meld^m 
am  25.  Suguft  1859  nod^  eine  Stad^tragS-Sonp» 
oention  l^ingugefügt  lourbe  (ogl.  Nusei,  ConTen« 
tionee,  Mogunt.  1870,  281  sqq.  341  aqq.). 
S)arin  cebirte  bie  fiird^  alle  il^  ®üter  geges 
baS  feierlid^  Sßertored^en,  ber  Staat  merbe  forto» 
bie  ffoften  beS  SuItuS  unb  bie  SBebürfniffe  be» 
SIeruS  beftretten;  baS  $atronat  unb  bie  $rfi* 
rogotioen  ber  fpanifd^n  SRonord^en  mürben  nad^ 
SRaggabe  ber  älteren  Sonbentionen,  nomentlid^ 
ber  oon  1753,  feierlid^  anerfannt:  bem  $a))fte 
marb  baS  ^tä^t  eingeräumt,  in  allen  9Retro))oIttan« 
cat>tteln  unb  in  mehreren  bifd^5fltd^en  iSüpxiän 
bie  S)ignität  beS  SantorS/  in  ben  übrigen  bi« 
fd^5flid(|en  Sa)>iteln  aber  ein  ei^rencanonicat  gu 
oerleiben;  bie  SBiStpmer  mürben  neu  circum« 
fcribirt,  bie  Qdffi  ber  Sa|)itularen  ber  eingelnen 
iBiStl^fimer  feftgefe^t,  bie  Dotation  beS  gleruS 
xtim  regulirt  it  f.  m.  Seiber  marb  aud^  bie^ 
Uebeninfunft  nad^  hirger  Seit  mieber  gebrod^ 
9iad^bem  im  Se)ytember  1868  bie  ffdnigin  3f»* 
beOa  oor  ber  aieoolution  l^e  fiüd^ten  muffen,, 
mürben  im  Oetober  bie  Käufer  ber  Sefuiten  unter» 
brüdCt,  im  &tp\mhtt  1869  bie  SiStbümer  miO« 
lürlid^  rebudrt,  im  Sommer  1869  eine  neue  &n» 
ftitution  eingeful^rt,  auf  meldte  man  ben  eieruf 
oereibigen  moUte,  mogegen  aber  bie  SBifd^5fe  pro» 
teftirten  (26.  aj)ril  1870).  )»ergeblid^  befd^mertc 
ftd^  aud^  ber  f^xmifd^e  e))ifco|)at  in  einer  9bref[e 
an  bie  SorteS  (12.  Odober  1872)  megen  Stid^t» 
erfüEung  ber  oon  ber  [Regierung  im  Concorbote 
übernommenen  SSerpflid^tung  gum  Unterbalte  be» 
SIeruS  unb  gur  Zragung  ber  Sultf often  (f.  Srd^i» 
f.  lat|.  ff.-».  XXIX  [18731  dO  ff.).  S)U  ))oK- 
tifd^en  SerbältniHe  beS  SanbeS  moren  in  biefer 
3eit  gerrfittet,  ba  im  Saufe  oon  7  Sabren  gmeimol 
^e))ublif  unb  ftönigtl^um  abioed^felten  unb  ber 
fforliftenfrieg  baSSanb  nid^t  gur  Slube  fommen  lieg. 
6tmaS  beffere  Serbältniffe  begannen,  feitbem  ff dnig 
aifonS'  Xn.  (1875—1885)  {)errfd^  gefeftigt 
mar.  2)ie  neuefte  SerfaffungSurhnÄe  oom  ^dSß^ 
1876  beftimmt  in  «ri  11,  §  1 :  ^S)ie  lat^if^, 

18 


34( 


Spanien. 


543 


-•■  ^^ 


■^. 


.>• 


*«» 


I  :  :r.-  r-.:r~.  rnr  ^.r  ^engultii^ 
:  r  "  r  -  rr.rzLsrz.  i  1  "Jiiemanb 
•   :-    z:r  c.:  "  r  ::- \-rLTr:l:o:u}^'cn 

-. --^ivs:.  :».Jt:c:  ircrbcn. 
.    .,    -  -  ''--^..zcz  Sfl::irn  nnb 

:•  .  .  -  T  :r.  r.T^:f>fnfn  3?unftcn  bc* 
^. .    .   :.■"'.-:  -rrrr  .  ^j-i«  begegneten  fte 

■  -•   WT  £::r^i:t::  bei  bcn  eigent- 
.  ■  •  -.  r  ■:  ^  rri-  iTcr-TB  unter  ber  Äcgie» 

.  -  .  r  :l  \*r  -r.^  ur.:crberSegentici)üft 

■  •    .--::  c^r*"rr.:i  »W  1SS5)  SRu^c. 
.  :■    V   ■„  ^T.'f^rrrrSbiricifcitQud^  auf 

• :  ■.'.'.- .  r.  Ä'r'iiTe  anjuregen,  finb 

>     T.'  .  r.. .  ^r-:rcrar.xluni^cn  tbätig. 

.*  ^'.  :!:•  v>zrr.l.::  ^er  ßirdjc  Dielja^ 

.  >: •    r  ■>. .n*  S'it'tenben  Segen» 

;■.    >  •  :^"  .\.  -^rin  ^c^  \c}ictn  ipnaftie 

■.■;  .'\     -^.rcr...   rtc  2?emübungen 

'    .  ,    \  .^    "^.::n:cn  ^^:^cr  me^irfotö 

■::  >.■  N.:'.:t?:  ^ie  ^nbdnger  beS 

^.-. -;  -   .::.::  ^f^  bi?cb»*tge]Mten 

\.:.v.:Yn  Jurrtciuen  ab^u- 

^^    .  *      .  >..  >..-  lw;•.^  .u-r.uiT  ^urdb  ben 

,     •:         >.      ;   >,*i  o.S.^iiien  (ijuba, 

«  .      .      .      *  *  -IM 

...    J >.,"..;•»  u:Mtc  ISS7  auf 
•xN^  x*;r  V*  .!:jVL*:jMcr.  unb  3tDür 

S6  5  2S0 

.  ..>;*  .:i»>  i'^nmaa  Don 
oti;&i!ii)Lne  Don 

•   ..,v.ww   ^Hiicuaa  unb 

V»  ^  ^•»!.•.i;ull^ljcböfc^. 

i  ,\:  .tv.-.MiiUc  lArci- 

>  •v'r.'.'.iicii^über 

.  ..  .,  ,..-■.;.  üt^vrmcnl 

^   ^  .  o.i*.  iviü.  weiter  ■ 

,     .  . .   -.     xv:^  tft 

N    »^  »  ■*ü*n 


,x  - ».    V» .» 


«    •■  • 


,N, 


>     «  ■    •! 


1    i 


'.    \       '^ 


\.    \V,v.    ■» 


.» 


»  ' 


^  .     •    ■         •  ■  • » 


I  para  el  aiio  de  1868,  Madrid  1S6S.  brigeTügL 
Sie  Sa^I   ber  ^roteftanten    wirb   auf  TCk-O 

.  (ca.  60  @emeinben)  gc)c^ä|t. 

Sie  t)on  früher  l^er  beftebenben  4  besto.  5  Sin» 
orben  fmb  gemäß  bem  doncorbat  Dom  itän 
1851  in  Qinen  33c}irf  Deninigt  unb  büDen  eis 
^riorat  unter  einem  CrbcnSprior,  ber  bcn  iid 
eines  IBijd^ofS  i.  p.  i.  ^at.  S)ie)c§  eremte  $ncd 
trägt  bcn  9iamen  „6iubab  SReal",  unb  an  h-xs 
©pife  fielet  gegenwärtig  Sofep^  ffliaria  Äoncf* 

9  SiöanucDa  (geb.  1842),  3:ituIarbifd»of  m 
Sora  feit  bem  10. 3uni  1 886.  9}on  ben  ffliöin» 
flöftem  blieben  bei  ber  ermahnten  ^ufbcbung  msr 
41  ^ufer  folc^er  Crben  befteben,  totl^  jiib  nt 
^eranbilbung  Don  ![Rijfionareu  befagten,  und  na 
ben  grauenflöftem  biejenigen,  beren^Kitgliöetiö 
mit  3ugenbunterri(f)t  unb  ßranf  enpRege  bt\im^ 
ten.  93or  ber  ^ufbebung  gab  e§  im  3.  1S2» 
92  627  SReligiofen  in  mc^r  aU  3000  ftlöün 
unb  religiöfen  3nftituten ;  1891  waren  H  Düto 
1767a)tönd^e  in  164'JJ}ann^flöftern  unb  14993 
9Jonncn  in  1027  grauenflöftern.  Sie  Sranpf 
meist  einen  möd^tigen  Sug  sum  nöftcrlic^en  itim 
auf.  Sa  bie  gfrauenflöfter  Don  bem  leben  miiijc«, 
rnaS  bie  Sintretcnben  beibringen,  fo  ift  gan3  nritttf* 
lofen  Jungfrauen  ber  gintritt  in  ein  klonet  jiß 
erfd^mcrt ;  bie  (^ri[tlid}e  Siebe  erweist  fid^  atnias^ 
bieSfaÜS  t^ätig,  inbem  eS  nid^t  feiten  Doifonot 
bog  Stiftungen  gemacht  werben  jur  ^uSji^ucT  m 
CrbenScanbibatinnen.  Sßobltbätigfeitsanfula 
gibt  eS  eine  groge  SJienge ;  im  3.  1859  0i 
man  1028  mit  455  290  Pfleglingen.  3daä  boS 
3cbul-  unb  UnterricbtSwefen  betrifft,  fo  gejiäC 
ber  proteftantifcbe  @eograpb  Ungewitter,  boB  m 
ieber  bcfonberS  bie  fatbolifc^en  &ci[Ui(bni  \k 
Öauptträger  beSfelben ,  unb  sugleic^  )um  i^ 
mit  groger  Um)idf|t  unb  9}orurtI)eil§frei^it  Mna 
tbätig  gewefcn  feien.  3m  3- 1881  gab  eS  29  82^ 
l%olfSjd)uIen  mit  1 769  608  Äinbem.  47  Sno- 
narien  für  Sc^rcr  unb  29  für  ßcbrerinnen.  !»■ 
stitutos  de  segunda  ensefianza  für  bumanijtijiie 
unb  SRenlftubicn  (@t)mnafien)  mit  fe^äjäln:^ 
(Furfen  bcftanben  61  mit  35  000  Sdiülem,  afff^ 
bem  mehrere  gad^-  imb  tcd^nifdie  Sdjultn.  S« 

10  UniDerruäien  jäblten  475  ^rofejfortn  n^ 
gegen  16000  Stubenten;  fie  ^aben  feine  tj»« 
logifcfie  tVacuItüt,  ba  bie  glerifer  burd^ouS  in  1» 
68  SiöcejaiiKininoricn  er3ogcn  werben.  {H- 
Aeg.  6.  Avila,  Teatro  ecl.  de  las  igka« 
metropolitanas  y  catedrales  de  los  revi» 
de  las  dos  Custillas,  Madrid  1645  — 16S 
[1700],  4  vüls.;  Cajet.  Cenni,  De  antii[B" 
tateeccl.  hisp.,  Rom.  1740—1741,  2  voi; 
Florez,  Espana  sa^rada.  fortgefcft  Don  äMo, 
l^anal  u.  91.,  Madrid  1754—1879,  51  Tok; 
Mnsdeu,  Uistoria  crit.  de  Espana,  MadiU 
1783—1800,  20  part.;  Villanueva,  Yiigi 
liierario  ä  las  iglesias  de  Espana ,  Madm 
IS03-1852,  22vol8.;  Scmbrc-et^üfer-ScJi«" 
nuidKr,  (Sefd).  Don  Spanien,  Hamburg  u.  @o4a 
ISiU— 1893,  6  93be.;  ÖamS,  Sie  ftircftengeü 


M9 


Spanien. 


550 


ftttt^ffftffiit 


fPfamlfii. 


IHrd^n  unb 
Aa))efien. 


Hefter  im  3. 
1888.   1    1868. 


CScminariflen 
im  3.  1868. 


Aloilerftaitcn 
im  9.  1868. 


itlbiit^un  SBuYgoS 

fiiti,    (Eala^ona    unb 

SaljabQ  .  .  .  . 

»      Scon 

.      Oftma      

9Ai^ncia 

«      Gantftiibcx .... 

p      SUtoiio 

€r|b.  Com))oPeIa 

ßi^.  8000 

99loiiboiicbo  .  .  . 

^      Ottnf e 

«      ODiebo 

,      ^»9 

QL  £irifeci9r0«.  Crasaia 
fTib.  Sxanaba .  .  . 
£ilx^  Ouabis 


»      ^oxlftgina  .... 

3aeii 

SRdlaga 

§z|tL  6atagoffa.  . 
Biit^  Zaxa^ona  .... 

data 

^ueSca 

JBotbofiTo  .... 

9ttmpIona  .... 

Zitbela 


Scxuel 


•  •  *  .  • 


fr}b.  6eDiIIa  .... 
Stlt^  Sobaioa 

«     (Uibia 

Ccttta 

«         CoxbODQ 

CanatioA    .... 

«      C^riflopt  be  Sa- 

guna  ob.  Senciifa 

TL  ftlaltfafr09.  Conragüiia 
it|b.  SatTagona   . 

9i«%.  ZoTtofa 

9otceüma  .... 

,      9i4 

^      Solfona 

.      ScTiba 

0      Ufgcl    ...... 

<B€xona 

fzib.  Solcbo    .  .  .  . 

Sitt^  Soria 

.      Vlafcncia    .... 

•  SRabtib 

•  tEamca 

.      ^igncnja   .... 

TDL  §b^n^§i^  Halnuia 
fi|K  Salfitcia.  .  . 
Bift^  Oti^iitla   .... 

,      Ccgorbe 

IRaCoTca    .  .  .  . 


Uebectcog: 


1718955 

338551 

65000 
228531 
146  000 
191 599 
244274 
500000 

2986449 

1057266 
866057 
275248 
388000 
699  878 
c  200000 

2898478 

452  823 
116330 
228705 
691 382 
394  738 
520000 

1203111 

446689 

132637 

c  90000 

74230 

c.  100000 

274431 

c  15000 

70124 

2818009 

799  650 

481508 

C.  350000 

11700 

420  728 

83378 

171045 

2888428 

348579 

c.  400000 

990000 

270000 

c.  120000 

c.  185000 

c.  250000 

324849 

2089341 

508224 
171041 
195348 
750000 
821000 
143728 


8874 

1183 

363 

907 

344 

869 

? 

708 

4446 

1014 

1102 

282 

672 

1095 

280 

815 
247 
62 
66 
201 
116 
128 

1749 

378 
140 
250 
171 
154 
559 
13 
84 

679 

280 
153 

29 

2 

113 

42 

60 

2040 

167 
179 
288 
248 
147 
253 
895 
363 

1782 
445 
129 
162 
240 
414 
392 

178 

1 
65 

? 

77 

16tttöl<)8|l&&^ 


1425  897 

650 130 
213830 
202437 
301000 


6750 

1702 

661 
908 
810 
709 
? 
1960 

5858 

1014 

1802 

769 

673 

1095 

? 

1456 

356 
149 
181 
201 
369 
200 

2596 

611 
271 
250 
221 
408 
478 
26 
831 

1989 

853 
427 
? 

8 
269 
155 

227 

4656 

327 
454 
888 
855 
275 
841 
968 
548 

2986 

445 
345 
257 
700 
776 
463 

1068 

526 
217 
? 
217 


26696 


5172 

1176 

C.600 
890 
300 
509 

C.400 
1297 

6428 

c.  2000 

1061 

467 

1000 

c.  1200 

700 

2817 

520 
162 
129 
590 
485 
481 

28% 

844 
319 
202 
240 
220 
843 
40 
188 

2858 

1200 
328 
110 
26 
505 
103 

86 

4747 

395 
443 
1105 
720 
830 
876 
598 
780 

8317 

600 
250 
253 
1100 
664 
450 

2767 

1123 

259 

C.600 

640 


29BS7 


7008 
1512 

731 
1112 
436 
715 
573 
1929 

8081 

8196 

797 

539 

1076 

1452 

971 

3881 
855 
158 
250 
975 
498 

1150 

8649 

914 
341 
246 
231 
214 
1391 
67 
245 

4528 

1268 

2040 

246 

26 

690 

111 

147 

5463 

391 
660 

1049 
646 
533 
442 
732 

1010 

8662 

1853 
298 
320 
? 

638 
553 

8145 

1850 
373 
131 
600 


89176 


2644 

504 

600  (?) 

702 

280 

320 

238 

? 

2894 
742 
539 
505 
498 
108 
502 

2821 

470 
188 
200 
588 
321 
559 

2807 

435 
244 
160 
166 
164 
729 
78 
831 

1770 

569 
405 
238 
16 
358 
184 


8870 

379 
418 
648 
1125 
808 
252 
574 
171 

2687 

660 

323 

715 

? 

434 

455 

2166 

1260 
223 
151 
351 


2218 

374 

199 
166^ 
70 
135 
132 
1142 

616 

200 
4T 
46 
16 

16a 
47 

148^ 

383 
40 
12 
416 
122^ 
46a 

162T 

507 
262 

15 
148 

38 
381 
112 

64 

2067 

1150 
173 
162 

512 
12 

48 

1687 

208 
237 
586 
162 

25 
128 

73 
173 

2624 

1881 
46 
135 
? 

278 
189 

1858 

785 

190 

42 

282 

TSTSr 


18 


551 


@pantfd^e  fiiteratttt  unb  Bprai^t. 


55S 


IHr^ci^iTokiiaaen. 


tUdStoXifn» 


^fttlttiCB« 


Aapdlcn. 


188&       1888. 


CiC1BillttXi|lfB 

im  3.  1868L 


iad-lML 


Uebettrag: 

mstfi.  abija 

,      aj^enorca 

IX.  ftkdienproo.  l)ala)olil 
ergb.  S^allabolib  . 
fd'm^.  Ilftorga 

^      «öila 

,,  Salamanca  .  .  . 
«,      Giubab   Slobrtgo 

Segoüia 

Samorra 

X.  iPriorotlioofe  I»  oier 
kittfTorbf« 

1.— X.  )u(ammen  .... 


16965168 

25000 
83000 

1244548 

131836 
800115 
189  926 
190000 
84666 
160000 
188000 

260000 


TO5277Tr 


15526 

22 
14 

2478 
105 
990 
339 
287 
105 
861 
291 

124 


TOTOT 


26696 

26 

82 

871S 

256 

1421 

c.  500 

487 

607 
442 

187 


29857 

52 
93 

2862 

281 
clOOO 
860 
888 
180 
874 
879 


WWi 


278 


39176 

63 
128 

8832 

313 
1091 
437 
431 
156 
508 
896 

2036 


20S78 

85 
95 

2894 
252 
718 
254 
565 
240 
881 
484 


S7447S5I    23 


15? 


13164 

IS 
89 

law 

850 
lOS 
224 


27 
136 


ins 


t)on  ©panicn,  SRcgenSburg  1862—1879, 5  Sbc; 
Vio.  de  la  Fuente,  Hist.  ecles.  de  Espana, 
2.  ed.,  Madrid  1873— 1875,  6  tom.;  O.Wer- 
ner, Orbis  terrarum  cath.,  Friburg.  1890, 
38—49.)  pic^cr.] 

^panif^t  ^Hexaiut  tmb  ^fta^t,  ^ud- 
bnid  bed  nattonalm  ©eiftedlebenS  auf  bem  gtö|em 
%\)dl  ber  p^rendifd^en  |balbtnfel,  nmr^eln  xoit 
jene  ber  übrigen  romanifd^en  iBöIfer  in  bcr  olt- 
römifd^n  Sulhit,  tpeld^e  in  Spanien  frül^e  5U 
\)0})tx  ©lütc  gelangte.  Seuge  beffcn  fmb  bie  rö» 
nüfdfien  Klafpfer  f panifd^er  ^erfunft :  5D^  ^.  ©e- 
neca  (geb.  54  D.  61(|r.  ^u  SorboDa),  fi.  %.  Seneca 
(geb.  2  n.  6^r.  ebenba),  ÜB.  ^.  SucanuS  (geb.  89 
n.  61^.  ebcnba),  SR.  g.  OuintilianuS  (geb.  35 
n.  e^r.  SU  Salal^ona) ,  ÜR.  93.  9}lartiali3  (geb. 
40  n.  e^r.  5U  SilbiliS),  ^.  3R.  SoIumeUa  (geb. 
im  er[ten  Sal^rl^unbert  n.  &^x.  gu  Sabig).  S^tx 
Sal^^unberte  fpdter  gab  Spanien  bem  (^ri[tlid^ 
getuorbenen  9iömerrei^  feine  er[ten  großen  S^id^ter 
in  3ut)encu8  unb  ^kubentiuS  9lurelin§  ßlemenS 
(f.  b.  «rtt.).  3n  ber  Salfil  ber  älteren  Äird^en- 
f(l)rift[teUer  ift  ed  enbUd^  burd^  bcn  ^Ipologeten 
iinb  ©c|d)idl)tjd)rcibcr  OroliuS  (gegen  (^be  beS 
4.  3a]^rl)unbertd  gu  SJracara  geboren),  ben  be« 
vcbteu  1)1.  ^4.^acian  (uon  360—390  Söifd^of  öon 
U^nrcelona),  ben  ^oU)l)iftor  ©t.  3pbor  ton  ©e» 
lüUa  1570—6^6)  nnb  ben  gciftlid^en  SRcbner 
St.  3lbepI)onö  öon  2olebo  (607—669)  glängenb 
»ertretcu  (ogl.  b.  betreff.  9lrtt.).  Auf  bem  britten 
^iWoDtnjialconcil  öon  ^olebo  (589),  ttjeld^eö  bie 
a^efel)ninfl  ber  arianifd)en  SäJeflgoten  jum  fat^o- 
lifd)en  WUuiben  befwgelte,  fanbcn  pd^  bereits 
i'A  «ifd)öfe  unb  7  Vertreter  Don  «if^öfcn  ein, 
unb  tuie  bicfeS  geftaltetcn  ftd^  aud^  bie  fpöteren 
(^Ducillcn  gu  ^olebo  (baä  17.  unb  lejte  696)  gu- 
gicid)  gu  iHcid)öuerfammIungen,  auf  n)eld^en  bie 
d)riftlid)e  ©taatdorbnung  beS  9Beftgotenrcid}ed  fid^ 
ouf^($  Snuigfte  mit  ber  fird^lid^en  Orgauifation 
Dcrbanb.  ^eoor  fid^  inbe^  auf  biefcr  öieloer- 
fprcd)enben  ©runblage  d6riftlid)e  SBilbung  unb 
l'iteratur  gur  öoücn  ©lüte  entfalten  fonnten, 
loarb  ©panien  (711)  burdji  bie  Ü)lauren  erobert 
unb  mit  bemfelben  £oofe  (ebroldt,  bad  bereitd 


früj^er  baS  d^fllid^e  ©Qrten,  9eg9pten  unb  Itsri^ 
afrifa  getroffen  ^tte.  9htr  ein  fleineS  ^AifUi 
t)on  SBeftgoten  bel^ouptete  unter  feinem  ^äfs 
$eIaQ0  (Sl^riftentl^m  unb  3=Kt^  in  bm  fr 
birgen  Sfturiend  unb  bereitete  einer  beffem  ^ 
fünft  bie  äBege.  Stit  bem  ©(^inerte  in  ber  gop 
mußten  nun  erfl  bie  politifd^en  !Borbebiiigui|B 
d^riftlid^er  SiDilifation  ©d^ritt  um  &dfnA  m 
92euem  erobert  merben  (f.  b.  9itt.  SRmnni  vi 
©ponien) ;  ed  entftanben  mehrere  9leu!^,  1^  p> 
gleid^  gerfplitterte  fu^  bie  altere  romomf^Sflfr 
f prad^,  mie  fte  fid^  auS  ber  lingua  romana  n- 
stica  l^erangebilbet  l^tte,  in  mel^rere  SiaUk. 
S3on  biefen  geftalteten  ftd^  ber  portugieftf«^,  to 
catalanifc^e  unb  ber  caftilianifd^  gu  felbjlbdripi 
©prad^en.  3n  ber  golge  (16.  3a^)  Mk 
ber  caftilianifd^c  bie  ^auptfpnid^e ,  boi  Cpf 
nifd^e  fd^Ieditl(|in.  3u  ben  frül^ecen  (ädialB 
trat  bei  biefer  @eflaltimg  im  Sterben  nmi  M 
$roben9aIifd(|e  l^ingu,  im  ©üben  bcA  Inäij^ 
bod^  nur  in  untergeorbnetem  Urninge,  {0  4 
ber  romanifd^e  S^l^arafter  meit  übertDog.  9« 
ben  anberen  romonijd^en  Sprachen  1^  bolCiH 
ftilianifc^e  ben  SSorgug  üoEtönenber  Araft  wk 
SWaieftät. 

SDie  fpanifd^cafiilifc^eSiteraturenitindlimgBiik 
gemö^Iid^  in  Dier  ^erioben  getifeilt  an  ixb|e 
ftd^  bie  ©egenmart  al3  fünfte  anfd^lie^t ;  eiaetid' 
meife  felbftönbige  gntmidlung  fyxi  bu  Sicmtv 
bed  fpanifdjien  Slmerifa  auf gumeifen^  »eftl^  41 
ein  befonberer  Stbfd^nitt  gu  mibmen  iß;  enttt 
follen  nod^  bie  nötl^igften  9{oti)en  über  Me  col^ 
lanifd^  Literatur  beigefügt  merben.  @o  eqylat 
\\ä)  bie  folgenben  pcben  Slbfd^nitte.  —  1.  Ä 
romantifd^e  Srü^geit  (11.— 14.  ^\ 
^n  ben  3ufammen]|ang  mit  ber  frühem  d^ripfi^ 
lateinifd^eu  Silbung  erinnern,  nadd  einer  Oidi^ 
bred^uug  bon  me^r  alS  brei]()unbert  3<4reii»  biki* 
nifd^e  ^pmnen  unb  (Sl^ronifen,  beren  ältefk  fli 
bem  11.  Sal^rl^unbert  ftammen;  bann  berlA« 
Jacobi,  ein  Segenbenbud^  auS  bem  12.  M^ 
l^unbert,  toeld^eS  bie  Ueberlieferungen  bei  bmH 
fd^on  l^od^oere^rten  SBaUfa^rtSorted  ©onSog^kt 
gompoftela  (f.  b.  9lrt.)  terl^Iic^   SHe  Vmi 


s» 


@4)anif(i^e  Siteratur  unb  Bpxai^t. 


654 


pfina  dttieaBs«  dat  tion  bem  ifibifd^  Sommer« 

txkn  ^ctmd  %l*fonfii8  (f.  b.  Sri)  im  11.  ^oi^r^un- 

Icct  »ul^  otabqd^  Sorlage  bearbeitete  9iol^men« 

eqiVinis»  bc|ei(!biiet  bapegen  ben  nid^t  unbebeu» 

S'tnfli^u  loeU^  jiäbifd^-arabifcle  Silbung 

äbm  1^  (Qifbie  SntiDidlung  beS  fpanifd^en 

fiftlM  oattöbtt.   9Bo9  t>on  ber  erft  ffötet  ge- 

ioanelim  SoOlpocfie  (Sogen,  Spcäd^n,  ffinber- 

XanitDcifen)  in  iene  Seit  l^tnoufrdd^ 

iß  fdftoitr  )tt  befiimmen,  toenn  i^  fyivipt» 

fKfi  im  SSgemeinen  ou^  R^  b^  lu  fud^en  ift. 

2if  fiUrfie  Cpif  liOgt  ba«  @e))räge  bed  ritterlid^en 

fittaivfiS,  unter  toeld^  ber  Sbitional^orofter  )u 

idittr  tta^Qen  Stonnl^it,  ber  SBoIfSgeifi  gum 

nfigioi-ftifgeiif 4en  ^eroiämuS  btranU)U(i^8.  2)ie 

Sint  »or  {u  bciD^  Sanb  unb  ißolf  )u  fe^r  ger« 

i^&ttot.  Ott  ba6  ^d^  biefe  ftämpfe  im  rubigen 

Spiegel  mA  gro^  Spod  bätten  gufammenf a^en 

IflHen-  6ie  fcuü^i^ren  SuSbrud  nur  in  lürgeren 

cpifd^  QoOdliebem  (Gant&reB),  bie  erft  nur  im 

SoIAiaiiibe  nmter  lebten,  flKXter,  gum  £b^  nie« 

logrMnebcn^  monnigfo^e  Neubearbeitung  fon- 

ks  oab  ctfi  im  16.  3abr]^bert  gu  größeren 

Smamlongm  ttcteinigt  mürben.  Sine  9ngabl  ber- 

lAen  bot  ^  (um  bie  9mtte  beS  12.  äabrbunbertS) 

is  bem  Poema  del  Cid  unb  in  ben  Mooedades 

r^agfnbkbcn)  del  Cid  nid^  gum  eigentltd^en  Spod, 

Mtan  mir  gu  Ifogeren  ®ebi(^ten  gufommen- 

q^dßafiai,  bie  nid^t  im  lurgen  93erSma|e  ber 

e^cntfii^  Stomongen,  fonbem  in  längeren,  nod^ 

|ali4  ttttbe^Ifenen  oiergeiligen  6tropb^n  (^le- 

taiibciittm)  cAgefo^  Jinb ;  anbere,  mie  bieienige 

ubrr  JBcrnorbo  bei  iittxpw'*,  ^S)ie  febenftinber 

«oa  San*  unb  ber  «.Serco  be  Samora",  b^ben  fid^ 

am  in  ber  ^ßrofobeorbeitung  ber  Ordnica  general 

m  Ußtt  früftigen  ttrf))rfing(id^feit  erbalten.  Ob« 

«obl  ber  tDcrfltibefiib  (Don  ben  Vrabem  ,,@eib^ 

bc  ^  «ber  ^ert'',  Don  ben  (Sofülianem  »Som^ 

xobor',  b.|.  Jtix  It^mpt** ,  genannt),  StuQ  (9to- 

boQD)  S)iQ|  Don  8ibar  (urfunblicb  guerft  1064 

taäSI^,  ^  1099),  ben  d^riftlid^en  jfbnigen 

9e§cn  cinanber  btente,  bann  Seben§monn  ber 

Vkoaxa  loorb  unb  fid^  erji  \päUx  Don  biefen  un» 

«Wagig  mc^,  ^  bie  SSoIfSpl^antafie  bod^  ge» 

labe  i$a  |u  i^Ecm  Sitbling  erforen  unb  glei(|{am 

dica  9hi]$ai  ber  olten  ^Ibengeit  auf  il^n  Dereint. 

Soft  Poema  Ifoi  nod^  {torf en  gefd^id^tlid^en  Unter- 

gponb«  Ue  Hooftdades  fbib  Dagegen  Donoiegenb 

Si^teng.    2>er  DoOStbiimlid^  @to|f  mürbe  in 

ba  Gtmom  generale  in  ber  Crömca  special 

del  Cid  uab  fpdtexen  SRomangen  nocb  weiter  aud- 

ge^^  aoSg^m&dt  unb  Dielfacb  Derftnbert,  fo 

bs$  jldb  b«r  unoiid^^  tru^ige  SoItSbelb  erft  gum 

uttcdii^  f5nigStreuca  ftronDafaSen  unb  enblid^ 

{ipi  üolcnbeien  |H>fcaDaIier  geftattete.  —  Xro^ 

Uejer  äaifxm  SBonblungen  fmb  fid^  bie  (Srunb- 

pgt  M  fipontfÄcn  f^clbenibeafs  unDerfinbert  treu 

fiüAn :  bfgtiftecte  Vnbänglid^bit  an  ben  f atbo« 

/#m  ^lauben^  innige  Snbai^t  gum  Cdöfer,  gum 

iÜ^dligfbm  Gacroment  unb  gur  aOerfettgften 

jaaffian,  gßitnbtt  Cifer  im  *ramt»fe  miber  bie 


Ungläubigen  al8  miber  bie  Sdfeinbe  bed  geiflU^en 
unb  emigen  SBo^IeS,  bingebenbe  Zreue  an  ftönig, 
93oIf  unb  ^eimat,  aber  md)  mutbige  Sertbeibi» 
gung  ber  ererbten  unb  Derbrieften  SBoßgted^te  gegen 
monard^ifd^  SBiUfttr  unb  eigenfüd^tige  $en|d^er* 
gelüfte,  unbefieglid^e  Sapferfeit  Derbunben  mit 
meifer  mugbeit,  uneigennü^iger  SRitterrmn,  Opfer» 
mutb.  SBobltbätigteit,  felbftfofe  £^ettna^me  fflr 
frembeS  Seib,  für  alle  Sebröngten  unb  Unter» 
brudften.  2)tefed  ^elbenibeal  im  ftam))fe  mit  ben 
glübenbftat  Seibenfd^ften,  mit  Siebe,  (gifcrfud^t 
unb  ^a^,  mit  ben  mirrften  ))oUtifd^en  93ermidC*> 
lungen  unb  aOen  fetnblid^en  SRäd^ten  ber  SBett 
bilbet  ben  eigentlicben  ffemgebolt  ber  alten  9lo« 
mangen|)Defte,  menn  er  aud^  puflg  Don  anberen 
Elementen  gurildf gebröngt  med)en  mag.  ©elbft  in 
ben  9tomangen,  in  meldten  9Rauren|eIben  ober 
fd^öne  9Raurent5d^ter  bie  ^ouptroOe  fpiekn,  tragen 
Stittertl^um  unb  Siebe  feine  eigentlid^  arabiji^ 
mobommebanifcbe  gfärbung,  fonbem  ftnb  nad^  ben 
aSorfteQungen  beS  ibriftlicben  SlittertbumS  ibeo^ 
Hfirt.  3tPtfd^en  ber  meltlid^-ritterlid^en  2)id^tung 
unb  ber  religiöS-geiftlid^en  beftebt  be|b<^  nid^ 
nur  fein  ®egenja|,  fonbem  innige  gul^g  unb 
Harmonie.  S)er  C)au)>tre))räfentant  ber  festem, 
@ongalDo  be  SBerceo,  b^t  bie  „9Iesanbrei8"  beS 
©autier  Don  Sb^^tiUon  in  fpanifd^en  lUesanbrinem 
bearbeitet  (um  1230),  gugleid^  aber  au(b  iene  reli^ 
gidfen  %ccorbe  angefcblagen ,  meldte  bie  gange 
f))atere  9{otionantteratur  beberrfd^en  foSten.  Son 
feinen  neun  erbaltenen  größeren  @ebid^ten  befind 
eined  bie  ißorgeid^en  beS  jüngftm  Zaged,  etnefi  bä 
beiltge  9Re|opfer,  brei  bie  oSerfeligfie  äungfrau, 
eine«  baS  aJlartQrium  bed  i)l  Sourentiud,  bie  brei 
anbenn  bie  Segenbe  bed  bL  S)ominicu8  Don  Silofi, 
beS  IjiL  Semilian  unb  ber  %  Oria  (Siureo).  S)ae 
©ebid^t  Dom  beiligen  aRe^))fer  ift  für  bie  @ep 
fd^td^  ber  Siturgie  nicbt  obne  3ntereffe ;  ed  begeugt 
aud^  bie  innige  SBertrautbeit  bed  S)id^ter8  mit  ber 
beüigen  @d^rift,  befonberS  mit  bem  9Utm  Seftop^ 
mente.  SBon  ben  brei  SOtabonnenbid^tungen  ift  bie 
eine  ein  allgemeiner  Sobgefang,  ber  in  233  @tro« 
pf^tn  bie  altteftomentlid^m  Siorbilber  Tlam% 
ibr  ganged  Seben  Don  ber  unbefledtten  Sntpf ängn^ 
bis  gum  Wngfifeft  unb  enblic^  bie  begeiftettfbn 
Sobfprüd^e  pfammenfa^t;  bie  gmeite  fd^ilbert  ben 
»Sdfimeq  ber  Jungfrau  am  Seü)en§toge  ibred 
©obned"  in  ergreifenbfter  3Beife,  fo  ba^  fld^  felbfl 
ber  ^roteftant  Xidtoor  ([f.  u.]  I,  29)  freunblid^ 
boDon  angemutbet  füblte ;  ald  bad  merfmurbigi^, 
nid^t  bto^  tängfte  @ebi(bt  Serceo'«  (911  Stro- 
pben)  begeid^et  Xttfnor  bad  britte  ^SBon  ben 
SBunbem  Unferer  Siebm  grau",  morin  SBerceo 
25  munberbare  ©nabenenoeifungen  SRoria'a, 
barunter  am  auSf ubrltd^ftm  bie  SRpttung  beS  ilb^D- 
4)bUuS,  ergäblt ;  eiaruS  ([f.  u.]  1, 265)  red^e  ^ 
nod^  al§  Ißroteftant  ^gu  ben  fd^nftm  Srgei^iffea 
glöubiger,  einfältiger,  |)oetifd^  erregter  ^b^ntajie, 
bie  bad  SRittelalter  in  feiner  ftinblid^feit  beroor- 
gebrad^f*.  —  9Bte  bie  ^^lesanbretfi"  (Poema 
de  Alexandio),  f o  fd^Iie|t  ful^  oud^  baS  Liliro  de 


565 


@))an{fd^e  Siteratur  unb  @))rad$e. 


556 


Apolonio  an  eine  frongöfifd^e  SSorloge  an,  ebenfo 
einige  fleinerc  ©cbid^te,  wie  „S)er  ©treit  gteifd^en 
©eele  unb  ftörper"  unb  „S)cr  ©treit  atoifd^cn 
aBoffer  unb  SBein".  S)en  erften  9lnfa^  ju  bro- 
matifd^er  $oefie  (übet  bod  Misterio  de  los  reyes 
magos.  3n  bie  3eit  amtfd^en  1330  unb  1343 
fällt  bog  anegorifd^-fQtin]'(6e  SBerf  beS  3uan  Sluia, 
SrgpriefterS  t)on  ^ita  (Libro  de  cantares),  mU 
d^eS  im  ätal^men  einer  fortlaufenben  ^aupter^äl^- 
lung  (in  ettoa  6000  ffierfen)  bie  öcrfd^icbenften 
^beln,  ©d^mönfe  unb  @e{d^id^tcn,  nieltlid^e  xoit 
religiöfe  Sieber  oneinmibeneil^t ,  in  überaus  ge> 
iDanbter,  äd^t  poetifd^er  3)ar[tcIIung,  aber  mit 
einer  berben  SKifd^ung  bed  ^eiligen  unb  ®e- 
meinen,  bie  ftarf  an  SI)aucer§  Ganterbury  Tales 
erinnert,  unb  bereu  fedCen  ^umor  man  iebenfaUS 
nid^t  nad^  bem  äßa^ftab  späterer,  uieniger  naioer 
Seiten  bcurtljieücn  barf .  S)ie  eingeftreuten  Iprifc^en 
©tüde  l^aben  ein  fel^r  DoIfSmögiged  ©epröge, 
iDöl^renb  baS  ©ange  fd^on  einige  93e!annt{d^aft  mit 
Iateinifd)en  S)id^tem,  befonberS  ODib,  Derrötl^. 
SBonoirgenb  bibaftifd^  ift  baS  „^eimbud^  oom 
$alafte''  (Bimado  de  palacio)  bed  $ebro  Sopeg 
be  Slpola,  eine  9lrt  ©ittenfpiegcl,  ber  inbe^  eben» 
falls  öon  iQrifd^en  ©tüden  untcrbrod^cn  ift  6in 
onbereS  bibaftifd^ieS  SBerl  „Statl^fd^löge  für  ben 
ftönig  IJJcbro"  (ben  ©raufamen)  »erfaßte  ber 
SRabbi  ®on  ©anto,  genannt  ber  „3ube  öon  Kar» 
rion".  S)er  „lobtentanj"  (Danza  de  la  muerte), 
burd^auS  DolfSmö^ig  gcl^alten,  gilt  als  baS  öltefte 
ßr^eugni^  biefer  Ürt  in  ber  mittelalterlid^en  Site- 
ratur. 

Salb  nad^  ben  Diel  t)er]^eigenbenpoetifd^en9n- 
föngen  begann  aud^  bie  caftilifd^e  Ißrofa  aufju- 
blfl|en.  3^re  ^uptförbercr  fanb  fte  an  ben  Kö- 
nigen t^erbinanb  III.  bem  t)(ili9^  (Ht  1217 
ftönig  t)on  Eaftilien,  üon  1230—1252  öon  ffia- 
fülien  unb  Seon),  an  bcffen  ©olfl'^,  bem  geleierten 
aifonS  X.  (1252—1284),  ber  m\  einigen  SBaljU 
fürften  gum  beutfd^en  ftönig  gemöl^lt  n^urbe,  aber 
nie  nad^  S)eut{deianb  f am,  an  feinem  SBruber  2)on 
Sfabrique,  an  ©and&o  IV.  (1284—1295),  an 
5llfonS  XI.  (1324—1350)  unb  an  bem  3nfanten 
ffion  3uan  SWanuel  (1282—1347).  Unter  Qfer- 
binanb  III.  ttjurbe  baS  alte  SBeftgotenred^t  (Puero 
Juzgo)  in  bie  neueren  SBolfSbialefte ,  n^ie  in^S 
(Eaftilifd^e,  übcrfc^t.  ^IfonS  X.  trat  fclbft  an  bie 
©pi^e  ber  Siteratur  mit  feiner  Crönica,  bie  er 
fpäter  jur  Crönica  general  erweiterte,  feinem 
enc^flopöbifd^en  Septenario,  feinen  Opüsculos 
legales ,  unter  mld)m  fein  in  7  ^^eile  geglie- 
berter  Sobej  beS  caftilifd^cn  SRcd^tS  (Siete  Par- 
tidas)  als  ^auptleiftung  ^erDorragt,  unb  ben  t)on 
il^m  rebigirten  Ucbcrfejungen  öcrjd^icbener  aftro- 
nomifd^er  ^ractate  (Libros  del  Saber  de  Astro- 
nomia).  Sääl^renb  er  fclbft  in  galicifd^er  SKunb» 
art  bie  SJ^abonna  befang  (Cantigas),  lieg  er 
„Calila  unb  ®imna",  bie  arabifd^e  ^Bearbeitung 
beS  ipantfd^atantra,  unb  anbcrc  SGBerfe  in'S  6a- 
ftilif(^e  übcrfe^en,  fein  ©ruber  ®on  gabrique  aber 
baS  ©eitenftüd  ba^u,  bie  ©efd^id^ten  beS  ,,@inbi- 


bab".  ©and^o  IV.  regte  eine  gr5^  ©efd^id^ 
ber  ftreu35Üge  an  (Gran  Gonquista  de  Ultra- 
mar) unb  l^interlie^  feinem  ©ol^ne  gferbinanb  IV. 
ein  moralifd^eS  Sleftament  unter  bem  Xitel  Lob 
castigos  e  documentos.  9llfonS  XL  lie^  ein 
,;3agbbud^",  ein  „^IbelSregijler"  unb  eine  Seim» 
c^ronü  erf d^einen,  eröffnete  bie  Steige  ber  officieOen 
9leid^Sd^ronifen  unb  t)eranla^te  bie  Ueberfe|ung 
beS  fran5öftjd^en  Roman  de  Troie.  Sm  berü^m- 
teften  jiebodp  t)0n  ben  SBerfen  biefer  fürftli^ien 
©d^riftfteKer  marb  ber  Conde  Lacanor,  ber  ori- 
ginelle 9{ot)ellenfrang  beS  Snfanten  ®on  ^vum 
manml  (überf.  üon  gid^cnborff,  IBerlin  1840), 
ber,  obmo^l  f oft  beftönbig  im  f$felbe  unb  ein  ukiV 
rer  ©d^redCen  ber  SRauren,  bod^  nod^  S^^  fonb, 
Derfc^iebene  anbere  ©d^riften  abgufaffen. 

2.  2)aS  fpätere  9)Mttelalter  (14.  unb 
15. 3a^r]^.).  £)en  bebeutenbften  Umfd^nmng  etßtt 
bie  fpanifd^e  Siteratur  tl^ieilS  burd^  Die  norbfnm» 
Söftfd^e  epif,  tl^eilS  burd^  bie  l^öfifd^  S)i(^tmig 
ber  !ßrot)en9alen,  meldte  beibe  f(^on  möl^renb  beS 
13.  unb  14.  Sal^rl^unbertS  einsumirlen  begannen, 
im  15.  bann  giemlid^  allgemein  ben  literarifd^ 
®ef d^madt  bel^errfd|ten.  Sie  prot)en9alifd^e  $oefte, 
bereu  ^auptblüte  in  baS  13.  SaJ^rlfiunbeit  fäOt 
Derpflan^te  ftd^  junöd^ft  nad^  Portugal,  mo  fte  bfe 
eifrigfte  92ad^a^mung  unb  an  ftönig  2)inia  (1279 
bis  1325)  einen  fürftlid^en  ®önner  unb  Siertrder 
fanb  (f.  b.  «rt.  ^ortugiefifd^e  Siterotur).  3n  Co- 
ftilien  marb  bieS)id^tfunft  gunöd^ft  nod^in  golici- 
fd^erüßunbart  gepflegt;  au^er  ftönig  SUfonSX.  unb 
9)laciaS  ^bem  Verliebten"  tl^ten  ft$  barin  tüfonS 
^toareS  be  SiDafanbino  unb  ber  Srjpriefter  Mx 
Soro  (um  1380)  l^ertJor.  Unter  3uan  L  (1879 
bis  1390)  trat  bann  aud^  bie  cafHlifd^e  ©pra^e 
in  ben  S)ienft  ber  fog.  „fröblid^en  SBiffenfd^*, 
b.  1^.  einer  l^öfifd^-conDentionellen  Sid^tung,  nielc^ 
bie  alten  fd^lid^ten  Sleime  mit  ben  gefud^teßen 
{formen  Dertaufd^te  unb  burd^  fpi^finbige  €infölle, 
Allegorie,  SDlptl^ologie  unb  anbermeitige  ftunft- 
gelel^rfamfeit  ben  eintönigen  ©toff  ber  l^öfifd^ 
©alanterie  möglid^ft  reid^  auSjuftoffiren  fud^, 
unb  benn  aud^  gu  einer  gang  erftaunlid^en  Sntdjjt" 
barfeit  gelangte.  3n  ben  Srgeugniffen  berfelbm 
finben  fid^  neben  einer  unabfel^baren  SRaffe  Don 
f^immembem  t^itter  aud^  malere  ^rlen  ber 
$oefte ,  mie  baS  l^errlid^e  ^rauerlieb  beS  3orge 
aWanrigue  (gefi.  1479).  SSon  ben  Dielen  Ißoeten, 
bereu  ^tüdt  ftd^  in  ben  Sieberbüd^em  (Cancio- 
neros),  bcfonberS  bem  Gancionero  general,  bei- 
fammen  finben,  ftnb  auger  ibm  nod^  3uan  be 
ajlcna,  3uQn  SRobriguej  bei  Ißabron,  S)iego  be 
©an  ^ebro,  Scman  ^creg  be  ©ujman  l^crDoi^u- 
l)eben.  ^IS  2:i^6oretifer  ber  gaja  ciencia  trat 
S)on  gnrique  be  Slragon,  SWargueS  be  SSiflena 
(geft.  1434),  auf  unb  nad^  il^m  fein  ©d^üler,  ber 
Ü}^orqucS  be  ©antillana  (geft.  1458),  ber  erfte  ber 
fpanifd^cn  ©onettiften  unb  ttjol^l  ber  gebilbetfte 
©panier  feiner  3cit. 

Sänge  bcbor  bie  l^öpfd^e  ©id^tung  ber  ^ro« 
Den9alen  fid^  ber  caftilifd^en  S^rif  bemäd^tigte. 


ihl 


€|)anifd^e  Stteratur  ttnb  €|)rQd^e. 


658 


acsteonaU  Me  notbfran)5fifd^  SpU  }um  Sl^eil 
te  Mlioiuilra  @toffe  bcr  coftiIi{(^en.  3m  ®e- 
V^  te  Ucsanbet"  unb  ber  ftarifage  bärgette 
f  4  au4  btc  6cni)e  bunte  SBelt  ber  Slrtud-  unb 
6cQl|8M  in  Spanien  ein,  bod^  meniger  in  btd^te- 
cii^  ucbctfe|ungffi  unb  99eorbettungen  otö  in 
roD{ai{4cr  SRonumfonn  (Tristan,  Laii9arote, 
Brado  de  Merim,  Demanda  del  Graal).  £er 
KST«Hiim4|e  ^rofa-Zrifian  flammt  f  (i^on  au8  bem 
Sii^img  beS  14.  Sol^l^bertd.  ßr  rief  erft  eine 
j^miii  im&e^Ifcne  tRad^l^mung  —  ben  Ca- 
ballero Cifar  —  b^or,  bann  ben  berflbmteflen 
oüit  Bttttlalterni^  Stomane^  ben  Amadis, 
Bdic|4cinfii^  luerft  um  1370  Don  bem  $ortu« 
pom  SBoficD  be  Sobeiro  (gefl.  1403)  Derfagt, 
Ufm  Scarbfttung  ober  oerj^ollen  ift,  bann  )tt)i- 
^  1492  unb  1508  Don  ®arcia  Orboneg 
bc  SRonloIiio  neu  bearbeitet  unb  f ))äter  ton  Snbe» 
m  um  b<£  SDopiielte  unb  Sreifa^e  enoeitert.  S)oS 
«fi^Nmi|4<  »itteribeal,  fd^on  burd^  bieböfifd^e 
Sbnuebubtmtg  t^eUmeife  getrübt  unb  Denoeid^ 
bdfi.  maxb  bind^  bie  ma^ofe  ^b^mtaftif,  @enti" 
nmtflfit&t  imb  9benteurerei  biefer  unb  äl^nlid^er 
Ssmau  nodf  mdfc  Derflod^t  unb  entfteUt,  fo  ba^ 
i«  foQiif (^  »^tter  Don  ber  traurigen  ©eftalt'' 
■or  voä^  ein  tur|er  @d^tt  blieb.  2)a^  ft(b  ber 
enm  für  od^te  Slitterfd^ft  bennod^  im  SoIfSgeifte 
kboibig  crbielt,  bafflr  forgte  ber  nod^  bid  gum 
6<blis|  bcS  aJlittelalterS  bauembe  Ramp^  mit  ben 
SRamtn,  bie  nod^  immer  ftd^  emeuemoe  Ißflege 
sab  9)aigefta{tung  ber  alten  SRomongenftoffe,  eine 
ftafiBDQc.  fanmer  reid^er  l^ranioad^fenbe  ©ef^id^t« 
ff^ibung,  an  ber  ft^  bie  bctDorragenbften  SDlän« 
«er  bdbciligtm«  toie  bie  fd^on  genannten  fio))e) 
be  ^t^aia  (Crönica  de  Don  Pedro  I.) ,  $ßere) 
bf  Qhiimait  (Generaoiones  j  Beinblan9a8)  u.  % 
Ebenfo  loirften  b^b^  Steid^loürbentröger,  Sifc^öfe 
snb  Glicber  ber  b^cbften  giimiUen  tl^eile  burd^ 
tigcm  Arbeit,  tbeild  burd^  @5nnerfd^aft  baran 
«dt  ^  bQ|  bie  bebeutenbfien  Slaffifer  beS  Wter« 
ttiUDf,  bie  loteintfiben  SBerfe  $etrarca'd  unb 
Soencrio'fi«  S)ante  u.  f.  m.,  in^S  Spanifd^e  über- 
ic|t  nnniicn^  looburd^  ffoox  Dielfacb  bie  Sprad^e 
on  Xein^  tKrlor,  ober  bie  allgemeine  Silbung 
^  bcbeiitmb  enoc iterte.  SEBenig  erbauli(b/  ober 
toit  0c9|aR  (Sinfbil  auf  bie  toeitere  Snttoidflung 
bei  Sttcttttur  ttKtren  bie  Satire  De  los  yicios  de 
laa  tuJms  m^jeres  beS  (Erjpriefterd  9Uf onS  SRar« 
tinc}  non  Xolotiero  unb  ber  in  lebenbigfier,  fa{t 
brnmctifi^  2)iaIogform  abgefaßte  SXomon  Cele- 
itim  bef  gemonbo  be  Stojafi,  ber  jttHir  fid^tUc^ 
ben  Soped  Derfolgi,  uom  Softer  ob^ufd^redten,  ober 
ii  \D  brräer,  nalijlifd^er  S)arfteEung  beS  ge- 
ceinftai  £aflfrlebend^  ba|  {euer  Smtd  fo  giemlid^ 
in  Bnigc  grfMI  totrb:  freilid^,  «ber  @til  ift 
fi^ab  imb  trin«  mond^mol  glönjenb  unb  immer 
fipfl  opo  ben  touterra^  reid^en  OueQen  bed  alten 
mb  dd^en  (EaftÜif 4|cn,  ein  @til,  loie  er  unftreitig 
ta  jponifc^cr  $tofa  bis  bol^in  nod^  nid^t  er- 
oiibt  vuStn  tDor  unb  oud^  fpftter  nid^t  häufig'' 
(lidnot  I«  217).    3n  9e)ug  auf  Derfangli^e 


Sittenfd^Uberungen  tonnten  bie  Spanitt  Dor«  unb 
nod^iber  Diel  Dertrogen,  toenn  nur  ber  ftttlid^e 
StonbDunft  im  Mgemeinen  geioal^rt  blieb,  utü) 
fo  moro  bie  Celeetina  ju  einem  ber  Derbreitetften 
Sudler. 

8.  ©ieSIütcaeit  (16.unbl7.3a]^rW.  3nt 
(Sangen  mar  ber  @tanb  ber  fiiteratur  e^er  etmaS 
gefunten^  menn  oud^  nid^t  gerobe  in  SSerfaQ,  olS 
@))anien  an  ber  SBenbe  bed  15.  3a](|rbimbertS 
unb  om  9lnfang  be§  folgenben  burd^  bie  SSer- 
treibung  ber  legten  SRouren  oud  ©ranabo,  bie 
Sntbedhing  Slmerila'S,  bie  Sroberung  JReopelS 
unb  bie  SBal^l  RaxÜ  V.  }um  Äaifer  an  bie  @pi|e 
ber  SBeItgefd(|id^te  trat  —  aß  boS  ouSgebebntefte 
Steid^,  bog  feit  Sol^rl^nberten  beftonben.  2)iefem 
))oIitifd^en  ^uffd^munge  folgte  bie  SBIütejeit  ber 
fiiteratur  )mar  nic^t  gleid^  auf  bem  0ufie,  fte  ent- 
faltete fid^  Dielmebr  in  langfamer,  ober  um  fo 
gfinftigerer  unb  reid^erer  äBeife  unb  gelangte  erft 
)u  ibrem  ^iBl^epunlte,  old  bie  |>oIiti{d^e  STlad^t  ben 
irrigen  fd(|on  löngft  äberfd^ritten  botte.  S)en  be- 
beutenbfien &in{lu|  l^otte  gunöd^ft  ber  lebboftere 
Serfebr  mit  Italien,  Deronlo^t  unb  gefteigert  burd^ 
bie  &oberung  ÜteapelS.  gm  Slnfd^tu^  an  iße« 
trorco  begrünbeten  ^xion  SoScon  (1490—1540) 
unb  ©orcilofo  bo  Sega  (1503—1536)  eine 
feinere  jhtnftpoefte,  mel^e  bie  bidl^erigen  notio« 
nolen  gformen  mit  ben  gefud^teren  unb  fünft« 
lid^eren  ber  Staliener  (Sonett,  Songone,  Stangen 
u.  f.  tt».)  Dertaufd^te.  2)er  Dielfeittg  gebilbete 
Staatsmann  SDiego  ^urtabo  be  Snenbogo  (1508 
bis  1575)  fd^Io^  ftd(|  biefer  9tid(|tung  an,  ebenfo 
^emonbo  be  Scufio,  ©utierre  be  Setino,  3uan 
be  9lrguiio,  Sriftobot  be  SHefo  unb  fJftanciSco 
be  gigueroo,  möl^renb  Sriftobal  be  SaftiUeio, 
3(ntonio  be  SSiUegaS,  airgote  be  SRoIina  u.  91. 

Eortfubren,  bie  alten  furgen  Stro))ben  (coplas) 
ler  alten  SoUSbid^tung  }u  ))f[egen.  S)er  tbeo« 
retifd^e  ffam))f,  ber  fid^  boruber  gmifd^en  ben  ^e« 
trorfionem  unb  ben  „SopIeroS"  entf))ann,  fiel  im 
(Sangen  mel^r  gu  (Sunften  ber  erfteren  ouS;  bod^ 
mürbe  bie  öltere  gform  feineSmegS  Derbröngt,  bie 
neueren  pa^itn  ft^  fel^r  ungegmungen  bem  f^oni» 
fd^  Sbiom  an,  unb  bie  größten  I^rifd^en  Xolente, 
mie  Sopt  be  SBega  (1562—1635)  unb  ^emonbo 
be  ^enera  (geft  1597),  geigten  i^re  ©emonbtl^eit 
nodQ  beiben  SRid^tungen  l^in.  —  S)er  möd^tige 
Sluf  fd^mung,  meldten  boS  religiöfe  Seben  S))anien8 
in  biefer  |ür  boS  übrige  Suropa  fo  Iritifdben  unb 
Derl^öngm^DoHen  3^  nal^m,  rief  Dor  9uem  eine 
religiöfe  S^rif  Don  munberborem  SReid^tbum  in^S 
2)afrin.  S)ie  großen  ^eiligen  Jener  Seit  felbft 
(Dgl.  b.  betr.  9lrtt.)  fteben  l^ier  im  Sunbe  mit  ber 
$oefie,  inbem  fie,  mie  ägnotiuS  Don  SoQoIo  unb 
grong  XoDier,  boS  l^eilige  f^feuer  religiöfer  93egei« 
fterung  in  toufenb  ^ergen  neu  entgünbeten.  S)er 
|L  äobonn  Dom  jhtuge,  ber  SDlort^rer  feiner  SRe« 
formbeftrebungen  auf  bem  ®ebiete  beS  OrbenS* 
lebenS,  brad(|te  feine  Siebe  gum  ihreuge  unb  gum 
(Seheugigten  in  ber  ^aropl^rofe  beS  ^ol^en  SiebeS 
unb  beS  Sol^onneSeDongeliumS  gum  er^benften 


669 


@))anlfd^e  Siteratur  unb  Sfirad^e. 


560 


lioetifd^en  Sluebrutfe.  S)ie  1^1.  Xerejia  Don  3efu8 
(1515—1582),  jd^on  al8  iprojajd^riftftellcnu 
eine  Sterbe  bec  fpanifd^en  Siterotitr,  oerliel^  ber- 
felben  oud^  burt^  i^re  j4tt)ungt)oII(n  geiftlid^en 
^innelieber  bie  fd^önfte  übematürltd()e  äBei^e. 
3n  bemfelben  (Seifte  bic^tete  ber  ^iiguftiner  Suis 
be  Seon  (1528—1591),  Sekret  bcr  ©Oßmatif 
imb  ber  l^eüigen  Schrift  an  ber  ^oc^üi^ule  Don 
Salamanca.  SBöl^renb  feine  Oben  mit  oen  fci^ön« 
ften  beS  ^orag  nietteifem,  eneid^en  bie  Songonen 
beS  ^nera  (eined  $riefterS  }u  ©eoiDa)  nic^t 
feiten  beu  @d^tDung  eines  $inbar  unb  bie  t^orm- 
geioonbt^eit  ber  beften  itolienifd^en  Sonjonen« 
bid^ter.  —  SBie  ber  italienifd^e  ginflu^  auf  bem 
®ebiete  ber  &Qri{  nur  bogu  beitrug,  eine  größere 
9RannigfaItigfeit  unb  ^brunbung  ber  poetif^en 
Spönnen  l^erbcigufUl^ren,  fo  i)ai  er  oud^  auf  bem 
@ebiete  ber  Spif  ben  lebl^fteften  SBetteifer  ber 
beiben  S5(!er  unb  eine  großartige  grud^tbarfeit 
ei^eugt.  ®em  großen  rcligiöfen  Sw  ^  3«it 
entfprid^t  baS  umfongreid^e  6po§  bed  gr^^nciSco 
^ntonbeg  SBIaSco:  La  universal  redencion 
(1584),  bie  Ghristiada  beS  ))eruanifd^en  ^bte§ 
2)iego  be  ^ojeba  (1611),  bie  Yida  de  San  Fran- 
cisco beS  ©abrief  be  ^lata  (1587),  ba§  %ene- 
bictuS-epoS  bed  ^RicolaS  93roDo  (1604),  ber 
„SubaS  Wad^aböuS''  beS  lIRiguel  be  ©ilueira  unb 
bie  „fheugerfinbung"  beS  fiopeg  be  3ärate.  9)Mt 
bem  religtöfen  3uge  Derbonb  fid^  ber  nationale 
in  bem  Sagrario  de  Toledo  bcS  3ofö  be  Sialbi- 
Dielfo  (1618)  unb  bem  fiegenbengebid)te  Mon- 
serrate  beS  Sriftobal  be  SirueS  (1586).  S)ie 
neue  SBelt  fanb  il^re  epifd^en  @änger  an  Sllonfo 
be  ercitta  t)  3ufiiga  (1583  —  1695)  in  bem 
großen,  oielfa^  fel^r  eigenartigen  ^elbengebid^t 
La  Araucana,  an  ©abriel  Saffo  be  la  93ega 
(La  Mexicana)  unb  Slntonio  be  ©aaüebra  (El 
peregrino  Indiano).  2)en  ffaifcr  ffarl  V.  feierten 
(S^eronimo  @empcre  (La  Garolea),  Suis  3<ipciitt 
(Garlos  famoso)  unb  ®eronimo  be  Unea  (Gar- 
los victorioso);  3uan  be  Sluftria,  ben  ©iegcr 
Don  Sepanto,  befangen  3uan  9iufo  in  feiner 
Austriada  unb  ©eronimo  be  Sortereal  in  feiner 
Victoria  felicisima,  ben  Sib  S)iego  Ximeneg 
be  ^^Iptton  (Los  famosos  y  eroycos  hechos 
del  Gid).  ^aran  rei^t  ftd^  no^  eine  ganje 
Sc^aar  anbercr  (Spen,  totl^t  tbeilS  religiöfe, 
tl^ilS  antife,  tl^eils  nationaI»fpanifd^e  Stoffe  be- 
l^anbeln.  2)aS  !omifd)e  gpoS  ift  burd^  bie  „gfelci" 
(La  Asniada)  beS  (£oSme  be  Sllbana,  ben  „i^Iie- 
genfricg"  (Mosquea)  beS  Siüaöiciofa  unb  ben 
^ffa^cnfrieg"  (Gatomnquia)  beS  Sope  be  9?ego 
Irefflid^  Dertreten.  S)er  le^tcre  ^interlie^  auc^ 
brci  emfte  6pen,  bie  Dragontea,  La  Jeru- 
salen  conquistada  unb  La  hermosura  de 
Angelica,  ©eitenftüdfe  ju  ben  Crpen  bcS  %a]\o 
unb  9lrioft.  3«r  SJebeutung  cincS  etgentlidien 
9iationaIgcbid^teS ,  tuic  eS  ^vix  felbcn  3fit  bcr 
^JJortugieje  CamoenS  für  fein  i\olt  ju  Staube 
bract)tc  (f.  b.  ^^Irt.  ^ortugiefifdje  Siteratur  X, 
223  f.)/  ift  feines  bcr  Dielen  fpanifdjcn  6pen  ge- 


langt. S)en  anfel^nlid^flen  Sßertl^  bel^auptet  bie 
Araucana  beS  SrciUa;  alS  bie  n)ertl^DoUf!en  ba« 
neben  be§ei(^net  SerDantcS  bie  Austriada  bef 
SRufo  unb  ben  Monserrate  be8  SirueS.  S)ic 
mciften  S)id^ter  ttmren  ii^rer  Aufgabe  nid^  ge« 
»ac^fen ;  unter  ber  93ic%it  ber  Stoffe  jerfplitterte 
ftd^  bie  9uf merffamfeit  ber  Sefemelt ;  ber  SoOS- 
geifl  fefbft  Dermod^te  fid^  nic^t  in  einer  SlleS  be« 
^enfd^cnben  Sin^cit  gufammenjufinben,  unb  bie 
genialften  S)i(^tcr,  bie  mit  Xaffo  unb  ^rioft  ttiirl" 
lid^  ben  SBettfampf  litten  oufnel^en  (önnen, 
»anbten  ftd^  in  unrul^igem  Stoffen  jugteid^  aOai 
^rten  ber  ^ocfie,  befonberS  aber  bem  S)rama  jn. 
^uf  le^terem  ©ebiete  marb  benn  aud^  Spanien 
reicher  d^a^  gu  t^eil.  Sie  bramatifd^e  3Hc^tfunfl 
erblühte  ju  einer  gfülle  unb  SBoUenbung,  ba|  fein 
anbereS  Sanb  eine  gleid^e  erreicht  f^at  Sie  91n* 
fange  beS  ^l^aterS  entttidfelten  fu^  in  Spanien, 
roxt  anberSioo,  im  ^nfd^Iu^  an  bie  mittelalter* 
Ud^en  9)iQfterienfpieIe,  gegen  beren  ^rofanotion 
fd|on  im  13.  Sabrl^unbert  Don  fird^Iid^r  toie  ftaat«. 
tid^er  Seite  9}b^regeln  ergriffen  loerben  mu^ 
(Dgl.  b.  ^rt.  Sl^eater).  %I3  ber  erfte  eigentli^e 
Sramatifer  ift  aber  erft  ber  ©eiftUd^e  3uon  bd 
Snsina  (1468—1534)  )u  betrad^ten,  ber  jett^ 
»eilig  als  9Rufifer  bie  ßapelle  Seo'S  X.  in  Stom 
leitete,  fpöter  na^  Spanien  jurüctfebrte  unb  elf 
bramati{d^e  Sarftedungcn,  tl^eilS  meltlid^e,  t^id 
geiftlid^e  (Representaciones),  ]^interlie|,  ttxld^e 
ftd^  in  bcr  ff orm  nod^  an  SirgilS  Sdogen  an- 
fd)Iic^en.  SBciter  fortgebilbet  mürbe  bie  bra« 
matifc^e  gform  bann  burc^  ben  ^ortugiefen  ©U 
mcmit  (smifd^cn  1502  unb  1536  in  SBlüte),  ber 
42  Stiide  ber  Dcrfd^iebenften  Sri  fc^rieb  (10  in 
caftilifc^er,  17  in  portugieftfd^er  Sprad^,  bie  an* 
bereu  Donoiegenb  caftilifd^),  unb  ben  ©eifllid^ 
^artolome  SorreS  9la]^arro,  beffen  8  GomediAs 
nebft  anberen  Sid^tungen  1517  in  9teapel  er- 
fd)ienen.  6ine  DoIfStbümlid^e  ©efialtung  gemann 
bie  löü^ne  burd^  ben  ©olbarbeiter  Sope  be  9tu^, 
ber  5n)ifd^en  1544  unb  1567  fein  bisherige« 
ffunftgetoerbe  mit  ber  ^^ötigfeit  eines  Sd^u« 
fpielbid^terS  unb  Sd^aufpielbirectorS  Dertaufc^te, 
unb  burd^  beffen  greunb  3uan  be  ^imoneba,  §u« 
Dor  SBud^bönbler  in  SL^alcncia  (geft.  um  1597). 
SBie  biefe  9)eiben  blieben  aud^  ^lonfo  be  la  SBega 
unb  ^Intonio  SiSneroS  lange  populör.  3uan 
bc  la  @lueDa  bearbeitete  (um  1579)  fonio^I  alt« 
fpanifd)c  Sagcnftoffe  als  antife  unb  romantif^e 
®cfdjid)ten ;  ber  Xl^eologieprofeffor  ©eronimo 
©ermubaS  ju  ©alamanca  bramatifirte  (1577)  in 
jmei  Sd)au)pielcn  bie  trogifc^e  ©efc^id^te  ber  3ne) 
be  6aftro.  SPiUaloboS,  ÖliDa,  SoScan,  be  abril 
u.  *^l.  über|cj^tcu  Derfdjiebcne  antife  S)ramen. 
S)cr  St)ri!er  l'upcrcio  bc  ^Jlrgenfola  fd&ricb  brei 
romantifd}c  2:ragöbicn  (um  1585),  Griflobal 
bc  lUrucS  fünf  jiemlid^  gcfd^madlofe  ffiramen 
(um  1570—1581).  ffaum  beffcr  finb  bie  gteei 
cr^nltcnen  ©tücfc  bcS  Momcro  bc  ßcpcba.  ©rofeen 
(5ifer  für  bie  Sü^nc  entfottetc  ÜJMguel  be  San- 
Dcbra  (ScroanteS  (geb.  1547),  ber  im  ©efolge  bcS 


Kl 


6))anifd^e  Sitetatut  unb  SptaätL 


S6t 


friBola  HifMtiiiMi  1570  nod^  Kom  bm^  in  bec 
adJBttVI^u  €c(f<^tQd^t  boti  Sepanto  1571  fd^toet 

,  \p6ta  fünf  3o^  ott  (Sc^genet 

l^o^lutc,  tiQ^  febiet  SBeftehing  Hon 

aai  tto^  no^  bcn  a|ori{<l^n  Snfeln  Dev 

iliips  Mob  unb  ecft  tum  1584  bifi  )u  feinem 

tid«  1616  m  €c»t&a  unb  SBaOoboItb  unb  enb« 

ft4  «  niiteib  Ott  e^mtellei  tl^g  mar.  Son 

pm  nc^  a§  20  Ctfiden  jinb  nur  8  erl^oUen; 

|i  IbUri  ftamilü^  toenig  (Städ,  obglet^  fie  gegen 

ta  M^aiBBi  ftNinifd^  Sü^nenpde  einen  an- 

H&li4m  SMf^ritt  bcbeuteten.  Sein  (ErftHngS- 

verf»  hs  64öfexxDnum  «.^kdotea",  gelangte 

sdt  cnoBid  |iim  Uf^Iu^.  93on  burd^fd^Iogenb« 

|iK  Cif»Iige  tPOT  bogrgen  fein  fatirifd^er  SRoman 

.£«  Oitiiote' ,  beffen  erfier  £]^il  1605  }u 

AiMb  crf^cn  unb  bcr  auf  einmol  ben  bisher 

Sldnben  nerfd^Iungenen  Slitterromanen 

moitte;  il  ift  ber  lebendttol^rfte,  in 

unb  6ttt  ooficnbetfie  Soman,  ben  @|ki- 

bü  bolfixi  bcfol,  unb  bet  in  feiner  bunten, 

IRtff^at  %ak  ttrie  fOnfacrif^en  Sniage,  in  fei- 

tkfitn   Qoefte   unb  feinem  unerf^ö)>fli4ni 

t  aa^  fpäkt  ton  feinem  onbern  übertreffen 

foUr.  Vuf  gleid^  ^5|e  fielen  (SerDanted' 

^nuftecnoocOat"^  bie  er  1618,  unb  ber  jtoeite 

VfKÜ  befl  S>(m  Ouiiolf,  ben  er  1615  erfi^einen 

Uli.  9m  cknfo  fmer  (BUttte  ber  gform  Toar 

^  i^to  Stamm  »fßerftied  unb  SigiSmunba'', 

»I4cr  exft  9in  9o^  nod^  feinem  Xobe  (1617) 

mi^mttUft  tmirbc;  ober  ber  ))l^antaßifd^e  Stoff 

BB  bcr  ffifcfRi^ftii  ga  fe|r  entrüdt,  ab  ba|  ber 

dttif  e^oä  biefclbe  Soltttl^ämlid^reit  l^atte  ge- 

nmni  Dmicn  »k  ber  gon^  ouS  bem  fpanifd^en 

fBtßSUbm  l^ccauSgetoad^fene  S)0n  Ouiiote.  SMe 

nt^tig^  Satin  trifft  übrigens  nur  bie  Ktd^erliii^ 

laMi^  bcfl  fi>ötem  Stitiertl^mS ,  nid^t  ben 

nüaßdim  <Beip  bcr  fpanif c|en  Station,  ben  Sier» 

bobM  felBfl  in  feinem  Seb^  bcmol^rte,  unb  bem 

IT  fflui  im  Xobe  iti<^t  untreu  toorb.  S)er  geniale, 

USuiftuittbiflc  ^morifi  ftarb  im  SronciSconer" 

^iM  bei  teilten  CrbenS.  —  S>er  fiegreid^e  (£on- 

anmC  bcr  <Ecti>onlefi  nad^  beffen  eigenem  &tß 

flUmil  aus  bem  S^Ibe  ber  Sramotil  oerbrdngte, 

»c  So)ie  Selis  bc  Sega  Sar))io,  t)ielleid^  ber 

^afftborfte,  fcbnifolld  einer  ber  genialflen  Sid^ter 

euer  3/aim  (geb.  25.  SRooember  1562  §u  aotabrib 

w^  ^  ebcnbafclbft  25,  9ugufi  1635).  Seine 

|inm^  Bdncgte  Sngnib  mar  nidtft  frei  t)on  Siebed« 

lanbcbi,  S>ndObu  unb  onberen  abenteuern.  Sei 

ditt  ungebunbcam  SBelUid^it  blieb  er  inbe^ 

feraet  SMigion  unb  ftir^e  treu  ergebm.    S)er 

Cob  feiner  ®0ltbi  unb  onbere  ^fungen  brad^en 

ib in  emfletfr  Sinh^  in  fld^  felbft;  er  monbte 

iA  bm  (Bcbde  unb  ben  SBerfen  ber  Sarmj^erdg* 

bit  fo,  emirfiiig  1609  }u  Zolebo  bie  ^riefter^ 

ipe%  unb  ttpor  bk  äbrigm  25  3al^re  femed 

Ufttti  ffaie  toäict  Sterbe  beS  CfeniS  t>on  SRabrib. 

SoU  mlxog  er  fi4  ^^  ^^^  ^  $oepe  äber- 

bmtif  0019  ffteddl  bcr  S)vamatil,  fc|te  uielmebr 

tf  ^rie^erfi^cr  S>ii^tcr  bvrd^  reinere  äbeatitöt 


unb  l^öl^  Solenbung  feinen  biSl^erigen  SQSerfen 
bie  Irrone  auf.  Sie  3al^I  ber  oon  ibm  Derfa^ten 
@d^auf))iele  mirb  Don  il^m  felbft  (1624)  bid  auf 
1070,  t)on  feinem  gfreunbe  URontaloan  (1635) 
bis  auf  1500  angegäen;  baran  reiben  ftd^  eine 
Unmoffe  Iqrlfd^er,  e))ifd^er,  fatirifd^  unb  an» 
berer  ^robuctionen.  Sld  (Ei)iter  l^at  er  }U)ar 
£affo,  Srioft  unb  (SamoenS  nid^t  erreid^t,  aber 
menigftend  burd^  Sd^önl^eit  unb  @etDcmbti^it  ber 
gform  feine  meiften  SanbSIeute  überflügelt.  @inb 
aud^  feine  Dragontea,  fein  «.Sroberted  3eru« 
falem''  unb  feine  „&ä^bvS^xt  ber  ^elica"  menig 
mel^  gelefen,  fo  ift  bagegen  fein  lomifd^eS  Spo9 
„%tt  italenfrieg"  bis  beute  beliebt  geblieben.  9tt 
S^fer  metteif erte  er  glüdKid^  mit  feinen  bebeutenb» 
ften  Seitgenoffen,  ein  SReifter  in  aQen  9rten,  gfot- 
men,  einbeimifd^en  mie  fremben  3koeigen  I^rifcber 
$oefte.  S)en  grd^,  ja  einen  faft  unglaublid^ 
SReid^tbum  ber  ßrfinbung,  rafd^er  @efta(tung  unb 
unmittelbarer  gformfd^önl^eit  entmidtelte  er  aber 
im  Srama,  in  beffen  Sereid^  er  a&e  nur  erben!« 
lid^en,  meltlid^e  mie  geiftlid^e,  nationale  mie  frembe, 
altdafftfd^e  mie  mobeme,  DoÜdmö^ige  mie  bod^« 
tl^Iogifd^e  @tof[e  }og^  immer  mit  berfelben 
fpielenben  Seid^ttgteit  unb  munberboren  Se» 
^errfd^ung  beS  ^nbaltS  mie  ber  t$orm.  S)ie  ge* 
lehrte  SlenaiffancebUbung  feiner  3^  fpiegelt  fid| 
fomobi  in  feinen  mqtl^ologifd^n  Sfeftfpielen  alU 
in  ben  antife  Stoffe  be^nbelnben  l^eroifd^en 
S)ramen ;  bafi  bunte  ^of«  unb  SBoIfSleben  ber  3eit 
fyii  ben  lebenbigften  ^uSbrudt  in  feinen  SDtontel« 
unb  SegenftüdCen  (Gomedias  de  capa  j  eapada) 

Sefunben,  ber  gefd^id^d^e  9tationoIgeift  feineS 
JoQeS  in  ben  beroifd^en  unb  romantifd^en  2)ramen 
(Gomedias  heroicas),  bie  ber  f))anifd^n  ®e« 
fd^id^te  unb  Sage  entnommen  finb,  bie  Uniuer« 
falitöt  ber  bamaligen  IBUbung  in  jal^Ireid^ 
StüdCen,  meldte  in  ben  t)erfd^iebenften  3eitaltem, 
Sönbem  unb  SBelttl^en  \pxtUn.  S)en  b^ft^n 
$Iug  aber  nimmt  So))e^d  $oefte  in  ben  religibfen 
SDramen  (Gomedias  divinas),  in  ben  Segenben« 
bromen  (Gomedias  de  santos)  unb  in  ben  aEe« 
gorifd^en  Sbitod  ober  SrobnIeid^nam8f)}ieIen,  in 
meldten  mir,  fo  meit  mbglid^,  nid^t  blo^  Xl^eologie 
unb  $(iIofopl^ie,  ftird^gefd^id^te  uib  Segenbe, 
fonbem  ©efd^id^te  unb  Sage,  Statur  unb  irunft, 
baS  eigene  Solfötl^m  unb  bie  attclaffifd^e  Sil« 
bung  )ur  gro|artigften  ^ulbigung  an  boS  (ö^fte 
9Dl9fterium  bä  d^nftlid^en  &tltuö  l^erangegogen 
^nben.  3)urd^  ibre  SRannigfaltigteit  ubenagt 
biefe  Saline  bei  meitem  bie  ber  (Sried^en  unb  ber 
Sfron^ofen,  bm»b  il^re  religiöfe  Sbealität  aud^  bie 
ber  übrigen  Sblter,  mdl^renb  fie  nad^  ber  bIo| 
meltlid^en  Seite  bin  un)meifel|aft  Don  ber  SbcdCe« 
f))eare'S  übertroffen  mirb.  —  9lad^bem  So^ 
bem  ffHinifd^en  2)rama  nad^  allen  Seiten  l^in  bie 
$fabe  geebnet,  traten  ganje  Sd^aaren  Don  S)i(^" 
tem  auf,  um  mit  me^r  ober  meniger  ®Iüd  mett« 
eifemb  für  bie  Sül^e  }u  fd^reiben:  S)amian  be 
SegaS,  ^ranäSco  be  Xarraga,  (Üc&pax  be  9g;ui- 
lar,  (BuiÜen  be  (Eaftro  (burd^  »mei  Stüd!e  über 


568 


©panifd^e  Siteratur  unb  6))ra4e. 


564 


bell  eib  ber  Sorlöufcr  beS  Someille),  Suis  Sele) 
be  &mt>axa,  Antonio  be  SRenbo^a,  3uan  Shti^ 
be  aiarcon  u.  %  68  ift  unmöglid^,  fte  alle  auf« 
}U)öl^Ien.  ®erabe  bie  l^etDonQQenbfien  xoaitn 
(Seiftlid^e:  fo  ^uan  $ere}  be  aRontotoan  (1602 
bis  1688),  ©Qbriel  Xelle},  oß  @d^ftftener  2:irfo 
be  aWoIina  flenonnt  (feit  1613  önftlic^,  geft.  1648), 
SWira  be  ÜJlcöcuo  (1602—1635  in  S^äügfeit), 
Sofö  be  aSoIbiöielfo  (§».  1607—1633  ©oml^en 
t)on  Xolebo).    9Ule  biefe  2)ramatiler  unb  fiope 

ielbfl  foQten,  toenn  aud^  nid^t  in  t$üQe  ber  Srfin- 
mng,  fo  bod^  in  SJottenbung  ber  fünftlerijd^en 
gorm  nod^  burd^  einen  großem  2)id^ter  übertroffen 
to)erben.  ^d  ift  S)on  $ebro  Salberon  be  la  föaxca, 
ber,  1600  au  SKabrib  geboren,  fd^on  um  1620 
dS  2)i(^ter  auftrat,  bann  einige  3^t  alS  Solbat 
in  ^talim  unb  in  ben  Slieberlanben  biente,  1636 
bie  fieitung  beS  föniglid^en  Xl^eaterS  Buen  retiro 
fibemal^m,  1650  ^^^riefter  loarb  unb  als  fold^er 
bis  5U  feinem  Sobe  (1681)  fortful^r,  bie  fpanifd^e 
SSul^ne  mit  ben  fd^önften  Seiftungen  ^u  bereid^em. 
SRit  6))if  l^at  fic^  ßalberon  faft  gar  nid^t,  mit 
fi^rit  nur  toenig  befaßt;  er  l^t  aud^  bei  ttieitem 
nidl^t  fo  Diele  £)ramen  gefd^rieben,  alS  So))e 
be  93ega;  bod^  umfpannt  feine  Saline  (111  6o« 
mebiaS  unb  73  SutoS)  biefelbe  loefentlid^e 
SRannigfaltigfeit  xoit  biejenige  Sope'S.  SEBäl^renb 
ober  £ope  feine  @tüdfe  mit  genialer  fieid^tigfeit 
](|intt)arf  unb  nad(|  bem  erften  füt^nen  ®u^  feiner 
weitem  geile  melf^r  untenoarf,  war  Salberon 
loenig  um  bie  9leu]^eit  beS  @toffcS  ober  ber  6r* 
finbung  bef orgt,  entwarf  bagegen  feine  @tüdte  mit 
woblbered^nenbem  ffünftlerüerftanb  unb  fud^te  fte 
burd^  bie  UebeüoUfte  ftünftlerforgfalt  anä)  ^ur 
l^öd^ften  formellen  ^oHenbung  ^u  bringen.  @ein 
frieblid^eS,  ungetrübtes  Seben  wie  feine  ftiH- 
fd^ffenbe  jfänftlerinbit)ibuantät  mag  SRand^en 
weniger  imponiren  als  Sope'S  abenteuerliches 
93orIeben  unb  feine  bli^artige  ©enialitöt;  bie 
eigentlid^e  S3lüte  ber  fpanifd^en  2)ramati!  bilben 
inbe^  un^weifell^aft  ^(beronS  äBerfe,  in  benen 
@turm  unb  S)rang  ftd^  jur  ooUen  @(^ön]^eit  ge- 
nört  l^aben,  in  benen  bie  bunte  SebenSfüUe  beS 
))oetifd^en  9tationaIgeifteS  il^ren  DoUenbetften  l^r- 
monif^en  ^luSbrudt  gefunben  f)at  3n  ber  eigcnt« 
lid^en  iBül^nented^nif  fielet  Salberon  nid^t  l^intcr 
Sl^alefpeare  aurüdt;  in  ber  ©efammtl^eit  feiner 
SutoS  unb  religiöfen  S)ramen  fpiegelt  fid^  ein 
t^eotogifd^eS  SBiffen,  baS  man  getroft  mit  bem 
®onte'S  öergleid^en  fann.  SBol^I  tief,  aber  nie 
bunfel,  fonbem  fonnenl^ell,  gotteSfreubig  unb  be- 
geifterungSoott,  böte  er  bem  ^rcbiger  unb  ifate» 
$eten  eigentlich  ungleid^  mel^r  als  S)ante,  unb 
öerbiente  mel^r  gelefen  unb  ftubirt  ju  werben,  als 
eS  gcfd^iel^t.  —  SBie  2ope,  fo  fanb  aud^  ßalbcron 
jablreid^e  5Wad^folger  unb  SBcttbcWerbcr ,  unter 
benen  ^Igoftin  5Dloreto  (gcft.  1669),  gron« 
ciSco  be  DloioS  (ber  1641  Mittcr  öon  ©an 
3ago  würbe),  3lIöaro  Eubillo  (um  1654)  unb 
3uan  ©.  Stamante  (um  1674)  l^erbonagen. 
9lur  in  wenigen  öereinjelten  ©türfcn  würbe  tn- 


be^  oraidl^emb  bie  ^51^  beS  gro^  SReißeil 
erreid^t. 

3)er  mäd^tige  Sinflu^,  ben  ber  f ))anif d^e  ißriefier* 
flanb  unb  burd^  ibn  bie  Steligion  auf  bie  $oefie 
ausübte,  mad^te  ^d^  aud^  auf  bem  Gebiete  ber 
ißrofa  geltenb,  teineSwegS  gum  9lad^t^eil  bcc 
Siteratur.  ßenlid^e  SRufter  einfädlet  $rofa,  Uß 
fonberSbesSriefftilS,  ban!t@)xmienber  ]^l2:eie{fa^ 
ebenfo  t)or}üglid9e  SRufter  rbetorifd^er  $rofa  b« 
SrbauungSfd^ften  beS  $once  be  Seon,  beS  Sub« 
wig  t)on  ©ranaba,  ber  äefuiten  Sufebio  Stierem» 
berg,  Subwig  be  ^onte,  ^IfonS  Xobrigueg  (f.  k 
^rtt.) ;  ber  bebeutenbfte  claffifd^  (Sefd^id^tf^reibcc 
ber  Seit  war  ber  Sefuit  3uan  be  SRoriana  (f.  bi 
9lrt.),  ber  fpäter  wegen  einer  einjigen  Stelle  etnd 
untergeorbneten  SßerfeS  ungöbligemol  tion  ber 
fird^enfeinblid^en  treffe  gan)  Suropa'S  mi|]^ 
belt  unb  burd^  benffotl^  gepgen  würbe,  ol^  idte 
Stüdfftd^t  auf  fein  großartiges  SebenSwerf  «Sic 
©efd^id^te  ©{KmienS".  9lud^  bie  religiöfen  imb 
^iftorifd^en  SBerfe  beS  P.  Ißebro  be  Stibabeneim 
ftnb  in  claffifd^em  Saftilianifd^  gefd^riebetu  2)em 
Salent  weltlicher  ©d^riftfteSer  blieb  babri  ber 
freiefte  Spielraum  offen,  wie  eine  lange  9lei^ 
Don  3lamm  begeugt,  bie  in  ben  Derfd()iebenfiea 
Srten  ber  ^rofabarftellung  93erü^mt]^  erlangten. 
—  S)a|  bie  fc^rif tfteQerifc^e  SnbioibualUöt  nid^ 
im  ©eringften  burd^  ben  ßinflu^  ber  Snquifitioii 
gefnidtt  ober  gebrod^en  würbe,  baDon  legt  eine 
äJlenge  ber  wunberlid^ften  unb  abenteuerlid^ßm 

Sd^riftfteDerbiogropbi^  3^gni^  ah.  @tatt  Sidct 
fei  bier  nur  granciSco  ®ome)  be  Ouet)d>o  (1580 
bis  1645)  erwöbnt,  ein  wahrer  ^oteuS  literori« 
d^er  Serfatilitöt  in  $oefie  unb  $rofa,  ber  neben 
rommen  SrbauungSbüd^em  bie  fd^neibigften  €o> 
iren  fd^rieb,  neben  einer  Siograpbi^  beS  I^LZ^ 
maS  Don  SSUlanoDa  aud^  einen  ber  berälj^mteßm 
Sd^elmenromane  Derfa^te:  «2)ie  SebenSgefd[|ii^ 
beS  großen  ßrgfd^elmS  $aul  Don  SegoDia",  dn 
9{ad^5Ügler  beS  ^fiasarillo  be  XormeS",  ben  ber 
Staatsmann  S)iego  ^urtabo  be  9Renboga  (um 
1553)  b^auSqegeben.  Ob  eS  bem  fpanifd^ 
93olfSgeift  gerabe  gum  Sortbeil  gereid^te,  ba|  ber 
Spa^  an  fomifd^en  Spi^buben-  unb  ®auner» 
ftreid^en  (gusto  picaresco)  fo  aÜgemeiit  unb  \o 
lange  alle  iheife  be^errfd^te,  barüber  mag  man 
biSputiren;  aber  ^ngefi^tS  ber  bunten  ftomS 
unb  bcS  unerfd^öpflic^en  ^umorS,  ber  ftd^  in  ber 
fpanijd^cn  SJolfSUteratur  äußert,  bie  Snquifition 
ber  allgemeinen  SScrbummung  unb  ©eifteSunter* 
brüdfung  anguflagen,  ift  ein  gerabegu  löd^^erlid^ 
Unterfangen. 

SSon  ben  rcligiöS-pbilofopbifd^en  Abirrungen 
beS  ScnaifjonceäeitalterS  (SieuplatoniSmuS,  ^Jon« 
tbeiSmuS,  einem  beibnifc^en  ober  bc^Ibbeibnifd^ 
§umaui§mu8)  ift  Spanien  DöUig  Derfd^ont  ge- 
blieben, Don  ben  fittUd^en  ?luSfd^reitungen  ber- 
fclben  in  fc^r  Ijol^cm  ©rabe,  fo  baß  bie  großartige 
gmeuening  bcS  fird^lidfien  ScbenS  im  16.  3abr» 
bunbert  gerabe  Don  tytx  auS  bie  mäd^tigfte  An- 
regung unb  Unterftüjung  fanb.    SDle^r  würbe 


1 

I 


ses 


&pani\S)t  SitecQtur  unb  Sptai^t. 


566 


«m  bct  ®ef ^moftDettoirrung  in  Wt' 
A^tM^  gqoQtn,  iDdi^e  au8  bem  SBerfaÜe  ber 
taoiiYsiia  ^emrgtiiQ.  ^r  ^ou|)tfä]^rer  biefer 
Sittma.  cbotfalld  ein  (Betfilic^er,  Suid  be  ®on- 
cxfi^  tlTSPtc  (1561—1627),  t^oi  fid^  in  j[ungen 
^:jim  «d  anß*)Mii^^er  n)ie  burledMuftiger 
ca2i9cr  in  bct  toDSt^ihnrid^en  gform  ber  Coplas 
IR»T,  tDonbie  ^c^  bann  aber  au§  Streberei  nid^t 
^jx  bni  GmlUicbcrm  t$otmen  ber  itoltenifd^en 
,^temif|Mioe  §tt^  fonbcm  fud^te  biefelbe  burd^  nod^ 
fiunf!li(^(ett,  mpt^ologif^e  unb  onber- 
®delMömfett ,  gefugtes  $at]()od  unb 
~  itt  ubcttiunq^en.  S)er  blenbenbe  gflitter 
fbgoL  Efltflo  enlto  gog  eine  9Renge  ge- 
Xolente  an  m  unb  fibte  fogar  auf  bie 
ItÜgnidfYifd^  S)id^ter  einigen  Sinflu| 
^odf  gdangte  er  bei  meiiem  nid^t  )u  fo 
a|irSRa4t  nie  fi^d^e  Stid^htngen  in  Stolien 
TlSicnn)  tmb  Snglonb  (S9I9,  @|>enfcr),  unb  l^ot 
I:;  fi§riiifid^  ^o^bliUe  ber  Siterotur  im  ®runbe 
KX  rniig  bmntiöd^Kgt.  WS  inbej]en  biefe  t)or- 
dcr  DNir  unb  eine  genijfe  ßrfd^öpfung  folgte, 
t^n  ber  (Ron^oriSmuS  fel^  uberbani)  unb  ful^rte 
hea  q^kn  iScfc^mad  unb  bie  Siteratur  einem 
n^öcn  ScffoS  entgegen. 

4.  5)fr  Jtiebergang  (18.  Sal^rl^.).    ®«t 

ixnQfame  |ioIttifd^  9Itebergang  @))anienS  toarb 

r.imffcnRdten  ciä>gflttig  babiml^  befiegelt,  bo^ 

Uban  imb  Xci^  1700  in  ^i)\i\pp  V.  on  boS 

S>(ad  Soiirhm  gelangte.  SEBte  bad  politifd^e  unb 

«xtak  £cben,  fo  geriet^  balb  oud^  baS  literorifd^e 

^  völlige  ftbpdngigüeit  t)on  t$tanfreid^.  @(^on 

!714  tDOtb  eine   fponifd^  Sltabemie  nod^  bem 

^^er  ber  frongöftfd^  errid^tet,  barauf  eine 

Vbü^  Vkihtmit,  eine  Sifobemie  bed  guten 

iM^noiM«  eine  flfdbemie  beS  ||r.  gferbinanb. 

fcdff,  X^etorif^  Veß^etit  berbrängten  bie  eigent- 

^^  x)ti^ttmi|}.  3gnQctobeSu}an  (1702—1754) 

lobfilf  bot  Z^oTien  Soileau'S  unb  bed  fran- 

iVünä^  SloiffiddmuS  erjt  bei  f)ofe,  bann  im 

tisn^e  |n  ftbemiegenbem  9lnfe]^n.  S)ie  glänjenbften 

ikffiiniQen  ber  Sergongenldeit,  felbft  Sope'S  unb 

MbcnniS  fSeil^,  fielen  ber  ®ering{(^ö^ung  unb 

usA  snb  nod^  ber  iBerge||enbeit  an^eim,  obmobi 

^ie  niicn  SKf^tcrfd^en  bon  @alamanca  unb  @e- 

uBa  ntdiMS  ^etbotbroc^ten,  »aS  ftd(|  bamit  mejfen 

bttsxbL   Safi  an  fU^  bered^tigte  Semiil^en  beS 

idi^rtm  ScnebictinetS  Sfe^ioo  (1676—1764), 

«Am  bet  allju  ouifd^IielUc^  betriebenen  @d^o- 

bft3  QXtdf  bie  neueren  pofitiDen  SBiffenSjneige, 

ramcRtlU^  bie  ^tflorifd^  unb  natunoiffenfd^oft- 

l'iKn^  |nr  ®cltuna  unb  Pflege  )u  bringen,  mar 

naniÜ  geringeni  Stfolge  gefrönt  unb  l^alf  jd^Iie^- 

s^  bie  leiii^te  Sufflarerei  förbem,  mel^e  t>on 

^nnfrtii!^  ^  einbxmigunb  ibrengröltenXrium))]^ 

ta  bet  Untrcbtüdung  ber  (SefeUfd^  3efu  feierte. 

"Sk  3tonie  be9  eäfi^ali  »oUte  eS  im)e|,  ba| 

gsiabe  ein  Sefutl,  P.  3ofö  gfranciSco  be  38la 

U703--1781X  baS  bebeutenbße  ^rofateert  biejeS 

SoHunberift  lieferte:  ^^e  ®efd^id^te  be9  be- 

atüntcn  ^rdrtget!»  ^raq  (Senmbio  be  San^ajaS 


ober  SoteS",  ein  ©citcnftfidf  jum  ®on  Duijote. 
SBie  in  biefem  bie  SSerimingen  beS  Sttttert^umS, 
fo  würben  in  ^gfrap  ©crunbio"  bie  ber  oer» 
jopften  Äaujelbcrebfamfeit  in  meifterl^after  gorm 
unb  Sprache  gegeißelt  mit  lebenbigen  S^id^* 
nungen  auli  bem  fpanifd^en  IBoIfSIeben,  xotld^t 
benen  beS  Serbanted  {aum  nod^fte^en.  Obttiol^l 
baS  äBerl,  Don  ber  3nquifttion  verboten,  auf  ben 
3nbe£  fom,  erreid^te  c§  ben  beabfid^tigten  ^toti 
nid^t  minber  erfolgreid^  aI8  ber  S)on  Ouiiote  ben 
feinigen :  eS  l^at  Jene  löd^erltd^e  ber^opf te  ffan^el* 
berebfamfeit  DöQig  Derbröngt.  33Ia  felbft  luiter* 
marf  ftd^  gel^orfam  bem  über  fein  2Ber!  ergangenen 
SSer^ote,  mad^te  feinen  ©ebraud^  t)on  ber  i^m  an« 
gebotenen  ©unft  beS  itönigS  Sloxl  IIL,  ber  i^ 
Don  ber  gemaltfamen  Slu^meifung  ber  Sefuiten 
auSnel^men  h)o&te,  tbeilte  brüberlid^  baS  l^arte 
fiooS  ber  9lu§gen)iefenen,  baS  für  immer  feine 
©efunbl^eit  brad^,  unb  ftarb  als  SSerbannter  in 
93ologna.  Sr  binterlie^  eine  claffifd^e  Ueberf e^ung 
beS  Sit  Sias,  aber  beffen  eigentUd^  f))anij(^en 
Urfprung  er  eine  l^eftige  gontrooerfe  fül^rte,  fati- 
ri)d(ie  3(itfd^ilberungen  unter  bem  Slal^men  etneS 
„Gebens  QÄctto'i",  einen  ftiliftifd^  oor}üglid^en 
Sriefmed^fel  unb  anbere  fleine  ©Triften. 

5.  ©ie  Sleu  jeit  (19.  3qW0.  ©0  W  ber 
poetifd^e  Ütationalgeift  tmter  bem  Sod^e  beS  fran« 
jöftfd^  SlafftddmuS  unb  ber  SufHörung  litt, 
ftarb  er  bod^,  jumal  im  eigentUd^en  ißolfe,  nid^t 
aus.  S)ie  ))atriotifd^e  @d^ilber^ebung  gegen  9lapo« 
leon  rüttelte  i^n  mäd^tig  t)om  @d^Iummer  auf, 
unb  bie  alten  religiöfen  unb  ritterlid^en  Sbeale 
bemäl^rten  i^re  unbefieglid^e  ffraft.  Slud^  ber 
£)ämon  ber  revolutionären  Sbeen  l^atte  in^mtfd^en 
in  Spanien  93oben  gefaxt,  unb  fo  befömpf en  ftd^ 
benn  feit  bem  Slnf ang  beS  3<t^tbunbertS  auf  bem 
©ebiete  beS  aOgemeinen  ©eifteSIebenS  unb  ber 
Siteratur  toit  auf  bem  ber  $oIitif  brei  ©runb- 
rid^timgen:  bie  aIt>nationaIe,  burd^  unb  burd^ 
fatbolifd^,  meldte  mit  unmanbelbarer  Xreue  an 
ben  großen  Ueberlieferungen  ber  Sergangenbeit 
feftbält  —  bie  rabicale,  meldte,  mit  Sleligion  unb 
bürgerlid^er  ^uctontät  getfaHen,  bemofratifd^* 
republifanifd^en  Utopien  sufteuert  unb  vorläufig 
aQe  fociale  Orbnung  beftmbglid^ft  gu  ftdren  fud^t 
—  unb  bie  in  Diele  Seitenlinien  gefpaltene  libe- 
rale, meldte  imMgemeinenbie  bergebrad^tenfatbo- 
lifd^en  formen  nod^  ad^tet,  aber,  obne  fefte  $rin" 
cipien,  mit  aQen  mobemen  Strtbümem  coquettirt, 
unb  obne  auf  bem  ©ebiete  ber  SBiffenfd^aft  eigent« 
lid^  Diel  )u  leiften,  ä^nlid^  mie  ber  ätitter  be 
la  SOtand^a  in  großen  ^il^afen  Dom  gfortfd^tt  be- 
damirt.  3m  ffampf e  biefer  fid^  befe|benDen  Stid^- 
tungen  unb  jabllofer  politifd^en  gfactionen  bat  fid^ 
bie  neuere  fpanifd^e  Siteratur  Dormiegenb  im  @inne 
ber  ffStomantit",  b.  b*  einer  gettijfen  Stüdfe^r  ju 
ben  nationalen  Ueberlieferungen,  entmidfelt,  aber 
Dielfad^  obne  bie  ftlarbeit  unb  Ueberjeugung,  auS 
ber  bie  einftige  ©röfie  Spaniens  unb  ber  Steid^- 
tbum  feiner  alten  Siteratur  l^erDorgegangen.  £r- 
flärter  Unglaube  finbet  fu^  feiten,  Neigung  jum 


567 


Sponifd^e  Siteratur  unb  Sptad^e. 


568 


^roteftanttSmuS  gar  nie ;  bagegen  (at  ber  SBelt- 
fd^mera  93Qron9  unb  ber  ^iefftnüSmuS  ber  jpäteren 
franjöjifd^cn  SKomontifer  aud^  Diele  @))auier  an« 
gefröntelt.  9)ei  Weitem  bie  meiften  2)i^ter  leiben 
an  einer  geiüiffen  3}erid6tt)ommenf)eit  in  ber  libe- 
rale t!In)d|auungen  mit  fatl^oUjd^cn  ^formen  \\ä) 
üerbinbcn.  —  3uwft  ift  l^ier  Ü)lanuel  3ofe  be 
Ouintana  (1772—1857)  gu  nennen.  Dbwol^l 
xwd)  im  frangöfiftrenben  ©eifte  ber  2)id^ter{d(|ule 
t)on  @a(amanca  aufgemachten,  toaxh  er  burd^  be> 
geiftcrte  Oben  ber  2:t)rtau§  be§  Unabl^ängigfeitS« 
tompfeS  unb  tl^t  Diel,  um  bie  ältere  $oefte  toieber 
in  ^ufnal^me  ju  bringen ;  toegen  feiner  liberalen 
9tn{cl^auungen  l^atte  er  jebod^  lange  fferferl^af t  unb 
jpöter  9,^erbannung  gu  erbulben.  9lel()nli(i^  ging  e§ 
ttäl^renb  ber  SReftauration  einer  SJlenge  jüngerer 
unb  älterer  S)id^ter,  bie,  in  politijd^e  ^änbel  Der- 
ftricft,  i^r  3:alent  nicf)t  ru^ig  entfalten  fonnten. 
S)ie  Serfud^e  be§  S)cutid^-©panier8  Söö^l  be  gaber 
unb  beS  £iteraturl|i|toriferS  ®uran,  bie  ältere 
Sü^ne  unb  befonberd  ßialberon  n)ieber  gu  (Sl^ren 
gu  bringen,  [tiefen  auf  l^artnödigen  äBiberfprud^. 
ßrft  al3  nad^  ber  SulireDolution  Don  1830  Don 
$ari§  l^er  felbft  etmaS  romantifc^e  Suft  mebte, 
iDarb  allmälig  bie  $errfd)aft  bc3  fremben  Slaffi" 
ciSmuS  auf  ber  fpanifdf)eu  $ü^ne  gebrod[)cn. 
(Boroftiga  unb  Sßartine^  be  la  älofa  begeic^nen 
ben  Uebergang;  bie  größte  ©emanbtbeit  unb 
gfrud^tbarfcit  entttjidclte  Ißreton  be  lo8  ^eneroS. 
3bm  folgten  (Sil  be  3ätate,  @uttiere§,  §arjcn- 
6uf(^,  gfemanbo  Q  ©onjaleg,  ^DeÜaneba,  3oriUa 
u.  %  Unter  ben  neueften  ©ramatifem  ragt 
3ofe  Sd^egarrat)  (geb.  1882)  b^rDor,  neben  i^m 
91.  Sopej  be  ^l^ala  unb  2:ama9o  t)  93au8.  — 
SigentUd)  rcDolutiondfreunblic^c  @trebungcn  traten 
foft  nur  auf  bem  ©ebiete  ber  i^^rif  unb  ber  publi- 
ciftifrf)en  33ettetriftif  bcrDor.  ®er  fd^rofffte  ©id^ter 
biefer  ?lrt,  ber  genial  angelegte  2ana,  Dcrfam  in 
rabicolem  ^effimiSmuS  unb  enbete  mit  ©elbftmorb 
(1837).  ®er  leibenid^aftlid^e  gSpronceba  Der- 
fd^loenbete  feine  befte  ftraft  in  reDoIutionären  Um- 
trieben unbftarb  eines  frühen  XobeS  (1842),  DoÜ 
SQßcItfd)mcri|  unb  ScbenSübcrbni^  tt)ie  fein  9Sor- 
bilb  i^orb  iß^roiu  SBequer,  ein  fricblofer  Träumer, 
ber  ^etne  nadj^uabmcn  fud)te,  [tarb  ebenfalls  in 
jungen  Sauren,  ^j^od)  mand^e  jüngere  S)id^ter 
^ben  öbnltc^e  SBege  eingefd^lagen,  boc^  fie  nic^t 
bis  in'S  ^leufjcrfte  Derfolgt.  2)agcgen  ift  ber 
tDadere  ^ergog  Don  SRioaS ,  Ringel  be  Saauebra 
(geb.  1791,  geft.  1865),  im  ^Infdjihife  an  SBalter 
Scott  unb  bie  bcutfd^e  Womantif  ju  einer  ber 
lejtem  entfpred^enben  fpaniid)cn  SRomantif  ge- 
langt unb  bat  fottjobl  6pif  als  S)ramatif  im  Sinn 
unb  (Seifte  ber  alten  Ülomanjcnpocfic  erneuert. 
5luS  feljr  tüirren  ^Infängcn  fjat  fid)  aud)  3o)e 
Sorilla  (geb.  1818)  ju  einer  äd}t  nationalen  9üd)=^ 
tung  emporgearbeitet,  !Dcld)e  in  ^'prif ,  gpif  unb 
©ramatif  jugleid^  bie  alten  Ueberlicfenmgcn  unb 
3beale  jpaniid)cr  ^^ocfie  luiebcr  sjur  (Scllung 
brari)te  unb  bcjjljalb  beim  5?olfc  Icbbnftcn  älMcber- 
f^QÜ  gefunben  bat.  3Rti)x  mobern,  mitunter  etmaS 


ffeptifd^  unb  Derfd^nommen  angel^aud^t,  finb  bk 
geiftDoOen,  formfd^önen  (Sebid^te  )M  Sampoomoc 
unb  beS  92uneg  be  Slrce.  (£ine  burd^uS  fat^ 
lifd^e  Ueber}eugung  unb  3)egeiftenmg,  toie  fe 
bie  Autos  sacramentales  unb  bie  Comediit 
divinas  Sope^S  unb  (SalberonS  burd^glül^t,  i(t 
bisher  auf  bem  fpanifd)en  Xi^tattt  nid^t  toite 
5ur  |)errfd^aft  gelangt,  »o^I  aber  ^t  fie  in  bs 
noDeUiftifd^en  Siteratur  ben  formDoHenbetften  fba^ 
brud  gefunben,  befonberS  in  ben  Somanen inb 
9{oDellen  ber  gfeman  (Saballero  (gocilte  Sö^l  om 
fjaber,  1797-1877),  berSertrub  (SomesbeSMU 
laneba,  ber  SRaria  bei  $ilor  @inued  unb  bd 
Sefuiten  (Soloma.  S)ie  Pequenezes  befi  le|tem 
genialeren  einen  tiefen  (Sinblid  in  baS  £e6en  tnl 
treiben  ber  böb^tn  fpanifd^en  (SefeQfc^aft  unb  in 
ben  SBiberfpruc^,  in  melc^em  ber  SiberaliAmuS  |k 
ben  äußeren  fatbolifd^en  SebenSformen  unb  no^ 
mebr  ju  ben  fd^önften  Ueberliefenmgen  fpanifc^ 
©efd^id^te  unb  Siteratur  ftebt.  —  tlnbtre  Did- 
gelefene  Stomanfd^riftfteQer  finb  Salera,  $cnbct 
^;ßerea  ©alboS,  ^4kilacio  SSalbea  unb  (Emilia  $ate 
Sajan. 

9luf  miffenfd^aftlid^em  ©ebiete  l^tte  Sponka 
ben  großen  SSortbeil,  bag  ftd^  bie  Xbeologie  unb 
^bi^ofopbü  ber  9}or)eit  bafelbft  in  faft  unbtPMt* 
tenem  ^efi^ftanb  erhielt  unb  ftd^  in  ber  Scv 
fd^olaftif  beS  16. 3abrbimbertS  (Sfrang  D.  SittoriOp  , 
3JI,  Sano,  @oto,  SemoS,  Sugo,  Xolebo,  @uan^  1 
9)2olina,  IBane),  SJaSquej,  be  93alentia,  9hii)  be  ) 
Ü)bntoqa,  9lipalba  u.  f.  tt).)  lu  einer  äbetmil  | 
frud^tbaren  Slütenperiobe  enth)idelte;  aud^  bol  i 
93ibelftubium  erhielt  burd^  bie  Sarbinäle  iot'  \ 
quemaba  unb  Ximene^,  fomie  burd^  auSgegeid^iKlc  ; 
g^cgeten  (IDtalbonabo,  Ü)^ineba  u.  f. ».)  bie  fegoni»  ] 
reid^ften  Smpulfe.  3n  bem  ftampfe,  toeld^  bk  : 
fird)Iid)e  SBijfenfd^aft  im  übrigen  Suropa  mit  bot  ^ 
Srrtbüment  ber  neuem  $bilofopbie  ^u  fül^^ 
l^atte,  blieb  Spanien  bagegen  ^iemlid^  unbeti^eiiigl 
unb  nabm  begb^^b  an  ber  miffenfd^aftlid^eu  (^ 
tt)idlung  nad^  biefer  Seite  bin  menig  tbeiL  W 
inbeg  nac^  unb  nad^  bie  Sqfteme  Don  SeScorteS, 
Sode,  Seibnig,  befonbcrS  aber  bie  Don  fy%d 
unb  Araufe  burd^  Ucberfegungen  Singang  fan^ 
ben,  fehlte  eS  nid^t  an  tüd^tigen  'Jlpologeten,  meU^ 
nid^t   nur   mit   h)if)enfd^aftlic^er  @rünbli(p»t, 
fonbern  aud^  mit  ftiliftifcber  @emanbt]^it  für  bie 
)df)olaftifd)e  ^bi^oPPbie  unb  bie  ürd^ltdie  Se^re 
eintraten,  ^n  i^rer  Spi^e  ftanb  ^Qt)mt  33alme9 
(f.  b.  ^)lrt.),  beffen  SBerfc  auc^  im  übrigen  (guropa 
Entlang  fanben ;  i^m  folgten  bie  gelehrten  (ia> 
binäle  Sfji^ino  (Songalcj  unb  31.  9JioncSciIIo,  jo» 
mie  ber  ^4itofeffor  Crti  t)  Sara.    SBeit  me^r  afiS 
bie    9kturii)iffen)c^aft6n    mürben    äted^tS-    unb 
©taatöunfjenjc^aft ,   9iationülöconomie ,   Jhmft- 
gcjd)id)tc  unb  3lrc^äoIogie ,  befonberS  aber  bie 
Okjd;id)te  unb  Sitcraturgefd^id^te  gepflegt^  fo  ba^ 
bie  ]panifd)e  Siteratur  in  ^^ejug  auf  bicfe  lederen 
t^äd()cr  fauiii  hinter  ber  auberer  mobemcn  gultur» 
Dölter  5urüd|"tcl}t.  2cr  Don  proteftanttfc^er  Seite 
immer  unb  immer  miebcr  erneuerte  SJormurf  ber 


Sponif^e  Siteratut  unb  ^pzaift. 


570 


^SgifcuMMiM*  tAeolet  be^Ib  im  aBefent> 
t(i^  nr^  m|  tec  fßcotejlantidmuS  in  Spanien 
|Br  Uxum,  Me  aii§  bcm  $iotcflantiSnm8  ^uS- 
Mo^fcmi  p|ifo{oy^t{<j^  atrtl^umer  unb  6q- 
dnm  fei^  acringen  ^Eingang  gefunben 

Sagtgm  (oben  ^mtjöjlj^et  Unglaube, 

rteoIlimiiS  unb  StobicalÜnni«  fidd  Dielfad^  in 

Mbicitd  unb  lene  fieten  |)0ltti{4en 

^bctfliffi^,  »et^e  bie  imf|enf(l!K(ftltd^ 
fs^mdbtmf  BpaxünA  ^menb  burd^frengtm. 

6.  Sie  Siteratut  im  fpanifd^en  Slmetifa. 
S^mib  ba§  Gprod^gebiet  bed  ©(lonifd^en  (mit 
Jiftegrilf  bcft  Catolanifd^en)  in  epcaatn  felbft 
mgoL  17  SKBionen  ©eelen  umfaßt,  erfitedt  eS 
M^  in  tat  fponif^en  Kolonien  unb  im  fpanifd^ 

oiif  mebr  ald  40  aRilUonen«  3n  biefem 
OeMfte  lebt  unb  »irft  nid^t  nur  t^I- 
wtift  Mf  frn^  mib  jeitgenöfftfc^e  fpanifd^  2itera« 
mr  iBrilcr,  fonbcm  eft  b^t  ji^  ^^  Snfd^lu^  baran 
(1  bot  eui)dnen  Staaten  unb  Colonien  dimaltg 
(OK  fdbflanbige  Siteratut  b^tangebObet,  bie  fi($ 
gl  bctientflen  MI  Shttterlanbed  dbnlid^  oetbölt 
Ott  M<  Snt^nge  ber  notbamerifanif^  gut  eng- 
u^4c«.  tReiico  tubmt  ft<l^,  bie  ^eimat  beS 
"oo^cii  2)nnnat{fer8  Slarcon  }tt  fein,  bet  bafelbft 
lern  cific  Sqilebung  etbielt  unb  etft  fpAter  nad^ 
•a^amcii  iberftcbelte.  S)ie  S^mefter  Sobanna 
JQf)  De  la  Snt)  mutbe  megen  i^rer  garten  teli- 
^lofoi  lSkbt4te  bie  i^ybute  Stufe"  genannt.  3»ei 
^vtltn,  «(SttfKn  be  SafitD  unb  Snbröd  Sato, 
bcgrimbcicn  gegen  Snbe  beS  18.  äa^rbunbertd 
ctm  eigene  meticonifd^e  fiiteraturgefc^ü^te  unb 
9^Und^;  na  onberet  3efuit,  gft.  X.  (l(ot)igero 
11720—1793),  f^rieb  bie  dltete  (Sefd^cbte 
übriico^.  3lDet  SrObet  SBuflamente  tbaten  fid^ 
tu  t)ifbMifet  Ibetüor,  9loa  SArcena,  @ebaftian 
6cguzo  unb  H.  SSconbon  al8  Siteratuttenner ; 
^Ihnigiifai  cctDOEtb  fü(  ben  £birennamen  einen  mej[i" 
oBBif($en  SolmeS.  Set  Sramati!  mibmeten  fi^ 
■ä  gukm  Ctfirffle  gfetnanbo  Salberon,  Robrigue} 
M^in  a  81 6-- 1846)  unb  3ofe  $edn  Q  (£on- 
tmfif.  Unbetf  Vtten  bet  $oefie  1)flegten  bet 
ttrondfeancr  üRomtel  be  9lot)anete  unb  beffen 
liHubcr  Slot,  3oaquin  bei  SoftiOo,  SRanuet 
^expiü,  Soopcrafai  fßefobo  unb  bet  feine  Stilift 
2)0R  Sfnado  Shmted  oeOca,  Sifd^of  t)on  Stnate§, 
od^cr  Zib^ofHt,  9Rof(^od  unb  9ion  meiftetHii^  in'S 
&pam}äft  ibcrtrug,  3fabel  Ißrieto  be  fionbiauti, 
'iHonud  Sunt«,  het  Qknetol  Sioa  $aIacio  u.  91. 
Die  LftgendiM  mejieanas  y  Balades  del  Noiie 
de  Borop«  bcS  Sloo  SBiKena  erinnern  an  aifti» 
fi^e  Sei^grn  fiongfeUcn^ft,  b^ben  obet  ibt 
riyaortigeSmtiicamf^  (S^röge.  —  Suf  Suba 
sol^i^fe  ber  Offiriet  S)aniel  S^qwita  bie 
f^cOenfftctac  be6  gfetnanbo  Sorteft  in  einem 
Vdboigcbidbt;  9of6  l^tebia  lieferte  iRoturfddilbe- 
rmgm  wn  l^ol^t  l>oetif^er  6<bönbeit  (AI  Nii- 
pn,  En  miA  tempestad  etc.),  ®obriel  Salbeg 
amBÜ^Qi  9totiuni3en,  Qertrub  @ome|  be  Sloel- 
tmha,  bif  Paria  de  Cuba  genannt  fünf  SMnbe 
foimgenNDMcr,  bod^  tteuiger  origindlet  mhi^. 


3of4  9RiIane8  a^mte  nid^  o^ne  Slfid  bie  Segen- 
ben bed  SoriUa  nad^,  SlemenS  3enea  bie  SQrif 
äRuffet«  unb  ber  neueren  Slaturoligen.  —  Quo- 
te m  al  a  befi^t  an  3ofö  IBatred  q  !LKontujiat  einen 
gan}  Dotjäglid^en,  butcbouö  eigenartigen  gr)&b^et 
(Tradiciones  de  Ouatemala).  —  S  o  I  o  m  b  i  a 
fanb  an  feinem  gntbedet  ©on^alo  Ximene) 
be  Ouefaba  awb  feinen  erften  Sbtonifien ;  Suon 
be  SafteOanod  feierte  bann  bie  V arones  iluBtres 
de  Indias  in  mebt  a(8  10  000  ©tanken ;  S)omin» 
gueg  Samorgo  befang  ben  ffi.  Sgnotiud  t)on  fiopola ; 
ber  Sifd^of  Sfemanbeg  be  $iebrabita  unb  ber 
©obemabot  ^loare)  be  9)eIa8co  |)Pegten  gleid^ 
geitig  ^oefie  unb  (Befd^id^te;  bie  9tonne  Don  Zunja, 
gfrandSca  SaftiDo,  »urbe  megen  ibrer  fotmfd^önen 
geiftlid^en  @d^riften  mit  ber  ^l  Serefia  oerglid^en. 
ftaum  in  einem  Sanbe  Smerifd'd  niurbe  bann  aucb 
furber  ber  Steinbeit  ber  caftiliftben  Sprad^e  unb 
bet  fiiteratur  fo  forgföltige  Pflege  gugemaubt. 
S9  geid^neten  ficb  bterin  auS  gfr.  3ofe  be  Salbad, 
bet  et)bifd^of  oon  Bogota  SR.  %  WoSquera, 
QRiguel  be  Xoüat  9  ©errate,  S.  SargaS  Xeiaba, 
3.  gf.  aKabrib,  3.  SR.  @root  be  SargaS  (ber  in 
einer  meifterbaften  ©cbrift  StenonS  „Seben  Sefu" 
gurüdmied),  ßufebio  Saro ,  3uIio  tQrboIeba  (ein 
madetet  SRomontiter  unb^tdot),  !Dl.aR.aRabiebo 
(a)ramatifer  unb  KoüeHift),  3.  %  Ortij  (»eDetrijt, 
Z)ramati!er  unb  f)iflorifer),  Siafael  Sßombo,  ber 
Xomantifer  %omi  Saicebo,  bie  frommen  unb 
finnigen  Sid^tennnen  @i(oeria  Sft>inofa  be  9len* 
b6n  unb  agri)})rina  ÜRonteS  u.  %.  ^Id  ein  2)id^ter 
oon  eigenartigem  amerifanifd^en  ©epröge  Derbient 
©uttiere)  ®on]äIe)  "f^worqifiobtn  }u  merben 
(1826—1872),  ber  butd^  feine  MemoriA  sobre 
el  cultivo  del  malz,  eine  öd^t  ))oeti)d^e  @d^ilbe* 
tung  bet  Statut  unb  bed  SoIfSIebenS,  ber  beliebtefte 
SBoIföbid^ter  Solombia'd  gemorben  ift.  ^  2)er 
bebeutenbfte  @(briftfteQet  SSeneguela^S  (unb 
SbUe'd  suglei^)  ift  tSnbr^  »eUo;  geb.  1780  in 
Saracad,  begleitete  er  1810  ben  ^Sefreier''  IBoIitmr 
nad^  Sonbon,  ging  1828  notb  &plt  unb  blieb  bo 
bis  )u  feinem  Sobe  (1865).  aid  oorauglid^et 
ffennet  bet  @ptad^e,  bet  SRettif,  bet  altem 
Siteratur  erlangte  er  in  Spanien  felbfi  b^b^ 
Snfeben,  tt)äbrenb  feine  2)id^tungen,  oon  öd^ 
d^riftUd^m  ®eifte  toie  feinfter  claffifcbet  »Übung 
§eugenb,  bie  9laturf(b5nbeiten  Sübamerifa'S  in 
prftcbtigen  IBilbem  mieberfpiegeln.  3n  Seneguela 
felbft  gelangte  bie  Siteratur  erfl  nad^  bem  erften 
drittel  beS  19.  ^abrbunbertS  }u  eifrigerer  Pflege. 
3(d  Did^tet  merben  genannt  Antonio  !Kaitin, 
atafael  9R.  SBaralt,  ®araa  be  Oueoebo,  «bigail 
Sogano,  Stamön  $epe§,  Slntonio  Salcafio,  9RoraIeS 
SRarcano«  $ere§  Sonalbe;  bie  meiften  maren  ie- 
boib  in  bad  emig  unrubige  ißarteitrdben  oenotdelt 
unb  gelangten  batum  faum  gu  einet  oollen  botmo* 
nifd^en  Entfaltung  ibteS  XalentS.  —  Scuabot 
ift  burd^  9Rad^bo  be  ^aX>t^,  ben  IBifd^of  @a^pax 
iBillatoel,  bie  S)id^terin  Setonima  SklaSco,  ben 
gongoriftifd^en  2)id^tet  Sadnto  ßria,  ben  ^ftifet 
gfraq  3of^  9Ralbonabo  0.  S.  F.,  ben  ®e0gta))ben 


571                              Sponifd^e  Siteratur  unb  Sprad^e.  572. 

IBicente  ^Dhlbonobo,  ben  ßpifer  3ofö  be  Orojco  hoba  tourben  bann  ^onjfifitten,  t»on  btnm  auS 

(Conquista  de  Menoroa) ,  ben  ^iftorilcr  3uan  {id^  einige  literortfd^e  SSilbung  on  ben  Ufern  bd 

be  93eIa§co  S.  J.  (Historia  del  reino  de  Quito)  2a  $IatQ  enttoidelte.  918  bie  erfien  felbftönbigm 

{d^on  in  ber  altem  {panifd^en  Siteratur  bebeiitfam  SDid^ter  »erben  9Ht)aroIa,  fiöpej  9  $IaneS  irab 

vertreten.  2)erQefeiertfte  neuere  2)id^terift3oaqiiin  Stantön  Stojad  genannt  S)en  begetfterten  gftei- 

Olmebo  (1784—1847),  ber  gfreunb  9)oIiDar8  l^eitgfangem,  bie  nteijl  augleid^  au(^  grei^eäf- 

unb  ber  @änger  bed  93efreiung§fam)}fe3 ;  feine  fämpfer  unb  ^ubliciften  maren,  folgte  ein  fricb» 

|)olittfd^en  Oben  beft^en  einen  mal^rl^aft  fül^nen,  Ud^ereS  $oetengefd^Ied^t,  baS  tl^meife  na4  ^ 

|)inbari{d^en  @d^n)ung,  ttJöl^renb  feine  anbertoeiti-  clafftfd^en  9Ruftem  (Siirgil,  Otnb  unb  ^on|) 

Sen  ©ebid^te  eine  feine,  t)ielfeitige  S)urd^bilbung  arbeitete;  bann  bie  9ieuromantiIer,  ueld^  {iq  i^ 

efunben.  fßon  ben  iängeren  $oetcn,  meldte  il^m  Silbung  l^auptföd^Iid^  in  $arid  l^olten,  unb  hm 

nad^eiferten,  ](|at  fid§  fieon  SRera  l^eruorget^an,  Samartineunb9$ictor|iugo,  Sfpronceba  loibSo' 

beffeu  „©onneniungfrau"  (La  virgen  del  sol)  riHa,  mitunter  aud^SRuff et,  ber  fran^ölifd^f^eiiii; 

ein  Seitenftüd  5U  ^iamatl^a  bilbet,  anbere  Heinere  alS  SJlufter  üorfd^iDebten.    3u  lederen  ge^tai 

®ebidbte  gro^e  Sf^rmgen^anbtl^eit   mit   ibealem  Sftet)an  Sd^eüerria,   Slorencio   iSarela,  3of<f 

unb  mitunter  gart  religiöfem  @e]^alte  Derbinben.  9RarmoI,   ^uan  SOtaria   ©uttiere),   Oboario 

—  $eru,  ber  einfüge  @i^  ber  fpanifd^cn  S3ice-  ?lnbrabe  u.  ?l.  —  gl^ile  ^  im  Sonjen  me^ 

!5nige,  bie  ^eimat  bed  l^eiligen  93ijd^of§  XuribiuS  fleißige  t$forfd^er,  ®efd(|id^tf(^reiber,  (SrammdUec 

unb  ber  1^1. 3to\a,  erl^ielt  burd^  bie  UniDerfitöt  bon  unb  9lationaIöconomen  ^erüorgebrod^t  oIS  Süi^tir; 

Ban  SDkrcoS  fd^on  frül^e  aud^  einen  SRittel«  bod^  fel^It  ed  aud^  l^ier  nid^t  on  9nfö|m  ^vl  einer 

punit  noiffenfd^aftltd^cr  93eftrebungen,  unter  beren  eigenen  Siteratur,  gu  beren  $iionieren  3ofö  S^ 

Siertretem  ber  t)iel{eitigc  ©elel^rte  $ebro  $eralta  S)omingo  Srteaga  3llem)xirte,    Smilio  SSeDo, 

(1663  bis  1743),  jugleid^  3urift,  ^iftorüer,  Antonio  ©offia,  Antonio  lorreS.OuiteriaSSmMi 

@prad^forfd^er  imb  92aturf orfd^er,  als  ein  SBunber  33Ianco  Suartin,  Sufebio  Sille,  (SuiUermo  3Jiaüa, 

Don  ©elel^rfamfeit  angeftaunt  mürbe.  @ein  ®e-  SarloS  SQBaRer  SDtartine^  u.  f.  m.  gu  red^nen  ffaik 

bid^t  Conquista  del  Peru  ö  Lima  fdndada  er«  2)a§  größte  ^inbemi^  einer  reid^em  Stterotm- 

fd^eint  als  ber  erfte  ^)ln)a^  einer  mej^r  {elbftänbigen  entmidtlung  in  ben  fübamerifonifd^  SRepubUfüi 

Socalpoefie.  ^blo  Olaoibe  oon  Sima  l^ulbigte  in  bilben  natürlidj^  bie  emigen  politifc^  SBttrci^ 

feiner  3ugenb  bem  SoItairianiSmuS,  manbteftd^  Sf<^ctionen,  93ürgerfriege  unb  Ihiege,  bie  ein 

aber  am  beginne  beS  neuen  Sal^r^unbertS  ber  rul^igeS,  friebIi(|eS  @d§affen  nid^t  auffommen 

JKrd^e  ju  unb  befömpfte  ben  Unglauben  in  treff-  laffen.  Sel^r  Der]^öngni|doU  aber  mirfte  ed  aud^ 

lid^en  $rofafd^riften  unb  S)id^tungen.  3)er  Un-  ba|  bie  lungeren  Talente  meiftent^eilS  il^  9&> 

ab^öngigfeitSfrieg  l^emmte   geraume   S^ii   eine  bung  im  reoolutiondren  t^ranfreid^  fuc^ten,  anffatt 

meitere  gntmidtlung;  nad^  bcmfelben  trat  SBarto-  benunerfd^öt)fIid^en9ieid^tbumaItca)tiIifd^er$oefie 

lome  ^errero,  $ifd^of  oon  Slrequipa,  alS  ge-  in  fid^  aufzunehmen  unb  im  9Infd(|Iu^  batonetne 

UHinbter  ©timmfül^rer  ber  Steligion  unb   beS  felbftönbige  Siteratur  ^u  grünben. 

Sted^teS  auf;  iBerfed^ter  beS  SiberaliSmuS  mar  7.  S)ie  catalanifd^e  Siteratur.    S)te 

ber  t)öllig  unfird^lid^e  @eiftUd^e  ©on^alej  SSigil,  catalanifd^e  @prad^e,  beren  ®ebiet  {td^  DonbeR 

Sibliot^efar  ber  Slationalbibliotl^ef  Don  Sima.  ^qrenöen  an  ber  Oftfüfte  bin  bis  SRurcia  erftredt 

Son  neueren  S)id^tem  ift  SRariano  SKelgar  ein  unb  aud^  bie  93alearen  umfaßt,  gelangte  erjl  btm) 

«nafreonHfer,  gelipe  $arbo  ^liaga  ein  beliebter  ffönig  Sacob  L  (1213—1276)  ju  einiger  litero- 

S)ramatifer  t)on  bob^^  ©emanbtbeit  in  @prad^e,  rifd^en  IBebeutung.  (Sr  felbft  fd|rieb  eine  Sb^nnt 

@tU  unb  Sompofttion,  ^manuel  Sorpanc^o  ein  feiner  S^ittoeld^er  bann  bie  Sb^^onifenbeSSmunb 

geiftooKer  religiöfer  St)rifer,  ber  in  einer  gröjjern  S)eSclot,^am6n9)luntanerunb9}{igueISarbonell 

epifd^en  S)id^tung  aud^  bie  SBeltfabrt  SDlagal^äeS  folgten.    9{eligiä|e  Schriften  Derfagte  Xxmmti, 

gefeiert  b^t.  —  ^n  ber  @pi^e  ber  ^ablreid^en  93i)d^of  t)on  StoaS,  m^ftifd^e  ©ebid^te  ber  ^^ 

®id^tcr   So  Hü  ia 'S   ftebt   3.  ÜKanucI  Soja  bifiorälaimunb  Sutt (1235  auf  aJlaüorca geboren). 

(1799 — 1862),  ein  begciftertcr  Patriot  unb  grei»  S)ic  3:roubabourS»$oefie  entmidfelte  fid^  in  data« 

beitSfänger.  3bni  folgten  bann  ^Ulariano  S^amaKo,  lonien  faft  ebenfo  reid^  mie  in  ber  benad^barten 

ber  ©atirifer  SRc^eS  Drtig  unb  bie  oolfstl^ümlid^en  iproüencc.  Barcelona  erbielt  feinen  eigenen  SDKnne» 

®id^ter  SoSqucUaS  unb  3alIcS,  ber  ©romatifcr  bof-  ^octijd^c  SBettfämpfc  (bie  fogcn.  ,,g3lumen« 

©enjamin  Seng  unb  Rubere.    3m  allgemeinen  fpielc")  mürben  bafclbft  1379  eingefübrt.    ÄS 

neigen  bie  boliöianifd^cn  ©ici^ter  ftarf  ju  ©enti-  ber  ÜJlanncSftamm  ber  ©rufen  oon  Barcelona  er» 

mcntalität  unb  mobemer  ^eland}0lie  unter  bem  lofd^  (1410),  morb  SSalencia  ber  ^ouptfi^  beS 

ginfluffe  Samartine'S,  SSictor  §ugo'§,  gSpron-  Gay  Saber.    2Bät)rcnb  beS  15.  Sa^rbunbertS 

ceba'S  unb  ber  jcrfabrencn  fronjöfifdjcn  ©pöt»  blühte,  im  ^)ln}d}(u&  an  bie  lateinifcben  (Safjtfer, 

romantif.  —  ^IrgentinienS  33eficbelung  fd^il»  3)antc  unb  ^^ctrarca,  eine  giemlid^  reiche  SRenoif- 

beru,  beibc  unter  bem  5;itcl  La  Argentina,  ein  fance-Siteratur  empor,  beren ^auptöertreter^lnbreu 

epijd)eS  ®ebirf)t  auS  bem  @nbe  bcS  16.  SQ^irl^un«  gebrer,  gronj  ^(cgre,  3Qnme  S^ioig,  genoDar, 

bertS  unb  eine  ^rofac^ronif  auS  bem  folöcnbcn  ©ajuH,  ^UifioS  ^)laxä}  unb  ßoreHa  fmb.    S)ie 

3abr^unbert.   ©omo^l  93uenoS  ^t)rcS  aI3  6or=  §od)bIüte  ber  caftilijc^en  Siteratur  brängte  aber 


f.7S 


Spotta  —  ©Ocbalieti 


674 


Ut  eoMtttttiiSft  Mm  16. 3a^l^imbnt  on  DdQig 
hl  bm  ^intcrgninb.  ^ffiüpp  Y.  Dtrbontiie  bie 
cstolamfii^  €^sa^  fogar  (1714)  aud  bem  omt« 
lüm  ^aklftt.  6lt  ct^iett  ftd^  inbe|  im  IBoIfe 
Ictambig  nnb  vaaA  im  Soufe  beS  19.  Sa^l^unberlS 
hod)  toIcntlMdlc  Stifter  unb  ^tofaiften  obermald 
|ir$itfnitxtx{)iio(t«ct^oben.  ä^rnligUfetWtttel- 
yaoh  ifi  ha<  dU^flcbige  ^eiligt^um  U.  S.  gftau 
ffiif  Stonfmote  (f.  b.  f(rt ),  i^t  lUeiorifd^ec  SRittel« 
VBsittSamlona.  3^e  bebeutenbem  SSettrtter  flnb 
Jbtbid  9  €M,  Sictot  Salaguer,  Ringel  (Buhnerä, 
X.  Oomde»  8fr.  Soler,  eonftonü  Slombart, 
XoniA  Qiitiiet,  bie  Dichterinnen  SRoria  3ofe))]^ 
Vtai(iant§,  ^bi<  SRonferbi  be  aRadä  unb  ber 
9ncfiRfi4^€inger3acinto93erba0uer(ge6.1845), 
Ivffrn  AttA&tida(I876),  Idüis  y  oants  misticliB 
\lb  79)  vlJl  m.  in  gon)  S)xmien  |o]^e  Snerlennung 
ioataL  CSgL  BiUloteca  de  autorea  espafiolea, 
Maarid  1846--1880,71to1b.;  Goleccion  de 
aaloTB«  espafiolea,  Leipaic  1860 — 1886, 
4$  Toia.;  Golaoctoii  de  escritores  castellanos, 
Madrid  1882-1894, 105  yoIb.  ;  NicolauB  An* 
luntna,  BibHotheoa  hispana  yetuB,  Matrit. 
17K7. 2  ToIL ;  II.  Bibl.  hisp.  nova,  ib.  1788, 
2  vidL  [flMnuf^:  aitabrib  1672  u.  1696, 2.  ^uSg. 
17^9—1788;  etgänjtDonB.  de  Gastro,  Biblio- 
taea  eapaficda,  Madrid  1781—1786,  2  vols.] ; 
Odaceüm  de  bibliofiloa  eepafioles,  Madrid 
IJ^M  wo-  [bld  1896  32  yola.) ;  Martinez  de 
Ia  Booa,  Hiatoria  de  la  poeaia  eapafiola, 
batff4  Stonif.  0.  9R.  1840;  Oil  de  Zdrate, 
Uamal  delüerainra,  Madrid  1848.  1851, 
2  Tola. ;  Ainador  de  loa  Bios,  Uiatoria  eritica 
dela  liieratiiraeqMifiola,Madrid  1861 —1865, 
7  TofaL;  (Scorg  Xidnor,  Qit]d^.  ber  fd^dnen  fitter. 
n  S^onicn^  beutfd^  »on  SuIiuS,  Seipaig  1852. 
1667^  2  ebe,,  mit  (hgSnjungen  Don  %.  3BoIf ; 
SontniDtf,  ee{d^.«ber  {|Mmi{d^en  $oe{ie  [fe$r 
eafettis  tirotcftl  (Stöttingcn  1804;  Srtndmeier, 
9bd^  risier  bocum.  ®efc$.  ber  \pQXL  SlationaUit. 
M  m  Snfong  bei  17.  ^0^%,  Seipjig  1844; 
Sof.«  S>k  SlationalKt.  ber  S^xmier  feit  Slnfong 
M  19. 3üMv  ®5ltingen  1850 ;  (SloruS,  2)ar« 
{kcflimg  ber  fpon.  SÜeratur  im  aRittelalter,  SRoin} 
1&46.  2  9be. ;  9r.  D.  @<!^a(t,  ®efd^.  ber  bramat. 
SiknAir  v.  ftunji  in  Spanien,  2. 9u8g.,  gfran^. 
ld»4^  3  Cbe.,  Üto^tröge  1855;  Semde,  fynCob. 
ber  tpon.  £ÜeratQr,  Sraäf.  1855—1856, 8  Sbe. ; 
Solf«  StuMoi  |itr  ®efd(|.  ber  f|Km.  unb  portug. 
Satiomfiit,  Seriin  1859 ;  2)o]^m,  2)ie  ftKtnifd^e 
liattoaoinirratiir^  bo{.  1867 ;  Sc^öffer,  ®ef4.  bed 
finn.  SlotionalbromoS,  Seips.  1890, 2  9be.;  Bohl 
d«  Faber,  floreata  derimaa  antigoaa  caatel- 
luutt,  Hambargo  1821— 1825,3  vola.;  Wolf, 
Flomta  de  rimaa  moderaaa  caatellanaa,  Paria 
1857, 2  Tols. ;  Mila  y  Fontanals,  De  la  poeaia 
hemcm  popoljur  eaatellana,  Barcelona  1874 ; 
ßafa^ner,  Hiatoria  de  loa  trovadorea,  Madr. 
1878 — ^1 880,6  ▼ola.;MenendezPelayo,Hi8to- 
ria  de  Ias  ideaa  estedcaa  en  Eapana,  Madrid 
1882 — 18S9 ,  4  Tola.;  Horacio  en  Eapafia, 


Madrid  1886, 2  Tola. ;  Blanco  Oarcia,  Litera- 
tura  eapafiola  en  el  aiglo  XIX,  Madrid  1891 
ad  1896,  3  yola.;  Boria  de  Tannenberg,  La 
poeaie  caaüllane  contemporaine,  Paria  1889; 
Tubina,  Hiatoria  del  renacimiento  literario 
en  Catalufia,  Madrid  1880;  (&,  Sßogel.  9leu- 
catQlonifd^e  Stubien,  ^berbom  1886;  3. 
goftenrat^,  Satalonif ^e  Sroubaboure  ber  (Segen« 
toort,  Seipgig  1890:  91.  93aumgartner  8.  J., 
3)aS  9Biebermtf(eben  ber  cotolonifd^en  $oefie,  in 
ben  Stimmen  auS  aRariop-Soad^  XXXIX  [1890], 
61—77;  XL  [1891],  216—282.  427  biS 
441.)  [9.  Saumgortner  S.  J.] 

j^otf a,  bie  befonnte  gfreiftobt  im  ^eloponneS, 
l^otte  feit  ber  römifd^en  Eroberung  im  3.  146 
t).  (£^r.  gioar  il^re  politif^e  Selbftönbigleit  üer« 
loren,  bd^ielt  aber,  »ie  bie  übrigen  gried^tfd^en 
Staaten,  gett)i|[fe  internationale  93e}iel(|ungen  bri. 
3u  biefen  gel^öri  ber  Serlel^r,  ben  bie  SBettol^ner 
Sparia'ö  ober  SacebomonS  (2  ÜRad^.  5,  9)  mit 
bem  mad^bäifd^en  gflrften  Sonatl^S  atdnü))ften, 
als  biefer  für  bad  iubifd^  SReid^  öu|ere  gfreunbe 
gewinnen  tooSte  (1  SRad^.  12,  2.  5—23).  &  ifi 
barin  oon  einem  Sünbni^  bie  SRebe,  ioeI(|ed  f  d^on 
früber  ber  f))ariamf(^e  itönig  SriuS  mit  bem 

tol^enpriefter  OnioS  auf  ®runb  befiebenber 
lammedDenoanbtfd^aft  gefd^toffen  l^abe.  Unter 
biefen  ^erfonen  lönnen  nur  ber  ftönig  SriuS  L 
unb  ber  ^ol^epriefter  OniaS  L  (f.  b.  9rtt.)  ge- 
meint fein,  ba  eine  onbere  @leid^}eitigleit  fo  ge- 
nannter 0erfonen  nid^t  oorgebmmen  ifi.  S)er 
SBorfaS  gefd^l^  alfo  um  300  \>.  &^x.  äofeplM 
(Antt  12,  4, 10)  irri  barin,  ba^  er  an  eine 
fpötere  Qdt  beult.  S)ie  Berufung  auf  gemein- 
fd^füid^e  Sbftammung  oon  ^brabam  mar  nid^tS 
loeiter  al8  eine  biplomatifd^e  gform,  pa|t  aber 
gang  )U  ber  ®efimmng  bed  9lbenteurerd  SriuS, 
ber  in  feinem  Ihiege  mit  ben  f^rifd^en  S))igonen 
biefen  aud^  im  ÜRorgenlanbe  Sd^mierigleiten  }u 
bereiten  fud^te.  S)er  bifi^rifd^en  äBobrl^eit  ent- 
ftirid^t  es,  ba^  auf  3onatl|a8'  »riefe  nid^t  itönige 
üon  Sparia,  fonbem  „bie  Srd^onten  unb  bie 
Stabt  ber  Sparianer''  anttoorieten,  unb  ba|  bie 
9nttt)ori,  »eil  Sonatl^ad  ingmifd^en  gejlorben  »or, 
an  Simon  gerid^tet  mürbe  (1 9ßad^.  14, 20—23). 
(SSgl.  G.  Wemadorf,  Comment.  hiat.-crit.  de 
fide  hiat.  libr.  Maccab.,  Vratial.  1747;  Pal- 
mer, De  Epiatolarmn,  qnaa  Spartani  atque 
Jndaei  invicem  aibi  miaiaae  dicnntor,  Teri- 
täte,  Darmat.  1828;  gfreubentbal,  ^tefonber 
^olQbiftor,  Breslau  1874,  29  f.  »um.  [^abredb. 
beS  fub.-tbeol.  Seminars].)  [ffaulen.] 

^ebaßeri,  9{icoIau8,  italienif d^er  Xl^eo- 
löge,  mar  1741  }U  93ronte  in  Sidlien  geboren. 
Sr  ftubirie  im  Seminar  gn  9RonreaIe  unter  bem 
nad^maligen  Srgbifd^of  Xefta  Don  S^rocud  begm. 
ÜRonreale,  mürbe  bann,  oieHeid^t  in  Küdtftd^t  auf 
feine  Begabung,  nad^  SRom  gegogen  unb  erbielt 
eine  $frunbe  an  ber  oaticanifd^en  IBafUüa.  Ser» 
bienfte  ermarb  er  f  d^  burd^  apologetifd^e  Schriften, 
in  meldten  er  bie  Angriffe  9licoL  gfreretS  unb 


576 


eptt. 


576 


(SibbonS  auf  boS  Cl^nfientbum  surfidimed ;  gr5- 
^ered  Sluf feigen  erregte  er  aber  burd^  ein  1791  in 
W^ft  gebrudted  SBerf,  loelc^ed  1795  ^u  Sol)- 
burg  aud^  in  beutfc^er  ©prad^e  unter  bem  £itel 
„S)ie  Siechte  bed  9J{enfd^en,  morin  ern^iefen  loirb, 
ba^  bie  d^riftlid^e  SKeligion  bie  fid^te  93e{d^ü^n 
ber  5ur  Crl^altung  ber  bürgerlichen  ©efeUji^aft 
notl^iDenbigen  9)}itte(  fei.  9u8  bem  Stalintijc^en 
t>on  ffarl  SBranbner"  Derdffentlid^t  würbe.  Sarin 
fud^te  6peba(teri  bie  biurc^  bie  frangöftfd^  9ieüo> 
lution  in  Umlauf  gefegten  liberalen  3been,  bie 
„ÜDlenfd^enrec^te"  u.  f.  xo.  mit  ber  9{eIigion  in 
Sinflang  ju  bringen  unb  im  Süangelium  mieber- 
jufinben.  Sr  bel^nbelte  Don  biefem  @tanbpun!te 
aus  bie  aüerfd^mierigften  unb  l^eifelfien  fiaatdred^t- 
Iid(|en  S^agen ;  unter  ^flnberem  erflärte  er  aud^  bie 
^bfefeung  unb  ^inrid^tung  eined  ftönigS  unter 
gen)iffen  93orauSfe(ungen  unb  in  tJföQen  öu^ter 
9iotl^  für  ftattl^aft,  menn  au^  unter  allen  Um- 
ftönben  mit  SRüd^'id^  auf  bie  ^folgen  bebenflid^. 
S)abei  ftü^te  er  fid^  namentKd^  auf  Lib.  III  bed 
Opusculum  de  regimine  principum,  ba8  er 
mit  einer  bamate  Dieloerbreiteten  ^nfic^t  fälfdl^Iid^ 
nadj^  gans  bem  tfi.  S^omad  gufd^eb.  93on  ben 
UniDerfttöten  $abua  unb  ^\>\a  wegen  feineS 
äßerfeS  bcglüdtoünfd^t,  würbe  Spebalieri  aldbalb 
Don^l^eologen  wie  ^iand^i,  Xamburini,  Xamagna 
u.  %  l^eftig  angegriffen  unb  mu^te  eine  eigene 
IBert^eibigungSf^rift  l^auggeben.  ^2luf  benSnbes 
famen  feine  @(i^nften  nie ;  er  ftarb  im  ^rieben 
mit  ber  Rixä^t  unb  im  rul^igen  %cfi(  feiner  ^frünbe 
am  24.  DloDembcr  1795.  (SBgl.  Hurter,  No- 
mencl.  lit.  III,  2.  ed.,  281.)  [D.  «Pfülf  S.  J.] 
^f€€  (Spe),  gfriebrid^  Don,  S.  J.,  befannt 
als  ^id^ter  unb  alS  Sorfömpfer  gegen  bie  ^ejen- 
Derfolgung,  entftammte  ber  balb  nad^  il^m  auS» 
geftorbenen  gelbcmfd^en  9(belSfamiIie  ber  Sptt 
Don  Sangenfelb  unb  würbe  am  25.  ^bruar  1591 
au  JfaiferSwert)^  bei  2)üffelborf  als  @o]^n  beS 
bamaligcn  furf5Inifd^en  ^urgüogtS  unb  9lmt- 
mannS  Don  ffaiferswertl^  geboren.  Seine  @tubien 
begann  ber  reid^begabte  Süngling  am  defuiten- 
®t)mnafium  ju  StöUx,  worauf  er  am  28.  Sep- 
tember 1610  5u  Srier  in  benScfw^tenorben  eintrat. 
9lad^  atDeiiäbrigem  92oDiciat  folgte  ber  SurfuS  in 
ber  ^^ilofo^ie  ju  SBürjburg  (1612— 1615), 
bann  war  er  Don  1615—1619  au  jföln  als 
Seigrer  ber  f)umamora  tl^ähg.  S3on  1619— 1620 
Icj^rte  er  ju  9)Jain5  bie  K^ctorif,  ab jolDirte  1620 
bis  1623  ebenbajelbft  bie  ^l^eologie  unb  würbe 
im  le^tgenannten  Saläre  juni  ^rieftcr  geweil^t. 
Sie  erfte  t^cologifd^e  Sßcrwenbung  fanb  er  §u 
ißaberbom,  inbcm  er  bort  Don  1623—1626 
neben  bem  Sortrage  ber  ^^ilofop(}ie  aud|  auf 
ber  ©omfanjcl  mit  großem  Erfolge  t^ätig  War. 
!}iad^bcm  er  baS  britte  ^robeja^r  ju  ©pei;er 
(1626—1627)  aurü(f gelegt  l^attc,  fül;rte  il)u  bie 
i8orfc!)img  nat^  SBürjburg  (1627),  wo  er  M 
33eicl)tt)Qtcr  ber  Denirt^ciltcu  Cpfcr  bc§  Sporen« 
wal^u^  baä  ganje  6lenb  bie|cr  Unglüctlid^eu 
rennen  lenite  (Dgl.  b.  5lrtt.  §ejcn  unb  i^cjen- 


fToje^).  Sr  ftubirte  baS  gonje  Serfal^ ,  vmU 
c^eS  bei  ben  f)esenpro)effen  in  ^nwenbung 
fam,  unb  gewann  bie  Uebergeugung,  ba^  baS» 
felbe  in  ben  wefentlid^fien  fünften  ben  Se* 
fe^en  beS  natfirlid^en  unb  pofttioen  Xed^teS  fyiifßi 
fpred^e.  Mein  ber  (Einjelne  Dermod^  nid^ti 
bem  allgemeinen  SBal^ne  gegenüber;  gfrtebriit 
D.  Spee  mu^te  wö^renb  feines  me^onatli^en 
^ufentbalteS  }u  SSürsburg  gegen  200  „^iffn' 
)um  gfeuertobe  begleiten,  Don  benen  nad^  fnncr 
Ueberjeugung  feine  einzige  fd^ulbig  war.  Seine 
Sorftettungen  bei  ben  Stu^tem  fru^teten  nid^tS; 
fd^lie^Udd  warb  i^m  fogar  ber  SBefud^  ber  fterfer 
unterfagi  2)a  entfd^Io^  er  fid^,  f^nriftlid^  gegen 
ben  $K^enwa]^n  ju  Wirfen,  unb  Derfa^te  bie  Gau- 
ido  criminalis  (f.  u.).  3n  ben  Seilten  1628 
unb  1629  fiel  P.  Spee  bie  Aufgabe  }u.  Stobt 
unb  ®raf  jd(|aft  ißeine  (unweit  ^übeSl^eim)  wie- 
ber  für  ben  fatlfiolifd^en  (Slauben  gu  gewinnen. 
Seiner  felbftlofen  Siebe  unb  Eingabe  gelang  oud^ 
biefeS  SBerf  wiber  Siwarten  fd^eU ;  nur  in  ber 
Stabt  $nne  felbji  war  ber  SBiberftanb  ^- 
näctiger.  2)amalS  erfolgte  (am  29.  aRoi  1629) 
auf  ii^n  ein  SlnfaU  ju  SBoItorp,  bei  bem  er  na^ 
ber  gewöl(fnlid^n  Angabe  meud^lerifd^  fd^wet 
Derwunbet  Würbe  (eine  ^nbfd|rift  im  ftöbicr 
Stabtard^iD  auS  bem  Dorigen  Stabr^unbcrt  fkeOt 
nad^  Angabe  Xl^onemannS  [f.  u.]  biefeS  (Ercig- 
nif;  mel^  als  eine  ftarfe  SBerl^öl^nung  t.  Spee% 
bar).  3n  ben  Salären  1629  unb  1630  le^ 
D.  Spee  DU  ^aberbom  9RoraItl^eologie  unb  war 
ebenbafelbft  1630  unb  1631  a(S  Seid^toatei 
t^ätig,  worauf  er  (am  13.  9{oDember  1631)  an 
ber  neu  errid^teten  $riDatfacuItöt  feines  Orbenl 
SU  Stbln  ben  Se^rftubl  für  ©eWiffenSföOe  fibcr- 
nal^m.  S)aSfeIbe  ^ä)  Derfa^  er  1632—1685  }U 
3:rier,  wo  er  fid^  nebenl^er  auS  ^ergenSbebürfni^ 
unb  OrbenSpflid^t  eifrig  ber  jhanfenpfiege  wib- 
mete.  93ei  biefer  l^olte  er  fid^  ben  XobeSEeim^ 
inbem  er  bei  ber  Pflege  Don  SSerwunbeten  auB 
ben  trierifd^en  fiömpfen  Don  1635  gule^t  felbß 
Don  einem  peftartigen  t^ieber  bal^ingerafft  würbe, 
gr  ftarb  am  7.  Sluguft  1635  inmitten  feiner 
trüber  unb  warb  in  ber  äefuitenfird^  gu  Xrier 
begraben. 

t$riebrid^  D.  Spee  if!  eine  ber  angiel^enbfien  @e" 
ftalten  beS  17.  Sa^rl^unbertS.  9)on  (Sott  mit 
fcltencn  @aben  beS  @eifteS  unb  ^ergenS  ouS- 
geftattet.  War  er  eine  gart  befaitete  S)id^terfeele,  }u* 
gleich  ein  ftreng  gefd^ulter  2)enfer  unb  Sc^rer  ouf 
ben  i!e]E)r[tül)len  ber  ^^^^ilofopl^ie  unb  S^ologic, 
bancbcn  aber  ein  muftcr^aftcr  ^riefter  unb  CrbenS« 
mann.  £ic  bcutfc^e  üüteratur  Derbantt  ibm  bie 
„Stni^=Dkd)tic\Qtt",  eine  Sammlung  geiftlid^ 
C^eföuge  DoU  ^ilnbad^t  unb  äl^örme.  Doli  ftraft  unb 
aBo wnang.  S)cn  ^D^omcn  bcS  jucrft  1649  $u  Äöln 
crjd)icnciicn  53üd}leinS  crFIärt  ber  SSerfofjer  felbft 
ba^in,  bafj  c8  ,,tnit;  9^icl)ti9aUen  fü^  unb  lieblid^ 
finget  unb  i\iriar  aufnd)tig  poelijd)".  3wed  imb 
^^ebeutung  feiner  Sieber  fei,  ju  jeigen,  ba^  ®ott 
auc^  in  bentid}cr  Sprad;e  feine  $oeten  fyabe. 


m 


&ptt. 


579 


3M^  frim  irXnil^tA^ttQoa''  Vjt  d.  €))ee  ei» 
6dii|s  bcr  cx^obencn  ®ottedinfame  gaoorben  unb 
Hb  oll  Jo^cc  ^  rtnm  e^tenpIo|  in  ber 
tatMm  3miiniaateiitur  feigen.  S)er  grö^e 
1^  te  ^S^>9loAHgaa''  (48  Don  51  Siebem) 
Mt  im  3Mmi629  bnidfetÜQ:  üa\%t  ®ebid^te 
«fi^am  tnofk  1838  im  ,$ffttteclein  ber  PR 
to  esddflt  alefa'  (boL  mmUx,  2)a8  fot^oL 
tal|4e  As^KnBA  It  Sreibute  1886,  97).  2>ie 
•efamataiiSgobe  bj^tgte  oud  SjKe'd  Stadial 
terkfamitt  3tfBit  SatotenuS ;  bie  öttefie  ^b- 
i^c^  befinbet  fid^  }U  €tto^bttrg,  eiste  anbete 
fi  Xtier  (Ic|tm  ebixt  bon  SBoOe,  in  »S>eut{d^ 
Sinter  bei  17.  ao^unbectS"  XUI,  2ei)>}le 
Is^T»).  —  (ßn  ber  ^Sixul-Sto^gaE''  Der- 
\,  JoUftab  bcft  A&bier  «ufei^ed  1632 
f^tojoioetl  epee*«  ift  ba9  ^®ul- 
Siiaoibbi4''  f  filei^foHS  iuetft  1649  gu 
MIk  etendt,  eine  Snleitung  |ut  Uebung  ber 
bni  gdtüidben  Sngenbcn  olft  beS  änbegriffS  ieg« 
fii^  QoUbmnen^it  3n  Sonn  eined  3>oie- 
irfvdS^cS  innfii^en  SBeid^ttHiier  unb  Seii^tfinb 
ib^foBt,  nui^t  es  ben  Sinbrud  einer  etnfa^en 
BUR^jottnng,  bie  ober  non  ^eqen  lommt  imb 
fi  f^oioi  g^t^  bie  tmb  ba  fmb  als  9Bid>er- 
bofang  fiii^  emgefireut  Sine  ^onbfd^rift  beS 
Ji:agnd»M|cS''  bot  bie  ^affdborfer  2anbeS« 
kUiDt^,  eine  am^ere  reid^b<>ttigere  ttom  3abte 
1540  M  foitfer  92ationalbibItotH  —  3BaS 
fsofl  iio4  oon  Al^nli^  @<i^en  k).  Speers 
cmSfot  »ixb«  3. 8.  ^S)aS  immenoöl^renbe  £ob 
•ottei',  »l&ie  Vttijadtl" ,  »aren  tool^I  nur 
Ubmdr  cinjdsier  bdonberS  origine&en  äapM 
ha  Xitsaibbnd^.  Sa  bebauem  ift  aber,  ba^ 
hu  tünotptt  ber  SBorlefungen  t)erIoren  gegangen 
pBb,  ikU^  epee  aber  eafuifKI  geleiten  l^ot. 
P«  Bttfcnbaum  (f.  b.  9rt)  bat  biefelben  nad^ 
Ägcncr  Sngabc  bei  feiner  Medulla  benu|t,  fo 
b«^  fk  bdbucc^  inbireä  ou^  ein  OueOentoerf 
fix  ben  |(L  WfonS  bilbeten.  SRan  glaubt  ben 
Scziajil  btitct  ober  inbirect  auf  fUtäfmnq  beS 
P.  SabdoidS  feien  gu  foDen,  bem  aud^  bio- 
«n9bif4<  SRoterioIien  über  Qptt  Dorlagen,  »eld^e 
B|Hilttcirt  iietf(bimnd)en  fmb.  —  Stod^  bleibt 
bü  fBci!  ejiee^S  gu  enoöl^,  »eld^eS  il^m 
inen  9(a|  ft^  unier  ben  aBo^itl^tem  ber 
fRm|4^r  oit  Gautio  criminaliB,  bie  Stuf- 
heSmq  cSkt  Sübttnmrbigfeiten,  toeld^e  auS 
Sinna^  nnb  fifrigbeit  nrie  auS  Xa^e  unb 
^abfu4fl  unter  bem  Stomanbe,  baS  $)esenioefen 
iaipuoUcu,  riderorlfi  oerfibt  nmrben.  gf^ebrU^ 
«L  ^Bpef  mar  aOerbtngS  nii^  ber  erfle,  ber  gegen 
bie  Ungnu^gibit  ber  f)esen|nrogeffe  feine  Stimme 
«bot  {oaJL  3anffen-^{tor,  ®efÄ.  beS  beutfdben 
«oOtt  Vm  (1894),  551  ff. ;  SHegler,  (Befd^  ber 
tenpQMfffe  in  9Ütm,  Stuttgart  1896);  er 
|iär  Idblp  in  feinem  Orben  f($on  Sorgönget 
a  flBQmnn,  Xonner  (f.  b.  Vrtt.)  u.  9.  9lud^ 
f^dmu  baman  \pidfSL  bie  ftdiner  Stefuiten ,  auS 
Ua#  eiitt§  9^cntm))effeS  ^ot,  in  beffen 
iiftaf  ber  (EiiMfil^f  unb  mehrere  SefuitenpatreS 


aß  (Benoffen  ber  ^ecen  benuncirt  mürben,  gegen 
bie  f)esenDerfoIgung  Dorfid^tig  ißortei  ergriffen  gn 
baben,  inbem  ffe  1629  XannerS  Zractat  (ebne 
ben  Serfaffer  aß  ^efuiten  gu  begeid^)  imb 
einige  Sled^tSgutad^en  brudfen  liefen.  !Rid^tSbe{to* 
meniger  mar  bie  Verausgabe  ber  O»aüo  crimi- 
nalis  eine  f)elbentbat  ba  feber  SSertbeibtger  ber 
^eien  ®efabr  tief,  felbft  als  ^esenmeifter  an« 
geftagt  gu  merben  (ber  ®eban!e  &ptt^i,  ha^  ifßi 
ber  Mbarm^ergtge  bereinft  für  eine  ial^rekmge 
99ereiifd^  gum  aRart^rium  für  bie  gute  Sacbe 
baS  Segfeuer  erlaffen  merbe,  finbet  fldb  in  einem 
ber  5  bis  6  nid^t  mit  obgebrudtten  m)>itel  beS 
Zugenbbud^  auSgef))rod^).  S>ie  Cnutio  orl- 
minalifl  erf d^ien  b<mtm  guerft  anonym  gu  Kintebi 
1681^  mai^rfd^einlid^  iff  aber  biefe  SuSgabe  gor 
nid^t  m  ben  panbel  gebmmen,  fonbem  Dom  Or« 
ben  ongefauft  unb  (nmatim  oerfd^idtt  morben.  Ser 
S>rudt  mag  in  SRinteln  meniger  Sd^mierigfeiten 
begegnet  fein  alS  anberSmo,  ba  Sleinfing,  ber 
fft\\\\ä^  (lanbeSl^Iid^e)  SSicelangler,  ben  bie  9ünp 
telner  Unit)erfttät  mit  @lotg  il^ren  Sd^filer  nannte 
gleid^aÜS  (Harburg  1630)  ein  in  frdftigen^luS* 
bräden  abgefaßtes  Besponsum  juris  in  proceBsn 
contra  sagam  t)om  3. 1621  l^tte  bruaen  Iaf[en% 
2)aß  bie  ))rDteftontifd^  UniDerfität  bem  SBerie 
eines  Sefuiten  il^re  aij^probation  gab,  oerfiel^t  fid^ 
um  fo  leidster,  menn  man  bebenit,  ba|  Stintein 
bamolS  oon  taiferlid^en  @eneralen  mit  ^efuiten 
als  Seid^todtem  umgeben  mar.  StoA  neue  SluS- 
gaben  ber  Cautio  erfd^ienen  1632  gu  Sratdfurt 
begm.  ftöbi.  S)aS  3Berf,  ebenfo  fad^Iid^  gel^alten 
mie  fd^onungSloS  bie  9)ltßflfinbe  aufbedtenb,  oer- 
fel^tte  feine  SBirfung  nid^t;  felbft  baS  Sleid^S- 
fammergerid^t  nabm  9lotig  booon,  unb  im  3. 
1657  erließ  bie  Kongregation  beS  l^iligen  Of* 
fidumS  gu  Stom  eine  (fpftter  ber  Gautio  bei« 
gebrudfte)  Snftruction  bel^uj^  9leuregelung  ber 
l^esenprogeffe  (f.  Carena,  De  officio  SS.  Inqni- 
sitionis,  Bonomae  1668,  435  sqq.),  moritt 
fd^rfe  ftritif  an  bem  bis  bal^in  t)ielf ad$  auf  ®ruub 
beS  ^^eienl^ammerS"  (f.  b.  Slrt.  3nftitoriS 
VI^  809)  gebrSud^tid^en  SSerfabren  geübt  mirb 
(ogL  ^infd^iuS,  ffirdjcnredjt  VI,  1  [1897], 
428  ff.).  —  Sie  eingelnen  ausgaben  oon  Bpte§ 
Sd^riften  oergetd^nen  (Soebefe,  ®runbriß  2c.  in^ 
2.  SufL ,  SreSben  1887,  193  ff. ;  de  Backer, 
Bibliothäque,  nouv.  ed.  par  Sommervogel 
Vlly  1424  SS.  SluS  ber  bort  angegebenen  Site« 
ratur  feien  ermöl^nt  bie  Siograpbien  Speers  Oon 
2)iel,  gfreiburg  1872 ;  SarbaunS,  gfrantfurt  1884; 
feine  bid^erifd^e  Xl^&tigf  eU  inSbefonbere  bebanbelt 
&afyxü>,  ^riebrid^  @pee  oon  Sangenfelb,  6iIbeS« 
^eim  1894  guerft  als  @d^uI)}rogramm  erfd^tenen). 
Sine  SngabI  mertl^ooHer  9tottgen  mürben  ber 
9tebaction  beS  „fttrd^enleiilonS"  burd^  ^erm 
Xl^onemann,  SibKotl^efar  ber  gröflid^  0.  @t)ee'« 
f$en  Sibliotl^I  gu  ^eBorf  (bri  S>ä{feIborf),  gur 
iBerffigung  geftelu.  S)ort  beflnben  fid^  ^  alle 
ausgaben  ber  Sd^riften  beS  P.  gfriebrid^  &pet 
unb  l^anbfd^ftlid^  bie  Yarietas  lectionnm  ber 

10 


S81 


6t)eifesefe|e. 


582: 


9/x  SUkffm  6Mbm0  teilten,  gurd^t  unb 
SAcfdcn  ((Ken.  9,  2)  »or  i^nen  rul^t  auf  ben 
%\^am  ha  (Eibe;  fic  aSe  ftttb  in  bed  aJtenfd^en 

agfesKbcii,  tmb  hcdcx  fpccicS  (®efu  9,  8)  )ur 
ag«  Bki4  boi  ^flonaen.  Sod^  toirb  f ogleid^ 
l6bL.  8.  4)  eine  Sinfd^r&ifung  beisefust  toor- 
•H^  bcr  dma^  be«  ^in\A^,  in  toeld^nn  feine 
Scdie,  b«  V  bcÄ  Sbtt  nod$  ift,  unterfagt  toirb. 
du  Mrfer  Qqie|)img  ge^t  nun  bofi  mofaif^e  ®e- 

a,  wOänA  ofle  Seiten  bed  geiftigen  unb  ))(9« 
^  SebcnS  mit  feinet  Sorge  umfaßt,  meiter, 
atai  CS  in  bm  ftniS  ber  verbotenen  @))eifen  bie 
{oyiL  imccinen  5C^n,  fotoie  gemiffe  Steile  ber 
raom,  te  oud^  bcjiinnntt  Segetdbilien  einbejiel^t. 
Sn  iu  wunbe  (iiambe  3bee  ift  bobei,  loie  bei 
kn  anboni  IBejUmmungen  beS  ®efe^,  bie  Sfor* 
tans  ber  C)«Iigfett.  toeU  ber  ®ott  38raeld  |eUig 
ift;  Mffc  ^igfdt  foS  «4  0)4  auf  bie  leiblid^e 
Sotnoie  crftcftten,  toie  bie|  bie  SRotioirung  ber 
as^fdam  Gebote  unb  Serbote  fottfont  jeigt  (ogl. 
acB.  11, 48  ff.;  20, 24  ff.  Seut  14,  21).  fßd 
kr  ^nogm  @9nt|cf e,  in  »eld^er  baS  Site  Xefta- 
acnt  IM  UStli^  unb  ba9  geifKoe  Seben  beiS 
SRfn|4|eii  onffa^  nnb  fe|tp(t,  olpe  oeltoegen  ben 
laqeiitlti!^  Untcrfd^icb  beiber  irgenbioie  ju  oer- 
fconm,  iß  bie  Sef^offenl^eit  ber  leibli^en  Stob- 
nnifl  unb  fiber]^tt))t  ber  i^obituS  beS  letblid^en 
fiebcnS  bnnlfKnid  nidftt  etttofi  SnbifferenteS  für  boS 
ct^H^^niHge  Seben  (biefelbe  Snfd^ouung  liegt  ber 
4n|iQ4im  fttcetif  {u  ®runbe  in  i^ren  Seftim- 
mngcn  über  Sofien,  Sbdtinen)  u.  f.  ».)•  S)abei 
ftiifeii  aK  ®efid^S))unIte,  auf  benen  einjelne  Se« 
jilmuumen  aber  verbotene  @)»eifen  berul^en,  obne 
jvcifd  ou^  biatetifd^nimatif(^  (toie  beim  93er" 
lole  bcfi  Sd/tom)^A\ä)ti  unb  beS  fetten),  aber- 
loapl  nntftii^ie,  ongenommen  merbm.  Sei  oiebn 
ber  mboienen  Zbiergattungen  mögen  in  biefer 
Settc^mig  Slüdfid^  ma^gebenb  gemefen  fein, 
md^  ber  mobernen  3^it  femer  liegen  als  Dem 
ttted^mn^  ,,100  ber  9Ren{4  m)d^  mel^r  in  ber  9ia- 
nir  bhit  imb  mit  tieferem  Slide  aOe  Sbfhtfungen 
nnb  Orikmingen  ber  lebenbigen  9iotur  erfafte. 
Sii4  einer  foli^  innem  Srfenntni|  ber  Zbier- 
«lü  ober,  sidcJbte  man  fagen,  nad^  einer  m^ftifd^en 
Inntomie  berfeOben  fanb  nun  aud^  im  Xltertbum 
eine  gtfDinerma^  mt^ftifd^  Sqiebung  ber  Xl^iere 
pm  IRenÜcn  ftott,  moncu^  man  fie  als  reine  ober 
nrcnie,  ott  pm  £Ren  erlaubte  ober  unerlaubte 
nQcr  untaf^b"  (Icaltboff/  ^anbbud^  ber  l^br. 
niRtbänicr»  aitunfler  1840,  257). 

3m  Sta)Aun  ucxiboten  bie  mofaifd^en  €)>eife" 
pfe|e  L  ben  ®enu|  ber  fogen.  unreinen 
Stirn,  mel^e  £10. 1 1, 4  ff.  (ogl.  ebb.  26  ff.)  unb 
Sesl.  14,  7  ff.  aufgesäl^lt  »erben.  68  geboren 
tiqa  L  bie  MecfOpigen  Z^iere,  toeld^e  ttrieber- 
f6m(b  ftaSb,  ober  niqt  gefpaltene  ülauen  laben, 
Bie  baS  flamett  ober  gefpaltene  Alauen  |aben 
nb  nii^t  nriebcrf fisenb  fmb,  toie  baS  Sd^mein ; 
aaäf  Vii  oierfä^ioen  Zl^,  toetd^  auf  Za^en 
fi^ai  (bist  ^fe  V^ben).  WS  rein  gelten 
icfliHU^  Sünbcr,  €4!ofe,  Siegen^  ^itfd^.  ®a- 


lOtn,  Steinbbile  u.  f.  m.;  2.  eine  Stetige 
(20  ober  21)  oon  Sögein  unb  Sogelarten,  bar- 
unter ber  aWer,  ®eier,  ©trau|,  ^elilan,  bie 
ßulenarten;  oiele  ber  l^bräifd^en  Sennmungen 
ftnb  bunf  el ;  unter  bie  unreinen  Sögel  x\i  aud^  bie 
gflebermauS  gered^net.  9US  reine  Sögel  »erben 
(beim  0|)ferbienfte)  oft  bie  Zurteltaube  unb  bie 
getoöl^nlid^e  Zaube  genannt,  aud^  bie  äßad^tel 
(gj.16,18.  9lum.ll,31);  8.  atte  SDSaffertbiere, 
bie  nid^  gflolfebem  unb  @d^uppen  baben  (g.  S. 
Sole):  4.  aSeS,  »ad  auf  Srben  fc^Ieid^t.  maS  auf 
bem  Saud^e  friedet;  6.  aUed  fliegenbe  Ungeaiefer, 
—  11.  ben  ®enu|  Oon  reinen  Zbieren  bej». 
Zl^ette  berfelben  unter  gemiffen  Umftänben,  nam^ 
lid^  1.  alle  gefallenen  (n^^:,  tö  dyrjaiiJLaTov, 
icTu>{jLa)  ober  Dom  äßilbe  }erri|{enen  Zbiere  (-^^ 

ntys   nntoa,   d»jpiaX«TOv,   gj.  22,   31.   ScO. 

17, 15.  S)eut.  14,  21):  im  bleuen  Zeftamente 
»irb  fold^ed  gfleifd^  überhaupt  SrftidCted  (trvtxT^v) 
genannt  (^g.  15,  20.  29;  21,  25).  SBer  ber- 
gleid^en  genoffen,  mu|te  ftc^  baben  unb  bie  ffleiber 
»afd^en  unb  »ar  bis  jum  9benb  unrein  (Set>. 
17, 15);  2.  blutige  gfleifd^ftudCe  (S)eut  12,  28) 
unb  befpnberS  Slut  (Seo.  7,  26).  Sßer  Slut  ge- 
nieß, foD  mit  bem  Zobe  beftroft  »erben  (fieo. 
7,  27 ;  17, 14;  nod^  im  !Reuen  Zeftamente  »irb 
baS  Sluteffen  ben  ^eibend^riften  k>erboten,  9l))g. 
15,  29).  9iad^  ber  SRifd^na  »ar  baS  Slut  ber 
gfifd^e  unb  ^eufd^redCen  ju  effen  erlaubt ;  um  bei 
bem  Sfleifd^e  ber  Sftugetbiere  unb  Sögel  baS  Slut 
möglid^ft  )u  entfernen  unb  fo  bem  ®ebote,  nid^tS 
Slutiged  ju  genießen,  nad9}uIommen,  beftimmt 
bie  rabbinifd^e  Obferoan),  e8  ftarf  ju  folgen  unb 
bann  einjumeid^en ;  fo  bleibt  ed  ungeföbr  eine 
@tunbe  liegen  unb  »irb  bann  auf  eine  @eite  ge- 
legt, ba^  bad  Slut  ablaufen  fann;  nod^malS  ge- 
»ofd^en,  barf  efi  gefod^t  »erben.  SBiD  man  eS 
braten,  fo  (ann  bie^  gleid^  gefd^el^en,  »enn  e8  ge- 
faljen  iji  S)ie  Seber  barf  nur  gebraten  »erben 
(f.  «Sioli,  ^anbbud^  ber  biblifd^en  «Itertbumdf. 
I,  2,  164);  8.  ge»iffe  SfettftüdCe  m  Stinb-, 
Siegen-  unb  Sd^iel^  (Seo.  8,  17;  7,  28), 
»elqe  aß  hcA  Sefte  am  Zbiere  für  ben  VÜax  be- 
ftimmt fmb  (Set).  7,  25) ;  nad^  ber  Zrabition  ge- 
boren bojtt  bad  gfett,  baS  an  ben  ®ebdrmen,  oom 
SRagen  an,  fid^  et»a  eine  Slle  (ang  l^inunter  giebt, 
baS  Sfett  oom  ÜRagen  unb  oom  SRaftbarm,  bad 
gfett  Dom  9letf,  bie  fette  &aut  über  ber  SRUa,  bie 
^ut  fiber  ben  Stieren  unb  bad  gfett  baran,  ber 
obere  Sogen  Dom  SRagen,  ber  ungefäl^  bie  ®e- 
ftalt  einer  Stoppt  l^at.  2)ad  gfett  oom  ®epgel, 
aud^  bie  9Rih,  »enn  brei  9lbem  l^erauSgenommen 
»erben,  unb  oafi  f^  oom  Jhanj,  »enn  bie  obere 
^aut  abgezogen  ift,  barf  genoffen  »erben  (SUJioti 
1, 2, 166) ;  4.  bad  Södtlein  barf  nid^t  in  ber  3RiId^ 
feiner  9Rutter  gefod^t  »erben  (Ss.  23,  19; 
84,  26;  ogl.  S)eut.  14, 21);  ber  ®runb  bedSer- 
boted  ift  nid^t  Kar,  bie  Zrabition  bel^nt  badfelbe 
auf  iebe  Srt  SRifd^ung  oon  aRildd  unb  gleifd^ 
aud.  S)er  jhibeuter  barf  gelod^t  »erben,  »enn  er 
in  ftreujform  burd^fd^nitten  unb  an  ber  Sßanb 

19* 


58S 


&ptntt. 


580 


ha  tUMla^dUf  la^erif^  eeifili^c  3)eutfd^« 

IoiMl  Spcner  txot  iuerfl  mit  SSorft^t  in  feiner 

van  SMbmg  mtf «  Denn  bie  beiben  Sanbefiuni« 

Mclitdini  8^V%  unb  SlBittenbetg  ](|ulbigten  bem 

ftacR  SonnaltSnutS  in  ber  SDI^eoIogie.    9JUt 

lii|ntai0en  idDad^tc  oor  Mem  ber  2ei)))tfier 

Qivfi^Saipaoii  (f.  b.  9rt.  n.  3),  toeld^er  @)>ener 

loiteGil^  |ietid)n(^  fi^nnt  toor^  j[eben  @d^ritt  bed 

HMft  Obd^fpttbigerS.  Sber  aud^  beim  Am> 

pt^  fid  er  loegen  f einefi  greimutl^,  mit  bem 

er  sagte,  i^  e^cfurd^tsoolle  SBorfteQungen  )u 

aad^,  Mon  ncri^  menigen  Salären  in  tiefe  Un* 

fiabe,  BttO  Ott  tio&exü)d  feine  Qn^änger  on  ber 

Uf^gfst  Untoecfttot,  9uguft  (»ermann  Stmide 

il  b,  ItiX  9aul  Onion  unb  3.  &  Sd^obe^  mit 

te  llmpafitdl  unb  ber  Regierung  in  l^eftige  2)iff e« 

m^  gcnct^,  ^en  feine  tifembe  gewonnenes 

Spl   3ni  SRAt)  1691  ttmtbe  Bpmtt  feines 

Sioißcl  mü^otcn«  nad^bem  mon  in  Scriin  mtf 

igibmatiffl^  S^fl^  eine  Berufung  bed  unbe- 

rnrnm  Obcr^ofpzi^ig^rd  ol8  $ro))ft  an  bie  bor- 

afr  SHtoIaifiti!^  taoirft  lnoht.  @eine  nidbt  gang 

^Qrige  X^tigteit  in  ber  fäd^ftfd^en  fympt* 

*la&t  mar  t>on  nod^^tigem  Segen,  ganj  befon- 

kif  bmn^  bcn  religiöfen  Smft,  ben  er  einer  Steil^e 

wn  Vbc&familien  ein)u))flan)en  lou^e.  gür  bie 

Monberen  IBcburfniffe  bed  9bHd  1^  @t)ener 

jebeqctt  ein  fid^ered  SBerftdnbni|,  toie  er  oud^ 

bn^  feine  3it4enbbe}iebungen  unb  feine  Sieb- 

babrnittt  (er  nxtr  ein  audgejeid^neter,  au(^  fd^rift- 

jttfinifc^  fe^  t^ger  ^eralbifer)  biefen  ftreijen 

«oMImib«   3n  IBerlin  mar  Spenerd  Xl^gleit 

cmr  fa|i  aitfifd^fie|lid^  pfarromtlid^e  (ber  ^of  mar 

px  äp^onn  Sigidmuiü)  reformirt).  Sin  Srfolg 

acr  i^  oud^  in  93erlin  nid^t  Derfagt.    Stocx 

fBgftot  ber  nud^temen  9rt  beS  9Rdrfer8  bie  ool- 

hpM  pietatis  nb^t  IVL,  tot^fyiäb  Qpmtt  bie  (Sin- 

fobnuig  berfcXben  unterlie|,  ober  für  feine  flare 

VI0  «Mtrm^lergiQe  $rebigtn>eife  fanb  er  in  ben 

mttefien  ftreifen  Serf^önbnii    «lud^  auf  bie 

^ft^ntng  bed  ftitd^regimentS  tonnte  er  mittel« 

kff  ffgcnSreid^en  Sinflug  ausüben,  unb  bie  SBe- 

«unbttnft  ber  UniDcrfttdt  ^e,  an  ber  feine  aus 

rnt^  vertriebenen  gf^eui&e  %.  ^.  grantfe  unb 

V.  Ilnton  SlnfteOung  fanben,  borf  mit  alS  fein 

Go!  befragtet  loerben.   IBerbru^  bereitete  il^m 

kr  britle  ber  Seif^tger  |)ietiftifd^en  Xj^eologen, 

&babe«  ber  ^rebtger  an  ber  9{ico(ailird^  in 

8aim  geiDOibm  toor  unb  fid^  ,,auS  ®emif|enS- 

Menfen"  in  ber  aufregenbften  SBeife  gegen  ben 

iit^<^  Seic^lgmang  manbte ;  er  erttärte,  eS 

in  t|H  namSgJad^,  |emanben  )ur  SoSfprec^ung  bie 

(onb  asf}ulegen^  uon  beffen  Sürbigteit  er  fid^ 

litBe  gnuiijüS  b<^  terfd^en  fönnen.  %uä)  ton 

{ctacn  (Segntm  l^tte  ©pener  möl^renb  feiner 

Sofiaer  Seit  SicM  ju  leiben ;  t)on  ollen  Seiten 

Bvtbe  er  befdbulbigt,  ber  moroUfd^e  Url^ber  ber 

la^  in  m^tfcrtigenben  KuSfd^reitungen  )u  fein, 

boRi  tfii  l^soüirtra  unter  feinen  ^In^gern  fid^ 

«Ef^  f^iilbig  mad^ten«  Stufig  unb  befd^eiben 

m^U  €tpener   fi^   midungSDoU  )u  re^tfer« 


tigeuj  bie  oft  ma|Iofe  @])rad^  feiner  (Segner 
ftod^  m  ungünpigfter  SBeife  gegen  ben  mürbigen 
2:on  ber  @)>ene?[d^en  @d^riften  ab.  %wc  feine 
^Inl^änger  mar  er  ber  ^ßatriard^.  an  ben  ftd^  oQe, 
bie  ein  perfönlid^  frommes  S^ftentl^um  im  bie 
Stelle  ber  leblofen  Ort^obo^ie  gu  fe^en  unter« 
normen,  ouS  a&en  ®onen  3)eutfd^IanbS  manbten ; 
bie  ^unberte  Don  iSriefen,  meiere  einliefen,  be- 
ontmortete  er  meift  felbft  ouSgidbig.  3n  biefer 
SBeife  mar  Spener  roftloS  t^ätig  bis  gu  feinem 
am  5.  gfebruar  1705  erfolgten  Xobe.  S$on  feiner 
nie  ermübenben  Sll^ötigfett  tonn  man  fld^  eine 
!BorfteDung  mod^,  menn  man  Don  ibm  ergäl^ten 
bort,  ba|  er  in  ben  14  Sauren  jeiner  Serliner 
SBiiffamfeit  nur  gmeimol  auf  einige  Slugenblide 
ben  l^inter  feinem  {^aufe  liegenben  $ropfteigarten 
befu(|t  1^.  SIS  £l^eologe  l^at  Spener  baS  un« 
beftreitbare  Serbienft,  baS  erftorrte  Sutl^ertbum 
mieber  erm&rmt  unb  bie  religidf en  Ihäfte  beS  beut* 
fd^en  SBoOeS,  fomeit  eS  mit  i^m  in  Serül^ng 
gefommen,  neu  belebt  gu  baben.  S)er  latl^olifd^ 
fie^re  oon  ber  9ted^tfertigung  nöl^erte  er  fid^  in- 
fofem,  olS  er  biefe  nur  bur^  bie  fides  caritste 
formata  fidb  DoQgiel^en  lieg.  SBebenflid^  ift  feine 
SReinung,  ba|  bie  SBiebergeburt  bur^  geiftig« 
leiblid^en  99u|fampf,  ®nabenburd^brud^  unb 
Serftegelung  i^re  SoQenbung  ftnben  foQ;  bie 
Serirrungen  feiner  Slnbänger  Inüpfen  fämmtUd^ 
boran  an.  3n*ber  SSc^atoIogie  leierte  er  einen 
fubtilen  Sl^iliaSmuS.  Seinem  SBefen  mar  baS 
fonatifd^,  intolerante  ®ebabren  ber  lutl^ierifd^en 
ißröbicanten  tief  jumibcr;  )u  fd^arfer  ^olemit 
lie^  er  fid^  iebo(|  niemals  l^inrei^en.  @egen  bie 
tatbolifd^e  ftird^e  bogegen  ^gte  er  baS  DoUe  SRo^ 
ber  SSorurtbeile  feiner  StanbeSgenofjen;  fie  ift  für 
ildn  boS  „^ber  ber  Slpocalqpfe.  3nit  unoer- 
bol^Ienem  SRi^trouen  nal^m  er  ben  Sifc^of  Spi« 
nolo  (f.  b.  Srt.)  oon  SBiener-9leufiabt  auf,  ber 
il^n  auf  feinen  ähmbreifen  )um  S^tdt  ber  be« 
tonnten  SieunionSbeftrebungen  in  gronlfurt  be« 
fuc^te.  lieber  bie  3D}i^gIi(|!eit  ber  SBieberoer- 
einigung  ber  d^ßlid^enSonfeffbnen  urt^eilte 
Spener  nud^temer,  ober  aud^  rid^tiger,  als  ber 
))]^antaftet)oIk  unb  ot>timifiifd(^e  S)eutf^-S))anter. 
Sie  lutberifd^  ffird^e  bölt  Spener  tro(  ber  oon 
i^m  tief  beOagten  äßi^ftönbe  für  bie  mabre  ftd^t« 
bare  fftrd^e  gl()ri[ti,  meil  fte  bie  rid^tige  Se^re,  bie 
redete  Sermoltung  ber  Soaamente  unb  einen  auf 
®runb  beS  SoongeliumS  rul^enben  (SotteSbienft 
l^be.  @erab»u  ftaunenSmert^  ift  bie  literarifd^ 
Sfrud^tbodeit  beS  in  ber  Seelforge  fo  unermüb* 
lid^en  StonneS.  (Sanftein  (f.  u.)  }äblt  oon  i^m 
auf:  in  golio  7  Sdnbe,  in  Ouort  63  Sanbe,  in 
OctoD  7  S)&nbe,  in  Suobeg  46  S3önbe;  bobei  ijl 
baS  Sergeid^nif;  md)i  einmal  ooUftänbig.  Spener 
mar  lid^ftooQ  unb  oerftänblid^  in  aQem,  moS  et 
fd^rieb ;  im  Stil  er^bt  er  fid^  ober  nid^t  über  feine 
Seitgenoffen ,  unb  bie  SBirifung  feiner  Stl^toril 
mu|  l^uptföd^Iid^  in  feiner  $erfdnlid§leit  gelegen 
l^aben.  Seine  bebeutenbften  Sßerfe  ftnb:  Pia 
desideria,  ffronffurt  a.  9R.  1676;  (ginföltige 


587 


@|)eratnt. 


(Erflfirung  ber  ^nftlid^en  Se^re  nad^  ber  Orb« 
nung  beS  fletnen  ftoted^iSmuS  Sut^,  gfronlf. 
a.  SR.  1677 ;  SJ^eoIogijd^c  Sebenfen  imb  anbere 
Brieflid^e  9lnttDorten  auf  geiftlid^e,  fonberlid^  gut 
Stbimung  eingerici^tete  SO^aterien,  ^Ile  1700 
bis  1702,  4  Sbe.,  ba}u  ein  Stad^trag  ^Se^ 
tl^eologifd^e  SBebenfen",  1711;  Consilia  et  ja- 
dicia  theologica  latina,  Francof.  ad  Moen. 
1709.  (!BgI.  bie  int  Srt.  $ieti§mu§  angegebene 
fiiterotur.  9iogrQ))]^ien  SpenerS  lieferten  R.  ^. 
bon  Sanftein,  J^erouSg.  Don  Sood^tm  Sänge/ ^aSe 
1740 ;  SDB.  §o|bad^,  $1^.  3.  ©pener  u.  feine  3eit, 
eerltn  1828, 2  93be.,  3.9ufl.  1861;  ©runberg, 
^^.  3.  ©pener,  ©ötrtngen  1898.)  [6.  ftlein.] 
$yerafii$,^aul,  ^aeformator*be816.3a5r- 
l^nberiS  unb  proteftantifd^er  Sifd^of  Don  $ome- 
fanien,  teurbe  am  13.  SDecember  1484  gu  ^btlen 
bei  SÜmongen  geboren;  fein  eigentlicher  Sfamilien* 
name  toar  ©pret.  Sr  mad^te  feine  afobemifd^en 
©tubien  in  gfreiburg,  $ari8  unb  an  unbefannten 
Orten  in  Stauen  (?),  enoorb  fid^  ben  ®rab  eines 
StagifterS  ber  freien  ffünfte  unb  eineS  S)octorS 
beS  canonifd^  Sied^teS,  in  SBien  bie  SEBürbe  beS 
S)octorS  ber  X^ologie.  ©eit  tttoa  1506  mar  er 
^ricfter;  er  wirfte  bis  1518  in  ffiinfelSbül^I,  feü 
S^ebruar  1519  alS  2)omprebiger  imb  SanonicuS 
am  92eumän{terftift  gu  SBürgburg.  9n  le^terer 
©teile  prebigte  er,  ingniif  d^en  mit  Sut^erS  ©d^riften 
befannt  gett)orben,  in  reformatorifd^em  ©inne. 
Se^megen  unb  infolge  feiner  Sere^elid^ung  mit 
Snna  ^ud^S,  Dermut^Iid^  einer  SSermanbten  beS 
S)om]^erm  3acob  g^ud^S,  mu^te  er  1520  SBurg- 
burg  tt)ieber  Derlaffen,  fanb  Dorübergel^enbe  %uf- 
nal^me  in  ©aljburg  unb  toat  1522  auf  bem  3Bege 
nad)  Ofen  gu  SSten,  too  er  im  ©tepl^anSbom  am 
©onntag  nad^  Spipl^anie  „x>on  bem  l^ol^en  ®t» 
Iflbbe  ber  Xaufe"*  prebigte.  S)abei  Dertoarf  er  bie 
eüangelifd^en  Statine,  fteOte  baS  Saufgelübbe  als 
einziges  gottmol^IgefäUigeS  ®elübbe  ^in  unb  for- 
berte  bie  9Rönd^e  jum  austritt  auS  bem  fflofter 
unb  gum  heiraten  auf.  21IS  Pfarrer  ju  3glQU  in 
3Mäl^ren  fu^r  er  fort,  in  lut^rifd^em  ©inne  gu 
prebigen,  Dermieb  jebod^,  öugerlid^  ^nfto^  gu  geben, 
inbem  er  fein  SBcib  für  feine  ©d^toefter  auSgab 
unb  $roceffu)nen  unb  anbere  fatl^olifd^e  Seri- 
monien  mitmad^te.  S)er  Sifd^of  ©taniSIauS  t)on 
Olmü^  mad^te  bei  i^m  t)ergebli(!^e  SBefe^rungS« 
Derfud^e  unb  verbot  il^m,  gu  prebigen ;  als  ©pera- 
tuS  nit^tSbepoioeniger  feine  ^rebigten  fortfejte, 
tDurbe  er  gefönglid^  eingebogen  (in  ber  ©efangen- 
fd^ft  bid^tete  er  eines  feiner  nad^malS  beliebteften 
Sieber  [^gS  iji  baS  ^eil  unS  fommen  5er*]),  als 
Snle^rer  jum  gfeuertobe  öerurtl^eilt,  bann  aber 
ju  gtoöIftDöd^entUd^em  ©eföngni^  auf  bem  Siatl^- 
l^nfe  gu  3glau  begnabigt.  3R\i  Sutl^er  trat 
©peratuS  guerfl  bur^  Ueberfenbung  feiner  SBie- 
ner^rebigt  in  fd^riftlid^enSerfel^r;  1523  ging 
er  bann  nad^  Sittenberg,  »o  er  brei  ©d^riften 
Sutl^  in'S  S)etttfd^e  überfe^e.  Um  biefelbe 
3eit  l^atte  ber  2)eutfd^orbenSI(|od^meifter  Slbred^t 
bon  Sranbenburg  (f.  b.  9rt)  fld^  Don  Su£^ 


ben  Stotl^  geben  Idf|en,  Ue  «tl^rid^  mb  r» 
Ufjlüt''  OrbenSregel  fallen  gu  lo^,  einSBcftp 
nel^men  unb  auS  bem  8ai&e  0reu|en  eine  ttd^ 
lidSie  f^errfd^ft  }u  mad^  S)uTd^  Su^eil  Sc» 
mittlung  umÄe  nun  ©peratuS  nad^  $ceu|^hi 
rufen  unb  traf  im  ©ommer  1524  gu  SttnjßF 
berg  ein.  2)ort  »ar  ber  (dt^ofifc^  ®laube  M| 
aSifd^of  $oIeng  Don  ©omlcmb  Q.  b.  Vtt  If 
1675  f.)  unter  9Rttl^  beS  früi^  ^taoA 
conermbnd^eS  3o5<unteS  SriSnunn  fiexcits  ufc» 
brfidtt;  gur  loeitem  Sfeßigung  ber  «Shfen» 
tion"  teirfte  ©peratuB  o(S  ^xMgtt  a  tat 
©d^Io^fird^e,  Dorubergebenb  auc^  an  ber  o&pikfr 
fd^en  ftird^e,  bann  btml^  ^ublicotion  Don  ©44^ 
ten  in  ber  1523  begrflnbeten  3)ni(lem  M 
3o]^ann  SBeinreid^.  9Rtt  Sridmamt  wd)  ftfr 
anber  mar  er  t^otig  bei  9udarbeüung  ber  M 
Itird^enmefen  im  neuen  f^erjogtbum  rrndUa 
„9rtüe(  ber  Zeremonien  unb  anberer  m^» 
orbnungen'',  imtemabm  bie  erfte  ftird^enDifilatin 
unb  rebigirte  baS  1527  erfd^ienene  imtepmififfi 
©efangbud^,  in  meld^  er  felbft  mit  fed^eigon 
Siebem  Dertreten  mar.  9uf  ®nmb  einer  paiki 
mit  $oIeng  in  9}atangen  1528  Doraenomnon 
ffird^euDifitation  mürbe  baS  ^ergogtgirai  linffi^ 
in  gmei  93iSt]^ämer,  ©amianb  unb  ^mnefasiat 
getl^eilt ;  (e^tereS  erhielt  ©perotuS  (1530)  orittaB 
Sßol^nft^  in  SRarienmerber.  SIS  JBx\^  t» 
fa^te  er  bie  Constitutiones  synodales  tnrm 
gelicae ,  einen  bogmatifd^en  Seitfoben  fb  Hi 
neuglöubigen  ^rebiger,  ber  aber  bunl^  bie  Wtf' 
burgifd^e  Sonfeffion  gleid^  nad^  beten  Srf4flBi 
Derbröngt  mürbe.  3nt  engen  9nfd^Iii|  an  Sb^hI 
^benbmal^lslel^re  befdmpjte  ©peratud  in  8iil 
unb  ©d^rift  bie  fpiritualtfKfd^  tAenbnid(BidiB 
beS  aitagifterS  9Rartin  ffeQer  (GeUarius)  mib  tac 
burd^  gfriebrid^  Don  ^eibed,  Ißfleger  ju  Sfo^anÜ- 
bürg,  befd^fi^tcn  flnl^änger  ©c^metdfdbi  ({.k 
^rt.).  ©eine  S)iSputation  mit  bem  auS  81« 
l^inübergelommenen  $rebiger  gfabion  6(M  o) 
bem  SReligionSgefpröc^  gu  Staftenbiog  (29.  at 
30.  S)ecember  1531)  ^atte  fein  greifbrnf  9l# 
tat,  ba  ^ergog  9llbred^t  felbjl  ber  neuen  €Ub 
guneigte  unb  be^bolb  bie  SSeröffentHd^  hr 
©Quobalacten  burd^  ©peratuS  nid^  q/fitUk 
92ieberlaffungen  Don  SBiebertSufem  in  friiBi 
©prengel  mugte  ©peratuS  gu  Der^inbon.  9f 
gegen  burften  ftd^  IBöl^mifd^e  Sruber  (i  b.  U) 
an  eingelnen  Orten  anfiebeln,  nad^bem  fk  öl 
Don  ©peratuS  im  Slnfd^Iu^  an  bie  Sugttnyr 
Sonfeffton  feftgefe^e  ©otteSbienftotbmmg  «i^ 
nommen  litten;  bod^  feierten  fte  nad^  beS  Oft» 
tuS  Sobe  t^eilS  nad^  Sö^men  tbeilö  mS^  fds 
gurüdf  unb  nur  in  ®amfee  erl^ielt  jld^  eine  Sdta* 
gemeinbe  nod^  längere  Seit,  ^en  ©pmtatf 
aSiOen  mürbe  1540  bie  biSl^er  no^  beibAAoi 
SleDation  ber  ^oftte  in  ber  Stturgie  abg^ÜL 
Sal^Ireid^  maren  {eine  Alagen  über  aRiMfiäe  a 
feiner  ^idcefe,  über  mangelhafte  tl^Iogi^flanl» 
niffe  unb  flttlid^e  e^ceffe  ber  $rebiget,  über  tk 
Semad^Iöffigung  berfelben  burd^  bie  Semeiak^ 


j 


Bptiftt. 


S9& 


obI^  übet  Ime  eigene  bSxftige  Stellung:  er  Der* 
wai^S/bt  4,  nod^  i|Sxeu^  gejoflen  gu  fein,  unb 
iDo&tr  üAn  nnt  SEBeib  nnb  IHnb  nad^  Sgfam  ju- 
lUB^cffii.  Vndb  Mf  1540  Dom^reu^fd^enStanbe- 
tege  netfijfaim^en  Sitilel  Don  (hoäl^lung  unb 
n«irr^altmm  bet  fifoner  enbeten  feine  ftlagen 
n^;  IMS  ießcfen  ffa^  feine  einfOnfte  bei  freier 
■eitel  itnb  gemiffcn  9hi|ungen  Don  gif^erei, 
8bb»  mft  Sromtol)  iä^rliii^  auf  1000  SRorf 
(4000  aRast  na4  ^gem  (Selbe).  S)a  er  nid^t 
a^ubinnen  nmBte,  be$ett  er  1543  bie  in  feinem 
Intff  gj^iammüit  XStfrntleuer  jurfid  unb  lie^  fid^ 
b>i  <kdb  iwn  ben  |nxu|if dben  6tänben  auf  brei 
9i4ct  {hmbai;  er  blieb  aber  gol^Iungdunfällig, 
osb  1S49  sntlte  i(m  bie  @äftjSb  erbffen  »erbetu 
9ai  ic|ton  3^  fo^  er  ftd^  and^  genöt^igt,  feine 
fiegnibai  Ofiter  um  800  SRart  gu  oerpfänben. 
Sofbridbtoi  über  6t>eratu8'  omtlid^e  Xl^otigleif  in 
km  kpm  Sobten  feinefi  SebenS  foib  burftig;  er 
faoA  ben  12»  Sngufi  1551  in  aRorienn^erber  im 
CT.EAcn^o^  (SBgLWigand,Declarisyiri8 
AwJogicis  in  eedeeia  Ofaristi  evangelica 
tempore  noTisaimi  eaeculi  [^nbf d^rift  ouf  ber 
em&fbiUiot^tguMnigjUfterg;  entbeut  bieftönigS- 
ba§x  Sfobitionen  über  SperatuS  ouS  ben  3tt(ren 
15öO->1580^  tfl  aber  nid^  immer  aon)  juDer« 
Opg];  Hieioria  Pauli  Sperati,  in  ber  e|ron9 
teBnigli^eneiabtSglatt  (1402—1607),  oom 
Sgfanicretobtfd^eiberWttrtinSeupoIbbonSönien* 
üjd,  ^^comigeg.  Don  S^rifHan  b^iSttoert,  SBrflnn 
1S61;  ihnl  (Sottfricb  Sd^olb,  Dr.  Sllartin 
tadja^  Deformation  in  nfid^fter  Sejiebung  auf 
kft  bttoudige  SÜtt^um  SBürgburg  I,  SBärgburg 
1S24 ;  Co^  $•  &pttata'  Seben  unb  Sieber, 
3hBiiiifd^tt>eig  1861;  (Boebele,  (Srunbri^  )ur 
S(f4-  b.  betriff  Std^tung  II,  2. 9uft,  S)reS- 
ta  1886,  177 f.;  91  Don  gfloni  S)e8  pome- 
fsoMcn  S9i|(^of9  $.  @|)eratu8  9lamen  unb 
deiaat^  in  b.  ^eitfd^fft  bed  ^i{iorif(^en  SBerein§ 
^  bm  9tf8ierungdbe)irf  ÜRarienmerber,  21.  ^eft 
[1887] ;  ^ßottl  Zfdbfktfert,  Urfunbenbm^  )ur  9le- 
biauiimiflacf^.  b.  ^erjogtl^mft  $reu^  I— in 
t^ibRortioaen  au§  b.  mnigl.  $reu|if  d^en  Staats- 
atOfiom  XUn— XLYX  Seipj.  1890;  Xf^adert, 
9^  Spcrotui,  eDong.  Sifd^f  Don  ^mef.,  ^aUe 
1891.)  [3of.  ffolberg.] 

$fC9fr  (Bpün,  Spira),  Stobt  unb  f8U 
f 4of  if  1 1  in  ber  fe^en  bat^rifd^  9t^int)fal}, 
•n  ber  SRinbung  beS  Spta^ttbad^  in  ben  911^ 
ffdegoip  ^  feinen  Urf)>rung  in  bem  Orte  9loDio- 
oegid,  ben  fettifü^  SRebiomatrifer  in  ben  Dor» 
IMfUi^»  Seiten  gegrunbet  litten.  Um  72  D.  iSljit. 
wttAm  ftt  Don  ben  germanifd^n  SSemetem  unter 
tnovifk  Jmbrfingt,  aber  aud^  le^tere  Don  Säfar 
ntmmirfinu  S)o  9loDiomagud  Derm5ge  feiner 
kScn  Soge  ouf  einem  Don  brei  Seiten  burd^ 
8oi{rr  gdKctten  Sorffirunge  befi  ^od^ferfi  ein 
fW|cnber  flnoienpunlt  ber  3lbeinfb:a|e  unb  i^r 
Sobinbiiitgltoege  imd^  ben  ®c6irgen  mar,  er|ob 
H  p4  taw  aixA  tinem  SaßeS  }tt  einer  SRuni» 
c^peht^  toddft  fett  9(nfang  beS  4.  3Qb^un- 


bertfi  ben  92amen  Sobnia  ütemetum  ober  Dtemeta 
erl^ielt  SUS  fBifd^f  berfelben  (ber  einjige  be- 
(annte  Dor  ber  großen  SöUermonberung)  erfd^eint 
3effe  unter  ben  Seien  ber  S^nobe  Don  Sarbica 
uno  ebenfalls  unter  benen  einer  nun  als  öd^ 
erfl&rten  S^nobe  Don  ftöfo  (346).  SBd^renb 
beS  9{iebergangeS  ber  rdmifd^en  TOad^t  mej^r» 
ma(8  Dermüftet  unb  befonberS  Don  SonßantiuS 
Slaloms  (gefi.  306)  mieber  aufgebaut,  ttmrbe 
9lemeta  Don  Sttila  451  mobi  gänjlid^  gerprt 
Sllein  aus  ben  Xrümmem  er^ob  ft($  unter  frön« 
fifd^er  {>errfd^aft,  menn  aud^  langfam,  eine  neue 
Stobt,  für  meld^  ber  9}ame  Spiro  Dom  6.  bis  in 
baS  10.  Sal^rl^unbert  aSmdlig  bie  Oberl^anb  ge* 
mann.  Sfür  ben  Slnfang  berrfd^te  mol^I  oud^  in 
bem  fpötem  SiStl^ume  Speyer  baS  unter  ben 
ölteren  gfranfentönigen  flbCd^e  Softem  ber  9iegio« 
norbifd^fe ;  er|i  mit  bem  7.  Sal^l^unbert  beginnt 
bie  3td^  ber  Sifd^öfe  mit  feftem  Si|e  unb  ab- 
gegrengton  ftird^enfprengeL  S)aS  erfte  ^ol^r* 
toufenb  il^reS  SeftanbeS  mar  für  bie  Stobt,  un* 
gead^tet  ber  Dielen  Admpfe  mit  ber  ©eiftlid^feit 
unb  mit  ouSmärtigen  ®egnem,  gumeilen  fogar 
mit  bem  ftoifer,  fomie  tro|  Dieler  Stoiftigfeiten 
ber  Sürger  unter  einanber,  ood^  eine  günftige  3eit 
2)ie  Sfürforge  ber  frönfifc^en  unb  beutfd^  ^- 
fd^er,  bie  }u  Speyer  eine  aem  befuc^te  $fal}  unter« 
hielten,  bieSereid^erung  beS  bifd^df(id^  Stul^teS 
unb  ber  (Beiftlid^Ieit  mtt  ®fitem  unb  Ked^ten, 
befonberS  ober  bie  (Sxf^tfmna  beS  Sifd^ofeS  gum 
toeltlid^en  ^erm  aber  bie  Stobt  bemäbrten  fld^ 
als  ^aupturfad^en  eines  glätflid^  Suffd^mungeS. 
Sie  State  Speyers  fnüpft  fid^  ober  eigentlidb  an 
bie  ®rflnbung  beS  2)omeS  burd^  ben  Ifaifer  mn* 
rabIL(1030).  Sal^Ireid^eaBerSeuteunbJhlnftler 
mürben  boburd^  in  bie  Stabt  gegogen  unb  ®eift« 
lid^feit  unb  Silrgerfd^aft  gu  l^bl^eren  Seftrebungen 
angeregt.  3m  11. 3o9rl^unbert  Dergrö^erte  oud^ 
9if  d^of  Subiger  |)u|mann  bie  Stobt  but^  herein« 
giebung  Don  Sltfpe^er,  unb  fein  9tad^foIger  3o« 
bonneS  L  (1090—1104)  DoOenbete  bie  Sefefti- 
gungSmerfe.  9Rit3ufHmmungbeSlBifd^of81Bruno 
legte  1111  ftoifer  ^einrid^  V.  burd^  feine  $riDi« 
legten  ben  ®runb  gur  (Erhebung  Speyers  gut 
9leid^Sftabt,  eine  Umgeftoltung,  bie  erft  1294  burd^ 
ben  Sfibnebrief  beS  Sifd^ofS  gfriebrid^  obgefd^loffen 
nmrbe.  ^üt  bie  Sebeutung  ber  Stobt  mä^renb 
bcS  Mittelalters  fpred^en  oud^  bie  Xl^od^, 
ba|  Speyer  mit  Sortiebe  gur  96baltung  großer 
unb  glöngenber  Serfommlungen  fomie  gum  9uf« 
entbolte  beS  9leid^Sober]^aupteS  gemöblt  mürbe. 
3n  ber  hurgen  grift  Don  1496—1528  fonben 
g.  9.  fed^S  oSgemeine  Stobtetoge  unb  innerl^alb 
eines  Sol^aufenbS  28  9lei^Stage  l^ier  ftatt, 
mül^renb  Don  ben  53  beutfd^en  A5nigen  unb  ffoi- 
fem  bis  gum  17.  3o^]^unbert  etma  80  in  ber 
Siegel  mel^rmolS  fttrger  ober  Iftnger  gu  Speyer 
Dermeilten. 

S)ie  gufommenlängenbe  9lei](e  ber  88  SBifd^öfe 
beginnt  (ben  oben  genannten  3ef[e  olS  erften  Si- 
fcl^of  gegäblt)  mit  2.  ^ffvSb^,  beffen  Unterfd^ 


&pt^tx. 


5M 


23.  eieiboho  L  aOS9  US  11.  «))ril  1051),  Don 
^cnai4|  lU.  cmomü,  fe|te  bie  ftaiferin  ®ifeta 
IPV  Sc^tCR  i^ni  iScmotlefi  im  S)ome  M  unb 
ia|ifiB(t  Tci^c  Seoabunficn  fite  ben  Z)om,  icbod^ 
pn  2i^il  untcc  IBebinjaunom ,  burd^  loeU^t 
«m  ttononiteni  eine  gnmffe  @elbfiänbigfeit  ein« 
unb  bk  \fitat  eigene  SBertoaltung,  ®e- 
«ib  Seomtenemennung  beS  2)om« 
kgrihtbä  nwrbe.  Son  feinem  Körner* 
M  auf  bet  €9nobe  oon  @uM  nad^ 
_  bc6  €4i8mo9  @uibger  Don  Somberg 
Wttmaa  IL  (f.  b.  9rt)  tum  !ßQ)>fl  erl^oben 
mbe,  führte  ^ctnti^  HL  ben  8eib  beS  am 
SL  Viiq  1046  im  Kufe  ber  ^igteit  geworbenen 
(Buibo  tN>n  ^omt^ofa  mit  unb  fejfte  i^n  )u 
anf  ^ßfingften  1047  oor  bem  ^od^Uore 
bct  mm  Sobonnetfird^  bei,  moburd^  biefe  nun 
kB  Samen  eutbofüft  ober  SBeibenftift  belam. 
Sem  Sonc  mibmeie  f^einrid^  HL  bad  nod^  oor« 
boMae  baupt  bcd  fi^l\%tn  $a)ified  Stepbon  L 
iant  onoere  ^igtbümer  mü)  ftleinobien,  bor- 
wMtis  m  eolbcned,  oon  275  perlen  unb  188  Sbel- 
IbBnen  fbnbl<nbe8  iheuj  mit  Stüden  oom  beiligen 
fiiai  ttiib  iM>n  einem  ber  b^Iigen  9lägel.  $er 
Sifdiof  felbfi  ober,  ber  jid^  megen  Simonie  imb 
9cteii4  oor  &o  IX.  mtf  einer  @Qnobe  )u  TOainj 
MM9  burdb  <Eni|ifmig  bed  b^gen  Sbenbmabied 
xrttfotifiea  vni^,  fonnte  bie  oerfc^erjte  ®unft 
bei  flnngen  Ihifoft  nie  mebr  miebergetoinnen. 
2Sl  Imolb  L,  <Brof  oon  gfolfenberg  (1051  Bis 
10S6),  oof^  no4  einonber  9bt  oon  SBei^en- 
hng«  ttmburg,  CoroeQ  unb  Sorfd^,  oertooltete 
\am  Senkt  mU  denfo  oiel  SBeiSbeU  als  ßnt- 
ftictai^eit  80.  ffonrab  L  (1056  bis  12.  S)e- 
amba  IQGO),  beffen  ^amt  auf  ben  filteften  Wai» 
^  ftfd^dat,  erbiett  oon  ^nrid^  m.  fär  ben 
£tai  ben  ^of  Snubfol,  bie  fl^atere  Stefiben)  ber 
89Mfe.  f bcnfo  bd)eutenbe  ®  üter  oon  ^einrid^  lY. 
SL  Sinlborb  IL,  <Braf  oon  ffalendlnbogen  (1060 
W  28.  ^AauK  1067),  oorber  9bt  Oon  flimburg, 
BtS  cc  iBiiSi  oB  Sifd^of  blieb,  fab  ben  2)ombQu 
li}61  toHcnbet:  gleid^  barouf  beftdtigte  ^in- 
h^  IV.  ben  eif^ofe  ole  frilberen  Siedete  unb 
^oobctkn  itsib  oermebrte  in  feiner  Sorliebe  für 
Bvem  bie  Sefilungen  beS  SiStbumS  in  beinahe 
ioKbMnbenfd^Skife,  »o)u  Sinbarb  ben  befien 
Sbdl  hn  JKxi&enf(b^e  oon  Simburg  nad^  6|)eQer 
s  ben  ^tm  fiBerfAbtte.  Un&bnlid^  feinen  Sor- 
fßxtS^ai  Bwr  82.  ^einrid^  L  oon  6d^enberg 
a067  bis  29.  S)ecember  1072),  ein  3ugenb« 
ynof^  vnb  eifriger  llnbSnger  ^inrid^  IV. 
fcmif&btig  tmb  bod^abrenb,  oergeubete  er  bie 
fofb^  beS  ^oebPiftcS  in  einer  flbpigen  ^of- 
bdtmv  imb  f^lb^Ji^  n^t  foflor  bie  IBefikungen 
i^  64fi|e  beSfdben  gu  oerpfönben.  S>arum 
cabtt  83.  Subteet^  genannt  ^ubmann  (1078 
bä  22.  gebmor  1090)»  ein  SDlonn  oon  frommem 
SaabeC  bonnif  bcbo^t  fein,  feine  Serbdltnif{e  toie« 
kr}S0Thisai.  ffieil  ibn^nrid^  IV.  babei  unter- 
fikH.  ßonb  ber  9tf<^of  im  ffom))fe  gegen  (Bre- 
pr  YIL  auf  6eika  beS  ftbnif^   unter  9ln- 


brobung  beS  SonneS  nad^  tRom  oorgelaben,  unter* 
aeidpnete  9tübiger  auf  ber  @9nobe  gu  SBormS 
1076  bie  aibfebung  beS  IßapftcS  unb  mürbe  baf ür 
oon  bem  Sonne  mitbetroffen.  9ucb  nad^b^r,  g.  fd* 
bri  ber  SBabI  beS  ®egen))a))fteS  ®uibert  oon  »0« 
oenna,  bielt  ber  Sifd^of  feß  gu  ^einrid^;  er  mürbe 
baffir  burd^  Segabungen  beS  2)omeS  reid^Iid^  be* 
lobnt.  Sifd^of  Slubiger  ermeiterte  bie  etabt 
Stierer,  inbem  er  baS  nbrblid^  gelegene  S)orf 
Wtfpet^er  in  bie  SRingmauem  bereingog ;  bort  mieS 
er  au(b  ben  bamalS  b^ftig  oerfolgten  Suben  ein 
befonbereS,  mit  einer  bobcn  IDlouer  umgebenes 
Viertel  an  unb  gemobrte  ibnen  bie  günftigften 
(gefebe,  bie  fie  in  irgenb  einer  @tabt  beS  9iei(beS 
genojfen.  €4Ue|Iid^  mürbe  er  am  12.  3anuar 
1086  für  alle  feine  9iad^f olger  gum  ®rafen  beS 
Speper-  unb  UffgaueS  emonnt,  ftarb  aber  un« 
auSgef öbnt  mit  ^ft  Urban  IL  im  Sänne ;  er 
mürbe  in  @t.  ®uibo,  beffen  SßobUbater  er  mar, 
begraben.  Sbm  f^Id^c  ber  9leffe  ^einricbS  IV., 

84.  äobanneS  L,  ®raf  im  ffraid^gau  (7.  Wärg 
1090  bis  26.  October  1104),  faum  27  Sa^re 
alt,  ein  fittenreiner,  frommer,  gegen  Sirme  unb 
ffird^en  bb(bft  mobttbötiger  Oberbirte,  ber  aber  aÖ 
Snbanger  ^inrid^S  oon  Urbon  U.  in  ben  Sann 
getban  morben  mar.  SBie  fein  Sorgönger  befd^übte 
er  bie  blutig  oerfolgten  äuben  (1096)  uno  oer« 
anlabte  ben  ffbnig  am  10.  a[))nl  1101  gu  Speyer, 
bie  SRed^te  unb  fjfreibeiten  ber  S)omgeiftIid^feit  gu 
beftätigen,  gu  orbnen  unb  gu  oermebten.  S)em« 
gemä^  mobnten  biefe  nod^  im  9Rünfter  (clanatro), 
aber  nid^t  me^  in  gemetnfamem  Seben,  fotibem 
mit  gefonbertem  6auSbaIte.  Unter  Sifd^of  So« 
banneS  mürbe  ftbmgin  Sertba  (geft.  27.  S)ecembef 
1087)  gur  Ked^ten  ber  ffaiferin  @ifela  beigefebt; 
oom  gried^ifd^en  jfaifer  ^UesiuS  erbiett  ber  2)om 
ein  loftbareS  9ttarblatt.  (Srft  nad^  bem  Xobe  beS 
Sifd^ofS  mürbe  (1115)  ber  föpfllid^e  Sann  auf 
Sitten  feiner  beiligmö^igen  Stid^te  «belbeib  Oon 
^fdbaliS  n.  gelöst,  ainbdnger  feeinrid^  V.  mar 

85.  @ebbarb  IL,  ®raf  oon  Ura^  (1. 9{oo.  1105 
bis  1107;  geft.  1110),  oorber  «bt  in  ^irfd^u, 
ein  3Ratm  oon  großer  ®elebrfamfeit  SrSmmig* 
feit  unb  ßrgebenbeit  gegen  ben  btiligen  StubL 
6r  nabm  Xb^  on  ber  Sibfe^ung  {>etnrid^  IV. 
gu  SRaing  tmb  lie^  beffen  Seid^e,  als  fie  nad^ 
Qptt^tt  gebrad^t  mürbe,  in  ber  9lfrafa))eIIe  un« 
beerbigt  nieberfeben.  SBobI  burd^  feine  Strenge 
gog  er  fld^  befonbeiS  in  Speyer  oiel  Serger  gu, 
maS  ibn  bei  feiner  ffrdnnid^feit  oeranlabte,  abgu« 
banlen  unb  ftd^  nad^  Srucbfol  gurüdfgugieben, 
36.  Sruno,  ®rof  oon  @aarbrüdten  (1107  bis 
19.  October  1123),  oorber  Sbt  oon  Simburg, 
begleitete  f^einrid^  V.  nad^  Italien  unb  mar  gu 
SRom  SibeSbelfer  bei  bem  Sertrage  gmifd^en  ibm 
unb  $af droits  n.  im  W^xxl  1111,  morauf  am 
14. 9luguft  im  ©pe^erer  SDome  bie  Seijbe  6ein- 
rid^  IV.  oon  bem  jfaifer  an  ber  @eite  ^in« 
rid^S  in.  beigefe|t  mürbe.  3um  S)anfe  für  bie 
%nbanglid^leit  an  feinen  Sater  gemöbrte  f)ein» 
rid^  V.  ber  @tabt  Speyer  ben  berfibmten  g^ei« 


tsi 


Spt^tx. 


598 


3ignik  indb  bU  IBfaxen  fan  IReid^  ol8  f efai  ftonjlcr- 
io!  Midb  »aicn.  3n  bn  ^Ittil  tmirbe  ^einrU^ 
m  ^  fMenfcinUid^  $ortri  unb  für  bie  mOfi 
Sil|dn«  imi  &oOanb  gemonnen,  toaS  aud^  ben 
^o^ft  m  eitnpqeiBungtn  ffit  ben  Slfd^of  Be- 
••^  9ri  tan  tieom  ff öntge  ))crf(!^ffte  il^tn  feine 
awp^jt  nib  QmbftArfett  balb  bie  ftan}Iem)urbe. 
Born  ämiocni)  IV.  ^e  er  bie  Untoorffd^ft  auf 
^oA  Sifl^nm  8Bär)bttrg  etl^ßen  unb  }og,  al8 
taSfrfbt  1254  erl^t  nmrbe,  bekoaffnet  in  bie 
&aM  SBsqhirg  ein ;  oOein  Wesonber  IV .  ent* 
^ti3>  gegen  ibn  niib  fSr  ben  Dom  SBärjbtttger 
<^9itef  anfl^Um  3rtng  Don  tRinfiein.  3laä) 
SM^  Sa^elmi  lobe  trat  9if  j^f  ^einrid^  gegen 
lä^nb  Mm  eomtnollifi  für  ftönig  WfonS  Don 
Ci^ttiai  mif,  ualexiDatf  {Id^  jebod^  jule^  1258 
best  KBma  HtU^.  3m  3. 1269  Bebrol^te  eine 
n^rbcUBd^  Knfd^eHung  bed  Xl^eineS  bie 
fcsahmaittcn  befl  Z)omeS,  eine  ®efa^r,  )u  beren 
Itacnbmm  b(tf  Somca))iteI  bur^  l^ol^e  @e{bft- 
tepmmnig  bte  SRtttel  gettKxnn.  3n  ber  @tabt 
isB  ci  bomoIS  |u  Unru^n.  Obgleid^  ber  %i- 
fftof  bm  6))f9erer  Särgem  bei  mel^rereh  9n- 
Ufoi  fein  SBoBlDwOen  gegeigt  unb  fogor  fänf 
eef^BDobm  berjf (6m  nad^gegeben  l^tte,  ertaubten 
Me  9m«r  fUb  bod^  neue  ®en)altt]^ten,  mogegen 
bk  •etpn^  gur  VbtDtl^  fid^  Derbanb.  918 
an  bcf  Suftonb  beS  SfauftreqteS  in  ber  €tobt 
»mir  mtf/t  fi&cr^nb  na^m,  mu|te  ber  Sifd^of 
a  ficiMnbusie  mit  ber  €t(U>tbel^trbe  fhafenb  ein- 
kttfitm  rnib  Üfii  bieg  1265  mit  (Erfolg.  Sifd^of 
prnxiiilt  bcmio^te  fein  aonjeS  Vermögen  }u  from- 
-aa  mä)  iDO^B^tigen  fftotdtn,  fo  namenüid^  }ur 
t'dgung  ber  6d^Iben  beS  &od^ftifte8.  tßor  ber 
Bo^l  beS  nciMn  Sifc^ofS,  51.  gfriebrid^,  ^erm 
sm  99olonbeii  (Dom  4. 30lär}  1272  bis  28.  Sa« 
Btr  1802),  «vereinigte  fid^  boS  (Eopitel  )ur  9uf- 
^«ng  einer  SBa^IcoDttuIotion ,  looburd^  bie 
»Ty^&^if^  Sed^te  ju  @unflen  beS  Sa))itel8  ein- 
gcfd^Dbdt  »urben.  9m  24.  October  1273  ttol^nte 
|Scidri4  SU  fUid^  ber  ftrSnung  Kuboltt  Don 
()dAing  bei  {ufommen  mit  Otto,  bem  ißropft 
im  fit  Oiribo«  ber  bie  SBa^I  Dermittelt  batte 
«tb  &ofhni3ler  Shtbolfd  mürbe.  Obgteid^  öfter 
ta  O^lge  btf  miiig«,  Demad^Ififfigte  Der  Sif d^of 
b»4  bie  Sorge  fftr  fein  SiStl^um  nid^  3n  ber 
€t^  ^ob  ei  miraer  Unrul^  2)ie  IBärger  f  m^ten 
he  Xe^te  ber  (Steififtd^en  auf  iebe  SBeife  }u 
fifta&Ieni,  loib  om  S^atfreitag  1277  mürbe  fogar 
ber  Sombeoan  auf  tan  ®ange  jur  9Rette  grau- 
em ermorbcL  S^r  fBerul^igung  ber  IBurger  er- 
8äzte  1280  ber  Sifd^of  urfunbli^,  aOe  Stedfite  unb 
istSftttm  tar  Stobt  ödsten  unb  Dertbeibigen  au 
Mflen  (bk  Smntentng  biefeS  SerfpreddenS  muroe 
1^  Don  jetan  Stf d^ofe  f eitens  ber  Särger  ge« 
fbrim  nnb  gar  Sebiitgung  feined  Stnritted  in 
tkStM  gtmaAt).  9Ud  aber  bie  Angriffe  beS 
aoMn^ed  auf  Die  Siedle  ber  (Seiftlid^feit  immer 
Ate  ginsen,  Derftängte  enbtidj  ber  SBifd^of  ba8 
3ttaMct  Sbn  bie  Stobt  unb  fd^ritt,  ba  bie  fB&t» 
pt  gä  ftaab  unb  ^^nbenmg  übergingen,  jur 


SBieberDergeltung.  ftönig  Stubolf  fd^Iid^tete  ben 
6treit  burd^  @d^ieb8f))rud^  Dom  21.  October 
1284;  ber  Sifd^of  mürbe  j[ebod^  au8  unbefannten 
tSrilnben  Dom  ftöntg  felber  1286  au8  feinem 
Sprengel  auf  längere  3eit  Derbrongt.  gin  gro^e8 
Unglüd  brad^  1289  aber  baS  f^od^ftift  l^rein, 
inbem  ein  ungeheurer  Sranb  ben  gangen  2)om 
Derbeerte.  S)ie  Opfermiaigfeit  be8  IBif^of8  unb 
be8  S)omca))itel8  unb  p^\mSft  Sbla^erirdmiiffe 
brad^ten  aber  bie  balbtge  f d^dnere  Sßieberberfteuung 
jtt  Staube.  2)ie  legten  3a^re  be8  99tfd^ofS  mürben 
mieber  tl^ilmeife  burd^  Streitigfeiten  mit  ben 
bürgern  Don  Bptt^  tmb  mit  ben  boriigen  Dier 
geifttid^en  Stiften  getrübt.  2)er  (Sr^bifd^of  ®tf 
$arb  Don  aRaina  Dermittelte  am  23.  3uli  1800 
einen  ^eben  jmifd^en  bem  2)omca))iteI  unb  bem 
SBifd^of ,  bod^  fanben  bie  Streitig!eiten  mit  ber 
Sflrgerfd^ft  fein  (Enbe;  benn  52.  Sigiboboü., 
&err  Don  Sid^tenberg  (1802  bi8 12.  Januar  1814), 
Dörfer  $ro)rft  Don  St.  ®uibo  unb  ©enerafoicar 
be8  Dorigen  9ijd^of8,  ber  fettiger  bei  SSert^eibigung 
ber  Xed^te  ber  @eiftlid^feit  an  ber  St)i|e  geftanben 
batte,  erflärte  ben  Spe^erem,  bie  Dom  SBifd^of 
Derlangte  Seftotigung  aO  ibrer  feitl^erigen  Sterte 
fei  eine  Steuerung.  918  er  bie  Stobt  mit  bem 
Sänne  belegte  unb  gegen  fie  Semaffnete  fammeOe, 
fam  e8  }u  gegenfeittgen  (Semalttboten.  Snblid^ 
mürbe  ein  Sd^iebdfprud^  Don  beiben  Seiten  an- 
genommen; bod^  Dergog  fid^  ber  ßinjug  be8 
9ifd^of8  unb  bie  C^ulbigung  bi8  ^rbft  1808, 
mo  ber  Sifd^of  bie  SRed^ite  unb  gfreibeiten  ber 
Stabt  urfunblid^  befiegeUe.  9m  80.  augujl 
1810  fanb  }u  ®ptr^tt  bie  Selebnung  3obann8 
Don  Su£emburg  mit  bem  Äöntgteid^  Sbl^men 
unb  am  folgenben  Zage  fefaie  SBermöl^Iung  mit 
ber  bd^mif($en  ^ßringefftn  eiifabetb  flau,  mobri 
aud^  fonft  mid^tige  Xeid^Songelegenbeiten  unter 
Seiratl^  be8  93tf(|of8  entfd^ieben  mürben.  Sie 
beiben  le^  SmtSiobre  Sigibobo'8  mürben  burd^ 
Seud^en  unb  ^unger8not|  getrübt.  (Sx  \avb, 
mie  au|er  i^m  nur  no(^  ffonrab  Don  Sd^« 
fenedC,  feine  Stul^efldtte  in  bem  ffönigSd^ore. 
mfft  mtt  ȟdTfid^t  auf  feine  SSermanbtfd^aft  aI8 
feiner  SBiirbigfeit  l^Iber  mürbe  58.  (Emid^,  (8raf 
Don  Seiningen  (1814  bi8  20.  'Hptii  1828),  ge« 
mäl^It,  ber  balb  megen  einer  93ifttation  be8  ^om« 
ca))itei8  mit  biefem  in  Streit  geriet^  unb  fid^  ba- 
bei  ben  (Sin)ug  in  ben  S)om  burd^  Sinf(blagen 
be8  $ortaI8  erjmang.  (Sx  jeigte  überbaupt  melt« 
Üd^en  Sinn,  ^örte  unb  i^oäji]af^ttüJs>t%  SBefen. 
Sinige  Saläre  nad^  feiner  Srl^ung  marf  man  ibm 
Dor,  ba|  er  aI8  99ifd(|of  nod^  feine  ÜReffe  gelefen 
l^abe.  S)od^  mor  Smid^  in  Sejug  auf  Orb« 
nung,  3ud^t  unb  erbauIid^S  Seben  feiner  ®ei{i« 
lid^feit  nid^t8  meniger  aI8  gleichgültig,  mie  nod^ 
fBtnäjl^dt  au8  Spnobolbejd^lfiffen  bemeifen.  3n 
ben  j^ämpfen  smifd^en  Submig  bem  Sägern  unb 
Sfriebrid^  Don  Oefterreid^  mürbe  Sparer  Don 
Sriebrid^8  Sruber  breimal  Dergeblid^  beftürmt  unb 
ba8  (Sebiet  beS  ^od^ftifte8  furd^tbdr  Dermflftet 
Surd^  feine  Ißarteinabme  für  8ubmig  im  ffompfe 


M« 


Bptt^tt. 


600 


«iM  ^lyonml  KXU.  %»«  «^^sf  €»4  fU»  ben 
ißAim  |it;  ipoirni^  et  fii^  jiA^  m  ftimr  amtfi« 

HnUl^  MßMSb€m  Uc^  2)11x4  t)ö)>[Ui(l^ 
DU  ««At  M.  9Bcit|»1b,  ®raf  toon 
(U^V_»wVec  ^l^di^^orbcnd-eomtur, 
Ott]  bm  S'iti^iifMM  m«  epe^n  etl^oben,  in- 
btft  iw^^  v<^  3<^  m^  6tta|burg  tronS- 
feM«  Tb«  fldM|^  bcc  fc^n  t)or^er  üom  Sa« 
trtifl  «eMIte  (».)  flBoIxam,  ®TQf  oon  Selben} 
nz^  M  «,«»flpitl  18d6X  in  ben  ^i  beS 
""  "  "  '  €f  oiiyfiim  oBer  nie  ble  Konjecrotlon 
I  Me  Mblti^  @efd^fte  fnned  SiS- 
€f0i^of  SoOmin  »on  s!rier,  too)u 
kr  e^olbmlafl  bed  Sifit^umS  unb  ben 
^^  i  SettM^tniffen  aud^  beS  Sifdjof» 
Anbrflid^rii  Httnmtte.  @o  fanb  fein  Slad^folger 
M,  <k4ak,  ^  Don  e^renbetg  (25. 9lot>einbet 
1S86  M  28.  Secember  1363),  ein  etfo^renet 
nb  gcMnbteraRonn,  SieM  gu  orbnen.  gfreilid^ 
mäfmm  aud^  \ipx  bte  meUIid^en  Sngelegenl^iten 
maß  m  Vnfimii^  old  bie  gei{tli<]^en,  loie  er  benn 
ccfl  vn  1850  bie  )Ȋ)){Ui4e  9lnertennung  erl^ielt 
vnb  mit  bem  Srnff <nig  ber  Simfeaation  f elbft  bo« 
«oB  niN(  ^  iDenig  beeilte.  SBei  ben  Secl^nb- 
fmgcn  hierüber  mit  9iom  erhielt  3nm)cen)  VL 
oh4  flomtnil  Hon  ben  SBa^lcopthilotionen  unb 
Miorimcte  9itf ^bung  ber  uncononifd^  ^[hmtte  in 
baifelben.  SRit  SoOmin  Don  Xrier  traf  aSifd^of 
So^arb  ein  tlebereinfommen  megen  Stüdgal^Iung 
ber  Don  biefem  fftr  &pt^tt  gemad^ten  Endlagen. 
2)ie  (Bunfi  beft  ftöntgS  Suburig  benu|te  er,  um 
&üf  e  bei  Xügung  ber  e^ulben  beS  ^o^^fted  ju 
odmtgoi.  S)ie  infolge  beS  1349  mutl^enben 
•fd^UMqen  Xobefi"  aud^  in  @))e9er  ouftretenben 
^gelbmten  riefen  bafelb|t  nne  onbeno&rtS  eine 
l^efttge  JubenDerf olgung  IjierDor,  bie  )u  Der^inbem 
ber  Sifd^f  unf äi£|ig  nnir ;  bomolft  mürbe  bie  feit* 
l^gc  iubifd^  ®emeinbe  in  Speyer  Demid^tet. 
Silbe  1854  begleitete  ber  »if<^f  ffarl  lY.  nad^ 
9bm  )ur  ftaiferfrönung,  too  er  Don  Staxl  baS  Se(^t 
<n)>fing,  für  bad  ganje  Sleid^  9lotare  )u  ernennen 
unb  Stittere^ren  su  ert^etlen;  1356]^ieItberSifd^f 
(iiie@i;^nobe)u@pe9erob,aufn»eI4)erber9egf|arbe 
Qcxt^lb  Don  9lo^rba4  (f.  b.  Srt.)  al9  l^rt- 
«fi^ger  3rrle^  Derurt^It  unb  Derbronnt  mürbe. 
S)ie  27iä(rige  Stegierung  (SkrJ^bS  brod^te  bem 
^o4fKfte  ^freiung  Don  ber  @d^ulbcnlaft,  9Reth 
mg  ber  Xe^te  unb  (Einfunfte  unb  Orbnung  ber 
ftcdbÜdM  Suftönbe.  9tad^  feinem  3:obe  to&ffiit 
IM  Coi^ilei  frben  3)ccan  Gberl^arb  Don  Konbed 

S¥ifd^f ;  bod^  gelong  e«  einem  ®unft(ing  bed 
rr«.  ben  9bte  beS  QenebictincrflofterS  ®  engen- 
btdu  57.  Aunbeii  Don  8om,  Don  $a))ft  Urbon  V. 
bir  limuumtg  unb  Don  fiaif er  ftarl  bie  9nerf en- 
UH^nii^^tMofDOtt  Speyer  SU  erfd^Ieic^en(1364). 
tßct^ttb  ««^  enbli«.  beS  etretted  uberbrufftg, 
csas  MB  «it)tr  Docge  Wagenen  Sergteid^  ein,  mo« 
^Btt  itetat  IK  ben  ^fi^  beft  Sidt^umS  gelangte. 
^  tsflüo^noi^  btft  le|lem  \oax  grofentl^ild 
•tntc^  aaj^  jmsbü^ ;  bo^  toeilte  er  ^pger 
sm  JSatLriüim^Qk  iari>  ergab  fid^mel^ ben toelt« 


(id^  ®efd^ftett  ott  ben  tird^Iid^en  Sorgen 
ämmerl^in  t^t  er  aber  bod^  Siele«  )um  Sd^uk 
unb  jur  ÜRel^rung  ber  Siedete  feiner  ftitd^.  9taq« 
bem  Sambert  ft(4  1871  baS  Sidt^um  ©tro^urg 
unb  Dier  ^a^re  fDftter  93amberg  Derfd^fft  ^tte, 
)og  er  fid^  f^Ueblid^  mi^mut|ig  in  ble  ^btei 
@engenba(^  )urüd(,  »o  er  am  8. 3u(i  1899  fiarb. 
IBei  feinem  SBeggonge  nod^  Strasburg  tourbe 
)u  ©pe^er  58.  %boIf,  ®raf  Don  92affatt  (1371 
bid  1381),  mit  18  3a^n  sum  Unfegen  bcSSiS- 
tl^umd  gemäl^lt  9(fi  er  1378  }um  Sqbifc^of  Don 
SRaiu)  ausgerufen  tourbe,  fud^te  er  tro^  )>d|>fUu!^er 
9blel|nung  gegen  ben  Dom  ffaifer  gemünfc^ten  unb 
Dom  Rupfte  ernannten  SRorfgro^  Subioig  Don 
3Rei^n  feine  %nf|)räd^e  bun^jufetien  unb  brod^ 
baburd^  baS  ^od^ftift  in  blutige  ff&mpfe  unb 
fd^mere  Sd^ulben.  Sublid^  erl^ielt  %bo(f,  nad^bem 
er  meber  Don  (Sregor  XI.  nod^  Don  Urban  YL  bie 
Sinedennung  ald  Sr^bift^of  Don  SRainj  l^tte  er- 
langen tdnnen,  biefelbe  1379  burd^  ben  ®egen- 
tmpft  Siemens  YIL,  mobet  er  iebodl^  baS  93iSt^um 
Speyer  ebenfalls  beließ.   9lun  mürbe  Don  Ur- 
ban YL  1881  ein  neuer  Sifd^of  Don  @pet^er  in  ber 
$erfon  beS  audiior  roiae  59.  9ltcolauS  I.  (ouS 
SieSbaben)  ernannt.    ®er  brüdenbe  93ergleid^ 
Don  1389,  ben  9li€oIauS  mit  bem  mäd^tigeu  Sr^ 
bifd^of  einge^n  mu^e,  mürbe  1390  burdji  ben 
Xob  ^bolfs  geldSt  unb  9licolauS  erl^ielt  ben  un- 
befd^rftnften  )8eft|  beS  ^o^ftiftS.  (Sr  fud^te  bie 
geiftlid^  Ißenoaltung  unb  bie  ienütteten  ginan^en 
mieber  ^u  beffem  unb  fd^eint  ein  befonberer  greuiib 
beS  SBouenS  gemefen  )u  fein,  inbem  er  namentlid^  bte 
Dermal^loSten  iQiurgen  miebet^ftedte.  Xro^bem 
tonnte  er  bie  Siebe  beS  SomcapitelS  unb  baS  ßin- 
Deme^men  mit  bem  tRat^  Don  ©(»eqer  nie  gati) 
erreid^en ;  bie  @tabt  Bptr^  1^  er  als  Sifd^oj 
nie  befugt.  Um  feine  Sinffinjte  )u  mehren,  be- 
gunfHgte  er  bie  Slieberlqffungen  ber  Subett   in 
feinen  Stöbten.  Sie  nadQ  feinem  Xobe  (1396] 
erjbigte  )iDief))aIKge  SEBa^  Don  Somco4>ituIai 
(äottfrieb  Don  fieiningen  unb  ataban  Don  ^elm< 
ftöbt  mürbe  Dom  Zapfte  )u  (Sunften  beS  le|ten 
entfd^teben,  ber  feinen  ®egner  bur«:^  Segabmi^ 
unb  jtenntniffe  meit  fiberragte.  60.  %aban,  gFrei 
^err  Don  f^elmfiäbt  (1896  bis  1430;  gefl.  4.  ^o^ 
Dember  1489),  l^tte  eine  mäj^DoSe  unb  ftfinnifci^ 
Stegieruna.   Seine  gföl^igteiten  unb  ifenntniffc 
benen  er  feine  ßr^ebimg  oerbanfte,  beutete  et  ge 
miffenl^ft  |um  Sol^le  beS  Steid^eS  unb  ber  <Krd^e 
SBegen  feiner  ftlug^t  unb  Umftd^t  erhielt  er  ba^ 
ftan^teramt  bei  ft5nig9hi))red^t;  feine  (^fd^loffm 
^eit  ermutl^igte  il^  jum  freUi«^  erf  olgtofen  ^ampf 
gegen  bie  Unab^ftngigfeitSbeftrebungen  ber  @pei^e 
rer.  S>er  fturl^ut  Don  Xrier  brad^te  il^m  neue  (^^rer 
aber  aud^  neue  ftampfe,  bie  er,  Don  treuen  Sf^eun 
ben  unterftu^t,  fiegreidji  auSfod^t,  um  fd^iIiegUd^  au 
fttieu  etüdCen  bie  9Ititra  Don  Speyer  (1438)  un 
ben  Stvacffat  Don  Xrier  (1489)  mit  einet  fitrge 
9ht^e  in  e^ren  )tt  Dertaufd^en.  pr  fBeobad^tuii 
ber  Krd^lidden  Sorfd^riften  mar  er  bei  feinen  &t\\ 
lid^n  burc^  @Dnobalbricfe  t^g ;  er  beronlo^ 


608 


ept^tt. 


«M 


(6.  SeptemBtr  1504  US  8«  gfAnior  1518),  Oor« 
1^  S)omf&t9er  in  Speyer,  ein  gelel^tter,  aber  quS* 
nel^menb  einfädlet  unb  f^mifamer  SDlann.  3n 
17  no<l^  Doil^anbenen  Senbbriefen  befömpfte  er 
bie  aRtIftönbe  bei  ©eiftlid^en  unb  Saien  unb  lie^ 
eine  Siocefon-Sgenbe  bei  $eter  2)rQd^  in  @))e9er 
bruden.  Unter  i|m  untrbe  t)om  2)omca|rfteI  unter 
Snberem  ber  berfil^mte  Oelberg  mitten  tm  ftreug« 
gange  errid^t  (1509).  Xrübe  unb  forgenooS 
mar  bie  Steuerung  68.  ®eorg8^  $foIjgrafen  bei 
Stl^ein  unb  ^erjogS  in  SBopem  (12.  gebruar  1518 
bid  27.  @e)>tember  1529),  ber  niddt  toegen  feines 
SBerbienfleS,  {onbem  auf  ben  bom  anmef enbenftaif er 
unterftültenSBunfd^  feineS9ruberS,beS  ffutfürften 
Don  ber  $fa^,  Dom  {ögemben  Somcapitel  ge* 
iDöl^It  nmrbe.  93om  ^|kx))ft  erl^elt  ber  nod^  nU^t 
27{äl^rige  $rftlat  bie  (Erlaubni|,  feine  Dielen  an- 
beren  reid^en  ^frünben  beijubel^ten.  ÜRit  feinem 
S)omco))iteI  ftanb  er  in  gutem  SinDemel^men,  ob* 
glei^  biefeS  i^m  megen  ber  Soften  feines  ^ofl^oÜeS 
emfHid^  SSorftelungen  mad^te.  Sorgen  brad^ten 
gunäd^ft  ber  9Ri|tDad^  Don  1517  unb  eine  Seud^e 
(1518),  bann  bie  Uebergriffe  ber  fturpfalg,  enblid^ 
bie  ®IaubenSfpaItung  unb  ber  Sauernf rieg.  Xro^ 
ber  SRol^ungen  vmb  aRa^regeln  beS  Sifd^ofi 
breitete  ftd^  bie  Snlel^re  aus,  unb  aOmälig  tourbe 
{Bifd^of  ®eorg  felbft  gegen  bie  neugl&ubige  9tid^« 
tung  aud^  in  feiner  nöd^fien  Umgebung  fo  nad^« 
fid^tig,  ba^  il^m  baS  S)omca))iteI  emfte  Sorl^* 
tungen  mad^te;  nun  erlie|  er  ein  Stunbfd^eiben 
an  bie  Sel^nStrftger  beS  99iSt^S  gegen  bie  lu^e- 
rifd^  ^irebiger  ol^ne  Erfolg.  Seit  ber  Ofter- 
mod^e  1525  begann  eS  im  dod^ftift  unter  ben 
Säuern  gu  gä^ren,  unb  ber  Sufrul^r  Derbreitete  fl^ 
Dom  93ru]^rein  immer  meiter.  S)er  SBifd^of  fto^ 
|u  feinem  SBruber  nad^  ^eibelberg;  aud^  baS 
JSjopM,  baS  ben  Sptt^tttm  nid^t  traute,  ergriff 
SRalregeln  für  bie  Sid^erl^eit  feiner  SRitglieber 
unb  ber  2)omfd^||e.  Salb  mar  aud^  ber  gange 
&p^tx%an  m  9ufru]^r.  SnfangS  fud^ten  ber  SBi- 
fd^of  unb  ber  ihtrfürft  burd^  9JlUbe  bie  %ufrul^rer 
gu  geminnen ;  alS  bief eS  f el^fd^Iug  ^  griffen  bie 
Surften  gu  ben  Sßaffen  unb  mad^ten  bemSufrul^r 
ein  blutiges  Snbe,  morauf  bie@))e9erer  glei^faSS 
bie  Dom  S)omcapitel  ergmungene  „ätod^tung" 
l^erauSgeben  unb  ben  Bfcatus  quo  mieber  an« 
erfennen  mußten.  S)erSBifd^of  lie^beraSSd^o- 
nung  unb  9RiIbe  malten,  feine  fortgefe^  gu  gro|e 
Stad^ftd^  gegen  bie  ^Reugläubigen  in  feiner  Um* 
gebung  mürbe  burd^  bie  (gntfd^tebenl^eit  beS  S>om* 
capitels  aufgemogen.  SBifd^of  ®eorg  mol^e,  burd^ 
ein  befonbereS  )>ä))fiItd^eS  @d^reiben  ermal^,  bem 
Keid^Stage  gu  Speyer  Don  1529  bei;  bod^  ftarb 
er  balb  barauf  an  ber  @eud^e,  bem  «englifd^en 
©d^meife".  69.  «ß^ili})})  IL,  greil^err  Don  glerS- 
]^eim(1529— 1552),Dor]^er2)om))ro))ftin6l)eDer 
unb  unter  Snberem  aud^  $rofeffor  beiber  Steckte 
on  ber  Unioerfttät  |)eibelberg  unb  Beotor  magni- 
ficus  bofelbft,  begann  mit  Srfpamiffen  in  bem 
bifd^dflid^en  ^auS^Ite.  2)ie  aS}a]^Ica})ituIation 
entl^ielt  ben  neuen  3ufa|,  ba^  fein  S^nobalbrief 


ol^ne  beS  2)omco)>ttelS  (Bene^migung  oufigel^ 
bfirfe.   Son  flarl  V.  mürbe  ber  Sifd^f  gum 
oberßen  (Eommi|far  unb  Seifig  in  ber  Kegierung 
ernannt  unb  äbte  baburd^  bebeutenben  (Einflul 
auf  bie  beutfd^e  ^olitU.    £r  ^e  Don  Xnfong 
fd^on  SllleS  aufgeboten,  feinen  Sc^mager  grong 
D.  SidKngen  Don  feinen  $(änen  abgubringen,  unb 
nol^m  fi($  f))äter  beffen  IKnber  mit  (Ei^olg  un* 
ermüblid^  on.  $^i)>|)  mar  einer  ber  mentgenSi* 
f d^bf e  feiner  Seit,  bie  ftd^  aud^  ben  geißtid^  Ser* 
rid^tungenperfönlid^  untergogen.  Son  feinem  fin^* 
lid^en  difer  geugen  bie  51  @enbbriefe,  mdd^e  auf 
ben  iäl^rlid^  2)idcefanfQnoben  erlaffen  mürben. 
2>ur(b  fein  ftrengeS  Verbot  grgen  baS  »SuSIauf  en' 
ber  Untertl^anen  gur  Xi^eUnol^me  cai  bem  neu* 
gUhtbigen  ®otteSbienft  (1542)  mürben  bie  SIeue* 
rungSgelüfie  giemlid^  gebäm|)ft.    Sem  SugS* 
burger  Interim  trat  aud^  Sifd^of  ^Wm  ^eL 
9Iuf  bem  Soncil  Don  S:rient  Iie|  er  ffränQic^feit 
l^alber  burd^  feinen  SBeil^bifd^of  fid^  Dertreten. 
Siner  Don  feinen  mid^tig^  £r[o(gen  mar  bie 
Vereinigung  ber  $roDftei  SBei^burg  mit  feinem 
SiSt^me  (1546).  Sagegen  erlitt  baS  ^o^ftift 
fd^meren  Sd^aben  burd^  ben  rSuberifd^  (Einfall 
beS  9Rarf grafen  Sllbred^t  Don  99ranbenburg*6u(ni* 
bad^,  mäl^reiü)  ber  SBifd^of  im  Sterben  lag.  9{ad^ 
feinem  Xobe  mürbe  ber  S)om  Don  ben  o^e^ben 
^orben  nod^  gepiflnbert,  Dermüftet  unb  gefd^dnbet 
S)er  neugemd^Ite  Sifd^of  70.  Shtbolf ,  greil^err 
Don  gfnndenftein  (8.  Odober  1552  bis  21.  2funi 
1560),  Dorl^er  Somcapttular  gu  St^eper,  mor 
ein  3Rann  Don  ilenntniffen,  SerebfamMt  unb  Sn* 
fe^en.  Vom  floifer  mürbe  er  mit  ben  mid^tigften 
StaatSgefd^öften,  g.  V.  Virttotion  beS  Steid^S* 
fammergerid^tS,  Vorfi^  ouf  Kreistagen,  betraut. 
Sie  15  Senbbriefe  m  bie  ®eifttid^en  geugen  Don 
einem  Sifer  für  bie  ftird^en^d^t,  ben  et  burd^ 
ernfie  SRapregeln  beilegte.  Segen  bie  fiurfärften 
Ottl^inri^  unb  gfriebrid^  HL  Don  ber  ^falj 
unb  al^nlid^e  gförberer  ber  «Steformation''  tief  cc 
ben  Veiftanb  beS  ftönigS  gferbinanb  an.  @eine 
Dielfeitigen  Vemäl^ungen  fär  bie  Don  SRotfgrot 
SUbred^  ®eplunberten  begann  er  mit  Stiorfam- 
leit  im  eigenen  ^ofl^.  Jtein  anberer  99ifd^of 
^at  fo  Diel  Seibeigenen  unentgettlid^  Sfrei^it  ge« 
mdl^rt  als  Stubolf.    SBegen  «^au|»tbI5btgftir' 
mu^e  aber  am  12. 3uli  1559  bem  Sifd^of  ein 
Coabjiutor  gegeben  merben,  ber  bann  auc^  fein 
9{adifoIger  mürbe,  namlid^  71.  9Rarquarb  üon 
^ttftein  (18. 3u(i  1560  bis  7.  Secembet  1581). 
Ser  neue  Sifd^of  fd^eute  feine  SRül^,  bund^  (Sr» 
mal^nungen,  ftrenge  9uffii!§t  unb  Dielfod^e  fBe« 
ftrofung  bieauS  aOenSnbengufammengeJ^yiDeinmte 
®eifUid^feit  in  Orbnung  gu  bringen,  o^ne  ba^  cS 
i^m  red^t  gelingen  moUte;  feine  26  nod^  Dor» 
l^onbenen  @9nobaIbriefe  geugen  baDon.  Sie  metften 
fllbfter,  meldte  unter  frember  SanbeSl^ol^  ftcmben« 
maren  in  f^änben  Don  !ReugIäubigen.  SRatqiiarb 
lieg  ben  Dom  aUerfebutger  Vift^of  Wu^el  ^elbing 
(f.  b.  9Irt.)  Derf a^en  ffated||ilmuB  DeiAreitm,  unli 
um  einen  Jl^äflovOfi  tfid^tign  Seif&U^en    511 


CK 


6))(9er. 


606 


iAcm,  vsMfitk  bai  Somcapitel  1561  ein  Wxaxf 
Mt  Siele  ftämvfctattebetSBif(|of  mit  bell  neu- 
^Uiilngen  g&c^  bei  9efe|ung  t»on  SßfrunbeiL 
trlbir  QNKi  er  akt  me^  mit  ber  Sleid^dj^olitit  olS 
«il  ber  Xqpmiiq  feimfi  gurfibiStl^md  befi^ftist, 
mt  Me  SBcK^eOimgen  imb  ftlagen  beS  S)omcapitelS 
in  1&71  bejniQeiL  Unter  72.  (Ebetl^rb,  gfrei- 
kini  uoa  i>knl^m  (20.  S)ecember  1581  bid 
lOi  Odober  1610),  erging  (1.  3nH  1582)  eine 
wütige  Secorimimg  über  bie  O^efd^liclung,  too* 
kl  Her  SBtji^Df  namentlid^  bie  tribentinifd^e  Sform 
«■Mpfiilie.  3n  feinen  16  nod^t>or]^anbenen@enb- 
knsfem  oezmclcte  er  bie  Snorbnungen  feiner  93or- 
jokni  m  Sc)ug  ouf  bie  2)i8ci))Iin  ber  (SeifUid^en 
wak  mmm  SBqÜmmnngen;  aud)  in  ben  no(^  be« 
Mabett  JBo^bem  fud^te  er  bie  Bud^t  )u  beffem, 
»91  er  fi4  in  Xom  bie  SBoKmod^t  eined  )>äpft- 
iHben  fiegaten  ondtt^iäte.  Seine  ^oltung  gegen 
ta  bcndlbborten  gft^fien  ermorb  ilftm  ben  93ei- 
■an  «ber  SriebUd^".  SBeniger  SSebad^t  nal^m 
to  Siid^  bagegen  auf  einen  guten  fyx\i§fyAi,  in« 
tai  er  tnoA  uimbcrtegte  ausgaben  fein  ^od^ftift 
o  ben  Xono  beft  SanIrottS  brai^te ;  anberer[eit§ 
baff  er  biin^  }»ed(m&^ige  Seftimmungen  Dem 
aifedon  tmb  (BettcrbSIeben  auf.  SKeltJ^teroud^ 
m  bit  Sted^tspflege  als  laiferlid^er  llammerrid^ter. 
£tt  Stibiflid!^  beS  SBifd^ofS,  baS  9Iter  beS 
Ss^eti  unb  bie  ®efa^  einer  9iei(b8t)enoeferfd^aft 
M  cnfimiii^oaen  ilurfurften  gfriebrid^  IV. 
10«  ber  $fal}  f&^rten  1609  5ur  SBabl  eined 
CoobiutDcfi  mit  bem  Sted^te  ber  9lad^fotge.  Ser 
Okttibtte  tnar  78.  $^t}ip  (Slßi]iop\^,  ^tOfyttt 
iM  SMrm  (10.  October  1610  bis  7.  gfebruar 
16&2),  ein  dAgÜng  ber  Skfuiten  }U  Xrier,  auS- 
tefeitj^nel  Imr^  ^^^  (SeifieSgaben,  ftttlid^en  &^» 
tttier  unb  gränblid^e  ftenntnig  bed  Sled^teS.  Sod^ 
ma^bm  ferne  guten  Sigenfd^often,  befonberfi  feit« 
km  er  ben  Rurl^t  oon  Xrier  gewonnen  b^tte, 
bo^  ai^bcottfenbeS  b^gc^  Sßefen,  b^^rten  unbeug- 
iooncB  Sian,  Unjufriebenl^it^  9BiIlIür,  ^enf^- 
\aäit  tmb  Srglifl  tied)unfelt.  SRit  (Eifer  ttirtte  er 
föz  bit  Sr^ttung  beS  lat^olifd^  ©laubenS, 
oBmestfb^  ani^  in  ben  Iut^erif(^en  Seid^Sft&bten 
leiarr  S)iicefe^  unb  fär  bie  Sittenrein^eit  feines 
flecai.  Soboim  bot  er  alle  SRittel  }ur  @d^ulben- 
äguDfl  auf,  gob  eine  SBranbentf(b&bigungSorb« 
miQ  unb  fieft  SebenS«  unb  9lr}neimittel  5ffentlid^ 
gatbeilen.  3ai  3. 1618  begann  er  ben  9leubau 
ber  oSea  bifcbSfiid^  ^falj  ju  €))eqer  unb  1616 
bei  Snbott  b^  Surg  unb  Stabt  Ubenbeim  }u  einer 
ScPrag  bis  l^od^fUfteS.  9tad^km  bie  ©(le^erer, 
ntfor  flentj^ina  ouf  bie  S^tfage  ber  taiferli(|en 
%BdtsUk,  bop  brti  SDieilen  ringS  um  Speyer 
fcine  9qbni0  ecri^^tet  merben  foUe,  »ergebend  ba« 
MTB  ^C0le^  ^en,  gerfldrte  1618  ber  ihnr- 
^  sam  ber  fifd)  mit  9)erbankten  ber  ^Union" 
tadß  mm  (BctDoItftreid^  baS  Dorangefd^rittene 
Scrfmiebec  iBö^enbcSSRiil^foftete.bie^ilfS- 
fdkr  für  bie  ,r£^(^'  oufjubringen,  branbf^a|te 
mit  fiunbertt  HRonSfelb  baS  ^od^iift;  ber  9i" 
^f,  beffesi  etreittrafte  ju  fd^macb  maren,  f d^Aj^tc 


kn  materieSen  Sd^aben  auf  8  SRiDionenZl^aler. 
Um  eine  @tüj^e  }u  l^aben,  Deranlo^te  er  1621  bie 
aSkil^l  beS  f^eqogS  gfran)  Don  fiotl^ngen  gum 
goabiutor.  2)er  Sieg  %iUt^'%  unb  bie  Sd^reden 
beS  JoiegeS  iDud)en  Dom  93ifd^of  )ur  Serftärfung 
Ubenl^eimS  knu|t ;  er  nannte  bie  @tabt  na^ 
SSoOenbung  ber  Sauten  $biIit)))Sburg.  9m 
25.  September  1628  mürbe  l^^üxpp  C^riftop^ 
gum  Srjbifd^of  Don  Zrier  gemäp ;  bod^  geftattete 
ber  $apft  auf  Simoilligung  beS  Spe^erer  S)om- 
copitelS,  ba^  er  aud^  bie  3)iitra  Don  Speyer  bei« 
bebielt,  unb  ^l^Iipp  (Sbriftopb  Demad^Iäffigte 
bei  aller  tbatigteit  für  £rier  (f.  b.  «rt.)  fein 
biSl^erigeS  SiStbum  nid^t.  3n  $bili)>pSburg 
mürbe  ein  Seminar  tvAä^ttt,  bie  Dom  ®Iauben 
abgefallenen  Ortfd^ften,  Stifte  unb  Itföfter  tom* 
ten  burd^  bebarrlid^en  ßifer  tl^etlmeife  toieber  ge« 
monnen  merben.  Seim  ftegreid^en  Vorbringen 
(SuftaD  «boIfS  fteOte  fid^  ^^Uipp  ebriftopl^,  ber 
fd^on  lange  gel^eime  Serbinbung  mit  granfreid^ 
Unterbalten  fyidt,  offen  unter  ben  fran}öftfd^en 
Sd^u^  S)urd^  Vertrag  Dom  9.  9pril  1632 
mürben  ßb^enbreitftein  unb  $bil|PP^burg  ben 
^rangofen  übergeben ;  am  12.  Spril  folgte  bann 
ein  92eutralttätdDertrag  mit  ben  Sd^meben.  2hi 
ben  barauf  f  olgenben  ftämpfen  Derlor  ftd^  ^l^iltpp 
ebfiftopl^  immer  me^r  in  Sfeinbfd^aft  gegen  ben 
ffaifer  unb  baS  SReid^.  S)agegen  ift  eS  nad^  ben 
neuefien  gforfd^ungen  Sofepl^  SaurS  (^bilif)' 
D.  Sötem,  geijtl.  fturfärft  Don  Xrier,  u.  feine  $olitiI 
mäbrenb  beS  SOiäbrigen  iMegeS  I,  Speyer  1897, 
821  ff.)  unrid^tig,  ba|  er  bie  (Erhebung  Stid^lieu'd 
gum  Soabjutor  mit  bem  Sted^te  ber  9iad^folge  ffir 
Speyer  aufrid^tig  unb  im  (Smfte  betrieben  l^abe. 
S)er  Sd^u|  Sfranf reid^S  unb  bie  9leutralität  brad^- 
ten  übrigens  bem  StStl^um  feinen  92u^ ;  eS  lüt 
unter  allen  Sebrftngniff en  beS  IhiegeS.  S>aS  S)om- 
capitel  biclt  meiere  Saläre  feine  Si^ungen  in 
ftdln  ab.  9m  6.  3R^i  1635  mürbe  $l^ilipp 
Gl^riftopl^  gu  Xrier  Don  ftaiferlid^en  gefangen  ge* 
nommen  unb  im  folgenben  ^oXftt  nad^  2Bien  ge« 
kad^t.  Von  bort  auS  fud^te  er  mit  Unbeugfam« 
feit  unb  Stüdtjid^tSIojtgfeit  fortgumalten,  unb  baS 
&l&d  ber  frangöflfd^en  SBaffen  machte  ibn  nod^ 
balSftarriger.  9uf  Verlangen  SubmigS  XIY.  er- 
folgte am  10.  aipril  1645  feine  gfreilaffung  unb 
am  12.  9pril  ber  9bfd^lu|  einer  9uSj5bnung 
mit  bem  ftatfer.  2)ie  Sd|id(falSidbläge  Ratten 
aber  feinen  Sinn  nur  Dorübergel^enb  gemilbert 
Sm  19.  3uli  1646  fd^lo^  er  ein  neues  Sd^u|- 
bimbnil  mit  granfrei^  S)er  mejtfölifd^e  gfrieoe 
mar  nid^t  nac^  feinem  Sinn.  UebrigenS  trug  er 
bie  Sd^mergen  feines  legten  ftranfenlagerS  mit 
(Sebulb  unb  gfrömmigf eit ;  am  7.  gfebruar  1652 
ftarb  er  unermartet  unb  flkrliel  feinem  9lad^ 
folger  74.  Sot^r  Sriebnd^,  gfreiberm  Don  9Ret- 
temid^  (11.9lprU1652  bis  18.3uni  1675),  baS 
^od^ftift  Speyer  im  Suftanbe  großer  3^nut« 
iung.  Vieles  mar  im  meftfälifd^en  gfrieben  für 
immer  Derloren,  unb  ber  gefd^mälerte  Ve{i|  mar 
nod^  mit  ungebeuem  Sd^ulben  belajlet,  baS  fianb 


to» 


Speyer. 


610 


irtm  Qll^flfi  txmette  Dier  Xoge,  fitS  mbtld^ 
78.  gttiiilCiTtitop^,  grri^tr  öon  ^utten  (14.9lo- 
MÜKX  17iS  bi§  20.  «iJtil  1770),  ouS  berfelben 
iü  gfwd^lt  tai>otghig.  ßr  war  in  9iom  @#Iet 
SvDfpa  fimnbtrtiiü'S,  beS  nad^moligen  ^))fted 
Sotrbkf  XrV.^  gdocfen  unb  erl^telt  üon  i^m 
In  te  9€flötigmtg  ben  fluftrog  sut  SBieberl^- 
bäaiiB  befi  ^meft.  Snfotge  bed  5fteneid^tfc^en 
^hi<^oIgcfrirgt§  cditt  boS  ^od^ffüft  tpuber  mand^er- 
In  iBcbtfinfinif.  3ti  feinen  Srlaffen  unb  SSerorb- 
ssa^m  gab  btr  9tf^  gro^m  ßifec  für  ipA^U 
.lU  S^ndfi  unb  Sitte  hmb ;  befonbere  ©orgfalt 
TiMiff«  er  bcr  Utidbilbung  feines  SleruS.  9}on 
y^m  iDeUtt4«t  Srlaffen  finb  nod|  423  borl^an« 
^rc;  f«  ge^  in  bie  fleinften  ^Ingelegenl^eiten 
es.  sm  SBo^Iflanb  unb  @ittli(i^leit  }u  lieben.  %\xi) 
cxienmü|tge  IBetonftoItungen,  wie  eine  Saline, 
Rir  Sdtef«^  6|jtnn-  imb  ©pijenfabrlf  in  ©nid^- 
vil  unbNASab  tnSangenbrfiaen,  untcmal^m  er. 
IMt  feinen  SorgSngem  blieben  il^m  aber  un- 
craiem^e  Itimp^,  befonberS  mit  bem  S)om- 
c2ritd  unb  ben  meiftm  anberen  Stiften ,  fomie 
cixcit^Snbd  mit  t^erfd^iebenen  9tad)bam  nid^t 
a^paxL  9fR<^tigt  fd^nt  ber  SJormurf,  bo^  er 
oifli  einer  toftfpieligen  ^of^altung  fe^r  tiel 
tMb  Derbattt,  ober  für  bie  ^erfteÜung  ber  Sa« 
iMtde  fe^r  tuenig  get^an  l^abe.  f)terfär  war 
9effg  Bon  6(!^önoom,  fturfärft  bon  Srier,  al§ 
Sfobcoin  jii  Speyer  mel^  beforgt,  inbem  mit 
fnner  Untcxttu^ung  (48000  ®ulben)  burd^  Sau- 
»fler  Sla^I  ber  öfind^e,  dorn  93ranb  gerettete 
SW  In  ben  3nbren  1754—1760  grünb« 
fsb  ottlsebeffert  unb  bie  baufälligen  Sßefttl^firme 
ic^jt  bcr  3)or||ane  bis  gur  Orgelempore  obge- 
fmgen  tmirben.  2)ie  le^te  ^onblung  beS  93ifd^ofS 
iteanj  S4Kijlop^.berl761  aud^Sarbinal  geworben 
loa,  bilbde  bteSBei^e  ber  Dier  neuen  ^omglodfen 
fÜ9.  Oldt)  1770).  «m  26.  «Rai  wallte  baS 
Sommpitel  einftimmig  burd^  ^cclamation  ben 
£<ombe<^ten  79.  Suguft  $^ilipp  Raxl,  ®rafen 
ron  Simburg-St^rum  (29.  SKoi  1770  bis  26.  f$fe- 
bmax  1797),  einen  9leffen  beS  Derftorbenen 
Sffd^.  Seine  einfümmige  SBal^I  lum  SSifd^of 
tsor  um  fo  cniffaUenber,  als  bie  SRe^rl^eit  beS 
Xmnca^(§  Wegen  <gigenmdd^tigfeiten  mit  il^m 
is^ofricben,.  fa  erbittert  gegen  il^  war,  eine  Iftoge 
gegen  i^  eingeleitet  unb  ibn  a(S  S)ombecan  fuS- 
ffnbirt  Mottle.  Sugufl  $^Uipp  War  ein  geiftüoQer 
anb  lnintni|rei^r  SRonn  mit  befa|  neben  einem 
Mttn,  oft  eigenfumigen  Sßillen  ein  gutmüt^igeS 
^eq,  bod  jebod^  juweilen,  Don  3a|)om  über- 
«snnt,  ga  einer  an  Sio^eit  grenjenben  Seibenfd^aft 
Imgctiflen  würbe,  gfur  flrenge  fergiebung  ber  3u- 
jpsh  ttttb  beffette  ^onbilbung  ber  ®  eiftlid^f eit  war 
e  vjuMi^Q  beforgt :  er  wollte  9SeS  im  SiSt^um 
jSt^  ttberwa^fyen  mw  leiten,  t)on  ben  2)omcapi* 
ttten  M  jn  ben  Zl^Iogieftubenten  unb  Se^rem 
ter  $Dr^((iiIen^  looS  i^  begreiflid^rweif e  in  Diele 
sumgene^e  fednbel  unb  laagen  oerwtdCelte. 
tii  fmfiniße  beS  ^od^ftifteS  wu|te  er  wie  fein 
Inbercr  fit  fleigem  unb  auSfd^Iie^id^  für  firdft- 


lid^e  Swedte  ju  berwenbcn.  ©o  war  er  einer  ber 
tl^ätigften,  aber  minber  gefd^ö^ten  unb  geliebten 
Si^öfe  beS  ^od^ftifteS.  aiS  jum  Saläre  1786 
erfd^ienen  Don  il^m  171  Shinbfd^reiben  (ol^  bie 
aufeerorbentlidfien  Hirtenbriefe),  weld^e  eine  ^fto» 
ralt^cologie  für  jeben  ©eiftli^cn  bilben.  Sefon- 
berS  Ke|  ber  SBifd^of  fid^  angelegen  fein,  ben  S)om 
in  feiner  urfprüngli(^cn  ©röfec  wieberl^erjufteBen. 
«m  9.  ajlöra  1772  begannen  nad^  bem  $lane 
gr.  Sgnag  Wid^aelS  Don  9?cumann  bie  Slrbeitcn 
unter  ber  perfönlid^en  Oberleitung  beS  SBifd^ofS, 
unb  1778—1775  würbe  bcr  99au  fo  raf^  ge- 
förbert,  ba^  bie  Duermauer,  bie  ben  alten  öft- 
lid^en  S^eit  nod^  abgefperrt  l^tte,  bef eitigt  werben 
fonnte.  3m  3- 1776,  wä^renb  ber  »ifd^of  an 
einer  fd^weren  Äranfl^eit  litt,  unb  1777  würbe  bie 
nun  wieber  befeitigte,  im  3opfftiI  entworfene  SJor- 
l^aDe  auSgefül()rt  unb  im  3- 1778  ber  gange  Sau 
DoUenbet.  S)urd^  eine  Sierorbnung  Dom  7.  €kß 
tober  1784  regelte  unb  erl^ö^te  ber  SBifd^of  bie 
©el^älter  ber  Sd^uOcl^rer ;  bie  ^nftettung  gef d^al^ 
nad^  einer  SoncurSprüfung.  9lud^  forgte  er  für 
Erweiterung  beS  9Bai{enboufeS  in  iBntd^fal  unb 
für  nü^Üd^e  SSefd^öftigung  ber  Ströflinge;  ebenfo 
erweiterte  er  baS  SanbeSl^ofpital.  @o  war  er 
mebr  als  Sinbere  bemüht,  wobltbötige  Snftatten 
)u  grünben.  Sagegen  geriet)^  er  mit  feinem  ®om* 
capitcl  feit  1778  wegen  beiberfcitiger  ©ered^tfame 
nod^malS  in  einen  erbitterten  Streit,  ber  gwor 
burd^  Urt^eile  beS  Sleid^S^ofrotbeS  erlebigt  würbe, 
aber  baS  gute  ßinoemel^men  bis  jum  Snbe  ftörte. 
SefonberS  ebrenDoQ  ift  bie  Haltung,  bie  ber  Sifd^of 
gegenüber  bem  6mfer  Kongreß  (f.  b.  3lrt.)  unb 
ben  bamit  gufommenl^öngenben  iRuntiaturftreitig- 
feiten  annal^im.  S)ie  25  Smfer  Srtifel  würben 
Dom  Sifd^of  auf  baS  gfreimütbigfte  gerügt,  waS 
il^m  alSbalb  bie  ge^öffigfien  5ffenttid^en  Singriffe 
gugog,  wogegen  il^m  jebod^  bie  Slnerfennung  aSer 
fird^lid^  ©cfmnten  unb  befonberS  beS  !ßapfteS  gu 
tbeil  warb.  3eitgemä^en  äJtilberungen  war  bor 
SBifd^of  übrigens  nid^t  abgeneigt ;  f o  befd^ränfte  et 
baS  SbStinenggebot  unb  befeitigte  fiberflüffige 
9{ebenanbad^ten,  fül^rte  aber  gwedtm&^ige  SBruber- 
fd^aften  ein  unb  orbnete  1783  ein  neueS  ®efang« 
bud^  an.  ®ro^e  Sorgen  brad^te  ber  9uSbru($ 
ber  frangöjtfd^en  SteDoIution.  SJlit  Unerfd^rotfen« 
l^eit  proteftirte  ber  SBifd^of  fortgefe|t  gegen  ben 
Umfturg  unb  bie  Beraubung,  weld^  Don  gfranf« 
md)  infcenirt  würbe.  S3eim  SluSbrud^  beS  ftrie* 
geS  rettete  baS  S)omcapiteI  ben  Sd^|  unb  baS 
^rd^iD  nad^  9Raing  unb  Sonn;  ber  IBifd^of 
pd^tete  fid^  am  1.  October  1792  nad^  SBürg« 
bürg  unb  Don  ba  über  SlugSburg  nad^  gfrei« 
ftng.  3nt  3- 1793  fonnte  er  nad^  93rud^fal  gurüdt« 
Ui^tm.  92ad^bem  aber  in  ber  !Rad^t  Dom  28.  gum 
29.  Secember  1794  baS  S)omcapitel  Dor  ben  aber^ 
malS  fiegreid^  Dorbringenben  gfrangofen  über  ben 
SRl^ein  nac^  Srud^fal  gefloben  war,  um  nid^  mel^ 
gurüdfgufe^ren,  Derlie|  ber  SBifd^of  am  21.  Sep« 
tember  1795  gum  gWeitenSRale  feine  Siöcefe  unb 
ging  erft  nad^  Sfreifing,  bann  im  Suguß  1796 

20 


607 


612 


tjcratnit 
l^citeu  w 
ber  ncii 

{am  ^ 

maf. 
unb 
{ein 
ßo* 

er. 


V1 


T  da  in^nat  SmiSl^Iimgm  ratete  bet 

:=    r-=-r  ^  ^g  „Qjj^  \^  SBinfen  ber  ©taot«- 

» ob  feine  gro|e  Sd^tDöd^e  gegen  buteau* 


••• 


« ^ 


•?  tii 


^^^^■B   V  Ab^  will         *««i^^»      ^^^^4vftft4 

-     —         errm«  1801 

-.     .:   X  =5  rjTrfsflci  Äfle 

w     .      t      m  >a  5iar!» 

-.    r  r  f-=c  rm  tfadänt^e 

:.-r-   ra  ;:"cc*  ^anbed- 

-_    ^  jL-rs:ct.   £tt  geifKge 

cniMte  feined 
ijde  (1810). 

,-r  r '-    Ttt  JtcB  eüDÖ^nt, 
■r  i-*rT?  Äö  5B  Stra^urg 

-  —  yjz^  T-:.Tnö  ^  tetbtSrbeini» 

:    ü2  r,--'i  m  3uä  ei^biStbum 

J7  •   n-  ins  ^:s:3aii  Kottenburg 

o..*^  C'-'rra  £jtvr  iinirbe  butd^ 

T    /-arr. ;:  srm  Sl  Cöobet  1817 

;.,•:••!  -t  Ma^r  bü^rifc^  $fala 

i--..rr  4^!^  Ölkannen  ©ar;  bie 

•    ::  >.;nm  cd)  anf  bie  @ren)en 

:^*r    rr-^is.   ,5^3*  eiflen  Ober- 

•«  '^-t  war  ßiniq  öon  SBo^wn 

-•  »Cl::;  Jen  t^taiNÜe  (1818  biS 

-  t:  Tir^^OT  IV'dnn,  ben  feine 

-  *'.^:nu.  vi  ilmtSeiier  unb  feine 
-.— .--.^cer^^cyen.  Seine  »egie- 

• .  ,t:  <^n  cxrrrteticifetten  ju  fömpfen, 

^•*-:-^ti:^3^tf5:iKitfrüftmand^maI 

^  -\-  i  u:c  ei  OL  'ÄUem,  felbft  an  einer 

-  -n-.r^  traJ»  ün  einer  bijd^öflid^en 
7-  >;^  >;:>  •.•^C^ienjL  Jem  SBi j*of  toar 
rt  xt  i  :at^  bü«  Somcopitcl  fe^e 
,xi-cio>:R^en  Elementen  sufammen. 


Angriffe  mirfte  aud^  nod^t^eiltg  auf  bie 
^eniid&it    dagegen  lag  il^m  bie  |ieranbil* 
nag  ter  Ceiftlid^feit  ttxil^^oft  am  ^erjen ;  frei- 
:=  taste  er  bie  Srrid^tung  etned  DoUftönbigen 
^~i»rt  mit  tljeologifd^er  gacultät  )u  Speyer 
bnl^ej^,  fonbent  erreichte  nur  bie  Srnd^« 
eines  einiäl^rigen  praftifd^en  Seminarcurf  ed, 
(Eröffnung  er  aber  nid^t  mel^  erlebte.  Sinen 
(Sifer  betl^ötigte  ber  Sifd^of  in  ber 
&cberinfianbfe|ung  befi  S)ome9,  meldten  er  am 
-      ^    r  -r±^  ?7.  TOai  1822  burd^  ein  ^pontiflcalamt  bem 
=     ^    -    zr=L,  ti  SotteSbienfte  juriWgab.  ©ein  Kad^folger  mürbe 
^=T=r  af.  52. 3o^anne8  aRartin  TOanl  (22. 3uli  1826  bi§ 

23.  Slora  1835),  S)omcat>üuIar  in  SRänt^en^ 
ein  miffenfd^ftlid^  gebilbeter  ÜJlann  Don  feinen 
r  :3cnah,  Sanieren,  großem  gflei^,  gutem  SQBiQen,  aber 
-.  :-r?;  m- :  o^e  $erf onol-  unb  @ad^f enntni^  in  93e)ug  auf 
bie  2)iöcefe.    @ein  (Sf^atttx   mar  entfd^ieben 
ftrengglöubig,  92euerungen  abgeneigt,  aberbod^ 
3u  nadjigiebig  gegen  ju  meit  gel^enbe  meltUd^e 
Serorbnungen.   @elbft  fügfam  nad^  oben,  üer- 
langte  er  ftumme  gfugfamfeit  bon  feinen  Unter- 
gebenen; ber  )>fd()ifd^e  9)oll8d^arafter  mit  feiner 
Steigung  jur  gfrei^it  unb  gur  Jhitil  erfüDte  i^n 
mit  Un§ufrieben^eit  unb  9Ri^trauen.  S)obet  barf 
ni^t  geläugnet  merben,  ba|  er  fid^  naml^afte  SBer* 
bienfte  um  fein  Sist^ium  ermarb.  9(ber  bie  poli« 
tif d^e  Aufregung,  meldte  in  bem  ^ambad^er  @d^[o^« 
fefte  (1832)  i^ren  l^öd^en  SluSbrudt  fonb,  An- 
griffe ber  treffe  aufben  IBifi^of  infolge  ber  con- 
fefftoneQ  gemifd^tenSJerl^ältniffe,  aud^  3<tmärfnif|e 
mit  ber  eigenen  ©eiftlid^feit  Derleibeten  i^m  feinen 
9lufentbalt  in  ber  $falg  berartig,  ba|  er  feine 
lBerfe|ung  auf  ben  erlebigten  Stul^I  bon  Sic^ftött 
ermirfie  (am  23.  aRörj  1835).    Sm  felben  £age 
mürbe  ber  ^rofeffor  ber  $]^ilologie  unb  Cber- 
bibliotl^efar  ju  SBür}burg  83.  $eter  Stid^s  ol^ne 
fein  Siormi^en  gum  IBifd^of  t>on  Speyer  er- 
nannt (28. 3)lärs  1835  bis  20.  September  1836) ; 
er  ermarb  ftd^  gro|e  SSerbienfte  burd|  ben  Smft 
unb  bie  Umfid^t  feiner  iBifttationen,  bie  @nt- 
f(^ieben|^eit  feined  SluftretenS  fär  bie  SonntogS- 
feier,  bie  Sr^öl(|ung  beS  bon  feinem  Sorgänget 
^erabgefe^ten  ^nfel^enS  feineS  S)omca))iteId  unb 
bie  9lufbefferung  ber  ©el^ölter  beSfelben  unb  feinci 
©eelforgSgeiftlic^IeU.  fßiü  Arbeit  unb  Serbrie^- 
li^Ieit  fd^f  il^m  baS  in  einigen  fünften  fird^Ud^ 
la^e  9{ormatit)  über  bie  ßingel^ung  gemifd^tei 
@^en  unb  bie  ßrjiel^ung  ber  Jhnber  in  oenfclbcn 
Sine  t)on  33  Pfarrern  hiergegen  überreid^te  Sor» 
ftellung  fud^te  ber  iBif^of  als  Slnmagung  unX 
äBiber)e^(id()feit  in  feiner  etmaS   fd^roffen    %t 
nieber^ufd^Iogen,  [thod)  nur  mit  bem  Srfolge,  baf 
^ierburd^  äJtigtrauen  unb  SBibermiOe  gegen  i^i 
entftanb.   Sm  20.  September  1836  mürbe  f&x 
f^of  Stid^nrj,  ol^ne  barum  nad^gefu(^t  }U  f^ahtv 
gum  IBif^of  Don  Augsburg  unb  gleiil^jettig  be 
am  25.  3Rax  erft  beförberte  Sombecan  84.  3o 


61« 


@)>ieL 


614 


Mnd  lom  SMo^  Don  Speiet  ernannt 
(20.  €c9tcmb(t  1836  V&  »im  24.  €e))teinber 
1841).  ttn  cmSfleyi^tieted  Uktbienft  ttmoxi  ^ 
U^  hacä^  (Sräxdnms  be9  ftnoBenfemtnacS  )u 
epcgcr  mb  bca  ctfolgctUben  Antrag  auf  con« 
tfiumdc  Zcomunfi  bet  SeQmbUbungSanftatten, 
wzmf  ein  tot^ottf^eS  @d^ulte^rerfemtnar  in 
Srr^ct  oxi^tct  tDUtbe.  Sitnfo  ntad^te  et  bie 
ftfllUüi^  Vnf4)ammgen  bei  bet  iKnberer}ie]^unQ 
is  aaBifd^tni  S|ien  tmb  bei  Anlegung  gemein- 
iWlifalt^  Stitbl^fe  gelienb  unb  ermidfte  bie 
iMKüimiQ  bcr  ^l^nlti^natnS^roceffion  au|ef 
Wb  bet  S)o«i^.  Siad^bem  äol^nned  t>on  ®eiffel 
IHl  oü  Goabitttor  na<^  ftöln  getommen  mar 
\\  V  9tt  Oeilfd),  tDUxbe  bet  2)ombecan  85. 9tico« 
k^  9Bei4  (27.  gebruor  1842  bis  18.  S)e€ember 
1569)  ta  etMtier  fein  Slad^folger;  übet  i(n  ift 
to  bdtcffieiibe9ttiiel  ^u  Detgleid^en.  9luf  86.  fton- 
nb  Stolzer  (1870—1871),  bet  fofott  nad^  feinet 
8d^  tum  einer  fd^toeten  Ihonf^eit  etgriffen 
anabc  ttnb  florb^  o^ne  eigentlid^e  ^ontificaQanb« 
biegen  doO^ogen  gu  ^ben,  folgte  87.  S)antel 
SrafotiuS  oon  ^onebetg  (1872  bis  31.  SRoi 
H7S;  f.  b.  Vtt.)  unb  enblici^  88.  bet  gegen- 
üötdgt  Qifd^of  3ofe))(  ®eotg  Don  ß^tlet  (er- 
«BiBt  am  9.  3nm  1878).  Ad  mnltos  annosl 
etoliflif^eS.  S)ad heutige SBiStl^um Speiet 
ai^»  iDicooen  gefagt,  benba^rifd^ienSRegieningS« 
kiM  ipfala  vtit  343  282  ftot^olifen.  &  ift  in 
12  Sccanate  eingetl^eUt  (Setg^obetn  mit  18, 
gtmifnit]^!  mit  16,  (BetmetSl^eitn  mit  23,  Corn- 
eas mit  18,  Aaifetfiloutetn  mit  13,  ftitd^beim- 
tckmbcn  mit  14,  ihifel  mit  5,  fianbau  mit  28, 
?{ai{iaM  mit  20,  ^irmafenS  mit  22,  Subtoigd- 
bifrn-^pc^cc  mit  19,  ba^u  bie  Sompfanei  in 
Bwofn  \tVbft,  Sioeibdiffen  mit  28  ^fatteien). 
Sk  (Bcfcmiiiityi^I  bet  $fatteien  ift  225 ;  au^et- 
(cn  gibt  c6  1  (Sj^pofitut  unb  81  ftänbige  Stopiü' 
Kim;  bod^  ift  bietJ^TU^tung  einiget  neuen  !ßfar« 
vm  wob  ftoploneien  jum  Xl^  in  beftimmtet 
imp^t.  Scr  eietttS  ffiSß  356  ^tieftet,  bar- 
nier  5  Ocbcnfiptieftet  im  SRinoritenlloftet  )u 
Osex^eim.  Siofi  2)omcat>iteI  befielet  auS  bem 
9zD^,  bcm  2)ecttn,  8  S)omcopituIaten  unb 
6  S^evanmxm.  Uion  loeiblid^en  Örben  gibt  eS 
ia  Si^^um  6(!^toeftetn  bom  btitten  Otben  beS 
ijL  SomintcuS  ton  bet  9u|e  mit  Slaufut  )u 
S^c^az  baft  3nftttut  bet  atmen  Sd^ulf^ioeftetn 
«n  bnttni  Orben  beS  l^t.  S)ominicuS  Don  bet 
9d^  0^  (Bfatxfur  }u  IBKedlaftel,  Subenl^ofen, 
in^benD,  (BeinS^im,  ^genbad^,  ^ambod^,  ^et£- 
}pm,  ^mlribell^tin,  Sodgtim,  Sanbftul^I,  SRai- 
hinincr;  Offenbaci^,  Slobolben,  SRogl^eim,  Stüla- 
Wn.  ©t  Snflbett,  ©t,  SRattin,  ©trinfelb, 
BrnntDcilcr^  Spt^fct ;  eine  giliale  bet  ©d^ioeftem 
tan  armm  Riabt  Sefu  im  tat^olifd^en  äSBaifen- 
teBl  fu  Sanbffax^I ;  eine  g^iliale  bet  Snglifd^en 
^sMan  |U  Sonbcm:  Filialen  bet  atmen  gran* 
Amabmtn  oon  OtoUerSbotf  in  26  Ißfamien ; 
^tolrn  bn  Xocibtet  beS  oüetl^tiigften  ^ei- 
£M  OttS  Obetitovxi  in  13  ^fatteien.  93tu- 


betfd^ften  befleißen  20  unb  fttd^Üd^e  Sßeteine  8. 
a[u|etbem  gibt  eS  an  Dielen  Otten  latl^olifd^e  ge- 
fefiige  iBeteine,  äJtönnet-  unb  StbeitetDeteine. 
(Sg^  3.  ®ei{fel,  S)et  jfaifetbom  }u  ©))eQet, 
aRain}  1828,  8  Sbe.  [baS{eIbe  SOßetl  in  Det- 
me^ttet  Auflage  bei  lt.  i^.  2)umont,  ©d^tiften 
unb  Sieben  Don  äobanneS  Satbinal  Don  ©eiffel 
rv,  Äöln  1876]:  »emiing,  UrfunMi^e  ®e- 
fd^td^te  bet  ehemaligen  Sbteien  unb  ftlöftet  im 
ledigen  SRl^einba^ent,  9leuftabt  1886,  2  IBbe.; 
2)etf.,  2)aS  SRefotmationSmetl  in  bet  fßfal}, 
aRannl^eim  1846;  S)etf.,  ©efd^.  bet  Sifd^öfe 
au  @{)e9et,  SRaina  1852—1854,  2  SBbe.,  bagu 
Utfunbenbud^,  ebb.  1852—1853,  2  9be. ;  2)etf., 
2)et  ©pe^etet  2)om,  sunöd^ft  übet  befjen  Sau, 
^Begabung  unb  äBeil^e  untet  ben  ©alietn,  SRain) 
1861;  3)etf.,  2)ie  Stl^einpfalg  in  bet  SleDoIution 
1792—1798,  Bptt^tt  1865,  2  Sbe.;  ®ctf., 
9leuete  ®efd^.  bet  Sifd^dfe  )u  ©tiefet,  ©pe^et 
1867;  S)etf.,  SRicoIauS  Don  JffieiS,  ebb.  1871, 
2  Sbe.;  2)etf.,  Satbinal  Don  ®eif|el,  ebb.  1873; 
9B.  SRoIitot,  S)ie  SmmunUät  bed  2)ome8  gu 
©peqet,  aRain)  1859 ;  $.  ©d^egg,  Stinnetungen 
an  Dr.  Daniel  IBonifa)  Don  ^anebetg,  ününc^en 
1878;  aRe^-©d^mattau,  S)et  S)om  gu  ©peQet 
unb  Detmanbte  99auten,  SetHn  1893;  Otto 
$ffilf  S.  J.,  gatbinal  Don  (Seiffei,  ^teibutg  1895 
bis  1896, 2  9Jbe. :  3of.  Simmetn,  ©et  ffoifetbom 
)u  ©))e9et,  in  i,Sie  iSaubetdmale  in  bet  $fal)'' 
IV,  SubmigSl^afen  1897.)     [3of.  Slmmetn.] 

$|rfet  begeid^net  utf{)rünglid^  ein  untetl^alten* 
beS  Steiben  obet  eine  SBefd^o^gung  gu  ©d^etg 
unb  Suft  unb  gum  3eitDettteib,  mitb  abet  bann 
meitetl^in,  namentlid^  aud^  in  3ufammenfe^ungen 
bet  9lrt  angemenbet,  ba^  biefe  @tunbbebeutung 
nut  nod^  in  befd^tönltem  füla^t  gut  @eltung 
fommt  (Dgl.  l^e^ne,  S)eut(d^eS  SBöttetbud^  m, 
Sei))gtg  1895,  685).  ©einet  Statut  nad^  gel^ört 
baS  ©piel  gut  ftlaffe  bet  SSetgnügungen,  unb 
gmat  gu  benjenigen,  meldte  nid^t  bIo|  tece|)tiDer 
9tt  finb  (mie  beifpielsmeife  baS  ^nl^öten  Don 
ajlujil),  fonbetn  eine  Xl^ütigfeit  Don  ©eiten  beS 
fld^  sBetgnügenben  DotauSfe^.  Satin  liegt  baS 
®emeinfame  gmifd^en  ©)}iet  unb  Stbeit,  ba^  beibe 
SEl^otigleit  obet  IBefd^öftigung  finb;  |ie  untet- 
fd^eiben  ftd^  ]^au))tfäd^tid^  babutd^,  ba^  Die  9tbeit 
im  SBefentlid|en  il^t  3iel  au^et  {td^  l^at,  möl^tenb 
bet  Stoed  beS  ©))teIeS  gunö^ft  eben  in  bet  Untet- 
l^tung  unb  bem  3eitDettteib  Hegt,  meldte  eS  bem 
©pielenben  gemäl^tt.  gteilid^  etforbert  aud^  baS 
©i)iel  mand^mal  ebenfo  gto|e  obet  nod^  gtögete 
Snfitengung  f5t))etltd|et  obet  geiftiget  9tt,  mie 
mand^e  Sltbetten;  bet  Untetfd^ieb  gfötfd^en  beiben 
ift  bann  nut  fubjectiDet  9ltt,  unb  eS  ift  leidet  m5g« 
lid^,  ba^  biefelbe  Sl^ötigfeit  Don  bem  Sinen  als 
Sltbeit,  Don  bem  Snbetn  als  ©piel  betrad^iet  imb 
betrieben  mitb.  SBaS  Dotl^in  üha  ben  3^ed(  beS 
©pieleS  unb  beS  ©))ieIenS  gefagt  mutbe,  fd^Iie|t 
nid^t  aus,  ba|  bamit  gugleid^,  aber  bod^  nut  neben- 
bei, nod^  ein  anbetet  3^ed!  erfttebt  loitb,  g.  SB. 
bie  ^uSbilbung  bet  tbtptxlxä^  &man\>ÜftiL 

20* 


(17 


&pUl 


618 


Sosa  1882,  2— SS,)  «uf  benfelBen  Stonbpunft 

fdt  {b^  ba9  tmuBit^e  Mgemeine  Sonbred^t  (I, 

II.  %  577   \,),  bc^gjetd^m  ber  Code  civil 

arl  1965),  bei  |ebod(^  bei  Spielen,  iDcId^e  bie 

!)pcdt4c  Qffd>icnu4teit  förbem,  ein  eefej^Ud^ed 

SrdA  «^  bm  Oeiotnn  oerlei^t,  menn  biejet  nid^t 

dmaöftiQ  f^ßdi  ift.  S)a9  öftemid^if^e  Särgerlic^e 

6nc|bud^  (%  1272)  lä^t  ein  gforbern  beS  ®e- 

naif  |tiy  tocnn  brtfelbe  l^interlegt  ift.  S)a3  neue 

Suxgcrliil^  ®e{eUud^  bed  beutf($en  SRei(^ed  be- 

haxnt  iS  762),  ba|  btnvl^  @piel  unb  9Bette  eine 

Sct&inbUi^^ett  niS)t  begrünbet  mirb,  ba^  aber  bad 

(xln^te  todut  )iini(fgtforbert  »erben  fann,  unb 

^  flelll  (§  764)  mtdbrudlid^  baS  fogen.  2)ifferena- 

y^dmi.  toüdfA  tbatfaddlid^  ein  reined  @Iüd(d{))ieI 

:\  ben  Spielen  be}ügli4  ber  fflogelofigfeit  gleid^. 

Stbca  bcn  ScfKnimungen  über  bie  SBerbinblid^feit 

fjT  Setzung  beS  )>erfpro(^enen  ©eminneS  fielet  bie 

^§t  naäf  ber  Sriaubtbeit  bed  6pie(eS  an  ftd^ 

2  aubemen  Sted^  ald  eine  befonbere  ba.  3n 

N4et  ^in^dfi  erHärt  g.  99.  bad  Oefieneid^ifd^e 

£mif^e^4  ($522)  alle  ^jarbipiete  unb  aOe 

amiaitlii^  t)erbotenen  @piele  filr  ftrafbar  (Strafe 

ton  10—900  ®ulben);  baS  @trafgefe^bu^  bed 

bnxtft^  9Md^  bebrobt  (§  284  f.)  baS  geioerbd- 

ms^  (Slücf^piel  toie  bad  Seförbem  beSfelben 

jtnaA  bcS  3n^erd  eined  bffentlid^en  Serfamm« 

iSJtgßOKaM  mit  @cfängni^  unb  ©elbflrafe.  (Sine 

SraberfleDung  pflegen  bie  Dom  ©taate  k)eranftal- 

mni  ober  boil^  genebmigten  fog.  Sotterien  (bejm. 

lirilptelmigen)  einjunebmen,  6b\d)on  biefelben 

«Mfif^  ttine  ®Iu(föfpie(e  fmb.   S)ie  fiotterie 

k^cbt  luhnlidb  borin,  ba^  burd^  ben  SufaH  (SBer- 

IroTiing)  enifc^eben  niirb,  tter  t)on  einer  beftimm- 

n  Ingobl  ^ßcrf onen^  bie  ftd^  burd^  eine  feftgefe^te 

SBc^fttoime  baS  ÜRitfpielre^t  (ein  SooS)  getauft 

^Jai,  einen  (SetDinn  erl^alt  Sotd^e^udloofungen 

taien  jucrfl  in  3taKien  toor,  junä^ft  t)on  $riDaten 

js  tbrnn  Sorlbeife  beranftaltet,  bann  unter  Suf- 

fi^t  ober  in  ^önben  bed  Staate^,  ber  barin  ein 

Sittcl  iur  Sejfenmg  feiner  Sfinonjen  fud^te. 

fvnil^ethg  Durben  aud^  fd^on  Sotterien  Deran* 

T^ltet;.  um  einen  Ueberf(bu^  für  einen  loopbätigen 

Sssfd  {u  erjielen,  fo  fc^on  1549  in  Smfterbam 

fnr  tFt&ntung  eim§  ffird^t^urmeS.   Sine  befon- 

tot  9xt  ber  £otterie  ift  bie  Iflaffenlotterie,  toeld^e 

cor  bentf^cm  Süben  juerft  1610  in  ^amburg  t)or- 

CDnunt;  fk  befiebt  bonn,  ba|  bie  ®ett)inne  auf  meb- 

zfxs  cDifekumberfoIgenbe  Serloofungen  (fflaffen) 

MllbnÜ  tDed)en,  »obei  bie  (e|te  bie  grö|ten  (Hf 

^natt  onfioetfit    92od^  bem  gemeinen  Siedet  ift 

bei  fioUniroertrog  ein  erlaubter;  bi;  mobeme  ®e« 

^t|gcbttng  maäft  aber  baö  Seranftalten  Don  $ri- 

wtiottaien  me^r  ober  toeniger  k>on  ftaatlid^er  ®t' 

«bvignng  oib^gig.    2hn  beutfd^en  Steid^e  ift 

iSta^^df  8  286)  bie  Seranftaltung  einer 

jJMi^ra  £otterU  (n^ie  aud^  baS  Slugfpielen  be- 

wt^iia  ober  imbemeglito  Sad^en)  obne  biefe 

gikmn^  mit  <8efängni|-  ober  ©elbftrafe  be« 

kpü;  onbemfeitiS  mirb  aber  aud^  bem  genebmigten 

faüiiietxiiitfg  im  <Begenfo|  )u  ben  anberenSpielen 


(f.  ob.)  red^tlid^e  ißerbinblid^Ieit  jugefprod^en  (Sür- 
gerlid^ed  ®efe|bud^  §  763).  9113  causa  hone- 
stans  für  bie  @taat§(otterie  toirb  angefübrt,  bag 
burd^  biefelbe  boS  tbatfäd^Iid^  oorbanbene  @piel« 
bebürfnil  bed  SoIfe§  in  bie  redete  Sa^n  gelenft 
merbe;  inbeffen  ftnb  eS  bod^  me^r  Srtt)ögungen 
pnanaiefler  9Irt,  toeld^e  bie  abfd^affung  biefer 
iBotterien  (tt)ie  fogar  beS  oerberblid^en  SottofpieleS 
in  Oeftcrreid^)  bisher  ocrbinbert  baben.  —  SSom 
Stanbpunfte  ber  Floxal  auS  laffen  fid^,  mit  Stadt« 
fid^t  barauf,  ba|  bad  frübere  fird^Iid^e  Verbot  ber 
®Iüd[3fpie(e  für  Saien  nic^t  mebr  in  ®eltung  ift, 
über  bie  Srlaubtbeit  unb  ®ültigfeit  ber  ©piel« 
Dertröge  folgenbe  Siegeln  auffteUen:  a.  Spiele, 
meldte  baS  StaatSgefe^  aUgemein  für  unerlaubt 
erflärt,  ju  oeranftaUen  ober  mit}ufptelen,  ift  mo« 
ralifd^  unerlaubt  unb  fünbl^aft ;  ift  aber  in  erfter 
fitnie  bie  Sinbolung  ber  ®enel^migung  oon  @eiten 
beS  Staates  Dorgefd^rieben  (momtt  gemöbniicb 
ßntrid^tung  einer  Stempeltase  oerbunben  ift),  fo 
fann  baS  SSerbot  im  allgemeinen  ald  ^önalgefe^ 
(f.  b.  Slrt.)  angefel^en  merben.  @o  barf  bcifpield- 
meife  bad  Seranftalten  einer  nid^t  genebmigten 
öffentltd^en  ^iuSfpielung  nid^t  ol^ne  Sffieitered  für 
fünbbaft  ertlärt  merben,  unb  ebenfo  tt)enig  in 
ißreu^en  bad  Spielen  in  nid^tpreu|if(ben  Sotterien 
(abgefeben  baDon,  ba|  im  le^tem  gfaQe  fogar  bie 
)uriftif(|e  ®ültigfeit  bed  ftaatlid^en  93erbote3  an 
id^  febr  atveifelbaft  ift).  -  b.  erHört  baS  ftaat« 
icbe  ®efeb  ein  Spiel  für  ungültig,  fo  befielet  feine 
$pid^t ,  ben  Spieloerluft  gu  begabten,  unb  fein 
SRecbt,  ben  ®eU)inn  )U  f orbem  ober  gu  behalten. 
3ft  bog  Spiel  aber  nur  loegen  bed  ftaatlid^en  Ser» 
boted  ein  unerlaubtes  unb  f ünbbafteS,  fo  fann  nad^ 
bem  natürlid^n  Siedete  ber  ®eU)inner  ben  ®ett)inn 
forbem  unb  bel^alten,  aud^  menn  i^m  Dom  ®efe^ 
fein  ftlagered^t  gugefprod^en  mirb.  ^nbererfeitS 
barf  aber  aud^  ber  SBerKerenbe  baS  ®eleiftete  gu« 
rudforbem,  menn  baS  Kecbt  i^m  eine  fold^e  Slütf- 
forbenmg  geftattet,  ia  probabiliter  felbft  bann, 
tt)o  ibm  bie  gefe^id^e  Stücff orberung  Derfagt  ift ; 
bemnad^  barf  er  aud^,  im  erftem  gfolle  fu^er,  im 
le^tem  probabilifcer,  bte  SuSl^änbigung  bed  ®e- 
minnd  an  ben  ®eminnenben  Dermeigem,  meil  er 
bad  ®egebene  fofort  mieber  jurfidDerlangen  fönnte. 
—  c.  Unerlaubt  unb  ungültig  finb  aUe  Spiele, 
menn  bei  ibnen  Don  ber  einen  Partei  betrug  an- 
geloenbet  mirb,  namentlid^  menn  ber  Snitfpielenbe 
über  bie  9{atur  bed  Spieled,  bie  unoerbältni^« 
mö|ig  größere  ®efd^idtUd^feit  bed  ®egenpartd  unb 
bergleicben  abftd^tlid^  in  Srrtbum  gefübrt  mirb, 
ober  menn  gegen  bie  Spielregeln  unb  ben  Spielplan 
in  bebeutenberen  Stüdeu  gefeblt  mirb  (fleinere 
jhinftgriffe  3.  99.  beim  Jtartenfpiel  ftnb  gemol^n- 
beitdgemöl  guläfftg).  3ur  grlaubtl^eit  bed  Spield 
ift  au(b  erforberlid^,  ba|  jmifd^en  bem  brobenben 
Serluft  unb  bem  gu  boffenben  @eminn  ein  ge« 
bbriged  Serl^ältni^  beftebt,  bab  g.  93.  bei  ber  Sot- 
terie  bie  So^ffi  unb  ®rö|e  ber  ®eminne  ni(bt  un« 
oerbältni^mägig  Sein  ift  ben  Sinfä^en  gegenüber. 
(93gl.  über  bie  Spiele  im  Mgemeinen  ^x.  Snton, 


619 


&pitU,  getftUc^e  —  @)){noIa. 


620 


Snc9no))öbie  ber  Spiele,  5.  9uf[.,  St\pm 
1890;  über  baS  ^äbogogifd^e,  nomentlid^  ber 
Sußenbfpiele ,  S^mxi,  fenc^topäble  be«  ge- 
fommten  dtiitfyxn^'  vmb  Untetrid^tömefenS  IX, 
2.  aup.,  2t\pm  1887,  18  ff.;  über  baS  SRed^t- 
lid^e  2Binb{(^eib,  Sel^rhtd^  bed  fßanbeltenred^tS 
n,  7.  «ufL,  grQn!furt  1891,  §  419  f.  unb  bie 
Kommentare  ju  ben  Straf-  unb  SiDilgefe^büd^em; 
für  baS  SRoralifd^e  LehmkuU,  Theol.  mor.  I, 
n.  1137  sqq.  unb  Marc,  Instit.  morales  I, 
1165  sqq.)  [e||cr.] 

^pitUj  g e { ft li d^  e ,  f .  Xl^eater. 

Sfieta,  SftanceSco,  itatientf d^er  ^äretif er, 
toar  um  1498  geboren  unb  lebte  olS  red^tsfunbtger 
Sad^koaßer  gu  SittabeOa  bei  Sßobua.  Sr  l^ulbigte 
bem  reügiöfcn  SnbifferentiSmuS  unb  einer  in 
il^ren  ÜRitteln  nid^t  eintoanbfreien  SBereid^erungS- 
fud^t  @ptera  mar  oerl^eiratet  unb  l^tte  11  jfinber, 
al§  er  1542  mit  bem  neuen  Süangelium  (mo^I 
bem  SafoiniSmuS)  belannt  mürbe  unb  fid^  }u  beff en 
9t)ofteI  mad^te,  o^ne  inbe^  fein  SrmerbSleben  ba« 
burd^  beeinfluffen  gu  laffen.  2)a  fein  |)auS  immer 
mel^r  ber  9Jlittelpunft  l^öretif  d^er  SonDentilel  mürbe, 
lie^  ber  t>a))fißd^e  Segat  beOa  (Safa  in  93enebig 
tfiit  3uftimmung  ber  @ignoria  ü^n  borlaben. 
Spina  untermarf  jtd^,  leiftete  öffentlid^en  SBiber« 
ruf  tmb  gal^Ite  bie  t^m  auferlegte  ®elbbufie.  fßoSb 
aber  verfiel  er,  oieSeid^t  infolge  l^eftiger  Semütl^* 
erregungen,  in  einen  3uftanb  oon  ®eifte§franf- 
l^eit,  fo  ba|  er  bei  fonft  ungefd^mä(^ter  gnteni- 
gen)  t>on  bem  ®ebanf en  t)5IIig  bel^errfd^t  mürbe, 
er  fei  unabdnberlid^  unb  auf  emig  Derbammt.  S)ie 
golge  maren  Derfd^iebene  SelbftmorbSDerfud^e, 
bie  oon  ben  ^auSgenofjen  )ur  92ot^  oereitelt  mür- 
ben. Uebrigenfi  Derfel^rte  er  aud^  in  biefem  3u- 
ftanbe  nod^  mit  g^remben,  unb  ber  Umgang  mit 
i^m  fott  auf  SJJeter  $aul  Sergerio  (f.  b.  «rt.), 
aWfd^of  öon  Ka})0  b'Sftria,  unb  beffen  ^oftafte 
t)on  ber  jfird^e  nid^t  unerl^ebtid^  eingemirlt  l^oben. 
3lad^bem  Spiera  1548  ju  SittabeHa  —  man  meife 
nid^t,  auf  meldte  ffieife  —  geftorben  mar,  erfd^icn 
Francisci  Spierae  .  .  .  historia  a  quattuor 
sominis  viris  summa  fide  conscripta  cum 
clarissimorum  Tirorum  praefationibus ;  eine 
biefer  iBorreben  ift  Don  Saloin  im  SDecember  1549 
Derfa^t  (f.  J.  Galyini  Opera  .  .  .  IX,  edid. 
O.  Baum,  E.  Gunitz,  E.  Eeuss,  Brunsyig. 
1870, 855  sqq.).  S)a8  ©d^idtfal  ©piera'S  l&at,  mie 
Sl^elemann  in  ^ei^ogS  9leaI-Snc9fIo))äbie  XIV, 
2.  «ufl.,  799  jugibt,  „in  ber  Sleformationö^eit 
unb  fpöter  mel^r  ^uffel^en  gemad^t,  als  ed  eigent- 
lid^  Derbiente".  2)a|  er  freilid^  oielen  $roteftanten 
als  Seifpiel  eined  megen  feiner  ^^©laubenSoer- 
lougnung''  offenfunbig  oon  ®ott  ©eftraften  er- 
fd^einen  mod^te,  begreift  ftd^ ;  meniger  {ebod^,  ba§ 
er  bie  Stolle  beS  Serjmeifelten  mand^mal  Dor  ben 
neugierigen  3ufd^auem  mit  93ergnügen  gef))ielt3u 
l^aben  fd^eint.  (SSgl.  C.  Cantü,  Oli  eretid 
dltalia  H,  Torino  1866,  124;  6.  S.  SRotlJ, 
gfranj  ©t)iera'8  SebenScnbe,  Nürnberg  1829; 
ffarl  SRoennrfe,  gftancedco  Spiera.    Sine  ®e- 


fd^td^te  aus  ber  S^it  ber  Steformotton  in  Stalien, 
Hamburg  1874.)  [O.  tJJfülf  8.  J.] 

$|rtitit,  93  a  r  1 1^  0 1 0  m  &  u  S ,  0.  Pr.,  namlSiafter 
fd^olaftifd^er  Sl^eologe,  ftammte  auS  $tfa  unb  trat 
bafelbft  um  ha%  3afr  1494  in  ben  2)ominiconer- 
orben.  9lad^bem  er  lange  3^  cm  OrbenSfc^uIen 
gelehrt  l^atte,  mürbe  il^m  1536  »om  benetianifd^en 
^tnott  ein  Se^rftul^I  ber  Xl^eologie  )U  $abua 
übertragen;  fed^S  3al^re  fp&ter  (im  3u(il542) 
ernannte  i^n  $auIIIL  gum  Magister  sacriPa* 
latii.    ®pma  ftarb  1546  im  9Iter  Don  etma 
70  Salären.  95on  feinen  ©driften  finb  befonberä 
Don  l^iftorifd^em  Sntereffe  bie  Tutela  yeritaiis 
de  immortalitate  animae  contra  Fetrum  Pom- 
ponatinm  Mantoanum  cognominatum  Per* 
rettum  unb  Flagellum  in  tres  libros  apo- 
logiae  Perretti    de  inunortalitate  animae, 
beibe  s.  1.  1518 ;  ferner  Tractatos  de  strigi* 
bus  et  lamüs,  Yenet.  1528,  unb  Apologiae 
tres  adversus  Joann.  Francisc.  Ponzinibium 
jurisperitum  de  lamiis,   Yenet.  1525   (gu- 
fammen  mit  De  stri^bus  )U  {Rom  1576).  €ett 
1518  befämpfte  er  in  mehreren  ©treitfcftriften 
feinen  berül^mten  OrbenSgenoffen,  ben  Earbtnal 
&tj[etan  (f.  b.  9lrt.),  toegen  einiger  gum  Xl^eil 
inigen  Snfid^ten  fe^r  l^eftig ;  no($  fd^roffer  trat 
er  gegen  einen  anbem  2)ominicaner,  ben  tum« 
brofiuS  Eat^arinuS  (f.  b.  9trt),  auf,  inbem  er 
biefen,  ber  il^m  übrigens  an  Seibenfd^ftUd^feit 
nid^tS  nad^gab,  ju  Einfang  beS  3a]^re§  1546 
bei  ^ul  ni.  atd  ^retifer  benuncirte,  freiließ  er- 
folglos. Segeid^neitb  für  @})ina'S  Ueoereifer  tfl 
aud|,  ba^  er  nod^  für}  Dor  feinem  Xobe,  ol9  bQ§ 
Xrienter  Soncil  über  bie  Srbfunbe  Derbanbelte^ 
bie  im  3.  1437  Derfa^te  @d^rift  beS  SobanneS 
be  Zorquemaba  (f.  b.  Srt.)  gegen  bie  unbefledtte 
Smpf ängni^  SRariä  für  ben  S)rudf  Dorbereitete ;  fein 
Schüler  Gilbert  ®uimiu8  DoUenbete  bie  Sbbeit 
unb  |)ub(icirte  ben  %xaciai  }u  9tom  1547.  CBgL 
Petrus  de  Alva  et  Astorga,  Monumenta  Do- 
minicana  [pro  immac.  Yirg.  concept.],  LfO- 
yanii  1666,  4  sqq. ;  Quetif-Echard,  Scriptt. 
0.  Fr.  n,  126  sqq.)  [3ed0 

$)i{ito(d,e|^rifto))]^9lo9aSDon,O.S.Fr., 
Sifd|of  Don  SBiener-Sleuftabt,  befonberS  bctannt 
megen  feiner  Xl^ätigfeit  für  bie  Iir(!^Iid^e  Steunion«. 
mar  1626  in  @elbem,  unfern  Stoermonb,  ge« 
boren,  mo  fein  SSater  old  fpanif d^er  Offider  ftanb. 
9lad^bem  er  feine  ^uSbilbung  in  ff5ln  erl^alten^ 
trat  er  afö  iunger  Sßann  in  ben  Orben  ber  g^ran- 
cidcaner  Don  ber  fbengem  ObferDan)  unb  m^mete 
fic^  bem  fiel^tfai^e.  9ln  ber  ftölner  ^od^fc^ute  trug 
er  $]^tIofo))]^te  unb  fd^olaftifd^e  X^eologie  dor^  er- 
regte aber  balb  bie  ^ufmertfamfeit  meiterer  ftretfe 
unb  ftieg  in  feinem  Orben  }u  I^S^en  ^lemtem 
tmpox.  Seit  bem  3übte  1661  )og  il^n  bor  römif  (^< 
jf aifer  Seopolb  L  )u  fid^  l^an  uiti)  Dermenbete  t^n 
im  bi|)Iomatifd^en  S)ienfte,  namentlich  um  bie  ^Ufc 
ber  Steid^Sfürften  gegen  bie  Xürtengefa^  ju  ex- 
langen, 2)amafö  reifte  in  @))inoIa  ber  Gntfd^Iu^ 
feine  ffrSfte  ber  firc^IidSien  Keunion  }U  tptbmcn, 


«31 


@)){noIa. 


622 


r 

■d  ft  bi  \mxm  amffid^  aSetlel^te  mit  nid^t- 

taAor^d^  ^tflcii  0X&  beten  Veu^erungen  ju  er- 

knim  ijtauübte,  tdu  Stift  oud^  biefe  ben  9li|  in  bet 

fü^fNntcittebcmctten.  SHe^offnung,  jur  äBieber- 

(otUhmB  btt  SUi^rit  beitragen  }u  fönnen,  beton- 

k6tc  €9hiota,  Seiie^ungen  mit  l^otragenben 

fiQtV>ßbn  tinb  ^ßtote^onten  av^ränup^m,  fo  mit 

Snbceoi  Jh4no(uA,  bem  @enior  bet  lut^erifd^en 

0«spli^^  twn  S)aitsia,  unb  onberen  Xl^eologen 

nofeitl  unb  mit  bem  ffurfürfien  So^onn  W^^P 

warn.  9Rcrai§^  iDdi!^  mit  ben  (Sebnibem  SBalen- 

t«s3,grit  Sart^Iom&i9&oI}]^aufeT  (f.b.%ttt.)unb 

fbiaecm  gleid^  SBefirtbungen  »erfolgte,  anberer- 

kfdL  Son  bem  jhtrfürfien  äo^onn  $l^ilit)))  marb 

CBit  fein  Ingenbli^er  SlQtl^  Setbnis  (f.  b.  Srt.)  in 

dbfe  &aq€  ^cningejogen  unb  ertaste  fie  mit  leb« 

hrftdn  SQcr.   3nbe|  tonnten  biefe  SfleunionS« 

bf^xtbungm  erfl  in  gtd^erem  ÜRoge  mirifam  mer- 

^ea,  iDcnn  fie  oon  einer  ^luctoritöt  getrogen  mürben, 

sie  bic|  fett  1675  bet  gfaS  mar.  m%  nämlid^  bie 

ngozifd^e  {Rebellion  bon  1670  niebergemorfen 

s^  ein  fbccngei  Urt^eil  fiber  eine  gro^e  Sln^a^I 

vom  baran  betl^iligten  !ßrebigem  ergongen  mor, 

KnDonbfle  ft<!^  für  bie  lej^teren  neben  onberen 

(ii>tfßanttf<^  Surßen  nomentlici^  ber  fhir|[ürft 

jcböm  Georg  t»on  SocMen,  melier  fid^  bei  ber 

^cicgn^eit  erbot,  burd^  feine  Sl^eologen  ein 

dUzobentfetenntni^  in  fo  ma|oo!Ien  SluSbrüden 

d^faffen  |u  (ofjen,  bo^  ieber  Snfb^  Dennieben 

varbe  (2.^12.  9ttguß  1675).  2)er  ffoifer  er- 

viberte:  {mar  fei  nid^  bo8  ®foubendbelenntni| 

te  Oninb  ber  Strafe  für  {ene  ungorif d^en  $re« 

bigrr»  fonbexn  i^re  SRefieUion ;  er  ne^me  ober  boS 

tet6iclm  beS  ftittfürften  be}üglid(i  bed  ®Iou« 

kalbef enntnif fed  gerne  on.  9tun  begann  ber  Ihir» 

Üsfi  jcbod^,  auf  Sbmol^nen  feiner  SRinifter,  feinen 

Sotf^og  gurätl^ujieben  unter  bem  Sormonbe,  in 

cncr  fotd^  @ad(|e  l^be  nur  bod,  loaS  ouSgel^ 

MB  ber  audorität  be«  OberboupteS,  Siugftd^t  ouf 

Ctfolg.    5i>cm  ftoifer  ofö  bem  @d(firmt)ogte  ber 

ku^  liege  eS  ob,  boS  l^eilige  SBer!  ber  Iir^lid|en 

Sctf5^itng  anjubo^n ;  ber  ffoif er  m5ge  feine 

Stiebcnfiboten  fenben,  bie  |n:oteftontifd^en  gfürften 

Bnobcn  tetit  fein,  fie  }u  l^ören.  Xroi  beS  SOtig- 

tmueiiS^  loeCc^eS  biefe  ^onblungSmeife  in  SSiien 

encgen  ncaiit,  unb  tro|  monier  onberen  SBebenfen 

cnif^Io^  fi4  ber  Ifoifer,  in  ber  Sod^e  etmod  ^u 

ttmn.  £emi  bie  ateunion  f d^ien  fidd  in  3)eutf d^Ionb 

gut  genug  onjuloffen,  ba  bei  oOer  ))erfonIid^en  (Er- 

bittemsg  iioiifyn  ftot^oIUen  unb  ^roteftonten 

in  boi  Dffidea  oon  beiben  Seiten  oereinborten 

Uctenfiüfbn  jener  Seit  bie  {ird()Itd^e  @poltung 

wdß  QU  ein  IBruA  für  immer,  gefd^meige  benn 

€^  ein  0(s(f^  fonbem  olS  ein  beOagenSmert^er 

9i|  ber  e^viften^eit   betrod^tet  mürbe.    2)er 

Ingifairger  9tefigiondfriebe  Don  1555  gab  bem 

Braf^e  na^  SBieberoereinigung  mieberl^olten 

lidtant  loib  ungeod^tet  oOeS  beffen,  moS  fpftter 

ffd^dfoi  toax,  tarn  berfelbe  ®ebanle  obermoIS, 

Sit  fdof^  cmmal^  fonbem  an  oielen  Stellen,  im 

bammL  pacu  Osnabrug.  }ur  ©eltung.  9luf 


@runb  biefer  t)5Rerred^tHd^en  Urhmbe  mar  bem- 
nad^  boS  Slnftreben  )ur  Teilung  biefeS  StiffeS  im 
9leid^e  ofö  oerbienfüid^  )u  betrod^ten.  S)er  ffoifer 
burfte  mol^l  bie  3nitiQtü)e  boju  geben.  9lld  ge« 
eignete  fßerfönlid^feit  für  bie  ooraudftd(|tHd^  bomen« 
öotte  SDWffion,  mit  ben  »eid^fürften  betreffs  ber 
Steunion  in  SSerbinbung  )u  treten,  begeid^nete  %U 
bri}}i,  ber  a{)oftoIifd^e  9}untiu8  in  äßien,  Spi- 
nolo.  S)erfelbe  erl^ielt  SSoQmoc^t  bed  JfoiferS  on 
bie  9fleid^Sfür{ten,  nid^t  jebod^  jur  Unterl^onblung 
über  bie  Steligion,  fonbem  jur  Befragung  ber» 
f elben  über  bie  SRittel  gur  SSerf ö^nung  ber  Ungam 
unter  einonber.  Surd^  eine  fold^e  ßinleitung 
möge  Spinolo  fid^  ben  9Beg  bol^nm  )ur  ßr* 
drtemng  ber  ^ou^tfod^e  felbft,  nid^t  in  bed  ffoi« 
ferd  9tomen,  fonbem  in  feinem  eigenen,  gfür  bie 
fpäterm  Keifen  morb  bie  SBoDmod^t  iebeSmoI  ge- 
önbert,  iebod^  fo,  bo^  bie  ^odficotion  oon  Ungarn 
unbbieSbmel^rberXürfengefal^rimmerooronftanb. 
fjfür  Seutfd^Ionb  fom  eS  Spinolo,  ber  )um 
Sifd^ofe  oon  Zino  emonnt  morbm  mar,  gu  ftottm, 
ba|  im  SSormorte  gur  SlugSburgifd^en  Sonfeffton 
f 0  bünbig  mie  m5glid^  Snerfmnung  ber  tird^Iid^m 
Suridbiction  beS  gio|)fted  oudgefpro^en  mor.  Sein 
SBerfol^rm  mar  nun,  nod^  ber  ^uffojfung  oon 
fieibnij,  ber  ftd^  lebl^oft  bet|eißgte,  mefentlid^  bo« 
l^in  gerid^tet,  oon  bm  nid^tfotl^olifd^en  Surften 
unb  Z^ologm  gu  erfrogm,  ob  fte  bel^orrtm  bei 
ber  Sonfeffmn  t>on  Augsburg  unb  bomit  bei  ber 
^Berufung  on  ein  ottgemeineS  £onciI,  unb  ob 
fie  bereit  feien,  bemf elben  fid^  gu  untermerfen, 
mmn  ber  $a))ft  auf  bie  SBermmbung  beS  ffoiferS 
ein  foId^eS  ouSfd^reiben  mürbe.  S)ie  erfte  Steife 
Spinolo'd  ging  1676  gunöd^ft  nod^  ^Berlin.  Sie 
JReinung,  bo|  er  bort  (Soncefjionen  angeboten 
l^obe,  entbel^rt  oUed  ®mnbeS ;  fein  SBeftreben  mar 
gunäd^ft  immer  borauf  gerid^tet,  j[ebe  irrtpmlit^e 
%uffaf[ung  ber  Hrd^Iid^en  Seigre  obgumeifen.  S)ie 
Sonferengen  mit  bem  ^of})rebiger  in  Berlin 
mod^tm  auf  Spinolo  einen  nid^t  gang  ungünftigm 
(SinbrndC  Ungleid^  günftiger  iebod^  mar  ber  SSer« 
lauf  in  ^onnooer,  mo  ber  fot^oüfd^  gemorbene 
^ergog  Sol^onn  gfriebrid^  über  lut^erif^e  Unter- 
tl^onm,  unb  fein  lut^erifd^  gebliebmer  Smber 
6m|t  Sluguft  in  Odnobrüd  über  eine  confeffio« 
neQ  ftorf  gemifd^te  93et)i)Ifemng  regierten.  S3eibe 
t^ürften,  niä^i  minber  bie  ^ergogin  Sopl^ie,  ®e« 
mol^Iin  Don  ßmfi  Stuguft,  nol^men  Spinolo  mol^l« 
moDenb  ouf.  2)agu  fonb  er  in  ^ammoer  ein  be» 
reitmiQigeS  Sntgegenfommm,  nommtlid^  bei  bem 
erftm  ©eiftlid^en  beS  SonbeS,  ©erl^orb  SOtoIanuS 
(f.  b.  9rt.),  unb  beffen  O^reunb  Seibnig.  SRoIonuS 
felber  begeid^et  in  einem  f^ätem  ^Briefe  fid^  unb 
S))iuoIa  otö  bie  beibm  ^ole  ber  Unter^anb« 
lung.  S)ie  oft  beff)rod^me  Sonef))onbeng  bogegen, 
mel^e  Seibnig  f))äter  auf  Snlo^  ber  ^ergogin 
Sortie  mit  »offuet  (f.  b.  9lrt.)  onfnü|)fte,  ^at  mit 
S))inoIa^§  £^ätig(eit  in  ^axmottt  ni^tS  gu  tbun ; 
SBoffuetS  9lame  fommt  in  SpinoIo^dSonebonbenj 
gor  nid^t  oor.  —  Eifriger  nod^  old  bie  t^^rgogin 
So|)^ie  ermied  fid^  i^r  Smber,  ber  fturfürft  Roxi 


Subttrig  Don  Ut  $f<il],  tm  mrinte,  ni^t  im  (Sf 
^eiintti,  fotibmi  |ni  unb  offen  Dot  aO«  äStlt 
muffe  rine  folt^  eoltgcföflige  EBn^blung  gr- 
fü^rt  Dtrbcn.  ^tt  Sinbnid  bti  crflm  9tetft  trat 
fpmtl  günftis,  unb  ulS  ©(ntiola  1677  }u  9tom 
Snnornij  XL  ftinm  Btrii^t  abftattrit,  rnnut^iglc 
bitfa  i^n  unb  tm^fa^I  t^  luib  {(in  EDkrf  btm 
Aaifrr.  3ni  Sauft  bn  nackten  3alirc  fK^citm 
14  nginnibt  bnitf^  gücften  btm  Sai\tr  fi^ritt' 
li^  i||R  Snictgl^eit  gu.  3ünf  bicfn  Sürfirn  titi< 
lonetm  unb  ttliieltm  Don  i^toi  X^oIoQtn  ein- 
fl^ienbe  €rnäntnaai,  tnoiin  oIS  ju  erftrtbmbcS 
Svl  rin  Siinliäfa  SinigunglDcrtrag  in'§  flugt  gc 
fa^t  uurbt,  mit  n  cinft  auf  bcm  Soncilc  gu  glottn) 
mit  bni  ^rit^m  ju  SiaiAt  gcfommnt  tiui. 
SRinbei  günftig  lautden  namentlich  bie  Sulad^tm 
bei  ©ottlaet  Xficologen,  bann  auä)  bie  ber  Ser- 
linei,  fo  ba|  @;>inDla  bot!  all  ben  tingigen  So^n 
alÜR  [einer  3Rui)m  bie  Snerfcnnung  feiner  ®t' 
bulb  unb  c^ftli^n  Siebe  boDontrug.  S)ei  floifei 
Seopolbfflm  leinerfeitS  entgegen  huntiEonceflionen, 
namenllif^  Semittigung  fieiei  effenllit^ei  Sleti- 

Sionsübunfl  für  bie  ^In^önger  ber  ?IugSbutg«  unb 
er  ^elDetifd^  €onfeffion  in  Ungarn,  o^ne  ha- 
mit  jebo^  bie  iRebeUton  unter  Smeri^  XöTöIq 
unb  i^re  fi^Iimmen  Sotgen  ((Sinjall  ber  Surfen 
1683)  afiroenben  ju  I&nnen.  —  ©pinola'ä  S^ätig- 
leit  no^m  untErbeffen  iftren  Sortgang,  [anb  aber 
mi<^  auf  (at^olifdier  Seilt  tSegntr,  torlt^e  namtnt- 
Ii(^  8'8"i  i_5"  bie  anflagt  trlftoben,  er  mai^e  ben 
Slic^ttat^Dltten  untiallbart  3ufaQ(n.  Slagtgtn 
tDollte  fiäf  S^jinola,  auSgerüftet  mit  einem  Sm* 
fife^IungSft^rci&en  beS  fiaiferS  Com  1.  BtpUmbec 
1683,  in  Äom  ielbft  ret^tjertigen.  3nnDcenj  XI. 
übertrug  bie  $nifung  bei  $aptcre  hti  !8ij(^Df3 
bon  3;ina  einem  SoIUgiiim  Don  oier  garbinälen. 
©er  Sendet,  bem  ber  $apft  fii%  ööHig  anf(l)Io&, 
toor  boH  änerlennung.  Slie  Orbensgenewle  bei 
äefuitcn,  S^ominicaner,  l^ranciicaner,  Suguftinei 
gaben  @pinola  naij^brüdlid^e  Empfehlungen  an  bie 
Sßitglicber  i^rei  Orben ;  ber  gute  gorlgang  beS 
SßcrteS  \ä)m  geliefert.  Sa  trat  aber  etn  anberer 
Sßiberftanb  entgegen,  bm  an^  Snnocenj  XI.  ni^t 
juiibtriDinbenBermod^te.  9Im§Dfet)flnSran(rci^ 
^atlt  man  non  ben  MeunionSuer^anblungen  Äimbe 
«galten.  ®iefer  „fromme  spian",  »ie  i^n  Soffuet 
im  Dlomen  beä  ÄönigS  officiell  nannte,  fanb  aber 
ni^t  ben  ©eiiall  SuboigS  XIV.,  be§  £Biber(a^er3 
bei  pQ^iftlij^en  Sliiclorilät,  ber  burt^  baS  beugen 
aOer  (irc^Ui^en  Waift  unb  aUeS  fir(f)Ii^en  ^uter« 
tffeä  unter  bie  ©(malt  feineS  Äönigt^umS  bie 
Cmnipoteng  anflrebte.  3)emtntfpre^enb  ging  in 
9tom  bie  fronjöfif^e  Sfjartei  unter  ben  ßarbinälen 
barauf  au9,  eine  offene  Snerfennung  Bon  ©pinola'i 
Sirf en  ju  oei^inbem ,  unb  Snnocenj  XI.  [onb 
tS  in  ber  %^at  gerat^en,  ffranfieti^  nit^t  einen 
SBorroanh  jum  ©t^isma  ju  geben,  oli  mat^  er 
um  bea  SBiehergeminntS  ber  beulf^en  fRid^l» 
lat^Dliten  loiDen  ^onceffionen  gum  tRac^t^eile  ber 
ßinen  unb  aügtmeinen  ftirc^e.  sWum  mahnte 
er  burd^  ©pinola  ben  ffatjer  münblic^  gut  3ori- 


fe^mig  bt«9BateS,  mit  baii$)fai{tifüt(i,b4fl 
bn  fiongöfif (^  goction  uillät  einuriiiin 
Kamen  ^ciüMln  möge  (1684).  Sonbiap^ii 
füi  eint  ätei^  bon  3a^itit  bie  Sei^oiAlDiPiii 
Die  tiri^Iii^  Steunion  inXmitfi^Iantinkllim 
Spinola,  bem  beiffaifec  bof  SiSitaBiM 
SIeuftabt  verliel^,  »ibrntte  junii^  ÄfnU 
einer  91eor(|anifatton  feinet  3)i5ci^  3*}Ui 
Qthai/It  bciJIaifer  Seotwlb,  mit  3iifJbiH|l| 
^JopfttS  ^nnoceng  XU,  bie  eo^c  to  EiWl 
äteunionnieberou^une^men.  £t(^|4iiv 
Set^onblungen  offen  betrieben  mettia.  £fU| 
erhielt  ben  Auftrag,  eine  SoOpiod)!  aMl 
loeli^t  mit  ber  taiferlii^  Unterj<t|iiit  M^t 
bie  ,@tönbe  »an  Ungarn  unb  €iettiitä|M4. 
bie  anberen  getreuen  Unttrtlianta'  a^m  ' 
Sntmort  barauf  gelangten,  nie  fiäia  tri  h^ 
9iti(t|e,  fo  jetat  au<^  ouS  Ungarn  an  ^M- 
eine  Steige  gu^immenber  ßrnörungtn.  Sb^: 
f orbertt  @pinoIa  bit  nü^ot^olii^^cniklt 
SttuntonimERtit^  ouf,  mit  i^mboSSollito: 
aufgune^men  unb  fic^  gu  erfl&tn.  fcfaklk 
fette  ©eneigl^ttt  wie  oij^t  3a^  juMt  i»r^ 
in  ^teibelberg,  femer  in  ffionjig,  unb  & 
an  Dielen  Orten,  namentlich  aber  in  , 
Sod  btrfa^te  mitberum  (S<r^  ffidünlil! 
bie  !DlögIi[^feit  unb  «uBfü^borfeit  ba  "  "" 
ißeunion  eine  S^rift,  Del^  ber  St^toU 
li]c^enffiicE)em5gli<t|^na^gufominniHt(|.l 
felbe  in  ber  goffung  Don  1698  bei  J.  D.  FaH« 
Änecdota  hiatorico-eccL  NoTanti^Q»,  Br 
avigae  1752,  312  sq.).    Ueber  alle  «■■ 
fat^Dli{ifKr©eitttgmgugegangencn8imbgda 
Derfafele  ©pinola  im  üßinter  1691-169ii 
Siucera  Belatio,  meiert  er  bem  ÜmfetdA 
SJiefer  lieg  bit  ۊirift  burd)  Dier  X^udqsN 
fRiif  prüfen  unb  erdielt  Don  benf(Ibeii(iiMr| 
Otiten,  ba^  bit ißei&ff enf lii^ung  beiBdilwrilJ 
blofi  nü|Iidt,  fonbem  notl^ntnbig  fei;  iMi)tp| 
hoffen,    baburi^  mantSe  Sßrote^ntiB  S**] 
Sttunion  gu  gewinnen.  So(^  [i^eint  ({  erii^ 
eintm  ©runbe  nii^t  gur  Sßubltcation  gtal*  j 
JU  fein.    3m  3. 1692  burt^gog  epiMli,  g  I 
erf rauft,  abei  aufrtd|t  gt^Iten  buid^  bo  W ' 
für  bas  SBeit  feines  SebtnS,  boS  obnn|i|l>. 
£anb.  3)tt  an  i^n  Qtn(^teten  €(^»1'' 
boit  geben  3(uen|il'* 
iSaufi^.  SHtforittt 
(gtmeintn  JBujMinii^ 
nt  eine  3)e^  hob  Iß 
neinben  erlfäitt  fi4  M 
ige^tn,  über  raäifpl 
[U3  3)tutf4Ianb  ii  öl 
gtn  mürben.  SKitlhll 
Dor  ben  ffuiftt  vikl 
tUSIul^ertfii^  grillt 
it  tt  Dorf ^lug  (ffilM 
in  ^belbete  Mit  da 
c^fe  in  eöt^,  Stotai 
in  ^nnosci  mit  tintm  Snbem  na^  S(40-  C 
flaifer  eilit|  bie  erfort>etIi4ien  S^mfits.  1 


fi2S 


@)){no3a. 


626 


^ffanneidMfl  foUte  tn  tSfnmlfurt  a.  SR.  {iott- 
pteL  eptnolitBlattblebemSUIc  feiner  äBünjc^e 
isU  |a  fem;  benno^  cidf^toonb  eS  feinen  Ipön« 
ka.  S>ie  CtnlabuTtB  etfil^ien  ben  genannten 
Ibeologoi  all{u  nnbeftimmt  ^olonuS  indbef on« 
kcr  omiBoxtele  ^  toebet  baS  3i^I  H  angegeben, 
a4  ber  ffieg  b^;  nnb  jubent  tDtffe  er  beftimmt 
r^  bfx  9ap9  dimocen)  XIL  bem  $Iane  nid^t 
pspSQ  gefilmt  fet  IBaS  an  ber  Ie|^tem  SBe^au))- 
M19  Saftes  tfi,  Ia{|t  ftd^  nid^t  mel^r  ft^er  con» 
bmum.  möglid^enpeife  xdqx  Sllalanud  in  biefer 
S^re^nnQ  iu>n  irgenb  einer  Seite  getäufd^t.  Sie 
^fsumiaifUiift  in  gfronlfurt  a.  SR.  erfolgte  nid^t. 
«tu  ber  Vlon  gut  9u§fü]^nmg  bmmen  foDte/ 
hrnd^tit  Spindta  bem  ffoifer,  ^ba  begannen  fie 
fB  {inmi  aus  Sur^t  oor  ben  übelen  9la(^reben 
aar  flrnttgoioffen.''  aufgerieben  burd^  bie  SDtül^- 
kk  frincif  gebend,  beffen  ffraft  er  toef entlid^  bief em 
Viatz  ba  firtt^id^n  Xeunion  genibmet,  }og  ftd^ 
gpinolo  in  bie  Stille  fton  9Siener*9leuftobt  }u- 
ji±  Sit  €otge  feiner  legten  Soge  toar,  bie  auf 
Is  SamioiiSDerfnc^e  BejfigHd^en  S)ocumente  als 
(itaibloge  iäftdiiitx  SBerfud^e  in  f))äteren  Seiten 
a  Me  fii^  ObfuvA  bed  ftaiferd  )u  legen.  Sr 
psb  im  SRäti  1694,  l^od^  geadf)tet  tief  betrauert 
na  ben  ^defim  feiner  Seitgenoffen,  menig  gefannt 
a08w(  tDotterr  gctDürbigt  bon  ber  9iad^tDeIt.  — 
Emola'«  Slbätigeeit  fb  bie  »eunion  ift  audffi^r« 
lu&boigdegt  in  feiner  Siograp^ie  t)on  9R.  |)anfi) 
ä  tt.  Scl>,  bem  no(^  bie  fömmüid^n  ^ßa))iere  bed 
Bq<^fi  t»on  fBienet-lReuftabt  gu  @ebote  ftanbm. 
ÜBtci  Assfer  3ofe))(  IL  ftnb  biefe  ^apittt  jer- 
fxrut  iDotbm  unb  jum  gro|enX]^ett  Derloren  ge- 
fstgra;  ber  Stefi  ift  xa\i  ber  99iogra|)^te  üon 
ocnfi)  in  btc  SBiener  f)ofbibIiot^eI  gefommen. 
tie  Dorftc^nbe  S)ar{)e&ung  beruj^t  auf  ^{i}' 
tilgpbm  unb  beri^tigt  füflfd^eigenb  bie  jal^I- 
mtai  Snt^mtr,  loeld^  in  ber  tat|^oIifd^en  »ie 
s4(lDt^ßf4cn  fiitcratnr  über  @£inoIa  immer 
Ksfiet  no4l8<f4^ben  merben.  [Onno  Stlopp.] 
Sfiii^ia,  SBenebict  (urfpränglid^  Sarud^ 
2i1|riiiofo)^  ^^ilofop^,  Urheber  bed  nad^  il^m 
kmimitn  iwnt^iftifd^  @9ftem8,  lDuä>e  am 
24.  StoocmBcr  1682  gtt  Smfterbam  t)on  portu» 
lUTiid^tQ^tid^  (Eltern  geboren.  9$on  biefen  für 
fiis  tQbit4^  @de^enIaufbo]^  beftimmt,  erl^ielt 
c  eine  fprgfaitige  (Srjie^ung  unb  enoarb  fid^  bei 
lobet  grtftigcrSegabung  unb  gro^m  31ei$  auS- 
fbaiua  ftenntniffe  in  ber  j[übifd^en  Sprad^e  unb 
£taIogie,  moxin  einer  ber  gefeiertften  Xalmu» 
bcpcB  ferner  3ett^  @attl  Setii  aRorteiro,  fein  Se^rer 
KJi:  Im!^  bie  Sd^riftm  bcd  aßaimonibeS  (f.  b. 
Irt)  mtb  onbcrer  gete^rtm  3uben  bed  ÜRittel- 
liteä  kinte  er  fhmen  unb  ]^o(^f(^|en,  mü^renb 
ff  ha  fiobbalijüfd^  Siteratur  (einen  (Sefd^mad 
j^nrimien  fomtte  unb  fie  für  Unftnn  erflarte. 
Mt^oapt  ornnof^te  il^  bad  Stubium  ber  rab» 
Sn$i^  £(eol0gte  unb  2:beofot>^ie  loenig  )u  be- 
fodligm,  vab  fd^n  fräbyitig  oerriet^  fu^  bei  il^m 
sat  9agang  gtt  ttligiöjm  Sron\ün ;  balb  tourbe 
epttttemtS  StoUinoft  ein 6b|itif er.  SBeil  feine 


unglöubige  ©eifteSrid^tung  nid^t  oerborgeu  blieb, 
geriet)^  er  in  Sot^ict  mit  ber  Synagoge ;  er  50g 
fid^  k)on  feinen  @(aubenSgenoffen  aUmöIig  gang 
gurüdt  unb  fud^te  fortan  bie  93efanntfd^aft  mit 
ßl^riftcn.  Sei  einem  S)eutfd^cn,  beffen  SRame 
unbetannt  ift,  unb  bann  Ui  bem  geleierten,  natu- 
raliftifd^  gejinnten  ^rgte  grang  oan  ben  (Enbe 
erlernte  er  bie  lateinifc^e  Sfrad^e  unb  mürbe  t)on 
festerem,  mie  eS  fd^eint,  aud^  auf  baS  Stubium 
ber  Staturmiffenfd^aften  tmb  SDtatl^ematil  unb  ba« 
burd^  auf  bie  ^l^ilofo^Jl^ie,  namentlid^  bie  carte« 
flonifd^e,  l^ingelenft.  9m  Stubium  ber  d^rifilid^en 
S^eologie,  bem  er  fui^e  3cit  oblag,  fanb  er  nur 
menig  ©efallen.  Stad^bem  aSe  SJerfud^e  ber  3uben- 
fd^aft,  i^n  tJ^eilS  burd^  SBefted^ungen  tl^eilS  burd^ 
2)ro]^ngen  bem  Shtbentl^um  gu  erl^Iten,  gefd^ei« 
tert  maren  (fogar  ein  SDlorböerfud^  mürbe  auf  il^n 
gemad^t),  mürbe  er  ^megeufderedltd^eränlel^ren'' 
burd^  förmlid^en  93ann  am  6.  ^uguft  1656  au3 
ber  Synagoge  feierlid^  au3gefto|en.  Spinoga 
latinifirte  Don  nun  an  feinen  iübifd^en  Somamen 
Sarud^  inSenebtct,  fd^Io^  ftd§  aber  niemals  einer 
anbem  religiöfen  ©emeinfd^aft  an.  93on  ie^t  an 
lebte  er  bis  1661  bei  einem  arminianifd^  gefinnten 
gfreunbe  in  ber  3tQf^t  t)on  Smfterbom,  f poter  nad^ 
einanber  in  Stl^^nSburg,  93oorburg  bei  ^aag  unb 
gule^t  im  ^aag  felbft,  in  tieffter  Sinfamfeit  be- 
ftänbig  bem  StiU)ium  ber  carteftanifd^en  ^l^ilo« 
fopl^ie  ergebm  unb  mit  ber  SluSbilbung  feines 
eigenen  SQftemS  bef c^äftigt.  Seinen  f argen  SebenS« 
unterijialt  gemann  er  burd^  Sd^Ieifen  o^^tifd^er 
©löfer,  eine  Jhtnft,  morin  er  fld^  gro^e  ^ertigfeit 
ermorben  l^atte;  ]pd\tt  erhielt  er  au(^  Unter- 
ftü^ungen  Don  gfreunben.  2)en  il^  1678  00m 
ffurfürften  oon  ber  $falg  unter  glangenben  99e« 
bingungen  angetragenen  Sel^rftul^I  ber  ^J^ilofo^^l^ie 
in  ^eibelberg  lel^nte  er  ab,  um  burd^  93orIefungen 
unb  eventuelle  goUiflonen  in  ber  gfreibeit  beS 
^bilofop^itenS  nid^t  bel^inbert  gu  fein.  9Rit 
Seibnig  mar  er  perfönlid^  belannt  gemorben. 
Spinoga  ftarb,  nod^  nid^t  45  ^al^re  alt,  am 
28.  S^bruar  1677  an  ber  ^uSgel^rung.  Sin  feinen 
£ob  fnüpfen  fu^  feltfame  SDlqtl^en,  bie  aber  un« 
begrfinbet  ftno.  Sein  Sl^rafter,  fein  raftlofeS 
Streben  nad^  SBal^r^eit,  feine  Selbftbel^errfc^ung 
neben  Slnfprud^Slofigfeit  unb  SBebürfniglofigfeit, 
ein  großes  SBol^lmoQen  gegen  j[ebermann  ftnb 
tetS  mit  äled^t  bemunbert  morben,  unb  mie  immer 
man  über  fein  pl^ilofop^ifd^eS  Softem  urtl^eilen 
mag,  fo  fl5|t  feine  ^ßerfönlid^feit  unmiflfürlid^ 
groge  ^d^tung,  um  nid^t  gu  f  agen  93emunberung  ein. 
Spinoga^S  Sd^ften,  nad|  S^^ffi  unb  Umfang 
nid^t  bebeutenb,  gum  guten  Xl^eil  unooOenbet  ober 
nur  ffiggenartig  ausgeführt,  ftnb  fömmtUc^  in 
lateinifd^er  Sprudle  Derfa^  Slad^  ber  3eit  i^ 
(Srfd^einenS  georbnet  ftnb  eS:  1.  Benati  des 
Cartes  principiorum  philoBophiae  pars  I  et  II 
more  geomeüico  demonstratae  per  Bened. 
de  Spinoza  Amstelodamensem.  Accessernnt 
ejusdem  Gogitata  metaphjsica  etc.,  AmsteL 
1668,  eine  Soxftellung  ber  $nncipien  ber  carte- 


627 


@)){no)Q. 


•  V 


ftonifd^en  ^l^ilofopl^ie  nod^  mot^ematifri^er  9)le« 
t^obe;  bod  äBer!  entl^ölt  fetnedmegS  ©ptnoga'g 
eigene  S)octnn,  ba  er  feiner  fpötem  auSbrüdtlid^en 
erflärung  jufolgc  bei  abfoffung  be8  Sud^eö  felbft 
nid^t  mel^r  Sarteftcmer  mar,  fonbem  bereits  anbere 
Ueber^eugungen  gewonnen  l^otte.  2.  Tractatos 
theologico-politicuB  y  Hamburg.  (Amstelod.) 
1670,  ber  berüchtigte  Xroctat,  toeld^er  anonym 
unb  mit  pfeubonQmem  2)rucforte  (|)Qmburg  ftatt 
Smfterbam)  erjd^ien  unb  Don  ber  l^ouänbifd^en  Sie- 
gierung  alsbalb  mit  Sefc^Iog  belegt,  tro^bem  aber 
in  ben  nöd^ften  äol^ren  unter  fQl{(|em  Flamen  unb 
Xitel  (5. 9.  Danielis  Heinsii  operum  historic. 
coUectio  prima)  in  unb  au|er  ^oHonb  mieberl^olt 
gebrurft  unb  oiel  öerbreitet  würbe:  er  bringt  eine 
Unterfud^ung  über  Sleligion  unb  93emunft,  Staat 
unb  JKrd^e  unb  bereu  IBerpltnig  unter  einanber. 
8.  Benedicti  de  Spinoza  Opera  posthuma, 
Amstelod.  1677,  ent^altenb:  a.  fein  pl^ilofop^i* 
fd^eS  ^auptwerf  Ethica  ordine  geometrico  de- 
monstratiei  et  in  quinque  partes  distincta,  in 
quibos  agitur  I.  de  Deo,  IE.  de  natura  et 
origine  mentis,  III.  de  origine  et  natura 
affectuum,  IV.  de  Servitute  humana  seu  de 
afifectuum  viribus,  V.  de  potentia  intellectus 
seu  de  libertate  humana.  —  b.  Tractatus 
politicus,  eine  Staatslehre,  fur^  t)or  feinem  2:obe 
gefd^rieben  unb  unDoUenbet.  —  c.  Tractatus  de 
intellectus  emendatione  et  de  via,  qua  optime 
in  veram  rerum  cognitionem  dingitur.  — 
d.  Epistolae,  Spino^a'S  Sonefponbenj  mit  feinen 
^reunben.  —  e.  Gompendium  grammaticae 
hebraicae.  ^ierju  fommen  4.  gwei  £ractate  De 
Deo  et  homine  unb  De  iride  nebft  einigen 
Briefen,  bie  neueftenS  aufgefunben  unb  burd^ 
DanSloten  ebirt  worben  fmb  (^mfterbam  1862). 
@efammtauSgaben  Don  Spino^a^S  äBerfen  be- 
forgten  ^uIuS  5u3ena  1802- 1803 ;  ©frörer  ju 
Stuttgart  1830;  Sftiebel  5U  fiei})sig  1843;  93ruber 

ijU  Seipjig  1843—1846;  bie  neuefte  unb  öoll» 
tanbigfte  ift  Don  Dan  93Ioten  unb  fianb  (^aag 
1882—1883,  2  93be.,  2.  aufl.  ebb.  1895  bis 
1896).  6ine  bcutfd^e  Ueberfejung  lieferten  Sertb. 
«uerbad^  8U  Stuttgart  1841,  5  93be.,  2.  ^up. 
ebenbaf.  1872,  2  SBbe.;  einzelne  Sd^riften  über- 
lebten D.  ffird^mann  unb  Sd^aarfd^mibt  für  bie 
D.  ftirt^mann'fc^e  „pUofopl^if^e  »ibliotJ^el"  IV 
u.  XVni,  Serlin  1868—1869. 

®a8  Softem  S<)inoja%  wie  er  eS  namentlid^ 
in  feiner  „&^iV  niebergelegt  l^at,  ift  auSgefpro- 
d^ener  ^ant^eiSmuS,  conftruirt  auf  cartefianifd^er 
©runblage.  Spinoja  eröpet  feine  „gtl^if"  mit 
einer  SReil^e  Don  Definitionen  unb  ^^iomen  nad^ 
ber  SBeife  ber  SWatl^ematif  beS  guflib,  um  baran 
feine  fie^rfö^  (propositiones)  gu  reiben  imb  biefe 
mitteis  befonberer  Seweife  genau  wie  in  ber  5Ka- 
t^ematif  (geometrico  more)  auS  ienen  ißrömiffen 
mit  Sid^erl^eit  abzuleiten.  2)en  fie]^rfä|en  folgen 
oft  nod)  @oroÜarien  tmb  Sd^olien.  S)er  3^^^ 
biefer  SKetl^obe  ift,  feine  ©octrin  ju  matl^ema- 
tifd^er  ©ewi^l^eit  5U  ergeben.  2)aburd^  erfd^eint 


biefeS  Softem  in  ber  i^at  auf  ben  g^*^ 
im  ®an§en  gwar  dS  mit  ftrengex  ^b^^^ 
burd^gefiü^rt,  eS  ift  aber  inncriidi  WJp^ 
md)ii  weniger  unwal^r  unb  iSuforifd^w^^ 
rei(^  an  ^ralogiSmen.  Denn  bie  als  iaksM|Bi 
angenommenen  ^römiffen,  fowo^I  >jytU 
tionen  (§.  S.  Don  causa  sui,  Subftcr^LlIki 
©Ott,  gfreil^eU,  gwigfeit)  olS  aud^  \Mt% 
finb  gang  wiUKlrlid^  unb  f oft  aOe  nies^  ^ 
9lamentlid^  aber  ift  eS  ber  falfd^e  (ac~^^ 

ftanifd^e,  Don  S))ino§a  nur  confeq^c—nicnta 
gefül^rte)  Subftangbegriff,  ber  boS  1:^^  ^ 
beS  gangen  SpinogiSmuS  bilbet  SKUSob 
tefiuS  au^er  ber  abfoUtten  Subflan^f^^jT^^ 
jwei  fftoffen  cnblidfter  Subftengen,  ^ — 
fter)  unb  auSgebel^nte  (materielle), 
l^tte,  ftatuiri  Spinoga  ben  abfoluti 
ber  Subftang,  b.  ^.  nad^  i^m  gibt 
nid^t  mel^rere  (fei  eS  unenblid^e,  fi 
fonbem  nur  Sine  eingige,  unenblül^^^  ^^ 
notl^wenbig  e^iftirenbe  Subfiang,  'mü^i^ 
„Unter  ©ott  Derftel^e  id&  baS  DoIDfojKaia7 
lid^e  SBefen,  b.  I&.  bie  Subftonj''  :  ^ihm  _ 
sive  Deus  ift  bie  gformd,  womit  Spim^if 
ftönbig  operirt;  „auger  ©ott  foiur  H«  ^ 
Subftang  Weber  fein  nod^  gebadet  tKtboL' 
wir  nun  aber  in  ber  SBelt  eht  boppM 
erfennen,  baS  eine,  beffen  SBefen  äirSl 
(©eift),  baS  anbere,  beffen  SBefen  is  te  M 
bel^ung  (ftörperwelt)  befielt,  fo  etflaitahH 
fowobi  2)enfen  als  SuSbel^nung  (ccgiiittioM 
tensio),  für  bie  gwei  wefentlid^  WMeWt 
weld^e  ber  menfd^Iid^en  Srlenntni^  mto  ki 
enblid^  Dielen  Attributen  beS  götüi^m' 
aUein  gugänglid^  frien.  Wk  (gingelbingt 
wie  materielle)  finb  nad^  Spinoga  ni^tt 
als  SJ^obificationen  ber  beiben  genannten 
Attribute,  nämli(^  aQe  eingelnen  geiftigm 
fammt  i^en9}eranberungen(®ebanlmttt 
gel^rungen)  afifectiones  ober  modi  bcS  ^f0ß 
2)en!enS,  aQe  eingelnen  Körper  unb  battl* 
anberungen  (Bewegung  imb  fkväj/t)  afMM 
ober  modi  ber  göttlid^en  SluSbd^fnimg.  fitl^ 
talitot  biefer  !Dlobificationen  ber  gMtIi4Bi6i> 
ftang  nad^  ben  beiben  genannten  SBcfiidulUMi 
ift  bie  9BeIt,  biefe  folglid^  nid^tS  «nbeitl  flii 
(Ssplication  beS  göttli^en  SßefenS  {eOfi,  ttiUI 
baSfelbe  in  bcftimmter  SBrife  ouSgdÄrfidt  rik 
S)emnad^  ift  nad^  Spinoga  ©ott  Ue  inoMA 
nid^t  bie  tranfcenbente  Urfod^  ber  SBdt  0ki 
onmium  rerum  causa  immanens,  non  ttf 
iens),  weld^e  Don  (Swigfeit  l^r  bind^  eimdi 
gigen  Act  mit  92ot]^wenbigfeit,  ntd^  no^MI 
etwa  um  beftimmterS^Dede  wiQen  boSlbdMii 
aus  ftd^  l^erDorbringt  Um  biefed  !BerPti|H 
©Ott  unb  SBelt  gu  fenngeid^nen,  mmtt  a  ial 
fd^Iug  an  frühere  $l(|Uofop]^  (befonbolfli 
bano  Sruno)  bie  göttUd^e  Subfhni)  Ue 
naturans,  bie  SSelt  natura  natorata, 
bie  eine  für  ebenfo  notl^wenbig  wie  t 
ertlört,  ba  bie  eine  ol^e  bie  anbm  nkll  hM 


«39 


@))ino)a. 


630 


Giotc.  Scr  Scbonlh,  Sott  ^oObe  chte  anbete  SBett 
9te  bi»  bepe^cnbe  in  anbetet  Sffleife  obet  abet 
dc^aittil  gor  tetne  9BeU  l^etüotbringen  fdnnen, 
wtA  für  abfiob  eifl&tt;  benn  ®otleS  ÜRod^t  ift 
ia4  €;^aiD§a  ibenttf^  ^^^  feinem  SBefen,  f o  ba| 
if  iDithn  nm^  toad  et  loitien  f ann.  ®leid^n)ol(|I 
il  0ott  bift  freie  Utfa^  oler  Singe;  benn  ba  et 
tlesa  bnn^  ^  felbjt  notl^menbig  esiftitt  unb 
taft,  0^  bni^  itgenb  etttaS  ou^et  il^m  betet« 
amit  |u  fein,  fo  ^t  et  nid^t  nur  ftei,  fonbetn 
filon  oofolitt  ftei  rnib  nttft  mit  .^fteiet  Siotl^« 
■oibigtcit'.  3fn  bct  SSelt  bagegen  gibt  eS  nit- 
eesbd  rint  freie  Urfad^  fonbetn  atteS,  tt>a8  ge- 
$Mc4i,  SrfAie^  mit  Stot^menbigfeit,  and^  iebet 
^fia^od  W  Oefd^))fe  ift  butd^  ®ott  betet- 
nmt  unb  g^d^^e^t  not^menbig.  6d  gibt  mebet 
cBtn  3»fon  nod^  fegenb  einen  3toed  in  bet  Wkü, 
Idbff  &mt^  Ubiglii^  auf  einem  iBotuttl^eil  bet 
nenftUs!^  SuffoRung^  inbem  mit  nid^t  übetall 
)a  Ditfiaibcn  Urf aqen  etf ennen.  SEBaSmanZeleo- 
[cjk  mmd,  ift  noc^  @)>ino}a  nid^tS  als  ein 
ai^-liim  ignonntiae.  2>a§  Saufatoetl^altnil 
nrtfibcn  (Bott  unb  SSeQ  ift  fut  il^n  nid^t  ein  Set- 
^öthnt  tum  Utfac^e  unb  SBitfung,  fonbetn  oon 
9vaib  iinb  S^Ige,  eansa  gteid^  ratio.  S)ie  %tt 
Bad  Seife,  tote  Sptnoga  bie  &ett)otbtingung  allet 
fo|eIo&{ccte  bun!^  ®ott  ftd^  oetdt,  etinnett,  mie 
p  «anil^  Knbete  in  biefem  Softem,  offenbat  an 
aopUitonif^e  Sotfiellungen«  ®otte§  unmittelbate 
gitffttmieü  tonn  nut  Unenblid^ed  unb  SmigeS 
tamnfecnigffi;  bie  Sin}e!binge  bagegen,  meil 
ccbbd^  unb  begtengt,  metben  ie  nut  mittels  enb- 
Ii^er  Orfa^en  üon  ®ott  fomol^I  im  Stiften)  als 
pR  fkmbcln  betetminitt.  @))ino}a  fptid^t  oon 
RH  mteUectuB  Dei  infinitos  unb  nennt  biefen 
SotM  ctngebonten  @o^n,  in  mel(|em  ®ott  allet 
StMc  9B^en  in  emiget  unb  unoetSnbetlid^et 
Seife  ecfemie,  imb  meldet  als  immanente  Sinl^eit 
iBa  ftMid^  SNe&ecten  )u  ®tunbe  liege  (bet 
109  ^lotinS).  9ttS  bem  ®efagten  et^eHt  gut 
genüge  r  trä  ^melmeit  bet  fpinogiftifd^e  oon 
ksi«i^nfr[i<l^®otteSbegriffetoetfd(|iebeni)  S)aS- 
Hhe  gut  Don  bet  fptnogiftifd^en  9nt^to))oIogie 
inb  ^ßfQclboIogie  unb  inSbefonbete  oon  bet  feinem 
S^fiem  asifpttd^enben  @ittenlel^.  2)et  SDtenfd^ 
ift  no^  Sjrinoga  nid^t  in  SSitfli(^(eit  ein  ^opptU 
ocfen,  fonbetn  ein  3nbioibuum,  motin  @eele  unb 
deib  em  unb  baSfelbe,  beibe  nut  oetf d^iebene  modi 
hn  Cnun  gSttfid^  Subftan)  {e  nad^  bem  9ttti« 
buie  be6  S)en!enS  obet  bet  SuSbe^nung  ftnb. 
UAex^ouiit  fhib  alle  Sinjelbinge  gugleid^  Seele 
sab  lUzprt;  ofle  ftötpet  ^nb  befeelt,  aOe  Seelen 
fish  wtacpext  fo  bog  eS  bIo|  ®eiftigeS  obet  blo^ 
9k9oR^  gor  ni^t  gibt  Siefe  StQbefeelung 
tcr  SBitt  i^  Ott  eine  mannigfaltig  abgefiufte  gu 
linfaL  Seele  ober  ®eift  ifl  bei  j[ebem  Singel* 
eftpd  mir  bie  3bee  beS  )ugebötigen  AötpetS. 
tmTtafd^en,  ber  t^oOIommenften 2)atfteIIung 
iVUbification)  bc3  gdfüid^en  SBef enS,  ift  bie  Seele 
mfO^^Hife  fin  Zi^eil  beS  göttlid^en  SenfenS, 
ta  tirprr  ebcnfo  ein  S^eil  bet  gdttlid^en  9uS- 


bebnung ;  im  3Renfd§en  lommt  ba^et  ®ott  gleid^» 
fam  gum  Selbftbemu^tfein.  SeelenDetmögen  unb 
Seelentbötigfeiten  nimmt  jtoat  aud^  S|>inoga  an, 
tebod^,  ba  i^m  Sttenntnil  unb  9BUIe  bet  Sad^e 
nad^  baSfelbe  bebeuten,  ni^t  in  bem  gemöbnlid^en 
Sinne.  Untet  ben  oetfd^iebenen  &t{enntni|metfen 
beS  9Renfd^en  jteUt  et  obenan  bie  Intuition 
(scientia  intuitiva),  mittels  beten  unfet  ®eift 
als  Sb^il  beS  unenblid^en  SnteQecteS  afle  gingel- 
obiede  in  fid^  als  baS,  maS  fie  ftnb,  als  Stobift- 
cationenbetgdttlid^enSubftang,IlatunbitttbumS« 
loS  etlennt  (miebetum  ein  ^nflang  an  bie  neu- 
platonif^e  „Snfd^auung")-  93on  äßablfteibeit 
fonn  beim  !D{enfd^en  ni^t  bie  Siebe  fein.  SBol^I 
beft^t  et  einen  9BiDen  unb  ift  fid^  befjen  bemüht; 
biefet  SiHe  ift  abet  ftetS  unb  übetaU  butd^  anbete 
Utfad^en  au^et  unS,  im  legten  ®tunb  but^  ®ott, 
notl^menbig  betetminitt  unb  mu|  immet  fo  fym" 
beln,  mie  et  l^anbelt ;  nut  meil  mit  unS  bet  notb" 
menbig  betetminitenben  Utfad^en  nid^t  bemu|t 
ftnb,  möbnen  mit  unS  ftei,  ftnb  eS  in  äßttflid^teit 
abet  ebenfo  menig  als  bet  auS  bet  ^ö^e  betab- 
toDenbe  Stein,  oot  bem  mit  nut  baS  99emu|tfein 
unfetet  Stb^tigleit  k)OtauSbaben.  S)ie  Seele  ift 
ebenfo  menig  einfad^  als  bet  Sibtptt,  bef[en  3bee 

6t  nut  ift,  melbolb  S))ino3a  au^  bie  ))et{önlid^e 
nftetblicbfeit  betfelben  läugnet.  3nbe|  foO  nad^ 
ibm  bie  Seele  bei  bet  Setftötung  beS  Rbxptti 
ntd^t  total  untetgeben,  fonbetn  etmaS  SmigeS  oon 
ibt  übrig  bleiben;  a&ein  maS  et  bamit  anbeuten 
moQte,  ift  fd^met  gu  oetfteben,  iebenfaUS  nid^t  bie 
))erfönlttbe  Unftetblid^feit,  fonbetn  nut  eine  in  bet 
3bee  ootbanbene.  3n  bet  Sittenlebte  l&ugnet  Spi» 
noga  ben  Untetfd^ieb  gmifd^en  ®ut  unb  Söfe,  beibeS 
ftnb  nut  telattoe  Segriffe :  maS  mit  t^un,  ffymt  mit 
notbtoenbig,  alfo  ift  eS  ftetS  gut,  aud^  baS  fogen. 
99öfe.  SSon  Sünbigen  gegen  ®otteS  SBiEen  fonn 
ubetbaupt  frine  Stebe  fein,  benn  ®otteS  SBiUe  ift 
nid^t  gefe^ebenb,  mebet  im  motalifd^en  nod^  im 
iuribifd^en  Sinne  biefeS  äBorieS.  S)aS  fyiupt' 
ftteben  eines  j[eben  SBefenS,  inSbefonbete  beS 
9Renfd^en,  gielt  babin,  ftd^  in  feinem  Sein  }U  et» 
balten  unb  }u  oetooQfommnen.  9nieS,  maS  bagu 
bient  unb  maS  mit  als  fold^eS  fldftet  gu  eriennen 
glauben,  ift  gut,  baS  ®egentbeil  ift  böfe.  Sarin 
alfo  beftebt  bie  böd^fte  ftttlid^e  Aufgabe  beS  SRen- 
fd^en,  nad^  Stbaltung  unb  93en)olI!ommnung 
feines  SBefenS  gu  ftteben;  baS  Stteben,  biefe 
Aufgabe  gu  etfiUlen,  ift  bie  Xugenb.  SBril  abet 
unfet  bbd^fteS  @ut  ®ott  unb  bie  Stfenntni^ 
®otteS  ift,  motin  unfete  böd^fte  ®ludtfeligfeU 
beftebt,  fo  ift  ßtfenntni^  unb  bie  oon  felbft  bamit 
Oetbunbene  Siebe  ®otteS  (bet  amor  Dei  intel- 
lectualis,  mie  S))inoga  eS  nenttt)  bie  etbabenfte 
aSet  Zugenben.  2)ie  ®lfldefeltgleit  ift  nid^t  Sobn 
bet  Xugenb,  fonbetn  biefe  ift  ibt  etgenet  Sobn. 
Unfete  Siebe  gu  ®ott  ift  abet  nid^t  oetfd^ieben  t>on 
bet  unenblid^en  Siebe,  bie  ®ott  gu  fid^  felbet  begt, 
oielmebt  nut  rin  %f)til  betfelben,  gleid^mie  aud^ 
unfet  SnteHect  nut  ein  %f^xl  beS  unenblid^en  3n- 
teUecteS  ift,  infofetn  ftd^  bet  SReufd^  nämlid^  atS 


681 


@))ino)a. 


632 


SRobiflcotton  btt  imenbli^m  @u%{lQn)  (&oiU§) 
ttei^.  üßit  anberen  SBorten:  bann,  ba|  toit  und 
betDu^t  merben,  ®ott  fei  in  und  unb  toir  feien 
in  (Sott  (ober  eigentlid^  ein  X^nl  ®otteS  felbft), 
befielet  unfer  emigeS  ^I,  unfere  etoige  @eligfeit. 
@o  läuft  Qlfo  tme  bei  Biotin  unb  bem  %eu« 
|)(atoni3mud  übetl^aupt  aud^  bei  @)rino50  bie 

Jonje  @))eculQtion  fd^Iie|Iid^  auf  9}l9ftici8mu3 
inauS.  Samad^  ift  felbftoerftanbUd^  aUed,  toaS 
bie  Offenbarung,  befonberS  baS  (Sl^riftent^um, 
Don  @änbe  unb  93u|e,  ®nabe  unb  Sridfung, 
)ierfönlid^er  Un[terbli(^!eit  unb  ettnger  Sergeltung 
lel^rt,  ni^t  bIo$  überfiäffig,  fonbem  eitel  ^um- 
bttg;  ber  ÜTtenfd^  brandet  ^d^  beffen  nur  Dar  be- 
ttm^t  gu  »erben,  bo^  er  ®ott  ift,  fo  ift  baS  enige 
Siä  eneid^t.  £ro|  ntand^er  unt>erfennbar  tiefen 
®ebanfen  unb  äBal^^eitdfeinte  in  @pino)a'3 
@9ftem  ifl  baSfelbe  bod^  im  ©angen  nur  ein 
fßl^antaftegebilbe  im  fd^iOemben  %uf pu|  einer  fog. 
ttnffenfd^afflid&nnatl^ematifc^n  SKet^obe.  —  ®ie 
6teDung  @))inoga^8  }ur  ))ofttiDen  SReltgion,  fpe« 
rieH  )um  S^riftentl^um,  tritt  am  beutlic^ften  in 
bem  enoöl^ten  Tract.  Üieologico-politicus  l^er» 
tot,  S)er  ®runbgeban!e  biefeS  Sractoted,  ber  ftd^ 
aus  einer  Stetige  üon  religionS«  unb  tird^enpoliti« 
fd^en  ^bl^onblungen  gufammenfe^t,  liegt  fd^on  in 
bem  langem  £itel  au§gef))rod^en :  Tract.  theol.- 
polit.,  continens  dissertationes  aliquot,  qui- 
bofl  ostenditur  libertatem  philosophandi  non 
tantmn  salva  pietate  et  reipublicae  pace 
po88e  concedi,  sed  eandem  nisi  com  pace 
reipublicae  ipsaque  pietate  tolli  non  poBse, 
mit  bem  aRotto  au8  1  Sol^.  3, 13.  2)ie  @d^rift 
ift  eine  Slpologie  ber  abfoluten  ^euN  unb  Siebe« 
freil^eit  auf  bem  ®ebiete  ber  Steligion.  ^pmoia 
gel^t  Don  ber  SBorouSfej^ung  aus,  ba^  {Religion 
unb  ißl^ilofopl^ie,  ®Iauben  unb  S)enfen,  ftkd^e 
unb  Staat  il^rem  äBefen  tt)ie  il^rer  Slufgabe  nad^ 
total  üerfd^ieben  finb.  2)abei  formulirt  er  ba§ 
SBerl^öItni^  ber  Sleligion  (Offenbarung,  ®Iaube, 
Xl^eologie)  gur  93emunft  unb  $l^iIofo))]^te  fol« 
genberma|en.  2)ie  pofItiDe  Steligion  (Offenbarung, 
Dorab  bie  iübifd^e,  aber  aud^  bie  d^nftli(^e)  l^ot 
nid^t  bie  Aufgabe,  SBal^rl^eitderfenntni^  als  fold^e 
)u  vermitteln,  fonbem  ift  lebiglid^  bagu  ba,  ^röm- 
migfeit  unb  (Sel^orfam  gegen  @ott  (alfo  9Ro- 
ralitdt)  gu  lehren ;  bie^  ift  il^  oudfd^KeBUd^er 
(Enbgkoed.  3n  ©ac^en  ber  SSemunft  aber,  unb  n^o 
eS  fid^  um  Srfenntnt^  ber  Sßa^eit  l^anbelt,  l(iat 
bie  Religion  (Offenbomng,  SBibel,  Xl^eologie, 
ffird^e)  nid^tS  mitgureben  (nullius  juris  neque 
auctoritatis  publicae  est) ;  benn  ^tt  ift  aUein 
bie  SSemunft,  bie  ^pi^ilofopl^ie  fouöerän,  beren 
9(uf gäbe  bie  gi^enntni^  ber  SEBal^rl^eit  unb  9Bei3- 
l^it  ift  (ratio  obtinet  regnum  veritatis  et  sa- 
pientiae,  theologia  autem  pietatis  et  obedien- 
tiae).  SReligion  unb  Semunft,  Xl^eologie  unb 
$l^ilofo))]^ie  l^aben  olfo  nid^tS  mit  einanber  gu 
tl^un,  fte  babm  gang  bi§))arate  ®ebiete  unb  treffen 
nur  in  il^rem  (Snbrefultate,  ber  (iraftifd^m  Siebe 
®otte8,  gufammen.  Äeine  ton  beibm  fann  S)ie- 


nerin  ber  anbem  fein.  S)emgemS|  ift  c8  ein  Der« 
fe^rted  ^Beginnen,  bie  Sibel  fo  gu  beuten,  bog  jie 
mit  ber  SBemunft  im  Sinflong  fielet ;  beim  fte  tft 
ein  religiöfeS  SSud^  unb  bot  mit  nickten  bie  9uf« 
gäbe  unb  Sbftd^,  und  beftimmte  äSa^l^iten 
(3)ogmen)  gu  lehren  unb  und  gum  ®Iauben  boron 
gu  Derpflid^ten,  fie  teiE  nur  ®e^orfam  Ul^ren  unb 
und  bogtt  anleiten.    Seftb^lb  finb  nur  gemiffe 
SBol^rl^eitm  ber  @d^rift  angune^men,  meldte  gu 
einem  Seben  in  grömmigteit  unb  92ö4ftenltebe 
not^mmbig  ober  bienlic^  finb,  g.  SB.  ®otte3  2)a* 
fein,  aagegenmart,  ®flte,  Sarmbergigtett,  ®e« 
red^tig!eit ;  k)on  aQen  anberen  S)ogmen  mag  ieber 
baltm,  »ad  er  toilL  2)te  SBibel  foU  meber  ber  93er- 
nunft,  nod^  bie  Semunft  ber  Sibel  untermorftn 
merbm ;  bie  festere  miS  nid^td  ^nbered  ald  Sitten« 
gefe^  aitffteUen,  aber  toeber  9laturgefe|e  nod^ 
anbere  SBa^rbeiten  kbren.  Sffier  nur  toabr^aft  ge« 
borfam  ift  ober,  mad  badfelbe  i{i,  bie  Stä^ftentiebe 
übt,  bat  om  mobten  unb  feligmad^enben  d^louben^ 
ob  er  fonft  Don  ber  SBabrbeit  ober  ben  S)ogmen 
ber  SBibel  bimmeltueit  abirrm  mag.  Sa^er  fle^t 
ed  ber  Steligion  (S^eologie,  ftird^e)  aud^  md|)t  gu^ 
in  Sad^en  bed  3)eiifend  gu  rid^ten  unb  9iü)erS« 
benfenbe  gu  becfolgen.  Sobalb  bie  Steligion  fl^ 
bie  ^errfd^oft  über  bie  ^^ilofop^ie  anma|en  toxU, 
faflt  fte  gleid^  in  gfanatidmud  unb  ftört  ben  gfrie* 
ben  im  fianbe.  Se^tered  barf  fein  Staat  ftc^  ge- 
fallen laffm ;  fd^on  um  feiner  fe{bft  miSen  mu^  er 
einfd^reiten,  gumal  ed  ibm  allein  guftel^t,  bie  reit« 
giöfen  fragen  unb  S)ifferengm  in  le^ter  Snflan} 
gu  mtf^eiben.  9{ur  bie  ^b^lt'f o)>^i^  unb  bad  freie 
3)en{m  ftnb  ber  Som)>eteng  bed  Staated  entjogen^ 
ba  fie  aUein  fouberön  finb.  9n  ber  fywb  foi^Kr 
tmb  öbnlid^er  ®runbf&|e  gel^t  bann  Spinoga 
baran,  eine  bijtorifc^'tritifc^e  ^eutiutg  ber  93tbei 
im  rationaliftifcben  Sinne,  bie  oietfad^  im  (Sin- 
gelnm  burd^gefübrt  ift,  namentlid^  bed  %Iten  Xefto« 
mented,  gu  oerfud^m^  mie  fte  ttertoegenet  faum 
benlbor  ift;  leidet  begreiflid^  baber  ber  @tunn 
bed  UnmtUend,  ber  ftd^  fofort  beim  erften  (£r* 
fd^einm  ber  Schrift  uberaS  feitend  ber  dbrtfUid^ett 
imb  iübifd^  Sb^ologen  f omie  f elbft  ber  gläubigen 
$bUofo))ben  erbob.  —  Semerlendmert^  ift  bei 
SBonang,  ben  S^inoga  in  biefer  S^rift  (c.  1 ,  n.  28] 
Sbnfto  Dor  9Rofed  imb  ben  ^ropb^ten  einräumt 
2)iefe  l^ttm  burd^  SBorte  unb  iBiftonen  ®ottd 
Off enbamng  empfangen ;  Sl^riftud  bagegen  f)ah\ 
biefelbe  unmittelbar  in  feinem  %ett)u^fein  ge 
funben,  meil  er  geiftig  ein  überaus  begoBtr 
3nenfd^  unb  fid^  mel^r  bettn  alle  übrigen  ber  gött 
lid^m  92atur  in  fid^  bemüht  mar.   2ht  biefeti 
Sinne  miU  S))inoga  ed  gelten  loffen,  bo^  bi 
göttlid^e  9Bei§beit  in  il^m  bie  menfd^ltdbe  "Sfiatn 
angenommen  babe,  ßl^rifti  Stimme  @otted  @ttmiit 
unb  S^riftud  ber  SBeg  gum  esoigm  Seben  gemoi 
ben  fei.  S)amit  jebod^  niemanb  glaube,  er  ^at 
bad  äncamationdbogmo  im  ^rifilidben   @im 
angenommen,  fo  erhärte  er  in  einem   9)rtei 
(9lr.  21)  an  feinen  Sfteunb  Olbenburg^  Don  bi 
fir^Iid^en  Se^re  einer  9ßenfd^kDeri)utiB   ^S^otti 


6SS 


©)?ltltt«inu8  —  S<)tritual. 


634 


Hanf  «  jU^  fnnm  Stgil^  mo(j^en,  eine  folc^ 

Ifnnf  t^oi  fbcnio  Ymbet^mnig  t)0(,  ald  toenn 

bcVnititni  iDoUc,  bei  3itlel  ^obe  bie  9iatur 

CtiatoiM  ankommen.  —  3n  ber  Son- 

beft  69{icmft  liegt  ed,  ba|  Sptnoja  bie 

a^k^  id)efi  SBunbetd  läugnete.   9lut  weil 

UB  bri  rnotu!^  auffoUenben  93ege(eitl^iten  beten 

MmclM^  Uiio(!^e  rnd^t  lu  erfennen  Dermöge,  nenne 

fcSBnnbcr.  gfürUebematärlici^edimeigent" 

i|)  flber^u))t  lein  $Ia^  im  @))ino* 

V  bei  bcm  Slled  natürlid^,  tKlQeS  not^menbig 

cL  ^  tigmt(i4  tDaintt  Sieligion  ift  bie  ^l^ito- 

L'^faie,  dOe  |»ojiliiM  Stefigton  i[t  nur  ein  Stotl^- 

br>if  für  bm  grsD^en  ^ufen,  um  benfelben  in 

M^  mxb  (Belptjam  {u  bemal^ren.  ®en)i|  ge- 

*:tKlil  S^iinoia  fein  Unted^t,  n^^nn  man,  nament« 

Inf»  im  f^uibiid  auf  biefen  religionSpoIitifc^en 

Stada!,  i^n  Dorgugtoeife  unter  bie  93ater  be9 

zuttwai  SattonaIt§mufl  redtet,  yiii^t  ^u  l^ort 

li  atddü  Uft^tl  über  bad  Se^rf^ftem  @)>ino}a'S: 

,^  ifl  iDo|)l  faum  mdglid^,  ben  ^ontl^eiSmud  mit 

il'  frinm  Sonfequenjen  fd^örfer  )u  formuliren 

unb  bitr^ufu^Ten^  old  t%  in  biefem  @9{ieme  ge» 

^±idit    ^d  ift  aber  anif  kDOl^I  faum  möglid^, 

toim  Softem  bie  Signatur  ber  SfinftemiB  unb 

M  iobti  f<!^ftrfer  ouhnbräden,  otö  eS  l^ier  ge* 

WülL  S)a  fic^t  ber  ®ei[t  OberoD  nid^tS  qI8  bie 

iDltc«  Uinbe  unb  be»u^tlofe  @ub[tanj.  3n  bem 

1  bgnnite  bleiben  ge^t  9Ule8  unter.  IMne  Snt« 

vunung,  (ein  £ebeu^  (eine  gfreil^it  finbet  ^ier 

Saum.  (B  gibt  nickte  Vbfd^redenbereS  olS  biefed 

So^lni'  (@t5dn,  fie^bu(^  ber  ®efd^id^te  ber 

«^fop^ie  II«  8.  «ufL^  aRain)  1888, 167).  %n 

kgri^icxlra  Setounberem  unb  ^n^öngem,  freiließ 

odb  an  nnccbitllid^en  (Segnem  l^t  eö  @pino}a'8 

Selten  nu^t  gefehlt  Suf  bie  beutfc^e  pilofop^ie 

ürst  t&,  luinientlid^  feit  bem  Streite  smijd^en  Sa* 

abi  mib  Vltnbelöf obn  über  SeffingS  Stellung  jum 

^pmüiiSmvA,  grof^en  Cinflu^  auS,  inSbefonbere 

Ol  bie  epflcme  gfid^te^d,  Sc^eOingS  unb  ^egelS 

d  h,  Vvtt)^  nnb  felbft  numd^  $^iIofo))^  neue* 

^  3ctt  fiMidm  nod^  immer  ba8  ^eil  für  bie 

£4üo|op^  in  bem  fpinosiftifd^en  aRonidmud. 

Iz4  onf  bie  t^eologifc^  Speculation  bei  ben 

Qrotrflaiitnt  (€4|I(ittmad^  Lf*  b.  Srt.]  unb  9n- 

feexr)  ift  Spinogo'fi  £e(re  nid^t  ol^ne  fd^Iimmen 

fmSn^  geblieben.    (^L  im  SQgemeinen  bie 

Seite  nbcr  bie  defd^ic^te  ber  ^^ilofo^^ie,  fo« 

bano  bk  bei  Anton  van  der  Linde,  Bened. 

Spinoza,  Bibliographie  Cl^oUönb.],  's  Orayen- 

hä^  1871 ,  bis  jum  ^ofyn  1871  Der^ieid^nete 

^^ommtlttrratur,  bleuere  fiiteratur  über  @pino}a 

sd  ben  @ptnD)idmuS  f.  bei  Uebermeg-^elnje, 

«nmbriB  ber  ®ef4.  ber  $^iIof.  in,  1,  8.  SlufL, 

Sirfin  1896^  98;  l^ier  feien  ermdl^:  ftuno 

$p4rr.  Qk^.  ber  neuem  $(ilof.  1 ,  2.  9lufL, 

todbag  1865^  too  @))ino)o  unb  feine  Se^re 

^  ondfä^fi^^  aber  lu  paneg^rifd^  bejubelt 

vsb;  &5ai,  6efd^  ber  neuem  $^iIof.,  aRainj 

l»iS,  2  SbcL)  [ffleffner.] 

,  f.  @|>irituanftmiS. 


$lrtrifita(  l^ei^  in  geiftlid^m  9n{ialtm  unb 
Kommunitäten  biej[enige  $erf önltd^feit^  meldte  als 
Seratl^er  in  aUen  ©emiffenSongelegen^eiten  ba8 
geiftli^c  SBol^I  ber  il^r  SinDertrauten  gu  f5rbem 
beauftragt  ift.  2)a  biefeS  Slmt  fid^  oielfat^  mit 
bem  beS  9eid^tt>ater8  bedft,  fo  toirb  aud^  ber  Untere 
^ftg  Spiritual  genannt.  SBä^renb  anfänglich 
ber  Sorftel^er  in  geiftlid^en  ^öufem  Mt%  bis  in'S 
Singeine  felbft  leiten  fonnte^  mu|te  bie  Sergröfie» 
rung  berfelben  bon  felbft  gu  einer  Sl^eilung  ber 
Obliegml^eiten  beS  SJorftanbeS  fül^ren ;  nebm  ben 
aSorfte^er  (»ector,  Superior,  $räfe8,  SRegenS) 
trat  ber  Ste&üertreter  beSfelben  (SlUnifter,  Sub« 
regenS),  eine  ^nga^l  Se^rer  für  bie  »iffenfd^aft- 
U^e  ^uSbilbung  ber  3ögUnge,  ein  Oeconom  (^ro- 
curator,  tRenbant),  meld^em  bie  ©elbangelegm« 
Itieitm  (SBermögenSoermaltung,  Sinfäufe  u.  bgl.) 
anvertraut  fmb,  unb  ein  Spiritual.  3Bie  in  ben 
meiftm  ftlöftem  unb  in  titUn  Seminaren  mar 
aud^  in  ben  grögerm  Slnftalten  ber  ©efeUfd^ft 
ber  in  ©emeinfomfeit  nad^  SInmeifung  ^olg« 
l^auferS  lebmbm  äßeltpriefter  ein  Spiritual  an« 
gefteSt,  beffen  Xl^tigfeit  bie  SRegeln  genau  be« 
ftimmtm  (t>gl.  ©abuel,  Seben  beS  eJ^no.  %.  ^olg« 
Käufer,  beutfd^e  «uSgabe,  Waing  1862,  437  f. 
441  f.).  S)ie  Aufgabe  beS  Spirituals  mirb  am 
eingel^nbftm  Dom  ^l.  ftarl  SBorromäuS  (Institut 
Seminarii  2,  4  [Act.  s.  Mediolanensis  eccle- 
siae,  PariB.  1645,  476  sq.])  be^anbelt;  menn 
aud^  mand^e  feiner  ^norbnungen  unferen  Qtü* 
ber^ältniffen  nid^t  mel^r  entfpred^en,  merben  bod^ 
bie  t)on  il^m  enhuidtelten ,  auS  ber  Srfal^mng 
gefammelten  ®mnbibeen  ^r  immer  ma^ebenb 
fein.  9tad^  feiner  Snmeifung  foE  ber  ,,getftlid^e 
Sater"  alS  @)emiffenSrat^  einm  SertrauenSpoften 
belleiben  unb  benienigen,  meldte  feiner  ^W\t  be* 
bürfm,  in  ben  innerften  9lngelegenl()eitm  i^rer 
Seele,  il^reS  Serfe^rS  mit  @ott,  gur  Seite  ftel^en. 
@r  ^t  fie  in  Serfuc^ungen  gu  tröftm,  im  Stre« 
bm  nad^  £ugenb  gu  leiten,  bamit  meber  gu  biel 
nod^  gu  menig  gefd^el^e  unb  bie  ßingelnen  fid^ 
an  eine  fold^e  Set^ätigung  beS  d^riftlid^en  ®ei- 
fteSlebenS  burd^  Selbftübenoinbung  gemöl^nm^ 
toie  fle  il^rem  Sl^arafter,  i^rem  93eruf  unb  ibrm 
StanbeSpfiic^ten  ent[prid^t.  SDa  eine  fold^e  Sei« 
tung  nur  bann  möglid^  i^,  menn  ber  Setreffenbe 
fid^  über  ben  3uftanb  unb  bie  Stimmungen  feiner 
Seele  offm  unb  rüdf^altSloS  auSfprid^t,  barf 
fein  ®runb  gur  Slnna^me  oorl^anben  fein,  fold^e 
SRitt^eilungen  fönnten  irgenbmie  gu  feinem  Stuften 
ober  gu  feinem  Sd^aben  Dermertl^et  merben.  ibn 
Spiritual  ift  bamm  nid^t  nur  gur  größten  93er« 
fd^miegml^eit  ftrenge  oerpflid^tet,  fonbem  foll  aud^ 
auf  bie  äußere  fieitung  feinerlei  Sinflu|  l^ben  unb 
feine  3^ugniffe  auSftellen,  mie  bie|  bie  übrigen 
aRitglieber  beS  SorftanbeS  tl^un.  3)er  Serfe^r 
mit  ii^m  foH  burd^auS  geiftlid^,  innerlid^,  perf5n« 
lid^  fein,  analog  bemjienigen  beS  IBeid^toaterS  mit 
feinem  $önitentm.  ^|  man,  n^o  möglid^,  gu 
einem  f old^en  9mte  nur  altere  ÜJlänner  tt)ä|lt,  mel- 
dten einerfeitS  einereid^  C^al^mng  gu  ®ebote  ftel^t^ 


685 


@))tr{tualen. 


636 


«nb  We  anbemfeitS  für  il^  jperfon  mit  bcr  SBeÜ 
unb  i^ren  Sntcreffen  im  ffiefentUd^m  abgelt^Ioffcn 
^aben,  folgt  auS  bem  (Sl^arafter  beS  ^mted  (Dgl. 
aud^  bcn  9lrt.  Seid^toater).       [93.  Stephan.] 

^pbMnatm,  eine  für  ftrengere  Obf erDana, 
befonberd  ber  Srmut,  ftreitenbe  Partei  beS  gfron- 
cidcanerorbenS  im  le^en  SSiertel  beS  13.  unb  im 
erften  beS  14.  ^al^rl^unbertd,  über  meldte  erft  bur^ 
bie  üon  &jiAt  im  Slrd^tD  für  Siteratur-  u.  ftird^en» 
gefd^id^te  be«  SKitteloIter»  I— IV  [1885—1888] 
|)u6Iictrten  2)ocumente  nnb  fritifd^en  Unterfuc^un- 
gen  bad  redete  Sid^t  Derbreitet  tuorben  ift.  Sie  Se« 
nenmtng  Spintualen,  an  fid^  ein  ß^renname^.  ift 
benfelben,  wie  fte  felbft  auSfagen  (f.  ardj^iD  IV, 
52),  tool^I  Don  ber  ©egenpartei  fpotttoeife  bei- 
gelegt. Sr  erflort  ftd^  (gegen  S^rle,  im  %r^iD  ni, 
600)  am  einfad^ften  burd^  SBesugnobme  auf  bie 
Stelle  ber  Siegel  bed  Stifters  (c.  10) :  Et  ubi- 
cumque  sunt  Fratres,  qoi  scirent  et  cogno- 
Bcerent,  se  non  posse  Begolam  spiritualiter 
observare,  ad  buob  Ministros  debeant  et 
possint  recurrere,  load  ber  1^1.  99onaDentura 
(Expositio  super  Begulam  Fratrum  Minorum. 
Opera  omnia,  ed.  Ad  Claras  Aquas,  Vm, 
432  sq.)  erflört :  (Spiritualiter  observare)  est 
in  bis  praecipue,  quae  spiritualia  sunt,  ut 
tranquillitas  cordis  et  puritas  conscientaae, 
möl^rcnb  bie  @))iritualen  (ene  äßorte  in  bem  Sinne 
Don  ad  literam  observare  }u  nel^men  ))flegten. 
S8  liegt  nun  nal^e,  ba^  bie  Siferer  für  bie  ftrenge 
ObferDan)  ber  Stegel  ben  fte  oft  l^art  bebröngenben 
Oberen  gegenüber  ftd^  gerne  auf  iene  SBorte  tt» 
riefen,  um  bamit  i^  9ied^t  auf  @d^u^  unb  ber 
Oberen  $f[id^t  geltenb  su  mad^en,  unb  hai  jene 
bad  äßort  spiritualiter  Don  ber  9rt  ber  Obfer« 
Dan)  auf  bie  Derl^a^ten  @egner  übertrugen. 

I.  Um  bie  Sntfte^ung  bed  gemalttgen,  burd^  bie 
@))iritualen  Derurfad^ten  ffam))fed  gu  erfiören  unb 
aud^  ben  rid^tigen  StanbpunJEt  für  eine  geredete 
Seurtl^eilung  ber  ftreitenben  ißarteien  }u  ge- 
winnen, ift  ed  1.  n5tl^ig,  Don  ber  burd^aud  eigen- 
tl^ümlid^en  SBefd^affen^eit  ber  genannten  Siegel 
auskugelten.  Sie(e  felbft  ift  Dom  beüigen  @tu|le 
in  mehreren  S)ecIarationen,  bie  afö  autl^entifd^e 
|)romuIgirt  ftnb,  erflört  loorbeiu  Sid^  an  biefe 
obiectiDe  9lorm  }U  l^alten,  ift  um  fo  notJ^toenbiger, 
iDeil  bie  meiften  neueren,  bem  Orben  nic^t  an- 
ge]^5renben  Sd^riftfteUer,  befonberS  proteftantifd^e, 
Don  fubjectiDen  unb  tl^eilloeife  irrigen  3lnfid^ten 
geleitet,  einfeitigen,  [a  folfd^en  Urtl^eilen  DerfaUen 
pnb.  9}on  erl^eblid^em  ®ett)id|te  finb  befonberS 
gtoei  Si^entl^ümlid^feiten  biefer  Siegel.  SrftenS 
nämU(^  finb  nad^  jenen  ))ö})ftlid^en  (Srfidrungen 
au|er  ben  brei  allen  Orben  gemeinfd^aftUd^en  ®e- 
lübben  nod^  Diele  anbere  SSorfd^riften  ber  SRegel 
unter  fd^toerer  Sünbe  Derpflid^tenb.  2)urd^gängig 
loaren  e3  bemnad^  ©emiffeubaftigfeit  unb  Sreue, 
nid^t  Streit-  unb  9ieuerung§fud^t ,  toeld^e  ben 
äßiberfprud^  gegen  eingefd^Iic^e  3)ligbröud^ 
bemirften  unb  möl^renb  ber  gangen  ©efc^id^te  be§ 
OrbenS  baS  fortmäl^renbe  9iingen  nad^  SReformen 


unb  fßertoirnid^ung  beS  3beaK  Donbmmener  Ob* 
ferDan)  umd^  '^idttn  (f.  b.  9rt.  9rmut  1, 1394), 
SDie  }tDeite,  für  bie  SeurtJ^eilung  ber  in  Siebe 
ftebenben  SontroDerfe  fel^r  mid^Hge  (Eigentum- 
lid^feU  ift  bie  meite  Sel^rfrit  biefer  Siegel, 
D)eld^e  in  bem  Sial^inen  beS  SBortlouteS  Diele 
@rabe  me^r  ober  weniger  DolUommener  ObfetDan) 
}ulö^.  Sli^t  flrenge  Uniformitot  einer  etn^eit« 
lid^en  ObferDan},  fonbem  reid^e  Entfaltung  ber 
in  ber  Siegel  liegenben  9}orfd^riften  unb  Aeime 
liegt  im  ®eifte  unb  SBortlaute  berfelben  unb  1^ 
fid^  aud^  gefd^id^tlid^  nid^t  bto^  in  83e}ug  auf  ein- 
zelne 3nbü)ibuen  (waS  felbftDerftfinblid^  in  allen 
Orben  juirifft),  fonbem  aud^  in  93e)ug  auf  flei« 
nere  unb  größere  corporatiDe  Silbungen  (Sletiro% 
Suftobien,  ^roDinjen,  Familien)  in  reid^  Slan- 
nigfoUigfeit  auggeftaltet.  Sd^on  unter  bec  Seitung 
beS  1^1.  granciScuS  gab  t%  Cremitorien,  für  toelc^ 
er  felbft  fpedeUe  Sonftitutionen  Derfapte,  unb 
eigentlid^  SonDente;  au(^  in  ben  unter  bem 
1^1.  SonaDentura  1260  erlaffenen  Gonftitutionen 
»erben    loci    conventoales    mit    loenigflenS 
13  SBrübem  tmb  fleinere,  non  conventttales, 
unterfd^ieben  (f.  baS  Sifil^ere  im  Srt.  ObfetDanten 
IX,  684—687).  So  ift  biefe  Siegel  bem  Eiligen 
Soangelium  ni^t  unol^nli^i,  meld^  innerbalb 
feiner  ©renken  über  bem  Seben  beS  gemd^nlid^en 
Sl^riflen,  ber  fid^  begnügt,  einfad^  bie  ®ebote 
®otted  unb  ber  ftird^e  gu  polten,  ungül^Iige  ^ö^ere 
Stuten  ber  ObferDanj  fennt  bis  gur  DoUen  Um* 
manblung  in  baS  IBorbilb  S^rifH  (2  Sor.  8, 18). 
S)emnad^  ift  bie  fc^lid^te  ObfetDan)  ber  nad^  St- 
flörung  ber  $öp]te  fd^mer  Derpflid^tenben  ®ebote 
ber  Siegel  no(|  leine  Untreue  gegen  biefe,  fo  loeit 
ein  fold^ed  ütlvx  oud^  abfielet  Don  bem  3beal^  bad 
ber  l^L  Sroncidcud  unb  Saufenbe  feiner  ^eiligen 
jünger  erftrebten  unb  aud^  me^  ober  tt)eniQet  oec« 
toirflid^ten.  3n  biefem  mit  ben  ))ät>ftlid^en  Srlaffen 
übereinftimmenben  Sinne  faffen  ber  ^L  iBona« 
Dentura,  bie  großen  Sieformatoren  bed  OrbenS 
unb  aSe  bem&brten  SrHörer  ber  Siegel  bie  iBer* 
pfiid^tungen  betreiben  auf.  ^ölt  man  biefe  9lonn 
bei  ber  93eurtbeilung  ber  in  Siebe  ftel^enben  Son« 
troDerfe  feft,  fo  bitten  bie  S|)intualen  bei  il^tec 
lBelöm))fung  ber  Dorl^anbenen  3Ri^bräud^  Dtelfo^ 
ba§  Siedet  auf  ibrer  Seite ;  fte  Dertraten  eS  abtt 
nid^t  o](ine  9Ra§loftg(eit  unb  mit  einfeitiger  ^öx» 
bung  burd^  Seimifd^ung  mel^rerer  ungejunbeti 
9Reinungen ,  an  mel^n  il^re  Rubrer  festhielten. 
3nfolge  biefer  ©ebredgen  gaben  fte  ftd^  im  9}er< 
laufe  bed  Streites  fold^e  SBlö^cn,  ba^  ber  J^iligt 
Stubl,  ber  il^nen  anfangs  burd^auS  nic^t  un^ 
günfttg  mar,  fie  faKen  gu  laffen  Deranla^  tnurb 
(ber  ö^te  Aem  im  Streben  ber  S|)irituäest  lebt 
in  ben  gleid^  folgenben  Xrägem  ber  ObfetDcut 
[f.  b.  Slrt.  ObferDanten]  tt)ieber  ouf). 

2.  SDie  tl^atfäd^lid^  Dorl^aitbenen  Sli^rätuj^e  i« 
Orben  maren  Derurfad^t  burd^  bie  überrof ^e  ^u€ 
breitung  beSfetben,  Derbunben  mit  ber  unidugba 
großen  Sd^mierigfett,  toeld^e  bie  ))raftifdbe  Uebun 
ber  Dorgef(|riebenen  Slrmut  für  bie  Sd^ioäd^e  b< 


63T 


€)){t{tualen. 


688 


mcitfd^fid^  9loittt  bietet ;  femer  burd^  bie  Sn« 
no^  0tote  Stü\itx  in  ben  @töbten  unb  burd^ 
teil  Sin^al  bc3  todtflugen  (Senerald  Sltad ;  bief  eS 
imb  VnbmS  fydtt  m  einem  Xl^etle  beS  OrbenS  Sr- 
fdMoffung,  la  toefenlH^e  SRilbröud^e  eintourjeln 
laifen.  SBegm  ÜRi^erfoIg  bei  feinem  Steformeifer 
^jtasibtt  bet  fei  Solennes  t)on  $arma  fein  9lmt 
oifi  Orbcn^gntetol  nieberlegen  )U  muffen  in  ber 
Öoffmoig,  boB  ber  auf  feinen  StatQ  (1257)  gemal^Ite 
Simoofntttra  br{fem<l^oIg  ^ben  mürbe.  $aS  erfte 
Scnbfd^teiben  bed  {e|tem  an  ben  gaiqen  Orben  be« 
jtdiigt  nur  )u  fe^  bieiHagenber  ©piritualen,  meiere 
bonptf&^it!^  bie  )e|n  bort  gerügten  SKi^bröu^e 
TOT  fd^firfer  ^orjul^eben  {ißegten  (f.  bad  @enb« 
idirri^en,  fomie  ein  }»eited  ol^nlici^eS  Dom  3a^ 
1266^  m  BonaTent  Opera  omnia  etc.  YIU, 
46S  aqq.).  Sonooentura  tonnte  no^  fagen  G-  c. 
t.  3),  ha^  bie  SR^raa^I  frei  Don  biejen  aRi|- 
kS:^^  ^i;  fein  9nfc^  itnb  feine  JHug^eit  unb 
IRaiignns  ^lieQen  bie  @)iannung  ber  Segenfö^e 
»^  in  brn  iSm^tn  ber  üu^emOrbnnng.  3)oS^ 
§ifi4  baraiif  warnen  fomo^I  bie  SRi^äud^ 
als  bie  €4|n>tf^eit  ber  Parteien  su^  nomenfli^ 
ai4  bobin^^  ^  bie  ^^trinjial»  unb  (Benerol- 
nodflcr  meiflenft  me^r  bie  @))tritualen  be!am)if- 
tn,  08  Jfir  bie  Seform  eiferten.  (Sine  9lud« 
M^  MMe  ber  ®eneral  Slaimunb  (Boufrd)i, 
m  {Snmer  ber  Syirbbnolen  (1289— 1295).  S)ie' 
ier  0c|^  aift  brfi|igiö^ge  flonqif  feOrjt  bmnte 
tk  Siflcipfiii  mir  \odtm  unb  baS  Oebel  uer- 
ftf^ifn,  tpcniiflliii^  inuncr  wnI^  ein  gto^  X^eil 
be^CttcnS,  uncje&ftberfonftfe^fi^soffeetnri^ 
task  n*.  UBeitino  uon  (Eofde  |ngiM,  uon  ben 
f erugtieB  Vbüntaiäfak  frei  uwr.  Ubedino  üagle 
bQBptf84^i4  UMW>^  Cbeint  an,  nooKufuil^  bie 
$ttrdrt  Scdoicav  UKk^e  in  ben  ^ßsoDinicn  3ttt" 
Üeui  mb  oad^  oaberimo  bie  ^cnfd^oft  Rollen 
(li4v»  m,  78u  118);  hierin  nod^  er  no^ 

S.  SM  ft»!r'¥*  bcm  '^v^V*'^rf^  Ob^ 
tufter  ber  SpiritBoicB  Üctiiifi,  |o  i^  noa  nil^ 
luuQU^t^  OBT  fUfuei  fBr  me  piniy  i^inerMB| 
ber Septl,  Me  boBd^  «ab  p  oabenB 3ci2aiini|* 
amm^  ebm^ükiA  ptbemS^tritnokapiml^ 
BOL  {.9.  bcB  IL  ^>tiiiil anb  bie  cr^ 

"  TS 

bit  CVTC^HSM 


€))iritualen.  Fr.  Stngelo  (Slareno  ((ei  ßl^rle  immer 
Clarino)  unb  Fr.  Ubertino  Don  Safale,  inficirt 
Don  ben  fd^mörmerifd^en  3been  unb  Sßrop^c^ei« 
ungen  bed  Slbted  3oa^im  Don  gfiore  (f.  b.  9lrt.) ; 
il^re  93ere]^rung  für  ba8  Seben  befi  I^L  gfrcnciScul 
litt  an  einer  gemiffen  Ueberfd^mänglid^teit;  bie 
9tegel  erllarten  fie  (mit  Berufung  auf  boS  ^eroif d^e 
SBeifpiel  beS  l^eiligen  ©ttfter«  unb  feiner  erften 
©efäl^rten  unb  auf  bie  ©d^riften  ebenbefifetten)  in 
fe^  fd^offem  Sinne;  Siele  toaren  mit  fämmt- 
It^en  päpftlid^en  Steoelernärungen  unb  mit  ben 
^Auslegungen  beS  I^L  ISonaDenturO;  meldte  burd^* 
meg  bie  (Srunblage  ber  ))ät)ftltd^en  SBeftimmungen 
bilben,  nid^t  einDerftanben  (^Srt^iD  III,  189),  unb 
mag  baS  (Sefä^rlid^fte  toar,  fie  fd^ränften  baS 
SHSpenfationSred^t  beS  $a))ftefi  in  Seaug  auf  bie 
gelobte  Siegel  ungebül^rli^  ein,  inbem  fie  fld^  babel 
aOerbingS  auf  eine  bamalS  meit  Derbreitete  Sebre 
ftü^en.  9ud^  fpielten  unHare  3been  über  ben 
9Bert]^  ber  Uebung  ber  tRrmut,  über  baS  ZBefen 
ber  d^riftli(^en  SoUfbmmenbeit  an  fld^  unb  ber 
relatiDen  SoUfommenbeit  ber  Orben  mit  l^inein« 
aRand^  unnfi^e  ®erebe  l^e  leidet  Dermteben 
merben  tonnen,  menn  fie  unb  aud^  Snbere  fid^  an 
bie  lid^tDoDen  &biren  beS  1^1.  SonaDentura  in  feiner 
Apologia  panpemm  c.  8,  n.  2—26  ael^alten 
bäten  (f.  Bonavent.  Opera  omnia  YIII,  244 
ad  252).  9lamentli(^  ift  )u  beod^en,  maS  berf elbe 
lebrt  über  baS  Ser^tni^  ber  innem  @eeIenDoD« 
tommenbett,  beren  radix,  forma,  finis,  com« 
plementam  et  yjnealnm  Caritas  est,  unb  ber 
brei  in  einer  jumfod^  Stufe  geübten  8de 
Aenberf elben  )u  ber  äußern  Stnjiitution  beS  Or« 
benSftonbeS,  be|{en  SBefen  unb  relotiDe  fßoHß 
fbmmenbett  berortig  ift,  ba|  in  (einem  ber 
Ciben  ale  Hebungen  oer  Zugenben  ^ufornmen 
fitanea  Dcrrint  W€&m,  ba|  Dielme^  leber  nadf 
feinem  fpecieOen  3^^^  <oidf  fme  {pecirOen  ^tä» 
rogotioea  Iftd,  bog  boburdl^  bie  ttwU^,  <ß^rifti 
Snmt«  tanqnam  in  Teeüto  deanrato  circnni- 
data  Tarietate  ($f.  44, 10),  decorator  et  M- 
formis  ^fieitnr;  ba|  boS  OibenSgelübbe  offiU 
wMtoüXBUSt  Snaenbnbunn  (etne  Sollfonniienbeü 
eiafc^fie^,  fonbem  Secfe^ii^ett,  (eine  9xiiiAvn% 
beanift,  foabcm  &^twi^tiüfjtdi;  boi^  obne  bie 
SctteSgobe  ber  2iebe  leine  du|ne  Udhmg  bec^ 
bndflti^  ip,  nab  bo^  ba  \ü  nicnumb  tt>ei^,  ob 
ber  ^eilige  (Beiß  in  ibm  M^,  für  jebea  miraid^ 
fMfoBOBcaea  bte  IRabnnng  bc4  1ipofid&  gilt, 
boB  ieber  bca  fbtbern  abor  fu^  fe|!ni  müjfe 
'$^  2,  3).  —  fUIe  bie  mtgefü^itea  2Röngri, 
aoKBtlufe  bk  Roiloflgfetl  ba  Sfnntualen,  bie 
leise  fts^4/L  aolnn  oaf  etae  «iloere,  ober  na^ 
^rartfffb  beS  Stoi^mmS  ber  üt^il  fix^  b^^Itenbe 
CHessci^  ^rnbezien  bie  Svt^tjfmmg  etaer  be» 
£ir^.^ßin  Se^rm.  @or  baU>  übrnp^  nd^ 
d  bie  ^tc^^icr  ber  Spirimalea,  bcB  eine  eil« 
SrrxB  ha  ber  gcr^  %säu^a3xa%  De$ 
Ctt^sl  ex^)  Ml  »leiea  crr^  iktrsunnk  m  Dea 
Sürcca  t^d^Mi  vssl^wA  war;  in  r^tzez  b^ 
hLSß  CB  JftnVTTir  bei  StxtdcS  bcrt^  iTrrgi'rg 


689 


Spttitualett 


t)on  betn  Bejlel^enbenOrben  {td^  eine  una&^öngipe 
Stellung  ^u  erringen,  ©oburti^  erfd^icnen  fie  in 
ben  klugen  i^rer  ^roDinjittl»  unb  ©enerolminifter 
afö  ätebellen  unb  oIS  verfallen  ben  Don  ben  Ör« 
benSconftitutionen  feftgefejten  ©trafen  ber  9lpo- 
ftafie. 

n.  3m  gefd^id^tlic^en  SSerlaufe  bc§  ©piritualen- 
fhreiteS  treten  naäf  ß^rle  brei  ©ruppen  ber  ©piri» 
tualen  f)ttt>ot,  nämlid^  bie  ©piritualen  in  @üb- 
fronfrei^,  fpecieUe  ^nl^änger  Dlioi'S ;  bie  ©piri- 
tualen ber  SWarf  9Incona,  beren  gül^er  juerft 
Fr.  SiberatuS  unb  bann  Slngelo  ßloreno  mar; 
bie  ©piritualen  öon  Umbrien,  loScana  unb  Cber» 
italien,  an  beren  ©pi^e  Fr.  Ubertino  Don  gafale 
ftanb.  3n  anberen  £änbem  toirb  eS  ©efinnungö» 
genoffen  ber  @enannten,  aber  tt)o]^I  feine  organi- 
firte  Skeformpartei  biefer  5lrt  gegeben  l^ben.  3n 
ber  ^eimat  OliDi'S,  n)o  au(|  frül^er  bie  Sllbi« 
genfer  unb  SBalbenfer  i^n  t^auptft^  gel^abt 
Ratten  unb  ,,ber  gro^  3oad^imift"  (fo  ©ahm- 
bene).  Fr.  §ugo  Don  Digna,  frül^er  eine  ä^nli(i§e 
9li(f)tung  toie  OliDi  befolgte,  l^atte  bie  gan^e  IBe- 
h)egung  tool^I  am  erften  unb  tiefften  9Bur§eI  ge- 
faxt. S)er  ©treit  lourbe  acut  unb  dffentli(|,  al3 
ber  ^roöinjial  ber  Provincia  Provinciae,  ^r- 
noib  Don  JRoccofoIio,  im  3. 1285  bie  5lnbänger 
OiDi^3,  ben  er  caput  superstitiosae  sectae  et 
plurium  errorum  nannte,  bem  ©eneralcapitel 
beS  DrbcnS  benuncirte.  3la^  bem  Sobe  OliDi'S 
(14.  mäx^  1296)  nmrbe  baS  Uebel  nod[|  fd^Iim- 
tner.  ffion  ben  Oberen  biefer  ^roDinj  »urben 
bie  3ln]^änger  DliDi'S,  obtool^l  biefer  in  feiner 
fibi)mx  3nftan)  bi§  bal^in  Derurtl^eüt  toar,  al§ 
^äretifer  angef el^en,  fd^wer  Derfolgt,  gur  luSIief e- 
rung  ber  ©Triften  il(ire§  gü^rerS  gezwungen  unb 
bie  Sert^eibiger  berfelben  ber  3nQuifition  über- 
geben. S)ie  ©piritualen  il^rerfeitS  feierten  ben 
Derftorbenen  DliDi  als  einen  ^eiligen  unb  bötten 
großen  Sln^ang  im  SSoIfe.  gür  biefelben  Demen- 
beten fid^  aufer  ber  föniglid^en  t^amilie  Don 
9leapel  meliere  ©tobte  ©übfranfreid^,  tooburd^ 
^apft  glemenS  V.  fpäteftenS  im  October  1309 
(^rd^iD  II,  360  ff.)  Deranla^t  »urbe,  bie  gontro- 
Derfe  Dor  feinen  Mid^terftul^I  ju  jiel^en.  gr  berief 
bie  t^ül^rer  ber  proDencalifd^en  ©piritualen  mit 
bem  Fr.  Ubertino  Don  Eafatc  an  feine  Kurie,  in- 
bem  er  fie  Don  ber  ©erid^tSbarfeit  il^rer  DrbenS- 
oberen  burd^  ein  ©^reiben  Dom  14.  ^pril  1310 
fntbanb,  auf  bag  fte  frei  bie  SSertl^eibigung  i^rer 
^Jartei  filieren  fönnten.  Ueber  bie  3wpönbe  beS 
DrbenS  würben  il^en  Dier  Qfragen  gur  95eant» 
toortimg  Dorgelegt  unb  eine  eigene  Sommiffton 
ber  Sarbinöle  für  bie  ^tfd()eibung  biefer  ©ad^e 
ringefejt.  9lud^  nalftm  ber  ^pft  fid^  ber  übrigen 
l^rt  Derfolgten  ©piritualen  an.  —  3)ie  gttjeite 
®ruppe  ber  ©piritualen  l^tte  fld^,  toie  ertoöl^nt,  in 
ber  iliarf  5lncona  unb  ben  angrenjenben  Steilen 
Neapels  gebilbet.  ©d^on  1274  waren  bort  fold^e 
©trcitigfeiten  auSgebrod^en,  unb  mel^rere  (Sifcrer 
für  bie  SRegcI  nwren  fogar  ju  ewigem  fterfer  Der- 
urtbrilt  tDorben.  3u  biefer  gjartei  gel^örten  aber 


;  einige  burd^auS  l^eüige  SRänner,  Don  tri^ß 
I  brri  im  Orben  fird^U(^  geftatteten  M  Jit^\ 
nämlxcü)  ber  feL  ftonrob  Don  Op^  bir 
t^rer  92icoIauS  Don  £olentino  (f.  b.  U.) 
^etruS  Don  %xtia ;  gu  ibnen  forni  si^t 
werben  ber  fei.  Sol^onned  Don  genno  (ite 
^iDema).   S)er  OrbenSgenrroI  Sai|iinnil 
frebi  nobm  fid^  jener  unterbrüdto  9dht 
befreite  fie  au8  i^rer  öoft  unb  fcjüfie 
berfelben  (1290)  ald  ÜRiffionare  lut^  l»i| 
namentlid^  ben  Fr.  SiberatuS  unb  b«  {i)« 
nannten  ^ngelo  Slareno  (a  Cm^äioi 
wirften  fte  ]t^x  fegenSreid^,  muBttn  As 
wegen  neuer  äierfolgungen  nad^  itoSat 
feieren.  S)ann  wanbten  fte  ^  an  ^^ 
ftin  V.  unb  erl^ielten  bie  erlouBnil,  ept 
ber  3uri3biction  i^red  OrbenS,  unter  ber 
bed  Fr.  fiiberotuS  in  rinigen  armen 
nad^  ber  ftrengen  ObferDong  ber 
regel  gu  leben;  fte  nannten  ^  befln4 
nid^t  Siinberbrüber,  fonbem  Paaperee 
Domini  CaeleetinL    9)Ht  ber 
$apfte§  Derloren  fte  aber  ollen  @(^; 
fatiuS  YUL  würbe  gegen  fie  eingemnoM 
unter  ber  gfübrung  Don  Kngelo  flol^tiitk 
aOe,  namentlid^  nid^tberfelffoncobiNm^ 
nad^  ©ried^enlonb,  wo  fte  gwei  3a^  «f 
3nfel  in  trieben  lebten.  ©pöteflenS  180» 
^ngelo  nad^  3talien  gurücl,  wo  er  tnto 
©c^uke  beS  SarbinalS  3acob  Solonnainte' 
Don  Dtom  lebte.  Sr  war  um  bad3#l^ 
ben  Orben  getreten,  l^otte  auS  bem 
IBerfe^r  mit  ben  erften  3üngem  bed 
einen  wal^ren  geuereifer  für  bie  Slefbot 
aufgenommen  unb  würbe  aud^  wie  eilt.. 
Sßiib  Don  Ort  gu  Ort  Derfolgt  3in64#l 
genannten  SarbinalS  ging  er  1311  no^ 
wo  er  bis  gum  ^afjßct  1318  blieb  tmb  jiMi 
ben  groj^en  $roge|  unb  ben  SBed^feliste 
ber  ©piritualen  mit  burd^Iebte.  Seine  ^' 
finb  für  bie  ©efd^id^te  biefer  ^ßartei " 
(f.  biefelben,  Don  Sl^rle  t^eUd  M^üHt, 
in  ^uSgügen  unb  t^eilweife  gum  crpoi 
herausgegeben  im  Src^iD  1, 521  ff.  [E^rid» 
cusatoria  ad  Papam].  533  ff.  fplißr 
feiner  Srieffammlung] ;  H,  106  ff.  [bie  o^f 
fei  Don  il^m  Derfa^e  Historia  sq^tem 
üonum]).  —  Rubrer  ber  britten  oben 
©ruppe,  ber  ©piritualen  in  Umbrien, 
unb  in  Sb^en  Don  Oberitalien,  toor  to 
begabte,  aber  aud^  c^entrifd^e  Fr.  Ubedn» 
Saf ale.  (Sx  geid^et  fid^  f elbft  beutli^  (A  ii 
1304  auf  bem  Säerge  aiDema  gefd^netoa 
Arbor  yitae  crucifixae  Jesu,  in  lDc(4v'| 
fleine  f  d^öne  ©d^rif  t  beS  l^L  SonaDentum: 
yitae,  gu  einem  ftarfen  Sonbe  mit  vUenW 
erweiterte  unb  aud^  gegen  OliDt  bie  ft|H 
beS  ^fteS  SonifatiuS  YIIL  befhUL  ) 
f  elben  3n:tl^ume  Derfielen  leiber  vmänt  ttdH 
©piritualen,  bie,  gefd()u|t  Don  ben  niUtjtilBjg 
lonnaS,  oud^  an  bem  fd(|i8nuitifd^ZiRhi>P 


•48 


©^itititalen. 


644 


f otbette  3o]^aimeS  XXH  1822  in  bem  ti^eoteti- 
jd^en  Streite  über  bie  9rmut  fogar  don  tbm  ein 
tu)<^  erl^teneS  ®utod^ten.  —  92a<^  ad^tiolQrigem 
ftamp\t  fyxüt  bie  Kommunität  oofifianbig  geftegt, 
bie  Spiritualen  in  ber  $rot)ence  Derfdbtoanben  aß 
^ortei  looQftönbig ;  nur  ÜRitglieber  oeiberlei  @tß 
jäled^td  Dom  brUten  Orben,  urfpränglid^  mfjH 
iSnl^änger  OIit)i'd  unb  bann  in  t)er{(^iebene 
3ntpmer  gefallen,  lebten  alS  @ecte  ber  Se« 
guinen  unb  SBeglffarben  (f.  b.  9(rt.)  meiter  fort ; 
fd^on  Don  SIemenS  V.  (o.  3  Clement.  5,  8) 
toaren  ad^t  il^rer  Snle^ren  Dertoorfen  toorben. 
%xäf  gegen  bie  r\aä^  ©icüien  unb  Neapel  gepd^ 
Utta  ^))iritualen  unb  bie  Don  9Ingelo  Slareno 
geleiteten  erlief  Sol^onned  XXII.  bie  }mei  @d^rei- 
ben  S.  Born,  atque  uniy.  EccL  (30.  2)ecember 

1317)  unb  Oloriosam  Ecclesiam  (23.  Januar 

1318)  unb  anbere  unb  lieg  Diele  ^rogejfe  gegen 
ft<  einleiten  («rd^iD  IV,  64  ff.)..  S)ie  Derfd^ieben 
aufgelegten  SBorte  ber  erften  S)ecretale,  koeld^e 
fid^  gegen  nonnullos  profanae  multitudiiuB 
viros,  Yulgariter  Eraticellos  seu  Fratres  de 
panpere  vita,  Bizochos  etc.  nuncapatos 
ttenbet  unb  Don  biefen  fagt,  fte  l^ötten  ben 
@abit  eined  neuen  OrbenS  angenommen  unb  Ru- 
beres getl^an,  finb  nad^  ben  §o^<^ungen  ßl^rle'S 
(ard^iD  IV,  140  ff.),  toenigftenS  in  öfter  Sinie, 
gegen  bie  Don  Slngelo  Slareno  geleiteten  @piri- 
£talen  gerid^tet.  ^iemad^  mug  bie  im  9(rt.  ^rati« 
teilen  (TV,  1926  ff.)  nad^  Sßabbing  unb  Ruberen 
Dertretene  Slnftd^t,  bag  biefe  gfraticeOen  Dielme^r 
bie  alteren  Secten  ber  9))ofteIbrüber  bed  @ega- 
relli  unb  S)uIcino  be}eid^neten,  ie^t  aufgegeben 
toerben ;  bod^  bleibt  befielen,  ba|  baS  SBort  Srati« 
ceUen  aud^  bei  ben  alten  Sd^riftftenem  balb  ol^ne 
äble9lebenbebeutung,  balb,  mie  bei93illani,  tokt- 
lid^  Don  ienen  ^oftelbrubem,  balb  Don  ben  fd^iS* 
mattfd^en  ^nl^öngem  beS  9Rid^aeI  Don  (Sefena, 
ben  principieOen  ©egnem  ber  @|)iritualen,  frul^ 
nid^t  feiten  gebrandet  mürbe,  mal^renb  man  fpater 
bie  fd^iSmatifd^e  unb  l^retifd^e  italienif(^e  Secte 
bed  14.  unb  15.  Sal^rl^unbertS,  gegen  meldte  ber 
fjll.  Sol^anned  Sapiftran  (f.  b.  ^rt.)  unb  ^acobuS 
Don  ber  SDtarl  im  15.  Sal^r^unbert  lämpften,  fo 
nannte.  6ie  leierte,  feit  goleflin  V.  gebe  eS 
leinen  legitimen  giapfl  mel^r,  fte  aSein  fyAt  bie 
Sinbe«  unb  Sbfegemalt,  ba  fie  bie  malere  JKrd^e 
mit  $a))ft  unb  SBifd^öfen  unb  ben  magren  Orben 
bed  1^1.  gfranciScuS  bilbe,  fie^ren,  meldte  aller* 
bing9  auf  bie  eitremen  @piritualen  l^inmeifen. 
SBie  bei  ber  ßntmictiung  auer  Seden  tonnte  ed 
nid^t  fehlen,  bag  aud^  at&ere  2inle^ren  unb,  toxt 
eS  fd^eint,  aud^  Serirrungen  unfittltd^  Slrt  ftd^ 
bei  biefen  einnifleten;  bod^  bleibt  nod^  ßinigeS 
fraglid^.  g^rle  bemerft  («rd^iD  IV,  174),  bag 
^bie  gfrage  nad^  bem  Urfprung  ber  Sejeid^nung 
gftaticellen  unb  beren  Snioenbung  auf  bie  ein- 
gelnen  im  ©ebirge  lebenben  Sinfiebler  nod^  nid^t 
fprud^reif  ift\  3lud^  fdbeint  eS  (gegen  ßl^rle) 
nid^t  ald  unbenibar,  ba|  bie  alten  Beeten  ber 
SBalbenfer,  Slpoftelbruber  u.  f.  m.  bei  ber  ben 


Sectirem  gemöl^nßd^  Unbeflinbighit  in  ber 
Se^e  fid^  ber  Oppofttionfitiartei  ber  gfroticeüen 
angefdbloffen  l^ben  (92ä§ered  über  bie  (äreti- 

id^  gfraticeUen  [Fraticelli  de  opinione]  f.  in 
lem  betr.  9rt.;  bort  mug  aud^  Der  @a|,  ba| 
biefe  nad^  ber  burd^  ben  fjü  3acobuS  Don  ber 
SRarf  bemidten  @trafe  auS  ber  (Sefc^id^te  Der» 
fd^munben  feien,  ba^in  nöl^er  beftimmt  tterben, 
Dag  nod^  $aul  IL  1466  mit  Strenge  gegen  fte 
einfd^reiten  mugtej  Dgl.  $aflor,  ®efc^.  ber  ^^ßäpjie 
n,  2.  «uft,  Sreiburg  1894,  360  ff.),  ffienn  fo» 
mit  nid^t  aile  SfraticeUen  Slarener  getoefen  fein 
muffen,  fo  ift  anbererfeitd  fidger,  ba|  ni^t  olle 
Slarener  fjfraticellen  gemefen  ftnb.  Sti^t  blog  ein» 
gelne  @d^üler  beS  Stngelo,  i  9.  So^anneS  Don 
SaOe,  Se^rer  beS  $aulud  be'  xrinci,  bed  (SninberS 
ber  äd^ten  ateform  ber  ObferDanten,  fonbem  eint 
gange  red^tgläubige  Kongregation  Don  Bd^iüwx 
ebenbedfelben  l^at  ftd^  bis  in'd  16.  Sobrl^bcrt 
erbalten  unb  ift  bann  burd|  popftlic^e  SSei^gung 
mit  ber  Sfdmilie  ber  ObferDan)  Dereinigt  toorben 
(m^m&  l^ierüber  tl^ttt  ß^rle,  im  9Ir(^iD  IV,  186, 
mit,  namentlid^,  bag  ein  X^eil  biefer  tn  ber  ÜRarf, 
in  Umbrien  utib  ber  Sabina  lebenben  Slarenei 
fd^on  Don  @i^d  IV.  [Doti  bem  fie  pauperea 
eremitae,  presbyteri  et  laiei  societatis  quon- 
dam  firatris  Angeli  Clarini  genannt  toerben] 
unb  f))öteren  Ißapften  mit  bem  SranciScanet« 
orben  Dereint  morben  ifl).  —  Surd^  bie  oben  ge« 
nannten  S)ecretalen  bed  ißapfied  3ol^anned  XXXL 
mar  bem  Sereine  Sngelo'd  j[ebe  firt^lid^  IBered^« 
tigung  entzogen,  unb  er  ift,  mie  ed  fd^eint,  bem 
@c^idma  DerfaUen.  Sd  ifl  nod^  nid^t  ßargeftellt, 
mie  j[ene,  gemöl^nltd^  unter  bif  d^öf  Itd^er  3uri8biction 
lebenben  Clarener  eine  legitime  Kongregation  ge« 
blieben  ober  gemorben  gnb.  —  lieber  bie  xuxd^ 
©icilien  unb  9{eapel  aeflik^teten  S^iritualen  ift 
nod^  )u  bemerfen,  ba§  fte  beim  löniglid^en  ^ofc 
unb  anberen  SQnaften  S^mpatl^te  unb  @^u| 
fanben,  ba^  fte,  mie  eS  fd^eint,  Dielfad^  eine  3(it« 
lang  eine  f^iSmatifd^e  SteEung  gegen  ben  $apf] 
äol^anned  XXII.  einnabmen  unb  benfelben   ^x 
Dielen  @d^reiben  unb  Serorbnungen  Deranla^eii 
(Slrd^iD  IV,  163  ff.),  unb  ba^  fte  unter  ber  8ä^' 
rung  ^einrid^S  Don  SeDa  ftd^  bort  ju  organifirn 

Sudeten.  Snimölig  flärte  fl(^  bie  @a^e  bal^in,  baj 
)ie  Sstremften  mol^l  gu  ben  graticellen  übergingen 
bie  ©emö^igten  aber  im  Orben  blieben. 

Unterbel  mar  auf  ben  Turgen  2:rium|)^  be 
Kommunität  in  ungealfinter  SBeife  über  bie  ötgfle 
Verfolger  ber  Spirttualen  unb  über  ben  gon^r 
Orben  ein  ßreigni|  gelommen,  bad  man  100% 
als  ein  @otteSgerid^t  begeid^nen  lamt.  Sie  9Sai 
anlaffttng  bagu  gab  bie  SontroDerfe  über  bie  3li 
mut  Kl^rifH  unb  bie  (Entäußerung  iebeS,  aud^  b< 
gemeinfamen  Sigenti^umSre^ted.  9Der!pa))ft  ^t 
hierüber  attbere  ^nftd^ten,  als  bie  meiftrn  fein 
uSorgänger  Don  ®regor  IX.  an  in  \fixm  Stioff « 
über  bie  OrbenSregel  auSgef))rod^en  ^tten.  C>ie 
über  erließ  baS  ®eneralcat)itel  Don  tßerugla  (1 S2  i 
mit  bem  General  ÜRidjiael  Don  Sefena  Doretlig  jtc 


64S 


@))tritUQU8mtt8. 


646 


gfoOm  inr  Scrt^ibigung  ber  frfl^r  ouil^  Don 
torn  f^fttn  Dertetemn  &l^te  (Wadding,  An- 
mIm  ad  an.  1822,  n.  51  sqq.).  S)ie(en  Sd^ritt 
wUm  bct  ^ßopp  \i^  äkl;  et  eilie|  am  8.  S)f 
flste  1882  für  Me  entgegengefet^  SReinung  bic 
tvceeUiIe  Ad  conditorem  canonmn  (f.  c.  8 
tMxr.  Joa.  XXn,  tit  14)  unb  eine  jtonte  Inter 
ttoandloa ;  ottd^  otmullirte  et  bie  Cntfagimg  auf 
runt^m  in  communi,  toel^e  in  bet  SRegel  Dot« 
ynörriebcn  iß  (Waddmg  ad  an.  1223,  n.  1  sqq.). 
£091901  (mXefttdt  in  ftei^et  SBeife  bet  ^to« 
cnotüt  SonogroHa  i»m  SBetgamo  (ont  14.  3a- 
nsr  1S38),  S>et  traunge  Streit  entmidelte  {id^ 
p  man  M&cnbeten  @4iSma ;  Wä^tl  Don  Sef  ena, 
CcoRB  nnb  Vnbezs  gingen  )u  bet  ^ßortei  Sub- 
Bc^  bcS  9o9ecn  fiber;  ein  Sfterpa)ift,  $etru8 
Corborb,  ein  gftandkoner,  »utbe  geioöl^lt, 
a  bm  %ttt  Stmut  (1, 1896),  gfrancificaner- 
icDcn  <IV,  1660)  unb  Sol^anneS  XXH  (VI, 
1566  ff.)  oiDfi^  i^  Siefed  Sd^iSma  ging  )u- 
nUrP  nii^  Don  ben  ©pititualen  ouS,  aber  in 
jtDlkn  no^mcn^  ttcnigfienS  in  bet  etjten  3eit, 
aobl  bie  metfien  betreiben  botan  tl^il  unb  et- 
taaai  do^onnefi  XXII.  füt  einen  6atetUet. 
SsB^  Untremetfung  beS  $ettu9  Don  Sotbario 
arf^  boi  €c^8ma  gumr  bolb  ein  (Snbe^  ni<^ 
afier  bie  onS  bcn  eitremen  @))iritualen  entftonbene 
fidnc  ^^txM  bct  gtaticeflen.  Sßid^tige  3)ocumente, 
kfonbcES  aui  bct  3rit  Soi^ned'  XXIL,  entl^ott 
m  den  erf^i^iencne  9b.  V  bed  Bnllariam  Fran- 
enc  iwn  P.  StütCL  <EubeL  [3gn.  3eiler  0.  S.  Fr.] 
^ficffiuiadMif  (@))tritidmuS)  be^eid^net 
L  im  Vflgemctnen  biejienige  fiebenSanfd^uung, 
ad(^  acbm  bet  nmterien-jinnlid^en  9latur  bie 
fiP[|kn)  gripiger  9Bef ra  annimmt  unb  9latur  unb 
0e$  f oiDO^I  im  Vltü^fyn  att  im  UniDerfum  in 
bai  n^^tige  Scr^tni|  )u  einanber  }u  f  e|en  tt)ei^. 
S»  9cgränbcr  biefed  @{nritualidmu8  totrb  Slna- 
moiBft  gcmmnt^  rodijitt  gum  erften  SDtoIe  ben 
litega^  Don  (Setß  unb  aRoterie  OargefteOt  l^aben 
{dK;  ofl  9ou)itfd^en  be«jelben  gelten  ber  pato« 
mfiBnl  imb  ber  CortefiantSmud.  ® od^  finb  biefe 
wü  din^ittgteiien  ni^t  frei)uf)n:ed^en,  ba  in  ber 
fUüDoifi^  unb  noi!^  mdr  in  ber  neu{)Iatonif d^en 
&$ule  Me  SRatctie  unb  Die  materieae  Seit  nid^t 
p  Sfttm  üoDen  Siedele  tommen  unb  in  ber  car» 
te^nifd^  6d^e  bie  Kotut  avl  einem  blinben 
fAc^anifiontf  (etobgebtädt  loiib.  Smmet^in  ^t 
>tz  cartcfiimifc^  SpitituoIiSmud  auf  bie  Snt- 
asfiimg  ber  mobemen  ißb^fop^ie  einen  gto^en 
fcs^tf^  ondgeubt  nnb  befonoetfi  bie  ftan)5ftfd^ 
Sbüofop^ie  unb  Ideologie  in  il^rem  Stampf  gegen 
bm  «aterioitSmu«  (f.  b.  «rt)  bis  in  bie  neuefte 
^  ^ana  tnftiiriti  S>ie  neuere  ftnrituatifKfd^e 
üffOi^  beten  fm/tx  Segrfinber  ®rc^  (f.  b.  %rt.) 
ft  ttb  Don  beffen  ^orragenben  Sd^filem  ^nit, 
Cfia-Sotmaie  unb  SRfgr.  b'^ulft  genannt  feien, 
»izb  tat  ®egcnfa|e  gum  rotunali^f d^en  €))iri« 
ttalünnA  CoufinS  unb  feiner  @d^u(e  neben  bem 
X^mi8nni§  dS  ^cUmütel  gegen  ben  giofitiDiS- 
sd)  92afaittiltemttfi  ge^fcn  (ogL  Piotefe, 


Etnde  critique  snr  le  materiaüsme  et  le  spiri- 
toalisme  par  la  phyeique  expörimentale, 
Paris  1896 ;  @d^n),  Ueber  neue  SBerfuc^e  ber 
9l))oIogetif  gegenüber  bem  9laturaUSmu8  unb 
Spiritualismus,  ategenSburg  1897).  @elbft  unter 
ben  SDoIutioniften  merben  bieienigen,  meldte  einen 
@d^ö))fer  annebmen  (®aubrQ),  }u  ben  @piritua- 
Hften  gesohlt,  (gegenüber  bem  |)Iatonifd^  &p\t> 
tualidmuS  beam.  äbealidmuS  l^t  ^riftoteleS  bie 
materielle  unb  finnlid^  Statur  mel^r  berüdftd^tigt 
unb  stoifd^en  Seib  unb  Seele  unb  ®eifi  mie  ^toi« 
fd^  9totur  unb  @eift  ein  innere«  IBerböItni| 
bei^upeüen  gefud^t,  inbem  er  bie  3been  in  bie 
S)inge  binein  Derbgte  unb  bie  inteSectueEe  Seele 
gtoxtr  als  baS  ben  ftörper  geftaltenbe  pnnci)>  be» 
ftimmte,  il^  aber  gugleid^  eine  Don  ben  förperlid^ 
Organen  unabböngige  ^b^gleit  unb  ein  felb« 
ftonbigeS  Safein,  b.  1^.  Subftantialttät,  beilegte. 
$Iato  unb  SriftoteleS  boben  bebeutenb  auf  bie 
d^riftlid^en  S)enfer  eingemirlt,  fener  me^r  auf  bie 
SBöter  (OrigeneS,  SugufiinuS),  biefer  m^r  auf 
bie  Sd^olaftüer  (3:bi)ntaS).  S)aburd^  mürbe  in 
ber  d^riftlid^en  ißl^Uofopbie  ber  ariftotelifd^e  S))iri- 
tualiSmuS  ma|gebenb  (Soncil  Don  SJienne),  ber 
aud^  ber  OffenbarungSreligion  entf)n:i(^t,  benn 
nad^  biefer  ift  bie  9Bett  ein  SBerl  beS  geiftigen 
Sd^5))fet8  unb  ein  9lad(|bUb  ber  ekoigen  gdttli^en 
3been,  unb  ber  ÜRenfcb  auS  einer  materieOen  unb 
geifügenSubftanjju  eii}emIebenbenSSefengebiIbet 
morben.  9IS  SBerf  (SotteS  ift  bie  9latur  gel^eiligt, 
unb  dS  Seftanbtl^eil  beS  Don  (Sott  gefd^ffenen 
9ßenfd^en  ift  ber  Seib  nid^t  bIo|  gur  £b^nal^me 
an  ben  (Siitem  biefeS  SebenS,  foiü>em  aud^  )um 
Senuffe  ber  (Sfiter  bed  jenfeitigen  SebenS  berufen. 
S)ie  auf  ber  (Seiftigleit  ber  Seele  berubenbe  gfort- 
bauer  ber  Seele  nad^  bem  Sjobe  forbert  aud^  efate 
analoge  gfortbauer  beS  SeibeS,  bie  Suferftebung 
beS  Sleifd^eS  unb  eine  SBerfUhrung  ber  Statur. 
Smar  ift  burd^  bie  Sänbe  bad  Serböltni^  beS 
^enfd^en  gu  (Sott  unb  }ur  Statur  Deränbert,  aber 
bie  (Snabe  ber  Sriöfung  "fyai,  menn  nid^t  aUe  fol- 
gen ber  Sänbe,  fo  bod^  bie  Sd^Ib  unb  bie  emige 
Strafe  aufgeboben,  unb  ber  Segen  beS  (S^tifUnm 
tbumS  enttunbigt  unb  b^tgt  au$  bie  im  Sienfle 
beS  (SeifleS  befinblid^  9latur  unb  fül^rt  ^,  bie 
unter  bem  Sludge  ber  Sänbe  feufgte,  ber  Se« 
freiung  entgegen.  (Sine  (Eonfequeng  biefeS  S))iri- 
tualiSmufi  ift  ber  @Iaube  an  ein  jenfeitigeS  (Sei« 
fteneid^,  melil^eS  mit  ben  SRenfd^en  in  morolifd^er 
unb  mqfhfd^er  (Semeinfd^aft  ftebt.  S)er  (Slaube 
an  einen  fold^en  93erfebr  mie  ber  (Slaube  an  gei« 
ftige  SRittelmefen,  ®enien,  Sd^u|geifler,  Sngel, 
melcbe  ben  Serfebr  gmifd^en  ®ott  unb  ber  SBelt 
Dermitteln,  tfl  ein  (Sememgut  aOer  alten  Steligb« 
nen  unb  $btlDfop^^f^uIen  unb  fo  aU  mie  bad 
SRenfd^engefd^Ied^  unb  fann  burd^  feinen  ÜRed^a- 
niSmuS  ober  SRaterialiSmuS  gönglid^  befeitigt  mer« 
ben.  Siefer  (Staube  bot  ftd^  aud^  in  ber  Slnna^e 
efaier  äSbefeetung  ber  92atur  auSgefprod^en  unb 
in  ber  pQtl^agoreifd^  Sd^ule  gu  ber  ölteften  f^orm 
beS  abealismus  (f.  b.  «rt)  gefü^,  infofem 


^srrrtustciMi, 


648 


(innii9ifi  ntro. 


unatt  aRzfi,  oiS  SKttd  fax  St* 

■"       • '    crfc^dBt  bcr  ©elbp- 
ber  orientolifii^en 


<<iiiiiwuLi: 


:  Anoükidniii  (f.  b.  9ltt.)  unb 

s  •  t .  >!.  9x1  fRom)  eingef dalagen. 

'^'^ntSktfamgenbenSeib  als 

biendmeOeSBeltaföein 

idcodfiäm,  fo  tmi|ten 

SeAinbung  mit  hn  9ta- 

,  ^  bie  gispenttl,  beS  ®ei{leS  gegen 
^os  -^kncQ  anidie  nk^  mir  bie  SScefe  in  gro^m 
uuyiuoibct  fonbem  {elbfl  bis  jut  SBet* 
2kr  <f^,  imn  Sodbote  beS  9ßetne8  unb 
sjAe^diä  fJDttgrf^titten.  Sie  Serfel^rung 
BitboiS  in  Wnfifii^ttKifungen  aller  Sri 
xtetctrfaflS  l^nritiialiftifd^  entfd^ulbigt  tDeil 
te*^iTtiit4tbcjledtmerbenfönne.  Diefe  f))iri- 
amtüiudwi  ätd^ftm  ßeOten  jid^  aud^  g^en  ba§ 
<tolgübmu  fehtb&i^,  loeil  fte  ntd^t  nur  bie  SQSelt 
raüxi  iu§  ^Stbo))fang  bed  guten  ®otte8  onerbmnten, 
at  anift  bie  SRen{d^»erbung  Derläugneten 
3R§taBttetes  unb  bie  öu^eren  ©nobenmittel 
^  tebcn  fid^  in  ben  f))irttualifiifd^en 
[  «ttielaÖK«  fortgefe^ ,  toeld^e  bie 
Snttibr  jetoe  aber  bojl  Ser^tni^  ©otted  }ur 
Seit  aboc  dit  9er{iaffitiig  unb  bie  @acramente 
w^  bk  Snt^Itfomlett  unb  9b« 
jft  !}i§  )8Bi  €db^rb  fteigerten  (Sogo- 
AobOBecx  3>Mnr  )eigt  au^  bie  9RQfti{ 
_  Miyfmbe  Hinneigung  jum  pati' 
jmÜMiftat  gaiiilfaMitÜintf,  aber  in  nötiger  3lu8« 
)iiD«i9  ii^oüiOBl  |ie  nur  ben  öd^  3ug  ber  mit 
)«ft  «KBdiäta  <Skt9t  ttnwnbten  SRenfd^enfeele. 
tB^vtt  >«l  «lahiübMH  Sntfagung  unb  @eI6ß- 
icfbt^t.  fo  nril  eS  bod^  nid^t  bie 
l  Ui  (inßellen,  fonbem 
.  boft  bct  5»en|d^  burd^  ^vagioibt 

R«  Me  «ifidtn«  bit  «lce{e  »ie  bed  gangen 


Mf  «Ott  er^  ber  dbri^d^  €)nrituaHd- 
^^e  fittti^  Sebeutung. 
2L  €fae  bef  onbere  Srt  be«  @4)intuaa8mu8  bilbet 
kr  Sed^r  mit  ben  ienfeitigen  Qkiftern.   S)ie 
Si|6e9ieri)e  unb  baS  Serlongen,  bur^  1^^ 
tb^  übet  bie  9latur  ^rr  gu  »erben,  1^  {dfion 
in  alter  Seit  gur  Befragung  ber  ®eifter  unb  gur 
Sonbeni  (f.  b.  Vrt.)  gefü^   S)er  ®Iaube  an 
fpontone  unb  fporabifd^e  ®))uferfd^einungen,  an 
ein  audna]^mStt)ei{ed  finnlid^ed  pereinrogen  be§ 
(Beifierreid^eS  in  bie  fförpenoelt  gum  gfrommen 
ober  @d^aben  ber  9Renf(^en  ift  urolt  unb  gibt  ftd^ 
(eute  nod^  äberaS  im  @Iouben  an  bie  ®ci{ier^ 
erfd^nungen  unb  3nmelbungen  funb.  9lberaud^ 
bie  Serfud^e,  burd^  bef  onbere  ^ßerfonen  unb  9RitttI 
bie  Srf  d^einung  ber  ®eijler  gu  ergttingen  ober  ful^ 
ber  ^ilfe  berfelben  }u  Derfic^em,  ifi  fel^  alt  unb 
aOen  Sulturfhifen  eigen«   Xobtenbejd^todrungen 
loerben  fd^on  im  alten  Xeftament  enoäl^  (Seut 
18, 11.  1  @am.  28, 7  ff.)  unb  bon  ben  (S^Iböem 
berid^tet.   S>ie  tnbifd^en  @ramanen  l^ben  eine 
tobtenbefd^toörenbe  ftunft  ausgeübt,  unb  ber  in 
^od^a{ten  »eitoerbreitete,  aber  in  ftj^lidben  fSfor* 
men  aud^  bei  anberen  ütaturbößem  äblidje  @(^« 
maniSmud  (f.  b.  9rt.)  ifi  eine  Srt  ber  SRagie, 
meldte  bie  (Sinuirfung  ber  (Seifter,  befonberS  ber 
@ei{ier  ber  %bge{lorbenen,  auf  baS  bieSf  eitige  fieben 
)ur  SSorauSfe^un^  1^.  S)a8  aRtufterienmefen  bei 
alten  Steligionen  tft  nur  eine  üerf einerte  ^orm  bie* 
fer  SRagie,  um  ber  Sulturfhife  entfpre^enb  bem 
Sebürfniffe  ber  SRenfd^ennatur  nad^  bem  Serle^ 
mit  ber  ienfeitigen  9Belt  Sted^nung  gu  trogen. 
2)0^  fid^  auid^  ®oeten  bomit  obgoben  unb  felbfl 
bie  toeidfogenbtn  (no))fenben?)  Xifd^e  nid^t  fel^Iten, 
berid^tet  Xertufiian  (ApoL  o.  28).  9ud^  bei  ben 
labbalifttfd^en  3uben  foK  bog  »fd^den,  «Suf- 
gel^en  ber  Zifd^e",   Dorgelommen  fein.     2)a8 
„©d^auen''  ber  @mebenborgianer  (f.  b.  9(rt.),  bec 
il^terifd^e  9RagnetiSmu8  9Re8merS,  ber  Somnam« 
bultdmus  (f.  b.  9lrt.)  u.  %  flnb  gmor  nid^  mit 
ben  „fptritiftifd^en"  ßrfd^einungen  gu  ibentijictren, 
fönnen  ober  bod^  old  ^orlöufer  imb  tl^eilmeifer 
(ErnärungSgrunb  bed  Spiritualismus  ober  @ptri* 
tiSmuS  betrad^tet  merben,  toie  benn  aud(^  ber 
WognetiSmuS  bei  ben  Stoebenborgionem  ben 
Flamen  @t)irituaIiSmuS  onnol^m.  3)ie^  blieb  bie 
Sqeid^nung  ffir  aSe  ftl^nlid^en  ®etfterle^ren  unb 
ijt  eS  l^eute  nod^  in  Slmerifo  unb  Sngloidi,  mäljr 
renb  in  Sfronfreid^  unb  S)eutfd^Ianb  feit  9Kt>aiI 
(Man  Aarbec,  geft.  1869)  für  bie  ®eijterbefra- 
gung  bie  93egei(^nung  Spiritismus  übli<l^  getoopi 
ben  ift.  Sie  etgentl^umlid^e  9latur  biefer  neuen 
Wd  beS  Spiritualismus  beftel^t  barin,  ba^  er  btc 
®ei{}ertDirfungen    burd^    befonberS   organifirte 
amttelSperfonen  (9Rebien)  bebiugt  frin  lä^  ©ei- 
nen  Urfprung  nal^  er  im  %  1848  in  ber  f$a« 
milie  gfos  (Seo  unb  ftot^no,  ftote)  in  ^^beft« 
biOe  bei  9len)  ^orf,  bie  cm  SBfinben,  Zl^uren  unb 
®erftt]^en  il^reS  |)aufeS  Hopfen  l^örte  unb  bann  in 
beftSnbige  Sonefponbeng  mit  bem  ftot^fcnben 
SBefen,  baS  ftd^  alS  ®eift  eines  iBerfbrbmen  ou»» 


U9 


e^iritualiStnuS. 


660 


\ 


qA.toL  SDir  Sttlt^tmgen  ttmrben  balb  burd^ 
ta  $Mogra;>^  (JBIeifKft  am  Slifd^bein,  tod- 
ia  waH  nncm  mit  einem  Wpl^M  Derjel^cn 
ViSlrtflc^Rtfm  ^  tuib  Vc  tonnte)  unb  befonbere 
CAfrilnndrieit,  wUft  in  ber  SSerjüdhmg  (tranoe) 
nia  Cinmixtang  bcB  ®ri{ie6  med^nifd^  ouf  boS 
9apicr  Jt^ntbcn«  Dertcffcti  S)iefer  @)>iriiualid- 
mtü  taoMt  ^  in  Smctifa  um  f o  fd^Qer  avA, 
Ml  bot  fcu^  Si^ußerle^rling  wib  Sifiondr 
Sfl^m  S>oirii  }tt  fflouQ^feepfie  in  9}eto  ^ort 
1S4S  feine  erßtn  Sifumtn  erj^alten  l^tte  unE  fie 
In  rnibgehmgen  mifi  bem  Senfeitd  ober  JBf 
mbntdnngen*  dmi  (Bei^etn  oufigab  unb  1846 
f^enfiii^  Soetrage  ju  ^Iten  begonnen  ^atte. 
9b  3. 1847  gab  er  fein  erfteS  SßetI,  ^S)te  $rin- 
eplm  bcr  9lotut' ,  »eU^  {(^Ireid^e  auflagen 
idcte;  Jfoasa.  iAit  iBrifterbefragung  mit  bem 
iSAc&ten  be^e  fi^  balb  mid^  übet  ben  Son- 
ttoat  Olli«  fo  ba|  ^pUn  bie  3abl  ber  Spirttiflen 
flif  20  OKabnen  angegeben  mürbe;  biefe  S^ffl 
m  Ar  olcl  gu  ^  itnb  trifft  l^eute  no^  oiel 
nrioer  in,  bo  bec  6|>irittSmuS  feinen  Stet) 
pdktmt^cili  bedoten  ^.  Sie  bebeutenbften 
ükbicB  tDoren  fbif ang9  Sea  unb  ftote  gos,  bann 
pmt^  Sb>tence  Soof^  i^mtt^  Slabe.  3u  ben 
6inrili|leii,  xo^äft  mit  benfelben  est)erimentirten, 
übte  üifle  ^omgenbe  9Rinner  ber  SBiffen- 
^  oOcr  Sftnber,  a-  9.  bie  (Englänber  SBaUace 
mb  CxDofril,  bie  g^iqofen  ^ammarion,  SIe{. 
Smmii,  <8aiitier,  Oolbfi^mtbt,  bie  S)eutfd^en 
man.  Segnet,  SBeber,  Ulriri,  bieStaliener 
S^faboxeSi,  Sombrofo,  bie  Stuffen  9IfabtD, 
9DtIeroiD  n.  9. 

m  firitilifUfc^eCtffi^einungen  merben  ))b9« 
fSäß  «nb  titteHectueBe  ongegeben.  3u  ben  erfleren 
gr^dfcn  nn^  6n>ofe9  bie  Semegung  fd^merer  ftöt* 
l<r  ndl  9etä^ntng,  aber  o^ne  med^nifd^e  ftcoft- 
rj^ieugimg^  3:on))^dnomene  (iHopfen,  (Ser&ufdg), 
SMnbcrong  beS  ftSrpergemid^td ,  Semegtmg 
Hmtcr  P6^^ec,  mdd^e  fid^  in  einiger  (Entfernung 
«Dm  Ulebiitm  befisd)en,j.  99.  Srb^ben  oon  Zifd^en, 
£tn|lles  IL  bgL  obne  Serül^rung,  baft  Sd^meben 
MBMßd^  SSefen;  leud^tenbe  Srfd^einungen, 
L  9L  boft  Crf4einen  entmeber  f  elbjilcud^tenber  ober 
In  Mb^^jem  Sl^tt  flc^tbarer  ^&nbe ;  bitede 
Beipeif^rifl;  ^bontomgefialten  unb  (Seftd^te; 
tntand^g^tn  feßer  SRoterie  burd^  anbere  fefte 
Sbdme,  Sloteciolifationen  ber  ®eifter  (fett  1860) 
ibs  äBQelner  (BKeber  ($[finbe,  gfu^e),  burdb  meldte 
bcfjHbcii  (^ome  taaSb  pi  Anfang  ber  fiebenjiger 
^o^ce  gHotmce  Coof,  baS  fpdter  entlarote  SRe« 
Mm  CcooM',  bmtbmt  getoorbenJRnb.  S)ie  in- 
bflftfnrflfnTOgirifefliiHDnenfinbMeOf^^ 
oft  bcai  ®eiRmei4  mittelB  ber  @d^b-,  @|>red^- 
sB(b  ^Stniebien  ober  an(^  burd^  birecteS  @d^rei- 
Sm.  epttüim,  Seidenen,  Stielen  ber  ®etfter 
m^  3>ie  bixtdfn  (SMaerfd^riften  IM  Suerft  ber 
tanfA'nifftfd^  fBoron  9.  o.  (SOIbenftubbe  1856 
|i  Ctanbe  flcbnid^L  Sn  Seifijig  mürben  mittels 
lel  TtMamS  6Iabe  in  f  eftoerf^offenen  Sd^reib- 
bfih  ed^äppaOt  rtngefd^ben  (f.  döUner,  S)ie 


tranfcenbentale  ^l^QjU  unb  bie  fog.  $]$iIofo))bie, 
Sei))sig  1879).  2)er2^^ttbiefer  Offenbarungen 
ift  aber  unbebeutenb  unb  nid^tSf agenb  unb  erbebt 

Sd^  feiten  über  baS  92iDeau  ber  l^Ibgebilbeten 
Itebien.  S)ie  @d^ilberungen  befi  {enfeitigen  Sebend 
finb  ben  biefifeitigen  SerbAttniffen  nad^gebilbet 
S>amad^  bemi^t  ^d^  aud^  ber  SBertb  ber  foiri« 
tifKfdb^  Xeligion  unb  SRoral  an  fid^  unb  im  93er- 
l^tni^  }um  ebriftentbum.  Seibefi  geftaltet  fid^ 
aber  giemlid^  oerfd^ieben,  {e  nod^bem  man  bem 
mel^r  {Kmt^eiftifd^en  3)aoiS  folgt,  meld^er  offen, 
ober  bem  nüd^temem  ffarbec,  meld^er  oerbedt  bad 
ebriflentbum  be(äm|>ft.  @tatt  eine  @tä^  für 
ben  (glauben  an  bie  Unfterblid^Ieit,  baS  Ueber* 
natürlid^e,  baS  SBunber,  bie  SRenfdimerbung  gu 
fein,  mirb  ber  Spiritismus  burd^  (Sleid^fteSung 
friner  ßsperimente  unb  Offenbarungen  mtt  ben 
Zbcttfad^en  unb  fiebren  ber  Offenbarung  ju  einer 
®efabr  für  biefelben  unb  ^at  bemu^  ober  un- 
bemüht  oie  3erft5rung  beS  (E^rijientl^mS  unb  ber 
fird^Iid^  Organifotion  )um  3itle.  9iad^  f))iri« 
tiftifd^er  Sel^n  gibt  eS  brri  SBefen^eiten:  (Sott, 
(Sdft,  3Raterie,  meldte  oon  ffarbec  unterfd^ieben, 
Oon  S)aoiS  ))ant]^eifHfd^  ibentifidrt  merben.  Son 
Statur  reine  (Srifter,  (Sngel  unb  Xeufel  gibt  eS 
nid^t.  3u  ben  treu  gebliebenen  SrftlingSgeifiem 
gebort  aud^  2[efuS  oon  92a}aretb^  ber  als  beben* 
tciü)eS  9ßebium  neben  anbere  KeligionSftifter  ge« 
fteQt  mirb.  Um  eine  SSoQenbung  ju  oerbienen, 
muffen  bie  ®eifter  einen  Seib  annehmen,  fid^  in- 
camiren.  9u|er  ber  ^röesiftenj  ber  Seelen  lebrt 
ffarbec  eine  URel^rl^eit  beoöUerier  SBetten.  S)er 
9Renfd^  befielet  auS  Seib,  Xbietfeele  unb  ®rift, 
ber  eine  ßmanation  beS  göttlid^en  SBefenS  ifi. 
S)ie  ben  ®rift  ftetS  umgebenbe  ^üQe  mirb  !ßeri- 
fprU  genannt.  S)er  Xob  gerftöri  nur  ben  fd^mer- 
föüigen  irbifd^en  firib  unb  mac^t  ben  barin  ein- 
gelerferten  ®eift  ftei  fammt  ber  @eele  ober  bem 
^erifprU,  „ber  Ouinteffeiu  ber  aDtaterie".  S)urd^ 
Den  Stob  finbet  feine  Unterbred^g  beS  3u{ianbeS 
ftatt,  fonbem  eine  fortf(^rritetü)e  Sntmitflung  ber 
inteOectueÜen  unb  moralif d^en  9t^  ift  bie  9e- 
ftimmung  ber  Snbioibuen.  3ebeS  fe|t  feine  99e- 
fd^öftigung  fort  ^bOe  unb  Xeufel  gtbt  eS  nid^. 
2)aburd^  mirb  baS  ienfeitige  Seben  materialifU 
unb  bie  (Etbil  «6reS  SbealS  beraubt,  fo  ba|  ber 
@|)iritiSmuS  m  alS  eine  neue  $bafe  beS  SRate« 
rialiSmuS  barfteOt.  Harbec  oerbinoet  bamtt  nod^ 
bie  alte  fiebre  Oon  ber  Seelenmanberung  mU  Ste- 
incomationen  unb  1^  in  ben  romanifc^en  Säu- 
bern SInSang  gefunben.  SBenn  aud^  bebeutenbe 
epiritiften  mie  SBaQace,  3bQner  u.  %  befennen, 
ba|  fie  burd^  ben  @))iritiSmuS  oon  ibrem  ®Iouben 
an  ben  SRaterialiSmuS  befebrt  morben  feien,  fo 
^ben  fie  bod^  nur  einen  oerfeinerten  StaterialtS- 
muS  bofür  eingetaufd^-  SRÜ  Ked^t  l^t  baber  bie 
Iftrd^e  ben  @)nrittSmuS  Oerurtbeilt  (SncQcIila 
Supremae  $iuS^  IX.  Oom  Saläre  1856;  Ogl. 
SBiefer,  2)er  @t»iritiSmuS  unb  baS  (Sbriflentbum, 
9legenSburg  1881,  52  f.).  3)er  ®))iritiSmuS  ifi 
audd  ftd^tlid^  im  ^bnebmen  begriffen,  obmol^I  feine 


651 


6)iirttuQlifimtt(L 


653 


Organe  in  ben  tierfd^iebemn  Sptaä^  (,r$f9' 
d^fd&e  ©tubien^  .2id&t,  me^r  Sld^f,  .©rttnx" 
IL  a.)  in  monnigf od^et  äBeife  benf  dben  gn  6ef  drbem 
fnd^en  unb  ber  mä)  Seipgig  flbergejtebelte  9ffa!ott) 
em  unermfiblid^er  ^po\Ul  beSfelben  ifL  Sie  Don 
i^m  oeranla^en  Serfud^e  in  SRailonb  (1894) 
l^ben  oOerbingd  mieber  auffeilen  erregt  (Bichet, 
Ezpörienoes  de  Milan,  Paris  1894),  ober  {ie 
tSnnen  gunöd^ft  nur  für  bie  SBeurtl^eilung  ber 
Xl^tfad^en  Don  Sebeutung  fein.  3n  Smerifa, 
Snglanb,  Shi^Ionb  unb  in  ben  romanifd^  fiön« 
bem  ij}  übrigens  bie  „neue  Xeligion''  nod^  mtfyc 
Derbreitet  (iVanco,  Le  spiritiBme,  mannel 
Bcieiitifique  et  popakdre,  BroxeUes  1894). 
Sie  Srflarung  ber  fpiritifKfd^en  (Erfd^einungen 
lautet  nod^  fe^r  Derfd^ieben.  So  e8  faunt  mel^r 
niBglid^  ift,  oiefelben  auf  Setrug  (9Bunbt)  gurüd- 
gufü^ren,  nad^bem  SRünner  ber  SBiffenfd^ft  aller 
Sönber  i^re  X^tf ad^Iid^!eit  begeugt  l^ben,  obmol^I 
bie  SntlarDung  mel^erer  SRebien  (gn  Sonbon, 
SDtünd^,  SBien)  gur  SSorftd^t  mal^nt  unb  be- 
fonberS  bie  SRoterioIifationen  fe](ir  Derbäd^tig  er- 
fd^en  I&^,  fo  bleibt  nur  übrig,  eitie  natürlid^e 
ober  übemotürlid^e  Urfad^e  bafür  auf gufud^en.  Sie 
inteÜectueOen  ober  geiftigen  SRonifej^ationen  fmb 
tDofjß.  gum  guten  Xfytü  ald  ^Ilucinatbn  ober 
nad^  %A  beö  ^Efe^enS  gu  erflüren,  aber  bie 
|)]^9ftfd^  9RitteI  gu  benfelben  toie  bie  pl^^ftfd^ 
ßrfd^einungen  ühnfyxapi  Derlangen  eine  onbere 
ßdlörung.  Sabei  betift  man  gunöd^fi  an  eine  be« 
lannte  ober  unbefannte  9tatudraft.  Siele  (Sar* 
pttdtx)  bringen  biefelben  mit  ber  eleftrifd^en  Araft 
in  urföd^Iid^en  Sufammenl^g,  toeil  aÖe  Srfd^ei> 
nungen,  »eld^e  tenbeng-  unb  regeUoS  Derlaufen 
unb  f einerlei  inteHectuelle  Kombination  ober  9Rani- 
feftation  befunben,  aI8  med^ifd^e  SBtrfungen  einer 
olinb  toürfenben  9{aturfraft,  b.  ^.  ber  in  ben  %er« 
Den,  9Ru8feIn  unb  Organen  bed  9RebiumS  Dor« 
l^otd^enen  unb  im  2:rance-3u[tanb  ftd^  entbinbenben 
eleltrifd^en  Snergie,  angefel^en  merben  (5nnen  (Dgl. 
SB.  Sd^neiber,  Ser  neuen  ®eifterglaube.  %fyit' 
fod^,  Xöufd^ungen  unb  Xl^eorien,  2.  Slufl., 
$aberbom  1885, 408).  ediftmDglid^,  ba^  biefe 
Crfd^einungen  burd^  Ditale  ober  atmofpl^ärifd^e 
eieftridtät  einigermaßen  erflört  merben  !5nnen« 
€o  lange  bieg  ber  f^aU  ift,  braud^t  man  feine 
))f9d^ifd^e  Srtlärung,  inbem  man  eine  befonbere 
„pf^d^ifd^  ffraft"  (groolcö),  eine  „^ßffld^obe'' 
(X^ur^,  aRasmeU,  gfid^te  u.  %)  ober  Keid^en» 
bod^  „Ob"  (Seefer)  alS  eine  ber  Sd^merfraft  ent- 
gegenmirfenbe  ftraft  ))oftuIirt.  3n  biefem  ^Ue 
more  ed  immer  nod^  einfad^er,  mit  @d^openbouer 
bie  ÜRagie  mit  i^rem  SBirfen  in  distans  unb  ba8 
^Ufeben  mit  feinem  ßrfennen  in  distans  auS  ber 
ftraft  ber  Sorfteüung  unb  bed  SBiUend  gu  er- 
flören.  Sine  befonbere  „magifd^e  ffraft''  (^ert^) 
ifi  fd^on  be|]^Ib  im  SDlebium  nid^t  DorauSgu- 
fe^,  toeil  in  ber  Siegel  baS  ©elingen  ber  SSer- 
fu(^e  Don  ber  @tarfe  ber  im  SRebium  Dorl^n- 
benen  Anlage  abfängt  Sieg  mürbe  fid^  l^er 
erRören  laffen,  memt  bofi  9Rebium  felbfl  mittels 


Srrcgung  ber  f^b^fUUifd^-d^ifd^en  unb  magne« 
tifd^-eUt^fd^en  fltdfte  foId(^  SBirlungen  l^or« 
bräd^te.  Analogien  Jtnb  Xraum,  d^afe  unb  btt 
Srfd^nungen  bei^^fterifi^  (@d^neiber  475 ; 
SBiefer  18).  Sie  SKaterialifotionen  ftnb  nod^  gu 
Derböd^tig,  als  bag  fie  aOein  für  bie  Srfläxung 
entfd^etben  fönnten,  toürben  aber  JebenfaES  eine 
Sinmirlung  Dom  äinfeits  f orbem.  ScneSBtrfung 
ber  ®etfter  ber  9(bgeftorbnten  nd^men  benn  an4 
bie  epiritiften  für  bie  Srnörung  gu  i^Ufe.  Siefe 
Seutung  Derbinbet  3^0»^  )nit  feiner  Xl^orie 
Dierbimenfionaler  (Seifter,  meldte  ouS  breibimen« 
fwnalen  SBefen  unfid^tbar  atU  ihmfiftüdfe  letil^ 
DoÜbringen  rönnen.  SUein  mir  fennen  eben  nur 
brei  Simenfionen  unb  (önnen  unS  ebenfo  tt>enig 
Dierbimenftonale  alS  gmeibimenfunole  äBeftn 
benfen.  Sagegen  ift  ber  ®laube  an  (Erfil^ei« 
nungen  Serftorbener  allgemein,  unb  eS  ift  aud^ 
t^eologif^  bie  9R5gItd^feit  fold^er  Srfd^ungcn 
unter  3ulaffung  ®otteS  nid^t  gu  beftreiten.  9lber 
leineSfälS  fann  gugegeben  merben,  bag  eS  in  ber 
SRad^t  ber  9Rebien  liege,  fold^e  ®eifter  gu  citiren. 
SoS  Senel^en  ber  ®eif!er  ift  oud^  berart  pueril 
unb  fd^alll^aft,  bag  man  Don  bem  ienfeitigen  3u' 
ftanb  eine  geringe  SBorfte&ung  l^ben  mug,  um 
bie  SrHörung  glaubl^ft  gu  finben.  9Benn  alfo 
mirltid^  ®eifter  erfd^einen  unb  berfil^ren,  SDhtfiiP« 
inftrumente  fpielen,  Oo|)fen  unb  poUttn,  fo  fönnen 
eS  nur  Samonen  fein.  Siefe  Unnen  infomeit  onf 
baS  ÜJlaterieHe  einmirfcn,  unb  bie  9rt  unb  SBeife 
ber  Vorgänge  mürbe  il^rem  ß^arafter  entfpred^eiL 
Seg^alb  1^  bie  bümoniftifd^  Z^eorie  für  Sie* 
ientgen  (Erfd^einungen,  meiere  nid^t  natürlich  ju 
ertlören  ftnb,  bei  bm  gläubigen  (Soften  am 
meiften  9(nflang  gefunben.  Sie  märi>e  fretli^ 
gugleif^  baS  ®efä^r(id^e  beS  6|riritiS8iuS  oor 
bie  Sugen  füllen.  3nbeg  mirb  eS  immer  nni^r- 
fd^einlid^,  bog  bie  gefu^erten  ßrfd^einungen 
fid^  p^QfioIogtfd^  unb  ^fqd^ologifd^  erHüren  laffetu 
(Sgl  gur  Siteratur  bie  reichlichen  eingaben  bei 
@($neiber  a.  a.  O.,  inSbefonbere  $ert9,  S)cr 
ie^tge  @))iritimtiSmuS  unb  Dermonbte  Erfah- 
rungen ber  Vergangenheit  unb  ®egenmart,  Setp« 
»ig  1877;  gfi^te,  Ser  neuere  @)>iritualifimu6^ 
fehl  SQBert^  unb  feine  Xäufd^ngcn,  Seipgtg 
1878 ;  Sd^neib,  Ser  mobeme  Spiritismus,  pbilo- 
fopbifd^  ge))ritft,  ^id^ftött  1880:  ®utberlet,  S)er 
Spiritismus,  Adln  1882 ;  Serf.,  Ser  Sptritid* 
muS  rin  pfp^logifc^eS  ^ßroblem,  in  ,,9tatur  unh 
Offenbarung''  1897 ,  f^ft  11  u.  12  [tritt  mU 
Sßidebe,  grlebniffe  auf  bem  ®ebiete  beS  aRebtu> 
miSmuS  unb  Somnambulismus,  in  ber  ÜRetap^f. 
atunbfd^u  n  [1897/98],  7,  82  ff.,  im  eegen- 
fa|  ^um  OccuItiSmuS  WfafotoS  unb  6.  D.  ^art- 
mannS  für  einenatüriid^epfQd^ologtfiil^Ct&Qnmg 
ein];  SBeber,  Ser  mobeme  Spiritismus^  ^eil- 
bronnl888.  (£inffatalogDonafht|e(Seipgta)üoa 
1896,  bri  meinem  au<^  bie  «^f^d^if^en  Shibtrn'' 
Don^ffafom  unb  ^9Ieue  Spiritualifiifd^e  Slötter'' 
Don  S^rio;  Derlegt  merben,  enthält  bie  ..SÄIiot^f 
beS  Spiritualismus  für  Setttfc^brnb"  mib  ein. 


6))Oleto. 


654 


eHriMmiift.lRcfatuiinftmu9^  OccuItiSmu«,  aRag- 
vtÜonA,  ^otmotänmd,  f^eObefmnung ,  ^it- 
«^utmfdMtittoectDanMelSäMe''.)  [$.@d^).] 
i9miU^  61|  eine«  ^Ufd^ofS  in  aRittel- 
iUKeii,  mor  eine  bet  onf e^id^fien  Stöbte  bed  dten 
VabmA  tmb  iDitrbe  242  t).  Kl^r.  tömifd^e  Co- 
tak^  ofil  loel^  efi  fnunttbol  na^  bet  S^Iod^t  om 
Mtmii^d^  €ee  ^ortnfidig  SBiberftanb  leiftete. 

^tt  fi^  bet  ojigotifd^e  jfdnig  Xl^eoborid^ 
mtf;  in  benfiOmpfen  mit  ben  ®ried^en 

oBcr  bie  Stobt  ton  ben  (Soten  untet 
TaUkA  icrflM.  Son  9larfed  toieber  aufgebaut, 
ombe  ^lioIetD  n)öl^Tenb  ber  longobarbifd^ 
^etxfi^aft  tton  9croaIb  etobert.  aHmälig  bilbete 
^  teim  ein  Se^nfi^ei^gt^um  GptMo,  »eld^ed 
on  IFiibe  be«  9»  Sa^l^bertS  einen  gto|en  Z^eil 
Sittcfifaüend  (Umbrien,  baS  €abiner-  unb 
Vlarienkttb,  Sfamo  nnb  (Samerino)  umfaßte  unb 
ttstet  ber  frfoftfd^  ^ettfd^ft  beftelpen  blieb. 
Senn  ton  einem  {Weiten  ^ergogt^um  &poUto  in 
waa  3cit  bie  Siebe  ifl,  fo  Derftel^t  man  batunter 
itt  ben  <Brie^^  entrijjene  SRart  Sametino,  meldte 
foi  ber  3^  ber  f dd^tf^en  unb  frSnlifd^en  ffaifer 
OS  dfiftil^  ^Ifte  be9  ^jogt^umd  @)>o(eto  auS- 
isadrte  imb  fpäter  SRotf  Sncona  l^ie|.  |)et)og 
tNibo  in.  Don  Spoleto  jd^wang  fid^  891  )um 
Ascyer  iMin  Stauen  auf,  ebenfo  fein  Sol^n  Som- 
bnt  n.  im  3.  894.  @p&ter  ttmrbe  baS  fyx» 
pfßvm  mit  Xjdicona  oeteinigt.  Sabutd^  tt)arb 
bet  (Snud)  ju  bem  großen  ®ebiete  gelegt,  baS 
M^moli  SRat^ilbe  Don  3:u8cien  (f.  b.  9rt.)  be- 
ll^ ftaS^  Ufttm  Xobe  (1115)  mutbe  Spoteto 
em  Ocgniftonb  befi  6treited  gtoifd^  !ßa)}{t 
imfi  tbäfn  unb  toor  nut  ootübetge^enb  @i^ 
emfifiai{ietfid^  Storfgtafen.  6eit  bem  13. 3a^t- 
babat  gc^tte  eS  nebfi  bet  HRatI  gfetmo  gum 
ff ictoenfiuit ,  no^bem  bie  $A))fte  fd^on  üorl^ier 
M  Ol»  fetten  bedfelben  bettad^tet  litten.  Sed- 
ier waA  cS  &au)it^abt  bet  gleid^namigen  2)e(e- 
ftifcioB  bef  Ihr^enftaoteS ,  bann  Don  1810  bis 
1614  {^omtitjlabt  be»  fiangöftfd^en  Separtementi 
Xxaffancno;  frit  1860  gel^ött  efi  gum  ftflnig- 
m^  ^baßoL  {»ente  ifi  &poUto  ffteid^au))t{tabt 
Carit  Sbn  9000  CEinlDD^nem)  im  eompattimento 
^emgia  (Ombrien),  nnfetn  bet  tei^enben  3Sta» 
wqffa  ouf  einem  ^gel  gelegen.  2)ie  gto^rtige 
fot^ebmlf«  1153  begonnen,  birgt  bad  ®rabmal 
bet  bedien  VtaUx%  gilippo  2\ppl  Son  ben 
23  oiteten  iKrd^  flnb  l^ettotgul^ben :  @.  Stn- 
bcM..  pa  3rit  ber  Sldmet  ein  Xempel  beS  3u))itet, 
6.  iBnAono ,  Dotmatt  ein  %tmptl  bed  SDflatS, 
oft  dd  Orocdfisfio  nor  bet  @tabt,  el^mafö  ein 
Impd  ber  fencotbia.  9htt  wenige  amglien 
tt^md  ift  ber  Stonte  9uco  mit  bem  Itlofiet 
6L  (KuSom)  wä>  bfffm  Sinfiebeleien,  oon  betten 
Ke  brr  Wtabonna  bcUe  ®tagie  bie  fd^dnfte  ifi. 
Bonft  ffit  ed  (icr  mi|er  Dielen  el^maRgen 
tB^jlan  ein  ^rirflcrf etninot ,  S^ceum,  ®9m- 
^fm,  CcmtiictdcDBegfitm  nnb  eine  toiffenfd^ft« 


»ifd^ofSjil  fol  @))0letD,  bo«  meü^b  bet 
(E^jlenDerfoIgungen  burd^  gal^Ireid^e  SJlartQret 
Detl^errlid^t  »urbe,  fd^on  gu  Seiten  ber  ^Hjoftel 
gemotben  fein,  unb  bie  etften  13  Obetl^irten 
metben  ol8  ^eilige  Derel^.  S)er  1^1.  SBrictiuS  ober 
StitiuS  kofite  nad^  bet  Xrabition  biefer  iHrd|e 
ettt)a  im  3.  50  Dom  apoftelfürften  als  erftet 
Sifd^of  eingefe|t  motben ;  bie  Souanbiften  feigen 
in  i|m  abet  einen  Sifd^of  Don  SRattana  obet 
aotattula,  einet  löngft  gerftötten  Stobt  Umbtien§, 
bet  in  bet  biocletianifd^  SBetfoIgung  etgriffen 
unb  gefoltert  kootben  fein,  bann  bie  Steilheit  mie- 
bet  etlangt  unb  au|etotbentIid^  S3tele  gum  (S^ti- 
{tentl^um  belel^tt  l^aben  f oQ  (Martyr.  Rom.  9.  Julii ; 
AA.  SS.  BolL  JuL  II,  697).  913  toeitere  9i- 
fd^öfe  Don  @))oIeto  toetben  genannt  bet  1^1.  3o« 
^anneS:  bet  yi.  Sntl^imuS,  Dorl^er  Sifd^of  Don 
Semi,  ber,  toegen  feiner  Xugenb  unb  ©elelmom- 
feit  berül^t,  burd^  gang  Umbrien  bad  SBort 
®otted  |)rebigte  (geft.  ca.  176);  ber  1^1.  @atur> 
ninud,  ber  40  3o$re  auf  biefem  Stul^Ie  fa^  unb 
um  230  gemartert  tourbe ;  ber  1^1.  aRartialiS  (320 
bis  350),  ber  burd^  ^{i  ®i(Defter  orbinirt 
mürbe  tmb  328  einer  römifd^m  @9nobe  anmo^nte 
(AA.  SS.  BoU.  Jun.  I,  895);  ber  1^1.  gädtia- 
nuS  (feit  ettoa  351),  an  ben  ber  l^eiltge  $a)>fi 
SiberiuS  einen  Srief  fd^rieb,  el^e  er  in'S  @sil  gfatg 
(Hilar.  Op.  bist.,  fragm.  6,  bei  Migne,  PP. 
lat.  X,  688);  ber  ^L  «c^iOeS  (402-418);  ber 
]^.  @))eu8  ober  ©peranga  (ca.  420-^452),  bei 
beffm  Xob  eine  Xaube  gu  feinem  Raupte  ein 
Setteld^en  gelegt  l^aben  foO,  morauf  bie  SBorte 
ftanben:  „Qeute  mirb  fein  baupt  mit  einer  Heb- 
lid^m  Ärone  gegiert"  (Stabler,  ^eiligenlej.  V, 
350) ;  ber  %  «maguS  (476 — 489;  no^  «nberm 
882  Dom  l^eiligen  ^aJ^t  SamafuS  L  auf  biefen 
Stul^I  er^obm) ;  ber  l^L  aReletiuS  (feit  490),  Dor* 
ber  ®iacon  gu  ©poleto  (geft.  497);  ber  il  3o« 
l^nefi  n.  (ca.  499—547),  ber  aI8  äuferft  milb« 
t^tig  gerül^  toirb  unb  unter  2:otUa8  gemar- 
tert mürbe  (AA.  SS.  BoU.  Sept.  VI,  28);  bet 
1^1.  Sourentiud  (552—563),  gubenannt  Suumi- 
nator,  ber  burc^  bie  SRonopl^Qf^ten  au^  @Qrim 
Dertrieben  morben  mar  (gefi.  576  att  erfter  9bt 
Don  gfarfa  [f.  b.  «rt.],  tool^n  er  fld^  nod^  fei- 
ner Kefignatbn  gurüdfgegogen  l^atte  [bod^  DgL 
©tabler,  ^ciligenles.  HI,  698  jf.]);  ber  |l  $etru8 
(feit  563),  unter  bem  ein  arianifqer  Sifd^of  ber 
fiangobarben  bie  $aulu8fird^e  gu  occupiren  Der^ 
fud^te  (Greg.  Mag.  Dial.  8,  29) ;  Sl^r^fantlM 
(um  593),  an  ben  ®regor  ber  ®ro|e  Dter 
Briefe  fd^idte.  Son  ben  f))äteren  Sifd^dfm  legte 
SIttbreafi  IL  (feit  1066)  ben  ®runb  ber  neuen 
gatl^ebrale  gum  1^.  gietruS,  bie  1153  groß- 
artiger gebaut  unb  unter  Sifd^of  SBenebict  (fett 
1199)  Don  ipopft  Snnoceng  in.  eingemeil^t  mtnbe. 
«IfotiS  SSiScontt  (1601—1608),  fd^on  feit  1599 
garbinal,  grünbete  baS  tribentfaiifd^e  Seminar. 
@ein  92ad^oIger  SRaffeuS  Sorberini  refigntrte 
1617  unb  beftieg  1623  ben))ö)»fUid^metu$I  alS 
Htbon  Vm.  Unter  bm  Ie|ten  9if^iyfen  6)n>- 


ttl 


€))oUenred^L 


658 


fiitp^D"«  \Att  ea^  unb  M  ber  gefetaibtigen 
«oiaiÄottuiig  i&eS  Sltd^te«  (o.  2.  8.  7.  8.  9. 
]0,  X2, 18;  a.  3,  X  2, 12;  0.  5.  6,  X  3,  £8). 
Säitlaii  toniile  wd^  römlfd^em  9ted^te  baS  inter- 
ficism  Qnde  ti  nur  gf  gen  ben  unmittelbaren 
tiks  vdMBbatm  Ib^er  ber  S)eiection,  gegen 
tejfnft  Cttei  ober  nut^  f ooeit  {k  auS  bn:  @poIia« 
tba  ficni^ezt  tourben^  unb  gegen  einen  S)ritten 
gk  angcptOt  mcben.  S)ogegen  gel^t  noc^  cano- 
tifcbcB  9M^  bic  Aloge  gegen  ben  @poHanten 
nb  jAoi  Stittm,  loeU^r  bte  f))oIi{tte  Sad^  mit 
AaDdiii^  bcr  eigenmd^Mgfeit  erlongte  (c.  18,  X 
2, 13)L  <EnbIt4  ftffo^  baS  rSmifd^e  Red^t  bem 
E^oIHsicn  tooifi  einen  9nf))rud^  auf  SBieber- 
cs^ntumg  bcd  ent}ogenen  9e|ij|e3  unb  fieijhtng 
)tf  aollcn  3nlcre{f(9  )u,  bod^  fo^  oa^  bet  @)>oIiant 
aat^  einem  3a]^  nur  nod^  für  bod  ^ftet^  toaS  er 
Vit  Sogrgen  na^m  bie  canoniftijd^e  Soctrin, 
efiS^  auf  o.  8,  0.  £0«  q.  1,  eine  brei^igiäl^rige 
Soiätnmfi  on.  Sajtt  %o!t  baS  canonif d^  SRe^t 
ten  geipoltf am  au§  feinem  Sefil  SSerbrängten  nod^ 
bk  exfieptia  epolii  (ugebtHigt,  toonaq  berfelbe 
m  ^  98iä)erlicrjiefiung  be§  ftfl^em  3u{tanbe8 
;^tai  9n{|Frud^  bc8  Spolianten  abmeifen  fann; 
BIT  mi^  er  bmet^  15  Xage  ben  SmeiS  ber 
^»fiation  erbringen  (o.  1  in  VI,  2»  5).  (Sgl 
SiäEesifliiiiel,  Jus  canonicum  Universum  L.  2, 
&L  13;  Sanü,  PraelectioncB jur.  can.  Lib.  2, 
OL  IS;  ^bnna,  "SM  Sted^t  bed  SBtfibed  im  ÜRittel- 
ite  unb  in  ber  (Begenn^art,  Xübingen  1848, 
1^  ff.  176  ff.;  S)erf.,  S)ie  9e{i|nagen  bed  rö- 
nftbm  unb  V^^tigen  Sted^tS,  SBeimar  1874, 
^2  ff.;  Cioecke,  De  exoeptione  spolii,  Berol. 
1658  Ll>iM-];  ^Roaffen,  3ur  S)ogmengefd^id^te 
\n  €t»olirtdIoge,  im  Sal^tbud^  bed  gem.  beut« 
\iftn,  9M^,  (cnmsgegeben  t>on  SeSer  u.  9Rut^er, 
m  U869L  227  ff.;  SBinbfd^db.  Sel^rbud^  bed 
SonMInirt^ffeS  I,  6. 9ufl.,  gfronlf.  a.  TL  1887, 
S34  ff.)  [ffober  (@dgmäller).] 

^liftQMraff  (jus  spolii;  jus  exuviarum; 

ndl^  boS  Siedet  rapite  capite  ober  «,9li))d-3iat>§' 

fmaimO  tKt^  ber  im  9RitteIaIter  Don  Derfd^iebener 

ix^obene  9n{prud^  ouf  ben  9laqla|  ber 

Zrte  fir^lid^  (Sefe^ebung  befd^rönfte 

fcS^  bic  ZefKrf teibeit  ber  ®eiftlid^en  in  ber 

^!«ii^,  bol  bie  eieriler  nur  frei  über  baS  tefta- 

wxatan!^  bcrfflgen  burften,  maS  i^nen  all  !ßotri« 

BDvuigiit«  burcb  Srbfd^oft  u.  bgl.,  üUx^oüpi 

Bs^  tüolo  ecclefliastico  gtigefaDen  mar.  S)ie 

svpaüoa  ax&  bem  JKrd^enDermögen  bageaen 

k&m   0^  SBeitercS  ber  ilirc^e  anbeimfauen. 

30  Sttiifr  ber  S^it  »urbe  bann  aber  nod^  bie 

wdhtt  Scftimnnmg  bN^g^gt/  ba^  aud^  baS 

f'^^*"«'*  patrxmoniale  bann  ber  iKrd^e  jufallen 

ioBte«  rnrni  fein  Xefiament  unb  feine  Snteftat- 

oftai  inirbanben  feim  (baS  ®enauere  f.  im  9rt. 

ZfiHvN^tt  ber  «etfUid^en).  Mein  biefe  «n- 

ccbnmigm  hnirbcn  fd^ir  j^Iecbt  beobad^tet,  unb  e9 

MKERl^ieqinlb  S^^be  bie  Klerifer,  toel^e  bie  ^inter- 

kffatf^  ikm  99tttbrfiber,  bor  Suem  aber  bie 


beS  Qifd^ofd,  an  jid^  riffen,  mdbrenb  bod6  jie  )}or 
9Qem  berufen  gemefen  mören,  in  ber  SebiSuacau) 
baS  SBermdgen  ber  bifd^öflid^en  ftird^e  unter  ber 
Oberaufftd^t  bed  ÜRetropoIiten  ober  bed  oon  bief em 
befteUten  3ntercefford,  3nterk)entord  ober  IBifüa« 
tord  au  mabren.  Semeid  fold^er  Singriffe  ftnb  bie 
Dielen  bittgegen  gerid^teten  S^nobatoerorbnungen 
(j.  83. 0. 42.43, 0.  XII,  q.  2 ;  o.  6,  C.  XU,  q.  5  [too 
fold^e  eingriffe  ald  S)iebftabl  bejeid^net  merben] ; 
Gonc.  Yalent.  [a.  524],  o.  2 ;  c.  88,  0.  Xu, 
q.  2  [Snbrobung  ber  ßscommunication] ;  Gonc. 
Paris,  [a.  614],  c.  9  Qeber,  ber  {td^  am  nad^« 
gelaffenen  Vermögen  bed  93ifd^ofd  vergreift,  foS 
ut  necator  pauperum  ber  Sommunion  beratet 
fein];  Gonc.  Aquisgran.  [a.  816],  c.  88).  ®(m^ 
befoTÜ)erd  fud^te  aud^  ®regor  ber  ®ro|e  burd^ 
SluffteOen  Don  Oeconomen  unb  ißifltatoren  bad 
Dorbanbene  Vermögen  ber  Derftorbenen  Sifd^öfe 
unb  SIerifer  }u  f d^ü|en,  mie  feine  93rief  e  t)ieIerodd 
bemeifen.  Uebrigend  f d^einen  bie  SOtetropoIiten  ftd^ 
ebenfaOd  Singriffe  in  bad  SSermögen  bed  Derftor» 
benen  Sifd^ofd  erlaubt  )u  b^ben  (c.  48,  G.  XQ, 
q.  2).  @o  maren  bie  tird^Iid^en  @efe(e  nid^t  im 
@tanbe,  bie  SIerifer  Don  bief  em  SRilbroud^  gurüdt« 
jubalten.  Salb  aber  mürben  fte  oon  ben  fiaien 
bierin  abgelddt.  @o  lange  nämlid^  bie  SIerüer  in 
ben  germanifd^en  Steid^en  nad^  römifd^em  Siedete 
lebten,  mar  ibre  Zeftirfreibeit  ftaatlid^erfeitd  an* 
erfannt.  9Id  |ie  aber  nad^  unb  nad^  in  bürger» 
lid^er  ^infld^t  bem  Sanbedred^t  untermorfen  mür- 
ben, unterlagen  ibte  Xeftamente  junöd^ft  ben  nam« 
Hd^en  SBeftimmungen  mie  bie  ber  Saien.  Salb 
aber  erfreuten  fie  fid^  aud^  biefed  Sted^ted  nid^ 
mebr,  oielmel^r  nabmen  bie  @runbberren  vmb 
toöter  bie  Patrone,  SB5gte  u.  f.  m.  ben  bemeglid^en 
Sßad^Ial  ber  an  ibren  Sigenfird^  functionirenben 
nieberen  Sleriler  an  fU^.  Sei  ben  Sifd^öfen  Der« 
fubren  bie  ©ro^en  unb  bie  Sonbedberren  in  Sfyx» 
Hd^er  SBeife.  (Ein  red^tlid^er  ®runb  bierfür  mar 
nid^t  Dorl^anben  (f.  gfriebberg,  fiebrb.  b.  iKrd^en- 
rcd^td,  4.  «ufl.,  2t\pm  1895,  507,  «um.  24); 
barum  erbeben  bie  @qnoben  unaufbörlid^  6in« 
\ptaä^t  gegen  bie  Sergemaltigung  ().  S.  Gonc. 
Clippiac.  [a.  626  ober  627],  c.  18  [Mon. 
Germ,  bist.,  Leg.  sect.  in,  Concilia  1, 199]; 
Gonc.  Bem.  [a.  627—680],  o.  16  [Mon.  L  c. 
205];  c.  46,  G.  Xu,  q.  2;  c.  47,  G.  XH,  q.  2). 
Srft  feit  griebrid^  L  Sorboroffa  fud(|te  man  einen 
eigentlid^en  Sted^tdanfprud^  auf  ben  9lad^(ag  ber 
Sifd^öfe  SU  erbeben,  mie  9Bai^  gegen  @d^effer- 
Soi^orft  unb  gfidter  (f.  u.)  bargetban  bot  (f.  gfor« 
fd^imgen  aur  beutfd^en  ®efd^i(bte  XHI  [1873], 
494  ff.).  SBorauf  freilid^  biefed  jus  spolii  siTo 
exuYiarum  geftü^t  mürbe,  lö^t  fid^  nxä^i  mit 
Seftimmtbeit  fogen ;  SEBai^  (a.  a.  0. 501  f.)  meint 
gut  (gegen  gidCer),  ed  fei  am  mabrfd^einlid^en, 
ba|  bie  Uebung  bed  Slegalienred^td  (f.  b.  »ri.), 
mcld^ed  Sfriebrid^  L  auf  alted  SRed^t  unb  ®emobn- 
(eit  jurädffiibrie ,  in  ber  gorberung  aud^  bed 
@)»oIienred^td  eine  ^udbebnung  erfal^ren  b^ibe. 
Unter  biefen  Umfiänben  (onnte  ed  oon  menig  Se» 


669 


@)ioIienre(l^i 


660 


beutung  fein,  loenn  betfelie  Sftiebrid^  unter  !De)> 
meifung  auf  baS  rötnifc^e  tinb  cononifd^e  fRt^t  in 
ben  Sauren  1165  unb  1178  befHmmte,  bie  ®eift« 
liefen  bärften  t)or  gmei  3^9^^  gültig  le^iSig 
über  il^r  Vermögen  Derfügen ;  bie  JHrd^  f oOe  nur 
in  Srmonglung  eines  £eftantenld  unb  aud^  bann 
ttid^t  in  ben  unbemeglid^en  !Rad^la^  fuccebiren, 
unb  iebe  Sefd^rftnfung  bet  Sleftirfrei^eit  ber  ®eift- 
ßd^en  folle  mit  fd^ueren  Strafen  belegt  toerben 
(Oonstit.  et  act.  publ.  imp.  et  reg.  I,  821. 
885).  SBefonberS  bie  ^äpfte  ober  erl^oben  gegen 
boS  laiferlid^e  @|)oIienre(6t  il^re  Stimme,  unb 
il^nen  gegenüber  berjid^teten  benn  oud^  bie  beutf  cl^ 
ffönige  unb  ffaifer  in  il^ren  poHtifd^en  Sebräng« 
niffen  auf  baSfelbe,  fo  Otto  IV.  1198  unb  1209, 
^WPP  ^on  @d^tt>aben  1203  unb  gfriebrid^  IL 
1218, 1216, 1219,  1220  (Const  H,  21.  86; 
8.  58.  68.  78.  89).  @o  »ar  ttenigftenS  ber 
mdd^tigfte  ^errf  d^er,  ber  ftaif  er,  üon  bem  ^nf  prud^ 
ouf  ba8  ©pottenred^t  }urädgetreten.  Slber  aud^ 
bie  fronjöfifd^en  unb  englifc^n  ffönige  erl^oben 
glei4ie  Snfprüd^e,  tt)ie  ein  Schreiben  ännocen^'  III. 
(Potthast,  Beg.  Pontif.  n.  3107)  betoeiSt.  3m« 
merl^tn  iebod^  l^ielten,  mAl^renb  bie  ffaifer  ber^ id^ 
teten,  bie  Heineren  Sanbcd^erren  unb  bie  übrtgen 
®ro|en  am  ©polienreddt  feft,  inbem  fie  bean* 
fpru^ten,  ba^  ber  ®eiftlid^e  nur  mit  ibrer  Ge- 
nehmigung ein  £eftament  mad^t  !6nne,  ttaS  mi8 
befonberer  ®nabe  einjelnen  berfclben  geivöl^rt 
umrbe  (ügl.  Friedberg,  De  fin.  inter  ecclee. 
et  dvit.,  Lipaiae  1861,  224).  gfreiUd^  finben 

gif  aud^  t)ie!e,  mtfyc  ober  meniger  umfaffenbe 
erjid^te  auf  biefed  SRed^t  (Friedberg,  ib.  225) ; 
ober  tro^bem  bmterte  bie  %u8äbung  beS  melt- 
lid^n  @poIienred^t8  bis  in  ba3  16.  Sal^l^unbert 
fort,  mie  bie  beftönbigen  IHagen  ber  S^nobcn  be- 
reifen (f.  Hartzheim,  Conc.  Oerm.  in,  621. 
685.  656 ;  IV,  40.  885 ;  V,  7.  212.  246.  872. 
577).  3ugleid^  toar  aud^  unter  ben  (Seiftlid^en 
ouf  8  9leue  bie  @ier  nad^  bem  9lad^Iag  i^rer 
Sruber  ermod^t.  @o  beonfprud^ten  bie  %thtt  boS 
SBermögen  ber  $rioren  unb  9tegularen,  wogegen 
mehrere  @9nobenbedl8.3a^r]^unbert8einfd^eiten 
mußten  (f.  Thomassinus,  Vet.  et  nov.  eccl. 
discip.  P.  in,  1.  2,  c.  56,  n.  1).  Umgefel^rt 
fud^en  (tt)ie  c.  40  in  VI,  1, 6  bett^eidt)  bie  frieren, 
mofteroipitel  unb  S^omcopitel  in  ben  99efi|  beS 
SBermögend  üerftorbener  %ebte  unb  SBifd^öfe  )u 
(ommen ;  bie  9if d^öfe  l^gegen  beonfprud^ten  ben 
9lod^Ia^  ibrer  @tift8^erren,  Pfarrer  unb  SBene- 
fidaten.  @oId^e8  Geboren  bebro^te  Sonifo)  ym. 
(o.  9  in  VI,  1, 16)  gttxn:  mit  ber  excozmnuni- 
oatio  minor,  benahm  aber  feiner  Serorbmtng  bie 
einf d^neibenbe  SBirfung  burd^  bie  Slauf el,  nisi  de 
apeciali  priyilegio  vel  consuetudine  jam  prae* 
scripta  legitime,  seu  alia  causa  rationabili  hoc 
eisdem  oompetere  dignosoatur.  9(ud^  ber  Se« 
fd^Iul  beS  SoncilS  t)on  ffonftona,  Sees.  XXXIX, 
tit.  de  Bpoliis,  teeld^r  boS  ®efe|  SBonifoj'  YIH 
erneuerte,  Derbinberte  mie  Jener  eben  nur  boS  Snt- 
fiel^  neuer  Sinfpräd^,  befeitigte  ober  nid^  bie 


alten.  Unter  [cM^  Umftanben  begannen  berni 
aud^  bie  ppfte  felbfi  baS  @|)oItenred^  ouSju* 
Oben.  Ueber  bie  «nfänge  biefeS  plip^SU^  lln« 
ft>rud^S  l^d^te  bid^er  giemlic^  S)un!eL  iS^ 
moffin  G*  c.  c.  57,  n.  5)  liel  boS  Ked^t  mit  bem 
@d^i8ma  entftel^en,  inbem  er  einem  onbertteitigen 
Sendete  bed  fidler  menig  IBertrauen  oerbienenbea 
WottbauB  ^riS  (f.  b.  Srt.)  mtS  bem  3abre  1246 
menig  93eu)eifitiaft  l^ierfür  juerfennt  9Rit  Siedet 
mobi  tturbe  iebod^  neuefienS  bebauptet,  ba^  bie 
ainfänge  bed  ))ö))ft(i(^en  Sf^olienred^td  in  3u* 
jammenbong  ftttnben  mit  ber  SRefemation  ber  Sc* 
fe|ung  beqenigen  ftird^enfteSen,  beren  Snbobec 
on  ber  Surie  geftorben  koaren,  inbem  oud^  beren 
9iad^la^  mit  Sudnobme  bed  {ßritratoermdgenf 
bur^  bie  opoftolifd^e  ffommer  eingebogen  tourbe. 
eid^r  gefd^ob  bie|  feit^obanneS  XXIL  (f.Efarle, 
Eist  bibl.  Born,  pontif.  I,  Born.  1890,  186 ; 
iKrfd^,  Siepöpftieofiectorien,  ^obcrbom  1894, 
p.  XXIX).  SRit  ben  tood^fenben  ^fipfUid^en  fUt» 
fertKitionen  mud^d  oud^  bad  €))oIienre(bt.  9ladb 
einem  oon  &j[tU  (L  c.  198  sqq.)  ebirten  Spolien* 
Oerjeid^ni^  oud  ben  Sobren  1343 — 1850  toatm 
biefem  «ed^te  Sorbinäle,  »ifd^bfe,  «lebte,  9ubt« 
toren  ber  ffammer,  Magistri  s.  palatii  u.  f.  to. 
untermorfen.  Sl^ren  ^bbepunfi  aber  eneid^te  bie 
Uebung  bed  @))oIienr^t9  mä^renb  bed  Sd^idmai 
in  gfronlreid^,  inbem  ziemend  YIL,  unterftü^t 
oon  bem  f^ergog  Don  Snjou,  old  bem  {Regenten 
gfronfreid^,  olle  reidfieren  Seneflcien  unb  bie 
$interlQffen[d^oft  oOer  »ifd^öfe  unb  Siebte  f\^ 
refer&irte.  S)od9  oerfflgte,  entf{)red^  ben  jabl- 
reid^cn  tmb  energiff^en  $roteftationen,  nomentltd^ 
oon  @eUen  ber  $arifer  Unioerfitdt,  bereitd  Hcacl  TL 
im  3. 1385  bie  «uf^ebung  bed  9M^ted  fflr  gong 
gfronfreicb  (Preuves  des  Ubertez  de  1*^  galL 
n,  13«  ^.,  Paris  1651,  8).   «ud  gFtanfceid^ 
toor  ed  bomit  oerfd^munben,  bel^uptete  fid^  bafut 
iebod^  um  fo  göl^  in  onberen  SAnbenu    Hit» 
lonber  Y.  entfogte  ibm  freilidb  auf  bem  Soncil 
ton  $ifa  (Sess.  XXII ;  ogL  |)flbler,  S>ie  Jh)n« 
Ponger  Steform,  Selp}«  1867,  72);  ober  aud^  baft 
Sondl  t)on  ffonfton)  mu^  bem  i)ät)fUi(ben  %ii« 
fprud^  entgegentreten  (Sess.  XXXIX,  tit  de 
spoliis;  ^übler  221).  Slortin  V.  oerjid^tete  bann 
Itoax  auf  bie  Slnnoteu,  bed  @))oIicnred^td  ober 
tl^at  er  leine  ermo^ung  (Sess.  XLIII;  Tbc- 
massin  L  c.  n.  10).  $iud  11.  ma^tt  noifymQl% 
ben  Serfud^,  bodfelbe  in  gfronbeic^  einjufübren^ 
fanb  bobei  ober  ben  fd^ärffien  9Biberftanb  on  Sub» 
mig  XI.  (Preuves  des  libertez  n,  36).  $iud  lY. 
oerbot  in  ber  Sonjütution  (Jraye  nobis  Dont 
äol^  1560  (Magn.  Bull.  Born.  TU,  Aug. 
Taur.  1862,  27)  ollen  ®eiftlid^m,  o^  (Erlaub- 
nij3  bed  ))d))ftli(ben  ©tubied  über  bod  ouS  beia 
fird^Iid^en  Sinffinften  ftommenbe  SermOgen   gta 
teftiren,  inbem  er  fold^  ber  opoftolifc^  Stam» 
mer  referDirte.  Sel^nlid^  Serorbnungen  erlie^m 
$iud  y.  („Romani  pontifids  Providentia^ 
a.  1567 ;  BuU.  VH,  609)  unb  ©regor  ^fTT. 
(»Officü  nostri'  a.  1577;  BnlLYm,  162)u 


«81 


€|ionbantt0  —  6)ion]^einu 


662 


tv^  iDowi  (Act  bfc  Ic|len  Vnf  (nrfid^  ber  $ät)fie 
oBf  bte  eptßm  bct  tSIciUet.  S)enn  butA  bie 
itaaiae&tDciittmig  bftXefHtfreil^  bet  ®ei{i- 
6^  (|.  ft.  Vit)  toatcn  Ue  Slad^Iofioetltiäaiiine 
MtAni  bo^n  geotbnd  loorben,  bof  bie  gefel" 
fi^  CxKfo^e  in  bai  93ftm5gen  Derjlorbener 
Scmfkiatcfi  onolaiiitl  ttutbe,  bcglo.  bie  fird^- 
ti^f  Cttfolge  in  bcn  Qcmjen  9taäfi0^  (bie  Stb« 
füer  ouiBnioimncn)  fiaitfanb,  folld  bet  ®eiß- 
b4e  0^  ficmtiii^  Smn  unb  ol^ne^interiaffung 

flr  9^  unb  bf^ol.  X^eoL,  ^  23  [1837], 
192  ff.;  (>cft  24  [1837],  282  ff. ;  ^eft  25  [1838], 
209  ff,;  ©ugen^eim,  etoatlleben  be8  Stents  im 
gtitttki&cr ,  »ctliit  1839,  267  ff.;  Sd^effet- 
SmdMt  ftotftt  SrUbrid^  L  legtet  €treit  mtt 
bet Cncu,  Setßii  1866,  189 ff.:  gfito,  Ueber 
M  Sgimf^iim  beft  Steid^efi  om  Sceid^Iir^mgut, 
ia  eitengBberi^i  bet  L  Wob.  bet  SBijfenfd^., 
|«iIof>»^ft  «laffe  LXXn,  SBien  1872,  387  ff. ; 
fxfolbai,  9M  @))oneiite4t  bifi  gfriebtid^  IL, 
nKteigl896[S)tff.;uneenflgenb].  (Eingebe 
QilRfii^^aen  flbet  boS  @))oliente(^t  Änb  )u  et« 
Mitn  vm  U.  €tttt,  ®cf4.  be«  fitd^L  Seneficiat- 
MfoiS  ton  feinen  Snfdngen  bis  auf  bie  Seit  Sle- 
patafi  m.,  qSetlin  1895  ff.)     [Sögmfinet.] 

$fMtemis  (be  Sponbe),  ^eintid^,  (Eon^ 
watH^  fran^Sfifd^  Sifd^of  unb  ftitd^en^i^tilet, 
ssxhe  1568  »  Vlamöon  (Ütiebet-Stobotra)  als 
Bs^  eines  @ectetAiS  bet  eifdg  colDini{li[(]^ 
ftfoi^  So^nmi  b'VIbtet  geboten.  (St  flubirte 
Si^ito^nifd^  unb  unttoe  Sbtoocot  am  ^t* 
kntnt  |tt  XüwA,  mo  et  fid^  butd^  ®efd^äftS- 
9?minbt^  unb  tBerebfomlett  auSgeid^nete.  SoS 
l^tfrirf  fcincf  dttetn  StuberS,  bet  1593  fatl^oKfd^ 
ynotbcn  vmx,  J otoie  baS  Stubium  bet  Sontro« 
»ff^ftcn  eeOatmin«  unb  S)u  ^ßettonS  ({.  b. 
Iitü  iNTonlolten  i^n,  in  ben  @d^o^  bet  fotbo- 
Ki4m  Atr^e  sutfltfgufebten  (1595).  9IS  fßf 
^ßßtit  bcS  iSatoinott  be  €outbiS  begab  et  fld^  im 
3. 1600  noi^  Xom,  too  et  ft»diet  (1606)  bie 
$rfe^fxn»ci(ie  emfifing.  SRit  Suftimmung  beS 
(axtoäuil^  SoroniuS  mad^te  et  etaen  9uS)ug  auS 
kfn  ftinolcn,  bet  untet  bem  Xitel  Annales 
MKiMtastici  CardinaUs  Baronii  in  Epitomen 
ndiflti  )n  ^rift  1612  etfd^ien  unb  megen  feinet 
^aaifiaxtdk  f)»fttet  oft  na^^ebtudt  umtbe.  9IS 
6|Mmbamift  1626  Don  Mntg  Subttig  xnx  gum 
e^Aof  iKm  SomterS  ernannt  ttmtbe,  fel^tte  et  in 
km  Satrrfamo  gutfid  unb  »at  als  Sonoettit  mit 
tej^lidloR  Si^  bemfi^,  bie  ättgUuMgen  feinet 
Storcfe  gar  CHn^ett  bc8  QHoubenS  gutfidaufitl^ten. 
3n  bct  Xbcit  gelong  c8  i^m  aud^,  fd^on  in  ben 
M  fcßni  9a$ten  feines  (E))ifco))ateB  1400  9le- 
jimitfe  oni  ciflen  6tfinben  füt  bie  ftitd^e  gu  ge« 
msaoL  fta^ban  er  megen  ftt&nfiid^feit  1639 
of  Im  fB^Stlfvan  leflgnitt  l^e,  fiebette  et  gu- 
M^  lUH^  Saris  unb  bann  nad^  Zoulouf e  flbet, 
m  a  164S  tat  VIfcr  Don  75  ^al^  ftatb.  9u^ 
iaffim  atoS^nhn  Epitoma  l^tte  et  nod^  t)et- 

Lee  OiinetitoaB  fiaorte,  Bordeaux  1596 


(lateinifd^  IßatiS  1638);  Annale«  Bacri  a  mundi 
creatione  ad  ejusdem  reparationem,  Paris. 
1637  (ein  SiuSgug  auS  ben  Annalee  beS  SBatna» 
biten  augufiin  XotnieSi  [geft  1622  gu  Wai* 
lonb]);  Annalium  ecdesiasticonim  Cardinalis 
Baronii  (^ontinuatio  ab  a.  1197,  quo  is  desiit, 
ad  a.  1622,  Paris.  1689,  2  voll.  (t)on  @)>on- 
banuS  felbft  bis  1640,  k)on  feinem  gfteunbe  $etet 
gftigon  bis  6nbe  1646  fottgefül^tt  unb  in Jpöteten 
SluSgaben  auf  8  gfoliobönbe  Dett^eiU).  (93gl.  bie 
in  f))flteten  ausgaben,  g.  9.  Ticini  1675,  bem 
L  SBonbe  bet  Continuatio  DorgebtudKe  Vita  ottS 
bet  ^bet  beS  $atifet  Xl^eologen  $.  f^tigon, 
fotoie  9lft|,  Sie  SonDettiten  feit  bet  Steformotion 
m,  285  ff.)  [3ecf.] 

S>P9midm,  el^atigeS  Senebictinetfloftet  auf 
bem  ^nStfldt,  in  bem  gleid^migen  Otte  @pon« 
l^m  cax  bet  fileinbal^n  iheugnad^-SBintetbutg, 
Detbatrft  fein  Sntftel^  bem  ®e{d^Ied^te  bet  ®tafen 
Don  ©panl^eim  (le|teteS  tft  bie  tuiunblid^  begeugte 
gfonn  beS  9}amenS;  bie  ie|t  aSgemein  ublid^ 
Sotm  €))onbeim  etfl&tt  fid^  auS  bet  ^unSrfldtet 
Vhmbatt).  Sin  @))rö|Iina  biefet  gfamtUe,  toeld^ 
gleid^  bet  bet  @aliet  gu  Den  Dotnel^mfien  ftftn« 
ttfd^en  Stammes  gelitte  (f.  SBitte,  Uebet  bie 
ölteten  ®rafen  Don  Sponbeim,  in  bet  3ntfd^tift 
ffit  ®ef^id^te  beS  ObenbeinS.  91eue  f$oIge  XI 
[1896],  161),  ®taf  @tepban,begannll07  einebe« 
teitS  1047  Don  Srgbifd^of  SBotbo  in  monte  eampi 
in  hon.  S.  Mariae  et  8.  Mart.  Turon.  gemeil^te 
^td^  in  ein  Aloftet  umgumanbeln.  (Sx  ftatb  abet 
am  25.  gfebtuat  1118,  unb  fo  fiel  feinem  @ol^ 
9Reginbatb  bie  SoHenbtmg  beS  SBetfeS  anl^etm. 
SBif^of  Suggo  Don  SBotmS  DoIIgog  im  Sufttage 
beS  etgbifd^ofS  Don  SRaing  bie  Sei^e  am  22.  ^xü 
1123,  unb  aR5nd^e  Don  @t.  man  in  SRaing  be- 
goßen bie  neue  Stiftung.  S)em  etften  ^bte  Sern* 
beim  folgte  1149  alS  W>i  ein  @obn  9Regin|iatbS, 
Stafto,  bet  feine  Detlobte  Staut,  @tafin  SIementia 
Don  ^o^nbetg,  burd^  baS  ®elübbe  bet  3ung- 
ftöulid^feit  gebunben  (obet  nad^  be  Sotengi,  9)et« 
träge  gut  Sefd^id^te  bet  ^faneien  bet  S)i5cefe 
Xtiet  n,  Xtiet  1887,  448,  »egen  gu  nal^et  fßn» 
tDonbtfd^ft),  mit  3uftimmung  feines  ißatetS  bem 
flloftet  gu  Oeten  bei  Xriet  iibetgab,  mo  fie, 
40  Salute  alt,  am  21.  9R(ttg  1176  im  Stufe 
bet  6eilig(eit  ftatb.  ®Iei<ib  anbeten  Hlöftetn 
untetuig  Sponl^eim  allerlei  SBed^felföIIen  unb  er» 
lebte  eine  SBlütegeit  unb  einen  9tiebergang.  S)ie 
@efd^id(|te  beS  ftlojierS  untet  ben  eingelnen  bebten 
gibt  fummatifd^  @.  SBibbet,  SSetfud^  einet  DoIU 
ftänbigen  geogra))bif<b"^iftotifd^en  Sefd^reibung 
bet  httfutftlicben  $falg  am  »beine  IV,  f$tan(- 
futt  u.  Sei))gig  1788,  83  (Dgl.  StJ^einifd^et  «nti« 
quatiuS.  ÜRitteltl^ein,  2.  «btl^.,  XYI,  (Sobleng 
1869,  452).  9luf  einige  Seit  tou^te  9bt  So- 
lennes Xtitl^emiuS  (f.  b.  Stt),  meldtet  feit 
1483  bem  JHoftet  gum  befonbetn  SRubme  Dot» 
fionb,  baSfelbe  gu  lieben.  SefonbetS  mad^te  bie 
Don  XtitbemiuS  biet  Deteinigte  SBu^etfammlmtg 
baS  ftloftet  betfil^mt  (Dg(.  3anffen-$aftot,  ®e- 


€)ira4(- 


«6< 


9kr  SlaiH  A  9)oMkI* 

coialitotinB  Qqiiiuicii 

C^  aI{o  10)4  ^ 

fvboi  Stengen  bdfi 

(tiMf «  fobolb  et  tu  bct 

f^fdtp,  frinaBefm 

Sott  Qciii(af|at  tpcnr  mib 

pi  bffrfbfn  ici0tt|i  lombt. 

URS  in  bct  ^tgen 

^  So^  {eiset  etf^offimg 

VifUiiy^  bie  au^  i^ 

vnb  |ii  bciDo^tcii,  b.  ^ 

fk  i^  SolUbmineii^ 

i(nt  OefUuuiuntg  entQefim  )n 

2,15).  fltd^  bct  V>^.  bk  9iotitt 

'entiiv  mm,  »d^e  bct  etfie 

1^1^  maik,  VMxt  \fyai  bie 

bcffdcB  Bot,  bau  @^)i{ct  bie 

li^jfwiljfMtf  ei»  itt  etnc^  S)ieje  (E^  abct 

taB  ai^  bk  ^S^pe  feia,  mim  fie  bIo|  («p 

bot  boi  3)oini  levtefoi  iriü^,  cttDO  fo  urie  ^^bie 

ifMmd  bk  C^  «olM  CQfitfen'  ($f.  18,  2); 

■s  ■!■■  bct  S^fli^ftt  ftett^dKg  iN>ii  fernen  ®e* 

i&Bl^oiwhnmH  nrixb«  t^^iSii  et  eine  {einet  ttiit* 

Üfftffls.  £«e  90^  td)i{4e  9toiut  obet  gi|y|f Ue 

V  tai  fUcnfil^ca,  in  beffoi  S&xpn  fU^  bie  ntme- 

afif^K«  bie  |ipaii|itd^  unb  bie  t^ienfd^  Statut 

mm^  3iiMn  bctlRen{<l^  biefe9ef<^ffen^ 

Mt  km  ^ncn  Ocißc  Dci&mb,  bet  gu  bet  £^- 

ber  sbciiibifil^cB  92otut  ge^tte,  u>Qt  et  int 

baB,  WA  bie  gefd^ffene  Statut  bem 

fd^nÖMte,  niil^  b(o|  ;^{fti>  butd^  fein 

Stiem  anb  fri«  Se^jfenl^,  fonbetn  aud^  mit 

Ixiai  flBilkn  burd^  fernen  @Iauben  unb  feine 

Uicftaig  |B  bcoctfeR.   St  toat  gleid^forn  baS 

Ct)gaa  bcr  gefouiiUcn  itbifd^  Statut^  butcl^  xotU 

te,  me  hA  ®cifHgie  bntid^  bie  &ptaä^,  fo  bie 

le^jj^  ftrpianmuis  bet  Statut  i^ten  9u8btud 

\aA ;  et  txmstbt  im  Stamen  betfelben  bem  @d^ö|)f et 

fifiiS  joSat  tDO|a  biefeDbe  oerpflt(^tet  toac.  2)ie| 

atfim^  feinet  bcfonbetn  ScjKmmung,  unb  et 

MX  toga,  gufsemfeit,  meil  i^m  ein  ®ebot  gegeben 

aar,  ttici^Ä  auf  feine  SBa^Ifteil^eit  einttitfen 

ielllt.   Dtit  btefet  Sefc^rönfung  nwt  i{im  eine 

tafgobe  ^  fein  id)i)(^eS  S)afein  ongemiefen, 

anirtd^  bQ%  et  ®0tt  Ott  feinen  ^öd^ften  (gebietet 

■ab  OB  ba§  3kl  feinet  (^{tenj  anjufel^en  l^be. 

d  mafk  Vfm  alfo  einleud^ten,  ba^  et  feinen 

9etfiaab  anb  fdnen  SiOen  il^m  untequotbnen 

vA  ffgm  9Uxabm  anb  Vnbetung  }u  etioeifen  l^obe. 

SM  SDHttel  aar  etffilhmg  btefet  Aufgabe  f onnte 

obet  niil^t  ein  bto|  inneteS,  nid^t  eine  blo^  Sle- 

fsag  bei  6edenkben8,  nid^t  blo^  bet  ®ebanle 

im,  fcmbcm  mu|te  burdj^  ben  SDtenfd^en  als 

(knieS  aoOaogen  n)etben;  nut  ein  tötjpetlii^er 

Sorgnig  fonsüe  bct  fimienf öHigen  Statut,  }u  bet 

imI^  er  ge^Sttf ,  ben  ab(u)uaten  lufibtud!  bet  Sln- 

Musg  bcdet^  3n  bie  Sfflett  beS  jröt))etlid^en 


abetge^bie€))iad^,  anbbketPeScpnmnng 
betfeOen  Uiat  bemnmt  boS  ®ebet  S>q1^  ent- 
nehmen nrit  ou4  aus  bct  Offenbamig,  bo|  bet 
SRcnf^  ]6^  \fw^,  als  i^  Sed^  mit  einem 
anbcm  SDtenfc^  no4  nid^  mbglii^  unb  et  mit 
fernem  (Sott  no4  dUein  BMit  (@en.  2, 20).  fragen 
nrit  alfo  nod^  bemUtfptung  bet  menfd^i<$en 
@)nad^,  f 0  lonn  nut  gcaiiimotiet  metbcn,  bo^  bk 
6|nrod^f&(ig!eit  bem  SOtenfd^  amtfd^affen 
motben,  ba|  dbet  bet  (Scbtoui^  biefet  Sö^gfeit 
eine  freie  t^  bed  etften  SDtenfd^  loat,  bet  ba« 
mit  feine  Seßimmung  etfünte.  3»  Ie|tetem  mu^ 
bk  S)mu^  im  Utiuffcanbe  beS  SOtenf d^n  bef  onboS 
^eignet  gebadet  metben;  bie^  bemeifen  unfi  bk 
lmÖ(«Iunaen  tibet  beten  Sefd^affeni^,  md^e 

bk^ige^tiftnutgdcgenflid^unSmad^t  9U 
bem  SDtmfd^  fax  (Etirid^ung  fetnet  SefHmmung 
eine  neue  SBoIIbmmcn^  butd^  Stfc^ffung  bcft 
aBeibeS  beteitet  metben  foltte,  mat  feine  ftekSRit- 
miibmg  }ut  Stiongung  biefet  DoOfommenetn 
2ebend{fatfe  menigfienS  in  bet  gfotm  befi  fRn» 
langend  notl^menbig.  Um  biefefi  SSetlongcn  in 
i^m  )u  ettoedCen,  ^l^tte  (Sott  feinet  Stfnmtni| 
bie  ixbifd^en  Sebemefen  bet  ^öl^eten,  i^m  junäd^ji 
ßel^ben  Otbnungen  oot,  bamit  et  an  ii^en 
etONiS  ttxil^tnel^me,  bafi  il^m  f el^Ie  unb  il^m  buxd^ 
nid^tS  SBotl^nbcnefi  etfe|t  toetben  ttnne  (®en. 
2, 19).  Sei  bkfet  (Sdegenl^it  etfal^ten  »k  aioei 
bet  bebeutenbflen  SDtomente,  mel^e  bie  €))tad^ 
bed  tttiptünglid^n  SOtenfd^n  d^otoftetiRten.  2)ä 
eine  ift  bie  gtogattige,  unmitkibate  &tlenntni| 
befi  SQRenfd^en:  et  btoud^te  bie  (Segenfiänbe  bet 
Stotut  nut  }u  feigen,  um  fie  i^tem  SBefen  nad^  ju 
ettennen ;  et  bef q|  ben  bk  Statut  butd^fd^uenben 
fblxä,  iDomit  et  beim  &u^  Slnblidt  fogkid^  aud^ 
baS  innete  SBefen  bet  S)inge  etlannk.  Z)a8  }meik 
in  Stebe  fiel^nbe  SRoment  etgibt  fid^  ouS  bet 
(Skid^fleÜung  oon  Selben  imb  ^Benennen,  meldte 
bk  göttU(^e  Offenbotung  l^iet  ootnimmi  2)et 
Stame  bejeid^nete  bad  SBefen  bet  2)inge;  benn 
nad^  bet  l^iligen  Sd^tift  follk  bet  SDtenf<9  nid^t 
feigen,  xoxt  bie  2)inge  imtetlid^  befd^affen  fekn, 
fonbem  „ttie  et  fte  nenne".  Set  Stome  ttatb 
obet  nid^t  nad^  Uebetlegung  gett)ftl^t,  fonbetn  et- 
gob  ftd^  unmittelbot  auS  bem  Sd^uen.  9u8 
biefen  beiben  Xl^atfad^  folgt,  bol  in  bet  etften 
&pxaö)t  ntd^t  fubiectioe Sotflellungen,  fon- 
betn SegtiffeauSgebtüdft  ttutben;  inbem  bk 
2>inge  unb  ißetl^Itniffe  fo  benannt  nmtben,  toie 
jk  etfd^ienen,  mutben  fie  aud^  fo  bejeid^net,  toie 
fie  toaten.  SS  mu^  otfo  ein  enget,  notutnotlSl« 
menbiget  Sufammenl^ong  gtoifd^en  Saut  unb  Se- 
griff  t)ot]^anben  geioefen  fein,  tt)onad^  iebed  SDtetI" 
mal  gum  SuSbrudC  feinen  eingig  möglidden  Saut 
et^ielt  unb  bie  SBeteinigung  bec  oetteff enben  Sank 
obet  baS  SBott  einen  OoIIfommenen  ^uebtudC  k)on 
bet  Seteinigung  bet  SDletfmale  obet  bem  Segriffe 
bilbete.  gfüt  bie  9uSbtäd(e  obet  bie  Stamen  übet- 
finnlid^et  Segriffe  fann  bamaß  nut  bafifelbe  @efe| 
gegolkn  ^aben,  toeld^eS  bet  ©ptad^e  afö  bem  9u8* 
btudt  eined  Qrpedid^en  (SeiftoefenS  inl^äriit,  unb 


667 


@))tad^e» 


668 


»el^eS  [M  bei  iebec  menfd^Hd^en  Sprod^e  beob- 
aä^Ut  miro :  nömlid^  ba|  bief e  Segriff e  ouf  ein 
fuinenfüntgeS  93tlb  autüdgejiibrt  uurbm,  toeld^eS 
bem  Slaturgef  e|e  beS  otgonifd^en  ^uSbrudd  unter« 
lag.  @o  fmo  bie  beiben  %nmenbungen  ju  t)er- 
fie^en,  tteld^e  bie  l^eitige  Schrift  mad)i:  Slbom 
füllte  fe^en,  toie  er  bie  Dinge  nenne;  itnb 
koie  Sbom  {ebefi  S)ing  nannte,  f o  m  a  r  fein  9tame. 
aRit  SRed^t  l^ot  ber  $[.  ^^ieron^muS  ]^in}uge{e|t: 
Appellavit  AdamnominibuB  suis  ounctaeic., 
mä^renb  ber  Urteit  und  baSfelbe  mit  anberen 
SBorten  fagt :  mü^htm  er  olle  vorgefallen  Sefen 
benannt  l^atte,  fanb  {id^  fcineS,  baS  il^m  bie 
notl^toenbige  ^ilfe  l^ötte  leiften  lönnen.  ^ier  toirb 
baS  Surd^l^auen  ber  inneren  Sigenfd^aften  ein« 
fa(|  mit  ber  92amengebung  ibentificirt^  fo  ba^ 
nirgenbtDo  eine  treffenbere  SarfteSung  bon  ber 
SoUfommenl^eit  ber  urfprfingli(|en  @))rad^e  ge- 
geben merben  lann.  9ßir  würben  bie|  an  bem 
9ei{)riel  t)on  %bam8  92amengebung  erfe^en  fönnen, 
tt)eU^e8  uns  nad^  Sba'd  Srfd^ffung  gegeben  toirb 
(®en.  2,  23),  toenn  nid^t  biefe  SBorte  eine  Ueber- 
fe|ung  ouS  ber  verloren  gegangenen  Urfprad^e  in 
oaS  mofaifd^e  f^ebräifd^  toikm.  SittS  ber  SoII- 
lommenl^eit,  meldte  l^iemadb  bie  menfd^Iid^e  @))rad^e 
urftnrflnglid^  befa^,  lö^t  fid^  begreifen,  bo|  bie« 
felbe  ein  geeignetes  SRittel  mar,  ein  £)pfer  fär  ben 
|5d^ften  ^erm  ber  SEBelt  )u  bäben ;  nur  im  SBejijfe 
eines  fol^n  XuSbrudSmittelS  tonnte  ber  ÜRenfd^ 
»abrbaft  baS  Organ  bilben,  burd^  meld^eS  bie 
vemunftlofe  @d^5pfung  i^rem  @d^5]pfer  bie  fd^« 
bige  SJerJ^enlid^ung  bereitete.  9tu(^  ber  SSerfel^r 
in  einer  fold^n  Bpxai^t  bnnte,  mie  eine  gemein« 
fd^aftlid^e  SSerberrlid^g  beS  @d^ö))ferS,  nur  ein 
gegenseitiger  antrieb  fein,  bie  gegebene  SBeftimmung 
)U  erfüllen. 

äl^re  iBoIKommenl^eit  aber  mu^te  bie  menfd^« 
lid^e  Sprad^e  verlieren,  koenn  einerfeitS  bie  Sr- 
(enntnil  beS  9ßenfd^en  il^r  erl^abenen  Sigen« 
fd^aften  entKeibet,  anbererfeits  ber  enge  3ufammen« 
^ang  }mifd^en  @eele  unb  Seib  gelodert  mürbe. 
SeibeS  gef^al^  burd^  bie  @ünbe ,  unb  burd^  fle 
erl^ielt  bie  menfd^Iid^e  @|n;ad^e  bie  unoollfommene 
iBefd^affenl^eit,  in  meld^er  fie  ie^t  auf  (Erben  fort- 
lebt. Sber  menfd^Iid^en  Srlenntni^  marb  eine  tiefe 
SBunbe  gefd^Iagen.  Statt  ba^  ber  9Renfd^  im 
Urguftonbe  beim  ^fd^ouen  baS  SEBefen  ber  S)inge 
burd^f  d^ute,  l^ete  er  ie|t  aa  ber  Srf d^einung } 
ftatt  ba^  er  bie  SRerlmale  ber  S)inge  gu  einem 
^Begriffe  }ufammenfa^te,  bilbete  er  [tj^i  auS 
mabrgenommenen  ftennjeid^en  fid^  nur  eine  93  or« 
ftellung;  ftatt  ba|  er  fonft  bie  mirflid^e  93e« 
f^affenl^t  unb  bie  mirnid^en  SBer^ältniffe  ber 
S)inge  erfannte,  l^otte  er  )e|t  nur  eine  Suffaffung 
von  bem,  maS  i^m  in  bie  @inne  pel,  eine  kuf- 
foffung,  bie  ebenjo  bem  ärrt^um  untertvorfen  mar 
mie  er  felbfl  2)ie|  ift  bie  Signatur  ber  l^eutigen 
menfd^Hd^en  @)n:ad^en:  in  aUen  äbiomen  jinb  bie 
SBörter  nid^t  Se)eid^mmgen  ber  2)inge,  nid^t  SIuS« 
brttde  von  99egnf[en,  fonbem  nur  9lamen  für  ein 
Aenn^en,  boS  oer  ft^rod^bilbenbe  ®eift  an  bem 


betreffenben  SHnge  erfaßt  1^.  Sel^  oft  i{i  btefeS 
ftennaeid^en  etmaS  rein  3ufäIligÄ  ober  etmad 
irrig  SBabrgenommeneS,  tveil  feine  Hervorhebung 
nid^t  ber  9ßirntd|feit,  fonbem  einer  fubjectiveti 
Suffaffung  entfprid^t.  Z)ie  ^Benennung  uberfimi- 
lid^er  Dinge  unb  Serbältniffe  ift  bobusd^  öu^erft 
unftd^er  unb  l^altloS  getvorben,  meil  bie  3u^d!* 
ffi^rung  auf  fmnlid^e  99ilber  ber  vielfad^en  SRög- 
li^feit  unterliegt.  3nbe|  b&fen  mir  nid^t  an« 
nel^men^  ba^  biefe  Degeneration  ber  @|)rad^  fo» 
gkid^  nad^  bem  SätäenfaÜe  eingetreten  maxe. 
Die  @))ra(|e  jjtanb  bamalS  ebenfo  mie  b^te  unter 
ber  gemaltigen  9Rad^t  ber  Sngemöbnung  unb  ber 
9{ad^a^mung.  Somie  ber  ÜRenfd^  nad^  bem  @ön« 
benfaUe  nid^t  fogleid^  in  bie  Xiefen  ber  Unmiffen« 
l^it  unb  beS  Überglaubens  verfanf,  fonbem  eine 
Stenge  ber  gemonnenen  Srlenntniffe  in  fein  fän* 
bigeS  Dafein  mit  l^nüber  nal^m,  fo  behielt  aud^ 
feine  Sprad^e  bie  frül^eren  SBilbungen  unb  9ud* 
brude,  nur  mit  bem  Unterfi^iebe,  ba^  ie^t  baS 
SBerftänbnig  fär  bie  gange  SfOHe  beS  «uSgebrOdten 
verloren  mar.  Die|  galt  befonberS  für  baS  {5cper<« 
lid^e  SRoment  ber  Sf^rad^e.  Sn  SteOe  beS  voQ« 
lommenen,  organif(^en  3ufammenbangeS  gmif <!^ 
93egriff  unb  SSort,  jmifd^en  Sterhnal  unb  Saut 
trat  ie^t  nur  ein  unbeutßd^eS  99emu|tf  ein  von  einet 
fold^n  3ttjammenge^örigfeit,  meld^  auf  ber  ®e« 
möbnung  beruhte  unb  nur  im  (Sangen  unb  @ro|en 
einzelnen  SautQaffen  eine  beftimmte  SBebeutung 
unterlegte.  MeS  biefeS  folgte  auS  ber  Xl^tfoc^e, 
ba^  bie  Sprad^  im  gefallenen  3uftanbe  bk  9Ren« 
fd^m  nur  burd^  93ererbung  angenommen  mürbe, 
ißon  einer  @))rad^  fd^d))fung(ann  fett  bem  Ser- 
luft ber  urf))ränglid^en  SBoflfommenbett  nid^t  me^t 
bie  Stebe  fein;  bie  Ausübung  ber  Stirad^fftlHfi^eü 
ift  vielmel^r  an  baS  (S(efe|  gebunben,  meU^eS  Dem 
Sßenfd^en  burd^  baS  S^red^en  berienigen  auferlegt 
mirb,  von  benen  er  bie  Sprad^  em|)fangen  ober 
erlernt  bot«  Der  naturgemö|e  (Sang  ift,  ba|  ber 
SRenfd^  im  ftinbeSalter  boS  Bpttdfm  in  berjenigen 
@eftttft  erlernt,  in  meld^er  feine  (Srgiel^er  pe  reben^ 
nur  burd^  fünftlid^  Sei^bbmg  ixwi  f^itton  bet 
ber  (Srjiebung  etmaS  geänbert  merben.  So  mar 
eS  aud^  nad^  bem  SänoenfaOe  beS  SReufd^  Die 
erftm  92ad(|fommen  SbomS  tonnten  nur  in  ber« 
jienigen  S))rad^e  reben,  berm  er  in  feinem  gefoUe« 
nen  3uftanbe  ftd^  bebiente ;  innere  (8ränbe  ober 
gar  eine  9bt^menbigteit  für  bie  S&a^  ber  ®e« 
geid^nung  gab  eS  nidj^t  me^r,  unb  als  befKmmenb 
mirlte  nur  baS  SBeifpiel,  bem  bie  ©emöl^nung  ent« 
f))rad^;  ber  3Rm\df  fügte  ftd^  einfod^  ber  fluf* 
faffung,  meldte  in  ben  vorbanbenen  9iamen  ouS« 
georfidt  mar.  Der  Untergang  beS  erften  (8e« 
fd^Ied^teS  unb  ber  neue  Vnfang  ber  SRmfd^l^eit 
burd^  9loe  tonnte  baran  nid^ts  anbem. 

So  longe  alfo  in  ber  Wenfd^bnt  eine  getfiige 
(Etnigteit  beftanb,  mu^  bie  Sprad^eSIter  ibentif^ 
fein,  fo  bai  baS  gegenfeitige  Setfi&tbni|  burd^ 
nid^tS  erfd^mert  mar.  Sine  foldge  Sinigteit  aber 
beftanb  in  ber  erften  SDlenfcb^ett  infolge  beS  g^i 
meinfomm  Glaubens  an  bie  geoffenborten  SBa$r« 


Sptai^t. 


670 


lAm,  YDdqct  toft^ttnb  btt  cifltn  ^ßcriob€  bct 
flenHoia^UlitK  bm  VitSgangfi{mnft  für  oQe 
fdemlm^  «nb  oltd  S)enlm  bilbete^  {elbfi  vm.n 
VMdfOL  |M^  bcm  gSttlU^  ®efet(e  ent)ogm  unb 
ta  IdtBlbmea  <Bc(|oifam  gefltn  ®ott  oetfagten. 
Uixp|t  oab  bicfe  oeiftiflc  <Sin^t  burd^  bie 
i^fta  SBccbuibniiQ,  umd^  au9  htm  Sufommen« 
ae^nm  ttkr  ^cmtginQ,  fo  baft  für  eine  im- 
km^bote  3ett  iui4  ber  glut  bie  gefammte 
gpif^iumirtcllti^aft  nur  ein  ein^iged  Soll  bilbete 
«aoL  II«  ey.  ^«m  tinir  bie|  nid^  ber  SBiUe 
9atM ;  indme^rr  b^tte  biefet  bie  SuSbreitune  beS 
SRnM0H|(f4(^^  äbei  bie  gonge  (Erbe  beftimntt 
(Ocs.  1.  28;  9«  7).  9itf  ben  ®ebon{en  on  bie 
IkM^fijiftwg»  toeU^  i^en  bic^buni^  aufgelegt 
moftcu  famen  Ut  SRenft^en  erft,  na(^bem  grof- 
nttge  fEsftnbuiiom  gemad^t  iDoren,  toeld^e  bie 
Sanfcifiimg  getoaltiger  SRenfc^nmafjen  )u  ge* 
«nn^onim  ^ßldm  nabelegten.  Sor  9lQem  ttKir 
Me  »ftupciK  toel^e  bie  Srftnbung  bed  3i<gel- 
^eisEft  mftfifii^  ina^fte,  ber  Vlnla^  )u  einer  form- 
ikfem  luflebnung  ber  Dereinigten  9Renjd(ibeit 
«01  ®ottcS  onSgef (nrnbenen  2BiIIen.  Sag  in  ber 
Ccmnigiüig  tSfm  jämmtKd^en  ihröfte  eine  fold^e 


ooa  ttbi{<be^  3Rad^t^  ba|  fie  tot  (einem  nod^ 
k  fl|cn|arHgen  Untemebmen  )nräd()u{d^reden 
kasäfk,  fa  mu|te  bie  3etft>Htterung  ber  @e- 
tMiuO^Ü  eine  loeitg^enbe  @d(mäd^ung  ber 
iKRJibli^cii  ftrftfte  bebeuten,  unb  burd^  ben  ßr- 
fito  Dot  ibt  6e{btibenm^tfein  jo  geboben,  ba|  fie 
btf^  IRdoIUbfeit  gtt  trojim  befd^Io|.  @o  mie 
ber  cc^  9Resif^  fl4  Don  ®ott  unabbängig  mad^en 
B^  fein  cigmer  Sefejfgeber  merben  )U  (önnen 
f^faM  b^e,  fo  gfcmbte  ie|t  bie  gefammte 
SoiMb^»  in  bei  ^Bereinigung  ibrer  ftröfte  eine 
SladU  |tt  befi|en,  mlfy  xSft  erlaubte,  ft<b  bem 
^fkiüdim  9SiIlcn  )u  unberfe^.  2)ie  SuSfubtung 
taa^  ÜedA  oon  nie  bagettefener  @rö|e  foDte  in 
oflni  Semätbcm  biefeS  9e»u|tfein  toedten  ober 
csboitni*  unb  bie  SRenfd^b^i^  folgte  fld^  baburd^  gu 
fiBir  folgen  SBebeutung  erbeben,  ba^  ib^  ber  @e- 
baah  on  dnt  3^)^i^tnung  unb  Trennung  nid^t 
tSiiiie  (®en.  11,  4  bebr.).  S)ie  Offen- 

^  tiaad  uns  att  baS  gewollte  amttel  ,eine 

StBbt  mit  einem  binnnefboben  SBaumerl".    (£d 

901  cht  ceniroliflxenber  SBobnort  mit  einem  S)enN 

Bolc  ber  nmtfd^Iid^en  Selbftbenlid^feit.  92ormaI 

Mcr  ift  gemein,  oenn  bie  SDtenfd^b^  ^^  in  ibr 

begoibcnlhöfte  bereinigt  botte,  um  ibrem  Sd^öt'f^ 

onb  Crboüer  einen  Xemfiel,  ein  Symbol  feiner 

8]Ä6e  inb  tmbefdftiäntten  SRad^,  )u  bauen ;  ber 

f^  ffiian  Kfyctt  bie  befiebenben  Serböltniffe  um 

nd  {^  on  eteSe  (Bottefi  bie  9Renfd^beit,  bie 

^  oon  tbron  (Befe|geber  unabbängig  glaubte. 

Salin  Um  bie  SJeronbiffung  ber  Abgötterei  auf 

fdnt  vm  tM  2)enIknol  ber  menfcbtt^^  @etbft- 

M(mf^an0  nni^e  feiner  SBebeutung  nad^  aß 

te  ex^  Oölftmbtmptl  erfd^einen.  ^e  bie  SDtenjd^ 

Ut  bmjcftrtt  ju  Mtlenben  oermod^t,  fo  toäre  lein 

flctenfc  t>ctbvtdied]ät  genug  gettefen,  ba^  fte  ftd^ 

|tfbef|aSbi«fii^$n>n8nid^^^#'ff^Wte.  SOtit 


biefem  Untemebmen  mar  alfo  ®ott  k>on  IReuem 
berauSgef  orbert,  unb  bie  ®rö|e  mie  bie  Mgemein» 
beit  bed  äterbred^  oeranla^te  fein  unmittelbare^ 
Cinf(breiten,  mie  eS  burd^  baS  descendere  ber 
^gata  auSgebrildtt  ift  (®en.  11,  5.  7).  S)ie 
beilige  Sd^rift  lägt  und  biet  in  ben  9iatbfd^Iu| 
@otted  bineinfd^uen  unb  «eigt  und,  mie  berfelbe 
mit  bem  freien  ^nbeln  ber  SRenfd^en  im  3u- 
fömmenbange  ftanb.  ®otted  SEBabrbaftigleit,  ®e« 
red^gleit  unb  Sarmbei^igteit  erfd^einen  biet  in 
gleid^  Sid^te.  &tDa9  fo  gutd^tbareS  mie  eine 
bem  Sd^öpfer  trobenbe  SRenfd^b^it  fonnte  leine 
Skmer  b^ben.  9uein  baS  %m\d^t  IBerfpred^en 
mar  ba^  bie  SRenfd^b^it  nid^t  mebr  bur(b  ^emicb- 
tung  }u  ftrafen  (®en.  8, 21),  unb  bad  3iel  ber 
götütiben  Seitung  blieb,  Offenbarung  unb  ©tau- 
ben auf  Srben  als  9)orbereitung  auf  ben  Sridfer 
)u  erbalten,  ^itx  kg  nun  ein  @trafmittel,  baS 
jugleid^  ^ilmittel  fein  foUte,  nid^t  fern.  SDer 
tieffte  ®runb  ber  oerbred^fd^en  Auflebnung  in 
ber  aRenfd^b^it  tt>at  bo8  SBerlangen,  bie  93oIl8- 
einbeit  )u  erbalten;  baS  mid^tigfte  SRoment  ber 
Ie|tem  bilbete  bie  @{)rQd^einbeit  (®en.  11,  6). 
^örte  fte  auf,  fo  mar  bie  SRenfibb^t  i^ff^^ 
unb  eine  SSereinigung  ber  menfd^Iid^en  fhöfte  mar 
nid^t  mebr  benlbar.  2)ie|  ift  ber  ®runb,  morum 
bie  Offenbarung  unS  bie  SBefd^ffenbeit  ber  ur- 
fprirngll^en  @))rod^einbeit  befibreibt.  „&  mar 
bie  ganse  Srbe  Sine  Sippe  unb  Einerlei  SBMer'' 
(®en.  11, 1).  2)er  @prad^gebraud^  ber  b^Uigen 
©d^rift  («1.6, 12.  3ob  13,  6.  $f.  12,8.  Spr. 
12, 19.  —  ^f.  81,  6.  3f.  19,  18;  28,  11 ;  38, 
19.  «8. 3,  5. 6)  aeigt,  ba|  f^kx  bie  boppelte  (Sin- 
beit  ber  beiben  ÜRomente  oerftanben  ift,  meldte  to 
QÜkn  @prad^en  )u  unterfd^eä)en  finb :  ber  gform 
unb  bed  @toffed,  ober  beS  grammatifd^en  utä  beS 
Iq^tfalifd^n  «lemented,  ober  bed  SuSbrudfS  fOr 
93e}iebung  unb  Sebeutung,  für  ®eiftednd^ng 
unb  Srlenntni|melt  im  SRenfd^en,  lauter  %u8« 
brüdCe,  melcbe  in  biefer  Snmenbung  Sbentif  d^ed  be« 
jeid^nen.  Sine  Auf  bebung  biefer  S)oppeIetnbeit  lag 
febr  nabe ;  benn  f (bon  natärlid^ermeife  bringt  bie 
Bereinigung  9}ieler  }u  ßinem  SBerle  mit  ftd^,  ba| 
fubjiectioe  Snfd^uungen  unb  Steigungen  in  ben 
SSorbergrunb  treten  unb  fid^  geltenb  )u  mad^en 
fud^en.  SlSein  baS  unmittelbare  Eingreifen  ®otte8 
bemirlte,  bag  ber  beroorgerufene  @ubiectioiSmu8 
nad^  3^it  unb  Sudbebnung  ungeabnte  Solgen 
beroorrief.  Sie  Sd^öpfung  neuer  menf^Iüben 
@prad^  oon  Seiten  ®otte8  mdre  bier  mit  ben 
befiebenben  SBerbältniffen  ni^t  im  Sinllange  ge- 
mefen.  S)ie  ^Befreiung  ber  fubiectioen  Unfd^auung 
aber  Oon  bem  3tt)ange,  meldten  ibr  Vererbung 
unb  ®emfibnung  angelegt  batte,  lonnte  in  einbeit* 
lid^em  Spraibftoffe  eine  SRenge  formoerfd^iebener 
SUiSbrudSmeifen  fd^affen,  meldte  leine  ®emein- 
fd^oft  }u  erbalten  im  @tanbe  maren.  2)arum  be- 
rid^tet  unS  bie  beilige  Sd^rift  (®en.  11,  7.  9), 
ba|  bei  ber  oerbred^ifd^en  Untemebmung  ]u 
iBabel  ®ott  ber  btix  nur  baS  eine  SIement  ber 
€prad^einbeit  aufgeboben,  nur  bie  gform  oer- 


W3 


©ptad^enfejl  —  Bprüä^t. 


674 


wrAcebcnni  VntMntmiia  bei  teiei^neim  3)lxM 
i;  &  M  bcr  )tt)cUm  fRa^t  ^In^angung,  SSot- 
)^at%.  StnfagintB)  jetfaUcn  bte  @)>rad^I(affen 
■  €pmi^ßamine^  btefe  loiebet  in  @))rad^- 
^Bilicn,  3tt  todd^n  Ie|teren  jjt^  eine  %n)a|l 
cspetatr  6pta(!(^en  {ufammengliebem,  Med 
j^.  o^ne  ^  eine  gro^e  9Renge  untergeorbneter 
obctSKitigcr  93ilbung9mtttel  )u  ^ilf e  genommen 
TStDe.  unb  ba|  mam^Iei  3tt>t{d^ftufen  }u 
hjte^tm  XDixttL  Ucbnfte^t  man  biefed  gonge 
erl«.  fü  fallt  bofi  ergebnig  mitfenfd^oftlid^et 
^eteng  viil  bet  ouS  ber  Offenbarung  getoon- 
na  QetojeuQuag  gufammen:  fämmtli^e  @pra- 
äa  finb  in  bcr  Sonn  derf (Rieben,  im  @toff  ober 
-jmf)^!^  9{]ir  |o  hxm  oud^  ber  9ludbrutf  ber 
jcbgoi  €<(irift  >^a,  bermirren^  gu  Sted^t  be- 
rtifcsk;  ttnn  eine  3}ern)irrung  bebeutet  l^ier 
-21  bif  Sinj^chmg  ber  Otbnung  in  einer  einzigen 
Ibnt,  itiibl  bie  @d^5))fttng  neuer  an  bie  ©teQe 
zonbm  Stoffen.  SHef e  »Sinl^eit  in  ber  äRonnig- 
y^Xftl^''  ffl  baS  Siefultat,  me^eS  bie  tteit  fort- 
ei^nttene  @)rra^tt)iffenfd^ft  )u  Xog^  förbert 
\2^  au  TDcmi  bie  nngel^eure  9(rbeit  f^on  ge- 
•^^  oäre,  iDcId^  bie  SoSfd^oIung  b€§  ©))ra(!^- 
*2i if  in  bcn  bc^belten  @))rQd^en  forbert,  um 
:si«  Seftillot  CDibent  in  mai/nL  Mein  ber 
^bng  ber  Sforfd^g  bleibt  fionbig  berienige,  bo^ 
'jm  3tfVnnmm^ge  im  Stoffe  ber  formell  ge« 
i(e^encn  6|na^n  oufgebedt  merben,  unb  oft 
rsig  \dfon  tfabtn  befonnene  Sforfd^er  einen  3u- 
:xm€vfymq,  melc^ex  n  priori  |)oftuUrt  toax,  burd^ 
QßOt  ^otfiiguiig  a  posteriori  ftd^er  gefieHt. 

Sit  Offmboinmg  greift  no^  einmal  in  biefe 

43S^  Unterfud^g  befiflttgenb  ein.  Ütod^  @otted 

ftifebung  mn^te  bie  Srniebrigung  3efu  ben 

itAi  ber  Dcxbred^fd^en  ÜRenfd^l^eit  mieber  gut 

■i^  €eiRe  @nabe  benrtrfte^  bo^  baS,  tooS 

.^  9Ratf4^  )u  aSobel  Dei^e^rt  l^tte,  in  Dofi- 

taucner  SBeife  ju  Stonbe  fam.  SoS  Sl^riften- 

ifcrni  als  üBgeineme  SBeltreligion  l^ob  ben  @e))a* 

::nteiiS  ber  92ationaIil&ten  auf,  unb  an  Stelle 

M  melgc^amgcn  STri^umS  trot  bie  Sine  äBol^r» 

M.  in  brxen  IB<Ienntni|  bie  SRenfd^i^eit  bie  k)oa- 

^astfs^  Qerbinbung  fanb.  9m  ^^ngftf eft  loarb 

c  Sfinfolrm  eine  grope  @otteS[tabt  oufgerid^tet 

cü  dnaa  griftigen  Sau,  ber  bis  in  ben  ^immel 

rr&/tt,  unb  ftott  ba^  bofi  fänbige  ®efd^Ied^t  ftd^ 

tisfi  $n  IBobel  einen  %tmpd  erbaut  l^atte,  ttorb 

^  3<nif<dem  bie  erUdte  unb  gebeiligte  aJlenfd^- 

d  na,  %anpü,  m  bem  @ott  ber  l^ilige  ©eift 

voe  SBotnung  na^  um  bie  bem  @d^ö;)fer  ge« 

ts^mibc  Cfyxt  m  bekoirtm.  @o  Derlor  ftd^  aM, 

IM&  M  bobtn  bie  SIenf d^en  gef d^ieben  l^tte,  unb 

-^  biffe  <ikfd(|{eben](|eit  in  ber  @prad^e  il^ren 

iaibntdt  gffuid)cn  botic,  gab  in  ber  Bptaä^t  oud^ 

:x  aent  Sin^ii  {i(^  tunb.  &  gef(^^  ein  bo))« 

9t£i!r&  Smiber:  „Me  fingen  an,  in  »erfd^iebcnen 

cfvB^cn  SU  itben,  fo  ttie  ber  (eilige  @eift  eS 

^^Kn  gab  oiÄjufprwjen''  («pg.  2,  4),  unb  ^eö 

Krte  lAerw  feiner  S^irod^e  pe  rAen"  (95.  6). 
tt  aietirfifrnlttiilRi  titc  gef|)altenen  SWenfd^lJeit 


maren  bort  «aRönner  au8  ollen  SSöKem,  bie  unter 
bem  ^immel  fmb*  unb  bie  ücrfc^icbenften  S|)ra- 
d^en  rebeten.  93or  bem  Sid^te  bed  l^eiligen  ©eifteS 
nun  toaren  bie  fubiectioen  SMomente  gcf ((munben, 
Wcld^e  bie  ©prod^ocrfd^icbcnl^cit  betoirfcn,  unb  bo 
oQe  Sprod^en  nod^  9bgug  ber  ftngulören  gorm 
ibentijd^  finb,  fo  erfd^icn  bie  menfd^Ud^c  SRebe,  ber 
trennenben  gormen  entlebigt,  bei  Spred^enben 
ttrie  bei  $5rem  old  eine  einl^eitlid^e.  9hin  mar 
burd^  bie  grlöfung  mieber  l^erbeigefül^rt,  moS  ber 
SRenfd^engeift  nii^t  l^tte  bemol^ren  fönnen:  bie 
SRenfd^l^eit  mar  mieber,  mie  t>or  IBobelS  Sr« 
bauung,  ,,Sin  SoQ  unb  Sine  ^ptaä^t"  (®en. 
11,  6).  Sefannt  ift,  mie  bie  9»irnicj^!eit  bicfcS 
äBunberd  in  beffen  SOßieberl^oIung  gu  Derfd^iebenen 
3etten  ber  ftird^e  beftätigt  morben  ift ;  f onft  ober 
bleibt  bie  ©prod^oerfd^iebenbeit  auf  ßrben  be» 
ftcben,  um  3cugnife  f  on  ber  aDgemoIt  ber  gött« 
lid^en  ®nabe  gu  geben,  meldte  burd^  geifüge  Sin« 
l^eit  fie  gu  äberminben  mei|.  (9}gl.  SB.  t).  ^umbolbt, 
Ueber  bie  93er{d^iebenbeit  bed  menf d^Iid^n  @))rad§« 
boueS  unb  il^ren  Sinflu|  auf  bie  geiftige  6nt« 
midtlung  be8  SRenfd^engefd^Ied^tS,  Serlin  1836 
[Sbl^onblungen  b.  SBerl.  9fab.  b.  SBiff.  1882,  2] ; 
^e^fe,  @t)ftem  ber  Sprad^miffenfc^aft,  l^erouSgeg. 
üon  ©teintbol,  ©erlin  1856 ;  Äoulen,  S)ie  ©prod^- 
üermirrung  gu  Sobel,  9Raing  1861.)    [ftoulen.] 

^ptaAenftf,  f.  SoUegien  m,  619. 

^yraoengate,  f.  gl^riSmen  m,  85  ff. 

$yra4oenDirm»g,  f.  ©prod^e. 

$inreiiger,  3a c ob,  f.  3nftttori8  VI,  809  f. 

$yriitger,  f.  3um))er8. 

^fti^t  ober  ©prid^mörter  ift  ber  gembl^n« 
fid^  9lame  für  ein  cononifd^  9ud^  beS  Eliten 
XeftomenteS,  meld^eS  in  ben  älteften  Seiten  Der« 
fd^iebene  SBegeid^nungen  erfahren  f^al  SBöl^renb 
boS  l^ebröifd^e  Original  il^m  ben  9lamen  o**^»» 
gibt,  megen  beffen  grommotifd^er  gform  ed  bet 
ben  3uben  nod^  bem  erften  9Bort  "Wu  (ei|t, 
nennt  bie  LXX  e8  irapoi}i(ai  (1, 1)  ober  icaiSslat 
(25, 1),  bie  Shilgato  in  ber  Ueberfd^rift  Proverbia, 
fonft  Parabolae.  3Rii  biefen  Ueberfe^ungen 
fud^en  bie  beiben  legieren  Xe^te  ba§  l^ebräifd^e 
SBort  miebergugeben,  ol^ne  beffen  SBebeutung  er« 
fd^öpfen  gu  fönnen.  SDenn  Vv»  tonn  nod^  bem 
SSerbum  ^w«  ^bilblid^  rebcn"  ebcnfomol^l  „®ptxäf 
tooxi" ,  boS  meift  bilblid^  eingefleibet  ift,  M 
„(Sleii^ni^"  bebeuten;  nod^  gemdl^nlid^r  Sin« 
menbung  ober  mirb  ed  mie  boS  gried^ifd^e  Tvcufit) 
für  „©innfprud^",  „SBetSl^eitSreger'  gebraud^, 
unb  eS  ift  bobei  eine  fold^e  furge  gorm  mie  bie 
bed  ©prid^mortS  burd^auS  nid^t  mefentlid^.  Sie 
l^eilige  ©d^rift  fennt  c«:»?»«  öon  löngerer  Er- 
örterung 3ob  27,  1 ;  29,  1.  ^f,  49,  5 ;  78,  2 
(l^ebr.)  u.  f. ;  gemöl^nlid^  ober  bringt  eS  ber  ®egen« 
ftonb  felbft  mit  ftd^,  ba|  bie  eingufd^örfenbe 
äßeiil^eitSregel  in  eine  furge,  gebrungene  gform 
eingefleibet  mirb,  fo  mie  im  2)eutfd^en  in  gf^ei« 
bonfS  93efd^benbeit  unb  in  Siüdfertd  Slngereibten 
^len.  93on  fold^en  furgen  unb  gmor  poetifd^ 
©innfpru^en,  bei  benen  bie  bilblid^e  gorm  in 

22 


675 


@))rüd^e. 


67^ 


ber  Sinnetbung  einet  aUgetnefaien  Sßal^rl^ett  in 
einen  concreten  Satt  befielet,  enthält  boö  ^ebräifd^e 
99ud^  ber  &pmä)t  eine  Sammlung  unb  bie  f^t» 
bröifd^e  Siteratur  tritt  bamit  ebenbürtig  neben 
bie  gried^ifd^e  unb  bie  lateinifd^e,  tt)eld^e  bun^ 
^^ofQlibeS  unb  Sl^eogniS,  $ubliu8  @Qru8  unb 
^ion^ftud  um  eine  gnomifd^e  $oefte  bereid^ert 
tDorben  ftnb.  Sie  l^ebräifd^en  ®nomen  geigen 
bierbei  nad^  Snl^alt  unb  gform  d^rafteriftifc^e 
Sigentbümlid^feiten.  SBöl^renb  fie  burd^göngig 
ütö  2)iftid^a  in  ixoti  Seilen  ober  «bfd^nitte  ge- 
t^eilt  ftnb,  entl^ölt  ber  atoeite  Xl^eil  bie  fd^on 
gefagte  Sßal^rbeit  bon  ber  ffe^rfeite  ober  in  con« 
trörem  ®egenfa^,  fo  ba^  ein  antitl^etifd^er  !pa- 
toIIeliSmuS  entfielt; ).  SB. 

(Ein  toeifer  @oin  erfreut  ben  SBatet; 

^n  t^öric^ter  6o]^n  ifl  ber  Ihtmmet  feinet 

ajluttet. 

3n  ben  Stopp.  10—15  ift  bie^  ouSnal^mSloS  bet 
gatt ;  onberStDO  flnbet  jid^  oeningelt  aud^  f^no* 
npmet  obet  f^ntl^etifd^t  ^aratteliSmuS.  gimter 
jinb  bie  l^ebräif  d^en  @))räd^e  baburd^  ge!enn}eid^net, 
oa^  fie  in  ben  beiben  ^älften  nur  ie  brei  obet 
Diet  SBörter  umfoffen, }.  99. 

bft  zadOn  wajjabo'  kaldn 
w'eth  z'nü'tm  chochm&. 

(Ein  inl^altlid^er  Sufammenl^g  itt)ifd^en  ben  ein- 
jelnen  @prüd^en  ober  eine  fpftematif d^e  Snorbnung 
ift  stoor  nid|t  auSgefd^loJfen  (j.  99. 16, 12—15), 
lommt  aber  fo  feiten  oor,  ba|  berfelbe  nid^t  be« 
abftd^tigt  erfc^eint  unb  }ur  ©eftaltung  beS  99ud^e§ 
nid^t  mitgett)irtt  ]|aben  fann.  ^ie  unb  ba  ftnb 
bie  Sprühe  rein  öu|erlid^  toegen  beSfelben  tln- 
fangSbud^ftabenS  gufammengejtcttt  (11,  9 — 12; 
20,  7—9.  24—26 ;  22,  2—4).  ©ie  «bfaffung 
bed  99ud^ed  »irb  in  biefem  felbft  auf  S)at)ib8 
Sol^n,  ben  ffönig  @atomon,  jtnitdtgefübrt,  unb 
gttar  im  3ufammenbang  ber  9tebe,  fo  ba|  bie 
betreffenbe  Sngabe  nid^t,  toie  bie  Ueberfd^ft,  erfl 
\p&Ux  l^ingugefügt  fein  fann.  9tad^  ben  über  biefen 
Ädnig  oorbanbenen  9{ad^rid^ten  fül^rte  benfelben 
bie  bid^terifd^e  Einlage,  xotlö^t  er  oom  SSater  ge- 
erbt bcttte,  unb  bie  befd^oulid^e  99etrad^tung,  gu 
xotlä^zx  il^n  feine  eigentbümlic^en  SJer^öltniffe  ge* 
filiert  l^atten,  aud^  jur  @prud^bid^tung  (8  jfön. 
4,  82).  SBenn  und  ergöl^It  mirb,  ba^  er 
8000  ©nomen  oetf a^t  l^abe,  fo  burfen  tt)ir  auS 
ber  Eingabe  ber  beftimmten  S^^lfi  fd^Iie^en  einer« 
feüS,  ba^  Salomon  felbft  auf  bie  Slbfaffung  unb 
Sufbetta^rung  fold^er  Sinnfprüd^e  bebad^t  ttar, 
anbererf  eitS,  ba|  feine  3eitgenoff  en  benfelben  l^o^en 
Sßertl^  beigelegt  unb  fte  bem  ©eböd^tniffe  ein- 
geprägt baben.  Sud  biefen  beiben  2:b<>tfad^en  Iö|t 
^d^  bie  Sntftel^ung  befi  @prud^bu(|ed  unfd^toer 
begreifen.  2)enn  bie  Angabe  beS  Sierfafferd  §u 
Singang  beS  99ud^ed  auf  ben  gefammten  3n- 
l^alt  beS  99ud^ed  auSgubebnen,  gebt  nid^t  an,  ba 
24,  23;  80, 1 ;  81, 1  noc^  anbcre  SBerfajfer  ge- 
nannt »erben.  3unad^ft  fyxt  man  biefe  Segeid^- 
nung  auf  ben  Zeit,  meld^er  fid^  bid  24,  22  er- 
ftredt,  auSgubel^nen,  ba  berfelbe  ein  gufammen- 


bangenbe9  (Sanje  bilbei  Set  €ammTung  Don 
@präd^en  nämlid^,  loeld^e  10, 1  bid  22, 16  ben 
ffem  beS  99ud^c8  bilbet,  gebt  1,  8  bid  9, 18  ein 
gprölerefi  ^v»  ober  eine  (Einleitung,  meldte  man 
eine  Stbl^anblung  aber  bie  SEBeidl^ett  nennen  fann, 
mit  einer  Sorrebe  1, 1 — 7  oorauS,  unb  biefelbe 
mirb  abgefd^Ioffen  burd^  eine  entfpre^et^  €d^Iii^ 
ermal^nung  22, 17  bis  24,  22.  3Sa9  hierauf  im 
99u(^e  folgt,  beftätigt  bie  olte  erfa^rung,  bo| 
gnomifd^e  Sammlungen  immerbat  (Enoeitetungen 
erfabren,  meil  l^ier  am  erften  bie  Sefer  jtd^  in  ben 
@tanb  gefej^  glauben,  nad^  Snl^lt  unb  gform 
Sel^nlid^eS  gu  leiften  unb  fo  einen  lieb  getoorbencn 
Xest  3U  oerDotttommnen.  Sei  ben  Spnid^en 
@alomonS  tag  bie|  um  fo  nftb^,  meil  neben  ber 
befcbrönften  3QbI  ^^^  ben  l^ier  aufgefd^riebenen 
875  (876)  Sentengen  eine  gro^e  9Renge  Don 
falomonif  d^en  Sinnfprfid^en  im  SoRdmunbe  fort* 
gelebt  b<iben  mu|,  }u  benen  nad^  innerer  Set« 
manbtf^ft  man^e  aus  onberen  OueOen  f^tt» 
rubrenbe  ftd^  gefeilten.  S)emnad^  mürbe  bem 
falomonifd^en  @prud^bud^  1,  1  bis  24,  22  in 
ungemiffer  3^/  Q^»  ^ox  (Ejed^S,  24,  28—34 
eine  fteine  Sefe  Don  (Snomen  beiaefügt,  meld^  ber 
oor^benen  Sammlung  feine  Unel^re  5U  mad(^cn 
f d^ienen  unb  be^megen  eingeleitet  mürben :  „oui^ 
folgenbe  finb  oon  SBeifen"  (24,  28).  Unter 
Sjec^iaS  aber,  mäbtenb  beffen  Stegierung  in  3uba 
größeres  literarifd^eS  Sntereffe  oorouSgefe^t  metben 
muf ,  mar  man  bemüht,  bie  mflnblid^  ober  onberS« 
mofd^riftlid^  erhaltenen  Spräd^e  beS  meifen  ffömgS 
in  (Ein  99u(^  }u  fammeln  unb  fo  für  i^re  Stl^I« 
tung  Sorge  gu  tragen  (3uns,  in  ber  3^itfd^.  ber 
S)eutfd^en  morgenl.  (8ef.  XXV,  1871, 447).  So 
entftanb  eine  neue  Sammlung  oon  falomonifc^ 
SinnfDrüd^en,  meld^  bem  urfprfinglid^en,  tmbe» 
beutenb  ermciterten  99ud^  als  9}ad^Iefe  25, 1  bü 
29, 27  beigegeben  mürbe.  SomobI  beim  Sommlrr 
als  beim  Urbeber  fold^  Senten}en  ift  Jelbft- 
oerftönblid^,  ba^  ein  unb  berfelbe  ^luSfprudg  oud^ 
mieberl^olt,  fei  eS  in  ft^nlid^et,  fei  eS  in  ibentifil^er 
gform,  oorfam  (ügl.  14, 12  unb  16,  25).  !Bei 
ber  SSorliebe  für  bie  Sprud^bi(!^tung  l^t  bamt  bie 
einmal  gefd^ebene  ßrmeiterung  beS  99ud^  ba# 
Seif piel  für  f  pätere  3utl^citen  gegeben :  baber  ftnben 
ftd^  als  Sfortfe^ung  beS  ®an}en  nod;  brei  meitere 
Snl^nge:  eine  boppelteSentenjenfammlung  (30, 
1-88 ;  81, 1—9)  unb  ein  aIp|abeHf(^eS  ®ebid)t 
gum  Sobe  einet  guten  ^auSfrau  (81, 10 — 81). 
SBübrenb  le^tereS  ganj  ononpm  erfd^nt,  flnb 
ben  beiben  erfteren  92a$rid^ten  über  bie  Ur^ber 
beigegeben,  mel^e  biefelben  inbe|  untemttfid^ 
laffen,  unb  meldte  bie  frül^ere  C^egefe  iebenfdUd 
irrig  als  Umf(breibung  für  Salomon  genommen 
bat.  Sür  fömmtHd^e  Xeste,  wlä^  als  (ErlDet- 
terungen  beS  urfprüngli^en  Su^eS  ongefeben 
merben  muffen,  iftbemeirtenSmertb,  ba^biefnoppc 
daffifd^e  gorm  oer  S)ifiid^en  nid^t  me^r  etnge- 
balten  ift;  fdf)on  24,  23—84  finbet  fu^  ein 
§ejafHd^  (23b-25),  ein  IriftidJ  (27),  ein 
Xetroftid^  (28—29)  unb  ein  DefafKd^  (SO— 34) ; 


r/ 


Staat. 


678 


ot  väß  }fiBm  in  fta)p.  80  bie  f og.  nutnerifd^en 
S^däH  wii,  todd^bcn  rnttteldterl^m  $riaineln 
faSodtEbeebkni^iben  (15b— 17;  18— 20; 
il-äS;  24—28:  29—31),  utib  Stap.  31, 
1—$  cn^fit  du  «titammen^angenbe  (Snnal^nung. 
leignt  me  unter  ejed^iaS  gefammelten 
botttieQfnb  bU  %otm  bcS  Sifttd^S,  toenn 

^  Wc  fvtiem  Soi^flm^ung  entf]}red^enb,  mit 
txrtiO^  (8S,  13;  27,  22),  XettafKd^en  (25, 
i.  5>.  cinein  ^(knta^^  (25,  6  f.)  uiü)  einem 
!b7B  «^fa^  (27,  23—27)  burd^feftt.  9lud& 
«3t  von  anne^ntn,  bo|  bie  Vorliebe  ber  Sefet 
^  ta  UbafKf <!^  ^oefie  ben  falomonifd^en  Xe^t 
r^;:  SKo^  burd^  Snl^ge,  fonbem  ]§ie  mib  ba 
h:^  Ciafd^iebfd  bon  tteld^em  Utfprung  immer 
CBOtett  ^;  fo  toSrbe  ftd^  er&ören,  ba^  25, 
1-7  ncbof (r  SBorte  eines  Ipofmanned  aI8  eines 
ttz^f  p  frtn  f d^einen.  S)a8  fdixä^  ifl  nur  in 
kr  asdtrgnibai  Oe^It  Mannt  gemefen;  nid^t 
)ert  in  bm  ftfi^eftcn  ^onbfd^riften,  fonbem  aud^ 
-3  tac  otten  Utbierfel^gen  erfd^int  eS  in  bem 
bnaftge«  bm  e8  im  je^igen  Sanon  1^.  SBon 
üfei  ijl  bet  eeptuogmtoteict,  ber  älter  olS  bie 
SsäBbieiieil  ifi,  ein  3eugni|  für  bie  cononifd^e 
fdasg  hä  Sud^eS  no^  mö^renb  ber  @eIBfiön- 
rckit  Ixr  Spnagoge:  ber  cononifd^e  Cl^arcdter 
tettalio  auf  nnüoroenOid^er  Xrabition.  S)aS 
!te  Zeftommt  ^at  biefe  Xrabition  afö  }u  iRed^t 
V^loib  oneifanul ,  inbem  eS  fte  abo))tirt  uid) 
Scan  vie  a.  9. 8, 11  f.;  8, 34;  25, 21  auSbrildt- 
!4  ober  flülfd^tteisenb  alS  (SotteS  SEBort  citirt 
t:t  i1^.  12,  5  f.  3ac  4,  6.  9Unt  12,  20). 
}t  te  IKv^t  ifl  ber  cononifd^e  Sl^oralter  ber 
tz^it  f^on  Bei  ben  a))oftoIifd^en  SS&tem  mieber- 
Ui  torntfgefclt  (f.  1  dem.  ad  Cor.  14. 57 ;  Ign. 
U  V3ffL  12 ;  Mart.  Ign.  6).  9htr  Xl^eobor  üon 
jb^wväa  iDogtc  einsumenben,  ba|  baS  93ud^  t)om 
s  nifnfd^i!^  €tanbpunlt  au8  bod  UtilitätS' 
Do^  mtb  einen  rein  beiftifd^en  Sl^araßer 

0>gL  inbc^  SKfyn,  Xl^eob.  t)on  a7h)))fuepia  unb 
^fe.  oB  esegetm,  gfreib.  1880, 77).  @an) 
-3  degcB^cil  ober  toa^it  baS  9ud^,  in  meld^em 
K  (Bottetamnc  (cm^  breien  SRoIen)  nur  nSn^ 
xclt.  bm  )a»|lltoen  relioiöfen  Stanbpunft  Der 
idtoL  Scmt  aud^  bie  Haltung  ber  mofaifd^en 
^rsid^brngm  old  birede  Sorfd^rift  nid^t  im 
^v^ttagcaab  ße^t  fo  ifl  bod^  bie  |)auptfruQt  ber 
}f7±alm  (Sered^gMt  nur  bie  enblid^e  Settä^ 
sq  (10,  26:  11^  4.  7;  14,  82).  SBie  fel^r  baS 
»4  bm  ijibifl^  9ln}<i^Quungen  entf prodQen  ^ot, 
^  ^  bannid,  ba^  oa&  9u^  ber  SBeiS^eit  unb 
sc  ScdefiallioiS  bfe  @|irfl(^e  ald  ©runblage  Dor- 
uc^,  md»  bo^  ber  Sb^ngel^olt  toie  bie  Xer- 
cxiogir  bofelben  in  boS  9leue  Xeßament  über- 
caongea  tfL  Srtt^teS  folgt  l^ierbei  nad^  Sitte  ber 
''^  ber  gric^if $en  tUbede|ung ;  über  ben  3u- 
zsrmitaim  ber  Setmtnologie  in  ber  LXX  unb 
r  Smen  Xeftonient  f.  Slol^Iing  (f.  u.)  21  f.  ®er 
Sxlksl  ber  olesonbrinifd^en  ueberfe^ung  meidet 
B  9ielm  ^njel^iten  t>on  bem  bed  l^ebräifd^en 
Sz^ttf  fo  fe^  ^,  bog  man  ttol^  an  eine  6in« 


bu^e  ber  l^ebrSifd^en  Xeitform  gebadet  l^ot ;  inbeg 
ftnb  bie  meiften  biefer  9)erfd^ieben^eiten  auf  bie 
lleber{e|ung8ioeife  il^eS  SSerfafferä  gurttdjufül^ren, 
gumal  oa  bemfelben  ein  Ssem))Iar  in  ber  alten 
fogen.  |)]^dnicijd^en  Sd^rift  Dorlag.  Smmerl^in 
gilt  l^ier,  mie  beim  gangen  HIten  Xeftament,  ba| 
ber  heutige  maforet]^if(|e  Xest  mand^erlei  (Snt- 
fteOungen  geigt,  meldte  bie  älteften  Ueberfe|er  nod^ 
nid|t  Dorfanben ;  fo  l^ot  ber  gried^ifd^e  Xest  ben 
im  maforetl^ifd^en  offenbar  üerloren  gegangenen 
^albDerS  Don  19,  7  betoal^rt  Sommentare  Aber 
biefeS  SBud^  gibt  ed  auS  alter  S^it  t>on  San« 
feniuS  bem  Pleitem,  Lovan.  1568,  Som.  a  Sa« 
p\bt,  Antverp.  1635,  @alagar,  Paris.  1637; 
au9  neuerer  3^it  flnb  auf  fatl^olifd^er  Seite  bie 
®efammtcommentare  Don  Miott  unb  Sod^  unb 
SReifd^I,  au|erbem  nur  Stol^Ung,  S)a8  Salomo« 
nifd^e  &pruäfi)\xä^,  97laing  1879,  gu  nennen;  Don 
))rotefiantifd^er  Seite  ftammen  bie  Kommentare 
Don  SBertl^eau,  Seipgig  1847,  SSail^inger,  Stutt- 
gart 1857,  ^ijlg,  3flrid^  1858,  elfter.  ®öt- 
tingen  1858,  Södtter,  »ielefelb  1867,  a)eli«d^ 
(SBiU.  Somm.),  Sei))gig  1873.  (Sgl.  bie  SUe- 
raturangabe  in  S)e  SBette^d  ßinl.,  ^erauSgeg. 
Don  Sdtiraber,  I,  8.  Sufl.,  »erlin  1869,  532; 
ferner  Sagarbe,  9nmeri.  gur  gried^.  Ueberf.  ber 
$roDerbien,  Sei))gig  1863;  CSleyne,  Job  and 
Solomon,  London  1887, 117  ff. ;  A.  J.  Baum- 
gartner,  Etüde  critique  sur  Tötatdu  texte 
du  livre  des  Proyerbes,  Leipzig  1890 ;  Sidtefl, 
Ihit.  ^Bearbeitung  ber  ^roDerbien,  in  b.  SBiener 
Settfd^rift  für  bie  ffunbe  beS  SDtorgenlanbeS  Y 
[1891],  79  ff. ;  Driver,  An  introduction  to 
the  Literature  of  the  0.  T.,  4^  ed.,  Edinb. 
1892, 868  ff. ;  ffaulen,  6inl.  in  bie  l^ige  Sd^rift, 
3.  «ufl.,  greib.  1890,  315  ff.)        [ftoulen.] 

$iMt  tarm  m  Sinne  beS  9rifioteIed,  ber  gu« 
erft  bie  ®runbbegriffe  beS  Staate^  eingel^enb  unb 
mit  bleibenben  9ief ultaten  unterfud^t  l^t,  begeid^net 
merbenalS  eine  DoIIfommene,  natflrlid^e 
®emeinfd^aft.  ßr  ifl  eine  ®emeinfd^aft, 
b.  ^.  eine  bauernbe  moralifd^e  Sereinigung  iBieler 
gu  einem  gemeinfamen  Stoedt;  barin  lommt  er 
überein  mit  allen  anberen  ®emeinfd^aften  ober  • 
®efeafd^aften  (beibe  SuSbrfidte  nel^men  toir  als 
gleid^bebeutenb).  Sr  ift  femer  eine  natfirlid^e 
®emeinfd^aft,  b.  |.  eine  fold^e,  meldte  ouS  ben 
Anlagen  unb  SBebfirfniRen  ber  menfd^Iid^en  Sta- 
tur fid^  notl^menbig  ergibt,  unb  gtoar  in  ber  äBeife, 
ba|  il^  3toed(  unb  bis  gu  einem  gemiffen  ©rabe 
au^  il^re SBerfaffung  burdbbie 9latur Dorgegeid^net 
unb  bem  Selieben  ber  SReufd^en  endogen  ift; 
l^ierburd^  mirb  ber  &a(A  nid^t  nur  Don  ben  freien 
menfd^lid^en  ®efeafd^aften  unterfd^ieben,  fonbem 
aud^  Don  ber  d^riftlid^en  ilird^e,  bie  gtoar  nid^t  Dom 
SBeliebm  ber  3Jltn]ä)m  abböngt,  aber  au^  lein 
^robuct  ber  Sniagm  ber  menf  d^Iid^m  !ßatur,  fon- 
bem baS  SBerl  ber  freim  ®üte  ®otteS  ift.  ßub- 
lid^  mirb  ber  Staat  eine  DoIIIommene  ®e- 
meinfd^aft  genannt,  um  il^n  Don  bm  fonfügm 
natfirlid^m  ®ef ellf ^aftm ,  nammtlid^  Don  ber 

22* 


679 


Staat 


680 


gfotniße,  SU  uttterfd^eiben.  3ebe  mmfd^Iid^e  ®e)eS- 

{d^Qft  befielt  utn  eined  3^^^^  toillen  unb  toirb 
)ur^  biefen  Stoed  in  il^retn  9Be{en  befiimmt;  fte 
foE  bem  Wenfd^en  itgenb  ein  ®ut  eneid^en  l^elfen, 
beffen  et  bebarf,  unb  baS  ec  ouS  {td^  allein  nid^t 
)u  erteid^en  Demuig.  SDieienige  ©efeüfd^aft  nun 
!ann  eine  DoHfonimene  l^ei^en,  tteld^e  htitotSt, 
ha%  ber  SOtenfd^  auSreid^enb  mit  ollem  Derfe^en  fei, 
beffen  er  ju  feinem  Seben  auf  Srben  bebarf.  Sine 
fold^e  ©efeDfd^aft  ift  aber  ber  @taat,  ben  man 
mit  ^IriftoteleS  (Polit.  8,  9)  aud^  eine  ®emein- 
fd^aft  t)on  tjfamilien  unb  ©emeinben  }um  S^fed 
bk  glüd!li($en  unb  tugenb^aften  fiebenS  nennen 
fonn. 

1.  S)er  Urfprung  beS  Staates  ift  nad^  bem  ®e- 
fogten  nid^t  in  einer  freien  SSereinbarung  ber  ÜRen« 
fc^en  }u  fud^en,  tüie  ©rotiuS,  ^ufenborf  unb 
befonberS  Z,f^.  ^obbefi  unb  3.  3.  Stouffeau  an- 
nal^men,  fonbem  in  ben  Steigungen  imb  SBebürf- 
niffen  ber  menfd^id^en  9latur.  S^on  bie  unlöug- 
bare  Sll^otfad^e,  bag  mir  immer  unb  fiberaU  bie 
ÜRenf^en  ftaa^id^  organifirt  antreffen,  mag  biefe 
Orgonifation  aud^  nod^  fo  unt)oU!ommen  fein, 
ttiiberlegt  bie  9nft(!^t,  ber  @taot  fei  ein  &r}eugni| 
menfddlid^er  aCBilirür.  ©er  SKenfd^  ift  ein  Wov 
<puaei  i;oXtTtx6v,  ein  Don  9latur  auS  auf  ben  Btaoi 
l^ingeorbneted  ©innenmefen,  mie  tbn  SriftoteleS 
genannt  (Er  ift  »on  ftd^  auS  ein  au|erft  ^t(fIofed 
SBefen,  baS  nur  ben  geringften  Zl^eil  beffen,  mad 
il^m  nötl^g  ift,  ftd^  f elbft  }u  üerfd^affen  öermag ; 
anbererfeitS  i)ai  er  ben  S)rang  unb  bie  unbe- 
gren}te  f^^igfeit,  fid^  gu  DerDoUommnen.  3n 
Diefem  Ungenägen  ber  menfc^lid^en  !Ratur  liegt 
bie  SButsel  jeber  menfd^Iid^en  ®efeafd^aftdbilbung, 
unb  iebe  ©efeUfd^aft  htgtotit  in  irgenb  einer  IBe« 
giel^ng  biefemUngenügen  ab}ul^elfen.  S)ie  erfteunb 
notl^menbigfte  ®efellf(|aft,  meldte  biefer  SBurgel 
entfpringt,  ift  bie  gfamilie,  bie  bem  SDlenfd^en  baS 
S)af ein  gibt  unb  f d^on  bis  gu  einem  gemiffen  ®rabe 
fär  feine  Sebfirfniffe  gu  forgen  vermag.  Slber  fte 
genügt  nic^t.  Siatumotl^menbig  üereinigen  ftd^  bie 
^milien  gu  größeren  ®emeinmefen,  }unöd^ft  )u 
@emeinben,  enblid^ ju  t)oIIfommenen  @taoten,  in 
benen  ber  SDlenfd^  aueS  )u  feinem  fieben  Srforber" 
lid^e  ftnbet.  S)ie  SefeUfd^aftSbilbung  fangt  alfo 
Dom  Sinfad^em  unb  UnDoIKommenem  an  unb 
fd^reitei  gu  immer  gufammengefe^eren  ®emein- 
fd^ften  fort.  3m  Staate,  ber  bie  anberen  ®efeE« 
jd^dten  (gfamüie  unb  ®emeinbe)  Doraudfe^t  unb 
tn  fid^  aufnimmt,  fommt  biefe  SBilbung  jum  Slb* 
fd^lu|.  dx  ift  in  ber  naturlid^en  Oronung  bie 
DoIUommenfte  ®emeinfd^ft,  mu^  alfo  aud^  ben 
tooUbmmenften  3^^  fyiitn,  unb  biefer  fann  fein 
anberer  fein,  als  bem  Ungenügen  beS  9Jlenfd^en 
attfeitig  abju^elfen,  fotoeit  bte^  bie  UnooUIommen* 
l^eü  aQeS  mtn]m^zn  gulo^t 

2.  2)a  ber  Staat  bem  SReufd^gef d^Ied^te  notl^ 
n)enbig  unb  mitl^in  Dom  Sd^d|)fer  ber  9latur  ge« 
moQt  tft,  fo  folgt,  hai  aud^  bie  Staatsgewalt,  an 
^  betrod^tet,  unmittelbar  oon  ®ott  ftammt 

lenn  ®ott  ben  Stoat  tooUte,  fo  mugte  er  aud^ 


alles  »oQen,  loaS  )um  Staate  notl^loenbig  i^ 
S)a)u  gel^ört  aber  bie  Staatsgemalt,  b.  i  baS  Ütä^t, 
bie  ©lieber  beS  Staates  jur  9Ritmtrfung  am  ®e« 
fammtmol^Ie  gu  Derpflid^ten.  SEBo  Diele  SDlenfd^ 
gemeinfam  einem  3iete  guftreben,  mirb  immer 
eine  gro^e  SSerfd^iebenbeit  ber  Slnfid^ten  über  bie 
ÜRittel  unb  Sßege  gum  3iele  Dorl^onben  fnn.  & 
mu^  alfo  jemanb  ba  fein,  ber  berechtigt  ift,  oDen  bie« 
f  elben  äer^a(tungSma|regeln  Dorjuf^teiben,  bamit 
auf  biefe  Sßeife  ein  georoneteS,  ein^tlid^eS  3u* 
fammenmirfen  gu  Staube  fomme.  9u|erbem  mug 
jemanb  boS  Ste^t  l^aben^  Sic^erl^it  unb  Orbnun^ 
aufred^tguerl^alten,  biejenigen,  tteld^  bie  Snbettn 
in  il^ren  ®fltem  unb  9led{|ten  ntd^t  ad^ten,  in  ibte 
Sd^ranfen  gu  meifen,  bie  entftel^enben  Streitig* 
leiten  auctoritatiD  gu  fd^Iid^ten,  baSjenige  ma^r- 
gune^men,  maS  für  bie  ®efammt^eit  not^menbig 
ift  unb  ol^ne  feine  Sfürforge  nid^t  gefc^b^  mürbe. 
Sßan  begegnet  befii^Ib  aud^  immer  unb  überofl 
bei  allen,  f elbft  ben  robeften  SSdlferfd^ften  irgenb 
einer  aDgemein  anerfannten  l^öd^ften  Suctoritöt, 
unb  menn  ein  Streit  um  biefe  tttuctorität  entfielt, 
fo  betrifft  er  nie  bie  Sluctorität  felbft,  fonbem  blog 
ben  Seft|  berfelben.  S)aS  9täbere  über  bie  Staats« 
gemalt  unb  Die  burd^  Sertl^eilung  ber  Staats« 
gemalt  auf  Derfd^tebeneXräger  entfte^enbenStaotS« 
formen  f.  in  b.  betr.  Srt. 

3.  3med(  beS  Staates  ift  Ue  gemetnfame^ 
5ffentli($e  Sßol^Ifo^.  S>er  Staat  foU  alle  (Süter 
befd^affen,  bie  lebem  feiner  ®lieber  not^ioenbig 
ober  nüMid^  finb,  aber  Don  ben  eingeben  3nbiDi« 
buen  utu)  t^milien  nid^t  genügenb  erreid^t  merben 
lönnen.  SaS  ergibt  fi^  aus  bem,  maS  über  ben 
Urfprung  beS  Staates  gefagt  mürbe.  S)er  ®runb^ 
ber  immer  unb  uberaO  gur  StaatenbUbimg  fü^rt, 
ift  baS  SrgängungSbebürfnil  ber  fj^milten  unb 
^emeinben;  bemf elben  abgul^elfen  ift  alfo  auc^  bie 
Aufgabe  unb  ber  3n>edt  beS  Staates.  Wan  fann 
mtd^  fagen,  3)De(i  beS  Staates  fei,  bie  Sebin» 
gungen  gu  f^affen,  bie  erforberlid^  finb,  bomit 
aOe  ®Iieber  beS  Staates  i^r  m^reS  ttbifc^eS 
®Iüd  eneid^en  lönnen.  Sr  foH  i^nen,  fomell  t% 
gefd^el^en  fann,  unb  gmar  aDen,  bie  Slögli^letl 
biefeS  ®mdfeS  barbieten.  S)er  3nbegriff  biefer 
Sebingungen  bilbet  baS  affenüid^SBobl  im  Untere 
d^iebe  gum  ^riDatmol^l.  Se^ereS  befielt  im  Se- 
i^  aOeS  beffen,  maS  ber  9Renfd^  in  feiner  Seben^ 
teHung  Demunftigermeife  bebarf;  bogu  geboren 
nid^t  nur  bie  gur  Srbaltung  beS  SebenS  eiforbec« 
lid^en  öu^eren  ®üter ,  fonbem  aud^  bie  inneren 
®üter  beS  SeibeS  unb  ber  Seele,  gang  bcfonberS 
fittUd^e  Xugenben ,  o^ne  bie  xoäfytti  (Sind  nidit 
befleißen  lann.  SMefe  $riDatmobIfabrt  foU  bec 
Staat  nid^t  birect  felbft  bef orgen,  baS  ^  feber« 
mannS  eigenfte  Aufgabe ;  mobi  aber  f oE  er  einen 
gefeüfcbaftlid^en  3uftanb  ^rbeifübten,  in  bem  |o 
Diel  als  möglid^  bitten  ®elegenbeit  gebotm  ift, 
il^r  loabreS  irbif d^eS  SBo^I  burd^  freie  Selbftt^äKg- 
leit  gu  erreid^en.  2)iefeS  3id  mu|  ber  Staat  bei 
allen  feinm  ®efe|en  unb  Sinrid^tungien  beftönbig 
im  Suge  l^ben.  6r  ift  nid^  ba  für  einige  SBenige 


tsi 


etoat 


682 


flrtins  ^  nne  ^Partei,  fonbem  fflt  afle  feine 
lojc^driftm,  mb  et  \oVL  oOen  bie  aiUglid^tett 
tKim«  ia  vt^jolh  einem  Seruf e  unb  bid  }u  einem 
9ivif^  dtdibc  {^04  ju  »erben.  3n  biefem 
fdflt  ^ßop^  Seo  XTTT.  in  feinem  Shinb 


itrahn  Immoiiud«  Dd  t)om  1.  Stoüember  1885 : 
^£ff  ÜKcii^^  tft  Don  Slotur  ouS  auf  baS  gefeQ" 
ibsftfid^  Scbcn  ^geotbnet;  benn  ba  er,  auHid^ 
jAflR  oBgdimfcn^  bod  )ur  Sr^altung  luib  Sßer* 
ndtoiORiiung  tebicft  Seben8  wib  )ur  SuSbilbung 
nad  <8dfie9  9cot4U)enbige  ni^lt  )u  erreid^en  Der* 
a^  fa  ^  Ooü  bafur  geforgt,  ba^  er  }ur  ge- 
viv^oftlii^  Seteinigung  mit  Ruberen  geboren 
unb  fioax  ni^t  nur  in  ber  gamtlie,  fon- 
vud^  im  Staat,  ber  aOein  bem  9Renfd^en 
fim  Seben  9l5ti^ige  oudreid^enb  barbieten 
*  (cmtaa  ^rappeditare  yitae  Bufßcien- 
oim  pafactam  sola  potesf^).  —  3n  ben  9e- 
logiiiiQeii ,  benn  (Sefommt^eit  bie  öffentlid^e 
Scbtfo^  oiitnuu^en,  laffen  fld^  jipei  Elemente 
«to^eüien.  ZAeerfieunblDefentUd^fteSebingung 
^  6i4ec^  inib  Oibnung.  3eber  mu|  in  fei« 
«B  iÄm,  fttjter  (S^t,  feiner  grei^eit  unb  feinen 
ujKgm  notlMtid^  ober  tooblertoorbenen  Siedeten 
^f^ißfk  BNxbcn^  fo  ba^  bie  9(nberen  nid(|t  miber 
um  BiOm  in  feine  Sled^tdfpl^äre  eingreifen. 
I*r  OatdßgjMt  iß  bie  (Brunblage  ber  Staaten. 
iw«  ber  etooi  ktb^  barf  fi^  nid^t  Aber  biefe 
Mie  fctmr  Qlt^  beliebig  bintt)<^fe|en.  S)te 
fVBte  Qd^ingimo  ber  oügemeinen  SBo^Ifabrt  ift 
i^  So^onbenfein  aS  ber  Sinrid^tungen,  bie  ep> 
kttaßi^  finb,  bomtt  }ebcr  im  Siacdt  fu^  baS  in 
|r$iger  imb  biblii^  SBe^iebung  9lotbtt)enbige 
letU^jaffen  Gime.  S)er  €taat  foO  alfo  nad^  3Kdg- 
MM  wah  <Erf orbcmil  ber  Umfidnbe  bie  Siribat- 
I^Atigfdi  f5cbmt  unb  nnterftü^n.  S)ie|  fann 
IPäidim  s-  9.  bur4  Crrid^tung  t)on  SerfebrS- 
aagni  md»  Scrfe^rSmitteln  (Strafen,  Sifen- 
Mnca,  ilonflle^  Xunneld  u.  f.  to.),  femer  burd^ 
tttfjfauag  ncitet  ^onbettttege,  binrd^  görberung 
ftm  3iibußne^  ffmifl  unb  @etoerbe,  burd^  6r5f[- 
«ng  Mm  S^^ulen  unb  Untercid^tSanfialten  ber 
«M^idtcnpen  «rt,  fo»eU  bie  ^riDaübötigfeit 
n^asintd^  3nbem  mir  att  3tt)edt  beS  Staates 
&te|  nnb  Sffttberung  ber  ^rioattl^fttigleit  be« 
Fic^^nnu  iR  bie  @ren)e  }mifd^en  öffentlid^er  unb 
^nMilf^fingldt  prind))idl  gejogen.  2)ie  ißri- 
•Gd^gfrit  ^  out  ftd^  ben  ajortritt,  unb  erft 
«0  bkäbe  iri^t  audreid^t,  um  bafi  für  bie  @e« 
iramt^  9Iol|iDenbige  ober  9iäMtd^e  gu  be- 
ieoffcn^  Mt  bie  bffentlid^e  XbftHgbit  ein.  ^dtt 
an  on  bnfem  tmitoeif ell^aften  ißrincipe  fefi,  f o  ift 
ic  ftaaißAm  fObregiererei^  ben  ftoatlid^en  SRono- 
raCn  genfigenb  ber  SDkg  Derfperrt  ütad^belfen 
ob  fotbexn  ^gt  nid^  bie  ^ßrtoattb&tigleit  unter- 
tebes  ober  mundglid^  nuu^en. 

4.  ^btt  Sebooptimg,  ber  3tted(  beS  Staates  fei 
bk  SrfAoffimg  benenigen  ®uter,  meU^  ber  ®e- 
jBtai^  not^menoig  fuib,  aber  o^ne  ben  Staat 
1^  goigeftb  erxeU^t  tourben,  beborf  iebod^  einer 
taq^ätttoMi^  3n  ber  rein  notürlid^en  Orbnung 


ber  S)inge  tturbe  fie  uneingefd^ronft  gelten;  in  ber 
äbematürUd^n  Orbnung  aber,  in  ber  mir  tl^at- 
föddlid^  leben,  l^i  (S^riftuS  bie  ftird^e  geftiftet  unb 
mit  ber  Sorge  für  bie  religiöfen  Slngelegen^eiten 
betraut.  S)e|^alb  gehören  ie^t  au$  bteienigen 
reltgidfen  Aufgaben,  meldte  in  ber  rein  natürlichen 
Orbnung  DieQeid^t  bem  Staate  sitfaSen  mürben^ 
ber  ftird^e  an.  2)ie  fftrd^e  ift  Don  SbriftuS  alS 
ooOIommene,  felbftänbige  religidfe  ©efettfd^aft  ge« 
grünbet.  3bt  ift  ber  Sluftrag  ert^eUt,  alte  !BöUer 
)u  leieren,  bie  Sacramente  unb  fonftigen  @naben* 
mittel  iu  oermalten  unb  baburd^  bie  aJlenfd^en  au 
beiligen  unb  {ur  emigen  Seltgf eit  ju  fül^ren.  S)e|* 
balb  fd^ulben  il^r  in  religiöfen  Singen  aQe  ®e- 
tauften  ©eborfam,  unb  ift  fie  bierin  oom  Staate 
touftönbig  unabhängig.  Zro^bem  miE  ®ott  an 
unb  für  ^d^  nid^t  bie  Trennung  t)on  fttrd^  unb 
Staat  S)er  d^riftlid^e  Staat  foS  fid^  itoat  nid^t 
birect  felbft  in  bie  religiöfen  Sngelegenbeiten 
mifd^en,  mobi  aber  foU  er  bie  IMrd^e  in  ber  (Er» 
füOung  ibrer  Aufgabe  fd^üj^en  unb  unterftü^, 
unb  gmar  in  feinem  eigenen  Sntereffe.  S)er  Staat 
fd^ulbet  bie  Ißflege  ber  Sleligion  bem  Sd^öpfer, 
ber  fein  ^err  unb  SBobttbüter,  fein  le^teS  3iel 
unb  Snbe  ift ;  er  f d^ulbet  fie  ben  Untergebenen, 
bie  ber  Steligion  ju  ibrem  mabren  irbif d^en  SBoble 
bebürfen  unb  obne  gemeinfame  öffentlid^e  9leti- 
gionSübung  leidet  in  ber  %eIigiofUöt  erf d^Iaffen ; 
er  fd^ulbet  fie  enblid^  fid^  felbft,  ba  nur  auf  bem 
®runbe  toa^rer  Steligio^töt  bie  Sugenben  btfiben, 
obne  meldte  ein  ©emeinmefen  nid^t  befte^en  fann. 
S)a  ibm  nun  burd^  Sb^fK  9norbnung  bie  birecte 
Pflege  ber  Sleligion  entgogen  ift,  fo  fott  er  menig- 
ftenS  inbirect  biefelbe  pfi^qitn,  inbem  er  bie  ftir^ 
in  ibrer  äBirIfamleit  fd^ü^t  unb  förbert. 

5.  9lud  bem  über  ben  urf))rung  unb  So>tä  beS 
Staates  ®ef agten  laffen  ftd^  bie  Säeftanbtbeile  unb 
baS  aSerbältni^  beS  Staates  ]u  benfelben  genauer 
beftimmen.  S)ie  inbioibualiftifd^e  ^uffaffung,  bie 
namentlid^  burd^  Stouffeau  in  Umlauf  gefe^ 
mürbe,  fiebt  im  &aait  nur  eine  SRenge  gleid^ 
bered^tigter  3nbiDibuen,  bie  bur(b  eine  gemein- 
fame Centrolgemalt  gufommengebolten  unb  regiert 
merben.  2)anad^  mören  alfo  bie  unmittelbaren 
IBefianbtbeile  beS  Staates  bie  ^nbioibuen.  2)a- 
gegen  betrad^tet  bie  ricbtige  9(uffaffung  mit  9ri- 
ftoteleS  ben  &a(d  alS  ein  organifcbeS  ©anje, 
beffen  unmittelbare  (Elemente  ntd^t  oie  einzelnen 
Snbbibuen,  fonbem  bie  gfamilien  unb  in  weiterer 
Snt^tung  bie  ©emeinben  unb  ^obingen  finb. 
2)ie  3nbit)ibuen  finb  unmittelbar  ©lieber  ber 
gfamilie,  tmb  nur  bie  Slepröfentanten  ber  gfa- 
milie,  b.  b*  bieientgen,  bie  entmeber  fd^on  ^Supter 
einer  gfamUte  finb  ober  menigftenS  bie  unmittel- 
bare natürlid^e  Sefäbigung  bqu  beft^n,  alfo  aUe 
ermaddf enen,  felbftönbigen  SRönner,  fmb  unmittel- 
bar ©lieber  beS  Staates.  S)e|boIb  ftnb  an  unb 
für  pd^  nid^t  nur  bie  ffinber,  fonbem  aud^  bie 
gfrauen  Don  ben  politifd^en  Ked^tcn  auSgefd^Ioffen, 
koeU  fie  unmittelbar  bem  f)au))te  ber  f^milie 
unterftebm  unb  nur  als  ©lieber  ber  gamttie  in 


as 


6taatdgemalt. 


686 


fum^  \M,  SknttgciDQlt  tomme  jiDot  on  ft^ 
uanitdbax  omi  Ooü.  tonne  ober  nur  buni^  Ueber- 
tmanng  non  @citm  bcS  SBoDcd  an  eine  ein}elne 
tM^  8<t<DV^  ^(=t  ttrfprünglU^e  Xtdger  ber 
gtoatSmoaU  lo&sc  (iemod^  immer  bod  gefammte 
SoO.  S>ic  mrlßen  Snl^iger  biefer  Se^te  (SBeU- 
ama^  Gnatci)  gingen  n&nlid^  oon  ber  SSorauS* 
kfaa%  okA,  ber  @taoi  ISnne  nur  bur^  einen  aud- 
tradßdfai  oba  jüSf^tDeigoiben  SSertrag  entfiel^en. 
Serbe  mm  eine  SoIBmenge  burd^  einen  Sertrag 
p  eiacm  (oltti|d6en  ®emein)oefen  vereint,  fo  fei 
m  bemfitCbcn  notlitoenbig  aud^  bie  StaotSgenmlt. 
H  fn  ober  hin  ®runb  Dor^anben^  nntrum  biefe 
MpoU  e^  in  einem  (SUiebe  beS  ®emeinme{en3 
«n  foHte  dB  in  einem  onbent  9Ifo  fei  {te  in 
ta  Ocfommt^it  S)od^,  fägen  fte  l^in^u,  fann  bie 
gefaiunl^tt  fuj^  biefer  @e»alt  entöulem  unb  fie 
oB^  einer  ober  mehreren  Sßerfonen  übertragen,  [a 
wä  Ugcmetnen  ifi  eine  foId(|e  Uebertragung,  menn 
mdjk  not^cnbig,  fo  hodj  ratl^Iid^.  —  2)a|  ®iQc^ 
lea  oof  bie  genannte  SBeife  entftanben  fein  lörnien 
nb  in  numd^en  gäOen  aud^  mal^rfd^einlid^  ent- 
fsinben  ftnb,  Id|t  ftd^  foum  beftreiten ;  aber  ba^ 
tanncr  unb  flbcnill  bei  ber  ©taatenbilbung  ein 
foI4(t  Skrtrog  nnb  eine  ttebertragung  ber  Staate« 
(mit  pottgefunben  ^abe,  ift  eine  ungegrünbete 
anaabme.  Sufi  ben  ^ßotriard^alfamilien,  biefen 
tcftm  gEc56eten  (SefeUfd^oftdbilbungen,  enttoidel« 
BB  fi4  aOmälig  ganje  @emeiniDefen,  in  benen 
tf  ctndl  9Kd^ter8  nnb  {>äterd  ber  Orbnung  ab« 
IdM  beburfte.  S)erfelbe  koar  aber  fd^on  burci^ 
te  Ibnp&m  bqeiddnct;  benn  lein  onberer  atö 
fc  etnmmtHiler  lomtte  biefer  Stid^ter  imb  ^äter 
rin,  Mnigficnd  n^enn  er  ed  felbft  fein  »oQte. 
Stf^r  iiRir  olfo  burdl^  bie  Umftänbe  felbft  unb 
xü^  bardb  8Bo^(  unb  ttebertrogung  jum  9Imte 
M  SK^teti  unb  Sorfte]^8  berufen.  S)a^eroon 
hm  Untergicbenen  an4  aß  Stid^er  anerlannt 
onobe,  loor  nur  biegfolge  baoon,  bag  er  bie  rid^« 
iKltd^  OelPQlt  be(o^  um)  Slle  einfal^en^  er  aSeni 
fH  b^  benifene  Sfhd^ter.  Sie  oben  enoäl^nte  9in- 
^  ncnnag  bie  Zl^ad^e  nid^t  }u  erflören,  ba| 
vtA  vxfincänglit^  fanmer  unb  überoQ  SRonord^ien 
begegnen,  oö^enb  bod^  nad^  ibr  bad  gefammte 
&If  bie  ftffentli^e  ®emoIt  fär  r4  i^Wtn  lomtte, 
]s  ftt  Hon  ftd^  ouS  befa|,  fo  lange  eS  fie  nid^t 
|w|itiD  auf  einen  Snbern  übertrug.  — .  Sei  allen 
Sieiittiiig^Derfd^ebenl^ten  fiber  ben  urfimlng« 
%Sim  Ztäger  ber  StootSgemalt  geben  aber  9Ue 
}a.  ba|  im  Saufe  ber  3eit  fomol^I  bie  ®efammt- 
bcit  eined  Solbft  old  eine  einjebie  $erfon  ober 
Ott  benotsugte  JHaffe  auf  geredete  SBeife  in  ben 
9tii|  ber  @toot8gemoU  gelangen  lann.  @o  ent- 
^e^  bie  Dexf^iebenen  €taatdformen.  3n  ber 
Sbman^  i|}  eine  einzelne  Ißerfon  Zröger  ber 
^flUßil^  SoOgemalt  ober  Souoeränität,  in  ber 
^ol^aiibie  ober  aie|)ubli{  bagegen  eine  Siet^eit 
taa^iaimnL  SHe  9ietiublit  iji  eine  9riftofratie 
tkr  eme  S)em0ltatie,  j[e  nad^bem  eine  bek)or}ugte 
JBoSr  ober  btt  Oefammt^  ber  SBfirger  ber  @ou- 
9fda  iß*    S>ie  Benannten  brei  €taat9formen, 


SRonard^ie,  9rif}o{ratie  unb  2)emofratie,  ftnb  bie 
einfad^en  unb  urf))runglid^en ,  au§  beren  SSer« 
mengung  neue  gemif d^te  gformen  entflel^en  lönnen, 
9.  93.  bie  mobeme  conftitutioneSe  !Dbnard^ie  mit 
il^ren  93oIföoertretungen  unb  Senaten  (^enen^ 
l^ufem)  unb  oerantmortltd^en  SDlinifterien. 

8.  S^d  unb  Slufgabe  ber  Staotdgetoalt  ifi  ^, 
ben  @taat  )u  feinem  3iele  gu  fül^ren.  Sie  l^at  alf 0 
il^r  9Ra|  unb  i^re  9lorm  am  (Staatdjmedt  (f.  b. 
airt.  Staat),  ba  fte  bemirlen  foU,  ba|  ber  Staat 
feinen  Stotd  eneid^t.  S)ie  Siebte  ber  StaatS- 
gemalt  laffen  fic^  bementfpred^enb  in  ben  Sa^  jup* 
fammenf äffen:  bie  Staatsgewalt  ^at  alle  bteienigen, 
aber  au^  nur  bieienigen  Ked^te,  meldte  il^r  gur  dtß 
reid^ng  i^red3^^deS  ndt^ia  ftnb.  Sie  l^at  alle 
biefe  ^t^U,  benn  tt)er  ben  S^td  tt)ia,  mu^  aud^ 
bie  not^menbtgen  SDlittel  tooHen.  IRun  aber  loitt 
®ott  bie  ßneid^ung  beS  Staatd}ioed!ed  burd^  bie 
Staatsgemalt,  tilfo  mu|  er  biefer  bie  bagu  not)^ 
menbigen  SRittel^  b.  1^.  bie  gu  il^rem  Stoede  notl^ 
menbtgen  Sted^te  geben.  Sie  l^at  ober  nur  biefe 
Sted^te,  benn  ber  aRenfd^  ift  an  ftd^  frei  3Ber  baS 
Sted^t  beanfprud^t,  i^m  gu  bef eitlen,  mu|  biefeS 
Stecht  betoetfen;  bad  gilt  aud^  oon  ber  Staats« 
gemalt.  9lun  fann  aber  ein  SRed^t  gu  befel^Ien  für 
bie  StaatSgeioalt  nur  infomeit  beiotefen  merben, 
aß  man  geigt,  ba|  eS  il^r  gur  (Sneid^ung  il^reS 
3med(eS  not^toenbig  ift  lieber  biefeS  aRa|  ^inauS 
l^at  fie  fein  SRed^t  gu  be^l^Ien.  ^er  nid^t  nur  an 
il^rem  Smdt  ffot  bie  StaatSgemalt  eine  unüber« 
fteiglid^e  Sd^ranfe,  fonbem  aud^  an  i^rer  ®runb« 
tage  unb  OueSe.  Sie  l^at  fein  SRed^t,  ettoaS  gu 
befel^Ien,  baS  bem  göttltd^en  SBilbn  miberf))rid^t, 
mag  uns  nun  biefer  SBiOe  burd^  baS  natürli(^e 
Sittengefe^  ober  burd^  bie  fibematärlid^e  Offen« 
barung  befannt  fein.  Sie  obrigfeitlid^e  ®emalt 
ift  ja  ein  oon  (Sott  t>erIte]^eneS  Sted^t  @ott  fonnte 
unb  tooSte  aber  geioi^  ben  ÜRenfd^en  nid^t  baS 
Sted^t  Derleil^n,  feine  (Sebote  umgufto^en  ober 
benfelben  gumiber  gu  l^anbebt.  S)e|]^  antmor- 
teten  bie  ä|>ofteI  bem  l^ol^en  Statine :  „SRan  mu^ 
(Sott  mel^r  gel^ord^en  als  ben  SJtenfd^en"  (^pg. 
5,  29).  Siefer  ®runbfa|  gilt  für  ben  Xröger 
ber  Staatsgemalt  ebenfo  gut  al^  für  ben  legten 
^rioatmann.  (SS  gibt  feine  eigene  SRoral  für 
ben  fßolititer  ober  ein  ^rioileg  für  ben  Staats« 
mann  in  Segug  auf  bie  Gebote  ber  ®ered^tigfeit, 
SBal^^aftigfett,  £reue,  SReblid^feit  u.  f.  m.  See 
fog.  ÜRacdj^iaoelliSmuS  ift  bie  (Smandtiation  ber 
Staatsgemalt  oon  @ott,  eine  Smanci^ation,  meld^ 
einerfeitS  ber  StaatSgemalt  bie  unerfd^ütterlid^e, 
fidlere  @runblage  entgiel^,  auf  ber  fte  rul^t,  an« 
bererfeitS  bie  grei^ieiten  unb  SRed^te  ber  Unter« 
tränen  beS))otifd^er  äBtltür  ))reiSgtbt.  S)amU  l^drt 
aud^  bie  SBerantmortlid^feit  ber  StaatSbnfer  einer 
j^dl^em  Suctorität  gegenüber  auf  tmb  bem  9b« 
folutismus  ift  meit  baS  2;]^or  geöffnet  SBenn 
aber  bie  StaatSgemalt  nid()t  eine  X^eilnal^me  an 
ber  göttlid^en  SRegierungSgemalt  in  einer  beftimm« 
ten  Spl^öre  ifi/ Ja  l^ört  aud^  bie  ®emiffenS« 
|>flid^t  gegen  biefeloe  auf.  S)enn  nur  um  @otteft 


687 


StaatSftTd^e. 


688 


tDtQen  fmb  mit  ber  red^ttna^igen  Obrigfeit  unter 
Sünbe  ^um  föel^orfam  tttpfiiä^ttt  S)er  Sl^nft 
ecblidt  in  ber  Obrigfeit  ben  @teltoertreter  ©otted, 
gegen  ben  er  fid^  nid^t  ouflel^nen  fann,  ol^ne  ^xäf 
gegen  ®ott  felbft  oufjulej^nen,  unb  bie  d^rifUid^e 
Obrigleit  \otxi,  ba|  bie  ©etoalt  ü^r  nur  }um 
®d^u|  unb  SBo^I  ber  Untergebenen  berliel^en  ift, 
unb  ba^  fie  einft  am  Zage  oeS  ©erid^ted  ftrenge 
Sted^enfd^ft  toirb  ablegen  muffen  über  ben  ®e« 
braud^  il^rer  ©etoalt.  —  SßtS  man  bie  Aufgaben 
ber  Staatdgemolt  im  Stn^elnen  borlegen,  fo  l^iat 
fie  bie  S)o))))eI|)fIid^t  beS  Sted^tsfd^u^  unb  ber 
j>ofttit)en  Sörberung  fomo^I  in  Se^ug  auf  bie 
inneren  ®äter  bed  SebenS,  ber  ®efunbl^eit,  aI8  bie 
Süßeren  ®üter  ber  f^rei^eit,  bed  Sigentl^umS  u.  f.  to. 
}u  beilegen.  S)ie  birecte  Seitung  unb  Ueber- 
umd^ung  beS  flttlid^en  SebenSmonbelS  ber  Sin* 
{einen  ift  yoat  nid^t  9lufgabe  ber  StaatSgemalt, 
tool^I  aber  gehört  il^r  bie  @orge  für  bie  5ff entlid^e 
9RoraI.  Sie  foQ  bad  Unfittlid^e  ber^inbem,  in  bie 
Oeffentlii^Ieit  gu  treten  unb  }u  berfül^ren,  toie 
bie| }.  9.  burd§  ungüd^tige  Xl^eaterauffül^rungen, 
auSfteSung  fd^amlofer  Silber,  Serfmif  unfittUd^er 
Sudler  gefd^ie|t.  Me  öffentlid^en  d^nrid^tungeU; 
inSbefonbere  aud^  ber  fiebendmanbel  ber  bffent- 
lid^en  Beamten,  f  oQen  ben  Sforberungen  bed  Sitten« 
gefe^  nid^t  tt)iberf))red^n.  —  3)ie  pvxxxkt  9te- 
ßgionSübung  liegt  ebenfoUd  au^erbalb  ber  Splßxt 
ftaatlid^er  Sinmif^ung :  bie  öffentlid^e  SReligionS" 
Übung  ifl  aber  kion  Sl^riftuS  ber  ffird^  über« 
tragen  unb  bamit  ber  ftaatlid^  Som))eten)  ent- 
sogen.  3)od^  foQ  ber  Staat  inbirect  bie  Steligion 
fbrbem,  inbem  er  bie  JKrd^  tl^unlid^fi  in  i|ren 
Siedeten  fd^ü^  unb  in  i^rer  Sßirlfomfeit  unterftü^t, 
unb  gtDar  in  feinem  eigenften  Sntereffe,  meil  nur 
auf  bem  ®runbe  »al^rer  Sleligiofttöt  ftd^te  IBür- 
gettugenb,  Sd^tung  Dor  ber  red^tmä^igen  Sucto* 
titöt,  ®end^tigfeit,  Xreue,  äßal^rl^ftigfeit  u.  f. ». 
gebeizt.  —  Stuf  bem  ®ebiete  ber  |bbem  Sultur 
(SBiffenfd^aft  unb  ftunft)  foS  bie  Staatsgewalt 
bort,  »0  bie  ißriDatfröfte  nid^t  ouSreid^en,  nad^« 
Reifen  burd^  ßrrid^tung  Don  Sd^ulen,  UniDerfitäten, 
Plinifen,  Sibliotl^efen  u.  bgl.  3^  Aufgabe  ift 
e9  nid^t,  bie  ^ribattl^ötigfeit  auf  biefem  ®ebiete 
burd^  ftaatlid^e  aRono))oIe  au3)ufd^Iie|en:  eine 
fold^e  SuSfd^Iie^ung  ift  ein  unbered^tigter  Stngtiff 
in  bie  inbioibueUe  gfreil^it.  2)ie  StaotSgemalt 
foS  bIo|  eingreifen,  mo  bie  ^rioattb&tigfeit  ouS 
fld^  bad  ®enägenbe  nid^t  }u  leiften  üermag ;  baS 
^atlid^e  Sd(fuImono))oI,  baS  Me  }lDingt,  fidl  ü^re 
Silbung  in  ben  StaatSfd^uIen  }u  Idolen,  ift  eine 

^"'Ige  ffned^tfd^aft.  —  2)aS  ^au))tgebiet  bed 
tdfd^u^eS  unb  ber  pofitioen  gförberung  bon 
Seiten  ber  Staatftgetoalt  ift  bieSeid^t  bal^  ®ebiet 
be«  enoerbSIebenS.  9uf  biefem  ®ebiete  befonberS 
foS  fie  bie  natürlid^en  iRed^tigrunbfft^e  gur  Sei- 
tung bringen,  toai  in  benfelben  nur  unbefiimmt 
enthalten  ift,  nad^  9nforberung  ber  Umftänbe 
n&^er  beftimmen  unb  bie  ^ribatuntemel^mungcn, 
ben  Srmerbdfieil  in  SBejug  auf  Sanbioirtl^fd^aft, 
^onbel,  Snbuftrie  unb  ®eioerbe  oOfeitig  medten 


unb  fdrbem,  fotoeit  bte^  nad^  Soge  bei  ttntflanbe 
gefd^eben  fann.  Sie  foS  bie  Sebingungen  fefaen, 
bie  ber  freien  ^rioottbäHgbit  «Her  bte  ii:tti'^ 
faltung  ermöglid^en.  3^  btefen  Sebingungen  ge* 
^dren  nid^t  nur  ber  aUfeitige  Ked^dfd^uk,  ber  et 
Derl^inbert,  ba|  bie  »irt]^f($aftlid^  Stärferen  bie 
Sd^mäd^eren  unterbrüden  unb  ausbeuten,  foi^cm 
au<^  alle  Seranflaltungen ,  toeld^e  bct  $rbat" 
tl^ätigfeit  fojufagen  bte  fflege  eröffnen; ).  SB.  gute 
SBerfel^rSftra^n,  ^ofioerbinbungen,  (Eifenbal^, 
Ifanöle,  Sflulregulirungen,  Sröffnung  neuer  f)on« 
belstoege,  9eIo$nung  Don  gemeimtä|igen  (äftn« 
bungen,  5ffentlid^e  ^udfteOungen. 

4.  Obmol^I  bie  StaatSgettalt  in  fid^  nur  eine 
ift,  fo  laffen  ftd^  bod^  mei^rerc  Xl^ile  ober  gfunc- 
tionen  bnifelben  unterfd^eiben.  Seit  SRonteSquieu 
pflegt  man  bereu  brei  oufguful^:  bie  gefe|- 
gebenbe,  rid^terlid^e  unb  oudfübrenbe  (e^ecutiDe). 
9Iimmt  man  bie  auSful^renbe  imociit  (^secutiD* 
gemalt)  nad^  bem  ftrengen  SBortflnn  ol9  bIo|e 
%uSfäl|rung  ber  ®efe|e,  fo  ift  bie  genonnte  Stet* 
tbeilung  nid^t  erfd^öpfenb.    Sin  SRonarc^  im 
Sonbefij^  ber  Staategemalt  ^ot  nid^t  bIo|  ®e« 
fe|e  }u  erlaffen,  biefelben  auSsufülgren,  bie  Ueber» 
tretungen  }u  fül^nen  unb  bie  Streitigfeiteu  ju 
fd^Iid^ten,  fonbem  oud^  j.  9.  ben  Staat  mu^ 
9u|en  l^in  )u  oertreten  unb  ju  fd^äj^n,  in  Seiten 
befonberer  9}orfommniffe  vm  ®efol^,  Ueber* 
fd^memmungen,  anftedCenber  Ihonl^eiten  u.  f.  m.. 
Die  nbtbigen  SRa^egeln  }u  ergreifen  u.  bgl.  ga^ 
man  aber  bie  auSfüJ^rmbe  ®emalt  in  einem  mei- 
tem  Sinne,  fo  ba|  fie  au|er  ber  gefejjigdbenben 
unb  rid^terlid^en  alle  Sefugniffe  ber  StaatSgemoIt 
in  fid^  begreift,  fo  fann  man  bie  Sreitl^Iung 
gelten  laffen.  SieUeid^t  nennt  man  bie  i£secuttD« 
gemalt  beffer  SRegierungSgemoIt,  obmol^I  ooiii  biefer 
9u8brudt  nid^t  ganj  entfjirid^t  Sie  ®eifejigebungS« 
emalt  fe^t  bie  bauemben  Ülormen  beS  ftaat{i($m 
;anbelnd  feft,  bie  rid^terlid^e  ®emalt  fteOt  bie  ge- 
törte  Ked^tSorbnung  mieber  ^er,  inbem  fie  oie 
gefd^el^enen  ®efe|e8übertretungen  ftraft  (Straf* 
red^tSpflege ,  Snminaljiufti})  ober  in  firitttgen 
!Red^tSfragenenbgümgentfdieibet(6iDiIiuftia).  Sie 
auSfü^retäe  ober  StegierungSgemalt  enbß^  um* 
fa|t  alle  übrigen  »ed^te,  3. 9.  baS  Stecht  bie  ®e« 
f ammtl^it  na^  Su^en  }u  Dertreten  unb  ju  \^^, 
bie  ®ef e|e  au8}ufübren,  bie  ^Beamten  gu  ernennen, 
bie  nöti^igen  Steuern  gu  erleben  unb  über^t 
alles  gum  ®efammtmobI  fonft  SBotl^menbige  on* 
guorbnem  Xb^tfä^Iid^  finb  j[ebod^  biefe  bitt  ®e* 
malten  in  feinem  Staate  DoDfiünbig  Don  einanber 
getrennt.  9>ie  conftitutionellni  9Ronard^  l^aben 
neben  ber  ^Regierung  Xl^eil  an  bet  ®efe|gebung, 
bie  SSoDsfammem  l^oben  neben  ber  Xl^nol^e 
cm  ber  ®efe^ebung  baS  Stecht,  bie  Steuern  gu 
bemiOigen  ober  gu  Dermrigem,  bie  X^tigfeit  ber 
{Regierung  gu  flbermad^en  u.  bgL  (Sgl  bie  im  tirt. 
Staat  angegebene  Siteratur.)  [9.  Sotl^S.  J.] 

^iattislln^e  im  guten  Sinne  tonn  bielNtd^e 
(Sl^rtfti  infomeit  b<i|<n,  als  fie  nid^t  blo^  oii 
flffentlid^e  Sinrid^tung  im  Staate  onertonnt  oiriv 


«9 


6taat8lird^e. 


690 


tait.  fie  mit  fcinm  SHtteln  jur  eneid^ung  i^red 
^wbS  )»tiid|rita  unb  tactifd^  unterfiükt  unb  bte 
d^me  SeHlfftenQ  mit  btn  fird^Itd^n  9(oimen  in 
ftdUoig  ed^dlt  ein  f o^rr  Suftonb  ift  al6  boS 
Stacii  bdl  Sertifithiifted  {loifd^n  bet  griftlüi^en 
ob  ber  iDdtti^imSloil^t  auf  &bm  ju  be}eid^nen, 
sota  ftin!^  unb  €taat  in  üoDfter  ^armonie, 
{ebor  osf  fcimm  Gebiete,  an  ber  C^inleitung  ber 
mld^fid^  <Be{elIfi!^  fti  ®ott  arbeiten  mürben. 
fn  nb^fien  ftnii  i^m  bie  3eit  feit  ßonftantin  betn 
Soften  be|iD.  Z^bojiuS  (f.  n.),  in  toeld^er  toe- 
wtsi^BA  |nind|nell  bcä  (S^riftentJ^nm  ald  @iaotö' 
fisd^  im  dbigen  6ume  onertonnt  umrbe;  tro^ 
Ar  Shthmgen  {totf^en  ber  geiftltd^en  unb  bet 
«iilli4<n  SItodSit  blieb  bis  }ur  fog.  Sieformation 
boft  gnmbfaili^  Ser^tni|  bed  &aaM  gu  ber 
fom  Airi^  unongetaßet.  Srft  mit  ber  @Iau» 
fanff^ttlhmg  bcS  16. 3a]^r^unbert8  troten  an  bie 
Stdk  ber  6taattfird^e  bie  bof^iebenen  Staats- 
Mjm,  inbent  unter  ben  d^riftlid^en  Senomina- 
vontti  IdoetlS  in  etnem  Staate  ober  Xerri" 
olS  bie  nonbered^tigte  d^riftlid^e  ftird^e 
t  imb  be^bett  mürbe ;  anbere  religiöfe 
Ikimainine  crfd^inen  neben  biefer  StaatSfted^e 
^ft4p«8  alt  Qebulbet.  Sine  StoatSfird^e  in 
dvfon  €snsie  ift  on  fidft  nod^  nid^t  eine  t)om 
Staate  aSI^gige  (Einrichtung,  fonbem  ein  in  fid^ 
tdbjUnbigiDr  Organismus ;  SUm  |e  geringer  bie 
inst  ^efligfdt  in  ber  in  gfrage  lommenben 
fizd^fU^  äoneinf^oft  ift,  um  fo  näl^er  liegt  bie 
6c^,  boi  ber  Staat  bie  ftird^e  in  feine  9b- 
^iafliJBfcli  bringen  mirb.  3ft  gar,  mie  bei  ben 
pcv&t^mtifc^  Selenntniff en ,  ber  SanbeS^err 
cftei|lcr  Stfc^of,  fo  mirb  bie  StaatSfird^e  Don 
Ubft  pa  SonbeShrd^e  (tigL  b.  9rt.),  einem  ®e- 
bäti^  iDdid^eS  nur  mit  unb  aus  bem  Staate  leben 
Hon.  Skm  Pdt^oIidSmuS  gegenüber  Tonnen  aUe 
9<rfnd^  bfr  iHrd^  unter  bie  oolle  9otm&|igIeit 
M  Stttoteft  jn  bringen  unb  fie  }ur  StaatSlird^e 
n  fd^immen  Sinne  )tt  mad^en,  nur  einen  jeit- 
Bdligm  snb  f^einbaren  Srfolg  ^aben,  meil  ftd^ 
bot,  MiB  man  als  StaatSKrd^entldum  ju  be« 
lenWtt  pfttq^  mit  ben  fat]^oIif(^en  ®runbfä|en 
obiolst  nkbt  oertxfigt  unb  notl^menbig  eine  SReactun 
gBgmdleScBotmunbungSberfud^el^erborruft.  3m 
Scr^oUml  jum  StaatStird^l^um  erfd^eint  bie 
^zssmoiQ  non  ftir^e  unb  Biaat  fogar  alS  baS 
Bdnexc  Uebd^  obfd^n  ber  lejftere  3uftanb,  in 
Bellen  Staat  unb  ftird^  ooQftanbig  inbifferent 
mtai  dnoaber  {teilen,  fotl^olifd^erfeits  nid^t  als 
Itoabfol  oufBcfteOt  merben  tann.  ^enn  bie  mabre 
fiii^  b^  mm^  Satl^Kfd^er  Seigre  ein  ausfd^Iie^- 
&4i$  9M^  bomnf,  StootSlird^e  im  guten  Sinne 
IxsSotttS  |u  fein,  mib  ieber  Staat  ift  nad^  gött- 
UfOß  fBiflen  tttpfLiä^tü,  bie  lat^olifd^e  ffird^e 
di  feine  IKrdbe  onsueriknnen.  Sicfe  9luffof{ung, 
ffif  laebber  bie  Iritd^e  aud^  in  unferem  äal^r« 
Imbcit  Upi^i  (DflL  boS  Soncorbat  mit  S^anieit 
9m  9a(ite  1851,  9rt  1),  ift  bie  einjig  folge- 
n^/6^  Sknn  bie  fot^olifd^e  ftir(!^e  mad^t  ben 


Snf^d^  barauf,  bie  allein  malere  ju  fein,  unb 
bie  gforberung,  als  fold^e  onerfannt  au  merben, 
ge^t  an  ben  Singelnen,  aber  aud^  an  ben  Staat. 
Suc^  bie  (SefeUfd^aft  ift  (Sott  untermorfen  unb 
Sum  Sienfte  ®otteS  oerpflid^tet;  mitl^inmu^  fte 
Sfteligion  iiberl^aupt  l^aben  unb,  eine  geoffenbarte 
Steligion  tiorauSgefe^t,  ftd^  gu  biefer  befennen, 
unb  gmar  gu  il^r  in  ber  ®eftalt,  bie  aDein  als  bie 
gültige  erf^eint  S)ie  „Unbulbfamfeit",  me!d^e  in 
biefem  logifd^  notl^menbigen  Slnfprud^  ber  latl^o- 
lifd^en  ftird^e  auf  alleinige  Snerfennung  als 
StaatSfird^e  Hegt,  ift  nid^tS  «nbereS  als  bie  be- 
red^tigte  3ntoIerang  ber  SBal^rl^eit  gegenäber  bem 
3rrt]{)um.  S)aburd^  mirb  ber  Uebetgeugung  ber 
%nberSbenIenben  leine  ®emalt  angetan,  nod^ 
aud^  ber  gute  ®Iaube  ber  Snenben  beftritten 
(ogl.  b.  9rt  Xolerarq). 

Seine  erfte  Sanctionirung  als  StaatSfird^  er- 
l^ielt  baS  Sl^riftent^um  burd^  ffoifer  Xl^eobofiuS  L 
hn  3.  380,  nad^bem  il^m  unter  ßonftantin  fd^on 
oo&e  gfreil^it  unb  StaatSfd^u|  gu  Xl^eil  gemorben 
mar.  S)aS  Sbict  beS  Zl^eoboftuS  beftimmte  (Cod. 
Theod.  16, 1,  2):  „Wt  SBöKer,  über  meldte  fi(^ 
unfere  milbe  ^errfd^ft  erjtredtt,  foSen  ftd^  gu  bem 
®Iauben  bdtennen,  meldten  ber  l^eilige  %))ofteI 
^etruS  ben  SfUmem  gegeben  l^at,  mie  eS  bie  oon 
ii^m  übermittelte  religiöfe  ttebergeugung  bis  auf 
unfere  3eit  beftötigt  unb  meld^em  gkipft  S)ama- 
fuS  unb  ^ßetruS,  ISifd^of  oon  aie^anbrien,  offen- 
bar folgen;  nämlid^  ba^  mir  nad^  a))oftoIifd^er 
Slnmeifung  unb  nad^  ber  Seigre  beS  6t)angeIiumS 
beS  SSaterS  unb  beS  Sol^neS  unb  beS  |eiligen 
®eifteS  eine  ©ottl^eit  in  gleid^er  ßrl^abenl^eit  unb 
^eiliger  Sreifaltigfeit  glauben."  9n  biefe  Siegel 
^ielt  Jtd^  ber  d^riftlid^e  Staat  beS  aRittelalterS, 
freittdp  mit  bem  Unterfd^iebe,  ba|  im  9benblanbe, 
tro|  ber  Serfud^e  eingetner  jtaifer,  fid^  bie  JKrd^e 
unterguorbnen,  bie  StaatSfird^e  unabl^öngig  blieb, 
möl^renb  fte  im  SRorgenlanbe  in  ooEftönbige  9b- 
l^dngigfeit  oom  Staote  geriet)^  (f.  b.  9rt.  göforo- 
papit).  3umal  feit  ber  Xrennung  oon  SRom  t)etIor 
bie  gried^ifd^e  ftird^e  baS  Semu^tfein  ber  all- 
gemein]^ unb  mar  im  Umfange  auf  baS  Staats- 
gebiet befd^ränlt.  3n  i^r  mad^tenfld^  bann  infolge 
ftaatlld^er  Senberungen  bie  autofepl^ale  gried^ifc^- 
orientalifd^e  StaatSfird^e  Don  Stu^lanb,  Oefter- 
reid^-Ungam ,  ®ried^enlanb ,  SQ|)em,  Serbien, 
^Rumänien,  SBulgorien,  9Rontenegro  unabl^ängig 
Sonftantino)}el  gegenüber,  obne  ober  in  ben  ein- 
gelnen  Staaten  bie  Selbftönbigfeit  il^reS  SebenS 
unb  SRed^teS  gu  erlangen.  „Salier  im  ®egenfa^ 
gu  ber  Semegltd^Ieit  unb  ben  fifortfd^ritten  ber 
abenblänbifd^en  JKrd^e  bie  ftane,  ber  ftarlen  gei- 
fttgen  SOtotoren  entbel^renbe  Seblofigleit  jiener  ftir- 
d^enförper,  bal^er  bie  formale  Sluctoritöt  beS  Ueber- 
Iteferten  in  ibnen  unb  ber  StiSftanb  unb  Stüdf- 
fd^ritt  in  il^rer  Settflonbigfeit"  (Äal^l,  SeW9fiem 
beS  ffird^enred^tS,  greiburg  u.  Sei))gig  1894,  57). 
—  3m  ^benblanbe  begann  bie  Säfaro))a))ie  mit 
bem  ®nmbfa|e  Cujus  regio,  ejus  religio  il^re 
Sriump^e  gu  feiern.    3n  ben  proteftantifd^en 


691 


Stabat  mater. 


Staaten  toutbt  btr  SonbeS^  |Ktu))t  in  SanbcS- 
Itr^t  auf  ®tunb  ein«  bet  iurifti|(^tii  Sictinnoi, 
tatlä)t  als  SpifccpQl-,  ßoUtflial'  unb  Sreritorial- 
ftfttm  (f.  b.  ?Irtt,)  brfannt  linb.  S3it  proltftanti- 
j^m  SanbtB^erten  bt^nttn  \1)tt  ©etüolt  in  geifl- 
Ii^tn£)inQcnau<^  auf  i^nlot^oltj^cn  Untertanen 
aus.  3^rttn  39tif))ült  f olattn  bann  i  ^e 

S^fo^ä^,  inbtm  Jie  bie  ftkfy  untei  ift 

befi  @taate8  gu  bringm  fu^ttn.  if 

Id^ettfi^te  ber  ©taat  untre  bim  6  a. 

©ütticanij^n  3rri5tittn  (j.  b.  Htt  fe 

Sieittioltutig.  3n  Spanien  uutbm  m 

bie  päpftCif^cn  gilaf|c  unb  bie  ESeftimmunQtn  btr 
SptDBinjial-  unb  ffiiöcelQitf^nDben  bem  Spiacrt  (f. 
b.  Srt.)  unteriBOtfen.  3n  ©icilien  mct  bie  fliid|e 
unter  btm  3Dd|(  ber  Jicitianiidien  2)Ionari^ie  (f. 
b.  I&rt.  Monarchia  Siculs).  3n  Sleutfdilanb  finb 
bie  ftaatäfirc&lii^enSöeflrtbuufltn  be3  le^tn3a:6t- 
^unbetts  in  ben  9!amfn  Stbronianiämuä  unb  3o- 
feptliniSinuS  auägebriidt  (f.  b.  Irtt.  ^onlfieim 
unb  Sofept)  n.).  SBe^errfdjunfl  bet  flitt^e  unter 
bem  2:itel  beS  Jus  circa  sacra  (|-  b.  Slrt)  burcE) 
bie  ©taatSQcDalt  mar  in  faft  allen  euiopSilc^en 
Scnbem  unb  ben  mei[ten  ©taalen  Imerifa'S  bi§ 
tie[  in  baS  19.3a^rt|unbcrt  hinein  an  berSogeft- 
orbnung.  6rft  aamälig  baben  f«^  gerechtere  an- 
ft^auunßen  Oellung  Derjdiafft.  Sit  ftrc^Uiiie  SBtr- 
uitlitilung  erhielten  bit  ^al\fya  Stijnn  Pen  ber 
auSbt^nung  bet  Staatägeloalt  auf  boS  teliflUft 
@ebiet  buri|  $iu3  IX.  in  bei  ^cQcIita  Quanta 
oura  unb  bem  i^r  beigtgebenen  ©pHobuS  (f.  b. 
Ülti).  0S%1.  bie  [att)oltf^en  unb  proteftantijil^en 
SSetle  über  ftin^ennc^t;  femct  Schneemann, 
in  „I>ie  (Sne^clica  $apft  Jpiuä'  IX.-,  §eft 
6  unb  7  [S)ie  grti^it  unb  Unab^ängigleit  ber 
Aiti^t;  SHt  findlidit  @emalt  unb  ibre  3:r&ger], 
greiburg  1867 ;  ^etgenröt^er,  flat^olifd^e  Rvcä)t 
unb  (^riftli^tr  Staat  in  il^rer  geftbiditlictitn  ßnt- 
ttifftung,  Strifiutg  1873;  gerb.  3.  SDlDuIatt, 
ifitc^e  unb  Staat,  ober  bit  btiben  (Setoalttn,  i^r 
Uirlprung,  i^rc  Sejie^ungen,  i^  Dienste  unb  ibie 
@renjen.  Ueberfekt  oon  6tnn.  ^ouben,  Sßainj 
1881 :  Subm.  b.  ^ommerfttin,  Jhtt^e  unb  Staat 
bom  Stai^punlte  befi  9ted^tei  au§,  gteUiurg 
1888.)  [3of.  SoutentiuS  S.  J.] 

Stabat  mater  ^eigt  nad^  feinen  anfange- 
motten  ein  mitlelaltetli^eS  @ebid^t  auf  bie  beim 
Pteuje  i^tee  Sobnefi  ftelienbe  SotteSmutter,  baS 
fpölet  ale  Sequcng  in  ben  Berfi^iebenen  ÜReffen 
Don  ben  «S^mtrjen  OTorifl'  ffletnenbung  fmb. 
9U8  aSerfaffet  tturben  früher  *liap|t  Snnocenä  IIL, 
ber  '^l.  SonaDentura  unb  fclbft  ber  !|1.  Sernfiarb 
oenannt;  je{it  gilt  jiemli^  allgemtinSacspDneba 
Xobi  (f.  b.  91rt.)  als  fold^ei.  Urfprünglid)  nuibe 
jtoeif tieo^ne  boS  Sieb  ol^ne  liturgif^e  Seftimmung 
fltbilidttt ;  tS  eiiftiit  ou^  ein  @egenftiul  Stalwt 
mater  specioaa  übti  bie  greubtn  ocr  ®ottt9> 
mutter  b»  btr  ffrippe,  baS  manche  ebenfaÖe  30- 
topone  jufi^ibcn,  toäämtb  Snbete  eS  feinet  ni^t 
»ettli  ^ttn  (ogL  ^uSgenäpe  Sebic^te  3aco- 
pone'S,beutfd&D.S(^lületu.Stotd,3niinftetl864, 


p.  XVU).  Sie  SSere^nmg  bet  felifljien  Sungfrau 
als  SdimerjenSmutter  ift  bem  13.,  14.  u.  15.3a^r- 
bunbett  eine  t^eurt  Snba^t,  nie  bie  Stiftuiig 
be3  DcbenS  btr  SerDiten  (f.  b.  %ü.)  unb  bie  &ii' 
ftbung  eines  bcfonbem  gefteS  eon  ben  Se^oiergen 
aSariä  (f.  b.  lÄrt.  iDiarienfefte  VIII,  819)  be- 
jeugen.  !^g  bet  ÜJteffe  beS  leblem  eine  Sequen} 
eingefügt  nuibc,  log  im  Seifte  bei  Qäi.  S)aa 
f d^bne,  Dttl  gtf ungene  Sieb  äocopont'S  eignete  fi^ 
btfonberS  böjuj  hoä)  loamm  wiäf  onbett  S^ 
qutngen  Dot  (tm  föongen  16 — 16,  befonbcrS 
(üufig  Moeetae  parentia  unb  Planotua  ante 
neecia).  Seit  enbt  btS  15,  Sto^^unbettS  er- 
fc^eint  baS  Stabat  mat«r  aU  Sequeuj  in  ctna 
8  beutfi^cn  unb  11  franjfififdien  ^fjalien,  tbtnfo 
in  einigen  Sreoierra  als  ^timnuB,  1dd}u  tS  alltr- 
bingS  wegen  feiner  fubiectiDtn  ^oltung  unb  ber 
Sequengtnftiop^e  utniget  geeignet  uor.  3n'S 
rämifd^  SrtDier  unb  ÜSiffoIe  tam  eS  bun^  EBe- 
nebict  XUL,  bet  bafi  geß  Sept«m  dolonim 
1727  für  bie  ganje  ßitii^  DDtj<f)rieb.  —  3>(x 
Xest  beS  Stabat  mater  epflirt  in  jOei  Xeten- 
fionen ;  als  beffete  gilt  bie  beS  iSmif^cn  3RiffaIe. 
S)ic  Sequenj  twt  10  Sioppel^pW,  jäie  bc- 
fte^enb  auS  6  gereimten  trodmfdien  bäbot^tn 
»on  4  Sü&m.  3)«  erfitt  X^iil  tntfiölt  bie  Sdjil- 
betung  obei  bie  ^iftoiif^e  SspafUton ;  in  jntiten, 
Dom  fünften  ©tollen  an,  regiert  bre  Sii^  fein 
^ei^  unb  bittet,  baS  Seiben  l^tiltn  unb  mit- 
tmpfinben  gu  bürfen.  SaS  Sieb  ift  ein  Dittbcumn- 
bettts  ailcifttiftüil  unb  ^at  mit  3tt^t  Diel  Sob  ge- 
emtet;  nur  int  num,  totnn  man  annetimm 
tDÜrbt,  iS  fti  etnaS  SinjigbaftetienbtS,  todfirenb 
eS  bo^  nut  eines  Don  ben  Dielen  Sitbem  ift, 
tstl^  iene  poefiertii^e,  gei^g  fo  fy>ä)  ftcfienbe 
3cit  ^eiootgebtadjt  ffit  S)ie  Sptac^e  ift  rettti 
unb  äongDoK  unb  ^Ört  fi^  mit  i^ien  ptS^igen 
JReimen  unb  Sffononjen  toie  SKujU  an,  ein  dc- 
iDtie,  gu  iDelc^  ^o^e  bit  ftii^e  bit  tobte  Spia(^ 
ju  et^eben  oermot^te  unb  mel^e  fBoOenbung 
eigenet  ^rt  fie  t^  ju  gebm  tnu^  ÜRe^i  no($ 
als  bet  Siii^ter  ift  in  biefem  Siebe  bti  Sttet  ja 
bemunbem ;  feine  (Srnpfinbung  ift  tief,  glutooll, 
gana  bie  beS  in'B  ^eilige  betftntm  SüblAnbeiS. 
3)ie  fptoc^li^  S^ntitit  unb  SmpfinbungStitfe 
beS  Btabat  mater  rtigte  3)Ian(^  juc  Uebei» 
f e|ung ;  bie  eiftt  beutfdie  ift  bom  aRdnc^  Doit  SoI j- 
burg  um  1365  (Maria  stuend  in  awinden 
amerczen) ;  I84S  jä^lte  SiSco  78  in  Seutf^- 
lonb  (u.  %  Don  Aloppoct,  gouqu^,  SoDatcr, 
Simtod)  unb  11  in  ben  Sliebetlonben.  fietnc 
ift  bem  Original  gang  gerec^  geaodxn  Degen 
ber  Dielen  Si^ioietigfeiteR ,  totli^t  b(tf  Qitlu^e 
Sieb  bem  Seaibeittr  bietet.  —  SBoS  bit  Songeft- 
ueife  btS  Btabat  mat«T  btttifß,  fo  finbet  ft^  bie 
^Qmnufimelobie  ^ufig  (mit  ^i'^orifd^en  Varianten 
abgebtudt  bei  ^äumta  [f.  u.]).  ®a  fie  in  3bi<- 
lien  Diel  Dom  Sollt  gcfungen  nid,  ouq  im  (ge- 
biete bei  moilänbif^en  Sttuigie,  too  btd  Btabat 
mater  nie  oIS  Stqurnj  SQennnbung  flnbcn  binnle, 
fo  liegt  bei  S^ilu^  ni^i,  ba|  bttft  bie  nifpiün^— 


m 


StaBlIltat  bet  SKönd^e  —  ©tablo-SIRalmcb?. 


694 


r^tlRdobte  ^,  cdfo  ein  »cifpiel  b«  ÜRufif  jur 
aUef^  po)mI&t>lattmif(l^en  fjfrancißconerpoepe. 
togro^  ^udit  man  eine  aßelobie  für  bie  ©e- 
qaaq  nod)  in  bcn  großen  (Srobuolaudgaben  beS 
17.  So^i^nbettt  bon  fftom,  Senebig,  Sngol- 
jlott,  ^iariS#  &m>n  oergeblid^ ;  )um  erften  3JlaU 
faJbtt  ^  eine  fold^  im  Graduale  Born.,  Ant- 
wwpifte  1712,  unb  in  ben  timtun  9u§" 
^ofaen  Hon  1750  an,  ober  nid^t  mit  einer  ein- 
VtdvSfm  ÜRdobie,  fonbem  in  oerfd^iebenen  93er- 
yaäiaL,  Me  eine  gcmilfe  Stotl^Ioftgfeit  befunben 
nb  füroeifcn,  bog  feine  alte  SRelobie  e^iftirt. 
toA  2it&C^  (Brobuale  nimmt  fogar  bie  SRelobie 
com  Lttidea  enicis  beS  Sbam  oon  @t.  SSictor. 
£ir  Slelobie  in  bcr  officiellen  Ausgabe  bed  ®ra- 
boole  tem  nod^  )um  3RtiteIgut  gered^net  merben, 
not  bo^  bcr  Som)7onift  bie  @ä^  in  ber  Ketl^en- 
fDlge  a,  b,  c,  d,  e  I  a,  b,  c,  d,  e  Dertl^Ute,  anftatt, 
sie  bcr  36idfiüä^t  erl^eifd^t,  in  ber  gfolge  a  a, 
b  bt  e  e  n.  f.  m.  SRe^rjiimmige  Sompofltionen 
M  Slabat  mater  gibt  eS  in  großer  ^njal^I, 
boziniler  bie  bebeutenbften  oon  3odquin  2)eSpre), 
t^dkfiziiia^OrlanbnSSanuS,  9ftorga,  gfel.  Snerio, 
$cigoIefe,  9lof finL  (Sgl  bie  l^mnologifd^en  Xe^« 
fcaBmlungen  Don  S)anie(,  äRone,  Ifel^rein;  ferner 
tücD,  Siabat  mater,  Serlin  1848;  Söitter, 
€tebic  gum  Stabat  mater  [in  mufddifd^er  $in- 
f^I.  fiei)>sig  1883;  Söumler,  Stabat  mater, 
mi  CdrilieiAiIenber  1883, 59ff.;  ffa^fer,  Seüräge 
foc  <Bef4ii^  unb  Srüärung  ber  ölteften  ^d^en- 
&qinicn  H,  $oberbom  1886,  110  ff.;  ®if^x, 
^cr  €eqiicnien  bed  römifd^en  !IRe|bud^ed,  gftti* 
te8l887,80ff.  Sttdffll^rlid^ereSiteroturongaben 
bieM  Ghayalier,  B^pert.  bymnol.  n,  Louvain 
1S97,  a.  19  416.)  [Smbr.  JMenle  0.  S.  B.] 
^tefifittf  ber  9Rönd^e,  f.  GyroyagL 
^te»b-9BaCMMp,  gefurfleteSIbteiimfrul^em 
benrid^  Sdd^e,  tourbe  geftiftet  auf  Anregung  beS 
bL  dänacittd  bunb  ftönig  @igibert  m.  (632 
bü  656)  oon  Suftrajten,  ber  bie  SluSfäl^rung 
inu^  (Entf^IufleS  bem  ^auSmeier  ©rimoalb,  bem 
6obsic  ^ttmifi  oed  Sieltem,  übertragen  l^tte.  S)er 
bL  Semodud,  ber  mit  9ted^t  }u  ben  ^pofteln  ber 
ibbeiimii  gegäblt  toirb,  ftammte  oud  Stquitanien 
imb  ifoüt  ivm  Se^rer  ben  bl.  SuIpiduS  (feit  624 
feibifc^f  toott  SouxgeS).  Slod^bem  er  fpöter  einige 
^sä;^  bcc  Sbiei  Solignac  (bei  Simoged),  einer 
eti^tims  bei  ^L  Sligiud  (f.  b.  9lrt.),  ktorgeftanben 
hotte«  berief  i^n  ber  frönlifd^  ffönig  S)agobert  I. 
(622  begm.  628—638 ;  f.  b.  Sri.)  an  feinen  iQol 
Sttgobcctt  eoifftt,  6igibert  HI.,  bebiente  ftd^ 
feiner  {qt  Scfefttgung  bed  S^riftentl^umS  in  ben 
Sxbennrn  itiÄ  befümmte  i^junä^ift  (um  644) 
ja»  BU  ton  Ettjpum  in  9elgif(|-fiusemburg 
(f.  Mon.  0«ffm.  hiat,  Diplomata  imperii  I, 
21  ai.).  Kadb  ^  ®rfinbung  ber  ftlöfter  SRal- 
«eby  imb  Stablo  (Malmunderio  seu  Stabe- 
iaao)  tnn  648  (Mon.  L  c.  I,  22  sq.)  tturbe 
Smadnfl  Vbt  berfelbcn  unb  mad^e  fie  ju  ber- 
Mm^eaben  SerbreitungS-  unb  ^^flegeanftalten 
4ciß&9er  <Scfittitng.  9ud^  ald  ber  ^eilige  bolb 


barauf  (tiieOeid^t  nod^  648,  f))ate{}en8  651)  )um 
SRac^foIger  bcS  b^  ^ImonbuS  (f.  b.  «rt.  I,  679  f.) 
auf  bem  Sifd^ofSftul^t  t)on  SDloaStrid^t  getoäblt 
»orben  mar,  blieb  er  gugleid^  9lbt  t)on  Stablo« 
9RaImebQ  (Mon.  L  o.  I,  23:  episcopus  et 
abba).  S)ie  «nnobmc  %  be  Jloüe'S  (f.  u.),  erp 
iur  Seit  ber  bifd^öflic^en  3Bir!famIeit  bed  1^1.  9le- 
maclus  fei  baS  in  ber  ©iöcefe  aWaaStrid^t  (f<)äter 
Süttid^)  Hegenbe  Äfofter  ©taMo  gegrünbet  mor- 
ben,  mö^renb  bad  im  99ereid^e  ber  S)idcefe  ftöln 
gelegene  SRalmeb^  etmaS  früher  entftanben  fei,  ift 
ol^ne  uriunblid^e  ©emö^r.  Um  660  reftgnirte  SRe- 
maclus  auf  baS  SBifd^ofSamt  unb  }og  ftd^  nad^ 
©taMo  jurüdt,  »o  er  669  ftarb  (AA.  SS.  BoU. 
Sept  I,  669  sqq.).  ©eine  ^Reliquien  befinben  ftd^ 
ie^  in  einem  mtd  bem  13.  Sa^rbunbert  ftammen- 
oen  funfiDoHen  ©darein  in  ber  ^fonftrd^e  bed 
©töbtd^enS  @tat)eIot  (f.  Sa^rbüd^er  bed  SBereind 
k)on  Slltertbumdfreunben  im  Kbeinlanbe  XLYI 
[1869],  185  ff,).  —  9Iad^  ©ainte-SKartl^e  (GaU. 
chrißt.  m,  Paris.  1725,  939)  l^otte  in  ©tablo- 
ajlalmeb^  eine  Seit  lang  Solumbond  Siegel  ge- 
golten, bie  fpäter  mit  ber  Senebictinerregel  Der* 
taufd^t  morben  fei  Unter  ben  Siebten  t)on  ©tablo- 
3)lalmeb9  fmb  aud  bem  SRitteloIter  nod^  folgenbe 
}u  ermäl^nen.  S)er  1^1.  ^gilolf  erlangte  93ebeutung, 
meil  er  sugleid^  (um  748)  SBifd^of  t)on  fföln  mar 
(ögl.  ftölner  ipaftoralblatt  1895,  15  ff.).  Subefe 
mar  feine  bifd^öf lid^e  Sirffamleit  nid^t  t)on  langer 
2)auer;  er  mürbe  (um  752)  in  ber  IRäl^e  bed 
jeMgen  Sorfed  9mel  (bei  SRalmebQ)  getöbtet  unb 
fd^on  balb  in  ber  bortigen  ®egenb  ald  SRartqrer 
t^erel^rt.  Ueber  bie  nö^eren Umftänbefeined Xobed 
liegt  lein  }m)erlaf ftger  Serid^t  Dor;  SßabiOon,  ber 
agüolfd  Job  in'd  Sol^r  770  fe|t,  fagt  (Annal. 
Ord.  S.  Bened.  11,  Paris.  1704,  220) :  Propter 
fidem  in  regem  mariyrio  coronatus  traditur. 
S)ie  Tlbnä)t  t)on  ÜJlalmebQ  litten  ben  Seid^nam 
i^red  geliebten  %bt>93ifd^ofed  }unäd^ft  in  ber  bei 
bem  ftlofter  gelegenen  @t.  Saurentiudfird^e  bei- 
gefe|t;  im  3. 1066  übertrug  Sr^bifd^of  9nno  IL 
bie  ateliquien  nad^  ft5In.  S)er  l^ilige  9lbt  Obilo 
(geft.  954)  fud^te  bie  SBunben  gu  b^Uen,  bie  in 
ber  $eriobe  ber  Sommenbataräbte  (844—937)  ben 
betben  ftlöftem  gefd^Iagen  morben  maren.  Sr  fteUte 
bie  ^idciplin  unb  bad  ©tubium  mieber  ber  imb 
berief  ben  tüd^tigen  ^ropft  9lotIer  (f.  b.  9lrt.  n.  4) 
Don  ©t.  ©aflen  ald  SSorftel^er  ber  ftlofterfd^ule 
nad^  ©tablo,  mo  ein  Sal^rbunbert  t)orber  ber 
Sieget  2)rut^mar  (f.  b.  9rt.)  gemlrft  l^atte.  (Sinen 
nod^  großem  Stuf  ald  IHofteneformator  erlangte 
im  folgenben  Sa^tbunbert  ber  fjjl,  $oppo,  bem 
bur^  König  ^einrieb  ü.  im  3. 1020  bie  erlebigte 
9lbtei  ©tab(o-3RaImeb9  übertragen  mürbe.  SSon 
bort  aud  führte  er  tl^eild  felbft,  tbeild  burd^  feine 
©d^üler  in  einer  ganjen  Steige  oon  ftlöftem 
(©t.  SRairimin,  Sd^temad^,  3Bei|enburg,  ©t.  Qual- 
len, ^erdfelb  u.  a.),  bie  ibm  Don  ben  ftönigen 
teinrid^  n.,  Itonrab  IL  unb  ^einrid^  m.  ^vm 
totdt  ber  Stef orm  unterfteOt  mürben,  eine  ftrengere 
£)rbend}U(^t  ein.  S)a  er  aud^  tünftlerifd§  Veranlagt 


€95 


Stabion. 


696 


toat,  fd^uf  er  Bei  tnel^reren  ftlöjlent  Bebeutenbe 
flird^enbnutetu  ßr  ftart  1048.  (»gL  bie  Vita 
PopponiB,  in  ben  Mon.  Genn.  hist  Scriptt.  XI, 
291  sqq.;  iß. Sabetoig,  $oppo  t)on@tabIo,  9er- 
Unl883.)Sein9lad^foIöcr2:^eoborid^(öeft.l080) 
^attc  mit  grsbifc^of  5lnno  II.  öon  ftöln  einen 
l^efHgen  ffantpf  »egen  beS  jnojterS  SRalmebQ  }u 
befielen,  ^nno  l^tte  jt($  1065  ton  bem  iungen 
Aönig  {)einrid^  IV.  baS  im  93ereid^e  ber  ffölner 
S)i5cefe  erbaute,  aber  feit  beS  1^1.  StemaduS  3eit 
mit  Stablo  tiereinigte  ffloßer  tftalvxibt)  fd^enfen 
laffen  unb  fteQte  an  bie  Spi^e  beS  fflofterd  ben 
!Dlönc^  Segeno  auS  Sraumeüer.  Vergebend  }ogen 
1066  bie  Tlbnä)t  Don  Stablo  mit  ben  [Reliquien 
il^ed  Stifters  nad^  3lad^en,  um  bort,  gettiffer- 
ma^en  burd^  bie  ^ix]pxafy  beS  ^eiligen,  Dom 
jtänige  ben  SBiberruf  ber  Sd^enfung  )u  erlangen. 
Seffem  fefolg  |^atten  fte  im  3. 1071,  als  fte  mit 
bem  ^eiligen  Seid^nam  )u  Süttid^  Dor  bem  ff  önige 
crfd()ienen.  ^einrid^  IV.  gab  ber  SSoHSftimmung 
nad^,  forberte  Don  ^nno  ben  ^btsftab  guriid  unb 
legte  i^n  el^rfurd^tSDoS  auf  ben  @arg  bed  1^1.  Ste» 
macIuS,  5um  3(i^^/  ba|  ÜRalmeb^  mieber  mit 
@tabIo  Dereinigt  fein  foUe  (f.  Triumphns  S.  Be- 
macli,  in  ben  Mon.  L  c.  XI,  483  sqq. ;  Lam- 
bert. Hersf.  Annal.  ad  a.  1071 ;  O.  S)ietrid^, 
S)er  Triumphns  S.  Bemacli  eine  DueHe  für  bie 
®efd6i(^te  beS  11.  3a^rl^unbert3,  ^alle  1887 
[®iffert.]).  S)er  berü^mtefle  «bt  ©tablo'8  n>ar 
aSBibalb  (geft.  1158 ;  f.  b.  Sri.),  gleid^  auSgeaeid^net 
als  aibt,  Staatsmann  unb  ©elel^rter.  9Iud|  in  ben 
f olgenben  Sal^rl^unberten  fehlte  eS  in  @tab(o  nid^t 
an  frommen  unb  loeifen  bebten ;  aber  eS  gob  leiber 
aud9  einige,  bie  burd^  Serfd^tsenbung,  Sitten« 
lofigfeit  unb  ©emalttl^atigfeit  ben  beiben  fflöfiem 
fotool^I  tt>ie  bem  gugel^örigen  fiönbd^en  unfäglid^en 
Sd^ben  gufögten.  ^IS  einer  biefer  unmürbigen 
$ralaten,  ber  caDaliermä^ig  lebenbe  6m))orIömm" 
ling  3ol&anncS  m.,  bie  Abtei  auf^S  Sieffie  l^er- 
untergebrad^t  l^atte,  trat  ^einrid^  IV.  Don  9R^robe 
(1438—1460)  als  Slcgenerator  ber  fflöfter  tt)ie 
beS  gfürftentl^umS  auf.  3n  feinem  Sinne  toaren 
oud^  feine  beiben  9tad^foIger,  SaSpar  $ondn 
(geft.  1499)  unb  SBUI^elm  I.  Don  !Dlanberfd^eib 
(1499—1546;  fdt  1513  aud^  «bt  Don  ^rüm), 
t^ätig.  Unerfreulid^  mar  bagegen  bie  Stegierung 
e^riftopl^S  Don  aRanberfd^eib  (geft.  1576),  rineS 
Steffen  beS  Vorigen.  S)a  baS  üeine  geifUid^e  gffir- 
ftentl^um  ^ngefid^tS  beS  nieberlönbifd^en  9uf« 
fUmbeS  eines  tl^otfröftigen  93e{(6ä^  beburfte, 
mahlte  man  1576  ©erl^arb  Don  @roiSbee!,  gärft- 
bifd^of  Don  Süttid^,  gum  SIbte  unb  nad^  beffen 
3:obe  (1580)  ben  ^tqoQ  6mft  Don  Sägern. 
S)ie{er  (feit  1585  än^ober  Don  fänf  SBiStl^ümem, 
barunter  feit  1583  aud^  fföln;  f.  b.  «rt.  VH, 
876  ff.)  belegirte  feine  geiftlid^en  SBefugniffe  als 
9bt  ben  beiben  ifhrioren  Don  Stablo  unb  9RaI- 
meb9 ;  auf  feine  Snorbnung  mürben  bie  Sefd^Iüffe 
beS  XribentinumS  im  gfärftentl^um  publidrt.  2)em 
fyxm  ßrnft  folgte  1612,  toie  in  ftöln,  Sättid^, 
Stünfter  unb  ^ilbeSl^eim^  fo  oud^  in  ber  Slegienmg 


Don  StaMo-ÜRalmeb^,  &^O0  Sferbinonb  dor 
Sofern  (gefi.  1650).  S)agegen  mar  beffen  9leffe 
SBiU^elm  (1650—1657)  nur  9lbt  Don  Stablo- 
ÜNalmeb^  unb  reftbirte  mieber  im  Sanbd^enj  et 
lieg  bie  beiben  fflöfter  1654  bec  S^urSfelber  (Kon- 
gregation (f.  b.  «rt.  n,  1547  f.)  beitreten.,  Sßü 
bem  Saläre  1731  l^örte  bie  !ßenobe  ber  Sommen* 
bataräbte  auf;  man  möl^Ite  mieber  einen  Xegularen 
}um  Slbte,  nämlic^  ben  SRdnd^  9licoIauS  üRaffm 
aus  Stablo.  31^m  folgten  nod^  fünf  gfurftobte^ 
bie  tl^eilS  in  Stablo,  tl^eiis  in  milmebq  refibirten. 
Unter  ibnen  bauerte  ber  Streit  aber  baS  Sted^tS* 
Derbältni^  ber  beiben  fflöfler  }u  einanbet  (f. 
A.  de  Neue  188  ss.)^  ber  fd^on  im  fruben  SRittel* 
alter  begonnen  unb  )u  Anfang  beS  18.  äal^r* 
l^unbertS  mehrere  ))0lemif<!^e  Si^riften  3gn.  3lo« 
berique'S  unb  SRartöne'S  Deranla^t  fydte,  ^rt. 
2)er  Ie|te  gurftabt  mar  (Bleftin  SI^^S  (gemä^tt 
1787),  ber  jebod^  am  29.  9loDember  1792  beim 
SSorbringen  ber  fjfranjofen  flüd^ten  mu|te.  St 
ftarb  1796  }u  Ipanau.  S)ie  beiben  fflöfter  mur» 
ben  aufgehoben  unb  boS  Sänbd^en  burd^  (8efe| 
beS  fran)öftfd^en9iationaIconDentSDom  1.  October 
1795  mit  granfreid^  Dereinigt.  S){e  Säculorifotion 
unb  SinDerleibung  mürbe  beftStigt  burdb  bie  Sftie- 
benSfc^Iüffe  Don  (Sjompo  gformio  (1797)  ttnb 
Sun^Diae  (1801).  9la^  bem  Sturze  9lapoIeonfi 
mürbe  burd^  ben  Siener  Kongreß  (1815)  ba8 
pl^ere  gfürftentl^um  get^eilt:  bie  Pfarreien,  melc^ 
gur  Aölner  SH5cefe  gehört  batten,  SRalmeb^  unb 
SBeiSmeS  (nebft  einiaen  S)örfem),  mürben  mit 
$reugen  Dereinigt;  ber  äbrige  Xb^  mit  bem 
Stdbtd^en  StaDelot  !am  gunäd^ft  on  boS  jfdnig- 
reid^  ber  ^Rieberlanbe,  bann  im  3. 1880  nad^  ber 
Trennung  Belgiens  Don  ^oQaid)  an  baS  ildnig» 
reid^  SBelgien.  (93gL  nod^  A.  de  Nofle,  Stades 
hist  Biir  Tancien  pays  de  Stavelot  et  Ual* 
m^dy,  Li^ge  1848;  Oefterle^,  Mtor.«geogt. 
aSörterb.  beS  beutfd^en9mtteIaIterS,  ®otba  1883^ 
423  f.  647 ;  ff.  Sd^orn,  Eiffia  sacra  n,  Sonn 
1889,  13  ff. ;  P.  de  Noüe,  La  lögislatioii  de 
rancienne  Principauiö  de  Stayeloi-Malmödy, 
in  Axmales  de  TAead.  d'Arch^ologie  de  Bär 
giqne  1891.  SSBeitere  Siterotitr  f.  in  benStubtm 
unb  SRittl^eilungen  auS  bem  Senebictiner«  unb 
giftercienferorben  X  [1889],  492  f.,  fomie  bei 
$ottbaft,  BibUoth.  hist  med.  aevi  II,  »erlin 
1896, 1545.)  [Sei.] 

$iabio«,  ei^rifiop]^  Don,  Sifdbof  t)on 
SlugSburg,  entflammte  einem  in  SBö^men,  So^em^ 
SEBürtemberg  unb  ®aligien  begüterten  VbelS- 
gefd^Ied^t.  6r  mad^te  feine  Stubien  in  Xubin^en^ 
bann  f  ed^  äal^re  lang  in  SBoIogna,  mo  er  Dr.  jnr. 
can.  mürbe;  1507  trat  er  in  baS  SugSbittget 
^omca))iteI,  mürbe  biferlid^er  Statin,  Soablutor 
unb  am  3.  ÜRai  1517  92a^olger  beS  iBifd^ofS 
^einridb  Don  9ug8burg.  Sd^on  am  1.  Octobet 
1517  berief  er  na(^  Ailingen  eine  ga^treid^  be- 
jud^te  S)i5cetanf9nobe,  mtf  ber  geitgemöge  Statuten 
tn  59  HopMn  bef^Iofjen  mürben.  3n  einer 
l^od^bebeutfamen  @d^Iu|rebe  btong  ber  Qifd^of 


«97 


@tabion. 


698 


auf  Kamill.  ®ebeUM{er,  9Bif|enfd^aft  imb  ein- 
>xi^&bmtof^ebelben^riefleni,  xoonn  er  felbfi 
all  IBoiMfb  tH)tanleu^ete.  Sine  Sbfd^rift  biefer 
Sebe  IfOtit  n  bcmlHbt  Seonl^rb  SQBtebemann  Don 
Cttobeurm  (i  b,  %xt  IX,  1191)  überfanbt;  biefer 
\t^  btefdbe  1518  fai  ber  fflojterbruderei  bruden, 
c^on  bct  Qif(^of  in  feiner  ^emutl^  bagegen 
^tefürt  ^Qtte,  3m  folgenben  3Ql^re  lieg  9if(|of 
(hriftoii^  bm^  gelehrte  unb  fromme  ^riefter  eine 
Ä'faahDn  bct  S)i5ccfe  Domel^men.  9uf  einer 
foetiai  @9nobe  gu  SitRngen  1520  trat  er  ben 
äetan  Sttl^eiS  (Aber  bemt  Ausbreitung  in  9ug8- 
teg  f.  b.  9x1 1, 1631)  entgegen  unb  bebrol^te 
bcn  ^ttc^concttbtnat  mit  firengen  ©trafen ;  neben 
ba  Seblen  unb  ^filaten  nahmen  160  Pfarrer 
OB  ber  69nobe  £^.  Um  ber  SuSbreitung  bed 
Mkd^tnnd  in  ber  6tobt  Augsburg  entgegen  )u 
«tbcUrn,  berief  baS  Domco^d  geteerte  ^biger 
auf  btc  Se>omIan)eI,  suerfi  (1518)  3ol^.  Oeco» 
kmUMbtitd  (|.  b.  Art),  bann,  oIS  biefer  1520  in 
boS  Srigittimitlofter  }tt  9Itomun[ter  eintrat  ben 
VtAaa  9£^iu9  (f.  b.  9x1),  toeld^  aber  fd^on  im 
f^Igtnben  Sü^te  megen  feiner  lutl^erifd^n  !Reue« 
naigm  luidi  einer  f (j^arfen  SJlal^nung  toon  Seiten 
M  ^ßa|yfieS  bitr<^  bofi  Sapitel  entlaffen  merben 
imltK.  Set  Sif^of  berief  ben  geleierten  Augu- 
foncr  3o^.  ffo^Ier  au8  aßinbeH^rim  oI§  Xl^eo« 
bgen  unb  ^dnttentiar  an  feine  Seite  unb  fd^ritt 
f^  gegen  betveibte  ^efter  ein,  fo  gegen  ben 
${amr  Caspar  SquUo  (f.  b.  Art.) ;  infolge  beffen 
Mobte  iibn  Seo  X.  in  einem  ^d^reiben  oom 
ti.  gfArnor  1521  n)egen  feined  ßiferS  für  bie 
fe^cdtung  bei  ®IaubenS  unb  bie  gfreil^eit  ber 
ftnbe.  WB  Sd  bie  SBonnbuSe  gegen  Sutl^er  nad^ 
SeatH^Umb  brodle,  lieg  fie  Sifd^of  @tabion,  im 
degenfal  )tt  monc^en  anberen  }ögemben  Sifd^dfen, 
am  8.  Slonember  1521  in  ^Begleitung  eines  fd^arfen 
fRonboM  publictren.  3m  3.  1521  »o^nte  er 
ben  Skid^tage  ju  SßormS  bei,  unb  fein  ©efanbter 
ftoRxab  ^kutinger  (f.  b.  Art.)  gehörte  ju  bem 
^oabif^en  9(u8f(^u|,  »eld^er  mit  fintier  Derl^an- 
bettr  (^e(e>f^genr5tber,  Sonc-Gefd^.  IX,  285). 
9ud^  bei  oSen  folgenben  SinigungSbeftrebungen 
vor  eiabion  tl^eifö  perfönlid^  bet^eiligt,  tbeilS 
hasä^  fS^citratoren  vertreten ;  fo  auf  bem  SReid^S* 
tni  §a  9äimberg  (Sfntbia]^  1524)  unb  bei  ber 
bolb  bonmf  (Suni  1524)  gu  StegenSburg  gur  Ab> 
fs^g  eines  StefiormftatutS  gufommengetretenen 
SdfdmmTmtg,  beim  iBqd^Iäff e  er  burd^  ein  9Ran« 
bot  Bom  !•  October  bcS  genannten  3abteS  ))ubU- 
ctrtr;  jjtigfetd^  Derorbnete  er,  bag  biefelben  üon 
oSm  OrbenSoberen  tmb  S)ecanen  il^ren  Unter- 
feknen  jci^Ii«^  oiermol  oorgelefen  merben  f oQten. 
Xm  ytndfiitaQ  t>m  Bpti^tt  1529  mol^te  er  ptt' 
idnli^  bei;  gu  9u^bnrg  mürbe  er  am  15.  Auguft 
1530  in  bat  engem  AuSfd^ug  gemöblt  (^efele-^er- 
gmnrl^rrlX.  716).  35er  eifrige  Sif(^of]&attefdeon 
IB27  bie  Steformffaituten  Don  1524  erneuert  unb 
in  bmlf(9er  Uebetfe|itng  tierbreitet;  er  trat  ftreng 
yyes  bie  Iid^^rff c^en  9leuerungen  in  ber  Sifd^ofS« 
|bdt  unb  bct  S>i5ccfe,  befonberS  in  ber  tReid^ 


fiabt  ÜJlemmingen  auf ;  aber  bie  ?IRagiftrote  för- 
betten  ben  AbfaK,  unb  burd^  bie  ^e^ereien  beS 
SR^egiuB,  Sol^.  gforfter,  »ujer  (f.  b.  Artt.)  u.  A. 
na^m  berfelbe  immer  gemaltt^ätigere  gfoimen  an. 
anUten  in  biefen  äBirren  bielt  ber  SBifc^of  1536 
eine  S^nobe,  beren  IBefd^Iüffe  aber  nid^t  erbolten 
finb.  ixoij^  biefeS  eifrigen  SQirfenS  ftanb  @tabion 
bei  fatboUfd^en  mte  bei  ))rote[tantifdeen  Seit* 
genoffen  im  Stufe  eines  fd^manfenben  g^arafterS. 
SraSmuS  fd^reibt  aber  il^n:  Episcopus  Augu* 
stensis  censet  aequum,  ui  concordiae  causa 
qnaedam  concedantur,  quo  nomine  apud 
quosdam  dicitur  audire  Luiheranus.  Sin 
fatbolifd^er  Anonymus  fd(^eibt :  ,,S)er  Sifd^of  oon 
Augsburg  ift  ein  gäddtiger  3Jtann,  aber  nii^t  feft 
im  ®Iauben";  ein  ^roteftant  du^ert  (unterm 
20.  3uli  1580)  über  il^n,  ben  C^rgbifd^of  oon 
9){aing  unb  ben  Don  Stbln :  „^u]t  brei  finb  fyiVb 
eoangelifd^,  mod^ten  teiben,  ba^  man  j^e  gu  melt« 
lid^en  gfürften  mad^te;  mören  fie  aue  mie  bie 
brei,  fo  föme  man  mol^I  mit  il^nen  auS"  (f.  b. 
aSelege  bei  Sanffen,  ®efd^.  beS  beutfd^en  SSoÜeS 
m  [1881],  201).  SuftuS  SonaS  fd^rieb  ßnbe 
3uni  1580  aus  Augsburg  an  Sutber:  Dicitur 
episcopus  Augustanus  in  privatis  coUoquiis 
hujusmodi  edidisse  vooem:  illa,  quae  reci- 
tata  sunt  (bie  AugSburger  Sonfeffton),  vera 
sunt,  sunt  pura  veritas ;  non  possumus  in- 
ficiari  (Corpus  Beformat.  11,  Hsdis  Sax.  1886, 
154 ;  ogl.  241  sq.  unb  Sutl^erS  SSrief  Dom  3. 9lO" 
öember  1580  bei  ©e  SBette,  SutberS  »riefe  IV, 
»erlin  1827,  190).  5Rad^  ©iwlotin,  ßöleftin, 
@edenborf  u.  A.  l^atte  Stabion  nad^  »erlefung 
ber  AugSburger  Sonfeffion  im  AuSfd^u|  biefelbe 
in  einer  S^ebe  oertbeibigt:  glaubmürbige  »emeife 
bafür  fel^Ien  (Dgl  »raun  [f.  u.]  355,  Kote).  3)a| 
bagegen  9J2eland^t]^on  ben  »ifd^of  nid^t  für  einot 
92euerer  ^ielt,  fonbem  nur  auf  beffen  SRilbe  unb 
üermitteInbeS  Streben  red^nete,  gebt  auS  bem 
»riefe  b<tt)or,  meldten  er  am  18.  Auguft  1580 
an  benfelben  rid^tete,  eS  fei  fein  fel^nlid^fter  SBunfd^, 
ut  pace  constituta  Episcoporum  potestas  sit 
incolumis,  et  hanc  plurimum  prodesse  posse 
Ecclesüs  judicamus.  Erit  igitur  clementiae 
Episcopalis,  dare  operam,  ut  nos,  qui  parere 
non  recusamus,  servemur;  atque  paucis 
rebus  relaxatis,  quae  neque  fidem  laedunt, 
neque  bonos  mores,  et  quos  jam  natura 
rerum  mutari  patitur,  nostri  non  gravatim 
parebunt;  an  bemfelben  Xage  Derbanbelte  SKe« 
lond^tbon  nod^  münblid^  mit  il^m  (f.  Corp.  Beform. 
n,  274  sq.;  ogl.  aud^  SSßeffenberg,  Sie  großen 
ftird^en&erfammlungen  beS  15.  unb  16.  3abt* 
^unbcrtS  ni,  ßonjtans  1840, 55,  Kote  72).  ©oft 
er  bem  SroSmuS,  meld^er  ibm  1535  feinen  Eccle» 
siastes  mibmete,  in  einem  »rief  an  92aufea  (f.  b. 
Art)  üom  30.  SRoöember  1587  übertriebenes  Sob 
f))enbet  (»raun  345  ff.),  mar  mo^I  eine  golge 
ber  Stabion  im))onirenben  ®ele^rfam!eit  biefeS 
^umaniften.  UebrigenS  baben  l^ert)orragenbe(atbo« 
lif d^e  ©elel^rte  mie  »rafficanuS,  Sod^IouS,  »rufd^, 


n 


Stanbe  e^tifti 


702 


^bflBong  efaifS  Xl^eüeS  ber  SRono- 

;^j  i^a  bcc  Ueberttogung  eiiuelner  g5tt- 

je  ladBle  an  biefeObe  (ber  SugegentDort, 

SsdCfli^lDbvijfei^ett,  nad^  ^fd^ouung  ber 

^MaoRt)  di  in  Btata  diTino  befinblid^ 

i^n  vcdHn.  S>ie  ixienfd^H^e  S^ofeinfimeife 

zs  eis  bcin.  tDod  |ur  menfd^Kd^en  9{atur 

gdl&ttr  bie  accibenteSen  Sefd^ffen- 

a^  in^eicn  S^ftiinbe  bed  (Sottmenfc^. 

'j  kc  9m4iebai^  biefer  in  Se^ug  auf 

*q&-l  ^enii^leit  imb  S^re  werben  bie  SSBetfen 

» asMitd^  SofettiS  (@tctnbe  ber  menfd^« 

^  Saturnnb  SebenSflfinbe)  (S|rifK  al§  @tanb 

e  ütjbri^,  B^vMft  (statas  hnmilitatis, 

«hiTaas)  ober  ber  (Stniebrigung  (statas  ex- 

^mooBtf j  imb  oä  @tonb  ber  ^enlid^feit, 

\jsin%  fststos  gloriae,  consununationis) 

:a  dff  (Ec^tnmg  (siatcui  ezaltationis)  be- 

I    xsl  2)cr  Qntnf^icb  gel^t  unmittelbar  auf 

'    .^  MWtbcnm   99ef«!^ffen^eiten   bed   fieifd^- 

^mdaim  SBorteS  (SotteS  nad^  ber  Seite  bed 

:.-iM  im  engem  €inne,  beS  animalifd^en 

:2>:ä  onb  bei  Seibci,  unb  nad^  Stufen  l^in. 

lä  fc^ige  2A€n,  loeU^  al3  f oU^eS  OnteDect 

ci  SilU)  fi4  pm  im  Sufianbe  ber  SSoU- 

doj  b^caib,  tpicb  bu»!^  ben  Unterfd^ieb  ber 

i^  mr  t^eilmeife  unb  relattü,  nömli^  in  fei- 

-3  jifoimnrn^ge  unb  in  9RitIeibenf4aft  mit 

tt  tBioafifd^  betroffen.    Sie  @eele  Sl^rifti 

nnir  ^  ummterbrod^ ,  aud^  toöl^renb  ber 

7^  (Mebrignng  bed  gleifd^ed,  toenigftend  in 

k;  cvt^t  bcS  (Stiles  (in  ratione  superiori), 

^  Srnfcf  unb  ®enuffe3  ber  visio  beatifica 

';i  9a^  über  bie  SBefd^jfenl^eiten  ber  menfd^« 

lia  Soto  f.  im  9(rt  ei^ri|iuS).   S)ie  beiben 

UM  pdlen  in  il^  (aefd^id^tlid^en)  Snttt)id(- 

^  pA  €tabien  bei  Sebendlauf eS ,  in  il^rer 

iinnanbeifolge  jtDei  Cpod^en  bed  menfd^Iid^en 

jxste^jUbar.  S)aö  ©tobium  ber  ßmiebri" 

XU  ^omi  mit  feiner  SRenfd^iPerbung.  Snbem 

>r:  ««äi  Sottet  bie  ihie^tSgeftalt  annal^m,  b.  i. 

tt  ^^id^  menfd^Ii^e  92atur,  in  meld^er  er, 

^  eottglci^e  unb  felbji  ®ott ,  ®ott  feinem 

torimtirgeorbnet  toor  (oud^untergeorbnet  blieb 

1  idmbc  ber  (Erb5^ung) ,  «entäußerte  er  fid^ 

ii2)Tt'  bciäglid^  feiner  (Sottgeftalt  burd^   bie 

üfiiatAudmig  ober  Surucfl^Itung  feiner  @ott- 

korlü^«  baf(  fU  nid^t,  mie  Ite,  fofort  einbringenb 

3  ^  Sccle^  bie  böd^fte  geiftige  IBoQenbung  in 

'Z  bciDttfte,  f 0  oudg  aber  ben  niebem  Xfftxl  feiner 

S^f4f^  fU^  ergieße;  er  begab  ftd^  alfo  ber 

SMtöt  unb  aßfirbe  feiner  ®ott^eit  unb  (Sotted- 

'*:^w^\i  in  feiner  äußern  ßrfd^einung.    äBol^I 

bjttt  ber  ^poftotifd^en  Union  als  naturgemäße 

%oi^  unb  Sßirhing  bie  aüfeitige  SoIIenbung  ber 

\!cä^  Otenfd^bcit^  fo^ii  ou^  bie  aSerflörung 

M  j^Ieif(^  entfftod^n;  fie  bötte  aber  nid^t  au($ 

mlipnxben  bem  Don  i^m  frei  gemoHten  3toede 

filier  SRenfd^merbung ,  bie  SReufd^en  burd^  ein 

tt^  bc3  OpfvA  unb  Eingabe  beSfelben  in  ben 

lob  mit  (Sott  au  ocrfö^,  wie  aud^,  jum  Xrofte 


unb  jur  Seigre  ffir  fte,  ^in  Wltm  oerfud^t  )u  wer« 
ben  gleid^toie  wir,  bie  @ünbe  aufgenommen" 
(^ebr.  4, 15).  S)eßwegen  nabm  er  aud^  bie  menfc^« 
lid^e  SRatur  nid^t  an  in  i^rer  urfprfinglid^en  iBe- 
fd^affenl^eit,  fonbem  im  @tanbe  ber  SeibenSföl^ig* 
feit  unb  @terblid^eit  unb  ber  wirflid^en  Seiben,  wie 
fie  burd^  %ham%  @änbe  geworben  war.  @onad^^ 
obfd^on  obne  @änbe,  befleibet  mit  bem  „Sfleifd^e 
ber  @unbe"  (»öm.  8,  8)  unb  als  ein  SRenfd^  er- 
funben  nad^  ber  Sel^nlid^feit  bed  gefaQenen  aßen« 
fd^en,  erfüllte  er  baS  9Ber!  feiner  @enbung  oom 
sBater  unb  würbe  il^m  gel^orfam  in  oielfältiger 
@elbfterniebrigung,  bie  fein  ganjeS  irbif d^ed  Seben 
auSfiiHte,  bid  gur  tiefften  Smiebrigung  im  f d^mac^» 
OoUen  Sobe  beS  ffreujed  (^l^tl.  2, 6—8).  (lieber 
bie  Sfrage,  ob  bie  £^5Denfabrt  unb  bie  S^it  feinet 
9)erweilend  in  ber  unterweit  mebr  bem  Stabium 
ber  Smiebrigung  ober  ber  Srl^öl^ung  jusujol^Ien 
fei,  f.  b.  art.  ^öDenfabrt.)  ©ie  ßrl^ö^ung  (bur^ 
©Ott  bejw.  ben  Sater,  «pg.  13, 37 ;  17, 31.  »dm. 
6,  4 ;  8, 11.  1 6or.  6, 14;  15, 15.  2  6or.  4, 14, 
ep^.  1, 20.  Wl  2,  9.  gol.  2,  12)  war  für 
il^n  felbft  bie  g^rud^t  unb  b^  So^n  fetneS  in  ber 
Smiebrigungbetbötigten  (Sel^orfamS  (Suc.  24, 26. 
5PbiL  2,  9.  ©ebr.  2,  9).  €r  bätte,  wa«  fie  feiner 
uRenfd^b^  brad^te,  afö  (Sott  i|r  f^enfen  fönnen; 
bod^  l^at  er  als  Stenfd^  eS  oon  ber  ®ottbeit  begw. 
feinem  Sater  oerbienen  wotten ;  Sbnftud  bef anb 
fid^  Wö^renb  feines  irbif d^en  fiebenS  in  statu  viae, 
bod^  war  er  im  Unterfd^ieb  oon  allen  fibrigen 
9ßenfd^en  gugleid^  comprehensor  unb  l^atte  ben 
Status  Tiae  au8  eigener  Sßabl  (&ebr.  12,  2)  unb 
nid^t  gunöd^ft  für  ftd^  felbft,  fonbem  für  %nbere 
ergriffen,  ^ür  bie  beiben  nad^  bem  triduum  mor- 
tis wieberoereinigten  Seftanbtbeile  ber  menfd^« 
lid^en  Ütatur  begann  bie  Srl^öl^ung  im  Sugenblidfe 
ber  Suferftebung.  S)er  Seib  em))^ng  bie  ibn  oer- 
Qörenben  ßigenfd^aften,  unb  fomit  gelangte  ber 
gange  CbriftuS  in  ben  @tanb  ber  au(|  bem 
gfleifd^e  gebül^renben  innem  SSoDenbung  (f.  b. 
9ri  Suferftel^ng  SbrifH).  Surd^  feine  ^immel» 
fabrt  würbe  bie  l^eilige  SRenfd^l^eit  aud^  an  ben 
il^rer  ^enlid^feit  gebül^renben  Ort  erl^oben ;  )u» 
rüdfgelel^rt  )u  feinem  Skiter,  nal^m  Sl^rifmS, 
©otteSfobn  aud^  aI8  9Renfd^,  Seft^  oon  fnnem 
ewigen  Srbe,  bem  9(eid^e  feines  SaterS  (f.  b.  9rt 
^immelfal^rt  Sbrifti).  2)aS  ^@i^  gur  Uted^ten 
beS  SSaterS"  (SRarc.  16, 19.  SRöm.  8,  34.  epb- 
1, 20)  begeid^net  ben  ewigen,  unoerlierbaren  99eft^ 
ber  l^öd^ften  l^immlifd^en  (Slüdfeligfeit,  fowie  bie 
^^eilnabme  beS  CrlöferS  an  ber  göttlid^en  SBelt« 
l^errfd^aft  beS  93aterS  (Thom.  8,  q.  58,  a.  1 ; 
Catech.  Born.  1,  7,  3).  3)ieß  ift  bie  l^öd^fte 
(burd^  bie  ^uferftebung  unb  t^iininelfal^rt  er» 
reid^te)  Stufe  ber  SoQenbung  Sbnfti  unb  fd^tießt 
namentlid^  aud^  bie  l^öd^fte  SRid^tergewalt  in  fid^ ; 
nid^t  eigentlid^  eine  neue  @tufe  ber  Srbö^ung, 
fonbem  ein  neuer  SIct  ber  Sßeltregiemng  wirb  bie 
Sbl^altungbeS  aOgemeinm  ®erid^teS  bur^  g^rifhtS' 
fein  (f.  b.  art.  (Sendet,  göttlid^eS  V,  400  ff.). 
Ueber  ben  SebenSlauf  Sl^rifti  in  beibm  @tabien 


709 


Stammbottm  S^ttflL 


710 


2.  Ste  MbcB  Sipm  cnli^QUm  ben  etammbottin 
Stada  Qo  CoQidiuS  a  Sopibe  unb  0t.  Sucafi 
8niaciifil^  iwn  bcnen  erfiem  meint,  SDtoitl^&uS 
gebe  DU  SoifQ^imSRoria^  ez  latere  matemo, 
Swai  «X  Uieni  pateno,  bet  anbete  abet  bie| 
tinh^).  VHcin  biefe  Snnol^me  fonn  au§  ben 
Mi^  angeftt^ctmdtönben  ebenfaOS  ni^t  tid^tig 
hm;  inbem  fbibct  fid^  bei  SRattl^äiiS  aat  ktne 
€li^  lär  eine  berofitige  Senmül^ung.  SBennbie 
Sottrter  bt({et  Vnft^utmg  tpeüet^in  betonen, 
ba|  3ofct»(  unb  9Dlatla  oegen  i)^  Stammes« 

^^  '4<i^  oni!^  bicfelben  Stammbäume  ^oben, 
I  nifln  bcm  im  allgemeinen  beiftimmen, 
fl]i4  vcrni  man  e8  ni^t  füt  ftd^et  b^It,  bo^  bet 
^  Stffcpb  fngld^  ein  nobet  SlutSüetmanbtet 
RnricA  geneKn  fti;  benn  ba^  SRaria  aus  bem 
fxoie  S)aoibS  toar,  ergibt  ftd^  auS  SRattb.  1, 1. 
lü.  20.  25.  Suc  1, 27.  Sidm.  1,  3  u.  a.  @t.  unb 
wUtk  f<^n  i»m  bl-  dfinatfaiS  (Ad  Eph.  18)  unb 
3i#iiniS  !DL  (C.  Ti^p^  ^00)  bettiotgeboben. 
EUbe^anJit  le^  olle  alten  Xf^iontn,  iai  3o« 
\tfy  vaä>  9Ratia  auS  bem{clben  Stamme  uno  bet- 
{dhn  SoaiUie  aetDcfen  {inb.  SRonibe  93ätet  meifen 
bdnnif  bin»  boB  Wotio  olS  Stbto^et  naA  9tum. 
36,  6  in  ibter  f$amilie  beitaten  mu|te.  S)o^  fte 
ober  eine  (tAM^tn  aus  bet  gfamilie  SattibS  mat, 
bnui  man  (mit  SmbcojtuS,  ^ieton^muS,  XboniaS, 
SdUnensn»  SRoIbonot  u.  9t.)  batauS  entnebmen, 
bo|  ^  mit  3ofep^  na4  Setblebem  ging,  um  ft(!b 
mWceibcn  §u  laffen  (Suc  2, 4  f .X  unb  bag  fte 
(in  ibttt  SamSie)  beixatete,  obioobi  {ie  bie  3ung- 
fzmxfidbMl  oäM  botte  (Suc.  1,  34).  Somit  ift, 
mä)  iDcnn  in  ben  beiben  Stammbäumen  )unä(bft 
bie  ba03>if(^  Sbftammung  3o{e))^  etmief  en  mitb, 
bamü  iitbcccct  bie  bet  SRuttet  (SotteS  gegeben. 
9tan  ftnui  obet  au4  no(b  mit  bem  I^L  SuguftinuS 
(D*  oooa.  erang.  2, 1.  2)  toegen  bet  toabten, 
ffB^dftn  doje^b  unb  Ötotia  befiebenben  d^t  äo« 
tapb  brn  Icaitimen  (menn  gleicb  ni^t  natutlid^en) 
Sdtcr  bcS  ^cttn  nennen.  S)abut(b  mutbe  3efuS 
ia  b^bmm  ®tabe  bet  (Etbe  bet  Kecbte  äofepbS, 
Ott  cS  bei  bto^ct  9bo))tion,  bie  übrigens  bei  ben 
Silben  rdSfi  üotfam  (Ogl.  Aug.  Betraot.  2,  7), 
Ober  bei  bet  SetiiiatSebe  bet  gaE  gemefen  mäte. 
Sw  3n  beiben  Soangelien  uritb  bet  Stamm- 
bonm  Zo\ipffi  gegeben^  bod^  fo,  ba|  SRattböuS 
boS  manittdbaR  Stbfolgeted^t  botfteOt,  SucaS  bie 
ipiiftidbe  Sbflanimung  angibt  ((StotiuS,  ^ettie^, 
S^cflg,  S0iuiib#  8e^(EamuS  u.  %).  S>atnad^ 
möibe  Sofcpb  oon  S)airib  obfiammen,  iebocb  nid^t 
bonb  Solomon,  bet  bie  ditete  Sinie  gtunbete, 
fonbcmbuti^beffeniüngetnStttbetSlatban.  WS 
bb  2inie  SobmonS  in  bem  RnbetloS  t)et|lotbenen 
3i)d(iimiai  csloftb,  fling  bie  Stbfolge  beS  ^aufeS 
SooM  onf  6alatbid  oon  bet  Seitenlinie  übet. 
S]i6tet  rtlof^  bie  fittete  bet  t)on  3otobabeI  auS- 
grbenbcn  fltnicn  (bie  beS  Sbiub)  in  bet  ^f^on 
M  3ac0b,  imb  nun  ttat  bie  iüngete  Sinie  beS 
Sefa  in  ber  $ctfon  Sefep^,  beft  Sol^eS  ^li'S, 
m  Me  DniglUben  Se^te  bet  filtetn  ein.  —  SDlan 
final»  fid^  jnxtr  ffit  bieje  Xnfd^auung  botauf  be» 


tufen,  ba^,  menn  beteitS  Stattl^S  bie  mitfli^e 
Oötetlicbe  Sbftammung  3ofe))bS  gegeben  b^^tfe^ 
SucaS  jd^toetlicb  batan  gebadet  boben  mutbe,  eine 
anbete  au  geben.  Mein  bet  ftete  ®ebtau^  beS 
l^ewT)»  (genuit)  bei  äßattböuS  aeiSt  batouf  bin» 
hoi  et  bie  mittlicbe  Sbftammung  gibt. 

4.  Selbe  Gbangeliften  geben  ben  Stammbaum 
SofepbS  (fo  C^ieton^muS,  SugußinuS,  äJ^omaS, 
9RaIbonat,  ^g,  ftnabenbauet  unb  bie  meifien 
anbeten).  SRan  bot  bietbei  mit  bet  2:b<^ad^  }tt 
ted^,  ba|  bei  9RattböuS  Socob,  bei  SucaS  ^e ß 
als  Sätet  äofefibS  genannt  »itb,  unb  etftetet  ibn 
don  Salomon,  leitetet  oon  9latban,  einem  un« 
belanntetn  Sobne  SaoibS,  abftammen  lö^t  9Bie 
bie^  )u  etflaten  i%  fagt  unS  SuIiuS  ^fricanuS 
(im  3.  äabtbunbett),  oet  nod^  lebenbe  Setmanbte 
beS  Qettn  beftagen  lonnte.  9tad^  beten  äJUttbei" 
lungen  (f.  JuL  Afric.  Epiat  ad  Aristidem,  bei 
Migne,  PP.  gr.  X,  53 ;  t)gl.  aud^  £us.  H.  £• 
1, 7, 16)  ftatb  ^eli  finbetloS ;  batauf  beitotete  fein 
f^albbnü)et  3acob  in  SeDitatSebe  (bie  nad^  ÜRattb^ 
22, 23  f.  nod^  }ut  3ett  ^m  beftanb)  bie  Sßittme 
^IfS  unb  etgeugte  mit  ibt  3ofe))b.  Somit  mat 
biefet  nacb  ben  ®nmb{ö|m  bet  SeoitatSebe  ({.  b. 
%ü.  ebe  IV,  154)  bet  natutlid^e  Sobn  3acobS, 
abet  bet  legale  Sobn  &eIi'S.  SbenfaUS  etOdtt  eS 
ftd^,  nne  Sacob  (bei  SßattbäuS)  Sobn  beS  SRa- 
tbon,  ^li  (bei  SucaS)  Sobn  beS  9Rattbat  bei|en 
fann.  S^u  URuttet  loat  nämliib  gioeimal  oet- 
beitatet  unb  gebat  in  bet  einen  (Sf^  ^li,  in  bet 
anbetn  3acoD.  9uS  bielem  ®tunbe,  mett  eben 
bie  nftd^ften  Sotfabten  Qeli^S  unb  SacobS  \>tf 
fd^iebene  maten,  folgt  Don  felbjt,  ba^  bie  beiben 
Stammbäumet)ett(biebene9lamen  entbalten  muffen. 
Sie  lommen  abet  loiebet  jufammen  in  3otobabeI, 
bem  Sobne  beS  SoIatbieL  2)iefet  loat  nad^  Tloi' 
tb&uS  Sobn  beS  äecboniaS,  nacb  SucaS  abet  Sobn 
beS  Sleri;  aud^  biefe  Setfd^iebenbeit  etflött  ftd^ 
ttriebet  butd^  bie  SeDitatSebe.  S)a|  biefelbe  in  bem 
langen  Seitoium  oon  S)a^  bis  äofepb  in  bet« 
felben  t^milie  mebtmalS  jut  Snmenbung  gefom- 
men  ift,  fann  nid^t  auffaSenb  fein.  Somit  gibt 
nad^  biefet  Stfltttung  SOtattböuS  bie  notürlid^e, 
SucaS  bie  legale  Sbftammung  SofepbS.  S)ie|  ent- 
f))tid^t  aud^  Ben  alten  SBeiSfagungen,  loonad^  2)a" 
otb  eine  unbebingte,  Salomon  unb  feinen  9{ad^« 
tommen  abet  nut  eine  bebingte  g5ttlid^e  Setbei^ung 
gegeben  loat,  ha%  bet  SRef^aS  t)on  ibnen  abftam- 
men fo&e  (Ogl.  j.  SB.  3et.  33,  20.  21.  1  $at. 
28,  5  ff.).  Sie  Senoetfung  ttaf  bie  falomonifd^ 
Sinie  in  Se^oniaS,  bet  finbetloS  mat  (Set.  22, 
30),  unb  ie|t  ttat  bie  natbanifd^e  Sinie  beS  C^iufeS 
in  bie  Ked^te  S)m>ibS  ein  (6).  17, 1—23.  3et. 
22,  24.  «gg.  3, 24.  3ad^.  12, 12  f.).  —  SBenn 
®rimm  (Seben  3efu  E,  2.  Sufl.,  KegenSb.  1893, 
159  ff.)  fld^  nacb  bem  Sotgange  ältetet  Sb^ologen 
)u  geigen  bemfibt,  ba|  bei  SRottbauS  bie  f önigliibe 
9tb^ammung  3efu,  bei  SucaS  bie  ))tieftetlid^e  ton 
^cifyxn  bet  gegeben  loetbe,  fo  ift  p  bemettdi, 
ba^  fid^  übetbau))t  nid^t  nad^meifen  lö^t,  ba^  92a* 
tbon  ^eftet  mat  (Dgl.  ).  99.  Knabenbauer, 


711 


StancatuS  —  @tanb  ber  IRatur  unb  ber  Uebernatur. 


712 


Comm.  in  Erang.  sec.  Luc,  Paris.  1896, 173 
ad  175). 

IL  3ur  S5fung  einiger  Betneren  Sd^ierig- 
httm  in  ben  beiben  Stammbäumen  (E^rifti  ift 

SU  bemerfen,  ba^  ÜRottl^ud  1,  11  nod)  ben 
»eften  fcitlfd^  3^gen  Kroi^ä^m  3o{iQ8  unb  3e- 
li^oniQ«  ber  itöntg  3oohm  (Dgl.  1  $Qr.  8, 15) 
mtSgeloffen  i{L  SBeim  femer  aMtl^.  1, 11  Don 
«^iBrubem''  be«  Sed^ontoS  Kebe  ift,  fo  be)ie]^ 
fid^  ber  SuSbrud  entoeber  auf  fonfl  unbefannte, 
jur  3^  ber  Ueberfiebeliing  nod^  SBabiüIon 
lebenbe  @ö(ne  bed  3oofim  (1  $ar.  8,  16 
toirb  blo^  ein  SBruber  Sed^oniaS'  9lamend  @e« 
beciaS  erttol^nt)  ober  nad^  (ebräifd^em  Sprod^- 
gebraud^e  auf  IBertoaubte  beSfelben.  —  äed^oniod 
imtrbe  um  598  in  bie  ®efangenfd^  gefül^rt 
(2  Itön.  24,  15)  unb  ßnnte  on  {id^  „nad^  ber 
tteberftebelung''  Solat^el  gegeugt  baben ;  eS  »er- 
ben aud^  1  Ißor.  8, 17  od^t  Qbfjß^t  oon  il^m  an* 
geführt,  Don  benen  @oIatl(|ieI  ber  }meite  ifL  Mein 
loegen  3er.  22, 80  unb  Suc  8, 27  ift  onaunel^men, 
baf  biefe  auS  einer  SeDirotSe^e  fiommten  unb  nur 
im  legalen  Sinne  feine  ftinber  ftnb.  —  S^robabel 
l^ei^  aud^  bei  «gg.  1,  1.  12.  U;  2,  8.  24. 
1  esbr.  8,  2.  8 ;  5, 2.  2  6dbr.  12, 1  @obn  @a- 
latl^tt,  1  !ßar.  8, 19  ober  @o]^  beS  $^boia. 
S)o|  an  Ie|terer  Stelle  Don  einem  anbent  S^ro« 
babel  bie  Siebe  fei,  i{t  nid^t  ttial^rfd^einlid^.  & 
Hegt  Oielmel^r  entn)eber  ein  3rrtl^um  beö  Sibfd^i- 
berS  Dor,  ober  €alatl(fiel  unb  ^l^abajia  loaren  Ser« 
toanbte  unb  ber  eine  ber  ncdihdiidSie,  ber  anbere 
ber  legale  Sater  Sorobabetö.  —  Sei  ber  9luf« 
adl^Iung  ber  ftönige  ton  3uba  lägt  VtatO^.  1,  8 
jmifd^en  Sorom  unb  OjiaS  bie  9lamen  Od^jiaS, 
3oa8  unb  9ma{la8  auS,  DieOeid^t  um  barauf  an- 
}uf))ielen,  bog  oiefe  brei  aud^  ber  SegtinfKgung 
beS  ®ö^bienflefi  fd^ulbigen  Jtönige  (f.  4  ffön. 
8,  27;  12,  2  f.  2  «ßar.  24,  17—22),  bie  Don 
3oram  unb  Silvia,  ber  Xod^  Sd^abd  unb  ber 
äejabel  abfiammten,  burd^  ben  Don  SKafi  (8  ftön. 
21,  21)  gegen  bafi  ^aud  bed^d^ab  gefd^Ieuberten 
glud^  getroffen  maren.  —  SRottl^d  t^eilt  (1, 17) 
bim  Stammboum,  entf|)red^enb  ben  brei  $erioben 
ber  ®efd^id^te  3SraeI8,  nömlid^  ber  Seit  ber  $a- 
triard^en,  Jtdnige  unb  ^riefier,  in  brei  fKaffen  unb 
l^bt  berDor,  in  jeber  ^jkriobe  fönben  ft^  14  ®e« 
fd^Ied^ter.  3)a8  ifi  batm  rid^tig,  menn  6in  Stame 
bo))))eIt  gegdblt  ift.  SSo^rfd^einlid^  ift  bie^,  aie 
fd^on  SuguftinuS  fagt,  Sed^oniaS,  ber  }tpei  Der« 
fd^iebenen  Venoben,  ber  S^i  ^o^  unb  nad^  ber 
(Sefangenfd^,  angel^brt.  2)em  Snfd^eine  nad^ 
tDoBte  er  baburd^  borauf  l^meifen,  ba|,  mie  mit 
bem  14.  ®liebe  nad^  Wna^m  bafi  fßolt  in  Sa« 
Dib  ben  ff5nig  erl^ielt,  unb  mie  eS  14  (Slieber 
fpäter  bie  HdnigSiofirbe  Derlor,  fo  nun  aud^  nad^ 
»eiteren  14  (Sliebem  eine  bebeutfame  Senberung 
ber  ®efd^id^te  SSraelS  ju  enoarten  fei ;  bod^  gibt 
eS  audd  anbere  2)eutungen  (f.  bie  Siommentare  )U 
aRatt^S  unb  SucaS).  (Sgl  no4  ^ug,  Ein- 
leitung n,  4.  9u{L,  etuäa.  u.  Subingen  1847, 
286  ff.;  Heireji  OenealogieB  of  cur  Lord 


Jeans  Christ,  London  1855;  Patriziy  De 
Evangeliifi  II,  Frib.  Briag.  1858,  88—105 ; 
3.  ®rimm,  S)ie  (Einl^eit  ber  Dier  Soangelien^ 
Stegenfib.  1868,  725  ff. ;  Skrf.,  Seben  3efu  [f.  o.] 
1, 187  ff.  n,  142  ff.;  Ckvnely,  Introductio  elc 
m,  Paris.  1886,  195  sqq.;  9tebe,  SMeiKnb« 
(eitSgefd^id^te  unferefl  ^ma  3efuS  C^puB, 
etuttg.  1898, 220  ff.)  [3.  Selten.1 

^iaitcants,  Sfran),  )n:oteflantif d^  Sccttrer« 
flammte  aus  Vloaim,  mu|te  aber  um  1548  oegen 
Hinneigung  }um  ^rotefiontidmufi  fein  Saterlmib 
Derlaffen.  S5a  er  bie  ftenntni^  ber  l^draifd^en 
Sprad^e  in  l^ol^em  (Srobe  befa^,  moä)  er  all 
Seigrer  berfelben  )u  ftrafau  angefmit.  3nbe|Idm 
er  megen  feiner  ^UmXl  ge^en  bie  ^üigenDer» 
ebrung  bei  ber  bortigen  geifthd^en  Sel^örbe  in  ben 
SSerbad^t  ber  ßärefie  ui&  vooxh  gefangen  gefekt 
9uS  bem  ®efangnig  entbmmen,  fcmb  er  ein 
9fQl  }u  ^incgom  auf  bem  Sd^iloffe  beS  Sbd- 
mannd  Olednicfi  unb  fül^rte  bort  ba8  fUenbma^I 
nad^  3tt)ingli'fd^er  SBeife  ein.  ^erjog  Slbrei^ 
Don  ißreu^en  berief  i(n  1551  al8  $rofeffor  ba 
Xl^ologie  nad^  ftöni^^berg  unb  fd^eid^Ite  fid^ 
mit  ber  Hoffnung,  ber  ben  Ofianbrifd^n  Streitig- 
feiten (f.  b.  9rt  Oftanber,  n.  1)  nod^  fem  fie^enbc 
gfrembe  merbe  }ur  IBeitegung  berfelben  boS  Sci^ 
nige  beitragen.  Mein  ber  de^ogoerred^eftii^; 
StoncaruS  nmrbe  einer  ber  l^eftigften  (Begner 
Oftanberfi  unb  Dert^eibigte  biefon  gegenübet  bm 
neftorianiftrenben  Sa|^,  (B^rifhiS  fei  nur  nad^ 
feiner  menfd^Iid|en  9tatur  unfer  Srtdfer  getoorben. 
Z)a  iebod^  bie  Ofianbrifd^  Ißortei  fUJ^  ber  ^of« 
gunft  erfreute,  bnn  StancoruS  in'8  (Sebtdnge  raib 
fanb  ee  nod^  im  3- 1551  für  rdtl^Iid^,  Mn  Se^ 
amt  aufzugeben  unter  bem  Sonoanbe,  ba^  er  an 
ber  Dom  «9ntid^rift''  Oftanber  aufgebrad^tcn 
neuen  i^manid^äifd^en''  Sleligion  fein  Se^ogen 
finbe.  hierauf  lehrte  StancaruS  eine  3ritlang  pi 
gfranffurt  a.  b.  O.,  fe|te  aber  aud^  l^ier  fein  un« 

Slfimcd  treiben  fort,  fo  ba^  auf  @mi  beS 
rfurften  3oad^im  IL  Don  93ranbenburg  SRe* 
land^t^on  unb  SBugen^gen  ftd^  in'd  SRittel  legten« 
StancaruS  fe^rte  nad^  $oIen  jurfidt,  fanb  l^ier 
unter  ben  Somel^en  mand^e  Snl^ger,  jebod^ 
aud^  ftarldt  9Biberf))rud^ ,  ber  nomoitlid;  auf 
mel^reren  liroteftantifd^en  Siynoben  l^erDorttot 
2)ie  ^oteflanten  in  $oIen  erfud^  be^^olb 
SalDin  um  ein  ®utad^ten ;  biefer  ttioerlegte  1561 
bie  fie^re  Stancarufi'  in  einer  Sd^rift,  gegen  bie 
ber  italienifd^e  Sectirer  fid^  mit  grimmiger  gfeber 
er^ob.  Stancarufi  fiarb  1574  p  Stobnic)  in 
$oIen,  nad^bcm  er  oud^  in  Siebenbürgen  füi: 

Seinen  Siebling8fa|  agitirt  ^otte,  bort  aber  Don 
»em  bamalS  nod^  Iut|erifd^en  Su)>ertntenbenten 
S)aDibi9  (f.  b.  9rt)  befämpft  »orben  »ar.  (Sgl. 
Sd^rddtb,  ftird^engefd^idbte  feit  ber  Keform.  IV» 
Seipsig  1805,  584  ^.;  3)omer,  ®efd^  b.  ptott^ 
X^Iogie,  aRun^en  1867,  844  ff.)     [S>äc.] 

$f attb  ber  Ifabtt  tmb  hn  yrtmurfw; 
)KDei  mit  ber  Se^  Don  ber  ®nabe  (f.  b.  %±) 
innigft  gufammen^angenbe  Segriffe,  Don  bcnen 


m 


6tQnb  bet  9latttr  unb  bcr  Uebetnatut. 


714 


ta  a{bt  bcn  (g^d^ten)  Sujbmb  beS  SRenf^en 
iqn^,  in  loel^em  \fyn  nur  bie  Sefd^r 
Vntra  ittbiRmm  toinbcn,  bie  fein  SBefen  fori 
Aber  m  &on  fdbfi  ouB  feinem  SBefen  b^oc- 
^mdiax^  bcr  gioeilt  im  Mgemeinen  {eben  3ttfi<n^ 
M  1Rcie|<!^  meint,  in  »eifern  i^m  mid^  SBe» 
fd>af{aibaten  eignen,  bie  fibcr  frme  9latur  bimmS- 
liegÖL  ed  bem  Segriffe  «^tanb  ber  Statur" 
biäl  mon  an  boS,  ^toaü  in  bem  SBefen  beS 
IBenfd^  entboOen  mb  h)lgli<b  entmeber  unger« 
mmiüHb  oon  bemfdben  tft  ober  bo(b  burd^  bie 
(iitiuiilbaig  ber  i^  eigenen  ffrSfte  erlangt  toer" 
ben  tarn  rnib  erlangt  merben  mu|,  bomit  ber 
IRcB^  ni^  nmioQbmmen  mib  elenb  fei"  (ftleut- 

ber  tBorjeit  H,  2.  «ufL^  SRün- 


fnr  1872,  9):  mon  X)erglei(^  ^ier  aucb  bie 
txeffrnbe  S)efiintii)n  beS  9latürUd^en  bei  Xour» 
■dp  (!>•  gnÜA  q«  2,  a.  1):  Naturale  ülud 
JjfftfDTW,  ^od  Tel  dBt  pars  naturae,  Tel  fluit 
ex  principiia  naturae,  atque  debitmn  est 
■ewmdnm  naturae  ezigentiam,  sine  quo 
maooa  illa  foret  et  imp^ecta,  Tel  quod  est 
nüoDi  ae  aequitati  oonsentaneum ,  quod- 
qae  Deoa  ex  justitia,  bonitate,  sapientia  et 
mmdanüa  naturae  denegare  non  potest 
xbat(iibA4  V^  es  nie  einen  6Io|en  Stonb  ber 
Slfltiit  im  SRoif^en  gegeben;  oielmebr  fyd  ®ott 
flob  brn  erßen  SRenfdjjen  in  einen  b^b^ni  @tanb 
fber  nebcmaiui)  erboben,  u]p.  il^m  93efd^affen- 

tetten  8*8^^  ^I<b<  ^^  ^^  ^  ^cift  unb 
aOe  fii|^4<  beS  natfirliiben  9lenf (ben  binouS« 
tiegn.  !Rid^  lebe  biefer  SBefd^affenQeiten  ift  ober 
im  Ibcngen  €üine  beS  SBorteS  fibemaiürlicb/  unb 
basm  ftnriibt  bie  oBe  f(bulgema|e  6<beibung  noc^ 
acbcn  bem  etaiua  naturae  purae  Don  einem 
statoa  naiorae  int^grae»  Status  naturae  ele* 
Talae,  Status  naturae  lapsae,  status  naturae 
reparalao  unb  status  naturae  glorifioatae. 
Status  naturae  purae  brfidt  ben  oben  gef^il* 
bcftcn  €tanb  ber  Slotur  auS.  Status  naturae 
iß  eine  9rt  SDlittelbing  {mif^en  bem 
Stt^be  ber  3Iatur  unb  bem  Staube  ber 
nebenuüur  im  flrengen  6inne  beS  2Borte«;  er 
bmdt  WB&,  bo&  Dem  !lRenfd^  bie  fog.  dona  in- 
tegriftatia  DerlU^  morben  feien,  nfimlid^  greifein 
um  einer  t^  fflr  feine  ISerbUtniffe  [(bdblid^en 
tlmo^fenbeit»  fionet  ffreifein  uon  ber  o5fen  Se- 
giofidileit,  non  @<bmer)en  nnb  ÜRfibfoIen  unb 
ftDBi  Xobe;  S)ie|ie  dona  integritatis  baben  leine 
notlbiB>enMgii  inncie  Sejiebung  ju  unferem  über- 
wtfwrTiiben  (lnb|tde,  ber  unmittelbaren  Sn« 
Umnoig  ber  SBcfrnbeit  ®ottefi  unb  fiberbau))t  ber 
BDRnatfirfi^cn  SebenSgemeinf^ft  mit  ®ott :  oiel- 
mebr  V^  ^  ^  tf^  ein^SIid  ouf  bie  ein« 
pfäftt  dona  integritatis  k)errfit^,  j[ebe8  berfelben 
Mxfiebfli  tDcrben  tbnnen,  menn  ®ott  bem  SRen* 
ffn  niibt  boS  exmtbnte  fibemotOrti^e  Cubgiel 
grgeien  bdtte.  VB  obfobtt  fibemotfirlid^  mirb 
dttTmebr  nur  bericitige  Sufionb  im  SRenfd^  be- 
|ek^nitwI4^b>indinnerl{ibß  mtf  badfibernatfir- 
a^  l^bt  3icl  beft  Oteafii^  l^enbtrt  unb  noib 


biefem  innerlid^e  SejHmmtbeit  unb  Snloge  er» 
litten  bot.  S)e6bcdb  merben  bie  dona  integri- 
tatisy  meldte  bie  menfd^Iid^e  Statur  nur  inner^ 
ibrer  felbft  t)erooU!ommnen,  nicbt  oI8  abfolut 
übematfirli(b  bejei^net;  mon  nennt  fie  oielmebr 
dona  praetematurab'a,  bo  fie  einfach  Aber  bog, 
mos  ber  Segriff  aRenfd^  ftrenge  fotbert,  binouB- 
geben.  S)er  status  naturae  integrae  mar  tbob» 
fö^Ii(b  in  unferen  Stommeltem  oor  ber  erjten 
@ünbe  gegeben,  ober  nie  ffir  fi(b  allein,  mie  mep 
nigftend  bie  meiflen  unb  ongefel^enften  Xbeologm 
leieren.  S)enn  ber  9nnabme  ber  Scotiften  gegen- 
über, bo^  unfere  €tammeltem  eine  3eit  long,  be» 
oor  ^  bie  l^igmod^enbe  ®nabe  erl^olten,  in  bem 
bloßen  Status  naturae  integrae  gelebt  bitten, 
betonen  bie  onberen  Xb^Iogen,  ba^  biefe  SQ^po» 
tbefe  oß  jmedloS,  unb  bob  ed  ®otted  märbiger 
erfd^eine,  menn  er  oon  Slnfong  on  bie  b<Uig* 
ma^enbe  ®nabe  mit  il^ren  ^Beigaben  (ben  ein- 
gegoffenen  Xugenben  unb  ben  ®aben  bed  la- 
ugen ®eified)  unb  bie  dona  integritatis  }u 
ebiem  gro|en  orgonifd^en  ®anien,  in  melcbem  bie 
einjelnen  Xl^Ie  jid^  gegenfeitig  bebingen  unb  er- 
göngp  f oSten,  foliborifib  oerbunben  b^be ;  benn 
bobei  mürben  oud^,  onolog  bem  (Enb juftanb,  in 
loeld^em  bie  ®Iorie  ber  Seele  fojufagen  ouf  ben 
Seib  überfliegt,  fid^  gleid^  im  Ißarobiefe  bie  dona 
integritatis  oIS  ein  9uSfIu|  ber  ben  ÜRen« 
fd^en  l^igenben  @nQbe  borfteQen.  S)a^  mm 
unfere  @tommeItem  Jene  abfolut  flbemotflrlid^e 
SuSftattung  (bie  btiligmocbeitbe  ®nabe  mit  ben 
eingegoffenen  Xugenben  unb  ®aben  beS  f^züigax 
®eifie8)  erl^ten  b^ben,  meldte  fie  innerltd^  Uß 
fäbigte,  SU  bem  (Enb}iele  ber  Snfd^ung  ®otte8  }U 
gelangen,  brüdtt  unS  ber  Segriff  status  naturae 
eleTatae  au8.  ^ier  bot  mon  alfo  einen  3uftanb 
ber  Uebemotur  im  engem  Sinne  beS  S$orte8. 
Sprid^t  man  oon  status  justitiae  originalisi 
fo  benit  man  bobei  in  ber  Siegel  on  biefen  status 
naturae  eleTatae  unb  bie  dona  integritatis 
gugleid^,  olfo  on  bie  gefammte  ben  Stommeltem 
k)erIie]^e,]^armonifd^  SUJommengefQgteübematüv* 
lid^e  unb  oulemotfirHqe  SuSftottung.  infolge 
ber  Sfinbe  ber  Stommeltem  trat  ober  ber  status 
naturae  lapsae  ein,  toeld^er  fid^  boburd^  d^oN 
terijiri,  ba|  in  ibm  bie  ermSbnte  übemotürlid^ 
unb  ou|ernatürIid^e  SuSftottung  feblt,  unb  ba| 
ber  SRenfd^  mit  ber  6d^  ber  ^bfünbe  (f.  b. 
Sri)  belüftet  iß.  Sbgefeben  Don  biefem  bebeut» 
fomen  ÜRomente  ber  Sd^Ib  bedt  ficb  fonft  im 
SBefentliiben  ber  Segriff  beS  status  naturae 
lapsae  mit  bem  bcS  status  naturae  purae. 
Sßie  ober  ber  status  naturae  purae  nie  fiSr  fid^ 
oDein  beftonben  f^cd,  fo  bat  oud^  ber  status  na» 
turae  lapsae  nie  bed  ^ineinfpielenS  beS  Ueber« 
notürlid^  entbe^,  fofem  oSen  äJlenfcben,  oud^ 
benienigen,  meldte  oor  (S^riffaiS  lebten,  burd^  bie 
Serbienfie  beS  f(^on  im  $orabiefe  oorberoerlfin- 
beten  erttferfi  bie  (Erreid^ung  beg  flbernotflrHd^ 
Snb}ieleg  unb  einer  bo}u  f  uü^renben  2)iS)»ofition 
ermdjglid^  mürbe,    mxn  \ptiäfi  be|l^  Dom 


m 


6tonbe8))flt4ten  bet  etiftlid^en. 


718 


baijukiingou  CnbÜi!^  tc^ntt  nuiti  otn  bcfkn 
in4  |tt  bm  ^SttDcn  aeifilid^en  StQnb(fit>Pt4tni 
—  7.  btt  ^fßd^  bcseaiibaicS  (f.  b.Stt)  ffir  bie 
fllniA  oraxBsin  lujoniiiL 

IL  m  ptdtibitiDe  geiftlid^e  StanbeS- 
9f  a^ttn  feien  gimatad  1.  bie  IBermeibung  Don 
^obfn^  Od}  nnb  oOnn,  toa§  ben  Serbad^t  t^on 
UbcDi  ccVKilcn  tont  fteineS  SoßerS  »kb  bet 
WSRgft  ^fig«r  geab^n  als  beS  (8ei)e8 ;  meibe 
fr  Wtrin  «i4  ben  6d^!  Sie  bie  Unfcuf(^(eit 
tkn^tiing^  gebiet!  bet  ®ei}  fyii,  (Erben  be9 
Ocnlecg  foOen  bminfl  bie  Snnen  »erben:  marmn 
Mm  fic  ni^  fi^n  ic|i  9ht|nie^  fein?  Se« 
taRft  Bum  ferner,  mle  no^  bem  Xobe  bc8  ®ei{l- 
fiAcB  mon^mol  mit  {einem  Sßerm5gen  umgegangen 
«id).  nxf^e  $to}e|fe  nnb  geinbf^ften  botum 
atfieieii,  fo  foBte  ba  (BeijUi^e  mirnid^  gufrieben 
ittn,  ipcna  er  9lo^ng  nnb  iHeibung  l^t  (1 3;im. 
S,  8).  tUiS  ben  angegebenen  ®rünben  unter- 
f^gen  bie  Oorfil^ften  oer  ftird^e  ouSbrüdßd^  bem 
CUtihr  (geiiu^eobfud^t  (o.  8,  Diät.  XXIÜ; 
c  8,  Disi.  aLYU).  ^onbel  ouSjuflben  Gneii 
enm),  Mtbietet  bie  Stixi^t  bem  (Seiftlid^n, 
glfi^lrtd,  ob  er  in  ^rfon  (o.  10.  11.  18, 
DtsL  LXXXVXII;  o.  1.  8,  C.XIV,  q.  4;  o.  6, 
X  S,  50;  e.  2.  4,  O.XIV,  q.4;  c.  15,  X  8,  1; 
e.  1  dem.  8)  ober  burd^  Snbere  (Bened.  XIV. 
CooBi  «Apostdiicae  Bervitatis*  Don  1741) 
Qn  tiriben  milL  Sogegen  ifi  ^nbel  ober  Diel- 
■4r  Settoutf  infomeit  bem  (Beiftlid^en  geftattet 
iü  er  n0t(ioetd)ig  ift  ivan  Unter^Ue  unb  gur 
Su^iiing  ber  Oeconomie.  S)en  Uebertreter  biefer 
Scrotlmnngen  trifft  bie  (Escommunication  (o.  6, 
X  3,  50),  fonne  ber  SJerlufi  ber  in  jold^er  SBeife 
ctsorbaim  ®äter  )um  Sortl^Ie  ber  Inrd^  (Pii  Y . 
Cbnatik  «Deeens''  K»on  1566).  ©leid^eife 
tt  boB  SlerUet  unterfagt  bie  9(u9ü6ung  Don 
(wtocrCen  nnb  ®emerben  (e.  1  dem.  8 ,  1), 
büi  (Rillen  t»on  Sd^enfen  aud^  sum  Serfd^Iei|e 
|.  S.  IM  fetbfl  erhielten  SBeineS,  foSs  eS  t)on 
€eitm  bc8  Clerihrft  in  $erfon  gefd^l^  (o.  8, 
IHsk  XLIV;  o.  1  dem.  8, 1).  —  2.  9leben 
9m  nnb  fkibfn^t  erfd^cint  aI8  ein  befonberS 
b&llUtcr  Sfe^er  am  <Bei|Uid^  eelbfUiberl^ebung 
oft  Cttdbit  0ftol|  iß  e8  bered^tigt,  ba|  ber 
(Ict9ec,  namentß(^  bet  ^efler^  feinen  €tanb 
bo4^  mib  asf  bie  SBurbe  feine«  9lmte9  iiolg 
QL  Sr  foS  aber  nie  Dergeffen,  ba|  er  fid^  nid|t 
Vflbfl  ba)u  berufen  bot  (bgL^br.  5, 4);  be^l^Ib 
bsrf  bot  €tanMlbemu|tfein  nie  in  Uäerbebung 
MSimben  mit  Sled^tbaberei  unb  il^n  fd^Kmmen 
Solgen  ausarten.  !Rod^  me^r  ju  tabeln  ift  ed 
fmK^,  menn  ber  IBeifHid^  auf  feine  gäl^gfeiten 
m^  Srißsngen  ober  mobi  gar  auf  feine  $erfon 
liib  ctMS  ethHIbet  unb  aß  SiA  bei  alen  ^anb- 
loRgen  Sdbfilob  ober  €eIb{iberSud^erung  oor 
tagen  ^  <Er  f oH  im  ®egentbeil  aUe  Stlb^' 
irfäigf eil  im  Shmeni  unb  o!k  (EiteDrit  im  9eu|^ 
Am  fii^  ftmt  Iffoiüm,  toemt  er  nid^t  ben  (Sut- 
f^ttidtn  itim  fEesgemi^,  ben  UebdiooSenben  jum 


®ef})5tte  merben  milL  3>a8  Rrd^Iid^  (Befe|  Der- 
langt  belbalb  Dom  Steriler  in  feinem  ganjen 
Sudeten  (Sinfod^b^it  unb  IBefdbetoenbeit,  loorin 
bie  »abre  SBflrbe  liegt  2)o  ber  innere  ®eiß 
{id^  in  mond^en  9eu|erIid^fcUen  jetgt,  bie  an  jid^ 
als  mtinigfeiten  erfc^einen,  fo  ift  bem  (BeifUidbm 
DieleS  oerfagt,  loaS,  obne  b5fe  }u  fein,  bod^  bie 
Sttelf  eit  nöbren  ober  i^ren  !Berba(|t  erregen  tonnte. 
6S  gegiemt  jid^  beifpielsmeife  für  ben  Sleriter 
nid^t,  baS  ^oupt^aar  flbermd^ig  )u  (yflegen 
(oomam  nutrire;  c.  21  sqq.,  Dist  XXHI; 
c.  5 ,  X  8,  1)  ober  }U  häufeln  (Bened.  XIV., 
De  syn.  dioec.  11,  9,  4)  ober  mit  mol^Iried^« 
ben  @oIben  unb  9Baf{em  )U  beftreid^en  (f.  o.  1, 
G.  XXI,  q.  4  unb  bie  ®loffe).  2Benn  aud^  baS 
6aar  nid^t  gong  gefdftoren  ift,  fo  foSen  bod^  bie 
O^ren  Adebar  Jein  (o.  82,  Dist.  XXIII).  9(uS 
®efunbbeitSrüdftd^ten,  nid^t  aber  auS  (Siteßeit 
unb  um  Iäp)nf d^  Stöbe  }U  bulbigen,  lann  ber 
(Qerifer  mit  beS  93ifd^of8  Srlaubni^  falfd^  ßaare 
tragen ;  um  jid^  |ebod^  ber  ^erüdFe  aud^  md|renb 
ber  Selebration  ber  beiligen  9Ref{e  bebienen  )tt 
bfirfen,  ift  |)ö))ftlid^e  SiSpenfe  erforberlid^  (S.  B. 
C.  Dom  81.  Januar  unb  24.  Spril  1626  nebft 
bem  Don  Senebict  XIV.  [1-  o.  11, 9, 5]  ermöl^nten 
üRonbat  ännocen}'  Xn.).  SuSfübrlicb  aber 
$erädCen  unb  bereu  Verbot  bonbelt  BenedL  XIV. 
L  0. 11,  9, 1—5.  ®egen  baS  ehemals  fiblid^ 
SBepubem  ber  ^aore  \ptt^  fid^  S^iöcefonDef 
orbnungen  auS,  ba  ber  Staub  beS  fn^oreS  leid^ 
fid^  mit  ben  confecrirten  @))edeS  Dermengt.  — 
SBie  baS  comam  nutrire  ift  aud^  baS  barbam 
nutrire,  mo  eS  auS  SiteReit  unb  nid^t  auS  ®e» 
funbbeitSrfldffid^ten  gef^iebt,  ben  (Seiftlid^en  unter- 
lagt (f.  b.  «rt  Sart).  —  Ohrringe  unb  Sruft- 
ncMa  überlaffe  ber  ÜRanu  ben  SBeibem;  aox 
menigfien  giemen  fie  fid^  für  ben  SIeriler  (o.  15, 
X  8,  1).  2)en  gfingerring  tragen  $a)>ft  unb 
9ifd^5fe  unb  augerbem  nur  getoiffe  2)ignitäre 
(f.  b.  9rt.  Sting);  ba^  ber  @prud^  dericus 
annlatus  aut  stoltos  ant  praelatus.  ^alS> 
unb  ^anbfraufen  pajfen  für  ben  gefoSffld^tigen 
SBeltmonn ;  ^anbfd^ube  trage  ber  Clerifcr,  mo  eS 
9b)tbmenbig!eit  unb  S)ecen}  gebieten  (c.  15,  X 
3, 1).  S)a8  gfübren  Don  SBaffen  unb  Xragen  Don 
@))oren  ifl  bem  @eiftlid^en  Derboten,  bod^  finb 
erftere  )um  @d^u|e  auf  Steifen  geßattet  (c.  2, 
G.  XXni,  q.  8 ;  c.  2,  X  8,  1).  @d^ube  unb 
^))fbebedhmg  beS  CleriferS  foOen  }u  ber  geifU 
lid^en  tHetbung  (f.  ob.  I,  8)  paf\ttL  3um  Xalar» 
gemanb  am  f^idflid^ften  erfd^einen  Sd^u^e  mit 
Sd^Den,  aber  ntd^t  mit  eblen  Steinen  gef ^müdt 
(Dgl  Bened.  XTV.  L  c.  11,  4,  2).  gfir  bie 
ifopfbebedhtng  inSbefonbere  mu|,  bo  fteDor  XDem 
ber  9Robe  untermorfen  ifi,  fe^gebalten  merben, 
ba|  ^  ebenfo  loenig  bem  ^ßrun!  unb  ber  9Robe« 
fud^t  folgen,  mie  in  @om)erbarfeiten  ausarten 
bm:f.  SBo  fie  nid^t  burd^  Sorfd^ft  ober  @eioobn- 
bett  f eftgefe|t  ifl,  lotrb  ber  einjelne  ®etfUid^e  am 
befien  barin  bem  Demänftigem  unb  bef dienern 
X^eil  beS  SleruS  unb,  nad^  ®eflalt  ber  6ad^e, 


ni 


etonbeSpfli^ten  bet  ®ei{tHd^eiL 


722 


tt^  teo^  Bei  xdfy  oemanbten  $erfonen 
ffHll  1114^  änf q4  ein  iefKininted  9Iter,  (.93.  baS 
40.  ^Oß,  %U,  {onbcni  es  mfinen  {id^  biefe  ^ßer- 
)mm  aii4  ctedl  guten  Sbifed  erfreuen  unb  über 
kn Sobo^  bcr  Sncontineiq  er^ben  {ein;  imäf 
|»I  bcr  SctfQi^  fcinetoegft  t)erge{|en,  ba|  er 
Iiiz4  in  freien  Umgang  mit  canonifd^  geftatteten 
^ßir^men  Sergemi|  geben  unb  ben  SBerba^t 
ao^  tarn  (0. 1,  Dist  XXXIV).  SBefonberfi 
^aagit  Sctortmungen  tra|  bafi  Xribentinum  gegen 
6nftti4e»  bie  im  Soncubmat  leben  ober  bie  Qtt|er 
\  ^onfe  fortgefejften  fteifd^tidben  Umgang  mit 
^^on  bei  anbem  (Befd^IeqteS  pflegen;  eS 
fcoxiHict  milcr  Snbcrem  (Sees.  XXV  >  c.  14 
D»  rslK  bo|  bteMben^  foOd  fte,  Don  ber  getfili^en 
Cbrigfrii  \ftidm  crmal^nt,  bie  Soncubine  nid^t 
Hm  ^  en^mien  ober  mieben,  bed  brüten  Xb^e8 
ber  ScntfidaleintSnfte,  in  mafi  immer  fie  befielen 
■ogen»  ipao  jure  DerlufKg  fein  foOen;  mä)  ber 
»ritcn  iMtgeblU^  SRol^ung  [oQen  fie  bie  (Be- 
anBtrinfJmfte  t^ieren ;  bo^  oorf  bet  fe^Ienbe 
CtoOer  ni^t  angebalten  merben,  oie  (Eoncubine 
ab|ii{4io5mi^  bamit  et  bei  allenfdlftgem  Xfidfane 
ant  b«T  6snbe  nid^  infliiAi^  einen  SReineib  be* 
g^c  (d0t.  c  8,  X  3, 2).  (Sd  {inb  aber  mie  in 
oibcmi  gaQen  fo  mid^  ^in  bie  £anonifien  ber 
ntctmiiig,  bafi  boS  ipso  ^e  nid^t  abfolut,  fon- 
bm  in  Serbinbung  mtt  einer  becloratorifd^n 
«cnleni  jn  Oerfleben  fei^  toaS  fd^on  au8  ben  SBor- 
tm  bei  SonriI§ :  Fractns  (bc.  beneficii)  arbitrio 
^iaeopi  £ibricae  ecciesiae  aut  alten  pio  looo 
iraKoe&ftiir,  b^o^B^t.  Sine  anbere  pfrage  ift, 
ob  bcr  conoibinorifd^  (BeiftHd^  ipso  jure  fuS« 
mMü  fd  (««  6,  DiatXXXID,  fo  ba|  er,  toenn 
e;  DOT  bet  Sbfolution  cetebrirt,  ineguiar  teirb. 
Sauge  nehmen  bie|  an  bei  bem  notorifi^en  Con« 
odmunriiti;  bie  gemSbnfid^e  SReinung  bagegen  ift, 
^  fei  |icr  tion  ber  SuSpenfion  im  eigentlid^ 
6iitiie,  ba  fie  Cenfur  ift,  nid^t  bie  Siebe  (bgl. 
|.  9.  c  12,  X 1, 88),  fonbem  gemeint,  ber  Seift- 
&4^  foSe^  iM  in  einer  @änbe  befangen,  ftd^  bed 
KeffefefenS  entboUen;  Don  einer  Irregularität 
t«ben  ottilb  bie  <|anone8  nid^t,  mo  fie  oon  ber 
€ifefi|paifion  fjm^en.  Skigegen  befHmmen  jie, 
be^  Saien^  toefd^  bei  einem  notorifd^en  Soncubi- 
«BtiiS«  bcr  Ott  fbU^  t)om  Sifd^of  erfiärt  unb 
M^cnMtl  »urbe,  bie  SReffe  bbren,  bem  iKrd^* 
gebott  ni4t  goiägen  nnb  aud^  bie  bciligen  @acro- 
«mlc  nm  ibn  unmurbig  emt)f angen.  —  5.  S)em 
•eißi^ett  finb  femer  unterfagt  gemiffe  IBef^ftf- 
figimgcn  unb  9itf Übung  beftimmter  9emter  ober 
Sten^  mU^  jtt  fe^  oenoeltlid^en,  ben  Sitten 
btt  göienettbc  SRSbe  xmtben  u.  bgL  S)arum  ift 
Aanntterfägt  n»  bie  ttebemabme  oon  SRotariatS*, 
&aath  und  Stogiflratiämtem  (o.  1.  4.  8,  X 
^  50)  mb  me^r  noA  fold^,  ttomit  (leinlid^ 
fcjibMoxlirii  uerbunben  iß.  --  b.  fßriejiem, 
fbirie  Oefifcm  flbetbaupt,  bie  eine  Signüfit  ober 
dB  ^er^ittil  (oBen^  ifi  Mboten  (o^ne  beS  Sifd^ofS 
fc|imfat|),llrsncbDiffcRf<^obermemid^e3uri8- 
folbai  jß  ^ccti  (ew  10,  X  8, 50).   Sie  bie^ 


faüfige  SSerorbnung  beft  SondliumS  Don  Xourd 
(1168)  ^t  bie  a)t9n(be  im  «uge,  bie  unter  foU 
d^em  SBormanbe  bad  Itlofter  oerliegen  unb  Uni« 
oerfitöten  begogen,  meldten  nad^folgenb  äBeltgeift* 
lid^e  bann  ouS  gleid^m  @runbe  bie  SReftbenipflid^t 
oemad^Iäfftgten.  S)arum  be^nte  ^onoriuS  m. 
bie  ongeffl^e  SBerorbnung  aw^  auf  bie  legieren, 
fomie  auf  biejienigen  Sleriler  (M,  meldte  S)ignitaten 
unb  ^erfonate  befft|en.  Sd  fmb  fonad^  in  bafi 
SBerbot  nid^t  mit  einbegriffen  niebere  (Elerifer  unb 
S)iaconen,  meld^  2)ignitftten  unb  Ißerfonate  nid^t 
inne  baben,  fomie  SlerQer,  meldte  biefe  SBiffen« 
fd^aften  nur  als  ^rioatftubium  betreiben  (pr^ing 
bei  ^ißJofi,  ftird^enred^t  I,  692).  2)en  Ueber» 
treter  trifft  bie  Sscommunication  ipso  faeto.  — 
c.  Sßegen  ber  ®efabr  )um  defeotas  lenitatift 
(ogl  b.  Sri.  3rreguIarUöt  VI,  921  f.)  foO  bet 
®eifUid^e  bie  Srjneimiffenfd^aft,  inSbefonbere  bie 
ebirurgie  nid^t  ausüben  (c.  19,  X  5, 12),  feinen 
MegSbienfi  ubemebmen  (c.  1. 6,  C.  XXIII,  q.  8; 
e.  1,  X  8,  50)  unb  {id^  beS  SagbOergnügenS  ent- 
balten.  SBesäglid^  bed  (entern  le^rt  bie  Srfabrung, 
bo^  leidet  bie  ebleren  @efü]^Ie  baburd^  abgeftumfl]^ 
merben,  ungered^net  ben  großen  Seitoerluft  }um 
9la(^tbeile  anbermeitiger  ißflid^ten,  unb  ba^  biefeS 
S^ergnügen  nur  }u  gern  }ur  Seibenfd^aft  toirb. 
Sie  3agb  kourbe  fd^on  oon  ben  erften  Seiten  ber 
ftird^e  an  aI8  mit  ben  b^b^ren  Sforberungen  d^rift« 
lid^er  93oDIommenbeit  unoereinbar  gefunben,  unb 
ed  kourbe  bei  oerfc^iebenen  Snlöffen  bed  l^ieron^- 
mud  Xüge  migemenbet:  Esan  peecator  erat, 
qaoniam  venator  erat  Sie  Sonrilien  oon 
9(gbe  (6.  55  [ogL  c.  2,  Disi  XXXIV,  »ofeM 
fälfd^Iid^  Aurelianense  fiatt  Agathense])  unb 
StHion  (c.  4  [c.  2  ib.])  Oerbieten  ®eiftltd^en,  felbft 
3agba)>))arat  ju  baben,  be|gleid^en  ein  beutfd^ 
Soncil  oon  742,  unter  SmüfatiuS  abgebalten 
(c.  8  ib.).  ^ft  92icoIauS  unterfagte  bem  SBi- 
fd^of  Sanfreb  bie  3agb  gän^id^  (c.  1  ib.).  $a)>fi 
®regor  IX.  nabm  biefe  Ü3eftimmungen  in  bie 
Secretalen  auf,  unb  fie  finb  unter  bem  Xitel  De 
clerico  venatore  (5, 24)  einfad^  mit  ben  SEBorten 
fummirt :  „Sem  Steriler  ift  bie  3agb  berbotetv 
unb  ber  Uebertreter  foS  beftraft  merben."  Sie 
Strafe  beflebt  fflr  ben  93ifd§of  in  breimonatlid^er, 
für  ben  ^riefter  in  }tt)eimonatIid^er,  für  ben  Sub« 
biacon  in  immermdbtenber  SuSpenfion  ipso  facto. 
Sud^  SRinoriften,  bie  oon  ber  JKrd^e  ibren  Unter* 
baß  belieben,  ift  bie|  Sergnfigen  unterfagt,  ia 
fogar  bie  {mitung  beS  9))parate8  bagu  oerboten 
(f.  Hardoüin  VI,  2,  2001).  »egieiten  SIeriler 
mand^mal  (oft  foU  ed  nid^t  gefd^e^en)  Saien  beS 
SergnfigenS  um)  ber  93emegung  b^Iber  auf  bie 
Sago,  f 0  f oDen  fte  {a  nubt  felbft  ben  fjfaßen  tragen 
(Hardoüin  VI,  2,  2047 ;  Ogl  Bened.  XIV,  De 
aynodo  11, 10,  6;  Thomassin,  Vet  et  noY. 
eccL  disc.  8,  8,  46).  Snbli^  befKmmt  baS 
Soncil  bon  Xrient,  @eifUi(be  f otten  ftd^  nid^t  mit 
3agb  unb  Sogelfang,  inmiemeit  fie  unterfagt 
fitü),  abgeben  (ab  illicitis  Tenationibns  et  an« 
cupüfl  se  abetineant;  Sees.  XXIV,  c.  12  De 


TO 


Gtanbtee^t  —  Stanldlau«,  ber  ^l,  ton  StxalavL 


726 


tugplbm  ind^  o^e  Uelertoinbune  mond^et 
Ed^oiaiatritm  mb  ie^orrlid^cö  SBemfil^m  be- 
IhtpR  ffimicn,  fiibcn  btcf  c  in  benfelben  ifjitt  @tfl  jfe, 
i&  te|  bb  Ic^icmi  unter  bkfem  @efld^tfi)nndte  ald 
MctM  potentiales  fordtudinia  erfd^einen  (S. 
TIl  2,  a,  q.  128),  b.  ^.  M  eigenf(^ften,  }U 
Mi4m  Me  2apferfdt  bispmiitt  —  918  äber- 
mladfa^  unb  f&t  boS  noige  ^etl  DerbienftUt^ 
Sugoib  fit  bif  etonb^iftigfeit  bebfatgt  burd^  bie 
#aBbe»  waSb  bic  ^tia  perseverantiae  mye 
■HiTae  dre  paanvae  ijl  eine  ber  tofibarjlen 
nt  )itm  ^e  not^ttmibtgen  (ÜRott^.  10,  22; 
24.  la.  OffnA.  2, 10)  (Snobentoirfungen  (f.  b. 
In  Onobe  V,  751  ff.).  Die  ber  Stanb^ftig- 
Irit  tnligeo^fk^iben  Sunben  finb:  a.  per  de- 
Icchim  SBcid^tt^tett  (moüities),  qua  aliquis 
dr  fiMsli  reeedit  a  bono  propter  aliqua  diffi- 
dfim,  qoa<e  austinere  non  jpoteet;  b.  per  ex- 

iiiiii feortnftdigiint  (pertmaeia),  Sfeftl^Uen 

•9$  Cigenfimi  ober  6!o()  am  eigenen  ungerecht" 
fextigtcn  Utt^Ucit  unb  Sollen  (8.  Th.  2,  2, 
§.  138).  [grüner.] 

$iimta0|i,  SBegeid^nung  für  ein  fummorifd^ 

£tmpierfu^e«,ttcId^inattBerorbenfltci^en3fälIen 

gsyn  aufrfi^rerif^e  Untertanen,  bei  feinblid^en 

^RM^ioficn  u.  bgL,  regelmdBig  bogegen  bei  ben 

fa  ben  SRUttfirftroft^rose^rbnungen  angegebenen 

Setgel^entoonVHIitftr^onenftdtfinbet.  @tanb- 

Küdfit  crCmnen  nad^  ber  }ur  3<it  nod^  gültigen 

Vxoir|orbnung  Dom  3al^re  1845  in  $reu|en 

(be^lft4(n  in  Saben  uid)  ^a|«Sot]^ringen)  re^el- 

ni^ig  über  geiingere  !Berge^en  ber  Unteroffiaere 

nnb  gemetnm  Solboten,  loenn  bie  in  gfrage  lom« 

nnbe  €trofe  fed^  fßoä^  SIrrefi  nid^t  uberfleigt. 

Set  (Inbe  1897  on  ben  Steid^tag  gelangte  Cnt- 

DBxf  cfnet  ein^Iid^  9IHIttärftrafi)ro)e|orbnung 

fsr  boS  gonge  beutfc^e  !Reid^  entl^&It  eine  ö^nlid^e 

ScßoflOBntnS  aber  @tanbgerid^te.  —  W9  ou^er- 

etboäVt^  VlafttQtl  treten  &tanbgerid^te  an  bie 

SleOe  brr  ovbenüi^en  ®erid^te  in  SAitn  großer 

Scfo^e  ).  9.  bei  eiimn  Sufru^r,  too  gur  9[ufre(|t* 

crboltung  ber  Orbnung  unb  @id^er^it  ungetoöl^n« 

fi<beSbi|rr8eIn  ndt^ig  unb  erlaubt  finb.  S)iefelben 

beftebm  ium  grofien  Ib^ile  in  einer  SuSbe^nung 

tct  SKIiiärgcrii^tSfiarreit  auf  eine  ganje  @tabt 

ober  einen  9)ntrl  S)ie  ®efammt^eit  biefer  au^- 

ocbcnlfU^  aRo^egeln  loirb  ^Selagerungdsu« 

ttanb'  gcnonnt,  tnobei  man  ben  großen  unb 

Baues  8dagentngS}uflanb  unterf^eibet.   Seim 

cKfban  (^rodaminmg  beS  Stonbred^td)  gebt  bie 

aro^fettt^borfeit  unb  bie  ^oltjetgetoalt  an  bie 

REfitiibe^be  über;  ber  Ie|tere  l^t  bie  Sufipen- 

jbn  me^xrrer  bur4  i>te  fBerf affung  getoo^rleifteten 

Ünfflbccf^te  imb  9rei^etten  }ur  ^lit,i  SB.  bie 

eiäpenfion  bdl  freien  Senind-  unb  Serfamm« 

Im^imtrM,  ber  freien  9Reinung8fiu^erung  burdii 

te  faffe.  «Überbein  Jiflegen  befonbere  »ufinal^e« 

tnfiaimMn  über  ^onbbobung  ber  $oIi)ei  unb 

fitofaiBKifterfaffenju  werben.  [55.  «tatbrein  S.  J.] 

iüadfüauf.  ber  ^U  »onltrafau^Sifd^of 

JvtaOlfTtts   tmvA^  am  26.  3uB  1080  gu 


6c)e|Kmon)  bei  ftrafau  aud  einer  abeligen  poU 
nif^en  gfamilie  nad^  einer  80iä^rigen  unfrud^t« 
baren  £|e  geboren.  S)er  fd^on  oor  feiner  @eburt 
}um  2)ienfte  (Sotted  befKmmte,  ebenfo  fromme 
mie  begabte  3üngling  erbielt  feine  Sorbilbung 
an  ber  S)omfd^uIe  gu  (Snefen;  feine  t^eologi«. 
fd^en  Stubien  legte  er  gu  $ari8  gurfid.  9}ad^ 
$oIen  junidfgefcbrt,  kourbe  €tani8Iau8  oon  fbu 
fd|of  Sambert  IL  )um  ^riefter  gemeil^t ,  erl^ielt 
balb  barauf  ein  Sanonicat  gu  RtoSan  unb 
mürbe  1072  gum  9Iad^foIger  SambertS  gemäblt 
ai8  »ifd^of  regierte  er  feine  3)i5€efe  ebenfo  mit 
Strenge  mie  mit  ÜRilbe,  geriete  aber  fd^on  baU) 
nad^  feiner  IBif^ofeioeil^e  mit  Spledlam  11.  (f.  b. 
9lrt.),  ber  bamaB  nod^  ^ttgog  oon  $oIen  mor^ 
in  fd^meren  3toief))aIt.  9nla^  bagu  gab  ein 
Sted^tfifireit  meaen  eine«  oom  IBif d^of  für  bie  9)i5« 
cefe  getauften  (SuteS.  Sie  Sbneioung  beS  ^err- 
fdperS  gegen  @tam8Iau8  mürbe  gefteigert^  als  ber 
»ifd^of  bie  9Ktter  unb  9beligen  (Sd^tad^ta), 
meld^  nad^  ber  ßroberung  oon  ftiem  (1077)  o^ 
erlaubnil  il^red  ftbnige  nad^  $oIen  gurüdSel^rten, 
in  Sd^u^  nal^  unb,  mie  ed  fd^eint,  il^re  gfreibeit 
auf  (Brunb  ber  oor  ber  Ihönung  SBoIeSlamS  (1 076) 
eingegangenen  SBertr&ge  oertbeibigte  ((gfrörer, 
(Sregor  VU.  unb  feine  Seit  YII,  €d^ffl^ufen 
1861,  557  ff.).  SSergebli^  ermal^e  StaniSlauS 
ben  graufamen  unb  aSen  Sflflen  be8  Sleifd^  er* 
gebenen  K5nig  gur  Seff erung ;  fd^Uepd^  fprad^  er 
ben  SBann  über  Soledlam  au8  unb  oermeigerte 
i^m  ben  Sutritt  gur  JKrd^e.  Sud  SButl^  barüber 
ermorbete  ber  StfmxQ  felbft  ben  SBifd^of  am  Slltare 
ber  9Rid^elelird^e  oor  ben  Xl^oren  l^raIau8  im 
3. 1079 ;  bie  Eingaben  fiber  bie  ndl^eren  S)aten 
fd^manlen.  S)a|  ®regor  YII.  ben  9Rörber  e;« 
communicirte,  ift  nid^t  enoiefen.  Sin  italienifd^er 
(Ebtonift  entfd^ülbigt  bie  tfyit  SoIedlamS,  inbem 
er  StaniSlaud  als  Senfttber  J^infteOt ;  aOein  bief e 
9e]^u))tung  entbel^rt  (eben  emften  (Brunbeö  unb 
ift  nur  oon  ^ud^elei  unb  niebrigen  Xriebfebem 
bictirt  (®fr5rer  YII,  564).  »ifd^of  StaniSIauS' 
@ebeine  ntl^en  in  ber  aRid^etöfird^e,  bid  SBifd^of 
Sambert  m.  unb  ff önig  SabidlouS  fie  am  27. 6e))« 
tember  1088  erhoben  unb  in  bie  bamalS  bem 
bl.  SBengel  gemei^  Satl^bralfird^e  übertrugen. 
3nnoceng  IV.  canonifirte  ben  megen  feined  ^flid^t- 
eiferS  getöbteten  Sifd^of  im  3. 1258  gu  ^fftfL 
3)a8  Martyrol.  Born,  ermöl^nt  il^  can  7.  9Rat ; 
in  Jhafau  ift  fein  gfeft  am  8.  SRai  ott  dnpL 
I.  dass.  c.  Oct. ;  am  27.  @e))tember  ifl  baS  gfefl 
feiner  XranSIation.  S)er  %  6tani8Iau8  ifi  $atron 
oon  $oIen  unb  Don  ber  ©tobt  unb  Siöcefe  ftraftm« 
Seine  S3ere](prung  mar  oon  iel^  febr  gro^  unb 
meit  Verbreitet  (ogL  ^^reisf^riften,  gefrönt  unb 
betouSgegeben  oon  ber  fürftl.  3abtonomefi'fd^en 
(BefeEfd&aft  gu  Seipgig^  XVH  [1878],  85  ff.). 
2)ie  d^ftlid^e  ftunft  fteOt  ibn  bar  entmeber  mie 
er  oor  ©erid^t  ftel^t  (Sled^tSffatit)  ober  mie  er  beim 
SItare  ermorbet  mirb.  (Sgl.  Seriptt.  rer.  Sile- 
siac.  I,  Breslau  1885,  11  sq.;  Mon.  Oerm. 
bist  Seriptt  XIX,  622.  XXIX,  501 ;  Theiner, 


727 


€tanifitottft  ^ofiuS  —  6tani9Iau9  ftoflla,  bet  H 


728 


Vetera  momunenta  Poloniae  et  Lithnaiiiae 
gentinmque  finitimarum  historiam  illnstran- 
tia  I,  Born.  1860,  787 ;  AA.  88.  Bell.  Maj. 
n,  198  sqq.  Vn,  607;  Dziedaszycki,  8wif1y 
Stanislaw  Erakowaki  w  obec  dzisiejszei  dzie- 
jowej  krytjki,  Lwow  1865[m{t  teid^erSiterotut» 
angäbe].)  [S.  ^elmling  0.  8.  B.] 

^fmtebiM  ^pftH^  ber  H/  B.  J.,  tmirbe 
am  28.  Odober  1550  }U  Sloftbto  in  SRafobien 
(S)i5(efe  ^lojt)  afö  jtDeited  oon  fünf  ftinbem 
befi  begflterttn  Senators  3o^ann  ftoftta  geboten. 
6d^on  in  feinet  ftfll^  Sugenb  geigte  ft$  neben 
anbeten  Xugenben  bot  ^Ilem  feine  engelgleid^e 
Sleinl^eit,  fo  ba|  tt,  ttie  fein  Stubet  $aul 
f^ilbett,  toenn  ein  (Sktfl  om  Zifd^e  feined  IBatetS 
)u  freie  Steben  ffl^,  o^m&d^tig  tourbe  unb  be- 
tt>u|tIo8  untet  ben  Xif^  fönt.  SSietyl^n  Saläre 
alt ,  tarn  €taniäauS  mit  bem  genannten  Stubet 
imb  einem  f)ofmeiftet  nebfi  einigen  Sebienten 
nadji  SBien  in  baS  obelige  Conbict,  totli^  ftoifet 
Sfetbinanb  L  auf  ben  SRot^  bed  [eL  ^[Mntd  gani- 
fiu8  geotänbet  ^atte.  Sott  n^otb  et  balb  ®eaen« 
ftonb  bet  93etDunbetung  füt  Sehtet  unb  Tixi* 
fd^ulet  loegen  feines  esem))Iatif(l^  fiebenS.  (Sbenfo 
o^aunlid^  loat  fein  gfo^^^^  in  ben  Stubien. 
3taä^  bem  Zobe  üaifet  SfetbinonbS  nmrbe  abet 
ben  Sefuiten  baS  SonbictSgebdube  entjogen,  unb 
bie  SBrubet  mußten  nun  tro^  aOet  SotfteQungen 
in  bod  ^ou8  eines  lutl^etifc^en  Slotl^l^ertn  giel^ 
S)em  iungen  ^ßoul  fagte  bie|  ted^t  )u ;  et  lebte 
luftia,  fud^te  £uftbarfeiten,  ®efeUf(^ftcn  unb 
l^tgte  bem  Spiele.  3nf olge  be|f en  l^tte  StoniS- 
louS,  bet  nur  ben  SBeg  )ut  Sd^ule  unb  fiitd^e 
lonnte,  unb  beff en  SBol^If (nruc^  toot:  „^if  bin  fut 
fed^eteS  gefd^affen'',  bidetlei  fttönfungen  unb 
9ti|]^anblungen  bon  feinem  99tuber  gu  leiben, 
bis  et  fd^Iieflid^  bobutd^  fogot  lebenSgefol^tlid^ 
etitonite.  Set  lut^ettfd^e  ^mtS^en  meigette  ftd^, 
ttoft  StontelauS'  fd^nlid^ftem  Setlangen  nad^ 
bet  fettigen  SBeggebtung,  einen  ^tieftet  in  fein 
^S  }u  laffen.  S>a  eteignete  ftc^  baS  befannte 
SBunbet,  meld^eS  bet  fettige  f|>ötet  to%enb 
feines  SlobidoteS  in  9tom  nad^  longem  3dgetn 
etgal^te,  unb  toeUfieS  üon  feinem  SBtubet  ^ul 
unb  bem  f)ofmeiftet  Sol^n  SBilinSH,  f))atem 
SDoml^ettn  bon  $oIo}f ,  beftötigt  tt)utbe.  St  toanbte 

8d^  nömlid^  im  ®ebete  an  bie  l^L  SBatbata  (f.  b. 
iti)  als  bie  $attonin  bet  @tetbenben  unb  et» 
l^ielt  butd^  fte  unb  jmei  Sngel  munbetbatenoeife 
bie  l^eilige  SBegjel^tung.  SBalb  folgte  ein  neues 
Sunber,  inbem  StaniSlauS  butd^  eine  Stfd^ei« 
nung  bet  GotteSmuttet  mit  bem  Sefuünbe  je« 
f^  mutbe  unb  jugleid^  ben  auSbrüdlid^en  m» 
fe(I  etl^ielt,  in  bie  ®efellfd^aft  3efu  einjutteten. 
Sein  Snif^Iul  toat  gleid^  gefönt,  abet  bet  9uS- 
fü^tung  fteUte  fid^  boS  ^inbetni|  entgegen,  ba| 
fein  Sätet  bie  SintDilliaung  betagte.  Semnad^ 
blieb  il^m  nut  bet  SBeg  bet  glud^t  übrig.  Ig)eim- 
ßd^  betlie^  et  9Bien,  nad^bem  et  in  einem  jutudt- 
gelaffenen  Sd^teiben  an  feine  SfomiHe  bie  ®tünbe 


SU  feinem  @d^e  batgtf eat  ^tte.  €etn  9rubet 
^ßaul  betfolgte  il^n  unb  jiotte  i^  ein,  eifonnte 
i^  abet  in  bet  ftembattigen  ^Ugetfleibuna  xAä^t 
9lad^bem  et  umgete^rt,  fiiegen  in  il^m  3iorifel 
auf,  ob  nid^t  biefet  ^itget  eben  StaniSlouS  felbjt 
fei ;  er  toanbte  fein  ißf erb  mieber  unb  folgte  mit 
SilinSfi  unb  bem  f)au6l^ettn  bem  gflfld^tigcn  )um 
jmeiten  SDlale.    ,9bet  bie  $fetbe,  bis  btNrt^in 
folgfom,  bäumten  fid^  unb  tooten  nii!^  bon  bet 
Stelle  )u  btingen,"  fd^rieb  P.  SBoHgang  ^iringcr, 
ißtofeffot  unb  !ßtebtget  in  SSien,  noc^  Stom  an 
ben  (äenetol  tBoiia.    „VHt  mürben  bei  biefem 
@Stau\pidt  bon  Sd^edten  erfaßt  unb  feierten 
um."    Sin  meitereS  SBimber,  baS  ebenfoBS  im 
&eiIigf))red^ungS|)ro}ef|e  berjeid^et  ifl,  ereignete 
ftd^  bei  StaniSfamS  auf  bem  SBege  nad^  Ailingen. 
Sr  }o^  eine  ftird^e  unb  ttot  ein,  um  bafelbft  bie 
l^eilige  Kommunion  ju  empfangen.  Sfletn  bofi) 
gettxiltte  et,  ba|  et  ein  )m)te{tantif^  Set^ouS 
bot  ^4  W^^'   3n  feinem  Sd^meqe  l^ierübec 
mutbe  bet  ^llige  umnbetbar  gettöftet  unb  er|^ielt 
)um  gmeiten  SRale  bie  (eilige  (Kommunion  auA 
SngelSl^anb.  Sein  lufent^t  in  Ailingen  bauette 
nut  tixqt  3eit;  et  erhielt  balb  bie  SBeifung,  na<^ 
Stom  }u  gel^,  um  bet  3otneSiDUt(  feines  SSatetS 
)U  entge({en  unb  bort  bie  Sirfna^me  tn  bie  ®efeE» 
fd^aft  3efu  na4}ufud^    Cnbe  October  1557 
toigte  er  in  ber  emigen  Stobt  an  unb  ma^ 
jum  Stobiciate  jugelaffen.  6in  Sd^reiben  feintS 
SaterS  boS  ber  ^eftigfien  S^nteSauSbrüd^  6e» 
antkoortete  er  mit  S^rfurd^t  unb  Siebe,  aber  (mä) 
mit  Sntfci^iebenl^eit  unb  ßinkoeifung  auf  einen 
l^b^em  aBillen.  Sie  3eit  feineS  ^bidateS  mar 
^r  feine  SRitbrüber  eine  fiete  Sdfiule  ber  «r« 
bauung.   Sein  9Rttnobi)e  SlaubiuS  SquodUki 
(f.  b.  9rt.),  ber  il^m  bie  geiftlid^  Uebungen  mit* 
jut^eilen  ^e,  berfi(^e  bolb,  ba|  er  bei  StaniS- 
lauS  eine  erftaunlid^e  (fofa^rung  in  ben  äBegrn 
beS  innem  SebenS  entbedt  ^be,  unb  oSe  im 
^aufe  betrad^teten  1^  als  einen  ^iligen,  beffen 
Snblidt  leben  für  bie  Xugenb  begetfiette.  So  ocr» 
gingen  etma  gel^n  9Ronate,  als  Snbe  3uli  1568 
bet  fei.  $ettuS  (EoniftuS  ®efd^fte  boC6er  tuu^ 
9lom  lom  unb,  einet  Sinlabung  folgenb,  eine 
9nft)tad(ie  an  bie  ja^Ireid^en  9lobt)en  unb  ^KniS« 
genoffen  l^ielt,  morin  er  betonte,  man  foQe  ieben 
ÜRonat  fo  beginnen,  alS  märe  er  ber  Ie|te  unf ece9 
SebenS.  StaniSIauS  bemerfte  hierüber,  biefe  9Ra^« 
nung  gelte  gan)  befonberS  i(m ;  benn  biefet  3Ro« 
not  merbe  fein  le^ter  fein.  %m  Zage  beS  1^1.  Sau- 
rentiuS  (10. 9ug.)  »igten  fid^  bie  erften  Spuren 
einer  Ihan^eit;  feiner  3ugenb  unb  blü^nben 
®efunb^t  megen  badete  aber  niemanb  an  ben 
Zob,  bis  StaniSIauS  am  14.  Suguft  erüärte,  bie 
folgenbe  9la(!^t  merbe  et  fierben.   9Ui^  feinem 
SBunfd^  reichte  man  i^m  bie  Vüig^  Sterbe« 
facramente,  unb  er  entf^Iummerte  frülft  9Rorga^ 
am  15.Sugufi  1568,  gegen  Snbc  feines  1&  Bebend- 
ial^reS.  3m  3. 1670  lourbe  StoniSloufi  StofiXa 
bom  $a)>fie  Clemens  X  beatifidtt  unb  im  3. 
1726,  gletd^eitig  mit  bem  l^L  Slo^fittS  (f.  b.  «ct.), 


7S9 


@ta))f  —  etap^iflni. 


780 


Mm ^SjM^tt Qnäikt XnL  cimonifitL  S)a88^ 
M  ^ifltn  funt  bii  KxSut  am  18.  TtoDember. 
^  lii4  fein  me^cnaimtet  Ctuber  ffil^rte  \p&itt 
Oft  ifliifttttotfat  Seben  unb  crl^idt  tut}  Dor  feinem 
t^  bb  Infiu^me  in  bie  ©efeUfd^ft  Sefu. 
^9j|L  ohS  bm  ja^Ireid^cn  Siogra|)(ien  befi  ^• 
&|m  vammffi^  Mt  neueren  üon  SBobeni,  Sttatau 
me  Ciwlirif«];  »oeto,  Sfloren)  1872  [tiaL]; 
SMBÜn;.  QiAfifte  1893  Rrnjöftld^];  9.  9mbt, 
S^enfbcitB  1888;  SR.  (Bruber,  Steiburg  1896. 
fiB  Sdirift  Tita  et  miracnla  8t.  Stanialai  QUd 
)cf  8tbcr  bc9  P.  nbolbtni  [gefi.  1664],  ^locura- 
Kl  in  CanontfatiimS))ro)e^,  (mblirirt  9. 9mbt 
vMiAnaLBoIL  fett  1890.)  [Sr.X.^uberS.J.] 

^inyfv  9<ani#  fat^Iifd$er  Z^loge,  mar 

fi  Itanbcrg  mn  8.  SRai  1766  geboren  nnb 

mdUbt  feine  6tubien  in  fetner  ahüerftobt.  9m 

2.  «flgnfl  1788  ettieB  er  bie  ))]^tIofo))$if^e 

Srctoroikbc  rnib  am  29.  Januar  1790  bie 

ScKJsnDci^   3lciät  längerer  X^fltigleit  in  ber 

Sedfßigc  tmtrbt  er  (Enbe  1805  Stegen«  be893am« 

ftsjer  Orricolfcmtnard  unb  ^rofejjor  ber  SDloral 

o  fonidli^en  2i)ceum,  mo)tt  er  1810  aud^  nod^ 

ür  $m^ffur  ber  SogmatU  ubemo^m.  Sr  fiarb 

n  einem  |MT|Ieibcn  am  8.  Sugufi  1820  unb 

fefü  boS  6cniinar  gum  £rben  fetner  Sibliotl^el 

ta^  nuBt  @ttnnne  tH)n  ca.  10000  (Sulben  efat 

GK9f  iDot  SRitorbetter  om  Samberger  9>i5cejan- 

iBtodtttami  (1812),  jn  toel^em  er  ein  ^bouc^ 

(L  IvfL  Samberg  1815,  8.  ^g  1828)  unb 

m^a^Bi^  9itbigtentȟrfe  (1.  Sufl.  SBomberg 

181 S,  S.  ^ßntg  1830)  Verausgab.  Sine  bmtembe 

Stteiinns  ^(dte  fein  »Zl^oretifd^er  unb  ptcS» 

fifder  näecric^  Don  Xeßomenten'',  Samberg 

lSi9  CS.  VtffL  1882),  meil  im  Umfange  beS 

eioiaGgen  ^(if^iftcS  Samberg  nad^  Serorbmmg 

M  Siinr|iHfd^of8  $etet  Sl^ilipp  t)on  S)emba^ 

mm  SO.  3unl  1681  bie  Suratgeiftlid^  beredt 

tp,  finb^  nnier  3u)ie^ng  oon  {loei  3ragnt 

n^^giUtige  Zeflamettte  au^une^en ;  bief e  Se« 

pcnmuna  gitt  nod^  tmb  tmrb  erß  mit  ber  Sin- 

^bocRfl  bcS  efirgerlid^  @efe^d^e9  ffir  boS 

£<ntf4e  tRcul^  (1 900)  megf aOen.  9lm  befimntefien 

i^  mol^  eto^  SBerf :  SoDftänbiger  ^aftorol- 

xsnoTidbt  nficr  bfe  S^  ober  Aber  baS  gefe|-  tmb 

rtid^nfi^  Serbien  beS  $farrer9  oor,  bei 

xxb  nn^  bex  Xroming  nad^  ben  ®runbf8|en  beS 

fiin^oiRd^  unb  unter  Slüdfid^it  auf  bie  fSM' 

Srt^c.  SoniAerg  1820,  4.  bifi  6. 9uft  gfronffurt 

1829  waSb  1836  Don  C  Sgger,  7.  Sfronffiirt 

1M7  im  A.  ftiftl.  flSgl*  ^^^  ^tl^n  ber 

SinnfnnnbiNin^eambergjS,  Sambergl812, 

108S;  Scrf.^  StoeiM  $ant^eon,  Samberg  1848, 

108;  £  (L  ed^ttt,  eef^i^ie  be«  emeftinifd^ 

Ganiqf0inar4  gn  Samberg,  Samberg  1857, 

ia|)  [SBeber.] 

^Avff  3o\tp^  «mferofiu«,  tot^otifd^er 

fbrdt^Idgi;  mtndbe  |tt  8flie|  im  Oberinnft^Ie 

l7fS  gctom.  9Zo4  tRfefotoirung  feiner  €tubien 

ßim^md  nmb  er  «uerfi  (1821)  8e^  ber 

jbmf  am  hortbgen  Sl^ceum,  bann  (1823)  @emi« 


nart)rofef{or  }u  Sriien  unb  fpäter  aud^  S)om« 
ca|)itular  bafelbft.  dt  fiarb  im  3. 1844.  Son 
feinen  Sßerfen  iß  gunäd^ft  bie  feiner  Seit  Diel  be- 
nu^e  TheoL  moralis  in  compend.  redacta, 
Oenipont.  1827—1831,  4  tom.  (7.  ed.  1855) 
)u  nennen,  Don  ber  aud^  eine  in  Oefterreid^  aß 
offideHeS  Sel^rbud^  eingefül^rte  Epitome  in  2Sbn., 
ebb.  1882  (3.  ^ufl.  beforgt  Don  ^ofmonn  unb 
aid^er  1863  ff.)  unb  eine  beutfd^e  Searbeitung 
(S)ie  d^riftl.  aRoral,  3nn8brud(  1840—1842, 
4  Sbe.,  2.  aufl.  1848  ff.)  crfd^ienen  (ogL  über 
boö  SBorl  bie  entgegengef  ej^ten  Seurtbettungen  Don 
äSBemer  unb  Sd^eeben  bei  Hurter,  NomencL  lit 
III,  2.  ed.,  1151).  Sonft  flnb  nod^  Don  i^  }u 
tttoaSjintn  eine  i^Srgiel^ungdlel^e  im  ®eifie  ber 
btl^olifd^en  iHrd^e^  2>nn8brud(  1882  (4.  «ufL 
1846)  tmb  bie  (anonqm  erfd^ienene)  Sd^rift  ^S)er 
1^1.  Sincen}  Don  !ßaul" ,  SBien  1835 ,  2  Sbe. 
(Sgl.  nod^  d.  SBursbad^,  Siogr.  Se;.  beSffaifertl^ 
Oepcneid^  XXXVH,  144  f.)  [^Pruner.] 

^fay^ffft^f  9  r  i  e  b  r  i  (^ ,  SonDertit  unb  $er- 
Donagmber  SontroDerfift,  mürbe  am  27.  Sugufl 
1512  }u  OSnabrfldf  geboren.  Sein  Sater,  ein 
Seamter  be§  OSnabrüder  Sifd^ofS,  |^ie|  fiubmig 
StaDellage,  feine  SRutter  9nna,  eine  geborene 
Sirdhnann,  ftammte  ouS  S)an}ig.  2)a  er  feine 
eitern  frä^seittg  oerlor  (bie  SRutter  fiarb  1518, 
ber  Sater  1521),  fo  nal^m  il^n  fein  Ol^eim  (Sber« 
l^rb  Sirdmann,  ber  )u  ffotono  in  Sitauen  lebte, 
an  ffinbeSftatt  an.  Seine  ]^5]^ren  @tubien  begann 
Stapl^IuS  an  ber  UniDerfitöt  ut  Ihafau ;  bann 
begab  er  ftd^  nad^  Stom,  einer  Sinlabung  feines 
Sanbdmanned  Sobocud  ^obtfUter  folgenb,  ben  er 
in  ffratau  fennen  gelernt  ^atte.  9lad^bem  er  gmei 
3a^e  )u  ^ua  bem  Stubium  ber  Xl^eotogie  fid^ 
l^ingegeben,  feierte  er  mieber  nad^  $oIen  }u  fernen 
Sermanbten  jurüd.  Se|tere  oeranla^ten  il^,  feine 
@tubien  in  SBittenberg  fort}ufe|en,  mo  im  Ja- 
nuar 1589  fein  9lame  in  bie  UniDerfttatSmatrUel 
eingetragen  tourbe  (Forstemann,  Album  Aca- 
demiae  VitebergensiB,  Lipsiae  1841,  178); 
Stoei  Saläre  fpdter  (22.  gfebruar  1541)  mürbe  er 
)um  SRagifter  ber  freien  JKlnfle  ))romooirt  unb 
am  18.  October  1543  ald  Se^er  in'S  Kollegium 
ber  t)^iIofo))]^ifd^en  ^cultöt  aufgenommen  (^öft« 
lin,  Z)ie  Saccalaurei  unb  9Ragiftri  ber  SBitten« 
berger  pl^ilofopl^ifd^n  gfacuUöt  m,  ^aOe  1890, 
12.  21).  ÜRelanqtl^n,  ber  ben  jungen  ©elel^r- 
ten  fd^^te  unb  liebte,  em))fa]^t  il^n  aI8  „gotteS- 
fürd^gen,  in  d(friftlid^er  fiel^re  tool^Igelel^rten  unb 
anberen  löbltd^  ffünften  unb  ^ptaditn'*  erfal^re« 
nen  3Rann  bem  ^ergog  Slbred^t  Don  $reu|en, 
ber  il^  aI8  ^rofeffor  ber  Sinologie  an  bie  neu« 
gegrünbete  ffönigSberger  Unioerfttat  berief.  @ta* 
))^Qlu8  nabm  bni  9luf  nur  nac^  langem  3ögem 
an  unb  oer^flid^tete  fid^  blo|  auf  ein  3a]^r ;  }ubem 
lie|  er  ^  Don  $er}og  ^llbred^t  in  ber  SeftaStma 
bie  3ufage  geben:  „Cb  aud|  Dorfiele,  bog  burq 
göttlid^eS  Ser^angni|  in  unferem  Sonbe  3n- 
tbümer  in  SteligionSfad^en  fid^  gutrugen,  bie  miber 
bie  l^ige  Sd^rift  tmb  primitiYae  apostoUcae 


781 


StaDl^^IuS. 


782 


et  catholicae  Ecdesiae  conseiiBiun  fein  xoüt* 
hm'*,  unb  ber  ^erjog  auf  feine  SSorVtltung  bie« 
{elben  ni(^t  abfd^affen  tDoUe,  foUte  etopljiQlud 
}um  2)ienfte  SUbred^td  nid^t  üerpflid^tet  fein.  @o 
begab  er  fid^  benn  im  Snai  1546  nad(  ftönigS« 
berg.  S)em  ^exBog,  ber  mitunter  feinen  9}or- 
lefungen  beitool^nte^  gefiel  er  gleid^  9(nfangS  red^t 
gut,  unb  au4  bie  @tubirenben  fanben  ®efaQen 
an  feiner  Se^noeife,  »ie  ^Ibred^t  fd^on  nad^  einigen 
SBod^en  ^eubig  nad^  SBittenberg  melben  lonnte. 
S)iefem  äeugniffe  gegenüber  l^oben  bie  ft)äteren 
abfälligen  Urtl^Ie  Don  imi  erbitterten  ®egnem, 
t)on  gfunf  unb  Sl^emni^,  toenig  ^u  bebeuten. 
SlOerlei  unerquidni(|e  SBorfölIe  foUten  inbe^  @ta- 
pty)M  ben  Sufentl^It  in  itdnigSberg  balb  ver- 
leiben. 8d^on  im  Suguft  1546  geriet)^  er  in 
Streit  mit  bem  $rofeffor  SBiD^elm  ®na)>l^euS, 
ber  im  folgenben  Saläre  üon  ber  geiftlid^en  99e* 
l^rbe  als  Snlel^rer  escommunicirt  mürbe  unb 
$reu^en  t)erlaffen  mu|te.  SRag  aud^  bie  IBer« 
urt]^eUung  bed  ©napl^S  gu  ftreng  gemefen  fein, 
fo  ift  man  bod^  nid^t  bered^tigt,  m  bel^upten,  ba| 
@tap](lQlu8  aus  Giferfud^t  utü)  ©treitfud^t  geju- 
belt l^abe  unb  bal^er  in  biefem  Streite  ald  „nie- 
berer  Sl^arafter"  (Sfd^adert)  erfd^eine.  93erfd^ie- 
bene  anbere  $rofefforen  unb  namentlid^  bie  lutl^- 
rifc^en  Zl^eologen  @t)eratuS  (f.  b.  %rt)  unb 
99rie|mann  maren  ebenfo&S  gegen  @wüfyeuS,  ber 
übrigens  Stapl^QluS  }uerft  angegriffen  blatte.  S)a 
infolge  biefeS  ©treiteS  @ta))l(i9.IuS  mand^en  9n- 
^inbungen  ausgefegt  unb  }ubem  mit  ben  religiöfen 
ißerl^öltniffen  in  $reu^en  nid^t  }ufrieben  mar,  fo 
legte  er  im  ^erbft  1548  feine  $rofeffur  nieber, 
um  ton  nun  an  bem  ^ergog  nur  noc^  als  Stat^ 
p  bienen.  SBei  SuSbrud^  einer  $eft  ging  er  im 
folgenben  3a|re  guerft  nad^  ffomno,  bann  nad^ 
SreSlau,  mo  er  im  Odober  1549  mit  Snna  ^e|, 
riner  Zod^ter  beS  SreSlauer  !ßrebigerS  Solenn 
tti,  ftd^  oermä^Ite.  3ngmif(^en  mar  SlnbreaS 
Cfionber  (f.  b.  ^rt.)  in  itönigSberg  angelommen. 
Stopl^QtuS,  ber  ben  SuSbrud^  neuer  Streitigfeiten 
befürchtete,  l^atte  im  Sinne,  als  ®QmnaftalIe^rer 
in  SreSlau  )u  Derbleiben.  S)a  er  iebod^  Don  ^er- 
)og  Slbred^t  ben  gemünfd^ten  Sbfd^ieb  nid^t  er- 
l^Uen  lonnte,  fo  fel^rie  er  Snbe  1550  mit  feiner 
gfrau  nad^  ff önigSberg  }urüd(.  Sei  feiner  9(nfunft 
mar  ber  oftanbrifd^e  Streit  bereits  auSgebrodjien 
unb  Derfd^örfte  ftd^  Don  ie|t  an  immer  mel^r.  Um- 
fonfl  fud^te  &iapififiu%  ben  ^ergog  Dor  Ofionber 
unb  SfunI  )u  mamen ;  er  tonnte  fein  ®eb5r  finben. 
Sd^on  im  Spril  1551  mollte  er  be^balb  feinen 
9bf(^ieb  nel^men,  ba  er  „in  biefer  graufamentSer- 
gerung  fein  ®emiffen  nid^t  mel^r  §u  erl^alten  miffe"; 
er  Derlie^  enblid^,  o|^ne  eine  förmlid^e  Cnttaffung 
erlitten  )U  (oben,  im  ^uguft  1551  ffönigSberg 
für  immer  unb  begab  ftd^  gunöd^ft  nad^  2)an)ig, 
mo  er  bie  1558  gu  9tümberg  gebrudfte  Sd^rift 
ßjnoduB  sanctorum  Patrum  antiquorum 
contra  nova  dogmata  A.  Osiandri  Derfa^te. 
^arin  mirb  mit  aQer  ßntfd^iebenbeit  bie  lurcblid^e 
Srabition  als  ®IaubenSnorm  aufgefteQt.   ÜRan 


barf  fid^  berni  aud^  nid^t  mmtbent,  ba|  Blepifiba, 
ber  balb  Don  Gängig  no4  SteSIau  flberfiädte, 
bort  gegen  Snbe  bcS  3o(reS  1552  mä^renb  einer 
fc^meren  ftranfbeit  bem  2ut^ertbum  entfagte,  um 
in  bie  fatbolifd^e  ffird^  )uru({gufebren,    9on 
gegnerifd^  Srite  ttmrbe  i^m  Dorgemorfen,  ba|  er 
aus  nieberen  SBemeggrünben  fatfoßfc^  gemorben 
fei ;  neuere  l^roteftantifd^e  Sorfd^er  muffen  id)od^ 
}ugeben,  bai  fein  Sl^ratter  «ad^tbar  unb  e^ren- 
mertb"  toar  (%bppm  [f.  u.]  186 ;  Dgl.  ÜRoOer 
[f.  u.]  552:   ^S)em  Xüdffc^ritt  beS  Stop^IuS 
)ur   römifd^en   ffirc^e    geminnfüqtige   StotiDe 
untequiegen ,  finb  mir  bod^  nidSit  genägenb  be« 
red^tigt  Obne  3^^if^(  bilbete  bie  4)roteftantif(^ 
Snar^ie'  [Corpus  Beform.  Vm,  HaL  Sax. 
1841 ,  659]  ben  ^aut^tonfto^")«    W&  Semeg- 
grünbe  feiner  ConDerfion  beget^nete  Stop^QluS 
felber  inSbefonbere  bie  SBBirfungen  ber  lut^fcben 
Sebre  Dom  SQeinglauben  unb  bie  iniierl^Ib  oefi 
^roteftantiSmuS  Dor^anbenen  ga^llofen  Secten 
unb  ^ßarieiungen  Oanffen-^ftor,  ®efd^.  b.  beut- 
fd^en  SBoQeS  Y,  14.  «ufl.,  878).  <Snbe  155S  jog 
er  nad^  9lei|e  (Srief  an  6oftuS  Dom  19.  Sep- 
tember 1558),  ber  Seftben)  DeS  SrcSlauer  9if  4ofd 
Salt^afar  Don  ^romni|,  mo  er  in  beffm  2)ienfU 
eine  Sd^ule  errid^tete.    gür  Sd^uljmede  gab  er 
1555  eine  Sd^rift  beS  ÜRarcuS  SremUa  (f.  b.  9rt.) 
berauS,  mit  SBibmung  on  ben  feit  ff ur^em  i^  eng 
befreunbeten  $etruS  SaniftuB  (Braonaberger, 
Canisii  Epistulae  I,  Fribprg.  1896,  557  sqq.). 
3n  bemfelben  Sa^re  ernannte  i^  ffSnig  gfer* 
binanb  ju  feinem  SRat^  unb  bebiente  pd^  mtebcc» 
l^olt  feiner  SRitmirfung  auf  Keid^tagen  unb  Sie» 
ligionSgefpräd^en.  2)aS  fflormfer  Kolloquium  im 
3. 1557  (f.  b.  «rt.  S)iSputation  HI,  1848),  auf 
meld^em  bie  Uneinigleit  ber  !ßroteflanten  offen 
}um  SuSbrud^  tam,  Deranlafte  ii^n  )ur  W>* 
faffung  ber  Epitome  Theologiae  M.  Lutheri 
trimembrlB,  s.  1. 1558,  morin  er  befonberS  bie 
proteflantifd^e  3erriffenbeit  befpri^t  3)ie6  SSkrt 
rief  eine  gange  SnjabI  Sntgegmmgen  ^eroor; 
morauf  StapbpIuS  mehrere  anbere  poUmifd^e 
Sd^rif ten  erfd^einen  lieg ;  bie  in  beutfd^  Sprad^ 
Derfa^ten  mürben  Don  SuriuS  (f.  b.  Srt)  iit'S 
Sateinifd^  uberfe|t.  S)a|  btefe  Sqriften  ouf  pro« 
teftanti)d^  Seite  nid^t  geringe  Sead^tung  faaibcit, 
erftel^t  man  auS  einem  Sriefe  beS  pfäl)if(^  Sbxf 
fürfien  fjfriebrid^  m.,  ber  anerlannte,  bo^  ber 
^Sd^''  Stapl^QluS  bie  proteftontifctai  Z^eo- 
logm  „siemlidji  über  bie  Sani  jiej^e"  (ffludt^o^n« 
Sriefe  griebrid^S  beS  gfrommen  I,  Srounfd^tDelg 
1868, 167).  SBemerfenSmertl^  ift  qu^  boft  Sob, 
baS  ü^m  ber  lu^erifd^e  Seitgenoffe  ^.  ßamelmann 
(Opera  geneflJogico-hiatorica,   £eingoviae 
1711, 219)  eri^ilt :  Si  donia  reote  nsna  faiBset 
StaphyluB,  magnos  in  Ecclesia  Dei  esse  po- 
toisaet;  nam  erat  profecto  ingeoiiim,  era- 
ditio,  eloquentia,  cognitio  linguamm  ao  me* 
moria  in  illo  eximia,  et  ai  in  quo  alio,  in  Ulo 
praecipueiBtalucebant.  ffatlJKylifd^rfcitStourbe 
Der  geleite  ißert^biger  ber  Stixä^  oabun^  fltt^^tt. 


733 


@ta))Ieton. 


784 


te| « ISSft  (n)  bcm  VuQjOutger  IReid^oge  mit 

pi^nOUia  ^Dtlpatf  Dom  @al)burgec  er^bif^of 

VttäfBd  mm  ft^pun&aifi  gum  ^octor  ber  Xi^eo« 

logk  uab  bcft  coRonittcn  $e<i§t8  (nromoDtrt  toutbe. 

^apogfOfaf^tKmSiapmi,  bet  ü^nbmitS  1558 

|s  fman  Sto^  cnumnt  $atte,  berief  il^n  1560 

da  t|ta»fe||ot  unb  6u))rrintenbent  Onfpector)  an 

ta  IhiiMrtitat  )n  ätigolflabt  (Mederer,  Aimales 

Iii^oJbL  Acai  I,  bigoktad.  1782,  282 sqq.; 

fsBRt^  eef(6.  ber  UniDerfität  3n0oIfiQbt-aRun- 

«CR  I,  mSoO^  1872,  284  %  11,  232  ff.),  mt 

da  Sii0dc0eii(eitcn  ber  bod^fd^ule  bnnte  ftd^ 

tM^  €ta)^tttft  nur  üorübergelenb  bef^äftigen, 

IK  er  in  bm  So^  1561—1563  mel^rmalS  für 

üngnt  3eil  üom  ftaifer  in  Snfprud^  genommen 

»ndc   fbi  bai  fic((ti(^  Steformbefttebungen, 

die  bomala  am  htferlid^  ^ofe  eifrig  betrieben 

■obcR^  no^m  er  regen  ^ntl^ril ;  Qud(i  mürbe  er 

hmotfi  Ddm  ^ßa)){fe  did  bom  ffaifer  erfud^t,  fid^ 

■aA  Sritiii  |iim  Crnicil  gu  begeben.  ^  glaubte 

^Boz«  Wcfc  c^renoolle  Sinlabung  ablel^nen  )U 

Ufli;  bod^  Mfa^te  er  für  ben  $ap{l  unb  ben 

Aiiter  oerfdiebeneS^enlf^riften  (@idel,  S)aS  9te- 

tonsatiotd-Sibell  bed  ihtifetiS  gferbinanb  I.  bom 

^o!fa  1562,  im  9n^o  f.  dfterr.  ©efd^id^te  XLV 

li$71]^  24  f ;  S>crf.,  3ur  (Skfc^i^te  beS  eond» 

u  Sricnt.  mm  1872,  249  f.  493  f. :  fiöme, 

£tt  Sieaunfl  beS  ffatf etS  Sferbinanb  i\m  Xrienter 

fondl^  Sonn  1887,  36  ff. ;  bie^besüglid^e  ®ut- 

c^ten  unb  Sricfe  oon  Stap^^Iud  ftnb  abgebrudt 

M  Sekelhom«  Amoenitates  bist  eccL  I, 

TraiieoL  et  Lipsiae  1787,  490  sqq.  611  sqq. 

n  [1738]«  499  sqq.;  S)erf.,  6rgd^i(^feiten 

IL  f.  m,  I,  mm  u.  8eiw.  1762,  555  ff.  n  [1763], 

136  ff.;  !Bttd^(oI|,  (Sefd^id^te  f^ferbinanbd  I.  I, 

Bim  1 881 ,  407  ff.  Vm  [1888],  389  ff.).   3m 

€oimiier  1563  cxiEnmtte  Qiopl^lvß  f^imer  }U 

Smtfbnicf ,  100  er  im  auftrage  bed  AaiferS  an 

AKT  Z^lo0f ncomnriffion  t^eUnal^m ;  er  erl^olte 

M  pfOT  »tfber,  \o  bag  er  nod^  3ngolftabt  gurfid- 

frbtni  Ikmnte,  faoip  Hieb  er  üon  ba  an  Iribenb,  bis 

s  am  5.  SRfir)  1564  fromm  unb  gottergeben 

b«^1<l^.  Seine  gftou  rolgte  il^m  am  5. 9tugufl 

1564  m*9  @rab  itaij^i  fein  ältefter  Sol^n  mar 

fiube  1563  geworben.   93on  ben  brri  anberen 

60(001  ocrbioit  eine  befonbere  SrmS^ung  gfrieb- 

ziA.  ber  CanoiricttS  in  (Eid^ftfitt  mürbe  unb  bie 

S4^tflm  febiei  SoterS  mit  einer  einiritenben 

bB)en8io9io)9^e  gefammelt  l^raufigab  (Fr.  8ta- 

phjrli  in  esusa  reÜgionis  sparsim  editi  libri 

m  immn  Tolmnen  digeati,  Ingolstadü  1613) ; 

OL  biefer  Sommlimg  fe^lt  ber  Dialogus  de  cor- 

reptts  moribns  rdBrioBqiie  partis,  Pontificio- 

rna  videlicet  et  STangeUcorum.  Sine  loco 

rt  amio,  ben  GtopW^  um  1562  (f.  ftatl^olil 

]  395,1, 574  f«)  tmter  bem  ^feubon^m  S^toefter 

ifBoamba  meinen  ße^  (tBgl.  über  Stapl^IuS' 

mSOni  in  aStnttett  ^ortfatod^,  Jßreu|ifd^  Stxtß 

iSrn*l|!oria.  »rairffurt  a.  ajl  1686,  295  ff.; 

Sofig,  a^oria  bcc  ^ugSb.  (Eonfeffmn  n,  ibaOt 

im,  902  ff.  5  3Jipptn,  ©ie  (Srunbung  ber  Uni- 


»erfitdt  gu  ftdnigdberg,  l^bnigSberg  1844,  96  ff.; 
SB.  aßdaer,  Slnbread  Ofmnber,  (Slberfeß)  1870, 
809 ff.:  Xf (Rädert,  Urfunbenbud^  gur  Sieforma« 
tionSgefd^id^te  bed  £)ergogt^um8  ißreu^en  I  u.  ni, 
Seipgig  1890.  Ueber  feinen  Streit  mit  Oftanber 
berietet  @ta))1^9lu9  felber  in  Historia  aoti  ne- 
gotii inter  Fr.  Staphylum  et  Andream  Osian- 
drum  in  Prussia  contra  calonmias  Johannis 
Functii,  abgebrudt  bei  @trobeI,  aRiSceUaneen 
lUerar.  Snl^altS  I,  Dlürnberg  1778,  219  ff.  n, 
225  ff.)  IBalb  nad^  feinem  Sobe  erfd^ienen  Ora- 
tiones  fiinebres  quatuor  in  exequiis  Fr.  Sta- 
phyli  His  adjectae  simt  elegiae,  quibus 
Titae  genus,  studia  et  mors  ipsius  dilucide 
explioantur,  Ingolstadü  1564;  9t.  SIendt, 
l(ur|er  Serid^t  Dom  Sat^olifd^en  unb  ßl^riftlit^en 
«bf^aiben  ^x.  Stapl^Qli,  Singolftabt  1564.  IBio- 
grolpbifd^e  @figgen  finben  fid^  im  Pamassus 
boicus,  19.  Unterrebung,  ÜJtünd^en  1726, 274  ff.; 
bei  Strobel,  aRiSccDaneen  I,  3  ff. ;  in  b.  Oeften. 
3eitfd^rift  f.  ®efd^id^t8-  unb  ©taatslimbe  HI, 
SBien  1837,  358  ff.;  bri  9iö|,  goimertiten  I, 
337  ff.  9Re(rere  »riefe  oon  SiQ}fy\)M  geben 
Hipler  et  Zakrzewski,  St.  Hosii  Epistolae 
11,  Cracoviae  1886.)  [SR.  ?JJauIu8.] 

$fay(rtoit,  Sl^omaS,  beritl^mter  englifd^er 
Sontroüerftft,  nod^  S)öIIingetS  9ludbrud  (auf  ber 
®ele^rient)er{ammlung  in  äRiind^en  1863)  ^ber 
befte  ©treiter  ber  alten  ftird^e",  mürbe  1535  gu 
^enfielb  in  @uf{es  geboren,  empfing  bie  erfie 
SuSbilbung  in  ber  S)omfd^uIe  gu  SBind^efter,  begog 
bann  baS  Don  Sifd^of  SBiQiam  SB^fel^am  oon 
aSind^efter  1379  errid^tete  Stern  SoOege  in  Osforb 
(f.  b.  %rt.)  unb  marb  bort  am  2.  S)ecember  1556 
![Ragifter  ber  freien  Jlunfte.  jhtrg  oor  Königin 
SRaria'S  ^eimgang  (17.  SRooember  1558)  gum 
2)oml^erm  in  S^id^fter  ernannt,  Dermeigerie  er 
bie  Sneriennung  ber  neuen  Steligion  unter  ßlifa* 
betl^  unb  manbte  fid^  nad^  Sömen,  mo  biele  fiüd^- 
tige  englifdde  Xb^ologen  burd^  %bfaf[ung  gebiege* 
ner  SBerfe  il^re  Sanbdteute  in  ber  Steligion  ii^rer 
SBäter  gu  beftärfen  fud^ten.  92ad^  ooruberge^enbem 
^ufent^alt  in  ^riS,  ben  ©topleton  ber  ^uSbil- 
bung  in  ber  gried^ifd^en  @))rad^e  mibmete,  unb 
riner  SBaSfal^rt  nad^  9lom  folgte  er  bem  Shtf e  feined 
SSaterS  in  bie  ^eimat,  mu|te  fie  inbe^  megen  93er- 
meigerung  bed  @u))rematSeibeS  mieber  oerlaffen. 
ffaum  mar  ein  nad^tröglid^  gur  SBoOenbung  feiner 
Stubien  im  SuSIanbe  auf  brei  Saläre  ermirlter 
Urlaub  abgelaufen,  als  Sifd^of  SBorlom  oon  Sl^i« 
d^efter  1563  ©tapleton  feine  $fränbe  aberfannte 
(Knox  [f.  u.]  I,  307).  SRun  Iie|  ftd^  ©tapleton 
längere  Seit  (bis  1569)  in  &5men  nieber.  ^ier 
Dertl^eibigte  er  ben  bom  anglicanifd^en  Sifd^of 
^ome  Don  SBind^efter  angegriffenen  ^t  Sol^anneS 
Don  gerfen^am  (f.  b.  grt,  unb  Dictionaiy  of 
Nat  Biography  XVIII,  Lond.  1889,  282. 
XXVn,  Lond.  1891, 359)  fomie  ben  Xl^eologen 
%f)onu&  Don  ^rbing  gegen  93ifd^of  gemel  Don 
SBind^efier  (f.  Dict.  of  Nat  Biogr.  XXIX,  Lond. 
1892, 378).  %u^erbem  lieferte  er  eine  3ufammen- 


w 


6tardE. 


788 


Mi^flUim  VbmM.  Qoffuctö  Histoiz«  des 
mniiimii  das  ^bJmws  proiagtontas  bfUitftni 
4ii «  kb|cr  (Bcmül^toccfflffii^ 

Mfmi^ilWn  OeioiMta  in  Setectturs,  ÜRof 
«BÜ  be  f)aoM,  MHcIctt,  traf  6latd  im  October 
ITtt  1«  IßanA  tin  mä^  bgte  sod^  entfptni^enbem 
lokrod^  on  8w  SAmar  1766  in  bec  IHxqc  mm 
et  eidtiicf  fatfgi^ei»  büS  iatl^ttf ^  (BloubmS- 
Mknntiilft  ob,  nrie  VM  91.  3.  $iem  $icot  in 
IsBiognipiMimifarMlleXLin,  Park  1825, 
47f  teiltet  ^picot^bcrbonieii— 1840ed^' 
Mar  bcS  Ami  de  U  raligioa  loot  iinb  einen 
EkeS  ftimr  x«H^  Sibßotl^el  bcm  Seminar  »on 
6t.  6iil|pte  Hex  motzte,  bexffal^ect,  ben  Stnttag  bei 
fairtw^H  Stonfi  in  bk  KotttMctitenItße  tum 
6c  6«Iiiice  vA  ben  Unterfd^riften  Starde  unb 
berCcipii^3onbertton  @L@uIt>ice,  be  IBouffet 
(bab  texonf  Sif^of  bwi  S^nS)  nnb  bedSicor« 
be  dceol  bt  In  SRanmMe  fdbft  eingefel^en  unb 
an  Ultoioiif  oon  ba  6anb  3ouBetl0  gelefen  §u 
toorin  €to(&  ConboAon  ouSbdldlid^  er- 
nitb.  Sonmf  totelte  off enbor  4tuc^  @tard8 
VtiUff.n. mtt  a  t>.«(rt.)  in  feinem 
DkliafBaiflire  liiston^e  Zu,  t^  6ä„  Faris* 
Lyon  1824,  812  an,  menn  er  bie  ^Berufung  auf 
ennt  Meceffanften  Vrtifel  b<8  Ami  de  la  reli- 
pm  Tn,  65  Aber  etortt  berul^mteSe  6d^ 
.Z^eotad  Oafhnobl",  eine  Spotogie  ber  !atl^« 
94«  itix^,  mtt  ben  fEßoiten  fd^ie^:  ,,S8ir 
«ffoi^  bo|  ber  9iAacteur  [$icot]  tMlft  WUS  ge- 
fqt  ^,  mb  bo|  es  in  bem  fieben  6tanld  einen 
fuA  (particalariie)  gibt,  todd^  nod^  ni#t 
)cr  Ocfciitl^lrit  fibec^  {%"  %c^  Stanf 
Mifcii  C^titt  in  ]tf genbnd^  (Sntl^uftaömnd  unb 
t^ßt  fi^jenfl  CtaiMngen  in  bie  Sel^  ber  fftsd^ 

Ä,  »te  er  f^n  norl^  nat^  eigenem  ®e* 
ffr  fU§  OBS  Sflcogittbe  in  ben  gfreimanrer« 
fitai  (öttr  oofne^en  loffen,  ift  xooyi  anjunel^mcn. 
BenigfIfiiS  ^otle  er,  noii^em  er  no<!§  in  bemjelben 
ad^  1766  mf  Sr&ngen  feined  Sotet6  In  feine 
loftc^aiitfl^  fK^moi  juzftlgelel^rt  uwr,  xAäft  ben 
9agf,  frliMti  fc^otifd^  glauben,  toie  \pU9X 
€Mkq|  0-  ^-  ^0/  ^^n  ju  befennen ;  Dielmel^r 
^los  «r  Mb  bormif  Ue  Corrieie  eines  ))rote" 
«HUfd^  «klffi^  ein.  S)ifft  bere^tigt  febod^ 
kncMesü^  feine  t^o{f&<!^i^€onberfion  inSbeifel 
|B  ifkleit.  5ladj|bem  @tard  ein  3a|r  Sonrector 
m  S^mar  gemefen  nnb  bonn  tw|e  Seit  in 
€iac§  rtf^fi|en  gilrfien  gefktlben  l^e, 
;  1769  Ott  tpn^cffor  ber  orientdifd^ 
nai^  Mnigmrg  berufen.  Sort  rudte 
iMni0en3a(ren  jum  ^oftnxbigcc,  i{iro* 
f4|Br  «Hb  3>odnr  ber  Z^ealogie  unb  1776  }um 
Cietl^sAmMgier  doc  flBegen  fortgefe|tcr  Sn« 
fMbionm  non  Ceiten  feinet  Simegen  ber)i^ek 
e  iebodl  1777  ottf  feine  ongefci^  Stellung,  um 
IslRilcm  in  ihodonb  bo9  Vmt  eine«  ^ofefferi 
ta  ^flfit/b>tf^  oiqutiden,  bis  er  enbli^  1781 
tf  dctVEJjftnxMgec  unb  eonjiflonalMt^  noc^ 


^Darmftobt  Benzen  nwrbe.  Segen  bie  S)enimä#' 
tion  «ebide'S  uab  SieftetS  in  bor  berliner 
SRonatSfd^rift  Yin  [1736],  42  ff.,  bo|  er  ftr9t>i0<- 
fat^ltf,  $rießer  nnb  Sefidt  fd,  berti^lgte  pilg 
@tani  in  ber  e^rtft  ^Ueber  ftr^l^Iatl^ßciSraul, 
$rofelotenma4erei,  äefuitiSrnnS,  gel^eime  @efdK> 
fri^afien  unb  BefonbecS  bie  ü^  jdbft  bon  bm 
aSerfoffem  ber  Sexliner  OtmiatSf^rift  gemadlim 
99ef^^igungen ,  mit  «den  belegt",  granifurt 
unb  2ei))}ig  1787,  2  Xl^eüe.  S)iefe  SSertl^tbigung 
fanb  freUi^  bei  feinen  (Begnem  feinen  wlauben: 
baS  Sertrauen  f  einefi  IBanbeÜ^erm  Blieb  aber  Stoct 
in  fold^m  ®tobe  etilen,  ba|  er  1807  b^ 
®ro|Ireua  bcS  Subtt»ig90d)enS  erl^  unb  1811 
fogor  in  ben  grei^err^tonb  erl^fam  laurbe.  3» 
ftotten  bon  i^m,  ba^  bie  iSegner  im  UeBmifer 
i^  nid^t  nur  ds  gel^eimm  StaSfciiim,  fpubern 
aud^  als  $riefter  unb  OrbenSmann  bcnnndil 
l^oiten;  fo  ionnte  ©tard  in  ber  Sorrebe  yun 
erften  Sonbe  feiner  Sett^eibigung  nid^  oBne  eine 
gemiffe  Säered^gung  «,baS  gonge  SlngeBen  fär  eine 
oBenteuerlidde  Chimäre"  erlUren.  3tt)eibeuttt 
iebod^  ftnb  iebenfoQS  bie  Sßode :  „IDbm  tmrb  mi^ 
§u  einem  l^etmlid^n  $ä))ftler,  \a  @ott  tDA%  mo}tt 
nid^  aOeS  mad^en.  SaS  fflminert  mid^  ntd^t:  mn 
iil^  bod^  alles  biefeS  nid^  . .  3d^  Bitte  iBott,  b4 
er  feinen  (Soften  ben  ®eijl  beS  §riebenfi  geben 
unb  aEe  getnbe  ber  ebangelif d^  SBaJ^rJ^t  •  •  • 
fi  ©d^onben  mad^  mbge.''  €tard  n^or  ein 
gläubiger  IB^rtft,  eine  cmtcUiante  %atur,  ber  no^ 
^Bereinigung  ber  d(|riftßd^en  Son^ffionen  (heble. 
SoS  turihxBmte  SBefen  Sutl^erS  mar  il^m  eBenfo 
gumiber  mie  bie  literorifd^  Sflotte  ber  Sbi^ärer 
(Sümninaten  [f.  b.  Sri.]),  rneU^e  mit  il^en  Ütamb» 
f&|en  Xl^on  unb  SQtor  Bebrol^ten.  (Segm  UUm 
ift  feine  l^otmgalbt  €d^rift  „S)er  Xrimn))$  ber 
$]^fo)^te  im  18.  Sd^rbunbext^,  €krmont0mn 
1803,  2  Sänbe  (in  8.  Suflage  BerouSgegeben 
tum  Sinber,  StegenSBurg  1847),  gerid^tet.  2)en 
grö^  ßrfolg  erntete  cba  feine  b^te  SlrBeit 
«.Xl^eobulS  (Baftma^t  ober  fiBer  bie  SSeretnigung 
ber  twrfd^iebenen  d^füid^en  SIeligionSfodetäten  , 
gfronlfurt  a.  SR.  1809,  meU^e  nod^  gn  feinen 
Sel^eiten  tner  unb  sud^  [einem  Xobe  bier  mettene 
Silagen  erlebte.  3xi  ber  gmeiten  Dermel^rten 
älufloge  bemerft  Stord  in  feinen  Sriefen,  meU^ 
SfiS  für  bie  erfle  «uflage  beS  ftird^enlecUonS  X, 
848  ff .  »ermertl^en  bnnte,  cS  merbe  «,in  berfelBen 
nid^t  nur  aus  ben  Sd^rii^  ber  Slufttöier  gegeigt» 
inie  tief  fie  ben  $roteflantiSmuS  in  ben  Slaturoi 
liSmuS  ^ineingeorbeilet  l^oBen,  fonbem  eS  feien 
ottd^  oBe  bie  Seigren,  morin  bie  latBaKf d^  fftrd^ 
toon  ben  ^roteftonten  abgd^e,  nnmiberle^id^  bev* 

tl^eibigt,  imb  eS  fei  bargetl^,  ba^ bie  Slfld« 

td|r  ber  ißroteftanten  gur  IstBoIifd^  ftinBe» 
menn  ^e  niqt  bon  bem  9taturaIiSmuS  »erfd^un^ 
merben  moUten,  am  (Enbe  bon  felBfl  tixii^totttiiii 
ja''  OBrief  Dorn  26.  SSärg  1810).  3e  me^  ber 
ißroteftontiSmuS  ben  d^riftlid^en  ®d>onIen  Ikx 
ßrlöfung  bttxd^  ben  eingeborenen  Sol^  SolM 
t^eiSgoB,  hefto  mel^  p^Ite  fid^  Stotd  gur  iotl^ 

24 


m 


Stationes  regularium  —  Stottler. 


742 


gSr  UtfMJl  b^iexer  loirb  ba9  gfefl  beS  in  il^r 

9ac|clai  ^ie^  itmfid^R  tna^gebenb  geoefen 

tm-j  boA  famitt(  fär  eine  9iei(e  üon  Xagen  (ito- 

■mlfid)  Die  Duobiagcfiinaljeit)  biefeS  ^tinciti 

n^  btin!^Qcf9]^  toctbriv  unb  eS  toox  ffit  bicf e 

an  k^Dobim  Vnorbnung  ndtl^ig,  um  alle  Un- 

^rivinctt  tmbUnotbnung  ju  befeitigen.  S)e|]^Qlb 

fcflnitnile  Qtegot  ber  (Bto|e  (f.  Joannis  Diac. 

Tita  a  Gregor.  2,  IB)  bie  Sietl^folee  ber 

6uütonS!ln!)m  tmb  He^  im  Sacramentaiium 

Ml  )cbe5]iifllige  Btatio  amnerlm.    S)em  IBoIfe 

vucdc  bie  €titHon  beS  näc^ften  Xaged  in  ber 

!Nff(e  bcS  biufcnben  SogeS  burd^  ben  ^rd^ibiocon, 

i^äicr  bur4  ben  Subdiaconus  regionarius  an« 

^efinbigt  (Ordo  Bom.  I,  n.  20;  Ordo  Born.  IT, 

s.  14 ;  Ordo  Born.  XI,  n.  34).  —  9nd^  baS 

Iffige  tdiitif(j(e  SRegbud^  entl^ält  nod^  bie  Slngoben 

Suüo  ad  . . .,  um  fo  oenigftend  bie  Erinnerung 

flr  Me  fett  bcin  18.  tinb  14.  3a]^r]^unbert  DoD- 

hiMq  abgrfommenen  €totion8feiem  tt)ad^5u- 

baüen.  8on  ptalttfd^m  Sntereffe  ift  bie|  nebenbei 

tinoiDcti^  dB  bamit  ein  gftngerjeig  jur  (Seminnung 

ber  fogrn.  €tationSa6(affe  gegeben  i{L  Unter  le^ 

tatm  iMxfif ^t  man  bie  in  ber  iej^t  ma^gebenben 

9om  Don  $hii  VL  om  9. 3uli  1777  betoilligten 

aofflommenen  unb  unbolfbmmenen  Vbläffe,  meldte 

oier  tat  gemö^nßdben  Sebingungen  an  ben 

SiaHonfttagen  junfiii^fi  burd^  ben  SBefuc^  ber  be« 

tieffejiben  6iotiontfird^e  in  9iom  gemonnen  mer- 

bra  Gimm  (f.  Geringer,  ^e  9blft{|e,  9.  Stuft., 

fobextem  1 887, 426).  Sffir  bie  au|er^  »omS 

Stellen  Sldttbigen  ^äbtn  bie  ^äpfte  mand^mal 

Abcct  IKriben  bexeid^net,  für  beren  Sefud^  bie« 

Mkn  ma^  bemtOigt  ftnb,  unb  bie  Orbendleute 

ne  aud^  bie  SRügli^er  mand^er  SBruberfd^often 

ab  Smfate  ().  9.  ber  Starianifd^en  ßongregation, 

6cQpitßerbntberfd^aften,  beS  britien  Or- 

oon  9-  StonriScttd)  merben  berf  elben  ®naben 

;t  nad^  bem  dnbult  burd^  ben  IBefu^  ber  OrbenS*, 

embecfd^ftS-  ober  ^forrfird^e  t^eil^aftig.  — 

fL  Sic  Dierje^n  ^oKefidkn  beS  IrreujtoegeS  (f. 

b.  «tt).  [eifcr.] 

StetieneB  repilariiiiii,  f.  $ilf8))ne{ler  Y, 

2091. 

^teÜMScmci^  f.  ffreujiDeg  YII,  1134. 

§itß093fäßek^  f«  göfiengetten  IV,  1269  f. 

^foSfbr,  9enebict,  S.  J.,  pilofopb  unb 

2>»Iog,  »urbe  }u  ltd|ifaig  im  b(^rifd^en  9BaIb 

CB  30.  danuar  1728  geboren  unb  mad^te  jeine 

ex%n  Stitbien  im  fHofter  9lieberaltad^  unb  ^u 

Stauten  old  SlumnuS  b^  @eorgianum8.   9m 

L3L  ecptmiber  1745  trot  er  in  bie  (SefeUfd^t 

SffL   Sbufibcm  er  ju  SonbSberg  fein  9lot)iciat 

f^Oofbä,  ftabicit  er  )tt  ängolftabt  üon  1747 

a  biri  3o^  ^^Oofop^ie ,  ein  Sol^r  !Dlalbe- 

artif,  mirtte  boitn  bon  1751— 1754  ju  SonbS- 

M  uüSb  fUubüxq  tu  S>.  oIS  Se^rer  ber  ^ma« 

aiottt  unb  mod^te  oon  1754—1758  )u  3ngo!- 

tet  bie  Zl^log^  burd^.    3)ie  ^rieftertt)ei^e 

m^^fmg  er  1759,  tuorauf  er  nod^  einmal  ^uma- 

mm}uSnMfn^  Dortrug,  bann  1760—1766 


$l^ilof0p]^ie  ju  Straubing  unb  SnnSbrudf,  barauf 
Xb^ologie  gu  Sototl^um  unb  mieber  }u  ännSbrudt 
unb  feit  1770  ^u  Sngolftabt  lehrte.  3lad^  ber 
aufbebung  beS  ^efuitenorbenS  blieb  @tattler  in 
feinem  3(mt  an  ber  Unit)erfUöt  }u  ängolftabt  unb 
tourbe  1775  fogar  burd^  ben  S^d^of  öon  ®d^* 
ftätt,  ben  Äanjier  ber  Uniüerptät,  ju  feinem 
@telb)ertreter  als  ^rofanjler  ernannt.  Unter  ben 
bamaligen  ^rofeffaren  mar  er  unftreitig  ber  be« 
beutenbfte ;  er  benu^te  feinen  ßinfiu^  unter  9tn^ 
berem,  um  ben  Stubienreformen  t).  SdftattS  ent- 
gegenjutreten ,  maS  i^m  oiel  Slnfeinbung  mo% 
(f.  e.  gtranti,  ®ef  d^id^te  ber  Subtoig-aRaiimilianS- 
Uni&erfttöt  )u3ngoIftabt  I,  aßüncben  1872,  655 
bis  659).  m  1781  aSe  eiiefutten  in  »a^em 
aus  ben  Se^rfteOen  meid^en  mu|ten  (f.  b.  9rt.  3n> 
golfiabt  VI,  716),  ttnirb  ©tattler  ©tabtpfaner  gu 
ffemnatb  in  ber  Oberpfd^,  reftgnirte  aber  bcüb 
unb  mürbe  1790  „d^urfürftlid^  mirfiid^  frequen- 
tirenber  geiftlid^er  unb  Kenfunatl^";  1794  mufte 
er  aud^  biefe  beiben  SteOen  nieberlegen.  €r  blieb 
nunmehr  o^ne  9lmt  bis  gu  feinem  pldllid^en  Zobe 
am  21.  auguft  1797.  —  Sbgefeben  bon  einigen 
abbanblungen  über  Wineralagie  ftnb  @tattIerS 
S^aiipiXDtdt:  ein  DoSftcinbiger  SurS  ber  $bi^« 
fopbie  (augSburg  1769ff.,  8  Sbe.  [Sb.  VI— VH! 
ftnb  naturmiffenfd^aftlid^e  Sompenbien]),  ber  f^un* 
bamentaltb^ologi^  (Demonstratio  erangelica, 
Aug.  VindeL  1770;  Demonstratio  catholica, 
Pappenheimii  1775;  De  locis  theologicis, 
Weissenburg.  1775),  ber  tbeoretif^en  Geo- 
logie ßngolftabt  1776  ff.,  6  SBbe.),  ber  et^if 
(Ethica  christiana  umversaliB,  Ingolstad. 
1772;  Ethica  Christ,  communis,  Aug.  VindeL, 
Monach.,  Ingoist.  1782  sqq.,  6  tom.).  S)a3U 
bmmen  ))oIemifd^e  @d^riften  gegen  bie  SQumi« 
naten,  fran}5fifd§en  SleDoIutionöre,  Sa^rbt,  9Ren* 
belSfobn,  ifant  (Snti-ffant,  SRünd^en  1788, 
2  99be.,  unb  Heinere  Sbbanblungen).  Süperbem 
fd^rieb  er  SleligionSbanbbüd^er  für  Sd^ulen  unb 
ein  ^^falmenbud^",  SlugSburg  u.  SRund^en  s.  a. 
[1789]).  Seine  «bfid^t  bei  biefen  SBerlen  mar, 
mie  Sailer  fagt,  „ben  gan}en  ^der  ber  fd^olafti- 
fd^en  ißbitofo|)bi(  unb  Xbeologie,  mie  er  i^n  t)on 
feinen  9)orfal^ren  fibemabm,  getreulid^  umguadem 
unb  mieber  frifd^  ju  beföen".  9Im  meiften  folQe 
biefe  Steformarbeit  ber  $]^iIofot)bie  gu  gute  lom- 
men.  Stattler  bdit  bie  begüglid^en  Seiftmtgen  ber 
ötteren  @d^oIaftifer  ben  Sebiirfniffen  ber  S^ 
gegenüber  für  ungenügenb  unb  fudjt  felbftönbig 
eine  neue  ^bi^of opbi^  gu  begrünben.  Sr  fd^Iie|f 
fid^  bei  biefem  Untemebmen  infofem  an  Sbtifi 
SBoIff  (f.  b.  %tL)  an,  als  fein  auSgefprod^eneS  99e» 
ftreben  ift,  überaO  bie  äBoipd^en  3been  felbftdn- 
big  burd^  SBeffereS  gu  erfe^en.  SSon  ben  Kate- 
gorien beS  SriftoteleS  in  ber  Ontologie,  Don 
Snaterie  unb  gform  in  ber  ffoSmoIogie  ift  bem- 
gemö^  (eine  Siebe  me^r ;  ä^nlid^  ift  in  ben  @d^rif- 
ten  über  St^it  bie  cafuiftifd^e  Sel^nblung  ter- 
mieben.  UeberaU  ift  StattlerS  Xenbeng  eine  ire- 
nifd^e  gegenüber  ben  glaubigen  ^roteftanten,  eine 

24* 


348 


Statns  iiKtnra*  —  Stau) 


foUm.\ä)t  fltgcn  bu  bamaliQcn  B^tiS'^^-  ^^^ 
Utt^  bn  3(ileaioffni  über  l^n  toai  Dof^f 
bai.  9Iadg  SoUinS"  ^  ci  mit  feinen  EEBertcn 
miütos  jam  gemitoe  bonifi  omnibus  expreesit 
(f.  Analecta  jnria  Pont.  IV.  Ser.,  tom.  II, 
Bomae  1860,  14S4);  Satler  nteitU,  tc  l^abt 
,ba6  f(^Ia{nibe  3iaä)'  unb  Scliflbti^ni  . . 
fionjtn  tatt)olii(!^  ^nitfd^Canb  aufgetuedt", 
bebaiurt,  ba^  man  feint  SBerft  „btm  Staubt 
äbtigibt"  (f.  SailtrS  €ämmtliif)t  Wrdt  XXI, 
eiiljboc^  1839,  195).  Sr^tntS  bottc  mlfi  bt- 
fonbnS  fttnni  @ninb  tn  StottleTS  t^b'S'^ff'ii 
*ui(  btm  ®«birie  her  S^cologit.  3)en  Soleranj- 
ibem  unb  bem  gtbrontiiniemug  l^ttc  tr  nament- 
li(^  in  feiner  Demoustratio  catholica  3U' 
geftänbniffe  geina^,  unb  bte  Q^olge  tnai,  bo^ 
j(^on  1780  ein  3)ccret  ber  SnbticongicgQtiim 
miBtn  boS  99u(^  btieit  lag.  luf  ^tmotnbcn  bte 
etftl&ofS  DonSÜ^ßätt  ftonb  man  inSliim  ocn  bei 
fßtröfftntlidtiuna  bet  Stnfur  ab,  1 793  abct  Uuibe 
bii  @a(^e  »DU  Ülnitin  angtrtgt  unb  Statller  bic 
äSobl  gefttlU,  entntbtr  }u  retractiim  ober  bafi 
»ui^  auf  hm  3nbts  gtftftt  ju  ft^tn.  So  et 
Härte,  ein  SQibemif  fti  t^  nur  bann  mSgl 
tutnn  btt  Sßotifl  eine  S^efinttion  ex  cathedra 
lofft,  fo  »urbt  am  11.  äajiunr  1796  boS  Stcrel 
Don  1780  oträfftnlltdii  Sin  Snbtperbot  Om 
€tanieri  Loci  tfaeologici  unb  fttnti  Tbeologia 
folgtt  am  10. 2Su[i  1 797  nac^.  Sßenig  ju  Stattlere 
&)rt  f^ug  tS  ouS,  bag  ber  ganje  Sänften* 
ntc^fel  über  bii  ^aift  (»on  i^  fclbft  ?)  Deiüffcnt' 
li^t  nurbe  in  bn  Sdirift:  ^ut^entift^e  Slcttn« 
püdt  UKgtn  bem  ju  ^Ront  t^eilfi  betriebenen,  tbeilS 
objiUDenben  getioiltetenfBedKitnmungeuit^etl  übet 
boS  Stattleriji^  ^udb  DemonBtratio  catholica, 
9nmrfutt  u.  Seidig  1796.  S)aS  ^uä)  gibt  3eug> 
nife  Don  bem  Streben  SomS,  einen  im  Uebtigen 
Detbitnlen  ÜRaim  ju  jc^nnt,  mäbrtnb  Staltitre 
SStrfu^,  bie  römifc^e  !Bebbiit  Don  feinen  %'i)r)m 
gu  übnjfugen,  fein  ^o^tn  auf  bie  beutf^e  SBijfen- 
f(^a^  im  @eg(nfa^  jur  r3niifd)tn  ().  ä.  ^cten- 
pÄt  S.  61. 164.  170)  bei  aller  &)T:\urä)t  beS 
XontS  fonbetbat  niilcn.  S)tt  Srünbe,  ntlt^e  er 
unb  fein  %tif[^of  gegen  ben  £rla|  btö  ÜJtiboteB 
snfübren,  bag  StattleiS  Sgiic^ei  alle  bit  bijdiöf- 
üäjt  Sltiutetlaubnig  trügen ,  i^t  EQetfajfcr  tin 
frommtr  unb  eifriger,  in  gon^  S^tulftdlonb  be- 
lü^mtn  ^tie^tr  fei,  bti  als  novae  et  melioria 
logicae  et  metaphysicae  reetaurator  gelte 
(a.  a.  C.  90.  30),  ba|  bit  befonberS  angtfodiltne 
S^efe  in  S?tutfd|Ianb  ganj  aQgcmtin  Dtrt^ibigt 
Bietbe  (ebb.  61),  fiub  jroor  febr  (^aralterifliftb  für 
bie  bamalifie  3«' .  'onnttn  cber  in  Mom  olS 
@rünbe  grllen,  etjl  redjt  gegen  boö  S9nc^  unb  bei- 
ortigt  3uftünbe  einjuf<i)rtilen.  —  StoJ  feinet 
tjfebigriffe  in  einzelnen  t^ragcn,  bie  in  bei  SHit^- 
hing  ber  3eit  einigt  Sntfd^ulbigung  finbtn,  ^t 
Slattitr  auf  anbeten  ©tbieten  bet  pofitibtn  Sbto- 
togie  eint  folibc  Se^te  Dotgettagcn  unb  alS  Üjei* 
ttaiitnemann  ftint§  Sifc^fe  unb  telatiD  noiS) 
titcblii^  gejinntec  ^f^or  günflig  getoittt.  Statt- 


letsSt^QI 
»ifc^of,  b 
monstrat 
tttcibigung 
fogtt  noc^ 
et  Dtrbai^ 
(f.  ®.  m 

1865,  43 
Xob  befd)! 
Stop]  nnb 
(f.  Alud^ 
£.  älötfteni 
beranünd 
filaffe  XV 
©ailtt,  ffl 
1798,  in 
Suljbac^ 
rat^.  X^o: 

1866,  17 
1000  ff. ; 
XXXV,  4 
parSonm 
gegebenen 
au6  btn  of 
abmti^^tnt 
btiScilttj 

SUttu 
Stanb  btt 

togenbR , 
lif^et  üti 
ju  ®nnjb 
bergif<$en 
^anbmetft 
1806— IS 
unitbt  et 
aSoltribtf 
btingtnb  i 
Stm  tDiUj 
begann  im 
fiatftubim, 
■nisbann  n 
btr  UniiK 
SP^ilofDplri 
et  fid^  Diel 
befd|äftigt : 
«Utlilofop^ 
3otobi  (f. 
ber  fat^Itj 
lid),  »ie  € 
91rl.)  ,bui 
Sßort'ben 
unb  feine  g 

btttttct,  ttc 

SprieftCTfen 
am  15.  Se 
bem  er  tin 
tr  9itpeteni 
1830  Dtra 
f^ofima^Ii 
ftftotiwa 


HS 


etaüpi^ 


14S 


ftoiog^  ^lEinflttt  in  «ie^  2)ott  gribibdt 
B I8S4  taiScditlämiiQ  mit  feinen  CoOegen  Rxifx 
^W(i\Mt  ^^}fäAä^  ^  X^eoloate  unb 
tfSßä^  $^^o|>^'',  »e^e  Dide  9Jb^nbIuiigen 
■D  ftnHkn  an»  feiner  9eb«c  entj^oßm.  9ta(j^bem 
ff  in  Aielcn  fltiben  3o^  fegindreidft  gettirft, 
Hdhe  cc  im  ^ti^  1887  in  bcn  &^rf9r|m  bet 
liiilitll  ^M^bncg  fiemfen,  unb  gnKur  gleid^- 
«Big  mit  ^^^  (f.  b.  Vxt),  feinem  fni^tn 
McB  1«  XibiagoL  StAt  t^Iogifd^  f«acu{t&t, 
«  tarn  €|rt|c  bomoO  nod^  fmg  (f.  \  ^rt) 
,  iK^t  m^  btefe  Senifungen  eine  häfiige 
^otte  @taid)enntaiet  infolge  feined 
aftffnggymyflgnfongg  betmHonolifiifi^enStit« 
l^ü«fD)i4ie  Cosiccf fionen  qimaiiiit,  \o  emonc^irte 
er  jU^  box4  ba9€!htbium  bet  ftird^emküernnb  ber 
64olapite  immer  me^r  t»on  i^.  2)iefe  erfttu* 
fid|t  8iitiuiiHmig  j^otie  ft^on  in  @ie|en  begonnen 
mb  fetle  fO^  m  ^reiburg  fort.  Seine  tteffli^en 
tefhoigm  al§  einet  abbemifd^  8e^tei8  mib  tl^o» 
ki|tf4m  €4riftfteIez<S  fcmben  au$  beim  dtj* 
tt^  ^mmm  Hon  9icari  (f.  b.  9lrt.)  tSnetbn« 
kibem  biefer  il^n  1843  jum  2)ontca)>ituIat 
Siitien  in  bet  trfifHgffen  (gnt^Itung 
feis  aBirien  pVbIfixii  (1852)  biir«  ein 
to^fbibcn  aeftM^  boft  er  fi^  burd^  s^  8^^^ 
Id^igt  ftnpEfngung  }ttge)ogen  l^otte.  Sa  bte 
iMvffnnig  mif  SEBieber^crpeUung  immer  mel^r 
itonb,  tet  er  1855  rnn  ^ßenfionirung.  SN 
jbllinibcii  ^SfiSftt  ereilte  i^n  am  19.  Samior 
mf  einfR  iibaädid^n  Sixigiergange  ein  fiarler 
r#imiiifoS^  ber  einen  mtgtäcHid^  Sturg  in  ben 
1^.  dabiifhlMSonal  jnr  ^o^fi^  ^^  unb  fo  fei« 
«■  l:ob  Vsbeifü^.  Seine  irbifd^  Ueberrefte 
mbtn  nebm  benim  feines  bcrül^mten  SoOegen 
^o^  Son  feinen  )ol^(^  @d^riften  feien  fol« 
ffA  cnpffi^t:  So^onneS  Scotut  Srigena, 
L  SVB.  9ninffurt  1884  (@€Otu«  ßsigena  mirb 
}mtM  m  gfinfHg  bcurt^eüt;  ber  [ntd^t  er» 
Miome)  IL  3^  f  oSte  baS  Softem  beS  grigena 
mftiUvii,  bai  ftbod^  Dom  SBerfojfer  anbertoärtd 
fl.  8l  in  ^^aofo^e  b.  S]^f)entl;|um^^  (Sieben 
18M»,  535  1f .]  Wrgeßdlt  »nrbe) ;  6nc9no))äbie 
kr  tl|eologtf(^  SBiffenfd^ften ,  Slaina  1834, 
X  idjl.  1840;  S)er  $rogmatifimud  ber  (BeifteS« 
fdcn,  tSb.  1885 ;  !Der  0eift  be«  Sl^ftentl^um«, 
IdCfr^dltt  tn  ben  ^eiligen  Seiten,  in  ben  l^eittgen 
^wnblttugni  vab  in  ber  Eiligen  ffunft,  SRoinj 
1835.  2  Z^Ie  (7.  9lufl.  1866);  3)arf!eaimg 
m^  ffrifif  bcft  ^el^d^en  Spftemd,  3Rain}  1844 ; 
iir  tfr^lSi^e  Sogmotif,  ffreiburg  1844—1852, 
1 8febe  unb  L  «tt^rifung  be«  4.  »onbeS  (un- 
mOcnbct) ;  3>lf  Orunbfrogen  ber  ®egmtt)Qrt,  mit 
nur  CnftDidlnngSflefd^ic^te  ber  anti<!^riftlid6en 
frindj^ien  in  intdfeduetler ,  reßgiftfer,  flttlit^er 
ti5  fociolcr  frtnfl^t,  k)on  bm  Seiten  beS  ®no« 
pdfimni  an  M8  auf  und  ^rob,  Sfreiburg  1851. 
A^  Bemer^  Qi^ij^tiit  ber  fot^olifd^n  Xl^o« 
üpe.  «finden  1866, 487  ff. ;  Srfltf,  ©ef^d^te 
tct  kif^V^iim  Khäß  ki  S^eutfd^Ianb  n,  äRofinj 
\U»,  435.  458  f.;  ftifi^  Stubium  unb  Stup 


bententeben  bor  uierjig  bis  fän^  Salären,  3vm»» 
bnn!  1891,  379  ff. ;  Hurker,  Nomendal  Kl 
ffl,  2.  ed.,  927  sqq.)  [»önig.) 

$fa«yt|,  äobann  oon,  0.  S.  Aug.,  te» 
ftmnt  bnrd^  feine  99egie]|ungen  }it  Sutl^er,  mar  ju 
Stottertt^  geboren  unb  entflammte  einem  olt" 
abeligm  ©efd^Ied^te,  oeld^ed  im  SOlei^ifd^en  m* 
fäffig  mar.  3m  %  1485  tarn  er  aß  »accoloreufit 
auf  bie  Unioerfität  Seipgig  (grier,  ffiie  aWotriftf 
ber  UniDerfität  &il)}ig  I,  Seip}ig  1895,  347). 
(Einige  3a^e  fpdter  »urbe  er,  mal^rfd^einßd^  in 
SRund^,  Suguftinermbnd^.  %\%  foÜ^er  He^  er 
fU^  1497  }n  Tübingen  in  bie  ttnioerfitätdmatrifei; 
eintragen;  er  mar  bamolS  SRagifter  ber  freien 
ffttnfte  unb  Sector  ber  Xl^eologte.  9lad^bem  er 
1498  bem  Xübinger  9ugttfHnerfloßer  M  !ßrior 
Dorgefe^t  morben  mar,  t>romot)irte  er  1500  }jixai 
3)o€tor  ber  S^eofogie.  %A  ber  erften  ^Ai  fetnefl 
Xübinger  9lufentl^aItS  ftammen  34  Iateinif(|e 
Sortröge  über  ba«  Sud^  3ob,  bie  auf  ber  SRün- 
d^er  ©taotsbibibtbef  (Cod.  lat.  18  760)  V^nb» 
fd^riftlidl  aufbemal^rt  merben  (ogl.  Manlius,  Lop 
eorum  commuDium  collectanea  III,  Ba^Mb» 
1563»  14).  3m  %  1500  Deröffentlid^te  @tantn| 
ein  latetnifd^ed  Sd^riftdden,  morin  er  nad^aumeifen 
fttd^te,  ba^  bie  ®Idubigen  t)ert)fli(|tet  feien,  an 
@onn-  unb  gfeiertagen  in  il^ren  eigenen  !ßf an» 
Krc^en  bie  l^Iige  9Re[fe  )u  |^5ren.  Salb  nad^l^ 
mürbe  er  jum  $rior  bed  SRund^ener  &)noentS  er^ 
nannt ;  er  oerfa^  biefe  SteQe  bis  1503  unb  mürbe 
bann  auf  bem  ffapitel  ju  6fd^mege  gum  (Senercril- 
oicar  ber  beutfci^en  Siuguftinercongregation,  b.  % 
be8  SBerbanbed  ber  reformirten  ftlöfter,  gemäl^lt 
Snsmifd^en  mar  er  im  auftrage  bed  Sanbelfürften 
feiner  |)eimat,  beS  Ihtrfürften  gfnebrid^  be» 
SaSeifen,  bri  ber  ®ränbung  ber  Unioerfitöt  SSHttenF 
berg  tl^ig  gemefen;  er  übemal^m  an  berfelben 
eine  $rofejfur  unb  mürbe  erfier  ^ecan  ber  tl^o« 
togifd^en  gfacultdt.  ^18  ®eneralDtcar  ber  %tgu« 
^inercongregation  lieB  et  ftd^  t>or  ^Dem  ange» 
legen  fein,  bie  OrbendconfHtutionen  neu  ^eroudgu« 
geben.  S)a^  er  bei  biefer  @elegen]^eit  eine  mid^Hge 
Steuerung  eingefügt  l^abe,  inbem  er  baS  Stubiin» 
ber  l^eiligen  Sd^rift  anorbnete,  iß  oft  be]^au)>tel 
morben;  a&ein  bie  9Ra]^nung  an  bie  9}ooi}en^ 
„bie  ^eilige  @d^rift  begierig  ju  lefen,  anbüd^ 
anjubören  unb  eifrig  ju  lernen'' ,  ift  nid^td  ^nbereS 
als  eine  einfädle  Erneuerung  ber  alten  OrbenS« 
conftitutionen.  Suf  einer  feiner  SBifttationSreifen 
femte  @tau])i^  im  Erfurter  fflofter  Sutl^  (f.  b. 
^rt.)  fennen  unb  na^m  ft($  bed  fc^mermütbigeii 
iungen  äRönd^ed  Däterlid^  an,  inbem  er  il^n  burd^ 
freunblid^  Sufpruc^  aufjurid^ten  fud^te.  3m  3« 
1508  »eranlalte  er  aud^,  ba|  Sut^er  jur  ^xU 
fe^ung  feiner  t^eobgifd^en  @tubien  nad;  SBitten» 
berg  ^fanbt  mürbe.  Um  biefelbe  3«it  brac^  in  bet 
9[ugu)tinercongregationein3^ift  aud.  Snbe  1507 
nftmlid^  l^tte  @tau|>i^  eine  ))öpftnd^e  SuOe  er^ 
langt,  ftoft  meld^er  bte  fddbftfd^-tpringifd^  Or» 
benSproDinj  mit  ber  beutfd^en  Kongregation  Der« 
einigt  merben  foOte.  9Rel^rere  reformirte  IHbftet, 


747 


Stebinger. 


748 


}tt  benm  Sifurt  it%Mt,  tDoOten  iebod^  Don  einet 
lold^en  SBereinigung  ni^tS  »ifjen,  Snfolge  biefer 
uneinigfeit  tturbe  Sutl^  Don  feinem  SonDent 
aus  aOßittenberg  guxüdberufen  unb  1511  Don 
ben  ftlöfietn,  tteld^e  {td^  @tau))t|'  Snocbnungen 
nid^t  fügen  tt)onten,  no^  %om  gefanbt,  um  bort 
beten  @<ic^e  bei  ber  Surie  ju  betreiben.  9uS  bem 
iDeitem  SBerlaufe  ber  3)inge  ergibt  fid^,  bo^  bie 
Dom  ©eneralDicar  beabftdltigte  Steuerung  Dom 
))d))ftKd^en  Stul^Ie  nic^t  gebiQigt  tt)urbe.  3m 
^erbfte  1512  legte  Stoupi^  feine  SiBittenberger 
^rofeffur  nieber,  um  ftd^  ungel^inberter  ben  Or« 
bendangelegen^iten  unb  bem  ^rebigtamte  mibmen 
gu  lönnen.  SSon  ie|t  an  l^ielt  er  fl($  mit  SSorliebe 
in  €übbeutfd^Ianb  auf,  namentlid^  in  SRünd^en, 
Ütümberg  unb  @al}burg.  S)ie  ißrebigten,  meldte 
er  in  biefen  Stöbten  ^iett,  gaben  i^m  ®elegen- 
l^eit,  in  ben  Salären  1515 — 1518  einige  aScetifc^ 
@d^riften  ju  Deröffentlid^en.  Me  biefe  ©d^riften 
finb  in  Dottem  ßinflang  mit  ber  latl^olifd^en  fiel^e; 
tnSbefonbere  fielet  Staupi^  gan)  ouf  latl^otifd^em 
Soben  bejäglic^  ber  fie^re  Don  ber  Sted^tfertigung 
unb  ber  93erbien{)Iid^f  eit  ber  guten  SBerle.  Sut^rS 
Suftreten  xouxht  anfänglid^  Don  Stoupi^  mit 
gfreuben  begni^t.  SBie  fo  mand^e  anbere  ^  la« 
^olifd^  gefmnten  SRänner  glaubte  aud^  er,  ba^  eS 
fU^  blo^  um  einen  Stomp]  gegen  lir^tid^e  9Ri|- 
broud^e  |anble.  2)aS  f d^arf e  auftreten  bed  äBitten- 
berger  ÜteuererS  mad^te  i^n  aUerbingS  im  Saufe 
beS  3a^re8  1519  na^  unb  nad^  ettt)a8  bebenflid^. 
Sr  fing  an,  ftd^  Don  il^m  jurüdjugiel^en,  um  aUen 
@d^ein  gu  Dermeiben,  als  billige  er  bejfen  93or« 
gelten ;  anbererfeitS  looEte  er  bod^  aud^  nid^t  gegen 
Sut^er  einfd^reiten,  mie  er  ed  al8  SBorftanb  ber 
beutfd^en^uguftinercongregationl^attetl^un  muffen. 
3n  ber  Hoffnung,  aUen  @d^mierigfeiten  gu  ent- 
gel^,  legte  er  1520  feine  Stelle  alS  ®eneralDicar 
nieber  unb  begab  ftd^  nad^  Salzburg  gum  ba- 
moligen  Srgbifc^of  Sarbinal  SRattl^öuS  Sang  (f. 
b.  9rt).  I^ier  trat  er  mit  pop^tliä^n  2)ig|)enS  am 
!•  Suguft  1522  auS  bem  9uguftinerorben  auS 
unb  legte  an  bemfelben  Zage  ^rofe|  ab  afö 
SBenebictinerm5nd^ ;  fd^on  am  folgenben  Sage 
mürbe  er  gum  Sbt  Don  @t.  $eter  tmäifit  9Id 
f Didier  fiarb  er  am  28.  Secember  1524.  Obfd^on 
er  nod^  einige  9Ronate  Dor  feinem  Sobe  einen  fel^r 
freunblid^en  SBrief  an  Sutl^er  gefd^rieben  ^cA,  fo 
fielet  bod^  feft,  ba^  er  ben  neuen  Se^ren  feined  el^e- 
maligen  @d^üler9  ntd^t  beiftimmte.  S)ie^  ergibt 
fld^  fomol^l  aus  ben  $rebigten,  bie  er  1523  @alg" 
burger  ftlofterfrauen  gel^alten  (gum  Xl^il  ob* 
gebrudtt  im  Sa^rbud^  für  bie  ®efd^id^te  beS  ißro- 
teftantiSmuS  in  Defteneid^  H  [1881],  49  ff.; 
XI  [1890],  118  ff.),  afö  aus  feinem  @utad^ten 
Dom  3a^re  1523  über  bie  Se^rmeinungen  beS  ab* 
gefallenen  SuguftinerS  Sol^ann  Slgricola  (f.  b. 
«rt.  unb  §iftor.  Sabrbud^  XII  [1891],  773  ff.) 
unb  aus  feiner  Sd^rift  „ißon  bem  l^eüigen  redeten 
d^ftlid^en  ©lauben",  bie  er  möbrenb  beS  Ie|ten 
Salgburger  ^ufentl^IteS  Derfa^t  fyxt  aSol^I  1^ 
er  in  feinem  Sene^men  gegen  Sut^er  gro^e 


@ii^mod^^eit,  {a  Sdglid^e  ^albl^  an  ben  lag  ge« 
legt;  in  ®IaubenSfa(^en  aber  bHd  et  fietS  fa- 
tbolifd^  geftnnt  unb  ift  oud^  gut  btl^olifd^  ge» 
ftorben.  2)a^  oOe  feine  @d^rtften  auf  ben  3nbes 
famen,  tfi  mobi  nur  einem  9lrrtbum  gugufd^iben 
(»eufd^,  3nbes  I,  279).  (!Bgt.  Xb*  <^Ibe,  SDie 
beutfd^  Suguftinercongregation  unb  Sobomi  Don 
@taut)i^,®otba  1879;  $.3dlet,  @tau))iL  Seine 
religidS-bogmatifd^enSnfd^ungen  unb  oogmen« 
gef^id^tlid^e  ©teOung,  in  ben  Slq^ologifd^  @tu« 
bien  unb  «rittfen  LH  [1879],  1  ff.;  a  «eOet^ 
äobann  Don  @tau|>ijf  unb  bie  9nf&nge  ber  Sc« 
formation,  Sei))gig  1888;  92.  ^ouIuS,  äo^n 
Don  Staupi^.  Seine  Dorgeblid^  ))rotejlantifd^ 
®eftnnungen,  im  ^iftor.  3al^rbud^  XII  [1891], 
809  ff.;  bie  Don  ihmale  begonnene  Ausgabe 
fämmüid^er  ÜBerfc  beS  &iavip%  L  9b.,  ^tsbam 
1867,  fonnte  n^egenmangelnberSlbrilnabmemd^t 
fortgefe^t  merben.)  [9L  Jßaulud.] 

$<rbtoger,  ein  SBauemflamm,  an  ber  untern 
SBefer  anfäfftg,  ift  in  ber  ®ef4i^te  belonnt  ge- 
morben  burd^  feine  ffftmpfe  mit  bem  Srgbifd^of 
®erbarb  ü.  Don  Bremen.  S)en  Snlo^  gu  bem 
Streite  gab  bie  SBeigerung,  ben  b^rfömmli^ 
3ebnten  gu  entrid^ten,  unb  ber  erfle  Sufammen^ 
fto|  fanb,  ba  ber  (Ergbifd^of  feine  9nfprud^  mit 
®ett)alt  geltenb  mad^te,  am  aJBeibnadbtSobenb  1229 
ftatt.  ®erbarb  erlitt  eine  9lieberlage  unb  Derlor 
im  ff ampf e  feinen  SBruber  ^ermann  Don  ber  itppt^ 
S)ie|  beftimmte  il^n,  anbete  ffam|)fmittel  gu  ge^ 
braud^en.  3)ie  Stebinger  n^urben  im  9rübi^^ 
1280  auf  einer  Sijnobe  in  Sremen  aß  fold^, 
meldte  bie  Sd^Ififfel  ber  ftird^e  unb  bie  Sacra* 
mente  Derad^teten,  ®eifUid^e  anfielen  unb  tdbteten^ 
ftlöfter  unb  ftird^en  Dermfifteten,  ben  fieib  beS 
^erm  Derune^rten  unb  Aberglauben  trieben,  für 
ffe^er  erflärt  unb  mit  bem  Sann  belegt  ^^fl 
®regor  IX.,  ber  um  feinen  S3eiftanb  angegangen 
mürbe,  f  orberte  gundd^ft  ben  ^ropfi  Stembolb  Don 
SRünfter  unb  einige  anbere  ißrSlaten  m^,  bofär 
gu  forgen,  ba^  ber  Sann  in  Ihaft  bleibe,  flm 
26. 3uli  1231  ert^eitte  er  fobonn  bem  Stfd^of 
Don  Sübedt  unb  gmei  Sominicanem  ben  Sufttag, 
für  bie  SluSrottimg  beS  Unglaubens,  oOenfaHfi 
unter  SInmenbung  Don  ®ematt,  Sorge  gu  trogen. 
9(m  29.  Odober  1232  mürbe,  nadbbem  griebrt^  IL 
ingmifd^en  bie  Steid^Sad^t  über  bie  Unbotm&|igcn 
auSgefprodden  l^atte,  an  bie  SBifd^bfe  Don  Sübetf ^ 
SRa^eburg  unb  9Rinben  bie  äufforberung  ge* 
rid^tet,  baS  ffreug  gegen  bie  ^artnddigen  |irebigen 
gu  (äffen.  Sa  baS  erfte  ffreugl^eer  nid^tS  aud« 
rid^tete,  erging  am  19. 3anuar  1233  bet  gleid^ 
Sluftrag  an  bie  SJifd^öfe  Don  gkiberbom,  ^ilbeö- 
beim,  Slflnfter,  OSnabrüd  unb  SBerben,  unb  bad 
^er,  meld^eS  am  26.  3uni  in  Oftftebtngm  ein« 
brad^,  marf  biefe  Sanbfd^aft  nieber.  S)ie  SBefi« 
fiebinger  liefen  aber  bie  Soffen  nod^  ni^t  foDen« 
unb  ba  ®regor  IX.  bereits  am  17. 3uni  1238 
einen  loeitem  Aufruf  gum  flampfe  ctlaffen  unb 
ben  Streitern  benfelben  9bla|  tote  ben  itrrug« 
fairem  angeboten  l^atte,  bauerte  bie  Sctocgung 


M 


€tefiQnogtQ)i]^ie  —  @teinfelb. 


750 


{ecL  iAr  &Akmt  coongen  no^  eimnol  einen 
&iq,  btf  brilie  Ktttt)^  tourbe  gefd^Iogen,  fein 
^otnr,  ha  Otof  SBiiiIIM>  bon  Oltenbutg,  fiel 
fcfb^  im  ihnn)il{t«  Ongor  IX.  loutbe  infolge 
^«tfu  MenHi^.  Sm  18.  aRdtj  1234  loieS  er 
jrfiwi  ficgatm  in  S>eutfc^lanb  an,  einen  Sergleid^ 
)V0i|^  bcn  €lmtcnben  l^ufteüen.  Set  ^uf- 
tag  tarn  tnbeffen  {u  fpot  3ene  Ißieberlage  ^atte 
tat  Cifct  ba  Qegner  ber  @tebtnger  g^eigert. 
3a  %pvl  1284  faimnelten  fi4  bereits  größere 
fltaqfdftoocm,  wib  am  27.  Woi  erfolgte  bei 
ntiiirlil^,  einige  Stunben  unterl^olb  93remen9, 
ka  ciitfctribaibe  S^Iog.  S)er  SRefi  beS  SoIfeS 
figte  M  in  fein  @4idF|aI,  imb  auf  feine  SBitte 
kM  OtrQDt  IX.  om  21.  Suguß  1285  ben  ßr)- 
bii^of  an#  bcn  Sonn  )u  I5fen,  rnenn  bie  iÜer- 
kkntai  €ttbingcr  eiUfprecfienbe  ®enugt^uung 
loteten.  SDet  patt^^tgrunb  Der  SBinen  beftanb 
Bfjatbax  in  ber  (ortndcligen  Sertoeigerung  beS 
äe^idm.  S>ic  iDoleren  Slnfiogen  ber  SBremer 
&mob(  12d0  etgoben  ji^  erft  auS  bem  Ramp^t 
iDib  tdnifen  |um  X^  nur  einzelne  $erf onen, 
mn  ft  üoiiSi  qIS  ffompf mittel  gegen  bie  ©efommt« 
Ut  ttorgefnoc^  mürben.  Son  eigentlid^er  fte^erei 
ban  ba|^  nii^t  bie  SRebe  fein,  fonft  märe  auä^ 
bir  eno^^ynte  Snmeifung  (Sregord  IX.  gu  einem 
Sogteu^  imBegreifli^.  S)ie  in  ber  altem  Siteratur 
ibMft  Snfloge  mif  9Ranid^aidmu8  ober  ^örefte 
te  UKgenfer  fyA  barin  il^ren  ®runb,  ba^  bie 
papßtfa^  SttSen  0  altitudo  divitiaram  oom 
ICL^iänt,  TofenB  in  amaritudine  Dom  13.  Sunt 
«ob  Yax  in  Bama  üom  14.  Sunt  1233  (Bay- 
nald.  «d  a.  1283,  n.  41—45 ;  Potthast,  Re- 
fvcta  1 1  789  aq.)  m^bie  @tebinger  belogen 
mnbcA«  m&^tenb  fle  in  SBa^rl^  ni^ts  mit  il^en 
in  fipm  (oben.  (Sgl  ^.  9.  Sd^mod^er,  Z)ie 
6lsbitt0er,  Sremen  1865;  3.  gfetten,  ^ap\i  ®re- 
inr  DL.  groburg  1886,  220  f.)     [ü.  gun!.] 

S^tßMfmA^t  f*  So^cmned  Xritl^miufi 
Tl,  1776. 

^Mffsiavfty  f.  0ro}. 

SMwtoßumt^ 9  SiStl^um,  f.  ®ran  V, 
1008  f. 

$tdmfdb^  ebemolige  ^rämonftrotenferabtei, 
\tp  fiaotltil^  Corrigenbenonftalt  gur  Srgiel^ung 
voiDal^viofter  fat^Iifd^r  iKnber,  liegt,  mie  fein 
9ami  onbeittet,  mif  einer  fohlen  Snl^ö^  an  ber 
tirft  im  VuHg<n  ffreife  @d^Ieiben  in  ber  pxtu^i» 
fdfni  9QcfaMraoDin).  SkiS  ftlofter  Derbanft  feinen 
Qzfimmg  {vm  920)  bem  Siitter  @ibobo  t)on  ^o^l- 
fbbca,  6tanimt>aler  be§  möd^tigen  ©efd^Ied^tS  ber 
9a^  tum  Höre  unb  ^oi^ftaben  (Schannat, 
fifl.  iOsitar.«  fiberfe|t  Don  Särfd^  I,  fföln  1824, 
121),  brr  in  feinen  meiten  3aabgebieten  in  ber 
mUtai  Cifel  att  jeitmriligen  9(uf entl^t8))untt  ein 
641d|  itnb  rtmPä))eae  errichtete  unb  le^tere  mit 
iri^ß^  aOtUteln  auSftattete.  9u8  (leinen  an- 
fangen ou(^  biefe  9lieberlaffung ,  melc^er  au(^ 
asbanDeitige  3tt^^^e<n  unb  ®ef<l^en(e  ju* 
fioffm,  tuSb  jtt  onfe^nlid^er  @rö|e  beran.  S)ie 
AtiKlb  imitbe  bm^  ben  ftdiner  ßrgbif d^of  äBid^« 


frteb  (925—953)  i^rer  SefKmmung  gem&|  ffir 
9lonnen  be8  SenebictinerorbenS  (sacrae  yestales) 
gemeint  unb  ben  ^eiligen  ^otentinuS,  gfeliciuS 
unb  @im))Iiciud,  beren  @ebeine  Sibobo  ftd^  t)on 
bem  @tift  Karben  o.  b.  3Ro\tl  erbeten  l^atte,  ge* 
mibmet  Ser  eble  ©rünber  »enbete  bem  ftlofter 
bauemb  feine  ®unft  gu.  Sr  flarb  bofelbft  bod^- 
betagt,  unb  fein  9nben!en  mürbe  burd^  mehrmals 
ift^rlid^  ftattftnbenbe  ©ebad^tni^fder  geebrt  S)a« 
Stonnenllofter  getd^nete  {id^  möbrenb  ber  beiben 
erften  Sal^rl^unberte  burd^  3ud^t  unb  gfrömmigfeit 
au8  unb  erbiett  ben  befonbem  Flamen  eines 
^®otteei^aufe8''.  S)ann  ober  verfielen  bie  guten 
Sitten  bofelbft,  fo  ba|  eine  Umioanblung  burd^ 
eine  fogen.  mutatio  sexus  not^menbig  erfd^ien. 
Wt  einmiUigung  beS  ftölner  (Srgbifc^ofS  grieb- 
rid^  lie^  ®raf  S)ietrid^  I.  Don  %xu  1094  bie 
9lonnen  nad^  bem  ftlofter  S)ünmalb  flberftebeln 
unb  befe^e  1126  baS  ftlofter  @teinfelb  mit  SDUn- 
d^en;  gugleid^  übertrug  er  bem  genannten  ßrg« 
bifd^of  bie  Ober^ol^eU  über  baS  ftlofter.  Se^tere« 
marb  aber  fd^on  einige  ga^rge^nte  f))äter  mit  9uf« 
gäbe  ber  bisherigen  OrbenSregel  in  ein  Stift  re- 
gulirter  Sl^orl^erren  nad^  ben  SBotfd^riften  bed 
bl.  SuguftinuS  umgemanbelt,  unb  bie  bamit  Der- 
bunbene  SoSIöfung  oon  ben  Sanben  eineS  engem 
unb  ftrengem  3ufammenleben8  gab  balb  gu9u8* 
fd^reitungen  uid)  äßinen  %nla|.  3)ie  3%!  bet 
ftloftergud^t  mteber  fd^arfer  angugieben,  fd^ien  Dot 
Willem  ber  menige  Sa^re  t>Dxf)tt  (1120)  oon  bem 
1^1.  9lorbert  (f.  b.  ^rt.)  gegriinbete  unb  burd^  bie 
SBanberprebigten  bed  Stifters  fd^nell  gu  großem 
9iuf  unb  meiter  Verbreitung  gefongte  ^mon« 
ftratenferorben  (f.  b.  ^Irt.)  befonberS  geeignet 
S)enn  ber  ^l  Ütorbert  l^e  ebenfaUS  bie  Siegeln 
ber  regulirten  (S^^orl^erren  beS  1^1.  SugufttnuS  an- 
genommen, iebocb  mit  bem  3ufo|e  ber  SSerpflid^ 
tung  gur  Seelforge  unb  gum  $rebigtamt  unb  mit 
ftrengerer  2)urd^^^rung  ber  OrbenSregeln.  @o 
mürbe  bie  biSl^erige  ^$ro))flei''  gu  SteinfeD)  be« 
reitS  gmei  Solare  nad^  i^rem  ßntftel^n  bem  $röp 
monftratenferorben  ubermiefen,  unb  biefe  Ueber^ 
meifung  nebft  ®uterbeft|  burd^  Sulle  beS  $a))fied 
ännoceng  11.  Dom  SoJire  1136  genebmigt  unb 
beftätigt.  Unter  ben  ^nben  ber  ^rämonftra« 
tenfer  gelangte  Steinfelb  halb  gu  foI(^em  Stufe, 
ba|  es  bereits  im  3. 1142  gur  Stbfenbung  Don 
Snönd^en  nad^  bem  fernen  laofier  Stra^om  bei 
!ßrag  aufgeforbert  mürbe  unb  im  Staube  mar, 
bicfer  9uff orberung  gu  entfpred^en.  9Rit  bem  mad^* 
fenben  Sinfeben  mud^fen  aud^  bie  3umenbungen 
unb  bie  Steid^tJ^ümer.  So  mürbe  ibm  im  3. 1166 
Dom  $a))fie  baS  fflofter  9Reer  incor{)orirt  unb 
gur  felben  3^ii  ^du  bem  ®rqfen  Don  9are  bie 
fftrd^e  gu  3ult>id^  gefd^enft.  99et  bem  ftetS  ftd^ 
me^renben  tenitorialen  Umfang  unb  fird^Iid^ 
Slang  beS  JHofterS  lonnte  eS  nid^t  ausbleiben,  ba^ 
bie  biSl^erige  $ro))ftei  balb  (1184)  gur  SBärbe 
einer  Sbtei  erl^oben  mürbe.  Unter  il^ren  burd^  ben 
ftolner  (Srgbifd^of  ^f^üxpp  f eierlid^  beftfttigten  Se- 
ß^l^ümem  figuriren  3^^^  ^^  SBeingfiter  ax 


TST 


€teno. 


758 


taMoL  Q.  K  93mi)  ^  im  l^qim  tDfltiem« 
jRgtfd^  Ctnomt  ^nbenj^m  gelegen,  ernannt, 
flub  bannt  begctmt  für  bm  biei^er  on  ftiOe  (j^in« 
Mtak  Q0D5^^iUm  OcbenBmcmn  eine  l^rte  SebenS« 
^  S>iitd^  bie  aSintn  bed  brri^igiäl^rigen 
jltiegeS  imixbe  er  1632  bertrieben,  irrte  bur^ 
tioA,  6al§burg  tmb  Oeflerrei(4  unb  f onb  l^m« 
friert  fein  filopct  bemrilflet,  t^eiltorife  jeiftört 
Stom  ^atit  er  ed  in  breiial^ger  Arbeit  ttieber 
bngeflcilt,  fo  mu^e  er  1688  »ieber  fliel^en,  lonnte 
1640  nod^  einmol  gnrudleiren,  aber  nur, 
no^  fe<^  Stonaten  bergeblid^er  Wä^  ton 
,  em  {n  flfic^.  Son  1647  on  lebte  er  bis  au 
isnem  Zobe  (27. 3an.  1668)  in  feinem  $rofe|- 
tipn,  bm  Hebungen  ber  gfrömmigteit  tmb  ben 
Labien  ^üigegeben.  Seine  Srbeitfamfeitiftburc^ 
kr  gcD^  SRenge  feiner  literarifdben  arbeiten  be« 
fsa^  S>te  3o^(  berfelben  ffint  in  Dem  bom  9uctor 
fttbift  anaelegien  Serjel^i^  2  Vi  gfoliofeiten  unb 
^ngt  tA  imf  99  Stummem  ol^ne  bie  üom  eigenen 
Seifdffcr  Dergeffene  &jin\t  über  bog  fHofler  Seeon 

imb bk nod^Mgfii!^ ni>4 tKrf<i^^ 38^^  Siebe« 
boabelsiKnlengefd^i^te,  OrbenSgefd^id^e,  ^gio- 

tofl^  tmb  XScef e.  3ubaibebeutenberen  arbeiten, 

bk  no4  feilte  )u  %at]^  gejogen  votxhtn,  gehören 

bcrB«rnni  AQgnBtananzm  commentmus,  In- 

^oktad.  1647,  bad  Caeremoniale  Benedio- 

ümm,  Diimg.  1641,  unb  bie  Monasterio- 

kpm,  Aognsi.  1620  et  1638,  2  pari.;  ber 

^«itc  Ziea  ber  Te|teren  uxtr  Jd^on  1755  fo 

iitm,  ba^  fein  IBiui^l^önbler  i^n  ouf}utreiben 

i«nuHi^tr  unb  Auen  (f.  u.),  ber  beibe  2:|eile  ab* 

touflc,  t^n  ipea  raritate  rarins  nennt  SReii« 

cnbig  ift,  ha%  Stengel  f afi  aSe  feine  Seröff ent« 

häfangm  mit  itu))fem  ober  ^oljfd^nitten  ouS- 

([filtdf ;  bonmt  ift  bef  onberS  bie  Monasteriologia, 

eol  fle  bie  ttOf^xx  in  i^rem  ouS  bem  ÜRittelalter 

Oertosnnemn  3^f!anb,  oor  ben  Steubauten  ber 

■d^Igatbcn   3ttt,  barftdit,  bon  befonberem 

Sntarffe.   S>ie  fbijsige  literorifd^e  SIrbeit  brod^te 

StngtltnfBcrMnbmigmit^orrogenbenlNrd^en- 

fallen  tmb  Gelehrten;  er  empfing  ermunternbe 

ffä^  bon  ^ßaul  Y.  unb  ^lesanber  Vn.,  ftanb 

o  Srie^ed^d  mit  bm  (Sorbinälen  @ci))io  Sor- 

«btfe,  (E^i/  nrit  bm  3efuitm  (Sretfer,  Staber, 

tasnm^  mit  bem  9tbte  Sonftontin  Coietan,  bem 

SomtnicmtCT   SBjotiiuS  n.  9.    (93gl.  Khamm, 

Hkrarehia    Angastana  11,  Auguat.  1712, 

S2S ;  Veith  ,    Bibiiotk  Aug.  III ,  Angost. 

17S7,  133;    Ziegelbauer,  Historia  rei  lit. 

0.  &  B.  m,  Aug.  YindeL  1754,  386;  Knen, 

CoUiKtio  seriptonmi  I  et  n,  Ulmae  1755 

ad  1756;  Harter,  Nomenolator  I,  2.  ed., 

4JS.)  [Smbr.  iKmIe  0.  S.  B.] 

$ftM^  9licoIauft  CRield  @tmfm),  böni- 

14«  (EoitDcftit,  tfid^tiger  Vnotom  unb  ®eoIog, 

•fftec  otioftolifd^er  Sicor  in  bm  norbifd^m  9Rif> 

fsnen^  ttmibe  3U  fh){)en(agm  am  1.  (11.)  3anuar 

1688  gAiren  unb  flubirte  1656—1659  an  ber 

^Ri^ra  (^o4f4uIe  Snatomie,  SRatl^atil  unb 

^MXii^  Son  1660^1668  mar  er  )u  Stmfter« 


bam  unb  Se^bm,  too  er  berfd^iebme  anatomtfd^e 
Sntbedfungm,  j.  99.  beS  ®))eid^eaanafö  (ductus 
Stenomanus)  unb  ber  Xl^änenbrüfm,  moä^tt 
unb  intereffante  ^b^onblungen  barüber  beröffmt- 
lid^te.  2)ann  xmxit  er  1666  )u  glorena  %c^i  bed 
ßofpitalS  @ta.  SRaria  nuoDa  unb  fieiborjt  bed 
Sro^l^ogS  gferbinonb  II.  bon  SoScana  unb 
feierte  bafelbft  nad^  {al^relanger  reiflid^er  Prü- 
fung am  3. 9bbember  1667  üom  $roteftantidmu3 
}ur  latl^olifd^  ftird^e  gurüdf.  9lad^bem  er  bann 
mieber  einige  3^  in  ^oQanb  gugebrad^t  unb 
[eine  bal^bred^mbm  3bem  über  geologifd^e  S3U- 
bungm  beröffentlid^t  l^tte,  marb  er  auf  Setreiben 
bed  tolerantm  9ßinifterd  $eter  ©riffenfelb  1672 
bon  ffönig  S^riftion  Y.  gum  $rofeffor  ber  Ana- 
tomie an  ber  fto))en]^agmer  Unioerfitat  ernannt 
9lud^  bort  gen)ann  er  infolge  feiner  gelel^rtmSSor« 
lefungm  unb  äu|erft  lel^rreid^m  SDidfectionm  bei 
SBielm  gro^  Slnerfmnung,  bat  aber  gleid^mol^I 
fd^on  im  99lai  1674  um  feine  Snila^ung  uiü) 
(e|rte  nad^  gflormg  gurüdE.  S)er  ®ro|$er20g 
Sofimo  ni.  ernannte  il^n  nun  gum  Srgieler  bed 
erb^ningen  gferbinanb,  ein  Amt,  bad  @teno  gmei 
Saläre  lang  mit  größter  (Semiffenl^aftigf eit  oermal* 
tete,  ol^e  j[ebo($  ben  geioänfd^ten  Srfolg  in  ber 
Silbung  bed  iungen  Sfürftm  gu  ergielen.  3m 
3. 1675  trat  er  in  ben  $riefierftanb  unb  fd^Io| 
bamit  für  immer  bie  naturmiffenfd^aftlid^m  @tu« 
bien  ai.  9(m  19.  September  1677  mürbe  Steno, 
meld^m  ber  1651  conbertirte  ^ergog  Solenn 
gfriebrid^  bon  ßonnooer  für  feine  Staaten  be« 
geirrt  l^atte,  in  Stom  gum  Stfd^of  oon  Xitio))oIid 
i.  p.  i  getoeil^t,  erhielt  aber  au|er  dannooer 
au^  bad  fogm.  !Rorbifd^e  SBicariat,  melqed  SeDe, 
Sremm,  Hamburg,  fiübedt,  ©lüdftabt,  Sd^Iedmig- 
^oljtein,  2)anemart,  !Rormegen  unb  Sd^mebm 
umfaßte  (bgL  b.  9(rt.  Storbbeutf d^e  SRifRon).  Xro| 
beftm  SBiSend  unb  rajtlof m  Sif erd  tonnte  er  iebo^ 
unter  bm  obmaltenbm  SBerl^ältniffen  in  ^nnober 
nur  mmig  audrid^tm  tmb  mu^te  nad^  bem  Xobe 
^ergog  Sol^n  f^riebrid^,  ber  am  18. 2)ecember 
1679  ol^ne  mäntüid^en  Xl^ronerben  \tQxb,  mit  ben 
i^apuginem  ^annooer  berlaffen.  ängmifd^en  ber« 
ja^te  er  (1677—1680)  mehrere  abologetifd^e  unb 
trenifd^e  Sd^riften,  mie  „Prüfung  ber  SReforma« 
toren"  (1677  latetnifr^  in  Sloreng,  1678  beutfdj 
in  ^onnoder  l^eraudgefommen),  meldte  gemaltiged 
Au^el^cn  in  2)anemarf  unb  2)eutfd^Ianb  ma^te ; 
^SBertl^ibigung  unb  meitere  Beleuchtung  ber  $rü« 
fung  ber  Steformotoren"  (lat.  ^annooer  1679), 
gegen  bie  Angriffe  bed  JFo|)en]^gener  Sl^eologie« 
profefford  ßl^riftian  9{oIb;  ^Ißertj^eibigung  unb 
meitere  SBeleud^tung  bed  93riefed  über  bie  eigene 
Sonoerfion"  (tat  ^annooer  1680)  gegen  ben 
äenaer  ^rofeffor  2io]^.  Sil)^.  Sater  imb  gegen 
3o]^.  @9loiud  aud  Slmfterbam;  gmei  Sd^riften  über 
bad  S^gfeuer  (lat.  u.  beutfd^  ^nooer  1678)  unb 
eine  adcetifd^e  Sd^rif t  über  bie  giflid^ten  ber  Pfarrer 
(Parochomin  hoc  age  etc.,  Florent.  1683). 
Son  1680—1683  arbeitete  Steno  mit  großem 
Seeleneifer  ald  SBeil^bifd^of  unter  bem  Sifd^of 


m 


6teli|Qn  HL 


7$i 


IM  nb  te  Bet  fttbUea  bet  IRteier  )Mtt| 

3#ige  mibcn:  cmuiiboa  ejni  mandatb  et 
■BBoniliaiiikiifl  aase  totis  niobas  oboedBor« 
41,  «I  iiü  pkeÜQm  fnerit,  exarohsliim  Bar 
vmmmB  «t  nipiibliaaa  Jura  ae«  looa  reddare 
mäius  mmdboM.  3n  Ouie()(p  bctidb  Sßi^in 
Mmte  nil  fdam  ®a)|Qi,  unb  naä^  ocr  Vita 
te^hsBi  e.  29  lattxbe  befii^offen,  boS  oul^u- 
ütBo^  1009  er  mit  boa  $6)ifte  toctabtebct  l^atte. 
S)ii  TiU  Hadriazii  e.  42  (LiKpontK  I,  498) 
^  baa  Saiatt  bcr  Proausaio  Gariaiaoa  näl^ 
«,  iaikm  fk  Mrf tOe  mit  ber  StJ^ettbaiB  Avtt 
tiiflto^  QonSo^e  774  gufommenfteit,  bctl». 
ibiBilikmt.  S)ct99crii^  toittbc  totgcn  befi  gtopcn 
flatfoagril,  bcs  Ue  €^^ciihisig  tid^Üt,  iMcf li^iÄcii 
ofläit  unb  m^cfo^  aud^  t)ertt)mf eiu  2)te  Contco» 
Kifc  ten  |kr^  bo  ^  faz  baS  Seben  &Upf^ 
d4t  iDdlir  ia'i»  Oemid^  ffllt,  onf  fid^  beruben 
Meäaa.  Saf  teaXag  imt4Dui(Q|9  oberfolg^ 
Biirtin^oftf  Scx^^nUto^ni  atit  SHfht]^,  um  bm 
6bäl  tdtbiUb  ttiivkgm,  tmb  ba  oOe  DerecUi^ 
Mnm^fdm  cS)inaime0.  9Rit  ben  grcoidm  )og, 
aubifdbringd^  iaifbiguß  754,  aad^  &ttflffan  nc^ 
3tidbn  jaz&dL  Sor  $airia  loucbe  fjftiebe  ^ 
filfffm,  unb  tanr^  benfelben  erl^htt  bu  t5mi^ 
fti4<  Me  0tfibtt  Slaacinui,  Simittt,  ^cfois, 
(ofidK9>no,  (Ufoa,  SinigaBlio,  3efi,  |K)tIim- 
lopoQ,  9odt  mit  bem  Soßdl  @uffiAio,  SKonte- 
ftttd«  acnagio,  9toi^  Suco,  ema,  Ccrftefl 
BDctno^  SoUnm  (®ahato),  ttcbino,  (Soflli, 
fticcoB  mb  @itBbio,  begm.  ben  fiaabfixid^  tum 
imtmuL  bi9  3^;  au|eAem  bie  etobt  %vm, 
ble  oor  einiger  Seit  »ibmtd^Bd^  |ttm  ^erxog- 
4bi  C^oIetD  gQogen  tootben  loar.  tB(ä^  bem 
iMbcaif^bil  bi^  ti<^  $ot)ft  &t!fifyan  rmä) 
9mb,  iDj^mib  ^ia  fiber  bie  Wpm  guifidging. 
Mb  ober  lotte  ber  ^p  bem  fföttig  |u  melben, 
bal  bar  Sertng  nid^  gut  lErfuIhme  baune  (feine 
Smfe  wii>ca  äfcsfiefert  bui^  ben  jbgen.  Codex 
OodiimB,  t^oufigegAen  btucd^  Oenni,  Monn- 
SMBta  liimunaliüinii  ponttfl,  Bamae  1760 
[atOi  bei  Higiia,  PF.  lat  XCYIU,  9  sqq.], 
mtb  Jale,  BibUotlL  rer.  Oermaa.  IV,  Berol. 
IM7,  laqq.).  «iftul^ gob  bm bl.  $etruS  ni(^ 
«iae^aiihmtt  Baibefi  lomtS;  er  mad^e  fogor 
«miVngnff  auf  bie€tabt9om,  unb  erft  ber 
9rib|BS^  tai  bie  ^fnmlen  avf  fKebotUid^eS  IBitten 
Bttf^aM  756  mtemobinen^  nAtbigte  i^n ,  ben 
SertcQg  fox  9uSf&bttmg  )u  bringen  imb  bad 
fdlet  iKtfiffoAene  (Sebiet  bvrd^  ^itqufügmtg  toon 
fwaae^  tm  iteben  yi  toergtaynL  S)ie6d^- 
boig  ^|lMii9  legte  ben  0rtmb  }um  iHnbenpoot 
(Ht  bu  «xt  Vn,  671  ff.).  99afi>  gelang  eS 
&t$tfm^  boS  tikbiet  gu  Detgrb^em,  inbem  er  in 
bem  Xllaoapieit  ber  nod^  756  beim  Sobe  Siftulfe 
te  iemmobmmm^  midbrad^,  onf  bie  @ette  befi 
tiifibaM  fi4  ßeUe,  ber  bei^4  ^  nod^  in 
)nm  9mäU  fcfinbBi»a  6tflbte  beS  d^emdigen 
€j'fi|nl>ff  4BM  il^  übgutr^en.  3n  ber  £b^t  mürbe 


bie  @lobt  S^eniQ  nebji  bem  €afbnnn  Xiberiocttm, 
bie  Stobt  SobeDum  unb  ber  gefammte  2)ucat 
Senora  äbergeben.  ^u(b  fmLp^  bie  ^rgog* 
tbämer  99eneDent  unb  @t>oIeto  freimbfdtiafÜtdSe 
^kibinbungen  mit  Xom  an  unb  Ite|en  bur^  b« 
$at){t  bem  @d^  ^^fixß  ^  tmp\ä)fm.  9Do- 
gegm  unterblieb  bie  toettere  ^udfübrung  ieniS 
9er||nml^end.  @te))ban  ftarb  bolb  ^mtäi,  eaan 
26.  a)>rtt  757.  (Sgl.  S.  OeSaer,  Sabrbiid^ 
beS  fcönfifd^  »eid^  unter  ftönig  ^\ppm,  Stipt. 
1871 ;  @.  Sd^nürer,  %>xt  ^tftebung  be6  ftird^en^ 
flnateg ,  Stm  1894  {Skreindgabe  ber  @örre8- 
fiefeOfd^f t] ;  SB.  aRortend,  ^leud^tung  ber  neue- 
{ten  ControMtfen  aber  bie  rdmif^  ^rage  unter 
^ippbi  tmb  Ratl  b.  ®t.,  SStund^ea  1898.) 

@tet)ban  HI.  (768—772)  mar  ber  92ad^ 
folger  $auld  I^  beS  SruberS  ©tepbanS  H.  2)te 
Kod^folge  mar  aber  leine  unmittettare.  3Mei^ 
lic^  naif  bem  Xobe  $aulg  I.  (28.  3uni  767) 
^  fy^P^  Xo^^  ^n  9let)i  feinen  93ruber  (Sjoxif 
ßan&i  (f.  b.  «rt.  HI,  969)  erbeben.  9US  biefcr 
nad^einer  Regierung  Hon  1 3  Stonaten  am  29. 3Ü{i 
768  mit  ipilfe  ber  Sangoborben  geftm^  moiben 
mar,  mürbe  Hon  Ie|teren  unter  gfübrung  esneS 
$re8bQter8  SBan)i))ert  im  fflofter  St  Situs  ein 
^reSb^ter  ^biliPt^uS  erboben^  inbeffen  aud^  nod| 
an  bemfelben  Xage  Hertrieben.  S)ann  aber,  mol^ 
fofort  am  anbem  Xage,  muibe  BUpfym  UL.  ge- 
mäblt,  ber,  in  6icilien  geboren^  alS  Atiabe  nad| 
9tom  gefommen,  oon  ®regor  III.  bem  Hon  ibm 
geftiftc^  fHofter  befi  fjfL,  gb^^fogonuS  äbergeben 
uab  Hon  3od^aria8  gum  ^reSb^tar  an  ber  iHrdiie 
ber  bl.  Sacilia  gemeibt  morben  mar.  @eine  (Son« 
fecratbn  etf  olgte  am  7.  Suguft,  naäfbtm  am  Xagr 
Hoxber  fionftantin  brnnb  eine  äkrfommlung  Hon 
aUfd^öfen  unb  ®eiftlid^  in  ber  £atetaa{ir«be 
feiner  SBurbe  entfieibet  morben  mar.  Sog  er- 
bitterte 93oI!  Be^  M  gegen  Confiantin  tmb  feine 
Snbosger  überbie|  }u  groufamer  9Bi|b^i>Iung, 
SIenbtmg  u.  bgl.  binrei|en.  3ur  l^erfteUung  ber 
Ocbnnng  maabte  fid^  @k^ban  alsbalb  an  ben 
9can!enI5nig  unb  bot,  einige  SBifd^fe  }u  einer 
@]jinobe  na$  Stom  gu  fd^iden.  S)er  Sitte  ent- 
\ptQiSjßti,  ba  $i^  am  24.  September  768  ftorb, 
feine  ®i^  flarl  unb  ftarlmann.  S)ie  S^nobe 
faab  im  9pvl  769  im  Sateran  ftatt  unb  mar 
aufser  bem  $a)>fte  Hon  52  Sifd^öfen  ober  bifd^bf« 
lid^  SteSoertretem  befud^t.  Sud  bem  Sftanfen^ 
reid^e  b<^en  fid^  18  £btilnebmer  eingefunben, 
barunter  SuUuS  Hon  SBain}.  68  mürbe  über 
eonftontin  ®erid^  gebatten,  bie  9cten  ber  Hon 
ibm  abgebaltenen  S^nobe  Herbrannt,  feine  Sacra« 
mentenftienbUngen  (befonberS  bie  2Beiben),  wä 
Sudnabme  ber  Zaufen  unb  Firmungen,  fär  un- 
gültig erflSit,  bie  Soien  Hon  ber  !ßa))fttoabI  onS- 
gef (bloffen  unb  bie  SSSablf abtgfeit  auf  bie  SarbinaU 
Ifti^tt  unb  ^binalbiaconen  befd^rönft,  in  ber 
triecten  tmb  Ie|ten  Si^ung  bie  bilberfeinblid^ 
S^aobe  Hon  Sonftantino))eI  Hom  3abre  754  Her* 
aorfen  unb  ben  Silbem  bie  ääiiibe  Serel^ruag 
^terftmnt.    S))dter  befd^aftigte  ben  ißa)>ft  Sie- 


768 


©tet)]Jan  IV.— VIIL 


764 


))]^  m.  ]^(m]>tfä(]^Iid^  baS  Secl^Itnil  ju  ben 
Sangoborbeiu  2)o  erbeibemfränfifc^en^ofe,  ber 
bamoIS  eine  SJerfö^nung  mit  ben  Songoboirben 

gid^te,  Unterftu^ung  f  anb,  gab  il^m  S)e{tberiu8  eine 
mabi  t)on  @tabten  jurud.  9lber  bie  SamilienDer« 
binoung,  bie  )u  berfelben  3nt  )tDif d^en  ben  beiben 
^9fen  gefd^Ioffen  tourbe,  inbem  ftorl  ber  ®ro|e 
Seftbcrota,  bie  Zod^ter  bee  S)eftberiu8,  l^eirotete, 
trfibte  onbererfeilS  fein  Ser^Üni^  gu  ben  gftanlen. 
€te^]^an  ffll^tt  in  Ep.  47  beS  Codex  GarolinnB 
(f.  ob.  Bp.  761)  ]^eftige  JMage.  &  ftonb  }u  be- 
f&rc^ten,  bie  ISerbinbung  toeroe  bem  @(i^u|e  Sin« 
trag  tl^n^  beffen  et  Don  ben  gf^anfen  gegenfibet 
ben  erobetungSfüd^tigen  Songoborben  beburfte. 
S)ie  eigenl^fimlid^  ßnttticDung  ber  2)inge  ^otte 
eine  noc^  eigentl^flmlid^ere  gfolge.  Stepl^on  n)Qrf 
^ä^,  um  ber  (Sefal^r  }u  begeanen,  bem  ftdnig 
S)eftberiud  in  bie  9(rme,  aI8  berfelbe  771  m^ 
9lom  tarn  unb  fid^  aufd  9Ieue  oerpflid^tete,  ber 
ttitä^c  i^re  Sted^te  gurädCjugeben.  ^ie  Sßenbung 
bereitete  bem  $rimiceriuS  &^rifto)>]^oru8  unb  fei- 
nem Sol^ne  Sergiud,  benen  ber  ^Q)>ft  feine  Sr« 
l^bung  berbanite  unb  bie  bidl^er  feine  Statl^geber 
unb  Seiter,  aber  aud^  bie  fKm))tgegner  ber  &mgo- 
barben  nxiren,  ben  @turg.  @ie  griffen,  olS  i|re 
6teSung  burd^  bie  Songoborben  gefäbtbet  mürbe, 
}U  ben  SBoffen,  tonnten  fid^  ober  nid^t  bel^oupten, 
unb  efi  traf  fte  baSfelbe  @(^id(fa(,  bo8  fie  frül^ 
Sonftontin  unb  feinen  9n]^ängem  bereitet  l^atten, 
bie  SIenbung.  2)ie  Hoffnung,  mit  ber  Stephan 
bei  biefem  SBed^fel  fiq  trug,  ging  übrigens  nic^t 
in  SrfüEung.  ^fiberiud  meigerte  ftd^,  ben  über- 
nommenen Serbmblid^f eiten  nod^sulommen.  Sod^ 
bel^ouptete  er  feinen  ergtoungenen  Sinflu^  in 
Stom,  bis  ber  Sob  Sttpl^onS,  Snbe  Januar  ober 
Anfang  Sfebruar  772,  unb  bie  Srl^ebung  ^ob« 
rianS  I.  (f.  b.  Sri)  eine  SIenberung  l^erbeiffi]^. 
(Sgl.  @.  9bel,  Sal^rbOd^er  beS  fränfifd^en  Steid^ 
unter  Xaxl  bem  ®ro|en  I,  2. 9ufL,  l^erouSgeg. 
bon  IB.  @imfon,  Seipjig  1888.) 

Qitpf^an  IV.  (816—817),  au8  einer  oor- 
nel^men  rBmifd^en  gfamilie  entfjproffen,  folgte  auf 
Seo  HI.  @eine  (urje  Stegierung  ift  burd^  engen 
Knfd^Iu^  an  jtaifer  Submig  ben  ^frommen  au8- 
gegeid^net,  unb  biefe  SSerbinbung  mutbe  mol^I 
burd^  bie  Seforgni^  oeranla^t,  er  fönnte  gleid^ 
feinem  ISorganger  mit  Unru^n  )u  Ulm))fen  l^oben 
unb  )u  beren  Ueberminbung  ber  foiferlid^en  Unter- 
ftü|ung  bebärfen.  ®Ieid^  nad^  feiner  Srl^bung  Iie| 
er  baS  ganje  römifd^e  Soü  bem  ftaijer  ben  Sib 
ber  Xreue  fd^mören  unb  fc^idtte  eine  (gefanbtfd^aft 
an  Submig,  meldte  feine  SBal^  nd^tfertigen  unb 
ben  SBunfd^,  il^  }u  fe^en,  funb  tl^  folue.  3tn 
aRonat  Sluguft  reiste  er  bann  in'S  tJfranlenreid^, 
unb  anfangs  October  frönte  er  Submig  unb  feine 
@ema^Iin  Shrmengarbe  in  ber  SRarienfirdbe  ^u 
SReimS.  2)ie  OueUen  reben  aud^  oon  SBer^ano- 
lungen,  bie  gepflogen  mürben.  9)lon  erfolg  aber 
beS  9ia]^em  nur,  ba^  @tep]^n  bieiemgen,  meldte 
toegen  ^rer  93erge]^imgen  gegen  Seo  in.  als  93er> 
bannte  im  ^ranfenreid^e  meilten,  mit  fid^  in  bie 


^mat  nel^men  burfte.  3m  9{odember  816  mar 
er  mieber  in  Slom,  ftarb  aber  fd^on  am  24.  3a» 
nuar  817.  (Sgl.  S.  Simfon,  ^afßbüä^  beS 
frftnfifd^en  9leid$eS  unter  Submig  bem  Sftommen, 
Seipgig  1874—1876,  2  Sbe.  lieber  ein  me^r- 
fad^,  aber  mit  Unred^t  Stephan  IV.  gugefc^rie- 
beneS  S)ecret  betreffs  ber  ^ftmal^I  DgL  gunf^ 
Itir^engefd^id^tlid^e  Sib^blungen  unb  Unter» 
fud^ungen  I,  ^erbom  1897, 460—478.) 

@te)il^an  V.  (885—891)  regierte  unter  ben 
^ften  biefeS  9tamenS  am  (ongften,  bod^  toä^rte 
oud^  fein  ^ontificot  nur  f ed^  Sa^re  unb  ifl  burc^ 
feine  9ert)onagenben(EreigniffeauSge)eid^et  S)aS 
Sßatriard^at  Sonftantinotiel  l^atte  bamals  nod^  ber 
romfeinblid^e  $^otiuS  (f.  b.  9rt.)  inne,  unb 
BUipfym  befd^merte  fid^  in  Seantoortung  eineS 
Sd^reibenS,  baS  nod^  an  feinen  Sorganger  ^ab* 
rian  III.  ergangen  mar,  bei  ftaifer  SafUiuS  bem 
9Racebonier,  ba^  er,  bon  feinem  ^ßatriard^en  tier- 
leitet, ben  ^ft  ailarinuS  I.  oerbommte,  unb  er^ 
mahnte  i^n,  oon  Seleibigungen  gegen  bie  r5mtfd^ 
iKrd^eabgufoffen.  3n  einem  Sriefe  an  ben  Währen- 
färften  @mato))Iuf  berbot  er  bie  %b(a(tung  ber 
Siturgie  in  flobifd^er  Bprad^.  Sie  Snfönge 
feines  ißontificateS  fielen  nod^  in  bie  Slegierung 
ffarlS  m.,  ber  glaubte,  gegen  il^  einfd^reiien  i)tt 
foHen,  meU  er  ol^ne  feine  Genehmigung  erl^oben 
mürbe,  bei  ber  Sinfenbung  beS  93a|lbeaeteS  fi4 
aber  berul^igte.  91S  ber  flaifer  im  derbß  887 
abgef e^  mürbe,  trad^eten  einige  italienifd^e  Surften 
na$  ber  Itaif erftone,  unb  Step]^  berlie^  fie  am 
21.  gfebruar  891  bem  ^ergog  ®uibo  bon  €}>oIeto, 
nad^bem  berfelbe  feinen  Slibalen  Setengar  oon 
gfriaul  fibermunben  ^atte.  9m  14.  September 
bcSfelben  Sal^reS  ftarb  $apfi  @tep^n. 
Stepl^an  VI.  (896—897),  ber  brttte  Se- 
iger Stepl^nS  V*,  berbantte  feine  (fol^ebung 
en  @poIetanem,  bie  unter  ber  Regierung  ieneS 
!ßapfteS  in  9lom  gur  ^errfd^aft  gelangt  maren. 
Seine  Xb^tigfeit  fianb  aud^  gang  im  2>ienfh 
biefer  fßartei.  S)a  $apft  gformofuS,  fein  gmeiter 
Sorgftnger,  gegen  biefelbe  ben  beutft^en  ffdnig 
Simulf  herbeigerufen  ^tte,  Ue|  @tep^  pd^  bucc^ 
fte  beftimmen,  gformofuS  nod^  als  Sefa^e  bor  ®e« 
rid^t  gu  giel^en  (f.  über  ben  traurigen  Sorgong 
b.  Sri  S^ormofuS).  etepbon  VI  bfi^  biefen 
Sfrebel  ein  l^albeS  äal^  fpftter  mit  bem  Zobe,  in- 
bem er  bei  einem  SoOSaufftonb  gefangen  genom« 
men  unb  im  iterfer  erbroffelt  mürbe  (Suguft  897). 
Sein  ^onHftcat  bauerte  1 V«  3al^r. 

Stepl^an  VH.  (929—981)  regierte  in  ber 
3eit,  in  meld^er  Xl^bora  unb  SRorogia  gu  Stom 
l^errfd^ten.  %bgefe^en  bon  einigen  ißribUegten« 
berleil^ungen  ift  bon  i^m  ni^S  überfiefetL 

Stepl^an  Vm.  (989-942)  folgte  auf 
Seo  vn.  gu  ber  Seit,  als  bie  mettli^e  ^rrfd^ 
über  9lom  in  ben  ^änben  Slberid^  IL,  bed 
Sohnes  9)larogia'S,  lag.  S)er9ap|ifo(fi4ba](Kr 
gang  auf  feine  geifUid^e  Slufgooe  befd^nll  Sc« 
merf enSmertl^  ift  allein  bie  Stellung,  bie  er  gfranf* 
reid^  gegenüber  in  ben  Jfampfen  SubmigS  IV. 


be 


765 


©te^^Qii  EL  —  Sitplian  üon  JBoutbon. 


766 


tttaaun  ntt  dnigm  ®to|en  jdned  SonbeS  ein- 
«toL  Stt  fto^  fotbette  bte  Selool^ner  Don 
Stänlmd^  uro  SBursunb  )tDeimaI  unter  9{n> 
to^ung  bc§  ScumcS  {um  (Skl^otforn  gf gen  i^ren 

6tc|»tQnIX.  (1057—1058)  iDot ein ®offn 
bei  ^logS  ®Ojdo  ton  Sot^ringen  unb  Sruber 
SottfdM  bcS  QSstigen ;  in  ber  Xouf e  l^atte  er 
km  9lanieii  3friä)tti(  em)>fangen.  ßr  erl^ielt  feine 
bSbanq  unb  fein  crjled  fiii^ttd^S  9mt  in  Suttid^. 
te  £K.  iog  i^  na^  Kom,  ernannte  ü^n  )um 
iflxbinalbuiani  unb  fimqler  ber  r5mif<i(ien  ftini^e 
nd^  fdnbte  ü^  1054  mit  ^toei  onberen  (Seifilid^en 
is  ber  «ngdegen^  beS  SDli^ael  eeruIoriuS  ({.  b. 
irt)  vaS^  SoiR9antino))eL  fHaäi  ber  Slädlel^r  Don 
H4a  SRiffton  trat  Sfriebrid^  1055  in  baS  ftlofter 
Rontccofftno  ein  unb  mürbe  1057  WA  bedfelben. 
Sa  in  tanfelbcnSa^reSictor  n.  {tarb,  Ȋl^renb 
UtSctcbri^  getobe  inSRom  meitte,  fo  mürbe  ber 
Iqace  am  2. 9ttguft  oIS  @te))ban  IX.  )um  gSopft 
fODd^  SBie  feine  ^erfon,  fo  mod^te  aud^  bie 
dcOffiig  feuifS  Sniberd  (Sottfrieb,  ber  oI8  ®e« 
weiß  ber  woxfgcäfin  Seotris  Don  XuScien  ä6er 
)nqet  Sonb  ^enf  (^  unb  beim  Xobe  ^einrid^d  m. 
Üe  eiottlMiRl^oft  in  3talien  erlitten  (otte,  bie 
6d9  cm)yfe^Ien.  SBeil  fie  ober  obne  baS  in  ber 
143m  3ett  ubfi(^  C^nmemel^men  mit  bem  beut- 
le ^ofe  erfolgt  mar,  audb  bie  Sonfecraüon  Dor- 
ffßsnmtn  mürbe,  ol^  ba|  man  bie  Sefiätigung 
durtfte,  fo  mar  man  in  ^eutfd^Ianb  gegen 
giep^  IX.  nU^t  fremtblid^  geftimmt;  bod^ 
VBtte  luul^trfigli^  Snerfennimg  feiner  SBabl  er* 
logt  6tc)>^  IX.  trat  in  bie  3u|{)a))fen  feiner 
tertfd^  Storg&nger  unb  mirfte  mit  ßifer  für  bie 
faäßSjt  Reform.  ÜRan  fd^rieb  i^m  aud^  Der- 
i^iebestt  meitergebenbe  Slbfid^ten  }u,  namentlid^ 
tfu  (fatcbung  feines  SruberS  @ottfrieb  mtf  ben 
fioxfat^ron ;  bod^  tarnen  bie  päne,  menn  fte 
mirß]4  beftanben,  nid(|t  )ur  Sufifül^ng.  Sd^on 
W  ffincr  Sr^bwig  trftnRid^,  traf  @te))ban  be« 
atüS  im  9r&$iabr  1058  für  ben  ^  feines  9b» 
kfcnf  eine  Snorbnung  Aber  bie  ißo))ftmabI,  unb 
oH  er  bamt  ju  feinem  99ruber  na^  XuScien  ging, 
mrbe  er  am  29.  ÜRSr),  nad^  nid^t  gaiq  ad^t- 
mmotfii^  Stegierung,  Dom  Xobe  ereilt.  (Sgl. 
^dfkr^  S)ie  beuif^en  Sopjie  11,  »egendburg 
1839, 269  ff.;  C  S3UI,  ^ie  Slnfänge  ber  SReftou- 
mtion  bc^  fltn^e  im  11.  äa^rbunbert  n,  Star« 
taxg  1864, 100  ff.)  —  VÜ  allgemeine,  fömmt- 
rt^e  ober  me^e  ber  Dorgenannten  $a))fte  be^ 
iRffcnbe  £itcratur  fbtb  aufer  bem  Lxb.  pontif., 
Safftf'd  Xegeften  unb  ^efele'S  Sondliengefd^id^te, 
bie  Qkftttd^te  ber  @tabt  Kom  Don  ©regoroDiuS 
<4.  «nft,  etttttgort  1886—1896)  unb  9teu- 
Boni  (Sedin  1867—1870),  femer  Pontificom 
Bamanonmi  Titae,  ^  Watterich ,  Lipeiae 
1862,  2  ToIL,  unb  3.  Sangen,  ®efd^id^te  ber 
^m)djm  ttix^  I— m,  Sonn  1881—1892,  ^u 
»tlci^en.  [D.  Sfunf.] 

Sttf^m  oon  9utttn,  Sifd^of  unb  litur» 
gtj^er  €i$riftßeOer,  flammte  aus  bem  @tabtd^en 


Saug^  in  9[nj[ou  unb  mürbe  1112  auf  ben  99i« 
[d^ofsftubl  Don  %utun  erhoben.  S)ie  S)idcefe  Der» 
banit  ibm  u.  9.  eine  neue  (Satbebrale,  Deren  SBau 
1120  begann,  unb  bie  1131  Don  ^{t  3nno- 
ceu)  n.  gemeint  mürbe.  3m  ©egenfa^  )u  fo 
mand^en  DermeltKd^ten  Srölaten  ber  bamaligen 
Seit  bemäbrte  @te))ban  ftd^  in  ber  Seitung  feiner 
S)iöcefe  als  ein  ma^r^aft  feeleneifriger  Ober^irte. 
Seine  Segeifterung  für  baS  OrbenSleben,  bie  ibn 
aud^  in  Sejiebung  jum  b^-  SemorbuS  brad^te, 
Deranlo^te  i^n,  im  3. 1136  bem  Sifd^ofSamte  au 
entfagen  unb  j^d^  in  bie  %btei  (SIugnQ  (f.  b.  9rt.) 
gurüdjugieben,  mo  bamalS  $eter  ber  Sbi^ürbige 
m>i  mar.  ßr  ftarb  bafelbft  1139  (ober  gu  An- 
fang 1140).  Unter  bem  9tamen  &Upfyxr\ä  Don 
Slutun  mürbe  1517  gu  $ariS  ein  iebenfaOS  bem 
12.  3abrbunbert  ongebörenber  Tractatus  de  sa- 
cramento  altaris  et  de  iis,  quae  ad  yarios 
ecclesiae  ministros  pertinent,  Deröffentlid^t. 
S)ie  Sfrage,  meld^em  ber  beiben  in  SBetrad^t  lom- 
menben  Sifd^5fe  biefeS  92amenS,  ©tepbon  L  ober 
bem  um  1189  geftorbenen  Stephan  n.,  bie 
@d|rift  gugufd^reäen  fei,  entfd^iä)  SRabiQon 
(Annal.  Ord.  8.  Bened.  VI,  Paris.  1739,  270) 
)u  @unften  beS  erftem.  S)er  Xractat  bebanbelt  bie 
Functionen  ber  ÜRinoriften,  ©ubbiaconen,  S)ia« 
Conen,  !ßriefter  unb  %i|d^öfe  unb  gibt  bann  eine 
ßrfldrung  ber  ^eiligen  9Reffe,  f))ecieu  beS  SanonS. 
SemerlenSmertb  ift,  ba^  bie  @d^tift  gu  ben  erften 
gebort,  in  benen  ber  SluSbrudt  Transsubstantiare 
Dorfommt  (c.  13. 14;  Migne,  PP.  lat.  CLXXII, 
1291. 1293).  @te))banS  ^eu^erung  (c.  7 ;  Migne 
ib.  1279):  Diaconi  in  quibusdam  habent  vi- 
oem  sacerdotis,  nt  in  ministerio  baptizandi, 
communicandi,  deiicta  confitentimn  miseri- 
corditer  Buscipiendi,  ift  begügüd^  ber  99eid^te 
mobi  nad^  ber  im  Srt.  93u^e  II,  1609  ermöbnten 
Sorfd^rift  beS  ^orifer  Sifd^ofS  Obo  be  Soliaco 
}u  beurtbeilen.  SDer  ^roctot  nebjt  einigen  Don 
Stepban  berritbrenben  Urfunben  ift  abgebructt  bei 
Migne  1.  c.  1273  sqq.  (SSgLHist.  littör.  de  la 
France  XI,  Paris  1759,  710  ss.;  Ceillier, 
Eist.  .gön.  des  aut.  sacr^s  XIY,  n.  ^d.,  304  s.; 
Duchesne,  Fastes  episc.  de  l'ancienne  Gaule 
I,  Paris  1894,  824.)  [3edC.] 

Stephan  Don  Sourbon,  0.  Pr.,  einna- 
mentli^  für  mittelalterlid^e  fte|erge]d^td^te  be- 
ad^tensmertber  ©d^riftfteQer  beS  13. 3abtbunbertS, 
flammte  aus  bem  @töbtd^en  SeSeDille  (Sr}bi5cefe 
S^ön)  unb  erbiett  feine  etfte  SuSbilbung  unter  ben 
SlerUem  ber  (Satbebrale  }u  Wacon.  Sie  J^b^mn 
etubien  legte  er  (etma  feit  1220)  au  ^oris  gurüd 
unb  trat,  mie  eS  fd^eint,  fd^on  bort  in  ben  £omi» 
niconerorben  ein.  @ett  1230  mar  er  3abtiebnte 
binburd^  unermübli<b  als  $rebiger  unb  3nqui^or 
inbenSanbfd^aftenS9onnaiS,9ourgogne,t$frand^e« 
Somtö,  SoDopen,  Cb<im))agne,  Sotbringen,  ^u« 
Dergne,  Sangueboc  unb  StoufPon  tbötig.  SiuS 
bief er  amtlid^en  Sßirifamleit  bat  er  jablreid^e  inter- 
effante  Srlebniffe  in  fein  für  ißrebiger  beftimmteS 
äBed  aufgenommen,  boS  in  ben  meiften  ^anb« 


787 


@tet)1^an  (BDBarnS  —  Qitpf^an  Hon  Säaifl^ 


768 


f^riften  Traotatos  de  diversis  materÜB  pnM- 
dicabilibuB  obet  Da  aeptom  donia  SpiritoB 
sancti  genannt  mut  unb  tteueibingS,  (otoeü  eS 
nod^  bon  ähüeteffe  fein  lomt,  bittd^ ^&coQ  bela 
SRard^e  J^oiidgegeben  toorben  ift  (Asecdotea 
hifitoiiqueB,  lögendas  et  apologaee,  tiräs  da 
recueil  inödit  d'Etienne  de  Bourbmi,  domi- 
mcain  du  Xm«  aitole,  Paris  1877).  S)er 
jtDeite  Xütl  beS  SBetfe«  etllärt  fid^  bomuS,  b4 
@te))]^(m  bm  @toff  aad^  ben  ftebm  ®atoi  beS 
l^iligen  (Beiflefi,  auerbingS  oft  getoaltfam,  ])cb" 
nete.  Uebrigend  l^t  er,  bielleic^  tM>m  Siobe  ubet> 
tü\^,  bie  €ommiimg  ni^t  boOenbet;  f^n  ber 
nsfte  %ffdl  ift  ittux)QfUinbig,  ttnb  goiQ  fehlen  ber 
ed^ete  unb  ^bente.  ©tefilonS  literorif^  IBe» 
ftl^gtmg  ift  gering,  ober  toertl^ijon  fttib  feine  91n- 
gaien  über  baS  @ectemoef en  unb  ben  bielge^altigen 
Aberglauben  ber  bamoligen  Seit,  fomie  über  1^" 
bonagenbe  aRonner  beS  12.  unb  18.  äal^lftunbertS 
(9IonuS  ab  Insulia,  Simon  bon  Xoumoi,  SBil* 
$eliit  bon  ^riS,  9Ror^  bon  @ull9).  3n  feiner 
ed^ift  erfd^int  er  alfi  ftinb  fetner  Seit  fel^  leid^ 
glöubig,  bod^  onbererfettd  oud^  ttieber  old  entfd^ie« 
bener  SBef gmjyf er  be9  Slberglmibenfi,  unb  fein  83er- 
l^ten  gegenüber  SKonnem  unb  gfrouen,  bie  beS 
Sänbniffefi  mit  bem  Satan  ongeflogt  toaren,  be* 
tpeist,  bagcrmeitbemunftiger  unb  milber  toorote 
bie  ^enrid^terbeS  15.,  16.  unb  17.  ^o^id^unbertS. 
SBe)ugIid^  bed  Sedenmef enS  flnb  bef onberS  nrid^tig 
feine  aRitt^eilungea  über  ^etntö  SOBoIbuS  unb 
beflen  Snl^önger.  3n  SBetr^  ber  le^en  fud^ 
tebod^  A.  SRülIer  (f.  u.)  ju  geigen,  bo|  Stepl^onS 
ajerid^  fid^  nur  auf  bie  Ortlieb'fd^e  ewppt  ber 
SEBdbenfer  begieße,  bie  bon@tra^burgaudgegangen 
iflunb  }tnir  Didfad^  in  i^ren  Seigren  Don  ben  an« 
l^ängem  Vnudrid^S  unb  ben  SSäbem  beS  fseten 
®ei^  (f.  b.  9lrtt)  obl^gig  toor,  ober  bod^ 
teinedtoegS  mit  biefen  ibenttfidrt  toerben  barf. 
etepl^on  ftarb  im  3. 1261.  (Ein  fpöteret  Com- 
pücAcac  ^  einen  großen  Zl^eil  ber  Sd^rift  @te- 
))^S  jur  Abfaffuag  etnefi  Speculum  morale 
benn^t,  boö  Imige  Seit  fölfd^lid^  SincentiuS 
Don  SeauDatt  (f.  b.  Srt.)  gugefd^rieben  nmä>e. 
(IBgt.  Quötif-Echard,  Soriptt  Ord.  Praed.  I, 
Parifi.  1719, 184  sqq. ;  bie  Einleitung  bei  üecop 
be  \a  SRord^e  [f.  j).] ;  B.  Haur^an,  tn  Jomsal 
des  BavaiitB  1881,  591  ss.  789  ss. ;  St.  9RüUer, 
2)ie  SBoIbenfer,  (Botl^  1886, 166  ff.)  [Setf.] 
jUqr#m  #0teiw,  f.  fOtonop^tn  VIII, 
1794. 

S4t9^m  S^mMnif  b<r  1^ I. ,  0.  CisL,  einer 
ber  Derbienteften  Organifatoren  feines  OrbenS, 
ftammte  aus  tiner  ongefel^enen  engtif  d^en  gpamilie 
unb  erl^idt  feine  ei^  SuSbilbung  im  IHofter 
Sl^etbome  in  Stoifetpt.  918  3ibgling  begab 
er  fid^  nad^  ^ariS,  um  fid^  boxt  in  binnidtli^ 
Sßiflenfd^ften  imb  ber  Xl^eologie  gn  DecDolt' 
fommaen.  Son  ^nrnbeid^  aa^  mad^te  <r  mit  einan 
<SeiftUd^  eine  SSaOfal^  nod^  9lom;  auf  ber 
f^Ma^  fßtit  er  Don  bem  l^igmft|igen  Sbie 
Stöbert  Don  WoIeSme  (iMbcefe  Scmgre»)  atitb  be- 


fd^bl,  ftd^  feiner  Seitung  gu  nnteMtdcn.  ütt  dn 
9:oBer  3:l|eil  ber  Kdnd^e  überbcäffig  mnrbe,  bte 
Siegel  in  i|rer  Strenge  gu  befolgen,  unb  fii!^  bm 
Snorbmmgen  beS  Sbted  nid^  tnc^  fügen  iDoDie^ 
oerlie^  Stöbert  auf  Stepl^nS  Statl^  mit  bem  gut  g^* 
ftnntenSrübem  bie  «btd  mib  gD2nbekl098baS 
ftloffer  eifteauc  (2)iöoefe  iSX^UxM^eabrmi. 
Dort  muibe  im  %  1109  ^Upltan  yam  SMe  oe- 
tDö]iIt,unbouS  feiner  ^ber^ltlll2bcrtL»ec» 
narbuS  (f.  b.  Srt)  boS  OtbeodgaMmb.  3n  mond^ 
S^el^g  bal^nbred^enb  für  bie  SntmiAune  it§ 
Orbendlebenfi  tturbe  bie  tion  il^m  mtf  bem  <Be» 
netolcabiid  Dom  3. 1119  crbffoie  Gaita  ohaxi* 
tatis  (f.  über  bi^eS  OrbenSftntnt  m^  ett3ffyaa 
fonftige  Serbienfte  b.  9rL  <äfhrden|^aä)en  ni« 
875  f.).  Stepl^anfbnb  am  2&  SKta  1184,  nad^ 
bem  er  im  3al^  Dorl^  »egen  ®cbced^Itil^ 
feine  a&ürbe  old  abt  nkbergekgt  IM^  Sufeinm 
9no]teamgmge]^brtaud^,eiüfprKd^enbbaaSm)iid^ 
ber  bamoligen  Seit^  bie  &)>enbung  ba  i^gm 
(Eommuniim  unter  beibe»  (SkfiaOen ;  irrig  bosfflm 
ift  bie  »ngabe,  biefe  (Sinrid^tung  1^  fi^  im€k 
ftercienferorben  bis  in'S  15.  äol^c^mbert  cri^cfieti; 
berni  fd^on  im  3. 1261  begimmie  boS  «knoMriU 
capüel  ber  Ctftercienfer:  JS>a  coA  bem  0mujf{e 
bed  aiuteS  <{;^ifti,  meld^nadft  ber  ^eiltgim  lEoiii* 
munion  bie  9lngel^drigen  befi  Oitelfi  im  ffddj^ 
gu  emtifangen  4)iiegea,  fd^ete  @efa|ren  ^at^äfm 
Iftnntcn,  f  o  Derorbnet  bös  <BenetaIca)>iteI,  ial^  bk 
Sßönd^e  —  mit  SuSno^me  ber  Slltarbienec — ntd^t 
mel^r  in  ber  ^ctool^nten  SBeift  gum  lletd^  ^^s^ 
treten"  (^offmann,  ®efd^.  ber  Saiencoamumoa 
&pmc  1891, 188).  €kt>lftan  mar  aud^  f el^  um 
bie  ^erftelbiag  befi  bamatt  oin  Dedailbexten 
SBuIgatote^leS  bemfil^t  unb  ift  ber  Utl^dcr  ber  fdg» 
ßorrectorien  (f.  b.  9xt.),  mlS^  für  kom  Skit 
bei  Seroielföltigung  btf  »ibeOcsM  malgebeiib 
blieben;  bafi  auf  feine  Seronlaffung  ^«qiteftcQte 
unb  burd^  SBegfd^obeu  ber  9Ib)Dei4usgen  cotxi* 
girte  Ssemi^tar  ber  Sulgoia  ifi  nod^  Doi^^anbrn 
unb  be^bet  fid^  auf  ber  Sibliot^I  gu  S>ii0a 
(Dgl.  S>enif[e,  im&d^iD  furfticd^  u.8itecatttf» 
gefd^.  beS  aRitielalterfi  IV  £1888],  266  ff.).  — 
Ueber  bie  Sage  Don  bem®fittel,  mit  bem  m  ^ 
lige  3ungfxmt  ben  ^bt  @tepl|an  ^otbive  h^i^dt 
i^aben  fofi,  f.  Manrique,  ÄmaL  Ciali.  I,  Lngd. 
1642,  270  (ad  a.  1184).  (9»g|L  Aiu  SS.  BolL 
April,  n,  496  aqq.;  SDoIgoimfi,  IbH  |L  €te* 
pfym  ^orbing.  Sufi  bem  gegOfc^ea  überfc|t 
aSoing  1865 ;  Jaaaoeohek,  Orig.  Gkriare.  l, 
Yindob.  1877,  p.  IV;  Booi^gam,  La  eiuuff« 
franse  an  XII«  ai^db,  Paris  1879, 
889.)  UBOtL] 

^Up^n  DonSRuret,  ber  ^L,  f.<8tm» 
«tont. 

$ieyl(aiiDan6unlI]6^«in  ^etD^nrinenbcr 
Zi^eologe  ber  mittelaQerlid^ett  ormmifd^  im^c^ 
Diutbe  gegen  Snbe  beS  7.  Sol^t^unbectS  geboteiL 
3um  ^efter  gemeil^t,  trot  er  ungefal^  713  eine 
Seife  nad^  S^mflmtHnot»!  an,  mo  er  15  äk^re 
tag  fiekl^rtctt  Stubien  obidg.  SBon  l^ier  bigob  er 


769 


6te)»^an  i>oii  Il^let«,  her  IJL  —  ©tej)]Jan  öon  SournaL 


770 


lA  1»^  3teRm  mO)  Mnoeüte  Bnaere  3eÜ  in 
Ssm«  vni  Mtmnng  btr  lotetniMen  ©j)ra(i^e  bc- 
W^tj^  ^-  XMcnntf^^can,  ®ef4  t)on  9nnenien 
(attum.]  n,  «märte  1785,  399).  3n  frine 
^ctmol  ittcaÄgde^,  uribmete  et  fU^  auSfd^Iieilid^ 
Gtminf^tr  X^i&ttg|MI ;  boQug9toeife  AM^  ^ 
fonr  Ott  bcm  Vbenblanbe  mitgebrad^ten  Wonu- 
^oi^  &j!iSatt  tmtxbe  6te|»^  xum  (EqUf^of 
Ml  €ifaiS(  (rV>Ben,  pocb  aber  fd^on  efai  3al^ 
tnuM^  chttt  gnoottfamen  Xobed  olft  Opfer  f einefi 
(>Utoiftfai  (f.  flitQtbS  »on  (Bongaf,  SeneMg 
1965, 41)  I  Ue  genote  Sngobe  feined  Xobedjo^ 
$  ind^t  mögltt^.  —  Sie  ©duften  @te))^anS  üon 
eteill^  flnb  tbcitt  Ottginalarbeiten,  tl^eil«  Ueber- 
1e|tnigm  an§  Dem  (Bried^M^  lieber  bie  erfieren 
bcm^  im  13.  Sa^rJ^tuibett  ftirofoS  Don  ®Qtf 
|tf  (0.  €L  0. 17) :  ^S)er  gro|e  6te))]^,  SBifd^of 
im  Sifaitf^,  ^eifiel  tiele  (Kommentare  ju  ben 
Seifigen  €4rtften:  )u  3ob  unb  gu  ben  (foan- 
fAm  f ovric  }tt  2)aniel  unb  6)cd^iel,  unb  bie  9nt- 
«tt  auf  boS  6d^reiben  ®ermanufi^  beS  $otri- 
«i4a  >»n  Confbrntinopd";  fp&ier  (a.  a.  0. 40) 
fmxl  Sirofojl  ben  €te))^  aI8  ^eijUid^  Sieber« 
bi^:  ,<Er  fertigte  mS^  getfUid^e  (Befänge, 
S^^  in  fn|m  SBeifen,  ^Qmnen  unb  anbere  ®e« 
ffag^'  3n  bemfelben  6inne  ftugert  fid^  ein  an« 
tetr  ^ftorifer  beSfelben  13.  ^al^bunberte,  €te- 
9^  Uii>cban  oberOrbelean  (beiftarefin,  ®efd^. 
ter  anncnifd^  SÜerotur  [neuarm.]  I,  Qeneoig 
1865«  388).  ^e  genannten  Originatoerfe  @te- 
tltßtA  Btugm  V&  auf  eine  9[n)o]^I  geifilid^er 
Si^  im  <8efang6nd^  ber  armenifd^en  tMrd^e 
«cdoroL  9n  bie  Stelle  ber  t)on  fttrabfi  oben  er« 
tDd^nlen  Sntmort  ouf  ba9  Sd^ben  be8  $atri« 
oi^en  GemumuS  xavm  fpäter,  iebenfoOS  nod^  oor 
hn  1 2. 3a^md>ert,  ein  S^Iftficat  untergef  dboben, 
oel^cS  bc8  Sifd^oß  6tep^n  fomol^I  nad^  feinem 
Ssfolt  (tpcgen  feiner  ||dretif(^  Xenbot))  als 
fo^  ber  S^rm  (megen  ber  SBerunglimpfungen  befi 
Ibnrffotm)  umo&rbig  toar  (ogl.  Zfd^mtfd^an  n, 
$S6 — 559),  €rl^Iten  bagegen  jinb  ja^Ireid^e 
neberf^unmi  |MitrifUfd^  aßerfe,  »eld^e  Stepl^an 
«04  bem  erie^ifti^en  fertigte,  ffarefin  ftellt  in 
(ncuarmenifd^)  ,,9ibIiot]^eI  ber  attarmeni« 
Oebcrfe^ungen',  SBenebig  1889,  auf  ®runb 
ber  in  ben  Stonufcripten  ent^attenen  ,,9lad^« 
ftriftm*,  in  benen  \t  ber  ^amt  beS  Ueberfe^erd 
femmnt  »irb,  bie  9uctorfd^oft  StepbonS  als 
IId^erfe|(r9  fe^  für  ben  Commentor  eines  un« 
gnmnnten  9ttctorS  jum  8ud^  SeDiticuS  (XXVL 
558.  559):  ffir  bie  @(^riften  beS  ^feubo- 
Stmqfiufi  «reopagito  (ebb.  381—391) ;  fflr  bie 
64rift  bei  %{.  ®regor  oon  Sl^ffa  «lieber  bie  Sta- 
tur beft  SRcnfd^"  (ebb.  371 ;  aemeint  ifl  too]^( 
btr  6^^ft  Hepl  Turrsaxftu^  av^pcuicou)  *  ffir 
einirlne  SBeife  beS  1^1.  S^riu  toon  SIesanorien, 
aomlidi  «^ie  S^ftbe"  CH  ß^pXocr&v  Oi)craupuivX 
.2^  e^Dfien'  unb  bie  »riefe  (ebb.  503-524) ; 
fmr  einige  S^riften  beS  1^(.  «t^anafiuS  b.  ®r., 
fmMi  ^lieber  bie  Vtenfd^ioerbtmg  beS  göttlid^ 

Sortfft''    (Dcpl  Tijc  ivoapxott  im^avstac  touI 


fteou  X^oo),  ben  Srief  an  fioifer  SoMan  übet 
ben  ®Iauben,  bie  @d^ft  «®egen  $aul  oon  @a« 
mofata,  ba|  (Sin  @ott  fei",  bie  Siebe  über  baS 
äBort  3eine  Seele  ift  betrubt^  bie  »ebe  über  bie 
(Srfc^einung  beS  ^erm  (ebb.  287.  288).  (SBgL 
Quadro  delld  opere  di  vari  autori  antica- 
mentetradotteinarmeno,  yen6Z]al825,  29; 
Sukias  Somal,  Quadro  della  storia  letteraria 
di  Armenia,  Yenezia  1829,  47  8g.)    [SBetter.] 

$^9<^  uon  Xl^ierS  (Ziemum),  ber  H^ 
f.  ®rammont. 

SitafJ^wx  oon  Xournai,  mittelalterlid^ 
(Eanonift,  teurbe  1128  (ober  1135?)  )u  Orleans 
geboren,  trat  1150  in  baS  bortige  Stift  Saint« 
SuDerte  (Sancti  Evartii)  ein  unb  erl^ielt  bie  (Sxß 
laubnil,  fid^  nad^  ^Bologna  gu  begebm,  um  bort 
canonifd^eS  unb  aud^  römifd^eS  Sted^t  gu  ftubiren; 
erßereS  l^örte  er  bei  StufinuS  (f.  b.  Slrt),  le^tereS 
bei  bem  berfil^mten  99uIgaruS  (gefL  1.  Sonuar 
1167).  ®eftfl|t  auf  tfld^tige  9te(^tSfenntni|,  Der» 
fa|te  er  (anfdjeineno  oor  September  1159)  eine 
Summa  gu  ®ratianS  S)ecret  2>iefelbe  muri)e 
1891  burd^  t).  Sd^ulte  ebirt  unb  ift  tro|  fel^ 
ftorfer  99enu|ung  ber  entfpred^enben  SBerfe  oon 
ipaucapalea  (f.  b.  Sri),  SRoIanbuS  (f.  b.  Sri  Xle» 
lanber  IIL)  unb  ShtfUmS  bod^  nad^  bem  Urtl^eile 
beS  Herausgebers  eine  bebeutenbe  Seiffamg.  %xit^ 
bem  Stephan  faft  ein  Sal^rgel^nt  baS  Stift 
St«(Suoerte  als  m^i  geleitet,  teurbe  er  (£nbe  1176 
um  9bte  oon  St  ©enooefa  in  $ariS  getoöl^It 
~m  biefeS  ftlofter  mad^te  er  fid^  in  mel^ad^er 
^infid^t  oerbient,  namentlid^  au$  burd^  (Ein^ 
rid^tung  eines  ^SfhtbiumS.  3m  %  1192  mürbe 
er  gum  Sifd^of  oon  Zoumai  befbrbert ;  in  biefer 
SteQung  batte  er  oiel  Ungemac^  gu  erbuben,  be« 
fonberS  megen  beS  SiberftanbeS  ber  Surger  oon 
Xoumai  gegen  bie  politifd^en  Sted^te  beS  Sifd^ofS 
unb  aud^  megen  ber  Cb^fc^^ungSpIöne  beS 
frfil^  il^m  fel^r  gemogenen  MnigS  $l^ipp  IL 
auguji.  Sr  ftarb  im  September  1203.  9u|er 
ber  oben  ermäl^en  Summa  biuterlie^  er  eine 
gro|e  Sngal^I  oon  Sri^en,  bie  intereffante  Singel« 
beiten  aus  ber  ®efd^id^te  feiner  Seit  entl^ten 
(nad^  ber  SluSgabe  bu  SDtoIinetS  abgebrudt  bei 
Migne,  PP.  lat.  CGXI,  309—625).  Sittet 
Ragt  er  in  einem  Sriefe  (Ep.  251,  bei  Migne 
1.  c.  516  sqq.)  an  ^jl  (^leftin  m.  aber  bie 
Ausartung  beS  tbeotogijd^  Unterrid^tS,  fpedell 
über  ben  bialeftifc^en  Unfug,  ber  ftd^  t)ielfail^  auf 
bem  ®ebiete  ber  Xl^eologie  breit  mad^te,  fotoie 
aber  bie  Unmaff e  neuer  Secretalen  (ineztrioabi- 
IIa  BÜva  decretalimn).  3n  einem  ber  Sriefe 
(Ep.  147,  bei  Migne  L  o.  435),  ben  er  alS  9bt 
oon  St.  (Senooefa  fcbrieb,  finbet  ftd^  baS  belannte, 
für  bie  bamaligen  93er^^iffe  begeid^enbe  9Bi|- 
toort:  Anglico  plumbo  teguntur  ecclesiae, 
nudantur  Romano  (eine  9nfpielung  auf  bie  gu« 
meilen  tl^euem  SuUen).  Stepl^an  gehörte  aud^  gu 
ben  renommirteften  ^rebigem  feiner  3(it;  eine 
gro^  Snga^I  feiner  ^omtlicn  ifl  nod^  l^anbfd^rift» 
\vSi  Dorl^nben.  S)ie)e  geigen  bie  Sd^toöd^n  ber 

25 


i 


77B 


^iepl^anuB,  93u^btuiet. 


774 


ls>M^  119  f.).  9to4  bcm  3cu8«ift  t^^  ^I-  ®t«* 

9PC  Mn  9t9!ia  Qfigne ,  PP.  gr.  ZLYI,  702 ; 

^g/L  004  Aaiuitw,  Uom.  12  in  Utud.  8.  Steph. 

L  CL  XL,  d38  8C|.)  Plegie  man  bereite  im 

4.  3a^Fc^)itiiibctt  M  Oebä^tnil  beS  1^1.  @tet)]^a- 

«tf  am  26.  Skcemkr  fcftlui^  ju  bege^.  2ßan 

feQci  tennid  folsqii,  baft  biefer  Xag  fein  XobeS« 

Hg  KKir.    So  M(ie|t  fidb  an  ben  (SeburtStae 

M  JBnigi  bor  SRot^m  bet  dies  natalis  beS 

t^m  für  e^iiflnd  {iesbenben  SSIutjeugen  an  (Dgl. 

Pi0Qdo*Aqg.  Senn.  215,  bei  Migne,  PP.  lat. 

:,  2145).  S)ie  UebertroQung  ber  @ebeine 

f^oligen  im  9. 415  fanb  am  26.  S)ecember 

OKil  eben  bicfeS  ber  gfeftlog  bedfelben  mar 

i7.  SL  Patritii  In  aatas  app.  commentarium, 

1867»  61). — S)ie  SSerel^rung  bed  ^I.  @te« 

K  xodä^t  |.  SB*  f  4on  feü  öltefier  3eU  in  «n- 

k&cnbtg  mar  (ligL  Aog.  Serm.  823,  bei 

PP.  lAt  XXXVm,  1445),  »urbe  nod^ 

lOaBBraur^  äS§  im  3.  415  bie  Reliquien  beS 

^fmigm  brt  6ap^argamala  in  ber  9tä]^  non  3e« 

TajBicin  gefinristn  unb  an  26.  S)fcember  bedfelben 

jia(>es  in  ^<<  StonStirc^e  ju  Serufalem  über- 

Dttrbcn  (DgL  ben  Seri^t  bed  Sucian  [De 

itione  ei  ti^analat  8. 8tephani]  u.  %,  ge« 

dnaft  in  Baroniaa  ad  a,  415,  6  sqq.  2)erfelbe 

rtib  cxtDo^  oon  Aug.,  Tract.  120  in  Joan., 

te  mgn^  PP.  iat  XXXY,  1954).  ßinX^il 

s«r  Xciufittm  fam  bur(i(|  OroftuS  nad^  SRinorca 

ts5  gab  bort  Slnlo^  )ur  Sefel^ng  Dieler  3uben 

(4^  M3  Shmbfd^tcibcn  bcd  Stf d^ofö  SeDentS  Don 

f^oiPflCii  De.Jndaeifl»  beililQgne,  PP.  lat.  XX, 

TU — 746).   UAet  bie  jol^Irei^en  bei  ber  Ueber- 

tB|ini8  tfon  Xeltquicn  bed  f^eiligen  nad^  Sfrila 

K  3.  424  gffd^l^en  SBunber  ügL  Ang.,  De 

«F.  Dat  22,  8;   Sem.  317.  318.  319.  320. 

&9^  beiMigne,  PP.  lat.XXXVIII,  1435  aqq. 

IÜ5  eqq.   (9301.  JBaroniuB  ad  a.  415,  1--18 ; 

U6I,  16 — 29  ;  439,   1 — 3 ;  Tillemont,  M^m. 

IL  ^^,  Paris  1701,  1—23;  «Iban  Sutlerd 

äftesber ^iligfn  X,  a^ain)  1825, 299  ff.;  XIX 

llßfil  3  ff.)  [3.  Sftlten.] 

^Ig$^amm^^  lotinifirt  ouS  Sftienne,  ift  ber 
tae  liner  fnmjSfif d^  iBud^bruderf omilie,  meiere 
^sftM  im  16«  Sa^^unbert  gro^ed  anfeilen 
owm  tmb  ezft  in  ber  SRitte  bed  vorigen  3a^r- 
|ai5at§  oiiS^rft.  S>ct  @üfter  biefed  (Sefd^Ied^tee 
as  dcsri  eftienne^  toeld^et  um  1460  in  ber 
Sdmqcc  ouil  eblcr  Samttie  geboren  mar,  aud 
«Rir  9tei0Utte  fld^  bei  SBu^bruderei  mibmete 
iBbteftmcoen  enterbt  iDitrbe.  ßr  errid^tete  1501 
i&ri4  Se  S>rurferci  tinb  ftarb  1520.  9ladJ 
'bboi  2obe  gratete  feine  SBittme  ben  IBud^- 
kBfa6mion  be  ^SxfLint9,  gemöl^nlid^  SoIin&uS 
gnnt  mib  in  bie  Officin  beS  ©tieföaterS  trat 
mbmtüS  &o^n  JR  o  b e rt  ein,  ber  unter  aflen 
mm  bex  aramaie  meitouS  baö  berfl^mtefte  ge- 
iju  ijl  unb  in  ber  ®  cfd^iiftte  ber  S^eologie,  be- 
kM  her  Sibetfunbe  ,  einen  unoergonglid^en 
<5o«nenl&at.    S«a(^  Sitte  ber  Seit  ^atte 


er  ftd^  )ur  SuSübung  ber  Sud^ruderfunf}  burd| 
auägebel^nte  p^UoIogifd^  @tubien  borbereitet  unb 
mar  burd^  biefelben  }u  einem  ber  größten  ®e« 
leiten  im  16.  3al^r$unbert  gemorben.  3m  3. 
1526  grunbele  er  ^u  $ari§  eine  eigene  S)ruderei 
unb  na^m  auf  bem  Sitel  feiner  S)rudfmerfe  einen 
Oelbaum  mit  ber  Seifd^rift  Noli  altum  sapere, 
sed  time  (bie  Oliva  Stephani)  jjum  Symbol 
feiner  Offirin.  92ad^bem  er  fid^  1528  mit  ber 
^od^gebilbeten  ^troniOa  99abe  Dermöl^lt  l^te, 
gränbete  er  ein  ^oudmefen,  in  meld^em  bad  Sa- 
teinifd^e,  baS  @ried^ifd^e  unb  felbft  baS  ^bröifd^ 
9ur  Umgang8f|)rad^e  marb;  baS  ^uS  bilbete 
nämlid^  eine  %rt  @ele^enafabemie,  meti  er  ge* 
lehrte  Sorrectoren  an^  ben  Derfd^iebenfien  Stationen 
aufteilte.  2)iefe  lonnten  ftd^  nur  lateinifd^  mit  ein« 
onber  Derftänbigen ;  f o  fam  ed,  ba|  oud^  bie  IKnber 
unb  bie  S)ienftboten  baS  Sateinif^e  fpred^en  lern* 
ten.  «uf  bem  ®ebiete  ber  claffifc^en  Slteri^umfr- 
funbe  entfaltete  er  ^uerfi  eine  ungemein  retd^  %ffip 
tigfeit,  befonberS  inbem  er  eine  SReü^e  gried^if(|er 
Xejte  aud  ben  ungebrudtten  Sd^äiien  oer  tönig« 
lid^en  iBiblbtl^ef  tieröffenüid^e.  2)ie  ftird^en* 
gefd^id^te  (1544)  unb  bie  Praeparatio  evangelioa 
(1546)  bed  SufebiuS,  bie  AntdquitateB  romanae 
unb  bie  SRl^torif  befi  SHon^S  Don  C^lifama| 
(1547),  bie  mebicinif  d^en  @d^riftcn  bed.SIeianbcv 
Don  ZraSeS  (1548),  bie  erl^altenen  IBäd^r  beS 
S)to  eafftud  (1548),  bie  ©d^riften  btf  1^1.  3u« 
fünuS  unb  bie  bed  @efd^id^tfd^reiberfi  SppionuS 
(1551)  Deröffentlid^te  er  }um  erften  3Rak  in 
tluSgaben,  beren  {ebe  ein  t9pogro)}l^tf d^eS  SRetfter« 
med  l^ei^en  lonnte.  Stoi^Ifmal  gab  er  S:ereni 
l^erouS,  fünfmal  Sirgil,  gtoeimal  Sicero'd  fömmt« 
Hd^  Sd^ften,  au|erbem  mel^r  aß  40  lateinif^e 
Slaffifer  Don  geringerer  SSebeutung.  S)iefen  Sud- 
gaben finb  gum  S^eil  Altere  93orreben,  dafftfd^ 
Kommentare,  aflen  aber  Snmertungen  unb  ^r- 
nSrungen  oon  feiner  ^anb  beigegeben ;  CSufebiuS' 
ftird^engefd^id^te  trägt  eine  93orrebe  in  clafftfd^ 
®ried^ifd^,  bad  er  ebenfo  leidet  l^nbl^abte  tou  bajS 
Satetnifd^e.  SQBft^renb  biefer  9t$et|en  fammelte  er 
unablöfflg  für  einen  Thesaurus  Ijngaae  latinae, 
meld^er  unter  frember  SSeil^Ufe  1531  gu  $arid  er- 
f d^ien  unb  gmei  toettere  Silagen  edebte,  unb  nod^ 
mel^r  für  einm  Thesaurus  linguae  graecae, 
meld^  erft  nad^  feinem  3U)be  1572  Don  feinem 
@o]^nef)enrt  )u  ®enf  l^erauSgegeben  merben  tonnte. 
Süperbem  oeröffentlid^te  Stepl^anuS  neben  man- 
d^Iei  ^üfSbüd^  )ur  Sriemung  bed  Sateinifd^en 
niddt  meniger  ald  79  SuSgaben  älterer  unb  neuerer 
lateinifd^  (Srammatiten.  Sr  Derfa|te  femer  eine 
burd^  ftlarl^it  unb  Sinfad^l^t  auSgegeid^nete, 
]päUx  in'd  Sateinif(^e  flberfe^e  frangöfifd^e  @ram- 
motlt,  meldte  er  neben  13  grammattfd^en  Sbl^anb- 
lungen  l^raufigab,  unb  ein  lateinif^-frangöfifd^ed 
aSörterbud^,  meld^fier  fünfmol  auflegen  mugte.  Um 
aSe  biefe  ausgaben  gum  Gemeingut  ber  SBiffen- 
fd^ft  au  mod^en,  gab  er  fte  ju  beifpieUoS  niebrigem 
greife,  mäl^renb  }ugleid^  bie  l^dd^fte  ted^nifc^e 
aSoflfommenl^eit  unb  @d^önl^  angejhebt  mar. 

26* 


775 


€te))]^Qnu8,  Sud^brudet. 


776 


ffiicfe  uncrmüblid^e,  faum  beörciflid^e  Sl^ätißfcit ! 
fyiiit  für  il^n  f clbft  neben  ber  ©efriebigung,  totldjt ' 
fie  feinem  roftlofen  ®eifte  flemä^rte,  ble  Der- 
jd^iebenartigften  folgen,  ©ein  unetgennü^igeS 
unb  ibealeS  Serfa^ren  brad^te  einen  fel^r  bcfdjci- 
benen  materiellen  ®ett)inn,  ber  jur  SWenge  feiner 
^ublicationen  in  gar  feinem  SJerböItnife  ftanb; 
bie^  begreift  fid^,  »enn  fein  ©ol^n  unS  öcrfic^ert, 
ba|  ber  Thesaurus  linguae  latinae  aQein  bie 
Summe  öon  30000  grancS  oerfrf)lang.  6nt- 
fc^igt  mürbe  er  bafür  burd^  baS  SBol^ImoUen 
ttnb  bie  ®nabe  feines  JtönigS.  grana  I.  bemieS 
för  feine  gelehrten  IBemül^ungen  baS  größte  Snter- 
effe,  nal^m  an  allen  feinen  Untemel^men  lebenbigen 
«ntl^eil  unb  !am  felbft  in  feine  Dfficin,  um  feine 
Sl^ätigfeit  in  Sugenft^ein  ju  ne^imen.  3m  3. 
1639  ernannte  er  il^n  §um  föniglid^en  Sud^bruder 
ür  l^ebräifd^e,  gried^ifd^e  unb  lateinifd^e  Xejte; 
J)äter  Ke6  er  für  il^n  S^pen  gießen,  toelc^e  wegen 
brer  @d^5n^eit  n)eit  berül^mt  mürben  unb  ben 
9camen  typi  regii  ober  characteres  regii  erl^icl- 
tcn.  ^ud^  Sranj^  I.  9lad^foIger,  §einri^  n.,  be- 
loal^rte  für  ben  berühmten  93ud^bntd!er  großes 
WioffltDoUm,  ol^ne  jebod^  il^m  auffallenbereSemeife 
bobon  ju  geben.  SBäl^renbbiefer  ftnttt)idfelungfeiner 
@efd^aft8tl^ötigfeit  »ar  @tep^anu8,  ber  eine  unge- 
meine ©eifteSarbeit  anfalle  bie  berf d^iebenen ^u^ 
goben  Dermenbete,  ^um  ooUftönbigen  ^umaniften 
gemorben  unb  t^eilte  aud^  aEe  bie  IBorurt^eile, 
totlä)t  biefe  fliaffe  öon  ©elel^rten  gefangen  genom- 
men l^atten.  SefonberS  nal^m  er  bie  neuglöubigen 
Slnfd&auungen,  toeld^e  bamalS  in  Sfrantreid^  ein- 
brangen,  begierig  auf  unb  ftellte  fomol^I  feine  gei- 
ftige  Snergie  als  bie  großen  SJtittel  feines  @e- 
fd^öfted  gan^  in  ben  SDienft  ber  neuen  3been. 
Sem^ufolge  rid^tete  er  balb  ben  b<iuptfäd^Iid^ften 
unb  wid^tigften  Il^eil  feiner  3:bä*^9'cit  öuf  bie 
SSeröffentlid^ung  Don  Sibeln  unb  legte  baburd^ 
ben  ®runb  ju  einer  Sebeutung  unb  IBerül^mt- 
l^eit,  mel^e  alle  feine  pl^ilologifd^en  unb  tec^- 
nifd^en  Sorjüge  berbunfelte.  S)en  Anfang  baju 
l^tte  er  noc^  im  §aufe  feineS  ©ticföaterS  6oIi- 
näuS  gemocht,  Inbem  er  1523  unter  beffen  9la- 
men,  aber  ganj  felbftönbig,  eine  lateinifd^e,  b^d^ft 

iierlid^e  ^uSgabe  bc§  SReuen  3:eftamenteS  üeran- 
toltet  l^atte.  &  mar  bieg  n^ol^I  nid^tS  al§  ein 
bud^b^nblerifd^eS  Untemebmen,  totxl  bie  l^eilige 
@d^rift  bamald  eineS  ber  gefudfjteften  unb  ge- 
lefenften  ©d^riftmerfe  toar;  aüein  bei  ben  ^ro- 
fefforen  ber  (Sorbonne  batten  bie  3utbaten,  weld^e 
t)on  bem  Herausgeber  berrül^rten,  9}crbad}t  gegen 
befjen  Äecbtgläubigfeit  enegt  unb  tourben  fpäter 
als  eine  ^Irt  Programm  beffen  be^cic^net,  maS 
man  üon  ibm  ju  ertoarten  gehabt  bobe.  ©tepbö* 
nuS  licp  ficb  befonberS  ben  ärrtbiim  einrebni,  bag 
bie  Gbriftcn  ber  bamaligen  Seit  Don  ber  ffird()e 
burd^  9.^oreiitl}aItung  ber  beiligen  ©d[)rift  fc^tücr 
gefd^äbigt  toürbcn,  unb  fud^te  bicfem  ^ijad)t^eU; 
burd}  möglid)fte  Verbreitung  ber  Söibcl  ju  begegnen. 
6inem  fnld^en  ©trcben  entfprangen  jimäd)!"!  ^tod 
]^ebräifcj)e  SBibelauSgaben,  bie  eine  in  öier  Ouart- 


bänben  1539 — 1544,  bie  onbere  inad^€ebq» 
bönben  1544—1546,  loeld^  burd^  bie  SeibUfe 
beS  ffönigS  )U  fel^r  geringem  $reife  ^ergegeba 
werben  fonnten,  aber  mebr  t^pogrop^ij^  all 
tt)i|icnf(baftlid&e  Seiftungen  martn  (f.  ob.  n,  589), 
unb  fpöter  eine  Steibe  Don  ausgaben  beS  grie^i" 
fd^en  bleuen  XeftamenteS,  über  meldte  ber  VtL 
93ibeIauSgaben  U,  603  ff.  nad^}ufel^en  ift  Wim 
biefe  Seiftungen  üerfd^minben  gegen  bie  oon  1528 
bis  1557  fortgefe^ten  SBemübmigen  Stepl^omiy 
um  Herausgabe  ber  Shilgata,  xotld^t,  toxt  \ux  Me 
Sßiffenfcbaft  unb  bie  ffir^e  l^od^bebeutenb,  fo  finr 
feine  äußeren  SScrbaltniffe  entfd^eibenb  miubea. 
3m  3-  1528  erfd^ien  guerft  burdb  i^  eine  9tt8« 
gäbe  ber  lateinifd^en  Sibel  in  Sfolio,  totläit  gn>|d 
^^luffeben  erregte.  2)aS  ^uff^ben  galt  ni^t  bloft 
ber  öugem  ©d^önl^eit  unb  SStdigfett,  fonbern  no^ 
mebr  ben  ^Beigaben,  toomit  ber  rül^rige  H^imiS- 
geber  ben  ^e£t  üerfel^en  l^e.  SS  waren  bie( 
3nbaItSnad^tDeife  über  ben  einzelnen  ffapitds, 
^bn)eid()ungen  beS  bebröifd^en  ZciteS  am  Staube 
unb  ein  fel^r  auSfübrlid^er  Snbe;  fämmtltd^  ta 
ber  ](|eiligen  @d^rift  Dorfommenben  SigennamoL 
IBei  ber  Herausgabe  beS  Se^eS  felbft  batte  SfHeraie 
gang  rid|tige  unb  fatbolijcbe  @runbfö^  befolj^ 
6r  möblte  bie  l^rgebra^te  Üeberfe^ung  beS  I^L  Hv" 
rouQmuS  unb  fud^te  biefe  in  ibrer  urfprüngli4ai 
Sieinbeit  l^ergufteQen ,  inbem  er  auS  ben  ^yaoü^ 
fd^riften  ber  9)ibIiot^efen  gu  $ariS  unb  juSand^ 
@ermain-beS-^röS  bie  ölteften  SeSarten  entirlc 
@in  fold^er  mit  pbilologifd^er  ©emiffenboftigMt 
bergefteüter  Zeit  fonnte  überall  nur  IBeifaU  ^nben, 
unb  biefer  marb  ibm  gunöd()fi  t)on  Seiten  ba 
Sud^bönbler,  namenttid^  naä)  ^lauf  beS  xntf 
jöl^rigen  Privilegiums,  burd^  mieber^olten  Ka^" 
brud  bemiefen.  ^ud^  mu|te  fd^on  in  ben  3a^ 
1532  unb  1534  berfelbe  %ttt,  nad^  ben  nömlid^ 
®runbfä^en  nocb  oerDoUfommnet ,  Don  92enem 
erfd^einen.  ^nberS  aber  erging  eS  bem  Hn<tuif- 
geber  mit  ben  3utl^aten  gu  biefem  Zejrte.  So* 
gleid^  nad^  Srfd^einen  ber  erften  ^uSgabe  gog  Üe 
Sorbonne,  ber  @tepbanuS  fd^on  Idngfl  toegen 
feiner  Hinneigung  gu  ben  neuen  fiebren  Derbad(ftig 
gett)orben  n^ar,  biefelbe  bor  i^r  gorum  unb  tKr» 
urtbeilte  Diele  in  ben  3nboltSangaben  unb  bem 
3nbe£  geäußerten  ^nftd^ten  alS  irrgläubig,  fo 
baß  fie  auf  Sernid^ttmg  beSlBud^cS  antrug.  SoR 
biefer  3^it  cl^  entftaub  ein  fd^arfer  ®egenfa|  unb 
ein  erbitterter  geberfrieg  gwifd^en  ben  SDoctoren 
ber  Sorbonne  unb  bem  gelebrten  Sud^bruder, 
mobei  le^tcrer  fd^Iießlicb  unterliegen  mußte.  JDWt 
Unrcd)t  \)a\  man  bie  erftcren  befd^ulbigt,  eS  fei 
ibnen  bie  Verbreitung  ber  SBibel  unter  baS  Soll 
ein  SDoni  im  ^luge  getpcfcn,  unb  bis  in  bie  nenefh 
3eit  UJirb  bie  Unmabrbeit  Verbreitet,  baß  ^bie 
bebroblidjen  Eingriffe  ber  3:beoIogen''  auS  biefer 
Cuelle  tjerjuleiten  feien.  3ni  ©egentbeil  lag  ben 
©elcbrlen  ber  tbcoIogifd)en  fVncultät  nur  am 
Herren,  bie  proteftantijd)cn  ^nfd^auungen  fem  gu 
bolten,  midjc  burcb  8tcp!;amiS'  febr  fd^öne  unb 
tt)ol)lfeiIe  ^luSgoben  leichte  Verbreitung  fonben. 


i77 


6tep]&anu8,  Sud^bruder. 


778 


9r|tntr  IciiQ^m  ^  ^mqjSi,  als  tooQe  er  ben 
laM  bct  Sorbonne  tieoi^en,  tmb  legte  fogat  boS 
Siripi«^  ob^  xAäjß  o^ne  bie  @ut$eijsung  ber- 
{dben  fu  bniden^  allein  bieg  mor  tl^m  balb  leib, 
oib  a  \ixfft  auf  bon  nämlid^en  SBege  fort,  auf 
bcm  er  ncrbfid^ttg  gtlPürben  toor.  Seine  fpöteren 
IM94t(i-9iiftfiobm  loutbm  immer  anftögiger. 
8Am  iit  ber  VnSgobe  Hon  1528  toor  bie  ;3u* 
ioloffigfett  bar  ölten  Ueberfe^ung  burd^  ^inioeis 
o}  ben  {itoBtemattf<^en  bomoligen  Urteit  oielfad^ 
s  i^toftc  gefidit  uorben ;  bieg  gef d^io^  noc^  mel^r 
3  bcr  fpötfcn  ISudgabe  ber  Sulooto  t>on  1540. 
titt  Ib&Qabt  Hon  1545  gob  er  ote  Ueberfe^img 
l«e§  2m  3nbö  (f.  b.  «rt.  SJub)  jur  Seite-  Siefe 
niotlii^  Aufgabe  nannte  er  Biblia  Yatabli 
tc^en  axux  Xei^  Don  beigefugten  Snmerfungen, 
Cfü^  nod^  feiner  Sngobe  ouS  ben  Sorlefungen 
bei  beraten  ^rofefforS  iSotabluS.ju  $artd  ge- 
»miiieii  vaten.  SOlein  fogleid^  nad^  Srfd^einen 
M  9tt4e8  {nrotefiirte  biefer  (Selel^e  bogegen  als 
imen  9Ri|btau(l^  feineS  9lomenS,  unb  mirflid^ 
ooiefai  ftd^  bie  %tmerfungen  fpftter  gum  großen 
ifefl  Ott  ond  SoItnnS  Siommentaren  gegogen. 
it^l  terflber  ^neberg  in  feiner  ©efddici^te  ber 
^J)rti(^  Offenbarung^  4.  %u%,  StegenSburg 
lt>76,  649.)  Sflienne  »or  bomoIS  f<i^on  letben- 
(i^ftliilb  nxegt^  n^eil  auf  SBetreiben  ber  Sor- 
bonne 1540  unb  1544  gttei  löniglid^e  Serorb- 
anges  erf ebenen  maren,  burc^  toeld^e  nid^t 
UoB  fetnc  Sibeln  )ur  Unterbrüdung  oerurtl^eilt 
sixcn,  fonbem  er  felbft  olS  ^oretifer  mit  l^en 
Stafca  Belegt  koud».  ^mid^e  ^folgen  ^aben 
hefe  Secorbtiungen ,  beren  SBirfutigen  fär  bie 
^amirte  1551  bebingungSloeife  toieber  oufge« 
bben  nnitben,  lool^I  ni^i  gelabt,  meil  fiönig 
frnxl^  L  nad^  toie  Dor  ßftienne  fein  SBobltooQen 
IbODobrir  tmb  oud^  ^etnrid^  U.  SBobÜooDen 
fegen  bcnfelben Mannt  mar;  oOeinfie  trieben  il^n 
rciler  ouf  ber  So^n,  meldte  er  fd^on  feit  Sobren 
Donbelie.  Snnerlid^  ^aät  er  I&ngft  mit  ber  fot^o- 
ivüm  Pird^  gebrod^en  unb  im  3. 1540  burd^ 
\mm  bomaül  foum  gmölfiäl^rtgen  Sol^n  lg)enri 
ftoe  grte^tfd^  tleberfe|ung  oon  SatoinS  ffoted^is« 
wnA  anfertigen  loffen*  Vud^  feine  fpäteren  IBibel« 
dägaben^  in  meti^en  er  freilid^  ben  SSuIgototeit 
anncr  Btt^  auf  feine  nrftnningßd^  @efta(t  }u- 
äd^nfnl^rcn  fnd^te  unb  bie  coloinifd^  loutenben 
IsDerfiingen  befc^Snfte^  mu^en  in  i^ren  SBei* 
gaben  burd^oud  ber  Ueberjeugung  SuSbrudt  leiben, 
k|  bie  fiebtäifd^  unb  gried^ifd^en  Xeite  boS 
Ssrt  (RoiM  auoetisniger  barböten  als  bie  SBuI- 
qpia,  unb  erhielten  oc^er  bie  Ueberfe^ung  beS 
^ßagnimiS  aä  3i<80^  Wein  ben  Uebertritt  gum 
(^intBnnt^  tt^e^rte  i^m  bomalS  bie  Stüdfid^t  f o« 
vobi  osf  bie  in  granfretd^  nod^  geltenben  gefc^- 
&^  geilimmnnflen^  ott  auf  bie  gu  ertoortenben 
nümeilcn  €k^en,  benen  er  ftd^  auSfe^e.  3n- 
ki  RKttb  ^ine  Soge  immer  unboltborer  imb  feine 
EÜmmmg  imrntx  leibenfd^aftUd^er,  unb  er  be« 
j#§,  ben  ^Kc^ntotoren",  mit  benen  er  löngfi 
bifii^  in  Oerbinbung  ttor,  jid^  oudji  Sugerlid^ 


ongufd^Iielen.  Sie  legten  S)rude,  meldte  er  in 
^oriS  oeröffentlid^te,  tooren  oom  Solare  1550. 
3n  biefer  3(it  f^cdtt  er  feine  ftinber  bereits  gur 
Sid^erbeit  im  SuSIonbe  untergebrad^t.  3m  3. 
1551  folgte  er  felbft,  ftebelte  nod^  (Senf  fiber  utd) 
trat  f ogleid^  5ff entlid^  gur  ref ormirten  ftird^e  über. 
3n  @)enf  erriddtete  er  nun  eine  gro^e  3)mderei,  in 
meld^er  guerft  eine  gried^ifd^-Ioteinifi^e  SuSgobe 
beS  9leuen  SleftomentS,  bonn  bie  gried^ifd^e  Ueber^ 
fe|ung  feines  So^neS  Don  SoIoinS  ffotec^iSmuS 
etf d^ien ;  oon  bo  an  toat  er  l^ouptfäd^Iid^  mit  bem 
S)rud  unb  ber  SSerbreitung  Don  Sd^riften  be« 
fd^aftigt,  meldte  bem  SoIoiniSmuS  bienten.  3nbe^ 
botte  feine  Hinneigung  unb  fein  Uebertritt  gum 
ßoIoiniSmuS  in  ber  gelehrten  SBelt  großes  9Ri^- 
trouen  ermedt  unb  feiner  £^^9^^  f^^^  gefd^obet 
2)ie|  bemeiSt  bie  2:b<^tfad^e,  bo^  bie  SBibelouSgobe 
oon  1545  unb  eine  f^ätere  oon  1557  (mit  ber  lieber« 
fe^ung  beS  31.  %.  oon  Sega)  ouS  {Dlongel  an  ^bfa| 
1565  unb  1577  olS  neueZitelauflogenoerbffent- 
lid^t  mürben.  Seiner  innem  Stimmung  mod^te 
er  bol^er,  fobolb  er  fid^  in  ®enf  fidler  mu^te,  Suft 
burd^  bie  äu|erft  (eibenfd^oftlid^  geboltene  Sd^rift 
Ad  censuras  theologorum  parisiensiuin,  qm- 
bu8  Biblia  a  Roberto  Stephano  typographo  re- 
gio excusa  calumnioBe  notaront,  ejuadem  Bo- 
berti  Stephani  responsio.  Oliva  Bobertd  Ste- 
phanl  M.  D.  LII,  meld^  unmittelbar  nod^b^ 
frangdfifd^  erfd^ien.  So  lebte  er  otS  Steformirter, 
oon  Soloin  unb  ben  ^aapttm  ber  neuen  Steligion 
l^od^geebrt,  oon  feinen  nunmebrigen  SRitbürgem 
mit  bem  SBärgerred^t  befd^enlt,  nod^  od^t  Raffet 
gu  ©enf.  3n  biefe  ^eriobe  feines  SebenS  fiel 
eine  Untemebmung,  meldte  fein  Anbeuten  bis  auf 
ben  l^eutigen  Xog  erl^alten  l^ot  unb  ouf  lange, 
unbe^mmte  3eit  nod^  erbalten  mirb.  9lad^bem  er 
guerft  1551  eine  Ausgabe  beS  gried^ifd^en  92euen 
£eftamenteS  mit  SJerSgoblen  oerfeben  b^^tte,  oer« 
öffentlid^te  er  1555  in  fleinenm  gformot  ben  Sle^t 
ber  Sibel ;  biefe  mut  SuSgabe  erbielt  gum  erften 
SRoIe  für  bie  gange  loteinifd^e  %ibel  bie  feitbem 
allgemein  gemorbene  SSerSgäl^Iung  ftott  ber  fonft 
gemdbnlid^enUnterabtbeilung  ber  ffa|)itel  a.  b.  c  tc, 
nod^  nid^t  in  obgefe^en  Werfen,  fonbem  blo^ 
neben  bie  Solonne  gebrudtt.  Stepl^uS  batte  bie« 
felbe,  mie  er  auf  bem  Xitel  fogt,  nod^  SJorbilb  beS 
l^ebröifd^en  ZejteS  giemlicb  oberf(Ad^Iid^^  gum  Xf)M 
auf  einer  Steife  oon  IßoriS  naq  S^on  gu  ^ferbe, 
an  ben  Stonb  einer  Deinen  SluSgabe  gefd^rieben ; 
baber  fommt  eS,  bo^  bie  SerSeintbeilung  mand^e 
Unoottfommenbeit  geigt,  (getrenntes  oereinigt  unb 
3ufammengebörigeS  ouS  einonber  rei|i  (S.  baS 
§iabere  bei  Tiscbendorf-Oregory,  Nov.  Test. 
III,  8.  ed.,  Lipsiae  1894,  168;  O.  Sd^mib, 
lieber  oerfd^iebene  ßintbeilungen  ber  l^L  Sd^rift, 
(Srag  1892,  107  ^.)  So  fte  ober  bolb  in  oQe 
SBibeln,  nid^t  bIo|  in  bie  loteinifd^en,  fonbem  oud^ 
in  bie  gried^ifd^m,  b^bröifd^en  unb  neufprod^igm 
überging,  fo  morb  fie  \imott)p,  unb  felbft  SijtuS  V. 
mu^te  oon  bem  SSerfud^,  eine  onbere  IBerSgöblung 
l^ergufteflen,  olS  einem  oergeblid^en  obfteben«  3n 


779 


@terbea6Ia|  •—  @tet(egIode. 


780 


Setbinbung  l^tennit  ertDteS  ©tepl^anuS  ben  t|^o* 
lofiijd^en  @tubien  einen  au^rorbentUcl^en  S)ienft 
burd^  bie  fyxau^ahe  feiner  gro^  Iateinifd)en 
Sibelconcorbang,  toeld^e  gum  erflen  SRoIe  audd  bie 
^ortifeln  aufgenommen  i^aitt  (f.  ob.  II,  639). 
Stepl^nud  ftarb  am  8.  @e))tember  1559  mit 
^interlaffung  eined  nid^t  unbebeutenben  Ser- 
ntögend,  bad  auf  feine  ffinber  überging.  3n  fei- 
nem Xeftamcnte  ermal^e  er  biefelben,  in  feiner 
anbem  SKeligion  old  ber  caloinifd^en  i^r  ^eil  gu 
fud^en,  unb  enterbte  feine  beiben  @5^ne  Stöbert 
unb  Sl^arled,  meti  fte  ^}ur  römif(^  ffirc^e 
}urü(Ige!ei)rt  maren".  Stöbert  l^tte  biefen  @d^tt 
qlleiö)  md)  beS  Saterd  SBeg^ug  nad^  ®enf  ge- 
trau unb  ttf^itli  bofür  bie  Sriaubni^,  bed^SSaterS 
^ruderei  in  $ori8  fortjufe^en,  loo  1565  unb 
1577  bie  oben  enoöbnten  neuen  Sitclauflagen 
älterer  SSuIgata-^udgoben  erf  c^ienen ;  ^^ar  led  ftarb 
frü^^eitig.  S)er  ßrbe  Don  @tepbanu3'  S)ruderei 
U)ie  oon  feiner  unermüblid^  S^ötigfeit  toar  fein 
Don  äugenb  auf  ^u  daffifd^er  ©elel^rfamleit  er> 
jogener  @o^n  ^enri,  ber  feit  1557  eine  eigene 
2)rucferei  in  ®enf  gegrünbet  l^atte,  biefelbe  1559 
mit  ber  bed  93aterd  oereinigte,  an  30  editiones 
principes  griec^ifd^er  Slajfifer  beforgte  unb  oor 
Mem  bie  langjährigen  ^mül^ungen  feinet  SSaterd 
um  ben  Thesaurus  linguae  graecae  burd^  beffen 
^rauggabe  ®enf  1572  gum  ^bfd^IuB  brad^te.  äBie 
in  ber  ^(lätigfeit  feines  @ol^e3,  fo  lebten  StobertuS 
©tep^anud'  33emü^ungen  in  ben  Untemel^mungen 
aiü)erer  S^ud^l^önbler  noc^  lange  fort;  benn  bis 
)um  ^bfc^lul  be§  SoncilS  Don  Orient  loarb  ber 
Don  il^m  f eftgeftellte  ^ej^  ber  Sulgata  Don  ffatl^- 
lifen  toit  ^roteftanten  unter  mand^erlei  92amen 
nad^gebrudft.  2)urd^  bie  @orge  ber  JHrd^e  !am 
f  d^lie^lidd  ber  offtcieUe  £qrt  ber  Sulgata  ju  @tanbe, 
ber  bie  Don  @tep]^nud  aufgeftcUten  ®runb- 
fö^e  ol^e  feine  SSerirrungen  gu  rid^tiger  @eltung 
brad^te.  (^gl.  Niceron,  Mömoires  XXXVI, 
Paris  1 736,  245 ;  Masch,  Bibliotheca  sacra 
U,  3,  Halae  1783,  182  sqq.  278;  Grapelet, 
Rob.  Estienne,  imprimeur  royal,  Paris  1839 ; 
Benouard,  Annales  de  rimprimerie  des 
Estienne,  2®  ed.,  Paris  1843;  Bemard,  Les 
Estienne  et  les  types  grecs  de  Fran9ois  I, 
Paris  1856;  91.  ginniu  ®ibot,  in  C)5fcrö  Nouv. 
Biogr.  generale  XVI,  Paris  1858,  485  ss.; 
ffaiUen,  @efc^idt)te  ber  SJiügata,  9)kin§  1868, 
864  ff.)  [fiaulcn.] 

^iexttMa^i  f.  (Seneralabfolution  n.  1. 

§UxMett^  (&f)t  auf  bem,  nennt  man  bie 
Sb^abfc^lic^ung  gmifd^en  gmei  ^crjonen,  Don 
bencn  bie  eine  lebenögefäbrlid^  erfranft  ift.  (Sine 
fold)c(£t)e  geftattet  bie  flinke  au§  gemiffen  fdjioer- 
miegenben  (ärünben,  nömlid^  tocnn  jemanb  mit 
einer  ^4-^crfon  red^t§gülttg  Derlobt  tt)ar,  ober  fie 
unter  bcm  SScrfpred^en  ber  61^  ju  gaUe  gcbrad^t 
begtt).  im  (Joncubinat  mit  i^r  gelebt  l)at.  3m  erftcni 
fVoUc  foü  bem  ©terbcnbcn  bie  ©elegenbeit  geboten 
toerbcu,  fein  SBort  ber  9}erIobten  gegenüber  ein« 
julöjen;  im  le{^ent  foU  bie  gefattene  ^^ierfon  toieber 


9U  Sl^ren  gebtod^t  unb  eDcntudI  Me  SegitimoHoi 
berDorl^oiäenenftinber  beiDirftttcrben.  SBonnii 
f e^ung  jum  Sbfd^Iu^  einer  (g^  auf  bem  Stoftii 
bette  ift  bo8  Sorj^onbenfein  unb  Sin^Uen  bs 
aud^  f onft  mefentlid^  Srforbemiffe ;  bo^  fötal ' 
bie  $rocIamationen  feßiftoerftanbUd^  fort,  vi 
bejüglic^  etmaiger  Slde^inbcmiffe  trennenbet  lA 
ift  iei^t  bie  im  9rt.  »eDoIibation  X,  1121  m 
gefü^rteSiepenfationSDoUmod^tDon  (ö(^9i4> 
tigfeit.  —  S)ie  StaatSgefe^e  entgo0mfni|K 
nid^t  feiten  eljielid^en  Serbinbungen,  bie  auf  bcii 
Sterbebette  cAgefd^Ioffen  tturben,  bie  bfirgei84M 
SBirfungen  einer  legitimen  (S^t,  weil  anbcmfall 
baS  Soncubinat  begünftigt  )u  »erben  fd^ien.  So» 
gegen  erlaubt  baS  neue  bürgerlich  (8cfe]|bud^  bd 
2)eutfd^en  Keid^ed  bem  Stanbedbeantten,  bie  (B^tß 
fd^Iie^ung  ol^e  9lufgebot  Dorjune^men,  «ncdl 
i^m  ör^ttid^  befd^inigt  mirb,  ba|  bie  lebeiili 
geföl^lic^e  erfranfung  eined  ber  Serlobtm  bct 
^uff(^ub  ber  (£^f(^Iie{(ung  nic^t  geflattet'  (fB» 
f übningdgefe^  jum  93ürgerL  &^tjfiia^  9rt  41^ 
n.  U),  nvb  ein  @eiftlid(|er,  ber  biei  „einer  leboiii 
gefäbrlid^en,  einen  Suff d^ub  nid^t  geßattmben&i 
franfung  eined  ber  SJerlobten  gu  ben  teligiflfni 
tJfeierlic^feiten  ber  Sl^fd^lte|ung  fd^reitet",  o^ 
ba^  bie  fianbedomtlic^e  S^erDtomg  Dora» 
gegangen  ift,  mad^t  \\ä^  nid^t,  mie  frül^,  fhaffac 
(ebb.  Srt.  46,  n.  UI).  3)urc^  erftere  9)eßiiiniin| 
ifi  eine  df^  auf  bem  Sterbebette  mit  6urgerü(|a 
Sted^tdmirfung  ermöglid^t,  burd^  bie  lej^  Mi 
Sd^mierigfeit  gehoben,  toeld^e  bis  bal^  aufi  bea 
ftaatlid^en  ®ef e^  fld^  gegen  eine  Xrauung  «mf  bca 
&ttbehitU  ergab.  [^ermoneber.] 

$f ettegeOef  f ,  f.  ihronlenfeelforge  YII,  1048  f. 

^terlrgCoAe  l^i^t  biejenige  ftird^glodc; 
tt>elc^e  bie  befonbere  !Be{iimmung  f^,  beim  Vb* 
fd^eiben  eines  S^riftgläubigen  bie  SRitd^riften  fm 
&Aztt  für  ben  Sterbenben  ttrie  für  ben  An 
Sal^ingefd^iebenen  einjulaben.  S)er  ®ebrmul^ 
bie  3la(i^xid)t  Dom  S)erfc^eiben  eincS  d^ftliil^ 
SnitbruberS  burc^  ein  ©lodenjeid^  funb  fi 
geben,  fiubet  fid^  fd^on  jur  3cit  Sebo'd  beS  9^ 
mürbigen  burd^  auSbrüdfttd^e  3ntgniffe  DerbüigL 
Die  Sterbeglodte  mar  im  !DUtteIalter  meift  ene 
Don  ben  anberen  ®Ioden  Derfd^iebene  (eS  »etbcB 
fpecicQ  campanae  manuales  pro  mortmB  o» 
mdbnt),  unb  baS  Sterbegelöute,  oeld^efl  extro- 
mum  Ave  Maria  mortuorum  genannt  nmcbc, 
unterfd)ieb  ftd^  ebenfalls  burc^  feine  Slrt  unb  SSSeiJi 
Don  bem  gen)5I)nli(^en.  Sud^  je^  nod^  ent^ 
baS  Bit.  Born.  (5,  8,  2.  4)  bie  ÜRal^nung,  nU 
viget  pia  consuetudo,  burd^  ein  @Io(fen}ei<^ 
3um  @ebete  für  einen  Sterbenben  unb  pro  lod 
consuetudine  für  einen  eben  ®eftorbenen  auf« 
^uforbem ;  bod^  ift  ber  (Sebraud^  einer  ffiedellen 
Sterbeglocfe  meift  abgefommen  unb  Dielfad^  an 
bie  Stelle  beS  ©locfenjeic^enS  beim  Sbfc^iben  ein 
XobtengelQute  am  93orabenb  beS  ^egröbniffeS  ge- 
treten;  aiibcrStoo,  namentlid^  in  Stäbten,  be« 
f^rönft  fid)  baS  ®elöute  blo^  auf  bie  ^egrdbm^ 
feier  unb  bie  (Sjequicn.  [SJoter.] 


981 


©terBelerje  —  ©tercoraKijien. 


7M 


bb  !lBQ<|fdlitS€,  wtlSft  nad^  bcm 
Sü  Ron.  &,  7«  S  (Ordo  oooimeiidatioiik 
i)  av  V^im  in  Silonei  pr  einen  @(ec- 
angcitebet  »ttb.  S)er  ®(brau^,  bei  bcn 
iBbmbtt  Ci^rijttn  ein  obit  mel^frere  Sid^ter  an- 
piiBbcii,  finbcl  9#  f^w  ta  fni^exm  äo^r^un- 
men  (»flL  ).  ».  Me  AA.  SS.  BolL  Febr.  I, 
»1;  d^  8tefterim,  3)enftDätbidfetten  VI,  8, 
IM),  irab  dbcr  in  bm  SMnoIbuii^em  bis  gum 
iM^  Wtmi  ^müB  V.  nod^  nid^  ecmfi^ 
Cagvgm  ^tnbtt  fk  ftd^  ^bemmu!^  in  bcn  meiften 
tttafAiuigaibeii,  bctm  Dicii  iwrfd^reiben,  ba^  bie 
£ln>efct|e  wüer  cimm  bcfonbevn  (Stebete  bem 
ClKbaibcii  in  bie  ^onb  gegeben  merben  foH 
£iife  Stfcnd^wigifDnntfn  bqeid^nen  bie  Bcen* 
nbt  Ifeqe  bind^ätigis  ald  Symbol  (B^rifii,  beS 
ttbteS  ber  SBeit;  bit  «miete  SiiSbeiitung  ]tifi  fie 
m  fbq^Ofunani  bcr  i^n:}e,  »eU^  (Rit  Bom.  2, 
2»  25)  bcm  fkiM|elaitfi)m  übemi^t  UHtb  unb  bie 
ki  mnißgnm  SRmneiiten  im  Seben  beS  SRenfd^en 
«M  Conrnmnton*,  Sravtteqe  u.  f.  tp.  tDiebec9r|tt. 
IHe  bcr  9]|enf4  but^  fie  ott  ^Rengetoufter  fd^on 
boigcipirfieii  »ucbc  auf  bie  3tit,  too  ber  IBrau- 
t^m  tommcn  ttiib,  um  i^n  m  &od^)eit  }u 
nifm  (9(0%  25, 1  (f.),  fo  ifi  jie  bem  ©terbenben 
n8^iiiiii&  bo^  j|c|l  Mc  SRUtemad^l  ba  ift  oo 
te  9bif  of^dlt:  «®ie^,  ber  erftutigam  iß  ba, 
*-  böunt,  itnn  entgegen  l"  —  9lQd^  ber  gemöl^n- 
lid^  ^rosis  «ib  ber  UReinung  ber  SlUual- 
iKfUzir  foU  bie  €tcrbelet^e  gefegnet  fein,  n>eil 
rf  fi(t  bn  t^  nid^  blo^  um  eine  {innbUblid^ 
Sarfidhoig,  fonbem  fuglcid^  um  eine  ®naben" 
mxfiBis  bonbeit  [SBenbel.] 

^lertetsmi  ^t^  1.  bog  Snicifli,  rstlä^  mä^ 
ban  RH.  Bom.  ^  7,  2  ber  ^efter  gu  beginn 
ber  Gommeiidatio  aniiaae  bem  @terbenben  gum 
tnlfiB  tci^  mSb  bonn  t>ot  ifyi  l^in  fieSt  ober  legt, 
bomit  er  burcb  bejfen  9nblid  9)hit^  unb  Ser« 
trauen  auf  ben  gefreuxigten  ^eilanb  erlange.  Ser 
<lcfcmid^  beS  SterbeneugeS  finbet  fid^  aud^  fd^on 
in  ffiimA  tHtttoKen,  »etd^  ber  Sterbeferge  (f.  b. 
lit)  no4  ft^^  (Ermahnung  t^un  (t>gl.  SBinterim, 
S^enMitMgfetten  VI,  3,  102  ff.^.  S)ie  2)ar* 
mdpsmqjHfofmttn,  Me  fld^  in  mand^en  S)iö€efan- 
«ger^cn  ^ben,  begmedPen  bie  (Stmedhing  ber  6off- 
RBBg  tntb  ber  Siebe  tl^IS  burd^  ent|)}red$enbe 
•cMe  unb  MbCif(^  Stnud^,  tl^ild  oud^  (g.  SB. 
ta  etroBbnrget  Kitual  bon  1742)  in  O'orm 
MR  bie^begfigHd^en  fragen,  meld|e  ber  fßriefter 
«R  ben  eteifbenben  rid^et  —  2.  baS  rit^tiger 
etefbeabla^trcug  genannte  Srucifif,  mit 
selbem  für  feinen  0efi^r  ein  oottlommener  W>* 
kl  für  Me  Xobdlftunbe  t>etbunben  ift.  2)ie  iBe- 
Mncmgcn  gur  ^minnung  biefeS  VblaffeS  finb 
bte^kbeit  yak  bei  anbeten  Waffen  in  arücalo 
•Bortii  (f«  b.  Vrt.  Mla^  1, 109).  2)er  Cterbenbe 
batuSft  bo§  Vbto^fteug  nid^t  in  ber  ^nb  gu 
bolini,  fonbem  ed  genagt,  bd|  er  baSfelbe  irgenb« 
9ie  (g.  9.  on  ber  fMb)  üor  ftd|  1^  unb  bie 
mtgeMrieftentn  Vcte  bator  enoedK.  ^tn@egnen 
mit  bem  ■Uo^eu)  bur^  einen  ^riefter  ifi  nid^t 


nur  ntdf^  n^tl^ig,  fonbem  fogor  tu»  Seo  XIH. 
unterlagt,  mofern  nid^t  \ptddk  fd^riflli^  f&tHb^ 
mod^t  bogtt  ertidetit  ift.  S)er  ermatte  Ste^e« 
abia|  ift  mit  allen  ffreugen  unb  fonftigcii  S)eoo* 
tionolien  (Stofenfcöngen,  Statuen  u.  f.  m.)  t)er» 
bunben,  mlfy  burd^  ben  ^^\t  felbß  begto.  buri^ 
einen  beDoOmäd^ttgten  ^fter  mit  ben  fogen. 
pcM^ftltd^en  «blöffen  Derfel^en  ober  an  bie  I^Uigen 
Steaen  in  $oIäftina  bqm.  bie  bort  b^nblid^en 
Reliquien  angerubrt  finb.  S^ffi^ereS  f.  bei  Geringer, 
S)ie  Slblöffe,  9.  ^ufl.,  ^ßaberbom  1887,  888  ff. 
845  ff.  [^Benbel.] 

SincnütAfUm^  SBeMid^mmg  für  angeblid|e 
^retifer,  bmen  il^re  Gegner  bie  SBel|au)>tung 
unterfd^oben,  ber  in  ber  l^iligen  Kommunion  g»« 
noffene  Seib  bed  ^erm  unterliege  bem  äkrbouungd» 
inrogeffe  ttie  gemö^id^  Speifen.  @d^on^fc$a» 
fittfi  SRobbertuS  (f.  b.  9rt.)  im  9.  dol^r^unbed 
tabelt  in  feinem  89Mk  De  corpore  et  «aaguiiie 
Domini  jene  a)>ocr9t>lden  Sd^riften,  meldte  ba« 
Don  fpred^n,  alfi  ob  ber  Seib  befi  fiierm  mit  an« 
beren  @))eifen  oermifc^t,  auf  gemö^nlid^  Sßei^ 
oud  bem  menfd^Iid^en  Seibe  (per  secessom)  auS» 
geführt  merbe.  6r  l^otte  babei  mal^rfd^einlid^  eine 
£pi8iola  apociTpha  Glementis  Bomani  ad 
Jacolmm  fratrem  Domini  (bei  Harduin.  1, 50) 
im  Suge.  9lodd  entfd^iebener  afö  SRabbertuS  fprid^t 
fpäter  ein  Slnon^mud,  mal^rfd^itdic^  ber  berühmte 
@erbert  (^))ft  S^Ioefker  II.),  in  ber  Sd^rift 
De  eorpore  et  sanguioe  Domini  (bei  Pez^ 
Theeaur.  aneed.  noviss.  1, 2, 144)  Don  ben  f&tf 
tretem  bief  er  ^nftd^t,  inbem  er  biejenigen  htUnop^, 
„mlfy  aus  teuflif^er  Eingebung  bie  unerl^örle 
Safterung  Vorgetragen  Igötten,  bog  ber  Seib  i^rip 
mit  bem  menfd^id^en  Unflat  abgefül^rt  merbe" 
(seoeBBui  obnoxium  fore).  3(18  bie  SBertreter 
biefer  ftercoraniftifd^en  Vnfid^t  begeid^net  er  ben 
etfd^of  l^eribalb  k>on  Xu^erre  (geft  857)  unb  ben 
Srgbife^of  SlabonuS  SRauruS  (f.  b.  Slrt.)  oon 
aRaing,  mel^  fic^  auf  bad  SBort  (S^^rifti  (äRattl^ 
15,  17)  berufen  l^ätten:  „Sel^  il|r  benn  nid^t 
ein,  ba^  aUed,  mag  in  ben  SRunb  lommt,  in  ben 
SRagen  ge^t  unb  feinen  natürlid^en  SuSmeg 
nimmt?'*  S)er  erfte,  ber  baS SBort Stercoroniften 
anmenbete,  mar,  fomeit  befannt,  ber  Sarbindl 
C^umbert  (f.  b.  %rt.)  um  bie  SRitte  beS  11.  Sal^r- 
l^unbertft,  inbem  er  ben  @rtedden  SticetoS  „einen 
treulofen  Stertoraniflen"  nannte  (Oontra  Nf« 
cetam,  bei  Migne,  PP.  Ut.  GXLIII,  998X 
es  ift  fonad^  bie  «nfld^t  JßfaffS  (De  Bteroo« 
ranistiB,  Tub.  1750,  16  sq.)  gu  berid^tigen, 
ba^  ber  Sd^oIafKcud  «Iger  oon  Süttid^  (f.  b. 
«rt.)  um  bie  aRitte  beS  12.  SaJ^rl^unbertS  ben 
VuSbrud  Stercoraniften  guerft  gebraucht  l^be. 
UebrigenS  moOten  ^DZand^e  bie  Anfänge  ber  fkt» 
coraniftifd^n  9Infid^  \dion  in  ber  Urfitd^  fin» 
ben,  namentlid^  bei  Origene«  in  beffen  6om* 
mentor  gu  ÜRattl^ud  (bei  Migne,  PP.  gr.  XIII, 
950).  Mein  toumelQ  (Curs.  theol.  III,  Coloft. 
1752,  845)  l^t  offM  3tt)eifel  Dblia  fted^t  mit 
feiner  9el^u{»tttng,  bie  gange  SBefd^uwigung  bi0 


783 


€tero  —  @teud^u8. 


»IS 


@tercoram8muS  Berul^e  auf  einem  HJli^Derflönb- 
niffe,  unb  man  l^afie  bie  aUerbingS  nid^t  ))röcifen 
^uSbrüde  Staband  unb  ber  übrigen  angebltd^en 
©tercoramften  nur  unrid^tig  aufflef a|t  Soumelp 
jd^reibt  nömlid^ :  Yana  et  prorsus  ficta  vide- 
tiir  iUa  haeresis;  species  quippe  panis  et 
yini  dicuntur  ipsum  corpus  Christi  (b.  1^.  bie 
Stercoraniften  meinen  nur  bie  ©eftalten  beS 
^benbmal^IS,  IBrob  unb  9Bein,  tDO^renb  fte  t>om 
fieib  2C  Sl^rifti  reben) . . .  unde,  quidquid  mu- 
tationis  et  comiptionis  accidit,  ...  in  ipsas 
species  extemas,  non  in  corpus  ipsum  Christi 
naturale  ac  substantiale  immediate  cadere 
dici  debet.  3n  Segiel^ung  auf  bie  angeblid^  fter» 
coranifiifd^e  ^eu|erung  bed  StabanuS  SnauruS 
fagt  ber  genannte  2)ogmati!er:  Rabanus  spectat 
dumtaxat  species  extemas  eucharistiae,  non 
autem  ipsum  corpus  Christi  verum  et  natu- 
rale, quod  sub  illis  continetur.  Semerft  fei 
nod^,  ba^  in  ber  9lefonnationS)ett  bie  Salt)intften 
Dieljad^  bad  betr.  Sd^impfmort  in  Sejug  auf  bie 
£ut^eraner  gebrausten.  (S3gl.  nod^  fSaä^,  S^ogmen« 
gefd^id^te  bed  Snittelalterg  I,  SBten  1873,  170; 
St.  ffiemer,  ©crbert  öon  aurülac,  SDBien  1878, 
166;  @d^roane,  2)ogmenge)d^id^te  beS  SRittel* 
alters,  gfretburg  1882,  630.)         [ö.  ^efele.] 

$fero  (Steoro),  §einrid^,  0.  S.B.,  frül^er 
irrig  als  ^nnalift  bejeid^net,  roax  {(oplan  beS  be- 
rül^mten  W)M  ^ermann  t)on  9lieberaltad^  (f.  b. 
9lrt.),  über  beffen  Sob  er  einen  furgen  93erid^t  »er- 
faßte (Mon.  Germ.  bist.  Scriptt.  XVII,  408). 
3m  3. 1280  »urbe  er  «bt  beS  ßlofterS  SKetten 
unb  leitete  baSfelbe  fteben  3al^re  lang.  t^älfd^Ud^ 
"fyxt  man  il^m  frül^er  bie  ^nnalen  feines  ^bteS 
^ermann  ober  gumeilen  bie  Continuatio  et  Alta- 
hensis  et  Ratisponensis,  ja  aud^  einen  Sl^etl 
ber  Annales  SS.  üdalrici  et  Afrae  Augu- 
Btenses  jugefd^rieben.  Steuere  tforfd^ungen  l^aben 
iebod^  ergeben,  ba|  bem  ^bte  @tero  in  ber  Site- 
raturgefd^id^te  beS  9RitteIaIterS  fein  $Ia^  ju- 
lommt.  3trig  l^at  man  il^n  mitunter  aud^  ibenti- 
ftcirt  mit  bem  tropfte  ^etnrid^  I.  Don  Oetttngen 
(1270  —  1279).  (Sgl.  Sorenj,  Seutfd^IonbS 
Oefc^id^tSqucDcn  I,  3.  Slufl.,  Serlin  1886, 
182.)  [©d^röbl.] 

^tm^ns  (@teuco),  ^uguftinuS,  Can. 
reg.,  italienifd^er,  befonberS  alS  gjeget  nennenS- 
mert^er  3:]&eoIoge  beS  16.  3a]6rl^unbert8,  flammte 
aus  ®ubbio  in  Umbrien,  na^  beffen  lateinifd^er 
Sform  ßugubium  er  aud^  ben  ^Beinamen  6ugu- 
btnuS  fü^ri.  ^rs  @eburtSial^r  mirb  1496  an- 
gegeben. S^itig  trat  er  in  bie  (Kongregation  ber 
lateranenfifd^en  ß^orl^erren  ein,  mo  fein  eifemer 
Oflei^  in  ^erbtnbung  mit  guten  ©etfteSanlagen 
balb  bie  Sufmerffamfeit  feiner  Oberen  auf  ibn 
lenfte,  fo  bo^  er  1531  ©upcrior  gu  SReggio 
in  aj^obena  tourbe.  ©ein  bcfonbercr  ®önner 
toar  ipapft  ^aul  III.,  bem  er  fpätcr  auS  3)anf- 
barfcit  mehrere  ©d^riftcn  mibmete.  ®iefer  er- 
nannte ibn  gum  IBibliotl^far  an  ber  oaticani- 
fc^en  iBibliot^ef,  nad^bem  er  il^n  1538  gum 


Sifd^of  bon  (S^ifamo  ouf  ber  3iifd  Itth » 
l^oben  l^atte.  Qpattc  fanbte  er  i^  (1547)  pi 
Srienter  Sondl,  toeld^  bamalS  genkMtlii 
logna  Derlegt  toorben  mar.  Suf  Ucj^  V0 
fd^aftSrrife  ftarb  @teud^  1549  )u  füä^  U 
feinen  Sd^riften  mögen  no(^  in  SefanMpii 
au  ^riS  1578  in  3  Sönben  (eine  aabaajfi 
au  äSenebig  1591)  oufgefü^  loetbai:  Gm» 
poeia  vel  De  mundano  opifido,  ibfrib 
trium  capitum  Genesis,  in  qnilnii  di  o» 
tione  tractat  Moses ;  De  rebus  inooiponiiA^ 
invisibilibus ;  Veteris  Testamoiti  üMm 
cam  yeritatem  recognitio  sive  m  h^ 
teuchum  annotationes  (Sin§eIoufigoklHii| 
1529);  In  librum  Job  EnarrationM  (ä|k*^ 
93enebig  1568, 1601);  EnarrationnmiiM.j 
mos  pars  prima,  qui  est  primus  PsilMHi; 
Über  juxta  divisionem  Hebraeornm. 
sunt  explanationes  aliquot  nobilium  Fahr  i 
rum,  quorum  argumentum  est  deBeg»! 
Creatione  mundi,  generia  humani 
Spe  coelesti  (b.  ^.  $f.  44.  67.  72. 90. 
103. 109. 138  [93ulg.];  bie  Sepotoiaslt* 
Psabnum  XVin  et  CXXXVm  i 
Ludg.  1533,  Vjt  bemerfenSmert^,  loetl  ^' 
ein  ÜBriefmeddfel  amifd^  SraSmuS  unb 
fnüpfte,  unb  mril  biefe  Sd^ft  Suliufi  VJblD-l 
9lrt],  bem  le^en  fatl^oIifd^enSifd^of  m 
bürg,  gemibmet  ift);  De  perenni 
libri  decem;  De  mundi  ezitio; 
urbis  suae  nomine ;  Contra  Laurentiaii 
lam,  de  falsa  donatione  ConstantiBi 
duo ;  in  biefer  @(^rift  mad^t  @teud^  of 
^anbfd^rift  ber  oaticanifd^  Sibliot^  m 
j^r  ^ßapft  ^brian  I.  befttmmten  libri  ^ 
aufmertfam,  bie  aber  ie^  nid^t  mefir 
au  frin  fd^eint  (f.  l^ieruber  9.  Strifferjd^tiM 
Index  scholarum   in  üniversitaie  Yi  ' 
layiensi  1873/74 ;  t)gL  baau  b.  Irt 
gifd^e  Sudler  VII,  189  f.);  Ad  PmIiib 
Pontificem  Maximum  de  restitoenda  i 
gatione  Tiberis  . . .  oratio ;  De  reroeniii 
urbem  aqua  Tirgine.  Set  b^  ßrflamiig  te[ 
(igen  ©d^rift  fud^t  @teud^  ben  @imi  ml 
rüdfgelden  auf  ben  l^bröifc^  Xe|t  m5g^{ 
au  exf  orf d^en ;  bod^  mar  er  beS  ^braif^tA  >' 
funbig,  fiberfd^^e  ben  l^ebraifd^Zc^nib 
fd^ö^te,  mte  f d^ou  Slid^rb  @imon  (Hut 
du  Yieux  Testament  3, 12  [ed.  fiottorilj 
424])  rid^tig  l^erDorbebt,  bie  SeptuaginftL  ' 
f^at  er  Don  bem  SQSertl^e  unb  bem  Ihnfai^ 
Ueberfe^ung  beS  l^L  ^ieronqmuS  eine  fl| 
93orfteaung;  aber  bie  ermäl^nten  9Ungd|M 
bebeutenb,  ba^  auS  bem  Stubium  {eins 
f d^en  SBerfe  f aum  3l\\!jjtn  geaogen  toetbeB  i 
2)ie  Cosmopoeia  fam  ouf  ben  3nbqE,  dht^ 
unf)altbaren  ©rünben;  in  ber  SenebigrrUt 
ftnb  bie  beanftanbcten  Stellen  getilgt  hp-jr' 
önbert.  S)ie  Sd^rift  De  perenni  phOoMfliH] 
meldte  fid^  bur(^  elegante  2atinit&t  ooliniM 
foU  ben  92ad^meiS  liefern,  ba|  bie  Bapkntift  v 


TBS 


Steuern  —  Stid^ometrie. 


788 


)m  prtM  in  Qcm  Ut^lptttnee  cm»  frien  unb  ju 

tei^dbm  Sttle  fu^m.    %ie  anbeten  Opns- 

cnla  toben  ott  (BeUgm^citSfc^riiten  l^te  feine 

Sctottang   me^.    (IBfiL   Possevin,   Appa- 

TflUB  amoer  I,  Colon.  1608,  136  sq. ;  Nonv. 

bMif;r.  g^  XLIV,  4M;  ftoulen,  @t]^^it  ber 

Bulgiitai,  9Uin)  1868^  382  f.  Steufc^,  3nbes 

l,  5TO.)  [^oberg.] 

Simetm^  \.  Sbgabm  an  bcn  Staat. 

^Uwadßm^  MiSmattfi^  Secte  in  Selgien, 

^Bwcgegongm  caa  ha  Opposition  gegen  baS  na- 

pkmi^  ConcDtbat  xiom  Sa^re  1801  (f.  b.  Sit. 

fmofibaU  Uly  828  f.),  bqn^.  gegen  bie  barin  unb 

X  Isfd^^  baian  t^oxgenommenen  Steuerungen. 

üt  nenr  Sini^iimig  unb  99efe^ung  ber  99ifd^ofd« 

t|e  int  bie  SBemiinberung  ber  ^^üa^t  burd^ 

;öillk^3nbutt  Don  1802  unb  burd^  balb  l^in- 

pcrttaibm  jlaaflic^en  S^^oan^  t)erle^en  nomlid^  in 

ir  kofftia  SRo^  bod  (Befühl  biSl^er  treu  fird^Kd^er 

tta^  m  gnmfrrti!^  und  Selgien,  ba|  biefelben 

ifB  ber  äkigcn  Stiti^  ftd^  abfonberten  unb  nur 

^ntgnumier  Uidmatifd^er  $riefter  ffir  bie  @eel« 

inge  fk^  bdrienten.   3n  Sranrreid^^  mo  biefe 

äbiSmnti&r  nomentlid^  in  ber  93enb4e,  aber  aud^ 

a  ber  €r)bidcefe  fiiyon  mri)  anberStuo  fid^  erl^alten 

iobcn^  nrmtt  num  fie  la  petite  ^lise  ober  ein- 

lab  «aDtfftbentm'';  in  SBelgien,  too  fte  namentlid^ 

3  biibett  Sflonbem  gu  ^ufe  ftnb,  tragen  jie  ben 

Smm  ,6tet>en{{ien  ^  nad^  einem  frommen  ^efter 

Cofneliud  ^ttötxa,  ber  gu  i^m  Sd^iSma  iebod^ 

3  trincr  Skiiel^g  ftanb.  S)enn  Steoend  mar 

OK  brin  fo^^Iifd^  ®(auben  Don  ^erjen  er- 

pbaa  SRorni^  ber  ixoox  in  @d^rift  unb  SBort 

ffs%  bie  SinUconftitution  beS  SIerud,  bie  orga- 

s«^  Sktifel  miD  bie  onberen  Uebergriffe  bed 

&iah§  in  bod  tird^Iid^  ®ebtet  fömpfte^  ol^e  je- 

i9A  bot  Concorbot  €ä&  folc^ed  ober  bie  9Iucto« 

r3t  bct   ftoft    beSfelben  eingefe|ten   SBtfd^dfe 

s^sbmie  onaugrtifen.  —  99eim  DdOigen  %u3« 

icMi  i^rer  €eelf orger  toanbten  {id^  bie  @tebe- 

zFxn  1855  an  ißiiid  IX. ,  ber  aud^  gur  SBe» 

is&nmg  ein  IBreDe  an  fie  rid^tete;  eS  blieb  j[ebod^ 

eine  b^eutenbere  SBirtung.  3ur  3^  beS  oatira« 

n?4cn  Concild    betrug  ibre  3a^l  in  ber  Sr)« 

fekeie  3Red^tn  et»o  400.  2)er  (Srjbifd^of  Don 

Sirfiieltt  ttrie  ber  SSifd^of  Don  fiu^on  in  gfranl» 

si^.  ber  i^rem  teligiöS-fUtlid^en  fieben  ein  red^ 

W^6gA  Seugni^  cmSfieOte,  rid^teten  mit  Sludfid^t 

of  Me  6cdie  im  Spebruar  1870  eigene  $offaiIate 

a  boS  noliantifi^  ConcU.  (Sgl.  (Sam9,  @efd^. 

)a  <tv^  ^rifti  int  19.  3abtbunbert  n,  3nnd- 

knt  1855  ,  12  f . ;  CoUectio  Lacensis  YII, 

54  «».)  [O.  ^PfiUf  8.  J.] 

Sl^wtfy  9Rartin,  ein  au3  ben  lonfenißi« 
ilm  etrcili^iten  an  ber  UniDerfitöt  Sdmen  (f. 
:.  IxL)  betatnter  X^loat,  mar  1647  )u  So« 
acgkn  nn  IBifi^um  ®ent  geboren,  ^ubirie 
tM3r--1665  SßPofop^ie  unb  aföbann  ü^ith 
b^  m  2ötten  unb  mürbe  1670  $rofef[or  ber 

twMlofii^    ^E^  ^<^^^^  ^P^^^  ^^^^  ^  ^ 
%aipmpet^  nnb  norb  nai!^  ^pem  als  @eae> 


tar  beS  »ifd^ofS  rnib  (1674)  Canonicuft  an  ber 
Somftrd^e  berufen.  3n  So^en  ber  bamali« 
gen  SRoralftreitigfeiten  ging  Strqaert  mit  brei 
anberen  2)e))utirten  ber  Unioerfttöt  1677  nod^ 
9iom,  um  bort  gegen  bie  fogen.  lose  Siid^tung 
in  ber  @itten(ebre  ju  mirfen.  2)ie  SDeputirten  er« 
reichten  aud^,  bo|  65  lose  9RoraIfö^e  1679  Don 
ännocen)  XL  Derurt^eilt  mürben.  9lu(^  mürbe 
bie  Don  ber  tl^eologifd^en  gfacultät  Dertretene 
(Snabenlel^re  in  ber  ^auptfod^e  gebiOigt  (9}eu|d^, 
3nbe|^  n,  1,  621).  m%  einige  äa^re  nad^^er 
Ste^aert  für  einen  fiel^rftubl  an  ber  unter  frangö« 
ftfd^e  ^errfd^aft  gelongten  UniDerfitöt  Souai  (f.  b. 
Slrt.)  Dorgefd^Iagen  mürbe,  meigerte  er  jld^,  bie  Dier 
gaQicanifc^en  ^rtifel  an}uerlennen.  Spöter  be> 
tömpfte  er  biefelben  aud^  in  mel^reren  @d(|riften  unb 
Dertbeibigte  entfd^ieben  bie  Sluctorität  bed  ^apfted. 
gär  feine  correct  lird(|tid^e  ^altung  mürbe  er  be« 
lol^nt,  inbem  man  il^n  }um  ajlttglieb  ber  tl^eologifd^en 
S^acultät  jufiömen  ernannte:  1686  erzielter  eine 
$rofeffur  ber  S^eologie,  unb  1688  marb  er  jum 
SRector  aRagnipcuS  erloren.  3n  ber  gfolge  mür- 
ben i^m  nod|  mand^e  S^ren  unb  9lemter  }u  Zl^eil; 
u.  9(.  mürbe  er  burd^  Snnocenj  XU.  jum  apofto« 
lifd^en  IBicor  beS  ebemaligen  SiStl^umS  ^erjogen- 
bufd^  ernannt.  Snjmifd^en  l^otte  er  feine  Stellung 
ju  ben  9}}oraI[9ftemen  bebeutenb  geönbert  unb  ge- 
riet^ infolge  oeffen  mit  bem  janfeniftifd^  gefinn« 
ten  ©omorud  ^u^genS,  feit  1677  ^räfeS  be9 
eoIlegiumd^abrianS VI., inl^eftigen Streit.  SBeibe 
benundrten  fid^  gegenfeitig  in  SRom  megen  3n« 
lebren.  SS  fam  fo  meit,  ba|  Steqaert,  bem  apo« 
ftolifd^en  Sicar,  bad  2)ociren  an  ber  ^od^fd^ule 
unterfagt  mürbe.  (Sx  Derftanb  ed  iebod^,  fid^  burd^ 
ben  Sinflul  ber  ^Regierung  }u  Italien,  unb  bei  ber 
atedormal^I  am  2.  2)e€ember  1695  trug  er  fogar 
über  feinen  SliDalen  ^u^genS  ben  Sieg  boDon. 
SEBie  gegen  feinen  SoOegen,  fo  trat  er  aud^  gegen 
bie  3(nifeni{tenfübrer  Snton  Smaulb  unb  Ouednef 
(f.  b.  Slrtt.)  fd^  auf^  bie  ibn  übrigens  au<^  nii^ 
fd^onten.  Steqaert  ftarb  1701  ju  £ömen  im  Wter 
Don  54  äabren;  ben  größten  Zb^U  feines  See» 
mbgenS  binterlie^  er  ben  Srmen.  Seine  &lpnljtm, 
bie  für  bie  ®efd^id^te  ber  bamaligen  t^Iogif^ 
Streiti^eitcn  nicbt  obne  SBert^  finb,  erfcb^^nen 
gefummelt  in  6  OctoDbanben  gn  Sdmen  1703 
unb  öfters.  (Sgl  Harter,  Nomenclat  Ul  IX, 
2.  ed.,  694  sqq.)  [«berbingf  VfifOL} 

^ü4$meMe  1^  bei  bcn  «ten  boS  Ser- 
fal^cen,  bcn  nngef Ü^ien  Umfang  etneS  Iiterarii(^en 
jEqcttgniffeS  nad^  ber  Vnyibl  ber  gri^riebeaes 
3eüen  («nf/ot,  in  ber  $oe{ie  ani^  e^j  pi  htp 
fttntnen.  (ES  marb  babei  oon  ber  ^mxiint  oaS« 
gegonom,  ba|  eine  3^  nngefäbr  40  ^^xj^jAol 
ySSft,  mie  boS  mfprüngliibe  ^onnat  bcS  S^mS» 
Joffes,  beS  ^^qy^TuS,  mit  fii^  bnvfrte.  Stde  ^&a- 
fpide  bicfer  3üblung  bringt  gr.  9cr\:U  caS  aistx 
^onbft^riften  in  ber  Sc^lft  Jiu  cLr^:z::x3z<iex 
^fiot^cfen  nnler  ben  elften  Xt:I^xiem  cc  ite 
Saamdung  ber  ^mertf^öea  6e^'j±te  tar&  ^öl« 
pmti«',  SteSIaa  1838, 91  f.,  czA  ias  rccrso^ 


787 


6Hef€l  —  ©tifeL 


788 


Mdlog  ber  Sonnet  UniDerfliSt  1840/41,  kjiD.  in 
b.  Opnsc.  phil.  I,  Lipsiae  1866,  74  sqq.  ®ae 
Serfa^ren  fd^int  ben  S^fed  gehabt  gu  ^ben, 
Über  bie  un))erfäi^  ^rtpfl(an)|ung  bet  Xe^te  yu 
tVQd^en:  bettet  finben  fid^  in  ben  ölteftcn  grie^t- 
\fyn  Stbel^onbfd^rift^n,  ml^  bereits  Sud^f  ormat 
l^ben,  genaue  Sngoben  Aber  bie  ^ö)^  ber  StoQen, 
mtd  benen  fie  abgefd^ieben  ^b,  bie  S&nge  unb 
Sreite  ber  borin  befinblid^  Solumnen  unb  bit 
Scif)l  il^rer  S^^^  ober  Stid^,  unb  biefe  ein- 
gaben n)urben  bei  einer  neuen  Slbfd^rift  mieber 
mit  bem  Se^t  co))irt  (@d^oI),  6inL  in  bie  I^Uigen 
ed^riften  I,  fföln  1845, 139).  S)ie  ^d^mnetri- 

Sien  ^ffim  fomnren  anbeten  Angaben,  meld^ 
mond^en  IBud^em  bie  ^i^fiara  ober  6a^b> 
fd^nitte  beftimmten,  iimner  fel^r  na|e,  |o  ba| 
man  ftd^  aSmälig  fd^eint  bemö^t  )tt  l^ben,  in 
ben  fortlaufenb  gefd^riebenen  Zeiten  bie  @inn- 
«bfd^niite  mit  ben  3^enenben  gufammenfa&nt 
j|u  laffen  ober,  mie  Origened  in  ben  ^ofila 
tmb  ber  1^1.  f)ieron9mu8  in  feinen  Ueberf^ngen 
(Praef.  in  Ezeohielein  proph.  [Migne,  PP. 
lat.  XXYm,  987  sqq.]),  bie  eda  ald  Seilen  )u 
fd^retben.  Sermutbß^  loar  bie^  ber  Snfto^  gu 
einer  fpötem  Sinrid^tung  ber  biblifd^  ÜRonu- 
fcripte,  meldte  man  ebenfaBE«  mit  bem  Stamen 
Gtid^ometrie  belegte.  3m  5.  Sal^rl^nbert  nämlid^ 
flutte  ber  2)iacon  Sutl^Hud  }u  SHesonbrien,  um 
beim  ©ottedbicnfte  eine  ungef^^  unb  auSbrudd« 
ooDe  SSorlefung  gu  ermbglid^en,  bie  9l))oftel« 
gefd^td^te  unb  bie  neitteflamentlic^  ^Briefe  nid^ 
nur  in  paffenbe  Sefeftüdfe  (xs^oXaia),  fonbem 
fd^rieb  oud^  in  Sine  3eüe  nur  f o  tntU  SBorte,  att 
in  Sinem  ^tl^m  gelefen  »erben  \oUttn,  bomit  bet 
ißorlefer  bie  ^ufen  ober  baS  Sltl^eml^olen  nur  ba 
anbringe,  mo  fie  einen  Sotabfd^nitt  oerbeutlii^ten 
(Sei()riele  f.  beiTisohendorf,  Nov.  Test,  graeoe, 
ed.  oct.  crit.  maj.  III,  ed.  Gregory,  Lipsiae 
1894, 114).  S)e9  praftifd^en  9hl Jen«  wegen  ging 
biefeS  Serfal^ren  balb  au^  in  bie  übrigen  Sldeile 
ber  ^eiligen  @d^rift  unb  aud  ben  gried^ifd|«n  in 
bie  lateintfd^en  Xej^e  fiber,  fo  ba|  für  einige  ^a)^- 
l^nberte  oiele  bibtifd^en  2Ranufcri)^te  in  fold^ 
SBeife  {Hd^metrifd^  gefd^rieben  Würben.  SBer» 
brängt  warb  biefe  @itte,  als  man  eimog,  wie 
eieler  Sloum  beS  Pergaments  baburd^  unbefd^e« 
ben  Hieb.  5m  7.  3aW»ttbcrt  fing  man  an, 
nid^t  mel^  in  WfS^  unb  Solumnen  gu  fd^ei- 
ben,  fonbem  bie  gange  ©reite  ber  Seiten,  abgfig» 
fid(f  eines  leeren  $anbeS,  mit  ber  Sd^rift  ou^u- 
füfien.  Um  bierbei  ben  %ii)m  ber  fti^ometrifd^en 
Sb^ilung  nid^  berloren  geben  gu  loffen,  begei^« 
nete  man  boS  (Snbe  ber  früber  gebraud^lid|«n 
etid^en  mit  fünften  ober  Strid^n  unb  »a^te 
bamit  ben  Snfong  gu  ber  im  9.  Sa^rl^nbert 
auSgebilbeten  9[ntet{nmction.  (Sgl.  Zaeagnine, 
Oolketanea  tnonum.  tet  I ,  Romas  1698, 
408  sqq. ;  8uieerus,  Theeaurtte  11,  Amsielaed. 
1682,  1084  sqq.;  Graux,  Nonv.  reob^ches 
8ur  la  stichora.,  Revue  de  pbiIoL  11  [1878], 
97  SS. ;  O.  6d^mib ,  Ueber  oerfd^iebene  6in« 


t^ungen  bet  1^1.  e^rifl,  (Stog  1892,  2i  ff. 
50  ff.)  [Stcaüioi.] 

^tiefttt  efaiaS,  ©d^wStmet  ju Anfang bes 
17.  3abrbunbertS,  Derbreitete  feit  1604  gmäd^ 
in  feiner  äJaterftabt  2angenfa[ga,  wo  et  l^nbcls* 
mann  unb  änbabet  einer  Sßeinf<^ettle  War,  wiebet^ 
täufetifd^  unb  fd^wetdfelbifd^  SeJ^ttn.  9tomeKl)> 
lid^  oerwatf  er  Saufe  unb  Sbenbmabt  unb  erSdrtt 
ben  Sefud^  bet  ^bigt  ffe  nnnbibig,  ba  ber 
(S^rt^  oon  ©Ott  belebtt  werbt ;  oud^  b^aii)>tete 
er,  ein  red^tglöubiger  Sl^rift  fdatie  iridUJänbigeit, 
ba  ei^ftuS  «UeS  in  i^m  wirle.  «uf  Scfebl  beS 
Sei))giget  SonfiftoriumS  würbe  @tiefe(  fRonak 
l^inburd^  in  ftrenaer  ^ft  gei^alten,  bis  et  wibei^ 
rief,  er  oerlie^  Darauf  (1607)  Songenfatga  unb 
fiebe&e  mit  feiner  gfamilie  nad^  bem  bei  &j[uxt  g^ 
legenen  S)orfe  ©i^iSIeben  aber.  9auSf  oon  bort 
ans  mod^te  er  troji  b^etSttafeii,  bie  ouf  ftlogen 
ber  ^rebiger  oon  vleuem  gegen  i^n  iMrl^ängt  «mr« 
ben,  fät  feine  aReimmgen  $to))agonba  unb  ge- 
wann Xnbängcf  in  ffteifen  beS  Slbtld  wie  beS 
SärgetftonbeS.  Sine  eifrige  Snbdngeriii,  bie  t^ 
gierenbe  ©rdfrn  Juliane  oon  QUdS^  jit  Obi^ 
bruf,  mo^te  il^n  gu  il^em  ^SoetwaUet  ju  4x» 
fürt.   S)ortl^in  wanbte  fid^  au^  Stiefels  9k^, 
Sged^iel  ajletl^,  ber  in  Songenfalga  nad^  beS  0|eimS 
SBeggang  mit  IBerbreitung  fd^wärmctifd^  Seiten 
fottgefobten  l^otte,  ober  in  ^<^  fenommen  unb 
(1614)  gu  bf^tlid^  SBibemtf  gegwungen  wer- 
ben war.  3)ie  Hinneigung  ber  ®ii^n  gu  ®tiefdS 
Seigren,  bie  gut  ßnigweiung  mit  ibttm  <Skmabl 
fül^rte,  oeranlo^  f <lbon  balb  ben  {»ef»  unb  @tabt» 
^ner  ju  O^bruf ,  3ol^anneS  Seber,  gu  Ibeftigem 
Smfd^reiien.eroerIangtefiogar,ba|betSd^W(innet 
wegen  ®otteStäftetung  am  £eben  gefhxtft  werbe ; 
bod^  uttl^eilte  bie  Don  äSebet  angerufene  t^p- 
logifd^  SfacuUöt  gu  Sßittenberg  bcbeutenb  milbet ; 
fte  f(4  in  bem  Gd^fwir^  kwn  8angenfoI)Q  nur 
einen  ÜR^fer,  ber  fid^  anftd^ig  auSbräde.  2>er 
einfltt^  ber  Ißrebiget  brod^te  eS  iebod^  bal^in,  bai 
@tiefel  1624  gu  Scfurt  Wtebet  in  fjlaft  sei 
nommen  würbe  uitb  bie  Sftei^  tnn  burd^  einen 
Sßibetmf  erfaufte,  burd^  ben  er  feine  Se^en  Der* 
warf  unb  fic^  gu  ben  fqmbolifdden  Sü^em  ber 
fiutberaner  bddnnte.  S)er  untubi^  SRenn  Der* 
fd^ieb  1627  gu  6rlurt  Sein  9ieffe,  bet  oben* 
genannte  Cgecbiel  Stetig,  fiotb,  ebtnfaSd  Jbf 
Uf^tt",  1640.  (»gl.  %motb,  Un^iort  JKrd^  itiA 
ffe|erbifL  ni,  $ronTfurt  o.  91.  1700,  31  ff. ; 
&qxbd^,  ftiitl^gef d^.  feit  bet  SUfotmotiM  lY, 
8ei0gtg  1805,  685  f.)  [gedj 

ȟfH (StQfel,  SHefel),  aSi^ael,  ein  but^ 
feine  3obIenm^fti(  befannter  g^eunb  Sut^KtS» 
war  1486  (ober  1487)  in  bet  freien  SteU^flabt 
SPngen  geboren  unb  trat  f^on  in  frft^  Wtet 
in  baS  bortige  9liiguftiner><SipemitenBofht  eitu  S)it 
6treitfd(|riften  Sutl^  bei  «uSbrud^  ber  IKrd^en» 
[{MOung  oeronto^en  il^  gn  leb^er  fpottetnol^tne 
für  feinen  OrbenSbruber ;  be^rtt  würbe  et  in 
biefer  Stid^tung  bvrd^  bie  tietmeintCi^e  <Eiil* 
bedtang,  ber  bomalige  ^{t  8eo  X  fei  gmd^ 


789 


Stift 


790 


M  iB  her  «tU)€Q)9pfc  13,  1  ff.  gef^ilbettc 
.t^ltt',  bcA  bot  Slcmm  «ottd»  I&jleic  nnb  bie 
t)nHtm  Dtffolge.  3n  {Bfsm  SvXfyx^  oetöff ent* 
mt  et  1522  ein  82  etro^l^  itmfaffenbe«  Sieb 
mit  ämtt  «ttifegung  in  ^fa)  ^Son  bct  (Qrtß« 
Qmigm^  Yc^ytijegdmbttn  ker  S)o€ton9  aRottim 
SatbctS-*  (abg^UwA  bei  $^  aSBodemagcl,  Sa« 
taitH^  fifa^mlid)  111«  Sdt>gig  1870,  74—79), 
Mim  er  bit  €4cOe  bct  «^NKoI^pfe  (14,  6  f.,  bie 
9text  ^ßccOope  bcd  SefonnotiondfifteS)  tion  bem 
.Csgrfr  bei  etil  tfDigeS  ßmmgelium  1^  unb  fiol^e 
Setf^off  brinsl  bm  Stfsotnrm  ber  (Etbe",  ouf 
&]4«boitttc  3)tcfc  ffiitblicotimi  DedDiddte  il^n 
m  dar  ^emif  mit  Zbomod  Shimec  (f.  b.  9tt.X 
to  in  fckct  fntirif^  SBcife  bem  C^inger  «tt« 
(BKnrt  f(^  ittfejftc.  S)o  ber  ®eneniltncat  ton 
toipan),  äo^nmcft  Sfabct  (f.  b.  Stt  IV, 
1172  ff4  gegen  €tife{  cinfd^Tttt,  unb  btefer  ton 
6q(et|iH|  SeiMnoab,  ber  1522  äBärtemberg  in 
Sitt  genommen  ^lie,  6il^IimmeS  beforgte,  er» 
fn|f  er  bfe  gfu^t  unb  nntrbe  gunöd^t  für  furge 
^  Ißxdriger  ouf  bem  @d^ffe  fltonberg  bei 
Fuaffuft  KL  9)1,  bann  1528  anf  Su^erfi  6m« 
pf^bniQ  beim  0rofen  aibred^  ))0n  SDlondfdb. 
Sit  1&25  ein  «bdiget  in  Ober5flenrid^  Don 
üolftt  |itr  ft4  ttiA  fein  ^9  einen  ^rt)i0er  er- 
Itf,  f4ufls  ber  ,,9lefonnatDr''  feinen  @d^ü|Iing 
teffiin;  \dftm  1528  fab  fi^  iebod^  bie  Somilie 
fcnöibiSt,  i^  )u  cnüaf^,  ba  gegen  bie  @enb« 
fange  ÜB  neuen  SnrnigdinmS  fd^er  oorgegongen 
nrOc  aSteber  ouf  feined  SReifterS  Sertoenbung 
cxbiell  @tiffl  numne^  bie  ^farrfteUe  ju  So^mi 
bd  Bttlenbctg,  unb  Sut^  tarn  fd^on  nad^  toe» 
ligai  Sogen  fw|}  bort^in,  um  i|n  mit  ber  äBUtme 
M  Borigcn  $farr«i9  )u  trauen.  3n  feiner  Wv/ßt' 
lei  beff^öftigt»  eiifel  fi^  nun  üiel  mit  bem  Sud^e 
Stniel  ifid>  ber  l^ooi^H^fe  unb  benu^e  biefelben 
in  imHliWK«^  3obI^9i^treien.  dt  näpntit  aud, 
MB  bie  SBi^erfunft  (S^fti  am  19.  October  1588 
Ootgena  8  U^  ^ott^nben  muffe,  unb  oerfünbigte 
Dttfi  in  aSort  nnb  6d^rift.  3m  3. 1582  mochte 
er  ferne  <Enibetbnig  bim^  bo8  }u  SBittenberg  ge« 
tauBe  ^Xe4enbti($Iin  Som  Snb  Sbtift'  beldnnt 
3s|oSge  MefeS  l(!(iDdnnerif(^en  Xreibend  entftanb 
naädfit  bei  @tifeli  ^fardtinbem,  bann,  aß  bie 
ttoxc  ft4  loetter  nerbreitele,  in  entfernteren  ®egen- 
bot.  fogor  in  Sronbenburg  unb  Sd^Ieften,  gro^e 
Mxvgiisig.  9Rond^  SBouem  tooSten  baS  2anb 
n4t  mebr  beftdien,  nerlauften  il^  ^abe  unb 
^^aien  fid^  tx>r  bem  SBeltenbe  nod^  ^red^t  »ad  gu 
güe'.  ^et  ihtzfuift  Don  Sad^fen  umr  aber  bie 
tflfit  et^Srmetri  enttfiftet  unb  verbot,  bie  Sad^e 
iecnetbin  auf  bct  ihinjel  ju  bel^beln.  Strgebenl 
bonc  2nl^r  ben  gfrrunb  gemol(int,  bie  X^ori^ 
n^ptgebcn;  et  lourbe  Don  bem  felbfibemu^en 
Soofiden,  bct  fid^  fßr  ben  „fubenten  &tgel  mit 
ler  ^tonne"  (tl|M)C  11, 15)  onSgab,  dn  Mm 
ttfüte  Sctkifcmt,  ein  ^erobed  unb  ^otuS  ge- 
ißelten. Vtt  ber  DorberDerffinbete  Xag  (crom 
pSgoden  gonje  @(i^rm  nad^  So^u,  um 


fid^  Don  Stifel  auf  i^r  Snbe  Dorbereiten  )u  laffen. 
ihurfurjUidlK  Seomte  naren  bort^in  gefc^idt,  um 
bie  SSorgdnge  gu  beobad^ten.  Kod^bem  aber  bie 
ad^  Stunbe  bed  19.  October  o^ne  Unfatt  tm^ 
überging,  mürbe  um  9  Ul^r  ber  falfd^  ißropbd 
ocr^ftet,  in  einem  SBagen  nad^  SBittenbcrg  ge* 
brad^t  mib  bort  feines  Slmtefi  entfe^  9tad^  me^r« 
möd^entlid^cm  fmuSaneft  erbtelt  er  iebod^,  ba  bie 
SBittenberger  Xb^Iogen  bir  Sad^e  für  ein  „ReineS 
Sttfed^tldn"  erflörten,  mieber  eine  SnfieHung  oB 
^rebiger,  unb  gmar  gu  ^olgborf  (gleic^fofld  bd 
Wittenberg).  Sort  begann  er  folibere  matl^ema- 
äfd^  Stubien  gu  betreiben,  beren  Kefultate  er  in 
bem  berbienfüid^en  äBerfe  Arithmetioa  iniegn 
(9lumberg  1544)niebertegte.  «(8 1547biefurfürft* 
liifm  Zruppen  oon  ff aif er  ftarl  V .  bei  SRül^Iberg 
befiegt  mürben,  gerftrtute  ft(^  StifelS  (Bemeinbe, 
unb  er  felbft  flol^  nad^  bem  Ijergogt^um  $rcu|en, 
mo  er  in  mel^reren  (Semeinben  aß  $rebiger 
mirfte.  SDod  oeröffentlid^te  er  aud^  fein  gmeiteS 
motl^emotifd^  ^uptmert,  bie  neue  ^luSgabe  ber 
^So^"  (La  cosa,  Sllgebra)  bed  gl^fto))]^  »ubolff 
(ItdnigSberg  1554).  Sine  anbere  ®d^nft  aug 
biefer  3(it  (Sine  fel^r  munbemSmärbige  SBort« 
re^nung  f amt  einigen  SRerdgal^Ien  S)anieltg  unb 
ber  Offenbarung  @.  So^anntS,  Königsberg  1553) 
bemdst  übrigens,  ba|  er  aud^  mieber  unfitmige 
3a]^Ienm9ftif  trieb.  &päta  tel^rte  er  vaä^  Sac^fen 
gurud  unb  mar  1557  ^arrer  gu  fßxüd  (nid^t  meit 
oon  äBittenberg) ;  bod^  fd^eint  er  balb  biefe  Stelle 
niebergdegt  gu  ^aben.  Sie  legten  Saläre  fdncS 
oielbemegten  SebenS  oerbrad^te  er  gu  3ena,  mo  er 
Snf angS  burc^  dnen  Streit  mit  gladuS  äO^ricuS 
(f.  b.  9rt)  unb  beffen  Stn^öngem  nid^t  menig  gu 
tdben  ^tte.  Sr  ftarb  am  19.  Slprtt  1567  im 
9(Iter  oon  t^a  80  Salären.  (9$gl.  @.  ü^.  Strobel, 
9leue  Septräge  gur  Sitteratur  befonberS  beS 
16.  3a]^]^nbertS  I,  1,  9tilmberg  unb  Slltborf 
1790,  5  ff.;  €.  3.  ©erl^rbt,  @e{d^.  ber  aRot^e- 
matil  in  3)eutfd^Ianb  [®ef  d^.  ber  aSiffenfd^.  XYII], 
SKund^en  1877,  60  ff.;  3.  ftöftlin,  Slartin 
Sut^er  U,  8.  SlufL,  Slberfdb  1888,  881  ff.; 
%^.  ffolbe,  Analecta  Lutherana,  ®ot]^  1888, 
89.  197  f.;  S)erf.,  aRortin  Sutl^er  11,  QMf^ 
1889, 628.)  [3edL] 

$ftfi  mt^tv^l  @Hfte  unb  etifter),  >  Did 
als  Stiftung,  (Brünbung,  Sau,  befonberS  gdft* 
lid^e  Stiftung,  (SotteSl^auS''  (Sc^er,  9Rittd^od^- 
beutfd^S  SBörtei^ttd^  U,  Sdt)gig  1876,  1191), 
begeicbnd  vJbcdfoupt  eine  gdftlü^e  ober  auc^  dne 
gu  onberen  frommen  Sat^  befttmmte,  fdb* 
flänbige  9n{idt  ober  Sort)oration  fammt  ben  bogn 
gehörigen  ^ßerfonen,  Qkböuben  nnb  SefUnmgm. 
Sie  mefenflid^  ÜRomente  beS  SttfteS  pb  ein 
beftimmteS,  ben  Siodfen  beS  3nftitutS  ober  ber 
Korporation  bienenbeS  Siermbgen  unb  bie  bun^ 
ftrd^Itd^  ober  ftoaüid^  Sndoritot  gemährte 
SeHrftonbigfeit,  ber  corporotioe  üfyxaäta,  bie 
{ttriftif^e  ^önlid^rdt  bcS  3nfiitutS.  3m  mdit» 
^  Sinne  iß  Stift  gleid^bebentenb  mit  Stiftmg 
unb  begeid^et  aUe  berortigen  Sufütule,  feien  fk 


791 


©tift 


792 


lird^Iid^e  ober  anbete,  }u  S^^i^  beS  Unterrid^tö 
ober  ber  Sr^iel^ung  ober  ber  Sl^aritod  beftimmte 
anftalten.  3ni  engem  ©inne  aber  öerfte!|t  man 
unter  „©litte"  bicjcnigen  großartigen  fird^Iid^en 
änftitute  ober  Korporationen,  meldte  ftd^  im  Saufe 
beS  ÜKittcIalterS  an  ff ird^en  unb  ffloftem  gebilbel 
l^ben  unb  bie  burd^  il^re  auSgebej^nten  Sefi^ungen 
unb  ftaatSred^tlid^e  ©teUung  einen  bebeutenben 
ti^ctor  ber  beutfd^en  Steid^SoerfafjunQ  bilbeten  unb 
großen  (Sinftuß  auf  bie  politifdpe  Seftaltung  beS 
beutfd^en  SReid^eS  übten. 

L  93on  ber  Segabung  mit  ©runbbefi^  tturben 
fotool^I  bie  3nftitute  ber  Tita  communis  im 
SBeltcIeruS  toie  aud^  bie  eigentlichen  ff löfter  frül^« 
jeitig  al§  ©tifte  bejeid^net.  SSermöge  ber  innigen 
Se^ie^ungen  5»ifd^en  ffird^e  unb  Sleid^  gelangten 
Diele  ©tifte  ^u  l^ol^er  Sebcutung  unb  erlangten  bie 
9teid^§unmittelbar!eit,  inbem  fte  auSfdgließlid^  ber 

ijefe^gebenben  unb  rid^terlid^en  ©etoalt  beS  ffai- 
erS  untergeben  loaren.  SDal^er  bie  Unterfd^eibung 
Don  reid^Sunmittelbaren  unb  mittelbaren  ©tiften, 
|e  nad^bcm  fte  bem  SReic^e  ober  bem  SanbeSl^erm 
unterfteUt  roaxtn.  3n  außerbeutfd^en  fiänbem  ge- 
langten bie  ©tifte  niemals  }U  fo  ^ol^er  politifc^er 
3Rad)t  3u  biefen  ©tiften  gel^örten  Dor  ^Ilem 
1.  bießiapitel,  b.)^.  bie  geiftlid^en  Korporationen, 
toeld^e  aus  bem  gemeinfc^aftlid^en  fieben  ber  @eift- 
lid^en  an  ben  Katl^ebral-  unb  SoDegiatfird^en  fid^ 
entmidtelten  (Dgl.  be§  9^ö]^em  b.  ^rtt.  Canonica 
sive  communis  vita,  Sanonifat  unb  (Sanonifer, 
Sapitel).  S)er  ^uSbrud©tift  maroorbem  gerabegu 
gleid^bebcutenb  mit  Kapitel ;  beßl^alb  mürben  bie 
2)om-  ober  KatJ^ebral«  unb  bie  KoQcgiatcapitel 
Qud^  S)om-  ober  Katl^ebral-  unb  KoUegiatftifte 
genannt ;  bie  Kanonifer  ober  Kapite(§^erren  l^ießen 
aud^  ©tiftSl^enen ,  unb  bie  ein3elnen  Kapitels- 
bignttoten  ober  »ömter  maren  ber  ©tiftspropft,  ber 
©tiftSbcd^ant ,  ber  ©tiftsfd^olafter ,  ber  ©tiftS- 
fömmerer;  baS  Vermögen  beS  Kapitels  mürbe 
©tiftSDermögen,  ©HftSgut  unb  bie  ffird^e  felbft 
©tiftSfird^e  genannt.  S3on  großem  Kinfluß  auf 
bie  Kntmidflung  ber  ©tifte  unb  bie  Krmeiterung 
il^rer  9)iad^tfteUung  mar  baS  ©tatut  ber  abeligen 
©eburt,  todd[)c§  in  ben  meiften  ®omftiften 
3)eutfd)IanbS  cingcfül^rt  mürbe.  Sffiö^renb  fd^on 
gur  3cit  ber  vita  canonica  einzelne  ^Ibelige  auS 
toal^rcm  Seruf  unb  innerem  ®rang  in  bie  S)om« 
ftifte  eintraten,  meierte  fid^  ber  3ubrang  beS  ^IbelS 
iu  benfclben,  als  nad^  ^ufl^örcn  ber  vita  com- 
munis bie  reid^cn  ©tif  tspfrünben  ben  nod^geborenen 
Söhnen  beS  ^IbelS  einen  ßrfa^  für  baS  üRedjt  ber 
Krftgeburt  boten  unb  ber  Kintritt  in  ein  Somftift 
jugleid^  5luSfid&t  gab,  bereinft  ju  ben  Klaren  ber 
geifllid^cn  dürften  ^u  gelangen,  ^ümälig  mußten 
bie  abeligen  ©tiftSl^crren  burd^  baS  ©tatut  ber 
abeligen  ©eburt  il^ren  ®e|d)Icd)tern  ben  teintritt 
in  bie  ©omfüfte  foft  au§fd)Ueßlid)  ^u  fid)crn.  ©eit 
bem  13. 3ai)r^imbcrt  mor  boS  ©tatut  ber  abeligen 
©eburt  an  ben  meiften  5)omftiftcn,  befonbcrS  in 
©übbeutfd)Ianb,  eingeführt.  S)ie  ÜJ^it^Iiebcr  ber 
Domftifte  foUtcn  bem  alten  3lbel  beS  3ieid)eS  an» 


gel^ören,  bet  burd^  eine  fttenge  WpxttCptoht  (nuuul^ 
mal  bis  )u  24  ^l^nen)  bemiefen  toerben  mußte; 
bal^er  ber  9lamt  „©HftSobel,  fdftmaßiger  VM" 
(in  ber  Siegel  16  ^l^nen),  ber  aOein  gut  ^ufna^ 
in  bie  S)omftifte  (ered^tigte.  %iä^  mand^  ©tifte 
an  KoDegiatfird^en  ftatuirten  bie  abeltge  (Sehot 
i.  S.  baS  SRitterßtft  ©t.  Surfarb  gu  SBürgbm:^ 
unb  baS  gu  Komburg  in  SBurtemberg;  iebo4 
brandeten  bief e  ©tiftSl^erren  nid^  bem  alten  Sei^t" 
abel  angugel^ören,  meßl^Ib  biefe  ©tifte  aiid^  Stid^ 
ftifte  l^ießen  im  ©egenfa^  gu  ben  {)od^fttften  ber 
Kat^ebralfird^en.  Suc^  in  Snglanb,  gronbefat 
unb  Stauen  mar  um  iene  3ctt  ber  9bel  bx  bm 
Somftiften  gal^Ireid^  vertreten  (ein  IBergcid^ 
g.  9.  ber  Kanonifer  beS  KrgfHfteS  Soiüerbuq 
t)om  Saläre  1219  entl^ält  nur  Kamen  Dom  (dtm 
9?ormannenabep;  inbeffen  mar  l^ier  bie  Sniioitf* 
lung  beS  ^belSftatutS  in  ben  Somftifteii  nic^  f» 
allgemein  unb  auSfd^Iießlid^  mie  in  S)eutfd{^I(ad), 
mo  biefeS  93eftreben  beS  SbelS  burd^  bie  Ueta» 
tragung  ber  fianbeSl^ol^eit  an  bie  ^od^ftifte  mefdit" 
lid^  geförbert  marb.  ^od^  mar  oud^  in  eingelnen 
norbbeutfd^en  Somftiften  bie  obelige  ©eburt  m((t 
unumgönglu^eS  Krforbemiß ;  f o  genügte  für  btf 
fiübeder  ©tift  bie  e^elid^e  ^bftammung,  unb  in 
einem  Sergeid^niß  ber  Sübedter  2)ompröpfie  mib 
Sombed^anten  beS  15.  unb  16.  Sa^^unbedf 
finben  fid^  Diele  bürgerlid^e  9lamen  (DgL  SSigeni 
©efd^id^te  ber  Sübedifd^enffird^e  Don  1530—1896, 
^aberbom  1896,  8).  S)ie  $fränben  be«  S)oiii> 
ftifteS  gu  ©peper  unb  bie  beS  ©tifteS  gu  SBimpfm 
am  !Redtar  (SiSt^um  3BormS)  moren  in  btei 
ff  (äffen  getl^eitt.  S)ie  erfte,  bie  ber  Kanoiüfac 
(©tiftSl^erren),  beftanb  meiflenS  au8  Sbeligfii» 
bie  gmeite  auS  fed^S  bürgerlid^en  3RitgIieb(»n  (ba* 
l^er  ber  9{ame  ©espröbenbariuS) ;  beibe  StUffoi 
l^atten  gleid^  große  $frünben ;  bie  britte  bagegen, 
aus  bürgerlichen  unb  abeligen  ©Hebern  beftebenb, 
befaß  nur  l^alb  fo  große  fßfrünben  (DgL  Wone, 
Organifation  ber  ©tiftSfird^n  Dom  12.  bis 
16.  3a^r^unbert,  in  ber  3eüfd^rift  für  bie  ©e* 
fd^id^te  beS  Oberr^einS  XXI  [1868],  IJff.  297  ff.). 
^nbermörtS  fud^te  man  burd^  baS  Srforbemiß 
ber  $rieftermei]^e  unb  namentlid^  burd^  ©lei^* 
fteUung  beS  SoctorateS  mit  bem  ©eburtSabel  ber 
gjclufiöität  ber  ©tifte  entgegen  gu  arbeiten.  3n 
bem  Srgftifte  SJlaing  mürben  gur  Sierrid^tung  bec 
priefterlid^en  gfunctionen  Dier  ^riefterprabmben 
gegrünbct,  bereu  3u]^aber  ^riefter  fein  mufthtn, 
gu  benen  bcß^alb  aud^  93ürgerlid^e  gugelaffenmutü 
ben.  Kbenfo  maren  traft  ber  SBulle  ©ijtuS'  IV. 
öon  1477  in  fföln  fedjS  ^ßriefterpröbenben,  beten 
3n^abcr  ^riefter  unb  ®octoren  fein  mußten,  mo« 
bei  ber  Soctorgrab,  ber  ©eifteSabel  ber  SBiffcn- 
fd^aft,  bcu  ©eburtSabel  erfc^te  (f.  ©d^neiber,  3)ie 
bifd)öfUd)en  Somcapitcl,  «Diaing  1885, 76).  SoS 
2:ribentinum  (Sess.  XXIV,  c.  12  De  refl) 
gebot,  baß  menigftcnS  bie  §älfte  ber  Kanonifer 
an  Kat()cbral«  unb  l^crDorragenben  Kottegiatfird^ 
nur  an  ^JJ^agifter  ober  S)octoren  ober  auc^  Sicen« 
tiaten  ber  üV^^^^G^^  ^^^^  ^^^  canonifcl^en  Sled^teS 


798 


Stift. 


794 


lefb&ai  toeibm  f olUm.  mein  fro^  ber  SSetbote 
hr  l^flt  utA  bet  tribenttnifd^en  Se^ntmung 
alk^  ^äf  in  xAdm  fäbbeutfc^en  S)omftiften  boS 
esmi^lBdit  Statut  bcS  «be»  bid  in  unfer 
dctrimidKct  —  2.  ^u|er  ben  S)omca))iteIn  mur- 
ta  aitdi  bieSUt^ümer  jelBft  o»  „Stifte"'  be- 
^ipd.  SBfi^tmb  nömlic^  j|ur  Seit  ber  Tita 
^nmuiiis  ber  SBif^Df  SRitglieb  iinb  fyxapt  beS 
twBcmiitrtg  iDor  unb  SiSt^um  imb  Sapitel  ein 
r-afutfamcS  Ke^tSinfiUut,  bie  Sat^broirird^e, 
*i>ilm*  trat  TU  ber  Solgejeit  eine  Zrennung  jmi- 
i^  Kf^sf  imb  eopitel  ein.  3)aS  bif^öflic^e 
>  cfdsnt  taaAt  ton  ben  SopitelSgütem  gef(^ieben, 
^f  SS^e^fe  felbft  l^dtten  anf,  üRitglieber  ber  S)om- 
artd  fBk  fein,  xalb  nun  nuxbe  ouc^  baS  IBiStl^um 
^c!>t,  ^^idg  iDie  bo§  S^omcopitel,  atö  ,,6tift"  be- 
r«tnit»  nnb  ^tDor  ^iefien  bie  Srjbidtpmer  „Sr^» 
TT»-  «nb  bie  ©istl^tlmet  .©od^|Hfte\  ©ie  »i- 
>t3fe,  iDd^e  bie  Zrdger  bet  geiftlic^en  ©emalt  in 
'.^□9  6|imigeln  noren,  enoarben  Dielfad^  für 
am  2^  i$ci§  Spnngelft  bie  SQnbedbo9eit  unb 
coben  bdbitxA  oud^  Stöget  ber  ))oIitifd^en  ®e- 
«soSt  in  ben  ^od^ftcn.  ^töSReii^färften  mußten 
fg  td  »oftagen  crfd^einen  unb  l^otten  im  IReid^S" 
jb^  S&  imb  Stimme  auf  bet  aeiftlid^en  Surften« 
iKit  ^»  ^u|)ttdm)ei(^en  bed  Stcid^farften- 
kalttä  UKtr  nad^  gfidet  (Som  Keid^dfürftenftanbe, 
2rs&ma  1861,  820)  bie  Stei^Sunmittelborfeit 
cü  ber  prägnante  SuSbrud  berfelben,  bie  Se- 
ktsun^  mit  ben  9legalien  (DgL  b.  Srt.  Stegalien- 
v^}  but<!^  büd  9flei($.  goft  aUe  Sifd^öfe  ®eutf(^- 
kx^^iiMitm  SReic^fihilen,  nur  einzelne  norb-  um> 

rtculfd^  ®H4%  3*  ®-  ^i^  ^^^  S^^^^'  Sd^merin 

<?^eiidhtrg,    SRid^elinbur^ ,  Sta^eburg  unb 

täii$^  em{>i^ngen  |eitn)eilig  bie  SnDeftitur  nid^t 

ttm  Sleut.  ^Dagegen  morm  im  13.  Sa^tldunbert 

uAgemiefenenna^m  folgenbe  99ifd^5fe  gugleid^ 

Sn^sfürften :  Dor  Mem  bie  brei  geiftliti^en  fhir- 

%cftm  Mit  Slainj,  ftöln  unb  Stiet^  unb  il^re 

€vifiogone,  ndmli^  9Rain)  mit  ben  Sifd^öfen 

r«i  ISonnS ,   Speyer ,  Stro^burg ,  If onftang, 

&fvx,  VngSburg,  Sitl^fifitt,  iEBurgburg,  falber- 

1lQ^t^  ^übes^eim,  ^betbom  unb  Serben ;  ff öln 

Kit  benen  Don  güttic^,  Utred^t  Snanfter,  Odna- 

käd  imb  SRinbcn;  £rtet  mit  benen  Don  Titij, 

Isai  waSb  Setbim;  femer  ber  Srsbtfd^of  t)on 

€«liburg  unb  feine  filteren  Suffragane  Don  ^af« 

tos.  Ke^nSbnrg,  Sreijtng,  Xrient  unb  IBri^en; 

icr  ^bifi^of  Don  Sremen  mit  feinen  Suffra- 

oonm  bon  2Sbtä,  Sd^tterin  unb  9ia^eburg ;  ber 

<h)btf^f  oon  ÜRagbAurg  unb  feine  Suffragone 

roa  Werfeburg,    9Wei|en,   ?Raumburg  •  3ei^, 

9eanbcRbnrg  imb  ^elberg,  fomie  ber  e^emte 

9ud^  Don  ^Bamberg;  ber  erjbifd^of  üon  iBifan) 

ant  fernen  Suffrogonm  ton  Safel,  Saufanne, 

iSknf  imb  Sittm  unb  ber  jur  fran}5fif(^en  erg« 

^icrfe  Heims  gef^örige  tBifd^of  t»on  ffammeri(|. 

:jflnfcf|fn  C^oc^ttift  unb  2)omfttft  blieben  aber 

troi^  ber  €4eibnng   mand^fad^e  SBejiebimgen, 

«zmcntticfe  ^dtm  bie  S)omftifte,  bie  aud^  bis- 

vtilm  fefbfl  ^od^ftifte  genannt  »erben,  auf  bie 


Slegierung  ber  ^od^fUfte  einen  möd^tigm  poli« 
tifc^m  ßinpu^.  ®ic  S)omftifte  worm  bie  ge» 
bormen  Stäube  auf  ben  Serrttoriananbtagen  unb 
nahmen  als  fold^e  aud^  in  ben  nid^tgeiftlid^m 
Territorien  innerbolb  ber  ben  Stäuben  gezogenen 
©renken  an  ber  ^Regierung  beS  fianbeS  tl^eil.  3n 
bm  ^od^fiiftm  tonnte  fi(§  biefer  ßinflul  um  fo 
mel^r  geltenb  mad^en,  meil  bie  2)omftifte  fd^on  aI8 
firc^It^e  Senate  an  aQen  teid^tigen  9iegterungS« 
l^anbtungen,  namentUd^  mad  baS  SBermögen  unb 
ben  »efiWtanb  be«  ^od^ftifteS  betraf,  mitguwirfm 
l^atten;  fo  erfd(|ien  auf  bem  Jhtrfölner  Sanbtag 
baS  Somftift  t)or  ben  ^enm,  Slittem  unb  Stäbtm 
als  Status  Primarius,  Dertretm  burd^  jloei  gräf- 
Itd^e  unb  gmei  priefterlid^e  Sapitulare  nebft  bem 
S^nbicuS.  9iamentlid^  aber  erlangten  bie  3)om* 
ftifte  in  ben  geiftlid^en  f^fürftbiStl^ümem  n)äl^renb 
ber  SebiSoacan}  bie  böd^fte  ©etoalt,  inbem  auger 
ber  bifd^öflid^en  SuriSbidion  aud^  bie  toeltlic^ 
älegierung  an  baS  Somcapitel  überging  unb  alle 
^Beamte  unb  fiel^enStröger  il^m  bm  dib  ber  Zreue 
leiften  mußten.  2)eg]^Ib  n)urbm  bie  SRitglieber 
beS  ^ilbeSl^eimer  ^omftifteS  in  Segug  auf  ben 
ganjen  Sprengel  „6rb»  unb  ©runbl^erren"  ge- 
nannt, tteil  baS  S)omcapiteI  im  ®egenfa|  gur 
med^felnbm  $erfon  bei  Sätfd^ofS  baS  bleibenbe 
glemcnt  in  ber  Slegierung  repräfentirte  unb  ber 
unoerönberte  Xröger  ber  Staatsgewalt  toar. 
S)aS  Kölner  2)omcapiteI  beanfprud^te  fogar,  alS 
beim  Sobe  beS  ffoiferS  3ofep^  I.  im  %  1711 
ber  bamalige  ffölner  ffurfilrft  Sofepl^  SIemmS 
fid^  in  ber  Sleid^Sad^t  bef anb,  eine  Stimme  bei  ber 
ffaifermabi  (f.  Sd^neiber  179).  liefen  ibren  Sin* 
flug  auf  bie  Slegierung  ber  ^od^ftifte  fügten  bie 
SDomftifte  burd^  bie  fogen.  Sßa^lcapitulationen  )U 
meieren  unb  gu  fidlem,  inbem  fie  ftd^  Dom  gulünf« 
tigm  39ifd^of  gemiffe  eibltd^e  SSerfpred^ungen  unb 
Suftd^erungen  Don  Sed^tm  unb  fjrcibeiten  mad^m 
liegen  ober  il^  Sefd^rönfungen  unb  SSorfd^riften 
in  99e}ug  auf  bie  geiftltd^e  unb  n)eltltd^e  Stegierung- 
beS  ^o^ftiftcS  auferlegten,  —  SnblidJ  tourbm 
3.  aud^  bie  funbirtm  itlöfter  unb  bereu  93e« 
»ol^ncr  als  „Stifte"  bejeid^nct,  nömlic^  bie  fflöfter 
ber  SBenebictincr  unb  Eifterdmfer  mit  ibren  toeib« 
lid^en  Äbgmeigungen,  femer  bie  ftliJftcr  ber  $rft» 
monftratcnfer  unb  ber  regulirten  9luguftiner- 
Sborl^enm,  fomie  bie  Somtureten  unb  SaDcim 
ber  ^tterorbm,  nammtlid^  beS  SDcutfd^berm- 
unb  bcS  3ol^annitcrorbenS.  9lud^  bei  ben  ftlöftem 
mar  für  ben  StiftSnamm  etnerfeitS  ber  auS« 
gcbelftnte  ©mnbbefij,  anbcrerfeitS  bie  fclbflänbige, 
corporatiDc  SSerfaffung  unb  bie  baburd^  begrün- 
bete meltlid^e  ober  politifd^e  Stellung  beS  3nfti- 
tutS  beftimmmb,  megbalb  anbere  Älöfter,  toie  bie 
ber  ftartbäufet,  meiere  bem  bcfc^aulid^m  Sebm 
fic^  mibmeten,  unb  namentlid^  bie  fflöfter  ber 
2Renbicanten  (f.  b.  3lrt.  Settelorben)  tote  aud^  bie 
goüegicn  ber  Sefuiten  niemals  Stifte  genannt 
»urbcn.  SBiele  flöfterlid^en  Stifte  mürben  reid^ 
unmittelbar  unb  erlangten  fogar  bie  SanbeSbo^eit 
in  i^rem  Serritorium  unb  ben  SReidjiSf ürftmftanb. 


795 


©tift. 


796 


Sie  exoellentioreBiugri  abbftte8(!Bniebicthier- 
cbte)  tourben  Steid^fürften  unb  l^atten  gleid^  ben 
99ifc^öfen  nne  iBirilftimme  auf  bem  Sieid^tage; 
anbete  @ttftdöbte  ober  «ptöpfte  erlangten  bie 
Xeid^ftanbfd^ft  unb  l^atten  @i|  unb  Stimme 
auf  ber  $rälatenban{  bc«  9tei(|«tagS.  @elbft 
abtifftnnen  erlongten  für  il^r  @tift  bie  Keid^ 
unmitte(6arteit  unb  ben  SReid^fürftenftonb  unb 
übten  bie  Krtd^ftonbfd^aft  bur«  il^re  SBettteter 
ober  ^rocuratoren  auf  ber  ^rölatenbant  (fo 
merben  bie  Sbtifjlnnen  Don  Ober-  unb  9iieber- 
münfter  in  einer  Urfunbe  t)on  1216  prinoipes 
unb  il^re  Slbteien  principatus  genannt).  2)ie 
diteften  freien  filoftrr  ober  @Hfte,  beren  toeltlid^ed 
Se^tS&erl^ältnil  alS  libertas  begeid^net  toirb, 
toaren  fd(|on  im  9.  So^l^unbert  Dier  aRaimSfti^fter, 
nömlid^  bie  Slbteien  tion  gfulba,  Sleiij^enau,  $räm 
unb  SorDe^  (f.  b.  Slrtt),  unb  ebenfot)ieIe  gfrauen- 
fiöfter,  nömlid^  Oueblinburg,  (Sanberdl^eim,  Sffen 
(f.  b.  3lrtt.)  unb  ^erforb.  9lad^  bem  Sorbilbe 
biefer  Stifte  tt)urbe  aud^  atü)eren  Slbteien  bie 
Keid^frei^it  ober  SReid^dunmittelbarfeit  oerliel^en. 
3u  ben  SReid^fflrften  ^bUen  f  d^on  fru^jeitig  gleid^ 
ben  Sifd^öf en  bie  Prftöbte  oon  gulba,  HtmpUn, 
(Eort)e9  unb  CQtoangen  (f.  b.  Srtt.)/  toeld^ed  le^tere 
fpäter  ^ropftei  »urbe;  femer  bie  $r5))fte  Don 
SBerd^teSgaben ,  SBei^enburg  (unb  fpäter  £11- 
toangen),  ber  ^od^-  unb  2)eutfd^meifter  unb  ber 
3o^annitermeifter.  9luf  ber  99anf  ber  fd^niöbifd^en 
^rälaten  fa|en  }.  99.  bie  Senebictineröbte  Don 
(oengcnbad^,  Srfee,  9lereSl^im,  UrSberg,  SBein- 
garten;  bie  Siftercienferabtifftnnen  Don  (Sutenjea 
unb  Sainbt ;  auf  ber  93anf  ber  rl^einif d^en  $rö» 
loten  bie  93enebictinerabte  Don  @t.  Ulrid^  §u  Xug9- 
burg,  @t.  (hnmeram  )u  Stegendburg  (feit  1731), 
bie  %btiffmnen  Don  Ober-  unb  9liä>ermunfter 
bafelbft. 

n.  2)ur4  bie  ftird^enf^tung  bed  16.  ^Qfy> 
l^nbertS  gingen  Diele  Stifte  in  9{orb-  unb  be» 
fonberS  in  URittelbeutfd^Ianb,  bem  &erbe  ber  tird^« 
Ud^en9leDoIution,fürbie!atbolifd(|effird^eDerloren. 
Unter  bem  Sinflu|  ber  Stobte  unb  unter  SRit- 
toirfung  ber  proteftantifd^  gett)orbenen  gfürften 
tt)urbe  in  Dielen  ^od^ftiften  bie  proteftantif^e  Ste« 
ligion  eingcfül^rt.  9ud^  nad^  bem  Slbfon  }ur  neuen 
Sebre  blieben  bie  ^o(!^ftifte  toit  aud^  bie  S)om- 
tmb  (SoOegiatftifte  mit  ibrer  SSerfaffung  unb  i^ren 
Sorred^ten  fortbefteben;  Jebod^  n>urben  bie  ^od^ 
ftifte  Dielfad^  nid^t  mel^r  befe^t,  fonbem  gur  Sei- 
tung  unb  IBermaltung  berfelben  Sbminiftratoren 
(bäufig  $rin§en  aud  ben  benod^barten  ))roteftan« 
tifd^en  gfürftenböufem)  befteSt,  toeld^e  meiftenS 
tiatmi)  trod^teten,  bad  geiftlid^e  C^od^ftift  in  i^ren 
Rufern  erblid^  ^u  mad^en.  3n  ber  ifyii  mürben 
bereits  im  16.  Sal^rl^unbert  ^toei  ^od^ftifte  föcu- 
larifirt  unb  mit  bem  ffurfürftentbum  Sranbenburg 
Dereinigt,  nömlid^  1548  ^aDelberg  (f.  b.  ^rt), 
meldded  bereits  1534  tro^  bed  SBiberftanbeS  Don 
%ifd^of  unb  2)omcapitel  ftd^  bem  Sutl^rt^um 
jugemanbt  l^tte,  unb  1598  baS  C^od^ftift  99ran- 
benburg  (f.  b.  %tt.),  meld^ed  feit  bem  1539  er- 


folgten SlbfaDe  be9  Sifd^offi  SRottliiaS  Don  Sogom 
jiroteftantifd^  gemorben  mar  unb  Don  ba  an  bunb 
^rinjen  au8  bem  fturboufe  IBranbcnburg  ob* 
miniftrirt  nmrbe.  S)agegen  blieben  bie  fäd^fiP 
fd^n  ^od^ftifte  9Rerfeburg,  Staumbucg-S«!  unb 
aRei^en  (f.  b.  Srtt.)  oud^  no(^  ibrem  Hbfalle  (1544, 
1564, 1587)  gur  neuen  Sebre  fortbefteben,  unb 
bie  aibminiftrotion  berfelben  fam  an  fturfod^fen. 
gfür  aReigen  erlangte  ihttfod^ni  burd^  Settrog 
mit  bem  2)omca))ite(  1663  hcA  Stedftt  fortmöbren« 
ber  Slbminiftration,  morouf  baft  C^c^ftift  mit  ben 
hxrfäd^fifd(|en  Sonben  Dereinigt  muri)e.  ^r  ÜRerfe« 
bürg  unb  Naumburg  bebieit  Aurfod^fen  bie  %b« 
miniftrotion,  bis  bie  beiben  f^od^ftifte  bunlb  ben 
gfneben  Don  9Bien  1815  mit  fßreu^  Dereinigt 
mürben.  SBenn  ober  aucb  mand^e  StiftSl^erren  jit^ 
ber  neuen  S^re  jumonbten,  fo  blieben  bodb  Diele 
S)omftifte  ber  fatl^olifc^en  ftird^  treu.  SXid  ^m* 
copitel  )u  Sronbenburg  leiftete  ber  burtb  Jhirfurft 
2toad^im  IL  im  3. 1541  angeoä)neten  Sinfii^nuig 
ber  ))roteftantifd^en  ^rd^eiu)rbnung  bis  1544,  ba$ 
gu  feaDelberg  bid  1561  SBiberftonb;  im^mftift 
)u  £übed  moren  im  3. 1624  unter  19  Sononi* 
caten  nod^  6  Sononicote  mit  ffotbolifen  befr j^t 
OQigenS  57).  Sold^e  Stifte  nun,  in  bentn 
ffotl^olilen  unb  ^roteftonten  prfibatbirt  maren, 
biegen  gemifd^te  Stifte.  -.  Z)er  loefifälifd^e  gfrirbe 
fonctionirte  (3lrt.y,  §  15)  bengefd^benen^faS, 
inbem  boS  Beeervatum  eeoleaiasticiiin  (f.  b. 
airt.)  bed  SugSburger  SteligionSfriebend  erneuert 
unb  auf  bie  ^roteftonten  audgebebnt  mürbe,  unb 
beftimmte  femer  ben  1.  S^nuar  1624  M  9tonnal« 
tag  (diea  decretoriua;  f.  b.  Srt.  atormoliabr) 
far  bm  Sefilftonb  ber  ffotl^olifm  unb  tito- 
teftanten  an  ben  Stiftm  unb  ff(5{iem;  in  gt- 
mifd^ten  ftird^m  ober  Stiftm  foUtm  blabei  bie 
bermoligm  Stiftdbenen  im  Sefijpe  ii^rer  ^^fninbm 
bleiben,  ober  bei  tünftigm  (Srlebigungen  bie  $rä- 
benben  Dom  onbem  SleligionSt^eU  befe^t  merben, 
bis  ber  Stonb  Dom  1. 3anuar  1624  bergefteüt 
fei  (§  23).  Sinige  (iroteftontifd^e  ^odEiftifte  mür- 
ben fäculoriftrt  unb  old  erbliche  Seb^n  }ur  £nt- 
f(böbigung  an  ))roteftanttfd^e  gfürftm  gegebm ;  f o 
erbielt  Sd^mebm  auger  Sorpommem  unb  Singen 
boS  Srgftift  SSremm  (f.  b.  9rt.)  unb  bod  ^M^d^ft 
SBerbm  (f.  b.  9lrt.)  M  mettlid^eS  ^etgogtbum 
(Slrt  X,  §  4  u.  7).  Z)ie  ^ocbftifte  ^olberftobt 
unb  9Rinbm  (f.  b.  9lrtt)  murbm  bem  ftutfurften 
Don  SBronbenburg  old  erblid^e  Beben  äbemiefm 
(«rt.  XI,  §  1  tt.  4) ;  iebod^  foUtm  bie  S)om{Hfte 
erboltm  bleibm  unb  ber  Dterte  ti^l  ber  tn»- 
teftantifd^en  Stiftdpröbenbm  nod^  bem  Sbfierben 
ber  dn^ber  eingegogm  unb  ber  fäctdactfiitm 
bifd^öflid^m  9Renfa  einDerleibt  merbm;  ebmfo 
mürbe  (§  5)  bad  l^o^ftif t  Somin  (f.  b.  9bt)  on 
ffurbronbenburg  als  erblid^S  Sebm  gegebm ;  je- 
bod^  mürbe  bem  ffurfurftm  boS  9b<bt  eingeräumt, 
boS  S)omftift  nocb  bem  Xobe  ber  (Sononifer  auf- 
gu^eben  unb  fo  baS  gonge  SBiStbum  mit  l^tnter- 
pommern  gu  Dereinigen.  Cnblitb  erl^itU  (g  6) 
^onbenburg  bie  Snmortf^aft  mif  boS  fegftift 


w 


eti]i 


798 


!B>tib<hu{|B  ^  tk  Vit.)»  tteU^dl  auA  na^  bem 
Sokt  M  temofigm  %)mdRi(hnbil,  M  $rinam 
liilptil  Don  6a4|{eii«  im  3. 1680  att  etbUd()efi 
jiliauulSmnbmbttCsficI.  ^^d^fttfte@il^erm 
aÄ  Sb^^bog  (i«  b.  Ibtt)  tmtitei  bem  ^erjos  üon 
neOamtmaä  Sd^  äbcttrief en  jugleU^  mit  bem 
lUßi^  Me  SomfHfte  no^  bem  Zobe  ber  no4  <^ 
iMRobai  ülmn^mtn  ou^n^etoi  (Set  ZU,  §  1). 
tm  «enen  Sonbe^bemn  mürbe  bad  9led^  Der« 
y^  Vk  feU)m  eelfttii^Särfienftimme  mif  bet 
»fttfi^  Sätpcnbmd  bcd  Steid^togea  fortju- 
li^ifi.  SM  bo^^  OmabTfld  (f.  b.  Stt.) 
nrbe  cds  semmied  etOdtt  ütbem  abwed^elnb 
famal  fin  Al^oUf,  bod  anbete  SRal  ein  ))rO" 
tlmiiitiler  ^rnq  au9  bem  ^uf e  SBtmm{(^tDelg» 
imbtinB  Sifc^t  fein  foSte  («rt.  Xm,  §  1); 
m  bot  ^oc^ft  Sübcd  (f.b.9lrt.)  Hieb  att  ))ro- 
kflmtiiiM  8itt^  btt  gur  @äcu(orifation  be- 
iebm.  3s  aSen  üotginoimten  ^d^ftiften,  oud^ 
km  {SoiIoafiiteB  —  mit  %aaBiü%mt  Don  Camtn, 
€4mcriii  nb  Sh^ing  — ,  blieben  bie  pro« 
k^uitifd^  S>omffc^  ober  S)omcatnteI  ersten 
nb  tefidfai  jmit  X^  l^eitte  nodb,  inbem  bie 
6tifli|pcäbciibtit  on  {ibteftmtiif^e  ®eiftli(i^e  ober 
mal  M  Stnecuren  cm  ^geftdtte  ^Beamte,  SRi« 
UuBt  iinb  ^^fiReien  tiom  SonbeSbnrm  oediei^eit 
3>te  {ireuBifd^n^ieflanttfd^en  3)omftifte 
crft  bari^  boS  GMeliil^  Cbid  Dom 
tL  Odoitr  1810^  mobttr^  bie  tcXU  @aculari- 
itfra  oleft  SermögBiiS  bec  IBifit^ämer,  eHfte  unb 
ftm^,  ber  SoOeien  imb  Sommenben  Derfflgt 
■u^  ouige^ben  tmb  ibtc  ®uter  eingebogen; 
h^  traf  ftooelberB,  ^(beiß(d)t,  9Ragbeburg^ 
ttmbcn  um  Snmbenbnrg ;  bo^  mürbe  le^teS 
1826  mit  ISetiftefteBe»,  oon  benen  9  bem  »bei 
nb  3  bcv  gei{Üt<^  Stonbe  gufaHen,  toieber» 
tsgefliBL  ütaifo  bejlden  no4  bie  erft  1815  an 
Snoftat  gßommmtn  S)omfiifte  ju  SRerfeburg 
(«^  ttoBad^Hg)  imb  Stmimburg  mit  8  Sßtdben» 
kl,  fomie  boS  Sollegiatftift  gu  3ri|:  femer  im 
»KQpaäi  eod^en  bad  ®omfHft  SRet^en  mit 
&  6tiflfi(men  (banmter  2  X^cologen  ber  UnÜKr- 
^  Sti^ig)^  einem  S)om)»»))fte  unb  einem  Som* 
tafcanlm,  fomie  bo8  SoOegtatfüft  aBurgen.  — 
Is^  bm  genannten  fäcularifirten  ^od^ftiften 
Mom  «M^  onbeic  etdU  burd^  bie  politif d^en  @r- 
öpiffc  mb  tum  X^eii  burd^  bie  SRitmitf  ung  ber 
tmteflaiilm  im  16.  unb  17.  Soi^^unbert  Dom 
%ntft  loSgrtmint  »orbrn.  So  tarnen  bie  &od^- 
tttftr  SRek.  £otd  unb  Setbun  (f.  b.  9rtt.)  burd^ 
kB  mfpffili)«9en  grieben  (1648)  beflnitiD  an 
Smsheu^;  bo^  ful^rten  bie  SBifd^öfe  bis  jur 
|BBi|Qifiji^  StoofattUm  no4  ben  Xitel  «^S^rften 
hi  ^Üigcn  rSmifi^en  Keid^''  meiter.  ßbenfo 
win  bie  fd^fuiciiesrijd^  ^o^ftifte  Soufanne,  ®enf 
«Bfr  eittrn  Q.  b.  9rtt)  burd^  ibr  Ser^&ttni|  gur 
fdgenoffenfd^  bem  9teid^  entfrembet  toorben. 
Hb  boS  3a^  1792  uwren  nod^  folgenbe  ^od^« 
fsjk  ottf  bem  Sleid^tage  fkimmbcred^hgt :  bie  brei 
finr*  ober  ü^füftt  SRains,  ftöln  unb  Xrier ;  bie 
fqpfjtf  ed^utq  unb  ^fang;  bie  ^od^fiifte 


»ombcrg,  !Bfir)bttrg«  aSorm«,  (gU^ftStt,  epe^n, 
@tra|butg,  jfon^ng,  SUtgSburg,  ^ilbeSbeim^ 
$oberbem,  Sf^ifing,  Shgeniburg,  $a{fau,  Xrient^ 
SBrisen,  Safel,  SKOnfier,  OSnabräd,  Süttid^, 
Säbed,  ebur  unb  Sulba  (feit  1752  SBidtl^ttm); 
bagu  tomen  bie  fOrpiid^en  Ittteien  ftempten, 
SotDeQ  (im  3.  1792  SiStl^um),  ^x&m  unb 
Stoblo  fotoie  bie  gefärfteten  $rop[teten  93erd^te8< 
gaben,  (Hlmongen  unb  9Bei|enburg.  9uf  bec 
^rälotenbonl  fa^n  22  fi^dbifd^e  unb  18  rl^« 
nifd^e  $rft(aten  («ebte  unb  Slbtiffmnen),  meldte 
gufammcn  gmei  Curiaiftimmen  repröfentirten 
(Sidter  872  ff.).  2)urd^  bie  frongbftfd^  SleDo« 
lution  mtb  bie  il^r  folgenben  ftriege  mürbe  ba9 
gange  linfe  Xl^inufn  Don  2)eutfd^Iatti)  getmnnt 
unbburd^bieSäcuIarifationim  Steid^dbetmtationd« 
bou)>tfd^Iu^  Dom  25.  Sfebmar  1808  bie  alte 
etiftSbenlid^teit  im  rcdltSrbeinifd^en  Seutfd^Ianb 
gu  (Krabe  getragen  (f.  b.  W±  @äcuIarifation  X* 
1526  ff.). 

Slud^  in  ou^erbeutfd^  protefiontifd^  San« 
bem  bobra  fld^  nod^  einige  Slefte  ber  e^emaligm 
fo^olifd^m  &ti!(i^  ober  SidtbumfiDerfoffung  aI0 
tirc^Iicb^  93ermaltung8begirle  erlitten.  @o  ift  ba9 
ftönigreicb  Sönemorf  (f.  b.  9rt.)  nad^  ber  linben« 
abminiftratiDen  Orbnung  in  7  Stifte  (SiS« 
tbümer)  eingetbeUt  (Seelanb,  Saalanb-gfolfter, 
W^xm,  unb  bie  4  Jütlänbifd^  Stifte  Salburg, 
SBiburg,  «orl^uS  unb  Slibe).  Unter  ben  „33i* 
fd^öfm'',  bie  an  ber  Spi^  biefer  Stifte  fte^en^ 
nimmt  ber  Don  Seelanb  etne  etmaS  mebr  bftsior« 
ragenbe  Ste&ung  ein.  S)a8  ftönigreid^  ift  po« 
litifd^  in  18  9lcmter  einget^eilt;  ber  Amtmann 
ber  Stiftdftabt  ift  guglei^  StiftSamtmann  unb 
bilbet  mit  bem  Si^Df  e  bie  geifüid^e^  l^^re  Obrig» 
leit  (Stiftdobrigfeit),  meld^  ober  bie  dconomifd^en 
Sngelegenbeitm  ber  ftird^e  gu  mad^en  l^t  (DgL 
®ood  unb  Raufen,  Sad  StoatSred^t  beS  ffönig« 
reid^  S)änemorf,  in  äRarquarbfen,  ^nbbud^ 
beS  öffentL  »ed^  IV,  2,  3,  fjfreib.  1889, 150). 
älel^nlid^  ift  ed  in  Sd^meben  unb  Stormegm  (f.  b. 
art.  Sd^mebm);  erftered  ift  in  tird^Iid^er  »e- 
giel^ng  in  12  Stifte  einget^dlt  Don  benm  {ebeS 
Don  einem  Sonfiftorium  geleitet  mirb,  an  beffen 
S))i|e  ein  „»ifd^of  fielet.  S)er  »ifd^of  im  Stift 
Utifala  fül^rt  ben  6rgbifd^ofdtUeI.  S)ie  Stifte  finb 
mieber  in  ^aftorate,  iebeft  mit  einem  befonbem 
Eyrkoherde,  ^rd^en^irt  (Pfarrer),  eingetbeitt 
(Dgl.  ^fd^eboug,  S)ad  Staatdred^t  ber  Dereinigten 
ffönigreid^e  S^meben  unb  Kormegm,  bei  SRar» 
quarbfm  IV,  2,  2,  97).  »otmegen  gerfättt  in 
6  Stifte  mit  ie  einem  Sifd^of  (o^e  S)omcat)iteI) 
an  ber  Spij^.  S)ie  öconomifd^en  ^ngelegenbeiten 
ber  Aird^  eined  ieben  Stifts  fomie  bog  SoHS- 
fd^ulmejm  merben  Don  einer  Stiftdbirection  ge« 
leitet,  beftebmb  aus  einem  StiftSamtmonn,  bem 
93ifd^of  unb  (in  Sd^ulfad^en)  einem  Sd^ulbirector. 
2)er  Stiftdamtmann  ifi  gugteid^  SBermoItungdd^ef 
in  bem  9lmte,  mo  er  mobnt  (f.  9(fd^eboug,  bei 
SWarquarbfcn  IV,  2,  2, 129. 181).  ^udb  immf- 
fifd^m  ®ro^fürftent^um  Sinnlonb  (f.  b.  «rt.)  (at 


799 


©tlftsbatnen,  ©tiftsijerren  —  ©ttftsptte. 


800 


bie  lutl^rifd^e  iKrd^e  bie  frfil^  {tifKfd^e  (bifd^öf- 
Itc^)  Serfofiung  betoa^ri  <S)a8  Sanb  tft  in  brei 
IBiStl^ümer  (@tifte)  rtngetl^eUt.  3)ie  ^äifd^öfe,  t»on 
toeli^en  ber  in  tlbo  ßiq^bijd^of  titulitt  »irb, 
ßel^en  in  il^ten  SiStl^ümem  an  ber  @))i^e  ber 
(irddlid^en  SSertDaltung:  fte  flbeHDad^en  bie  Zl^ätig- 
feit  ber  ®etftlid^en  ttno  mod^en  )u  biefem  S^^^^ 
Idl^rlid^  SBifUationSreifen,  mobei  oud^  bie  Sleli« 
gionSDerl^öItniJfe  ber  (Semeinben  beobad^tet  toer- 
ben.  2)er  SBifqof  l^t  ben  )9}orft|  im  Sonfiftonum 
(SomcopiteO.  SHe  IDUtgßeber  bedfelben  fmb  ber 
S)om))ro))ft  ber  StiftSfiabt,  itotx  t)on  ben  @eift- 
lid^en  bed  SBiStl^umS  ouf  j[e  brei  äal^re  getoöpe 
$aftoren  tmb  ein  iuriftif^  gebilbeter,  ftönbiger 
{Beamter,  toetd^er  gugleid^  als  SRitglieb  unb  @e- 
cretär  fungirt  3)a8  Sonjifiorium  ift  bie  oberfte 
ffierttaltungdbel^örbe  für  fird^Iic^e  Slngelegenbeiten 

bee  ©tifteS  unb  ber  SHSdpItnargerid^tdH  f^^ 
amtSDerge^  ber  ©eifUid^en  (ogl.  SRed^elin,  2)ad 
©taatSred^t  beS  ©ro^filrftentl^umd  gfinnlonb,  bei 
»torquarbfen  IV,  2, 1,  821). 

m.  2)urd^  bie  f ogen.  Söculorifatbn  mürbe  bie 
totl^olifd^e  JHrd^e  in  S)eutfd^Ianb  il^rer  ®fiter  be- 
täubt ;  ober  bie  SiStl^ümer  unb  ^omcapitel  otö 
fold^e,  oIS  fird^lid^e  3nftitute,  tooren  nid^t  auf« 
gel^oben,  Dielmel^r  mar  im  §  35  beS  Steid^Sbeputa« 
tiond]^au))tfd^IuffeS  bie  «fefte  unb  bleibenbe  9lu8- 
ftattung  ber  S)omKrd^en,  meldte  beibel^alten  mer« 
ben",  audbriidtlid^  Dorbel^Iten,  unb  im  §  62  mar 
beftimmt:  „SE)ie  erj-  unb  bifd^öflid^en  Sidcefen 
Derbleiben  in  il^rem  bidl^erigen  3uftanbe,  bis  eine 
onbere  Siöcefan-ßintl^eilung  auf  reid^SgefeMid^e 
Sirt  getroffen  fein  mirb,  moüon  bann  ouq  bie 
Einrichtung  ber  übrigen  S)om€apiteI  obl^öngt." 
©leid^mol^l  fam  bie  Söatlarifation  ber  $od^-  unb 
S)omftifte  tl^atföddlid^  einer  Sufl^ebung  berfelben 
gleid^,  unb  iwax  burd^  bie  Sd^ulb  ber  föculari- 
jirten  StiftSglieber,  meldte  fi(^  freimitttg  als  ouf« 
SeI5St  betra^teten  unb  mit  bem  ®enuf[e  il^rer 
^enfmn  begnügten.  S)urd^  bie  Soncorbate,  meldte 
ber  a))oftoIifd^e  @tu]|I  mit  ben  einjelnen  Slegie- 
rungen  fd^loft  (f.  b.  »rt.  goncorbate  III,  830  ff.), 
erfolgte  bie  SSiebererrid^tung  ber  fird^Iid^en  6ier« 
urid^ie.  S)ie  babei  Don  ben  Stegierungen  jugefagte 
gfunbirung  ber  neuen  SiStl^ümer  unb  2)omca))tteI 
liorrt  ober  l^eute  nod^  in  ollen  Säubern  il^rer  9}er« 
mirflid^ung.  2)iefer  Umftanb,  ber  ÜRangel  an 
einer  eigentlid^  gunbirung,  ift  mol^I  ber  ^au))t- 
Urunb ,  morum  ber  9?ame  „Stift"  für  bie  neuen 
SiStl^ümer  unb  S)omca))iteI  nid^t  me^r  gebrandet 
mirb.  S)er  9lame  „gra-  ober  ^od^ftift",  ber  mit 
bem  fnil^em  Steid^Sfürftenftonb  eng  jufommen- 
l^ng,  ift  mit  bem  9uf]^5ren  beS  beutfd^en  SReid^eS 
für  bie  ie|igen  SrjbiStiiümer  unb  SiStpmer  ol^ne- 
^in  in  S^egfoni  gefommen.  3)ie  gegenmärtigen 
Somcapitel  entbehren  einer  eigentli^en  2)otation 
unb  ber  frül^em  |)oIitifd^  Stellung;  barum 
mirb  aud^  für  fle  nid^t  mebr  ber  ülome  ,,S)omftift", 
fonbem  ber  meljr  tirdjlid^e  Slome  ^ffiomcopiter 
^ebroud^t.  Wogegen  ift,  obgefel^en  oon  ben  oben 
genannten  ))roteftantif(^en  @Kften,  ber  9lome 


„Stiff"  bei  ienen  eoOegiatai))tteItt  nod^  tnllebung, 
meldte  ftd^  ouS  ben  Stürmen  ber  Säculorifotion 
in  bie  €(egenmart  l^erubergerettet  l^aben ;  f o  mer^ 
ben  bie  beiben  (SoOegiotcapitel  ju  St^enSburg, 
boS  )ur  alten  RaptUt  unb  boS  Don  St.  3o^ann, 
l^eute  nod^  ,,£oDegiatftifte"  genannt,  unb  bie 
^ed^nten  berfelben  l^^cn  (im  SRegenSburger 
Sd^emotiSmuS)  officiea  „StiftSbed^anten",  bejm. 
bie  Sicore  „SHftöDicare" ;   baSfelbe  gUt  üon 
bem  SoEegiatftifte  in  Slod^en.  9ln  mand^en  Orten 
ftnb  oud^  nod^  Srinnerungen  on  bie  frü^ 
„StiftS^errlid^feit''  geblieben;  fo  ^ei^  bte  ehe- 
malige Sottegiotfird^e  )u  %f(^ffenburg,  bie  ie|ige 
^fonlird^e  ju  St.  ^ter  unb  SSesonDer,  ^eute 
nod^  furj  bie  „StiftSfird^e",  unb  in  ber  Obec- 
))fal}  l^i|t  boS  ®ebtet,  meld^  e^ebem  }um  eifter« 
cienferftift  SBalbfoffen  gel^örte,  im  SoIfSmuhbe 
boS  „Stiftlonb".  t^emer  esiftiren  nod^  einjelne 
ehemalige  tSfrouenndfter  nod^  ber  Sdculorifation 
als  meltlid^e  3nftitute .  unter  bem  9tamen  oon 
,,8frauenftiften"  fort.  2)a6  gemeinfdbaftltd^,  Hd« 
fterlid^e  fieben  ift  notürlid^  oufgel^ben,  unb  bie ; 
9tenten  ber  einfügen  IHoflergüter  metben  oIS 
^röbenben  on  abelige  S)amen  ober  Xöd^er  bon 
l^ö^eren  ^Beamten  gegeben.    Sie  SrSbenbirten 
führen  ben  Slomen  „Stiftsfrauen*  ober  „Stifte  ] 
bomen''.  9ud^  in  9lorbbeutf(!^Ianb  esiftiren  noi^ ' 
jol^Ireid^  ))roteftantif^e  2)amenftifte,  beren  Se^  ' 
mögen  ouS  el^emaUgen  lot^otifc^en  S^rouenndfteo»  ^ 
ftommi  ßbenf 0  mirb  baS  fdt9oßfd^e  Srjie^ungS* 
infütut  für  Sonbiboten  ber  Ideologie  on  ber  Uni^ 
berjUät  Tübingen  „Bil^mSftift"  genannt  3t  ^ 
Oefterreid^  fuhren  bie  Softer  unb  Sbteien  be  - 
Senebictiner,  Ciflerrienfer,  ißrämonftrotenfer  uvt- 
^uguftiner'Sl^or^erren,  fomie  bie  (Sommenben  be  - 
Slitterorben,  meldte  nid^t  föculorifirt  mürben,  fo»  ' 
bem  im  99eft^  il^  ®üier  geblieben  ftnb,  br\'^ 
„Stiftsnamen"  fori    (SgL  nod^  S.  gfrei^  '. 
0.  aRofer,  lieber  bie  9tegienmg  in  ben  geiftli«^  u 
Staaten,  gronffurt  u.  Seipjig  1787;  3.  t.  Sm :  i 
tori,  ®eiftIid^eS  unb  meltiid^  StaotSred^t  bc^.! 
beutfd^en  toti^olifd^-geiftlid^en  Srg«,  fy>^*  un  d 
»itterftifter,  ülümberg  1788-1791,  4  ©be^i 
Siebermann,  2)eutfd^Ianb  im  18.  3o]^r^b»-i3 
Seipjig  1854—1880,  4  9be.  [1.  u.  2.  9)  tj 
2.  Slupi.  1880];  femer  befonberS  bie  ausgebe^  ^^i 
Siterotur  über  beutf  d^e  9lei(^-  unb  Ked^tSgef  ^(!^^ , 
meldte  j.  9).  bei  f^imfi,  2)eutf4e  Sleid^S«  mzh 
»ed^tSgefd^.,  4.  «u^.,  SRünd^  1859,  43,  m  :j 
Sd^ulte,  Se^rbud^  ber  beutfd^en  3ttiSfim  va  .-^ 
Ked^tSgefd^.,  6.  »up.,  Stuttgort  1892,  7 ,  »^^1« 
jeid^net  ift.)  [$^.  Sd^neiber.]  ^^ 

$fifi$baiiieit,  ^üfto^ntetBi^  f.  Canomsaft::^  ^ 
be}m.  Sononilot  unb  Sononifer.  ^u. 

^üftsl^mt  ifi  ber  burd^  Sut^  oufgeti»':.::'! 
mme,  übrigens  nid^t  befonberS  glfldltd^  gemäV,.  ii 
9lame  für  bie  mofaif^e  CuItuSfUtte.  äi£:J;^ 
felbft  mollte,  inbem  er  baS  l^br.  '^t»  ^n^  mit  ,?.::2 
Mttm  beS  Stiffts"  überfetfte,  einen  beftimm  Zf 
Ort  ober  eine  Stalte  bejeic^nen,  „mie  eint^fa^if 
Hrd^e  ober  Stift,  bol^n  boS  fßoVt  3SraeI  loms.V.  < 


m 


@ttftd(fitte. 


SOS 


0»6ottrfSoct  ^fttm  \()Bk,  bamit  {ie  nU^  i^et 
Mm  9nbo4f  lUM^  1^  unb  toiebec  liefen  auf 
flltgti,  tn0mnben  luib  «nberen  Orten,  ®ott  |tt 
(^'  f(^ami'  9kal«(Enc9tL  ZV,  1.  auß.,  92). 
{<  LIX  tticife|t  bcn  1^.  9uSbru(f  mit  oxrivf^ 

0g  na;«ai|Ui  TOO  |M[|>TUp(ou,  bie  SutflOta  ttlU 

(^^«Baeolom,  tentorism  teBtimonii  ober  aud^ 
fuMs;  tgditoii  beiitf4en  Uebetfe^unaeafinbet 
te  ba^  ^abemodl  ber  geseugfnu^"  ober  «,be8 
iM',  m  wi4Iutbcrif4«i  ^^ütten  bed  ®e- 
;^'.  Scks  ~rn:  ^nac  fte^en  im  maforet]^if4en 
V|aIi^aDii))ma  r^"?;  ^nh  unb  n-jn-«  Viii«; 
ci(fiitbit6tiWifitteaudJ '  n^a,  '■»is»«,  i^is 
ö«!^«.  1,3*0«  Sttjötnmenlunft"  (•'i^  ^ntt) 
^  ^  6Hftfi(utte  nid^t  aI8  SSerfammlungSort 
ttf  JUblr  foiibecn  olS  Ort  ber  i^fommenfunft 
fdeinit  bem  Solle  imb  bed  SSpIfeS  mit  feinem 
fc;  ISO  ber  eine  feinen  SBiUen  funbtl^ut  unb 
2z  Segen  fpcnbet,  bod  nnbere  feine  (Skbtit  unb 
*M  (#tt  ^3ett  be«  SeugniffeS*  (n-r^n  Vn>) 
r;/  ^,  meil  bod  @efe|,  ml^  in  bte|em  ^ei* 
^an  aufbctoa^  tmud)e^  3eugni^  oolegt  oon 
s  »mibe  Se^otPo'd  mit  feinem  SSolfe;  ed  ift 
CK  )nc  et^ft^utte  boS  Seit  bed  SeugniffeS  für 
^  M)  St^oMi^d  mit  feinem  iBoÜe.  —  S)ie 
'jaidß  ^iftt^fitte  ift  nerfd^ieben  oon  bem  ßg. 
.  ;  jj.  ccDd^nten  Sunbedjelte,  koeldbeS  nur  ein 
.wjcfriitm  imb  bur^  ben  ^bfoD  oeS  SoßeS 
A  SsIbeibtenPe  oeconlolt  mar.  @ie  ift  femer 
or  dm  eine  erfmbung  9Rofeö'  unb  ift  nod^  t>\ü 
CT^  ctae  Xadj^nng  ber  ögQpKf c^en  SuItuS* 
'CS,,  fonbcm  oerbmift  il^re  Sntfte^g  bem 
^oäM^  Sefe^e  &om,  meld^er  SRofed  baS 
\M.  ber^dben  auf  bem  l^iligen  Serge  gezeigt 
^\%l.^,  40:  ügL  9t»g.  T,  44.  ^ebr.  8,  5). 
l  »auati  ber  etiftSbutte.  1.  9IId 
Wttiiol  für  ben  Sau  ber  ©tiftSl^ätte  brad^n 
;^SfiS  mib  bie  9&rften  bedfelben  ouf  9lnorb- 
sa  ftottcd  <BoIb,  6ilber  unb  (Erg,  femer  ^^a- 
di  $ttitmr,  e^oclad^rot]^  unb  SB^ffuS,  enblid^ 
-sobootc,  td^Ii^e  3i^^"  unb  Xad^nfd^feSe 
«La  jantUnae)  unb  Setiml^I)  (f.  b.  Sri 
-^)  in  f0  tteireid^et  SRenge,  bo^  SJlDf  eS  il^m 
•^  «nlialt  gebietm  nrn^  (Ss.  25, 2—5 ;  86, 
> .  bot  Crgänil  ber  @amnilung  mar  an  (Solb 
i  Ijkxöz  nb  730  @e!el  (gleic^  87  780  @efel), 
eäte  lOOXoIente  unb  1775  Setel  (glei« 
«2  775  6dd),  an  (Eq  70  Xatente  unb  2400 
iM  f  #114212400  @e(el)  unb  t»Dn  ben  übrigen 
^Kdimfo  irid,  als  erforberlid^  mar  ((Es.  88, 
U  .  Sitfe  aRaffe  ebbn  SletaHS  i{!  gegenüber 
'^^»^rtiiriiSeit^um  on  fold^en  aßetaQm  im 
(aomentlU^  im  Orient),  t)on  totU^ 
er  berid^,  eine  malere  ftleinig« 
S^c,  e^mbofif  beS  mof.  6ultu8  I, 
1B37, 259).  3um  XbeU  Befagen  bie 
KeSRoterioften,  pm  t,^  fomtten  fie 
eatiD^  leUbt  on  Ort  unb  @tdle  ftnbm 
ta  hn4)t4enben  ff aradoonen  erfteben. 
~  toe^le  bei  bec  Stiftfibütte  Dermenbet 
nabm  (E^.  25,  4  genannt  hyaeinthus 

U  2.  Kun. 


('^^.f  6<£xcv&oc  ober  &ax(vfttvoc),  pvacpxMcax,  nad| 
einigen  t)ioIett,  gemöbnlid^,  meil  mit  ^immei 
unb  SReer  gugleid^  in  Skrbinbung  gebrad^,  bun&U 
blou;  Purpura  (iH?"]«,  Tr6p<pupa),  ^mtpur»  ober 
bunfclrotb ;  coocob  bis  tinetus  ("*:»  n^Wt,  x^xr 
xoO,  eigentlid^  @Ian^urm,  carmoftnrotb/  aud^ 
bie  ))b&ntcifd^e  gforbe  genannt,  baSienige  Slo^/ 
meld^eS  gfeuer  unb  Slut  mit  einanber  gemein 
baben ;  bysans  (v«,  ßucnroc),  mo^rfd^ietnlid^  feine 
mei^e  Seinmanb,  mietoobl  mit  Si^ffud  ouä^  fbcam^ 
rnoUe  bejeid^net  maben  tonn.  S)iefe  Seinmanb 
mirb  (i^.  26, 1. 81. 36;  27,  9  nöber  aI8  byseua 
retorta(-tT^^  «?),  gegmimteSeintoanb,  bejeid^net 
looburcb  ^öbl  bie  ^d^tigfeit  unb  S^fHgtett  biefer 
@orte  angebeutet  merben  foQ;  pli  caprarum 
(g^9t,  Tp(yec  arfetai),  ^it^/aiS^Qxt,  entmeber  bie 
beOrdtbliqen  f)aare  ber  f^rifiben  3iegm  ober  bie 
blenbenb  meinen  ber  angorifd^m  ober  menigftet^ 
iQoaxt  Don  fd^toar^  unb  mei|  geftreiften  3isg^ 
ba  fid^  nirgenbd  m  ber  Stiftsbütte  etmadSd^morgeS 
ftnbet.  2)ie  93Qf[udgemebe  marm  gum  £b^il  mä^ 
k)er)tert  mit  bunten  Stidereim  ober  9Bebmim  in 
ben  obm  ermöbntm  fjfarben  (pv^  r:v?c)  unb 
batten  au^bem  }um  Xbeil  aud^  SUbmerfe  ooa 
&itmixm  unb  oieOeid^t  aud^  oon  Slumen  unb 
$almm.  S)ie  ftunftfertigfeit  ber  SSraelitea  in 
ber  f)erfte&ung  berartiger  (Bemebe  ift  bri  einem 
93oIfe  nid^t  auffaEenb,  meld^ed  ftd^  iabrbunberte» 
lang  an  ber  ^eimftätte  biefer  ftunft,  in  Seg^tm, 
aufgebalten  botte,  unb  meld^ed  nur  blinbed  Sor> 
urtbeil  als  ein  „uncuItioirteS  9lomabenooII''  be* 
}eid^nen  lann.  3ur  SBebedung  beS  beiligm  3^IteS 
med)en  nod^  jmei  ^rten  ^on  Seilen  bejei^net: 
peDeBarietumnibricatae  (oV^!  '^'^""»  Sep^aTa 
xpicuv  f)pudpodav(D(uva),  rotbe  (b.  L  rotbgefärbte) 
SBibberfeHe,  unb  .^lat^afd^fette"  (o-'rnri  n^i-^s), 
momnter  mabrfd^einlid^  %tfU  eined  Seeb^nM 
(n(ub  Ruberen  eineS  Sod^feS,  9Rarberfi  ober  2)el- 
^binS)  )u  oerfteben  fmb;  bie  alten  Ueberfef^er  boben 
ftatt  beö  Xbin^namenS  eine  %axhi  (bbacintbblau 
ober  bunleloiolett).  %n  Seebunben  unb  S)el« 
))binen  mar  baS  ro^e  SReer  reicb-  —  2. 92ad^  ibrec 
(Eonftmction  umfaßte  bie  mofaifd^  (iaiItuSftötte 
brei  9)ättme:  ben  Sorbof,  bod  t^eilige  unb  baS 
%Uerbeüigfte;bie  beiben  Ie(teren  bUbeten  bie  eigent- 
lid^e  @tiftsbütte.  a.  3)er  SJorbof  (-ixh,  afcrium)  mar 
ein  Dierfeitiger  Staum  üon  100  Sllen  £önge  unb 
50  eaen  Sreite,  meld^er  bie  Stiftsbutte  oon  aSen 
Settm  umfd^Iol  unb  mtr  on  ber  Oftfeite  einen 
20  eSen  breiten  3ugang  offm  lie^  93orbof  unb 
Stiftöbütte  b^ttm  immer  biefelbe  SteOung  unb 
SRid^tung  nad^  ben  ^immelSgegenben ;  ber  gin^ 
gang  mar  bon  Often,  bie  ^interfeite  nad^  Sßeften, 
bie  Sangfeiten  ftanbm  na^  Slorben  unb  Süben. 
S)ie  Umgrenzung  bed  SorbofeS  bilbetm  60  bbl* 
gerne,  mabrfcbeinKd^  oieredtige  Söulm  (c-^t^vt« 
x(ovec,  ooluninae),  meld^  \t  5  (SQen  b^^  unb 
aud^  in  S^ifd^räumen  oon  ie  5  Sttm  aufgefteOt 
moren.  Sie  maren  t)on  Setiml^olg,  bottm  fUbeme 
St&p^t  (Stap^äit),  mbten  in  ebemen  t(u|gefteftea 
unb  marm  au|erbem  nod^  bmnb  W5de  unb 

26 


803 


etiftsptte. 


804 


€tride  om  »oben  befeftigt  (!Rum.  3, 37 ;  4,  32). 
%n  biefen  Söulm  fingen,  lual^rfd^einUci^  nad^ 
au^en,  Umgänge  (ciV;?,  tentoria)  Don  gegtoim- 
lem,  ungefärbtem  S^fi^ii  tseld^e  ebenfalls  5  SQen 
^od^  uno  burdd  fißeme  !Ragel  itnb  Stangen  an 
ben  @öulen  befeftigt  loaren.  SSerfd^ieben  t)on 
biefen  Umfangen  mar  ber  Sorl^ang,  meld^er  ben 
Singang  }unt  SJorl^f  üerfd^Io^.  2)erfelbc  loar  in 
ben  oben  ermähnten  t>itx  Ofarben  gemuftert  unb 
]^g  an  oier  befonberen  Säulen,  beren  Snorbnung 
unb  Stellung  nid^t  nä^er  befd^rieben  ift.  —  b.  3n 
biefem  IBorbofe  ftanb  bie  eigentlid^e  StiftSptte, 
mal^rfd^einlid^  nid^t  gerabe  in  ber  Stitte,  fonbem 
etmoS  ntebr  nad^  ber  SBeftfeite  )u,  jebod^  in 
gleid^en  Sbftonben  oon  ben  fiangfeiten  unb  nad^ 
^bUo'd  Angabe  oieüeid^t  aud^  üon  ber  SBeftfeite. 
S)ad  ^olsgerüft  beS  l^eUigen  S^M  beftanb  auS 
48  Soblen  (o^o-;;^,  tabulae)  t)on  ^fagien^ol^,  Je 
20  auf  ben  beiben  Sangfeiten  unb  8  an  ber  bin- 
tem  Sreitfeite  nad^  SBeften  }u.  3ebe  berfelben 
l^tte  eine  ^5be  ton  10  ßllen,  eine  ^Breite  ton 
1  Vt  6&en  unb  aOer  SBal^rf d^einlid^f eit  nad^  eine 
2)ide  Don  einer  Q&t,  unb  ftanb  mit  jmei  „^önben'' 
(n'in^ ,  incastraturae),  b.  1^.  mit  yoü  unten  ein« 
greifenben  S^Pf tn,  loeld^e  burd^  ein  SBonb  ober  eine 
Seifte  mit  einanber  Derbunben  maren,  mittels  jmei 
fUbemer  f$fu|geftelle  in  ber  Srbe,  mabrfd^einlid^  in 
ber  aSeife,  ba|  bie  Sapfen  burd^  bie  f^u^gefteüe 
binburd^  in  bie  Srbe  eingerammt  »urben.  Sie 
Sol^len  maren  mit  ®oIbbIed^  überwogen  unb  xowc» 
ben  au^erl^alb  huxä)  fänf  mit  @oIb  überjogene 
Stiegel  ober  Stangen  (yeotes)  Don  Wagienbol)  su- 
^mmengel^alten.  Siefe  fünf  Stangen  gingen  burd^ 
9Knge  Don  @oIb  unb  gaben  bem  ®erüftef)alt  unb 
geftigfeit.  Son  bem  mittlem  Stiege!  l^ei^t  eS,  er 
fei  mitten  gang  burd^  bie  SBo^Ien  gegangen,  oomit 
iebod^  toabl  nid^t  gejagt  fein  [oH,  ba|  er  bur^  bie 
SRitte  ber  Soblen  ging,  fonbem  an  ber  gangen 
Su^mfeite  Dorbei  burd^  aUe  Slinge  Don  einem 
£nbe  bis  gum  anbem.  So  l^atte  baS  &oI)gerüft 
im  ^eu|em  eine  Sänge  oon  31  Sllm  uiü>  eine 
Sreite  oon  12  Sllen,  im  Snnem  aber,  toie  aud^ 
ber  £est  angibt,  30  (Sden  Sänge  unb  10  e&en 
Sreite.  @ine  Sd^mierigteit  für  bie  (Srflämng 
bietm  aber  bie  ßdboblm  ber  toeftlid^en  Studmanb. 
«Es.  26,  23.  24  bei^t  eS:  „3toei  Sollten  foUft  bu 
madjim  an  ben  Sdfen  ber  Sßobnung  ber  hinter« 
feite;  unb  fie  foDen  gebopjpelt  (StoiOinge)  fein 
unten  unb  gugleid^  gang  (Rubere:  gebofipelt)  obm 
in  Segug  auf  ieben  Sting"  (Rubere :  bis  gum  erftm 
Stinge).  Sie  ßinen  beulen  nun  an  glei(|fd^ennige 
SSinfelbretter  ober  äBinfelboblen  unb  too&en  bie 
balbe  SEe,  loeld^e  babur^  gu  oiel  an  bie  Sangfeite 
läme,  bm  Säulm  gutbeilen,  meldte  baS  ^eilige 
Don  bem  ^inerbeiltgftm  trennen ;  inbeffen  f))ri<$t 
ber  beilige  2:e$t  nur  Don  bem  93orbange,  meld^er  bie 
beiben  Stöume  Don  einanber  trennt  unb  be^bolb 
oud^  auSbrüdtli^  Strennung  (r^^"^;,  velum ;  i&g.  26, 
31)  genannt  mirb.  ßttoaS  mobiftcirt  b^t  btefe 
tSnftc^t  neueftenS  Saurat^  JFonrab  Sd^id  in  3em> 
falem  (Sie  StiftS^ütte,  ber  Sentpel  in  Senifalem 


unb  ber  Zempelplal  ber  3e^)eit,  SBerlin  1896, 
20),  ber  annimmt,  bo^  bte  6(I*9BinfeIbittter 
nod^  oben  länger  maren  a(S  bie  anberen  Sretter, 
b.  ]^.  einen  Srm  bitten  ber  in  einem  Stifte  bing 
unb  in  bie  ^ö^  bi^ufgeftu(t  toerben  tonnte, 
olfo  toirflid^  Mpptli'*  maren  (ein  unteres  unb 
ein  oberes  Stüd),  bie  ober  beibe  burd^  eine  9rt 
Sb<imier  (einen  Stift)  mit  einanber  Derbunben 
maren,  fo  ba^  fte  ein  Stüd  auSmod^ten.  Ser 
obere  %xm  l^otte  am  (obem)  Snbe  einen  ^^Sting", 
burd^  meldten  ber  ^mittlere"  Kiegelgeftedt  mürbe, 
unb  fo  ftanben  bann  beibe  Cdbretter,  mie  ein 
$aar  StDillinge ,  an  beiben  £den ,  jugleid^  ben 
„mittlem"  SRiegel  ober  bie  ,,3firftfionge''  tragenb. 
S^ür  biefe  ted^nifd^  möglid^e  Sonfiruction  bietet 
inbeffm  Der  Xest  ber  99ibel  feinen  9In^aItS))uuft. 
Rubere  (Stiebm,  ^bmbrterbud^  beS  biblifc^en 
^ItertbumS  ü  [1894],  1580  f.)  beulen  [td^  bie 
SBoblen  überbauet  auS  }mei  Seilen  (nii;)  bc 
ftebmb,  bie  Sdbol^Ien  ober  Don  ben  übrigen  ba« 
burd^  Derfd^ieben,  boB  [te  bis  gum  erßen  Stinge  gan) 
blieben,  Don  ba  an  ieood^  an  ber  äu^erfteu  ftante 
burd^  eine  ^obUeble  Don  V«  ßSe  Dor  ben  übrigen 
SBol^Im,  in  meldten  bie  ftöpfe  ber  Sttegel  bonn 
ftebm  blieben,  fenntlic^  gemod^t  feien.  SBiebcr 
Slnbere  (SB.  9leumann,  Sie  StiftS^tte,  ®ot^ 
1861,  63)  meinen,  bieSdbobten  bätten  aus  §md 
%f^\kn  beftanben,  bie  gufommm  eine  9rt  ÜBinfel« 
boble  ouSmod^tm  unb  an  bem  erften  SRinge  oben 
fid^  feft  in  einanber  lüften,  f o  bog  fie  bem  gangen 
®erüfte  ben  not^menbigm  |)alt  gaben ;  bieSBertreter 
biefer  Stnftd^t  ftnb  bann  ober  genötl^igt,  um  baS 
angegebene  Sängenmag  ju  erholten,  bie  SorbangS« 
faulen  an  ber  Oftfette  um  l99obIenftär(e  über  baS 
®erü{t  btn^tuSgufd^ieben.  Ser  SuSmeg  ffamp» 
boufenS  (Stub.  u.  Jhit.  1858, 105;  1859^118; 
DgL  bogegen  gfrieS,  ebb.  1859,  105),  eine  Xe{t- 
änbemng  Dorgunebmm  unb  cci«p  in  er^ncrt  gu 
önbem,  ift  ebenfo  gemagt  mie  feine  ttnfid^ti  eS 
bonble  fid^  nur  um  eine  Sibf^ägung  ber  oberften 
ffante  ber  Sdbol^Ie  bis  }um  erften  Kinge  in  ®e- 
ftott  eines  SreiedeS,  beffen  Seitenfd^el  eine 
6Qe  meffen,  imb  gmor  jur  Sd^onung  ber  über» 
bängmben  foftbaren  S^ffuSbede.  Sie  mobrfcbein« 
licbfte  Snftd^t  bleibt  bie  Don  Söbr  (o.  o.  O.  57) 
unb  SBelte  (j^ird^enle;.  X,  1.  ^uß.,  366  unb 
Xübinger  Xl^eol.  Ouortolfcbrift  1855,  606)  im» 
tretene,  ba^  bie  (Sdbo^ten  gang  baS  KuSfebm  ber 
übrigen  Sol^Ien  l^atten  unb  nur  be^bolb  geboppelte 
beiden,  meil  fie  einem  bopt^elten  3mede  bienten, 
namli^  fomobi  bte  Sangfeite  als  aud^  bie  meft- 
ttd^e  Slüdtmanb  ab§ufd^tie|en  unb  bem  entfpre<i^b 
au(b  eine  boppelte  Sleibe  Don  Stingen  l^atten,  tmb 
ou^erbem,  mie  gfrieS  (f.  o.)  unb  (£b*  3ob-  Stiggen« 
bad^  (Sie  mof.  Stiftsbütte,  99afel  1862,  31) 
mollm,  gong  bis  gur  äu^erjten  ffante  gingen.  VUm 
muft  bann  nnejr  Mtign-^i«  naä^  «natogie  Don 
9htm.  15^  11  überfe)ien:  „in  Segug  ouf  {eben 
9iing".  —  Surd^  einen  toftbaren  S^ffuSDorbang 
mit  reid^em  Silbmerf  Don  (El^erubim  unb  Dieflei^bt 
oudb  93Iumm  unb  $oImen  mar  ber  gonge  Sloum 


V» 


StiftSl^fltte. 


806 


M  8unbiS|t1M  hl  gtod  wwWd^e  SRöume  ge- 
t^  ta  nnm  finntm  (lo  (Suen  l^d^,  breit  unb 
IDB),  tellünVttiÖftc  (cw-jjjt:  ir|?,  Sanctuarii 
iioficiiiria)  Qexumsit,  ttnb  in  einen  großem 
i20  fOm  \m%,  10  <SOen  f^ä)  unb  breit),  ba§ 
^*S9t  (^>^  Banetoaiimn)  gel^ei^en.  S)er  gc- 
asiRfie  Sor^ing  toor  onfge^angt  unb  befeftigt 
s  iRcr  6diüen  Don  9fa)ien^oIj,  bie  mit  @oIb 
d^ct^ogen  UHntn  unb  ouf  t>ier  fUbemen  gfuB' 
cftteOm  ftonbcn«  Uebcr  bad  oben  befd^tiebene, 
Mzne  imb  oben  offene  |)0l3ger&ft  fomen  oier 
TwSoL  Sic  unteifte,  oon  gleid^er  Sefd^ffenl^eit 
Bcr  ber  Sor^g  dor  bem  SSerbetHgften,  toor  su» 
^nanengefe^  auS  3e^n  je  28  SQen  langen  unb 
4  IRkn  breiten  Xe))pi(qen  ("'>'*'•';,  cortinae), 
eos  benen  je  fünf  su  einem  grö^nt  @täde  ^u- 
fcsmengefugt  nmrben.  Seibe  Stüde  tourben 
a  bem  einen  28  SSen  langen  Staube  burd^  50 
raumber  g^genttbecjte^enbe  ^acintl^farbene@(^Iei- 
fa  ober  €(l(^Itngen  (>^^V  ansulae)  unb  burd^ 
ilnifo  inek  eingebängte  golbene  ^afen  (c-^o*;)?, 
öciiK)  mit  etnanber  oerbunben,  fo  ba^  bie 
fttic  S)cde  40  e&en  lang  unb  28  (Suen  breit 
vsxbc  Siefelbe  !om  fo  ouf  boS  ^olagerüjt,  ba| 
te  Scr6tnbungStinte  mit  ben  golbenen  fyxttn 
der  ben  SBor^g  jtd^  b^n^og,  toelti^er  bie  beiben 
ttizme  t^ieilte.  Ob  biefe  foftbare  S^ede  nun  im 
3iaiem  bie  mit  ®o(b  aberzogenen  Sohlen  bebedte 
ibet  na^  9tt|en  über  biefelben  l^erabbtng,  mirb 
n  %t^  md^  gefagt.  $bi(o  (De  Tita  Mos.  3, 
4  i^)  tmb  3ofept^u8  (Antt.  3,  6,  4)  bellten 
biö  le|tm,  lod^b  SSbr  (68  ff.)  mit  einer  Steil^e 
aofl  Stünben  ba§  erfiere  gu  bereifen  fu<i(|t.  3m 
Gmn  Solle  »dre  an  ben  Sangfeiten  nod^  eine  ßUe 
I«  Sohlen  an  bem  untern  Snbe  fid^tbor  geblieben, 
to  SuifiDoiib  bogegen  gan)  bebedt  gemefim,  möl^ 
tmfi  in  le^terem  0o&e  bie  S)ede  nur  8  SQen  aber 
te  Sditg^iten  unb  9  (SDen  ilber  bie  Städfeite 
imbg^^aaigen  b^tte,  ba  eine  (SDe  für  bie  S)ide 
ha  Soblcn  in  Vh^m  )u  bringen  märe.  SBenn 
mab  bcr  9lome  ber  $ede  (la  »%>,  SBol^nung)  bie 
Inftdj^So^rfi  ungemein  begunfiigt,  fo  bleibt  bod^ 
emt  boppcUe  S^toierigfeit,  einmal  ba|  nirgenbmo 
«Oft  ben  ^fen  bie  Siebe  ifl,  an  meieren  bie  3)ede 
im  3imem  ^e  befeftigt  merben  tönnen,  bann 
aber,  bo^  eg.  26, 13  ouSbrüdlid^  gefagt  ift,  bie 
nreite  ^ede  foOe  bie  SB^ffuSbede  um  eine  SOe 
lirrragen^  um  biefelbe  )tt  bebeden  bejm.  )u  f  d^ü^n. 
2iqe  jmeite  2>ede  mar  au8  3i^9^^a<if ^  gemebt, 
vtt  bie  fonfi  äbli^en  3cltbeden  üUxfympt,  unb 
vnb  jmn  Unterf^ebe  oon  ber  SpffuSbede  „S^lt" 
r^»)  gemmni.  @ie  mar  gufammengef e^t  auS  elf 
]e  80  &tn  fongen  unb  4  eüen  breiten  2:e))))td^en 
(aaga)  in  ber  %rt,  bo^  einmal  ffinf  unb  bann  bie 
ifadgen  fed^S  ju  mt\  größeren  @tuden  gufammen« 
gejsgr  nnitben ;  boS  eine  mar  alfo  30  ßOen  lang 
nb  20  Sllen  breit,  möbrenb  bad  anbere  bon 
gkufter  Sänge^  ober  24  Ctten  breit  mar.  SBte  bei 
kr  ^ffnSbede  looren  axiif  biefe  beiben  8tüde 
>cDti^  e^trifen  unb  &afm  mit  einanber  Derbun- 
to,  «tr  »trb  ^ier  bie  gorbe  ber  Schleifen  nid^t 


angegeben^  t)on  ben  ^ofen  aber  gefagt,  ba|  fte  oon 
Srg  moren.  9Bie  biefe  S)ede  über  bie  „äBo^nung" 
gelegt  mürbe,  ift  ni(|t  beutlid^  ju  erfennen.  ißon 
bem  großem  @tüde,  mit  meld^em  bie  Sebedung 
an  ber  Oftfront  beginnen  foQte,  mirb  gefagt,  ba| 
ber  erfie  Seppid^  geboppelt,  b.  b-  boppelt  ge« 
f dalagen  merben  foSte,  fo  ba|  bie  Sänge  nod^ 
42  ®Qen  betrug.  SBurbe  baS  llebrige  nun  gleid^« 
ma|ig  über  bie  SBol^nung  ausgebreitet,  fo  bli«^ 
bome  nodd  ein  Ueberfd^u|,  ber  gu  ber  ©iebel- 
oerjierung  l^ötte  oermenbet  merben  fönnen,  bie 
Sofepl^uS  <üeTo>(i.a  nennt  (Antt.  3, 6, 4).  %n  ber 
meftli(|en  SRüdmanb  ergab  ftd^  bann  aud^  nod^ 
eine  SOe  Ueberft^u^,  bie  leidet  ibre  SSermenbung 
finben  fonnte,  ba  biefe  2)ede  mit  Sdtpflöden  (pa- 
xilH)  unb  ©eüen  (ßj.  27,  19;  35,  18)  im 
Soben  befeftigt  mar.  SBenn  aber  bie  SerbinbungS- 
linie  btefer  S)ede  genau  auf  bie  ber  SB^ffudbede  ju 
liegen  !am,  fo  bebedte  fte  an  ber  meftlid^en  ßinter- 
manb  genau  bie  SSpffuSbede.  9uf  ieben  t^fafi  über- 
ragte bie  erfiere  bie  le^tcre  auf  ben  beiben  Sang- 
fetten um  eine  &it.  lieber  biefe  gmeite  S)ede  !am 
bann  noc^  eine  britte  oon  rötbltd^en  St^gntfeflen 
unb  fd^Iie|Iid^  eine  oon  Sad^afd^fellen,  über  beren 
®rö|e  unb  SBermenbung  nöbere  eingaben  fehlen. 
Offenbar  bienten  fie  jum  @c^u^  beS  3cIteS  gegm 
bie  Stnpffe  ber  äßttterung.  3Bie  biefe  oberften 
Seden  ausgebreitet  unb  befeftigt  maren,  mirb  )mar 
ntd^t  näl^er  berid^tet,  aUein  mir  fömien  unS  leid^ 
oorfteDen,  bog  gerabe  burd^  biefe  2)eden  gu  beiben 
Seiten  ber  @tift§ptte  berfd^iebene  Säume  ge- 
fd^affen  mürben,  bie  afö  SBarte-,  SBo^n-  unb 
@d^Iafrftume  für  bie  $riefter  unb  bie  äBöd^ter  beS 
^eiligtbumS  bienen  fonnten  (t)gl.  1  @am.  3,  3 
bis  10).  —  S)en  Cingang  an  ber  Oftfcite  beS 
l^eiligen  3^teS  fd^Io|  ein  Sorl^ang  oon  berfelben 
^efd^affenl^eit  mie  ber  am  Singange  beS  SSorl^ofeS. 
Sr  l^ing  an  fünf  @öulen  üonSfa^tenl^oI),  bie  mit 
®oü>  über)ogen  maren  unb  in  eisernen  gfu^geftellen 
ruhten.  ^uS  bem  Ie|tem  Umftanbe  bar|^  man 
mol^I  f (^fielen,  ba^ber^Borl^ang  l^tnter  ben  foulen 
befeftigt  mar. 

n.2)ie®eratl^eber@tiftSptte.  SBom 
Eingänge  beS  SorbofeS  auS  gercd^net  fam  man  gu- 
erft  an  ben  Smnbopferaltar  (nVbn  n^r»  ober  ein- 
fod^  »l?T»n)/  ein  ©eftett  oon  Slfajien^olj,  ganj 
mit  <Sr3  flbergogen,  5  Suen  lang  unb  breit  unb 
3  SDen  l^oc^,  aber  ol^ne  Soben  unb  2)edeL  %n 
ben  oier  oberen  Sden  l^atte  er  |)ömer,  ebenfalls 
oon  Wajienbol)  unb  mit  Sr}  überwogen.  Um  als 
^(tar  bienen  gu  fönnen,  mürbe  biefeS  ©efteE  mit 
Srbe  auSgefüUt.  9uf  ber  baburd^  gebtibeten  gflöd^e 
mürbe  geopfert,  fo  ba|  ber  Slltar  mirflid^i  nad^ 
(S|.  20,  24  ein  tDItar  oon  (Erbe  mar,  für  meld^ 
baS  ®erüft  nur  }um  Sufommenbalten  biente.  3n 
l^alber  l^öl^e  beS  ©efteQeS,  alfo  IVi  SHen  oom 
^oben  aus,  lief  um  baSfelbe  l^erum  mie  eine  9lrt 
Sanf  eine  ßinfaffung  (3=";3),  beren  äu^erfier 
Stanb  mit  bem  93oben  ringsum  burd^  ein  neu- 
artiges fupfemeS  ©ittermerf  (nwi  nte?e  nas», 
Craticulam  in  modum  retis  aeneam)  Oerbttn« 

26* 


807 


@tift«]^ätte. 


808 


ben  toar;  an  bcn  tolct  (Mm  be«  ledern  »arm 
fi4)fcme  Singe  jut  ^lufno^me  bct  mtt  (&rj  über- 
jogcnen  Iragilonöm  angcbra(]^t.  9luf  biefe  SBanf, 
bie  ettDa  eine  ßUe  breit  getoefm  fein  mag,  flieg  ber 
^rie^er,  fo  oft  er  ouf  ber  aiiorfiä^e  ettoaS  su 
t^n  l^tte;  dum  Stuffteigm  bimte  mo^I  eine  an 
ber  Oft-  ober  €fibfeite  angebrad^e  fd^fiefe  Sbene, 
ba  efi  ü^m  audbrädlid^  bertoe^rt  toar,  auf  Stufen 
l^inaufjugelgen  (Si.  20,  26).  9uf  bem  SBranb- 
opferaltar  tourbm  fomol^I  bie  gefej^iii^m  atS  aud^ 
freimiaige  O^fer  (f.  b.  Sri.  0))fer,  mofaifd^e) 
Dargebracht.  9118  meitere  ®erfttl^r  gel^brtm  ba^u : 
ffeffel  ober  £5pfe  (n^n->p,  lebeies)  jum  ^ott' 
fd^offm  ber  Sifd^e  unb  ^m  Sieben  ber  0)}fer- 
ftude,  Sd^aufeln  ober  S^ngm  (c^e;»  forcipes) 
|um  SEBegrftumm  ber  Sfd^e  ober  )um  Steinigm 
ber  aitaroberflöd^,  tiefe  6(^Im  ober  Sd^üffeln 
(n*ipnT)B)  jur  «ufnal^me  beS  JBIute«,  ®abeln 
(p'iaVtc,  fuscinulae)  jum  3ured^tlegm  ober  Um- 
tomben  bed  0))ferfleif(i^ed  unb  ftol^Ienpfannm, 
eine  9lrt  f$euerbed(m  (n^nn«,  ignium  recepta- 
cula).  S)er  SUtor  ftanb  gtoifd^m  bem  Singang 
unb  bem  b^igm  S^Ite.  SxDi\d^  bem  le^tem 
unb  bem  SSranbopferattar,  tixoai  nad^  @ubm, 
ftanb  baS  SBofd^bedm  (-^'i»?,  labrum) ;  bon  bem- 
feCbm  fogt  ber  Xest  blo^,  ba|  ed  oon  €n  mar, 
berfertigt  auS  ober  berjiert  mit  ben  ORetaO-) 
@))iegeln  ber  graum,  meldte  bei  ber  @tiftS- 
l^ütte  bientm  (1  @am.  2,  22)  ober  bor  bem 
^eiligtl^ume  )u  einer  religiofm  Uebung  fld^  )u* 
fammmgefd^aart  l^atten.  3)a8  eigentlid^e  Seden 
rul^te  in  einer  Sirt  Unterfa|  (la),  einem  breitm, 
flad^m  ®efö^,  in  meld^  baS  )u  bm  SBafd^un- 
gm  beftimmte  SQBaffer  ftd^  ergo|.  ^ier  mu|tm 
äaron  unb  feine  Sö^ne  bor  bm  gotteSbienß- 
lid^m  Serrtd^tungm  iebeSmoI  ftd^  bie  ^önbe 
unb  bie  gfü^e  mafd^m;  bie  bort  angebrad^tm 
€))iegel  bientm  tl^eilS  aI8  Si^^t,  tl^eilS  gu  ptaU 
tifd^m  3i»ed(e.  —  3m  „^eiligen''  erUidfte  man 
gerabe  bor  ftd^  in  ber  IDlitte,  unmittelbar  bor 
bem  SSorl^ange  bed  SDerl^iligftm,  gemifferma|m 
nod^  }um  SlUerl^eiUgften  gel^örig  (^ebr.  9, 4),  bm 
9taud^o)jferaItar,  redete,  b.  i  auf  ber  9lorbfeite, 
bm  S^aubrobetifd^  unb  auf  ber  @ubfeite  bm 
golbmm  Smd^ter.  Smd^ter  unb  @d^aubrobetif4 
ftonben  in  gleid^er  Sinie^  ma^rmb  ber  9iaud^o|>fer- 
oltor  tttoaS  müjßc  riidtoärtS  auf  bm  Sorl^ang  )u 
ftonb  («ßs.  26,  35).  Iier^Sd&aubrobetifd^  (inhv, 
6X.  25, 23  ff.,  au^  c-^stn  w,  «Rum.  4, 7,  linen  w, 
2eb.  24,  6  unb  «?.?jf«n  t,  2  ijjar.  29,  18  ge- 
nannt) mar  aud  Sfajiml^I}  berfertigt  unb  mit 
(Bolb  uberjogen.  Sie  Xifd^Iatte  mar  2  SQm 
lang  unb  eine  SSe  breit  unb  ntl^te  auf  bier  anbert« 
f^  SSm  l^l^m  Sfu^en.  Um  bm  Xifc^  ^erum 
(ob  am  obern  Snbe  ber  Su|e  unmittelbar  unier 
ber  Patte  ober  in  ber  SRitte  berfelbm,  mirb  ni(^ 
S^ogt)  }og  fld^  eine  Serfd^Iu^eifie  bon  ber  Sreite 
einer  ^nb,  um  bie  gfä|e  mit  einanber  gu  ber- 
binbm  unb  bmfelben  ^t  unb  gfeftigfeit  )u  gcbm. 
(Sin  golbener  Jhranj  (anp'^d  ii«*«  ringsum  biefe 
Serfd^uBIeifte  (Ss.  25,  25),  unb  bietteic^  umgab 


aud^  nod^  ein  gmeiter  berartiger  ftrang  bm  Stonb 
ber  Xifd^platte  (es.  25,  24).  «ud^  befanben  ft^ 
an  bm  bier  &tm  in  Serbinbung  mit  bm  Seiften 
Sünge  bon  ®oIb,  bunl^  meldte  mit  ®oIb  über« 
gogene  Zraaftangm  bon  Slogim^olg  geftedt  mur- 
bm.  9uf  mefem  %i\fy  lagen  bie  S^aubrobe 
(c^Bn  on^,  panes  propositionis,  fo  genannt, 
meil  fie  bor  bem  Sngefid^e  Se^oba'ft  nieber« 

iielegt  maren;  aud^  T^»nn  enV.,  meil  fie  bort  be- 
ton b  i  g  liegm  mu^en) ;  an  iebem  @abbot  tour- 
bm fte  burd^  neue  erfe^t,  bie  oltm  ober  mu^en 
bon  bm  ^riefiem  an  (eiligem  Orte  bergeljfrt  mer- 
bm  (8eb.  24, 9).  68  marm  gmaif  bünne  SSrob- 
bx^m  (nim,  crostulae)  bom  beftm  SRe^t  (php, 
simila)  unb  mal^rfd^einlid^  ungefSuert.  S^re  @r- 
ftalt  mirb  gmar  nid^t  näl^er  angegebm,  ober  bon 
il^er  (Brö^  tann  man  fid^  efaim  ann^emben 
begriff  nad^  ber  SBeftimmung  mod^m,  ba^  ju 
jebem  berfelbm  gmei  3<(ntel  ((E))l^a)  9Re(l  ge- 
nommm  merbm  f oKten  (firb.  24, 5).  2>ie  @d^- 
brobe  mürben  in  gmei  Stei^n  ober  @(^i^tm 
(n^dny«),  |e  fed^  in  einer  ©d^id^te,  ouf  bm 
Xifd^  gelegt.  S)ie  3u>SIf io^I  entfprad^  bm  gmölf 
Stämmen  SSraeld,  meU^  mit  biefer  Opfergabe 
bem  ^erm  i^re  ^ntbarfeit  für  bafi  täglid^e  93rob 
befunbeten.  %uf  ieb^ber  beiben  Sd^id^m  mürbe 
reiner  SBei^raud^  (nsr  rt±^)  gelegt  ^i  ber  SEBeg- 
nannte  ber  Srobe  murine  ber  SBei^row^  iebeSmal 
angegunbet,  unb  mit  biefer  Serimonie  mar  oud^ 
eine  Sibation  berbunben.  9ß  Ütebmgerätl^e  beS 
Sd^aubrobetifd^  merbm  ermahnt  ((^  25,  29) 
bie  rhy;p^9  acetabula,  mal^^einlid^  etmaS  tiefe 
Sd^üffeln  gum  (Ein-  unb  ^uStnigm  ber  9robe, 
bieUeid^t  aud^  gum  SuffteUm  berfelbm  auf  bem 
Sifd^e,  femer  bie  n^iia,  phialae,  @d^alm,  meU^e 
bagtt  bientm,  bm  SBei^raud^  oüf  bm  SItar  iu 
bringm  ober  in  baS  9^uer  gu  ft^ütten,  unb  eno« 
lid^  bie  nVvpi,  thoribula,  unb  r^^i^J»»,  cyatlii, 
ftannm,  o^ne  3meifel  ®efd|e  für  bm  SBein, 
meldten  man  für  bie  Sibationm  gebraud^  (anbcxl 
@d^id  39  f.).  —  2)em  6d^brobetif($  geg^* 
über  on  ber  @ubfeite  befanb  fi^  ber  go^ene 
Smd^ter  (">ino  am  nnh»,  eandelabnim  dnetile 
de  auFo  mundiBsimo).  Sr  mar  gang  m^  reinem 
@oIbe  berfertigt,  gegoffm  ober  bon  getriebener 
Arbeit  (^pp)  unb  ^e  mit  bm  92ebmgerätbm 
bo8  ®emid^t  eined  £almte8.  3m  Singdneii  be- 
ftanb  er  aud  einem  ^ioftomente  (?iv^  bastile, 
eigentlid^  Senbe,  ^üfte,  bon  metd^ei  bie  6dbmlel 
unb  gfü^e  audgel^),  einem  Stobre  ober  64^fte 
(n:^),  ber  in  bem  ^oftommte  befefKgt  mar,  unb 
fed^d  Stbbrm  ober  Sirmm  i^'^^Zf  calami),  melcbe 
red^ts  unb  lintt  über  einanber  bon  biefem  @4afte 
auslief m.  2)er  @d^  unb  bie  Vrme  enbetm 
mal^rf^etnlid^  in  glei^er  Sinie  unb  trugen  obm 
ftfben  Sompm  (n^na,  luoemae),  über  bevm  8e- 
fd^ffeitiSieit  man  auf  Sermut^ungm  cngenricfcn 
ift  (bgl.  Ȋ^r  I,  413;  Slcumonn  111).  SMe 
IBergienmgm  befi  Seud^terS  ^|m  c-^R^  e'*^*^ 
nnBT  -»hi53.  ©ie  c-ngt^e  o^r^^  fluD  monbel« 
blütenförmige  tidä)t  (aojphi),  bnrn  22  an  bem 


m 


etiftS^tte. 


810 


ta^,  bm  an  ^ämn  9tnne  imb  riet  an  bem 
6i^c  »oicn.  UnfictDig  ift,  too«  mit  "^i^^.  be- 
IpitKttt  veibcn  foH  9>ie  ctgentlid^e  Sebeiiiung 
M  ffinteB  Ifl  Söulenfnauf  0ixtM  9, 1  u.  @op]§. 
3, 14) ;  iDtl^  fbt  ober  biefe  jinöufe  toattn,  ob 
h  Me  Oeflalt  oon  Vepfeln  ober«  tote  äofep^ud 
(Anst  3,  6,  7)  meint,  Don  ©ranotSt^feln  (^otdr- 
>«>  ober«  mit  Vnbere  be^au))ten,  oon  grud^t- 
tetn  bcB  SRdnbelbmimeS  Italien,  ift  ungetoig. 
So*  fBoft  nns  enbltd^  bebeutet  allgemein  Jhiof))en 
«ibSUUcn;  ob  DonSUien,  mie  3ofe))bud  (ib.) 
wt  btf  Sulgota  onnel^en,  ober  oon  Granaten 
wb  fticbtflen^  nie  9nbere  glauben,  ober  enblid^ 
tannanbrlb&nnen,  lä^t  {i(b  nid^t  mit  99efümmt- 
bnt  angeben.  Un))a{|«nb  »öre  e§  nid^t,  loenn  ftd^ 
tier  »Itticn,  gfrai^tlhoten  unb  Ihtofpen  beS  SRon- 
bdbanmtS  (ufammengefunben  bo^en,  mie  beim 
etobcloconi.  S)te  &Dtpen  mu|ten  ieben  Sbenb 
Ol  frifi^an  Ocl  onf^en  unb  ange^finbet  merben, 
b  ba^  ftt  bte  gonge  9ta(bt  binburd^  brannten ;  ob 
ft  anlb  <nn  Vtorgen  ftifd^  Oel  erl^ietten  unb 
de  1^  |ttm  X^U  ben  Xog  über  brannten,  lö^t 
jib  foM  me^  mit  Sicbe^eit  ermitteln  (ogl. 
ämbiiift^  S>ii  oQm  i&bifcboi  ^eiligt^ümer  )c., 
^anbmcg  1711, 117  f.).  9&x  bie  Sompen  biurfte 
mr  mniA,  wü  feinerlei  fremben  Seftanbt^eilen 
lenaifdbtcS  OiMiöI  oenoenbet  merben,  melc^ed 
ten4  3a1le|m  (nid^t  ßeltem  ober  $re{fen)  nod^ 
mbt  gong  reifer  OliDen  gemonnen  merben  mu^te 
ti^  27,  20  f.  Sco.  24,  2  f.).  Ueber  bie  ®r5|e 
M  Sou^terS  rnib  über  feine  SteQung,  ob  er  mit 
fraier  Sreitfeite  (raroDel  bem  Sor^ang  ober  ber 
äoigfcüt  bcft  beigen  3eltcd  gefionben,  fagt  ber 
Irifige  Zfst  ni(^  Stftl^red;  Sermutl^ungen  über 
Wtie  grage  fM>en  ft^  bri  Sabr  I,  416  ff.  unb 
M  Seimuum  111  f.  Slebengerötl^e  bed  Seud^terd 
aBoai  golbcnc  Si^tft^eeren  (c:rLg*^s,  emunctoria) 
i^Sdffbmäpfe  (n^rrpo,  ubi,  quae  emnncta  sunt, 
«itiiig^iaaiiir),  @efa|e,  in  meldte  bie  abgebrann- 
ka  3)04^  IC  l^ineingelegt  mürben.  —  3n)i" 
\tm  bem  golbenen  Seud^ter  unb  bem  @d^aubn)be- 
!x^{iaiibber9taud^))feraUar(nib;^  '■^^p^s  nart:, 
ir.  30»  1,  ober  n-jbj^n  nziy:.,  gj.  '37,  25,  ober 
2;^  nrc^  52ttnL  4, 11,  altare  thymiamatis), 
on  men^igeS  SefieO  oon  Sfdjienbol^,  eine  @le 
fang  unb  breit  unb  2  SQen  \o^  utU)  mie  ber 
Ed^ottbcobetifc^  gang  mit  ®oIb  über}ogen.  3n 
ber  Stitie  (nad^  Snberen  oben  am  Sianbe)  lief, 
Qnliib  Brie  beim  Sc^ubrobetifd^e  unb  ber  Sun« 
biilabe,  cm  golbener  fironj  um  ben  9Uar  berum, 
otib  lodct  beotfelben  maren  golbene  Stinge  für  bie 
Zmgßangen  ongebrod^t.  Oben  mar  er  mit 
oitm  So^b^  (^)  üerfeben,  b.  1^.  nid^t  nad^  ben  Sin« 
Nntungm  bct  LXX  unb  ber  Sulgata  mit  einem 
Sinnmcit  loeil  bicf eS  gur  %ufnabme  beS  Siäud^er« 
■ofeS  tM\q  ungeeignet  gtmefen  märe,  f  onbem  mit 
mn  fbK^  S>ede  nad^  9lrt  ber  morgenlönbifd^en 
^auMiber  unb  eri^l^tem  Staube,  van  baS  ^erab- 
fsSm  ber  fto^ten  nnb  bed  Stäud^ermerted  )u  oer- 
imbem.  Xn  ben  Dier  Sdkn  befanben  fid^  ^ömer, 
iknfaOi  wa  SCagienboI},  mit  ®oIb  übergogen. 


meldte  al6  Sinnbilber  ber  ^oft  unb  bed  SegmS 
ben  mirffamen  Srfolg  ber  bort  bargebrad(|ten 
Ot)fer  anbeuteten.  S)a8  Xaud^merf,  meld^eS  auf 
biefem  9Uare  geo)>f ert  merben  muj^te  unb  ben  au« 
gemeinen  9lamen  c*tto  (äSBoblgerüd^e)  führte,  be« 
ftanb  aud  oier  ©ubfiangen,  njaVni,  nVnijf ,  cjw, 
nphn  ((gj.  30,  34),  gemäl  ben  LXX  unb  ber 
Shtigata:  ©tafte  (bem  geprebten  unb  getrotfneten 
@aft  ber  febr  moblriec^enben  ÜR^nbe  ober  bed 
@toros'@ummi),  On9£(@eenageI ;  ogl.  $.  Sc^olg, 
^ige  aitertbümer  bed  IBoIfed  3§rael  I,  Siegendb. 
1868, 163  f.),  galbanum  (f.  b.  ^rt.)  unb  äBeib- 
raud^  (f.  b.  9rt.).  2)iefe  SBeftanbt^eile  foQten  ieber 
aSein  für  ftdd  gubereitet  fein  unb  Surften  bann  erfi 
mit  einanber  Oermifd^t  (^>icr^,  nad^  Slnberen  ge« 
folgen,  b.  1^.  mit  einer  üeinen  Sutl^^  oon  @alg 
Oerfeben)  merben,  enblid^  mußten  fie  rein,  b.  b- 
ol^ne  frembe  Seimifcbung  unb  l^eiltg,  b.  b-  nid^t 
gu  (nrofanen  3ti>tden  oermenbet  fein  (C^.  30, 
35).  ^uf  ber  Uebertretung  ber  le^tem  SSorfd^ift 
ftanb  bie  Zobedftrafe  ((£;.  30,  38).  ^iefed 
Staud^merf  mu^te  tügtid^  gmeimal,  am  SRorgen 
unb  am  ^benb,  auf  bem  SRaud^altare  geopfert 
merben.  —  S)er  innerfte  Staum  ber  Stiffdbütte, 
bad  „mzi1^\Q^t\  enthielt  nur  bie  SBunbedlabe 
(f.  b.  art.). 

m.  ©efd^id^te  ber  ©tiftdptte.  3u 
SEBerfmeiftem  für  ben  93au  ber  ©tiftdbütte  berief 
ber  ^err  99egaleel  unb  Oboliab  unb  rüftete 
fie  für  il^re  Aufgabe  mit  feinem  ®eifte  aud. 
Sine  gro|e  ^ngo^I  gefd^idtter  ^tlfdarbeiter,  beren 
Jhinftferttgfeit  ibre  OueSe  ebenfaSd  in  ber  oon 
@ott  gegebenen  SBeidl^eit  batte,  ftanb  ibnen  bei 
ber  Sudfübrung  bed  SSerfed  gur  Seite.  3^nen 
übergab  ÜRofed  bad  gange  ÜRaterial,  meld^ed  aud 
freimiUigen  Seiträgen  gufammengelommen  mar. 
Sm  erfien  Xage  bed  gmeiten  SRonated,  im  gmeiten 
3a^re  nad^  bem  ^udguge  aud  ^eg^pten,  mar  bad 
gange  SBerf  ooHenbet,  unb  3Rofed  meil^te  bad 
^etligtbum  burd^  Salbung  mit  Oel  ein,  unb  „bie 
SBoIfe  bebedCte  bad  Sunbedgelt,  unb  bie  ^errlid^ 
feit  bed  ^ttm  erfüllte  badfelbe"  ((Es.  40,  32). 
S)ie  @tiftdptte  mar  beftimmt,  bod  idroelitifd^e 
SoU  auf  feinen  SBanberungen  burd^  bie  äBüfte 
unb  aud^  in  bad  f^tili^t  fianb  gu  begleiten.  S)ad 
^bbred^en  unb  ^uffd^Iagen  berfelben  mar  @ad^ 
ber  ^riefter  unb  Seoiten.  fjfür  ben  Xrondport 
maren  genaue  Sorfd^riften  gegeben;  bie  gfamilien 
maren  beftimmt,  meldte  für  bad  t$fortfd^affen  gu 
forgen  l^atten,  fomie  aud^  bie  Xrandportmittel  an- 

Sebeutet  fmb,  meldte  i^nen  gu  @ebote  ftanben. 
fam  man  am  Sagerpla^  an,  fo  mürbe  inmitten 
bedfelben,  genau  orientirt,  bie  ©tiftdl^ütte  auf« 
gefd^lagen.  3nnäd^ft  um  biefelbe  lagerte  ftd^  ber 
Stamm  Seoi  (f.  b.  ärt.  Seoiten),  bann  folgten  bie 
übrigen  Stämme,  ie  brei  auf  ieber  Seite,  auf  ber 
Oftfeite  nämlid^  ber  Stamm  3uba  unb  red^td  unb 
tinid  oon  i^m  Sffad^ar  unb  3abuIon,  auf  ber 
Sübfeite  Stuben  unb  neben  ibm  Simeon  unb 
®ab,  auf  ber  äBeftfeite  Spb^^int  unb  neben  il^m 
9)lanaf|e  unb  SBenjiamin,  auf  ber  9lorbfeite  enb« 


811 


©tlftsfd^ulen  —  ©ttftutiBen. 


812 


lid^  %an  unb  neBm  tl^m  9fet  unb  Kepl^tl^an 
ORum.  2, 1—13).  —  9lud^  tiad^  ber  groberung 
beS  ^eiligen  SanbeS  toed^ jelte  bie  Sttftdl^aüe  öfterd 
il^ren  @tanboct.  Unter  3o{ue  befonb  fte  ftd^  suerft 
»t  ©algala  unb  \pättt  gu  @iIo  (f.  b.  %rtt.) ;  bort 
fc^eint  fte  geraume  3ett  geblieben  gu  fein,  bennfie 
tDOt  bort  8ur  Seit  ber  »id^ter  (»id^t.  18,  31),  ia 
nod^  in  ben  legten  Sagen  ^eK'8  (1  @am.  1,  3; 
2, 12  ff.;  4,  3  ff.)  unb  felbft  no(^  unter  ©aul. 
Sßa^rfd^etniid^  ift  fie  aber  unter  ©aul  nad^  9tobe 
(f.  b.  Ürt.)  gebrad^t  toorben,  bcnn  bort  erl^tett 
2)at)ib  tont  ^o^eni)rtefter  9ld^tmeled^  bie  Sd^ou« 
brobe  (1  ©am.  21,  6).  5Rad^  1  5ßar.  16,  39  f. ; 
21,  29.  2  ^r.  1,  3  f.  tt)ar  ^e  f|)öter  in  @abaon 
(f.  b.  %xt),  unb  bort  fd^etnt  fie  bi§  jur  (Erbauung 
beS  falomonifd^en  Xempeld  geblieben  }u  fein. 
aSBal^d^einlid^  »urbe  fie  bann  in  biefen  über« 
trogen  unb  in  bem  Obergemad^e  aber  bem  Mer» 
l^eiUgften  aufbemal^rt  (2  $ar.  3,  9).  lieber  bie 
fpöteren  ©d^idfale  ift  nur  nod^  bie  furje  9loti} 
beS  }meiten  iJDtad^aböerbud^ed  bemerlenSmertb^ 
nad^  loeld^er  fie  (ma^rfd^eitüid^  ein}elne  Sl^eile 
berfelben)  burd^  ben  $rop^eten  3eremiaS  bei  ber 
3erftörung  Serufolemd  gepd^tet  unb  in  eine 
^öl^Ie  beS  Serged  92ebo  t)erborgen  mürbe  (2  ÜRad^. 
2,  4  ff.). 

IV.  3»ed(  unb  »ebeutung  ber  ©tiftS- 
l^fltte.  SerStoed  ber  ©tiftSptte  ift  in  ben  Der- 
fd^icbenen  Säejie^ungen  angebeutet,  meldte  bem 
^eiUgtl^um  in  ber  l^cUigen  ©d^rift  beigelegt  mer« 
ben ;  auSbrüdDlid^  audgefprod^en  ift  berfelbe  auc^ 
nod^  6£.  25,  8  (ügl.  29,  45.  46).  ©ie  mar  bie 
SBol^nung  ®otte§  inmitten  feines  SSoIIeS,  bie  be- 
Dorjugte  ©tatte  beS  ©egenS,  ber  ®nabe  unb  ber 
Offenbarung  Se^ooa'S,  bie  einzige  Sultu3>  unb 
0|)ferftätte  beS  auSermal^Iten  Solfed  (ogl.  ©d^ola 
I,  178  f.).  SBie  ber  95au  felbft  in  aüm  feinen 
Sin^ell^eitenunb  mit  feiner  gangen  ßinrid^tung  auf 
befonberer  ^norbnung  @otteS  berul^te,  unb  alled, 
maS  @ott  ber  fytn  anorbnet,  bebeutungSDolI  unb 
gel^eimni^reid^  für  bie  @egenmart  unb  bie  3ufunf t 
ift,  fo  l^atte  er  eine  boppelte  Sebeutung,  eine  f^m- 
boUfd^e  unb  eine  tqptfd^e.  S)ie  öltefte  ft)mboltfd$e 
Seutung  ber  ©tiftsptte  unb  il^rer  ©erötl^  mar 
bie  Io§mifd^e,  meldte  ftc^  fc^on  bei  $^Uo  unb  3o» 
fepl^uS,  femer  feit  ben  frül^eften  Seiten  bei  ben 
ätabbinen  unb  ben  Jhrd^entatem  (g.  SB.  fd^on 
Clemens  Alex.,  Strom.  5,  6,  unb  Orig.,  In 
Exod.  hom.  9, 4)  finbet.  9m  auSfiil^rlid^ften  l^at 
SBöbr  bie  ©^mbolil  ber  mofaifd^en  SuItuSftötte 
nad^  aQen  ©etten  l^in  Verfolgt  unb  begrünbet,  ba» 
bei  freilid^  ftd^  in  ßingel^eiten  öerlicrenb,  bie  gum 
Sl^eil  auf  unermiefenen  SBoraugfe^ungen  berufen 
unb  gum  %f)di  in  Spielereien  ausarten.  9lament« 
lid^  bie  ©i^mboUI  ber  3<i^len  unb  ber  9Vla^ 
ftnbet  bei  i^m  eine  Ausbeutung  mie  nie  gut)or. 
gine  eingel^enbe  SBürbigung  ber  öerft^iebenen 
f^mboUfd^cn  ©euti.ngen  liefert  ©d^olg  1, 184  ff., 
mo  er  aud^  gmci  mettere  S)eutungen  rid^tet,  nöm- 
liä)  bie  bei  ben  Slabbinen  l^oufig  Dorfommenbe, 
ba|  bie  ©tiftSl^ütte  ein  «bbüb  eines  im  ©immel 


toorl^benen  3dteS  fei,  mit  toeld^em  bie  ©tifts« 
ptte  auf  Srben  in  beftönbiger  äBed^felbegie^ung 
geflanben  bnbe,  unb  bie  Deutung  8ut]^,  ber  in 
ber  ©tiftSbütte  ein^bbilb  ber  menfd^li^  %atur 
fal^,  mobei  ber  SSorl^of  ben  Seib,  baS  ^eilige  bie 
©eele  unb  baS  Mer^eiligfte  ben  ®et^  anbeute 
(fo  aud^  nod^  in  neuerer  3^t  fjf.  fj=rieberi(^» 
©9mbol.  b.  mof.  ©tiftSl^ütte,  Seipg.  1841,  93  ff., 
gegen  SJöl^r).  9lad^  ^aneberg  (3)ie  relig.  %Iter- 
tpmer  ber  Sibel,  2.  Slufl.,  SDlund^en  1869,  d42ff.) 
fteUt  bie  ©HftSbütte  baS  religibfe  geifttge  geben 
in  feinen  t)erfd^iebenen  Abftufungen  bar,  beren 
natfirlid^e  Segrengung  einen  Suftanb  mtb  ein 
geben  ber  ^Reinigung  (Sorl^of),  ber  Srleud^tmig 
unb  Uebung  (baS  feeilige)  unb  enbli^  ber  93er« 
einigung  (baS  Alurbeiligfte)  unterfd^eibet.  (Sx 
fd^lie^t  bie  Segrünbung  im  Singeinen  mit  bem 
©a^e:  „3m  einfamen  Sßüftenlonbe  ifi  ein  ffird^en« 
mobeU  aufgefteUt,  baS  guerft  im  %ta\ptl  ju  3eru« 
falem,  bann  in  ben  d^riftlid^en  ftirc^en  tounbertott 
emporgemad^fen  ijl."  ©e^r  bonlenSmertl^e  SBinfe 
für  bie  fqmbolifd^e  Deutung  im  Singeinen  finben 
fid^  aud^  in  bem  bereits  ermäl^nten  SSerfe  tion  33au- 
ratl^  ©d^idC  in  Serufalem.  3n  glücllic^et  SBeife 
oerbinbet  bereits  ber  1^1.  Zl^omaS  bie  fqmbolifd^e 
unb  bie  tqpifd^e  Deutung  nad^  bem  Vorgänge  bed 
1^1.  ^luS  (Dgl.  Summa  theol.  2,  1,  q.  102^ 

a.  4  ad  4,  unb  In  epist.  ad  Hebr.  9,  lect.  1). 
2)amad^  if}  bie  ©HftSptte  ©Qmbol  beS  »eid^ed 
®otteS  in  2fSraeI  unb  X^puS  beS  Sleid^eS  ber 
®nabe  in  ber  l^eiligen  iKrd^e  unb  mie  biefeS  felbfi 
aud^  Z^puS  beS  SReid^eS  ber  ®Iorie  im  t^mmeL 
(S3gl.  au^er  ben  bereits  ermähnten  @<!^riften 
B.  Oonradi,  De  generali  tabemac.  Mos.  struct. 
et  fig.,  Offenb.  1712;  van  Til,  Comm.  de 
tabern.  Mos.,  Dordr.  1714  [abgebrudtt  bei 
Ugolini,  Thes.  antt.  saor.  Ym,  Yenet.  1747, 
p.  I  sqq.];  Bemh.  Lamj,  De  tabemaculo 
foederis,  de  sancta  civitate  et  templo  LL.  YII, 
Par.  1720;  J.  6.  Tympe,  Tabemac.  e  mo- 
nimmi.  Mos.  descript.,  Jen.  1731 ;  Seb.  Ban, 
De  iis,  quae  ex  Arabia  in  nsmn  tabemac. 
fuenint  petita,  ed.  SchrOckb,  Lipsiae  1755; 
^engftenberg,  Slutljientie  beS  $entateud^S  U,  93er^ 
lin  1839,  628  ff. ;  Stwc^i,  in  ben  ©tub.  unb  thU. 
1844,  315  ff. ;  S^.  9.  9Hggenbad^,  in  f^ergogS 
3leaI.gnc9fl.XIY,2.aufl[.,712ff.)  [®uftooaIb.] 

$iiff sfi^teit,  f.  S)om"  unb  fflofierfd^ulen. 

$fiffttitflen  im  te(^nifd^*iuriftifd^en  ©inneftnb 
SSermögenSgumenbungen  gu  beftimmten  S^^^, 
mobur^  ein  felbflönbigeS  Sted^tSfubjiect  mit  |uri« 
ftifd^er  $erfon  entftel^t  gfel^lt  baS  le^tert  3Roment^ 

b.  1^.  gefd^iel^t  bie  3utoenbung  an  ein  fd^on  Be* 
fte^enbeS  3nftitut,  fo  liegt  entmeber  eine  Sutnen- 
bung  sub  modo  ober  eine  ©dbentung  (f.  b.  Slrt) 
bor,  ie  nad^bem  bamit  eine  ooer  leine  Seloffamg 
in  bestimmter  Stid^tung  oerbunben  ifi;  inbejfen 
))flegt  ber  gemöl^nUd^e  ©prodtigebraud)  flud^  3u« 
menbungen  überl^pt,  meli^e  gu  einem  tird^Iid^en 
ober  mobltl^ötigen  3n>cd(e  gef  d^e^en,  all  ©tiftttngtn 
gu  begeid^nen.  gfür  bie  Ste^tSgüItigfeit  ber  6tif> 


81S 


StigmatifatioiL 


814 


iBigaiseDm  immgnndnm  bie  nätnlid^enSefüm- 
moigm  unbSJocauSfejpmeen  n>ie  für  Sddaifungeiu 
^cnMt  cfi  |t4  um  eine  Stiftung  )u  lird^Ii^cn 
jvedfn,  \o  tß  ^un&c^fl  Don  Seiten  ber  betreffen- 
hcR  ftM^fabrtbertDQttung  eine  9tcce))tQtion  er« 
foibcriu}^,  lod^c  nid^  no^  belieben,  f onbem  nur 
«Ol  outigcbenben  ®rfltri)en  abgelehnt  loerben 
tas;  fDbami  fyd  bie  bifd^ftflid^e  »el^örbe  in  &- 
Mgung  jiu  liefen,  ob  ber  StiftungSgtoect  ben  be- 
pKtedwn  llhcbtngef  e|^  ober  ben  Sed^ten  S)ritter 
id^r  ^unriber  iji,  ob  Dem  an  ber  betbeiligten  ftird^e 
o^rftefüen  (Beiftlt^en  unb  beffen  IRaddf  olgem  bie 
fnfioe^rcnbe  ffierbinbli^eit  ntdglid^er-  unb  ge« 
vc^^teciDfift  oufcrbgt  tocrben  fann,  unb  ob  bie 
etcftongfietnfiinfte  fax  erfiUIung  bed  StiftungS* 
iscsM  gmugimb  fliä.  3e  nod^  bem  Ausfall  bief er 
^rufinig  ttlßh  bie  Stiftung  i^re  ©enebmigung 
ober  nii^t  WS  brittefi  (Srforbemi|  lomntt  bann 
»4  w^  bie  Siad^fud^ung  ber  lanbed^errlidden 
(Lmfinnotion  Ifixiin,  bamit  bie  Stiftung  red^tliii^ 
mftiof)  treten  fonn.  gfür  oSed  SBeitere  tann  ^\tt 
aaf  b,  Srtt.  Causae  piae,  ffird^enDemtögen, 
nc^ftiftungen,  Sd^enfungen  unb  Stift  oertoiefen 

[^ermoneber.] 
$Ütmslifaü$m  nennt  man  ie|t  gett)ö]^Ii(i^ 
So^bUbung  ber  oon  SbtifhtS  in  ber  ^^affton 
obitlbctnt  ftdr))etleiben  an  bm  entfpre^enben 
diebmaldi  eiiijelner  bem  innerlichen  fieben  biit- 
gegdKnen  Kbnflen.  SBcfentlid^  ift  bie  Xb^nal^me 
om  Setbcn  (B^fti  burc^  pff9^]^f»  Sd^mer)gefü^I 
nnb  itoat  an  ben  burc^  bie  $affu)nggef(l^id^te  be- 
{ffnberS  beaeid^eten  Stdlen  bed  tibxptti.  S)er 
ÜMb  biefer  Xbeilnol^me  ober  9tad^bilbung  ift 
oetfc^icfacn,  ebcnfo  ouc^  baS  ^eroortreten  in  bie 
in|nt  Srfd^elnung.  SBoIb  finbet  ftd^  blo^  bad 
€4mersQ(fii^{  (bouemb  ober  |)eriobifd^)  o^ne 
jcbci  dtt^iExr  Seiten ;  balb  fmb  bie  äu^erlid^  b^" 
Mrtcdsnbcn  S3unbmale  nur  oorubergebenb  für 
Im^e  3^  fU^tbar  ober  erfd^einen  erft  nod^  bem 
Zobf;  balb  finb  fie  twm  3^unfte  ber  Stig> 
matifotion  bifl  }um  Snbe  bed  SebenS  oiele  Saläre 
biabtodb  bemerKor  ober  treten  ))eriobenn)eife  an 
beßimnten  Zagen  ber  SBod^  ober  bed  Sa^red 
betoor;  ba(b  mieber  oerfd^minben  fte  nad^  einigen 
3o^ren  ganj  f)mrIod  ober  binterlaffen  nur  leiste 
Sorben.  f[u4  in  ber  äu|em  Srfcbeinung  ber 
Sunbmale  felbj)  fftt^^i  bie  größte  Serfddieben- 
^  SBobI  bei  ber  aßebrjabl  ber  bebnnt  ge- 
Dorbencn  ^Sit  finben  ftd^  bie  99}unbmale  an 
^onben,  gfügen  unb  Seite ;  bei  SDtand^en  fommen 
bie  SnnbeR  ber  Somenftone  bin)u,  ober  ba§  bem 
Setben  ber  llrtiqtrogung  entfpreddenbe  Sd^ulter- 
Qol,  melcbeS  Ji^txi  ald  bad  fd^mergbaftefte  oon 
dien  bcgeUbnet  lohrb,  in  einzelnen  flößen  aud^  bie 
Striemen  ber  <8ei|elung,  ber  SBlutfd^mei^,  bie 
Spuren  bc8  burcb  bie  Seffelung  an  ben  ^anb- 
fflcnfen  mie  om  Cjidlfe  bemirften  9SBunb§u{itanbe8 ; 
fflilmibmdmeife  ftnbet  fidd  bie^  aOeS  oereint  bei 
berfdbcn  $erfon.  3>tefen  oerfd^iebenen  Slrten  ber 
•ooflm  StigmaHfotion''  fielen  bie  mannigfal- 
S^  (bmbtnationen  einer  «tl^eilmeifen''  Stig« 


matifation  gegenüber.  Sterl^ItniBrnS^ig  b^^fig 
finbet  fid^  bie  Seitenmunbe  a&ein;  }uu)eilen  er- 
fd^eint  fte  }ugleid^  mit  ben  SEBunben  ber  $)dnbe 
ober  benen  ber  gfüge.  Sbenfo  finben  ft^  bie 
SBunben  ber  S)ornenfrone  balb  aOein,  balb  im 
hierein  mitanberenXb^ilftigmatifntionen;  in  0er- 
einjelten  t^öOen  trögt  nur  bie  eine  ^nb  ober  ber 
eine  §u|  baS  Stigma.  9ud^  bei  ber  ooQen  Stig- 
matifation  fmb  nid^t  immer  aUe  äBunbmale  oom 
erften  SBeginn  an  oorbanben,  fonbem  oft  folgt 
eines  bem  anbem  in  langfamem  ^roge^,  meld^er 
2Bo(ben^  ÜRonate  unb  felbfi  Saläre  bauem  fann. 
UeberauS  mannigfaltig  fmb  bei  ben  oerfd^iebenen 
Stigmatifirten  bie  ®eftatt,  bie  ®r5^e  unb  bie 
Xiefe  ber  eingelnen  iäiunben :  le^tere  ift  in  man- 
d^en  gfäHen  ganj  betröd^tlid^,  möbrenb  bei  aw 
beren  baS  SBunbmoI  nur  an  ber  Oberflöd^e  baftet. 
9tid^t  minber  oerfd^ieben  ift  ber  Stanbort  ber  ein- 
gelnen  SBunben.  3)ie  Seitennunbe  finbet  ftd^ 
bei  ber!DIebrgobI  auf  ber  Sinlen,  in  oielen  gfäDen 
aber  anä)  auf  ber  Siedeten;  be|gleid^en  erfd^eint 
bie  Sd(fuItenDunbe  ber  ßreugtragung  nid^t  nur 
in  oerfd^iebenen  ttmriffen,  fonbem  aud^  bei  ben 
Sinen  auf  ber  redeten,  bei  ben  Ruberen  auf  ber 
linfen  Sd^ulter.  ^el^nlid^e  Serfd^iebenbeit  beftebt 
bei  ber  9iad^bilbung  ber  Someniounben  mie  ber 
aRale  ber  @ei^elung.  93on  aQen  fallen  ber  Stig- 
matifotion,  oon  meldten  eine  eingebenbere  93e- 
f(!^reibung  überliefert  mürbe,  ftimmt  binftd^tlid^  ber 
äußern  SrfcbeinungSmeife  faum  einer  mit  bem  an- 
bem überein.  ®emeinfam  babmfte  bagegen  alle 
iebed  gembleiben  oon  Sntgünbung  unb  Siterung 
unb  bie  göngUd^e  Crfolglofigfeit  aQer  tBerfuc^e, 
burd^  ÜRittel  ber  jhmft  bie  SBunbm  jugubeUen. 
93ei  ber  Sßebr^abl  lommt  ein  unerflärlid^er,  ben 
SBunbm  periooifd^  entftrömmber  ftarfer  93Iutergu^ 
unb  baS  9Ri^oerbäItni|  gtt)ifd^en  ber  3ntenfitöt 
bed  Sd^mei^eS  unb  ber  öu^em  Srfd^inungSform 
ber  äBunbmale  l^ingu.  —  S)ie93egleiterf^ei- 
nungen,  meldte  imSeben  meitauS  bermeiften 
Stigmatiftrtm  bem  ^eroortretm  ber  2BunbmaIe 
^i)  gugefeSen,  flnb  ebenfo  ungenöbultd^  mie 
mannigfaltig:  l^äufige  Sfftafen  ober  Sergüdungen: 
oft  Sabte  lang  fortgefe|te  ooUftönbige  ober  faft 
ooflftanbige  Sntboltung  oon  Speife  unb  ZranI 
obne  Hungergefühl  bei  fortmäbrenber  älegfamteit 
bed  ®eifteS  unb  guioeilm  felbft  blübmbem  9luS- 
fel^m;  mand^mal  bie  pl^Qfifd^e  Unmöglid^feit, 
9Iabmng  in  fid^  auf gunebmm ;  ooUftönbige  ober 
bod^  auffoUenb  gefteigerte  SBebürfni|Iofig!eit  in 
$e)ug  auf  Sd^Iaf ;  ungetoöbnlid^e,  auferbalb  ieber 
örjtli^en  ßrfabmng  liegenbe  Jhonfbeitgguftönbe, 
bef onberS  Söbm^ngen  ber  ftigmatiftrtm  ®Iieber ; 
auffaEenbed  Sendeten  ober  loobltbuenbeS  S)uften 
ber  SBunbmale,  bemerfbar  für  bie  gange  Um- 
gebung; b^ftige,  lange  bauembe,  gumeilen  aud| 
nad^  9lu^m  fid^  oerratbenbe  jtömpfe  gegm  biabo- 
lifd^e  3Röd^te ;  oft  aud^  befonbere  @abt  ber  93or- 
auSfid^t  gufünftiger  Sreigniffe,  ber  Slnfd^auung 
ferne  fid^  abfpielenber  SSorgönge,  ober  ber  SBer- 
gangenl^eit  angel^briger,  bis  boi^in  ber  Itmntni^ 


815 


Stigmatifation. 


816 


M  Cd^tienbm  entcüdtet  Segctail^eitetL  Sei 
etner  Snyi^  Derf<!^iebeneT  fSfäSe  toirb  ou4  bucd^ 
jol^reid^e  unb  glmtbrnütbigeSBeobad^ter  t^on  einet 
(Saht  bet  Unterfd^eibung  getueil^tec  unb  t>tofaner 
(Begcnftönbe  bettetet,  nomentli^  )}on  einer  t^ft 
ouffaUenben  Sd^tfe  bet  Smpfinbung  gegenübet 
iebet  aud^  nod^  fo  betbotgen  gd^altenen  taumlid^ 
Snnd^etung  bet  l^iligen  Su(^ftie.  %ie  ge» 
meinfamcd  SDterlmal  bet  im  befd^tiebenen  Sinne 
Gtigmotifirten  batf  man  im  allgemeinen  be- 
)eid^n:  eine  au|etgetDö]^i(^e  Seibendfü^igfeit 
tmb  ®ebulb ;  mo^reS  Setlangen  xuaä^  fieiben  füt 
Gott;  %nbad^t  jum  gefreujigten  drlöfet  unb 
SBunfd^,  an  feinem  Setben  3:$eU  gu  l^ben.  — 
S)a8@ubiect  bet  befd^tiebenen  Stfc^inungen 
tonn,  tDie  biefe  felbft  ein  fel^t  oetf^iebeneS  fein. 
Untet  ben  Stigmotifttten  ftnben  fid^  Vtännet  toie 
gftouen,  Saien  mie  ^tieftet,  SJtitgliebet  bet  Det- 
fd^iebenjlen  alten  toie  neuen  Otben.  g^ft  atte 
euro))äifd^en  Sftnbet  mit  il^ten  Detfd^tebenen  Stäm- 
men fmb  tieitteten  (indbefonbete  gilt  le^efi  Don 
Seutfd^lanb) ;  im  Seben  bet  Sftanddconer-Zet- 
Hotietin  Sädlia  $ottato  (geft.  1640)  gu  Ißalctmo 
mitb  ipon  einet  mautif d^  Sltoin  etgäl^It ,  91fia 
mit  9lamen,  meiere  }um  Sl^ftentl^um  überttat 
unb  nad^matö  bie  Stigmata  ctl^ielt.  %nif  au8 
Sften  ift  ein  Soll  bet  neuem  3eit  bejeugt  Sine 
SlterSgtenge  famt  nid()t  gegogen  metben.  3)tei 
bet  betannteften  Stigmottfitten  (bet  l^(.  gftang  bon 
Sffifi,  bie  \jii.  Xetefta,  bie  el^noütbige  SRotina  Don 
(SScobot  [f.  b.  9ttt.])  [tonben  in  bet  SoUblute  beS 
^iltetS  (43-— 45  äal^te);  abet  aud^  ftinbet  t>on 
8^  9  unb  12  Sagten  l^ben  bie  Stigmata  et« 
leiten,  unb  anbeterf ettS  U)ei8t  triebet  ein  l^iftotifd^ 
böQig  gefid^et  3=aQ  (Utfula  IBenincafa)  baö 
69.  SebenSial^t  auf ,  unb  bei  bet  S^ominicane- 
tin  S)eHcia  bi  @iotKmni  (geft.  1642)  etfd^ieneu 
bie  SEBunbmoIe  fucceffU)  gmifd^  bem  75.  unb 
82.  Seben^ia^te.  Sbenfo  Iä|t  ftc^  in  Segug  auf 
bie  entf erntete  motalifd^e  obet  }>^9fifd^e  Sotbean- 
bgung  eine  Siegel  nid^t  auffteUen.  SS  ftnben  fi^ 
99ü^t  unb  Sägerinnen  ebenfo  niie  t)on  3ugenb 
auf  Unf  d^ulbige,  SBittmet  unb  finbetteid^  2Bittmcn 
mie  äungftättlid^e,  ^etfonen  l^l^en  unb  niebetn 
StanbeS  unb  feincSmegS  nut  botl^et  ftänieinbe 
obet  butd^  SScefe  entftöf tete  ftötpetconftitutionen, 
fonbem  gum  X^eil  gang  ftöftige,  an  ffaxit  Sltbett 
unb  Setoeguttg  im  töteten  qitto'äfjnk  $etfonen  auS 
gefunben  Familien.  Somtnica  üon  $atabiS  g.  S., 
bie  28  äa^te  alt  bie  Stigmata  etl^iclt  unb  übet 
80  äal^e  alt  mutbe  (geft.  1555),  mat  ein  tröf' 
tiged  SRäbd^en  t>om  fionbe  (©emüfegüd^terin), 
afabeUa  l^enbridl;  (geft.  1874)  eine  tud^tige  gfelb- 
atbeitetin;  eine  ni^t  unbettad^tltdde  3q^I  bon 
Stigmatifitten  ift  übet  70  unb  80  3a^e  alt  ge- 
»otben.  Sine  giemlid^e  ^nga^I  oon  ^erfonen, 
beten  Stigmatifation  glaubnmtbig  berid^tet  mitb, 
fbib  als  Eilige  obet  Selige  gut  &ßt  bet  9lltüte 
etl^oben  tootben ;  Diele  ftnb  im  Stufe  bet  heilig- 
feit  geftotben  unb  l^ben  il^  gangen  Umgebung 
baS  Seifpiel  fledenlofen  aSonbelS  unb  1^1^ 


Zugenb  ]^intetIof|en.  Sagegen  {tnb  aHeibtne^ 
aud^  Seif^iele  befannt,  bog  $etfonen,  mel^  eine 
Seitlang  bie  Stilen  getragen  unb  fil^nlid^  ben 
übrigen  Stigmatifitten  in  an|etgem9^nlid^en  3u- 
ftdnben  beobadjitet  motben  uxoen^  unrn^mliii^  gc« 
enbet  l^ben  unb  Don  ü^tet  Detmeinten  ^1^ 
l^etabgefunfcn  finb.  Siele  $älle  Don  Stigmatsp 
fation  liegen  bid  gut  Segenmatt  DoQ  beglonbigl 
Dot;  bad  19.  ätal^rl^unbett  fielet  gegen  bie  fe^l 
Dot^el^en  an  S^l  bet  Stigmotifttten  vai^t 
gutndt;  namentlid^  nmtben  befonnt  unb  in  ber 
Oeffentlid^feit  etöttert  bie  gfOUe  ber  fiai^arina 
Smmerid^  (f.  b.  9lrt.),  SRatia  Don  9RoeiI,  3>o» 
menica  Saggati,  2Miana  SBeiStitc^,  Souife 
2akavi;  bagegen  ift  nid^t  befonnt  gemorben,  ob 
im  Saufe  bief ed  2ki^l^unbettS  oud^  eine  mfinnliil^ 
$etfon  bie  Stigmen  gettagen  ^  Sor  bem 
Salute  1224,  in  meld^m  beim  V.  Srang  bon  9fft|i 
bie  9Bunbmale  ftd^at  l^ortroten,  iß  ein  ä$R- 
fid^et  gfaU  ntd^t  befannt^  miemol^I  f  onft  Don  etfki« 
tifd^en  3uflänben  bef(4aulid^et  ^fonenSRond^ 
übetliefett  mitb ;  bie  äBotte  beS  npofielS  $auluft 
(®aL  6, 17):  nemo  mihi  molestns  dt:  ego 
enim  Stigmata  Domini  Jesu  in  corpore  meo 
porto,  fönnen  nad^  tl^tem  3ujammen|ange  mit 
bei  gönglid^em  Abgang  jjebet  meitetn  Uebetltefe» 
tung  auf  ein  I^M^fd^^  Stagen  ber  SBunbrnoIe 
nid^t  gebeutet  metben.  (B  i^  ba^et  bie  gtemlii^ 
attgemeine  Annahme,  bafi  Dot  S^ng  Don  %{fifl 
gölle  eigentlid^et  Stigmatifation  nid^  Dorgetom' 
men  feien.  S)ie  SoV^  ^  i^  ^»te  Stigma« 
tiftrten  fefigu^eaen,  ifl  utmtbglidft.  »oQffiul 
(Hierogazophjlacinm  Belgicmn,  Doaei  1628» 
246  sqq.)  fü^rt  neben  ßtifabet^  Don  Spaelbed 
nod^  25  anbete  gfaOe  an  mit  genauer  Angabe 
feiner  literarifd^en  @emö^momter,  bei  todSim 
er  ftd^  auf  fol^e  befd^rönft,  bie  er  old  graTis- 
simi  anctores  begeid^en  gu  bütfen  glaubt  S)te 
neuefte  (1894)  Sufammenfteflung  Don  Dr.  3m* 
bett  (f.  u.)  gu  eietmont  mad^t  321  gälle  nom- 
l^ft,  o]|ne  babei  auf  Soüftänbigfeit  9iifptu4 
etl^eben  gu  moBen  ooet  gu  tbnnen.  SBiÜ^enb 
man  auf  feiner  Sifte  eingelne  brfannte  Secftrielr 
Detmi|t,  metben  l^inmiebet  mond^e  mitgeted^net, 
fogat  eine  gange  ffategotie  (bie  et  compatieota 
nennt),  übet  beten  ßugeljiötigfeit  gu  ben  mirflid^ 
Stigmatifitten  3n>eifel  erl^oben  metben  Iftnnten. 
©ulielma  Don  Slailanb  (geft.  1281)  unb  ben  um 
bie  3eit  3eanne  b'ArcS  in  SrantteidEi  l^ecDov- 
getretenen  ®uillaume  le  Serger  (geft.  1431)  fd^eint 
et  aud  Sotfid^t  ni^t  gu  nennen,  meil  et  i^  Soi!^ 
nid^t  ttaut.  —  S)ie  Seglaubigung  unb  %t^» 
ftellung  bet  Stigmatifation  ift  in  ben  meifkn 
bet  befannten  Sfolle  eine  DbQig  mtSteid^nbe;  bei 
nid^t  menigen  übeitrifft  fie  an  Si^er^eit  ime  an 
®enauigfeit  bie  gef^t^tlid^  Uebertieferung  über 
f  afi  jiebe  anbere  auffaOeid)e  Srf  d^einung  ober  Xl^ 
kfy.  &Uxä^  beim  1^1.  gron)  Don  Affift  ift  bie 
Segeugung  eine  übermältigenbe,  bie  Sefd^retbimg 
ber  ffiunbmole  eine  bis  in'd  (Singelnfte  ge^enbe. 
Se|tere9  finbet  fid^  aud^  füt  anbere  gälle,  |.  f&. 


817 


@tietnatifation. 


818 


bei  t^äfäm  um  etommebt  (f.  b.  «rt.).  9ei 
Skacifl  Don  9lanri,  Uzfufa  SBenincofa,  Seconica 
6iiilkmi  tmb  moiul^  Snbeten  f^htn  lange 
feauembc  Seoboil^hmgcn  unb  Dielfdiiige  Prüfungen 
üb  UnlRfu^^ungcn  iwn  fieniin,  Xl^ologcn, 
gcifllt^tn  rnib  tpcttiid^  Sel^ötoen  fiottgefunben. 
fitotn  gffifle  nie  ffat^nna  Smmerid^,  SRaria 
um  SloccI,  2omfe  £oteau  finb  t)on  jal^ofen 
IttgmicQgen  bn  Mi^i^iebntflen  SebendfieOung 
anb  Conj^fjton  ouSgitbig  beobod^tet  unb  Don 
^tti^n  ttie  t^oIogif(^eK,  t^eiloeife  oud^  twn 
PaoMiniaudotif^er  Seite  auf d  (gingebenbfte 
«sirrfii^t  motben.  &  tR  unmögli^,  bie  X^at« 
io^i^Ctit  biefet  au^otbentlid^  (fofd^nungen 
p  Idugnot.  flfieibingd  jfaib  aud^  gföfle  befonnt, 
in  ticl^Kn  Setnig  angetoenbet  unb  bie  Stigmoti- 
bÜDM  l&K|Ui4  tfcibeigefübtt  toorben  ift,  mie  bei 
tai  imflludfcfigoi  @d^neiber  3e^  in  Skrn  1508 
ttcr  bcr  ^Slonne  t)on  Siffobon''  1588;  oOein 
fonbc  biefe  9&lk  f^un  bar,  ba|  foU^er  ^Betrug 
010169114  (tuf  bie  Sauer  verborgen  bleiben  famt 
H  bcof  nid^  nbetfe^  »erben  ^  bol  tooffi  bie 
Mf^/tjui^l  bct  €tignuilijbten  fiil^  Sa^re  binburd^ 
9KtfdnbciB  SHImmen  vnb  orgttöbnif^^  9e« 
iiVntfchiM  i^ttr  ganfen  Umgebung  gegenüber  ge- 
tfen  loben  (aum  iqjL  ).  9.  über  Ofonna  Don 
!»Bniao  [grft  1505]  bie  AA.  88.  BoU.  Jun.  IH, 
€80  Bs^  n.  21  sq.) }  ein  gfaS  Don  @tigmatifation 
ü  überrollt»!  iDcber  fnr  efaie  gfantUie  no(^  fär  ein 
Ctl)aä^aa§  eine  ongenebme  dkibe^  benn  in  ben 
S^Bm  nuu|t  fte  bie  betroffene  $erfon 
«KbeiiSunf d^ig  unb  pflegt  jabireid^  laftige 
SUnngm  unb  Seuimtbigungen  ber  peinlid(|ften 
In  aodb  P4  SV  gid^  SnbererfeitS  ift  gerobe 
kK  ffira  mSb  faß  mebr  nod^  ben  OrbenS- 
ikcns  in  9€guq  onf  bie  inneren  »ie  o&e  ftu^eren 
«ffbiltniffe  riiicd  f o(^  ®(iebeS  in  ibrem  fyaO' 
belle  bie  liwfuffenbfle  unb  obfolutefte  Controle 
"»gä^-  tbidb  bte  @4ärfie,  mit  melier  nament» 
i:^  f^fsnm  Im  täglid^  Serfe^r  einanber  ju 
k3bii4ini  vac^dfm,  }nmoI  mo  ber  9leugierbe 
ita  ber  gKonlitftt  ein  befonberer  Snreij  geboten 
X .  sb|  fir  faU^e  gffifle  mit  in  Xei^nung  ge» 
M^  Verben.  9bu|meittar  finb  enblicb  oft 
1e}ie  fOEt  Uatafodbung  nnb  Segutad^tung  berbei- 
f^ogm  «odicH:  m  maniben  göOen  nxiren  eS 
)Bcn  «e^mr  ober  e§  iDor  Diele  3obre  binburd^ 
te  ^■■ni|t  Odegenbeit  gur  Seoboibtung  ge- 
bam.  ^  bdtacf  ober  fetner  oiljm  großen  mebi« 

vm  eine  burd^  €<bi^titf^" 
9Ugelbo|en  b^iDocgebrod^te  SEBunbe 

ä  bot  noiji^iwitin,  moS  fte  ift ;  gur  SntlarDung 

sc  .StmoK  om  Siffobon'  b^ben  Dier  entfibloffene 

Doft^anbig  ondgereid^t   (Sgl. 

Soll  Bodrigo,  Historia 

ivdadflrm  ^  Im  Iniaineum  n,  Madrid  1877, 

l3SBg.;P.C9finBSoFBB8ioiieDomimy  Seben 

fc  UiiwoiblaiB  Voon  Dom  b^  SortboIomäuS^ 

1884«  64  f.;  2bo«aS  (Eimoro, 

hrt  jffMif  ^I^Mii  Don  OrodCD.  SnS  bem 

1885. 311  f.)  «ud^toae 


für  mond^e  Sbaraftere  )ur  Serfud^ung  merben 
(önnte,  bie  ®enugtbuung,  bie  etioa  barin  liegt, 
für  Slnbere  ein  @egenftanb  ber  Siufmerffamleit 
unb  Setounberung  }u  »erben,  ift  bei  Dielen  ber 
btftorifd^  belannten  gfäüe  Don  Stigmotifation 
auSgefd^Ioffen.  Set  aRond^en  ift  bie  %\^1^t 
fogar  gebetm  geblieben  bis  )u  ibrem  £obe,  bei 
Ruberen  mar  fie  nur  menigen  Derf^miegenen  ^er« 
fönen,  etma  bem  Seid^tDater,  bem  Sr)t  unb  bem 
Sif d^of  ober  Orbendobem,  befannt.  9ud^  bieieni* 
gen  ® tigmotijirten,  meldte  in  ber  Deff  entlid^f eit  Diel 
genannt  morben  finb,  b<^ben  bte^  in  ben  meiflen 
OföHen  meber  ongeftrebt  nod^  felbft  Derfd^ulbet, 
^d^  Dielmebr  Dielfod^  bagegen  gefhäubt  unb  fc^toer 
barunter  gelitten.  SS  i|i  aSer  SBabrbeit  entgegen, 
menn  man  bie  @tigtnatifation  überbauet  att 
,,beabfid^tigte  Sd^fteDung"  Don  Domberein  }tt 
biSaebitiren  fud^.  <gd  fommt  binju,  bog  Don 
einer  großen  3abl  ber  b^ftorifd^  beglaubigten 
@tigmatifirten  ber  gan}e  SebenSlauf  befannt  uttb 
burd^  3eugen  Derbürgt  ift,  unb  ba^  fie  nad^  ibrem 
gangen  äBanbel  atö  Seute  anerlannt  merben  muffen, 
meld^  für  bie  SEBabrbeit  ibrer  StuSfagen  unb  bie 
Sbrenbaf tigfeit  ibre4  ^anbelnS  bie  böcbfien  mora« 
lifcben  Garantien  bieten.  2)arauS  ergibt  fid^,  ba| 
menigfiend  für  eine  nambafte  3abl  ber  biftorif^ 
überlieferten  t$ölle  mit  ber  gleid^en  unantaftbaren 
Süberbeit,  mit  meld^er  bie  Xb^tfacbe  ber  au|er» 
getoöbnlid^en  Srfd^einungen  feftftebt,  aud^  j[eber 
Serbad^t  eines  SetrugeS  auSgefd^Ioffen  ift. 

S)ie  (Sntftebung  unb  !Ratur  ber  @tigmop 
tifation  im  Mgemeinen  if!  infofem  eine  offene 
grage,  als  bie  iKrd^e  eine  lebramtlid^  ffunbgebung 
herüber  nie  ertaffen,  bie  auberfircblid^ie  SSiffen* 
fcbaf t  aber  eine  aud^  nur  einigerma|en  eiiiletui^tenbe 
Srflörung  bafür  nie  erbrad^t  bat.  gfflr  ben  gUu^ 
bigen  Jtatbolifen  mu^  iebod^  in'S  Semid^t  faOen, 
ba|  }ttr  ßrinnerung  an  bie  Stigmatifation  beS 
bl.  SronciScuS  für  bie  gange  ftird^e  ein  eigenes 
gfeft  eingefe^t  i{l  (17. 6e|)tember) ;  bog  ebenfo  gur 
ßrinnerung  an  bie  @tigmatifation  ber  \jL.  ftotba« 
rina  Don  @iena  (f.  b.  9lrt.)  für  ben  gefammten 
2)ominicanerorben  unb  bie  2)i5€efen  Don  $ifa 
unb  ©iena  (1. 9|n1I),  gnr  geier  ber  gebehnnil* 
Doflen  2>ttr(bbobrung  beS  f)ergenS  ber  bl-  Zerefui 
(f.  b.  9[rt.)bem  gangen  ff  armelitenorben  (27.9uguft) 
bur(b  $a)i^  »enebid  Xm.  ein  befonbereS  gfeß 
nebfk  Officium  gugeßanben  mürbe  (Dgl.  Bene- 
dict XIV.,  De  Berrorum  Dei  beatif.  4,  2,  8, 
n.  6—11).  3n  bem  fird^Iid^  gfeftofftrium  biefer 
Eiligen  mie  in  bem  ber  \ji  ffatborina  Don  Sticd 
(f.  b.  art.),  beS  1882  beatifidrten  SrandScanerS 
ftad  Don  €egge  (6.  Sonuar)  mirb  bie  @tigmati» 
fation  unter  onberen  ®nabengaben  (ropema 
chariamata  bei|t  eS  bd  ffatbarina  Don  SRicd) 
onfgegäblt,  md(be  ibnen  gn  Xb^  getoorben  feien. 
Ueberbottt't  ift  eine  giemlid^e  ^ttgabl  Don  $er« 
fönen,  bereu  Stigmotifaüon  gefd^id^Iid^  feftftebt, 
nocb  dngebenber  Prüfung  Don  ber  iKrd^  bct  fiifte 
ibrer  feigen  uiü^  Seligen  eingereibt  morben; 
ber  enodbnte  Dr.  Smbert  göblt  bereu  naib  fetner 


821 


Stigmotifatton. 


822 


{Irubung  mit  onberen  (»t^ologifd^en  gfäHen  l^er- 
oulgrboben.  Sie  IBergtei^ung  gefd^tel^t  bann  o^ne 
jebc  Säiffi^t  ouf  bm  Sufornmen^ng  iener  %^» 
a^ifmaiq  mit  bcm  ganjen  übrigen  3uftanbe,  ber 
^önfi^btt  imb  ben  morattfd^n  Sigenf^aften 
bcr  etigmotijitten.  S)ie  ®efammt^eit  bec  ^iftorifd^ 
irglottbigten  Sotfommniffe  ber  @tigmatifation 
Ott  (ä  üjftm  99cgleiterf4iemungen  nod^  ben  Stegein 
ciaff  wmxxÜffilSLokn  l^ijbrif d^en  Pritil  juf ammen* 
pflcOen  unb  bie  ®efammt^eit  aUet  biefer  Srfd^ei- 
mmgoi  vadf  i^ren  ^u))t)ugen  )ur  (gtunblage 
nofS  t9ij{mf(!^ftU^  UrtQeild  unb  einer  93er» 
(Itutung  mit  fonfl  Dorfommenben  Ijotl^ologifd^en 
^jlänben  )tt  madftn,  "fyai  num  Bis  ie^t  nic^t  für 
bcr  Vtü^  toett^  erac^et  ober  geftiffentlid^  Der» 
mitbcn.  Stt^tenS  jeigt  fic^  bann  bei  )iemlid^  aOen 
Ihrjrn  Oerfiul^  bad  (Eigent^ümlid^e^  ba|  mon 
ji^  fctent,  tfyAi^  bor  bie  Sftoge  }U  treten,  ob 
.ootutlti^  ober  übernatürlich'',  ober  ununuounben 
rmjugcßet^,  loie  rneit  bis  je^  eine  Srfldrung 
möglt^  iß  otier  ni^t.  92id^t  genug  bamü,  bo|  bie 
IRdgli^fett  oDeS  Uebcmatürlid^  oon  ooml^rein 
in  abfolnter  SBSeife  ou^ef^Ioffen  toirb,  mad^t  {td^ 
ein  foji  Inbenjc^ftli^  Streben  bemerfbar,  burd^ 
q^joi/U  Snologien,  geleierte  SBorte  unb  !ede  SBe« 
taitpttmgai  ben  Schein  gu  enoeden,  oIS  fei  l^ier 
tOd  jonnenflar,  aäl^renb  t^tfäd^tid^  bie  SBiffen- 
j^  ^infid^tlii^  ber  Stigmotifotion  bis  l^eute  bor 
mm  i^  böDtg  unguganglid^en  ®ebiete  fte^i  9lb« 
gfft^  oon  bcr  gegen  bie  (Sefammt^eit  ber  biSl^er 
kbmaten  gf&IIe  fo  oft  Ieidt|tf ertig  erl^obenen  9n- 
flage  auf  Setrug,  finb  l^u;)tfad^Ii(^  brei  Sr- 
fldnmgSbofud^  geUenb  gemad^t  morben.  S)er 
nnicjlt  ift  ber  burd^  ^^pnotiSmuS  (f.  b.  9lrt. 
&nmiambuIidmuS).  Sd  ift  in  eingelnen  gfäSen 
hcst  ^Qpnottfeur  gelungen,  burd^  blo^n  Sefel^I 
om  Mt^  beS  9RebiumS  »d^renb  bed  magneti« 
{d^  S^lafed  einen  leichten  rotten  gfleden  beroor- 
{snifni^  unb  attar  gauu  an  einer  oorl^ier  begeid^« 
netm  SteOe.  ^enfo  ift  auf  99ef el^I  beim  (Enoad^en 
cDd  bem  magnetif^en  Sd^Iafe  9{afenbluten  ein- 
gctnlen;  burid^  Auflegung  einer  Snja^I  bon 
9nefmarhn,  toel^e  oem  SRebium  ald  Sugpflofter 
botgeftellt  mürben,  entfknben  am  Körper  bed- 
felben  leidste  SBaf^blafen  ober  bie  benfelben  oor» 
beigebenbe  lei^ite  Sntjunbung ;  enblid^  gelang  ein 
9crfu4),  bog  beim  6rmad^en  am  Srme  bed  9Re« 
büund  einige  @d^ft)üge  gerötl^et  unb  leidet 
Uiitcttb  erf($ienen,  meldte  ber  ^^pnotifeur  bor 
Dem  6i^Iafe  mit  einem  Stift  auf  ben  9Irm  ge« 
leid^  ^tte  unter  bem  93efel^l,  ba|  biefelben 
mid)^  blutenb  fi^tbar  merben  foUten.  S)tefe 
im  Ziium|)t  angetünbigten  i^Srfotge''  ftnb  in- 
be^  nur  in  dnaelnen  feltenen  gfäSen  gelungen, 
iDÄbtenb  bie  SRei^ia^I  ber  in  biefer  SRid^tung  an- 
sehen 4Eipcrimente  obne  SBirfung  geblieben  ift. 
Itt4  in  ienen  menigen  ^oXitn  mürbe  bie  SBirfung 
ntr  er)ielt  mit  ^ilfe  bed  magnetif^en  Sc^IafeS. 
tbgeje^  bon  bot  genannten  gang  unbebeutenben 
iot$en  ober  bluicnben  Srf(beinungen  an  ber  baut 
nciflt  bcr  übrige  3uftonb  ber  ](iQ))notijirten  $er* 


fönen  mit  ben  betonnten  Segleiterfd^inungen  ber 
Stigmatifation  nic^t  bie  geringften  Sergleid^ung^ 
imnfte  auf.  —  Sin  anberer  drfldrungisocrfuc^  ift 
ber  burdd  »^uto-Suggeftion",  b.  1^.  burc^  ^oxv^ 
centrirung  ber  (EinbilbungSfraft  auf  ein  enge  be- 
grengted  @ebiet  oon  Siorftettungen.  9Ran  nimmt 
an,  ba^,  mie  (angebli^)  burd^  leb^fte  Sinbilbung 
einer  innem  Äranll^eit  biefe  im  aRenfd^en  mirfli($ 
l^eroorgerufen  merben  tonne,  f o  btnrd^  l^öuftge  unb 
lebhafte  SSorfteHung  ber  SBunbmale  Sl^rifti  bie  ent* 
fpred^enben  äßunben  unb  Slutergüff e  am  Selbe  beS 
Stigmatiftrten  l^eroorgebrad^t  mürben.  Steg  ift 
iebod^  eine  DöUig  miUtürlid^e,  benZl^tfad^en  miber- 
ftnred^enbe  Snnabme,  bie  überbte|  ben  gangen 
fouftigen  3uftano  ber  Stigmatifurten  unertlart 
lagt,  gfür  gallreid^e  gfölle  gel^t  aud  ben  und  er« 
l^Itenen  gang  einge^ben  Säerit^ten  Qar  l^eroor, 
ba|  eine  intenfioe  SSorfte&ung  fpecieU  ber  SBunb« 
male  Sl^rifti  gar  nic^t  ooraudgegangen  ift.  Sei« 
fpiele,  bog  iemanb  burd^  bie  bIo|e  Jhaft  ber  Sin« 
bilbung  ftd^  tiefe  SDBunben  unb  luftige  Stutergüffe 
l^orgerufen  l^abe,  finb  bis  gur  Stunbe  nid^t  er» 
brad^t.  Slud^  ftnb  auS  ber  @efd^i(^te  ber  ^eiligen 
nid^t  menige  3Rdnner  unb  gfrauen  betannt,  melc^ 
gum  Seiben  ßl^rifti  tmb  gumal  feinen  SBunbmalen 
eine  oorgüglid^e  Snbad^t  genährt  ^ben  imb  auc^ 
burd^  Sergüdfungen  unb  anbere  au|erorbentttd^e 
@aben  audgegeid^net  maren,  bie  aber  gleid^mol^I 
bie  Stigmata  nie  erlangt  ^aben.  %tt  g.  9.  bie 
Jfatl(|oUten  9lorbengIanb9  ftd^  1536  gegen  il^ren 
tird^enräuberifd^en  ftönig  gu  einer  bemaffneten 
Semonftration  (the  pUgrimage  of  grace)  er« 
l^oben,  fpielte  baS  SBtlb  ber  fünf  SQBunben  Sl^rifti 
babei  eine  l^eroonagenbe  Stolle  unb  mürbe  auf  bem 
^auptbanner  ben  ^erl^aufen  oorangetragen.  9ln 
reltgiöfer  Srregung  unb  fteberbofter  X^ötigteit 
ber  ßinbilbungStraft  fel^Ite  e8  nid^t  in  ben  SRei^ 
ber  $ilger:  aber  au(^  unter  fo  öugerft  günftigen 
SSerl^altniffen  für  bie  „^uto-Suggeftton"  mirb 
fein  eingiger  gfoD  oon  Sttgmattfation  berid^tet.  — 
&  bleibt  nod^  eine  britte  oorgeblic^  Srtlärung, 
bie  burd^  ^qfterie.  Sie  erfd^einungen  ber  ^^fterie 
baben  nömlid^  mit  benen  ber  Stigmatifation  ba8 
gemein,  bag  beibe  auf  einem  öugerft  buntein  ®e« 
biete  liegen,  don  meld^em  btd  {e^  bie  SBiffenfc^aft 
ber  ÜRebtcin  faft  nichts  mit  Std^erbett  gu  fagen 
meig  unb  mo  bie  ftunft  bed  9rgte8  nid(|tS  oermag. 
SBenn  f onft  gmif d^en  bem  ßnftanbe  einer  eingelnen 
Stigmatifirten  mit  bem  eined  beftimmten  an  ^9- 
fterie  tranlenben  3nbioibuum8  einmal  getoi^e 
Analogien  l^erauSgefunben  merben  tonnen,  fo  be- 
gießen fid^  biefe  auf  untergeorbnete  Ütebenerfd^ei« 
nungen.  3toif d^en  ber  Sttgmatijation,  in  ber  ©e« 
fammtl^eit  ißrer  gäOe  unb  nad^  il^ren  ^auptgügen 
betrad^tet,  utib  ber  ^qfterie,  nad)  ben  bidl^rtgen 
örgtU(^  93eobad^tungen  unb  Srfabrungen  in 
ibren  d^aratterifttfc^en  SRertmalen  beurtbeüt,  liegt 
ein  f  0  bebeutenber  ^bftanb,  bog  mentgftend  bi§  ie^ 
bie  Snmenbung  beS  SBorted  ^^pfterie"  auf  eine 
ben  ^ergten  böttig  unergrünbli^e  ©ruppe  oon  6r- 
fißeinungen  als  blogeS  SBort  imb  leere  SuSrebe 


6t{)>enbittiii  —  StödL 


826 


•oPc  bct  Sfaiffmift.  ber  fiber  bie  Seele  felbfi 
hinc  (BcbmU  t^,  geliitfit  cfi  oft,  ben  6tim  oon 
SRntfid^,  iQd(^  dUf Orttett  nad^l^gen  unb  auf 
JlatA  ouft  finb,  bttx^  t^cen  RJkptx  in  X&uf d^ng 
jü  Mflnifcn*''  .Unbbie|\fofatii9ltbabeneira 
fbcf»  .>Ie0tc  er  bin^  IBeifj^iete,  bie  ou^  iä^  fe^r 
Doy  ietme.'  SBeücre  SBdelfirung  gibt  @coca- 
■dUI,2S5f. 

S>ic£{terotttr  flber6ttgmatifotion  1^  in  ber 
^^lim  3nt  foß  au8f((Iic|ti($,  ober  mid^  giemlid^ 
tru^i^i,  mit  ben  Stigmata  bed  1^1  gran)  k)on 
Hfnp  «nb  bet  ^L  ftot^arina  Don  Siena  \xq  be« 
Mäftigt    9la4  ber  mebictnifd^  Seite  i$  bie 
6tiginott|dtion  namentliil^  in  Den  gfäOen  ber  fto- 
ibaciaa  Smmerii^  irob  fiouife  2ateau  oiel  erSrtert 
wrben.  Seltere,  geb.  80.  Sannar  1850  in  ber 
Sö^  bcS  ^Sjiot^  93oiS-b'^ine  in  ber  belgifd^ 
Sitefe  Xotima9,  entflammte  einer  unbemittelten, 
ober  finiiigßn  Arbeiterfamilie,  bie  bed  SßaterS  fii^on 
fiubc  bimlb  ben  Zob  beraubt  mürbe.  Stad^  fromm 
MrleUtr  3iigenb  mar  fte  eben  oon  töbtlid^er  ffronf- 
^  (etgeßcflt  oft  feU  «(irU  1868  bie  Stigmato 
berwsjutrcten  begonnen.  Sie  ftarb  am  25.  Suguft 
268^    (SgL  J.  S.  Shepard ,  Lonise  Lateau, 
Übe  ezstaticaof  Bois-d'Haine,  London  1872; 
F.  LefebvTBy  Louise  Laiean  de  Boifi-d'Haine, 
sa  vie,  aea  extaaes,  see  stigmaies.    Etüde 
laedieaie,  Lomrain  187S;  H.  van  Looy,  Bio- 
graphie de  Louise  Laiean,  Tournai  1874; 
IL  9lobIing,  fiottife  Sotcau. . . .  3laäi  autbenti- 
f^  3Rri)idmf(^en  unb  Z^logif^en  Socu« 
wBlm  2C,  ^berbom  1874 ;  $.  9Raiunfe,  Souife 
Soteon,  tbr  SBunberleben  unb  ibre  Sebeutung, 
Ssfin  1874;  9.  3obnen,  Souife  Sateou,  bie 
etignotiftcte  Don  SBoiS  b'^aine,  lein  SOBunber, 
Mccn  X&rfd^g,  Min  u.  Seipjig  1874;  £1^. 
&bmiui,  Wein  Suto^ten  aber  bieSBerfud^,  bie 
ca  ha  Stfentotiftrten  Souife  Sateau  am  26.  ÜRör) 
1B69  ongf^eOt  »urben,  ftöln  u.  9teu^  1875; 
£.  Warlomont,  Louise  Lateau,  2*  ^d.,  Bru- 
lolks  1876 ;  (L  SerenS,  Souife  Soteau.   92ad^ 
ta  Rcnefloi  S^bad^ngen  uno  Crfd^nungen, 
^obedom  1878.)  lieber  SRarie  o.  SRoerl,  geb. 
17.  October  1812  )u  ffaltem  in  Xirol,  oon  ffinb« 
hat  an  tarn  unb  fromm,  feit  1882  burd^  au^er- 
ifiDbfpüU^  3#^be  belannt,  geft.  11.  Sonuar 
1868,  UAL  (E»rrcfi,  SR^ßU  H,  494  f. ;  L.  Boi^, 
Lee  St^atisöee  da  Tyiol,  Paris  1840; 
(BontS,)  2>tt  Z^roler  efftatifcben  Jungfrauen, 
SegenSbing  1843  ^  Yeyland,  Les  plaies  san- 
^KBtBß   du    Ghnst  reprodnites  dans  trois 
viergea  chretiexuiesTivantactuellement  dans 
\ä  a>TDl,  Mets  1844;  $.  TOatunfe  a.  a.  O.  96 
(ibbrnit  ber  Serdffentli^ung  oon  f$r.  Xiej^  im 
JMBann  Scetnbenblott*   1868).    lieber  Do- 
amka  2o|sari  figL  au|er  ben  (genannten  Seba 
Stbir.  e^ondterUIberr  gtanlfurt  1853,  195  f. 
Hon  forai  nodft  ticrgleld^  $b«  SNabler,  6nt- 
ifiaungm  über  bie  cffiatifcbe  2hmgfcau  3uliana 
B^Sbdfit  7C ,  aSien  1851 ;  te  SEBelfd^er,  Z)ie 
6tigamiifirle  gii  (Benbringen  (i)orot^  3}iffer). 


Shu!^  genauen  9eobad^tungen,99orIen  1845.  Ueber 
bie  gfrage  in  i^rer  digemeinen  Sebeutung  Idnn 
man  au|er  ®drred'  fcbon  genannter  J^xfß"  II, 
407  ff.  oergleid^en:  Theophüus  Baynand,  De 
BÜgmaüsmo  sacro  et  profano,  cUvino,  hn- 
mano,  daemoniaco,  Oratianopoli  1647  (Opp. 
Xni,  72—194) ;  ScarameUi,  Anleitung  in  ber 
m^ftifd^en  Zl^eologie,  auS  bem  Stalienificl^  I, 
StegenSburg  1855,  229—241 ;  ^e  Stigmati* 
firten  bed  19.  Sa^rbunbertS. . . .  !Rad^  autbenti* 
feigen  OueQen  herausgegeben  Don  einem  €urat» 
i^riefter,  SRegenSburg  1877;  A.  Imbert-Gour- 
beyre,  Les  ßtigmatisees ,  Paris  1878;  Le 
mdme,  La  Stigmatisation,  l'extase  divine  et 
les  miraoles  deLourdes,  Paris  1894,  2  vola.; 
W.  Sod^am,  SRemoiren  eines  Obfcuranten, 
l^erauSgegeben  Don  P.  9R.  Sattler,  ftem))ten 
1896,  213  f.  9latärlid^  SrnSrung  Derfwben 
3.  SR.  C^rcot,  ftlinifd^e  iBorträge  über  Jhan!- 
beiten  beS  SlerDenfpftemS.  9lad^  ber  Xebaction 
Don  IBoumeDifle  in^S  Seutfcbe  übertragen  Don 
9.  Sfe^r,  Stuttgart  1874-1878,  2.  Sbt^.; 
2)erf.,  %eue  Sorlefungen  fiber  bie  ffratd^eitea 
beS  9lerDenf9ftemS ,  inSbefonbere  aber  ^^fterie. 
Sutoriflrte  beutfi^e  Ausgabe  Don  Sigm.  gfreub, 
äBien  1886:  Bourneville,  Science  etMiracle, 
2«  ed.,  Paris  1878;  H.  Bernheim,  De  la  Sug- 
gestion dans  l'ötat  hypnotique  et  dans  l'dtat 
de  veille,  Paris  1884;  P.  Bicher,  Etudes  cli- 
niques  sur  Thyst^ro-epilepsie  ou  la  grande 
hyst^rie,  2«  ed.,  Paris  1885.)  [O.  ißPf  S.  J.] 

$fi|peitbiiiiK,  ein  ^uSbrud,  ber  gema|  feiner 
Ableitung  (stipem  pendere)  ben  9{ebeiibegriff 
beS  SoIbeS  ober  SImofenS  an  S)ärftige  \^,  be* 
geicbnet  1.  biSmeUen  bie  9iei(j^niffe,  meU^e  an  nod^ 
anfteUungSIofe  ®eiftlid^e  bis  ju  ibrer  $roDifton 
als  SuftentationSbeitrag  Derabreitbt  merben.  — 
2.  regelmäßig  bie  freimtSigen,  bur(b  bifcb5fIi(beS 
KeguIatiD  ober  bur(b  ObferDong  fisirten  Oblatio» 
mn  für  bie  9M)))Iication  ber  l^eiligen  SReffe  (f.  b. 
art  aRe|fti)>enbittm).  —  3.  bie  meifi  auS  Stif- 
tungen flie|enben  Untcrftfitfungen,  burd^  melcbe 
ftrebfamen  ^ßerfonen  bie  SDtögli^teit  einer  %h\j^xxi 
SuSbilbung  in  Jhmft  unb  SBiffenfcbaft  u.  bgl.  ge- 
boten mirb.  [^maneber.] 

^toA^  Simon, .ber  b^/  f.  SimonStod. 

$tfilC,  Silbert,  l^erDorvogenber  fatbolifd^er 
$]^iIofo|)b  ber  neuf  d^iolaftif^en  9ii(btung,  maä)  als 
ber  Sobn  einer  f^U^^en  ScbuOel^erSfamilie  am 
15.  aRdrg  1823  }u  SDlö^  (bri  Xreud^flingen  in 
SBa^em)  geboren.  S)en  erften  Unterriebt  erbielt 
ber  talentDofle  ftnabe  in  ber  OrtSfd^e  feines 
SBoterS,  lam  bann  im  9. 1835  an  bie  Stubien- 
anftalt  unb  balb  barauf  in  baS  bif(b5fli(be  Semi- 
nar }U  ßiibf^fiit,  mo  er  baS  gonje  ®9mnafium 
l^inbur(b  in  oBen  jflaffen  unb  (Seaenftanben  ben 
erfien  $Ia|  bebouptete.  Kocb  als  S^mmtfiaft  be- 
geifterte  er  feine  ERitjöglinge  )ur  (Srunbung  eines 
bie  Pflege  Don  Xugenb  unb  SBiffenfd^ft  begmeden- 
ben  iSßereinS  unter  bem  SRamen  »9Io9Panifd^e 
Sfabemie",  ber  ftd^  l^eute  nod^  eines  fegenSreid^ 


S29 


Störung  beS  ®otteSbienfte9. 


880 


Ib^  innfi  no4  cttooS  \tfyttXbtn*',  fymiiit  btr  un- 
cmnbG^e  SRonn  am  15. 92ot)ember  1895  {eine 
cMe  Seele  auft.  Ottt  i^m  ging  ein  entfd^iebener, 
irnndinenfcfler  (S^arofter,  ein  tiefgläuiiger  Sl^rift, 
dn  p^ic^ttituer  ^Ißriefter,  ein  einflu|reid^er  ®t' 
Wn  tn'S  denfeüs  l^inüber.  9ln  feinen  Sd^riften 
ymfit  num  ^Oenmeife  nriffenfd^ftlic^e  ftritil, 
Ziefe.  (SdmbCi^fcit  unb  Selbfiänbigfeit  bod^  er- 
jitum  fuilf  biefelbcn  olft  fieldrbüd^er  mit  ^tä^i 
p^  Seliebt^it  (9}gL  SDtorgott,  Dr.  «Ibert 
z^  Sebenlblatt  }um  70.  ®eburtStoge,  in  ber 
.ftott  @<^ulfunbe''  1893,  3lt.  12;  grüner, 
$mH  fi^  I>r.  SIbert  Stödl,  im  ^fiatboIU'' 
\m,  1, 1—11 ;  $^iIo{.  Sal^rbud^  ber  ©örred« 
eejeflfiiMt  1896,  484;  [^emfelj  Dr.  «.  etödl. 
e»  Seben^flijy,  a^oin^  1896.)  [SRorgott.]  . 
$tfnia^  k€$  ^^tUsMeufles  (turbatdo  sa- 
cronim)  ^ci|l  bod  Seltct,  tt)el(^ed  begangen  toirb, 
vom  jcmonb  biu^  Sl^llid^feiten  ober  S)ro]^ungen 
Mf  ÜuSubimg  bcS  ®ottefibtenfteS  einer  im  @taate 
bcPe^enben  XeligiDnigenDlfenfd^aft  abjtd^tlid^  Der« 
bmbrrt,  ober  in  einer  JKr^e  ober  an  einem  anbem, 
}n  «Iigi5{en  Serjommlungen  beftimmten  Orte  gur 
3rtt  bei  (Sottedbtcnfied  Dorfdklid^  fidrm  ober  Un- 
ofbnnng  (namentlid^  burti^  Verbal«  ober  Steal« 
isittrien  gegen  ben  fimctionirenben  @eiftlid^en) 
oegL  Sie  crften  (^riftlid^en  jfaifer  ftatuirten 
gegen  birfc§  Skrge^en  fe^r  ftrenge  Strafen;  fo 
(in&ttcn  f^noriud  unb  9rcabiu§  (898)  unb 
IKoman  (451)  bie  tnrbatio  Bacronim  für  ein 
itfipüaloaAre^^en  unb  festen  bte  2:obedftrafe  auf 
bosiclbea  10,  Cod.  1,  8;  1.  5,  Cod.  1,  12). 
Julian  milberte  iebod^  biefe  Strenge,  inbem  er 
pd  %tUn  b€T  turbatio  sacrorum  unterfd^ieb 
unb  nur  bte  fd^tterere  berfelben,  bie  Störung 
ober  Sei^tnberung  beS  ®ottedbienfted  ober  einer 
$rDceffion  mit  bem  Xobe,  bie  Seleibigung  bei 
9t|4ofl  ober  eines  glerüerS  näl^renb  bed  ®otted- 
bimjitl  ober  einer  $roceffton  bagegen  mit  förper- 
luter  Sättigung  ober  bem  dpi  beftrafte  (Kov. 
123,  31).  flu^  bie  foroUngifd^e  ©efe^gebung 
bejHmmte  bei  X^Hd^feiten  gegen  Slerüer  in  ber 
lKi4t  bie  <Snln^tung  eines  breif ad^en  SBel^rgelbS 
imb  {e|te  fiberbieS  ben  Idnigltd^en  Sann  barauf 
(j.  Mon.  Genn.  hisi  Leg.  Sect.  II,  Capit.  reg. 
Frana  I,  281 ;  II,  60).  @ratian  DermieS  in 
femon  Dietum  gu  c.  29,  C.  XVII,  q.  4  auf  bie 
(ikfc|e  im  erften  9wi^  beS  Codex  JuBtinianeus. 
SRit  excosunniucatio  ferendae  ober  latae  sen- 
tcatiaeoberinterdictom  ab  ingressu  ecclesiae 
ipso  jure  bebroben  gleii!^  bem  gleiten  Soncil 
m  ^on  (f.  0.  2  in  YI  8,  23)  mittelalterlid^e 
Sqnoben  beteoffneted  Srfd^einen  in  ber  ftird^e, 
&bnDa%  befi  @otteSbienfteS  burd^  Xumulte  unb 
lAdtiffe  ouf  Rubere  in  ber  jtird^e  ober  auf  bem 
fis^M,  Störung  beS  @otte§bienfteS  burd^  un- 
yaünibeS  Senebmm  u.  bgl  (f.  g.  93.  Mansi 
Hin.  1160;  XXV,  1074 ;  XXVI,  452  sq.). 
3m  ncium  ftird^enred^t  ^  $iud  Y.  1566  in  ber 
tonftitution  Com  prunum  eingelne  bter^er  ge« 
4^  Sergej  mit  beftimmten^  je^t  aber  un- 


))raftifd^en  Strafen  (®elbbu|en,b}m.  ^rflgelfhafe, 
SsiO  bebrobt  2)q8  3:ribentinum  unb  ^articular- 
fqnoben  meifen  t^eilS  arbiträre,  t^eilS  fefte  Strafen 
gegen  bie  turbatio  sacrorum  auf  (f.  Trid. 
Sees.  XXn,  Decret.  de  observ.  et  evitand.  in 
celeb.  miesae ;  Hardouin  X,  452.  690.  828. 
1425.  1460.  1564;  Ogl.  ^infd^iuS,  ffir(^en- 
red^t  Y,  763  f.).  3lud^  l^at  bie  ftaatlid^e  @e« 
rid^tSprajiS  feit  bem  16.  Sal^rbunbert  mit  ben 
delicta  mÜLta  unb  felbft  einzelnen  delicta  mere 
eccleeiastica  bie  turbatio  sacrorum  mieber 
mel^r  unb  mel^r  in  i^ren  93ereid^  gegogen.  S)a- 
bei  ift  bie  beutfd^e  @erid^tSprasid  ber  milbem 
SSerorbnung  SuftinianS  gefolgt  unb  b<^t  auf  bem 
©runbe  berfelben  folgenbe  X^eorie  auSgebilbet: 
I.  ®ie  SobeSftrafe  oatf  nur  bei  ber  aDerf(|n)erften 
^rt  ber  turbatio  sacrorum  t)erbängt  merben, 
toenn  namltd^  1.  ber  ©eiftlid^e  nid^t  blo^  mit 
SBorten  unb  S^i^^n,  fonbem  mit  förperlid^er 
9RiBb<tnbIung  beleibigt  mürbe,  unb  biefeS  2.  in 
ber  JHrd^e  unb  3.  möldrenb  Ausübung  feiner  tird^- 
lid^en  gfundionen  gefd^al^,  unb  gmar  fo,  ba^ 
4.  bie  Unterbred^ung  ober  ooQige  tluf^ebung  beS 
(SotteSbienfteS  bie  ^folge  mar.  IL  ge^It  eines 
biefer  t)ier  älequifite,  fo  barf  bie  Strafe  beS 
Sd^merteS  nie  Derböngt  merben.  SBar  aber  bie 
turbatio  sacrorum  mit  befonberS  erfd^merenben 
Umftänben  unb  großem  ^ergemi^  oerbunben,  fo 
foU  auf  fianbeSoermeifung  unb  förperlid^e  3üc^ti« 
gung  erfannt  merben.  III.  SBeftanb  bie  Störung 
beS  SotteSbienfteS  in  bloßen  Serbalinjiurien  gegen 
ben  ©eiftlid^en,  fo  tritt  eine  arbitröre  Strafe,  ge* 
möbnlid^  ®ef ängni^  ober  ® elbbu^e,  ein ,  beren 
®rö^e  t)on  oer  S^mere  ber  9efd^im))fung,  bem 
üerurfad^ten  Slergemig,  ber  me^r  ober  minber  be« 
beutenben  Unterbred^ung  beS  ®otteSbienfteS  ab« 
bangt.  lY.  S&tiUmm  unb  Streitigfeiten  ber 
ffir^enbefudl^er  unter  fid^,  moburd^  bie  Functionen 
beS  (Seiftlid^en  unb  bie  ^nbad^t  ber  ^nmefenben 
jeftört  merben,  follen  mit  ®efängni^  ober  @eß>* 
trafen  nad^  bem  Srmeffen  beS  SRid^terS  belegt  mer- 
)en.  SBaren  bie  Streitigleiten  mit  großem  Xumult 
ober  gar  mit  Sd^lägereien  berbunben,  fo  ift  baS 
Strafmal  bebeutenb  gu  erl^öl^en  (t)gl.  B.  Carpzov, 
Jurisprudentia  eccles.  seu  consist.  3,  8 :  De 
poenis  sacra  turbantium).  S)ie  mobeme  ®e> 
fe^gebung  betrad^et  ebenfalls  bie  SReligionSbelicte 
als  t)om  Staate  gu  beftrafenbe  äSergeben,  ift  aber 
in  ber  Snbrol^ung  bon  Strafen  milber.  So  be* 
brol^t  baS  Strafgefe^bud^  für  baS  S)eutfd^e  Steid^ 
§167  bie  Störung  beS  ©otteSbienfteS  im  an- 
gegebenen Sinne  mit  ®efängni|  bis  gu  brei  3ab- 
ren;  bagu  beftimmt  §  196,  bog  bei  ^eleibigung 
eines  StetigionSbienerS,  mäbrenb  er  in  Ausübung 
feines  SerufeS  begriffen  ift,  ober  menn  biefelbe  in 
99egiel^tmg  auf  feinen  ^eruf  begangen  mürbe, 
au|er  bem  unmittelbar  Setl^eiligten  aud^  beffen 
amtlid^e  Sorgefe^te  baS  9ted^t  b<iben,  ben  Straf- 
antrag gu  fteUen.  Sel^nlid^eS  ftatuirt  baS  öfter« 
reid&ifd^e  StrafgefeJ  üom  27. 2Rai  1852,  §§  122»». 
303.  (93gl.  no^  ff ol^Ier,  Stubien  auS  bem  Straf* 


881 


Stoifd^e  SRoraL 


red^tl,  ÜRonnldeim  1890,  183 ff.;  £tf}t,  Se^- 
imd^  be9  beutfd^  @irafred^t9,  7.  9it{t,  Serlin 
1896,  886  f.)  [Sdgmüller.l 

^Mf^  Wi^tat,  änBegrtff  btr  et^ifd^eii  ^- 
cipien  unb  Snfd^autmgeti  in  her  fogen.  floifd^ 
&äf[ät,  toeld^  unter  o&en  focratifc^  @^en 
bie  $]^iIofo))]&ie  Dor^üglid^  mit  Stficffn^t  auf  baS 
moxmid^  ®ebiet  meiter  bilbete.  Sie  @toifer 
fe^en  ben  ^öd^ften  Stoedt  be«  SAmi  unb  oOeS 
$^üofo)>]^iren9  nid^t  in  baS  SBiffen  an  fid^,  mie 
$Iato  unb  SriftoteleS,  unb  nod^  loeniger  in  bie 
Su%  tt)ic  bie  ^bonifer  unb  £)>üuteer,  fonbetn 
in  baS  ^anbeln  unb  bie  fittlid^  Xud^tigfeit 
Sei  i^en  ftonben  bal^  anä^  Sogil  unb  $^9fif 
(jammt  Xl^eologie),  benen  t^oretif^  ber  Sorrang 
juerfonnt  iDurbe,  bod^  ti^tföd^Iid^  ganj  unb  gar 
in  bem  2)ienfte  ber  (^if.  9iuf  Bern  et^f^en 
Gebiete  tritt  ber  @eift  ber  fioifd^en  $I^Uofo))^ie 
am  unmittelbarften  }u  Xoge,  ^er  liegt  aud^  bad 
unbeftreitbareJelbftönbigeSerbienftberfelben.  S)ie 
meta|)]^9flfd^e  9)orauSfe|ung  beS  ftoifd^en  SRoroI- 
f9fiem3  ift  ber  b^namtfd^e  unb  tronSeunte  $an« 
t^eiSmuS  (f.  b.  Srt.).  S)afi  göttlid^e  SBefen,  afö 
Urfeuer  gebadet,  enttoidfelt  ftd^  gur  9Mt;  bie 
Sonberesiftenjen  in  ber  ä&elt  fmb  nur  unenblid^ 
mobificirte  SRanifefiationen  bed  Sinen  UrttefenS. 
^SAt  @ottl^  mirb  aber  jugleid^  atö  Semunft 
(X^Yoc,  vouc)  ober  aaif  M  Sorfe^g  (icp^voia) 
unb  als  SSer^öngni^  (etfiapfisvY),  fatam),  (urj 
afö  geiftigcd  SBefen  gebadet,  )o  ba|  bie  SBeltgefe^ 
als  eine  Offenbarung  ber  göttlid^en  9}emunft  unb 
inSbefonbere  bie  menfd^Iid^  Semunft  als  ein 
«uSfLu^  ber  ®ottl^  felbft  in  betrad^ten  ftnb.  — 
SReben  biefer  meta))]^9ftjd^en  ^t  bieftoifd^eSRoral 
ober  unt^erfennbor  aud^  eine  pf^d^ologifdjie  SofiS 
in  ber  Siüdftd^tna^e  auf  ben  allen  Sebettefen 
gemeinfomen  Selbfter^ltungStrieb,  tt)oburd^  iebeS 
Skfen  innerlid^  gu  bem  getrieben  mirb,  maS  feiner 
9}atur  gemfti  ift  S)emnad^  mar  baS  oberfte 
SRoralprinci))  ber  @toifer,  t6  6fi.oXo7ou(ievcDc  x^ 
^öorei  C^v  ober  xh  dxoXou&coc  C^v  ober  r^  dxo- 
Xood£tv  T^  ^ujet,  b.  1^.  baS  fßd^^it  3i<I  beS 
9Renfd^en  befielet  barin,  ba^  er  ber  9latur  gemä| 
lebe,  namlid^  in  Uebereinftimmung  mit  ben  aS- 
gemeinen  ©efe^n  beS  9BeItIaufeS  unb  ber  t>er" 
nünftigen  SRenfd^matur.  Unter  „Statur"'  (f6avc) 
oerftanben  bie  Sinen  oorjugSmeife  baS  SBeltoA 
(iKeantl^),  Rubere  bie  einlieft  ber  menfd^Iid^ 
unb  ber  allgemeinen  92atur  (S^r^fippuS),  mä^* 
renb  bie  fpäteren  @toif er  babei  Dormiegenb  an  bie 
9latur  beS  SReufd^en  badeten.  SiefeS  „natur- 
gemäße Seben"  nennen  bie  Stoibr  Xugenb.  @ie 
gUt  il^nen  alS  baS  oberfte  fidftenS)ieI  unb  als  baS 
^öd^fte  unb  einjige  ®ut  (di7a&6v  xtXetov) ;  in  i^rem 
Seft^  befielet  bie  l^öd^fte  unb  eingige  ®Iüdfelig- 
feit.  Srmorben  mirb  bie  Xugenb  burd^  bie  Der* 
nänftige  Srfenntni|  unb  burd^  ben  t)emünftigen 
®ebraud^  ber  SBiflenSfreil^.  SBer  fie  beft^,  tfi 
oOein  meife ;  tugenbl^ft  unb  meife  fmb  Segriffe, 
bie  fid^  beden.  9US  ^dd^fhs  unb  einjigeS  ®ut  ift 
bie  Xugenb  fui^  felbft  genflgenb  (aörapxi)?)  unb 


5ur  Seligfeit  auSreid^enb,  ba^  nid^t  WM  fum 
Stotd,  fonbem  Selbftgmed  unb  um  i^r  f^ 
miOen  bege^renSmert^  (ad&a(jpEToc) :  alUS  Vn^ete 
au^  i^r  1^  feinen  SBert^.  S)te  £uft  ober  boS 
Vergnügen  burfen  burd^uS  nxdjit  3>Ded  unfercS 
^anbelnS  fein,  benn  fte  fmb  nur  ein  3u»u4S 
(im7ew7)}ia)  )u  bem  gelingenben  6tRben  n«^ 
bem,  maS  mit  unferer  Slotur  ^ormonirt  ~  SDk 
Xugenb  ifi  ben  Stoifem  i^rem  ffiefen  nod^  (Sne, 
barum  gibt  es  feinen  ®rabunterfd^ieb,  lein  Dte^ 
ober  97linber  in  ber  Xugenb^igfeit,  nrie  eS  atiSi 
niäj/t  triele  einzelne  Zugenben  gibt.  9ßer  (tue 
Xugenb  ffoi,  befi|t  fte  iäU.  JHeont^  begeu^ncte 
bie  Xugenb  fogar  dS  unberlierbar  (d^voticö^tov), 
maS  inbe{fen  S^ftp^uS  Idugnete.  Son  einjelnen 
2:ugenben  reben  bie  @toifer  nur  mit  9e|iel(|uiig 
auf  bie  oerfd^iebenen  Slic^tungen,  in  betten  bie 
Sine  Zugenb  ftd^  äußert  @o  unterfd^etbcn  be* 
fonberS  bie  f|)ateren,  im  Snfd^Iuß  an  anbese  p^filo» 

!o|i^ifd^  BiS^viUn  (namaitlid^  on  $Ioto  unb  )(ri« 
ioteleS),  eorbinal-  unb  obgeleitete  (ftttUd^)  Zu^ 
genben,  be]^au)>ten  aber  jugleid^  immer  mieba, 
baß  in  ieber  ^anbiung  beS  Seifen  (Xu^enbl^often) 
aOe  ein)elnen  Xugenben  entölten  feien.  9US  ob- 
foluten  ®egenfa|  }ur  Zugenb  begeid^nen  bie 
@toifer  baS  Söfe,  boS  Safter,  b.  ^  baS  geben, 
meld^eS  ben  ®efe|en  ber  9latur  nid^t  gemäß,  fon* 
bem  gumiber  ift  SSie  bie  Xugenb  boS  ^/Ufit 
®ut,  fo  ifl  baS  Safter  baS  fd^Iimmfle  ttebel  »ud^ 
baS  SBöfe  laßt  fein  SRe^  ober  SRinber  )u;  locr 
t)on  einem  Safter  beßedt  Ift,  ift  Don  aEen  bejledt; 
aOe  Softerl^ften  finb  oud^  gleid^  fd^Ied^t,  meil  olle 
böfen  ^anblungen  gleid^  böfe  finb.  06  jiemanb 
bon  bem  Sbfen  mel^  ober  mtnoer  inficirt  ift,  i^ 
gerabe  fo  gleichgültig,  als  cS  für  einen  Srtrftnften 
belanglos  ift,  ob  er  nur  einen  SotL  ober  tnele 
ff  (öfter  tief  unter  boS  Sßaff  er  l^inabgebrudt  mor- 
ben  mar.  3)i>if<^(n  Xugetib  unb  &t^er  (iprd| 
xal  xoxia)  gibt  eS  fein  9RittIereS:  mer  nu^  tugenb« 
l^ft  ift,  muß  lofterl^oft  fein,  unb  umgefel^  Ob> 
fd^n  ober  bie  Xugenb  boS  l^öd^fie  unb  einzige 
®ut,  baS  SB5fe  boS  fd^Iimmfie  unb  etnjtge  Uebel 
ift,  f 0  gibt  eS  bod^  oud^  noc^  ben  Stoifdrn  SMnge, 
meldte  an  unb  für  ftd^  meber  gut  nod^  übel,  fon> 
bem  etmoS  ®Ieid^güItigeS  (didtdf^opov)  flnb,  mie 
gfreube  unb  @d^mer),  ®efunb(eit  unb  Knndl^, 
Steid^t^um  unb  SIrmut,  felbft  Sebm  tmb  2:ob; 
obfd^on  ober  bieje  2)inge  an  fid^  meber  b^^renS« 
mertl^  nod^  beroofd^euungSmürbig  finb,  barf  man 
fie  bod^  unter  einonber  feineSmegS  gbU^  mert^n^ 
fonbem  fie  fftnnm  unter  Umftftnben  fogar  mun* 
fc^enSmertl^  fein.  Ißur  ein  XJ^or  toirb  gegebenen 
gaDeS  ffronf^eit  ber  ®efunb]^eit,  9rmut  bem 
^eid^t^m  oorgie^m.  S)arum  unterfi^eibcn  bie 
@toifer  unter  biejen  gleid^gflltigen  2)fatgen  brei 
ftlaffen:  i7poi]7|iiva,  ir^^OTgejogene'',  f4ä|bore 
S)inge,  bie  eine  gemiffe  SBejiel^g  jur  mmfi^ii^cn 
92atur  unb  borum  einen  gemiffen  ffied^  (dS&tv) 
tioben  unb  bie  mir  beß^  naturgemäß  mimfd^; 
dicoicpoTjmevo,  „obgemiefene"',  fc^äbHil^eS>tnge, 
bie  bon  ^S  ouS  ba  menf(^id^m  Status  nnan» 


833 


etoifd^e  aotoraL 


834 


gemefjfii,  olfo  ffit  unS  loerflgloB  ( di^v  oSx  S^ovra) 
fibff  dfff  {d^Iicl^  utib  barum  )u  meiben  {inb; 
alofo^  im  enBent  Sinne  obfolut  gleid^gültige 
Dingr«  bu  ipeber  ntt|li<!(  nod^  fc^äbli^  fmb,  toit 
btt  gälte  intb  Snbercö.  3cbe  biefer  brei  fflaffen 
jofäitt  tDttberum  in  Unterabt^eUungen,  Je  nod^- 
tcm  ein  S)ing  entmebet  flberl^upt  on  ftd^  ober 
Dfgm  eines  cmbem  f(^j^8n)ert^  ober  )u  meiben 
rl  —  fRU  btefcr,  um  einen  mobemen  Sludbnid 
fi  grfoouc^,  floifd^m  ®üterle^re  l^ngt  bie 
itstftt  Vflid^tetdet^  auf  bad  Snnigße  gufammen. 
Scr  9cmunft  cntf^md^t  a,  iebeft  @ut  nad^  bet 
Ctbnvng  feincfi  SBert^ed  )u  erftreben.  SaS 
boAPe  imb  eingig  ma^re  ®ut  ober  i[t  bie  Xugenb. 
Wo  bejiel^t  einzig  unb  oOein  in  ber  tugenbl^aften 
Scfinnung  unb  im  tugenbboften  fkinbeln  eined 
9a^fyn  bif  uolOommenfle  ^piddlerfüDung.  8e^ 
KR  ncnnm  bie  @toiter  bod  ^ftatort^oma"  {xh 
txT^co|ia),  inbem  fie  babon  bo9  «.ftat^efon' 
<T&  u^Mtov),  b.  ^.  bad  bIo|e  äuMi^e  Sled^t- 
iasMn,  dq9  Sc^icfliil^^nbeln  unterfd^eiben.  S)em 
,0Qtort(oma''  eniftntd^ennurfolc^e^anblungen, 
ifd(^  cnii  tugenb^fter  @eftnnung  entspringen 
shb  0^  iebe  anbere  Stoedbegie^ung  tebiglid^  um 
bei  (Buten^  b.  ^.  um  ber  Xugenb  mifien  boUbrad^t 
Qcrben.  Siner  folc^en  ^nblung  ifi  nur  ber 
wcSff^  Xugenb^fte,  b.  1^.  ber  SBeife,  fä^ig. 
3^  i^blung  bagegen,  beren  SRaterie  gmor  im 
U^einen  Mntunftgemal  (xard  X^ov)  ift  unb 
bantffl  mit  guten  (Srilnben  jid^  red(|tf ertigen  lö^t 
ba  iä)odt  bie  te^te  3nientton  fel^It,  inbem  fie 
n^  lebigli^  <ni§  ber  tugenbl^aften  ®eftnnung 
ober  bem  bollfommenen  ®e]^or{am  gegen  bie  93er- 
noift  ^orge^t,  iß  nur  ein  „ttaft^ton" ,  beffen 
on^  bie  Slid^ttueifen  fo^ig  jinb.  SRand^e  6toi!er 
Romücn  boS  «^Potortdoma"  oud^  ttol^t  ein  xadrjxov 
t£)£iov.  ^  SSM  fubiediue  (Element  (bieäntention) 
einet  ^blung  mürbe  uon  ben  (ölteren)  @toitem 
9ifIfo4  ^  {u  bem  ®rabe  betont,  ba|  ber  ob« 
jtttioe  fBeri^  ober  Unmert^  berfelben,  itberl^u))t 
bol  obiecttM  @ittengefej|,  borüber  oerfd^minben 
nute  vnb  im  eigentlid(|en  @inne  ber  3^^  i^^^ 
IRtttet  beiHgte.  3n  ber  Z^t  begeugt  und  Ori- 
(Pil  (Contra  Oelsum  4,  45),  ba|  t)on  ben 
€toiiian  bie  9)e]^u))tung  oufgefieDt  toorben  fei : 
ob  eine  ^nblung  gut  ober  böfe  fei,  ^nge  lebig- 
(i4  oom  SBiflen  unb  ber  Vbfid^t  (bed  ^anbelnben) 
ob;  berni  eigentlii^  unb  fireng  genommen  feien 
de  ^Mungen  o^e  einen  OorouSgegangenen 
SOUnfieniff^lug  inbifferent,  meber  gut  no^  böfe ; 
nur  Me  Sbfubt,  toel^  beim  ^mtbetn  erreit^en 
ttoBe,  ipod  gut  unb  re^t  ift,  fei  lobendmert^,  Jene 
ober,  bie  einen  fd^fei^ten  S^td  im  9tuge  fyiht, 
Mtbiene  ZobeL  Origened  berichtet  meiter,  bo^ 
infolge  beffen  bie  ®toiller  unter  Umfiänben  felb^ 
bm  3iicejl  gmifc^  Soter  unb  Zod^ter  für  erlaubt 
«Hält  ff&ttoL  Cd  liegt  in  ber  unerbittlid^en  (Eon- 
fequeni  be<  jioifti^  SQftemS,  ba|  nad^  il^m  ber 
.Seife*,  b.  1^.  ber  Zugenb^afte,  immer  nur  gut 
bonbeü,  ba  er  beS  SUfen  thm  unföl^ig  ift ;  ber 
üo^iofte  bogegen  iß  ebenfo  beS  ®uten  unfähig 

titt^colccifta.  XL  2.  DnfL 


Iffi 


unb  Dcrmag  nur  @d^Ied^te9  )u  bollbringen.  — 
S)er  ,,9Beife''  nad^  bem  ibealen  SBilbe,  »eld^ed  bie 
älteren  @toüer  oon  il^m  (unoerfennbor  mit  befon« 
berer  Stüdftd^tnal^me  auf  @ocrate8)  enttoerfen, 
ift  frei  oon  oUen  Effecten  mie  gfurc^t,  Seffimmet- 
ni|,  SBegierbe  unb  fiuft,  bie  nur  auf  falf c^en  Ur« 
t^eilen  infolge  mangel^ofter  Srfenntnifi  beruben. 
9m  Seft^  ber  Zugenb,  bie  mal^ir^aft  glfldtlid^ 
mad^t,  ift  er  ^LJza^^,  b.  1^.  (ni(^t  gefül^UoS,  f onbem) 
leibenfd^aftSloS.  3n  biefer  dTcdli^sia,  bie  fo  red^t 
bie  Signatur  befi  ftoifd^en  9Beifen  ifl,  liegt  feine 
9Jlad^t  feine  SBürbe,  feine  SSolUommenl^eit,  meld^ 
t^n  mie  einen  Itönig  über  baS  gembl^nlid^e  SBelti- 
getriebe  erbeben,  ia  fo  l^od^  fietten,  ba^  er  nid^t 
blo^  fiber  j[eben  Effect,  über  6d^am,  ORitleib  unb 
Srbarmen,  f onbem  felbft  über  bie  äußere  fittlid^ 
Orbnung  erleben  ift.  Salier  ift  il^m,  meil  et 
aUeS,  xoQ%  er  t^ut,  nur  um  ber  Zugenb  mitten 
t^ut,  nid^tS  oerboten :  felbft  Ihmbenliebe,  Sul^le« 
reien,  bbipeifd^  Ungud^t,  tl^^efteifc^e  Wablgeit 
nb  als  im  ®runbe  gleid^gültige  Singe  für  ben 

eifen  feine  @unbe,  unb  ber  @eIbftmorb  ift  bem 
9Beifen  nid^t  blo^  geftattet,  fonbem  unter  Unu 
ftänben  für  il^  fogar  lobendmertl^  unb  geboten. 
Wit  einem  SBorte :  ber  ftoif d^  SBeif e  Dereinigt  in 
fid^  atte  SoIKommenl^eiten  unb  fielet  ber  ®ott^eit 
nur  barin  nad^,  ba^  il^m  nid^t  mie  biefer  bie  Un- 
fterblid^feit  gufommt  (t>gl.  Seneca,  De  provicL  1). 
—  Sin  biefem  3beal  befi  ^SBeifen''  tonnten  bie 
fpäteren  @toifer  f reilid^  nid^t  mel^r  unbebingt  feft» 
galten.  Z)enn  ber  anfangs  ftatuirte  f(!^roffe  Unter- 
\d)\th  bIo|  )h)ifd^en  gang  guten  ((nroudaiöi)  unb 
gan)  fc^Ie^ten  (<pauXoi),  oottfommen  meifen  unb 
gan)  unmeifen  9Jlenfd^  Iie|  ftd^  nid^t  burd^» 
fü^,  er  entfprad^  ju  menig  bem  mirflid^ 
£eben  unb  mürbe  burd^  ben  Sugenfd^ein  immer- 
fort Sügen  geftraft ;  benn  man  tonnte  nid^t  läugnen, 
bog  fittlid^eS  iBerberben  eigentlich  fiberatt  in  ber 
SBelt  l^errfd^e  unb  aUe  SRenfd^en,  aud^  bie  befien 
unb  toeifeften,  mel^  ober  meniger  baoon  an^ 
geftedt  feien.  @o  fam  man  ba§u^  ®rabunter* 
fc^iebe  bei  ber  Zugenb  mte  beim  Safier  gelten 
gu  laffen,  menngleid^  SRand^  baran  feft^ielten, 
ba^  eS  einzelne  mabrl^ft  äBeife  frül^er  gegeben 
babe.  6!]^arafteriftifd^  blieb  aber  aud^  an  ben 
fpäteren  Stoitem  aSegeit  eine  Sd^roffl^t  unb 
^rte  in  ber  SBeurtl^eilung  ber  beftebenben  SBer* 
bältniffe  unb  infolge  beffen  eine  getoiffe  SBelt-  unb 
3Renfd^enoerad^tung,  fo  ba^  man  unter  StoicÜ- 
mu8  meif!  ein  f reubelofeS,  finftered  fieben  oerftanb. 
3)agu  gefeilte  fid^  ber  berüd^tigt  gemorbene,  ob« 
fto^enbe  Zugenbftolg  (bad  Odi  profanmn  vulgos 
et  arceo  unb  Yirtute  me  involvo  mea  bei 
^orag)  unb  eine  mortreid^  Stb^torif  oott  ]^o(^ 
trabenber  @entengen,  mie  fie  in  ben  Sd^riften 
aud^  ber  fpöteren  Stoifer,  |.  93.  in  ftaifer  9Rarc 
^urelS  ^Ünterbaltungen  mtt  fid^  felbft^,  faß 
überatt  ^eroortritt. 

@ef(^id^tltdb  betrad^tet  gel^ört  bie  floifd^e  SRoinl 
gu  ben  intereffanteften  ßrf^einungen  nid^t  blo^ 
oIS  miffenfd^aftlid^ed  Softem,  fonbem  oiel  mel^ 

27 


835 


etoifd^e  aJloraL 


886 


nod^  tDegen  t]^re§  Sinfluffed  auf  bte  Snfd^auungen 
unb  baö  geben  jener  3cit.  ®er  ftoijc^en  ©d)nlc 
tDot  me^r  qI§  ben  frül^eren  ))I^UoiopI)i|(i^en  8q* 
ftemen  ba§  nnoerfennbare  Streben  eigentl^ümlic^, 
bie  l)}t)iIofo))]^ie  in  SRüdfiti^t  auf  ba§  ))rQftij(^e 
Seben  unb  barum  in  einfod^er,  öcmeinuerftänb- 
lid^er  gorm  ju  entrtirfcln,  gctuifjernm^en  5U  popu» 
larifiren.  3)te^  geigte  ftd^  namentlich  bei  ben 
fpäteren  Stoifem^  gumal  unter  bem  (Sinffu^  be§ 
bem  $rafti)d^en  Don  ^au§  an§  tnel^r  al§  bem 
©peculatiuen  gugemanbten  S^r^mertl^umS ;  gerabe 
beim  ^Beginn  unb  im  Überlaufe  ber  rbmifd^en 
jfaifergeit  nal^m  bie  ßtl^if  ber  @toifer  Dielfac^ 
einen  {romm-erbauüd^en  gl^rofter  an  unb  »urbe 
unter  ^bfc^Iei jung  mancher  urft)rüngli(i^en  gärten 
be)onber§  für  öiele  ber  bejjeren  ©tänbe  eine  ^rt 
ajioralfateci^iSmu§.  S)em  ^pifurei§mu§  ().  b.  3lrt.) 
fammt  ben  Dem)anbten  SRid^tungen  unb  bem  Don 
Sag  5U  3:og  [teigenbcn  ©ittcnücrberbni^  gegen- 
über bilbete  bie  ftoijdöe  gtl^if  mit  il^rer  burt^auä 
emften  SRid^tung  gum  Sbealen  immerl^in  ein  l^ieil- 
famcS  ®egengett)id)t,  unb  eS  i[t  Sl^atfad^e,  bag 
gerabe  bamalS  bie  ebelften  ©ci[ter  fid^  ber  ftoifd^en 
$]^iIojop]^ie  l^ingaben,  um  bei  ben  entje^Iid^en 
3[u§brüc^en  bcS  ©ittenöcrberbnifjcS  in  ber  rö- 
mijc^en  ©cfefljd^aft  unb  bei  bem  uncrträglid)en 
®rucf  bc§  S)c§poti§mu§  ber  ßäjaren  in  i^r  innem 
Sroft  unb  93efriebigung  ju  fud^en.  ®ie  beftcn 
Vertreter  ber  Dppofition  gegen  bie  politifd^e 
S^rannei  l^ingen  bem  ©toici§mu3  an,  fo  bafe 
biefer  fogar  ein  ®cgen[tanb  ber  SJerfoIgung  fei« 
tenS  ber  ftaifer  (9kro,  S)omitian  u.  %)  »urbe, 
bis  er  mit  2Rarc  ^^lurel  bem  ^l^ilofopl^en  felbft 
ben  ffaifcrtf)ron  befticg  unb  neue  ^Inljiänger  unb 
neuen  9iu^m  geioann. 

%xoi^  ii)reS  relotiöen  33? ertl^cS  barf  man  aber 
ber  ©toa  nid^t,  mie  e§  immer  öon  9leuem  ge- 
fd^icbt,  ba§  SScrbienft  jufd^rcibcn,  in  i^ren  reli« 
giöfen  unb  moraUfd)cn  £e()ren  ba§  Kl)riftentl)um 
üiclfad)  ttjcfcntlid^  mit  üorbercitct  ju  l^abcn.  S)enn 
bie  d)riftlid;e  etl)if  (f.  b.  ^:Wrt.)  ift  tücber  ber  floi» 
fd^en  noc^  einer  anbem  6t^if  entleljut,  t)ielmct)r 
burd^  il^rc  obcrflen  (mctap]^t)fi)d)en  unb  pfi)d)o- 
Iogifd)en)  ^rincipicn  üon  ber  ftoijd)en  in§bejon« 
bere  fpccififd)  öcrfd^ieben.  t^tcilid^  finbcn  fid)  §mi« 
fd^en  ber  ftoifd}eu  unb  ber  (^nftlid)eu  3J?oraI  jal^I- 
lofe  ^nfnüpfungSpunfte,  einmol  meil  eine  ganje 
SReil^e  üon  et^ifdjen  Seigren  ber  ©toifcr  bem  auc^ 
in  öord)rift(id}er  3cit  nie  gonj  üergcfjcnen  natür» 
lid^en  ©ittengcfcge  angehört,  bann  aud)  (ab* 
gefe^en  üon  ben  niemals  ganj  üergeficncn  2;rabi- 
tionen  au§  ber  Uroffcnbarung)  infolge  be3  miU 
öerbrcitetcn,  gefd}id)llid)  nac^n)ei§baren  Sinfluffcä 
be§  Subentl^umS  unb  ber  oltteftamentlidjen  Cffcn« 
baning?'jdjriften  auf  bie  ^eibcnmclt.  Sic  nac^- 
d^rifllic^cn  Stoifcr  aber  ftanbcn  jcbcnfan§  bc» 
muj^t  ober  unbcmu^t  unter  bem  ©influfje  beö 
6f)nftentl)nm§,  mit  bem  fid)  in  mnnd)en  Jvöttcu, 
loie  bei  (^piftct  (f.  b.  ^^(rt.  unb  tigl.  'Scil)\h  Scr 
©toifer  G^piftct  unb  fein  3.^ert)ällnip  5um  (Nl)riften« 
i^um,  2.  ^^lufl.,  ßrlangcn  1895)  unb  Scneca,  ißc- 


fanntfd^ft  bired  nad^ioeifen  Ugt.  S)abet  bleitt 
e§  wa^r,  ba^  bie  ftoifc^e  ^l^ilofop^ie  in  idrea 
fie^ren  nad^  mand^er  9ti(^tung  l^in  eine  äükgc" 
bereiterin  für  baS  S^riftentl^um  gemefen  ift.  SDie 
ftarfe  SSetonung  be§  religiöfen  SJlomenteS  im 
privaten  mie  im  öffentlid^en  ithtn ;  bie  Sebre  tM>ii 
ber  allmaltenben  göttlid^en  iBorfe^ung ;  bie  ©runb« 
forberung  bed  S^ftemS,  Dor  aUen  SDingen  na^ 
ben  im  SBeltgangen  unb  in  ber  93emunft  bei 
Wenfd^en  ftd^  offenbarenben  göttlid^en  ©tfe^ea 
fein  Seben  einsurid^tcn;  ba§  3ugeftönbni^  ber 
allgemeinen  @ünb^aftigfeit  unb  @rlofung§beburf« 
tigfeit,  foioie  ber  Unmöglid^feit,  ba^  oon  ber 
@d^ule  aufgefteüte  Sbeal  M  DoUfommen  SBeife« 
unb  Sugenb^aften  [t  h)irflid^  |u  erreid^en;  bie 
^Betonung  ber  greil^eit  unb  @elb[tbeftimmung  beft 
einzelnen  9))enfd^en  unb  banebat  bie  gorbenmg, 
bag  ber  ßinsetne  ftd^  bem  allgemeinen  ®an§eii 
unterorbncn  muffe;  bieSe^re  üon  ber  aügemeinea 
9}{enfd^enliebe  unb  bem  ftoifd^en  dbealftaot,  in 
bem  aiit  äJtenfd^en  ald  trüber  unb  ald  ftinber 
@otte§  unter  einanber  Dereinigt  merben  foDen; 
enblid^  ba§  IBeifpiel  ödster  Sugenbübung,  ba# 
Diele  n)abre  @toifer  gaben,  i^re  Serac^tung  beS 
SnammonS,  ber  Unfittlic^feit  unb  ber  £üge,  i^ 
fittlid^er  3)l\ii\),  momit  fte  bem  Unred^t  ber  S)e&* 
poten  furd^tloS  entgegentraten  unb  ftanb^aft  bie 
Verfolgung  ertrugen,  —  aUeö  baS  mar  loo^ 
geeignet,  namentlid^  in  befferen  jheifen  für  c^ft« 
lic^e  Sbeen  unb  ^nfdiauungen  IBabn  ju  bret^ 
unb  bie  JFIuft  gu  überbrüden,  toeld^e  fonp  in  fo 
Dielerlei  ^inftd^t  ba§  antife  Don  bem  d^rifllid^ 
teufen  trennte.    S)arau§  erflört  fid^  auc^  bal 
lebl^afte  ^ntcreffe,  meld^eS  mand^e  Jhrd^enDdtes 
bem  <Stoici3mu§  entgegenbrad^ten,  tnbem  fte  bit 
Dielfa^e  Ueberetnftimmung  ber  ftoifd^n  £eI)Rn 
mit  ben  2)ogmen  be3  Sbnf^^ntbumd  lobenb  fyx» 
Dorl^eben ;  fagt  bod^  ).  93.  ^ieront)mu§  (In  IsaL 
1.  4  hu  c.  11,  6  sqq.;  Migne,  PP.  lat  XXIV* 
147]):   Stoici  nostro  dogmati  in  plerisque 
concordant.    $ei  aQer  fd}cinbaren  l^rttMmbt« 
fd^aft  felbft  in  ber  ^luSbrudfSmeife  barf  tnbe^  nie- 
mals überfeben  merben,  ba^  bie  ©toifer,  aud^  bie 
fpäteren,  mit  ben  SBortcn  ®ott,  9latur,  Sugenb, 
©ünbe,  tefeteS  Siel  beS  SJienfdjen,  S^eil^eit,  ofl- 
maltenbe  $$orfebung  u.  bgl.  meift  immer  gonj 
anbere  33egriffe  Dcrbanben  alS  baS  Q^bnf^^tbum. 
SebenfüBS  ift  fcftjubalten,  bafe  ^mifd^en  ber  9)iorQl 
ber  ©toa  unb  bor  beS  G^riftcntbumS  eine  innere 
ttjefentlid^e  S5ßal)löcrtt)anbtfd^aft  nid^t  befielt,  fon- 
bent  ein  principicUer  fd^roffer  ®egenfa|.  (SSgL 
Scücr,  ^^ilofopbic  ber  ©riechen  III,  1,  S.aufl., 
Scipäig  1880, 26  ff.;  ©tödl,  Sc^rb. ber  ©efd^.  ber 
^n)ilofopr}ie  I,  3.  ^ufl.,  5}kms  1889,  180  ff.; 
Uebcnocg-^cin^e,  ©runbrifj  ber  ©cfd^id^te  ber 
^^^ilofopl)ic  I,  8.  5hifl.,  93crlin  1894,  257  ff. 
[mit  nu^jfül)rlid)eu  Siteraturangaben] ;  Jöonböffer, 
5)ie  eiljif  C^pittctS,  ©tuttgart  1894;  SBaum» 
garten,  2.  %  ©cncca  unb  ba§  ßbriftentbum, 
i)iofto(f  1895 ;   9)lou»bacb ,  6^rifientbum  unb 
ShJeltmoral,  mm\m  1897.)  [Älcffner.] 


857 


©tola  —  ©tolbcrg. 


838 


$USä  (jnkf^,  im  Sptad^efoaud^e  ber  l^eiligen 
S^rift  (äetDOTib,  indbejonbere  Sfefifleib)  l^eigt  im 
abcnblonbc  feit  bem  9.  Sol^c^unbert  ein  bem 
Imon,  Sßdeflet  unb  ISijd^of  juftcl^enbeS  ®e« 
tDonbfiäit  in  Öeftolt  einer  6—8  cm  breiten  unb 
3  m  langen  Sdj^rpe.  Sagfelbe  mürbe  Dorbem 
qlgrmein  unb  ^in  unb  toieber  nod^  im  13.  Sal^r» 
^bert  orarimn  genannt.  Se^tered  3Bort  be- 
|äd;nttt  in  ber  rSmif^en  ftaifer^eit,  ber  Ableitung 
Mn  08,  aRwib,  entfprec^enb,  bia§,  toaH  mir  Xafd^en- 
tai  ober  ^nbtud^  nennen,  ^ie  Siturgiler  bed 
!RiiteIalter^  bagegen,  mie  ^feubo-^Icuin  (De 
^.  ofL  89)  unb  DtabonuS  9RauruS  (De  deric. 
JDfttit.  1, 19X  bringen  bie  Segeid/nung  orarium 
ani  orara  =  ^ebigen  in  9)erbinbung  unb  betrad^* 
m  UA  C3cmmibfttt(f  als  Spmbol  für  bie  Sermal« 
mng  bed  ^rcbigtomteS.  Sie  &nti^tn  nennen  bie 
€u)la  bcd  S)iocQnfi  no(!^  ie|t  (Lpötpto  v,  bie  beS  $rie- 
PidimrpaTifAMv.  9IId  liturgifd^ed,  einzig  benl^ö^e« 
im  SBei^egniben  gujieldenbed  Ornament  mirb  baS 
Ctonum  guofi  oom  Soncil  t>on  Soobicea  (can.  22 
et  23)  um  bie  SRilte  beS  4.  ^al^rl^unbertS  er- 
saht 3m  Sbenblonbe  erfd^eint  eS  fpater,  ju- 
B^ft  tu  €panien  im  6.  3a|r]^unbert,  bann  in 
bcn  ^ranfenlänbem,  in  3lom  nad^  bem  10.  Sal^r« 
bimbext  ^uf  bUblid^  SorfteKungen  tragen  bie 
^ci^jie  bie  @toIa  erft  um  bad  12.  ^al^r^unbert, 
^^jler  unb  2)iaconen  aber  fd^on  frül^er.  Seit 
bem  11. 3a$rbunbert  mürbe  bie  ©tota,  bie  frül^r 
ein  Sinn(n[treifcn  gemefen  gu  fein  fd^eint,  meift 
ditl  8eibe  in  ben  liturgi[d^en,  ben  einzelnen  gfunc* 
turnen  entfiired^nben  gforben  l^rgefteUt  unb  oft 
nü  Stidereien  retd^  audgeftattet;  in  ber  SRitte 
unb  an  bdben  Snben  tft  fie  mit  einem  eingemebten 
ober  aufgelegten  fheu^e  gefd^müdEt.  3n  ber  gfor- 
mel,  unter  ber  fie  bei  ber  SBeil^e  übemid^t,  unb 
brm  &äxtt,  mit  bem  fie  angelegt  mirb,  gilt  fie 
als  boS  Aleib,  bad  bed  SeiftanbeS  ©otteS  üer- 
fi^ert«  als  Symbol  beS  ^oä)ti  bed  ^erm,  bed 
(SemcnibeS  ber  Ib^iligmad^enben  (Snobe  unb  ber 
ibcmaturltd^  Unfterblt(^feit.  —  3)er  Siacon 
trägt  bie  Stola  auf  ber  Unten  Sd^ulter  unb  feit 
bem  12.  Sa^rbunbert  unter  ber  S)oImatiI  fo,  ba^ 
bie  bciben  ^äfften,  meldte  frfiber,  mie  nod^  {e^t 
bei  ben  Grieben,  aber  Sruft  unb  Stüden  frei 
temb^cngen,  ftd^  an  ber  redeten  ^üfte  Dereinigen. 
Set  ^tieftet  unb  ber  99if$of  tragen  fte  auf  bem 
Slrnfen  unb  beibe  Streifen  fiber  ber  Sruft,  unb 
jtBor  ber  ^efler  über  ber  SIba  ftetS  in  ftreu^ed- 
J0tm  aber  einanber  gelegt,  fonft  aber  mie  ber 
Sifi^of  frei  Iberabmalenb.  2)er  ^ßapft  trägt,  menn 
er  mit  bem  SRod^et  unb  ber  Wo}}etta  betleibet  ift, 
bie  @toIa  Bcftonbig,  ber  Sifd^of  in  feiner  3)iöcefe 
bei  jebcr  ftn^li(!^en  gfundion,  ber  ^riefter  unb  ber 
^C0n  nur  bei  ber  Ausübung  ibred  Orbo,  b.  b« 
bei  ber  0)>ferfeicr  unb  ber  Sebanblung  bed  aQer- 
bnOgjben  @a€ramente9,  bei  ber  @))enbung  ber 
Socmmenle  unb  ber  Socramentalien  fomie  auf 
@nmb  b(8  f^erfommenS  au(^  bei  ber  ^rebigt. 
^  Scsflgje,  Sie  ben  ®eiftlid6en  bei  fold^en  Func- 
tionen ^  entrichten  finb,  merben  jura  etolae, 


©tolgebülftren  (f.  b.  «rt.)  genannt.  (Sgl.  6. 3. 
^efele,  Seiträge  ^ur  fKrd^enge(d^id^te,  ^rd^öologie 
u, Siturgü II,  Tübingen  1864, 184 ff.;  gr.  93odt, 
®e{d^.  ber  liturgijd^en  ©emänber  beS  SRittelalterS 
U,  Sonn  1866,  62.  243;  S.  Xball^ofer,  ^anb« 
bud^  ber  fatbolijd^en  Siturgü  I,  ^reiburg  1883^ 
875 ;  ^.  @ri{ar,  ®a8  römifd^e  ^oEium  unb  bie 
ölteften  liturgifd^en  @d^är)>en,  in  ber  gfeftfd^rift 
bed  beutfc^en  gampo  @anto,  gfreib.  1897, 101  ff.; 
3of.  Sraun,  S)ie  fnefterlic^en  ©emänber  be& 
^benblanbed  na^  i^rer  gefd^id|tUd^en  ßntmidßung 
[Stimmen  ouS  3R.-Saad^,  SrgöngungSb^ft  71]^ 
greiburg  1897,  85  ff.)  [ft.  ©d^rob.] 

l^foOerg,  3friebrid|  Seo))oIb,  ©raf  }u,. 
berühmt  als  SonDertit,  S)id^ter  unb  ©e{d^i(|t« 
d^reiber,  mar  am  7. 9lot)ember  1750  in  bem  bot* 
teinifd^en  Sanbftöbtd^en  Sramftebt  geboren,  too 
ein  Sater  £bnftian  ©fintber  ein  älittergut  be{a^ 
®en  gröfetenXbeil  feiner  „fd^önen,  froren  3wg«ib* 
brad^te  griebrid^  Seopolb  im  ffreife  feiner  Sctmilie 
ju,  in  ber  ein  i^ommed  d^riftlid^ed  Seben  benfd^te 
unb  JtlopftocfS  ^ioefte  überaus  gefcbä^t  mürbe.  3m 
3. 1770  begog  er  mit  feinem  altem  Sruber  Sb^ 
ftian  bie  UniDerfität  ^Qe,  meldte  baS  Srüberpaar 
im  3. 1772  mit  ber  Don  ©öttingen  Dertaufd^te, 
um  fid^  juriftifd^en«  Dorjugdmeife  Jebod^  f^nma» 
niftifd^en  @tubien  gu  mibmen.  ^ier  mar  e§,  mo 
ftd^  bie  beiben  Srüber  an  ben  Don  Soie,  Sog, 
THHtx,  ^oltt),  Sürger,  Seifemi^  unb  anberen  für 
Daterlänbif^e  S)icbtfunft  erglül^ten  3üngUngen 
gebilbeten  f)ainbunb  anfd^Iofjen.  3ni  grübling 
beS  3QbteS  1775  untemabmen  fie  mit  ibrem  ge» 
meinfcbaftlid^en  Ofreunbe,  bem  ©rafen  Don  ^ug« 
mi^,  eine  Steife  burd^  @ubbeutf d^Ianb  unb  in  bie 
@d[imei3,  an  meld^er^ftd^  au(^  ber  Augenblicke 
©ötbe  betl^eUigte.  gfrifd^er  ©enug  ber  Stotur- 
fd^bnbeiten,  fomie  ein  ftreiS  gablrei^er  neuer  Se« 
fannten,  unter  meldten  namentlid^  ©egner  unb 
SaDater  gu  nennen  fmb,  mar  bie  gfrud^t  biefer 
Steife.  3m  3. 1782  Derm&blte  Sfriebricb  Seopolb 
fid^  mit  SgneS  Don  äBi^eben,  meldte  ibm  1788 
burd^  ben  2:ob  entriffen  mürbe,  nad^bem  fie  ibm 
mei  @öbne  unb  gmei  Xöd^ter  geboren  l^e.  SroA 

abre  fpäter  Derebelid^te  er  fid^  mit  ber  ©räfin 
@o))bi<^  ^Dn  SRebcm,  nad^bem  er  1789  bänifd^er 
©efanbter  gu  Serlin  gemorben  mar.  @d^on  1791 
Dertaufd^te  er  biefen  feinem  ©emütbe  menig  gu« 
fagenben  Soften  mit  bem  9(mte  eined  j^ammer- 
präfibenten  gu  gutin,  —  DbmobI  Dielfod^  mit 
^oefte  unb  mit  ber  Ueberfe^ung  gried^ifd^er  2)id^ter 
befd^äfttgt,  mar  er  bod^  fd^on  bamalS  meit  baDon 
entfernt,  bem  und^ftlid^en  3uge  feiner  3ett  gu 
folgen.  Sielmebr  mar  ed  ibm  bereits  emfte  9ln^ 
gelegenbeit  feines  ©eifteS  unb  ©emütbeS  gemorben, 
in  ber  burd^  S^bnf^uS  geoffenbarten  Steligion  feinen 
fieitftem  gu  fud^en.  ^üx  bie  frangöfifibe  9leDo» 
lution  mar  er,  mie  aud^  A(o))ftod,  anfangs  Doli 
SntbuftaSmuS.  S)od^  erfannte  er  auS  ibrem  Ser« 
laufe  balb,  ba|  fte  bie  geboffte  Siegeneration  ber 
Solfer  ni(bt  l^erbeifübren  merbe,  ba  fte  nid^t  bie 
Sugenb  gur  ©runblage  ber  greibeit  ma<l^t.  — 

27* 


s 


839 


Stolberg. 


o40 


3m  3uli  1791  trat  er  mit  feiner  ©emol^Iin  eine 
Steife  mä)  Stauen  an,  beren  SRefuItate  er  1794 
in  einem  öier  33änbe  umfafjcnbcn  SBerfe  Der» 
dffentlid^te.  S)ie{e§  ^eid^nete  {id^  in  mannigfactjer 
^infid)t  t)or  Dielen  bi§  bal^in  in  S)eut{c^Ianb  er- 
fd^icncnen  SReifebcfd^reibungen  au8.  93efonber8 
rül)mte  er  barin  ben  ^ufentl^alt  gu  Korn  unb 
jeftanb,  er  mürbe,  menn  er  fein  Sthtn  aufeerl^alb 
eined  93aterlanbe§  anbringen  unb  babei  Derbammt 
ein  foUte,  in  einer  großen  @tabt  ju  leben,  feine 
@tabt  IRom  Dorjiel^en.  3n  feinem  Sendete  über 
@icilien  ]pxxd)i  er  fid^,  obmol^I  ben  Seigren  unb 
Einrichtungen  ber  !atl^oIi]d^en  fiird^e  nod^  fel^ 
fremb,  über  bie  bortige  filofter«  unb  SEßeltgeift« 
iid^fcit  mit  anerfennen§mert^er  Unbefangenheit 
unb  Unparteilid^feit  au§.  9tad^  einer  anbert^alb- 
iäbrigen  ^bmefen^eit  feierte  er  nad^  3)eutfd^Ianb 
iurücf,  um  fein  neueS  ^mt  anzutreten.  ®ie  SRe- 
oaction  feinet  ^agebud^eS  frifd^te  in  i^m  bie  Sr» 
lebniffe  unb  (Senüffe  feiner  Mcije  micber  auf,  mä^ 
renb  bie  gemaltigen  ßreigniffe  ber  3«it  fein  unb 
feiner  @ema^Iin  ($)emüt^  cmft  unb  ju  ©Ott  l^in- 
gemanbt  ftimmten.  SereitS  burdf)  bie  l^efung  fjene- 
lon§  jum  @eban!en  an  bie  92otl^menbigfeit  einer 
Don  @ott  gegrünbeten  unb  geleiteten  ^ird^e  ge- 
brad^t,  mürben  fte  (1797)  burd^  einen  ©efud^  ber 
gürftin  oon  ®aUi^in  (f.  b.  ^rt.)  erfreut,  meldj^e  fte 
1794  in  9Künfter  nöl^er  fcnnen  gelernt  bitten. 
®er  geift-  unb  gemütbooUe  Umgang  biefer  feltenen 
grau  unb  bie  ebrmürbige  ftrfdjeinung  i^reS  prie- 
fterlid^cn  93eglciter8  Doerberg  (j.  b.  ^rt.)  tonnten 
nic^t  obne  anregenben  ßinflu^  auf  bie  empfäng- 
lid^en  ©emütber  ber  bciben  (Satten  bleiben  (ögl. 
3anffcn  [f.  u.]  I,  420  ff.),  ©((}on  lie^  ©tolberg 
eS  ft^  angelegen  fein,  im  ©egenja^  ju  ber  un- 
glöubigen  ^4JbiIofopbic  ber  d^rifttid^en  SBiffenfd^aft 
unb  SJT^ftif  ba§  SBort  ju  reben  unb  bie  praftifd^e 
Uebung  bed  (S^riftentbumS  als  not^menbige  ^e- 
bingung  jur  magren  grfenntnife  beSfclben  an<\u- 
empfel)len.  ©ein  ®eift  unb  fein  ®emütb  füllte  f\^ 
bem  J?at^olici3mu§  ^ugemenbet ;  boc^  galt  eS  mcti 
mand^e  ©c()mierigfeitcn  ju  übcrminben.  ^aä) 
eifrigen  ©tubien  über  bie  6ontroDcv§punfte  ge« 
langte  er  mit  feiner  ©emablin  in  ben  erflen  93Jo« 
naten  be§  Sab^eS  1800  gur  trollen  Ueberjeugung 
Don  ber  3Babrbcit  ber  fatbolijd^en  Religion,  unb 
am  1.  3uni  legten  beibe  ®attcn  ju  5Öiünfter  in 
ber  §au§fapelle  ber  ^ürftin  t)on  ©allitjin  ba§ 
fatbolifc^e  ©laubenSbefcnntni^  ah,  ®em  ^cifpiele 
ber  ©Itcrn  folgten  mit  9lu§nabme  ber  ältcftcn 
Sod^ter  (ber  $)raut  beS  ©rafcn  ©tolberg-Söcmige« 
robe)  Jämmtlid^e  ffinber.  ^iatbbcm  ©tolbcrg  ju 
(Sutin  feine  ^Icmtcr  nicbcrgclcgt,  ficbelte  er  ju  "Jln» 
fang  Octobcr  1800  mit  feiner  tJamilic  nad)  ^Jj^ün« 
fter  über,  ^jiaturgema^  erregte  bie  (Jonöerfion  be§ 
©rafen,  ber  burd)  feine  (Geburt,  feinen  Wuf  al§ 
®id}ter§  unb  feine  ftaat§männifd)c  ©tcUung  einen 
boben  lIKang  einnnbm,  in  S)eutid)(anb  au^erorbcnt- 
licbe§  ^luffcben.  äl^äbrenb  einige  feiner  früheren 
ivrcunbe,  loie  ber  l)cftige  S[>o6  unb  ^Infong^  aucb 
ber  ^^bilofopb  Sacobi  (f.  b.  5lrt.),  fid)  in  ©d)mä- 


l^ungen  ergingen,  Beurtbeilten  anbere  ^rotrftanto^ 
).  93.  Sfreiberr  Don  ©tein,  ben  ©dbritt  unbcfoip 
gener,  unb  SoDater  rief  bem  SonDertiten  ptz 
„$)leibe  Aatbolif!  bleib  ed  Don  ganzem  ^^erjeii! 
©ei  aüen  ffat^olifen  unb  Unlatbolüen  ein  leu^" 
tenbeS  ^eifpiel  ber  nad^al^mungdmärbigften  %t^ 
genben  unb  d^riftlidber  ^eiligfeit! ...  £a^  nnl 
unfere  äted^tglöitbigfeit  burd^  bie  DoUfommeii|k 
Siebe  bemeifen!"   9Bad  bie  jtatbolüen  betrifft,  fi 
mar  ©tolberg  für  bie  ftrebfameren  unter  ibna 
ein  3nbalt§pun!t  für  fird^lid^ed  fieben  unb  titil^ 
lid^e  SBiffenfd^ft  unb  b^ilf  ibnen  eine  beffere  S^ 
fünft  Dorbereiten.    ©leicb  griebri^  Don  ©t^legl 
(f.  b.  ^ri.)  Derfenfte  er  ftd^  in  bie  Xief en  ber  fiin|c; 
um  bann  ben  Snbalt,  mie  er  ftd^  feinem  geiftiga 
^uge  aufgefcbloffen,  mit  begeifteriem  ©^nniiitt 
literarifcb  bai^ufteHen.  3m  3-  1803  (ieg  er  Ni 
Ueberfe^ung  ber  ©d()riften  bed  ^L  ^uguftinuS  tM 
ber  mabren  Religion  imb  Don  ben  ©itlen  ber 
fatbolif(|en  Jhrd^  im  2)rude  erfd^einen;  olSboim 
begann  er  (imS)ecember  1804)  fein  gro^  Sof 
„©efcbid^te  ber  Religion  3efu  gbnfli*  (f.  b.  «tt 
fiird^engefd)id^te  VII,  563),  melcbeS  in  ber  gfo^ 
jablreicbe  SonDerftonen  bemirfte  (Dgl.  3anf)en  Ut 
443  ff.),    ^n  ben  rafd^  ouf  einanber  folgenba 
politifc^en  Sreigniffen  nabm  ©tolberg,  bef|en )» 
triotifcbeS  ©emütb  für  S)eutfd^lanbS  beffere  3» 
fünft  glübte,  innigen  ^ntbeil;  1814  fab  er  anfff 
jmei  ^ibamen  Dier  ©öbne,  beren  einer  bei  £iga| 
(1815)fallen  foHte,  gegen9{apoleon  gugelbesie^ 
3m  3*  1815  Dollenbete  er  auf  feinem  ®ute  %aixm 
baufen  bei  IBielefelb,  mobin  er  mit  feiner  gamiDr 
1812  übergefiebelt  mar,  ba8  frinen  ©öbnen  qf 
mibmete  „Seben  5llfrebS  beS  ®ro6en'',  gu  mel^oi 
er  mäbrenb  eine§  mebrmonatlid^en  ^ufentbaltS  ii 
^annoDer  ba§  Material  gefammelt  l^tte;  er  moffle 
in  biefem  SBerfe  „ber  Daterlönbifd^en  3ugenb  ml 
ben  S)eutf(ben  inSgefammt  ba§  Silb  eined  ö^toi 
ÖelbenfönigS,  ®efetgeber8  unbSBeifen  Dorfübren*. 
®rei  3obre  fpöter  Deröffentlicbtc  er  ein  fieben  b«l 
bl.  S3incen§  Don  ^ulo,  bed  ^poftelS  ber  mexl^ 
tbötigen  liebe,    (^leid^jeitig  befd^äftigte  ibn  Mb 
Srortfefeung  feiner  „®efd^id^te  ber  Sleligion  Sefit*, 
bie  er  Im  XV.  »anbe  (1818)  bis  gum  lobe  bei 
bl.  ^ÄuguftinuS  (430)  fortfübrie.    3m  3-  181« 
Derfafste  er  nod^  bie  feinen  ©ö^nen  unb  Xbd^tm 
gemibmeten  ,/^etrad|tungen  unb  93ebergigtmgm 
über  bie  beilige  ©d)rift''  unb  baS  fcböne  JbüilF 
lein  Don  ber  i!icbe",  bo§  er  mit  einem  in  ^iligff 
Snbrunft  gebid)tcten  „©cbmanengefang*  bcfcb^* 
Wxi  großer  gfreube  erfüllte  e«  ibn,  bnfe  ©aiUt 
(f.  b.  ^iHrt.).  ben  er  innig  Derebrie,  ibm  6nbe  Oc 
tober  1818  auf  bem  @ute  ©onbermüblen  (W 
C^fnabrüdt)  einen  Sefud^  abftattete.    Sagegen 
mad)te  einen  um  fo  fd)merjlid)em  ginbrurf  Me 
balb  barauf  (1819)  erfd)einenbe  ©d^rift  Don  ^üi« 
rid}  5I^of5  „m^  marb  grijj  ©tolberg  ein  Unfreier?* 
(in  ^4.^aiilu»'  ©opbroni5on,  ^eft  3,  granff.  1819), 
in  tncld)er  ber  el)cmalige  Jfreunb  ibn  unb  feine 
,/i^crbünbeten  ber  Derabrebeten  Söctriebfamfeit  fitt 
arijtofratifd^e  unb  l^ierar(bi|cbe  SmangSberrfc^aff 


841 


Stolgebül^ren. 


842 


bcH^uIMgtc  Stolferg  gTauBte  eS  btr  SBa^r^cit 
«nb  ^en  ifinbcm  ^ulbig  311  ]t\n,  fid^  gegen  bie 
in  ber  Sc^oui^j^rift  er^oBenen  anflogen  5U  ber- 
t^tbigtn.  üt  ifüit  ungefähr  14  Sage  an  ber  91b« 
fcxtigtaiQ  gearbeitet,  atö  i|n  ben  28.  9tot)ember 
1819  ptd^lü^  fintretenbe  ibxpttliä^  Sd^mergen 
uberiif  Uli«  benen  er  om  5.  Secember  erlog.  Seine 
trbifdK  ^iUU  rul^t  ouf  bem  (Sottefiader  in  Stod- 
fempen  uniocit  Saten^oufen.  (Sgl.  %  !RtcoIok)iu3, 
{^Tirbri4  Seopolb  @raf  §u  Stolberg,  äRoiug 
1^46;  X^  SRenge,  &xa\  Sriebric^  itopoXb  &oU 
berg  unb  feine  Settgenoffen,  @ot^l862,  293be.; 
i^tuf ,  Stolberg  in  ben  gmei  legten  Sa^r^el^nten 
{rincd  Sebmd,  Stoin)  1875 ;  3)er{.,  9Iu§  gr.  fi. 
tion  @tolberg9  3ugenbio^ren ,  granlfurt  a.  3R. 
1S76;  3o^.  3an{fcit,  gfr.  S.  ®rof  5U  Stolberg, 
Srttburg  1876—1877,  23»be.  [fürsere  9Iu3gabe 
bi  1  %b.^  3.  aiufi.,  ebb.  1882];  O.  ^eQing^aud, 
S5tiefe  griebrid^  Seopolbd  ®rof  }u  Stolberg  unb 
ber  Selnigen  an  3o^.  ^einr.  93o^,  9)htnfter 
1&91.)  [Srifd^ar.] 

^I^Iilieti^rett  (jura  stolae)  l^etgen  im  ffir- 
dbmr«!bt  beftimmte  abgaben,  toeld^e  bie  $farr- 
Ttnber  i^rem  Pfarrer  bei  gemiffen  geiftltc^en  gunc- 
honen  gu  entri^ten  l^ben.  Sie  tragen  i^ren 
Samen  be^b^il^/  toeil  bei  ben  in  ^rage  fommenben 
^mtibonblungen  burc^göngtg  bad  fird^Uc^e  9lmtd- 
tleio  ber  Stola  ({.  b.  ^2lrt.)  angelegt  mirb.  — 
1.  Oef^til^tlid^  ^ben  bie  Stolgebü^ren  i^ren 
nrfprung  in  ben  freimiQigen  Oblationen  ({.  b. 
llctX  Obmo^l  bie  ftird^e  ftetd  an  bem  @nmb« 
Vi|c  feßbält,  baB  bie  Sacramente  unb  überbauet 
oQe  girifUit^  &naben  old  (old^e  unentgeltlid)  gu 
fpenbcn  feien,  unb  jebe  Seiftung,  meldte  atö  f8f 
^a^ütng  baffit  gefordert  ober  gegeben  »firbe,  ald 
Stmonie  (f.  b.  Sri)  berurt^ilt,  fo  mii^  fte  bod^ 
onbemfritd  bie  ^nna^me  freimiUiger  ^onorarien 
fo  bcfonbere  Semü^ungen  nad^  äRaggabe  ber 
wboltnifie  toenigftend  bulben  unb  fu^  begnügen, 
ollaifallfige  SRi^bräud^e  bobei  femgubalten.  Tlan 
ktio^tete  immer  {ol(^  ®aben  ald  Seitrag  }u  bem 
panb<4gcmä|en  Unterhalt  ber  $fangei[tlid^en,  ber 
vaa  fo  miflfommener  fein  mu^e,  Je  mebr  burd^ 
tat  irielfalrigen  Uebergang  ber  jfird^ngiUer, 
3flmtcii  n.  bgl.  in  Saienl^nbe  bad  Sinfommen 
bt^Slmid  geminbert  mar.  So  fonnten  fic^  unter 
Sifiignng  btr  JHri^e  bie  urfprünglid^  ganj  frei« 
vifligen  Ohibrn  gu  einer  obfert)an5mä|igen  ^)lbgabe 
nttUbrn.  6inen  Sbfc^lufc  in  biefer  fird^Uc^en 
Sdbt^cntniidlung  bilbet  bad  fiateranconcil  bom 
3a^  1215.  SBon  ben  älteren  in'd  Corpus  jur. 
ean.  aufgenommenen  Seftimmungen  j^eigt  0. 104, 
C.  I.  q.  1  (aus  ben  9)ef(l^luffen  ber  SQnobe  bon 
fimm  um  300)  ito(^  bie  urfprfinglid^e  Strenge, 
Bit  ba  man  an  bem  9Jlatt^.  10,  8  auSgefprod^e- 
nrn  $ctnri|ie  feftl^ielt ;  bod^  fe^en  Siele  aud^  biefen 
imum  nidft  als  ein  unbebingteS  Serbot  ber  ^n« 
Bbne  ieber  frtin>illigen  ®abe  an.  Spätere 
Sqnobankjtimmimgen  (f.  |.  S.  c.  99  sqq.,  C.  I, 
^.  1 ;  CL  &  9,  X  5,  8)  unterfagen  nic^t  birect  bie 
SlKttbung  von  ®aben  bei  bejtimmten  geiftlid^en 


gfunctionen,  legen  aber  befonbem  92ad^brudt  bar* 
auf,  ba|  bie  3f  0  r  b  e  r  u  n  g  berfelben,  aud^  mo  fte 
üblid^  feien,  ju  unterbleiben  l^abe,  unb  ba|  leine 
feelforglidie  Serrid^tung  megen  Sertoeigerung  ber 
übltdden  ®abe  unterbleiben  bürfe.  SDem  gegenüber 
ftellte  nun  bie  genannte  Sateronf^nobe  (f.  c.  42, 
X  5, 3)  ben  ®runbfa^  auf,  ba|  ^mar  bie  pravae 
exactiones  berboten  feien,  ba^  aber  anbererfeitS 
aud^  bie  pia  consuetudo  bejügltd^  ber  Sntrid^ 
tung  bon  ®aben  bei  ®elegenl^cit  gettiffer  geip- 
lid^en  gundionen  benen  gegenüber,  qui  mali- 
tiose  nituntur  laudabilem  consuetadinem  im- 
mutare,  ebentueS  bur(^  Strafen  (compescantur) 
aufredet  )u  erl^alten  fei.  SDamit  toar  bie  red^tlid^e 
®runblage  gefd^affen,  morauf  ben  ®eiftlid^en  unter 
getoiffen  Soraudfe^ungen  ein  ergmingbareS  ^itd^t 
auf  bie  StolgebüJ^i^en  )uftanb  unb  über  bie  miber* 
fpänftigen  Sermeigerer  Krc^lid^e  Strafen  berl^ängt 
merben  tonnten.  5n  ben  f olgenben  Sal^rl^unberten 
fprad^en  fid^  bann  auc^  bie  Siöcefanfqnoben  me^r 
unb  mel^r  in  gleid^er  SBeife  auS,  fo  namentlid^ 
au(^  im  Saufe  beS  16.  ^a^rl^unbertS.  S)ad  £ri« 
bentinum  fonnte  an  ber  borgefunbenen  ®en)o^n« 
](feit  um  fo  weniger  änbem,  al3  gerabe  bamolS  bie 
Suftentation  beS  Slerud  infolge  ber  Serlufte  an 
fird^lic^em  ®ute  bei  ber  „Sieformation"  ftellen* 
toeife  großen  Sd^mierigfeiten  unterlag.  9Ran  l^ielt 
be^W^  on  ber  ^nfd^auung  feft,  ba^  bie  Stol« 
gebül^ren  ein  pfltd^tmä|iger  Seitrag  jum  Unter« 
^alte  ber  ®eiftli(^en  feien,  toeld^er  erft  bann  gur 
simoniaca  labes  ober  bod^  gum  turpis  quaestus 
merbe,  menn  babei  importunae  ac  illiberales 
eleemosynamm  exactiones  potius  quampostu- 
lationes  borfämen  (Sess.  XXII,  Decr.  de  ob- 
serv.  et  evit.  in  celebr.  missae;  Dgl.  auc^ 
Sess.  XXI,  c.  1  De  ref.).  Seitber  betrautet  bad 
ftird^enred^t  bie  Stolgebül^ren  al3  5U  ben  Üßfarr« 
eintünften  (f.  b.  %ti.)  gel(|örig  unb  rechnet  fie 
unter  bie  fogen.  Safualien  ober  Sccibentien.  3^te 
^ö^e  n^urbe  entmeber  burd^  bie  red^tmä^tge  Ob« 
fert)an§  fi^rt  ober  burc^  befonbere  bif(|öflid^e 
bejm.  f^nobale  Seftimmung  normirt;  Streitig« 
fetten  loegen  berfelben  gel^ören  (nad^  Trid.  Sess. 
XXIV,  c.  20  De  ref.)  }unäd^ft  bor  ben  Sifd^of. 
3nbe{f  en  führten  S)ifferenden  jmifd^n  $faner  unb 
^arod^tanen  fd^on  geitig  bagu,  bie  Staatdgemalt 
behufs  Siegelung  ber  Stolgebül^ren  um  SRit^ilfe 
anjugel^en  (bgL  bie  Snorbnung  bed  Sarbinal« 
legaten  Campeggio  ju  StegenSburg  1524,  moimd^ 
bie  Sifd^öfe  binnen  fet^d  ÜJlonaten  unter  Seirat^ 
ber  gu[tänbigen  meltlid^en  dürften  unb  Ferren  Se« 
ftimmungen  über  bie  ^öbe  ber  ®thü^xm  treffen 
foUten,  bamit  Streitigfeiten  oermieben  unb  SEßitt« 
h)en,  äBaifen  unb  fonftige  %rme  nid^t  über  il^e 
l^räfte  ungered^t  belaftet  »ürben  [^efele«^rgen« 
rötber,  eonc.-®efd^.  IX,  378]).  3)amit  backte 
man  auf  Seiten  ber  Stixä^t  jugleid^  bie  Steckte  bed 
Slerud  ftc^er  )u  fiefien  unb  bödmiUigen  Sermet« 
gerem  gegenüber  bie  Eintreibung  ber  Stolgebül^« 
ren  gu  erleid^tern;  allein  bie  Staatdgetoalt  ging 
balb  meiter^  inbem  fte  namentlid^  im  18.  unb  im 


B45 


@tols. 


846 


fiMu^  g^cftn,  fo  totrb  bec  $fotter  ba§  einem 
anbem  <Setflli^m  babet  (Sefpenbete  nid^t  für  fid^ 
tedamiren  bilrf eiu  —  Sei  Segröbniffen  fallen  bie 
Stolgcbübren  bem|cnigen  $faner  ju,  ber  gut 
Soniafiine  bct  Seerbigung  competent  ift.  S)ie| 
ift  lunöcbft  ber  ^foner  bed  äBol^norteS,  n^enn  bad 
Segtdbnil  bafelbft  ftatttinbet  Stirbt  jemanb  gu« 
föüig  Qu^rbalb  feines  S)omicil8,  fo  foQ  feine 
&t4c  110^  htm  oOgemeinen  Stecht  in  feine  $fanei 
^Aaidfi  toerbcn;  iDirb  fle  ober  am  Sterbeorte  be« 
gcabm,  to  fprec^en  Dielfad^  parttculäre  Seftim« 
nrnitgm  bem  paroehus  domicilii  ebenfalls  bie 
ooflen  Stolgebu^ren  )U.  Sefonbere  Snorbnungen 
)um  6(^u|e  beS  etgentlid|fen  Pfarrers  eineS  SSer« 
^orbcmn  trifft  boS  canonifd^e  3ttä)i  in  bem  SfoEe, 
bol  icmanb  ttn  bem  Siedete  ©ebroitd^  gemad^t  l^at, 
ftt^  feinen  Segrfibni|pla^  au^erl^alb  ber  Pfarrei 
itt  mahlen  (f.  b.  «rt  99egrabni^  H,  202).  S)a- 
mü  ndmlid^  bie  (eimatlid^e  Pfarrei  unb  i^r  3n- 
baber«  ber  bod^  bei  fiebgeiten  beS  Serftorbenen  bie 
£aß  tiDn  btffen  @ee(forge  getragen,  nid^t  gang 
ker  ouige^,  foDte  i^nen  ein  beftimmter  %nt^U 
OS  bcn  mim  sttfornmen,  iDeld^e  burd^  baS  Se* 
gtfibnil  osi  bie  frembe  ffird^  fielen  (f.  c.  1.  2.  4. 
R,  X  3,  28 ;  e.  1,  Clem.  3,  7).  aßan  nannte 
btefcn  ^^il,  tteQ  er  meift  ein  SSiertel  (aud^  roolfi 
bie  ^fte  ober  ein  Sßxütel)  ber  (Sefammtgaben 
betrug,  bie  quaria  ftmeraria  (faneralium)  ober 
ottd^  bie  portäo  eanonica.  S)aS  Soncil  t)on 
Orient  ^t  oief elbe  übrigens  nur  ba  beftel^en  laffen, 
too  fie  f  4on  40  "jaljxt  &or  bem  Xribentinum  üblid^ 
mar  (f.  Trid.  Sess.  XXV,  c.  13  De  ref.) ;  an- 
bemfaüft  tonn  ber  Pfarrer  beS  SBo^norteS  nur 
bie  ®ebu^ren  für  bie  Begleitung  ber  Seid^e  bis 
{ur  ^fiorrgrenje  beanf|)ru%en.  —  Slid^t*  )u  ben 
StoIgebi^iTen  ge^Bren  ®aUn,  meldte  für  anbere 
als  bie  oben  begeid^eien  SmtSl^anbUmgen,  }.  9. 
für  ihantenproDtfuren  ober  bon  ben  Srftcommu- 
nicantni  gefpenbet  toerben,  toenn  fie  aud^  altl^er« 
gcbrod^t  fmb ;  femer  nid^t  bie  lDte|[fti))enbien  unb 
SRrlßiftuTtgen^  no(^  loeniger  @ebä^ren  für  99e« 
gidbnippidle,  IKr<^enfiüt|Ie  u.  bg(.  (SDie  fogen. 
eot^bralftoter,  toelc^  in  mel^rcren  ))reu|i|^en 
S^i^en  bei  Saufen,  Kopulationen  unb  Sterbe« 

Sen  jugleid^  mit  ben  Stolgebü^ren  erhoben  mer> 
vm%,  ift  eine  ftaatlid^e  Sefteuerung  ber  Ra* 
tl^oliten,  burd^  xotlfy  bie  Siegierung  bie  eigentltd^ 
i^  oUiegenbe  Sfii^t  ivan  Unterl^alte  ber  Satire« 
btolen  grogentbcilS  t>on  fid^  abgemölgt  l^t.)  — 
Sertd^igt  jur  gforberung  ber  Stolgebül^ren  ift  in 
ben  oorgenomüen  ^fcillen  ber  Pfarrer  bejm.  ber- 
iduge,  beffen  %mt  bem  beS  ^fanerS  red^tlid^ 
g^c^ea^tet  ttiirb;  ein  anberer  (Seiftlid^er  ba- 
gegen  not  bcum,  toenn  il^m  burd^  einen  befonbem 
Se^tStttel  (}.  9.  fpecielle  bifd^öflic^e  Stnorbnung) 
bie  (^^ebimg  t^on  ®ebü]^ren  für  aQe  ober  be« 
ßimrate  bet  eroft^ten  fird)Iid^en  9cte  gugemiefen 
i^  Sem  Pfarrer  ober  fonft  Sered^tigten  fie^t 
ffixd^  bann  ber  9nf  prudd  auf  bie  Stolta^e  gu,  nienn 
er  bie  betreffeitben  StmtS^anblungen  burd^  einen 
aiibera0et^d^t)ome]^mentö|L  Srbarf  iebod^ 


nid^t  Don  ben^rmen,  benen  er  jurunentgeltnd^en 
Seiftung  feines  geiftlid^en  SeiftanbeS  Derpflid^tet 
ift,  bie  (Sebü^ren  forbem  unb  ebenfo  ntenig  ben 
SBemittelten  gegenüber  öorl&erige  gntrid^tung  ber 
Xajen  verlangen.  SöSmiUiger  Sertoeigerung  fonn 
er  burd^  Anrufung  beS  loeltlid^en  ^rmeS  entgegen- 
treten ;  bod^  mu^  il^n  ^ier  bie  paftorale  jf lugl^eit 
im  SinjelfaHe  ebenfo  fel^r  Dor  unangebra^ten 
Sd^ritteu  behüten,  wie  fie  il^m  anbererfeitS  ein 
genere&eS  92td(|ter^eben  ber  Stolgebül^ren  ober  }u 
gro|e  9lad^ft(|t  beim  ginforbem  abratl^en  foQ. 
Sejüglid^  ber  ^öl^e  ber  Stolgebül^ren  ifl  ber 
?ßfarrer  burd^auS  an  bie  in  feiner  ^fonei  be- 
fte^enbe  2:a£e  gebunben;  überfd^reitet  er  biefelbe 
(fogen.  ©lolejcefe),  fo  mad^t  er  ftd^  ftraffäUig. 
^Iß  S^JSf)t  ber  Strafe  beftimmte  baS  preu^ifd^e 
Canbred^t  (a.  a.  O.  §  426)  in  biefem  gfatte  ben 
brei«  bis  gel^nfad^en  IBetrag  beS  }u  Diel  ©efor- 
berttn;  ein  öfterreid^ifd^eS  ^ofbecret  oon  1787 
ben  ßrfa^  beS  unre^tmö^ig  Srl^obenen  unb  eine 
angemeffene  ®elbbu|e  ju  ®unften  beS  ^rmen« 
fonbS;  tt)o  leine  fpecieDe  ^norbnung  befielet,  tt)ürbe 
oie^l^nbung  eines  StoIesceffeS  ebentueS  burd^  ge« 
meinfomeS  Sorgel^en  ber  geiftlid^en  unb  loeltlid^en 
SBel^örben  erfolgen.  (S3gl.  im  SCIIgemeinen  bie 
Sel^rbfid^er  beS  ^rd^enred^teS  unb  bie  3Ber!e  über 
bie  «Pfarncd^te  [f.  b.  Slrt.  Pfarrer  IX,  1968]. 
93on  SpeciaMriften  feien  beifpielSmeife  genannt 
©reümann,  j? urge  ®efd^.  ber  Stolgebül^ren,  ©öt« 
tingen  1785;  93.  jfarl,  ©runbjüge  beS  ba^rifd^en 
StoIred^teS,  SBürgburg  1894 ;  SRieble,  2)aS  pfarr« 
lid^e  Sted^t  ber  Stolgebül^ren,  9Ründ^en  unb  SBien 
B.  a.  [1896].)  [^ermaneber.] 

$toth  9Iban3fibor,  fat^olifd^er  S^eo« 
löge  unb  berul^mter  ^olfSfd^riftftetter,  tt)urbe  om 
8.  gfebruar  1808  in  bem  babifd^en  9lmtSftäbtd(ien 
SBü|l,  U)o  feinlBater9pot^e!er  mar,  als  16.  ffinb 
feiner  SItem  geboren.  Sd^on  in  frül^er  Sugenb 
)eigte  er  ein  tiefeS  nligiöfeS  @emüt]^,  f^^eube  an 
Staturfd^önl^eiten  unb  eine  au^erorbentlid^e  Sin« 
bilbungSfraft.  9lad^bem  er  feine  ©Qmnafialftubien 
(1818—1827)  ju  JRaftatt  abfolöirt,  bejog  er  im 
^erbft  1827  bie  Uniderfttöt  gfreiburg,  tt)u|te  aber 
nid^t,  meld^em  gfad^ftubium  er  ftc^  gumenben  f oSte. 
9Rebicin  ftubiren,  mie  fein  Sßater  münfd^te,  mod^te 
er  gar  nid^t.  So  probirte  er  eS  anfangs  mit  ber 
^^urifterei" ;  balb  j[ebod^  manbte  er  fid^  ^pro» 
oiforifd^"  ber  Xl^eologie  gu,  mie  er  fagte,  meil  bie 
meiften  feiner  el^emaligen  SRitfd^üIer  biefeS  Stu^ 
bium  ergriffen  l^atten.  9Jtit  ber  tl^eologifd^en  gfa« 
atltftt  mar  eS  bamalS  in  gfreiburg  öu^erft  traurig 
befteüt.  SS  genügt,  gu  bemerfen,  ba^  bie  bamaligen 
$rofefforen  ber  SRoral  unb  ber  ffirc^engefd^i^te 
fpöter  aud^  äu^erlid^  bom  ©lauben  abfielen  unb 
SDBeiber  nahmen.  3ugleid^  mürben  ben  X^eologie« 
ftubirenben  in  einem  Sefeüereine  gang  antifat^o» 
iifd^e,  rationaliftifd^e  Sd^riften  geboten,  g.  S.  ber 
^^ffienfgtaubige"  oonfßrofeffor  ^auIuS  (f.  b.  9lrt.). 
ffein  SBunber,  ba^  Stolg'  bis  ba^in  unerfd^ütterter 
©loube  bon  3tt>eifeln  angefreffen  würbe,  bie  nur 
brei  fünfte,  bie  (S^ifteng  ©otteS,  bie  Unfterbtid^ 


847  Steti.  W 

bil  mtb  bü  itni^ril,  gan}  unbnü^it  lifgra.   3n  <DoinKär]1843im)tKr[t6t(€tDl)ft4iigli^ 

bÜKi  änltiUKPcilung  uolltc  n  nidjt  ^licitn  glüdlii^  Sogt.  St  ^ubirtttiidnii^hgaBSf 

IMttnt  unb  bcjog  tiBtlolb,  ftutt  in  baä  ^ritfin'  uiüi  trat  in  ngm  pnjöiüic^  SMi^iit^ 

ftntinai  dnjuinicn,  bit  Uniocrfcläl  ^iDtlbaq,  \ätct,  bnn  nbti  {tintn  tatt(^ii<^IiiiikB 

Bo  n  }nn  äo^tt  lang  fid)  ^aii;)tiäd}lt(l)  mit  ))l}iIo'  ^citt  ftanb.   2ic  ,fiattcl|ttiid)t  XiänpiiiH' 

Isgitc^tn  unD  natunDifinijt^aiilit^cn  3tubini  bc  (jinburgn  SiöccjanfattdiHinui',  Ht  s  |ii- 

fi^tigtt.  ^in  tämpitt  ti  jtnt  {(^mcnn  innmn  it^ricb,  jci^tt  ji<l)  bfionbrid  bubui^  uri,  if- 

€<Rlmtämptt  buii^,  bic  n  in  jcintn  Xagtbüc^nn  nt  bit  lidiiistR  biboltiitbrn  unb  btt^rfüi 
fo  ngiriftnb  btji^cbfn  ^al.   Sit  enbcten  bamii,  <  @Tunbiätt  btJDlal  unb  )ic^  mg  tut  im  SM^ 

u^  ti  \vi)  fcft  tnijc^lDB,  btt ^luirlotiiät  b<ifiii(bt  muEraoit  mtj^Uclt;  obtr  tStn  biii4lnli|iB; 

fii^  torbtifaltlo^  ju  unttrwtrftiL    Sitmit  tt^rtt  Um|tanb  i(t  fic  untirauifibai  gmodini  uilü 

oDmälig  iHu^t  utib  t^dtbtn  in  bie  Sctlc  juriid,  gcjitn,  mtil  bn  (^iij(t|tr'i<^)  ftobdiüinft  ^ 

unb  nttmall  ^ttc  et  in  i'tintn  jfiätticn  3ot)rcn  fit  trilärt,  ftlbjl  nt(t)t^  taugt.  SolB  jnijnH 

mt^  Don  ®laub(ngDtifu(^ungni  ju  Ictbtn.  3)iit  nnit  Slnftinbungtn    unb  önlcifiKn  >  Ifl 

bcm  ffllaubtR  tarn  aud)  bei  gntjc^luB  juni  Sun^-  Stol}  )u  jpttltn,  btJDnbtii  a[§  H  ji4  a^ 

bru(^:  „3[^  mtU  tin  $mflti  mtrbcn,  ober  tin  dnimnung  jum  Sonotctibirtctai  (MtdMI 

m^ttr."    3m  &pät^n;bft  1832  trat  n  in  b'aä  faft  gntiSa^rt  gctDcim)  unb,  alibiifMiil 

fßtitfttritminai  ju  ^nibuig  (in.  Wo  jtpai  tin  murbt,  um  jtinc  SStnijung  auf  benE(lnB|ll> 

btffciei  &t\\t  b'Tijditt  aU  in  bn  gaciilläl,  abci  ^'loral  unb  ^^bagogit  banbtltt.  ltoMt> 

»ligiöjt  iBUbung  unb  dencolt  ßTjictiung  auf  unb  „libnolc' $TO)t)|Drtn  trt|obni$(Dl9f|l 

itdjt  iiicbdtm  Slineau  flanbtn.   EBnncitt  jei  nur,  benSuuftLmann,  um  {omttjt,  allnkiciät^ 

boi  bte  3aglingt  (au^  nai^  Smpfang  ber  Sub*  ctiitgt  @trtiti<J^tiFttn  ft^r  {diaif  unt   " 

biucDnatimtilit)  jum  3)itDirT  ncbtr  angtltütt  no^  bcn  bamalä  aujtou^nbtn  ^ongtaniteui  i 

angt^lttn  nurbtn.  %a  SIdIj  Don  bn  jämmti'  btnjtlbn!  btgünfligtnbc  babi)il)t  juntt  A 

Itd)cn  ^Ibeologit,  bit  n  auf  bcr  Unititrfttät  gt^iJrt,  aufgttitttn  nor.  'Ilücin  ber  €taatlinii# 

oanj  unbtfriebigt  mat,  fo  madite  tt  (i(^  a«a  ^ir-  eiolj  ptriönlti^  unb  aus  jeintn  ßoltnhiil^ 

fi^nl  Sf^riftcn,  mit  btmn  ti  im  Stiiunar  bc  ging  übtr  btn  ^roteft  !|tnmtg,  unb&o^ltB 

fannt  murbt  unb  bie  il)m  gcmaltig  im)iotiidni,  im  ^cibfl  1S47  ftint  ißmlciungm  iktm 

filbft  (int  S^o logt ( jurtd)t.  EQom  btften  ^iQm  gtnannttSöi^'i^,  bit  aläbalb  fotcb'n^billaifi 

btfcclt,  (in  gut(r  StdJDrger  ju  nirrbm,  (mpfiug  btn,  bag  fogai  (iuj(In(  bei  pioufnititti  M 

n  bic  $ii(fteinieiC|e  am  16. 9(uguft  1833.  @cinE  legen  öffentlich  cingtftanben,  Yxä)  in  ItnfiBir 

tifl(  SlnfitUung  (i!)i(lt  n  aI8  Ültcar  ddu  SRot^en*  l|ab(n.  ÜJiit  bem  eintritt  in  baealabeiiiittr 

fel3  in  btni  fdiünen !SIurgtfiaI.  ^icc  matten fi[^  amt  bcgonn  füi  Slolj  btt  !)kriDbt feinn nl 
balb  beliebt  bur<4  feint  populären  unb  padtnben  S^tighit  di  ^nftÜKlr 

^r(bigt(n,  feinen  (leifügen  ©t^iilbefu^  unb  ge-  8  oUfeitigen  SJefärticintt 

biegenm  Unterridil  und  btfcmtierE)  bui^  bit  ^flo>  Sr  mar  fein  Sü^cigritldB.* 

ntion  b«  flrauhn,  bie  tt  bei  einer  Stetnen'  laSunbftubirtc,  oOnbiojIlil 

fieberepibtmie  all(in  gu  cerfetitn  begt^rte.  Slac^  ,if4tn  SScife,  nome 

l'/a  äo^ren  {i(belt(  (r  alS  ißicar  nad)  ^Hcufa^  n  bie  et  longe  ei»  ..    . 

über,  R)o  it|m,  ba  bet  Pfarrer  alt  unb  encrgieloä  mntn.  Ser3)tangc(etHt^ 

Kur,  beinahe  bit  ganje  ^afloratian  bet  Dtdommc-  btt  Si^eologit  nuH^  fi«  ■ 

nen  ^'fatrti  oblag,   ^itr  begann  er  aiii^  mit  %i-  bei  ^irfdier,  fein  Sebtn  lang  btmeriiiift  i"^ ' 

faffung  feineä  (rftcn  ffalcnb«^,  ber  grügten1^et(3  aud]  bie  Urfad)t,  ba|  tr  StufangS  ounAtW 

iufamnieng(f(tit  mar  auä  ^Ibfcfinitlen  Don  ^re-  unb  mtniger  correde  Sluffaffungtn  ftfitidt- 

oigt(n,  bie  er  in  ^leufa^  gehalten  ^atte.   SBieber-  rang  er  ftd|)  mei|i  unb  mebc  bui(^,  Iw  f 

^olt  bcfam  tr  ^Inlrögc,  fit^  ol3  gtiftli^er  ßeSrcr  gläubig  fromnitn  ©emiilti  unb  (eiimi  i 

An  einem  föqmnafium  UEnocitbtn  ju  laffcn ;  aUcin  &tbtU.    ^a|  feine  Sc^rl^iitighil  btjBglit 

tr  tttläiU,  nur  bann  ju  acceptiren,  menn  i^m  ber  Jteiintni^  unb  IBeat^tung  mant^ei  ppfulwir 

gange  SleligionSnuterrii^t ,   insbejonbere  in  ben  liefen  iSefttmmungen  ju  nünjc^  fikil 

oberen  fllaffen,  übertragen  toürbc.  ^ieg  gcfd^a^  füllte  tr  fpöter  felbft,  unb  in  ^nerttn 

nun  bei  feinet  iBctufung  an  baS  @i]ninofuim  ju  boftigteit  tiedl|(iltt  a  bann  feinen  Si^in^ 

9Jnt(bfal ;  bD(^  alä  ^itr  bie  ttrüdjte  feiner  feelen-  ein  ^semplor  einet  guten  unb  gninbÜil)aT^ 
eifrigen  26»ilin'eit  fii^  bei  bcn  Sdjiilern  ju  geigen  gel  juerfeini 

begannen,  würbe  tr  alä  „ gn  orl^obos",  unb  „weil  ngm  bur4|t4 

n  fogar  glaubt,  bafi  eüitufd  gebe",  beim  Ober«  Segcnflartt*,^^, 

fliibtenralb  angcit^loät}!  unb  feine  ßutlaffung  be>  ^ning  unb  SiMl| 

ontragt.  £itftlbe  mürbe  ober  ücreitelt  bmit)  feine  )et  3»^^  »*jf' 

JBetnfimg  oläüRtpetcnlan  bnä  neu  eiridjtctc  tjtco-  tben,  fonrie  b** 

logiftije Coucid  gu frreiburg;  biefelbc  ^oltc ^irfibcr  befriAiBt,  HJ 

(f.  b.  'Hü.)  Dernulagt,  ber  a\i  gfamtnajor  beim  nS  @emül^  bei  3<>bBnr  ngiiffn  B^4 

^famoncurä  glolj  rennen  itmtt.  3u  Sreiburg  i^re  tmpe9)oibertitung  füiben  B"f^®" 


fiaii 


"^  —  Strafen  im  alten  lePament 


852 


.r.  .'••• 


m-V 


*-  --^^  **  "^aAiwfcyi|f6fn 


^au^  enjdn^t 

ucoma),  9lt€0« 

bed 

lefionn  m  Sfindcm, 

'lUxuxun%a]S 

a  ,*5.  1520  £^omaS 

paxr^iOfrn  in  3uii(f au 

OB  T  A  Btoit^  einen  f  e^t 

Xer  bibclfunbige 

3en<|mB  ouSftelUe, 

aener  Dcrfie^  aI3  aUe 

Sinfeiprebigten 

:=.::r:  xhmociS  oerfumb  er  eS,  in 

^o\M  ^  @eaung 

inz  ^:s  3api  bcmfen,  an  @telle 

oeff^aoansorcmmg  ein  neued  fRtx^ 

rzzi  1  TzsßoL,  Zu  aiefos  steige  foHte  fein 

..mB^^lim  iiDBenS  @eje|  me^r  gelten, 

st  xJnrtcte  6efc^ien;  aOe  SÄenfd^en 

=£cr  0^12,  oSe  @mer  gemeinfam,  alle 

JBH  H^mgt  fein.  3tDöIf  9I))ofteI 

ji§  dem  ^err  unb  SReifter 

z:l.  ammes  anSgenö^It  @d^on  breite 


•- 1» 


zt  -z: 


znsiiraadtm,  ba  oerbot  bet  3)tagtftrat 

CS:  '^utiqm  wih  lie^  Hiek  Xnäflncüpptn 

6  nerfien.  @tor^  {eiber  iDurbe 


^  mr  ^en  3lat^  geforbert,  um  ficl^  loegen 

zr  ,-r-Tmr  aber  SÜoufe  unb  Cl^e  )u  Der- 

=.   fr  ^tfötes  iebo4  nid^t,  fonbem  begab 

anm  *enar  @eno^en  nad^  SBittenberg, 

Stxmgelium  ju  üetfunben. 


>«  ^ 


■  :  jnL.ziin,  dem fte  i^  feltfamen Snfid^ten 
occitai  die  3&nd!<iuer  ^ro))^eten  einen 

^dinbcrtaufe  in  nid()t  geringe 

sr: JL  £xrm  ifttmc^tete  bamalS  bie  Sfrage 

s:  ^ir.-?  TL'tQ  iti^eine  untergeorbnete ;  al3 

bem  ftölner  @d()n)ärmer 

nod)  SBittenberg  gurütf* 

r:  K  :iTii&er  berietet,  t)on  nid^tS 

teXaufeberiKnber.  6S 

)ir  ftnmbnmg  beS  äßieber- 

3s  bm  3abren  1522  bis 

.^  iBErzsRt  ^src^  had  X^üringer  Sanb, 

m  Se^  auSftreuenb ; 
Ocrni^^dKr  bed  Säuern« 
Hemmer  1524  erfd^ien 
9i»eienVit  mad^te  fui^ 
c#  begann  in  ben  unteren 
|i  icgnL    S)a  lie^  ber 
i|ii  aufmerffam  tourbe, 
ibn  gleidd  borauf  an^ 
^JtiSi  tat  vxa  ^nfab^m  gelangte  er  nun 
Cvi  :!■:  &^«;:ldabc.  wo  er  me^e  SRonote 


^gefe^ebung  jeid^uet  ftd^  bor  anberen  alten 
gefe|gebungen  burd^  gro^  SKUbe  Dortl^il^ 


fid^  onf^ielt  unb  t)on  9Rand^  oIS  ein  fßro))]^ 
oerebrt  mürbe.  Sßö^renb  bed  IBauemfrieged  im 
3. 1525  eutfam  er  ](|eimlid^  nac^  9)lund^n  unb 
^b  bort  nod^  in  bemfelben  Sa^re  im  Spital  ald 
ein  unbefannter  gfi^embKng.  (SgL  9t  Sac^monn, 
9licla8  Stord^,  ber  fünfönger  ber  Smidauer 
aSBiebertöufer,  ßtoidFau  1880.  3)a)U  bie  }a^l- 
reichen  93eri(^tigungen  unb  Srgongungen  üon 
®.  jtaioerau,  in  b.  X^eol.  Siteratuqeitung  1880, 
558^561 :  Sanffen,  @efd^.  beS  beutfd^en  iBoIfed 
II,  18.  aup.  [1897],  231  f.)  [31.  «ßauluä.] 
$fra0o,  SBalafrieb,  f.  SBalafrieb. 
Strafe,  f.  ©trofgetoalt  ber  ftird^ 
l^trafen  im  911ten  Xeftament  beru^ 
im  ungemeinen  auf  bem  ®runbfa|e  ber  äBieber« 
Vergeltung  (Ss.  21,  24  f.)  unb  SBiebererftoltung 
(&!.  21,  85  ff.),  tooneben  ber  @runbfa^  ber  ^b« 
fd^redPung  nur  eine  untergeorbnete  @telle  einna(|m 
(®eut.  17,  13;  19,  20).  ©ie  alttcftamenUic^e 
©traf 
©tra| 

l^oft  au§.~  @ie  fennt  ).  S.  feine  Steigerung  ber 
©träfe  im  SBieberl^oIungSfaSe,  feine  Einigungen 
unb  Xorturen  bei  ber  Unterfud^ung,  feine  Dor« 
läufigen  Dualen  unb  Smartem  bei  ber  SobeSftrafe 
unb  fd^reibt  audbrüdlid^  Dor,  bog  nid^t  ftatt  ber 
eitern  bie  JHnber  ober  ftatt  ber  ftinber  bie  Sltem 
beftraft  merben  follen  (2)eut.  24, 16 ;  vgl.  4  ftbn. 
14,  6),  meld^eS  le^tere  übrigens  nur  eine  not^' 
menbige  Confequeng  bon  bem  @runbfa|e  ber 
SBieberDergeltung  u>ar.    Sie  befonberen  ©traf« 
arten,  meldte  bo§  mofaifd^e  @efe^  anorbnet,  fin^ 
Sobedftrafen,  £eibe§ftrafen  unbSBermögenSftrofen. 
—  L  lobeSftrafen  werben  im  @cfe^  nur 
fioti  auSbrüdflid^  genannt,  nömlid^  bie  ©träfe  bed 
©d^merteS  unb  bie  ©teinigung.    Unter  erfterer 
oerftelien  bie  alten  9tabbinen  bie  Sntl^auptung 
(Sanhedrin  7,  3).  Steuere  föelel^rte  polten  jeboc^ 
biefeS  für  unrid^tig  unb  bel^aupten,  ber  Ser* 
bred^er  fei  eben  „tobt  geftod^en  ober  gel^auen 
morben,  wie  eS  gelten  wollte"  (SQSiner,  3)ibl.  SReoI« 
mörterbud^  U,  3.  Slufl.,  Seipgig  1848, 11).  unb 
mod^en  gu  bem  ßnbe  ben  für  biefe  ©träfe  ge« 
braud^ten  SuSbrudt  'la  '^a  ober  12  '«»n  unb  ben 
Umftanb,  bag  bie  Enthauptung  im  mofaifd^en 
(Sefe^e  nie  ermö^nt  werbe,  geltenb  (3o^n,  SBibl. 
Archäologie  II,  2,  SBien  1802, 347  f,).  dagegen 
ift  aber  gu  bemerfen,  ba^  eine  l^inrid^tung  ber  be* 
rül^rten  Art  mit  bem  ©(l^werte  im  mofaifd^^en 
@efe^  eben  oudl^  nid^t  erwäl^nt  Wirb,  unb  bag 
ber  AuSbrudC  '^b  mit  a  bem  ^entateucb  gerabesu 
fremb  ift  unb  in  ben  fpäteren  Schriften  bei 
Alten  Seftomented  immer  nur  on  fold^en  ©teilen 
Dorfommt,  wo  nid^t  oon  ber  SoÜgie^ung  eines 
richterlichen  Srfenntniffed  auf  XobeSftrafe,  fon- 
bem oon  formlofer  tumultuarifd^er  ißonm^me 
berfelben  bie  Siebe  ift.  Anwerbern  ift  befannt,  ba^ 
bie  Enthauptung  im  Altertl^um  bei  ben  Slegi^p« 
tem  (ogl.  ®en.  40,  19)  unb  bei  ben  Werfern 
üblid^  war  (Xenoph.  Anab.  2,6,1;  Strabo 
1 15,  3, 17),  unb  felbft  in  ben  biblifd^en  ©d^riftm 


658 


Strofen  im  9Iien  Xeftameni 


854 


rommcii  ^fatbcuhmgen  auf  biefelbe  als  eine  bei 
bm  ^btüetn  Wii^t  Strafe  üor  (Dgl.  2  @om. 
20,  21  f.  4  Wtl  10,  6~8.  SKottl^.  14, 10  f. 
9pg.  12, 2).  &  iß  ba^er  tDenigftenS  fel^r  lua^r- 
tdinnlii^,  ba|  bie  Stia^  bed  Sc^merted  eben  bie 
6iit(out>tuRg  XDüx,  loenn  aud^  iumeilen  anbet- 
artige Xdbtungen  bvrd^  boS  Sd^wert  oorgelomnten 
fem  mögen,  lieber  bie  Strafe  ber  Steinigung  f. 
b.  Sit  9lu|er  ben  beiben  vorgenannten  XobeS« 
ftrofai  nennt  ba9  mofaifd|e  @efe|  feine  toAitct, 
biff  Zolmubifien  bagegen  jöl^Ien  (Sanhedr.  7, 1) 
tpicredri  XobedfhKifni  att  gefe|Iic^  auf :  bie  @tei« 
wflung  («^To),  bie  Verbrennung  (nen»),  bie 
Strafe  bcS  S^wertefi  (a*^»)  unb  bie  Strangulirung 
{r^).  &  »irb  namli(!^  im  ®efe^  oft  auä^  ber 
(digcmctne  SuSbntd  gebrandet :  mer  baS  unb  bafi 
ttnit»  »foU  getöbtet  toerben''  ober  „foD  ausgerottet 
»erben  aus  feinem  iBolte";  unb  ba|  aud^  mit 
Ie|teTrm  SluSbnu!  eine  XobeSftrafe  bejeid^net  fei, 
unb  )mor  biefelbe,  mte  mit  erfterem,  erl^eüt  au3 
(^  31,  14,  oerglid^  mit  35,  2.  S)ie  alten 
Sabbincn  oerfte^en  barunter  bie  ßrbroffelung  ober 
Slrangulinmg,  unb  bie  (Semota  fogt  auSbräd- 

Ttd^ :  cj^  r»*^nra  Tim»«n  niv^tt  ^si  pan  «^et  nj-»« 
(Sanhedr.  84^;  tgL  Targ.  Pseudo-Jonath.  }U 
ScBL  20, 10  unb  Sanhedr.  11, 1);  ber  9Rifd^na 
tttfolge  beflanb  biefe  Strafe  barin,  ba^  mon  ben 
Scnirt^itten  M  an  bie  Jhtiee  in  9Rift  eingrub, 
bamt  ein  ^rted  Xuc^,  in  ein  meid^eS  gemidelt, 
um  feinen  ^IS  legte  unb  nad^  beiben  Seiten  l^in 
iog«  Ibis  er  flarb  (Sanhedr.  7,  3).  Mein  ba  bie 
ongrfu^en  SteOen  bcS  ßsobuS  bon  ber  Strofe 
für  bie  Sobbatfibertretung  reben,  biefe  aber  bie 
Steinigung  toox  (9hinL  15,  32 — 36),  fo  l^aben 
bie  Xalmubifien  offenbar  Unred^t,  unb  eS  lann 
unter  jenem  allgemeinen  ^uSbrudeiool^I  nur  eben 
bie  Steinigung  gemeint  fein,  g^mer  finbet  ftd^ 
tm  ®efe|e  om!^  bie  93orfd^rift,  ba^  ein  SRaun,  ber 
eine  Xo<^tet  unb  il^re  SRutter  heirate,  unb  eine 
^^lieflertocbter,  bie  ^urerei  treibe,  k)erbrannt  mer- 
ben  foOen  (Seo.  20, 14 ;  21, 9) ;  barum  wirb  im 
Solmub  aud^  bie  Strafe  ber  Verbrennung  als 
gefe|ltd^  XobeSfha^  aufgefül^rt,  unb  baS  Ver- 
faßten babei  bal^n  bejlimmt,  ba|  man  ben  Ver- 
urtbeilten  bis  on  bie  Jhtiee  in  2Rift  eingrabe,  il^m 
bann  ein  ^teS  Xuc^,  in  ein  meid^eS  gemidtett, 
nm  ben  ^alS  lege  unb  nod^  beiben  Seiten  l^tn 
|ie^,  bis  er  ben  SRunb  öffne,  n^orauf  fogteidß  ge- 
fd^moTjcneS  Vtei  in  benfelben  gegoffen  n^erbe,  ba^ 
ei  in  feine  ßingemeibe  bringe  unb  fie  oerbtenne 
(Sanhedr.  7,  2).  SQein  ba|  an  ben  angefül^tten 
SteÜen  beSSebiticuS  ni(^t  ein  SebenbigDetbrennen, 
foi^bcm  ein  Verbrennen  ber  Seid^e  beS  benitS 
bingoic^teten  Vctbted^erS  gemeint  fei,  et^eKt  auS 
äof.  7, 15.  25,  »0  %d^  juetft  geßeinigt  unb 
borni  Detbtannt  mitb,  obmopl  bie  Sttofe  ootl^t 
bIo|  mitcax  qn^^^  beflimmt  ifi.  S)aS  ®efe^  Det- 
otbnit  nSmlic^  fflt  gemijfe  gdlle  eine  Vetf d^ötfung 
ber  XobeS^fe,  meUbe  in  einet  Vefd^impfung 
ober  3Ri|banbImig  ixiij/i  beS  ^injutid^tenben, 
^tmbim  a^  feiner  Seid^e  beftanb.    Sine  biefet 


Vetfd^örfungen  toox  eben  baS  Verbrennen  bet 
Stxä^t.  Sine  anbete  toot  baS  ^ufßöngen  betfelben 
an  einen  Vaum  obet  $fa]^I  (9lum.  25,  4.  S)eut 
21,  22.  3of.  8,  29 :  10,  26  f.),  toomit  jumeilen 
aud^  nod^  eine  Vetftümmelung  oetbunben  Xdqx 
(2  Sam.  4, 12) ;  bie  ^ufgel^ängtcn  butften  abet 
nid^t  übet  92ad^t  l^öngen  bleiben,  fonbetn  mußten 
oot^  abgenommen  loetben  (^eut.  21, 23.  3of. 
8, 29 ;  10, 26  f.).  gine  fctncte  Vctfd^ätfung  toax 
aud^  nod^  baS  Steinigen  bet  fieid^e,  obet  bet 
SteQe,  too  fie  begtaben  mat,  f o  ba^  babutd^  tooffi, 
au(b  ein  gto^et  Steinljaufe  (^"n»  o-aa«  Va)  an 
fold^et  SteUe  entftanb  (3of.  7,  25  f.;  8,  29. 
2  Sam.  18, 17).  —  ^u^et  ben  gefe^Ud^en  unb 
einl^eimifd^en  SobeSfhafen  famen  bei  ben  alten 
^ebtäetn  im  Saufe  bet  3eit  oxi^  nod^  mebtete 
ouSIönbifd^e  in  SIntoenbung.   3u  biefen  ge^ött 

1.  bie®id^otomie  (r«;n  -^s  öi^otojisTv,  (iieXi^eiv), 

meldte  befonbetS  in  Vabt^lonien  (S)an.  2,  5 ;  3, 
29),  ^eg^pten  (Herod.  2,  139;  3,  13)  unb 
$etften  (Herod.  7 ,  89)  üblid^  mat.  Sie  be- 
ftanb batin,  ba|  bem  Vetbtedßet  ein  @Iieb  nad^ 
bem  anbetn  abgefdjnitten  foutbe,  bis  et  ftatb. 
Sine  3ltt  betfelben  (q«!?)  matb  fd^on  Don  Sa- 
muel an  bem  amoleütifd^en  jfönig^gag  (1  Sam. 
15,  33)  unb  \pattx  t)on  Sntiod^uS  e|)i))]^aneS 
an  ben  Skd^aböetn  ooDaogen  (2  SDlad^.  7 ,  7). 

2.  %nä)  baS  Setfögen,  baS  im  ^Itettbum  eben- 
falls in  Sleg^pten  unb  ^etften  (Ciesias,  Pers. 
55;  StofenmüUet ,  SIteS  unb  neueS  SKotgen- 
lanbV,  Seipgig  1820,  95  f.)  befonbetS  üblid^ 
mat  unb  fpötet  aud^  in  9iom,  namentlidß 
untet  (Saligula,  oft  ftattfanb  (Sueton.  Calig. 
27) ,  lommt  fd^on  ftube  bei  ben  ^ebtäetn  Dot. 
S(^on  S)aoib  lie^  ItiegSgefongene  Smmonitet 
(2  Sam.  12,  31.  1  ^x.  20,  8)  unb  Äö- 
nig  SRanaffeS  nad^  alttabbinifc^en  (Jebamoth. 
fol.  49  ^)  unb  pattiftifd^cn  Jlad^tid^ten  ben  ^to- 
pl&eten  SfaiaS  (f.  b.  Mtt.)  auf  biefe  SBcifc  ^in- 
ti(^ten.  3.  ^ud^  baS  ^inabftütiien  übet  einen 
geifcn  (xaTatxp7]fiviaji6c ,  n^*'«?)  toitb  ft^on 
$f.  141, 6  ermabnt  unb  untet  ^maftoS  an  einet 
gto^en  ^nja^l  ))on  fttiegSgefangenen  ooQjogen 
(2  ^at.  25,  12;  ogl.  2  aWad^.  6,  10.  2uc 
4,  29).  S)aS  entfpted^enbe  dejicere  de  saxo 
Tarpejo  (Liv.  6,  20)  unb  praecipitare  ex 
aggere  (Sueton.  Galig.  27)  bei  ben  SRömetn 
ift  befannt.  4.  S)aS  Sobtfd^Iagen  mit  Stdd(en 
(TU|jwtavi<jji.Äc),  eine  bei  ben  alten  $etfctn,  ®rie- 
d^en  unb  SRömetn  üblid^e  Strafe  (ügl.  Suicer. 
Thesaurus  U,  1329  sq.),  toutbe  an  bem  Wad^a- 
bäet  gleaaot  oottjogcn  (2  9)lad^.  6, 30)  unb  mitb 
aud^  Öcbt.  11,  36  ettoäbnt  Sie  Sttofe  bot 
i^ten  §lamen  Don  bem  SQBetfgeug  TU|iiravov,  oon 
bem  eS  jebod^  ungen)i|  ift,  ob  batuntet  bie  Stöde 
unb  ffnittel  }um  Sd^Iagen  obet  baS  ^olj,  an  bem 
bie  Vetutt^eiltcn  befeftigt  ttutben  (Suicer.  L  c), 
gemeint  fei.  5.  Snblid^  »utbe  aud^  bie  ffteugi- 
gung  (f.  b.  9ltt.)  feit  ben  legten  ^aSmonäetn  bei 
ben  Suben  üblid^.  S)agegen  fanb  baS  @|:.  19, 13 

ettoä^nte  ßtfd^ie^en  mit  Pfeilen  nut  in  bem  bort 


855 


Strafen  im  Sllten  Xefiament 


n 


angegcbcntn  OföHe  jlott,  tocil  qu§  bcr  gerne  ge» 
tobtet  merben  mufete.  —  9Uiper  ben  oorQcnannten 
toerbcn  in  bcr  Sibcl  nod)  einige  3:oDe§|"trofcn 
tttüä\)nt,  XDtld}t  nid^t  bei  ben  3Si^<icIiten  jelblX 
nio^I  ober  bei  bereu  9kd)bart)ölfem  in  Uebung 
toaren  unb  Don  biefen  mitunter  auc^  über  Is- 
raeliten oerljängt  mnrben.  S^iefe  ftnb  1.  bad 
Sebenbigöcrbrennen  in  einem  fjcuprofen,  mogu 
bie  ©enojfen  Spaniels  Derurt^eilt  mürben  (2)Qn. 
8,  6, 11.  15.  19  ft.),  iomie  auc^  baS  aHmälige 
Sraten  an  {(^mad)cm  gener,  melc^eS  ber  babplo- 
nif^e  ftönig  bei  ^d^b  unb  eebecio§  (3er.  29, 22) 
unb  ^ntio^ug  Spipl^aneS  bei  ben  Ü){ad[}aböem 
in  3lnmenbung  brachte  (2  SKöd^.  7, 3  ff.),  ©pötcr 
mürben  and^  in  ^cg^pten  t)on  ben  ^Römern 
(Phüo,  Adv.  Flacc.  §  20)  imb  in  ipaläftina 
Don  ^erobeS  (Jos.  Beil.  Jud.  1,  33,  4)  mti)xtxt 
Suben  lebenbig  üerbrannt.  2.  S)a§  äöcrfen  in 
eine  fiömengrube,  moju  Saniel  öcrurt^cilt  mürbe 
(S)on.  6, 11  ff.).  ÜRan  f|atte  baju,  nac^  ber  fpö« 
tem  ©itte  gu  jci^Iie^en,  öierccf  ige,  mit  einer  ÜJlouer 
umgebene  ®rubcn,  nadft  oben  offen,  fo  baft  man 
über  bie  3Ramx  binein  ben  i'ömen  ^ujel^en  fonnte. 
®a6  bei  ber  ®aniel')d)en  Sömengrube  ein  «^a  =5 
ermäl^nt  mirb  (^an.  6 ,  18) ,  ipridjt  nid^t  ba- 
gegen,  benn  eS  ift  barunter  o^ne  3^<^ifc^  bi^ 
Oeffnung  ber  9)kuer  gemeint,  meldte  ben  Ein- 
gang bilbete.  i^laä)  Ruberen  ift  unter  ber  „piün^ 
bung  ber  @rube"  ein  unten  an  ber  Seite  be- 
finblid()er  ^tuögang  ju  öerftel)en,  burdb  meldjen 
bie  ai^ärter  unter  ben  nötf)igcn  9Sorfid^t§ma|i« 
ngeln  binein-  unb  l^erauSge^rn  fonnten.)  3.  S)a3 
lobten  in  ^fd^e,  moju  ber  unred^tmä^ige  §obe« 
priefter  ÜJlenelauS  (f.  b.  5lrt.)  uon  5lntiod)u8 
Supator  Dentrtbeilt  murbc.  @§  mar  ju  biefem 
3mede  ju  83eröa  ein  50  (Sllen  (jo^er  2;b«rm,  ge- 
füllt mit  ^fdje,  ber  oben  eine  fid)  berumbrc^cnbe 
9){afd^ine  b^tte;  auf  biefe  mürbe  ber  i^erbred)er 
gelegt  unb  fiel  bann,  inbem  ftd)  bie  !ÜM)d)ine 
brelite,  in  bie  ?l)d)e  Ijinab  (2  "iDlad),  13,  4  f.). 
4.  SaS  ffrtrönfen  (xo[Ta7:ovTt7|i.oO ,  bei  ben 
Äömem  Strafe  ber  5?atcrmörber ,  mirb  blofe 
SKatt^.  18,  6  ermäbnt.  £aö  grtränfen  ber 
IJebräifd^en  ffnaben  in  ^ÄcgDpten  ((?j.  1,  22)  mar 
nicbt  Strafe,  fonbern  9]lertilgung§mittel.  ^lud;  bie 
Don  glaüiuS  3ofep^u§  ermö()ntcn  Srtränfungen 
(Antt.  14,  15,  10;  Bell.  Jud.  1,  22,  2) 
fatten  ftreng  genommen  nid}t  in  bie  ffategorie  ber 
Strafen.  5.  3)er  ilampf  mit  milben  3;bieren 
(ÖTipiop-ayia)  mirb  mir  1  (5or.  15,  32  gelcgcnt- 
Jid^  ermäbnt,  aber  öon  5)iand)en  bilblid^  ucrftan» 
ben,  miemol^I  übrigen^  )d)on  ^^^erobeS  ju  Seru- 
falem  foldje  3:]^icrfämpfe  auffübren  Iie6  (Jos. 
Antt.  15,  8,  1).  6.  eublid)  t>a^  3erfd)mettem 
ber  ffinber  an  Strafjcnccfen  (4  ütön.  8,  12.  3f. 
13, 16.  Cf.  14,  1.  mal).  3, 10;  Dgl.  auc^  ^M- 
136, 9)  mar  nidjt  eigentlid)e  ^obcSflrafe,  fonbern 
friegerifd)e  ©raufamfeit.  —  Ter  S3oü^ug  ber 
^obesftrüfe  erfolgte  fogleid),  nodjbcm  bü«  ridjter- 
IidE)c  (f rfcnntniß  berfelben  au§gcfprod}en  mar,  unb 
5mar  in  ber  altern  3cit  burc^  baö  SJolf  felbft. 


fpöter  burdb  bte!5mgli(^  Seibuxid^Q.b.liti)i 
retl^i  unb$e(etbi)  ober  fonft  ienumüaialli 
Umgebung  bed  ßönigd  (1  Sam.22,18.  2Sa 
1, 15).  —  IL  Ueber  bie  SeibeSjtrafen.idfe 
ebenfaüS  tl^IS  ein^eimifcbe  imb  ^tjßiß.  Iti 
auSIönbifc^e  maren,  f.  b.  betr.  Sit  -  Efir 
9}ermögen8ftrafen(^:;)hKmni((erU| 
nad^  tbeild  burd^  baS  @e)e^  beftimmt,  t^dlta 
©utad^ten  eineS  Sd^iebSric^teiS  ilbdalJaL  1^ 
tereS  mar  5.  fö.  ber  gaU,  merai  SRanneriiäi 
mit  einanber  eine  fd^mangere  grau  \ifoafp,  H 
ibre  tf ntd^t  Don  ibr  ging  (@£.  21, 22),  obcrM 
ein  ftö^iger  Od^fe,  ber  bem  SigemtÜDaaldiilli 
befannt  mar,  einen  freien  9)tenf(^  tolittÄ 
21,  29  f.).  gfür  mehrere  anbere  Pe  Mi 
®röBe  ber  Strafe  geje^üd^  beftimml  Scn  i& 
jemanb  im  Streite  einen  anbem  f41us.M|f 
franf  mürbe,  fo  mu^te  er  bie  ihanf^eü^l» 
jaulen  unb  für  bie  baburd^  entftanbene  Söjiii» 
nife  grfa^  leiften  (6?.  21, 18  f.).  SBer  \m^ ' 
fälfcblic^  befd^ulbigte,  bo^  fie  bei  beiSmjiett^ ' 
mit  i^m  feine  Jungfrau  gemefen  fei,  mu^ilpi 
SSater  100  Sefel  SUberd  geben  unb  Mkttl 
nie  Don  i^r  fd^eiben  (3)eut  22,1S-I9).il 
bagegen  eine  nod^  nic^t  Derlobte  ScOiini 
fcbmöd^te,  mugte  i^rem  93oter  oO@delSM. 
geben,  bie  @ef^mä^te  l^eiraten  unb  buifte^A; 
Don  i^r  fd^eiben  (3)eut.  22,  28  f.).  äSeafc 
ftögiger  Od)fe  einen  Seibeigenen  tobtete,  joflfK| 
ber  gigentl^ümer  beS  Dcbfen  bem^ermWl*.^ 
eigenen  80  Sefel  Sitberg  geben,  unD  ber  O^j 
mugte  gefteinigt  merben  (S|.  21 ,  82); ' 
bagegen  ber  ftö|ige  Od)fe  ben  C^fen  enri 
bem  getöbtet,  fo  mürbe  ber  erfteie  DeiMti 
ba§  (Selb  fammt  bem  getöbteten  Otfni 
bie  SBefi^er  ber  beiben  S^^iere  Dertdeilt;  wtL_, 
bcr  ftöfcige  Od^fe  feinem  3)eft^  aö  VtPw] 
fannt,  fo  mu^te  biefer  ben  S^ben  er|e|Bi' 
erhielt  ba§  getöbtele  S^ier  (61.  21,  85J* 
piel  ein  S^ier  in  eine  nid^t  Sug^^KdteWJ 
fo  mu^te  ber  ©igentbümer  ber  ®tube  tof' 
ben  erfejen,  erbielt  aber  baS  " 
S^ier  (fff.  21 ,  33  f.).  gbenfo  nmjlr,^ 
einen  gfelbbranb  Deranlagt  b<^tte ,  bn  ' 
angcri^teten  Sd^aben  erfefen  (6j.  22, 6V^ 
Ucber  bie  Strafen,  meldje  auf  SiebflatIfPj 
maren,  f.  b.  5lrt.  Tiebfta^l  bei  benSftKto"'" 
3Ber  enblid^  au§  3$erfeben  etmod  DORbaj 
lidjen  @aben  für^S  Ipeiligt^um  jurädbetAl 
mu|te  baS  S^rüdbe^altene  unb  ben  (JJBpgj^j 
barüber  ^erauSgeben,  unb  guglcüd  eii64#!] 
Opfer  bringen  (8eD.  b,  15  f.).  gin  fottj* 
aud^  berjenige  ju  bringen,  ber  eine  SengJW^jj 
ober  einen  S)iebfta^I  guerft  abgelaugnet  «P  l 
aber  auS  innenm  antriebe  einge^bibaW 
(2eD.  6,  2  ff.).  —  Son  fogen.  ftirienflii^ 
finben  ficb  im  mofaifc^n  6)efe^  nutdBir 
ober  ^Infänge;  um  fo  jal^lreic^er  unb' 
finb  bagegen  bie  bie|faUfigcn Seftinrnnfi!^ 
fpäteren  SHabbinen  (f.  b.  9lrt.  ?Jann  beibaF" 
raeliten).  (IBgl.  m>4  bie  neueren  ijä/Mß^ 


857 


6tcofgemaIi 


858 


(i^itiburg  1887]  686  ff.,  SB.  Jiomi  I.  [f^rei« 
tttig  1894]  327  ff.  tmb  3.  iBenjtnger  [^freiburg 
8.  i^pq  1894]  S38  ff.)  [Seite.] 

$tvi|||fiMft  (potestas  vindicativa)  bet 

ftttct^e«  ein  %iiAi  ber  firc^Iid^en  SuriSbictionS- 

qfwolt  (potMtae  jcnrisdictioiuB) ,  ift  bie  ber 

Stxtdit  jufir^^mbe  SoQmac^t  93erfe]^lungen  il^er 

iglicbcT  mil  eiüfprci^nben  Strafen  )ur  @ül^ne 

uib  Scfferung  )u  belegen.   L  SBegrflnbung 

nnb  Oefd^id^te  bet  !ir(^Hd^en  Sttaf* 

gemalt    ß^npufi  1^  feine  ftird^e  dd  eine 

«abit,  ftc^tbare  intb  bojlfotnmene  ®e{eIIf(l(|Qft 

grtHjtct    9(d  fol^ie  beft^  fte  unabl^öngig  bon 

icbrr  ncItUc^en  demalt  olle  !DlttteI,  »eld^e  gut 

^hrrid^ung  i^reS  So'cd^  not^menbig  |lnb.  ^et 

S^Dtd  ber  Jfir^ie  ift  boB  etoige  ^eil  bet  ®läu- 

bigen,  bU  ÜKittel  gu  biefem  S^^^^  ftnb  bet 

ii^lcoibe^  bie  ®nobennntteI  (@aaamente,  Bacta» 

mentiilien,  ®ebet)  anb  bie  Seitung  bet  @laubigen 

m  bei  HifiDenbung  biefer  Mittel.  SBet  burd(|  bie 

ioafc  in  bie  fiird^  onfgenommen  motben  ift, 

:mrb  eingegllebeit  in  ben  nt^ftifd^  Seib  S^tifti ; 

er  nimmt  ^ntl^eil  an  beffen  ®nabenfülle  unb 

2ebai$fntft,  übernimmt  aüt  gugleid^  bie  ^fli(^t, 

bm  Qkfejtoi  ber  Ritdft  ju  gel^ord^en.  S)ie  Sei^ 

nmg  bet  (Bn^elnen  mie  ber  ®e(ommtfir(l^e  in  i^rer 

tnnrm  unb  äiifiern  Xl^dtigfeit  ift  Aufgabe  ber 

potefltaa  jurisJictioniB  (bgt.  b.  91rt.  ftird^en* 

gemalt  VII,  579).    3u  berfelben  gel^ört  bie 

potesias  legifera»  toeld^e  baS  ®efe^  auffteUt; 

bie  poteatas  jodiciaria»  tocld^  na^  bem  be* 

ftibenben  @efe^  »td^t  fprid^t  unb  bie  ®ere(l(|tig> 

lax  ^onb^obt,  unbbiepoteataa  ooactiva,  meli^e 

bte  Uebertretung  bed  @efe^  ftraft.   2)ie  le^t« 

genannte,  bie  @trafgeu)alt,  ifl  eine  notl^menbige 

0Olge  ber  gef e|gebetd^en  unb  ric^terli^en  ®emalt, 

ml  biefe  beiben  o^ne  bie  potestas  coactiva  nur 

oDolUommcn  ifiren  S^td  erreic^ien  märben;  na- 

mentlu^  bie  potestas  jodioiaria  mürbe  gu  einer 

i^tebSric^terlii^en  ®emaU  j^rabfmfen,  mobei  ed 

ben  ^rteien  unbenommen  bliebe,  bem  @d^iebd- 

fimu^  JU  folgen  ober  ni<!^t  (bgL  Aichner,  Comp. 

juris  eeoL,  8.  ed.,  Brix.  1895,  741).    Sßie 

leOer  ooQtommenen  ®efeflfd^aft  mu^  ba^er  aud^ 

ber  ffitt^  bod  ytt^t  gußei^,  nötl^igenfailS  mit 

3Mng9mitiebi  gegen  Unbotmäftigfeit,  So§l^eit, 

mcnfd^ic^  @<^ioft(^  bor§ugel^,  mo  mit  moro» 

tilgen  IRitteln  fu^  bie  Befolgung  befl  ®efe^8 

nicU  erretten  Io|L   »2)a  baft  9le^  ®otted  aud^ 

ein  fk^bare«  fein  foK^  bo  au^l  äu^erlüi^  nic^t 

gebi^bet  merben  botf,  maS  ben  ®eboten  ber  Ste- 

ligion  miberfpriil^,  fo  mu^  il^r  bie  Vlad^t  beimo^« 

nett«  bie  IBcrle|imgen  ber  göttlid^en  Orbnung  gu 

ftxofcn.  m  ta&Tt  biefe  Wa^t  aber  eine  ^öd^ft  un- 

eoUbmaiene,  üfn  6|ifien)  felbft  eine  fe^r  precäre, 

ia  beccn  dulered  @id^t3borfein  oft  unmbglid^,  menn 

ihfn  OefrtKn  eine  &u^  Snerfennung  nid^t  gu* 

fibnc."  ^(B  tfi  fonit  bie  SBered^tigung  unb  92ot6- 

menbtgfett  bet  ttn^Ut^en  Strofred^tefi  eine  innere, 

am  bon  fteufe  ber  Ptt^e  fld^  ergebenbe ;  bie  öu|ere 


tanbl^bung  beSfelBen  ift  ungertrennlid^  bon  bet 
id^tbarfeit  ber  ftird^e,  mit  biefer,  mit  ber  SteUung 
ber  ftird^e  felbft  atö  eine  begrunbcte  red^tlid^  an« 
erfannt"  (@d^ulte,  ftat^.  ftird^enred^t  11,  ®te^ 
1856,  874.  375).  —  ©afe  bie  iKrd^e  bie  ©traf« 
gemalt  beft^t,  ift  ®(auben8Iel^re.  2)ie  gegentl^eilige 
Se^re  bed  a)larrtüu8  bon  $abua  unb  3o]^ne§ 
be  3anbuno,  oed  ^uS  unb  ber  ©Qnobe  bon 
«Piftoio  (f.  b.  artt.)  l^at  bie  Äitc^e  berurtl^eUt 
(f.  Denzinger,  Enchir.  n.  427.  585.  1367  sq. ; 
ogl.  Syllabus  Y,  n.  24).  S)a^  i^  aud^  bie 
potestas  coactiva  per  temporales  et  cor- 
porales  poenas  gufommt,  ift  gtoar  nad^  Bouix« 
De  judic.  I,  Paris.  1855,  66,  unb  Oavagnis, 
Inst.  jur.  eccl.  publ.  I,  Bomae  1882,  n.  284, 
nic^t  expresais  terminis  beftnirt,  allein  bie  ^n« 
nol^me  beö  ®egent](|eU8  märe  eine  opinio  erronea 
et  temeraria. 

S)ie  SBemeife  für  bie  bon  C^riftuS  ber  ftird^e 
übertragene  @trafgemalt  finben  ftc^  bei  SDtattl^. 
16, 19;  18, 15  ff.  ®ema^  ben  9Borten  Cl^iftt 
bei  URatt^.  18,  17  foU  bie  ftirc^e  ben  Unbot« 
maligen  be^anbeln  mie  einen  baS  ptü  ber« 
fd^mö^enben  Reiben,  ber  atö  fold^er  feinen  9ln« 
t^eil  an  ben  geiftltd^en  ®ütem  bed  S^riftentl^umd 
fyiL  S)ie  ffird^e  ift  alfo  bered^tigt,  ben  ungel^or« 
famen  Sl^riften  }ur  Strafe  bon  ber  ®emein{(j^aft 
ber  ©laubigen  auSgufd^Iie^en  (S;communication), 
bamit  er  burd(|  bie  @d^anbe  ber  ^bfonberung  ge« 
l^cilt  merbe  ober  menigftend  Slnbere  nid^t  anftede. 
^ie  angeführte  ©teile  entl^ölt  aud^  bie  ®mnbaäge 
bed  gefammten  fird()Iid(|en@trafberfa^renS;  habes 
hie  onmia,  quae  sunt  exterioris  judicii  pro« 
pria:  aecusatorem,  reum,  judicem,  causae 
cognitionem,  sententiam,  coercitionem  (De- 
Yoti,  Instit.  can.  3,  1,  §  7).  ^  SSei^itt^.  16, 
19  mirb  bem  I^L  $etrud  aUein,  bei  SRatt^.  18, 
18  allen  ^ofteln  bie  SBinbe«  unb  Söfegemolt 
übertragen.  „S)en  bilblid^en.^uSbrud  ,binben' 
1^  bie  ftird^e  ftetS  [aud^]  in  bem  @inne  ber  i(r 
bon  Sl^ciftuS  baburd^  übertragenen  ©trafgemalt 
berftanben,  ba^er  ligare  unb  exconununicare, 
solvere  unb  absolvere  in  ben  ffird^enbätem 
unb  firc^Iid^en  Sfted^tdqueUen  afö  gleic^bebeutenb 
erfd^einen"  (S^^er,  S)er  cononijd^e  ^roge^, 
Sßien  1860,  11—12).  ihaft  auftrage«  bom 
^erm  brol^  benn  oud^  ber  1^1.  ^uIuS  ben  So» 
rintl^em,  faOS  fte  ben  $arteigei[t  nic^t  ablegen 
moQten,  atö  ftrafenber  3uc^tmei)ter  gu  fommen 
(1  Sor.  4,  21) ;  er  berfid^ert,  er  merbe  jebe  Qaä^t 
naäf  3^ugenaudfage  entfc^eiben  unb  fd^onungS« 
loö  gegen  bie  ©c^ulbigen  berfal^ren  (2  (Sor.  18, 
1—2).  ©eine  ©trafgemalt  übte  ber  ^))o[te{  t^at« 
föd^Iid^  aus  an  bem  blutfd^nberifd^en  Sorint^er 
(1  gor.  5,  5),  fomie  an  ^^menöuS  unb  ^(eianber 
(1  3:im.  1,  20),  bie  auS  ber  fird^Uc^en  ®emein» 
fd^ft  auSgefd^loffen  mürben;  biefe  Sscommuni» 
cation  f^attt  gur  iSol^t  bie  traditio  Satanae  mit 
bem  bo|)peIten  S^^^,  i^  ^uSgefd^Ioffenen  mit 
tör))erltc^nfieiben  gu  fhcafenininteritumcamis 
unb  feine  ©eele  gu  retten,  ut  spiritus  aalyus  oit 


859 


©tiofgennlt. 


in  die  Domini  nosbi  Jesu  Christi  (1  Sor.  5, 5). 
©0  Oar  bie  ©trafgemalt  mit  brr  lirdilif^tn  (Sc 
ri^tetwrltit  f|.  b.  9Irt.)  im  ßeim  unb  in  boi 
QInmblastn  ilirein  SSefen  naä)  üon  Anbeginn  bei 
ffir^gegc5m;  itboät  bebuiftc  [ie  dner  attmältg 
fott|<^retlenbmSntiDidIungbur(^tn(n|d|Ii4(£E|ä' 
tiflttil,  um  jur  ooUen  ^iiäbilbunß  ju  ßelangtiL 
Sie  ©tltgt  für  bie  ftrafgctidjIU^t  SlÖQtiflhil  bn: 
ftird^e  im  2.  imb  3,  Satir^unbert  fmb  Der^üItTtiB« 
mälifl  j[it)lreic^  (Bßl.  Segler  §  3).  5|Jap[t  5}iclor  I. 
(189—198)  befahl  btn  fflcinarrnttn  uni«  9ln- 
biodunQ  beS  £8annc3,  fii^  bei  ber  ^icr  beS  Öfter- 
ftftee  an  bie  aQeemeiiit  Uebung  btr  ßii^t  ju 
galten  (Eueeb.  H,E.  5,  24,  9).  ®en  3;f)eoboluS 
Don  %q)an}  f^Io^  er  Udii  bei  ßiidie  aiiS  (Eueeb. 
ib.  5, 28, 6).  Siefelbt  Straft  ^atle  [lü^ei  bit  bti' 
btn  ^retiler  3Rarciou  unb  2)iDntanu§  (J.  b.  9trtt.) 
getroffen,  unb  c3  liegen  Dlnd)rid|ttn  über  eint 
%[njai)l  anbeni  ^üielittr  unb  €d)i§matilei  Cor, 
bie  Bon  5Jij(^öftn  ober  Sgnobtn  eECommunicirt 
Mürben,  ©ogar  bit  §ilfe  be^  n)ellii(ben  lUrmtS 
raurbe  nSt^igenfaKi  jur  ^iiSfü^iung  einer  Straf- 
fentenj  angerufen,  Rio  bitfe  fügli(^  gcfdjefien  tonnte ; 
fo  als  ^av\  uon  ©amofata,  söiji^of  ODiiäntioi^ini, 
nad^  feiner  ^bfe^ung  bur^  bie  @i)nobe  Don  Sin- 
liod&itn  (269)  bit  bifdiöflidie  SBolinung  ni^t 
räumen  looQte  (f.  b.  9Irt.  $aulu§  Bon  Somofata 
IX,  1724).  aus  btm  SBotfietienfaen  ttfie^l  man, 
ba%  fi^on  bor  bei 3tit  btr  trfttni^nflliiiienlfaiftr 
bie  Jtiri^e  nai^  eigenen  @cft^cn  nifilete  nnb  über 
SIeritei  unb  £aitn  bie  ^^communtcalton,  über 
bie  elfteren  jugltidi  gntfejung  Born  5Imtt  otr- 
^ängtt ;  in  ben  Const.  Apoet.  2,  47  ift  unl  au<^ 
bie  ©d)ilbemng  einer  ©eiic^täfijjung  in  bei  altem 
t^riftlii^en  3eit  bema^tt.  —  Sie  cE)riftHc^en  lö- 
mifiJ^en  Äaijtr  geiDät)rlen  jur  SBeftrafiing  oon  Sßer- 
gt^en  btr  ßlerifer  gegtn  i^re  ©tnnbcS-  unb 
^mtetipid^ten  @taat§^ilfe  6e!)uf3  gjecution  ber 
fir(t|!idl)en  Urt^eUt  (ogl.  c.  19 ,  C.  XI ,  q.  1 
[Conc.  Carth.  a.  397,  38]).  gür  bie  bürget- 
Ii(l)tn  SBergeben  her  ßlcrifer  panb  an  unb  fiir 
fi^  bie  ©Irüfgetoolt  bem  Staate  gu.  9lfltin  bie 
fiird)t  fuc^tt  üui^  in  bicfer  ^m\iiit  bie  Seift- 
litten  miJgli^ft  btn  meltlit^en  @eitd)ten  ju  ent- 
gießen  (c  43. 46,  C.  XI,  q.  1)  j  benn,  wie  Sßalter, 
Stbrbuift  btS  ÄinfeenitctiS,  14.  51ufl.,  SBonn 
1871, 432  f.  bemerft,  „trfttnS  trforbttt  boB  !ßei- 
gt^  tineS  ®etftltd]en  einen  tigtntt)ümli(^en 
flrengemfittlidiena)ia6flüb.  3meilen§  fannba&ei 
burt^i  ro^t  £öe!|anbluna  bet  gtiftlit^  ©tanb  felbfi 
comptomiltirl  »erben.  5BriilcnS  ift  e§  für  bit 
fliri^t  bebenfiitf),  menn  fit  einen  oom  meltlii^en 
©trii^t  Bcrurlbeilten  ®eiflIid)En  im  SImte  unb 
©taube  laffen,  nbti  niiibt  minber  bebentlit^.  Wenn 
fie  einem  fötifllii^en  auf  ben  ©runb  eineä  Born 
n)tltli(^en  ©erit^t  ergangenen  UrlbeiB  9imt  unb 
<Stanb  entjieijen  foU."  SaS  römiidje  Ote^t  über- 
lieft benn  auri;  ber  ffirdjt  hie  5ÖEf trafung  leii^teiet 
GiDiloerge^cii  btr  Glcrifer,  bie  fie  bann  mit  ffjil, 
üüdjtigung,  ©elbbufien  unb  Öcfängntft  a^ubele 
(Bgl.  11.  41.  47  Cod.  Theod.  16,  2).   Sti  !8tr- 


breiten  hagtgtn  for 

bor  bem  gtiftlii^m 

geflagt  Ibcrhtn.  %a 

fuc^ung  bei@a^  b 

ben  S3erurtt)tilttn  }ui 

lieben  SRid^ttr  überTO 

^PiDitfe  juerft  on^n 

ber  gjecution  be§  U' 

mitgttbeilt,  btr  bar 

btr  bürgerlid)tn  €tr 

Viva)  im  frönlif^n 

noi^  unb  noi^  ta%  i 

SIeriftr.    a)tn  Utbi 

flouigS  e^lotar  U. 

fünften  $aiiftr  € 

ftätigtt ;  gu  htm  (Sm 

„j{tin  toeltli^trStid 

f^ofS  iigenb  eintnQ 

einfcbrönlenben  3"fi 

qualibet  ordine  cl 

praeter  oriminale 

gere  aut  damnare 

manefeEtue,  excep 

Qui  conricti  fuei 

juxta  canones  dit 

ficibuB  examinent 

Sect  II,  Cap,  reg. 

Hon  Bon  btr  mtllli 

bei  fftrc^e  Aaiftr  Ao 

ecciesiastici  ordin 

ut  apud  ecclesiast 

saeculares;  Carol. 

a.  789,  38  [Mon.  ( 

Francof.  a.  794, 

(a.  a.  O.  433)  »oi 

auc^  htr,  haft  fic^ 

melllic^tn  @tnä)ttn 

anbtie  @attt3urtC)eiI 

ni(^l  otrtrug.    91uc^ 

baS  Privilegium  f( 

gemalt  btr  ffir^  i 

Const.  Frider,  II, : 

hbt.  Leg.  Sect  TS 

et  reg,  II,  108). 

bei  ber  junt^mtnbt] 

Bon  btr  ffirdie  ItJ 

geraalt  gtgcn  Slerilr 

©tanbeS-  unb  91mt 

^al  fte  boi!^  auSbrüd 

ft^lug  oon  eoncorbc 

3citoer^ältniffe  auf 

(tgl.  h.  *nrt.  ^rioilt 

S)it  firc^li^t  »eftra 

gtt|timtn  93ergtl|tn  1 

Sufebiäciplin  (f.  b,  ^ 

434  ff.).  ©eitbemE 

bur^  bie  ©tnbgerii^te  (f.  b.  %rt.)  bii  Slnil 

über  bie  Saitn  au3.  Sitr  Staat  ^  JB* 

ber  itirc^e  in  ber  SuSütrung  üfta  @cn4l' 

ben  Caien  gegenüber ;  übcr|n^)t  iuilaiti|l< 

ßiri^enbann  unb  ERei^Bo^t  im  3)littiIafK|< 


m 


@txafgctoalt. 


862 


{ßtig.  €ett  bau  18.  Sol^^unbert  mürbe  inbeffen 
Mc  ftxdßVfyt  Qcri^töbarteit  Aber  bie  Saien  tnel^r 
anb  müft  einge^d^nft  auS  @rünben,  tseld^e  in 
^  ocmnbcrttn  Siic^tung  ber  Senbgerii^tp  unb  in 
hm  polüifd^n  Sier^Itniffen  lagen,  ^nxä)  bie 
Sinbmffialtttne  im  16.  ^a^rl^unbert  tDurben  bie 
!Pnrtefiantm  bec  tird^Iid^en  SunSbiction  unb  ba» 
mit  aaäi  ber  tird^lii^n  SitafgetDoIt  gänjlici^  ent- 
fffgfxt  9lber  oud^  begäglic^  ber  Strafgetoalt  ber 
fim^  gegen  bie  il^r  Xreugebliebenen  bulbet  ber 
mobetnc  Staat  in  feinet  Dtelfad^  feinbfeligen  fyxU 
tang  gegjen  bie  iKrd^e  im  Mgemeinen  feine  bütger- 
hdim  gfolgen  bec  ürd^Iid^  Strafen  mel^r.  SDBenn 
bie  finl^Itd^e  Stxaffenten}  gegen  Slerifer  eine 
Stüdftiifung  auf  bo«  nic^  rein  geiftUci^e  @ebiet 
baben  foE^  mitb  inmantl^en  fiönbent,  mie  ^reu^en, 
^Boa^m,  Sad^fen,  &^^/  Slfa^-Sotl^ringen,  eine 
9?itmiifung  ber  StootSgemalt  geforbert  (ügl. 
9mnq.  Se^rbu^  bed  tat^ol.  . . .  jhrd^enred^ts, 
3,  «up.,  Steiburg  1893,  706  ff.).  9luf  afle  gäfle 
ober  mug  bie  ftirc^e  feft^alten  an  bem  Slnfprud^ 
imf  bofi  Xcd^t,  Serge^en  gegen  bie  ^Religion, 
SütUi^leit  unb  fir^Ud^e  S^^^  ntit  rein  Krd^Iid^en 
Sirofen  (o^ne  bürgerliche  Sfo^G^n)  gu  ol^nben. 
S^feS  Siedet  ift  Don  i^rem  2Be{en  untrennbar. 

n.  aegrlff  ber  ©träfe.  S)ie©trofeim 

[onftifi^  Sinne  ifl  ein  malum  passionis  quod 

infiigitur  alicni  propter  malum  actionis.  Ma- 

fami  aetioniB  ift  jebeS  burd^  baS  ürd^Iid^  ober 

bnrgerlif^e  Sed^t  mit  ©träfe  bebrol^te  SSerge^n, 

crimen«  b.  ^.  jebed  peccatum  grave,  accusa- 

tione    et    damnatiooe   dignissimum    (c.  1, 

D.  LXXXI).  eine  Sled^tSDerle^ung  fc^Iie|t  eine 

boppelte  ©d^ufb  in  fu^,  eine  (ftttlic^e)  ©d^ulb  Dor 

bem  gdttlic^  Stid^ter  unb  eine  (rec^tlid^e)  ©d^ulb 

nor  bem  menfd^ltd^n  ®erid^te.  2)amad^  gehört 

jeDe9c<^8Der(e(ung  aud^  t)or  ein  bo|)t>eIte8  gforum. 

SotDcit  fte  fittlif^e  ©d^ulb  ober  ©ünbe  ift,  be» 

Knft  @ott  ber  emige  Xic^ter  fte,  unb  bad  Urtl^eil 

batüber  gefi^ie^t  in  foro  interno  (ogL  3o^.  20, 

23|.  Sie  led^tli^e  ©c^ulb  bagegen,  alS  eine  fßtt» 

'j^unq  ber  Sugem  Orbnung  ber  ©efeOfd^aft,  be- 

ftmft  bie  tibif^e  (Setoalt,  beren  Aufgabe  bie  ^uf- 

seibtballung  ber  focialen  Ke^tdorbnung  ift ;  fomit 

(«etprt  bie  itc^üic^e  ©d^ulb  Dor  bad  gorum  be§ 

übM^  9Ui|ter§  ober  bad  forum  externum, 

tDcü  (ter  haS  (Bmd^t  Don  klugen  an  ben  9Ren- 

f 4qi  (emntritt.  92ur  bei  ben  gel^eim  gebliebenen 

9ectedben  bleibt  au$  bie  ©ü^ne  beä  uerle^ten 

Xc^teS  bem  forum  internum  t)orbe^aIten  (c.  33, 

X  5,  9).  —  S>afi  malum  passionis  befielet  in 

ber  Sniiie^ung  eine4  beftimmten«  jonft  burd^  bie 

XedU#oibnun8)ugef{d^erten®uted.  3)em€l^ara!ter 

ber  3le4t&fbofe  al8  einer  äußern  ©träfe  ent* 

fprc^cnb  bonbeü  eS  fid^  bei  i^r  um  bie  ^raubung 

in^otr  0üter,  mie  beS  SBermdgenS,  ber  SfreiJ^it, 

ber  S(iff  u«  f«  m. 

IIL3i»<<IberSitofe.  3um  begriffe  bed 
flffe|«  qtiM  bie  ©anction,  b.  1^.  bie  Dorn  ®e- 
k$9cbcr  gegebene  amtliche  ßrriörung  ber  Unoer- 
k|lii^  bt§  0efe^  mit  ber  gfeftfelung  einer 


©träfe  für  Uebertretung  unb  bismeilen  einer  SBe- 
lol^nung  für  bie  SBeoba^tung  bed  ®e{e^e§.  O^e 
bie  ©anction  mürbe  baS  Slnfe^en  eined  ieben  ®e« 
fe^S  ba^tnfaUen.  3ft  aber  ba§  @efe|  tlatfäd^Iid^ 
k)erle^t,  fo  verlangt  bie  ©ered^ttgfett ,  ba^  bie 
©törung  burd^  bie  feftgefe^te  ©träfe  audgeglid^en 
merbe.  3)iefe  ©ül^ne  ber  öerlefeten  JRed^tdorbnung 
(bie  öinbicatiöe  äBirfung)  ift  ber  mefentlid^e  unb 
unmittelbare  gmed  ber  9led(|t8ftrafe.  ®amit  fön« 
neu  nod^  anbere  3ttJedfe  öerbunben  fein,  meldte 
nur  einen  accibenteflen  Sl^arafter  l^aben,  »ie  bie 
aSefferung  be«  Qfel^Ienben ,  bie  SSerptung  fünf- 
tiger  SBerbred^en,  bie  abfd^redfung  Ruberer.  ®ie 
Aird^e  oerliert  übrigens,  aud^  menn  fte  ftraft,  bad 
geiftige  unb  emige  äBo^I  bed  SJtenfd^en  nic^t  au9 
bem  Ituge ;  fte  t)ereint  mit  ber  ©ered^ttgfeit  bie 
ÜRilbe  (c.  9. 14,  D.  XLV),  ne  aut  dementia 
sine  justitia  contemnatur,  aut  justitia  sine 
dementia  humanam  premat  infirmitatem  ac 
frangat  (Berardi,  In  V.  Beeret.  Greg.  IX, 
IIb.  Com.  n,  Mediol.  1847,  176).  3^re  ©tra- 
fen be^medfen  barum  ftetS,  neben  ber  SQßieber- 
^erfteUuitg  ber  Derle^ten  Orbnung,  Teilung  unb 
äefferung  bed  gfel^Ienben.  SDaburd^  unterfd^eibet 
ftd^  bie  fird^Iid^e  ©trafgemalt  t>on  ber  meltlid^en. 
^SDie  ©träfe  als  Smedt  aufaufaffen,  ift  eine 
totale  Sertennung  bed  ®eifted  bed  lird^Iid^en 
Ked^ted ;  fte  fann  nur  SKittel . . .  fein ;  il&re  !Rot^- 
menbigfeit  liegt  barin,  bag  bie  ^errfd^oft  bed 
göttlichen  ©efe^ed  nod^  nid^t  eine  uniDerfeue  unb 
ttnbebingte  ift . . .  ©trafen  in  bem  eigentlid^en 
©inne  bed  SBorted ,  benen  biefer  Kl^arafter  (alf a 
ber  ber  ©ül^nc)  rein  unb  unöerfäljd^t  beimol^nte, 
gibt  ed  begl^alb  ntd^t  in  ber  ftird^e  unb  fann  ed 
nid^t  geben.  Sd  mug  Dielmel^r  eine  j[ebe  ©träfe 
.  .  .  ald  ein  ^Befferungdmittel  ftd^  barfteOen; 
benn  bie  fttrd^e  fann  unb  barf  Die  menfd^lid^e 
grei^eit  niemald  negiren,  inbem  il^re  Aufgabe 
gerabe  in  ber  Serföl^nung  berfelben  mit  bem 
göttlid^en  SBiSen  befielt  ©o  lange  ber  ÜRenfd^ 
lebt,  föQt  aber  beffen  flfteil^ett  nicmald  gönglid^ 
]^inh)eg;  folglid^  barf  bie  ^rd^e  nie  ben  S^td 
unb  bie  ajlöglid^feit  ber  SSejferung  aufgeben.  2Rit 
biefem  3n)ede  aber  fann  fid^  ber  einer  ©fil^e 
für  bie  burd^  bie  Xl^at  beilegte  göttlid^c  @ered^- 
tigfeit  unb  mu|  ftd^  bamit  Derbinben,  fobalb  bie 
^anblttng  ein  abftd^tlid^ed  SRi^addten . . .  befunbet' 
(©d^ultc  II,  875  ff.). 

IV.  Sint^eilung  ber  fird^Iid^en 
©trafen.  SBeld^e  ©trafen  bie  ftirdge  t)er^öngen 
fann,  erftel^t  man  aud  il^rer  ©trafpra^d;  benn 
biefe  ift  eine  Snterpretation  il^red  ©trofred^ted, 
ba  fie  fid^  fein  SRed^t  ^ufd^reibt,  bad  fte  ntd^t  be« 
fi^t.  —  1.  9}ad^  Zallinger,  Inst,  jiuis  eccL 
(Aug.  Vindel.  1792)  ad  1.  5,  tit.  1,  §  17  ent- 
plt  jebed  SSerbred^en  eine  corruptio  delinquen- 
tis,  einen  contemtus  legnm  unb  eine  contagio 
mali  exempli.  S)e|]^alb  untertreibet  man  brei 
^rien  Don  (Krd^enftrafen:  poenitentiae,  cen- 
surae,  poenae.  2)ie  ^öniten^en  be^toedfen  bie 
Sefferung  bed  ©d^ulbigen;  burd^  freimiBige  lieber« 


868 


©ttofl^äufet  —  ©trambL 


864 


nal^me  beS  t^tn  auferlegten  Su^merfed  leifiet  er 
ber  beleibigten  göttUd^en  ©ered^tigfeit  ®enug« 
t^uung  unb  ful^nt  baS  ber  d)riftUc^en  ©efeUfd^aft 
gegebene  ^ergcmi^  „jtonn  nun  gleid^  nod^  bent 
SBortlaute  ber  OueQen  eine  ßenfur  leidet  oI8  eine 
Moniten}  ober  eigentlid^e  Strafe,  eine  $öniteug 
nid  genfur  ober  Strafe,  eine  Strafe  l(|inh)ieberum 
als  ^öniten^  ober  otö  Senfur  erfd^einen,  fo  fmb 
bod^  bie  ^önitenjen  in  i^rer  ted^nifd^en  SBebeu«' 
tung,  fofem  bei  i^nen  ber  Sd^ulbige  felbft  fd^on 
ben  SBiUen  l^t,  ftd^  mit  ber  Ihrd^e  au§)ufö^nen, 
ibentifdd  mit  ben  in  foro  interno  auferlegten 
Strafen  ober  SBu^ioerlen,  mäbrenb  bie  poenae 
unb  censurae  im  eigentlichen  Sinne  atö  ^rd^en* 
(trafen  in  foro  extemo  in  Setrad^t  lommen 
(Sämmer,  Snftit.  be«  fatl^.  ffird^enred^tS,  2.  «ufl., 
greiburg  1892,  871).  —  ®ie  ßenfuren  (f.  b. 
^rt.)  »öden  bieienigen,  toeld^e  gefehlt  l^ben,  aber 
l^artnädtig  fid^  ber  Sübne  n)iberfe^,  aum  @e- 
l^orfam  gegen  bie  ftird^e  }urüdfü^ren.  SBei  il^nen 
übem)iegt  ber  S^^^  ^ineS  3ud^t«  unb  IBefferungS« 
mittels  ben  ber  äJergeltung  megen  ber  SBerle^ung 
beS  ®efe^.  S)ie  ftird^e  toill  burd^  bie  Snt^ie^ung 
einzelner  ober  aller  fird^lid^en  Sted^te  unb  93or- 
tl^eile  ben  Sd^ulbigen  ^ur  Srfenntni^  feines  Un- 
red^tS  unb  )ur  ^uSföl^nung  mit  ber  ffird^e  be» 
niegen  (c.  18,  C.  XXIV,  q.  3).  lieber  bie  Senfuren 
im  einzelnen  Dgl.  aud^  b.  Slrtt.  SBann,  unterbiet 
unb  SuSpenfton.  —  S)ie  poenae  im  eigentlichen 
Sinne  l^aben  atö  ^auptjmed!  bie  Sü^ne  beS  S3er- 
gel^end,  möl^renb  bie  Sefferung  als  Tleben^toed 
^urüdftritt.  %1S  poenae  Tindicativaefamen  früher 
in  91ntoenbung:  ®efangni|ftrafen  be^m.  äiermei- 
fung  in  ein  ftlofter  (c.  2,  X  5, 16;  c.  10,  X 
&,  34),  Verbannung  (c.  1,  X  5,  2;  c.  13,  §  1, 
C.  XXVI,  q.  5),  ®elbbu|en  (c.  18,  X  1,  31), 
förlJerlid^e  Süd^Hgungen  (c.  9,  D.  XXXV;  c.  1, 
C.  V,  q.  1),  jeboc^  mit  9uSfd^Iu|  ber  XobeSftrafe 
(c.  1. 2.  8,  C.  XXin,  q.  5)  ober  ber  Serftümme* 
lung  (c.  3,  X  5, 20),  SBcrIuft  ber  fird^Iid&en  fielen 
(c.  10,  X  5, 87),  beS  ^atronatSred^lS  (c.  12,  ib.), 
entbinbung  ber  äiafallen  oom  Xreueib  (c.  18,  ib.). 
9lad^  geltenbem  SRed^te  befielen  bie  eigentlid^en 
Strafen  a.  gegen  Saien  in  öffentlid^er  Su^e,  SBer« 
toeiS,  3ured^tmeifung,  Snt)iebung  einzelner  ürc^- 
lid^en  SRed^te  unb  ®naben,  (SinfteOung  beS  öffent- 
lid^en  ®otteSbienfteS,  Snt^iel^ung  beS  fird^Iid^ien 
Segröbniff cS ;  b.  gegen  ©ciftlid^e  in  Brjwrlid^er 
:3ud^tigung,  SSertoeifung  in  SorrectionS«  ober 
Semeritenbäufer,  @elbftrafen,  SuSpenfwn  auf 
beftimmte  3eit,  Strafoerfe^ung,  Sntgiebung  ber 
$frünbe,  Unfäl^igleitSerflörung  gum  Srmerb  eines 
iBeneficiumS,  in  eigentlid^er  S)epofition  unb  2)e- 
^abation  (ogL  feiner,  jfatbol.  ftird^enred^t  n, 
^erbom  1894,  99—102). 

2.  Sßeitere  Sintl^ilungen  ber  Strafen  betul^n 
junac^ft  auf  berltnterfd^eibungber^erfonen,  »eld^e 
baoon  betroffen  iserben  (poenae  communes 
[gegen  Slerifer  unb  fiaien]  unb  poenae  parti- 
oulares  [blo^  gegen  (Slerif er]) ;  fobann  auf  bem 
Unterfd^iebe^  ob  bie  Strafe  ipao  facto  ober  post 


sententiam  judicia  eintritt  (poenae  latae  unb 
ferendae  sententiae);  enblid^  barauf,  ob  bie 
Strafe  im  @efe^  auSbrüdlid^  angegeben  ober  bem 
Srmeffen  beS  älic^terS  äbertaffen  ift  (poenae  jnris 
unb  poenae  judicia  seu  arbitrariae).  ^m 
tt)id^iigften  ifl  bie  gmeitgcnannte  Unterfd^bung 
namentlid^  begüglid^  ber  ßenfuren  (f.  b.  9lrt 
unb  b.  Sri  Apostolicae  Sedis  moderationi). 
2)ie  poenae  vindicativae  ftnb  immer  fere&daa 
sententiae,  treten  alfo  erfl  nai)  einem  for« 
meU  gültigen  rid^terlid^en  Urtbeil  ein.  Ueber 
bie  monitio  canonica,  meldte  ben  Strafen  fe- 
rendae sententiae  oorangeben  mai,  f.  b.  3rL 
SRabmmg;  im  Uebrigen  tann  b^^r  auf  boS 
in  ben  oben  cittrten  ^rtt.  ®efagte  Derujiefen 
merben.  [fieanber  |kmfen  0.  8.  B.] 

$fmf9fofrr,  geiftlic^e,  f.  ConedionS» 
anhalten. 

^itafpx0%tij  ^feafoetfa^rfit,  f.  $ro)e|» 
üerfabren. 

^ttaimtfAuu^  f.  XranSlocation. 

$fraiii6i,iBincentiuS  9)taria,berebrtii^ 
^fHonift,  IBifd^of  üon  9Racerahi  unb  S:oIentino, 
mürbe  am  1.  Sanuar  1745  }u  Sioita  Skcd^ia  oon 
frommen  unb  febr  mobltbötigen  (Sltem  geboren. 
Scbon  in  feiner  äugenb  geigte  ftd^  an  ibm  fo  oiel 
Slugergemöbnlid^eS,  ba|  er  allgemein  Ü  Santa- 
rello,  ber  Heine  ^eilige,  genannt  mürbe.  Seine 
SBorftubten  mad^e  er  am  ©pmnafmm  feinet  Satex» 
ftabt  unb  im  Seminar  )u  SRontefiaScone;  bann  be« 
)og  er  baS  SoQeg  bcS  bL  3ofePb  ^on  Salofonga  gu 
9lom,  unb  er  ooKenbete  feine  Stubien  im  S)omtni» 
canerflofter  Santa  9Raria  in  ®robi  bei  Siterbo« 
91m  19.  S)ecember  1767  empfing  Strombi  bie 
^rieflermeibe,  nad^bem  et  fd^on  oor^  auf  Sitten 
beS  ^ifc^ofS  t)on  93agnorea  als  Stector  bie  £eitunfi 
beS  Seminars  übernommen  ^tte.  3m  3. 1768 
nabm  et  baS  OrbenSfleib  ber  !ßaffionifien  unb 
legte  im  näd^ften  gal^re  bie  (eiligen  @elübbe  ob. 
Sogleid^  berief  ber  bL  $<iul  oom  Itttu^,  brr 
SHfter  ber  ^fftonifien  (f.  b.  ?ltt),  ibn  aut  mei* 
tem  «uSbilbung  in  feine  9lä^.  3n  biefer  3Ht 
tterbanb  Sttambi  mit  ben  Uebungen  ber  gfrönt* 
migfeit  eifriges  Stubium  bet  f^lvffn  Sd^rift  unb 
ber  ftird^enle^rer,  befonberS  hk  bL  Sug^fttn  unb 
beS  I^L  Xb^maS  tton  Squin.  So  auSgecufiet  nxttb 
er  bann  auf  SRiffion  gefanbt,  um  ein  ^IbeS  Sobr- 
l^unbert  lang  mie  ein  neuer  Slpoftel  ätoßen  §tt 
erleud^ten.  ^ad^bem  et  1780  Siector  bed  neuen 
Kollegiums  St.  So^^ann  unb  $aul  in  Xom  unb 
im  nöd^ften  3abre  $coDin)iaI,  bann  (Eonfultot 
unb  @eneralbefinitor  feines  OrbenS  gemorbcn 
mar,  ernannte  ibn  fßiuS  VIL  1801  |ttm  Sifi^f 
t>on  SRacerata  unb  Xolentino.  9ud^  ott  IBifdbof 
blieb  er  OrbenSmamt ;  in  SBol^nung,  Aleibung. 
9iabtung,  in  feinem  gonjen  ^iauSb(^<  txfot  bie 
l^eilige  ^rmut  ausgeprägt;  et  pflegte  )U  fogen: 
„2BaS  id^  füt  meine  $erfon  deiimSgabe,  ent)iebe 
id^  ben  Firmen."  ®to|eS  t^at  er  fetnet,  um  bie 
Stubien  unb  bie  ^auSorbnung  fetncS  SenrinorS 
)u  l^ben,  feinen  (UeruS  ju  refotmiten  unb  frtet 


66S 


@tranbred^t. 


866 


^mhe  )u  tilgen.  SB  !ßa))oIeon  1808  !Dlace- 

xam  bcm  luu  organiftTten  lt5nigreid^e  Stalten 

cmDedecUe  unb  <m^  @trambi  ben  Dom  ^pfte 

Mtetcnm  Xinieib  ateerlangte,  tnu^te  ber  99i{d(|of 

fntttKctbc  iKtlaffen;  et  mürbe  auf  9{apoleonS 

S44I  »4  StotKira  trQn8))ortttt,  burfte  aber  fpöter 

mSlaÜonb  mo^en  unb  leitete  Don  bort  auS  feine 

t)t5cefe.  YUa^  ^taü^oltoinB  ®efangennal^me  feierte 

€tniiii6t  am  14.  9Rat  1814  nad^  IDtacerata  )U- 

od.    Srttmd  tief  t(n  ber  ißapft  nad^  Korn, 

bamil  er  Dor  bem  fettigen  €oDeg  unb  bem  Der« 

{ammtUen  (EleruS  {rrebige,  unb  ein  ^tseiter  ^I.  ftorl 

3otn)m&itd  fd^  in  i|m  erftanben  gu  fein,  als 

1816  unb  1817  $e|}  unb  ^ungerSnot^  baS  £anb 

tnmfiuj^teit.    ^m  3.  1828  refignirte  bet  faft 

80]ä^ri^  Si^f,  no^bem  er  22  Saläre  ofö 

SifcM  t>on  SRotcrotQ  gemtrft;  ber  ^ft  mied 

lim  ehif  SBo^nung  im  Ouirinol  an.  99alb  nad^ 

ktiia  Hntunft  in  Slom  eilte  er  an  bo§  ffranlen- 

loget  Sto'8  XIL ,  fOr  beffen  (Sefunbt^it  er  fein 

«tgenid  fieben  ®ott  onBot  (Dgl.  SBifeman,  Srinne- 

xung  an  bie  le^Dier  $ö))fie,  ftöln  1858, 176). 

<Fr  floii  am  nai^fien  Xage  (1.  Januar  1824), 

lirtnm  (BeburlSiage,  tote  et  eS  5fter  Doraudgefagt. 

€<tnt  Sei(^  umrbe  nac^  @t  äol^ann  unb  $aul 

übertragen.    Sregor  XYL  gierte  il^n  mit  bem 

^isel  8emiB  Dei ;  feiner  Seatification  barf  in 

$ölbe  entgegengefel^  »erben  (Dgl.  Anal.  eccl. 

n  [18941  212).  —  @trambi  ift  aud^  ber  Ser- 

faffer  jMttr  Sd^fttn,  nämlid^  einer  9iogra))]^ie 

bei  ^  ^ul  Dorn  ihenje,  SHfterS  ber  $affto- 

aipen^  9om  1786,  unb  ber  Tesori  che  abbiamo 

in  Gesü  Gristo,  Born.  1790.  (S^gl.  P.  Ignatius, 

Vita  del  venerabile  seiro  dl  Dio  Monsign. 

Vineenzo  Maria  Strambi  della  Gongreg.  de' 

Paaaionisii  eto.,  Borna  1814;  9Ritterru|ner, 

"SM  Seben  beS  iffcto.  S)ienerd  ®otted  S.  SR. 

€ttaiitM,  nad^  ben  Scten  beS  @eligf))red^ung§- 

^n^itffcS,  6d^.  1854.)  [8.  ^elmling  0.  S.  B.] 

§nm!lnt^  nennt  man  baS  (Dermeintlidt^e) 

Stäft^  degenftdnbe ,   meldte  bei  @turm  ober 

&ßWfmSi  in  bo9  !Dleer  geworfen  tDorben  ober 

grfalett  ftnb,  (emod^  aber  im  SBaffer  ober  am 

I^  onfgcfongien  toerben,  olS  ^errenlofeS  ®ut 

«B  fi<^  |u  nehmen,  gteid^Diel,  ob  ber  Sigen- 

tbimer  Mannt  ifl  oha  ni(!^t.   !Rid^t  feiten  marb 

birfeS  Stecht  Don  ^jkiDotperfonen  ober  Dom  lan« 

bel^cidi^cn  SfiScuS  fogar  auf  bie  fd^tffbrud^igen 

9etfoiicn,  bie  )u  Seibeigenen  gemad^t  »urben, 

ausgebe^    6d^on  boS  römifd^e  Sted^t  l^at  bie 

Mfi  barfatif^e  (Semol^^it,  toeld^e  im  @tranb- 

Ti^t  fttgt^  Det|>5nt.    &^  beflimmte,  ba^  bie  in 

ciaf»  fbrmlid^  6d^ifpbrud^  Derlorenen  ober  bei 

btobenoer  ®ffa^t  aber  Sorb  gemorfenen  ®äter 

IbrtoSbrnib  Sigent^um  ii^reS  urfprflnglid^en  99e« 

ftbeiS  bleiben  (§  48,  Inai  2, 1;  f.  9,  §  8.  f.  44. 

55.  1%  41,  1;  f.  21,  Dig.  41,  2;  f.  2,  8, 

Dtg.  14, 2)  unb  bo^il^rem  redgtmä^igen  Sefi^, 

foBft  er  bebinnt  ift,  f ogleid^  jurüdgegeben  unb  für 

Den  mtbcConntm  Sigent^ämer  aufbemal^rt  toerben 

smfM  (Attthent  Frid«  n  }U  L  18,  Cod.  6,  2, 

füB^taittUan.  XL  2.  VafL 


Dom  Sa^re  1220  [Mon.  Genn.  bist.  Leg.  Sect. 
IV,  Gonstit  et  act.  publ.  imp.  et  reg.  II,  109]); 
aud^  ber  gfiScud  ^at  fein  ätet^t  auf  bie  ®üter  ber 
©(^iffbrüd^igen  (1.  1,  God.  11,  5).  SBer  trofr 
biefer  Serbote  bie  ®üter  ber  ©d^iffbrfi^igcn  für 
\\d)  bel^ölt,  mad^t  ^xä^  eined  SDiebftap  fd^ulbig 
unb  l^at  )ur  Strafe  ben  Dierfad^en  betrag  bed 
®eraubten  ju  reftttuiren  (§  48,  Inst.  2, 1 ;  f.  44, 
Dig,  41, 1);  bagu  famcn  bann  fpäter  nodj  als 
meitere  ©trafen  ®üterconfi§cation,  eDentueS  auger- 
orbentlid^e,  Dom  ftaifer  feftjufelenbe  SOta^rege« 
lung  (Authent.  Frid.  n  1.  c).  3a  aud^  ber- 
ienige  ift  ^ur  Sieftitutbn  Der))flid^tet,  »eitler  mit 
ber  größten  SRül^e  unb  felbft  mit  SebenSgefabr 
fold^e  im  SReere  befinblid^e  ®üter  gerettet  l^at,  au(^ 
menn  fte  ol^ne  feine  2)a}n)ifd^en!unft  Dorau8ftd(|t- 
lid^  }u  ®runbe  gegangen  fein  tt)ürben ;  bod^  ift  er 
in  biefem  gfaDe  bered^tigt,  Dom  ßigentl^ümer  eine 
entfpred^enbe  Selobnung  )u  Derlangen  (f.  4,  §  1, 
Dig.  14,  2).  —  9lid^t  »eniger  energifd^  jd^ritten 
bie  ^ßdpfte  gegen  bie  und^riftlid^  Sitte  bed  Stranb* 
red^ted  ein,  inbem  fie  bie  Beraubung  fd^iffbrüd^iger 
Sl^riften  ol^ne  Stfldffid^t  ouf  bie  ®eltung  bed 
Stranbred^ted  mit  ber  exoommunicatio  latae 
sententiae  bebro^ten  (Sateranf^nobe  Dom  Saläre 
1110;  Mansi  XXI,  9;  britte  Sateranf^nobe  Dom 
Saläre  1179,  c.  24;  c.  8,  X  5, 17).  ®regor  XHI. 
nal^m  bann  ben  gfaD  in  bie  Bulla  Li  coena 
Domini  (f.  b.  91rt.)  auf,  momit  bie  Sicommuni« 
cation  eine  ))ä))filid^  referDirte  mürbe  (Bull.  Born. 
Taur.  Yin,  418,  g  4);  bagegen  ermöl^nt  bie 
93ulle  Apostolicae  Sedia  moderationi  (f.  b.  9rt) 
Dom  12.  October  1869  ber  Strafe  ni^t  mel^r. 
SBeil  aber  bad  Saterancondl  im  angefül^rten  caput 
nur  bie  Beraubung  fd^iffbrüd^iger  Sl^riften  be- 
ftrafte,  fo  Derfielen  bieienigen,  meldte  ^öretiler 
unb  Unglöubige  ))lünberten,  nid^t  in  biefe  Strafe ; 
benn  bie  iKrd^e  miE  il^  gfeinbe  nid^t  ourd^  ^n- 
brol^ung  einer  Strafe  fd^ü^en,  )u  beren  SSer» 
l^ängung  fte  i^r  baS  Sted^t  abfpre^en  unb  bie  fie 
in  allen  übrigen  gföllen  für  nid^tig  er&ören.  SDod^ 
be)ei(!^net  bie  fird^Iid^e  ®efe^gebung  natürlid^  aud^ 
in  biefem  t^aOe  bie  Ausübung  bed  Stranbred^teS 
als  S)iebftabl  unb  Derlangt  Steftitution  an  ben 
ßigent^ümer.  —  SpedeHe  ®efe^  be}uglid^  beS 
Stranbred^ted  erliefen  bie  ^dpfte  für  ben  iHrd^- 
ftaat.  So  fe|te  3uliu8  IL  in  ber  gonftitution 
BomanuB  pontifex  Dom  Saläre  1509  für  fold^eS 
SBerge^en  au^er  ber  frübem  Strafe  ber  SSer- 
mögendconfidcation  ipso  jure  bie  Strafen  für 
Stragenräuber,  falls  ber  £l^äter  in  flagranti  er- 
tappt mürbe,  im  Uebrigen  bie  für  S)iebe  feft.  ®egeii 
Ferren  unb  Seamte  aber,  meldte  bie  3lu8übung 
beS  Stranbred^teS  bulben  mürben,  beftimmte  er 
bie  excommnnicatio  latae  sententiae,  Sinorb* 
nungen,  meldte  $aul  ni.  1545  (Accepimus) 
unb  Ißiud  y.  1566  (Garn  nobis)  erneuerten 
(f.  Bull.  Bom.  Taur.  V,  476;  VI,  374;  VU, 
440 ;  Dgl.  ^infd^iuS,  »ird^cnr.V,  830,  Slnm.  2).  — 
®egen)Dörtig  befielet  im  ®ebiete  beS^eutfd^nSlei- 
(^eS,  menn  ber  ßigentpmer  ber  geftronbeten®egen- 

28 


867 


€tra|6urg. 


868 


ftönbe  Mannt  tft,  nur  ein  Snf prud^  auf  SBergelol^, 
näl^renb  6ei  unbefannten  Ctgenll^ümeni  bie  am 
@tninb  geborgenen  Sod^cn,  oorbel^ltUc^  bedSln- 
^pmäfi  ouf  Sergelo^n,  an  ben  ©toat  faSen,  bie 
tMn:funfenen  ober  feetriftigen  Sachen  bogegen  bem 
Sergenben  )uftel^en  (S^eid^ftranbungSorbnung  o. 
17.  SBlai  1874,  §  20  ff.),  [ö.  «ober  (©ägmüUer).] 
$iva^nt%  im  Slfal  (Argentoratum,  Ar- 
gentdna),  einft  freie  SReic^dftabt  unb  reid^d- 
unntitielbareS  SBiSt^um,  ie^t  ^auptftabt  ber 
9leid^i»Ianbe  (Slfa^-Sotl^ringen  itnb  bem  $Q))fte 
unmittelbar  unterfteüte  S)iöcefe.  1.  @tabt.  S)ie 
flnf finge  ber  @tabt  unb  bed  SBiStl^umd  Strasburg 
flnb  in  tiefet  2)unfel  gel^üat.  SDie  @tabt  t)erbanft 
toa^rfd^einlid^  i^ren  Urfpnmg  einer  feltifd^en  Sin« 
fiebelung  an  einer  Ueberfal^rt  über  SR^ein  unb 
SQ,  IDO  bie  baS  Sanb  feit  unbenflid^er  S^it  don 
Süben  nad^  92orben  unb  Don  äBeften  nad^  Often 
burd^}ie]^enben  Strafen  fid^  Ireu^ten.  ^üx  bie 
Stdmer  oar  ber  Ort  ein  mtd^tiger  ftrategifd|er 
$un!t  unb  tt)ir  finben  il^n  ^um  erften  3}laU  oon 
!ßtoIemäu8  aI8  @i|  ber  ad^ten  fiegion  genannt. 
@d^on  bamalS  fd^eint  ftd^  um  bo8  militarifd^e 
CafteQ  eine  burgerlid^e  Stabt  mit  einem  Comes 
an  ber  Spij^e  gebilbet  ju  l^ben,  »eld^e  mit  SKaing, 
Sßormd  unb  Speyer'  ju  ben  bebeutenbften  @täbten 
ber  Germania  prima  ober  superior  gejault 
mürbe.  2)ie  tt)ieber]^oIten6inföneDer  (Sermanen, 
im  3. 857  oon  Julian  bem  Slpoftaten  nodd  fiegreid^ 
jurüdgefd^Iagen,  l^otten  eine  me^rfad^e9)ertt)üftung 
llrgentoratd  )ur  gfolge,  bt§  oon  ber  alten  Slömer» 
ftabt  nur  nod^  „einfame  Stuinen"  übrig  blieben. 
92ad^  bem  @iege  Gl^lobmigS  über  bie  Sllamannen 
(496)  bilbete  ftd^  Dor  ben  Xl^ren  ber  }erfallenen 
@tabt  eine  neue  Snfiebelung  im  Snfd^Iu^  an 
einen  föniglid^en  ^of,  toö^renb  im  3nnem  ber 
bifd^öflid^e  ^of  mit  ber  9btei  @i  &tpfym  )um 
SRittelpunfte  einer  neuen  @tabtgemeinbe  tt)urbe. 
3m  3. 842  leifteten  bie  ^etre  Submigd  beS  S)eut- 
fd^en  unb  ftarlS  beS  ftal^Ien  in  Strasburg  il^ren 
berühmten  Sib,  unb  nad^bem  bie  Stobt  im  Ver- 
trage oon  93erbun  843  bem  lotbaringifd^en  Sleid^e 
{uget^eilt  Sorben  tt)ar,  ttarb  fie  870  burd^  ben 
Vertrag  Don  Sterfen  an  boS  beutfd^e  Steid^  an- 
gefd^Ioffen.  Unter  Otto  ü.  tourbe  ben  SSifd^öfen 
als  ben  treueften  ^nböngem  unb  Vertbeibigem 
ber  Sieid^Sgenmlt  au^  bie  f)errfd^aft  über  bie 
föniglic^e  ©emeinbe  oerliel^en.  ^Id  bifd^öflid^e 
€tobt  nabm  Strasburg  balb  einen  möd^tigen 
%uffd^tDung.  S)a8  erfte  gefd^riebene  bifd^öflid^e 
Stabtred^t,  (urg  Dor  1150  oerfo^t,  gibt  und  einen 
Sinblid  in  baS  frieblid^e,  patrtarc^alifd^e  !Ber« 
böltni^  beS  SBifd^ofS  )u  ber  ibm  untergebenen 
@tabt.  ^er  SBifd^of  ernennt  alle  ^Beamten :  ben 
@d^ultbei|,  bem  bie  Sioilgerid^tSbarfeit,  ben 
^Burggrafen,  bem  bie  Organifatton  unb  Vertoal- 
tung  ber  Innungen,  ben  3oÄ(eIIerbcamten,  bem 
boS  gfinansmefen,  unb  ben  Vogt,  bem  nad^  ber 
faiferlid^cn  Vefiöttgung  bie  griminalgerid^tdbar- 
feü  guftebt.  S)ie  in  Sünften  unter  bift^öflic^er 
Leitung  organiflrten  ^anbloerfer,  Don  i^rem  Ver* 


I^ItniB  att  porige  beS  Vifd^ofS  cdlmSItg  entbunben, 
erlangen  bie  Sefugni^,  au|er  ben  bem  (Sutfi^crm 
gefd^ulbeten  Staturatleiftungen  aud^  arbeiten  für 
fi(^  unb  ben  freien  f^anbeldDerfe^r  Dorgunebmen, 
unb  il^re  @teQung  möd^t  )u  einer  immer  tDU^ti- 
gem  l^eran.  9lid^td  ftört  bie  friebß<:^en  Ve^el^ungien 
jmifdden  bem  Vifddof  unb  feiner  Stobt  2Hefer 
eintrod^t  follte  inbeffen  gerobe  ber  Suff^imsng 
ber  Ie|tem,  bie  load^fenbe  Wod^t  ber  nad^  @el&* 
[tönbigfeit  ftrebenben  bifd^öHtd^en  SRinifteriolen^ 
bie  9lad^giebigfeit  ber  Vifd^öfe  unb  enbK(^  ber 
allgemeine  Umfd^mung  ber  toirt^fd^oftlifl^en  unb 
politifd^en  Verbottniffe  ein  Snbe  bereiten.  @d(^on 
in  bem  Don  Vifd^of  ^einrid^  Don  Stobkdl  (1244 
bid  1260)  erloffenen  Dritten  Stabtoed^terf (feinen 
neben  bem  Vifd^ofe  bofi  Somcopttel,  bie  ^lini» 
fteriaten,  ber  Stobtrotb/  bie  meifeften  unb  beflea 
Vürger  oIS  gefe^gebenbe  t^actoren.  9la(^  unb  nad^ 
erweitert  ft($  unter  ouSbrücflid^er  ober  ftiafd^iiDei« 
genber  3uftimmung  ber  Vifd^ö^  bie  @eIbftDer« 
maltung  ber  Stobt,  unb  bie  bifd^öflid^e  (Semott 
tritt  immer  mebr  in  ben  ^intergrunb.  9Id  nun 
im  3. 1260  ber  ftreitbore  unb  energifd^e  SBoüber 
Don  (SeroIbfiedC  ben  Vtf(^ofl^ul^l  beftieg  unb  nod^ 
bem  Veifpiele  onberer  beutfd|en  ftirddenfürften  auf 
®runb  ber  gefd^riebenen  Siedete  boS  alte  Verbält» 
ttig  mieberbergufteUen  Derfud^te,  fom  eS  §um  offenen 
Vrud^.  SBoItber  unterlag  in  ber  @d^Ia(^t  Don 
^udbergen  1262  (Dg(.  W.  VHegand,  Bellum 
Walterianmn  [Stubien  jur  elfo^  ®efd^idbte  ii. 
©efd^id^tfd^reibung  im  9Jiitte(alter  1],  Stras»- 
borg  1878),  unb  fein  unmittelbarer  9la4toIger 
|)einrid^  Don  ®eroIbded(,  ber  felbft  auf  bei  Seite 
ber  Stobt  geftanben  batte,  ^dfioi  mit  biefer  126a 
einen  gfrieben,  toeld^  bem  Vifd^of  bie  nomt« 
neUe  ^errfd^oft  otterbingft  nod^  ttobrte,  bie  tbat- 
föd^Ii(|e  ®malt  ober  in  bie  ^onb  ber  Sürger 
legte.  S)ie  Stobt,  bie  Don  nun  an  ibre  eigenen 
Sßege  ging,  f^üt  fid^  feit  bem  anfange  beft 
12.  3abt^unbert8  grogortig  ertoeitert,  bie  3o^I 
ibrer  Sinmol^ner  um  ho&  Sed^fotl^e  Dermelb^,. 
^nbel,  ®emerbe  unb  ffunfl  litten  bie  l^bc^fle 
Vlüte  errdd^t,  unb  munberDoK  ^.fiieg  gleiiib  ben 
SBIumen  bed  aJloieS  in  bie  ^bbe"*  ofö  aBa^r^(^en 
bed  frud^tboren  Vunbed,  ber  tro|  afler  po(iltf(^ 
®egenfd^e  SBürgertbum  unb  ^rieftertbum,  Belt 
unb  ffir^e,  Sleligion  unb  Sfvei^ett  umfdblo^,  un« 
ferer  lieben  grrouen  ^errli^er  Som. — @tra|burg 
otö  freie  »eid^Sftabt  botte  tcbod^  balb  oiä^  bie 
bitteren  f$rüd^te  ber  feinen  Vifd^öfen  abgerungenen 
gfreibeit  ju  Ibften.  3e^t  troten  bie  ®e0enf&|^ 
innerbalb  ber  Vürgerfcboft  felbß  genmltfom  su- 
Sage.  SHe  ouö  ben  früheren  9Dltntfierialbeamtcn 
berDorgegongenen  abeligen  ®efd^Ied^ter  fuc^en  bir 
@eU)olt  gönglid^  an  fid^  )u  }ieben  unb  trieben  ba- 
mit  ben  ffaufleuten  unb  ^nbmerfem  gegenüber 
oft  ben  unerbörieften  3Ri|braud(|.  SS  folgten  bie 
langen,  leibenfd^oftlid^en  Sunftlfämpfe,  in  benen 
^  bie  bürgerßd^  ^rtei,  begfinftigt  burd^  bie 
3tDiftigteiten  gn^ifd^en  ben  ffl^rcnben  obeligm 
^milien,  bie  Oberl^errfd^ft  errang  (DgL  n.  9L 


869 


StraPuTfl. 


870 


6txo|&xtig  1875).  Siefe  inneren  Unrul^en,  jd^tta- 
lu^  pelmftt^nneeii  tmrdd  Crbbeben^  ^ungetfinotl^ 
hbD  ^kfl  uitb  bie  ftulcxm  |>oIittf(i(^  ^nbel,  in 
tami  fU^  Strasburg  an  bet  Bpiijt  einer  Steil^ 
onbctcr  bmlfd^  €täbte  bie  DoOe  9ieid^fifret]^eit  gu 
icfampfm  fiu!^^  brcul^ten  bie  @tabt  an  ben  SRonb 
M  ScrbotenS,  bcm  fie  nur  butd^  eine  grünb- 
Mabt  "SbtaoTämmg  i^cet  Orsonifation  unb  Ser- 
«oltiniQ  attgiitg.  ^e  Stabtoetfaff ung,  bie  au8  ben 
longiabrigni  Scxfuc^  l^etDoxging,  l^at  »ielf ad^ 
Me  ^ktmnnbening  ber  Stitgenoffen  l^etDorgeruf  en. 
Stne  neue  9Ittle)»riübe  brid^t  (ett  fär  @tta|burg 
OL  Oofeiier  (1862)  unb  ftöniggl^oben  (1420) 
id^mben  i^te  DoSSt^umli^en,  meU  über  bie  ^ei« 
nQi  (tncmd  berühmt  geworbenen  (El^ronifen. 
%aukt  a  >»-  9tt)  unb  SeUer  (f.  b.  «rt.)  üben 
oHf  )wi  gn^ge  Sdben  i^ttr  3^  <inen  gewaltigen 
€tnßii^  ^nbwert  unb  ftunft  fud^en  aQe  t|re 
{d^mn  £eiflttngen  gu  überbieten.  @tra^urg8 
Soubtttte  miib  auf  Sa^l^unberte  l^in  gur  oberften 
olla  be]ilf<^  »au^utten  crttö^lt.  3m  3. 1466  er- 
f^eint  Ott  eine  ber  (SrftItngSgaben  ber  tu)n  ®uten- 
bog  in  6tra|burg  lange  3a^re  (1424^1444)  er- 
probten Sud^bnulertunfi  eine  beutfd^e  Ueberf  e|fung 
ber  StbeL  9lit  bem  Sinjuge  ber  burd^  ben  ^u« 
gumilnmft  (etoargeruj^en  neuen  ®eifiedrid^tung, 
bie  in  ibrm  erflen  SSertvetem  aOerbingS  gerabe  in 
6tm|6mg  nnen  confertmtiDen  S^arofter  bei- 
bebktt  uw  im  feften  9lnfd(|(ufie  an  bie  lot^olifd^e 
Aintc  unb  fie^re  nur  gegen  bie  eingeriffenen  9Ri|- 
Mnil^  fif^  er^ob»  geigte  fid^  ber  erfte  Snflug  einer 
SoDcgiiim«  XDüä^  für  bie  bürgerlid^en  unb  politi» 
\fyn  Scz^ottniffe  Stro^iurgd  Don  ben  nad^l^Itig* 
flm  golgc»  fein  foOie.  2)ie  Stobt  trat  gur  fogen. 
Sifiniiuition  Aber  unb  nmd)e  in  @übbeutfd^Ianb 
eine  i^rer  i^oltiif^en  ^auptftü^n.  9ber  bie  trau* 
nge  |ioItltf^  S^nüttung,  ber  nad^  ber  IKrd^en« 
fyaUttiiQ  bofi  gonge  beiOfd^  Sleid^  gum  Opfer 
fd,  foOtf  aud^  6tro|burg  tro|  alleS  anfänglid^en 
t^m  OSIongcg  nid^t  erfimrt  bleiben.  3118  SBor« 
bnte  bc9  SOiä|rigen  jhieged,  in  meld^em  baS  ßlf  a| 
Bnföglid^  gn  letbcn  l^tte,  entbrannte  1592  ber 
furd^bore  bifd^dflid^e  iMeg  (1592-1604),  in 
ben  ftiil^oltfen  tmb  SßTOtefianten  um  ben  83if (|of9« 
fbäß  Don  Strasburg  rangen,  gfronlreid^  ber- 
anttelk  ben  ^ben.  S)em  ))roteftantifd^en  SBe- 
■erbcr  (®eorg  toon  Sronbenburg)  warb  eine 
edboitfdi^bigimg,  bem  Don  ben  latl^olifd^en  ßa- 
ipitutetn  eODc^ten  SSifd^of  ber  bifd^öflid^e  Stul^I 
tatriannL  6tro|burg,  baS  ftd^  auf  bie  Seite  bed 
lotiilantiiil^  ^eiff^ofS"  gefteSt  unb  ^o^en 
groben  erlitten,  ging  beinahe  mit  leeren  ^önben 
am.  (Eint  fdlttä^Iic^  Si^adtpolitil  begeid^net 
Mb  ScOnng  @tra|burga  im  SOiöl^rigen  ftriege, 
k^mt  einerfciit  bur^  feine  Stellung  inner- 
bolb  bc§  beutf4^  ilaifeneid^ed  ^  anbererfeitS 
bmd^  feine  (ixotefiontift^en  @9m))at]^ien.  3)iefer 
pDctbcnHgcn  Geltung  macbte  auc^  ber  Weftfälifd^ 
^SfUbe.  ber  boS  <Hfai  foweit  ed  bem  ^mtf e  Oefter- 
aic^  t^^ÖfiU,  cn  grantreid^  onfd^Iof ,  fein  Snbe« 


S)o8  (Ereignis  Don  1681,  todd^eS  bie  reid^dfrei- 
l^eitlid^e  ©teOung  ber  Stabt  aufhob  unb  fie  bem 
frongöfifd^en  Königreiche  elnDerleibte ,  mar  bie 
notJ^toenbige  golge  ber  fo  geftalteten  SSerj^ottniffe. 
SBaS  bie  Deformation  ber  fat^olifd^en  iKrd^  ent- 
riffen,  warb  biefer  nun  gum  Xl^eil  wieber  gurüdC- 
erßottet,  Dor  ^Uem  bad  Stünfter ;  in  ber  Stabt 
nal^m  bie  Sllein^errfd^aft  bed  ^roteftantiSmuS  ein 
Snbe ;  neben  ber  bebeutenben  unb  einflu^eic^en 
|n:oteftanti{d^en  erl^ob  fid^  eine,  wenn  aud^  nie 
gang  ausgebaute,  guerft  Don  ben  Sefuiten  geleitete 
fatl^olifc^e  UniDerfität.  Ütad^  ber  entfd^wunbenen 
))oIitifd^en  SBebeutung  ft^ien  bie  Stobt  feine  be» 
fonbere  Sel^nfud^t  mel^r  gu  fül^Ien.  3n  wirtl^-^ 
fd^ftlid^er  Segiel^ung  war  il^r  eine  wid^tige  frei» 
l^eitlid^e  Sonber^eSung  guerfannt  geblieben,  in» 
folge  bereu  il^r  ^nbel  gu  neuer,  bebeutenber  ^lüte 
gelangte.  Den  legten  Sleft  einigermaßen  felbftän« 
biger  S3erfaf[ung  fegte  bie  gro|e  frangöftfd^e  3ie- 
Dolution  hinweg.  Strasburg,  in  beffen  97lauem 
guerft  bie  ^SRarfeiSaife"  erOang,  nal^m  baran 
einen  actiDen  Snt^U.  Stuf  ben  gewanbten,  laDi- 
renben  gfriebrid^  Don  S)ietrid^  folgte  als  gful^rer 
ber  reDoIutionären  (Elemente  ber  blutgierige  Su- 
logiuS  Sd^neiber.  Seibe  fielen  bem  Don  il^nen 
ge)>pegten  9teDoIutionSgeifte  gum  Opfer.  M- 
mülig  traten  frieblid^ere  Ser^tniffe  ein.  Stras- 
burg war  gur  S)e))artementS^au)^tabt  geworben, 
ftein  bebeutenbeS  (Ereignis  ließ  ftd^  mel^  in  feiner 
(Befd^id^te  Dergeic^nen,  bis  infolge  beS  ftriegeS  Don 
1870  unb  ber  Bereinigung  mit  bem  neuen  2)ettt- 
fd^en  Sleid^e  eine  neue  &ttwid(IungS))]^afe  für  baS» 
felbe  begann. 

2.  S  i  f  d^  ö  f  e.  92ad^  bem  Cl^niflen  ftdnigS- 
l^oDen  unb  einer  Seilte  mitteloJterlid^er  ©efd^id^t- 
fd^eiber,  beren  S)arftellung  auf  ben  Oesta  Trevi- 
romm  auS  bem  11.  ober  12.  Sal^rl^unbert  (Mon. 
Germ.  bist.  Scriptt  Vm,  146  sq.)  berul^t,  foO 
ber  l^L  SDtatemuS  mit  ben  l^H  Sud^ariuS  unb  Sa- 
leriuS,  Dom  l^L  $etruS  nad^  Xrier  gefanbt,  in  ber 
elfö|i{d^en  Stobt  Elegium  ober  Helyetus  Dom 
£obe  übenafc^t  unb  Don  feinen  Seföl^rten  mit 
bem  Stabe  beS  9))ofteIfürften  wieber  gum  Seben 
auferwedft,  in  Strasburg  unb  im  Slfaß  gum 
orften  9RaIe  baS  (!:^riftent9um  geprebigt  unb  bie 
erften  d^riftlid^ien  (Semeinben  gegrünbet  l^ben. 
Sie  ffritif  beS  18.  Sal^rbunbertS,  ber  baS  heu- 
tige Proprium  ber  Straßburger  ^idcefe  fid^  an- 
fd^Iie|t,  ^at  inbejfen,  inbem  fie  ben  9))oftoIat 
beS  1^1.  SRatemuS  wal^rte,  beffen  SSirffamfeit  in 
baS  (Enbe  beS  3.  ^al^l^unbertS  Derfejft  (DgL 
Grandidier,  Hist.  [f.  u.]  1,  45  bs.)  unb  i^n 
mit  bem  gleid^namigen  ffird^enfürften  ibentipcirt, 
ber  um  biefe  Seit  ben  Stul^I  Don  ftöln  inne- 
lEfotte.  ®egen  eine  berart  eclatante  unb  erfolg- 
reiche SSerbreitung  beS  (S:i^riftent]6umS  im  Slfaß 
gu  Sebgeiten  beS  |l.  $etruS,  wie  fte  bie  Segenbe 
bel^auptet,  fpred^  aDerbingS  bie  gewid^tigften 
(Srünbe.  S)a|  eS  l^ier  fe^r  frül^e  (S^rijien  gab, 
guerft  wol^  in  ben  Steigen  ber  ange^ebelten  rb- 
mifd^en  Segionen^  ift  i^öd^ft  wal^d^einlid^  3re^ 

28* 


871 


Strasburg. 


872 


nftuS  (im  2.  Sal^rl^unbert)  Qebenit  mit  SoB  ber 
®Iau6en3genof  Jen  in  ben  beiben  @ermanien,  n)0)u 
baS  glfog  gel^örte.  <Dq|  biefe  S^riften  aber  aal^I- 
rei(^  gemefen,  tft  bur^  ben  Mangel  onSRartprem 
unb  on  ti^riftUd&en  SMonumenten  (nur  ein  d^rift« 
lid^eS  ©olbglaS  au'^  tömifc^er  3eit  »urbe  big  Je^ 
Dorgefunben)  jiebenfaQd  auSgefd^Ioffen.  91IS  etftet 
Sif^of  t)on  Strasburg  h)irb  ber  1^1.  ^maubud 
genannt,  beffeu  9lame  fid^  unter  ben  Unterfd^riften 
in  ben  ^cten  bed  (SoncUg  Don  ©arbica  (343)  unb 
ber  346  gegen  ben  ftölner  SBifd^of  Sup^aM  (f. 
b.  ^rt.)  gel^altenen  $rot)indiaI)^nobe  finbet,  faDS 
bie  und  befannten  9lcten  ber  le^tem  od^t  fmb. 
Sßeitere  gefd^ic^tlid^e  Ütad^rid^ten  über  SlmanbuS 
unb  be{|en  unmittelbare  Tlod^folger,  menn  eSberen 
bei  ben  bomoUgen  SBtrren  ublrbau))t  gegeben, 
beft^en  mir  nid^it.  IBeftimmte  feftfte^enbe  S)aten 
über  baS  2)Qfein  beg  @tra|burger  9i8t^um§ 
bringt  und  erft  baS  7.  Sal^r^unbert.  Zro^bem 
bürfte,  fagt  ^egel,  ber  römifd^e  Urfprung,  auf 
meieren  bie  mit  ber  r5mi(d^en  $rot)in}iaIeint]^eUung 
übereinftimmenbe  Slbgrengung  ber  S^iöcefe  l^in* 
meist,  nid^t  burd^auS  begmeifelt  merben  (Sb^onifen 
Vin,  11).  Unter  ©agobert  (n.?  gcft.  679)  marb 
9(rbogaftu8,  ein  frommer  Sinfiebler  beg  ^agenauer 
Sorfted,  über  beffen  ßerfunft  ntd^td  SSeitereS  Ver- 
bärgt ifiaufbenStrafburgerSBifd^ofSftubl  erhoben. 
SDaS  @d^Iog  3[enburg  ^u  Stuffad^  im  obern  ßlfa| 
fammt  beffen  ©ebiet,  fpäter  im  ®egenfa^  jum 
Unter»!Dlunbat  äBei^nburg  Ober-!Dlunbat  ge« 
nannt,  Dom  ftönige  bem  ^eiligen  gef^enft,  bilbete 
bie  @runblage  für  bie  meltlid^e  ^errfd^aft  ber 
©tra^burger  SSifc^öfe.  3{uf  SrbogaftuS  folgte  ein 
Sriänber,  glorentiuS,  bem  bie  ©rünbung  ber 
^btei  ^aSlad^,  mo  er  guerft  als  Sinfiebler  gelebt, 
unb  beS  Sd^ottenüoflerS  @t.  Xl^omad  in  @tra|" 
bürg  }ugefd(|rieben  mirb,  Don  ßrd^enbolb  in  bem 
Serfe  Derberrlid^t :  Florens  florigeram  fecit  Flo- 
rentius  aram.  WS  be[fen  unmittelbare  %ad^foIger 
merben  anfoalb  (693—710),  3uftu8  (710  bis 
712),  anajiminuS  (712-720),  SBibcgem  (720 
bis  729),  unter  bem  bie  3(bteien  Stten^eimmünfter 
unb  !Dhirbad^  entftanben,  (Sanbetfrib  unb  SrbuU 
fuS  (geft.  734)  genannt.  2)iefe,  ben  eingaben 
@ranbibierS  entnommenen  S)aten  berufen  inbeffen 
auf  fel^r  fd^manfenber  ©nmblage  utü)  bebürfen 
einer  genauen  9teDifu)n.  einen,  mie  unS  fd^eint, 
ftd^em  Sn]^aItS))unft  bieten  bie  u.  %.  Don  gfnebrid^ 
(2)rei  unebirte  eoncilien  auS  ber  SReroDingergeit, 
SBamberg  1867)  Deröffentlid^ten  Slcten  ber  $arifer 
@9nobe  Dom  Saläre  614,  unter  beren  Unter- 
f d^riften  bie  beS  @tra|burger  9}ifd^ofS  SnfoalbuS 
ftebt.  aRit  Sifd^of  ^ebbo  (ßbbo,  &o,  ßtid^o, 
ebbanuS;  734—776)  treten  mir  bereits  auf  feftem 
l^ifiorifd^en  Soben.  3uS  bem  l^erjoglid^en  @e- 
fd^Ied^te  Sttid^o'S  entf))rungen,  bem  furg  Dorl^er  bie 
1^1.  Obilia  (f.  b.  Srt.  n.  1)  entfproffen  mar,  unb  gu- 
erft  W>i  in  Sleid^enau,  mürbe  er  burd^  j^arl  9)larten 
auf  ben  Stra^burger  Sifd^ofSftubl  erl^oben.  Jhröf« 
tig  unterftü^  Don  ben  farolingifd^en  ^errfd^em, 
mit  benen  er  (Dorgfiglid^  mit  ^arl  bem  @rogen) 


im  freunbfd^aftHd^flen  Serl^SItniffe  ßonb,  unb  Don 
ber  römifc^en  Ritä;t,  mit  ber  er  im  Slnfd^Iug  an 
bie  Seftrebungen  beS  1^1.  SonifatiuS  feine  2)i5ce)e 
aufs  Sngfte  Derfnüpfte,  arbeitete  er  erfoIgret(]^  on 
ber  Organifation  feineS  @))itngeIS.    ftarl  ben 
@rogen  begleitete  er  nad^  SRom  unb  ermirtte  babei 
Don  ^apft  |)abrian  L  ftrenge  aRa^regeln  gegen  bie 
Simonie.  3^m  Derbanft  Stiagburg  ben  $u^m, 
nad^  ajte^  baS  erfte  nod^  ber  canonifd^en  Siegel 
beS  bl-  S^robegang  unb  beS  SiaconS  9malartu§ 
(f.  b.  Strtt)  georbnete  S)omca))iteI  in  ben  „Slarien« 
brübem"  befeffen  gu  l^aben.  ^ebbo  mobnte  me^* 
reren  Soncilien  bei  uitb  nal^m  auf  ber  S^tmbe  gu 
^ttiguQ  762,  ber  S^robegang  praftbirte,  ben 
gmeiten  Siang  ein.  j?arl  ber  (Sro^e  beftötigte  i^m 
773  bie  freie  ©erid^tsbarteit  im  Sreufd^tbat  unb 
ert^eilte  ibm  in  @^Iettftabt  775  bie  ^oO-  unb 
Steuerfreiheit  für  feine  Angehörigen  (homines 
ecclesiae),  moburd^  ^anbel  unb  (Semerbe  ber« 
felben  nt^t  menig  geförbert  mürben,  ein  fpäter 
öfter  beftötigteS  $riDiIeg.    Auf  ^ebbo  folgtm 
»emigiuS  (776—783),  »ad^io  (783-813), 
frü]|er  Abt  Don  3Jlunfter  im  Sregorientl^al,  ber 
einen  Codex  canonum  (päpftli(|e  S)ecreta{en) 
Deröffentlid^te,  Ubo  IL  (813—815),  grle^arb 
(815-817),  abelod^  (»bolod^,  Sbolno^;  817 
bis  822),  meld^er  on  ber  Don  2ubmig  bem  ^rom> 
men  nad^  Aachen  berufenen  SSerfammlung  gur 
Sieform  ber  ftlöfter  tbeUnal^m  (f.  b.  Art  Senc 
biet  Don  Aniane)^  aud^  hu  JKr<|e  St.  S^omoä 
mieberl^erftente,  unb  Semalb  (822—840),  ein 
gelehrter  !Diönd^   auS  bem  Jtlofier  Steubenon. 
Unter  ^m  Derfa^te  ber  um  824  nad^  Stra^* 
bürg  Derbannte  ^id^ter  SrmoIbuS  StigeüuS  (f.  b. 
Art.)  fein  Carmen  elegiaoum,  in  bem  er  unter 
Anberem  Strasburgs  Slüte  unb  ben  ®Iang  be§ 
aRünfterS  ber  l^eiligen  Jungfrau  befmgt.   Set« 
naib  ftarb  furg  Dor  fiubmig  bem  (frommen,  beffen 
unglüdffeligeS  Sd^icffal  i^n  tief  ergriffen  J^olAt. 
Unter  Siatolb  (840—875),  ber  ftd^  ben  S^ren* 
namen  „$erle  aller  ^riefter"  crmarb,  morb  870 
im  SSertrag  Don  3Jlerfen  bie  polttifd^e  3ugebörtg* 
feit  beS  eifaffeS  gum  beutfd^en  römifd^  Stei($e 
entfd^ieben.  fiotl^ar,  bem  eS  guerft  burd^  ben  Ser» 
trag  Don  SSerbun  843  gugefoOen,  unb  Submig 
ber  S)eutfd^e  beftötigten  bie  fßriDilegien  ber  Stta|* 
burger  fiird^e.  Otfrtb  Don  SBei|enburg  (f.  b.  Art) 
bid^tete  fein  unfterblid^eS  SDangefienbud(|.    Auf 
Siatolb  folgten  Siegin^arb  ober  Sieinl^rb  (875 
bis  888),  93albram  (888—906)  oufi  9^em,  als 
lateinifd^er  Sid^ter  unb  S^olafler  befannt,  ber 
an  ben  f ird^nd()en  Angelegenl^eiten  feiner  3^tt  regen 
Antbeil  na^m ;  Otbert  (906—913),  ber  noi^  einem 
Stoi\it  mit  ber  Stabt  eines  gemoltfamen  SobeS 
ftarb;  ©ottfrieb  (geft.  918),  ein  St^meflerfobn 
JtarlS  beS  jtal^len ;  3iidt)miu  (913—933),  unter 
bem  ^einrid^  ber  t^infler  fu^  beS  SlfaffeS  bcmad^ti^e 
unb  bie  Ungarn  eS  Dermüfteten;  Sbtl^art  (933  bis 
950),  ein  3eitgenoffe  Otto'S  L,  ber  Ubo  IIL 
(950—965)  als  beffen  9tad^fotger  auf  ben  Stra^« 
burger  Stul^I  berief.    Ubo  trug  mefenUic^  gut 


878 


€trapurg. 


874 


^ätmq  bcr  gtbnlenen  ttiti^nAAMplin  M,  jiif' 
irte  mfßttt  Spulen  unb  beteid^erte  {e^t  bie 
SXsnpnBiblu^a.  Stnen  fel^r  loürbigen  92a(i^- 
folgtr  fanb  er  in  bem  Sorftel^er  btt  Snttnfter- 
iibsle,  1Utri4  ober  erc^enbolb  (965—991),  ber 
jctnt  Soigonger  auf  bem  Stro^burger  Sifd^ofS- 
nal^  in  Werfen  t^et^errli^te,  bie  Sibliot^el  bed 
Sün^exS  fierncl^crte,  bie  Somfd^ule  burd^  9e« 
o^g  bei  @t  @allener  aiUn^ea  SBictor  ^u  un« 
gpötnirt  9[ttte  brachte ,  für  ftrenge  SiSct))Itn 
ioigti  imb.  tum  ben  brei  Ottonen  in  l^ol^ent  !D{a|e 
g($diä|t.  ffir  ben  Stro^burger  SSifd^ofSftul^I  ein 
osig^lN^  SDtünjrcc^t  unb  bie  ouSf^Iie^Iid^e 
(ya^fi^  über  bie  €tabt  mit  ber  Srofenmürbe 
dongtt.  SBieberoIb  (991—999),  t)on  Otto  UI. 
dMitdb  fe(r  begünfitgt,  Jtorb  )u  ^enebent,  niol^in 
n  bm  flbifer  begleitet  ^otte.  9[uf  Slmid^S,  ber 
m  ftßje  3eit  (999—1001)  regierte,  folgte  einer 
^cl  b^eutcnbften  ^d^enfürften  Stragburgd, 
Soncr  L  ober  SBerin^r  (1001—1029),  ber 
ättfftt  befünnte  Vffnt  bed  Qabdburger  ^ufed,  ber 
Sübererbouer  beS  bttrd^  bie  2:ru))pen  ^ermonnS 
m  S^tDoben  1002  unb  einen  SSHj^ftral^I  1007 
KiiDttfteten  Wiuifierd,  intimer  gfreunb  f^ein» 
lii^  IL,  ben  er  Quf  feiner  Somreife  begleitete,  Don 
ibnrob  n.  no4  99)ctiq  gef^idK,  mo  er  ftarb.  6r 
botte  fid^  an  ben  gtoei  JKrddenDerfammtungen  Don 
^ffutt  (1007)  unb  SeKgcnftQbt  (1027)  be- 
ttcifi^  bie  96tet  IRuri  gegrunbet  Unb  bie  SDtün- 
^obibliot^  mtt  fofiBoren  SOlanuf  cri))ten  befd^enft, 
ont  benen  einige  in  ber  ^umaniftenjeit  (u.  a. 
Qttintilian)  eine  gro|e  Sebeutung  erlangten. 
Sil^dm  L  (1029—1047),  Sol^n  De«  ^ergogS 
Cito  MB  Spanten,  Slomannien  unb  Sd^maben, 
Snbcr  (Bregord  Y.  unb  O^im  ffaifer  fton« 
cttb^  n.,  arbeitete  eifrig  an  ber  SEBieberl^eSung 
M  SRänjiexfi  unb  ber  @t  X^omadfird^e  unb  er- 
baute 9inig  @t.  ^er.  Unter  ^e^el  ober  ^er- 
naim  (1047—1065)  befugte  ber  elfdffifd^e  ^ßopft 
ifc0  TL  smeimal  feine  ^eimot,  ber  er  auf  Dielfad^e 
Scije  fcou  ®unfi  bejeigte.  SBemer  IL  (1065 
bü  1079)  trot  im  änoeftiturfireit  auf  bie  Seite 
fyaaüfi  lY.  unb  mo^nte  ber  @9nobe  Don  SRainj 
11071)  bei  Sr  florb  unDerföl^t  mit  bem  l^eiligen 
&sdiL  Z^balb  (1079-1082)  bct^eiligte  ftd^ 
OA  ber  SBobl  bed  (SegenpapfteS  Slemend  III.  in 
¥np9L  fiebirid^  IV.  l^otte  bereits  nad^  bem  Xobe 
]bi&oß  Don  6d^tt)aben  1080  bofi  ^erjogt^um 
eija|  bem  ^ol^enftoufen  ^tiebric^  Derliel^,  beff en 
Smber  Otto  oon  Qobenftoufen  er  gmei  Saläre 
tDärt  auf  ben  Stra^burger  93tfd^of8ftu^I  er^ob 
II082— llOOX  »«r*  Urban  IL  Dom  ffirdjen- 
tomc  g^Odt,  jog  er  mit  (Bottfrieb  Don  SBouillon 
noA  bem  b^^tgen  Sonb.  Unter  i^m  mirfte  ber 
RUge  tnioali  ber  pdpftlid^en  SRed^te,  SRanegoIb 
m  Snttenbadb  ff.  b.  9ri  unb  Mon.  Germ.  bist. 
Libeili  de  Ute  I,  300  aqq.).  2}er  gemöbnlid^ 
e^  30.  «filbof  6e}ei((nete  ^Ibuin  (1100)  ftarb 
«4  Ms  So^en.  Stun  folgte  51.  Suno  (1100 
^  1123X  ber  ebenfalls  ^einrid^  IV.  feine  ßr- 
Mam%  Dcdmntte^  f))äter  iebod^  auf  bie  Seite 


feines  Sol^neS  trat  9{ad^bem  er  fid^  aber  aud^ 
Don  biefem  abgemanbt,  tourbe  er  auf  93etreiben 
{eined  laiferlic^  gefmnten  SapitelS  Don  ^einrid^ 
aum  !BerIaf{en  feines  Stu^IeS  ge)h)imgen.  2)aS- 
felbe  @d^i(f  fal  erreichte  feinen  92ad^f olger  52.  Sruno 
(1123—1125),  ber  inbeffen  nacft  53.  (gber^arbS 
(1125—1127)  Sob  ben  bifd^öflid&en  ©tubl  aber- 
malS  (54.)  beftieg,  um  i^m  1 131  mieber  )u  entfagen. 

55.  ©cbbarb  (1131-1141),  ein  entfd&Ioffencr 
Snl^anger  ber  fird^Iid^en  Steform,  trat  mit  großem 
92ad^brudte  für  ben  |niefterltd^en  Sölibat  ein. 

56.  SBurf^arb  L  (1141—1162)  na^m  gmeimal 
baS  (heu5  unb  geigte  mie  fein  SBorgdnger  für 
neue  ffloftergrünbungen  unb  Die  SBieberl^erfteQung 
beS  Stra^burger  SDlünfterS  einen  großen  (Sifer. 

57.  Slubolf  IL  Don  SRotbttea  (1162-1179), 
unter  bem  ^errab  Don  fianbsberg  (f.  b.  %±  ^oben- 
burg)  il^ren  berflbmten  HortuB  delicianun  fd^rieb, 
eine  Sreatur  griebrid^S  L,  marb  auf  ber  latera- 
nifd^en  S^nobe  megen  Simonie  unb  !Dli^braud^ 
ber  fird^Ii((en  @üter  abgefegt,  ^uf  58.  ffon- 
rab  L  (1179—1180),  59.  ^einrid^  L  Don  ^afen- 
bürg,  ber  mit  gfriebrid^  I.  nad^  $alaftina  }og 
unb  @t.  SlicoIauS  in  Strasburg  erbaute,  60.  Jton- 
rab  n.  DonMneburg  (1190—1202),  Ol.^ein- 
rid^  n.  Don  Seringen  (1202—1223),  unter  bem 
fid^  bie  S)ominicaner  in  Strasburg  anftebelten, 
folgte  ber  nod^  iunge,  aber  fromme  unb  ent- 
fd^iebene  62.  Sertbolb  L  Don  Ztd  (1223  bis 
1244),  ber  bie  meltlid^en  ©ered^tfame  feines 
Sifd^ofSjhtbleS  mut^ig  Deril^eibigte;  1230  fle* 
betten  ftd^  bie  f^tonriScaner  in  Strasburg  an. 
68.  f)einrid&  m.  Don  ©tabledf  (1244—1260) 
ermarb  ftd^  inmitten  ber  Vnardäie  beS  Steid^eS 
burd^  eine  fluge  unb  geredete  SBermaltung  bie 
größten  SJerbienfte  um  SiStbum  unb  Stabi 

64.  SBattber  Don  (SerolbSedC  (1260—1263),  eine 
energifd^e  unb  friegerifd^e  92atur,  töm))fte  umfonft 
mit  mo^rem  ^elbenmutl^e  bei  ^auSbergen  für 
bie  SBieberberfieüung  ber  bif d^dfli^en  Obergematt 
über  bie  ©tobt  (Dg{.  ob.).   Seinem  9lad^foIger, 

65.  §einrid^  IV.  Don  ©eroIbSedt  (1263—1273), 
gelang  eS  nad^  bem  Vbfd^Iuffe  beS  gfriebenS  burd^ 
feine  SRilbtbätigfeit  bie  ^ergen  }u  geminnen  unb 
burd^  feine  Umjid^t  baS  finfel^en  beS  bifd^öf(id^en 
StubleS  aud^  in  mettlid^ier  ^inFtd^t  gu  b^ben. 
dt  berief  1265  bie  Sluguftiner  nad^  Stras- 
burg, jhiegerifd^er  ermieS  fid^  mieber  beffen  3la^ 
folger,  66.  ftonrab  UI.  Don  Sid^tenberg  (1273 
bis  1299),  ber  ben  Sifd^ofSftubl  in  bemfelben 
3a]^re  beftieg,  in  bem  SRuboIf  Don  ^abSburg  }um 
ftönig  genäb^t  mürbe.  Unter  ibm  marb  baS  Sd^iff 
beS  aRünfterS  DoUenbet  unb  1275  ber  ®runbftein 
ber  t$a9abe  gelegt.  67.  griebrid^  L  Don  Sid^tenberg 
(1299—1306),  beS  SSorigen  Sruber,  fanb  na^ 
einer  fel^r  frieblid^en  ^enfd^aft  feine  Stubeftotte 
neben  ibm  in  ber  St.  SobanneSfapeUe  beS  SRün« 
fterS.  3u  beffen  9}ad^fo(ger  ernannte  Siemens  V. 
ben  Sifd^of  Don  gicbftött  unb  ftönig  »Ibred^tS 
ffangler  68.  3obanneS  Don  2)ir))beim  (1306  bis 
1328;  DgL  Stofenfrönjer,  Sifd^of  ^ol^ann  L  Don 


875 


@tta|6urg. 


n 


©trofeiurg,  jenannt  öon  ©ürbl^m,  %ntt  1881). 
übe  ]af)  ben  9Jleud^elmorb  ffönig  ^Ibred^tS  bur^ 
Sol^ann  don  Oefterreic^  mit  an  unb  fing  ben  Der« 
jd^eibenben  ftaifet  in  feinen  Sinnen  auf.  2)urd^ 
feine  filugl^eit  unb  Energie  Derbiente  er  \\^  eine 
S^nnfteUe  in  ber  äieil^  ber  Stragburger  ^ijc^ofe. 
69.  SBcrtl^olb  H.  öon  ©ud^ed  (1328—1353),  ein 
frül^erer  bcutfd^er  Orbendritter,  burd^  Soban- 
ned  XXTT.  t)on  Speyer  nad^  Strasburg  Derje^t, 
l^tte  einen  belegten  ^ifcopat,  leiflete  erft  nad^ 
langem  SBiberftanbe  Submig  bem  SSapem  ben 
^uibigungSeib ,  »iberfe^te  f\ä)  energijd^  ber  im 
SIfa|  auSgebrod^nen  Subenl^e^e,  fonnte  eS  in« 
beffen  nid^t  Derbinbem,  ba^  in  @tro|burg  1349, 
nad^bem  baS  3a^  ^uDor  Saufntbe  ber  fd^mar« 
gen  $e)t  erlegen  toaxtn,  bei  2000  Suben  t)om 
mütbenben  fßoltt  bem  t^feuertob  übergeben  »urben. 
2tn  bemfelben  Saläre  fa|  ftcb  ber  ©if d^of  Deranla^t, 
ein  fd^arfefi  Sbict  gegen  bie  ausgearteten  „@eig« 
ler''  5U  erlaffcn.  @ein  @pifco))at  (Dgl.  Seupolb, 
©ertbolb  Don  Sud^ed,  iBi)d(|of  Don  Strasburg, 
Strasburg  1882)  gehört  mit  benen  feineS  SSor« 
göngerd  unb  9lad^foIger§  gu  ben  ru^mreicbiten  ber 
@tra6burger  ftir^engefd^ic^te  (Dg(.  aud^  unten  n.  3. 
€tra|;burger  @Qnoben).  70.  ^o^anneS  11.  Don 
fiid^tenberg  (1353—1365)  würbe  feiner  gröm« 
migteit  unb  Seutfeligfeit  megen  in  @tabt  unb 
Sanb  l^od^  geeiert  unb  nad^  feinem  £obe  tief  be« 
trauert.  3|m  Derbanft  bie  @tra^burger  JNrd^e 
nebft  einer  Sm)eitenmg  il^rer  meltlid^en  ÜRad^t« 
tettung  bie  reid^b^Itigfte  Sammlung  Don  @9nobaI« 
tatuten  (f.  u.).  71.  Sol&anneS  IIL  Don  Sujemburg« 
Signp  (1366—1371),  ein  5Keffe  ftaifer  ftarlS  IV., 
tt)urbe  1871  nad^  9)2aing  Dcrfe^t.  72.  Sambert 
Don  93om  ober  Sunie  (1371  —  1374),  ©obn 
eined  elföfftfd^en  9iitter§,  Don  @regor  XI.  nad^ 
Strasburg  berufen,  fpäter  Sifd^of  Don  ^Bamberg, 
ftarb  1398  al§  ^bt  gu  ©engenbacb.  73.  gfrieb- 
rid^  IL  Don  ©lanfenbeim  (1375—1393),  Don 
ftönig  SSknjel  mit  ber  ©raffd^aft  Unter«eifa^ 
belebnt,  lie^  fid^  in  einen  unfeligen  @trcit  mit 
ber  ©tabt  ein  unb  Dertaufc^te,  um  beffeu  t$oIgen 
gu  entgeben,  fein  IBiStbum  mit  bem  ^ifd^of  Don 
Utred^t,  75.  äöübelm  Don  3)ieft.  Sejtcrer  (1393 
bis  1439)  batte  juerft  fein  SucceffionSred^t  gegen 
ben  Dom  2)omca()ite(  gen^öblten  74.  ©urfbarb 
Don  Sü^elftein  (1393—1394)  ju  Dert^eibigen ; 
nad^  feiner  9lnerfennung  gerpcl  er  infolge  feiner 
anfänglicben  finan3ienen  ajü^toirtl^fd^aft  »ieber 
mit  bem  Somcapitel.  @eine  legten  SKegierungS« 
ja^re,  in  meldte  bie  SoHenbung  beS  Snünfter- 
tburmS  burd^  Solenn  ^ül)  auS  jtöln  föUt,  loaren 
toobttbuenber  unb  frieblid)er.  76.  ftonrab  IV. 
Don  ©uSnang  legte  fd^on  nad^  einem  Saläre  feine 
SBürbe  nieber.  Unter  feinem  5Wad^foIger,  bem 
Slnfangß  febr  Weltlid^  gefinnten  8ifcbof  77.  Wu» 
|)redE)t,  ^folagrafen  am  Stbcin  (1440—1478), 
mürben  ©tobt  unb  Canb  Don  Dielfad^en  SBirren 
unb  ®rangfalen  b«nigefud^t.  fturj  Dor  feinem 
3:obe  berief  er  3ob.  ©eiler  Don  ÄaiferSberg  (Dgl. 
b.  Slrt.  unb  Dacheux,  Les  plus  anciens  ecrits 


de  G.  de  E.,  Ck>Imar  1882)  auf  bkaonifc 
bete  SRünfterfanjel.  %uf  78.9lIbr(4tMa|i 
(1478—1506),  ber  einen  gro^  S^^lk] 
finangielle  unb  firddlicbe  ^>ebung  feim§|)o4||i 
entfaltete,  folgte  79.  äBilbelm  IIL  mi(|o# 
(1506—1541 ;  Dgl.  feine  bemnöd^piabaa^ 
^b^ologifd^en  Stubien  }u  enoätaiic 
p\i\t  Don  @a^),  beffen  ^errfd^  inn» 
fd^mierige,  fturmbemegte  3^  fiel  Stn|l 
allen  eingerifjenen  SRißbröucben  gu  ^oü^ 
er  eS  nic^t  Derl^inbem,  ba|  Stralbuig  li 
9tei^  Don  Ortfd)aften  ber  «Slefoiiiiatwr 
l^eimfielen  (Dgl.  unten  n.  5.  Xeformatioi). 
menig  gelang  eS  feinem  überaus  Detjötnfili 
leutfeligen  92a(bf olger  80.  groSmufi  dob 
(1541—1568),  bie  Sortfd&ritte  be8 
muS  5u  ^emmen.  Unter  81.  dobanmftlY. 
^lanberf(^eib-$lanfen^im  (1569-15^2), 
bie  äefuiten  nad^  SRolSbeim  berief,  tai\ 
ein  Sbeil  beS  S^omcapitelS  auf  Ine  Säk 
^roteftanten.  Snfolge  beffen  Eam  c8  h^ 
Xobe  beS  Sifc^ofS  ju  einer  S!oppdM|L 
Don  ben  fatbolifcben  Somberren  fftoäjk 
binal  82.  ffarl  Don  Sotbringen  (1592 
mu|te  feinen  bifd^öfli^en  @mbl  flegn  W 
mö^lten  ber  proteftantifdJKn  $artei,  M' 
Don  Sranbenburg,  mit  ben  Skfjm 
(Dgl.  ob.  n.  1).  3bni  folgte  83.  £eoM^. 
l^ergog  Don  Oefterreic^,  Snxber  geibji 
(1607—1625),  ber  energtfcbe  9RaNh| 
3)eftauration  beS  Jtat^oliciSmuS  crgri| 
©unften  feineS  Steffen  84.  SeopolbSütdii 
bis  1662),  eines  So^gferbinanbSE,  ' 
3e(t  mu^en  bie  proteftontifcbenSonitm 
bem  fie  bie  l^lid^e  SRünfterbiHio^d  " 
Deröu^  l^atten,  ben  Sruberl^of  nriebct 
2)ie  S)urd^fü^rung  koeiterer  faifedi^n' 
Derl^inberte  ber  ßinfall  ber  @d(|tDdm, 
Strasburg  anfd^lo|,  unb  bie  hoA  ftf 
furd^tbar  Derl^eerten.  92ad^  bem  fnt> 
Sifc^of  Seo))olb  aSill^elmS,  ber  boi 
2)iöcefe  niemals  betreten ,  aber  bo4 
SBieberl^erfteUung  beS  ffat^oliciSmnl  gtf^ 
ftieg  85.  flifran)  Sgon  Don  3fär|lenicig  (li 
1682 ;  f.  b.  «rt  n.  1)  ben  li\äfilfäß 
Strasburg  tDurbe  franjöfifd^ ,  unb  ( 
$eriobe  begann  in  ber  ©ef^id^te  te 
Salb  nad^  ber  bereits  Don  Äotfcr  3^ 
Derfügten  3urüdterftattung  bcS  StBÜiM 
ftat^olüen  burd(|  Submig  XIV.  ftorft^** 
@ein  9]ad^folger,  86.  SßiQelm  egM  f 
ftenberg  (1682—1704;  f.  b.  «rt  i-fl» 
bete  1683  baS  ^riefitrfeminor,  bd  ff 
fuiten  5ur  fieitung  übergab.  9hmM 
einanber  Dier  Sarbindle  auS  bemfit|tt|*' 
ber  SRoban:  87.  ^nnonb  ©affambcMi 
bife  (1704—1749),  ber  ben  biWfiW" 
Don  Strasburg  erboute,  88. 9rniaibbi< 
JBentabour  (1749—1756),  89.  &■!«■ 
be  9toban-®uemenö  (ber  ,gro^Si^i><f^ 
bis  1779),  bem  bcii  ie|iBe  grD|( 


877 


@tragitttg. 


878 


^Arnims  iNtbonft,  imb  90.  SouiS  Slenö  be 
ib^'^amtne,  ber  ft(^  burd^  feine  ißraddtitebe 
mb  fernen  d^^tBei)  in  bie  berüd^tigte  ^Kildbanb« 
^rftobie  ocnoicbln  Iie(^  ober  imibtenb  ber  großen 
toJ^lutiDn  (f.  unten),  bie  tl^n  notbigte,  in  bem 
atobftmf4^  Zueile  feiner  2>idcefe  eine  ßu- 
jbu^ftfittt  ga  ftt^en,  burdb  feinen  ntutbigen 
Btbeijlmtb  gegen  bie  (Eitrtkonftitution  beS  eierud 
nb  föne  treue  9nB(mgIi(^eit  an  bie  jKrd^  bie 
fo^ocn  f^bte  n>ieber  fü^nte.  9{ad^  feiner  Ste« 
fiinahon  infolge  befl  SoncotboteS  beftieg  91. 3o- 
tflmei  fleter  Sourine ,  ein  früberer  conftitutio- 
vOa  SifcH^  ben  6tnbl  t)on  Strasburg  (1802 
M  1818).  eein  üp{\cDpOii  mx  fflr  bie  treu- 
aATttbeoen  (Beifllid^  eine  f^axit  ^räfungSjeit. 
Wi  einer  langen  SebtfiDacong  toorb  92.  ®uftat) 
SRastmflian,  $rin)  oon  6roi,  1819  )um  Sifd^of 
um  Strasburg  ernannt,  Dertaufd^te  aber  fc^on 
in  9.  1823  €tro|burg  mit  bem  (Er}bi8tbum 
at^acn.  93.  <Qmtbiue  9Rario  $oul  Xb^rin  (1828 
Ind  1827)  nmrbe  att  ^röceptor  beS  ^er^ogS  Don 
Sotbeons  nodi  $ari3  berufen.  94.  äobanneS 
^coili  SAERia  2tpQpift  bt  Xrebem  »or  oon  9ire 
a4etto|burst>erfett  (1827—1842).  95.  9n- 
bmd  9äi  (f.  h.  «rt),  fett  1840  ßoobjutor,  leitete 
^  8if(bof  übu  40  3abre  bie  2)i5cefe.  Siel 
läqa  mar  bie  Regierung  feines  9{ad^foIgerd, 
116.  Veter  ^ikntl  ©tumpf  (geb.  1822  }u  (Sgid- 
^  bei  Solnuur),  bei  1881  (Soabiutor  beS  SBi- 
jitoji  Sdft  »rntbe ,  1883  bie  üoDe  Sermaltung 
M9iStbum§  erbiett  unb  1887  beffen  Oberbirt 
nnbt  Sr  flaxb  f<bon  ata  10.  Vuguft  1890,  unb 
of  i^  ^Igte  ber  ie|ige  Snbaber  beS  btfd^öflid^en 
€tQ(M,  97.  «boff  grifern  (geb.  am  10.  Sluguft 
1838  in  &tx>t,  )>räcomftct  am  1. 3uni  1891). 
Ad  malto0  anzioa ! 

S.69noben.  Sine  reid^e,  mannigfaltige  unb 
jimt  Xbcil  bbfbfi  bebeutfame  f^nobale  Xbätigleit 
oilfaltet  fu^  in  ber  (Sefd^id^  ber  Stto^burger 
9i{(^öfe,  unb  ein  turjer  Ueberblidt  berfelben  nad^ 
Ut  hcbboUen  2)QrfteBung  ibred  neueften  ®e- 
t^'4>f<tberfi  loiri)  eine  mi&tommene  Srgftn- 
3^ng  oUgcr  9lottjcn  bieten.  &6^n  anfangs  beS 
a.  Sabcbunbertd  befa|  bie  @tra|burger  ffird^e 
<i»  febr  ott^bilbete  S^nobolorbnung,  aeld^ 
bmuf  fd^liegen  V^,  ba|  bereits  [eit  längerer 
8tit  bas  üom  ^t  iBonifoliuS  unb  Der  larolin- 
#bm  (Befe^gdnmg  fo  ftarf  geförberte  f^nobale 
&bni  in  Stro^bnrg  ^  entmidfelt  botte.  93i8  jur 
Ütdte  bcS  13.  SobrbunbertS  maren  eS  Dorjüglid^ 
fOfiF  nnb  Oern^oItungSgefiböfte ,  bie  auf  ben 
üjfai  gebattenm  6qnoben  )ur  (Sriebigung  famen. 
titt  etpe  €9nobe,  oon  ber  mir  Stw&t  erbalten, 
fp  bit,  Mlcbc  unter  Stfd^f  SBiberoIb  992  ober 
m  ber  Sbtei  (Eberftbeim  ((EberSmünfter)  eine 
34ntcnf4enfung  gemäbrte.  %m  meiften  3nteref[e 
lieieuine  1 143  unter8if(bof  Surfbaro  abgebaltene 
€9itobe,  toeUbe  ben  Streit  befi  €tifteS  St.  Xbo- 
itf  nitbem  Stifte  Don  ^Slad^  aber  ben  9efi| 
ha  Sziiquiai  bcS  ijL  ^rentiuS  oerbanbeite. 
Sit  bem  ly.  Soterancondl,  bad  1215  bie  erfte 


oOgemeine  gefe|Iid^e  SBejlimmung  aber  bie  SHö- 
cefanf^noben  erlief,  beginnt  für  unfere  S^nobal- 
gefd^icbte  eine  neue  $eriobe.  (£ine  Steibe  oQ« 
gemeiner,  bie  f  ird^Iid^  SBermaltung  unb  ben  (EleruS 
betreffenben  9norbnungen  mürben  auf  ben  bfterS 
mobi  jmeimal  jöbrlid^  gebaltenen  SSerfammlungen 
als  @QnobaIftatuten  erlaffen,  meldte  ein  intereffan« 
teS  Si^t  auf  bie  ftird^en»  unb  euIturDerbältniffe 
ber  Seit  merf en.  Sie  erften  belonnten  Stro^rger 
@9nobaIftatuten,  auf  einer  S^nobe  beS  SabreS 
1251  unter  !Bif(bof  ^einrid^  oon  @tabled  er« 
laffen,  entbalten  eine  9letbe  f d^rfer  Strofbeftim« 
mungen  gum  @d^u|e  ber  geiftlid^en  3mmuni* 
täten  unb  93efl^ungen  gegen  bie  ©emalttbötigteiten 
oon  Saien  unb  ©eiftlid^n  unb  fd^tie^en  fid^  gum 
Xb^il  an  frübere  öbnlid^e,  menn  aud^  minber 
fd^orfeSeftimmungenon.  SlQe  @QnobaImitglieber, 
Dom  SBtfd^ofe  angefangen,  oerpjlid^teten  fid^  in  ber 
f eierlid^ften  SBeife  auf  biefe  Statuten,  bie  inbeffen, 
meil  für  gan)  au^erorbentlid^e  93erböltniffe  ge« 
fd^affen,  nicbt  lange  in  @eltung  blieben.  fBon 
bauember  SBebeutung  bagegen  moren  bie  ®ta« 
tuten  ber  S^nobe  oon  1252,  bie  ftd^  gum  2:beil 
als  SuSffibrungSbecrete  ju  ben  allgemeinen  Air« 
d^engef eben  (emqeid^en  unb  oorjüglid^  baS  Seben 
ber  SBelt-  unb  OrbenSgeiftlid^en  betreffen,  gür 
bie  (Sefd^id^te  Strasburgs  unb  feiner  Sifd^öfe 
oon  bob^r  SBid^ti^eit  mar  bie  S^nobe,  meldte 
Sifd^of  ^einrid^  oon  ®eroIbSed(  nad^  ber  9lieber- 
lage  feines  SSorgöngerS  unb  bem  SriebenSfd^Iuffe 
}u  ©unften  ber  Stabt  im  2i.  1264  abbielt  2)er 
SIeruS  oer}id^tete  bier  auf  ben  (Srfab  beS  ibm  burd^ 
ben  Jhieg  gugef  ugten  Sd^abenS  unb  gab  bem  S^rie- 
benSmerle  feine  f eierlid^e  9(nerfennung.  3Rit  ber 
S^nobe  oon  1294  unter  Sifd(|of  Ifonrab,  in  ber 
fid^  bie  ©eiftlicben  eine  freimiUige  Steuer  gu  (Sun- 
ften  beS  em))ortt>ad^fenben  SßünfterbaueS  auferlegi" 
ten,  fd^Itegt  baS  18. 3abrbunbert.  Unter  ben  btei 
oortreffli^en  Oberbirten,  bie  ftd^  in  ber  erften 
^ölfte  beS  14.  äabrbunbertS,  ber  3eit  beS  bbd^ften 
äuffd^mungeS  ber  Stabt,  auf  bem  Stra^burger 
Sibe  folgten,  betbötigte  fub  ein  regfameS  f^n« 
obaleS  fidben.  Ueber  feiner  für  baS  ^uS  ^bS- 
burg  fo  fegenSreid^en  politifd^en  Xb^igleit  oerga| 
äobonneS  I.  oon  2)irpb^im  feine  bifd^öffid^en 
ißflid^ten  nid^.  SHe  oon  ibm  erlafjenen  SQnobal- 
ftatuten  oom  äabre  1810  meifen  juer^  auf  ent« 
f))red^enbe  99eftimmungen  aus  ber  jmeiten  &älfte 
beS  18.  äabrbunbertS  bin,  meldte  unS  nid^t  erbalten 
geblieben  ^iü>.  S)ie  neuen  Sufö^e  be)ieben  fid^ 
mtf  oerfd^iebene  innerfird^lid^e  äSerböItniffe  (ogl. 
Sbrale!  [f.  u.]  82  f.  94  ff.),  eine  anbere  S^nobe 
oom  3ob^^  1324  marb  ber  193eröffentlid^ung  unb 
Sefirred^ung  beS  britten  ^rogeffeS  giopft  3o- 
banneS'  XXII.  gegen  ftduig  Submig  ben  Sägern 
gemibmet.  92a(bbem  »if<bof  Sertbolb  oon  Sucbed 
bie  ffam)»feSiabre,  in  bie  ibn  eine  SSerfd^mörung 
feines  eigenen  2)omca|nteIS,  feine  £reue  tum 
$a)){},  bie  gfeinbfd^aft  ffbnig  SubmigS  unb  ber 
Stabt  Strasburg  geftürgt,  binter  ftd^  b^^^^  ^^' 
bete  er  ^d^  mit  bem  grb^  Cif er  feiner  fiullid^ 


879 


Strasburg. 


E 


^lufgabe  )U.  ^u8  feiner  erfien  2)iöcefanf9nobe  im 
3. 1341  giitöen  ©totuten  l^eröor,  bic  fic^  00131198- 
loeife  gegen  bie  infolge  be§  l^enfd^cnben  SBol^I- 
ftonbeS  eingetretene  ^^ermeltlid^ung  beS  SIeruS 
rid^teten,  gncrgifd^e  3}^Q^regcln  faßte  bie  ©^nobe 
Don  1345  in  ©ejug  auf  bie  ßleibung  ber  ®eift» 
lid^en,  bie  S)i§ctplin  ber  grauenflöfter  unb  baS 
geiftlid^e  ®erid)tött)cfcn.  SOTit  nod&  größerer  9Sor» 
liebe  mibmete  ftd^  3ol^anne§  II.  t)on  Sid^tenberg 
ben  geiftlid^en  ^ngelegenl)citen ;  baDon  legen  bie 
S)iocefanftatuten  t)oni  'Siaf)xt  1354  3eugni^  ab, 
@ie  bilben  in  ber  3ufammenftettung  ber  tl^eil- 
meife  abgcänberten  ^crt]^olb'fd)cn  Statuten  mit 
il^ren  3ujä^en  unb  neuen  SJerorbnungen  bie  rcirf)» 
l^altigfte  ®e|e Je§fammlung  ber  ©tra^iburger  ®iö» 
cefe.  S)ie  itlofterreform  nimmt  barin  eine  l^er- 
Donagenbe  ©teile  ein.  ?ll§  ein  SBiberfpiel  ber 
S)iöccfanf9nobcn  bejeid^net  ©brale!  mit  iHtd^i  bie 
iäbrlid^en  SSerfammlungen  ber  „großen  9Jer- 
brübenmg"  be§  ©tra^burger  3)iöcefanclcru3,  eine 
ber  merfttjürbigften  6rfd)einungcn  be§  15.  tia})x» 
l^unbcrtS.  S)ie  ßcit  ber  großen  S)if(i^öfe  tuar  öor» 
bei,  unb  nun  bilbete  fid)  5um  ©d^u^e  be§  61eni3 
gegen  bie  ©emalttl^ätigfeit  unb  finanjielle  Wi^' 
ttjirtl^fd^aft  il^rer  5Rad)folgcr  jenes  ©ünbni^,  beffen 
erfte  {Regungen  fid^  allerbing§  fd^on  ein  ^ai)X' 
^[unbert  früher  nad^njeijen  laffcn,  unb  baS  bie 
fird^Iid^e  Organifation  gerabeju  auf  ben  jlopf 
fteHte.  S)ie  in  biefer  3cit  nur  ]^öd)ft  feiten  ah' 
gel^altenen  S)iöcefanft)nobcn ,  fo  bie  öom  ^a^xt 
1423  unter  Sifd^of  ffiill^elm  öon  S)ieft,  entbehren 
beS  3ufammen]^ange3  mit  ben  frühem  unb  fönnen 
auf  größere  Sebeutung  feinen  ^nfprud^  mad^en. 
S3on  l&o^em  Sntereffe  bagegen  ift  bie  unter  bcm 
ßinflufe  ®eiler§  oon  ftaifcröberg  öon  ©ifd^of  511« 
bre^t  1482  einbenifenc  SRcformfpnobe,  öon  ber 
toir  leiber  nur  bie  meifterbafte  ßröffinmgarebe 
®eilerÖ  befiheu.  ®ie  SluSfübrung  i^rer  lUfita« 
tionSbcfd^lüffc  tturbe  leiber  balb  ttjieber  eingcftcüt. 
Äurj  üor  ?lu§bruc^  ber  Deformation  erlief  nod^ 
SBilbelm  öon  ^onftein  neue  ©Qnobalftatuten. 
^ber  erft  nad^  ben  erften  SReformbccreten  beS  Gon» 
cilS  öon  3:rient,  an  beffen  SBeratl^ungen  ber  3)i- 
fc^of  öon  ©tra^burg  t^eilnabm,  unb  bcm  grlaffe 
ber  Formula  reformationis  auf  bem  ^ugä« 
burger  Meid^Stagc  (1548)  begann  bie  ©^nobal« 
t]^tig!eit  in  ©trafsburg  einen  neuen,  l^öd^ft  be» 
beutenben  ?lnlauf  ju  nehmen.  llmfangreid()e  ©ta- 
tuten  njurben  öon  graSmuS  öon  fiimburg  auf 
ber  ©9nobe  öon  1549  in  3abem  öcröffcntlid^t, 
meldte  aud^  in  bie  1566  gebnidften  Scrorbnungcn 
ber  ©9nobe  öon  1560  übergingen,  ©iefe  ©ta- 
tuten,  ioeld^e  fid^  an  bie  Formula  reformatio- 
nis anfd^ließen,  tragen  loeniger  ben  S^arafter 
einer  ®efcje§fammlung ,  aU  einer  bogmatifd^ 
feft  begrünbeten,  mit  ^hiftcrbcifpiclen  bereiter- 
im  unb  ben  ®cift  ber  fficrfoftnung  unb  SJUlbe 
ntbmenben  Anleitung  gur  praftifd)en  ©eelforge. 
©ic  bilben  nad^  bem  9luubrurfe  ©brolefS  eineS 
ber  el)renöoUften  Slötter  in  ber  ©efd^id^te  fa- 
t|;oIifd;cr  Keformbeftrebungen  beS  16.  SaJ^r^un- 


bertd.  Songe  toaxb  burd^  bietraurignSaiJ^ 
niffe  beS  fianbeS  bie  @9nobaltI)äti^  ink 
lid^  gemad^t.  Snbeffen  fu^en  5«  ijp 
auf  anberem  SBege  (ogL  unten  «SMb*)!* 
SBerf  ber  {Reform  meiter.  erft  mit  im  |ii 
ginn  ber  fronsofifd^en  ^errfc^ft,  mdiieiili 

\2age  ber  ffatbolüen  einen  bebeutenbenlln^HI 
herbeiführte,  begann  ouc!^  bie  SSirffuflAitli 
©Qnoben  »ieber.  Unter  9if(^of  Siltrti  K 
Sgon  öon  gürftenberg  tourbeti  1686  ii^Wl 
Itoti  ©pnoben  gel^alten.  ©trenge  £i£d|6iii 
bem  $riöatleben  unb  in  ber  amWximWß 
bc§  SleruS  unb  eine  fefte  CrganiiotioB  b^^ 
maren  bie  unerlä^lid^e  SSebingung  |ur  ftfiat] 
tion  beS  ffat^oliciSmuS,  bem  bieguningnii)i^{ 
öerl^öltniffe  i^rerfeitd  mad^tigen$oijd)ubldjift] 
S)ie^  mar  aud^  ber  ®runbgebanfe,  btilüi 
©i)nobalftatuten  befeelte.  SBenn  in  bei  g«l|(i| 
©t)nobalt^atig!eit  allem  ^nfd^innaci^vidietH 
ftänbig  in  ben  ^intergrunb  trat,  fo  fm^  JKW 
öielfa^  gerabe  in  ber  neugei^affenm  D|i^j 
fation  beS  Saubclerud  einen  nic^t  ju 
ben,  menn  aud^  nur  tl^ilmeifen  Sr|4 
bunberte  öergingen ;  bie  ©türme  ber  ~ 
Steöolution  burc^jd^ütterten  bie  ©trallmrBecl 
bis  in  il^r  SnnerftcS  unb  öermanbelten  bi 
ibre  äußere  ®eftalt;  folgenfd^mere  politüitel 
eigniffe  traten  ein,  beren  SRücf fc^log  fid|  ot] 
bem  fird^lid^en  ®ebiete  geltenb  ma^eniofl^' 
3eit  erfd^eint  nun  ongebrod^en,  ba  num 
baran  benft,  bie  alten  ©pnobaltrobitioBBi 
©tra^burgerffird^e  mieber  ju  neuem  Sd)ci|ij 
medten.  93ifd^of  ^xx^  xoax  ti  öorb^tei 
öon  feinem  Sßorgönger  gefa^  $lan  {vr 
fül^nmg  gu  bringen,  unb  benitS  (oin 
amei  ©i)noben,  1894  unb  1896,  " 
beren  X^tigfeit  inbeffeti  noc^  nid^t  ber 
angehört. 

4.  ©d^ulen.  3)ie  ältefien  auf  bie 
beS  geiftlic^en  Unterrid^ted  in  ber  ^iöofe 
bürg  bejüglid^en  ^Rod^ric^ten  fubrenmlii' 
3eit  ftarlS  b.  ®r.  surücf.  »ift^of  ^ebl»!  " 
um  baS  Sö^r  774  bie  ffiomfc^ule,  bie  nttl 
Seitung  beS  SDid^terS  drmolbud  9tigeU  ß] 
bis  826)  }u  i^rer  erfien  Slüte  gel(mgtL  r 
öorl^er  (um  820)   l&atte  95if(^f  VM 
©t.  ^l^omaSfd^uIe  tn'd  Seben  gemfo.  9ß] 
®lan^un!t  erreid^te  bie  Somf^ule  «t 
^riobe  tiefen  SSerfoIIS,  alS  unter  bn  OM 
eine   Steige   miffenfc^aftlid^   l^AgeKIbdB^ 
fd^öfe  wie  Ubo  ÜI.  (950-965)  m*  6P 
balb  (965—991)  ft(^  energif«ö  um  pcWl*! 
l^e^terer  öerme^rte  bie  öon  feinem  StoiM^i 
grünbete  5DlünfterbibIiot^ef  unb  berief  baW: 
Sictor  öon  St.  ©allen  gum  fieiter  te  Uß 
Unter  biefem  berühmten  fiel^  umfaßte  te»* 
ric^t  bereits  in  breifad^er  ©tufenorbmoi*' 
fammtl^eit  bamaliger  SDBiffenSjweige,  teaj 
f d^lu^  unb  ffrönung  bie  Xbeotogie  UMe.  W 
ben  Elerifem  erl^ielten  aud^  angeftoO* 
Saien  ^ier  ibren  Unterrid^t   Sij<M  »* 


881 


Strasburg. 


882 


\äfnßt  ber  9iUbt(eI  eine  SteiJ^e  l^öd^jl  toertl^- 
iffllft  9R(miifcxi|ite  oufi  ben  betf  d^iebenften  SBifjen- 
f4a|tnu  9»  1031  neben  @t.  XJ^omoS  oud^ 
311119  61  $eler  in  ein  SoUegtaiftift  umgemanbelt 
votbcn,  beftanben  in  Strasburg  brei  Stiftö- 
Qnlnt  mit  ie  einem  Magister  scholarium  an 
apn  Spi|e.  9Ieuen  Suioad^d  unb  neues  Seben 
tobten  bcm  €tra|buTger  Sd^ulttefen  feit  ber 
Wit  bcS  13.  Sol^rbimbetiS  bie  Slieberloffungen 
2«  ipilfenfc^tlid^  (o^el^ben  Settelorben.  $ie 
ffnmnscanetfc^ule  fc^eint  nte^  für  boS  fSoV  ge« 
octft  unb  eine  rege  Xl^Stigleit  in  beut  Unter« 
u^te  bct  Soieti  cntmidelt  }u  l(|Qben ,  o^ne  ie- 
^  Me  X^eologie  )U  t»emad|lQffigfn,  in  tt)eld^er 
1104  H84  flonnib  non  SBonborf  g(än)te.  3n  ber 
Xl^ologie  lag  bie  (Brö|e  ber  Sominicanerfd^ule, 
an  Dd^  tU6ert  b.  (Br.  (f.  b.  9Irt.) ,  beffen 
64ttler  lUtifl^  engelbred(|t ,  ber  Serfaffer  ber 
iioitre{)Ii4en  Summa  de  summo  bono,  femer 
fyigp  (f.  b.  «rt  VI,  391),  bem  boS  im  SBlittel- 
elta  fo  Diel  gebraud^te  Gompendium  theologi- 
cie  Teritatis  mit  Sb^t  ^ugefd^rieben  h)irb, 
Sltifter  Sdort  unb  3ol&.  Zouler  (j.  b.  Slrtt.)  fo- 
m  eine  Kei^e  onberer  Sd^oIafKfer  unb  SRq- 
^er  (e^ftten.  9lu(^  bie  Suguftiner^  SBtl^elmiten 
vnb  So^nnitcr  Italien  il^e  Sd^ulen ,  in  benen 
ncBen  ber  fdofteriugenb  @5l^ne  ber  @trQ|- 
forget  Sfirgec  unterrichtet  tt)urben.  ^aä)  ©rün* 
tag  ber  Uniiier^tdten  »urbe  ben  begabteren 
€4ulcitt,  bie  in  Strasburg  ben  SBorbereitungd- 
nntmu^i  er^tten,  ber  99efud^  berfelben  auf  {ebe 
lit  edetd^tert  3n  ben  ÜRatrUeln  Don  IßoriS, 
Sotogna,  l^eibelberg,  XUn,  Safel,  Sreiburg  u.  f. ». 
^m,  gobtrei^e  !ßamen  @tragburger  SIerifer. 
€tü  ber  aRiüe  beS  15. 3ol^r(unbertS  bemöd^Hgte 
^  em  neuer  ®ei{i  beS  Unierrid^teS.  S)ad  con- 
jrmittoe  6tra|bttrg  blieb  einige  3eit  bat)on  un- 
tern^, mdl^rmb  in  €d^kttftabt  fid^  bereits  unter 
licr  Scitung  bc8  SBeftfaten  2)ringenberg ,  eines 
64üler6  ber  ,»!Brüber  nom  gemeinfamen  Seben", 
fincbln^enbe  ^umaniflenfc^ule  l^eranbilbete.  2)em 
in  Sreiburg  imb  Sofel  gebilbeten  ®eiler  unb 
feinon  ^reunbeSfreife  foOte  nun  mtd^  Strogburg 
ctRc  Kcttbebbung  feines  geiftigen  SebenS  Der- 
Mnlra.  3nx  tDiffenf^aftlid^en  ^eranbilbung  ber 
SdtgcifUit^en  fc^Iug  ®eiler,  leiber  ol^ne  CrfoIg, 
bcm  Sif^of  aibredbt  bie  Silbung  einer  tbeologi« 
\Sliai  6o4f(^  in  oen  Räumen  Don  @t.  @te))ban 
lor.  Sbenfo  erfolglos  blieb  baS  @efud^  feines 
gxfimbeS  aBimpb<ling  an  ben  Statin  um  errid^« 
tung  einer  f^N;ltm  S^ule.  änbeffen  brong  ber 
Qietjt  eines  t^  gemäßigten  tbeilS  fel^r  entjd^ie- 
boicn  l^aniSmuS  in  mel^rere  ber  befte^enben 
€tifts-  unb  JHofterfdbuIcn  ein.  Sol^.  ©aUinariuS 
oui  ^eibelberg,  ein  Sd^uler  SBimpl^IingS,  marb 
an  bie  S^ule  oon  Sung  6t.  $eter,  ^ieron^muS 
®ctoeacr,  ber  Sector  ber  ed^Iettftabter  Sd^ule, 
«B  bie  S)omfd^uIe ,  Ottmar  92acbtigoa  an  bie 
do^aanilerfd^e  berufen.  SBimpl^eling  mit  feinen 
P^gogif^en  Sd^ften^  (Seiler,  6eb.  Srant, 
IMer  e^ott  ber  Sängere  (gefl  f^on  1489)  unb 


baS  gange  literarifd^e  ffrSnjd^en,  baS  fid^  um  fie 
nad^  bem  SSorbUbe  ber  literarifd^en  ©efettfd^aften 
t)on  3Jlaini  unb  SBien  gebilbet  batte,  tt)irften  burd^ 
ibre  febr  anregenbe  geiftige  Xbötigfeit  pd^ft  mobi" 
tbuenb  auf  bie  ft^  ibrem  Sinfluffe  öffnenben 
@d^ulen  ein.  fieiber  foSte  biefeS  frijd^e,  jugenb« 
lid^e  ®ei{ieSleben  burtb  bie  SBogen  ber  anbre^en« 
ben  Sieformation  berfc^Iungen  merben.  ©eiler  mar 
bereits  tobt ;  SOßimpbeling  febrte  traurig  bem  ab- 
gefaKenen  @tra|burg  ben  !Räd!en,  Ottmar  9lad^* 
tigaQ  berließ  bie  Stabt  1523,  @ebmeiler  mußte 
1524  ber  Uebermad^t  ber  ®egner  meid^en;  bie 
literarifd^e  ©efeOfd^aft  löste  ficb  auf.  SSon  ben 
bier  @tiftsfd^ulen  berfd^minbet  nad^  1593  jebe 
Spur ;  mit  ber  @öcuIari{ation  berfcb^anben  aud^ 
bie  Alofterfd^ulen.  Sie  Deformation  batte  mit  ben 
Unterrid^tSanftalten  grünblid^  aufgeräumt.  Sin 
nur  bürftiger  Srfo^  marb  tro|  ber  oorbanbenen 
®elbmittel  auf  drängen  ber  ^räbicanten  1525  ge* 
f  d^ff en.  Sine  ftdnbige  Sommif  fiont)on@d^Iard^en, 
1528  gebilbet,  eröffnete  ffod  lateinifc^e  ©deuten, 
beren  Seiter  SrunfelS  unb  @a))ibuS  burd^  ibre 
92ad^Iaffigfeit  unb  il^r  ungebübrlid^eS  Setragen 
balb  }u  bitteren  ftlagen  Sniaß  gaben.  SRel^r  ßr« 
folg  $atte  bie  @tabt  mit  bem  @<bn)eiger  2)af9po« 
biuS.  3n  ber  %f^tolo^t  l^ielten  SBu^,  Sapito 
unb  ^ebio  (f.  b.  9rti)  abmed^felnb  einmal 
mbd^entlid^  Unterrid^t.  Sine  koefentlid^e  Seffe« 
rung  fübrte  bie  ^Berufung  beS  bei  ben  ^ieronQ« 
miten  in  Süttid^,  bann  in  Sömen  unb  $ariS  ge« 
bilbeten,  aber  a))oftafirten  gobann  Sturm  auS 
@d^Ieiben  berbei.  Sr  reformirte  baS  @traßburger 
Sd^ulmefen  nad^  bem  ®eifte  ber  ,,93räber  oom 
gemeinfamen  Seben"  unb  ließ  1536  bie  borban« 
benen  Sateinfddulen  m  einem  ©Qmnafium  üer« 
einigen.  S)aS  frübereSominicanerflofter  biente  als 
@d^uIbauS,  bie  Sinlünfte  beS  93arfäßerIIofterS  unb 
anberer  OrbenSböufer  fomie  ein  00m  S)omca))itet 
bemiUigter  3ufd^uß  bedften  bie  ffoften.  %x\  biefet 
®runblage,  geleitet  burd^  einen  SRann  bon  @eift, 
mußte  bie  ®dbule  balb  }u  einer  bebeutenben  Unter» 
rid^tSanftalt  ftd^  erbeben.  Sber  nod^  immer  marb 
bitter  aber  bie  Xrögl^eit  unb  @ittenIojigIeit  ber 
Sd^üler  unb  über  bie  SBerad^tung  beS  tl^eologi- 
fd^en  @tubiumS  gellagt.  2)aS  aUfeitige  Suf blüben 
ber  äefuitencoSegien  ließ  @turm  in  ber  9Beiter« 
bilbung  feines  SßerfeS  nid^t  ruben.  @ein  3beal 
mar  bie  Srbebung  beS  ©t^mnafiumS  gur  Uni« 
i^erfttäi  Sr  mußte  fid^  aber  mit  ber  Umbil« 
bung  )ur  Sfabemie  begnügen,  meldte  für  tbeureS 
®elb  bon  ber  ffonglei  SRasimilianS  11.  erfauft 
mürbe.  SSittere  Snttöufd^ungen  unb  fd^mere  Prü- 
fungen l^arrten  nod^  beS  unermüblid^en  ^dbagogen. 
@etne  ^opung,  in  @traßburg  eine  3Rufterf^uIe 
blüben  )u  feben,  mar  bereitelt;  bie  claffifd^en 
Stubien  fanten,  bie  tl^eologifd^en  Surfe  mürben 
berlaffen.  S)er  mad^fenbe  Sinfluß  beS  reinen 
Sutbertl^umS,  bem  er  biefe  Srfd^einung  jufd^rieb, 
bemirfte  enblid^  beim  SDtogiftrat  bie  Sntfe^ung  beS 
langiöl^rigen  9lectorS.  SBon  @d^ulben  gebrüdtt, 
ftarb  er  1589  in  feinem  jmeiunbad^tgigflen  SebenS- 


888 


etra^burg. 


jo^re.  3)retBt9  Solare  fpdter  (1621)  erlangte  bet ' 
Viagiftrat  für  bie  ^fabemie,  bcren  Sc^üIerja^I 
fi(^  immer  me^r  oerminbert  f^aht,  oon  tH^- 
binanb  IE.  ben  Sang  einer  Unioerfttot.  (Ueber 
beren  (Sefc^ic^te  ogl.  u.  a. :  6.  ^eij,  3ur  ®c- 
fc^ic^te  ber  alten  @tra^burger  UntDerfttot,  Stras- 
burg 1885;  Foumier  et  Engel,  Gjmnase, 
Academie  et  Universitö  de  Strasbourg, 
1«  partie  1525—1621,  Paris  et  Strasbourg 
1894;  Jtnob,  3)te  altm  IDlathfeln  ber  UniDerfität 
Strasburg  1621—1793,  L II  [Urfunbeubud^  ber 
©tabt  (Strasburg,  3.  ^bt^I.],  Strasburg  1897; 
mSmann,  S)ie  ftaifer  SBiIl^Im§*Unit)erftt(it, 
itra^burg  1897.)  9lod^  gu  Sebjeiten  @turm§ 
l^tte  93ij$of  Sol^anned  lY.  Don  SRanberfd^eib 
bie  Sefuiten  nad^  SJloIS^eim  berufen;  bort  er- 
öffneten fte  1581  ein  ßoUegium,  in  nield^em 
1667  ein  ^riefterfcminar  gcgrünbet  tturbe  (Dgl. 
bie  ®rünbung»urfunbe  beS  Sarbinal§  jfarl  Don 
£ot^ringen,  bei  Berger-Levrault,  Annales  [f.  u.] 
XCIX  SS. ;  t)g(.  aud)  Paulus,  Le  Seminaire  de 
Molsheim,  in  ber  Revue  cathol.  d'Alsace  VI 
[1887],  174  SS.  257  ss).  3m  3. 1617  Derliel^ 
eine  SBnUc  ^auIS  V.  unb  eine  Urfunbc  ÄaiferS 
9J{att^ia§  ber  @c^ule,  loeld^enebft  ben  ©pmnafial- 
flaffen  eine  pj^ilofopbijc^e  unb  eine  t^eologifd^ 
gacultöt  befag,  ben  SKang  einer  Unioerfttöt,  ben 
fie  bis  5um  Sa^re  1701  behielt,  too  SubttigXIV. 
bie  UniDerfitöt  nad^  Stro^burg  verlegte,  inbem  er 
fie  mit  bcm  t)on  Sefuiten  ber  ^roDin^  S^l^m- 
j)agne  geleiteten  College  Royal  unb  bem  Don  93i- 
jc^of  Sgon  Don  t^ürftenberg  1683  gegrünbeten 
l)iriefterjeminar  )u  einer  Stubicnanftalt  Derbanb. 
^aS  SoUegium  Don  ID^oIS^cim  blieb  alS  foId^eS 
f ortbefte^en  mit  feinem  niebem  unb  ^öl^em  Ünter- 
rid|t  unb  mit  bem  SRedbte,  auf  bie  in  Strasburg 
Dor  einer  gemifd^ten  Sommijfion  ju  ertt)er6enben 
afabemifd^en  @rabe  Dorjuberciten.  S)ag{elbe  Stecht 
toarb  aud^  einigen  93enebictinerabteien  ber  2)iöcefe 
geh)ä^rt.  2)ie  @tragburger  bifd^öfli(^e  UniDerfttöt 
ging  nad^  ber  ^ufl^ebung  beS  SejuitenorbenS  in 
bieScitungDonSßeltgeifllid^en  über.  fiubmigXYI. 
genjöl^rte  i^r  1776  bie  grric^timg  einer  canoni- 
ftifd^en  t^focultöt,  bie  ber  t^cologijd^cn  incorporirt 
tourbe.  S)ic  SReDoIution  gerftreute  bie  Seigrer  unb 
l(|ob  bie  UniDer(itQt  fomie  ba§  Seminar  auf,  n)Q^- 
renb  fic  bie  proteftantifd^je  UniDerfttöt  bis  jur  SRe- 
organifation  be§  Unterrid^teS  burd^  9lapoIeon  be- 
fte^en  lieg.  Srft  aUmölig  gelang  feit  1806  bie 
SBieber^erfleQung  be§  Seminars,  n)eld^em  unter 
fieitung  Don  S)i5ce{anprieftem  bie  t^eologijd^e 
tinb  feit  1870  auä)  bie  i)l^iIofopl^ifd^e  ^eran- 
bilbung  ber  ^riefter  anDcrtraut  ift.  ßinen  inter- 
effanten  Serjud^  jur  @rünbung  einer  fleinen  tl^eo- 
logijd^en  ^od^jd^ule  mad^te  1827  93ifd)pf  Sepappe 
be  ^reDeni  mit  ber  ^rrid^tung  ber  Ecole  des 
hautes  etudes  ecclesiastiques  ober  Petite  Sor- 
bonne, 5uerft  in  9J2oI%im,  bann  in  Stras- 
burg unb  ^krlen^eim.  S)ie  ^nftalt,  bie  bis  jum 
Xobe  b^5  @rünberS  bauerte,  toar  für  12  junge 
'i^riefter  beftimmt,  meiere  unter  einem  Stubien- 


$ei{0nw 


birector  nod^  ber  9rt  ber  gütigen  fljpüf/Hß 
Seminorien  an  ben  beutfd^en  UmDerfÜni^ 
meinjddaftlic!^  arbeiten  oblagen.  lUfi)» 
langte  Sifc^of  Stumpf  Dom  $at)pe  in  JH 
bie  Srric^tung  eineS  ^Xb^oIo9if4n3#C 
aus  ben  Ißrofefforen  beS  Seminazf  mii  ■ 
SKeil^e  burd^  Kooptation  gu  ergönjohsl 
gliebem  beS  ®ü^cefanc{eruS  gebübct,  \m  tl 
Siedet  guftel^t,  bie  jmei  erften  @rabeiihal)»; 
logie  nad^  entfpred^ber  Prüfung  ^  Dddi& 
5.  Sogen.  {Reformation  unbleb» 
ration.  Snber  ®efd^i(^berbaitj4ajkii| 
mation"  fpielte  Strasburg  eine  ber  bäKttilii 
SloEen.  SQßie  anberSao,  fo  fnüt)fte0i4iirlii| 
religiöfe  UmtDöIsnng  an  politiji^  uib  |ril 
Semegungen  an,  oelc^  in  £ut^!l8ftziki|p 
bie  ßird^e  bie  Seranlaffung  gu  gODoitjuKP 
reid^ung  il^rer  3iele  fanben.  @tra^)itjl 
Sa^r^unberten  feinen  SBiic^öfen,  beaffldjii| 
erfte  fefte  Organifation  unb  blä^enbelbriailfl| 
Derbanfte,  ein  ^o^itfirec^t  nadd  bm  (ärnrn] 
gerungen.  93ei  ber  giemlid^  unbeftimndnr' 
jung  beiber  ©emalten  unb  bei  ber  %nSsbnt| 
Sd^u^red^teS  über  bie  fin^id^ 
ainftalten  l^tte  fid^  ber  SRagijIrat  dliMfili 
gemol^nt,  aud^  in  bie  Iird|)ltd|^en 
ftd^  ^ineinjubröngen,  mä^renb  i(m 
gerfd^aft  bie  bärgerltd()en  IßriDüegia,  idttj 
ftird^e  auS  ben  früheren  3a|r^unbettendir' 
geid^en  il^rer  fü^renben  Stellung  im 
unb  Slnertennung  i^rer  Serbienjte  w 
nod(|  l^erübergerettet  l^K^tte,  ftetäeinSni 
^uge  maren.    2)ie  SBerfud^ung  lag  m|k, 
Dielfad^e  Streitigfeiten   mu^  ^  v4 
ftörfen,  biefeS  93er^ältntB  S^  @unfta 
foluten  |)errf(^ft  ber  bürgerfii^en  S^ 
umjugeftalten.  3ubem  ging  ein  unMibiiiv^ 
cialiftifd^er  3ug  burd^  bie  niebeim  91 " 
SoUcS.   Som  focialen  ®^\dßfnaäk 
mod^ten  auc^  gemiffe  ftrd{|U(^e  3i#^  fl 
5ufrieben](iett  ^nla|  geben.  S)cr  ^e  T ' 
nod^  melj^r  als  anberSmo,  bunj  Me 
Wad^t  begünftigt,  ftd^  ber  einfiiitittipBj 
eintröglid^ften  tird^Ud^en  SteUungoi  T 
unb  fie  als  fein  auSjd^Iie|Iid^  Srbgnt  i 
eigenem  StanbeStntereffe  unb  gubeJMgj^^ 
DoQer  SebenSfül^rung  mel^  alfi  {un  W^ 
Äird^e  auSgenu^t.  ^>n  niebere  6i<n* ÄL] 
bie  eigentlich  SeelforgSarbeit  §ite  wM*] 
oft  mit  einer  l^öd^ft  precären  Steflaag  "fJC 
mel^alb  aud^  in  feinen  Reiben  ein  oWgf^] 
3ug  fw^  geltenb  mad^te,  ber  ber  «Wj,? 
megung  Dtelfad^  Sorfd^b  leiftett  O^"*!?! 
cialen  aRi|ftönben  l(|ingen  jum  HkH^Sj 
bie  fittlid^en  ®ebred^en  jufammen,  «^^1 
unb  DrbenSgeiftlid^  t^eütoeije  faaJ^^j 
ä^eform  tl^at  notl^.    Sie  »ar  n»  i>.ff| 
riger  burd^jufül^ren,  alfi  fte  in  bit  wyjBi 
Serbältnifje  eingreifen  mu^  ^''^j?!] 
burger  99if(^öfe,  Don  benen  cS  mir  P^^i 
ift,  bo|  fte  fo  toenig  in  i^SiMtP^**' 


885 


Strasburg. 


886 


sfiMrtoi,  Ifiüm  (miiS  fcfte  ^b  an  bie  93ef- 
(ctimg  gdcst  S(l(|on  Ue  gfret^tit  mit  toeU^er 
VOin^t  Don  Sapem  imb  SBill^ielin  bon  ^on« 
firis  bcn  brfoniden  (Briler  Don  ffaiferSberg  bie 
tinfeß^m  »k  bie  bfirgerlid^  aRi^ftönbe  öffent« 
Qd^  rügm  (ie|en,  betoeist,  toit  fe^r  i^nen  beren 
Cstjcmung  am  fytftn  lag«  (Eine  Sieil^  emfter, 
Rntli^A'  äRftnner,  bie  fi^  um  (Seiler  Don  jfai« 
Mbrtg  giii))|ririm,  toie  SBimpl^eling,  $.  Scroti, 
9iffon9inti§  (Skbtoeiler  u.  %,  l^en  ben  Stuf 
itt^  Xefonn  ettfincn  loffen,  loaren  inbeffen  »eit 
bcDon  entfernt«  bfefc  in  einer  fioetrenmmg  Don 
bcr  fix^Iici^en  £ebre  unb  Sluctotität  )u  fud^rn. 
Die  ^bd,  bte  fie  gn  Sortöufem  ber  ,,%efor- 
notion*  geflemj^elt,  ift  ein«  für  oüentol  aI8  fold^e 
citont  (Dgf.  Ol  Schmidt  [proteft.] ,  Histoire 
lüt^rmire  dd  TAlsace  &  la  fin  du  XV  et 
la  eommeneement  du  XVI*  siöcle,  Paris 
1879, 2  Tola.).  Sagegen  l^ben  oHerbingd  eine 
»r^  ]p6tan  (nroteftantifc^er  aßortfü^rer  ber 
irif4f"  0^^k>Degtmg,  meldte  jene  HRönner  unb 
ota^t  bie  alteren  iBertreter  beS  elföffifc^en 
f^mmmidmuft  (erDorriefen,  9Rand^8  }u  Derbanbn. 
tit  3laäfdift  Don  Sut^erS  auftreten  in  SBitten- 
bcrg  loarb  in  6tro|binrg  Don  SRand^en  freubig 
beipäV  unb  gab  )u  Dielfad^  SluSfäHen  gegen 
bie  6ei|ili4ffett  anla|.  Sutl^rS  S^fen  tourben 
im  bie  ftirt^n  unb  on  bte  Käufer  ber  ®eift» 
Itd^  ongel^ftet.  (Einer  ber  erften^  toeld^e  ftd^ 
0|jm  fSr  bie  9lcnemng  erHdrten,  toax  ber  Seut« 
Idrjier  ber  Wänfter))farrei,  aRatt]|du9  3eII  oue 
Mfetfberg,  ber  burc^  feine  auf^^ben  ^rebigten 
^  balb  unter  bem  SSolfc  einen  bebeutenben 
fbt^g  üezfd^ffle.  Sie  fodaliftiU^  ongel^audbte 
tmb  ftetS  )nm  Sufrul^  bereite  SSoQSmoffe  be- 
goim  ie|t  ]dfon  am  bte  rul^igeren,  conferDatiDen 
ßenenie  jenen  einfc^fid^ternben  £influ|  auSgu^ 
üben,  ber  bie  Deformation  }um  Siege  tdngen 
follte.  Soft  S)omco|nteI  gögerte,  unb  ber  9}lagi- 

git  ]äftiU  ben  bleuerer  gegen  bie  SRa^regeln  be« 
\^%  SMe  gioeibeutige  ^tung  bed  Statbed  in 
bcr  S)ur4|tt(ning  bedSBormfer  Sbicted  gegen  bie 
eufratorif^^en  Seiten  leiftete  ber  99ett>egung 
{cmoltigen  Sorf^üb.  Sm  meijien  foQte  fte  aber 
bunl^  Mc  Sntunft  |tteier  eifriger  Snl^ger  Sutl^, 
SBolf gang  (So))ito^S  unb  ÜRartin  99u^8,  gef  örbert 
Bctben.  IBnIfcr  ]^e  fi^  bereits  mit  einer  au8« 
flffimmgeiisn  Stonne  Der^atet.  @ein  Seifpiel 
foÄ  balb  in  Strasburg  !Rod^abmung.  Sen  !Rei« 
am  etaffnetf  ber  feit  Salden  im  (loncubinat  lebenbe 
iL  ^,  ^fiorret  Don  @t.  Zl^maS,  ber  feine  be« 
twipe^enbe  ^eirot  f elbfi  Don  ber  ftongel  Dedunbete. 
3tm  rief  9R.  SeU  m  ^od^a^itHtage  gu:  ,,9htn, 
(ttbnrVntoni^  fei  unerfc^rodfen,  benn  feiig  biftbu, 
brr  bn  bunl^  btefe  Xl^iat  bem  6nbd^rift  Sbbrud^ 
üfslfL  6o  ei  i&ütt  geptt,  »erben  nod^  mehrere 
4njl84e  Srfiber  bemnäd^ft  beinern  »eifptele  fol- 
q^,  bte  bift  ftift  nur  bie  ^rdfft  gurudPgel^alten.'' 
Sr  fdbfl  folgte  t^  juerß ;  bonn  f amen  bie  9n- 
bctm,  unb  bofi  e^oufpiel,  toie  e«  (SraSmuft  mit 
M|cnber  Ironie  gefeniqeidM/  ^tr  fo»eit  Do&- 


enbet  2)er  ÜRagijhat  fd^fi^te  «be§  ^ufrubiS 
wegen''  abermald  bie  $röbicanten  gegen  bie  Sib* 
fe^mgSbecrete  beS  Xl^omadcapitelS,  baS  änterbid 
be3  Sifd^ofg  unb  bie  S^nrd^fül^rung  bed  Mm» 
berger  SKanbatS  unb  begann  jiej^t,  ba  in  febiem 
@4o^e  bie  neuen  3been  immer  me^r  Vnböngcr 
gewarnten,  birect  gegen  bie  fird^ltd^  j(5r))er- 
fc^often  Dor}uge]^en.  Sr  ent§og  ben  Stiften  feinen 
@d^u^  unb  Derlangte,  ba|  alle  (Seifüid^en  baS 
SBürgerred^  erwerben  unb  feiner  @erid^t§barfeit 
fid^  unterfteüen  foUten.  S)amit  }^ttt  er  einen  SEBeg 
eingefd^Iagen,  ber  bie  nieberen  Stoffen  bed  SSoIM 
}u  immer  l^eftigeren  SuSbrüd^en  ber  ungefunbeßen 
Seibenfd^aften  führen  foQte.  S)ie  ißräbicanlen 
fd^ürten  fortmftl^renb  bo8  gfeuer  burd^  immer 
fübnere  unb  aufrül^rerifd^e  Sieben,  unb  aQeS,  maS 
irgenbmie  einen  (S^runb  gur  Ungufrieben^eit  mit  ben 
befte^enben  Serl^ältniffen  )u  ^ben  glaubte,  fam« 
melte  ftd^  auf  ben  Stuf  Don  ber  d{|riftlid^en  greil^eit 
unter  ber  Saline  bed  neuen  (EDangeliumS.  Später 
f oDte  fid^  nur  aUgufe^  geigen,  ba^  nid^tS  Weniger 
als  ibeale  SRotiDe  bie  gro|e  9Raff e  bed  SSoHefi  ber 
Neuerung  l^atten  guj[ubeln  laffen.  !Begeic^nenb  für 
ben  S^arafter  ber  ftetS  anwad^fciü)en  ^Bewegung 
war  e8,  ba|  bieienigen  (Elemente,  bie  ftd^  ftetd  als 
bie  unruldigften  ber  Stabt  erwiefen  l^atten  unb 

Später  an  bem  93auemfriege  unb  an  ben  SBinen 
m  äBiebertäufer  ben  bebeutenbften  Sntl^eil  naid- 
men,  bie  (Särtner  Don  St.  Surelien  unb  3ung 
St.  ißeter,  ie^t  in  ftürmifd^en  Auftritten  IBu^r 
unb  (Sopito  alS  $rebiger  forberten,  bie  Stifts* 
berren  Don  3ung  St.  $eter  )um  Serlaffen  ber 
Stabt  nötl^igten  unb  bie  3Q^Iung  beS  3«bnten 
Derweigerten.  9lun  folgte  ein  Xumult  auf  ben 
anbem;  ffUfler  würben  geftürmt,  ber  9luguftiner* 
proDingtal  Xreger,  ein  treuer  Sn^ger  ber  !at^« 
iifd^en  JMrd^e,  würbe  gewaltfam  entführt  unb  ge« 
fangen  gebalten,  bie  Säilber  in  ben  ftird^en  würben 
gerftari  Ser  SRagiftrot  mu|te  mit  ber  Surger* 
fd^aft  in  Serl^nbTung  treten,  ben  $räbicanten 
wieberl^It  einfd(|ärfen,  „Don  anfru^erifd^en  Sie- 
ben abgufieben  unb  gu  prebigen,  Wte  il^nen  gu 
öfteren  ^Mtn  gefagf*,  inbeft  er  felbft  bie  (Std^ 
femung  ber  SBUber  unb  SleKquien  ouS  ben  ffir« 
d^n  becretirte  unb  nun  mit  offenem  $ifir  für 
bie  Steuerung  in  bie  Sd^ronfen  trat.  (£ine  ber 
einfd^neibenbfien  SRa^egeln,  gu  benen  baS  Stra^« 
burger  Saienconcil  fid^  entfd^loffen  ^tt,  war  bie 
9ieformation  begw.  bie  Säcularifation  ber  i^f^• 
fter.  Strasburg  befug  bamalS  au|er  gwei  geift« 
lid^en  Slitterl^ufem  fteben  SRänner«  unb  ebenfo* 
Diele  f^rauenOdfter.  Wandle  unter  il^nen  j^otten 
feit  Sabren  ben  emften  SeformDerfud^,  bie  Don 
Seiten  ber  geiftltd^en  Obrigfeit  in  t^ilweifem 
(EinDerftänbniffe  mit  ber  weltlid^en  SBel^rbe  unter- 
nommen worben,  (artnädfigen  SBiberftanb  ge« 
leiftet,  an  i^rer  Spi^e  baS  einft  blübenbe  $re- 
bigerflofier.  Z)er  aRagiftrat  wugte  ie)^  bie  Scr- 
l^ältniffe  Rüg  gu  benu|en,  inbem  er  bte  Snfaffen 
ber  Jtlöfter  fclbß  Deranlagte,  fi(^  an  il^n  gur  9te^ 
gelung  i^rer  inneren  Sngelegenl^eiten  begw.  pxt 


889 


Strasburg. 


890 


Me  unkjoiinfne  ^fKgfeU,  mit  bet  tulr  baS  ^{i- 
4uai  iDcggnpotfen,  gefdtiabet  babcn.  Sic  aRenge, 
Ol  3ügcIU)|igfcU  getDd^  unb  faft  baju  erjogen, 
$  um  DSlUg  tmicnifam  gemorbcn.  ߧ  ift,  oIS 
pb  mir,  inbem  toic  bie  pSpflltcbe  ^udotitöt  Der- 
ooiftn,  )ng(ct(^  bie  Jhaft  beS  SBoried,  bet  Sacra- 
woiK  unb  b<9  gomen  fcelforgerlid^en  9lmteS  ner- 
Bu(tetai;  beim  bie  Seute  fd^teien :  34  o^ftc^^  bad 
{Miigefium  gut  genug ;  i(^  tann  ia  f eiber  lef en ; 
BMjtt  6ebaxf  i<l^  betiter  ^Ufe?  Ißrebige  benen^  bie 
t^  ^ten  DoOen,  uitb  laß  i^iten  bie  äBal^I,  an- 
)Bnc(men,  tDü%  i^iteit  beliebt. . .  &  ift  und  eine 
umMome  ®elm(b  üonndtben  in  biefer  9ufIofung, 
is  bcr  iPir  uns  befinben"  ($auIuS  [f.  u.]  61). 
SaB6apito,  bitrd^  bie  confequentenSerfed^terber 
,cpaflgclif(^  Sreibett" ,  bie  feiner  ftird^e  unb 
fam  ^tebigcr  me^r  )u  bebflrfen  erflörten ,  ge- 
ta&ngt.  gegen  Snbe  feines  SebenS  über  mand^e 
irii^ige  bogmottf^  !ßun!te  iDieber  }u  gan}  lat^o- 
tijdlim  Inffaffungen  gelangte,  bemeidt  feine  1539 
getitudte  Sd^tift  über  baS  ^^aömeron''.  —  3n- 
tKJjen  foDle  ber  tteltlid^  Srm  |ur  Slettung  ber 
lictrobfcRi  ^roteflantengemeinbe  burd^  ftrenge 
Stonbote  eintreten.  Unter  Snbro^ung  beS  93er- 
lu^  bcS  9urgemd^te8  morb  unter  9lnberem  1534 
bot  (Bkm  oerboten ,  i^  ihnber  ungetauft  )u 
loffm.  ^e  Surger  gum  Sefud^e  ber  ^bigten 
}n  jnmtgen,  tote  bie  $röbi€anten  oerlongten,  bagu 
toitt  ber  Stat^  ftdb  inbe^  nid^t  entfd^Iie^,  ba 
,ei}tDttngenl^  ®oft  leib  fei  unb  ein  fold^  ®ebot 
\^  pi  bonbboben  to&re;  bagegen  joUen  bie 
Sat^berten  ennabnt  toerben,  barin  felbft  mit 
pttm  9eif}ride  Doronguge)^''.  S)ie  1535  t)er- 
0f[entlubte  9RanbatenfantmIung  l^tte  \omxq  (Er- 
folg, unb  bad  9Ub,  melcbed  bie  SBifitationdberid^te 
tum  ben  tirdblidben  unb  fittlid^en  3ufiänben  ber 
£oiibgemetnbm  nad^  ber  Sinfübrung  ber  Sief  orma- 
tüm  entmorf en,  iji  reid^  an  buntein  Sd^ttenfeiten. 
-  9lubt  erfreuli^er  ift  baS  IBilb  beS  SBirrttarrS 
ttligtöf er  SRcinungen unb  Stid^tungen,  bie 
6tni|burg  bereits  in  ben  erflen  3abren  ber  9le- 
fonnaüon  gu  einem  mol^  proteftantif d^en  9Rifro- 
toiamft  umttonbelten.  2)ie  ^äu^ter  ber  @tra^- 
buiga  Sleformation  ^tien  ft^  gleid^  anfangs  in 
iKjeidrubcii  $untten,  Dor  äiUem  in  ber  Sacro- 
menlenlebrt ,  toon  Sut^er  entfernt  unb  ftd^  ben 
€4ipetgrnt  genäb^t  ßorlftabtd  lurger  ^ufent- 
boU  in  6tro|burg  (1524)  fc^ürte  getoaltig  baS 
g^tr  ber  3toietcod^t.  Vergebend  t)erfud^ten  Sa- 
ptü>  mtb  Qu|ct,  bie  felbft  in  mel^reren  fünften 
<2(mfe  u.  0.)  uneinS  maren,  oon  benen  aber 
Idtntr  fi^  meifteri^aft  gur  SRoHe  eineS  bogma- 
ti^bm  (^mfileonft  Herftanb,  ben  Stig  gn)if(^en 
Sociomentireni  unb  Sutberanem  gu  oerfleiftem. 
ivfüftt  mies  fic  ab  mit  ber  berben  tlnttoort ,  ,,fte 
ober  er  feien  S)tener  beS  @atan9\  Gittere  3Borte 
vuiben  gemedbfelt  SDäbrenb  9{ic  ®erbel  Sutberd 
£(^  in  6tra|burg  mit  immer  mebr  92a(bbrud( 
tcrtitt!  unb  Sut^  felbft  immer  leibenfd^oftlid^er 
«mcoe,  f^Ioffen  fi^  ßapito,  9u]|er  unb  i^r  Sn- 
(ong  um  fo  enger  on  bie  Sd^meiger  an.   3)aS 


SDlarburger  ®efpräd&  (1529;  f.  b.  «rt.  in,  1842), 
an  bem  SBu]^er,  ^ebio  unb  3ac.  @turm  t^eil« 
nabmen,  fübrte  gu  feiner  93erftanbigung.  ^2luf  bem 
Sleid^Stage  gu  Augsburg  (1530)  Don  ber  Unter- 
geid^nung  ber  Confessio  Augustana  auSge- 
fd^Ioffen,  md^kn  @trafiburgS  Sbgcorbncte  mit 
benen  Don  itonftang,  SDlemmingm  unb  Sinbau 
ein  eigenes  SBefenntnig,  bie  Totrapolitana,  ein. 
Sangmierige  Serbanblungen,  bei  benen  bie  @tra|- 
burger,  burd^  bie  ))0litifd^e  9totbIage  gebröngt, 
i^re  alten  Uebergeugungen  opfern  mu|ten,  fül^rten 
enblicb  gum  fd^einbaren  gfrieben  ber  SBittenberger 
Soncorbia  (1536).  Unterbeffen  aber  trieben  aOerlei 
Sectirer  in  ber  Stobt  ibr  Untoefen  fort  (ogl.  S. 
®erbert,  @efd^.  ber  @tra^burger  Sectenbemegung 
j|ur  3eit  ber  ^Reformation ,  @tra|burg  1889). 
91ad^  bem  9lu8gange  beS  SauemfriegeS  b<itten  Diele 
miebertöuferifd^e  Sd^marmgeifter  in  Strasburg 
feitenS  beS  SlatbeS  unb  ber  ^rebiger  rntUige  Sluf- 
nabme  gefunben.  Dtad^bem  fte  burd^  il^r  revo- 
lutionäres treiben  namenlofe  Sertoirrung  ange- 
rid^tet,  Verbannte  fte  ber  SDlagiftrat  1527  auS  ber 
etabt.  3m  3. 1529  febrten  ^\t  mieber  gurüdt, 
an  il^rer  @pi^  jfafpar  t)on  Sd^menffelb  (f.  b. 
Sri)  aus  ©d^Ieften,  ber  fid^  in  Strasburg  einen 
bebeutenben  tinl^ang  oerfd^ffte.  Selbft  gapito 
fd^marmte  lange  S^it  für  il^n,  unb  ber  SBater 
ber  Stragburger  Sieformation,  9R.  Qäi,  ber  aud^ 
bierin  gang  bem  £influf[e  feiner  fSftau  unterftanb, 
blieb  bis  gu  feinem  Sobe  ein  eifriger  Sd^menf- 
felbianer.  3u  Sd^ioenffelb  gefeUten  fid^  $U- 
gram  SRarpect  auS  Xirol,  ber  über  aOe  Stauen 
fc^iDörmerifd^e  9ReId^ior  ^ofnumn  (f.  b.  SIrt.) 
aus  Sd^maben,  ber  Stragburger  ®ärtner  &. 
3iegler  unb  ber  bigame  SlauS  gfret)  auS  ^^anfen. 
3b^(  gartet  mad(|te  balb  rei^enbe  gfortfd^ritte; 
bie  Slat^Smanbate  blieben  erfolglos.  %iä^  ber 
@qnobe  t)on  1533  gelang  eS  nicbt,  bie  Sectirer 
ibrer  3n:tbümer  gu  überführen.  3et^t  mürbe  gur 
@enKiIt  gefd^ritten.  6in  SlatbSbefd^Iu^  oom  ^af^xt 
1534  lautete  babin,  eS  fei  ,,feine  Scbre,  meldte 
unferer  9lugSburgifd^en  Sonfeffion  guioiber,  gu 
bulbcn  — ,  grcmbc,  bie  an^önger  ©ofmannS, 
ber  @tabt  gu  t)ertt)ei{en  ober  gu  Derbaf ten ;  SBür- 
ger,  bie  fi^  nid^t  nod^  ber  Sonfeffton  bellten,  gu 
mobnen,  unb  menn  fte  nid^t  boren,  mit  SBeib  unb 
Ihnb  aus  ber  8tabt  gu  t)erbannen''.  2)ie  ^öupter 
ber  @d^marmer  mußten  nun  baS  f$felb  räumen, 
^ofmann  ftorb  mcbrere  S^bte  fpäter  in  flrenger 
^rf  erl^af  t,  SlauS  gre^  aber  marb  turg  nod^  @d^Iu| 
ber  @9nobe  ,,megen  Bigamie  unb  Sb^bnu^"  auf 
Sefebl  beS  SlatbeS  ertrönft.  gfünf  3abte  fpfiter 
fd^itfte  IButo  felbft  auf  ®runb  ber  proteftanti- 
fd^en  ©laubenSregel  eine  SBertbeibigung  ber  Siel- 
metberei  als  Sonfequeng  in  bie  Sßelt.  S)ie  aßicber- 
töuferbemegung  aber  bauerte  in  @tragbuvg  fort, 
bis  bie  3eitereigmffe  bem  religiöfen  3nterefje  eine 
anbere  äßenbung  gaben.  —  Sine  neue  ^enobe 
für  bie  innere  entmidflung  beS  Stragburgcr  ^ro- 
teftantiSmuS  begann  mit  bem  £obe  begm.  ber  Ent- 
fernung ber  alten  ^äupter.  93ujer  mu|te  1549, 


@tta|Butg. 


894 


fbifii^nmg  bcS  ninm  Sutl^etfl^mS  Detonlalte 
bcQ  etmlbuxgcr  SRogijhai  „fiber  baft  unndt^ige 
64Kltm  «nb  Srtbommen  mand^er  j[ungen  ^re- 
tigrr  auf  bcm  Sonbe"  bittere  ftloge  )u  ffll^reit 
SDol  än^ttui  bor  «6flnbenfd^5{fen",  t)on  benen 
wn  (tnr  Srffming  ber  Sittli^teit  ectoartete,  blieb 
im  Qtanim  erfbtglod.  &  jeugt  immerl^ut  Don 
tan  ein^  Sejtoeben  iimerlalb  ber  proteftonti- 
jAm  Stv^  leittr  3^/  ben  ))raftifd^en  folgen 
to  fo  oielfo^  ini|braud^teit  ^eoangelifd^en  Sfiei« 
tcif  tvirffcun  entgegenjutreten.  Sfür  ben  fatl^Iifd^ 
9ibQebeneii  Z^  ber  Stro^urger  S)idcefe  maren 
btt  SBimben,  loel^e  bie  ateformotion  il^  gefd^Ia- 
gen^  m4t  o^e  ^l^e  Xüdhoirtung.  ännerl^olb 
M  Osbcnfi-  mie  beft  SBdtcIerud  boUgog  fid^  ein 
mul^Üiget  Sfiutmmgd|>roge^.  ^e  (atl^olifd^e 
StfUmntion,  bur$  bie  SBefc^iaffe  be«  tribentini- 
f4cn  Condtt  angeregt,  burd^  bie  SBirIfamfeit  ber 
in^  Slfaft  berufenen  3<fuiten*  mib  Äopujiner^ 
mben^  bun^  ben  Sifer  ber  SBifd^fife  (ogl.  ob.  @9n- 
oben  IL  64ttlen)  imb  bed  SleruS  geförbert,  burd^ 
ben  CHnflul  bcS  Sfterrttd^ifc^  ^aufed  unb  ber 
lDt^Iif4cn  Shmar^ie  granfreid^  begönftigt 
tatt^  ber  taStoü^m  StM^t  loieber  ntonc^  ent^- 
fAöbigimg  für  bie  erlülenen  SSerlufte.  In  dies 
craMh  Deo  fiiTenie  mimeras  catholicorum, 
«t  qnotidifl  nobts  nova  redduntor  templa, 
liei^  ei  in  einem  5ffcntlu^  Sctenftäde  aud  bem 
aabn  1687. 

6.SleooIutiott  nnb  Keorganifation. 
—  6tati^iL  Sin  neuer  gewaltiger  Sturm 
bni4  nbcr  bie  Stra^burger  ffirc^  mit  ber  großen 
Stoobition  ^ein*  ber  i^ren  ganzen  äu|em  Se- 
jtonb  aufl^b^  unb  ouS  bem  fte  in  b50ig  nerän- 
(ctter  Se^it  ^orge^en  joUte.  S)aS  2)eaet 
oom  4. 9ugn{i  1789  beraubte  ben  Sifd^of  tro^ 
fctnft  auf  Ue  (^aigTeit  ber  9)ertrdge  {tc^  ftü|(en- 
ben  ^tefteS  feiner  l^errfd^ftlid^en  Siedle  auf 
t(fajfi{4cm  Soben  (über  beren  Umfang  bgL  3. 
^,  iM  Xerritorium  bed  SiStl^umS  @tra|- 
borg  um  bie  SRitte  befl  14.  äal^r^unberts  unb 
jetitt  Qkfdftid^,  ftöt^en  1885 ;  ®VbHa  [f.  u.]  U, 
51  ff.).  Skn  Sefd^lfijfen  oom  2.  9fa)0ember  1789 
vnb  umt  17.— 24.  3R&r)  1790  gemäB,  für  baS 
fHial  bittet  ein  Secret  Dom  17.  October  b.  3. 
beftdtigt^  ttnrben  ber6tra^urger  JHrd^e  ade  ipct 
(Hier  mtriffen  unb  ber  (^(eniS  auf  eine  ftaatlid^e 
9cfoIbang  migemiefen.  Umfonft  l^tte  biefer,  ber 
Cad^iaitl  tum  Slol^an  an  feiner  ®))i^e,  fid^  ouf 
fän  (Bgcnt^mdre^t  unb  ouf  bie  internationalen 
Sertco^  berufen  unb  ^  jur  Stnberungber gfinan}* 
iiDl^  bä  Stootefi  ju  ben  fd^toerjien  Opfern  bereit 
slIazL  Suc  bie  protefhmtifd^enJKrd^engäter  mür- 
ben^ oSm  reüolutfendren  (orunbfft^en  )um  %xoiji, 
Don  ber  Confiäcotion  ausgenommen.  Sie  reid^fte 
Sitaff  9ranbei43,  beren  bifd^öfßd^er  Stii^I 
^bn  me^r  att  eine  SRiQion  fiioreS  Sinlommen 
mfugtc,  fa^  rom  i^tt  gange  fyiU,  bie  burd^  fo 
Mfli  3a^buiä)erte  Don  ber  frommen  gfreigebigfeit 
bcä  gläi^igm  SBolfcd  gufammengetrogen  mar,  gu 
€(»tt|)rei^  —  um  bie  £inberung  ber  ftaatti^en 


gfinanjen  beHimmerte  man  fid^  menig  —  an  bie 
Don  ben  reDoIutionören  Slubd  unterftü^ten  äuben 
unb  $roteftanten  Derfd^a^ert.  S)er  elföf ftfd^e  ä^eil 
ber  2)i5cefe  gä^Ite  bamald  nod^  ca.  43  Orbenä« 
l^ufer,  bog  gange  Slfa^  98.  ^urd^  bad  beeret 
Dom  13.  Slpril  1791,  meld^ed  ©elübbe  unb  Orben 
aufl^ob,  mürben  aud^  biefe  gerftört  9lod^  [tanb  bie 
fird^Iid^e  Organifation  unDerfe^rt.  S)ie  Sioil- 
conftitution  bed  (SleruS  Dom  12. 3uli  1790  foOte 
nun  an  il^r  bad  reDotutionäre  3^törungSmert 
DoOgiel^en.  9ber  nod^  beDor  bie  pöpftUd^e  ßnt- 
fdEieü)ung  erfolgte,  legte  ber  (Sarbinal  Don  Slol^an, 
ber  ie^t  burd^  feine  fefle  lird^Itd^e  Haltung  bie 
Sfel^ler  feiner  früheren  ^al^re  fü^nte,  energifd^en 
$roteft  gegen  fie  ein,  unb  er  ^atte  bie  greube, 
feinen  im  (Sangen  fo  Dorgflglid^enCleruS  unb  baö 
fatl^olifd^e  SSolt  gum  meitaud  größten  Xl^eile  auf 
feiner  Seite  gu  fel^.  Obfd^on  bie  SiDüconfti^ 
tution  ben  Sanbgeiftlid^en  Dielfad^  bebeutenbe  mo- 
teriette  SSortl^eile  Derfprad^,  leifteten  nur  menige 
(im  (Sangen  mo^I  ca.  30  ^fongeifilid^e)  ben  dxh. 
Wi  ber  el^rgeigtge  Srenbel  (SBranbtler  aud  Sol^ 
im  Speffart),  $rofef|or  bed  canonifd^en  SRed^td  an 
ber  fatl^olifd^  UniDerfttat,  am  6.  ÜRärg  fid^  burd^ 
eine  gum  grölen  Xb^ile  anü  $roteftanten  gu** 
fammengef e^te  äBal^lDarf  ammlung  gum  93if  d^of  Don 
Strasburg  fyiüt  mahlen  laffen,  moUte  ed  bem 
^neuen  Slmbroftud'',  mie  i^n  feine  reDoIutionärm 
gfreunbe  nannten,  nid^t  gelingen,  fid^  einen  nur 
irgenbmie  genügenben  SIeruS  guDerjd^affen.  Um*' 
fonft  mürbe,  um  bie  geringe  3abl  ber  gum  Sd^iSma 
übergetretenen  ein^eimif($en  (^eiftlid^en  gu  Der» 
mehren,  an  bie  fo  arg  gefd^möl^ten  Orbendleute 
appeOirt.  9lur  einige  butd^  il^ren  unrül^mlid^en 
Seben§manbel  brfannte  Sldnner  folgten  bem  Stufe, 
^udd  bie  Qaffi  ber  au8  bem  innem  gfratdreid^ 
SIngelodften  reid^te  nid^t  au8.  Sie  We^al^I 
ber  „(äefd^morenen"  bilbeten  aud  aQen  X^Ien 
bed  SluSlanbed  l^erbeigerufene  Abenteurer,  unter 
biefen  ber  bereite  burd^  fein  ärgerlid^ed  Seben  unb 
feine  Sd^ften  berüchtigte  (£uIogiu8  Sd^neiber 
(f.  b,  «rt.  Sonn  H,  1101  f .  u,  X,  1849),  ber 
burd^  eine  Sieclame  in  ber  Aötnifd^  Leitung  ^d^ 
für  Stra^bura  geminnen  lie^  unb  nun  felbft  eine 
gange  3al^I  ©leid^geftnnter  angog.  9lu8  fold^ 
Elementen  bilbete  Srenbel  feinen  aud  16  Sicaren 
gufammengefe^ten  Stat^  unb  fein  tl^eologifd^ed 
Se^rperfonal.  fßoXb  mürbe  Sd^neiber,  gueift  ein 
SBerfgeug  bed  conftitutioneDen  SRaire  Sietrii^, 
baS  rü^rigfte  3RitgIieb  bed  3acobinercIubd,  unter 
beffen  Sinf[u|  bie  Socalbe^örbe  ber  SnitiatiDe  ber 
$arifer  Stegierung  in  ber  SSerfoIgung  ber  treuen 
©eifilid^en  unb  bem  gegen  fte  ertaffenen  SSerbote 
be§  dffentlid^en  ©otteSbienfteS  Dorgriff.  9tad^ 
einer  furgen  Sleadion,  bie  mit  bem  Sturge  ber 
gemüßigten  (Elemente  unb  bem  Siege  ber  aud^  in 
Strasburg  nur  eine  Heine  Sninberl^it  bilbenben 
Stabicalen  enbete,  folgte  bie  Sd^redCenSl^enfd^aft, 
bie  Slbfd^ffung  ieglid^eS  d^riftlid^en  ©ottedbienfteS, 
bie  (Einfül^g  bed  Semunftcultitd,  ber  öffentlid^e 
SlbfaS  Dieler  conftitutioneOen  ^riefter,    benen 


^7 


@lro^burg. 


898 


^ulf ;  fie  leitin  aufild^  imx  SBaifcn-  itnb  Seffe- 
nTOdlanflaltm  lutb  eine  ^n^l^I  SoIlSfd^uIen ;  bie 
Irappi^ii  ein  ftloftcr  fai  Oelenberg ;  bie  Ropn^ 
(iner  fett  1888  2  Käufer  in  Sigotöl^eitn  unb 
A5mgft^fen.  Sine  ä&erauS  teid^e  Sntfattung 
w^nim  im  19.  3<^(t^unbert  bie  Sfrauenflöftet, 
bie  ]\df  lfm  gto^en  l^eile  bet  CErjiel^ung  ber  meib» 
t^  ängenb  unb  ber  d^riftUc^en  91nnen|)flege 
oibmen.  3)ad  Jllofler  unb  ^enfionat  ber  S)üinen 
wa  ^igften^etjm  ift  feit  1873  DemiaiSt;  be|- 
^niim  feit  1874  boS  (Mofter  unb  bie  l^öl^ere 
2ö(bterfd9ttle  bet  64meftem  t)on  ^ortieus  in 
i^cxtKM^,  bie  eine  0ro|e  ^njol^t  t)on  primär- 
faulen  leiteten,  le|t  grö^ent^eilS  burd^  bie  ©d^iue« 
jm  non  @t.  3obann«9QfeI  erfe^i  hingegen 
makn  lux^  oIS  Srait^erinnen  bie  ©d^meftem 
Untrer  £ieben  gfrou  (Segulirte  (Sl^orfrouen  Dom 
bL  ^ttgiijUn),  bie  in  Strasburg  unb  SD^otöl^eim  ein 
Moflrr  mit  ^nftonat  unb  l^dl^erer  Xöii^terfd^ule 
fovtt  $rimärf(^ule,  bie  Sd^toeftem  ber  c^riftli4)en 
Uiftt  (SoeoFB  de  la  dootrine  chretienne),  bie 
in  6tra|bttrg  ein  fyoA  mit  ^ftonat  unb  l^ö^erer 
tbdfin^U  beft)^;  bie  Sd^ulfd^toeftem  ber 
9dtt!t4en  93orfe^)ittng  (Soeurs  de  la  Frovidence), 
in  3. 1783  ju  SRotö^eim  entftanben  unb  1869 
tom  (eiligen  @tuble  Q))))n>birt,  mit  bem  SDhttter- 
bosfe  in  9ta))poIt§U)eUer ,  4  ^cnjionaten  tc.  )u 
Stra^tog,  ^genau,  9iat)))oItdloeiIer  unb  SRuf- 
fa4*  einer  Zoubftummenanftalt  mit  ^röparonben- 
fdtnile  in  3ffenbeim,  leiten  bie  meiften  (Mein- 
finberft^ufen  unb  3Räbd^enfd^uIen  be§  Sanbed  unb 
einige  SBaifenbdufer.  3)er  ||öu§ltd^en  jhanfen- 
^e  nrfbmet  fi^  bie  augerft  ja^jlreid^e  Kongre- 
gation ber  €4U)eftem  Dom  göttlichen  ßrlöfer 
(Itteberbromier  @^mefiem),  1849  gegrflnbet^  mit 
ton  9Rnttet{Knt9  in  Oberbronn  unb  Dielen  fon- 
fllgcn  9liä)er(affungen  fomobi  im  ßlfo^  ol8  in 
SUbeutfc^lanb,  Sruntrri^  u.  f.  to.,  ber  Snftaltd- 
tEonfmt)fIege  bie  blübenbe  Kongregation  ber 
6<l^toeftem  Dem  I^L  Sinceng  Don  !ßau(  mit  i^rem 
flhitierbaufe  in  @trQ|burg  unb  ebenfaQS  ga^I- 
teiAen  ^iebetlaffungen,  Dor}ägIid^  in  2)eutf  d^Ianb. 
SKtrbtg  teilten  fic^  ibnen  an  bie  Sd^weftem  Dom 
Mtgen  ftreu$  feit  1838  mit  bem  SRutterbauS  in 
gtio^burg,  bie  64me{)em  }u  @t.  aRorcuS  mit 
>c!n  aRntterl^  in  &l  Ttaxc  bei  ®eber«meier, 
bie  ^eiliarierinnen  gu  Steinocf  eru,  Obüienberg  unb 
%M,  bie  fo  Donsti!|fimli<^n  kleinen  Sd^meftem 
iPeütea  Soeare  des  Panyres)  mit  il^rem  Greifen- 
«h»!  inettoBburg  unb  Solmar,  enblid^  feit  1862 
bie  grauen  Dom  guten  feirten,  bie  ftd^  fo  liebe- 
voll um  bie  flttli<^  Derfommenen  ünäbd^en  an- 
mbmen  (Strasburg  unb  9RüI^ufen).  Sorgüg- 
lid)  bem  bcfd^oulid^en  fBfl^erleben  tt)ibmen  ftd^  bie 
Smrhictinerinnen  Don  boc  emigen  Anbetung  }u 
Cttmoifbeim,  Dom  btiligften  VltarSfacroment  ju 
Xol^m^  bie  Xrot)))ifKnnen  Don  (SrgerSbeim  (Dor- 
mo» Oelenteg)^  bie  (SkfeSfd^ft  aJlariä  Don  ber 
Siibne  (Daxnes  rdparatrices)  )u  Strasburg, 
bii  Künnelitcrinnen  in  ber  M^t  bed  unlängft 
isr  ^filtla*  eti^obenen  ^eiligtl^um§  Don  SRa- 

ttMkiilesieoiu  XL  &  ftnlt 


rient^al,  bie  ^Dienerinnen  beS  l^eiligjien  ^erjenS 
3efu  in  S)arrenborf.  lieber  boS  feit  einigen  3ab- 
ren  reid^  aufblübenbe  latl^olifd^e  9)erein§Ieben  la|t 
ftd^  eine  genaue  @tatiftif  nod^  nid^t  feftfteKen. 

7.  S)ad  aRflnfter,  Basilica  S.  Mariae, 
Monasieriom  majus.  S)a§  meltberii^mte  2)enf- 
mal,  beffen  ©efd^id^te  fo  innig  mit  ber  beS  93i§" 
tbumS  Derfnüpft  ift,  unb  an  meld^eS  eine  reid^e 
©ntppe  Don  SReiftermerlen  ber  d^riftlic^en  93au- 
funft  in  ber  S)iöcefe  ftd^  anfd^Iie|t,  Derbient  l^ier 
eine  befonbere  SBerüdfi(^tigung.  3ener  burd^- 
greifenben  Stileinl^eit  entbe^renb,  bie  bem  ffölner 
3)om  fein  ard^iteftonifd^eS  ©epröge  Derleibt,  beft|t 
boS  @tra|burger  ^Dtünfter  ben  uuDerglei^Iid^en 
9tei|  eined  großartigen  SBerfed,  an  bem  feit  neun- 
bunoert  Sauren  j[ebed  Sabr^unbert  feinen  (Seift 
auSgeprögt,  unb  baS  in  feiner  malerifd^en  ©rup- 
pirung  baS  reid^fte  93ilb  gefd^td^tlid^en  SßerbenS 
Dor  uuferen  Sugen  entfaltet.  93ieQetd^t  ift  e8  bie 
ältefte  3Rarien!ird^e  Seutfd^IanbS,  ba  fein  9lame 
uns  fd^on  }u9lnfang  be§  9.  Sab^bunbertS  begegnet 
äebenfaüS  reid^t  baS  SRünfter  in  feinen  frubeften 
gegenmärtigen  Seftonbtbeilen  in  bie  anfange  beS 

11.  SabrbunbertS  binauf.  Sßann  ber  öltefte  ber 
Dorbergebenben  Sauten  entftanben,  ob  er  an  ber 
Stelle  eines  b^ibnifd^en  SempelS  fid^  erbob  (mie 
bie  mittelalterlid^en  Sbtoniften  übereinftimmenb 
erjöblen),  meldten  Slntbeil  Sblobmig  an  ber  ßr- 
ri^tung  ober  (Smeuerung  beSfelben  gebabt,  toie 
baS  farolingifd^e  Snünfter  auSgefeben,  baS  nad^ 
mebreren  SReftaurirungen  am  4.  ^pril  1002  burd^ 
bie  Gruppen  ^ermannS  Don  @d^maben  Dermiiftet 
unb  fünf  Sabre  fpöter  burd^  einen  SU^fd^lag  DoS- 
ftänbig  jerftört  mürbe,  lä|t  ftd^  nid^t  mebr  nad^« 
meifen.  @id^er  ift,  ba|  Sifd^of  SBember  im  3* 
1015  einen  9leubau  begann,  ber  im  SSerlaufe  beS 

12.  SabrbunbertS  einer  Steibe  Don  Srönben  )um 
Opfer  fiel,  Don  benen  tyer  le^te  1176  abermals 
bie  SSeranlaffung  }U  einem  faft  DoDftänbigen  9leu- 
bau  U)urbe,  ber  in  feinem  aUmäligen  gfortfd^reiten 
bie  Sformen  beS  rein  romanifd^  mit  benen  beS 
UebergangSftileS  unb  ber  gf^übgotil  Dertaufd^te, 
aber  bie  Einlage  beS  9Bemberif(ben  93aueS  (un- 
mittelbarer ^nfd^luß  ber  9lpftS  an  baS  Ouerfd^iff 
unb  ftorfe  SuSlabung  ber  ffreugarme)  beibebielt 
®ieffr3eit  (1176-1250)  geboren  an:  ber  toeft- 
lid^e  ZbeU  ber  unter  ^pftS  unb  Sierung  fid^  er- 
ftredfenben  breifd^ifftgen  ffr^pta,  beren  öftlid^r 
%^t\i  mefentlicb  nod^  Don  SßemberS  SDtünfter 
ftammt;  Sbor  unb  Ouerfd^iff,  Don  benen  baS 
erftere  nad^  ^ußen,  toof)l  beS  fid^  bi^  anfd^lielen- 
ben  SruberbofeS  megen,  einen  red^tminlligen 
unb  öußerft  nüd^temen  9bfd^lu|  erbielt  unb  Don 
jmei  merfmürbigen  2)oppelfapeUen  fiantirt  mürbe, 
beren  Untergefd^oß  alS  2)urd^gangSbaIIen  giotfd^en 
Ouerfd^iff  unb  Sruberbof  bleute.  S)ie  füblid^e 
@t  ^nbreaSlapelle,  1190  bereits  DoÜenbet,  tragt 
nod^  einen  rein  romanifd^en  ^})atafttt]  bie  nbrb- 
lid^e  8t.  SobanniSfapelle  bagegen,  Snbe  beS 
12.  SabrbunbertS  begonnen,  marb  erft  in  ber  fräb* 
gotifcben  3eit  (um  1230)  in  gotifd^en  ^formen 

29 


l. 


'X        •  A 


•'--— ^ 


^     .  ir.  *  .  .     ,«•  f  .       ■  ■  ••   .  i^       "-■      ^      '^  -  "       •   "*  • 

t^j~..\.'-    •»  ..—     M,.,..-^      >^.        ■»—  't'Z     •""'^'"?T""T."rT 

01 !  I  »  ■  •    ■  i^    «  r  fc,         rf*T  ^T .  . »  .  1^7         «r.         •••       ..k.«  «^  •  fc         *  •  -^ 

V^i>    .;:.^r.:4    a-vr-tTi-    ^z.^-:*:!    W5  *:..s»r 

■«^f-iifui::.<i  f^.i,  v/»   r,-.'  »i  r::  -.ifm  virscis 

■t^ii.i  v.Vi,  >'t»'i  v/.'ti/.i.j**'  i,  ".iCtTC^t'n  !ai 
V/»  V  -^x  r>.»  '.''■*.  v.'J  ".r-^ -»'•.•  .V-:  'reni:«. 
'•:  '.-^  • ' ;.  •  .;  »r-.-.-i  '.v  v*;«^  ■  -.'f.#!  '.i*^  iir/.iiiu'c* 

•  •'■■•,»■■  •■■  *••*"!  '  *^i  '•—■••  -^«c  *i^-y  Trz^TT^ 
*'  , «  '  -  y  •     ' .« j.         • .  j  '■  .#  »•••    g^v^^ »    "ZiZm 

•  ■/* «    y-it  •   i  • »    f  *  ' »  '  ♦•■  ' '  ?.  v^»'    '»■«'■•  •  ■*'  *■■"  ■*■• 

p  #  /  ■ 


tni.:^:    n   izna  7r:lcnQ?rrn  Ilmm 
:.::jr^^:=s  j^  Tarn  issi  S,iD>  $3B 
Tir  ^r.^.  r.i  123  IX  'enta  Acut 
TXiz  ^37i  xxxn    tinnx   fiUznet  ^toifi 
^tif  iTs  ii^Tcttcx    'jzxfi  ii§  .m  n 

iHii  Xr:m  rimxqr:  1  St>^  loin  AzdB 
=2q  =aicr    sex  !n±nur  3iizxn  tt 

-noig  =n  mOczsr  viReit.    flixf  Sa  ft 
Eüüiäixmes  jna  mm  besss^  la^ 

^nzrisex  Hjik!  vhiu.  Ses  'Sjrüxänzanä  ■ 


••  / . 


iff^spsz  xxO  3011  3ier  xrss] 

£u7^3i^c  iifiTdsüB.  2ie  nxzz  dtes  Söfli 

::::§  Sex  ftusfl",  vb  Ocds  2<r  Cjvszkh 
:cr:eflL  3ni  3.  14:39  nxxä)  taS  Scrf 
rJ:r3ng  eise§  JKaneofnlM  osf  bcr  Z 


901 


Strasburg. 


902 


wXffa  3qco(  Don  fidnbSl^t  bte  ftfl^ere  €t.  Sou- 
imtmSftitKae  (\M  €o€riftri)  mit  einem  in  ben 
tciibjtai,  fptelesmn  Mitgotifd^en  gfonnen  ouS- 
gcjtt^xtm  ^TtaL  SnoenfunftooIenSettnerl^e 
(ttm  ehu  niebfid^e  aRorienfapele  angebaut. 
Selbe  ^  leibet  ouf  Seronlaffung  beS  S)om- 
oimtefd  bei  bet  Sergrö^mg  beS  S^otraumeS 
1682  Mrfd^tminben.  SBon  bem  reichen  |)Iaftifd^en 
9übctf(^inu(fe  bc«  SRunfierS  l^t  bie  Steforma- 
non^  nomentli^  aber  bie  fronjöfifd^e  SRet)oIntion 
vong  me^t  fibng  gelaffen^  unb  bie  9ie{iaurirung§> 
actetlnt  beS  19.  äaj^^unberts  üermögen  ben 
fftAm  Setlufl  ni^t  )tt  erfe^n.  ®Iüdli(^er> 
mife  tonnten  nod^  einige  ber  foftbarften  SBetfe 
gexrilct  tt>eci)en,  fo  om  portal  bed  fublid^en  Ouer« 
oxmeft  boS  oiel  beteunberte  X^mixinonrelief^  ben 
tob  Vlana^%  barftellenb,  bie  Atönung  SRaria^S 
imb  bie  beiben  ft^Ianfen,  }otten,  auSbrudSDoSen 
Ocjiaitai  bet  fNrd^e  unb  ber  Synagoge,  unb  un- 
ipeit  tMotm  im  3nntm  be9  Ouer^aufed  bie  mit 
iftnen  eng  t)cttDatä)ten  gmdlf  g^iS^^^^  beS  Sngel- 
lifeflex«  (le^teS  (Setid^t),  aOe  gegen  bie  SRitte  bed 
18. 9o(t^unbetiS  entftonben.  Ueberreid^  {tnb  bie 
3  portale  bet  SBefifa^obe  mit  Silbtoetlen  t)erfe^en, 
bif  cfle  in  einem  innem  ^ufammenl^ange  ftel^en, 
«ben  bet  Sefud^et'',  nad^  Sd^naafe^d  3luS(t)nt(l^, 
jm  ein  !Bud^  Don  bet  Sinfen  jut  Siedeten  lefen 
UL  Suerfl  bie  borbereitenbe  ®nabe,  bie  Xugenb, 
Nxbunben  mit  ben  lieblichen  @cenen  ber  ffinbl^eit 
3efu^  ttbeT]^att)rt  alfo  bie  abnunadt)one  Sfrül^jeit. 
381  IRittcIpottal  bie  eigentltd^e  »eilslel^re,  burd^ 
He  ^top^eten  Detfunbigt,  burd^  oie  altteflament- 
fid^  (S^d^xd^tt  Dorbeteitet,  in  Sl^rijH  (SrbentDanbel 
p^fenbatt  tmb  in  bet  ffird^e  t)er]^ennd^t.  S)ann 
im  britten  portal  bie  gto^e  Seigre  ber  SBad^fam- 
Mt  in  ben  Sungfrouen  unb  bie  ^inn)eifung  auf 
boS  Qeri^''.  91t  fnb  nod^  bie  Statuen  ber  Xu- 
gniben^  ber  Ißtopbtten  (ou^er  {toei),  ber  flugen 
mb  t^brid^en  9ungfrauen  unb  ein  großer  Xl^eil 
bet  Siefieft  im  SBogenfelbe  befi  ^ouptportaß.  2)em 
Bilixi  bfS  18.  unb  bem  Anfang  be§  14.  Sal^r« 
(anbertS  cmge^dtenb^  neifenfte  in  ber  malerifd^en 
Aörpetfleilmig  unb  99e^blung  bed  @ett)anbed 
onf  ben  eingetretenen  @t{ltt)ed(|fel  l^in.  9leu  finb 
Q.  S.  bie  jQ^Ireid^  ffönig^  unb  jfoiferftatuen 
unb  ber  gome  bilblic^  Sd^mudt  bed  IDlittelbaueS 
im  britten  Sefd^of  (Don  ®ra^).  3)en  birectefien 
(8cgcnfa|  gu  ber  @tUb<^Itung  ber  Sculpturen  bed 
6üb;)0ttald  bed  Cuer^aufed  finben  toir  in  ber 
«nni^m  unb Jd^f^erfäSigen  ftdrperl^altung,  ©e« 
«osbung  unb  (oetid^SbUbung  ber  au8  bem  ^n- 
tong  beft  16.  Sal^tl^unbertd  ftammenben  @tatuen 
bed  Saurentiu8})ortatt.  2)aS  3nnere  bed  aßunfterS 
ijt  Ott  Stlboetfen  oerbSttni|mö6ig  arm.  6g  fei 
laer  nur  on  ba§  (Srabbenimal  SBift^of  l^onraod 
oon  ffldjitnberg  (gefl.  1299)  in  ber  St.  3o- 
^amuSfat^eHe  unb  an  bie  für  ®eiler  1485  bis 
14B7  mi^  bem  Sntmurfe  ^anS  ^ammererd 
ftnd^tdt^  an  Cmamenten  unb  Statuen  aber» 
f^toöngltd^  teilte  fpügotifd^e  ftangel  erinnert. 
Unoerglei^Ki^  ifi  ber  Keid^t^um  bed  SRänfterS 


an  SBerfen  ber  ©laSmalerei  (ögl.  V.  Guerber, 
Essai  Bur  les  vitraux  de  la  cathedrale  de 
Strasbourg,  Strasbourg  1848).  3tt)ar  öfterd 
reftaurirt,  aber  im  ©an^en  üor^üglic^  erl^alten 
—  fo  bafe  bierin  feine  anbere  beutfd^e  Äird^e  mit 
biefer  metteifem  fann  —,  reid^en  bie  ©laSfenfter 
Dom  15.  bis  l^inauf  in  baS  12.  Sal^t^unbert. 
C^öd^jl  mertl^ooH  finb  Dor  ^lUem  bie  älteften,  ro- 
manifd^en,  munberüott  in  il^rer  gfarbenglutl  bie 
gotifc^en  g^enfier.  2)ie  ÜRalerfd^uIe  reid^te  l^ter  ftetS 
ber  Steinbutte  bie  ^anb,  unb  ein  ebler  Sßetteifer 
befeelte  beibe  jhtnftjmeige.  SRerfmürbig,  ba|  bei 
ben  mannigf ad^en  traurigen  @d(|idfalen  beS  änün^ 
fterS  baS  gebred^Iid^e  ®laSmerI  t)ie(fad^  ben  Stein 
überlebte.  SntereffanteS  3)taterial  }ur  6rf orf^ung 
ber  jhtnjigefd^id^te  beS  9Rünfter8  entboten  baS 
9Rufeum  unb  baS  Srd^it)  beS  grauenbaufeS. 

%IS  Duellen  unb  Siteratur  feien  (au|et 
ben  beteitS  angefübtten  9Ronogra))bien)  für  bie 
einjelnen  «bfd^nitte  obiger  ©arftettung  bier  ber- 
jei^net:  1.  Code  historique  et  diplomatique  de 
la  Yille  de  Strasbourg,  Strasb.  1848—1848; 
SHe  ©Si^owifen  ber  beutfd^en  Stäbte  Vin  u.  IX 
(iSbtonilen  üon  Slofener  u.  (fönigSboDen),  b^tauS« 
gegeben  Don  ^egel,  ßeit)gig  1870—1871 ;  Ur- 
lunben  unb  9cten  ber  Stobt  Strasburg,  Stra|" 
bürg  1879—1897;  3.  %  Silbermann,  fiocal- 
gcfd^id^te  ber  Stobt  Strasburg,  Strafeb.  1775; 
Strasburg  unb  feine  Sauten,  b^tauSgeg.  Dom 
Srd^itccten»  u.  SngcnieurDerein  für  ßlfo^-Sotbr., 
Strasburg  1894,  bef.  S.  68 ff.:  Stabtgefd^id^te 
Don  ß.  D.  99orrieS;  L.  Laguille,  Histoire  de 
la  proTince  d'Alsace  depuis  Jules  C^sar  jus- 
qu'au  mariage  de  Louis  XY.,  Strasb.  1727; 
SchOpflin,  Alsatia  illustrata,  Colmar.  1751 
ad  1761,  2  ToD.  (franaöfifd^  überfcjt  Don  Ba- 
yenöz,  L'Alsace  illustree,  Mulhouse  1849 
k  1852,  5  Yols.) ;  Idem,  Alsatia  diplomatlcay 
ed.  A.Lamey,  Manhemii  1772— 1775, 2  voll.; 
«.  SB.  Strobel,  9}aterlänb.  ®efd^.  beS  SlfaffeStc, 
Straub.  1841—1849,  2.  «ufl.  1851,  6  Sbe.; 
Fragments  des  anciennes  chroniques  d'Al- 
sace,  Strasbourg  1887—1892.  —  2.  ßine 
Searbeitung  ber  SRegcften  ber  Stra|burger  S9i« 
f d^öfe  ftebt  nod^  auS.  J.  Wimpheling,  Argen- 
tin.  Episcoporum  Catalogus  etc.,  Argent. 
1508;  Fr.  Guillimanus,  De  episcopis  Ar» 
gentinensibus  über  commentarius,  Friburgi 
Brisg.  1608 ;  Ph.  A.  Grandidier,  Histoire  de 
l'Eglise  et  des  ]^6ques-Princes  de  Stras- 
bourg, Strasb.  1776  — 1778,  2  yds.;  Le 
m3me,  Oeuvres  historiques  inedites,  pu- 
blikes par  J.  Liblin,  Colm.  1865  ss.,  6  vols.; 
NouveUes  oeuvres  inödites  de  Grandidier, 
publ.  par  A.  M.  P.  Ingold,  Colmar  1897  ss.; 
3f.  3i,  Sd^toar^,  fßopulöte  ftird^engefd^.  Don 
Strasburg  unb  »afel,  Slijbeim  1877—1878, 
2  93be.;  8.  ®.  ©lödder,  ®efd^.  beS  SBiStbumS 
Strasburg,  Straub.  1879—1880,  2  Sbe.; 
fünfter,  Scben  ber  ^eiligen  beS  ßlfaffeS,  golmor 
1889;  Winterer,  Quelques  saints  de  TAls»«*^' 

29* 


908 


@traug,  S)aDtb  gfriebrid^. 


Rixh.  1897.  —  ©rötere  Beiträge  gut  elfäffifd^cn 
Äirc^cngcfd^id^tc  liefert  u.  a.  bie  ?lr(^it)QU}d)c  SBci- 
loge  beS  Ecclesiaeticum  Argentinense,  ©tra|» 
bürg  1888  ff.  6inc  aflgemcinc  Ouellenfunbe  unb 
lBibIü)grat)^te  ber  elfäifijci^en  ilird^engefd^id^te  ift 
in  Vorbereitung.  ®te  neuefte  Siteratur  pnbet  fid^ 
öugerft  forgföltig  gefornmelt  bei  @.  SRordroalb, 
eifafe'^fiot^r.  Sibliograpl^ic  I  [1887L  ©trafeb. 
1889,  unb  fpäter  öon  bemfelben  in  ber  3citf(^tift 
für  ©efd^.  be§  Oberr^ein§,  5»eue  golge  1891  ff. 
—  3.  E.  Wemert,  Les  sjuodes  diocesains 
de  Strasbourg,  im  Ecclesiasticum  Argentin. 
VI  et  VII  (1887  8.);  5Dt.  ©brale!,  2)ie  ©traft- 
burger  ®iöcefanft)noben  (Straftb.  3:i^eoI.  ©tubien 
II,  1),  greiburg  1894.  —  4.  6.  gngel,  ®a§ 
©d&ulmejen  in  ©traftburg  öor  ber  ©rünbung  bc§ 
})rotcftant.  @t)nuiQfmm§  1538,  ©traftb.  1886; 
0.  Berger-Levrault,  Annales  des  Professeurs 
dos  Academies  et  Universites  alsaciennes 
1523-1871,  Nancy  1892.  —  5. 3:b.  SB.  SRö^- 
rid^,  ®ejd^.  ber  SRcformotion  im  glfoft  unb  be- 
fonberS  in  ©traftburg,  ©traftb.  1830—1832, 
3  Sll^eile  in  2  ^t>n. ;  2)crf.,  Ü}httbcil.  auS  ber 
®ef(b.  ber  eöongel.  ßird^c  be§  glfaffeg,  ©traftb. 
1855,  8  »bc.;  ^.3ung,  ©efd^.  ber  SReformotion 
ber  Äird^e  in  ©traftburg  u.  f.  ».,  ©troftb.  unb 
Seipjig  1830;  Th.  de  Bussiöre,  Histoire  de 
Tetablissement  du  Protestantisme  ä  Stras- 
bourg et  en  Alsace,  Paris  1856;  Le  m^me, 
Histoire  du  developpement  du  Protestan- 
tisme k  Strasbourg  et  en  Alsace  (1529  ä 
1604),  Strasb.  1859,  2  vols.;  3.  SB.  Saum, 
ßapito  unb  Sujer,  Strasburgs  ^Reformatoren, 
eiberfclb  1860;  §.  aJiüUer,  Sie  SReftauration 
be§  fiat]^oIici§mu§  in  ©traftburg  (^aUefd^e  ^b- 
bonbl.  aur  neuem  ®efd&.  XIV),  ^olfe  1882;  31. 
93aum,  SKagiftrat  unb  ^Reformation  in  ©tra^burg 
bis  1529,  ©tra^b.  1887;  91.  ^ulu§,  ®ie 
©tra^burger  SRefonnatoren  unb  bie  ©emiffenS» 
freil)eit  (©trafeb.  3:^eoI.  ©tubien  H,  2),  greib. 
1895.  —  6.  F.  C.  Heitz,  Les  Societes  poli- 
tiques  de  Strasbourg  pendant  les  annees 
1790  ä  1795,  Strasb.  1863;  Le  memo,  La 
Contre-Revolution  en  Alsace  de  1789  ä  1793, 
Strasb.  1865;  L.  Winterer,  La  persecution 
religieuse  en  Alsace  pendant  la  grande  re- 
volution  de  1789  ä  1801,  Rixheim  1876; 
R.  Reuss,  La  Gathedrale  de  Strasbourg  pen- 
dant la  revolution,  Paris  1888;  N.  Paulus, 
L'Eglise  de  Strasbourg  pendant  la  revo- 
lution sous  la  Constituante  et  la  Legislative, 
Rixheim  1890.  gür  bie  f)\tx  nid^t  unmittelbar 
in  Setrac^t  fommenbe  @cfci)id)te  ber  SRcöoIution 
im  Cberclfa^  (frübercS  SÖiSt^um  Söafcl)  ögl. 
inöbef.  Veron-Reville ,  Histoire  de  la  revo- 
lution fran9aise  dans  le  departement  du 
Haut-Rhin  1789—1795,  Paris  et  Colmar 
1 865,  unb  I.  Beuschot,  Le  clergö  de  la  Haute- 
Alsace  en  exil  pendant  la  revolution,  Rix- 
heim 1896.  —  SBcjüglic^  ber  ©tatiftif  unb  be§ 
©taat§fir(l^enred(|ted  finb  folgenbe  SBerfe  ju  Der« 


EOmi 


gleid^en:  Grandidier,  £tat 
diocöse  de  Strasbourg  en  1454,  pdiL 
A.  M.  P.  Ingold,  unb  Sine  ©teuanieki 
cefe  ©trafeburg  für  ba^  3o^  1^, 
öon  8.  S)ac^euj,  ©tralib.  1897; 
episcopatüs  et  dioecesis  ArgentineDBii 
Argent.  1778;  C.  A.  F[rayherl 
Clergö  catholique  d' Alsace  avant, 
et  apr^s  la  grande  revolution,  Colmir] 
M.  Schickele,  Etat  de  TEglifio  fj 
avant  la  revolution,  Colmar  et  StmL! 
et  1898;  Schematismus  dioec.  Aignti 
Ordo  et  modus  rei  divinae  faciendaeiii 
dioec.  Argentin«  (alliabrL);  @(igeI,Sri{ 
5()ftfd^eu.  reid^§Ianbifcbe©taat§fin^aiR()tr 
bürg  1884,  neue  ^ufi.  im  S)ru(f.  —  7.  Jirl 
ratur  sur  ©efc^id^te  beö  9Mnftet8  j.  U  %\ 
ftrauS,  ffunft  unb  «ttert^um  in  (Hj 
I,  ©tra|b.  1876,  341  ff.;  ögL  fm« 
S)a§  SDlünfter  Unferer  lieben  ^rau,  in  .f 
bürg  unb  feine  fdautm",  @tra|buig  18dl,l 
big  228;  ane^er-^Itona ,  S)ie  6cBl)Ptml 
©tra^burger  3Kün[ter8,  ©trafeb.  1894;  if 
Unfer  gfrauen  SBerf  )u  Strasburg  (^ 
©tra|b.  1897;  S)q8  SRünfter  Don 
%t]ct  t)on  S.  2)ad^,  ©tra^b.  1898 1 
©efd^id^te  ber  d^riftlid^en  ftunj^fmölaiir 
bürg  unb  ber  S)ibcefe  überboupt  DgL  ai|Btl 
gnmblegenben  ftatiftifc^  SBerfe  twaflnlf 
oben)  5)b.  L  U.  IV:  eijäffifc^  mb  ^ 
gifd^e  Jhtnftbenfmöler,  t)on  fym^imm, 
unb  ©e^botb,  ©tra^.  1896  ff.;  ^ 
@lfa|"Sot]^ringen,  t)on  ©c^rider  sc, 
1896.  [eugen 

^Uaufh  2)at)ib  gfriebri^,  ber 
rationaliftifd^e  Sb^ologe,  lourbe  am  27.! 
1808guSubU)ig§burginSBärtemberg( ' 
1821  in  baS  ©eminar  )u  IBIoubeiucB 
in  ba3  et)angelifd^-t^eologif(^e  ©eminar  (»f 
}u  Tübingen  ein.  Sn  Ie|terer  6lffle 
er  fünf  Sa^re  bem  ©tubium  ba  91 
unb  ^b^ologie.  SRit  ^uSnabme  mm  tal 
';ilrt.)  mhStxn  (gefl.  1842)  bcfriebigici4i| 
£ebrer  burd^  ibreäSorlefungmfebrtKiiig^i 
aber  eifrig  ^riüatftubien,  bie  i^  mit  i 
unb  SBöbme  (f.  b.  ^rtL)  befomit  najüi 
5ur  W^fti!  unb  jum  magnetift!^  ^dtMif 
ftinuS  Jhmer)  führten.  SenUebcig!m|ÜI( 
btgen  ©tubenten  ^um  Ungläubigen  Mkl 
©tubium  ber  SDioIeltif  ©^leierma^aK}.! 
melcbe  burd^  bie  ^bänomenoIogic^egeflO:) 
nod^  ergänjt  tourbe.  3n  einer  ber  ' 
logijd^en  f^cultöt  eingereid^  unb 
iDÜrbig  erflörten  ^reiSarbett  (1828)  ffllkK| 
Sfbre  Don  ber  Sluferftebung  tstqti^^' 
fopbM'd^bemiefen,  aber,  mie  er  fpoteremaft 
fd^rieb,  beim  testen  punctum  gefel^  Mj 
ganzen  ©ad^e  nicbtS  feu  Sr  nennt  M^t 
feinen  „erften  SBenbepunB".  KaiJ  ä*J 
3:bätigfeit  in  ber  ^ftoration  )U  Sl* 
l^eün  ging  ©trau^  im  ^etbß  1881  na^ti 


905 


Strauß,  S)QDtb  Sfriebti^. 


906 


Vm^tfiU^  um  ^el  gu  l^dren.  SDod^  flati 
Mrfer  im  9loüfmba  bedfelben  Sal^red,  unb  oon 
te  Sorfefungm  ScI^Ieiermad^etS  mar  @trau| 
ffva4  cnttdnfd^t  60  Der(ie|  et  Serlin  fd^on  im 
lolgenben  ^niMo^re  unb  mtrbe  im  9Rai  1832 
jtet^iritt  om  @tijt  gu  Tübingen,  mo  er  93ot- 
Icjungni  jiber  ^^ilofop^ie  bom  Stanbpuntte 
ir^d4  au9  ^telt  unb  fein  „Seben  3efu''  Dorberei« 
Ktt  3)€t  etile  Sonb  biefeS  iEBerfeS  (,,3)q3  Seben 
3<fB  tritif4  bearbeitet")  etj(^ien  1885  unb  loftete 
ben  Sctfofl^T  f^e  @teOung  am  @tift.  ßr  mutbe 
sod^  1835  nat^  SubmigSburg  a(d  ^rofefforatd- 
trnDcfer  Derfe^t,  gob  aber  biefe  i^n  nic^t  befriebi» 
^eteüung  1886  auf  tmb  fiebelte  otö  ^riDat- 
tthittir  na<^  Stuttgart  fiber.  SRajd^  folgten  bie 
iL  mib  3.  Zuflöge  beS  ^SebenS  äefu"  unb  ben 
«Wmcbeii  ^Angriffen  gegenüber  eine  Steige  t)on 
Smüji^ftm.  Cine  9lb^blung  über  ©(i^leier- 
noilier  unb  3)aub  unb  bie  übrigen  fleineren 
txbciten  ourbcn  1839  )u  ben  ^S^arafteriftifen 
mibJWttfen*  »erelnigt,  toäb^enb  er  „SSergöng- 
tM  unb  ^(etbenbeS  im  Sfitiftentl^um''  unb  einen 
JrtiW  übet  Aemer  unter  bem  litel  „3^d  frieb- 
li^e  Slotter''^  ^ttona  1839,  sufammenfa^te. 
^n  bemfelben  So^te  erl^ieU  Strauß  Dom  Sr- 
ptfrungirot^  in  3ütid^  einen  9iuf  für  ffird^en- 
9nd)üble  unb  Sogmotif,  mürbe  aber  burc^  einen 
^mtejl  be«  3äri(^er!Bo(fe9  Derl^inbert,  bie  SteUe 
anzutreten.  S)ie|  mar  für  il^n  ber  @runb ,  ben 
mtiiger  labicalen  Stonbpunft  ber  legten  Saläre 
mtba  5U  oetlaffen,  mie  fi(^  bie|  gunöd^ft  in  ber 
cdirift  «Sie  (!^ri|)Ii(^e  ®laubendle]^re  in  il^rer 
grf^iiibtH^en  Sntmidlung  unb  im  Kampfe  mit 
ut  oubemen  SDBiffenf^ft  bargeftettt"^  Xübingen 
lW'J-1841,  2  »be.,  geigte.  3m  3.  1842  oer- 
ebelldfie  6trou^  ftd^  mit  einer  @öngerin,  Sgned 
titebeft;  bie  (Sit  fiel  aber  megen  Ungleid^l^eit 
^S^noftrre  mtglüdlid^  au8  unb  mürbe  1847 
9HrennL  @em  ^eim  batte  er  in  @ont^eim-^eU- 
teoun  auf gef dalagen.  9{ad^bem  1847  ^SDer  Sto- 
monttfer  auf  bem  X^rone  ber  Säfaren  ober  3u(ian 
ber  ^thtünntge"  mit  beuttid^er  Segugnal^me  auf 
ftönig  SBtC^Im  IV.  erfc^ienen  mar,  begab  ftd^ 
Snmig  mit  bem  Sd^ft^en  „S)er  politifd^  unb 
froiogijtj^  Siberolidmud",  ^aUe  1848,  auf  baS 
ttm  ungemol^nte  ))olitif(^e  @ebiet.  Son  @tabt 
anb  9e)irf  fiubmtgdburg  für  bad  9{eid^))arlament 
äi  &mbibat  aufgefteEt,  erlitt  er  burd^  bie  ^b- 
oeigmig  beS  gläubigen  Sanboolfö  eine  9iieberlage, 
mnbe  aber  naclbb^  t)on  ber  @tabt  fiubmigdburg 
m  hm  müttcmbergifd^  Sanbtag  gemü^lt.  Seine 
confnootioe  f)altung  mot  aber  nid^t  nad^  bem 
2@anfi^  feiner  SBöbler,  megl^alb  er  fd^on  um 
Sdima^ten  boS  SRanbot  nieberlegte.  Strauß 
iDor  ein  obgcfagter  geinb  ber  S)emofratie  unb 
»oflit  lieber  rufftfd^  aid  bemofratifd^  regiert  mer- 
bm;  fein  SBoblfpru^  taiiXett:  0dl  profanum 
vslgiu  et  arceo.  Kad^et  f9m))at](|ifirte  er  aKer* 
lug^  mit  bem  pxmüji^m  Siberalidmud,  erfannte 
dxi  1866  ben  ^Setuf  ^reu^enS"  an  unb  be« 
tffiicdi  nur,  ba|  ^odfim  mä)i  annedirt  mürbe. 


Oefierreid^  l^ielt  er  für  ungeeignet,  m  bie  @)}{|e 
Seutfd^Ionbd  gu  treten,  meil  ed  oielfprad^ige  SBöIfer 
^abe  unb  fatliolifd^  fei  3m  3. 1870  fd^rieb  et 
in  ber  allgemeinen  Seitung  (aud^  feparat :  „ffrieg 
unb  griebe")  gegen  Senan  (f.  b.  9lrt.)  unb  be- 
grüßte bie  Srrid^tung  beS  S)eutfd^en  Steid^ed 
ebenfo  mie  ben  ftd^  bolb  anlünbigenben  ^Sultur« 
fampf " ;  übrigens  l^tte  er  fd^on  im  i,U(rid^  t)on 
^utten"  (f.  u.)  gur  3^it  ber  Soncorbate  gum 
ffampfe  gegen  SRom  aufgeforbert.  @eit  1849 
führte  Strauß  ein  unfteteS  SBanberleben,  inbem 
erSRünd^en,  SBeimar,  jtöln,  ^eibelberg  gu  feinem 
Sufentl^Itdorte  mahlte,  fiiterarifd^  monbte  er  ftd^ 
mit  S)orIiebe  bem  biogra))]^ifd^en  Gebiete  gu,  möl^Ite 
aber  SSormürfe,  meiere  mit  feinen  tl^eologifd^en 
Snfd^auungen  Serül^^rungen  litten.  Wit  geigen 
,,bnS  3ntereffe,  baS  Strauß  an  bem  jlampfe  gegen 
Pfaffen  unb  ®e8poten  nal^m''  (^auSratl^  [f.  u.]). 
So  erfd^ienen :  S(^ubart§  Seben  in  feinen  99rie- 
fen,  Serlin  1849 ;  Sl^riftian  aRärnin,  ein  SebenS- 
unb  S^orafterbtlb  auS  ber  ©egenmart,  SRann* 
l^eim  1851 ;  Seben  unb  Sd^riften  beS  S)id^« 
terS  giicoIauS  gfrifd^Iin,  granffurt  1855;  Ulrid^ 
öon  ^utten,  Sei|)gig  1858—1860,  3  »be.; 
^ermann  Samuel  SReimaruS,  Seipgig  1862; 
Sfeine  Sd^riften  biogra)}l^ifd^en,  literatur-  unb 
funftgefd^i^tltd^en  3n^alt3,  Seipgig  1862  unb 
1866.  Seit  1860,  mo  Strauß  mieber  in  C^eil- 
bronn  lebte,  manbte  er  pd^  auf«  9leue  ber  Ideo- 
logie gu,  meld^er  er  nod^  1860  im  §utten«SIRanifeft 
bie  (Ssiftengbered^tigung  abgefprod^en  l^atte.  Statt 
eine  neue  Ausgabe  beS  „SebenS  ^^^n"  gu  Deran- 
ftalten,  t)erfaßte  er,  t>on  ^enand  (f.  b.  %rt.)  Srf olg 
getrieben,  baS  „Seben  3efu  für  bad  beutfd^e  fßolt 
bearbeitet",  Beijjgig  1864  (11.  5luf[.  1895).  3m 
3.  1865  fiebelte  er  nad^  S)armftabt  über  unb 
gob  alSbalb  bie  Sd^riften  „®er  &jin\M  bcS 
©loubenS  unb  ber  3eju8  ber  ©efd^i^te",  Ber- 
lin 1865  (gegen  Sd^Ieiermad^erS  „Seben  äefu"), 
unb  „®ie  ©olbcn  unb  bie  ©angen",  SBerlin 
1865  (gegen  Sd^enfel  unb  ^engftenberg),  l^erauS. 
9lu8  Vorträgen,  bie  er  ber  ^ringefftn  3llice  l^ielt, 
ging  „SSoItaire,  fcd^S  Vorträge",  Seipgig  1870, 
§eroor.  9lad^  SeD«  l^at  ftd^  i^r  SSerfaffcr  in  biefen 
befonberS  forgfaltig  aufgearbeiteten  SBortrögen 
bur(^  bie  geiftreid^e  SIegang  unb  lid^te  2)urd^- 
Jid^tigfeit  feiner  ®arftellung  felbft  übertroffen  unb 
barin  baS  üoHenbetfte  biogra))l^i{d^e  jhinftmerf  ge- 
liefert, meld^eS  unjere  Siteratur  neben  ©oetl^e^S 
3Ba]^r|eit  unb  ^td^tung  beft^t.  SDie  folgenben 
Sa^re  brad^ten  bie  beiben  Sd^riften  „®cr  alte 
unb  ber  neue  ©laube",  Seipgig  1872  (14.  «uff. 
1895),  unb  „ein  Ü^a^mort  als  Sormort  gu  ben 
neuen  Auflagen  meiner  Sd^rift:  S)er  alte  unb  ber 
neue  ®loube",  Sonn  1873.  Strauß  mar  unter- 
beffcn  (1872)  in  feine  ^eimatsftabt  SubmigS- 
burg  gurüdfgefel^rt,  mo  er  nac^  längerem  Seiben 
am  8.  fjebruar  1873  ftarb. 

S)ie  eigentlid^e  9)ebeutung  biefeS  SRanne«  Hegt 
in  feiner  Stellung  gur  3:^eoIogie  unb  gur  d^rift- 
Ud^en  äBeltanfd^auung.  S)o(^  ge^t  fd^on  aus  bet 


909 


€trau|,  3)at)tb  Sfrtebtid^. 


910 


%gm  M  eeflcifift^  fei  feine  gange  ffriKI  bed 
SÄcnfl  deftt  ^otgenra^^fen.  92qc^  ipegel  folgerte 
m  oiifl  ber  SBa^^U  ber  3been  bte  äBirflid^feit 
ta  eefci^te.  Siefc«  beflritt  @ttou^,  l^iett  aber 
teon  fep,  bo|  eö  btefetben  Sbeen  feien,  bie  etner- 
(ritt  bi  bm^  »emi  auäf  un](|tftori{(i^,  religiöfen 
CqWnngen  xiorgeftellt  nnb  anbererfeitS  t>on  ber 
$4ü0io|>$ie  begriffen  »firben.  S)te  d^riftlid^e  Ste- 
figion  fH  ibentif^  mit  ber  ^d^ften  pl^Uof opl^if (^en 
B#^.  Skn  goetlen  &4ritt  )u  tl^un,  Ijiabe  il^n 
^aiAai^  Deronkt^k.  SHefer  ^be  il^m  bad  Sflpf el- 
^  osf  boS  3  gefejrt,  ^be  baS  2)o))))eIlo(i^,  unter 
selbem  bei  ^el  $^fo))bie  utü)  Xl^eologie  nod^ 
jöigm,  iomtixi^  Sleligion  unb  $l^ilofo))^ie 
hotten  nui^t  benfelben  3n^tt.  $on  biefem  @tanb- 
yaaht  auS  ift  Strauß'  @lauben8Ie]^re  gefd^rieben, 
tsdi^  eine  Serflonmg  beS  ^ftlid^en  2)ogma'd 
nnb  StoibeitS  bejmedt  SBie  bad  „Seben  Sefu'' 
p  einer  ffritit  ber  SrgäJ^Iungen  Aber  baS  Seben 
3tjtt  gemorben  nnir,  fo  tourbe  bie  ©laubenSIel^re 
|ii  etnerlMtü  ber  (!^ftli(i^  SDogmatif:  „^ie 
9»^  ftritif  be«  Sogmo'd  ifl  feine  ©efc^id^te." 
£u  9iUm)»  meiere  er  fjüsx  für  bag  e^riften- 
ttum  iog,  lautete  auf  Sanferott  £)ie^  mar  3lb- 
benn  oie  et  felbft  bemerft,  lonnte  er  nid^t 


fftrrtbcn»  xottm  er  nic^t  jomig  toox,  unb  in  fein 
^onbqpmM^Ior  ber  ®Iauben§Ie]^re  fd^rieb  er  baS 
flotto  ein:  Im  et  studio.  3n  einem  SBriefe 
iu4t  er  befonberS  ouf  bie  fiel^re  Dom  Urftanb  auf- 
mafm,  n>o  er  ben  Xl^dmud  bon  allen  Seiten 
lanjingeft  unb  bie  Sered^tigung  beS  ^antl^eiSmuS 
no^^tefen  ^abe;  nur  bie  gurd^t,  baS  93ud^ 
Bi^te  berboten  xonbm,  |abe  i^m  Surfldl^altung 
«Bfrticgt;  bod^  loirb  ber  ®Iaube  an  (Sott  unb  an 
bie  U]$erbli4f<U  gelöugnet  2)ie  Sl^riftologie 
cnbigt,  toie  in  bet  erßen  Auflage  beS  «SebenS  3efu" , 
barin,  ba^  ald  Subject  ber  ^röbtcate,  meldte  bie 
IM^  e^ihid  beilegt,  ftott  eined  3nbiDibuum8 
finc  3bee  gefegt  tttrb.  3n  einem  3nbit)ibuum, 
dum  ®ottmenfcben  gebadet,  miberftrräd^en  fid^ 
bitfcfben,  in  ber  3bee  ber  Gattung  ftimmten  fte 
isiaimnm.  S)ie  9latur  liebe  eS  nid)t,  alle  SoQ" 
bmmaibeiten  in  einem  3nbik)ibuum  gu  Dermirf- 
Ii4ieiu  S)ic  SRenfc^^  aflein  fei  ber  menfd^gemor- 
bcneiBott.  pc^t  finbet  in  @trau|' ®laubendlel^re 
b^  9nti(^nftentbum ,  in  meld^eS  f olgered^t  bie 
^'f4e  Ort^bosie  innfd^Iug,  im  «Seben  Sefu'' 
dne  ünticitKition  ber  SBeftrebungen ,  tt)omit  bie 
ütbmger  Qd^t  ber  Sl^riftenl^eU  ij^ren  ßl^riftuS 
iKijUu^tigen  »ollte.  S)ie  Sinmirtung  biefer 
gtDfllDeianbeittng  auf  bafi  „Seben  3efu''  lonnte 
iti^t  ausbleiben.  Ser  gemaltige  Aam|)f,  meld^er 
bnn^  boSfelbe  entgünbet  morben  mar^  mu|te 
otnd^  in  einer  fflörung  ffi^en.  3mar  fu^te 
{(4  Stzmig  gu  i^^eibigen,  unb  SeOer  begeid^- 
vA  ferne  etreitfd^ften  ald  eine  ))oIemifd^e  Sei- 
jbmg,  mie  bie  gefammte  beutfd^  Siteratur  feit 
Sqfmg  in  biefer  (^ttung  feine  glongenbere  au^ 
pneifen  fyibt,  Stumelin  fteOt  il^n  fogar  über  fie 
img,  oQetn  hn  Srfolg  mar  nad^  eigenem  (Seftönb 
#  ^  gering.  3n  ber  8.  Auflage  beS  «SebenS 


i: 


3efu''  l^atte  ©traufe  feinen  (Segnem  (Weanber, 
£bolud)  l^nftd^tlid^  beS  3o^anne§et)angeliumS 
imb  bed  äBunberS  bebeutenbe  3ugeftanbniffe  ge* 
mad^t,  mie  er  ft^  aud^  in  ben  „g^riebUd^en  SBIät- 
tem"  bem  Sd^leiermad^er^fi^en  @tanb)>unfte 
nöl^erte,  aber  in  ber  4.,  gletd^geitig  mit  ber  ©lau« 
benäe^re  erfd^ienenen  Sluflage  nabm  er  btefelben 
mieber  gurüd,  unb  ]pättt  begeid^nete  er  fie  aI3 
lopftofe  (Eoncefftonen,  bie  auS  feiner  gebrüdten 
@timmung  gu  erSaren  feien.  S)a  nun  fein  Seigrer 
IBaur  bie  gefd^id^tlid^e  ihritif  in  Angriff  na^m, 
in  ber  Soangelientritil  bie  (Süangelien  alS  S.en" 
bengfd^riften  in  baS  2.  3<t^t^unbert  üermieS  unb 
ba8  vierte  ßt>angelium  einem  großen  Unbefannten, 
einem  SUesanbriner  auS  ber  SRitte  be§  2.  ^a'fyc» 
l^nbertS,  beilegte,  fo  freute  er  fid^  biefeS  „SReifter« 
unb  Snuftermeried",  burd^  meld^eS  baS  ©efpenft 
bed  angebnd^en3oWned  gebannt  mürbe,  baS  i^n 
unb  Rubere  immer  mieber  geöfft  l^abe.  gfeuerbad^ 
unb  Säur  galten  i^m  nun  als  bie  fgoaptt^xä» 
fentanten  ber  Sl^eologie,  obmobl  er  fritl^er  bie  re- 
feroirte  l^altung  99aur§  fd^mer  em))fanb,  biefelbe 
aus  bem  ©egenfa^  gmifd^en  ber  l^iftonfd^-friti- 
fdl^en  unb  ber  bogmatifc^n  SRetbobe  erflarte,  aber 
beifügte,  bag  „fte''  o^ne  feinen  Sorgang  nod^ 
ntd^t  ba  ftönben,  mo  fte  ftel^en.  SSBer  baS  „3Befen 
bed  Sl^riftentl^umS''  Don  gfeuerbad^  unb  „^aulud 
unb  30^anneS"  Don  99aur  gelefen  l^be,  fenne  bie 
gange  ))roteftantifd^e3:^eoloaie  ber  ©egenmart.  Wx 
bie  Stelle  ber  unbemu^ten  ÜJqtl^enbilbung  trat  nun 
bei  @trau|  bie  abftd^tlid^e,  tenbengiöfe  Srbid^tung 
ober  Umbid^tung.  2)ie  92ot]^menbig!eit  einer  neuen 
Auflage  bed  „SebenS  3efu"  gab  ibm  SSeranlaffung, 
ben  neuen  @tanb))unft  gur  Geltung  gu  bringen. 
92ad^  ben  Srfal^rungen,  meiere  er  mit  ben  %\)to* 
logen  gemad^t  l^atte,  fud^te  er  anä^  ein  neueS 
publicum  unb  fd^neb  fein  „Seben  3efu  für  baS 
SßoD".  um  ben  Xbeologen  in  ben  Stüdfen  gu  fallen. 
SefonberS  |)opuIör  ift  aQerbing§  biefe§  „Seben 
3efu''  aud^  nid^t  ausgefallen,  aber  eS  mollte  bod^ 
mel^r  pofttiD  als  fritif^  fein.  Sd  unterf d^eibet  ftd^, 
abgefel^en  Don  ber  gform,  baburd^  Don  bem  öltem 
SBerle,  ba^  eS  bie  9legation  meniger  l^erDortreten 
lä|t.  3m  erften  Sl^eil  mirb  baS  Seben  3efu  in 
gefd^id^tlid^em  Umri|,  im  gmeiten  bie  m^t^ifd^e 
©efd^id^te  3efu  in  i^rer  (Sntftel^ung  unb  9uSbtt- 
bung  bargefteOt;  bod|  bleibt  aud^  biet  ein  mageres 
Mefultat  übrig.  „®emi6\  fagt  ©troufe,  „miffen 
mir,  mos  3efuS  nid(|t  mar,  nömlid^  nt^tS  lieber- 
natürlid^eS ,  fd^led^tl^in  auctoritatiDeS."  $ofitiD 
bagegen,  glaubt  er,  ftnb  mir  übet  baS  Seben  beS 
SocrateS  beffer  unterrid^tet  als  über  baS  Seben 
3efu.  3nbem  er  fo  alles  Uebematflrlid^e,  ®ött- 
lid^e  aus  bem  99ilbe  3efu  befeitigt,  miO  er  baS 
93ilb  beS  gefd^id^tlid^en  SefuS  in  feinen  fd^lid^ten 
menfd^lid^en3ügen  mieber^erfteSen,  für  il^r  @eelen- 
l^eil  aber  bie  SDtenfd^l^eit  an  ben  ibealen  Sl^rifhiS^ 
auf  ieneS  SDtufterbilb  Dermeifen,  an  meinem  ber 
gefd^id^tlid^e  3efuS  gmar  mel^rere  ^au))igüge  guerft 
an'S  Sid^t  gefteut  l^abe,  baS  aber  als  Snlage  ebenfo 
gur  allgemeinen  SRitgift  unferer  (Sattung  gel^öre. 


911 


@traii|,  S)at3tb  gfriebrid^. 


9ia 


iDie  feine  SSßeiterMIbung  unb  SBoUenbung  nur  bie 
Aufgabe  unb  boS  SEBerf  ber  Qon}en  9)lenf(i(|](|ett 
jein  fönne. 

91IS  einen  9lbfd^Iu|  feinet  litcrorifd^en  Xl^ätig- 
f eit,  ald  boS  punctum  finale  feiner  S^riftfleUetei, 
bejeid^net  @trau^  baS  Sud^  „S)er  alte  unb  ber 
neue  ®Iaube".  SBöJ^renb  er  bidl^er  bad  pofUide 
religiöfe  3Ronient,  bie  religiöfe  (Srfal^rung  unb  bie 

iittlid^e  93er)){li(i(|tungJQft  gang  bemad^läffigt  l^atte, 
ud^te  er  ie^  einen  grfa^  bafür  )u  geben.  ®a8 
93ud^  xoxxi  als  ein  „^efenntni^"  eingefül^rt,  um 
ben  ®egenfa^  gu  ber  tt)i|fenfd(|aftli(i^en  Uebergeu- 
gung  ]^ert)orgu|eben,  ober  ttal^rfd^eitilid^er,  um 
Don  ber  ^flid^t  beS  SBettieifeS  Umgang  nel^men  gu 
lönnen.  ,,3d^  f)obt  ein  93efenntni|  abgelegt,  tt)el- 
d^eS  @ott  mir  abzulegen  gebot:  id^  |abe  meine 
^rebigt  Dom  erften  bis  jtmi  legten  SBort  Dor- 
getragen.  SBenn  id^  j[e^t  fterbe,  fann  man  nid^t 
mel^r  fagen,  iä^  bleibe  bei  meinem  Xobe  meiner 
Seit  unb  meinem  93oI!e  etmaS  fd^ulbig.  9Ba8  id^ 
l^atte,  f)Qbt  id)  i^nen  mitget^eUt;  koaS  nod^  übrig 
toar,  baS  entl^ölt  btcje  ©d^rift.^  Siefe  ©d^rift, 
tt)el^e,  für  baS  gro|e  publicum  beftimmt,  in 
leidster,  aber  befted^enber  Jhtnftform  gefc^rieben 
ift,  nimmt  bie  ^auptgebonlen  ber  ©laubenSlcl^re 
oruf,  fül^rt  fie  aber  mittels  be§  S^orminiSmuS  in« 
fofem  loeiter,  als  an  bie  ©teile  beS  pl^iIofo))]^ifd^en 
äbealiSmuS  ber  nadte  ^taturaliSmuS  unb  9)cate- 
rialiSmuS  tritt,  mol^I  um  b<inbgreiflid^  ju  geigen, 
ba|  äbealiSmuS  unb  SRaterialiSmuS  nur  bie 
beiben  ©eiten  beS  SRoniSmuS  feien.  ^IS  er  mit  ber 
Vorbereitung  bei  ^d^eS  bef^öftigt  mar,  fd^rieb 
©trau^  an  einen  gfreunb:  „@rft  S)artoin  befreit 
uns  Dom  ©d^öpfungSbegriff;  mir  ^b^^ofopl^en 
moKten  mol^I  immer  |inauS,  aber  erft  2)armin  |at 
uns  gegeigt,  mo  ber  Sintmermann  baS  fiod^  l^in» 
ausgemacht  l^at."  (Sr  jleüt  in  bem  9Berfe  felbft 
biebeibenQfragen:  „©inb  mir  nod^  EbriPcn?" 
,,§aben  mir  nod^  SReligion  V  ffiie  erfte  Demeint 
er  einfad^,  bie  gmeite  beantmortet  er  mit  „3a  ober 
92ein",  \t  nad^bem  man  eS  Derftel^  miH;  er  be» 
jal^t  fte,  infofem  ber  9iame  9ieIigion  bem  ©efü^I 
einer  unbebingten  ^bl^ängigfeit  aud^  bann  nid^t 
Dermeigert  merbe,  menn  )eneS  ®t\ü1fi  fid^,  mie  bei 
©d^Ieiermad^er^  ftatt  eineS  perfönlid^en  ©otteS 
auf  bie  @r5|e,  bie  SSoKfommenl^eit,  bie  ®efe^« 
mö^igfeit  unb  SSemunftmä^igfcit  beS  SOBeltgangen 
begieße.  3w:  })ofitiDen  SluSfül^rung  bcantmortet 
er  bie  gfrage:  „SBßie  begreifen  mir  bie  SDßelt?" 
bur^  bie  ffant'fiaplace^f d^c  %^tom  unb  bie  S)ar« 
miniftifd^e  |)Q))0t]^efe,  obmol^I  er  bie  ©d^möd^en 
ber  lejtem  gugefteben  muß.  ®ie  SSemünftigfeit 
ber  äBelt  unb  baS  ftttlid^e  Problem,  beffen  Söfung 
er  felbft  für  ungureid^enb  bölt,  fud^t  er  pbi^ofop^ifcb 
bamit  gu  Derföbnen.  9luf  bie  fjrage :  „SOßie  orb- 
nen  mir  unfcr  Beben  ?"  mirb  mit  bem  Kulte  beS 
mobemen  ©laubenS,  mit  bem  gntbufiaSmuS  für 
flunft,  2RuflF,  fiiteratur  geantmortet  (Dgl.  bagu 
b.  «rt.  aJlaterialiSmuS  Vin,  992  ff.).  —  ®er 
SBiberfprud^  gegen  biefeS  tro^  oller  ©i^önbeit  ber 
gorm  feid^te  unb  leid^tfertige  ÜRad^merl  ©trau|' 


i 


mor  ein  allgemeiner,  ©elbft  bie  Sulturf5mt>fer, 
für  bie  baS  ^ud^  bered^net  mar,  ia  manc^  feiner 
entfd^iebeneren  greunbe  f^aiim  i^re  SBcbenfen. 
Obmol^l  ber  öufere  Srfolg  großartig  mar  (fe(^§ 
Sluflagen  erfd^ienen  in  fec^S  ^lonattn),  fo  füllte 
fidd  ©trau^  bod^  burd^  ben  aUgemeinen  SBiber» 
f))ru^  fd^mer  gefrönft,  meil  er  mit  feinem  ftoljen 
,,aSBir"  beSaDouirt  mar.  3m  Ütad^mort  (f.  o.)  unb 
in  ben  ^Briefen  gab  er  feinem  Unmutbe  rniDcr* 
blümten  SuSbrud.  2)en  miffenfd^aftlid^en  Sin- 
menbungen  gegenüber  betont  er  baS  ^^efenntni^^ , 
ben  rcligiöfen  Sebenlen  fteUt  er  feinen  gfreimutj^ 
entgegen,  ßr  fd^lie^t  mit  ben  SBorten :  «,5Die  3eit 
ber  Serftänbigung  mirb  fommen,  mie  fte  für  ba§ 
Seben  3efu  gefommen  ift;  nur  ba|  id^  fie  bie^* 
mal  nid^t  me^r  erleben  merbe."  St  fyd  ft^  in 
beiben  Segiebungen  getüufc^t:  tro^  mieber^olter 
Auflagen  beS  93ud^eS  ift  fein  Snbolt  beute  meniger 
anerfannt  alS  bamalS.  S)er  3)arminiSmuS  ^at 
fid^  als  unfäbig  ermiefen,  bie  »ütl^fel  beS  S)ofetn3 
gu  lö{en  unb  als  ©laubenSbefenntni^  ben  (^rift« 
lid^en  (Slauben  unb  boS  übematürlid^e  Sitten« 
efe^  gu  erfe|fen.  92ur  ber  extreme  SRabicaliStnud 
teUt  fid^  auf  biefen  ©taubpunft,  ftrebt  ober  gu» 
gleid^  ben  Umfturg  ber  Orbnung  on,  momit 
@trau|  unb  feine  g^reunbe  am  menigften  einoer« 
[tauben  gemefen  mären,  ^ud^  über  ben  (Erfolg 
beS  99ud^eS  Dom  fieben  3^fu  ^ai  fid^  @trttu|  ge« 
töufd^t.  jf onnte  er  Dor  feinem  Xobe  meinen,  mit 
bemjelben  ^^bie  ftammelnbe  3unge  ber  Seit"  ge- 
löst unb  bie  „(Semeinbe  ber  2)enfenben"  um  fidb 
gefammelt  gu  boben  (Dgl.  Sang,  S).  §r.  ©trauBr 
fieipgig  1874,  7  ff.) ,  fo  mu|te  fd^on  ein  3albt* 
gel^nt  fpöter  Sifd^er  (3um  @ebä(^tni^  an  S).  f^ 
©trauj.  S9eri(bt  gu  ber  ^titt  ber  Snt^üüung 
einer  <§ebenltafel  an  feinem  ®eburtdb<iufe,  Sonn 
1884)  geftel^en,  ba|  biefe  Srmartungcn  nx^t  in 
SrfüUung  gegangen  feien.  3m  ©egent^l  befin- 
bet  fid^  gegenmärtig  bie  ftritif  ber  Soangelien  in 
einer  rüdfläufigen  Semegtmg.  S)ie  €Dangelien 
merben  aud^  Don  ber  Jhitif  in'S  erfte  Sob^bunbert 
Derlegt  unb  menigftenS  ibre  Duellen  für  autbentifd^ 
angefel^en,  fo  ba|  ber  SR^tbenbtlbimg,  obgefeb^ 
Don  ibrer  innem  Unburd^jübrborfeit  unb  llnmdg» 
Itd^feit,  im  Urd()riftcntbume  bie  S^it  feblt.  Sine 
innere  99efriebigung  Fann  obnebin  meber  biefe 
ffritif  beS  SebenS  3efu  nod^  ber  neue  (Blaube  bie« 
ten.  ©trou^  felbft  bot  eine  fold^e  oudb  ni(bt  barin 
gefunben.  Siclme^r  geigen  feine  ©riefe,  mie  un- 
glüddid^,  gebrochen,  tobeSmübe  er  ftcb  füllte,  unb 
mie  er  Dergeblid^  burd^  ein  unfieteS  SBanberleben 
bie  innere  Unrube  gu  betöuben  fud^te.  fyiUn 
biergu  aud^  bie  öu^eren  IBerböltniffe,  nomentlid^ 
ber  9)iangel  einer  SerufStl^ätigfeit,  Diel  beigetragen, 
fo  liegt  bod^  ber  tiefere  @runb  in  ber  ncgatiDen 
©eifteSrid^tung.  ©eine  ©d^riften  geben  ein  %Ub 
feiner  innem  Unrube  unb  fieibenf d^ft.  9hit  boxmiS 
erfldrt  fid^  ber  b^ufige  üBed^fel  beS  ^ogrommS. 
3e  meldr  aber  perfbitlid^e  Srfobningen  (Knflug 
ausübten,  befto  meniger  lä^t  fid^  aus  ben  Decf d^ie« 
benen  Slnfid^ten  eine  fidlere  äBeltanfd^amtng  ge* 


919 


StreBer,  Sgnaj  fJtanj  Don  —  ©trcBcr,  S^^önj, 


914 


vmnm.  Strou^  enbtgie  mit  bem  9H]^Ui§mud. 
jmstotin  i{}  frine  (Bebulb  im  Seiben  toö^renb 
jnscT  f4|finec}^ftcn  ftron!^  unb  feine  @efa|t]^it 
tem  Sterben  an|uexiennen.  St  ftorb  ober,  toie 
(c  gcicbf  ^atte^  o^ne  getftli(^en  XrofI  unb  l^atte 
^  bie  Set^igung  ber  (Beifilid^feit  an  feiner 
Sffcbtgimg  oecbeten.  (!BgL@ttau|\®efammeIte 
gi^en",  tcrmtSgegeben  üon  SeHer,  Sonn  1876 
H 1378«  12  ebe^  unb  Sudgenöl^Ite  SBriefe  Don 
%  ^,  61nm|,  ^ouSgegeben  t)on  3^0^/  Sonn 
1895;  ^efler,  SD.  gfr.  ettou^  in  feinem  Seben 
mb  jetnen  @id^en,  SBonn  1874;  pouf^taü^, 
S.  gr.  6tiou|  unb  bie  Xl^eologie  feiner  3ett 
tMibcIberg  1876—1878,  2  Sbe.;  C^ettinger, 
t.  ^r.  6trmt|.  Sin  SebenS«  u.  fiitetaturbilb, 
gctibwo  1875.)'  [Sd^ans-] 

^freier,  Same  einer  ouS  92ieberbaQem  ftam« 
Btnben  ^milie,  ou3  toeld^er  meistere  Detbiente 
6ei(^  berODtgegangen  ftnb.  1.  Strang  3gna} 
iffn  Streber  nxitb  am  11.  f^ebruar  1758 
|B  Sctfibad^  mn  unbemittelten  eitern  geboren 
nb  mürbe  mcgrn  feiner  fd^önen  Stimme  jum 
Qoittljönger,  fpdtrr  aber  gum  Ißriefter  beftimmt. 
it  {hibirtt  gu  Sngolftabt  in  bem  3ttftttut  ber 
«aöbobmäer,  erhielt  1779  bie  $rieftermei^e, 
Bar  bcum  dn  3a^r  long  Seigrer  am  Spceum  gu 
fisjb^  unb  !am  1780  atö  ^ofmeifter  nad^ 
Tttdm  in  baf  fmuS  beS  gel^eimen  Statbed 
tim  äBibber,  mo  i^m  eine  auSgemöblte  9Rüng- 
|oami(ung  Anregung  unb  ®elegen^eit  gum  @tu- 
bbun  ber  Wüngfunbe  bot.  Salb  marb  er  megen 
irintr  Amntniffe,  feiner  Sefd^eibenbeit  unb  feiner 
gtonffligtrit  bei  ber  bbbtm  ®eiftltd^feit  befannt 
cib  beliebt;  ber  ißrölat  t>.  fOlai&Dt  nal^m  i^u  gu 
fmm  6ecrftar  bei  ber  ^Mbibliotl^e!,  unb  1782 
krirf  i^n  ber  Sorbinal  b.  ^öffelin  gu  feinem  (St- 
VSm  im  furfurf)Ii(^en  üßungcabinet,  beffen  Sor- 
tob  er  toar.  3m  3. 1788  toarb  Streber  oud^  ^of- 
hpbm  unb  befleibete  feitbem  eine  S)o))peIfteBung 
imta  bret  Sonledffirften,  beren  ieber  i^m  fein 
So^liroQfn  burd^  S^renfteSen  gu  bemeifen  U» 
im^t  toor.  Cr  toorb  1785  2)irector  bed  SRüng- 
«nb  fintifmcabtnetd  unb  Sem^alter  bed  ^au8« 
W^S,  1799  S)ire€tor  befi  bamoligen  geiftlid^en 
mfA,  nm^  Suflbfung  beSfelben  1803  S)irector 
fctr  birfuiftlid^  ^offdpeOe  unb  orbentlid^ed  aJtit« 
9liä)  ber  Wabemie  ber  SBiffenfd^aften.  Unter 
da  ^inbemiffen  ber  DieUn  JcriegSja^re  bermen» 
\m  er  unfaglic^  SKfi^  auf  bie  Orbnung  beS 
IRonicabinetS,  bad  feit  bem  brei|igiäbrigen  ffrieae 
m  er^  fOlait  burcb  i^n  eine  miffenfd^aftUqe 
ecftatt  erbieU.  Sugleii^  beröffentlit^te  er  in  ben 
3ebrtn  1 807— •  1 820  eine  Seilte  gebiegener  numiS- 
«imi(ber9bl^nblungen  unb  in  ben  Senffd^riften 
btr  ütobemie  eine  ®ef  d^d^te  beS  reid^en  unb  eingig« 
oitigen  Eobtnetd,  u>ei^ed  er  gu  Dermalten  ^aüt. 
9cäb  ober  foOten  feine  auSgebe^nten  ffenntniffe 
011^  mtbermettige  Sertnenbung  flnben.  Sei  ber 
Satgrfhiltnng  ber  finiblid^n  Serböltniff e  marb  er 
i>  bie  Sbmmiffton  für  bie  Sorarbeiten  gum  Son« 
oibal  bmifen;  1821  loatb  er  Soml^en  unb  1822 


®ompro)}f}  in  bemneuerrid^teten  (£at)iteI!DlOnd^en* 
t^reifing.  9lm  16.  S)ecember  1821  xocxb  er  aud^ 
gum  SBeibbifd^of  Don  Wünd^en  ernannt,  empfing 
bie  Sonfecration  gum  Sifd^of  oon  Sirt^a  L  p.  L, 
marb  geabelt  unb  lebte  nun  nur  nod^  feinen  geift- 
lid^en  Obliegenbeiten  unb  ber  ard^öologifd^en 
SBiffenfd^aft  unter  augerorbentlid^er  SSol^It^ättg« 
feit.  6r  tonnte,  nad^bem  er  bie  golbene  ^od^geit  fei- 
ner SItem  mitgefeiert,  nod^  fein  50iö^rtgeS  ^riefter- 
ptbildum  begeben,  baS  er  mit  einer  ^rebigt  auf 
bem  offenen  uRarft  gu  9leidbad^  unb  einer  Steil^e 
mol^Itbötiger  Stiftungen  oerbenlid^te.  Sin  ge« 
fegneteS  Snbenlen  fd^f  er  ftd^  aud^,  inbem  er  oom 
äOBoblmoDen  SubmigS  I.  bie  SEßieberl^erftellung  be9 
mofterd  Seligentbal  bei  SanbSbut  ertoirfte.  3ta^ 
einem  friebli^en  Seben,  bad  nie  burd^  jhanin^ett 
ober  Seibenfc^aft  getrübt  mar,  Derf^ieb  er  gu 
SRünd^en  am  26.  Slpril  1841,  unb  feine  frübere 
SD^ilbe  unb  gfreunblid^feit  mar  bem  Sngefid^te  ber 
Seid^e  fo  fe|r  aufge))ragt,  ba^  er  für  fd^eintobt 
gebalten  mürbe,  bis  Submig  I.  burd^  feinen  Setb- 
argt ben  %6b  batte  confiatiren  laffen. 

2.  gfrang  Streber  marb  am  26.  f^ebruar 
1806  als  9leffe  beS  Dorl^er  ©enannten  gu  2)euten- 
fofen  bei  SanbSbut  geboren.  Sr  oerrietb  früb 
ungemöl^nlid^e  Salente  unb  beftanb  fd^on  mit 
16  Sobren  bie  Sbgangdfirüfung  auf  bem  ©^m- 
nafium  gu  i3anb§bui  Ol^ne  eigentlid^e  SBabl 
ergriff  er  baS  Stubium  ber  %^^o\og^\t,  begann 
bagfelbe  gu  SanbSbut  unb  je^te  ed  in  SRünd^en 
fort,  ^ier  aber  gogen  ibn  bie  Sorlefungen  jCl^ierf d^S 
mäd^tig  gur  claffif^en  ^l^ilologie,  unb  ber  Umgang 
mit  feinem  Scbtoager,  bem  ßrggiejer  Stiglma^er, 
führte  i^n  gur  jhtnftgefd^id^te,  mabrenb  ber  in  ber 
gfamilie  l^od^Derel^rte  Obeim  il^n  mit  Siebe  gur 
^flngfunbe  gu  erfüllen  mu|te.  Se^terer,  ber  in 
feinen  l)riefterlid^en  Scruf  S^n\d  fc^tc,  bemog 
ibn,  ber  Xf^toloqk  mäf  einem  glöngenben  €samen 
1827  gu  entfagen  unb  alS  fein  SlmanuenftS  in'8 
SDlüngcabinet  eingutreten.  Seit  biefcr  3eit  entfaltete 
fid^  immer  mebr  in  ibm  bad  il^m  angeborene  fein- 
finnige  Sd^önbeitSgefübl,  bem  er  mabrenb  feines 
gangen  SebenS  bur^  gart  auSgefübrte  3etd^nungen 
^uSbrud(  gu  geben  mu^te.  3m  3*  1829  begab  er 
fid^  gu  längeren  ard^öotogifd^en  unb  numiSmati- 
fd^en  Stubien  nad^  äBien;  bort  begann  er  einen 
fritifd^en  ff  atalog  über  18000  gried^if  d^e  ÜRüngen 
unb  ein  Lexicon  numismaüco-iconographicon 
mit  meifierl^often  3etd^nungen  Don  feiner  ^anb. 
3nfoIge  ber  Scröffentlid^ung  biefer  Sd^riften 
marb  er  1830  gum  Slbiuncten  bcS  fönigl.  ba^- 
rifd^n  9JlüngcabtneteS  ernannt,  oxi  bem  er  nun 
elf  Saläre  neben  feinem  O^eim  tl^ätig  fein  fonnte. 
3m  folgcnben  ^a^tt  geioann  er  ben  S)octorgrab 
an  ber  ärlanger  UntDerfttöt  mit  einer  Arbeit  über 
bie  Surggrafen  gu  9lümberg,  unb  1834  erbleft 
er  Don  ber  ^ßarifer  Slfabemie  einen  $reiS  für  eine 
SIrbett,  in  metc^er  bie  mifjenfd^aftlid^e^ufd^auung 
über  eine  5Retbe  Don  altgried^ifd^en  SWüngcn  bc- 
rid^tigt  mar.  3n  biefcr  3eit  lernte  er  aud&  bie  bod^- 
gebilbete  Xod^ter  Ottilie  beS  befannten  ftoblenger ' 


917 


Stre})u8  —  ©trtgeL 


918 


bm  tul^gfii  Vttam  )ut  Anfertigung  beS  Slomen- 

ddlDtft  für  fitie  neue  Auflage  bed  ftird^enlesi- 

bnft  bqet^nct  ^te,  erhielt  er  baO>  nod(|l^er  Don 

brm  für  bie  Sebadion  be§  SBerfed  gemonnenen 

Btoftfjor  ^crgcntöt^  (f.  b.  Sri  am  Anfang  bed 

vn.  ecnäKft)  bie  (Sintobung,  i^m  bei  ber  ^- 

oiidgabe  beSfelben  )ttr  Seite  }U  [teilen.    URit 

cqHfd^pic^  SctoiUigung  refignirte  er  nun  auf 

trau  ^facrei  mtb  begob  ju^  nad^  SBurgBurg  in 

pogeiirdt]^  unmittelbare  !Rabe.    93alb  aber 

ipo^  bicfer  ol9  (£orbinoI  nad^  3lom  berufen, 

snb  6tr^  Derlegte  nun  auf  SBunfc^  feines 

S^^getfi  feinen  SBo^nort  nad^  Sonn  in  bie 

flaiß  bcft  i^igen  ^erouSgeberS,  mit  bem  beibe 

htidl^  no^  Sfreunbfc^ft  Derbunben  maren.  (Sine 

3/aÜaa%  log  bi^r  bie  Sorge  für  boS  ftir^nlesiton 

einzig  in  feiner  &anb.  Sdbrenb  biefer  S^it  gab 

a,  mcU  BBei^  beim  Eintritt  in  ben  ÖrbenSflanb 

bcn  Slommdolor  ni<bt  b^tte  abfd^Iie|en  (önnen, 

teffcn  Dorjügli^et  Arbeit  bie  DoUfommene  gorm^ 

in  »ekba  fie  feitbem  M  ®ntnblage  ffir  bie  ^er- 

QrUttng  bei  ffnrt^enlesifonS  gebient  bat  Aid  Salb 

«ubbcr  ber  )e|tge  Slebadeur  fid^  ber  ^ouSgabe 

M  ffixdbenIccifonS  unterjog,  blieb  Dr.  Streber 

in  ttener  ®emeinf(baft  mit  bem  Altem  gfreunbe 

für  boi  SBerf  tbotig,  unb  bie  gelebrten  Artifel, 

OMi^e  er  ausarbeitete,  ftnb  eine  mabre  3ierbe  beS« 

felbcn  gemorben.    3m  Anfange  ber  neungiger 

3abtt  ober  nobm  fein  d^ontfcbeS  fieiben  ftettg  gu 

mb  erfdb^erte  i^m  feine  Xbätigfeit  augerorbent- 

ü(b.  3«  ^b|t  1892  mißlang  ber  Serfud^,  im 

Seebobe  )u  JtottD^t  Sinberung  }u  fud^en^  ooH- 

^önbig,  imb  er  mugte  fic^  gur  Srbotung,  nad^bem 

in^oiftben  bie  Shitter  gefiorben  mar,  nad^  2:513 

ia  boS  ^auS  feines  SruberS  )urfld(}ieben.   3m 

^lubling  1893  modelte  er  nur  ffir  furje  Qtit  ben 

Sexfu^,  itt  feiner  frubem  Arbeit  surüdCgufebren, 

M  ^  ober  ouxcb  feinen  (SefunbbeitSjuftonb  ge- 

Bdtbigt^  berfelben  eiib{^ltig  )u  entfagen.  Son  ba 

«n  Übte  er  in  Zö()  ftiS  unb  jurüdFge}ogen  unter 

ber  Itebenben  Sorgfalt  feiner  Sermanbten  unb 

Scmnbe,  in  emjler  Ahnung  mit  ber  ^Vorbereitung 

auf  einen  guten  Xob  befd^äftigt   9lodg  mieber« 

bolten  S^Iogonfffllen  fiarb  er  am  9.  Auguft 

1896u  Sei  allen»  bie  ibn  gelonnt,  bittterlie^  er  ein 

moergibiglidtieS  Anbeuten.  Streber  mar  eine  über* 

oBl  BebenSmurbige  Srfd^einung^  in  ber  ftd^  ber 

angeborene  ®eifteSabel  mit  ber  ipergenSgüte  feines 

(tolonfelS,  ha  Jhmf!{inn  beiber  (SItem  mit  ber 

Bfaexbgenen  Stube  ausgebreiteter  miffenfd^aftlid^en 

ihnntniffe  vereinigte  unb  aUefcbönenSigenf Soften 

bor^  adiite  Sfrdmmigfeit  oerflört  erf(bienen.  (93gl. 

SUgem.  beutfd^  Siograpbie  XXXVI,  Sei)))ig 

1893^  551  fr;  Soutenbad^er,  S)aS  S)en!mal  ju 

SciSbad^  sc^  tDlun^en  1845;  [StroblJ  3ur  ßr- 

imuiung  on  ^.  Streber,  in  b.  ^ift.-^olit.  SBIät« 

km  LV  [1865],  85  ff. ;  Si]^ungSber.  ber  9Rfin- 

4cner  Alob.  1865, 1,  261  ff.)         [ftoulen.] 

$Sxifu^9  9R  a  r  t  i  n ,  f .  SOlortin  oon  Xropfmu. 

SMtdf  Sictorin,  ein  ^au))tt>ertreter  beS 
69BKtgttmttS  (f.  b.  Art.),  mar  1524  )u  ffouf« 


beuren  in  Sd^maben  geboren,  ftubirte  gu  ^reiburg 
unb  äßittenberg  unb  fd^Io^  fid^  an  Ie|[terem  Orte 
befonberS  an  SDleIand()tbon  an.  Auf  beffen  @m- 
pfeblung  erbielt  er  1548  eine  ißrofeffur  ber  Sbeo- 
logie  an  ber  neugegrünbeten  Unioerfttät  3ena. 
AIS  1557  bortbtn  aud^  ÜReland^tbonS  leiben- 
fd^Kiftltd^er  ©egner  gflaciuS  SIlQricuS  (f.  b.  Art. 
IV,  1529  ff.)  berufen  ttmrbe,  fam  eS  )u  beftigen 
Streitigleiten,  namenüid^  batiiber,  ob  bei  ber  Se« 
februng  ber  menfd^Iid^e  SßiHe  mitmirfen  mäffe. 
Auf  glaciuS'  Setreiben  lieg  ^ergog  Sobann 
Sriebrid^  eine  SBiberlegung  aEer  biSberigen  „fßtx» 
fölfd^ungen'*  beS  Sutberif4ien  SebrbegriffeS  ab« 
faffen.  3Rit  Ausarbeitung  eineS  elften  SntmurfeS 
mürben  mebrere  3enaer  X^eologen,  barunter  aud^ 
Strigel,  beauftragt.  2)a  bie  Arbeit  ben  Syn- 
ergismus milbe  beurtbeilte,  mürben  Strigel  unb 
feine  Anbänger  Don  glariuS  fd^arf  ongegriffen. 
Auf  einer  Serfammlung  ber  tbüringifd^en  %i^to» 
logen  )U  SBeimor,  mo  ber  Sntmurf  beratben 
mürbe,  trug  gflaciuS  ben  Sieg  baoon,  unb  in  bie 
(Sonfutation  mürbe  eine  fd^arfe  Sierurtl^eilung  beS 
Synergismus  aufgenommen.  Aud^  nad(|bem  bie 
Sonfutation  alS  SanbeSgefe|  ))ublicirt  morben 
mar  (Anfang  1559),  bebarrte  Strigel  bei  feiner 
f^nergiftifd^en  Anfd^lauung.  Se^bolb  mürbe  er 
enbe  3}\öxi  1559  auf  Sefebl  beS  ^eriogS  9{ad^tS 
Oerbaftet  unb  nad^  bem  Sd^Ioffe  @rimmenftein 
bei  @otba  gebraibt;  nad^  mebreren  9Ronaten 
mürbe  er  jmar  auf  Sermenbung  proteftantifd^er 
Surften  uno  beS  rdmifd^en  ff  önigS  9Ra{imiIian  11. 
in  gfreibeit  gefegt  (Sei}tember  1559),  mu|te  iebod^ 
baS  SSerfpred^en  geben,  3ena  nid^t  eber  gu  oer« 
laffen,  bis  er  ftd^  gegen  bie  Dorgebrad^ten  Jtlagen 
oerantmortet  bötte.  Sine  öffentlid^e  SiSputation 
(f.  b.  Art.  m,  1849  f.),  meldte  im  Auguft  1560 
gmifd^en  Strigel  unb  SlociuS  )u  SQBeimar  Der- 
anftaltet  mürbe,  fübrte  feinen  AuSgleid^  b^^bei 
2)a  jebod^  bie  t^Iurioner  bie  ®unft  beS  ^ofeS  gu 
rüdftd^tSlofer  Verfolgung  ibrer  ®egner  mi|- 
braud^tcn,  trat  in  ber  Stimmung  beS  ^ergogS 
ein  Umfd^mung  ein,  meld^er  burd^  ben  fieibargt 
Sd^röter  unb  ben  ftangler  SBrüdt  geförbert  mürbe. 
S)er  3'Ioten  unb  ibrer  Anmaßung  enblid^  mflbe, 
fe^e  ber  ^ergog  bie  Uebermütbigften  unter  ben 
glacianem  ab  unb  errid^tete  1561  ein  Sonfifto« 
dum,  bem  aud^  bie  Xbeologen  untergeorbnet 
mürben.  ^  bie  Oflacianer  bie  Sd^ritte  beS  ^• 
gogS,  ber  aud^  AuSföbnung  mit  Strigel  Don  ibnen 
Derlangte,  als  eine  (Sefäbroung  ber  Steligion  bin« 
fteUten,  mürben  fie  ibrer  Aemter  entlaffen,  unb 
gfladuS  felbft  mugte  ftd^  burd^  bie  Slutbt  retten. 
So  erbielten  bie  S^nergiften  in  3ena  bie  Ober- 
bonb.  S)od^  bauerte  biefer  Umfd^mung  nid^t  lange; 
angefebene  i^tolo^m  festen  bie  Anfeinbungen 
ber  Strigelianer  fort.  Um  bie  (Semütber  gu  be« 
rubigen,  forberte  ber  ^of  gu  SQBeimar  Strigel  auf, 
eine  2)edaration  gu  entmerfen,  morin  ber  Sutbe- 
dfd^e  Sebrbegriff  gemabrt  merbe.  Stdgel  entmarf 
aud^  eine  fold^e  Srflörung;  ba  biefelbe  aber  bie 
SRebrgabI  ber  Xl^ologen  unb  $rebiger  beS  l^er» 


919 


©tuart,  $cnr5  —  ©turmiuS,  ber  1^1. 


joglid^  fad^fijrfjcn  ®ebtctc§  nid^t  befricbigte,  fo 
Derlic^  er  1562  öott  Untrillcu  S^na  unb  begab  fid^ 
md)  2eip3ig,  tro  er  olä  Seigrer  an  ber  Uniücrjität 
angefteUt  tourbe.  9Iber  and)  bort  toar  nic^t  feinet 
SBIeibeu§ ;  man  bejc^ulbigte  ibn  nid^t  mit  Unred^t 
ber  Hinneigung  jur  refonnirten  5Ibenbmaf)I§Iel^re 
unb  jd^Io^  i^m  1567  ben  §ör)aa(.  ©trigel  ging 
nun  nac^  91mberg  unb  enblic^  naci^  ^eibelberg, 
wo  er  1569  im  45.  2cben§iat)re  am  ©d)lagflujje 
ftorb.  ©ein  ^anpitotxt,  bie  Loci  theologici, 
erjd)ien  erft  nac^  feinem  iobe,  unb  jmar  ju  9ieu« 
ftabt  an  ber  §aarbt,  1581—1584,  in4  »änbcn. 
(95gl.  Otto,  De  Victorino  Strigelio,  Jenae 
1843;  3)öUinger,  3)ie  Deformation  III,  5Regens. 
Burg  1848,  443  tf.)  [5:üj.] 

Stuart,  §enr9,  Sarbinal,  f.  ?)orf ,  6ar- 
binal  öon;  ©tuart,  3o)&n  ^OMll,  f.  ÜKitt; 
Stuart,  Ovaria,  f.  SDkria  Stuart. 

^fttbiett,  claffif(()e,  f.  Glaffifcr. 

^fttfengeJef,  f.93Mfc^'in,1318f.;  ©tufen- 
p  f  a  I  m  e  n ,  f .  ©rabualpfaimcn. 

^fttQfmri^eitBttrg,  ^i^t^um,  f.  ©ran  Y, 
1009  ff. 

^fttpntnt,  f.  9Zot^,)ud)t. 

|»funnitt$,  ber  1)1.  (naä)  ^P^r^  ©turmi, 
fonft  Sturm,  ©turmio),  ©rünber  öon  gfulba 
(f.  b.  9lrt.)  unb  ^(poftel  ber  Reffen  unb  Sarfifcn, 
ftammte  öon  oomebmen  d^riftlic^en  Altern  in 
99ai)crn,  bie  i^n  alä  Süngling  bem  1^1.  93oni- 
fatiuS  tt)ü()renb  beffen  2i>irffamfeit  in  93at)crn 
(735)  jur  gri^icl^ung  für  ben  SDicnft  be§  §enn 
übergaben.  Gr  begleitete  ben  ^eiligen  auf  feiner 
ÜJiiffionöreife  imb  empfing  feine  weitere  ^lußbil- 
bung  unter  bem  ^Jlbte  SlMgbcrt  im  fflofter  tjfrih» 
lar,  wo  er  fid&  burd^  Xugenb  unb  aäJiffcnfdiaft 
ausseid^nete  unb  (740)  jum  ^kicfter  gewei()t 
würbe,  gaft  brei  3at}rc  war  er  an  ber  ^luebrei« 
tung  be§  G:i)riftent^um§  in  Öcffcu  mit  (Erfolg 
t^ötig ;  weit  er  aber  einen  lebl)af ten  ^rang  jum 
(finfiebicricbcn  in  fic^  füllte,  fo  fanbtc  i^n  iöoni- 
fatiu^  mit  jwei  (Scnofieu  jur  ©rünbung  eincS 
Älofter^  in  bie  i8ud}onia,  einen  Urtoalb  au  ber 
obcrn  Jyulba.  ^Infang^  liefe  fit^  ©turmi  in  ber 
©egenb  be3  blutigen  öcr^felb  nieber,  wäl)lte 
fpäter  aber  auf  ^^lnrati)eu  be§  !)I.  3?ünifatiu§ 
Wegen  ber  9?äbe  ber  rüuberifd)en  Sad^fcn  eine 
tiefer  im  SESalbc  gelegene  3teUe  ba,  wo  jcW  gulba 
liegt.  5Rad}bem  JBonifatiuv  öou  Ä^'arliuann  bie 
©d^enfung  bc^  OrteS  erwirft  Ijatte,  bec»nun  Sturmi 
bafclbft  mit  ad)t  ©enoflen  am  12.  Wäx^^  744  bie 
©rünbung  be§  ftloftcrÄ  gulba  unb  ftanb  i^m  al§ 
erfter  ?lbt  öor.  3m  3-  747  rci»5tc  er  mit  jwei 
©enofjcn  nad)  3talien,  um  in  ben  bortigen  iilö= 
ftern,  befonberö  in  ^JJionte  (^offino,  ba§  Crben§» 
leben  genau  fcunen  ju  lernen,  fct)rtc  nod)  einem 
3af)re  ^urüd  unb  richtete  bann  in  5"Iba  ba* 
flöfterlid)c  2cben  ftrenge  nad)  ber  'Kegel  be«  1)1.  iy  ene« 
bictuS  ein.  ©onifatiu§ ,  ber  öfter  in  Jyulba  öer« 
Weilte,  unterftüMe  ibn  babei  mit  MatI)  unb  Ifjcit; 
berfelbe  erlangte  auci)  für  ba§  Aloftcr  [icim  ^^^apfte 
SaifyxcvcS  (751)  bie  Unab^öngigfeit   öon  ber 


bif d^öflid^  ©ewalt  unb  bcftimmte  el  ^  jtar 
IBegräbnifeftdtte.  ^l(d  man  nod)  fdnemiok^ 
in  3)2atn3  beife^eti  wollte,  brangStoni^ 
2)urd^fu(rung  jener  Seftimmung  und  txnlß 
über  bem  ©rabe  be9  Eiligen  in  Der  Skiiäiß 
einen  prad)töoflen  ^Itar.  9lu(^  bie  HimWiiiip 
feines  filofterS  öertl^eibigtc  Sturmi  grga&M 
öon  SHain^ ;  infolge  beffen  würbe  axmpi 
falfd^en  SBrübem  bei  $tpin  ber  SZaienögU* 
gung  angeflagt  unb  öon  biefem  pi  fn|i 
©d^merje  ber  i^m  fe^r  ergebenen  CibaäKii 
na(^  Sumebica  (Sumiege^),  einem  Alcjkiilf 
Dbrmanbie,  öerbannt.  Ser  öon  MuSeopÜl 
^Ibt  wiurbe  (eboc^  öon  hm  3)tond)fn  miti 
unb  biefe  wäblten  mit  3iMti>nmungbc§6i)iiiMt 
einen  nnien,  ber  für  ©turmS  Studie^  4Uj|ft 
foQte.  ^ipin  na^m  ©türm  nod)  sn)eiiäki^il> 
bannung  (758 — 760)  wieber  in  ©noöfliini.i» 
trug  ibm  bie  Seitung  beS  Jllofter§  $ul^B.  4^: 
Unabl)ängigfeit  öon  ber  bif^öflid)rn  8mII, 
anerfannte,  unb  gab  i^m  feitbemSetDeijeifli 
befonbcm  S8o^lwollen^.  Sturmi  fette  Batiäl 
9iüdfel)r  fiird^e  unb  filoftergebäube  in  teija' 
ftanb  unb  leitete  einen  %i)t\i  ber  gui^i 
einen  huiftöoUcn  ©raben  (nod^  b^ute  6; 
©rabcn  genannt)  jum  beffcrn  ^Betriebe  te 
ld)iebenen  &anbwerfe  burc^  bie  Sefitunyi 
Ä>loiter§.  9)at  gifer  unb  Umfw^t  iielt  e: 
Sl^ort  unb  iöcifpiel  bie  9)2önc^e  jwm 
lieben  an,  fo  bafe  baS  JJlofter  UKit^in 
würbe  unb  unter  tl^m  obne  bie  binunbei 
fönen  400  9)}önd^e  johlte  (Liudger,  VitaS, 
c.  10).  $ei  fiarl  bem  ©roBen  ftanb  Snsri 
bobcm  ^Infcben  unb  öemüttelte  yp^a  ^ 
imb  bem  SBapernl^erjoge^bafrilo  für  läiga 
ben  t^rieben.  9llS  ftarl  772  ben  Sod^iadni 
gann,  übcrtnig  er  ben  größten  21^1  M j 
wonnenen  9)liffion§be5irrs  bem  hl  Stutni; 
bem  Sd^u^e  ber  frönüfd^en  !93efa|ung 
öon  ber  6re§burg  auS,  bem  beidign 
^JMrSberg  an  ber  ^iemcl,  baS  j^reu3  raä 
bort  bie  erfte  fiird^  im  ©acbfenlanbt  Iv4 
^lufftanb  ber  ©acbfen  773  öertricben,  fc|* 
nad)  Unterbrüdung  beSfelben  imd  ml 

776  öiele  ©ac^fen  an  ben  Oueflen  brr 

777  würbe  bie  erfte  ffirc^  in  $dbfl»« 
baut.  3nt  3.  778  bur(^  einen  neum 
ber  ©ad)feu  öertrieben ,  öereitelte  er  cbh 
fd^lag  räuberifc^er  ©ad^fen  auf  feinfil0JiR 
unb  feierte  bann  mit  bem  fiegrei(l(|en  f)(tR 
nad^  ©ad^fen  ^urüd!.  9uf  S^unfd^  M ' 
blieb  er  öon  ber  Cre^burg  ou3  tljatig,  ■ 
bereits  fo  leibenb  unb  gebrn^lic^.  bei 
^(r^t  SBintar  bei  i^m  bleiben  mu^ 

.  lief}  er  fic^  balb  na(^  gfulba  jurüdbriiff 
[tarb  bafelbft  am  17.  2ecembcr  779  ■[ 
feiner  iörüöer.    6r  ^atte  me^r  ott  W « 

-  bem  ftlofter  gulba  öorgeftanben  unb  i|i 
fold)e  geiftige  Xic^tiing  gegeben ,  bei  d 
fnid)tbare  $flan5fc^ule  öon$tiifti>nanHW| 

:benS,  eine  öielbefud^te  ^pcgejlöttc  «Or  « 


m 


©tauten  —  Sua. 


.922 


snb  Silfoif^oftfR  ttnb  ber  9u8gQngS))unft  ber 
j)obeiKiilttir  utib  c^rifüic^er  93tIbunQ  im  mittlem 
Sfutj^Ionb  tmirbe.  Stunni  morb  auf  bem  gmeiten 
äitenmeoncüe  1199  fettig  gefprod^tt;  {eine  ®e- 
beme  bcjinben  ftd^  im  3)ome  ju  gfulba^  Reinere 
Sdtquicn  unter  anberen  in  Tlontt  Safftno  nnb 
^^rbom.  9Rabiflon  entbedte  gmei  Ileinere 
Stritten  6tttrmi'S:  Ordo  officü  in  domo  sancti 
Bcoedicti  ante  Paecha  unb  Antiquae  con- 
suetadtnea  monaaterioram  ordinis  sancti 
B«D«dioti  (abgebrudt  bei  Migne,  PP.  lat. 
LIXXIX,  1259  Bqq.;  f.  Söl^r,  ©efd^.  ber  rö- 
snKlyen  fitteratur,  IIL  @uppI.-SBb.,  196  u.  296). 
Stnnni'S  £ebcti  bcfdj^rieb  jd^Iid^t  unb  getreu  fein 
Semanbter  <KgU,  ber  merte  ^bt  Don  t^ulba, 
gefL  822  (bei  Mabillon,  Acta  S.  Ord.  8.  Bened. 
ueclll,  t  II,  Paris,  1672,  267—286 ;  Mon. 
Genn.  bist  Scriptt.  IT,  365—877 ;  Strunck- 
iHefera,  Weatf.  sancta,  pia,  beata  U,  Paderb. 
1S65 ,  SS— 55).  tauf  biefer  OueQenfd^rift  be- 
m^  bie  fiebenSbef^eibungen  bed  fjH.  SturmiuS, 
000  3)nmd,  ^ulbo  1779;  Don  ffublmonn,  $aber- 
tem  1890.  [ftubimannj 

§iffBt€U  (oTvXttac,  Quä^  xtoviTat),  b.  b* 
6änlenbtil{ge,  merben  !Dldnd^e  beS  Orients 
gmamit,  mel^fe  bod  Streben  nacb  einer  DöUigen 
iirmning  ton  ber  SBelt  unb  baS  äSerlangen  nac^ 
Uti  Qu^rgemb^nlic^ften  Sbtöbtungen  ba)u  oer- 
onloBte,  i^r  £eben  ouf  @äulen  gujubringen.  S)er 
Segrunber  biefer  oScetif^en  SebenSmeife  xoax 
e^oieon  Sti^Iited  ber  keltere  (f.  b.  9rt.),  oud 
etffln  in  Serien  geburtig.  6r  fanb  balb,  tro^ 
ba  UngctDbbnlid^feü  einer  fo  perfönlid^  gefärbten 
iebenSauffoffung^  ja^Ireid^e  Ülac^al^mer  bef onberS 
m  S^rien^  $aläftina,  J^einafteu  unb  tHegtipten, 
od^rnib  nur  ein  Sbenblönber,  ber  3)iacon  SBuIf» 
Idcu»  in  (Soflicn  um  585  (f.  Greg.  Tur.  Eist. 
Franc  8»  15),  unb  biefer  blo^  einige  S^K  ben 
$erfu4nm(^,  bad  nur  mit  ben  flimotif^en  Ser- 
tätmifm  befi  CrientS  Derträglid^e  Stqlitenleben 
tmOccibeiüe  einjuburgem.  S)amit  ift  oud^  ber 
nötige  SSert^  biefer  Ifdcefe  bejeid^net;  fie  mor 
nit  bem  eigent^iurnKd^en  Sb<^ratter  ber  orien- 
taKjtben  gfrdmmigfcit  innig  oermo^fen.  tttud« 
biüiflid^  bobeti  bie|  bie  Sifci^öfe  l^erDor,  meldte 
SuIfloicuS  t>on  feiner  @QuIe  b^^^^^Suftetgen 
notbigtcn.  3m  Orient  erl^ielt  fid^  baS  @tt)liten- 
fecfm  in  @(!btoung  bis  in  baS  12.  äa^rbunbert; 
Bon  ba  on  treten  nur  no(b  oereinjelte  !Rad^ri(bten 
txm  6tqliten  in  SRefopotamien,  SRu^Ionb  unb 
bei  ben  %utbenen  auf,  unb  feit  bem  16.  3abr- 
iimbect  ift  biefe  ^form  bed  einfteblerlebenS  DöUig 
Dctfibiminben.  Unter  ben  Stacbobntem  @9meon§ 
tagen  befonberS  bnt)or:  S)onieI  (geft.  493),  fein 
immütelbaTfr  64üler,  ber  bad  St^Iitenleben  in 
bie  !R&be  SonftantinopelS  Derpflonate ;  S^meon 
Itt  dfingere  (geft.  596) ,  ber  }ule^  ouf  einem 
Serge  bei  «ntiod^ien  lebte;  SlQpiuS,  bei  9lbna- 
vopd  im  3eü  beS  flttifeiS  fyeradiuS :  SucoS  ber 
3imeat,  um  bie  Witt  beS  10.  Sobrbunbertd  bei 
fi^okebon.     Slod^    ben  mtfifübrltc^en  Sebend- 


befd^reibungen,  toeld^e  mmi  Don  il^nen  aSen  beft^^ 
läßt  ftd^  ein  autbcntifc^eS  IBüb  beS  @tQlitenIebenS 
geminnen.  2)aniQd^  moren  ed  eigenS  gu  biefem 
Stotdt  gebaute  Säulen  Don  größerer  ober  gerin« 
gerer  ^ö^e,  auf  beren  Kapitalen  bie  ©t^Kten, 
iuxä^  ein  @itter  unb  manchmal  aud^  burd^  ein 
^uSd^en  ober  eine  3eIIe  gefd^üjjt,  i^r  Seben  (in 
ber  Siegel  fte^enb)  gubrad^ten.  2)en  tßtttttix  mit 
ber  SBelt  Dermittelte  eine  Setter,  mif  meldte  bie 
Seute  ftiegen,  um  ben  Stritten  in  ben  Derfd^ieben« 
ften  Slngelegenbeiten  ju  befragen.  Unter  biefen 
Sefud^ern,  bie  fe^r  gablreid^  maren,  merben  ^ilf §• 
bebürf tige  ieber  tKirt,  au(^  jtaifer,  ^Patriarchen  unb 
Sifd^öfe  ermöbnt.  3a  um  bie  @äulen  ber  ber« 
Dorragenbften  ©tQliten  erl^oben  ftd^  balb  fflöfter, 
in  benen  i^re  gablretd^eti  @d^üler  tt)obnten,  unb 
onbere  ©ebäulic^feiten  jur  ^lufna^me  ber  ia%U 
reid^en  $ilger.  3m  Sid^te  biefer  Sb^tfad^en  fomie 
beS  UmftanbeS,  bag  bie  Styliten,  befonberd  i^r 
SBegrunber,  einen  regen  %ntbeil  an  ben  großen 
religiöfen  unb  poUtifc^en  <£reigniffen  ibrer  3^it 
nabmen  unb,  toxt  S^meon  ber  jüngere,  felbji 
literarifd^  tbättg  maren,  Derliert  bad  Styliten« 
mefen  ben  Sbarafter  beS  6|traDaganten  uvb 
SBibemotürlid^en,  ber  ibm  auf  ben  erften  93lid( 
anhaftet.  S)on  ^i^bräud^en  blieb  eS  aUerbingS 
ebenjo  menig  Derfcbont  ald  irgeub  eine  anbere 
menfd^lid^e  Snftitutiou.  S)ie  großartigen  Stuinen 
eines  ßlofterS  unb  einer  IBafilifa  in  IhcujeSform, 
in  beren  SRittelpuntt  bie  @äule  S^meonS  beS 
Geltem  felbft  ftanb,  Don  9RarquiS  be  Sogfi^ 
(Sjrie  centrale,  architecture  civüe  et  reU- 
gieuse  I,  Paris  1865,  148  s.)  entbedt,  fmb  ein 
berebteS  3eugniß  für  bie  SBerebrung,  meldte  bie 
3eUgenoffen  @Qmeon  entgegenbra^ten.  S)iefe 
9)erebrung  mar  bie  ^^rud^t  beS  intenfioen  reltgiöfen 
@eifted ,  meld^er  ben  99egränber  bed  @tqliten^ 
mefenS  befeelte  unb  Don  bem  bie  befferen  unter 
feinen  !Rad)abmem  gebrten.  (Sgl.  bie  retd^b<^t^fi^ 
^bbanblung  Don  H.  Delehaye,  Les  Stylites, 
in  bem  Gompte  rendu  du  troisiäme  congrte 
Bcientifiqne  des  Catholiques  ä  Bruxelles  Y. 
Sciences  histor.  [1895],  191—232,  mo  aud^ 
bie  frübere  Siteratur  Der^eid^net  ift;  femer  E. 
Marin,  Les  moines  de  Constantinople,  Paris 
1897,  passim.)  [9.  i^^rbarb.] 

$tta  (k^o  ftatt  »2^,  LXX  2oua,  B  2T)7<6p, 
Lag.  'AdpafxsX^/) ,  ein  ftönig  Don  9etl(|iopien, 
meld^er  ^eg^pten  untermarf  unb  ben  Zitron  gu 
^b^ben  als  ®rünber  ber  25.  2)Qnaftie  beftteg. 
Sr  beißt  beßmegen  im  bebräifd^en  i:e^  ffönig  Don 
^eg^pten,  in  ber  @eptuaginta  nad^  lucianifd^er 
aiecenfion  aber  6  Ai&io^  (Lag.  h.  1.).  Slußerbalb 
ber  l^eiligen  @d^rift  mirb  er  @abaco  genannt,  ein 
milber  unb  gerechter  ^rfd^er,  meld^er  bie  XobeS- 
ftrafe  für  SSerbred^er  in  groJ^imrbeiten  umman^ 
belte.  971U  ibm  Derbanb  ftd^  ber  iSraelUifd^e  ftönig 
Ofee  (f.  b.  Srt.),  alS  er  ft^  entfdiiloß,  Don  ^ffOnen 
abaiifaUen  (4  ffbn.  17,  4).  %IS  aber  @alma- 
naffar  lY.  gegen  Ofee  beranrüdte,  ließ  Sua  ben« 
felben  im  @tid^  unb  fol^  untbätig  aHtm  }u,  UM 


923 


Suare},  gfran}. 


©almanajlar  unb  fein  ^lod^folger  Sargon  im 
9tei(^e  SSroel  antid^teten.  @rft  ald  anä)  bie  pj^tli- 
Päil^cnÄönigc  pd^  gegen  ©argon  empörten,  ent- 
\äfioi  @ua  ftd^  5um  SBormorfd^,  ftie^  ober  an  ber 
@übgren5e  ton  3uba,  ^u  9l(q)|ia,  auf  ein  affQri- 
f d^ed  ^eer,  toarb  gefd^lagen  unb  flol^  in  fein  fionb, 
ol^ne  bal  @argon  il^n  Derfolgte.  (SBgl.  S.  SReper, 
®efd^.  bed  ^Itert^umS,  ©tuttgart  1884,  n.  853; 
©d^raber,  ÄeiUnjcf)r.  u.  %  %.  269;  ffiiebe- 
mann,  @efd^.  Don  ^It-9legQpten,  Salm  u.  ©tutt- 
gart  1891, 162.)  [ffaulen.] 

^ttare},  gftanj,  S.J.,  jiemlid^ allgemein  al§ 
ber  größte  X^eologe  ber  SefeQfd^aft  3cfu  be- 
trad^tet  unb  ol^ne  3meifel  einer  ber  größten  Sl^eo- 
logen  aller  Stitm,  touroe  ju  ©ronaba  in  ©panien 
om  5.  äanuar  1548  auS  bem  altabeligen  ®e- 
fd^Ied^te  ber  ©uare^  geboren,  ©eine  gfamüie 
flammte  aud  ^Itcaftilien ;  bod^  l^atten  bebeutenbe 
©üterermerbungen  in  ben  huxä)  bie  39lauren!riege 
gurüdteroberten  ^rot^injen  feinen  @ro|Dater%Ifon§ 
©uare5,  bei^  SRaporbomo  JfönigS  gferbinanb  be§ 
Äatl^olifd^en  gemefen  mar,  Deranlaft,  nac^  @ra- 
naba  über^ufiebeln.  92ad^  bem  IBefuc^e  ber  l^atein- 
fd^ule  in  feiner  SSaterftabt  ftubirte  3ranj  ©uarej, 
!aum  14  Saläre  alt,  mit  einem  öltem  trüber  in 
©alamanca  bie  Sled^tSmiffenfd^aften ,  aber  mit 
red^t  geringem  Srfolg.  ^uf  eine  neue  SebenSbal^n 
fül^rte  i^n  bie  berebte  unb  l^erjerfd^üitembe  $re- 
bigt  beS  P.  SRamirea  auS  ber  ©cfettfd^aft  3cfu. 
SDiefem  erften  jfanjelrebner  ©paniend  in  bama- 
liger  Seit  öerbanften  nid^t  blo^  ©uarej,  fonbem 
Diele  ^unberte  junger  2cute  näd^ft  (Sott  ben  Dr» 
benSbenif ;  ber  ©efcfljdöaft  S^fu  fpeciett  führte  er 
au^er  ©uarej  unb  Ruberen  aud^  Xoletud  (f.  b. 
art.)  unb  aWalbonat  (f.  b.  3lrt.  2Walbonabo)  su. 
S)er  9lufnal^me  ©uarej'  in  ben  Orben§Derbanb 
fteüten  ftd^  anfangs  gro|e  SBebenfen  entgegen,  ba  er 
ebenfo  fd^mad^  an  Talenten  mie  an  j{örper!raften 
}u  fein  fc^ien.  Suerft  mürbe  er  in  ©alamanca 
mit  feiner  $itte  um  ^ufna^me  in  ben  Orben  ah' 
gemiefen.  3n  SSaUaboIib  jebod^  nal^m  il^n  ber 
^rooinjial  üon  ßaftilien,  Sobonn  ©uarcj,  un« 
gead^tet  beS  entgegenftc^enben  Urt^eifö  feiner  6on- 
fultoren  auf.  ©o  trat  er  am  16.  3uni  1564, 
16  3abre  alt,  gu  SNebina  bei  Sampo  baS  92o- 
Diciat  an  unb  erl^iclt  bort  ben  fpäter  fo  berül^mt 
gemorbenen  aScetifd^en  ©d^riftfieUcr  2l(fon8  SRo- 
briguej  (f.  b.  3lrt.)  jum  SSorftanb  unb  DloDijcn» 
meifter.  SQBie  menig  man  inbeffen  aud^  je^t 
nod^  ©uarej'  Salente  traute,  gebt  barauS  l^er- 
Dor,  ba^  er  ftd^  fd(|riftlid^  Derp^i^ten  mu^te,  er 
werbe  für  ben  gaU,  ba^  er  in  ben  ©tubien  nid^t 
üoranfomme,  aud^  mit  ber  ©teHung  einc§  Saien« 
bruberS  jufrieben  fein.  ®cr  grfolg  fd^icn  bicfe 
SSorfid^t  nur  all^ufebr  ju  red^tfertigen,  benn  granj 
leiflete  in  ben  erften  ^ai)xtn  in  ©alamanca,  mol^^i 
er  fc^on  im  jmeiten  ^JoüiciatSjalö^^e  ber  ©tiibicn 
megcn  gcfd^icft  morben  war,  fo  au^erorbentlid^ 
wenig,  bafe  er  felbft  bat,  man  möge  boc^  bie  il)m 
gepeilte  ^lltcmatioe  üerwirflid^en.  3)arauf  woMte 
inbcfjen  fein  bamaliger  SRector  ÜMartin  ©uttierej. 


ein  ÜJlann ,  ber  fpöter  für  ben  iSUki  H 
nid^t  eingeben.  Sr  fprad^  bem  SeqogadMftf 
ein  unb  jagte  ibm  unter  9{nbetem,  er  Mbr» 
ftenS  no(^  ©ro^eS  leiften.  Salb  bnmj^pf 
biefer  ^uSfpru^;  berjenige,  welker  iäbi)ii)i 
le^te  gewef en  war ,  überftügelte  in  nuU^ 
furaer  Seit  felbft  bie  oUerbejten  jeiner  JRitpito ' 
ben  in  ungeahnter  aOBeife.  SHSSuatqlMilij 
£beologie  oblag,  empfanb  erba§S^ihfi&(k 
pl^ilofopbifd^en  ftenntniffe  gu  enoeilraiiilpj 
vertiefen.  S)ie  gruc^t  fold^er  $ritxitftnlnii 
bie  ©runbaüge  gu  bem  gro^  nib 
SBerf e,  weld^ed  fpöter  unter  bem  %M 
tiones  metaphysicae  benmSfant  lif 
geid^nete  fid^  ber  junge  OrtienSmaraiMli 
febr  burd^  tbeologifd^e  Srubition  nrie  tm^r 
finn  aus,  o^ne  aber  über  ben  gortfipkiil 
@elebrfamfeit  baS  innere,  religiöieSAalii 
gufe^en.  !Rad^  DoUenbeten  ©tubien  tmäi\ 
gunöd^ft  1572  ald  Sebrer  ber  Wß\t^\ii 
Uniüerfttät  ©egoDia.  SS>a  er  ober  boit  jbI 
nod^  nid^t  DöUig  aufgebeüter  gfragen 
neue  äBege  einf^Iug,  fo  gelangten  idb 
an  feinen  ^roDtngial;  bo4  erfannleliiqij 
einer  mit  ©uareg  gepflogenen  Untente|[ 
nid^t  ©elbftüberbeoung  imb  ffiit 
fonbem  baS  aufric^ge  ©treben  n(u( 
fenntnig  ber  SBa^rbeit  ©uoreg  in  feinai 
leite.  92ad^  9{blauf  oon  gwei  ^oXfon  m ' 
gum  Sebramt  ber  Xb^ologte  über,  to6^^\ 
mebr  ald  Dier  3abtgebnte  (Don  157^ 
ausübte.  Suerfl  lebrte  er  furge  Sßä  vk 
bann  gu  ©egoDia,  barouf  gu  ScJUmOl 
aber  bereiteten  i^m  enge  ®ei{br  träte  T 
rigfeiten ;  allein  gcrabe  bie|  trug  bcqu  Vi,  i 
Flamen  über  bie  (Srengen  @p 
9lom  befannt  gu  mad^n.  Serni  oft  n 
Jtlagen  eine  Prüfung  feiner  GäfnS/tai 

gewann  bo8  SUte  wie  boS  Stene  in  Qaj 
lo^   Slnerfennung    bei    ben 
©otteSgele^rten   feiner  eigenen 
fonbem  aud^  in  Stom,  wo  Skubiri 
(f.  b.  ^rt.)  mit  ber  2)urd^fi^  biefer 
traut  worbm  toor.  ©eitbem  gob  M 
alle  9Rübe,  eine  fo  auSgegri^nete  Aa|ki 
mifd^e  SoOeg  gu  bringen.  9m  gfefk  ^ 
1578  traf  ©uareg,  Don  feinen  Otm 
wirflid^  inSRom  ein  unb  wuri)eD0n8i9[| 
aufs  ^ulbDoQfte  aufgenommen;  bec 
foU  feiner  erften  Sorlefung  bcigeM' 
Unter  feinen  bamaligen  fel^  yoiiäälßB 
ragt  ber  Seigier  Seon^b  SefjtBl  ((  k] 
bcrDor.  ©ieben  Setzte  Derweitte  Sonik 
Dcrtaufd^te  aber  bann,  weil  boB  iMW' 
feinem  burd^  ftrmge  SebenSnc^  ol' 
)(bwäd[}ten  ftörper  nid^t  gufagte,  frii  li 
mit  bem  feines  OrbenSgenoffen  9M^ 
(f.  b.  9lrt.)  unb  lebrte  nun  {ukn3o|BH 
logie  gu  Nicola,  Würbe  bann  no4  6^ 
{d^idft  unb  fam  enblt(^  nad^  Sointe  Sü 
begann  er  auf  Sef e^  bec  Soq^tV"  * 


m 


Suarej,  gfronj. 


926 


Scrillfflffi^tmg  fetner  Commentote  )ur  il^eo« 

loilij^en  Summe  beS  (L  Xf^omafi,  Don  benen 

]unft  1590  )u  Slcoläi   bcr  erfte  Sonb  gum 

Unttm  tkeOt  ber  Summe  gebrudt  mürbe,  ^et- 

iHbc  (iltbte,  mie  oSe  fEkttt  Don  Suatej,  bolb 

ntme  neue  SufCogen.  3tt>et  3q]^  fpötet  (1592) 

(riim  ber  gmeile  Sanb  (lieber  bie  Mysteria 

nue Christi),  momit  bie  (Sl^riftologie  (De  in- 

(tnuttione)   abgef((|lo|)en  mürbe.    S)er  brtite 

tonb,  tDfld^cr  1595,  unb  ber  Dierte,  meld^er 

1602  fifdfjien,  befo|ten  ft^  mit  ber  Sel^  Don  ben 

gocTQinmten.  3m  3. 1603  morb  ein  fünfter  unb 

Ifa  9anb  (m^ugefugt,  ber  Don  ben  fird^Iid^en 

{onurm  vnb  3mgularüäten  in  auSgiebtgfter  unb 

Bt  Mc  mä^  unübertroffener  SBeife  Rubelt 

ißiieäiftti  IfatU  Suarej  au^  feine  SiSputotionen 

üff  ttt  9ldap^9fit  in  )mei  ßorlen  ^oliobönben 

l^9i  in  Sdomanco  erfil^einen  loffen.  Diefelben 

toia  fo  giD|ni  Snllang,  ba|  fie  tro(  ii^eS 

ÜEungil  umex^Qlb  meniget  3a^  si^^^f'  ^^ 

atnd  in  $rmäm4#  S)ei^(l^I(mb,  Selgien  unb 

^  Mjfljdegt  nm^en.  3m  3- 1599,  aI8  be- 

sQl  über  bie  Se^  aRDfina'd  (f.  b.  «rt  YIII, 

in4|)  in  Xom  Dci^onbeU  mürbe  (DgL  b.  9rt. 

CgDeregatio  de  anzüne),  erf^tenen  Don  Sua« 

iq  }tt  ffiobtib  mehrere  in  bie  betreffenben  !IRa- 

m  ns)<l(|lagenbe   t^Iogifd^  Sb^onblungen 

((»ffBOÜa),  nömfid^  De  conenrsu  Dd  LL.  UI, 

I*e  sdeotüi  Dei  füturonim  conüngentiiim 

LLn  nb  De  anxüio  Dei  efficacL    Unter- 

irs  Mr  ober  P.  Sii8quc|  na4  ftebcniä^ger 

vsjiä  ift  Srnn  no4  Skala  gurudgrfe^  imb 

offiq»  vie  obabcncift«  §ncrfl  noc^  Snlmromco 

ttjA  aotba.   Sie  UniDerfttot  empfing  i^ 

tdcgn  tB  Srinm))^ ;  Mfy  folUe  febteSSIei- 

kos  M  alt  fe^  knge  fein,  böm  bie  UniDerfttät 

(räa  ii  ^ßffKüi^  befbcbte  fi((  fett  1596  oiifd 

tsnt,  &nq  för  i^  erfte  t^Iogif (^  2e^« 

txKi  siciMte,  vnb  ^ß^i)>p  n.  Don  6|Mm(n, 

r^ia  boMlS  ON^  ^^^rtngul  nnlerflanb,  Der^ 

I  ^  !äea  8nM  m4  bei  flaäi^TVLdiiäfit  itnb 

^iiit^i^KtK  Inm  9i)iliil0i  unb  beim  ^ßcoDin^inl 

)c  ^SitS^iM  CtbcBSpnitriB^  €o  erhielt  benn 

taai;  a  &  IRoi  1597  boS  ofie  ^logif^e 

fc'^lfff  X  V0QBOC0.   ylfi   in^mi|y  ff  uUSCb  iftn 

«.yifjKif  no  iK|i9  ZDificit  eocUfO  loie  ourf9 

iciovbcift  bur^  feine  Sefd^iben« 

Svn^  btcfc  moi^  er  fii^  felbft 

?.>a  j!tiifcn,  >ck^  fM  HfKL  anfangs  nnr  ben 

Ibffiidfift  |ittts;  bsn^  icaeS  ober  exrcgie  er 
rteateMi  Uff,  fo  ba^  SRoni^  meinlm, 

itOK  reis  iiQtnrlu&  er* 
pe  Bui^lcii  coKT  ^oQem 
ü^naHBOL  £oAbfictaiihBaiM&  bittere 
*-'-Äi  311dl  emt  91ä  ber  Bbci  boS  Sogdb«  i 
ggqg  >ijntHine>igie^jfl>o|gM  ontten  • 
^  SS  SiBBt  Me  IM«  bereit  Dedoifeal 
^  :;sv  Ol  dC*.  jad  1602  bie  gnlKSiei^ung 
Vd  Sk  die  Qaakmb^eit  bq».  Ha« ' 
SS  fcurT^  ober  bm^  etaea  Sotea ' 

aooelecica  kkto*  . 


mentalen  IBeid^t  unb  ber  auf  ®runb  einer  fold^en 
IBeiddt  Don  bem  abmefenben  $Bei(^tDater  empfan- 
genen facramentalen  Sbfolution  (Dgl.  b.  ^rt. 
Seid^te  II,  241  ff.).  !Run  fßiit  Suare},  geftü^ 
auf  eine  frül^ere  ßntfd^eibung  Seo'd  beS  Oro^en 
(Ep.  108,  5)  an  ben  iBifd^of  X^eobor  Don 
Sorli,  fomie  auf  bie  Se^re  mel^rerer  alten  ^ro* 
DtnjialfQnoben,  ben  @a^  aufgefteSt,  man  bürfe 
einem  Sterbenben,  meld^er  }ur  3eit,  mo  ber  ^ßrie« 
[ter  anlangt,  bereits  baS  Semu|t{ein  Derloren, 
iebo4  Dorl^er  ben  SBunfd^  }u  beid^ten  feiner  Um- 
gebung funbgegeben,  bie  facramentale  fioSfpred^ung 
nic^t  Derfagen.  9Ilit  biefer  $rasi8,  meinte  er  (ob 
aus  l^inrei^enbem  ®runbe,  fann  bier  bal^ingefteSt 
bleiben;  Dgl.  $almieri,  in  b.  Anal.  eccl.  III 
[1895],  264  sqq.),  fte^  ber  erfte  Xf^tü  bed  neuen 
^ctttt%  im  SBiberfprud^,  mofem  bie  93enirtbei* 
lung  audd  biefen  erften  Zl^eil  bed  Derurtbeitten 
@a^  an  unb  ffir  fid^,  unb  nid^t  blo^  megen  feiner 
Ißerbinbung  unb  feines  3ufammenl^angeS  mit  bem 
gmeiten  Xl^jetle,  ber  abfolut  Dermerfli^  fei,  treffe. 
(Er  beutete  olf o  baS  3)ecret  fo,  ba^  ber  Derurtl^te 
@a|  nur  in  feiner  Xoialität  (complexive), 
fpecuS  megen  feines  jmeiten  £b^eS,  nid^t  aber 
in  oO  feinen  einjelnenX^Ien  (divise)  Dermotfen 
fei  Seine  frü^  Se^roufflellung  bqiigltd^  Der 
^bfotution  Sterbenber  l^lt  Suares  feft,  unb 
bie|  mit  9led^,  mie  bie  aud^  im  rdmifÄen  9li- 
tuak  Dorgefd^riebene  $ra^S  bemeiSt.  Sine  in 
bem  obigen  befcbränienben  Simte  gestern  Sr« 
florung  fügte  er  an  ben  einfc^Ugigen  Stellen 
feinem  SBerfe  bei ;  bo<^  entf d^ieb  eine  Dom  ^opfte 
etngefe|te  Sommiffion,  bie  Don  Suare)  Der« 
f ui^e  9luSlegung  beS  neuen  S)eactS  fei  ni^t  flid^ 
baltig  (non  Bobsiatere),  eine  Senten),  meU^e 
$aiil  V.  balb  nod^  feinem  Regierungsantritte 
billigte.  Unterbeffen  fiu^  bie  (Begner  grcobe» 
sn  Suare)'  <l^b^erbietigf eit  gegen  ben  "fytütam 
Stnbl  nnb  feine  Untemmrftgfett  unter  beffcn<^ 
fd^eibung  fa  Derböd^tigea,  inbem  fie  b^^orbobcn, 
mie  Denneffen  eS  fei,  mcmt  eine  ^riDotperfon  eine 
pö|ifilube  £e^ienif<^un0  obne  Dorbergebenbe 
Snfroge  bei  ber  |uftdnbigen  Stelle  no^  ^n  &b* 
)eiten  beS  AictorS  pi  erfloren  unb  commentiren 
möge.  3nfo(ge  ber  Sufceguug  erfmnfie  Suarq 
ferner  nnb  fonnte  be|balb  eine  geplante  Som- 
reife,  pi  meld^  i^m  ber  päpftli^  SbmtinS  in 
^RobriD,  SoniinicuS  0inaafin§,  olsbalb  gerotben, 
um  pes^btüM^  ben  $apfte  feine  Doüiommene 
ttttlumeifnag  nnb  SrgidKnbett  pi  bezeigen,  crfl 
1604  pa  fb^bnn>9  bringen.  Sorber  b<itte  er 
nikb  ba  Saab  aber  bu  firt^lii^  Soifuren  u.  f, ». 
fotig  fteflea  fonaea.  eiemcnS  YUL  nobm  jb« 
onf^  £ie6eDollfte  aaii,  unb  omb  bcfim  )D(itet 
92a4tolger,  $aul  Y.,  f(&a|te  ibn  f^  tmb  M 
Ufm  mi^Krbclt  bie  SorDinal^müiDe  on.  (^li^ 
gestattete  er  tbm,  ao(^  Sponim  |urüuyif<^rea, 
anb  bifif  ^ftüdxtnt  gli^l  abtxmci%  tmtsi  Xriump^ 
fugc.  l^d^fnD  Dtekr  Sbcrm  bcne  c$  ber  uw 
cnnutlÜK  ^Dtom  fertig  ctbxL±A,  ar^tz  eine» 
äS<ite  über  bie  miitfame  &:u:U,  Den  Dt:a  ao<b 


927 


guarrj,  gran^ 


Dfiter  unlcn  bi«  5Rcbe  iän  ttirb,  icintn  tf:cti  9?ant. 
5Uir.  crfun  l^-nlc  ber  Summe  tc5  fcl.  Itrr.Qs  v- 
t: licnDen ;  er  trc^itn  unter  bcm  Xitel  De  Deo  Uno 
et  Trino  ICOo  5U  ilwabon,  1607  5U  Ü3:c;ti5  un: 
bann  nci;  tfier.  SolD  tarcuf  mutte  Buam  eine 
Schritt  De  immunitate  ecclesiaätica  im  ^In»* 
trüge  bts  'i^apües  onTerligen.  Sie  betraf  Ten 
sroiicten  tem  ^4;apne  unD  ber  JRtrucIif  i^encöig 
aujgebrcdjencn  Etreit  rrcgcn  ber  tir&ii&tn  Jm= 
muniidt,  blieb  aber,  bo  ber  3treii  fcclD  bcircle:.: 
roarb,  bamals  ungtbrudt;  crfi  IfcoO  gcliinä  ^= 
bem  SBifcbrf  ÜJIqIou  Don  35ri:gge,  bQ§  ^ireiie  urXt 
Dritte  J^Erud^  Ijcrcur  jugcben  H.  u.  i,  ii?äl)rtnD  bos  cn'ie 
bis  auf  einige  fUine  iifnidi»iücfc  Derlorcn  gegangen 
Vi.  3m  3.  l^Oö  erjd)ien  ber  erf:e  2?anb  über  t\t 
Sugenb  bcrÖoiiesr-ercöning  (De  virtute  et  statu 
reli;:innis),  1009  ber  ^lüiilc.  9iQdi  einer  "Jinpabe 
bii  H.  Üifenur  (f.  u.)  1, 1*3  luare  nod)  in  beniiiiucn 
3a^re  1»;00  btr  erne  unö  briite^lbeil  beeüüeim- 
tt)erfe§  über  bie  gL^ttlidu  fönobe  (De  divina  gratia.» 
erfdjienen,  bod)  in  bitfj  menig  gl.niMidi  lugl.  bie 
iDaf)rfd)einIid)cre'i?lnöübe  bei  de  liacker.  Biblioth.. 
n.  ed.  jiar  hfommervogel  VII,  ir,7r«,  tso  eis 
Srudja^r  1011^  ober  D;ü^»  angcüifjrt  rcirb;.  Ibüt== 
fac^c  ifi,  bctfj  Sunre^  161ö  ober  1617  f't^  an 
bie  römiid)e  3"t|iiiütion  raanbte,  um  bie  2rucf» 
crlaubnife  jür  bcn  ypeitcn  Xfccil  be§  ilL^crfc»  übtr 
bie  Wnabe  ^u  erlangen,  freiliri)  of)ne(rrfolg;  benn 
ba  biejer  Ibeil  ben  'ilbjc^nitt  De  auxiliis  gratiae 
entl)ält,  jürd)tctc  man  in  JHom,  loie  ber  (iarbinal 
if^orgöefe  an  £uare^  im  yüi|trage  be«  ^.fapftcs 
l't^rieb,  hxixd)  bie  ^(pprobaiion  ben  5n)i|d)en  To= 
minicanem  unb  3?iuiten  faum  beYd)iuid)tigten 
Streit  lüicbcr  an^ufad^en.  3in  llebrigcn  gciÄab 
bie  9?cr jagung  unter  Doller  ^Inerfcnnung  ber  (5or* 
rectbcit  ber  vorgetragenen  l'e()ren  unb  mit  ber 
3u]id)crung,  baj;  niemanb  bie  SruderlaubniB  )u 
einem  iBuc^e  über  biejc  SJragen  erl^altcn  tuerbe,  ohne 
baß  man  fie  Suarej  auc^  geben  iDÜrbe.  —  Sie 
fjruc^t  breijül)rigcr  l^orlejungen  über  bie  ©efcfec 
iDor  ba§  claifiic^c  IWerf  Do  legibus  ac  Deo  legis- 
latore  LL.  X,  tt)eld)e§  16i2  5U  Goimbra  im 
SErucfe  erfd)icn.  ©leic^  barauf  niarb  (Buarej  Dom 
^pjtc  mit  ber  SiUberlegung  Don  beö  ftönigS  3a" 
cob  Don  (^nglanb  Sdjrift  gegen  53eUarmin  betraut, 
©t^on  nad)  3nl)re5frift  erid)ien  bie  aud)  IfCMtc 
nod)  fe^r  braud)bare  Defensio  fidei  catholicae 
et  apoKtulicae  advertaus  anglicanao  sectao 
errores,  Cüiiimbric.  1613.  2)er  S3ifd^of  Don 
ßoimbra  nannte  Suarc^  in  ber  bem  33ud)c  ge- 
gebenen '^Ipprobation  „ttJcgen  feiner  in  fo  Dielen 
®d)riften  befunbeten  2BeiöI)cit  bcn  gemeinjamen 
<communem)  Seigrer  feiner  3eit  unb  einen  ^mcitcn 
^uguftinuö".  ^^hid;  ber  ^.Vipft  unb  i^önig  S\^l)[» 
lipp  III.  waren  Don  bem  !ii^erfe  äufjerfl  bcfricbigt. 
«Jlönig  3iKüb  frcilid^  lief;  eä  in  l'onbon  burcf) 
S)enfer5t)anb  Dcrbrcnncn,  unb  ba§  SJeifpiel  eineö 
ftönig^  reifte  bü§  uItraroi)a(iftifd;e  ^arifer  ^^arla= 
ment  jur  'Jiac^abmung,  inbem  eö  ebenfalls  ba§ 
Sud^  toegen  il5elcibigung  föniglidjcr  ^ij^ajeflöt  am 
27.3uni  1614  öffentlich  bemgeuer  übergeben  lic^. 


vrr  cg  y\c:  r^±  iv*::zr.  ;-jrJi,  usifio^li 
irb  rrivitireiirr.;  ^rrr.  n2±rlr.nc3flto.r^ 
Heriiir.t'ir  1617,  rsrit-r  er.  fon  70 
all  ?ir±  r-irt«?  ur^  ziz:  un'*cr.?nie 
Xin  ton  Sucire;  !:irr:rr.  b-:i  raea  Ca 
ber  3?errr:c-.::::±-^r.i:  ;ur.i±-'":  Diijenijra  Jj 
irelie  bie  O'Jr  Uzr.  cr':.r.  Ircilc  berSna«! 
ri;u'":dnt;.:-:r.  i^zzztz  'jr*:  i'iiiericn  uiE 
brinpcn,  nimlii  De  aueelis  LL  Till,] 
16"2<':  De  oj.ere  sex  dierum  LL.  V  sll 
.  anima  LL.  Tl.  L-Jsuun.  16*21.  5e3- 
rocr  tü5  cbai  s•.:^^^±  crnjibnieSiJirfl^r 
grutia  mi:i::mrni  ümtni  >n?eiicn  ifceilci 
nad^^cm  enMiii  ^ic  irencrbi^tc  Där'':li4e6la 
nir  öcraurACte  tntrAi  :r::rben  itol  Soll 
De  triplici  \-irtute  iheol.,  fide.  spe  etcka 
t'Cs  in  iiinen  be:^i^  IcKtcn  Ifcfüen  oaS 
'■  gebal;encn  *i»f  rkfunacn  ergänzt  irärbe,  taj 
zeitig  ^u  Ukiris  uiiS^  \u  £'p?n  im  3- 1^-1  \ 
;  3n  5icei  anderen  fiarten  ^oliobönben.  teptl 
■  btm  Crbenrfi::nbe  im  ^^JlUgemeinm  lafe  w 
(!)cfiUidiaft  3fiu  imiPffonbcm  befaffen,  jflil 
j  lid)  bas  clainfdje  SScrf  De  virtute  et 
ligionisfi.ob.j  1623  bcyo.  1625ieine¥oI 
!  3»"  3. 162S  ericbien  ein  3?anb  über  te^l 
i@nbe  be«  9l2enfd)en  unb  bie  mcmddidia! 
i  hingen,  ber  aber  in  feiner  fcfalicBii^^ 
j  nid;t  bas  Säerf  Suare^* ,  fonbcm  M 
!  geberS  feiner  nad)gelaiienen  Schriften.  MI 
')nDare),  ift;  n  toar  aur  9.^orlefungcu,tNtei 
t^eile  in  Spanien  tbeilS  in  9tom  geMn  \ 
^ufammengeftellt.  6in  bon  3uan^  bä  }f 
5tt)eiten  römifc^en  ^lufentbalte  1605  "^ 
!il^erf  De  vera  intelligentia  aozilü 
lieg  3;()eopbüu§  9taDnaub  (f.  b.  9x1)  ii 
1655  bruden;  ©ofiiba  (f.  b.  ^rt.)  bfl** 
Spanien  gebrad^t,  norauf  e^  mit  osbeni^ 
la||cnfd)aften  be§fe(ben  in  benSef^Mi 
ber  @efeUf(^aft  3efu  ju  IßaUabolib  gebffl«! 
C^nblid)  gab  IBifd^of  3)iaIou  Don  SögM 
bem  2!itel  Suaresii  Opuscula  sex  iv 
Bruxellis  1859,  mehrere  Sraetotc  ül«*] 
erlaubtbcit  ber  brieflid^en  Seicht,  bi(  ^ 
&mpfängni|  Sinaria'S  u.  f.  id.  ^eroud,  ^^ 
cbirte  Gornolbi  5U  SSoIogna  eineSMoililr 
Suarej  De  corporum  natura.  &W9 
ruben  no(^  in  Derfd)iebtnen  SiblirtJÄJj 
Consilia  moralia,  CommentariaiBiivQ 
logicam  (Dgl.  hierüber  de  Backer L^l 
16.^3  BS.).  —  ©cfammtauSgaboi  teB» 
Suarej  erft^icnen  ju  SBencbig  1740-ljj 
23  Sfoliobänbcn ;  ju  ^^ariS  1856-lW 
2ubtt)ig  JöiDöS  in  28  »anben;  Itil«  T 
letzte  Ausgabe  nid^t  mit  ber  vAüfig^  ^ 
be^anbelt. 


»9 


@uotes,  Sftati)  —  Subbioconai 


980 


6narcf  Sct^be  uiA  S)acfidIungftDetfe  »ri- 
^  wn  bec  bcr  öltmn  @4olQfüfec  infoioelt 
A  flB  n  bereu  ihia|)))bcit  obgelegt  ^t  imb  [id^ 
Inict  hiocgt  imb  brettet  ergebt  C^ofterifhf^ 
an  i(m  iß  ofer  crfienS  tior  aOem  feine  ou^« 
fMIub^  itkn^t,  fo  baft  man  niemold  aber 
kn  6nm  fehwr  Borte  im  ^eif el  bleibt,  gfemer 
k^^gt  er  ^  einer  umfaflenben  XuSfübrlid^f eit, 
kt  ^ttttß  erncc  goitt  tmgeiobl^Iid^  SBelefenbeit 
■Ä)  fsnci  ebcnfo  mu^^oltigen  unb  treuen  (Sebö^t* 
sifjei  SBcr6tiore}  über  irgenb  eine  groge  ftubirt 
^,  tp  Üer  bicfelbe  für  getDÖbnIidl,  f  omeit  eS  bo- 
■aH  fitatmipt  mügli^  tm,  tJoQftfinbig  orientirt ; 
Um,  Brie  Soffnet'fQgte,  in  @uore)  Demimmt 
flo bolSib^ ber oon^en mobemen 6^^e.  grei- 
li4  Mwifail^  bte  Snfubntng  ber  t)tffd^iebenen 
Isclncn  imb  Vnfi^^en  eine  gODifle  SSreite.  3n* 
Vjm  »erben  feine  SSerb  babunb  feineSioegS 
kngtoeitig;  beim  er  bqnü^  fub  nisd^t  mit  einer 
tTDdmm  ^ufjfiblung  oon  Meinungen,  fonbem 
kantet  bjefe  orii  einer  |ad^gemS|en,  einbringlid^en 
oft  f^orf^uen  fttUd.  @o  mirb  nid^t  nur  fein 
dgenr  64<irfium  borgetbmi,  fonbem  Dor  9uem 
hu  SBobtbcii  m  ein  f)äini&  2id^t  gefteOt  Sieben 
»ficnbeler  ItemüniB  ber  6(bo{QftiIer  Derfitgte 
guoiq  ober  oudb  über  eine  gnobeju  ftounenS- 
Mrtte  iNitnfhfilbc  (fonbttion.  Serglei(bt  man 
fnoe  iBerle  mit  benen  mm  lßeiol»tu«  (f.  b.  Srt), 
kn  (Mpfcben  S)arßd[ec  ber  SBäterlebre^  fo  mirb 
man  fUj/i  tndt  Sätcrßdien  bei  biefem  finben, 
ttl^e  j^iem  entgongen  mfiren,  nur  ba^  jid^  bei 
feMtf  tft  bet  6i^tung  unb  3)urd^arbeitung 
)nr  Sodilbriite  bet  ftrüil  nid^t  tierf ennen  laffen. 
3b  ba  Vbilofopbi^  unb  nod^  me^r  in  ber  iffto» 
bdif  i^Suore}  ein  begeifterter  SBerebrer  unb  t(n» 
tteger  bei  %  Z^omad  lM)n  Squin,  beffen  9n- 
fi4ilm  er  fofl  immer  betffflid^ei  Stid^tSbefto- 
tomiger  glaubte  @uarn  in  etn)elnen  fünften  oon 
kB  topften  f etneft  SDmftetS  obgeben  gu  muffen, 
|.  9.  iqügH4  beS  SnbtOtbuoHonfiprinci))«,  ber 
Ujk^  Uer  bie  ißotentialit&t  ber  fog.  materia 
peima,  Aber  bcii  nflen  (Segenfionb  ber  menfd^ 
jiifya  frbnnlitift  (boS  piimum  cognitum), 
skr  bte  3X5g)i^it  ber  inbibibudlen  SerDielp 
ioirigang  retai  geifltger  SBefen  berfelben  9irt. 
Mir  ben  meit  tierbiritetm  3rrtbum,  ba|  Suof 
Ol  in  Sepig  ouf  bk  0nobenIebte  Don  9Ro- 
bn  ttefenifidSi  obtoeid^,  f.  b.  %tt.  (EongruifimuS. 
(S#.  oor  Ulcm  bie  befonberi  auoeröffige  £ebend- 
kfi^nftung  0011  Suare}^  totldft  ben  @efammt» 
eiägaicn  betg^rudt  ifL  Snbere  9iogra))bien 
m  ^  Baeker  [f-  Ob.]  YU,  1686  mtf.  €ebr 
aüjttbtfi^  ift  SBmer,  9can)  €uarQ  unb  bie 
eMoßU  ber  Ie]^en  Sfabt^unberte,  XegenSburg 
lS$l,28be.  «8 eom^)eeente6 Urtbeil ilber feine 
Sitettimg  fcmi  beifpieldtteife  ba8  Don  €d^e- 
kn,  SD(^natif  I,  §  lOM,  abgegebene  angefi^rt 
Rdcn.)  [S.  SfrinS  8.  J.] 

Smmti&ooM),  %tüni,  jum Unterfd^iebe 
m  brn  gro|en  Gdijolofitler  gleid^  92amen6 
(f.h.toL  9ht)  fl0»öbnßd^  Bnareeina  LositanoB 

aBBCBlCZttOQ»  XL  a  Blll8* 


genannt,  Xb^otoge  unb  ^b^ofo)»]^,  tourbe  1605 
)u  Xorred  SBebraS  in  Portugal  geboren  unb  trat 
1619  in  bie  ®efellfd^a^  3efu  ein.  dx  mar  auerft 
$rof  eff or  ber  Kbetori!  in  Siffabon  unb  lebrte  bann 
19  3abre  long  lßbQ<>foPbi<  unb  Sb^ologie  {U 
Soimbxa  unb  £oora.  Seinen  Xob  f(mb  er  in  ber 
geftung  SloaS  bei  einer  ^idDerejplofion  am 
19.3anuar  1659.  Son  feinen  gebrud^nSBerlm 
finb  )tt  nennen  ein  Se^rbud^  ber  $biIofo)>bie 
(Cursusphilosophions,  (}onimbr.l651, 4yoU.) 
unb  De  viiinte  et  sacramento  poenitentiae 
tract.  Vm,  Eborae  1678.  UngebrudK  blieben 
ein  SBerl  De  cenBuris  eocleBiaatieiB  et  Bulla 
Coenae  unb  bie  (Kommentare  »im  erflen  Xb^ 
ber  Summa  befi  ffi,  XbomaS.  (93^.  de  Backer, 
Bibliothäque,  n.  äd.  par  Sommenrogel  YII, 
13298.)  [ihuOerS.  J.] 

Swan  (@oared),  3obann,  0.  8.  Aug., 
mürbe  gu  6.  SRiguel  be  Urro  bei  £)|)oäo  ge» 
boren,  tcai  1523  ju  Salamanca  in  ben  Orben 
unb  erlangte  1529  bie  Bürbe  eined  ^RagifterS 
ber  Xf^toioqjit.  Sßacb  Portugal  jurfidtgefebrt, 
mürbe  er  00m  Ifdnig  3obann  in.  jum  SSeid^t- 
tHiter,  ^ofprebiger  unb  Sebrer  ber  Infanten 
Wiipp  unb  äobann  ernannt  3m  3.  1539 
mürbe  @uarq  Statb  ber  Snquifition  unb  1545 
Sifd^f  oon  Soimbra.  @^öter  mar  er  ald  Segd 
bed  ftbnigS  ouf  bem  Soncil  oon  Xrienl,  mo  feine 
{Reben  SInerlennung  fanben ;  bod^  fagte  man  oon 
ibm,  ba|  er  SEBenigeS  mit  Dielen  Sffiorten  Dor* 
bringe.  92ad^  bem  @d6Iuffe  beS  Soncild  mad^te 
er  eine  aBaUfabrt  nad9  Serufalem  unb  regierte 
bann  nad^  feiner  SRudSebr  bie  S)idcefe  Don  Soimbra 
mtt  @orgfoIt  bis  )u  feinem  Zobe  1572.  «tt 
SBerle  bed  @uare|  feien  genannt :  OoBimeni  in 
Evang.D.N.  J.Chr.  secMatthaemn,  Gonimbr. 
1562,  Yenet  1565,  Paria.  1578;  HomiL  in 
Erang.  8.  Marci,  Venet.  1565,  Gonimbr. 
1566,  Paris.  1578;  Gomment  in  Evang. 
8.  Lacae,  GonimlHr.  1574,  Paris.  1578;  Oar- 
tinha  para  ensinar  a  1er,  e  escrever  com 
06  Mysteriös  de  nossa  santa  fe  (mit  einem 
£ractat:  Gomeza,  o  tratado  dos  remedios 
contra  os  sette  pecados  mortales),  Goimbra 
1554.  1583,  Lmboa  1672;  Gonfessionario, 
oQ  interrogatorio  breve  para  os  Gonfes- 
sores  pregantarem  aoB  penitentes,  Goimbra 
1557,  Evora  1573.  (IBgl.  Ossinger,  Biblioth. 
AngUBi,  Ingolstad.  1768,  880  sqq.;  NicoL 
Antonio,  Biblioth.  hisp.  noT.  I,  Matrit. 
1788,  783;  Hnrter,  NomencL  lit.  I,  2.  ed., 
27.)  [^iuS  ffeUer  0.  8.  Aug.] 

$1tlb€bg«fi01^  f.  Delegation  m,  1485  f. 

^ttftbUlcottiif ,  einer  ber  fteben  ordines  (f.  b. 
9Irt.  Ordo,  n.  II)  in  ber  lateinifd^en  ftird^,  bat 
feinen  9tamen  baber,  meil  fein  3nb<iber,  ber  &vib» 
biacon,  unier  bem  3)iacon  (f.  b.  Sri)  fiebt ;  be^ 
balb  mirb  er  in  ben  a)^oftoIifd^  (Eonftitutionen 
(8,  28)  aud^  gerobeju  alfi  ber  S)kner  (6it7)p^c) 
beS  Z)iacon9  begei^net  1.  Urfprung  bed 
@ubbiaconat8.  Sfflövrenb  bie  brel  oberften  tird^« 

80 


931  Suibiaconat 

lufien  Xangfhxrnt  b(4  (SlrcuS,  nämltcfi  ^pifcc|}<it,  fonbertr  9e}te]^ung  jum  ofler^^ 

^ßre4&mirrarunb?iacoiiat.  b<ret:$  ino^o^lirc&er  facrameiüe  ju  betrQd(|ten  luib  minm  5a#j 

3ett  üorfcmmen  unb  ftdjer  gönliiter  (mTe^ung  tprtdienb  bem  Subbiaconate  ben  Sifi^pj^ft] 

]md,  alfo  bie  hierarchia  divina  onünatione  i^oterie  beS  SoctammteS,  SBiüb  nnliSBikJ 

instituta  (Conc.  Trid.  Süss.  XXm.  cazL  6)  ben  beUigm  (Sefö^  )u  beforgm  (DgLS.] 

bilbcn.  i[t  nad^  ber  deTüobnltd)en  ^nruiste  Der  Aquin.,  S.  th.  Suppl.  q.  37,  a.  2).  Ibl 
€ubDiaccnat  al4  foldber  tccbl  crfc  cxaTo^  frdter/ im  Alien  ^ejhiment  Analogien  loiefüilttl 

tvenn  axiA,  tuie  ba*«  Sribentinum  tagt,  ab  ip^o  Jäeibm  uber^u{)t,  fo  aud^  für  ben  €i 

Ecclesiae  initio,  t?on  ber  ffirdie  em^<nriditet  m^betonben  ju  finben,  Dcrglic^  inmib(|i| 

iDcrbcn;  er  fcbcint  ftdff  gleid)  ben  übrigen  fC(;en.  bebet  mit  ben  nieberenSempelbienmiobar 

nieberen  Ül^eiben  aui  bem  Siacvniue  äbn:ärt4  fitane  ber  äeoiten,  toeld^er  bie 

entotdclt  5U  baben.    ^ut^^^^^d)  mit  Den  anberen  Iempelfita|e  unt)  SeföBe  om)ertnmt  üml 

SBeibeftuf en  finbet  fidj  ber  Subbioomar  lUMmmen*  ^em  Pondlicale  Bomannm  foE  ber  6A 

geftellt  in  bem  Briefe  beS  $Qpfie§  @ümeliu4  oi  Sedier  ^mn  Sienfte  be§  ^ItortS  berata,' 

ben  antiod)eni?dien  $i?cbcf  gübiu4  im  ^.  '25*2  Sicccn  Dienen,  bie  ^Uortücber  unb  Scifi 

(bei  Euseb.  H.  K  6, 43. 12) ;  in  ber  afrifonifiien  irc^'cöen.  fteU}  und  $atene  beim  ^eilignf 

ßirdie  begegnet  un4  ber  £ubbiacün  nebit  Anaa!ren  Dem  Siacrn  reü^eiL    S^'dt^ü^  ijt  el 

über  feine  (^imctionen  baung  in  Den  :&:iefen  ^e4  ■^rJtigem  $nziiite  ouierD^m  i^re  bcHntel 

bL  (Jnprian  au«  Der  S^^  ^^^^  "24^— i-^S:  vcn  ga^.  Die  foind  beim  feierli^en  ®ol 

ben  iSrieien  erwüljnt  Den  *Ji»imen  ,  SulrDt»ia:n"'  cerie»ien. 

juerl  '^Irbanafm^  «Hist.  Arian.  ad  monach.       o.  $2ro?ii^rung  ber  Siibbioano. 

6(}y  bei  Migne,  PP.  gr.  XXV.  765)  um  Dc4  "J:T*.:±t  Der  eTirScirHmJgit  itjgL  b,te.r' 

3abr  3ÖÖ;  feirfccniu4  jäblt  ^^Expositio  ild^i  rurDe  Den  Subötiamen  luegen  ihm 

21.  bei  Migne.  PP.  gr.  XLII.  S24>  Die  SiiS  ÄjiüSunant  ^um  c«üi^:tume  iion  iäißi 

biaconen  cor  377   mit  ben  5?i»"dbofen.  'Cr>-  erlern.  Jie  2mL:^'3ca Vieira  fun  SW) 

ftem  unb  Jiacirnen  bereii*  5ur  issojrj.r.  ?iC\i  ne  rcr  cznnioas  clericis  in  ministerio 

ältere  S^g^^ive,  treliie  für  Den  SuDDiiiccnjt  iil-jiap  Stiren  tteinexräfrsetien Di« Si 

gelrenb  gemaÄt  nrerDen  «Dgl.  jieuter  [v  u.]  25  ^.\  3j«fi  mit  jerraner  xcr2ea  ju  Kia.  M 

nnö  nidt  unbeitriren  «rcL  "21.  camacf.  in  Der.  ^t'^zz  SoncCe  3cit  ^fisrirago  j*)!) 

Xtiitti  ur.b  Unretni^ung^n  u. ».  n.  II,  5,  üetr-  Scr^'De  3cn  Jbm  ■  ^yi'  ^  l*otßenag 

\iq  l^r*>f.  Ic^.wter  xxr  aar  ftfdjcft  'Ercrnr  3id ' 

2.   X:e  SeTugniit'e  De4  äubDi-crnä  be*  »nsCeimL    "Imfi   lai}  ^  30(fi  im  5. 

ftarti-^ri  zcz  '\itiz  im  Üliaeneinen  Dcr^n.   •^.«  Der:  aertemcB  SunCiuanea.  sie  mtel 

mirtiioorer  ^!J«»fci;'2  ie4  2:.:crn4  yj.  kizL    f\,2^  hnc  rxrrüjc   Scaönroirrrt  ^trer  jö 

be:n  Lib^r  Poncificalis.  ei.  Dachesne  I.  14-S.  xeice   iLicui   Crsiniaiia   «uinlxacoiio  bi^ 

?«t<i:r.r  ivcSc^  fj'-^ijr.ur  <  23*5— 250 1  Die  14  S>  'iili  frzlciaama -uajnx  |rärlMt'i8gL' 

r.T;,r^.♦r.  ier  2ra:)t  7  2:accr.en  ViiaUtdj  r.::7  S-!>  2:e   H^räe   30  au    istmiimi^.   inß 

:/fl.-.:r.»r.  eis  fiw:ra:crcn  iusrifieilr  yj.  icb-in.   fc*  occ  .  ifoe  Srinnmtnxg  ^.qrnrfiinä 

tr'.:r  '  Kp.  20,  ed.  Hartel;  be:rc±:e:  re  ^14  ^jr^r.  ::Dnxti:  3tr  sTm  SniDöe  ion  £iIÄ 

r.<»js  >::it;v3.  X:4  Huucce  cm  iisi.- =::::--  ■  jr:'ien  ^Jr:2  D«  3et  äinümcmtn  3iir  mri  fl 

JH.J-    .';>,l)a^ns>5t*'-T:2n  e:r.£ri::4.  D:i  !:e--:^-T.  5?er3ctricmg  jcnnnK  mra    Te  in  ?*< 

Qi0Vi^/.\\i?,^.r'y»r*T,(z:ilii±:r:szti\T.'i\^^^  TjzJ.qc:   fijc    aun    Hange    -inrf 

Äitii^j  ur;,  .vvi  CT:rLuri « H::!«-  v-  :TJ:*r..  unD  Cc:ic:Er*  3eiracirr  i?er3ni  -jnü 

»#T«  »v  ".r.-.-r'rr.rs  cn,  riitir.!  !'!4  v?:r^  ^zvizi  ninr  ncar  .i?ni   3ixrfrn.    te 

ft'^i'tiVi  •.!^  'i;. ,;»r.  ri  tvZ'Z.t^.r..  ±§i:e':r.^en  ^iz  2:31:  rxrtiiruifcit  Smror  3am  ^izflB4Itl 

Prt/f,  ;.*T»  ■'.;;•.'•.:  'Vr.  ''ii.:r.':*r.:r-:r.fr.  .^.  11'  D-j  ^-.iicnini.    mSnaEfiiai    mtit  yoään 

'stiuf.*r\  TAf  i?.\i::.!r.  :.'»r,  i'*:::rjrt  r::-e:c:::-  ;f"qr  nxf  3tr  cair*.-:?!  3ra  IgOe  i50tf) 


»irr.  ->/./.'■><■  1.1..%  *i/.  o-..*;!rj.f,  J.^xzv:±z.  T,zz  £:Tji^:  j*Ji  ms  ^:!  rae  :ex  ffl«: 

f.#M  ft(*i'.:ii-.:'-V't  «v.r. : :..:  ;.-.^r    -,.  lli  ^c:  iz  :y^ rc:  Snion  >.r  ttgti-uscfnamtfel^ 

WVif/f;*ri  /.♦/  V-"''*  !'   '•**''".   1-'-'   '-i-Jr-T-r  ?:cc24  jCc  Strr.K*   '   :.  Sit.;.  3S» 

Ifc«  Ifcrt  Ifff^UfjffiiUii,  r/.r...-:  *r  nv.:.".::''!:.  :-.i  :-.xnxin: -uL-i.  t=  :=tr  ^^^^^^^ 

hf|ll»w  «J#fÄM  iM  r,^ri*firi»ri    X.»  l^.-'.'.lcc'^r.  :.!4  iTüücn:  Ät?im2  zl    ^a  guirtawj 


98S 


Subbiaconat 


984 


Snnib  bcr  SBci^e  felbfl,  oud^  ol^ne  99enefirium 
nb  SttS^^ttgltü  )tt  einem  Orben. 

4.  9Boö  Ue  Xanfißuf  e  bed  Subbtoconated 
ktn^,  fo  fic^tt  et  bei  ben  (Stied^en,  loenngleii]^ 
ff.  toie  a.  8.  ans  obiger  SteOe  bed  Spi|)baniu8 
eftdlt«  fd^n  fiubieitifi  mit  ben  bbberen  Sßei^ 
{»fammengefleltt  aurbe^  bis  }ur  Stunbe  )u  ben 
^9.  nicbcRn  9Bei^  (ordinea  minores).  3laäi' 
bcm  bei  ben  fioteinem  mit  bem  @ubbiaconate  bie 
f^td/t  bcr  fl^Ioftgfett  üerbunben  morben  tt)or 
mib  ff^apfi  Urban  IL  (f.  0.  4,  Dlst.  LX)  ge- 
holte! (alte,  ba|  (miSno^mStDeife)  bie  Subbia- 
concn  )it  SiJ45fen  geiodblt  »erben  lonnten^  tourbe 
(ier  bor  6ubbtaconat  immer  me^r  )u  ben  ^oberen 
Set^  (ordines  majores)  gered^net.  dtonj 
onfi)uniiftt(Jb  gefd^ie^t  bie|  üon  ännocenj  m.  im 
3. 1207  (f.  Migne,  PP.  lat.  CCXV,  1256),  ber 
Sit  Scnrfung  auf  Urbon  n.  bie  Subbiaconen  gn 
bm  ordines  sacri  }ftl^tt,  b.  1^.  gu  benen,  loeld^en 
äne  9cfu(|ni|  über  eine  getoei^te  Baä^  (bie  bei- 
H^cn  eiefage)  jnfle^t.  3ur  3eit  beS  ffi.  Xboniod 
vib  omlb  lUKb  beS  ConcilS  t)on  Xrient  (ügl. 
Tbeiner,  Acta  gennina  Conc.  Trid.  11,  Za- 
grab.  a.  a.  [1874],  187)  xdqx  ed  faft  oSgemeine 
bjkbt  bcr  £b^(oaen,  ba^  toie  $redbQtetat  unb 
Siaconot,  fo  ou<b  Der  Subbiaconat  Qa  fogor  bie 
ordmes  minores)  im  eigentlid^en  @inne  beS 
SoxteS  €ocramenlc  feien,  b.  b*  inSgefammt  baS 
sacramentam  ordinis  bilbeten;  biefe  Snftd^t 
mvtb  ioid^  ju>äf  bis  )ur  ©egenttart  t)on  3Roxiä)tn 
gitbrilt  SHe  meifien  neueren  %f^loq!tn  jebocb 
Idngnen  bie  @aaamentalität  beS  SubbiaconatS, 
boojptfai^nd^  beg^Ib,  »eil  berfelbe  gleid^  ben 
flbrigen  md)eren  SBei^  nid^t  bon  Sbnftud, 
{mtHem  Don  ber  iKtd^e  eingef^  )u  fein  fd^eint. 
dnfofczn  ober  biefe  9Bei|en  Slbgioeigungen  bed 
SiflconoM  ftnb,  tdnnen  aSerbingd  mtd^  fie  in 
eben  bitfem  i^m  Stamme  unb  Urf))rung  bie 
Sorbe  bei  €acramenle8  für  fid^  beonfprud^ 

5.  <Erf  orbernif f e  }um  (Sm))fang  beS  @ub« 
bioconalfi.  92a4  ber  jmeiten  S^nobe  oon  Xokbo 
t527)  mib  bem  XruIIanum  (692)  (onnte  man 
nü  20  Sabren  Subbiacon  »erben.  3n  ber  fjfolge 
nnfnlag  baS  geforberte  SIter  einigen  ©d^ttan» 
bmgm,  bis  bad  Sonctl  Don  Zrient  (Sess.  XXm, 
e.  12  De  ret)  baS  OoIIenbete  21.  SebenSiabr 
bofitr  ^otuirtc  3n  moroßfd^er  SBe^iebung  »ar 
Km  i^  baS  »id^tig^e  (foforbemil  ein  fittlid^ 
lemeS  Eden  ndbft  Sntbaltfamleit  in  Der  oben  an« 
geg^encn  SBctfe,  fobonn  fjfreif ein  Don  Irregulari- 
täten (f.  b.  Sri).  Sie  inteOectuelle  Sefd^igung 
Des  SiibbiaconB  »irb  Dom  Xribentinum  bobin 
brfinnmt«.  ba|  er  ^^  in  ben  nieberen  SBei^en 
|4on  bdDdbtt  bobe  itnb  in  ben  SBiff enf d^aften  unb 
m  bcnv  WA  jur  9u9fibung  ber  SBeiben  gel^ört, 
imtrm^tcl  fei"*  (Trid.  Sess.  XXm,  c.  18  De 
nl) ;  snter  ben  ^SBiffenfi^ften"  ftnb  biefenigen 
gonefait^  tocTd^  in  bem  Don  ben  geiftlid^en  @e- 
«norien  bonbc  Inben  ftopitel  (Sess.  XXTTT,  0. 18 
De  reL)  aufgefO^  »erben,  gfemer  ift  nad^  gel* 
tobcm  JKzii^red^tc  ttoif  ein  fog.  SBei^el  (f. 


b.  9rt.  Titulns)  erforberlid^.  ^infid^tlid^  ber 
SBei^geU  mag  in  ben  erften  3abrbunberten  ber 
@a^  gegolten  b<^ben:  qnando  et  ubi  libitum 
fiierit  (Mabillon,  Museum  itaL  II,  Lutec.- 
Paris.  1689,  89);  aber  fd^on  feit  bem  5.  3a^r- 
l^unbert  (DgL  Oelas.  I.  £p.  ad  Episc.  Lncan. 
a.  494,  c.  11  fo»ie  baS  Sacramentarium  6e- 
lasianum  unb  Oregorianum)  befte^t  bie  SSor* 
fd^rift,  bie  l^öberen  SBeil^en  nur  an  ben  Dier 
Ouatemberfafttagen  unb  ^»ar  in  ber  b^Uigtn 
aReffe  5U  ert^eilen.  Smb  ein  ge»if|er  S^ttraum 
»ar  Don  ieber  feftgefe|t,  nad^  beffen  SJerlauf  man 
erft  sum  Subbiaconat  unb  bann  }ur  näd^ft  bbbem 
SBeibe  gelangen  fonnte.  9lad^  bem  Xribentinum 
(Sess.  XXTTT,  c.  13  De  ref.)  bürfen  nid^t  a»ei 
bdbere  SBeiben  am  gleid^en  Xage  Derlieben  »er* 
ben;  unb  )»ifd^en  ber  legten  niebem  SBei^e  unb 
bem  @ubbiaconate  foK  ber  SRegel  nad^  ein  ganjed 
^affx  liegen  (Dgl.  b.  Srt.  ^nterftttien) ;  bod^  f önnen 
auf  ®runb  ber  fogen.  Ouinquennalfacultäten  bie 
Sifd^öfe  aud^  extra  tempora  non  seryatis 
interstitiis  »eiben. 

6.  @))enberber  @ubbiaconat8»ei^e  »ie  ber 
labberen  SBeiben  äber]^aut)t  ift  nur  ber  93if d^of ; 
iebod^  tann  ber  fßapft  aud^  einem  ein|ad^en  ^riefter 
bie  &Iaubni^  )ur  Spenbung  ber  SubbiaconatS- 
»ei^  ertbeilen.  ©elaftuS  L  (Ep.  ad  episc.  Ln- 
can. c.  6)  Derorbnete,  ba|  sine  summo  Pontifice 
lein  ^riefier  baS  Ked^t  b^be,  einen  @ubbiacon 
ober  äfol^tben  ju  »ei^.  3nnocen)  YIU.  aber 
foQ  im  3.  1489  einigen  eifterdenferöbten  bie 
SoOmad^t  gegeben  b^ben,  ibren  SRönd^  bie 
@ubbiaconatd»ei]^e  (nid^t  bie  3)iaconatd»eil^e; 
Dgl.  b.  9rt.  Ordo  IX,  1042)  )u  f))enben. 

7.  OrbinationSritud.  9lad^  ben  apo- 
ftolifcben  (Sonftitutionen  (8,  21)  fd^tnt  ber  Sub- 
biaconat  gleid^  ben  anberen  böb^cn  SBeiben  burd^ 
^nbauflegung  ertl^eüt  »orben  gu  fein;  bem 
»iberf^d^t  aber  »enigftend  fär  baS  Sbenbtanb 
bie  fogen.  Dierte  @Qnooe  Don  Sartbago  (f.  ob.), 
»0  eS  auSbrüddid^  f^tx^lt:  Subdiaconus  cum 
ordinatur,  quia  manus  impositionem  non 
accipit,  patenam  de  episcopi  manu  accipiat 
yacuam  et  calicem  yacuum.  Uebergabe  bed 
leeren  ffeld^eS  unb  ber  leeren  $atene  nennt  aud^ 
baS  Pontif.  Rom.  aI8  OrbinationSrituS;  bo(b 
fommt  bter  nod^  bie  Uebeneid^ung  beS  S))iftel* 
bud^ed  l^xxnn,  bie  man  als  fecunbäre  SRaterie  be- 
getd^nen  lann.  SQ8  }ugeb5rige  gform  bienen  bie 
SBorte  bed  Sifd^ofd :  Vide,  cujns  ministerium 
tibi  traditur ;  ideo  te  admoneo,  ut  ita  te  ex- 
hibeas,  nt  Deo  placere  possis,  beg».  Accipe 
librum  Epistolarum  et  habe  potestatem  le* 
gendi  eas  in  Ecclesia  Sancta  Dei,  tarn  pro 
Tivis  quam  pro  defunctis.  In  noinine  Patris 
et  Filu  et  Spiritus  SanctL  Amen.  2)ie  gange 
Orbinationdfeier  Derlöuft  in  großen  3ügen  fol- 
genberma^en.  9lad^  SBeenbigung  ber  ^colt^tben* 
»eibe  (»enn  biefelbe  ertbeilt  »urbe)  unb  Sefung 
ber  ffinften  Section  an  ben  Ouatembertagen,  bej». 
nad^  ber  Oration,  (SoQecte  pro  ordinandis  unb 

80* 


935 


©ttbiaco. 


986 


ctmatgen  (SommemotoÜonen,  faOS  bie  Seilte  an 
anbmn  lagen  ftattfhtbct,  folgt  burd^  bin  Std^i- 
biacon  ber  namenUi^  Aufruf  bet  gu  orbinirenben 
@ubbiaconen  unter  Eingabe  bed  Sßeil^etiteld  unb 
il^re  SorfteSung  Dor  bem  SBifd^ofe  in  ber  SBeife, 
iDte  bieg  im  9rt.  Siacon  III,  1670  Don  ben  )u 
mei^enben  3)iaconen  angegeben  ifL  3n  feiner 
^nrebe  toeigt  ber  SBifd^of  auf  bie  äßidbtigleit  ber 
€uBbiaconat8mei^e  unb  namentlid^  bie  bamit 
oerbunbene  g^flid^t  )um  Sdlibate  ^in  unb  forbert 
bie  Sanbibaten  auf,  entweber  ie|t  no(^  äuräd» 
}utreten  ober  burd^  9lö^ertreten  ben  fBma,  auf 
il^rem  SSorl^ben  ju  bel^arren,  funbjugeben«  92ad^« 
bem  fobann  bie  tltoa  }u  2)iaconen  unb  $re8- 
mttm  )u  äBeil^enben  aufgerufen  toorben  finb, 
oirb  bie  Wlerl^eiligenlitanei  mit  ber  Sinfd^oltung 
üt  hos  electos  benedicere  digneris  eta  ge* 
fungen.  9lad^  SBeenbigung  ber  Sitanei  beginnt 
bie  eigentliche  SubbiaconatSwei^e,  inbem  ber 
SBijd^of  bie  Orbinanben  belel^rt  aber  bie  Ser- 
rid^ngen  unb  $flid^ten  bed  @ubbiocon8  unb 
bann  iebem  Orbinanben  einen  leeren  ff el(i^  fammt 
leerer  $atene  überreid^t  mit  ben  oben  angegebenen 
Sßorten,  »äl^renb  bereu  jeber  Jteld^  unb  ^[kitene 
berührt.  Ser  9[rd^ibiacon  Iö|t  nun  nod^  {eben 
bie  gefüllten  SReglonnd^en  unb  ein  SBafd^bedfen 
fammt  ^anbtud^  anf ajfen.  Sobann  folgen  meiere 
@ebete  beS  SBif(^of9  unb  l^ierauf  unter  entf))re« 
d^enben  äBorten  bie  Slnlegung  ber  bem  Subbiacon 
)ufommenben  l^eiligen  ffleiber,  nämlid^  beS  Smtc- 
tue,  bed  a7lani|)eI8  unb  bet  Sunicella  (f.  b.  9rtt.). 
<l^blid^  lä^  ber  Sifd^of  unter  ber  oben  onge- 
fffi^en  Sormel  {eben  Orbinanben  baS  (Sipifhlbud^ 
berül^ren.  Sann  begeben  j^d^  bie  ®etoei^ten  auf 
il^re  $Iä|»  jurfid  unb  einer  t>on  il^nen  fingt  in 
ber  OrbinationSmeffe  bie  ßpiftel.  —  SBefent(i(^ 
üom  lateinifd^en  StituS  Oerfd^eben  ifl  bie  SBei^e 
be0  @ubbiacon8  in  ben  orientalifd^en  ftird^en. 
9lad|  einem  öltem  gried^ifd^en  SlituS  tritt  ber  als 
Sector  geOeibete,  aber  mä^  fd^on  mit  bem  @tid^a« 
rion  (f.  b.  «rt  «leiber  vn,  771)  oerfe^cne  Or» 
btnanb  oor  ben  Sifd^of,  ber  ibm  nad^  dreimaliger 
SSenebiction  bie  ^axtb  auf  8  f^oaxpt  legt  unb  eine 
entfpred^enbe  ©ebetsformel  prid^t.  9iad^  einem 
anbem  9litu8  legt  ber  SBifd^of  il^m  erft  bad  @ti« 
d^on  an  unb  Iö|t  i^n  fid^  umgürten.  Sinen 
tteitiduflgen  Situs  befolgen  bie  SRaroniten  unb 
einen  gang  öl^nlid^en  bie  Stopitti  (baS  @enauere 
f.  bei  Keuter  106  ff.).  (9}gt.  Thomassin,  YetOB 
et  nova  discipL  1,  2,  80  sqq.;  MorinuB,  De 
saoris  ordinat.  8, 12, 1  sqq. ;  Sinterim^  S)ent» 
ttmrbigfeiten  I,  1,  321  ff. ;  Steuter,  S)aS  @ub« 
biaconat,  9ugSburg  1890;  SBielanb,  2)ie  genet. 
Snitoidtlung  ber  fogen.  Ordines  minoreB  in  ben 
brei  erften  äal^rl^unberten,  SRom  1897  [7.  @u)))jle« 
mentl^eft  ^ur  9löm.  Ouartalfd^ft].)    [ßinig.] 

$«Maco  (SublaooB,  Sublaqueum) ,  @tabt 
unb  cremte  ^btei  in  9RitteUtaIien,  l^at  feinen 
9lamen  Don  ber  Sage  unterl^alb  einer  Don  9Uxo 
angelegten  fßWa  mit  brei  tünftlid^en  Seen  in  ber 
mfft  beS  aßonte  (Sabo.  S)er  Ort,  ben  IßiuS  YL 


}ur  @tobt  erl^ob,  jftl^It  ^e  etnni  7000  Sin« 
mol^ner.  @ubiaco  ift  in  ber  ftird^engefd^ui^te  ba< 
burd^  benftofirbig  getoorben^  bag  in  feiner  Um« 
gebung  bie  Sßiege  beS  SBenebictinerorbend  ({.  b. 
ärt.)  ftonb.  Urfprunglid^  mar  @ubiaco  bem 
Sifrol  Don  XiDoIi  unterfteOt,  tourbe  aber  foätet 
pr  tlbtei  nullius  erleben«  Urban  YL  gab  bi^ 
felbe  im  3.  1886  ^  Sommenbe,  unb  feitbno 
mar  meift  ein  (Sarbinal  Sommenbatarabt  bet> 
felben.  iM  SafteS,  frfil^er  Sommeroufentl^t 
ber  iß&))fte,  ifi  t^t  $alafl  beS  SIbbate  (Kommen- 
batario.  ^iuS  v  L,  ber  da  (Sorbinal  Commenp 
batorabt  gemefen,  baute  bie  neue  fiotl^brale  unb 
meiste  fie  1789  )U  iS^  beS  Eiligen  9))o|iett 
StnbreaS  ein.  %u$  $tuS  IX.  be^  feibfi  att 
$a^  biefe  DormalS  fe^  reid^e  9btei  nod^  einige 
äabre  bei,  bis  1853  ber  Sarbinal  &ieronDmu8 
b'  Slnbrea  biefelbe  erl^ielt.  anfangs  ber  fe4)igei 
3a]^  trat  an  feine  @tdle  als  a|yo{lolifqer  %b» 
miniflrotor  Sifd^of  91.  SDt.  $ettinari  Don  92ocem, 
bann  ^W\pp  ÜRenetti,  XituIarbifdH  t»on  tripoIL 
Son  1873—1886  toor  ber  earbinal  »äfael 
aitonaco  la  SBaOette,  unb  Don  1886—1890  bet 
£ad)iiml  Slngelo  SBiand^i  Sommenbatarabt  ^ 
3eit  ift  apoftolifd^  SIbminifttator  Don  @ubiaco 
ber  Carbinalbiacon  Suigi  SRacd^,  bem  1890  in 
15  SiDilgemeinben  ber  ^ßroDin)  Kom  28298 
@eelen  mit  91  ^riefiem  in  24  $farteien  unter» 
ftanben.  —  2)ie  Srinnenmg  an  bieje  SOBiege  beS 
iBenebictineroitenS  mirb  ^wk  nod^  bejonbetSbunl^ 
bie  beiben  im  6.  Ja^l^unbert  geflifteten  ffUftcr 
@.  @€oIafUca  unb  @.  Senebetto  ober  U  Socto 
Speco  feftgel^ten,  meldte  aSein  Don  ben  )idöI[ 
in  ber  Umgebung  erbauten  fnöjtem  übrig  finb. 
aSon  bem  italienif  d^en  ft(oßeroufl(|ebungSgef^  mür- 
ben fie  gleid^  SRonte  Caffino  Q.  h.  9rt.)  olS  920^ 
tionolmonumente  ausgenommen  unb  SKbnd^e  olfi 
^üter  berfelben  babei  belaffen.  @.  €coIa{lica, 
baS  8  9)liglien  Don  €ubiaco  Dom  ^L  SBenebid 
im  3.  520  gegrflnbei  nmrbe,  erfreute  fic^  ber 
@un{i  beS  Ifi.  (Sregor  beS  i^o^  unb  feiner 
!Rad^foIger,  fotoie  ber  tbmifd^  Vbeligen,  bie  eS 
reid^  befd^entten.  9lad^bem  eS  im  7.  äa^rl^unbert 
Don  ben  Sangobarben  )etftftrt  morben,  iautt  el 
9(bt  @te))b(m  im  3. 705  mieber  auf  unb  meiste 
eS  ber  1^1.  ©d^olaftica  (f.  b.  «rt.),  ber  6d^mefier 
beS  IjlL  99enebict.  9lad^  abermaliger  3^tdning 
mürbe  eS  im  3. 981  reftaurirt.  3n  ber  mobcmen 
JKrd^  rul^  feit  1854  bie  ©ebeine  93eba^  beS 
Sl^rmfirbioen  (f.  b.  9(rtX  in  einer  tiefer  licgenben 
Sfopäk.  Sie  IBibliot)^  unb  boS  Srd^iD  moten 
einjt  reid^  an  feltenen  SRanuf  crit>ten  unb  Urfunben, 
unb  bier  mar  aud^  bie  erjte  Sud^ruderei  ätoIienS 
eingetid^tet,  in  meldder  bie  beutfd^  IBmi^rutfer 
Sme^nbe^m  unb  $annar|  im  3. 1465  ben  Boc» 
tantiuS  brudten.  —  Sine  SRiglie  oufmfirtS  Don 
e.  6coIaftica  befinbet  fii^  baS  Alofier  6.  SBenc* 
betto  ober  iSocro  €))eco  (^eilige  (Srotte),  an  ber 
Stelle,  mo  ber  gro^  OrbensMet  fid^  im  jugenb* 
Hd^n  SHter  bem  befe^id^  &ben  mibmefe  unb 
bie  erjien  (genoffen  um  fli^  fammeUe.  gitr  SSo^ 


9S7 


Snbintrodaotae. 


938 


nmg  bioitc  t^  eine  ber  65l^(en,  iDeld^  l^ier  in 
bot  gdfea  fi4  öffnen.  aRit  ber  3cit  ttmtben 
Mrfc  Scotten  ber  SRAnd^  in  Ropditn  umgetoan« 
Mt,  ttber  »dd^  fU(  eine  ftin^e  ergebt  3n  bem 
fldnm  Sotten  min  no^  ^  Ort  ge}ei0t,  tt)0  ber 
HL  Sendrict  fi^  im  S)omgebä{4  tafteite,  unb  bie 
Segenbe  «i&^tt^  baft  ber  (L  gfran)  Don  sp  (f.  b. 
tu)  bei  einem  Befuge  bed  ftlofterS  im  3. 1228 
biiK  Stomen  munberbotermeife  in  Stofcn  üer« 
Mid^eile.  (SgL  Lnbin,  Abbat.  Ital.  broTis 
aotitia,  Bom.  1693,  376  sq.;  Cappellettä, 
U  Chitte  d'Italia  YI,  708  sgg.;  Moroni, 
Dil.  LXX,  209  8gg.;  Werner,  Orb.  cath. 
15.)  [5ßej^er.] 

Snkinftrodoetae  (oovcCraxToi),  93eaei<^nung 
fb  bie  Stoncnfipetfonen,  meldte  Ue  @et[üi<j^en 
in  tbr  ^ctttf  airfw4men  enhoeber  pr  Säebienung 
ha  ^osifrou,  toenn  ber  (Seifütd^  Derl^eiratet 
»r,  ober  pn  fetbftdnbigen  Seforgung  beS  ^u9« 
^dM.  9Ran  nminte  fie  oui^  tuol^I  gleid^fam  in 
wcbeogenber  Snlfc^igung  mit  Segiel^ng  auf 
1  Smr.  9,  5  @d^>oeflem,  um  onjubeuten,  bog  fte 
mit  ben  Oeifilu^  toie  Sruber  unb  Sd^me^er 
kbln\,  ober  d^a^taC,  um  il^  S)ienfle  al9  d^rift« 
fi^e  eiebcfinen|te  |u  begeid^,  btilttmlen  awU^, 
fa  nmge^g  ber  ftrddttd^en  ®efe|e,  adoptivae, 
im  bot  Ser^dßnig  oß  eine  fBermmtbtfd^  bar- 
p^MLot  Sber  f 0  unfd^u&ig  aud^  bdS  Sufammeu" 
Ueii  in  Sirflid^  fein  mod^te,  fo  tonnte  bod^ 
»1(1  onSUetben,  bog  ^  bielfad^  SBerbad^t  erregte. 
6d^  frS(  monbie  ftd^  ba^  ber  Sifer  ber  ftird^e 
fegen  biefeS  gcfa^olu  Sergenti^  S)ie€9nobe 
Bon  Inttod^ia  im  3.  269  oerurt^eilte  ^ßoulud 
tn  6amofata  0.  b.  Sri)  mul^  be^megen,  meil 
er  bnd^  |etn  Seif|rfel  bie  $riefier  unb  2)iaconen 
noftt^  ^be,  ouvetoaKToW  TovaTxac  bei  ftd^  )U 
iaiten  (Eoaeb.  H.  E.  7, 80, 12).  2)ie  @9nobe  Don 
Cioim  (um  800)  gefiottet  (oan.  27)  bem  SlerUer 
nff.  eine  ®ott  berlobte  Sc^mefter  ober  Sod^ter  bei 
M^  |v  ^bm,  ober  burd^ouS  feine  grembe.  S)er 
IL  Sozius  befaßt  fogor  (Ep.  55  [aL  198])  einem 
70iöbngen  $|me{ler,  feine  Wogb  }u  entloffen,  unb 
nü  gbid^  (Bmftt  eiferten  (S^rpfoftomuS,  ^iero« 
ntDiiif  unb  XuguftinttS  gegen  ben  gefäl^rlid^en 
debemul^  (b{^  b.  9rt.  Sgopeten).  SRa^gebenb 
pr  bie  fir^Iid^  iSkfe^gebung  in  biefem  $unfte 
»mbe  ober  befonberd  cait  3  be9  SondlS  bon 
Ksäa,  ber  boS  3ufommenIeben  mit  (7ovei9axTo( 
oobot  siül  nur  suH^I  y^yj^^ti  f|  d5eX<p9|v  ^  dehv 

<tt6er  bie  fol^Skulung  biefeS  SononS  olS  etneS 
(ifibotSgeMe«  f.  b.  «rt  9ticäa  IX,  285).  SBod 
bR  ktten  sSorle  biefeS  (EmtonS  betrifft  (A  »t^va 
Bc).  fo  iß  ed  nadb  ben  iierf<^iebenen  Ueberf e^ungen 
mgaoSfs^  ob  biefe  Cloufel  reftrictio  iß,  fo  bo| 
mS^  bie  genonnten  !ßerfonen  nur  unter  ber  ^of 
aaS^i^^  i^ter  UnbefdQOtten^eit  olS  )ulftffig  mt« 
ctbmiit  merben^  ober  ob  {ie  bielmel^r  bie  Suläffig- 
bu  os^et  ben  benannten  oud^  ouf  aSe  onberen 
^onen  oudbebnl,  bie  fcinem  Serbod^te  unter- 
bgoL  ecotian  ^  (a  16,  Diei  XXXII)  biefen 


lejftem  @inn  angenommen  mit  ber  Ueberfeifung 
ant  etiam  eas  idoneaa  personas,  quae  fugiant 
Buspiciones,  unb  in  biefem  Sinne  ift  au^  ber 
(Eonon  im  neuem  ftird^enred^e  anerlannt,  toäl^- 
renb  früher  immer  ber  ^auptnod^brudt  auf  ber 
gforberung  ber  SBermonbHd^aft  lag.  @o  tturbe 
ber  (Eanon  oft  erneuert  uno  einge{($örft,  ).  fß.  in 
ber  rflmifd&en  ffird^e  bon  ^ft  @iriciu8  (c.  81, 
Dist.  TiXXXT),  bon  (Sregor  bem  ®ro^en  (f. ).  $B. 
Ep.  4,  26),  ber  jebod^  ntd^t  unterlö|t,  bie  ®eift- 
lid^  menigftenS  auf^uforbem,  ba^Jle  lieber  gar 
feine  grau,  nid^t  einmal  bie  Dom  Soncilium  in 
9licäa  gematteten,  im  ^fe  bulben  foOen  (Ep.  9, 
60),  inbem  er  auf  bie  9Borte  beS  l^(.  9uguftinuS 
J^intoeiSt:  quae  omn  sororemea  sunt,  sororee 
meae  non  soni  —  SttoaS  milber  alS  bad  9li« 
cänum  lautet  ber  Sef^Iu|  beS  britten  SoncilS 
Don  (Eartl^ago  (397 :  f.  c.  27,  Bist  LXXXI), 
mo  baS  3afammenleben  mit  einigen  meiteren 
SSertoanbten  (filiae  fratnim  aut  sororom  eto.) 
geflattet  mirb,  mal^renb  eztraneae  feminae  aud» 
brädSid^  auSgefd^toff en  merben.  Sngleid^er  Strenge 
erneuern  ben  Kanon  baS  SoncUium  Don  Sgbe 
(506),  Don  Orleans  (538),  Don  Sraga  (568), 
Don  XourS  (567).  9lod^  meiter  ging  ber  ftaifer 
Suftinion,  ber  Nov.  128,  29  bem  SBifd^of  Der- 
bietet,  irgenb  eine  gfrau  in  feinem  6auf e  )u  l^ben. 
Siefelbe  SRagregel  unter  Sufl^ebung  bed  Dom 
92icftnum  geftatteten  Snbulted  ergriff  man  im 
Sbenbtonbe ,  afö  im  8.  unb  9.  Sa^r^unbert  bie 
öffentlid^e  Stttlid^feit  fo  fel^r  In  93erfaII  fom.  (Eine 
@9nobe  Don  Stom  unter  Sad^aS  (743)  bulbet 
oud^  feine  Dermanbten  gfrauen  im  ^ufe  ber  ®eift- 
lidden ;  baS  9IömUd^  befd^Io^  baS  Don  ^auIinuS 
Don  SquUeia  im  3.  796  gehaltene  eoncil  Don 
gfriaul;  biefe  Strenge  menbet  aud^  ber  SBifd^of 
X^eobid))]^  Don  Orleans  an  (Oapit.  ad  presbyt. 
12,  bei  Migne,  PP.  lat.  CY,  195)  unb  ebenfo 
bie  Soncttien  Don  9od^  (886)  unb  9Rain) 
(818  unb  888;  o.  1,  X  8,  2).   «uf  biefe  9n- 

itrengung  folgte  eine  DöOige  Srfd^Iaffung,  unb 
^ie  Solge  mar,  ba^  im  10.  unb  11.  Sal^r^unbert 
bie  ftirqe  gerabegu  gegen  ben  offenen  (Soncubinot 
ber  @eiftlid^en  ju  fampfen  ^tte ;  fo  fonnte  bie 
focaria  beS  (BeifUid^en  fc^Ied^t^in  als  meretrix 
foco  assidens  unb  ber  $riefta:  alS  focarista 
begetd^net  merben  (f.  Du  (3ange,  GIobb.  b.  y.). 
9Rit  befonberer  ftraft  trat  befanntlid^  ber  1^1.  ©re« 
gor  vn.  (f.  b.  Sri)  bem  Unmefen  entgegen; 
f))dter  emeuerie  Snnocenj  m.  bie  alten  ®efe^e, 
unb  Diele  ^oDin)iaIconciIten  famen  i^m  |U  ^ilfe. 
S)od(  mürbe  bie  Sermanbtfd^aft  ber  ^auSgenof« 
ftnnen  fd^on  nid^t  mel^r  mit  berfelben  Strenge 
urgirt ;  f o  geflattet  eine  S)idcefanf Qnobe  }u  Sal)- 
burg  1419,  quae  propter  aetatem,  morumque 
gravitatem,  aut,  si  fieri  potest,  conBanguini- 
taiem  omnem  merito  BUBpicionem  ezdudant. 
9ud^  boS  Soncil  Don  Xrient  rid^tet  feine  Sd^örfe 
gunäd^ft  nur  gegen  bie  Soncubinen  unb  Derbietet 
Don  anberen  ^auenS)>erfonen  nur  gan)  aflgemein: 
de  quibuB  poesit  haben  Buspicio  (8eB8.  XXV, 


989  Snbreptio  ~ 

0. 14  De  ref.),  unb  in  W\m  Umfangt  ^t  bie 
nnitrc  tti^Ii^c  @eftggtbiins  boS  SQnbot  btS3u- 
fammmkbtnfl  mit  grauraSperfonen  fefigelMltcn 
(bgL  b.  9rt.  @taiib(3)]fli(!^ni  btc  ®«i|Uii^, 
ob.  720).  [SlBfin^rt.] 

Subreptio,  \.  giiil^Ind^ung. 

SnbsidliimoliaTltatiTiun,f.9bQabniI,78. 

§xAfitm\,  als  pt|iIii{oti^i|^tt  XenninuS,  bt- 
gei^ntt  gattj  aSgtmein  genommen  boStenigc,  roaS 
tn  einem  gtlnaS  \%  mitllit^  i|t  unb  miiflüm  ift, 
imUnterfrfiitbeoonbem,  mit  baSginiaStlt,  ttirft 
unb  leibet.  ®ie  ©ubftanj  \\i  bet  tin^eitlii^e,  6t- 
^arrenbe,  für  fid|)  tiltibenbe  Xrägti  ber  Dielen,  Drt- 
Snbeilid^,  unfelbftimbigen  ^igenfi^aften  eintS 
ffiingtä,  bei  2ßut}elgrunb  feiner  2;t|ätigltiten,  ber 
9KittelpunH  feiner  Sejie^nngen  ju  ben  anhtren 
3)ingen.  %\t  mannigfai^en  WcrCmale,  bte  tcanbtl' 
bartn  ^leulerangen,  bit  eitlgeftaltigen  9Jer^äItni||t 
tineS  UtiDaäjeienben  unterf(|eiben  f«^  Don  biefem, 
bem  Seflimniten  unb  SBeftimmfiaren,  atS  bie  i^m 
julotnmenbtn  Seftimmt^eiten,  \ttitn  fidj)  oon  btr 
@ubftanj  als  ber  Inbegriff  i^  SBiefeinS,  alfi 
i^re  Äccibentien  ob.  —  Slie  SSorpttlung  ,©ub- 
panj  unb  SlccibenS"  i^  ber  tifte  Don  ben  ®ninb' 
begriffen  beS  menfd|Iii!)en  SDtnIenS  (eentialtote- 

Sorte).  %vt  entfiiltung  beS  StgriffeS  im  Saufe 
n:3'it  fpicgtit,  mte  in  einem  !itiiieglid(|m!Brcnn> 
t>unlte,  bit  ganjc  @tf^ic^tt  ber  $^ilofopbi'  fo' 
Die  ber  toi^tigften  Sctirftüde  auS  ber  X^ologie 
(Srinttüt ,  66tiftolDgie ,  51nt^rof  ologie ,  guc^- 
riftie)  ab.  SiaS  eingeben  auf  bie  geft^id^tlt^  l£nt' 
»iillung  [onn  ben  ©inn  beä  ©ubflangbeflriffeB 
am  btfttn  Quff<$lie|en ;  bie  33ergleii^ung  mit  t)er> 
manbten  SßorftellungSgebilben,  bie  SBaiftin  unb 
SBieftin  beS  ©eienben  genauer  fafftn  toDEen,  toirb 
ben  Segriff  oabeutlii^tn. 

I.  S)it  )ioetift^t  unb  m^t^enfii^ffenbe  $^an< 
tofit,  beren  ^timat  ba8  fintitnbe,  trdumenbe 
3JtorgtnIanb  tft,  baS  naturmiidifige  9)(ict)benttn  beS 
Ptnfdjtn  überbauet  furf)t  auf's  2ßannigfaltig|ü 
in  bnS  innere  ber  ^inge  einjubringcn.  iJtDC^  un* 
bereifen  [mb  bie  91ntniorfen,  Welt^e  1.  bit  Se- 
grünber  Der  (gritc^ifdien)  Sp^ilofop^ie  auf  bit 
^ragtn  nai$  btn  ©ubftanjen  geben.  Site  erften 
gorfi^tr  motten  bie  0rage  löfen,  inbem  fie  bit  91a« 
tur  htfi  Urftoffeä  unterfu^cn.  SSqB  „^ncip", 
moroua  unb  roorin  bie  ©eienben  finb,  trft^tint  aß 
baSSturf)tt  (xi  CSwp  ap-/f)  ■rijc  ?Ü3e(üt  [SbaltS]) 
ober  als  bie  reine,  unbeflimmte  ©topt^Ieil  (xi 
Äreipov  [9Inajimanbfr]}  ober  qI§  baS  Suflartige 
(iilp  [?Inaiimeneä]).  Slle  Spqtbagoreer  trfennen 
ba9  „SBefen*  btr  ffiinge  in  btm  baimonif^en 
3a5IenüciI)ältni&,  in  melc^em  bie  SßefenStlieilt 
flehen  (ctpiöiii«  xal  Äp|iovio),  bie  ffileoten  in  bem 
Sein  fetber,  baS  einzig  ip,  SJenftnbfein  unb  ®e- 

baddtjein  {tJ  Ev  5v  —  voeTv,  vinjia).  iRai^  ^.  ,..,..        „ ,^ 

ratlit  ift  baS  „gine  be9  31113"  baS  Urftuer  (nüp),  im  ontolDgtfd||tn  @innt,  bit  ott'SoVll 
baB  gSttlic^  unb  beffen  9]trmanblung@gefcti  bit  unb  in  i^enSInntnttnnitttt|i^qfintäl| 
SBelloemunft  ift  (Zeut,  a«)],  £u>öv  ti  tppovEEiv),  9IripoteIt8  Don  .amtittn  ©ul^tal«' ' 
SlnojagoraS  rebet  bon  ben  .©ttnSteimtn"  (jr^ep-  äEÜTGpaL).  ßs  ftnb  bit  9rt-  md>  01 
)xaTa),  bie  ja^HoS,  unenbli^  flein,  innerli^  obtc  begrifft  bn  €«a^,  gtuuRt  bd  V 


Ml 


Subflons. 


942 


b(n€dcnbcn^  loeld^bie  Segriffe  meinm.  6toff, 
Sfhmic,  X^ict^  3Rtn]^,  Sebetpefen  u.  f.  to.  »erben 
ic  IM»  xridm,  Bni)}|»nuoeife  }ufamtnenge]^örigen 
(^mielbbiQen  gtei^mfi^ig  audgefagt.  2)aS  finb 
bie  6iibpaii)cii  im  Iogifd^*))r&bicatü)en  Sinne 
(qI  junä  X&jo^  oioCai).  KeaMt  für  ftd^,  au^er- 
iolb  bcr  diiqelbinge,  l^ben  fie  nid(|t.  @ie  finb 
debontengebilb« ;  bie  Srten  (siSv))  tterbienen  ben 
Stamm  6ttbf}an^  ntel^  benn  bie  (Gattungen 
(TtiT|),  bie  6|>eaeö  fielen  ben  StaturinbtDibuen 
nä^ce  ütt  bie  (Bcnexo.  —  2Ba8  immer  an  einem 
S^äige  ftd^  ereignet  unb  ft$  ereignen  lann,  mad^t 
an  (icga^a|e  ju  btr  @ubjian},  bie  @umme  ber 

^n^  Sv).  ein  accibenS  i{i  «»gufällig'',  tt)enn  ed 
»emtni  vnb  bemfelben  S>inge  gulommen  unb  caiä^ 
mäfi  lubmmen,  toenn  ed  in  äBol^irl^eit  k>on  il^m 
«udgcjogt  nerben  lann,  aber  toeber  notl^toenbig 
no4  in  ben  meinen  g^en  ftd^  k)orfinbet''  (trufi- 
ßc^ipk  xoti  au(&ßeßv2x6c).  ^aBefentltd^"  ift  ein 
fUdfienS,  bafi  einem  ^ing  an  ^  gulommt,  bog 
ans  bcm  Segriffi  beS  S)tnge8  mit  Stotl^toenbigfeit 
folgt  (au|ipeßi)x^  xad'  aoro,  -zb  fötov  [Aristot. 
Topio.  1,  5;  Metaph.  5,  80]).  —  4.  2)er  ari- 
ftotdi^  Siibflanibegrijf  tt)ud)e  tion  ber  Sd^o- 
lopl  übernommen;  bod9  fud^te  man  burd^  man« 
^ei  Unterf^eibungen  unb  Sintl^eilungen  bad 
IBcfen  unb  ben  SBefenSbegrijf  beS  @eienben  nod^ 
f^örfa  )U  befthnmen.  2)te  ®egenuberftellung 
mibctantia  prima  et  Bubstaniiae  secundae 
br|ri^el  Dor  SOcm  ben  SSefenSunterfd^ieb  gtoi« 
{4en  6<l^5)>fer  unb  (Sefd^öpf.  9uf  ontologif^em 
Gebiete  mirb  bed  %riftote(ed  ^erfte  Subfiana" 
BobBianüa  distincta,  individuai  incommuni- 
cabüiB,  singularis,  particularis,  principalis, 
b.  L  bös  p^Qftf^e  Si{i)elbing  genannt,  ©eine 
SBcfendfonn  ift  bie  Bubstantia  fonnalis  im 
Sinne  bct  forma  BnbstantialiB ,  jum  Unter- 
t^i^  fon  berBubBtanüanaterialis,  bem  sub- 
jectnm  entis  informe.  Sie  SeinSinbioibuen 
iDecben  nad^  i|^rer  @einfimeife  unterfd(|ieben  d[9 
Bubfttantiae  smiplieefl  unb  compositae  (®etft 
imb  Stbtpa;  meta^|t)ftfd(|e  unb  pl^^fifd^e  (Sin* 
fo^^) ;  BubBtantiae  completae  unb  incom- 
pletae  (reiner  @ct{t,  9Ren{4  Seele  unb  Seib)^ 
1104  ^  9Be{enfiunterfd^ieben  ber  SeinSreid^e 
oH  sttbBtantiae  eorpoiales,  Bensibiles  unb 
spiritaalee,  alS  sabstantiae  conjunotae  cum 
imb  »eparatae  a  materia,  formae  aub- 
tifiteiiiee;  olfi  Bubstantaae  finitae  et  infinitae 
n.  f.  ID.  S)ie  @ub{tan)  in  Iogi{($er  ISebeutung 
rpraedicameDtumy  xntentio  secunda,  univer- 
ttle  reflexum)  l^i^t  aud^  Bubstantia  media 
(Urt)  unb  univerBalis  (®attung).  —  9)ie  Sfrage 
mi^  bm  Scdbentien  1^  Dielerlei  Streitigfeiten 
Mtanlolt  %m  einfoc^ften  folgt  man  ber  Sin» 
ÜKSung  ^obfolute"  unb  »relatioe''  Slcribentien. 
3cne  tefiden  bad  Seflimmtfein  eines  Seienben 
mS,  mit  IMeM  on  ft^  ift  ol^ne  Segug  auf  eine 
anxflid^  unb  möglid^e  Umgebung ;  biefe  bebeuten 
Sigrnfil^ci^  bie  ein  SeienbeS  im  SSerl^Itnil  ju 


anberen  1^.  SHe  abfoluten  Sccibentien  l^^en 
aud^  »efentlid^e  unb  notl^menbige  (conftitutioe, 
innerlid^e,  mcta})]^9fifd^e,  $ro})rietäten,  attribute). 
3)ie  relatioen  äccibenticn  (TOobi)  üerlieren  ge» 
totfferma^en  immer  mel^r  an  Sein,  ie  meiter 
fte  fid^  oon  ber  Subftang  entfernen  unb  fid^  gu 
eigenfd^aften  ber  etgen{(|aften  oerbfinnen  (con- 
fecutioe,  unmefentlid^e,  au|erlid^e,  jufäHige,  inbi- 
öibueDe,  rein  „accibentette"  acribentien).  3ww 
93egriffe  iebed  Sccibend  gehört  nad^  bem  ^l  Xl^o- 
maS:  Becnndum  qnod  d[Lyiditur  contra  Bub- 
Btantiam  accidentisy  esse  est  inesse;  acci- 
dens  est  res,  cujus  natorae  debetur  esse  in 
alio.  —  5.  2)er  Srud^  jmifd^en  ber  $]^tIofo))]^ie 
ber  iBorjeit  unb  ben  neueren  SQBeltanfd^uungen 
toirb  faum  burd^  Slnbered  beffer  ge!enn)ei(^net  att 
burd^  bie  Umbilbung  bed  SubftangbegriffeS.  £ar- 
teiiuS  (f.  b.  Srt.)  erfidrt  (Princip.  pbilos.  1, 
51  sq.) :  Per  substantiam  nihil  aliud  inteUe- 
gere  possumus,  quam  rem,  quae  ita  ezistit, 
ut  nulla  alia  re  indigeat  ad  existendum.  Et 
quidem  substantia,  quae  nulla  plane  re  in- 
digeat, unica  tantum  potest  inteUegi,  nempe 
DeuB ;  alias  vero  omnes  non  nisi  ope  con- 
cursos  Dei  ezistere  posse  percipimus.  At- 
que  ideo  nomen  substantiae  non  convenit 
Deo  et  illis  «univooe',  ut  dici  solet  in  scho- 
Us,  hoc  est  nulla  ejus  nominis  significatio 
potest  distincte  intellegi,  quae  Deo  et  crea- 
turis  sit  communis;  possunt  autem  sub- 
stantia  corporea  et  mens  sive  substantia 
cogitans  creata  sub  hoc  communi  conceptu 
intollegi,  quod  sint  res,  quae  solo  Dei  con- 
cursu  egent  ad  existendum.  2ieber  (enblid^en) 
Subftan)  l^aftet  eine  praecipua  proprietas  an 
(attributnm:  cogitatio,  extensio),  beren  naivere 
SBeftimmungen  il^re  modi  finb.  Sud  bieten  fd^iefen 
SorfteSungen ,  meldte  baS  93erl^öltni|  ber  ge- 
fd^ö^flid^en  2)inge  }u  ber  Urfubftana  mie  bad 
93erp[tnig  ber  @ebanlen  )u  bem  SDenffubjiecte 
anfd^auen  leieren,  l^t  St)tnoia  (f.  b.  Srt.)  ben 
{driften  SRoniSmuS  beftiSirt.  6r  fagt  (Eth.  1, 
def.  3):  Per  substantiam  intellego  id  [«cau- 
sam sui,  naturam  naturantem"],  quod  in  se 
est  et  per  se  concipitur,  hoc  est  id ,  cujus 
conceptus  non  indiget  conceptu  alterius  rei, 
a  quo  formari  debeat.  S)er  feang  ber  moni- 
fiifd^en  ^l^antafie,  meldte  ben  )eoem  2)en!en  un« 
abmeiSli^en  SBefenSunterfd^ieb  }mifd^en  bem  gStt« 
lid^en  unb  bem  gefd^dpflid^en  Sein  oermifd^t,  bie 
alled  Sein  als  ßinerleil^eit,  bie  Seienben  aß 
bie  SBirnid^feitS-  unb  Seftimmtl^eitSformen  bed 
einl^eitlid^  (pantl^eiftifd^)  ober  oieD^eitlid^  (materia- 
(iftifd^)  DorgefteQten  UrfeinS  ausgibt,  tritt  am 
l^eDften  gu  Sage  in  ber  Seflreitung  ber  obiectiocn 
»ealitöt  für  ben  Subfianabegriff.  3o^n  Sodfe  (f. 
b.  Srt.)  oerfid^ert  oom  empirifd^en  Stonb^junfte 
aus,  bie  SinbilbungSfraft  toermdge  feine  Srfd^ei- 
nung  o^ne  Sräger  gu  faffen ;  f o  gibt  fie  einem 
SorftellungSbünbel  oon  ßigenfd^aften ,  bie  un- 
trennbar mit  einanber  bertettet  auftreten,  mie 


MS 


eubtiU  —  6unbe. 


946 


spadea  =:  differenftia  speoifioa)  midmad^t 
Se^gldil^n  KSbä,  roo&  ben  ftdmonfal,  bie 
Sn^nloge,  bie  imiattd^  IBoiIage  für  ein  ftd^ 
otttiibbibcft  etiDQS  ent^,  \t\nt  Subfionj  (Sub- 
iftaotui  flolei  dici  prima  inchoatio  umns 
eoiiueiiBi^fiia  rei  et  soaxime,  quando  tota 
na  aaqiiena  continetor  Tirtute  in  primo 
princapio,  fo  tDcmt  bie  prindpia  indemon- 
ilrabilia  bie  Gubpon)  bcf  äBijfcnf^of t  genannt 
Mtai;  B.  ThODL  a  tlu  2 »  2 ,  q.  4,  a.  1). 
•i4  boi  Mflcneine  (nnirarsale),  boS  fid^  in 
Mea  Cinxlncn  o(9  boSfelbe  Dorfinbct,  trüt 
ds  (yamie)  €ttbPon)  ben  änbitoibuen  gegen« 
nte.  hiermit  bem^  fid^  anf 8  (Eng{ie  ber  ®e- 
bo8ii4  bciSBoded,  ttenn  na4  bem  SBoS,  ber 
SBeftnibrilip  nod^  bcm  gcftngt  loitb^  toc&  bie  Steal" 
be^iiiHon  einet  Seienoot  entölten  nm^  (Quid 
aaiiata?  in  Unterfd^e  Mtn  Qnia  est  iste?). 
(kttubd  Oft  bie  quiddäas  (qnod  quid  est  b. 
«ai  eaae),  bie  eeaentia  im  Unterfd^iebe  k>on  ber 
Csificni  (8ff ap&c)  einefi  @eienben.  SBeU  in  ®ott, 
bm  (Afobü  @Henbcn^  a^tfd^en  Sein,  2)Qfein  unb 
Soffetn,  §tDtfd^  aSBixfli^fein  unb  SSirffornfein 
aid^  gelznmt  mecben  larai  O^eua  est  sunm 
aaae,  est  som  eMentia,  quidditaa  seu  natura; 
agL  8.  UionL  a  phiL  1,  21  Bq.)r  fo  ^oüm 
ma^  X^Iogm  (Snfelm,  Sbälarb,  ^truS 
SMbttdnA  n.  %.)  in  Siüe^nung  an  Suguftimifi 
am  Sott  lieber  «effei«''  Pott  «Subfions''  jagen. 
Com  qnaeritur,  qoid  traa  [in  divimtate], 
■M^gna  proraus  inopia  humanuni  laborat  elo- 
quhmi;  dietum  est  tarnen  «irea  personae*, 
BOii  ut  iUnd  dioeretnr,  sed  ne  taceretur 
{Augoatm.  De  trinit  5,9);  yerins  enim 
eogüatnr  Dena  quam  dicitor,  et  yerius  est» 
qoam  eogitatur  (ib.  7,  4,  7). 

IIL  2)ie  Snttenbttng  beS  SubfionsbegriffeS, 
gamol  onf  bie  d^ftfi^en  9Dli^erien  ton  ber 
ShnfoOiQtett ,  ber  ^M^n  be»  SrUferS,  bem 
|eütg|ien  SBocifacronieate,  bd  bie  Stobien  ber 
|4üafo|i^ie«  unb  ber  bogmengefd^id^tlid^  6nt" 
uwDnng  prcng  )n  bcad^tm.  ©onjl  bleiben  baS 
aemr^Ute  ifcoouowc  bei  ^ßaul  Don  Samofota 
ntb  boB  bedoririe  6(&oQ09tQ^  auf  unb  feit  bem 
Shdnmt^  femer  bie  ia&k  ^ooic  (o&m,  6ii^ 

an«c)  inib  bie  tpdc  finooriffetc^  xpCx  icp^acmca 
gtgea  bis  Itrfanee^  Ue  yJk  6ir&iTa«c  unb  bie 
Üfo  ^uoacc  (oiotai)  geg«  bie  Steftorianer  unb 
fiitp^iaacr«  bte  tranaBUostantiatio  (conyersio 
adtatandalia)  n. «.  nntKifUnblid^.  SegugKd^  ber 
6iib{lon|*  bq^.  SBefenfitoeODanblung  muffen,  foS 
boS  9)ogpiia  nid^  in  bgift^e  unb  ontologifd^e 
Btbcrfpdkbe  nemifttt  tterben,  einfeitige  md) 
Uf4c  |i^ib|o|i^tfd^  SorfteSungen  ton  i,@ub« 
jbQil  wob  acdbend"  Dermieben  merben.  S)a}u 
gebdtt  t§,  tt»cnn  man  ieglid^  Unterf d^ieb  }ttifd^en 
Befen  unb  iBelenSbePinuntbeit  löngnd  unb  bie 
Bnlafi^eibimg  fSr  ^iedibcn  @d^ein  im  99eob« 
üi/ttt  fxOi&rt;  tnenn  man  bie  Sedität  ber  €ub« 
fta^m  gisgri^  nnb  auS{d6(te|Iid&  in  bie  SBirf- 
Ufiak  ber  «cdbeotien  oerbgt  (nil^UifKf d^er  ^u- 


roHSmud,  aduaüSmuS);  tterni  man  bie  SBirf» 
ßd^feit  bk  Soibentien  ber  MeintDirBid^Ieit  ber 
€ubfian|  Qufo))fert  (nibUifKfd^er  SVlonidmufi); 
ttfenn  man  bie  gemeinte  Unterjfd^eibung  als  foI(|e 
anfiebt  bie  Don  ber  Statur  btö  menfd(|ttd^en  S)en- 
fdid  unb  nid^  jugleid^  Don  ber  9!atur  ber  S)enl- 
obiecte  geboten  mftre  CRomindifien ;  distinetio 
media  ber  Scoti^en).  9ud^  bie  amtabme,  loeld^ 
bie  metopb^ftfd^  Xrennbarfeit  ber  abfoluten 
Xcdbentien,  ).  S.  ber  Suäbe^nung  (quantitas 
dimendya)  Don  ber  ffdtperfubficm}  häfoupM 
unb  fie  )U  Xrägem  ber  relatiDen  (fecunbören, 
mobden)  Cualitäten  mad^  toiH,  f^  ifyct  großen 
e^mieri^eiten.  S)ie  SBixQid^  ber  9cd- 
bentien  unb  bie  ber  (enblid^)  €ubfian)en  ifi 
gleid^  ßreng  feft)ubalten;  betbe  finb  nid^t  red, 
toobi  aber  ibeol  trennbar,  unb  bie  Unterfddeibung 
ifi,  toie  bie  ituifd^  Subflanj  unb  Subfifien), 
$erfon  unb  9latur,  Sffenj  unb  <Epften),  eine 
disiniotio  yirfcnaHB  dye  cum  fiindamento  in 
re.  S)a8  fogen.  Sebarren  ber  @))ecied  ohnt  r^tt 
naturgemäße  Subßans  im  Saaamente  oer  b^« 
tigen  Sud^ftie  ift  leid^  gegen  leben  fle^f^en 
(^mmrf  ju  Dertbeibigen  bnr(b  ben  f)intDeid  bor* 
auf,  baß  bie  9ccibentten9BirIungen  ber@ub{)an) 
finb,  boß  aber  eine  SSBirfung  fomobl  burd^  ibre 
nfid^fle  Urfad^  att  aud^  burd^  eine  b^bete  Urfod^ 
im  Safein  erbalten  loerben  fann  (D^  b.  9rtt 
Sntarfifacrament  1, 628  f.  u.  Xranfifi^antiatimO. 
(Sgl.  aus  ber  mit  frittfd^er  Sorfid^t  sugebrau« 
d^enben  Siteratur  Pesdi,  Inatitutiones  logiDaleB 
n,  2,  Fribnrgi  Biisg.  1890,  246 sqq.;  6ig- 
mort,  Sog»  n,  2. 9ufL,  gfreiburg  1898, 118 ff.; 
ffappeS^  SriMeleS-Scsifon,  $abeAom  1894, 
B.  y.  odo&t,  eteoc,  f^op^ij,  iyi^voL,  lvTsX£^ia« 
6Xv),  (jt})ipa(veiv;  €d^,  %!^omc&'2tt.,  2. 9ufl., 
$d)erbom  1895,  s.  y.  substaniia,  subBiBten- 
tia,  forma,  natura,  esaentia,  quidditaa,  per- 
sona, Buppositum,  Bubiedaun,  accidens; 
Stoig,  Ontologie,  §reib.  1896;  Serf.,  .%oetiI, 
ebb.  1897.)  [Sraig.] 

^utüU^  bei  mittelalterlid^en  fiiturgüem  8e- 
geid^ng  ffir  bie  Zuntcetta  (f.  b.  Vct)  bed  @nb» 
biaconS,  fettener  (f.  Du  Gange,  GLoss.  s.  y.)  für 
baS  Slod^et  (f.  b.  9rt  eborrodt). 

Smttxmßeu,  in  ben  bnfttifd^en  SBirren  92ame 
für  bie  ita^oIUen  (f.  b.  Srt.  ^u\ütn  VI,  500  ff.). 

^utuxtUatif4^  ^ksfl^ümetf  f.  dnrbind- 
biaibümer  unb  ätbrnif^e  itird^en^nroDin}. 

^(Ottfofifieti,  f.  S)efferDantS. 

Smb$mm.  f.  3Ran\ptl 

^ftbomerila,  f.  «media  I,  714  ff. 

$ftbfeebifebt,  f.  Oceonien. 

$fiitbe  im  tbeologifd^en  @|)rad^gebraud^  ffiSt 
unter  ben  allgemeinen  SJegriff  bed  uebelS  in  ber 
Demunftigen  Sreatur  unb  ift  dd  fold^ed  fletS  ein 
Sefed,  eine  $riDation.  3nt  (Segenfab  }u  ben 
))b#fd^en  Uebeln  ift  fie  ein  Uebel  in  ber  plid^en 
£)d)nung ;  fit  tritt  Dired  unb  unmittelbar  nid^t 
einem  Uog  relatiDen  ®ute  ber  (Ereatur,  ionbem 
(Sott  bem  bbd^jlen  ®ute  entgegen  unb  ift  oe^^ 


M9 


@unbe. 


950 


0114  bie  ^ö4ftt  9torm  unb  ©tunbform,  tiad^ 
iDcU^  ^  bie  SBelt  foittoä^enb  }U  rieten  l^t. 
Sie  itnfme  üxtcAtu,  bie  baS  @efe|  il^reS  Sßit^enS 
inif  immanntte  ffidfe  in  ftd^  felber  l^ot,  gel^t  mit 
Stot^tDenblgMt  in  @otted  SBiKen  ein  unb  realifirt 
Ott  aI4 1^  earigeS  Oefejf  j|ber  freien  Sreatut  aber 
bat  Oott  bcrort  feinen  SBtllen  )um  @efe|^  ge- 
geben^ ba|  fie  Qu8  eigener  SBa^I  ftd^  bemfelben 
cpnfoimiren  foH  Diefe  fittli^en  gotberungen, 
bie  brr  9Rcnfd^  in  feinem  Seben  )um  Sudbrude 
ktngm  foO,  nfii^igen  i^m  eine  fo  unbebingte  Stn- 
afenmmg  ob,  bo|  er  i^nen  gegenüber  nid^t  f^led^t- 
ffoi  tmentfi^ben  bleiben  fann.  Sntfd^eibet  er  fid^ 
nun  fui  i^  Sefolgung,  f o  bo&aiel^t  er  eine  fttt- 
04  gute,  im  cntgegengefe^ten  ^Ut  eine  jittlidl 
fAIc^^  ^nblung  ober  eine  Sflnbe.  Sie  ^eilige 
6^ft  felbfl  nennt  bie  €finbe  an  fielen  SteEen 
eine  @efc^ubectretung,  fo  1  3ob.  3,  4  dvo{i(a 
(taOfi  .defe^floftgteit' ,  fonbem  „®efe|toibrig- 
leir ),  ferner  5ftet«  hn  Sldmerbrief ,  m  ber  9l))ofteI 

bif  ^(iaptta  bolb  olS  itapaircu>)i.a ,  bolb  0l8 
:npaßaoic,  balb  ofö  icapoxoi^  bem  v£pLoc,  unter 
iDdi^  er  ft4  bad  g5ttli(^  @efe|  benft,  gegen- 
fibofteOt  Sefonbez«  baS  «Ite  Seftament  ift  reici^ 
an  f oU^  Stelen,  in  benen  bie  @ünbe  als  ®  ef e^eS« 
Vertretung  borgefteOt  nirb  (ügl.  $aul  Sd^ola. 
f^xnbb.  b.  X^ologie  beS  olten  SBunbeS  im  Sid^te 
bc«  neuen  n,  Segendb.  1862, 118  ff.),  »äl^renb 
im  9tfuen  bie  €ihibe  oorgugdtoetfe  als  innere  Ser- 
oü^ung  ber  @eele  unb  ald  Serlöugnung  ber 

ieiftigen  SBSiebergeburt  avA  (Sott  gefd^ilbert  mirb. 
(leid^ie  nun  iebe  Sefolgung  bed  göttlichen  @e- 
f^  ingleid^  bie  Snerfennung  unb  Siebe  ®otte8 
in  fid^  f^fte^t,  f o  ift  aud^  {ebe  Uebertretung  beS« 
felben  eine  factifd^  SBermeigerung  biefer  inerten- 
mmg.  Xlein  ^e  ifi  nid^t  blo^  Slegation  biefeS 
Serbditniffed  |u  ®ott  bur^  ben  in  ibr  betl^ätig- 
len  SbfoO  oon  ibm,  fonbem  in  biefer  9tegation 
ßegt  pxqkUi^  axt^  eine  ^ofition.  Sßie  aSer  Un- 
glmibe  an  ®ott  unb  feine  beiligen  Offenbarungen 
|ugf«4  ein  Srrtbum  i{t,  fo  ift  aud^  bie  $ri- 
Dotion  befi  göttlid^en  Seben8|)rinci|)ed  jugleid^  bie 
$ofttton  eines  n)iberg5ttlid^en.  «.Ser  nid^t  mit 
mir  ifi,  ift  U)lber  mid^/  Sntto)eber  mu|  ber 
Ohnfd^  ®ott  ober  ettoaS  SBibergöttlid^ed  jum 
$nnci|9  ^aben ;  benn  im  SDlenfd^enber jen  gibt  eS 
frtn  Sacuum;  M  rdatioeS  SBefen  mu|  ber  ^enfd§ 
eltDoS  Reben,  maS  er  }um  aRittet))unIte  feines 
Sebrnfi  mad^  SBenn  er  ben  @d^5))fer  nid^t  liebt, 
(tebt  er  baS  ®ef(bd)1.  S)arin  geigt  fld^  bie  gona 
cntfc|Hc^  Sofitieit  ber  6änbe,  ba^  ber  ÜRenfd^ 
vi^t  bloB  fein  »obre«  Serböltnig  ju  ®ott  negirt 
burd^  bie  Sextoeigerung  bcs  ®eborfam8  unb  ber 
Siebe,  fonbem  aud^  ein  foIfd^eS  ponirt,  fid^  nid^t 
6Io|  non  ®ott  abtoenbct,  fonbem  aud^  oem  ©e» 
ftö^ifTt^m  jumenba  (ogL  3ul.  SRuIIer,  Sie  d^riftl. 
£ebre  t>on  ber  SOnbe  l,  5.  9uf(.,  SreSlau  1867, 
174  ff.).  3toor  ifi  bie  Siebe  ber  Creatur  als  beS  oer- 
gingÖ^M  (BnttS  (bonum  commutabile)  ber  Siebe 
0ottei  Ott  beS  mtt)ergönglid^m  ®uteS  (bonum 
iscommntabile)  an  ^  nid^t  entgegengefe|t  (ogl. 


Albert.  Magn.  In  2  Sentt  d.  84,  a.  8  ad  8); 
benn  fo  lange  bie  Sreatur  nur  als  baS,  ttaS  ^ 
ift,  als  amttel  }um  Stele  betrad^tet  unb  ®ott,  bem 
Snbjiele  aBer  Sreatur,  in  ber  rid^tigm  2Beife 
untergeorbnet  mirb,  ift  il^re  Siebe  nid^t  oermerf« 
lid^;  nur  bann,  teenn  bie  (Kreatur  geliebt  toxtb 
mit  2)abingabe  unb  Sermerfung  @otteS,  mmn  fie 
an  bie  SteOe  ®otte8  gefegt,  als  ®ö^e  nebm  bem 
loabrm  ®otte  aufgerichtet  toirb,  ift  bie  Siebe  gu  i^r, 
loeii  ber  göttlid^en  entgegmgefe^t,  @ünbe.  S)urd^ 
biefe  Statuirung  beS  @ef($bpfKd^en  loerbm  bie 
SBegiebungm,  meldte  bm  ÖRenfd^en  mit  ®ott  oer- 
binben,  gelöst  unb  auf  bie  Sreatur  übertragen« 
®ott  als  b^fteS  ®ut,  in  beffen  Serberrlid^ung 
bie  oemunftige  Sreatur  i^re  SBefeligung  finbm 
follte,  mirb  in  ber  @ünbe  feines  SborafterS  als 
ßnbgiel  aDeS  @eimben  entHeibet  unb  biefer  ber 
Srec^  beigelegt,  unb  gtoar  in  berfelbm  gmei« 
fod^m  2Beife,  in  meld^er  er  ®ott  felbft  sufommt. 
@ott  ijl  nömlid^  gunöd^ft  Snbgiel  (finis  cui  sc. 
opus  Bervit),  infofem  ber  9Rm{d^  i^m  alS  bem 
böd^ft  ad^gS-  mib  ebrmfirbigen  ®ute  btmm, 
bulbigm  unb  gebord^m  unb  als  bem  böd^ft  HebenS- 
toürbigm  ®uie  in  Siebe  anbangm  foD ;  gloeitmS 
aber  audb  ßnbgiel  (finis  cujus  sc.  obtinendi 
gratia  ens  agit),  infofem  ber  SRmfd^  burd^ 
Seiftung  biefer  @ott  fd^ulbigen  Serebmng  ftd^ 
felber  bie  SBefeligung  oerfd^affm  foU.  SiefeS 
93erböltni|  ber  Kreatur  gu  ®ott  ift  baS  benibar 
böd^fte,  bmn  ®ott  erfd^eint  barin  einerfeitS  als 
böd^fteS  ®ui  in  jjtd^  (sununum  bonum  in  se), 
loetd^eS  mit  ber  Siebe  beS  SBobltooDmS  (amore 
benevolentiae) ,  anbererfettS  als  unfer  b^d^fteS 
®vA  (summum  bonum  nostrum),  tteld^eS  mit 
ber  Siebe  beS  SSerlangenS  (amore  concupiscen- 
üae)  geliebt  tt)erbm  fo&,  unb  biefeS  93erbältni| 
fd^Iie^t  als  baS  bbd^fte  bemgemö|3  aSe  anberm 
^giebungen  beS  SRenfd^en  gu  ®ott  ein.  3n  ber 
@ünbe  nun  tt^erbm  beibe  Sermini  auf  baS  ®e" 
fcböpflid^e  äbertragm;  le^tereS  erfd^eint  in  ber 
einm  ^inft^t  als  Seßftgmed!,  in  ber  anbem  als 
®mnb  unb  3icl  unferer  Sefeligung.  @o  ift  bie 
@änbe,  Don  biefer  Seite  aufgefaßt,  eine  Slblebr 
oon  ®ott  als  bem  Snbgtele,  oerbunbm  mit  ber 
Verlegung  biefeS  SnbgieleS  in  bie  Kreatur.  SHe 
beilige  @d^rift  fteOt  bie|  in  bem  ®Ieid^ni|  (3er. 
2, 18)  bar  alS  ißerlaffm  beS  lebmbigm  SBaffer- 
bomeS,  ge|)aari  mit  bem  ®roben  oon  rifflgm 
Srunnm  an  Stelle  beS  unerfdbaffmm  ®nabm" 
bmnnenS.  —  SBeld^er  oon  ben  briben  oorge« 
nannten  gfactorm  ber  dgentiid^  conftitutioe  ber 
Sänbe  ifi,  ob  biefe  mebr  in  ber  ^blebr  oon 
@ott  ober  in  ber  ^infebr  gur  Kreatur  liegt,  ifi 
fd^mer  gu  entfd^eibm;  fo  oiel  ift  iebenfaOS  ftd^er, 
bo^  in  riner  6anblung,  in  totl^tt  bie  ooHe 
99oSbeit  unb  Serlebribeit  ber  @ünbe  gegebm 
iji,  eine  aibfebr  oon  ®ott  obne  ^infebr  gur 
Kreatur  gar  nid^t  benibar  iji.  StHerbingS  lann 
es  SäBe  gebm,  in  benm  eine  formelle  9U)er- 
fton  ober  Konoerfion  nid^t  oorliegt ;  allein  nid^tS- 
beftommiger  finb  biefe  bann  fd^on  in  ber  fibib« 


»a 


Sfinbe. 


954 


&Slnt(eiIttngberۊiiben.  SRonuntetp 
fAribct  Me  6fl]ibcii  nod^  ben  Derf^iebenen  ®e- 
ft^ttiMiidlm  Ott  a.  Sfinben  gegen  ®oit,  gegen 
bk  tigoie  ^^im  unb  gegen  ben  3lMfitm,  [t 
mSj/ban  burdft  biejelben  bod  rU^tige  Oä)nung8- 
»crtdUsi^  gegm  &M,  gegen  unS  felbji  ober 
gegen  benSlOd^  ixtiejft  ottb.  —  b.  SBegel^ngd- 
imb  Ibdtdoffungffäsbcn«  le  nad^bem  in  i^nen 
ein  «gottoci  ober  ein  |io{itü)eS  ®ebot  übertreten 
Bri^  —  6.  SIetfftcS*  unb  ®eiftedfänben,  ie  no^ 
bem  fit  te  einer  unorirniUii^  Segterbe  beS  gflei" 
Mti  (nrie  Xtnnffttd^t,  Unfeufd^^t)  ober  bed 
Qieipeg  (»it  ^,  Slcib,  etoh)  befielen.  — 
i  fUn^  nnb  innere  @taben,  ie  nad^  ber  9rt 
i|nr  Vntfü^rung  bnr4  ^to<n  dax^tm  ober  innem 
Sei  —  ^  63nbien,  todd^  ouft  6<^ttKid^eit,  Un- 
»iffen^ril  ober  8o8l^  begangen  toerben,  olfo 
cntnder  in  ba  Snfregung  ber  fieibenfd^aft  ober 
in  einer  fd^QAocen  ilnfcnntni^  (ignorantia  Tin- 
dbflb  nnteeedens)  ober  leMgli^  in  ber  93er> 
h^^nteit  befi  SBilend  i^  SBurgd  ^oben;  It^m 
ttRnm  94  t^got  bi0  ji^  biobolifd^  @flnbe,  b.  i 
ber  mit  Selou^ein  unb  Wbfid^t  birect  gettoflten 
edeibtgmis  eolteft,  fieigem.  —  f.  ^erfdnlul^e 
€itttbcn  uiü)  Crbfättbe,  ie  nad^bem  {le  oon  vM 
jdbß  begongni  ober  bur^  bie  Srbf d^ulb  mtf  unS 
ubfrfbmmen  ifL  — -  g.  formelle  unb  moterieOe 
€mibcn^  ie  nod^bem  mit  ber  Uebertretung  beS 
9AoM  oud^  eine  perfdnlid^e  6d^ulb  oerbunben 
ip  ober  nid^  —  b.  KctueSe  unb  babihieSe  ®ün« 
blni^  0enn  Me  Gunbe  betrod^et  mirb  old  oor* 
äterg^enbe  6anblung  ober  in  il^rer  l^abitueUen 
Sortboier  (golgen).  —  i  Zob«  unb  lö^id^e 
€anbei^  ie  no^bem  burd^  fe  bie  fibemotärlid^e 
Setbinbnng  beS  ÜRenfd^  mit  ®ott  mtf  gehoben 
wbh  dbn  nti^t  —  9A  eine  unrid^tige^  oon 
SDqsanbcr  VUL  Dermotfene  ßintl^ettung  enblid^ 
ix^^dat  k.  bie  f  d^n  ertoSbute  Unterf  d^eibung  oon 
{ogoL  (»^{o))l^(^  unb  t^ologifd^  Sfinben, 
mobd  unter  bai  erßeren  fkmblungen  oerftonben 
iRtben  follen,  bei  kodd^  iloor  bie  Sforberungen 
ber  Sesnimft  unb  bed  no&Iid^en  Sittengefe^ 
Mde|t,  boS.a)erbtttn$  gu  @ott  aber  mangels 
fefmninil  doiteft  ni^  geftdrt  merbe,  unter 
kißam  m  fd^Ie^tbin  fni  getoollte  unb  bemühte 
Oebotretung  be0  gdtfii^m  (Skfe|ed  unb  Seleibi- 
gimg  feine9  UrbmrS.  Ueber  bie  fogen.  fremben 
€oid>cB«  bie  @unben  gegen  ben  b^Iigen  (Seift 
nab  bie  (immelfi^reienbcn  Sflnben  f.  b.  folg.  9rtt. 

4. 6pectf  tfd^e  unb  numerif  d^e  Untere 
[i^cibuno  oer  Sfinben.  Wk  Sunben  unter- 
M^ibcn  ^i  noA  f^  6)xcicg,  b.  ^.  nod^  i^rer 
fa^nbem  9oft^,  burc^  tteld^e  fte  in  tt^efentßd^ 
Mtf^iebener  SQBeif e  bem  6ittengefej|e  toiberf^ired^en. 
5Da  bie  Sfinbe  eine  $rioation  ift,  |b  ift  bie  &pt» 
ccfkntkm  ber  Gunbe  nur  mbglid^  in  Sejiebung 
uai  Me  Serf4iebenarüg!eit  be6  (guten,  bem  fie 
ntgnatgrfclft  ifi  Ob  mon  bobei  bie  f))ecififd^e 
9er{Qiebni|ieit  ber  Sfinben  ou8  ber  SBerfd^ieben- 
^  ber  Oljede^  ober  mit  Snberen  oud  ber  SSer« 
f^ifbea^eil  bet  ongegriffenen  Zugenben,  ober  enb* 


2 


lid^  oufi  ber  SSerfd^enl^eit  ber  oerb^en  (Be« 
böte  ableitet,  fommt  fad^Iid^  auf  baSietbe  l^uS. 
S|>e€iftfd^  t>erfd(|ieben  ftnb  bemnad^  bie  Sfinben, 
menn  fie  t)erfd^id)enen  Xugenben  entgegengefegt 
finb,  ober  menn  Me  ndmlid^e  Xugeiü)  in  oer- 
fd^iebener  SBeife  oerle^t  mirb,  ober  menn  fpe« 
cihfd^  oerfdjiiebene  (Sefe^  flbertreten  merben.  ®pt^ 
rififd^  Derfd^ben  finb  5fm  bie  @efe^e,  loenn  i^re 
Objede  oerfd^d)en  finb,  ober  menn  in  IBegug  auf 
baSfelbe  Obiect  ein  oerfd^tebenartigeS  SRotio  beS 
(Sefe^ebere  oorKegt.  Serben  bogegen  mebrere 
(geböte  oerle^,  meldte  nid^t  formeQ  oerfd^ieben 
finb,  b.  b-  fold^e,  bei  meldten  ba«  Stotio  bed  ®e« 
fe^berg  bad  namlid^e  ift  unb  aud^  leine  SSorfd^ie« 
benbeit  ber  SRoterie  dorliegt,  fo  entfielet  burcb  bi^ 
Ißerfd^iebenbeit  ber  ®ebote  leine  neue  f))eci^fd^ 
SBoSb^  ber  Sunbe.  9lad^  ber  allgemeinen  Se^re 
ber  Xb^ologen  begrunben  bie  circumstantiad 
notabiliter  aggraTantes  leine  f))eciftfd^e  Ser* 
fd^iebenbeit  ber  Sfinben,  ba  baS  SRebr  ober  SBe« 
niger  bie  S|>ecied  nid^  önbert  —  93on  ber  f))ecifi- 
fd^en  SBerfd^leben)^  ber  Sfinben  ifi  bie  numerif d^ 
}u  unterfd^etben.  &  Vjt  Aar,  ba|  aKe  Sfinben, 
tt)eld^e  fp^ftfd^  oerfd(|ieben  ftnb,  aud^  numerifd^ 
oerf^ieben  (inb;  aber  aud^  innerbalb  ber  n&m» 
lid^en  9lrt  fönnen  bie  Sfinben  Oeroielfältigt  mer» 
ben.  (Sin  äBiQendad  farai  mel^rere  Sfit&en  in 
td^  f d^ße|en ;  mel^rere  9cte  tonnen  mebrete  Sfin- 
en,  t5nnen  aber  aud^  mtr  eine  Sfinbe  auS* 
mad^en.  Seiber  SeftimmungberSal^IberSän* 
ben  lommt  ed  bau;)t{öd^Iid^  borauf  an,  ob  t>erjd^e» 
bene,  moralifd^  nid^t  geeinigte  ©efammtobiede 
(objecta  totalia)  oorliegen,  meldte  ber  SBiOe,  fei 
ed  in  einem  f ei  ed  in  mebreren  Veten,  um^^t,  um) 
ob  in  Setreff  beS  nfimlid^en  Objected  moralifd^ 
unterbrod^ene,  aber  in  fid^  doQenbete  SBiOenSacte 
oorbanben  jitib.  9(8  moraltfjb  geeinigt  ftnb  bie« 
ienigen  Objecte  anjufeben,  bie  naä^  i^rer  92atut 
ober  nad^  ber  Slnfd^auung  ber  SRenf  d^en  ober  menig« 
ftenS  nad^  ber  Suffaffung  bed  fKuibeInben  ald  &a 
6)egenftanb  bed  ^onbetnd  angef eben  »erben  fbnnen. 
9ßoraItfd^  geeinigt  ftnb  bie  SBiOendacte,  memt  ber 
folgenbe  old  gfo^tje^g  unb  SBirfung  eined  dot* 
bergebenben  erfd^eint,  ober  toenn  oerfd^iebene  Scte 
einem  oon  Anfang  an  intenbirten  ^ouptjioedte  fid^ 
atd  9Rittel  unterorbnen.  S)a  nun  rein  innere  9cte 
nid^t  ober  feiten  oon  einanber  abbangen,  fo  mer>* 
ben  fie  leidet  unb  fo  oft  oeroielfältigt,  ald  bet 
(Sonfend  bed  SBiOend  erneuert  mirb.  innere  Scte 
mit  ber  Sbfid^t,  fie  ftu^erlid^  )u  oon^ieben,  loer« 
ben  fo  oft  oeroielfättigt,  ald  ber  IQorfatf  fotmeO 
erneuert  uirb.  9lad^  ber  fiebre  bed  ffi.  VIfond 
fann  ein  93orfa|  }ttei  bid  brei  Xage  fortbauem, 
ol^e  unterbrod^en  )u  merben ;  tmterbrod^en  mörbe 
iä>od^  ber  SBorfa^,  menn  er  formeQ  miberrufen 
mflrbe.  gfinben  aber  bie  SBiOendentfd^Ififfe  ibre 
fBottenbung  unb  Sinigung  in  einem  du^erltd^en 
aide,  fo  liegt  nur  Sine  Sfinbe  oor.  Seu^rlid^ 
DoOenbde  Scte  finb  fo  oiele  Sfinben,  ald  in  fld| 
abgefd^toffene  %de  oorliegen.  Oitnen  fie  ftd^  ba* 
gegen  einem  urf{)rfinglid(|  beabftd^tigten  unb  mir!« 


955 


Sünbe. 


956 


Hd^  DoQBrad^ten  9Iäe  afö  SRtttel  unter,  ober  gelten 
fte  oud  einem  einzigen  SBiÜenSocte  aI8  beffen  3ßir- 
fungcn  l^cröor,  fo  fmb  bic  innere  imb  bie  äußere 
^anblung  gufammen  nur  Sine  @ünbe.  (lieber 
bie  Serp^ic^tung,  in  berSeid^te  bie3a^I  unb  bie 
not^menbigen  Umftönbe  ber  @ünben  onjugeben, 
{.  b.  5lrt.  «eid^te  II,  236  f.) 

5.  Xobfünben  unb  lä^Ud^e  @ünben 
nad^  ber  ^eiligen  @d^rift  ber  Xrabition  unb  ben 
Sel^rentfd^eibungen  ber  ftird^e.  ®ie  l^eilige  ©d^rift 
gibt  un§  ben  Segriff  ber  lä^Iidden  @ünbe,  loenn 

iie  Don  Serfel^Iungen  rebet,  in  loeld^e  alle  9Jlen- 
d^en,  aud^  bie  ©ered^ten,  fallen,  o^ne  il^re  ®e- 
red^tigfeit  gu  üerlieren  (^reb.  7,  21.  3ac.  3,  2. 
1  3oi  h  8);  femer,  toenn  pe  (3Katt^.  5,  26. 
Suc.  12,  59)  bie  ©ünben  ber  ©ered^ten  mit  einer 
@d^ulb  Don  feuern  üergleid^t,  Dor  beren  Sejal^- 
lung  ber  SDtenfd^  nid^t  aud  bem  ©eföngniffe, 
b.  1^.  bem  g^gfeuer,  entlaffen  »irb.  gbenfo  »irb 
bie  merfttJÜrbige  ©teile  1  Sor.  3,  12—15  öon 
ben  SSätern  (5. 8.  Aug.  De  civ.  Dei  21,  26,  3; 
Ambros.  In  Pb.  118;  senn.  20,  58;  Ogl.  S. 
Thom.,  S.  th.  1,  2,  q.  89,  a.  2)  auf  bie  ©ünben 
ber  ©ered^ten  gebeutet.  Sion  Xobfünben  l^nbelt 
1  (Sor.  6,  9.  10.  ®al.  5, 19  ff.  dp^.  5,  5;  oon 
Zobf ünben  unb  lö^Iid^en  ©ünben  guglei^  3ac.  1, 
14. 15.  3)er  SluSbrud  ^©ünbe  jum  Sobe"  unb 
„©ünbe  nid^t  gum  Sobe"  finbet  ftd^  1  3ob.  5, 
16. 17,  atterbing§  l^ier  nid^t  in  fidler  feftgefteUter 
Sebeutung  (Aug.  De  corrept.  et  grat.  12,  n.  35 ; 
Greg.  Mag.  Mor.  16, 68).  SSei  ben  Siötem  geigt 
fld^  anfönglid^  eine  mannigfad^e  ßint^eilung  ber 
©ünben,  l^ertiorgerufen  burc^  bie  oerfd^iebenartige 
©trafbiSciplin,  »eld^er  bie  einzelnen  SBergel^en 
unterlagen,  ^ertullian  (De  pud.  2)  unterfc^eibet 
Dergebbare  unb  unoergebbare,  fd^mere  unb  leidste 
©ünben,  unb  tl^eilt  bie  beiben  legten  Alaffen  nod^" 
malS  in  jUiei  Unterarten  (De  anim.  35;  De 
pud.  19).  OrigeneS  (In  Jer.  hom.  2,  n.  2; 
In  Lev.  hom.  12,  n.  3)  unterfd^eibet  gmifd^en 
tobbringenbcn ,  fd^toeren  ©ünben  unb  gemöl^n- 
lid^en  ©ünben,  in  bie  man  läufig  fällt,  meldte 
ber  ©eele  »ol^I  ©droben,  aber  nid^t  ben  Unter- 
gang bringen.  5ln  anbcrer  ©teile  (in  Lev.  hom. 
14,  n.  3)  gä^It  er  brei  Wirten  öon  ©ünben :  läfe- 
lid^e,  meiere  ben  ©top{)eIn  gleid^en,  bie  alSbalb  Dom 
gfeuer  öcrje^rt  locrben ;  f(§ioere,  meldte  bem  §eu 
vergleichbar  fmb,  baS  bem  Q^uer  längere  5Wa]^rung 
gettJäl^rt ;  SScrbrec^cn,  toeld^e  mit  bem  ^oljc  oer- 
glichen  »erben  fönnen,  baS  nur  langfam  oer- 
orennt  unb  bem  geuer  nac^l^altigcn  ©toff  bietet. 
2)ie  Iä6lid&en  ©ünben  tl&un  bem  Sebcn  ber  ©eele 
feinen  gintrag  (ogl.  In  Lev.  hom.  12,  n.  3),  lej» 
tere  i[t  mit  6l^riftu3  oerbunben,  unb  S^riftuS  mol^nt 
in  i^r ;  biefe  ©ünben  Der jd^Iie^cn  aud&  bem  3)Jen- 
fd^en  ben  §immel  nur  fo  lange,  bi§  fie  DöUig  gc» 
bü^t  finb  (Dgl.  In  Luc.  hom.  35).  SlnberS  ift  e§ 
mit  ben  fd}njeren  ©ünben  unb  ben  Serbred^en. 
S)icfe  l^abcn  immer  eine  culpa  mortalis  jur  Sfolgc 
unb  tobten  bie  ©ecIe ;  fie  untcrfd)eiben  fid^  ieboc^ 
barin  Don  einanber,  bafe  für  erftere  bie  ßird^en- 


bu^  öfters  unternommen  unb  bie  Sodftn:((^ 
ert|eilt  loerben  !ann,  für  lektere  Ithoä^  nur  einmal 
(In  Lev.  hom.  15,  d.  2 ;  In  Jes.  Nav.  hom.  7, 
n.  6 ;  In  Jer.  hom.  13,  n.  2 ;  hom.  7,  n.  3; 
In  Matth.  comoL  ser.  114).  ^prian  (De  op, 
et  eleem.  8 ;  De  or.  dorn.  22 ;  De  laps.  28) 
](|ält  fid^  genau  an  bie  Sintl^eüung  £eituflianS 
unb  Dergleid^t  bie  ©ünben  ber  (gerechten  mit 
Heineren  SBunben,  »elt^e  bo8  fieben  ni^t  e^ 
tobten ;  SlugufiinuS  (De  fid.  et  op.  26)  untex^ 
fd^eibet  ©ünben,  loeld^  canonifd^e  Su^  unb 
^ugfd^Iie^ung  Don  ber  jKrd^e  no^  fid^  gie^ 
femer  ©ünben,  loeld^e  burd^  bad  ^lenntni^  ge« 
tilgt  tottbtn,  unb  ©ünben,  meldte  fd^on  bur^  ein 
reumütl^iged  ®ebet  ISSer^eil^ng   erlangen  (ogL 
aud^  Serm.  351;  De  civ.  Dei  19,  27;  21,  27; 
Ench.  71).    aei^nlid^  brüdt  fid^  6:^oftomnl 
au§  (In  Gen.  35  hom.  60,  n.  4 ;  In  Matth. 
hom.  28  [al.  24],  2).  ^ieront^mud  fagt  (C.Pe- 
lag.  2,  4):  „3)a^  eS  (Serec^te  gibt,  ift  flor;  bo^ 
einer  aber  o|ne  aQe  ©ünbe  fei,  bad  glaube  ii| 
nid^t.  Oldne  fc^loere  ©ünbe  (absque  vitio,  qaod 
Graece  dicitur  xax(a)  fann  ein  3Renf(i^  ido^ 
leben;  gan^  fünbelod  (dlvafxöfpT7)Toc,  L  e.  one 
peccato)  5U  fein  aber  fommt  nur  (Sott  afleii 
^n."  918  berjenige,  ber  ^um  erften  SRale  gemi|{t 
©ünben  al§  ^aupU  ober  Zobfünben  begeid^ 
l^at,  galt  lange  3(it  3ol^anned  (S^ffuin  (f.  b.  9rt); 
aQein  biefer  beruft  fi(|  felbft  auf  bie  traditio 
patrum.  ©ein  SSorgänger  in  biefer  IBe^ieldung  i|l 
ber  ^rd^ibiacon  SDagriuS  SßonticuS  (f.  b.  M) 
5U  Sonflantino})eI  (um  385).    2)iefer  ^ßSjli  in 
feinem  99riefe  Ad  Gtesiphontem  biefelben  ott 
ad^t  ^auptarten  fünbli(!^er  @ebanlen  auf  (S^ffif 
tüi^,  Ser  ftated^umenat  ober  bie  firc^Ii^  (Ei> 
Sie^ung,  £ei)))ig  1868, 485).  3u  ben3U)bfunbeii, 
toie  fie  bei  Saffian  (Coli.  22,  13)  genannt  jtnb, 
gel^ören  Unmä^igfeit,  Unfeufd^l^eit,  ®eig,  3<>ni» 
^raurigfeit,  Xrägl^eit,  Sitelfeit  unb  ©tol^  iXA 
©eneralconcil  Don  Sartl^go  (can.  6.  7.  8,  bei 
Harduin.  I,  1218  sq.  [früher  irrt^ümlid^  bem 
Soncü  Don  Sl^ileoe  jugefd^riebcn])  erfiart  eineifetü 
bie  Unmöglid^feit  einer  DoEftönbigen  ©ünben^ 
freil^eit  be3  Wenfd^en,  anbererfeitS  aud^  bie  So* 
einbarfeit  geringerer  SSerfel^Iungen  mit  bem  3»" 
tanbe  ber  ©ered^tigfeit  unb  ^eiligfeit.    Sbenjo 
agt  baS  Sribentinum  (Sess.  VI,  c.  11):  j,Cb- 
gleid^  in  bie{em  fterblid^en  Seben  felbft  bie  ^igen 
unb  @cred^ten  menigftenS  in  leidste  unb  olüagli^c 
©ünben,  meldte  aud^  lä^Iid^e  genannt  uerben, 
bisweilen  faden,  fo  l^ören  fte  be^^alb  niä^i  auf, 
gerecht  ju  fein."  3m  ®egenfa^e  ju  biefen  ©ünben 
^ei^t  e§  bann  ebenba,  bog  ntd^t  nur  burd^  ben 
Unglauben,  jonbem  burd^  jebe  Zobfünbe  ber 
©taub  ber  Scd^tfertigung  Derloren   ge^t,  ber 
39^enjd^  ein  j?inb  be§  3orne3  unb  geinb  @otteS 
mirb,  unb  (Sess.  XIV,  c.  5  De  poenit)  ba|  jur 
äBiebererlangung  ber  ^eiligfett  boS  93e!enntnift 
attcr  biefer  (fd^weren)  ©ünben  notl^wenbig,  jut 
Vergebung  ber  lä^li^en  bagegen,  „burd^  meld^ 
xoxx  Don  ber  ®nabe  (SotteS  nid^t  auSgefd^lojfen 


957 


@flnbe. 


958 


Mboi',  bas  Sdctmitttg  nid^i  geBoten,  fonbem 
mt  gcxot^cn  iß. 

6.  Sie  conftitutiDen  Stotnente  ber 
Cinbc  2)omU  rbi  Set  Qfö  fänb^oft  bejeid^net 
Botel  Idime,  ifi  bie  (Eoncurreti)  ^eiet  SRomente 
wt^mcnbig;  er  mug  a.  irgenbnrie  im  SBiber- 
{pni4e  mit  einem  göttli«^  Sefe|e  fiel^en,  unb  er 
nuft  b.  frei  getooflt  ober  ein  Set  fein,  qni  pro- 
eedit  a  yolimtaie  cum  oognitione  eorum  circa 
fuaa  aetio  yersatnry  nempe  objecti,  finis 
et  eircnnwtantiarnm  (Müller,  llieoL  mor., 
5.  ed^  Yind.  1887,  §  89).  »ei  bem  SBiberftreite, 
in  iDcI^cn  ^  ber  fänbige  Vct  aum  ®efe|e  fieOt, 
ifi  mm  imeberum  ein  2)o))))ette8  )u  bead^ten, 
nömlt4  ou  ber  Setter  be«  ©efe^eS  felbft  unb 
ß.  bie  9rt  mib  SSBeife  biefeS  SBiberftmd^eS.  SS 
gibt  ®efe|e  (bie  legee  eimpliciter  ber  Sd^o« 
bfHIer),  beren  Seoboc^ng  alS  abfolut  notb- 
iscnbig  jmn  Sfortbeftonbe  ber  ftttlid^en  Orbnung 
betrml^t  merbcn  mu^  beren  3nbalt  alfo  ein  f o 
fDi^tigcr  iß,  bo|  man  fogen  {mm,  mi  Vfm  fei 
lOcS  mistig  unb  9lid^td  gering,  olfo  aud^  ber 
Brtnße  X^eil  t)on  abfoluter  SBebeutung.  Sie 
64ule  nennt  bie|  gravitas  absoluta  unb  i^r 
Sttbfhot  materia  gravis  ex  toto  genere  sno. 
^m  iß  iebe  parvitas  materiae  mtSgefc^Ioffen 
mtb  betbolb  beim  Uebertreten  eined  folgen  unter 
ollen  Umfifinben  Derpfli^tenben  ®ebote8  eine 
Xobfmibe  gegeben  unb  jmor  ex  toto  genere  suo. 
Ser  3n^  beS  ®efe^  tmtn  ober  aud^  eine  ma- 
tflda  gravis  ex  genere  sno  non  toto  fein,  b.  b- 
im  fCQgemeinen  jmar  ein  (Segenftanb  Don  großer 
SSt^ti^^,  ober  bod^  nid^t  oon  fo  großer,  ba^ 
mm  ftigen  fSnnte,  au(^  ber  geringße  ober  Qeinfte 
SbeU  bm)on  fd  fe^r  mid^Hg  (}.  93.  baS  firc^lid^e 
gojiengebot).  ^ferner  lann  bie  9Raterie  materia 
levis  ex  genere  suo  fein,  b.  b*  ^i^  ®egen« 
ßonb,  ber  für  bie  fUtlid^e  Orbnung  nid^t  Don 
fraabtegenber  ober  ))rinci|)ieSer  Sebeutung  iß^ 
alfo  mt^  nid^i  eine  abfolute  Serftdrung  ber 
6tttmorbmmg  nad^  ßd^  }tebt  ().  93.  eine  einfädle 
Su^X  (Eine  berorttge  SRoterie  ergibt  an  ßd^ 
(Ion  dn  peccatum  leye  ex  genere  suo,  toel* 
4ef  nnr  per  aecidens,  b.  b*  beim  ^in}utreten 
eines  bie  Speried  bct  €finbe  änbeniben  Um- 
ftonbeS,  }itr  Xobfflnbe  toerben  tonn.  3u  ben 
Sttnbrn  er^erer  Sri  )äblt  man  alle  bie^enigen, 
iD  qnibiia  non  obstante  levitate  apparente 
materiae  reperitnr  integra  irreverentia  divi- 
OM  majeatatis  et  gravis  laesio  caritatis  Dei 
etproxuni  (Billuart,  Summa  S.  Thomae 
Vm«  Paris.  1827,  360),  alfo  3.  99.  @otled- 
^  Unglauben,  ®5|enbienß,  SReineib,  @otteS- 
Ifißomng,  (bnpbnmq,  ÜJlorb  u.  f.  to.  S)ie  @än- 
bcn  ber  gmetten  9rt  ftnb  s^ar  an  ßd^  \ä)mx, 
febod^  ni^it  oUeseit  unb  in  {ebem  ^o&t,  mdl 
(ien  i^  Objed  ein  geringeres  iß  unb  be^b<^ 
bie  6iinbe  mit  9iäd!ßd(|t  barauf  imäf  eine  Ift|« 
(ul^  fdn  Csrni;  bieg  g&t  ).  SB.  M  geringerer 
Scrbtetg  eines  @eläbbe8,  M  dnem  Siebßal^I 
mb  ibe^^ont^t  bei  Dielen  @ünben  gegen  ben 


Stdd^ßen  unb  ßd^  felbß,  femer  bd  ben  @finben 
gegen  bie  JKrd^engebote.  SBieber  anbere  @ün- 
ben  ßnb  an  ßd^  gering,  merben  aber  erfd^toert 
burd^  bie  begleitenben  Umftonbe  ober  ibre  Dor« 
auSgefebenen  gfolgen  ober  bie  fogen.  SoaleScenj. 
€0  iß  t\m  Süge  an  ßd^  lä^Itd^e  €ünbe,  loirb 
aber  Xobfünbe,  tomn  bem  Ütöd^ßen  baburcb 
groger  @d^ben  jugefügt  loirb;  ebenfo  iß  eine 
balb  j^ioeibeutige  {Rebe  als  fd^toer  ffinbbaß  an- 
jttfeben,  loenn  ®efabr  beS  ^ergemijfeS  ober  ber 
Serfubrung  Dorliegt;  femer  iß  ber  ^iebßabl  Don 
lomigen  $f ennigm  nur  lailiäfe  @ünbe,  coaleSdrt 
aber  aur  Siobfünbe,  tomn  in  9BieberboIung  beS 
2)iebßablS  bie  geßobtene  SRoterie  nacb  unb  nad^ 
ju  einer  bebeutenbm  beranmäd^ß. 

§ür  bas  93erböltni|  ber  @ünbe  aum  ®efe|  bot 
bie  @d^oIafHI  Derfd^iebene  Sejeid^nungm.  @co* 
tuS,  ®abrid  99iel  unb  SBajfoIiS  ßnb  ber  «nßd^t, 
bog  bie  Xobfünbe  contra  legem,  bie  Idgli^e 
contra  consilinm  fei;  %f^oma§^,  SBonaDmturo, 
Wbttta^  SRagnuS,  9Ie£anber  Don  ^aleS,  9)or 
unb  SlmainuS  bejdd^nen  bie  Xobfünbe  als 
contra,  bie  läglid^e  als  praeter  legem;  2)uran" 
buS,  Slpb^nfuS  be  Soßro  unb  9taDarmS  nmnm 
aud^  bie  läglid^e  Sünbe  contra  legem  (Dgl. 
Sd^ieSl,  2)er  obtediDe  Unterfd^ieb  gtoifd^en  £ob- 
unb  lä^id^er  ©finbe  [©ißert.],  «ugSb.  1891, 79). 
!Rod^  €cotuS  (2  Sentt.  d.  21,  q.  1,  n.  8)  unb  ben 
@cotißen  unterfd^eibm  ßd^  Xobfänbe  unb  Iö|Iid|« 
Sfinbe  babtnrd^,  Mi  ^^ft^^  dne  Unorbnung  iß^ 
»eld^e  berienigm  Orbnung  entgegmgefe^t  iß, 
ebne  berm  93ead^tung  man  baS  Sub^iel  nid^t  er- 
reid^en  lann.  3)a  biefe  Orbnung  einem  prae- 
ceptum  unterliegt,  fo  fd^liegt  iebe  Uebertretung 
eines  praeceptum  jugleid^  eütm  Abfall  Dom 
Snbjide  in  ß^.  ^nberS  Derbält  eS  ßd^  mit  jener 
Orbnung,  Don  tt)dd^er  bie  (Errdd^ung  beS  dnb- 
jieleS  nid^t  loefentlid^  bebtngt  iß,  berm  Sin- 
baltung  alfo  oud^  nid^t  bired  erf orbert  (nid^t  de 
praecepto),  fonbem  nur  nü^Iid^  (de  consilio) 
iß.  Sine  fold^e  Unorbnung  beioirft  nur,  ba^  ber 
äd  ni(bt  auf  eine  nad^  SDtdglid^Ieit  beßere  Sßdfe  ju 
Staube  fommt.''  S)emna^  toürbe  bie  Xobfünbe 
baburd^  erfolgm,  ba|  ber  SRmfd^  ein  (noibtom« 
bigeS)  ®ebot,  fd^Ied^tbin  praeceptum  genannt, 
fibertritt,  bie  Iä|lid^e  aber  baburd^,  bog  er  ßd^  in 
®egenfa(  gu  einem  consilium  fejft  unb  fo  eine 
minber  gute  ober  n)miger  DoUfornrnme  f)anblung 
DoObringt.  SS  ßanbm  ßd^  bemnad^  eine  in  ß(b 
f (bled^te  unb  eine  unDoMommme  ^anblung  gegm« 
über.  9IS  unDottlommm  lann  nun  ein  9d  in 
brdfad^er  SBejiebung  bejeic^net  toerben:  a.  rein 
negatiD,  infofem  ibm  eine  SSoQfommmbeit 
mangelt,  bie  flberbau))t  nid|t  geforberi  toar;  in 
biefem  Sinne  iß  dne  iebe  mmfd^Iid^e  ^anblung, 
mag  ße  aud^  nod^  fo  gut  fein,  bocb  unDoQfommm, 
meil  enblid^  unb  bef d^rönft  unb  in  ibrer  ®üte  nod^ 
potetuirbar;  b.  rein  ))riDatiD,  infofem  bem  9de 
dne  Soniommenbeit  mangelt,  bie  geforberi  loar; 
ü^e  93orauSfe^ung  bilbet  bann  nicbt  dn  con- 
silium, fonbem  dne  lex ;  in  bief er  Sebmtung  iß 


95» 


@finbe. 


980 


UntoolBommm:^  ibeititf^  «tt  eflnbe;  o.  pri» 
tatU)  m  einem  getot^  Suuie,  infof em  mir  einen 
Sd  aI8  unoollf ommen  Un^äfmi,  ber  )kDor  nüj^t 
nu>tQti[4  l^te^t,  tdMHJ^  mu!^  nt^t  in  bem  ©tobe 
moraüfii^  gut  i^.  Soft  et  nii^l  beffer  gdKid^t  toer* 
ben  lönnte :  wisi  Subfttot  foU^  uanblunoen 
bilben  bie  fmf^,  beten  Befolgung  in  bad  SBe- 
lieben  beft  (Hnjelnen  gefteU  i{i,  beten  Slid^bef ol- 
gung  ober  on  j^4  l^ne  @unbe  inboloitt.  gteilid^ 
Umit  man  ntmefobm,  ba^  ein  actus  contn 
eonsiliiim  loebet  gut  fein  törnie,  ba  er  fonfi  aucb 
DetbienfUi^  fein  mflffe,  naäf  oud^  inbifferent,  ba 
e#  in  indiyidno  lein  foU^eS  Sßorf  gebe,  ba|  er 
oljp  nottoenbig  ftttli^  Wtäfi,  jum  minbeften 
U|lube  @finbe  fein  muffe;  a&ein  obgefeben  ba- 
toon,  aa|  bomit  nut  gefagt  tDüat,  bo^  ed  ffinbl^aft 
fei,  gegm  einen  9iatb  }u  l^nbeln,  tmb  nid^t  be« 
ttriejcn  »die,  ba|  febe  lä^Iid^  @änbe  i^rer  9tatut 
nod9  bie  Uebertretung  einefi  SRotb^  fei,  fo  ift  ia 
nur  bie  birect  beabftd^gte  unb  auS  einem  unfüt« 
lU^en  9Rotit>e  b^orgegangene  9lid^befoIgung 
eined  SlatbeS  ۊnbe,  ni($t  abet  feine  tein  nega* 
ti&e  Unterlaffung.  SBenn  man  bofi  3Bort  con- 
riliom  in  feiner  allgemein  gebrftu^Iid^  IBebeu« 
tung  fa|t,  fo  ift  Hot,  ba|  eS  falfd^  ift,  px  bebmt|)ten, 
bie  Iö|li(^  @ünbe  befte^e  im  agere  contra  con- 
silhim.  Siimmt  man  jiebo4  consilium  im  toei« 
tctn  Sinne  für  eine  gfotberung,  obne  beren  Sr« 
f fillung  fiberboupt  eine  fkmblung  ibred  fittlid^en 
(EjiaralteiS  entbebten  mürbe,  olfo  un&oUfommen 
in  bet  ongegebenen  jmeiten  SBebeutung  möre,  fo 
ifi  bie  Snfid^t  beS  @cotu8  ni^t  birect  abgumeifen; 
bod^  mu|  bie  gönglid^e  Ungebröudblid^feit  beS 
9uSbruded  gelienb  gemad^t  merben;  bie  @ittlid^ 
leit  einet  ^cmblung  ift  eben  nid^t  bIo|  utiUB,  fon* 
bom  neceesaria,  nid^  bIo|  de  conolio,  fonbem 
de  praecepto.  S)iefe  teuere  SrUärung  fd^eint 
owb  @€ottt8  felbft  angubeuten,  to»nn  er  pg^,  ba| 
bcr  SDlenfd^  fjaocx  majori  tentione  bie  Xobfuid)e, 
oba  minori  tentione  aud^  bie  Iä|Itd^  3U  meiben 
Mt^fli^td  fei  (2  Sentt  d.  41,  q.  1,  iL  4).  --  2)cr 
bl  XbomoS  unb  9nbere  fud^en  bad  SBerböitni| 
bet  btlbcn  Srten  bon  @ünbe  jum  ®efe|  burcb 
bie  gocmel  )u  beftimmen:  Mortale  peccatom 
esi  contra  legem,  yeniale  praetor  legem, 
tbi  fi^  ifi  bie^  falfd^,  ba  eine  ^nblung  praeter 
kgoni  ni^  Snberefi  ift  al8  eme  ^anbkng,  be* 
tiigli^  beren  überbou|)t  bin  ®efe|  esiftirt,  mie 
oc^g^idb  bet  opera  supererogatoria.  ^folgen 
mit  icbo4  bet  3ntet))retation  (Sa|etan8  (In  S.  Üt 
1,  2,  q.  88,  a.  1),  fo  nimmt  bi^  Xb^maS  ben 
laabtud  praeter  legem  0I8  gleid^bebeutenb  mit 
eonira  l^em  aeeundum  quid,  infofem  in  bet 
ÜHaätoi  6ttnbe  nicbt  ber  3»ed  beS  ®ef e^  Der» 
fcbU.  obet  bie  rid^tige  Srt  unb  SBeife,  iJ^  )u  er« 
tctf^  nidjfl  eingebalten  mirb.  tKud^  bie  ßrldu* 
InnniQm»  bie  bet  b^  Xf^otmlk  felbft  gibt,  laffen 
Wkftni»  ba^  bie  ßril&nmg  SoletanS  bie  rid^ttge 
tjL  Xb<»uA  nfimlid^  toeifit  on  bielen  SteSen  (a.  9. 
1  Senlt  d.  48,  q.  1,  a.  8  ad  4;  De  mal.  q.  7, 
ik  1  ad  l)  boiauf  bin,  ba|  nut  fold^e  ^nblungm 


o<»itra  legem  feien,  kDeU^bcrSfafeibiicdlDfteDi 
ftreiten,  bo^  berjemge,  meld^  Id^id^  fiabtgl, 
nid^t  baS  tbue,  tocA  baS  ®efe|  (sc,  aob  gravi) 
Derbiete,  ober  baS  unterlof^,  maS  eS  gebiete,  toofl 
aber  bie  92orm  ber  gefetli^en  SuSfubtmig  M» 
nad^Idfftge  vu  f.  m. ;  er  mcnnt  in  ber  gW^e  au4 
bie  lö^Ii^  €ünbe  nitbt  atS  prohibitun,  fonbem 
nut  aß  cohibitnm,  b.  b-  nid^i  oU  etBHä  @e* 
fe|tDibrigcd,  fonbem  nur  als  etmaS  nidb^  @efe^ 
mäßiges  an.  —  SDie  britte  Snjubt,  t^ecttdm  inl» 
befonbere  Don  S)uranbuS,  erOdtt  }ebe,  aud^  bie 
geringfte  lö^id^  @ünbe  als  contra  legem. 
2)iefer  Snfiibt  gegenüber  gilt,  ba|  gmar  bie  Ia|> 
lid^  Sünbe  ein  birecter  &}ibetftiaub  gegen  btf 
fte  unmittelbar  t)erbtetenbe  (Befe|  i^,  b«!  aber 
biefeS,  meU  nid^t  eff entieO,  be^lb  nid^  al§  lex 
simplioiter  unb  bemgemA^  amb  feine  Uebc^ 
tretung  nid^  M  contra  legem  eimpliciter  bei 
jeid^net  merben  fann  (f.  @d^ieS(  79  ff.). 

%\xin  bem  SBiberftreite  mit  bem  ®efe|e  ifi  gut 
formefien  ^nred^nung  ber  @unbe  nod^  bie  Si^ 
femttni^  unb  bie  freie  Suftimmuna  beS  SRenfiben 
bei  ber  Ausübung  ber  verbotenen  ^onbbmg  notb* 
menbig.  3)lan  f)md^t  bobei  tion  einem  volnntar 
rium  perfectum,  menn  bie  brei  (Sonpitutiom 
cognitio,  advertentia  unb  ooiiBenaas  HoIUoiR» 
meu  oorbonben  ftnb;  Don  einem  Toluntariom 
imperf ectum  aber,  memt  eineS  ober  baS  anbere 
biefer  brei  üRerfmaU  ober  oud^  olle  brei  nur  unp 
DoÜIommen  Dorbanben  fmb,  mie  bei  ben  fogen. 
actus  secundo-primi ;  f  eblt  enblid^  baft  eine  oba 
anbere  ber  angegebenen  392erlmale  beim  9cte 
DöDig,  fo  gilt  et  als  f d^Ied^tbin  unfreiminig  unb 
unimputabel,  mie  bie  fogen.  motne  primo-primi. 
9lad^  ber  Sebre  ber  Xbeologen  ift  nun  gu  einer 
Xobfunbe  neben  ber  binden  Serle|ung  eines 
fd^mer  Der}){Iid^tenben  (SeboteS  au(b  notbmenbig, 
ba|  ber  Sict  ein  yohmtarinm  perfectum  ift;  ein 
blo^  unboIQommen  fteimtUiget  9ct  aebt  naq  bet 
sententia  commonia  übet  eine  laf[i(^  @ünbc 
nicbt  binauS,  unb  ein  gdnjlid^  unfteitr  ifi  über« 
bautet  formeO  nid^  fünbbaj^  S)e6balb  fagt  Xu« 
guftinuS  (De  ver.  rel.  14):  Usque  adeo  pec* 
catum  Toluntarium  est  malnm,  ut  nuUo  modo 
Bit  peccatom,  ei  non  ait  voluntarinm.  (iine 
^onblung  alfo,  Don  bet  (emanb  ^  9.  nid^  mei^ 
(unb  gmarignorantiainTinoibili),  ba|  fut  üboß 
bmt))t  fünbbaft  ift,  ift  fubiectiD  obet  formeE  ou4 
nid^  imt)utabel.  ^nberS  märe  eSnatiirltdg  bei  bet 
ignorantia  ylndbilia  eeu  oulpabilia,  mel^ 
bet  aRenfd^  gu  b^ben  Der))flid^tet  ift;  b^^  ^ürbe 
ber  9ct  ai&  volnntarinm  in  canaa  mit  Sled^ 
im)mtirt  merben.  3^  ber  allgemeinen  6rienntni|, 
ba|  eine  f)anblung  uner(oiibt  ifi,  mu|  dbtx  nodi 
im  SugenblidCe  bet  ^anblung  baS  octueSe  obet 
menigftenS  DirtueUe  ^mu^tfein  Don  ibtet  moio^ 
lifd^  Unerkubtbeit  (ommen.  32ad^  oOgemeinet 
Sebre  ber  Xb^ologen  genügt  gu  einet  la^icbm 
Sünbe  eine  unDoDIommene  IbDerteng,  mie  man 
te  g.  S.  im  duftonbe  beS  ^Ibf^kfeS  fy/L 

ilt  lebe  ^bDerteng,  fo  liegt  aud^  (eine  fotmcUe 


m 


m 


@Anbe. 


962 


6unbc  iwr;  Iß  Me  Sitfmerifamlett  MDig  tior- 
bMbm  (lmn(  tti<l^t9  cBgelentt),  quando  hob 
]Deiit0  ccpedita  ^Boernimiis,  unb  ift  jugleid^ 
hiS  Milrifte  £%ct  ein  inttgroles,  fittt^efi  ®€bot, 
fD  iß  bic  ^Muna  ott  £obfflnbe  gu  bettod^ten. 
t^^üM^  iß  es  mit  bem  brüten  ÜRerfmote  bet  per- 
jtafi^m  Z^Stigfett  bcS  SRenf^en  bei  ber  efinbe, 
iKm  eonsenras.  SKe  ^onblung,  totläft  eine 
J4fKR  6flnbc  confKtuirt,  mu^  inneiHd^  frei  unb 
ia  i(ier  Sri  tio0)osen  unb  c^efd^Ioffen  fein.  3c« 
te4  9  (nt4  bin  ni<^  ccfotberlid^,  bal  num  mit  be- 
«iltem IBoIeii  bte  gbttßd^ Orbmmg  t)erle^;  eS 
iri^t  ^,  mcnn  ber  %ä  in  feiner  Urfoc^  freiniflig 
nb  mit  ooller  Sitflbmnung  ooljogen  ifl,  toenn 
«l|0  bil  boiibcinbt  Subiect  toenigftenS  in  oonfnao 
Wc  folgen  feinet  6ftnbe  »otauSfiebt,  für  bie  efi 
vk  für  bie  twioufigebenbe  ^btnng  tn  gleid^ 
Seife  Mtbot  ifl;  beim  qm  vult  actom,  vnlt 
tttto  effeetom.  2)(t  9Blae  fann  nun  in  Sejug 
auf  bol  Dorfiegcnbe  Obfed  eine  breifad^  @tel[ung 
(omctmem  SnttiNber  n^iOigt  er  pleno  eonseiiBo 
ia  Me  6Bnbe  ein,  ober  er  oerbält  fU^  gOngfiil^  ab- 
(oietgt,  ober  er  bidbt  neutral,  b.  1^.  er  confentirt 
«Kber,  nod^  biffentirt  et  entfi^eben.  äfi  feine  3u- 

timumna  eine  oonje  unb  »oUbrnmene,  f o  fünbigt 
ET  Otcnfd^,  um  gmot  ferner,  menn  baS  Obtect 
\aaA  ^oiädn«  ein  fc^met  ffinbbofteft  ifl  unb  ott 
V(4eS  ov^  erfonnt  mirb;  m^tt  fid^  ber  SBiOe 
gän)Ii4  abgeneigt,  fb  ifl  ber  SDtenfd^  frei  Don  ieber 
smii^  3ttre^nung,  eS  toirb  feine  formelle 
6tabe  contnil^;  ifl  ober  bet  SSiOe  nid^t  ent- 
tti^boi  ttebet  fSt  niMl^  gegen  baS  ®ebot,  b.  b- 
no^t  et  ni^t  Me  genugfie  Snfhrengung ,  ber 
Ifamfid^  Sbgrntg  )u  miberfte)^,  Derbött  er  fld^ 
tiflmebr  gon)  |wpi,  fo  iß  nod^  ber  »a^rfd^ein« 
fi^on,  Don  bem  I^L  XffomoA  unb  bem  bL  ^IfonS 
tmntenen  ftifd^ommg  eine  Zobfflnbe  nur  bann 
mbanben^  wenn  barin  ond^  eine  (Sefobr  gur 
tSDigcn  SnfKmmung  tiorliegt  ober  n^eugt  mirb. 
ih  eine  ^I^  <Bcfabt  ferne,  fo  ifi  ein  folc^er  Set 
imr  ]ä^idit  efinbe.  (Sgl  ®atterer,  Ihiterien, 
lun  bb  fiAfectiDe  CkJ^toere  einer  Sfinbe  gu  be« 
jsaam,  in  ber  Singet  Z^L  Ouartalfd^r.  1890, 
274ff.»2ff.) 

7.3ttige  Vnfd^auungen  fibet  bie @d^mere 
ber  6&nbc  Sie  meiflen  Srrlebrer  betrod^eten 
«ine  icbe  6ilnbe  vnabbttngig  ton  ber  Xb^tigfeit 
M  nmfd^  ol9  objectiti  f($»et,  inbem  fle  bie^ 
latBKber  mie  IßelaginS  m%  ber  Serpflid^tung 
anb  bem  iDermftgen  bc9  SRenfcben,  eine  j[ebe 
€imbe  gn  meiben,  ober  toie  bie  Reformatoren 
cntiocbct  010  bet  ^rSbefHnation  ober  ou8  ber 
«HgeHid^  DdBigen  Sexberb^eit  beft  SRenfd^  ob' 
InUtttL  %vx  !pelagius  (f.  b.  9rt.)  toor  efi  eine 
nrt^vnibige  6onfequeng  feiner  Sebre  Don  ber 
«mtärli^cn  ^tAfjni,  bog  ber  ÜRenfd^  aud^  obne 
idM  Smibe  leben  f ftnne  (Aug.  De  nat.  et  gr.  84), 
anb  er  fitlEte  biefe  gfteib^  fomobi  t)on  fd^aeren 
vir  t»on  geringeren  6finben  al9  ein  abfoIuteS 
9ofbiIat  ber  |>erf9nlid6en  ^eiligfeit  bin.  Sßer 
fli^t  DoBftjbiUg  0^  eMft  ift,  fdgt  !ßeIagiuS, 


tarn  nid^  aH  gered^  gelten,  benn  j[ebe  Sflnbe,. 
t»n  melier  Ouolitfit  unb  Ouantitöt  ^e  fein  mag, 
mod^  ben  SRenfd^en  ungered^t.  2)egb<ilb  gibt  ei 
feine  Id^id^  Sünben,  fonbem  nur  Zobfünben. 
^lagiuS  ging  fogat  fo  meit,  bog  er  bte  ®emein^ 
fd^ft  unb  Sugebdrigf eit  gur  IHr^e  üon  bem  Sor» 
bonbenfein  eines  fünbebfen  SuftonbeS  abbängig 
mad^te  unb  nur  bie  gang  Steinen  att  ffinber 
®otte8  begeid^nete  (Aug.  De  gest  Pelag.  n.  42). 
SBöbrenb  nun  nad^  feiner  9nfid^t  fein  ®Iieb  bet 
Ainbe,  meld^  fd^on  bi^ieben  obne  SRotel  unb 
Slungel  fei,  t)erIoren  geben  fönnte,  mfirben  die 
Snberen  aud^  megen  anfd^einenb  geringer  !Ber« 
geben  t)eä)ammt  »erben.  —  SBidif  (f.  b.  9rt.) 
grünbete  fein  tl^eologifd^  @9flem  auf  baS  tßrin« 
ap  ber  {Rotbtoenbigfdt  (Sine  SBablfreibeit  im 
abfoluten  @inne,  fo  ba|  ein  tbotjad^Hcber  Sf» 
folg  ober  eine  f)anblung  aud^  ntd^t  eintreten 
tiSfnne,  fei  auSgefd^Ioffen,  unb  unbefd^bet  beS 
bem  9lenfd^n  innemobnenben  SemugtfeinS,  bag 
er  im  SRomente  ber  Sntfd^eibung  baft  ®ute 
ober  ba9  93dfe  au8  eigenem  antriebe  mdb^e  ober 
befd^Iie|e,  folge  er  in  feinen  fmnblungen  butd^ 
meg  bem  ibm  verborgenen  (Befeke  feiner  9lotut, 
bem  @efe^e,  baS  ®ott  Don  Smigfeit  in  il^ 
bineingeleat  (t>gl.  Wiclif.  Trialog.  1,  11).  6o 
nötbige  Sott  bie  eingelnen  felbfttbatigen  @f 
fd^bpfe  in  gemiftem  @inne  gu  ibren  ^nb« 
lungen,  unb,  maS  Damit  gufammenbAngt,  er  »)nrä- 
beftinire  einen  Zbeü  booon  gur  @eltgfeit  atö  gum 
3iete  einer  mfiffttH>Jim  fiaufbabn'',  ben  anbem 
n)iffe  er  Dorbet,  b.  b-  »erorbne  ibn  nad^  einem 
elenben  Seben  gu  immenoäbrenber  Strafe  (Tria- 
log. 2, 14).  Siefe  $röbefKnation  ober  !ßrdfcieng 
®otte8  befKmmt  nad^  SBidif  aOein  ben  morali- 
fd^  ^arafter  bes  ÜRenfd^  unb  vertritt  bie 
SteOe  ber  beiligmad^enben  @nabe.  deiner  fei  ge- 
red^  ober  ungered^t,  infofem  in  ibm  bie  b^ig- 
mad^nbe  ®nabe  mobne  begm.  ibm  feble,  fonbem 
infofem  er  gur  Seltgfeit  ober  gut  93erbammni$ 
beterminirt  f et  &  ift  flar,  baf,  mo  ber  Segtiff 
®nabe  geläugnet  mirb,  aud^  notbtoenbig  bie  SBe- 
griffe  Zobf ünoe  unb  Iö|Hd^e  @ünbe  geläugnet  mer» 
ben  muffen;  be|b<ilb  oertoirft  fie  aud^  SBidif,  inbem 
er  bebau)itet,  ba|  fie  nid^  in  ber  €d^rift  begrünbet 
feien  (Trialog.  8,  6) ,  unb  ba^  man  fiberbaupt 
nid^t  toiffe,  moS  Zob-  unb  lögtid^  Sfinbe  fei 
3toar  erf mnt  er  aud^  einm  ®rabunterf(bieb  unter 
bm  @finben  an,  ollein  biefen  befKmmt  er  (1.  e.) 
bod^  mieber  in  ber  SBdfe,  ba|  bie  fd^toerflm 
Sünben  eines  ^röbeftinirtm  immer  nod^  unenb- 
lid^  firiner  fdm  al8  bie  geringften  Sflnbm  dneS 

Jiräfdten.  S)ie  Sd^toere  ber  @änbm  beftimmt 
d^  alfo  nad^  ibm  nid^t  nad^  ber  Subftang  unb 
Dualität  ber  Zbat,  fonbem  nad^  bem  rein  äuBer- 
lid^en  SRomente  ber  Sorberbeftimmung.  —  Slucb 
nad^  Saloin  (f.  b.  9lrt.)  ifi  ber  aRmfcb  gänglid^ 
unföbig,  fein  jpeil  fetbft  gu  »idm,  unb  feine  9e« 
febnmg  erfd|eint  etngig  als  baS  SSBerf  ber  ®nabe 
unb  auein  abbängig  oom  gbttlid^  SBUkn.  Siefe 
Unf ä^gf eit  beS  aRenf d^en  bobe  ibrm  ® ninb  in  bet 

81 


963 


©finbe. 


une  immer  potm^xtU  onl^ngenben  Srbfflnbe,  Der- 
möge  melci^er  aUtS  actueQ  Don  unS  ^uSge^enbe 
mangelhaft  unb  fünb^ft  fet  unb  fomit  Dox  ber 
gdttlid^en  ©ereci^ttgfeit  ober,  tote  bie  neue  beutfd^« 
reformirte  Stid^tung  ftd^  auSbrüdt,  im  foedos 
naturae  et  openim  in  gleid^er  SSßeife  bie  etoige 
ißerbammni^  Derbiene  (f.  S^mei^er,  S)ie  ®Iau- 
benSlel^re  ber  eöang.  ref.  ftird^e  II,  3ürid^  18^7, 
3  %).  95on  öomel^erein  loar  ba^er  ber  ^ßeid^tfmn" 
oudgefd^Ioffen,  meld^er  nur  größere  Serbred^en  ald 
Xobfünben  [teilen  Iie|,  aber  oUe  anberen  al§  „lö^- 
Ii($  IoSf))re(i^en  moHte".  2)a  tS  aber  nac^  Satoin 
oud^  f  old^e  ^len{d^en  gibt,  meldte  @ott — totnn  aud^ 
obne  il^r  SSerbienft  unb  ganj  nad^  feiner  SBiUfür  — 
2Ur  etDigen  @eligfett  probefUnirt,  fo  griff  er  gu 
bemfelben  SDlittel  mie  SQSicIif  unb  ftellte  bie  Sün- 
ben  ber  $rdbeftinirten  alS  venialia  sc.  ex  eventu, 
bie  ber  ^röfciten  ald  mortalia  sc.  ex  eyentu 
bar  (Calvin.  Inst.  2,  8,  59).  SGBä^renb  nun 
aber  SBicIif  bie  ißenialitöt  ber  @ünben  fd^led^t^in 
auf  bie  fßröbeftination  grünbete,  fud^te  SalDin 
nod^  ein  anbered  9){oment  einjufül^ren  unb  nöberte 
ftd^  fo  ber  lutberifd^en  ^nfc^auung.  ^aä)  il^m  ift 
cd  eigentlid^  ber  (Slaube  unb  bie  baburd^  b^^o^" 
gerufene  ®nabe,  meldte  bie  Genialität  ber  @ünbe 
bemirft.  Stoax  lö^t  er  e§  als  mBglid^  gelten,  ba^ 
aud^  ein  ^eprobirter  öl^nlid^  toxt  ein  $räbefti- 
nirter  biSmeilen  Effecte  bed  ®Iauben§  befi^e  unb 
bie  SSSirfungen  ber  ®nabe  in  feinem  3nnem  Der- 
fpüre ;  allein  bie^  fei  nur  Säufd^ung,  meldte  ®ott 
in  feinem  ^erjen  beröorrufe,  um  feine  ©ünbe  bcfto 
unentfd^ulbbarer  ju  mad^en ;  jene  vera  et  viva 
fides,  meiere  bie  geiftige  SQßiebergeburt  begrünbe, 
fönnten  Sleprobirte  nie  bcft^en  (Inst.  3,  2,  11). 
^Uerbingd  b^ben  fid^  aud^  einige  Stimmen  er- 
l^oben,  meldte  fagten,  ba|  btefe  gottgemirf te  ©nabe 
ber  aSBiebergeburt  in  ben  ^räbeftinirten  burd^  bie 
Sünbe  Derbunfelt,  erfd^üttcrt,  jurüdfgebrängt  wer- 
ben fönne,  Ja  IBeja  (Tract.  theol.  I,  Genev.  1582, 
188)  nabm  fogar  Hemmungen  hi%  jur  (^eitmeili- 
gen)  Unterbrechung  bed  ©nabenftanbeS  an,  allein 
^nal  fönne  btefe  ©nabe  bod^  burd^  feine  materieS 
nod^  fo  ft^weren ©ünben üerloren  werben;  bcjj^alb 
erfc^eine  fie  fogar  mit  ben  fd^werften  Vergeben  als 
öereinbar  unb  ber  ©nabenftanb  felber  al8  bie 
golge  ber  ^räbeftination.  —  9lad^  lut^erifd^er 
fiebre  mu6  ber  TOenfd^,  ber  öom  3uftanbe  ber  ge- 
fallenen 9ktur  au8  unföbig  ift,  irgenb  tttoa^ 
@ute§  5U  öerricbten,  einjig  auf  ©ott  öertrauen 
unb  überzeugt  fein,  ba^  biefer  bie  @ünben  be§ 
ßinjelnen  mit  ber  mafellofen  ©ered^tigfeit  ßb^ifti 
bebeden  unb  fte  in  ber  f^olge  i^m  aud^  nid^t  5ur 
©träfe  anred^nen  werbe  (f.  fiutbcrS  SBerfe,  tftuSg. 
üon  iBald^  xn,  710).  3ebe  §anblung  be§ 
SJicnJd^cn  fei  infolge  ber  ftctS  Wirfenben  ßon- 
cupifccuj  fünbbaft,  fo  bafe  aud^  ber  ©ercd^te  ber 
göttlichen  Strenge  nad^  in  icber  feiner  §anb- 
lungcn  töbtlic^  fünbige.  S)er  Unterftbieb,  ben 
2ut§cr  jwifcben  einem  ©cred^ten  unb  einem  Sün- 
ber  mad)t,  ftü^t  pd^  alfo  nic^t  auf  eine  93er- 
fd^iebenbcit  beS  moralifd^-religiöfen  Sein«,  be- 


rul^t  t)ielmebr  in  ber  Snred^tnmg  kjfp.  B|kj 
anred^nung  ber  @ünbe;  in  gleid^  9S(^  js( 
ber  Unterfcbieb  ber  ©ünben  beiber  iii4ti 
Qualität  ber  ©ünbe  abbängig,  fonben  Mlfj 
Dualität  ber  ^rfon.  S)ie  Sünbe  ^dltHalj 
fiutber  in  Xobfünbe  unb  Ia|Iid^6äilKn|(^j 
©runb  ber  Subftang  ber  %fyä,  foiibnikc|^| 
fon,  nicbt  auf  (Srunb  ber  9}erf(biebei4mlBr 
gangenen  Sünbe,  fonbem  auf  SraobkrT 
fd^ebenbeit  ber  $erfon ,  Welt^e  fie  haß 
SBerfe  Vm,  2780;  Quenstedt,  TM 
poL  n,  Witteberg.  1685,  78).  »j 
fjfrage,  ob  ber  ©laube,  weld^  Ue 
ber  Sünben  in  ben  ©erec^ten  betmdt 
geben  fönne,  ober  (nacb  9rt  ber 
Jhrd^e)  als  final  unaustilgbar  aufi  .  ^ 
war  Sutber  felbfl  ber  ^nW,  ba|  (gbübi 
©ered^tigfeit  burd^  materieQ  fd^ioeie  &^\ 
loren  würben,  unb  bo^  nad^  begongaiRr 
fofort    bie  erwedfung  eineS  nenen  ^ 
octeS  unb   neue  Imputation  ber 
(Sbrifti  notbwenbig  fei,  um  ben  Sopo^^' 
red^tigf eit  wieber  b^beipfübren.  So4  8 1 
Sutber  ber  Unglaube  nidf^t  fo  fa|  bieSilpl 
Sünbe,  als  ledere  felbft  bie     ;  " 
bereits  borbanbenen  Unglaubens  (Sok 
348).  Üflid^t  bie  Sänbe  ifi  eS,  tod^e  ba! 
fd^en  Derbammt,  fonbem  ber  UngÜnic/ 
gfrud^t  fie  ift.  S)e6balb  SutberS  %W*  ^ 
Unglaube  eigentlid^  bie  einzige  Snnbe  H 
bag  bem  üßenfcben  feine  Sünbe  an( 
fo  lange  er  glaube.  9hir  oon  beniemgm« 
welcbe  mit  bewußter  SoSbeü  unb  @ot 
begangen  würben,  bat  Sutber  f  örmfi^  dB 
fie  mit  bem  Suftanbe  ber  Sed^tfectignig 
einbar  feien,  weil  man  beiibuenbaiHi 
Serluft  beS  ©laubenS  fcblie^en  fönne.  S^i 
er  ben  Sb^brud^  unb  Sßorbonfcblag  SfloMi 
gu  ben  Sd^wad^b^tSfünben  vait  rtf^in(|iit  H 
99ebau))tung  auf  biejenigen  Sünben,  >#i 
biabolif(ber  SSoSbeit  (ex  destinatt  nudüi)] 
gangen  werben.  —  S)ie  &t^mho\\\fyn9ilß\ 
^rt.)  ber  $roteftanten  bntennen  men^r 
Sünben  namentlid^  als  Sobfünbcn  ii|t 

bemnad^  nie :  Unf euf d^b^i^/  9Rorb, 
üerbröngen  bie  9le(!btfertigung  unb  {4Be|i] 
ber  Seligfeit  auS ;  in  ber  gfolge  iß  \im^ 
beS  ©eorg  Sali^S  (f.  b.  9lrt)  t)emoqa  i 
„S)ie  Sntbaltfamfeit  Dom  Sb^bnubti  '^ 
ben  übrigen  9Berfen  beS  gleifcbeS  ip 
um  baS  ^immelreicb  gu  baben  ober  |K 
(f.  aRöbler,  9teue  Unterfiubungen  ».{.».' 
1885,  226).  3m  ®egenfa|e  f^\xquW^\ 
©erbarb,  SubbeuS  (f.  b.  «rtt)  u.  SL,  bfl|* 
peccata  infinnitatiB  unb  ignonntiM  ■! 
©ered^tigfeit  Dereinbar  unb  Iö|li(b  feiair,4! 
bie  peccata  contra  conscientiam  obffjy^g 
ben,  weld^e  mit  üotter  Srf enntni|  unb  3"?^^' 
erfolgen.  ®a  aber  bie  ©renje,  wo  bk  6# 
beitsjünbe  aufhört  unb  bie  SoSicilljM 
ginnt,  bei  bem  obiectiD  gleid^  MtboibakciiFi 


965 


Siinbe. 


966 


nficr  b€r  8(fe|e  \t1ft  \ll)ton  jit  beftimmen  tüox, 
JD  moOtf  SRdan^t^on  boburd^  abhelfen,  ba^  er 
an  bic  Sttfle  ber  Zobfänbe  rine  ^l^errf^enbe* 
Stiiibc  (peccatum  regnans  seu  dommans) 
jlfpt^  bcnn  SBor^anbmfein  auS  btn  9leu|erungen 
M  Bocoltf^m  SebenA  erfi^Ioffen  merben  föntüe. 
Stffe  ^nrff^be  @änbe  bilbet  no^l  V^m  baS 
miteicl^cibnibe  Vtatmal  )tDifd^en  ®ered^tcn  tinb 
ÜJigeted^  (f«  Chemnitz.  Loo.  theol.  I,  Franco* 
fiirt  ei  Wittoberg.  1658,  235).  3m  C)er)en 
M  OcRf^ten  feien  oSerbingS  nod^  fd^ttad^e  fünb- 
bdftc  Üteigungen,  tierborbene  Effecte,  Serfud^ung 
|ur  ScOftäberbcbung,  Segietß^Ieit,  ißa^^  3om 
anb  9lfib  oor^nben^  oKetn  ber  SBiberftanb^  ben 
bcr  SicbergebDfme  biefen  SBerfuc^ungen  ent- 
gigni1c|e,  Der^ie^  bag  jU  nid^t  )ur  fenfd^- 
bca  Scibenfd^ft  lote  bei  bem  Ungered^en  toür« 
bm  nnb  über  ben  StoJ^men  einer  ^Srlo^fünbe'' 
bimnSgtngcn.  Srfl  bod  9lod^geben  gegen  biefe 
Serfud^imgen  fytU  )ur  ^ol^t,  ba|  fie  ]ur  l^err- 
^enben  £eibenj<!^fi  iDurben  imb  bie  ©ered^tig« 
tot  oudf^Iöffen.  9uf  @ninb  biefer  erflötung 
bejidififfict  SKcIond^tbon  im  ®egenfa^e  )u  fiutl^er 
bte  6ttnbe  S)ak)ib8  als  unvereinbar  mit  ber 
deri^tigfcit  —  3)oburd^,  ba^  bie  lutberifd^e 
fiinl^  eine  Serliexbarldt  ber  ®nabe  annimmt 
untnf^eibet  ^  fid^  t)on  ber  reformirten;  allein 
ber  lu^eiifd^  «Geredete''  ifl  unb  bleibt  aud^  im 
(Bnobcn^be  ein  Ungered^ter,  ba  {ebeS  9Berf  bed- 
Idben  on  ^  Zobfünbe  ift  unb  bie  emige  3er- 
^ammm|  üerbient.  SSflv^e  Sfinben,  toel^e  and^ 
ber  9cred^  l^aben  lonn,  unbefd^abet  feiner  innem 
oeifigfeit,  fenni  bte  lut^erif^e  ftird^e  nid^t ;  maS 
fie  Ia|(U^  ober  „Ctla^funben''  nennt,  finb  nid^tS 
Isbereft  oIS  Xobffinben,  bie  bem  SRenfd^en  auf 
9axnb  feines  SBertroucnfi  jur  ®ered^tigleit  Sl^rifti 
wift  nnputirt  loerben. 

&  SBefen  ber  Xobfilnbe  unb  ber  lapd^en 
Sihibe.  S)te  3)erbinbung  mit  ®ott  üoOgiebt  fid^ 
onf  ubccnolürlid^  SSege  burd^  ben  ber  Seele  ein« 
gtgoffenen  ^bituS  ber  Siebe  (f.  b.  Srt.),  toeld^er 
dn  fnieS  ®efd^ber  göttß^en  ®nabe  ift.  äBenn 
ejM  out^  bie  l^iligmod^etibe  @nabe  (f.  b.  Sri 
V,  721  ff.)  oIS  bofi  anebium  unferer  SBerbinbuna 
mit  (Sott  ^ingefieOt  toirb,  fo  ift  )u  bemerfen,  ba| 
btefe  eigenfdjfaft  i^  nur  froft  $rer  ungertrenn- 
R4!nt  Scrbinbung  mit  ber  l^eiligen  Siebe  ^ufornmt, 
tbr  ober  nid^t  mefentlic^  ift.  SDurd^  bie  Siebe  oOetn 
criongcn  oUe  unf ere  SBerf  e,  mögen  fie  aud^  an  unb 
fir  fid^  tnbiffcrent  fein,  ibre  Stidgtung  auf  ©ott 
nnb  fomit  t^  Serbienftlid^feit.  Sffiö^renb  iebod^ 
auf  natüxfi«^  ®^iete  ber  einmal  ermedte  Set 
Ui  Siebe  feinen  meitem  birecten  (Einfluß  auf  bie 
ctnjtlnen  ^onblungen  mel^r  ausübt,  orbnet  im 
abnnatürli^n  Seben  bie  l^Kge  Siebe  burd^  einen 
tHriueAfn  <Bnf{u|  jebe  einzelne  ^anblung  auf 
9ott  Igm;  fie  nnrfl  in  ^orm  einer  lebetibigen 
IctuaGtöt,  bte  ollef,  maS  nid^t  mit  il^r  im 
Sfteiffmt^e  Jiel^,  in  ber  i^r  eigentbumlid^en 
Seife  Denoer^et,  ^  auf  ®ott  l^inlenft.  (ginen 
8ibcrf|Fni4  ftnbet  fie  aber  an  ieber  @ünbe;  benn  I 


biefe  ifl  nid^t  geeignet,  auf  @ott  be)ogen  )u  »er- 
ben, DO  fte  nid^t  eine  Serbinbung,  fonbem  eine 
Xrennung  tion  il^m  in  ftd^  fd|Iie|t,  nid^t  }um  Snb« 
}iele  bin,  fonbem  oon  bemfelben  ob  ful^rt.  2)iefer 
®egenfa^  ifi  jebod^  nid^t  immer  ein  f o  eicIujlDer  unb 
totaler,  ba^  bei  ^Begebung  {eber  @ünbe  sugletd^  eine 
92egation  ber  Siebe  oorl^nben  teare ;  biefe  9legation 
ifi  Dielmel^  nur  gegeben  in  benienigen  @änbeit, 
U)eld|e  mon  oIS  Xobfünben  begeid^net,  benn  nur 
{ie  ffibren  bie  Beraubung  ber  Siebe  unb  bemnod^ 
eine  Söfung  ber  Serbinbung  mit  bem  Snbjiele 
l^erbei.  Siefer  SbfaQ,  biefe  Trennung  oon  ®ott, 
tt)eld^e  fo  lange  befielen  bleibt,  als  ber  fünbige  3u* 
ftonb  nid^t  gdnbert  unb  burd^  neue  Singit^ung  ber 
bobitueSen  Siebe  mieber  fonirt  ift,  bUbet  baS  all- 
gemeine Ihiterium  oQer  Zobfunben :  nur  jie  allein 
fc^Iie^en  eine  ayersio  actnalis  et  habitualis 
a  Deo  ultimo  fine  in  fid^.  SnberS  t>ttfßt  eS 
jid^  mit  ber  Iö|Iid^en  @utü)e.  2)iefe  mad^t  gmar 
in  gleid^er  SBeife  xoit  bie  Xobfunbe  eine  octueOe 
99e}iebung  auf  ®ott  unmöglid^,  aQein  fie  bebt  ben 
^obituS  ber  Siebe  nid^t  auf,  uttb  ber  Slenfd^  bleibt 
oud^  bei  Segel^ung  ber  Iö|lid^en  @unbe  teenig« 
ftenS  feiner  ^erfönlid^Ieit  nad^  l^itueQ  tu)d^  auf 
®ott  gerid^tet.  @o  ift  bie  löglic^e  @änbe  nid^t 
ein  birecter  @egenfa^  )um  ßnbgiele  mie  bie  £ob« 
fiinbe,  nid^t  contra  finem,  fonbem  nur  toegm 
octueOer  9u|erad^tlaffung  beSfelben  oontra  finem 
Bectmdnm  quid,  b.  b-  eine  ^onblung,  bie  gmor 
ber  Serbinbung  mit  @o!t  in  getoiffer  Sejiebung 
mtgegen  ift,  ober  pe  nid^t  I5St.  —  SBie  nun  in 
ber  £obfunbe  eine  odOige  Sble^r  Don  ®ott  ftott« 
finbet,  fo  DoÜiiel^t  ftd^  oud^  in  i^r  eine  DöEige 
^inlebr  }ur  Sreotur ;  jie  ift  bie  robicole  Soron- 
gobe  ®otteS  gu  ®un{tm  eines  gef  d^öpfticben  @uteS, 
mäl^nb  bie  lö^Iid^e  @änbe  nur  eine  übermäßige 
£)inneigimg  gur  Sreatur,  ober  mit  SBeibeboItung 
®otteS  als  beS  le^tm  3ieIeS  ift.  SBeld^eS  meiter- 
bin  boS  Snbgiel  ift,  boS  ber  SRenfd^  in  ber  @ünbe 
ftotuirt,  borüber  gebm  bie  9ßeinungm  ouS  ein* 
onber.  2)ie  Snfid^t  ber  ed(|oIaftiI  bält  inSgemein 
boron  feft,  boß  biefeS  nid^t  baS  $orticuIarobiect 
ieber  eingelnen  Sflnbe  fei,  fonbem  ftetS  bie  eigene 
^erfon  ober  boS  bonum  proprium,  auf  toeld^eS 
ber  @änber  olS  ben  finis  cui  bie  SRaterie  ber 
@ünbe  ober  boS  unerloubte  Sergnügm  begiel^e. 
Sei  Dielen  @ünbm  tTt  eS  fd^on  ouS  ibrer  Statut 
erfenntlid^,  ba|  ber  SmedC  ibrer  Begebung  ni(^tS 
SnbereS  ift  olS  bie  SBefriebigung  beS  eigenm  ^ä^, 
mie  bei  ber  SBoDuft,  ber  Stubmfuqt/  bem  @toIg,  ber 
Ungered^Hgfeit.  Slid^t  fo  Hör  ift  bieg  aSerbingS  brt 
ienen  @unben,  meldte  ben  tl^eologifd^en  Zugenbm 
ttiberftreitm ;  allein  bo  $rinci))  unb  XerminuS 
eines  ticteS  fid^  oböquat  fein  muffen,  fo  muß  oud^ 
bier  bie  eigene  $erfon,  h)ie  fte  ber  SuSgangSpunIt 
ber  ^onbltmg  ift,  fo  oud^  boS  3icl  berfelben  fein. 
StefeS  bonum  proprium  ift  an  ftd^,  b.  b«  fo 
lange  eS  ®ott  untergeorbnet  ift,  ni(^tS  ftttlid^ 
@d^Ied^teS,  fonbem  etmoS  ®uteS  unb  auf  ®ott 
SBegiel^bareS ;  fobalb  eS  fid^  ober  in  SBiberftreit 
mit  bem  bonum  Dei  fe^t,  tritt  eS  ouS  beti 

31* 


967 


@ünbe. 


@^Qn!en  be§  Srloubttn  l^erouS  unb  loirb  Object 
ber  @ünbe.  3)ad  bonum  proprium  erhalt  aber 
in  ber  lößlid^en  @ünbe  nur  tnfomett  ben  S^« 
rafter  bed  Snb^telS,  als  e§  gmar  actueE  unb  in 
ungeorbneter  SBeife  um  feiner  felbft  milltn  on- 
^eftrebt  loirb,  aber  nid(|t  unter  %u§fd^Iu|,  fonbem 
in  Unterorbnung  unter  baS  bonum  Dei ;  le^tereS 
bilbet  bei  ber  läglid^en  @änbe  immer  nod^  bad 
](|öd^fte  3t^I  bed  SJ^tnfci^en  (finis  ultimus  sim- 
pliciter),  bem  er  ?Itte3,  feine  ^erfon  unb  feine 
^anblungen,  menigftenS^bituettunterorbnet.  @o 
ift  in  ber  ^obfünbe  bie  Siebe  }ur  Sreatur  größer 
ald  bie  Siebe  gu  ®ott,  in  ber  Iä|li(i^en  @ünbe  aber 
bie  Siebe  gu  ®ott  größer  afö  bie  gur  Sreatur.  3)er 
b(.  ^uguftinud  unb  bie  @d(|oIa)ti!er  begeid^nen 
be^l^lb  bie  Siebe  gur  Sreatur  in  ber  3:obfünbe 
ald  amor  frnitionis,  bie  in  ber  la^Iic^en  afö 
amor  usus  ober  Dielme^r  abusus.  —  3ebe  @ünbe 
ift  aber  aI3  9lbfe]^r  Don  ®ott  unb  ^infel^  gur 
dreatur  gugleici^  ein  Angriff  auf  bie  Cber^o^eitS- 
redete  unb  barum  eine  93eleibigung  ®otte8.  @o 
lange  aSerbingd  bad  gegenfeitige  SiebeSoerl^Itnil 
gnifd^en  ®ott  unb  bem  9Renfd^  fortbefte^t  unb 
®ott  als  baS  Snbgiel  aUer  Kreatur  nod^  anerfannt 
ttrirb,  fann  t)on  eigentlid^er  Seleibigung,  t)on  3n* 
jurie  im  ftricten  Sinne  nid^t  bie  SRebe  fein.  3n- 
fofem  ift  auä)  bie  löglid^e  @ünbe  nur  als  Se- 
ieibigung  ®otteS  secundum  quid  gu  betrad^ten, 
benn  ^ier  liegt  feine  9{egation  beS  SRed^teS  Dor, 
»eld^eS  ®ott  auf  unb  über  bie  Sreatur  l^t,  fon- 
bem nur  eine  Sefd^rönfung  biefeS  Sted^teS  betreffs 
feiner  actucQen  ^uSbel^nung  auf  eine  fpecieUe 
^nblung;  bie  Xobfünbe  bagegen,  meldte  eine 
DoUftänbige  SoSfagung  Don  ®ott  unb  eine  IBer* 
legung  beS  SentralpunfteS  in  bie  Sreatur  bebingt 
unb  fo  bie  ^errfd^aft  ®otteS  nid^t  nur  auf  einen 
pecieüen  SIct  befd^rönft,  fonbem  biefeS  SRed^t 
c^Ied^t^in  läugnet,  ift  eine  abfolute  IBeleibigung 
SotteS.  SBenn  einige  Sl^eologen  (Guilelm.  Paris. 
De  vit.  et  pecc.  6  [Opp.  summa  I,  Lutec.-Paris. 
1516,  fol.  CXLIII «] ;  ögl.  Bonavent.  2  Sent, 
dist  42,  a.  2,  q.  2  ad  6)  gu  bebaiqiten  fc^einen, 
ba^  bie  lö^Ud^e  3änbe  feine  9)eleibigung  ®otteS 
fei,  fo  tüoUen  fie  bamit  nic^t  auSbrüden,  bo^  biefe 
@ünbe  überf^au^t  fein  Unrcd^t  gegm  ®ott  in  ftd^ 
fd^Iie^e,  fonbem  nur  anbcuten,  ba^  bie  SBcleibi- 
gung  ®ottcS  in  ber  löglid^en  @ünbe  in  feinem 
SBerbältniffe  fte^e  gu  ber  JPelcibigung,  toie  fie  @ott 
in  ber  ^obfünbe  gugefügt  merbe,  ba^  fte  alfo  t)on 
legerer  md)t  blo^  quantitatiü,  fonbem  and^  quali« 
tatiD  Drrfcbieben  fei,  öbnlic^  tt)ie  bie  ^ocrfion  in 
ber  3:objünbe  »efentlid^  fid^  untcrfdKtbet  oon  ber 
9lt)erfion  in  ber  lo^lid^en  ©ünbe.  ®erfon  (Lib. 
de  vit  spir.  anim.  lect.  1)  fyit  anbcrerfeitS  bc- 
bauptet,  ba|  bie  93cleibigung  ®otteS  audb  in  ber 
lä^Iid^en  Sünbe  ebenfo  eine  unenblid^c  fei  n)ie  in 
ber^lobfünbe;  allein  biefe  ^Infic^t  ift  unrid)tig,  ba 
bie  ®rö6e  ber  £d^ulb  unb  ber  S^clcibigung  fid^ 
nid^t  lcbi(\Iid)  nac^  ber  Sffiürbe  unb  ffr^abenbeit  ber 
^jperfon  ritztet,  fonbern  bauptföd^Iit^  nad^  ben  bie 
4)anblung  felbft  conftituirenben  JJfactoren,  b.  i. 


DHflHHi 


na((  Srferaitnt^  unb  9&Wt,  todäft  ja  cB 
ffrofte  feine  unenblic^SSiifungen 
fdnnen.  &UiäjitDit  ber  9Renf4  H  M 
enblid^  Set  ba  Siebe  auf  ®ott  (ädKibe^ 
er  ftd(^  anäj  burd^  einen  enblii^  Ictbff 
fud^t  uon  i^m  ob.  SBenn  man  mm 
Sreatur,  »ie  fie  in  ber  £obfwibe 
in  Sergleid^  fe^  mit  ber  Siebe  gnm 
bei  Sege^ung  einer  la^iä^  @unbc,  fi 
man,  ba|  beibe  ber  Sntenfilöt  m^  ^ 
lid^  Derfc^iebm  finb,  n>eil  eben  be^ 
grengte  ^cte  ftnb;  i^  Onaütfit  ots 
Snl^te  m^  fmb  aber  beibe  toefnlfit 
ben.  SHefer  IBerfc^iebenbeit  in  ben 
mtfprid^t  aud^  bie  S)erfd(|ieben^  bs  lil 
@ünbm  controbirten  Strafen,  anbei d 
giel^ung  fmb  i^re  Strafen  gtobiul 
ba  bie  Sntenfitöt  ber  9[cte  nur  gnWI 
rirt;  in  ber  anbem  ftnb  fie  toefentli^ 
ba  ja  aud^  bie  Somierfton  gur  SnUsk 
Xobfünbe  i^em  Snbalte  na^  iDcjeiiAir 
Don  ber  Sonoerfion  in  ber  Iä|Iit^  €niL 
renb  bemnad^  bie  ber  perfönli^ 
aj^enfd^  in  ber  Sünbe  entfpredjienbe  84 
poena  sensns,  für  beibe  € 
mefentlid^  gleid^  ifi,  fteOt  ftd^  bicanftai 
ber  Sünbe  beru^enbe  €trofe,  bie  poeu 
nid^t  nur  alS  eine  quantitativ,  fonbenoif 
tatiü  bifferirenbe  bar.  Sie  i^  quanM 
\d)Uhm,  infofem  ber  lobfönbe  alfi 
babitueüer  Stegation  bed  nxi^ren  Sibfill 
ein  abfoluter,  emiger  Serluß  @otteB.  \k 
damni,  fc^Ied^t^in  gufommt,  ber  V^fiiß 
meiere  nur  relatio  (secundum  quid)  oki 
eine  Sbfebr  üom  Snbgiele  in  fid^  WW» 
ein  actueaer,  geitlic^r  Serluft  ®ottil 
fie  ift  qualitatid  berfc^ieben,  tteil  bei  bcc 
damni  ber  Xobfänbe  eine  abfolute,  aütt 
reparirenbe  Trennung  Don  @ott  ^dtjnlC 
ber  poena  damni  ber  lä^Iid^  Sunbe  iW 
9)?enf(^  immer,  au(^  in  ber  Strafe,  vit  ^ ' 
S^erbinbtmg  bleibt ,  merni  aud^  b^  ' 
9$erbinbung  mit  ®ott  erft  md^ 
Strafe  in  bm  actueOen  Seft|  OottcS 
fann.  S^arauS  erflört  ftd^,  loatum  bk 
bm  ett)igm  Sßerluft  ber  Seligfeit  MriMi 
lö^Iid^e  aber  nur  bm  gettlic^m  SoiaP  Ai 
fd^ub  berfelben. 

9.  Oro^Gen  berSünbe.  StnejdK 
aud)  naddbem  fie  als  Set  DorübergegongBi 
ber  Seele  eine  ^fledfung  ober  einen  IUI 
Za  ftd^  bie  Seele  in  ber  Sänbe 
an  gefc^öpflic^e  ®egenfidnbe  ^ngt,  MsfiBt 
®(ang  unb  bie  Sc^önbeit,  bie  i$r  MC  ^ 
:  ber  Sünbe  eigm  nxiren.  ^nige2^cplo|p 
I  biefen  TlaUl  alS  ben  burc^  bie  SüdK  o) 
]  ^ng  gum  99öf en,  anbere  Derlegen  i^  h  1^ 
!  gegenüber  contrabirte  ^aftbarfeit  cta  S 
feit  beS  Wmfd^m ;  na(^  X^omoS  iP  Vik 
I  f!e(f ung  nid^tS  SnbereS  alS  ber  biii4  ^ ' 
I  bemirfte  Mangel  bet  Bäfitd^,  vebtc  m 


'SM'^^j 


989 


@änbe. 


970 


^t|img  bei  fibib^ftcn  9(cte8  oom  Sid^te  ber  iBer- 
lamft  unb  bir  gMtfid^m  ®nabe  über  bk  Seele 
odgeecincn  toot  (S.  ih.  1, 2,  q.  86,  a.  1).  3)urd^ 
toim  moSa  oitb  bei  aßenfd^  (Sefienftonb  beS 
nifefidlaid  ober  «bfd^eS  ®ottcd,  ^toicb  Dot  ®ott 
MNSiDfi^&  ipcnigfteiid  im  Sinne  ber  Unmür- 
biglcit  ber  fernem  Suioenbung  bed  frul^em  SBol^I- 
metoA  ÜotM"  (@4eeben)  unb  toirb  jugleid^ 
ßrafinfirbig,  »eil  bk  oerIe|te  @ittenorbnung  ju 
ttnr  Sieberl^tellmtg  notQioenbig  einer  @ü^ne 
bcbacf.  S>ief(  SBir{Ungen  ber  @ünbe  nennt  bie 
BäfuU  ben  reatoa  cnlpae  unb  ben  reatns  poe- 
flUMu  ScOflocrponbltd^  jtnb  biefe  SBirhingen  bei 
ben  tmf^^iebenen  Srten  unb  (graben  ber  @ünben 
vi^ct  Mfd^ieben.  Sei  ber  Xobfünbe  afö  pec- 
caftom  aiinpfictter  Ireten  biefe  gfolgen  abjolut 
ober  in  Dollem  SRoge  ein,  fo  bo^  ber  aRenfdj  qI§ 
idUtt^t^in  unrein  unb  fd^ulbbelaben  Dor  ®ott  er- 
^beinl«  tt^renb  bei  ber  la^Iid^  ©ünbe  ber 
SRoifd^  nur  mit  Sinfd^n&ing  auf  ben  einselnen 
Sd  oll  (Begner  ober  fjfeinb  ©otteS,  old  ungered^t 
mib  vnrein  ongefe^  merben  fann.  X)ad@d^ulb- 
Dcr^oltni^  bcd  Xobfunberd  l^t  Dor  Sllem  feinen 
Qnmb  bntn,  bog  bie  fd^mere  6finbe  benSRenfd^en 
ber  (eüigmod^ben  ®nabe  unb  bamit  au^  aDed 
S&{pxu4ed  auf  (Sott  unb  bie  emige  Seligfeit  be« 
nmU.  Z)er  Serluft  bedienigen  flbematarli^en  3u- 
9miM,  tDohwtd^  ber  SRenf  ^  {t^  bed  9Bob(gef oOenS 
(BotM  isnb  ber  Serbinbung  mit  il^m  erfreut  ^ot, 
i^  fomoy  eine  meritorif^e  als  eine  effectijd^e  Sir- 
Idio  ber  Siinbc :  erftered,  toenn  man  bte  l^eUig- 
nod^enbe  (Bncd)e  ali  gnttia  gratis  data,  le^tered, 
«emi  man  jie  ott  graüa  Banctificans  betra(^tet. 
^a  (Segcnfal  jmifd^  Xobffinbe  unb  @nabe  ift 
belbolb  €in  ^cremtorifd^er,  äbnlid^  toie  gtoifd^en 
^emi|  unb  Si^t,  Xob  unb  £eben.  SRit  ber 
^igmo^enben  ®nabe  gel^  )ugleid^  mtd^  bie 
t(cologi$4e  Zugenb  ber  Siebe  oerloren,  mä|renb 
fiäanbc  unb  ^opung  fo  lange  befiel^en  bleiben, 
dB  fit  nic^  burd^  bie  i^nen  entgegengefe^ten 
£inbcR  ouSgefd^Ioffen  n)erben.  Sogegen  mirb 
tei^  bie  firmere  SSnbe  oud^  ber  SBerluft  aOer 
mbam  ttbrnurifirlii^en  Xugenben  betoirlt,  ba  ber 
Sbnft^  dg  Sfeinb  (SotieB  [idb  baburd^  aller  ®na« 
bcngrft^enfe  (BotteS  untpurbig  maqt  unb  bie 
€)ienb]ing  berfelben  Don  bem  %orbanbenfein  ber 
(eiitgmod^ciiben  (Bnobe  abbongt.  —  9Benn  einige 
XbeoCogea  bebouptet  boben,  bop  bie  beiligmod^enbe 
Qnobe  au4  burd^  bie  löglid^e  @änbe  geminbert 
Bflbe,  fo  ift  biefe  Snfid^t  mit  ber  Se^re  ber  ffird^ 
toif  bei  8«nieiitia  oommnniBsima  in  SBiber* 
fims4,  loel^e  niemoIS  eine  SRinberung  ber  beilig« 
su^^rabcn  (Bnabe  ibrem  SBefen  nac!^,  f  onbem  nur 
eine  &(ü>iU^fun%  ifycn  fltaft  unb  Snergie  (bed 
fbgriL  feiTor  cariiatia)  }ugegeben  baben.  9Bäb- 
taib  ber  9Renff!b  burd^  bie  fibematfirlid^e  ®emein" 
VkB^,  tn  todcber  bie  €eele  mit  ®ott  ftebt,  nid^t 
6fa)|  iBtSoSBringung  Derbienftlid^er  ^anblungen 
jD^lg  gano^t/  fonbem  ibm  oud^  bie  Jhoft  ge- 
geben oirb^  ouf  Orunb  eigener  ^itmirlung  eine 
yotlfe  Xü^gfeii  §ut  Serri^tung  guter  SDSerle 


fid^  }u  ertoerben,  mirb  burd^  bie  lä^d^e  @flnbe 
biefe  ®eneigtbeit  unb  SiSpofitton  bed  SBUIend, 
melcbe  in  ber  SRegel  eine-gfolge  fortgefe^ter  gleid^« 
artigen  guten  ^anblungen  ift,  nic^t  blo^  oermin« 
bert,  fonbem  btrect  gef cbtuäd^t,  niemals  aber  mirb 
burd^  bie  lö^id^e  @änbe  bie  beiligmod^mbe  ®nabe 
ibrem  Sßefen  nod^  jerftört. 

(Sine  »eitere  Sßirfung  ber  Sünbe,  »eld^e  auf 
natürlid^em  toie  auf  übematitrUd^em  ®ebiete,  fo« 
XDoffi  bei  ber  Iö|Ii^en  mie  bei  ber  fd^meren  @ünbe 
eintritt,  beftebt  barin,  bo^  burd^  biefelbe  im  SRen- 
fd^m  eine  pofltioe  Steigung,  eine  3)iS))ofttion  unb 
i^bilitöt  )u  ibrer  SBieberbolung  gef(baffm  unb 
}ugleid^  eine  bauembe  unorbentUd^e  Slnbönglicb- 
feit  an  bog  gefc^offene  ®ut  mie  aud^  eine  Ster* 
ftörtung  bereits  oorbanbener  f  flnbbaften  9letgungen 
erjeugt  mirb.  S)er  äßiUe,  ber  urf^rfinglicb  auf  d 
divit  gerid^tet  mar,  mirb  nömlid^  burd^  bad  fort- 
gefe|te  93egebm  oon  @änben  immer  mebr  ge« 
fd^mäd^t  unb  jum  SSöfen  geneigt,  fo  bog  )ule|t 
ber  natürlid^e  Sßiberflanb  gegen  bodf  elbe  ft^  immer 
mebr  oerringert  unb  bie  oorbanbene  moralifd^e 
Sixa\t  im  SBiberftreite  gmifd^en  3ted^t  unb  Unred^t 
nid^t  mebr  möd^Kg  gmug  ift,  erfterem  gum  Siege 
}u  oerbelfen.  SRit  biefer  dispositio  in  pejus  ift 
auf  übernotürlid^em  ®ebiete  aud^  eine  iBerminbe- 
mng  ber  (Sm))fänglid^feit  für  bie  (Einpffe  ber 
®nabe  unb  eine  @d(|tt)ad^ung  ber  ®eneigtbeit  }ur 
3Ritn)irfung  mit  ibr  gegeben.  3n  biefer  t^infid^t 
ift  fein  mefentlid^er  Unterf (bieb  jmifd^en  Xobfünbe 
unb  10^4^  @ünbe  oorbanbm,  ba  beibe  mebr  ober 
minber  eine  Ünluft  am  SQBiberftanbe  gegm  bad 
®ute  nod^  fid^  gieben.  Sd  ift  fogar  ber  gfcäl  benf« 
bar,  ba^  bie  SBiOendmergie  )um  ®uten  bei  9e« 
gebung  einer  gr5|em  eingabt  Don  Iö|Iid^en  ®ün- 
ben  einm  örgem  @to|  erleibet  old  burd^  eine 
eingige  Slobfänbe,  mie  ed  ebenfo  ftd^er  ift,  ba| 
Diele  lö^Iid^  ©iinbm  bm  aBiSm  fo  ftart  beein- 
fluffen,  ba|  gur  Zobfunbe  oft  nur  ein  Sd^ritt  ift, 
unb  ba|  biefer  BäfM  gmor  nid^t  mit  abfoluter 
SfUtbigung  gemacbt  merben  mu|,  ober  bod^  bei  ber 
menf  d^Iid^en  Sd^mad^b^ü  i^  ber  SRegel  gemad^t  mirb. 

2)er  Serluft  ber  beiligmad^mben  ®nabe  burd^ 
bie  Xobfflnbe  b^t  bm  fogen.  habitus  peccatii 
bm  3^fianb  ber  @änbe,  gur  gfolge.  ÜRon  Derftebt 
bamnter  bm  bauembm  SRangel  ber  babituellm 
^eiligfeit,  melAe  bie  Seele  in  ber  ißerbinbung 
mit  ®ott  befaf ,  ober  bie  DoQpnbige  innere 
Zrennung  Don  ibm,  Dermdge  meld^r  bie  @ee(e 
bed  innemobnmben  äbematflrlid^m  Sebmd  Der- 
luftig  gebt.  3n  biefem  Sinne  ift  ed  iebmfaOd  gu 
Derftebm,  menn  bad  Trid.  Sess.  V,  oan.  2  fagt : 
Peccatum,  quod  mors  est  animae.  SDiefer 
Seelentob  bleibt  fo  lange  Dorbanbm,  bid  mieber 
burd^  bie  (Singie^ung  ber  beiligmod^enben  ®nabe 
bie  Seele  gu  neuem,  flbematürlid^em  Sebm  ermedtt 
mirb.  SQSmn  oud^  bei  ber  lö^Iiibm  Sänbe  Don 
babitueUer  Stinbbaftigfeit  gerebet  toirb,  fo  ift  ba- 
mit nid^t  ein  Serluft  ber  innem  ^eiligfeit  ober 
aud^  nur  eine  Serminbemng  berfelbm  gemeint, 
fonbem  lebiglid^  bie  burd^  bm  Slct  ber  Sünbe 


971 


@ünbetof{gfelt  Sl^rifli  —  @flnben,  frembe. 


972 


eonital^trte,  Bletbettbe  @d^  ober  WW  B^S^n 
®ott,  bte  Sltfungen  ber  la^d^m  @finbe  in  ber 
@eele  )u  tilgen.  ®ie|ie  l^abitueüe  löllid^  @änb- 
I^Qfttgfeit  t)erpflid^tet  ben  SRenfd^en,  benienigen  9ä 
ber  Siebe  )u  ermeden,  moburd^  bte  ber  götüid^en 
9Roieftdt  gugeffigte  Seleibigung  loieber  gut  ge- 
macht unb  bte  in  ber  @eele  l^erbeigefä^rte  9Rin« 
berung  beS  fervor  caritatiB  toieber  gel^oben  toirb. 
ihraft  ber  nod^  fortbefte^enben  (eiligmad^enben 
®nabe  fonn  aber  ber  f)abitu8  ber  Iä|U(|en  @ünbe, 
menigftenS  fo  lange  er  nod^  ol^ne  Soncomitan} 
einer  Sobfünbe  ift,  nid^t  als  ein  bleibcnber  ober 
bauember  angefel^en  föerbetL  2)enn  einerfeitS  be- 
jt|t  ber  9Renf(|  in  ber  l^eiligmad^enben  ©nobe 
ieoergeit  bad  Snittel,  bie  burd^  bie  @änbe  Der« 
toirhe  @d^ulb  n)teber  gu  com))enftren  unb  ftd^ 
(Sott  toieber  in  bem  ®rabe  jujutoenben,  in  mel« 
d^em  er  fid^  burd^  bie  Ift^Iid^e  @ünbe  oon  il^m 
abgetoenbet  ^at;  anbererfeüS  barf  ber  SRed^tS« 
ün]pTnä^,  »eichen  ber  SDlenfd^  auf  @runb  ber  $ei« 
ligmad^enben  ©nobe  auf  ben  ^imntel  'fyit,  nid^t 
toirfungdloS  bleiben.  9nberS  aber  ift  eS  bei  ber 
l^obitueUen  Zobfüttbe.  ßier  gel^t  mit  ber  SBe- 
gel^ung  ber  @ünbe  iuglei(|  aud^  ba§  ^rincip  i^rer 
Srlaffung  oerloren,  unb  ber  9Ren{d^  bleibt  in  einem 
3uftanbe  moralifd^en  SobeS  jurüdC,  oon  bem  er 
aus  eigenen  Aröften  niemals  erfte^en  fann.  Ex 
parte  rei  erfd^eint  be|^alb  iebe  Xobfünbe  aI8  un- 
dergebbar,  ba  jie  nur  bur^  eine  gong  freie  Sin« 
giefung  ber  l^eiltgmad^enben  ®nabe,  »eld^e  ber 
SRenfd^  gmar  Dorgubereiten,  aber  niemals  m  be* 
toirfen  im  @tanbe  ift,  il^re  9{ad^Iaffung  jinbet. 
ferner  n)irb  in  ber  Xobfänbe  (Sott  eine  f o  gro^e 
Seleibigung  }ugefügt,  ba^  fte  ber  3Rm]ii,  aud^ 
toenn  er,  f o  t)iel  in  feinen  jhäften  fte^t,  ben  fünb- 
l^aften  Set  gurüdfnimmt  unb  bereut,  nie  gu  ful^nen 
im  @tanbe  ift.  9Rit  biefer  Unoergei^Iid^feit  bebingt 
bie  Zobfünbe  aud^  eine  pttpttniSit  gfortbauer 
il^rer  SBirlungen,  inSbefonbere  ber  innem  @traf- 
toärbigfeit  unb  l^aftbarfeit  beS  ÜRenfd^en  @ott 
gegenüber.  SDamit  i|t  aber  loeber  formett  tu)d^ 
materieO  bie  9totl^n)enbig!eit  einer  actioen  f$fort- 
fe^ung  ber  @ünbe  gegeben,  nod^  an^  ein  3urädt« 
treten  oon  ber  @änbe  unb  eine  Silgung  beS  burd^ 
jte  l^erbeigefül^rten  3uftanbeS  mit  ber  ®nabe 
(SotteS  überl^upt  unmöglid^  gemad^t.  äBenn  aber 
bie  XUgung  ber  Sünbe  nid^t  balb  erfolgt,  bilbet 
fid^  mit  ber  SSermel^rung  ber  Hinneigung  gur 
@ünbe  unb  ber  Unetn|)f(mglid^leit  für  bie  ®nabe 
ein  3uftanb  i)ermanenter  @ünb]^ftigfett ,  baS 
fogen.  peccatum  ad  mortem  (1  3o|.  5,  i6), 
aus  totld)tm  ber  SJlenfd^  fid^  nur  burd^  auger- 
orbentlid^eS  Eingreifen  ®otteS  mieber  erljieben 
fonn.  2)iefe  SBUIenSrid^tung  auf  baS  SBöfe  toirb 
mUp  fo  ftarl,  ba|  ein  3uftanb  f^ftematifd^en 
^Ser^anenS  in  ber  @änbe  ftd^  bilbet,  ber  in  ber 
SBerbtenbung  unb  SSerfbdtung  beS  ^ergenS  unb 
ber  enbßd^en  Unbu|fertigleit  feine  Spi^  eneid^t. 
(9)gl.  au^er  ben  bereits  genannten  @d^riften  unb 
ben  Sel^rbüd^em  ber  2)ogmattt  unb  9RoraI  noc^ 
SRerlle,  2)aS  Sßefen  beS  SBöfen,  Z)iatngen  1847 


[Programm];  Teipel,  De  peccati natura  etc., 
Coesfeld.  1847;  Xop^el^om,  S)ie  I&^Iül^e  6unbe, 
Dülmen  1883;  Caesar  Manzoni,  De  natura 
peccati  etc.  disput. ,  S.  Angeli  Laudensis 
1890.)  [3of.  &i^\Hl] 

^Anbebfleftetf  ^(tifii,  f.  ^^tuS  IH,  253. 
289  ff. 

^finbett,  frembe,  l^ei^en  bie  k)erf(^iebenen 
3rten  freimiuiger  unerlaubter  9RtttDirfung  gut 
Sünbe  Ruberer.  SDlan  3&^tt  i^  neun  auf, 
namlid^  naii  ben  befannten  SRemoriatoerien : 

JuBsio,  consilium,  consendus,  palpo,  recoTBOS, 
Partioipans,  rnntos,  non  obetans,  non  numi- 

festans. 

Jnssio  ift  ber  Sefe^I  ]u  einer  bSfen  ^anblung, 
consilinm  baS  9lat|en  gut  @änbe,  oonsensuB 
baS  ßuftimmen  }nr  @ünbe  bei  SSerabrebungen, 
Abstimmungen  u.  bgL,  palpo  baS  Soben  bcd 
fünbl^aften^anbelnS.  3n  biefen  Dier  Sunben 
»irft  ber  aRenfd^  sunö^ft  mit  gum  3uftanbc 
fommen  eines  fünb^ften  Sorfa|e8  bei  feitiem 
anitmenfd^en.  ^ei  ben  beiben  folgenben  tjt  et 
bei  bem  fünbl^aften  öu^em  Z^un  beS  Slöäßta 
aud^  felbft  irgenbtoie  in  öugerer  ^nblung  mii- 
betl^eitigt.  Becnrsus  'bebeutet  nAmlic^  fotnel 
als  ^Unterf(^IiH)f'',  „ptf)lttA'*  u.  bgl.,  unb  par- 
ticipans  begeii^net  eine  birecte  pl^ftfd^e  9ht- 
betl^eiligung  an  bem  3ufianbefommen  ber  fünb« 
l^aften  ^anblung  beS  9läd^ften  (g.  8.  öolten  ber 
Seiter  bei  einem  (Einbrud^).  Wit  fedgS  ))org^ 
nannten  Arten  ber  SRitmirbmg  nennt  man  ^oft- 
tit)e  SDlitttiirfung  (cooperatio  positiva),  I9ei(  in 
i^nen  etmaS  ^ojitibeS  getl^n  loirb  gum  3u{tanbe« 
(ommen  ber  ®ünbe  beS  Slad^ften.  S)ie  bret  fol- 
genben fremben  ©unben  befielen  in  ber  fog.  nega> 
tiDen  SQflitttirfung  (cooperatio  negativa),  t^ 
bei  i^nen  bem  fünbl^aften  £^un  beS  Ütfid^l^en 
gegenüber  etmaS  unterlaffen  mirb,  tooS  geft^^m 
mü^te.  Mutas  ift  berfenige,  oeld^er  fd^toeigt, 
beoor  bie  Sünbe  beS  Slöd^fien  ftd^  ooOgiei^t,  tDä|- 
renb  er  bie  ißßtd^t  l^t,  ber  b5fen  ^anblung  oor* 
gubeugen  (93egie^ung  auf  eine  in  AuSft(^  genom« 
mene  Jßonblung,  Sqie^ung  ouf  bte  3ufonft). 
Non  obstans  ^ei^t  berjenige,  toeld^  bie  @ünbe 
beS  9lö(^ften,  bie  bereits  in  ®ang  iji^  nii^t 
unterbrüdK,  tro|bem  er  bie  fßflid^t  bo^u  ^  (9e« 
giefung  auf  bie  @egenlDart).  AIS  non  mani- 
festans  enblid^  erf^eint  berientge,  meld^  eine 
bereits  gefd^l^  @änbe  beS  9lfid^ften  rAä^t  offen« 
bart,  obfd^on  er  bagu  berpflidjitet  i^,  um  fc^limmen 
gfolgen  für  ben  Setreffenben  ober  für  Aitbere  bor- 
gubeugen  (Segiel^ung  auf  bte  Sergangenl^eit).  — 
Unter  ben  genannten  Arten  ber  funbl^aften  Slit* 
mirfung  ift  bie  jussio  bie  fd(|ltmm{U,  botn  oon 
bem  Sefel^lenben  ge^t  in  radice  bie  IBerlej^ung 
beS  @ittengefej;eS  auS,  unb  fein  (Einfluß  trägt 
unb  bel^errfd^t  bie  böfe  f)anblung  in  allen  i^ren 
Xl^eilen,  fomeit  pe  tUn  bon  il^m  befohlen  mar. 
Sßetterl^in  ift  bann  im  AHgemeinen  über^outit 
jebe  Art  ber  cooperatio  positiva  berontmortungS« 
DoOer  als  bie  brei  Arten  ber  cooperatio  nega* 


m 


€finben  gegen  ben  l^eiUgeit  (3ei|i  —  @flnbfIuL 


974 


tiTft;  ein»  (lofUtoe  gförberung  bet  Sunbe  ifl  ia 
of^nto  in  fti^  f glimmet  al8  ein  bIo|e9  ®  ef  d^d^en- 
lajjen  bet  f3nb^<^  ^onblung.  [  JKrfd^fain)).] 
^tetai  tmeu  biu  (eiClgen  ^eift  l^eiBen  in 
b(t  SRoxo!  mit  Squg  ouf  SDtatt^.  12,  81  f.  (Dgl. 
gtasc  3,  28  f.  Suc  12,  10)  getDijTe  @üiü>en, 
BRl^e  eine  ^exoonogenb  ^ol^S3etf(!^uä)ung  gegen 
Sott  barße&en.  9lad(|  bem  3ujammen]^ange  ffit 
ha  ^eSonb  bei  biefer  feeroor^emmg  eined  befon« 
boi  SergebenS  gegen  oen  beiligen  ®ei{i  bie  ®e- 
fbmimg  utd>  ^KmblungStoeife  bet  ^b^rifder  im 
lugcMofem  Untere  mibet  beffered  SBtffen  au8 
mnec  IBiHl^it  De9  f^eqenS  me  SBunbet  3efu 
um  bem  Solan  ^erletteten,  anftott  in  il^nen 
rmc  Offenbarung  beS  ®ei{le9  (äotteS  onjuet* 
lernien.  S)ie  ftn^Iid^  Xl^ologie  l^t  j[ebod^  ben 
Segtiff  ber  Sunbe  gegen  ben  ^eiligen  ®eift 
esBxA  eitoeüect,  inbem  monlErfd^inungen,  »eld^e 
vä  bem  extDfi^nim  Ser^tten  ber  ^l^rifäer 
imiaiic^  tienoanbt  Rnb,  ebenfalls  qI8  €flnben 
gqm  ben  ^eiligen  (m{t  bejeid^nete.  @dbon  ber 
^  Vn^fHnufi  nennt  jo  iiberl^au))!  bie  be»u|te 
nah  (ottnädige  SBerodgtung  ober  Suriidhoeifung 
iR  (Snoben  beS  betligen  @eifted  (ogl.  Enchir. 
88;  De  semi.  Dom.  in  monte  1,  22).  9u8 
bem  betört  enoeiterten  Segriff  bob  benn  juerfi 
^tnd  Sombotbud  (2  Sent.  d.  48)  fed^S  ^rten 
mh  Sünben  gegoi  ben  ^eiligen  ®eift  ^erauS, 
nünlub  in  ber  i4^  fiblid^en  SuffteÜung :  1.  Der« 
ntjienüi^  auf  @0tte8  SBarml^erjigfeit  fünbigen 
(pramuntio),  2.  on  @otteS  ^nabe  Derjtoeifeln 
(desperfttio;  @änbe  ^ainS,  äubaSO/  8.  ber 
ofoimten  ^fißc^en  SEBal^rbeit  loiberftreben  (im- 
pognatio  Teritaüs  okristianae  agnitae ;  Sunbe 
Ut  $^rifto),  4.  ben  SDlitmenfd^en  um  ber 
0Rabe  ®otte8  uHSen  beneiben  (invidentia  fra- 
tenuie  gratiae),  5.  g^gen  l^eilfame  (Sxmaf^ 
Kungtn  ein  üerftodfted  ^er)  fyiUn  (obstinatio; 
6imbe  bcft  $^roo),  6.  in  ber  Unbu^fertig- 
frit  ootfd|Itd^  oerbarren  (impoenitentia;  Sünbe 
1. 9.  ber  Se^mbfinbler  [SoIiboireS ;  f.  b.  9lrt.l 
iBcId^  ^  unter  einanber  Derpflid^ten,  ben  93ei- 
flaob  ber  flird^e  fogar  im  SngefU^te  bee  XobeS 
tmi}i4oIfenX  VSit  biefe  Sünben  |^ei^en  mit 
IMjli  Sunben  ^egen  ben  l^eiligen  ®eift,  neil  in 
i^i  ein  unmtttelborer  SBiberfprud^  3^V^  ^^^ 
Shfen  ber  ®nobe  ftd^  tunbgibt,  bie  Serleil^ung 
ha  (Snobe  aber  nad^  ber  Stuffaffung  ber  ftird^e 
tan  ^igen  Seifte  afö  fein  perfönlid^ed  SBetI 
}iigif4tieben  U)id).  S)teienigen,  totläit  bie  ge- 
nannten Sänben  begel^en^  fiellen  fid^  ö^nlid^  ben 
nciiDotfcnen  ®eiftem  bem  l^eiligen  ®eifte  unb 
feinem  ®nabenmirfcn  gerabe)u  feinblid^  gegen« 
über,  iitbem  fie  ber  Smmirfung  Don  oben  freoent- 
lul^  «eifl  unb  ^  berf^tie^en.  SfaUS  bie  Ie|t- 
geiumnte  ber  \äfi  Sänben  gegen  ben  l^eiligen 
eeifl  Bti  §ttm  <Enbe  bed  SebenS  anbauert  (im- 
{KMoitentia  finaHs),  trifft  fte  bie  unbebingte 
UnDetjril^Iid^feit«  9on  n^eld^er  ber  ßeilanb  an  ber 
ttcngcnmnten  Stelle  rebet;  ber  Serftodtie  toirb 
ni4t  gerettet,  »eU  et  nid^  gerettet  tt^erben  miE. 


Sd^tt)ieriger  olS  bei  Sünben  anberer  9rt  ift  bie 
SRettung  oud^  bei  ben  übrigen  Sänben  gegen  ben 
l^eiligen  ®eift ;  bie^  liegt  eben  in  il^rer  9latur,  ba 
ber  3tenfd^  ftd^  in  il^nen  unmittelbar  bemienigen 
entgegenftemmt,  maS  il^n  aQein  retten  fann,  nöm- 
lid^  bem  SBirlen  ber  ®nobe.  gfreilid^  ift  unb 
bleibt  ®ott  aOmäd^tig,  unb  feine  oon  iBarm^ergig« 
feit  geleitete  Slllmod^t  fann  auc^  ben  oerfiodfteften 
Sünber  }ur  Sebl^rung  bringen.  SBeil  bie  Stet- 
tung  aber  fojufagen  in  ooQenbetem  ®egenfa|e  ju 
ber  9latur  biefer  Sänben  gefd^iel^t,  fagt  ber 
^I.  Sl^omaS  (S.  th.  2,  2,  q.  14,  a.  8)  fe^r  tref' 
fenb,  biefe  Slettung  gefd^el^e  quasi  miracolose. 
(iSgl.  au^er  ben  Sd^oIaftUem  unb  ben  neueren 
grölen  äRoralmerlen  nod^  M.  Gerbert,  De 
peccato  in  Spiritum  sanct.,  San  Blaaii 
1766 ;  Cahnet,  Dies,  de  peccato  in  Spir.  8.y 
in  b.  Dies,  in  Y.  et  N.  Test.  III,  Wirceburg. 
1789,  120  sqq.;  ^offmann,  2)ie  Sünbe  unb 
Sünben  gegen  ben  l^eiligen  ®eift,  SRegenSburg 
1847.)  [Äirfd^fam}).] 

^ünhtUf  l^immelfd^reienbe,  merben  im 
Snfd^Iuffe  an  bie  l^eilige  Sd^rift  oier  Sänbenarien 
genannt^  »eld^e  in  befonberd  fd^merer  SBeife  bie 
^e}ie]^ungen  bed  SRenfd^en  )um  ^töd^ften  unb  bie 
f ociate  Orbnung  t)erle|en.  SS  ftnb  biefeSl.ber 
SRorb,  2.  bie  Sobomte,  b.  i  oottenbete  tt)tber« 
natürlid^e  Unjuc^t  (copula  inter  personas  ejus- 
dem  sexus),  8.  Unterbrüdfung  ber  9rmen,  be« 
fonberS  ber  SBtttmen  unb  SBatfen,  4.  Sorentl^alten 
bed  Derbienten  Sol^ned.  Seit  SanifiuS  brüdft  man 
fie  in  ben  üßemoriafoerfen  au8 : 

Clamitat  ad  coeluin  vox  sangniiiis  et  Sodo- 
Vox  oppressomm ,  merces  detenta  labomzn. 

Seine  biblifd^e  SBegrünbung  l^t  ber  9lame  J^im" 
melfd^reienbe  Sünben''  in  ben  Stellen  ®en.  4, 10; 
18,  20  f.  (ügl.  19, 18).  ßj.  22,  28  (ogl.  gccli 
85,  18  f.).  ffieui  24,  14  f.  3ac.  5,4;  feine 
fad^ßd^e  barin,  ba|  biefe  Sänben  fraft  il^rer  be- 
forü)em  Slbfd^eußd^feit  bie  göttlid^e  ©ered^tigfeit 
fc^on  l^ier  auf  Srben  »ir  Strafe  lebbaft  l^erauS» 
forbem.  äl^re  fpecieQe  SoSbeit  befielet  aber  barin, 
bag  bri  ibnen  in  craffefier  SBeife  gegen  natürlid^e 
triebe  bed  SRenfd^en  gel^onbelt  loirb,  mäl^renb  bei 
anberen  Sänben  ber  gel^Ier  nur  barin  liegt,  ba^ 
man  natürlid^en  Xrieben  gu  fel^r  bie  3ägel  f  d^ie^en 
lä^t.  3m  9Rorbe  unb  in  ben  ftoü  legten  ber 
l^immelfd^reienben  Sänben  jeigt  jid^  eine  fo  grobe 
9led^t80er(e|ung  unb  eine  fo  oouenbete  Siebloftg« 
feit,  ba^  ft(!^  fd^on  baS  rrin  natürlid^e  ®efä$( 
mäd^tia  Dagegen  aufbäumt ;  in  ber  Sobomie  l^at 
man  Die  müftefte  ißerfe^rung  ber  natürlid^en 
Orbnung  in  ber  iBetl^tigung  beS  ®ef$Ied§t8« 
triebeS,  moburd^  ®ott,  ber  ^err  unb  Orbner 
ber  Statur,  unmittelbar  gut  Strafe  l^eraufigeforbert 
»irb.  [Jhrfd^famp.] 

$i:nbeuB€%mnM^  f.  Seid^te. 

$Aitferttfdr,  f.  Sbam;  (Engel  IV,  518  f.; 
ZeufeL 

$ftnbfbti,  f.  Sintflut. 


979 


SuIlQ. 


980 


flanb- .  (S8öl.  %i\xm,  aSiBI.  eomm.  ü6ct  bic  pott 
«SB.  bc3  91.  i.  W,  Sclpg.  1875,  6  f.)  [Äaulen.] 
^ttfff,  9lame  stoeier  Sifd^öfe  üon  ^oriS. 
l.aRaurittuSöonSuHij  (1160—1196)  l^ot 
feinen  9{amen  von  feinem  Geburtsorte,  bem  ©tobt« 
d^en  @uDQ«fur-Soire.  6r  flammte  au8  armer 
{^milie  unb  tonnte  nur  unter  gro|en  Entbeh- 
rungen feine  Stubien  )u  fparis  DoDenben.  9la(]^- 
bem  er  bort  eine  S^man^  M  Seigrer  ber  Sl^eologie 
gen^irft  l^atte,  lourbe  er  (SanonicuS  )u  IBourgeS 
unb  fpäter  Srd^ibtacon  an  ber  (Siat^ebrale  ju 
^rl8.  9lad^  bem  Sobe  beS  SetntS  SombarbuS 
(f.  b.  tHrt.)  toarb  er  1160  }u  $ari8  auf  ben  9i- 
fd^ofSftul^I  erl^oben.  £öfariu8  Don  ^eifterbad^ 
(Dial.  6, 19)  erad^It  barüber  folgenbe  Snecbote. 
S)ad  eapitel  f^  fic^  bei  ber  Sifd^ofSioa^l  nid^t 
einigen  lönnen  unb  biefelbe  be^^alb  per  viam 
compromissi  brei  SRitgliebem,  barutüer  9Rau« 
ritius,  übertragen.  Sa  aud^  biefe  nid^t  einig  toer- 
ben  fonnten,  ^tten  fie  bie  SBal^I  bem  le^tem 
uberlaffen,  ber  ftd^  nun  fefbft  toöXjliit  unb  bie^  ba- 
mit  begrflnbete,  ba^  er  ffir  bie  SBärbigfeit  ber 
9nberen  nid^t  bürgen  Unne,  fonbem  nur  feiner 
eigenen  fidler  fei.  SiefeS  ÜRärd^en  bat  tro^  feiner 
Unteal^fd^einlid^teit  felbft  in  loiffenfd^aftlid^en 
SBerlen  Verbreitung  gefunben.  3ut)erlöfftger 
fd^eint  ber  Serid^t  @tep]^and  oon  Sourbon  (f. 
Journal  des  sayants  1881,  748),  toomi)  bei 
ber  SBo^I  anfangs  iton  Sanbibaten  in  gfroge  ge- 
fommen  loären,  SRagifier  9){auritiu8  tion  BvXb^ 
unb  SJlagifter  Ißetrud  Someftor  (f.  b.  SIrt.).  S)a8 
(&QpM  babe,  ba  eS  gu  leiner  ßntfd^eibung  bm- 
men  tonnte,  fid^  an  ftönig  Subtoig  VII.  gewanbt; 
auf  beffen  g^oge,  mer  Don  beiben  ben  größten 
Seeleneifer  geige  unb  am  baufigften  unb  mirffam- 
ften  ))rebige,  bitten  bie  2)omberren  geanttt)ortet: 
3Raurttiu8  oon  SuIIq  ;  iebod^  fei  biefem  in  ber 
tbeologtfd^en  SBiffenfd^aft  SJlagifter  betrug  »eit 
überlegen.  S)arauf  b<^be  ber  itönig  enoiebert: 
„SBoblan,  fo  mod^t  benn  ben  Seeleneifrigften  gum 
«ifd^of  unb  ben  ®etebrteften  gum  Sd^oIafticuS.'' 
S)ief en  9latb  fyibt  baS  (EapM  gum  großen  92u^n 
ber  ffird^e  toit  ber  @d^ute  befolgt.  S3ie  bem  aud^ 
fei,  {ebenfalls  gebart  9Rauritiud  gu  ben  mürbigften 
fßrolaten  feiner  3eit.  SluS  fetner  aSBirffamleit,  bie 

Jang  feiner  Siöcefe  gemibmet  tear,  fann  bi^  nur 
nnigeS  enoäbnt  merben.  Sntfpred^enb  bem  Sobe, 
baS  ibm  bei  feiner  SQBabI  angeblid^  gefpenbet 
tourbe,  toQx  er  oor  Willem  auf  gemiffenbafte  93er« 
Haltung  beS  IßrebigtamteS  bebad^t  unb  mad^te 
biefelbe  aud^  ben  $faaem  feiner  Siöcefe  gur 
firengften  fßflicbt.  Sr  oerfafite  für  biefeloen  in 
lateinifd^er  @prad^e  eine  no^  b^nbfd^riftlid^  er^ 
baltene  Sammlung,  toetd^e  74  furge  $rebigten 
für  bie  Sonn-  unb  gfeiertage  entbielt.  Slu^bem 
toerben  ibm  nod^  eine  9lngabl  frangöfifd^er  $re- 
bigten  gugefd^rieben,  bie  aber  nad^  ber  Sermutbung 
Sourgainfi  ([f.  u.]  192)  nur  freie  äSariotionen 
über  Die  Don  SRauritiuS  gebotenen  Stoffe  ftnb 
unb  Derfd^iebenen  ^rebigem  in  Derfd^iebenen  $ro- 
Dingen  ongebören.    Qu  aRouritiuS^  SSerbienften 


iSß  aud^  ber  Don  ibm  begonnene  unb  38  3a)^ 
eifrig  geförberte  SBau  einer  neuen  (Eatbebrale 
(97otre-2)ame)  gu  $ari8 ;  im  3utt  1163  legte  ber 
bamal§  in  gfranlreid^  tt)eOeiü)e  ißapf}  Slleian- 
ber  lU.  ben  (Srunbftein  gu  bem  btrrli^en  Some. 
Süperbem  ttirb  SRauritiufi  nad^gerübmt,  bo|  er 
Dier  Abteien  gegrunbet  unb  gtoei  ^elnemelBrudfen 
(eine  über  bie  Seine,  bie  anbere  über  bie  Sffatme) 
erbaut  babe.  Son  bogmengefd^id^tlid^em  Stitereffe 
ift,  ba|  er  in  feiner  2)iöcefe  boS  gfeft  ber  Unbe- 
flecften  Smpfängnig  ^adä  nid^t  gu  feiern  ge« 
ftattete  (Bourgain  850 ;  gur  (EtfUrung  f.  b.  %xt 
gmpföngni^,  unbefledte  IV,  468,  unbRevae  des 
quest.  bist  LXI  [1897],  166  sb.).  «Ift  im  Fe- 
bruar 1196  bie  Seine  gu  !ßarid  einetteberf^ttiem« 
mung  Derurfad^te,  ftebelte  ber  93if c^of  in  bie  tftbtet 
St.  Sictor  über.  S)ort  ftarb  er  am  11.  Sep« 
tember  1196.  9ngeblid^  mürbe  i^m  gemd^  feiner 
SBeifung  auf  bie  )8ruft  ein  Sattel  gelegt  mit  ber 
Snfd^fif:  Scio,  qnodredempiormens  Tivit  et 
in  noYiBsimo  die  de  terra  surrectoraB  Bum  et 
in  came  mea  videbo  Deum  menm  (3ob  19, 
25  f.).  2)amU  moSte,  fo  beiftt  eS,  ber  SB^(^o(  fei« 
neu  f eften  ©lauben  an  bie  bamafö  Don  fkiretüem 
Dielbelam))fte  Sebre  Don  berSuferfie^ng  bejeugen. 
(Einige  ^Briefe  Don  aßauritiuS  (an  S^i  Sie« 
sanber  IIL  gu  ®unften  beS  C^bifd^ofS  XbomaS 
Don  SanterburQ)  ftnb  abgebrudft  bei  Migne,  PP. 
lat.  CG,  1419  sqq.,  eine  HngabI  Urfunben  att§ 
feiner  S)i5cefanregierung  ib.  (3GV,  897  sqq, 
(Sgl.  OalHa  chnst.  VII,  Paris.  1744,  70  aqq. ; 
Hist.  litt,  de  la  France  XV,  Paria  1820, 
149  BS. ;  Baunard,  Maar,  de  Sully,  Orleans 
1862;  Ceillier,  Hiat.  g^.  des  aut.  sacrös 
XIV,  nouT.  ed.  818  bb,  ;  Bonrgain,  La  chaire 
fran9.  au  XII«  ai^le,  Paris  1879,  390;  De* 
nifle-Chatelain,  dhartul.  I,  Paris.  1889, 35. 37, 
not.  4.  56.  aSeitere  Siterotur  f.  bei  Chevalidr, 
B4p.  unb  Suppl.) 

2.  Obo  (SubeS)  DonSulQ,  9lad^foIger  bc$ 
SSorigen  auf  bem  Sifd^ofSftuble  Donfßarift  (1196 
bis  1208) ,  mar  tro|  bed  gleicben  9iamenS  mit 
feinem  SSorgänger  ni^t  Denoanbt.  Sr  flammte 
au8  bem  bod()abeIigen  ®efd^Ied^te  Don  SuIIq  (in 
SerrQ)  unb  mar  um  1165  gu  Sa  6^a|)dle  b'Sn» 
giOon  geboren.  9lad^bem  er  feine  Stubien  ju 
^ari9  beenbigt  b^tte,  ernannte  ibn  fein  filtern 
SBruber  ^einrid^,  Sr^ifd^of  Don  93ouxge9^  3um 
gantor  an  ber  bortigen  Satbebrale.  3m  3. 1196 
mürbe  er  Dom  ^arifer  2)omcafitteI  einfUmmig 
gum  Sifd^of  gemöblt.  S)abei  mor  mobi  Don  großem 
SinJIu^  bie  Stüdtftd^t  auf  feine  Domel^me  Vbfmtft, 
fpeaeS  feine  Sermanbtf (büft  mit  bem  fnmg5fif(ben 
j^önig8b<ntfe.  Sod^  gerietb  er  fd^on  fai  ben  erften 
3abren  feiner  SImtfiDermaltung  mit  ftönig  $bi* 
li))))  IL  9uguft,  ber  feine  red^tmägige  @emabßn 
Sngeborg  Derfiolen  f^attt,  in  (Sonflict.  tUd  nöm« 
lidd  ber  |>ä))ftli(be  Segat  im  Sonuar  1200  ba§ 
unterbiet  über  gronfmd^  Derbängte,  um  ben  ff5« 
nig  gur  Siad^giebigfeit  gu  gmingen^  gel^ri^  Obo 
(ttie  faft  aOe  frongbfifd^en  Sif^^)  ba  SBeifung 


961 


6«l>ice»  6«tKt 


Ctt»  11»  sab  1199  ksö^ 


{osnt  m^  MpnAc^s,.  kdct  o^m  buBfmom 

softe  CT  c^Qg  fis  lia  fiui4|Usi|  9^901  \m  fOibi * 
gons.  fet  ftB§  Ol  13l  3ilfi  12C>8.  SS^raib 

far  Mc  Stocfft  ^ßmS  uluwBy  bic  nuKiithii^  bit 
SexBttEDOH  bcf  €flQBBxslit  vd  bic  ¥uu!btcii 
tetfrar  jktnilai  (lOgiM.  PP.  lal  CCXH, 
57  s^)f  rix  bogwngfkt'u^ilk^  ferifbtiQc  9c* 
liiaiBiim  bcr  Slatitn  t^  ^4ov  oi  b.  9it.  Suftt 
n,  1609  toyri^Kt  (SgL  GaDni  christ  YII, 
78i^;  HIbC  litt  de  la  Franee  XVI,  Paris 
1S24,  S74  SB.;  Caükr XIT,  890  ss.;  Denüle- 
Oitehm  I.  702.)  [3«L] 

$ttQpicic»  Sflint,  bnft  bcni^intf  ^ßiiefierfciiii" 
Off  ift  ^ßtriS,  PwbiMift  ftiiie  Oiniibitns  3^^  3o* 
db  C6cc  (f.  bi  1x1),  wddftx  bic  cxßc  Vincgung 
p  {oKr  fn  bk  flin!^  Sranhcul^  fo  o^ric^" 
lu^  SnffäfliMt  bnn^  bic  Don  ^  SinccntiuS 
tos  ^jtail  ^  b.  fbt.)  ctiiQfn^^tctcii,  noii^inolS  f  0 
beiiitnlm  ,9)uiifilDgjktmfcfen|fii*  im  Colbs  @t 
£a)aae  |b  forii  cs^ieit  ^un^P  bcmirigte  ftd^ 
Ctiff  in  rium  ^oitfe  »t  ^ßoriS  mit  ctnigm  $ne- 
jisii  pi  cinm  genttnfdpofißd^  SAcn  unb  bcgomt 
mt  4nm  dac  ccfolgrct^  SRiJfiotiSt^ttQlrit  in 
ber  Hupognc  Sincn  be^irnmenbcn  (Etnflu|  mtf 

tnrimgniig  mdi  bic  9ii  tl^cr  ZV^gfdt  l^tte  bei 
Md|loat(r  ty&a»,  C]^atfe§  twn  Conbrni  (f.  b. 
%it.X  wMffx  OOT  feinem  tobe  einem  SRitgtiebe 
kr  ^mPfitatintgtnig,  3eon  bu  ferner,  au8- 
einanbafelle,  mic  Did  für  boS  ®ebei]^  ber  bon 
C&r  mÄ  feinen  Slttorbeitem  obge^tenen  SSoßö« 
Biiyuniai  bom  9Iod^imu4S  guier  Srieper  ablänge, 
a^mib  man  ol^  einen  im  (Sei^e  ber  JKrd^e  er- 
jpgcnen  mib  mirfenben  Slerud  mtd^  bon  ber  an- 
{rmteßm  ailiffionSf^ötigfeit  fi^  ntd^tS  ber- 
{{^Rd^  büife.  Stefe  Inxegung  tontrbe  (eflarft 
biih(  eine  Sifion,  n^eld^e  ein  onbereS  SJHtglieb  ber 
Scmmgmig,  9tamen8  {Dle^fler,  in  ber  92od^t  bor 
ba  Scerbtgmig  bed  P«  (Eonbren  l^tte.  SRe^fter, 
tDd^ec  bon  ber  Unterrebnng  SonbrenS  mit  bu  gfer* 
m  iu)4  nid^tS  ttm|te,  l^örte  in  einem  (Sejid^te  ben 
tiecjiorlenen  Sonbitn  fagen,  ®ott  molle,  hai  er 
unb  feine  greunbe  bon  ben  SRiffionen  obltrlen, 
»m  fl4  gmt)  ber  Silbung  ber  (SeifUid^en  in  einem 
€emtnoie  ju  mibmen.  3unSd^  ermarb  man  nun 
«n  fy^ta  in  e^ortrcd,  um  bort  fold^en  $riefter- 


'  oBSiOQi^f^atac^  «dir  Sribcs  cdoftm  i'Ikiu 
letaar^ je g^miiim  }k  $etai;  MI  CKVCwb  >(r 
i?:t:«^  nii^  bot  tjm^itttMjy ,  «sb  bül  i^^n* 
äneshaA  iMib  ricdcr  oy^irfqL  5tn  Imi 
bBx4  ^  S^xnt  11^-iIkr  bt  ^tTlnrndM  v^ 
1650.1  ^«  Isncn^  in^äsctioib  kt^citril  (V 

ba;  cficta  Cliet,  bcnb  b«  §xi:bmi$c«  ti 

'  Ckottnt  cBtmcbt^t*  ctCiizte  p^  mit  oüer  IM* 

icicocnQot  Qegea  iw^  pus  vno  ounoIob  FQl 

ftfk  {BT  lis^nnig  bciiHtai.  o»  fKatie  9i««i- 

'  fean.  ciae  beüt^sigel&tnBK*  boi  »CraM  dkt 

brüigca  SKönaer  «b  ^kinieft  bcS  boMdi^m 

I  ^nntkric^*,  iba  giei^HiQ^  butfit  cnf^riMtc  vab 

-bic  ]v  cm&toibc  VnjtoU  oB  bic  Skge  ciaet 

I  giüfSm  Va^abl  ^iger  $m^  bciri^iictc  €0 

i  hty>q  CT  mit  bn  groxkr  mSb  bc  $ois  ein  flciad 

.  Stictb^ouS  in  Sa^irorb  (Banner  1G42X  M  fi(^ 

bie  30^4  bet  ^^flSer  v»  Cüet  bolb  onf  20  bor» 

BK^e.   3^utt  Sor^^ct  ber  ncttcn  yiicficrbci* 

etniguag  inSaiigixoib  MibCßct  fdb^  gesoifitlt 

ber  ^  bur^  ein  Befonbcicd  Odubbe  (to6q  de 

servitode  i  Notre  Seigneor)  ouf  ettig  bem 

SHenjie  beS  ^(en)»riejierS  3ef uft  ^nßu»  tDcil^ 

Soft  Seminar  twn  Sougirorb  bUbete  mic  ben 

®mnb)iein  fo  bo8  Sorbilb  ber  tribcntinif^ra 

Scminanen  in  gfraitoiil^;  benn  oHc  borVt  er* 

rid^teten  ö^id^  3n)ütute  ^tten  leinen  bouctn« 

ben  Seßoitb  ober  moren,  mie  mi4  bol  ^ufi  bet 

Oratorioner  ju  6L  Wogloirc,  boS  fpmeO  mit 

ber  Scßimmmig  gegrünbet  morbcn  mar,  ein  £i5« 

cefdnfeminar  )u  bitt)en,  feine  Seminare  im  tri* 

bentiniH|en  Sinne.   S)en  Sorf^Iog  9ii(^fieu1l, 

ber  fogleid^  bie  Sebeutung  ber  Stiftuncf  OIier< 

ertonnte,  baS  Seminar  in  ba8  Sd^lo|  9hiel  jtt 

oerlegen,  lehnte  CUer  ob  unb  bereitelte  l^ierburd^ 

bie  9lbfu^t  beS  SorbinolS,  ouS  bem  Seminor  ein 

SnfKtut  für  bie  ^eronbilbung  bon  6onbibaten 

ebie  bi{(4öfli(^  SBürbe  in  ^rontreid^  lu  ge» 
ten.  9lu(^  auf  ben  Sntrog  befi  ^orrer^ 
be  Siedque,  on  feiner  SteSe  bie  fd^mierige  ^forrei 
St.  Sulpice  in  ber  ^rifer  !Bor{iobt  St.  ®ermoiii 
)u  übernehmen,  moHte  er  longe  nid^t  einge^n,  bis 
er  ftd^  enblid^  ouf  Streben  ber  SBittme  Kouffeou 
unb  bed  (I.  SSinccti)  jur  Ueberftebelung  entfd^Io^ 
S)ie  erfte  Snfprad^e  (Vuguß  1642)  an  ben  Slerud 
feiner  ^fanei  bel^anbelte,  bom  S(^riftmorte  Vae 
soli  ouSge^enb,  bie  ißorjüge  bed  aemeinfc^ftlid^n 
Sebend  ber  SBeltgeiftlid^en.  2)ie  lungeren  SIeriftr 
fd^Ioffen  fld^  i^m  ol^ne  SBeitered  an,  unb  er  begonn 
mit  biefen  fomie  mit  feinen  el^emaligen  ©enoffen 
in  !Baugtrarb,  meldte,  fotoeit  ^e  aUommen  Tonn- 
ten, fdd  tagsüber  Olier  gur  IBerfüguna  ftellten, 
unbergüglid^  eine  j^eilfame  {Reform  in  oem  i^m 
anbertrouten  $farrf))rengeL  9118  bie  Suftänbe  in 
St.  ©ermoin,  baS  man  bl8  bal^in  bejeid^nenber- 
meife  ,,bafi  Heine  ©enf  nannte,  nad^  ÜRöglidjiteit 
gebeffert  maren,  fa^te  Otter  ben  $Ian,  bie  in 
Saugirorb  begonnene  Xl^ötigfeit  in  St.  Sulpice 
fortgufe^en  unb  baS  Seminar  bon  IBougirorb  in 
fein  fßfon^uS  ju  berlegen ;  bod^  mürbe  aud^  baS 


985 


Sttlplce,  @Qint 


986 


tonn  itnb  im)3gTU^1len  SBol^ttl^ater ,  Goniinu- 
nwM  des  Boberiins  genannt  ttmrbe.  Unter 
ban  ft.  ®enetQlfupcrix>r,  S^atleS  SRourice 
!e^cletier  (1725—1731),  toarb  baS  Semi- 
nar in  9lont(d  bon  ben  Sutpicionem  fiiemont« 
mcn,  unter  bem  6.,  Jean  eoujturier  (1731 
tö  1770),  boS  €em{nar  @t  Sl^arted  }u  Zouloufe 
nnb  nocfi  berSertreibung  ber  3ef uiten  oud^  baS  S)tö« 
cefonfcminar  bofelbfl.  (B  jel^Ite  nid^t  an  9n« 
ieid^  ba|  bie  geinbe  ber  (SefeOfd^ft  3efii  aud^ 
bie  in  bemfelben  @etfie  ttirfenbe  Songngatton 
von  @L  €iilptcf  nidSit  t^erfc^onen  urilrben.  Unter 
bem  SorUKnä«  einer  93ergr5^erung  bed  ^la^ 
tut  bem  Seminar  @t.  @ui))ice  xoaxh  bem  @ene* 
ra^u|Krior  Cmtffairier  bo8  9loDtciat8geb9ube  ber 
Mtriebenen  Sefuiten  angeboten ;  bod(i  Soufturier 
toeigexte  fid^  entfc^fieben,  t)om  ßigentl^um  einer 
mntf^lmfiBig  t^ertrieBenen  Orben8genoffenf(^aft 
Sef^  iu  ergreifen,  unb  }ule^  entfd^ieb  ber  ftönig 
Sttbmig  XY*  felbji,  bod^  (S:oufturter  rul^g  in  fei- 
nem poufe  fterben  gu  laffen.  3u  ben  ftu^eren 
Sdyröngnijfen  tarnen  innere  @d^mierigf eiten  in  ber 
2citimg  beS  ®ro|en  6eminar8,  meldte  fd^on  mie- 
ba^oQ  Senberungen  ber  @totuten  beSfeQen  l^er- 
beig^ü^  ^en.  9lad^bem  fie  {id^  unter  bem  7. 
unb  8.  (Sfneralfu))erii)r,  Staube  Sourad^ot 
(1770—1777)  unb  ^ierre  le  ©allic  (1777 
US  1782),  immer  bebrol^Itd^er  geltenb  gemad^t 
unb  ben  le^tgenannten  fogor  jur  ^bbanfung  t)er- 
anla|t  ^en,  fe^  ber  9.  (Seneralfuperior,  3  o- 
cob  SnbreoB  Cmer^  (1782—1811;  f.  b. 
9x1)«  eine  angemeffene  Sleform  bed  Seminard  t)on 
€t  Sulpice  burd^*  äl^m  gebü^  aud^  bad  Ser- 
bien!}, ^^  Kongregation  felbfi  mit  Unerfd^rotfen- 
bcit  unb  9tjAM  bux^  bie  Stürme  ber  großen 
^an|bjifd^  gleootution  gefü^  )U  l^aben.  SmerQ 
jfibfi  mar  gmeimal  eingeferfert;  18  $rie{ter  ber 
@fn0ffmfd^ft  fieten  afö  Op]tt  ber  Stet^olution, 
kte  übrigen  mürben  jerftreut  unb  l^ielten  fid^  üer- 
^eift  ober  manberten  au9,  inSbefonbere  nod^  Bpa» 
mm,  ber  @d^mei]  unb  Stalten,  einige  @ul- 
pinoner,  meldte  M  nad^  SDeutfd^Ianb  geftüd^tet 
batten,  erric^eten  e(n  Seminar  für  fold^e  SHx(btx 
ber  fntn^öfif(j^en  Emigranten,  meldte Jid^  bem  geift- 
licj^  Staube  uribmeten;  Surft  ffarl  ^Ibred^t 
^obcnlo^e,  ber  Sater  beS  burd^  feine  l^ranren- 
bcüungen  belännten  gürflen  Sle^anber  ^ol^enlo^e- 
SBaibcnburg-SdbiHingSfärfi  (f.  b.  Srt.),  bot  t^nen 
)n  birfrm  Se^e  fein  S(bfo|  in  SBalfou  (S)i5- 
cefe  SBürjbnrg)  an,  mo  oie  3(n{)alt  1796  in'd 
Seben  trat;  fte  beftanb  bi6  1814  unb  lieferte  eine 
fWfi^  Sngal^I  guter  ^riefter,  meldte  nad^maß 
tu  f^nmfreid^  treffXid^  mirften.  9Re^rere  Sul- 
^cioner  manbten  fi4  nad^  ^Baltimore  (fDIorq- 
(anb),  mo  Smerp  jugleid^  mit  ber  Srrid^tung  beiS 
9iStbumS  aud^  bie  (Srünbung  eines  Seminars 
ieiDerfßeaigt  baue  (1791).  3m  %  1800  fonnte  }u 
$ariS  in  ber  Strome  St.  Sacqued  baS  Seminar 
Di^bcr  eröffnet,  balb  aud^  bie  Pfarrei  St.  Sulpice 
tDieber  übernommen  merben.  Sa  baS  alte  Semi- 
noigcböube^  obgleid^  cd  Smer^  burc^  Vermittlung 


bed  SarbinalS  SeOoiS  bereits  jugefprod^en  mar, 
gule^t  bod^  bem  Ißlane  einer  $$ergrd^erung  beS 
$Ia|eS  St.  Sulpice  }um  Opfer  fiel  unb  nieber- 
gelegt  ttmrbe  (gfebruar  1803),  baS  ®eböube  in 
ber  Strafe  St.  äacqueS  aber  nid^t  genügte ,  f o 
berlegte  ber  ©eneralfuperior  baS  Seminar  in  bie 
9tue  9lotre-®ame-bed-S^mpS  unb  balb  borauf 
in  baS  frühere  ^auS  ber  Sd^meftem  beS  d^rift- 
lid^en  Untenid^tS  in  ber  tRue  bu  $ot-be-gfer. 
6mer9  nbemal^m  felbfi  bie  Seitung  beS  Seminars, 
unb  jmar  mit  fold^em  (Erfolge,  ba|  Seminar  unb 
©efeufd^ft  ben  l^ol^en  Kuf,  ben  fie  gu  ben  Seiten 
OlterS  unb  feiner  erfien  9lad^olger  befugen,  mie- 
ber  erlangten.  2)ie  alte  Zrad^t  touxbt  aSmölig 
mieber,  au(^  für  bie  Oeffentlid^feit,  angenommen, 
bie  alten  Segiel^ungen  }mifd^en  Seminar  unb 
Pfarrei  mieberl^ergeftellt  unb  mel^rere  ber  frül^er 
geleiteten  Seminarien  (S^on,  Sutun,  SngerS, 
Xouloufe,  Slermont  imb  SioierS)  nebft  }mei 
neuen  (St.  gflour  unb  %\i)  mieber  übernom- 
men. 9lSbalb  nad^  Smet^'S  Xobe  brad^en  in- 
be|  abermals  fd^tt)ere  |)eimfud^ungcn  über  bie  ®e- 
feKfd^aft  l^erein ;  burd^  ein  ^anbfd^reiben  9lapo- 
leonS  I.  (batirt  Utred^t  8.  Dctober  1811)  »urben 
bie  Sulpicianer  auS  bem  ^arifer  Seminar  0er- 
{agt,  unb  erft  am  19. 9pril  1814  marb  il^  bei 
ber  Stüdffe^r  ber  SourbonS  baS  Seminar  gurüdf- 
gegeben,  morauf  im  September  bie  SBal^l  beS 
10.  @eneraIfuperior6,  Sntoine  bu  ^ouget 
ffiuclaux(1814— 1827),  erfolgte,  ffiurd^  eine 
föniglid^e  Orbonnau)  oom  8.  9pril  1816  mürbe 
bie  ffiieberl^erfteQung  ber  ©efeUfd^oft  en  tant  que 
de  besoin  auSgefprod^en.  3n  ber  gfolge  entmidel- 
ten  bie  Sulpicianer  eine  im  ©anjen  unbel^berte, 
fegenSüoSe  S^ätigfeit  unter  ben  ®eneralfuperio- 
ren:  11.  «ntoine  ©arnier  (1827—1845); 
12.  SouiS  be  Sourfon  (1845  —  1850); 
18.  3ofep]&  garriöre  (1850-1864;  f.  b. 
3Irt.):  14.  ÜJlid^ael  ßaüal  (1864—1875); 
15.  ©enri  3carb  (1875-1893);  16.  «r- 
tljurg optier  (feit  1893),  ©erjeit  leiten  bie 
Sulpicianer  in  ^ronfreid^  au^er  bem  S)idcefan- 
feminar  oon  $ariS,  auS  bem  im  3-  1896 
143  ^riefter  l^eroorgingen,  bie  Seminarien  ber 
$]^ilofop]§ie  unb  ber  Sb^ologie  oon  24  2)i5cefen. 
dbenfo  oerfe^en  bie  Sulpicianer  nod^  bie  Pfarrei 
St  Sulpice  in  $aris,  unb  in  ber  Siegel  fmb 
30  ajlitglieber  ber  ©efeDfd^aft  mit  ber  SBeforgung 
beS  ©otteSbienfteS  unb  ber  Seelforge  in  ber  Pfar- 
rei befdgäftigt.  3»  Sanaba  übten  bie  Sulpicianer 
lange  3^it  allein  bie  Seelforge  in  ber  Stabt  unb 
auf  ber3nfel9){ontreal  fomie  in  ben  umliegenben 
©egenben  auS ;  aud^  bcrgeit  ftnb  i^nen  nod^  einige 
$faneien  übertragen,  bod^  befd^ränfen  fte  fid^  feit 
ber  Srrid^tuna  ber  ^iöcefe  Slontreal  mel^r  unb 
mel^r  auf  bie  peranbilbung  beS  SleruS  für  SRont- 
real  unb  leiten  gur  Seit  baS  j^mbenfeminar,  baS 
Seminar  ber  $bitefo)>^i<  uiib  baS  ber  Xl^eologie 
in  SDtoutreal.  2)aS  canabifd^e  SoQeg  in  9lom  ifi 
eine  ©rünbung  beS  Sulpicianerf  eminarS  }U  9Ront- 
real.   3u  ben  Vereinigten  Staaten  oon  Storb- 


SS9 


Sul})lcitt8  Seöeru«  —  ©unciön. 


99Q 


ra  fm^B4  kganetnift  ^{t  ift  baS  festnin 

iftMirdotii  D.  N.  Jesu  Chnsti,  innerl^olb  bef{en 

CdoB  bot  ^%tft  oOrr  ^Uisen  $riefter  unb  £e« 

:äm  b(S  Xeucn  SBunbcft''  begangen  »irb.  Sld 

ex  hionbeie«  3Jt\M,  ben  Seift  unb  bie  ®e« 

ünungni  bc9  talq/m  ^^enpriefietS  }u  emeden 

r:^  ftt  fiä>cni»  lidrQ(|ten  bie  Statuten  bie  nu)« 

sstiiÄm  Coiif eren)cn,  in  uel^  bie  Sifpironten 

:cr  (ik|dl|(^^  bie  gegen  bie  ^aupttugenben  beS 

OnPnii(uiiiS  mtb  bed  clericolen  SebenS  began- 

{KBffl  %^lßa  fteimtilig  befennen;  ferner  tt>erben 

p  Mciem  Sofde  mieberum  bie  SSere^rung  beS 

tlftnftjiacnimenttS,  bie  Setra^tung  unb  Sereldrung 

M  (nfiyn  ftten|e8  3tfu  C^rifK ,  enbli^  bie 

tcirt^^lung  bei  ^igoi  CmmgeliumS  em))f  o^Ien. 

($^  ou^  ber  in  ben  9rti  Olier  unb  Smerq 

^mnoitm  £ttecatitt  tnSbefonbere  no(^  Vie  de 

X.  Enierj  .  .  *   pröcödee   d'on  precis  de 

rkistoire  da  Bäminaire  et  de  la  Compagnie 

oe  &i-8alpice  depoie  la  mort  de  M.  OUer, 

Ptfis  1S62,  2  Teds.)  [^eimbud^er.] 

^a^^idiis  $cofni5,  f.  @et)enid,  @ul))iciu8. 

^tiwini^OTt,  ftonrab,  X^oIogeouS  bem 

(Ä  bc4 15.  Sü^r^unberifi,  nmrbe  gu  ßala  in 

Sittimbetg  gfborm:  bo9  ®eburtdiobr  ift  nid^t 

im  yt  ennitteln.   <Er  fhtbirte  }u  $ariS,  niurbe 

c4  ^  XficSe^  in  bie  ^eintat  1478  ^rofeflor 

o  ber  eben  gegrunbeten  Unit)erfitSt  Tübingen, 

|k9  m  bct  flrtijtenfQcuItftt^  boD)  aud^  }ugleid^ 

IL  bs  f^eologifd^en  gfocultöt^  befleibete  in  ben 

Ukm  1484,  1491,  1496,  1500  baS  »ectorot 

to  ^o4j<iNe  unb  ftatb  an  ber  jBeft  im  jtlo- 

^  Sd^ttttem  bei  OtT^burg  in  $aben.    Sort 

sote  er  mu^  Dor  bem  (£(or  ber  ffird^e  am 

yOäOn  1502  (1501)  begraben.  S)ie  3eit- 

000^  Sommen^ortt  gebeiäen  feiner  in  ber 

duniD^ni  SBcife;  er  ift  Ü^nen  ein  SRonard^  unter 

ha  iteologoi.  ein  ^tl^nt;  unter  ben  S)octoren 

t,  t^L  Sin  Vtann  ber  alten  Schule,  l^atte  er  bodf) 

336  ein  oifeneS  9uge  fär  bie  ®ebredf|en  ber  S^it. 

ccwz  Gteronfc^  Z^mgfcit  »ar  md(|t  unbebeutenb. 

ce4^  Sänften  fnib  butd^  ben  3)ru(f  erl^alten: 

M  netatidaB  bipartitae  de  decinÜB,  Hagenov. 

149: ;  2.  Oratio  fonebria  auf  ben  |)«r}og  Sber« 

laftsoaSBärtembeTg,  Tübingen  1498 ;  8.  Trac- 

uuUva  eshortatoritts  ad  attendendum  super 

item  ddfeetibus  virorum  monasticoramy 

T^.  1498;  4,  Traetatoa  bipardtus  in  quo 

«inodDenshomo  fieri  Tolnerit . . .  oomproba- 

tnr.  Tob.  1498;  5.  Septipartitam  opus  de 

natnctibaft,  HagenoT.  1500;  6.  Oommen- 

Uh&  ia  Summam  phyaice  Alberti  Magni, 

H^eDOT.  1507.    (93gL  Sinfenmann,  ffonrab 

caaacnbnt.  ein  Sulturbilb  auS  ben  Snföngen 

te  IkiDftpfett  Tübingen,  XSbingen  1877  [Sfeft- 

Rsgraom  ber  bt^Iifd^b^bgifd^en  fjfacultöt 

«I  oiatm  Sdcutarfeicr    bec  UnioerTttat  Sü- 

fesg»].)  [ü,  gun!.] 

$«aMUi§  (rncr»),  ba«  toetblid^e  ©entUi- 

noB  vonSuiuua  (e>v),  einem  Orte  im  Stamme 

moL  an  ber  betügcn  6(^ft  toerben  )tt9ei 


gfrauen  fo  bejeid^net:  Xbifag,  bie  $Regetin  2)a« 
bibS  in  feinem  SlUer  (8  ffön.  1,  8  ff.),  unb  eine 
Domebme  fjfrau  in  @unam,  bei  meld^er  ber  $ro- 
))bet  eiif&uS  läufig  einteerte  (4  Stbn.  4, 12  ff.). 
3)er  Umftanb,  ba|  @unam  fpäter  @ulem  bie^ 
(Lagarde,  Onomasi  sacra  n.  152, 17),  ift  tt)obl 
^nlag  gemorben,  ben  9lamen  mit  @ulamitis  d 
b.  9rt)  ju  benoed^fetn.  [jf oulen.] 

^uneßUf  9  n  b  r  e  a  S ,  britter  (bea».  Dterter) 
Sr^bifd^of  Don  Sunb  (f.  b.  Srt.)/  tourbe  um  bad 
3al^r  1160  SU  ffnarbrup  auf  ber  böni|(^n  3nfel 
@eelanb  geboren  unb  entjtammte  oem  ^od^« 
angefebenen,  um  ftird^e  unb  Staat  gleid^  Der« 
bienten  ®efd^Ied^te  ber  C)Dibe.  Sbenfo  mie  fein 
älterer  SBruber  $eter,  ber  1192  ben  bifd^öflid^en 
@tubl  Don  Stoedfilbe  beftieg,  mad^te  er  feine  @tu* 
bien  in  $ari8,  befud^te  bann  )um  3tDed(e  toeiterer 
^uSbilbung  aud^  Italien  unb  ßnglanb  (Dermutl^* 
It(^  bie  UniDerfitöten  Bologna  unb  Osforb)  wä> 
f (^eint  bama(^  in  ^ri8  att  Seigrer  aufgetreten  )u 
{ein;  baS  le^tere  legt  ber  9udbrud(  bed  &qzo 
®rammati€Ud  (f.  b.  ^rt.)  nal^e:  Post  diutinam 
peregrinationem  splendidissimum  extemae 
Bcholae  regimen  apprehendit.  93alb  nad^  {einet 
^eimfel^r  (1190)  mürbe  @une{5n  2)ompro{)ft  in 
^oefiiilbe  unb  mo^I  aud^  ftan^ter  l!5nig  Sa« 
nutS  VI. ;  ald  Sbgefanbter  bed  le^tem  ging  er  in 
@ad^en  ber  £]^ef(^eibung  bed  franjöfifd^en  If5nig9 
Ißl^Utp))  Suguft  unb  ber  bänifc^en  $rin}e{fm 
3ngeborg  mit  ^t  SBilbelm  Don  (Ebelbolt  ({.  b. 
ärt.)  nod^  SRom  unb  ^rid,  bo(^  ebne  Sifolg. 
3m  %  1196  lehrte  er  nad^  S)äncmar{  gurüdt  unb 
tourbe  nad^  bem  Sobe  feined  SJertoanbten,  be9 
Sunber  d^a^ifd^ofd  m{aIon  ober  9|e(  (f.  b.  9lrt.). 
1201  Dom  f&QpM  }u  beffen  9la(i(i{oIger  gemäl^It. 
S)er  ^at)ft  beftüKgte  i^n  unb  gab  il^m  ben  Xitel 
Archiepisoopus  Lundensis  et  Primas  Sueciae ; 
1212  tt)urbe  er  gum  ))ä))ftlid^en  Segaten  inSöne« 
mar!  unb  Sd^meben  ernannt  unb  nal^m  mabr« 
{d^einlid^  oud^  am  lY.  SateranconcU  t^eil.  3n 
ber  Sermaltung  feined  ßrjftifted  mu^te  er  öd^t 
firc^Iid^en  Sinn  unb  Strenge  mit  9RiIbe  gu 
paann ;  befonberS  fämpfte  er  für  ben  lird^Iid^en 
Sebnten  unb  bie  2)urd^ful^rung  bed  SöIibatSgefe^d 
unb  ftiftete  }u  Sunb  bad  erfte  Sominicanerflofter 
in  S)änemarl.  3n  ben  Sauren  1206  imb  1219 
betbeiligte  er  ftd^  an  }tt)ei  ffreuggügen  noc^  ßftb" 
lanb;  bod^  ift  eS  )u  Diel  ge{agt,  bo^  er  (mie 
^urter,  ©efd^id^te  bed  $a))fted  Snnoceng  IH.  unb 
feiner  3eitgenof{en  HI,  feamburg  1838,  192, 
meint)  im  Sommer  bed  Aönigd  ffriegdbeere  an« 
geführt  unb  im  SBinter  (einen  @etftlid^en  Unter» 
rid^t  ertl^ilt  babe.  SBei  feiner  Stüdfebr  Dom  jmeiten 
^eusjuge  (1222)  mit  9lud{a|  behaftet,  reftgnirte 
er  mit  päpftlid^er  ©enebmigung  1228,  um  fid^ 
auf  bad  Snfeld^en  3f5  im  3fö{ee  in  Sd^onen  gu« 
rudfjugieben  unb  bort  gang  Sott  unb  {einer  eigenen 
f^eiligung  )u  leben.  S)ort  Derfd^ieb  ber  feeleneifrige, 
milbtbätige,  innig  fromme,  bod^gele^rte ,  mür- 
bige  ^r^enfürft  im  Stufe  ber  C^eüigfeit  ben 
24.  3uni  1228.   Sein  ®rab  behübet  ftd^  im 


@tiiiiiittti  itnb  S4 


991 

£unbtr  Sunt.  —  SuntfönS  l^intnlalfnic  &i&riftnt 

f^tn  än^oltt.  San  t>tn  erfttrai  bitten  bie  An< 
tiquaa  leges  Scanüe  eine  ciläutmtbt  Seartrei- 
timg  bte  |unil(i|ft  in  bn  SonbrSf fin»^  oufgtjti^ 
ndrn  3lt^tti  bn  Sanb{^a|t  Sd^onm  (mt^rfai!^ 
'^zauSQtztbm,  jult^t  Don  ^}.  @.  X^orfm,  in 
Skaanske  Lot.,  Kjöbenhavn  1858).  Äu^  bie 
Statuta  eccleeiastica  apad  SelandenBem  mi- 
odum  ^bcn  ffialii|^nlt<]^  SunefBn  jum  !I3ei> 
ToJTn.  3:^tDEo9i[^t  Sc^fttn  Don  i^tn  finb  fwä 
Qtqumitn  jii  S^icn  bei  oIleijtligRnt  3onflTnnt, 
gtgcn  bit  ei,  cbni[o  nie  fein  grogtt  Soi^tim 
^tl,  eine  finblic^e  93ere^ng  ^gf,  unb  ein  naä) 
btnt  ttnteitmbenXtactote  .^etiaemeron'  bmonnM 
X^ologie-Somtmibium  (mirificam  reverendo- 
mm  dogmatiun  opus ;  Saxo  Oram.),  in  8040 
conedtn  ^epimeteni,  eingtt^eilt  in  12  libri  ober 
distinctiones.  S)aB  9StiI  uinfa|t  au|et  btm 
€ei^tagtRier{  ou^  bie  £e^n  Don  bei  Eiligen 
fflreifaltiflieil  unb  bedonbelt  toritet  Urjnflanb, 
goll  unb  ©trfl[»  unfmr  ©lammeltem,  SJecoIoft, 
Kugenben  unb  ®aben  beS  Reuigen  ®eipe3, 
@ünbe,  ßilä|ung,  iDlenii!(imerbung  unb  bie  le^cn 
Singe.  @o  uiib  barin  baS  gongt  @tbtct  be3 
Dogmas  unb  bei  <DIdioI  gtftTti|l ;  tB  ft^lt  nui  bie 
Saciotnentenle^re ,  toeil  ftt  Don  btm  fprac^ 
gttDonbttn  $tö[attn  in  tintt  eigentn,  Itibti  oti> 
bttn  gegangcntn  Sd^ft  be^anbelt  toor.  3in 
S)niil  ei[[^ien  baS  „^t^aemeron"  tijlmaia  buic^ 
6kr^  (Andreae,  SunoniB  filii,  Arch.  Land., 
Uexaemeron,  Haviiiae  1892),  jufammen  mit 
bcn  S^olien  unb  @toffen  ber  einen  aUtin  not^ 
DOT^nbtnen  ntitttlalteilid^en  ^nbfi^ft,  rinon 
Ueit^oolltn  €otnni(ntar,  Utli^ti  bie  ultlen  bunfeln 
eieUen  bcS  @ebid^e«  mit  ^ilfe  oon  gtaiaHel^eaen 
oue  feintn  mut^ma^i^n  OueUen  (3ßettuB  £om- 
tutbuS  unb  btn  anbtien  glti(^}tttigtn  Sinologen) 
jornit  btn  Aiic^enDStem  unb  btm  Corpus  joris 
aufzuhellen  Judlt,  unb  onhtren  bonlenSmert^en 
^Beilagen.  (3)gl. nod^P. E. Möller,  Vita  Andreae 
Sunonia,  Archiepiacopi  Lundensis,  Haniiae 
1830  ;HelTeg,  Den  danekeKirkesHialoriel, 
KjQbenhavn  1862,  484  ff.;  Fr.  Hammerich, 
EnSkolastikerogenBibelUieologfraNorden, 
Ejobenhavn  1865.)  [feiger  S.  J.] 

$nnttil(B  unb  $if  iUm,  tarnen  bti  btibtn 
IRi^tungen  im  äilam,  toelc^e  fic^  bui^  i^ie  @ttl> 
lung  gut  ©unna  obtt  3:iabitbn  unttrfi^ctben. 
®ie  erflgetmnnlen  bejei^nen  fid)  feftft  all  bie 
3ied)tgläubigen  unb  bronbmartm  i^re  (SegTiet  als 
©ectirtr.  ©ie  jinb  (mit  eliua  175  2Rillionen) 
untei  bcn  9InE]ängcm  SJto^ammebe  bie  bei  IDcitem 
gröfieie!DteVt)eit;  ju  i^nenge^öienbieiSttODlinei 
bet  euroiiäi|(%(n  unb  afiati|(|m  Siirlti,  91rabt(n8, 
giorbofrila'ä  unb  einige  ofttürtil^e  S8öIterittiQ|lfn. 
Sd^iiten  bogcgcn  {ttmo  10  iDiiHionen)  fmö  cor- 
jugSrotife  bit  a]Uol)Qmmebaner  ^erfienS,  too  im 
Slnlange  bcs  16.  3a&r6unbtrlB  3lmo'iI,  ber  Bt- 
griiiibtr  bet  ©epben-SiqnQftie,  bie  [(^iiltfc^t  ße^re 
als  ©loatSnligion  n^äctt,  femei  )um  gro^ 


Xobe  Qi 
ben  jün{ 
biiecten 

3n  ber  ..._  „_ -,— r  . 

3m&me  (Del^Ib  fieoui^  bi<  .SfdtM^ 
genannt  neiben),  brrm  gnMftn  lab  bfÄ 
^ammeb  btn  ^ajan  mit  bem  StimoKi  ^ 
(ber  9ted!|tgelcitete) ,  in  [einem  gnil^li 
jo^ie  fpuiloS  Dtrfc^tninb.  aber  iu4  bisM 
bei  &4iiten  nit^  fttfloibai  tß,  foBkcii** 


t 


m 


@unniten  unb  Sd^ilten. 


994 


mbotgoiai  Orte  fortlegt,  um  am  Snbe  bet  Sage 
wm  ja  erfc^inen  imb  bann  oller  Ungered^Kg« 
bit  mib  a&iem  (Scnbe  auf  (Srben  ein  6nbe  p 
Bditfeit  luS  bem  eben  Semertten  ift  ed  begreif« 
fiib.  baft  bte  6d^titen  bie  brei  erften  jfalifen  Sbu 
$<h.  Ct|num  unb  Omar  ald  Ufur))atoren  be« 
Tm4^m,  beten  feiitlid^e  Skrflud^ung  fogar  ein 
Rfcntliiibe«  9Ri)meni  beS  fd;ititif(^n  (SlaubenS- 
Irfnrntnijfefi  bObei  9lber  au^  bie  auf  Slli  f eigen- 
em ffaltfen  bcr  omajjabtfdjien  unb  abbaffibifc^en 
Stmaftle  gelten  ben  @4iiten  ats  iOegitim.  3n 
nfiR  £inic  ri^tete  fid^  ibr  fyii  gegen  bie  Omai- 
jäbtiL  tkx  e§  bod^  Der  Segrunber  bief er  S)Qnaftte, 
^iDiga  (661—680),  geu»efen,  »elc^er  ben 
(Am  Surgerfrieg  innerbalb  bed  ädlam  entfeffelt 
bie  Sa^nt  ber  Sm))öning  gegen  91U  erhoben  unb 
^  auf  btntolißtge  unb  genialtfame  SBeife  in  ben 
Scftjf  ber  ^errfc^oft  gefe^  b^tte.  9(uf  SBeronlaf- 
fang  jeine&  Woil^oIgerS  3qtb  I.  (680—683) 
loct  ber  eble  ^nfain  bei  fterbela  niebergeme^elt 
unb  auS^  bef|en  olteitt  SBruber  ^a'ian  Dergiftet 
iDOttcn.  Sin  beffereS  Serbältnig  smifd^en  @un« 
nüen  mib  @4üten  ^ätte  man  unter  ber  abbaffibi- 
jJKnl^^noftie  enoaiten  f oHen.  Vbgefel^en  t)onber 
^enfobgif^cn  SerUHmbtfcboft  ]tt)ifd^en  ben  ^bbaf« 
\i^  imb  ben  Üiben,  l^atttn  bie  erfteren  bie  Se- 
jitgung  ber  Omajioben  )um  großen  Xl^eile  ber 
i^tttiüftigen  Unterftüj^ung  bon  Seiten  ber  tQIiben 
}a  ncrbonfen.  ®lei(^n)o^I  mürbe  unter  ben  erften 
flbbfl^ifiben  ^errfd^  bie  in  i^ren  Hoffnungen 
$i{titt)^e  unb  be^megen  )u  9uffiänben  geneigte 
«libif^e  $ariei  nid)t  glim))flid^er  bebanbelt  ald 
t\t  Cmoiiaben.  SBob^  aber  geigten  einjelne  ber 
it^atcrm  Vbbaf flben  eine  iBorliebe  fär  bie  Gliben. 
tvi  meitejten  ging  in  biefer  tBegiebung  3Ra'mün 
({^)S— 833),  melc^er  nid(|t  nur  bie  fd^mane  t^al^ne 
baübbafjtbm  gegen  bie  griine  ber  9lIioen  t>er« 
taiif4t^  tonbem  fogar  einem  IRad^fommen  9lli% 
brm  «itcbenten  ^m&m'*  9Ii  ben  SRufa  (al-3tiba), 
ctBc  jenier  Zdd^  jur  S^e  gob.  äSie  menig  aber 
|0ldK9la|regetn  geeignet  maren,  eine  9uSfbbnung 
pij^m  ben  beiben  $orteien  b^rbeituf ul^ren,  be« 
tocüt  bcr  Umftonb,  ba|  ba§  IQorgeben  bed  SRa'« 
sfis  einm  9ufftanb  ber  Sunniten  gur  fjfolge 
Wt,  tte(<ber  bem  ©d^miegerfol^n  beS  fl'alifen  baS 
{eben  foflete  (817).  ^vO^  in  ber  gfolgeseit  lata 
hct  \S0^  ganatiSmuS  immer  mieber  t)on 
Stflion  )um  SuSbrud^e.  ttebrigenS  bilbete  bei 
nonitai  ber  bem  ^Ibmonbe  untermorfenen  iBöI* 
l(t  bii  f^iittf^e  ^n^öngKd^tdt  an  9Ii  unb  feine 
gflsnGe  nur  einen  Sormonb^  um  ibrer  ^uf- 
kbming  gegen  baS  ibnen  kwn  ben  Arabern  auf- 
crlegirbiüdenbe  3od^  ein  gefe^nd^  religtöfed  Slelief 
luDcrleibnt  @DlongefreUid^Die@d(|iiten  fid^  mit 
«ioa  plotimifd^  Sere^rung  SIH'S,  bejm.  Der  Don 
ibm  (Äftammenben  ^m^me  begnügten,  blieben  fte 
ton  ber  )ur  ^errfcbaft  gelangten  funnitifd^en 
boxtet  |icmli(b  unbe^euigi  @obaIb  fie  aber  in 
c}jentC(>t)o{ttion  gegen  boS  ibnen  Derl^a|te  SRegi« 
flimt  hoten,  erfolgten  blutige  3ufammenftö|e, 
foCfy  regclmfi|tg  mit  ber  9lieberlage  ber  @d^iiten 


enbtgten.  S)aau  bilbeten  fld^  aud^  innerl^Ib  ber 
festeren  in  bcr  golgegeit  Derfd^iebene  Qixuppm, 
bereu  @b<^btoftani  bauptföd^ticb  fünf  unterfd^eibet^ 
bie  aber  mieberum  in  gal^Ireid^e  UnterabtbeUungen 
gerfallen.  ©ei  einigen  biefer  fd^titifd^en  ^Parteien 
na$m  bie  93erebrung  Slli'S  ben  Sbarafter  ber 
Ueberfd^mSnglid^feit  an,  inbem  fte  \^n  nid^t 
nur  SRobammeb  gleid^,  fonbem  ao^  über  ben« 
felben  fteKten.  fßon  fd^ütifd^er  Seite  mürbe  fogar 
bie  93e]^au))tung  aufgefteUt,  nid^t  SRobammeb, 
(onbem  9lli  fei  Don  ©Ott  gum  ^ropb^nt  unb 
ißerfünbiger  ber  maleren  SReligion  auSermä^It 
morben,  unb  nur  burd^  ein  ©erfeben  beS  ßngelS 
©abriel  fei  bie  göttlid^  SBotfd^aft  an  SRobommeb 
ftatt  an  9Ii  gelangt  @(^lie^Ii^  artete  bie  ©er« 
ebrung  9li'8  in  eine  malere  Vergötterung  befifelben 
aus,  inbem  man  unter  bem  Sinfluffe  altperftfd^ 
unb  bubbl^iftifd^er  Snfd^auungen  %lx  gerabeju 
ald  eine  Sncamation  bcr  @ottbeit  betrad^tete.  3^ 
biefen  e|:tremen  @d^iiten,  meldte  flberbie^  l^öc^ß 
gefäbrli^e  communiftifd^e  3been  in  il^r  tbeologi- 
fd^ed  @9ftem  aufnobmen,  geborten  aud^  bie  im 
SRittelolter  megen  il^rer  ®reuelt^aten  benid^tigten 
Sffafftnen  unb  bie  je^t  nod^  in  Serien  lebenben^ 
mal^rf^einlid^  auS  ber  @ecte  ber  !lRanid^öer  l^er« 
Dorgegongenen  92ofairier.  älud^  bie  befannte,  in 
@prien  unb  im  ^auran  anföffige  @ecte  ber 
Brufen  (f.  b.  3lrt)  bilbet  nur  einen  Ausläufer  ber 
extremen  Si)ia.  —  äBöbrenb  btefe  ultrafd^iitifd^ 
@ecten  Don  bem  urfprünglid^en  ^9Hava  nur  menig 
beibel^ielten,  befielet  gmif(|en  ben  gegenmärtig  bie 
bei  meitem  größere  SRebrbeit  bilbenben  gemäßigten 
@cbiiten  unb  ben  Sunniten  in  ©egug  auf  bie 
eigentlid^e  ©laubenSlebre  lein  mefentlid^er  Unter* 
fd^ieb.  ©eibe  Parteien  befennen  ftd^  gu  bem 
®runbbogma  bed  Sdlam :  „(Sä  gibt  feinen  (Sott 
aujser  Maf^,  unb  ältobammeb  ift  ber  ®efanbte 
9inab8" ;  nur  fügen  bie  Sd^iiten  oiefem  ©elennt- 
niffe  bie  SBorte  bingu :  ^unb  3lli  ift  ber  ©ertraute 
(ober  S^reunb)  ^QabS''.  3n  einigen  Sf^agen  bei» 
©laubenS,  }.  ©.  begüglid^  ber  $räbeftination  unb 
ber  menfd^lid^en  ^iflenSfreil^eit ,  buIb^O^  bie 
Sd^iiten  einer  freiem  Suffaffung  unb  näl^em  fid^ 
ber  burd^  bie  @ecte  ber  SDtu'togiliten  Dertretenen 
rationaliftif(^en  Stid^tung.  9lud^  bie  2)ifferen^ 
begüglid^  ber  gefc^li^  religiöfen  ^flid^ten  betreffen 
faft  nur  unmefentlid^  Seußerltd^feiten,  ).  ©.  bte 
t$rage,  ob  bte  ^nfangSmorte  ber  erften  Sure  laut 
ober  leife  gefprod^en  merben  muffen,  unb  ob  bei  ber 
religiöfen  SDßafd^ung  baS  äBofd^en  ber  Sfuße  im 
9lotbfaDe  burd^  bie  Steinigung  ber  Sufi^befleibung 
erfe^t  merben  bürfe.  So  fleinlid^  berartige  Streit- 
fragen für  unfcre  auffaffung  immerbin  fein 
mögen,  fo  bilben  fte  bennod^  bei  ben  ©ertretem 
ber  beiben  ^arteten  ben  ©egenftanb  ber  l^eftigften 
SontroDerfe.  ^ierbtn  gebort  aud^  bie  ©erfd^ieben- 
beit  in  bem  Stufe  bed  SRuefftn,  burcb  melcben  bie 
©laubigen  an  i^re  ©ebetspflid^t  erinnert  merben 
(f.  b.  Slrt.  SSlam  VI,  1002).  ©on  ben  belannten 
Dier  funnitifd&en  Sd^ulen  (f.  VI,  994  ff.)  ftebt  im 
allgemeinen  bie  ber  Sd^afüten  ber  fd^iitifd^en  am 

32 


995 


Supererogatoria  opera  —  €u)ierlntenbenten. 


nöd^flen.  ßincn  ©egcnfianb  befonbcrcr  SSercl^ninö 
unb  bog  3iri  ber  SBaUfol^rtcn  bilben  bei  ben 
©(^iitcu  bie  (Sräbcr  mVi  unb  feiner  %Qd^- 
fommen;  ber  SBefiid^  biejer  l^eiltgen  ©tätten  ift 
bei  ben  ©deuten  faft  an  bie  Stelle  ber  funnitifc^en 
Pilgerfahrten  nad^  ber  ffaaba  (f.  b.  ^rt.)  unb 
bem  (Srabe  beS  ^roptjeten  getreten,  unb  jal^Ireid&e, 
felbft  in  toeit  entfernten  Säubern  ttJO^nenbe 
©diäten  toäl^len  bei  jenen  ©rabcrn  ibre  lejte 
«u^eftätte,  namentlid^  beim  ©rabe  be§  ^li  in 
^abjaf  (bei  ftufa),  bei  bem  be§  oben  eriüä^nten 
fiebenten  ^mkm^  mi  al-5Riba  (in  SLüS)  unb  öor 
Willem  ju  fterbela,  wo  ^ufain,  ^li'S  iüngfter 
©o^n,  feinen  3:ob  gefunben  b^^te.  ^üjäbrlic^ 
tt)irb  an  lejterem  Orte  in  ben  je^n  erften  Xagen 
be«  SbnatS  5)hibarram  baS  geft  ber  Xraucr  um 
§ufain8  %oh  begangen,  tt)obei  gro^e  fproceffionen 
unb  eine  tbeatralif^e  ©arftellung  ber  SeibenS« 
gefd^ic^te  §ufain3  ftattfinben.  S)ie  ©unniten 
feiern  nur  ben  10.  SORu^anam  unb  geben  biefem 
3:age  felbfttoerftänblid^  eine  ganj  anbere  SBebeu» 
tung  (f.  eine  auSfübrlid^e  53ej^reibung  be§  fd^iiti« 
fd^n  2Kubarramfefte§  bei  Th.  P.  Hughes,  A 
Dictionary  of  Islam,  2.  ed.,  Lond.  1896,  407 
to  417).  gin  ben  ©cl)iiten  eigent^ümlicbeS  Sfeft 
töirb  am  18.  beS  legten  5Dionat^  gefeiert  jur 
Crinnening  an  eine  angebliche  ^cufeerung  TOo- 
l(|ammebS,  nacb  toeld^er  biefcr  %li  an  bem  ^eid^e 
4^umm  feierlid)  al§  feinen  D^adjfolger  proclamirt 
Iftabcn  fott.  (5Bgl.  imMgemeinen  bie  im^rt.S^- 
lam  angegebene  fiiteratur,  fotoie  al§  ^auptqueUe 
für  unfere  i^enntni^  ber  i^lamitifd^en  ©ecten 
©^abraftani'3  Kitäb  al-milal  wal-nihal,  beraub« 
gegeben  toon  ßureton,  Sonbon  1842  —  1846, 
aud^  »ulaf  1263  b.  ^.  [1846],  beutfc^e  Ueber- 
fe^ung  üon  ^oarbrüder,  §alle  1850 — 1851, 
2  %f)U,  S5on  anberen  bicr^in  gcbörigen  ©d^riften 
feien  befonberS  b^^^orge^oben :  t).  Somauto,  SDaS 
mo^lim.  9{ed^t  nad)  ben  OueUen  bargeftellt, 
Seipjig  1855 ;  Querry,  Droit  musulman,  re- 
cueil  de  lois  concernant  las  musulmans 
shyites,  Paris  1871,  2  vols.;  39".  ©olbjiber, 
Seitröge  jur  fiiteraturgefd^id)tc  ber  ©l)f  a  unb  ber 
funnitifcben  ^olemif,  in  ben  ©i^ung^ber.  ber  fai- 
f  erl.  ^If  ab.  b.  Sßifienfd^.  LXXVIII  [1 874],  439  ff. ; 
ffierf.,  ®ie  3abiri*cn,  ibr  fiebrfpftcm  unb  ibre 
®efd|id^te,  Seipjig  1884;  S)erf.,  9)b^ammeba« 
nifd^e  ©tubien,  ^afie  1889—1890,  2  SBbe.; 
9lug.  SKüHer,  ®er  S^lam  im  TOorgen-  unb 
^bcnblanb,  ©erlin  1885—1887,  2  Sbe.  (gin 
SJerjeicbniB  ber  fd^iitifd^en  Literatur  bietet  5Dlo- 
bammeb  ben  al-^ajan  al-Xufi  [geft.  1073  n.  &ix,\ 
berausgeg.  Don  91.  ©prenger  unb  SJ^aiolaro^  9lbb. 
al«§aqq,  in  ber  ßibl.  Indica,  fasc.  60.  71.  91. 
107,  Calcutta  1853—1855.)  [gen.] 

Supererogatoria  opera,  f.  SBerfe,  gute. 

^tti^erintenbenffti  ftellen  in  ben  proteftanti- 
fd^en  £anbc§!ird)en  ®eut|d()lanbS  bie  niebrigfte 
©tufe  be§  lanbeS^enlidben  ^ird^enregimentS  bor 
unb  finb  bie  erften  (Seijtlid^en  eineö  bcftimmten 
Sejirfeä  (Siöcefe,  3nfpection,  Gpborie),  üon 


toeld^em  fie  aud^  gemdblt  loerben.  3^  i 
entfprid^t  im  @an}en  ber  ber  Soiüybabitai 
ben  fatbolifcben  ©i^tbüment;  fie  ida 
iuriSbictioneOe  SefugniB,  fonbemini' 
redete.  'Sltbm  bem  9.^orft$  in  bet 
ber  ®eiftli(ben  ibred  93e)irfe§  (in  $Ta^l 
fpnobe ;  t)gl.  ®eneraU©9nobaI«C)diin| 
20.  Sanuar  1876,  §  46)  bilben  üß~ 
bie  unmittelbare  ©eaufftc^tigung  iüa 
SBanbel  unb  9lmt§fäbrung  ber  «kij^i 
bie  ftttHd(|en  unb  religiöfcn$er^QÜiniiekl 
meinben  (ffird^engemeinbe-  unb 
mmg  für  $reugen  Dom  10.  @e|rtniAa 
§  53),  über  SSermaltung  beS  ftiit 
fomie  bie  SJomabme  beftimmter  ^anMnpi 
ßird^nregimenteS,  tt^oju  geboren  bie  Ci 
bie  fieitung  ber  ^famxHiblen  (für^ßia|Ea:l 
d^engefe^  über  baS  ^famoablrecbt  oni  lif 
1886,  §§  7—9.  12),  bie  ©nfüljrungi 
@eiftlic^en,  bie  ^Inorbnungen  über  b 
Senoaltung  bei  ©acanjen,  bie  Siegelung  M 
einanberfe^ung  3n)if(ben  abgebenben  oto' 
grben  Der'ftorbener  ®eiftli(ben  unb  b«" 
nad^folgem.  Ser  92ame  fonrmt  juerjtMti 
1525  Don  ^llpinuö  entworfenen 
für  ©tralfunb  (Slicbter,  Sie  eDongelijdial 
orbnungen  bed  16.  St^b^bunbettd  I, 
1846,  22).  2)ie  alteren  IKrcbenorbningBl 
burd^nieg  an  bie  ©pi^  eincd  Xerritonnii 
©uperintenbenten ,  bem  neben  berinf^i 
bie  (Seiftlid^en  tbeilmeife  oud^  bie  Snntd 
ber  Sb^f^t^^n  übertragen  umrbe  (in  iMp] 
penftrt  er  aud^  je^t  uodb  Dom  Mßß 
gebot;  fiird^ngefe^  betr.  ^rauungSoilnvl 
27.  3uK  1880,  §  6).  9Ja(bb«  rmnbn" 
gonfiftorien  Dorgcfeft  (f.  b.  ?lrt  IH  96SV 
SeDer'fd^e  jfird^enorbnung  Don  1562  iß\ 
Cbliegenbeiten  folgenberma^ : 
dentem  in  bene  constitutiB  eeclesüi 
primo  propier  sectarios,  nt  ille 
rationem  habeat  atque  paaioniin; 
Schismata  ingruant  et  Inpi  rapacei: 
gem  Christi  se  ingerant;  tertio  it 
reverentia  maneat  in  ministerio; 
sit  aliqua  persona,  per  quam  exaM 
tatio  et  ordinationes  fiant  et  refiqä 
siarum  ministri  ad  talem  refagiim^ 
(Haroelmann,  Opera  genealogic 
Lemgoviae  1711, 809).  Snbmättml 
fd)en  ^^roDinjen  befiebt  feit  ber 
5.  ^uguft  1805  ber  £itel  ©mierintaM^ 
mäbrenb  anbenoörtd  aud^  onbere 
tt)ie  ®ecan,  3nfpector^  ^^pflr 
©enior,  bie  (ebod^  nid^  überaD  ^ 
ftnb.  3nt  ebemaligen  ftinbeffen  fnb  Mi  > 
politane,  im  @roBb^)ogtbum  ^fnUtS 
in  9)2ecflenburg  bie  kröpfte  ben  ©upcn^ 
untergeorbnet.  Ueber  ben  ©upenntfiMi 
$roDinit  ober  einer  fianbcSfinl^  fM«  9^ 
(^(eneralfuperintenbenten  (über  bie SotM? 
3nftitut8  in  «ßreu^  t)flL  3ocob(oii,  W^-l 


997 


Buptxiox  —  ©urin. 


998 


CueOra  befi  ffir^tnred^tS  bed  ))reujstfd^en  Staoted 
1. 2.  ffonigdberg  1839, 98),  »eld^e  Wttglieber  bet 
eonfTftütkn  tinb  in  inneten  Sngelegenl^eiten  beten 
Organe  ffatb.  (SSgl.  @(^mibt,  3)er  ffiitfungd- 
treid  unb  bie  SBfarfungdait  beS  @u))erintenbenten, 
Cueblinbing  1 887 ;  Lehmann,  De  officio  super- 
iDiendentia,  Chamnitiae  1725;  Ktc^ter-SoDe, 
Mmtd^t,  8.  9ufl.,  1405.)  [äBurm.] 

^ttipaior»  im  %fl[gemetnen  f oDiel  mie  OrbenS- 
0bcie  (f.  b.  VxL),  bei  einigen  Orben  unb  Son- 
gicgationcn  f)>ecid!e  9e)eii4nung  für  ben  SJor* 
|e6er  einer  Keinem  Stieberlaff ung  (Sieftbeng ;  f o 
bei  ben  defuitcn)  ober  fiberl^aupt  eineS  einzelnen 
Crben^auf  c9  (f  o  bei  Orotorianem).  @  e  n  e  r  a  I- 
(Bpertor  fyei^t  in  Derj^iebenen  Songtegationen 
(V  9.  bei  ben  Sajoriflen)  bet  Obere  ber  ganzen 
@enojfen(d^ft  [!ßermaneber.] 

^nfnpeJIicmiit,  f.  Cl^onod. 

Snpeipositio  jejunii  (6i7^p&8<7tc  x^c 
w;<nufxc)  ^ie|  ein  t^ften,  totli)^  in  befonberS 
Pmiger  9Beife  gel^toi  ober  über  bie  getoöl^nlid^e 
3dt  flu^gebel^nt  UKtrb,  bef onberd  in  ber  %xt,  ba| 
Bon  |iDei  ober  mehrere  Xoge  feine  Speife  ober 
ou^  iu)4  übcrbie^  (ein  ®etr&n(  ju  ftd^  nal^m. 
%ii^  bem  SoTbilbe,  toeld^ed  &]^ri)tuS  in  biefer 
9e|U(ung  gegeben  (Suc  4,  2),  fonben  ftd^  in  ber 
ottin  ftir^  Diele,  meldte  eine  S^eil^e  oon  3:Qgen, 
ja  btl  )u  rincr  SBoc^e  baS  DoÜftönbige  gfoften 
ffliSbebnten  (ogl.  Epiph.  Expositio  fidei  22; 
DionjB.  Alex.  £p.  ad  Basilid.  1;  Augnst. 
De  mor.  eccL  cath.  1«  38) ;  fteUenn)ei{e  mar  fo- 
lgt eine  saperpositio  für  beftimmte  Stage  t)or« 
grft^rieben  (Dgl.  Conet.  Apoet  5,  19;  Conc. 
Ehh.  [ccL  SOO]  can.  23).  Bpättt  tarn  biefe  Slrt 
b(4  ftoficnd  me(r  unb  mel^  ab ;  bod^  begeugt  Seo 
llflotiu^  (\.  b.  9lrt),  bo|  ed  )u  feiner  Seit  unter 
ben  @rie(^  Saien  bon  beiben  ©efd^Ied^tem  gab, 
bonmter  oxvSf  fc^tDOd^Kcl^e  Wöbd^en,  meiere  in  ben 
bnt  erj^en,  ben  brri  mittleren  unb  ben  brei  legten 
iogm  ber  ooröfterli^en  Sfaftengeit  Su^erfiofition 
vbitn  unb  nur  im  äu|erften  9tot]^fatte  ftd^  mit 
ctDoS  ftonigbrob  labten  (Allat.  De  eccL  occid. 
el  Orient,  perp.  eons.  8, 9, 8).  (SBgl.  Du  Gange, 
Glon.  8.  ▼.)  [3f.  X.  6(^mib.] 

^ülPpektttCittt  (Gnoir^diov) ,  eigetitlid^  ein 
guBfibemel,  bqeid^net  betth  %Itor  (f.  b.  ^rt.)  bie 
pbctr^lä<J(|ebedt>orbem@tufenbaued,  auf  toeld^er 
bcr$nefier  bei  ben  liturgifc^en  ^anblungen  fte^t, 
Irp.  in  ben  tum  ben  Kubrtfen  angegebenen 
Seilen  Met 

Stpfresaio  lienefleii,  f.  Ifird^enamt  YII, 
581. 

§i9!tUiUtffnini  f.  3nfrala))farier. 

$«fta]ud«falteiii]i5,  f.  StationaltSmuS. 

$«fre«Mf $nb  ^ei|t  ber  unter  ftönig  ipein- 
n4  yUL  in  (Englonb  eingeführte  (Sib ,  burd^ 
D([i&en  bie  %ner(emiung  bed  @taat9ober]^au))te§ 
ftt^ei^  Ott  ^5(||ßen  firc^Ud^^en  ®etsalt^aberd 
iranremna  in  ecdesia)  befd^moren  werben 
mu^te.  dnfolge  bet  SBeigerung  bed  Ißa^fted  Sie- 
ncRl  Yn.,  ^ecntid^  S^efd^eibung  jugugeftel^en, 


traf  ber  ftönig  !Dla|nabmen,  um  fein  Sieid^  ber 
®en)alt  bed  $apfted  gang  §u  entgiel^.  Sd^on 
im  3. 1531  mußten  bie  ßonbocationen  (^roüin- 
gialfQnoben)  t)on  SonterburQ  unb  ^or(  fid^  bagu 
Derftebcn,  ben  ftönig  aI3  Oberbau))t  ber  englifd^en 
ftird^e  anguerfennen,  „fomeit  ed  baS  @efe^  S^b^fti 
geftatte".  ffiiefc  le^terc  ßinfijränlung  fam  in 
SBegfaE  burd^  bie  ©u)>rematdacte  oom  Sabte 
1 584,  burd^  meldte  bie  ^nerfennung  bed  ftönigd  afö 
bed  eingigen  irbifd^en  Oberbau{)ted  ber  englifd^en 
Jhrd^e  geforbert  unb  bie  SSerfagung  biefer  9n- 
erfennung  für  ^od^üerratb  erflärt  tourbe.  ^a 
Diele  ^riefter  (befonberd  SHönd^e)  unb  aud^  fiaien 
fi(^  gu  einer  fold^en  Snerfennung  nid^t  oorfteben 
moEten,  mürben  fu  mit  bem  Sobe  beftraft,  u.  S. 
Sifd^of  t^tfber  Don  äiod^efter  unb  ber  ebemalige 
Äangler  Xbomad  TOorud  (f.  b.  «rtt).  »ei  C>ein- 
rid^d  YIU.  Sobe  (1547)  ging  bie  fird^ltd^e 
Suprematie  mit  ber  ffrone  auf  ben  neunjöbrigen 
^ringen  (Sbuarb  VI.  über,  möbrenb  beffen  minber« 
)äbrtger  ^Regierung  bie  ßinfübrung  bed  ^roteftan- 
tidmud  planmäßig  organiflrt  mürbe.  Königin 
aj^aria  (1553)  fteUte  gmar  bie  ^uctorität  bed 
^apfted  unb  ber  fat^olifd^en  IBifd^bfe  mieber  1^ ; 
bod^  fd^on  unter  (Slifabetl^  (1558)  mürbe  ber 
fird^Iid^e  Supremat  neuerbingd  mit  ber  fönig- 
lid^en  ®ematt  Derbunben  unb  bie  eiblid^e  9(n- 
erknmmg  bedfelben  im  3. 1562  nid^t  nur  ben 
3nbabem  aQer  @taatd-  unb  jhrd^enömter  ab- 
geforbert,  fonbem  aud^  auf  gmei  ntut  fttaffen, 
erftend  auf  aSe  üßitglieber  bed  Unterbaufed  unb 
QÜt  ©d^uüebrer,  9nmölte  unb  Ißotare,  gmeitend 
auf  atte  @eiftUd^en  o^ne  Sudnal^me  unb  aQe  foI(^e 
Säten,  meldte  bie  neue  fiebre  bffentlid^  mi|biÜigen 
ober  burd^  SReffebören  ftd^  ald  tinbänger  bed  alten 
(glaubend  befennen  mürben,  in  ber  ^ißt  alfo  auf 
alle  itatbolüen,  audgebebnt.  9n  $erfonen  ber 
erften  iHaffe  foQte  bie  erftmolige  SibDermeigerung 
mit  lebendlönglid^emiterfer,  anbenen  ber  gmeiten 
jtlaffe  aber  bie  gmeite  SSBeigerung  mit  ber  Xobed- 
ftrofe  geabnbet  merben.  SBenn  aud^  biefe  blutige 
Strenge  nid^t  immer  unb  überaS  praftifd^  bur(b" 
gefül^rt  mürbe,  fo  traten  bo(^  Verfolgungen  an- 
berer  %rt  in  überfd^mänglid^em  9Ra^e  an  il^re 
@teEe,  unb  ber  @uprematdeib  blieb  minbeftend 
fort  unb  fort  iebem  treuen  ffatl^olilen  ein  unüber- 
fteiglid^ed  ßinbemi^,  irgenb  ein  Staatdamt  gu 
erlangen.  Srft  unter  ftönig  ®eorg  III.  (1760 
bid  1820)  mürben  in  Segug  auf  ben  @uprematd- 
eib  in  ben  Solaren  1774  unb  1798  ben  ftatbo- 
lif en  einige  C^Ieid^terungen  bemiDigt.  SSöQig  auf- 
gehoben marb  berfelbe  burd^  bad  Smancipationd- 
gefe^  Dom  18.  »pril  1829  (f.  SeUedbeim,  ftir- 
d^engefd^id^te  3rlanbd  IE,  ailaing  1891, 139  ff. 
343).  [$ermaneber.] 

^re,  f.  fforan. 

$ttriit  (Seurin),  Sobann  Sofepl^,  S.  J.» 
adcetifd^er  Sd^riftfieUer,  mürbe  gu  Sorbeaus  im 
3. 1600  geboren  unb  trat  am  2.  3uli  1616  in 
bie  ©efeflfd^aft  3efu  ein.  S)ie  bettige  ^riefter- 
mei^e  empfing  er  1628  gu  ^ßorid.  3la^  »olh 

32* 


999 


SuxiuS. 


1000 


cttbung  {einer  ©tubxen,  ble  tt,  tool^I  toegen  ftranf- 
li^UiX,  nut  na(^  Dielen  Unterbred^imgen  1629 
eneid^te,  lourbe  @urin  ben  Settern  be§  9Zot)iciate§ 
in  SBorbeaus  unb  beS  fog.  Serttated  ju  SRarenneS 
betgegeben,  bann  am  17.  S)ecember  1634  nad^ 
fioubun  gefd^idt,  um  bei  ben  al§  befefjen  betrach- 
teten Urfultnen  (f^b.  «rt.  ©ranbier  V,  1020  ff.) 
bie  geiftlid^e  fieitung  }U  übemel^men.  (Sx  ent« 
lebigte  fid^  biefer  fd^toierigen  Aufgabe  mit  groger 
Umfid^t,  t)erftel  aber  alSbalb  felbft  in  einen  3u- 
ftanb,  über  ben  bad  Urt^eil  faum  toeniger  fd^toer 
ift  als  über  ben  ber  Sefeffenen  Don  Soubun.  @en)ig 
ift,  bag  er  ftd^  in  fioubun  ®ott  angeboten  l^atte, 
felbft  aß  fteÜDertretenbeS  Opfer  ber  SBefejfenl^eit 
)U  DerfaOen;  ebenfo  gemil  burd^  feine  eigenen 
SBorte  (abgebrudft  bei  ©örreS,  aR^fti!  lY,  2, 
632  f.)/  ba|  er  überzeugt  toar,  bem  R'dtptx  unb 
ber  SinbilbungSfraft  nad^  in  ber  ©etoalt  eines 
fremben  9BiUen3  gu  fein.  2)iefer  3uftanb  bauerte 
Don  1639  bis  ettoa  1658  giemlid^  ununterbrod^en. 
3n  ben  flatalogen  beS  OrbenS  ift  @urin  bis 
1662  nur  1647—1649  ein  IleineS  Smt  gu- 
ertl^eilt,  nömlid^  baS  beS  catechista  Bervomm, 
peregrinorum,  paupenun;  fonft  ift  er  unter  ben 
aJKtgliebem  beS  Sefuitenl^aufeS  gu  Sorbeau;  unb 
Don  1649—1651  beS  Don  @ainteS  einfad^  alS 
infirmns  begeid^net.  3(t^ci(t0  tocx  @tirin  alS 
aSa^nftnniger  eingefc^loffen;  bog  er  übrigens  ben 
Haren  ©ebraud^  feines  SSerftonbeS  bel^ielt,  geigen 
bie  geiftlidden  9Ber!e,  ml6)t  er  in  bem  befd^rie- 
benen  ßuftanbe  bictirt  l^t.  3n  feinen  legten  brei 
SebenSjal^ren  batte  er  ben  DöQig  freien  ©ebraud^ 
feiner  gfäl^igleiten  toieber  erlangt.  2)ie  entfe^Iid^en 
inneren  fieiben  »id^en  einer  großen  innem  gfreube; 
er  entfaltete  als  9eid(|tDater  unb  ^rebiger  fotoie 
burd^  feinen  SBriefmed^fel  eine  erfolgreid^e  X^ötig« 
feit  er  ftarb  gu  ^orbeaus  om  22.  Slpril  1665. 
9Son  @urtnS  SBerlen  (abgefel^en  Don  einigen 
@d^riften  über  bie  SBefeffcnen  Don  Soubun)  D^urbe 
ber  Cat^chisme  Bpirituel  contenant  les  prin- 
cipaux  mojens  d'aniver  k  la  perfection, 
compose  par  J.  D.  S.  F.  P.  (=  Jean  de 
Sainte-Foy,  Prötre)  ol^ne  fein  unb  feiner  Oberen 
SBiDen  burd^  ^ringgonti  etma  1657  }um  %md 
beförbert.  9{a(^  feinem  Xobe  erfd^ien:  Les  fon- 
demens  de  la  vie  spirituelle,  tires  du  livre  de 
rimitation  de  J.  Chr.  par  J.  D.  8.  F.  F., 
Paris  1667;  Lettres  spirituelles,  ib.  1695; 
Dialogues  spirituels,  ib.  1704.  ^Ile  biefe 
SBerfe  erlebten  öftere  Auflagen  unbUeberfe^ungen 
bis  in  bie  neuefte  3(tt.  @urinS  fieben  befd(|rieb 
C).  3R.  Sotibon,  e^artreS  1688  u.  fi.;  einen 
«luSjug  barauS  gab  9K.  Souij,  ^ariS  1875.  (SBgl. 
Biographie  universelle,  nouv.  ed.  XL,  453  ss. ; 
BoBsuet,  Preface  sur  rinstruction  pastorale, 
Beet.  XII  [Oeuvres  de  Bossuet  XXXVII, 
Paris  1828,  661-665];  de  Backer,  Biblio- 
thöque ,  nouv.  ed.  par  Sommervogel  YU, 
1 704  88.)  [Änellcr  S.  J.] 

|^itritt$,  SaurentiuS,  0.  Carth.,  nam« 
l^fter  ^agiograpb  unb  JKrd^engef^ic^tfd^reiber, 


mürbe  1522  )u  Sübedf  geboren,  man  toei^  nid^ 
ftd^er,  ob  Don  fat^oUfd^en  ober  lutl^rifd^en  Altern; 
für  le^tere  9Inna]^me  ftü^t  man  ftd^  auf  baS  3nig- 
ni^  beS  fei.  ißetruS  SoniftuS,  ber  Don  @uriuS 
fagt:  Ex  haeretico  catholiouB  me  adjutore 
Coloniae  factus  (f.  Ganisii  Epist.,  ed.  Braims- 
berger  I,  Friburg.  1896,  36).  Seine  SuSbü- 
bung  txi)\tlt  tt  in  granffurt  an  ber  Ober  unb 
fpater  in  Rbln,  too  er  Stubiengenoffe  beS  fei.  $etruS 
SaniftuS  mürbe.  S>er  Stuf  beS  bortigen,  megen  beS 
berrfd^enben  guten  ©eifteS  unb  miffenfd^opc^ 
@trebenS  l^od^angefel^enen  ffartl^ouferflofterS,  ber 
einßu^  beS  fei.  $etruS  SaniftuS  tmb  bie  Unte^ 
rebungen  mit  bem  frommen  unb  geleierten  3o« 
l^anneS  ^uftuS  (f.  b.  tirt.)  Don  SonbSberg  beiDogen 
SuriuS  1541,  um  baS  ©etoanb  ber  Sart^öufer 
)u  bitten.  3Rii  menigen  Unterbred^itngen  brad^te 
er  86  ^al^re  in  bem  ftölner  fflofter  )u,  inbem  er 
mit  ausgebreiteter  miffenfd^aftlid(ier  Stl^ätigfeit  ein 
Seben  ber  3lbtöbtung  unb  beS  Sd^meigenS  Der- 
banb,  unb  lourbe  fo  eines  ber  berül^mteften  9)tit> 
glteber  feines  OrbenS.  $iuS  Y.  fd^ä^te  il^n  fe^r 
^od^  unb  em))fa]^I  ben  frommen  ©elebrten  ber 
bef onbem  @orge  feiner  Obern.  @uriuS  ftorb  }U 
»öln,  56  Sabre  alt,  am  28.  TOai  1578.  — 
Ueber  bie  miffeufdgaftlid^e  Zl^ätigteU  SuriuS' 
geben  IRiceron  (Mem.  XXVIII,  Paris  1734, 
899  BS.)  unb  ^ar^l^eim  (Biblioth.  Colon.,  Co* 
Ion.  1747,  218  sqq.)  3IuSIunft.  Sr  überfe^te  bie 
©d^riften  Derf d^iebener  beutf d^en  ÜR^ftUer  in'S  £a- 
teinif<^e,  fo  gmei  Sd^riften  Don  Xauler,  bie  SQSerfe 
beS  äol^.  SRuQSbroef  unb  ^einrid^  Seufe'S,  ©rop* 
perS  »bbanblung  über  bie  SBabrl^eit  beS  SeibeS 
unb  SluteS  ßbrifti  (f.  bie  betr.  %rtt.).  Semer 
DoQenbete  er  bie  Listitutionee  beS  Ihxrt^äufer« 
priorS  Don  Sbmen,  t^lorenj  Don  ^orlem ,  über« 
fe^e  bie  15  ^rebigten  beS  ^lid^ael  SibontuS 
(f.  b.  ^rt.)  über  baS  m^p\tc,  bie  9l|>oIogien 
griebrid^  ©ta<)l^5luS'  (f.  b.  9lrt.)  unb  eine  Kebe 
ÜKartin  ftifengreinS  (f.  b.  91rt.)  in'8  fiateinifd^; 
aud^  beforgte  er  eine  neue  Ausgabe  beS  f)omi' 
liariumS  (f.  b.  ^rt.)  ftartö  beS  ©ro|en.  3m 
3.  1567  Deröffentlic^te  er  eine  ie|t  mertblofe 
goncUienfammlung  in  4  Sänben.  ©egen  @Iei« 
banuS  (f.  b.  %ü.)  rid^tete  ft^  fein  proteftantifd^ 
feitS  fe^r  gefd^möbter  Commentariua  brevia 
rerum  in  orbe  gestarum  ab  a.  1500 — 1566, 
Lovan.  1566  u.  ö.,  aud^  in'S  S)etitfc^e  (burd| 
f^abriciuS,  l^öln  1568)  unb  granjofifd^e  (bur(b 
eftourneau,  $ariS  1571)  fiberfekt.  f$ortgcfe|t 
mürbe  bie  @d()rift  Don  aJltd^.  Don  SffeU  bis  1574 
(nid^t  1586,  mte  baS  Titelblatt  fagt),  Don  Srotbel 
bis  1651,  Don  S^ulben  bis  1660,  Don  ^.  Bremer 
bis  1678.  euriuS'  bebeutenbfieS  Serf  ift  bie 
befannte  Sammlung  Don  Heiligenleben  unter  bem 
äitel  De  probatis  vitis  Sanctorum  ab  AI.  Li- 
pomano  olim  conscriptis,  nunc  primnm  a  Fr. 
Laur.  Surio  emendatis  et  anotis,  Coloniae 
1570—1575,  6  tom.,  nad^  ben  Sogen  beS 
äabreS  georbnet  ßinr  gmette,  Dermc^rte  unb  Der- 
befferte  Auflage  begann  @uriud  noc^  fdbfi ;  fein 


1001 


©Ufa  —  ©ufanna. 


1002 


SttOnibet  %  !Dtofanber  (f.  b.  ^xt.)  üollenbete  fte 
mtb  fugte  mm  ftebeiücn  Sktnb  l^insu  (ff  öln  1581). 
%m  brilte  imb  Ie|te  Auflage  (fföln  1618)  fteHte 
Me  mi  Sttriiid  um  ht&  ©tUed  ttiUen  etmad  Der- 
finbctten  SBiogrop^tm  m^  i^rem  urft^rängUd^en 
fBoitiouie  toieber  ^  unb  bermel^Tte  unb  ergänzte 
UA  SBfrf  {umrift  noc^  Saroniud.  Sin  iete^tigter 
Sotnniif  gegen  ©ttriuS  ift  ber,  ba^  feine  ,,ftili[tt- 
ijfcn  SerbeffenmgSDerfttd^e"  jumeilen  ben  friti- 
}ifm  9Ber4  bcr  Xejte  bennträd^igen.  SRand^e 
$iote|ionten  Be^beln  i^n  be^megen  als  Se» 
tmgcr;  bo(^  bleibt  haS  Urteil  beS  SBoOanbud 
ja  Hci^t  befiel,  ber  in  ®e)ug  auf  biefed  opus 
sane  e^r^ginm  fogt :  Nemo  hactenus  L.  Surii 
Carth.  Stadium  ei  industriam  adaequavit 
IAA.  88.  BoU.  Jan.  I,  Praef.  gen.  1,  5).  9lu8« 
lÜQf  ans  bem  SBerle  Derfectigten  ber  ftart^öufet 
iftppelouS  (terme^rt  unb  Derbeffert  t)on  ©rafftud, 
ibin  1596 — 1616)  unb  ^otöuS  (^ntn^erpen 
1597,  tmn  1605).  SBiele  lateinifd^e,  itoHenifd^e, 
tponiff!^  unb  beutfd^  Heiligenleben  tcurben  nod^ 
Svmi'  9Berf  angefettigt ;  eine  neue  t)etbef{erte, 
aber  ni^t  fe^r  fntifc^,  mel^r  bem  erbaulichen 
3&mte  bienenbe  ^udgobe  beSfelben  erfd^ien  su 
liirin  1875—1880  in  13  Oäaöbänben  (f.  Sit. 
^onbiD.  1883,  501  ff.).  (93gL  Biogr.  nnivers. 
XL.  455  88. ;  Nony.  biogr.  gen.  XLIY,  676  s.; 
8a^m  1863,  n,  416  ff. ;  M^,  SonDertiten  H, 
838  ff.  I  Epbemerides  Ord.  Carth.  11,  Monstralii 
1890, 143  sqq.;  Hurter,  Nomencl.  I,  2.  ed., 
Oenip.  1892,  36  sqq.)     [S.  ^elmting  0.  S.  B.] 

$itfk,  ©genname  im  31.  S.,  1.  («»:?)  $er- 
(onemiamc,  ein  ©ecretär  S)at)ibS  (1  $ar.  18, 16). 
2.  (*r?v)  ©tabtname,  bie  bebnnte  ^au))t|tabt  ber 
dl^erjifd^  $ro&tn}  ©uftana,  feit  ^^ruS  SEBinter- 
itjiben)  bcr  ^rfifd()en  Könige  (2  Sdbr.  1, 1.  Sft^. 
11,  S.  San.  8,  2).  [ffaulen.] 

§mfan^  bie  im  Sut^e  C^ßber  gebröud^Iid^e  gorm 
für  Sufo.  (Sgl.  Loftns,  Travels  and  Bese- 
trcihesin  Cha]daea  and  Susiana,  Lond.  1857, 
S35  & ;  Dienlafoy,  L'acropole  de  Suse,  Paris 
1890-1892.)  [ftoulen.] 

$mfnma  (Soudaw«,  non  ^fi^,  Silie;  Dgl. 
9.  Stimm,  §rauennamen  au8  Slumen,  in  beffen 
Stcfaieten  ©d^rif ten  U,  Berlin  1865,  888  f.), 
1.  im  S.  X.  bte  »omel^me  Xod^ter  beS  Suben 
I^IdoS,  9rau  beS  reid^en  3oa(im  )u  iBabt)Ion, 
$  bie  ^dbin  einer  Sr^öl^lung,  toeld^e  nur  grie« 
jl^  xn  fagen.  beuterocanonif d^em  %tjctt  erhalten 
i^;  bte  ©tptuoginta  imb  bie  ^ßefc^itt^o  führen 
bicfcn  Sbfd^nitt  alf  f elbft(hibtge  ©(^rift  auf,  xoäf)' 
tenb  bie  Sulgata  i^n  aI8  13.  ffa))itel  mit  bem 
9nd^  Sloniel  xierbimben  ^t  ©ufanna  gehörte 
ju  bm  MrmSgßd^  2)e))ortirten,  meldte  3lahud)o» 
boflofor  bei  ber  erften  SBegffll^rung  üon  SSrae- 
lilcn  nii^t  als  (Befangene,  fonbem  als  (Soloniften 
in  Sobplonien  onftebelte  (Dgl.  3er.  24,  5j  29, 
5-7;  liefen  SBoB^L-affijr.  ©cfd^id^te  H,  ®otba 
1S88. 427).  C^iexbun^  erflärt  ftc^,  ba^  in  il^rer 
Q(f4t<^te  bie  ßuf^tbe  ber  )u  Sab^Ionien  bcfinb- 
li^en  Israeliten  aß  burd^uS  freie  unb  felb« 


ftänbige  gef(^ilbert  toerben ;  ba  bie  SBeggeffll^rten 
im  SBefi^e  i^eS  iBermögenS  blieben  (6}.  12,  4)^ 
fo  ift  nid^t  auffaHenb,  ba^  Soafim  fd^on  menige 
Sabre  nad^  feiner  Stnftebelung  als  üermögenber 
3Rann  in  Sab^lonien  auftreten  fonnte.  S)ie  Ser« 
tocdjSlung  biefer  3uftönbe  mit  ben  bei  fciegS- 
gefangenen  Sptlirten  t)orauSgefe^tcn  l^at  3&)eifet 
an  ben  l^iftorifd^en  ißorauSfe^ungen  ber  ©ufanna« 
Srjäl^Iung  bmorgerufen,  meldte  fd^on  3lfricanuS 
in  einem  Briefe  an  OrigeneS  auSgefprod^en, 
biefer  aber  t)erftönbig  }urücfgemiefen  $at  (Orig. 
Ep.  ad  Afric.  13,  bei  Migne,  PP.  gr.  XI,  80). 
©ufanna  mar  oon  angefe^enen,  lüftemen  Tlaxi' 
nem,  beren  Sumut^ungen  fie  feine  gfolge  geleiftet, 
aus  [Rad^e  beS  S^ebrud^  angefragt  unb  in  tumul« 
tuarifd^er  SSßeife  be^megen  ^um  Xobe  Derurtbeilt 
morben.  Sem  bamalS  erft  183abre  alten  S)aniel 
(icaidapCip,  Dgl.  @en.  43,  8.  2  ©am.  18,  5)  ge- 
lang eS  burd^  natürlid^en,  t)on  ber  @nabe  ©otteS 
unterftü^ten  ©d^arffinn,  fomie  burd^  treues  Sfeft- 
balten  an  ben  jübifd^en  ^nfütutionen,  baS  Sägen« 
gemebe  gu  entbüQen,  bie  Unfc^ulbige  gu  erretten 
unb  ibre  SuRäger  ber  t)erbienten  ©träfe  gu  über- 
liefern. 3)aS  l^obe  Slnfel^en,  meld^eS  er  ftd^  baburd^ 
bei  feinen  SanbSIeuten  Derfd^affte ,  bilbete  bie 
©runblage  gu  ber  bedoi^ugten  ©teßung,  meldte 
er  am  babQlonifc^en  ^oje  gemann,  unb  in  mel« 
d^er  er  ben  (Sott  3ubrS  am  ÜRittelpunlte  ber 
bamaligen  9BeIt  als  einen  (Sott  über  oXit  (Sötter 
ermieS.  ^nbern  baS  Sud^  SanielS  in  feiner  erften 
6a(fte  nur  ben  Stad^meiS  für  biefe  SBirffamfeit 
2)anielS  liefern  mill,  gehört  bie  ©efd^id^te  ©u« 
fanna'S  an  ben  Slnfang  ber  betreffenben  Sr« 
gdblungen  (Stop.  2—6)  unb  l^at  aud^  bort  ur« 
ft)rüngUd^  feinen  $Ia|  gehabt.  (SS  leibet  leinen 
3n)eifel,  ba^  ber  je^ige  gried^ifd^e  Xejt  beS  be« 
treffenben  ^Ibfd^nitteS  eine  Ueberfe^ung  auS  bem 

tebröifd^en  bilbet.  ©d^on  ber  bop^elte  Xe|t  ber 
eptuaginta  unb  Xb^obotionS  bemeist  bie^,  unb 
ba^  baS  93or!ommen  Don  gried^ifd^en  Sßortf))ieIen 
fß.  54  unb  58  nid^t  bagegen  angeführt  merben 
lann,  l^aben  mit  OrigeneS  aUe  üerftönbigen  3luS" 
leger  eingefel^en  (bgl.  ^aneberg,  (Sefd^id^te  ber 
biblifd^en  Offenbarung ,  4.  Slu^i. ,  StegenSburg 
1876, 413).  ©(^oh  OrigeneS  l^t  aud^  angefül^rt, 
ba|  bie  f))öteren  Suben  bei  ber  ffürgung  unb  ^b« 
runbung  beS  Sud^eS  SDaniel  in  t^rem  Patriotis- 
mus Snial  fanben ,  biefen  Slbfd^nitt  auS  il^rem 
(Sanon  gu  entfernen  (Orig.  Ep.  ad  Afric.  9). 
©onft  toar  ben  ^uben  bie  ®efd^id§te  ber  ebeln 
i$rau  toobibelannt  (R.  Martini  Puglo  fidei, 
sec.  ed.  Yoisin.  ed.  Garpzov.,  Lips.  1687» 
128);  in  ber  jftrd^e  mar  ber  betreff enbe  ^bfc^nitt 
immer  als  btblifd^  üere^rt,  unb  ©ufanna  marb  im 
Sßorte  mie  in  ben  ftatalombenbilbem  als  Sorbilb 
berberrlid^t.  Sie  erften  (Srmäl^nungen  beS  bib- 
lifd^en  XeiteS  ftnben  fid^  Iren.  4 ,  26 ,  3  unb 
Tert  De  cor.  4.  3n  ber  gried^ifd^cn  ftird^e  »irb 
bie  eble  gfrou  als  ^eilige  am  19.  Secember  Der« 
el^rt.  (93öL  ^crbft.SBelte,  ^ift.-!rit.  (glnl.  in  bie 
beüigen  ©d^riften  beS  31.  3:.  H,  3,  greib.  1844, 


1005 


@tt8))enfiotu 


1006 


dB  tat  edbiigia  eederiae,  SBefud^  befi  ®otte8- 
Hm\va,  (inip]an^  ber  Sacramente  u.  f.  id.).  S)ie 
f(ö^  iblul^  %xt  Dou  Sudpmfian,  toel^e  ben 
Ckcifcm  iri^t  nur  i^te  9tntd*^  fonbem  aud^  alle 
Myli^foi  9RÜ0ltebf4Qftdred^te  ent^g,  geflaUete 
^  fiisi  iiiterdictilm  ober  ber  interdictio  in- 
pwam  accleaae  um  (f.  b.  %rt.  unterbiet,  unb 
^Waxi,  ilirtitfenre^t  IV,  732  ff.  741.  810; 
V,66).  --  1.  licfpriingUc^  gab  eg  nur  eine  @uä« 
^on  Dom  geifUtc^n  Smte,  tt)aS  man  mit  ^uS- 
MtfOi  tote  dp7Etv  (Basilii  can.  69),  p.y)x£Ti  Xei- 
T«*p7cr»  (Can.  apoet.  15),  x"^?^^^^^  "^^  ^P°^" 
tar,;  UicoapT^Bic  (KoT.  123,  o.  1.  2.  10)  be- 

idÄnetc  Seil  bem  6.  Sol^r^unbert  finben  ftd^  bie 
(cuie  tiüä^  gebröu^tid^  lateinifd^en  aiudbrüde 
fo^pendi  ab  hon<»«  et  officio  (Conc.  Aurel.  V 
[a.  549],  a  5),  suspendi  ab  officio  (Conc. 
AureL  lY  [a.  541],  o.  10)  unb  fd^Ied^tl^in 
sQsp^ndi  (CoBc.  Narben,  [a.  589],  c.  6).  S)a^ 
tonit  bie  Snt^bung  Don  allen  9mt8functionen^ 
oud^  oon  benen  bed  ordo,  bnei^et  murbe^  ift 
bd  ber  bamolieen  Serbinbung  ber  SluSübung  befi 
«rdo  mit  ber  fiien  Snftellung  an  einer  ffirc^e 
gm)  unjmeifellKift  {Ken  6ttS{)enbirten  aber  Der« 
blieb,  meil  fie  i^r  ^mt  aI8  fold^ed  ni(i^t  Derloren, 
bs  9ejug  ber  9mldeinfunfte  (Conc.  Aurel.  III 
[a.  598],  c.  19).  «^  feU  (Snbe  beS  11.  3abr- 
bunbettt  ift  Me  fAAt  Don  sospensio  ab  officio 
ft  beneficio ;  ber  83er(uft  ber  Cinlünfte  bilbete 
isn^fl  eine  SBerfd^rfung  ber  suspensio  ab 
officio  (c  2,  X  2,  21;  c  7,  X  5, 19),  bann, 
no^vcilbor  fett  ber  3Ritte  bed  12.  Sabrl^unbertö, 
dl»  bcfonbere  Sit  ber  @u8))enfion  (c.  7,  §  8, 
X  1,  6).  S)ie  briite  «rt  ber  SuSpenfion,  bie 
eupenaio  iÄ>  ordlne,  b.  L  bie  Snt^ebung  blo^ 
Mm  ben  Functionen  bed  innegeldabten  ordo, 
tomnt  cc^  gegen  bafi  Sabe  bed  12.  gol^r^unbertS 
Dot  (e.  1,  X  5,  8).  S>q8  Derl^aitnilmöftig  fpöte 
loitRten  biefer  9bt  Don  Sudpenfton  erfiärt  ^ 
banuil.  ba|  erfl  na(|  bem  Suffommen  ber  abfo« 
iuim  Oibinationen  bie  ÜRoglid^Ieit  mie  9lDt]^* 
iDabigMt  foli^  @trofe  fid^  ergab,  inbem  bie  ab- 
«olvte  Qkmei^  teined  9mteS  ober  feiner  (Sin- 
tänite  betasbt  toerben  tonnten ;  il^nen  f  onnte  nur  bie 
Mübmig  ber  tird^id^  gfunctionen  unterfogt 
toabcn  in  $fiOcn,  mo  eine  fhengere  Strafe  gu  bart 
$(ipe{m  lobe.  S)emgema6  femtt  boS  je^ige  Siedet 
eine  «mpeaaio  ab  ordine  0BerIuft  ber  äBeibe- 
nifii,  iDObei  bie  Suridbiction  intact  bleibt)  ober 
ib  officio  (Seduft  ber  SSeibered^e  unb  ber 
ännlbiction)  ober  a  beneficio  (Serluft  ber 
toddcinfunfte  oOcin).  llmfo^  bie  @udpenfu)n  fo* 
too^I  bie  9Beibe-  old  bie  3un&biction8gemalt  ti)ie 
ai4  bie  SmtdeinfSnfte  (aaspensio  ab  officio  et 
beuficio  ober  turjloeg  auapenaio),  fo  ifl  fte 
ctne  sospensio  generalis,  im  entgegengefe^ten 
Wit  eine  ^»ecdalis.  Sediere  jerfäHt  mieber  in  bie 
«nipensio  totalis  unb  partialis,  yt  nad^bem  bie 
fauntll^en  IBeibe-  b^m.  äuriebictionSred^te. 
brUD.  ber  9e|ng  fammtlid^er  SmtSeintünfte  ober 
«tt  cm  X^  berfdAen  boDon  betroffen  merben. 


£ine  partielle  SuSpenjion  finbet  fid^  erfl  feit  bem 
6.  3abrbunbert,  namentlid^  als  SSerbot,  eine  3^it 
lang  bie  SJteffe  ju  lefen  (Conc.  Arelat.  IV 
[a.  524],  c.  8;  Conc.  Aurel.  III  [a.  588], 
c.  6.  15. 26;  Conc.  AureL  IV  [a.  541],  c.  10). 
SSeiterbin  unterfd^eibet  man  bie  suspensio  a 
jure  unb  ab  homine,  je  nad^bem  fie  Dom  ®efe^ 
beftimmt  ober  bem  ri^terliiben  (^rmeffen  über« 
laffen  ift;  fobann  bie  suspensio  latae  unb  fe- 
rendae  sententiae,  j[e  na^bem  fte  erft  nad^  bem 
rid^terlid^en  Sprudle  ober  bereits  mit  bem  S)elicte 
felbft  eintritt;  enblid^  fprid^t  man  nod^  Don  ber 
suspensio  ex  infonnata  conscieniia,  bie  fuib 
aber  nid^t  burd^  ibre  Statur,  fonbem  burd^  bie 
9rt  unb  SSeife  ibrer  SSerbongung  Don  ben  an« 
beren  Vrten  ber  Sudpenfton  unterfd^eibet  (f.  u.  4). 
Stegelmö^tg  ift  bie  @uSpenfion  Senfur,  begmedt 
alfo  bie  Sefferung  beS  SBeftraften  unb  mirb  nadb 
beren  (Eintritt  mieber  aufgehoben :  bod^  mürbe  fie 
fd^on  frübe  auf  beftimmte  3eit  Derböngt  obtte  Slütf» 
fid^tnabme  auf  bie  injmifd^  etnxi  erfolgte  SBefje« 
rmig  (Basilii  can.  69;  Conc.  Epaon.  [a.  517]» 
c.  4;  Conc.  Herd.  [a.  524],  c.  1).  @o  erjd^int 
bie  @u3penfion  ald  poena  vindicativa.  (Inb* 
lid^  ift  fte  mitunter  oud^  blo^e  proDiforifd^e  91b« 
miniftratiDmo^regel,  loenn  ber  %tf d^of  einen  (Seift- 
lid^en,  ber  in  eine  gerid^tlicbe  Unterfud^ung 
Dermid elt  ift,  nad^  genauer  Srmögung  ber  Ser- 
bad^dgritnbe,  um  tebeS  Sergemig  gu  Dermeiben, 
Don  ber  SSomabme  ber  SLmtSfunctiomn  für  bie 
2)auer  ber  Unterfucbung  fuSpenbirt  (o.  13,  Cn, 
q.  5 ;  c.  10,  X  5,  84). 

2.  @uSpenbirt  toerben  tonnen  mit  SuSnabme 
bed  $apfted  alle  Slerifer :  bod^  geniefien  bie  Cor« 
binole  unb  Sifd^öfe  bad  Siedet,  ba|  fte  einer  un- 
gemein audgejprocbenen  Senfur  unb  fo  aud^  ber 
ipso  facto  eintretenben  @udpenfion  nid^t  unter- 
liegen, menn  fte  ni(^t  im  ®efe^e  audbrüdflid^  ge- 
nannt fJnb  (c.  4  in  VI*«  5,  11).  3m  ®egen- 
fa^  gur  Sicommunlcatton  tann  bie  Sudpen- 
fton  nid^t  blo^  über  eingelne  $erfonen,  fonbem 
aud^  über  eine  gange  ®eno{{en{d^aft  Derböngt 
merbcn  (c.  40  in  VI*«  1,  6;  c.  1  Extrav. 
comm.  1,  8),  fo  ba^  einer  fold^m  bie  Sludübung 
aller  Siedete,  bie  ibr  ald  Korporation  )uIommm, 
entgogen  mirb. 

3.  S)ad  Siedet,  bie  @udpen{ion  gu  Derböngen« 
fiebt  bem  $apfte  für  bie  gange  ^rd^,  bem  93i- 
fd^ofe  innerbalb  feiner  Diöccfe  gu,  unb  gioar  ift  ber 
le^tere  gemobnbeitdred^tlid^  nid^t  an  bie  SRit- 
mirtung  f  eined  gapiteld  gebunben,  toenn  aud^  bad 
3)eaetalenred^t  fold^ed  Derlangt  (c.  1,  X  5,  31). 
@elbftDerftönblt(b  ift  ed,  bog  bie  allgemeinen 
ßoncilien,  bie  IßroDingial-  unb  3)iöce{anf9noben 
bie  @udpenfton  Derbängen  tonnen.  S)er  Orbend- 
unb  ftlofterobere  tann  feine  Untergebenen  fud- 
penbiren  (c.  ult.  X  8,  85;  c.  83,  X  5,  3). 
3)agegm  ift  bad  Ked^t  ber  fiegatm,  9luntien  unb 
grgbifcböfe  gur  ©udpenfton  ber  SBifd^fe  ober 
®eiftU^en  ibrer  Segation  begto.  ^roDing  burd| 
bad  Sribentinum  (Boss.  XXIV,  o.  5.  20  D« 


. 


1007 


Sudpenfion. 


ref.)  Bef citigt.  SBal^renb  ber  @ebi3t)Qcan5  l^at  baS 
Sapitel  bejiD.  ber  Sapihilarticar  baS  @ugpen- 
fion8rcd)t  (c.  14,  XI,  33;  c.  3  in  ¥!*<>  1,  8); 
oer  @eneralt)tcar  aber  bebarf  jur  Ser^ängung  ber 
SuSpenfion  ein  fpecieUeS  9)lQiibQt  be§  Sifd^ofS 
(c.  2  in  VI*o  1,  13),  unb  bie  93cfiigm|  bc3 
>  9lr(i^ibiQCon8  l^ter^u  l^at  boS  Xribetitinum  (Sess. 
XXV,  c.  14  De  ref.)  bepnirtö  befciHgt.  Safe 
boS  Ked^t  gur  IBerl^öngung  ber  @u§penfion  auc^ 
belegirt  loerben  fann,  ift  felbftüerftönblid^. 

4.  S)te  §orm  ber  SJer^öngung  ift  für  bie  bus- 
pensio  ferendae  unb  latae  sententiae  genau 
Dorgefc^rieben ;  biefelbe  bedt  fid^  t)o(Iftönbig  mit 
ber  bei  Serl^ngung  beS  SanneS  (f.  b.  ^rt.  I, 
1939  f.).  ^ugerbem  ober  ^at  baS  Shbentinum 
im  Snfc^Iu^  an  baS  ben  älegularoberen  ^ufte^enbe 
Sted^t,  SIerifer  n)egen  gel^eimer  9$erge^en  Dom 
tluffteigen  5U  l^öl^eren  SBeil^egraben  surüdjul^aUen 
ober  biefelben  5U  fuSpenbiren  (c.  5,  X  1,  11), 
ben  Sifd^öfen  gugcftanbcn,  ftrafwörbige  ßlerifer 
bei  fd^roeren  geheimen  IBergel^n,  für  n)cld^e  einen 
gerid^tlic^en  Semeid  ^u  erbringen  pl^tififd^  ober 
morali{(i^  unmöglich  ift,  o^ne  förmlid^e  Unter« 
fud^ung  unb  o^ne  rid^terli(^e  (Senten^  auf  bie 
tDO^Ibegrünbete  moralifd^e  Ueberjeugung  l^in  ab 
ordine  ober  ab  officio,  nid^t  ober  a  beneficio 
)u  fuSpenbiren  (Sess.  XIV,  c.  1  De  ref.) ;  bie^ 
iß  bie  fog.  suspensio  ex  informata  conscientia. 
3laä)  ber  anerfannten  $ra£i8  barf  biefe  @u§pen» 
fbn  aud^  angemanbt  merben,  menn  mit  bem  ge- 
heimen ein  öffentlid^ed  liBergel^cn  conatrrirt 
(Act.  S.  Sed.  Vni,  547;  XIV,  372;  XIX, 
570),  bagegen  nid^t  megen  einer  causa  civilis 
(Act.  S.  Sed.  V,  16;  XIX,  568.  571),  unb 
überfyiupt  barf  fie  nur  auf  beftimmte  Seit  auS- 
gebel^nt  »erben  (Act.  S.  Sed.  VII,  569  sqq. ; 
XIX,  568).  ®er  Sifd^of  mufe  öor  ber  l^ler- 
l^öngung  biefer  @uSpenfion  ftc^  auf  Derlö^Iid^ 
SBeife  Don  ber  @d^ulb  überzeugt  "f^abttL  S)em 
@u8penbirten  fielet  gegen  3Biüfür  be§  OrbinariuS 
ber  SRecurS  an  ben  pöpftlid^en  (Stul^I  5U,  n)eld()em 
bann  ber  SBifd^of  9ied^enfd^a{t  5U  geben  fyit ;  boc^ 
l^at  ber  StecurS  feinen  @u§penftDeffect  (DgL  aud^ 
b.  ^rt.  ^roac^öcrfal^ren  X,  577).  —  Sei  ber  auf 
gerid^tlid^em  &ege  Der^ängten  @u§penfion  fielet 
bem  SJenirtl^eiltcn,  wenn  er  glaubt,  Unred^t  er- 
litten 5U  l^oben,  ba§  Slec^tSmittel  ber  SlppeÜation 
an  ben  bö^em  S^id^ter  5U  ®ebote  (c.  4,  C.  XI, 
q.  3 ;  0. 5,  X  2, 25).  gine  folt^e  ^peUation  l^at 
inbeffen  ebenfaUS  im  ^lUgemeinen  feinen  @u8- 
penfio-,  fonbcm  bloßen  ©eoolutioeffect.  S)ie  Dom 
judex  a  quo  auSgefpro^ene  ©entcnj  bleibt  trofe 
Der  Appellation  beftc^en,  unb  ber  ©crurtl^eilte  i|t 
fo  lange  al§  fuSpcnbirt  ju  betracbten,  bis  ber 
judex  ad  quem  bie  ©ad^e  auf's  5Reue  unterfud^t 
unb  bie  ©cntenj,  faÜS  fie  eine  ungcrccbte  mar, 
oufgelioben  bot  (c.  8,  X  1,  31 ;  c.  20  in  VI^o 
5,  11);  nur  menn  bie  AppcUation  fd&on  öor  ge- 
fällter ©cntenj  ober  gegen  bie  suspensio  a  bene- 
ficio eingelegt  mürbe,  bemirft  fie,  baß  bie  öom 
judex  a  quo  nad^  erhobener  ÄppeUatmn  auS- 


gefprod^  SuSpenfton  ungfißig  ip  (e.  It,  I 
1,  43;  0.  8,  X  3,  36). 

5.  Als  ^eute  noc^  p  Ste^t  befte^gdp» 
ftonen  latae  sententiae,  bie  bem$a|)jktijai 
ftnb,  fübrt  bie9)ulle  ApostolicaeSeifiiMi^ 
rationi  (f.  b.  Art.)  fteboi  bejonbeiS  oq^» 
flört  au|erbem  bie  (elf)  t>om  2zil 
gefteüten  als  fernerhin  gültig.  InJ^  bl 
^uSe  biejienigen  @uSpenfionen  bepe^, 
ftd^  auf  bie  9Ba^l  beS  $apfteS  unb  ouf  bii 
Seitung  Don  Orben,  Songregotionoi, 
93ereinigungen  unb  frommen  6tif^ii|i 
gießen,  fomeit  fie  nod^  in  lebenbiger 
(f.  C)infd^iuS,  ftird^enred^t  V,  661. 656). 
fommen  enblid^  noc^  brei  meitere  61 
latae  sententiae ,  koelc^  nai^  ber 
93ulle  aufgefteUt  mürben,  gfür  bie  on  op 
gmeiter  @teUe  genannten  fann  ^icr  <»{  Itt 
Art  1, 1135  t)ermiefen  merben,  nojKlir' 
mentare  }ur  SuHe  Apost  Sedia,  {one 
ner,  Sie  fird^lic^en  Senfuren,  ^ßaboto 
316  ff.  gu  Dergleichen  fmb.  Siie  jpatet 
@uSpenftonen  betreffen  a.  (Sononifer  mb 
tare  erlebigter  Sat^rolf ird^en ,  «)# 
93ermaltung  auf  ben  t)on  ber  melUi^a 
Ernannten  ober  ^rajentirten  Dor  ha 
IBeftötigung  übertragen;  femer  biqadga, 
fold^e  äiermaltung  als  $rot)i)or  ober  nto 
berem  Flamen  übemebmen,  unb  bie 
fte  ade  Verfallen,  si  aliqui  ex  praedietis 
pali  charactere  sint  insigniti,  ipio 
bie  bem  Rupfte  speciali  modo  rcjcmik 
penfion  oon  ben  ^ontificolien  (SuUe 
tifex  Dom  28.  Auguft  1873) ;  foba»  b. 
unb  c.  onbere  Slertfer,  toelcbe  ft4  ^^ 
bänblem  unb  ffaufleuten  in  einen 
t^anbel  mit  9Re^ftipenbien  einkjfen,  i^ 
einen  9)2egftipenbien  fammeln,  um 
Stelle  Sudler  unb  SSaaren  abjugetai,  fe 
beren  il^nen  9Re^ftipenbien  geben  oberSilK 
SBaaren  bafür  annehmen;  bie$ne^ 
megen  biefeS  Sßerge^S  ber  bem  $apPe 
suspensio  a  divinis  (i.  e.  ab  exerdlii 
num  majorum) ,  bie  anbercn  Sleribr  ta 
gleid^er  SSieife  referoirten  SuSpenjüm  l 
ordines  suscepti  (S.  0.  G.  13.  Aa^ 
25.  Maj.  1893;  t>gl.  b.  Art  @imiiie,iiL 

6.  9BaS  bie  SBirfungen  ber  SnSM« 
trifft,  fo  ifi  bem  ab  ordine  SufipöllUi 
Siomal^me  aller  SBeibefunctionen  rakM^ 
gegen  bleiben  frine  3uriSbtction  unb  {!■ 
ficium  unberül^.  SBenn  ber  SuSpeiM 
miffentlid^  unb  Dorfö^td^  SBeibe^oabbnp 
nimmt,  fo  begel^t  er  eine  fil^mtre  &itl^fß^ 
X  5,  27)  unb  Derfällt  ipso  facto  in  bk^ 
larität  (c.  1  in  VI^  2,  14 ;  cl.  80  ■ 
5,  11).  S)iefe  Srregularitöt  (f.  b.  «tt)iü 
ftel^en  unb  ift  baber  burd^  einen  IcjoiM 
penjationSact  jubeben,  aud^tDennbic6i4> 
bereits  aufgeboben  ift.  f^^tt  ber  fuWuÜ* 
irreguläre  gleriter  tn)|  Ofail^nitim  in  friiB ' 


1009 


©u81)en|iöetfecl  —  ©utri. 


1010 


frjfTuI^  fort,  |b  teO  et  cscomtnunicirt  unb  )ule|t 

für  nnmet  bepontrt  torrbcn  (c.  2.  8,  X  5,  27). 

HttoigoiS  fiiib  bic  Don  einem  ab  ordine  fuipen- 

Mdm  eieräer  Dorgenommenen  SSBei^eacte  gültig 

mb  octmittcln  bie  ®nabe.  —  Sem  ab  o^cio 

EttSpenbitten  finb  unter  ]^vmtt  @änbe  {omobi 

tkt  SBeibebanblungen  alS  bie  3uridbictionSoäe 

vterjogt  SBobI  l^nn  ein  fu8))enbirter  fßfarret 

Ut  Cmge^ng  einer  Sbe  offtftinn,  mü  er  babei 

tDff  qI§  ieatu  anetorizabilis  functionirt ;  ba> 

legm  ijt  bie  Sbfolution,  bie  ein  nefentltc^  gertd^t- 

ii^lct  ifi,  nun  unb  nid^tig,  aufift  bie  ©uSpen- 

j»n  ndit  üdllig  unbelonnt,  in  totlä^tm  galle  bie 

tit^e  fupplirt  Ueber^upt  bürfen  fid^  nad^  ber 

8ifle  SXartinS  Y.  Ad  Titanda  bie  (Slöubigen, 

{o  kmpe  bie  ^nbßcotion  ber  SuSpenfton  nid^t  er* 

^Igt  tfi,  oon  bcm  @udpenbirten  äSei^e-  unb 

dunlbidiond^btungen  {penben  loffen.   9tu§« 

bndlt^  bogegen  finb  bie  SBoblbonblungen  bed 

ettlpenbirten  für  nuQ  unb  ni^ttg  erfläct  (o.  8, 

X  1,4;  0. 16,  X  1,  6).  enblid(|  lann  ber  ab 

officio  Sufipenbirte  tteber  einen  pl^em  ordo  nod^ 

ein  ftinbenamt  erholten  (o.  8,  X  1,  4).  —  ®er 

I  beneficio  @u§))enbirte  verliert  )tt)ar  nid^t  feine 

${TUiibe,  oobi  ober  bad  Sle^t,  bie  ginfünfte  oud 

bcifdbm  )tt  be)ieben.  Xbut  er  le^tereS  bennod^, 

fo  id  er  Scftitution  )U  leiften,  unb  e§  fann  gegen 

iin  bie  prxvatio  benefioii  audgefprod^en  toerben 

(c.  1  in  Vl^  1»  6).  9u4  fann  ber  @ugpenbitte 

We  $frilnbgfiter  nid^t  Dermalten ;  barum  tt)irb, 

Mn  not^ioenbig,  i^uiu  &om  (ird^Iic^en  Obern 

eis  rigenct  Sbminiftrator  ernannt.    Snbßd^  ift 

beifelie  unfäbig^  ein  fir^(i(^  9mt  }u  erwerben 

fcL26,X  1, 6)» — 6o  oft  nur  einzelne  gfunctionen 

bc§  ordo  ober  ber  Suridbiction  ober  ber  Sejug 

liiqdiiir  Sinlommenötbeile  unterfagt  ftnb,  barf  bie 

€tniff(nten)  ni^t  toeiter  auSgebebnt  merben,  aI8 

ba  Sortlout  befagt  —  S)a  enbtid^  bie  Strafe 

ber  6uSpfnfton  immer  megen  eined  perfönlid^en 

Serge^d  oer^gt  »irb,  fo  ift  fie  mit  ber  $erfon 

bd  Setreffenben  ungertrennttd^  oerbunben;  loer 

bobn  an  (Einem  Orte  fuSpenbirt  ifi,  ift  eS  fiberaQ, 

feotin  er  fid^  begeben   mag  (®Ioffe  Subtra- 

kmtnr  )tt  o.  53,  X  2,  28).  es  gilt  in  betreff 

ba  6uSpen{ion  gan§  boöf elbe,  toaS  bie  Sanoniften 

ibcr  bie  (li;communicotion  fagen :  AfiScit  per- 

MMuun  eamque  oequitur  sicut  lepra  leproBum. 

7.  Sie  Vufl^bung  ber  @uSpenfion  fann  in 

bceifod^  9Beife  erfolgen*  SBar  fie  als  Strafe  für 

m  bcgongened  Serge^en  auf  befttmmte  3^it  oer- 

tangt.  fo  bM  fie  nad^  SMouf  biefer  3eit  oon 

fdbp  auf,  obne  bo|  e9  einer  befonbem  ßrflörung 

bOR  6eitm  bed  fU:<^Ii(ben  Obern ,  ber  fie  oer- 

tängte,  bebnrfte,  SBurbe  bagegen  bie  Sudpenfwn 

bi  ber  ^rm  einer  eigentlid^en  Senfur,  b.  b-  in 

ber  Sbftdit  ou^gefprod^,  ben  Ungeborfamen  )u 

bejlrni,  fo  mirb  fie,  menn  bie  SBefferung  mirflid^ 

imgdzeten  ifl,  bünb  9lbfoIution  (aud^  Stelajation 

tßumnt)  gdE^oben.  ^Der  ff ird^enobere  f oQ  biefe  aber 

«ixbt  ouftfpro^«  el^e  ber  Sudpenbirte  in  f dbmereren 

SiÜen  eiblic^  gelobt  fj^,  fid^  fortan  ber  ffird^e  ju 


untermerfcn  unb  ben  angerid^teten  @d^aben  ^u  er- 
fe^en  (c.  51. 52,  X  5, 39) ;  eine  befonbere  gformel 
für  bie  ^bfolution  ift  nidj^t  oorgef(brieben.  ßnb- 
lid^  fann  bie  Sudpenfton,  bie  megen  eines  93er« 
gebend  für  immer  oerböngt  tourbe,  burd^  2)iS))en" 
fation  gel^oben  merben.  unb  eine  fold^e  !Be« 
gnabigung  fann  aud^  eintreten,  toenn  bie  Strafe 
auf  beftimmte  3eit  lautete,  biefe  aber  nod^  nid^t 
abgelaufen  ift  SaS  SRedjit,  Don  ber  suspenalo 
ferendae  sententiae  }u  abfolDiren,  fte^t  nur 
bem  Äird^enobem  gu,  ber  bie  Strafe  öcrbängte, 
ober  feinem  SteQoertreter,  93ek)oIImä'd^tigten  unb 
9}a(bfoIger.  Sede  vacante  abfoMrt  baS  Sa))itel 
bejm.  ber  Sa))itulart)icar  oon  ber  SuS))enfton,  bie 
ber  oerftorbene  Sifd^of  oerbängt  bat.  Cbenfo  fann 
k)on  ber  suspenBio  latae  sententiae  an  ftd^  nur 
berjenige  abfoloiren,  ber  bie  Strafe  auf  oad  be« 
treffenbe  Sergeben  fe^te,  in  ber  SRegel  alfo  ber 
^pft.  3ebod^  bcii  baS  gemeine  »ed^t  bie  SRü- 
benmg  eintreten  laffen,  ba|  ber  99ifd^of  in  aUen 
ben  t^öEen  abfoloiren  fann,  in  meieren  ftd^  ber 
®efc^geber  bie  ^bfolutton  nid^t  audbrücflid^  oor« 
bebalten  bot  (c.  29,  X  5 ,  89).  3)a8  Zriben- 
tinum  botte  bagu  (Sess.  XXIY,  c.  6  De  ref.) 
ben  IBifd^öfen  aud^  bie  SoHmad^t  eingeräumt, 
oon  allen  bem  !ßapfte  oorbebaltenen  Senfuren 
)u  abfobiren,  menn  {te  gebeim  geblieben  ftnb; 
bie  fduüt  Apost.  Sedis  (f.  b.  3(rt.  I,  1140)  be- 
fd^rdufte  aber  biefe  SBefugni|  bal^in,  ba|  für  bie 
bem  Zapfte  special]  modo  referoirten  Senfuren 
eine  audbrfldtlid^e  pdpftlid^e  iBoOmad^t  erforber« 
lid^  ift. 

8.  9lad^  frui^eren  SSorgängen  befd^rönfen  cax^ 
bie  l^eutigen  ftaatlid^en  ®efe^e  oielfad^  bie  9(n« 
menbung  ber  SuSpenfton.  Sinmal  forbem  fte  ba 
unb  bort  bie  Seobad^tung  eines  georbneten  pro* 
geffualen  SSerfabrenS;  ba^er  fann  mebrfad^  bie 
suspensio  ex  informata  conscientia  nid^t  mebr 
oerbangt  merben.  SBeiterl^in  bel^alten  ftd^  t^er« 
fcbiebene  Staaten  bie  Prüfung  beS  fird^Iid^en  Ur« 
tl^ilS  oor,  ob  baSfelbe  nid^t  titoa  mit  ben  Staats* 
gefekn  im  SSBiberf prud^  ftebe,  unb  mad^en  bieroon 
bie  ^ilfe  beS  brachium  saecnlare  abbüngig  (in 
!ßreu|en  bie  @efe|e  oom  12.  SRai  1878,  §  2. 9; 
Dom  21. 3Ra\  1886, 9rt.  7 ;  Oom  29.  Spril  1887, 
9rt.  3;  in  Sad^fen  baS  ®efe^  oom  23.  «uguft 
1876,  §  11;  in  SDBürtemberg  baS  ©efc^  r>om 
30. 3anuar  1862,  Slrt.  6. 7 ;  in  Reffen  bie  ®efe^ 
Dom  23.  april  1875,  «rt.  5. 10;  üom  7.  Sept 
1889,  art.  3;  in  Oeflerreid^  baS  ®efe^  Dom 
7.  aRai  1874,  §  27.  Ueber  bie  in  (Slfa^-Sotl^- 
ringen  geltenben  Sefümmungen  f.  gf.  ®eigel, 
gfrangöfifd^eS  unb  reid^Iünb.  StaatSfird^nred^t, 
Strasburg  1884,  249).  (Sgl.  befonberS  ff  ober, 
S)ie  SuSpenfu)n  ber  IKrd^enbiener ,  Tübingen 
1862,  unb  ipinfd^iuS  V,  589  ff.  [mo  S.  608 
Slnm.  6  bie  Siteratur  über  bie  suspensio  ex  infor- 
mata conscientia  oergeid^net  ift].)  [SögmüOerJ 

^Mpenfi9tfft€U  f.  ated^tSmittel  X,  873  f. 

$iif  ri,  Stöbtd^en  in  ber  ledigen  ^roüinj  9lom, 
oerbatdt  feine  gefd^id^tlid^e  SBerü^mtl^eit  namen* 


i 


1013 


Smebenborgianer. 


1014 


2a|  er  gcfliffentli^et  SBtträger  toar,  iß  nid^t  an« 
yflu^mtn,  loo^l  ober  fc^etiit  et  <m  ^oUucinationeti 
gdttttn  }tt  l^bcn.  Stank  f^ricb  fd^^n  1766  gegen 
itn  über  bic  „Xxäume  eineS  ©eitterfel^rd'' ;  aud^ 
Jon  %oqfämi^  cmS  bem  3abr  1744  (k)om  fönigl. 
9£b(totbeto  ®.  (L  Afemming  in  Stocfbolm  1858 
anfgffuiibm)  foll  nväfl  imbeutHdle  Spuren  Don 
gtilnger  Sotuttung  bed  @(^reiberS  an  fid(^  tragen, 
g^n  feine  9toturp4ilof opbi<  l^atte  etmaS  $b^n* 
Isftii^ei  unb  SBUUürlid^efi  an  fid^  j  in  feinen  t^eo« 
jopUj^enaBerlen  bietd  er  baft  üoSfiänbige  Softem 
lifft  neuen  SeKgionftle^,  eigentlid^  eine  neue 
Crfenbanmg.  £r  Uhignel  bie  S)rei))er{5nHd^!eit 
eoitel,  bie  S^ifiin)  reiner  @etfter,  bie  9uf- 
Qjif^g  bcr  Sribcr,  bo«  äBeßenbe  mit  bem  SSBelt» 
9cnd)L  (Ein  ^le|ted  ®tnä^  für  bie  ©eiftenoelt 
bot»  f(tfon  im  9. 17  57  ftatigefunben,  unb  Sloeben- 
botg  fcfbft  fei  babei  3^8^  gemefen.  @r  Dermirft 
bk  «Sa^tfedigung  allein  buri^  ben  ©louben''  toit 
Die  btfn  non  ber  genugt^uenben  fltaft  bee  Sr» 
i^gSnerfet.  S>agegen  glaubt  er  an  (S^rißuS 
dis  IM  menfi^gen^orbenen  ®ott  unb  bie  9lotl^- 
nrnbi^Mt  ber  (Sridfung,  um  ber  gefunfenen 
)Kntj44«it  ihttft  unb  grei^  jur  erfüOung  beS 
gdttüiben  SBüIcnS  »ieberxugebexL  Sbenfo  glaubt 
ix  an  ^imrnet  unb  fldOe ;  oeibe  fyxbt  er  mit  eigenen 
tugro  gefe^^  unb  in  i^er  ))]^ntaftifd^en  Sud* 
aaiimg  liegt  mol^t  ber  bi}(nrrfte  %f^^  bon  @meben- 
toqt  2t^.  Ha  ber  Xaufe  aß  ber  Sufnal^me  in 
btt  ftiidft  unb  bem  Sbenbmal^I  ^olt  er  f eft,  aud^ 
OS  bcr  9)ibel  ol8  bem  SBorte  ®otted.  S)od^  Der- 
fä^  er  mit  legieret  auf  bod  aBifitürlid^fte  unb 
su4t  ioefentlid$e  Unterfd^i^  in  Sejug  auf  il^re 
9frf4irbenen  SBeftanbtbeile.  (Eigentbümltt^  ift 
SD^nhorg  bcr  Serlel^r  mit  ber  @eiftertt)elt,  üon 
mUqd  er  bie  fonberborften  S)inge  mit  bem  Dollen 
tmjl  ber  Ueborgeugung  §u  er)dblen  mu|te.  2[n 
icrfct  IBqie^ung  n>ar  er  ber  Sorlöuf er  beS  blutigen 
gpiiititaue  (f.  b.  9rt.  @))irituaKfimud),  ber  oon 
mixfyn  (Siunbanf^QUungen  ausgegangen  ifi 
inb  oni^  in  feinem  Urfprunge  (feit  1848)  auf 
ivebeniorgiantftbe  ffreife  {urüdsufubren  fein 
bmftt  S)ie  SBicberfunft  bei  ^erm  fax  großer 
nad^  unb  |)errlid^fdt  unb  oaS  ^neue  3etu« 
ioinn'  ber  9M>ocal9pfe  loerben  für  ®h)ebenborg 
fd)on  ]c|t  }ut  SBirfliicbfeit :  fie  bebeuten  bie  „neue 
thnic*,  meiere  mit  Souenbung  Don  @tt)eben- 
bot^fi  t^ofot»^if4em  f^uptmerfe  Vera  chri- 
BtiaoA  religio  om  19.  3uni  1770  in'S  Safein 
gMmfein  foS. 

1 6tDcbenbocg  f^eint  nie  @d^tte  getl^  )u 
tobm,  nn  eine  eigene  @ecte  }u  grünben,  mol^I 
ober  fagie  er  boS  Sntfleben  einer  fold^en  DorauS. 
}n  ber  1^  traten  1788  in  ®reat  Saftd^eap 
(Bonbon)  ffinf  64iUer  unb  g^eunbe  @»eben« 
boigs  )ufommen,  imt  auf  ®runb  Don  bejfen 
6^ften  eine  f&rmli^ie^  aud^  in  bie  Oeffentlicbrelt 
boDottretenbe  (Stemeinbe  )u  grimben*  ^  Stui^- 
bmiteibcfikt  Stöbert  ^inbmarfl^  tourbe  burd^ 
KA  2ooS  be|timmt,  bie  iUMgen  }u  toufen  unb  )u 
otbimtaL  )ltt|er  6mbcnborgf»  intimem  gfreunb 


S.  ^artle^,  meld^r  mel^rere  Don  beffen  @d^riften 
in'§  ßnglifd^  übertrug,  tolbmete  nomentlid^  ber 
anglicanift^  ®eiftU(^e  So^n  (SXototd  feine  gan^e 
ftroft  ber  Ausbreitung  Don  @tt)ebenborgS  fie^re. 
fie|terer  UMtr  1743  geboren  unb  in  Sambribge 
Dorgebilbet ;  1769  botte  er  bie  SteOe  eineS  SKectord 
ber  et.  3obn'S  fttrd^e  in  SRanc^efter  erbalten.  (£r 
fiberfe^e  SmebenborgS  Arcana  coelestia  unb 
entfaltete  auf  feiner  ffan^el  mie  in  gablreid^en 
Sd^riften  für  bie  neue  £ebre  rege  %JI)äA%tdt,  mufite 
abtt  be^ungead^tet  bis  gu  feinem  3!obe  1831  feine 
ißfrünbe  in  ber  @taatSftrd^  §u  be^au|)ten.  3n 
Sonbon  mürbe  1810  bie  Swedenborg  Society 
gegrünbet  ju  2)ru(f  unb  SSerbreitung  Don  Smeben« 
borgS  @d(|riften ;  ebenfo  entftanb  bier  im  3ntereff e 
ber  @ecte  eine  Missionarj  and  Tract  Society; 
aud^  ein  eigenes  Organ  mürbe  b^auSgegeben 
(The  Swedenborg  Magazine),  nnb  in  Sonbon 
trat  iäbriicb  bie  Spnobe  }ufammen.  3)aS  litur« 
gifd^e  99ud^  ber  &ecte,  meld^eS  jugleid^  ben  Jtate- 
^iSmuS,  bie  ®efange  unb  bie  jmölf  ®IaubenS« 
artifel  entbölt,  gu  mlfytt  bie  gan}e  @ecte  ft(^  be« 
fennt,  ift  gleid^faUS  bi^  entftanben  (Tlie  Litargy 
of  the  New  Churcb  prepared  by  order  of  the 
General  Conference,  5^  ed.,  London  1797). 
S)ie  Ißerbreitung  ber  6ecte  mar  Einfangs  eine 
langfame;  nad^  ibren  eigenen  officieHen  Angaben 
beftanben  1865  in  ®ro^britannien  54  ®emeinben 
mit  3605  aRitgliebem.  3e^t  finben  ftd^  ibre  ®e« 
meinben  unter  ber  @ectenbe§eid^nung  New  Jeru- 
salem mobi  in  aSen  größeren  @täbten  SnglanbS 
unb  @d^ott(anbS.  @ie  fyxlttn  ibren  (SotteSbienft 
Sonntag  SBormittag  unb  9tad^mittag  unb  über- 
bie^  mebrmalS  biel^od^e;  Diermal  beS  ^oX^x^  i{l 
^benbmabl.  ^u^er  ®efang  beftebt  ibr  ©otteS« 
bienft  aus  Sibellefung  unb  ^nf^rad^e  unb  t)f(egt 
}u  fd^Iie|en  mit  SSerlefung  ber  }ebn  ®ebote.  3n 
©darneben  batte  ber  SmebenborgianiSmuS  geitmeife 
^nbang  in  b^ten  ffreifen  mie  audb  im  (Seb^imen 
unter  ber  ©eiftlid^feit,  gelangte  iebod^  nie  gu  Se* 
beutung.  gfrud^tbaren  Soben  fonb  er  bagegen  in 
ben  bereinigten  Staaten,  ^ier  fyA  aud^  ber 
$reu|e  Sietrid^  ^einrid^  Don  Sülom  fid^  bem» 
felben  mit  Sntbu^aSmuS  )ugeD)enbet;  bod^  erft 
nad^  bem  traurigen  Snbe  beS  begabten  %benteuter9 
(geft.  SU  %iga  am  16.  3utt  1807)  mürbe  fein 
franaöfifd^  Derfa|teS  SBerf  Deröffentlidbt  (Nunc 
permissum  est  Coup  d'oeil  sur  la  doctrine 
de  lanouvelle  eglise  chr^tienne  ou  le  Sweden- 
borgianisme,  Philadelphia  1808,  Berlin  1 809). 
3n  ben  ^Bereinigten  Staaten  ift  bie  ÜReue  ffird^e 
nod^  ie^  febr  Derbreitet  unb  unterbölt  aud^  brei 
confeffloneüe  SBlötter  ober  Seitfd^riften.  «IS 
SRittelpunfte,  mo  bie  idbrlid^en  Sqnoben  )ufom« 
mentreten,  gilt  für  bie  öftlidben  Staaten  Softon, 
für  bie  füblicben  pUabelpbia,  für  bie  mefüidben 
Sincinnatt  ^ud^  in  ben  britifd^en  Kolonien,  be« 
fonberS  Sübafrifa,  fyxi  baS  9leue  3erufalem  99oben 
gefunben.  3n  gftanlreid^  mar  eS  b^uptföd^lid^ 
9tid^er  in  9lanteS,  meld^er  ber  Sad^e  SmebenborgS 
feine  Jhäfte  mibmete ;  Don  ibm  ift  baS  SBert  La 


1015 


@iDetd^tne. 


1016 


nouvelle  J^ruBalem,  Paris  1832 — 1885, 
8  vols.  3.  ^.  gjloöt  fteUte  in  20iä]^riöer  «rbeit 
eine  fransöfifc^e  Ueberfe^ung  ber  t^eofopl^ifd^en 
9Setfe  @n)ebenborgd  l^er,  koeld^e  auf  86  iBönbe 
iereti^net  tucg;  unb  iura  großen  %f)tüt  in  $Qri8 
itnb  Strasburg  toxxtliä^  erfc^ienen  iß  (1819  ff.)* 
S)er  SBerfud^  einer  ®emeinbegrünbung  in  Stras- 
burg mi|Iang.  3n  SBa^em  ftel^t  eine  ©d^rift  beS 
aud^  fonft  estraüagonten  SBauratl(ied  Dr.  SSorl^err 
(®eift  ber  Seigre  3tnmanuel  ©mebenborgS,  aud 
beffen  Sd^riften.  Sßit  einer  lated^etifd^en  lieber« 
ftd^t  unb  ttoUftänbigem  @ad^regifter ,  SDlünd^en 
1882)  jiemlid^  bereinjelt.  dagegen  fanb  in 
SEBärtemberg  ber  StuebenborgtaniSmud  großen 
Slnflang.  ©letd^  anfangs  begetfterte  fid^  für  ben- 
felben  ber  !ßrölat  g^riebr.  C|rifL  Oetinger  (f.  b. 
Slrt.),  ber  mel^rere  Sd^riften  @tt)ebenborgS  in'8 
SDeutfc^e  übertrug  ttnb  aud^  auf  ber  ffanjel  beffen 
Seigre  tl^iltoeife  }ur  Geltung  gu  bringen  fud^te. 
9tte  Ueberfe^er  ber  @mebenborg^fd^en  Sd^riften 
toetteiferte  mit  il^m  bamalS  ou^erl^alb  Sürtem- 
bergS  %  €1^.  Seng.  93ebeutfamer  toar  t&,  ba^  ber 
$rofeffor  ber  $](|tIofo))]^ie  unb  UniberfttötSbiblio- 
^efar  Smmanuel  Xafel  in  Tübingen  (geb.  1796)^ 
ber  fd^on  fritl^e  bem  @n)ebenborgianidmu8  fid^  )u« 
getuanbt  l^atte,  in  ber  IBerbreitung  beSfelben  feine 
SebenSoufgabe  erfannte;  im  2)ienfte  biefer  @ad^e 
ffat  er  bis  va  feinem  Xobe  (1863)  21  lateinifd^e 
SBerfe  @n}eoenborgd  neu  l^erauSgegeben,  15  in'8 
S)eutfd^e  flberfejft  unb  in  8  @(|nften  StDeben« 
borgS  bogmatifd^e  ainfd(iauungen  üerfod^ten.  Sr 
tDurbe  ber  Ißorftanb  ber  in  ßannftatt  unb  @tutt« 
gart  befte^enben  ,,93erfammlung  ber  9leuenftird^e 
in  Deutfd^Ianb  unb  in  ber  ©d^toeig"  unb  gab  ^in 
Serbinbung  mit  mehreren  Sl^eologen"  für  biefe 
feit  1824  baS  „SRagagin  für  bie  9leue  ftird^e'' 
l^erauS  {%  u.  b.  %.  Sammlung  bon  Urfunben 
betreffenb  baS  Seben  unb  ben  Sl^aralter  6mm. 
etuebenborgS  :c.,  Tübingen  1889  ff.),  meld^ed 
fid^  \päitt  bermanbelte  in  baS  „SRagagin  für  bie 
tDofyct  d^riftUd^e  Religion"  unb  1850—1853 
nur  nod^  erfd^ien  als  ^SBod^enfd^rift  für  bie  6r« 
neuerung  ber  ftird^e''.  Sine  Ie|te  ihtnbgebung 
erliel  £afel  1858  att  ^(Srnörung  ber  !Reuen 
iKrd^e  an  bie  SRenfd^l^eit.  Sftebft  einer  92ad^meifung 
ber  bidten  gfinftemil,  meldte  bis  Dor  100  Salären 
in  Segiel^ung  ouf  bie  ^au^ttt)a^r]^eiten  ber  uni« 
t^erfellen  SReligion  etc.  aUentl^alben  gel^errfd^t  ^atte^ 

Seitbem  aber  aHmöIig  bem  bamalS  erfd^ienenen 
Sid^te  gu meid^en  begann''.  S)ie  ^^Sgenu  ffirc^en- 
teitung"  Dom  28.  3uU  1832  Str.  118  unb  nad^ 
tfft  bie  ^Mgem.  Leitung"  Dom  25.  Suguft  1832 
(ou^erorbentL  ^Beilage  gu  3lx.  836  u.  337)  t>tf> 
öffentlid^ten  eine  umfangreid^e  „Slufforberung  in 
SBetreff  ber  9Ieuen  ftird^e";  als  ^uptDertreter  ber 
@ad^  toerben  babei  genannt:  Sd^neiber,  $etri, 
Xafel  unb  Stid^er  in  9IanteS.  3ltbm  Xafel  mar 
Submig  ^ofader  in  Tübingen  für  bie  @ad^e  beS 
€mebenborgianiSmuS  eifrig  tl^ötig  unb  ^ot  mölji" 
renb  ber  brei^iger  So^te  beS  19.  Sol^tl^nbertS 
eine   9nga]^I  @mebenborg'f(^er  @(^nften   in'S 


S)eutf$e  fiberfej^.  SBorfibergel^enb  ^t  mui^  ®u- 
ftaD  atbert  SSBemer  auS  Reutlingen  (Segrünber 
ber  Keutlinger  93räbergemeinbe  unb  ^au))t  ber 
SBemerianer)  bem  SmebenborgianiSmufi  feine 
ftröf te  gemibmet,  obne  jebod^,  mie  eS  f<^emt,  bem« 
felben  treu  gu  bleiben.  (Sgl.  no4  3.  XafeL 
Smebenborg  unb  feine  ®egner,  Tübingen  1841 ; 
%briB  beS  SebenS  unb  SßirfenS  Smm.  Skoeben- 
borgS,  äberfe|t  auS  ber  Pennj-Cyclopaedia  of 
the  Society  for  the  diffoBion  of  usefol  know* 
ledge,  mit  neuen  Urfunben  über  SmebenborgS 
Seben,  Stuttgart  u.  Cannftatt  1845 ;  Immanuel 
SmebenborgS  Seben  unb  Se^re.  Sine  Sammlung 
autl^entifd^er  Urfunben  über  SmebenborgS  $er- 
fönlid^feit  unb  ein  3nbegriff  fetner  S^l^ologic  in 
mbrtlid^en  9(uSgügen  ouS  feinen  Schriften,  ^xaaU 
fürt  1888.)  [O.  $fulf  8.  J.] 

^v^ä^int^  SopMt,  ^enorrogenbe  £on- 
bertitin,  mar  am  22.  SloDtmber  1782  gu  ÜRoSfau 
geboren.  3l&t  Sater,  Don  So^monoff,  ein  ^o^ 
^iferlii^er  93eamter,  lie^  i^r  eine  gebiegene  miffen- 
fdf^aftlid^e  SLuSbilbung  geben,  bei  ber  aber  boS 
religiöfe  Clement  Demad^läffigt  ttmrbe,  unb  Der- 
mö$ite  fte  furg  Dor  feinem  Sobe  mit  bem  i(m  be« 
freimbeten  ®eneral  Smetc^ine  gu  St  Petersburg. 
2)ort  faxR  bie  (Seneralin  .in  Serf^l^r  mit  einigen 
burd^  merftl^ätige  gfrömmigfett  auSgegeici^neten 
frangöftfd^  (Emigranten,  fottie  (feit  1803)  mit 
Dem  farbinifd^en  (Sefanbten,  ®rafen  be  ÜRaiftre 
(f.  b.  9rt.).   2)aburd^  ttot  bei  i^r  in  religiöftr 
ISegie^ung  eine  günftige  SBenbung  ein.  Sie  be* 
gönn,  an  bie  @ott^eit  C^rifti  unb  ben  göttlid^en 
Urfpnmg  beS  S^riftent^umS  gu  gbiuben  unb  bie 
SSorfd^riften  itx  griei|if((en  ateligion,  in  ber  fie 
geboren  mar,  gu  erfüllen.    3^itm  Sc^rfbtufe 
entging  aber  feineSmegS,  ba^  bie  gried^ifd^e  Stxtä)^ 
feit  il^rer  Xrennung  Don  Stom  mit  DöIIiger  Un^ 
frud^tbarfeit  gefd^Iagen  fei,  unb  eifriges  gorfd^ 
nad^  ber  SBol(irl(|eit,  Derbunben  mit  bemüt^igem 
@ebet,  fül^rte  fie  enblid^  gut  fat^olifd^en  Itird^e. 
9lm  8.  KoDember  1815  fd^tour  fte  ben  3trgfamben 
ab ;  bod^  (ielt  fte,  bo  man  bamalS  am  falferlid^en 
^ofe  bie  ftat^olifen  mit  !IRi|trouen  gu  betrachten 
begann,  il^ren  Uebertritt  Dorerft  tu>d^  geheim.  9IS 
aber  itaifer  Weianber  I.  (f.  b.  9lrt),  gebrüngt 
burd^  fanatifd^e  Sd^iSmatifer,  1816  ben  Sefuiten- 
orben,  bem  ^r  Seid^tDater,  P.  Stogaben,  an* 
gel^örte,  auS  Stu^Ianb  Derbannte,  lie^  fte  bie  bis- 
herige 9iüdtftd^t  faUen,  trot  offen  als  ftot^olütn 
auf  unb  madfite  bie  Sad^e  ber  Sierfolgten  gu  i^rer 
eigenen.  Sro^bem  entgog  üß  ber  ftatfer,  ber  gur 
gamilie  Smetd^ine  in  freunbf^aftlid^en  SBegie- 
l^ungen  fianb,  nid^t  feine  ®unft^  trat  Dielme^r  in 
regen  brieflid^en  IBerfel^r  mit  i^,  ber  bis  gu  beS 
ffaiferS  Xobe  (1825)  fortbauerte.  SHe  ^ct^ereien 
ber  Sd^iSmatiter  Deranlagten  iebod^  il^ren  ®  ema^I 
gu  bem  Sntf d^Iuffe,  Shi^Ianb  gu  Derioffen  unb  mit 
feiner  gfamilie  1818  nat^  $artS  übergufiebeln. 
2)ort  mürbe  i(r  ^auS  für  So^qel^te  einer  ber 
beliebteften  lBereinigungS))Utätte  lat|pHfc^  !Rota« 
bilitäten ;  eS  Derf  ehrten  bort  ber  ))&)){Ui^e  SfhmtiuS 


1017 


©9t>««?  —  ©9lIaBu9. 


1018 


6u«nnigar,  ®raf  ÜRotitalembett ,  WAe  Socot- 
mt  (f.  b.  SirtL)  tt.  «L,  fpäter  (1847)  aud^  ber 
ymiBif^c  Stoatfimann  Öeneral  t)on  Staboiut^ 
nt>  (1851)  ber  {ponifc^  (^efonbte  Donofo  Sorted 
(j.  b.  Sttt.).  91S  müttetlid^  greunbin  !D{on- 
tiünnbcrtS  toirtie  fie  ^etOORogenb  bo^u  mit,  ba^ 
^  @taf  1834  Jid^  Don  8a  WennaiS  (f.  b.  Slrt.) 
timnle  nnb  ber  latloHjd^m  ffird^e  ermatten  blieb. 
^  i^  Serbieitfim  gel^öxt  crud^,  ba^  fie  1835 
bunt  i^te  Segie^ungen  }uin  Sr^bifd^of  Ouelen 
te^  BeitniQ,  bie  beräumten  unb  erfolgreid^n 
€üninti^cn  Sacotbatre^S  in  9lotre-£ame  gu  er- 
nc^lK^en.  ^fyct  SBitffomieii  ttor  aber  ni^t  auf 
to  oome^men  unb  gebilbeten  Jheife  beftl^ranft, 
IciAcm  no4  ^^^  me^r  t^at  fte  burd^  eifrige  99e« 
Heiligung  an  SBerfen  gemeinfamer  SBo^Ul^ätigfeit 
snb  bod{f^er)ige  @|»enben  für  bie  ^rmen.  $od^ 
<inem  an  ®otte§«  unb  91äd(|ftenliebe  reid^en  fieben 
Kö^  fie  }u  fßarid  am  9.  @eptember  1857. 
(Fgl  FaUouz,  MiBe  Bwetchiiie,  sa  Tie  et  ses 
mnes,  1*4  3«  öd.,  Paris  1860,  2  yoIb.; 
Swetehine,  Lettres  in^ites,  publiees  par  le 
coote  de  Falloux,  Paris  1 862  et  1 863, 2  vole. ; 
M**  Swetehine.  Journal  de  sa  conversion. 
Heditotiona  et  priores  publiees  par  le  oomte 
deFalloux,  Paris  1863;  Correspondance  du 
P.  Lacordaire  et  de  M™*  Swetchine,  publiee 
prle  comte  de  Falloux,  1*  ed.,  Paris  1864, 
2*  ed.  1865;  9.  ®.  Kaufmann,  Sophie  ©»e- 
m,  gfrtibiwfl  1878.)  [3ed.] 

$s>iuf,  Sribidt^um,  f.  Suftratien  I, 

mo  ff. 

$fnte  (n3:ie,  8gQ))tifd^  Sudnet,  j^eute  Sffuan), 
bvtäböjtti^  ®tvnjflabt  bed  eigentlid^en  Vitff^pitn 
m  Itpin  ftatoraft  bed  3lii,  vm  n)egen  ber  ^ier 
^imienben  @d^iffbar(eit  beS  Stromes  feit  alten 
3alen  o»  ^beispla|  berül^mt.  Sil  ber  Stolpe 
Ivtm  bie  xoA  ovfigebe^ten  €teinbrüd^e  t)on 
ni^m  dranit  (bort  Syenit  genannt),  ber  baS 
IRatmd  ju  ben  agQ))tif<|en  ObeIi§fen,  Itoloffen 
«ib  Zempdn  gebilbet  l^ot.  3e^  ift  SRuan  t)on 
einer  Olenge  Stuinen  au8  ollen  ^erioben  ber 
öM>tif(^  iSkW^it  umgeben  (Sj.  29,  10; 
80, 6.).  [Äaulen,] 

ber  Waulbeerfrigenraim,  ein  tn  ^alöftina  utä> 
ÜegQptcn  ein^etmifi^  Soum,  toeld^er  }ur  ®at- 
tvng  ber  Seigenbdume  gebort  (Ficus  Bjco- 
noros  L^) ,  ober  fetner  Seloubung  nac^  bem 
Staullcerbaume  i^nli^  fielet ;  ba^er  ber  gried^ifc^e, 
flul  :^xov  nnb  F^ipov  jufammengefej^e  92ame. 
Sol  f^of)  biefeS  SBaumefi  ift  bouerbaft,  faft  un- 
«opänglid^;  cS  UKir  be|megen  in  oltteftamentlid^er 
^  bo9  ge»5(nli((fie  SBau^oIj.  @o  ift  gu  t>er- 
j^ten.  ba^  gu  6aIomonS  Seit  baS  Sebembol) 
tk  €9tomoren^oI)  angefe^en  n>urbe  (3  Ron, 
10.27.  2  ^.  1, 15;  9, 27),  ober  ba|  fpäter 
bie^toobner  uonSomaria  ftdb  türmten,  bie  ger- 
fisxtcn  Sauten  onfi  @9fomorenbo(g  burd^  fold^e 
ont  (U)em^o(g  erfe|^  gu  moUen  Of.  9,  10). 


3)ief$früd^te  befiüRauIbeerfeigenbaumeS  finb  gering, 
»erben  aber  Don  ben  ärmeren  ftlaffen  l^äufig  ge* 
geffen.  S)a  fie  au|er  burd^  Snfectenftid^  nur  lang- 
fam  reifen,  fo  mürben  fie  gu  altteftamentlid^er  3cit 
geriet,  um  fd^neOer  gur  Sgbarifeit  gu  (ommen; 
bie^  galt  ber  ®eringfügig!eit  bed  ®egenftanbed 
megen  als  eine  SrmerbSqueOe  ber  aSerörmjten 
Seute  (^mo8  7,  14).  S)ie  S^fomore  mud^  be* 
fonberö  f^au^q  in  ber  Sbene  am  ^ReereSftranbe 
(3  itbn.  10, 27) ;  bie  bort  befinblid^en  SSalbungen 
maren  fönigU^e  2)omönen  (1  $ar.  27, 28).  3e^t 
ift  ber  IBaum  in  ^alöftina  faft  oerfd^munben, 
finbet  fid^  aber  nod^  b^^f^S  ^  ^egqpten,  beffen 
ältefte  93emobner  bie  ^Dlumienförge  au8  feinem 
C^olge  bereiteten.  (SSgl.  Celsii  Hierobot.  I,  310 ; 
£öm,  Slramdifd^e  ^ßangennamen,  Sei))gig  1881, 
92r.  332 ;  Oroser,  Scripture  Natural  History, 
London  1888,  121.)  [ftaulen.] 

$9lbi6it$  ((TuXXaßoc),  im  allgemeinen  fo  oiel 
mie  ,,93ergcid^ni^'',  mirb  l^utgutage  allgemein  baS 
berübntte  ^ctenftfidf  genannt,  meld^eS  ißiuS  IX. 
am  8.  2)ecember  1864  gugleid^  mit  ber  Snc^Qica 
Quanta  cura  Dom  felben  Satum  burd^  feinen 
@taat§fecretör  ßarbinal  ^ntoneUi  aUen  Orbi- 
narien  ber  latl^olifd^en  ftird^e  gugel^en  lie^ ;  ber 
DoDe  Xitel  beSferben,  morin  gugleid^  ber  mefent- 
lid^e  Snbalt  unb  bie  OueEen  be8  ^ocumenteS  an« 
geführt  merben,  lautet:  Syllabus  complectens 
praecipuos  nostrae  aetatis  errores,  qui  no* 
tantur  in  allocutionibus  consistorialibus,  in 
encyclicis  aliisque  apostolicis  litteris  Sanctis- 
simi  Domini  Pii  Papae  IX.  —  L  @d^on  in 
ben  erften  Sabren  bed  $ontificate8  $iu8'  IX.  (f. 
b.  9rt.)  mar  ber  ©ebonfe  aufgetankt,  ein  SSer« 
geid^nil  ber  bauptföd^Iid^ften  bamaligen  ^rrtbümer 
über  bie  Steligion  unb  bie  übematürlicbe  Orbnung 
gufammengufteUen.  SBie  ed  fd^eint,  mar  eS  1849 
auf  bem  ^rooingialconcü  Don  Spoleto  (f.  Coli. 
Lac.  VI,  742  sq.),  mo  biefer  ®ebanfe  gum  erften 
anale  an'S  £i(bt.trat.  3m  3. 1852  beauftragte 
bann  !|iiuS  IX.  ben  Sarbinal  gfomari  mit  ber 
^Befragung  einiger  SBifd^öfe  unb  anberer  ®elebrten 
binficbtlid^  einer  fold^en  3ufammenftellung.  9ln« 
fongS  trug  man  ficb  mit  ber  Hoffnung,  bie  ^ro* 
mulgation  berfelben  fönnegugleid^  mitberfeierlid^en 
SSerKinbigung  beS  S)ogma8  Don  ber  unbefledCten 
Sm)}fangnig  ber  ®otteSmutter  Dorgenommen  toer« 
ben;  aEein biefer  ©ebanfe  mürbe  balb  aufgegeben. 
S)ad  $roieä  felbft  rubte  iebod^  nid^t,  fonbem  bie 
Sommiffton,  meldte  für  bie  3)efinition  beS  ge« 
nannten  S)ogma8  bie  SuEe  Ineffabilis  Dens 
Dorbereitet  l^tte,  erbielt  nun  ben  Sluftrag,  einen 
S^Eabud  ber  mobemen  ^rrtl^ümer  gufammen- 
gufteEen.  @o  tum  ein  erfteS  berartigeS  Sergeid^ni^ 
auf  ®runb  Derfd^iebener  päpftlid^en  ^Eocutionen 
uno  anberer  9ctenftüd(e  gu  @tanbe,  meld^ed  bem 
$a))fte  unterbreitet  muroe.  @b^  boSfelbe  aber 
promulgirt  mar,  erfd^ien  am  23.  3uU  1860  eine 
^aftoralinfiruction  beS  93ifd^ofg  ©erbet  Don  Ißer« 
))ignan,  morin  biefer  $rölat  feinem  SleruS  85  @ö^ 
a(d  ebenfoDiele  mobeme  Sntbümer  begeu^nett 


1019 


@9naBud. 


1020 


^QtQuj^m  tDuxbe  mm  in  Siom  1861  eine  neue 
(Eotnml^^'lon  ein^c^t  ()ur  ^Ifte  äBeltgeiftlid^, 
)ur  ^älfte  OrbenSpriefter),  meldte  für  il^re  Strbeiten 
bie  genannten  85  @ä^e  gut  ©runblage  nehmen 
follte.  S)ie  gntd^t  i^ret  ääemül^ungen  toax  ein 
@9&abu8  t)on  61  S^efen,  beten  ieber  bie  i^r  ge« 
bü^renbe  tl^eologifd^e  Senfur  beigefügt  mar.  ^ber 
awJ^  biefer  @t|llabu8  lata  nid^t  gut  Promulgation, 
obf^on  berfelbe  1862  bei  ©elegen^eit  ber  feiet» 
Kd^en  Sononifation  ber  26  ia))ani{d^en  Wartprer 
(f.  b.  ?ltt.  3apan  VI,  1245)  ben  in  SRom  an- 
loejenben  SBijc^öfen  ^ur  93egutad^tung  mitgetl^eüt 
unb  bon  il^inen  aüen  gebilligt  toorben  aar.  2)er 
®runb  }ur  ^urüdl^altung  beSfelben  »ar  kool^I  ber, 
bag  ein  fir^nfeinbUd^ed  Slott  fid^  in  ben  SBcft^ 
be§  bis  babin  ftreng  gel^eim  gel^altenen  9cten- 
ftütfeS  gefegt  unb  baSfelbe  borieitig  Deröffentlid^t 
batte.  9{uninc^r  arbeitete  eine  neue  Sommiffion, 
unter  beren  Snitgliebern  ber  geleierte  IBamabit 
ÜBilio,  fpoter  Sarbinal  unb  einer  ber  ^röfibenten 
ber  @eneraIcongregationen  beS  baticonifd^en  Son» 
cite,  üor  aüen  anberen  l^erDonagte,  an  einem 
neuen  S}^M)\a.  913  ©runbloge  il^rer  arbeiten 
bienten  bie  Dom  ^pfte  bei  Derfd^iebenen  ®elegen- 
l^eiten  erlaffenen  encpllifen  unb  gel^altenen  ^üo- 
cutionen;  benn  nad^gerabe  l^atte  man  bemerft,  ba^ 
aiemlid^  aUed,  toad  in  Sejug  auf  bie  Se^re  gur 
3eit  einer  tird^Hd^en  3ure(|ttDeifung  bebürfe,  bon 
Seiten  bed  ^apfted  bereits  gelegentlid^  gerügt 
toorben  fei.  ^alS^  einer  Slrbeit  bon  nid^t  ganj 
einem  Saläre  n^ar  biefer  S^UabuS  bon  80  falfd^en 
@ä^en  fertig.  (St  lourbe  }ug(eid^  mit  ber  Snc^üica 
Quania  cura  am  8.  Secember  1864  auf  bie  oben 
angegebene  3Beife  gut  ffenntni^  aQer  Sifc^öfe  ge« 
brad^t.  ®en  einzelnen  bermorfenen  @ö^  toar 
feine  tl^eologifc^  Senfur  beigefügt,  fo  ba^  bie 
gfeftfteüung  ber  Ie|tem  @ad^e  ber  tl^eologifd^en 
SBiffenfd^aft  bleibt.  3n  gleid^er  ffieife,  b.  i.  o^ne 
Sei^gung  ber  entfpred^enben  Senfur,  fprad^  bie 
SncQflica  bod  SiermerfungSurtl^eit  über  16  @ö^e 
aus.  UeberbiebergebIid^enSerfud6e9{apoIeon§IU. 
unb  anberer  ^errfd^r,  bie  IBerfünbigung  ber  ^- 
cQflica  unb  beS  S^OabuS  in  i^ren  Staaten  }u  ber- 
^inbem,  bgl.  ^Äat^olif''  1865, 1,  245  ff. 

n.  ®ie  C)aut>tfrage  betreffs  beS  S^DabuS  ifi 
bie,  meldte  Sluctoritöt  tl^m  i^utommt.  ^Betreffs  ber 
ertDöl^nten  16  in  ber  Snc^flica  felbft  angefül^rten 
&ä|e  tann  lein  3u>eifel  befielen,  ba^  eS  ftd^  bei 
tl^nen  um  eine  SSertterfung  fraft  ber  unfeldlboren 
l^öd^ften  ))ä))ftlid^en  Se^irgetoalt  l^anbelt ;  bieg  ge^t 
Har  aus  ber  SSetmerfungSformel  f)ttoox.  %nä)  im 
@9llabuS  l^at  man  eine  Steugerung  beS  bie  ge» 
fammtc  ftir^e  umfaffenben  2el&r»  unb  ^irtenamteS 
beS  $ap[teS  ju  erbUden,  unb  »enigftenS  bon  ben 
meiften  biefer  @a|e  ftanb  fd^on  lange  bor  ber 
Verausgabe  beS  S^ÜabuS  unb  bor  jeber  93er- 
urtlgeilung  burd^  $iuS  IX.  burd^  baS  orbentlic^e, 
begtt).  burd^  baS  augerorbentlid^e  Sel^ramt  ber 
ftird^e  feft,  bag  fte  falfd^e  unb  berbammlic^e  @ä|e 
fmb ;  über  mand^e  berfrlben  l^ot  gubem  fpöter  boS 
Saticanum  baS  9lnatl^em  ber^öngt  (bgl.  @QSa- 


buS  §  I— ni  unb  bie  SonomS  ber  britten  @i|ung 
beS  SkiticanumS).  allein  eine  anbere  gfrage  ift 
bie,  ob  bie  im  @QlIabuS  enthaltene  SBenserfung 
ber  betreffenben  Sö^e  ein  mit  Unfe^Ibotfeit  aus* 
geftatteteS  Sel^rtl^eil  beS  $a|)fteS,  ob  jte  eine 
n>irnid^e  definitio  ex  cathedra  fei    @owobl 
für  bie  93ej[a^ung  als  für  bie  fBerneinung  bec- 
felben  l^aben  fid(|  angefel^e  Z^eologen  ouSge* 
fproc^en:  bejabenb  u.  %.  ^rbtnol  SRaaietta  (De 
Beligione  et  ficclosia»  4.  ed.,  Born.  1892, 
n.  1052  not.),  @ci^eeben  (^nbbuc^  ber  fat^ol. 
3)ogmati(  I,  greiburg  1873—1875,  9lr.  510), 
Siel  (in:  „3)ie  (gnc^clica  [f.  u.].  L  gine  SSor« 
frage  über  bie  Serpflid^tung",  95  ff.),  be  ^root 
0.  Pr. ;  bemeinenb  u.  ^21.  ber  @ecretar  beS  bati« 
canifd^en  ßoncilS,  Sifd()of  ^gler  (Sßal^ic  unb 
faljd^e  Unfe^lbarfeit,  3.  «ufl.,  SBien  1871,  58  f.), 
befonberS  ber  Sifd^of  Stubigier  (f.  b.  «ri  fiio^ 
VII,  2080  f.)  in  entfd&iebener  ffieif«  (bgL  beffen 
Seben  bon  aReinbl  I,  fiin}  1891^  628),  femer 
SBieberlad  im  „©taatslesiton"  ber  @örreS-@efea- 
fd^aft  y,  667  f.  ainbere  X^eologen  einären,  bie 
Srage  laffe  fid^  nid^t  böOig  jum  austrage  bringen, 
fo  u.  91.  ^almieri  (Opus  theologioiiia  morale 
II,  Prati  1890,  n.  165).    &ier  mug  eS  ge- 
nügen, barauf  l^injumeifen,  ba§  Ue  für  bie  9^^ 
lal^ung  bergfrage  beigebrachten  ®rünb€  nid^  etn> 
manbftei  finb.  S)enn  wenn ).  9.  oud^  zugegeben 
tt)irb ,  ba^  ber  Si^SabuS  ein  Sel^rerlal  für  bie 
gange  IKr^e  ift,  fo  fann  man  barauS  no^  nu^t 
f(^Ue^en,  bag  ber  ^))ft  bamit  oud^  eine  bef  ini« 
tibefiel^rentfd^eibung  geben  ttioUte.  ferner  ift  ber 
3ufammen]^ang  gmifc^en  ber  SncQflica  Qaanta 
cura  unb  bem  SQÜabuS  mäjit  noi^enbia  fo  enge 
gu  faffen,  ba|,  ttxtS  bon  iener  gilt  (f.  oi.),  <^udy 
bon  biefem  gelten  mug;  wo^  nimmt  bie  (Sn* 
cqflica  auf  bie  im  SqttobuS  bermorfenen  3rr« 
tpmer  93egug,  aber  bie  boBei  gebraud^ten  %ul« 
brüde  foSen  im  SRunbe  beS  $ap[teS  fd(in)eriü^ 
einen  9lct  begeid^nen,  moburcb  er  mit  ber  bb^flen 
il^m  gufteiienbeu  Sudorität  eine  Cbitfcbeibung 
treffen  miS.  Següglid^  einer  in  ber  Dublin  Be- 
view,  new  ser.  X  (1868),  100  berttert^eten 
Sleu^erung  $iuS'  IX.  bom  17. 3uni  1867,  »eld^e 
nad^  ^Imieri'S  (f.  ob.)  ^uSbrud  öden  3»eifeln 
in  ber  borliegenben  gfrage  ein  Snbe  ma(^  mürbe, 
ift  )u  bemerlen,  ba|  bie  91ut^tcität  beS  SuS- 
fprud^eS  ntd^t  l^reid^enb  ftd^ergefteUt  ift,  unb 
bag  ber  gebraud^te  ^luSbnid,  ber  SqllabuS  fei 
eine  „Siegel  ber  Seigre''  (a  role  of  teaching), 
nid^t  unbebingt  eine  befinitibe  Sntfd^ibung  be* 
)ei(^nen  mu^.  S)arauS,  bQ|  ber  ^pfl  bie  bon 
i^  früber  fd^on  gelegentlidE^,  nid^  ex  cathedra, 
berurtl^eilten  3ntbümer  in  einem  Sergeid^ni^  )u- 
fammenfteUen  unb  nad^malS  publiciren,  begm. 
gitr  ftenntnit  aller  IBifd^bfe  bringen  lieg,  folgt 
nid^t,  ba^  biefer  92eu)>ublication  ber  K|iaro(ter 
einer  Sefinitibentfd^eibung  aufommen  foQle;  im 
®egentl^eil  fprid^t  gerabe  bte  ^d(|ft  einfod^e  !2Ut 
unb  SBeife,   tt)ie   biefe   ^ublication  boägogra 
mürbe,  bafür,  ba^  man  }mor  bei  SBerurt^etlung 


1021 


SqUoBuS. 


1022 


%(t  oenooifmm  €S^  bie  gr^lhnöglid^e  9loto« 
liitdt  flcbeit  unb  i^rt  9lQ(|a(!(|tung  etn(d(|örfen, 
aber  bm  (^orafter  ber  frühem  Verurteilung 
<uAt  I9ffentli4  onbem  moUte.  (&%  fel^Ien  mit 
dncm  9Borte  burd^ji^Iagenbe  ®rünbe  Jür  bie  IBc- 
jodiing  ber  oben  gefteUten  S^age;  tft  fte  aber 
tteorttifcb  mu^  nur  §ioeifel^a^,  {o  ifi  fte  pxatti]d) 
|u  oemcmen.  —  ^Dagegen  ift  ed  unbeftreitbar, 
^i  bem  @Q&obud  burd^  bie  allgemeine  Slnnal^me 
MO  Seiten  bed  (SpifcopoteS  nod^tröglid^  baSfelbe 
Ifljc^  ju  Xfftü  gemorben  ift,  melc^ed  einer  Snt- 
Mtibung  ex  cathedra  julommt.  S)ie  Xl^atfac^e 
bujtr  ^nna^me  burc^  bie  93tf(^öfe  fte()t  feft  (DgL 
bie  «brefie  an  ben  $a))[t  im  %  1867,  abgebrucit 
m  .floiboUr  1867,  U,  137  ff.,  gegen  »eld&e 
fkb  BOtt  feinem  kompetenten  SBiberfprud^  erl^oben 
tat);  ber  @a^,  ta^^  au^  bem  roagisteriom  ordi- 
Barram  bei  Jhrc^  Unfe^Ibarfeit  in  ber  Sebre 
Die  in  ber  Serbammung  t)on  Sntl^ümem  unb 
pm  in  bemfelben  Umfange  }utommt  mie  bem 
MtraoftUnariain  bed  ^opfted,  ift  Iatl(|oIifd^er 
ftflubeitdfa^ 

m.  €tebt  ed  bemna<lft  feft,  ba^  alle  im  ©QUa- 
h&  oenDoifentn  ©ä^  oIS  falfd^e  unb  t>ermerfltd^e 
Sofien  onjufe^en  fino,  fo  Derbient  jeber  berfelben 
m  t^ologifc^e  Senfur.  2)o<!^  broud^t  bieg  nid^^t 
pxk  immer  bie  fd(|Hmmfte  unb  fd^örffte  ber  ^ä- 
nj«,  bejm,  beS  tbeologifd^en  SrrtbumS  ju  fein ; 
umentlic^  ifl  bog  in  ber  Ueberfd^rift  bed  ©^Da- 
taS  oorfommenbe  SDort  error  ftd^er  nid^t  in 
kmm  ftreng  t^ologij^ien ,  fonbem  im  meitem 
&ani  }n  kKrfieben.  3n  ber  3:!^at  fteben  unter  ben 
in  @9flabuS  Derurtbeilten  ^rrtbfimern  neben 
sanken  fogüY  gnmbptjenben  ^örefien  anbere 
€ä}e,  bie  bto6  old  oermegen,  fcanbalöS  u.  f.  m. 
jn  iqeid^nen  ftnb  j  n^eld^e  oon  ben  t)erfd^iebenen 
totogii4<a  €enturen  (f.  b.  %rt.)  ben  einzelnen 
&im  be^ukgen  ifi,  mu|  bie  t^eologifc^e  Singel- 
micrftt^mtg  feftftetten.  —  gfemer  ift  ed  Qar,  bag, 
k  aOe  im  Si^Uabud  unb  in  ber  ßnc^flica  Quanta 
eara  fitt^i^  k^rurtbeiUen  @ä|e  ol8  falfd^  unb 
iinfotMif4  Qitttm  muffen,  ibre  ®egenfä^  molare 
mb  totbolifd^  Sebre  fmb.  SDiefe  @egenfö^e  rid^tig 
<ttf)uftenen  ift  inbeffen  im  concreten  gfaUe  burd^- 
fiud  nicbt  immer  ki<t|t,  jumal  bann,  menn  eS  fid^ 
um  }ufannnen0efe|te  ober  mobale  @ä^  l^onbelt, 
ober  bort,  IDO  ein  tbeoretifd^r  ärrtl^um  ft^  unter 
ber  goim  einer  liiftoiifcben  X^atfad^e  verbirgt. 
3)q  ^  roofH  injufe^,  mo  ber  3ntbum  fted^t, 
^bcr  ob  i.  S)«  bie  3:^efe  bIo|  berurt^Ut  ift,  meU 
fie  ju  ft^er  unb  )tt  ah\pttfynh,  mett  fie  )u  aU- 
gemetn  gefaxt  ober  fonft  übertrieben  ift  u.  bgl. 
icB^Ib  foU  in  ber  folgenben  ^uf^ö^Iung  ber  in 
bct  gna^Qica  QnaQta  cnra  unb  im  ©i^ÜabuS 
Dovorfenen  ^rrtbümer  überall,  mo  i^r  @egenfa^ 
aiit  ofjeu  )u  Xoge  liegt,  betfelbe  enttteber  bei- 
tquQt  ober  Aenig^enS  angebeutet  tuerben. 

IT.  i)le  16  in  ber  SncQHica  Quanta  cura 
nenoorfenen  @dt^e  finb  folgenbe:  1.  S)ie  befte 
Sccfoifunfi  ber  dffentlid^en  (äefeUfd^aft  unb  ber 
büigerlii^  Sfottfc^nit  forbem  burd^auS,  bag  bie 


menfd^Iic^e  (SefeOfd^aft  ol^ne  irgenb  meldte  Md' 
ftd^t  auf  bie  SRcIigion  unb  aU  ob  biefe  nid^t 
e^[tirte,  ober  menigftenS  obne  irgenb  einen  Unter- 
fc^ieb  smifd^en  ber  maleren  Steligion  unb  ben 
falfd^en  gu  mad^en,  regiert  merbe.  —  2.  ®er  befte 
Suftonb  ber  ©efellfc^aft  ift  bort  üor^nben,  mo 
für  bie  toeltlid^e  SJ^a^t  feine  $flid^t  anerfannt 
mirb,  bie  93crle|er  ber  fatbolifd^en  Steligion  mit 
gefe^Iid^en  Strafen  gu  jüd^tigen,  au^r  menn  ber 
öffcntlid^e  Sriebe  fol^eS  forbert.  —  3.  ©cmiffcnS« 
unb  gultugfreibeit  ift  baS  Sted^t  eineS  jeben  3)2en- 
fd^en;  ed  ift  ein  ^tä)i,  meld^eS  burd^  bag  ©efe^  in 
iebem  mol^I  eingerid^teten  @taate  oerfünbigt  unb 
gefd)ü^t  merben  mu| ;  unb  bie  93ärger  l^aben  bad 
^td)i  auf  eine  DoQftönbige,  burd^  leine  ftaatUd^e 
ober  fird^Iid^e  3luctontät  }u  befd^rönteube  gfreil^eit, 
alle  ibre  @ebanfen  burd^  Sieben  ober  bie  5ßref|e 
ober  burd^  fonftige  SDiittel  lunbjugeben  unb  gu 
oeröffentlid^en.  —  4.  ®er  in  ber  fog.  bffenttid^en 
9}2einung  ober  fonfttoie  funbgegebene  IBoIförniHe 
ift  baS  ^öd^fte,  oon  ieglid(|em  göttlid^en  unb 
menfd^Iid^en  Stetste  unabbdngige  @e|e^ ;  imb  in 
ber  ^olitif  fommt  ben  ooEenbeten  Sbatfad^en^ 
eben  meil  fte  ooQenbet  fmb,  Sted^tdfraft  ju.  — 
5.  9Ran  mu|  ben  93ürgem  unb  ber  Äird^e  bie 
SBefugnife  entgiel^en,  öffentlich  ^Imofen  auS  d^rift- 
licber  Siebe  )u  geben,  unb  bad  ®efe^  abfd^offen, 
meldieS  mit  SRädtfid^t  auf  bie  @ott  gebübrenbe 
ißerebrung  an  bestimmten  Xagen  fne^tlid^e  9[r« 
beiten  unterfagt.  3ene  9efugni|  unb  biefeS  ®efe^ 
fmb  ben  @runbfä^en  ber  rid^tigen  ©ocialpolitit 
aumiber.  —  6.  S)ie  puSlid^e  ©efeKfd^aft  ober  bie 
Familie  leitet  ibren  gangen  S)afeindgnmb  einzig 
oom  ftaatlic^en  Sted^te  ah ;  unb  f oniit  entftammen 
alle  Sted^te  ber  SItern  über  ibre  ftinber,  unb  oor 
^Qem  baS  Sted^t  auf  bie  Srjiel^ung  unb  ben  Unter* 
riddt  berfelben,  nur  bem  ftaatli^en  (Sefe^e  unb 
fmb  oon  i^m  abhängig.  —  7.  S)em  (SleruS,  alS^ 
bem  tSfeinbe  bed  maleren  unb  nü^Iid^en  gfort« 
fd^ritted  ber  SDBifTenfd^aft  unb  ber  gioilifation,  ift 
bie  @orge  unb  baS  ^mt  beS  3ugenbunterrid^te§ 
unb  ber  Sugenbergiel^ung  boUftönbig  gu  nebmen. 
(©egenfa^ :  S)er  glerud  ift  bem  mabren  unb  mal^r-. 
baft  nü^Iid^en  Ofortfd^ritte  nid^t  feinb;  unb  be^ 
l^alb  ift  il^m  aud^  nid(|t  bie  Sorge  unb  bag  Slmt 
beS  Sugenbunterrid^teS  unb  ber  ^ugenbergiel^ung 
$u  nel^men.)  —  8.  S)ie  ©efeäe  berfttrd^e  üer- 
pfltd^ten  nicbt  im  ©emiffen,  eS  fei  benn,  bie  melt» 
lid^e  ©emalt  l^abe  fte  promulgirt.  —  9.  S)ie  Sr- 
lafje  unb  S)ecrete  ber  römifd^en  $a)}fte  l^inftd^tlid^ 
ber  Sieligion  unb  ber  ßird^e  bebürfen  ber  ©anction 
unb  ber  Scftätigung  ober  menigftenS  ber  Swftim- 
mung  ber  @taat§gemalt  (©egenfa^:  @ie  bebürfen 
toeber  be§  Sinen  nod^  beS  Slnbem  [ogl.  Conc.  Ya- 
tic.  Sess.  IV,  c.  3].)  —  10.  S)ie  al)oftoIifd^n 
Sonfiitutionen,  mel^e  bie  gel^eimen  ©efeUfd^aften, 
ob  fte  nun  einen  6ib  gum  ©e^eimj^alten  forbem 
ober  nid^t,  öertocrfen  unb  il^re  9lnbänger  unb  93e« 
günftiger  mit  bem  ^ird^enbanne  belegen,  baben  in 
ben  fiönbem,  mo  bie  meltlid^e  SJiad^t  derartige 
©efeUfd^af ten  bulbet,  feine  jfraft.  —  11. 2)ie  oom 


1023 


SqIIqBuS. 


1« 


(Soncil  Don  3:ricnt  imb  üon  bcn  römifd^en  köpften 
über  biejcnigen  ücr^öngtc  ßjcommunication,  locld)c 
fid^  om  9Ud}te  unb  an  bem  eigent^um  ber  R\x6)t 
Dergrcifcn  unb  jic  ujurpircn,  bcrul^t  auf  einer  SSer» 
mijd^ung  ber  gcifllidöcn  mit  ber  bürgerlid^en  unb 
|)oIitifd^en  Orbnung  unb  f}ai  einjig  ben  meltlid^en 
SSortl^eil  im  9luge.  —  12.  ®ie  ftird^e  fann  feine 
bie  ®en)iffen  ber  ©laubigen  Der))flic^tenbe  Seftim- 
mungen  l^infid^tlic^  beS  @ebraud)ed  ber  seitlichen 
©fiter  erraffen.  —  13.  S)erffird)e  fielet  feinacd^t 
gu,  bie  Uebertretung  i^rer  ©efeje  mit  geitlid^en 
©trafen  ju  al^nben.  —  14.  S)a§  gigent^umSred^t 
an  ben  öon  ber  ffird^e,  ben  religiöfen  ©enoffen- 
fc^aften  unb  anberen  frommen  Snftituten  be« 
feffenen  ©ütern  bem  ©taatc  beizulegen,  ift  eine 
ben  ©nmbfäjjen  ber  l^eiligen  3:^coIogie  unb  be§ 
fiffentlid^en  SHcd^teS  entjprec^enbe  S8et)auptung.  — 
15.  S)ie  ürd^Iic^e  ©enialt  ift  ntd^t  nac^  göttlid^em 
9ted)te  Don  ber  €taat§gen)a(t  üerj(i^ieben  unb  un« 
abl^ngig;  unb  eine  Unterfc^eibung  unb  Unab* 
l^öngigfeit  biefer  ^rt  lann  nid)t  aufrecht  erhalten 
n)erben,  ol^ne  bag  bie  ftird^e  mcfentlid^e  9tcd)te  ber 
©taatögetoalt  antaftet  unb  an  fic^  rei^t. — 16. 5IKan 
fann  ben  Urtl^eilSfprüdjen  unb  S)ecreten  beS  apo- 
ftolifd^en  ©tu^IeS,  al3  beren  ©egenftanb  ba§  all- 
gemeine 2BoI)I  ber  Rixd^t,  il^re  'äkd^it  unb  S)i3« 
ciplin  angegeben  n)irb,  ol^ne  ©ünbe  unb  ol)ne 
iRad^tl^eil  für  feinen  fatl^olif^en  ©tanbpunft  3u« 
ftimmung  unb  ©el^orfam  öerfagen,  tt)ofem  fie  nur 
feine  bogmatifd}en  Seftimmungen  über  ©lauben 
unb  ©itten  enthalten. 

SDie  80  öermorfenen  ©ä^  beS  ©t)IIabu8  grup- 
pittn  [\ä)  folgenberma^en :  §  1.  ^antl^eiSmuS, 
S^aturali^muS  unb  abfoluter  ^Rationalismus. 
1.  es  esiftirt  fein  l^öc^fteS,  aUmeifeS,  aUt)or- 
fel^ntbeS  göttlid^eS  SBefen,  baS  t)on  biefem  Uni- 
Derfum  t)erfd^ieben  märe;  unb  ©ott  ift  mit  ber 
IRatur  eins  unb  baSfelbe  unb  bep^alb  SScränbe« 
nmgen  untermorf en ;  ©ott  mirb  t^atfädilid^  im 
SWenfc^en  unb  in  ber  SBelt ;  5lfleS  ift  ©ott  unb 
beft^  baS  eigentlid^e  göttlid^e  SBefen,  unb  einS 
unb  baSfelbe  fmb  ©ott  unb  bie  Sßclt  unb  fomit 
auc^  ©eift  unb  SWaterie,  9Jot!)n)enbigfeit  unb 
Sreil^eit,  SOßabreS  unb  galfd^eS,  Sed^t  unb  Un- 
rcd^t.  —  2. 3ebe  ßinmirfung  ©otteS  auf  bie  SJien- 
fc^en  unb  bie  SDBelt  ift  ju  läugnen.  —  3.  S)ie 
menf  d^Iid^e  SSemunft  ift  o^ne  irgenbweld^e  SRüdfid^t 
ouf  ©Ott  ber  einjige  @c^iebSrid)t  er  jmif  d^en  SBa^rem 
unb  galfd^em,  ©utem  unb  ©öfem ;  fie  ift  fit^  felbft 
©efe^  unb  reid}t  burd^  itjre  natürlid^en  ilröfte  gum 
©lüde  ber  SBölfer  unb  ber  ÜJienfc^en  l^in.  (3>aS 
jmeite  3ncifum  biefeS  ©aJeS  ift  falfd),  weil  barin 
nad)  bem  ßufammen^ange  bie  mcnfd)Ud}e  Vernunft 
olS  primöreS  imb  unabbängigeS  ©efe^  bejeid^net 
loirb.  Senn  in  einem  fecunbiircn,  abgeleiteten  unb 
abbängigen  ©inne  fann  bie  menfd)lid^e  SJenumft 
rcd}t  loobl  als  ©eje^  beS  ^ienfd)eu  be3eid)net  werben 
[Dgl.  möm,  2,  U].  Sie  Salfd)l)eit  bcS  erften  unb 
britten  3ncifumS  liegt  offen  3U  2:age.)  —  4.  ^llle 
SQJabrbeitcn  ber  ^Religion  fliegen  auS  ber  natür- 
lichen firaft  ber  Semunftj  bejjl^alb  ift  bie  Ver- 


nunft bie  l^öd^fie  9lorm,  »ona^  ber  Ibn^  k 
@rfenntni|  oller  SBa^rl^eiten  jegli^erlitolapi 
fann  unb  f oE.  —  5.  Sie  gottli^e  Cifakni|| 
unDolIfommen  unb  ba^er  einem  ^  nl  • 
begrenzten  g^ortf d^ritte  untertDorfm,  lOKÜfi  In 
gortf d^reiten  ber  menfd(|It($en  Sennmft  aijpii|l 
(©egenfal :  Sie  Offenbarung  i^  ni#  w^k 
fommen  im  ©inne  ber  ©egner,  alS  ob  nöili^lk] 
fortfct)reitenbe  menfc^Iic^  Semunft  bie  bn^l 
Offenbarung  bermittelten  ^Begriffe  mbi 
niffe  jemals  corrigiren  fönnte ;  berni  birfe  |bli 
folut  mabr  unb  uncorrigirbar;  ogL  Con&Ti 
Sess.  III,  c.  4,  n.  5;  ib.  can.  IV,  n^- 
6.  Ser  d^riftlid^e  ©laube  wiberjirri^t  bet : 
lieben  SSemunft;  unb  bie  göttlich  Cj 
nu^t  nid^t  nur  nichts,  fonbem  fd^  fopl 
93ert)onfommnung  beS  SRenfc^  —  7.  titnl 
l^eiligen  ©d^rift  mitgetbeilten  unb  et}Q^r 
fagungen  unb  Sßunber  fmb  (Erftnbungmi 
tem,  imb  bie  ©el^eimniffe  beS  ^fllic^i 
fuib  baS  (Snbrefultat  p^ilofop^ifciier 
in  ben  Suchern  beiber  Xeftamente  fmb 
Srbid^tungen  entbalten,  uub  3efuS  (EffvefA] 
ift  ein  m^tbifc^eS  ©ebilbe.  —  §  2. 
SKatwnaliSmuS.  8.  Sa  bie  menf^lic^ 
ber  SReligion  gleic^fte^t,  fo  fmb  bie 
fd^en  göd^er  gang  fo  wie  bie  pl^ilofop^tHtapI 
Rubeln.  —  9.  ^Jllle  Sogmen  ber  c^jt&taf 
ligion  o^ne  Unterfc^ieb  finb  Cbjed  ber 
9Biffenfd^aftober^Abilofop^ie,unbbieblo(| 
auSgebilbete  menfc^Hc^  9)emunft  toimali 
natürlid^en  ihöften  unb  ^rinnpicn  in 
SBiffenfd^aft  aUer,  aud^  ber  gel 
Sogmen  gelangen,  oorauSgefe^,  ba(  birfe! 
ber  Vernunft  alS  Obj[ect  oorgeiteOt  iDoibaj 
10.  Sa  etwas  ^nbereS  ber  ^^ilofop^o^i 
Ruberes  bie  ißbilofopl^ie  ift,  fo  ^jenabfll! 
unb  bie  $fli(^t,  fidg  ber  alS  ttwbr  ertantail 
toritöt  gu  unterwerfen;  aber  bie$(üo{o|4il 
fid^  Weber  nod^  foU  fte  ftd^  jiencr  tludnitti 
werfen,  (©egenfa^:  Obfc^on  etwas  Ubflij 
$]^ilofop]^  unb  etwas  ^nbereS  bie$r 
fo  folglt  bod^  nid^t,  bog  fid^  blog  ber 
Sted^t  unb  ^fli^t  ber  erfdnnten 
untertoerfen  l^obe,  bie  ^^ilofop^  oicr 
Unterwerfung  Weber  oerpfiic^tet  nocb 
—  11.  Sie  ihrd^e  foU  nic^t  nur  nicnulli 
$l^ilofop]^ie  einfd^eiten,  fonbem  ib4 
Srrt^ümer  ber  $bi^f  opl^ie  bulben  unb  di 
laffen,  ftd^  felbft  gu  DerbeffenL  — 12. »( 
beS  opoftolifc^en  ©tu^Iefi  unb  ber  xüi '" 
gregotionen  ^inbem  ben  freien 
SBiffenfd^ft  —  18.  SieSRet^obe  vnbkiil 
cipien,  nod^  weld^en  bie  alten  \dpyßlßi 
bie  Xl^eologie  ouSgebilbet  baben,  ent^n^al 
ouS  nid^t  (minime)  ben  IBebuifniffn  oJfa 
unb  bem  gfortfd^ritte  ber  SSiffenfcMlaL-l 
^bilofop^ie  mug  ol^ne  aOeiRüdfi^tafM 
natürliche  Offenborung  betrieben  mb 
§  3.  SnbifferentiSmuö  unb  SatitriM 
15.  es  ftel&t  icbem  aRenfd^  fcA,  ^'^^ 


I 


1025 


S^Uatul 


1026 


Bgtf n  ait|uiu(mm  unb  gu  Betetmen ,  toeld^e  er, 
tomK(W«f^ottt98crmiiiftaefil]{irt,  für  toa^r  l^ält. 
(efSm|a|i:  Cd  ijt  brat  3Rtn]ä)tn  ni(i^t  erlaubt, 
bifjmi^  Steligion  anjunel^men  unb  ju  befennen, 
veld^e  n,  Dom  bloßen  Si^te  feiner  Vernunft  ge- 
küd,  mit3utfiäneifmie  lebed  ^5^ern  Siebtes,  ffir 
Mtr  ffiil)  —  16.  %xt  ajlenf^en  fönnen  bei  ber 
Stbimgieber  Seligion  ben  Sßeg  beS  en)igen  ^eiled 
fmbmunb  bte  etoige  ©eligfeit  erlongen.  — 17. 3Be- 
nigfifniS  gute  Hoffnung  barf  man  binp<^tli(i^  ber 
nmgm  Seligfeit  aller  berienigen  ^egen,  ttield^e 
Qon)  unb  gar  niii^t  in  ber  loa^ren  ffird^e  Sl^nfti 
fdxn.  —  18.  5)er  ^rotrftanti«mu8  ift  nur  eine 
prrf^iebcne  ^orm  berfeloen  xooS^xtn  (i^rifllid^en 
Sdigton,  in  toeld^er  gönn  mon  nid^t  ntinber 
olj  tn  ber  lat^olifc^en  IKr^e  @ott  gefaUen  lann. 
—  g  4.  SoctaltSmud,  SommuniSmuS,  gel^ime 
erfeflf^aften,  SibelgefeUfd^aften ,  ©efeUfd^aften 
(ibcnüer  @eiflli^.  ^IQe  biefe  »erben  oft  unb 
nü  ben  fd^drfflen  Sorten  Derbammt  in  ber  (£n« 
ajSita  Qoi  plmibuB  Dom  9.  9lot>ember  1846, 
in  ber  Vttocution   Quibus  quantisque   t)Dm 

20.  9prU  1849,  in  ber  Snc^TItca  NoscIüb  et 
Nobiscum  t)om  8.  2)ecember  1849,  in  ber  Mo- 
aiti0n  ßingnlari  quadam  k)om  9.  S)ecember 
1$54,  in  ber  Snc^flica  Quanto  conficiamur 
Boerore  Dom  10.  «uguft  1863.  —  §  5.  3tr- 
t^mer  über  bte  iKrd^e  unb  tl^re  SRed^te.  19.  %\t 
ftit^e  ifi  feine  n^a^re  unb  DoOfornmene ,  DöQig 
fitie  (SefeÜfd^oft  utü)  beft^t  feine  eigenen  unb 
btilbibigm,  uon  il^rem  götttid^en  Stifter  i^r  Der- 
Urftmen  Sed^te ;  fonbem  eö  ift  @ad^e  ber  Staats- 
ffBMll  )u  Bcfiintmen,  »eld^eS  bie  SRed^te  ber  ff  ir(^e 
vn^  tocid^eS  bie  @(^ranfen  finb,  innerhalb  meld^er 
|k  Mefe  Siedete  auSuben  barf.  —  20.  S)ie  ffird^en- 
gRDolt  borf  il^te  Sudorttat  nid^t  ausüben  ol^ne 
Sdmtbni^  unb  Suftimmung  ber  @taatSgetoaIt.  — 

21.  S)ie  ffin^e  ^ot  nid^  bie  maä)i,  bogmatifd^ 
{tt  entf^eiben,  ba|  bie  äleligion  ber  fat^olifd^en 
fiinte  bie  einjig  tool^  Seligion  fei.  —  22.  S)ie 
Sffpjli^tung «  tt)el^e  fat^olifd^e  Seigrer  unb 
e^nftjlelier  burd^auS  binbet,  befd^önft  ftd^  auf 
btqentgm  fünfte,  toüi^  burd^  baS  unfel^Ibare* 
nn^  ber  ffird^e  als  oon  Mm  feftaul^altenbe 
6ümbenSffi|e  borgelegt  n)erben.  —  28.  S)ic  römi- 
ttm  ^fle  tmb  bie  allgemeinen  Soncilien  l^aben 
oü  eintjen  i^rer  ®etoalt  uberf d^ritten,  Sed^te  ber 
Sinjhn  an  fd^  geriffen  uitb  aud^  in  ^Definitionen, 
vtlc^M  auf  Slauben  unb  @itten  bejiel^en,  ge- 
int (i)a8  btitte  Sticifum  ift  offenbare  ^ärefie. 
Bö«  bafi  erpe  unb  jmeite  Sncifum  angelet,  fo  mirb 
bim(  i^  SWrurtl^eUung  nid^t  bel^auptet,  bte  rö- 
m)fyti  ^^fle  ober  bie  aÜgemeinen  Sonrißen 
f5mitm  nionafS  in  trgenb  einem  SinjelfaÜe  ober 
in  irgenb  einer  Siuielfenten)  gegen  boS  Siedet  Der- 
jb|m;  aber  derurt^It  loirb  bie  SuffteUung  ber 
Sitii^fentbe ,  oIS  ob  bie  Zapfte  unb  bie  aS- 
gemtttien  Cottniien  i^e  SRac^ttteÜung  jum  gtiten 
X^eile  ber  Ufurpation  frember  9icd^te  Derbanften, 
ober  aß  ob  fte  gmnbfä^Iid^  eine  i^nen  nid(|t  ge- 
Ktmibe  SRa^t  in  Snf)n:ud^  genommen  bätten.) — 

fn4(iiIC|tt0iL  XI.  2.  ftud. 


24. 3)ie  ffird^e  bat  nid^t  bie  ÜRad^t,  3n>angSmitteI 
anjuioenben,  nod^  irgenb  eine  birecte  ober  in- 
bitecte  Qktoali  in  ^eitlid^en  2)ingen.  (2)er  ®egen« 
fa^  }um  gtoeiten  Sncifum  lautet :  2)ie  Stixä^t  bot 
oud^  in  seitlid^en  fingen  eine  beftimmte  ®  etoalt.) — 

25.  Su^er  ber  bem  S)}if€0))ate  inbörirenben  ®e- 
roali  ift  ibm  nod^  eine  anbere  »eltlid^e  oom  Staate 
attSbrüdflid^  ober  ftiOfd^toeigenb  oerlieben  morben, 
bie  baber  t)om  Staate  nad^  belieben  surüdt« 
genommen  loerben  fann.  (SMan  bemerfe  gum  er jicn 
Xbeile,  ba^  t)om  Spifcopate  ober  bem  bifd^öflidBen 
Simte  als  fold^em  unb  als  ^nftitution  ber  ®e* 
fammtfird^e  bie  SRebe  ifL  S)iefem  foD  nad^  ber 
SBebau))tung  ber  ®egner,  b.  i.  beS  in  fatbolifd^en 
ftreifen  übelberufenen  Muriner  ^rofefforS  Jlu^fe, 
bie  SuriSbiction  im  öu^ent  gforum  nur  burd^ 
SBerleibung  beS  Staates  jufommen.  2)ie|  ifi  f alfd| 
unb  büretifd^,  unb  bie^  ttirb  bier  oerurtbeilt.  S)a- 
bei  bleibt  als  gtoeifeHofe  Xb^tfad^e  befteben,  ba^ 
einzelnen  Sifd^öfen  unb  ^if^ofSfi^en  mand^e 
attferbalb  ber  eigentlid^en  SlmlSmod^t  liegenbe 
9ted(|te  burd^  SBetotQigung  ber  StoatSgettjalt  }u 
if^tü  gemorben  fiitb.  3um  stoeiten  %f)t\U  ber 
Sbcfe  ift  px  bemerfen,  bo^,  felbft  memi  ber 
erfte  Xfynl  wabr  tt)äre,  ftd^  bennod^  nid^t 
biefer  gmeite  als  Sonfequenj  ergebeit  tofirbe.)  — 

26.  S!)ie  ffird^e  b^t  fein  angeborenes  unb  Don 
ber  Sted^tSorbnung  anjuerfcnnenbeS  (legitimum) 
SRed^t  auf  Sefi^.  —  27.  ©ic  getoeibten  (sacri) 
SDiener  ber  jHrd^e  unb  ber  römifd^e  $a))ft  ftnb 
Don  aller  Dbforge  unb  §crrfd^oft  über  jeitlid^e 
©ingc  ganj  unb  gar  auS3ufd6Iie6cn.  —  28.  So- 
gar a))oftoIif(be  Sd^reiben  bürfen  bie  IBifd^öfe 
obne  Srlaubni^  ber  Staatsregierung  nid^t  Der- 
öffentlid^en.  —  29.  SDie  Dom  Ißapfte  ertbeilten 
®nabenertt)eife  ftnb  als  ungültig  anjufeben,  falls 
fte  nid^t  burd^  bie  StaotSregierung  nad^gefud^t 
morben  finb.  —  30. 3)ie  3mmunität  ber  ßird^e 
unb  ber  fird^lid^en  ^erfonen  b^tte  ibren  Urfprung 
aus  bem  Sioilred^te  (Dgl.  bagu  b.  %rt.  ^riDilegien 
beS  eieruS  X,  441).  —  81.  ®ie  geiftlid^e  ®e- 
rid^tsbarfeit  für  bie  meltlid^en  SiDil-  unb  Sriminal- 
fad^en  ber  ®eiftlid^en  mu^  burd^attS  abgefdbafft 
U)erben,  aud^  obne  befragen  unb  gegen  ben  (lin- 
f})rud^  beS  apoftolifd^en  StubleS.  (tiefer  unge- 
meine Sa^  ift  in  aQen  feinen  %f)tüm  burd^uS 
Dcrtoerflid^.  ®oSfelbe  gilt  Dom  folgcnben.)  — 
82.  Obne  alle  Serle^ung  beS  natürlid^en  SRecbteS 
unb  ber  IBiQigfeit  fann  bie  perfönlid^e  IBefreiung 
ber  ®etftlid^en  Dom  JMegSbienfte  abgefd^afft  mer- 
ben;  unb  biefe  9bfd^affung  Derlangt  ber  ftaatlid^e 
f^ortfd^ritt,  jumal  in  einer  freibeitlid^conftituirten 
®efellfd^aft.  —  33.  ®ie  tbeologifd^en  Stubien  gu 
leiten  ftebt  auS  eigenem  unb  angeborenem  9ted()te 
ntd^t  auSf(blie^id^  ber  fird^lid^en  SRegierungS- 
gcmalt  ju.  —  34.  S)ie  Scbre  berjenigeu,  toeld^e 
ben  römifd^en  ^a))ft  mit  einem  freien  unb  in  ber 
gan}en  iHrd^e  »altenben  gfürften  Dergleid^t,  ift 
eine  Sebre,  tt)eld^e  im  HRittelalter  bie  ^errfd^aft 
enang  (praevaltiit).  (2)iefe  %f)t]t  ift  im  Sinne 
beS  ®egnerS  Derurtbeilt,  b.  i.  beS  Suriner  $ro- 

38 


1027 


Sj^llabni, 


feffoiS  9luQ)^  (Sx  tDoOte  mit  biefer  3:^  fagcn. 
ber  bom  $apfte  über  bie  @efammtftrc^  behauptete 
lud)  befejfene  DoUe  unb  ^(^jte  ^^rimat  ber  3un§- 
bidion  jei  nü^t  göttlic^n,  fonbem  menjc^lk^en 
JRed^teS.)  —  35.  flü^tS  fte^t  im  SBege,  burt^ 
SefC^luB  eine§  aflgemeinen  Soncil^  unb  bie  Xffat 
aller  Sölfer  bad  ^kipftt^um  Don  bem  romiu^en 
Sijc^r  unb  Don  ba  Stabt  Kom  auf  einen  anbem 
Sif^t't  unb  eine  onbere  €tabt  ju  übertragen. 
(5&ie  aSal^r^it  ift,  bap  gar  SSieleS  im  SSege  {tebt : 
bogmatif(^  unb  praftifc^  ertoägungen.)  — 
86.  Sie  Snt](^eibung  eineS  92ationaIa)nciI§  lä^t 
feine  weitere  Erörterung  )u,  unb  bie  3taat§* 
regierung  fonn  fic^  nac^  biefer  enbgültigen  6nt- 
f^eibung  richten.  —  37.  6^  {önnen  92atiDna(> 
firmen  errid^tet  merben,  mld^  ber  Stuctoritöt  bed 
9$apfte3  ent5ogen  unb  Don  i^r  Döüig  getrennt 
fmb.  —  38.  3ur  Trennung  ber  Äir^e  in  eine 
morgenlänbifc^e  unb  in  eine  abenblänbifc^e  ^ben 
bie  DiÜfürHd^en  SlaBregeln  ber  römiic^en  ^pfte 
beigetragen.  (Siefe  2:^efe  n)irb  im  Sinne  i^red 
Urhebers  !Ru9|  oerurt^eilt  ^ffm  galt  na^eju 
jebe  SSet^igung  ber  unioerfalen  3uri§biction  ber 
^dpfte  al3  Uebergriff  unb  SS^ilifür ;  DgL  baS  ju 
a:^efe  23  ®e?agte.)  —  §  6.  3rrt^ümer  über  bie 
bürgerli^e  &ejeü{c^aft  fono^l  an  fic^  al§  in  il^ren 
Sejie^ungen  ^ur  ftirc^e.  89.  Ser  Staat  beftj^t 
als  ber  Urfprung  unb  bie  CucUe  aller  SRec^te  ein 
gen)iife3  fd^ranfenloied  Stecht.  (@egenfa(:  Ser 
@taat  befi^t  überhaupt  fein  fd^ranfenlojeS  Stecht.) 

—  40.  Sie  Sc^re  ber  fotl^olijc^en  ftird^  fle^t 
bem  SBol^Ie  unb  ben  SBortl^ilen  (Sntereffen, 
commodis)  ber  menjdiUc^en  @e{ettf(^ft  entgegen. 

—  41.  Ser  Stoat^getDalt  fommt  auc^  bann^ 
toenn  fte  oon  einem  ungläubigen  Surften  aud> 
geübt  toxxb,  eine  inbirecte,  negative  @emalt  in 
Sleligion^l'ac^en  ju ;  fie  befi^t  aljo  nid^t  bloß  baS 
fogen.  3ltd}i  beS  ß^equatur,  fonbem  aud^  bad 
Siedet  ber  fogen.  appellatio  ab  abusu.  (®egen- 
fa^ :  6S  fommt  ber  StaatSgeioalt,  ob  fte  nun  Don 
einem  d^riftlid)en  ober  nid^t  (^riftlid^en  dürften 
ausgeübt  mirb,  gar  feine  bemalt  in  !ReIigion§> 
fachen  §u;  fie  beft^t  alfo  auc^  nid^t  baS  Ked^t 
meber  beö  gjequotur  nod^  u.  f.  tt).)  —  42.  Sei 
einer  ßoUifion  ber  ®e{e^  beiber  Semalten  gel^t 
ba§  meltlic^e  Stecht  bor.  (@egenfa^:  SBenn  Jtird^e 
unb  Staat  über  bcnfelben  (Segenftanb  coUibirenbe 
@e)c^e  geben,  fo  ge^t  an  ftd^  baS  fird^Iic^e  @efe^ 
t)or.)  —  43.  Sie  toeltlid^e  ©emolt  l^at  bie  Blockt, 
feierlid^e  Verträge  (fogen.  Eoncorbatc),  bie  über 
bie  ^(u^übung  ber  ^ur  fird)Iic^en  Immunität  ge- 
hörigen !Red)te  mit  bem  apoftolijc^en  Stuhle  ge- 
fc^Iofi'en  morben  fmb,  o^nc  beifen  Ginmittigung, 
[a  trof  feines  SBiberfprud^cö  (^rotefteS)  aufju- 
^cben,  für  nidjtig  ju  erflären  unb  au^er  JTraft  ju 
fejen.  —  44.  Sic  StoatSgemott  fann  fic^  in 
Sachen  ber  SRcligion,  ber  9}loraI  unb  bcS  geift» 
liefen  SRegimeuteö  einmifc^en.  Sic  fann  alfo  über 
bie  äBeijungen  urtlficilen,  mclc^  bie  fird^Iid)cn 
Oberl)irlen  i^rem  9lmtc  gemä^  dl§  92orm  für  bie 
©emifjen  erlaffen,  ja  fte  fann  fogar  über  bie  93er- 


moltung  ber  fieUigen  Sacromente  mib 
i^rem  empfange   nöt^goi  Siäpojüion  i'i 
fd^iben.  —  45.  Sie  gefammte&eitingteöl^! 
ti^Kn  Scbulen,  in  benen  bie  ^ugenb  orI^^P' 
lic^  Staates  ery)gen  iDtrb,  nur  Ik  \«fififlß.\ 
Seminorien  in  etma  ausgenommen,  lBiii!J 
muB  ber  Staatsgemolt  jugemiefen  toolRiti 
5SDar  fo,  baB  feiner  anbem  fludoritäiqpfti 
flttä^t  ^uerfonnt  koirb,  ftd^  in  bie  S^dp^i 
bie  Seinmg  ber  Stubien,  in  bie  Sciin]pa|[ 
afabemifc^  (Srobc  unb  in  bie  99^  ^^ 
ftötigung  ber&e^  ein3umif(^— 46.3i| 
,  in  ^lecuolfeminarien   unterliegt  bie 
met^obe  (ber  Stubiengong)  ber  StoottyMl- 
47.  Sie  befte  Staat§einnd(|tung  erforbot!  " 
SJolfgft^uIen,  bie  ben  jtinbem  oOcc  Seil 
}ugöngli(^  finb,  unb  äber^uptbie  öjfoditHi 
ftalten,  toelc^  für  ben  ^^em  mi{fenMoitfi4ül 
terrid^t  unb  bie  erjie^ng  ber  Sugenb 
aller  ^uctoritot,  aller  Seitung  unb  allaii 
berftirc^e  enthoben  unb  DoUftanbigbcr! 
ber  bürgerlid^en  unb  politif^en  Suctorbat 
fteüt  merben,  na^  bem  ®utbünf  en  ber 
'  unb  nad^  ÜRa^gabe  ber  ^errfd^fenben  1 
;  ber  3eit.  —  48.  ftat^Iif^e  Scanner  fioBJ 
;  mit  berienigen  ^rt  üon  3ugenbbi£hii|  ' 
I  ftanben  erflören,  koeld^  Dom  fot^olif^af 
unb  ber  ^uctoritot  ber  StJx^  gon)  aijUlL 
meld^  nur  bie  ffenntni^  ber  notulidipB^ 
unb  bie  3tDedfe  bed   irbifd^   gi~ 
|£eben8  au§fd^Iie|Ii4  ober  bo^  oenisW 
!  §aupt5iel  im  ^uge  ^t.  —  49.  Sie 
malt  barf  ben  freien  SBec^fefoerfe^  ba  . . 
I  unb  ber  gläubigen  Stößer  mit  bem  $# 
,  bem.  —  50.  Sie  nieltlic^e  Cbri^^M 
aus  baS  9ted^,  bie  Sifd^öfe  gu  profemiiairj 
;  fann  üon  i^nm  »erlangen,  bo^  fte  bie 
I  i^rer  Siöcefen  antreten,  betör  fte  ncm  )i 
I  Stuhle  bie  canonifc^e  Sinfe^ng  rab  \k 
ftolifc^en  Sd^reiben  erhalten  ^ben.  —  IV, 
meltli^e  Stegiemng  l^t  fogar  baS  S4. 
i  Sifc^öfe  ber  Ausübung  tl^eS  ober^iitat 
iju  entheben,  unb  fte  braucht  bem  fo^iil 
maS  bie  Sinrid^tung  ber  SiiSt^ümerublil 
fe^ung  ber  IBifd^öfe  betrifft,  nid^t  au  gcM^^ 
:  52.  Sie  Stegiemng  fann  auS  eigenen  S#r 
'  Don  ber  ffir^e  Dorgefd^rtebme  ftlter  ^  Mt' 
legung  ber  OrbmSgelübbe  fotnoil  Ü!^ 
als  bei  t^ratien  abänbem,  tmb  afloi 
genoffenfd^aftm  oorfd^reiben,  niemanbai 
Srlaubni^  ^ur^blegung  ber  feinli^n' 
3usulafjen.  —  53.  Sie  @efe|e,  iDeI4ebal 
ber  religiöfen  Orben,  i^re  Ked^te  lob  9bI 
liegml^eiten  betreffen,  ftnb  ob^uf^aifoi; ' 
fogar  bie  Staatsregierung  aüen  bcsinl 
leiften,  meldte  bm  ton  i^nen  ongni* 
CrbenSftanb  abmerfen  unb  bie  feirrfi^ai^ 
I  bred^cn  moUcn;  ebenfo  fann  fte  Orbody*^ 
Sollegiatfird^en  unb  einfache  Sewjiflaf 
menn  fte  bem  ^tronatSre^te  untcrM*' 
beben,  unb  il^re  @uter  utd>  (Einfünfl?  ^r 


1029 


@9llat)ttd. 


1080 


fifkrn  SteiiNiOimg  usb  SBofügung  fiBertoeifen  unb 
ipüffOL  —  54«  iMnige  nob  gfürften  ftnb  itid^t 
ssr  wn  bcr  SuriSbiction  ber  Shxd^t  ausgenommen, 
'\ovkai  {k(cn  au^  bei  (gntfd^etbung  Don  3uri8« 
butionSfmgm  Sbit  ber  ftb6e.  (Sgl.  bad  jur 
41  Z^fc  Sefagtc)  —  65.  S)ie  ffir^  ift  t)om 
6tQ0te,  ber  Staat  Don  ber  ffird^  ju  trennen. 
(Sd  dOgemetner  @a|  falfd^ ;  in  einzelnen  con- 
oxtdi  gfäOcn  att  boB  geringere  Uebel  nd^tig.)  — 
I  7.  Snt^mer  betreffenb  bie  natürliche  unb 
Anpfiff  SRoroL  56.  3)te  @ittenge{e^e  bebiirfen 
Initft  g5tlli(!^  Sonction;  unb  ed  iit  gar  nid^t 
ii0ttioaibi0^  boft  bie  menfd^K^en  (Sefejfe  mit  bem 
loturli^cn  Keqte  übereinftimmen  ober  i^re  oer* 
pfft^tnibe  ftraft  Don  ®ott  erl^alten.  —  57.  S)ie 
I^ificnld^ft  ber  $bil^f opl^ie  unb  ber  (natfirlid^en) 
(t^  iomie  bie  bürgerlichen  @efe^  fönnen  unb 
^Jlai  jU^  ber  gSttli^en  unb  lirddlid^enSuctoritat 
cmjietim.  —  58.  &  ftnb  feine  anberen  ftrafte, 
0»  bie  im  Stoffe  gegebenen«  anjuerfennen,  unb 
fific  moroU{<^  3u^t  unb  g^barleit  ift  in  bie 
ütffl^fmig  unb  IBerme^rung  Don  IReid^tl^ämem 
ouf  itbiDd)e  9rt  unb  in  ben  ®enu^  Don  Ißer* 
ffliigat  |u  f^en.  —  59.  2ki8  Ked^t  befielt  in 
Ux  materieEoi  X^tfad^e;  aUe  ${Iid^ten  ber 
Stmji^  ftnb  leere  SBorte,  unb  oUe  menfd^Iid^en 
i^  ^ben  Xe^tSfroft.  —  60.  S)ie  Stuctori- 
ta  ift  nichts  anbered  als  bie  (Befammtl^eit  (ber 
ätiiegriff,  smiiina)  ber  3<i^l  unb  ber  materiellen 
firöftt.  —  61.  6üie  Dom  (Slüde  begleitete  unge- 
tvHit  Xbot  t^  bn  l^eiligteit  bed  ^tä^M  feinen 
(Sintrog.  ({E^iefe  Xl^efe  ift  infofem  Deruri^eilt, 
oü  buir^  fie  auSgefprod^  niirb,  ba|  baS  ®e- 
lingen  einer  ungeraten  iS^  an  pd^  genüge,  um 
Mt^  Donfommcn  re^tsttoftig  utib  unantaftbar  )u 
wtfya.)  —  62.  S)a8  fogen.  92id^t-3nterDentiond" 
imnäp  imt|  man  {nvdamiren  unb  beobad^teti.  — 
M.  3Ran  borf  ben  n(^tmä|igen  Surften  beti  ®e« 
(otfam  Derfogen,  ja  fogar  gegen  fie  fid^  em))5ren. 

-  64.  Ser  SnuJ^  febeS  no^  fo  l^iligen  SibeS 
«nb  itbe  Dcrbredlierifd^e  unb  fd^önbli^e,  bem 
drigen  (8efe|e  jumiberlaufenbe  ^anblung  ftnb 
lidit  mir  niS^t  DerbammenSmerib,  fonbem  aud^ 
ooOommen  erlaubt  unb  böd^ft  lobenStoertb,  toenn 
fi(  oufi  Siebe  )um  Saterlonbe  gefd^el^en.  — 
1 8.  ärrtbumer  über  bie  d^rifüid^e  ßbe.  65.  & 
$  eine  unertr&gli^e  9ebati))tung,  £btiftuS  f^aht 
Üe  ((e  )ur  SBürbe  eined  @acramented  erhoben. 

-  66.  ZkA  @ocroment  ber  (Sf^t  ift  etmad,  baS 
iom  Vertrage  biiQ^ommt  unb  Don  i^m  fid^ 
tnmnen  ]&it,  unb  boS  €acrament  befte^t  lebiglid^ 
in  bec  ebelid^  Cinfegnung.  (3um  legten  3n- 
rijum  bemerte  man,  ba^  baS  Sacrament  ber  Sbe 
gor  nti^t  in  ber  benedictio  nuptialis  befielt.) 

-  67.  9la4  bem  Slaturrec^t  ift  baS  (Ebebanb 
ni^t  muuflödlicb ,  unb  in  Derfd(|iebenen  gfätten 
brni  bie  <E^(^eibimg  im  eigentlid^en  Sinne  burd^ 
bie  iDcItfid^  Sebörbe  red^tsfräftig  audgefprod^en 
onbcn.  —  68.  3)ie  JKrd^e  bat  feine  (Semalt, 
tmtnenbe  Cbebinbemiffe  auf)uftellen;  Dielmebr 
lmm\  biefe  Sefugni^  ber  n)eltlid^  SDIad^t  )u. 


Don  meld^  bie  beftebenben  ^inbemiffe  au^ubeben 
fmb.  —  69.  3)ieffird^cbat  erft  in  fpöteren  3abr- 
bunberien  trennenbe  gb^b^nbemiffe  oufjufteQen 
begonnen,  nid^t  aud  dgenem,  fonbem  au8  bem 
ibr  Don  ber  meltlidjen  SRad^t  übertragenen  Sted^e. 
(2)iefe  Xb^fe  ift  im  biftorifd^en  2:beile  unmabr, 
im  bogmatifd^en  böretifd^,  alfo  in  beiben  %f^z\\tn 
Denoerflid^.)  —  70.  S)ie  Scfd^lü|fc  be«  gondlS 
Don  Orient,  toeld^e  ben  Sann  über  biejenigen  Der« 
bangen,  meldte  bog  Sted^t  ber  JHrd^e  }ur  Suffiel- 
lung  trennenber  (Sb^bii^^niiffe  )u  löugnen  mögen, 
ftnb  entmeber  nid^t  bogmatifd^er  92atur  ober  Don 
jener  übertragenen  ©emalt  ju  Derfteben.  (SSgL 
biergu  bie  Don  $iu8  VI.  Deruribeilte  59.  unb 
60.  2bff5  ^  Si^nobe  Don  ^piftoio.)  —  71.  ®ie 
tribentinifd^e  (Sb^fd^lie^ungS«)  gform  Derbinbet 
nid^t  bei  Strafe  ber  Ungültigfeit,  mo  baS  ftaat- 
lifbe  ®e[6|  rine  anbere  ^otm  Dorfd^reibt  unb  be* 
ftimmt,  oa^  beiSBeobad^tung  biefer  gform  bieSbe 
gelte.  —  72.  »onifotiuS  Vm.  bat  juerfi  erflärt, 
ba^  bog  bei  ber  Orbination  abgelegte  fteufd^b^itS« 
gelübbe  bie  Sbt  nid^tig  mad^e.  —  78.  jhaft  etneS 
blogcn  SiDUDertrageS  fann  unter  Sbnften  eine 
toabre  Sb^  befteben,  unb  ed  ift  falfd^,  bo^  enttoeber 
ber  (Sf^to^TtxQQ  gmifd^en  Sbnften  ftetS  ein  Saaa* 
ment  fei,  ober  ba^  ber  SSertrag  nid^t  gu  Staube 
fomme,  menn  ba8  Sacrament  auSgefd^loffen  mirb. 
—  74.  Sb^fod^^n  unb  SSerlöbniffe  geboren  ibrer 
3tatur  nad^  Dor  bad  meltUd^e  ®eri^t.  (IBemer« 
lung:  ^ierber  fönnen  jmei  anbere  Srrtbümer  ge- 
jöblt  merben,  ber  eine  über  bie  ^bfd^affung  ber 
Sb^loftgfeit  ber  ®eiftlid^en,  ber  anbere  barüber, 
baf[  ber  Sbeftaitb  bem  j[ungfröulid^en  Stanbe  Dor- 
)u§ieben  fri.  Sie  merben  Dermorfen,  erfterer  in 
ber  Snd^flica  Qui  pluribus  Dom  9.  92oDember 
1846,  festerer  in  bem  afioftoUfd^en  Sd^reiben 
Mtütiplices  inter  Dom  10.  3uni  1851.)  — 
§  9.  3rribümer  über  bie  meltli^e  ^enfd^aft  bed 
^fte8.  75.  2)ie  Söbne  ber  d^riftlt(ben  unb 
fatboltfd^en  iKr^e  ftreiten  unter  fub  über  bie 
Sereinbarfeit  ber  toeltUd^en  ^errfd(|aft  mit  ber 
geiftltd^en.  (Siefe  Xb^f ^  ^^^^  infofem  Deruribeilt, 
als  burcb  fie  angebeutet  merben  foQ,  biefe  @^om* 
t)atibUität  fei  Dom  fatbolifd^en  Stanbpunfte  auS 
eine  offme  gfrage.  2)ie  mabren  Söbne  ber  ffird^e 
ftreiten  barüber  burd^auS  nicbt.)  —  76.  S)ie  ?lb« 
fd^affung  ber  meltltd^en  ^enfd^aft,  meld^  ber 
apoftolifcbe  Stubl  befi^t,  mürbe  jur  gfreibeit  unb 
§um  ®lüde  ber  ftird^e  überaud  Diel  beitragetL 
(Semerfung:  9tu|er  biefen  auSbrüdflid^  gebranb- 
marftm  3rribümem  merben  nod^  mebcere  anbere 
einfd^lu|meife  Dermorfen  burd^  bie  Sebre  Don  ber 
meltlid^m  ^errfd^aft  bed  ^apfted,  an  meld^er  oUe 
ffatbolifen  feftbalten  foUen.  Stefe  Sebre  mirb 
beutlid^  Dorgetragen  in  ben  Slllocutionen  (^uibus 
quantisqae  Dom  20.  ^pril  1849  unb  Si  semper 
antea  Dom  20.  SRai  1850,  in  bem  apoftoli{(ben 
Sd^reiben  Chim  catholicaEcclesia  Dom  26. 9Rär) 
1860,  in  bm  SKomtionen  Novos  Dom  28.  Sep- 
tember 1860,  Jam  dudum  Dom  18.  aHörj  1861 
unb  Maxima  quidem  Dom  9.  3uni  1862.  — 

83* 


1081 


@Qlt)anuS  im  91.  X.  —  @9l»anu8,  So^onn. 


§  10.  Strt^ümcr,  loeld^c  mit  bcm  ntobemen  Sibera» 
liämuS  jufammcnl^ängcn.  77.  3n  unfcrcr  Seit : 
frommt  eS  nic^t  mel^r,  ba|  bie  fotl^oUfd^e  Sleligiou '. 
al3  einjige  @taatSreIigion  unter  ^u§{c^Iu|  aller ' 
anbenn  giiltc  gelte.  (3)ie  Xl^cje  ift  öiel  ju  oD« ! 
gemein.  ®cgenfa J :  9liid^  in  unjerer  3cit  fann  e8 
jmedmäfeig  fein  u.  f.  to.)  —  78.  6S  war  baber 
gut  (laudabiliter)  getl^an,  Wenn  in  gemiffen 
fatl^olifd^en  fiänbem  gefc^Iid^  beftimmt  mürbe, 
bafe  ben  bortl^in  ©inmonbemben  bie  öffentlid^e 
Ausübung  jeglid^en  SuItuS  geftattet  feL  (S)iefe 
Sl^efe  ift  unter  Ruberem  öermcrflic^,  a.  weil  fte 
eine  gefe^Iid^e  IBeftimmung  aI3  töblid^  bejeid^net 
wegen  eiue§  @runbe§,  ber  gar  fein  wal^reS  26b 
begrünben  fann:  nämli(i^  auf  @runb  beS  in  ber 
t)or]^ergef)enben  Sl^fe  au§ge)pro(i^enen  falfc^en 
^rincipeS.  Sie  ift  b.  öerwerflid^,  weit  in  bem« 
jenigen  fatl^olifd^en  fianbe,  Don  weld^em  in  ber 
betreff enben  ^Qocutton  ^unöd^ft  bie  SRebe  war,  unb 
in  weld^em  biefe§  ®efej  erlaffen  würbe  [5Reu« 
©ranaba],  nid^t  bie  93ebingungen  vorlagen,  bie 
eine  gewiffe  gfreil^eit  be§  öffentlid^en  ßuItuS  alS 
bered^tigt  unb  ba§  geringere  Üebel  erf(i^einen  laffen. 
S)ort  war  aQeS  fat^olif^,  e§  l^enfd^te  SteligionS« 
einl^eit,  unb  ber  fat^olijd^cn  ftircl^e  war  bie  §en« 
f d^ft  feierlid^  garantirt.  Sic  %\)t]t  fprid^t  c.  aufeer» 
bem  t)on  jeglidjem  Sult,  wa§  gewi|  abfurb  ift.) 
—  79.  ©enn  e§  ift  falfd},  ba^  bie  ftaatlid^e  Stei- 
lheit aller  &ulte  unb  bie  Men  gewahrte  DoUe 
Sfreil^eit,  jebe  Ü)leinung  unb  ^nfid^t  öffentlid^  f  unb- 
jugeben,  leidster  jum  SSerberbni^  ber  Sitten  unb 
ber  ^erjen  ber  Sölfer  unb  jur  Verbreitung  ber 
$eft  beS  3nbiffcrenti§muS  beiträgt.  —  80.  S)er 
römifd^e  ^apft  fann  unb  mu^  fid^  mit  bem  gfort» 
fd^ritte,  bem  2iberaIiSmu§  unb  ber  mobemen 
ßiöilifation  öerföljnen.  (Sgl.  nod^  Acta  Pii 
PP.  IX,  Romae  1854—1874;  Acta  Pii  IX, 
ex  quibus  excerptus  est  eyllabus,  Romae 
1865;  ®cr  ^ap|t  unb  bie  mobcnicn  3been, 
SBien  1865;  S)er  ftat^olif,  9)lains,  Sal&rgang 
1865  ff. ;  Sie  gnct)clica  ^iu§'  IX.  oom  8.  3)e« 
cember  1864,  ©timmen  au§  9Karia-Öaad^,  ^xti» 
bürg  i.  S8r.  1865—1869,  12  C)efte;  3:ofi,  Sor- 
lefungen  über  ben  Syllabus  Errorum,  SBien 
1865;  ^crgenröt^cr,  im  Stjilianeum  VI,  SSJürj» 
bürg  1865;  Serf.,  ftat!)oI.  ftird^e  unb  ddriftl. 
©taat,  greib.  1872,  806  ff.;  Rinaldi,  H  valore 
del  Sillabo,  Roma  1888.)       [55.  8riu§  S.  J.] 

^tfivanns  (Silonnufi)  im  31.  %.,  f.  ©ilaS. 

^iftoanns^  äo^ann,  antitrinitarifd)  ge- 
ftnnter  S^cologe,  ftammte  au§  bem  3:iroIer  6tfd^» 
lanbe;  er  nannte  fid^  bcji^alb  ^tbefinuS  (Athesis 
=  etfc^).  Um  bie  TOitte  be§  16.  3aW)unbert8 
würbe  er  ^ofprebiger  be§  Sijd^ofS  öon  Sßürsburg ; 
al§  fold^er  betbeiligte  er  fic^  6nbe  1557  an  bem 
SBormjcr  SRcIigionSgefpröd^  (j.  b.  5lrt.  Disputa- 
tion m,  1848  f.).  'Jiac^  SBüraburg  äurüdgcfc^rt, 
öerfaßte  er  eine  ©dfjrift,  worin  er,  bem  granf» 
furter  ^Jßrebigcr  §artmann  93cr)er  jufolge,  „bie 
Sutberijd;en  greulich  fd^änbeteunbläftcrtc".  (Sine 
^bjd^rift  biefe«  SDßerfeÄ,  baS  nie  gebrudt  worbcn 


tft,  fam  im  Saufe  bed  Sa^reS  1558iak^l 
53eQer3.  Se^terem  würbe  ebenfalls  ein  Snjjij 
gefteUt,  ben  S^IoonuS  am  17.  gcbos 
feinem   proteftantifd^    geftnnten  ^iniikli] 
€caIid^iuS  gef  daneben  l^tte  unb  tDoriBajitr 
bie  fat^olifd^e  ff ird^  unb  ben  SBüqimycr 
^öd^ft  abfällig  auSfpnu^.    Sc^cr 
biefen  SBrief  im  3. 1559,  um  afla9MtU| 
t^un,  ba^  ber  Sßür^burger  ^ofpitbiga  ja] 
^ergen  ^wiefpättig  fei".  92ad^  einer  \sUß{ 
büUung  tonnte  S^ümnul»  nidj^t  me^inr 
bleiben;  er  fud^te  eine  3ufiu(^  in 
üerfieiratete  fid^  in  3:übingtn  mib  mkl 
fofort  als  lut^erifd^er  ^^rebiger  inSoitt 
^ier  üeröffentlid^te  er  1560  feinneneSi 
befenntni^  Son  ber  lutl^fd^ft^ji 
iebod^  ni^t  feft  überzeugt  gewefen  ja  jtii;i 
nad^  furger  Seit  würbe  er  wegen  ~ 
6alt)ini§mu§  feineS  ^mte§  entfej^  3hm  1 
ftd^  in  bie  ^fal^.  wo  er  fd^ontm3*l^ 
intenbent  ^u  ffaifer^Iautem  würbe.  S^onJ 
ten,  in  benen  er  gegen  ben  (Strogburgff 
3ol^ann  ^arbad^  bieSut^roner  bcfQmpftr.i 
auf  i^n  bie  ^ufmerffamfeit  ber  ^eibeOmyrl 
f reife.  Um  il^in  ber  9tefiben^  nöl^  }tt  ^ 
nannte  man  ifyx  1567  )um  @i 
Sabenburg.  ^ier  geriet!  er  jebod^  f^nii 
genben  ^afyct  wegen  bor  ffin^en)U(tt  iij 
mit  ben  tonangebenben  S^ologen  ber ' 
berger  ^oc^fd^ule  unb  Derlor  infolge 
@unft  beS  ffurfürjien  gfriebrid^  m.  )to4 
lourbe  man  aber  gegen  i^n  aufgebraßt,  'J 
@erüd^t  oerlautete,  er  l^ulbige  mit  SMtrr 
^rt.)  unb  Ruberen  bem  Srionilimift  i^' 
mit  ben  Surfen  in  9$erbinbung  gu  tieto. 
ber  red^t^eitig  gewarnt  würbe,  tonnte 
(Si}lDanu§  bagegen  würbe  am  15.3uliU?il 
haftet  unb  nac^  ^etbelberg  in*«  ®ci3ii94l 
brad^t.  Sei  ber  angefteüten  Untet^i^Biir 
i^m  gwar  ein  poIitifd^eS  Serbrec^  »4 
gewtefen  werben;  bag  er  aber  bie  @ott4fltf 
unb  baS  ®e]^etmni|  ber  (etligflen 
gelöugnet  l^abe,  mußte  er  jugefte^  SSotli 
er  im  ©eföngniffe,  bag  er  feinen  9ey<r 
unb  feinen  3trt^um  5f entließ  wibnnfa 
^iennit  gaben  ftd^  ober  bie  f)eibelbaiff' 
logen  Oleoian,  UrftmtS,  Si^n^i  (f.  b.  Ut)l 
^tnbere  nid^it  jufricben;  in  einem 
©utad^ten  erflärten  fte,  bog  S^WannläBI 
läfteret  nad^  bem  ®efe^  ÜRofeS'  botUsI 
wirft  f^aht.  S)ie  politif^en  9töt^  bei  ^  *" 

timmten  für  eine  niilbere  Seftrofing. 

t(^  ber  ffurfürft  ^uguft  Don  6a4fn  ^^ 
3uriften  für  bie  SobeSftrafe  auSfimutci. 
felben  ÜJ^einung  war  ber  ®enfer  t^ataf' 
bor  IBesa  (f.  b.  ^rt.),  unb  biefer  ftaaroA 
glaubte  ffurfürft  gfricbric^  beipfliittajp 
^jgenl^önbig  fd^rteb  er  bod  Sobci8il)d 
@9(oanu3  nieber,  bie  SBorte  beifügenb.  jui 
er  l^be  aud^  ben  ^eiligen  ®etji,  tod^Kt  *' 
@a(be  ein  ^eifter  unb  Sedier  brr  SiäA^ 


lil. 


lOSS 


e^lDetta,  ©onjolo  be  —  ©^Itjejier  L 


1034 


9m  23. 2)camBer  1672  trmrbe  bei  unglädflid^e 
Itrebigcr^  betn  fein  9lbfaO  t)on  bet  fat|otif(^en 
Rmte  Idiun  Segen  gebracht  l^otte,  auf  betn 
!Rarf!e  )n  ^elberg  ent^tet  (Sgl.  @(^et- 
hem,  «rgo|!t4ffeiten  aud  ber  ftirc^en^iftorie  I, 
Um  1762.  571  ff.;  H  [1768],  551  ff.;  HI 
(17641  949  ff. ;  SDBunbt,  SRagoitn  füt  bie  Äit- 
drn-  tinb  (Sele^iiengef^id^te  beS  ffurfürfientl^uinS 
^ol|I,  ^elberg  1789,  88  ff.;  Seffmg,  3uc 
^cf^i^te  n.  Sitnotur,  3.  SBeitrog  [in  SeffingS 
eommtL  e^riften  XII,  Seipaig  1897,  202  ff.]; 
fthuf^o^n,  Briefe  Sfriebridjjd  bcd  gfrontmen  I, 
Snntnfci^ioeig  1868,  873;  11,  424;  Sanffen- 
9afbr  IV,  16.  «up.,  857 ff.;  31.  «ßanluS,  So^. 
SQlmnuS  u.  fein  ttogifc^ed  Snbe,  in  b.  ^ift.-poI. 
Slottctn  CXXI  [1898],  250  ff.)  [91.  $aulu8.] 
I^fbeim  (SilMQra),  (Songalo  be,  S.  J., 
ioülimtcc  SRiffbnor  unb  Slut^euge  in  bem  alten 
ittbojiafntanifd^  ftönigreid^e  SKonomotapa,  mar 
0»  23.  SebniQT  1526  }U  SlmeQrin  bei  @anta- 
mn  in  Portugal  auS  üomel^mem  ®e|d^Ied^te  ge« 
teim  unb  trat  )u  Soimbra  am  9.  Sunt  1543  in 
^  oor  ihtr^em  grgränbeten  Sefuitenorben.  (£r 
9utbe  crfter  Stector  beS  neu  erri^teten  $rofeg> 
lm\fi  St  Sloil^ud  )u  fiißobon  unb  1556  $ro- 
niiiiiil  in  Oftinbien  (Qoa).  Seit  1560  über- 
Bobn  er  ouf  ben  SEBunfd^  beS  93icefönig3  bie 
Cl^rifHamftcung  bet  füboftafrifanifd^en  9!eger- 
Conigtti^e  fübltc^  oom  @ambeft,  mit  bereu  f^ür- 
im  btc  $ottugiefen  Don  ber  ß\x\it  t)on  !iRo9am« 
Inapst  Qu§  in  ^anbclsoerbinbung  getreten  maren. 
g^lDcim  t^bigte  bad  Stiangelium  ben  !Reger- 
ßnigen  tion  Sti^ombane  unb  Otonge,  brong, 
äWofl  mit  großem  (Erfolge  »irfenb,  ben  @am- 
kft  ouftD&itS  bi9  @enna  tot  unb  untemal^m  oon 
aort  aus,  mit  (Empfehlungen  unb  (Sefd^enfen  beS 
IKaßmaS  auSgeruftet,  über  Xete,  „aRabate"  (al. 
Salfopa),  »Samba"  unb  »SDid^etubfd^i"  (?)  bie 
lange;  bef^tuerlid^e  Steife  no(^  ber  Steftbenj  beS 
.SaiietS  ton  Snonomotapa",  bie,  toie  e§  fc^eint, 
muDfit  ber  alten  Stuinenftabt  @imbabo6  gelegen 
9er.  3)et9lijftonar  morb  freunblid^  aufgenommen 
unb  tonfte  om  24.  3<muar  1561  ben  jungen 
flcTJa  €ebafHan  unb  bejfen  9Rutter  SRaria. 
SQcin  f4on  balb  gelang  eft  oen  bier  angeftebelten 
aob  eittjlugreidb^n  9)}obammebanem ,  bie  ben 
fKmbdSmitbemerb  ber  Ißortugiefen  für^teten,  ben 
jungen,  toaulelmütbigen  gfirften  burc^  SJerleum- 
bmgen  unb  falfii^  (äerüd^te  gegen  69U)eira  ein- 
lun^men  unb  ben  Sefe^I  su  beffen  Srmorbung 
)tt  enDtrfm.  Obfc^on  gemamt ,  blieb  ©Qloeira 
flof  jeincm  Soften  unb  nnurb  am  oierten  gaften- 
lonntag.  b.  ^  am  16.  (nid|t  am  15.)  Wdx^  1561 
irbTolJeft.  —  S)ie  oielen  auSfü^rliii^en  SBiogra- 
^  @9toetra'3  uicbneu  i^n  afö  einen  93^ann 
M  ougaorbenUi^ier  Suyflrenge  unb  ungemöl^n- 
ß4Kn  (Bnabengaben.  @ein  Skrt^rtob  mürbe 
iejonbcrt  in  Portugal  ^ocb  gefeiert;  out^  ßnmoeng 
ie)te  ffya  in  feinen  Lusiadas  10,  93  unb  feinen 
Bimai,  Son.  37  ein  SenfmaL  @ein  9lame  fte^t 
fluf  ber  fiifte  bet  „(g^firbigen"  auS  ber  ®e- 


feajd^ft  3efu,  bereu  @eIig{))re(l^ung8pro3e^  ein» 
geleitet  ift.  (Sgl  Vita  P.  Gonzali  Sylveriae 
S.  J. ,  Sacerd.  in  urbe  Monomotapa  mar» 
tyrimn  passi,  Lugduni  1612 ;  Bem.  de  Cien- 
fuegoB,  Vida  del  P.  Gonzales  a  Sylveira, 
Madrid  1614 ;  ^f).  ^.  ffülb,  ®efd^.  b.  9)iijriou§. 
reifen  nad^  «frifa  III,  »egenSburg  1863,  1  ff. 
[fammelt  bie  interef{anten  geograpl^ifd^-et^nogra« 
(»bii^cn  Angaben  ber  ölteren  IBerid^te  über  bad 
SReid^  SJlonomotapa] ;  A.  P.  de  Paiva  e  Pona, 
Dos  primeiros  trabalhos  dos  Portuguezes  no 
Monomotapa.  0  Padre  D.  Gonzalo  da  Sil- 
veira  1560,  Lisboa  1892;  de  Backer,  Bi- 
blioth. ,  nouv.  ed.  par  Sommervogel  VII, 
1731  BS.  [mit  einem  Serjeid^nil  ber  95ricfe  @qI- 
öeira'8].)  [^I.  §uonber  S.  J.] 

^flueita,  äobanneS  t)on,  0.  Carm., 
portugicfi  jdder  ßjeget,  mar  ju  Sifjabon  am  30. 9lu- 
guft  1 592  geboren  unb  trat  im  ^Iter  Don  1 3  Sauren 
(1605)  in  ben  Sarmelitenorben  ein.  9lad^bem  et 
feine  miffenfd^aftlid^en  @tubien  im  Kollegium  gu 
Soimbra  ooUenbet,  mürbe  er  Diele  gabre  binburc^ 
al§  fiebrer  ber  ^bi^fopbie  unb  Xb^^^ogie  in 
OrbenSjd^uIen  oermenbet,  nament(id()  }u  Si^abon. 
3n  le^terem  Sonoent  mürbe  auf  feine  SSeranlafjung 
ein  ibm  oon  feiner  @d^mefter  ^ugemenbeted  93er« 
m&d^tni^  gro^entbeilS  ba)u  oermonbt,  für  bie 
fflofterbibliot^et  ^a^Ireid^e  mertbooHe  Sßerfe  an- 
jufd^affen.  (Jr  ftarb  am  17.  3uU  1687  im  ?llter 
oon  95  Sabren.  93on  feinen  @(briften  Derbienen 
Srmöbnung :  Commentarium  in  textum  Evan- 
gelicum  I,  Ulyssipone  1640  (neu  gebrucft  fi^on 
1646),  II— V,  Lugduni  1645—1659;  Com- 
mentarium litterale  et  morale  in  Apoca- 
lypsim,  Lugd.  1663—1669,  2  voll.;  femer  ein 
^oliobanb  (St)on  1675),  entbaltenb  4  opuscula; 
Don  biefen  bebanbett  ba3  ecfte  biblifd^e  fragen 
an^  bem  ©ebiete  ber  Einleitung  unb  ^ermeneutit, 
bad  }meite  eine  ^njobl  Sajud  au3  ber  SRoral- 
tbeologie  unbbem  ftirt^enrec^t;  bad  britte  banbelt 
namentlid^  über  ben  ^ropb^ten  SliaS,  ben  angeb« 
lid^en  ©tifter  beö  garmelitcnorbenS ,  baS  Dierte 
De  immaculata  conceptione  Virginia  Mariae. 
©efammtaudgaben  feiner  Sßerfe  erfc^ienen  ^u  S^on 
1697  ff.  unb  au  SSenebig  1748  ff.  in  10  »ön- 
ben.  (9SgL  Bibl.  Cannel.  n,  Aurel.  1752, 
113  sqq.)  [Sei] 

^rftütßa^  92ame  gmeier  $ö))fte  unb 
smeier  ©egenpäpfte.  —  ©^loeftet  L 
(314—335)  mor  ber  5Rad^foIger  beS  ^apfteS 
SKelcbiabeS  (f.  b.  «rt.)  unb  ber  erfte  ^apft  unter 
ber  Don  gonftantin  (f.  b.  ^tt.  III,  970)  ertbeilten 
firt^Ud^en  grcibeit.  ©ein  ^ontificat  ift  reid^  ge- 
fd^müdt  mit  Segenben  (®öllinger,  ^apftfabeln, 
5Dföncben  1863,  52  ff.),  moju  aucb  bie  Don  ber 
Teilung  unb  Xaufe  SonftantinS  unb  Don  bet 
eonflantinifd^en  ©d)cnhing  (f.  b.  3lrt.)  gebort 
Unter  feiner  Regierung  mürbe  gegen  ben  ^rianiS« 
mud  bad  erfte  (Soncü  Don  9licaa  (f.  b.  3lrt.)  ge- 
balten ;  ob  er  an  ber  Sentfung  beS  le^tem  burd^ 
ben  Äaifer  betbeiligt  mar,  ift  nitbt  fieser  (fjunl 


10S5 


€Qlt)efter  n. 


1036 


ftitd^engef^l^U.^tl^anblungeA  u.  Unterfud^ungen 
I,  ^aberborn  1897,  57.  501—506),  bod^  ent- 
fanbte  er  ^u  bemfelben  fiegaten  (Euseb.  Vita 
Const.  8,  7).  6tne  nad^folgenbe  befonbere  SBe- 
ftätigung  be§  Soncifö  burd^  @9U>efter  löfit  ftd^ 
nid^t  enoeifm  (gunf  I,  95).  3n  Stom  grünbete 
er  eine  aRufif fd^ule  (^ergenrdtl^er,  flird(|enge(d^id^e 
I,  8.  Sluff.,  600).  m^  fein  £obedtag  gilt  ber 
81.  2)ecem6er.  (SSgl.  Jaff^,  Begesta  Boro. 
Ponüf.  I,  2.  ed.,  28-80;  ü,  783;  Vita  Sü- 
vestri  auctore  ßimeozie  Metaphrasta ,  bei 
Surius,  Vitae  sanct,  mens  Dec. ,  Colon. 
1618,  868  sqq. ;  Liber  Pontificalis  I,  ed.  Du- 
ehesne,  170.) 

©9li)cftcrn.  (999—1003),  Dorlfter  ©er- 
ber t,  XDQx  um  985  Don  armen  SItem  in  ber 
Stmergne  geboren  unb  im  ftlofier  SluriUac  er- 
}ogen.  ®rüf  Sorrel  oon  ^Barcelona  nal^m  ben 
f öligen  jhtoben  mit  nad^  Spanien,  mo  er  jid^ 
namentUd^  unter  ber  fieitung  bed  99i(d^ofd  ^tto 
Don  fßx^  unb  eines  Sofe))]^  beS  SISeifen,  beffen 
$erf6nlid^feit  fid^  nid^t  feftftenen  Iö|t,  mat^e- 
matifd^e  unb  naturtDiffenfd^aftlid^e  jlenntniffe  an- 
eignete. 9Rit  ^atto  !am  er  nad(|  9lom,  tt)o  $a))ft 
Sobonned  XUE.  (f.  b.  9(rt.)  auf  il^n  aufmerffam 
tt)urbe  unb  il^n  bem  j?aifer  Otto  I.  (f.  b.  9lrt.) 
em))fabl,  ber  i^n  auf  feine  Sitte  bem  Slrd^ibiacon 
®[erannu§]  Don  IRetmd  gum  Unterrid^te  in  ber 
Sogif  übergab.  Srgbifd^of  Vbalbero  ernannte  i^n 
}um  Seigrer  an  ber  2)omfd^uIe  gu  IReimS.  @etn 
Sd^fller  9ii(^er,  ber  i^m  fein  ©efd^id^tdmerl  (Mon. 
Germ.  bist.  Scriptt.  III,  561 — 657)  jugeeignet 
l^t,  erjöblt,  XDXt  @erbert  einmal  Dor  Otto  11. 
inSlaDenna  ftegreid^  gegen  Ortrif,  ben  berühmten 
Seiter  ber  3J}agbeburger  Somf  d^ule,  bi8))utirt  tyiU. 
Otto  II.  (f.  b.  3lrt.)  ernannte  i^n  982  jum  9IBt 
Don  IBobbio.  S)a  er  aber  l^ier  tt)egen  ber  Staub- 
gier ber  ^beugen  mit  9lot]^  unb  SRangel  ju  läm- 
))fen  l^atte,  fefrte  er  »ieber  nad^  9teim8  gurüdC. 
S)ort  erflärte  er  unter  großem  Sulaufe  Don 
@d^Iem  aus  nal^  unb  fem  bie  ©d^riftcn  beS 
SriftoteleS  unb  bie  lateinifd^en  Slafftfer  unb  leierte 
bie  Derfd^iebenften  SBiffcnfd^often.  ©ein  Srief» 
loed^fel  ^eigt,  ba^  bie  SOi^iffeufd^aft  fein  Sebend- 
element  roat:  fein  SieblingSfd^riftfteUer  fd^eint 
SBoetbiud  (f.  0.  3lrt.)  getoefen  gu  fein;  ^balbero 
befignirte  il^n  gu  feinem  92ad)foIger.  2)od^  erhielt 
nac^  beffcn  Sobe  (24.  Suni  988),  auf  betreiben 
beS  ffönigS  ^ugo  Q^optt,  Smulf,  ein  natürlid^er 
@obn  be3  frangöfifd^en  ffönigS  Sotl^ar,  ben  er}- 
bifd^öflid^en  @tul^I.  9118  berfelbe  jebod^  brei  Sa^re 
f|)öter  burd^  eine  ©Quobe  in  ber  jKrd^e  beS  ffi.  SBa- 
foIuS  bei  SRcimS  (17.  unb  18.  3uni  991)  toegcn 
ongebIid(|er  Untreue  gegen  ben  ftönig  abgefegt 
iDurbe,  tocxb  auf  SBunfd^  C^ugo'S  ®erbert  jum 
grjbifd^of  gemäblt  (SBcrid&t  OcrbcrtS  über  bie 
©Qnobe  in  ben  Mon.  Germ.  bist.  Scriptt.  III, 
658—686).  ffieS  lejtem  bei  bicfcr  ©elegenbeit 
abgelegtes  @laubenSbefcnntni^  Dermeibet  jebe  (Sx^ 
Hörung  über  feine  ©tellung  }um  pöpftlid^en 
©tul^le,  beffen  Sfuctorität  Don  ben  frangöfifc^en 


93ifd^öfen,  nomentltd^  Don  9mulf  Don  Orleans, 
arg  angegriffen  U)urbe.  ^tö  6qbif(^of  bielt  (Ser- 
bert eine  $roDingialf9nobe,  toeld^eoOeSefdtiöbiger 
bed  ftird^enguteS  gur  9u^  aufforberte:  gegen- 
über mand^en  Smeif ein  an  ber  Sled^tmd^igfett  ber 
betreffenben  Sef d^Iüffe  bielt  eine  @^nobe  )u  S^la 
unter  SBorft^  beS  ftönigS  Itobert  Don  gfranfrei^ 
unb  unter  Seitung  @erbertS  biefelben  aufregt. 
$a))ft  Sol^onneS  XY.  fd^idtte  gur  Crlebigung  ber 
©ad^e  ben  W)t  Seo  Don  St  SonifotiuS  unb 
^^lejiuS  in  9tom,  meld^er  eine  ©Qnobe  ber  beut» 
fd^en  unb  fraTqöfifd^en  93tf(^5fe  nad^  9Jloufon  b^ 
rief,  auf  berfelben  (2.  Sunt  995)  erfc^ien  mir 
®erbert;  biefer  mürbe  tro^  feiner  Sertbeibigung 
(Mon.  Germ.  1.  o.  690  sq.)  btS  gum  1.  3uli 
uSpenbirt,  fteUte  aber  ben  SSefd^tu^  unter  9(u§- 
öflen  auf  ben  ))d))filid^en  ©tu^I  atö  ungefe^it^ 
^in.  €ine  neue  ©Qnobe  gu  9leim6  ober  &tnU 
(Goncilium  Causeiense)  am  1.  3uH  995  er* 
flörte  tro|  einer  Siebe  @erbertS  bie  9(bfe|ung  9f 
nulfd  unb  feine  Sr^ebung  für  unred^tma|ig 
(Mon.  Germ.  1.  c.  691—698 ;  gum  ®angen  Ogl. 
^efele,  Sonc.-®efd6.  IV,  686—648).  CtncT 
einlabung  Otto'S  IIL  (f.  b.  9x1)  folgenb,  begab 
fid^  ®erbert  nadl^  STiagbeburg  unb  tourbe  ber 
fiebrer  beS  |ungen  ffbnigd.  SRit  i^m  gog  er  996 
über  bie  Sllpen  unb  berichtete  ber  Sro^muttrr 
^bell^eib  (f.  b.  9rt.)  Dou  ber  DoÜgogenen  ffaifer» 
frönung.  Senn  ©erbert  aber  DieOeid^t  gehofft 
batte ,  burd^  ben  neuen  ^pft  ®regor  Y .  (f.  b. 
9lrt.)  auf  bie  Vermittlung  bed  ffoiferS  l^in  fein 
ebemafigeS  SrgbiStl^um,  in  loeld^em  9mu(f  noc^ 
nid^t  reftituirt  mar,  mieberguerbalten,  fo  mu^te  er 
erleben,  ba|  i^m  Otto  geitmeilig  feine  ®unf!  ent- 
gog.  infolge  beffen  blieb  er,  gumal  burcb  Rxanh 
beit  gurüdCgebalten,  in  statten.  Sod^  entfd^&bigte 
ibn  ®regor,  inbem  er  ibn  im  Spril  998  gum  6rg« 
bifd^of  Don  SlaDenna  ernannte  unb  bamit  bie 
©tatt^alterfd^aft  im  Siard^at  unb  in  ber  Srof« 
fd^aft  Somacd^io  Derbanb.  ©c^on  am  1.  3Rai 
bielt  ®erbert  eine  ^roDingialfqnobe,  eine  gtoeite 
am  20.  @e|)tember  beSfelben  SabreS ;  oud^  nabm 
er  tbeil  an  ber  römifcben  ©^nobe,  loeld^  ben 
ebebonbel  bed  frangöftfd^en  AönigS  Stöbert  (f.  b. 
3lrt.  gfronfreid^  IV,  1725  f.)  entfd^ieb.  Wad^  bem 
3:obe  ®rcgor8V.  (18.gebnior999)  würbe  ©er- 
bert auf  aSunfd^  bed  ffaiferd  gum  gkipft  gemd^lt 
Sr  nannte  fidb  ©QlDefter  11.  unb  mar  ber  erfie 
frangöftfd^e  ^a))ft.  ©eine  Saufbabn  mürbe  bar> 
gefteEt  in  bem  ^ej^ameter :  Scandit  ab  B  Ge^ 
bertus  ad  B,  post  papa  viget  B.  ©(bon 
löngft  l^atte  er  feine  papftfeinblidde  ®efmnung  ab- 
gelegt unb  entfaltete  {e^t  eine  eifrige  3:^gfeit, 
namentlicb  gegen  bie  ©imonie  unb  ben  unfitt- 
lidden  SBanbel  ber  ®cifili(ben,  fo  ba|  er  ein  mür« 
biger  !Rad^foIger  feinet  SorgöngerS  unb  Vor- 
gänger ©regorS  VII.  gemorben  ifL  Crbfltten  ijl 
nod^  ein  Sermo  de  informatione  epi«coponim 
(bei  Migno,  PF.  lat.  CXXXIX,  169  sqq.),  üiel- 
ldd)t  beftimmt,  bie  ©runbfä^  beilegen,  nac^ 
benen  er  fein  3(mt  gu  fubren  beabftd^tigtc.  Um  gu 


1087 


e^Iüeftet  in.  —  ©^ioeftet,  Setnl^arb. 


1088 


adjutn,  toit  er  feine  fcfi^eren  Snfid^ten  gednbert, 
kpigle  e^lMfiti:  fetbft  btt  »eftitution  «mulfs 
Den  Xcimf  utib  äbarfanbte  i^m  Sting  unb  @tab. 
finif4iAeii  trat  er  aiu$  in  bem  iS^ljoaM  Sto- 
kttl  at4  unb  erreU^e  burd^  ben  W>t  Vblo  Don 
gtaof  (f.  b.  tirt),  ba|  berfelbe  {id^  Don  SBertl^ 
tmmte.  BUpf^  Don  Ungarn  (f.  b.  Srt.)  Derliel^ 
ff  btit4  6d^rnben  Dom  27.  Stärg  1000  bie 
fiMgIfrone,  ernannte  t^n  }um  ))ä))ftßd^en  Sicar 
fü  fein  9iei4  unb  befreite  i|n  burd[|  Segrünbung 
finei  SRetropoIitanfi^d  in  ®ran  (f.  b.  ^rt.)  au8 
kff  tM^li4<n  Vb^gigleit  Don  ^ßaff au  unb  @al)- 
tog  a.  b.  artt.).  aHü  Otto  m.  ftanb  @9lDe[ter 
tant&icg  in  gutem  (Etnoeme^men  imb  förberte 
bejjen  p^intoftifd^  3bee  einer  UniDerfoImonord^ie ; 
tunnit  nütbe  oud^  fein  Aufruf  ex  perBona  de- 
fttUtaa  HierosolTmae  jur  Sefretung  bed  l^ei» 
09m  Sanbefi  {ufammenl^gen,  menn  bejfen  9ted^t« 
^  ni^t  f^  begrimbeten  3tt)eifeln  unterlöge 
Hl,  Jaffe  I,  n.  3938).  6(^on  balb  na(^  @9l- 
M^  Snt^ronifation  mati^te  Otto ,  inbem  er 
UffU^pHg  bie  fogen.  Sonftantinifd^e  @d^enfung 
für  eint  lügenhafte  Sfiction  erHärte,  bem  p&pft« 
lii^  Stuhle  ad^t  ®raf{d^afien  jum  ®e[d^enfe, 
oon  tenen  meiere  fd^on  frül^er  }um  fttrd^enftoate 
gt^ört  Ratten  (Mon.  Geim.  last,  Leges  II,  2, 
162;  bie  «ed^l^eit  ber  Ottonifd^en  @d^enfung 
Ditb  Dertreten  u.  9.  Don  S)öStnger,  flird^e  unb 
tM^,  SRünd^  1861,  502;  bie  Unäd^tl^eit 
u.  H.  burd^  SEBümand,  Sa^rbud^er  bed  beutfd^en 
Stentes  unter  ben  fgd^ft{((en  ftaifem  U,  2,  Ber- 
lin 1840, 233—243).  gnbe  OctoBer  1000  fam 
Ctto  HL  toieber  nad^  9iom ;  in  feiner  (Segen- 
iDott  (iclt  @9(Defier  am  1.  gfebruar  1001  eine 
Sonobe  in  Qadfm  beS  @tifted  ©anberdl^eim  (f.  b. 
«It.  y,  90).  SBalb  nad§  berfelben  mußten  $a))ft 
nnb  ßoijer  bie  aufra^rerifd^e  6tabt  Derlaf|en,  fo 
bfl|  bie  ^tteite  S^nobe  in  berfelben  ^ngelegenl^eit 
am  27.  IDecembet  in  Xobi  bei  Spoleto  abgebalten 
wAoi  mu^  (aber  bie  beiben  @Qnoben  f.  Qefele 
IV,  657  f.).  äBentgeSBod^en  fpäter  ftorb  Otto  UL 
in  ben  9nnen  beS  ^ßapfteS.  Siefer  felbft,  ber  in- 
(iDii^en  in  baS  gan)  in  ^änben  Don  ^rtei- 
(anptcm  befinbß<^  Stom  gurudgefel^rt  toax,  folgte 
ii^m  am  12.  3M  1008  im  Sobe.  @QlDefter  galt 
oü  ber  gelel^fie  Wann  feiner  3^  oxi  ber  @ren)e 
beSsaeeolmn  obscurum»  betounbert  n^egen  feiner 
Samtmjfe  in  ber  2:^eoIogie,  ^(Uofopl^ie,  ÜRatl^e- 
miSt,  äjhonomie,  9tatur(unbe,  fo  ba|  man 

Sbte,  er  fle^e  mit  bem  Xeufel  im  Sunbe  (Dgl. 
en,  ®erbert§  SBflnbnig  mit  bem  Xeufel,  in  b. 
3eäi4rW  f&  ^iftor.  X^eologie  Xm  [1843], 
X 158  ff.).  9uf  ifyx  mirb  bie  (Sinffil^rung  ber  ara- 
M{(^  3ifftm  unb  ber  $enbelu^ren  im  Slbenb« 
knbe  )urfi(fgefil]^rt  (Dgt.  9iagel,  ©erbert  unb  bie 
Se^enhmji  be9  10.  3al(|rbunbertS,  in  b.  aSBiener 
6l)mig8ber.  XOIV  [1888],  861  ff. ;  SGBei^cnbom, 
(kticii  IBettrag  }ur  ffenntni^  ber  aRat^ematif 
besnitlelaltetd,  Serlin  1888;  2)erf.,  3ur  ©efd^. 
berSinfttbrung  ber  jeftigen  3iffent  burd^  ®erbert, 
flctim  1892).  3)on  feinen  erhaltenen  @d(|riften 


über  bie  Derfd^iebenften  (Segenfidnbe  (bei  Migne, 
PP.  lat.  OXXXIX,  85  sqq.,  unb  A.  OUeris, 
Oeuvres  de  Oerbert  pape  boub  le  nom  de 
Sjlvestre  11,  aermont  et  Paris  1867)  fei  l^er 
nod^  befonberS  bie  bogmengefd^id^tlid^  n}id^tige 
Slbl^onblung  De  corpore  et  sanguine  Domiiii 
ermöl^nt,  totlä^t  frul^er  fälfd^Iid^  ^eriger  Don 
Sobbed  (f.  b.  9rt.)  jugefd^rieben  tt)urbe.  (Sgl.  auS 
ber  umfangreid^en  Siteratur  aber  S^lDefter  IL 
au^er  ben  Bearbeitungen  ber  beutfd^  ©efd^id^te 
Don  SSümanS  unb  ®iefebred^t  nod^  ^oi,  @erbert 
ober  $a))ft  ©ÜDefter  IL,  Sßien  1837 ;  Axinger, 
Histoire  du  pape  Sylvestre  11  et  de  son 
siäcle,  Paris  1842;  Sübinger,  lieber  @erbertd 
»iffenfd^aftlid^e  unb  poM]6)t  SteUung,  ffaffel 
1851 ;  OUeris  L  c.  p.  XVE— €CV ;  Sappe, 
®erbert  ober  ^{t  S^llDefter  n.  unb  feine  3eit, 
»erlin  1869  [ißrogr.];  SBemer,  ©erbcrt  Don 
»urillac,  bie  Utrd^e  unb  SBiffenfd^aft  feiner  3eit, 
SBien  1878;  @d^ulte^,  ^opp  S^lDefter  IL 
als  Seigrer  unb  Staatsmann,  ^mburg  1891 
[«ßrogr.] ;  ffierf .,  ®ie  Sagen  über  ©ilDefter  IL, 
C)amburg  1893.  Sßeitere  Sit.  bietet  giottl^afi, 
Biblioth.  bist.  med.  aeyi  I,  2.  9ufl.,  Berlin 
1896,  501  f.) 

©^iDejIer  IIL  nannte  fid^  ber  Anfang  1044 
Don  ben  IRbmem  gegen  Benebict  IX.  (f.  b.  9rt.) 
ald  @egenpap{l  erhobene  93i{d^of  3obann  Don 
©abina.  ®d^on  nad^  49  Xagen  nmrbe  er  Don 
Benebict  Dertrieben,  mol^nte  bann  aber  im  Slpril 
1044  einer  @Qnobe  beSfelben  bei,  moraud  man 
toolfjH  auf  feine  SluSföl^nung  mit  Senebict  fd^He|en 
fann.  Ueber  fein  fpatered  ©d^i^al  f.  b.  «rt 
©utri.  (Sgl.  ©teinborff ,  3abrbäd^er  beS  beut- 
fd^en  Steid^  unter  ^einrid^  III.,  I,  Seipg.  1874, 
258  ff. ;  ^efele,  gonc-®ef^.  IV,  706  ff. ;  Jaff6, 
Begesta  I,  523  sq.) 

©i^lDejter  lY.  nannte  ftd^  ber  im  StoDember 
1105  gegen  ^afd^IiS  U.  (f.  b.  9rt.)  mäbrenb 
beffen  Sbmefen^eit  burd^  bie  laiferlid^e  $artei  in 
9lom  unter  gfübrung  befi  SRarlgrafen  SBemer  Don 
^ncona  als  @egenpapft  aufgefteüte  $riefter  SRagi- 
nulf.  ©d^on  nad^  n)enigen  Zagen  mürbe  er  Der- 
trieben; quo  transierit,  ignoramus,  fagt  ^" 
fd^aliS.  9IS  ^einrid^  Y.  1111  mit  bem  ^apfte 
megen  ber  Shioeftitur  (f.  b.  Strt.  SuDeftiturftrcit 
YI,  856  f.)  in  ©trett  geriet)^ ,  fanb  ÜRaginuIf 
fid^  im  Sager  beS  ItönigS  ein ;  DieSeid^t  mürbe, 
als  $afd^alis  ben  Dorgefd^Iagenen  Bertrag  nid^t 
annehmen  moSte,  mit  bem  Segenpapfte  gebrol^i 
Bor  ber  jfaiferfrönung  ^einrid^S  mu|te  ÜRagi« 
nulf  Dor  ber  ©tabt  feiner  SBürbe  entfagen  imb 
^afd^aliS  Obebienj  leiften.  (Bgl.  Mon.  Oerm. 
bist  Scriptt.  Y,  477  sq.;  üdalricus  Bam- 
berg., bei  Jaffe,  Bibliotheca  rer.  Germ.  Y, 
285 sq.;  Watterieb,  Yitae  Rom.  Pontif.  II, 
89  sq.;  Jaffe,  Begesta  1, 773  sq.;  ^efele,  Sonc- 
®efd^.  Y,  283.  312.)  [SDBurm.] 

^VEne^et,  Bernl^arb,  f.  Beml^arb  Don 
ei^rtreS;  ©QlDefter,  gfrau},  f .  ©^IbeftriS, 
gran}a;  ©^iDefter  @ongelin,  ber  1^1.,  f. 


1039 


@9lt)e{lerocben  —  @Qlt)eftriner. 


1040 


©^löcftriner,  ©^Ibcjler,  Sol^anneS,  f.  3o« 
^anncS  ©plücfler;  S^Iöcfter  ^ricriaS,  f. 
^rierioS;  ©t)Iöefter  ©^ropuIuS,  f.  ©tjro- 

^^tvtflexoxbtn  ober  Crben  Dom  golbenen 
Sporn  l^cifet  eine  öon  ^ap]i  ©regoriuS  XVI.  gc- 
fHftete  OrbenSaugAetd^nung.  ©eit  unbennid^en 
Seiten  gab  ed  im  Jtird^enftaote  eine  ^njal^l  jogen. 
SQt)Qlieti,  nield^e  bel^oupteten,  il^re  ®enof(en{(^Qft 
l^obe  bQg  Somitat  if aifcr  &)nftQntinS  gebilbet  unb 
l^obe  Don  biefem  unter  Seftötigung  be3  fßapfted 
©Qfoefter  I.  baS  Siedet  erj^olten,  golbene  ©poren 
gu  trogen,  toobet  j[ebed  einzelne  Witglieb  in  bie 
@enof)enfd^aft  cooptiren  fönne.  ®en  Dielen  2)id- 
cufftonen  über  bie  ^iftorifd^e  SBere^tigung  biefeS 
SSorgebenS  mad^te  (Srcgor  XVI.  ein  finbe,  inbem 
er  am  81.  October  1841  ben  Orben  beS  %  ©ql- 
Defter  ftiftete  unb  iebem  ber  oben  genannten  6a- 
bolieri  unter  Sufl^ebung  aller  Don  i^nen  bean- 
{prud^ten  ^riDilegien  baS  Siedet  Dorbe^ielt,  biefe 
S)ecoration  gu  tragen.  S)er  neue  Orben  foüte 
150  (Somture  unb  300  Kitter  innerl^alb  beS  ftir» 
d^enftaated  umfaffen,  ol^ne  bog  bem  ^ßapft  Der- 
mfiit  fei,  im  ^uSlanbe  biefe  ^uSgeid^nung  nod^ 
»eitcr  5U  ert^eilcn.  9118  3nfigne  tragen  bie 
Somture  ein  größeres  @oIb!reu5  am  ^alfe,  bie 
Sitter  ein  fleinereS  auf  ber  linfen  Sruft.  S^er 
Orben  foüte  ouSgejeid^neten  TOönneni  Derliel^en 
toerben,  »eld^cr  9lrt  aud^  i^r  Serbienfl  fei;  an 
ber  ©pi^e  foHte  ber  iebeSmalige  Sarbinalfecre- 
tör  ber  öreDen  fte^en.  (SSgl.  Moroni  LXVIU, 
238  sgg.)  [ffaulen.] 

^i^ftie^rittrr,  eine  im  13.  Sal^rl^unbert  ent- 
ftanbene  SUformcongregotion  beS  iBcnebictiner- 
orbenS,  trögt  il^ren  ^Jknicn  Dom  l^I.  ©^loefter 
©onjclin.  ®iefer  »urbe  um  1177  gu  Ofimo 
als  ©proffe  ber  Samilie  ber  ©ojjolini  geboren, 
ftubirte  in  $abua  unb  93oIogna  3uri§pniben,^, 
toibmete  ftd^  l^ierauf  bem  geiftltd[}en  ©tanbe  unb 
erl^ielt  ein  Sanonüat  in  feiner  33atcrftabt.  Um 
1227  50g  er  \\ä)  jebod^  in  bie  Grotta  fucile  bei 
Ofimo  gurüdf  unb  erbaute  1231  auf  bem  SScrge 
tJano  bei  f^abriano  ein  ftlöftcrd^cn.  ©einen 
©d^ülern  fc^ricb  er  bie  Segel  beS  1^1.  löenebict  Dor, 
toeld&e  nicf)t  nur  in  i^rcr  urfprüngli^cn  ©trenge 
befolgt  njcrben  fottte,  fonbern  nod^  in  manchen 
Segiel^ungen  Derfc^ärft  würbe ;  nanientlid^  n)urbe 
in  aflen  S)ingcn  bie  äu^crfte  9lrmut  jur  ^flid^t 
gemad^t.  iBalb  entftanben  einige  anbcre  jflöfter 
beS  „OrbenS  Don  9)bnte  fjano" ;  mcl)rcre  fd^on 
beftel^enbe  untcrftellten  fid^  ber  Leitung  bc§  ()I.  ©t)I- 
Defter,  fo  bafe  c§  bei  beffen  3;ob  (26.  ^JJoDember 
1267)  minbcftenS  11  fflöfter  biefer  Kongregation 
gab.  @d[)on  am  27.  3uni  1247  wax  bie  8e» 
ftötigung  ber  Kongregation  burd)  eine  5?ulle  3nno- 
cenj^  IV.  erfolgt.  3n  SRom  übergaben  bie  ga- 
nonifer  Don  ©t.  ^eter  ben  ©^iDeftrincm  bie  Äird^e 
bc8  1^1.  3acob  in  ©ettimania;  an  bereu  ©teile 
erl^ielt  bie  Kongregation  1568  bie  fiird^e  ©t.  ©te» 
p^an  bei  Sacco,  ttJeld^e  fie  nod^  l^eutc  bejttt.  2Bei- 
tere  ©^iDeflrinerflöfter  »urben,  iiiftbejonberc  in 


ber  3Rcxl  Sncona,  in  Umbrien  unb  SuScirn,  fXß 
rid^tet  unter  ben  auf  ben  l^eiligen  Stifter  f olgenbn 
OrbenSgeneralen  3ofep^  bella  ©ena  @.  Cuirio 
(geft.  1268),  bem  fei.  ^Bartholomäus  bi  gingofi 
(geft.  1298)  unb  2)om  Slnbrea  (Siocomo  ba  go- 
briano,  ber  baS  Seben  beS  l^eiligen  ©tifteiS  ic- 
fd^rieb.  3ur3ett  i^rer  l^öd^ften  »lute  lö^ttebk 
Kongregation  56  Wännerflöfter,  tooDon  bie  ma^ 
ften  in  Stalien,  einige  in  Portugal  unb  9ra^iei 
gelegen  toaren.  S)er}eit  e^iftiren  nod^  bie  (So» 
Dente  ^u  f^briano,  ©afjo  gerrato,  Perugia, 
Oftmo,  ©ena  ©an  Ouirico,  9iom  (S.  Ste&M 
sopra  Gacco),  9RateIica,  fämmtli^  in  ätoItoL 
2)ie  Sal^I  ber  ^Ritglieber  eneid^t  md)i  100.  S« 
1662 — 1680  toar  bie  Kongregation  mit  bo 
SSaüumbrofanem  (f.  b.  9(rt)  Dereinigt;  im  3<d^ 
1681  mürbe  biefe  93ereinigungmieberaufge^6a, 
n)orauf  bie  ©qlDeftriner  neue,  Don  ^lesanber  Vm 
1690  beftötigte  KonftUutiouen  erl^ielten.  3SUIfm 
^ilige  unb  ©elige  (ber  I^L  IBonfiliuS,  tniHß 
Sifd()of  Don  Sfoligni,  ber  fei.  @ioDannt  bei  9a> 
ftonne,  ber  feiige  3ofep]^  unb  ^ugo  Don  Smt 
©.  Ouirico  u.  %)  finb  auS  bie|er  Kongregatioi 
l^erDorgegangen.  3n  neuerer  S^it  mad^ten  fu(  Me 
©QlDeftriner  burd^  i^re  IDUfftonSarbeihn  im  a|»* 
ftolifd^en  93icariat  Kolombo  (Kanbq)  ouf  Se^Ioft 
(feit  1855)  Derbient.  —  Sin  n)eiblid^3»eig  ber 
Kongregation  (©QlDeßrinerinnen)  cntpoiA 
nod^  5U  Seb^eiten  beS  ifL  ©Qloefter  (Sonjelin  M 
Bttta  ©.  Ouirico ;  in  ber  t^olge  bel^ielten  bie 
©QlDeftriner  inbe|  nur  bie  fieitung  beS  ^m» 
flofterS  ©t.  93enebict  in  iperugio  bei 

9ln  ber  ©pi^e  ber  ©QlDeftrinercongregotioi 
fielet  ber  (Seneral  (®eneralabt),  ber  einen  Sios 
3ur  ©eite  l^at,  an  ber  ©pi^e  eineS  jeben  SKü^ 
ber  $rior  (oft  Sbt  geimnnt).  Ser  @eneral  unb 
beffen  SSicar  mie  au(|  ber  $rior,  ber  Selotor  unb 
ber  92oDi5enmeifter  eines  leben  einseinen  ftlofini 
merben  auf  bem  ©eneralcapitel  aufgefteüt,  rotidfi 
fid^  aQe  Dier  3(i^re  Derfammelt  unb  auf  bem  bb 
mirflidien  unb  bie  Sitularprioren,  bie  Sectorm 
unb  bie  9loDi§enmeifter,  ber  OrbenSfecretöt,  bet 
©encralprocurator  unb  bie  beiben  ®eneralDifilo« 
toren  als  ftimmbered)tigte  VMtglieber  erft^einen. 
tttuf  bem  ©eneralcapitel  merben  aud^  Dier  i^tfäp 
toren  gemö^It,  ferner  gmei  ®eneralDifttatm 
meldte  in  SSerbinberung  beS  ©eneralS  bie  fflöjla 
5U  Difitiren  baben ;  enblid^  Dier  Witglieber,  v^ 
bie  !EBeobad^tung  ber  Konftitutionen  feitenS  M 
©encralS  gu  übermadien  unb  bie  gemiffeniajie 
KrfüUung  biefer  il^rer  ^flid^t  fogleid)  burd^  ein« 
Kib  5U  Derfpredjeu  ^aben.  *^ud^bcr(8eneroIIeipit 
nad^  feiner  Krmä^Iung  einen  ©d^mur,  bie  Eon« 
ftitutionen  ftrenge  beobad)ten  unb  baoon  nur  in 
äu&crften  JRotl^faUe  bispcnfiren  ju  moEen.  Ur» 
fprünglid^  maren  bie  ©eneröle  unb  ^rioren  auf 
l'ebcn^jeit  gemä^It ;  ^ul  IIL  befd^rönfte  1543 
i^rc  JRcgierungS.^eit  auf  brei,  SKcjanber  VUL 
1690  auf  Dier  Sa^re.  ftein  5D^önd^  farai  ju» 
^rior  beftcüt  werben,  menn  er  nid^t  Dörfer  lüu« 
larprior  gemefcn  ift;  feiner  tonn  Sitularpriot 


1041 


St^Ut^xifi  —  ©^IbiuS. 


1042 


mbcn,  »ettn  er  ni^t  t)or^et  9lDbtienmeifiet  ober 
itOsft  loor  ober  onbcre  tDi^ttge  OrbenSömter  be- 
fleibd  bot  ^c  @9foeftniier  beten  bo§  93eiie- 
butmerbcetncr,  anb  stoür  bte  aTlotutin  Dom  9Jlai 
Md  September  etnf(bltegti<^  um  SRitternad^t,  im 
Simi  um  1  IQr^  im  SRörg  um  2  Ubr,  im  S)e- 
dsibrr  unb  gfebruor  um  3  U^r,  im  Sanuor  um 
4  übt.  lu|er  bem  9)reoier  beten  fie  im  S^or  bod 
Offidun  pamun  B.  M.  Y.,  nadd  ber  ^rim  mirb 
bif  metbeUtgenlitcmei  eingefügt,  mä)  Der  Sefper 
fiobct  eine  geiftlid^  Sonferenj  ftatt ,  m^  ber 
fmpM  ift  eine  @tunbe  ^Betrachtung.  @ie  effen 
nirmdS  gleifd^  nnb  entbalten  fid^  an  ben  t$rei« 
tagm  mib  on  ollen  benienigen  Stagen^  on  toelc^cn 
{k  bo8  deiunium  beobod^ten  (u.  %  Don  jheug- 
at^brntg  bis  Ojlem  töglicb),  aud^  ber  Sier  unb 
{odkinien;  an  biefen  Xagen  nehmen  fie  nur  eine 
emsige  Wablseit.  9u4  auf  Steifen  fmb  bie  @9l- 
N|hrmeri^ibren8faftenDer))fiid^tet.  S)ie2)i§ciplin 
fmbet  in  ieber  SBo^ie  gmeimol,  teöbrenb  ber  %b- 
RsttS"  unb  ber  gäfienneit  tobd^entlid^  Diermal  ftatt. 
3^  @)}loef!riner  boben  biefelbe  jHeibung  xoxt  bie 
Snt^ictiner,  nur  ift  fie  nid^t  Don  fd^h)ar5er,  fon« 
brni  Don  tuifi^btauer  garbe.  Ser  ®enerol  %Qt 
wAOk  ffleibung  unb  trögt  SRontelet  unb  SJtoasett 
b(t  tdmifd^  !ßrälaten;  er  bot  bad  Siedet,  ^on» 
ffiralgotleSbienfle  obju^Uen  (maS  ben  bebten  ber 
übhgm  Stbftfr  mir  breimol  im  Sabre  innerbalb 
ftn4  fflofrofi  erlaubt  ift)  unb  ben  Sieligiofen  ber 
l(ragcegation  bie  nieberen  SBeiben  ju  ertl^eilen. 
i^L  Seb.  Fabrini,  Breve  Chronica  della 
eoogregazione  dei  Monachi  Silyestrini,  Ca- 
merino  1618  [neu  herausgegeben  Don  P.  ^ma- 
bfttl  Storofi  uiü)  P.  ^ngeluS  fiucantoDi,  3iom 
1706];  CoBtiiuzioni  della  congregazione  dl  8. 
Benedetto  diMontefano,  Rom.  1690;  Heljot- 
Badicbe,  Hist.  des  ordres  relig.  Ul,  561  ss.; 
Horoni,  Dir.  LXYI,  114  sgg.)  [ßeimbud^er.] 
^&k(M$,  $ran)  a  (©UDefier  gfrancidcuS), 
0.  Pr. ,  bebeutenber  Xf^tolo^t  beS  16.  Sal^r- 
IsnbexlS^  ttmrb  um  1474  )u  genara  geboren 
snb  trat  fcbon  im  Stiter  Don  14  3abren  in  ba§ 
Soornicanacnofter  feiner  Saterftabt  ein.  9tad^- 
bcm  et  lol6  gu  93Dlogna  bie  tbeologifd^e  S)octor- 
Dmrbe  edongt,  »irfte  er  Don  1516 — 1519  ofö 
$nor  feined  Orbend  guerft  in  f^enara,  bann  in 
SoIogiuL  tKuf  bem  $roDin)ioIca))iteI  gu  ÜRai* 
ionb  tmirbc  er  1519  )um  ©eneralDicar  ber  Con- 
gr^tio  oonventumn  ntriusque  Lombardiae 
ftdoüblt  unb  bestätigt.  9lad^  Ablauf  ber  gtoei- 
j%igm  9lmtS}eit  fungirte  er  einige  Solare  al§ 
SfdenS  beS  CrbenScoUegd  gu  99oIogna,  bis  er 
fliblid^  om  11.  3uni  1525  auf  bem  ®eneral- 
ointet  )u  9tom  jum  OrbenSmeifter  ber  $rebiger- 
tettbs  erUKiblt  »urbe.  %l%  fold^er  mar  er  un- 
mnublit^  in  ber  Sifitation  ber  ff  löfter ;  er  befud^te 
Me  meiften  Sonoente  3talien8  unb  t$franfrei(|d 
mh  b^ite  ben  ißlan  gefaxt,  nad^  @))anien  }u 
tciim,  um  oud^  bort  baS  OrbenSleben  gu  neuer 
Slüte  SU  bringen,  aß  er  Dom  gieber  ergriffen 
Mb;  er  fiaib  gn  StenneS  am  19.  September 


1528  unb  marb  in  ber  ffird^e  beS  bortigen 
ff lofterS  beigefejt.  ~  Srang  a  ©^iDeftriS'  §aupt- 
merf  ift  ber  monumentale  Sommentar  gur  Summa 
contra  GentileB  bed  bt*  ^b^^^^  ^^^  Slquin 
(St)on  1567).  ^u|erbem  fd^rieb  er  Srflärimgen 
gu  Derfd^iebenen  Sudlern  beS  ^riftoteleS  unb  ein 
Seben  ber  feiigen  Oftonna  au8  bem  S)ominicaner* 
orben.  @egen  Sutber  Dertbeibigte  er  $rimat  unb 
lird^lid^e  Stnrid^tungen  in  ber  @d^rift  Apologia 
de  convenientia  institntorum  Bomanae  ec- 
clesiae  cum  evangelica  libertate.  Tractatus 
adversus  Luthemm,  de  boc  pessime  sen- 
tientem,  Bomae  1525.  (SBgt.  Quetif-Ecbard, 
Scriptt.  0.  Pr.  n,  59  sq.)  [^.  Don  2oö  0.  Pr.] 
^^foittd  (@ilDiud),  %tan^,  bebeutenber 
fd(|oIaftifd^er  Z^eologe  unb  Kommentator  beS 
bl.  Xi^omali  im  17.  Sabrl^unbert,  nurbe  im  3. 
1581  gu  SBraine«Ie-Somte  im  ^ennegau  geboren. 
92ad^  Sottenbung  ber  ^umaniftifd^en  @tubien  im 
College  d'Houdain  gu  9Ron§  ftubirte  er  ^b^lD- 
fopbie  on  ber  Sömener  UniDerfttöt  unb  ging  bann 
nad^  3)ouai,  mo  er  ben  t^eologifd^en  @tubien 
oblog  unb  gletd^geitig  im  bortigen  fönigli(ben 
SonDict  $]^iIofo^bi^  Dortrug;  am  9.  9loDember 
1610  erlangte  er  gu  Souai  bie  tbeologifd^e 
Soctormürbe.  3R(m  Derfprad^  ftd^  fo  Diel  Don  ber 
SSiirffamleit  bed  iungen  @elebrten,  ba|  ein  Der« 
bienter  $rofeffor  ber  ^0(bfcbule,  Sartl^oIomöuS 
$etri,  auf  feinen  fiel^rftubl  Dergid^tete,  um  ibm 
$Ia^  gu  mad^en.  2)a  ftarb  am  20.  @e))tember 
1613  bie  fieu(bte  ber  UniDerfitöt  Don  S)ouai,  ber 
groge  €)liu8  (f.  b.  9lrt.),  unb  nun  mürbe  S^lDiuS 
an  beffen  SteQe  berufen.  Später  marb  er  aud^ 
(1618)  gum  Gräfes  bed  bifd^öflid^en  SemtnarS 
unb  gum  (SanonimS  an  ber  SoUegiatftrd^e  beS 
bl.  Smatud  gu  SDouoi  ernannt  unb  nad^  einigen 
3abren  (1622)  gum  2)ed^anteu  biefer  ffird^e  be- 
förbert.  9lld  fold^er  Derfab  er  gugleid^  baS  ^mt 
eines  SSicefanglerS  ber  UniDerfitöt  gu  2)ouai. 
@QlDiu8  ftarb  am  27.  Ofebruar  1649 ;  bie  fieic^e 
mürbe  in  ber  Soüegiatfird^e  beS  b^*  ^matuS  bei- 
gefe^t,  mo  eine  ©rabfd^rift  ben  iBerftorbenen  als 
treuen  ©d^üler  unb  guDerlaffigen  Srflörer  ber 
beiligen  ffird^enlel^r  SuguftinuS  unb  2:]^oma3 
Don  Slquin  rübmt  @QlDiud  fübrte  ein  b^ilig» 
mäßiges  ^rioatteben;  gleid^geitig  mar  er  ein 
unerfdirodener  93orföm))fer  für  bie  £ebre  unb  bie 
Sfreibeit  ber  fatbolifd^en  ffird^e.  »IS  im  3. 1648 
einige  Sömener  Sb^ologen  ben  93erfud^  mad^ten, 
bie  gacultöt  Don  S)ouai  für  ben  3<iufeniSmuS  gu 
geminnen,  mar  eS  bauptfäd^Iid^  @t)lDiuS,  ber  ibre 
^emübungen  Dereitelte.  @eine  $oIemi(  blieb 
übrigens  ftetS  eine  burd^auS  eble,  mie  er  benn 
äberbau))t  Don  gb^^Q^^^  tnilbe  unb  bulbfam  mar. 
2)en  größten  Slubm  l^at  er  ftd^  burd^  feinen  Kom- 
mentar gur  Summa  beS  1^1.  i:bomaS  Don  »quin 
ermorben,  beffen  SSorgüge  Dor  »Sem  IBoUftänbig« 
feit  unb  fflarbeit  finb  (»uSgabe  gu  S)ouai  1620 
bis  1681,  4  9Jbe.,  u.  ö.).  daneben  Derfafete  er 
nod^  Derfd^iebene  anbere  tl^eologifd^e  SBerfe,  Don 
benen  ber  Kommentar  gum  $entateu(^  unb  bie 


Suffitninmgt^ttntS,  bann  in  ütmtiaeentr  93e- 1  ber  Sijtntioit  übci^au))!  btgtnnl  mit 
btulung  foao^I  bog  ftennjii^en  »nn  $R*:btT9}Icnf(I)gcit;bcnnf[i)i)nbüeTf4<i| 
fon  ober  &tt^t,  Die  ou^  baS  @innbilb  uon |nadl|  ®ottcä  Silbe  imb  Sltii^niB  (t 
tttoaS  9nbrmn.  Sßie  bit  erftt  bn  bttbni  le^l* '  imb  auS  2t^m  btt  Sibc  (Stn.  2, 7; i 

genannten  Scbeutungen  {ic^  nahiigcmäl  au3  bem  Stia'SauS  einer !Rip^tbe33!llanncl(6i 
iii{)]iiingli<^en  SSegnff  entmideltt,  jeigt  baS  bei .  tiattc  itire  fqmbotiii^e  iBcbnitung.  I 
btn  @tieificn  (ugl.  j.  %.  Piaton.  Symp.  c.  16)  Oiüi^te,  91bel  3:^iere  opfrrte,  jo  lug 
ritr}tDtg  9up.poXov  genannte  S^'^cn,  noiiin  gtoei  j  SqmdolijtninQitireTÜBenillanen.  Sinl 
©aftfrcunbc  [\ä)  alS  [olt^e  eTfaiinten.  Sebcr  Hon  i  bien[tli(^ni  ^nblungen  oDer  SEUet 
i^ntn  bejo^  namüt^  ein  ©tüil  eines  in  jmei  Steile  j  ©öjienbilber  ber  Reiben,  blieben  {qo 
gerbro^enen  3äfeld)enä  (bie  teesera  hoepitaÜB) !  ber  {ra|^efte  WaterialiSmuS  Cber^ 
unb  legitimirte  fi(b  bem  ^nbem  gegenüber  burt^  nnb  im  Se&en  ber  {familie  tcic  bet 
bai  1Ilneinanber)}af|en  ber  beiben  Stiicte ;  inbem  DoQjDg  fid^  faft  lein  mit^tigtrci  En 
babct  ouS  bem  3iil°>nmen^lt(n  bei  Steile  gu-  SpmboL  Sm  leic^ften  auBgcbilbet  i 
nä(^[t  berenSujummenge^örigleit  folgte,  ergab  ficE)  S^mbolif  in  bem  mofaifdien  eulM 
jugleii^  bie  3niammenge^ärigteit  ber  beiben  (Soft-  ffire^enb  bem  gangen  IStjarafter  btS  91 
treunbe,  nnb  ^d  tonnte  baS  süji^oXov  aut^  Jelbfl ;  taum  ein  91cl  Porlommt ,  bem  nit^ 
furjtceg  als  „ jf eimjeid^en'  ber  ©aftfreunbe  begei(^' '  juglei^  Qud)  eine  fqmbolilt^e  SBebnOi 
net  meiben.  —  Düibcrerfeiti  Uerbinbet  ^\ä)  mit  S^ai  @t|'ifieTilI}um  übtnut^m  biclr  € 
bem  Suiammenftcllen  Don  fclbft  baS  SJcrgleidien '  ber  natürlii^en  imb  auS  ber  im  SUn 
unb  bamil  bie  SßorfleQung  ton  ber  Sle^nlit^feit '  offenbarten  Steligion,  fotoic  auS  bcs 
jtoeier  2)inge.  ^aS  „Sqmbor  Tann  be|E)aIb  auc^ ;  Derfitiicbtnen  Götter,  es  ip  aber  ai 
boju  bienen,  an  baS  ibm  ^e^nlii^e  gu  erinnern,  felbft  reii$  an  fqmbolif^en  ^nblmt 


9lrt.  Scrimonie),  39i[bern  unb  gaibni 
Sltan  fuditc  unb  fanb  ftjmbaltf^  ^ 
in  ben  flini^enbauten ,  in  Sabltn , 
JReii^en  ber  91atur  unb  in  ben  Stjb 
eilten gum bleuen leftoment  3nbtra 


bie  £SorfteDung  auf  etmaä  ^inbereS  überjuleiten 
u.  bgl.  &o  uirb,  nomentli^  ba,  no  biird)  ein 
Bilb  ober  3eii^en  öermöae  bet  fid)  boron  fd^Iießen- 
ben  3beent)erbinbung  etioaS  91bSlracteS  ober  Un- 
finnlit^cä  Bor  Dlugen  geführt  werben  fol,  baB  , 

SQtnbol  jum  Sinnbilb.  ^ii^  im  IbeDlagijiien  ^rtobe  unb  bt§  in'S  10.  Sa^t^mtii 
Sprot^gebranr^  lommt  ba§  ÜSort  ,@t}mbol"  in  man  bie  Symbole  t^eilmeifc  ben  Uete 
beiben  genannten  IBcbcuhingeii  Dor.  .  ber^ntife  (Dgl.  $i;Kr,  <Dtqt^obBie  bei 

1.  @qmbole  in  ber  S^ebeutung  son  .Jfenn>  flimft,  Sßeimar  1847),  i^Imeije  I 
geilen,  ^bjeic^en,  Ü^terlmale"  tieiyen  Schrift,  bcfonberS  ben  ^{olmen  unb l 
in  ber  S!)eoIogtc  gnnäi^ft  bcflimnite  fifirte  gor*  iDobei  bie  allegorifcti'mpftifi^  ei&ä 
mein,  an  toelt^n  fid)  alle  berjelben  fiTd)Iid)en  t)eiligen  Säter  maBgebrnb  blieben.  1 
®emeinf(^ft  ''Jlngciiörigen  (ttenncn,  bun^  beren :  behauptete  baS  flreu}  (f.  b.  %it)  ff 


1015 


S^mbolit. 


1046 


0ü  QcoB  ^idRi,  ^Iti^  unb  ZauBen,  ben 

Säönis  imb  bcn  %^mi,  Vidtx,  IBäf^er  unb  StoOen, 

S«oMge,  IBrobe  imb  Vtnlfiitüm,   gftülfe, 

6t6Mr  unb  einen  Seig^  bem  bte  ^arabiefespäfje 

oß^Bien,  Jett  bem  4.  Sa^^unbert  mui^  bie 

SwngcliPfnfQmboIe  (DgL  b.  9ttt  StcanbiScipttn, 

|Miigdt{}cnMIber,  Sbnogiop^te). — S)ad  SRütel- 

Ott  ^  oiele  olt^rifUid^e  ^^mbole  unb  %i9pm 

ffifgr^cR  (}.  9.  beo  gifd^),  anbete  1^  e§  toeiter 

otDtdrlt  ttieber  anbete  nett  eingeffi^.  2)te  irif  d^- 

tt0tti]<ten  fXftni!^  liebten  eS,  in  aRinioturen  unb 

eod^birm  bie  in  ben  ${almen  gebrausten  Silber 

augafdlig  bor)ufteEen  (ügL  9.  ® olbf d^mibt,  %tx 

Slbsnipfolter  in  ^tlbed^eim,  Serlin  1895).  «uS 

bot  Crient  fem  mobi  bie  Sitte,  bie  Xt^xtxt  unb 

i^  Srbett  Ott  t»ie(fagenbe  Silber  }tt  t)en9ertben, 

m  oQen  ben  Sömen  ^  bie  @(!^Iange  unb  ben 

Snu^  (|.  b.  Sri.),  ben  ^b^ni;  unb  ben  ^elifon 

(D$L  0»^  Säubert,  (S^äfH^it  beS  ^l^QftoIoguS, 

6tia|iur8  1889).    2)te  gotif^e  ^eriobe  fonb 

wflKntliS  beim  JHr(|enbcra,  ben  fe  fo  fe)^ 

gficMt,  olerortS  geifhrei^  9e}iebungen  im 

Majinnfi^en  (ogL  ftreufer,  2)er  d^riftlid^e  ftir- 

d^nbou«  2.  «u^,  ^egenSburg  1860).   Sie  fyA 

fflid^  bie  ffmnjei^  ber  ^ligen  f^ftemotijlrt 

unb  MtMlUommnet  (Dgl.  b.  Stt.  3fonogro))bie). 

3n  itnt  BiUia  paupemm  (k)g(.  b.  9rt.)  unb  im 

ßperälmn  hmnanae  salvationis  l^at  fte  bad 

9rße  gcjommett  unb  georbnet,  tt)a8  bie  Soi^eit 

to  bie  t9pif(^  unb  j^mboKfd^e  SBe^iel^ung  beS 

Ittm  Qunbe«  jum  92euen  gefagt  l^tte,  in  ben 

goim  ber  Silber  ber  ^Sugenben  unb  Sajter" 

bzt  fic  bie  ftbon  Don  ben  @ried^en  Derfud^te  bilb- 

ii^e  Sorfieflnng  guter  unb  böfer  (Semol^nbeiten 

BKittr  gefübrt  —  Sie  Stenaifjance  emancipirte 

|i4  oon  ben  mittelolterlic^en  jtegeln  Krd^Ud^er 

SomioIB  unb  Stonogrot^l^ie ;  ibr  Serfucb,  alt- 

(nbrnf^  Sinnbilber  neu  ein^uffibren,  mißlang 

^0((.  Iber  aud^  bie  bur^  boS  Concil  Don  Xrient 

mb  bcn  Catechismus  Bomanus  geforbette  Se« 

tonong  ber  Dogmatil  unb  einer   gränblid^en 

flatei^e  loar  ber  mittelalterlid^en  3!onograDl^ie 

ni^t  günjüg,  bie  fi(!b  ja  oft  auf  Sagen,  Segenben 

tmb  Siaid^en  Itüj^te  (bgt.  Seiffe^  3ur  Steform 

bff  dfonogrop^ie  bed  ÜRitteloIlerd,  in  b.  Settfd^r. 

|w  äfnf&i^  Äunp  VI  11898],  147  f,).  Sie  in 

bni  beiben   legten  Sa^rbunberten  fo  beliebten 

Emblemata  teoxen  oft  geiftreid^,  ober  ebenfo  oft 

gcfw^  unb  unpo))uIör.  ^eute  finb  oon  ben  in 

bat  le^  äo^rbunberten  angeUKinbten  Symbolen 

fafi  mir  bie  ber  brei  göttlid^en  Xugenben,  ber 

{dildn^  strauben  unb  Vetren,  baS  fiamm  unb 

M  ^  (f,  b.  3trt.  «>erj.3efu-8feft  V,  1925  f.), 

nciter  verbreitet  Sod^  merben  aud^  bie  mittel- 

(lUniiibcn  Symbole  unb  übnograpbiffb^  S^icb^n 

oicber  bbber  gefd^lt,  toeil  fic  in  ber  %fyit  einen 

&f)a|  Dortrefflid^er  vtnfc^auungSmtttel  bieten,  au§ 

bem  mon^e  Sinjelbeiten  nod^  ie^t  fiebenSfraft 

be{i]|cn.    (S^.  au^er  ber  oben  unb  im  9rt. 

dtonogro^^ii  ongefübrten  fiiteratur  nod^  Cahier, 

Caraot«ri«tiqn0B  des  saintfi  dans  Tart  popu- 


laire,  PariB  1866—1868,  2  toIs.;  Gri- 
moflard  de  Saint-Laurent ,  Guide  de  l'art 
cbrötien,  Paris  1872»  6  yoIb.  ;  Auber,  Bis- 
toire  et  Th^rie  du  Symbolisme  religieuz, 
Poitders  et  Paris  1872,  4  vols.;  2)e^, 
ebtiftlid^e  2[{onograpbie,  Steiburg  1894—1896, 
2  Sbe.)  [Step]^.  Seiffei  8.  J.] 

^ffmioRk  (mfLßoXixi^  sc.  inton^ftY)) ,  eine 
ber  tbeotogifd^en  SiSdpIinen,  ift  nadd  bem  gegen» 
mörtigen  S))rad^gebraud^  ju  befiniren  als  bie 
miffenfd^aftlid^e  S)arfteIIung  ber  bogmatifd^en  ®e« 
genfö|e jmif eben  ben  ffatbolif en  unb  ben  burd^  bie 
fogen.  {Reformation  entftanbenen  fird^lid^en  @e« 
meinfd^aften  auf  ®runb  ber  f^mbolifd^en  Sänften 
ber  betreffenben  ßonfeffunen.  9n  fld^  l^at  baS 
9Bort  eine  umfaffenbere  Sebeutung,  inbem  eS 
uberbaupt  bie  i^Sel^re  Don  ben  Symbolen"  be- 
}eid§net.  9lad^  ber  Derf d^iebenen  9lrt  ber  Symbole 
(f.  b.  9rt.)  lann  man  Don  (Sult-  bqm.  ihmft- 
f^mbolit  unb  Seb^f^nibolü  fpred^en.  Slber  aud^ 
bie  Sefd^ronfung  ber  9lntDenbung  Don  «rSpm- 
boIi{''  ouf  bie  Untere  als  „SBi{fenf(baft  Don  ben 
Sefenntniffen  ber  Derfd^iebenen  (briftlid^en  Son« 
fefftonen  nad^  allen  ibren  Derfd^iebenen  Seiten, 
alfo  nad^  Snt^ebung,  ©efc^id^te,  befonberem  iSfyBL» 
rafter  unb  Snbalt",  genügt  nad^  bem  berrfd^enben 
Sprod^gebraud^e  nocb  ni^t:  benn  faft  aügemein 
mirb  aus  bem  Serei^e  ber  Si^mboHf  bie  Setrad^- 
tung  ber  alten  orientalifd^en  Secten  unb  il^rer 
S)iffenn)Iebren  auSgefd^Iojfen,  unb  Don  ben  im 
16.  3al^]^unbert  entftanbenen  abenblönbtfd^en 
Sonfefftonen  fommen  nur  bie  in  beren  Symbolen 
pröciftrten  Sifferenjlel^ren  in  ©laubenSfad^en 
(mit  SuSfd^lul  beS  (Stbifd^en  u.  f.  m.)  aur  (gr» 
örterung.  SDie  orientalifd^en  Secten  in  bie  Sqm- 
bolif  bineinjubegteben,  mirb  faum  burd^  ein  acutes 
3ntereffe  aud^  nur  gemünfd^t,  unb  gubem  bietet 
über  beren  befonbere  bogmatifd^  Slnfd^auungen 
,Jelbft  bie  com|)enbiöfefte  ftird^engef(bi^te  mebr 
bar,  als  für  baS  ))raltifd^e  Sebütfiu^  auSreid^t" 
(TOöbler,  S^mbolif,  7.  3lu(I.,  SDlaina  1864,  8); 
bie  etbifd^en  unb  anbere  ©egenfafee  jmifd^en  ben 
Derfd^iebenen  Sonfeffionen  b^ben  ourd^toeg  ibren 
tiefi'ten  ®runb  in  bogmatijd^en  $rtnci))ten  unb 
fönnen  be^b^^  in  ber  S^mbolil  ebenfaUS  füglid^ 
umgangen  merben.  gfreilid^  ift  nid(|t  gu  läugneu, 
bag  eine  SQmboli!  im  obigen  Sinne,  bie  oQe  con« 
f effioncüen  ©egenfa^e  batfteUte  unb  mfirbigte,  baS 
böc^fte  Snterefje  in  Slnfprud^  nebmen  mürbe,  aber 
au  einer  fold^n  S^mbolif  ift  nocb  nid^t  einmal 
ber  Anfang  gemad^t.  —  !Rad^  ber  SingangS  ge- 
gebenen Definition  ftnb  in  ber  Sqmbolü  au|er 
ben  jfat^olifen  nid^t  nur  bie  fiutberaner  unb  bie 
SalDinifien  ober  äieformtrten,  fonbem  aud^  bie« 
ienigen  religiöfen  @enoffenfd^aften  )u  berüdfftd^- 
tigen,  meldte  baS  fubjiectiDiftifd^e  proteftantifd^ 
^rincip  gur  @runblage  ^aben,  menn  fte  aud^ 
tbeilmeife  in  ber  SuSbtlbung  beSfelben  in  fd^roffe 
Sitreme  gum  urfprünglid^en  $roteftantiSmuS  ge- 
langt finb,  alfo  bie  SCSiebertöufer  ober  SRenno- 
niten,  bie  Ouäfer,  ^ermbuter,  3)tetbobiften, 


1047 


e^mbolif. 


« 


©töcbcnborgioncr  unb  S^Jingiancr,  bic  ©oci- 
nianer  unb  ^rminioncr  (09!.  b.  betreff,  ginjel- 
ürtt.).  3wnä(i^)t  ^at  \vS)  bic  S^mboUf,  mag  fte 
boö  mm  in  ber  ginleitung  ober  in  einem  aUge» 
meinen  Sl^eile  t^un,  mit  ben  SBefenntni^fd^riftcn 
felbft  als  mit  il^ren  Ouellen  5U  befc^äftigen.  @ie 
mu^  biefelbcn  nid^t  nur  angeben,  fonbem  auä) 
il^re  gntftel^ung  unb  ®cf(^id}tc  barfteüen,  nament- 
lid^  oud^  ben  ®rab  ber  ^luctorität  berjelben  be« 
ftimmt  bejeid^nen.  ba  Derfd^iebene  ber  in  Setrad^t 
lommenben  ©emeinfd^aften  feine  iBeIenntnig)(!^rif- 
ten  mit  eigentlid^  {Qmboliid^em  S^arafter  aner- 
fennen,  unb  bei  i^nen  nur  im  toeitem  ©inne  jene 
6d)riften  afö  {Qmbolifc^  gelten  fönncn,  bie  jtd^ 
eines  bejonbcrS  l^oljcn  9lnfcf|enS  erfreuen.  ®ie]e 
Slufgabe  fann  man  bie  literarbiftorijc^e  nennen. 
9luf  ber  alfo  genionnenen  ©runblage  ^at  fid^  nun- 
mel^r  bie  eigentlid^e  ©Qmbolif  aufzubauen.  ?lu3 
ben  Sefenntni^fd^riften  mug  fie  bie  bogmatifd^en 
Unterfd^eibungSIebren  objectiü  eruiren  unb  bar> 
fteUen.  Seboc^  fann  fie  bei  biefer  S)arfteIIung 
nid^t  ftel^en  bleiben.  S)a  ber  @t)mboIifer  nämlic^ 
felbft  über^eugungStreu  auf  einem  beftimmten 
confeffioneUen  ©tanbpunfte  fielet,  fo  wirb  eS  il^m 
unabweisbares  IBebürfnig,  eine  IBergleid^ung  unb 
SBürbigung  ber  bargeflcflten  S^ifferenjlel^ren  gu 
bem  3wede  t)or5une()mcn,  bie  Uebercinftimmung 
ber  einen  bogmatifd^en  ^nfd^auung  mit,  refp.  bie 
^bweid^ung  ber  anbem  t)on  allgemein  ancrfannten 
^rincipicn  ober  bem  ®eifle  beS  ©efammtd^riften- 
t^umS  ju  erweifen.  5)ie  SJotl^loenbigfeit  biefer 
Sl^ätigfcit  ber  ©i)mboUf  wirb  fo  fcl^r  anerfannt, 
ba|  fie  felbft  öfter  in  ber  ©egriffSbeftimmung 
berfelben  il)ren  5luSbrud  finbet.  SBitt  bie  ©^m- 
bolif  ben  in  biefer  ^inftd^t  an  fte  gu  fteUenben 
?lnforberungen  gen^t  werben,  fo  ,,müffcn  bie 
einzelnen  ©ö  Je  eineS  Scl^rgcbäubcS  in  il)rer  gegen« 
fettigen  ffierfnüvfung  unb  in  il^rem  organifd^en 
3ufammcn§angc  borgcflcllt  werben ;  bicr  ^^^^  fS 
nötl^ig  fein,  ein  3^ogma  in  bie  ©Icmcnte,  auS 
bencn  eS  jufammcngewad^fen  ift,  auSeinanberju« 
legen  unb  auf  bie  legten  ©rünbc,  bur^  wcld^c  bie 
Urheber  bcSfelbcnbeflimmtwurben,3urüdf3ufüi)rcn; 
bort  ftcflt  fid^  baS  Sebürfnife  ein,  bie  mannig« 

! altigen  Seränbcrungen,  bie  mit  ifim  öorgegangen 
inb,  ju  begeid^nen;  immer  aber  muffen  bicXl^cile 
eines  ©i)ftemS  in  il&rer  ©teüung  gum  (Sanjen 
angefd)aut  unb  auf  bie  ©runbibee,  bie  ^llleS  be« 
]6errfd)t,  bezogen  werben"  möhUi  2).  —  5luS 
bem  ©cfagten  ergibt  fit^  bie  encijflopäbiidde  Stel- 
lung ber  S^mbolif  in  ber  lt)coIogic  öon  felbft. 
5Da  i^re  ©runboperation  bie  ift,  auS  biftorifci^en 
Duellen  bie  bogmatifd)cn  Sctirbiffcrenjen  ber  Der» 
fd)iebenen  ßonfeffionen  5U  cruircn  unb  bar^u« 
ftcllcn,  fo  ift  fie  ein  3;beil  ber  l)iftori)d)en,  fpecicll 
ber  bogmcnbiftorifdjen  ^il^eologic.  5)a  fie  aber 
in  ibrcr  biefe  ©ifferenjen  t)er9leid)cnben  unb  wür- 
bigcnbcn  3:()ätigfeit  auf  boS  ju  ©ruubc  liegcnbe 
©i)ftem  gurürfgcl^cn  mufj,  ferner  balö  öertbeibi* 
genb  bolb  angreifcnb  wirb,  fo  berüört  fie  fid) 
and^  auf^S  gngfte  mit  ber  S)ogmatif,  'illpologetif 


unb  ^olemil.  3)te  $oIemtf  baif  {td^  je^  ^ 
t)on  ber  Seibenfd^ft  gu  gel^öfftgen  äuSfdtL^ 
reiben  laffen,  fonbem  mu|  ftd^  fletS  bm>v^ 
ben,  ba^  fie  bem  großen  3tele  bienen  ^  ^ 
Srrtl^um  ju  überwinben  unb  bie  conf  ^ 
ßin^eit  l^erbetjufül^reiu 

S)ie  @pmboIif  als  tl^eologifc^e  3)i&c=i.-^ 
gegenwärtigen  @inne  ift  erft  neuem  ^ 
Wenn  eS  aud^  fd^on  in  ber  alten  ftird^  « 
@QmboIe  ober  ©laubenSbefenntniffe  b^ 
fd^riftfteQerifdde  Xl^ätigfeit  gegeben  ^ 
fold^cn  begegnen  Wir  g.  S9.  bei  ben  l^eili 
Sprill  t)on  äenifalem  (Cateclu  6 
Migne,  PP.  gr.  XXXIII,  537  sqq. 
niuS  CA-ptupiDT^c,  bei  Migne,  PP. 
17  sqq.)/  ^uguflinuS  (De  fide  et  s; 
Migne,  PP. lat. XL,  181  sqq.;  Senr^ 
bolo  ad  catechumenos ,  ib.  627 
92ufinuS  (Commentarius  in  symbc^ 
stolorum,  bei  Migne,  PP.  lat.  XXI^ 
^ber  a\\^  nad^bem  bie  infolge  ber  fo^. 
tion  entftanbenen  SReligionSgemeinfd^a 
fenntnig  in  f^mbolifd^en  @d^riften 
entwidelte  ftd^  bie@QmboIif  in  ibrerl^ex.^|a 
beutung  erft  aümölig.  3unad^ft  war  %»» ^ 
gehörige  Siterotur  polemifd^  ^rt.  Sirm^m  ^ 
Sl^arafter  trugen  auf  fatbolifd^er  Seite-  |.  8 
aSJerfe  öon  ^IfonS  be  Eaftro,  ©ettonnfr«^.  ® 
SBecanuS  unb  Soffuet  (f.  b.  ^rtt.),  auf  JP«* 
tifd^er  ©eite  befonberS  SHortin  (E^nrn  ^1r_ 
9lrt.)  Examen  concilii  Tridentini 
partitum,  Francof.  1565  sqq.  Sini 
oorwärtS  tl^at  man  feit  ber  9)Zitte  beS  1 
bunbertS  burd^  Schriften,  Welche  literori 
in  bie  S^mbola  einleiteten,  ^ierl^  ge^o 
9lnbercm  3-  S3.  EorpsoöS  (f.  b.  ?lrt.) 
in  libros  ecclesiarum  lutheranai 
bolicos,  Dresd.  1665;  5.  ed.  1725; 
aSJald^S  (f.  b.  9lrt.)  Introductio  in  libro. 
bolicos  ecclesiae  lutheranae,  Jenae  17 
3.  ©.  ©emIerS  (f.  b.  5lrt.)  Apparatus  ad 
symbolicos  ecclesiae  lutheranae,  Halae  ^^ 
5ln  biefe  Vorarbeit  fd^lofe  fidfi  enblidi  öoif^ 
beS  18.  Sol^rbunbertS  bie  eigentlid^  f^ftem^^ 
SBebanblung  ber  Sifferenjlebren,  alfo  bie  *  \ 
bolif  im  gegenwärtigen  ©inne,  an.  %tt 
biefer  aSe^anblungSWeife  würbe  @.  3.  ^^ 
(f.  b.  5lrt.)  burd)  feinen  „^brife  einer  l^iflor^^ 
I  unb  t)erglcid()enben  S)arftellung  ber  bogmntr^l 
©ijfteme  imferer  öerfdjiebenen  d^riftlid^cn  ip*^ 
part^eien",  ©öttingen  1796;  3.  ^ufl.  1822,.* 
balb,  ben  ©egeuftanb  not^  eingebenber  bfl^^ 
belnb,  ^b.  TOarbcinedc  (f.  b.  ?lrt.)  mit  ben  3»^ 
„Sbriftlid^e  Sijmbolif  ober  biporifc^-fritiftbe^ 
bogmotifd) « comparatiöc  ©arftellung  beS  lal} 
lifd^cn,  lutbcrifd)en, reformirtcn unb fociniani-i' 
W)rbegrip",  1.  ^bt^lg.,  C^eibelberg  1810^ 
3  !!i3be.,  unb  Institutiones  sjmbolicae  do* 
narum  Catholicorum,  Protestantium, 
nianonim,  ecclesiae  Graecae  minoru: 
Bocietatum  christianarum  summam  et  di: 


mt 


S^mbolif^e  Sucher. 


1050 


PJBi oUbfiBtot»  B«roL1812;  3.  ed.  1880, 
^§.9.Sarr  (V  ^  9zL)  «it  »eomtmotiDe 
lAJitbBI  M  Sc^cbcgnncS  bcr  terfc^iebcnnt 

fiMi  oBl  bcB  nvibollf^  €4nf  tra  berfe Iben, 
^  1924,  i.  9bjL  wo  $.  eiDoD)  1882, 
uJljQjijtOL  Sm^tigttö  ^iffe^en  itnb  eine  910^ 
i0m%  itff  bcr  gn^Bc  3o^  Vbam  SRöbler 
,,^  in  f0Me  Mirflcr,  3o^  «bom  WöbUr, 
^in  1896,  mb  IL  0.  €4nrib,  S)ci  grtfiige 
ioaija^f^m  SRöl^texS,  im  (>ijL  äo^rbu« 
\iri,  322  jf.)  ^enwt,  ald  er  tn  ferner  .6?iii- 
^^sit  oM  SofÜlaiifl  bei  bognatij^  ®egeii> 
tktatUftlSbm  vih  ^ßroteftaiitm  nad^  i^itn 
^lti4a  SctoatmlM^teii',  Wams  1832 
.l4.lijllS89,  Vit  Srg^njungen  Don  3-  W- 
^d^ttiibcuRnSrbciiSbUbe9Rof)IcrdDoii^.ftibn), 
w  Kc  tKiN  It^i'^iHi'fiuiig  bnr^biungen  beti 
jj^iBtinttbm,  boB  nur  bte  (Qt^oti|($e  Se^ 
^  d^äqnota  lu^muf  bet  d^ritUi^cn  Sßobr^it 
üdL  Ihrj  inotfjtoBtifd^  6ette  erf cbien  balb  ehte 
jtd^DonfiegaM^ftni,  itnler  benen  bte  aller> 
^  idyoti  polemtf^  geboltene  Don  %,  CS^r.  Saut 
[  t  Sit).  £«  6c§mjä|  bc3  ftatj^ticigimid  unb 
^orlBiäteiiä  »4  ben  ^Ttnctpien  unb  ^oupt- 
£9^  ba  bcibm  S^tbegtifle ,  mit  bef onbeter 
^fjäfi  (Ulf  StötietS  @9mboltf,  Xnbingen  1883, 
i%ijl.l836,  bic  i(beutenb]le  iXKn:.  3)ur4  fic 
a:3t  SÜiiff  iKTonla|t ,  <dS  Sntniort  feine 
!l!ifflUn!nfü#m6qiber£c^rgegen{ä|e  juifd^en 
^ftat^ltlot  wü)  $roteficmten%  ^kinj  1834, 
i  lijL  1896,  nfd^nncn  )n  laffen,  bur^  toc^^e 
na  ^oQinMtic  no(^  eine  Sderetd^entng  )u 
üA  Mbe.  —  %tiS  bcr  großen  gflut  ber  ein- 
#Msiga  titiratiir,  imter  beren  er)cugni{fen 
soie  bnnii  mc^r  al§  ein  ep^mereS  Sntereffe 
Toli^cafysL  Umm,  möge  cd  genügen  ald  fat^o- 
x-^lttdonn  on}u{u^icn:  93. 3.  C^ilgnd,  @Qm- 
^{»4e  X(eo(ogie  ober  bie  Se^rgegenfo^  be8 
i^oüci^iaiSimb  ^otejlontiSmnd,  Sonn  1841 ; 
SiiiK  6iDlkrg,  Unterricbi  über  einige  Unter- 
iktbvaglk^  bei  fat^oHfd^  ffir^c,  l^eroud« 
ygkti  m  ®.  SeKennann,  SRänfier  1842 ;  3. 
bdßom,  ^)n]lärii)inbolif  ober  oergleic^enbe 
Sa^idbm((  bcr  (SUmlenfigegenf6|e  in^ifd^cn  Sta» 
MIa  unb  ^tefittidcn  mi^  i^ren  93e!enntnt|- 
teriitiB.  Storni  1843,  3.  «ufl.  9Roina  1850, 
2Sbt;  |y.  3.  3).  Sojinger,  ftritit  ber  Sor- 
tra^m  bei  ^crm  $to|e{for8  ^.  SB.  3.  Xl^ierfd^ 
tefat^iiäSnnt3iinb$roteftanti8mu§,  SBBürg« 
hag  1^7;  2.  e^nib,  3)er  ®ei{l  bc«  ftat^oli- 
nftnd  aber  (tombiegiaig  bcr  ^rifllic^n  3tenil, 
ftriEB  1848  ff.,  4  Wtc;  3.  3-  3.  SöUinger, 
fc^t  iDib  fltn^  gtun^cn  1861 ;  SBeninger, 
ftotWdlam§.  ^tejiantiSmud  unb  Unglaube, 
^.  9i(U  ahnn)  1885.  Son  $cotefimiten  feien 
9wnl:  (B>.  ftUüm,  6i)mboti(  ofler  d^riftlid^en 
&BWfiowi,  ^nnkii  1837  ff.,  2  5Bbt. ;  §.  6. 
$  fi«ndi»  lOgeKtitt  ^nfiluj^  Spibolif,  oon 
te^^D^fi^  etoibl^ttnfic,  Seiftig  1889;  f). 
S.  3.  Vipt^.  Qori^Bigni  über  ftat^Iicidmud 


unb  $n)te[tanti§mu§,  (Srlong.  1846,  2.  91ufL 
1848;  ^üix.  e(benfd,  S)a3  SBcfen  beS  $ro- 
tejlonliSnnid,  oud  ben  CueOen  beS  XeformotionS- 
geüalterS  borgefieat,  €(^affb.  1846  ff.,  3  Sbe., 
2.  Sufl.  1862;  9.  pa^n,  S)a§  Sefenntni|  ber 
ctNmgdifi^  JKrc^e  in  feinem  9kr^)aUnift  )u  bem 
ber  romifd^^cn  unb  ghe^ijc^,  Sei))Stg  1853 ;  g. 
St.  aRattbc§,  eomparotioe  Spmbolif  aller  d^ri^» 
li^ien  Sonfeffionen,  Seipgig  1854;  9lub.  $of- 
mann,  €pmbolif  ober  fpftrmotifd^  S>arfleÜuns 
be«  fi^olifd^  gebrbcgriffö  ber  oerfcbiebenen 
d(prifllic^  fitrc^cn  unb  nam^ften  ©eden,  Seipjig 
1857 ;  3R.  €(^edenburger,  SBorlefungen  iÜier  bie 
Se^rbegriffe  ber  Heineren  |m)teftautif(^en  Aird^jen- 
parteien,  b^roudgegeben  oon  ft.  9.  f^unbcd^gen, 
gfranlfurt  1863 ;  %.  92eanber,  ffot^liciSmuS  unb 
$roteftantiSmu§,  ^rouSgegeben  oon  ^.  Vieler, 
Berlin  1863;  3-  S)eli|f4,  S)a3  Se^rfpflem  ber 
römifc^en  ftird^  bargefleUt  unb  beleud^tet,  1.  üfL, 
®ot^  1875;  @.  $Ittt,  (ärunbrif;  ber  @9m« 
bolil  für  Sorlefungen,  Sriangen  1875,  neu  be- 
arbeitet oon  SBieganb  1888;  ®.  gf.  Deisler, 
Se^rbud^  ber  @QmboIif,  etuttgart  1876,  2.  ^ufL 
1891 ;  SB.  IRobnert,  ^r^,  fiirc^en  unb  6ecten, 
fammt  beren  Uiüerfc^ibungSIeldren,  2.  Slufl.,  Seip). 
1882 ;  St.  ^.  ®.  0.  @d^eele,  XJ^oIogifc^e  @Qm- 
boli!.  SluS  bem  6d^U)ebif(^en  oon  O.  3^dtler, 
@ot^  1881,  3  2:(Ie. ;  gf.  j^^atienbufc^,  Se^rbu^ 
ber  t>erglei(^enben  SoufeffionShinbe  I,  gfreiburg 
1892;  ^.  ed^mibt,  ^anbbud^  ber  <&QmboIü 
ober  übcrftd^tltd^e  S)ar^eIIung  ber  d^afterifti" 
f((en  Sebrunterfd^iebe  in  ben  Sefenntniffen  ber 
beiben  fotl^Ufd^en  unb  ber  beiben  reformatori- 
f^en  ftin^en  u.  f.  tt).,  99erlin  1890 ;  ft.  ®raul, 
S)ie  Untcrjc^ibungdlcl^ren  ber  berfc^iebenen  d^rifl« 
lid^en  Setenntniffe  im  Sichte  ber  ^eiligen  @d^rift, 
12.  «ujL,  fieipjig  1891:  ff.  2RüUer,  Sijm- 
boUf,  erlangm  1896;  R.  gf.  SlöSgen,  e^m- 
boHf  ober  confcfftoneOe  ^nctptenlebre,  ®üter8- 
lo^  1897.  [Set^tru»).] 

$9lB*ofifii^  9^(4^9  Se^eid^nung  für  bie 
93e!enntni|fd^riften,  auf  meldte  als  binbenbe  ®Iau- 
benSnormen  bie  oerfcbiebenen  ddriftlid^en  SReli« 
gton^gefeOfd^often  tl^re  9lu](|änger  oerpflid^ten. 
S)er  äuSbrucf  ftnbct  ftd^  juerfl  auf  bem  Soben 
bed  ort^obojcen  Sutldertbumd,  oon  too  er  all- 
mälig  in  ben  ®cbraud^  ber  anberen  JKrd^en- 
bilbungen  toie  aud^  ber  ffatl(|oIi!en  überging  (ogl. 
tJf.  ffattenbufd^,  Seb^^bud^  ber  Dergleid^eiü)en  Son- 
fcffu)n3hmbe  I,  greiburg  1892,  12).  S)em« 
gemä|  l^ei^eu  ^fpmbolifd^e  Sudler"  nid^t  nur  bie 
@d(|riften,  an  benen  mon  über^au|)t  ben  maleren 
(Sl^riften  erfennt  ().  9.  baS  ZauffpmboO/  fonbem 
namentlid^  bieienigen,  in  benen  ber  bogmatifdgie 
fie^rbegriff  eines  SteligionSoereinS  ftd^  in  oer* 
gleic^enbcr  S)arlegung  einem  fremben  Sefenntnil 
gegenüber  ®elhing  oerfd^afft,  gleid^oiel  ob  bie^  in 
einem  ein§elnen  ®d^riftftüd!  (g.  S.  ber  SlugS- 
burger  Sonfeffton)  ober  in  autbentifc^en  Samm- 
lungen (5. 18.  bem  Soncorbieiibud^)  gef d^iel^t  SBie 
aber  bte  ©t^mbolif  (f.  b.  3(rt.  ob.  @p.  1046)  nur  bie 


1051 


@QmboIifd^e  SBüd^ec 


1« 


Sel^rgcgcnfä^c  unter  bcn  d^rifllid^cn  (Sonfejponen 
be^nbelt,  fo  begreift  man  aud)  unter  bem  9iamen 
^f^mbolifd^e  Sudler"  nur  bic  d^riftlit^cn  SSefcnnt- 
nxlfd^riften,  ni^t  biejcnigcn  beS  3ubentl^um8  ober 
3§Iam8.  ^ber  auä)  Don  ben  c^rtftlid^en  fönnen 
brei  filaffen  ouger  Setrod^t  bleiben.  SS  ftnb 
bie^  guerft  bie  Sd^riften  ber  auS  ber  potriftifd^en 
^eriobe  ftammenben  ©ecten,  wie  bie  ber  Ar- 
menier, ffopten,  abeffmier,  JQrijc^en  3acobiten, 
92eftorianer,  S^omoSd^riften,  tl^eils  meil  bie  SoW' 
i^rer  ^nl^önger  metft  üerfd^minbenb  Hein  i)t, 
t^eilS  mü  bie  Sel^rgegenfä^  fid^  faft  auSfd^Iie^ 
lid^  auf  bie  6]^ri|to(ogie  befd^ränfen.  2)ann 
ftnb  c8  ®lauben§fd^riften  aller  berjcnigen  fiel^r» 
rid^tungen,  meiere  itoax  ou3  bem  neuerungS« 
füc^tigen  ®ctfte  ber  äieformation  geboren  finb, 
aber  baS  Sl^riftcntl^um  enttteber  bis  gur  Unfennt« 
Rd^feit  entftcBt  (f.  b.  «rtt.  5luf  flärung  unb  Seiften) 
ober  gerabeju  in  I|eibnijd^e§ ,  miberd^riftlid^eS 
SBefen  üerfe^rt  l^aben  (f.  b.  ^rtt.  9}2ormonen  unb 
@aint»6imon).  Snbtid^  bleiben  auSgejc^loffen  aüe 
@d^nften  ber  fogen.  Kationaliften,  tt)cil  man  beim 
KationaliSmuS,  obfc^on  er  eine  confequente  gfort- 
entmicflung  beS  proteftantifd^en  @d)rijtpnnctt)§ 
entl^ölt,  tt)eber  Don  einer  itirdbenorbnung  nod^ 
Don  eigentlid)en  ^etenntnigfc^riften  reben  fann. 
—  3)ie  öufeeregorm  eineö  f^mbolifc^cn 99udf)e8 
ift  Derfd^iebener  ^rt;  aiijer  in  SBefenntni^form 
(tt)ie  ber  be§  Credo)  fann  ed  entmeber  nad^ 
3Beije  einer  begrünbenben  %u§einanberfe^ung 
(5.  !B.  ber  römifd^e  ffatec^iSmuS),  ober  in  fatc* 
d^etijc^er  Sncinanberreil^ung  Don  Otogen  unb 
antworten  (5.  93.  Sutl^erS  Hated)i§men),  ober  in 
einer  SRei^enloIge  einjelner  ^Irtifel  (ttjie  bie  l^el- 
Detifc^en  Sonfej)ionen)  u.  bgl.  abgefaßt  fein.  ^u(^ 
bie  t$orm  einer  päpftUd^en  Sonftitution  ober 
bogmatijd^cn  SBuIIe,  bejm.  einer  nad^  @i$ungrn 
unb  &inoneS  georbneten  @t)nobe  (mie  beim  2:ri- 
bentinum  unb  ber  2)orbre(^ter  @Qnobe)  t^ut  bem 
SPert^e  unb  ß^arafter  einer  ©pmbolfcfirift  feinerlei 
^bbrudj,  obfd^on  bie  bcfenntniBformigcn  ^lu§5Üge 
barauS  (5.  f8.  bie  Professio  fidci  Tridentinae) 
bem  ftrengen  Segriffe  eineS  (St)mbolS  tool^I  am 
näd^ften  fommen.  —  Sie  @  int  Teilung  ber 
fombolifd^en  5)üc^cr  in  „eigcntlid()e"  unb  „ab- 
geleitete" (Dgl.  JBud^mann,  ^opulärj^mbolif, 
8.  5(ufl.,  ÜJ^ainj  1850,  2)  ober  nad)  bem  SBor- 
gange  SBiuerS  (gomparatioe  SarfteHung  beä  Scbr- 
begriffö  ber  Derfc^iebencn  c^rifllic^en  ftirc^cn- 
parteicn,  4. 5hifl.  Don  ewalb,  fieipjig  1882, 9  ff.) 
in  „§auptfd)riften"  unb  „Sd^riften  s^eiter  Drb- 
nung"  bcgriiubet  faft  burc^meg  einen  innern 
2Befcn§unterfd)ieb,  infofcrn  ben  ^"»auptfd^riftcn 
Dcrmöge  i^rer  autl^entijdjcn  ^Ibfaffung  imb  Ser- 
öffcntlic^ung  burd^  bie  officicUcn  Äirdjcnorgane 
(toit  ben  Canones  Tridentini)  ein  böftcrcr  ^^luc« 
toritätSmertb  innclDobnt  al§  ben  abgeleiteten  (3. 93. 
bem  Catechismus  Romanus),  jumal  h)eun  (elf- 
tere urfprünglid^  Don  !i)]>hDaten  ausgingen  (mie  bie 
Confessio  lielgica)  unb  erft  nad)träglid^  5U  f^m- 
bolifd^em  ^nfcl^en  gelangten. 


I.  Sie  fatl^olifd^e  ftird^e  iep^t  (uiffpi 
botifd^en  ^ouptfc^riftm  audj^  fipbolij^e  Wß 
ameiten  Stanged,  b.  f^.  €d(|nften,  nxb^  m  \t 
fi  ird^e  gtDar  autoriftrt,  nU^t  aber  f eierli^  joidiit 
tootttn  ftnb,  fo  ba^  ibnen  bloleinfeoidäj^ 
bolifd^ed  Snfe^en  gulommt  —  1. 3iff  Aapil 
ber^auptfd^riften  geboren  im SUganHA 
feierlid^en  @Iauben3entf (Reibungen,  wiäß 
Saufe  ber  3<i^t^unberte  Dom  unfe^ 
amte  ber  ffirc^e  ausgegangen  unb  b« 
aller  3^ten  aI8  Derpflid^tenbe  (Sürabeitogd 
gefd^heben  morben  finb.  3m  Sinjelmpil 
ber  5U  red^neu:  a.  bie  bni  öltefton  @Iail 
f^mbole,  b.  i.  baS  apoftoltf^e,  boS 
conftantinopolitanifd^e  unb  boS  ai 
@IaubenSbefenntni^  (f.  b.  9rt  @ 
nig  unb  bagu  9.  ^bn ,  99ibIiot(|cf  te 
bole,  3.  «ufl.,  93reSlou  1897;  8.  ^ 
Sad  Sauffpmbolum  ber  alten  ftinl^  m4 
fprung  unb  ßnimidlung  I,  $abeTl»n 
Ais  ergan5ung  ber  brei  ^ouptj^mbola  lifi 
berühmte  Symbolum  Toletanom  betn^M 
ben,  toelc^cS,  675  burdf»  bie  11.  Brpik 
Solebo  (f.  b.  %rt.)  aufgefteOt, 
Xrinitötstebre  in  breiterer  unb  j^örins 
fung  enttoidfelt  alS  baS  tütbanaftmmm  (j. 
zinger,  Enchiridion  n.  222  Bcjq.). 
muB  als  n)i(^tigeS  @tud  no^  bol 
Capitulom  «Finniter  credimus'  bcrIV, 
teranfpnobe  (1215)  unter  bie  mit 
bolifc^er  Suctoritöt  umfleibeten  @ 
niffe  ber  Rixä^  aufgenommen  loeiben  (\. 
zinger  n.  355  sqq.).  —  b.  Sie 
tionen  ber  öcumenif(^en  Sonciliii 
^rt.  goncil  UI,  805  ff.),  unter  benenM' 
Don  3^ent  bei  meitem  baS  toi^tigfte  ijl  bi 
richtigen  Seinerhing  üon  9EE(enM  (€9iiiil 
römifc^-fatbolifd^en  ffird^,  ®ot^  1880.  ' 
tribentinifc^en  93efd(|lüf|e  «^bie  fpmboBfile 
quelle  beS  römifd^-fat^olifc^cn  Se^rbegiii 
tuie  berfelbe  ber  ^Reformation 
d^arafteriftifd^e  Sigentbümltcbfeit 
93on  ben  25  Si^ungen  ber  S^nobe  (1545 
befij^  S088.  IV— VII,  Xin— XIV, 
XXV  bogmatifd^  Cborafter.  Sic 
@IaubenSbeftimmungen,  toti^  {t4 
auf  baS  Snfeben  ber  Sibel,  bie  ' 
SHec^tfertigung,  bie  @Qcramente, 
Kommunion,  bie  b^^Iige  SReffe,  bo8 
ben  Wjia^  bei)ie]^,  gerfallen  fonndl  ■ 
(bcjm.  Sapitel)  unb  CanoneS,  tNm  bM 
baS  Sogma  in  fr^er,  oft  umftönbbiB 
ftcUimg  befd^reiben  unb  begrünbei^  '" 
fur5en  @d^Iagfö|en  bie  ^aretifc^  ' 
namentlich  ber  Keformatoren,  uda 
beS  '2lnatbemS  Derurt^cilen.  Ki^t  m  bj 
noneS,  fonbem  au^  ber  Subjtaqbsl 
unb  Sapitel  xoofyd  fqmbolifd^  S^* 
meil  baS  Soncil  felber  an  num^n  6^ 
Sess.  VI,  c.  16  8ub  finem)  feine  ttp4^ 
benbe  ©laubenSnormen  barin  augujid«,  ^ 


105S 


6QmBoIifd^e  Sudler. 


1054 


ftnbge^ten  1^  gffir  bie  (Segentoori  Beftj^ 
boS  twlmmifi^  Conril  (f.  b.  9rt.)  etnfd^neibenbe 
Sebcutung.  8011  ben  bisher  ftottgel^abten  Dier 
}mi\d^  Si^ungen  meifen  nur  bie  beiben  legten 
(Sees,  in  De  fide  cath. ;  Sess.  IV  De  eodesia 
Christi)  bogmotifd^en  6b<^raftet  auf.  2)te  betreff  en- 
kni  ft^bcffunmungen,  uield^c  ebenfalte  in  (Sxipütl 
sab  Conomfl  ^erfatten^  riddten  ftd^  in  ber  fyxupU 
fo4^  gegen  bie  (Brunbirrt^er  ber  9teu}eit  unb 
oprigm  il^  65^unlt  in  bet  f eierlid^  3)eftni- 
to  ber  pä4)flli(^  Unfelfllbarfett  (f.  b.  9ri).  — 
e.  6ämmtfi4e  {)ft))fili(i^en  ®Iauben8ent» 
{Aetbungen  ax  cathedra  mfljfen  namentlich 
{eil  bem  Saticannm  ald  primäre  S^mbolfd^riften 
ffligef^  loerben.  SineooOfiänbigeSufgal^ungift 
tDcgcn  gclDtffet  Sd^ioierigfeiten  in  ber  Seurtj^eilung 
iSfot  Cntfte^ung,  Se^orm  unb  £ragmeite  l^ier 
9^  t^unli^  no4  ongebraii^t  (f.  eine  gute  j^ifta« 
nf4e  Ueberfidlt  bei  @d^eben,  ^onbb.  b.  Sogmatü 
I.  gretb.  1878,  266  ff.).  Sebod^  bärfen  folgenbe 
luete  Sat^ebralerlaffe  ttegen  i^rer  überragenben 
Sui^tigleii  nid^t  mit  Stittfc^meigen  übergangen 
Decbcn:  a.  bie  SuIIe  $iu8^  Y.  £x  omnibus 
i£BietiaiiibiiB  Dom  1.  Odober  1567,  tt)eld^e  bie 
79  6o|e  be9  9a|uS  (f.  b.  Sri)  afö  glaubenS- 
»ihig  Derurt^eilt ;  ß.  bie  Confütution  ännocen)'  X. 
Com  oecaaione  Dom  81. 9Rai  1653,  morin  bie 
fünf  befonnlen  &Q%t  ganfentud'  bed  äüngem 
(f.  b.  Art)  oIS  ^retif((  oemiorfen  U)erben ;  7.  bie 
boIHtution  Sfemend'  XL  Unigenitua  t)om 
iBtpttmbn  1713,  meld^  bieSBerurtl^eilung  Don 
Ti  $nMM)fttionen  beS  ^fd^fiuS  OueSnel  (f.  b. 
lit)  ouSfinric^t  ^  5.  bie  (Eonftitution  Ißiud'  VL 
Aactorem  fi^i  Dom  28.  ^uguft  1794^  morin 
85  eüte  bet  ionfeniftifd^-)ofepbinif(^en  «fter- 
f^be  üon  ^ifbia  (f.  b.  SIrt.)  prof cribirt  U^erben ; 
c  bie  bogmotifc^e  SBuIe  $iud'  IX.  Ineffabilis 
DcroB  Dom  10.  S)ecember  1854,  toeld^e  bie  un> 
ftepofte  Srnt^föngni^  (f.  b.  Slrt.)  jum  ©laubend« 
jo)  o^bt  —  3nurieD9eit  aud^  biepöpftHd^en  Sn- 
afiUm  (f.  b.  %ri  Literae  encyclicae)  baS 
Sertmal  ber  Se^runfel^Ibarfeit  an  fid^  tragen  unb 
iomit  bim^  ben  Sorgug  primär  f^mbolifd^en  Sn- 
ieM  mtdge}et^et  ftnb,  bebütfte  einer  eigenen 
Ualerfml^g,  bie  thm  auf  ben  Sin^elfoÜ  foloie 
bif  näheren  Umftänbe  beS  Sebrinbaltel^  unb  ber 
fie^ifocm  9tüd{i(^t  lu  nehmen  l^t.  S)em  @  9 11  a- 
bul  n.  b.  9rt)  fommt  ber  £^ar öfter  eines  päpft- 
litmeat^ebrolerlaffed  nid^t  unbeftritten  au,  me|- 
tdb  er  nid^t  |u  ben  primären  @QmboIf(^riften 
^priftüA  merben  lonn ;  bagegen  meffen  oSe  Xf^tO' 
bgm  ber  ben  SqUobuS  begleitenben  ßnc^Hica 
^  DL  Qnanta  cora  unbebingte  Snfontbilität 
bei  tnt  fonfiigenSreDen  unb  SBuIIen  (f.  b. 
Id),  meldte  in  ben  fogen.  !BuIIanen  (f.  b.  %rt.) 
gifommett  ftnb.  gehören  ntd^t  ^terber.  6in  ebenfo 
bmbru^  mie  ubcriid^lid^eS  pfdmittel  bietet 
bfil  bcfonnie  Enohiiiction  Bymbolonun  et  de- 
tudoDiun,  qnae  de  rebna  fidel  et  monun  a 
(kmcflüs  oeonmenicia  et  aununia  Pontificibua 
emonaront»  edidit  H.  Denzinger.  Editio  VU 


aucta  et  emendata  ab  Ignatio  Stahl,  Wirce- 
burgi  1895. 

2.  3u  ben  abgeleiteten  ober  Symbol* 
fd^riften  gmeiter  Orbnung  ftnb  folgenbe  )u  red^nen : 

a.  S)aS2:ribentinif$e  ©laubenSbefennt- 
ni^,  auf  @runb  ber  Sefc^Iüffe  ber  Xrienter 
ftirddenDerfammlung  (Seaa.  XXIY,  0.  18  De 
ref.;  Seaa.  XXV,  c.  2  De  ref.)  burd^  $iu8  IV. 
im  3.  1564  promulgirt  unb  als  ©laubenS» 
formet  ftbr  aUe  biejienigen  Dorgefd^rieben,  toelcbe 
ein  geiftlid^  Slmt  ober  eine  afabemifd^e  Sßürbe 
übemebmen  (f.  b.  Srt.  (SlaubenSbefenntni^  V, 
682  ff.;  bagu  SRobnife,  Urfunblid^e  ©efd^id^te 
ber  fogen.  Profeaaio  fidei  Tridentinae,  ®reifS- 
malb  1822).  2)ie  Profeasio  fidei  Graecia 
praeacripta  a  Oregoiio  XIII  (bei  Denzinger 
n.  868  aqq.)  fällt  mit  ber  tribentinifd^en  im 
SBefentlid^en  gufammen,  nur  ba^  im  Slnfd^Iul 
an  bafi  goncil  ju  gloren^  (1489)  bie  Sel^runter« 
fd^iebe  be^gli(|  bed  Filioqne,  ber  ^^Qmen, 
beS  SleinigungSorted  unb  bed  päpftlid^en  Pri- 
mates eigens  l^erDorgeboben  toerben.  Snbaltlid^ 
Don  beiben  menig  Derfd^ieben  i[t  ein  aitbereS  ^b- 
f(]^n)drungSformtiIar  (bei  Denzinger  n.  873  aqq.), 
loeld^eS  Urban  Vm.  unb  SBenebict  XTV.  ben 
Orientalen  Dorgefd^rieben  boben.  Unter  bie  ebenfo 
fd^amlofen  toie  gebäffigen  gfälfd^ungen  gebort  baS 
unäd^te  SonDertitenbefenntni^,  meld^  unter  bem 
92amen  beS  ungarifd^en  gflud^f  ormuIarS  (f.  b.  Srt) 
feit  1676  in  bie  SDBelt  gefe^  unb  Don  mand^en 
proteftantifd^en  S^mbolifem  ().  9.  SBiner-Smalb, 
ftöDner,  SKgen,  SBenbt)  bis  in  bie  neuefte  3eU  als 
ttd^t  Dert^cibigt  toorben  ift.  —  b.  ® er  SR  ö  m  i  f  d^  e 
ffated^iSmuS  (Oatechiamua  Bomanna  aive 
Tridentinua),  ber,  auf  @runb  eineS  S9ef(^luffeS 
beS  Xrienter  ßoncilS  (Seaa.  XXIV,  c.  7  De 
ref. ;  Seaa.  XXV)  Derfa^t,  unter  ben  abgeleiteten 
OueOen  beS  fatl^olifd^en  Sel^rbegrip  eine  ^erDor- 
ragenbe  Stellung  einnimmt.  $iuS  IV.  beauftragte 
junäd^ft  Dier  angefel^ene  X^eologen,  nämlid^  bie 
beiben  grjbifd^öfe  Seonarbo  9Rarino  Don  Sandano 
unb  3)hi||io  Salini  Don  S^^ra,  fomie  ben  93ifd^of 
Sgibio  gfoScorini  Don  SRobena  unb  ben  portugie- 
fifd^en  Dominicaner  f^ranceSco  fj^ureiro,  mit  ber 
^bfaffung  eines  tribentinifd^en  Jtated^iSmuS  unter 
Suf^d^  breier  Sarbinäle.  S)ie  urfpränglid^e  Aus- 
arbeitung ubermad^te  ber  l^L  ftarl  SBorromäuS  (f. 

b.  Art.),  bie  leite  SteDiflon  ber  garbinal  SBiD^elm 
©irlet  (f.  b.  Art.).  S)ie  üalienifd^e  @runbfd^rift 
mürbe  fobann  Don  ben  berübmten  ^b^ologen 
SuliuS  ^ogianuS  unb  $auluS  9RanutiuS  in 
fd^öneS  Satein  übertragen  unb  unter  ber  Audorität 
beS  $apfteS  $iuS  V.  in  kteinifd^-italienifd^er 
gfolio-AuSgabe  gebrucft  als  Catechiamua  ex  de- 
creto  Concilii  Tridentini  ad  parochoa  Pii  V. 
juaau  editua,  Bomae  1566.  9}on  gablreid^en 
$roDin)ialf9noben  alsbalb  approbirt,  marb  ber 
ffated^iSmuS  in  Italien,  gtantreid^,  $olen  unb 
2)eutfd^lanb  bffentlid^  eingefül^rt.  2)ie  meiften 
fpäteren  gbitionen  finb  lateinijd^  (S)ilingen  1567, 
Antmerpen  1602  tu  ö.  mit  Anmerhingen  beS 


„    ÜBien  1833,  i(i.  b.  ?lrt.),     .,  

ÜRainj  1834,  Sneioii  1838,  Sci))gig  1840,  l^imiuS  treibt  f4,  nie  f^tcf  bae  Uttljei 


SlnbreaS  ^ntiriduS;   nninbingS  ÜSim  1833,  i([.  b.  ^it.),  tviibni  fein  fi)mbDlifi!()rt    ^s3mm  ::' 


^o|fäuä(®iliiig(nl568),[|)ät«üflni5.i.3Jec^nT' (Slaujm  irrt,  romn  er  übtrtiQupt  alle  uj 
ina(^«(>:iiaf|flul839)iinbSmetBCSBi(((feß)1844),  öti^unB  b«  ißopfteä  oueBfÖcnbra  aiii*«^*'"2,  - 
tnblii^  Boii  öule  {SBicItfelb  1859);  bie  ncuofie  SßJtitereS  unter  bie  f^mboltjc^ni  Urfinibcff^  *  ■■ 
btut|ii^-Iatcimid)e  IHuegabc  tx\i)im  ju  Sttgene»  i  jÜn^e  wrie^.  —  c.  Sltt  Confutatio  ^^^  ■': 
6urQ  1886.  3ti^altli<4  jerfäüt  bcr  romifd)t  jfa>  feesioniB  Augustanae  itod)  btr  ^  ^^ 
ttri)i3miie  in  cnofltm  Slui^liig  m  bie  ^rieiiter  |{id)t  {afl  aller  fjrotfflantijc^en  SijtnM'äa^^^^^^ 
©lau&cnebcftimmiiiigtn  in  Bier  2&cilc:  I.  De'jie  ab«  Bon  einet  Slngo^I  fatijolii^tr  ^^^^^^ 
fijnnbolo  apostolico;  II,  Do  sacramentia;  logen  (6(1,  gtuftlöua,  {fober,  S[ßittipina)jBc;=^'*"*^^ 
III.  De  decnlogo ;  IV.  De  orotione,  praeeer-  &t\)ti^  beS  flQi|er9  ftflrl  V.  Derfall  unb  ■ 
tira  dominica.  Scbo^  be&anhclt  er  üud)  aJiQ-  ^liiflSbiiraer  Seit^lnge  am  3,  Sugup  15£  ^^^ 
teritn,  »elj^e,  wie  bcr  päpftlitfte  Spriinat  unb  bie  bciit)d)Er  ©proc^e  oorgelejen  »orboi  ifl  (f.  b_  ^^^    ■ 

Sorlj&lle,  in  Stitnf  nii^t  jur  ©prüt^c  gefommen  ^lugäburget  ßon[eJlion ;  boju  Hase,  Libri ;  * 

IDoren,  tnie  er  anbcrerfetie  bie  ^b[a[|le^rc  übergebt,  bolici  ecclesiae  evangelicae  1,  Lipdae  L-^i-         ' 
fibtr  nitlil)e  boS  Mbentiniini  bod)  ein  eigenes       """"  "-■•       -^-^  EonfutatiDT^  ^^^ 

%axtt  (Sess.  XXV  De  indulgentüs)  Dtröffenl-  e  eT[tc  ScIbllft^V^K 

li^l  l^atte.   Wai  bie  ^orm  ber  ^arfleHung  bc-  ihilbe,  SJit  %w  XSS^ 

trifft,  fo  ift  bie|elbe  niclit,  nie  bcr  9Iame  naljelegcn  ff.),  aber  irie^J"-*" 

nt(kl)te,  bie  talettjetif^c,  fonbem  nripriinfllid)  eine  lutiirigunfl  rf-*"  ^ 

(Qufeube  91iiSeiiioiibcric6ung  unb  SBegrünbung  bot  eint*  ^rabolf'I«:»  ■ 

Jal^oUfii^en  St^re  ol)ne  jeglirfje  Untcrbredjuug.  IIaubeii8beBPBff'*.Ä"«=i 

ßrft  in  ber  ffblner  ?In§gabe  Bon  1572  erfd)Eincn  —  äßirf  me^t»    "^^ 

!8ü<4er  unb  Sapilel,  in  ber  ^titncrtjenrr  Don  ^at  c8,  d.  geiDifft,  Dom  ^pfle  jancttoniik'r*' X  «*. 
1574  awäi  ^vxura.  unb  %itronrlen.  ^ie  ganjc  tur_gif(be  ISüiJ^et,  nauieitQit!^  boS  drr^'^r 
Anlage  unb  91n@!iif)mng  ift  übcrljaupt  bloB  für  3J}i]|aIe  ().  b.  Srt.),  al8  aul^nUifi^e  ®Iiiii.'.xf  X3  ^ 
ben  Ialec^cli(d)cn  Uutenic^t  be9  KeligionSlc^rerS,  quellen  gellen  gu  Ifljfen  (sgl  Stiifcz.  'SkoöS^m-^*. 
nidil  für  bie  Semjiotde  \x%  @d)ülcr3  beredinet  man  bie  SlaubenSle^re  ber  flat^oIUm  anl  jg'-»J'-J 
(Dgl.  Catecli.  Rflm.  prooem.  q.  7).  Slie  ifrage  liturgift^en  9)üd)em  beurt^Icn  Ibnne,  SrCÄ^ 
na^  bein  ^lafie  bei  1Un!cl)en§,  baä  bem  rBmif^cn  f{t)metgl747);  toä)  bnrf  man  ble^  abertticfc^.V'.v 
ftotec^iimnS  gutonimt,   triebigt   fii^  na^  ben.(itntri(It  (Mg.(^riftl. @qmbDlit,3.9IufL, 8t* 


1861,  142)  aud)  aa]  bo8  tbmift^e  Steiritt  ■ä-»-*« 
Mrt.)  cinSbe^nen.    (Sögt,  nod^  J.  Tr.  L.  EI  ^_-  »- 
Libri  symbolici  eccleeiao  rom.-cathoL,  V'  ~^ 
1835—1836;  P.G.  Streitwolf  et  E.E.BJ 
Libri    symbolici   ecclesiae   catholicae 


®niHbfätfen  ber  fI)eDlogifd(ien  l£rtenntnifsltt|ie  ba> 
^in,  bog  i()m  jluar  ttint  primär  iqmbonfi$e,  ino^I 
ober  eine  l)of)e  bogniatij^e  Slutlorilüt  inntmoI)Ut, 
xatiiit  üfa\  tl^eilä  aus  btm  auSbrüdlicben  ^uftrnge 
btS  Srientcr  ftirdjcnralbei,  t^eil§  au8  ber  bejoii' 

bem  unb  mifberljoUcn  tÜpprobation  ber  ^äpfle,  juocti  atque  notia,  prolegomenia 
SBij^öff  unb  ^UtnBinäialfpnoben  juflie&t.  ül'cnn  I  que  instructi,  Gott.  1846,  2  voll.,  unb  tf  ^^s 
btt  pfitiftUd>e  einl)!  gelrgtntlid)  bcr  Streit igleilcn  1  Wrt.  ©umbolil  ob.  1048  aufgefü^rit  fiittmtux*  :«^ 
De auxiliis  gegen  btn  finmanb ber Stfniten,  boßl  IL  SSie  griediift^-f^iSmatift^e  tlbtrx-^J^* 
bcr  römijdje  HaudjismuS  jur  ©rijliii^limg  her  iriefelfeeifK^nennt,  „otlboboje  anololifi^ffci  """^ 
6-ontroucrft  inconipf tcnt  fei  (ügl.  g.  ftöllner,  |  befijt  ebcnfalia  S^mbolfdörifleu  erflm  unb  jt*"^  J^ 
©qmbüüt  ber  röiiiiff^-lalljDliii^eTi  flirc^e,  ^om- ,  9iaiige8,  obglei(^  tS  $u  einer  (d  ftrengtn  Spr  t*  t^Si 
bürg  1844,188),  teiut  amtlidje^öerroa^ntng  ein'  tjcrrfdjaft  luic  im  9lbtnblanbc  bei  i^  "'**■*'*-* 
gelegt  ^nl,  fo  beweist  biefj  nur,  bot  bem  ftated)i3«  gefommen  ift  (Bgl.  SB.  ISo^,  ©ijnibolil  '^^'^'^^ 
uiuB  bie  Söebeulnuß  einer  primörcn  ©qmbolfdfirift  I  djijc^en  Airi!^,  Öerlin  1872,  87).  9Iuf  bie  -^  «•^ 
abgebt.  SBo^I  aber  wirb  bcr  jutiinfiige  flotc4i8=  jweigung  bet  anatolifi^  ffirdie  in  ^isar^l'*^ 
muß,  ben  baS  ooticonifi^e  Goncil  berauSjugeben  Siationailir^cn  (bie  tier  ^triar^att  im  O^^^-^ 
beabfii^tigt,  bie  Stempel  fi)iiobolcr  'älntljcnticität  bie  Äin^e  bon  ^ellaS,  bie  jeibif^e  "ub  bt  x  **  ^ 
nnmitlclbor  au  her  ©tinie  Irogeu  (f.  b.  91rt.  \  innnifrf)c  flirre ,  baB  iulgorift^e  ^jar^  "5-^^ 
ftated)iänui3  VIT,  315  f.)  unb  barnm  Don  weit '  niifif(l)e  etoatBfirt^e)  brautet  ^iet  (eine  gg-^p^  ' 
l)ül)ercni  fttinbollfcöen  Mnfet)cn  fein  oli  bcr  Gate-  genommen  ju  tncrben,  weil  bie  eingetretene  ^^^ 
cliiamus  KomanuB.  91nbcre  ßoledjiSmcn  ba«  tiing  nur  in  bie  firi^li^e  Serfaffung,  nü^t  iäÄJ,  _ 
gegen,  felbfi  ber  boi^gefi^ätle  beS  (larbiiinlS  Seil'  l'eljre  nnb  ben  EnituB  einen  nubeilBoIlen  Si— =^  *"  ' 
arinin  (f.  b.  9lrl.),  ben  Glemen§  VIII.  eigenS  brod)!  tint  (f.  &.  9Irt.  ®riect)ifc6e  Äir«^  ^^ZJ» 
für  ben  fiirdjenjtoal  »orjdjricb  unb  bem  ütrigeu  1234  ff.).  —  1.  SffioS  bie  fijmbDlifc^  ^a  "^"^ 
grbheiS  jnm  l.5et)rou(^  bringcnb  empfnbl,  ober  fd)t  ift  en  btr  gtie(ftifd)en  fliit^e  betrifft,  f^.--^ 
Der  Biel  befaiuiterc  bc§  feligcn  SlJelruÄ  (Saiiifius  fie  jtuwdjfl  mit  bet  tBrnift^-fatbolifdien  fÄ"*'^ 


1057 


e^mbolifd^e  IBüd^er. 


1058 


atfnltDcgt  cmt  nicbto « conjIontinopoKtamfd^en 
S^mboliim,  ntc^t  abn  am  Stl^afUmum  feft 
ifflb  hdnad  m  ebenfo  ju  ben  erfien  {leben  9cu- 
aemf((icn  @9iu)beiu  %tt  tsefentttd^e  Stgänjung 
beS  tünfto  itnb  fed^ten  oiOlgemeinen  SoncUS 
giU  i^r  bie  txidlomfd^e  @qnobe  Dom  3a^re  692, 
aKbte  Mn  9tom  ntemoK  cÜA  red^tmälig  mter» 
looai  ootbcn  ift  (f.  b.  9rt.  Sonftmittno))eI  III, 
1020).  2)te  fett  bcm  ^^oHanifd^en  @d^i§ma 
bqtp.  fett  unb  mit  bem  od^en  ongemetnen  Son« 
dl  oon  eonfiaiituio))eI  (869)  gefeierten  S^noben, 
waamtSTt^  bte  obenblänbifil^,  toeist  bie  grie« 
4if4e  IFM^e  cbcn^  leibenf^oftHii^  }unl(t,  toie 
Ü  B^mbolatm  Quieunque,  ben  tiäpftlici^en  $ri" 
od  imb  ben  3ufa|  Filioque.  Snfofem  fle 
jcbo^  mit  ben  Jlüt^olifen  in  gemeinf^aftlid^er 
^tsntßdlmtg  gegen  ben  ^rotefiantidmuS  neben 
bcr  teiligen  @di|tift  aaät  bie  Itobttion  O^pa 
ipa^  xol  i:apö[do9i«)  aß  ebenbärtige  ©laubenS- 
qdk  onnimint«  Dertör^ert  fid^  ber  bibKfd^  ge- 
fij^pfie  unb  in  kbenbiget  Ueberlieferung  fort» 
^ff^la^ft  JNri^englaube  naturgemäß  im  fird^en- 
m^  fi|ixten  (BIoubenSf^mboL  918  fold^el  figu- 
mt  ein,  n>o8  filteren  ^orfieOungen  gegenüber 
(SXax^ccfe,  iSlueridfe)  l^rDorgel^ben  ju  merben 
Mttrient,  nid^t  fo  fe^r  bad  apoftolifd^e  ©loubenS« 
Mämtnil^  Don  ttelc^em  nod^  1489  ber  berfid^- 
1^  (b)m|d^f  aRoicuS  ^enicuS  (f.^b.  9rt)  in 

«^(i^tJuiyv  isodtfilov  (tgl.  @a|  115  ff.),  aß 
Mn^t  bcd  conftontinopolitanifd^  @QmboIum 
Mm  381,  iüd<^ed  nad^  Vnftd^t  ber  ®ried^en  gu 
)&5a  825  ^gnmbgelegt"  unb  üon  ben  f olgenben 
ßnf  69nobeii  lebigli^  ^beflötigt''  toorben  fei 
(dbcr  boS  ed^iefe  biefer  ^uffaffung  DgL  (£.  f$. 
A.  SSäOer,  €9mbo%  erlangen  u.  Seipgig  1896, 
46  f|.).  S)af  nicSnifd^e  ®laubendbelenntni|  in 
ber  im^i&df  ntDeitertcn  Sa^ung  t)on  381  gilt 
bm  One^en  gerabegu  als  bte  unantaftbare  unb 
fflSf48c|ti(^  Orunbnorm  il^red  gangen  ®Iau- 
ifflS,  Ott  zh  Upftttorrov  oufißoXov,  baS  aOe  ,,}todIf 
filottbenSaxtibl''  in  ebenfo  abfd^Ueßenber  tovt 
QiiMrdnberli^  ^rm  umfajst  ^S)a8  nicänifc^e 
€9mbot  tf)  bod  ffleinob  bed  Staubend,  bie  lurge 
sab  boi^  erfd(|5)ifenbe  3ufammenfaffung  bed  Se)^« 
^i^piM.  Seine  Sd^riftgeid^en  tterben  ben  ®e- 
Mibem  bct  ^öd^ften  geipii^en  SBärbenträger  in 
gtofifän  eingewebt.  3tt  feiner  Sledtatbn  ai))felt 
bct  eoHiSbienf! ,  bie  große  ®Iod(e  bed  ftreml 
finitet  iDd^renb  ber  SBorlefung,  tteld^e  aud^  bei  ber 
fitdmmg  brS  Sfxan  in  ®egenh)art  beS  SoOed 
bttfiiibet  S)a^er  and^  bie  aSgemeine  Sefannt- 
j4aft  mit  bem  SBortlauL  Aleine  ®emälbe  l^aben 
bm  Sioed,  ben  3n^  ber  eingelnen  Srtifel  gu 
MKfmnlti^eii''  (®ag  119).  SHeje  centrale  SBe- 
beitusg  oeS  jitfi  obecgjföubifd^  Dereprten  ®Iauben8- 
^fmboli  barf  äBer  bot  iejit  gur  lBef))red^ung  bm« 
nmbcn  Bdpi\tm  gmetten  XangeS  nid^t  t)ergeff en 
Bccben. 

2.  Unter  ben  abgeleiteten  S^mbolfd^riften 
her  grie^ifc^ea  ffird^  rogen  l^erbor :  a.  S>ie  Con- 


fesaio  Oennadii,  b.  1^.  bie  (Sonfeffbnfifd^ft, 
koeld^  ber  gkttriard^  ®ennabtu§  II.  (f.  b.  ^rt.) 
nad^  bem  gfoUe  Sonftantinopeß  (1453)  bem  türfi- 
fd^en  Sultan  SRa^mub  II.  überreid^te.  —  b.  S)ie 
fogen.  Confessio  orfchodoza  beS  $etru8  9Ro- 
gilaS,  toeld^e  i^re  Sniftel^ung  ben  cafoiniftifd^en 
Umtrieben  beS  S^riSuS  Sucarid  (f.  b.  ^rt.)  oer- 
banft.  ®etmuered  barüber  f.  im  9rt.  9)logiIaS. 
—  c.  S)ie  Confessio  Dosithei,  eine  g,egen 
bie  Dorgenannte  um  30  Solare  längere  93efenntni|- 
fd^rift,  »elc^e,  Dom  ^atriord^en  S)oftt]6eud  auf  ber 
@qnobe  oon  Serufatem  1672  im  Slamen  ber 
orientalifdden  ftird^e  aufgefegt  unb  gu  ben  @qn- 
obalocten  genommen,  aßbalb  fi^mboIifc^eS  9n- 
fej^n  in  ber  gned^ifd^en  9BeIt  getoann.  WS 
nömlid^  ber  reformirte  $rebiger  3ean  Klaube  (f. 
b.  Srt.)  in  feinem  Streit  mit  9licoIe  unb  Slnton 
9maulb  (f.  b.  9rtt.)  über  Sud^ariftie  unb  XronS- 
fubftantiation  bie  Stime  l^tte,  fid^  gu  ®unften 
feiner  ^öreften  auf  bie  Confeffu)ndfd^rift  bed 
S^riSud  Sucarid  ald  auf  ein  gried^ifd^ed  ®Iaubend« 
geugnil  gu  berufen,  Derfammelte  S)oftt]^ud  1672, 
um  folc^em  Unfug  gu  fteuem,  eine  ftarl  befud^ 
Sqnobe  in  Serufalem  ober  oielmel^r  Setl^Iel^em 
(bal^er  aud^  Synodus  Bethlehemitica  genannt). 
S)er  $atriard^  beabftd^tigte  gegenüber  ben  9n- 
ma^ungen  bed  (Saloinidmud  ein  ebenfo  Hared  unb 
ungtt)eibeutiged3eugni^bedalt]^ergebrad^ten®lau> 
bend  l^ingufteaen  (f.  b.  9lrt.  ^erufalem  VI,  1359  f.), 
mie  einft  ber  ^atriard^  3eremiad  II.  (f.  b.  9(ri) 
benfelben  ®Iai^  gegen  bie  ^nfd^meid^elungen 
ber  lutl^rifd^en  £^eoIogen  oon  Tübingen  mäl^- 
rcnb  ber  3al$re  1576—1581  gemalzt  I^atte  (f.  b. 
«rt.  ÜRartin  (Srufiud  m,  1210  ff.  u.  ®a|  45  ff.). 
S)ie  bieten  t)on  äerufalem  mit  il^ren  68  Unter« 
fd^riften  tragen  bie  begeid^nenbe  Sluffd^rift  ^Sd^ifi» 
ber  Ortbobope''  ('AoirW  ^p&odo£(ac)  unb  gerfaDen 
in  gmei  3:^Ie.  3m  erften  ftnbet  ft(|  unter  ftarfen 
SudföSen  gegen  bie  „unDerfd^ömten  Satoiner'' 
eine  gebaniif(|te  Serurtl^eilung  bed  S^riUud  Su« 
carid,  im  gtoeiten  aber  bad  bem  S^rifi^fd^en 
auf  d  ®enauefte  nad^gebilbete,  ebenfaDd  in  18  ^ 
fd^nitte  unb  4  Ouöftionen  eingetl^Ute  ®laubend- 
befenntni^,  beffen  Sel^rinl^alt  begüglid^  ber  Sd^rift- 
auäoritöt,  ber  Serbienftlid^feit  guter  SBede,  ber 
$röbeftination,  ber  Siebengal^I  ber  Sacramente, 
ber  toirllid^en  ®egenmart,  ber  SilberDerel^rung 
u.  bgl.  mit  bem  fotl^olifd^en  Sel^rbegriff  fo  auf« 
f oflenb  übereinftimmt ,  ba^  bad  SSef enntni^  imb 
bie  @Qnobe  bei  Ißroteftanten  Dielfad^  in  ben 
Serbad^t  bed  ^Satiniftrend"  gebmmen  fitü). 
Mein  ^in  allen  ^auptfad^en  mu|  biefe  Uriunbe 
ald  Sludbrud  ber  gried^if^-orientalifd^en  Ueber« 
lieferung  betrad^tet  merben  unb  fie  nimmt  in 
ber  3o$I  biefer  3^gniffe  eine  mid^tige  SteOe 
ein''  (®a^  83).  —  d.  Sfälfd^Iid^  unter  bie  f^m- 
bolifd^en  Sd^riften  gegäl^It  mirb  bad  «,9elennt- 
nt|  bed  ÜRetropl^ed  flritopulod''  (f.  b.  Slrt), 
eine  bIo|e  ^riDatfc^ft  (ogl.  g.  ffattenbufd^  I, 
305).  9ud^  bad  ))roteftantiftrenbe  neuere  „®Iau- 
I  bendbefenntniB  bed  ^l^Uaret",  aRetro))oIiten  Don 

84 


1059 


Qj^mholi^i^t  SBfid^et: 


S 


9Ro8fau  (gejt.  1868),  abgebniit  bei  Pinker- 
ton,  Russia  or  miscellaneous  observations 
on  the  past  and  present  state  of  that 
eonntrj  and  its  inhabitants,  London  1838, 
Derbient  ^ier  nur  beg^Ib  borüberge^nbe  Sr- 
tDQ^ung,  rovl  bcdfelben  SRatmeS  „ftated^iSmuS 
ber  ort^obos  -  fat^oUfdim  onentalijd^tn  ftirc^e'' 
bis  gut  Stunbe  in  äht^lonb  boS  f^hä^]it  9ln- 
fel^m  gmiefit  unb,  Dom  l^iligen  €t)nob  felber 
«burc^gefel^cn  unb  gebilligt'',  in  tttoa  100  Suf- 
toqen  öerbteitet  ift.  3"  «rftcr  Sinie  für  bcu  ni|- 
fifd^en  (SeniS  befiimmt,  fc^Iie^t  fic^  ber  ftated^iS- 
muS  in  ber  Anlage  genau  on  bie  Confessio 
orthodoxa  be§  $etru8  ^2ogiIad  (f.  ob.)  qu  unb 
ift  mit  Zitaten  au§  ber  IBibel  unb  ben  äSkrfen  beS 
(I.  So^nncd  t)on  2)ama§cu8  gefpidt.  IBon  bit> 
terer  fßolemit  gegen  ben  ffatJ^oliciSmud  unb  ftorfer 
Steigung  ju  bebenflid^en  Sugeftöubniiien  an  ben 
$rDteftanti§mu§  jeugt  bie  ettoa^  ältere,  loeitoer- 
breitete  fated^etijc^e  gonfefftondjc^nft  bed  Wetro- 
poltten  piaton  Don  9Jto§(au  (geft.  1812),  bie  ben 
Sitel  \n\ftt:  „Ked^tglaubige  Seigre  ober  hirjer 
9u8}ug  ber  d^riftlid^en  Serologie  jum  ®ebraud^e 
@r.  laiferlidben  ^o^eit  beS  (Srogfiirften  ^^ul 
^fetrottitid)",  Siga  1770  u.  ö.  —  ?lm  reinften 
unb  unDerfälf^teftcn  bleibt  folcben  jerjtörenbcn 
Seftrebungen  gegenüber  bie  griec^ijd^e  Srobttion§> 
le^re  erbalten  unb  Derförpert  in  ber  Siturgic, 
tt)e^)Degen  —  e.  bie  liturgifd^en  !SBüd)er 
(Sud^ologium  unb  ^orologium)  fiur  ben  Cpm- 
bolifer  bis  5ur  Stuube  ju  ben  mid^tigften  unb 
outbentiicbficn  t^unbgruben  geboren,  (il^gl.  nod) 
3.  e.  gKc]oIoro§,^  2üjjL3o).ixfi  tt,;  dpbo^ojou 
«vatoXtx^c  £xx>.r,7iac  I :  Toi  jufißoXixa  ßiß/as, 
atben  1883  unb  bie  »eitere  bei  @ag  87  unb 
gf.  Jfattenbufd)  I,  285  f.  angegebene  Literatur.) 

III.  S^er  $roteftanti§muS  bält  beute  faum 
nod^  bie  $erpflid)tuiig  auf  einrS  feiner  alten  Spm* 
bole  aufrecht,  er  bat  ficb  oielmebr  auf  ba§  ab§« 
trade  ^rincip  ber  Deformation  ^itrücf ge5ogen,  Dei- 
nes innerlich  in  ber  freien  gfori(i)ung,  öuserlic^ 
im  ^roteft  gegen  9tom  gipfelt.  Sie  nad^ftcbenbe 
9[uf ^ablung  ber  ftimbolifcben  $äd)er  befijit  barum 
faft  nur  mcbr  einen  l^iftoriicbcn  3Bertb  unb  ge* 
UMibrt  einen  Sinblid  in  bie  $ergangenbeit.  nid)t 
in  bie  @egenmart.  %ber  audb  jdion  ber  Anfang 
bed  $roteftanti^-mu3  bat  faft  ebcnfo  Diele  fpm- 
boIifAe  SBücber  entücben  fcben,  al$  fid)  ber  %eibe 
nad)  Secten  bilbeten.  3n  erfter  Sinie  fommen  bie 
jtDei  {>auptconfe)fionen,  nämlich  bie  eoangelifd^- 
lutberifcbe  imb  bie  ^mingli^iilinniiche  (reformirte) 
Äin^e,  inSctradbt.  —  1.  Sie  Sutberaner  er- 
fannten  e^mald,  mie  au§  bem  ^oncorbienbuc^ 
erhellt,  in  ®cmeinfcf)üft  mit  ben  Äatbolifcn  — 
a.  bie  brci  ältcften  SlaubenSfDmboIe  alS 
binbenbe  iälaubenSregel  an.  ^^icucftcn^  freilich 
Derlaiigt  bie  freiere  Sbeologie  immer  ungeftümer 
unb  bringlictcr  bie  9lufhebung  \ttt^  SomboU 
jtrange«.  *  Ö^dci^entlich  ber  ^ImtÄcntfefung  be5 
mürtteiiibergiid^cu  '4>Tarrer@  <£d}rempf  entbrannte 
1892  ein  heftiger  ffampf  um  ba$  ^poftolinim. 


bid  bie  gefettid^  Sfaiffi^rung  ber  »il|ii 
für  bie  preu^ifc^  SanbeSfir^c  n  ÜlMi 
1894  bentiefgebcnben3»idl»ftinttfMiW^ 
tete,  aber  au|erlt(i(^  gum  Doriösfign  6Mp 
brachte  (f.  b.  «rt.  ^roteftontiM  X,  Sll| 
—  ^nb  in  fyinh  mit  ber  lnerfnmn|teJHi 
SpffiboUk"  gel^t  ober  ging  iei  bn  i^oH  i 
b.   bie   äleception   ber  fe^i^  erSriit»! 
menifd^en   @Qnoben;  {u  Mmfall 
fiebente  (Soncil  Don  Tiicöa  787  »fi  M 
<,miberbibUfd}en  »ef^Iüffe  für  bmKMifij 
toie  benn  «bie  lutberif^e  fiin^ 
ben  not^folgenbs  ge^tenen  papifti^l 
nichts  me^  toiffm  XdjXL"  ((Sumiit  94).  -1 
fqmboHfd^e  €d)riften  ber  Sut^otmaiir 
]ai  }ur  fat^olijc^en  ftinl^  erf^^cinnbail 
^lugSburger  Sonfeffion  nnbta^ 
logie,  über  benn  Sntfte^ungSgcft^  ii| 
bolifd^e  Sebeutung  ber  betRffeiibe  tiL  f\ 
g(ei(^  ift,  unb  —  d.  bie  f  ^manslbir 
^llrtilel,  fo  red^  aI8  ^ei^Ii^e 
fcbrift  gegen  bie  rbmifdbe  ftinl^'  (< 
foBt  unb  in  ber  S^^oncorbienformcl 
fpmbolifd^efi  IBu^  begeidhnet  Stcam  \jß»\ 
^aul  UL  im  3uU  1536  boS  Ifingjl 
allgemeine  Soncil  für  ben  23.  Sbii  li 
9)^antua  aufigefc^rieben,  olfi  Sutber  in ' 
be§  föcbfif d^n  fturfürften  Sobonn 
Sd^rift  aufarbeitete,  meldte  notb  bs: 
Billigung  burd^  SmSborf,  9gricoIa  inbl 
(f.  b.  ^rtt.)  im  3anuar  1587  bk  ~ 
bed  ffurfürften   erbielt    %ft  bk 
Staube  im  gebruar  bedfelben  3<>M  l>J 
SonDente  in  ScbmaKoIben  sufomi 
Sutber  bad  Sc^riftftücf  mit  unb  lie|  fü 
9}amen  ber  fd^maUalbifd^  Sitüel  miIbI 
rifcben  Sinologen  (in  frequentisniio  ^ 
gonim  conTentu)  feierß^  untetjet^^ 
nicht  nur  eine  fchroffe  Sodfagefibr^,  ~ 
gleicb  eine  grobe  Sd^möbfcbnft  nnbatal 
ber  ald  ,,ber  rechte  gnbetibnft  ober 
bingefiellt  mirb.    Sie  Urfunbe  gciftt 
Steile,  bie  il^erfeitS  ttieber  in  litil  ^ 
)en  23)  eingetl^t  fmb.  3«  erpm 
snmmis  articnlis  divinae  maj«tatä)l 
3:rinitfit3Iebre  unb  bie  dbrijiologie, 
tberoner  mit  ben  ftat^olifen  ul 
erörtert  (4  Srtifel).  S)er  giocite  Zti 
culis,  qui  officiom  et  opus  Jen 
redemptionem  [=  justificatioiMal 
respicinnt)  be^anbelt  bie  9ted^fulijH*|< 
bem  (Stauben,  bie  Weffe,  bie  ~ 
bie  SoUgetoalt  beS  ^ßopftefi  (4  9rtiU> 
Sbeil  enblic^  (De  articnliB,  de  qaib*i 
potuerimus  cum  doctis  et  pnkMta^ 
)äbU  bie  Se^rftüde  auf,  begugT^  ^ 
9.^erjlanbigung  nic^t  abfolut  aitftfi|W4' 
So(b  befennt  Sutber  jum  SübA  ■^ 
„Sie^  fmb  bie  ^rtifel,  barauf  i4  ^^^ 
fteben  mifl  bid  in  meinen  Sob,  ob  flott  il 
toeig  barin  nid^tft  ju  finbexn  obct  eoM 


1061 


S^mbolifd^e  SBad^er. 


1062 


Dil  ahr  femonb  dxpos  no^geben,  bet  tl^e  e9 

auf  fein  Scoiifm.''  Son  biejer  greil^eit  @ebtau4 

ma^cnb,  milbinte  aRdonc^tbon  (f.  b.  9lrt.)  ben 

Sßoi^artilel  hvaäf  \m  SSeifaj^:  ^Siom  $a|)fte 

aber  ^Ite  i^:  @o  et  boS  (SDongcIium  tDoUe  ||u- 

laljov  ba|  i^m  um  ftri^^enS  imb  gemeinet  Sinig« 

Eni  oUen ...  feine  @u|»etu>tU&t  übet  bie  Sifdiiöfe, 

bic  er  ^mfi  1^^  jure  humano  mi(^  Don  unS  )U<* 

gdaf^  feL"  Um  fi^  {ebo<l^  üom  Setbad^te  ))a))i" 

^^  S^mtKit^,  in  ben  et  bietbunl^  getat^en 

Ml,  gcönblU^  3tt  teinigen,  tetfo^te  et  ouf  SBunfd^ 

bff  Zteologm  emen  jDeigHebngen  Ztactat  übet 

ben  ^timot  beS  $Q|>ßed  unb  bie  äutidbiction  bet 

Sif((5fe,  »orin  et  oem  ^ofifte  in  ungejc^minltet 

Sftail^  fein  l(nttd^tifi:nt^um  utü)  fein  Sänben* 

ttgificr  üor^  unb  bie  ted^tlid^fe  @Ieid^]^eit  jn^ifc^en 

.SiMöfcn  unb  ^oftoten"  no^  güttli^em  Siedete 

is  beiDeifen  fud^t   SMefe  e^tift  ÜReland^t^onS, 

M(  frit  1555  in  unlöslic^  93etbinbung  mit  ben 

KmoUolbtfd^  tlttifeln  etfd^eint,  etl^elt  butd^ 

bie  Unicrid^tift  bec  in  S^ntoUalben  nod^  on- 

ocfenben  ^b^togen^  fottne  f)>ätet  butd^  bie  fütft« 

fu^  Seceftetnontng  ebenfaQd  fQmbolijd^ed  3ln- 

je^  _  Sud^  e.  bie  beiben  ftated^iSmen 

£ttt(etft,  bet  gto^e  unb  Heine,  etfd^einen  Don 

titfong  an  mit  f^mbolifd^et  Suctotität  umßeibet, 

fmli4  iDemget  haft  QuSbtüAid^  Stecei^tion, 

m  but4  fiiaf4»eigenbe  Uebeteinfunft.  (Stft  bie 

Soaeoibienfotaid  etflött:  Profitemur  publice, 

noi  etiam  amplecti  minorem  et  majorem  D. 

iMheri  oatec^üamos  (Epitome).  Seibe  tt^ut« 

bn  1529  Deifa^;  bod^  ging  bet  gtö|ete  bet 

Seit  lud^  bem  neinetn  Dotaufi.  Se^tetet  ift  füt 

ben  thxUitt»  unb  SoOSuntectid^i,  etßetet  füt 

llote^cten  unb  ^biget  beftimmt   S)ie  innete 

Inloge  ifi  in  beiben  gleid^;  iebet  jetfättt  in  fünf 

fKtaiüiiüde:  Selalog,  apoftolifd^eS  @QmboIum, 

Solcnmfer,  Untexridjft  Don  bet  Xmife  unb  Dom 

Uenbmo^  Sie  fd^on  in  bet  }tDeiten  SuSgobe 

M  CatodiiamuB  major  (1529)  Dotbmmenbe 

.Scnnobmmg  )ut  Seilte",  übet  beten  6etfunft 

ttos  Sn^fetS  gdber  gekettet  €tteit  l^etrfd^t  ging 

nii^  in  bie  oui^entif^e  Sammlung  bed  Son« 

oibienbtti^  aber,  ebmfo  tt)enig  ha9  [d^on  um 

1580  mtftaud^cnbt  fogen.  .^fed^te  ^mt))tttüdC  Dom 

ande  ber  6<4Iu{{el%  »eld^eS  mabtfc^inUd^  nid^t 

von  Stttbcr,  fonbem  Don  Solftann  SBtenj  (f.  b.  ^vi.) 

iumfyci  (DflL  Sm^moib,  SKe  (gntftel^ung  bet  RcAf 

(ftiAnm  2iä^  ttnb  bie  (Stunblage  beS  gto|en 

Roled^iflmuS,  Seidig  1894).  —  f.  S)ie Soncot- 

bienf otmet,  bet  «fpmbolijd^e  @d^u^fiein  unb 

n  ntbriodbcr  ^inftdt  boS  ^oupibeknnlnig  bet 

iaiierif  4en  ftix^''  (@uetidh),  Detf  olgte  ben  S^ßtä, 

bie  leine  lut^fcbe  Seilte  untet  gemaltfomet  9luS- 

9D§ttn9  nllet  b|))tocalDinifKfd^  unb  ))bUi|)|)i^ 

|Ü(4cn  ^ttl^ten  »iebet^ei^fie&en  unb  namenüid^ 

her  luibetif^  Sbenbmo^td-  unb  Ubiquiiotdte]^ 

K6iege  {u  Dobelfen.  Ment^olben,  inSbefon- 
in  6Qd^en,  iDOt  bie  luH^fc^e  ftird^e  burd^ 
ken  an  intern  £ebendmarf  gel^renben  Stv^ptO' 
abiimSmui  QL  b.  Stt  ftt^^ocalDiniften  YII, 


1234  ff.)  innetlid^  gefd^ioöd^  unb  aud^  fiu^lid^ 
butd^  baS  tt)iberli(|e  ®egönl  bet  Zl^eologen  unter 
einanbet  faft  aa  ben  SRanb  beS  SetbeäenS  ge» 
brad^t  (f.  b.  ^Itt.  Corpus  doctrinae ;  3ob*  3<tnffen^ 
@efd^.  beS  beutfd^en  93oieed  IV  [1885],  488  ff.). 
S)icfem  ttoftlofen  Suftanbe  bef(|lo|  bet  ftutfütfl 
9uguft  Don  Sac^fen  ^butd^  filrftlid^ed  S)ictum'' 
ein  Snbe  )u  mad^en.  3u  bem  Stoecf e  Detanftaltete 
et  untet  bem  SSotmiffen  bet  Dotnebmfien  ))toteftan- 
tifd^  Sfürfien  einen  Zl^IogenconDent  in  £otgau 
1576 ,  ouf  meld^em  3acob  Slnbteä ,  SDlartin 
Sbemnil,  S)aDib  S^tröuS,  SnbteaS  9}lu8culu8 
(f.  b.  Slttt.)  unb  SBoIf gang  Rbvnti  eine  (Einigung^ 
fotmel  auffegten,  totiä^t  in  biefet  (Seftalt  ben 
!Ramen  beS  „Kotgifd^en  SSud^ed''  fü^tt 
SHe  (Stunbfd^ft  mutbe  fobann  burd^  bie  intetef« 
fürten  gffltften  an  bie  Zb^ologen  gut  Segutad^tung 
Detfanbt  unb  nad^  ßinlauf  bet  Senfuten  im  ffloftet 
^Bergen  bei  SRagbebutg  1577  butd^  bie  Dot^in 
genannten  äb^ologen,  benen  fid^  nod^  @eInedEet 
{ugefeEte,  einet  gtünbßd^en  9leDifu>n  unter}ogen, 
bie  fid^  befonbetS  auf  bie  ^ttifel  Don  bet  (Srbfünbe 
unb  bet  äBiUenSfteilHnt  bejog.  93om  entftc^ungS* 
otte  bie|  biefe  abfd^Iie|enbe  9lebaction  baS  „SB et« 
gifd^e  Sud^",  Don  intern  3tDedC  bie  «Soncotbien« 
fotmer.  Sod^e  bet  Surften  toat  ed,  betfelben  in 
t^en  Sönbetn  9nerfennung  )u  etjmingen,  ein 
Untetnebmen,  bei  xodä^tm  ftd^  bie  ftutfärftcn 
Sluguft  Don  @ad^fen  unb  Sobann  ®eotg  Don 
SBtanbenbutg  befonbetS  l^etDortbaten.  Sie  Son- 
cotbienformel  umfaßt  gmei  ^kmpttbeüe:  bie  Epi- 
tome unb  bie  Solida  declaratio.  3n  etftetet 
mirb  bet  lutl^etifd^e  Sel^tbegtiff  auSjüglicb  in 
tnopptt  gotm,  in  leitetet  ahtx  auSfül^tlid^  mit 
SBelegftellen  au8  fiutbetS  @d^riften  untet  ftetet 
Sßibetlegung  SaloinS  unb  aJleland^tbond  in  elf 
^ttifeln  bargefteUt,  namentlid^  bie  Sebre  Don  ber 
(Srbfunbe,  ber  SiQenSftei^eit,  bet  Sled^tfetti- 
gung,  bet  Ubiquitöt  bet  aRenfd^b^U  <^^tifti  unb 
bet  äbiomencommunication.  gotmeU  ift  bie  2!)at- 
legung  fo  eingerid^tet,  ba^  juerft  ber  Streit* 
pvmlt  pxad^vti,  fobann  ber  lut^erifd^e  Sel^tbegriff 
oufgefteUt  (Affirmativa)  unb  jule^t  bie  ent- 
gegenfiel^enbe  fiel^re  niibntegt  mirb  (Negativa). 
3n  einem  {toölften  @d^Iu^artif el  merben  biejenigen 
©ecten  bn^  abgefertigt  (9Biebertöufer,  @^menl« 
felbianer^  9ntitrinitarier) ,  »eld^e  niemals  ber 
SugSburger  ConfeRion  beigetreten  ftnb,  unb  baS 
(Sanje  mirb  f(blie|Iid^  mit  einem  9nl^g  Don 
„3eugniffen  l^eiliger  Sd^rift  uiü)  ber  alten  reinen 
ftird^enlebrer"  befd^Ioffen.  Sie  ©runbfprad^e  nmr 
bcutfd^ ;  £)(tanber  überfdtte  bie  gormel  in'd  Sa- 
telnif(|e,  unb  fo  ging  fte  fpöter  in  bad  gon- 
corbienbud^  Aber  (DgL  (E.  g.  ®ö{d^el,  2)ie  Son- 
corbienformel  nad^  il^  @efd^i(bte,  Scbre  unb 
fird^Iid^en  SBebeutung,  Seipaig  1858;  &eraog8 
Stealenc^IIopöbie  für  {nroteftantifd^e  Zfeologie 
Vm,  2.  «ufl.,  176  ff.).  —  3n  fturfad^fen  ge- 
langten aeitmeilig  aud^  bie  1592  jur  Ausrottung 
beS  (^DiniSmuS  etlaffenen  4  ^ifitationS« 
attifel  }u  fqmbolifd^em  Slnfe^n;  no<^  bem 

84  • 


JMÜ- 


-r- -r:  :• : ; !  TB!    ^iset- 


^  .f  f  .1  ■  t«     ■-  ■         ■    ■...-■-■-    I-  ■ 

:<•«•■■*        I        ■»•■      •■.•»       --■"•     'j       ■•■■        "^  *"**^J'"    1      _' 

m 

•  ,*■•■•     w      ^-•■— ■■•I«»       t""*i-^       "■"       .'^T       •    ••~;««'*-       • 
f^li*r     -.'■.•■..••.■..•'•.-Ui':       -.LT.      T«  .•:■••_ ii.-     TCTZZ      CI 

*  .  j  ..l/' •£  lk>  >,        »-  .,.-.JL,.         •'    .%....■_.  ..4.  L» 

*•-  »•■^.^f .    ■»."  -»■  ■■"  .-■■  fc.»         .  "»«        .»••  — 

tvi       '  ,..»■.        ;•»•■   ••it"         ■••■        ••••         "   -»-^      ■  1        Tr-^e^   ", 

♦  -.,.",.•-    ■ ■■•      i»-  ••"!•-      ••••       ^•'■frt       vi- 

^  «     •  -  ■  ^^ 

^  k  .   .     ..  Jl        .  .* .  l    ..^jtr     ..  __  «  •  _  -.  ■■»«■ « 

b        ITi       f...'        >-     .......  ...0....        .         ^     ■ ».-      ..      •• 

■  •  »«  ■     .  «^  -  »^.^ 

l ' ••  ••»    ^T»-  ••  j"'"  ■  ■      ■•  ■■  ■": '**  '    *~_» 

j  .  .  - 

!■:■••  1       ■••.■«     ■  !;•■  ir        «^     !-— "     -»^i«" 

^  ^«  ^  :..'•>£...  4l>»a         *••        ..b_.  >.4.a.» 

V»l^^r1  1^         t',     .*•       ••    ■     |.l-    ■■•■  ..-.         »•  1^         \     la«  »f— "   •— » 

•  :  •■    ■•-•      '   •     ••i«   ■i"H',."-    ■  •:     ■■   '•     •.-»•»•■  ••.»r?'     •<•••       '••t^ 

Lir'vr-  .-.f.:..!:  :.  ;•:.:;::::  Ij  i.i  ij/r.:::j  i:r.: 
(*/•.::. V  j^-T'Uyn    ii  yr  'i:.-:i..-.r::i.:r  r-::r  t:;:::. 

ti-i--    1  ,  .    Mi'.i j       ^     :  ■       i-i*T     i'i      •    ■■•^      *T'«, 

r.Jir.K-     'c..    v-'i      '.    l«  Jii'-'trii;i    «i-  'J.Jm    :-= 

'lurii-'.;«:!  r  .'.v^^.  \\\.\rA\^  wiWT  1:2.:  uiza  er: 
\\\\   \\\w.    ri:;';-   iitr;;:.u:iTi  ;;*M.i.'r::':i.;".::L:   ::r:r 

l.tf.ii'".!'.:  '  -''"il.  l:L'r.  .'  ---  '^'  ur:i.  lllVi- 
tiu<;'.iv    II      iwjj    *j'.':i».<.-ii**    :u.ii*f-iii;at    r'.'Ti- 

WM;i',-i  i'»*l:i4»  ':  i'  '.  0*?ll:i*."  •.  liHli^iniir 
uK      '. ..»'VI     I ;  fl.W.iii^-.u     *;'j*:i»:t;.U^      LLl.li'JrUliUt, 

/: .i.-ii  J " ;  '.!  '.y  ;.:iT  immni::'  i»;::  ii::u- 
•.\\\\r\  4".'.tir  C;i!:i:i'r.-.:  '  ^.■'  ?  Jruii'jL.t 
,'^.t»*  »;  iii'*'.i.*'.:  ».:•..'.■  1  ••'.!•*  ■r.".!i*.!;'i;i;ti*.  «iU^-iiat 
',*-\'.-    *'.*..-'*.     \   ;ii.-:.-rt     ^.- ..':vr  •"wrinu:  :?== 

V. ■ . .'- 1   •■  M  .•■:.-■■  I '-i  -  LI" : i^v^uiii     -  ■  :».--:l. : ürinit 

■'.    S.  .•    • '  '■ :  •  n    '  ■  •.  ^  . !  d  '.     C'T.T   TiicT 

».»*'        pl.    •.,  •    .    •  .W.        I.    •..!      ■        .t       «».  .      ■,-.4.^».«l.       tf-.aal-i. 

..  .       »  . 

«■*■••■  •■•■'!  •  I"  *.!  i'"-  I"  "if"  »i»'»  "i""*  I««-.-  •!  -.»irT 
'f'-««ii-:i'  •''•i,»«    ■■•  ■   "■■  •    I'  "•,.■■»■•■•    •■-~|i"»  ••■  .i,i»-», ■■»  •!*»• 


-3« 


-liiE    r    ^     uHLissK    IL  ■"T  t-;  - 

T-*     •T'  •»  "■■■  — ' 

I->-T  .r.  mr'rrrr-.2rrrL  «vnr 
LI  ■  sirrz  1  *•■  j==z  *  ■  ■'  i^ii  '"iir*  "  •  »»^  nt  ♦■■ 


V.    Ä.. 


.!■ 


■  k._         •    _         a 


a   w .  .  .  ■  ^   99     ^m  r       .d.       ■■■••.■y  m      w^       .  .■.  *«*.  .^ .     *  ■*         aa    .   a 

»,«.■••  t-*  «4  »       '/»■-•   "'r*  •  .1       'f  ■  !;.■■■•     «^1      •■       !•»         -  i»x 

/.c  '*      •  ,|.»  ^ '  X  ■«    •  11.»     <••  |.»" .....  "i'.ij        .  —  »       »^ 

^■y  ^0    w     m  ...  .■■#■.  a  a(^    -  -.■«       .».i. .«    a         M.. 

c>  -.f  m  r     m       »  * 

»■  t    ^il  •■      •     i     Vi""'»'       ■•*:■•     .  J    ■;    "•   :'!■-       •|"  — I    f-*!*"!"» 

■.  p       V«.'                     p.^..            ...                                  ''V          '%■■■                     ..■•..-..aa*. 
^^I«f  a  »a  .  ■  M  «        .  ■      

II  ••»■•♦■■•■'■»  ^     •■•     .  •  i..    *  j-    ■«  *     ■  •    -  "  r  -  I    •'  ■  "i*  "     -~  • 

*9     m   0  ^m      ^  ^    »       a>  ■#*  ..■        ....      .       «  V..      •■".     ■-      ■«•■•..•  ^     a      "^a 

L*r>rr««'.XI(.1       »   yw  •    •  » .j.."  -  •■ '         (-   ■  ■  |  •-  ^  J        *    '■  'l     **     ■ 

^j     .■     ^.«tf..  «...         #■     Vf..       aia^ ......'.      a..*.a.      m,  mmm      m  .    ^^    «  ^  a 

.  a 

■/'/    /  y   ^        ....        .^«w.!...«.  a^.*.        'V>>'aa*aai'«aa.a.aaaaaa        fc 


:=Lic-   .'ITT       ::' l.-inE^o  Aiirminiii 

:i&si:    IL-    rTl  f..  iiiil  iil| 

=  ':z:r  L:;rrL:r:2rr:ru3f  Jä isar» ans: 
-rrt^rr  z:=z  zj,r..  ]x=r.m.  mt  ms 

:  .r:i  jlj  Trmcnrri  r^^rnirn  jc 

.I:r    ^'»tuilrrmr   laztcmsiniä  lur  i 
\vzr.izir..   =:::jrc:fnDiiT(at  ^«n-y^ 

Hr::    ui'j   niisiiäir   S7c±uiIe  Jim  Sa 
■:':L::L-?:r,Tr  Ljsüuiijni  .snnnnr^  2na 
iai^na:    ■'-imunuÄ    f.   i   t:    ia:  Sä|lJ 
rfdiiiian  fnrnitrini  5fcEarui  ZUl^ä'  " 
iLon    jk:   ImraiiEmius    17*?;!   -jl  i 

u  n:i]r:l!ir:;  (clxruC:  inü  -2  claftisSß\ 

rinitnr.  Ä:miiininir  -csiä  i'tcirsicW"" 
jc  £jr:irsmn:  Srnuac   Ifli»;  ü.ShIl] 
liinn   i-nu  Sa^ianim:  -3  112Ü3  sj 
^rrnLü  caÜKn:  s:  iiä  reis 

^üL:  E  lonött  rt  Itr:  iS  i  i '  ii-s-  gff  I 
nnrlfcr  Tir  r-ii  fc^ihauL   2c  as 

•  

nuaSR  rr  r-::'  !*  S-rm^^s  W 

rrtrszsz  jr  ^tcsrüe  i.lS32),  SnäS 
>S-frr:*lrb    if^li  uri»  in  conedcr 

.  I  ^^  • :  Mi  manc  fririiibe  flaSgabe  ä*« 
M.  A.  G»5ze=.  De  Heidelber^cheöi^ 
mus,  texrjs  receptns,  Leiden  1890.  iWJ"  " 
ton,  Sfi  öci>elbtraa  j(ate(4i§imil  oÜtP 

mBbu±,  2.''Äu?L.  S3irtbübenl8S8.)-4" 
t)ie  9?€Hblänc  bn  3>oibreil^  69»^  (* 


10» 


@Qmbo(ifd§e  Sudler. 


1069 


K%  1619),  tnüäti  infolge  il^rer  ^nerfennung 
haä^  bie  rcfonnitten  Atrt^cn  ber  9lieberlanbe, 
$fal),  €4n)ri),  $ratifrri(^S  unb  ber  cnglifd^en 
$it]&ner  ein  oOgemeinereS  fqmboHfii^eS  ^nfel^en 
ctlangten,  f,  b.  betr.  ^rtt  (3}gl.  ru>ä)  Corpus  et 
Sptagma  ooofessiontun  fidei,  quae  in  di- 
Tenu  regnis  et  nationibns  ecclesianun  no- 
Biioe  ftienint  authentice  editae,  2.  ed.,  Ge- 
]ieviel654;  J.G.  A.  Augnsti,  Corpus  libromm 
fjmbolieonmi,  qui  in  eeclesia  Beformatorum 
iQCtoritatem  publioam  obtinaerunt,  2.  ed., 
Ijpeiae  1846;  H.  A.  Niemeyer,  CoUectio 
crafetmonmn  in  ecclesiis  reformatis  pnbli- 
caianun  com  Appendice,  qua  continentur 
Puritaoonun  libn  aymbolici,  Lipsiae  1840; 
S.  Simb^  S)a§  einhellige  Sefenntni^  ber  refor« 
ondni  ttik^  oUer  S&nber,  Samten  1887.) 

ly.Dieenglij^effird^e,  in  i^rem  Sel^r- 
foftem  mb  Eulhifi  ein  jeltfamed  @emifd^  üon  fat^o- 
liji^  Jitt^cttf (^  itnb  cotbinifd^en  Seftanbtl^Uen, 
brfi^t,  »ie  tl^it  eigene  ®ef(^id^te  (j.  b.  9lrt.  Sng« 
(onb),  fo  Quc^  i^tt  eigentpmlid^en  @Qmbo(» 
\Sf^aL  Ueber  bie  9efenntni|fd^riften  ber  fogcn. 
onglicanifd^  ß))i{co))aIfir(^e  f.  b.  9Irt.  ^oäßxi^t 
VI,  77  ff.  Wä  Srud^t  ber  mächtigen  ))uritQnif(i^en 
SoMgimg  bcS  17.  3a(rl^imbertS  ift  baS  fogen. 
^SefüninflepKSIaubenSbereimtnig'*  (The  West- 
ninster  Confession  of  Faitli)  )U  betrad^ten, 
dm  ber  am  forgfältigften  ausgearbeiteten  Son- 
|ij{ionSf((riften.  Son  ber  fünf  3a^e  lang  tagen- 
den Westmiiister  Assemblj  (1643—1648)  in 
82flopiteIn  aufgefe^,  tmtrbe  biefelbe  1647  bem 
.kngen  ^arUrnient"  gur  9lnnal^me  vorgelegt,  ber- 
Bwt^te  M  ober  gegenfiber  bem  (errfd^enben  dpi* 
foDpQlf9{iem  in  Snglanb  niemals  geje|[id^e  9ln* 
abmntng  )u  fidlem,  mäl^rcnb  fte  in  @d^ottIanb 
(t.  b.  Art.)  feit  1649  alfi  agreeable  to  the 
Word  of  Ood  and  in  nothuig  contrarj  to 
the  received  doctrine«  worship,  discipline 
lad  govemment  of  tbis  Kirk  ein  fo  |o]^e§ 
fi^miolijd^  %nfe^  getoann,  ba^  fie  bie  öltere 
ConfeedoScotiea  (f.  b.  Srt  Confessio  III,  878) 
M  3o^  StuDi  gängKd^  t>erbrangte  unb  il^ren 
^  ottd^  nod^  1690  be(au)>tete,  aI8  ber  $reS- 
l^terioniSmud  (f.  b.  %xL  ^reSb^terianer  X,  358) 
in  €4!oti(anb  ben  enbgültigen  @ieg  baDontrug. 
Sic  iDOttberte  oIS  f^mboKfi^eS  93ud^  mit  )u  ben 
joilrru^  {nreSbQterianifd^en  3:od^terfird(|en  in  bie 
httif^oi  Kolonien,  namentlid^  9lorbamerifa  unb 
Sii|halini.  Suf  (Srunb  beS  3Beftminfter-93ef ennt- 
mjfcS  ^  ftd^  ber  cabiniftif^e  ^redbt|terianiSmu8 
bcSgonien  SrbfreifcS  feit  1875  jufammengefd^Ioffen 
in  brr  Alliance  of  the  reformed  Churcbes 
holding  the  Ftesbyterian  System.  (!BgI. 
Haiberington,  The  Histoxy  of  the  West- 
mineter  Aaaembly,  4.  ed.,  Edinburgh  1878; 
«L9f.a.9Rjiaer  426-438.) 

V.  S>ie  tietneren  6ecten  bed  ^rotePan- 
tümus  ^ben  ftd^  Dielfad^  i^re  eigenen  ©Qmbole 
geid)Qf{m  unb  er^eifd^en  be^l^alb  eine  gefonberte 

troi^g.  —  1.  tteber  bie  Srminioner 


ober  3iemon|faranten  unb  beren  f^mbolifd^  IBOd^et 
f.  b.  «rt.  5lrmimu5.  —  2.  ®ic  SKennonitcn, 
^bfömmlinge  ber  SBiebertöufer  (f.  b.  Srt.  3Rtnno 
unb  9.  $ron§,  Urfpnmg,  (Sntmtdlung  unb  @d^idl* 
fale  ber  SKennoniten,  2.  aufl.,  5florben  1891), 
offenbaren  ebenfo  tiefgebenbc  Uncinigfcit  in  il^ren 
Se^rmeinungen  »ie  reid)e  aRannigfaltiglelt  in 
ildren  @i;imboIfd^riften,  Don  benen  leine  ftd^  oll- 
gemeine Geltung  §u  Derfc^affen  t)ermo^te.  2)ie 
ftugerft  umfangrei^e  f^mbolifd^e  IHteratur  ge» 
todl^rt  baS  9Ub  trauriger  Serfplitterung  unb 
rafi^er  93erönberlid^!eit.  ißon  ben  }a^Ireid^en  Son- 
feffionSfd^riften  Derbienen  Srmö|nung:  a.  bie 
um  1580  Don  ^anS  be  Si^d  unb  fiubbert  ©erritft 
in  40  Strtileln  abgefaßte  Praecipuorom  chri- 
stianae  fidei  articulorom  brevis  confessio 
(bei  H.  Schyn,  Historia  Mennonitanim, 
Amstelod.  1723,  172  sqq.);  b.  bie  Don  ben 
Dereinigten  ^ömingem,  ^riefen  unb  S)eutfd^n 
1665  herausgegebene  Sammlung  Don  fünf  SBe« 
fenntni^fd^riften  unter  bem  Sammelnamen  De 
allgemeene  Belijdenissen  der  vereenighde 
Ylaemsche,  Yriesche  en  Hoogduytsche 
Doopgesinde  Q^meynte,  Amsterdam  1665; 
baS  toid^tigfte  @tu(t  bilbet  mol^t  bad  fogen. 
«^Oelgmeiglein"  (ramus  olivae,  OfQf-Xacs) 
Dom  dolore  1629;  c.  baS  aud  12  Slrtifern  be- 
fte]^etü)e  „ßDangelifd^e  ©laubenSbefenntni^  ber 
Xaufgefinnten  gu  Sltona''  >jt)on  ©erl^arb  SRoofe, 
9ta|eburg  1702.  SInbere  Sonfefftonen  f.  bei 
(Suericfe  180  f.,  imb  SBiner-iEmalb  35  f.  d.  Unter 
ben  Dielen  mennonitifc^en  ffateddiSmen  ragt  al§ 
ber  f^mbolifd^  bebeutenbfte  berDor  Eort  Onder- 
wijs  des  christelichen  Geloofs  na  de  Belijde- 
nissen der  Doopgesinden,  Derfa^t  auf  ®e^ei^ 
einer  S^nobe  ju  ^mfterbam  1697  Don  ben  brei 
mennonitifd^en  Sinologen  Sooregeft,  iBeetS  unb 
@d^Qn  unb  na^  ber  ©utbeigung  ber  S^nobe 
ebenbort  gebrudt.  (Snbere  ffated^iSmen  f.  u.  %  bei 
Schyn,  Hist.  Menn.  plenior  deductio,  Amste- 
laed.  1729, 361  sqq.)  —  Ueber  bie  älteren  9lna- 
baptiften  unb  i^re  Se^rfö^e  f.  b.  9rt.  SBtebertöuf  er. 
S)ie  neueren  9a|)tiften  (f.  b.  9rt.)  in  Snglanb  unb 
!Rorbamerifa ,  meldte  man  au^  gu  ben  Zauf- 
gefmnten  red^net,  fteUen  feine  confeffioneSe  Cinl^eit 
mel^r  bar,  feit  fie  fid^  in  ®eneral-  unb  $articular- 
ba))tiften  unb  biefe  mieber  in  Diele  Heinere  @onber* 
gemeinfd^aften  jerfplittert  boben.  2)aS  @IaubenS- 
befenntni^  ber  !ßarticularba))tiften  Don  1689  be- 
fielet aus  32  ffapiteln,  baS  ber  @eneralba))tiften 
Don  1691  aus  27  jfa))iteln;  bribe  ftnb  mitgetbeilt 
in  ®.  SB.  merti,  Ueber  ben  Suftanb  ber  Sleligion 
unb  SBiffeufd^aft  in  ©ro^britannien  IV,  ^n- 
noDer  1754,  1245  ff.;  ältere  Sefenntniffe  f.  bei 
Th.  Crosby,  History  of  the  English  Baptists, 
London  1738—1740,  4  vols.  —  3.  Sie  So- 
cinianer  (f.  b.  9lrt.)  ober  „^Polnifd^en SSrüber" 
Denoerfen  jmar  (mit  alleiniger  ^uSnal^me  bed 
apoftolifd^en  ©QmboIumS)  aOe  binbenben  S^m* 
bolfd^riften  im  [trengen  @inne,  berufen  ftd^  aber 
tro^bem  auf  angefel^ene  IBüd^er  il^er  ^rtei,  benen 


1067     S^meon  in  ber  ((.  S^^ift  —  S^m^on,  SRagißer  u.  2ogot$eL    IM 


Hf  f^mborartige  ^udorität  beimelfm.  3u  biefen  ge- 
hört: a.  btr9{atauerfiatec^tdmuS  in  ferner 
bopiKlten  @ejlalt  alS  „ftleiner  ffate^iSmuS  jur 
Uebung  ber  ffinber  in  bem  d^riftli^en  Öottet- 
bienft",  Kafau  1605,  unb  aI3  „&xo^i  itattd^i^ 
mvA".  3er  Ie|tere  ftü^  fic^  auf  snei  fate(^tif(^e 
Vorarbeiten,  nömlici^  auf  bte  oon  @eorg  €<^o^ 
mann  Derfa^te  Catechesis  et  confessio  fidei 
coetus  per  Poloniam  congregati,  Raco- 
Tiae  1574,  unb  in^befonbere  auf  bie  Don  gfauftuS 
Sonmi§  binterlaffene,  aber  unDoIIenbete  Ghri- 
Btianae  religionis  brevissima  institutio  per 
intezTOgationes  et  responsionefi.  ^uf  ber 
(Srunblage  biefe§  9)latenal3  unb  unter  ^on- 
jie^ung  anbenr  Sd^riftcn  beS  Socinu$  orrfaBten 
nun  ber  focintanifc^e  ^rebiger  Valentin  Sd^mal) 
unb  ber  polnifc^e  ßbelmonn  Ipieron^muS  9}^o^co« 
rooiuS  ben  „@roBen  9tafauer  fiatet^iämud",  ber 
1605  po(nif(^,  1608  beutjc^  unb  1609  lateinifc^ 
^rau§fam.  Sie  lateinifd^  ^u3gabe  nibmete 
9?o^orooiu8  in  befonbcrer  Sebication  bem  ftö> 
nig  3acob  L  t)on  Snglanb,  toaS  aber  ntc^t  der' 
(inberte,  baB  ba§  englijc^  ^rlament  ba§  SArift« 
ftüd  loegen  ber  barin  ent^Itenen  antitrinitarifc^en 
Srrtpmer  öffentlich  5u  oerbrennen  befahl.  3n  ber 
golge  oftmals  mie^eraufgelegt,  lourbe  ber  (SroBe 
$ate(^i§mu§  neu  herausgegeben,  numerirt  unb 
^ugleic^  niöerlegt  oon  CeDer,  S^^nffurt  unb 
Seip^ig  17o9.  3n  ac^t  Sedionen  banbdt  ber 
fiatecbiSmuS  uon  ber  ^ibe(,  oom  OeilSroeg,  Don  ber 
@otte§erfenntniB,  Don  ber  ^^^crVn  unb  bem  $ro- 
p^tent^um  6  ^rifti,  Dom  ftönigt^um,  Dom  ^riefter» 
t^um  unD  Don  ber  fiirc^e  G^rifti  (^u§fü^rlict;e 
^nal^fe  bei  $b.  (Mmact,  Sogmengefi^i^te  III, 
greiburg  1390,  66S  ff.)  —  b.  Von  ben  forinia- 
nifd;en  CsJIaubenrbefenntniffen  Dcrfdjoffte  \i<b  fum- 
boIartigeS  *3lnfeben  Vit  Don  SonaS  3<ibli(6ting 
DerfaBte  SrläuterungSfcbnft  5um  oDoftolticben 
Spmbolum :  Confessio  fidei  christianae  edita 
nomine  ecclesiarum,  quae  in  Polonia  unum 
Deum  et  Fiiium  ejus  unigenitum  J.  Chr.  et 
Spiritum  S.  corde  sancto  profitentur,  s.  1. 
1642;  neben  einer  franpufcfien  eri^i^i  1046 
eine  fc^r  iilten  getrorbene  pclniiAe  ^uSgabe, 
toclifre  auf  ö3ebfiB  ^eS  4?olnifdien  3leic^4tagc4  Durdj 
ben  2d)imrii:::  auf  ^em  Sdiciteröaufen  Der* 
bräunt  trur^e.  —  c.  Tic  in  ber  berühmten  Biblio- 
theca  Fratrum  Folouonim»  quos  Unitarios 
Tocant,  Irenopoli  1656.  gefamrnelrcn  3djrinen 
ber  üngeKb:ii'':eu  fcciiüoiüfAcn  Hbeologen  erfreuen 
ficb  fben»aLl5  ^nlüliiDmbcIi'rf3cr  ^Jluctoritdt.  Xü? 
toicbricie  3ar:!melirerf  emtält  fdmmtliie  3c*:rinen 
Don  iniiimii  Socinu*,  bie  bogmatiid)»ereafti'*en 
3iVr!e  Don  3.  Ifrett,  *l^a''tcr  unb  Sector  ;"u  «lufau, 
ioirii*  tbcDloJiiidje  -Iraciate  Don  3.  9?ö:fcl.  JcncS 
^Altiirir.^  unb  5?i:^!r:,ii  'i'ol30i;cn  «b.  b.  [YU'iierr 
ron  larcn'flbi ;  gi-fr.  it.i:iS).  'JuM'^;^eI•.^l■LrvJA?II 
Socir.i-.^:*.::  haben  i'^zax  uuitiir:\teri  Vetrbeariff. 
ber  ni:i  bem  altern  3L\-inijnir:mi-3  nidir  gan^ 
übe:ein»':i:rinit.  ni.^:r.":.;.\:t  in  be:  Summa  uni- 
versae  theolog iao  cltristianae  secumium  üni- 


1 


tarios,  Clansenb.  1787.  —  4.  fBaßfi^k 
Cuöfer  unb  i^rer  fpmbolortigen  Sn^s  |l  i 
^rtt  go£  unb  VardoQ;  nber  bie  Snxiiai» 
gioner  f.  b.  9rt ;  über  bie  SrDingiancrinbfn» 
^uter  j.  b.  91rtt  3rDtng  unb  3in)ciiDcd  dj^ 
nod)  auBer  ben  im  9rt  €pmbolit  gaiii 
SSerfen  PL  Schaff,  Bibliothect  tpäiä 
ecclesiae  aniversalia:  The  CreedsofU 
stendom  with  a  Histoiy  and  critieillfal^ 
5.  ed,  New  York  1887  ff.,  3  Tols.)   [W 

$f«eM  in  ber  ^eiligen  64ti|t,( 
€imeon. 

$9nfra,  9iame  mehrerer  ^erfonn,  \ki^ 
tiger  Simon  (f.  b.  SrL)  ^^en. 

$9»m  Don  ^nrl^am  (DmMtaail 
0.  S.  B.,  englifcj^r  (Sefc^id^tf^RiiKiai^ 
erften  ^I^e  beS  12.  So^r^nbertS,  u94 
unb  $orfänger  an  @t  Sut^beit  ji  hiß 
l'iterarifd)  ^t  er  fid^  einen  92amen  geoH^i^ 
folgcnbe  Sänften :  Epistola  ad  HagoiMüfr 
canum  Eboracensem  de  arehiepiscopiill 
raci  (Dom  Saläre  627—735,  reip.  796j* 
gebntdt  u.  a.  in  Symeonis  mouadd 
omnia  I ,  ed.  Th.  Arnold ,  London  II 
222— 22S);  Historia  de  regibus 
et  Danonim  libri  11  (Don  616—1129; 
Opp.  omnia  II,  Lond.  1885,  3— 28S),fll 
felbüänbige  Kompilation ,  fortgefe^  m 
bi§  1154  Don  So^n  Don  ^e^boni  (geJLMtl 
Hist.  Dunelmensis  ecclesiae  libri  IV 
3ü^re  635—1096 ;  in  Opp.  I,  17-185)l 
meonftarbna41129.  ($gI.$ottM^,BilL 
U,2.'auiL »erlin  1896, 1021.)  [SobIO; 

^vniera  ber  C^efpc^ap,  f.Sefrtfli" 
1960  f. 

^vncra,  Sifd^of  Don  Serufaleii^ 
mon,  ob.  307  f. 

^nmtan^  3){agifter  unb  Sogotiet, 
befanht  unb  benitd  bejubelt  unter  iciii 
namen !)Retap^rafted,  ift  feitllbjiaiN 
9lrtifelS  @egenftanb  genauerer  goif^inyi 
mefen,  burd^  loel^  über  ferne  SAta^ 
idirinfteüerifdie  3:bäHg!eit  tDi(titige  fmff 
^age  gcforbert  U}urben;  bod^  finbno4 
ecbn?ierigfeiten,  bie  {ic^  anbiefen92flnei 
übertDunben.  SpmeonS  SebenSjett  tam 
mit  3id)er]^it  in  bie  jmeite  ^fte  bei  IIL 
bunben§   ange)e|^   merben.    Ser  äitt 
inic^ael  ^feEuS  )ufoIge  (Migne,  PP.gr.'' 
1S4— 200)  mürbe  er  in  6onfiantino|ie( 
unb  lebte  in  b^tDorragenber  @tettuiH|  ■ 
lidien  iöofe  imterffonftantinoS$o 
1912—959)  unb   beffen  nac^jlen 
l^iid)ael  ^fellud  unb  onbere  b^jantinfti  ^, 
teller  fiireiben  i^m  eine  Sammlmig  •■■' 
ti)rer>  unb  ("^eiligenlegenben  )u,  bie  itfpj 
numi  (gippbmano ;  f.  b.  Art)  feiw  jj 
rbiftben  «Sammlung  in  lateinHÄer  0M| 
einoerleibte.    $on  Sipomani  9indA  IjfJ'- 
metQpbraftifdSKn  Sejte  über  in  bie  SinB*B 
auriu§  (f.  b.  «it).  aergrieAiWeSqi*^ 


m 


1^ 


1069 


St^meon  bei  iüngere  Xl^eologe. 


1070 


luerfl  in  bcr  mdgStgcit^M^en  SBeorBeihing  Don 
fgajrioiSaiibod  m  feinem  Nioc  icapdUiao^,  SBe* 
a^  l$4l,  iinb  tm  Niov  IxXöymv,  SSenebig 
1679.  (ünc  neue  SuSgabe  Dcronftoltete  Sßigne 
(PP.  gr.  GXIY^CXVI)  unter  ^nanfugung  M 
ffi(4(ji|en  tldestcS  fSr  bie  meifien  Xeste,  bie  bei 
hmjA  wob  in  bcn  AeU  Sanotomm  bem  SReto« 
)i|mM  {iigef^rifben  ttutben  (t)gl.  ffnimbod^et, 
<ief4.  bcr  b^gent.  Sitexotur,  2. 9tuf[.,  ÜRün^en 
1997^  aOO— 203).  Siefe  VuSgoben  finb  aber 
jir  Me  8ienntni|  bet  eigentlld^n  Segenbenfamm- 
hag  bet9Kelo|ibcafien  unbrauchbar,  »eil  {ie  einer 
fblibm  (Brunbkige  entbehren;  festere  fonnte  erß 
tot^  baS  6tiibittm  ber  l^onbfii^nftlid^  lieber- 
fofnnmg  ber  grie^if^  fiogiogmpl^ie  gef^affen 
iDcckn,  tt)d(l^  soei  gro|e  Serien  Don  b^gio« 
(ttpbij<^  6onmiIungcn  (fogen.  üJlenoIogien ; 
ogL  b.  Sri.  Stenotogium)  imb  borunter  eine  al8 
Mc  fflcta^^ftifd^  nod^nne«  (t)gl.  ^.  (Sl^tbotb, 
SDie  Scgcnbenfonimf ung  beS  @^eon  9Retap]^rofte8 
unb  ibr  urflirfingli^  Sefianb,  in  b.  Seftf^rift 
|ffln  llOOjftbtigen  SubOäum  beS  beutfd^en  (Sximpo 
6atitD  in  Slom,  9reiburg  1897, 46—82;  S)erf., 
gotfi^ngen  giir  ^giogro)»]^  ber  gried^ifd^n 
ftii^e,  in  b.  »5mif(ben  Cnortalfd^rift  XI  [1897], 
67—205 ;  S)erf.,  6qmeon  S}teto))brofte8  unb  bie 
muf^tffbe  ^gtogra)>)^ie,  ebb.  581—563;  [H. 
Delclum  J  Lei  m^ologes  grecs,  in  b.  Anal 
BoDani  XVI  [1897],  311—329).  ^iemad^ 
mjfiUbt  bie  €kxmmtttng  beS  äßetapl^aften  ttm 
148—160,  bantnter  22  gried^itfcb  nod^i  unebirte 
ti{tt  Sie  bejiel^  ^S)  ouf  3Rarti;irer  unb  ^ei- 
lige bcr  gried|af4en  ktxtä^  unb  tsaren  ur{))rüng- 
041  nad^  ben  9Ronatcn  unb  Sagen  georbnet,  an 
vd^en  bie  Sfej|[e  ber  betreffenben  Eiligen  gefeiert 
mnben.  9m  Strogen  unb  ®an}en  finb  ed  nur 
Sfotlettungen  (9leto))]Mm)  älterer  Seste,  loeld^ 
bt(SorIogcn€9meonSbiu»eten.  gfüt  bie  »eiteren 
VitSfü^nmgen  mu|  auf  bie  ongegebenen  Slbbanb« 
Imgai  bingen>t^en  »erben;  eine  abfd^Iie|enbe 
tttttfifu^ung  aber  bie  Segenbenfammlung  bed 
ndapbaften  unb  beren  Sorlagen  fo»ie  über  bie 
lüeun  bogiograp^fcben  Sammlungen  ber  grie« 
4i|4(n  Air^e  ift  in  S^rbaeitung.  —  Unter  bem 
Samen  ein(6  St^meon  SRogifier  unb  Sogotl^eted 
liegt  ^bfdbriftfi^  eine  b^gantinifd^  C^onü  bor, 
bccmOerfoner  fe^r  UKtl^d^^tid^  mit  bem  ÜReta- 
#aPen  ibentif^  ift  (ogt  ihumbod^er  868—361). 
t)ic{e  iH^te  (B^ronif  i^  oerfd^ieben  ton  einer  on- 
bem  e^ron«,  meld^  t^Itoeife  non  gfr.  Combefid 
(Bcriptorea  poat  Tbeophanem,  Paris.  1686, 
401—498)  unter  bem  9tamen  beS  St^meon  9Ra« 
tiPer  unb  fogotbet  Derbffentlid^t  ttutbe  unb  non 
ba  is  bol  Sonner  Corpus  ber  b^^ontinifd^en  @e- 
f^i^tfibtetber  (Theophanes  continuatus,  ed. 
Bekker,  Bomae  1828,  608—760)  unb  in 
W/pei  PP.  gr.  dX,  668—822,  fiberging. 
«oSjifinUge  Si^er^ett  Aber  bie  SbentUftt  befi 
^cgiognp^  unb  beS  Qkfc^id^tfd^reiberS  fann 
Botüdid^  ccf}  bie  Suteabe  ber  ödsten  Sl^ronil 
kmipL  <Bne  briite  St^ft  canonifiifd^en  3n" 


I^M,  eine  Epitome  canonum  (Migne,  PP.gr. 
CXIV,  236—292),  mu^  aud^  bem  SReto- 
Pbtoften  3ugefd^rieben  merben,  faUd  eine  fritifd^e 
SuSgobe  biefer  trodten  aufge^äblten  cononifd^en 
Seftimmungen  Uon  ben  Slpoftolifd^en  (SononeS 
bid  )um  XruHanum  bie  Sutl^ettung  an  S^meon 
aRagifler  unb  Sogotl^t  red^tferttgt.  S>ae9l&mßd|e 
gilt  ton  mA  Sammlungen  et^ifd^er  Sudjprfid^e 
au6  ben  SBerfen  beS  ifi.  SafUiuS  beS  ®ro^ 
(Migne,  PP.  gr.  XXXH,  1116—1381)  unb 
aus  ben  6omiIien  9){acariud'  beS  9eg^|)ter6 
(Migne,  PP.  gr.  XXXIV,  841—965).  3>er 
literorifd^e  9lad^Ia^  S^meonS  umfo|t  enblid^ 
einige  geifUid^  Steben  unb  £ieber  (eined  berfelben 
berauSgegeben  uon  SreDed  mit  beutfd^er  liebet" 
fe^ung  in  b.  Stimmen  au8  SRario-Saad^  XLVI 
[1894],  529  ff.),  ©ebete  unb  Se^rgebid^  (tbeil- 
toeife  bei  Mgne,  PP.  gr.  CXIV,  209—225) ; 
aud^  eine  Siebe  auf  bie  beilige  äungfrau  (beraud- 
gegeben  Don  9R.  @ebeon  in  ber  3eitfd^rift  EioiXv)- 
maanx^  'AXtjeeia  HI  [1882/83],  209—215. 
229 — ^234)  mirb  il^m  in  meisteren  ^anbfd^ften 
jugefd^rieben;  Slnbered  ift  nod^  unebirt.  9iod^ 
)u  ertoa^en  jtnb  9  99riefe  (Migne  ib.  228  ad 
236),  bie  letber  unfere  j?enntniffe  bon  feinen 
SebenSberl^öItniffen  nid^t  erweitern.  3n  ber  93or» 
anSfe|ung,  ba^  alle  bief e  Sd^ften  bemfelben  Ser« 
faffer  gel^ören,  toirb  man  nid^t  in  96rebe  ^Qen 
ßnnen,  ba|  S^meon  im  com)){Iatorifd^cn  Seit« 
alter  bed  IfonftantinoS  ^or))bt^rDgennetod  eine  bep- 
bonagenbe  SteOe  einnimmt.      [91.  C^b^b^-] 

§nmi9n  ber  jüngere  3:b^oI^g^(^^^<>c 
deoX67oc),  fo  benannt  gum  Unterfd^iebe  bon  S9- 
meon  bem  jungem  Styliten,  l^erüorragenber  grie> 
d(|ifd^er  SR^ftifer,  mürbe  in  ^ßa))bIagonien  in  ber 
smeiten  ^dtfte  beS  10.  3abr]^unbert6  geboren. 
9lad^bem  er  am  faiferlid^en  ^ofe  baS  9mt  eines 
SfKttl^arDfubifuIarioS  belleibet  l^atte,  trat  er  in 
baS  berubmte  ftlofter  Stubion  ein  unb  marb 
l^ier  burd^  S^meon  StubiteS  in  bie  ÜR^ftif  ein- 
geffl]^.  Sr  mu^e  aber  auS  bem  StubionBofter 
austreten  unb  manbte  fid^  )um  StamaSSofter, 
}u  beffen  Slbt  er  balb  getDä|lt  mürbe  unb  baS 
er  als  fold^er  )u  neuer  Sliite  brad^e.  ^ier  bilbete 
er  feine  mbfHfd^  X^eorien  ouS,  bie  il^n  neben 
SticoIauS  JfabafilaS  (f.  b.  9rt.)  alS  ben  größten 
SR^ftifer  ber  gried^fd^en  ffird^e  erfd^einen  la^en. 
Seine  eigenartige  Suffaffung  berfd^affte  il^m  Diele 
SBemunberer  uiö)  SInbönger,  aber  aud^  einffu^- 
reid^e  ^einbe,  unb  bieje  ffil^rten  feine  geitmeUige 
SBerbannung  nad^  SbtpfopoIiS  l^erbeL  S^meon 
(el^e  aber  balb  gurfidt,  erboute  baS  JFIofter  ber 
1^1.  SRarina,  mo  er  fortan  unbebe&igt  miilen 
fonnte,  unb  ^arb  in  ber  erften^Ifte  beS  11.  SND^r- 
l^unbertS.  Seine  gol^Ireid^en  &d^riften  ftnb  nod^ 

Sebr  menig  befannt.  Seo  SlatiuS  (Diatriba  de 
Symeonuni  soriptis,  Paris.  1664,  151 — 178) 
gtbt  bie  Sitel  bon  79  abbanblungen  an,  bon 
benen  ber  allergrö|te  Xb^U  nod^  unebirt  ift. 
3.  ^ontanuS  pmidüt  )u  Sngolftabt  1608  eine 
SuSmal^l  feiner  Sd^riften,  bie  mit  einigen  3ttfS|en 


1071 


@9n^on  StJ^litti,  bet  H 


mit 


W  SDWgne  (PP.  gr.  CXX,  287—712)  obgebrudt 
ift  Sarunter  ragen  befonberS  ^or  33  Xebm 
wölb  228  Capita  practica  et  theologica,  tuorin 
ein  ^(eS  Sbeal  fttüic^er  IBoQfommen^eit  ent- 
nidelt  unb  beffen  ßrftnbung  Don  ben  3uböi^tm 
einbringltdb  Derlangt  nirb ;  fte  enthalten  eine  Keibe 
etgent^ümlid^  Se^ren,  bie  ^ontanud  bur^  toül> 
!ürlid||e  Snterpretation  ju  eliminiren  fudite.  D2o(^ 
bemerfenSiDert^  ift  Spmeond  €(brift  Oi  epcutsc 
Tu»v  dstcuv  u{&va>v,  eine  Don  3ac.  $ontanu§  nur 
in  lotetnijd^er  Ueberfe^ung  (Divinomm  amonun 
liber  singularis)  gebotene  Sammlung  oon  $ro|a> 
ftücfen  unb  ^^mnen  über  biefeS  (Srunbtbema  aller 
9Rqfti(er,  bie  Don  ben  b^jontinifc^en  Sbeologen 
febr  bo4  %^WV^  tmirbe.  Siefe  Schrift  fteüt 
€pmeon  ebenbürtig  neben  bie  beften  9Rp[tifer  beS 
abenblonbijd^  !DütteIaIter§.  IDMt  bem  originell- 
ften  unter  ben  beutjc^cn  9}l9[tifem,  !Dteifter  ßd- 
bart  ().  b.  9rt.)/  b^t  er  eine  pantbeiftrenbe  Senben) 
gemeinfam,  bie  aud^  bei  $ontanu^  öftere  b^rDor- 
tritt,  obgleicb  biej'er  Diele  anftoßige  «Stellen  toeg* 
getanen  bot.  SBie  bie  griecbijcben  9RQftifer  über* 
baupt,  {(blie|t  aucb  Spmeon  ficb  innig  an  bie  Si- 
turgie  an,  beren  Srflarjng  er  einige  ^bbanblungen 
uribmete.  6r  tämp\t  gegen  bie  $eräugerli^ung 
bed  (brijllicben  SebenS,  erblidt  aber  in  ben  öuBeren 
§r5mmigfeit§übungen  nlatiD  mertbDoUe  9}IitteI, 
um  jur  n^abren  IBoUfommenbcit,  bie  in  ber  Siebe 
)u  ®ott  unb  5U  bem  9lädbften  gipfle,  )u  ge> 
langen.  6ine  erfcböpfenbe  @barafteriftif  feiner 
^Dhiftif  iDirb  erfl  möglid^  fein,  loenu  einmal  feine 
Sebriften  in  einer  guten  Ausgabe  Dorliegen.  Sie 
^ibjcbriften  berfelben  fmb  Diel  jablreicber  al8 
i|re  ^uf^äblung  bei  |$abriciu§*Jparle^  (Biblioth. 
gr.  XI,  302—320)  eS  Dermutben  lie^e.  $on 
einer  fiebenSbefcbreibung  S^meon^,  bie  fd^on  balb 
no(b  feinem  Sobe  Derfagt  »urbe,  liegen  audb  nur 
eine  Snbalt^ngabe  Don  §r.  Combefl«  (bei  Migne, 
PP.  gr.  CLII,  260—270)  unb  einige  ^u§5Üge, 
bie  Sombefi^  in  fein  Auctariom  novissim.  U, 
Paris.  1672, 119—129,  aufnafcm,  gebnirft  Dor. 
Scbon  ie^t  aber  la^t  fid^  conftatiren.  Dag  Snmeon 
einer  ber  ^belften  in  ber  (Semeinfcbaft  ber  Sieb« 
baber  @otte^  mar,  melcbe  ber  SBerfaQ  bed  drbifdben 
jur  Setrad;tung  be^  ^migen  anregte,  unb  toelcbe 
binter  ber  aufeem  6rf(beinung  bus  SBefenbafte 
fucbten.  3n  ber  traurigften  ^eriobe  beS  bp^an- 
tinifcben  9ieid^e3  umfaßte  bieg  Sgmeon  mit 
glübenber  gmpfinbung  unb  prebigte  e4  einbring- 
ixä^  feinen  3citgnu)ffen  al$  ^rfa{i  für  ben  man- 
gelnben  (Slan)  beS  irbif^en  Seben4.  i$gl.  ffrum- 
bacber,  @ef(bi(bte  ber  bn^ant.  Siteratur,  2.  "JAufl., 
JRüncben  1897, 152— IM.)     [^;!l.  (Jbrborb.] 

^^mtpn  ^tifRtts^  ber  bl.,  5um  Unterf^iebe 
Don  einem  glei^namigen  fpätem  Stniiten  ber 
altere  jubenannt,  ber  ^egrünber  beS  Stpliten- 
toefenS  (f.  b.  ^rt.  StDliten),  mar  gegen  (?nbe  beö 
4.  SabrbunbertS  (Stoifcben  3SS  unb  '^91)  5U  Si§ 
(Sifan,  Sefan)  an  ber  ©renje  jroijdicn  ßilicicn 
unb  ber  fDrifd)en  Sanbfdiaft  ^Drrbaftica  geboren 
unb  Derlebte  feine  jtinbcrjabre  abgefdiieben  Don  ber 


SBelt  als  ^üin  ber  eficrfiäa  ^efea  Bi; 

etma  14äabre  olt,  an  einem  Smaftübi 
befutbte,  marb  er  gleicb  bentLSiBÄ^ 
9rt.  I,  987)  bur4  bo8  «sbgmcsBHilMi 
}um  Streben  no^  ber  c^rinfii!^  Sofflani^ 
angeregt,  ^immyfftbf  fflffitbti  iiiniwiffi^fc 
ftörften  ibn  in  feinem  Scnxfe.  SaiilHlii 
Don  Xeleba,  in  DMicbed  er  ^am  eiiyta^ 
übrigen  9)l5n(be  feinen  gon)  iiitiiiriljijuft 
betS-  unb  SbtbbtungSeif er  inibt  otzagi  I 
unb  ibm  begmegen  ben  9nN^  Ml 
(am  er  nod^  beiläufig  sebniö^ngn  IMtl 
na(b  Xelnef(be  (XelonißuS),  cim  SUtabj 
(Sebiete  Don  Sntiod^ia  amSiii^^l 
er  balb  für  loeite  iheife  bo  tbö^ 
(briftlid^en  ©laubenS  unb  ibnttUJs 
mürbe.  Sie  gebn  ergenSobre  inidsiKtl 
er  no(b  nid^t  auf  ۊulen ,  fonben  dl 
(f.  b.  9(rt.  Snclufen  unb  Rednkn)  i^ 
engen  Saume  in  ®ebet  unb  bem  ftrcngkij 
SU.  Um  biefen  ^a^  mar  ibm  eine  SSonhii 
morben,  ein  trodened,  bacblofeS  (SnuBi 
Steinen.  ®ottgefanbte(Erfcbeimmgnter 
ibn  bie  augerorbentlidbe  SebenSDeife,  ■#( 
fp&ter  begann;  bie  SiSigung  berf^ 
burcb  bie  ftetd  aufföaigere  @obe,  SSote 
mirfen.  Um  baS  3abr  423  n.  Cbi.  fof  >' 
Seben  auf  einer  @aule  an,  iitoi  a 
7  ^afjm  auf  Heineren  Söulen,  30  3a|Br 
aber  auf  ber  gro^   berübmten  6flik 
40  6IIen  flanb.  3m  ©anjen  lebte  er  ol^  iil 
nef^e  47  ^af)xt,  unb  barunter  87  3q^ 
Stplite.  SBon  feiner  Säule  au8entfaltili< 
eine  au|erorbentIi(be  SBirIfamfeit,  imb  bs< 
folg,  tüelcben  feine  ^rebigten  unter  ^ 
lieben  Umfiönben  auf  bie  juflrömabe 
machten,  lögt  bod  Stplitenlebm  all  eine  ii 
ber  göttficben  Sorfebung  gelegene 
fd^einen,  mag  eS  oucb  unter  ben  fpotmi 
(f.  b.  %rt.)  mancberlei  QRiBbräud^e  gejeiti|^l 
ClJtöbler,  (Sef^i^te  befi  aßöncbtbumSiL^il,) 
ben  ®ef .  Scbriften  unb  ^uffäifen  ü, 
1840, 222  f.).  9»  ^ibenbelebrer,  ¥ed)qB| 
bie  jablloS  b^beiftrömenben  SKaj^,  ^  " ' 
ftifter  bei  Streitigfeiten,  SniDoIt  ber  T 
Reifer  ber  %otbIeibenben  ieber  9rt  wjri 
ermübUcb  angeftrengt  ©onje  Stöimne 
$erfer,  Sberier  u.  f.  m.)  entfagten  bei  fein 
bem  ®ö|enbienfte.  SBoS  Dxubfamen  CifBli 
er  für  bie  Sittlicbfeit  umliegenber  Qmük 
für  bie  9ufre4|tbaltung  ber  ortbobo^en  Uß-^ 
bemirfte  eine  Wenge  ber  ouff oüenblki  f 
rungen  Dom  Safier  )ur  Xugenb.  9ä|  ii 
gelegenbeiten  ber  ganjenlKr^e  ttxirbf'^*' 
'Anf prud^  genommen,  g.  9.  megen  brt  1 
Sbolcebon;  ba|  jur  SBerurtbeilung  bcf 
bie  orientaliftben  SSif^öfe  bem  b^  ^M^ 
^leranbrien  unb  bem  Soncil  Don  tf^ 
I  angefd()lo{fen ,  iDor  gro^entbeilS  bem  itft 
:  Säulenfieber  }u  Derbonfen.  So  DerlAc  69f 
feine  Sage  in  beftönbiger  liebcDofler  VfH 


I07S 


69ineDn  t)on  Xl^effalonid^  —  S^meon  Don  Xtier,  ber  1^1.         1074 


pic  Siibetc  anb  detbanb  bümtt  bie  fiete  Uebung 
M  eifrigflai  (Sebetfd  tmb  ber  ^lelbenmüt^igften 
ingenbcn.  CrftaunUd^  tfl  bie  9Renge  bet  großen 
Suaber^  bie  ber  fyxt  burd^  il^n  roidtt ;  an'8  Un» 
glffliMtd^  grenjenb  feine  9lot5btung  tmb  bie 
bctotf^e  eAvJb  unb  Sicmbl^ftiefeit  bei  fort- 
^t^m  duneren  unb  inneren  Seiben  unb  ftSuipf  en. 
Itit  Sf((t  nennt  man  il^  ba]^  einen  mal^^aft 
([co|m  Sbum,  eine  l^öd^fi  e^urbige  Srfd^einung, 
wä  mä^  X^borei§  Semerfung  ,,bie  Don  @pöt- 
lfm  Joäffilfitt  @äule  fo  großen  9luj^n  ergol''. 
Sd4  einem  tugeiib«  unb  f  egendreic^en  Seben  ftarb 
brr  (L  6Qmeon,  beiläufig  70  Sa^re  alt,  im  3. 
4o9  IL  üifu  om  2.  September,  an  einem  SRitt- 
xo9SfL  f^ft  f eierliil  unb  giftngenb  mor  ber  3ug, 
m  loel^cm  bie  Seiii^,  nod^bem  fie  Dier  Zage  lang 
her  i  jjentüifieii  Sere^rung  oudgefteUt  getoefen  mar, 
iu4  9ntio(9ia  gebrad^t  unb  bort  in  ber  ^aupt- 
fin^  betgefe^t  mürbe.  —  OueOen  für  bie  @e- 
iiti^te  e^mcond  be8  Styliten  fmb  eine  furge 
Siopopbt^  ^on  feinem  @d^uler  Antonius  (ab- 
^nidt  in  ben  AA.  88.  BolL  Jan.  I,  264  sqq.), 
dne  (dngere  Sebendbefd^ii  ibung  feines  S^itgenofjen, 
M  ^[SsettQtetd  Cofimad  Don  Ißl^anir  (bei  Aase- 
ouu,  Act.  mart  orient.  et  occid.  n,  Born. 
1748, 268  Bqq.)  unb  ber  Serid^t  bed  Xl^eoboret 
ooa  (^ruS  (Hist  rel.  26);  auS  il^nen  fd^öpften 
dbxigriud  (Hist  eecL  1, 13  sq.,  bamit  überein* 
jümmenb  Nicepb.  GaQ.  Hiet.  eccl.  14,  51) 
unb  e^meon  aßetop^rafled  (f.  AA.  SS.  1.  o.  I, 
274  6qq.,  bei  Higne,  PP.gr.  GXIY,  835  sqq.). 
6tne  metrif^c  Sobrebe  auf  ben  bl.  @9meon  Der- 
ja|te  3<^cob  Don  @arug  (abgebrudtt  bei  Assemani 
L  0.  n,  230  sqq.).  (93gL  Ubtemann,  @Qmeon, 
bei  ctjh  Saulenl^ige,  in  äOgenS  3cUfd^r.  für 
6$.  Z^oL  1845,  8^  8  ff.;  3tngerle,  geben  unb 
SBitfrn  bed  1^  Sl^meon  StQliteS,  3nnSbr.  1855. 
Sonfltge  Siterotur  f.  bei  Cheyalier,  Bep.  unb 
Soppl.  B.  y.)  [3ingerle  0. 8.  B.] 

^ftuam  DonZb^ffalonid^,  berDorragen- 
bs  griec^ij^f^idmatijd^er  %fitolo%t  aud  bem  ^n- 
jonor  beS  1 5.  SabrbunbertS,  mar  Don  141 0—1429 
&)bi{il^of  ber  ^iöcefe  Slb^^^on^  nt  SRacebonien. 
Uf ber  {eine  SebenSDerbättnijfe  ift  fonft  foft  nid^tS 
UtamL  Sud  feinem  bogmatifd^-Iiturgifd^en  ^upt- 

IDClfe  (Aia^orroc  xatä  iracruSv  xcuv  aipe^ecuv  xal 

Hfl    tik    (tOVT]C    ffUTTECOC    XOU    ScOT^pOC    7))X(5v 

lijfTOü  Apirrou ,  Ta»v  Upcuv  reXeTcuv  te  xal  }tu- 
m^^  «tf'/niiv  t^«  lxxXT)<r(ac)  erflel^t  man,  ba^ 
a  )u  ben  (Segnem  ber  Union  mit  Korn  geb&rte ; 
m  bcm  erjicn  ^^fengefcl^ic^tlid^en  Xb^ile  beS  S)ia- 
boß  mtrb  ndtnli^  f<^^  gtgen  bie  Sateiner  als 
bittßln  ))oIemifirt,  nomentlid^  in  ben  Rapp.  19 
biä  23,  fomte  32.  einige  Stonate  nad^  S^meonS 
tobe  eroberte  euttan  SDlurob  n.  bie  @tabt  Xbef« 
Idonu^  (1480).  Sine  SuSgabe  ber  meiften 
Soften  bed  ^jbifd^ofd  er{4|ien  auf  Seranlaf* 
iimg  bef  $atriard^  S)ojit^eu8  jbon  ^erufalem 
1683  }n  3a{f9  in  ber  9RoIbatt ;  einen  Sbbrud  ber* 
idben  bietet  Migne,  PP.  gr.  (3LV.  (9}gl.  bie 
Iftgoben  Don  8eo  SHatiuS  unb  gdbriciuS  bei 


Migne  1.  c.  9  sqq.  SBeitere  Siteratur  f.  bei 
ffrumbad^er,  ©efd^.  ber  b9)ant.  Siteratur,  2.  Sujl, 
aRüncben  1897, 113.)         [®om8  0.  8.  B.] 

$9meoiiDonXrier,  ber  1^1.,  Steclufe  in 
bem  SUmertbore  (Porta  nigra)  }u  Xrier,  mar 
)u  @|^racu8  auf  @icilieu  geboren  unb  b^tte  feine 
miflenfd^aftlid^e  SuSbilbung  ju  Sonftantinopel  er- 
balten. Sieben  3abre  lebte  er  }u  Serufalem,  mo 
er  ftd^  ben  pilgern  al8  fjfül^rer  }u  ben  {^eiligen 
Orten  bed  gelobten  Sanbed  mibmete.  93ebeutenbe 
Sprad^fenntniffe  (er  mar  bed  SegQpti{(ben,  Sra- 
bifcben,  St^rifc^en,  ®ried^ifd^en  unb  Sateinifd^en 
mfi(^tig)  befäbigten  ibn  Doqüglid^  ba)u.  @eine 
Steigung  )um  (Einfieblerleben  fübrte  ibn  aa  bad 
Ufer  bed  3orban  )U  einem  im  Stufe  ber  £»eUigfeit 
ftel^ben  Steclufen,  ber  il^  jebod^  nad;  einiger 
3eit  beimlid^  Derlie|.  @9meon  fud^te  barauf  feine 
meitere  adcetifd^e  ^ilbung  im  ftlofter  ber  aUer- 
feligften  Jungfrau  ju  Setblel^m,  mo  er  }um 
S)iacon  gemeint  mürbe,  uitb  in  einem  smeiten 
fflojter  am  f^u^e  bed  Serged  @inaL  93om  %bte  bie- 
f  ed  ff lofterd  na^  bem  ndrblid^en  grantreid^  gef  <^iilt, 
um  Wmofen  Don  Stid^arb  n.,  bem  ©rufen  ber 
9tormanbie,  abjubolen,  lernte  er  }u  9ntiod^ien 
in  Serien  gmei  Iotbringifd(|e  %ebte,  Stid^arb  Don 
@t.  Ißanned  bei  SBerbun  unb  Sbermein  Don 
@t.  Martin  bei  Xrier,  fennen,  meldte  auf  einer 
$ilgerfabrt  nad^  bem  b^Uifi^n  Sanbe  begriffen 
maren.  9Rit  il^nen  )og  er  nad^  bem  Slbenblanbe 
unb  ^itü  fidb  löngere  St\i  bei  feinem  greunbe 
ebermein  auf,  bid  er  ben  Srgbifd^of  $o|)|)o  Don 
Xrier  auf  feiner  ^ilgeneife  nad^  bem  f^tüxffxi 
Sanbe  begleitete.  Stma  im  3. 1028  jurüdtgelebrt, 
Iie|  er  ftd^  Don  ^o))))o  bad  Slbmertbor  an  ber 
9torbfeite  ber  @tabt  Xrier  ald  SBobnung  anmeifen; 
er  lebte  bort  ald  äteclufe  bid  )u  feinem  Zobe  am 
1.  3nni  1035  unb  fanb  bafelbft  aud^  feine 
©rabftätte,  mie  er  ed  gemünfd^t  b^tte.  Soifixtxä)t 
SBunber,  meldte  an  feinem  (grabe  gefd^aben, 
gaben  bie  93eranlaffung,  ba|  Sr^bifd^of  ^oppo 
bad  Stömertbor  du  einer  S)o))))enir^e  ummanbelte, 
ein  eanonicatftift  an  berfelben  einrid^tete  unb  ju- 
le^t  fid^  fein  ®rab  an  ber  @eite  feined  b^iligen 
gfreunbed  möblte.  2)ad  „S^meondftift"  }eid^nete 
pd^  in  ben  folgenben  Sabrl^unberten  burd^  eine 
gro^e  3abl  bebeutenber  ©elel^rten  aud,  bid  @tift 
unb  ffircle  ber  franjöfifd^en  SteDoIution  }um 
0)}fer  pelen.  9tad^bem  bad  erftere  1802  auf- 
gehoben unb  feine  @üter  föcularifirt  morbeu 
maren,  gab  3lapoUon  I.  1804  ben  ^efel^I,  auä) 
bie  ffird^e  gu  entfernen,  fo  ba^  ie|t  nur  mel^  bie 
gemaltigen  SRauem  bed  atten  SRömertl^ored  in 
büfterer  Oröfee  emporragen.  —  3m  3.  1400 
mürbe  bad  ®rab  bed  bt-  @9meon  geöffnet  unb 
ein  neiner  %f^t\i  ber  Steliquien  erboben ;  ber  Sieft 
mürbe  1803  nad^  ber  ^fanfird^e  sum  bl-  ®erDa- 
flud  fibertragen.  91Id  bftbared  Ueberbleibfel  bed 
bl.  @k)meon  mirb  in  ber  @d^a^!ammer  bed  Xrierer 
3)omed  ein  gried^ifd^  gef^riebener  (Sobe;  ge}eigt, 
ein  Sedionarium  ber  gried^ifd^en  ffird^e,  bad  ber 
^eilige  mit  eigener  ^anb  gef(^eben  b^ben  fol 


1075 


G^tnntQ^ianet  —  SQmmod^ufi,  ber  I^L 


Sinen  ßebebollen  Siogropl^en  fanb  et  an  feinem  | 
gfreunbe,  bem  genannten  ^6te  ebermein  Don' 
©t.  TOarlin.    (Sgl.  AA.  SS.  BolL  Jun.  I, 
87  sqq. ;  3RaT}^  @ef4  bed  er}[tiftö  Xrier  II,  2, 
Irier  1862,  74—101.)  [9)iarj.] 

^^mmai^iiittn:,  92ame  smeier  Secten  au8  ber 
att^rijtlid^en  Seit.  —  1.  @9ntmad^ianer  ]^t|en  bei 
^l^tlaftriuS  (De  haeresibus  68)  ^nl^nger  eineS 
^öreftord^en  ^atrtdud  gu  Stom,  beffen  (an- 
fd^einenb  gnoftifd^e)  @ecte  be]^au))tete,  ber  Seib  beS 
Wenfd^en  ftamme  nid^t  Don  @ott,  fonbem  Dom 
Xeufel,  unb  fei  balEl^r  ouf  aUe  SQBeife  gu  Der- 
ad^ten  unb  gu  mi^braud^.  Sinige  ^ßatridaner 
tnigen  barum  aud^  fein  SBebenfen,  ftd^  felbft  bo8 
Seben  gu  nel^men  (Praedestinatus  1,  61).  @pe- 
cieE  Don  ben  @pmmad^ianem  toirb  berid^tet,  bap 
fie  baS  ifingfte  mxiä)t  löugneten  unb  gfleifc^eSluft 
prebigten.  SBo^r  fte  i^ren  Ütamen  erl^atten,  i|t 
aus  ^l^ilaftriuS,  ber  aQein  Don  ben  alten  @(^rift- 
fteüem  fte  erwähnt,  nic^t  erfic^tlid^.  —  2.  S^m- 
mad^ianer  mürben  aud^  iubend^riftltd^e  (ebioni- 
tifd^e)  @ecttrer  genannt,  meldte  bie  ^aufe  gmar 
annahmen  unb  fi^  mid^  ben  92amen  S^riften  bei- 
legten, aber  Sl^riftuS  für  einen  bloBen  9Renfd^en 
hielten  unb  am  jübifd^en  ®cfe^  (^cfd^neibung, 
Sabbat,  gnt^altung  Don  ©ditoctncflcifd^  u,  f.  m.) 
feftl^ielten.  3«r  Seit  beS  1^1. 5luguftinu8  beftanben 
fte  nur  nod^  in  geringer  3al^I  fort  (Contra  Fau- 
Btum  Manichaeum  19,  18).  3^ren  Flamen 
l^Kitten  fie  mal^rfd^einlid^  Don  bem  ebionitifd^en 
^ibclüberfe^  ©Qmmad^ud  (Snbe  be§  2.  3a^r- 
l^unbcrtä;  f.  b.  3(rt.  Sibclüberfc Jungen  II,  715), 
toeld^er  nadft  ^ieron^mud  (De  vir.  111.  54)  feine 
änlel^re  au(^  in  einem  Sommentar  gum  HJlattl^äuS- 
eDangelium  Dertrat.  (^gl.  ^ilgenfelb,  ffe^rgefd^. 
beg  Urd^riftentl^umS,  Seipgig  1884,  425.  440  f. 
448.)  [t^Iojj.] 

^tfmmad^s,  ber  1^1.,  $apfl  (498—514), 
flammte  au3  ©arbinien  unb  fom  als  ipeibe  nad^ 
Slom ;  bort  empfing  er  bie  Saufe  unb  morb  in 
ben  ßlcniS  aufgenommen  (Lib.  Pontif.  [f.  u.] 
I,  260.  268,  not.  1).  gr  mar  ©iacon  (Theod. 
Lect.  [f.  u.]  193),  als  er  nod^  bem  £obe  ^Ina« 
ftafiuS'  II.  am  22. 9looembcr  498  in  ber  Sateron- 
fird^e  gemä^It  lourbe,  unb  marb  fofort  confccrirt. 
9lad^  ber  l^eiligen  ^anblung,  jebod}  nod^  an  bem- 
felben  Sage,  er^ob  eine  mit  §ilfe  bi^gantiniff^en 
®eIbeS  Don  bem  einflu^reid)cn  Senator  geftuS 
gebilbete  Partei  ben  ^rd)ipre§bt)ter  SaurentiuS 
gum  (Segenpapfte;  Don  biefem,  gu  meld)em  nur 
bie  9Kinber^cit  ber  2Ba^r6cred(|tigten  I)ielt,  I)offten 
bie  faiferlid^  ©efinntcn,  er  merbe  ba§  ^enotifon 
(f.  b.  ?lrt.)  Seno'ä  beftätigen  unb  baburd^  bie 
ffierbinbung  mit  S^gang  erneuern.  Vorläufig 
niurbe  bie  ©paltung  burc^  ein  fd^icb§rid)tcr(ic^e§ 
Urt^eil  be§  banmiigen  fianbeSl^erm,  bc§  ftönigS 
Sbeoboridft  beS  ©rofeen  (f.  b.  ?Irt.),  beigelegt 
(f.  b.  «rt.  ^Qpflmal}!  IX,  1443) ;  ber  ©egenpopft 
untermarf  fid),  untergeic^netc  auf  ber  Don  ©pm« 
mad()uS  benifcncn  großen  römiid}en  ©gnobc  in 
@t.  ^eter  baS  bort  befd^Ioffene  SBa^Ibecret  (1 .  ^?ärg 


499;  f.  IX,  1443)  unb  «4idi  te 
%ocera  in  (Eampanien.  WA  in  Sn|Bi|  M  | 
genbcn  3o^  (500)  Xl^eoboru^  p 
lid^  SBefud^  tmd^  9tom  fam,  mdeffi 
$ap)l,  ©enot  unb  Soll  fd^n  Dor  te 
gru^t ;  bemerfendmert^  ifl ,  ba|  kr 
^errfd^  fid^  guerft  gur  ^etaCfirile  kgAU 
am  ®robe  beS  «poftelfürfkm  »arit  §^1 
bad^t  iDie  ein  ffat^Iif  betete  (Ahm^h.^ 
n.  65,  in  b.  Mon.  Genn.  hist  Asd 
824).  Seiber  lourbe  noc^  jneiiötrigEt! 
Sfrü^jal^  501  baS  ©c^iSmo  exneacrt;  Nil 
tinifd^ie  gkirtei,  bie  auf  eine  (M^oildt 
i^ren  alten  $Ian  burd^gufü^,  üffi  tal 
an,  er  1^,  ftott  ha§  Ofterfeft  mit  ber .( 
l^it"  (cum  universitate,  b.  L  nrit  kii 
talen)  am  22.  ^pril  gu  ^ten,  ba8|eb^ 
25.  SRörg  gefeiert.  Um  ben  ^lidn  __ 
l^rgufteüen ,  berief  S^oboric^  bes  %i^\ 
9)aDenna.  2)a  bie  Don  geftuS  geji|ik 
too^I  einfa^,  ba^  bie  ttnflage  tocgpi  lil 
f cier  für  ftd^  allein  feinen  Szf olg  (ohi 
inbem  @t)mmadS|u8  einfad^  be« 
unter  Seo  L  Derbefferten  84iö^gei  CtUI 
9lrt.  Ofterfeierftrett  IX,  1124  uübStarif 
ber  ©efeUfd^ft  für  öltere  beutfd^ 
IX  [1884],  101  ff.  105)  gefolgt  Mr, 
gegen  il^n  bie  meit  fd^Iimmere  lUif^Btt. 
gbebruc^.  S)iefeI6e  hiar,  »ie  (Ut^  Ia|il 
III,  215  f.  gugibt,  %bd^fi  rod^^m^ 
begrünbet,  unb  ed  ift  begeid^nenb,  boft  te< 
lid^e  anftifter  aller  ber  Säinen  ii  ^ 
bpgantinifd^e  itaifer  flnoftafiuS  L,  fit 
ftantinopel  bed  bortigen  ort^oboja 
burd^  öldnlid^e  ^Infd^ulbigungen  gu 
fud^te  (^ergenröt^er ,  $(otiu8  I, 
1867,  189).  ©Qmmad^§  (atte  auf  Nr  I 
labung  beS  ftönigS  bie  Keife  no^ 
getreten,  um  bort  bie  nöt^ige  Suffläxnigl 
^IS  er  aber  gu  Stimini  Don  ben  nem  " 
ber  fiaurentianer  erful^r  unb  gugleüb 
bog  in  einem  förmlid^  $^ro^ 
Der^anbelt  merben  foQte,  fe^  er 
gunidt;  toie  3>al^n  Dermutl^^,  toeil  ff 
bed  $rincipd  toiUen  ber  QknäfiÜcM 
nigS  nic^t  untermerfen  tooHte,  gugieül 
um  ben  ®egnem  nid^t  burd^  langn 
()eit  bie  Agitation  gu  erleichtern, 
langten  inbeg  in  ber  ©tabt  bof 
bemöd^tigten  ftd^  ber  meiften  ftir^n, 
be§  Sateran,  unb  gmongen  ©pmnaM, 
©t.  ^^eter  einsujd^liegeiL  3n  i^ 
mä^Ierifd^,  lic^n  fte  nunme^  bm^Ni' 
ergebenen  ^l^eil  beiS  römif^fen  ßenl  to| 
auc^  ber  SSerfc^leuberung  befi  " 

fingen  unb  behaupteten,  berfelbe  fri  iiM 
S^erbred^enS  gemö|  einem  SeacieDOBjv 
(Mon.  1.  c.  Xn,  445  sqq.)  bem  Mf 
DerfoHen.  Sem  ffonige  oerlongten  jk  Ii 
einer  ©^nobe  unb  ougerbem  SntfeiiMl 
SJifitatord,  ber  Dorlaufig  onSteOeM«! 


107» 


CQtnmacl^üfi,  ber  ](fL 


1078 


c{coininiinititten  S^ntmo^^ni  fttitgirfn  foflc,  unb 
imr  naminttic^  om  bmmenbm  Ofletf efte  (Lib. 
fonül  I»  44  sq.).  Z^boriiJ^  betoieS  fid^,  oEef 
Mflgi  ottS  gfriebenStiebe,  ben  SBfiitfd^en  ber  Sott« 
imtumcrmtrsutDillfS^rig.  SnUbetSinberufimg 
einä  Conrill  eiflöite  fid^  on^  Spininad^uS  efat- 
Ktjkmben»  Tiid^t  bagegen  mit  ber  Vufftellung 
(M  VifUototS;  rin  folget  tourbe  naä^  bama« 
fucm  8nm^  enimeber  an  erlebigte  ober  an  fold^e 
MfOi  gef^iOt,  too  bie  9Mt«&^tgIett  beS  SBi- 
jÜjß  m  draoc  ftotib  (ogt  b.  Srt.  99omf(rtiuS  I, 
0b.  n,  1081).  3:ro|bent  befümmte  ber  Pdnig 
bm  9ij(^  ^fMM  Don  «Ittno  (ftird^en))rooin} 
l^ia)  pm  Sffitator;  biefer  jeigte  fid^  im 
Sibet^ini^  mit  ben  SBetfungen  beS  ff önigS  f d^on 
Mb  iK«^  feinet  Vnhnft  in  SRom  (tool^rfd^etnlid^ 
m  Oflem  502)  ol9  eifrigen  fßorteigftnger  ber 
Siutintianer,  S^\^  tme  fpftter  fein  !tRetro))oIit 
gincdlianu«  Don  Vqnileia.  5E)Qd  Soncil  trat 
en^  9Bo4<n  nod^  bem  Ofterfefie  be8  3ol|re8 
$03  in  ber  SafQifo  beS^fteS  ^uliuS  (@.  Waria 
in  InlteMre)  jufommen.  fluf  il^rer  Keife  nad^ 
Jtimi  (ottm  bercild  Sifd^öfe  anS  fitgurien,  Keml- 
Ikn  tmb  tßenetien  gu  HiaDemw  bem  ff 5nige  er> 
tUctt  bo^  ein  fold^  €onctt  nur  Dom  $o)i^e  be- 
10^  veiben  Chtne;  )ubem  gebe  e8  lein  Seifpiel, 
boi  ein  f^ctf^  bem  Urteile  ber  il^m  Untergeorb- 
8dm  im^onben  ^be  (minorom  subjaonisse 
jodkio).  Z^eobori^  (ntte  borouf  )ur  8eru]^igung 
Der  9t^fe  boS  @d^lben  Dorgejeigt ,  teorin 
S^nmot^  ber  Serufung  ber  S^nobe  guftimmte 
(Mon.  L  cXH,  427).  Salb  na^  (Eröffming  ber 
erjkn  6i|ung  erfd^ien  ber  $apft,  bezeugte  nod^« 
BulS,  bo|  bie  ®9nobe  mit  feiner  S^ftimmung 
clttbenifen  fei,  unb  erflärte  ^  bereit^  auf  bie 
gegen  i^  geri^eten  ^nHagcn  ju  antworten,  U)enn 
{uDor  ber  Sifitaior  entfernt  unb  il^m  (bem  $a))ft) 
bie  Mn  ben  @^i§mattftm  befej^en  ffird^en  ju- 
nkfgcgeBen  mfirben.  2>{e  9Re|r^eit  ber  @9nobe 
mietete  bie|  ffir  biSig  unb  fd^idtte  eine  ®efanbt« 
^(!^  nad^  XoDenna,  ben  ffönig  um  feine  3u- 
fKsnmmg  )u  crfu^en.  S)ief er  Derlangte  aber,  ba| 
incrjt  bie  VnBagen  gegen  ©qmmad^uS  unterfud^t 
DftiMn.  Unter  bem  Sinbrudte  biefed  Sefd^eibeS 
no^te  bie  SRe^^  ber  f8\'i«fi\t  ber  MiSmatifd^en 
ühnorltftt  ein  3ugeftönbni| :  fie  lie|  nflmlid^  )u, 
tMf  in  ber  (toeiten  6i|ung,  bie  am  1.  @e|)tember 
508  in  ber  SBafilifa  be«  Irrigen  ffreujeS  Don 
3M<d(m  (on(fi  Basilioa  BoBBoriana  genannt) 
edmttt  nurbe,  oie  Snflagef d^rift  ber  Sourentioner 
IBTlBerlefmig  fem.  Um  fi^  felbß  gu  Dertl^eibigen, 
MMH^  ber  $a))fi,  jje^  gum  g^oriten  9Rale 
bot  oec  @9nobe  gu  erfd^en.  (Er  tt)urbe  (ebod^ 
unttnMgS  mm  ben  Saurentionem  überfallen  unb 
niMonbelt,  fo  ba|  er  fi^  nur  mit  QRfll^e  nad^ 
61  $eter  retten  fonnte;  mel^rere  $riefter  auS 
iciaem  QeruS  xonAtn  getdbtet,  anbere  Denounbet 
(Mon.  I.  c.  YII,  56,  n.  50.  57,  n.  62 ;  XII, 
429).  918  balb  barauf  brei  Domel^me  &ottn,  bie 
oon  t^oborid^  fd(|on  Dor  bem  Sumult  gur  93er- 
^bmuig  Don  SuSfd^rettungen  nad^  9lom  ent« 


fanbt  moren,  bort  anlangten,  luben  bie  Sifd^fe^ 
burd^  ein  neues  ©d^reiben  bed  ffdnigd  Deranlait, 
ben  ^apfi  Diermal  ein,  ftd^  gur  rid^terlid^en  Unter« 
fu<l^ung  (ad  Judicium)  gu  fteOen;  berfelbe  lelffnte 
aber  unter  ^intt)eid  ouf  bie  ge^en  i^  unb  feinen 
SIeruS  Derübten  OktüaUttfoka  biefe  3umutl^ung 
ab,  obtool^t  bie  brei  ®otcn  i^  freies  (Seleit  gu» 
Hd^erten.  S^al^r  erltörte  bie  S^nobe  in  il^rer 
Dritten  Si^ung,  bie  nod^  im  @e|)tember  502  ftott* 
fonb,  man  tönne  ben  $a))ft  in  feiner  Sbmefenl^eil 
nid^t  Derurtl^eilen,  meil  er  ftd^  ben  Stid^tem  gmei* 
mal  gefteOt  l^abe,  befonberS  aber,  meit  eS  lein 
»eifpiel  bafitr  gebe,  ba|  ber  8if d^of  bief eS  ©tul^IeS 
il^er  rid^terlid^en  Untorfud^ung  unterßel^  (Mon. 
1.  c.  Xn,  423).  Sagegen  forberte  bie  @9nobe 
bie  fd^iSmatifd^n  Ö^terifer  auf,  gum  (Scl^rfam 
gegen  Si^mmad^uS  gurüdgufel^ren ,  unb  ebenfo 
fu^te  fle  burd^  eine  2)e)>utation  ben  Senat,  ber 
gleic^faOS  geffialten  mar,  ffir  lEBieberl^erfteUung 
bed  ftrd^Iid^  gfriebenS  gu  getoinnen.  Mein  beibe 
Sd^ritte  blieben  erfolglos,  unb  Sngeftd^tS  ber 
fd^Ted^ten  SuSfid^ten  fiir  baS  gfriebenSmert  boten 
bie  Sifd^öfe  ben  ffönig,  er  m5ge  il^nen  geftatten, 
in  Ü^re  ^eimat  gurüdfgufe^ren.  X^eoborid^  Der» 
langte  aber,  ba^  fte  guDor  einen  befinitiDen  Se* 
fd^Iu|  faxten,  unb  gmar  mit  ober  ol^ne  re^- 
re^te  Unterfud^g.  Saraufl^in  f anb  am  23.  Oc- 
tober  502  bie  Dierte  @i(ung  flatt,  morin  bie 
@Qnobe  mie  folgt  entf^teb :  ^pft  S^mmad^uS 
(bem,  mie  bie  SBifd^öfe  l^erDorl^eben,  ^faft  baS 
gange  fßoW*  treu  geMieben)  fei  ben  ÜRenfd^en 
gegenüber  Don  ben  Slnflagen  frei,  ba  man  auS 
fräl^er  angegebenen  ®rünben  (bem  Ißrimat  beS 
rümifdben  Sifd^ofS)  bie  gange  @ad^  bem  @e- 
rid^te  (SotteS  überlaffen  l^abe;  Spmmad^uS  ftel^e 
eS  gu;  in  aSen  ffird^en  feiner  SuriSbictbn  bie 
l^etligen  9Rt)fierien  gu  Dermalten,  unb  Don  il^ 
muffe  3eber  bie  l^eilige  Sommunion  em)>fangen ; 
aud^  fei  an  il^n  gem&g  ben  Sefeblen  beS  ffönigS 
alles  il^m  frill^  gehörige  ffird^engut  in  ber 
€tabt  unb  au^er^Ib  berfelben  gurüdCgugeben. 
2)en  gum  @e]|orfam  gurfidffel^renben  @eiftfid^en 
mürbe  Strafloftgfeit  gugeftd^ :  mer  aber  femer- 
l^in  ol^e  3ufKmmung  beS  $a))fteS  gu  SRom 
9Reffe  gu  Italien  mage,  folle  als  @d^iSmaHferl)e* 
flraft  loerben  (Mon.  1.  o.  XII,  431  sq.).  Unter« 
geid^nct  mürbe  biefer  !Befd^Iu|  Don  75  italienifd^en 
Sifd^öfen,  an  beren  @|)i^e  bie  ßrgbifd^öfe  Sau- 
rentiuS  DonüRailanb  unb'$etruS  DonStaoenna 
ftanben.  2)iefe  Dierte  @i^ung  erj^iettinber^olgeben 
9tamen  Sjnodns  pflJmaria,  nad^  £1^.  9Rommfen 
be^l^alb,  meil  fie  ben  enbgültigen  SuSfprud^  ge« 
tl^an,  mfil^b  bie  brei  Dor^ergel^ben  @i^ungen 
bie  Hauptfrage  unerlebigt  gelaffen  litten  (pal- 
maris = Dorgüglid^,  synodus  oft  bIo| = @i|ung ; 
ber  gange  ^uSbrud!  alfo  =  ^ouptft^ung) ;  nad^ 
Snberen  Don  einer  Palma  genannten  £)ertUd()- 
feit  auf  bem  römifd^en  gforum  ober  nad^  einer 
ad  Pahnata  genannten  ^atte  (porticus)  bei 
6t.  fpeter  (f.  Mon.  1.  o.  XII,  417  aq.).  %üx 
Spmmad^uS  mar  bie  ®i|ung  audd  nod^  in  einem 


1079 


S^mmad^uS^  ber  l^L 


II 


onbem  Sinne  eine  Synodus  palmaris,  infofem 
nömlid^  fein  guted  Stecht  bort  triump^irt  l^tte 
(ügl.  Ludi  palmares  =  ©iegcSfpiele).  —  6in 
X^eil  ber  SBif^öfe  feierte  nun  in  bie  ^eimot  gurüdt; 
bie  SJ^el^rjaldl  blieb  inbe^  nod^  einige  Sage  in 
9tom,  um  ftd^  gu  einer  legten  (fünften)  @i^ung 
am  6.  IRoDember  502  in  ber  ^eterSfird^e  gu  Der- 
fommeln.  3Ran  befaßte  ftd^  gunöd^ft  mit  bem 
obenem)öl6nten  S)ecret  Dom  Sa^te  483,  toeld^ed 
no(^  bem  Sobe  bed  $opfted  @impliriu§  oon  einem 
£aien,  bem  Praefectus  praetorio  ^afiliuS,  mit 
Suftimmung  einiger  SBif^öfe  erloffen  toorben  mar 
unb  iebeii  ^pft  mit  bem  93anne  Bebrol^te,  ber 
Don  ben  ©ütern  ber  r5mifd^en  Süxfy  etmaS  oer- 
äu^ere.  ®ie  S^nobe  annuUirte  biefc«  ffiecret, 
toeil  feinem  fiaien,  möge  er  aud^  nodd  fo  fromm 
ober  mad^tig  fein  (quamyls  religiosis  vel  po- 
tentibus),  ed  guftelde,  über  baS  jiird^enoermögen 
Seftimmungen  ju  treffen.  S)iefer  energifc^e  ^roteft 
gegen  unbered^tigte  6inmif(^ung  oon  Soien  in 
ftrd^Iid^e  Slngelegenl^eiten  mar  offenbar  babur^ 
Deranfa^t,  baß  eine  f old^e  Sinmifd^ung  fid^  gcrabe 
im  Iaurentianifd)en  €d^iSnm  im  fd^Ummften  Sichte 
geigte.  92a^  ^InnuIIirung  ber  SBerorbnung  Dom 
3a^re  483  publicirte  S^mmad^uS,  um  feine  Sorge 
für  Srl^oltung  bed  Aird^enDermögenS  gu  geigen, 
auf  ber  S^nobe  ein  (Sefek,  baS  inboltli^  großen* 
tl^eilS  mit  bem  S)ecret  bed  99aftliuS  übereinftimmte, 
iebod^  Sinige§  genauer  fogte  unb  aud^  Don  bem 
^natbem  gegen  einen  etma  gumiberl^janbelnben 
$apft  abfab.  Stoei  meitere  S^noben,  bie  @Qm- 
mad^uS  in  bcn  Sauren  503  unb  504  gu  Xom 
abgehalten  l^ben  foU,  finb  eine  blo^e  giction 
^feubo»3p^or8  (Dgl.  Thiel  [f.  u.]  90  sqq.). 

^l^ieoboric^  b^tte  ben$ijd^öfen  aUerbingSfd^Iie^- 
lid^  an^eimgefteüt,  aud^  o^ne  ric^terlicbe  Unter- 
fuc^ung  ber  anflogen  bie  @ad^  gu  ertebigen, 
babei  aber  mieberbott  beutlid^  gu  Derfleben  ge- 
geben, bag  er  eine  fold^e  Unterfud^ung  für  fel^r 
münfd^enSmertb  Wit;  ja  er  botte  babei  fogar  bie 
^ro^ng  einfließen  lajien,  eS  fei  ein  3fid^^  ber 
^kirteili^feit  ibre§  UrtbeilS,  menn  burd^  ba§felbe 
ber  xtricbe  nid^t  erreid^t  merbe  (Mon.  1.  c.  XII, 
425).  Sa  nun  bie  Spnobe  au3  Xüdfidfit  auf  ben 
Primat  bcS  roniij(bcn  SBijd(|of3  bem  93er(angen 
bed  ilönigS  nid)t  entjprocbcn  f^attt,  tbat  beqelbe 
nidjtS  gur  Surcbfübrung  i^re§  SSefc^luffeS:  bie 
ffinben  mürben  Spmmad)u§  nid^t  reftituirt.  Diel- 
mebr  geftattete  jef  t  Sbeoboricb  bem  friibem  ©egen- 
pQp]t  SaurentiuS,  nad)  Korn  gurüdgufebren.  S)er- 
felbe  ^tte  bei  SBiebcrau§bntdb  ber  Unniben  im 
3.  501  ficb  mieber  für  ba§  @^i^ma  geminnen 
lafjcn,  mar  aber  bi^^cr  Don  2^eoboricb  in  5Ha« 
Denna  gurüdgcbalten  morben.  Saurentiu§  fpielte 
nun  ungefäbroicr^abre  al^SBerf^cug  ber  bpgan- 
tinifd)en  %^rtei  gu  Korn  bcn  ©egcnpapft,  unb 
bie  etabt  mürbe  bamalS,  loic  bie  Don  einem 
Saureutianer  Derfafete  Vita  be§  Spmmadm§  (Lib. 
Pontif.  1,  46)  gang  beutlidj  fügt  (anber§  öafen- 
Üab  [).  u.]  19  f.),  mieber  ber  Sdiauufaf  blutiger 
'Ikirtcifäiiipfe.    Sommac^ud  blieb  nad)  mie  Dor 


auf  @t.  $eter  befd^ft,  mo  er  für  fi^  nb  H 
Umgebung  SBol^ungen  (episcopii) 
(Lib.  Pontif.  I,  262.  267,  not  26).  O^ 
ftatten  fam  ben  @d^iSmatifem,  ba|  berd 
^od^gead^tete  2)iacon  ^f(bofiitfi  betonst 
ibrer  ißartei  bieft^  loie  ja  aud^  fonp 
^dceten  ber  ffird^e  oft  fd^Ie^te 
^ben.  gür  Sqmmod^  trat  Si^of 
(f.  b.  art)  Don  Sitenne^  bem  ein  $nMI 
$aImarf9nobe  fiberfanbt  morben  xm,  jm 
trage  ber  burd^  bie  Sorfornrnnüfe  inSbi 
beunrul^igten  gaUif(^  Sijc^öfe  aag^ 
®egen  gnbe  beS  do^red  502  rii^ 
@d()reiben  an  bie  Senatoren  gfdufbiftiil 
mad^uS  (beibeSnl^ger  beS  nAtmä|ign 
morin  er  ben  Skfd^lug  ber  @qnobe  Ut 
^öbere  (eminentior)  fönne  nifbt  Tm  bm 
i|m  @te^enben  (ab  inferioribiu)  goi^kt 
mit  gtttem  ®runbe  bdtten  be^b^db  bie 
@a(be,  meldte  fie  fogufagen  unübedql 
temere)  gur  Unterfuc^ng  fibcmommai, 
lieb  bem  Urt^eile  ®otteö  an^eimge|idL 
@enat  f orberte  et  einbringlid^  auf,  M 
ber  ffinbe  unb  bed  Stubled  $ctri  nuk 
Sd^t  gu  laffen  unb  im  C^inblid  auf  tie  ~ 
bie  namentiid^  Don  ber  ^arefie  brobtnu  ba 
gu  fd^ü^en  unb  in  SRom  bie  Stnig^ 
bergufteÜen  (Mon.  L  c  VI,  2,  64  b%). 
biefed  mannen  appeOd  blieb  ber  €ciiot 
ein  3:1^1  beSfelben  unter  gfübnmg  ber 
gfeftuS  unb  ^obinuS  bilbete  mxb  nK^mi 
binburd^  eine  ^uptflü^  beS  Sd^iSmi 
literarifc^  ttmrt^  ber  ftampf  gmif(ben  bei 
^rteien  geführt.  Sie  Sourentioner 
gegen  bie  ^almarfpnobe  eine 
Streitfdbrift  (Contra  Sjnodum 
incongruae),  gu  beren  SBiberlegung  bs 
lönber  S^iacon  Snnobiud  (f.  b.  SrL)  in  3> 
feinen  Libellus  adversus  eost  ^ 
Synodum  scribere  praesumsenmt  (V* 
VII,  48  sqq.),  Derfagte.  3n  biefe  SA 
nid^t  fd^on  in  bie  3a(re  501—502)  getst 
au(b  eine  Steibe  Don  (Erbid^tungcn,  nMf 
^nbdngem  beS  Spmmad^uS  au£giiign,Ji 
Vorgänge  ber  U^tn  3cit  mehrere 
^röcebengfolle  frei  erfanben.  Sencnt 
nuessanae  Synodi  Gesta  de  MarcflDJM 
stant,  Epist.  Rom.  Pontif.,  PtA 
Append.  29  sqq.),  GonstitatuiD 
43  sqq.),  Gesta  Liberii  (ib.  89)  snb 
Xysti  purgatione  et  Polychronü 
(ib.  117  sqq.).  S^a^  bun^  biefe 
@runbfa(  Prima  sedes  a  nemioe 
(f.  b.  %rt.  $apalf9ftem  IX,  1374  f.) 
eingeführt  morben  ijt^  "fyA  3.  fyxqjoaxtißi 
3anuS,  greiburg  1870,  98)  ba^t^  - 
^aufe  ber  na^fien  Sa^re  Dollgog  {ut  N^ 
Spmmad^ua'  (Sunften  bei  ber  9tqBß^ 
Umfcbffiung,  über  beffen  Urfo^en  »ir  jM* 
unterrid^tet  ftnb.  Sngefebene  SIcrito  *■ 
Siacon  3o(anne9  (Didlei^  ha  \(ä»  \ 


SjMH 


m^ 


mj 


loei 


S^mmad^ttS,  bei  H 


1082 


dotomicl  L)  it&lcnuoifeu  fiA,  unb  gegen  Snbe 
b(ft3a^506  HelX^eoboci^  fid^  burd^  einen 
•cf^nMen  bc8  fioffhift,  ben  Diacon  StoSconiS 
(f.  b.  «zt  »omfatnii  TL.  n,  1084),  bemegen, 
|iixliiifü(nmabe89ef(&Iu|feS  bet  $aImarfqnobe 
nitjmoiirten.  «n  bod  ^aupt  ber  Saurentianer, 
bcn  6ei»t0Y  SfcfinS,  ttging  bet  Sefel^I,  @9m- 
m^  db  fKr^en  }uift(f jugAen.  8eftu8tnu|te 
m  «m  fo  me^  fägen,  old  ouc^  bieienigen  @ena- 
tasen,  bu  bisher  )itm  (Begenpopft  gelitten,  Dom 
€4ttQui  nt^tS  me^  unffen  ttoUten;  DieDeU^t 
manla|tt  jie  bogn  unter  9nberem  bo8  immet 
ftbdrfereSorgeben  beS  bp^imtinifd^en  ffaiferd  gegen 
bieSc^lglfiubigen  im  Orient  (Dgl.  Baron.  Annal. 
ada.5069  n.  15  imb  Fagii  Grit  n.  4  ad  a.  505 
«i  n«  4  ad  a.  506).  Sourentiufi,  ber  mft^renb 
feinet  bieria^rigen  »^Regierung''  )u  9tom  ntd^t 
«cffainnt  ^te,  in  ber  ^[kmßlird^  ben  Silbern 
ber  ttn^cren  ^d)){le  fein  eigenes  ]^in}U)ufugen 
0.  b.  Vtt.  ^opftfotologe  IX,  1482),  mufte  ie^t 
Me  ^abt  oertoffen  unb  Derbrad^te  feine  legten 
lage^  no4  SngoBe  eineS  feiner  Snl^änger,  alS 
Vkd  fsnb  iDgenti  abetinentia;  Lab.  Pontif. 
1 46)  auf  einem  Sanbgute  feined  ®önner§  gfeftud. 
eine  Beine  ^ßoriei  oetblieb  übrigens  nod^  ttöl^renb 
ber  gongen  9legieningS)eit  beS  ^opfteS  @k)m- 
moäfia  m  6d$iSma,  unb  erfi  Dem  folgenben 
$a|^  ^onnilboS,  ber  att  S)iacon  fid^  oIS  @9m« 
mal^  treuer  SnbSnger  beM^rt  ^te,  gelang 
eS.  ft  tDteber  mit  ber  ftird^e  }u  Dereinigen.  9DBU 
avä  M%a  Sorfteflimg  l^etDorgebt  mu|te  @Qm* 
nac^ul  in  ben  Sabren  498—506  »egen  ber 
Oin^ie  ber  Saurentianer  fU^  ttieberl^olt  an  ben 
Comglu^cn  CM)f  )u  SlaDenna  nienben.  9tad^  einem 
Briefe  be§  2)iacün8  ßnnobiuS  (Ep.  8,  10,  in 
Mon.  1.  e.  Yll,  88)  "fyiitt  nun  im  auftrage  beS 
$0)^  ein  norbitalifd^er  Sifd^of  (oabrfd^einnd^ 
ber  Don  !KnaUanb)  über  400  ®oIbfoKbi  an  bie 
fMPfbeomtfn  gefpenbet  (oertis  poientibos,  quo- 
ram  nomina  tutum  non  est  scripto  signari), 
«nb  Snnobtud  mar  Don  S^mmad^uS  ermächtigt 
vorben,  ^  för  bie  Slädgabe  ber  Summe  )u  Der- 
burgot  9}ieuei4t  bot  biefe  £^tfad^e  ben  Sau- 
unntionmi  (f.  Lib.  Pontif.  1 ,  44)  )u  ber  9u3« 
tteuung  Snla^  gegeben,  S^mmad^uS  fyitt  baS 
1^  ounliigc  j^iet^d^ter^^^  Urt^eil  Xl^eoborid^S 
butq  Sfpc^ung  erlangt.  3nbe|  miberfpric^t 
einer  foU^ea  ftniiabme  burd^uS  ber  jelbftänbige, 
fbeng  aujf  (Sered^tigfeit  l^Itenbe  £bcn:after  beS 
irönigS  unb  ebenfo  ber  ^vifyat  beS  Urteils,  baS 
ottS  bcm  flöten  Z^tbefianb  (Vlt^tf^  berSal^I- 
boi^tigten  unb  frfibere  Orbination)  einfad^  bie 
iDg^  Folgerung  }og.  2>abei  mu^  aÜerbingS 
ttgeg^ben  u^erben,  ba|  unter  bem  S)rudfe  ber 

3Sab^Mff<  <R^  ^^  ^fi  ^^  bamald  flarf 
Icirfc^enben  Unfitte  (DgL  Mon.  1. 0.  XU,  279  sqq. : 
£piflt.  Athalarici)  feinen  Zribut  grollt  l^abe. 

S^on^u  flnfong  feinefi  ^ontificateS  mar  @9m- 
maifia  mt  bem  bamoligen  Streite  jmifd^  ben 
Sä^Smem  VrleS  unb  Sienne,  ber  fid^  auf  bie 
imbd^nung   befi   beiberfeitigen   9)ietro)>oIitan- 


begirfed  bejog,  befaßt  morben,  ba  fein  SSorgdnger 
«naftaflufi  IL  bie  Don  ßeo  I.  (f.  b.  »rt  Vn,  1 768) 
getroffene  Sbgrenjung  ber  beiben  iKrd^enproDinjen 
}u  ®unflen  bed  SBifd^ofS  llDitud  Don  SBienne  ge- 
önbert  fyitit.  9la(^bem  er  auf  eine  IBefd^merbe  beS 
Sifd^ofS  9(eoniu8  Don  tSrleS  fd^on  unterm  29.  Sep- 
tember 500  ben  Sntfd^eib  9naftafiu8'  IL.  auf- 
gehoben  batte,  beftatigte  er  nod^mald  auf  ^nfud^en 
bed  Sifd^ofS  eöfariud  Don  9rIeS  (f.  b.  9lrt.)  burd^ 
ein  an  alle  Sifdfiöfe  (SaQienS  gerid^teted  Sd^reiben 
Dom  6. 92oDember  518  bie  aRetrot)oIitanred^te  Don 
9rled,  unb  gmar  in  bem  Umfange,  mie  fle  Don 
Seo  I.  fejtgeftent  morben  maren  (Mon.  1.  c. 
Ep.  m,  85  sq.).  Ueberbieg  Derlie^  er  (Söfariud 
bie  9uS}eid^nung,  a&ein  Don  aOen  gaSifd^en  Si- 
fd^öfen  baS  ^ßaHium  gu  tragen  (bie  erfte  befannt 
gemorbene  ißerletl^ung  beS  $aSiumS  an  einen  93t- 
fd^of  au^erl^alb  Italiens ;  Dgl.  f^.  (Srifar,  in  ber 
gfeftfd^rift  }um  llOOläbrigen  Subilöum  beS 
Sam))0  Santo,  b^auSgeg.  Don  St.  Sbf^/  Sftei- 
bürg  1897, 100).  S)aburd^  ertbeilte  er  ber  $ri- 
matiaffteSung,  meldte  juerft  burd^  Ißapft  SojlmuS 
bem  93ifd^of  Don  Slrled  für  gan}  ®allien  ein- 
geräumt mar,  eine  neue  Snerfennung.  S)a8felbe 
gefd^ab  tmtä^  ein  päpftlid^eS  Sd^reiben  Dom 
11.  Sunt  514,  morin  St^mmad^uS  ben  Sifd^of 
SäfariuS  beauftragte,  ein  mad^famed  Singe  auf  bie 
religiöfen  3uftänbe  in  ©aüien  unb  Spanien  )u 
l^aben  unb,  fo  oft  ed  i^m  nöt^ig  fd^eine,  bie  IBi- 
f ^öf e  }u  einer  S^nobe  gu  Derfammeln ;  {önne  bort 
eine  Sad^e  ntd^t  ent^ieben  merben,  fo  möge  er  an 
ben  apoftolifd^en  Stu^I  berid^ten;  aud^  b^ten 
ßlerifer,  meldte  aus  ®alien  ober  Spanien  mub 
^om  reifen  moDten,  ftd^  mit  ßmpfe^IungSfd^reiben 
beS  Sifd^ofS  Don  9rl(9  gu  Derfeben  (Mon.  1.  c. 
Ep.  HC,  40  sqq.).  92eu  ift  an  biefer  Slnorbnung 
nur,  ba^  SäfariuS  aud^  in  Spanien  bie  Siedete 
eine«  IßrimaS  (ober  päpftlid^en  SiicarS)  ouduben 

äonte.  SieOetd^t  l^ngt  bieg  bamit  gufammen,  ba^ 
lomald  ber  Sanbedberr  bed^if  d^ofS  gu  9IrM,  2:]^eo- 
borid^  b.  ®r.,  aß  Sormunb  feines  SrdelS  9mal- 
rid^  aud^  über  Spanien  berrfc^te  (Dgl.  Dachesne, 
Fastes  äpiscopaux  de  Tancienne  Gaule  I, 
Paris  1894, 132).— gfür  bie  al8  (Segner  beS{)eno- 
tilonS  Derf  olgten  ff atl^olif  en  beS  Orients  mar  S^m- 
ma(buS  fd^on  im  3*  499  (ober  500)  in  einem 
Sd^reiben  oxi  ben  b^gantinifd^en  ffaifer  9na- 
ftafuiS  I.  (491—518)  eingetreten,  iebod^  Der- 
gebenS.  93alb  nad^  506,  als  faft  ber  gange  römtfd^e 
Senat  auf  bie  Seite  beS  ^apfteS  getreten  mar, 
rid^tete  ber  ffaifer  an  biefen  einen  Sd^mäbbrief, 
morin  er  il^n  einen  ÜJlanid^äer  fd^alt,  feine  Sr* 
l^ebung  als  unred^tmä^ig  begeid^nete  unb  fid^  bar- 
über  befd^merte,  ba|  ^ber  Senat  in  Serbinbung 
mit  S^mmacbuS  il^n  escommuntcirt"  b^^be.  2)er 
$apfl  antmortete  in  einem  febr  fd^arfen  Sd^reiben, 
morin  er  u.  9.  erHärte,  nid^t  er  b^be  ben  ffaifer 
escommtmidrt,  f  onbem  berfelbe  bcibe  baburd^,  ba| 
er  fid^  ber  9üd^tung  beS  im  93anne  geftorbenen 
^Iktriard^en  9cactuS  (f.  b.  9rt  n.  5)  angefd^Ioffen. 
fid^  felbft  escommuntdrt  (Thiel  700  sqq.).  3m 


1083 


@))mmad^uS,  bet  S&ionit  —  Qt^mpfioto]a,  bie  ^I. 


1084 


3. 512  tDonbttn  {i^  Diele  orientalifd^  Sif^öfe  in 
einem  el^rerbtetigen  @<i^rei6en  an  S^mnio^uS, 
^bem  ber  befte  ^ict  (S^riftuS)  ben  eti^I  beS 
durften  bei  glotreid^en  ^oftel  anDerttaut''  l^be, 
utd)  ber  «.töglid^  Don  bem  l^eiligen  Seigrer  $etru8 
belehrt"  merbe,  ^bie  i^m  auf  bet  eonjen  be- 
mol^nten  ßrbe  anDertrauten  Sd^ofe  Sl^rifti  §u 
meiben"  (Thiel  710);  {ie  legten  ein  ortbobose« 
(Sloubendbefenntni^  Dot  unb  baten,  bie  flr^Ii^e 
®emeinf d^oft  il^en  ni(|t  be|l^  gu  »erfagen,  mett 
{ie  mit  SRütfjid^  auf  bie  Dom  ff aifer  brol^einbe  Ver- 
bannung {id^  oon  ben  Scacianem  nid^t  loSgefagt 
bfttten.  S)er  ^ft  forberte  jie  )u  entfd^iebener 
Steüungnabme  bem  acacionifd^en  Sd^iSmo  gegen* 
über  auf  unb  bebeutete  i^nen,  ba|  er  i^ren 
SBunfd^  nid^t  erfüllen  tdnne,  bift  jie  bie  @emein- 
fd^aft  mit  ben  ^tcarianem  aufgegeoen  Rotten  (£p. 
ad  oniversos  epiacop. ,  presbyi.  etc.  per 
Illjricam,  Dardaniam  et  utramque  Daciam, 
bei  Thiel  717  sqq.).  —  9lad^  bem  Liber  Pontif. 
I^ritt  @9mmad^ud  aud^  gegen  bie  in  Stom  nod^ 
tmmer  Derbreitete  @ecte  ber  ÜRanid^äer  ein ;  ibre 
@d^riften  unb  SBilber  U)UTben  bem  gfeuer  über- 
liefert, jie  felbft  aber  gemö|  ben  ffaifergefe|en 
bur(^  Xb^oborid^  au8  ber  @tabt  Derbonnt.  2)ad 
$a))ftbud^  ergäl^It  nod^,  ba|  Sqmmad^ufi  nad^ 
SSieberberfteaung  ber  9lul^e  gu  Stom  mebrere 
neue  ffircben  erbinut,  onbere  ermeitert,  reflaurirt 
ober  auSgefd^müdft  b^be;  auc^  b<^be  er  bei  brei 
|^au))tfir$en  Stomd  (ad  JBeatum  Petrom  et  ad 
B.  Paolum  et  ad  S.  Laurentiain)  Sßob* 
nungen  für  ^rme  errid^tet.  Seine  SRilbt^gfeit 
bcioieö  er  femer  baburd^,  ba^  er  bie  oon  bem 
ißonbalenlönig  Xrafamutü)  abgefegten  unb  oer- 
bonnten  SBifd^öfe  aSjiä^Ud^  burd^  3ufenbung  Don 
®e!b  unb  fflejbem  unterftü^te.  9(ud^  teufte  et 
(Befangene  in  Sigtoien,  im  SJcaildnbifd^  unb  in 
mebreren  anberen  IßroDingen  lofi,  gab  il^nen  be- 
tröd^tlid^  ©efd^ente  unb  entlie|  fle  in  il^re  ^eimat. 
Sluf  Kturgifd^em  @ebiete  fd^reibt  ibm  ber  Liber 
PontificaJäs  bie  9norbnung  }U,  ba^  baS  Gloria 
an  aOen  Sonntagen  fomie  an  ben  Sf^fien  ber 
9Rartprer  gefungen  merbe  (f.  b.  9lrt  Nosologie 
m,  2010);  bo^  begiebt  ftd^  nad^  S)ud^ne  (lib. 
Pontif.  1, 130,  not.  5.  268,  not  41)  biefe  Se- 
fiimmung  nur  auf  bie  missa  episcopaUs  gu  9tom. 
@Qmmad^u8  ftarb  am  19.  Suli  514  unb  erl^ielt 
feine  lej^  Stu^tötte  in  ber  ^eterdürd^e,  tt)o  er 
ttiöbrenb  bcS  @^i8maS  3abre  binburd^  ein  ^f^I 
gefunben  f^t.  (IBgL  Lib.  Pontif.  I,  ed.  Du- 
chesne,  260  sqq. ;  eine  Don  einem  Saurentianer 
Derfa^te  Vita  Synunachi,  ib.  44  sqq.;  Thid, 
i^isi  Rom.  Pontif.,  Brunsb.  1868,  639  sqq. 
[bie  SrM  betreffenben  ^efe  aud^  in  Mon.  Oerm. 
bist.  Epist.  III,  38  aqq.J ;  Acta  ßynhodormn 
habitarom  Bomae  a.  499,  501,  502,  ed.  Th. 
Mommsen,  inMon.Oenn.hist.  Auctantiquiss. 
XII,  393  sqq.  [bort  oud^  bie  betr.  Sd^reiben 
Slb^borid^S];  Theodor.  Lect. ,  £.  H.  2,  17, 
bei  Migne,  PP.  gr.  LXXXVI,  1,  191  sqq.; 
Sf.  S)a]^n,  S)ie  ffbnige  ber  (Sermanen  in,  SBärg- 


burg  1866,  208  ff.;  D.  ^efeie,  6o«c.-QkU.  IL 

2.  «ufL,  625  ff.  633  ff.;  g.  Bogel,  fai  feifioi 
3eitfd^.  L  [1883],  400  ff.;  Decf.,  im  %uen 
9(rd^iD  b.  ©efeQfd^oft  f.  Altere  bcutfd^  «efi^td. 
hmbe  XXm  [1898],  57  ff.  [fud^t  nad^gmoetieii, 
ba|  bie  fünf  ©ijpingen  beS  xim^äitn  6oncUg  im 

3.  501  ftattgefunben  l^aben,  unb  ntd^t,  tote  er 
früber  felbft  angenommen,  502];  S-  €töber,  in 
@i|ungSber.  ber  L  Sttab.  b.  SBijfenff^.  gu  SBien, 
pl^ilof.-biftor.  ff(offe  GXn  [1886],  269  ff.; 
&,  @d^nürer,  im  ^iftor.  3obtbud^  IX  [18881 
251  ff.;  SB.  ^fenftab,  6tubien  gu  Smu>biud, 
9Rfind^en  1890,  passim  [$rogr.  beS  Suitt^otb- 
®9mnoftum9];  £.  gf.  9lmoIb,  e&foriufl  Donbe« 
late,  Sei))gig  1894,  595;  ®.  $feU{<^iH  Sei 
Oftgotenfdnig  S:^eoborid^  b.  @r.  unb  bie  (at^o* 
lifd^e  ffircbe,  ÜRünfter  1896,  56  ff.  [ftir(^ge{4). 
Stubien  m,  1  u.  2];  S.  SR.  ^artmonn,  ®e{d|. 
3taIiendim9R.-9.I,£ei)>g.l897,142ff.)  [8ed.] 

$9ttinai9M,  ber  (Ebionit  unb  8ibel« 
überfeiner,  f.  SBibelüberfe^ngen  II,  715  unb 
Mercati,  L'et^  di  Simmaoo  etc.,  Modena 
1892,  mo  ber  Sladj^eid  Derfuc^t  toicb,  bo^  @Qin* 
mad^uS  unter  SRarc  Surel  (161  —  180),  ni^t 
(nac^  ber  gemöbnlid^en  Snimbme)  unter  6et»« 
timiud  SeDernS  (193—211)  gelebt  bobe. 

$^r»f9orof(i,  bie  ^I.,  berubmte  9)lari9nn, 
mel(be  gufammen  mit  i^ren  fieben  @ö^n  für  bot 
@Iauben  ftorb,  b^^  nad^  ber  urffiTungluben 
9lamen8form  eigentlidd  @9m))beru{a  (f.  Allard, 
Eist,  des  pers^ut  I,  2^  ^d.,  Paris  1892, 
269.  279),  mofür  fidft  in  ben  Sobiced  bd 
Martyr.  Hier,  (gum  18. 3uli)  au(^  @em|»b<nrofa, 
@em})orofa,  Senforenfa  unb  im  Epit  de  loois 
SS.  Martyr.  (f.  de  Bossi,  Roma  sotterr.  I, 
Rom.  1864,  150.  178)  6inferofa  finbet  3^ 
aJlartQrium  berid^tet  eine  alte  Passio,  über  beten 
SBertb  bie  iMtil  Derfd^iebener  «nfi^t  ift  SBüb- 
renb  SBaroniud  (Martyr.  Rom.  ad  18.  JoL  unb 
Annales  ad  a.  138,  n.  4  sqq.),  SRuinort  (Aet 
sincera  Martyr.,  Ratisb.  1859,  70)^  XiSonoat 
(Mem.  U,  Paris  1701,  241. 595)  unb  neueficnS 
Marb  G-  o.  1, 271  ss.)  fte  für  alt  unb  guDerlafFtg 
balten,  begm.  ibre  (gin^at^^  unb  ftürge  att  em* 
^feblenbe  Sigenfd^ften  l^rDorbeben,  erQüren  ber 
»oOanbifi  3.  $fatiud  (AA.  SS.  BolL  JuL  IV, 
855,  n.  22  sqq.)  fte  für  tnterpolirt,  @anL  Soeoage 
(Annales  poL-eocl.  11«  Roterod.  1706, 46.47) 
unb  neueftenS  gfr.  ®5rre8  (Sritf^t.  für  imfienM. 
Zbeologie  XXI  [1878],  48--57)  für  ein  bunb* 
oufi  gef älfd^eS  äRai^merl  einet  f iriUem  S^  Xn»! 
ber  gegen  bie  Sed^t^eit  oufgeftdUc»  Vrgmncnte 
glaubt  Der  Untergeid^nete  gu  ber  Snfid^t  t«r«btigt 
gu  fein,  ba|  bie  Passio  8.  Sjmphorosae  et 
Septem  filioniin  ejos,  fo  toie  fte  DorCiegt,  ouf 
@runb  febr  alter  S)ocumente  ^gefldtt  itnb  toc- 
nigftenS  il^rem  l^ouptfäd^lid^jlen  ätS^alte  na<b  gu« 
Derldfftg  ift.  @ie  mürbe  Don  einem  unbcbnntett 
9uctor  nid^t  Dor  525  gefd^rieben:  fülfd^ß^  bc« 
geid^nen  ^nbfd^rifteit  3uliuS  V^conu«  (f.  b. 
9(rt)  atö  SSerf affer  (IBofinage  unb  ®  5rreS  o.  o.  O.). 


1086 


69in))]^otofa,  bie  l^L 


1086 


fin  SB>aHini4  mit  ben  gef d^d^ttic^  äberlteferten 
S|atfa4m  laim  borin  ntd^t  gefimben  toerben,  bo^ 
M(  Fmbo  boi  SXaxtQrittm  ber  bL  €Qmt)^oto{a 
nb  i^  6fl(ite  noc^  Xibut  in  £atium  (Zioolt) 
nb  ia  bir  3rit  bd  ftoifeiS  ^obrion  oerlegt  S)a| 
bomali  (B^rißcn  Mfolot  unb  l^ingerid^tet  toutben, 
jk^  fe|t  ebmfo  bo^  ^brion^  oeld^c  nad^  ber 
Paffio  ba  $io}e|  gegen  @Qnt))]^oro{d  unb  i^te 
65^  fS^tte,  bie  Ic|tm  Sa^te  feiner  Stegterung 
in  jeifttin  großen  ^dlafte  2U  Xtbnr  Derlebte.  9n^ 
b9  inr  Sofolgintg  ber  (L  S9m))(orofa  foS  ein 
Sofpn^en  bec  S)ömonen  gegeben  b^ben,  benen 
^obdon  bei  ber  (Sinsoetbung  beS  genannten  ^• 
Iflpe^Ot^bacbn^te:  biefelben  bitten  nämlid^ 
oflärt:  »6l)mpbon)^#  oie  SBitttoe,  unb  i^re  {leben 
&ifOi  quftlen  unS  tfiglid^  bobucd^,  bol  fie  i^ren 
Sott  amifäL  aBofem  biefe  und  o)>fem,  »er» 
jpitftcn  toir,  bir  oOeS  )u  getoabren,  um  moS  bu 
kttiejl'  9ta4  bcm  »eUetn  8eri(bte  ber  Paesio 
Momden  Stym^bo^oja  unb  ibre  fteben  Söbne  Dor 
M4t  mutbig  ibitn  ®touben  on  SbriftuS.  S)oS 
Set^dt  ttobrte  nicbt  lange;  ba  tteber  gutige 
Sorte  nod^  Srobungen  bie  mligen  jum  Slbfaue 
koegm  fonnten,  Ke^  ber  Ratfer  bie  %  S^m« 
Hbocofa  )ttm  Xmptl  beS  ^ercuIeS  ffibren,  bier 
Vit  Sadenfireid^en  f^Iagen,  an  ben  tKtaren  auf- 
(faigm  um  ivdtifi,  als  biefe  Reinigungen  bie 
6timb^gfeit  oer  b^^ig^  S^au  nicbt  ju  er- 
ttaficm  Dernun^ten^  biefelbe  mit  einem  Steine  be- 
HtDot  in  ben  ^u^  (Xcfierone)  merf en.  ®a8  b^^ 
taoäßdt  beibnif^e  f)eiHgtbum  ift  m5gli(bern>eife 
ber  cbebem  berubmte  Xempel  beS  ^rculeS  ( Jav. 
8ii  14.  90),  bcffen  Stuinen  an  ber  yia  Tibur- 
kiM  in  bct  9iäb<  tM)n  Xit>oH  no$  beute  Dorbanben 
pb;  biet  ffni4  V^^  ^i{^  SugufiuS  Stecbt 
(Baetonios,  Vit.  Aog.  72).  SBeiter  erjäbU  bie 
Paasio  baS  SRort^rium  ber  fieben  @öbne  ber 
H  S^mpborofa,  benen  fie  biefelben  9tomen  gibt 
vir  bie  in  ibrm  Angaben  buri^aufi  fidlere  £pi- 
toae  de  loek  8S.  Mar^nrom.  SDem  erften  ber 
Wiigm  Sritbev,  ber  Sredcend  bie^  (baS  Brev. 
Born,  bot  Don  ber  Paado  abmeiibenb  Greecen- 
tiofi),  befa^  ^brian  bie  Aeble  su  burcbftetben ; 
bcm  jiveiten,  Sulian,  bie  Sruft,  l{em  britten,  92e- 
nefmd,  bog  pt^  }u  bur^bobren;  ben  vierten, 
^mitiDnS,  Iie|  ^abrian  am  ^aM  Dermunben ; 
im  fünften,  SuftinuS,  ben  Shiden  bur(bfte(ben 
(Vbo,  denfo  boS  Brev.  Born,  baben  ben  SuSbrud 
nwBbratim  seeatur);  ben  fed^ten,  StracteuS 
[BackaS,  <^ct«i9),  befabi  er  bur<b  SBunben 
<m  ba  Seiie  |U  tbbten  (9lbo  unb  Brev. :  telia 
[bmmnerabililraB]  eonfigitnr);  bem  fiebenten 
fMif,  SugeniuS,  fiel  er  ben  Sew  k)on  oben  na(b 
«dmiu  fpäten.  —  9a4  ber  beftimmten  Vudfage 
bo  PaMio  nmrbc  SboM^i^^^fa  ^on  ibrem  Sruber 
fB§mltt9  in  ber  !ßäbe  Don  £ibur  beigefebt.  S)ie 
ftiber  ber  fieben  beiligen  8rflber  lieb  ber  jfaifer 
ia  rine  tiefe  Siube  merfen;  bie  beibnifcben  ißriefter 
gohn  bicfem  Ode  ben  9tamen  Ad  septem  bio- 
tbaualoB  (ßtod^iEvatoc,  eigentlid^  ßiaioOtifvatoc, 
«nib  t)on  6eafhnbrbern  unb  folcben  gebrandet. 


bie  eines  gemaltfamen  2:obe9  fkrben ;  bie  f^eiben 
manbten  baS  SBort  au(b  auf  bie  d^rifüid^  äRor- 
t^rer  an,  infofem  biefe  in  ber  apoftafte  bo8  SRittel 
in  ber  fymh  botten,  ber  ^inricbtung  gu  entgeben 
[DgL  Du  Gange»  Qloss.  s.  y.p.  SBeiter  bemerlt 
bie  Paasio :  Poet  haec  qmevit  persecutio  . . . 
in  quo  epatio  omnium  martjrum  honorata 
sunt  aancta  corpora  et  conatnictiB  tumulis 
cottdita  cum  omni  diligentia. . .  3b^<  Seiber 
bätten  ibre  Stubeftötte  am  neunten  SReilenfteine 
ber  yia  Tiburtdna,  toie  au(b  baS  Mari.  Hier. 
)um  27. 3uni  unb  18. 3uli  angibt  S)ie  Sii^ttg- 
feit  biefer  Eingabe  ftebt  au|er  gfrage.  ^ie  ndmiicb 
aud  ber  Epiiome  de  Iooib  SS.  MariTrom  ber« 
Dorgebt  Derebrten  bie  ^ilger  bed  ^riftlid^n  Slter- 
tbumö  bie  (Srabftdtte  ber  b^  S^mpborofa  unb 
ibrer  @öbne  in  ber  via  Tibnrtina;  femer  ift  ge« 
mi|,  ba|  an  bem  Dom  Mart.  Hier,  uno  ber  Passio 
bejeid^eten  milliarium  fi(b  ebebem  ein  SRonument 
befanb,  meld^eg  bie  Sitten  Ad  sepiem  fratres 
nannten.  2)iefe  Benennung  erbieU  fi^  bid  in  bad 
9RitteIatter;  eine  SuHe  bed  ^opfted  SRarinuS  ü. 
(944)  ermdbnt  ben  Ort  Ad  aeptem  fratrea; 
eine  SuOe  SBenebictS  VH.  (978)  bat  ben  SuSbrud 
Sanctorum  Septem  fratres ;  enbliib  untergeicbnete 
$af(bali8  H.  im  3. 1111  mit  ftaifer^einricb  V. 
einen  Sertrog  in  campo,  qui  aeptem  fratrum 
dicitor.  ^ute  mirb  bie  ©tötte  jumeift  nacb  ber 
bl.  @Qm|)borofa  benannt.  S)ie  erften  to))ograt>bi' 
fcben  (Sntbedungen  (xm  neunten  SReilenfteine  ber 
yia  Tiburtina  mad^te  Sojto  (f.  b.  ^ü.),  mli^tt 
bafelbft  an  bem  Orte^  tt>eld^en  baS  fßoU  A  aette 
frati  naxadt,  bie  Stuinen  einer  ffir(be  fanb  (Bosio, 
Roma  aott.  401).  Sleuerbingd  tOMtita  burd^  bie 
93emübungen  ^.  SteDenfonS  ebenba  bie  Ueberrefte 
einer  gro|en  breif^iffigen  SSafilifa  bloßgelegt, 
hinter  berfelben  liegen  bie  Sluinen  einer  jtoeiten, 
meit  Reinem  SafUifa  mit  brei  Sbbrm  ober  brei- 
faiber  ^tS,  öbnH^  ben  SaftlUen  bei  @.  eaDifto. 
Sie  beiben  ©eböube  maren  ebebem  burib  einen 
offenen  Xb^^^^^g^  ^it  eiuanber  Derbunben  unb 
berflbrtm  ficb  mit  ibrm  a[))ftben.  S)aS  ®rab 
ber  ^tiWqim  SRart^rer  fanb  Steoenfon  in  ber 
fieinen  SBafilifa.  Se^tere  mürbe  tttoa  im  3.,  bie 
große  breifibiffige  erß  im  5.  3abrbunbert  erbaut, 
att  bie  cella  triohora  ni(bt  mebr  aOe  $ilger  am 
gfejte  ber  tiburtinif^en  SDlort^rer  aufjunebmen 
Dermod^te.  9la<b  ber  Xrandlation  ber  beUigen 
Steliquim  in  bie  ©tabt  9lom  gerietb  bie  Goppel* 
bafdÜa  aQmalig  in  SScrfoE  (Dgl.  Enr.  Steven« 
Bon,  La  Basüica  di  S.  Sinforosa,  in  Gli 
Studi  in  Italia  I,  Boma  1878,  665—680. 
864-886 ;  H,  1  [1879],  188—199.435—469 ; 
n  medesimo,  im  Bull,  di  Arch.  crist  1878, 
75 — 81 ;  U  medesimo,  La  Basil.  di  S.  Sinf. 
nel  medio  evo,  in  Studi  e  doo.  di  storia  e 
diritto,  Boma  1880,  105—112;  ffrauS,  Sleal- 
(Snaß.lt  118;  n,  122;  Armellini,  Le  chiese 
di  Boma,  2.  ed.,  Bom.  1891,  879).  —  S)aS 
Mart  Hier,  ermäbnt  bie  tiburtinifibe  9Rartt)rer^ 
gruppe  an  brei  Derfd^iebenm  ä:agm:  am  29. 3Rai 


1089 


Synagogen. 


1090 


ta\M  ifi  €9  oBct  ottd^  itrig,  <M  Stellen  vAt 
Seilt  81,  11  f.  ouf  ein  Seßel^en  betfelben  in 
bcr  no^ij^  Seit  fd^ie^en  »u  moDen.  —  €^n- 
flgogcn  catfionben  älmälig  in  allen,  tmä)  ntd^t 
fid^  M)Cttt(nben  j[äbifd^  €täbten,  ).  SB.  gu 
Sh^otct^  (Stott^  18, 54.  aiaic  6, 2.  Suc  4, 16) 
an^  lh))(anumm  (SRottl^.  12,  9.  aRorc  1, 21. 
tue  7, 5.  30^.  6,  60).  Sogar  in  Serufalem, 
M  b0d^  t^  £tmpet  beftonb,  gab  e8  beten  biele 
(m4  bcmZalimtb  4M  obet  480;  DgL  SBiner 
n,  548),  mb  nod^  9t)g.  6,  9  l^atten  etn}elne 
jiib^  &mbfimamtjd^en  bort  eigene  S^n- 
fpgoL  — -  9ud^  in  peibnifd^cn  Stftbten,  m  eine 
1b^  Silben  tool^n^ft  mor,  ift  boS  SBor^onben- 
|na  Don  Synagogen  bezeugt, ).  %.  in  3)ama8€uS 
(1^  9,  2),  Salamis  (ebb.  18,  5),  Sntiod^ia 
(«5. 13, 14),  l^tonid^  (ebb.  17, 1),  eorintl^ 
((M.  18, 4),  «lesmibrien  (Philo,  Leg.  ad  Caj. 
90),  Rom  (Philo  ib.  28).  —  lieber  bie  ®e{klt 
n^  Sinrid^tung  ber  alten  Synagogen  fep  efi  an 
goKnien  Ula^c^ten.  9lod^  ben  Sefd^ibungen 
p  ittticilen,  totld^  ber  Zalmnb  üon  ber  Synagoge 
pUsaAbrien  (Suooah  51  ^)  unb  bella  SBaOe  oon 
terSpnogoge  )u  SIeppo  geben  Oa]^,9r(!^&ologie 
m,  Sim  1805, 284),  fd^eint  man  ben  Xempel 
(kt  Sem)>elDor^of  gum  SRufler  genommen  )u 
(oben,  rnib  man  l^fttte  fi^  eine  größere  Synagoge 
itBia  oä  einen  Don  trier  SBänben  ober  9Rauem 
ntj^Ioffenen  Kaum  )n  benfen,  ber  in  ber  SRitte 
m  Stt  Aopellc  mit  einem  altardl^nlid^n  ©efteUe 
Jlßüi,  auf  bem  bie  ®efe|cdrone  lag  unb  t)on  bem 
otjieauQDorgelffen  mürbe.  iKeinere  Synagogen, 
We  (eine  Sätden^en  ^tten,  mujsten  natfirlid^ 
nit  ^Saäfon  Derfe^  fein.  S>ie  l^aut>tfäd^Iidftjlen 
Mäft  ber  Synagoge  toaren  1.  ein  S^nt  gur 
ItcftaM^rung  ber  (SeMefiroSen  unb  anberer 
MHif^SorlefeBiid^.  (Sx  ffief^  v-ik  ober  ria-n, 
dn4  >3^y  unb  foOte  an  ber^enigen  Seite  ber 
S^nogogp  onge&to^t  merben,  meldte  nad^  bem 
jenifoleorifd^  Xem|>el  l^infd^ut,  moneben  frei- 
64  aii4  mieber  bie  Sorfc^rift  befielet,  ba^  bie 
Z^  ber  Synagoge  in  ber  bftlid^en  SBanb  unb 
itt  gegenüber  ber  Sfid^d^ont  ji(^  befinben  foQ 
(Vitringa  [f.  il]  178  sq.).  2.  S)er  Se^rftul^I, 
R&ra  (pi^),  aud^  MD3  ober  W»  genannt,  oon 
feKf^em  anft  iwrgebetet  unb  borgelefen  mürbe.  (Sx 
hs^  in^t  an  einer  SBanb,  f  onbem  mu|te  mitten 
m  oer  Synagoge  {leiten  unb  mürbe  mol^I  aud^ 
«it  Sittatcn,  eotbenen  unb  fUbemen  ©ranaten 
mb  9e|nlid^  gefd^mfidt,  menn  man  bie  l^ei- 
figm  Qfi^cr  l^inbroc^te  (Vitringa  182  sqq.). 
S.  8)ie  SubfcBien,  r-iinp  (xd^tBpai) ,  für  bie 
taSi^oogenbieiißeSnmol^enben.  SiefoOten 
fo  gcpt  fein,  ba|  bie  barauf  Si|enben  il^r  9n- 
gi^  bem  IBfid^d^ranl  unb  SeJ^rjfatl^l  unb  ba- 
ntt  bem  iemfolemif d^  Zmpü  jumenben  (Vi- 
tringa 190  sqq.).  (Eine  Zreimung  ber  grauen 
m  ben  ÜRonnem  ifi  meber  in  ben  SteSen  ber 
(EiGgen  Sii^ft  nod^  in  ber  Atem  Zrabition  U* 
imgt,  i  ji  ab»  mol^d^einlid^  unb  miirbe  burd^  ^l^ilo 
(De  ?ita  «ontamplativa  9)  oerbärgt,  ben  pl^i- 

ettt^cnlattmi.  XL  Z,  aufT. 


lonifd^en  Urf))rung  le^tgenannter  Sd^  üorouS* 
ge{e|t.  3n  ben  neueren  Synagogen  l^aben  bie 
gfrauen  i^ren  $Ia|  gemül^nlid^  auf  Valerien; 
menn  bal^er  beua  IBaQe  in  ber  Synagoge  }tt 
Vitppo  bie  ^tanm  bei  il^ren  SRännem  gefe^en 
l^t  Giofyx  m,  285),  fo  mar  baS  aud^  bamals 
eine  fonfl  nid^t  oorfommenbe  9u8na]§me.  4.  Sie 
üamptn,  n^nd,  jur  Ißeleud^tung  ber  Synagoge 
beim  XbenbgotteSbienjte  an  Sabbaten  unb  geft- 
tagen.  —  S)ie  Synagogen  mürben  mit  StüdC- 
fli^t  auf  Sprid^m.  1,  21  an  ben  l^öd^ften  Stellen 
ber  Ortfd^aften  in  ober  au^er^alb  berfelben  an- 
gelegt, unb  bie  Xalmubiften  Oerfid^em  fogar,  ba| 
eine  Stabt,  beren  Synagoge  nid^t  über  bie  übrigen 
f)(htfer  em))orrage,  il^rem  Untergange  nal^e  fei 
(Vitringa  213).  Sie  ffoften  }u  ben  Synagogen 
l^atten  notflrßd^  bie  ©emeinben  gu  beftreiten,  für 
bie  fie  befümmt  maren,  menn  nU^t  etma  oermög« 
lid^e  Ißrioatperfonen  bie  SRittel  (ergaben  (Suc 
7,  5).  Sine  Synagoge  burfte  aber  nur  an  einem 
Orte  gebaut  merben,  mo  gel^n  9Rönner  ftd^  oer- 
pfixäfitUn,  )u  jeber  3eit,  menn  in  ber  Synagoge 
(Sottedbienft  geleiten  mürbe,  anmefenb  }u  fein. 
SBeil  fte  be^bolb  jum  StoedCe  beS  Synagogen« 
befud^  jebedmal  ibre  Arbeit  liegen  liefen,  nannte 
taaa  fle  „geiembe"  (cn^oa).  gin  Ort,  mo  feine 
ge^n  ^geiembe*  fidj  fanben,  bicfe  »»©orf"  (-»»a), 
mogegen  ein  anberer,  mo  Ü^re  Slnmefenbeit  eine 
Synagoge  möglidj  mod^te,  „gro^e  Stobt"  (n-»]» 
"^■»■»ä)  genannt  mürbe.  —  9118  Orte,  bie  gum 
®ebete  unb  gur  nligiöfen  Untermeijung  bienten, 
finb  bie  Synagogen  gugleid^  b^üige  Orte,  öl^nltc^ 
bem  Sinen  ^etligtbume,  mo  ber  gefe^Iid^e  0))fer- 
bienft  ftattfanb.  &  borf  baber  fd^on  ber  9Rtfd^na 
gufotge  eine  Synagoge  g.  S.  nur  unter  ber  9e- 
bingung  Derfauft  merben,  bog  fie  meber  gu  einem 
SBabel^aufe,  nod^  gu  einer  ©erberei,  no(!(  gu  einem 
Xaud^babe,  nod^  gu  einem  SBafd^l^aufe  Dermenbet 
merbe ;  unb  felbft  menn  bie  Synagoge  üermüftet 
ift,  borf  ber  Ort,  mo  fle  geftanben,  nid^  mie  ^eber 
onbere  gemeine  ^kt^  benu|t  merben,  g.  9.  gur 
abfürgung  beS  SBegeS.  —  SBaS  ben  ©otteSbienß 
in  ben  Sqnagogen  betrifft,  fo  fanb  fold^er  guerft 
nur  an  ben  Sabbaten  unb  gfefttagen  ftatt,  fpöter 
aber  aud^  an  anberen  SBod^entagen,  namentli^  am 
9Rontag  unb  SonnerStag,  unb  enblid^  in  gr5|eren 
iübifd^en  ©emeinben  tftglid^.  Sa  er  ein  Srf(4 
bed  Xem))elbien{ted  fein  f oUte,  f o  mürbe  er  bem- 
f  elben  aud^  nad^gebiftet,  inbem  man  an  bie  Stelle 
ber  gefe|Iid^en  0))fer  im  Xtmptl  ©ebete  feto  unb 
bie  3eit  berfelben  mit  ber  3eit,  mo  im  kmpA 
geo))fert  mürbe,  m5glid^ft  in  Uebereinßimmung 
brad^te.  Salier  mürben  an  Sabbaten  unb  gfeft- 
tagen,  menn  im  %mptl  gu  ben  gembl^id^ 
Opfern  nod^  anbere  (ingutamen,  aud^  in  ben 
Synagogen  gu  ben  gemöbnlid^en  ©ebeten  nod^ 
anbermeUige  beigefügt.  Sie  ®tbtU,  momit  ber 
S^nagogengotteSbienfi  regelmäßig  begann,  maren 
baS  ÜRorgcngebet  (n-^nnw)^  baS  ÄoAif^  (»""»p)  unb 
Sored^u  (^^la),  ba8  Sd^ema  ('«»),  baS  Sd^emone« 
gSre  (n-j»5  nsi»»)  u.  a.  (Vitringa  1092  sqq.), 

85 


Jt 


—  E^safarfen. 


1092 


«Deiche 

UIOD0A 

jof  nnoi  tili« 

«nebte  aus 

Sopfogtem 

ber€egeti 

b^er  mit 

iDtr  ber 

Cr  lirtfte  fic  bie  Ctit" 

jB  tages,  bie  Oibnung 

.s  j^liiuuRU  unb  aber  bie 

tB.  imI^    Sei  ber  %tixt 

as  7  Me  Sinier  du,  meiere 

obet  enteil  etteuen« 

9itt  Ruften  foflten,  snb 

bqu  anbot  S^m 
nb  tmteiQeotbnet 

«pco^urepot) ,  oud^ 

t)  Socfle^  (er*)«»«, 

mit  ü^  bie 

orimetni,  bie 

■lieifi^'^cit  vnb  bie 

CjcMunrnkitioii, 

is  ber  e^imgoee 

Üc§  wiiigpend  Mit 

10, 17;  23,  «4, 

Ü  l^;  2«. IIX  ®ie®iaier 

mradrr  (vr',  6r8- 

biH  nnb  ^  ^it  ixa« 

,  bie  3:1^  )u 

ib  bkStaiofen- 

),  iDd^e  an  ben 

i,  oiefnc  wtf" 

fli  bie  oonen  ®e" 
SMtmt  beS  8Bf^ 


— .,  ber  dtt  ein  flbpeotbnetec  «n  bie  9olt» 
Int  Mmi^et  imb  bc^M^  nias»  rrby  <®^ 
«ibier  berS9iuigo6e)fcn0imttmtrbe,  f^eint  fein 
jMbiieft  gemefen  |u  fem.  --  S)ie  boii^itm  «i^ 
itomnuagen  gdtten  jnKir  tiM  ben  Synagogen  aber« 
|ai)it,  bod^  tpirb  Dm  ben|Aen  im  IbMbfambe 
mt,  lUKJ^  ber  SQuagoge  §u  ^Aron  tn  f4li<{im 
ObUnfon,  tj^dfiftina  H,  |^aOe  1841,  782  f.), 
mitunter  U)ol|I  ou^  int  9tergeniatd)e  i^icffo^  oü 
gegangen  (über  bie  neuetat,  Mnnaitlid|  beut(^ 
Synagogen  f.  9obenfd^a|,  lKrd^IM|e  ^Ser^uiii 
ber  heutigen  . . .  3uben  u,  (gtkmgen  n.  Cobuc) 
1748,  85  ff.).  ^utDctfen  fommen  nn^  fflUfibe 
Sd^ulen  unter  bem  Shunen  S^^nogogen  boc,  idcA 
b«l^  Tfi^ren  mag,  bo|  f^n  im  flltert^me  mit 
ben  Synagogen  <8ft  aii^  Sd^euoerbnnbctt  nwieR, 
vtk  lUtDeüen  ido^  Me  €^ofDgen  |ug|ei(^  oM 
@<^iilen  benn^  nmrben,  ttte  no4  ^  neuecer  Seit 
bie  Synagoge  }u  ^bron  (Stoi^on  «.  a.  0.). 
Ser  tsgetmö^ige  "fioxc^t  ber  @d^ulen  im  Unta> 
fd^iflbe  bon  bm  S^nogogen  ift  aber  r^yv^m  *to 
unb  c-»-iBio  ^na  ober  -p-i  -m.  CrPieve  ^  Kh* 
bemien,  le^teoe  demenkirfi^en,  unb  bi  Settiff 
biefer  oecorbnet  nad^  Waimontbei  eine  dlte  trik 
binifi^  Sorfd^,  ba|  feine  6täbt  4)|nefk{(ii 
burfe.  (»gl.  ouSberbei&i^rcr,  «kf«.  bee  iuU* 
1d^  Stfie«  im  Settolter  3efK  e^fK  n,  2.  «ltt|L, 
Sd^iaifi  1B86,  S56  ang0fi|rlett  Siteratur  befon- 
betS  Vitringa,  De  nynagoge  Totttra  LL.  m, 
Franeqaen«  1696;  AeU,  ^nbbud^  ber  Wl 
«ri^ologie,  2.  ShtfL,  Sfranf^trt  1875,  164  % 
444  1f.;  8to,  S)er  f^migogale  Stittfl,  in  ber 
StonotSf d^  f.  @iefd^.  n.  SBi^enfd^oft  be«  Silben^ 
l^umS  1684, 97 f.;  ba^u  nod^  TtoUMiA,  S^bii^ 
ber  l^ebr.  üod^ogie  n,  9^eibiirg  n.  Sei|>M 
1894,  88  ff.)  [Scfie.] 

$!^^iMigogeni#Seii  ^  f.  98Ml)anbfii^n!ften  n, 
667  f. 

$^pHUMrim  (AivK^dEpta)  ^|en  im^tn»^ 
gefoonii^  ber  gried^ifd^  fticd^  tietfd^iAene  üto* 
gifd^  Süd^,  nämlid^  1.  urflnrOngpli^  M  Su^. 
UKld^  bie  fOr  bie  ©fnosid  (f.  b.  Srt.)  nol^ioen« 
big«  fiefcftüdCe  ber  l^igen  C^rift  ent^ft;  ^ 
bcmn  2.  nud^  |d^on  fe|r  fiu^e  bie  SJetjetd^iffe  f  kct 
XabeBen  ber  Sd^ftlefitngen,  tock^  ben  gtied^« 
fd|en  Soangeßar-  unb  8ectionar^nbfd|nften  gc« 
trennt  teooi^I  für  bie  bemegltd^en  all  «nbemcg' 
lid^n  (^eiligen-)  gefie  beigegeben  fUb.  S)ie  S«^ 
tioi«lttbeae  ftk  bie  ^cfte  ber  «eiligst  W^  ^ 
<md^  ben  Xttel  Mn^ol^Tiov.  SKe  3eÜ^  ber  l^oi^ 
fd^ftlid^  <t|aUenen  ouvot^dFpia  in  ber  Sebeiitung 
tion  Secttottorien  ober  SecHondtabcOen  für  bk  be* 
ttegfid^en  unb  unteoeglid^en  Slefk  ifl  eine  fc^ 
bebenienbe.  Cbte  l&rf dtjceibung  ber  tber  bie  €rbe 
lerftnntcn  ^)anbfd|riften  Wefer  9rt  gibt  Tiaehen- 
ietf-firegory,  Nor.  Test  giraeoe  m,  8.  ed. 
critftcn  major,  Lipeiae  1894,  687  eqq.  «Ut 
biefcr  €^tiffKiai  nmtben  eWrt  Mt  SonMni, 
€d^o]^,  Xifd^orf  n.  «.;  boi  bdamttefte  ift 
twn  VtotseHi  tierdffenBid^  unter  bem  iitel  Ka- 
lendariiun   eooleaiae  OenetantinepalitaBaB, 


10» 


e^ÄOxii  —  Si^ncelll 


1094 


SoBM  27881  &  Shi  \päkta  3ett  nannte  man 
Sb«9^i9v  boi  SBu4  tkidjiA  Ut  fai  ben9ßmaen 
(iliStt  Slnoion)  jmifd^  ber  6.  unb  7.  Obe  befi 
fsam  (Btabiün)  ße^aibcn  abg^futüen  (bo^  btc 
SM»,  son  ouwi^tt,  gnfQntmaqielen)  Segenben 
ter  Sogt^eiligen  in  emcr  Sammlung  mti^  obec 
nbcr  iioflildnbig  |tt{ommenfa|t  Sie  grofee, 
«i  Sbmatai  geoxtoete,  mcift  12  SB&nbe  um« 
f^^  6ommbaig  bet  onSfäldrlid^en  Eiligen* 
lekn  bir  Ümdjfn  toiä»  Mv)voXdyta  (Menologia 
magna)  genannt»  bo4  totamt  aud^  für  bie  @amm- 
\Ba%  ber  lAgefflrgten  Segenben  fe^  l^oufig  bie 
8tici4niaig  My^vq^^ov  Dor.  2)a8  befamüefte 
wiM  bicfcr  Xrt  Sqnosorien,  n^eld^eS  aud^  eine 
8ffilclbmg  tum  i^er  Snorbmma  geben  lann,  ift 
M  aSoioIogittm  be<  itaifeid  Sa^iuS  U.  (DgL 
t  tit  SRenoIogtum  unb  Anal.  BolL  XIY 
[18951, 404  oqq.).  SBeUerliitn  1^^  4.  au4  iebe 
imieltt  bune  ^^i^^ß^^  ^  Doigenannten 
U  iDva&Tpiov.  Stie  l^fd^riftlid^e  i)ttrd^ 
fpcjt^Big  bet  oovvGapta  in  ber  Sebeuiung  bon 
flyttbenfammlungen  Begt  xu^  fe^r  bomieber. 
foe  no|e  3^  cr^ttenet  ^onbfd^riften  fü^rt 
9of.  bicM  in  b.  6htbien  unb  9Hit%Uungen 
onl  bcm  Scnebietinet«  unb  Siftercienferorben 
IVn  [1896],  879  ff.  auf.  9n  ber  ^anb  be« 
jtft  m  Scriin  befinbfid^  St^ostunumS  @ir* 
rahl  (Cod^Meennann  372,  auS  bem  12.  ober 
11  3aMunbext)  unb  bed  God.  gr.  1594  ber 
;Pon|er9ation(rib%ttot^  l^ben  bie  »oDonbiften 
(AnaL  BolL  XIY*  407  aa.)  bie  entftel^S« 
gef^id^  ber  G^nasorien  (iemlt^  ouf  gel^.  Peine 
ber  M  le|t  brfannbn  ^anbfd^riftm  teid^t  fifier 
MlLSo^unbertjttrfldL  S)a9  @trmonbianum 
nb  feine  Sermanbten  fielen  in  na^  SBesiel^ung 
|8  bcn  StenOeiu  S>ie  Segenben  ber  aRenöen,  beS 
Eumonbiasunid  unb  bed  SSenoIogiumft  SBa- 
fbA*  n.  ge^  auf  eine  gemetnfame  Soxiage 
fBxml,  tteU^  legiere  felbft  mieber  ein  ^uSgug 
«I  ber  €omniiung  bed  S^meon  SRagi^er  (f.  b. 
ixt)  iejlB.  ber  Menologia  magna  ifL  2)tefer 
lid|Bg  Derrfiti^  gro^  ^if&äfA^jttik,  Oberfläd^Itd^ 
U  unb  SRaagel  an  ftriiU  fettend  feine«  Som« 
(Ootoil  Somit  reid^  bie  Snnoiarten  in  ber 
^na,  tme  fb  ic|t  dS  Segenbcnfsmmlungen  tior^ 
Ikgo,  Utt^rfd^Hd^  nid^  Aber  bie  gmeite  ^filfie 
M 10. 3a|r^ttnbertl  )uni<.  5.  «abUd^  ful^ 
<bA  (iae  Sei^  bei  oen  ®ried^en  entftonbener 
nttiif^  ftoloiborien  ben  Xitel  Zuva&£(Ma ;  er« 
^ritm  Knb  bergldc^  txm  £btiftot)]^omS ,  bem 
focontul  ton  SR^tUene,  aufl  bem  11.  3a^(. 
nb  Mm  2)(obar  ^robromuS  (f.  aber  beibe  ftrum- 
fa4cr,  e^  b.  h^ioni  Sit,  2.  Slufl.,  ^Rflnd^en 
l»7,9iigi|lera.T.X  Olbep^nSSeitl^O.S.B.] 
^faoiis  (o^vogc,  bau  Skrfammeln,  bann  bie 
BajumBitog)  bc)eid^net  bei  gried^fc^  IBdtem 
yke  gDtMMenfUtd^  SSerfommlung.  S)er  Ser^ 
nul  otfl^rid^  bem  eoUeota  ber  Sateiner  (f.  b. 
ItL  CoOeden  m,  608)  unb  bebeutet  ndl^ed^ 
taft  boft  Brd^r«^  Stunbcngebet,  bolb  bie  fympU 
feier  bH  oqaetB^Dmen  Ootlefibienftee,  baS  ^ige 


9Re|opfer^  unb  ben  Sm))fang  beS  l^eiligen  Sacra« 
menteS,  bie  Sommunion.  9la4  ber  mpftifd^ 
Suffaffung  ift  Sl)na;i3  bie  geiftige  Sammlung 
unb  Bereinigung  mit  ®ott  (f.  J.  Bona,  Bemm 
litin^.  1,  8,  8).  Seit  bem  5.  äal^r^unbert  er- 
fd^eint  baS  SBort  aud^  im  Idteinifd^en  Spxad^« 
gebroud^e  bei  £offmn  unb  in  ber  Kegd  be3 
bL  Senebict  als  Siqeid^romg  für  baS  canonifd^e 
igfyitQAtt  (f.  Du  Gange,  Olosaariom  a.  v). 
3m  flKrd^enfalenber  ber  ®ried^en  ift  ouvaEic  geit« 
titel  einer  bö^em  liturgifd^en  gfner  (f.  N.  NiDes, 
Kalendarium  manu^  I,  2.  ed.,  Oeniponte 
1896,  52  sq.).  [ft.  Sd^rob.] 

^pudR{airpu}Xoi),  eine  ftlafje  böserer  (Beifl« 
lid^en  in  ber  ndd^ften  Umgebung  beS  Stfd^jS, 
meld^ie  in  ber  l^eutigen  gried^ifd^en  ftircbe  no^  be« 
ftebt.  2)er  9lome  i{i  abzuleiten  bon  ouv  vmb 
x^tov  (grödfict  au8  oella),  unb  bie  betreffenben 
(Seifüid^en  mürben  fo  genannt,  meil  fie  urfprüng« 
lid^  mit  ibren  Sifc^^n  in  einer  unb  bofelbm 
SeQe  mobnten.  ÜRorinuS  (f.  u.)  glaubt,  ber  Ur^ 
fprung  beS  9mted  fei  barin  gu  fud^en,  ba^  bie 
ätf  d^öf  e  unb  befonberS  bie  conftanttno|)oIttanif  d^ 
$atriard^en,  bie  l^ftg  ou8  bem  SRönd^ftanbe 
genommen  mürben,  einige  il^rer  fruberen  (Seno^en 
aus  bem  tHofter  mit  ftd^  in  bie  bifd^öflid^  SSBo^« 
nung  genommen  bdtten,  am  in  ®emeinfd^(^t  mit 
ibnen  bie  Hebungen  beS  SDtdnd^Iebenfi  for^u- 
fe^  Spöter  erfc^einen  bie  S^ncelm  oft  (dS 
SBerotl^er  unb  Seid^tooter  Don  Stfd^öfen  unb 
^atriard^en.  9li(^t  feiten  mürben  fte  bie  92ad^- 
f olger  ibreS  f^erm,  bod^  mar  biefed  nid^t,  mie 
Einige  annehmen,  bie  SegeL  SBegen  ibrer  nal^ 
Stellung  inai  ^triard^n  mar  bie  ®un(l  ober 
®cneig^eit  aamentlid^  ber  S^nceBen  ju  Eon« 
ftantino^I  Don  ben  bbd^ften  ^erfonrn  im  Staate 
febr  begebrt.  Selbf!  bie  ftaifer  fmbten  ftd^  ibrer 
gu  Derfid^,  um  burd^  fie  auf  ben  ghttriar^en 
eingumirbn,  aber  oud^  um  Don  ibnen  beffen  @e« 
Innungen  gu  erfabren.  So  gefd^<^  eS  mobi,  ba^ 
Der,  melcber  ber  treuere  2)iener  feinefi  ^etrn  fein 
oUte,  gumeilen  beffen  Spion  mürbe,  mie  %na« 
tafmS,  ber  S^ncell  beS  ^triard^en  ®ermanu8  L 
f.  b.  Wrt.),  beS  Sedbeibigerd  ber  SilbetDere^rung. 
Um  ben  fßatriard^en  Xarafiud  (f.  b.  9rt.)  allem 
ausmftrtigen  (änftul  unb  Xatl^  gu  entrflden,  be« 
fieOte  ibm  ftaifer  (Eonftantin  VI.  felbj!  bie  Spn« 
ceOen,  ol^  beren  £rbmbni|  niemanb  Singmtg 
beim  $atriard^en  l^aben  burfte.  äBie  bod^  mit  ber 
3eit  bafi  Snfeben  ber  S^ncdlen  flieg,  ergebt  man 
barauS,  ba^  felbft  Srfiber  unb  Söbne  ber  fldifer 
fid^  um  bie^  %mt  bemarben.  Urfprünglid^  mar  e9 
bIo6  einer,  ber  fid^  beS  XUelS  eined  Spncetten 
erfreute ;  albnäßg  aber,  ba  \\if  Siele  bergubröngten, 
mürbe  biefer  Xitel  Webreren  gugetbeilt  SRon 
nannte  Don  nun  an  ben  9UIte{ten  ober  Somelinn- 
ften  Don  ibnen  Protoeyneellua.  3n  ber  loteini- 
fd^en  ftird^  b<>ben  bie  S^nceOen  nie  ein  fo  bDb<^ 
Snfeben  erlangt  mie  in  ber  gried^ifd^en.  rBox  ben 
Seiten  ®regor8 1.  Derfaben  blo^  Saien  boS  Ibani 
ber  päf^idlen  Subicularen.   (foß  biefer  ^eilige 


fjC 


^lutllst  —  @9«bicu8. 


1096 


-1  ;* 


•--r 


*»JTI 


--T      *ir     -lÄ 


nib 


Am    ^1 


tenrd  aox(Eiig- 

,  50B  Des  $flt^ 

ILJ)28).  iS^DaCaiige 

dftflwrneeeLotdi- 

tf:  ThwMin,  V6taM 

^'^  Vi  T,  [Aofec] 


«■«« 


sccsK  : 


^  lo3&  iBwif|iiffi  bcf  boitfci^tii 
inta  ra^  99^  Sorg 

^SIDRtOniK  SB  WlDCCIl  ttWv 

tEB.    2ie  Gegner  be» 

,  otgletil^  boS 

=  iuu|9rt 

js  iit  aniiiijni  itatcr  fi^  gegen 

Juufi  BfTtnibfB)  iizf))riutglid^ 

_  ^itftiL  ScrSerkuf  bed 

«.  iiifiitna^  Sobe  (1656)  i{i 

öuBgc^db;  cfi  etflbrigt  ^tet 

_ipg  der  Sdoegung  gu  be- 

5.  l'}64  cnid^  gu  aBUterüberg  bet 

CiüoB  (f.  b.  lit)  tt.  9.  t)erfa|te 

jBBtoB  fidei  Y6re  Lntheranae, 

idos  in  der  2e^  Don  ber  äle^iterti« 

gntm  Sccfen  ben  Saliitinem 

.In^Himg  brod^te.  (Segen  biefe 

n^ebli^  baS  Snfe^en  eineS 

jn  Dexfd^en  fud^te,  t)er- 

einet  SaterS  in  ber  Demonstratio 

^tlmpbt  1667).    Sieben  Salot) 

t  Lüenieif^  ^cni))tgegner  berj^n« 

legibiuS  @traud^^ 


^BoMt  PL  9S3ütenberg,  ber  mit 

Imagt,  j/m  ü^ü  roj^e  Streit« 

•JtL.  aefie^anlit  toorb  bte  $oIemiI 

gegen  feine  Sn^änger 

fcfä^  benn  }ui9or  unb 

SünB^iad  ausgeartet.  S)aS 

gcifaHene  (ncotefton- 

jU(  in  )h)ei  ^rlager 

ponben  bie  X^- 

unb  SKnteln,  auf 

te^iHm  Wittenberg,  Sei))- 

,  6ir^  unb  6tra|burg. 

gena^gte  SRönner, 

bie  (i|igen  6treiter 

nobcoonoe  Haltung  an- 

6.  b.  «IL)  unb  ^Mejf or 

ffem^  v^  1^1)  I*  3ena.  Mein 

t^obgif^  6treit« 


grtaBonef  nid^t  nad^  (Sebfi)^  gettfixbigt  ^d^  bie 
fcttbCii^  Sorfel^rung  beS  ^etgogft  (Emfl  üon 
€od^en"®ot^a  ^e  me^r  einen  loo^emcinten 
3»ed  old  einen  günftigen  Srf olg.  Si^er  gfurft 
iiKir  nSmlid^  beftrebt,  ben  ^brn  beS  SlicoL  ^un- 
niuS  (f.  b.  9rt.)  gu  Säbedt  ou8)ufii]^,  nad^ 
toeld^em  ßetd  ein  CoQegium  ton  Xl^ologen  t)o^ 
Rauben  fein  foUte,  um  oOe  S^iflifiBeiten  im  Snt* 
^e^en  )U  fxn^tn  unb  beigulegen.  3n  einem  Don 
(SlafftuS  gefertigten,  aber  erft  nad^  feinem  Xobe 
1662  gebrudtten  (Sutad^ten,  morin  ein  tto|I> 
tbuenber,  frieblid^er  (Seift  me^,  merben  Dide 
^unfie  ber  calistinif d^en  Seigren  fe^  mUbe  (cur* 
tpit  unb  entfd^ulbigi  9ud^  3ol^ann  SOtufäufi 
}eig^  in  einer  öffentlid^en  Sd^rift  1680  bie  let^t- 
fertige  9[rt  ber  Sbf  affung  üon  (&doM  GonaensüB 
repetitas  unb  Die  olieinige  Kai^famleit  beS 
@d^tt>eigend  oon  beiben  Seiten.  9bec  bibenfd^- 
lid^e  Stimmen  maren  nod^  immer  ni(^t  pn 
Sd^eigen  gu  bringen,  mie  (SoIoM  im  3. 1682 
erfd^ienene  Historia  syncreibtica  bemeifit,  bie 
Dom  ffurfürften  Don  Sod^fen  confiddrt  tDuä)c 
(Sxäoti  fiorb  1686,  unb  frül^nod^  (1682)  Strmid^. 
2)a  in  i^en  bie  bitterften  (Begner  ber  S^ncre« 
tiften  Dom  Sd^ouplaj^  abgetreten  maren,  f o  buifte 
man  auf  rul^igere  fird^tt($e  3uf^nbe  ^ffen,  bte 
obnel^in  fd^on  feit  geraumer  3^  ^^  Serlmigm 
aSieler  gemefen.  2)er  SSerlauf  ber  f^noetiftift^en 
^dnbel  l^atte  fibrigen§  bod^  baS  (Bute,  ba^  infolge 
oerfelben  mand^e  religiöS-fird^Iid^  Sftogen  frei* 
mütl^ig  burd^gefproc^en,  mand^  9Ri^fi£ibe  unb 
(Bebre^en  bed  lutl^erif d^en  SBelenntniff ed  offen  bor» 
gelegt  unb  bie  fatl^olifd^e  SBal^^eit,  fiatt  un* 
bebingter  SSermerfung  )u  Derfoflen,  bei  i^  (8fS' 
nem  enblid^  einer  billigem  SBebanblung  unb 
SBurbigung  untergogen  mürbe,  ^otte  aud^  bie 
fd^moiuenbe  Haltung  (EaliftuS'  eS  nid^t  bis  )n 
bem  $unlte  bringen  !5nnen,  ben  lat^olif d^  Se^r» 
^^9^^  gang  gu  erfaffen  unb  i^m  DoHe  (Bered^g* 
lett  miberfal^ren  gu  laffen,  fo  marb  bod^  dOmdlig 
baS  Sebürfni^  gegenfeitiger  SDuIbung  unb  bie 
ablegung  beS  bittem  SieligionS^eS  ful^aarer; 
man  gettöl^nte  ftd^  an  ben  (Seban!en,  ba|  aud^  ber 
®egner  baS  Sted^t  auf  eine  eigene  Uti^eugung 
l^be,  ber  einfeitige  ®efd^mad(  an  ber  bisl^gm 
^olemil  fing  an  gu  fd^minben,  man  emt^fanb  ben 
2)rang  nad^  einer  baS  f)erg  befriebigenben  9e- 
l^nblung  ber Xl^eologie  unb  inSbefonbere  berget* 
ligen  Sd^rift  So  mar  biejienige  Ißeriobc  bet 
proteftantifd^  Xl^eologie  Dorbereitet,  mel^e  Don 
g)^.  äacob  Spener  (f.  b.  SlrtO  an  batirt  unb  in 
ber  (Befd^id^te  als  ^ietiSmuS  (f.  b.  9rt.)  behnnt 
ift.  (Sgl.  bie  im  mrt  (SalistuS,  (Beorg  beraei^' 
nete  Siteratinc  unb  3)omer,  (Befd^.  ber  ptoU% 
Ideologie,  SWündben  1867,  606  ff.)     [©äj.] 

$9ltbiaiS  ((mvSixoc,  lat.  defensor  s.  ad- 
Yocatas  f orensis)  begeid^net  einen  red^ttgelel^rtm 
«nmalt  unb  t$für{pred^er,  meld^er  Don  einer  (Sot» 
))oration  gur  Vertretung  il^rer  Sngelegenbeitm 
nad^  9lu|en,  inSbefonbere  i^rer  Sted^fbritfo^m 
Dor  (Berid^t,  befteSt  ift  (arg.  c  un.  Z  1»  89).  ^r 


1097 


@t|nebrtum. 


1098 


gntrtfil^ribd  fid$  l^ictno^  t»on  bem  Sbrniniftiator 
bohirt,  Uli  bi^  lebiflfid^  )ur  93e(orgung  nid^t« 
jinüiger  SoiDaltung^gefii^djte,  ber  S^nbicud  ba- 
gegm  ^r  Stents-  imb  etreitfad^en  oufgefteOt  ift ; 
HA  beut  Srocurator  (f.  b.  Sit.)  im  getoö^nlid^en 
6lime  bQDun§,  bo^  oiefet  nur  oon  $rU>aten  in 
^^aMtit^t&\o^,  iener  don  einet  ®emeinbe  ober 
oKin  ^Hegium  mtd^  in  Affentli^en  Sted^tSange- 
Iqa^eiftm  bcoollmäd^tigt  mirb ;  enblid^  k)on  bem 
Mtor  ober  Xnioalt  füt  einen  ^ftegebefol^lenen 
UMi,  boB  biffet  nur  }ur  S&^rung  eined  ober 
toSi  mäfcna,  ober  gegenmArtig  onl^ängiger  $rO" 
)i{)(  bei  SRünbelS ,  ber  SpnbicuS  bagegen  ge- 
tSIfaSidt  )ttm  SteUdertreter  für  aUt,  aud^  fSnftige 
gtnitfc^en  eines  i&afüüi,  fllofierS  k.  auctorifirt 
ifi.  siOabing?  ift  lej^ereS  ond^  bei  bem  S^nbicat 
vis^  immer  ber  f^  ober  aerobegu  not^menbig, 
anb  ^(rbm:4  iß  ^  Unterfqieb  gmijc^en  syndici 
tempondoB  uiri)  perpetoi  bebingt.  (Srftere  fmb 
\b^,  benen  nur  für  ein  unb  bod  onbere  Sleii^tS- 
gi^  befonbere  @peaotooIImad^  gegeben  toirb; 
gn&d  perpetoi  bagegen  merben  für  immer  }ur 
^^g  aller  Dorfommenben  9ted^tdangelegen- 
trittn  imb  ^ojeffe  mit  einer  ©enerabottmad^t 
Krje^m  mtb  nehmen  oIS  9le(^tdfunbiae  aud^  an 
ofloiSnatbungen,  bei  benen  9led^tSDer$äItni{|e  in 
^e  tütamm,  Sntl^it,  um  bie  %cten  )u  lega- 
tjjiiai  ober  ben  Stec^td^iunft  bei  abgufaffenben  Se- 
fiUüjfen  ju  bead^ten.  Sba  baS  SRed^t  Qud^  äußere 
Seonte  )ii  beßeBen,  ieber  @emeinfd^aft  gufommt, 
bom  CDtfioratix^e  Serfaffung  5ffentHd^  onertannt 
$,  fo  loctbcn  bie  Spnbici  in  ber  Siegel  oon  ben 
befttffcnben  Sorporotionen  ober  Kollegien  unb 
pat  mtifi  auf  fiebenSbauer  gemap  unb  erlangen 
5abvr4  ben  Gerottet  öffentlid^er  Beamten  mit 
grptjicn  Sed^ten  unb  9tu3)ei(^nungen.  3u  il^rer 
gültigm  SSBabI  mirb  aber  bie  ^nmefenbeit  stoeier 
2nm|etle  ber  @timmbered^tigten  unb  abfolute 
giotoritfit  ber  Stimmen  erforbert.  ©eifüid^e 
Ccben  fmb  nid^  notl^menbig  gebalten,  eigene 
äftibid  oufjufteOen  unb  au  falariren,  fonbem 
ik  foraien  nöt^gmfaS§  aud^  ein  gefd^öftd-  unb 
m^tunbiged  SRitgKeb  au8  ibrer  SJlitte  jum 
8ipibicufi  ernennen  (arg.  o.  16,  X  2, 1).  S)te 
9iaibtamtmorbm ,  indbef onbere  bie  f^ranciS« 
ma,  Ifabm,  ba  fle  über^au))t  mit  ®elb  unb 
Selbgef^aften  fid^  nid^t  befo||en  bfirfen,  oon 
n^men  $(l;iften  bad  9led^t  erbalten,  ba|  ieber 
bnontt  ^^  einen  Settreter  au|er  i^rem  Orben 
(äi  apo{ioIif(^n  SpnbicuS  befteQe,  ber  92amen§ 
M  pöpftlid^  @tuble8  il^re  Sted^tdongelegenbetten 
md^  9u|en  ju  beforgen  unb  bie  bem  ftlofter  bar- 
gr5ttt(^ten  ®efd^en(e  in  Sm))fang  gu  nehmen  unb 

Kbmed^nen  fj^    ^gl.  Ferraris,  Prompta 
hliotL  «.  V.)  [^ermaneber.] 

$fiieMnm  (tfovedpiov,  l^br.  v--|n9o)  ift  bie 
(c&mijttf^  SBqeid^nung  für  bie  iübif d^en  l^öberen 
Scripte  im  V&gemeinen  unb  für  ben  oberften 
^^ttbof  indbefonbere :  in  le^terem  f^oUe  mirb 
i&9«D9^Iid^burd^  «»l^oberKotb"  überfekt.  S)ie« 
iet  toor  bitf  m/^t  @eric^t  unb  tbatföd^Iid^  gu- 


gleid^  bie  oberfte  Sel^örbe  in  aSen  toid^tigen  reli^ 
giöfen  unb  bürgerltd^en  Singelegenbeiten,  meldte 
bie  3uben  innerl^alb  unb  au^erbar6  beS  «^SonbeS 
SSrael"  betrafen.  ®a8  SBort  „©pnebtium* 
fommt  in  ber  rabbinifd^en  Sttetatur  im  ®egenfa| 
)u  ber  d^riftlid^en  erft  aQmöIig  unb  neben  anberen 
Wjeid&nungen  (c-spt,  Seltefte ;  v  ^'^  ober  blofe 
n-a,  ®erid(|t8bof;  aram.  »nwas,  SSerfammlung) 
oor;  als  aber  ber  fremblanbifd^e  Urfprung  oer> 
geffen  unb  bie  @d^eu  Oor  bem  ^eHeniSmud  über« 
munben  loar,  mürben  anad^ronifiifd^  aud^  bie 
@erufte  ber  ^aSmonäergeit  unb  bie  Stid^tercoUegien 
esbraS'  (1  esbr.  10,  8),  9lebemia8'  (2  gsbr. 
5, 17  u.  fonft),  aofapl^atS  (2  ^r.  19,  5. 8)  unb 
5Kofe8'  (5Rum.  11,  16.  ®eut.  16, 18;  17,  9) 
als  ©Qnebrien  begeid^net.  ®er  Unterfd^ieb  gmi« 
fd^en  ben  b^b^cu  unb  ber  bbd^ften  93eb5rbe  mürbe 
burd^  bie  3ufä^  »gto^"  unb  ,,fretn''  begeid^net. 
^ftleined  Spuebrium''  |ie^  baS  l^bf)txt  ©erid^t  in 
ben  @töbten  beS  SanbeS,  ,,gro^c8  Sti^ebrium" 
ber  böd^fte  @erid§t§bof  in  ber  beiligen  @tabt.  3n 
ber  Septuoginta  ftnbet  ftd^  auvedpiov  nod^  nid^t 
als  92ame  einer  ^ebörbe,  fonbem  nur  in  aQ« 
gemeiner  Sebeutung  (mie  auvedp(a  ober  ouvedpeta 

Subitb  11.  9  LXX;  aüV8«peüta  gccH.  11,  9; 

aüveSpidfCü)  ©Jjr.  3,  82).  3m  9leuen  leftament 
l^at  ouvedpiov  nur  bie  engere  SBebeutung  einer 
©erid^tSft^img  (3o^.  11,  47;  Ogt.  Jos.  Antb. 
20,  9,  1)  unb  eines  ©erid^tSbofeS.  mt  bem 
beftimmten  ^rtifel  ift  eS  ber  gried^ifd^e  92ame  beS 
^l^ol^en  StatJ^eS"  ber  Juben.  @onft  ^nb  unter 
ben  oüv^öpia  (SRattb.  10,  17.  ÜKarc.  13,  9) 
bie  «^Keinen  S^nebrien"  gu  Oerftel^en,  ntcbt  aber 
baS  fogen.  „S^reimännergerid^t"  (Jos.  Antt.  4, 
8,  14),  meld^eS  nad^  ^ofepbuS  in  ieber  @tabt, 
nad^  bem  Xalmub  in  ben  fleinften  ®emetnben 
beftanb,  mo  baS  „Heine  S^nebrium''  nid^t  mebr 
gufammengefe^t  merben  fonnte.  ißor  baS  2)rei" 
mönnergericbt ,  meld^eS  SRatt^.  5,  25.  40  ge- 
meint ift,  gel^örten  Sioilprogeffe  unb  Reinere 
etraffäUe,  auf  meldte  als  ]§b(bfte  Strafe  3üd^« 
tigung  mit  39  (3ei^e(ftreid|en  ftanb.  S)aS  „fleine 
©Qnebrium''  mar  orbentlid^eS  Sriminalgerid^t 
für  fd^merere  SSergel^en  unb  befag  baS  Sted^t,  eoen- 
tueE  auf  ZobeSftraf e  au  erlennen.  S)ementfpred^enb 
ftebt  SKattb.  5, 21  f.  bie  SobeSftrafe  (xp((jic)  meto- 
n^mifdd  für  baS  fie  oerl^öngenbe  ©erid^t,  mte 
SRattb.  5,  22  baS  SanbeSgerid^t  beS  «,grogen 
©QnebriumS"  ftatt  ber  quoUfiärten  XobeSftrafe, 
für  meldte  eS  ^uftanbig  mar. 

1 .  SE)aS  „Keine  Stjuebrium" ,  au  meld^em  23  Siid^- 
ter  gel^örten,  beftanb  nad^  Seut.  16,  18  auS 
Sttd^tem  unb  nieberen  Seamten,  meldte  mit  bem 
Strafoottjug  betraut  maren;  eS  tagte  „an  ben 
©erid^tstboren",  b.  b-  in  ben  @töbten  fdmmtlid^er 
@tömme  3SraeIS,  unb  rid^tete  baS  IBoII  mit  ge- 
redetem ©erid^t  ol^ne  Sted^tSbeugung.  S)te  Sttd^ter 
toaren  „^riefter,  Scoiten  unb  fold^e  3SwcIiten, 
bie  fid^  mit  $neftem  Oerfd^magem  fönnen",  b.  1^. 
an  beren  „^bftammung  feine  SRalel  l^aftet'; 
bie  Saienri^ter  mürben  mtS  „ben  Selteften  beS 


IWKl 


Si^nebrtum. 


1100 


fr^^V«    MfA^"     <«t     W.   «f-     2«t    1,    18. 

I^V  ^'^  /  V  i  >  '^rnnnwif.  ^«  mtier  ticR  Sid^tem 
Mti^  ^iv^^  .]^<ttfi)(»Ttmsii9  6efiaii2i  uab  ber  Stamm 
^/n^  .vn  ^nfts^mk  ^ttonim  (mflBiibe^oroitgmg, 
frv  mw  ivr  3>m^^rnh^,  vrf^c^  lik  fkigen  bur^ 
55W^t  iJi«tr€5tea  %illte,  {h^  frin  Sote,  fon- 
jww  -tu  Brtfftfr.  9a4  dcni  (feil  beburflc  ber 
'lhit)tfT  ^  ^^^nfii^  eiMr  (rfonbem  9utori- 
fditoii,  Tic  itei  flw^  Mcmgegaitgener  ^^fung, 
OT  7  .ifli  olDctafid^  Scbtngungfn  fimfig^, 
tRjfüBDi  9811  atfon^Rta  Hk^icui,  btf onbttS  Doti 
9m  fm^oi  Her  S^nrMcn,  crt^t  tmtrbe.  9tad^ 
teis  «an  faterti  Boft  foinumidl  bei  biefer  fog. 
CmmDtcni  te  SKdjtfet  in  l^anbaitflegung,  na$ 
da  iROct»  m  ba  Seikgung  bed  Stteld  Stabbi 
^.  iL  ltt>  19^  m  ber  Sxlaiibm|,  f orton  Strof- 
AaB|rffepialfi^cibcii(8aiiliedr.l8>').  Sieäber* 
Gmk  3^  Mm  23  Sti^tetn  im  neinen  @9n- 
Htriwt  iRtb  bntd^  c^cgettfi!^  @))ieletti  mit 
uns.  14,  27  mb  35,  24  begtfinbet  3n  ben 
^^  StibtRi  ^ddjlina'S  (2)eut.  16, 18.  2  $ar. 
19,  5),  Ddii^  mit  Reinen  S^nebrien  bebad^t 
»nai,  u^  mtd^  bie  Stroffad^en  ber  offenen 
£dcfa  beS  8anbe§  Derl^belt  n}otben  fein;  bie 
€9iicbnen  nmren  alfo  iheiSgerid^te.  9ud^ 
^e  beten  j^mei,  eined  am  (Eingang 
XflRtKiberg  unb  bad  anbete  am  Singong 
%tmfüffoSU,  b.  i  }um  innem  Sorl^of  be§ 
%aBpt&  ä^en  f^tieb  man  gr5|ete  ffenntni^ 
kr  ^nbction  unb  beS  Sled^teS  au  als  benen  in 
ber  ^ßnMrin),  me^l^alb  fie  bei  93etjlö|en  gegen 
bk  2xDbttion  oIS  ^fjiat  änfianjen  angerufen 
mb  in  ber  Srage  megen  ber  $rebtgt 
(BUmbenS  ein  enbgüItigeS  Urt^  ab- 
SaS  3ttäit  fSmmüi^er  fleinen  S^n- 
^liem  ibcr  2^6en  unb  Xob  »irb  auf  Seut. 
31, 19;  22, 15  IL  0.  jttrmfgefü^  S>ie  93et^ 
(onblm^  in  Sriminolfad^  folütn  fid^  Dor  ben 
ipcosefKn  mn  boS  Stein  unb  S)ein  burd^  9lübe 
imb  €<boming  fennjetd^en.  3}on  oom^etein 
imam  die  Sk^ter  für  (Sit)ilfad^  nid^t  fofort 
oi^  für  (^ciminalprojeffe  geeignet,  3.  99.  tooren 
fax  leltar  ®teife,  IKnberlofe,  Sunud^en  ouS« 
grfd^ffoi,  nril  c8  ibnen  an  ber  nötl^igen  SRUbe 
bc§  ^ö^enS  fel^le  (Sanhedr.  86i>).  SBä^enb 
fenicx  in  (^tüilfo«^  ber  ^ro^e^  mit  SBelafhtng 
unb  (Entlang  beginnen  fonnte,  l^tte  bie  6t- 
Mentng  m  ^riminalfa^en  Don  ber  Sntlojlung 
augyigcbea,  unb  »eil  boS  gerid^id^e  SSerfa^ten 
ber  Subcs  fcine  ^Inmälte  fannte,  fo  ^tten  bie 
Subter  ifSb^  bie  ^id^t,  bad  ^erauSjufud^en,  IdqS 
fi  i^unftcn  be!§  UngeÜagten  fprod^.  S)a]^er  fonnte 
l>er  ^  rmfornrnta,  bo|  aOe  Jtxdfitt  Chitlaftungd- 
^rmtöe  bc&ndbleii;  ni^t  olle  aber  burften  Se« 
Uuhmggmoqwrtf  «nfubren ;  benn  eS  galt  le^tlid^ 
bit  ^tixobif^  €a|:  »XBenn  aOe  iemonben  Der» 
«tbcdtt.  ^tcikai  fie  ibn  fteL"  Sßöl^renb  giiütl" 
actie^ft  te  in  Sergen  begannen,  bis  in  bie 
5Lafii  MftB  ^oonm  banten,  mußten  Sriminal- 
scKi^  4m  iii  «tcboiMt  unb  am  Xag  burdd 
32ttOtuS?bai2t  teiM  «oben.  Sautete  ber  Bpni^ 


auf  fd^ulbig,  fo  folgte  boft  Snburtbeil  mit  ber 
S^ecution  erjl  am  folgenben  Xoge ;  in  ber  3im- 
fd^n}eü  foSten  nod^  (^ofhmgdgrünbe  gefimben 
unb  gettenb  gemad^t  tterben  fbnnen.  (folgte 
gfreifpre^ung  fonnte  nid^  rädgftngtg  gemad^  toer» 
ben,  baS  tetbommenbe  UrtbeU  toorb  hingegen 
burc^  ieben  neuen  (Entlafhmg^grunb  oufgel^i^ben. 
aSieberl^oIt  nxtrb  ber  Serurtbeüte,  toeld^  bereits 
auf  bem  XBege  ^ur  SKid^tte  UKir,  jum  (Strid^tS* 
l^of  jurüdgefübrt ,  toenn  er  felbft  ober  ein  9n* 
berer  ettt)aS  äßefentlid^  )tt  feinen  (Bunfioi  t>or- 
brad^te  (Dgl.  b.  Ort.  Steinigung,  ofk  755);  bod^ 
galt  boS  le^tere  (mit  Sliidtft^t  auf  S)eui  13,  8) 
nid^t  t)on  einem  SSerffibm.  (tteber  bie  ®eri<!^ 
orbnung,  befonberS  be}üglid^  ber  3nigen,  f.  b. 
«rt.  @krtd^t  Y,  410  f.)  SBeil  Beim  peinlid^en  ®e- 
rid^  einerfeitS  IBertagung  ber  SSerurtbeilung  ge> 
boten,  anbererfeitS  Serf(^tebung  fiber  ben  gioeiten 
Sag  binauS  verboten  loor,  fo  begann  man  regeU 
red^'t  feinen  $roge^  om  9iäfitag  beS  @abbQtS  unb 
beS  SfeßeS;  bie  gemd^nlid^  (gerid^tstoge  ttxnen 
SRontag  unb  2)onnerStag.  ^  femer  gegen  bie 
Sntfd^ibung  ber  23  Siebter  ftine  Berufung  ein« 
geleät  toerben  fonnte  (nad^  S)eut.  17,  lOf.)  —  nur 
in  (^elbfad^en  gab  eS  eine  3|)peIIotion  ^,  fo  mar 
ben  ftöbtifd^en  Socolgerit^ten  nabegelegt,  f^önbd, 
bie  für  fie  gu  fd^mer  f d^ienen,  t>ot  baS  Obergeri^t 
in  ber  l^igen  @tabt  gelangen  gu  loffen,  an 
hjeld^  obnebiel  bie  arteten  fid^  in  mistigen 
SHngen  t>on  ooml^erein  menben  tonnten  (Jos. 
Antt.  4,  8,  14). 

2.  2)a8  ,,gro^e  S^nebrium''  }n  Serufalem  be« 
flanb  (mit  Ȋdjid^t  auf  9ium.  11,  16)  cmS 
70  Stid^tem,  gu  benen  o(S  71.  ber  8orfil»nbe 
fam.  fiejterer  l^iefe  «"^ws  (Sfltft),  j«in  €teOt)er* 
treter  -.^  n^  a«  (Sater  bc«  (SeritbtSl^of«).  S)ie 
moralifd^en,  l)b9fifd^  unb  focialen  Sigenfd^often, 
toeld^e  bie  SRitglieber  ber  fleinen  S^nebrten  b^ben 
mußten,  forberte  man  in  gefteigettem  9Ro^e  bei 
ber  ^ufnal^me  in'S  gro^e  S^nebrium.  Sndbefon* 
bere  foüten  ^bie  bod^gemad^fenen^  fingen^  f<^önen, 
bärtigen"  Oberrid^ter  ftd^  btnt^  ^pxcii^niknntxüi 
(70  Sprad^en)  auSgeid^nen,  um  gegebenen  goIIeS 
feines  S)olmetf^S  gu  bebfirf en,  an^  ouf  3^ber» 
fünfte  ftd^  t)erfteben  (Sanhedr.  17  %  Snbe),  um 
toirflid^eS  fhrafbareS  3<^bermerf  Don  btenbcnben 
ffunftftüdCen  unterfd^iben  ju  f dnnen.  SBie  3Jlo}^ 
auf  ^etl^ro'S  SRotl^  gu  feiner  (Sntlafhmg  Kittet 
aus  „bem  gongen  Solfe"  erfor  (Ss.  18^  81.  25), 
f 0  fönte  aud^  im  großen  S^nebrium  gcmg  99roe!, 
^riefter  unb  SSoIf,  Dertreten  fein ;  Me  70  9Rit» 
glieber  maren  aus  ben  geeigneten  gfamUien^u^itrm 
aDer  Stamme  genommen.  @o  bilbeien  ^e  einen 
©enat,  eine  ©erufte  (1  SKadJ.  12,  6;  14,  9); 
ba^er  l^ei^t  baS  S^nebrium,  Dor  toelt^  Stfuf 
geftellt  nmrbe,  „baS  ißreSbQterium  beS  SoOei" 
(Suc.  22,  66).  3la^  ben  etngelnen€tänben  morb 
es  als  bie  „^riefter,  Sd^riftgele^rten  unbSeQeflai'* 
(SRarc.  14, 53),  fürger  alS  bie  ^^^riefter  nnb 
@(^riftgele]^rten"  (Suc.  22,  66)  bqrid^net  S>ct 
Sonang  ber  ^efterfloff e  im  S^nebrium  l»r  toi 


IMl 


6i^nebctum. 


1103 


iBbcB  abom,  ba  auf  9cut  n,  &  f.  ieni]|*e, 
«ob,  d^rf^oi  toon  ber  iUUMgni  aSotonfttBung 
kl  ciflam  «ib  ba  gckgnrtlu|eti  UntctorbnMig 
kr  klfam^  ba»  flegntfeitige  eteOune  ubexbk| 
w#|rte<9Racc  U,  5S;  15, 1),  oud  be»  Hnui 
fMc  te,  bo^  bif  !ßrk{iet  le)tt».  bk  ^o^ 
ydtfto  (9te^.  26,  59.  SKovc.  14,  5S.  «^q. 
82,  80)  ben  Mo^vx  e^xbrn"  gegmibec- 
fhÄctt,  bk  »Obccpcn  (S^y^^f  ^-  ^M-  '^^ 

sTi)  bis  Soats'  bKt^.  «»>>  »idii<^  »^»>b 

Mk  4dligm  Sä^m  btft  ^^9)«^  Mcen  (3«^. 
U,47.«M*5,17u.fim9).  äRberXbtttttwcba« 
pil^  eqMmm  fein»  Obtnoieginbnt  äRd^l^tt 
«4  cia  ^mfteigm^t  unb  bte^  intäifAg^  jm 
ftoM^me,  b«|  bei  Soiftlenbe  untec  normalen 
SR^ilteiffen  ftdft  ein  ^neftec,  ttnb  )»af  lein 
rnrngm  oB  bei  ^]b()»^ft^  %f^}ni  ifi.  Skid 
SateXeOntent  bittet  bie  gtf4i(^K(|ea9eftöHgune 
yauL  ^n  ben  (focAgdien  nnb  in  ber  SLj^fteU 
ifttUtle  iß  boft  ^Mnbium  be9  C^olNt^tiefteiS 
(d^MK^^blU^  (%)^  5,  21;  2S,  3).  3ur  Seit 
Qri^l  bei^  ber  kNycftbnibe  ^obetiriefiet  Adpbod 
6o)l11,49),  cüoabttiS^eceraiien  f)pätet%iamaa 
(tpg.  2S,  2X  Sfietbingd  »oren  no^  ber  iilbii 
f^  IMcrIicfenmg  10—80  n.  6bt-  €imMi  L, 
ma  eobtt.  3a-50  (Bomaliel  t,  @iinoni  L 
&(i»  mb  50^70  Simon  IL,  &df^n  ©omo- 
8^  L,  8kNcft||enbc  bei  großen  @Qnebrium#  ge« 
iKfen,  BMd  ober  mit  bet  Vng^be  im  Plenen  Seftoi- 
■cnt  miDeretabar  ift;  inbefjm  mögen  fk,  toie 
m  9amM  I  cwft  aiH)-  5,  34  feftfte^,  etnF 
fhiBttiibe  Xotbe  bc8  Dberften  ®erid^&bi>f^  ge- 
«cjcn  fein.  6dt  cfi  tettie  ^b^n^ftet  mebr  gab 
{10  s.  Cbc.),  rotten  bie  bebeuienbften  ®cfebcd- 
it^  anr  $cöfibenten{iclle  befi  gto|en  €^ 
erimsA  iu  3amnia,  U{^  unb  (nad^  n)eiterem 
I^HiBoIigem  OttStDed(^l)  sn  Ziberioe  Dor.  3b< 
Ibiic^cR  nxur  ba«  grd^,  »erat  fie  ibc  ®ef<^Io4t8- 
ngipir  auf  2)Qbib  ^urud^btten;  benn  bann  er- 
vSäk  man  in  i^nen,  toie  in  ben  Oberften  bet 
kt^mf<ben  (Sptlonten,  bie  CMflfiung  t)on  ®en. 
49, 10  (Saakedr.  5*).  3)a^  ober  aik^  fd^on  in 
ber  Seit  twr  ber  3erftönmg  beS  Xemi^g  fietd 
dB  .gsüft"  boDibij^et  «Uimft  an  ber  @))i|e  bed 
e^nMuma  geftonben  bi^be,  nid^t  ber  Jqü^* 
Itfafkcr,  i{l  f))atere  ^ction.  —  WS  Serfamm- 
Ingloit  bed  gro^  €9nebrinmB  erfd^eint  im 
Stmni  ZePament  mitunter  (9Xarc  14,  53 ;  t>gl. 
iK.  22, 06)  boS  bcaa  beS  ^l^in)KiefiUtg;  in 
M«  gSIlen  tuirb  ber  Sotf  i|eä^e  tHm  ben  9tr^ 
Sehmub  gemod^t  boben,  »egen  ou^sbcntliiber 
thsii^nbe  bie  6i|ttng  on  einem  anbent  oiA  bem 
Mö^nGiben  Oite  aiQubcmnmcn.  Ser  amttidbe 
Sttungj^ool  bagegen  lag  imei^olb  ber  gro^ 
tMpdaiatux  hk  Zemfdbergeft,  enthebet  im 
iutän  ober  im  innexn  SSorbof.  3m  Ie|tem  meidl 
i^  ber  Zolmub  feinen  pa^  an,  bort^  »o  an  bn 
fuMt^m  2u|flunmier  bie  (Skenje  ber  ^tie^-  unb 
SoimabtbeilHttg  im  inrnm  SSürbof  mar.  S)ic 
Su|tii^i|cn  fo,  ba^  fic  einanber  um)  |uglei^  bie 
loitcten  (ommt  ben  beugen,  meld^  bd  ber  Set« 


boidilung  bt  1^  SKtte  Panben,  feben  lonnten» 
Zrat  ein  JHäger  ant  fo  |aitt  er  (S^if,  3,  1) 
)ur  Siedeten  bed  Slngiefd^igfen  ober  ibm  g^en^ 
iiber  feinen  $lo(^  fSot  bem  lualbbiid  ontm^ 
firlec  Stid^er  ^fien  brei  Steibeti  Slänger  auf  nie« 
btigeren  @i|  en,  ouS  benen  ftdb  nod^  iBeborf  boft 
S^Mbrium  ergäi^en  toimte;  bed^  mar  cS  fd^oii 
bri  einer  ^d^  toon  23  mtißAm,  fjtbimi* 
fäbig.  VxL  beiben  (Enben  bed  fKdDUreifed  panben 

E»  bi»  brei  @d^tetber,  mel^  tM  ergebntjk 
münblid^  %esbanbIm^),  bie  abgegäcnen 
@Hmmen,  Der^id^ten.  Sie  Serbanblimg  fd^|, 
nad^bem  fie  mit  bem  frfiben  SRiNrgen  beflpnmett 
koät,  gegen  Sonncnwitergang  (Sbcnbe))f et).  2)oa 
Uxibett  iDurbt  g^toöbnüd^  fd^ripd|  obg^fi^  unb 
t»om  SSorftbenbe»  DerTHnbigL  &  gatt  für  f^Mp 
fttna  unb  bie  3nben  in  ber  3ccftremmg  (ogf. 
3U)g.  8,  8;  9, 2);  tbiflebnimg  geg^  bas  ©tjft»' 
ebrium  mürbe  mit  bem  Zabe  betraft.  %b  @ab» 
bot  nnb  an  ben  Safttagen,  an  ttiddbni  bie  &f 
rid^erbonMungen  DedBote  moren,  fabelt  bie 
@qnebri|len  on^b^  ber  Send^b^He  im  Sm* 
bof  ber  fßriefier  tnib  Sdroeltten,  um  m  Ufjitxn^ 
ottib  um  |u  feben  nnb  gefebes  fa  meroen.  (Srfl 
tner^ig  Sabre  tm  ber  Setfkörung  3esufalemd  fok 
bog  gro|e  St^ndatum  feinen  6i|  Dorn  innem 
na(b  bem  äu|em  SSorbof  bed  Zem})d8  ncriegt 
bottn,  mo  ed  in  einer  ißaUt  (»oftlifa)  ber  5ft- 
lid^  2ang(eite  be«  Zem))eI))Ia|el  tagte.  9lene« 
ffcenS  bot  man  freilid^  ben  Sad^meid  kwrfud^t,  bop 
bad  ©tjpmgdlocd  bed  großen  @9nebriumd  ftetd 
im  Saifittn  Sorbof  nnb  jmar  mi  ber  mefUid^ 
atingmouer  in  bei  (Begenb  bed  beuügcn  ihttaip 
^ored  bed  ^aram  gcmcfen  ^i  (&gL  Stiebmd  C)a^ 
tt^örterbud^  U,  1598).  2)od^  fhib  bie  Dotge- 
bcaddtem  &rünbe  nid^t  )tt)i»geiÄ,  nomentlid^  borf 
mon  bie  ßouXi^  unb  bod  ßooXsorijptov  bei  3d* 
f(]>bttd,  ber  bamit  bad  SRotbb^a^^  &on  Sensalen 
meint  (BeU.  Jud.  5, 4,  2;  6^  6,  3),  nid|t  mit 
bem  S^nebrium  ibentiftciiea  —  %ad^  Sent 
17,  8  f.  mar  bod  oberfte  Skrid^  in  erfkr  Steibe 
eingefe|l  für  kriminal-  nnb  Sinilred^tdfad^en; 
wnn  ber  gfoE  fd^mei  mar  unb  bie  9ttd|ter  Scr- 
fd^ebened  faglen;  bann  fonnte  unb  fdtte  bad 
rid^ge  Ut£^il  an  bem  Orte  gef))iod|en  merbat, 
meldten  ber  ^err  bojn  erfoien  fyxü».  £oneben 
iß!ß  bie  SRifd^a  einMinrSegenftänbe  ber  ^u^ 
unb  Sermoitung  auf,  meldet  ben  b^^b^  9tafi| 
uttbebingt  angingen,  ändbefonbetc  marb  ein 
$to))bct,  me{^r  pto}ßf^tifäit ,  mad  er  nid^t  ge- 
bbrt  bo^,  nad^  Skut  18,  20  getöbtet,  nnb 
^or  ftarb  er  nod^  ber  @emara  ben  Stmärgungd« 
tob ;  ebenf 0  töbtek  man  ben  abtrünnigen  Sdibr* 
ten  nid^t  in  feiner  @laM,  fonbem  ju  äentfalem. 
£)tefed  ^od^erid^t  mar  oudb  amopütat^  mens 
ein  ioOftpü^tt  ober  (Doe  47/46  t>.  iStft.,  b.  i 
Dor  bed  ^QfK^  ßrfdbeinen  nor  ®erid^t,  f.  Joa. 
Antt.  14, 9, 4)  ein  prft  dftgeuttbeiß,  ein  g&^ 
bienerifcber  @tamm  gefhraft  toerben  foUte.  V& 
bi^bfie  Sermalhmgdbebörbe  ber  ZbeoBoatie  et>i 
fd^en  bad  gro^  S^nebcium,  menn  ed  bie 


1103 


Synergismus. 


1104 


fe^ung  ber  Reinen  @^ebrien  befd^b^,  in  le^et 
anftonj  über  bie  2)len[ttä5igfcU  ber  ^riefter  unb 
SeDiten  erfannte,  ffir  Steinldeit  ber  ^riefterel^en 
unb  gfii^rung  ber  geneologifd^  Stammrollen 
forgte  (t>gl.  Jos.  0.  Ap.  1,  7),  ben  @d^riftcanon 
urieberl^olt  ret)ib{rte,  bie  ^ufnal^me  ber  ^lad^en 
in  ben  Stalmub  befal^I,  bie  gfeftorbnung  be[timmte, 
ben  Sult  übermad^te,  bie  gnoeiterung  beS  Xem- 
ptU  unb  ©tobtorealS  genel^migte,  bie  $Uger- 
oege  in  Orbnung  l^elt,  bie  Zempelfteuer  ein- 
treiben ne|.  Oberfted  fiel^rl^ouS  mar  ed,  fofem 
e8  baS  @efe^  beutete  unb  entfaltete^  ben  3eit- 
Derl^Itniffen  anbequemte  ober  Dorübergel^enb  auj- 
l^b,  bie  Sinl^eit  ber  Seigre  loal^rte  unb  bei  Wti» 
mmgSDerfd^iebenl^eiten  in  le^ter  Snftan}  entfd^ieb, 
ob  fiel^ei^eit  ober  eine  Xrabition  beftel^e,  loeld^e 
bfatbe.  93on  il^m  ging  nad^  ber  ®emara  ^bie 
%fioxa  über  gan^  2i§rael  auS",  b.  1^.  feine  fiel^r- 
entfd^eibungen  galten  für  baS  gefammte  3uben- 
tl^um.  3:]^tfä(i^Iid^e§  Sbgel^en  oon  einem  Sel^r- 
auefprud^  bed  Si^nebriumS  mad^te  bed  XobeS 
fd^ulbig.  Sei  SRattl^.  2,  4  ift  ed  ber  l^ol^e  Stat^, 
rDtlä)tx  Setl^Iel^em  aI3  ©eburtSort  beS  ^eilanbeS 
bejeid^net;  ebenberfctte  erflärt  j.  S.  3o^.  9,  29, 
ba^  SefuS  nid^t  für  ben  9Jteffia8  )u  fyilitn  fei. 
^öd^fted  Organ  beS  93oIfdtDiUenS,  ariftofratifd^e 
Stl^nard^ie  mar  baS  @Qnebrium,  toenn  eS  ben 
^o]^en))riefter  unb  SRegenten  (5.  9.  @imon 
1  3Ka(^.  14,  28  ff.)  einfcfcte,  toenn  eS  einen  frei- 
toiUigen  SroberungSfrieg  befd^Io^.  S)iefe  güUe  ber 
®ett)alt  befa^  ber  oberfte  ©erid^tSl^of  beS  IQoIfed 
ädrael  inbe^  nur  )ur  3eit  ber  nationalen  Sr- 
l^ebung  unter  ben  erftcn  ^aSmonöem,  menn  aud^ 
baS  iübifd^e  9{ationaIgefü^I  fie  il^m  für  bie  gonje 
3eit  feines  SSeftel^enS  beilegen  totd.  ^öd^fler 
Sel^rförper  !ann  ber  oberfte  ©erid^tSl^of  erft  feit 
bem  Srlöfd^en  ber  ^ropl^etie  (mit  ^Mlad^iaS)  ge- 
toorben  fein.  ^18  Suftij-  unb  SSertoaltungöbel^örbe 
toar  er  öon  2lnfang  an  (9lum.  11, 16. 17.  S)eut. 
17,  9)  gebadet  SBie  bann  ffönig  Sofop^at  bei 
feiner  Steform  nad^  ber  Spaltung  beS  ä^eid^cS  baS 
üon  3KofeS  ocrorbnete  Dbergerid^t  ju  Scnifalem 
erneuerte  (2  ^ar.  19,  8),  fo  ©SbraS  unb  9ie^e- 
miaS,  bie  Segrünber  beS  jmeiten  S3oIf§t]^umS, 
nad^  bem  S^l.  ^Ibgefel^en  00m  Sebürfni^,  ocr- 
bürgt  bie  ©efeJeStreue,  Weld^e  bie  l^eimgcfel&rtcn 
Cjulanten  befeelte,  bie  factifd^e  Cmeuerung  biefer 
Obcrbe^örbe.  ©ie  ift  1  e§br.  10, 8  alS  ^^lelteften- 
coHegium",  als  „Katl^  ber  Dberften"  bejeid^net. 
S)er  Salmub  pnbet  ^ier  ben  „©crid^tS^of  ber 
großen  S^nobe"  ober  bie  fogcn.  gro^c  ©Qnagoge 
(f.  b.  9lrt.),  ttjeld^e  für  bie  Vorgängerin  beS 
großen  S^nebriumS  gilt.  Solange  bie  ^cib- 
nif(|cn  SDkc^t^abcr  ftd^  nid^t  in  bie  inneren  ?In- 
gelegcnl^eiten  beS  SSoIfeS  SSracI  mifd^tcn,  werben 
ber  ^Dl^cpricfter  unb  bie  ©erufia,  b.  b-  ber  bol^e 
SRatb  bamaligcr  3eit,  bie  OoIIen  Sefugniffe  eineS 
obcrften  ®cndf)t§^ofcS  geübt  l^abcn.  S)a^  bie 
©erufia  unter  ben  ^aamonöem  il^re  l^öd^fte 
TOac^tftcflung  crrcid)te,  beweist  bie  5:batjad^e,  bafe 
bie  3cr|plitterung  bcrfe(ben  in  fünf  „St)nebrien* 


(fQnonqm  ouvoSoi;  Jos.  Antt  14,  5, 4),  )Ddt|e 
ber  $roconfuI  (SabiniuS  (57—55  tt.  £1^.)  bq 
nad^  9ufrid(|tung  ber  Stömerberrfd^  ooUjog,  1» 
geblid^  olS  Befreiung  begrügt  untrbe.  Snbeioi 
feitS  übte  nad^  ^uf^ebung  oer  Steuerung  bn^ 
göfar  (47)  baS  frühere  Obei^eri^t,  nun  ®^ 
ebrium  genannt,  feine  rid^terltd^  SoÜgdoott  M 
nad^  ©alilüa  unb  über  beffen  Stattl^olter,  unb  iia| 
ber  öffentlid^en  97teinung  lonnten  unb  brnftn 
obne  fein  Urtl^eil  feine  dinridbtungen  gefiMn 
(Jos.  Antt  14,  9,  3).  Unter  ^»erobeS  l^otte  bot 
SQuebrium  geringere,  unter  ben  römtfd^  ^^ 
curatoren  anfangs  grb|ere  Sebeutung,  fpfiter  aicr 
erfuhr  eS  ben  fd^eren  S)rud(  ber  Don  t»om()etcai 
prociamirten  mgeloalt  (Jos.  Antt  18,  1,  1: 
Tj  ItzX  TcacTtv  i^ouaia)  ber  römifc^  ^errfiMt 
Sei  bem  ein}igen  XobeSurtl^il,  toeU^  c8  ia 
!Reuen  Seftamente  föKt  (SRattl^.  26,  66),  ift  i(s 
baS  Sted^t  ber  Einrichtung  benommen  (bie  &m 
nigung  beS  Step^anuS  erfolgte  o^ne  gerii^i^fl 
SSerf obren;  f.  Sangen,  in  ber  Xb^oL  CuartoW 
fd^rift  1862, 411  ff.).  äBenn  3acobu8  ber  Süngof 
(63)  burd^  SBef d^Iul  beS  SQuebriumS  ben  SRoiftpi 
tob  ftarb,  fo  gefd^b  bie|,  tro^bem  boS  &jaß 
ebrium  ftd^  um  biefe  3^t  o^e  (^enel^migmig  bei 
StattbalterS  nid^t  einmal  oerfammeln  (Jos.  Antb 
20, 9, 1),  gefc^tteige  benn  iemanb  }um  Zobe  tttc 
urtl^eilen  tonnte.   (!BgI.  als  bie  iübif^e  iQOBat^ 
queUe  über  baS  S^nebrium  ben  Xradat  Stn* 
hedrin  in  ben  XalmubauSgaben  unb  bie  latri^ 
nif(^e  Ueberfe^ung  beSfelben  bei  ügolini,  Thei. 
antt.  XXY,  Yenetiis  1762,  p.  II  sqq.  a. 
CGGXXXIX  sqq. ;  eine  beutfd^e  Ikberfe^  ^ 
neueftenS  fUl.  »atoicj,  Sranifurt  1892.   tit 
meiftbenu^te  Arbeit  über  ben  talmubifd^en  Stog 
ift  Maimonides,  De  sjmedriis  et  poenis,  ed. 
[hebr.  et  lat.]  Henr.  Hounting ,  Amstelol 
1695.  3m  Uebrigen  ogl.  au^er  ben  fd^n  citiztm 
SBerfen  nod^  Dupin,  J^sus  devant  Galphe  ek 
Pilate,  Brux.   1829;  J.  M.  Babbinowio, 
Legislation  criminelle  du  Talmud,  Paiii 
1876 ;  Le  mSme,  Legislation  civile  do  Tal- 
mud, Paris  1877—1880;  Hamburger,  S«* 
gncQflopöbie  für  93ibel  unb  Xalmub  H,  6tid4 
1883, 1147 ff.;  Sdftürer,  ®efd&.  beS  SJoBe§3«' 
rael  jur  3eit  3efu  ©brifti  n,  2.  ?lufl.,  Seiwij 
1886, 132  ff.  143  ff. ;  Sc^egg,  SibL  «n^Iogi«, 
greiburg  1887,  680  ff.)  [Küdeit] 

^tfnetiismus  (oon  truvepYeTv,  mitmirten)  ^ 
bie  Se^rmeinung  berjenigen  proteftantifc^X^ 
logen  beS  16.  Sabr^unbertS,  meldte,  im  Segens 
fa|e  5u  Sutber,  ben  9}{enfd)en  bei  feiner  Sefe^nni 
nicf)t  als  einen  Stod  unb  fSiod  betrad^teten»  fim- 
bem  in  i^m  bie  gottlid^e  ®nabe  in  ber  SBeife  dl 
loirfenb  annabmen,  ba^  fte  bie  9)2itn)irtung  bef 
freien  Wenjd^entoiUenS  nid^t  auSf^Ioffen.  ^^ 
nömltd^  fprad)  bem  9)^enfd^cn  bie  freie  ZJ^gbit 
[eines  SOSillenS  oöllig  ah ;  ibm  fd^ien  feit  Xbonl 
t^aU  bie  urfprünglid)e  9)lenfd^ennatur  Doüftönbig 
jur  Sünbe  geworben  unb  oöttig  ocmid^tet  jufeia. 
S)icfcr  fd[)roffen  3:beorie  bulbigte  Einfang«  aud> 


1105 


Synergismus. 


1106 


VtäBaMxmi  bod^  Idtb  enifogte  et  il^,  toa^v 
\lfMai  im  ^faiblide  mif  bie  praftifd^en  ^folgen, 
mU^  (Uli  eäirm  Uo|  leibmben  Setl^alten  beS 
Otm^ea  M  feiner  Qcte^nmg  not^toenbig  fliegen. 
6^m  in  bec  SugSbutget  Sonfeffion  lie^  ÜRelon* 
tf^  fir  bie  ficie  aRtttoiriung  beS  SRetifd^en 
risigmSmtm;  ebenfo  fprad^  er  in  feiner  SuSgobe 
kc  Loci  oom  9a]^  1585  oon  bret  goctoren  bei 
Ut  Sebl^nmg  beS  SRetifd^n:  bem  SEBorte  (ber 
ftoBi^igiag  bca  (foongeltmnS),  bem  beiligen 
Ccipc  mSo  bem  menf^Ii^en  SBiUen,  mli^tt  bie 
oRgrootene  Onobe  ber  Sefe^ng  enüDeber  erfoffe 
ibapaU^if,  le  nad^bem  er  bereittoinig  fei  ober 
lÄü  Ol  bie  3ure4nung  beS  SBerbienfteS  £^rtftt 
|tt  giouben  mib  fo  fi^  biqeS  Serbtenft  giqueignen; 
bcoi  na4  ber  |)iDte{ianKfd^en  Snjid^t  beflmtb  bie 
fpByt  Sde^nmg  blog  ui  ber  Sueignung  ber  (Se« 
n^gfrit  (^rifK  bur^  ben  (Sbmben.  3n  ber  9uS« 

pbt  brr  Loci  Domäa^re  1548biSigte!DleIan(i^boii 
litt  Smubme  beS  menfd^Iid^cn  ^al^toermögenS 
dB  Sd^igfeit,  in  bie  Gnabe  einsflmilligen,  obgletd^ 
ffno4  im  3. 1537  SutberS  @4moltaIbifd^e  9lr* 
tüd  miterjeiil^nel  b^tte,  in  benen  bem  üRenfd^en 
fd)k4i&>eg  oOefi  SBo^bermdgen  in  Sejug  mtf  ®ut 
onb  9dS  obgefpro^en  mürbe.  Seiner  neugemon- 
mm  Inftd^t  gemö|  milberte  SRelond^tbon  aud^ 
bie  betreffenben  Segeid^nungen  in  ber  Don  i^m 
Ktfaftttn  SugjBburger  Sonfeffion  unb  tooHte  bem 
(nligen  (Beifte  j[e^  nur  eine  leitenbe  unb  unter- 
^mbe  XbÜigfeit  ftott  einer  bie  SBefebrung  gonj 
oQetn  be^orbringenben  SBirffamfeit  betge(egt 
Qifl«,  toel^Ib  er  baS  2Bih:td^en  «.oHetn"  beifägte ; 
bicSormel  bie^  nun:  ba|  ber  freie  SEBiOe  unb 
bitSenmnft  .^ciflein''  in  geiftlic^en  Singen  nid^ts 
Mnnog.  3n  bem  über  boS  SSBeimarifd^e  Sonfuta- 
tumfilnid^  (1559;  f.  b.  Vxt.  @trigeO  mtf  ®ebeig 
bfS  Sutfurjien  Slugufl  gefertigten  (Sutacbten  er- 
fUtie  SRelond^tbon  eS  gerobeju  fär  Stoica  et  Ma- 
mchaea  deliria,  ttcnn  man  (ebre^  aOe  Sßerf  e,  gute 
vk  töfe,  mußten  notb^enbigertteife  gefd^eqen. 
Sttbem  fo  9ReIand^tbon  tion  ben  $faben  Sut^erS 
oblenlte,  legte  er  ben  ®runb  )u  bem  mit  oiel  ßr« 
tötmmg  gefübrten  S^nergiftenftreite.  S)erfelbe 
icgami,  olS  SlmSborf  (f.  b.  %xt)  1558  bie  @d^rift 
bed  mit  ^tUxnä^f^n  befreunbeten  Sei))§iger  ißro« 
frlloiS  äobmui  $feffinger  De  libertate  volun- 
tiÜB  humaiiAe,  Lips.  1555,  auf 'S  ^efttgfte  mi« 
gnjf  wib  bobei  t>on  glaciuS  ällqricuS  (f.  b.  9rt) 
itnterßS|t  tomrbe.  Sie  bebeutenbften  SSerfed^ter 
bei  Synergismus  maren  (au^er  $f ef finger)  @eorg 
SBajor,  Sictorin  @trigel,  $quI  Sber  unb  Sbri- 
M  SojiuS  (f.  b.  airtt.).  %if  ber  gegnerifci^en 
Seile  9<niben  belonberS  50^oU>qiin  ouS  ber  3e« 
nmjcr  6d^ule  uno  äberbmipt  aus  ben  bersogltd^ 
jadlfjtjd^Sftnbent  !Dlon  nannte  {ie  f))ottmeife  bie 
iRot^biget,  ba  fie  ben  ÜRenf d(ien  in  feiner  reinen 
^ojjioitiKt  mie  einen  ftIo|  beizeiten.  Sie 
69nergifkn,  in  SBe}ug  ouf  bie  menfd^Iid^  gf^ei« 

Snt^  ober  meniger  bem  fot^otifd^  Sebrbegriff 
an]^He|enb,  fteHten  folgenbe  @runbfö^  ouf: 
SM  fitffid^  ffla^loermdgen  fet  burd^  bie  6rb« 


fflnbe  bem  Dlenfd^en  nid^t  gan}  verloren  gegangen; 
es  fei  nod^  ein  Sid^t  ber  Srtenntni^  unb  fonad; 
aud^  ein  gemiffeS  9Ra^  Mlid^er  Anlage  im  SReup 
fd^  jurfidgeblieben;  @ott  ^obe  bemnad^  leinen 
eigenen  fd^öi)ferif4en  9ä  nötbig,  um  bie  etma 
gau)  erftorbene  Anlage  beS  9Renfd^en  neu  ju 
fd^offen,  Dielmebr  genüge  eS,  bie  nod^  üorbanbene 
jhaft  in  einen  beffem  3uftanb  }U  oerfe^en ;  ber 
beilige  (Seift  fei  bal^  am  SReufd^en  nid^t  mie  an 
einem  SBlodCe  mirifam,  fonbem  er  errege  im  menfc^ 
lid^en  (Seifte  eine  Sb^igleit,  meldte  feine  ngene 
SBirffamfeit  begleite;  (Sott  mirfe  fol^in  bie  S3e« 
februng  beS  SRenfd^en  nid^t  mit  einer  ben  menfd^ 
Ii(ben  S}iSen  unbebingt  beberrfcbenben  Slotbrnen« 
bigteit ;  iebenf aOS  muffe  bem  Dom  beiligen  ®eifle 
angeregten  SBillen  eine  gemiffe  3uftimmung  ^u- 
tommen.  2hn  SSerlaufebeS  Streites  fud^ten  gflaciuS 
unb  anbere  Vertreter  ber  lutberifd^en  Sebre  biefe 
)u  mäßigen  unb  festen  aSerbingS  aud^  einSBoSen 
unb  Serfteben  im  SRenfd^en  Dorai^,  ba  eS  oon 
felbft  einleud^te,  ba^  ber  SReufd^,  um  befebrt  )u 
merben,  fein  ^eil  moDen  mfiffe ;  mormtf  eS  aber 
babei  anfomme,  fei  bie  gfrage,  loo  bie  Urfad^ 
biefeS  SBoUenS  Hege,  ob  in  ber  @elbftbefttmmung 
beS  menfd^Iid^en  SBillenS  ober  in  ber  (Stnmtrfung 
(SotteS  auf  ben  !Eflenf d^ntoiUen ;  offenbar  fei  eS 
aber  eine  reine  SBirfung  (SotteS,  ba|  ber  9)tenfd| 
nad^  langem  unb  *beftigem  SBiberftreben  feineS 
SigenmiflenS  enblid^  baS  ^eU  teoOe.  änfoioeit 
ftimmten  biefe  „ortbobo^cen''  Sutl^eraner  (bie  3e« 
nenfer)  mit  ber  Sibeüel^re  überein,  ba^  @ott  fo- 
mobi  baS  SBoIIen  als  baS  iBoIIbringen  in  unS 
mhrfe.  Mein  in  ber  ^ifce  beS  @treiteS  Iie|  fid| 
eine  Sn^bl  ^^n  Senenfem  mieber  su  Sebaup« 
tungen  binreigen,  meldte  fo  fra^  maren,  mie  bie 
9(uSbrüäe  SutberS  nur  immer  fein  fonnten ;  oon 
ber  Sebre  ber  ©qnergiften  moUte  man  aud^  baS 
offenbar  SBabre  unb  alS  Sibelmabrbeit  in  bie 
9(ugen  @pringenbe  nid^t  anerfennen.  URan  ent« 
bidbete  fld^  nid^t  bem  @u))erintenbenten  @tö|el 
gu  3ena  (geft.  1576)  be^b<ilb  ben  ffrieg  gu  er« 
Raren,  »eil  er  mit  ben  @trigelianem  oerfebrte 
unb  baS  93efenntni|  abfd^affte,  meld^eS  alle  Orbi* 
nanben  bisber  bitten  ablegen  muffen:  ba|  ber 
SRenfd^  in  ber  Sefebrung  mie  ein  ®tod  unb  9310(1 
fei,  unb  toie  ein  @d^mein,  baS  oon  bem  ©d^toeine« 
birten  getrieben  merben  muffe.  Sie  fd^roffften 
93e^ut)tungen  biefer  Sri  entmifd^ten  bem  alten 
^reunbe  SutberS,  ^mSborf.  3n  feinem  (Sutad^ten 
über  bie  Seclaration  @trigeIS  fagt  er  eS  nadt  ber- 
aus,  ba^,  tt)ie  Steine  unb  Slöde  in  ber  SRad^t 
®otteS  feien,  fo  aud^  ber  SBiUe  unb  Serftanb  beS 
Wenfd^en  in  ber  SBiQfür  ®otteS  ftebe,  fo  bog  ber 
SRenfd^  fd^Ied^terbingS  nid^tS  tDoUm  uvb  möblen 
Unne,  als  maS  (Sott  i^n  entmeber  auS  (Snabe 
ober  aus  3om  loäl^Ien  laffe.  Siefen  9luSf|)rud^ 
commenttrte  f^flaciuS'  gfreunb  (SaSuS  (^an, 
geft.  1570)  in  SlegenSburg  babin,  ba^  er  jagte: 
ber  Unterfd^ieb  }tt)tf(ben  bem  menfd^It^en  SBtQen 
in  ber  93efebrung  unb  einem  jfloke  fei  nur  ber, 
ba^  ber  2BiIle  feiner  9iatur  naq  jmor  miber- 


Fm«,  «I  fiiiiiiini,  t,  %.  Crmi 
Ml  Mr  W»  <Me  |rr:fidrr.| 
{K|nL  SitlaileiiaiS«|m:Padt 

Um^ßm  ha  fLxdStadm  ta  Gmau  mtft^p^ 
pH^idi  Af  i£4  die  dkaaß  m 

npHk)  im  £oiA  fRM 

•vk  Mfif<|  W%  fäof  k^  taM  n»  teMri| 
OMd  ttedfc^  toiio,  kiS  t9  fifira  teS  So! 
%MA  0bct  Ütfiiiiig  kct  gntift  eflieax. 

M^  tai  |a:)0t|(k|  iä^^n^^oi  £diib(ni  Wen  fir 
koi  @9iKt0idmi  ctoe  finf^  Sodwn^  c» 
pttrrtfit^  0^  ftiufui^  fbi|i0ft  1573  iumI|  bm 
Zi>te  bei  {)cr}0g$  ^o^Nini  flBtl^ete  Me  Mts^ 
{^tlk^  9UJmm%  m  hm  ^aiogtltemi  iba« 
floftni  imb  ^>*>»«  Mf  fldiUMatr  vit  fttriflonui 
M^fttf  twtgtn^  3iibc|  dwbfrtf  fU^  ft^tyn  bidb  bif 
ii^ßf  fll9  bct  itiufuifl  ciiä)ctfte^  bo|  W0tu!^ 
S^nogiflni  in  9<$tt0  auf  We  Matbnia^U^ 
iNm  bm  i|m  fibetouft  m^joltai  CotoimSiniS  cm« 
ge^KttiDorm.  (Emige  f)atipt<r  bet  $ottci  tmirba 

föm  flcMt,  Snoete  mit  bei  €lrofe  bcr  9b- 
ober  Scrbannitng  bckgt  2)ur(^  Sci^onb- 
hmgm  ber  X^logm  f  olUm  mm  bie  Vbmek^nngm 
Mn  ber  lut^f^  £e^  befeüigt  unb  bie  ein« 
inu^  unier  ben  beutj^tn  £iti^anem  ^orfieltt 
iserben.  Suf  bem  Z^oIogenamDeni  jn  Xorgon 
1576  gelona  eft  bem  ^^Iben  Dteimui^onümer' 
d^träuü  (f.  b.  SrtX  Hnige  bem  @Qner0i§mnS 
gttnfHai  Sefümmungen  in  boS  fog.  Zorgif  d^e  9u^ 
((.  b.  %ü.  69mboU{(^»ä4er,  ob.  1062)  ^inein- 
lubringen;  aber  ouf  einer  neuen  SBerfmranlung  in 
iHoflerbergen  bei  SRogbeburg  1577  umrbe  \M 
Zorgtfd^  IBud^  fo  obgeänbert,  ba|  ber  @9nergid- 
mnft  bertoorfen  unb  bie  lut^j^e  Steine  unb 
Ai0|t^eorie  oboptirt  »urbe  (menn  qu(^  niii^t  gau} 
in  ber  frObem  6d^o{f ^).  Siefe  neue  ft^mboUfd^ 
ed^ift  (SBergifd^eftSduc^  ober  (umcorbicnformet), 
TkUift  übrigens  m\^  bem  6qnergidmud  qu4 
gflocittft'  Sd^re,  bo^  bie  Crbfünbe  Me  @ubfton} 


IicMi,  M  «XffL  57.  113;  H; 


üae 


abLliDflK- 

yifplge 

5,  37  a^q.)  cncr 

IhlfnHg  flnf  boS 

Cftfew  eanC^n^ 

ob  er  itOt  |ÄBafn|e»  oko.  Md 

ijc  oft  ■■  fpdin  90mx  bie  bri* 

ex  !■  yicjpniibrio» 
per  oB 
fier  cflMib  ci  fub  bei 
bo^  Ci  ijii  lipih  ■  «A  ciBBm  nnfött- 
Ittbes  dwfl^inyi  eis  cicnfo  feicl|ritige  oB 
iK^dp|i  ckviqi^,  jrao<9  aar  fC0|OBer  mpt  i^eo- 
(dgtk^  thnt— (^  Haler  fnaea  Scheut  ntsnai 
^rctk  (|.  ^  9zt)  bie  etfk  Stele  ein.  3^ 
^io§  ik^  €9BenaS^  ine  cS  f^üt,  ^  ne^ieit 
3a|K  anfS  Sagpe  ob;  ir  fi|cle  i^  in  bie 
fRol^eaMtEf  aidi  tor  ola  Singm  in  bte  gebetm« 
Ki^uoSe  SSdt  bcc  acapfatway^ea  ^^ilofop^ 
ein.  S'itIcbeaS,  aad^  nod^  atl  9i{4of  ,  bouubüc 
er  i^,  ade  oaS  ne^rnn  an  fk  gerif^dcn 
^DCKfca  ^leuNitge^l»  ene  rapnao  ounioare  ^ocr* 
I  e^muQ.  Sii4  bcr  SUkBeb^  in  bie  ^ßoomA  eiUNui 
fk^  €piefiaS  fomo^  ban^  )cinf  ^o^  Stlbung 
019  DurQ  leiae  leueaen  iM|(Uuiiemgen|(9a|ien  oie 
_  Siebe  nnb  Seanoiberang  feiner  9titburg^  in  fol* 
'  4m  Srobe,  bo|  er,  obw^  iBnai  bem  äung" 
1  lingSotter  enHwu^en,  (6^897  obaSafeng  898 
,  baju  auSerje^  ttmrbe,  eine  (Ikf oabtf 4aft  an  ben 
fidifer  Srcdbii«  |u  übernehmen:  er  {o&le  bie|tm 
im9lamenber  (l^nnaikeine  goueaeffraae  über* 
reid^  unb  gugkiil^  nm  Steurrcdetil^temng  imb 
onbere  ^fe  für  fein  in  ben  Ie|tca  So^ren  oon 
^aen  UngtüdSfäHen  ^cfangefad^  ^eimot» 
imib  bitten.  2>ie  breiSo^^  md^  er  cdiS  biefem 
Snla^  in  Sonfkmtinofiei  {iibringea  am^,  er> 
fd^tenen  i^  faft  als  bie  nn^dli^Ptn  feines 
2ebenS.  S)mnaIS  gerobe  befkab  boS  Dermalste 
äBiOfurregiment  beS  beruc^tijjten^  am  ^ofr  oll* 
mäd^ti^m  Sunud^  Satro)raiS«  ber  bmri^  feine 
^bfn^lt  unb  ^orte  ^eiOofe  Senoimmg  anni^ide. 
SBoldrfd^Iid^  erft  nod^  euiro^nal'  &xac^  er» 
langte  @t|nefiu8  enblid^  bie  long  erbetene  Snblciq, 


1109 


@9nMiud. 


1110 


wobd  n  ta  SegcntDait  kl  gonjcn  ^ofeS  feine 

DUlbopunberti;  no^  ^Saifyäi  unb  ^tm  ooBenbete, 

M^cW^  imtiiotiMe  Webe  «lieber  boS  ft&ntg- 

dm*  ^tt    Seine  Stauung  an  ben  iungen, 

mOndojen  ^cnf^,  fU^  onfjuroffen,  baS  SteU^ 

iri^t  bcm  Bbennödtttgen,  beS  SeÜ^S  eid^eil^ 

tcfo^ttenbcn  Smf[uiB  ber  Sofbaacen  )tt  flbedof^, 

räliie^  an  bec  6)i^  eineft^eeteS  bie  SoxBaien 

MQ  ben  SeU^remen  )nrüd|)ubr3ngen ,  Hieb 

nwr  nU^  ofynt  (Mbmd,  ober  ol^ne  nod^altige 

iSiiftuig  auf  ben  Mnoeiddlid^ten  Jloife:;  bagegen 

fSDomi  fie  bcm  S^nefiud  bie  Sneifennung  unb 

^tenibf^aft  Vbonogenber  Olänner,  ).  9l  befl 

bafiill  Sioelian,  bei  bei  ^ofe  in  befonberem 

Itafcben  ^e^bcn  SäoniuS,  tool^I  aud^  beS  ge> 

(Rfitm  ^trioT^  3o(anne8  Sl^r^fofbmuS  (f.  b. 

«li),  bat  fidfl  nm  biejelbe  Seit  mit  il^m  nail^  Con- 

jinitinopel  g^nmien  wx  (t)gl  Theodoret  H.  £. 

S,  27  sqq.).    6rfl  gegen  ^{t  400  l^tte  @^ 

nfal  bie  c^renftlf«^  nngelegenlJKit  }uib  giüdfi^en 

fnbc  gebra^,  f o  ba|  er  nnn  getnbe  pr  Seit 

iM  großen  SrbbebenS,  boft  i|n  jn  fluil^tö^nli^er 

ttett^  jUKOig,  aber  We^onbria  in  bie  f)eimot 

jaUh^,  tifynt  9lbf d^ieb  üon  ben  liebßen  rSwxttß 

bm  ne^aten  ju  Unnen.  IBoIb  boxauf  untemal^m 

er  (ine  Steife  nod^  Wl^,  oon  bet  er  inbe|  fel^ 

{Andl,  enttAuf il^t  über  ben  allgemeinen  Serfcdl  ber 

fiönfk  unb   Sßiflenf (^aften ,  gunidCel^  (t>gL 

^.  135).  Son  «nfang  402  bis  Anfang  404 

pt  er  M  Bi>  Slesonbria  auf.    3n  biefe  Seit 

fdflt  feine  Sexmablung;  mie  er  £p.  105  fagt, 

bittro  «Sott  felbß,  bad  (fir^Iid^)  @efe^  unb  bie 

loligc  ^b  be8  (Sßatrtard^en)  i^top^^iM"  üpn 

frine  Oottin  gegeben.  Ob  er  bamald  getauft  »or 

ebcr  tridbid^  Sei  biefer  tSelegenl^eit  bie  l^Uige 

Zoufc  cmfifing ,  fle^t  ba^;  bo^  er  ober  bei  fei^ 

lur  ScrmS^Iung  S^rift  mar,  l^ot  Diel  mel^  SBoi^ 

fi^i^feit  ffit  fid^  als  bie  Snnabme,  bag  er  erft 

410,  unmtüelbar  oor  feiner  SBeil^e  jum  9ifd^i 

§dauft  toorben  fei,  mett  f  onfi  mand^e  SSBenbungen 

in  feinen  9Mefen  (j.  9.  Ep.  105)  nid^t  leidet 

oofi&idAd^  mdren.  SebenfaQS  ober  ftonb  er  }u 

Uffcr  Srit  bem  Sotrior^en  fd^  bef onberS  nol^e, 

unb  glrU^eittg  ((feinen  aud^  (^fllid^  Sinologen 

in  Ucsanbria  ftd^  nm  il^  bemül^t  jpt  l^oben,  in« 

bem  fh  f^  oer^ie^en,  er  merbe  in  htrjer  S^t 

(in  onSgejeid^eter  Ideologe  merben  (Dgl.  £p.  1 58). 

«nfott^  404  teerte  S^nefniS  mit  feiner  gfamilie 

na4  Sirene  gurfld!,  um*bicr  fem  Dom  (Betriebe 

beft  i^entlid^  SebenS  als  moWttuirter  $ri- 

utsunm  fi4  ber  gelehrten  Tiu^t,  befonberS  bem 

Stttbinm  ber  ^l^fo^i^ie,  babei  ober  oud^  ben 

IMciten  wb  Svgnfigungen  bed  Ubiblic^en  SebenS, 

ban  Qatten-  nsib  Sonbbau  unb  lM>r  Mem  ber 

3a(|b  Zugeben  (bgl.  Epp.  4. 105. 147  u.  a.). 

«iedeii^  fftOt  in  biefe  Seit  bie  «bfoffung  feiner 

6di^  aber  «SM  Sob  ber  iM^Ub|)figreit\  bir 

cm  Oeniolitflt  unb  ®elc^amfeit  feiner  feiner 

«nficn  Sd^xiften  nad^e^;  fidler  aber  fd^rieb 

(t  maßßi  fein  in  atter  mie  neuer  S(it  am  mei« 

flm  benmnbctteS  9ud^  »lieber  bit  Xräume"  (bgl 


Ep.  158) ,  morin  er  boS  6tubium  ber  ^ßl^ifo- 
foti^ie  unb  fd^&nen  SSijfenfd^  gegen  beffen  eng« 
löjige  @egner  glönjenb  üertl^eibigt.  Sein  ftiUed 
&IM  erlitt  aber  enie  Störung  burd^  einen  Sin« 

Kber  SRofeten,  eineS  mourifd^  Stommed  auft 
1  3nnem  fitbi^enS^  bie  bamalS  ju  mid)er^Itett 
SRalen  bie  $entapoliS  Derl^eerten.  99ei  einer  folo 
d^  (Belegenl^eit  (404),  als  infolge  ber  Stig^U 
ber  römifd^en  %Tup\m  unb  il^  Snffii^rer  baS 
gonge  Sanb  faffc  o^ne  Sd^ertftreid^  bem  milben 
geinbe  preiSgegdben  wölb  bie  Stobt  Sirene  bebrol^ 
mar,  fülte  ft^  S^nefutS  on  bie  Spijfe  feiner 
SDKtbürger,  orgoniftrte  unb  leitete  mit  gefd^idter 
f)anb  bie  SanbeSDertl^eibigung  unb  trieb  bk 
gfeittbe  aus  bem  Sanbe.  «IS  biefelben  im  näd^ten 
dolore  Derfiörtt  mieberfamen,  mürben  fie  unter 
feiner  gfübrung  ebenfo  erf  olgreid^  jurüdgef  dalagen. 
—  Sie  %ld^ng  unb  bonfbore  Siebe  feiner  SanbS* 
leute  }eigte  fid^  bei  ber  Sriebigung  beS  iBifd^fS- 
ftubleS  uon  ^tolemoiS  (409),  inbem  (EleruS  unb 
Solf  bei  ber  Stouoa^  fogleid^  il^e  SBIidte  auf 
S^eftuS  rid^eten  unb  beffen  (Ernennung  )um 
99ifd^of  Don  bem  ^ßatriar^en  X:]^))|tIuS  er- 
baten. (Er  felbft  freilid^  mar  fiber  biefe  SBol^I 
auf  baS  feöd^ie  erfd^oden  unb  gab  enblid^  nur 
unter  ber  ^ebingung  nad^,  bog  ber  Ißatriard^  über 
feine  f d^mermiegenben  SBebetden  genau  informirt 
merbe,  in  ber  feften  Uebergeugung,  bo^  %ißopf)\bi§ 
bie  Sefiätigung  Dermeigem  merbe.  Sen  beiben 
tKbgefanbten ,  meld^  aisbolb  nad^  We^onbria 
gingen,  gab  er  einen  Srief  (Ep.  105)  an  feinen 
bamalS  in  Sileionbria  metlenben  uiü)  offenbar 
ben  l^oben  lirt^Hd^cn  ftreifen  nabeftel^ben  Sm^ 
ber  Suo|)tiuS  mit,  morin  er  bittet,  ben  änl^olt 
feines  ^Briefes  fo  Diel  als  mbglid^  jd^ermonn  mit- 
gutl^eilen,  bamit  oQe  SSelt  miffe/  mie  fe^  er  Dor 
ber  angebotenen  äBürbe  unb  SBürbe  surädfd^redk; 
namentlid^  foUe  (Smpün^  bafür  Sorge  tragen, 
ba§  bie  gelehrten  tl^eologtf d^  ftreife  bie  Sad^lage 
genau  fennen  lernten,  unb  bo|  bem  $atrtard^n 
baruber  fiunbe  jufomme.  Unter  ben  Sebenfen, 
bie  er  gegen  feine  ßrl^ebung  )ur  SBifd^ofSmürbe 
geltenb  mad^t,  finb  in  ber  Xfyxi  einige  fc^mer* 
unegenber  Hrt  gnSbefonbere,  meint  er,  fei  eS  für 
ben  ^atriard^  em^er  Srmögung  mert^,  ob  er 
einen  Derl^roteten  SRorat  )um  Sijd^f  mad^ 
moSe,  ber  nid^t  Don  feiner  (Sottin  fid^  trennen, 
aber  anäf  nid^t  mie  ein  Sb^bred^er  l^eünlid^  mit 
ibr  leben  molle.  9lod^  fi^Iimmer  aber  fei  feine 
SteSung  gum  d^riftli^en  (glauben:  eS  fei  il^m 
faft  unmöglii^,  feine  )>]^ofopbifd^  Ueber^eu^ 
gungen  mit  bem  gemöl^nlic^cn  JKrd^englauben  in 
CinHang  ^u bringen;  namentlid^  fbnne  er  fid^ nid^ 
entfd^Iie^,  ju  glauben,  ba^  bie  Seele  f))öter  als 
ber  fieib  entftanben  fei,  bo^  bie  SBelt  mit  aOen 
il^ren  Sb^ilen  total  untergebe,  vnä>  begüglid^  ber 
Stuferfte^ung ,  an  bie  er  als  an  etmaS  $)eiligeS 
unb  UnouSffyre^lid^  glaube,  fonne  er  ftd^^  ben 
SorfteKungen  beS  großen  f)aufenS  nid^t  anbe^ 
(pumen.  Sid^  ober  blo|  öu^rlid^  mie  ein  glau^ 
biger  99ifd^of  }tt  gmren,  tnnerlid^  bagegen  an 


1111  @9ne{iu8.  1112 

feinen  ])l^Io{o])]^ifd^en  Sonbermeüiungen  feftau- 1  ®mnb{a|en  bed  9led^8  unb  ber  SBol^l^ett,  josi 
l^atten,  baS  nierbe  i^n  gum  ^eud^Ier  mod^en,  unb  bem  t)on  ßl^jrgeia  imb  SeÜflfud^t  ^  Idtoi 
baS  fei ,  teenn  er  anä)  auf  oSe  f onftigen  9n-  loffen.  ^Ule  biefe  6rD[ärun08t>erfu(i^  l^ben  jdiod) 
ne^mlid^feiten  feines  bisherigen  SeBenS  ber^ic^ten  9Rand^ed  gegen  ftd^.  äBo^I  gibt  ed  SBeifpiele,  bo| 
iDoQe,  gu  Diel  verlangt,  dt  fd^Iiegt  ben  SBrief  an  man  auf  bie  tl^Iogifd^e  IBorbilbung  bei  bei  9c» 
euoptiuS  mit  ber  ernörung,  X^eo))]^Uu8'  ßnt-  ftötigung  tttoaUjUttt  93ifd^5fe  (j.  9.  beS  1^  1j» 
fd^eibung  als  eine  gfugung  @otteg  annehmen  )U  brofiuS)  Der}ic^tete,  unb  ebenfo,  ba|  man  übet  bie 
ttoQen.    Ob  er  an  ben  $atriard^en  felbft  ein  Ortl^obosit  eineS  @ttoaffiUn  getdufc^t  tomhe; 
^nlid^  lautenbeS  Schreiben  rid^tete,  fielet  nid^t  allein  fein  SBeifpiel  fennt  bie  ftird^efd^i^te, 
feft.  ^ud^  über  bie  etniaigen  »eiteren  93orgönge  au^er  ettmi  ben  3=a1I  mit  @QnefiuS,  ba^  ein  oit^ 
unb  äSerl^anblungen  ift  nid^tS  befannt.    %f^o*  bo£er  ^atriard^  (n)ie  fd^limm  man  aud^  f onft  m 
|)^UuS  beftötigte  bie  gef d^el^ene  SSialdl,  unb  etniaS  Sl^eopl^iluS  benfen  mag)  einen  offenhtnbig  &!ttanD> 
nad(|l^er,  Anfang  410,  em))fing  @QnefiuS  bie  bogen  }um9ifd^of  erhoben  l^ötte.  S)a  b»aiftf 
Sijc^ofSmeil^e  burd^  bie  f)anb  beS  ^triard^en  gu  bod^  ftörferer  Semeife  alS  blo^r  Sermut^gn^ 
^lei^anbria,  tt)o  er  fic^  bei  btefer  ©elegenl^eit  über  um  ben  ^triarc^en  unb  feine  Stöt^e  etncS  {d» 
Peben  3}bnate  aufl^ielt.  —  @d^on  Don  ^(terd  l^r  c^en  Senat^eS  an  ber  ftird^e  geilen  )u  UmL 
]^t  eS  9luf feigen  erregt,  ba^  man  S^neftuS  bei  ^SerbingS  fann  man  atuid  93aroniud  uid^  h» 
feiner  offen  auSgefprod^cnen  nid^tortl^oboien  lieber-  pflid^ten,  ber  (Annal.  ad  a.  410,  n.  72  sqq.)  diii 
geugung  gum  93ifd^of  l^abe  mad^en  fönnen.  @oa-  fad^  bie  oon  @QnefiuS  in  feinem  Sriefe  an  ibäifß 
griuS  fügt  (H.  E.  1, 15)  feinem  Serid^te,  ba^  man  tiuS  offen  bargelegten  bogmatifd^en  Sifferengraffir 
ben  gelehrten  unb  l^od^ngejel^enen  @^nefiuS  über-  eine  Don  Jenem  erfonnene  Siction  erödrt,  n)obtm| 
nbet  l^abe,  baS  Sifd^ofSamt  angune^men,  obmol^I  er  auf  ieben  gfaS  an  ber  ^nnal^me  bcd  6pifco|Mtl 
er  baS  2)ogma  ber  Sluferftel^ung  nod^  nid^t  glaubte  l^ötte  oorbeifommen  mollen ;  eine  fol^  SBerftellung 
tmb  au(|  nid^t  glauben  n^oUte,  gleid()fam  gur  Snt-  mürbe  gu  ©QuefiuS'  e^rlid^em,  offenem  S^oratttr 
fd^ulbigung  einfad^  bie  SBorte  bei:  man  l^abe  menig  })af[en.  SDagegen bürfte f olgenbe Sttoägung 
gerabeju  ganA  beftimmt  barauf  gered^net  (£d()u-  geeignet  fein,  ben  gangen  SBorgang  begreifli^  }> 
ß6X(i)c  eu  {xoXa  <rzoyaf3oi[Lvm),  ba^  ein  fold^er  mad^en.  S)er  ||)auptgrunb  gegen  feine  Sti^bini§ 
9Jtann,  ber  fonft  aUe  ßigenfd^af ten  gu  einem  fold^en  gur  Sifd^ofsmürbe  ift  nad^  @9nefiud'  eigener  i» 
9tmte  befa^,  aud^  in  biefem@tücfe  balb nad^geben  fd^uung  ber,  bag  er  einige  d^riftlid^e  Sognoi 
merbe,  ba  bie  ©nabe  ©otteS  nid^tS  unDoÜenbet  mit  feiner  auf  miffenfd^aftlidQiem  SBege  getooimeini 
laffe;  in  ber  Xl^at  fei  man  in  biefer  Hoffnung  pl^ilofopbifd^^  Üebergeugung  nid^t  in  Sinfiang 
aud^  nid^t  getauf d^t  morbcn.  3m  offenbaren  9n-  gu  bringen  oermöge.  3ni  Singeinen  l^ebt  er  ban 
fd^Iug  an  SDagriuS  bendE)ten  über  ben  gfall  fpöter  namentlich  bie  brei  bereits  oben  ermatten  $iinfli 
in  öl)nlid^er  SSßeife  ^l^ottuS  (Cod.  26)  u.  ^.  3n-  ^erüor  alS  fold^e,  bie  il^m  93ebenfen  nuu^:  bie 
be|  mu|  biefe  £öfung  ber  ^ta^t  alS  ungenügenb  Sc^re  über  ben  Urfprung  ber  Seele,  ben  SSett» 
angejcbcn  merben.  Um  ben  auffaüenben  Vorgang  Untergang  unb  bie  ^uferftel^ung  (man  lemd^ 
gu  erflären,  l^abeu  beSl^alb  9)^and)e  geglaubt  an-  bag  SoagriuS  unb  ^l^otiuS  nur  Don  bem  Ie|ta 
nel^men  gu  bürfcn,  ba|  man  in  jenen  Seiten  bei  fünfte  rebcn).  9{un  bel^auptet  er  t^otföt^Ii^  in 
bringenben  Uinftänben ,  mie  eS  bei  @Qne)iuS'  ^egug  auf  feinen  ber  brei  fünfte  etloaS  an  fk| 
SBal^I  ber  t^aU  mar,  gegen  gelehrte  unb  tugenb«  ^eteroboieS.  @r  le^rt  nit^t,  mic  man  meift  an« 
bafte  9!}Mnncr,  bie  Dom  ^cibentl^um  gum  S^riften-  nimmt,  bie  ^röejiftcng  ber  Seelen,  fonbem  etflärf 
tl^um übergetreten,  eine gemiffe 9{ad)fid^t bcobad^tet  nur:  „SSBol^I  fd)merlid^ merbe  id^  jemals  mi4 n^ 
unb  eS  mit  ber  9ted^tgläubtgfeit  biÄioeilen  nid^t  fo  fd()Iie^en,  gu  glauben,  ba^  bie  Seele  fpöter  afi  bei 
genau  genommen  l^abe.  S)iefe  SRücffic^tnal^me  fei  Seib  cntftanben  fei."   Sein  @eban!e  bürfte  m* 
gerabebamoISin^cgt)ptenunb^Ie£anbriabop))eIt  gegmungen  fo  gu  ergöngen  fein:  „SBenn  i^  <ni4 
geboten  gctocfcn,  too  fo  Diele  berühmte  SKänner  bie  ^räcjifteng  ber  Seele  nicbt  mcl^  behaupten 
aus  ber  Sd)ule  beS  DrigeneS  neuplatonifirenben  mitt  (benn  menn  S^nefiuS,  ttaS  bie  TOeiften  ob» 
ober  anbcrcu   ö^nlic^cu  Srttl^ümem   gel^ulbigt  nel^men,  bamalS  fd)on  getauft  mar,  fo  Jotte  ff 
l^ätten ,  tt)o  nod)  bem  ^cugnip  beS  SocrotcS  biefcn  Srttl^um  bereits  feieren  loffen),  fo  fann  i(| 
(H.E.  6, 17)  jogar  2:^eopl)iIuS  felber  bie  Sd^rif-  freilid^  auc^  nid^t  an  il^re  grfd^affimg  nod^  ben 
ten  bcS  grojjcu  ^UeyanbrinerS  l^eimlid^  fleißig  ge-  ficibe  glauben."   fieJtereS  angunel^men,  wirb  ob« 
lefen  l^abe,  obmol^I  er  bie  ^Inl^änger  beSjelbeu  fo  aud)  nid)t  burd^  ben  ©lauben  geboten,  ba  boS 
unerbittli^  Dcrfolgte.    Sei  einem  33kunc  Don  gleid^.^citige  ©emorbenjcin  Don  Seele  unb  8rib 
St)ncfniS'  9lnfe^en  unb  SScrbicnftcn  fei  cS  bop-  baS  9tid^tige  ift.  92od^  toeniger  liegt  in  feiner  In* 
pelt  leidet  gu  begreifen,  mcnn  mau  auf  bie  fVrage  fidf)t  Dom  SBcltuntcrgang  eine  ^eterobojie  au8« 
nad)  jcincr  DrtI)obo|ic  menigcr  ©ctoid^t  gelegt  gcjprod^cn,  benn  ber  d^riftlid^eSlaubeleirtinber 
l^be.    5(nbcre  fud)cu  bie  lOöjimg  beS  Problems  %i)at  nid)t  bie  Döllige  3frftönmg,  fonbem  bie 
enttoeber  ^auptfäd^Iic^  ober  fogar  cinjig  in  ^f)eo-  eioige  i^ortbauer  ber  SBelt,  inbem  nur  bie  ScjM 
pPuS' C^nratter,  ber,  mie  überhaupt,  fo  auc^  ber  2Belt  eine  SSeränberung  gum  Sejfem  erleibeL 
in  biefem  Solle,  lüo  eS  fid^  um  SoncfinS'  93e-  Següglic^  feincS  britten  SebenfenS  »egen  bff 
ftötigung  luib  2öcil)e  l^anbelte,  \\dj  nid)t  Don  ben  'Jlufcrfte^ung  fielet  S^ncfiuS  mit  bem  djrifüi^« 


1118 


@l}nef{it8. 


1114 


fiogna  vU^  fi^Ie^D^S  in  Siberftnmd^;  nur  ben 
(DttOctt^  ^iltoßifd^)  SSoxfteOungen,  »eld^e  bie 
Mte  |^^fop^tf<^  nod^  tl^eologifd^  S^bilbete 
p9(e9t(ii0e  tndfac^  bomitterbanb,  tonn  er  nid^t 
te^^rnmoL  C8  loor  dfo  »eniger  ^eterobosie, 
wA  frinen  Ingoben  )u  ®runbe  liegt,  oft  t^iel« 
■4c  offoihtnbtger  großer  Wongel  on  Atarl^ett 
Ivpgü^  bc9  eiQubml  6em  ®Iau6e  mar  nU^t 
fMpIfiei,  fonbfnt  feinen  ))l^fo))l^{d^en  Ueber» 
imgimgen  gegenüber  ein  f^tooqer  unb  fd^man« 
fcBbcL  Cine  genonere  ffenntni^  ber  d^riftlid^en 
i)cologte  unb  namentlid^  eine  flare  9uffaf{ung 
ihr  baft  SBef en  bed  ® loubenS  f elbft  ging  iqm  ob ; 
|sr  bm  (BIonBcn  Derlongte  er  biefelbe  innere  6in- 
m  onb  ei^rrb^  ttrie  für  feine  auf  toiffenfd^aft» 
1^  SBege  erworbene  Uebergeugung,  unb  er 
looidMelte  ben  Stongel  an  f oU^er  Ctnftd^  mit 
Stdngd  on  Glauben.  3nbem  il^n  bann  nod^ 
feoie  lüden^ofte  ffenntni^  beS  S^rifientl^uniS  bogu 
Kdfitele,  mon^eS  für  d^ßlid^ed  2)ogma  }u  'fyxU 
In,  mtf  cS  ni^t  xdox,  hm  eS  il^m  faft  unmdg- 
U  tor,  ben  9Bann  feiner  fogen.  ))]^iIofo))]^ifd^en, 
mflmf^füid^n  Uebei^eugung  )u  bred^en  unb 
bitfi  mit  bem  fir^Iid^  (SUmben,  mie  er  i^n 
tandt,  iemaI8  in  Sinllang  )tt  bringen.  @o  Jd^ien 
il  itan  bei  feinem  unOaren  unb  fd^mad^cn  ÖIou- 
fen  unmögQd^,  SBifd^f  )tt  toerben.  Unter  fold^en 
ttnftftnbcn  fonnte  er  aber  ber  Selebrung  leidet 
pipnifiäf  fein,  nid^t  baburd^,  bo^  i^m  [eine 
|ipD|^)ibif4<  Ueberseugung  genommen,  fonoem 
kobnnl^,  bo|  er  über  ben  Glauben  eined  SBeffem 
\MfA  ttmrbe.  S)a|ur  reid^e  bie  Seit,  meldte  er 
ttt  ber  Confecratton  )U  SIesanbria  gubrad^e, 
mIfvSf  oufi.  (Er  felbfl  l^e  burd^  feinen  Srief 
on  Suoptinfi  eine  foUbe  Selebrung  gewifferma^ 
pcobocixt,  imb  bie  St^rterung  ber  aufgeworfenen 
Stolrn  fonnte  bei  feiner  ))erf önlid^en  Begegnung 
irit  bem  ^ßotnonl^en  gar  nid^t  umgangen  werben. 
Jtimmt  mon  baju,  ba|  er  am  6d^Iuffe  feines 
8riifc8  auSbrüdnid^  erflörte,  er  werbe,  wenn  ber 
foiiiatd^  tro|  aller  Oegenborftenungen  im  92omen 
eottH  feiner  SBabl  bie  93eftatigung  ertbeile,  bieg 
0»  Oolted  SDiOen  bereitwillig  anfe)^  unb  fu!| 
lugen,  fo  borf  man  wol^I  Uffox^Un,  bog  @Qneflu8 
im  (Brunbe  fid^  felbfi  nid^t  für  fo  unoerbefferlic^ 
Unoboi  bi^It,  Wie  il^m  feine  bemfitl^ige  gurd^t, 
bcs  bob^npriefterlid^en  9mtd  unwärbig  unb  bem- 
feQcn  ni^t  gemaddfen  }u  fein,  oorfpiegelte  (ogl. 
Epp.  11. 18.  95).  @o  Wirb  mm  bem  oben  er« 
ttäbnien  Setid^e  bei  ßoagriuS  ben  @inn  unter» 
bgm  bSrfen,  bog  Xl&eopbüud  bie  SBa^I  beftaHgt 
biie,  weil  er  SQnefiuS'  bogmatif^e  SSebenlen 
baäi  Selebnmg  Dor  ber  SBei^e  leidet  glaubte 
Menju  fönnen  unb  mtd^  in  ber  XfyA  bnnte. 
in  Biiflid^feü  ^  benn  aud^  €9nefiu8  afö 
Mfi^  ben  fot^olifd^en  (Stauben  nid^t  nur  nid^t 
6nk|t,  fonbem  ift  fofort  mit  a)}ofbIifd^em  Sifer 
im  ocffcn  Xeinbeit  eingetreten^  l^at  fid^  über« 
bafH  ind^  jeber  Stiftung  l^in  ald  wabren  (atl^oli- 
MmSff^of  fai  SBort  unb  Xbot  erwicfen.  Seweifi 
Wfjn  tp  fein  auftreten  gegen  einige  ^riefter  oon 


ber  €ecte  bed  Sunomiud  (f.  b.  9rt.),  bie  fid^  in 
feinen  @)>rengel  eingefc^Ild^en  b<^tten,  um  ba8 
latbolifd^e  Soll  burd^  aSerbanb  Ihtnftgriffe  ju 
betbören.  2)er  »ifd^of  lieg  fogleid^  einen  »rief 
(Ep.  5)  aß  ^irtenfc^reiben  an  feine  ^riefter  er- 
geben, um  fu  bringenb  au^uforbem,  mit  aSem 
Sifer  unb  oller  SBad^famfeit  Jene  falfd^en  Se^rer 
unb  ißriefter  gu  entfernen.  3m  Uebrigen  leitete  er 
ooO  SDtilbe  unb  jf lugbeit  feine  f^eerbe.  S)od^  war 
i^m  nur  ein  foum  oieriäbnged  $ontificat  be- 
f(^ieben,  unb  biefeS  fiel  in  eine  brongfalboOe  3^- 
(Sleid^  in  ber  erften  S^it  t)erIor  er  für)  nad^  ein» 
anber  feine  brei  @öbne,  wa8  i^m  unf&glid^en 
@d^mer)  faß  bis  }ur  ißergagtl^eit  oerurfad^te. 
S)ann  fa^  er  fid^  gendtl^igt,  gegen  bie  unerbdrten 
@ewaltt]^ten  beS  tt^ramtifd^  Stattl^IterS  9n- 
brontcuS  gu  ®unften  beS  fd^wer  bebröngten  SBoßeS 
unb  )ur  SSBobrung  ber  tird^Iid^en  Siedete  einju* 
fd^reiten  unb  gulefit  auf  einer  @Qnobe  gu  $toIe* 
moiS  ben  grogen  Sann  gegen  ben  Unmenfd^en  }tt 
oerbängen.  Salb  nad^l^er  !am  nod^  oiel  grögereS 
Unglüd  iiber  baS  Sanb,  inbem  unter  bem  f d^wad^en 
etattbolter  ^nnocentiuS  ftd^  im  3.  411  bie  wil- 
ben  9Rafeten  unb  Sufurioner  in  bellen  @d^oaren 
Oerl^eerenb  aber  baS  unglüdflid^e  Sanb  ergoffen 
unb  bie  ^ßentopolis  jur  SBfifte  mod^ten,  wie 
S^neftuS  m  feiner  erften  JFataftafe  oom  3Q^re 
411  uns  in  ergreif enber  SBetfe  befd^reibi  3nn0' 
cenMuS'  9tad^f  olger,  ber  tud^tige  ^Dus  WarceHinuS, 
fteDite  im  näd^ften  3abre  bie  Stube  unb  Orbnung 
wieber  l^er,  würbe  aber  bann  wieber  abberufen 
unb  in  Sonftantinopel  fogar  in  SnÜage^ufianb 
oerfe^  S)er  Sifd^of  nabm  ftd^  in  feinem  unb 
feiner  SRitbürger  Atomen  beS  um  bie  $enta))oIiS 
bod^oerbienten  9RanneS  an,  unb  baS  ijt  baS  Se^e, 
was  man  oon  S^nefiuS  erfäl^rt;  l^dd^ft  wo^r- 
fd^einlid^  ift  er  olfo  nid^t  lange  nad^l^er  geflorben. 
ffeine  Spur  in  feinen  Sriefen  beutet  an,  bog  er 
über  boS  Sal^r  413  ober  414  l^inauS  gelebt  1^; 
banod^  wirb  er  oud^  baS  fd^redCIid^  dnbe  feiner 
fiel^rerin  ^9))atia  (415  ober  416)  nid^t  mel^r  er- 
lebt l^aben.  SBöbrenb  feines  Sifd^ofSamteS  fal^  er, 
wie  aus  oielen  Sriefen  l^orgel^,  feine  frol^e 
@tunbe:  er  trug  fd^wer  cot  ber  Surbe  feines 
Zimtes,  oaS  er  ni^t  gejud^t,  fonbem  baS  il^m  wiber 
a&eS  Srworten  burdd  ®otteS  SBüIen  auferlegt  war. 
Sisweilen  woOte  ibn  ber  Sd^merg  f oft  übermannen, 
allein  in  biefem  gfeuerofen  ber  Xtfübfal  warb  fein 
ebler  Sbmrafter  erft  oöUig  gelöutert  unb  }tt  ber 
^d^e  gel^oben,  bie  fid^  in  ben  Sd^Iugworten  ber 
erften  mtapofe  auSfprid^t,  wo  er  mit  feiner  be- 
logerten  f)eerbe  bem  Sobe  entgegenftel^t. 

2)ie  3a^I  Oon  S^nefiuS'  Sd^rif  ten  ifl  nid^t 
fel^  grog,  bo  fein  9hibm  mebr  auf  ])oIitifd^em 
unb  |)roftifd^em  oIS  auf  fd^ftftellertfd^em  ®e* 
biete  liegt,  ^aiu  faOen  weitaus  bie  meijten  in 
feine  oorbifd^öflid^  3eit,  wegl^Ib  er  unS  oiel 
feltener  alS  Sifd^of  benn  alS  ^l^ilofopl^.  Siebner 
unb  Sid^ter  entgegentritt.  9IS  ißbUofopb  unb 
Kebner  ift  S^nefiuS  eine  eble  Staqblüte  befleni» 
fd^er  Silbung,  unb  wegen  feines  onmutl^igen  unb 


1115 


69«MivS- 


1116 


kid^,  boiel  froftooHm  imb  gcbonlenxt^m 

€tü8  t>on  ^l^otiuS  l^od^  geräumt  tDOtben.  —  an 

feinem  innem  SntmitfitmQSgaiioe  kijfen  fld^  (imd^ 

ftroue  [f.  tt.])  btet  ^ßeriobeit  «nterfd^iben:  eine 

l^otl^errj^nb  l^eibnifd^platonlfd^  bis  ct»a  404, 

ein  UebergongSfiabtitm  (404—409)  imb  cnb« 

m  Ue  3ett  bet  bifd^tlü^en  SBicffornfeit  <£)er 

often  $eriobe  gel^ören  bietenigen  —  ber  3^9 

nod^  bie  meiften  —  €d^ften  an,  totVfyt  nod^ 

änl^ott  unb  gform  ein  bitrd^mtS  doffifdl-^^b" 

ni{(^  ®e)n:öge  tragen,  inbent  fte  faft  nirgenbS, 

bie  ^pmen  mifigenommen ,  {pecififd^  ifdf&ify, 

ober  Qud^  nitgtnbfi  eine  6|»n:  t)on  antid^titd^cc 

§&tbnng  {eigen,  nämlid^  1-  bie  fd^on  oben  <i§aral« 

ter^e  ätebe  ^lieber  baS  ftdmgt^ttm''  (Ilepl  ßoun- 

Xsfotc)  cntS  bem  3a]^  899 :  2.  ^Son  bem  ®e- 

fd^e  beB  ajiroIabÄ''  C^^^p  to5  Äcopoo  dotpo- 

Xaßfeu),  ein  iob  ber  Sftronontie,  an  feinen  gfreunb 

Ißöoniug  gerid^et,  bem  et  ein  lunftooS  geatbeiieteS 

SfhDoIabuberfanbte;  3.  ^%g&)itifd^  enftl^iungen 

ober  übet  bie  Sotfd^g^  (Ät7uircioi  Xö-yot  Ij  icepl 

icpovo{ac),  tootin  er  unter  ber  ^üEe  beS  SgQf  M' 

f^en  an^tlM  Don  OftriS  nnb  Xr^pf^tm  bie  fe£bft 

edebten  überaus  traurigen  Sufifobe  unb  (Steig« 

niffe  in  eonftantino))e(  unb  am  ^ofe  fd^^bert, 

eine  %rt  l^ftorifd^  Xoman,  und  in  a&en  6tü(!en 

tdift  mel^r  DetfänbÜc^ ;  4.  ^SMon  obet  über  bie 

eigene   Sebendloeife*    (ACmv  ^  nepl  i^c  xa&' 

sautÄv  diaTCDT^c),  eine  Sertbeibigung  beS  €tu« 

biumS  ber  fd^önen  SBiffenfd^aften  gegen  ben  SSor* 

nmrf,  afiS  ob  er  ju  toenig  3nt  auf  bie  etgentiid^ 

))l^iIofD))]^i|d^e@))ecuIationoertDenbe;  5.  „Sobbcr 

ftal^Ittp^^eit"  (^aXc£x(>ac  h(tJ&\uo^),  ein  Scgen- 

flOdC  {u  bed  2)io  (S^fo^muS  ^Sob  beS  ^r- 

nmd^fed'',  nortn  S^sidjutd  in  toi^tger  IBetfe  bie 

(ginfeitigbit  ber  6o{)]^iften  lKrf))ottet;  6.  ^Ueber 

3:r&nne''  (Ilepl  Ivuicvtcov),  angebli(|  in  (Einer 

9lQäft  gefdlrieben,  eine  9b]^MitibIung  über  Urffnnmg 

unb  Sebeutung  ber  XrSume,  bie  me^r  a&  oQe 

übrigen  @d^en  an  neuplatonifd^e  3been  an- 

Hingt  %ufierbem  gel^dren  biefer  3^  nod^  7.  ein 

grofer  %f^  feiner  Briefe  unb  etoa  bie  etfkn 

oier  ^mnen  an.  @eine  Sriefe  (im  (8an)en  156) 

finb  nad^  ^orm  nnb  Sni^It  bie  oertl^oSfien 

jeiner  Sd^ften ;  in  ber  gform  boQenbä,  bieten  fie 

aud^  il^m  3n^Ite  näi  eine  ergiebige  ^vm» 

grübe  nid^  blo|  für  S^neftuS'  ^erfönUc^e  SebenS« 

gef d^idfe,  jonbern  aud^  für  bie  3^itgefd^id^,  inS» 

befonbere  für  bie  (Sefd^id^  utä  (Beograt)]^ie  ber 

$enta))oIifi;  baju  entl^atten  fie  fd^ne))l^iIofo))l^fd^ 

unb  moroHfd^e  Sebanfcn.    SMe  ^^mnen  fmb 

fftmmtlid^  im  borifd^en  2)ialefte  gefd^rieben  nnb 

beioegen  fid^  in  antifem  Ser8ma|e.   S)ie  erften 

toter  finb  äd^t  iQrifd^  (Ergüffe  eined  tief  religidfen 

(Bemut^,  Sobfnreifnngen  beS  2)an!e8  imb  ber 

Sitte  Ott  ben  Smen  unb  breieinigen  Soter  unb 

@i)bp\tx  beS  SBelta&fi  uid»  betoegen  ful^  oomiegenb 

in  :plotintfd^n  Sbeen ;  bte  folges&n  fed|8  C^^mnen, 

oon  benen  mel^e  ber  gkodten,  ber  llebergangd» 

lieriobe  beS  S)id^erd  —  mol^  bte  eingigen  litera- 

rifd^en  ^bncte  biefer  3^  — ,  bie  «noeren,  na- 


mentiid^  ber  7.  nnb  9.  ^Qnmuft,  ofecc  eiifd^ieben 
ber  bifd^öf  (id|en  3tit  angel^bcen,  finb  fömmUi^  an 
(E^tnft  gerid^,  ben  fie  M  6o(n  beS  SotecS, 
ben  aus  ber  2h»VfcQtt  (geborenen  vab  <ds  (Sr- 
Ofet  in  cri^obenec  SBeife  befingen.  Bei  ber  Sc« 
nd^Uung  bi^er  l^errUd^  S)id^tungai  ift  ber 
Sufibcttd  md^t  gn  jel^  }tt  utgiren,  jonbem  in 
gend^ter  SBeife  getoi|  aud|  ber  licentia  poetics 
lled^ng  gu  tragen.  —  3n  bie  britte  Bebend- 
(xriobe,  n»e(d^  mit  Siinefiuf  bifc^id^  «hnts« 
fü^rung  begtant,  fallen  ou^  ben  bereits  ge» 
nannten  Srkf en  uno  ^^mnen  bceieidgm  €d^f» 
ten,  bie  im  ({km)en  ein  bnr^ouft  d^rtpliil^  (Bc» 
(iräge  tragen,  leäid^  nod^  nid^  gon}  fcrt  finb  oon 
VnHangen  an  bie  el^emalige  SebenS«  unb  ^S>taF 
htngftort;  eS  finb  i|rer  nur  menige,nMlidt  8.  gmei 
nur  frogmentarifd^  eri^altene  ^omilim,  mobovt  bk 
erfite  über  bie  geier  ber  gfefUage  g^oid^eit  p 
l^aben  f  d^nt,  bie  gmeite,  in  ber  Sigil  beS  (Bebintt- 
fefM  beS  ^erm  gellten,  m  bie  .^^eifige  920^^* 
erinnert,  tt)eld^  bor  oerlorenen  SSelt  boS  Sid^t  ge* 
brad^t  fyd  unb  oon  ber  ^id^t  bec  SSiebergeborenm 
banbelt,  im  ^immd  gu  n^onbeln  (ogl.  $^iLd,  20). 
SoSftanbig  fmb  bograen  erholten  9«  gtnei  ^feicr« 
üd^e  Steben""  (xatamoet^),  Mfi  benen  bie  crffce, 
ein  ÜReifterfiüd  ber  Seiri)famfeit,  bie  bvrd^  ben 
neuen  (£tnbrud|  ber  iBarbaren  im  3.  411  an» 
getid^tele  fd^redlid^  Sermüftung  ber  Sentajyolil 
fd^ert,  bie  anbete  eine  Sobtebe  mif  Sn^tuS« 
ben  trefflidtien  Sotganger  beS  ^afedm  Sfnno- 
centtud,  ifL  WS  oerloKn  gegaitgene  SBecfe  @9* 
nefiuS'  finb  gu  nennen  bie  Kjnegeiica  Oogb« 
gefd^id^ten),  beten  er  Ep.  158  (grm&^ng  tbut^ 
mebrete  XrogiM)ten  nnb  Itomdbien,  mie  et  im 
Dion  anbeutet,  fmoie  Sriefe,  barunter  einer  an 
Xb«o|i]|i(ttS  oon  Wepmbria.  —  2)ie  eifle  (ttn^ 
noUftünbige)  XestanSgobe  aller  biefer  Sc^rifteii 
lief ette  «btion  SCumeb,  $ariS  1558;  bie  erfie 
(Skf ammtouSgabe  nebß  tat.  Ueberf e|ung  nnb  9{otcn 
SHon^fmS  ^jktoDiud,  $ariS  1612  u.  b.,  gu]rt;t 
vxHb  am  beßoi  1640,  neueiMngB  (nod^  bec  fluS- 
gabe  Don  1683)  abgebrudtt  bei  Ifigaa,  PP.  gr. 
LXVI,  1021  sqq.,  mo  aber  ber  Xttt  gum  «Sobe 
ber  fta^Uöpfigfeit''  bet  ©onberouSgaäbe  3.  A. 
ihabingerS  (6tnttg.  1884)  entnommen  ifL  Siae 
Don  legerem  (Belegen  begonnene  (BefammteuS» 
gäbe  (Synes.  opp.  omnia  I:  Qratioiiefl  et  ho- 
milianim  fragmoDta,  LaadiBhuti  1850)  i^ 
leiber  unooOenbet  geblieben.  (Eine  Utifc^  VaS- 
gabe  ber  ^9mnen  beforgien  ber  frangöfi^  $^o» 
löge  %  Sr.  Soiffonobe  in  feiner  SyOoge  poe- 
tsmm  graee.  XV,  Paria.  1825»  imb  neueßmS 
(E^ft  unb  ^arombS  (Antbologia  graeoa  ear^ 
minmn  ahnst.,  lipa.  1871),  foloie  @Io4  (Zü^ 
bingml875).  S)ieSricfegab&ctd^(I^iBiolo- 
graphi  graad,  Paria.  1878)  ^etauSu  (Einige  ber 
f (^nfint  $^nen  mit  Ueberfe^g  gab  StetieS,  in 
b.  etimmen  auS  9L-£aad^  LEI  [1897L  M&  ff- 
Snbeif  SonberottSgaben  eii^ciner  Sc^r^cn  fMie 
Ueberfe^ungen  oergeid^net  ^  3E.  ifnnS  in  Jo- 
nen Dorttefflii^en  Wl^anblungen  ^Stnbien 


1117 


@QiiQcamnia  —  @t)ndbaIe£aintniitortn. 


1118 


eqmfM  •«!  Ihpmie^,  te  b.  %lßol  Onailal* 
^  186S  m.  1866,  M  bte  iberreM^  Bttnatuc 
kA  MlßinMg  Kiec|ei4net  ifL  Unter  bm  Vtono- 
(to^^icR  tter  6|tieRuB'  Seben  tmb  S^ten  ftnb 
iic  wn  9. 0.  ftvobrngct,  Uebet  @|iu^uS'  Sebm 
ab  6#cififii,  tot  feiner  Ausgabe  bcr  9t^  „lieber 
M  i»ll{g«^^  ^Mn^en  1825;  Oanaen,  De 
BfDMio  pfaÜM.  etc.,  HafiL  1881;  Thilo, 
Coinnnf  ä  Srpei»  kyinnos,  Hai.  1842  et 
ld43 CIcoS'');  I>nK«,  StudeB  aar  la  vie  et 
Im  oeofras  de  fiynesiiia,  Paris  1859,  nnb 
MoiteS  St  SBoBmomi,  Serlin  1869,  bo^oqu- 
|*m.  (8)^  no4  Obevaüer,  B^it.  unb 
8iipaL8.T.;  Sirfc^,  fßatiologie  U,  Otoin} 
\tS»,%  leo  f. ;  Saxbcsi^ctDer,  $|kitroIogie,  gfreib. 
IIM,  §  68.)  [IHeffner.] 

^ptgNtmmM^  f4i^iDftbif4^e8,  f.  SrengU, 
12$»  f.  «ib  9rolef}anH8«u«  Z,  486« 

^fBMkUy  e^nobe  gu,  f.  Jhj^ettouptit 
fix,  407. 

jf  iberejuwlmfaw  l^ei^  bie  nad^Sor- 
f4#  bd  Xribratnwatft  ton  ber  Sidcefanf^nobe 
eoDfitttai  0eifllü^,  teel^e  bie  Se^erber  um 
DfiBnimter  ottf  ibre  XmtdttU^ti^  |u  )nufen 
Wen.  tM  ConctI  »on  Xtient  (f.  Seaa.  XXIV, 
e  18  De  Tel)  inf  nftmTu^  bei  ber  (Einfül^nmg 
h«  fogm.  Cimcttrfcl  (f.  b.  ft±),  ym  ben  (Eon^ 
cnmitea  eine  oOfettige  nnb  geredete  SeurU^ 
Img  }a  ftd|em,  nnb  nm  Den  8erb(ubt  ber 
ftRdBgenoaunend^  ober  ^[ktrteUid^ett  Mm  bem 
loHotur  ferajnbalten,  bie  befonbere  Anorbnung, 
h>i  »f  ber  läfAiäf  «bgul^tenben  S^Ukejon^ 
flBobe  (f.  b.  Sri)  ge»einf4(^i(b  tm  »tfcbof 
nft  (Dmifl  geeignde  SSAnner  oifi  CEs^uninatorm 
Rc  9>Afune  ber  SBenierber  bejleOt  »erben  f o&cn. 
vkfe  Iribenttiiifd^  titorbnnng  begiti^t  fU^  nur 
«f  Mc  9e{e|»ng  ber  tß^nrfidlett,  ttdl^enb  filr 
tk  f^fttjfOii  V^  £ai)ifange  ber  l^eiligen  SBeiben 
flte  jor  Crbingpng  ber  9)i)na>bation  gum  Seid^t* 
\/bm  ber  Sifd^f  nod^  freiem  4Ermeffen  bie  <^q- 
minatoren  emeonen  tann  (Bened.  XIV.  De 
fjn.  dioea.  4,7,2).  2){e  @pnob(iIc|^Qmino- 
tai  (b4  bcr  S)iöce(anj^pbbe  in  IBorfd^  )u 
hmfpi,  fU^  üudfd^Iie^^l  ^^^  Sifd^f  ober  bon 
•cnctaMcor  ga  (&  G.  0. 19.  Febr.  1628);  bie 
69«obe  ^  ho&  fMft,  bie  (Senonnten  }tt  be- 
{iätigm  iq».  eine  Sutoabt  hinter  benfelben  }u 
biffm.  3m  fSfoOe  ber  SHel^nung  feitenS  ber 
BmAt  ifl  iS  bem  8tfd^of  on^eimgeftdt,  ent- 
»cbfr  Vnbcrc  gu  ptopanvcm  ober,  oenn  er  bie 
Itae^nig  fitr  nid^t  begrüabet  crcuj^tet,  oon  ber 
61  GangFegstie  Gkmcnlii  bie  Xmnrobation  ber 
dväilg^Dieieacn  gn  erbitten  (8.  0.  G.  24.  No^. 
•I 15.  Dee.  1770).  S>ie  Sorgufd^bgenben  foUen 
9tngfta,  Doctoien  ober  Sicentiaten  ber  2:^0- 
b^  ober  bcfi  canonif eben  Seii^  fein  (Trid.  1.  c.) ; 
iebo4  ip  bcr8if(boL  faUSUnbere,  frt  e8  mtSbem 
&aila>  ober  onS  ocm  SleguIardemS  (oud^  aud 
bm  Vhnbittiaienotben)  il^  geeigneter  erf d^einen 
(^  nne  doctoraio  doctiorea  repatantar), 
Ol  biefe  SotMrifft  nid^  ^ebmiben  (Trid.  1.  o. 


wA)  Bened.  XIV.  L  c.  xt  4).  Ser  @l)rnobe  fmfe 
nmnentltd^  bcgeid^nete  ^erfönltd^etten  gu  benennen, 
nid^  2)cgiriläten  ol«  fold^e,  fo  bo^  boS  9lmt  beS 
(Esominotoifi  oon  felbft  auf  ben  €ttcoeffor  über« 
ginge  (8.  G.  0. 14.  Febr.  1698).  Sie  Sa^  ber 
auf  ber  S^iwbe  at)))robirten  (Esaminotoren  foB 
minbeßenfi  fed^d  betrogen  (Trid.  1.  e.),  nnb  afS 
9RasimaIga](|(  »irb  nod^  Sacbofa  (Coliectan.  ad 
Trid.  L  e.  XL  85),  auf  ben  93end)ict  XIY.  (1.  o. 
n.  8)  unb  $aSottim  in  feiner  Sammlung  ber 
(Mfd^ungen  ber  Soncifficongregotion  (9lo» 
1888,  8.  ▼.  Examixtatores  aynodjikleB  ii.6)  ftd^ 
begiel^,  bie  3al|I  gmoi^ig  feftgubaiten  fein.  S)ie 
flppteiiüm  ber  S^nebe  erfolgt  bnrd^  öffenifUbe 
ober  gel^eime  Sbftimmung  (S.  C.  G.  24.  Not. 
1770).  S)ie  eemöbtten  boben  entmeber  fbfort 
auf  ber  @9nobe  (menn  fie  omoefenb  finb ;  Be- 
nedict XIV.  L  0.  XL  6)  ober  f)ifiter  (Ferraria, 
IVompta  Biblioth.  b.  t.  Exionen  il  83)  bot 
Sd^mnr  ouf  bie  Soonge&en  ober  auf  bie  Xeliqiden 
ber  ^eiligen  abgulegcn,  ba^  ^  o|ne  menfcblicbe 
SliidtfU^tnal^e  geioiffenbaft  i^r  Smt  anftüben 
moDen.  5Die  Sereibigung  ifl  ]o  ttefentlitb.  bo^ 
ein  ^ncnrS,  bei  tt)e(d^em  ein  unbeeibigter  Q^nrnti- 
nator  fein  Sotum  abgöbe,  nid^  fein  mürbe.^ 
3ttr  Vbkgung  ber  Profeaaio  fidei  ftnb  bie  (Eia* 
minotoren  ni^bt  oer]^id^,  »enn  ntd^t  ein  pca> 
ttotlörcft  (Bemobnbeüdred^t  ober  eine  S^nobal- 
befümmung  biefelbe  oerkngt  (S.  C.  G.  24.  A«|;. 
1822).  3)a9  Wnt  ber  (Ecmninatoren  bauert  biß 
gn  ber  im  väii^ptn  3al^e  obgu^oltenben  3)ü« 
cefonf^nobe ;  tS  crlifd^t  burd^  bot  eüoo  ingmifd^ 
eintretenbcn  Xob  bed  Sifd^of«  ni^t  (PaUottuii 
L  c.  n.  35).  gtold  innerbalb  beS  ^fpa»  bie  34! 
ber  Csaminotoren  burd^  Xob  ober  SBeggang  au6 
ber  2)idcefe  unter  fed^  b^nibftnft,  tarnt  ft  gemfi^ 
einem  S)ecrete  eiemenfi'  VIII.  oom  Sifcbof  bntd^ 
Semfung  neuer  bijjur  Sed^dga^I  toieber  eigdn^ 
merben  (Bened.  XIV.  L  o.  il  7  et  8).  S)ie 
gu  €ubftituixenben  ftnb  gunöd^ß  aus  benienigen 
p  nehmen,  meU^e  ton  einer  frübem  S^nobe 
fc^on  appxdfM  tovabai;  finb  fold^  nid^  oor« 
banben,  fo  fomt  ber  Sifd^of  9lnbere  cum  oon- 
aensu  capitnli  befteUen.  2)ie  innerbalb  beS 
3al^  @ubftüuiiten  tommen  mit  Vblauf  beS 
3abre«  fofort  in  äBegfaB  (Bened.  1.  c.  n.  8). 
S)ie  SBiebertt>abI  alier  ober  eingetner  Siomina- 
toten  auf  ber  neuen  ^nobe  ifi  guläfftg.  g^et 
aber  nad^  HUauf  bc8  3abte8  eine  neue  S^nobe 
nid^t  fkatt,  fo  newkiben  bie  iEsaminotoren,  memt 
Don  ben  in  ber  legten  Sbnobe  getoäblteti  nod^ 
fed^  oor]^atd)en  finb,  bis  ouf  SBeitereS  im  9[mte ; 
fobaO)  )^od(  oon  ben  fed^  nur  einer  auSfcbeibet, 
celftrt  aud^  baS  9mt  ber  übrigen,  unb  ber  93ifd|of 
mu^,  toenn  bie  Serufimg  einer  neuen  S^nobe 
nid^t  t^unUd^  erfd^eint,  bei  ber  8.  Gongre- 
gatio  (>)ncüii  bie  facultas  noToa  dapntandB 
Examinatorea  extra  Synodnm  nad^d^en  (8. 
G.  0.  24.  Not.  1770).  99ei  Sefe^ung  ber  Ißfarr- 
fteEen  foD  ber  S^d^of  ftd^  ber  aotitmirbmg  loenig* 
ftenfi  breier  S^nobalesaminatoren  bebtenen,  bie 


1119 


@t|nobaIrid^ter  —  @9nobQl)eugen. 


1» 


er  lebeSmal  auS  bet  3<^^I  ber  t)or]^anbenen  be« 
jHmmen  fonn  (Trid.  1.  c.) ;  bie  Susiel^ung  einer 
grö^m  Sal^I  ifi  ftattj^aft,  bie  Setl^eiligung  einer 
geringem  bagegen  n)ürbe  ben  SoncurS  ungültig 
mod^en.  lieber  boS  Ssomen  felbft  ift  ber  9rt.  Son- 
curS  gu  Dergleid^en.  S)ie  S^aniinatoren  bürfen 
toeber  Dor  nod^  nad^  bem  ßsomen  (Sefd^enle  an> 
nel^men,  fonft  mad^en  fotool^I  fte  felbfi  old  bie 
@eber  fid^  ber  Simonie  fd^ulbig,  Don  ber  jle  erfl 
nad^  Aufgabe  il^rer  IBene^cien  obfoldirt  »erben 
lönnen,  tmb  fte  loerben  gubem  anfällig,  ein  neues 
Seneficium  gu  erlangen  (Trid.  L  c).  ^ud^  fönnen 
fte  Don  ber  ^roDinjialf^nobe  jur  Sted^enfd^aft  ge- 
bogen unb  nötl^igenfoÜS  mit  fd^loeren  arbiträren 
Strafen  belegt  loerben. 

SBo,  loie  in  S)eutfd^Ianb,  bie  Sbl^Itung  i&l^r- 
nd^er  S)i5ce{anf9noben  au^er  Uebung  gefommen 
ifl,  n)irb  ben  Sifd^öfen  auf  il^  ^nfu^en  Don  ber 
S.  Congregatio  Goncilii  geioö^nli^  für  brei 
3a]^re  bie  ^oQmad^t  ertl^ilt,  ftatt  ber  auf  ber 
S^nobe  ju  föäl^Ienben  @{aminatoren  cum  con- 
sensu  capituli  fogen.  examinatores  prosyno- 
dales  gu  ernennen.  S3ei{piel§tt)eife  "i^ai  ber  Srg- 
bifd^of  oon  fföln  bie  facultas  eligendi  de  con- 
sensu  capituli  duodecim  Examinatores  loco 
Synodalium  . . .,  qui  in  examinibus  promo- 
yendorum  ad  parochiales  perinde  adhiberi 
yaleant  ac  si  in  Synodo  Dioecesana  fuissent 
electi  etc.  SBo,  toxt  in  ben  meiften  Si^cefen 
2)eutf d^IanbS ,  flott  bed  tribentini{(^en  ©pecial- 
concurfeS  ein  ®enerale;amen  eingeful^rt  ift,  l^ben 
bie  ^rof^nobalejaminatoren  biefeS  abjul^alten, 
bann  aber  aud^  gemö^nlid^  fpöter  in  ben  etnjelnen 
SSacansfölIen  il^r  Sotum  über  bie  fonftige  äbonei« 
tat  ber  Soncurrenten  abzugeben  (f.  beifpieldtoeife 
für  bie  Srgbiöcefe  Stbln  ben  Srla^  bei  2)umont, 
Sammlung  fird^Iid^er  (Sxla^t,  2.  ^ufL,  StbUi 
1891, 367).  [Mitteler.] 

S^fKObalti^tar  merben  bie^enigen  geiftli^en 
Stid^ter  genannt,  meldte  gemö^  bem  Sribentinum 
auf  ber  ^rooinjial-  ober  S)i5cefanfQnobe  beftgnirt 
merbcn,  um  oorfommenben  f^OS  als  fogen. 
judices  in  partibus  gu  fungiren.  3ur  Snt* 
fd^eibung  ber  burd^  SlppeSation  ober  feitenS  ber 
(Siemten  in  erfter  3n[taug  an  ben  apoftolifd^en 
Stul^I  gebrad^ten  causae  pflegten  bie  $öpfte  fd^on 
frül^e,  ba  eine  SSerl^anblung  ber  Sad^e  )u  Ütom 
oft  megen  ber  tt}eiten  Sntfemung  ober  megen  an« 
berer  ^inbemiffe  fel^r  erfd^mert  mar  (mie  bie^  bie 
afrüantfd^en  Sifd^ofe  in  ber  Sad^e  beS  SlpiariuS 
[f.  b.  Slrt.]  «Papft  göleftin  gegenüber  gcitenb 
mad^ten),  ^erfonen  am  Orte  ber  ftreitcnben 
Parteien  als  judices  in  partibus  gu  belegiren. 
Um  babei  ba§  Slnfel^en  beS  apoflolifd^en  Stul^IeS 
SU  maleren  unb  in  ber  SBal^I  geeigneter  $er- 
fönlid^feitcn  nid^t  fel^Ijugreifen,  befummle  93oni- 
faj  Vm.  (f.  c.  11  in  VI,  1,  3),  ba|  nur  Sn- 
^aber  Don  ffiignitäten  unb  ^erfonaten  ober  ®a» 
tl^ebralcanonifer  ju  genonntem  S^Jedfe  bclegirt 
merben  foHtcn.  ®a  jebod^  bwrmit  eine  OoHe 
©emö^r  für  bie  ^uSmabl  geeigneter  judices 


nod^  nid^t  gegeben  mar,  orbnete  bol  iatä  _- 
Xrient  (Sess.  XXY,  c  10  De  rct)  Met^ 
ftellung  Don  SQnobobid^tem  on.  Sif  kn  ^ 
seinen  $roDin)iaI^  ober  S^ükcfonfpte 
nömlid^  einige,  mit  ben  Don  9on^ 
geforberten  Oualitöten  Derfe^  uab  m| 
für  bad  amt  tauglid^  ^önli^btei 
loerben,  meldten  (neben  ben  CMMÖai 
Stidbteramt  für  bie  causae  in  partibu 
merben  lann.  3ebe  S)i5cefe  fol  tDcngitBi 
S^nobalrid^ter  befi^;  an  Stdle  bsM 
nöd^ften  S^nobe  tttoa  fterbenben  ff&äj/k ' 
SBifd^of  cum  consilio  capituli  oiüKs, 
qtmlificirte  fubftituiren.    Sofort  iku) 
S)eftgnation  burd^  bie  S^nobe  fblla  Vä 
baS  ^ergeid^il  ber  2)eftgnirten  bem  fijfk 
fenben  (Trid.  L  c).  aBieSBenebidHV. 
dioec.  4,  5,  5)  ^erDorl^ebt,  f^  bct 
refp.  ber  Sifd^f  ttol^  bie  2)e{tgnatni 
S^nobe  Dor^une^men,  ijl  aber  nu^aki 
ftimmung  berfelben  gebunben,  toic  er  a4 
Subftitution  nid^t  bie  Suftimmung,  foalin 
ben  ^cdf^  beS  £a))iteI8  ein^ul^bn  bmült  ^ 
mart,  Decisiones  ac  declaratioiMiiD. 
Conc.  Trid.  interpretnm  eic,  gum 
beS  Xribent,  n.  3).  S)a  bie  Sb^nglB 
Dingial"  ref)).  9>idcefanf9noben  oidfo^ 
unb,  n>enn  fie  ftattfonben,  bie 
9}amen8Der}eid^i||ed  ber  beftgnirtm 
ben  apoflolif  ^  Stu)^  fdfl  regelmfilig 
mürbe,  i|l  bie  tribentinifd^  Sepänil 
5ur  SuSfül^rung  gefommen.  9fir  UäjSßk 
bie  S^noben  ntd^t  abgel^otten  toetbea 
rite  befleUte  S^nobalrid^ter  nii^t  wifi 
ftnb,  Derorbnete  SBenebid  XIV.  in  bet 
Quamvis  patemae  Dom  26.  Sugnil  ItÜt 
inamifd^en  bie  Q^bifd^öfe  uubSif^dfrof ' 
^ptätUtt  Dom  a))ofbIifd^  Stu^  ji 
t$acultöt  cum  consilio  capifaili  SU|jB 
möl^Ien  unb  bie  9lamen  berfelben  bes 
Stul^Ie  mittl^eilen  foOen.  (S3gL$W^ 
re(^t  VI,  791  ff.)  ." 

^^noM9ttfaffnM%9  alKatioUi 
aitfatl^olilen;  proteflantifd^e,  f. 

$Vitote4^«i  i^i^  1.  tJftÖMA 
Wönner,  meldte  in  iegli^er  iSaüät 
2)iöcefe  auS  bem  Soienftonbe  aufgcptf 
eibigt  mürben,  um  baS  ftttlidH^igilir ' 
©emeinbe  }u  übermad^unb  auf  te  ' 
bifd^öflid^en  ober  9rd^ibiaconaIf9ii^ 
mabrgenommenen  <Bebred^  unb  ^  ~ 
mit  öffentlid^  9ei^emiffe  Derhnbaa 
ber  einjelnen  Sngeige  |u  er^attm  ü^  ^ 
Senbgerid^te).  2.  3n  &|nlid!|cr  ScifK 
aud^  in  jebem  2)ecanatbe)irfe  efaitaB^riK' 
3U  bem  StDede  oufgefteOt,  ba^  er  oif  L 
Ud^en  unb  clericalen  SBonbel  ber  90^ 
bereu  SlmtSoerrid^tungen  od^tcn  nk  ^ 
beuten  bem  S^econe  benundren  folBe,  tari 
beffen  ^njeige  Don  bem  Sif^  of  ta 
cefanfQuobe  (f.  b.  «rt.)  gerietet  wbei  k 


^ 


1181 


Synodaticnm  —  ©procuS. 


1122 


9ii4  Mcfe  Snigm  ffititn  Si^nobaljeugen.  93on 
^ttfm  »irbcr  burd^  il^  brnnaligen  Diel  engem 
Sicfuiig9brei9  Derfi^ieben  finb  8.  bie  l^eutigen 
^qnoboljeugm  bec  ^Deconatficoptiel ;  ^t  Der- 
yii^  bri  biefen  gemd^nlid^  üHidl^rlid^en  9kf 
^Itmgen,  Don  benen  bie  Sonf erengen  (f.  b. 
%A.\  ium  Stoede  tl^oTDgi{d^«))rQfti{d^er  gort- 
MlSnmg  mo(I  ju  ttnterf^eiben  {inb,  baS  9mt  beS 
6cmtM  nnb  ffi^n  bemgemö^  bei  SBo^Ien, 
ttatrdQcn  unb  Sefd^Iflflen  bad  $rotofoD.  3n 
cin|diKn  S)id€efen  Dertieten  bie  Stelle  biefer 
e^idbalfeugm  ober  Sopitettfectetftre  (aud^  tt)ob( 
8mmmt  genannt)  bie  fogen.  Deputat!  (f.  o. 
lil).  [^Pemumeber.] 

SyBodaÜemB,  f.  Vigaben  I,  78. 

^#kf^  i  ConciL 

$fi«be,  olttoi^olif^e,  f.  Slttotl^Iilen ; 
Ititgirenbe ,  )u  ^Itl^en,  f.  ®ried^enlanb  Y, 
msff.;  )tt  Bt  ^eterebutg,  f.  $eterber 
«»|e  IX»  1845  ff.  unb  Sluffen  X,  1888  %; 
^roteflantif  d^e,  f.  ^redbQterien. 

Suvodoc  lvdi))&ou<7a,  f.  Soncil  HE,  782. 

Synolitfl  palmarls,  f.  Spmmad^uS,  $a))fL 

$f«^ber  (Evangelien,  f.  (SDangelien- 
Imnome. 

Spiofrts  bononun,  f.  ftird^eninDentor. 

SfMffUUf,  ].  eDongelium  lY,  1044. 

BjBtapna  eanonuni  bejeic^net  im  gried^i- 
fs(mSin^enred^t  eine  Sammlung  (atSvta^pLa)  Don 
iaauA,  unb  gioar  entn)eber  Don  biefen  oUein  ober 
is  Se^bung  mit  ftootlic^en  (Befe^en  (fogen. 
^toooanoned  [f.  b.  9rt.]).  Sad^Ii^  gehören  l^iier- 
fcr  bif  |fimmt{i(^  in  ber  grie(i(|tfd^en  Stixi^t  ent- 
jlmibmcn,  im  9rt.  £anonfammIungen  II,  1848  ff. 
Hpiü^cnen  6ommIungen  (f.  bd}u  oud^  ÜRUafi, 
l<§  fltrd^enred^t  ber  morgenlönbifd^  iKrd^e, 
vtefejft  Don  ^efRd,  Saro  1897,  161  ff.).  918 
^ritd  tragen  Den  3lamm  Syntagma  cano- 
mm  mit  me^r  ober  meniger  IBerec^ttgung  Dorgfig« 
lud  jolgenbe  Sommlungen:  1.  baS  alte  Syntagma 
cs&oDom  ber  &ried^en,  toeld^eS  nur  bie  Sononefi 
\a  y|n  orimtalifd^  S^noben  Don  9licäa, 
Ijiqim,  Sleocöforea,  ®angra,  ^niioäfitn,  fiao« 
^ta,  (1.)  Sonftantinopel ,  ß^olcebon,  Sorbica 
n6  9p^^9  umfo^t  (f.  Pitra,  Joris  eccl. 
OraMonun  historia  et  monumenta  I,  Born. 
1^4,  427  sqq.);  2.  bie  im  Saufe  brd  6.  bis 
^.^o^unbertd  um  bie  85  a)>ofioIif(^en  Sanoned, 
ht  (DajlantinopoIitQnif(^en  Spnoben  Don  394, 
m,  861, 879,  bie  gmeite  S^nobe  Don  3lma, 
btt  Mm  Sart^go  419  unb  meutere  canonifd^ 
Mfr  bct  Sater  Don  SionqftuS  bid  SlorafiuS 
mmdrte  Sammlung,  meldte  nad^  ben  Unter- 
tutungro  Don  f^ergenröt^er  (!ß^otiu8  ni,  9ie- 
inähug  1869,  92  ff.)  bie  fiofflid^e  ®ntnb(oge 
M  flrd^enred^Iicj^  3n^Qlted  in  bem  fog.  9{omo- 
(tnon  be9  Iß^otiuS  bilbet ;  8.  baS  Don  Sarbtnol 
IM  im  SpieUegiiini  romanum  YII,  1,  Rom. 
3842. 75-88;  YD,  2. 1-480  (banod^  Migne, 
PP.  gr.  CIY,  431—976)  ebirte  Photü  Syn- 
Upaa  eanoDuiD,  eine  f^ftemotifd^e  Sammlung 


in  14  Xiteln,  meldte  mit  benen  bed  9lomocanon8 
fid^  Döllig  beden;  ber  geleierte  Herausgeber  fyxt 
mit  feiner  SBermutl^ung,  ba^  $|otiuS  ber  SSer» 
f  äff  er  getoefen,  nur  9Biberf))rud^  geemtet;  4.  baS 
Syntagma  canonum  beS  ÜRott^äufi  IBIaftareS 
(f.  b.  9rt.),  1835  Derfa^t  (ed.  Beveridge,  Syn- 
odicon  n,  Oxon.  1672),  tt)eld^ed  bie  aU)^be« 
tifd^e  Orbnung  befolgt  |  5.  bie  in  unferem  äal^« 
l^unbert  für  oaS  fföntgreid^  ®ried^enlanb  Don 
St^aUe  unb  ißotle  )u  atl^en  1852—1859  in 
6  SSänben  unter  bem  Xitel  2uvta7(i.a  tuiv  Oe((ov 
xa\  Upcov  xav^vcDv  x.  T.  X.  l^uSgegebene  l^aCb* 
amtlidje  Sammlung  ber  gried^if d^en  inrd^ed^tS- 
queQen«  [St.  d.  S^erer.] 

$9raai5,  Stabt  unb  SRetropoIe  auf 
ber  3nfel  Sicilien,  liegt  eigentlid^  auf  ber 
mit  bem  gfeftlanbe  burd^  einen  Samm  Derbun^ 
benen  Snf^I  Ortpgia  unb  mürbe  Dermutl^lid^  785 
D.  dffc.  Don  Sorintl^  aud  gegrünbet  Saß)  mar  c8 
p  einer  ber  bebeutenbften  Stöbte  SicilienS  gemot* 
Den  unb  j&I^Ite  jur  Seit  ber  l^öd^fien  Slflte  nadd  ber 
minbeften  Sd^ö^ung  800  000,  nad^  ber  Iftdd^ften 
aber  1 200  000  Sinmol^er.  3m  )meiten  ))unV 
fd^en  ftriege  mürbe  St^racuS  (212  D.  &^x.)  Don 
ben  Stömem  erobert,  mobei  belanntltd^  Srd^imebeft 
feinen  Xob  fanb.  S)ie  auggeplänberte  unb  fojt 
gan)  gerfidrie  Stabt  mürbe  fpäter  unter  9uguftu8 
römifd^e  Solonie,  fonnte  ft(^  aber  nie  mel^r,  ju- 
mal  feit  ben  mieberl^olten  Sermuftungen  gur  3tit 
ber  Söffermanberung,  }um  frül^em  ©lange  t> 
l^ben  (DgL  CaTallari  e  Holm,  Topografia 
archeolog.  di  Siracnaa,  Palermo  1884;  beutfd^ 
Don  Supud :  S)ie  Stabt  S^racud  im  Sltertl^um, 
Strasburg  1887).  ®egen  ßnbe  be8  5.  Sal^r^ 
l^unbertS  mürbe  S^racuS  Don  ben  germanifd^cn 
Sölterf d^aften,  bef onberS  Don  ben  Sanbalen  beim« 
gefud^t,  im  3.  878  aber  Don  ben  Saracenen  er^ 
obert  unb  geplfinbert;  feitbem  tbeilte  eS  baS 
Sd^idtfal  ber  3nfel  Sicilien  (f.  b.  «rt.  ob.  257  ff.). 
Son  ber  ®rö^  ber  alten  Stabt  geugen  ^eute  nod^ 
nid^t  unbebeutenbe  Zrummenefte  Don  Simpeln, 
Slqiiäbucten ,  Zl^eatem  u.  f.  m.,  unb  auS  att- 
c^riftHd^er  S^it  ^aben  ftd^  geröumige  ffatafomben 
(f.  b.  art.  Vn,  236),  gum  Sl^tt  gerfattcne  Steine 
brud^e  (fiatomien),  namentlid^  beim  Jtapuginer" 
flofter,  erhalten.  S)ie  Sinmo^nergal^I  beträgt 
l^eute  (aum  22000  Seelen.  Unter  ben  JKrd^ 
ragt  ber  2)om  Santa  9Raria  bei  filiere  l^or, 
fo  genannt,  meil  er  in  bie  gemaltigen  Säulen 
eines  borifc^en  XempelS  eingebaut  ift;  baneben 
fmb  gu  nennen  San  ®ioDanni,  au8  bem  12.  ^af^im 
bunbert,  unb  Santa  Sucia.  9u6er  bem  Seminar 
gibt  eS  nod^  ein  fi^ceum,  ein  (^Qmnaftum,  ted^ 
nifd^e  Sd^Ien  unb  mel^rere  SBo^ItbötigfeitS* 
anftalten.  —  SBifd^of  Sft(  mürbe  S^racuS  fpöteftenft 
im  4.  3a(r^nbert ;  bo<^  foD  nad^  ber  Segenbe 
fd^on  ber  %  $etru8  felbft  ben  1^1.  aRardanuS  a» 
erften99tf(|of  eingefett  ^ben  (Dgl.  AA.8S.BolL 
Jun.  II,  786),  bem  ber  1^1.  gl^eftud  folgte.  S)e^ 
fyiü)  nannte  ^opft  Seo  X.  S^racuft  bie  ^er^ 
%o^Ux  beS  ^I.  $etru8''.  Sie  erßen  fieberen  Wf 

86 


B^ttt, 


1124 


/fUf* 


r.f 


rtt 


3Br  W  904  J^ 

ST  114  act  teil 
ia.3aiLJiiLI, 
530—504)  BMxr 

9uüVui  nb  Diixbc 
3  SinffgB  auf* 

iiffiifie  Soll 


ItolcSdntn 
äoijDi  taufte*  (AA. 


<    >. 


ics.  X  46l  Ssf  bcB  ^  So- 
oft  -4Ä— W:  AJL  SS.  BoO.  Marl  III, 
r  «w..  ^319  »  %,  &A  rgrpL  664;  AA. 
T  926^1.  £n^üf^  ndro)H)Ie 
3uto  ent  iuur  bs  €Qiocnifn" 
BS  te  Sitte  bcS  8.  äo^r* 

^IT  IT^^itiilf H  TTfllTMHHfH  ft)Ql. 

r  3^  gyrm  ofii  i57L  fb^  no^  bcr  SRitte 
^i^  '.  7jßSBtgaSKO&  nriäi  c8R§  Sr^bif^ofd  oon 
yiiiMniit'  yfwrfff,  iiaoi  cfer  n!^  nu^,  fo  bci^ 
i<  m  Ittidieiji  ^ut,  i&  ok  bicft  fttr(l^en))ro* 
ns  aftr  Der  giaimfiif|uiii^üft  imeber  auf- 
-acJM  aoKfim  jcL  3n  12.  So^c^tinbcxt,  oIS  bie 

citatmfcribirt 
fBoP  €iiffni0Qnat  bon 
f.  X  Ixt)  nb  lalb  tammf  (1118)  boti 
f.  dL  1^^  BoS  c8  US  in  bic  neuext 
^pi  jrrmiefc.  Cxft  biiXK(  Snfle  In  soprema 
^\^-mtm  eeeleBae  »ob  20. 9tat  1844  umxbe 
1^  jBfiK  in  nie  9fax^  ber  9Rdxo|>oIen  aufge« 
3nb  cf  Mobca  t^  bie  Suffxagonote 
$ü^B  vnb  9totD  nntexftellt  Son 
^rfOBTcn  '^  befonbeiS  |n  nennen:  ^iexonp- 
:  :3e  ;^ooinaa  (1541—1560),  bex  nad^  fei- 
ÜTTrffrtir  nm  Soncü  |n  Xxient  im  3. 1553 
^BBobe  ^lett.  6Qnoben  fciexttn  oud^  3ol^. 
:)clq63  (1562—1574)  im  3.  1567; 
^üanaB#  Inttnot  (1631—1635)  im  3. 1632; 
.^r^.  5mim  Süpobknaifi  (1649—1673)  im  3. 
Ltwi.  öannibal  lexmini  (1695—1722)  gxün- 

S)nx4  6exauegaBe  bon  ge« 


tftn  leugneten 

0.  S.  B.  (1755-1772)  unb  3o^. 
:ha.  aii^Ä '1778-1801).  S)ie  lefctcn  ©l- 
xb't  JBIBL  fe^buftofe  bMxtn:  ßoietan  Sonanno 
.-i— :j:<;*>i:  %m^p  ixigona  (1807  bis 
.^::?  3mm  lamxdU  a824— 1841);  3Ri- 
:»L  ibuto«  ^iibnftcf  fett  1845,  1852  naä^ 
iL^tir  aasmnr:  IsoelnS  Xobino  (1858  big 
-•V  :  ioitro  ÄBini,  Jett  1872,  bünn  1875 
«r..>:!fQBr  »i  9b*raa;  Scnebid  la  SSecd^ia 
wtt*ain  ::?r5— 1SÖ5X  S>ei  gcgmioäxtige 
r  .-t  *xsi*  Z^fr^st  aäno^  wsAt  om  22.  3uni 
V  ^  .TCÄrr-ns:  £»«*  «ttopoIitancapUel  Be- 

t  S^^mmaea.  10  Cmumtfexn  unb  mel^- 
fcÄx«  unb  ©exifexn.  ®ie 

:  vüi.  TOk  \>  Seacinben  bex  $xobin^ 

5  i  ü}i  Seetau  bie  in  29  ^joxnien 

nod^  65)  bon 


528  $xiejlexn  ))Qfloxixt  ttexben.  (9)gt  Pirrna» 
SidHa  Sacra  1, 3.  ed.,  Panormi  1733, 598  sqq. ; 
J.  Logoteta,  De  episcopatu  Sjracosano,  Flo- 
rent.  1806 ;  Moroni,  Dizion.  LXVI,  298  agg. ; 
Garns,  Ser.  Epp.  953  sqq. ;  Privitera,  Storia 
di  Siracusa  antica  e  modema,  Neap.  1879, 
2  YolL ;  0.  Werner,  Orbis  cailiol.,  Fribnrg. 
1890, 34.)  [Welker.] 

$9ter,  forifd^e  Slgrillen,  bie  Kefte  ber 
fd^on  in  ben  exften  d^ftlid^  3o^tl^unbexten 
blü^enben^  aber  boß)  buxd^  bie  ^efien  unb  bit 
^xobex  }u  ®nmbe  gerichteten  oltf^xifd^  ffixd^^e, 
{inb  gtmäd^ft  in  ^öxetifd^e  unb  unixte  ju  fd^iben« 
3ene  gexfoUen  toeitexl^in  in  9le{toxianex  unb  SOtono« 
)>]^t|jiten;  biefe  toexben  nad^  i^xem  9tituS  al8  xeine 
@9xex,  @Qxod^aIböex  bestt».  SQxomalaboxen  unb 
SDloxoniten  bejeid^net.  9{id^  ju  ben  f^rifd^en 
Sl^ften  gel^öxen  bie  im  ^atrioxd^at  Sfntioc^ien 
too^nenben  (®xäco-)  ÜReld^iten  (f.  b.  Sxt)  unb 
bie  untex  einem  opoftolifd^en  93icax  fie^enben  to» 
teinifd^en  Sänften  in  Serien  (f.  b.  9xt.  @Qrien, 
a))oftoIi{(l^e8  Sicaxiat). 

I.  S)äxetif  d^e  ©pxex.  —  1.  Uebex  bie  9le- 
poxianex  f.  b.  «xt.  Weftoriuö.  —  2.  2>ie  fpri- 
fd^en  aßonopl^qfiten  (ogL b. 9xt.),  meldte  fid^ 
felbft  qI8  bie  oxt(ooo|en  bejetd^nen  unb  ni(|t  dd 
Sn^öngex  beS  (Eut^d^eS,  ben  fie  f ogox  bexbammen, 
gelten  motten,  toexben  getoöl^nlid^  nad(|  bem  9Rond)e 
3o€ob  SBaxabäuS  (f.  b.  9xt.)  3ocobiten  ge* 
nannt  SBaxabäuS  muxbe  nämlic^  im  3. 541  }um 
ÜRetxopoIiten  bon  ßbeffa  unb  jum  oQgemeinen 
£)bex]^au))te  fommtlid^exäRonopl^fUen  befiCrienld 
gemeil^t  unb  oxganiftxte  oIS  folqex  burd^  feine 
unexmäblid^e  X^tigleit  baS  monop^fUif^e  Air* 
(i^entl^um.  9lad^  bem  Xobe  bed  monopl^Q^tifd^en 
^ßatriard^en  SeoexuS  bon  Sntiod^ien  meil^te  er 
ben  !ßrieftex  @exgiu8  bon  Xela  }U  beffen  "üloa^* 
f  olgex  unb  foxgte  f  o  f  üx  bie  ^oxtbauex  biefeS  mono» 
i)]^i9ftti{d^en  ^atrioxd^Qtd,  bo8  bid  auf  ben  l^eutigen 
Xag  ben  SDlittelpunft  bex  @ecte  in  Sexten  unb 
anbexen  onentaltfd^en  ^xobingen  bilbet.  S)ie 
!ßatriaxd^en,  bexen  SReil^enfoIge  fie  Ouien  (Oriena 
Christ,  n,  1357  sqq.)  auf^^xt,  ^tten  lange 
feinen  f eflen  @i|  t  in  ^niiod^ten  felbjl  touxben  ^e 
nid^t  gebulbet;  be|(alb  xeftbixten  fie  balb  gu 
Smiba  (Siaxbetx)^  balb  imHioftex  SaxfumaS  bei 
SRelita  obex  in  anbexen  ftlöjtexn.  3ni  6.  unb 
7.  3a^t]^unbext  untexftanben  i^nen  16  Sifd^ofS- 
ft^  unb  me^xexe  fflöftex.  SBom  7.  bis  11.  Sa^r» 
l^unbext  gingen  bon  ben  fxul^xen  einige  Sif(^of§» 
ft^  ein,  bagegen  muxben  nad^  unb  nac^  »ie* 
bex  biele  neue  @t|e  exrid^tet,  fo  bog  man  im 
12.  Sol^xl^unbext  20  9Retxo))oIen  unb  gegen 
100  Sidt^ümex  in  @Qxten,  SRefopotamien,  ftlein» 
ajlen  unb  SqpxuS  göl^Ite,  meldte  bem  iacobitifd(^en 
$atxtaxd^en  untexftanben,  o^ne  bie  SReixopole 
ÜRofut  unb  bie  18  Sidttiümex,  ttetd^e  bem  9Ra» 
pl^rion  (b.  i.  Sefxud^ter,  f o  genannt  atö  Sonfecrator 
bex  Sifd^bfe ;  f.  b.  9Ixt.),  bem  $rimo8  ber  bfllid^ 
iDol^nenben  Sacobiten,  untergeben  toaxen.  SJ^it 
ben  mono))](i9ftti{d^en  Slxmeniexn  litten  bie  2to» 


1125 


@9tet. 


1126 


:r^üm  imi  auf  bcc  @l)nobe  ju  3:ot)m  (726) 
lim  Union  gefd^lonm;  aQein  ft  toax  nur  Don 
fatfs  Sauer.  Wit  ben  mono))99fiti{d^en  fto))ten 
a>  argppten  bogegcn  blieben  fte  immer  in  ©emein« 
^6iit.  jelbft  menn  ein  neuer  ^atriord^  ber  ffo^ten 
cn  hn  $oiriorc^n  Don  Sntioc^ien  baS  b^ömm« 
.ii)c  6imobaIf4rti6en  }U  richten  unterließ.  — 
*:r.\iiig^  Don  ben  Arabern  begünftigt,  erlitten  bie 
jA;obltui,  bie  troj)  ber  Dielen  l^iStbumer  in 
£snm  fletS  nur  auf  eine  Heine  gfraction  befci^dnft 
;iiÄn^  bo4  öfter,  loie  fc^on  im  9.,  fo  befonberd 
10  R  So^^^unbert,  Don  Seiten  ber  9Robam« 
Dihmcr  Serfolgungen.  @ie  lebten  meift  in 
mt  W  gebrätften  Sage  unb  tturben  f elbft  Don 
tm  drie^cn  oft  bebrängt,  netd^e  {ie  gemoltfam 
ib5  bontm  oax^  erfolglos  mit  i^rer  ftird^e  gu 
yxm^  ftttbten  (f.  b.  Sri  Slntiod^ien  I,  947). 
gg  wtbt  bei  Patfer  Stomonud  lU.  (1028  bi9 
:u$4)  ber  iocobitif^e  Sßotriard^,  tteld^er  bomoIS 
fL  !RcIita  (au4  SReKtene  genannt,  in  Armenia 
BiDor»  mS^i  ntit  Dom  obem  (Supl^xat)  reftbirte, 
WS  Um  grie(!^ifc^en  Sifc^of  biefer  @tabt  al9 
gbnopbPfit  Derflagt  unb  mit  fed^d  Sif4|öfen  nad^ 
biijbmtinopel  abgefubrt.  2)a  er  }ur  Sbfc^mörung 
inm  f^fie  unb  )ur  Sereinigung  mit  ber  grie« 
if^  iftrid^  aujTleine  SBeife  )u  betoegen  mar, 
«mbe  a  in  ein  Iclojler  Derbannt,  mo  gried^ifd^e 
Dbnij^  ibn  fd^mdblid^  bef(^im))ften.  3ugleid^ 
surbm  bie  iacobitifd^en  Äird^en  jerjldrt;  bie 
(nf  jkr  lourbcn  nic^t  b(o^  gefangen  gefefet,  fonbem 
Kl2!^  gemartert.  ^üreiberlSegleiterbeS^triar^en 
^if  nneSnsobI  Don  3acobiten,  bie  ibnen  unter- 
gtintiDarm,  Ratten  fid^  }ur  Snnabme  bed  gried(|i{(^- 
mI4itif4<u  Selenntniffed  bemegen  laffen.  Sei 
mm  Xobe  f))rad^  ber  ^atriarc^  ben  SBunfd^ 
osi,  feine  92a^f olger  mdd^ten  ibre  Ütefibenj  nid^t 
x^  axä  griecbifd^em  Soben  nehmen,  fonbem  }u 
lia^  (bejfen  6it  1166  Don  Slmiba  nad^  äRar* 
:ai  Detlegt  mürbe) ,  unb  bie|  tourbe  aud^  be- 
folgt UebrigenS  fd^manb  bie  ÜRad^t  bed  $a- 
tnan^  fo  f e^r,  ha%  ber  !D{a{)brian  9ar-^ebrau8 
igrp.  1286;  f.  b.  9rt.)  felbft  geftanb,  er  möd^te 
icni  Bürbe  mit  ber  beS  $atriard^en  nid^t  me^r 
S(itauj4cn(A8Bemaiu,  Bibl.  Orient.  II,  2598q.). 
Sam  ober  nadb  bem  Sendete  beS  S)ominicanerd 
P.  $^ipp  (bei  Quetif -Ecbard ,  Script.  0. 
?ml  I,  Paria.  1719,  105),  ber  bie|  Don 
tei  jocobitifd^en  Sifd^öfen  felbft  }u  Serufalem 
tfnia^,  nodb  in*  3<^^^^  1237  bem  ^atriard^en 
70  ^Dtn^en  untergeben  gemefen  fein  foUen, 
(o  jmb  ftd^r  nur  Ortfddaften  barunter  gu  Der« 
b^  SBie  bun^  bie  genannten  Verfolgungen, 
b  vurbe  bie  SRad^t  bed  $atriar^en  namentlid^ 
^  9tf4tDäd^t  burd^  bie  Spaltungen  unter  ben 
^büm  felbfL  @o  bradb  im  3. 1293  ein  gmei- 
McTti^rigeö  6d^i8ma  (bid  1494)  anH,  infolge 
tcKra  e§  einen  jmeiten  ^atriard^alft}  )u  @t3  in  6i- 
Sdni  gab  unb  feit  1364  fogar  no(^  einen  britten  gu 
Solüddo,  im  ®ebiete  Don  Sur-Sbbin  in  SHefopo« 
XDniuL  S>ie  Sacobiten  toaren  bamatS,  mie  beute 
no^i  in  bm  6tabtm  unb  gleden  Syriens,  SRefo- 


))otamien8  unb  IBab)|IonienS  unter  anberen  Sta- 
tionen gerfheut.  %m  Snbe  beS  16.  ga^rbunbertS 
gablte  bie  {acobitifd^e  ffird^e  nur  mebr  50000, 
gr5|tentbeiI3  arme  Familien,  mie  99ifd^of  Seon- 
barb  Don  @ibon  bericbtete,  ber  auf  93efebl  ®re> 
gorS  Xm.  bie  orientalifd^en  ffird^en  befud^te. 
Segen  6nbe  bed  17.  SabrbunbertS  ftanben  unter 
bem  ^atriard^en  5  9Retro))onten,  2  bieSfeitS  unb 
3  ienfeitS  beS  Sigrid,  unb  tixoa  20  Sifd^öfe. 
®egenmärtig  fteben  unter  i^m  8  9Retro))oUten 
unb  3  SBifd^öfe,  unb  gmar  1.  ber  ajletropolit  Don 
äerufalem,  ber  aß  SKopbnan  ben  erften  Stang 
nacb  bem  Ißatriard^en  einnimmt  unb  eigentlid^  gu 
Serufalem  refibiren  follte,  bort  aber  burd^  einen 
Delegaten  fidd  Dertreten  lägt,  möbrenb  er  im  ftlofter 
Sapbtan  beim  ^atriard^en  reftbirt;  2.  ber  Don 
SOtofuI ;  3.  ber  Don  9Rarbin ;  4.  ber  Don  Orfa 
(Sbeffa) ;  5.  ber  Don  RfyxtpvA,  mit  ber  Steftbeng 
in  SRegraa,  unmeit  Rfyixput ;  6.  ber  ÜJletropoIit 
unb  gugleid^  Slbt  beS  ftlofterS  ÜJlar  ajlattai  bei 
anoful.  3tDei  9Retro))oIiten  merben  Semelo^o 
ober  uniDerfeQ  genannt,  meil  fie  feine  beftimmten 
S)i5cefen  boben,  fonbem  beim  ^atriard^en  meüen. 
Sie  brei  Sif^öfe  reftbiren  in  ben  ftidftem  beS 
S)iftrictS  Sör  (Xur-%bbln  am  obem  XigriS),  mo 
fub  150  Don  Sacobiten  bemobnte  Ortfd^aftm 
be^nben.  Sie  Sacobitm  gu  Siarbelr,  ungeföbr 
150  gfamilien  ftarf,  baben  feinm  eigmen  Sifd^of , 

ionbem  fteben  unmittelbar  unter  bem  ^triardden, 
»er  gelegentlid^  einm  Sifcbof  ald  feinen  2)elegatm 
bortbin  fmbet.  3m  ©angen  mag  eS  beute  80000 
3acobttm  in  9)iefo))Otamien,  @9rim,  ffurbifion 
unb  Oftinbien  geben.  9IIS  fßatriard^  toirb  Don 
ben  Derfammeltm  Sifd^öfen  in  ber  SRegel  ein 
Sif^of,  gemöbniiib  ber  9Ra))brian,  gemäblt  unb 
fofort  intbronifurt  atS  „^atriartb  ber  €tabt  Sn- 
tiocbia  unb  ber  gangm  l^errfd^aft  beS  a^ofiolifd^m 
StubleS".  S)ie  9Bürbe  bed  $atriard^n,  melier 
[tetd  ben  Stamm  beS  b^.  Sgnatiud,  WartqrerS  Don 
^ntiocbim,  annimmt,  ift  eine  lebenSIänglicbe.  Sr 
bat  baS  Siedet,  ben  9Ra))brian  unb  bie  übrigen 
ÜRetropoIitm  unb  Sifd^öfe  gu  emennm,  gu  con« 
fecrirm  unb  gu  tranSferirm,  aud^  aEein  baS  Siedet, 
baS  SbnSnia  gu  meibm.  Uebrigend  lann  er  feine 
SuriSbiction  ausüben,  fo  lange  er  nid^t  burd^ 
einen  german  bed  @ultand  beftötigt  ift.  S>m 
näd^ften  Kong  nod^  bem  ^atriard^m  fyxt,  mie  be« 
mertt,  ber  ailapbnan.  S)er  9tame  anetro))oIit  ift 
nur  ein  Sb^ntitel  obne  reelle  3uridbiction,  inbem 
ein  9RetropoKt  ben  Sifcböfm  gang  gleid^  {tebt. 
Sediere  merben  regelmäßig  auS  bm  unDerbeirateten 
^Jlönd^n  genommen.  S)er  Derbeiratete  Seelforge« 
derud,  ber  gu  feinem  Unterbalte  gfelbarbeit  ober 
ein  ^anbmert  treibt  unb  Don  bem  f^rif eben  SRitual 
oberflad^Iid^e  ffenntnig  in  einem  ftlofter  erbält, 
bat  meift  nur  bie  @acrammte  gu  \ptt(btn ;  benn 
Don  ^rebigten  unb  jfated^efen  ift  feine  3flebe.  9n 
Stegularen  gibt  e9  bei  bm  äacobitm  nur  SRönd^e 
unb  feine  Spönnen.  Sie  SJldnd^e  merben  nad^ 
einem  ^robejabre  burd^  bie  Xonfur  unb  eine 
äRönd^dtleibung  in  bie  IHöjier  aufgenommen. 

86  • 


1127 


@t)XtX. 


3ebe8  ffloPer  ^ot  emen  «M  (SRoBban)  al«  Sor- 
ftc^,  toon  bcn  ÜHönd^cn  erwälilt  uub  Dom  ®iö- 
ccfanbifd^of  beftötigt.  Sic  meiften  Älöfter  fmb 
©i^  für  bie  SSijd&öfe  wnb  ben  ^otriard&cn,  toel- 
äitt  im  Äloper  Söplftron,  biet  SWeilcn  nörblici^ 
öon  Warbin,  rcpbirt.  (3ladi  onberer  «ngob« 
n)0]^nt  ber  ^atrioni^  gegentoörtig  in  2)iarbe!r; 
Ql8  ^triar^Qlfird^e  gilt  ober  bie  bed  fflofterS 
3a})l&rQn.)  öon  ben  el^emoligen  70  fflöftem 
im  Äifltict  S6r  ejiftiren  nur  nod^  5.  3n  Se- 
rien felbft  Iftobcn  bie  Socobiten  2  ftlöfter,  bor- 
unter  SRor  9norcu9  in  äerufolem  auf  bem  $erge 
€ion,  h)eI(]^eS  aber  gan)  unter  bem  armenifd^en 
3acob«nofter  bafelbf!  ftcl^t  (©ilbemagl  Serfaff. 
fömmtl.  ßird^  b.  Oriente,  SanbS^ut  1865, 
262  ff.). 

„aBflS  ben  ©lauben  ber  ©ecte  angelet/  fd^reibt 
ber  SOHfponar  P.  Sobour  S.  J.,  „fo  toeife  teiner 
Don  ben  ^irten,  lBif(i(|öfe  unb  ^atriard^en  nid^t 
ausgenommen,  \\ä)  Don  ben  unter  il^nen  ange- 
nommenen fiebrfä|en  Sted^enfd^aft  ^u  geben,  ßaum 
lüiffen  etma  bie  (Selcl^rteften  unter  i^nen  bie  9lr- 
tifel  l^rgufagen,  in  benen  fte  mit  ber  römifd^en 
ftird^e  in  SBiberfpntd^  ftel^en,  g.  f&.  bag  eS  in 
SefuS  ei^riftuS  nur  Sine  92atur  gebe;  ba^  ber 
l^cilige  ®ei[t  nic^t  Dom  ©ol^ne,  fonbem  Dom 
^ater  allein  ausgebe ;  ba^  ed  fein  gfegfeuer  gebe, 
h)ie  benn  auc^  bie  ^iligen  erft  nad^  bem  aUge- 
meinen  ®erid^te  in  ben  |)immel  eingel^cn  foUen, 
unb  anbere,  nod^  gröbere  Srrtpmer,  bie  fte  nur 
mit  unDerftänblic^en  9tebendarten  gu  Derantmorten 
toiffen.  UebrigenS  Dermeiben  fie  mögUd)ft  JcbeS 
®efpröd^  über  religiöfe  ©egenftönbe  mit  ben  euro- 
päijcfien  5Kiffionaren"  (9lnnalen  ber  SSerbr.  beö 
©loubenS,  Strasburg  1857,  241  f.).  3^r  SRituS 
meidet  menig  Don  bem  gried^ifd^en  ab ;  nur  baben 
fie  feit  bem  12.  3ab^bunbert  aud^  bie  iBefd^nei- 
bung.  S)ie  Qfirmung  ift  mit  ber  3:aufc  Derbunben 
unb  mirb  burd^  ben  ^Uiefter  ertbeilt.  Seim  ^benb- 
mable  nehmen  fie  frijd^eS,  mit  ©nlj  unb  Del  ge» 
mifdfetcS  gefaucrtcS  3Jrob.  Z^xt  ftird^cnfprad^e  ift 
bie  ft)rifd)e,  hod)  untcrfd^eiben  fid^  (ögl.  Ufjlcmann, 
©rommatif  beS  f^r.  ©prad^e,  2.  5(ufl.,  Scriin 
1857,  8)  bie  ^anbfdjriften  i^rer  SSibcIn  unb 
Iiturgifd)en  Sudler  Don  Denen  ber  df)albäifd^en 
^bripen  baburc^,  ba^  pe  nid^t,  mie  biefe,  in 
(l?ftrangeIofdf)rift,  fonbem  mit  ben  gcmöbnlid^en 
ft)rifd&cn  (Sbarafteren  gefd^rieben  finb.  (Sgl.  außer 
ben  angeführten  SScrfen  unb  ber  im  ?lrt.  ffopten 
Dcrjeid^netcn  Siteratur  nod^  Soutligate  [amerifa» 
nifd}er  UMfponSbifd^of] ,  Narrative  of  a  tour 
through  Armenia,  Kurdistan,  Persia  and 
Mesopotamia,  New  York  1840,  2  vols.;  Mo- 
roni. Diz.  XXX,  197  sgg.) 

^urj  enoäbnt  feien  nod)  bie  jur  ©cmcinbe  ber 
Socobiten  gebörenben  ©d)cmpeb,  ^on  benen  9?itter 
(grbfunbe  Don  %flen  VII,  2,  803  f.)  ^ad)rid)t 
gegeben,  ©ie  fdjetnen  bie  ältere  l!anbc§relic|ion, 
bie  in  DJkfopotaniien  Dor  6infü()nincj  bc§  (Fl^riflen- 
tbumS  unb  Dor  bem  S^Iom  ge^errfdjt,  bcibcljolten 
3U  baben  unb  bilbeten  um  bie  ÜJMttc  beS  18. 3abr- 


l^tnbertS  eine  obgefonberte  ®emeinbe  im 
gegenb  Don  9Rarbin.  918  unter  ben 
a){ufta{)l^  III.  ber  SBefebl  erlaben  tom: 
fünftig  niemanb  mebr  als  Untertbon  g 
fei,  ber  ni^t  göttlid^e  Sfl^er  bep^,  b 
bammebaner,  3ube  ober  Sbnp  fei,  lie^  ] 
ber  $afd(|Q  Don  SRarbin  nad^  ibrem  9L 
lunbigen.  S)a  pe  pd^  al8  ©cbempeb  ober 
anbeter  befannten,  entgegnete  er,  ba|  er  < 
SReligion  nid^t  fenne  unb  nur  bie  genavi 
befd^ü^.  einige  Don  ben  ©dbempeb  beüi 
bierauf  gum  ^Siam ;  bie  anberen  bagegc 
nad^  Sßarbin  gebrad^t  unb  mit  bem  2obi 
^ier  trat  mm  ber  Sifd^of  ber  3acobi±i 
ein,  bat  um  Suffd^ub  ber  S^cution  m 
Pe  gule|t  ftlr  iacobitifd^  6bnp<n.  i 
merben  pe  feitbem  gerechnet,  obgleid^  ^ 
ibnen  gan§  Derfd^iebened  SBoI!  auSmcic 
befud^en  bie  j[acobitifd(|en  j^ird^en,  mad^ 
unb  gepe  mit,  la^en  ibre  ftinber  taufen, 
mie  SbriPen  gefleibet.  Sludb  toerbert. 
beren  ^rieper  getraut,  Derbeiraten  pdg 
unter  einanber,  nie  mit  Xöcbtem 
ebripen.  ©ie  mol^nen  je^t  )u  äJlarbt 
befonbem  Ouartier,  ungeföbr  100  gä 

n.  Unirte  ©prer.  —  1.  Stein 
l^ei^en  bie  au8  ber  jacobitifd^en  ^)&efie 
jurüdfgefel^rten  ©Qrer,  ttieldf^  bem  }u  X 
fibirenben  Patriarcha  Antiochenus 
unterfteben.  3n  grö^rer  3abl  G^^t  ^ 
feit  bem  Snbe  bed  Dorigen  S^^rbunbr: 
maren  ))artielle  UnionSDerfud^e  aud^  fc^j 
gemad^t  morben.  SBereitd  )ur  3^  berfi 
glaubten  bie  abenblänbifd^  gürPen  ecr 
gung  ber  3ocobiten  mit  ber  rbmifcben  ffS 
beifübren  gu  fönnen.  S)ie  (ateinif(^ 
Don  Sbcpa,  ^ntiod^ien  unb  3enifalem  he 
pd^  be^b^Ib  freunblid^  unb  mobliooflad: 
biefelben.  SIber  aud^  biefe  Orientalen 
ängplid^  beforgt  für  ibre  Sebrmeinungm,  i 
9)tapbtian  S)iont)puS  S3ar-©aUba  j^iA 
eine  Srflörung  ber  9J^epe  an  ben  iacot 
Sifd^of  Sgnatiud  ju  3<^rufalem,  um  fein 
gegen  bie  t^ranfen,  meldte  bie  beiligen  O 
Ratten,  gu  fd^ü^en  (Assem.  II,  156). 
1287  bcrid^tete  bann  P.  W^^P,  ^norJ 
minicaner  in  ^aläpina,  an  ^kipp  @reg 
ba^  ber  $atriard)  ber  3acobiten  mit  Die 
)d)öfen  unb  ^{önd^en  nad^  S^rufalem  gel 
bei  biefer  @elegenbeit  ber  römifcben  ffln 
borfnm  gelobt  unb  alle  ^örepe  abgef 
bobe  (Dgl.  Raynald.  ad  ann.  1237,  n.  I 
3nbc^  itiai  bie^  ber  ^atriard^  anfd^ 
au§  gurdjt  Dor  ben  Sataren  unb  pel,  i 
bie  ©cfobr  Dorüber  mar,  mieber  Dom  (Slm 
m^  ^^app  3nnocena  IV.  jebn  3ob«  fpa 
Dominicaner  ^InbreaS  SogiumeDo  an  bie  3< 
mit  einem  ©d^rctben  fanbte,  befannte  | 
^^atriarcb  SgnatinS  II.  jum  römifcben  % 
unb  ber  5D?opbi^ian  SobanneS  SBar-Bhwb 
in  feinem  ^Inttoortfd^reiben  ebenfalls  5U^  bii 


tl29 


@9ret. 


1130 


on  Ann  fei  Vk  Vtishtt  tmb  boS  ^u))t  aUet 

MJm  (BaTiiald.  ad  amu  1247,  n.  86  sqq.). 

rill  bcr  Union  toar  ed  ober  toieber  nid^t  SrnfL 

Soitcnb  bcS  ConcilS  Don  gerrara  unb  gloreng 

il  bi  «tl)  f^idte  g^ft  engen  lY.  ben  Stino- 

dm  P.  VIbett  )tt  ben  9Rono|)Jl)9fütn  in  SlegQptoi 

pMbrffinien,  um  fie  )ut  Union  mit  bet  loteini- 

Ma  fiir^e  einjulabcn;  jugleit^  tourbe  oud^  baS 

(nqrt  ber  3acobiten  in  Serufolem,  bet  bortige 

tue  ^icobemuS,  boju  auf geforbeit  SHe  äacobiten 

^/ftm  Qkfonbte  na4  ^brenj  (1441),  unb  bort 

Bit^  am  4.  gebtuot  1442  bie  Union  abge- 

itlfiffm.  ^ßiefclbe  be)0g  ftd^  nur  auf  einen  X^eil 

kr  5acobUen  (n&mlidj^  ouf  bie  9Ronop(qftten  in 

8etPP((tt#  Vbeffinien  unb  3erufoIem)  unb  UKir 

isotoB  (oegen  bet  toeiten  (Entfernung  ber  ttnirten 

m  mm)  ni^t  oon  2)auer  (f)efele,  Sonc"®efd^. 

vn.  794  ff.).  £tma8  über  ^unbert  ^cäftt  fpöter 

]0pt  bet  deiiia^e  SRof  eS,  ben  ber  $atriai<]^  3gna- 

td  3aco6  IV.  (X.)  oon  Sntiod^ien  ju  onbmn  &f 

adjmi  nai^  S^om  gefanbt,  in  feinem  9tamen  mie 

a  hnbcS  $atrifflrc^  oor  3uliud  IIL  baS  fdt^- 

sü  ftaubenSMenntnil  ab  (1552).  S)er  $o- 

tsoA  ^enc^migte  jebodd  biefen  Stritt  feined  ®e- 

isittn  irifl^t,  lieft  ouc^  bie  SRabnungen  $iuS'  IV. 

mdoiie  1565,  er  mö^te  bie  Union  toieberl^ 

nim,  SnfongS  unbcad^tet,  trat  ober  fpdter  in 

bs  jtO^,  na(^bem  er  |nm  Slo^mebaniSmuS 

«arbaai  tmb  fetneU  €i|ed  berluftig  erO&rt  mor- 

tt  nr,  entig  |ttr  lat^lifc^  ftir^K  über.  SOtin« 

k  aBJriil^g  n&^etle  fi<^  fein  Stad^f o(ger  3gna) 

UA  V.  (XL) ,  ber  f ogar ,  nad^bem  er  ®re» 

fx  UH  Obd)ien)  geleitet,  bad  ^aflium  oon 

krUcn  omui^m,  ober  on  bem  Sbtbenlen  bcS 

V9kB  a  b.  Sn)  ^irtnödig  feß^ett,  nne  ber 

j  4i  obgefonbte  Säif c^f  Sconborb  Ibel  oon 

Sta  hri^ficn  mu|te.  erpiml7.3a^^unbett 

ra^  efi  bm  lhi)m)inermiffionorm^  ben  $a> 

TTioi  Eimeon  unb  tndt  2kKobiten  fiit  ben 

bieitji^ ftlaitben  }U  geminnen;  6imcon  |ä( 

U  iba  inimmgen,  naS^  Witppo  {u  flui^ten. 

Ivßi  iMT  InbteoS  S^giott  Sifd^of,  fdt^ 

$qfiiiibcllRaromtencoOegiiimSinSmn.  2)i^ 

näe  nod^  bem  Zobe  SimeonA  Ober^au)it  ber 

^ij4  gpotbenen  Socobiten,  ehielt  ben  Xitel 

aä  ^lotnan^  oon  Weppo  unb  erri^icle  eine 

anMU^HId^  ^ierord^   910^  feinen  Zobe 

^be  j^Ünatifd^  ^ßatrionl^  ttrieber  einen  eifri« 

r  ißoMtm  auf  bm  6tu(I  inm  Wetitw,  ber 

äc  ngm  feiner  (Semoltt^tigbtt   gegen  Me 

c^ßEn  flitje|t  tmnbe.  S)afur  nnirbe  nm  bcr 

^Q(äi4t  Ct||b^<l^  Sregor  uon  3etufalcsi  unier 

I  to  Sbboi  ägndiafi  XVm.  olS^ßatrior^  bcr 

^:vtiitm  €9tet  auf  ben  6tubl  oon  ne|»|po  cr- 

'^  ob  M  bet  ^rte  be^igt  Cr  t^eittc 

stfaUmg  bem  $otiPc  mit  unb  orbbiirte 

;»fz}bf^dfe  für  9k|)|H)  unb  3ctufalcm.  Ob- 

•oA  SgutniS  tolb  esilttt  nmAe,  uwr  bMJ^bod 

iisn^Qt  bcc  btlofif  d^  S^ver  begtunbet,  ttraS 

'«:M  bm  eeodi^uigen  bei  frmqftftfd^  Sc- 

"^-tepbanlmtß.  «B  fat^ofij^e  ^ßo^iord^ 


Don  9(Ie))))o  folgten  bann  Sgnatiufi  9lnbteo8  XEL 
(1662—1672)  unb  SgnaUuö  Ijkter  XX.  (1672 
bis  1701),  tteld^  legerer  in  einem  Xntmort« 
f d^reiben  an  bie  Ißtopoganba  erüätte,  baft  et  fietS 
9lomS  Sefe^Ien  ge^ot^en  unb  füt  SBerbreitung 
beS  fatl^olifc^en  (glaubend  bemfil^t  fein  merbe.  3m 
3. 1706  ftarben  ^attiard^  &itpf^an  oon  Wtppo 
unb  brei  93if(^öfe  ju  ^bana  im  ffetfer,  in  tteld^en 
fie  Don  bem  iddretifd^en  ^attiord^en  getoorfen 
morben  maren.  Stepl^jan  l^otte  no(i^  einen  9tad^- 
folger  im  ^triard^ate;  aUetn  bie  fotl^olifd^n 
$atriard^  tonnten  fic^  neben  ben  l^öretifd^en 
ni^t  mel^  leiten,  unb  bie  fortgefe|ten  Verfol- 
gungen, meldte  fafi  bie  Sudrottung  ber  f^rifd^- 
tatl^ottfd^en  iKrd^e  jur  gfolge  l^atten,  unterbrod^ 
bie  9tnbe  ber  Ißotriard^en  bis  1783.  3n  biefem 
3a^  mürbe  baS  tatbolifd^  $atriard^t  mieboc 
l^ergefleUt,  aber  nid^t  me^r  als  ^triatd^  VUppo, 
fonbem  als  ^ßatriard^t  9ntio(^ien.  9kd^  ber 
Stitte  beS  vorigen  3a^c^N^rt8  mildste,  ban( 
ben  Semfil^gen  oon  3(fuitenmiffionaren,  bie 
Stüdf ebr  )um  fatbolifd^en  (glauben  unter  ben  3<tco* 
biten  mieber  ouffoUenbe  t^rtf (^ritte,  bef onberS  in 
91tppo,  mo  eS  immer  feit  1546  unirte  3<icobiten 
gegeben,  aber  in  Ie|ter  ß^  o^ne  Sifd^of,  imb  mo 
nun  aud^  ber  SBif d^of  SRic^el  (Siatüe  befebrt  mürbe. 
aiS  ber  iacobitif (^e  $atriani^  (gtegor  HL,  eine 
3eitlang  ein  ^ger  SSerf olger  ber  ftat^olifen,  olk 
Sifd^öfe  feiner  92ation  gu  einer  @9nobe  Derfom« 
mdte,  bemilte  SRid^el  (Siarue  bkfe  (gelegen^, 
bie  fot^olif^en  <8ntnbfä|e  ou^  Snberen  m^w 
tbeilen,  unb  er  gemann  ben  Sifd^of  oon  9RofuL 
3n  ibre  S)i5cefen  gurudgefe^,  fiui^ten  nun  biefe 
beiben  9if d^dfe  juerfl  i^xe  ^ßriefier,  bann  bie  Sor» 
ne^mfien  ber  9faition  unb  enblu^  baS  SoD  für 
ben  tatbolifd^  (glauben  ju  geminnen.  Sem 
SBifd^of  t>on  Vkppo  mar  cS  mit  feiner  SHöcefe 
boQ)  gelungen;  bor  tmn  SRof ul  bagegm  ^atte  erfl 
pam  ^jkieper  unb  eine  gdoiffe  Snjoi^I  Saien  be- 
febit,  Ott  bcr  ^ßatrior^  geföbrüd^  hanf  mmAe 
unb  oDe  ^[Mlatcn  on  fein  Xobbett  eilten.  SBie 
gro^  mar  nid(^  i^  (Erftounen,  als  ber  fietbenbe 
$a&ianl^  i^nen  bringenb  empfabt,  ben  Sifi^f 
iMm  Wepim  jn  feinem  92a^oIgcr  )u  ermö^! 
Umfon^  fiefltc  man  il^  uor,  ber^Ibe  fei  jum 
Aot^ItciSnniS  übergetreten,  i^SIoubct  meinem 
Sorte/  cmribcrtc  bcr  6tedienbe,  ,ber  ttnkr» 
fi^ieb  jioiftl^en  ben  ftot^ifen  unb  vnS  iß  idS/t 
hfxaä,  ba|  eS  unS  6<4aben  bringen  lönnte' 
(InmOcn  b.  Setbt.  b.  QHoubcttS,  etroBb.  1857, 
239f.X  lUS  man  bic|  9iaeot  mittbetlte,  am* 
fnitirtc  er  gnerß  bie  ^^Imgpnibo,  nnb  mit  beten 
(Senebmigung  begab  er  fii^  ie|t  no4  SRorbin,  bem 
@i|e  beS  ^potriartbcn.  £S  gdong  i^m,  ben  bor^ 
tigoi  iocobitif^en  SkraS,  nide  £aien,  f omie  iriet 
Sifd^ofe  nnb  ben  Sz^ifd^  Mnt  3ew}afew  für 
ben  fatbolif^  (Hauben  |n  gettrimics.  92ai$bcn 
bonn  bex^Mrianl^  1781  gefioiAen,  Dafammetten 
fii^  bie  genannten  Sifd^  mit  bem  ibrigen  (Efe- 
ruS  an  ftloficr  }n  9Rad)in  nnb  mobttcn  einfümmig 
unb  in  gemo^ntet  Sorm  ben  Süjd^  Mm  9Uf^ 


1133 


@9rer. 


1184 


Sim§  bcr  Srgüf^of  Don  Slarbin,  9nton  Sam- 

btri,  oetoa^tt«  bec  nad^  bem  SBiaen  beS  $Q))fied 

itiiM  lRe{ibeii|  neben  bem  jacobiti jd^en  ^otriard^en 

in  bkfnr  feiner  btd^rigen  ajifd^ojsftabt  nal^m.  (Er 

W^  fi<^  balb  no(^  IRom  unb  Oranfretd^,  um  für 

jäiif  iKrc^  Wmofen  gu  fommeln.  am  3. 1850 

isoim  mUnlid^  x>on  Den  Xurfen  }u  Slleppo  bie 

tattofifd^  JKrd^,  ber  $alajl  fammt  IBiMiotl^et 

M  9^^4^  unb  bie  fünf  ^Sufer^  Don  beren 

fctrog  et  lebte^  Derbrannt  n^otben,  tt)oburd^  baS 

(dxion^t  gang  Derormte.    (Sr  mu^te  nun  gu 

Siarbtn  eine  ^triord^alreftbeng,  ff  ird^e  unb  @emi« 

isr  (nickten,  toai  i^m  auc^  gelang.  S)urd^  feine 

cifngai  ^rebigten  gett)ann  er  auc^  Diele  gacobiten 

fiiir  bie  ftirc^^  unb  toie  fd^on  unter  feinem  Sor« 

finget,  fo  fyit  aud^  unter  il^m  ber  Suftanb  ber 

"ix^m  forttDO^renb  fid^  gel^oben  unb  bie  3a^( 

to  Staubigen  gugenommen.    9!od^  bem  £obe 

eambiri'd  (gef).  14.  !DlArg  1864)  »urbe  ber 

Sijd^of  Don  ^tppo,  2)ionQfiu8  ®eorg  ©cell^ot 

<Sd^ot,  @d^I^ot),  als  o))ofiolifd^er  Sicar  unb 

!l(miniftcator  bed  ^triard^d  aufgefteOt,  bis  ber 

$}ij(i)of  Don  2)iarbefr,  SgnattuS  $|ili))p  C^arcuS, 

est  6.  «uguft  1866  alS  ^atriord^  beftöttgt  mürbe. 

SDufet  erf(^ien  aud^  1869  auf  bem  oUgemeinen 

&)ncü  im  IBatican.   91IS  er  am  7.  SRörg  1874 

fioA,  folgte  t^m  SgnatiuS  @ceI]^ot  auf  bem 

!(!iatnax4enfhi]E^l,  unter  bem  fid^  eine  gang  un» 

9(iDd^i(^  Semegung  gur  ffirc^e  geigte.   SSiele 

IMr^nmgen  unter  ben  Sacobiten  in  SJtarbin 

braute  befonbcrS  ber  ffa))u}iner  P.  IRicoIouS 

fa^U  gn  €tonbe,  ber  ald  apoftolifd^er  Delegat 

{]A  1860)  unb  Srabifddof  Don  SnorcianopoIiS 

(ffit  1866)  im  3. 1878  ftarb.  S)ie  Sal^t  fömmt- 

Iid)ct  SonDertiten  auS  biefer  3eit  betief  fid^  balb 

duj  8000.  Sr  bef ej^rte  ben  jacobitifd^en  Srjbifd^of 

Siffiot^ft  3bra^im  unb  bie  beiben  IBifd^öfe 

^ofepl^  6omne  Don  Sbeffa  unb  ®Upfym  Don 

Vloibin.  ^efe  !Be!e(rungen  b^^ften  bann  mieber 

tieU  anbere  im  ®efoIge,  obgleich  ber  jiacobitifd^e 

€lcniS  ftd^  bie  größte  ÜRfll^e  gab,  ber  Setoegung 

ein^iU  }u  t^n  (ffat)^.  URiff.  1874,  86;  DgL 

«n^Qnnalen  1882, 269—287,  unb  Raff).  SRiff. 

18S3.  167  ff.  über  weitere  ©efe^rungcn).  »e* 

{onbeifi  erfrruH^  toor  bie  1883  erfolgte  Son« 

Mxfton  im  93egir(e!Riftbin,  mo  me^r  al§  150  t$a* 

nilim  um  ^lufna^me  in  bie  fat^olifd^e  Jfird^e 

m^fud^ten ;  ebenfo  befe^rten  fid^  bamald  25  ^a» 

miiim  ber  6tabt  Orfa  (ßbeffa).  ,,SBöre  nur  eine 

0^  Snga^I  ^riefier  gur  ^anb,  fo  mürben  bie 

CottDerfionen  no^  ga^Ireid^er  fein.  Um  bem  $rie* 

ftnmcmgel  obgul^elfen,  l^at  ber  eifrige  ^atriord^ 

<€(((4ot)  bie  Kongregation   ber  Srüber   beS 

U.  (^^ram  toieber  in^d  Seben  gerufen ;  er  erbaute 

i^m  ein  gro|e8  fflofter,  mo  fte  unter  feiner  9n- 

tdtung  ben  Stubien  obliegen  foDen"  (SaS  beilige 

Sfünb,  min  1884,  142).   3m  3.  1885  fd^ieb 

tfornr  3.  Sfarage  auS  ber  2)i5cefe  9Rarbin,  ba^ 

tn  eaffra  bei  !DlabiQt  85  gdmilien  mit  185 

&elen,  im  S)orfe  (SarboraneS  80  gfamilien,  in 

6Qfljie^  25  gämilien  unb  in  2)fd^eftre]^  unb  ben 


umliegenben  S>5rfem  aud^  SStele  fid^  belel^rt  Ratten 
(ffat^.  aRiff.  1885, 191).  9lad^  bem  %Dbt  @cel- 
l^otfi  (1892)  mar  mübrenb  ber  SebidDocang  ber 
Srgbifd^of  Don  Sagbab,  SltbanafiuS  SRapl^ael 
Ciand^i,  befannt  burd^  feine  Xbütigfeit  auf  bem 
euddariftifd^en  Songreffe  gu  3erufalem  (1893), 
$atriard()alDicar.  9lm  12.  October  1893  mürbe 
gu  SJlofuI  gum  Patriarcha  Antiochenus  Syro- 
nun  et)riauS  93e^nam  Senni,  feit  1861  Sifd^of 
Don  a)lofuI,  3ögling  ber  $ro))aganba  (geb. 
14. 9uguft  1831),  gemöl^It,  ber  bei  ber  Spaltung 
ber  Sbülbaifd^en  (E^riften  (f.  b.  %rt.)  ben  oud^ 
feiner  Station  brol^enben  ®efa^ren  ))flid^ttreu  ent" 
gegengetreten  mar  unb  bie  i^m  Don  ber  Ißforte 
1875  bereiteten  äBibermörtigfeiten  mit  l^od^b^t^iger 
SluSbauer  ertragen  l^e.  (£r  ftarb  am  13.  Sep- 
tember 1897. 

3)er  Don  ben  Sifd^öfen  gemii^Ite  ^otriard^  mirb 
nod^  Dor  ber  pöpftlic^en  Seftötigung  intbroniftrt, 
unb  gmar  nad^  fprifd^er  Siturgie  mit  Ueberreid^ung 
beS  ^triari^QlftabeS.  {hierbei  legt  ber  $atriar^ 
baS  Don  Urban  VIIL  im  3. 1642  ben  Orientalen 
Dorgefd^ebene  @lauben§befenntni|  fomie  ben  bem 
^ßapfie  fd^ulbigen  Obebiengeib  ab.  S)ie  gformeln 
ber  beioen  genannten  SJerpflid^tungen  fenbet  er 
barauf,  Don  i^m  unterf (^rieben  unb  gefiegelt, 
fammt  bem  93eftötigungSgefud^  nad^  Stom,  inbem 
er  gur  Sbleguug  beS  $aIIiumSeibeS  irgenb  einen 
^riefter  ober  3)Und)  belegirt  (Üßejer,  ^ropaganba 
1, 442).  S)em  gu  SRarbin  reftbirenben  $atriardj|en 
unterftel^n  aUe  unirten  3QCobiten  in  Serien, 
SJtefopotamien ,  jhubiftan,  SSabQlonien  (3raf 
SIrabi)  unb  Sleg^pten,  angeblid^  gegen  80000 
Seelen.  SoDiel  mürben  fd^on,  mobi  gu  bod^ 
gered^net,  in  ber  Notit.  etatist  Dom  Saläre  1847 
angegeben,  möl^renb  um  1860  im  türlifd^en  SReid^ 
nur  9000  ge^ö^It  mürben.  O.  SBemer  meint,  eS 
feien  meit  über  20000,  feineSfaSS  aber  gegen 
80  000  Seelen,  unb  er  mirb  mo^I  ber  SBa^rbeit 
am  nüd^ften  fommen,  mie  au8  nad^ftebenber  £a* 
beOe  gu  erfel^en,  in  meld^er  ber  Suftanb  ber  ein* 
gelnen  SiSt^ümer  beS  !ßatriard^at§  nod^  ben  Miss, 
cai^ol.,  Born.  1897,  631  sqq.  angegeben  mirb. 


Sitccfctt. 


^Itppo     •    .    •    . 
S3agbab     .    .    .    • 

SBeirut 

^amoScuB     .    .    . 
2)iarbelr  .    •    .    . 

®egira 

^oms 

IDlarbin    .    .    .    • 
3JlofuI 


lilen. 


8  000 
1200 

500 
8000 

500 
1500 
2  000 
4000 
7  000 


22  700 


9far« 
tcien. 


2 
? 

? 

4 
1 
? 
4 
7 
6 


24 


2 
2 
1 
6 
1 
7 
5 
8 
10 


42 


Srie- 
ftec 


10 

4 
3 
9 
4 
8 
? 
23 
20 


81 


Semerft  fei  nod^,  bog  bie  Oberl^irten  Don  %lippo, 
SBagbab,  2)ama8cu8,  ^omS  unb  SRofuI  ben  Sitel 
Si^bifd^of  fübren,  unb  ba|  Seirut  unb  2)iarbefr 
Don  $atriard^alDicaren  abminiftrirt  merben.  Uebri- 
genS  ftnb  bie  meiften  SSifd^fSfl^  biefelben,  an 


1185 


Serien. 


iwk 


toeld^m  ouc^  moroniKfd^e  obecmeld^tKfc^e  SBifd^fe 
reftbiren.  SDie  ^rieflet  erl^alten  i^re  Silbung  im 
^atriard^KiIfeminor  )u  Sd^e^ ;  für  bie  @ebiete, 
toeld^e  ber  opoftolifd^en  Delegation  SRefopotamien, 
^rbiftan  unb  (fleinarmenien  unterfte^en,  bient 
bdl  unter  Seitung  ber  S)ominicaner  ftel^enbe  Semi- 
nar }u  9RofuI  5ur  ^uSbtlbung  f^rifc^er  $riefter, 
oie  aud^  einige  an  ber  Unioerfitöt  Seirut  9luf- 
nal^me  ftnben.  9{eben  ber  einl^eimifd^en  ©eiftltd^" 
feit  u>irfen  dS  @ceIforger  oud^  noc^  lateintfd^e 
Wifftonare,  fo  ju  ^leppo  gfranciScaner,  ju  ^D^ar« 
bin  ffa))uginer,  }U  IBagbab  Sarmeliten,  gu  S)a- 
maScuS  Sefuiten  unb  Sagariften  unb  gu  SHofuI 
S)ominicaner.  ^ud^  ftnb  einige  europäifd^e  Sc^ioe- 
ftem  an  Schulen  t^ötig,  fo  bie  äofepl^Sfc^toeftem 
}u  %Uppo  unb  bie  @d^h)eftem  Don  SJlariä  Opfe- 
rung gu  IBagbab.  Sn  einl^eimifd^en  flö)terlid(|en 
Kongregationen  gibt  ed  nur  mönnlid^e,  unb  gtoar 
eine  eingige  eigentlid^e,  bie  Dom  $atriard(|en  @cel- 
l^of  in'S  Seben  gerufene  Kongregation  gum 
ffi.  Spl^räm  in  URarbin;  in  ben  Dier  anberen 
fflöftern  befinben  ftd^  nur  in  Kommunität  lebenbe, 
unDerl^eiratetc  SBeltgeiftlidde,  bie  ftd^  gum  Xl^eil 
mit  ber  Krgiel^ung  ber  gum  geiftlid^en  Stanbe 
beftimmten  f^rift^en  Sünglinge  befd^äftigcn.  — 
2.  Ueber  bie  anberen  unirten  @t)rer  {.  b.  ^rtt. 
Sl^alböifd^e  Kl^riften,  9Raroniten  unb  %f^oma§^ 
Triften.  [Kel&er.] 

^^rint,  ein  Sanbemame  gu  gried^ifcl-römifd^er 
3eit,  toar  aud  ^ffprien  abgefürgt  unb  begeid^nete 
na(^  urfprünglid^em,  etioaS  unbeutlid^em  ^griff 
alleö  fianb  gioifd^en  ^cgi^pten,  Arabien,  bem  Si- 
grid unb  dilicien  (Pomp.  Mela  1,  11);  eS  ge- 
hörten bemnad^  aud^  ^alöftina  unb  ^^niden  gu 
Serien  (Plin.  H.  N.  5,  12  [13]).  Später  aber 
toaxh  ber  9{ame  gemö^nlid^  in  engerem  Sinne 
genommen  unb  bebeutete  nur  biejenige  Sänber- 
ftredte,  mld)t  gtt)ifd^en  bem  XigriS  im  Ofien,  ber 
arabifd^en  SBüfte  im  Süben,  ^alöftina,  $]^ö« 
nicien  unb  bem  9)ZitteImeer  bis  gum  Sufen  Don 
3ffu§  (mare  Syriacum ;  Ptol.  Geogr.  5, 14, 2) 
im  SBeften  unb  Kilicien  (Strabo  16,  2,  1)  im 
9{orben  liegt,  baS  l^eutige  Soriftan  ober  bie  £anb- 
fd^aft  efd^«Sd^am.  2)en  gu  i^rer  3dt  üblichen 
IRamen  flirten  bie  Septuagiuta,  an  toeld^e  fid^ 
ber  ]^I.  ^ieron^mud  anfd^Io^,  für  boS  ^cbraijd^e 
3lram  (f.  b.  9trt.),  fottcit  c§  gänbemame  luar,  fo 
ba|  Iup(a  aKe  bcffen  Sebeutungen  tl^etlte,  bie 
D"'«l«  4  ßön.  8,  28  oJ  ilopot  ober  Syri  würben, 
unb  (jupiJTi  ganj  allgemein  ^^aramäifd^"  l^icfe 
(Dan.  2, 4).  Sprtcn  ift  bemnoc|  in  frül^erer  ßdt 
nur  ein  ctl^nograpl^ifd^er  !Ranie  o!)ne  politifd^e 
Sebcutung  (fo  (Scn.  28, 7.  iRic^t.  3, 10.  2  Sam. 
8, 13).  ^U8  fprifd^e  ©cbirge  werben  getoöl^nlid^ 
ber  fiibanon  (f.  b.  ?lrt.)  unb  ber  9lntilibami§  mit 
bem  §ermon  bcgcidfjnct.  ^IS  glüffe  in  St)ricn 
nennen  bie  Klafjifer  ben  Drontcö  (je Jt  ^laf)t  Sfi), 
ben  gfeutberuS  (jefet  ^Ra^r  el  flebir)  unb  ben 
Kl^r^fonl^oaS  (je^t  Öaraba),  Dcrmutlftlit^  bcnfelben, 
welcher  in  ber  ^eiligen  Sd^rif  t  ^bana  ober  ^mana 
(4  ffön.  b,  12)  genannt  uiib  ald  nal^e  bei  SDa- 


(l&ll 


maSatS  fitefienb  begeid^net  toüA,  ik\ßf 
Sd^rift  ertDöl^nt  ougcrbem  o.  a.  O-no^lttf)» 
p^ar  in  berf elben  ®egenb  (ie|t  entlob  lri|| 
ober  SBobi  Sarbar ,  f.  9tobinfon,  Sm  H 
Sorfd^.,  ^Berlin  1857, 582).  3nbcii|n|ii|» 
plei;  merben  einige  Sanbfc^ften  tum  te  |ip 
S(!^rift  burd^  gefonberte  Slamen  ntniPie 
1.  Syria  MoBopotamiae  (3ubtt(84)iVA|| 
lid^  Mesopotamia  Syriae  (cr^^  ^^jlblp^ 
potamien  (f.  b.  Srt.).  2.  lopia  Loßi  (r» 
Syrus  Soba  (2  Sam.  10,  6.  8),  of 
Icüßdf,  Soba  (1  Sam.  14,47),  eoiQ(|.tL 
burd^  aSermed^hmg  Syria  Sobal  ($j.  51, 
Subitl^  3,  1.14).  3.  l^upuL  Bai&po»^  (m 
s^r^"^),  Syrus  Bohob,  bie  heutige  IM' 
am  gfu^e  beS  ^ntilibanud.  4.  Zopi«  ~ 
i^r-T^-  ci»),  Syria  Maacha  (1  $ai.  l|,l 
9Jlaa^a  (f.  b.  91rt.).  5.  FcToup  i^ln^l? 
^7.^^),  Gessur  in  Syria  (2  Sam.  15,&  IT 
2, 23),  im  9!orben  bed  Oftiorbonlanbei  li 
V.^f  irEdtov'^fiv,  vulg.  campos  Idoli 
Dermutl^Iid^  bie  je^t  el  Sefoa  gcnonde 
rung  gwifd^en  Sibanon  unb  SntUiboni, 
fpötere  Kölefprien.  ^ingugnfügen  BN» 

7.  Syria  Damasci  (p^i  c^it),  bei  Sqjril 
Stabt  SamaScud  (2  Sam.  8,  5.  Q,  bcpf 
nennung  ben  Sd^Iuffel  gu  bot  anbm 
nungen  gibt.  &  ift  nömlii!^  nid^t  ui 
lid^,  bog  Soba  eine  Stabt  bebtutet,  bem 
freid  als  gefonberte  fianbfd^ft  aufgffä|d 
toenigflenS  fd^eint  ber  9Iame,  too  er  dUij 
immer  alS  Stabtname  Dorguf  ommcn  (g.  9.  Sf 

8,  3),  unb  Bai&pouß,  ^aSo^ung 
ift  iebenfaüd  alS  ein  fold^  gu  faffes.  %k\ 
S)eutung  fprid^t  befonberö  bie  Sertoboi 
rex,  benn  in  poIitifd(|er  SSegie^wig  tm  ^ 
guetfi,  tt)ie  ^laftina  gut  Seit  Sofue^ia' 
Diele   felbftänbige   meinfiooten  %tü^,  \ 
röumlid^e  SuSbel^nung  [e  auf  bctf  QMä 
eingigen  Stabt  befd^iüi^  iDOt.   Untcr^ ' 
ftanben  biefelben  in  eiferfüd^tigen 
fo  lange  nid^t  einer  ber  mäc^tigeiCR 
eine  Obermad^t  über  onbere  ernmg  (DgLS' 
8,  10),  fomie  3  fiöu.  20,  1.  16  eqp 
ba|  32  ftönige  ober  S^qnaften  mm 
forifd^  ©emalt^ber  (Sefolgf^aft  Updi 
ben  felbftönbigen  Stöbten  tobb  gnop 
cu8  (f.  b.  9rt.)  genannt  ((Ben.  14,  U);  i 
ibm  erfd^eint  fd(|on  in  ^^  alter  9"^ ' 
(9tum.  13,  22;  34,  8).    Wa^bem 
f pöter  eine  S^it^nQ  unter  Soba  ge^oitai  1 
ed  mit  einer  Snga^l  onberer  StäMi 
Sotmö^igleit  SaDibd ;  benn  inbcn  bhfr 
@rengen  feined  Steid^ed    fo   meit 
fud^te,  als  @ott  ^bra^m  gugefogt  |Bft 
15,  18),  untermarf  er  Sbonger,  tal 
Don  Soba,  nebfl  S)omaS€u8  (2  Sem.  Sl  1 
Soba  f d^eint  ftd^  aber  nad^  ^CoDibS  ttjV  * 
frei  gemad^t  gu  l^ben,  benn  fd^on  u4^ 
doloren  fd^idfte  e«  mit  IBetl^  Sio^ob  200001 
ben  SImmonitem  gu  ^ilfe,  unb  giociada^- 


1137 


S^vi^n. 


118^ 


««1(04  tmicnoorfen  getpcfene  Stöbte  in  Serien 
kii^tm  ebcnfoHfi  18  000  QRonn  ju  biefem  3toede. 
%k  t>erfbitfltfii  €treitfräfie  tourben  febod^  erft 
Ml  3oq!(,  fpöter  Don  2)(U)ä)  felbft  niebergeiDorfen, 
nb  ^crtnit  tDor  bie  @elbftftiibtg(eit  bet  einzelnen 
fBriMm  mdnjiaaten  gebro^en  (2  €am.  10, 19). 
9an  ba  an  tDor  gon}  Serien  bem  idraeliti{<l^en 
flontgc  untcnDoxfm.  Son  €aIomon  mirb  biejj 
nibradli^  beaeugt  (8  ffön.  4,  21);  bod^  Derlor 
bRfeOc  ^mafiotS,  tn  mlätm  9lafon  aia  @oba 
»Uicr  att  f elbftbtbtgcT  ^errfd^  ausgerufen  tourbe 
(SiMn.  11,  28 --25).  ^ad)  bet  Trennung  bet 
Mbcn  it5n{grei(j^e  mad^ten  fid^  ol^ne  Streif el  aud^ 
He  übrigen  f^rifü^en  Staaten  miebet  felbftönbig,, 
Sonaficui  De(KnM)tetc  ie|t  bie  Hegemonie ;  na^ 
^  Dom  Qmat^,  bann  Sl^rcamiS  (f.  b.  Slrt.) 
Bit  feinen  ^et^itifd^  Settol^nem.  @o  blieb  eS 
Mi  }inn  Vnfang  beff  8.  Sa^rbunbertS  D.  Sbr.  918 
ober  bonn  Xtglot  pltfar  in.,  üon  Sd^aa  ge- 
tufni,  feinen  @tegc8Iauf  nad^  bem  SBeften  begann, 
Kclotni  bie  einjelnen  fQtifd^en  Staaten  il^re  Un« 
^b^id'^t  an  baS  ntfid^tige  aff^rifd^e  Steid^,  unb 
^ü»  QetDo^ner  »urben  nad^  ftir  (SSuIg.  Cyrenen) 
W)»Ttht,  oie  9mo8  (1, 5)  gett)ei8{agt  l^atte.  S)te 
^gt  €4nft  nennt  jmat  nur  SamadniS  (4  StbxL 
16,  9) ;  a&etn  fpdter  prabK  ein  affQtifd^er  ff önig, 
kt  ^e  Snja^  namentlid^  aufgefübtter  Stöbte 
bet  ajfirrif^en  Olad^tpie  erlegen  fei  (4  ffön.  18, 
SS.  84.  9f.  87,  18.  19).  Ueberbaupt  erfahren 
iDix  bie  Flamen  bet  felbftönbigen  Stäbte  in  Serien 
oHl  ben  Sendeten  über  ben  Untergang  i^rer 
eeOßchibigfeit.  3)ie  beilige  Sd^rift  nennt  und 
onfier  ben  ft^on  ongefübrten  bie  9Iamen  Sete, 
8crott  (2  Bam.  8,  8),  93et^  ßben  (9mod  1,5; 
Sttlg.  domns  yoluptaüs),  Zl^ebatb^  S^un 
ri  ^.  18,  8),  «rpbab  (f.  b.  Srt.),  «na  (4  ftön. 
18. 84),  ®0}a,  »efep^,  Sl^offar  (3f.  87, 12. 
18),  ^elbon  (S).  27,  18  l^ebr.),  Sabmor  ober 
folmfaca  (f.  b.  9rt.),  Sabarim  (Sj.  47,  16). 
Scitere  9lamen  gibt  ein  aud  einem  ffeilfd^rtft« 
kti  ubetfe^  XributDerjeid^i^ :  (SbarcamiS, 
thA,  Ihonmudb,  9Ragebbo,  SDton^uat,  3emar, 
^abnn^  (f.  b.  %rt.),  Samalla,  SRunijemar  (Be- 
eords  of  thePast  1.  8er.,  XI,  144;  Sd^ra- 
ber.  AriHnfd^.  unb  (Sefd^id^tef.,  (Sieben  1878, 
121  f.).  9leuerbtngS  finb  nod^  einige  fonjl  un- 
bdlinoiic  9tamen  ourd^  Ausgrabungen  an  Ort 
nb  SteUe  oufgetaud^t:  auf  er  ben  fd^on  oben 
gminmten,  859  D.  iSfjft,  t)on  Salmanaffar  II.  er- 
ohedm  6mnaSa  unb  9r))]^b  nod^  ^atin,  ®ur- 
gvR,  ^Inum  {Vltppo)  unb  Sutibu  (Sad^au  in 
K  nittbeihmgen  ouS  ben  Orient.  Sammlungen 
bir  A5nigL  Stufeen  )u  ^Berlin  XI,  SBerlin  1893, 
58ff.).  Sie  fo  enoorbenen  ißrooinjen  tourben  burd^ 
ofMfdbe  Statthalter  regiert,  oon  benen  im  3. 681 
einer  genannt  loirb  (Sad^au  o.  a.  O.  59).  Seim 
Untergang  beS  aff^rif d^n  Keid^eS  fiel  ganj  Serien 
Ol  SaiQlonien.  3oarOerfud^teip^rao!Re(baolI. 
bolfdbr  an  fxd^  gu  bringen,  beftegte  ben  iübifd^en 
Mirig  Sopöd,  ber  fu^  ihm  bei  SRogebbo  ent- 
ygcnpfOte,  unb  jog  oIS  ^errfd^r  bis  SRebra  bei 


Smatl^ ;  inbeffen  ber  Srfolg  ttmr  nid^t  Don  S)auer. 
2)er  fd^on  etfranfte  9labo)>oIaf|ar  fanbte  feinen 
So^n  9{obu(^obonofor  gegen  ben  Iß^arao,  unb 
biefer  befiegte  ben  ^tgqptti  in  einer  großen  Sd^Iad^t 
bei  Sl^arcamiS,  fo  ba|  Serien  oon  ba  an  ben 
Sbolbäem  unterworfen  blieb.  SRit  bem  gefammten 
babQlonifd^  Strid^  marb  aud^  Serien  oon  S^ruS 
untermotfen  unb  ftanb  gtteifelSo^ne  feitbem  unter 
rinem  Satrapen.  S)iefem  mar  mol^  ber  gange 
Sänbercomples  red^tS  oom  Supbrat  anvertraut,  fo 
ba^  er  in  ber  l^eüigen  Sd^rift  (1  Ssbr.  5, 8;  6, 18. 

2  esbr.  2,  7  U.  f.)  nnna  nay  nh^ ,  dnx  trans 
flmnen,  genannt  mirb,  mofür  baS  3.  SBud^  ßSbraS 
erloutemb  (6,  7)  Bubregulus  Syriae  et  Phoe- 
nicis  fe]fi  3n  bem  Satra))ienoei^ri(bni|,  meines 
3)ariuS  I.  gu  Sebiftan  Hinterlagen  b^t,  fd^nt 
biefe  gange  ^rooing,  in  meldte  Serien  einge« 
fd^Ioffen  mar,  mit  bem  Flamen  Babirus,  SBab^« 
lonien,  begrid^net  gu  fein  (S))iegel,  S)ie  altperf. 
ffeMinfdftriften,  fieipgig  1862,  4).  Unter  «rto- 
2;er|eS  L  unb  mieber  unter  Slrtaser^eS  II.  er^ob 
fid^  Sl^rien  in  bebeutenbem  Slufftanb  gegen  bie 
perftfd^e  ^enfd^oft;  inbe^  blieb  eS  unter  bem 
möd^tigen  Scepter  ber  St^ömeniben,  bis  bereu 
gangeS  Sleid^  äleianber  bem  @ro|en  anbeimfiel. 
9IS  nad^  be^en  tobe  feine  ^b^mn  fid^  in  bie 
gro^e  macebonifd^e  Sßonard^ie  tl^eilten,  lam  Sq« 
rien  nebft  9Refo|)otamien  an  SeleucuS  unb  gab 
nun  ben  92amen  für  baS  mäd^tige  Steid^,  meld^eS 
bie  oorberafiatifd^en  Sejknbtl^eüe  beS  ebemaligen 
^erferftaateS  umfaßte.  Seine  Slfitegrit  erlebte 
baSfelbe  unter  feinem  Stifter;  burdd  il^  erhielt  eS 
audb  bie  bebeutenbe  SReftbengftabt  am  OronteS, 
meldte  er  im  3.  800  grünbete  unb  nad^  bem  92a- 
men  feines  SobneS  9ntiod^ia  nannte.  Aber  f^on 
mit  biefem  Sobne  unb  Stad^folger,  Slntiod^uS  I. 
Soter,  begann  ber  SerfaS  beS  9ldd^,  unb  biefer 
fe^te  fid^  unaufl^Itfam  fori,  befonberS  nad^bem  bie 
Seflrebungen,  ben  ^elleniSmuS  überaübin  eingu» 
führen,  in  3ubda  ben  9Ra(babäerfrieg  l^eroor- 
gerufen  bitten  (f.  b.  9rtt  9Ie(anber  SalaS,  9n- 
tiod^uS,  SemetriuS,  9Radbabäer).  2)enlmale  ber 
gried^ifd^n  ^errfd^ft  blieben  au^  Sntiod^ia  bie 
Stäbte  Seleuda  unb  ^SXüfftnt  (f.  b.  9lrtt).  Seit 
Snid^tung  beS  feleuribifd^  9leid^eS  nun  erfd^eint 
bri  ben  gried^ifd(|en  ®efd^id^tfd^reibem  eine  S^ri- 
tbeilung  in  baS  obere  ober  nörblid^e  unb  baS 
füblid^e  Serien;  lettereS  trögt  ben  3l(mta  ^baS 
boble  Serien"  (^  xoiX^j  2up(a,  aud^  bloj^ 
^  Ko(X9)),  oon  ben  Klömem  f{)öter  Goelesyria 
genannt  unb  ift  boS  früher  i^^r^^a  genannte 
Sieflanb  ober  ber  Sulon  gmifdb^  Sibanon  unb 
«ntilibanuS.  9{ad^bem  bann  bie  ^tolemöer  einen 
%^t\l  oon  Serien  unter  i^re  6errfd^  gebrod^t 
botten,  marb  ber  9}ame  SöUf^rien  über  ben 
9lntiIibanuS  btnauS  öftUd^  bis  an  ben  dupfftat 
auSgebel^nt,  fo  ba|  bie  betreffenbe  $rooing  S)a' 
maScuS  mit  umfa|te  (Jos.  Antt.  18,  15,  2; 
Bell.  Jud.  1,  4,  8).  3nbe|  beftanb  immer 
megen  beS  9lamenS  eine  gro^e  Unbeftimmtl^t. 
Oft  red^nete  man  aud^  baS  gefammte  Oftiorban« 


1141 


€9^^^»/  Q))ofiolifd^e9  SJicariat 


1142 


folgt!  (f.  b.  Sri  9nKo$ien).  Steten  biefer  2)t5- 
cefe  blühten  befonbei9  bie  (Semeinben  oon  SBeroa, 
Bcleuda,  StKraieo,  @mnofata,  Cijintd  unb  Sbeffa 
(l  b.  betr.  Httty  Stm  4.  Sol^rbunbert  trennte  gon- 
famtui  bcr  @ro^  (Eommogene  unb  Cpn^eftion 
Dcm  €9rien  unb  btlbete  baraud  eine  eigene  $ro- 
ino}  Cup^enfifi ;  bad  fibrige  Snnb  tuarb  {|)ftter 
Don  X^übofiuS  bem  3fingem  in  Syria  prima 
unb  Syria  Beennda  einget^eilt.  Unter  Suftinion 
mffben  bie  toid^Kgfien  fprifd^  @täbte,  aud^  9ln- 
^ifja,  don  ben  $erfem  genommen,  fieiber  mor 
&^ma  bomoIS  fAon  eine  f^eimat  ber  3Rono* 
Db^fUen  (f.  b.  Sri  &tfttt  n.  l,  2)  getoorben,  toeU^e 
^  bei  $atriar(^fi  9ntio4tQ  bemäd^tigt  l^otten, 
onb  unter  i^  b^etifd^enSEBirlfamfeiterftarbSitte 
unbCultur  mit  bem  rechtgläubigen  S^riftentbum. 
3m  3. 685  toKirb  bod  Sonb  Don  ben  Srabem  er- 
sbcrt^  unb  bolb  belonnte  ber  ^ö|te  £beil  ber 
SciDol^ner  fu^  gum  Sölom  mit  feuten  Derberblic^en 
golgen.  SaS  geiflige  Seben  bob  ji^  mieber  unter 
bcr$enf(^ft  ber  arobif^enK^oIifen;  biefen  ober 
Docb  baS  Sanb  Don  aufrübrerifd^en  ©tottbaltem 
cniriftcn.  meldte  felbft  totaler  ben  Surlmenen  unter- 
lagen. 2e|tere  Dertoren  eS  on  bie  ftreuafal^rer, 
iDd^e  olfi  erße,  freilid^  burd^  bie  Uneinigfeit  ber 
gelb^erren  jmeifelbofte  Srfolge  bie  Stiftung  einer 
(^ü^en  Sraf  jd^t  in  ebeffa  unb  eined  gfürften- 
t^uml  in  tlntiod^ien  gu  t)er}etd^nen  f^ittn.  3m 
3.  1187  iebod^  gcmonn  ber  Sultan  @oIabin 
E^rien  grö|tentbeü3  »lieber  für  ben  |)Qlbmonb, 
unb  bem  Xefl  d^rifUid^er  {^errfd^aft  matten  1268 
bie  SRmnelnJfen  ein  6nbe.  S)iefe  unterlagen  gegen 
1400  bem  b^anfiärmenben  Zimur  ober  Samer« 
bm,  beffen  9iad^f olger  im  !Rlnfong  beS  16.  ^oif^f 
\fixolMi  mieber  ben  unaufbaltfam  Dorbringenben 
Oimonen  meieren  mußten.  3m  3. 1517  eroberte 
6elim  L  Serien,  unb  feitbem  bilbete  ed  eine  tür- 
tif^e  $rot)in),  nid^t  o^ne  ba|  bie  bafelbft  ein- 
geje|ten  $aftbQ8  b^ufige  SBerfud^e  gur  99Ubung 
nncS  felbpänbigen  SReid^ed  untemabmen.  3nt  3- 
183B  bebnte  SRebemeb  ^li,  ber  ftd^  in  Slegppten 
unabi&ngig  gemad^t  b^tte,  feine  ^enfcbaft  aud^ 
ober  69rien  ouS ;  baS  Sanb  febrte  ober  1840  burd^ 
bie  äntettention  ber  euro))aifd^en  äßöcbte  unter 
bie  unmittelbore  ^Regierung  ber  $forte  gurfidf. 
Strien  trögt  b^e  nod^  bie  gfolgen,  meldte  lange 
ädjfi^berte  binburd^  ber  unouf^örlidde  9Bed^jeI 
ba  ^errfd^er,  bie  üerbeerenben  ^iege  unb  bie 
Saxborei   ber  mobommebanifd^en  @eU)oIt]^aber 
6<tDorgeruj^  b^ben :  Sanb  unb  Seute  fmb  ruinirt, 
imb  boS  einft  fo  blübenbe  Sanb  ift  »enig  mebr 
QÖ  eine  fd^moib  bebölferte  ßinöbe  DoU  9iuinen. 
in  neuerer  3eit  b^  Serien  bie  ^ufmerffamfeit 
beS  ^riftlid^n  (Europa  mieber  burd^  bie  ßömpfe 
p)ij4en  2!)rufen  unb  SRoroniten  auf  ftd^  ge- 
bogen; blutige  92ieberme^Iungen  ber  Sänften, 
nomett&idd  gu  3)omaScud  1860  unb  1861,  filierten 
)nr  }eitmeiligen  Sefe^ung  beS  Sanbed  burd^  fron* 
ibftf^c  Zruppen.  —  Ucber  bie  beutigen  fir^Iid^n 
8tt^nbe  in  Serien  DgL  bie  9lrtt.  Slntiod^ien 
[l%2);  (E^albäifd^  SbnPen;  aRaroniten;  mu 


d^iten;  !Reftorianer;  @qrer;  Serien,  apoftolifd^es 
SSicoriat.  [ffaulen.] 

$9tieit,  apofioIifd^eS  SSicoriat,  ober 
offideH  ^9lt)oftoU{(bed  SBicariat  mtppD\  bei^t 
ber  Se^irf,  toorin  ber  ie^t  gu  SBeirut  refibirenbe 
apoftolifd^e  SSicar  bie  3urtdbiction  über  bie  latei- 
nifd^en  (S|riften  ausübt.  Sntftanben  ift  baSfelbe 
im  3. 1762  burd^  SIbtrennung  Syriens,  SQpernd, 
Sleg^ptenS  unb  Arabiens  oon  bem  (S^eneraloicariat 
(Sonftantinopel  (f.  b.  Srt.  III,  1016),  mUi  bie 
genannten  2)iftricte  bem  P.  9tmoIb  ^affu,  $rie« 
fter  ber  (Sefdlfd^af t  ber  S^iffionen,  unterfteDt  mür- 
ben. Sod^  maren  bie  meiften  lateinifd^en  IFatbo- 
lilen  bamafö  bort  t)ermöge  eined  befonbem  $rtoi- 
legiumS  unter  ber  unabböngigen  3uridbiction  ber 
gfrancidcaner-Suftobie  beS  b^.  SanbeS  (f.  b.  Slrtt 
granciScanerorbcn  IV,  1653  unb  Serufalem  VI, 
1852  f.),  unb  bem  apoftoIifcbenSicar  unterftanben 
baber  factifcb  nur  menige.  2)ieg  fd^eint  aud^  ber 
©runb  gettefen  gu  fein,  ba|  erft  im  3- 1817  ein 
9lad&f olger  für  P.  Safju  in  ber  ^erfon  beS  P.  ®an- 
bolfi  aus  ber  SRiffionSgefellfd^aft  beftimmt  tt)urbe. 
auf  i^n  folgte  als  britter  (feit  1827)  3ob.  Pe- 
trus Sofanna,  Sitularbifd^of  oon  9bQbuS.  2)ie 
meiteren  apoftolifd^en  SBicare  geborten  bis  1896 
fämmtlid^  bem  gtanciScanerorben  an,  nömlid^ 
^ngeluS  ^fagio,  Xitularbifd^of  Don  %\pa]a  (1836 
bis  1838);  grang  iBilarbeU,  3:ituIar-(£rgbtfdbof 
k)on  ^^ilippi  (feit  1839),  ber  1852  ermorbet 
nmrbe;  $aul  Srunoni,  XituIar'Srgbifd^of  t)on 
Xaron  (feit  1853),  ber  1857  nad^  (Sonftantinopel 
tranSferirt  mürbe ;  bann  nad^  längerem  3tt>ifd^(n- 
raume,  möbrenb  beffen  ber  ^otriard^  oon  Seru- 
falem, 3o{epb  SSalerga,  baS  9lmt  beS  9$icarS  oer- 
fab,  im  3.  1874  ©crop^in  SKilani,  Situlor- 
(Sr^bifd^of  oon  XrajianopoItS,  ber  aber  im  nöm- 
lid^en  Sabre  fd^on  baS  Siätl^um  $ontremoIi  erbielt; 
Submig  $taoi,  Xitular-Srgbifd^of  oon  Stunia 
(feit  1876),  ber  1889  ben  ^atriard^enftubl  oon 
Serufalem  beftieg;  ©aubentiuSSBonfigli,  Zitular- 
(£r5bif(bof  oon  (Sabafa  (fett  1890),  ber  feine  Slefi- 
beng  gu  Seirut  nal^m,  mdl^renb  aUe  feine  Sor- 
ganger gu  ^Uppo  refibirten,  unb  1896  gum  apo- 
ftolifd^en  SBicar  oon  Sleg^pten  (in  Sllesanbrten) 
ernannt  mürbe.  ®egenmörtig  ift  apoftoUjd^er 
SBicar  ber  S)ominicaner  $etruS  ©onfaleg  Ifarl 
2)uoaI,  XituIar-iSrgbifd^of  oon  $etra  (feit  1896). 
Unterbeffen  mar  aber  im  Saufe  beS  19.  S^bt- 
^unbertS  baS  SSicariat  Slleppo  mebrfad^  Oerlleinert 
morben;  gunäd^ft  mürbe  1837  ^[egQpten  (f.  b. 
9Irt.  I,  266)  fammt  Slrabien  abgetrennt  unb  felb- 
ftänbig  gemad^t,  fobann  1848  bei  ber  SBieberber- 
fteUung  beS  lateinifd^en  ißatriard^atS  3erufalem 
(f.  b.  9lrt.  VI,  1352  f.)  aud&  «Jkiläftina  unb  (J?- 
pem.  S)ofür  erhielt  aber  nunmebr  ber  apoftolifd^e 
SSicar  gu  ^leppo  bie  OoDe  3unSbictton  über 
fämmtlid^e  Sateiner  fcineS  SicartatS,  inbem  bie 
oben  ertoöl^nten  Siedete  ber  ßuftobie  beS  beiligen 
SanbeS  abrogirt  mürben.  3)emnad^  geben  ie^ 
bie  ©renjen  beS  SicariatS,  am  9Reerbufen  oon 
Slbalia  anfangenb,  oon  ben  füblid^en  Slbl^ftngen  beS 


114S 


Sljltif^e  Bptaitt  unb  Siteratur. 


1146 


SMnmi')  MMnben  ^  gu  @irop]^  toon  Dier 
M  ju  fmbfH  3nlen,  berm  oetf^iebenet  Umfang 
btt  <H]itöni0teü  bed  SRetcumS  l^flg  nid^t  über- 
irinbcL  ^ofa  gcfcnt  {t^  breite  btr  S)iction. 
t&ffigc  Sieber^brae  berfelben  (Bebanfen,  SBUbet 
unb  SBenbtmgen.  Sennod^  bem&^rt  jid^  S))]^ram 
hmt  ätmigteit  b(8  ®effip,  Sd^nrnng,  SBilbtr» 
ni^^um,  brotnatif^e  Suff  äff ung  bet  reHgi5fcn 
Oe^rnniffe,  glu(fluijie$erfoiiificationbogm(itij<^er 
Sbccn  c!§  ein  flehtet,  rci^ilaltiget  unb  gro^ 
Skid^.  €cme  {»oetifd^en  SBetle  ni^  fid^  in 
12  ^attt)tgnt)ipen:  1.  XeligUfe  unb  Ürd^Iid^ 
3cttsebi<^te  (tM)n  l^^etn  fird^engefd^id^tßd^en  3n« 
laff(c) ;  2.  ®e{Ange  miber  Sulian  ben  96trünn{- 
0ni;  3.  ®efänge  toiber  bie  ffe^er;  4.  ®e{änge 
ito  ben  ®Iau6en  »ibec  bie  Grübler :  5.  (Skfönge 
über  Me  ihr(^  unb  bie  äungfräuliqfeit ;  6.  ein 
längen«  Sieb  über  bie  »^erle""  (@innbUb  jugleidft 
bd  (hßfec«  unb  bed  @faubenS) ;  7.  Siturgifd^e 
fyfmim  über  ben  Hrd^Kd^en  gfeftfreifi;  8.  ®rab« 
gejimge:  9.  5^  Xrium))]^  Sl^rifti  über  Satan 
imb  Xob;  10. 3)0«  $arabieS  (^ben;  11.  SRo^n- 
ftai;  12.  Ser  Sgqptifd^e  ^o\tpf^  €eine  Did^- 
tongen  finb  in  Qk^U,  Suffoffung,  Sotm  unb 
6pru^  malgebenb  für  bie  folgenben  jQrifd^ 
Sit^  geblieben ;  »enige  ^ben  ilftn  enetd^t,  oQe 
okr  tbn  nod^gea^mt,  tDe^alb  bie  gange  f|>ätere 
^oiraimliteratur  an  einer  getfiffen  Sintönigleil 
Idbct  (Sgl.  G.  Ferry,  Saint  Ephrem,  poöie, 
KiniM  1877;  ^.  &xmmt,  S^er  @tTO))b«nbau  in 
bot  9AV^  S)>bt&m  be«  S^rer«,  greiburg 
Lb. &^.  1898;  S)erf.,  Gniubgüge  ber  fprifd^en 
Scbmmg««  u.  SerSIel^,  in  ber  3ritfd^rift  b. 
Sciüf^en  9RotgenL  (SefeDf^ft  XLYU  [1893], 
276—807.)  —  eieid^gettig  mit  ber  $oefte  be- 
«irait  in  Serien  fd^on  im  5.  3a]^(unbert  ber 
crpe  tlnfa^  ber  Jjpöter  fel^  reid^en  gejd^id^tlid^en 
Siterotur.  Sin  URortqroIogium  Dom  Sa^re  411 
ifi  mx^  IM^fdMftlid^  erbalten  (f.  b.  Sri  Acta 
8aiicionim  I,  179).  ®n)a8  ^l^er  faQen  bie 
Doetrioa  Addaai  (f.  b.  9rt  Sbeffa  IV,  121 ; 
bie  erjte  nollpünbige  9u8gabe  beforgte  ®.  $bU" 
tip«,  Sonbon  1876)  in  il^  ie^igen  ®eflalt,  bie 
HypomDemata  be«  f^L  Sd^arböl  (@arbeIiuS), 
bit  IRart^rien  be«  Sifd^of«  SBorfanmä  Dan  ßbeffa 
imb  be«  ^iocon«  ^bbib^.  6ine  größere  @amm- 
Imig  Don  SJlartqreracten  Derfud^te  erft  9Rarutba« 
(f.  b.  Srt.)  im  4.-5.  Sa^unbert  (Sgl.  3in- 
grtle,  Htä^it  9cten  ber  ^eiligen  SRort^rer  be« 
Stotgcnlanbc«,  3nn8brud[  1836;  ®.  f)offmann, 
luS^flge  ou«  fprifd^en  Veten  perftfd^er  9Rartqrer, 
Stt^  1880;  Amiaud,  La  legende  ayriaque 
da  8.  Alexis,  Paria  1889 ;  gfeige,  2)ie  ®efd^i(^te 
b(«  VlAr'9bblfbö,  ftiel  1890;  Bedjan,  AcU 
Virtynun  et  Sanetomm,  Paria.  1890—1896, 
6  ToQ.)  Sine  Sngobl  f^rifd^  ^poctt^pf^m  fuib 
im  Hei  9))ocr4pbenIiterotur  em)äl^nt;  über  bie 
fodj4m  Siturgien  f.  b.  «rt.  YIII,  21.  SBabr« 
jdicmtii^  fd^n  au«  bem  6.  Sal^bunbert  ftammt 
btt  »&l^o|^bIe*  (Me'ftrath  Grazzd),  eine  apo« 
o^p^if^  Snoctternng  ber  altlefiamentlid^en  ®e- 


fd^id^e  in  ber  9rt  be«  Sud^e«  ber  Subilften,  bercn 
Htm  in  ba«  ätbiopifd^e  VbomSbuc^  übergegangen 
t[t  (f.  S.  Segolb,  S>ie  Sd^a^^ö^Ie,  Sei{))ig  1882 
bi«  1888,  2  SBbe.). 

2)ie  Spaltung,  meld^er  bie  [Qrifd^e  ftird^e  nad^ 
ibrer  erften  SBIütegett  burd^  Die  Sniebren  be« 
SIeftoriu«  unb  SutQd^e«  für  lange  3abrbunberte 
anbeimfiel,  l^at  aud^  bie  ürd^Iid^e  Siteratur  in 
brei  3tteige  audeinanbergeriffen,  in  einen  red^t* 
glaubigen  (ber  fpöter  fogen.  9ßeld^iten),  in  einen 
neftorianifd^en  unb  in  einen  monop^^r^tifd^ 
()acobiti{d(|en) ;  ein  ^o^  ©d^a)^  gemeinfamer 
Ueberlieferung  blieb  jebod^  aud^  ben  gmei  bare« 
tifc^en  ®Iauben«gemeinfd^ften  erbalten.  @ie 
fubren  fort,  nid^t  nur  ben  b^.  S))bröm,  fonbem 
aud^  bie  IjiSL  Vtbanafiu«,  ^afiltu«  unb  anbere 
gried^ifd^e  iHrc^enDäter  gu  Derebren,  unb  fo  Der« 
binbet  bie  brei  getrennten  Siteraturen  immerbin 
nod^  ein  SBanb  oer  ©emeinfamteit  unb  monnig- 
fad^en  gcgenfeittgen  Sinfluffe«.  Unter  ben  red^t« 
glaubigen  Scdriftftellem  ragen  gunöd^ft  Sal&u« 
unb  SQrillona«  (f.  b.  9rtt.)  al«  religiöfe  S)id^ter 
berDor,  Slabula«  (f.  b.  Srt)  al«  SBotfömtifer  ber 
iinblid^  Sebre  gegen  ben  9leftoriani«mu«,  be« 
fonber«  aber  Sfaac  ber  ®ro|e  Don  Sntiod^ien 
(f.  b.  9rt.),  ber  gtoifd^en  400  unb  460  bie  Diel- 
feitigfte  Iiterarif(be  Xb^^Q^^  entfaltete  utü)  neben 
Dielen  ^rofafcbriften   200  metrifd^e  |)omUien, 

Sblreid^e  ^Qmnen  unb  anbere  ®ebid^te  finterHe^. 
on  ben  SBerten  feine«  S^itgenoffen,  be«  SDUnd^e« 
S)&bb&  in  Smiba,  ifl  ttenig  befannt.  Scadu« 
(f.  b.  9rt.),  »ifddof  Don  «miba  (um  422),  fd^eint 
ben  9ieftoriani«mu«  begünftigt  gu  b^^ben.  S)er 
au«  bem  2)reica{)itelftreit  befannte  3ba«  (f.  b. 
Sri.)  arbeitete  in  feinen  Jüngeren  Sabren  an  ber 
Ueberfe|ung  ber  SBerfe  be«  Xb^obor  Don  9Ro))fu« 
eftia  (f.  b.  9rt.),  folgte  aber  fpüter  Stabula«  auf 
bem  @i|e  Don  Sbeffa  unb  marb  burd^  ba«  SoncU 
Don  Cb^kebon  in  feiner  3Bürbe  befldtigt,  bie  er 
bi«  gu  feinem  Xobe  (457)  bebau|)tete.  ^ie  ptt» 
ftfd^e  @d^ule  Don  Sbeffa  (f.  b.  SIrt.)  tear  bi«  babin 
ber  @tü^unft  ürd^Iid^er  @tubien  unb  d^riftlid^er 
9Riffu)nStbatigIeit  für  Serien,  SRefopotamien  unb 
$er^en.  ^itt  mürben  gablreid^e  gried^ifd^e  @(brif- 
ten  überfeft,  mie  ber  Liber  recognitionum  be« 
$feubo-(SIemen«  (f.  b.  9rt.  SIementinen  III, 
523 1),  bie  Xf^opfymk  be«  Sufebiu«  Don  Sofa« 
rea  (f.  b.  9lrt.)/  beffen  ®efd^id^te  ber  SBefenner 
unb  beffen  ftird^engefd^^id^te.  9lod^  gu  Sebgeiten 
Xb^oborS  Don  9Ropfueftia  (Dor  429)  begann 
inbel  ^ier  ber  Werfer  9Ra'n&  beffen  SBerfe  gu 
überfe^;  9nbere  DoOenbeten  fein  Ueberfe|ung«- 
merf  unb  Derpflangten  fpöter  ben  9leftorianid« 
mu«  meiter  na^  Often,  mdbrenb  Sarfuma«  (f.  b. 
Srt.)  ibn  offen  gu  Sbeffa  lebrte  unb  bie  @d^ule 
bafelbft  in  eine  ^flegfcbule  ber  ^arefte  umgeftal« 
tete.  91«  er  (gmifcben  449  unb  457)  Dertrieben 
mürbe,  fe^te  IRarfe«,  ein  frud^tbarer  2)id^ter  unb 
Sd^rifterHärer,  fnne  liropaganbiftifd^e  Xb^tigfeit 
fort,  bi«  ftaifer  3nu)  (489)  bie  9teftorianer  au« 
Cbeffo  Dertrieb.    Ob  bie  Ueberfe|ung  mehrerer 


1149 


S^tifd^e  Sptod^e  unb  Sitetatur. 


1150 


Ib^bcrromanS,  tat  b.  Senffd^rift.  b.  f.  f.  Wob. 
ba  SBiflenfc^.^  SSien  1890.)  SBon  bem  erfien 
%&ftn  Dct  f9rif(^  SRonop^Qfiten,  bem  9r(^i« 
aanfarilen  OorfumoS,  btt  auf  bem  SoncU  bon 
ftokfbon  DenirtVilt  »urbe,  liegen  feine  @(^riften 
nr.  2)agegm  entfaltete  ^^UosenuS,  Stfd^of  uon 
gtatag  (^ierapoUd),  eine  audgebel^nte  titerorifc^e 
X^gt^t,  beforgte  eine  Mibirte  Ueberfe|ung  ber 
gnqcn  Otbel  (f.  b.  9tt  Sibelfibetfejfungen  n, 
720  f.),  f<!^e(  me^en  Sommentare  baju,  größere 
bntrDüerftf^riften  unb  bebeutenbe  Sriefe.  £r 
imrrbe  Mrbannt  unb  528  }U  @angra  in  ^opl^fat* 
(oatrn  ermotbet  (ogl.  Ign.  Guidi,  La  Lettera 
di  Filoeseno  ai  Monaci  di  Teil '  Add&,  Roma 
1886;  W.  Bodge,  The  Discoorses  of  Philo- 
zoioe,  Biahop  of  Mabbogh  I,  London  1894). 
ftn  Um  TtU^n  fid^  Step^n  bar  @ubatli  (f.  Fro- 
tlnngham,  Stephen  bar  Sudaili  the  Syrian 
Mystio  and  the  Book  of  Hierotheos,  Leyden 
lb86);  ber  @tQlit  Sofue,  einer  ber  beflen  alte- 
tni  dcfd^d^tfd^reiber  (f.  Hartin,  Chroniqne  de 
Jmo^  le  Stylite,  in  b.  9b(anbl.  für  ftunbe 
brt  SRorgenlonbe«,  2ei)))ig  1876 ;  Wright,  The 
Chronide  of  Joahna  the  Stylite,  Cambridge 
1882);  ber  QoItSbid^ter  Spmeon  JlülA^a;  ber 
eontzoDerfijt  €Qmeon,  Sifd^of  Don  Sötl^  9r- 
kbin  (f.  Gnidi,  La  Lettera  di  Simeone  Yes- 
OQfTo  di  BMh-Ars&m  sopra  i  martiri  Ome- 
riti,  Roma  1881);  bie  Sifc^öfe  So^nnefi  bar 
ftntttS  oon  ZeD&  (f.  Kleyn,  Het  Leven  van 
Johannes  van  TelU  door  Elias,  Leyden 
1882)  unb  VlarA  Don  Smiba  fomie  3o^nneS 
to  9{»bt6n9&,  9bt  be9  X^omaSRofier«  bei  @e- 
Iracia.  S)er  eigentlid^e  Segrunber  ber  j[acobittf d^en 
ftir^e  in  Serien  ttor  3acob  bar  X^eop^ituö,  gu« 
foumnt  Sorobdufi  (f.  b.  Srt.),  »eitler  um  541 
9i|4of  bon  Sbeffa  nmrbc  unb  578  auf  einer 
Xrife  no^  fResonbria  ftarb.  ^f^xtn  bebeutenbften 
otnmf^ftlid^n  Vertreter  fonben  bie  SRono- 
p^pfUen  in  @ergiuS  Don  SlAfain,  ber  um  585 
D^  Xom  Um  unb  im  f olgenben  Saläre  ben  ^opjl 
tgopet  L  (f.  b.  Sri)  nac^  Sonftantinopel  be- 
gliürte ;  er  überfetfte  bie  3fogoge  bed  ^orp^^riuS, 
iit  Kategorien  unb  anbere  Schriften  bed  Sri* 
fiottH  anfel^nlid^  Zl^e  aud  ben  SEBerfen  bed 
0olenu8  unb  Derfa|te  felbft  mehrere  ))]^Iofopl^ifd^e, 
Baturoiffenf<I^Iid^e  unb  mebicintf(^e  Zradate. 
Sa^Itcic^  grieÄifd^  Sd^riften  t^eoIogi[(^n  ^n« 
tolti  nberfe|te  ber  Sifd^of  $aul  üon  (SalUnicufl, 
Mann  519  Don  feinem  6ijfe  Dertriebcn  mürbe 
vnb  fi4  in  Cbeffa  nieberliev.  Su^  bie  ®efe)^ 
ber  intifer  Sonfiantin^  X]^obo{{u8  unb  Seo  mur- 
bm  Don  einem  iocobitifd^en  9)l5n(^  \n'%  S^rifd^e 
dtotngm  (Dol.  St,  ®.  SrunS  unb  6.  Saä^an, 
@9n{4«römif<^  Xei^tSbud^,  Seipjig  1880). 
ßmfalls  Don  einem  fold^n  rfl^rt  ein  breitet* 
iigtf  Serf  1^,  xotläfk  bie  (Sefd^id^te  eonftan* 
tml  unb  feiner  brei  @ö]^ne,  bie  beS  $a))fte8  (£u- 
iebhts  unb  feine«  SBerfoIgerS  ffaiferd  Sußan  (f. 
0«  ^offmonn,  3ulianoS  ber  Slbtrännige,  £et)ben 
1680,  rnib  DgL  JlbMt,  lieber  ben  f^r.  Stoman 


Don  ffaifer  3ulian,  in  b.  Seitfd^rift  b.  3>eutfd^en 
aWorgenl.  ©efeüfc^.  XXVIH  [1874],  263—292) 
unb  enblid^  bie  beft  ffatferS  ^üt>\an  umfa|t,  aber 
DöOig  legenben-  unb  romanhaft  gebalten  ifi  93on 
bobem  gefd^id^tlid^en  Sßertbe  ftnb  bagegen  baS  um 
540  abgefa|te  Chronicon  Edessenum  (f.  fallier, 
Unterfud^ungen  über  bie  ebeffen.  Sl^ronit,  in  ®eb« 
l^arbt  u.  ^amad,  Xe^te  u.  Unterf.  IX,  1,  Seipgig 
1892)  fomie  bie  btftortfd^en  9Berfe  bed  IBifc^iofd 
SobanneS  Don  epbef u8  (f.  b.  9rt.)  über  ®efd^id^te, 
ftin^enge{(^id^te  unb  Seben  ber  fieiligen  bed  9Ror* 
genlanbeS.  2)ie  gried^ifd^e  itii^engeft^id^te  beS 
3ad^aria9  fHf)t\ot  tovcttt  um  569  in'ft  @Qrifd^e 
uberfe^t,  ebenfo  3tu8}üge  auS  SocrateS  unb  kl^eo» 
boret  918  adcetifd^e  @d^ftfteller  ftnb  nod^  )u 
nennen :  Jobanned  @&bb&  (um  550),  3faac  Don 
9liniDe^  (Dor  593 ;  f.  Chabot ,  De  S.  Isaaoi 
Ninivitae  Vita,  Scriptis  et  Doctrina,  Paria 
1892),  abrabam  Don  3ltp^at  (um  biefe  3eit), 
9tofe3  Don  aggel  (um  550—570),  $eter  Don 
(EattinicuS  (Don  578—591  ^ßatriard^  Don  9n« 
tio(bien). 

91Ie  Dorgenannten  Sd^riftfieHer  überrogt  an 
®elebrfamteit  mie  an  grud^tbarteit  bei  meitem 
Sacob  Don  ßbeffa  (f.  b.  9lri),  meld^er  in  ber 
f  Qrifd^en  lird^Iid^en  fiiteratur  eine  äl^nltd^  SteSung 
einnimmt  mie  ber  bL  ^ieron^mud  in  ber  lateini- 
fd^en.  Unennüblid^  manbte  er  fid^  bem  @tubium 
ber  b^iligen  Scbriften  }u ;  mit  bem  (Sried^ifd^en 
toar  er  tt)obI  Dertraut,  für  baS  9llte  Xeftament  be« 
biente  er  [td^  ber  ^ilfe  iübifd^er  (Selebrten.  £r 
Dereinigte  in  jid^  bie  Xb^tigfeit  eined  bebeutenben 
Sl^eologen,  (Befd(|td^t{d^reiber8,  ^bi^of^f^^  ^^b 
©rammatilerS  (Dgl.  gf.  SBftt^gen,  gfragmente  f^r. 
unb  arab.  |»iflorUer,  Sei))atg  1884;  £.  ffaQfer, 
Sie  SanoneS  äacobd  D.  ßbeffa  überf.  sc,  Seip- 
)ig  1886;  Serf.,  S)a8  93ud^  Don  ber  Srfemtt- 
ni|  ber  SBabrbeit,  Zest,  Seipjig  1889,  Ueberf. 
Strasburg  1893).  Sein  gfreunb  unb  früberer 
@tubiengenof|e  ^t^anarmS  Don  9a(ab  überfe|te 
bie  äfagoge  bed  ^orpl^^riuS,  ebenfo  eine  anbere 
anonyme  Sfagoge  unb  auSgem&btte  93riefe  be8 
@eDeru8  Don  9lntbd^ien  (f.  b.  9rt.)  au8  bem 
®ried^ifd^en ;  fein  S^itgenoffe  3anuariu8  Sbibi« 
batud  Don  9lmiba  (um  655)  bie  ©ebid^te  bed 
ffL  ®regor  Don  9la}iana  (f.  b.  9lrt.  unb  P.  J.  Bol- 
lig  S.  J.,  S.  Gregorii  theologi  über  earminom 
iambioomm,  Versio  Syriaca,  Beirat  1895). 
@eorg,  ber  geleierte  SRiffionSbifd^of  ber  Sraber» 
ftömme  im  füblid^en  Serien  tmb  SRefopotamien, 
übertrug  einen  anfebnlid^enXl^eilbeS  ariftotelifd^en 
Organon  (über  bie  Kategorien,  flepl  ip(iT)V8Cac  tmb 
bad  erfte  Sud^  ^nalQtica),  fcbrieb  Sommentare  }u 
ben  ^omilien  bed  1^1.  ®regor  Don  92a3ian)  unb 
Derfd^iebene  religiöfe  Xractate  unb  ®ebid^te  (DgL 
SD.  Steffel,  Sin  Srief  ®eorg8,  SBifd^ofd  b.  9lraber, 
®otba  1883;  Serf.,  ®eorg8  be§  3Iraberbifd^of§ 
®ebid^te  unb  »riefe,  Sei))}tg  1891).  SBon  ge- 
ringerer  99ebeutung  fmb  Sonftantin  Don  ^arr&n, 
SliaS,  S^atriard^  Don  SLntiod^ien,  unb  ®eorg  Don 
99dt]^  9iete  (ein  Kommentator  beS  Sleuen  Xefta- 


1153 


€9topttIu9,  e^Ibefier. 


1154 


of  EAlilak  and  Dimnah,  transl.  from  Arabic 
inio  Svriae,  Oxford  1884;  Keith-Faleoner, 
KaIim  and  Dimnah  or  Übe  Fables  of  Bid* 
pai,  Cambridge  1885;  SanbSbetget,  Sie  gabeln 
5.  BüplftA,  $ofen  1859 ;  Comparetti,  Bicercbe 
mtarno  al  Libro  di  8indib&d,  Milano  1870; 
%  Satten,  6mb6ftn  ob.  b.  fteben  »eif  en  SReifter, 

icim  ^^7^)-  @^  f<^  ^^^  ^^^  \9^W  Sprad^^ 
Bib  fiürratui  nod^  wib  naäf  bon  ber  atabifd^en 

|isni(fg^rftngt  nmrbe,  fo  bel^ptete  jie  {Ic^  bod^ 

nvit  ober  ben  6hxr)  bed  ft^tifatS  bon  Sogbab 

btmnS.  geioann  buit^  bic  arabifd^e  mannigfad^e 

neitt  Anlegung  unb  btat^te  fogac  no4  B^^^ 

e^rifrftelkr  Verbot,  totlä^  an  Sielfeitigteit  bed 

SillenS,  (SettKmbt^eit,  grud^tbarf eit,  bis  ^u  einem 

geimifen  Orobe  felbft  an  bid^tetif^em  @eifle  ben 

Srrglei^  tntt  ben  l^etborragenbften  ©ele^rten  unb 

$i4tem  bet  Araber  aushalten.    S8  finb  ber 

!R0nop()pftt  SoT'^ebröuS  (geb.  1226,  geft.  1286) 

unb  b«  5?eflorianer  Cbebieju  (bon  1291—1818 

^ffrtnpolit  bon  9ti{ibi8  unb  Srmenien  (f.  b.  bett. 

tlrtt).  ixA  SReifte,  »ad  man  Aber  bie  fqrifd^e 

Üünotitr  toeifi^  banft  man  ber  breitldeiligen  S^ro« 

nü  be§  6ar>pebrou8,  boeld^e,  }uglet(^  eine  Sßelt- 

csmS  unb  eine  Pird^engef^id^te  umfaffenb  (f.  P. 

fiadjan,  Gregorii  Bariiebraei  Ghronicon  Sy- 

fiicam,  Paria.  1 890) ,  p  ben  mid^tigften  Ouctten« 

vfftai  orientaKfc^er  Stteratur  gehört,  unb  bem 

tü4eiber}cid^nt|  beS  <Sbebjie|u,  meld^eS  boS  9n- 

bmCen  bieler  berlorenen  Sd^rtften  gerettet  1^  unb 

für  bie  er^Itenen  einen  unentbe^rlid^en  SBegwetfer 

bilbct  9n  Uniberfalität  ubenagt  IBar-^ebröuS 

Dn}»eifer^ft  nod^  ben  gelehrten  9ie^rianer;  als 

t\ditn  ijl  er  t^m  burd^  feinem  ®ef d^madt  überlegen. 

«ine  tiefere^  nad^^Itigere  Keligbiltöt  fpiegelt  ftd^ 

in  bem  ,|)arabte9  bon  eben''  beS  (Sbebiefu,  bad 

«H  (Siegenfiätf  ju  ben  ÜJtafamen  beS  ^arirl  gc» 

t;4t  ifl  (bgi.  H.  Giamondi,  Ebed  Jesu  Sobensia 

Carmina  aeleota,  Beryti  1888;  G.  Oardahi, 

Paradaisa  dha  Edhen,  Beryti  1889).    SDer« 

blng9  Übet  er  ftarf  an  ben  6d^n7äd^en  ber  ditem 

f9hf4im  $oefie,  tote  bie|  aud^  bei  ben  anberen 

niftorionifc^  2)i(^tem  ber  legten  Seit,  (Seorg 

Soibi  (um  1224),  Slafftb  (1242—1258), 

ktfuM  bar  Jfarb&^d,  ®abriel  ff(amf&  (um 

12dl)  rnib  Sobann  bon  SRofuI  (1245—1280), 

ber  Soll  iji  (bgl  W.  Budge ,  The  Life  of 

Babban  HOnDÜtd  and  the  foundation  of  bis 

monasieiy  Al-Köah  by  Wähle ,  surnamed 

SergioB  of  Adhörb&tjftn,  Berlin  1894).  — 

l\hi  brm  14.  3a(r^unbert  erlofd^  bie  öltere  f^- 

ti j^e  Siltrotur.  Sinen  Stad^flang  berfelben  bilben 

li^tmtgen  in  bem  neuaramöif($en  Sfenid^i-2){o» 

Idt  ftdl§  bon  neftorianifc^.  fi^eifö  bon  latl^o- 

Iiiiften  ®ei{Ui(!^  berfagt,  XoAdft  ditere  fbrifd^e 

Xi^tnngien  entweber  flberfeiften  ober  biefelben  in 

forirrer  SSBeife  nod^jual^men  fucbten  (f.  S.  @ad^au, 

Utbcc  bte  Sioefte  in  ber  !Bolßfpra($e  ber  9lefto- 

limsr,  in  oen  @{fcungBban(^ten  ber  fgl.  pxtui. 

«übemle  ber  ffiifienf*.,  »erlin  1896, 179  ff.; 

%d  StbjbarSR,  ®efd^id^ten  unb  Sieber  au8  ben 


neuoramdifd^en  ^bfd^riften  ber  (jgL  Sfbliot^, 
©erljn  1896). 

fiiteratur:  Jos.  Simon  Assemani,  Bibtioth. 
Orientalis  dlemenüno-Yaticana ,  recensena 
manuBcriptoB  Codices  syriacos,  arabicos  etc., 
Eomae  1719—1728,  8  tomi  in  4  voll ;  J.  8. 
Assemani,  Bibliothecae  apostol.  Yaüc.  codd. 
mscr.  Gatalogus,  Bomae  1756 — 1759, 8  voll.; 
Steph.  Evod.  Assemani,  Bibliothecae  Me- 
diceo -  Laurent,  et  Palatinae  codd.  msc^. 
orientalium  catalogus,  Florent.  1742, 2  voIL ; 
Bösen  et  Forshall,  Catalogua  mscr.  orient. 
qni  in  Museo  Britannico  asservantor  I,  Lon* 
dini  1838;  W.  Wright,  Catalogue  of  the 
Syriao  Manoscripts  in  the  British  Museom, 
acquired  since  the  year  1888,  London  1870 
to  1872,  8  parts;  B.  Payne  Smith,  Gatal. 
cod.  mss.  bibliothecae  Bodleianae  VI,  Oxott. 
1864;  Manuscrits  orientaux,  Gatal.  des  ma- 
nuscr.  syriaques  etc.  de  la  Biblioth^ne  Na- 
tionale, ed.  H.  Zotenberg,  Paris  1874;  Ihirjefi 
!Ber}eid^ni|  ber  Sod^au'fd^en  Sammlung  fi^rifd^ 
^anbfd^ri^,  SerUn  1885 ;  H.  Lammens  8.  J., 
Les  Manuscrits  Syriaques  du  dösert  de  Nitrie, 
in  b.  Etudes  relig.  etc.  LXIV,  Paris  1895, 
286—820;  Nicolaus  Wiseman,  Horae  Sy- 
riacae,  Bomae  1828;  Lagarde,  Analecta 
Syriaca,  Lips.  1858;  Gureton,  Ancient  8y^ 
riac  Documents,  London  1864;  Land,  Anee- 
dota  Syriaca,  Lugd.  Bat.  1862—1875, 4  volL; 
Zingerle  -  Mosinger ,  Monumenta  Syriaca, 
Oenip.  1869  et  1878,  2  yoU.;  G.  BickeU, 
Gonspectus  rei  Syrorum  literariae,  Monar 
sterii  1871 ;  W.  Wright,  Syriac  Literature, 
in  b.  EncycL  Britann.  XXII,  London  1887, 
824  ff. ,  feparat  u.  ergänzt  u.  b.  X.  A  short 
History  of  Syriac  Literature,  Lond.  1894; 
&  9}eftle,  Literatura  Syriaca,  in  b.  Brevis 
Ünguae  Syriacae  Grammatica,  2.  9ufl.,  9er^ 
lin  1888*  G.  Gardahi,  Liber  thesauri  de  arte 
poetica  Syrorum,  Bomae  1875;  9.  SSaum* 
gartner  S.  J.,  ®efd^.  b.  aSeltliieratur  I,  Steib.  i.  8. 
1897,  174—220.  Ueberfejungen  ber  f^rifc^en 
ffird^enbdter  entl^It  bie  Rtmptmtt  „Sibliotl^ 
ber  ffird^enbftter".  Orientalifd^e  9ibIiograt)]^fe, 
^rauSgegeben  bon  9.  SDtüUer  u.  f.  to.,  Serlin 
1887  ff.  [».  ©aumgartner  8.  J.l 

$9toimtit5,  S^Ibefter,  toid^tig  als  ®e- 
fd^id^tfd^reiber  ber  großen  UnionSf^be  bon  %tf 
rara-gflorenj  (f.  b.  ?lrt.),  mar  ®ro|«€ccleflor<^ 
(f.  b.  9rt.),  alfo  einer  ber  @ro^ürbentr&ger  ber 
^triarci^aCfird^e  bon  Conftantinopel  im  15. 3a]^ 
l^unbert  unb  mo^nte  bon  Einfang  bis  )u  Snbe  im 
®efoIge  bed  ffaiferd  unb  befi  ^atriordpen  bem  ge- 
nannten Sonett  bei.  9ber  er  gel^örte  aud^  bon 
Anfang  an  ju  benen,  totld^t,  mie  Warcufi  SugeniF 
cud  (f.  b.  %rt.),  ber  9RetropoIit  bon  S|)l^efu8,  non 
einer  Union  mit  ben  Satetnem  nid^tS  miffen  tt)oO- 
ten.  Unreblic^er  jebod^  al§  biefer,  legte  @Qro))uIuB 
feinen  Union§^a|  nid^t  offen  an  ben  Zag,  jia  er 
unterfd^rieb  fogar  bad  ttnionSbecret  unb  gob  fid^ 

37 


1155  ©Jiniö,  ©ti 

bamtl  itn  Qnf^dn,  als  ob  tt  ben  ISfc^Iug  bei 
Einigung  biüigt  iinb  i^i  Iieittete.  ®ielet  Snang, 
bm  tr  T\ä)  ouB  ÜCflmfiftenfurt^t  unb  um  nit^t  bic 
§offlunft  gu  Dtrlimn,  fclbft  Qu[erltat  ^attt,  litS 
in  feinem  ^ergen  eine  nur  um  fo  gTö|ere  Sr- 
bitterung  gegen  bit  ©pnobt  bon  gcnoiQ'SlDi^eni 
jurüd,  unb  ei  ma^te  biefem  ®roEIe  tnbliit  in 
einer  ®e{d)id|)te  biefeS  SonciliuiiES  Suft.  (Sine 
€d|nft  bon  folc^em  IS^aiaftei  mugte  natürli^ 
in  ber  Sßmobe  bet  groben  ?ßolemi[  jmil^en  flo- 
t^Iifen  unb  ^rote^anten  für  einen  SJoUblut' 
91nti)>apiften  ein  Sederbiffen  ci^ti  flla|ft  {ein, 
unb  bei  anglicanifc^e  S^eologe  Stobeit  SieQg^ton 
geteätirtc  fic()  ben  ®enu^,  biefeS  18u(^,  joniett  eS 
noc^  DoT^anben  mai,  mit  laleintjd^  Ueorryct|ung 
bet  geletirten  SBett  mttjutöeilen.  3>if(e  (eine  la* 
teiniitfte  Ueberfetiuna  aber  i[t  [e^r  ungenau,  ab- 
jic^tli^  ju  Ungunftrn  IRomS  Dom  ^e^tt  ab- 
beid^enb,  unb  Qugerbtni  t)a!  et  in  einei  langen, 
Diele  SBogcn  umfaljcnben  Praefatio  ja|[rei(^(  $c 
lege  uon  ÜJtangel  an  £Ba^r()eit§liebc  unb  @e- 
[tibic^tsrenntnig  gegeben.  Sioll  Don  [eroilen 
Sdimeic^eleien  ijl  auöcrbem  bie  an  Äönig  ßorl  IL 
Don  englcnb  genietete  SBibmung.  S;ie|e  Ere^g^- 
ton'fdie  9Iu§ga6t  erjc^ien  im  %  1660  ju  ^aag 
in  ben  Slieberlanben  unlet  bem  Sitcl  Vera  hi- 
storia  unionis  non  verae  inter  Oraecoe  et 
LatinoB,  eive  Concilii  Florentini  exactiesima 
nairatio ,  graece  scripta  per  Sylveatrum 
Sguropulum.  HS  gebStle  nämlic^  mit  ju  ben 
3:|Drt)eiten  6reqgf)tDnS,  ba|i  ci  btn  Flamen  €QtO' 
puluS'  [ojujagen  beJIer  fennen  motlte  üI§  bicjet 
telbft.  er  ttufete,  ba&  bie  Unierif^tiit  beä  gio- 
tentiner  (SoncilS  ganj  beutlid)  baS  SQort  ©Qro' 
puluS  jeigt;  be^ungeac^let  oermutliete  er,  berfelbe 
nnbc  SguropuIuS  geliei^en  l^aben  (f.  Praefat.  5). 
(Segen  6repgf|ton,  jtine  SBorrebe  unb  (eine  latei- 
nifc^e  Uebcr(e^ung  trat  nat^  lurjei  3tit  Su 
9inatiu8  (f.  b,  91rt,)  in  bie  ©t^ranfen  mil  feinem 
SBerle  Leonie  AUatii  in  Bobeiti  Crejghtoni 
apparatum  etc.,  Romae  1665  (unb  1674), 
wooon  jebod)  nur  ber  trfle  Ouartbanb  er* 
idjienen  ifl.  iÖIit  SuäieSung  biefer  SllatiuS'fi^en 
Äritif  unb  überhaupt  mit  SBorfid^t  angemenbrf 
ift  bie  ©c^rilt  bc9  @t)iopuIu3  ald  eine  ber 
?)auptquelien  (ür  hie  ©eji^ic^te  ber  gtoientiner 
Snnobe  ju  eraditen.  (lögt.  Öefele,  gonc-eJeftfi. 
VU,  870.1  [ö.  5«{ele.] 

$iitifo,  Stephan,  S.  J.,  eifriger  9)or- 
fSmpfer  ber  ©cgenreformation ,  mar  1541  im 
meftliiJ^en  Ungarn  (^iöcefe  Staab)  geboren,  ^aä) 
bem  ©eferoudle  (einet  Seit  latinifirte  er  (einen 
Flamen  in  Arator.  9113  Slerifcr  ber  ^i5cc{e 
9teutta  [am  @jänt6  1560  noi^  Siom  in  baS  Col- 
legium  Gennantcum,  mo  er  balb  als  ber  erfte 
Ungar  in  bic  föejcUidjaft  3efu  eintrat.  ©ei^S 
Sa^re  fpätet  mürbe  er  natHj  Uöicn  gejdjidt  unb 
warb  bort  mit  ©teptjan  SBiit^oci),  bem  fpätem 
Surften  con  Siebenbürgen  unb  ßönig  Don 
tpolcn,  bctannt  unb  oettraut.  5io(^  1566  fam  er 
«IS  $[ofciiar  nad^  X^mau,  1567  noi^  SEBien, 


ißeti 
bell 
in(. 

be^ii 
Epii 
9iad 

re{oi 


litten  Functionen  über^iUeR  Mdt  i 
SebenB  nic^t  me^  ft^  bxu.  SeftL 
er  1588  no^  flarlStnirg  gef^ifin  I 
al3  atectOT  no^  ScQpc,  bam  W  I 
ÜRoralprofeffor  an  hai  SoDegiA  f 
3uT  ^rfieUune  feiner  (gtfinbp  \^ 


1157 


@)at(m&r  —  Xofiataub. 


1158 


itn  »u^  Sni^^ii^ia»  too  1605  bei  ber  Seloge« 
nmg  bur^  Mc  Sufftanbifd^en  @}änt6'«  Sucher 
onb  @4nften  oetbrornitcn.  Sc  mu|te  mit  feinen 
CitcnSbräbcTn  übiiel^en  unb  fom  nad^  Olmü^. 
iKt  Mtfalte  er  m  unsorifd^er  Sprod^e  einen 
to^iimuS,  ber  ober  niqt  gebrudtt  tturbe.  9ud^ 
dttOonfatAlio  Aloorani  Beenbetecr  biet  (1611). 
ffidto^  ^e  ber  unermfiblid^e  OtbenSmonn 
00$  |<ion  bie  ungari{d^e  Ueberfe^ung  beS  Wten 
iijkomatlii  fertig  unb  arbeitete  eben  cm  ber 
Otbafetong  bcd  SSeuen  XefiamenteS,  oIS  i^n  1612 
ficr  Zdo  ereilte.    Su^er  ber  Epistola  apolo- 


getica  erfd^ien  unter  feinem  9lamen  nur  ber  un* 
Qorifd^e  Xl^eil  bed  polyglotten  SQBörterbud^eS  Don 
ealepinuS:  bod^  ift  frine  Sluctorfd^aft  biS  in  bie 
neuefte  3^»  (1886)  ongejmeifelt  toorben.  fBon 
bem  ertoä^nten  ffated^iSmuS  unb  ber  Sibelüber- 
fe^ung  finb  fogar  bie  SRonufcripte  Derloren  ge« 
gangen.  (Sgl.  bie  ungar.  SebenSbefd^reibung 
Ssäntö'd  üon  903.  Sfralnöt,  in  Kath.  Szemle, 
Budapest  1887,  385  ff.;  Sarb.  Steinl^uber,  ®e- 
fd^id^te  bed  CoUeg.  Oennanico-Hung.  I,  gfreib. 
1895, 128  ff.)  [3ob.  ftanbler.] 

^«t9»6r,  Siöcefe,  f.  (SrlauIV,  794f 


%• 


ftfitml,  SRattl^ftuS  3Rat]^urinu8, 
(ontrDDerftfl  goniconifd(|-ianfeniftif(^er  Süd^tung, 
Dar  1744  )u  Simoged  aß  Sol^n  einefi  @oIb« 
l^miM  geboren  unb  erj^elt  feinen  erften  miffen« 
j^jofirul^  Unterrid^t  bei  ben  bortigen  Sefuiten. 
Jn  9. 1764  trat  er  in  baS  Seminar  oon  @t.  @ul- 
tnce  ^  b.  Sri)  ein,  nmrbe  j[ebod^,  ba  er  fid^  ber 
SiSopIin  nid^t  ffigen  moEte,  fd^on  balb  entlaffen 
mUi  ftt^te  nunmebr  um  9lufna^me  bei  ben  Ora- 
tohonem  nad^.  Siefe  bebielten  il^  unb  oermen- 
bdn  i^n,  nad^bem  er  $riefter  gemorben  mar, 
langete  3ett  im  Se^a^.  9118  @uperior  bed 
ioJkfi  |u  2a  Stod^dle  erregte  er  baburd^  9uf- 
jt^n,  ba|  er  bem  bortigen  93ifd^of  gegen- 
iibcr  in  einer  gflugfd^rift  baS  Zoleranjebict  Sub- 
mfi  XVI.  Dom  9loDember  1787  (f.  b.  9rt. 
QiiQRiottenYI,  370)  Dertbeibigte.  93ei9u8brud^ 
ber  StDoIution  mar  er  Superior  bed  Oratoriums 
|tt  SimogcS  unb  gehörte  in  ber  gfolge  )u  ben  9)ltt- 

g)em  ber  (Kongregation,  meldte  bie  Don  ben 
olutionS^Iben  ))roiectirten  fird^tid^en  92eue- 
zBogen  Dermarf en ;  er  mürbe  be^l^  Don  Saunou 
(§ep.  1840),  bem  SBortfü^rer  be«  reDoIutionör 
gefmnten  XI^S  ber  Oratorianer,  im  Bulletin 
im  Fkiriotes  de  l'Oratoire  f^orf  angegriffen. 
9on  ben  Sacobinem  ju  SimogeS  als  entf(biebener 
fiegner  bcd  bort  eingebrungenen  conftitutionellen 
8ii4ofl  ®a9  benundrt,  Derlie|  Zaboraub  feine 
SolRflabt  unb  manbte  ^d^  nad^  ^riS;  bort  Der* 
ijfmtliitte  er  ben  Traitö  sur  l'election  des 
«vAqiiea,  Paria  1792,  2  vola.,  gegen  bie  reDo> 
InKondtf  (EiDilconftitution  bed  eteruS.  9iud^  ge« 
(nie  er  )u  ben  mel^r  alS  60  2Jlitgliebem  beS  Ora« 
loronns,  bie  am  10.  9Rai  1792  eine  ßrgeben- 
tdl9abif|fe  on  $iu8  YL  rid^teten.  9lac$  ben 
@c|rteQibcnnorben  beSfelben  äal^red  b^^U  er  ed  ge- 
lotben,  nod^  Snglanb  gu  flieben,  baS  i^m  jebn  3abre 
(Sqlfmmbfd^t  gem^rte.  Sr  nal^m  feinen  SBoldn* 
ii|  in  Eonbon  unb  mürbe  SRitarbeiter  mehrerer 
3titungm  (u.  a.  aud^  ber  Times).  92ad^bem  bie 
ftn^Iubcn  Serbfiltntffe  gfranfreid^S  burd^  baS  neue 
Concotbai  (1801)  mieber  georbnet  morben  maren. 


lehrte  er  (1802)  nad^  gfranfreid^  jutfldC.  Sr  mirlte 
anfangs  in  feiner  SBaterftabt  Simoged  im  Sinne 
beS  gfriebenS  }u  (Sunften  beS  neuen  Sifd^ofS 
S)ubourg ;  bod^  @treitfud^t  unb  namentlid^  feine 

f[aEicanif4«|anfeniftijd^en  Neigungen  brod^ten  il^n 
d^on  balb  in  (Eonfltct  mit  ber  bifd^öflid^en  SBe« 
l^drbe.  @ra^ere  Sebeutung  erl^ielt  berfelbe  {ebod^ 
erft  fpoter,  att  ber  Sifd^of  im  gfebruar  1818  ft$ 
genöt^igt  fal^,  burd^  ein  beeret  bie  2.  Sluflage  Don 
Sabaraubd  @d^ft  Principes  sur  la  distinc- 
tion  du  contrat  et  du  sacrement  de  mariage 
(Paris  1816)  }u  cenfuriren.  3n  biefem  93u^ 
batte  Sabaraub  nad^  bem  Vorgänge  mand^er 
StaatScanoniften  baS  @acrament  ber  Sl^e  fo  Don 
bem  Sl^econtracte  getrennt,  ba^  er  bem  Staate 
allein  bie  Sefugnig  guf d^rieb,  trennenbe  Q^ebinber« 
niffe  f eftgufienen,  unb  Die  ©ültigleit  ber  betreffenben 
fird^Iicben  ßj^egefe^e  aud  Concefftonen  ber  gfürften 
berleUete  (f.  b.  «rtt.  ßl^elV,  143. 147  f.  unb  Btßa- 
buS  ob.  1029  f.).  3n  fd^onenber  SSetJe  batte  ber 
99ifd^of  bei  Serurtbeilung  bed  Sud^eS  ben  3lamm 
bed  Serfafferd  nid^t  genannt.  Xabaraub  unter« 
marf  ftd^  id)od^  nid^t,  fonbem  beföm))fte  bie  Don 
!ßiu8  Vn.  burd^  SBreDe  Dom  9.  SRai  1818  be- 
ftötigte  eenfur  in  mel^reren  ^ßampb^eten.  @d^arfen 
Sudbrud  erbielt  feine  fd^roff  gaOicanifd^e  SRid^* 
tung  aud^  in  ber  @d^rift  De  l'Appd  comme 
d'abuB,  Paris  1820,  fomie  in  ber  Ilistoire  cri- 
txque  de  rassemblee  de  1682,  Paris  1826. 
fßom  6tanbpun!te  beS  plaütti  3anf  eniSmuS  manbte 
er  fid^  in  ber  Sd^rift  Des  sacrös  Coeurs  de 
J^us  et  de  Marie,  Paris  1823,  gegen  bie  93er« 
el^rung  ber  beiligften  C^erjen  3efu  unb  aRoriö. 
Siemlid^  gleid^Seitig  mit  ber  löniglicben  Orbon* 
nana  Dom  16.  3uni  (nid^t  Suli)  1828  (f.  b.  «rt. 
äefuiten  VI,  1418)  erf(^ien  fein  giftiger  Essai 
historique  et  critique  sur  l'etat  des  Jösuites 
en  France,  Paris  1828.  93on  allen  feinen 
literarifd^en  arbeiten  i{!  gegenmdrtig  nur  noc^ 
feine  Histoire  de  Pierre  Berulle,  cardinal, 
fondateur  de  l'Oratoire,  Paris  1817,  2  toIs., 
Don  SBertb.   S)er  ftreitfüd^tige  Ss- Oratorianer 

37« 


WA 


%9.Ut\  —  Zabit^Q. 


1160 


^,Mikt\\t0^m ,  iiu6  «e  CHrfnaire  te  ^rifigm 
ß/^.<#^  V.iir  T  '^tm  \asmß.  mtBfajfa;  bo<l^ 
fi#^.^.(#rtr  <r  II  emn*  ZtAuHiuii  fnae  fUi^ong« 
'\<*jk\  vbl  a*  nmnkMbiMnd^  SM^/t  imb  er« 
n^rtr  MW  n  tnm  Sote  fic|  ctmS  finbe, 
.•i#  jnt  tas  ^tes  8UÜI  iftririaplaum  ^  fo 
imnKrre  er  ei  ans  Bt4aie,  (SflL  Dnbedat, 
T.iiiniwir,  nwigw  1.^72;  Ingold,  Essai 
4m  -wN.inyigkw  «rafeamoM,  Paris  1880 
^  l.^'^«^  UidflL;  Saf4,  anbq  II,  2,  934. 
:*)''. ,  [3cA] 

lata'  ^^*=^r  «  kct  (dfi^m  €d^nft  ata« 
jk::'::«:  ^.qeamam  m  bot  Sota  M  ungeiunm- 

Mk^  )itr  3dt  Sd^as'  bie 
Mm  3§nttl  imb  Serien 
»f  in  Z^cM  in  fe|ai  bod^ten  Of. 
T  «J».       •  [ftauleiu] 

yffci.uaftr^  )it  ^^gabf  9c|cui^intng  bc8  fd^reiii" 

ia  bot  Aiiii^ii ,  in  toclc^nii 
ant  bm  oBn^Utgfteii  Sacxomcnt 
IHD  2itoa|uun))  üuionoo^n  iDCtDcii. 
3«  ta  SMgola  t^  Tabernaenliim  (bei  bot 
=  3^,  ptte)  bie  6ttftfibntte  (f.  b. 
üex^effigpe  im  Zeni)d  imb  bad  fiauS 
£bcx^an)rt,  bei  bca  €>4iciflj)elleni  bed 
SiselafsecS  an^  bct  Solba^^iii  itber  bem  SItore, 
ia  bot  Oiaigifi^ea  Sac^eni  bie  ftin^,  bann  bie 
fBo^B^otlr  fB»ie  boS  0efö|  jitrSuf- 
bcr  ^1^9^  C)0?ini  nnb  enblt^  ber 
»fcyai  biefe  ®efüae  ticiiD(i9^  toecbea. 
9k  fttxt^BBK  Mente  fur  fbifbeiuü^nmg  bet 
ipe  0.  b.  «rt  1. 1579)  aiciß  ein 
bcBi  Cb''^  (paatophoriom,  sacra- 
l),  ia  ber  So(ge  biS  liieä  in  boS 
giuifLflint  cm  aaf  ocv  oiinrc  fretftepenocs  t^umi" 
«tige§  Sefal  (tonria,  tnrrieiila)  ober  eine  über 
bniRlbea  boiorabe  $9P^#  bie  oft  bie  §onn  einer 
Stebe  balle  (eofaimba;  f.  b.  «rt  Xmibe).  €eit 
biai  Cabe  bei  12.  3abt^imbert8  üerlmtgen  bie 
Owobia  aab  Coacifien,  nrie  baS  oiexte  Idteronen* 
iMe  Coacfl  1215,  einen  fefhm,  fic^  Serf(^(u| 
aofr  daiva,  sab  fideii  coatodia  davibus  ad- 
fc"^"'^"'-  f^ietfor  ttnnbc  tiidfcub  burci^  Dergttterte 
€acge  getragen«  toelcbe  fat  ber  9löl^  bed 
ia  bff  Segel  auf  ber  CDongelienfette 
üBt  biB  19w  S^b^bonberte  tS&  Heine  SBanbnifd^en 
angelegt,  uom  9n8gange  beS  14. 
1€L  9ab<bttnbert  DorgugStoetfe  in 
aB  JKebetcbein  nnb  bcfonberfi  in 
ia  Sdakn  nnb  oereinjelt  au(b  in 
ia  ^toHcn  aI8  größere,  tl^unn- 

in  rei<ber  ©Ite» 
3)0«  labemofel  auf 
tCaDT^^zM  «qpAringen,  tt)ar  )u  SB.  S>u- 
an^t»     te^  Ii96>  ^ei  «in  manchen  ffir^ 
iN:;a*  9^DMifediT.oiLl,2,16unb4,l,15) 
)Be  ^t$()ctt  ol«  olgcmeiner  ®e- 
«  >amitea  ^  6cit  bem  (Eondl  Don 
it  ^  S^RTifttft  ffirbia,  boS  Zabemafel 


bift  ia  bü 


(oom  Zribentlnum  Besä,  xm,  De  Enchar.  c.  6, 
Sacrarium  genannt)  auf  ben  9Utar  }tt  ftetten, 
noc^bem  bie|  gun&d^ft  in  gfranfreid^  nnb  Stalien, 
nnb  %Sxt  oor  9üem  burd^  ben  bL  ^^  tBono« 
mftu«,  ongeorbnet  toorben  UMir ;  bo9  Oerimoniale 
Episcoponmi  (1,  12,  8),  bo8  Bitoala  Born. 
(4, 1,  6)  mtb  bie  Sttencongregation  b^ben  biefe 
SSorfcbrift  }um  geOenben  ®efe|egemod^  —  2^ 
Zobemofel  tann  auS  Stein,  SDcetaS  ober  ^1) 
b<n:geftellt,  foQ  f efl  mit  bem  Sltare  oerbnnben  unb 
^^er  berf(^Io{^  fein;  e8  fei  ȟrbig  ^SfifoMi, 
im  3nnem  mit  meiner  €eibe  auSgefiiJblagen  unb 
äu^erlicb  mit  einem  Sebonge,  bem  fogen.  Sono- 
))eum,  umfleibet  3n  bemfelben  bürfen  nur  bie 
baS  l^eilige  Sacrament  entbaltenben  ®efa^  be- 
nxibrt  unb  auf  bemfelben  f oDen  Slefiquien,  Silber 
ober  Slumen  ni(bt  oufgeftellt  »erben.  S)ie  gform 
eines  mit  Zburflügeln  »erfebenen  6d^ranle8  auf 
mebredfigem  ober  runbem  @runbri|  ift  bem  fogen. 
S)rebtabemafel,  einer  SBalje  mit  }iDef  ober  brei 
92ifd^en,  in  {ebem  Setrac^t  dorjusie^en.  Sebtere§ 
ift  in  einjelnen  ^U^cefen  autb  baburc^  befeitigt, 
ba|  ber  Sid^erl^eit  megen  eifeme,  biebdftfte  9e- 
l^lter  borgefd^rteben  ftnb.  3n  ber  neuem  ^vX 
mirb  bo8  Zabemqtel  öftcrd  in  }tDei  ®efd(offen  fo 
angelegt,  ba^  ber  untere  Saum  für  bie  9ltrf* 
bemal^ng  urd)  ber  obere,  offene  ober  oerfd^Iie^ 
bare  X^eil  gur  9u9fe|ung  bed  aOerbeiligfien  6a- 
aamente«  bient.  Z)te  gfroge,  mte  bie  Zabemofel' 
anläge  organifd^  mit  bem  SItare  ju  berbinben  fei, 
bat  eine  itfriebigenbe  fiöfung  nod^  nid^t  gefunben. 
Sine  Sorfd^tift,  baS  Zabemafel  |u  fegnen,  beoor 
eS  in  (Sebraud^  genommen  mirb,  beftebt  ni^t. 
(Sgl.  993. 6.  ®iefer«,  $rafttf(^  ßda^rungen  unb 
Satbf^Idge  u.  f.  m.,  5.  Sufl.,  ^aberbom  1873, 
169  ff. ;  @erbarb9,  $ra!tifd^e  Satbfd^Iöge  u.  f.  m., 
$aberbom  1895, 100  ff.  106:  %\fiü^x^\ix,  ^anb- 
bnd^  ber  fatb.  Siturgil  t  Steiburg  1883,  794  ff.; 
® .  3Qtob,  Sie  ffunft  im  3)ienfte  b.  IKn^e,  4. 9ufL, 
SanbSbut  1885, 161  ff.)  [ft.  Sd^rob.] 

Sabif^a  (TaßiK  b.|^.  ®agene;  9pg.  9,  36), 
im  91.  Z.  Cigenname  einer  Sb^^fttn  ju  Soppe, 
too  oermutblidli  ber  Siacon  ^]^Ui)7{md  baf  Cbn- 
ftentbum  ge))rebigt  botte.  @ie  nxtr  ,,boII  guter 
SBerte  unb  ^Hmofen"  unb  befliß  fid^  befonbetS,  bie 
9rmen  mit  ffleibem  }u  oerforgen.  Zabitba  ftarb, 
mftl^renb  ber  1^1.  Sßetrud  ft^  in  bem  na^en  Spbba 
befanb,  unb  bie  betrübte  ®emeinbe  )u  3op)>e 

Sanbte  etlenbS  smei  ÜJlänner  gu  bem  ^oftel  mit 
»er  brtngenben  SBttte,  unüerjüglid^  mub  gu  ibnen 
)U  tommen.  infolge  beffen  machte  ^ßetruS  fub 
auf  unb  fanb  bet  feiner  Snfunft  bie  ^erftorbem 
bereits  jum  2eid(|enbegängnif|e  b^^gcrid^tet ,  in« 
mitten  ber  meinenben  Srmen,  benen  fie  im  Seben 
ibre  aRUbtbätigteit  beriefen  (atte.  9la(b  bem 
Seifpiele  beffen,  toaS  3efn8  in  3airu8'  ^aufe  ge* 
tban  (ÜJlattb.  9,  25.  5marc.  5,  40),  fAirfte  Pe- 
trus fle  aOe  btnaud,  fntrte  nieber  }um  (gebet  unb 
bie^  bann  Zabitba  mieber  gum  ^t^^"^  oufftcben 
(ogt.  9Rarc.  5,  41)«  3)a  öffnete  fie  bie  ^ugen 
unb  nd^tete  fi^  auf,  als  fie  ^etrum  erblitite,  fo 


1161 


lobot  —  XSnaer. 


1162 


bot  Mcfer  {te  lebenb  il^ren  ^flegebef ol^Ienen  mie« 
lo^ringm  toinilr.  Stefcö  0co|e  2Biinber  erregte 
m  äoppe  aufierorbcntUd^  Suffe^n  unb  wat 
Mc  llrj^  Dielet  Sefel^nmgen  baielbft  (Slpg. 
1 42;.  [ftauleit] 

|«f «t»  f.  «aBor. 

la^rif»,  f.  C^wP^en  VI,  478  ff. 

TibnU  avreayj.  ^etruS  Sergotnenflfi. 

|i4ar)s  ®ttQ,  8.  J.,  bebeuienber  aRiffionot 
a  eiinn  tuib  Sorberinbien^  mürbe  am  7.  9[))rü 
16^1  jo  Sngouteme  (granlreic^)  geboren  unb 
^ödi  fett  bem  20.  September  1668  ber  ©efeS- 
idüft  3e)tt  an.  2hn  3. 1680  ging  er  mit  ^af 
i^  b'tjireeS  no4  ben  Sobnien  in  Sübamerifa, 
to  a  vün  3a(re  DerHieb ;  1685  begleitete  er  bie 
jnmidßi^  @efanbtfd^aft  no^  @iam  unb  1687 
ix fuunc^{4e  an  benbof  SubtoigS XIV. unb  befi 
(Apjtel  Snnoceng  XI.  9m  fmmefifd^en  ^ofe 
tc4ltt  io^orb  burd^  Sinf Urning  bet  euro)>öif c^n 
t^ifpff^ften  gfei^jeUig  ben  fraiuöftfd^en  ßin« 
fjft  unb  bie  tatbolifi^e  SRiffton  )u  befeftigen  unb 
isim»4m  )u  biefem  S^ede  eine  SÜei^  großer 
fm  0oii)en  neun)  Steifen.  @))äter  bur^  bie 
Q»llanbfr  mid  @iom  unb  1693  aus  ^onbid^^rQ 
Mtmtai,  mirfte  er  bie  le^en  3abre  in  ber  !Dli{- 
jiffliNn  Sengolen,  oo  er  12.  October  1712  ftarb. 
iiRtob)  Voyage  de  Siam  des  PP.  J^suites 
fOToj«  pur  la  roi  auz  Indes  et  ä  la  Chine, 
iTW  lauTB  obeervations  astronomiques  et 
iann  remarques  de  phjsique,  de  göogr., 
d'hjdrogr.  et  d'faifltoire,  Paris  1686,  unb 
SMQod  Vojage  de  Siam,  ib.  1689,  mürben 
RdcT^It  aufgelegt,  ubcrfe^  unb  bearbeitet,  lieber 
bm  Scrtb  feiner  SSerid^te  urtbeitt  bie  Nouy. 
Bu^.  gia.  XLIV,  768  s.,  ba^  er  in  man« 
Am  ^mitten  mit  einer  orödolite  excessive  Der« 
'4ic«  inbeffen  les  obseirations  soientifiques, 
^  Boo  Vojage  oontient  en  grand  nombre, 
mt  exactes;  feine  intereffanien  Seobacbtungen 
ifr  fRagnetnabel  fuib  ermöbnt  bei  O.  $ef^I, 
(k$4i4te  ber  Srbl.,  2.  9lufl.,  SRänc^en  1877. 
T3Q«  (Qg|L  nod^  Launay,  Eist  de  la  See.  des 
Miai.  Btrangöres  I,  Paria  1894, 824. 354,  unb 
HifiBions  Catholiques,  Lyon  1894,  825  ss.; 
kBaeker»  Biblioth.,  n.  öd.  par  Semmeryogel 
vn,  1802  88.)  1%.  I^uonber  8.  J.] 

fitaMt,  f.  $almira. 

|i«|flr,  eine  fd^mormerifd^,  nad^  ber  SRei' 
ntg  bct  Scitgeno^en  unter  bämonifd^m  Sin* 
hi  llrMe  @ecte,  rn^t  ftd^  1374  am  K^ein 
ab  in  ben  Slieberlanben  )eigte.  93on  il^nen 
ftmi  bec  Kieberldnber  StabuIfuS  be  SliDo  (f. 
t.  %TLl  ein  3titgeno|fe,  gfolgenbe« :  «9m  1 7. 3uli 
ta  ftn  fonberbare  Secte  Don  Seuten  auS  bem 
ttoa  2)ciüfc^Ianb  nad^  Vad^en^  bann  nad^  Utred(|t 
■b  cnbUt  0€9ni  ben  September  nad^  fiüttid^. 
fMb  luuft,  mit  Prönjen  um  ben  fto^f,  fü^r* 
tt  bttfi  Sefeffenen  beiberlei  ®efd^Ied|td  auf  ben 
cdQ^  fclbfi  in  ben  ffird^en  utü)  in  ben  ^u- 
ioi^  0^  aue  ßä^caa  ibre  Xänje  auf,  mobei 
h  \Bagta,  unb  unerhörte  Xeufeßnamen  auS« 


t 


riefen.  92ad^  üoHenbetem  Xanje  qu&Iten  bie  Xeufel 
fte  mit  ben  l^ftigften  Sruftfc^mer^en ,  fo  ba| 
fte  mit  erfd^retflid^er  Stimme  jd^rieen,  {ie  ftürben, 
menn  man  fle  nid^t  mit  SBinben  ftart  um  ben  Seib 
)ufammenfd(inäre.  SSom  @et)tember  bis  }um  Oo* 
tober  mud^  i^re  @ecte  }u  Dielen  Xaufenben  an. 
9ud  2)eut{d^Ianb  ftrdmten  töglid^  neue  Xön^er 
^bei,  unb  }u  Sätttd^  unb  in  ber  Slad^barfd^aft 
mürben  fel^r  üiele,  bie  bid  bal^in  an  Seib  unb 
@eele  gefunb  gemefen  maren,  ^lö^Iid^  Don  ben 
Sftmonen  ergriffen,  retd^ten  ben  £&n)em  bie 
^anb  unb  tankten  mit  ffluge  SRanner  mußten 
leine  onbere  Urf  ad^  bief  er  teufUf  d^n  @ectirerei  an« 
gugeben  atö  bie  l^errfd^enbe  grobe  Unmiffenl^it  in 
©laubendfa^en  unb  in  ben  (geboten  ®otted. 
iDland^e  aud  bem  SBolfe  marfen  bie  Sd^ulb  auf 
ben  concubinarifd^  SIerud,  ber  mal^rfd^einlid^ 
bie  Hivbtt  nic^t  rid^tig  toufe;  b(M|  muffen  fie 
Derpummen,  atö  gerobe  SBeltgeiftlid^e  fold^e  SBe« 
elfene  burd^  bie  Wittel  ber  fiird^e  l^eilten,  nad^« 
em  JHoftergeiftlid^e  bie|  Dergeblid^  Derfud^t  ^tten. 
Um  bad  Sfefi  SUer^igen  Derfammetten  fid^  in 
bem  Sfledten  f^erjtal  bei  Süttid^  eine  SRenge  £ön3er, 
SRönner  unb  SEBeiber,  unb  befd^Ioffen,  nad^  Sättid^ 
)u  }ie]^en  unb  bafelbft  bie  $räkten  unb  bie  ganje 
(Seiftlid^f eit  um}ubringen.  %d  fte  aber  nad^  Sättid^ 
tarnen  unb  burd^  fromme  Seute  Dor  bie  @eifUid^ 
gefül^rt  murbei^  traten  jie  biefen  nid^tS,  (iefien  ^d^ 
Dielmel^r  Don  il^nen  litten  unb  ben  Xeufel  aud- 
treiben.  Sinige  mürben  in  bie  9Ruttergottedfa))e0e 
beS  @t.  ÖambertusnofterS  gebrad^t,  mo  ber  $rie- 
fter  Submig  SoDeS  i^en  eine  gemed^te  @toIa  auf* 
legte  unb  baS  Soangelium  «Sm  9nfang  UKtr  baS 
SBort"  DorlaS ;  er  l^eilte  fo  jel^n  Sänger  nad^  ein- 
anber  unb  tarn  baburd^  in  fold^en  Stuf,  ba|  man 
i^m  Don  aQen  Seiten  beriet  ihanfe  jufül^rte. 
(Sleid^ermeife  trieb  man  in  ben  anberen  Jrird^n 
Smäfl  bie  Xanjteufel  auS.  SBeim  SsorcidmuS 
Derlafi  man  gemöbnlid^  ben  Snfang  beS  io^n* 
neifd^  ßDangeliumS  ober  einen  anbem  eoan* 
gelijd^en  9lbfd^nitt,  bod^  Dorjfig^id^  fold^,  morin 
bie  ^ung  SBef  effener  burd^  S^riftud  erjcU^ß  mirb. 
3u  ^ad^en  taud^te  ber  $riefter  Simon  ein  9Röb" 
d^,  beffen  S)dmon  bisher  feiner  Sefc^mihrung 
l^atte  mei4ien  moOen,  bis  an  ben  SRunb  in  Sßei^ 
maffer.  Ser  S)ämon  meiste  nad^  feiner  eigenen 
^uSfage  )mei  äal^re  in  bem  9Rabd^en,  er  mürbe 
aber  gejmungen,  auSgufal^ren  unb  Don  bannen  )u 
meid^en.  S)erfelbe  ^riefter  Dertrieb  einen  anbem 
^mon  burd^  ®ebet  unb  Saften.  S)urd^  fold^e 
unb  anbere  geiftlid^e  9RitteI  mürbe  bie  Secte  ber 
Xönjer,  bie  binnen  Jal^eSfrift  fel^r  überl^nb  ge« 
nommen  l^atte,  aSmftlig  Derminbert  3mar  mür- 
ben nod^  8  bis  4  3a^re  lang  Seute  Don  fold^en 
Xangteufeln  l^gefu^t,  aber  biefe  mic^n  fel^ 
leidet  ben  99efd^mörungen  ber  (Seifüid^en.  S)et 
SIeruS  Don  Suttid^  fam  )u  jener  3^  in  einen 
„guten  Stuf'  (GhapeauTÜle,  Gesta  pontif.  Leod. 
ni,  Leodü  1616, 19  sqq.).  9ud^  eine  it5Iner 
(S^ronif  berid^tet  über  bie  Xonsmutl^  jum  3a^ 
1374.   f)ier  ]^ei|t  eS  unter  Snberem:  ,9IS  \p 


11G5 


Saiu«  —  lalQüera. 


1166 


Rom.  l^yB,  6.  s^r.,  1945  88.»  itnb  1864,  | 
7.  fier.«  d8a  SS.  673  88. ;  bie  Qudfül^rlid^eii  %uf- 
ifidjniiiigm  be9  (Sarbinold  $ebtani,  ber  lange 
^t  ifyc  6felenIeUer  gctoefm  unb  bis  ju  il)rem 
'loU  mh  i^r  in  SBerfel|r  blieb,  auS  ben  3a()ren 
1  ?S9;40  ftnb  ebb.  1878—1877, 12.  ser.,  517  88. 
77:)  88.;  13.  Ber.^  138  sb.  901  88.;  15.  8^r., 
e4  58.;  16.  ser.,  1112  88.  mitgetJ^eilt.  (%I. 
J.  F.  0.  Lnquet,  evdque  d'Hesebon,  Abrege 
Je  U  Tie  d'Anna-Maria  TaTgi  morte  en  odeur 
de  Baintete  aprte  avoir  t^cu  dans  le  mariage 
et  Avoir  et^  favorisee  de  grandes  lumiäres 
sor  les  ^vänemento  politiquea  du  tempa, 
Paris  1854;  Oabr.  Bouffier  S.  J.,  La  ven^ 
rsble  servante  de  Dien  Anna-Maria  Talgi, 
d^apr^  lee  doomnenta  aathentiques  du  prooto 
d«  abeatifioaiion,  Paris  1886 ;  Seben  bei  tf^tto, 
Wienerin  QtotteS  Vnna  SRotio  Xolgi,  einer  ^eiligen 
%m  QU8  bem  fßüllt  beS  19. 3af)t^unbert8.  Wi 
mein  QoTWOTt  oon  tßrof.  Dr.  an.  3.  Sd^eeben 
S.  Http.,  «a^  1880.)        [O.  $fülf  S.  J.] 

fiiBil,  mit  bem  Seinomen  Samuel,  iBifd^of 

tton  Soragoffa,  gel^ört  )u  ben  fponifd^en  JKrd^en- 

j(!mftjtellem  be§7.3a](|T|unbert§.  3m3.646begab 

fr  jt4  auf  9ef el^I  bed  ftönigS  Sl^inbafmint^  unb 

om  (^ut^lung  ber  ftebenten  Spnobe  Don  Xo« 

\tbo  nad^  9iom,  um  ton  ba  benj[enigen  Zl^eil  ber 

Koralia  beS  $a)>fted  (Stegor  I.,  ber  in  Spanten 

^  m^t  oorfanb,  l^erbei^u^olen.  9lad^  längerem 

!>rmeilen  in  ber  emtgen  Stabt  iDurbe  il^m  (fo 

mh  ci^ä^It)  burd^  ein  Sraumgeftd^t  ber  Ort  ge- 

Ittgt,  100  bie  @d(|rift  üerborgen  lag,  unb  er  erl^ielt 

fu  itnl^mer  Don  $a))ft  3Rartin  I.  3m  3.  653 

iDO^ntt  er  bem  ad^ten,  im  3-  655  bem  neunten 

(xmcU  von  Xolebo  bei    @ein  ^uptmtd  ift 

Sententiamm  LL.  Y,  aud  ©regor  I.  unb  auS 

Stiguftin  )ufatnmengefieQt.  S)o8  erfie  99ud^  l^an- 

bdi  übet  @oft,  ©d^öpfung,  Sreatur  unb  9le- 

oimmg  bec  Seit ;  ba§  gmeite  über  3ncamation, 

kird^  unb  IKrdbenregierung ;  bad  britte  über 

fittrul^  Seben  unb  Xugenben;  baS  oierte  über 

Sünben  unb  Safter ;  bad  fünfte  übet  bie  Sünber, 

bo!  ptfien  biejer  SBelt,  ben  Sntid^tiften,  baS 

M^t  unb  bie  9)etbammung.   S)em  äBerie  ift 

tnmingeftent  eine  praefatio  ad  Quiricimn  Bar- 

dnon^nsem  episcopmn,  bem  bie  @d^rift  ge« 

mbout  i^,  nebft  bet  Responsio  Qairicii,  mel« 

4ff2aj[u8  für  fein  SBetf,  ba9  fd^on  bie  beften 

f^4te  gettogen,  im  9lamen  bet  fat^olif  d^en  ftirc^e 

tonft  gtmet  l^at  man  oon  Xaiud  einen  93rief  ad 

Gag8Biam  Toletanom  epiacopum,  n)Otin  et 

fidi  ober  ben  !ßlan  feinet  @d^rift  unb  beten  %$et- 

taltnil  )tt  (Sregor  I.  audf|)tid^t.  2)a8  SBetf  nebft 

bin  cnmi^ten  ^Briefen  ift  abgebnidtt  bei  Migne, 

PP.  ki  LXXX,  723  sqq.    (Sgl.  Ceillier, 

Hifli  g^ner.  des  anieurs  sacres  XI,  nouv. 

^  776  8. ;  ®amd,  IKtd^engefd^.  Spaniens  U, 

%  SegenSb.  1 874, 147  ff.,  f omie  bie  bei  ChevaHer, 

Up.  8.  T.  üerjeid^nete  Sitetatut.)  [@am8  0.  S.  B.] 

Wn  (vestis  talarie),  baS  teeite,  üom  ^aI3 

Vi  |n  ben  ftnöd^eln  (usqne  ad  talos)  reid^enbe. 


i 


gefd^toffene  unb  mit  9etmeln  Detfel^ene  Obet- 
aeroanb  bet  ©eiftlid^en,  totlä)^  oIS  S)ienftfieib 
bei  bet  S^iet  bet  l^eiligen  SReffe  Dom  SRiffale 
(Bit.  celebr.  Miss.  1,  2)  gefotbett,  bei  jeber 
Ututgi(d^en  Function  Don  ben  Stubrifen  DotauS- 
gefe^t  unb  gemö^nlid^  Don  ben  S)idcefanDetotb- 
nungen  Dotgefd^rieben  tt)irb.  ^(d  Stanbedfleib 
behielten  aud|  im  bütgetlid^en  Setfel^t  bie  @eift- 
lid^en  baS  becentete  lange  unb  meite  ®eU)anb  bei, 
als  nad^  ber  SBöIfermanbetung  bie  fileibung  ber 
£aien  fürjer  unb  enger  »utbe^  Dotgefd^tieben 
mutbe  baSfelbe  jumal  feit  bem  Dtetten  lateranen- 
Ifd^en  (Eoncil  (1215)  butd^  ?patticuIatjijnoben  ir 
en  tomanifd^en  Sanbetn,  bann  aud^  in  Seutfd^- 
lanb  (DgL  b.  Sltt.  »leibet  VII,  753).  ©ie  6Ie- 
tifet,  bie  in  ben  l^ö^eten  äBei^en  ftel^en,  foteie  bie 
99eneficiaten  Detpfltd^tet  baS  Soncil  Don  Stient 
(Sees.  XIV,  o.  6  De  ref.),  ben  ibtem  Seilte- 
gtab  entfpted^enben  babitus  clericalis,  b.  i  bie 
£onfut  (f.  b.  9tt.)  unb  baS  geiftlid^e  »leib,  }u 
ttagen,  ol^ne  ba|  eS  le^teteS  naidet  beftimmt.  3n* 
folge  bet  2)ectete,  mel^e  bie  SRailönbet  S^noben 
untet  bem  l^L  »atl  ISottomäuS  etlie^en,  unb  bet 
Sonftitution  Si^tuS'  V.  Cum  sacrosanctam 
Dom  9.  3anuar  1589  ifl  gunäd^ft  in  ben  Säu- 
bern bed  SübenS  ber  %aiax  baS  StanbeSfleib  ber 
(Seiftlid^en  aud^  im  bütgetlid^en  Seben  gemotben ; 
l^iet  U)utbe  bann  aud^  baS  teaSenbe  ©emanb  alS 
Soutane  gu  einem  an  ben  »ötpet  fid^  anfd^Iiegenben 
engem  »leibe,  bem  bet  ©üttel  (Singulum)  nur 
als  Sd^mudC  bient.  Sutd^  baS  Gerimoniale 
Episooporum  (1,  3,  6)  mitb  ben  93ifc^i)fen  auf 
Steifen,  unb  butd^  baS  ^etfommen,  xoit  in  Stom 
felbft,  fo  aud^  in  ben  meiften  Sönbetn,  ben  ®eift« 
lid^en  übetl^aupt  ein  fütjeteS  Oberfleib  geftattet, 
beffen  Sufd^nitt  immerhin  nod^  an  ben  3:alat 
erinnett.  2)aS  ted^tlid^e  ^etfommen,  bdS  in  ben 
Sanbetn  beS  !RotbenS,  toit  in  S)eutfd^Ianb,  befielt, 
ift  Don  bem  Üblntt  ^oDingialconcil  Dom-Sa^te 
1860  (CoU.  Lac.  V,  380)  füt  biefe  »ird&en- 
ptoDin)  gefe^Iid^  fefigefieQt  —  3)et  Salat  bet 
SBeltgeiftlid^en  foll  Don  fd^matget  gfatbe  fein ;  fiit 
ben  SReguIatcIetuS  ift  ^S^tm  unb  ^xl)t  butd|  bie 
OtbenStegel  beftimmt.  2)et  ^rälatut  unb  infolge 
Don  ^ßtiDilegien  aud^  eingelnen  2)omca))iteIn  fommt 
als  S^eftfleib  bei  gotteSbienftlid^n  Functionen  bet 
Diolette  £alat  }u;  an  ben  gfafttagen  unb  in  ben 
SBugjeiten  ift  betfelbe  gemä|  bem  Cerim.  Epp. 
(1,  3,  2)  butd^  baS  f^mai^e  »leib  gu  etfe^en. 
S)et  Xalat  bet  Sarbinäle  ift  rot^,  in  Südseiten 
Diolett ;  bie  garbinöle  auS  ben  alten  Otben  be« 
Italien  bie  gfatbe  bei,  tectd^e  in  i^tem  Otben 
üblid^  ift.  2)er  $apft  trügt  ftetS  ben  3:arat  Don 
loei^et  ^Qxht.  S)ie  »it^enbienet ,  teeld^e  bei 
bet  Seiet  beS  (SotteSbienfteS  bet^eiligt  jinb, 
foQten,  ba  fte  ^iet  bie  Stelle  Don  Sletifetn 
Dertteten,  gleid^fallS  ben  Salat  bet  SBeltgeiftlid^en 
ttagen.  [».  Sdjfob.] 

^atavitOj  Sfetnanbo,0.  Hieronym.,  eine 
bet  gtö^ten  Sxexbtn  bet  fpanifd^en  »itd^e,  mat  gu 
Xalaoeta  im  Stjftift  Solebo  1445  geboten«  Slod^- 


1169 


XoHe^ranb. 


1170 


a«  21.3o]niat  1791  nicberaelegt,  unb  gtoor  mit 
Icr  Skfitunbung«  bog  er  bie  SBerpflid^tung,  fünftig 
m  $orU  )u  ccftbiren,  mit  bet  9udübung  bed  bi* 
t^iii^en  9mtc9  unDertrögltd^  finbe.  9m  18. 3a- 
nur  1791  toor  er  nämti^  in  bie  SRot^SDerfamm- 
Iimg  bcr  eben  gum  S)epartement  erhobenen  €tabt 
$«ni  berufen  morben,  unb  biefe  SBa^l  bot  ilfim 
imoi  eiȟn{4|ten  9nIog,  einem  9mt  )U  entfagen, 
V  tttl  er  nur  ouft  öugeren  9hidftd^ten  eingetreten 
w,  u^  bofi  bei  ben  oerönberten  Sterbältnijfen 
tont  mcbr  einen  SBert]^  für  il^n  l^itc.  S)a  ber 
^SUi  ieteitS  onfing,  bie  unbeeibigten  @eiftli<i^en 
m  kbröngen.  fo  benu|te  SoDe^ranb  feine  neue 
^fluna,  um  ibnen  im  92amen  ber  GemiffenS« 
tiriMt  oie  SttSübung  fir^Iid^er  ^nblungen  )u 
fi4imL  Snbejfen  mar  ber  fd^lieglid^  @ieg  ber 
hnlolen  SteligionSfeinbe  nid^t  me^r  }u  l^inbenu 
ioOf^nnb  felbfl  mürbe  bolb  burd^  anbere  9ln« 
ytignibeiten  in9nf))rud^  genommen.  3m  3- 1792 
{onMe  man  ibn  mieberl^olt  }u  SBer^nblungen  nad^ 
SonboR.  9Ud  bomold  bie  Soge  SubmigS  XYI. 
imnet  id)robU(l^er  mürbe,  befd^af tigte  Xotte^ronb 
f^  mit  bem  Sebonfen,  ben  9Ronard^en  }u  retten. 
]to(  Dem  Siege  ber  Sommune  ober  (om  10.  Suguft 
1792)  fagte  er  fid^  entfd^ieben,  mie  immer  bem  Sr- 
jolfif  p4  onbeqnemenb,  t»on  bem  Aönige  lod  unb 
lefalte  boS  Sirculorfi^eiben  on  bie  SRöd^te  Dom 
li  ftuguft,  tDorin  ber  Sufrul^r  Dom  10.  9(uguft 
(ocdlilfaligt  mirb.  &Iei(^mo^l  mürbe  er,  als  mon 
(inm  Srief  ouffonb,  in  bem  »on  Slnerbietungen 
OB  ben  ffönig  im  3.  1791  bie  Stebe  i[t,  am 
1  Decembev  1798  burc^  ben  (Eonoent  in  9ln- 
Odgiftanb  unb  tro^  feiner  Sertbeibigung  auf  bie 
S(u  brr  Cmigrirten  gefegt.  3tn  S^nuar  1794 
vutbe  er  ou^  ovA  Snglanb  ouSgemtefen,  mo  er 
jnl  fytifi  1792  meilte,  unb  fo  monbte  er  ftd^ 
md^  Imerifo.  Sm  4.  @e|)tember  1795  ^ob  aber 
tn  Coiment  bod  gegen  i^n  erlaffene  SDeaet  mieber 
auf,  unb  er  fe^te  nod^  Suropo  gurüd.  3n  $acid 
fnib  XoSe^ronb  fid^  im  f^rbfte  1796  mieber  ein, 
rab  an  18.  3uli  1797  mürbe  er  burdd  boS 
Ztxcdorium  }um  9Rinif)er  be8  Sleugem  emonnt. 
3sna<4it  betleibete  er  bod  mid^tige  ^mt  nur  ^mei 
^aktt  3nbem  er  aber  bie  Serftanbigung  smifd^en 
8t(QM  (f.  b.  Srt)  unb  SBonoporte  Vermittelte  unb 
torit  ben  6taatöftreic^  Dom  18.  SBrumoire  (9. 92o- 
Mnber)  1799,  be^m.  bie  C^errf^ft  92a))oleon§ 
cnkttete,  mar  ber  Soben  für  ibn  mieber  geebnet. 
SalSRinifterium  bed  %eu|em  mürbe  t^m  bereite 
aii2L  Stooember  1799  mieber  übertragen,  unb 
d  »ttr  nun  mo^renb  bed  GonfuIateS  unb  oud^ 
io4  <inifi€  3o^re  mäl^enb  bed  ffaifcneid^ed  in 
fnatn  ^teben.  XoHel^ronb  lenße  in  biefer  3(it 
oü  bem  gemaltigen  Sorfen  bie  @efd^idFe  (&uxopa% 
SoA  bebeutfomfte  (ird^Kd^  Creignig  ber  $eriobe 
9  bk  Qerföl^nung  gfrontreid^  mit  bem  apo* 
ibQj^  @tu^le  burd^  bod  Soncorbot  Dom  ^afyct 
1801  (f.  b.  9rt.  (loncorbote  HI,  828).  S)a3felbe 
nor  ott(b  für  SoUe^ranb  {»rfönlic^  Don  SBebeu- 
tm^  inbem  er  auf  befonbem  SBunfd^  bed  erften 
tonfoia  bur4  ein  SreDe  Dom  29.  3uH  1802 


fäculorifirt  mürbe.  3m  ndd^ften  ^atyct  gmong  i|n 
9la|)oteon,  oud^  feine  I(|äu81ic^en  Ser^ältniffe  )u 
orbnen.  %IS  XalleQranb  namU(^  nad^  feiner  SSer* 
bannung  mieber  in  ber  ^imot  erfd^ieu,  begleitete 
i^n  eine  iunge  Snglänberin,  bie  in  Oftinbien  ge- 
bonn  utö)  mit  bem  Sd^mei^er  ffoufberm  (Bronb 
Derbeirotet,  ober  Don  il^rem  ©atten  getrennt  mar. 
ZoUeQranb  lebte  fortan  mit  i^r,  o^ne  inbeffen 
eine  Sl^ie  einjugeben  unb  auf  ben  SJertebr  mit 
onberen  Ofrauen  ju  Dergid^ten,  unb  ba  boS  IBer« 
bältnig  ber  grau  ®ranb  in  ber  (SefeQf^ft 
@(bmierigteiten  bereitete,  gebot  ber  erfte  SonfuI 
auf  beren  klagen  bem  9Rinifter,  ftd^  trauen  511 
loffen.  2)cr  SiDiloct  fanb  am  10.  September  1803 
ftott,  ber  tird^Uc^e  am  folgenben  Soge  in  einer 
fleinen  2)orffird^e  bei  ^oriS.  3ni  nocbften  3abre 
folgte  bie  Srricbtung  bed  ffoiferreid^ed.  SoUeQ- 
ranb  f^atit  an  bem  Sßerle  einen  mefentlid^en  9n- 
tbeil ;  ber  ßaifer  belohnte  feine  Serbienfte,  inbem 
er  ibn  am  6.  3uU  1806  jum  gfürften  Don  SBene« 
Dent  ernannte.  Sein  SinDerftanbni|  mit  bem 
©emoltigen  mar  ober  bomolS  bereits  bem  Snbe 
nabe.  3^  m^b^  ^lapoUon  auf  bie  SBeltbenfd^ft 
loSfteuerte,  um  fo  löftiger  fiel  il^m  ein  SRinifter, 
beffen  $olttif  auf  bie  Srl^Itung  bed  europöifd^en 
®leid^gemi(bted  ausging.  3m  %uguft  1807,  Dier 
SBod^en  nod^  bem  ^rieben  Don  Silftt,  legte 
SoOeQranb  boS  SRinifterium  nieber.  S)er  ftaifet 
ernannte  il^n  borouf  )um  93ice-®ro^mäbIer  mit 
einem  @efammteinf  ommen  Don  nol^e^u  einer  l^olben 
SRiUion  gfranfcn.  Sr  gog  ibn  oud^  gum  Songre^ 
Don  Srfurt  1808  bei,  im  ®an}en  aber  l^ielt  er 
ibn  fortan  Don  ben  StoatSgefd^äften  ferne,  unb 
oU  er  nod^  bem  rufftfcben  gelbjuge  ibm  ooS  SRini« 
fierium  mieber  anbot,  mar  eS  )u  fpät.  ZaQe^ninb 
lehnte  ob,  ba  eS,  mie  er  gu  einem  S)ritten  öu^rte, 
nicbt  iebermonnS  Sod^e  fei,  fu^  unter  Krümmern 
begraben  gu  laffen.  Sr  erfonnte  bie  Sod^  9la« 
poIeonS  als  Derloren.  91S  balb  borouf  ber  enb- 
gültige  3ufammenbrud^  erfolgte,  trat  XoIIe^ronb 
auf  ber  SQSeltbübne  mieber  in  ben  Sorbergrunb. 
9{ad^  ber  Sopitulotion  Don  ^riS  (in  ber  9{ad^t 
Dom  80.-81. 9Rör3 1814)  unb  bem  Sinjuge  ber 
Derbünbeten  gfürften  in  bie  Ipouptftobt  gfronl« 
reid^S  erfd^eint  XoDe^ronb  oIS  SBortfül^rer  feines 
SSoterlanbeS,  ber  bie  legitime  SRonorcbie  gurüd« 
forberte.  Sr  trat  oud^  an  bie  Spi]^  ber  proDifo« 
rifd^en  Slegierung,  meldte  ber  Senat  am  1.  9prU 
ernannte,  unb  b^tte  einen  entfd^ibenben  Sntbeil 
an  ber  gfeftfej^ung  ber  neuen  SSerfaffung  beS  j?önig« 
reid^eS.  S)egb<^b  übergab  il^m  Submig  XYUI. 
bei  feinem  Regierungsantritt  boS  SJtinifterium  beS 
SeuBem,  unb  olS  lurg  borouf  ber  SBiener  Son« 
greB  feinen  Anfang  nobm,  fiel  ZoSeoronb  bie 
mid^tige  Aufgabe  )U,  gfranfreid^  ouf  bemfelben  gu 
Dertreten.  S)ie  Keftourotion,  meldte  l^ier  )u  Staube 
fom,  entgog  ibm  boS  gfürftentl^um  SeneDent, 
inbem  boS  iconb  an  ben  fßopft  olS  feinen  red^t« 
müßigen  ^erm  gurüdf fiel ;  als  (£rfo|  mürbe  ibm 
)mar  boS  neopolitonifd^e  gfü^i^nt^um  S)ino  ge- 
geben, inbeffen  fül^rte  er  ben  Xitel  beSfelben  nid^t 


1171 


lollttl^  —  iQlmiib. 


1172 


mcl^,  fonbcm  übertrug  i^n  ouf  feinen  IRcffen. 
SRü  bem  SBBiener  Kongreß  war  übrigen»  aud^  fein 
SDttnifterium  mieber  5U  6nbe.  2)a  ber  ffönig 
nod^  bemfelben  ben  Stat^fd^Iägen  ber  Sstremen 

5id^  juneigte,  fam  eS  ju  fd^oifen  SuSeinanber- 
e|ungen,  unb  otö  ZoIIeQranb  mit  feiner  Snfid^t 
ntd^t  burd^brang,  nal^nt  er  feine  Sntlaffung,  bie 
il^m  am  23.  September  1815  gemalert  tmirbe. 
918  bem  SBieber^tetter  feiner  2)9naftie  l^ielt  i^m 
SubiDig  XVIII.  bie  @inecure  eines  Oberftfäm* 
mererd  mit  100000  gronfen  @e^alt  bereit,  feine 
S)ienfte  aber  nal^m  er  nid^t  mel^r  meiter  in  Sin« 

!))ru4.  XaDe^ranb  fd^rieb  ixoat,  mie  ed  fd^eint,  in 
>er  Slbfu^t,  ben  jfönig  gu  getuinnen,  im  3. 1816 
feine  SRemoiren.  9){an  erföl^rt  aber  nid^t,  ba| 
SublDtg  XYin.  bie  Sd^rift  la8,  unb  menn  er  Je 
^enntni^  t)on  i^r  na^m,  fo  önberte  fie  feinen 
@inn  nid^t.  9lod)  ttieniger  t)ertt>enbete  il^n  Statt  X. 
S)agegen  gog  i^n  SouiS  $]^Ui))))  niieber  gu  ben 
®ef(^äften  ^eran,  inbem  er  i^n  am  5.  September 
1880,  bier  äBoc^en  nad^  feiner  S^ronbefteigung, 
mit  ber  unter  ben  bamaligen  SBerboItniffen  be- 
fonberS  mid^tigen  99otfd^aft  in  Sonbon  betraute. 
XaQepranb  belleibete  baS  9mt  üier  Saläre,  unb 
nad^bem  er  eS  niebergelegt,  trat  er  noc^  einmal  in 
bie  Oeffentlid^feit,  inbem  er  am  8.  ^lörg  1888 
bem  ®rafen  jReinl^rb,  feinem  langiöl^rigen  Sol- 
legen unb  9lad^f  olger  im  SRinifterium  beS  Beugern 
im  3.  1799,  im  Snftitut  bie  atabemifd^e  fiobrebe 
l^ielt.  Seine  3:age  u>aren  aber  bereits  gegäl^It;  er 
^l^tte  bieg  felbft  unb  traf  SSorle^rungen,  um  im 
Sfrieben  mit  ber  ffird^e  }u  fterben.  ^tö  er  burd^ 
ben  9lbbe  Dupanloup  (f.  b.  9rt.)  bie  Sterbe« 
facramente  empfing,  untergeid^nete  er  gtoei  Sd^rift- 
ftüdCe,  eines  an  ben  (Srgbifdbof  t)on  $ariS  unb 
eines  an  ben  $apfi  S)arin  beflagt  er  baS  ^erger- 
ni|,  baS  er  gegeben,  n)eiSt  aber  oud^  bie  Serant- 
iDortung  benienigen  )u,  toeld^e  il^m  baS  ^oä)  eines 
SBerufeS  auferlegten,  für  ben  er  nid^t  geboren 
»orben  fei.  Sein  Job  trat  am  17.  TOai  1838 
ein ;  begraben  mürbe  er  in  93alen9a9,  feinem  Sanb- 
i|.  Seine  DJlemoiren  follten  30  Sa^re  nad^ 
einem  £obe  Deröffentßd^t  merben  bürfen,  t^at- 
äd^Iid^  erfd^ienen  fte  gu  $ariS  erft  1891  in 
5  93önben  (beutfd^e  «uSgabe  fföln  1891  bis 
1892,  5  S3be.).  (95gl.  Nouv.  Biogr.  gön. 
XLIV,  809  88.;  93lenner^af[et,  latte^ranb,  Ber- 
lin 1894.)  [0.  Sfunl,] 

9a(nt9.  f.  9rba  Sanpl^otl^. 

faEntstb  (2]^almub,  -^«^y.)  if}  xiaä)  ledigem 
Sprad^gebraud^  ber  gemeinfame  Sitel  gmeier  iübi* 
fd^en  Siteraturmerle,  in  meldten  bie  t^eotogifd^e 
unb  mand^erlei  bamit  gufammenl^ngenbe  profane 
®elel^rfamfeit  beS  3ubentbumS  auS  ben  erften  fünf 
nad^^riftlid^en  Sol^t^unberten  gefammelt  erfd^eint. 
®egen  einanber  werben  biefe  beiben  SBerle  unter- 
fd^ieben  burd^  bie  SBegeid^nung  babylonifc^er  unb 
paläftinenfifd&er  Salmub  O^aa  nsK^n  unb  n»  *n 
^^'l'?^.);  ber  festere  toirb  aud^  „Salmub  ber  SBcfl« 
länber*  («a^?«  -5a?'n)unb  ungutreff  enb,  aber  bodj 
fd^on  gegen  Slnfang  beS  9. 3a|r](|unbertS  i^ierufa« 


lemifdder  Salmub''  ^teV?*-»^  ^)  genannt,  »ab- 
renb  ber  erftere  aud^  mol^I  Satmub  fd^Ie^t^in  bri|t 
unb  meif!  gemeint  ift,  mo  in  populären  unb  be« 
fonberS  in  polemifd^en  Sd^dften  Dom  Xalmub  bie 
SRebe  ift.  S)er  Ableitung  oon  -^uV  entfpred^enb 
bebeutet  -^^»^n  gunöd^ft  ^Stubium"  unb  i^Se^re" ; 
als  SSud^titel  begeid^net  eS  urfprünglid^  bie  fogen« 
®emara  im  ®egenfaj^  gur  Wifd^na  (f.  u.  xl  1,  b), 
bannaber  baS  auSWif  d^na  unb  ®emara  gufammen- 
gefegte  SBert.  SBon  ben  fonft  Dortommenben  Flamen 
für  Den  Zolmub  fei  ^ter  no(^  bie  bei  ben  3uben 

übRd^e93ejcld^nung„SdJaS''(o'wb.b.  0^.70  ^, 
bie  fed^S  Sebem  [f.  u.  n.  3])  ermfibni  —  ^tm 
ben  ortl^obosen  3uben  olS  bie  unerfd^dpflt(^ 
gfunbgrube  ber  SBeiS^eit  unb  SBa^rl^eit  gepriefen, 
mirb  ber  Xalmub  oon  beren  ®egnem  oIS  3nbe« 
griff  ber  ämmorolitot  unb  beS  UnfmnS  nerlößert. 
3n  SBal^r^eit  ift  er  meber  baS  Sine  nod^  baS  Unbere. 
Sine  Dorurt^eilSfreie  Prüfung  beS  Xalmub  mitb 
oielmel^r  immer  mieber  gu  bem  Slefultate  fommen, 
ba|  in  i^m  rin  bemunbemSmeril^eS  SRag  t)on 
§lei6  unb  Senfarbeit  an  meift  fruc^tbfe  Erörte- 
rungen t>erf(!^menbet,  aber  mand^  gutes  ftom  unter 
einer  9Renge  iperi^Iofer  Spreu  verborgen  ijL  — 
Sßegen  beS  actueüen  äntereffeS,  baS  gur  3rit  beS 
aufftrebenben  ^^ntifemitiSmuS''  bie  Xalmubfrage 
in  aQen  Jheifen  ertoedCt,  f oQ  im  ((olgenben  baS 
SBiffenSmeril^  über  ben  SÜiImub  geboten  unb  ber 
Serfud^  gemad^t  toerben,  Don  feiner  Sefd^ffen« 
beit,  ®ef$id^te  unb  magrem  Sb^^rafter  ein  gemein* 
DerftänblidieS  SBUb  gu  entmerfen. 

1.  S)ie  9e](ianb(ung  beS  Xalmub  mu^  mit  ber 
Unterf Reibung  ber  9  e  ft  a  n  b  t  b  e  i  I  e  beSfelben  be- 
ginnen. S)er2a(mubifinämli4nid^tbaS®eifteS- 
probuct  eines  ober  einiger  ®elebrien,  fonbem  ein 
Sammelmerf,  morin  bie  gelebrte  Xb^üS^rit  einer 
gangen  Steige  oon  SJlannem  gu  einem  lofen  @angen 
guf ammengefügt  ift ;  man  f ann  bal^er  nid^t  oon  ^Ref 
fajfem,  fonbem  nur  oon  Sammlern  ober  Steboc- 
toren  beS  Salmub  fpred^en.  2)iefe  Sufammen- 
fteHung  beS  talmubifd^en  SebrftoffeS  ift  aber  nid^ 
auf  einmal ,  fonbem  gu  oerf d)iebenen  3^ten  unb 
an  Oerfd^tebmen  Ortm  Oor  fui^  gegangen:  guerjt 
entftanb  bie  fogm.  SRijd^na,  bann  mürbe  ibr  bie 
fogen.  (paläftinenfifd^e  begm.babQlonifd^)  ®emara 
l^ingugefügt.  —  a.  Unter  ber  SRifcbna  oerftebt 
man  eine  gegen  Snbe  beS  2.  nad^d^riftlic^m  3a^* 
bunbertS  oeranftaltete  unb  offirieU  recipirte  Samm- 
lung, meldte  ben  bamaligm  ^ftanb  <m  meift 
feftftebenben,  tbeilmeife  aber  controoerfen  S<bul- 
trabitionm  ber  fogen.  Xannaim  (f.  u.)  entböU. 
S)ie  SBebeutung  beS  SBorieS  9Rif(bna  (nm,  pl. 
nvaro;  (^alb.  «n-pn»)  mirb  befonberS  in  öfterer 
3eit  (fo  in  ben  bei  Hodius,  De  BibKorum  texti- 
bus  origin.,  Oxon«  1705»  238  8qq.  gefammelten 
SSöterftellm  unb  im  Corp.  jur  oiv.,  Nov.  146, 1) 
als  «SBieberboIung"  (deut^poxRc)  ongegeben, 
meit  bie  9Rifd^na  oIS  baS  ,,tDteberboIte''  (gmeite) 
®efe|^  neben  ber  Xb^ta  fiebt«  ^o4  toirb  man 
richtiger  oon  ber  fpätem  SSebeutung  beS  ffibc 
^  (begm.  aram.  »^^  ouSge^en,  toelf^eS  gecobeia 


1173 


Xatmub. 


1174 


mit  "«V  unb  bf ffm  S)crbQten  f^noti^m  gebraucht 

vizb  0=  buTt^  tDiebcr^oIM  Sagen  ober  ^5ren 

,li^*  bej».  Jkmtn").  na«  bej».  «bw  ip  ber 

^itf^m*,  PO««  (untetfd^icben  bon  n?.wp^  ögl.  ®eut. 

17, 18)  ^bie  Sammlung  bed  ®e(entten  ober  ©e« 

kiftoi',  bie  ir&^Te"  (eine  anbere  Ableitung  bon 

ber  Snqel  i»  f<!^en,  einfd^drfen,  mürbe  fad^« 

rt4  ilem(t4  bicfelbe  93ebeutung,  «.baS  mit  ber 

gd^e  bctfSerfionbeS  Srfa^te'',  b.  1^.  ^©elemte" 

[oieflrt^t  oml^  «boS  Singefd^örfte''  so.  ®efe(]  er« 

^).  8teIfo4  fielet  navn  aß  (Segenfa^  )U  «t-np», 

M  «6c{efene*,  b.  b.  bad  geschriebene  @efe|  (bie 

üom) ,  fOr  bie  bIo|  mfinbli^  flberlief erte  Se^re, 

tmb  jiDar  |o,  bo|  eS  biefelbe  fomol^  aß  (Sanjed^ 

Die  i^en  einjelnen  €a|  berfelben  (iebe  S^alaä^a) 

unb  eine  Sammlung  fold^er  Säj^e  begeid^nen 

taatL  Unter  ben  Derj^iebenenSufammenfieDungen 

bicfrr  Sri,  meldte  im  Saufe  ber  erften  nad^d^rifi- 

lii^  S^  entftanben,  ^t  Sine  offirieKen  (Sfyi» 

cafter^^ten.  S)ie9uf3eid^nungbieferie^t9Rifd^na 

xx^  l£o^v  genannten  Sammlung  ift  ber  ^b- 

f^  einer  mehrere  Sa^l^unberte  umfajfenben 

Sejü^gung  ber  {fibifc^en  (geleierten  mit  bem 

iii0fdif(^  ®efe|.   Sl^re  903ut)eln  (äffen  fid^  in 

bcn  ftu|erj!en  (Ei&en  mol^I  bid  in  bte  Seit  ber  Sie« 

^ition  unter  SSbraS  verfolgen.  SBenn  aber  bie 

5ubm  in  i^r  bie  fc^rif tli^e  ^i^ining  eines  fd^on 

m  9tofc9  ergongenen  mänblid^en  ®efe^  (rnnn 

rt  ^ap)  erbltden  molen,  fo  ift  bieg  ebenfo  Jidjer 

fa[j4,  bie  e8  l^öd^ft  unma^rfd^einlic^  ifl,  ba^  Dor 

imferer  ie|igen  JDHfd^na  feinerlei  ö^nlid^e  9uf- 

Iti^mmgen  0(8  trabitioneSen  Se^rftoffed  fiattge« 

tunben  Rotten  (f.  gegen  le^tere  SBel^u|)tung  bie  bei 

Sttotf,  (Einleitung  in  ben  2balmub,  2.  %uf[., 

bii^jig  1894,  49  ff .  aufgeffl^rten  Argumente). 

Sie  Wift^na  mie  Bbn^upt  bie  ganje  f  ogen.  Stab- 

bintf^e  Süeratur  (f.  b.  9rt.)  üerbanft  i^re  (£nt- 

fte^ung  bem  feit  SsbraS  neubelcbten  Stubium  beS 

dq<^.  Seitbem  btlbete  ftd^  eine,  iebenfaOS  aa 

fi4  bered^tigte  Se^rtrabition,  alS  beren  Xrägerin 

wd^  Sngabe  ber  3uben  junöd^ft  bie  fogen.  gro^e 

Synagoge  (f.  b.  9rt.)  erfd^eint.  Später  (feit  ettoa 

150  0.  (B^r.)  treten  bie  fogen.  ffinf  „^aatt"* 

(nun)  ^ert)or  alS  bie  tHuctoritöten,  burd^  toeld^ 

bie  überlieferte  Se^re  (ffabbalä  [ogl.  b.  «rtj  im 

vritieni  Stnne)  oererbt  unb  oerbürgt  marb.  Wi 

bie  le^  biefer  fünfmal  je  jmei  (BtU^tttn,  Don 

bcnm  immer  einer  ^äfibent  unb  ber  anbere 

Sicepröfibent  beS  grof en  SQnebriumS  (j.  (ebod^ 

b.  9rt.  ob.  1101)  gemefen  fein  foK,  erfc^emen  bie 

biiben  Bcfannten  ScabbiS  ^Ulel  unb  Sd^ammai 

etioQft  oor  (S^ifli  3^t  (bie  92amen  ber  anberen  über« 

fiefext  MigflhnA,  Pirke  aboth  1,  4  sqq.).  Sd^on 

unter  ben  fünf  ^^aren"  mar  aber  nac^  unb  nad^ 

auf  Derf(!(|iebenen  ftugeren  unb  inneren  @rünben 

in  ber  SelM^abition  ba§  ^^arifäert^um  gur  |)en- 

f^aft  gelangt  unb  bamit  bie  SBerfnöd^erung  beS 

Ifbenbigen  @efe^,  meldte  mit  bem  9tamen  ber 

Dbarijder  (f.  b.  9lrt.)  untrennbar  oerbunben  ift. 

Stit  ^iOeld  (f«  b.  «rt.)  Sd^ülem  beginnt  bann 

bie  $^be  beft  eigentlid^  Zannaim  (doctorea 


mlBchnici),  beren  im  ®an}en  über  100  in  ber 
SRifd^na  mit  92amen  genannt  merben  (f.  biefelben 
aufgejüblt  u.  9L  bei  Strad  77  ff.  fotoie  in  Samm« 
terS  SRifd^na-SuSgabe  unb  Ueberfe^ung  [f.  u. 
n.  7,  a];  ogl.  aud^  SB.  Sad^er,  SDie  «gaba  b.  %an» 
naiten,  Strasburg  1884—1890,  2  Sbe.).  ^Ulan 
pflegt  biefelben  jeitlid^  auf  fünf  Generationen 
(be^m.  oier  mit  Sufammenfaffung  ber  jmeiten  unb 
britten  in  eine  altere  unb  iüngere  ©nippe)  gu  Der« 
i^m,  um  baburd^  bie  ©leid^geitigfeit  ober  9uf« 
einanberf olge  ibrer  Zb^tigteit  fenntlic^  gu  mad^en. 
^tOd,  ber  att  Sab^Ionier  im  ©angen  freiftnnigen 
finfd^ainxngen  (ulbigte,  b<^tte  auc^  bem  Stubium 
bed  ®efe|e8  neueS  Seben  eingu^aud^en  gefud^t. 
9Rit  ^ilfe  ber  oon  ibm  gtoar  nid^t  erft  erfunbenen, 
aber  bod^  georbneten  fieben  Siegeln  (Ty*i'K)  foQte 
baö  trobitioneüe  SDlaterial  in  ben  Schulen  (n^^a 
v-^l«)  bidcutirt,  3meifelbafte8  gur  ßntfc^etbung 
gelfrad^t,  9teued  gemonnen  merben.  ^Itterbingd 
blieb  bad  S^nebrium  nomineK  bie  l^öd^fte  ma|« 
gebenbe  Suctoritdt,  allein  ber  Sd^merpunlt  ber 
®efetfe8gelel^rfamfeit  mar  feitbem  in  bie  Sd^ulen 
»erlegt,  oon  benen  namentlid^  bie  gu  3amnia 
Oabne),  fpater  bie  gu  SeppboriS  unb  Siberiad 
befonbereS  Snfeben  erlangten :  eingelne  ber  San* 
noim  lehrten  übrigens  aud^  au^erbalb  bed  ®eIobten 
SanbeS  (g.  9.  in  SBab^Ionien  unb  in  Rom),  ^fpct 
Se^rform  mar  ber  fogen.  SRibrafd^  (f.  b.  9lrt.), 
beffen  JRefuItate  unS  audfül^rlid^  in  einigen  SBerlen 
erhalten  fmb,  mäl^renb  bieHRifd^na  gemijf ermaßen 
bie  Ouinteffeng  baoon  entl^ält.  Unter  ben  San« 
naim  befinben  ^ä^  eine  Steibe  oon  3Rännem,  beren 
9lamen  aud^  anbermeitig  befannt  gemorben  ftnb, 
fo  in  ber  erften  ©eneration  91.  (Samaliel  (f.  b. 
%rt.)  unb  SR.  äod^nan  ben  Saccai,  ber  SBegrün- 
ber  ber  Sd^ule  gu  3amnia:  in  ber  gmetten  Gene- 
ration ber  ^ocbangefebene  9c.  ©amaliel  II.,  in  ber 
britten  91.  SSmael  (ben  (Elif^a),  ber  bie  fieben 
Siegeln  ^iUelS  auf  breige^n  ermeiterte,  unb  ber  oft 
genannte  91.  Sfiba  (f.  b.  9lrt.),  ber  aller  SBabr« 
f  (^einlid^feit  nad^  guerft  eine  %rt  9Rifd^nafammIung 
oeranftaltete;  in  ber  vierten  ©eneration  unter  ben 
Sd^ülem  Sfiba'd  befonberS  91.  SRelr,  bem  eine 
neue,  auf  ber  feines  fiel^rerd  berubenbe  9Rifd^« 
rebaction  gugef daneben  mirb ,  unb  91.  9lebemia8, 
üermutl^Itd^  ber  erfte  9lebactor  einer  Xofepbta  (f. 
b.  9trt.) ;  in  ber  fünften  enblic^  ber  (e^te  ber  eigent* 
lid^n  Zannaim,  91.  3uba  fmffabofd^  (etma  136 
bis  217  n.  (Sl^r.,  f.  b.  9rt.),  mei^  fd^Ied^tmeg 
^giabbi"  genannt,  ber  9lebactor  ber  SRifd^na. 
SS  ift  begreiflid^/  ba^  unter  ben  ^önben  ber  gabi« 
reid^  Zannaim  fi^  ber  Se^rftoff  febt  mehrte ; 
im  felben  !IRa|e  fd^eint  aber  aud^  bie  Safj/i  ber 
Streitpunfte,  beren  man  bis  auf  ^illel  eigentiid^ 
nur  einen  fannte,  gemad^fen  gu  fein.  (Eine  Samm- 
lung unb  Sid^tung  beS  Stoffes  mufte  barum  je 
langer  befto  notl^menbtger  merben.  3)aS  SBerf 
9labbi  Suba'S  mar  obne  3toeifeI  nid^t  baS  erfte 
berartige,  eS  berubte  oielme^r,  mie  auSbrüdKic^  et* 
mdbnt  mirb,  auf  ber  Sammlung  91.  OleitS,  ber 
ftd^  auf  91.  aUiba  ^i^it  (f.  ob.) ,  mag  man  bei 


11T7 


Zaimub. 


1178 


jnf  DcA  QiHI  VUbfXfjttovSjIM  ubft 
i^  ^olfißnRRftf^ai  SoSegai  becatt  bewußt  bo^ 
o«  bcn  SoTiBB  SMb^tond  onS  bec  SiMjlc&e 
So.  27, 22  (DS^  h.  Tafanod,  Gethnboth  1 10^)  )U 
bcgcfabcn  ^u^lt.  ScrgcbciiS  Rotten  bic  &ütfftttti 
:n  ^Nfipwi  gtrifect  gega  bie  Sßiffcnf ^oft  ber 
Sob^bmicr,  bie  ttrie  fd^  boSSoit  JSSafki"  nur 
.Sctmninig*  bdKiitc;  bte  IRü"  imb  Siad^ioelt 
ttdt  t§  wü  bcT  bQti^tonijd^cn  ®cnHuiL  —  SRcnt 
^jltgl  bif  Vnocfis  |ii  bcnfclbcn  S^''^^  ^^ 
bic  tflwnoim  ({.  oL)  no^  OcneioiioiKit  tufani» 
niqiB  jMIm ;  btt  9td|e  ber  |mlöjltiim{t{^  ^1^ 
gi(t  Kur  (pelS  obne^mciib  on  So^  mb  Sebfu« 
tsn^  bis  |iir  fnl^tii»  bie  bcr  bttbi|Ioiti{4^  ^^ 
jn  ^bcnicu  OenemtiiML  (Her  genügt  e§,  <nt8  bcr 
%iiiK9ft^(f.  bkfdbe  bei  6tnul  87  {f.,  unb  »gl 

etralfenrg  1878;  Serf.,  2)ie  tgoba  bcr  pa* 
IdjtincniifiQCB  vnuNDfier^  ebb.  1892.  1896, 
2  tSbc  [8b.  m  fc^  wodip  Mcjmigcn  «mo- 

IflCt  nfTfl^*^A11Pffff1l-  tffifMf  Hu  vCC  yrtHKiMHI  DR 

Kwcn  xaimuDe  ui  vctDUUMng  gconHp  vcrocn. 
Scr  fbf^lB^  ber  pdapiaaqtfitcn  Scaiani  wi^ 
indfo^  (no^StainioRtbcrSotgoBg)  bc«SL3i>- 
Aoiun  bor  "oppftiyt  (fl^  279;  aJvooognip^ie 
tttxr  i^  oon  3orbtt^  JL  9b^  Subopcp  1895) 
ctQcfd^cben;  bodb  Cbqi  Mc^  noidgli^  mistig 
ton«  ba  nodf  eine  gnfW|e  Ihnftbl  fturocr,  bie 
jpdtti  ftnb  od  o^  im  polfl|hncnfti4cn  Tofwb 

ülNQnl    UlCiUeU.      ^eHCBeVfl    9"    *^    QlWylPlHi 

ctiKfr|!e  o^tfanmeB^eflmg  MnXificnffisnnipR 

W\äm  Deninflallet  wk  et  iMniPt  bcn  In* 

f^dn  Vrt#  bo^  nni  M  ^  poio^riaa${i^  8e- 

non  in  ber  nn§  norutgRAenScfkiltnli  ciaelofe 

HttfQnQMngffägte  Ci<miiifin§  aS  nu^^kbcncn 

XtcÜfoinsiIungoi  pi  binfiwi  \tL.  3n  bieder  Be^ 

idM  fie  int  Sttnfe  bct  4.  nnb  S.  dcbrbnnberlS 

QQA  10^^  ^^ft^n  nno  ocaMfrOHHcn  t\^^--'  ■•^*^  cbv* 

fifinbni  fttn,  UMironft  fii^  bsnn  a4  crftsini  lisst 

^a^  ctn|dne  €tnde  beifdicn  fnnnf  WTtfltni  ge* 

9im9mfmb(f.untenn.3).  <iontingciygfvfcn 

Seboctton  ttrie  beim  bob^lonKäcn  %Mxäb  tarn 

i^oflS  ntil^  9td>e  fcn.  Cb  bie 

QfDum  cr|l  in  ^'^(^'^"'b'nf 

lom)^^  gcfflunneO  nwrbcs  i$, 

(Offerte  bcr  änbcn  IT,  2.  %jA^  arb^  1866, 

384)  br^mttitel^  ]cä  fßa 

Ad  fntigcS  (Boit)e  ^  er  bcn 

tttxB  Qt^t  Mrgdcgfli  vtäb  t9 

biupt  id^t  bcnn^  —  ^nr 

Snnoni  jiid)  WcrfBrine  bie 

5rtco,  9L  9f4i  unb  X.  fMisL 

S47),  braute  bie  aRif^nn 

mirbc  bort  bcr  SSegrönber  bcr  bsner 

ftm  64ule  m  €ura.  8oni|BbiS< 

^^n\^427)  tSnfk  ^  hm 

natciid  bcract,  bo^  ei  nübi 

jvhmvKitlUIttng  bcSfdbcn  pi 

QtbnMtf  )u  gctohmen 

Sq^  vatcnuil^m  eft  S.  l{4t 


iä^id^  (in  ben  ÜRonaten  Sbor  unb  SIuQ  SU  6uni 
ftattfinbtnben  Sufommentünften  (»'»$,  üieDeiAt 
k^erftümmelt  auS  Behola ;  nad^  Vnbem  mit  xoXeiv 
jufamtnen^ngmb)  immer  ie  einen  Xradat  ber 
9Ri{(^na  mit  {einer  ®emoro  )ur  Sefprcd^ung  unb 
sur  befinitit>en  Sfeftfe|ung  t)or}ubringen;  fo  foS  er 
tn  30  Salären  bie  SHird^orbeitung  bed  ganjen  babQ« 
tonifd^en  Xolmub  betoerfftcaigt,  bann  aber,  ba  Oott 
il^m  noc^  löngereS  Seben  fd^enfte,  mieber  Don  bome 
begonnen  unb  oud^  biefe  gtoeite  Stebaction  faft  gan) 
}u  gnbc  geffl^  ^ben  (f.  b.  Talmud,  Baba  bathra 
157  >»).  aOerbingd  toor  bamtt  bo4  SBcrf  no^ 
ni^t  befinitin  abgefc^Ioffen,  fonbem  bie  f olgenben 
Smorder  bis  auf  91.  Slbbina  (ober  9iabbina) 
mebttcn  ba8  talmubifd^  9Rateria(  no4  loeiter. 
Snbeffen  gelangte  Sf^i'S  Slebaction  beS  Xolmub 
)tt  immer  größerem  Snfcbcn ;  man  mu^  {t(^  um 
fo  me^  freuen,  barin  einen  ®runbftodf  ber  tro« 
bitioneflen  itffct  ju  befiben,  meil  fid^  attmilHg  bei 
ben  Soffoniben  bcutli<$er  baS  Seftreben  jeigte, 
ber  tcxaidDo^fenben  (Benerotion  baS  (Sriemcn  bd 
alten  Qkfe|cd  }u  crf^toeren  nnb  fie  fxm  $arfiS« 
muS  (eriibequjie^,  fo  ba|  unter  gfiru)  (461  biS 
484)  bie  fernere  Vb^oltung  ber  Se^rMcfammlungen 
nnterfagt  ttnirbe.  9ber  aiu^  bie  innere  &(^ffenS« 
traft  bä  3ubcntbumS,  menigflenS  auf  bcm  ®e* 
biete  bcr  toImubif^aiOdc^rfamfeit,  unb  Me  erfk 
9Iute  ber  bobplonifc^&^ulen  l^ottai  fid^  aOmAIig 
i^cen  enbe  lugenei^  9la4  9L  9bbtiui  (gcp.  499) 
traten  frine  namhaften  Sc^rer  im  Seifte  bcr  9lmo* 
ificr  mc^  ^^f  man  begann  Iriclme^  boS  non 
festeren  Sorgdrogcne  |tt  {irüfen  nnb  ]n  bunl^ 
boibn;  flott  ouctoritotiDer  Beeren  brad^te  man 
^IReiBingn'  (n^2o)nor,  nubbaMmer^iirftenMe 
mn  f  olgcnbcB  (Sde^ten  bcn  ftamcn  ,6abosSer' 
frr^X  9bnn.iß  ber  bcftnititie  «bf<^In|  bei 
Xnlmuo  miD  bie  eiaenfiube  ^  Mf  yimn  unn  bcslclbcn 
|n  ncrbanSn  (ogL  über  bie  6oboröer  ncM^  £äii,  in 

■mm[1896]a.; 

Epetein,  ib.  XXXVI  [18981  222  sil 

2.  Inf  bcnän^alt  bcSZalsnib  im<Sn}efncn 

■  %'^^^^ÄB^^^^»n^^'^^^   a^Ä   a^M  ^^a  aaa  ^^a  ^b^hb^v  ^^k^  ij^  ^^^^90  ^^^^  a^^^  ^^aa^^^^ 

.  mie  BCDEiis  timttiwi^tiwt    ndi  über  Doa  aewnimle 

,  bcm  gtg^«^  Zleolo^x^  aledct  fnripif^c,  ge* 
.  i±i±il:^,  onbcüiooiKt^,  f|Ra^  nnb  natnimiffen^ 

iöcfrliin,  maibcsrnnidjc,  ted^b<m^ 
I  iticcrepk  nmlusL  Sim  ccncm  Spüem  iß  barin 

uRse  Scbc^  cxb  crft  bcr  tiMtcni  ]n5ii^^ctt  ,€d^o* 
s?*  i9el  He  ftr^obe  |n,  eine  geocbnete  Ofam* 


^ier  id  *cr  bcn  ^eoIo^Kbcn  ficbidl 
anf  bcn  fbL  Sndcntbnm  ¥1^ 


asf  9.  Seicr,  3ib. 
tc  SgxS  5cS  ^olTinb  nnb  nemNoiblcr 
Sts^ü  1897  (%.  IniL  bcS  J&^/9km 

v.iAcn  Zbcslo^ 
cte.  ISS:  I  «±r  »aS  Sccaeüicte,  nnb 


1181 


Xolmub. 


1182 


imib  ber  Sctfu^  ficmo^,  bur$  eigene  gfunblein 
tttfi  boit  angc^^  SRaterioI  }u  üermel^ren.  3m 
Ucbrigm  itnterf^eiben  fic^  bie  ja^tlofen  @d^riften 
qtqpi  bie  «Zaltnubiuben"  nur  burdjf  ben  me^r 
ober  ininbctjc^acfen  Xon  bet  3>arftelun9 ;  tttjfen- 
{(boftfi^en  SBert^  ^en  bief eOen,  freiließ  aud^  bie 
lRe^()I  ber  barauf  cmttoortenben  (Segenf^riften, 
v^  3u)ugeben  ifi,  bo^  ber  Xalmub  bejüglid^ 
MtA,  {eines  SBefenfi  unb  SBirlenS  u.  f.  tt.  91uS- 
ptnn^  entl^It,  tDeld^e  man  bladpl^emif  $  nennen 
ott^,  fa08  mon  borin  mel^r  oIS  ))]^anta|tifd^e 
Sflfgonen  erbliden  toiO.  betreffs  ber  talmubifc^n 
Sorol  forni  man  ba9  3ugeftanbm|  SBienerd 
(0.0.0. 10  g)  occeptiren,  ba|  Äd^  aud^  „ßinigeö" 
jnibct,  JkA  ftd^  leiber  ...  mit  unferer  l^eutigen 
(ottgcft^rittenen  ®c{ithmg  unb  aRoroI  burd^aud 
rni^t  Dereinigen  la^t",  menn  man  nnter  le^terer 
nsfo«  bie  ^riftlid^  aitoral  üerftel^t.  3ebenfaB8 
g^t  bie  !Bebouptung  nid^t  gu  »eit,  ba|  ber  %ol' 
omb  tro|  einzelner  anberd  flingenben  Stellen  im 
mgnneinen  nid^t  bod  £t)ongeUum  ber  Siebe  pxt» 
bi9)L  Sud^  iDod  er  fpecieU  über  bie  $er]on  beö 
CtioM  entl^tt  (t)gL  Saible,  3efud  Sl^riftud  im 
Z^Uraib,  Serlin  1891  [mit  einer  3ufammen- 
Mm%  ber  Originalftellen  burd^  ®.  2)alman]), 
t^  ttcroit,  ba|  ein  d^ftlid^er  Staat  bie  aQSeitert)er- 
brrttung  beSfelben  oud^  unter  3uben  nid^t  bulben 
foütt.  Unbeftreitbar  gelten  aber  aud^  mand^e  SBe« 
f^ulbigungen  gegen  ben  Xalmub  )U  meit ;  fo  ift 
d  ou8  bem  Xalmub  abfolut  nid^t  gu  beioeifen,  ba| 
bm  duben  ber  fogen.  Stitualmorb  geftattct  ober 
gdi  geboten  fei  (Dgl  Bixai,  S)er  Slutaberglaube 
m  ber  Wenjd^l^eit  u.  f. ».,  4.  %ufL,  aRund^en 
1892, 102  ff.),  mag  man  fonft  fiber  bie  ®ef^i^t- 
ftdWnt  ber  ongefflbrten  gföEe  urtl^eilen  mie  man 
väL  fludft  bie  Sel^auptung,  ba^  bie  Sl^riften  im 
Solmub  fc(Ie<!^terbingd  ^®5|enbiener''  genannt 
tnlzbcn,  foOte  man  ni^t  einfadg  mit  ber  ^Berufung 
onf  ben  SuSbrudf  Acmn  alS  beriefen  anfe^en; 
beim  bie  befte  SetoeiSftelle  ffir  bie  ©leic^ung 
Acum  (onsj ,  b.  l  n^Vftt?  e-asia  lai^,  ®iener 

Ut  @ienie  unb  Sbi^^^i^^i^^'/  ®ö^enbiener) 
=  (Soften  (Sehnlchan  arueh  Oracb  chajjim 
113, 8,  ein  Acmn,  ber  ein  Iheuj  in  ber  ^nb 
int)  ^  biefed  9Bort  erjt  burd^  bie  (Senf ur  erbalten, 
mlfoxib  tttf)ȊngUd^  baS  j[eben  Sti^tiuben  begeid^* 
nmbe  ^>  bafelbft  fic^  fanb  (f.  3).  f^offmann,  S)er 
&6uU(an*9ru4  unb  bie  Stabbinen  über  bad  93er- 
Utnil  ber  3uben  }u  SnberSgldubigen,  99erlin 
1885, 106  ff. ;  «.  SBfinfd^,  in  b.  ,Mg.  3eitung" 
1898,  SeiL  3tt.  57).  —  ffiie  man  ben  Snbaß 
bei  tßimvb  wafftf^  nu|bor  machen  lann  (menn 
man  oft  3iel  ber  gorfc^ungen  nid^t  bie  Söfung 
ber  3ubenfrage  betrautet,  beren  @d^mer))unlt  auf 
cinetn  anbem  ®ebtete  fiegt),  bad  ergibt  fi(^  ou3 
bem  SBejen  unb  ber  Sntfte^ung  beSfelben.  S)er 
Xolmub  entbfilt  itoetfeHoS  einen  @runoftod(  öc^ter, 
Demi  ou4  entpeätcr  Xrabition  Don  retigiöfem  unb 
gcdbü^tfid^  C^orofter  unb  mand^  gute  SBeobad^ 
bmg.  1De|^  fdnn  er  ba,  tt)0  anbere  OueSen 
^ogen  ober  fpdzlid^  flie^n,  mit  %u|en  l^eron« 


gebogen  »erben.  3n  ber  redeten  SBeife  unb  mit 
ftritif  oertoenbet  bient  er  bagu,  bie  bibltfc^en  Se* 
rid^te  gu  üluftciren,  gefd^td(|tlid^e  Slac^nc^ten  )u 
ergonjen  u.  bg{.,  mie  bie|  j.  9.  Stgbtfootd 
Horae  hebr.  et  talmud.  (f.  Opp.  omnia  II, 
Franequer.  1699,  243  sqq.),  9)Uufd^en9  Not. 
Test,  ex  Tahnude  . . .  illuatr.,  Lips.  1736,  au8 
älterer,  SiegfrtebS  Analeota  Rabbin.  ad  Noy. 
Test.,  Lips.  1875  (bagu  3a](|rbb.  f.  ))ro^.  SbeoL 
n  [1876],  476  ff.),  unb  SBennettd  The  Miehna 
as  illustrating  the  Gk)spel8,  Cambridge  1884, 
aus  neuerer  Seit  für  baS  92.  X.,  SDerenbourgd 
Essai  sur  Thist  et  la  göogr.  de  la  Palestine 
I,  Paris  1867  (k)gl.  bagu  A.  Franck,  Nonyelles 
^tndes  orientales,  Paris  1896, 1  ss.),  3.  S5tt)9 
treffliche  Sd^rift  „lieber  aramäifd^e  ^flangen- 
namen",  fieipjig  1881,  fflr  bie  betreffenben  SEBif« 
fenSgebiete  jeigen.  gf^ettid^  gebt  mand^en  (Sr^eug- 
niffen,biebeiSrfor|d^ungbe92:aImub5ubergIeid^u 
3toedfen  jum  SBorfd^ein  fommen  (f.  eine  Slnja^l 
aufgeführt  bei  @trad  124  ff.,  anbere  in  ber  unten 
SU  t)er}eid^nenben  bibliograpbifd^en  Siteratur),  ber 
Sbaralter  ber  9QSif|enfd^ftIid(|teit  )U  fe^r  ab ;  aud^ 
loirb  Dielfad^  baS  )u  Zage  geförberte  Stefultat 
faum  für  bie  (Sefd^iqte  ber  in  g^age  fommenben 
2)i8ci))Iin  (j.  9.  ber  ajlcbirin)  ^ntereffe  baben. 
Ueberbau))t  ftebt  f eji,  ba^  bie  d^riftlid^e  SBelt  an  bem 
änbalt  beS  Zaimub  nid^t  baS  gntereffe  fyit,  meld^efi 
bie  äuben  ibr  gerne  oinbiciren  mdd^ten:  baS  (Sbri- 
ftentbum  t)erbanlt  bem  Zaimub  ni^td  unb  ift  auf 
benfelben  nid^t  angemiefen,  menn  fd^on  man  il^n 
lieber  aß  oerbinbenbe  Srüde  benn  ald  Sd^eibe« 
manb  benu|t  feigen  möd^te  (ogl.  gf^.  ^eligfd^, 
(Smfte  gfrogen  an  bie  (Sebilbeten  iübifc^  SRe« 
ligion,  Seipsig  1888,  55  ff.). 

8. 2)ie(SIieberung  beSStoffed  imXalmub 
ift  leine  ftreng  f9ftemati{d^e,  fonbem  mebr  eine  re« 
pertorifd^e.  Sunöd^ft  ift  ber  (Sefammtinl^alt  ber 
TOifd^na  auf  6  ^Orbnungen*  {^^Ti^)  bertbeilt, 
beren  iebe  metterl^inin  meliere  Qe^t  im  ©angen  68) 
„Xractate''  (n^eu,  pl.  gemöbnttd^  n<8na^r,  mört« 
lid^  „(8ett)ebe\  alfo  =  .Seite")  jerfdßt;  bie 
Sradate  fmb  in  (jufammen  523  ober  nad^  cai" 
berer  3äb(ung  524,  be}tt).  525)  „ftopM''  (p-?.^) 
unb  bie  ifapitet  in  i^Sa^e"  (n»e  im  engem 
Sinne,  pl.  n")*?»«:,  ober  aud^  [im  ^aläftinenfifd^en 
Xalmub]  ^3^n)  getbeilt  $ie  einzelnen  Orb- 
nungen tragen  einen  i^ren  Hauptinhalt  anbeuten* 
ben  9lamen,  ebenfo  bie  »actate.  3)ie  Papitel 
merben  nad^  bem  Sorgange  ber  (Semara  oon  ben 
3uben  oielfad^  mit  bem  9nfang8U)ort  citirt,  me|« 
balb  bie  Solmubaudgaben  gemö^ntid^  am  Sd^Iu^e 
beS  erften  Xractated  (Berachot)  Serjetd^niffe 
(nHhriB»,  ^Sd^Iüffel")  jum  leidstem  Suffinben 
ber  Kapitel  entbalten.  3n  ben  2)rudau§gaben  finb 
bie  ftapitel  unb  Sa|e  aud^  numerirt.  SBeld^eS 
^rincip  für  bie  (nic^t  gang  conftante)  Steibenf olge 
ber  Sractate  in  ben  ein}elnen  Orbnungen  maf - 
gebenb  gemefen,  ift  faum  auSgumad^en ;  aud^  bie 
Stellung  eingelner  Xractate  in  bie  Orbnung,  in 
meld^er  fie  ftd^  j[e|t  finben,  tfl  nid^  r«^  Der« 


1185 


Xalmub. 


1186 


iteptUfii  inb  €a|en  cttiri,  fo  batf  nid^t  fibesf«^ 
mcrbm,  bo(  bic  Mif^itbenm  Sufigaben  bqfiglul^ 
ha  S^Iuns  bct  €S^  (r^)  biff eriren. 

e.  Sie  epxaä^t  beS  Xalmub  ifl  tl^ri»  boS 
fo«.  9tcii^Mttf4<  (jf.  b.  «rt  Stabbinifd^  e))rad^e 
nb  Sttcrotisr),  t^d  baS  «mnäifd^  (f.  b.  «rt). 
30  ojicm  i{l  bie  gange  9Rif(^na  (mit  äudiml^me 
wnigcr  6d|e)  wib  ritt  gto^et  X^ril  ber  ®emara 
ORfo|t;  bcnn  ou^  in  ber  ®emaro  finb,  mie 
DabBon  (f.  il)  13  f.  gegenäbcr  unrti!()tigen,  mel^r- 
t4  no4  in  mueßa  3eit  imb  Don  fonft  bead^iend« 
acct^  Suctoren  aitfgeftdUen  Angaben  confta- 
Uzt  »bie  ated^t6fä|e  . . .  immer  ^ebtftifd^  f  ormu- 
lictt^,  iinb  in  betreiben  @))ra4e  bemegen  fiq  mrift 
,0114  bie  an  €d^fiiDCM^  ^df  anfd^Ite|niben  6t- 
flttmmam .  • .  fomie  ein  XeU  ber  Sr}ä]^Iungen. 
i)er  Seß  ber  Srg&blungen  tmb  au|erbcm  oorjugS- 
ttc^  bie  ^motfpia  gformeln  ber  SiScuffion  ftnb 
manSa^".  3m  (B<m}en  bilben  bie  oramöifd^en 
6(uile  im  )>al&^nenftfd^  Xolmub  nur  ben  ge- 
Tioiinn  X^  3^f4^  ^^^  Sram&tfd^n  ber 
Wbini  Xalnrabe  jrigt  j^  rin  bialeliifd^er  Unter- 
^i^^  hoä^  finben  pd^  im  babQlonifd^en  Xalmub 
,)Ia4liiicIttneen  beS  iubaif^cn  S)ta{eftS . . .  oUent- 
(oOm,  mo  (Mläfünifd^er  XrabitionS|)off  mit- 
gtlcill  mirb'  (3)alman  19 ;  Dgl.  82).  9tod^  ifl 
p  bemetten,  bo|  }um  Serfiäiti)ni^  bed  Xalmub 
mäf  bie  ifenntnil  ber  barin  oorfommenben  916* 
hsMiren  nStbig  iß.  —  .9(8  ^Ufdmittel  aur 
Cikimmo  ber  €praqen  beS  Xalmub  feien  l^ier 
gournit  f&  bofi  92ett]^ebräif d^e  ber  9Rif  d^na :  Qttad 
nib€iegfrieb,  ^l^rbud^ber  neubebr&if(^en@))rad^e 
0.  f.  19^  ihitttrul^  u.  Srifjig  1884 ;  ffir  baS  9ra« 
nfiHe  bei  |xiIäfHnenftf  d^en  Xalmub :  ® .  S>alman, 
Otommotil  beS  ifibifd^-poläftinifd^en  Slromäifd^ 
XL  i  »^  8eit>aia  1894  (2)taIeft))roben  baau,  ebb. 
1896) ;  für  ben  Mbi^Ionif d^en  Xalmub :  @.  3).  fiua- 
aotto,  <B^matiI  ber  biUifd^d^albäifd^en  Sprayt 
u.  f.  10.,  beutf(^  t)on  3JL  @.  ffrilger,  SreSlau  1873, 
51  ff.  IL  C  Seiriad,  im  Americ.  Journal  of  Se- 
aifticIangnage6etUterat.Xni(1896— 1897), 
2Ht;  XIV  (1897—1898),  17  ff.  9Son  ben  bei 
Sttlmanl6f.  genanntenSrbeiten  jurSqrifograpl^ie 
beft  Xalmub  feien  erlDöbnt  als  neuere  SBerf e :  2tt>tf, 
Sentcbr.  nnb  eb<^.  SBörterbud^,  Set))}ig  1876 
Kl  1889»  4  Sbe.  (moju  bie  ergänjungen  t>on 
Laüot,  Saggio  di  ginnte  e  correzioni  al  Les- 
iiQO Talmudioo,  Torino  1879;  D  med.,  Naovo 
negio  etc.,  Bom.  1881  [Atti  dellaB.  Accadem. 
doUneeiSer.in.  Mem.dellacla8fiedi8cienze 
Motali  IX];  n  med.,  ItGscelL  postoma  I  et n, 
MOaa.  1884. 1885 ;  91.  SBruII,  in  b.  3al^rbb.  f. 
|ub.  «cfdft.  tt.  2ü  IV  [1879],  106  ff. ;  V  [18831 
USf ;  Vn  [1885],  57  ff.  unentbebrlid^  ftnb)  unb 
ILJMtniw,])ictoftheTargumim,theTahnud 
BabU  and  Jernahalmi  eic.,  London-New  York 
1S86  iL  (no(^  un&oHenbet).  9{eueften8  erfd^ien 
§.9)aImon,  «■nm  ^i-w  arom.»9leu]Jebr.  SBörter- 
ta4  in  Zorgum,  Xalmub  unb  aJKbrafc^  I, 
ttonlfurt  0. 9R.  1897 ;  biefeS  Semiten  mirb  nad^ 
kr^etmilgabe  befi  jioeiten  Xl^Iefi  ein  bequemes 

ttr^oilatZoB.  XI.  2.  Kaff. 


ilfSmittel  für  ben  ^anbgebtaud^  bieten  unb  ent« 
t  gugleid^  als  fel^r  ermünfd^te  3ugabe  ein  (fd^on 
ooQftönbtg  DorliegenbeS)  abb<Aetifd^eS  SBerjeid^ 
ni^  ber  Slbbrebiaturen  (Don  @.  ^.  ^änbler).  Son 
anberen  Sd^riften,  bie  ftd^  mit  Den  SbbreDiaturen 
im  Xalmub  befaffen,  fei  beiffrielsmeife  nod^  $1^. 
Seberer,  ^ebr.  unb  Sbolb.  SlbbreDiatumt,  groiil- 
fürt  1894,  genannt.  Ueber  bie  gal^Ireid^en  |)er- 
ftfd^en,  gried^if  d^en  unb  lateinif  d(ien  Sebnmörter  im 
Xalmub  (unb  bermanbten  SBerfen)  liegen  man- 
d^rlri  Vorarbeiten  üor,  ).  9.  Don  gfarft,  in  ber 
iDlonatSfd^rift  fär  ®efd^td^te  unb  aSiffenfd^ft  beS 
aubentl^umS  XXXVm  (1894—1895),  305  ff. ; 
Don  @d^mab,  in  b.  Sem.  Studies  in  memory  of . . . 
Kohui,  Berlin  1897, 514  ff. ;  Don  bem  auSfObr» 
lid^en  SBerf  über  bie  gried^.  u.  lat.  Sebnmörter, 
meld^eS  @.  jhraug  längft  in  SluSfid^t  gefteOt,  er- 
faßten ber  erfte  X^eü  »erlin  1898. 

7.  ßS  erübrigt  no^  ein  furjer  Ueberblidt  über 
bie  ®efdßidßte  beS  Xalmub  feit  feiner  SSoS- 
enbung  unb  beS  XalmubfiubiumS  im  9RitteIaIler 
unb  in  ber  Steuaeit.  —  a.  Ser  Xalmub  Ißat  nadß 
feinem  9bfdßlu|  mel^odße,  t^eilS  abfidßtlidße, 
t|^S  unabfidßtlidße  te^tlid^e  SBerönberungen  er« 
litten.  SBäbrenb  bie  Unteren  fidß  im  Stalßmen  ber 
aaä^  fonft  beim  9lbf dßreiben  Dorf ommenben  Sfeblec 
bemegen,  boben  bie  erfteren  Derfdßtebene  Urfad^en, 
unter  benen  bie  geaioungene  ober  freimtQige  Stüd- 
ftdßtnabme  auf  bie  JKrc^e  nidßt  in  Ie|ter  Sinie 
ftebt.  9tamentlidß  bie  mittelalterlidße  Senfur  Der- 
anla|te  baS  9BegIa{fen  einer  Slnaabl  Don  an- 
Pligen  Stellen  ober  bie  Srfe^ng  einaelner 
9Borte  burdß  anbere;  unb  aule^  befdßlo^  eine 
SSerfammlung  ber  9eltefien  in  $oIen  im  3. 1631, 
aUeS  auf  3efum  SBeaüglidße  megaulaffen,  bie  2Mtn 
burdß  einen  fleinen  ffreis  fenntttdß  an  nutdßen  unb 
bem  Sebrer  ben  blo^  münblidßen  9)ortrag  foldßer 
Partien  anbeimauftelen.  SRan  mu|  ba^er  bri 
gebrudCten  XalmubauSgaben  Me  cenfuririen  X)rudte 
Don  ben  uncenfuririen  unterfdßeiben.  9uf  bie 
9Ranufcri)>te  bat  natürlidß  bie  Senfur  feinen  Sin» 

8u%  gehabt;  aKein  bie  erbaltenen  6anbf dßriften 
er  SRifd^na  unb  ®emara  ftnb  im  Slerböltni^  an 
ber  gro|en  Verbreitung,  meldte  ber  Xalmub  unter 
ben  mittelalterlidßen  3uben  gehabt  b<^ben  mu|, 
nidßt  aablteidß-  Viele  ßsem))lare  ftnb  in  ben 
SubenDerfolgungen  nebenher  au  @runbe  gegangen, 
nodß  mebr  bri  ben  (EonftScationen  auf  obrigfrit« 
liefen  Sef ebl  bem  gfeuer  überliefert  morben.  @oldße 
Verbrennungen  Don  Xalmubbmibfdßriften  fan- 
ben  frit  etma  ber  aRitte  beS  13.  gab^bnuberts 
toieberbolt  flatt  (f.  »eufdß.  Snbe;  I,  45),  olßne 
ba^  freilidß  baS  SBerf  bamit  Demi(btet  morben 
märe.  @))dter  fudßte  man,  ebenfo  Dergeblidß,  bie 
SrudEIegung  beSfelben  au  Derbinbem  ober  bodß 
loenigjtenS  auf  espurgirte  Ssemplare  au  befd^ftn- 
f en ;  f o  unter  $iuS  IV.,  loo  erlaubt  lourbe,  ben 
Xalmub  an  brudCen,  aber  obne  ben  9lamen 
^Xalmub''  unb  obne  3niurien  gegen  bie  ^rift« 
lid^e  Sieligion.  @eU  bem  Sabre  1559  ftel^  ber 
Xalmub  auf  bem  rdmifdßen  änbes,  unb  (Sie« 

38 


1187 


Xalmub. 


1188 


men«  YIIL  ^ob  1598  bie  üon  $iu8  IV.  ge- 
toSfyctt,  eben  enoft^nte  9RiIbenmg  toieber  auf. 
Halbem  ^äf  g^eigt  "^ttt,  bo|  etne  Steiniguno 
bcS  Xalmub  oon  ben  anftö|igen  Stellen  praftif^ 
mnndglid^  feL  Unter  bie  ton  Seo  Xm.  VkfiUS) 
(Conftitution  Officiomin  »o  mnnemm  t)om 
S8.  äonuar  1897)  boUjogenen  9tenberungen  ber 
äi^esüetbolt  Mt  ber  Xalmub  nid^t.  (Sltöneuejie 
Siteratux  übet  xM  Setzten  be«  römifd^en  Stul^IeS 
gegmäber  ben  Wiäftm  ber  3uben  feien  l^ier  ge- 
nannt SBerlinet,  Senfur  unb  Confldcation  l^ebifti- 
fd^er  »fld^r  im  ftird^enftoot,  »erUn  1891 ;  Tt. 
&tm,  Urfunblid^  SBeitröge  Aber  bie  SteOung 
ber  $ö|yfie  }u  ben  3uben,  Stiü  1898 ;  Sacerdote, 
Deux  index  espurgatoires  de  livres  höbrenx, 
in  b.  BeTue  des  ^kides  jolves  XXX  [1895], 
257  88.)  2)a|  bie  Hixä^t  in  il^rem  Sorgel^en 
gegen  ben  Xolmub,  )umd  im  16.  ^al^l^unbert, 
Unred^  get^n,  fann  nur  btl^caipita,  toer  il^r 
fiberl^aupt  bae  9le<^t  beS  SSäd^erDerboteS  beflreitet ; 
übrigens  mu|  immer  mieber  barauf  bingeoiefen 
toerben^  ba|  gerabe  bie  6tabt  9lom  im  16. 3abr- 
bunbert  bie  iübifd^e  SBiffenfd^aft  unter  ben  Sugen 
ber  Pt»fte  erbliiben  fab.  loie  felbft  iflbifd^  ®e- 

glid^tfd^reiber  nid^t  läugnen  fdmien  (t)gl.  g.  SB. 
ogelftein  unb  Stieger,  ®ef(bid^te  ber  äfuben  ia 
»om  n,  »erlin  1895,  65  ff.  255  ff.).  —  Unter 
ben  nid^t  febr  gablreid^  feonbfcbriften  entbalten 
nur  gaiu  tt)entge  ben  oottftönbigen  Xolmubtest, 
onbeve  bie  SRift^na  aOein  ober  einzelne  Xroctate 
ber  SRif d^na  unb  ®emaiQ ;  eine  Srg(ln}ung  bed 
fritifd^en  9Raterial8  bieten  aber  einmal  bie  Sitate 
bei  Den  Xalmubiflen  ber  frflbcren  3abrbunberte, 
fobonn  bie  erßen  2)nule,  meldten  gum  Xbeil 
\p&ttx  ttäotm  gegangene  Stanuf  cri|)te  }u  (Srunbe 
lagen.  Sine  SufammenfleUung  t)on  Yariae  leo- 
tiones  in  Mischnam  et  in  Talmnd  BabjL 
begann  %.  StabbinoDic)  (aRund^en  1867—1886, 
15  Sbe.),  nad^  beffen  Xobe  ^.  Sb^^entrtu  baS 
äBer!  f ortfe|t  (9b.  XYI,  .^raem^dl  1897).  S)ie 
SRifd^  liegt  in  einer  breifad^  Xestrecenfion 
tor,  nümlid^  aß  bie  einfad^  9Rifd^na,  fobann  in 
SSerbtnbung  mit  ie  einer  (Semaro.  2)er  Unter- 
f d^ieb  }mif (|en  ber  )ialöftinenfif d^en  unb  ber  bab^ 
lonifd^  ®eftalt  gebt  tbeilmeife  auf  Stabbi  3uba 

eft  gurüd  (ügl.  ob.  n.  1,  a  unb  @trod  59).  Unter 
banbfdgriften  ber  9)lifd^na  ift  befonberS  bie 
oon  Some  (Sambribge  1888)  ebirte  mid^tig,  toeil 
fie  aOein  oollftftnbig  bie  {KiUiftinenfifd^e  Kecen^n 
entbölt — SBom  ))alö{tinenfi(d^en  Xalmub  bot  man 
nur  eine  ^onbfd^ft  oon  grd|erem  Umfange,  bie 
bau^tf&d^Iid^  bem  SBenebiger  S)rud  oon  1528 
(1524)  )u®runbe  liegt.  «ud^berbab^Ionifd^Xal- 
mub  ijt  goiu,  fotoeit  bis  yt^i  befonnt,  nur  in  einer 
SRfind^ener  ^Kmbfd^rift  erl^olten;  einjelne  Xroctate 
finben  fid^  b^nbfibriftlid^  in  mebreren  ber  großen 
IBibliotbelen  (Swcopc^^  (f.  b.  genauere  bei  6trod 
69  ff.).  Ob  boS  friUf d^  aJloterial  in  biefer  Slidi- 
tung  burd^  nocb  nnbefannte  aRonufcrtpte  eine 
locfentttd^e  Sereid^erung  erfobren  mirb,  mu^  ab- 
gemattet metben«  -—  Sine  Iritifd^  Ausgabe  ber 


gangen  9Rlf<bna  unb  (Bemam  liegt  bil  ic|t  ni^t 
oor.  (Berobe  bie  diteften  (fonft  febterboften)  eu- 
tbnen  boben  ober  einen  befonbem  SBcrtb^  toril 
fie  (loie  ermd^)  {Id^  gum  Xbeil  auf  oße  ^nb- 
fd^riften  pt^  unb  gugleid^  oon  ber  Cenfur  noä^ 
nid^t  oerßummelt  finb.  Son9u8goben  ber  gangen 
SRifd^  feien  etmäbnt  bie  gu  3ltapü  1492  et» 
fcbienene  editio  princeps ;  bie  Senebiger  1546  ff. 
1549. 1606.  Xest  uiO)  Ueberf^ung  bieten  So- 
renhusinsy  Misohna,  aire  totiusHebraeomm 
juris  . . .  systemay  Amstelaed.  1698 — 1708, 
6  part  ^gleid^  mit  Kommentaren  unb  Koten)« 
bie  berliner  Ooft'fd^)  «uggobe  1832  ff.  unb  bie 
neuefte  SuSgobe,  begonnen  oon  €ammter,  fort- 
gefeit oon  Sonetb  unb  ^ffmonn,  Serlin  1885  ff. 
®om  ))oIäftinenfif  d^  ^Irnub  etf  d^ien  bie  erfte  ®e- 
fommtouSgobe  gu  ^ebig  1523  ober  1524;  mebr 
benu^t  tDurbe  bie  ^holouer  oon  1609,  no^  mel<ber 
oud^  meift  cttirt  toirb  (f.  ob.  n.  5) ;  neuere  SluS- 

S^  finb  bie  oon  @d^itomir  1860  ff.  unb  oon 
oiofibin  1866.  Der  bob^Ionifd^  Xolnrnb  tfl 
om  öfteften  gebrudt,  guerft  gu  SBenebig  bei  99om- 
berg  1520  f[.  S)ie  Sudgabe  Senebig  1546  ff.  bei 
äuftiniani  tft  burd^  miUürli^e  Sorrecturm  ent- 
fteut  unb  boSfelbe  gilt  nod^  mebr  oon  ber  febr 
oerftümmelten  SoSler  oon  1578  ff.  6|>dtere  Und- 
gaben  ergöngen  bie  Senf ur(uden  tbeilmetfe  (iholott 
1602  ff.  1616  ff.,  «mfterbom  1644  ff.  1714  ff., 
granlfurt  o.  b.  Ober  1697  ff.,  Sronffuit  o.  VL 
1720  ff.  u.  f.  m.) ;  bie  Oon  ber  Senfur  gefiriibentn 
Partien  ftnb  mebrfod^  feporot  gebrudt  moxben  (f. 
©trod  75).  83on  ben  neueren  (tbeiä  unooQenbeten) 
Sbitionen  be6  bob^Ionifcben  Xalmub  feien  bei- 
fpielStoeife  genannt  eine  SBorjd^uer  1859  ff. ;  eine 
SBiener  1860 ff.;  eine  tBerliner  1864  ff.;  eine 
SBilnoer  1880  ff. ;  enblid^  bie  noib  unooDfldn- 
bige  unter  bem  Xitel  New  edition  of  theBabyL 
Talmud.  Original  text  ed.»  correeted,  for» 
mnlated  and  transl.  into  fingUsh  by  M.  Lu 
BodkinBon,  New  York  1897  fF.  Soblrei^ 
SluSgaben  eingelner  Xroctate,  bie  fub  gum  Xbeil 
„tritifd^e"  nennen,  finbet  man  bei  Strod  (be» 
fonbet«  6. 116  ff.)  oufgeffibrt  —  S)ie  Ueber» 
fej^ungen  ber  SRif^no  unb  Femara  finb  gum 
Xbeil  fd^on  ermäbnt ;  fonft  finb  nod^  gu  nennen 
bie  befonnte  SRifd^noüberfebung  oon  3. 3.  Stabe, 
Onolgbod^  1760  %,  6  Xble.;  bie  frangöf.  Uebet- 
fe|ung  bed  gangen  |)aläftinenfl(d^  Xobnub  oon 
M.  @(b»ab,  ^tiS  1871—1889, 11  »be.  (8b.  I 
in  i^neuer  9(u£^abe''  1890);  bie  nod^  unooKenbete; 
oon  ber  ftritit  ted^t  ung^ftig  oufgenommcne 
beutfdjie  Ueberfe^g  beS  bob^bmifcbm  Xoimulb 
(mit  b.  Urteit)  oon  (Solbf^mibt,  Serlin  1896  f^ 
eimebie  Xroctate  ^  öfterfi  überfe^;  loteinifd^ 
g«  93.  bei  ügolini,  Thesanma  aatiqnitatuBi 
eacraram  XYIL  XVin.  XX.  XXY.  XXX 
[17  Xroctate  ottS  bem  (mUftinniftf  (bcnj.  ZIX  unb 
XXY  [SXnictote  ou«  bem  bobQloni^en  Xalmub]  ; 
anbeteoergeid^net@trQdll6ff.  SBäufd^dbeulfd^ 
Ueberfc^ungenbeSbaggobifil^aRoifriaa  imbcA^» 
Ionif4en  unb  poU^enfif d^  Xolmub  finb  bcreüfr 


1189 


Xalmub. 


1190 


oboi  taoSfnL  —  V  SMe  (Befd^U^te  beS  Xolmub- 
ptt^iiinA  (figt,  tok  enge  üemo^fen  äubentl^iim 
snb  Xolmub  ^nb  imb  »ie  gto|  oet  Sinfiug  tft, 
bm  le|tcm  ouf  alle  Stoeige  ber  }ptd^\^  iäbi{d{ien 
2ilaaiitr  ouflgeübt  I^L  S)artn  liegt  aud^becbefie 
9cMft  baf ur^  ba|  man  im  Xolmub  nid^  ein  fünft" 
lut  cnifgepfro{)fte§  9teiS,  fonbem  ben  natütlid^en 
likläufec  ber  Slid^tung  |u  erbliden  l^ot,  toeld^e 
te§  obßerbenbe  3ubent$um  einfc^Iug ;  benn  |id^er 
fiii^  bie  3uben  ni6t  bucd^  ben  Xolmub  etft  fo 
letDotben^  tote  fie  {tnb,  fonbent  biefet  iß  umge« 
btat  nur  ber  XuSbnuI  beff en,  wcA  im  äubent^um 
IcU  mib  mirffom  ifL  2^^oreti{<!^  iß  ffoox  ein 
0d)o)io{er  3ube  o^  Xalmub  benfbac,  foctifd^ 
aber  I9teb  {eber  ö^ite  3ube  ein  «Zalmubiube" 
jcia.  2)arum  ßonben  aud^  Don  Sn^ang  an  bie* 
jonoRi,  »eld^,  ttrie  bieilardet,  al8  birecte  ®egner 
M  iaimiib  ottfttcten,  im  (Serud^  t»on  ff e^ ; 
mbeie,  bie  burc^  temänftige  Reformen  nament- 
04  oof  bem  Oebiete  bet  immer  unfnid^tborer  toer- 
brnbm  tolmubifd^en  aBiffenfd^aft  neues  Seben  in 
Mf  tobten  ®ebeine  )u  bringen  fud^ten,  fonben 
tcftige  Segner  unb  brod^ten  ed  nid^t  ju  einem 
iu4$Qittg  mirifamen  (Einflu|.  2)er  Xolmub  be« 
(entöle  Am  MtS,  boS  eigentli^  Steligiöfe  unb 
bmit  Sufmnmenl^ängenbe  nid^t  bIo|,  {onbem  mid^ 
Mc  ScoqgeMete,  melc^  mit  ben  religidfen  gfrogen 
nor  iigrnbtoie  in  93e}iebung  fleben.  Sie  S)ar- 
fUitiHl  beS  XoImubfiubiumS  l^t  bal^er  »ielfad^ 
ttt  Slfmien  berfelben  3Rdnner  )tt  nennen,  »elc^e 
Aecf^auirt  in  ber  robbinifd^  Siteratur  eine 
Soul  g^f)rielt  l^ben,  me^bülb  bier  im  Mgemei- 
nm  fluf  ben  betr.  9rt.  X,  707  ff.  Sejug  au  nel^- 
am  ifL  Kod^  iß  ju  bemerfen,  bo^  bad  @tubium 
M  Zalmub  {t4  naturgemSB  me^r  auf  bie  fyi» 
lo^B  Ott  mif  bie  ^ggcba  (f.  ob.  n.  2)  erftreden 
ni^  ba  Ie|tere  miffenfd^aftlid^  meniger  in  SBe- 
tnutt  bmmt!  i^r  einHu^  )eigt  ftd^  tl^Imeife 
ouf  bim  (Bebiete  ber  eroaulicben  Siteratur,  oud^ 
bir  Ißcebigten  (Serafd^otl^).  2)ie  b^Iad^ifd^e  ®e« 
b^ifaoileit  ^t  naturli<^  neben  ben  talmubifd^ 
Xiodaten  aud^  (ugleid^  bie  anberen  ^lad^amerfe, 
Ml4e  mit  unb  nad^  ber  Stifd^na  usd)  Femara 
aüjtanben  (ogL  b.  Sri  SRibrojd^),  in  ben  Senid^ 
Ux  Unicrfucb^ng  gegogen,  mie  ja  aud^  eine  9n« 
lad  fieinerer  Xradote  megen  ibred  SBerbftItniffeS 
\m  Xolmub  mit  lejfterem  {ufommengebrudtt  )u 
Dciben  |»f[egen  (f.  ob.  n.  4).  —  Unter  ben  ®o- 
ht&tm  gebieb«  mie  ob.  n.  1,  b  bemerft,  bie  ®e« 
nun  |nm  9lbfd^Iu| ;  maS  fie  au8  Sigenem  bei« 
jfiQtm,  ifl  uerbältnilmägig  menig  unb  burd^ 
tlrniAßi^  unb  formeQe  Sigentpmlid^feiten  Oom 
iotpvi  beS  Xalmub  leid^  gu  unterfd^dben.  2)ad 
ymttii^e  Slefttltat  beS  ZalmubftubiumS  in  ber 
3A  ber  ®oonen  (oninA)  maren  bie  gal^treid^en 
lefponfen  ouf  Snfrogen,  bie  auS  oQeti  Xl^eüen 
ber  Seit  nod^  Sob^Ionien  gerid^tet  mürben  (f.  X, 
707  f.).  S)aneben  b<itten  ße  boS  ffariert|^m  )u 
M&Bipfcn,  loelc^eS  fan  ®egenfo|  gum  rabbinijd^en 
Subcn^um  baS  $rincit)  ber  Sc^riftforfd^ung 
pQCfaisirte  ((.  b.  Krt.  ftorSer).  «uS  ber  Steil^ 


ber  ®aonen  ifi  neben  bem  ber&bmten  Saabia 
(f.  b.  %rt)  befonber«  @4ertro  (geft.  998)  er- 
möbnendmertb  aI3  Serfaffer  einefl  oft  genonnten 
Besponaum  on  eine  afrUantfd^e  (Semeinbe,  morin 
er  eine  d^onUartige  3ufammen[teIIung  ber  Xan» 
naim,  9moraer,  @aboräer  unb  ®aonen  gibt; 
biefeS  «Senbfd^reiben  beS  ©d^erira''  ift  eine  ber 
OueOen  gur  ®e{dt|id^te  bed  Xolmub  (befte  Aus- 
gabe oon  9{eubauer,  in  ben  Mediaevai  Jewish 
Chronioles  lY,  Oxford  1888).  (Hin  benfelben 
(gegenftanb  bebonbelnbed  Sergeid^nig,  ßeder  tan- 
naim  weamoraim,  gel^ört  mobf  ni(^t  bem  ^be 
beS  9.  äabrbunbertS  an,  fonbem  ift  um  1100 
Derfa|t.)  S)er  leite  ber  ®aonen  mar  @d^erira'8 
@obn  ^l  (geft.  1038),  l^od^ngefeben  im  Orient 
unb  Occibent,  ber  au^er  ga^Ireid^en  9{ef))onfen 
aud^  einen  (Kommentar  gum  gangen  Xalmub  Der« 
fa^te;  erl^alten  baoon  fmb  iebod^  nur  eingelne 
@tu(fe,  bie  ftd^  att  ßitate  namenUid^  im  Aruch 
finben.  —  9lo(^  ebe  bad  (Baonentbum  fein  £nbe 
gefunben,  l^tte  fub  bie  talmubifd^e  SBiffenfd^aft 
im  Sbenblanbe  neue  ^eimftötten  gefud^t.  3)et 
Xalmub  felbft  mag  in  eingelnen  Ssem))taren  Jd^on 
früb  aud^  bei  ben  Suben  beS  OccibentS  belannt 
gemorben  fein :  aber  nod^  im  9.  gabrbunbert  er- 
lolte  man  ftdg  Don  @|)anien  au8  in  mid^tigeren 
gfragen  Statbd  gu  @ura.  dfyx^biä  ibn  Sd^rut 
(aRitte  be8  10.  3abrbunbert8),  ber  bei  %bber«i 
rbaman  in.  in  |obem  ^nfeben  ftanb,  bemübte 
ftd^  befonberS  um  bie  Verbreitung  oon  Xalmub« 
esemplaren,  beren  er  oiele  au8  @ura  fommen 
ober  co|)iren  lie^  2>a8  10.  3al^rbunbert  metfit 
bann  eine  SngabI  Stabbinent  unb  anberer,  oft  bod^ 
ftebenber  SRänner  in  Sponim  auf,  meldte  burd^ 
Kommentare  unb  Slbl^anblungen  Orbnung  unb 
Sid^t  in  ben  SBuft  befi  Xalmub  gu  bringen 
fud^ten.  2)er  Suffd^mung  ber  Xolmuogelebrfam- 
tett  (nut)ft  ftd^  befonberfi  an  ben  9tamen  befi  St. 
SRofefi,  einefi  ber  oier  iubifd^en  ®elebrten,  bie 
nad^  ber  gemöl^Iid^  Snnabme  aufi  SBabqlonien 
ftammten  (t»ielleid^t  aufi  ätalien ;  f.  ftaminia,  bei 
aSinter  unb  aBünfd^e,  S>ie  iäbifd^e  Sitteratur  feit 
mfd^lul  befi  ftanonfi  n,  Xrier  1894,  357, 
9nm.  3)  unb  im  mittellönbif^en  9Reere  oon  einem 
Corfarenfd^iff  aufgegriffen  mürben.  SRofefi  lam 
alfi  @naoe  nad^  SorboDa,  marb  bort  lofigefauft 
uid)  bolb  alfi  eine  Sendete  talmubifd^r  äSifien" 
fd^ft  erfannt.  Qa  feiner  @d^le  ftrbmten  3u- 
börer  aufi  a&en  Xbeilen  @t>anienfi.  ®Ieid^n 
Snfel^  erfreute  fu^  fein  @obn  unb  9lad^foIger 
Sl^onod^  ben  SJlof e,  mit  bem  aber  fein  3^g^offe 
Sofepb  ben  Sfaac  ben  Slbitu  rioaltftrte;  Ie|terer 
mirb  bdufig  alfi  Ueberfe^er  befi  gangen  Xalmub 
in'fi  Srabifd^e  genannt,  bod^  ift  bie  betreff enbe 
92ad^rid^t  mobi  nur  oon  einer  münblid^  gegebenen 
arabifd^en  ßrllörung  befi  Xalmub  oor  bem  If berufen 
Sllbafem  gu  oerfieben  (ffaminfa  a.  a.  O.  n,  359, 
9nm.  1).  Samuel  ^nnagib  (geft.  1055),  @d^iiler 
St.  Sb<ntod^,  ragt  nid^t  nur  alfi  Staatfimann  unb 
Sid^ter,  fonbem  ebmf o  alfi  gbrberer  befi  Xalmub* 
ftubiumfi  ^or ;  t)on  il^m  r^rt  aud^  eine  9rt  Sin* 

88  • 


1191 


Xalmub. 


1192 


leitung  in  ben  loltnub  (-ntsVnn  K^ai:)  j^er,  ttcl^e 
ben  tneiften  XoImubauSgaben  Dorgebrudt  ift.  9u8 
ber  htrgen  93Iüte  ber  @d^ule  }U  ftoiroDon  in 
9{orbafrtfa,  n)o^in  ein  anbeter  ber  eciDöldnten  Her 
©elel^rten,  St.  Sl^ufd^iel,  Derfd^Iagen  tDorben  »or, 
giM  eS  eine  Wga^I  Don  Kommentaren  ju  ein- 
)elnen  Xractaten  beS  babQlonifd^en  XaUavlb,  too- 
bei  oft  auä)  bie  ))aläftinenft|(i^e  ©emoro  citirt 
tovtb  (3t.  S^ananelS  Sommentare  bietet  u.  a.  bie 
fflilnoer  SalmubouSgabe  [f.  ob.]).  S)er  üd- 
roDoner  €$ule  entflammte  bann  oud^  3{aac  ben 
Sacob  Slf&fi,  ber  au§  feiner  ^eimat  fliel^en 
mu^te  unb  feitbem  in  @))anien  }u  fiucena,  einer 
faft  audfd^Iie^Iid^  Don  Suben  ben)o]^nten  @tabt, 
als  Xalmubift  tt)ir»e  (geft.  1103).  Sr  befd^öfHgte 
M,  ouSgel^enb  oon  ber  ÜRifd^no,  Dor  Mem  mit 
ber  ^ala^a  unb  brad^te  nad^  SDtaimonibeS'  Ur- 
tbeil  ein  Sßerf  }u  @tonbe,  nield^ed  alle  ficHaä^x» 
f^en  SBerfe  ber  (Saonen  oerbröngte,  aUe  (Snt- 
fd^eibungen  gufammenfa^te  unb  aHe  gfebler  ber 
Sorgönger  t)erbef|erte.  ffiemfclben  SBeftreben,  bie 
iHoIa^ifd^e  S)i§cuffton  )u  Derfurgen  unb  fo  pral» 
tifd^  t>ermert]^bar  gu  mad^en,  bienen  eine  Stngal^I 
ftl^nlid^er  Sßerfe  oon  S^itgenoffen  unb  @d(|ülem 
9If&ft'8,  Don  benen  aud^  eine  Üngabl  eigentlicher 
Kommentare  }u  talmubifd^en  Sractaten  l^errül^rt 
()um  3:]^il  in  bie  Silnaer  XalmubauSgabe  auf- 
genommen). Sl^re  $5l^e  erreid^te  bie  talmubifd^ 
tt)ie  überbau))t  bie  iübifd^e  3Biff  enfd^aft  in  6))anien 
burd^  SORaimonibeö  (f.  b.  Art.),  ber  in  bie  Qfor- 
f d^ung  SJtet^obe,  in  ben  Snl^alt  Sqftem  )tt  bringen 
Derflanb  unb  bei  emftem  ^ftl^Iten  on  ber  tra« 
bitioneOen  Seigre  ber  $l^iIofo))^ie  bie  gebül^renbe 
Stelle  }u  erringen  fud^te  (Dgl.  b.  Slrt.  3übifd^e 
Ißl^ilofopl^ie  beS  SOtittelalterS).  Jiier  ftnb  Don  il^m 
)u  nennen  ber  ben  meijten  ^fd^nabrudCm  in 
lebröifd^er  Ueberfe^ung  beigegebene  Kommentar 
gur  9]ti{d^na  (ba§  arabifd^e  Original  ift  erfi  tl^eil- 
tt)eife  ebiri)  unb  baS  Don  i^m  Mischne  ihora, 

ionft  nteift  Jad  chasaka  genatmte  SBerl^  mo> 
lurd^  er  bie  ftenntni^  ber  Srabition  Dermitteln 
tooOte,  ol^ne  ba|  man  nöt^ig  b^ttte,  ben  Salmub 
unb  bie  anberen  ^ala(^ifd^en  äBerle  gu  ftubiren. 
Sieben  SKaimonibeS  treten  feine  3eitgcnojfen,  bie 
meift  in  bem  Don  Silf&ft  gebal^nten  ©cleife  h)eiter* 
orbeiteten,  gurüdt,  toenngleid^  ibre  SOBerfe  beS 
Sd^arffmnS  nid^t  ermangeln.  Sin  großer  %f^t\l 
Don  ibnen  tl^t  ftd^  äbrigcnS  als  ®egner  beS  aotai« 
monibed  l^etDor.  3u  biefen  gebort  gmar  9lad^- 
manibed  ober  St.  IDtofed  ben  9lad^man  (f.  b.  9lri. 
Stambon)  nid^t,  ber  im  ®egentbeil  ein  begeifterier 
93ere]^rer  beS  Sltaimonibed  mar;  aSein  in  ber 
SDtetl^obe  folgte  er  festerem  nid^t,  Dielmel^r  begrün- 
bete er  gegenüber  Dem  SBeftrcben,  ben  Xalmub 
leidet  fa^lid^  gu  mad^en,  bie  9){etl^obe  ber  fogen. 
Sl^ibufd^im,  f^olienartiger  Srllftrungen,  meldte 
auf  fd^rfTmnigen  Kombinationen  beruben,  aber 
ftatt  itlarbeit  oft  nur  größere  SSermorrenl^eit  im 
(Sefolge  l^aben.  9tad^manibeS'  @d^uler  mar  @a« 
lomo  ben  Slbret  (»aw">,  geft.  1310)  gu  Sarce- 
lona,  aus  beffen  Sd^ule  ga^Ireid^e  ^ala^flen  unb 


f^aggabifien  l^erDorgingen;  er  Heg  fid^  übrigens 
für  bie  bamolS  aufftrebenbe,  ber  SBiffenf d^ft  nad^ 
9RaimonibeS'  9lrt  fetnbßd^e  Stid^tung  geminnen 
unb  geriet)^  baburd^  in  l^eftige  ftömpf e  nomentlitb 
mU  fübfrongafifd^en  (gelebrten.  3m  14.  3abr- 
^unbert  blübte  in  Spanien  aud^  bie  Sd^ule  beS 
aus  S)eutfd^Ianb  eingemanberten  St.  9f^  ben 
Sed^iel  («Kn,  gefL  1327),  beffen  Kommentar  gur 
erften  unb  festen  Orbnung  ber  SlRifd^no  fu^  unier 
Ruberem  in  ber  gfranlfurter  XoImubouSgabe  Don 
1720  beftnbet.  S)od^  brad^ten  biefe  ^igonen 
menig  SelbftänbigeS  l^erDor ;  fte  commentirten  Diel> 
mebr  meift  bie  früheren,  namentlid^  SRoimonibeS 
unb  3If&|l,  Derfagten  b<il<><4tfd^  Som)>enbien, 
Stefponfen  u.  bgl.  ^gen  feiner  Sejponfen  genog 
namentlid^  ber  ettt)oS  rigoriftifd^e  St.  dfaac  ben 
ed^efd^etb  (^3^^,  geft.  um  1408)  biS  nod^  S)eutfd^- 
lanb  l^in  gro|eS  ^nfeben.  @egen  Knbe  feines 
fiebenS  fiebelte  er  megen  ber  SubenDerfoIgungcn 
nad^  Algier  über,  mo  @imon  ben  3tmad^  2)uran 
(/awi,  geft.  1444)  fein  SladSifoIger  als  Ober» 
rabbine  mürbe;  Don  Ie|terem  ift  nomentlii!^  ein 
Kommentar  gum  Sractat  Pirke  aboih  neimenS« 
mertl^,  bei  bem  er  ftd^  befonberS  auf  SKoimonibeS 
unb  9lafd^i  (f.  u.)  ftü^te.  «IS  Ie|ter  nam^er 
Vertreter  )ubifd^er  SBtffenfd^aft  in  @]Kmien  ijt 
bann  nod^  3faac  ^rabanel  (gefl.  gu  SSenebig 
1509 ;  f.  b.  9trt.)  gu  nennen,  ber  fid^  Dorgfigli^i 
mit  ber  talmubif(|en  ^ggaba  befcboftigte.  — 
SSBäl^renb  in  @)}anien  baS  Salmubftubium  feinen 
^öbepuntt  eneid^te  unb  überf d^ritt ,  erhoben  fid) 
aud^  in  Stauen,  t$franlreid^  unb  3)eutfd^fanb  bie 
Sd^ulen  ber  [ubifd^en  (Selel^tfamfeit  gu  ^o^er 
SBIüte,  namentlid^  gu  Sari,  9larbonne  unb  firleS. 
Sie  erften  Spuren  ber  S^ilmubftubien  in  biefen 
Sönbem  gel^ören  bem  8.  unb  9.  S^ib^l^bert  an. 
3m  10.  Sabrbunbert  Derfagte  Stot^  ben  itd^id 
fein  großes  XaImubte;ifon  unter  bem  Xitel  Aruch 
(f.  X,  712),  iDorin  er  nid(|t  nur  SBort-,  fonbem 
aud^  Sad^erQärungen  gu  fd^er  DerflanbUcben 
^alad^aS  unb  ^aggabaS  bot.  9tnbere  Derfa^ten 
Kommentare  gu  talmubifd^en  Xractaten,  bie  j[ebod^ 
aHe  Dor  Stafd^i'S  (f.  b.  %rt.)  gro^m  Kommentar 
in  ben  ipintergrunb  treten  muff en.  Seltenes  SBerf, 
meld^eS  ftd^  auf  faft  ben  gangen  bab^lonifi^en  SoI« 
mub  erflredfte  (einige  Zractate  muri)en  Don  Stafc^i'S 
Sd^ülem  Samuel  hm  SOleir  unb  3uba  Ben  9tQ« 
tl^n  commentiri),  erlangte  ein  foId^eS  Snfeben, 
bag  bis  gur  neueften  3^^  ftium  eine  Sdmub* 
ausgäbe  ol^ne  Seigabe  beSfelben  erfd^ien  (in  ben 
5Drud(auSgaben  erl^ölt  Stafc^i  feine  Stelle  am 
innem  Slattranbe,  m&brenb  am  äußern  meifl  bie 
gteid^  gu  nennenben  Xofopl^tb  ßeben)«  Wi 
^af^i'S  Sd^ulem  unb  Stod^fotgern  beginnt  ober 
au^  fd^on  ber  9}iebergang  ber  Xolmubgelebrfam* 
feit ;  ^iait  natfirlid^er  unb  Demfinf  tiger  (ExfiSrungm 
fud^te  man  allerlei  fünftlicbe  S)eutungen  unb  Der* 
lor  ftd^  in  Dielerlei  ebenfo  unnu^en  tote  gelebrt 
fd^einenben  9u8einanberfe|ungen.  Sud  ben  gabl« 
reiben  betartigen  SiScufponen  ip  ein  %^  in 
gform  Don  ®Ioffen  gu  etngetnen  Xo&nubhQctaten 


119S 


Xalmuh. 


1194 


idfoßOL  wA  triden  ZoImubauSgoBen  beigebrutft; 
nun  fo|t  bfefetben  imter  bem  Kamen  Tosaphoth 
(rrie^)  {ufammm.  3u  beten  93erfaf[em^  ben 
«Zi^fap^i^"»  gehört  eine  Snjol^I  ©elel^rte  t>tf 
Wbmt  fions5{i(d^  @d^en,  bod^  fonb  bie 
yUHfOltt  ou^  in  2)euif d^fonb  ütad^ol^mung.  Sine 
anbete  9K(l()ttnig  bemül^te  fid^ ,  äl^nltc^  mie  in 
8)Nmitn*  tnn  bieSufommenflenung  bec  ^lad^a; 
Ml  bir|6e}Ü0lid^en  SBerfe  {Inb  nur  tl^eilmeife  ge- 
tfsaiL  {jier  feien  genannt  bet  Mardoohai,  fo 
Mtett  nad^  feinem  SBerfaffer  91.  ÜRarbod^ai  htn 
pel  («((plagen  »u  9{ümberg  1298),  in  ber  äBeife 
tlf&jt^  (f.  0.)  abgefaßt  unb  bed  bereits  genann- 
tni,  noi^  Spanten  audgemanberten  91.  Sfd^er  ben 
jt^itlft  Si^ug  ]^ala<$if(^er  SiScufftonen.  Sie 
hflben  tDoren  €4fiter  beft  Xofopl^iften  91.  SReir 
anl  Sot^urg  o.  b.  Zauber  (gcft.  1293),  ber 
^tp^  burd^  feine  €(^id{ate  (er  tourbe  auf  Sefel^I 
Itönig  StuboIfS  L  längere  äal^re  gefangen  ge> 
Ritten)  oie  bnrd^  feine  ©d^rif ten  befonnt  mürbe ; 
in  Itpntt  ^inftdpt  ift  fein  Sommentar  gitr  f  ed^ten 
Dbnrnig  ber  SRif^na  ^ier  }u  nennen.  3n  3ta- 
fffn  (eixfd^te  in  ber  jmeiten  ^Ifte  bed  aRittel- 
aUei§  im  Zaimubfiubimn  eine  ^iere  9lid^tung  ol9 
in  9b)zbfrantteid^  unb  Seutfd^Ianb,  ol^ne  S^^^^^ 
md  murfa^t  bnrd^  bie  SBejd^öftigung  ber  bortigen 
3nbm  mit  anbeten  9Biff enfd^aften.  2)od^  niel^t  ftd^ 
tebor^  aud^  eine  ftrengere,  ber  SBiffenf(|aft  me|r 
obtolbe  Xcnben},  bie  bouptf äd^Iid(|  auf  ben  Sinflu^ 
wn  ftemben,  namentlid^  au§  2>eutfd^Ianb  ge- 
jtoiciien  Suben  jurüdge^i  SIS  Serttetet  biefet 
Si^tmig  gilt  üot  aOem  91.  Sofepl^  ben  @alomo 
Mm,  tteniger  9t.  Obabia  bi  SetKnoto  (Snbe 
M 15.  SabtbnnbertS),  ber  t)or)ugIid^  burd^  feinen 
fall  a&en  9Rifd(nta"9uSgoben  beigebrudtten  £om- 
mratot  befännt  gemorben  ift  Sr  manberte  1480 
8o4  ^laftina  auS  unb  ftarb  als  Obetrabbiner 
in  Scmfalenu  93on  ® elebrten  @übfranfreid^S  gegen 
enbe  beS  aRUtelalterS  feien  bie  beiben  üielfeiHgen 
3ac0b  ben  SRad^ir  ibn  Xibbon  unb  fiek)i  ben 
9eifmi  ((Betf onibeS)  genannt.  —  9BaS  in  anbeten 
£anbcm  Suropa'S  fomie  in  Ütorbafrila  unb  im 
Crind  (namentlid^  $alaftina)  auf  bem  ®e- 
(idt  bcS  XalmubftttbiumS  geleifiet  mürbe,  mar 
emiD^  gon)  unbebeutenb  ober  er]^ob  Jid^  bod^ 
ni^t  tnd  über  boS  SliDeau  bet  ttabitioneuen  SuS' 
icgung.  —  SBenigftenS  berübtt  merben  mflffen  biet 
tto4  bk  Derfd^ieoenen  9Kd^tungen  in  ber  ]übi- 
jifcn  eelebr|amf eit,  meld^  mit  ber  talmubifd^en 
9Bif|mf^aft  tn  nöl^eret  obet  entfemtetet  SBe^iebung 
fuffixL  3n  gemiffem  Sinne  ein  (Segenfag,  bO(§ 
Srme  birecte  (Begnetfd^aft,  bejie^t  jmif^en  bet 
Idloubmiffenfd^oft  unb  bet  iübifd^en  9Rt)ftif, 
loefi^  It^im  mand^e  bunRe  €teOe  beS  Salmubs 
IIA  ^  9Iu|en  mad^t,  abet  baneben  nod^  eine  meitet» 
griioibe  ttabitioneUe  Sebre  )U  befi^  Dorgibt  (f. 
b.  ixL  ttMcU).  auf  Salmubftubien,  bo|  nid^t 
anf  i^en  allein,  fonbem  aud^  auf  oQgemeinen 
lumdpbilofopb^f^  Speculattonen,  berubcn  fo« 
bonn  bie  gablreid^en  Sittenbfid^er,  meldte  et^tf d^e 
Smgm  feporot  erörtern,  mie  bie^  fc^on  einjelne  ber 


(leinen  Xractate  tl^un  (Aboih  de  Rabbi  Nathan ; 
Derech  erez  rabba  u.  f.  m.),  meldte  ben  früheren 
3abrbunberten  angeboren  unb  }um  %1^t\l  ben 
XalmubauSgaben  beigegeben  finb  (f.  ob.  n.  4). 
3obIrei(^  erjcbeinen  bergleid^  SBerfe  (-»oi»  ■••^bo) 
feit  bem  18.  2(obrbuubert,  mo  ftd^  mand^e  9iab- 
biner  babei  ber  Sform  Don  Xefiamenten  an  ibre 
Söbne,  Sd^üler  u.  bgl.  bebienten.  Stud^  in  biefen 
Sittenbücbem  fann  man,  red^t  üerftonben,  ein 
(Segengemid^t  gu  bem  einfeitig,  )u  cafuiftif^  unb 
bIo|  üerPanbeSmägig  betriebenen  Salmubftubium 
erbliden ;  bod^  fmb  unter  bereu  SSerfaffem  mand^ 
SUgleid^  als  Serfoffer  fyxlad)i\(l)n  Sd^riften  be- 
(annt,  fo  bie  fd^on  genannten  "St.  Sfd^er  btn  Sed^iel 
unb  fein  ©obn  3uba  Un  9lfd^er.  —  6ine  bcfon» 
bete  Sufgabe  ermud^S  bet  jübifcben  (Selebrfamfeit 
namentli^  feit  ber  9Ilitte  beS  13.  Sal^rbunbertS 
auf  bem  ®ebiete  ber  %poIogeti(  be^m.  $oIemiL* 
S)te  iubifd^en  Sudler,  inSbefonbere  ber  Xalmub, 
mürben  burd^  getaufte  3uben  oielfac^  bei  ben 
Sbriften  benunrirt;  bie  gfolge  baDpn  ttaren  SiS« 
putationen  über  ben  SBertb  unb  Sb<i^<i(ter  ber 
Sd^riften,  SonfiScationen  unbSSerbrennungen  ber« 
felben.  9{eben  ber  Uebergeugung  üon  ber  93er- 
merflid^feit  beS  Xalmub  mirfte  babei  bie  freiließ 
irrige  SRetnung  mit,  ba|  man  burd^  2Begnabme 
ber  93fid(|er  ben  äuben  bie  jfenntni|  ibrer  £ebren 
en^iel^e  tmb  fie  bamit  ber  Sef el^ng  gugöngli^er 
mad^e.  Sie  3uben  festen  aßen  biefen  Serfuc^en 
SBiberftanb  entgegen,  tnbem  fie  bei  ben  2)iSputa« 
tionen  ibre  beften  ®e(ebrien  Dorfd^oben  unb  aud^ 
fonft  burd^  Slbbanblungen  u.  bgl  ftd^  unb  ibre 
SBüd^er  oertbeibigten.  S)od^  begnügten  fte  fid^ 
nid^t  mit  ber  abmebr  ber  99efd^ulbigungen,  fon« 
bem  ergingen  fid^  mand^mal  in  leibenfd^aftlid^en 
unb  gebäifigen  angriffen  gegen  baS  Sb^P^ntbum. 
Siefe  a))o(ogetifd^-poIemif(be  Siteratur  giebt  ftd^ 
übrigens  feitber  burd^  bie  folgenben  3abrbunberte 
binburd^  bis  in  bie  neuefte  3^it/  too  ber  Xalmub 
gegen  allgemeine  unb  f))ecielle  anflogen  mit  9led^t 
unb  mit  Unred^  in  Sd^u^  genommen  mirb.  ^ier 
brandet  auf  baS  Singeine  nid^t  eingegongen  gn 
merben.  —  SBaS  bie  talmubifd^e  ®elebrfamfett 
feit  bem  14. 3nbrbunbert  gunöd^ft  b^Dorgebrad^t, 
fann  mit  bem  93or^ergcbenben  feinen  Sergleid^ 
ausbauen  unb  bat  be^^alb  mit  eingelnen  auS> 
nabmen  fein  allgemeines  3ntetef|e.  Sie  menigften 
9tabbiner  bemübten  fid^,  felbftänbig  im  Xalmub 
gu  forfd^en;  lieber  bef darauf te  man  ft$  barauf,  auS 
ben  SBerfen  ber  oorangegangenen  fiebcer  Sammel« 
merfe  gu  verfertigen,  ober  mob(  gar  auS  legieren 
auSgüge  gu  mod^en.  Singeine  biefer  3ufammen« 
fteüungen  erboben  fid^  in  etma  über  baS  9RitteI« 
mäßige  tmb  genoffen  barum  befonbereS  anfeben, 
mie  bie  Bchaare  Dura  beS  9t.  3jaac  ben  SOteir 
aus  Suren  (geft.  1820).  Selbftönbigen  SBertb 
beft^t  beS  aeg^pterS  9t.  Segalel  afd^fenaft  (geft 
1530)  Sammelmerf  unter  bem  £itel  Schitta 
mekubezeth  ober  Asiphath  sekenim,  meld^eS 
auSgüge  aus  namboften  früberen  Salmubiften  unb 
ben2:ofa))](|iften,  f  omie  ®Ioffen  berübmter  äalmub« 


1195 


Xatnfiurini,  Stdconio  bl  9RarrabL 


1196 


klarer  u.  f.  id.  Bieta  unb  bemeifit  bo^  bctmold  in 
9tqr)ptm  bte  l^Iod^tfd^en  €tubien  fid^  einer 

C'  nlic^  gebiegenen  Sel^nblung  erfreuten.  Sieben 
Sammelmerfen  entftonben  ferner  bie  fogen. 
Sobiced,  SEBerfe  nad^  ^rt  ber  Mischne  thora 
(f.  ob.)  beS  SnaimonibeS,  meldte  bie  lotmubifc^en 
fie^ren  in  Sform  t)on  (Sef ej^paragropl^en  gu  geben 
fugten;  al8  Stepräfentonten  bieferSrt  Sd^riften 

fienugt  eS  f^itt,  ben  befannten  Schnlchan  aruch 
f.  b.  ^rt.ffQro  unb  ob.  X,  715)  mit  feinen  Sor- 
läufem  unb  IRad^l^mem  gu  nennen ;  mit  ber  Som> 
mentirung  biefer  gobiced  tonnte  fid^  bann  toieber 
eine  ÜRenge  Don  Zalmubgelel^rten  Vergnügen.  9lud^ 
bie  Stefponfenliterotur  biefer  3eit)eugtmo]^It)ieIfad^ 
Don  großer  Selefen^tt  in  ber  toImubifd^enSiteratur, 
obern)emger oon Selbftönbtgfeit.  9lur eii^elne  l^er« 
Domigenbe  ®ele^rte  »ie  91.  SSrael  Sfferletn  (geft. 
')u  Btener*9leuftQbt  1460)  fud/ten  toieber  ein 
mirflid^eS  @tubium  beS  Xalmub  unb  ber  boron- 
fnfl))f enben  Siteratur  anguregen ;  leidet  begreiflid^, 
ba|  ein  fold^er  Wann  gu  feiner  Seit  »eit  unb 
breit  atS  eine  Sluctoritöt  betrad^tet  tourbe.  ®ang 
auSgeftorben  toat  bie  »iffenfd^tlid^e  Sefd^öfti- 
rntng  mit  bem  Xalmub  a&erbingS  nid^t;  [a  in 
Sänbem,  bie  biS^  menig  barin  geleiftet  l^otten, 
»ie  $oIen,  begann  fie  eigentlid^  erft  um  biefe  3eit, 
menn  man  bie  3Ret]^obe  beS  fogen.  ^ilpul  (^^c^», 
„Pfeffer")  gur  SBiffenfd^ft  red^nen  mil;  in 
SBal^r^t  ift  biefelbe  nur  ein  Spiel  mit  äBorten, 
ein  2)i8))utiren  über  bie  unfrud^tbarften  Sfcogen, 
blo^  um  ben  Sd^arffmn  gu  beloeifen,  ein  „ipaf^en 
na(§  9Bi|  unb  überrafd^enben,  oft  unmal^en 
$ointen\  S)er  $ilpul  batte  obne  3»eifel  für  bie 
Sd^filer  mond^eS  fjfeffeinbe,  unb  eS  begreift  fid^ 
baber,  ba^  bie  Stabbiner^  als  fid^  feit  bem  Snbe 
beS  15.  Sabrbunbertd  bie  3ubenfd^ulen  »teber  gu 
meieren  begannen,  benfelben  mit  SBorliebe  be« 
nufcten.  6i9eugni|[e  biefer  9Relbobe  mürben  Diel- 
fa<$  ald  „S^ibufd^im"  t>cröffentlid^t  Sieben  ben» 
felben  k)erfa|te  mon  aucb  mob(  ©loffen  ju 
XalmubfieUen,  fo  SR.  3om  Xob  (fii))man)  geller 
(geft.  1654  gu  ffrafau),  beffen  ®Ioffen  f eitler 
burd^gängig  ben  3Rifd^na«^uSgaben  beigegeben 

finb.  3nt  ^n^en  ftonben  aber  bie  (nunmebr  be* 
olbeten)  Slabbmer,  meldte  an  größeren  Orten 
bie  Zalmubfd^ulen  leiteten,  felbft  gu  toenig  auf 
ber  &5be  ber  Sßiffenfd^aft,  atö  ba|  fte  rin  grünb- 
lid^ed  @tubium  beS  Xalmub  ^tten  anregen 
tonnen ;  e8  lol^nt  ficb  bal^er  aud^  nid^t,  auf  baS 
Singeine  bier  eingugeben.  —  Sin  befonberer  Cifer 
zeigte  ftd^  feit  ber  Srflnbung  ber  99ud^brud(erfun[t 
in  bem  Semüben,  ben  Xalmub  fammt  gugebörigen 
Sd^riften  bunb  ßbitionen  gu  t)erbreiten,  menn 
fd^on  aud^  babei  Don  fritif^em  SBcrfal^ren  feine 
Siebe  fein  fann  (f.  ob.  7,  a).  UcbrigenS  toaren 
eS  nid^t  bIo|  3uben,  fonbem  ebenfofe$r  Sl^riften, 
bie  ftd^  bi^bei  ^erDortbaten.  Ueberbau))t  traten 
Ie|tere,  nad^bem  früber  nur  eingelne  ConDertiten 
(ogl.  beif))ieldn)eife  b.  9rt.  Statmunb  Wartini) 
immerl^in  mangelbafte  ffenntniffe  über  ben  Xal- 
mub  bermittelt  batten,  aOm&Iig  me^r  in  bie  9lit- 


arbeiterfd^ft  auf  bem  ®ebteie  ber  Zolmubfittbten 
mie  attd(|  ber  ^ebräifd^  €)n:a^miffenf^ft  ein. 
S)ie  Sfolge  bot)on  max  iebod^  gunacbft  toeniger  bie 
fjfdrberung  ber  i^enntni|  be9  Xalmub  unter  ben 
Sbti{ten,  ald  Dielme^  eine  9leuanfa(^g  ber  alten 
@treitigfeiten  über  ben  (B^aratter  ber  tolnmbif^ 
ed^riften  (»gl.  g.  SB.  b.  Srtt.  ißetntS  (Skilotiimf, 
^fefferfom,  SReud^Iin) ;  erß  bie  folgenben  3ü^ 
^unberte  bis  gur  ®egenmart  fallen,  neben  immer 
neuen  (wlemifd^en  äßerfen  (g.  SB.  Don  (üfenmenger ; 
f.  b.  Vrt.),  ausgaben,  Ueborfe^ungen  unb  Cr« 
Hftrungen  oon  Steilen  beS  Zaimub  burd(  d^fi- 
(icbe  ®ele]^rte,  bie  fld^  obiectiDer  miWtn\i^l\dfiai 
befleißigen,  gfür  bie  9leubelebung  beS  Xolmub* 
ftubiumS  mie  überhaupt  ber  iübif^en  SDifjenfd^ 
begonn  unter  ben  Suben  fetbft  eine  neue  S^, 
feitbem  9R.  9Renbe»fobn  (f.  b.  9rt.)  bad  princi)» 
Der  SufBärung  aud^  im  3ubent^um  gur  (Geltung 
brad^te.  gfteilid^  IM  ^  ^^  V^  neuem  Seit  nid^  an 
Xalmubiften  gefehlt,  bei  benen,  ^|e  me^  Sbfonber* 
lid^teiten  begügliib  ber  dußem  £rad^,  beft  |u)Inifd(- 
ober  beutfib'iübifd^  Sargonfi,  ber  Stonteren . . . 
gum  Sorfcbein  bmmen,  befio  ffilf^  . . .  borni  ber 
®rab  ber  tj^atmubifd^en  Sirtuofitöt  unb  «utorttüt 
...  ex  opinione  yulgi"  fieigt  (3R.  @.  firüger, 
fBorrebe  gur  beutfd^  Ueberfe|ung  Don  Su))otto'l 
®rammatif  ber  biblifcb-d^Iböifd^en  Sprod^  2C., 
SBreSL  1878,  @.  VUI).  2>o(b  gibt  e«  baneben  eine 
mebr  unb  me^r  gunel^menbe  SaffL  Don  toiffen« 
f (baftlid^  gebilbeten  Stabbinem,  namentf id^  feit  man 
beren  SuSbilbung  in  Seminorien  Dereinigt  fyd  (f. 
b.  %tt,  »abbi  X,  704).  StOerbingS  fle^t  bie  9Renge 
ber  neueren  Srobuctionen  auf  bem  ®ebieie  ha 
Xalmubgele^amfeit  nid{|t  im  Ser^UtniB  gur 
ISraud^barfeit  beS  ®eleifteten,  unb  eS  fonn  im 
Mgemeinen  nid^t  genug  boDor  gemamt  toei^en, 
ft^  l^ierbei  Don  DielDerfprec^enben  Xiteln  unb 
fübnen  Sebouptungen  töufd^en  gu  (ajfen;  bod^  foU 
nid^t  beftrttten  merben,  ba|  Don  etngelnen  ®e* 
lej^en  ma^rbaft  mertl^DoOe  Unterfucbungen  b^> 
rubren,  bie  nid^t  blop  für  baS  9ubent^um  Sntereffe 
l^ben.  9u(b  c^ftUd^  ®ele]^rte  finb,  im  ®angen 
Dorurt^Sfreier  als  bie  iflbtf<ben,  in  biefer  Slid^ 
tung  tbüttg,  mdbrenb  auf  ber  anbem  Seite  ber 
Stamp]  gegen  ben  Xalmub  unb  bie  „Sabnubiidm' 
in  einer  Unmenge  miffenfd^Iid^  mertblofer 
Sd^riften  feinen  SuSbrudt  finbet  9u8  ber  gro^ 
9)laf|e  Don  Xatmubliteiatur  bietet  StradtS  Sin* 
leilung  (f.  ob.  n.  1,  a)  eine  SuStoa^  beS  fbvtaxd^ 
barfien.  Sfür  alleS  SSeitere  lann  b^^  ouf  bie 
bibHogra))bif<^n  Sufommenfleflun^n  Denoiefen 
merben,  bie  ftd^  in  ber  ,,3ritfd^  für  b^brä^d^ 
SBibliogropbie''  (feit  1896),  in  ber  «SRonatS- 
fd^rift  für  ®efd^td^te  unb  SBiffenfd^aft  beS  3uben- 
t^umS",  ber  fievne  des  etudes  Juives,  ber 
^OrientaItf(^en  «ibliograpbic"  (Sbtbr.  Y,  4,  d), 
bem  „2:]^ologifd^3abreSberid^r  (9lubr.I,n.X) 
tt.  f.  tt.  finbcn.  [«.  Cffer.] 

fMilitrliii,  «Seanio  bi  SDlarrabt. 
0.  Vallombr.y  ®enexalabt  feineS  OrbenS  unb 
einer  ber  menigen  bebeutenberen  Sd^riftfleBer  beS- 


1197 


Zamiurtni,  SRid^el  9n0elo  —  %amivLxini,  ZI|omafi. 


1198 


jeden,  Mtdf^t^  1688  ju  Korn  ein  SBert  De 
jure  •bbatiBflanim  et  monialinm ,  1640  }U 
iipm  m  onbocft  De  jure  abbatum  et  aUomm 
pnMonxttL  SBeibc  SBctfe  toutben  bcd  oftem 
aunelcgt  iinb  iDerbm  tio4  (ottc  berfidjtc^ijt 
no  i^  SleiA^tgfett  iDegeti  belobt  Uebetbie 
Mtea  fi^nfiuinlUnbe  Zamburinrd  fehlen  ge- 
oascR  Stail^riii^tcn.  (SflL  Harter,  NomenoL 
Si  I»  2.  ed^  491.)  [O.  $fulf  8.  J.] 

iMitsfiiii,  SRi^el  9ngeIo,  8.  J.,  biet^ 
l^nttr  (Senerul  ber  ©efeUfd^tt  3efu,  loar  su 
SKotae  am  27.  etptmUx  1648  geboren  unb 
Safongl  1665  in  bie  oenetianifd^  OrbenSpro« 
oni|  bec  (BejeSfd^ft  3efu  eingetnten.  St  leierte 
lun^ß  ie  \täfi  ^oifjict  long  )u  ^Bologna  ^^^Uo« 
jo^  md)  )u  aRaniua  Xl^ologie,  fungirte  feit« 
Hm  t^ttt  ald  Xl^ologe  be3  (EotbinaU  Kainalb 
Mtt  6^,  t^eilS  Ott  Obern,  ttxirb  $t0t)in)ial  t>on 
SoHbig  utd)  iD&^reiü)  ber  legten  )tDei  Sebenfiial^re 
bd  (tftantten  ®eneraIS  Z^qrfud  (Sonjob)  ®e- 
ainlmoir  beS  ganjen  OrbenS.  9lm  8.  Sanuor 
1706  Bmrbe  er  )um  OrbenSgenecal  geto&ldtt  unb 
cdcUe  M  fold^  ben  ^dl^e)>unlt  ber  afioftolifd^en 
i^iatightt  unb  beS  &uf em  (SUanjeS,  aber  aad)  bie 
crfttn9niei(^  einer  töbtlid^en  Sefooipfung  feinefi 
Cibcnfl.  Cr  [torb  am  28.  gebruar  1730.  3<it- 
ynoljcn  räumen  bie  geminnenben  Sigcnf^often 
Natamburini^fi  Sl^arafter  mie  bie  Umfid^t  feiner 
Smoaltung;  befonnt  ifl  unter  feinen  mannig- 
ta4m  Sunbgebungen  baS  für  feinen  gongen  Orben 
1706  cdoffene  SBerbot  gettiffer  tl^eologifd^er  Se^r- 
{i|c,  boil  Jt(^  mo^I  gegen  ben  SartefumiSmuS 
ntttele  ()>gL  Paebtler,  Batio  Studioram  etc. 
III[Moa.  Genn.  paedag.]»  Berol.  1890, 124), 
imb  bie  im  !Romen  ber  betfommelten  Vertreter 
MOrbeni  1711  bem  $o))fie  eiemenö  XL  fiber- 
trii^  frierlui^  Setl^euerung  beS  @e^orfam8  mit 
Senoa^nrng  miber  bie  feinbfelig  ouSgefprengten 
Scdi^le  über  eine  opI^oftttoneUe  Stellung  bed 
Otbcnl  gegenüber  ben  Sntfd^eibungen  ber  firc^- 
[i^m  Se^rbe  in  Sad^en  ber  d^inefijc^en  Stiten  (f. 
^  txL  VccommobotionSftreii).  (Sgl.  Cretineau- 
Joly,  Hiatoire  de  la  Compagnie  de  Jäsus  IV, 
Paris  1859,  865;  ¥[1859],  52.260;  Goil- 
henny»  M^ologe  de  la  Compagnie  de  Jösus. 
Anietanoe  d'Italie  I,  Paris  1893,  266  s.; 
de  Baoker,  BiUioth,,  n.  ed.  par  Sommervogel 
VH  1827.)  [O.  gjfülf  S.  J.] 

iamterini,  ^etrufi,  italienif^er  Sinologe 
«tifit^lid^  Stiftung,  tourbe  1737  )u  SBredcia 
flcboicn.  S)ort  oerfal^  er  eine  ^rofeffur  im  @e* 
Binar,  nmrbe  ober  megen  ianfeniftifd^  fiej^r« 
iinmmgenl771burcl^benl£arbinalbif4of97lolino 
«ttjentt  9hm  berief  i^n  1772  Sarbinal  SRare- 
fD$4i  )um  S>iredor  befi  irifd^en  SoUegd  in  Stom, 
bcffen  im  Auftrag  (ElemenS^  XIV.  unternommene 
SBifüntion  er  eben  bamit  befd^loffen  l^atte,  bie  Sei- 
tung  bcdfelben  ben  Sefuiten  )U  entgie^en.  Sion 
Im  folgte  Samburini  1778  einem  9htfe  an  bie 
IbrifiofUSt  $aoia  unb  übernahm  1782  in  ber 
•on  atDfep^  n.  in  biefer  Stobt  gegränbeten 


6oncurren|anfioIt  miber  boS  in  9tom  {u  9te^ 
befte^enbe  Gollegiam  Germanicam  bie  €tubien« 
birection  nebft  einer  Ißrof  effur,  mä^renb  fein  gleid^- 
gefinnter  gfreunb  unb  SanbSmonn  3of.  3ola  on 
ber  ®))t|e  ber  Snftolt  ftonb.  Sei  ber  bon  Sifd^f 
Scipio  Sticd  1786  berufenen  berfld^tigten  S^n» 
obe  tion  Pftoja  (f.  b.  9rt)  f|)ielte  er  neben  feinen 
Sfreunben  3ola  tmb  SRortino  Stotoli  ald  ,^' 
motor"  ber  @i)nobe  eine  gro|e  SioOe,  unb  i^m 
mirb  gum  grö|em  Zl^eile  bie  gormulirung  ber 
2)e€rete  }ugefd^rieben.  9uf  ^Betreiben  $iu9'  TL 
1794  ber  t|eologif<^en  $rofe|fur  enthoben,  fanb 
ber  feUl^e  ®änftling  ber  öfterteid^ifd^en  9te» 
gierung  oud^  bei  ben  fran}5ftfd^en  SEk^örben 
(Bnobe  unb  erl^ielt  1797—1799  neueibingd  9n- 
fteUung  al8  Se|rer  ber  ÜRorolpl^iilofo))]^  rnib  bed 
Statuned^te«.  6r  tourbe  1817  2)irc€tor  beS  turi- 
bifd^  StubiumS  in  ^io  unb  ftarb  bofelbft 
(od^betagt  1827.  Xomburini  mar  fein  unb  claf« 
fif4  gebilbet  unb  »on  )iemlid^  umfangreid^em 
9Bif[en  auf  ben  (Sebieten  ber  X^ologie  unb  ber 
(Sefd^id^te.  Seiner  Süd^tung  nad^  mar  er  9leologc, 
äonfenifl  unb  (SoUiconer,  üor  SUIem  aber  leiben- 
f  d^aftlid^  ®egner  ber  papftlid^  SBorred^te.  Seine 
fel^  gol^lreic^en  Sd^riften  fteljien  foft  aUe  auf  bem 
Snbes^  fo  felbfl  eine  Sammlung  Don  ®ebid^ten, 
meldte  er  nodfi  jmei  ^ofyit  Dor  feinem  Xobe  ^er« 
ausgegeben  l^ot.  Srft  lange  md^  Xomburini^S 
Sobe  erfd^ienen  (fiei))gig  1845)  ouS  feinem  9tad^* 
lo^  bie  I^eleotiones  de  eccleeia  Christi  et 
universa  jorisprudentia  ecclesiastica  qaaa 
habait  in  Academia  Ticinensi  Petras  Tam- 
burim.  (SBgl.  Cantü,  GU  eretici  d'  Italia  HI, 
Torino  1866, 750;  »eufd^,  SnbejH,  2, 956  ff.; 
Harter,  Nomenciator  literarias  III,  2.  ed., 
755 ;  Steinl^uber,  (Sefd^id^te  beS  Collegiam  Ger- 
manicam Hangarioum  in  SRom  n,  gfreiburg 
1895, 191  f.)  [O.  ipfülf  8.  J.] 

9:a»iltiriiii,  Xl^omoS,  8.  J.,  aRoraltl^eo- 
loge,  mar  }U  galtonifetta  auf  Sicilien  am  6.  SRär} 
1591  geboren  unb  trat  1606  in  ben  Orben.  92odQ 
mel^reren  onberen  $rofeffuren  l^tte  er  7  Saläre 
lang  bie  Sel^rlansel  ber  SogmatU,  17  3a^re 
bie  ber  SQRoraltl^ologie  inne,  mar  IS  3a^re 
Oberer  unb  ftarb  gu  Palermo  am  10.  Oc« 
tober  1675.  6r  mar  befannt  burd^  (erDorrogenbe 
Xugenb  mie  burd^  feliene  Sel^rgabe.  2)ie  meiften 
feiner  Sd^riften  bemegen  ftd^  auf  bem  (Sebiete  ber 
ailoralt^ologie;  er  fd^rieb  über  SBeid^t,  Com« 
munion,  3Rt^p\tt,  bie  bolla  craciata  unb  eine 
erflärung  bed  Secologd.  %Ut  biefe  Sd^riften, 
meldte  au$  megen  ber  eiegang  ber  Sarftellung  ge- 
rühmt fmb,  erlebten  mieber^oUe  auflagen  unb 
meite  iBerbreitung.  318  OrbenSmonn  ftreng  gegen 
\\ä^  felbfi,  mar  Xomburini  geneigt,  bei  (SemiJens« 
entjc^eibungen  für  9nbere  ben  milberen  Snftd^ten 
)u  folgen,  meldte  er  bei  Sluctoren  t)on  einigem 
9(nfel(ien  als  pxoiobtl  be}eid^net  fanb.  2)arauf 
ftü|t  ftd^  bie  t)ielf ad^  megen  loser  Se^ren  gegen  i^ 
erl^obene  anflöge.  3n  einer  bon  ben  befonnten 
3anfeniften(öu))tem  Smoulb  unb  Slicole  ber« 


1199 


Xand^elm. 


1200 


fa|ten  Vbreffe  berlangten  eine  %^a1jH  $famr  Don 
$Qri«  (10.  October  1659)  Don  ben  ©enetol- 
Dicoren  beS  ^ßorifer  Sr)bifd^of8,  Sotbinal  9ie|, 
eine  ißerurtl^eilung  bet  @d^rtften  Zamburini'S 
(Dgl.  Annales  de  la  Societö  des  soi-disans 
J^nitee  V,  Paria  1771,  243  s.).  ©egen  bie 
l^eftigen  Angriffe  beS  franjdjtfd^en  S>omintcanerS 
aStncent  Saron  (f.  b.  9rt.)  bertl^tbigte  ^  %m- 
burini  Jelbft  unter  bem  9iamen  S)on  SuciuS  @an- 
marco  m  einer  gu  Palermo  1666  Derdffentlid^ten 
6d^rift  Gknmana  dootrina  B.  P.  Thomae 
Tamborini  ®egen  bie  f))ateren  Angriffe  bed 
S>ominiconer8  S)on.  Concina  (f.  b.  Wct),  toeld^er 
eine  Sieil^e  Don  Sä^en  au9  Xamburini'S  fflerfen 
atö  befonberS  tabeInStt)ert^  gufommenfteOte,  Der- 
t^eibigte  i^n  fein  OrbenSgenoffe  Snton  S^ccoria 
(f.  b.  9rt.)  bei  ©elegenl^eit  einer  IReuauSgobe  ber 
Xantburinifd^en  SRoralfd^riften.  Sead^tenStoertl^ 
ift  baS  Urtl^eU  bed  1^1.  «IfonS  Siguori  in  feiner 
Theologia  Moralis  8  (aL  4),  5,  n.  645 :  „&  fei 
l^ier  geftattet,  ein  SBort  fiber  biefen  9uctor  (£am- 
burini)  bei}ufflgen,  ber  bon  URondften  biel  }u  gering 
gefd^a^t  »irb.  3tt)ar  Ia|t  fld^  nid^t  laugnen,  ba| 
er  oft  geneigt  mar,  mand^en  Steinungen  ben 
SBertl^  einer  ^robabititSt  bei)umeffen,  loeld^e  nid^t 
Derbienen,  qI3  (irobabel  be}eid{|net  ju  toerben;  er 
mu^  bal^er  mit  Sorfid^t  benu^t  loerben.  Mein 
ba,  tt)o  Xamburini  eigene  ÜReinungrn  auffteüt, 
bo  . . .  geigt  er  ftd^  atö  ganger  Zl^eologe  unb  Mt 
bie  Sfi^agen,  inbem  er  fte  auf  i^re  legten  $rin« 
ci))ien  gurudffä^rt.  SReinungen,  loeld^e  er  in  fol- 
d^entJfäOen  als  bie  faltbarem  J^infteHt,  »erben 
in  loeitaud  ben  meiften  ^Witn  ber  (Sinfid^t  ber 
@ad^funbigen  fid^  aud^  als  »irflid^  rid^tiger  er- 
loeifen/  (Sgl.  Zaccaria,  Theologia  moralis 
Th.  Tamborini  . . .  cum  uberrimis  prolego* 
menis,  in  quibus  Tamborini  elogiom  ex- 
hibetor  et  ejos  doctrina  a  veteribos  recenti- 
busque  D.  Concinae  et  Vincent.  M.  Dinelli 
criminationibos  vindicator  etc.,  Venetiis 
1755,  3  voll. ;  Horter,  Nomencl.  lit.  U,  2.  ed., 
269;  de  Backer,  Biblioth.,  n.  ed.  par  Sommer^ 
vogel  Vn,  1830.)  [D.  ^^fülf  S.  J.] 

^atU^m  (Tanqoelinos,  Tancbelinos),  ^ft- 
retihr  beS  12.  ^al^l^unbertS,  ift  unS  l^au^tfäd^Iid^ 
burd^  einen  SSrief  berUtred^terftird^e  an  benSrg- 
bifd^of  gfriebrid^  oon  Rbln  befannt,  loeld^er,  nad^ 
bem  Xobe  beS  IBifd^ofS  Surfarb  (18.  SRai  1112) 
gefd^rieben  unb  Don  Xengnagel  (Yetera  mono- 
menta  contra  schismaticoB,  Ingolstad.  1612, 
368)  Deröffentlid^t,  Don  ben  SBoUanbiften  (AA. 
SS.  Jon.  I,  845)  unb  Don  2)u  !ßIefftS  b'Sr- 
gentrö  (GoUectio  jodiciorom  I,  Par.  1724, 11) 
nneber  abgebrudtt  morben  ift.  92ad^  biefer  Quelle 
erHorte  er :  S)er  ißapft  unb  bie  gange  ^ierard^ie 
fei  nid^tS;  bie  JKrd|en  feien  SorbeUe;  baS  Don  ben 
^rieftem  bereitete  SItarSfacrament  fei  nid^tS;  auS 
ben  Serbienften  unb  ber  ^iligfeit  beS  aRinifterS 
erfiel^e  bie  ffraft  ber  Sacromente.  Sementfpred^enb 
mahnte  er  baS  IBoß  Don  bem  Smpfange  beS 
SUtarSfacramenteS  unb  cta^  Don  ber  Sntrid^tung 


beS  S^l^rdm  cib.  SnbererfeitS  bebouptete  er:  Sie 
IKrd^  fei  nur  bei  i^m  unb  ben  Seinigen,  unb  ba 
er  bie  gfäHe  beS  l^eiligen  @eifte8  cmfifanaen  ^be, 
fei  er  ebenfo  ®ott  mie  Cl^riftuS;  er  t^eilte  boS 
SBaffer,  in  bem  er  gebabet,  bem  SBoIb  al8  ^igeS 
unb  »irifameS  @acrament  ouS,  Derlobt«  fid^ 
bffentlid^  mit  einem  aRorienbUbe,  t)rebigte  on  ber 
nieberlänbifd^en  i^fifte  ouf  freiem  gfelbe,  lie|  ftd^ 
babei  Don  Xrabanten  umgeoen,  meldte  ^^  unb 
@d^mert  Dor  i^m  ^ertrugen,  unb  genxmn  nament" 
lid^  bei  ben  f^rauen  unb  bem  niebem  8)oIfe  %n- 
(ong.  (SxüAiSi  fud^te  er  ober  Dielmel^r  einer  fetner 
^nbängcr,  ber  ^reSb^ter  Sberbad^er,  einen  S:^ 
beS  SiStl^umS  Utrecht  mit  ber  frangdjifd^en  ZHo« 
cefe  Serouane  lu  Dereinigen,  unb  fie  begaben  ftd^, 
um  bie  @ad^e  bur(^gufe|en,  nad^  3toxtu  Vuf  bem 
SRüdCtoege  n)urben  fie  tnbef|en  burd^  ben  (Sqbif  d^of 
Don  ftöln  gefangen  genommen.  Ser  CSrgbif^of 
mirb  in  bem  Utred^ter  @d^reiben  gebeten,  bie  ge- 
föl^rlid^en  (Segner  forgfaltig  gu  bemol^ren.  @ie 
entfamen  aber  benno^  Xand^elm  erfd^eint  ^tf 
nad^  in  Srfigge  unb,  Don  bort  auSgetoiefen,  in 
9lntmer|)en.  ^e  Ser^Itniffe  maren  J^in  fär  i^ 
günftig.  S)ie  fd^on  bamaB  gro|e  Stobt  ^tte  nur 
einen  eingigen  unb  gubem  unfttttid^  (BeifUic^, 
ben  Pfarrer  Don  €t.  SRid^ael.  Xond^elm  tonnte 
fo  bod  SSoIf  leidet  auf  feine  Seite  giel^  Sein 
9n]^ng  lourbe  fo  gro|,  bo^  i^  lein  gffirß  ent- 

Segengutreten  magte ;  er  f oQ  eS  f ogor  bo^tn  ge« 
rad^t  l^ben,  ba|  er  unter  bem  SSortoonb,  ein 
geiftßd^ed  SBerf  gu  Derrid^ten,  bie  grauen  unb 
äungfrouen  mi^braud^en  burfte,  unb  ba|  biejeni» 
gen  ftd^  unglädHid^  fd^&^ten,  bie  feiner  aBoSuft 
uid^t  bienen  burften.  3m  %  1124  ober  1125 
tourbe  er  Don  einem  (Seiftlid^en  erfcblagen.  Sein 
Sinflul  l^ielt  aber  nod^  einige  3^it  nad^  feinem 
Xobe  an.  Sergeblid^  fteSte  ber  SBifi^of  Don  Sam« 
brat  bem  Pfarrer  Don  St.  ÜRid^ael  eine  Con« 
gregotion  Don  gmölf  (Seiftlid^en  an  bie  Seite. 
S)agegen  gelang  eS  bem  1^1.  9h)rbert  (f.  b.  9rt« 
IX,  448),  beffen  Vita  (c.  13;  AA.  SS.  BoIL 
Jon.  I,  843)  und  über  btefe  heiteren  ISorgönge 
unterrid^tet,  baS  Derirrte  SBoU  in  Salbe  mieber 
fär  bie  ffird^e  gu  geminnen,  als  il^m  unb  feinen 
OrbenSgenoffen  im  3. 1126  bie  ftirc^e  übergeben 
mürbe.  (9)g(.  S^öQinger,  SBeitröge  gur  Secten« 
gefd^id^te  beS  ailittelalteid  I,  SRän^en  1890, 104 
bis  110.)  [D.  Sunt] 

f  ancreb,  irrtl^ämlid^  nad^  feinem  ongebli^ 
(Geburtsorte  a  Sorneto  genannt,  berühmter 
Sanonift  beS  13.  Jal^r^unbertS,  ftubirte  cano« 
nifd^eS  unb  rdmif^eS  Xei^t  on  ber  UniDerfitöt 
feiner  SSaterftabt  ^Bologna  unb  mürbe  um  1210 
ebenbaf elbft,  ettoa  30  Sial^re  alt,  Se^rer  bed  erftem. 
3m  3. 1215  erhielt  er  ein  (^cmonicat  in  feiner 
^imatfiobt  unb  gog  ftd^  Dom  2e^romt  gurüd, 
nal^m  baSfelbe  aber  auf  Sitten  feiner  Qerel^er 
balb  mieber  auf.  anfangs  beS  SabreS  1226  et» 
l^ielt  er  burd^  ^nbat  beS  IßapfteS^onorittS  DDL 
bie  SBfirbe  eines  «rd^ibioconS  an  ber  bif(^öffid^en 
iNrd^  Don  Sologno,  unb  balb  banmf  äberfdgidtr 


1901 


lanlfi  —  lanner,  Äbam. 


1202 


Qm  bcifclBe  ^ßat^jl  Me  fogen.  Compflatio  quinta 
({.  b.  Stt  OonpflationeB  decretalium  IQ,  767), 
(OK  Gommbmg  don  Seaetalen  au8  feinem  $on- 
tificat,  mit  bem  VuftiQse  an  bie  Untoerftt&t,  ber« 
\äm  fufott  in  ber  €<^e  toie  in  ber  Stecl^t« 
^CRlIfimg  jUft  Jtt  bebienen.  Snd^  fonfi  geno^ 
Zonocb  bod  Scrtnnien  feiner  deitgenoffen  als 
Mporleitfd^  Kicktet  in  peidonagenbem  9Ra|e. 
Cr  floib  ioifdden  1234  nnb  1286.  9u^  einem 
ftmneiala,  b.  L  einem  SBerjetd^i^  ber  SiAcefen, 
ab  nur  ^anbf^rifflidb  üor^Qid»enen  Apparaten 
|ir  elften^  {todto  unb  brUten  SompilaKon  be* 
{i|t  man  don  il^m  gmei  nid^t  nmfangreid^e,  ober 
bm  )iiri|Hfd^  6d$arffinn  i^  Serfoffetd  be- 
odfaibe  SBak,  bie  Snmma  de  aponsalibiis  et 
aatrimoiDo ,  Derfott  auf  Sitten  bcd  $ro|»fleS^ 
IpiHan  9i{<^fS  don  ®urt  (Otto,  gefi.  1214), 
iM^  IBcmVtrbS  don  Sodia  (f.  b.  9rt.)  Smmnula 
bie  ätifit  monogrop^if d^e  93earbeitung  befi  S^e» 
!^  (^ausgegeben  don  9BunberIi(^,  ®Mtingen 
1841),  nnb  boi  balb  nad^^er  abgefd^Ioffenen  Ordo 
jadidariiw,  jdxir  nid^t  bie  Sltefte,  aber  don  ben 
iümn  bie  befie  SorßeQung  bed  canonifc^en 
$to)ejfe0.  £e|tercS  99u(^  geloann  eine  meite  Ser« 
toritimg,  mürbe  aud^  in'S  3ftan}5ftfd^e  unb 
^eolfi^  fiberfc|t,  nrieberl^olt  gebrudt;  eine  fri- 
tif^e  VuSgabe  beforgte  f^friebr.  Sergmann  in 
FiBü,  Tancredif  Gratiae  libri  de  jndiciorum 
arfiDA,  Ootting.  1842, 89—816.  (Sgl  d.  @a- 
rigiq,  (Befd^c^te  bed  rdm.  9ted^t8  im  SRittelatter 
y,  2.  ausgäbe  ^ebdberg  1850,  115—185; 
t.  64otte,  5Die  ®efd^id^te  ber  OueOen  unb  8ite- 
ratnr  bcS  canonifd^  Sted^td  I,  Stuttgart  1875, 
199-205.)  [St.  d.  @d^erer.] 

Itsis  (TdEvcv,  larä^,  eine  uralte  @tabt  in  Unter- 
IgWtm  (9hinu  18,  28),  nal^e  an  ber  Oftgren}e 
b(9  ftmbed,  dermutblid^  juerf}  bie  ^au))tftabt 
einei  mc^agQptifdden  ftönigSgefd^Ie^td.  IRad^  il^r 
(tt|  ber  öfUid^^fte  Slilarm,  ber  an  ibr  dorbeifIo|, 
ber  tonitif^e.  Unter  bem  Flamen  9(dariS  marb 
bttfe  etabt  ber  Stu^untt  ber  C)9f{o9 ;  als  bie- 
Heben  auS  gon)  Seg^pten  dertrieben  maren,  bnnten 
fif  fi^  tio4  in  Xanid  leiten,  bis  fie  capitulirten 
unb  fretmtuig  mieber  nac^  Often  jogen.  S)ie  noi!^ 
brn  fyfiiA  in  9eg))|)ten  ^ttx^ä^vnbt  SDQnaftie 
%  1, 8)  fd^Iug  in  XoniS  ibre  9tefiben3  auf,  fo 
boB  ft^  bicnuid^  bie  Angabe  $f.  77, 12.  43  er- 
fM,  monod^  SJlofeS  feine  SBunber  im  ®eftlbe 
Doi  ZontS  nnrfte.  93on  Sa'mfeS  n.  marb  ed  fo 
lulgcbaui  unb  mit  monumentalen  S)enImSIem 
grf^ütft,  ba|  es  aud^  ben  9lamen  Ka'mfeSftabt 
oba  KomeffeS  er^iett  (f.  b.  3lrt.).  XaniS  blieb 
ton  biefer  Seit  an  eine  ^art  befeftigte  ©rengftabi 
{um  6d^u^  beS  SanbeS  gegen  bie  don  Often 
bomibnngenben  SRäd^te.  &paitt  lag  ber  @d^n)er- 
tmA  ber  dgi^tifd^  Sltad^t  im  Süben,  bis  im 
Vniang  beS  I^en  Sa^rtaufenbS  d.  (Sfyc.  gmeimol 
«ritber  eine  S)9no^e  (XXI.  XXTTT)  don  ZaniS 
mtfi^nmg  unb  bort  refibirte ;  in  biefer  3eit  ttirb 
bie  etobt  bei  af<tiaS  (19, 11. 18:  80,  4)  unb 
3nb«  1, 10  gried^.  ertoS^nt.  Sie  beflanb  in  ibrer 


^lid^Ieit  nod^  MS  in'S  6.  ^al^rl^unbert  d.  (Sfyc. ; 
im  3.  568  fiel  fie  bei  bem  xmeiten  Snflunn 
9labud^obonoforS  in  beffen  ^dnoe  unb  tooxh  jer« 
ftdrt,  mie  3eremiaS  (46,  18  ff.)  unb  ejed^iel 
(80, 14)  dorl^ergefagt  botten.  €rit  biefer  3rit 
mirb  XaniS  in  ber  ®efd^id^te  nid^t  mel^r  ge« 
nannt;  an  ber  SteOe  beS  beutigen  San  aber 
bemeifen  ungel^euere  Stuinen,  ba|  bie  ög^ptifd^ 
feerrfd^er  ibr  don  ben  frfi]{|eften  Seiten  an  eine 
Kfonbere  %ufmerffamleit  gefd^tt  unb  il^r  mid^ 
tigen  Sage  Sled^nung  getragen  l^ben.  2ht  Ie|ter 
3eU  finb  biefe  9htinen  ber  (Segenftanb  forgfäl- 
tiger  Unterfuqung  geworben,  burd^  »eld^e  bie 
ftgqptifd^e  m\ij>\iifit  mertJ^doHe  Sufl^e&ung  er- 
l^alten  fyxL  (SBgL  Sb.  aJleqer,  @efd^.  beS  «Iter» 
tbumS,  Stuttg.  1884,  645;  Flinders  Petrie, 
Tank,  London  1885.  1888  [Egypt  Explora- 
tion Fund,  2.  and  4.  meoi.].)        [ftaulen.] 

Vimtur,  Sbam,  S.  J.,  bebeutenber  S)og« 
matifer,  ^olemifer  unb  Sontroderftft,  mürbe  )tt 
3nnSbrud(  1571  geboren  unb  trat  1589  in  bie 
(BefeKfd^aft  3efu  ein.  6rjt  äbemal^m  er  (1596) 
ben  Sebrftul^I  beS  ^ebrdifd^en  on  ber  UniderfUöt 
ängolftabt,  trug  bann  )u  SRänd^en  jmei  3a]^e 
Sontroderfe  unb  dier  3abre  SRoraltl^eoIogie  dor 
unb  nmrbe,  nad^  b^orragenber  Setbeitigung  am 
StegenSburger  ;ReIigionSgef))räd^  don  1601,  als 
Seigrer  ber  fd^olaftifd^  Xbeotogie  1608  nad^ 
ängolftabt  berufen.  9tad^  15  doloren  folgte  er 
don  bier  einem  Stufe  beS  jf aiferS  ÜRattl^iaS  an  bie 
Uniderfttat  SBien,  um  bafelbft  SecanuS  (f.  b.  firi) 
)U  erfe^en,  unb,  nad^  ber  gmei  äabre  ft)öter  er- 
folgten SlüdRel^r  don  bort,  bem  Stufe  gferbi« 
nanbS  U.  als  ffonjier  an  bie  Uniderfitöt  $tag. 
Sd^mäd^e  ber  (Befunbbeit  filierte  il^n  jebod^  binnen 
äa^reSfrift  nad^  Xirol  unb  don  ba  8Vt  3abre 
\paitx  m^  ängolftabt  gurüdf.  äBül^enb  ber 
Sd^redenSgeit  beS  Sd^mebeneinfaÜeS  fd^idtte  man 
i^n  nad^  3nnSbrudf,  unb  er  ftarb  auf  biefer  Steife 
gu  Utden  am  25.  SRai  1632.  Xonner  gilt  }u* 
nöd^ft  als  trefflid^er  S)ogmatiIer :  Sd^eeben  (fKtnb- 
bud^  b.  fatl^.  S)ogmattI  I,  gfreib.  1878,  n.  1095) 
nennt  il^i  ben  einzigen  ^mal^r^ft  großen  Xl^o« 
logen''  im  nac^reformatorifd^en  S)eutf4(anb  beS 
16.  äabrl^unbertS,  @regor  don  SSalentio^S  (f.  b. 
3rt.  Salentia)  „ebenbürtigen  Sd^üler";  feine 
^au))tarbeit  üniTersa  Theologia  Scholastica 
speculativa  practica,  Ingolstadii  1628,  be« 
geid^net  berfelbe  alS  „aßerl  erften  StangeS".  Bei« 
ter  mar  Xanner  aber  aud^  ein  frud^tbarer  $0« 
lemiler  unb  f d^lagf ertiger  Sontroderfift ;  eine  feiner 
Sii^riften  bebanbelt  baS  StegenSburger  SteligionS« 
gefipräd^,  eine  anbere  ben  Streit  SSenebigS  mit 
$aul  y.,  meistere  galten  ber  SSertbeibigung  feines 
OrbenS ;  don  Sebeutung  ijt  u.  a.  feine  (latetnifd^e) 
,,^natomie  ber  SlugSburgifd^en  Sonfeffion",  Sn« 
goljtabt  1618-1614,  2  Xble.  ßr  jeid^nete  pd^ 
nid^t  nur  burd^  Sd^örfe  beS  ®ebanfenS,  fonbem 
au(b  burd^  Sielfeitigfeit  beS  SBiffenS  auS;  in 
S))rad^en  unb  ®  ef  d^ic^te  trefflid^  bemanbert,  bemieS 
er  aud|  3nteref[e  unb  feines  SSerftänbni^  ffir  bie 


1S08 


Xanner,  ftonrob  —  Xonner,  SRottl^iaS. 


iao4 


StatttrtDtffeiMoft.  918  Stebifor  tton  SeOannuiS 
((.  b.  9tt.)  Sontrooerfen  tttooxl  er  fU^  um  biefeS 
berul^mte  fflerl  etoleS  Serbienft.  Subefonbmm 
Stul^me  ffxAä^t  \fyai  ferne  befonnenc  unb  tnutl^ige 
doltung  gegenäber  bot  }um  Unteefen  ausgearteten 
9e£enpro}e{{en  (f.  b.  9lrt.)  )u  einer  Süt,  ba  ein 
fol^  offenes  {hervortreten  nod^  Derdnjelt  unb  mit 
(tkfa^r  Derbunben  mar.  Sbenfo  gehörte  Zanner 
mit  feinem  fie^rer  ®regor  t>on  Salentia  )tt  ben 
erfien,  meld^  unter  getoiff en  SBorau9fe|ungen  bie 
Snnal^me  oon  3ind  für  aufigeliebeneS  ftapital  aU 
nid^t  unerlaubt  erDärten.  %nbere,  nomentliA  feine 
beutf<i^enOrben8genoffenißid^Ierunb^noIb,finb 
il^m  ]p6ttt  bierin  gefolgt ;  Xanner  tturbe  bafür 
Don  2).  <l^ncina  (f.  b.  9rt)  alS  Sertl^eibiger  be« 
SBud^erS  angeflagt  9u4  megen  einiger  @ö^ 
Aber  bie  Sbioebr  eines  boS  ®emeinmobI  in  un« 
ertrSglifi^  SEBeife  fd^öbigenben  (Betoaltberrfd^erS 
(Dgl.  b.  %rt  Zprannenmorb)  loirb  ber  fonft  btu:d^- 
auS  gebiegene  unb  befonnene  Xbeologe  oft  leiben- 
fd^f tlid^  angegriffen ;  eine  auSfubrli^e  Sertl^eibi- 
gung  biefer  feiner  Sebre  ift  mit  bem  S)atum:  ^D 
ben  6.  9)tai  1629  oon  feiner  ^anb  nod^  erbalten 
(baS  Original  im  Köm.  @taatSard^ib  Gensur. 
Hbr.  IV,  68-71).  (»gl.  P.  X  Kropf ,  Historia 
Prov.  Sog.  Jesu  Germaniae  superioris  Y, 
Augustae  YindeL  1754,  n.  236—249;  Mede- 
rer,  Annales  IngolstadiensiB  Academiae  H, 
Ingoktadü  1782,  146.  220.  262;  9lo{))),  S)ie 
^enprogeffe  unb  il^re  ®egner  inXiroI,  2. 9u{I.^ 
SBrii^en  1891,  65 f.;  Hurter,  NomencL  lit.I, 
2.  ed.,  254 ;  de  Baoker,  Biblioih.,  n.  M.  par 
Sommervogel  YU,  1843  bb.;  9iie)Ier,  ®efd^. 
ber  f)cj^en))ro)ef|e  in  Sopem,  Stuttgart  1896, 
248  ff.)  [O.  «Pfülf  S.  J.] 

94ititer,  ftonrab,  0. 8.  B.,  oerbienter  9bt 
t^on  ßinfiebeln,  tt)ar  am  28.  S)ecember  1752  )u 
Srtb  im  ftanton  &äfloit^  geboren  unb  erbielt  feine 
eUbung  an  ber  @d^ule  beS  IMofterS  (Sinftebeln, 
mo  er  fobann  am  8.  @e)}tember  1772  bie  Or* 
benSgelübbe  ablegte.  9la(bbem  er  im  SRai  1777 
$riefter  gemorben  mar,  toirfte  er  }uerfl  am  (Spm- 
naffatm  beS  StiftcS,  feit  1782  an  bem  oon  SBeQin- 
)ona.  3tn  3. 1787  mürbe  er  als  SBtbliotl^etar 
nad^  Sinfiebeln  berufen,  ging  iebod^  fd^on  1789 
als  ^ro))ft  mieber  nad^  SBeUinjona  gurüdf.  2)ur(b 
bie  belt)etifd^e  9iet)oIution  1798  jur  3Iud^t  ge« 
nötbigt,  fanb  Xanner  im  (Hofier  gfie^t  in  Zirol 
Suhiabme,  bis  er  1802  Pfarrer  Don  @t.  @kroIb 
in  Vorarlberg  mürbe.  Seit  1805  lebte  er  mieber 
in  Sinftebeln  unb  oerfab  baS  9mt  beS  IRoüigen« 
meifterS,  bis  er  am  30.  SOtai  1808  gum  9lbte  er- 
t^lt  mürbe,  ^rd^  bie  StaatSummälgung  batten 
bie  Siebte  ben  gfürftentitel,  ben  45  Don  2:annerS 
Sßorgängem  getragen,  Dertoren :  er  mu|te  aber  im 
Uebrigen  buri^  ItugeS  9tad^geDen  unter  febr  un- 
günftigen  3eitt)erbaltnif{en  bie  Siedete  unb  Stellung 
feines  fflofterS  gu  magren.  Seine  erfte  Sorge 
mar,  boS  flöfterlid^e  Seben  unb  bie  iffiallfal^rt  su 
))f[egen;  bie  ©nabenlapeUe,  meldte  bie  S^roniofen 
lerftbrt  l^atten,  marb  unter  ibm  mieber  oufgebaut. 


unb  am  14.  Se|)tenibcc  1817  »urbe  uniet  gro|ec 
2b«ilna(me  beS  SBoIIeS  barin  jum  erfien  !DtaIe 
mieber  bie  l^Uige  Slleffe  gefeiert.  3n  ben  ^unget^ 
ial^  1816  unb  1817  ermieS  ber  Sbt  fui^  als 
großen  SBo^It^äter  ber  Derormten  Seodlteung 
oon  Sinfiebeln.  (Ein  Sebbrter  unb  gfnunb  ber 
Sd^ule,  bemubte  er  fi^,  ben  Unterriil^t  an  ba 
StiftSf d^ule  |u  l^ben,  mobei  er  befonberS  aiul^  bie 
9latunpiffenf(baften  |>flegte.  3m  SRoi  1818  mar 
er  Don  SiuS  YU.  )um  Sif^of  ber  neu  ju  grün- 
benben  S)idcefe  SBalbftStten  (bie  ftantone  Supern, 
Url,  Sd^m9)  unb  Untermalben  umfaffenb)  ouS- 
erfeben,  mobei  baS  fflofter  an  bie  Ste&e  beS  Som- 
cojpitelS  getreten  m&re.  Zanner  mieS  aber  im 
SinDerftanbnil  mit  ben  Ca^ritularen  eine  fold^e 
ßrböbung,  meil  nid^t  im  3nteref|e  beS  jHofterS 
liegenb,  }urfl<f.  Cr  ftarb  am  7.  9ipxÜ  1825,  tief 
betrauert  megen  feiner  Dielfeitigen  ißerbienfte  um 
Alofier  unb  SBoII.  (^  mar  ein  erf abrener,  gef d^idter 
^Sbalter,  ein  gaftfreier,  leutfeliger  ffirolot  unb 
ein  fenntni^d^er,  gotteSfürd^tiger  OmnSmonn. 
(Ein  lange  bauembeS  Snbenfen  ermarben  i^  feine 
geiftreicbcn  aScetifd^en  Sd^riften,  Dorab  feine  Jbt- 
trad^tungen  )ur  ftttlid^en  StufRdrung  im  19. 3ab^ 
bunbert\  SugSburg  1804—1808,  4  X^lt.  m 
5  Sbn. ;  bann  bie  «SBilbung  beS  @ei{Uid^  burd^ 
®eifteSäbungen\  ebb.  1807  (au4  in'S  9ran* 
iöftfd^e  Oberfetft  Don  MU  9Mnarb,  S^on  u.  Sbxnc« 
1844).  SBeibe  SEBerfc  mürben  ffiöter  mieber^oU 
aufgelegt  unb  tbeilmeife  umgearbeitet.  XuS  Zon« 
nerS  Stad^Iag  Deröffentlid^te  fein  Slad^folger,  9bt 
CöIefKn  SUiller,  nodft  5  meitere  Sdnbe.  XonnerS 
))öbagogifd^  Sd^riften  («.Serfutbe  in  ^Briefen", 
»afel  1785—1787,  2Sbe.;  alS  «Sd^ulbriefe 
aus  ben  Sergfantonen"  neu  berauSgeg.  1813  unb 
Don  F.  ®aa  üRorel  1839;  «,{BaterIänbif(be  (Be- 
banfen  aber  bie  mdglid^  gute  Sufergiebung  ber 
Sugenb",  Sflrid^  1787;  no^malS  abgebrwft  burtb 
P.  ffarl  SranbeS  im  Programm  ber  SHf tsf d^ule, 
Sinftebeln  1853)  fuib  beute  Dergeffen :  mufifolifcbe 
(£om))ofitionen  )u  fird^tiiben  Zeiten  ftnb  Don  ibm 
nod^  ^nbfd^riftfid^  Dorbanben.  (Sgl  Job.  Re- 
gnier,  Chronique  d'EiiiBidleni  raria  1837, 
222  bb.;  Senno  fffl^ne  bei  O.  ^unjiCer,  defd^. 
ber  fd^meijerifd^en  SBoIfSfd^uIe  mtt  SebenSobriffcn 
ber  bebeutcnberen  Sd^mftmter  unb  imi  baS  f (bmri* 
jerif^e  Sd^ulmefen  befonberS  Derbienter  ^ßerfonm 
I,3ürid^l881,227ff.)  [®abrieiaReter0.8.B.] 
^wut^  SRattl^iaS,  S.  J.,  Zl^eologe  unb 
OrbenSfcbriftfieSer,  mürbe  §u  $ilfen  am  28.  ge- 
bruor  1630  geboren.  9{ad§bem  er  1646  in  ben 
Orben  getreten  mar,  Derbrad^  er  ben  gr5|em 
Z^I  feines  SebenS  gu  ^rog,  too  er  oudb  am 
8.  gfebruar  1692  ftarb.  Sänge  3a^  ^burcb 
lel^e  er  ^l^iIofo))bi<  unb  Derfd^iebenc  Sioeige  ber 
Zbeologie,  mar  jeitmeilig  SRector  ber  UniDerfltäl 
unb  fe^  3abre  lang  Oberer  feiner  OrbenS« 
))roDtn).  Sr  fd^ricb  in  bteinifd^  mie  in  qe^i« 
fd^er  Sfirad^e  nid^t  nur  fiber  tbeologifd^,  fonbem 
aud^  über  gefc^id^Uid^e  ®egenftönbe.  Siel  genannt 
mürbe  fein  Slame  infolge  feiner  S^rift  Diaiogna 


1205 


Xonnei,  Xl^omoS  ^  Sanucci 


1206 


eoDtrov«raistieii8  ete.,  Pragae  1669,  übet  bie 
brm  Conootitm  SnbreoS  gfrommniA  itod^  bei 
m^nim  feiner  ®oittti  erteilte  ipriepettoei^e. 
ta  neifien  tR  er  nod^  ^ute  behmit  bun^  feine 
Wbm  bie  Gef^i^te  feine»  OrbenS  betreffenben, 
Btl  gnlm  l^ll))fem  gegierten  biogto|)bif  d^  SBerf e 
8oci«tas  Jera  nsque  ad  Banguinia  et  vitae 
«otoioiiflin  militana,  Plragae  1675 ;  Societaa 
jMttApoatolomm  ioiitatrix,  ib.  1694.  (Sgl 
ScbiWt  Hiatoriae  Societatia  Jesu  Provin- 
ciM  Bohemiae  I,  Ptagae  1747,  paaaim; 
ii  Baekw,  BiblioÜL,  n«  4d.  par  Sommervogel 
YH  1858  sa.)  [O.  ^fülf  8.  J.] 

fantr,  Xl^oviafi,  mid^Kg  namentlid^  als 
Ktemrt^rifer,  mar  1674  gu  aRortet-Sioington 
(StllfVire)  geboren,  jhibirte  gu  Oi^orb  unb  »urbe 
ffligliämif<^  Oeiftlid^.  @etn  @d^oiegerboter, 
bff  Sif^of  SRoore,  Dnfd^f^  \fyai  mehrere  tir(^ 
lt4(  Seneficien ;  f päler  touibe  er  Srd^tbiacon  Don 
SmfoO«  CommicuB  gu  fSbf  unb  Oiforb  unb  im 
aoniar  1788  ^fd^of  Don  €i  9fa))l^.  ßr  ftorb 
(ttCfforb  1785.  6eine  f)ou)itf(l^ft  bie  feinen 
lücnrif^en  Shi^m  begtünbete,  ift  bie  Bibliotheca 
hritannifio-hibeniica ,  rive  de  soriptoribna, 
qoi  in  Anglim,  Sootia  et  Hibemia  ad  aae- 
cafi  XVni.  initiiini  floruenmt,  Londin. 
1748.  [®am8  0.  S.  B.] 

fcmial,  Sernorbo ,  ber  berfid^tigte  fird^en- 
fifaihli^e  Stiniftcr  im  ff önigreid^  3ltaptl,  mar  am 
ao.  Sebnor  1698  gu  @tia  (Safentino)  geboren, 
Ibibixte  bk  9lef!^  gu  $ifa  unb  mirfte  bort  balb 
m4  SoKenbung  feiner  Stubien  aI8  SbDocat  unb 
$m|<lfot-  3«  2)ienfie  @t»anien8  fd^eb  er  gegen 
Cnferfi^  Vnftndd^  unb  gegen  baS  Sf^Ire^t, 
«obci  n  in  8egug  auf  b^tered  htffaupttk,  baS« 
1r!be  |ei  gegen  g5ttU(!^  unb  menfd^Iid^ed  Xed^t 
mb  ti^te  lebe  legitime  ®emoIt  gu  ®runbe  (bie 
64rift  foD  in  Siom  Derboten  morben  fein,  bod^ 
fioM  fie  fid^  ni^t  im  3nbes).  Salb  borauf  trat 
Zoniicd  gcnq  in  f(xmif(^e  SHenfie,  guerjl  al9 
laUtor  M  Snfanten  S>on  SarM  in  $arma 

E),  bonn  att  ®eneraIaubitor  befi  fpanifd^en 
,  on  beffen  &pi^  Stoxl  im  3.  1784  in 
[  rtngog.  ^ier  mürbe  Zanucd  olsbolb 
3ii{Himintfier,  f|)&ter  (1755)  aRinifier  beft  9ud- 
ttättgen  unb  oeS  löniglid^  ^fed.  918  bem 
ftnig  Don  9leapel  bie  ftrone  €panien0  guftel 
mb  a  hiüffoSb  auf  Jltaptl  Dergic^ten  mugte,  be« 
jBamite  er  gu  feinem  9}a(^oIger  fai  3ltaptl  feinen 
aammrigen  @obn  Sfed)inanb,  ffir  ben  eine  Ste« 
gnitf^oft  eingefe^  mud)e.  918  ^upt  ber  lefctem 
M^Anb  c8  Xonucci,  bei  ber  Sd^mdd^e  ber  anoem 
Xrgmten  fii^  balb  gum  algebietenben  pmn  Don 
9ifd  |tt  mad^en.  S>obei  fud^te  er  ftdQ  aber  fär 
df  jeine  tbeil8  Demfinftigen,  tbeilS  unsinnigen 
mb  d^&ifd^  SRa^regeln  auf  ben  ff önig  ff arl 
Mn  6^onien  gu  P|en,  mit  bem  er  in  fortmö^ 
Tfobem  eifrigen  Sriefmed^fel  fkmb,  mie  bte  Sorre» 
fponbcng  im  fponif  (^en  6taat8ard^iDe  gu  @imanca8 
bnorist  Sttd^  au  gferbinonb  bie  Slegierung  an- 
Otbetm  (otie,  gdang  cB  Xanucd,  fidgi  eine  Seit« 


lang  auf  ber  ^bf^t  feiner  SRad^t  gu  bauen.  Sd^arfe 
ÜRagregetn  ergriff  er  befonberd  gegen  bie  ffird^, 
befd^rönfte  bereu  ®eri4t8barfeU,  SefiJF  unb  $rie- 
fiergabl,  Derlangte  ba8  $Iacet  für  fammtltd^ 
alten  unb  neuen  8uIIen,  erfUrte  bie  Cbe  aI8 
einen  mefentlid^  bflrgerlic^en  äJertrag  unb  lie^ 
in  ber  Stad^t  Dom  8.  bi8  4.  92oDember  1767 
alle  3efuiten  gefangen  nehmen  unb  obne  ^dfi^ft 
auf  Sd^mad^  unb  ffnude  beportiren.  Safür 
mürbe  Xanucd  Don  Krd^nfeinbUd^en  Sd^rift- 
fteUem  al8  erleud^teter  SRinifter  gepriefen,  menn 
man  gleid^  mit  Dielen  feiner  übrigen  9Ragregeln 
nid(|t  einDerfianben  ttKir;  fo  fd^reibt  ber  fird^« 
feinblid^e  ®efd^id^tfd^reiber  (SoOetta  (®efd^td^te 
be8  ffönigreid^S  Sleopel  I,  (foffel  1858,  139): 
«Sllein  iene  Serbef|erungen  gingen  Don  Xonucd 
aus,  ber  nur  Sine,  menn  aud^  nid^t  tabelndmertbe 
$affion  batte,  bie  aegen  9nibali8mu8  unb  ^ft« 
tbum.  3n  bobem  ®rabe  ^[iebant  unb  felbft  äuriji, 
Demad^töfjigte  er  bad  amiitör,  baS  er  für  eine 
unmi^  Saft  beS  @taate8  im  gfrieben  anfab,  unb 
glaubte  bie  ffrone  jeineS  ^erm  burd^  bie  nabe 
Sermanbtfd^ft  mit  gftanlreid^  unb  Bpanvni  unb 
bie  neuen  SSerbinbungen,  bie  er  mit  bem  ^aufe 
Oefterreid^  unb  ben  italienifd^  gfürftenböfen  on« 
gufnupfen  fud^te,  fflr  binreid^enb  gefid^rt  SBon 
€taat8mirtbfd^ft,  Dom  gfinongmefen,  Don  Ser* 
maltung8fa(ben  Derftanb  er  nid^tS.  Sr  fud^te  blo^ 
feinen  ^influ^  gu  bebaupten  unb  gu  Dergrö^m 
unb  batte  al8  ein  gfrember  mebr  Siebe  für  feinen 
ffbnig  al8  für  ba8  Sanb.  S)en  guten  Stuf,  in  bem 
er  fianb,  Derbaidte  er  feinem  äßiberftonb  gegen 
bie  ißät>ße,  ben  Sd^Iögen,  bie  er  auf  ba8  (Jfeubal- 
fbftem  fübrte,  feinem  nd^tf d^ffenen  SebenSmanbel, 
gefftUigen  äu|erlid^en  SBegeugen  unb  Dor  SlHem 
bem  langen  gfrieben,  meld^er  über  bie  ^"fUtt  ber 
Stegierung  einen  gcfäUigen  Sd^Ieier  gog."  Sin 
fddmerer  ^ormurf  mirb  Don  gleid^geitigen  unb 
fpdteren  (Befcbid^tdfd^reibem  gegen  Xanucd  er« 
boben,  n&mlid^  ba|  er  bem  ^ringen  (eine  f^bf^nt 
@rtfleSbiIbung  geben  lie^  (SoDetta  1, 147)  unb 
ibn  aud^  no4  nadft  ber  Stbronbefieigung  fpfte« 
matif d^  Don  alen  ®ef d^öften  fem  biett.  Se|tere8 
beflagt  bie  ffaiferin  aRaria  Xerefia  mieberbolt  in 
ibren  SBrief en ;  fie  münfd^  g.  9.  in  einem  Sriefe 
Dom  18.  SRärg  1772,  ^ba|  man  bem  ffbnig  ein 
menig  mebr  Sinflu|  auf  bie  ®efd^afte  Iaf|e,  um 
ibn  an  Srbeit  gu  gemöbnen  unb  ibn  Don  fJfriDo« 
litdten  unb  fd^Ied^ten  ®efefifd^aften  femgubalten« 
SEßenn  iema(8  Xanucd  fdnen  $Iaj^  räumen  foOte, 
fo  more  e8  gut,  ben  ffönig  nid^t  mieber  unter  bie 
Sormunbfd^aft  eineS  ebenfo  f}arren9Rinifter8  mie 
Xonucd  gu  ftellen  . .  .  9Ran  möge  ben  ffönig 
ermuntern,  felbft  gu  ngieren,  um  ibn  Don  ber 
Sötte  fd^Ied^ter  Suben  Io8gumad^en,  bie  ibn  um- 
ringen :  ba8  iß  ber  grö|te  ^ormurf ,  ben  id^  gegen 
Xanucd  fyAt,  ba|  er  bieg  mit  gldibgültigem 
9uge  anftebt"  (Ameth-G^froj,  Marie  Antoi- 
nette  I,  2«  öd.,  Paris  1875,  290).  2)iefe  bier 
angebeuteten  SSerbältniffe  fübrten  fd^Iie^icb  ben 
@turg  Xanucd'8  l^erbd,  ber  am  26.  October 


1207 


Xait}. 


1208 


1776  in  fel^  el^l^aftcr,  ober  für  Xonitcd  bod^ 
fel^r  fd^mer}Iid^r  ^eife  erfolgte.  „Sin  ftönig^ 
ber  aud  feinem  Sonbe  gejagt  »irb,  fann  ftd^  fein 
Unglücf  nid^t  fo  fe^r  }u  |)er)en  nel^men^  oß  ed 
bei  Sanucd  ber  ^dtt,  roat,  ba  er  auS  bem  SDtini* 
fteriunt  fd^eiben  mu^e.  3)Q^  il^n  feine  Denneint- 
lid^en  gfreunbe  im  @tid^e  liefen,  feine  Unter- 
gebenen il^m  feinen  9tef{)ect  me^r  begeigten,  feine 
@Qlon8  leer  blieben,  bad  »aren  in  feinen  klugen 
Semeife  einer  fd^redlid^en  SittenDerberbni^,  un« 
gead^tet  bie  SBett  immer  fo  geioefen  ift,  ba|  eine 
gefaUene  @rd^e  befto  toeniger  Anbeter  ^ot,  ie 
mebr  fie  guoor  t)ergöttert  toorben.  Um  fid^  ben 
Derl^alten  Snblidt  ber  SRenfd^en  gu  erfparen,  gog 
er  fid^  auf'8  Sonb  )uräd,  mo  er  (am  29.  ^))nl) 
1783  mit  ^interloffung  einer  l^od^betagten  (Sattin 
unb  eines  guten  9iamen8  fafi  in  Slrmut  ftorb, 
nad^bem  er  bon  1734—1777,  alfo  43  Saläre 
lang,  aQmöd^tiger  9Rinifter  gen)efen''  (SoDetta  I, 
198).  Zonucci  ift  einer  ber  confequenteften  Ver- 
treter beS  StegaliSmuS,  ber  bie  ffird^  auf  baS 
@ebtet  bed  2)ogma'8  im  oDerengften  Sinne  gu 
befd^ränlen,  bie  SRad^t  beS  ffdnigS,  b.  1^.  beS  aü- 
gebietenben  Sßinifterd,  in  ber  ungemeffenften  SBeif e 
auf  ))oIitif  d^em  unb  ürd^lid^em  Gebiete  gu  ermeitem 
fud^te  unb  bamit  ben  SlbfoIutiSmuS  beS  18. 3a]^ 
^unbertS  auSbilbete,  loeld^er  eine  fo  toiKIommene 
unb  leid^teSBeute  für  bieSteooIutionftregemorben  iji 
3)ie  fird^en))oIitifd(|en  3been  entmidtelten  ftd^,  öl^n- 
lid^  mie  bei  anberen  gleid^geitigen  unb  ffidteren  9Ri- 
niftem,  aud^  bei  ^anucd  gu  einer  loa^ren  9Ranie 
bed  ^affeS  gegen  bie  jhrd^e  unb  bie  lird^Iid^en 
Sinrid^tungen.  S)ie  Dielen  taufenb  93nefe,  bie 
ber  fld^ige  SRinijter  bidirte,  unb  bie  jid^  im 
@taat§ar(^io  gu  @imancaS  aufbemal^rt  fmben, 
geben  bat)on  toieber^olt  3eugni|.  Sin  ftanbiged 
X^ema  barin  ift  bie  9o§bdt  unb  ^interlift  ber 
®eiftlid^!eit,  toeld^e  gegen  baS  SBol^I  unb  Snter- 
effe  ber  Stationen  arbeite;  ,,fie  ift  gu  aOen  Seiten 
unb  in  aUen  Säubern  biefelbe,  unb  nid^t  einmol 
bie  l^eiligen  ^Ipofiel  in  ben  erfien  Seiten  fonnten 
fie  l^nrdd^enb  im  3aum  l^alten"  (30.  See  1755 ; 
Simancas  Estado  Leg.  5936) ;  ^menn  bei  einer 
oOgemeinen  Unrul^e  fein  ^aupt  ftd^tbor  mirb,  fo 
ift  ed  unfepar  getoii  ba^  ber  Seid^tftu^I  bie 
£jfe  unb  ber  SRörfer  ift,  auS  meld^em  bie  IBomben 
gefd^Icubert  toerben"  (3.  3uni  1766 ;  L  c.  Leg. 
5997).  (SJgL  Galk  ÜUoa,  Di  Bemardo  Ta- 
nucci  e  dei  suoi  tempi,  2.  ed.,  Napoli  1875 ; 
Senftoürbigleiten  be8  äefuiten  SuIiuS  (Sorbara 
gur  ©efd^tdSitc  üon  1740-1778,  bri  ©öttinger, 
Seitrdge  2C.  HI,  ffiien  1882,  3  ff.;  M.  F.  Mi- 
gu^lez,  Jansenismo  y  BegaÜBmo,  Valladolid 
1895.  betreffs  ber  lobenben  9eu|erungen  beS 
1^1.  aUfonS  0.  Siguori  über  Xanucd  f.  S)dl- 
linger-Steufd^ ,  ®efd^.  ber  SRoralftreitigfeiten  I, 
9lörblingen  1889,  400  f.,  unb  Letiere  di 
Alfoneo  Maria  de'  Liguori  11,  Roma  1890, 
400  8g.)  [».  ffiubr  S.  J.] 

fniti,  neben  ber  9Rufi{  unb  bem  ®efange  ber 
noturHd^fte  unb  ältefte  ^uSbnuf  ber  fifreube,  lommt 


L  in  ber  (eiligen  @d^rifi  fett  berältcfien 
Seit  üor  1.  bei  9ufgägen  oon  @iegem  unb  Kö- 
nigen ORid^t.  11,  34.  1  @am.  18,  6);  2.  bei 
Siegedf eften  unb  anberen  dffentlid^en  fSfeierHcl^teüen 
(Sl.  15,  20.  2tubU(  15, 15;  16,  24);  3.  bd 
religibfen  $rocefftonen  unb  fo,  l^eiligen  3^^ 
(2  @am.  6, 5 ;  ba^  bie  %ufforberung  beS  !ßfal- 
miften  [149, 8  u.  150, 4],  ben  C^erm  M  Siei- 
gen'' gu  loben;  enbtid^  4.  beim  abgdttifd^en Suite, 
mo  um  bie  ®ö^nbUber  unb  ®ötiena(täre  getangt 
mürbe  ((Es.  82, 19. 1  ffön.  18, 26).  9d  ben  erfien 
gmd  Seranlaff  ungen  taugten  DorgugSmdf c  grauen 
unb  3ungfrauen,  bei  ben  legten  gmei  aud^  SRftnner; 
am  Saubpttenf efle  führten  Wamtt  aOein  im  9}or- 
l^ofe  beS  XempelS  oor  ben  oerfammelten  gfrauen 
dnen  funftreu^en  t$^deltang  aufi  (Dgl  HifiMshna, 
Sacoah  5,  4).  Wan  ^t  2  @am.  6,  20  mit 
Stecht  nid^t  ald  99emei8  ba^r  angefe^en,  ba|  Xdnge 
für  SDtänner  unfd^idlid^  geilten  mürben;  benn 
9Rid^oI  mad^t  2)aoib  nur  gum  Sormurfe,  ba|  et 
fdne  töniglid^e  SBfirbe  bd  @eite  gefegt  unb  glei(^ 
ben  Vnbem,  ben  (Semdnen,  getaugt  (abe.  S^ar- 
auf  paH  oud^  gang  bie  rül^renbe  Sntmort  be8 
ItönigS :  ^93or  bem  ^erm ,  ber  an  mir  (SkfaClen 
f anb,  ^be  id^  getaugt  (auS  inniger  S)anfbarfdt) ; 
unb  l^ätte  id^  mid^  aud^  nod^  geringer  gegeigt  oIS 
fo,  ba^  id^  niebrig  märe  in  mdnen  Sugen  (id^ 
^atte  nid^t  gu  Diel  t^un  fönnen  nad^  bem  antriebe 
mdneS  ^ergenS)''.  S)od^  fie^  fid^  fd^on  bie  ®c» 
mora  oeranla^t,  bie  ®emo(n(eit,  ba| Jtd^  emfte, 
angefel^ne  3Rönner  einem  jugenblid^eu  Sergnfigen 
l^ingeben,  gu  red^tfertigen,  imb  fte  tl^S  mit  ber 
^inmdfung  auf  ba§  Soblieb,  lodd^eS  bie  frommen 
babd  fangen :  „®lüdtfelig  ift  unfere  3ugnib,  ba| 
fid^  unferWterberfelben  nid^t  fd^ämen  barf,  unb 
,,®Ifldfeßg  i{t  unfer  9Iter,  mel(^e8  unfere  3ugenb 
oerfö^nt  l^at".  Sine  fd^öne  Sted^tfertigung  bei 
religiöfen  Xönge  gibt  ©eroiuS  )u  Vergü.  £clog. 
5,  73:  üt  in  religionibus  saltaretor,  baec 
ratio  est»  quod  nullam  majores  noatri  partem 
corporis  esse  voluenmt,  quae  non  aentiret 
religionem ;  nam  cantus  ad  anunum,  aaltatio 
ad  mobilitatem  corporis  pertinet.  SBäl^renb 
bie  Slömer  fonft  ben  Slang  oera(!^teten  (nemo 
saltat  niai  ebrius),  taugten  bei  ben  reßgidfen 
geften  bie  mürbigften  SRatronen  ber  erloui^teften 
®ef(^Ied^ter  (ogl.  Horat.  Oann.  2, 12,  16  sqq. 
unb  SBentleQ  gu  b.  Stelle).  —  Ueber  bie  9x1  p 
tangen  bei  ben  C)ebräem  mei|  mon  niifet  mel 
me^r,  ald  maS  htt  9tame  ^«rr  unb  W »  «^^  im 
jhdfe  bemegen'',  anbeutd;  ol^ne  Stoeifel  unto^ 
f d^ieb  fte  fid^  oon  ber  nod^  jeht  flblid^en  im  Oriente 
nur  barin,  ba^  oOed  Unanftänbige  unb  £a8doe 
oermieben  mürbe.  JS>tt  tefeige  morgenlönbifd^ 
%m\  fast  ®d^otg  (9ibL  Slrd^L,  »onn  1834, 
431)  aus  dgener  ^Infd^auung,  „befielt  in  Wb* 
bdS-  ober  fteifif 5rmigen  SBetoegungeu  mit  regeW 
lod  r^qtl^mifd^en  Sd^ritten  unb  ®eberben«  tnelc^ 
bd  ben  9{omaben  oft  gange  @nip)iett  Don  SRonnS- 
|)erfonen  unb  tum  Wöb<|en,  bie  lekterm  in  ber 
SDtitte  gttifc^en  gkod  9lei^  ber  erfteren,  iebod^ 


1209 


lapatelll  —  Sapfer. 


1210 


\mxan  o|iie  fU^  jbl  htiAffm  ober  }U  tial^e  )u 
bmmm,  na^  einem  beliebigen  ®e{ange,  aber  in 
bm  6<dbten  getoö^nlid^  nur  SRöbd^en,  Sbuffen 
tt4  bon  Zoct  f d^Iagenb,  ouSffil^ren«''  SRon  \pitlU 
uab  lang  )ttot  Xanje,  unb  beibed  ge{(i^ol^  au(i^ 
m  SMKl4^^tcii  (1  @om.  18,  6  ff.) ;  bie  Seine 
|)anbpanfe  (qt«,  Vbuffe)  nurbe  Don  Den  Xan^enben 
)eUr|t  gcUIagen,  ttenn  onbere  3nfirumente  babei 
wrai  (v^n,  £))mbeln,  Xrom))eten;  Dgl  Sucoah 
d,  4),  Don  9K^t«Zdn)em.  ®eme  tonjte  man  }ur 
giotc  (ogL  aRiüt^.  11, 17)  nad^  römifd^er  unb 
fq£4tf(||er  ttie  tfibifd^  Sitte  (f.  Buxtoxf,  Lex. 
thalm.  B.  ▼•  V'^bn :  tibiae  adhibentur  in  nuptiis 
ft  in  fdneribns).  Sinjelne  tonnten  in  ber  frül^e« 
Jim  3eit  mo^I  nid^t  öffentlid^,  aud^  bie  Xod^ter 
^^i  mar,  mie  man  ouS  ber  SteQe  Siid^t 
11,  S4  leidet  fielet,  nur  bie  Sleigenftil^rerin  unb 
Sottfin^crin.  Xftnje  bei  ©aftmäb^m  ftnben  ftd^ 
micr  ben  äuben  ocft  in  fpöterer  3eit  in  9n- 
It^mmg  on  bie  ^eibnifd^  (Semobn^eiten  (DgL 
Itnoph.  Cyrop.  4,  6,  7);  )u  bem  £an}  ber 
Solome  Dor  ^erobeS  (9Jtatt]^.  14,  6)  !ann  fel^r 
|Q](mb  Horat  Carm.  3,  6,  21  sqq.  Derglid^en 

Mben.  [@(^^g.] 

IL  Som  @tanb})unfte  ber  SRoral  be« 
AHttet,  Derflögt  berZanj,  infomeit  er  nurllunb« 
gdmng  Don  grö^Iid^Ieit  unb  g^reube  i{i,  an  ftd^ 
mäfi  ge^en  baS  @ittengefe^,  menn  er  aud^  Don 
In^e^drigen  beiberlei  ®e)qIcd^tcS  geübt  mirb; 
er  i|  feiner  Statur  nad^  jUtlid^  inbifferent  Sünb« 
(oft  xoUb  er  1.  burd^  bie  Sbftd^t,  toenn  er  gemoU 
idM)  oa  SRittel  unb  ®elegen^tt,  bie  ungeorbnete 
fisiifi^e  SBegierlid^feit  anjuregen  ober  }u  be* 
fri^igen,  ober  menn  mit  $erfonen  getan}t  mirb, 
kl  vAifm  bief eS  9RotiD  )u  (»rafumiren  ift ;  2.  burd^ 
Ui  UmfU&nbe,  menn  er  ftattfinoet  unter  einer  9n- 
«ä^cnmg  Don  ^erfonen  Derfd^iebenen  ©efd^Ied^ted, 
w\i^  befonberS  geeignet  ift,  unreine  SBegierben 
mb  lufregungen  ^erDorjurufen,  ober  in  einer 
0if|olUnb  unanfiftnbigen  jfletbung,  unb  um  \o 
witift,  toerni  ftd^  bamit  ein  Suftonb  finnlid^er  6r« 
ngmig  Dcrbinbet,  mie  ibn  lufteme  Slide  ober 
eennüt^e,  roHtnnlid^e  aRufil,  reid^Ii(^er  ®enu^ 
triiKger  (Betrönte  u«  bgl.  Derurfod^en.  Seiber  jinb 
9tde  Vzien  mobemer  Xönje  nie  frei  Don  Derartigen 
Unpjbibcn;  gumeift  gilt  bie|  Don  SRaSlentän^en. 
3n{0iDeit  {te  jebo^  aud^  Don  mol^Igefitteten  ^er- 

ßm  gem&^  ibren  ^tmtbeSDerl^ältniff en  ober  megen 
onbcrer  9nlöf|e  olS  nid^t  leidet  Dermeiblid^  an« 
g(|ebm  unb  niibt  9U  b^fig  unb  leibenfd^ftlid^ 
mb  immer  nur  fat  ehrbarer  (BefeQfd^aft  unb, 
nrnm  c9  nod^  iugenbli^e  $erf onen  finb ,  unter 
cotJtRe^enber  Ob^ut  mitgemad^t  merben,  fann 
tttaifieni(^tDer))5nen.  Sielfad^  bringen  übrigens 
OR^  ^  Vorbereitungen  }um  XangDergnügen,  bafi 
Scmietlen  nnb  3ttfeben  auf  bem  Zan)))Ia|e,  ber 
f^mgang  )u  bemf elben  unb  bie  ^eimf el^  jtttlid^e 
(Hcfo^  mtt  fid^.  —  SMe  ^rilige  @d^rift  f)md^t 
{ift  gegen  unfittlid^  unb  ftttengefo^rlid^e  Xänje 
«IS  (3ob  21,  11  jf.  «cell  9,  4.  3f.  8, 16); 
iloifo  nrt^cibn  alle  briligen  SBäter  unb  Seigrer 


big  l^b  auf  ben  (eiligen  fiird^enle^er  gran) 
Don  6aIeS  (pUotb.  S,  88).  ^er  aud^  Diele 
l^eibnifd^  ©d^riftfieDer  erHären  bie  Xäit}e  i^rer 
3eit  alg  ber  SBemunft  unb  guten  Sitte  }umiber. 
S)er  @eelf orger  l^t  ben  obigen  ®nmbfa^|u- 
folge  bie  6streme  )u  gro|er  Strenge  unb  gu  großer 
9lad^giebigfeit  gu  Dermeiben.  Xdnje,  meldte  ibrer 
9tatur  na^  mit  Unfittlid^Ieit  Derbunben  ftnb  ober 
bie  nöd^fte  ®efabr  baju  in  fid^  {daliegen,  ftnb 
fd^toere  €änbe.  äebem,  meld^er  mei|,  ba|  i^m 
ein  Xanjbefud^  nöd^fte  (Selegenl^eit  }u  fd^merer 
@flnbe  mirb,  ift  er  unbebingt  als  fd^mer  funbl^aft 
gtt  Derbieten.  Skmon  abjurotl^en  ift  Men,  bod^ 
fann  er  nid^t  Derboten  merben,  menn  man  il^n  mit- 
mad^t  aus  einer  an  [td^  ehrbaren  Sbftd^t  unb  unter 
Umftönben,  meldte  {ebe  fitüid^e  @efa(r  auSf(bIie|en. 
S)a|  für  Slerifer  iebe  actiDe  unb  pa]\xot  %f^Ü» 
nal^me  an  Xangbelufligungen  unfd^idlid^  unb  Der- 
boten ift  (Dgl.  Trid.  Sees.  XXII,  c.  1  De  ref. ; 
BoBB.  XXIV,  c.  12  De  ref.),  barf  alS  aügemeiu 
befaniit  DorouSgefe^t  merben.  [$runer.] 

SapatelR,  ^lois,  Slard^efe  b'9}egIio, 
8.  J.,  9{aturred^tS(ebrer  unb  @d^rift)le]Ier,  mar 
am  24.  ütoDember  1798  gu  Xurin  geboren  unb 
trat  am  12.  9loDember  1814  in  bie  eben  Don 
$iuS  Vn.  mieberbergefteUte  ®efeOfd^aft  3e{u  da. 
3u  ^lermo,  mo  er  15  ^Q^re  lang  bie  $]^iIo- 
fopl^ie  bocirte,  Deröffentlid^te  er  1842  fein  fyiupi» 
mer{  «rSerfud^  eines  auf  (Srfal^rung  begriinbeten 
SlaturretbtS",  baS  1845  aud^  in  beutfd^er  Ueber- 
fe^ung  erfd^ien.  9!ad^  9blauf  ber  SBinen  Don 
1848  marb  er  nad^  9lom  berufen,  mürbe  einer 
ber  SRitbegränber  unb  ^u))tleiter  ber  Civiltä 
Cattolica  unb  belam))fte  in  einer  Steibe  Don  treff- 
lid^en  Sbbanblungen  bie  Seftrebungen  ber  italie- 
nifd^en  Siberalen;  namentlidb  trat  er  ©ioberti 
(f.  b.  Sri.)  entgegen.  2)ie  ^iftorifd^-politifd^en 
SBIÖtter  (XXXIV  [1854],  963)  feiexten  i^n  als 
«einen  ber  tiefften  Setder  beS  @übenS  Doli  Ihaft 
unb  Sonfequen)''.  9.  @tödtl  (®ef(b.  ber  neuem 
q^^ttofop^ie  n,  ajlain}  1888,  681)  mirft  ibm 
SBreite  unb  SBeitfd^meiftgleit  Dor,  maS  jebod^  niibt 
(inbere,  ,,bem  9Ber!e  einen  bleibenben  9Bert(  für 
bie  Sntmidflung  ber  Sorial«  unb  9led^tS))bUofop]^ie 
im  d^riftlid^en  Sinne  gugutl^eilen''.  9lad^  einer 
anwerft  frud^tbaren  literarifcben  X^atigfeit  ftarb 
Xai)areaiam20.Se))temberl862.  (93gI.Ciyiltä 
Cattolica  Ser.  V,  voL  4  [1862],  885  sg.  545  Bg. ; 
Harter,  Nomencl.  lit.  HI,  2.  ed.,  1125  nota; 
de  Backer,  Biblioth.,  n.  ed.  par  Sommervogel 
vn,  1862.)  [O.  ^fülf  8.  J.] 

9ayf(r,  9nton,  ^rofeffor  ber  Xbeologie  im 
^riefterfeminar  ju  Sbur,  mürbe  1778  )u  !ßart- 
fd^inS  bei  aReran  in  Xirol  geboren.  (Sx  fhtbirte 
}U  3nnSbrud(  unb  $obua,  mürbe  1799  $rie{ier 
unb  balb  barauf  girofeffor  ber  2)ogmatiI  im 
Seminar  )u  9Reran.  Smrd^  bie  Verlegung  beS 
Seminars  lam  er  1807  nad^  (Sfyxx  unb  ^arb  bort 
am  5.  aRöra  1885  im  Stufe  ber  |)eiHg!eit.  Son 
feinen  Sd^riften  ift  bie  Expositio  incraenti 
Missae  sacrificü,  2.  ed.,  Ciuriae  1828,  nod^ 


1211 


Xal^ferfeii 


121) 


j[f^t  gefd^fttt  @onfi  f^rieb  er  noc^  Paraphrasis 
8.  £yaiig.  sec.  Joannem,  CampoduiL  1835 ; 
Litera  Epist.  ad  Bomanos,  ib.  1835 ;  Loci  ob- 
Bcnri  Psalmodiae  et  Litargiae,  ib.  1836 ;  Liber 
PsalmorainapertaB, Lindau  1834.  [©.Stauer.] 
"iaplettim  (fortitudo),  eine  ber  Sorbinol- 
lugenben  (ogl.  S.  Thom.  8.  Üi.  2,  2,  q.  123, 
a.  1 1),  ]^ei|t  bteienige  Xugenb,  toeld^e  bie  Seele 
bisponirt,  ftonbl^ft  ber  testen  Otbnung  unb  ber 
93emunft  gemd|  gu  moQen  unb  )u  ]^(nü)eln  un- 
geachtet entgegenfie^enber  |)inbemtf{e  unb  brol^- 
ber  Uebel.  3n  biefem  Sinne  ift  fte  eine  generelle 
Xugenb,  meldte  in  ollen  9rten  tugenbl^often  ^axf 
belnS  U)ir!fam  mirb.  9(18  \ptdtUt  Xugenb  ^ot  {te 

ein  @ebiete  il^rer  Xl^ätigfeit  ben  ffampf  gegen 
fonberS  ftarfe  unb  mäd^tige  gfeinbe  beS  ftttltd^ 
®uten  bie  Srbulbung  fd^merer  Selben  unb  felbft 
bie  ^inno^me  beS  XobeS.  IBon  il^r  ift  bie  Stebe 
©eut.  20,  4  ff.;  ÜKatt^.  10,  28  (.prd^tet  bie- 
ienigen  nid^t,  aeld^e  ben  Seib  tobten,  bie  Seele 
aber  nid^t  tobten  lönnen'');  1  gor.  16, 13;  epb- 
6, 10;  t^cbr.  11,  33  ff.  «18  übernatürlid^e  l^abi- 
tuelle  Zugenb  mirb  bie  Xopferfeit  ber  Seele  gu- 
gleid^  mit  ber  t^eologifd^en  Siebe  unb  ben  übrigen 
i^eingegoffenen"  Xugenben  Dom  l^eiligen  (Seifte 
mitgetbeitt  unb  gel^t  mit  biefen  aud^  oerloren. 
918  fold^  beföl^igt  fte  bie  Seele,  fein  Uebel  gu 
ffird^ten  au|er  bem  SSerluft  ®otte8,  unb  lieber  oEe 
Seiben  unb  ben  Xob  gu  erbulben,  qI8  @ott  gu  be- 
leibigen.  —  ®ie  ber  2:Ql)ferfeit  im  Mgemeinen 
eigenen  9Iäe  ftnb  (Dgl.  8.  th.  1.  c.  a.  3):  1.  ®e« 
fal^n,  8&mp\t  unb  Seiben  um  ber  SBal^rl^eit  unb 
Xugetd)  iDiÜen  mut^ig  onnel^men  unb  trogen 
(rectns  ordo  circa  passiones  timoriB  et  tri- 
Btitiae) ;  2.  unter  Seitung  ber  fflugl^eit  felbft  bie 
Urfod^en  angreifen,  au8  n)eld^en  ber  SBol^rl^eit  unb 
Xugenb  ®efa](|r  brol^t  (rectus  ordo  circa  pas- 
siones audaciae  et  irae).  ©er  erfte  9ct  ift  an 
!ld^  bebeutungSDoOer  unb  not]^n)enbiger,  aber  aud^ 
d^mieriger  aI8  ber  anbere,  mit  föeld^em  aUerbingd 
t)ielfad^  me^r  Shtbm  Derbunben  ift.  S)ie  ®egenfä|e 
gegen  biefe  Xugenbacte  ftnb:  1.  bie  timiditas, 
gfurd^t  bor  Uebeln  unb  ©efal^en,  bmen  fid^  gu 
untergiel^en  ie  nad^  ben  SSer^öItniffen  be8  Stanbed 
unb  a3erufe8  $flid^t  ift;  2.  bieintimiditas,  ®Ieid^- 
gültigfeit  gegen  ba8,  tt)ad  gu  fürd^ten  ißemunft 
unb  ®Iaube  erforbem  (namentlid^  gegen  bie  gött- 
lid^  Straf  geret^tigfeit),  unb  I93erf  el^ng  ber  regten 
unter  ben  ®ütem  be8  SRenfd^en  feftgefe^ten  Orb« 
nung,  fo  ba^  man  ben  IBerluft  geringerer  ®üter 
mel^r  furd^tet  al8  ben  ber  j^ö^eren  unb  biefe  um 
ber  erfteren  loillen  |)rei8gibt,  toaS  fid^  üorgüglid^ 
im  Setbftmorbe  geigt,  enblid^  SJhgad^tung  bro^en- 
ber  ©cfal^ren  unb  Sorgloftgfeit  begüglid^  ber- 
felben;  3.  bie  andacia,  2:oUfül^n]^eit,  loomit  man 
jid^  o|ne  einen  nad^  ber  redeten  Orbnung  ber 
feemunft  genügenben  ®runb  in  ©cfol^ren  ftürgt 
(8.  th.  2,  2,  q.  125-127). 

S)ie  Xugenben,  ol^e  loeld^e  bie  Xapferleit  nid^t 
DoUfommen  fein  fann  (partes  integrales),  unb 
gu  meldten  fie  bie  Seele  anregt  (partes  poten- 


tialee),  {inb  nod^  bem  %  Vfotaeü  (L  a  <t  Itt 
ad  138):  1.  ®ro^bngigfeü  (magnammitaii 
toeld^  nur  bo8  aufhebt,  ukiS  |ur  ^ö4)9aC|s 
bient,  gur  S^re  Dor  ®ott,  unb  bc|^  ttxgni  kr 
(£i}n  imb  Serl^errlid^ung  ®otte9  unb  g^^  i^ 
feine  ®nabe  feine  fBlvüft  unb  fein  0|4a  ^\ 
Deren  ®egenfö^  ftnb  SSermeffen^  mb  uf 
orbneteS  SelbftDertrouen  (praesnmptio),  Qq^ 
(ambitio)  uid)  eitle  Stul^mfud^t  (inaniB  fjini, 
Sergagt^eit  unb  ffletmmtt^  (pnsillamimte); 
2.  Strel«n  nad^  SoEb)mmen|eit  (magnifiwitii), 
in  meld^m  man  {id^  nid^t  mit  ben  nidMcmX» 
genbgraben  begnügt,  fonbem  cntd^  bie  fß^jß 
erringen  eifrig  bemüht  ift;  baS  Segcnt^  ie* 
geid^net  ber  ^I.  Xl^omoS  aß  parvificentia ;  3.  Sc 
bulb  (patientia),  meldte  oOed  ebne  ftloge  kikt. 
ttmS  bienlid^  ift  für  ba8  angeftrebte  S^  ^  Xc- 
genb ;  4.  Stanb^ftigfeit  (perseTerantia),  wdiß 
nid^t  ermübet,  immer  loieber  bie  SSittel  gBOiSUe 
gu  gebraud^,  mag  aiui^  ber  Srfolg  i»4  \^^ 
fd^mert  fd^einen ;  beren  ®egenf^  ftnb  fBkiifik 
feit  (moUitieB),  bie  fc^neU  ermubet  imb  tdaliß, 
fktrtnadtigfeit  (pertinacia),  loeld^e  aud(  Sniir 
Iid^e8  erreid^en  möchte  ober  eigenfinmg  auf  fe 
felbft  gemäl^lte,  menn  aud^  nod^  fo  ungceiiiiRt 
9Beife  gum  3iele  fommen  tuiB  (p^  h.  9rL  Blab' 
l^aftigfeit). 

2)ie  @rabe  ber  Zap^tdtit  finb:  1.  oDe  fS» 
mörtigleit  rui^tg  unb  ergeben  um  ®ottel  »iB 
ertragen,  unb  bie|  ift  ^jlid^t  für  «b;  2.  p4 
®ott  gum  Ot)fer  bringen  itnb  }u  olen  9nfn|Bi 
anbieten,  toeld^e  ibm  gefallen  mirb,  aber  nl  |i 
t)er^angen;  unbbie^ijteinStat^berSoDlMn» 
l^eit,  über  meld^  man  nod^  j^inoudge^,  S.  San 
man  fid^  ber  Seiben  unb  3:nibfale  fmt  wk\k 
%po^tl  (^g.  5,  41).  Sie  l^fie  «üe  kr 
£at>f erfeü  ift  ba8  aßart^rium,  bie  (Erbiittmig  M 
Xobe8  um  be8  Sefenntniffed  beS  ^äOgcn  0k» 
ben8  miEen  (8.  Thom.  8.  th.  2,  2,  q.  184;  h 
IV.  Sent.  Dist  49,  q.  5,  a.  8).  SRon  nk» 
fd^eibet  ba8  martyrium  materiak,  b.  L  bk  fK> 
tifd^e  (Srbulbung  be8  2U)be8  o^ne  bieOtdgHlsl 
fie  mit  bem  0))fer  eineS  freien  SBiOentarM  |i 
oerbinben,  unb  baS  martyrium  fbnnale;  k|M 
fd^(ie|t  in  ftd^  1.  miberftanbdlofe  (Erbidkivr 
toaltfamen  %oht%  ober  einer  Stoter,  rne^e  Hjn 
Statur  gufolge  nad^  getobbntid^  Orbong  ki 
£ob  t)erurfad^t  (Bened.  XIV.  De  Barr.  Dri 
beatif.  3, 12);  2.  SoUgua  be8  aiorbci  obnkr 
Warter  primär  au8  bem  ®runbe,  loeti  Ux9» 
gemaltigte  e8  t)ertoeigert,  ben  Reuigen  Qnpi'' 
glauben  gu  oerläugnen  ober  einer  Donber|effi|k 
Steligion  Sl^fti  gebotenen  Zugenb  |BSAcr  jß 
jubeln  (Bened.  XIV.  ib.  8, 18, 2 ;  19,  S-17); 
8.  freie  ^inopferung  be8  Sebenfi  butd(  ^M» 
SBefenntnil  be8  ®Iauben8  in  SBott  ober  W^ 
lung  unb  au8  reinem  3RotiO€  ber  Siele  WM 
(Martyrium  est  actus  charitatis  nt  impemti^ 
fortitudinis  autem  ut  elicientis;  8.  th.  8.  % 
q.  124,  a.  2  ad  2);  4.  Stonb  ber  ^eOign«»» 
ben  ®nabe  (1  Cor.  18, 8).  —  Unter  bca  Stta 


1818 


Xapl^ne,  Xapf^nxH  —  Xapia. 


1214 


M  (ri%"  Ofifkf  tp  eB  bai  donnm  foititadi- 
ns,  wdd^  bie  €cele  USponitt,  bcn  ßinlpre« 
jungen  U§  trifigfii  SrlfM  }ut  oollbtnmenften 
Bilnmg  bec  virtaa  foititadinifl  tpiUtg  (u  folgen. 
Sic  Qr  miftnx^eiibe  eeligteit  ifl  iene  fibrntotür- 
li^c  itnb  l(lbninHf(^  (Erf attigung ,  toeU^e  benen 
»r^d^  ift,  bie  tuUfy  üß  (ungern  unb  burften 
OMnadihm  Ifidj/^  diele  oOeS  i^  6teebenfi, 
wffe  fUiebeS  Opfer  |u  bringen  bereit  finb,  auf 
bat  oOe  ®cred^ftit  im  SoOnui|e  }ur  erfuSung 
tarne  (S.  Ul  2,  2,  q.  189).  (Sgl.  no^  LessiuB, 
De  joBt  eeteiiBoue  yiriJL  eardin.  8»  o.  1  et 
c  2;  Bilhiart,  I>e  fortit  Dias.  I;  Moller, 
TbeoL  mor.  U,  2.  ed.,  Yindobonae  1878, 
460  iqo.)  [grüner.] 

|if4««»9<q^^  (o)!1>n^^  ^V^t*  Ta>vac), 
ftnc  6tabt  im  O^  Don  Unlerägqpten,  ni^t 
seit  Dom  Sonbe  ®e{fen  (Subitb  1, 9  gried^.).  €ie 
MT  häber  nur  di  bt^rjler  oorgef  d^obener  Soften 
«nf  W  ^eerfho^e  nod^  Serien  befonnt^  er« 
Iffligte  aber  unler  ber  26.  faitifd^en  S^Qnaftie 
gr^nm  QAeuiung,  fo  bo|  fie  oon  ben  fpftteren 
|)rD|Kieten  mit  9lo)>]^  ober  9Reni|)bi8  aU  Se- 
ini^aitantin  ber  figQpti|d(Kn  3Rod^t  migeffll^rt 
mb  (der.  2, 16;  46, 14.  «a-  30, 18)*  &ür 
bc{a|  ber  ^ß^oroo  f^opffta  einen  löniglid^en  $oIa|}, 
bffjm  funftige«  Okf^id  äeremioS  (48 ,  8  ff.) 
misjogte.  ^obot  nennt  bie  @tQbt  Adf^vat 
üüoimai;  |e|t  trägt  bie  Xrfimmerftätte  ben  92q« 
noiXeBSefenneb  unb  iß  in  neuefier  S^  nriffen- 
{d^u^  unterfu4it  ttoroen.  Soutefte  au8  ber 
3(it  ber  19.  ober  20.  S^^naftie  erinnem  an  bie 
So4n4t  Robots  (2»  107),  bo^  eefoftriS  Oon 
ffinon  iMbtt  feierlid^  §u  einem  fSfefi  na^  ^Dopl^nä 
«ngdoben  mürbe ;  oHefat  bie  gro^e  9Raffe  ber  oor* 
(oüMnen  Shiinen  rfibrt  oon  $fammeti4  !•  f^x. 
Mm  bem  ebenfoQS  ^obot  (2, 30)  erso^It,  bog  er 
in  Sapbn&  eine  ^eercSabt^eitung  al8  %efa|ung 
ratn^It.  S)iefe  «puXax^  beftonb  (Her.  2, 154) 
onl  gtie^ifd^en  Sölbnem,  unb  mirflld^  )eigen 
fofl  oOe  bemeglid^  ®egenftänbe,  meldte  in  £e- 
tamcb  gefunben  tootben  ^nb,  gried^ifd^en  Xl^puS. 
fyn  iß  bentnod^  ber  SerubrungSpunft  nid(|t  bIo| 
|Vif4en  gried^ifc^er  unb  Ag^ptifd^er,  fonbem  ou^ 
notfiben  gried^ifd^  unb  l^ebräifd^er  Sultur  gu 
|u4«L  Seil  Sfuben  bot  ben  erften  Snla^  gur 
ffnmtnil  ber  gried^ifd^  SiDmng  9Ied^ao  (f.  b. 
Iit).  ber  mit  feinen  (Bried^  gegen  bie  Sfj^rer 
M,  9ofiQ8  befiegte,  3ood^)  gefmigen  no^m  unb 
dooRm  M  tribtttoren  ft5nig  einfe|fte,  fo  ba^ 
.bie  66^e  Don  SRempbiS  unb  iapfjint  äSroel 
M  §mtt  edfteitel  mit  Sc^onbe  bebedten"  Oer. 
2, 16).  Siei  dnberte  ftd^,  aß  Kobud^obonofor 
kceunol  gegen  bie  3uben  )og  unb  fd(|tte|nd^  3eru- 
foioi  lerflMe.  9lad^  ®oboIia8'  (Stinori)ung  flob 
tH  tooS  fid^  retten  lonnte,  tro|  SeremioS'  9b- 
mbrnnig,  nad^  9eg9pten,  unb  bei  ber  ou8  ©rie- 
ten, ^b^nidem  unb  Seg^ptem  befiel^enben 
teSOmtiig  )u  Zopl^ne  fanben  bie  ättben  ben 
dfim  am  meiften  gufagenben  Sufentbolt  9ud^ 
SennnaB  UNnb  oon  Sobonan  unb  ben  iubifd^en 


SRod^tbabem  gegmungen,  mit  il^nen  nad^  Xapifyn 
p  flieben.  S)ort  oertänbete  er  feine  legten  SBeiS- 
agungen  unb  fanb  feinen  Xob,  inbem  er  oon 
einen  Sonbfileuten  megtn  ^nfünbigung  ber  Strafe 
fir  ibre  Abgötterei  Oer.  44,  1  ff.)  gefteinigt 
mürbe,  gfreilid^  moren  bie  3uben  bomit  bem  (ge- 
riefte (Sotted  nid^t  entronnen;  fie  mürben  in  baS 
Serberben  oermidelt,  meld^  in}mif  d^  92abud^ 
bonofor  Seg^ten  bereitete,  unb  meld^eS  fd^ 
Saed^iel  (80, 10—18)  oorbergefagt  botte.  ©o- 
balb  ber  bobQlonifd^e  ff önig  nod^  SBegful^rung  ber 
äuben  im  eigenen  Sonbe  bie  )93er]^dltni}{e  georbnet, 
fiel  er  in  9egq|)ten  ein  unb  burd^jog  eS  morbenb 
unb  plunbernb  bis  )um  @uben;  bamalS  «.b^tte 
oud^  Xa))bni8  feinen finftem  Zag",  unb  bie  3uben 
erlitten,  mafi  ibnen  äeremiad  (48, 11)  angelünbigt 
batte.  9lad^  oOem  biefem  aber  beftonb  jmifd^en 
607  unb  577  ein  fortmdbtenber  Serfel^r  jmifAen 
bem  Often  unb  ben  @ried^en  in  %ap}jiaa.  SHe 
Slod^obungen  l^oben  gejeigt,  ia%  }u  Za))]^neg 
gried^iftbe  ®egenßftnbe  fabri!mö|ig  für  ben  Ss- 
))ort  bergefteOt  mürben.  Sine  merfmflrbige  C)ilfe 
empfängt  burd^  biefe  ®emi|beit  bie  biblifd^  Jhritil; 
beim  ber  gebadete  Serfebr  erOärt  beff er  ott  olbd 
Snbere  boS  Sorfommen  ber  gried^if  d^  9u8brüdk 
2)an.  8,  5. 15.  9n  biefen  ISerlebr  erinnert  beute 
nod^  ber  9{ame,  ben  bie  ^aupttrümmermoffe  gu 
S)ef enneb  bei  ben  ummobnenben  Grobem  trägt : 
Kasr  el  bint  el  Jehudi,  »99urg  ber  3uben- 
fd^ft''.  (9}gl.  Flinders  Peine,  Nebesheh  [Ain] 
and  Defenneh  [Tabpanhes],  London  1888 
[Fonrih  memoir  of  Übe  Egypt  Exploration 
Fnnd];  The  same,  Ten  years  digging  in 
Egypt,  1892,  54 ;  SBiebemonn,  ®efd^.  Don  %It- 
9ea9))ten,ealmu.@tuttg.l891,190ff.)  [ffaulen.] 
^a9l^nt$  (o^sBr^iü,  6exe|x(va),  )ur  3eit  @a- 
lomonS  eine  äg^ptifd^e  Aönigin,  beren  nid^t  ge« 
nonnter  ®otte  bie  @d^mefter  berfelben  bem  Sbo- 
miterfdnig  9bab  »ermä^tte  (8  ftön.  11, 19.  20). 
(SBgl.  £autb^  9uS  aegQ{)ten8  SBorjeit,  Serlin 
1881, 402.)  [Raulen.] 

S«pia,  $etru8  be,  0. Pr., f)Kmifcber S:beo- 
löge  unb  Srgbifd^of  oon  SeoiQo,  fübtle  feinen 
!Ramen  nod^  feiner  SDtutter  SfabeÜa  Slobrigue) 
be  Xaüfia;  ber  Stoter  bie|  S)ibacu8  Sltonero. 
$etnid  mürbe  im  SRär)  1582  ju  IBiOoria  bei 
Solomanco  geboren.  92od^bem  er  in  Salomonco 
bid  SU  feinem  19.  So^re  ftubirt  f^,  trat  er  im 
3. 1601  ebenbort  in  ben  S)ominicQnerorben  ein 
unb  legte  am  28.  gfebmor  1602  im  fflofier  oon 
St.  6te|)ban  bie  l^igen  ®elubbe  ob.  9tod^ 
SoDenbung  ber  {)biIofo)>bif d^en  unb  t^Iogifd^ 
@tubien  befleibete  er  in  oerf (biebenen  jf Ibftem  fei- 
nes OrbenS  baS  Smt  eined  fiectorS,  unb  gmor 
trug  er  juerft  $bilofo))]^e  gu  Salomonco,  bonn 
3:b»l08i<  feit  1618  au  pocenHo,  feit  1620  ju 
6egotno  unb  feit  1622  {u  Slolebo  oor.  %m 
14.  Sfebruor  1628  erbielt  er  ben  smeiten  Se^- 
ftubl  ber  Zbeologie,  bie  fog.  Cathedra  vesper- 
tina,  unb  am  20.  @e))tember  beSfelben  3($reS 
ben  erften,  bie  fog.  Cathedra  matutina,  on  ber 


-    :  T  —  X^reut 


1216 


-2      .>l    JIUlOC  cc 

aß 

«BT  «bmit. 

TTTTTqer  Cif  er 

K.  ün  grölt« 

mo- 

jwb  nur  Uc 


3    :£ 


---  —  -    ^!^       -^  j:^   ':''7  iiiScsTillatnt 


■  »IIMIIH» 


.^1 


honmes 
420:Hiirt6r, 
lioeO.Pr.] 

zi!u9  bail4.^u- 
\  5.  fltt)  bie 
3J0  Ol  U^  er 
«■unocTituii 


m  der  er  24  Sol^e 
■— ^    ^    "-1  s"  Ttfun  iDixfte,  unb  be» 
=     =rr   ::  ticmianiHrbe  ber  Uni* 

Jm  feiner  Zugenb 


3B 


mfi  öbertntg  i^m 
■ruit  anb  gfnmdScuS 
^.nK'imtt  gegen  bte 
eUntbenS- 
%nteS  mit 


=    -r--  .  =:=:  -zzs  :zat  ßrfolg,  aber 

ücj»  KbcrSmfl 

^  zi>  feige  9aä^* 

dl,  für  .grou- 

212  3K  jc  cT^Ä,  ber  ntt 

te  ^  Jdube  9lid^ 


T.'Jiuft  ant 


c  ira  «öcrv|Ä-  Son  ber 
as:srs.  ICK  ^Ig«,  nmibe 

r-  aar  J^nc:  xsa  irre  ^M  (1551): 
jlt  ;"  r  ÄS  tsr  ^"^ac  ww  bem  aniJQ 
^.^  .^•«e»  :::!rL  $t  ^ßib  noil^  einem 
Z-l  .. •  ^mr iiA^  1559 ;  jn feben 

iirw  i?  ber  SBerfafier 
aiticiiks  circa  ecde- 

Vsc  secdo  controvem  a 

^ft^*ii.*ioca  aeadeDiae  LoTanienaB 


^^       %   •>  ••-• 


•.'^ 


«üaroli  T  imp.  juasa  eolleetos,  Lovan«  1555, 
2  ^oIL  (Seine  Xeben  fammelte  SiO^.  2inbonu§ 
(f.  b.  Sit  Sinba)  unb  gab  fie  gu  ftöln  1577 
(iciim&  ftOe  {eine  Serie  erf(^icnen  g^ommelt  gu 
J^öüt  1582.  (9)gL  Foppena,  BibL  belg.  II, 
Bniz.  1789,  1084.)  [^oter  B.  J.] 

faratafä,  i^elena  (mit i^riem fllofiemamen 
lid^gela),  aficetifd^e  e^riftfidlerin,  mar  1605 
p  Send)ig  geboren  unb  mar  tion  i^rem  Sater  fd^n 
im  elften  3abre  gejmungen  morben,  bm  €i!^Ieier 
jtt  nehmen.  ^18  9tonne  )u  @t.  9nna  in  8end)ig 
fublte  fu  ^  Snfongfi  l^öd^fi  ungludHii^,  aber  fk 
ftt(^e  unb  fanb  hcSb  ifpcta  %ja>ft  in  gelehrten 
Stubien.  @ie  fd^rieb  mehrere  Süd^,  in  benen 
fie  nod^  immer  gro|e  Unjufrieben^eit  mit  i^rcm 
Stonbe  )u  erfennen  gab.  &pöitt  aber^  um  ba§ 
^afyc  1633,  gemannjie  burd^  ben  Sinfiu|  beS 
SarbinolS  gfriebrid^  Somaro,  $otnan^  Don 
Senebig,  me$r  unb  mel^r  ben  tl^  bödmen  Orbend« 
ftanb  lieb  unb  fc^rieb  tion  ba  an  für  benfelben 
mehrere  Sudler,  bie  in  metteren  ftreifen  gro^e 
Snerfennung  gefunben  ^aben;  babin  gel^bren: 
La  luce  monacäle;  Via  per  andare  al  cielo; 
Paradiso  monacale  (bem  genannten  Carbtnai 
gemibmet);  Purgatorio  deUe  mal  maritate; 
Contemplaadoni  deil'  anima  amante.  Sine  rei^e 
innere  SdbenSerfa^rung  geid^net  ibre  @d^riften  au§. 
(IBgl.  Gesare  Cantü,  Parini  e  la  Lombardia, 
Milano  1854, 119.)   [3of .  Sarb.  f^enrötl^er.] 

fimmfiifla,  $etruS  Don,  f.  Snnocen)  V. 
unb  $etru8  t>.  Xarantafta. 

^axafbi»  f.  SHcäa  IX,  238  ff.  unb  X^bor 
etubited. 

fareiif,  Stabt  unb  Sr^bifitl^um  in 
Unteritalien.  S)te  alte  italifd^  (Srünbung 
Taraa  (Tdfpac),  in  meld^er  ftd^  707  D.  (Elft.  eine 
fportonifd^e  Kolonie  nieberlie^,  mar  burd^  il^ 
gefd^ü|te  Sage  unb  ij^  Dorjüglid^  ^afen  bie 
reid^fte  unb  blul^enbfte  unter  ben  ®ried$ni{iabten 
UnteritalienS  unb  jugleid^  bafi  Orgon,  butd^  ml* 
d^eS  Stalten  mit  bem  Orient  in  Serbinbung  trat 
3m  3.  272  b.  (Sfyc.  mu|te  ful^  bie  Stabt,  bie 
burd^  bie  Ueppigfeit  i^  Semo^ner  i^ertufen 
mar,  ben  Stömem  untermerfen,  koel^  fie  Taren- 
tam  nannten  unb  mit  rdmif(^en  Sürgem  beDöI« 
ferten  (DgL  Döl^Ie,  ®efd^.  2:arent8  bid  auf  feine 
Untermerfung  unter  Slom,  Strasburg  1877).  3m 
aRUtelalter  ftonb  Xarent  lange  3<it  unter  ben 
gried^ifc^  ftaifem,  benen  ed  bie  @aracenen  im 
9.  3obt(ttnbert  entriffen.  2>od^  kDuri)e  eft  Don 
ben  S^gantinem  }uräd(erobert,  fam  aber  1062 
unter  bie  ^errfd^^  ber  Slormannen.  &pökt 
t^eilte  bie  @tabt  bie  @(^id(fale  beS  Stbnigiüäfi 
^tapa,  mit  bem  fie  feit  1861  bem  ftönigreid^ 
3talien  einDerteibt  ifl  S)aS  heutige  Zarent,  &)el- 
d^ed  ber  gleid^namige  9Reerbufen  in  gtoei  (Sanölen 
umgibt  (Mare  piocolo  unb  Mare  grande  gc» 
nannt),  ift  ein  Arei8]^au)itort  in  ber  ^roDing 
Secce;  cS  gSl^It  fiber  30000  (Einmol^ner  (einfienS 
me^  als  100000),  beren  SRunbart  nod^  mand^ 
gried^ifd^e  SBbrter  auftoetSt;  aud^  im  3)ome 


U17 


Xar{ttm  —  %:ani6c)9. 


1318 


«rkm  Stri^rf  «nb  6bangdittm  in  bet  l^Iignt 
gb^  «04  tnraitr  lotdirifd^  unb  grie(^if<l^  ge^ 
{u^m.  Wiba  ber  (Sat^bnk  )ttm  1^  eotalbuS  $Qt 
te  Stobt  mc^m»  onbcre  ffit^en  jotoit  biek  e]^« 
■olifr  flldfio;  cm  (Oericolf eminat,  ein  Spceum^  ein 
OgoMfiini  uid)  md^cere  SBol^ItpiGleitdanftalten. 
5b4  ber  Zxabition  {oD  be(  H  $eixu8  ouf  feinet 
Stoje  iMil  Xon  m  Xarent  SBUIe  gum  (Eiriften- 
tt»  iefe|ct  US»  i^imi  ben  SmafunuiA  old 
91(44  m^^  ^bcn.  !BoIb  batouf  feien  bie 
■rt^  ttUbn  ixf§  ^eibentl^um  lurüdgi fimbn, 
od  «P  ber  I^L  (EatalbuS  l^be  jioifd^en  ben 
Soimi  160  unb  170  bie  d^rifüid^  ®eineinbe 
nttknifaibet  SDiefer ,  ein  3ilänbet  (?),  fei  auf 
lim  ^üflcci^  in  äenifolem  Don  S^riftud  et* 
mißt  toocben,  fi4  nod^  Zorent  ju  begeben. 
^19  foS  er  loiiet  $a))fl  Snicet  jttifd^n  ben 
Mm  154  unb  165  jrnn  Stf^of  beßcHt  toor* 
bm  fein  vnb  lange  biefen  S^nrengel  regiert  l^en 
{tfi.  OutaKiiSy  MetropoL  urbimn  hisi,  Paris. 
1685, 424).  9laät  bcgränbetet  Vmial^me  gelftdrt 
n^  ColoQmft  Diel  fpaterer  Seit  on  (DteOei^t 
tm  4.  3fl|r|nnbert).  Srfl  gu  %u8gong  beS 
S.M4nnbcrl8crfc^ntiDieberein99ifd!^of.  ^un> 
bot  3(4rt  Üifiter  lernen  mir  bann  meitere  93i« 
(ilfift  oiS  ben  »riefen  bed  l^iligen  $Q|)fted 
9a^  bei  &toim  lennen,  wib  gttmr  ^rcaft 
n  590  unb  C>onoriud  um  603,  Don  benen 
an  Me  Sleibcnfolge  bmm  mel^r  unterbro^  ift. 
SaM^cinGd^  fd^n  im  3.  978  mürbe  Xarent 
mi  Seben  ber  ®ried^  ^  SRetropoIe  erl^oben ; 
bn  crjk  Crgbifd^of,  ^obonneS  UL  (978—988), 
gAMe  nodf^  bcm  gried^ifd^n  9iittt8  an.  9Id  latetp 
RÜ^tt  SqHfd^of  erfd^eini  3)rag0niuft  in  einer 
Mf  $opft  SlesonberS  IL  Dom  3. 1071  alS  bri 
hr  Bd^e  btr  f)aut)liinl^  gu  Saffinum  anmef  enb. 
lit  Suffroganc  unietftanben  bemfelben  nad^  ber 
Kotitii  Oodest  foIgrnbeSifd^öfe:  Castellanna 
i>  CiitoBanethenm,  IGttaleiiBiB  seu  Muto- 
IcDflB.  SM  Oidtbum  ÜRotuIa  ober  Stutnla  ent- 
jioab  exp  im  11.  äa^^unbert  unb  mürbe  megen 
toft^e  oon  CafieUaneta  p  Snfxmg  bed  15. 3obr- 
tunbettt  ottfge^ben  begm.  mit  SofteSaneta  unirt 
(Morom,  Dision.  XLYII,  24  8g.).  ^eute  unter« 
jktt  ber  atetropole  Xarent  oufier  (EafieUaneta 
oit  004  bafi  Sifitbum  Orin.  meld^  erft  1591 
miittet  begm.  mieber  errid^tet  mod)en  ifL  3)ie 
h|lmSi^4dff,  Don  benen  Dom  15. — ^17. 3obr* 
^nbect  ni^t  meniger  aQ  9  mit  bem  ^ßur)mr  ge« 
fAnoiIt  moibcn  ftnb,  maien  3of.  Cotiece  £cSta> 
m  1778,  refignirtr  1815,  geft  1836);  3of. 
Iota  be  9ulgure  (feit  1818);  Slafael  Slunbo 
aB85-1855):  3oJ.  Sotunbo  (1855—1884). 
Scr  ygcnmfixttge  <Ergbifd()ef  ifl  $etrufi  «IfonS 
äoiio,  gieb.  1841,  »ifd^of  Don  Sacebonia  1880, 
yomoDiit  27.  aRftrg  1885.  2)a9  (£a)ntel  befielt 
Ol  4  Signitlilen^  18  (EanonUem  vab  40  Man- 
Murii  ^  b.  Vrt),  i^ntö  Totantes,  t^fi  par- 
tnipioiea.  S>it  <fogbl5cefe  umfa|t  15  ®emeinben 
bsSoDhuSccce  mtt  87  200  Seelen  in  21  Ißfar- 
.  hie  «cfnmtia]^  ber  fßriefter  betrogt  289. 


(Sgl  ügheUi,  Italia  saoia  IX,  115^151; 
Moroni,  Dizion.  LXXII,  251—262 ;  Cappel- 
letti,  Le  Gbiese  d'ItaUa  XXI,  129—140; 
Garns ,  Ser.  Epp.  929  sq. ;  bann  Ottd^  de  Yin- 
centiis,  Storia  di  Taranto,  5  yoll.,  N^oU 
1878  sgg.;  Gagliardo,  Desoriaioae  topogr. 
di  Taranto,  Tar.  1886.)  [9{eber.] 

Vfttgmn,  f.  SiMuberfe^ungen  n,  717  ff. 

V^mMqn,  aßasimilian  3ofe))^  Don, 
(Sorbinol  unb  gürftergbif^of  Don  Salgburg  (1850 
bis  1876),  mar  am  24.  October  1806  m  @(bmag 
in  Xirol  geboren.  92ad^  SoQenbung  oer  @i)jn* 
naflalftubien  in  2htnSbrude  trot  er  1824  in  baft 
fürfiergbifd^öfltd^e  $rieftex^8  gu  @oIgburg  ein 
unb  ftubirte  bie  Zbeologie  an  ber !.  l  gacultöt 
bafelbft.  3m  3. 1828  ging  er  nad^  aOSien,  um 
ftd^  auf  bad  Soctorat  Dorgubereiten.  9lad^  Sm» 
pfang  ber  ^rieftermeil^  (1829)  lehrte  er  in  baft 
bi^^ere  ^efter-eUbungSinftitut  gum  bL  Sugjufttn 
in  SBien  gurud,  bid  er  am  14.  aRörg  1832  bie 
tbeoIogifd$e  Soctormfirbe  erhielt  Sarai  belleibete 
er  gunö#  bie  SteOe  eines  SubregenS  im  ffirfi« 
ergbifd^öfltd^  ^efierbaufe  gu  ScUgburg,  muri)c 
aber  nod^  im  3. 1832  gum  orbentlid^en  dffent^ 
Itd^  ^rofeffor  ber  SogmatU  on  ber  bärtigen 
f.  f.  tl^eologifd^  SfocuUftt  ernannt  %IS  fold^ 
tbat  er  fid^  b^tDor  gang  befonbetS  burd^  bie  fflar» 
l^eit  unb  ben  &d^t  religidfen  (Seift  in  feinen  Sor* 
trogen,  mie  oud^  burd^  bie  au|erorbentHd^  on^ 
regenben  CoQoquien.  9m  1.  Sonuar  1844  ttmrbe 
£am6cg9  oud^  jum  2)om€Q|)ituIar  unb  nod^  Auf- 
gabe ber  Ißrofepr  im  3uli  beSfelben  3ctbreS  gum 
Sirector  beS  tbeoIogtf(ben  @tubiumS  in  @oIgburg 
ernannt,  metd^  Ie|tere  9mt  er  bis  gum  Odober 
1848  inne  b^.  @d^on  olS  $rofeffor  batte  er 
ben  Sorbinol  @d^morgenberg  (f.  b.  9rt.)  nod^ 
Stolien  begleitet ;  unb  feitbem  er  Somcopitukr 
gemorben,  mar  er  bei  allen  mid^tigen  Steifen  beff en 
(i^efdbrte.  9lad^bem  Sd^morgenberg  1850  aß  Srg» 
bifd^of  nod^  $rog  tronSferirt  moiben  mar,  moblte 
boS  S)omca)>iteI  in  Solgburg  Xomöqi)  am  24.  Oc» 
tober  1850  gum  Sfirftergbifd^of.  «m  17.  gfe» 
bruor  1851  erfolgte  bie  ißrätonifotion  gu  9lom 
unb  am  1.  3uni  bie  Sonfccrotbn  burd^  ^mor* 
genberg.  3n  feinem  neuen  9mte  geid^nete  ffab  Xor* 
nöeg9  ftetS  gong  befonbetS  burd^  Qnge  9R&|igung, 
fomie  bur(b  Däterlid^e  Siebe  unb  Sorgfalt  für 
(SUxuB  unb  93oR  ouS.  SBefonberS  bebod^t  mar  er 
(Ulf  bie  ^^nbilbung  unb  Srboltung  eines  iüi^ 
tigen  SIeruS  burd^  gf^rberung  beS  Don  Sd^morgen^ 
berg  gegrunbeten  ihiabenfeminoiS  (CoUegium 
Borromaeum),  butd^  eitÄtinglid^e  Sbift^rod^ 
on  bie  iemeiligen  SBeil^econbibaten  unb  am  Sd^Iuffe 
ber  regelmä|igen  ^riefleresetcitien,  borni  bmid^ 
goblreid^e  iBifitotionSreifen,  burd^  9[norbnung  Don 
$aftoTQlconferengen  u.  f.  m.  üx  befa^  eine  Knb- 
lid^  Snl^Iid^feit  an  9tom  uno  ben  $0})^ 
$iuS  IX.,  unb  mie  er  fd^on  oIS  ^rofeffor  für  bie 
Snfo&ibilitftt  eingetreten  mar,  fo  ftimmte  er  oud^ 
ouf  bem  Skiticonum  offen  für  bie  SrOdrung  beS' 
Sogmo'S  mit  ^locet,  obmobi  er  {lerfönüd^  Uingem 

89 


1219 


Xatnom  —  Xattagona. 


1220 


Seit  für  bie  3no))))OTtimitAt  eingenommen  ge- 
toefen  mar.  9lQd^  ber  Stfltffel^  Don  9lom  beeilte 
et  fid^,  bie  Daticonifd^en  Sef^mf|e  feinen  ©lau- 
bigen gu  Derfünbigen,  nnb  l^iett  in  Salzburg  eine 
eingebenbe  Seratbung  mit  feinen  Suffroganen  ab. 
es  toax  l^ierbei  toi^er  }umei{l  feinem  eigenen 
ma|t)oDen  auftreten  gu^ufd^eiben,  ba^  bie  @al§* 
bürget  Jlird^en))rooin3  Don  allen  Stötungen  beö 
«Ittat^olicidmud  Detfd^ont  blieb,  pt  bie  S)ib- 
cefonDertoaltung  etmotb  fid^  Xoxnoc^  nod^  ba- 
burd^  befonbete  SBerbtenfte,  bo|  et  ein  neues 
BitaaTe  Bomano-Salisburgense  (1852)  aud« 
otbeiten  (iel  unb  betouSgab,  fetner  ein  bef onbeteS 
Compendium  manuale  novisBimi  Bitoalifi 
Bom.-Salisb.  unb  eigene  Supplementa  gum 
SteDiet  unb  SRiffale.  SBeiterl^in  lie^  XotnöcgQ 
oSe  feit  1816  etfloffenen,  auf  bie  Mt^enDeüoal« 
tung  begfiglid^en  SJerotbnungen  bet  geiftlid^ 
unb  »eltlid^en  Sel^ötben  fammeln  unb  begann 
fd^on  1852  mit  bet  Verausgabe  eines  eigenen 
petiobifd^en  S)iöcefan-§}erotbnungSbIatteS.  3m 
3. 1860  ettid^tete  et  aud^  bie  fütftetgbif^öflic^e 
S)i5€efanbud^baltung  mit  einem  eigenen  geiftlidden 
SBotfianbe.  9Rit  allet  Ihaft  ttot  XatnöcgQ  immet 
für  aQe  SBeteine  unb  3nftitute  ein,  »elcbe  itgenb- 
ttne  baS  fttd^Iid^e  Seben  in  feinet  3)iöcefe  gu  fdt- 
betn  geeignet  f^iienen;  befonbctS  na^m  et  jtd^  bet 
SRegelfd^ioeftetn  Dom  "ffi.  gftandScuS  gu  t^aSein 
unb  bet  SSincentinetinnen  an.  (£t  l^atte  fetnet 
gto|en  Slntbeil  an  bet  Umgeftaltung  beS  tl^o« 
logifd^en  Untettid^tSmefenS  in  Oefletteid^  unb  an 
bet  neuen  Sibcefaneintbeilung  in  fffttnten  unb 
Steietmatt  ((Burf'JHagenfurt,  6edau-®tag  unb 
SaDant-SRatbutg)  Dom  Sabte  1859.  9ln  ben 
gto^en  Seiteteigniffen  nal^m  Xatnöcg^  fietS  tegen 
Sntbeil  als  mannet  $attiot  unb  alS  tteuet  Sol^n 
bet  l^eiligen  iKtd^e.  9{ad^  bet  einfeitigen  Stirn» 
bigung  beS  SoncorbateS  burd^  bie  dfierreic^ifd^e 
Slegierung  (f.  b.  Srt.  Oefterreid^  H,  740)  be- 
riet)^ et  ^d^  alSbalb  miebet  mit  feinen  @uffra- 
ganen  fibet  ein  einl^eitltd^eS  SSetl^alten.  gfüt  bie 
gto|en  Setbienfte  erbielt  Xatnöcg^  Dom  l^aifet 
am  17.  aptil  1873  baS  ®to|freug  beS  f.  f. 
Seo))olbSorbenS ,  unb  bet  $a^ft  cteitte  ibn  am 
22.  2)ecembet  beSfelben  3^^  gum  (Sarbinal- 
))tieftet.  S)od^  follte  et  biefe  b^d^fte  SuSgeid^nung 
nid^t  mel^t  lange  fibetleben;  et  flatb  am  4.  W^xü 
1876.  (55g(.  bie  SBiogtartie  Satnöcg^'S  in 
«,!ßetfonolftanb  bet  @acular"  unb  Stegulargeift« 
liebfeit  beS  ßrgbtStl^umS  Salgburg''  Don  1877, 
»eU.  ©.  I— L.)    [aSittibalb  ^autbaler  0.  S.  B.] 

fantoiv,  SiStbum,  f.  Semberg  YII, 
1722  ff. 

fmrragoiM,  f))anifd^e  9Retro)}oIe,  ur- 
fprünglid^  Xarroco,  eine  Don  !D2affiIioten  auf  einem 
Serge,  am  SuSfluffe  beS  grancoli  in'S  mittel« 
lönbift^e  9Reer  gegrünbete  @tabt,  fpäter  gerftört, 
aber  Don  ben  Körnern  D)iebet  aufgebaut  unb 
balb  eine  bet  Dolfteid^fien  unb  blfibenbften  @tdbte 
bet  ^albinfel ,  »at  gut  S^t  bet  @ci))ionen 
ein  $iaupttt)affen)>Ia|  bet  Siamet  unb  f))ötet  6i^ 


eines  Obetgetid^tSl^ofeS;  eS  fü^e  ben  9{amen 
Oolonia  Julia  Yiotzix  Togata.  99et  ben  (Ein« 
f  öllen  bet  €ueDen,  Sonbolen  unb  (Boten  mfi^tenb 
oet  SSdlbnoanbetung  litt  Xattagona  Diel,  bod^ 
blieb  eS  immet  bie  jöauptfiabt  beS  no4  ibm  be- 
nannten tanaconenfffd^en  @)ianienS,  bis  um  480 
bie  3tdmet  bie  legten  Slefte  \fyct»  Sefi^eS  burd^  bie 
SBeftgoten  Detloren.  3m  3. 714  umrbe  bie  @tabt 
nad^  breiiä^tiger  ^Belagerung  Don  ben  Stauten 
erobert  unb  gönglid^  Dermnftet.  ^ad^  mel^t  alS 
300  3Qbten  miebet  aufgebaut  (1038),  tonnte  fie 
etfi  1119  burc^  9IfonS  I.  Don  Srogonien  fiit 
immer  ben  SRauten  entriffen  metben.  Zotva« 
gona  g&p  ^eute  27000  Sintool^net,  fnat  eine 
ptäd^tige  gotifd^e  Satbebtale  gut  %  Z^äto  (et» 
baut  1120),  Diele  anbete  Irbd^en,  gebn  meift 
aufgel^obene  ftlöftet,  ein  Sleticalfeminat,  einige 
^öbete  Sd^ulen,  ein  £)of)>itaI  unb  anbete  SBobl- 
^otigtettSanfialten.  Sifd^ofSfi|r  tourbe  Zartogona 
erft  im  britten  3übtbunbett.  S)et  etfle  bannte 
SBifd^of  ifi  bet  V.  SftuduofuS  (f.  b.  Sri),  ber 

Sommt  feinen  gmei  Siaconen  gemattert  tombe; 
ler  gmeite,  ber  %  CrimeriuS  (f.  b.  Sltt.),  um  baS 
3abr  884,  mirb  bereits  3SMxüpol}t  genannt, 
ebenfo  ber  ouf  $roS)>er  gefolgte  9Scantt^  (um 
465),  an  melc^  ber  l^ilige  ^fi  ^ildrmS  ein 
@d^reiben  nutete.  (Uebet  bie  älteten  Sint^et- 
Itmgen  bet  Provinda  TarraconensiB  in  fitcb* 
(id^et  Segiel^ung  bis  gum  7.  Sabtbunbett  f.  aBtttfdb. 
ftitd^Iid^  ©eogropbie  unb  Statiftil  I,  SBetltn 
1846, 297  f.)  ßrgbifd^of  3obmtneS  mürbe  516 
SicariuS  beS  ^apfteS  in  Spanien,  maft  man 
in  SeDiOa  (f.  b.  9rt.)  als  eingriff  in  Deiiäbtte 
Sted^le,  b.  ]^.  in  baS  burd^  ^ft  @im)>nduS  bem 
9ifd(|of  Stno  Don  SeDiOa  übertragene  Stcotiot, 
betrad^tete.  @ergiuS  (feit  535),  ber  megen  feiner 
SBo^tbätigfeit  gegen  bie  9rmen  garfibmt  mirb, 
l^ielt  bie  gmei  erften  S^noben  ber  ^roDfaig  Zorra- 
gona  gu  SBorcino  540  unb  gu  3btba  546.  9Rit 
Sifd^of  ®eorg,  unter  bem  gu  Slnfang  beS  8. 3ob^ 
l^unbertS  bie  9Retro)>oIitanflabt  Don  ben  SRmtren 
erobert  unb  gerftdrt  mürbe,  fd^lo^  bie  Reibe  ber 
!Dleiro))oIiten  Don  Xarraco  für  mel^r  oB  800  Sobre«. 
unb  bie  SRetropoIitonmflrbe  über  bie  Sifitbämer 
beS  tarraconenfifd^en  St'onienS  mürbe  auf  bie 
aRetro))ob9larbonne  in  ®anien  übertragen,  ^opft 
3o]^anneS  xm.  mo&te  gtoor  unter  Sifd^of  poto 
Don  «ufona  ober  Sid^  (957—971)  biefe  etabt 
an  ber  Stelle  beS  no^  in  Shnnen  liegenben. 
Xarraco  gur  SRetropoIe  ergeben,  unb  er  befttmmte 
971,  ber  Sifd^of  Don  Stufona  folle  ben  primat 
ber  JKrd^e  Don  Xarraco  mit  ben  SuffragonbiS- 
tbümem  SBarcino,  (Serona  tmb  SIna  b^bcn; 
aDein  biefer  Serfud^  einer  SBieberl^eOntie  ber 
SRetropoIe  Zonaco  fd^eiterte.  9ud^  ber  Don 
Urban  U.  am  9.  3uli  1091  |nglet4  oIS  (&;g- 
bifd^of  Don  Zanaco  eingefejfte  Sifd^of  Serengar 
Don  Sufona  ful^rte  ben  Zitel  olS  (Sqbifd^of  tdänk 
lange;  feine  Grbebung  mar  gefd^^  mit  b^ 
Slaufel  saivaNarbonnensk  ecdenae  jostitiay 
allein  ber  Srgbifcbof  Don  Starbonne  te^  nA- 


mi 


XotragonQ. 


1222 


Itt  Solic$nn8  bct  tanocoiunjifd^en  ^roDin}  Don 
Innen  inrtn)|ioIitan])e)tr(  ^roteft  ein,  unb  fo 
SBibe  WM  iDicbtr  rütfgfingtg  gemad^t  (®am8, 
fin^grf^U^  tion  Spanien  in,  1,  StegenSburg 
\m,  187).  dm  anfange  bed  12. 3al^r^unbertd 
jd^oÄe  Storfgraf  Somon  Serenquer  IIL  bem 
^ObgoxittS  ober  Olbegar,  Sifc^of  Don  Sor« 
{doiio,  btc  ftir^e  be9  Stuhles  Don  Xorraco  unb 
Mr  eiobt  fdDbfL  S)cr  l^L  Olbegar,  »eld^er  1118 
M  Vdlltnm  cr^Iten,  gab  ji($  nun  olle  URu^e 
ffl  Me  fBieberl^erfteDung  ber  Stabt  Xarrogona, 
tAnk  bie  (Eat^ebrole  neu,  grunbete  im  3. 1133 
osA  ein  ihanfenl^au«  für  Srme,  unb  totrb  fo  al9 
ftaün  SrOnber  unb  Srbauer  ber  @tabt  gerühmt. 
Cr  täjtdi  aud^  auf  bem  Sateranconctt  1123  bie 
Butbe  eined  apofloßf d^  Segoten  unb  ben  9luf- 
tn%,  baS  ffreua  gegen  bie  SDlauren  )u  )n:ebigen. 
Sa4  an  Serbtenften  ftarb  er  1137  (Dgl.  AA. 
6&  B6SL  Mari.  I,  482—498 ;  ®am8  m,  1, 
lS9f.).  6etn  9tad^f olger  att  Srabifd^of,  aber 
idi^  me^  S^9l^4  ^^  Stf d^of  Don  Sorcelona,  »ar 
dtegor,  lodd^et  bo8  $allium  erft  1144  erl^ielt 
mb  1146  fiorb.  3^m  folgte  SBeml^arb  XortS 
flto  Zorb  (bis  1163),  beffen  SRetropolitanfhil^I 
auf  bot  unter  i^m  ge^Itenen  Sqnobe  ald  caput 
totini  Hispaniae  citerioris  bejeid^net  tombt 
(^•ftn5)»fler,  Conc-Oefd^.  Y,  500).  6r 
^(k  unter  feinen  Sononifem  bie  Siegel  bed 
tL  lttgu|linu6  ein  (1164)  unb  botirte  baS  6Kft 
ni^Tut.  $apfl  9naftaflu8  IV.  peUte  in  einer 
Mt  (1154)  bad  Ser^tnil  ber  Suffragane 
isi  IRt^poU  fefi,  momit  bie  DoUfiänbige  SoS- 
K^sng  Sotoloitienfi  Don  ber  SRetropoIe  92arbonne 
wÜ^ßgeR  umrbe.  9Id  Suffragane  Don  Xanagona 
»oben  in  biefer  IBuDe  genannt  bie  Stfd^df e  Don 
9ttsna,  9arctnona,  Urgel,  Sid^  (Sufona), 
31abo,  Sertofa,  Sä|araugu{la,  OSca,  ^ampi- 
\sna,  turioff 0  unb  (^bgurriS.  Unter  Seml^arb 
i0tti,  ber  }ug(eid^  Segat  bed  r5mifd^en  @tu^IeS 
m  Iragomen  unb  (Katalonien  nur^  entftanb  aud^ 
ber  ihimpf  mit  Xolebo  (f.  b.  9rt.),  beffen  Kn- 
autie bie  Sr}bifd^öfe  Don  Storragona  anguerfennen 
n4  ipeigedcn  (eami  JR,  1,  23  ff.).  IBeml^rbd 
AiAfoIger,  ^go  Don  (EerDeUo  (1163—1171), 
mite  Don  ^üxft  Stöbert  Don  Xanaco,  feinem 
tob  feiner  iKrd^  SBafoH,  gelobtet ;  ebenf o  mürbe 
ber  auf  fBO^Im  be  Xorroia  (1172—1174)  ge- 
Visfx  Oeccngar  Don  IBillamurS  (1174—1194) 
•on  Stof  SBU^elm  Samon  be  Sbncaba,  9H8- 
oRibe  Don  9eom,  ermorbet.  SBerengar  l^atte  feiner 
Kt^e  Dide  9SBol|It^aten  ermiefen,  aud^  befiimmt, 
OQ^  bir  3a4I  ber  Sanonifer  18  nid^t  ttberfteigen 
bsife;  ber  t»8t)fUidbe  Segot  Dermel^rte  fle  aber  balb 
tano^  oi^  30.  unter  Sparago  beSorca  (1215 
bd  1233)  fanb  bie  berühmte  S^nobe  Don  Seriba 
^,  lodfy  ber  Sarbinalbifd^of  So^onneS  Don 
Sebina  1829  eröffnete,  unb  Don  toeld^er  bie 
Sffocin  ber  ffird^eiuu(^t  in  biefer  $roDin)  aus« 
pi^  X^amit  mar  ber  Anfang  gemod^t  gu  ben 
iPAbfi^en  ConcUien  Don  Xarragona  (f.  u.),  bie 
mi  ba  an  mit  gro^  Regetmö^igfeit  gehalten 


mürben,  unb  bereu  $eier  ein  ftd^ereS  S^i^^^n  fOr 
bie  SBIflte  beS  fird^Ii^en  SebenS  mar.  ^aä^  @pa- 
rago'S  Xob  möl^lte  baS  (Sapttel  ben  SBifd^of  Don 
93arceIona,  Serengar  be  $aIao,  )um  Srjbtfi^of, 
iebod^  beftötigte  biefen  ber  ^ft  nid^t  mi  hat- 
auf  (1234)  baS  gopitel  ben  eorbinal  «egibiuS 
md^Ite,  ernannte  ber  $a))ft  Kaimunb  Don  $enna- 
forte  (f.  b.  «rt.)  gum  ergbifc^of.  Slttein  biefer 
mies  baS  ergbtSt^um  gurädf.  9lud^  SBiD^elm 
be  SRongri  moUte  nic^t  annel^men  unb  lie^  fi(j{^ 
nur  l^erbei,  als  Sbminiftrator  gu  fungiren;  er 
eroberte  1235  3Diga  unb  ftarb  1237.  S)er  nun- 
mehr gemö^tte  $etruS  be  ^balat  (1238  bis 
1251)  mar  1245  bei  bem  Sottctf  gu  S^on  unb 
l^ieß  felbft  mel^rere  SQuoben,  ebenfo  fein  3lad^ 
folger  SBenebict  be  Stocäberti  (1251—1268). 
Seml^arb  be  OliDeOo  (1272—1287),  unter 
meld^em  ber  ^u  ber  Satl^ebrale  gum  Sbfd^Iuffe 
gebiel^,  mar  ber  erfte  (Srgbifd^of  Don  Xarragona, 
meld^er  bie  Salbung  beS  JföntgS  Don  Sragonien 
DoOgog,  ein  Siedet,  baS  Snnoceng  m.  ben  Srg- 
bifd^dfen  Don  Xarragona  übertrug.  Stoberid^ 
Xello  (1290—1307)  fügte  gur  gatljebrafe  ben 
©lodent^urm  l^ingu.  Unter  Simen  (3EimeneS) 
be  Suna  (1317—1327),  nad^malS  $rimaS  Don 
Xolebo,  mürbe  fein  bisheriger  Suffraganftul^I 
@aragoffa  (f.  b.  Srt.)  gur  SJtetropoIe  erboben. 
9Iad^  i^m  beftieg  ben  Stul^I  Don  Xarragona  30- 
l^anneS  Don  Aragon  (1828—1334),  @ol^n  beS 
ffönigS  3acob  n.,  als  Sbminiftrator,  in  feinem 
28.  fiebenSjal^re,  nad^bem  er  mit  17  3a^ren  be« 
reitS  ^maS  Don  Xolebo  gemorben.  Sr  mu^te 
auf  ben  9lamen  unb  bie  Siurbe  eineS  $rimaS 
Dergid^ten,  erhielt  Dagegen  als  Sntfd^öbigung  ben 
Xitel  eines  ^atriar^en  Don  aie^anbrien.  3nt 
3. 1831  meil^te  er  bie  Satl^ebrale  ein,  fammelte 
bie  ©Quobalconftitutionen  feiner  Sorgftnger  unb 
ftarb  im  (ugenblid^en  SIter  Don  33  3a^ren.  9uf 
tSmalbuS  (EeScomeS  ober  be  (SombiS  (1334  bis 
1346)  folgte  @and^o  Sot)eg  be  Sterbe  0.  S.  Fr. 
(1347—1357),  »eidJtDater  «önig  ^bro'S  IV., 
ber  feine  aufopfembe  Siebe  befonberS  bei  ber  $eft 
1348  geigte.  ^truSeiaSquerin  (1357— 1380), 
Slatl^  beS  ffdntgS  $ebro  lY.  unb  !ßatriard^  Don 
^ntiod^ien,  ftarb  gu  9gbe  auf  ber  StildEfel^  Don 
9tom,  mo  ein  $roge|  mit  ben  Surgem  Don  Xar* 
ragona  gu  feinen  @unften  entfd^ieben  morben 
mar.  3lad^  i|m  blieb  infolge  beS  abenblönbifd^en 
@d^iSmaS  ber  ÜRetropolitanftul^I  fteben  Saläre  er- 
lebigt; 3nmgo  SSalterra  mar  gmar  fd^on  1380 
als  Srgbifd^of  ernannt,  fonnte  aber  erft  1387  fein 
%v:{t  antreten.  3ngmifd^en  mar  er  aud^  Sifd^of 
begm.  (Subemotor  Don  @egorDe  gemorben  unb 
ftarb  in  l^ol^em  Filter  1407.  $etruS  Sagarriga 
(1407—1418),  einer  ber  erften  Kebner  feiner 
3nt,  ftarb  gu  Barcelona  im  Stufe  ber  ^eiligfeit.' 
$etruS  be  Urrea  (1446—1489),  ^triard^i  Don 
tantiod^ien,  jfangler  beS  ilönigS  3uan  U.  unb 
©eneralca^itön  beS  ffriegSmefenS,  gab  ein  Der« 
beflerteS  SreDier  l^rauS.  fßetruS  gfoldd  be  (Sar- 
bona  (1515—1530)  mar  jfangler  ber  ft5nige 

39* 


1228 


Xatxaioncu 


Utt 


gerbfnonb  V.  unb  florl  I.,  SSicdönlö  unb  ©encrol- 
CQpii&n  t)on  Sotalonien,  toeldde  Sttnter  in  feiner 
ißerfon  }uin  erftenmal  Dereinigt  »urben.  SoSpar 
gertjonte«  be  (Saöta  (1568—1575),  (Sarbinal 
feit  1570,  midfittt  baS  Seminar.  3oa(^im 
be  Santi^ion  Q  Ißalbiöiefo  (1779—1783)  ftettte 
bie  rdmif^e  SBafferleihtng  l^er,  unb  grong  be  9lr« 
ntofia  (1785—1805)  ftottete  bie  got^ebrale  mit 
loftbaren  3ietben  avA,  botirte  oud^  feinen  gleruS 
Keffer  unb  förberte  ben  Monte  pio  für  benfelben. 
Seine  9tQ(|foIger  »oren :  ätomualb  9Ron  t^  93e- 
larbe  (1804—1816),  ber  nad^moIS  ben  @tu]()I 
tion  SeDillo  einnoldm ;  Slnton  SBergofa  Q  Sorben 
(1817—1820),  Dorl^et  Sifdjiof  t)on  Slntequera; 
3acob  Sreud  (1820—1825),  Dörfer  93ifd^of  bon 
9nenorca;  gferbinanb  be  ßd^onotm  t)  3albiüar 
(1825—1854);  Sofe))]^  (Sofia  9  SBorroS  (1857 
bis  1 864) ;  gfrans  SIeis  q  Solans  (1864—1872) ; 
Stepl^on  3ofet)]^  ißereg  q  ÜRartine)  gfemanbe) 
(1874—1878);  99enebict  SHOamitiana  q  93ila 
(1879—1888).  3)er  gegenwörtiöe  ergbifd^of  ift 
Zl^omaS  Sofia  9  gomaguera  (geb.  1831),  SBi- 
f(^of  oon  Seriba  1875,  promoDirt  1889.  2)er 
Srgbifd^of  t)on  Xarragona  ful^rt  ben  Xitel  „Surf) 
Don  Slarragona",  unb  nannte  nod^  im  vorigen 
3a|^r]^unbert  au|er  anberenS9eft]^ungen  p)t\  S)rUt" 
tl^eile  ber  Steftbengfiabt  fein  eigen.  Sl^m  unter- 
ftel^en  als  @uffragane  l^eute  bie  Sifd(|5fe  bon 
Barcelona,  @erona,  Seriba,  Xortofa,  Urgel,  Sid^ 
unb  Solfono.  @ein  ßinfommen,  im  15.  Sal^r- 
^unbert  auf  3000  flor.  aar.  tajdrt  unb  no(^  im 
vorigen  Sal^rl^unbert  22000  S)ucaten  betragenb, 
ifi  l^eute  auf  130000  Siealen  feftgefieUt.  2)a8 
£a))itel  befielet  aud  bem  S)ecan,  5  anberen 
2)ignitäten,  4  Canonici  de  officio,  20  Cano- 
nici  de  gratia  unb  20  IBeneficiaten.  Ser  @pren* 
gel  jöl^It  ttxoa  200000  Aat^oHfen  in  150  Pfar- 
reien unb  17  f^Uialen;  Aird^en  imb  ita)>ellen 
gibt  ed  327,  bie  ©efammtaal^I  ber  ^riefter  be- 
trägt tttoa  400.  (S3gl.  nod^  Florez,  Espafia 
sagr.XXIV — XXV;  Moroni,  Dizion.  LXXII, 
275—284 ;  J.  ViDanueva,  Viage  liter.  ä  las 
iglesias  de  Espana  XIX — XX;  Garns,  Ser. 
Epp.  76  sq.;  0.  Werner,  Orbis  terr.  caÜL, 
Fribg.  1890,  45.) 

@9noben:  1.3m  3.  464  fanb  unter  Srs- 
bifd^of  SlScaniuS  eine  Sqnobe  ftatt  »egen  beS 
Sifd^ofd  SUoanuS  t)on  Salal^orra,  ber  gang 
eigenmöd^tig  melden  93ifd^ofe  orbinirt  l^atte,  utü) 
loegen  beS  Sif(i^ofS  IRunbinariud  t)on  Barcelona, 
ber  feinen  IRad^foIger  beftgnirt  l^atte.  3R(m  Idolte 
barüber  bie  ßntfd^eibung  Stomd  ein,  tt)o  Seibed 
Don  $a))ft  ^iloriuS  auf  einer  römifd^en  @qnobe 
reprobirt  tourbe  (^efele,  6onc.-®ef4  II,  592  f. ; 
®am8  U,  1,  430  ff.).  2.  Unter  grabifd&of  3o- 
l^neS  (516)  mürben  13  Sefd^Ififfe  gefaxt:  (£Ie- 
rüer  foUen  nid^t  93ermanbte  bei  ftd^  aufnel^men 
unb  il^nen  nur  baS  92dt]^ige  reid^en,  nid^t  bavhü 
treiben,  nid^t  an  Sonntagen  Streitigfeiten  fd^Iid(h 
ten;  Sijd^öfe  foQen  nid^t  ol^ne  ®runb  Don  @);in- 
oben  fem  bleiben,  aud^  Sanbpriefter  unb  einige 


Saien  boju  mitnel^men,  bie  Sanbfini^  W^ 
oifttiren ;  Sßön^e  foUen  nid^  auler^db  beS  flt^ 
fterS  Rrd^Ii^e  Functionen  Derri^tm,  aud^  im 
»elHid^  (SefdSiöfte  ubemel^men  (Mde  ü,  GR; 
(Samfi  n ,  1 ,  432).    Unter  bem  Sotfite  M^ 
felben  er}bifd^ofd  SolMneS  toiaSbt  cnSl  m 
@Qnobe  ju  ®enmba  geilten,  Don  ber  wa|^ 
3)idcit)Iinarcanone8  befi^  d^t^tU  11,  677|4 
8.  3m  3. 1146  tourbe  unter  (Srsbif^of  «m^ 
eine  S3erbrüberung  (OoDfratria)  aejtiftet,  XRXri^ß 
^  felbfi  $a))f}  (Eugen  UL  unb  ber  y.  8» 
Wb  Don  (QairDous  aufnehmen  Br|ei  (fy#^ 
Jhi5))fler  Y,  500;  @am8  m,  1, 196).  i.  tt 
@9nobe  Dom  3a]^  1180  unter  eqKfi|0fah 
rengar  Derorbnete,  bag  fünftig  oIIeUihnibaHt 
ben  3a]^  bed  ^erm  gu  batiren  feien  (^cjriii 
ftnöpfler  Y,  722 ;  ®om8  III,  1,  208).  S.  ^ 
ber  großem  @9nobe  1229  unter  iSaämSkgt 
3o]^anned  Don  @abina  lourbe  bie  61^  bdfiMiP 
3acob  Don  firagonien  mit  (Eleononi  DradofiSa 
megen  su  na^er  SerUKinbtfcl^  geOtt  (^M^ 
SMp\itt  Y,  987).  6.  unb  7.  fanbcn  imta  fer 
bifd^of  @))arago  1230  eine  Xeformfvnobe  (^ 
ffnBpfler  Y,  988;  ®om3  m,  1,  284} ni 
1233  ein  SonDent  ftatt;  auf  l^tmm  04 
3acob  I.  Don  Sragonten  nod^  Dorgöngiger  8h 
rat^ung  mit  feinem  iSpi]cop(d  m  Stallt  ■ 
26  ^aragrap]^  gegen  bie  ffetar  (MMtdl/lti 
Y,  1037).  8.— 13.  €ed^  S^nobca  fßt  fer 
bifd^of  «Ibalot  ob:    1239   beriet^  n»  Ir 
Derfc^iebene  S)i8ci))Iinarl>unfte  (fuefeb'Mflki 
Y,  1081  f.);  1240  teurbe  ber  eqtifiM  « 
Xolebo  mit  ber  (Escommunication  tdaä/i,  wi 
er  atö  $rima8  aud^  in  ber  ^roDiia  !tnmi||Mi 
baS  ffreuj  Dor  ft(^  l^ertragen  Beft  (^ej^^Myfi 
Y,  1086) ;  1242  tagte  eine  e^nobe  gm  Mt 
itatl^arer  unb  SBoIbenfer  (^efeb-ihi^i^  \ 
1098);  1244  umrben  mehrere  Oleie  9taä^ 
nungen  erneuert  (^ele-ffnfl^ifler  Y,  ll(Sj\ 
1246  mürben  gleid^fälSfni^  Scf^lSffeciMBt 
gegen  Köuber  nrd^Iid^  (Bäter  unb  ^ecfon,  # 
Sugleid^  SSorfid^  em^l^  bei  gefongem  6» 
cenen ,  meldte  getauft  merben  tooDtai  ((#■ 
ftnl^pfler  Y,  1149);  bie  Ie|te  69inbe  m 
mbalat  1248  Derorbnete,  ba|  bei  bca  Xik 
eines  $rölaten  ber  ^roDinj  bie  SdHlmß 
einem  SSertrauenSmanne  fibergeben  ttcibcii  \i^ 
(C)efeIe'lhiO))fIer  Y,  1152,  unb  fibec  ab  kiiie 
e^noben  @am8  m,  1,  225—835).  ilM^ 
14.  unb  15.  unter  &)bif(4of  SBenebid  |IMi6|» 
oben:  1253  mürbe  befttmmt,  bo|  idSsfüM 
feine  Sidcefonen,  ber  aRetropoüt  ober  icba  f» 
mo^er  feiner  $roDing  Dom  Sonne  d"^^ 
fönne  ({^fele4hi5)>fler  YI,  46) ;  1266 
meiere  altere  Serorbnungen   micbcr 
(f)efcle4hiöpfler  YI,  100).  16.— lafqW« 
33em]()arb  Don  OliDeOa  l^lt  biei  6taobai  äl: 
bie  Dom  Safftt  1273  erlief  ad^  SonptBtiM 
in  benen  Dielfad^  fru^  auf«  Scne  fcjtolig 
mürben  (^fele-Jhiöpfler  YI,  116  f.);  1279MBki 
an  $a))ft  9ticoIau»  m.  bie  Sitte  um  " 


vai 


larfu«. 


122« 


(sttm  SnianniM  tnm  ^kimoforte  gerid^itt,  xoSSt» 
iml  1288  bie  SefKmimmgen  Don  1273  »ieber» 
^  unib  Me  6ticifm  gegen  biejienigm  oerfd^ärft 
Mbcn,  iDfli^  fl4  on  einem  99i{(^ofe  tl^ötlid^ 
Mtgtttfm  (|^cfele-lhtö))flec  VI ,  225).  19.  unb 
20.  surf  epnoben  unter  er)bi{4of  Stoberid^ 
1292  mb  1305^  oon  benen  bie  etfte  bte  öUeten 
CMnten  Sbn  bie  Rr^Iic^  gftei^  beftäHgte  unb 
mf^idcne  2>ifi€i)>ItnatcQm)ne8  erlief  (^^I^" 
Mkpflet  VI,  265),  bie  anbeie  in  ad^t  (Eonftitu- 
mm  befHmmte,  bag  bie  SSifd^öfe  bei  i^en  Sifl- 
taHsam  ibec  ben  SoDgug  bet  Xeftamente  9laq- 
foif^nngcn  onfteOen  unb  Aber  Seobad^tung  befi 
Sittnbicti  voaäfm  foOen:  oud^  merben  93er- 
f(tsa>nnigen  unb  6d^mä^(d^riften  gegen  Slerifer 
wä  Cscornmunicotion  bebro^t  (^efele-ftnöpfler 
VI,  474).  Unter  er)bifd^of  SBUI^elm  nntrben 
21.— 24.  riet  e^noben  gel^olten :  bie  Dom  Saläre 
1807  erlicl  uicr  Conftitutionen  gegen  3uben  unb 
eomnen  unb  Derbot,  lä^tfc^  Verjte  }u  ge« 
\tnaifyn ,  beftimmte  mu^,  Clerifer  foQten  fo  oft 
dl  noglid^  celebriten  (^ele4hiöpfler  VI,  477) ; 
\k  e^noben  1308,  1310  unb  1312  umrben 
Mgm  ber  Xem^Ier  (f.  b.  9xL)  gelten,  bie 
of  ber  te|ten  fieigef)m)d^  mürben  (^efele- 
Mfftcr  VI,  471  f.  u.  563).  25.  unb  26.  Sr}- 
Mf(^3j[men  ^iett  {»ei  S^noben :  1317  megen 
3ntt&mer  ber  Scguinen,  Segl^rben  unb  gfron- 
rilcmia^ertiarier  (^IfSMp^ln  VI,  602), 
inb  1823  )ttm  @d^tt^  ber  fin^lid^  ^ßerfonen 
sab  bec  fird^Iid^  ®erid^t8barfeit  (t^tele4htd))f« 
InV,  617).  27.— 29.  Unter  bem  ^atriord^ 
Sfi^dmief  Ott  9bminiflrator  oerunftoltete  eine 
^nobe  1329  eine  neue  Sononfammlung  Don 
80  Jhanmem;  eine  imeite  69nobe  Dom  Solare 
ItSl  tonbeltt  befonberft  Aber  bie  ^flid^ten  ber 
Ibnrinqfaotoven  erlebigter  IBiStl^ümer,  eine  britte 
in  3. 1332  traf  Seftimmungen  über  bie  fo  bäu- 
lig  gcfSbrbete  f^bnli^e  @i^erbeit  ber  (Slerifer 
unb  Dedmt  Ie|teren,  M  Slboocaten  aufzutreten 
(t(felHftn5))ficrVI,629.638).  30.unb31.  Unter 
€t|(c{d^f  «malb  tourbe  1336  ben  ®eifni(ben 
her  Su^iifl  in  ber  ftleibung  unterfagt  (befonberd 
Uc  Oi^e,  rotbe  ober  grüne  ftleiber  )u  tragen), 
nib  no4  im  fclben  3ab<e  touri>e  auf  einer  )U)eiten 
S^tobe  Vntmort  auf  Derfd^iebene  Sebetden  gegen 
bit  etfie  gegeben  (^efeb-ihtö))f(er  VI,  646). 
82.  Unter  (Irjbifd^of  Sond^o ,  ber  ffinf  S^n- 
abm  ^,  tmirbe  1854  Aber  bie  Steigung  bed 
Se^idai  unb  bie  {BiRtotionStofien  ber  Srd^i- 
Mdconcn  Der^nbett  (^efele-ftnBpfler  VI,  705). 
88.  mib  34.  Unter  erjbtfd^of  $etruS  erUeg  eine 
€oiiobe  Don  1867  elf  unb  eine  Don  1369  )ebn 
(Mutationen  über  Derfd^iebene  S)iS€it)Itnar- 
paik,  befonberS  gegen  (Eoncubinat,  SBaffen- 
Ingm  vnb  ^onbel  ber  Slerifer,  fomie  über  ben 
So^l  ber  »ifd^bfe  (^efele-ffnd)>{ler  VI,  724). 
85.-87.  e^bifd^of  3nnigo  l^elt  brei  ^ooinsial- 
andßcn:  1391, 1395  nnb  1400 ;  baS  erfle  erlief 
ihr  ^USci))anadad^en  16  Serorbnungen ;  bie 
bitbm  k|tmii  bcf a^en  ftd^  mit  bem  @d^u)te 


ber  fird^Hd^en  $erfonen  unb  Ked^te  (€)efele-l?n5))f« 
fer  VI,  973.  975  unb  981).  88.  S)almatinu« 
Don  9Rur  f^itli  1424  eine  gro|e  Steformfqnobe. 
39.  unb  40.  Unter  Srjbifd^of  gold^  be  Sarbonä 
»urbe  1517  Sefc^Iu^  g^a^t,  ob  unb  mie  bet 
breifad^e  Dom  Sateronconcil  auSgefd^riebene  QäixA 
)u  entrid^ten  fei,  unb  1527  (1529?)  über  bie 
®efangenbaltung  bed  ^fteS  in  ber  SngelSburg 
unb  bie  $Iünberung  Dtomd  burd^  faiferlid^e  Xrup« 
))en  StUiQt  geführt  (@am8  HI,  2, 167 ;  ^efele* 
^ergenrötber  IX,  579).  41.-42.  Unter  (Erj- 
bifd^f  3o^anned  be  (Sugman  fanben  1628  unb 
1633  }mei  @9noben  ftott.  43.— 51.  @eit  1685 
mürben  neun  $roDin§iaIconcttien  in  ben  3ob- 
ren  1685,  1699,  1712,  1717,  1722,  1727, 
1733,  1738,  1752  gehalten  (f.  GoU.  Lac.  I, 
743  sqq.).  [9leber.] 

9«T|te$  (Tap(r6c),  im  %  %.  bie  ^u))tftabt 
ber  neinajktifd^en  Scmbfd^aft  (Siliden,  «eine  nid^t 
unberü^mte  Stabt"  (9))g.  21,  39),  ift  alfi  (Ge- 
burtsort beS  1^1.  gkmiud,  ber  Jle  fo  genannt,  nod^ 
Diel  berül^mter  gemorben.  @ie  mar  fd^on  )U 
9tff9rer)eiten  Don  ben  bamaligen  fleinafuxtifd^en 
Semobnem  gegrünbet  (@(^raber,  fteilinfd^r.  unb 
(Sefd^id^tSf.  241),  marb  bann  Don  @oImanaffar 
utü)  Sennad^er^  erobert,  im  6.  Sal^r^unbert 
D.  iSfyc.  aber  l^eOenifui  unb  erlangte  in  grie^ 
4if(^er  3eü  eine  rafd^e  SBIüte.  9{ad^  bem  ©tut» 
ber  aff^rifd^en  ÜJlad^t  erfc^eint  Xarfud  als  6i| 
ber  unter  bem  2:itel  SpenneftS  regierenben  San« 
beSfürften  Don  Sütcien,  meldte  \pattt  i^re  Sie- 
gierung  unter  )>erjtfd^r  @u)eränitat  fortfe]^en. 
^ei  bem  Sleid^tbum  ber  cUicifd^en  (Ebene  unb 
bei  i^em  Müllen  ^anbel  marb  bie  @tabt 
immer  mobibabenber  unb  bebeutenber;  babei 
berührten  ftd^  ^ier  ^Eenifd^e  unb  morgeniön- 
bifd^c  (lultur,  unb  eS  ermucbS  in  £arfuS  eine 
bobe  Silbung,  beren  Xröger  in  ber  gried^ifd^ 
9BeIt  mettbtn  genannt  mürben.  92ad!|bem  SUe- 
lanber  aud^  fHeinafien  erobert  unb  beffen  9Iad^- 
folger  fid^  in  fein  Xeid^  getbeUt  bitten,  gel^örte 
XarfuS,  baS  nur  fur^e  3rtt  unter  ^tolemäus  ge- 
jtonben,  )u  bem  feleucibifd^  ffönigtbum,  bis  eS 
nad^  ber  Dorübergebenben  ^errfd^aft  beS  Arme- 
niers XigraneS  ben  9t5mem  anheimfiel.  3n  ben 
römifd^  Sürgerfriegen  fianb  eS  )u  (Söfar  unb 
OctaDton,  unb  burd^  einen  Sefud^,  ben  erflerer 
ber  €tabt  mad^te,  ^ielt  eS  jt(b  fo  geeiert,  ba|  eS 
ben  92amen  3uItopoliS  annabm.  Siefe  Snböng- 
Hd^teit  röd^  (SafFiuS  Dor  ber  @d^Iad^t  bei  W 
ti))))i  burd^  grünolicbe  SuSraubung  ber  @tabt. 
Antonius  unb  SuguftuS  {ud^ten  fie  bafür  }U  ent- 
fd^bigen,  unb  nad^  ber  @d^Iad^t  Don  Adium 
marb  fte  )ur  civitas  libera  unb  cUicifd^en 
SRetropoIe  erboben.  3ebod^  befam  fte  nid^t  ben 
Sflang  eines  aJtunici|)iumS,  fo  ba^  baS  rbmifd^e 
Sürgemd^t,  meld^eS  ber  bl  ^auIuS  Don  ®eburt 
botte  (%p^  22,  28),  Don  einem  Sorfabren  beS 
9(|>ofteIS  gelduft  morben  fein  mu^.  ©t^^ter  nv 
XarfuS  mtd^  als  StIbungSftötte  gefud^t ;  Str 
(14,  5,  13)  Dergleidftt  eS  in  biefer  ^inftd^t 


1227 


Xattaren  —  ZaSlobrngiten. 


^ifftn  unb  9tc|Qnbria.  €^ti  fett  ber  feleu- 
cibijd^  3^  bej'tonb  eine  iübijd^e  €Qnagoge  in 
Xarfud,  unb  ber  Slpofiel  ^ulu§  legte  (ier  ben 
@runb  5u  bei  pl^faijd^en  ®e{e|e3{tienge,  loelc^e 
er  fi4  Slpg.  22,  8  §u)^reibt,  ma^renb  baS  reic^ 
I^IIenifd^  fieben  i^m  bie  9(nf(^auungen  unb 
ftenntntffe  oerfd^e,  bie  i^n  t)or5ug§n>eife  gum 
f^eibenopoftel  bejöl^igten.  SorfuS  blieb  nm^  eine 
t)ol!reid^  @tabt  bis  }u  ben  $Qrtl^erfriegen;  bann 
foni  feine  Sebeutung,  unb  bie  Statte,  auf  ba  e8 
geftanben,  beioa^rt  ie|t  {einerlei  Uebemfte,  ttielc^ 
an  bie  frül^ere  Sebeutung  ber  @tabt  erinnern 
Unnten.  [i^auIen.] 

%aTtaxin  (3:ataren),  f.  SRongoIen. 

%^at€tus  (£ataretu§),  !ßetruS,  einer  ber 
bebeutenbpen  unb  angeje^enften  @cotifien  in  ber 
le^en  ^Ifte  bed  15.  Sa^rl^unbertS,  mar  Se^ 
unb  1490  aud^  »ector  an  ber  UniDerfttät  ^S 
(Bulaens,  Hist.  ünivers.  Paris.  V,  Paris. 
1670,  794).  Son  feinen  perfönlid^n  Ser^tt- 
niffen  i|t  nid^tS  belannt;  bagegen  l^aben  feine 
@<i^riften  baS  Anbeuten  an  i|n  lange  lebenbig 
er^lten.  Sr  fd^rieb  junad^fl  einen  beliebten  unb 
baber  oft  gebrudten  Sommentar  gu  bed  ^truS 
^iSpanuS  (f.  b.  9lrt.  Sobonned  XXL)  ©d^ul- 
compenbium  ber  ariftotelifc^  Sogü,  bad  bid  ^um 
Ausgange  beS  ÜJlittelalterS  t)iel  gebrandet  mürbe 
(Expositio  in  Summulas  Petri  Hispani,  guefft 
8.  L  et  a.,  fobann  Dom  Serfajfer  felbfi  t)erbeffert 
unb  oermel^rt  1501  unb  1508 ;  t)on  bem  9Ragi|ter 
Snartin  ÜJ^oIenfelt  mU  ben  be^üglid^en  @teEcn 
an%  ben  @d^hf ten  bed  @cotu§  unb  einem  tracta- 
tos  obligatorionim  t)erme]()rt,  unb  gugleic^  mit 
Sommeutaren  ^u  anberen  ariftotelifd^en  Schriften 
1514  5u  f8a]d  unb  SSenebig  u.  f.  m.).  9ud^ 
Sartaretd  Sommentare  ju  ben  logifd^en  unb 
pb^ftfd^en,  ben  metapbQftfd^^  (bis  jum  6.  Sud^e) 
unb  etbifd^  Sd^riften  beS  ©tagiriten,  befonberS 
aber  bie  ßrlauterungen  5um  Organon  (Commen- 
tationes  in  libros  totius  logicae  Aristotelis) 
mürben  feit  1494  bi§  in  bie  erfte  ^ölfte  bcS 
17.  3al^rf)unbertS  ^öufig  gebrudt  (fo  ju  ^riS 
1494,  1520;  2t)on  1500  unb  1501;  Safel 
1514  u.  f.  m.).  ®a8  l^obe  Slnfcl&en,  meld^eS  bie 
pbilofopl^ifd^en  Sommentare  XartaretS  genoffen, 
erl^eüt  auc^  auS  ber  2:batfQ(^e,  ba^  fturfiirft 
tJriebrid^  III.  ber  SBcife  oon  Socf)fen  bie  Com- 
mentationes  Tataretd  in  doctrina  Scoti 
super  Aristotele  et  Petro  Hispano  1504 
auf  feine  Äoflen  burc^  ben  SoccalariuS  SBoIf- 
gang  @tödel  neu  auflegen  unb  an  ber  Don  il(im 
gegrünbeten  ^oc^fi^ule  ju  S£nttenberg  alS  Se^r« 
buc^  einfügen  ließ,  bis  fie  nod^malS  burd^  3Re- 
land^tlionS  Compendium  Dialectices  Derbrängt 
mürben  (Dgl.  Hennann  ab  Eiswich,  De  yaria 
fortuna  Aristotelis  in  scholis  Protestantium, 
Vitembergae  1720, 16,  unb  3oc.  Srudfer,  Äurae 
tJragen  auS  ber  pl^ilofop^ifdben  ^iftorie  VI,  Ulm 
1735,  43.  358.  382).  3n  SartaretS  (Jommentor 
jum  Drgonon  (menigftenS  in  ben  fpäteren  aus- 
gaben, j.  S.  93afel  1514,  foL  59)  finbet  fidj  »um 


erßenmal  bie  angeblid^  Don  SuribonaS  (f.  b.  lil) 
gur  leidstem  ^uffinbung  bed  logif^m  Stittd- 
begrip  erfunbene  Dielgenannte  .SfdSbrude'  itU^ 
li^  als  Pens  asinorum  ermöi^  mü)  ta| 
eine  Derfmnlid(|enbe  §igur  auSgdffüdt  9m  ki 
Dielen,  t^meife  burc^  9nbm  leDibtitai  nl 
Derbefferten  ausgaben  ber  Sonuncntoce  Zoclnl 
)u  ben  ariftotelifc^  Sd^ften  über  bie  ^HA 
97{eta))b9fif  unb  dt^ü  fri  namenüid^  bie  \m^ 
3ob.  SBaOaini  beforgte  genannt :  In  ii^plioai 
Aristotelis  phüosophiam,  phjsicam,  mf^ 
physicam  et  ethicam,  Venet.  1571.  hin* 
stotelis  libros  de  phjsico  aadita  qnierfoM^ 
de  coelo  et  mondo,  meteoromm,  de  nni, 
de  somno  et  Tigilia,  ethicomm,  ib.  162L 
Sine  ®efammtauSgabe  ber  pl^ilofop^f^nSoft 
XartaretS  erfd^ien  1628  gu  Senebig  mtfa  te 
^itel  In  nniversam  philosophiam  operaoBBii 
4  partes.  —  S)ie  lange  SReibe  fietS  neKrto 
gaben  bemeiSt,  mie  febr  ber  ScotiSmuS  ZoMI 
nod^  bis  in  bie  erfien  Sol^rge^nte  beS  17.  i^ 
bunbertS  btnein  ben  Pbilofop^ifd^enUntcRuttbi 
berrfd^te.   ^ber  aud^  auf  tbcologifc^  ftük 
mirfte  Xartaret  einflu|reid^  für  baS  Scc|UsW| 
unb  bie  Skrbreitung  ber  fcotiflif«^  2iäfn,  m 
mentlid^  bunb  feine  Srflärung  gu  ben  QiiodIMi 
($ariS  1519)  unb  gum  SentengencommeiiiarM 
ecotuS  (ebb.  1 520).  Seibe  eommentore  eij^ioRi 
ebenfaUS  in  mehreren  XuSgoben  unb  Sani» 
tungen,  guerfi  burd^  ben  nachmaligen  CoibW 
SonftantiuS  Succafocud,  befannter  imtrr  ba 
!Ramen  SanumuS  (f.  Hurter,  Nomendäl, 
2.  ed.,  49  sq.),  gu  IBenebig  1580,  bon  ■ 
neuer  Stebaction  unb  mit  Snmerbmgen  infr|B 
Don   SSonaD.  SRanenti   gu  )93enebig  158S  s 
8  Sänben  (neue  9uf(age  ebb.  1607).   9n  da 
feinen  Sd^riften   Dertritt  SlortoretuS  bca  }» 
tiftifcben  ^ealiSmuS  gegenüber  ben  fogo.  Sf 
minaliften  (f.  b.  9rt).  (Sgl.  Sbaralea,  SaifL 
Script  Franc,  Born.   1806,   609;  TMr 
cius-Mansi ,  Bibl.  lat.  med.  et  infim.  mL 
VI,  Floren!  1859,  518;  ^rontl,  (Scjili* 
ber  Sogi!  im  Slbenblanbe  IV ,  Seipgig  18i0. 
204  ff.;  S.  9load[,  $büofopbiege{d^td^üi4(l&|i- 
fon,  Seipsig  1879,  s.  v.;  St.  2öema,  Die  &(ß^ 
lafüf  beS  fpatem!D}itteIaIterSiy,  1,  Sial88l 
805.)  [SRoigoit] 

%axtiffns^  f.  3:b<^rftS. 

fa$&0bnigifai  (eigentlid^  Tanoifvr^fi» 
na(|  ber  bei  Spipl^niuS  Haer.  48,  n.  14  » 
gegebenen  Stpmologie  Dom  p^rpgif^  tv«, 
^öljemer  92agel,  $fabl  unb  opourrof,  9ofe)|U 
eine  guerft  im  4.  Sal^rbunbert  ermöbnte,  iniit|tk 
bebeutenbe  böretif^e  @ecte  ber  alten  3A  *^ 
unter  Derfd^tebenen,  gum  ü^ü  burd^  Conipti** 
(g.  33.  Ascodnigitae),  gum  %^  bunt  Ucte* 
fe^ung  (g.  S.  Passalorhynchitae,  Ptadllow 
sones)  beS  oben  ermöbnten  IRamenS  geUMn 
^Benennungen  Dorfommt  Sinige  itäpm  ^  P 
ben  @nofti(em,  nämlid^  gu  ber  Sd^ule  bei  !Rip 
cuS  (f.  b.  Sri  n.  1),  fo  X^eäwnt  (Hav- 


1229 


Xüffin. 


1230 


iUniL  1,  9),  Vnbere  mit  (Spipf^caAui  (Haer. 
48»  n.  14)  (u  ben  aRontaniften.  Sri  ber  t^tt- 
mA\t  nal^  SenDonbtfd^ft  giDifd^en  ben  ©no« 
flOmi  unb  ben  aRontaniften  lägt  cd  ftc^  mfH 
iaäm,  bog  rine  Bdne  @ecte  (siftirte,  Don  mU 

ÄcS  giDrifeH^ft  biriben  mochte,  ob  fie  mel^r 
n  ober  j[enem  flreiS  Don  3rrt|^ümem  on« 
-^fßfia.  Sie  ZoSfobruBiten  erhielten  i^ren  Ütomen 
M>f(  tost  jum  Spott,  toett  {ie  brim  Seien  ben 
obiger  (taox6c,  icaoaoXoc)  on  bie  92afe  (dpou^Yoc, 
iiSrfi^)  I^i^  ot>^  S<nr  in  ben  SRunb  fieÄen, 
tnameglidd  nne  einen  $fa^U  }um  Sdä^m  bed 
ftCRmRen  etiUf^meigenS,  \üx  mlä^t  @itte  fie 
MI  ffioxt  bcS  föniglid^  ^opl^eten  anfül^rten: 
J^m,  \tjft  cot  meinen  Wniib  rine  Sßad^e  unb  an 
«rine  Sippen  rine  ^ut''  m  140, 8).  2)a8  ifl 
VBeS,  IDOS  (Spiffymba,  $^ra{hiu8  unb  SiugufKn 
Act  fie  }u  bönci^ten  »iffen ;  anbete  alte  ©t^rift- 
Prihr  eno&^nen,  ha%  bie  Sectirer  bie  SOlenfd^« 
Mibung  bÄ  ^erm  löugneten,  bie  @acramente, 
fDgac  bie  Xaufe,  oenoarfen  wib  oorgöben,  man 
«igne  fic^  bie  CrI5f ung  burd^  bie  ma^re  ßrlenntnig 
mL  Sie  @eäe  mar  in  (Salatien  entftanben  unb 
teitrie  fid^  im  4.  unb  5.  Sal^l^unbert  in  jflein- 
iriicn  unb  Serien  ouS ;  bort  lourben  il^re  religiöfen 
Snfammenlünfte  bur^  laiferlid^e  ®e{e(e  oerboten. 
9tod^  im  6.  Ja^rl^unbert  gibt  rine  gegen  fie  ge* 
f^Crie  Serffigung  in  Setreff  ber  gfä^igfeit,  ge- 
tU^id^  3ntgnig  ab}ulegen  (Cod.  Justin.  1, 
S»  21),  fiimbe  oon  i^er  Ssiß^n^.  Um  biefelbe 
jiieit  orfft^  man  oon  bem  ^redb^ter  Xtmotl^euS 
«nS  Sonftantinopel  (Migne,  PP.  gr.  LXXXYI, 
1, 14),  ba|  bie  ^ur  ffird^e  öbertretenben  Sadfo- 
bragiten  bri  ber  Sufnal^me  getauft  merben  mußten. 
6dD^  im  9.  ^ab^J^unbert  ^nben  ftd^  nod^  @puren 
ber  @ecte.  —  Sie  9(8fiten,  toeld^  in  einem 
C^Ioud^  (dax6c)  baS  confecrirte  beilige  Slut  auf* 
BctDo^rten  unb  biefem  eine  Sfrt  Sacd^uS-SuIt  er- 
triefen, f^eint  iuerfl  ^bUaftnud  (Haer.  75) 
«nb  nad^  i^m  mond^er  Rubere  megen  riniger 
SbunenS&bnlid^Ieit  mit  ben  £ad!obrugiten  oer- 
ttwAfelt  )tt  baben.  [Segler.] 

foflbi,  Stenö  $ro8per,  0.  S.  B.,  be- 
ifil^mter  ^iftoriler  au8  ber  SRauriner-Songre- 
dj^iim,  mürbe  am  17. 9loDember  1697  gu  Sanla^ 
fDiScefe  üßanS)  geboren  unb  legte  am  3.  ^uguft 
1718  in  ber  9btri  SumiögeS  bie  OrbenSgelübbe 
lA.  9Rit  Som  2:ouftain  (f.  b.  9rt),  ber  ibm 
te  innigfter  gfreunbfcbaft  Derbunben  xoax,  mürbe 
fr  lH)n  ben  Oberen  beauftragt,  rine  neue  ooll- 

ffEnge  SiuSgabe  oon  ben  2Berfen  be8  1^1.  Xb^^" 
@tubite8  (f.  b.  Slrt.)  }u  Deranftalten.  lieber 
20  3ab^  arbeiteten  bie  briben  gelehrten  äRönner 
an  bem  SBerfe;  ba  fub  iebod^  für  baSjelbe 
Irin  Serleger  fanb,  gelangte  eS  nid^t  }ur  Ser- 
iffiniUid^ung  (ogL  Geillier,  Hist.  gön.  des  aut. 
Mcr^,  nouv.  öd.  XTT,  819).  9^0(b  toö^renb 
fem  Srbrit  ndtbigte  rin  »ed^tSftreit  ber  '^btri 
CL  Ouen  )u  Xouen  mit  bem  SRetropoIitancapitel 
Me^  Stobt  bribe  ®e(ebrte  gu  einge^enber  Ur- 
bnocnforfd^ung ,  beren  grucbt  bad  fed^Sbönbtge 


Sßerf  Nouveau  traitö  de  diplomatique,  Paria 
1750—1765,  toox.  Sie  Dier  lejten  Sänbe  botte 
3:affin  nad^  bem  Xobe  Som  Xouflaind  allein  be- 
arbeitet. Sa8  ganje  SBerf  bilbet  eine  bebeutfame 
(Ergänjung  Don  SV^abiUond  (f.  b.  Sri)  De  re 
diplomatica  unb  fanb  bri  g^d^fennem  rine  febr 
günftige  ^ufnabme;  eine  beut|d^e  Ueberfe^ung 
old^ien  ju  gfranffurt  1759—1769  in  9  Sänben. 
Ser  erfte  Sanb  ber  frangöftfd^en  SiuSgabe  entl^SIt 
eine  Slbbanblung  über  bie  Sortbeile  riner  ®f 
fd^id^te  ber  Urhtnbenforfd^ung  uitb  bie  Dorgug- 
lid^ften  Pfleger  berfelben  in  gf^nbrid^,  Seutfc^ 
tanb  unb  Italien.  9lud^  mirb  bie  Slid^tigleit  ber 
Don  ÜJlabiOon  aufgefteUten  (Srunbfö^  bargelegt, 

iiuglrid^  ber  Urfprung  ber  ©d^riftgeidpen,  bie  Der- 
d^iebenen  Snftrumente  unb  Sfluffigfriten,  beren 
man  ftd^  )um  @d^reiben  bebiente,  foune  bie  Sl^a- 
raftere  ber  Sucbftaben  unb  beren  aQmöIige  Um- 

Seftaltung  in  ben  Derfd(|iebenen  Sobrbunberten 
efprod^en.  Ser  gmeite  Sanb  entl^ölt  ringebenbe 
Ißotigen  über  ben  Urfprung  ber  lateinifd^en  Sud^ 
ftaben,  bie  Derfd^iebenen  9(rten  beS  Slpb^^rid  uiü> 
bie  alten  lateinif^en  ©d^riftsüge.  Ser  britte  Sanb 
befaßt  ftd^  mit  ber  Unterfu^ung  ber  SRanufcripte 
unb  Urlunben  Dom  4.  bid  16.  3abrbunbert  unb 
gibt  9nlritung  }um  Irid^ten  Sefen  berfelben.  Sie 
brei  lekten  Sönbe  bieten  au|er  einer  SCbbanblung 
über  Siegel  unb  (Begenfiegel  Untermrifung  gur 
gfeftfieOung  beS  SlterS  Don  |)anbfd^riften  unb  Ur- 
hinben.  Son  ben  anberen  @d^riften  Safftnd  ift 
Dor  Mem  }U  nennen  bie  Histoire  littöraire  de 
la  congregation  de  StrMaor,  Paris  et  Bra- 
xelles  1770.  SiefeS  SBerf  enthält  bie  SebenS- 
ffiggen  unb  fiiften  ber  Sßerfe  (fotoobl  ber  gebrucf ten 
als  ber  b<mbfd)riftlid^en)  Don  ©elel^rten  ber  9Rau- 
riner>Songregatton  feit  beren  ©rünbung  (1618) 
bis  aur  3eit  SafftnS.  &  überbolt  bie  @tubien 
Don  Som  fiecerf  unb  $e)  (f.  b.  ^rt.)  meit  unb  ift 
rin  SIKufter  für  atte  arbeiten  biefer  «rt.  Sa 
3:af|in  Dielen  friner  SRitbrüber,  »eld^e  beS  3an- 
feniSmuS  Derböd^tig  toatm,  uneingefd^ränfteS  fiob 
fpenbete,  Derlangte  bie  Senfur,  ba^  bie  betre^enben 
Sogen  entfernt  unb  burdd  corrigirte  erfe^t  loürben; 
fo  fommt  e§,  ba^  nur  wenige  (Sjemplare  fub  fin- 
ben,  meldte  bie  cenfurirten  Slütter  (14  an  ber 
3abO  entbalten.  (Sine  beutf(be  Ueberfe^ung  er- 
fd^ien  als  ©elebrtengefd^id^te  ber  Kongregation  Don 
@t.  ÜRaur  (mit  Semerfungen  unb  Zugaben  Don 
3.  ®.  SWeufel),  Sranffurt  unb  Seipaig  1778  bis 
1774,  2  Sbe.  äBriterbin  fei  nod^  enoabnt  bie 
@d^rift  La  notice  de  manoscripts  de  Töglise 
metropolitaine  de  Bouen,  par  M.  l'abbe  Saas 
revue  et  corrigee,  Bouen  1747.  3^  ben  ge- 
nannten äBerfen  fommen  bann  nod^  Derfd^iebene 
Srtifel  im  Journal  Don  Serbun  (barunter  befon- 
berS  bie  ftritif  über  baS  „üronifd^e  llpbabri" 
Don  S.  Sarpentier)  unb  als  ungebrudKe  arbeiten 
bie  Sortierung  ber  @efd^id^te  beS  Senebictiner- 
orbenS  Don  Sulteau  (Dom  10.  Sabrbunbert  bis 
1600)  fott)ie  bie  ©efd^id^te  ber  Abteien  Don  @t 
Sanbrille  unb  @t.  Ouen  Don  ber  Sinfübrung  ber 


1888 


latottn  —  lotion. 


1284 


P(r}ogni.  nmfiHg  DoSjog  pd^  feine  Süutenmg, 
nib  1586  bnitbe  et  freigegebni;  Serrara  blieb 
1^  ober  veif^foffen.  Cr  ging  nad^  bem  Sfiben 
nb  befnd^te  itntenoegS  Eoreto ;  fiberofl  mürbe  er 
■i  (Bitm  äbet^tuft  unb  oor  <Bafl  ber  üomel^m- 
fm  Ocfdlfi^aften.  3n  Jltopd,  mo  er  t)ergeblid^ 
^  tHtelid^  unb  müiterlid^  (Srbtl^U  bean- 
^ni^,  orbeitete  er  Jem  ^SefreiteS  aentfalem" 
ia  bot  i,€robecte  äemfolem'  um.  3n  ben  fttöflem 
vcilte  er  om  liebftm,  SugujHnud  unb  Xl^omaS 
Biuuu  ielm2iAltng8f(briftjMler,  unb  feinen  ,,guien 
9aiaV  Raubte  er  oft  in  einer  6ngel«er{d^einung 

6f^cn.  Huf  Sermitthing  be8  6arbinme  Sinjio 
lobranbini  joOte  er  Dom  ^|l  Slemend  YIIL 
•0  Dkfjler  gehrdni  »erben,  j^orb  ober  einige  Zöge 
M^  in  bem  ^ieronqmitennofier  @.  Onufrü) 
oof  bem  äonicuIuS  am  25.  Spril  1595.  £rfi  ben 
tobtat  f^mfidtte  ber  Derbiente  Sorbeerlranj^  3n 
kBttm,  oufgeittungenem  stumpfe  l^t  er  bie  ^^ler 
fims  nbertriebenen  @eIbftbettniitfetnS,  befi  ajlmt- 
gdS  mi  S)emut|^,  beS  Segel^nd  nod^  i^m  t)er- 
fsgten  Serl^ftltniflen  fiberminben  mSff en ;  gan)  frei 
«m  OKtf^uIb  fc^nt  ober  bad  ^S  b'ßfte  ni<^t 
|n  fein.  9aS  ^oupttoert  Xojfo'S  ifi  <,2)a§  be- 
fteäe  gerufolem'',  La  Oemsaleoiine  liberata, 
vmgfoxbeitet  nid^t  gu  feinem  93ortl^  in  La  Gera- 
nüemiae  eonqmstada.  9ßeiter  finb  gu  nennen 
Ainmtay  baS  Zrmterfpiel  Torrismondo,  femer 
BiiuJdo,  Le  aeite  giornate,  Le  lagrime  di 
Ihm,  D  monte  Oliveto,  La  difiperazione  di 
Ginda,  feine  Rune,  Bialoghi  unb  Letiere.  2){e 
ItfgQben,  Monbetd  beS  ^Sefreiten  Senifafem", 
jnib  lo^noB;  biefeS  ^oupttoert  erfd^ien  guerfl  }u 
Sanitt  1581;  eine  gute  neue  9lu9gabe  lieferte 
«aoEtqiini,  Seipgig  1882.  iBon  ben  @efammt- 
aalgoben  fei  bie  gu  $i{o  1820  ff.  in  80  Sönben 
offene  ermöl^ni.  Ueberfe^ungen  beS  Jbz" 
fceitm  aerufobrnS''  boten  Stredfug  (Seipgig 
1849X  <BrieS  (8ei))gig  unb  Stuttgort  1874  unb 
1887).  [TOodfe.] 

faiareK  (Zortoren),  f.  SRongoIen. 

yolaffffm,  f.  XortoretuS. 

fifiM,  ber  apologet  unb  fpdtere  (BnofWkr, 
lur  no^  feiner  eigenen  Sngobe  (Or.  42)  im 
teibe  ber  «ff^rer,  b.  i.  in  ber  Sonbfd^aft  öfffid^ 
Ml  ZigriS,  geboren,  9tad^  3<t^n  (gforfd^unge n 
gur  <Bif4.  b.  neutefL  (EononS  I,  erlangen  1881, 
W4)  eiSidte  er  bo8  Sid^t  ber  SBelt  um  110  n.  e^. 
fio4  tS|t  ^  bie  3ett  feiner  ®eburt  nid^t  ftd^er 
fePfMcn,  «nb  ebenfo  toenig  ift  Hör,  ob  er  üon 
ttrie^Her  Sbpommung  toor,  mie  fein  9lQme  unb 
Fine  6Areibmeife  nahelegen  (ügL  iQoxnad,  Xtgit 
JL  Ilnlerf.  1, 1, 199  f.),  ober  üon  femitifc^er  ^er- 
tmi|t  (OHL  3o^  I,  270  f. ;  n,  292  f.).  SBenn 
QandA  üon  Wesanbrien  (Strom.  8,  12,  81) 
«ib  ftri|p^iu8  (Haer.  46, 1)  il^n  einen  ^S^rer" 
mmitn,  \o  »irb  bicfe  IBegei^nung  in  ber  ^öufigen 
SenN^^liiinfl  bon  69rten  unb  tSff^rien  i^ren 
Sfuiib  ^eAen.  SebenfaOS  gel^drt  er  bur(^  feine 
mblmg  Mifräb  auf  gang  bem  ^eBenentl^um  an. 
i     "^mi  ZAtion  fi^  in  feiner  3ug«nb  mit  r^eto- 


rifd^en  Stubien  unb  ben  Sel^n  ber  gried^ifd^en 
$^Uofot)]^ie  befd^äfKgt  l^otte  (Or.  85. 42),  unter» 
nabm  er,  eine  ^öl^ere  Sauf bal^  in  feiner  ^eim<^ 
Derf d^m&l^nb,  ouSgebel^nte  Steifen  in  ber  gried^ifd^ 
römif d^en  SBelt,  nid^t  oud  Srtoerb^  ober  9letfe- 
luji,  fonbem  getrieben  oon  bem  S)range  nad^ 
»euerer  »Übung  (Or.  11).  ÜRit  offenen  «ugen 
beobad^tete  er  bie  reUgiöd'fittlic^en  3uftönbe,  Ue 
(Einrid^tungen  unb  {fünfte  ber  Sölfer  unb  Iie|  fid^ 
felbfl  in  bie  üR^fterien  etnmeil^en  (Or.  29).  2)ad 
Srgebni^  fold^er  gorfd^ngen  mar  bie  (Einfielt, 
baf  bie  l^eQenifd^l^eibnif  d(|e  SBeltanfd^auung  f  amml 
bem  barauf  erbauten  Seben  gfingttd^  gu  oenoerfen 
fei;  bie  Steligion  als  foldbe  ober  boS  (Sottet- 
bemu|tfein  ber  Reiben  miberte  ibn  an,  nid^ 
weniger  megen  iqrer  UnDemänftigfeit  aI9  megen 
ber  Unfittli^feit,  bie  er  aI8  notl^toenbige  golge 
boDon  erfannte.  Unbefriebigt  burd^  bie  iBolfS- 
religion,  bie  an^fterien  unb  bie  ))bUofo|)bifd^en 
@9fteme,  bie  er  aSe  burd^forfd^t  (Or.  1.  26),  ab- 
gejio^en  burd^  bie  Unfittlic^feit  be8  SoHSlebenS 
(Or.  22. 28. 28)  toie  burd^  bie  erbdrmlid^e  eitelteit, 
fHxbfud^t  unb  ftttlid^e  f^ofßdt  ber  Sß^Iofop^n 
(Or.  19. 25. 26),  fam  er  in  gereiftem  SebenSalter 
nad^  9lom.  SBa«  er  biSl^  an  »ernunft«  unb 
Sittenloftgfeit  gerfheut  gefeiten,  fanb  er  in  ber 
3BeItl^uptftabt  Dereint,  fo  ba|  er  ooDeubS  bie 
Uebergeugung  getoann,  bie  l^bnifd^e  Sßett- 
anfd^auung  l^be  Zrug  unb  Zöufd^ung  gur  Unter- 
lage, fei  burd^  unb  burd^  unmo^r  wib  i^ren  Zrö- 
gern  felbfi  oerberbli^.  Sie  emfte,  fiitlic^-Iöutembe 
SBabrl^it  leud^tete  i|m  erft  auf,  ald  il^m  bie  „bar« 
barifd^en  Sudler'',  b.  i.  bie  ^eiligen  @d^riften  ber 
Sänften,  in  bie  ^änbe  famen,  „meit  ölter,  aß 
ba^  fte  mit  ber  Sel^e  ber  ®ried^,  meit  g&ttlid^er, 
als  ba|  fie  mit  il^ren  Srrtl^ümem  Derglid^en  mer« 
ben  tonnten"  (Or.  29).  Sngegogen  burd^  bie 
€d^mudnofigfeit  ber  biblifd^en  »ebe,  bie  «n- 
f))rud^Slofig!eit  ber  Sßerfaffer,  bie  lid^toolle  üu 
flörung  ber  SBeltfd^öpfung,  bie  €id^erbeit  in  Sor- 
l^eroerffinbigung  gufünftiger  Singe,  bie  Sortreff« 
lid^feit  ber  SUtenoorfd^riften,  baS  ÜRonot^ftifd^e 
beS  ®otteSbegriffeS  (Or.  29),  marb  er  oouenbS 
für  baS  e^riftentl^tm  gemonnen,  als  er  baS 
tugenb^afte  Seben  ber  SJ^iriften,  i^re  innige  diu« 
l^eit  unb  Siebe  unter  einanber,  i^ren  ZobeSmut(, 
bie  jf  eufd^b^it  unb  ßrl^abenl^eit  il^rer  gfrauen  (Or. 
82.  88)  rennen  lernte.  €o  entf(^Io|  er  jid|  o^fne 
3ögem,  „Sebemo^I  gu  fagen  ber  $ra^Ierei  ber 
Slömer,  ber  falten  Stebe  ber  Stl^ner  unb  ben  un- 
geregelten tSnftd^ten",  unb  bie  „barbarifd^e  !|)I^Uo- 
fopl^ie''  gu  ergreifen  (Or.  85),  um  üon  mm  an 
freubig  unb  o^ne  gfurd^t  ben  ^riftltd^en  ©tauben 
öffentlid^  gu  bef ennen.  O^ne  3tüeif el  fyti  ZatianS 
SBefebrung  in  9lom  fiattgefunben.  ^ier  geno^  er 
ben  Umgang  beS  fjü.  SuftinuS  (f.  b.  Strt.)  alS  beffen 
@d^ä(er  (ügl.  Iren.  Adv.  haer.  1,  28, 1  begm. 
Euseb.  H.  E.  4, 29, 8)  unb  goQte  ibm  ^o^e  »er- 
el^rung  (Or.  18),  marb  aber  bafür  aud^  gleid^ 
feinem  Se^rer  ton  bem  Seniler  CreScenS  (f.  b. 
art.)  angefeinbet  (Or.  19).    9Iud^  nad^  3uftinS 


^ 


Xobt  lebte  unb  nnifteSialian  nadd  btm  Smsntffe  Xoliait  im  guBIfttn  3a^n  txPoiintVstniinl 

feintS  €<]^Slet8  Sl^obon  (Enseb.  5,  13,  1)  in  ^iuS  lui^  btm  Oiünt  gegaiiBni  fti  tmb  bod 

i^moIeSeiittr;  DttIIti(^t  Qet)i)rte  aii(^  eitmmS  nnt  ft|ni{(^St^naufgcftc[U^;  ^^nö» 

Don  ^Uttanbrim  (CgL  Strom.  1, 1, 11)  gu  ftinen  lic^  Spip^oiiiuS,  b«  bcn  3j)b  3ujnnS  mda  ^ 

^ul^rroi  (3<il|n  I,  12f.;  ^mad  a.a.O. 223).  biian  ftU,  toa^^tinlii^  boS  in  (ra«  OäSr 

—  91i^l  longc  nai^  feinem  Uebertritte  gum  &fd-  DotQeFiuiDcne  glo&lftc  3a^  btS  SRoic  ftnd  ■( 

ftent^m  läjutb  %atian  gur  ERe^tfcrtigung  fei-  bembee^ntoninuSEßiufi  ocnDcd^felt  3>a^XatMi 

mikiifydttti  im  Airfoi;  Tzpin'EiX-riyai:  (Oratio  üttrigenS  {d)on  Doi  172,  ja  ji^n  m  Sä/j/üa 

ad  GraecoB).  SBä^ienb  man  fiüfier  fa^  aUge-  3u{tin3  abfonberlidde  unb  bebcnllu^  SReioäp 

mein  annahm,  bteje  @^nfl  {ei  erft  naä)  3uftini  Qe^gt  ^t,  Qtlfi  \owo))l  aufi  bei  Oratio  ().  SL II 

Xobe  (fo  aoä)  gunl  in  ber  %'^tol  Ouartalfc^rift  15.  20.  23)  ali  auS  bem  ,a3u%  bei  ^iübfaH*, 

1888,  219  ff.,  unb  bilgtnfelb  in  b.  Seitfitinft  f.  uel^ti  Sß^obon  emü^nt,  unb  miS  Snt^pita 

uifjenf^ftl.  X^eDlDQu  1883,  39  f.)  entflanbcn,  tationtf^ct  fBntt  1)moz,  bie  ft4  bti  Sbairi 

uirb  man  biefelbt  na^  bcn  Sorleeungen  son  DonSlIejanbtim  unb  ^irrontjmue  (f-bielulgEdi 

3a^  (0Drfd)ungcn  1, 275  f.)  unb  ^rnad  (Xt^tt  bei  Oratio  bon  St^mar^,  in  .%0t  u.  Uä» 

I,  1,  142  unb  @cf4  ber  ültd6rtftl.  Sit.  n,  1,  fui^ungen'  u.  (.  ».  Vf.  1  [1888],  48  jf,  n» 

fiti^jig  1897,  285  f.)  Dielme^r  Qleid^jeitig  mit  ^macf,  @cf^i4ttl[1893],  485^.)  fintKnnk 

äuftinS  Sinologie  (um  150)   anfe^   muffen,  bie  ebenfaÜS  in  bit  Stü  beS  iömt)i^  Sii|e* 

Slagu  {feinen  bit  Sdnä^nung  Don  SrtficenS'  ^olttS  fallen  muffen.    XatianS  SSnüfe  imt  Im 

^ctioität  (Or.  19),  bie  SufÜn  nid^t  als  tobt,  fon-  JHi^e  ^at  fug  alfo  Imtgfom  tiortenitcL  lUe 

bem  oie  lebenb  Dotausfe^t,  unb  (Or.  25)  bie  %n-  feinen  »eitern  Sebenfilauf  unb  [ein  Cnbc  boi^ 

f^iielung  auf  ben  SqniCer  ^teregrinuS  ^iroteuS  un§  bie  er^Itcntn  Ouelltn  nü^tS;  tutit^joad 

((.b.9lrt.),  btffen  ^trtrtüiung  au3  SRom  (natg  (3:e;lel,  1,213)  ^nbcrtni^tS  anjunebraai,b4 

Lnciaii.  Peregr.  19)  fuij  Dor  153  erfolgte,  lu  er  biS  gu  feinem  3j)bt  in  Stom  Miblitba  Id, 

bertd|tigen.  SllerbingS  mug  man  bann  mitSo^n  mägrtnb  ^a  (I,  288),  geftü^  mif  bie  Sqili 

unb  ^mad  bit  Stelle  EuBsb.H.E.  4,  16,  8.9  brS  €))it)^ntu8,Xotiiin  in  feiner  morgenUabij^B 

Ql9  eine  gdlft^ung  ber  3:^tfa4'  anfegtn,  meiere  ^timat  fein  Seben  bcf4Iit|cn  lagl.  3m  SM 

Or.  19  ongegeben  mirb.  Sq^  3:atiQn  bie  Spo-  lonbe  unb  legqpttn  loar  Xation  ala  ^ötttita  fst 

logie  feines  £egrcr9  oermert^tt  ^at,  mit  Otto  etma  180  bcfannt,  toägimb  im  Orient,  fpctitlii 

(Corp.  Apol.  II,  595)  unb  ihrügtr  (@tf^.  ber  ber  fqrift^tn  ffir^e,  feiner  ^Sieften  haa  S» 

oltt^riftl.  Sittratur,  @rtiburg  1895,  73;  f.  ]ebD<^  m&E|nung  gtfd)iet|t.   ärtnöuS  (L  o.)  Üeriitii^  ff 

91ad|tröge  u.  f.  tu.,  ebb.  1898,  19)  annehmen,  ^bt  iibtrtinftimmenb  mit  ben  SSalentinioneafr 

la^t  \\ä)  nid|t  nacbtotifen.  Unfi^ergeü  btftelit  au^  b.  ^rt  EßaltntinuB)  gefabelt  Don  gemif^  imfi^ 

Iginrt^tlicC)  bei  grage,  too  bie  Oratio  DerfoElt  bartn  Leonen  (ugLOr.  20)  unb  bit  efctJuW 

nmrbe.  ^aä)  ^amad  iZt^t  1, 1, 198  f.)  foU  fte,  SQerberben  bringenbe  ^urerei  gnumnl;  bit  9e^ 

mie  ftgon  «DiaronuS  (bti  Otto  IX,  266  sq.)  be-  ber  entratiten  (f.  b.  art)  Bon  ber  SSeibiiinDq 

^au))lete,  augtr^Ib  ber  SBtU^iqitftabt  Derfa^t  SbamS  foS  fpedtll  Don  igm  ^enrü^ren.  Biiki 

fein,  unb  gmar  mälirtnb  einer  SHeift  XatianS  Don  polemifirt  bann3renäu8  (Adv.]iaer.3,23,lMt 

iftom  in  bit  morgtnISnbifd)e  fetimat,    Weldie  Itic^t  aud^  3,  2,  1 ;  f.  3°^«'  in  b.  (BAUins.  S^ 

jmif^en  152  unb  172  tingufd^icbtn  ift.    WaS  Itgrttn  Snjtigen  1873,  1554  f.)  gegen  lOia 

^mad  für  bie  auSmäitige  ^nlfleliung  btr  Schrift  unb  nennti^n  connezio  onmiura  haeretiDonK 

onfübrt  (anrebe  an  bit  „©riecEien",  ©i^ilberung  SBon  ber  ©liftung  einer  eigenen  Sede  bogtga 

rbmifi^er  3uftQnbe  u.  aegnlii^ef),  ift  jtboi^  niigt  fagt  Stenoua  niigli  Seftimmtefi,  et  (ent  tta 

obfolut  btmtifenb,  luenn  man  in  ^ttrai^t  jttgt,  auditoree  SatianS,  qni  ab  eo  aimt   Vn^  ^ 

ba|  Xotion  fut)  btn  Stümem  gegenüber  all  ^tUent  mtnl  »on  ait^anbiien,  OrigeneS,  ^ippolqtylnk 

fü^Itt  unb  mit  feintr  @(^rift  ftcg  in  erfttr  ilinie  XertuIItanf^nntnDon  einer  ^oiteiXatianinitlt 

an  gfieunbt  unb  ©elonnte  unter  btn  §tDtnen  juroifftn  (f.3Q6nI,285f.);  rrftgufebiBl(H.i 

MKmhte.  —  3renäu8  (Adv.  haer.  1,  28,  1)  bt-  4,  28.  29)  eiTOägnt  ign  al8  dpspifit  ti^'ETtjt- 

nji^tet,  bofe  Stttion,  folange  er  ben  Umgang  Su-  xtxSv,  mit  bem  SBeifaJe  jtbot^^Xir«  ^iP"-  ^ 

ftine  gtnol,  mit  überhaupt  iDbensmeitg,  fo  inS'  pboniuS  (Haer.  46, 1)  nimmt  einen  ^^'BnM'i 

befonben  f e^  im  Stauben  geWefcn  fei ;  na^  f tineS  3ufammen^g  ber  Dcrft^itbcnm  neiiufiatiHB 

£ebtei8  Snbe  ober  ^be  er  fid)  mtgtn  Ittterifi^tr  ^arttitn  mit  Nation  an :  Xotion  foS  bei  bttts 

Se^ren  Don  ber  jfirc^  getrennt  (Dgl.  Epiph.  Haer.  StOerianer,  bie  Snlratiten  f ollen  (Haer.  47, 1] 

46,1).  Sßie  lange  nac^  3u[iin8  Sobe  bieg  ftatt-  bie  Srben  3:atiani  fein;  no^  Damoirtner  ijl tit 

gefunbtn,  ift  ni^t  feftjiiftellen.    Sit  ütottg  bei  S)arfltllung  Haer.  61,  6.   SMt  fpötmo  S«^ 

EuBcb.  Chron.,  ed.  Schoene  II,  173,  jum  richten  auS  ber  griect)ij(^tn  fiin^  über  intin 

ItDüIften  aabie  be«  maic  ^unl  (<märg  172/3)  finb  fämmt[i[{)  t>on  SrtnöuS,  «ufebiid  unb  Spp 

begm.  gum  ^afjzt  ber  ^ero  Slbra^amS  2188  i^  figaniue  abböngig  (f.  ^Mmtod,  aeitt  I,  230ffJ. 

olltibinge  Dtelltic^t  aus  3uliu6  SlfricanuS  übet'  ißon  ben  gablreit^  S^riften,  loeliit  Xatin 

nommtn,  gttoinnt  abtr  boi$  an  Sertb  bur^  ben  naeg  SufebiuS  (H.  £.  4,  29,  7)  (tiiterlaf{n  4A 

%rid)t  beS  Spiptianiue  (Haer.  46,  1),  monad)  ift  (»eutt  aUtin  bie  genannte  Ontio  ad  Gnaw 


IflST 


Xatian. 


1238 


M&9^^ifi  ec^m^  uttb  aud^  oOe  borl^nbenen 
&DiM<i|^riftcn  biefcr  ficl^en,  tote  S^oxnai  (Ze^te 
If  1  ff*)  mctgt  ]^t  eiitjig  mtf  bm  Srei^Scobei 
Par.  451,  gej^cben  itn  3.  9U,  gutud.  S)ie 
^bmg  ber  Sd^ft  ifi  tnel^r  eilte  poltmx\i^t  aU 
COM  o^Iogctifd^e ;  eS  toitb  ttU^  blo|  baS  Sl^flett- 
tt«m  fielen  bcn  iBonmitf  ber  92ett^U,  beS  bor* 
tetfddtn  Uxfbntnged,  ber  Slbentl^eit  u.  f.  tp.  Der* 
t^tgt  uitb  ateßgiondfrei^ett  ffir  feine  Sefettiter 
in  Sbqpnd^  genommett,  fonbem  eS  isirb  mtc^  ^^ 
6fiH!^ai4uiit  itaii^  aOett  feilten  Seiten  als  aSoßd- 
fdigimt^  ^l^ilofo^l^ie,  Siterotur,  ftunfi,  93oIId- 
Icbai  mit  6d^off^  tmb  Seibenfd^aftlidEfleit  unb 
mtcr  Scifemnmg  feiner  beffem  Seiten  ange- 
gciffcn.  3n  farbftifd^em  Zone  ttnb  mit  Serad^ 
tung  fdbjl  beS  gried^ijd^  ftttiftifd^en  @d^mude8 
iftat  Xotion  bie  Tli^tigfcit  unb  ^ol^eit  ber 
betbmf4en  »eligion,  ^Pofopl^ie,  ajloral  unb 
AimfL  SBdl^renb  Snbere,  tme  äuftin  unb  Siemens 
von  Ucsonbrien,  mit  befonberer  SBorliebe  ben 
6)mtm  «Iriftlid^  SBol^rl^eit  in  bem  ^eüenentl^um 
«Qd^g^cn,  fe^t  bei  Xatian  {ebe  mtSbrädHic^  atn- 
nfamuiig  eines  SBo^l^eitSmomenteS  in  bem)^- 
mMlcn  (SeifleSleben.  S)er  (Bebantengong  ber 
JUbt",  oUerbingS  burd^  mand^erlei  Sbfd^mei* 
^mgm  imterbrod^n ,  iß  (nad^  $onfd^b,  Xa- 
tumfl  Stfbe  on  bie  (Sried^en  [ißrogromm],  IDletten 
1894/95, 17. 87  f.)  folgenber :  9lad^bem  bie  Sin- 
liilmig  (Pop.  1— 4a)  gegeigt  ^,  bo^  bie  (Srie- 
4(n  olle  i^re  »ilbung,  ffunfl  unb  SBiffenfd^aft 
tat  »Sarbaren''  entlel^  l^ben,  entl^It  ber  erfte 
Z^  ber  »ebe  {Step.  4b— 30)  ben  IRad^toeiS,  ba| 
bdi  C^fientl^um  tt)egen  feiner  Seigre  ben  SSorgug 
MübteiiL  9tad^  einer  bünbigen  ßrUftrung  beS  d^rift- 
fi^Obnot^muS  nerben  einjelne  S)ogmen  beS 
C^fhnt^S  erörtert  (üap.  5--21),  ttomit  bon 
f^imfl  {u  $unft  bie  Serfpottung  beS  entgegen- 
^fe|ten  Srrt^umS  ber  treiben  )>erbunben  ift.  S)er 
&ie  (Bott  bot  bie  SBelt  gut  edd^affen  unb  tt)irb 
ic  am  6nbe  ber  Seiten  toieberl^erftellen  {Stop.  5. 6); 
m  Seit  if!  bmrd^  bie  Sünbe  in  ben  ledigen 
f^limmm  Suftanb  berfe|t  (fiap.  7— 11)|  bie  (Sr- 
Dfimg  oon  biefem  SIenb  ift  nur  mdgltd^  burd^ 
btn  gSttfid^en  ®eif}  (tiap.  12—15),  ol^ne  ben  bie 
Seit  fan  argen  liegt  (fiop.  16—19);  er  bal^nt 
Biii  bcB  SBeg  jum  ^immel  (Stop,  20.  21).  9Rit 
Aop.  21  beginnt  ein  neuer,  |>oIemifd^er  Slbfd^nitt 
(Aap.  21—29),  in  toeld^em  bie  innere  ^ol^D^eit 
unb  filflid^  Serberbt^eit  ber  l^eibnifd^en  Sin- 
nd^tungen,  bie  eine  Ausgeburt  ber  SoSl^eit  unb 
Simdra^t  ftnb,  in  fd^onungSlofer  SBeife  an  ben 
fhonger  geflellt  mirb.  2)aran  fd^Iie|t  fid^  in 
ftop.  29b— 30  bie  proftifd^e  Sfolfi^uttg  für 
Zotion  unb  feine  (^riftlic^en  ®IaubenSgenoffen 

Svie  jfir  bie  fKibemnelt.  2)er  gmeite  Z^eil 
X  .Äebe"  (ftap.  31-41)  liefert  ben  99e- 
iDetS,  bo^  boS  e^ftent^um,  beffen  toid^tigfte 
Se^  jo  fd^on  baS  re(!^tglöubige  ätibentl^um  be- 
V^,  tm^  bem  SIter  nad^  ben  Sorgug  Dor  ber 
|nbmf4en  Slnfd^uung  berbient ;  ftap.  42  bilbet 
bomi  ben  fuqen  @d^u^.  Rubere  Sintl^eilungen 


ber  Oratio  geben  Otto  L  a  p.  XXXYI  aq.; 

2)embotDSfi,  Die  OueOen  ber  d^riftL  ^ologetil 
beS  2.  Sal^l^unbertS :  I.  Die  Apologie  XaHanS, 
Seipsig  1878,  93;  SBorbenl^emer ,  ^atrologie, 
Sfreiburg  1894, 100.  Ueber  bie  Seigre  ZatianS, 
befonberS  über  bie  irrtl^umlid^e  DarfieOung  ber 
SogoS-  unb  Ißneumalel^re  unb  über  bie  Stl^it  f. 
@f$ttKine,  Dogmengefd^.  I,  2.  Sluß.,  greiburg 
1892,  84  f.  202.  322  f.;  Steuer,  Die  @otteS- 
unb  SogoSIel^re  beS  Zatimt,  Seipjig  1893;  $on- 
fddab  20  ff.  —  ausgaben  ber  Oratio  erfd^ienen 
Don  3.  SriftuS«®e^er,  Sürid^  1546 ;  SB.  SBortl^, 
Olforb  1700;  IßrubentiuS  aRaranuS,  $ariS 
1742  (obgebnnft  bei  Oallandi,  Bibl.  vei  Patr. 

I ,  636  sqq. ,  unb  bei  Migne ,  PP.  gr.  VI, 
803  sqq.) ;  Otto  L  o.  VI,  Jenae  1851 ;  @(^lDar|, 
in  (Sebl^rbtS  u.  ßornadCS  „Zeigten  u.  Unter» 
jud^ngen"  IV,  1, 2t\pi.  1888.  ©eutfd^e  Ueber- 
fetongen  in  @ämmtlid^e  SBerle  ber  ftird^enbftter 

II,  Smpim  1830,  139—192;  t)on  ®röne, 
in  b.  ftem))tener  SibL  ber  JKrd^enoöter,  1872; 
Don  fyixnaä,  ®ie^en  1884  (Ißrogramm).  lieber 
bie  9^)oIogie  l^beln  au^er  ben  fd^on  ®enannteh 
Daniel,  Zotian  ber  ^ologet,  fyiUt  1837;  ©elaer, 
äuIiuS  SfricanuS  uid)  bie  b^gontinifd^e  Chrono- 
gra^^l^ie  I,  ßeipatg  1880,  20  ff. ;  SBIümner,  in  b. 
atrd^ooL  Leitung  1871,  86-89  (funftl^iftorifd^e 
92a(^rid^ten) ;  ftaOmann,  ZatianS  9lad^ri^ten  über 
Ihrnftoerle,  im  St^ein.  Stuf.  f.  fß^ilologie  1887, 
489 — 524 ;  M.  Eremmer,  De  catalogis  heore- 
matum,  Lipsiae  1890. 

9tur  bem  Zitel  nad^  belamtt  finb  folgenbe 
Sä^n\ttn  ZaHanS:  Hepl  Ccj^idv  (dtirt  Or.  15, 
mol^rfd^einlid^  aud^  ib.  16),  morin  er  allgemeine 
antl^opologifd^e  unb  natur))]^iIofo))]^ifd^e  Seigren 
bel^anbelt  l^ot;  ob  bie  @d^rtft  ber  ^eibnifd^en  ober 
d^riftlid^  3eit  angehört,  lögt  ftd^  nid^t  ftd^er  be- 
fttmmen.  —  npoßX7)fi.<£TCDv  ßißX(ov,  burd^  beren 
SuffteSung  Zotian  bie  Unbeutlid^feit  unb  Dunlel- 
l^eit  ber  göttlid^en  Sd^riften  (beS  mten  Zefta- 
menteS?)  barjutl^un  fu^  anl^eif^ig  gemad^t  fyütti 
fein  el^etnaliger  Sd^üler  Stl^obon  niollte  baS  9u(9 
in  einer  befonbem  @d^rift  miberlegen  (bgl.  Euseb. 
H.  E.  5, 13,  8).  —  riepl  toü  xcnä  töv  acoT^pa 
icaTapTi(j}jLou,  ^über  bie  SoSlommenl^eit  im  Sinne 
beS  SrIöferS''  {tttoaf^ni  bei  Clemens  Alex.  Strom. 
8,  12,  ber  bem  Suc^e  eine  auf  bie  Auslegung  Don 
1  Sor.  7, 5  begfiglid^  Stelle  entnimmt)  —  Weta«* 
pffta]tn  3U  baulinifd^  Briefen  (erttal^ntbeiEuseb. 
H.  E.  4, 29, 6,  auf  münbtid^e  Ueberlieferung  l^in), 
entmeber  eine  flilifiifd^e  Bearbeitung  (l^axnad. 
Zeigte  I,  217)  ober  eine  Umarbeitung  ber  Sriefe 
beS  1^1.  ^utuS  bei  ®eleaen^it  unb  in  t$form  einer 
Ueberfe^ung  anS  bem  Sried^ifd^en  in'S  S^rifd^ 
(3a^n,  ®e{^.  beS  neutejL  SanonS  1, 1,  Sriangen 
1888,  423  ff.). 

93on  ben  gfragmenten  auS  Sd^riften  ZatianS 
ift  bereits  oben  (@p.  1235)  Siebe  gettefen.  Se- 
fonbereS  Sntereffe  t^erbienen  barunter  bie  Slefte 
Otts  bem  fog.  Diateffaron.  SufebiuS  (H.  E. 
4,  29, 6)  berid^tet,  ba|  Zotian,  dS  er  gü^rer  ber 


1289 


Xatiftn. 


UM 


ditrattten  getoorben,  ouvdf^eidfv  tiva  xal  oova- 
7(in^v  ber  dtHmgelim,  b.  1^.  eine  9lrt  Don  Stxm- 
genm^omumie  (f.  b.  "Uzt,),  k)eran{laltet  fyibt,  bie 
tfzb  hv^  TsoadfpcDv  sc  e^aj^^Xiov  ({ei'd  nad^  ben 
trtet  £t)angelien,  fei'8  al8  muftfoltf^  VuSbnuf 
=  ^ormonie,  ficcorb)  genannt  ^be.  SiefeS 
6iul^  fei  bei  getoiffen  Seuten  }u  fefaier  3^  nod^ 
toot]^aiü)en  unb  Derbteitet  getoe  Jen ;  ob  ober  Su« 
Miuö  f elbft  ed  gef el^  ^,  bleibt  gn^eif el^,  benn 
ober  bie  einrid^tung  unb  Sefd^ffen^  bedfelben 
fd^nt  et  feine  Un!enntni|  (oox  ofö*  Smo^)  ein» 
augejtel^  (ögl.  3a^n,  gorfd^.  I,  14  ff.),  «ud^ 
epip^iud  (Eaer.  46,  1)  l^t  ba8  S)iate|faron, 
loel^eS  nad^  il^m  Sinige  ^^ebröeretxmgelium" 
nannten,  ni^t  felbfi  in  ^nben  ge^bt  Xb^boret 
tion  S^ruS  berid^tet  in  feinem  453  gefd^ebenen 
SBerl  Haer.  fab.  1,  20,  er  l^be  ZatianS  ®ia- 
teffaron  au8  ben  ffird^en  feiner  (1^  fpnfc^m, 
^oib  gried^ifd^en)  S)iöcefe  ||u  entfernen  unb  an 
beffen  @teUe  baS  ^Soangelium  ber  (getrennten", 
b.  ^.  bie  t)ier  Soangelien  »on  einonber  getrennt, 
|tt  fe^  ftd^  bemül^t;  mel^r  o(8  200  S^em- 
plare  l^be  er  be^^alb  fammeln  unb  Demi^ten 
laffen.  918  ®runb  für  fein  Serfal^ren  gibt  er 
an,  bie  @eneaIogien  bed  ^erm  unb  oQed,  maS 
bie  fleifd^Ud^  ^erfunft  3efu  au8  S)at)ib8  ®f 
fd^Ied^t  anzeige,  fei  in  bem  3Ber(e  burd^  ffixt» 
tifd^e  SoSl^eit  meggelajfen.  SBeitere  Slotijen  ge- 
]^5ren  ber  fpdtem  f^rifd^en  jKrd^e  an.  93om 
Siateffaron  Xotiand  rebet  eine  (Sloffe  beS  Sop» 
«li  (9.  3a]^r^.)  bd  Payne  Smith,  Thes.  Syr. 
I,  Oxford  1879,  869.  5)er  jacobitifd^e  95i|(^of 
S)bn98  »ar-©Qlibi  (gefl  1171)  erjäl^It  in  ber 
SSorrebe  )u  feinem  Sommentar  bed  SRarcuS-C^an- 
geliumS  (Assemani,  Bibl.  or.  I,  57 ;  U,  159), 
Xation  l^be  au8  ben  Dier  St)angelien  baS  SDia- 
tefforon,  b.  ^.  (baS)  ber  „©emifd^ten",  gefertigt, 
loeld^eS  mit  ben  SSßorten  begonnen  f^at:  3m  An- 
fang toar  boS  9Bort.  Sr  unterfd^ibet  oom  ®ia- 
teffaron  XotianS,  meld^eS  ber  1^1.  Spl^röm  com- 
mentirt  l^obe,  genau  ba§ienige  be9  ^leianbrinerS 
SmmoniuS  (Dgl.  b.  9rt.) ;  biefeS  l^be  SliaS  t)on 
Salamia  (6.  Sal^rl^.)  Dergeblid^  gefud(|t  unb  barum 
ed  au8  ber  hti^en  Sefd^reibung  bed  SufebiuS  im 
^Briefe  an  ftarpian  nad^gebilbet.  S)iefe  Angaben 
1^  im  13.  äa^rl^unbert  ©regoriud  9ar-6ebröu8 
(f.  b.  art.)  in  bie  Einleitung  ju  feinen  ©djolien 
über  SJtattl^öuS  (Assemani  1, 57  sq.)  aufgenom- 
men, aber  fte  mit  ben  ^nbeutungen  bed  SufebiuS 
über  ImmoniuS  confunbirt:  ber  ungefd^idte  Sie- 
{anbriner  SmmoniuS  l^obe  bod  2)iotef|(vron,  loel- 
^e8  (Spf^xäm  ber  Auslegung  gen^ürbigt,  umge- 
flaltet.  9le]^nlid^e  SSenoerfiSlungen  finben  fld^  in 
einer  ifingem  ®Io jf e  m  S8ar-93ablul  (»gl.  Payne 
Smith  I,  870);  (gbcbiefu  (f.  b.  ?lrt.)  ibcntificirt 
ebenfalls  in  feinem  ©d^riftficHcrfotalog  Satian 
mit  SmmoniuS  (Assemani  III,  1,  12),  tt)enn- 
gleid^  er  in  ber  SSonebe  gu  feinem  ^iomocanon 
baS  pietätoolle  SSerfal^ren  SationS  bei  Anfertigung 
beS  S)iatef{aron  als  boS  SKufterbilb  bcf c^reibt,  bem 
et  in  ber  3wfömmenftettung  ber  jerftreuten  Ca- 


nonee  patmm  md^feni  tDoOc  (Mai,  Scripti 
vet  noY.  oolL  X,  191).   Sie  S^cidm  mn 
biefe  3<ugniffe,  loeldtie  früher  gedn|ect  mim, 
finb  befinttit)  befeitigt  butd^  eiste  bem  5. 34» 
bunbert   jngefd^rtebene   armentfd^  QAal^ai 
jieneS  Sommentatd  um  Spl^rom  Q.  Evugriä 
concordantiB  expoeiüo  facta  a  8.  Eplir.,  ii 
Latin,  traiudata  a  J.  B.  Andur  JMä^ 
rista,  ouiiu  vendonem  emendavit^  amtotiti» 
niboB  illnstravit  et   edidit  6.  ICoengff, 
Yenet  1876;  DgL  bacnad,  in  b.  SoW^ 
für  ftircbengejd^id^  fv  [1881],  471-W^ 
2)er  f^rif^e  innj^enk^ter  ^^toaieS  Q.  b.  Id) 
fennt  ebenfalls  in  feinen  f^omilien  (inif^aM 
unb  346  Derfa^t)  exxmgelifd^  €toff e  bor  Hat 
aus  bem  S)iateffanm,  unb  lejtteted  tß  on^  ttte 
Doctrina  Addaei  (um  860f ;  nod^  34>r 9"^ 
fd^ungen  I,  850  ff.  ineOeid^  fd^on  im  8.  3i>|t' 
bunbert  Derfaft)  benu^  (f.  b.  9lufigobe  bcc  Dn- 
trina  6on  ^Wip^,  Bonbon  1876,  46).  f)f| 
meiter^in  aus  ben  (urfprfingltd^  f^^ri^  9^9» 
benen?)  Acta  Ardielai  einige  XtüflOKC  M 
tatianifd^en  XqrteS  gu  gettmmen  feien,  wk  » 
mut^  mürbe,  ifl  fel^  umoo^rfc^einlid^  Sie  1(1^ 
teren  f^rifd^en  Siegeten,  nie  äjc^bob  OefsM) 
oon  9Rerm,  nejbrianifd^  Sifd^of  non  €tcb|Mi 
in  9lff9rien,  unb  ber  Wonop^^t  SRoje  fMs^ 
(9.  ^afftf^.)  dtiren  nic^t  nur  autneilen  bot  S» 
teff aron  —  bef onberS  3{d^obob,  ber  e8  noi)  ii  la 
^onb  gelabt  l^t  — ,  fonbem  oieber^olci  o^ 
esegetif^e  6r5rterungen  Spl^mS  mit  imb  e|B 
!Rennung  beS  Url^berS.  S)ie  fdmmfli^cn  CWi; 
bie  fid^  bei  3fd^obab  unb  HRofe  IBarfep^  {iikil 
finb  herausgegeben  morben  Don  ^.  QMlai  m4 
einer  berliner  ^bfd^rift  (@ad^u  n.  811)  bi  ti 
Studia  Theologica  fasa  I :   Apoc  8.  Jok 
▼ersio  sahid. ,  Liptdae  1895 ,  62—67,  nl 
nadd  einer  Sambribger  ^anbfd^rift  oon  S.  ^oinl 
in  b.  Fragmente    of  the  Gommenta^  flf 
Ephrem  Syms  npon  the  Diateeearcn,  La» 
den  1895;  Unterer  gibt  im  Knbang  no4  (i>V 
Srud^fiüdfe  auS  einem  StKmgeliencommiBtar  m 
bem  @d^üler  SpbtömS,  9Rar  9bba,  meU^  fte 
SrnSrung  aller  i!Babrfd(feinIid^feit  na4  etaMB 
baS  2)iateffaron  gu  ®nmbe  gdegt  ^  ^  Wm 
9}erfud^,  baS  S)iate{faron  auf  ®runb  bd  t^ 
mifd^en  SommentarS  unb  ber  übriges  neip  ^ 
fd^en  Quellen  gu  reconftruiren,  ^  3<4b»  S"^ 
fd^ungen  1, 112  ff.  n,  286  ff.,  unb  eeftU^Q. 
2 ,  588  ff.  gemad^t  —  amt  bem  Sioliffni 
XatianS  l^angen  mehrere  92ad^bilbungcn  ia  ^ 
beren  @prad^  jufammen.    Um  boS  3#  ^ 
bearbeitete  ein  unbefannter  fioteincr  «4  ^ 
SSorbilbe  beS  3)iateffaron  eine  Sixmgdieiitaaii* 
nie  (na(^  Martin,  Bevne  des  qnest  U^ 
XLIV  [1888] ,  5  B8. ,  ^atte  ^[triSciaiai  [{.  ii 
^rt]  fie  oerfa^  unb  ^eregrinuS  im  5.  3i|i' 
bunbert  fie  corrigirt) ,  unb  Victor,  SifM  m 
gopua  (geft.  554) ,  fteUte  eine  «bjd^nft  ^ 
felben  anftatt  ber  t>ier  Soangelien  on  bie  &Aß 
beS  in  feinem  9(uftrage  unb  unter  feiner  Ar 


mi 


Zatlan. 


1248 


(«^  «ngffnHgtm  bileiiiifd^  Steuen  Xe{i(raieitte8, 
«dil^  Uni  im  Cod.  Fuld.  Qufbetool^tt  ifL 
Scr  nrn^onb,  ba^  bk  SeneoIoflU  no4  ^OUd' 
t^  bocbi  fehlte ,  fmiHtt  SHctPC  ouf  bie  )Sct- 
va^Biig,  boS  aSkrt  fri  Xatianfl  S)tatef{aron. 
tüit  «rbett  ifl  f o  gef ettigi,  ba|  bie  6tftd<,  aufi 
nd4m  bol  taüanild^  2>iatcffaron  )u{ainmen^ 
M  tm,  m  bec  lotemifc^cn  8ibel  nad^  ber  9te- 
OB^  bdl  1^  6ieronQmtt9  oufgefud^t  unb  auS 
Me((c  «baefd(frieMn  nmrben.  Sntioebct  bd  ®e« 
bgp^rit  bct  Uebetttogung  aufi  bem  @Qrif ^en  in 
kol  Sotciaifcl^,  obet  fd^on  borl^  im  \19n\afai 
Xcsl»  Idbfi,  memt  bn  Soteiiia  einen  f old^en  unb 
litt  tdoa  einen  gried^ifd^  ootfonb ,  IM  i>i< 
(^riftpderif^e  Compofition  be9  S)iatef|ocDn  eine 
tiifliaifnibe  Umgefialtung  erfaßten  (ogl.  3aH 
^oä^gen  I«  298—818,  unb  (Skf^i^te  H»  2, 
Sg2).  S>ic  aReinung  ^em))]^ütt  (The  Diateeaa- 
iQii  ofTatian,  London  1888,  p.  XXTV),  ba^ 
oji  Qtctoi  obes  ber  untee  feinet  Seltung  atbettenbe 
64teibe(  bie  me{entH<l^  Sbtoei^ungen  bed  lo« 
Kfadj^  Xotion  bom  {i^rifd^en  bineingebra(|)t 
^,  ttl  unDetMglid^  mit  Sidorfi  Sortebe  (Cod. 
FiüiU  ed.  Bänke  I,  1—8).  3n  bec  Sfolge  ift 
bkfe  teteinifd^  (Sbangeliei^nnonie  ouS  bem 
Ood.  Fnld.  oftmals  Qbgef<l(|rieben  nnb  mtd^  toie- 
bc^ott  bolb  unter  ZotionS,  balb  unter  bed  9m- 
■DRiuS  Kamen  gebtudt  toorben.  Sie  in  ben 
Mm  820—880  gu  gulba  entftanbene  beutfd^ 
UAoftlttng  ber  btteinifd^en  ^rmonie,  toeld^e 
fofbct  nw^  il^rer  (foitfte^ung  oom  Sid^ter  beS 
^cSoob  (i  b.  Sri)  bentt|t  tourbe,  ijt  ie|t  nur  in 
dair  einjtgen,  boneben  Den  lateinifdpen  xq;t  ent« 
toUfttben  Cmbfd^rift  (@t  (SoOener  6»ftSbibL 
St.  56,  9.  3a^rl^.)  etl^alten  (ogL  8chmeller, 
Ammonii  Aleix.  quae  et  Tatiani  dieitur  har^ 
Bouia  OTang. . .,  Viennae  1841 ;  S.  @ieDer8, 
Zotioa,  lot  u.  beutf<^,  2.  Sttilg.,  $aberbom 
1892).  3ur  (Befd^d^te  bcS  bteinifd^en  unb  beut- 
{4«  Xotion  f.  aifyn,  in  b.  bleuen  fird^L  3eit- 
iltrift  Y  [1894],  85  ff. ;  Slobinfon,  in  b.  Aea- 
damy  1894,  249  f.  —  S)a|  nod^  in  fpäter  3ett 
bol  S)iote{faron  in  gemiffen  @egenben  in  l^o^em 
lii|((|cn  fianb,  erfte|t  man  oud^  auS  einer  oro- 
Mid^  Oeberorbeitung  befif elben.  Sd^on  feit  3of- 
6ianm  Vffemoni  (BibL  or,  I»  619)  tonnte 
wm  cfaie  orobifd^e  ^onbfd^rift  in  ber  Stoticono 
ijL  XIY)  aus  bem  12.  Sol^^unbert,  über  meldte 
nder  Viiberen  9ng.  SRoi  (Seriptt.  yet  nov. 
eoU.  IV.  2. 14)  mi^eS  mmf^tt  unb  in  toel- 
ifa  CioSca  (f.  Pitra,  AnaL  lY,  Paris.  1883, 
465—487)  ben  berbältnigmä^ig  reinften  Xest 
MSDiolcffaron  su  finben  glaubte  0)gl.  Martin,  bi 
b,Be?ne  des  qaeet  bist.  XXXni  [188S],  849 
4894;  ^„beiPitralY,  488-486;  Sogorbe, 
in  k  9tad^.  üon  ber  tgK.  (SefeUfd^.  ber  SBiffenfd^ 
|tt  85Magen  1886, 151-158).  Unfere  ftennt- 
sift  Aber  Sln^  unb  Snorbming  beS  orabifd^ 
SittkflaiDn  mürbe  iebod^  bebeutenb  ))erDoafl&n- 
Wg^  bttsdd  CioSco^S  Tatiani  Erangelioram  har- 
moBiae  «rabioe,  Rom.  1888  (nod^  einer  oro- 


bifd^  f^onbfd^rift  beS  14.  Sol^rl^.,  meld^  ouft 
SegQpten  im  3.  1886  bem  Mus.  Borg.  S.  a 
de  prop.  fid.  gefc^enft  mürbe).  Siefe  orabifd^e 
(SDongelienl^armonie  bejeid^net  fid^  felbjl  olS  eine 
aus  bem  Sprifd^en  geßoffene  Ueberfekung  beS 
Siotefforon,  xotUf^t  ber  neftorianifd^e  äKönd^  unb 
^reSb^ter  Sibulforog  abboHal^  ibn  et-Xobib  (aL 
»en  Qt-Xib :  gefi.  1048)  onfertigte  (über  ben 
Ueberfe|er  £beit^  »gl  Joum.  Aalat,  IX»  ser., 
X,  2  [1897],  801— 307).  SKortin  (Rotoo  dea 
qneei  hist  XLIY  [1888] ,  48)  neigt  {U  ber 
flnftd^,  ba^  ber  Don  tiadco  gebotene  Xest  asoes 
ezactement  bod  SEBert  XaüonS  borfteÖe,  äl^nlid^ 
mie  Siadca  (1.  c.  p.  XIII;  t>gL  p.  X)  ebt  menig 
juberfid^Uid^  bel^uptete,  ba|  ber  Araber  bod  f9- 
rifd^  2)iateffaron  bed  4.  äal^rl^unbertS  nnber^ 
feiert  barbiete.  3n  fSM^^  ift  ber  orabif d^e  Xe^^ 
SBiebergabe  einer  mol^I  smifc^en  400  unb  600 
auf  ®ntnb  ber  $efd^itt(o  t)orgenommenen  fi^ri« 
fd^n  Ueberorbeitung  beö  S)iatenaron;  bo^  (onn 
er  nur  bei  fe^r  befonnenem  Serfal^ren  )ur  Slecon- 
ftruction  beS  urfprunglid^en  Xe^teS  k)ertoenbet  »er- 
ben (ügl.@eain,  bei3aH9orfd^ttngenIY[1891X 
225—246 ;  HemphiU  p.  XXIX ;  anberS  urteilt 
3a^n,  ®efd^id^te  U,  2,  586  f.).  Ueber  eine  grie- 
d^ifc^e  fuqe  (Sbongelienl^armonie,  meldte  Ottmar 
SuSciniua  (f.  b.  9rt.)  }u  SlugSburg  1528  l^etoud- 
gab  unb  bie  ebenfoDS  bon  XaticmS  Sioteffaron 
ab^gig  fein  foQ,  f.  3a]^,  Sforfd^ungen  1, 818  ff. 
826  ff.  (bgl.  bie  9ioti)  in  ber  9)iinudfelbanbfd^ 
ber  ßbang.  72  [11.  äol^r^  »u  ailattl^.  27, 48 
bei  Sol^n,  Sforfd^ungen  I,  25). 

3lai^  aSem,  mod  mir  Dom  X)iateffaron  XotionS 
miffen,  bleibt  fein  Ston\ü,  bo^  er  bie  bier  cono- 
nifd^en  Soangelien  in  ein  (SonjeS  verarbeitet  fyd, 
inbem  er  ouS  i^nen  unter  gortlaffung  oSer  ^• 
roOelberid^e  unb  Studgleid^ung  fd^einbarer  SBiber- 
fbrüd^  eine  fortloufenbe,  ein^citlid^  (Erjö^ung 
oon  3efug  l^rfteOte.  2)ie  9bfanun|^}eit  beS 
äBerf  es  lö^  ^  nid^  mel^r  mit  @id^l$eit  befiim- 
men.  3ft  eS  urfprunglid^  in  fi^rifd^  @))rad^  ob- 
gcfa^(fo3aK  »orfdjungen  1, 268ff.  n,  298  ff.; 
&t\mu  1, 1,  889  ff.X  fo  ift  baS  ^afyc  172  olS 
terminas  a  quo  )u  feken,  benn  in  9lom  1^  Xotion 
gemi|  ntd^t  f^rifd^  gefd^rieben.  gfär  einen  gri^ip 
fd^en  Urt(^,  ben  ^modt  (Xeste  1, 1, 218  ff.)  jfir 
mol^fd^einlid^  l^t,  lönnte  man  ben  gricd^ifd^en 
Xitel,  oorouSgefej^t,  ba|  er  Dom  9}erfaffer  felbfi 
^errii^,  geltenb  mad^en;  für  bie  f^rifd^  Sb- 

Eaffung  fi)rid^t  iebod^  oor  ^IDem  ber  Umflmd»,  ba| 
»ie  ftenntni^  beS  Siotefforon  im  Steid^e,  obgefe^ 
00m  Often,  eine  fo  geringe  unb  unfi^ere  in  ber 
aßen  Seit  ifL  SIemenSoon9Uesanbrien,berfid^mit 
ber  Spologie  XotionS  red^t  vertraut  se^,  ermd^ 
boS  S)iatef[aron  ebenfo  menig  mie  ärenduS,  mie 
eS  oud^  im  murotorifd^en  S^agment  tro|  fKirnodtt 
9)emerfungen  (Xeste  I,  1,  216)  feineSmegS  be- 
rfldtftd^tigt  ift.  Suf  ®runb  ber  Dorl^onbenen  Xra- 
bition  mirb  man  menigftenS  bel^cotbten  muffen, 
bo^  es  gemi^  ein  f^rif  d^eS  S)iate{faron  gegeben  f^, 
bie  Ssiftenj  eineS  gried^ifd^en  ober  ntd^t  mit  ber- 


1248 


Xaube  —  Zauiftümmenuntecric^t. 


1244 


felben  ®npi|^elt  }u  confkttrm  ifi.  —  Son  einem 
Wetij<^  ®etfte  ift  in  Den  gefommelten  gfrog- 
menten  faft  nid^tS  gtt  Derfpucen  (Dgl.  3<^l^n,  gof 
f<^ungen  I,  263  ff.);  barauS  folgt  {ebod^  nod^ 
ni^t,  bol  e8  in  brr  tot^olifd^en  !ßeriobe  ZatianS 
(l&S— -170)  abgefo^  fdn  tmt|  (fo  fymaA,  Xe^te 
I,  214),  ba  bei  oOer  freien  SufotntnenfteHung  beS 
6tofffil  immtr^  eine  l^ige  &6^  ben  SBerf  äff  er 
aaä^  no4  feinem  Snitrttt  (na  ber  ftird^e  abl^alten 
farnnte,  feine  6onbermeinungen  anjubringen.  3u- 
bem  bfixfifn  We  (Bencolügien  bo$  nid^t  fo  gar 
mfonß  onSgefaffen  nnb  bie  aScetifd^e  SBertoer- 
fnm  bier  (Bft  nic^  gon^  t)erborgen  fein  (t>gl.  6il« 
«mfdb,  in  b.  3ntf4tift  für  toiffenfd^aftlid^e  Xf eo- 
l0gie  1883,  122  f.).  3n  ber  fQrtfd^en  ffird^e 
i^  bol  Sinteffoion  ol9  baS  Soangeltum  acceptirt 
Mibea  nnb  ^  bis  sum  5.  3a^r^unbert  eine 
iMitc  ScibieUiiug  gefunben.  Sc^on  oor  X^eo« 
b0ifl  lotte  ber  Sifd^of  KobuIaS  bon  Sbeffa  (f.  b. 
Irt)  Mcfngt  (f.  Canones  Babulae,  bei  Over- 
beek,  8.  Ejte.,  Bab.  alior.  oper.  sei.,  Ozon. 
18fö,  220, 2  sq.X  ba^  in  ollen  ffird^en  Dorl^anben 
\n  mtSt^  gelefcn  »erbe  ein  „Soangelium  ber  @e- 
lifnlm',  eine  Se^eid^nng,  bie  in  ber  Unterfd^rift 
bc8  8jr.  SiniütieiiB  ttite  in  ber  Ueberfd^rift  bei 
fRatt^M  bcS  Syr.  Cnretonianus  fid^  finbet. 
Sv  %aiqßn,  ob  Siotion  gu  feiner  Harmonie  f d^on 
eine  fliest  fiyriff^  Ueberfe^ung  benu^te,  nnb  tote 
fic^  Xntian  nnb  bie  oetfcliebenen  f^rifd^en  Ser- 
fiovn  (ngL  b.  «rt  $ef(^itt^o  IX,  1825)  }u  ein- 
onber  no^olten,  bd)firfen  nod^  einer  naivem  Unter« 
fni^nng.  (Sgl  gum  S)iatef{aron  nod^  Semisch, 
Tat  Diaiessaron,  Yratisl.  1887 ;  M.  Mäher, 
Beeent  Evidence  for  the  Authenticity  of  the 
Gospela:  Tat's  Diät,  London  1898  (bie  Se- 
bentung  beS  SHoi  für  bie  £t>angelienfrage) ;  Hill, 
The  earfiest  Life  of  Christ  eyercompiledfrom 
the  four  Gospels :  being  the  Diatessaron  of 
Tat  [c.  A.  D.  180]  literally  translated  from 
the  Arabic,  Edinb.  1898;  The  same,  A  Disser- 
tation on  the  Gospel  Commentary  of  S.  Ephr., 
Edinb.  1896 ;  J.  B.  Harris,  The  Diatessaron 
a  reply,  in  The  Contemporary  Beview  n.  356 
[Ang.  1895],  271—287,  gegen  W.  B.  Cassels, 
in  Nineteenih  Centory,  April  1895,  665  to 
681.  iSmt  englifd^e  Ueberfe^ung  bcS  orobifd^en 
l^iflteffaron  gibt  9.  SB.  ^oog  in  Ante-Nicene 
Christian  Library,  SuppL,  Edinb.  1897, 33  to 
188  [nnab^ngig  t>on  Siodca].)      [Slubau.] 

SiniH  eud^ariftifd^e,  ein®efö^  üon  SRe- 
Idi  in  gform  einer  Xaube,  meld^  im  Sltertl^um 
«ab  in  frü^  9ßittelalter  in  mond^en  ffird^en  jur 
lufbcDol^rung  ber  l^iligen  Sud^jtie  biente. 
Sicfe  eolumba  (iccptorcpdt)  ift  feit  bem  4.  Sal^r« 
Jgeaibnt  nod^oeiSbor;  fo  fd^enlte  Sonftontin  ber 
tktaWicbe  eine  golbene  $otene  nebft  %fßxm  unb 
Sottk.  mit  ebeljtenien  gefd^mfldft  unb  80  $funb 
Mmt«  ¥<M^  äimocenj  L  (402)  ber  JKrd^e  ber 
WL  QeiMifittf  unb  ^otaftu§  einen  fUbemen 
^tem  atit  ^ßotene  nnb  Dergolbeter  Xaube  oon 
^ik^rn  9ea^,  ^jl  ^iloriud  (461)  ber  2:auf- 1 


fird^e  gum  ^I.  gol^anned  einen  filbemm  Z^umi 
nebfi  einer  golbenen  Xoube  t^on  2  $funb.  3m 
Orient  mirb  gleid^OS  btefeS  ®efa^  enod^nt,  fo 
im  Seben  beS  1^1.  »ofiliud  (AA.  88.  BolL  Jnn. 
n,  948),  üom  ^I.  Sol^onned  Stofofionmft 
(Hom.  13  ad  pop.  Antioch.),  auf  oem  (Eoncil 
t)on  Sonftontinopel  (586),  xoo  ftlage  geffil^  tturbe^ 
bo^  ber  mono))1^9jitifd^  Sifd^of  Don^ntiod^en  fi<l^ 
bie  golbenen  unb  fübemen  Stauben  miberrcd^tli^ 
angeeignet  l^be.  S)ad  (SefäMie^  ftd^  ouf  ber  obem 
Seite  offnen  unb  mor  bed  dftem  mit  einer  ^ciS 
gur  9ufna]^me  beS  a&erl^eiligften  ©acramenteS  oer» 
f el^ ;  ba8f elbe  flonb  meif iend  auf  eitler  $atene, 
mit  ber  e«  entmeber  m  Ifettd^en  Aber  bem  Sltore 
aufgel^ängt  ober  in  ein  tl^urmförmigcS  ®e6dttfe 
oerf  d^loffen  mürbe,  mie  ouS  ber  3ufammenfte0ung 
t>on  Zaube,  fßatene  unb  X^urm  }u  f^Iie^en  ifL 
S)iefe  SBeife,  baS  atterl^eiligfte  Socroment  au^ 
bema^ren  (t>gl.  b.  9(rt  9ufbemo^rung  ber  l^eiligeit 
ßud^ariftie  1, 1579),  Derfd^manb,  aI3  ber  ®ebrau4^ 
aw^  ou^er^Ib  ber  l^ligen  3Reffe  gu  commnni* 
ciren,  fid^  üeraQgemeinerte  unb  eine  gr5^  unb 
l^onblfa^ere  $9|iS  (f.  b.  Sri  Ziborium)  fomie  bie 
Anlage  eines  Xabeniateld  (f.  b.  9rt.)  erforbeift^ 
mürben.  S)ie  eud^ariftifd^  Xauben  fd^einen  be- 
fonbere  in  Qfronfreii!^  beliebt  unb  am  Idngfien  im' 
®ebrau(^  gcmefen  gu  [ein  (ügl.  E.  Beuaens, 
Elements  d'aroh^logie  chretienne  11,  Loa- 
vain  1875,  854).  &  etQdrt  H4  leid^,  bo|  ftd^ 
nur  menige  eiemplare  fold^  ®efö^  )H>tt  ^ifber 
unb  emaiOirtem  fhtpfer  erhalten  fyibtn  (%bbU« 
bungen  f.  bei  Saib  unb  @d^marg,  @tubien  gum 
d^riftlid^en  «Itar,  Stuttgart  1857 ;  9L  6<i&mib, 
2)er  c^rifitid^  ailtar,  »egenSburg  1871,  207  xu 
208 ;  E.  Beusens  I,  222. 11, 358 ;  gf.  3L  ftroud, 
SReal-Snc^n.  U,  822).  [tt.  Sd^rob.] 

^antfiummamntetxi^t  tfl  eine  d^ritatiDe 
Se^ebung,  in  meld^er  man  mit  9ted^t  einen  Se* 
meid  unferer  fortgef(^rittenen  {Bilbung  ei^Iiden 
barf.  S)en  Xaubftummen  tourbe  im  Sltert^um 
menig  ober  gar  feine  Slufmerffamfeit  gefd^^enft. 
«riftoteied  ^dlt  bad  ©el^ör  für  jenen  Sinn,  burd^ 
ben  bie  Silbung  aufgenommen  mirb;  barum  meint 
er,  biejenigen,  meiere  oon  ®eburt  an  nur  blinb 
feien,  tonnten  leidster  gur  SUbung  fommen  olft 
oieienigen,  meldte  oon  ®eburt  an  taub  unb  fhimm 
feien  (De  sensu  et  sensibili  a  1,  n.  9).  Sr  1^ 
alfo  bie  SBilbung  ber  Xaubftummen  ni<^t  ffir  nn^ 
möglid^.  S)erfelben  Snftd^t  folgt  aud^  ber  %  8u- 
guftinuS,  ber  bei  Crflärung  ber  SteSe  9Um. 
10, 17  fagt  (Contra  Julian.  8,  o.  4):  ^f)tefer 
Sedier  (bad  Xaubgeborenfein)  l^inbert  ben  ®Iau* 
ben"*,  benn  ber  taubgeborene  fann  ^  SBiffen- 
fd^aft  nid^t  etmerben.  3n  fpäterer  3^  W^  mm 
ben  Zaubftummen  aang  unb  gar  ffir  bilbung§- 
unföl^ig,  fo  ba|  ftaifer  Suftinion  ben  Zaufr* 
ftummen  M  99ifi>ungeunfö^tgen  bie  flWd^tung 
Don  Xeftamenten  unterfagte.  (grß  um  bie  Satte 
unb  baS  Snbe  beS  15.  Sal^rl^unberid  l^rt  man, 
ba^  Xoubftumme  nad^  einer  befonbem  Slet^be 
unterri^tet  mürben.   €o  eig^^lt  9tuboIf  9^ 


.  1 


1»5 


Soubftumtnenuntetri^t. 


1246 


0\a  (f.  bi  Itt)  tton  rinem  i^m  Manntm  XauB« 
jlmninni,  bcn  man  gelehrt  ^be,  feine  ®ebanfen 
^ttifttut  ottlsubrätf etu  Son  ba  an  mel^  fid^ 
Slp^  Sto^ri^teit  S>er  SBenebictmer  $ebro 
bc  fonce  |u  Sobagun  in  Seon  (gefi.  1584) 
intciri4Me  m^rere  Xaubftumme  nid^t  nur  in 
licr  2äbaHptaä)t,  fonbem  {ogor  in  ftemben 
epTO^m  imb  onberen  Untcnid^tSfödiieni.  2)er 
säaxfi  96Uipp8  n.,  SotefluS,  beri(i^tet,  be  $once 
liok  Jemen  Sudlern  lueqi  baS  Sd^iben  bei« 
gAto^t  imb  bonn  mif  bie  ®egen{iönbe  l^tnge- 
oicfm,  bie  but4  ben  gef^riebenen  9lamen  be« 
le^fnet  »oren.  Sbenfo  fou  3uan  $obIo  99onet 
ii  mit  bem  Untetri^te  ber  Xaubfhimmen  be- 
{((aftigt  ^ben.  Sc  toac  Sectetöc  be§  Conne* 
table  Don  Caftilien,  Seladco'8,  beffen  ®efd^n>ifter 
U  $0nce  )U  bilben  b^tte,  unb  mucbe  ^u  {einen 
9o^d^  eben  burd^  ^bro  be  $once  angeregt. 
3ffl  17.  3abrbtmbett  brad^te  bet  Seigier  SBon 
^dmont  Zmibfnimmen  bie  Sprod^e  bei^  inbem  er 
ünen  bcn  fRe^oniSmud  ber  Sprei^toerf^euge  Dor 
Svgm  fS^e.  (Sr  lie^  86  SRenfd^enföpfe  ab- 
bilba*  fo  ba|  man  baS  3nnere  beS  9RunbeS  mtb 
Ik  Strlhmg  ber  @pnd^organe  bei  ber  Srticu- 
btion  \äfni  tonnte ;  fpäter  lie^  er  biefe  Silber 
noddtien  unb  benu^te  bie  fo  gewonnenen  9Ro- 
belle  boftt«  ben  Xaubfhimmen  gu  geigen,  loie  fie 
iM  bttfe  SteOungen  ber  ©pre^toeri^euge  no<^- 
oinffl  müßten.  S)ie^  aOefi  maren  iebod^  nur  ein- 
fdtt.  mebr  ober  minber  glüdlid^e  Serfud^e.  S)ie 
Qau^c^e  mar  bie  baburd^  gewonnene  lieber- 
jnguug,  bo|  aud^  Xaubftumme  gebilbet  werben 
Btntm.  2)er  geregelte  unterrid^t  taubftummer 
fabrr  in  eigentUd^  Sd^ulen  mürbe  foß  gleid^- 
jimg  Don  gmei  SRftnnem  angebabnt,  oom  9bM 
k  rsp^  unb  don  Samuel  ^einidfe,  bie  gugleid^ 
df  Sertteter  gmeier  Xid^tungen  im  Xaubfhtmmen- 
onicni^,  ber  fromöftfd^en  unb  ber  beutfd^en 
Bdak,  iu  nennen  ffnb.  ViU  Sbaried  md^tl 
tefepee  toor  geioren  1712  in  SBerfaiQed  unb 
ssrbc  ittul^  9bf ottrirung  feiner  Stubien  mit  feinem 
fmbu^en  Smte  betraut,  meil  er  ftd^  bem  3an- 
kmSnnd  guneigte,  fonbeni  lebte  in  $oriS  oon 
5m  Smtm  feinefi  nic^t  unbebeutenben  SermögenS. 
Oior  braute  i^n  ber  3uf<>II  <ntf  einen  neuen  Seruf , 
ia  Um  einen  großen  SQBirtungStreid  eröffnete  utü> 
ram  9bmen  in  ber  gangen  Belt  als  SBobU^öter 
&er  Ungimnid^en  befannt  mad^te.  SineS  XageS 
knie  er  bei  ®elegenbeit  eined  Sefud^  gmei  taub- 
^bnnt  StDilingSfc^meftem  fennen.  @ie  waren 
id^cr  pon  bem  P.  Sanin  unterrid^tet  worben;  ba 
tüfcr  aber  nox  ihirgem  geftorben  war,  fo  flagte 
M!  Shtttcr  ber  beiben  Xaubftummen  bem  Vbl6 
^rSpee  unter  Zoranen  baS  Unglüd  i^rer  Zöd^ter, 
)Btmm  tifot  8iebe  gu  (Sott  unb  o^ne  ©louben 
a  Sffom  Ottfwad^fen  müßten.  Xief  ergriffen  oon 
bfs  möge,  bef^Io^  Sbbe  be  I'epöe,  ^  ber 
OigQiIR^cn  amunebmen.  Sorber^anb  wu|te  er 
m  Unicnid^  Der  Zaubftummen  nid^td ;  an  bie 
Selbobe  feines  SorgdngerS,  bed  P.  Sanin,  ber 
^  ktet  IRfib^en  mit  ^Ufe  bon  Silbern  unter- 


rid^tet  l^otte,  wollte  er  fid^  nid^t  anfd^He|en.  Sa 
fam  er  burd^  bie  Sefung  eined  fpanifd^en  Sud^ed 
nod^  unb  nad^  gu  flaren  Segriffen  Aber  bad  Ser- 
fobren,  baS  er  einbalten  woDte,  unb  bie  &a6)t 
regte  fo  fel^  fein  Sntereffe  an,  ba^  er  ftd^  nun 
gang  ibr  wibmete.  gm  3. 1760  grunbete  er  eine 
Xaubftummenanftalt,  unb  unterftu(tt)on@bnnem, 
tonnte  er  fie  balb  erweitem,  «nein  erft  im  3. 
1785  bewiQigte  il^m  Subwig  XYI.  eine  Summe 
aus  Staatsmitteln,  fo  ba|  er  im  Staube  war, 
eine  beftimmte  9ngabt  oon  S^gUngen  in  feine 
Snftalt  au^unebmen.  Sein  SBunfd^  lebod^,  bie 
Don  ibm  gegrünbete  unb  faft  gang  auS  eigenen 
Olitteln  erbaltene  Sd^ule  gur  StoatSanftalt  er- 
hoben gu  feigen,  ging  bei  feinen  Sebgeiten  nid^t 
in  erfüOung.  (Sr  ftorb  im  3. 1789.  Sein  9Iad^- 
folger  war  ^mbroife  (Suairron,  9bb^  be  Sicarb, 
unb  unter  biefem  würbe  1791  baSXaubfhimmen- 
inftitut  eine  fiaatlid^  9nftaU.  Sie  Olittel,  beren 
fid^  be  rspee  beim  Unterrid^te  bebiente,  waren  bie 
®ebdrbenfpra(be ,  bie  nad^b^c  b<xuptfäd^Iid^  oon 
Sicarb  auSgebilbet  würbe,  bie  Sd^riftfprad^e  unb 
baS  fünflli^e  ^nbalpbabet  ober  bie  Ringer» 
fprad^e.  3eber  Sud^ftabe,  jebe  Sor-  unb  9tad^- 
tilbe,  Diele  einfad^en  Sö^  ^aben  ein  beftimmteS 
^anbgeid^en.  dktobfpüxä^  werben  bie  ^uptftfben 
tmb  SegriffSwörter  mit  ber  Stellung  ber  ^b 
ober  ber  gfinger,  bie  ben  SnfangSbud^ftaben  beS 
SegriffSworteS  gibt,  angebeutet  unb  biefeS  ^Kmb- 
geilten  gugleid^  mit  einer  ®ebftrbe,  weld^e  ein  ein- 
gelneS  SRerfmal  beS  @egenftanbeS  ongibt,  begleitet 
aSoÜte  g.  S.  ber  Sebrer  bem  Stbüler  baS  SBort 
^©lode''  t)erftänblid^  mad^en,  fo  beutete  er  mit  ber 
^ingerfteOung  „(H"  an  unb  mad^te  gugleid^  bie 
®ebdrbe  beS  SöutenS.  So  lange  bie  ®ebörben- 
fprad^e  fid^  innerbalb  ber  ®rengen  ber  finnlicben 
SSobme^mung  bölt,  wirb  ^e  aud^  oon  ber  beut- 
f(ben  Sd^ule  nid^t  gurüdfgewiefen,  gumol  ba  fte 
baS  eingige  SRittel  ift,  burd^  welches  fid^  anfangs 
fiel^  unb  Sd^üler  oerft&nbigen  lönnen.  ^Eein 
iebe  lunftlid^e  @ebörbenfpro(be  unb  oor  Ülem  bie 
gingerfprad^e  wirb  oon  ber  ie|t  ^errfd^enben,  ber 
fogen.  beutfd^en  Sd^ule,  gänglub  oerworfen.  Ser 
Segrünber  biefer  Sd^ule  ifi  Samuel  deinidte,  geb. 
1729  gu  9lau^fd^ä|,  einem  Soife  bei  aBeigenfelS 
a.  b.  Saale,  ber  wegen  unoemünftiger  Sebanb- 
lung  bon  Seiten  feines  SaterS  in  feinem  22. 3abre 
nadb  SreSben  entflob.  S)ort  trat  er,  weit  i6m  alle 
Otittel  gum  SebenSunterl^alt  fel^tten,  alS  Solbat 
in  bie  fäd^fifd^e  Xrmee  ein;  er  würbe  feiner  förper- 
Hd^n  ®rö6e  wegen  ber  Seibgarbe  eingereil^t.  «Be 
Seit,  bie  ibm  übrig  Wieb,  benu^te  er  gu  feiner 
geifttgen  ^uSbilbung;  \a,  er  erlernte  no^  bie  la- 
teinif (be  unb  bie  framöftfc^e  Spradje  unb  brat^te  eS 
in  beiben  gu  großer  Qfertigfeit.  3m  3.1754  lernte 
er  einen  taubftummen  ffnaben  fennen,  ber  fein 
3ntereffe  in  ^ol^em  ®robe  in  «nfprudj  nabm. 
SiSber  l^atte  man  DorgugSweife  burd^  Sd^reiben 
gu  untenid^ten  gefud^t;  baS  genügte  bem  fteeb- 
famen  ^einidte  nitbt;  er  wollte  feinen  3ögling 
bagu  bringen,  ffiorte  gu  fpre^en,  fo  ba|  er  aud^ 


1847 


Xoub{}ummenuntercid^t. 


1248 


«nbent  fleßnifiber  {Uft  twiiSnNM^  mai^m  föimte. 
St  benu|te  bei  feinem  @tieben  bie  S^rift  btd 
I^.iDed.3.(LVminan:  BmdiiBloqaeiiB,  seume- 
thodns,  qua  qm  Bordiis  natiis  est  loqui  discere 
poBsit  (Amstolod.  1692),  Me  bereits  bie  Slrticu- 
loKondmet^bc  ber  beiitJ4<n  @<^ule  in  i^ten 
Q^nrnbiögen  fepjMUt  (bteft  iß  auc^  ber  ®runb, 
ttcUcdb  bk  ^Bünbcr  bie  fogen.  beulfc^  B^vHt 
bie  9riUnbi|4(  iKsnen,  obiDobl  9mman  tH)n  &e« 
bmt  ein  €4bc^  fear).  SRittcn  in  feiner  Srbett 
«mibe  er  ir^M  biix4  ben  SuSbni^  beS  fuben« 
icfc^rigm  ftriegii.  3«fol0e  bd^felben  tarn  er  no^ 
teafeng  mb  Mri»  im  3. 1768  @d^ebrec  unb 
tflriK  im  ^rnnbumtfi^  Orte  £)>))enborf .  ^ier 
mofe  4>B  ivkbcr  ein  ISiö^er  taubftummer 
Aufee  ipni  Unlerric^  gngrfübct;  bie|  tourbe 
WamUffmg  fir  t^,  fein  fru^  begonnenes 
IBcrf  wam^wiAa  an^mte^en.  IBoIb  merfte 
er  «kr,  ba|  boS  9nd^  Inmond  für  UKitere  Snt- 
wMbBtg  b(§  Zovbßnmmenunterrid^tS  nicl^t  ge« 
ciQBct  fcC  veS  cS  nic^  Did  m^r  als  nur  bie  erften 
Sigr^  bcS  @|ffc4fDieil^iSmuS  entl^ieU.  Sr 
fmHie  ba|cr  {eOß  nciter,  unb  eS  gelang  i^m 
«ribafüMctea,  feinmSiH^ing  }o  meit  }u  bringen, 
ki|  IT  mie  nüti  ffnaben  ferne!  alters  conftr« 

^  3»  3. 1772  l^tte  er  tier 

■b  Üb  iKrme^  fid^  biefe  3^(1  no(|. 

64immdnoni,  in  beffen  gamilie  er 
mor,  bot  il^  nun  bie  9RitteI 
incr  Zaubfiummenanfiatt  )u 
oIeiB^einic!e  le^  bieSInnol^me 
bc§  fttf^wüt^igoi  SnerbietenS  ob,  tueil  er  glaubte, 
inm  fol^e  li$ilt  mäffe  in  eine  gro^  @tabt  Der- 
kfl  medm,  bk  SKtleltnmft  eineS  SanbeS  unb 
bdHfafc»a  in  bcmfdbcn  fet  Seiner  «nfid^ 
fiifpin%iAcr  mar  bomm  bofi  Snerbieten  beS  ba« 
mdigeBflnfBrfkmlMm  Soffen,  §riAri4  Suguft, 
oif  be^  Aofiem  an  einem  iMm  i^  gemäl^Iten 
Crk  eine  6^ttle  §■  ginnbcn.  tf^^^^  entf(^teb 
fmfe8RKig.  er  fiädte  |ur  drunbung  feiner 
IspiA  im  3. 1777  bo^  ober  vnb  fu^te  t^on 
lior  «iS  ta  loplofcm  €tfcr  ^inen  3been  über 
3Urt^miowHuiitirrwttin6dfeiftunb8BortSBa]^ 
pe  taufen.  S)ie  8ninbffi|e,  nad^  benen  er  im 

L  Sie6|K0^  ift  boS  aUttel  }ur  »uS« 

ba  Scmnift.  rm  i^  3»ed  ift  SRit- 

M eieenett  geißigen ^bend  an  Snbere; 

m  xottOftummen  etnen  Demunittgen 

fir^  ber  mirb  ü^m  nid^  bie  Seiten 

$Km»  ber  6)nQd(e  obne  geiJKgen  ^lüffoüt, 

PrP  li^g  gtorbnete  Segriffe  unb 

bctbrnigcn  ux^  bmm  i^  bie  3^en 

bicftr  9egrtffe  leieren.  Srß  ber  Se« 

M  Soit  |ur  SefefUgung  beS  9e- 

«RlTcft.    S.  Scbärbctt  finb  nur  un}ut)erlafftge 

X^ttl  91  bmfcm  3>k^  @i^  tbnnen  jttKu:  bem 

Inffd^Iul  geben  aber  baS, 

iwrgebt«  unb  tonnen  be« 

fuc  Hot  »ms  dB  atütel  m  gegenf eitiger 

(bem  geUKuibten 


Sd^rer  bei  Snttoridlung  abStroder  Segriffe  olfi 
^ilfdmittel  bienen;  fte  t5nnen  aber  nie  baS  ein)ige 
Mittel  fein,  burd^  toeld^eS  toir  ben  3:aubfbunnun 
in  bie  2)enlf0nnen  einjufül^en  unb  ii^n  bann 
l^eimifd^  ^u  mad^en  l^en.  3.  S)er  Zaubfhtnune 
mu|  gemö^nt  merben,  feine  Sugen  unbertoaubt 
auf  ben  9)lunb  beS  @f 'ed^^nben  |u  richten  unb 
baS  ®ef))rod^e  fd^rf  unb  fd^ndl  aufiufafien. 
4.  Sei  ber  ^\a\ptQ^  iß  ^räcifion  im  %rticu» 
liren  aller  Spraqlaute,  befonberS  aber  ber  Socab 
angumenben,  ba  fte  baS  SBefentK^e  finb.  3^- 
gleid^  ftnb  bie  Socale  burd^  ben  (Sefd^madfinn^ 
ber  bie  @teSe  beS  (Sel^tS  ju  Dertreien  1^,  )a 
unterftü|en.  ßeinidk  entmorf  aud^,  entfpred^enb 
biefem  legten  Srunbfa^,  eine  @cala  ber  k>erf4^ic!> 
benen  (Sejd^madtSeinbrüde,  bie  ben  Socolen  ent« 
\pu^tn  foOten.  Seines,  gefd^aAofeS  SBoffer 
bebeutete  il^m  baS  ^a'' ,  3udCertt)af[er  baS  „o", 
Saum5I  baS  «.u'',  aBermut^cstrad  boS  ^e^*  unb 
fd^orfer  ßffig  baS  „i'\  Sei  bem  oefprod^enen 
Saute  mußten  bie  Sd^uler  j[ebeSmaI  me  en^{>re* 
i^enbe  ®ef(i^madSem))ßnbung  toßen.  ^etnide  unb 
feine  erften  9[n||anger  mad^ten  botauS  ein  grofeeS 
(Sel^imni^;  f)>öter  fal^  man  bobon  gan)  abi  ^ei- 
nid^e  ßanb  bem  in  Sei))}ig  gegrünbeten  Xoub» 
ftummeninftitute  bis  1790  t)or.  %m  80.  Vj^ril 
biefeS  3aM  ß<u^i  er;  feine  SBittttie  ffl^  bie 
anßatt  bis  1827  fort 

Son  ben  beiben  @dbulen  1^  nur  bie  beulfd^ 
SuSßd^t  auf  bteibenbe  (Geltung.  Sie  franjößf^e 
SRetl^be  iß  bis  auf  ben  Ijieutigen  £ag  in  f|ranl- 
reid^  im  @ebraud^;  aletn  m^r  unb  mel^r  geminnl 
bie  Sautfl^rad^e  als  SilbungSntittel  für  bie  Sioub« 
ftummen  an  Sebeutung.  @d^on  im  3.  1826 
untren  Sßien  unb  Samberg  bie  einglgen  beutfd^en 
%nßalten  nod^  franjöfifd^er  SRetl^obe;  beibe  ^ben 
unterbefien  bie  £autf  prad^  angenommen.  Unter  ben 
beiben  SDirectoren  SenuS,  Sater  unb  @o^n,  bot 
SBien  auf  ge^rt,  Sertreter  ber  frani^ßfd^en  Qiflik 
gu  fein.  9uf  bem  (Eongreffe  )u  SRoilonb  (1880) 
aber  iß  man  übereingetommen^  on  SteOe  ber  ®e» 
bürbenf)>rad^  bie  Sautfprad^e  als  alleiniges  SRitlel 
für  ben  Xaubßummenunterrid^t  angumenben.  Sie 
(ünfilid^  (gebärbenfprad^e  ifolirt  ben  Xaubßum* 
men ;  eS  iß  i^m  nur  mdglid^,  mit  feincSgIei(^« 
bie  barin  unterrid^tet  ßnb,  ober  mit  fok^en  boQ* 
ßnnigen  SDlenfd^  )tt  oerfel^ren,  toeU^  biefe 
Sprad^  gelernt  l^ben.  S)ie  ®ebdrbenf)»rad^  er^ 
forbert  gar  gu  Diel  3eit,  (Bebulb  unb  Sufmerl* 
tamleit  SBol^I  toirß  man  ber  Sautf))tnd^  bor, 
ba^  nid^t  aDe  Xaubftummen  burd^  Jk  {um  €^re- 
d^en  gdbrad^t  mürben;  bk  @|>rad9e  ber  Xcmb« 
ßummen  fei  fyai,  eintSnig,  baS  (Sefül^  ber  {^drcn* 
ben  Dedejfenb.  9Qein  ble^  finb  bod^  nur  unbebeu« 
tenbe  unb  gum  X^eil  Sd^jeingrünbe ;  benn  menn, 
mk  ber  Srfolg  bemeiSt,  burd^  bk  Sautfprac^ 
Xaubßutnme  gHfHg  gebilbet  merben  ßunen^ 
menn  ße  burd^  bkfelbe  gum  Serfel^r  mit  bdrca- 
ben  befähigt  merben,  fo  fonn  ber  Umffaaio,  ba| 
einige  nur  geringen  Sinken  ober  teimn  bonmS 
gk^  meU  fie  eben  nid^  gebilbet  »erben  ftonen. 


1S49 


laufbu^  —  Saufe. 


1250 


bcn  Jiaäf  bct  Soutftna^e  nid^t  beeintroii^tigetu 
Die  SMgm  Grflnbe,  bie  nod^  ongegefoi  toerben, 
fmmm  ham  in  SSeirod^t. 

SDU  Ict,  Vit  bie  Soutffnrad^e  ben  Zaubftttmmen 
UfAtod^  toirb,  ifl  f olgenbe.  S)em  @^älet  toirb 
{ttcp  Qcbimg  in  ber  Stticulatiün  unb  im  Sblefen 
Mffl  Stanbe  beige&rad^t  2)amit  bet  Seigrer  baS 
löime,  nm^  er  bcn  9ou  ber  Organe,  toeld^e  bei 
ba  ttaSjpxo^e  in  X^tigteit  treten,  unb  bie  9rt, 
sie  ^jundioniren,  mol^I  begriffen  l^ben.  S)er 
mü  folqen  ffennhiijf en  auSgeräftete  Seigrer  nimmt 
bm  Zottbfiummen  toor  fid^,  fprid^  bie  Saute  au8, 
mo^t  Vß  babei  auf  bie  Stellung  ber  Sippen,  ouf 
bie  Sage  ber  3unge  oufmerffam,  )eigt  i^m,  toie 
td  iin}clnen  Sauten  IBibration  eintritt,  unb  mad^t 
iSpi  aufmerffam  auf  bie  Sri,  ttie  babei  bie  oberen 
32^  mel^  ober  meniger  toon  ben  unteren  entfernt 
{hüL  Der  Se^  lä|t  ben  Xaubftummen  ben 
fiuftprom  ffil^Ien,  ber  bei  ber  ^uSfprad^e  entfielt, 
inbcm  er  bie  ^nb  bed  S^üIerS,  o&l^renb  er  f  elbft 
fpri^t,  on  feinen  Ht^top\,  an  bie  Sruft  ober  t)or 
fehim  9hmb  bringt.  Sr  Ia|t  bie  gejeigte  ÜRunb- 
^ng  nod^^men  unb  l^ft  il^n  bann,  ben  Xon 
fdibß  l^orbringen.  3e  nod^  ber  SBilbungSfai^ig- 
tnt  bei  6d^er0  uirb  bie|  fd^neOer  ober  lang- 
samer gelingen.  9Rit  ber  Uebung  im  Srticuliren 
gttt  bb  Aneignung  ber  Sffij^tgteit,  bie  SBorte  Dom 
9hndK  olquiefen,  ^onb  in  ^b.  3)er  Xaub- 
ffannme  mu|  oie  oorgemad^ten  9Runb{teIIungen 
b(d  i^^ftta  nad^men,  bamit  er  aus  ber  Semegung 
ha  @)ired^tterf}euge  ben  geft)rod^enen  Saut  er- 
tmne;  bie  Saute  totthm  bann  )u  Sßörtem  unb 
enbli^  (u  €ö|en  oerbunben,  }uerfl  nur  jum  ein- 
fiii(m  mib  bonn  )um  me(r  unb  mel^r  erneuerten 
inib  |ufammengefe{^en  @a|,  bis  ber  Sd^uler  be- 
fa^  ifi,  ba9  au8}ubrädten,  tuaS  in  il^m  borgel^ 
unb  tooi  er  üon  Su^en  toal^rgenommen  ^at.  Sie 
8tatt{HI  ber  9nftalten,  in  meldten  Xaubjlumme 
gcbtibet  loerben,  geigt,  ba|  auf  biefe  9rt  ein  großer 
ftocentfatf  ber  UnglüdRid^en,  bie  fonjt  ol^ne  ieg- 
11^  9flbttng  ouftoad^fen  unb  eine  Saji  ber  ®e- 
MI|4aft  toerben  koürben,  braud^bore  SRitglieber 
KT  mai^Wfyn  ®efeOfd(|aft  unb  treue  @5]^ne  unb 
XUfia  Wfttt  ftird^  toerben.  SHele  jinb  fä^ig, 
ein  fdbfUnbigeS  ®ef d^dß  }U  betreiben ;  {ie  xotthta 
ilmifiler,  SRaler,  9ilbfd^ni^,  fie  xotthta  fymh» 
toexfa  ober  fie  grünben  einen  eigenen  ^auSftanb  unb 
Mim5gen  fid^  unb  i^  9lnge]^5rigen  felbfiönbig  }u 
a^ten.  (Slgl.  ^ill,  S)er  gegenwärtige  Sufionb 
bd  XanbftummenbUbungSttef  enS  in  2)eutf  d^Ianb, 
ffictsiar  1866 ;  Cbuarb  SSBaltber,  ©efd^.  b.  Xaub- 
fhtmmmbBbungSmefenS,  Sielefelb  u.  Sei))}.  1882 ; 
tt^,,  bojitib.  ber  xaubftummenbilbung,  SSerlin 
1895:  SiQ.  fj}.  Sup))erS,  2)ie  @)mid^btlbung  ber 
Zanb|lsmmen,  SIeumieb  u.  Setpgig  1883;  Oel^I- 
iMin,  Die  natürlid^e  3eid^en{prad^  ber  Xaub- 
fummen,  SBeimor  1884.)     [^bingSreitl^er.] 

Boi^A,  f.  ftird^enbüd^er. 

ftsfie  ijt  Der  oom  öu|em  XituS  l^ergenom- 
ncne  92ame  für  baS  erfte  d^riftlid^e  Sacrament. 
l  Stamen.  Xoufen,  ml^b.  toufen,  o^b.  toufan. 


got  baupion  oon  blup  =  tief,  bejeid^et  fooiel 
atö  taud^en,  untertaud^en,  burd^  Untertaud^  ab- 
»afd^en.  3>a8  entfpred^enbe  SBort  ßantC^eiv  ge- 
braud^en  bie  LXX  al8  Ueberfe|ung  für  baS  l^ebr. 
^Td  2)eut.  33,  24.  9htt^  2, 14.  4  Stbn.  5, 14; 
OgL  3ubit]^  12, 7 ;  bie  Sulgata  l^t  hierfür  tingo, 
intingo,  layo  unb  an  I^terer  Stelle  baptizo. 
3m  9leuen  Xeftament  xoxti  ßairc^o),  B^irruriJLa, 
»enn  mir  oon  ber  tropif  d^en  SBebeutung  9Rarc  10, 
38  unb  Suc.  12, 50  abfeilen,  im  fpecipfd^en  @inne 
oon  ber  3ol^nt8taufe  unb  ber  d^riftlulen  Xaufe 

ibraud^t,  »ol^renb  ßain:Kj|jL6c  (9Barc  7,  4.  8. 

ebr.  9, 10)  bie  ifibifd^en  SBafd^ungen  bejeid^net; 

«br.  6,  2  fte^t  ßaimaiJLÄv  diBarfi  jufammen^ 
faffenb  für  bie  d^rifüid^e  Xaufe  in  t^rem  iBerl^alt- 
niffe  }u  ben  iübifd^en  Suftrottonen  unb  ber  3o« 
l^nntdtaufe  (OgL  Grimm,  Lex.  in  libr.  N.  T., 
Lipsiae  1868,  62  sq.).  3m  9nfd^Iu|  an  bie 
beilige  Sd^rift  fyd  bie  Xaufe  eine  SRei^  oon  Se- 
nennungen  erl^alten,  mel^e  tbeild  oon  il^rem  äußern 
Seid^en,  tbetlS  oon  il^ren  SQBirfungen  l^ergenom- 
men  jiiü).  9htr  toenige  biefer  iBe}ei($nungen  maren 
inbei  eigentfid^  ted^nifd^e  9lamen,  loie  layacrmn 
regenerationis  (Xü  3, 5),  fconaji^c,  ^wrifffjiG^ 
illuminatio  (Ogl.  2  Sor.  4,  4.  6.  (S))]^.  5,  8. 
$ebr.  6, 4;  10,  32);  bie  meiften  finb  mel^r  ober 
meniger  toiutürlid^e,  menn  audg  böuftg  gebraud^te 
Um{($reibungen  ber  eigentlid^en  92amen,  mit  mel» 
d^en  man  ^bie  übergroße  t$teube  an  ber  @ad^e 
ober  bie  ^errlid^bit  ber  äBol^Itbot  }um  SuSbrudt 
bringen  tooSte"  (®regor  ton  9{a}tang).  @d^on 
Siemens  oon  9Iesanbrien  gibt  (Paedag.  1,  6) 
eine  Steibe  oon  92amen  mit  Srflärung  berfelben, 
nod^  mel^rere  ®regor  Oon  Stagian)  (Or.  40, 3. 4). 
Wan  nannte  bie  Xaufe  lavacrum  aquae  (OgL 
(ijfy.  5,  26),  aqua  yitae  aetemae,  lavacrum 
aquae  salutaris  (Ogl.  3o^-  4,  14),  a^ppayic, 
signaculum  (OgL  %)0C.  9, 4.  Sp^.  1, 13 ;  4, 30. 
2  Xim.  2,  19),  a^oa->(U  ttj?  dX7)öe(ac,  x^c 
ic(cmo>c,  dcüpov,  teXeioxTtc,  bapÜBma  gnoseos, 
mjsterium  fidei,  sacramentom  trinitatis 
u.  f.  \D,  (f.  Bingham,  Antiq.  eccL  IV,  HaL 
1727,  138  sqq.;  Corblet  [f.u.]  I,  3—13).  ®a 
bie  SBegeid^nungen  ocppa^ic  unb  <pci>tu7|a6c  il^re 
©runblage  in  ber  l^eiligen  @d^rift  l^aben,  fo  ift 
eS  oollftänbig  unmottoirt,  in  i^rer  9nmenbung 
eine  Eintragung  frember,  auS  bem  ^eüeniSmuS 
fiammenber  3been  }u  oermut^  unb  il^en  Ur» 
f))rung  in  ber  ÜR^perienfpracbe  }u  fud^n  (^r- 
nadt,  Sogmengefd^.  I,  2.  9up.,  177).  3n  ben 
Stellen ,  mo  a^^a-^  {id^  juerfi  finbet  (Hermae 
Pasi.  8imiL  9,  16;  OgL  [Pseudo-]  Olemena 
Ep.  2,  7,  6 ;  8, 6),  mirb  baS  Siegel  ®otte8  auf 
bod  emige  Seben  beutlid^  )um  SuSbrud  unb  mit 
ber  @fliu)ent)ergebung  in  birede  SBerbinbung  ge- 
brad^t  3u{iin,  toeld^er  ^omcrfjL^c  juerft  gebrandet, 
"fyat  Sie  9e}ie]^g  auf  baS  SR^fterienioefen  birect 
unb  energifd^  abgemiefen  (Apol.  I.  c.  62).  9b- 
gefeiten  baoon,  ba^  man  in  ber  älteften  Seit  am 
aDermenigften  geneigt  mar,  in  ben  d^rifUidben 
Sult  l^eibnifd^e  Sinrid^tungen  aufgunel^men  ober 

40 


ItSl 


X«ute. 


ir     tPn^t  if     mt     Wf      1*  ^j^JL  %m1\      *tYi\      •fflfn  iiifn  r»I««ii 

^nflll^c^^iintxmicii  tuu9  fctnn|(9ai  «naogttii 
fR  mkctniBläxn,  f4fif|en  fd^mt  bk  9tMkam%  M 
4ilenM0B  Hon  WegsnMm  (Faedag.  1,  6),  ^imc 
btt  ttlle  tliifj^aiomg  M«  bor  ^Hutig  befi  SIW« 
grtomei  «tt  cinost  Z^intf  ber  lEoufe  biAilfittbiig 
toA,  %o^  mni  «M^  Sflufcitsiitt  einen  9^  ^conben 
«cfu(tt|)ttitt  fefleBt  ^U\ 

IL  mUiS^t  fSvtiilhtx  bec  Xonft. 
Jteben  ber  ceid^  SbrnrndMir  ^dtt  bk  Saufe 
mit  ber  eul^orifUe  bcn  Soting,  bo|  ik  ol» 
flcutfetoflcnbril  SoBuiiieiit  iti  Sknoi  IBunbcS  in 
brr  Ri(rant0faIHeflm  SBelfe  im  ^ei&^Iase  ^ttkA 
tiotgeUlbet  nnb  anybeklet  iDssbt.  3b  bon 
ed^meb«  be0  OeifieS  <!totte8  tter  ben  Utg^' 
IDiffem  M  ff^  Satulkm  (i)e  ibaptiamo  8) 
ben  cüfctjfen  ^üdwlS  mtf  btfi  Xauffacrauiail  (dqL 
Mbs.  Born,  id  ber  XonfttNiffeTmal^:  üt  jam 
tone  vktBtem  saiiotificatioiiis  «ufuamm  na- 
tera  «DBcipereQ.  3)tt  @m1flat  toiri)  1  ^ßetc 
9,21  Ott XQ{ni0 ber Xanfe^ef oft;  eine eooetterte 
9(iiA)euttmg  gW  SertuIlMn  a  c.  8).  9a»ie  bk 
Xottfe  <tai  Sttfd^hi^  beS  Ulten  SDunbeS  Mit  bem 
Jcwnaiiftf  MS  9Oflp9eoeut|0Btt  utiiiiioiue  oa|ie9C 
{o  ecfd^int  fie  «i  ber  e^ij^  bec  Ok^U^  3«»^ 
ItonftoE  barbereiltt.  S>ie  burd^  baS  4mb{B)IU|e 
^ßofid^dontm  bettiriüe  Sefreimg  tuS  ^ff^pUa 
tcuU^  iifyct  Softtiteng  int  Sted^goEng  bntd^  bofi 
CDt|e9Reec.  2)ie  (Etlöfimg3dtnett  triebet  Unkt- 
nnng  jener  Setnbe  finb  iinto:  ^i^nmg  inb  €c^ 
oer  SSSolfe,  toeld^  StotteS  Gnabengegenttott  be- 
bcttkt,  (mbkgflnienbedaBc^leiS  gdbäfiftKl  (Em:. 
10^  1.  2;  Aug.  Sanno  852:  Per  mare  trana- 
itaa  baptinana  est).  S)k  SSotet  nnb  Xi^fDgen, 
fmok  bk  £iturgk  ber  ftkd^e  Detmetfen  tni^beai 
anf  bk  SUHtsiftäU  kn  $ai»i)kfe,  auf  bce  Set- 
fH^nng  beS  bUktn  SBaffetS  bnc^  baS  ^ol)  (€& 
15,  85),  auf  ben  tmntbeiiaoen  SSofferfrom  aufi 
best  Seifen  (Sj;.  11, 6X  tanf  bo«  {kbenmafige  Sab 
Stoamoi^  im  Sorbon  <4  ftdn.  5, 10  ff.).  3n  ber 
(dtteflamenOnlcn  Sefd^netbun^  beg^net  und  eine 
Soi^betntung  ttnb  ein  Sorbtft  bet  ^fUk|eB 
Xoufe.  fBeibe  finb  SuabeHei^  nnb  (gfantbenS- 
Menntoi^ ,  9ujha]^me  to  boS  SSoII  (Botte«  mit 
to^puä^aim  Stehen  nnb  Mi^^  (&  ThooL 
8.  th.  8,  i|.  70,  a.  1).  ^Sef^rengmigen  nnb 
9Saf#ungen  finb  ein  fo  beutti^cd  etenbift  fSt 
innere  Skinignng,  bo^  fk  im  mofoifd^  ^4*4^ 
ink  in  ben  iwrf cl|iAc9|ben  Seligionen  angenwinbl 
tantben.  3mmer  iß  eS  eine  WaM  tm  Sinne  beS 
^e||e9,  Ja>üfy  oSJnt  baS  reinigad)e  SBajfer  md|i 
icfeingl  nyerben  lönn.  —  Sinnbi&er  ber  Xonle 
fonb  man  in  ber  ^Uung  befi  Xcmbjbunmen  nnb 
beS  eHnbgAorenen  CDlorc.  7,  82  ff.  3bl^.  9, 
6 1),  im  Xeid^e  Sei^faiba  (3ol^.  5, 2  %}.  Xairfe 
unb  Cad^ariftie,  M  Anfang*  SuSban  nnb  VoU- 
enbmtg  beS  (Snobenkbenfi,  janb  man  borgefkUt  in 
bem  SBoffer  unb  9M,  baS  aus  bec  €eik  Cl^rifii 
f(o|.  SnS  bie{en%or-  unb  Stnnbclbem  enktä^ 
hk  ^rifttid^e  Sunfi  bk  aitoübe  für  bk  i^tnfd^ 
Steftdfamg  ber  Xaufe  (f.  ttmA,  Skal-Cäic  it 
888).  3n  gn)|atttgen  Sd^ilbemngen  metfifagen 


af.44,«tt  «i-^,281f^47,lff.  3i*18,l; 
14,8  bk  6ecrftd^  berXBkbctgäuit  imfBafiet 
unb  bem  peiligen  ®ei|k^  bm  nmabcc{am  aenv» 
^nben,  befrnd^lcnben  nnb  S8ca  offen  |te(eid)en 
XonffiidL  —  S)kinnrilkQKUDe9oiicseitaMaiif 
bk ximfe  kn meffknifd^en 9kU^  «mc bfcSic^ 
laafe  bei  Soctti^ecl  !ltt  3ol^a«Mi  auf  ^ 
lk^€inBebttna.  leine  XJ^Migfcit  mttbkfer^o^ 
bebctttfomen  flbcbnottk  B^onn,  bciaigk  tr  M 
fo  fel^r  A  abf4Iu6  bd  «tat  SiiiAe«,  bfli|bk 
^cnge  wot^  bem  S^^^^vieiiilange  bei  ftafecn 
Kilui  feiner  Xoufe  mä  ber  $|ko)d9k«laufe  fat 
lein  9nkreffe  ^,  fcttfi  bann  nidlt,  ttem  bk 
KntDeahung  blefer  Xoufe  fik  fene  dcU  an|er  8i%r 
«eflä[tliire(f.b.tlrt^M8H9tX,474).  S>k9o»- 
berung  ber  Xonfe  |ur  db  3dMeIikii  in  ^Vkt 
anf  bal  nal^be  Snejfialfeic^  mar  tta»eo|kk|(i4^ 
»^r,  att  in  bec  IßcolelQtentanfie  |um  iuSbnif 
Imn;  iße  bebenkk  bk  Sar^brn^mg  bec  iibii^ 
nalionakn  Somrlleile,  todi^  m  bk  (eibfi^e 
abflarnmang  gdbu^  loaten,  fk  foOk  bol  Be- 
»n^cin  innecer  Unrein]^  nnb  bei  9d)fitfni{fel 
ber  Srttfuiigignabe  weäoL,  bcoen  bk  leiUi^ 
@^ne  SÖmI^I  ebenso  bebflrftig  iMnoea  Mk  bk 
~  etben  tmb  Unceiiien.  fdl  fblc^  ffanamt  fie  oom 
,  nik  SXattIft.  21, 24  f  3efnl  ym  ^ 
fifttt,  w*  Sttc  7,  29  ff.  ttwrb  el  ben  9^ariF 
föecn  gnm  fd^tteten  Sormurfe  aiigeoad|nel,  hti 
fk  bkfelbe  ni^  emfifingen.  S)urd^  bk  Sc- 
icid^ung  berfeüben  oB  Su|tanfi^  bud|  bk  f^ 
borl^bung  bei  ttefentlid^  Soqugl  bec  Xoufe 
ffym  (9Ratt|.  8,  II.  Suc8,^  16.  Soi.  1^ 
26  %),  burd^  bk  X^tfad^,  ba|  bk  tfüfUL 
bcnjjentgen,  toeU^  bie  So^mltattfe  fd|on  an» 
{ifangen  j^otkn,  bk  Xaufe  (S^  fl^eiibeikn  (91m. 
19,  8  ff.),  etffikt  bk  belüge  et^Oft,  ba|  bk 
äo^annfStaafe  tkf  «der  ber  <^t(|en  Xmtfe 
ftmdi,  eki  @ebanl^  Meld^  bk  Xiabilion  oon 
ainfang  an  fefU^  <ogL  Teri.  Da  be^tiaa» 
10;  Orig.  In  Joa.  iom.  6,  n.  17),  menn  oudft 
bk  9ef($reibungea  bon  ben  ffiichn^m  ber^ 
felben  aaleinanberge^^  je  fiad|bem  mon  bie» 
ftibe  Ott  etmoeil^IcUiä  fSr  bal  m^K^iMie 
9kld^  ober  oB  Kufforberung  |uc  IBtt|e  bacfUEk. 
&k  \KmAt  gcflKiaet  auf  ta»  «IbrnmcsbeK* 
<9bg.  19, 4) ;  fmglidft  ifl  el  tebe|,  tA  eine  bkfes 
Skoedt  aulbrädknbe  gfoc«ie{  tm  2h>(anncd  «e- 
braud^  iDurbe.  S)k  €d^fKI  b^inunt  i^ 
ffiefen  aK  qnaai  ^noddam  aaoimMmtala  diia* 
panena  ad  baptismuB  Ohiiaii  (8.  Tkam.  S. 
dieoL  8,  q.  88,  a.  1;  bgL  Suaraa,  fia  nysl^ 
TÜ  Ohrioti  diap.  25,  a.  4),  tm  JBipimmimi^ 
tt)e!d|e  il^  fd^on  Xetinftian  0-  o.)  gegeben  fiaUt 
(qnaai  candiflatiui  remioaioiBa  et  aamcüia»- 
tkmm  in  Ohriato  anbseouiorae).  (B^eaäbcr 
ben  »eformatocen,  tteU|e  bk  ao^annWauf e  bec 
facromeatolen  Xoufe  gkt(^e|kn^  befiidtt  boft 
Xribentinum:  Si  qiaa  diicarift  boptisnaim 
Joamua  habaiase  eandem  vim  eom  baptimo 
Ofarkrti,  a.  a.  (ßeoa.  VH,  ean.  1  Da  bapL; 
Dandnger,  Bnehir.  sl  738). 


1253 


Xaufe. 


1264 


HL  Sffltiff  bei  Xaufe:  aRetopl^fif^ 
Hfisii!  man  bte  Saufe  tut)  olfi  boft  @aaa« 
iKiit  Ux  &id)eteebuit  (to^  Xit  8,  5).  3nbem 
non  ^tffi^ß^  bit  p^9f if d^  Se^btl^e  beS 
tfiifiatnoienM  betfidftd^te,  befinirten  ^etrtifi 
bnmtbiil  unb  bet  l^L  Xl^omoS  bie  Xaufe  oIS 
lUi^  extarior  corporis  facta  sab  forma 
nrbonint  foraaecripU  (8.  th.  3,  q.  66,  a.  1). 
Kiffer  S)efi]mU)n  gab  ber  ^  Xl^omoS  ben  93ot« 
IDg  iior  ba  ^U0o'd  ton  St.  Stctor :  BapÜBmoB 
Mi  aqua  «UluendiB  ariiniiiibua  sanctificata 
ptr  Terbma  Dei  (De  aaor.  2,  6,  2),  an  totU 
()(r  ff  kbäk,  ba|  fie  nwntefienS  bem  äBoit- 
Ifldt  iuh(  bie  ^igutig  gu  fe^  in  bie  9Ratene 
M  eocnmienteS  no^  ^ti  einer  {lermanenten 
Oiuililit  Dedege  (saoramentam  non  perfioi- 
tv  in  aqna»  aed  in  applicatione  aquae,  quae 
«i  aUstio;  ngL  )um  @ociament8begrtff  bed 
DidorintiS  aud^  &fyan  [f.  u.]  47  ff.).  S)ie 
Sr^oi^U^  bctbec  (ErHärungSlDeifen,  ber  ))]^9" 
fjSißn  ttnb  ber  aietopl^fif^,  (ufammenfaffenb, 
gtbt  ber  Oat.  Rom.  (2,  2,  6)  bie  S)eftnttion: 
Btptisana  est  Moramentom  regeneratio- 
m  per  aqnam  ia  Terbo,  eine  S)efinUion, 
)ttI4e  Me  X^ologoi  unb  ftotet^idmen  nur  oeitet 
flilfs^tfn» 

IV.  Ctnfelung  ber  Xaufe.  S)ie  Xaufe 
fjlbiiid^e^ftas  eingeölt;  bie^  fDigt  oud  feinen 
liiS(pt2^  tum  ber  Kot^menbigfett  berfelben. 
Ugrje^  Mn  bem  Xaufbefe^l  (^UM^  28^  19) 
cdUxt  her  ^ibmb  bie  Xaufe  f&r  ben  eintritt  in 
M  OKifiaiSfii^  Seid^  att  unoebtngt  erfod)ecIiii^ 
Oot.8,5).  Sie  bafelbfl  Derlangtc  SBiebecgeburt 
ai  ben  Soff  er  unb  bem  ^eiligm  (Seifte  i[t  eben 
bie  Ssaät^  toäfy  bereit!  ber  SBodöufer  aä  mid^« 
^ffia  (tnniei^en  bei  WeffioS  bejeiii^  1^ 
(i^L  SRarc  16, 16).  SDol^er  fe^en  mir  bie  a}K>- 
|id  bie  SufnaJ^mt  in  bie  ftird^e  burd^  bie  Ximfe 
wD^ie^cn  (^^  2,  36.41;  8,  36 ff.;  10,  47) 
oBi^  bo,  mo  bie  3ol^anni8tttiif<  fc^on  ertl^t 
MC  (Im.  19,  2  ff.),  aus  bot  »riefen  ber 
IfojU  fd  Dor  Soem  enoSi^  bie  tiefftnnige 
liilfi^omB  X^n-  ^/  8  ff v  in  müd^  ber  Sfioftel 
Ml  Zottfie  unb  bafi  bur^  9t  gefl^enbeie  über» 
•otfalUle  Seka  in  ben  innigflen  Sufammenl^g 
wä  ben  Xobe  unb  ber  Xnferfte^ung  bei  (gr- 
BM  bringt.  ^  in  ber  l^gen  @d^rift  ber 
äritpsaft  non  ber  Sinfei^ung  ber  Xaufe  nid^t 
foua  angegAen  loirb,  (o  toaren  unb  ftnb  bie 
ndmmgen  l^icrüber  get^ieiU.  SBiele  Sd^Iaftifer 
man  mit  ben  Sonbarben  unb  bem  1^1.  Xl^omoS 
bff  Vnf^t,  SefuS  1^  bei  feiner  Xaufe  im  3or- 
bm  bod  6accomettt  eingefe^.  See  CaL  Rom. 
(2, 2, 20)  \äßi  M  biefer  9nfid^  an  unb  \>tf 
MS  auf  bie  trii^ifd^  X]^))^nie  ald  DerpSte 
Cjjmhnnng  ber  XoufformeL  Sine  (Srunblage 
jmbd  biefe  «nftd^  I^Qtt)>tfäd^ruii  in  ben  Sud- 
Wfatai  ber  Ißtter,  bie  SeriU^ng  beS  l^eüigen 
ifiM  3efu  lobe  bie  SDSaffer  getoei^t  wib  ü^en 
Me  fioift  iur  ^igung  mitgeteilt  (ogl.  f^on 
Ignat  Ad  Bphee.  18, 2).    3nbef{en  ^  biefe 


aiudbrfide  nid^  ju  realifUfd^  au^ufaffen,  fie  moHen 
bor  SOlem  belogen,  bo^  Cl^riftuS  baS  SBaffer  aum 
SBerfjeug  beS  j$eiligen  ®eiße8  in  ber  neuen  ^eilS- 
üconomie  beftimmt  l^abe,  tovt  fid^  fd^on  barouS 
ergibt,  ba|  f oU^  auebrüde  oud^  Don  f  oU^en  Sötem 
gebraud^t  toerben,  meld^  bie  Sinfe^ung  ber  Xaufe 
erft  nad^  ber  Suferftel^ung  anfeilen  (Dgt  j.  SB. 
Tert.  De  bapt  5  et  11;  Clhrya.  Hom.  in 
Hatih.  12,  n.  8 ;  DgL  Hom.  in  Joa.  29,  n.  1). 
3n  Dortreffßf^er  äBeife  begrünbet  biefen  ®e- 
banfen  ber  i^L  SonoDentura  (4  Seni,  dist  3, 
p.  2,  a.  1,  q.  2) ;  iebe  SRittfleilung  einer  über» 
natfirlid^en  Oualitöt  an  bad  Saner  Uffiit  er 
ab.  9ud^  ber  IfL  XbomoS  tonn,  obu^l^I  er  t»on 
einer  ffraft  ber  SBiebergeburt  rebet,  meU^  infolge 
ber  unenbli(^en  SRad^t  SlMfti  auf  alle  Sßaf^ 
burd^  bie  Serul^rung  feines  l^eiligen  gfleifdM 
übergegangen  fei  (8.  Ül  8,  q.  78,  a.  5),  nu^t 
anberd  oerftanoen  merben,  mie  ber  Sergleid^  mit 
ber  Sonfeöationdform  unb  feine  ^lemU  gegen 
ben  Sictoriner  (f.  ob.)  beutUd^  ^eigt  S)a  bie  obige 
Snful^  (einen  9[n^ltfi)mnft  in  oer  l^igen  @d^rift 
bat  unb  oon  il^ren  Sotretem  felbft  ba^n  mobi» 
ficirt  mirb,  ba|  au^  einer  ind^ootioen  dinfejptng 
ober  oorbeteitenben  ^nblung  toenig  übrig  bleibt 
(8.  Tbom.  8.  th.  8,  q.  78,  a.  5  ad  4  aliqua- 
Uter;  8narez,  De  eacr.  disp.  19,  b.  2,  n.  4), 
f  0  (ommt  man  ber  SEBol^idt  ndl^r,  menn  man  in 
ber  Xaufe  3efu  bie  ^Vorbereitung  für  bie  Cinfejpmg 
beS  @a€ramente0  erblidtt,  infoftm  SBefen^eit  unb 
SBirffamfeit  beSfelben  tioniuSberfunbet  mürben 
bur4  baS  SIement  beS  SBafferg,  burd^  bie  ffunb- 
gebung  ber  l^eiligen  2)rrijaltigleit  unb  burd^  boS 
Oeffnoi  beS  ^immels.  3>te  gfroge,  ob  (Sl^rifiuS 
bie  Xaufe  oor  feinem  SeU)en  ober  erfi  ncul^  ber 
Vuferfte^mig  ringefejft  '^,  l^ngt  mit  ber  anbem 
Sroge  innig  gufommen,  ob  bie  Xaujie  ber  3ünger 
3efu  Oob.  8,  22;  4,  2)  bU  djiriftUd^  Xaufe 
ober  bie  äol^annistaufe  mar.  S)ieientgen,  meU^ 
baS  erflere  annehmen,  berufen  fi4  auf  bie  ftlage 
ber  3o^anneSittnger  (3o^.  8,  26),  auf  ben  Ui»- 
ftanb,  ba|  3efud  oor^  boS  Se^imni^  ber 
äßiebergeburi  ben  SticobemnS  auSeinanbergefe|t 
auf  bie  Xbotfad^,  bog  d^riftuS  oor  feinem  Sei» 
ben  aud^  bie  (Eud^oriftie  eingefejft  l^abe;  incon» 
iienient  fei  eg,  menn  (Befind  feinen  9t)o|)dn 
bie  Ie|tere  geffienbet  unb  Re  ju  ^riefiern  ge- 
nad^t  ^be,  e^  benfelbcn  baS  erfle  Saaanrat 
bie  Xl^üre  )u  ben  onberen,  ert^eilt  morben  fei 
(ogl.  ®rimm,  Seben  Sefu  II,  »egendburg  1878, 
864  f.).  2)U  Xrabition  begünfttgt  biefe  Sußd^ 
S)er  3^unlt  ber  ßinfe^ung  mürbe  alSbaim 
in  ben  ainfong  ber  bffentlid^  Xl^fttigfeü  dein 
faOen.  Sa  j[ebod^  in  ber  VuSfenbungStebe  Sefn 
(SRc^.  10, 1  ff.  aRorc.  6,  7  ff.)  feine  SnmriF 
fung  für  bie  Xaufe  gegeben  ift,  aud^  au^er  3o]^. 
8,  22  (Hne  mettexe  Slad^id^  über  bie  »ug* 
ung  ber  Xaufe  oorliegt,  \a  bie  Sntmori  beS 
auf  bie  groge  ber  «elteften  (Vlottb.  21, 
3  ff.)  nal^Iegt,  ba|  bis  ba^in  feine  anbete  Xauf^ 
als  me  So^comtStttufe  üblic^  loar,  fo  oerieges 

40  ♦ 


1255 


Zottfe. 


1256 


ÜRond^e  bie  Sinfe^uns  ber  Saufe  in  bie  Seit  tiad^ 
ber  9uferfte]^ttng  unb  erllären  bie  3üngertaufe 
für  eine  ber  Sol^anniStaufe  ö^nlid^e  mit  oor* 
beieitenber  Sirfung  (ügL  @d^n),  Somntentar 
aber  baS  (EDangeltum  beS  1^1.  ^ol^ned,  Tü- 
bingen 1885, 185  ff.).  VOt  fKmmen  barin  über- 
ein, ba^  erft  im  Xoufbefel^I  ÜRattl^.  28, 19  bie 
feierlid^e  ^romulgotbn  ber  Serpfiid^tung  )ur 
Xaufe  unb  ber  9lot(iDenbigIeit  berfelben  gegeben 
ifL  9ud^  lonnte  erfi  nad^  SioIIbringung  beS 
SrI5fung8merIe8  bie  Xoufe  ben  Xob  unb  bie 
9uferfte|ung  beS  ^erm  (SRöm.  6,  8  ff.)  als  Uv 
gongene  Hatfad^e  fpmboUftren.  —  S)ie  6in- 
fe|ung  ber  Xaufe  burd^  (S^riftufi  }tt  htpotx^tln, 
xoox,  tottm  tDir  Don  ben  Sorinionem  (f.  b.  ^rt.) 
abfeilen,  mobemen  t>rotej}antifd^en  X^eobgen  t)or- 
bel^olten  (Dgl.  ^amadE,  Sogmcngefd^.  I,  68, 
Snmerf.  8 :  „^a^  SefuS  bie  Xaufe  eingefe^t 
1^,  la^t  ftd^  nid^t  no^meifen. . .  Sie  Ser))fli($- 
tung  berfelben  ex  necessitate  salutis  lä^t  fi^ 
ouf  3efu8  felbft  nur  mit  ^Ufe  be8  XrabitionS- 
p}Aad\ß  jurüdfül^ren'').  2)ie  Semeife  reil^  ftd^ 
ber  Xl^fe  mürbig  an.  Spobictifc^  erilort  man, 
SRatt^.  28, 19  fei  fein  ^errenmort,  geftebt  jmar 
}u,  ba|  fd^on  }u  $aulu8'  Seiten  aUe  Cbnften  bie 
Xat^e  erl^alten  mußten,  begrünbet  bie|  aber  ba- 
mit,  ba|  infolge  ber  onerlennenben  Seurtl^eilung 
ber  Xl^attgleit  bed  XöuferS  burd^  3efu8  bie  $ro^d 
beSfelben  nod^  beibel^alten  lourbe,  alS  berfelbe 
fd^on  löngfi  Dom  @d^au))Ia|e  abgetreten  mar. 
SRan  cenfurirt  bie  ^anblungdtueife  ber  S))ofteI, 
mac^t  ben  SSorlaufer  )um  Sfigenpropbet  unb  ent- 
mertl^et  bie  flarften  Sd^riftfteQen ;  fo  foD  bad 
eigentlid^e  SBefen  bed  Urd^rifient^umS  entl^üUt 
toerben. 

V.  3)a8  dunere  S^id^en  ber  Xaufe. 
1.  S)ie  aßaterie.  3ur  ©üUtgfeti  ber  Xaufe  ifl 
^loa^reS  unb  notürlid^eS  Saffer"  geforbert  unb 
genügenb,  b.  ]^.  alled,  maS  im  gemöl^nliti^en  Seben 
einfad^^in  (sine  ulla  adjecidone;  Gat.  Born.) 
SBaffer  genannt  mirb,  fei  eS  9Reer-  ober  3flu|- 
ober  Stegen-  ober  SRineralmoffer,  fei  ed  toarm 
ober  falt,  rein  ober  trüb,  fofem  ed  nur  }um  9tb- 
mafd^en  geeignet  ift,  be^l^alb  nid^t  fefteS  SiS  ober 
tmgefc^moljener  @^nee.  SuSgefd^Iojfen  flnb  aQe 
{^(äfftgleiten,  meldte  Sr^eugni^e  beS  SebenS  fiiü), 
mie  äBein,  Slut  u.  f.  m.,  anö)  aQe  gflüfftgleiten, 
meldte  au8  organifd^en  Stoffen  gemonnen  meiben, 
aa§i  Kräutern  beftillirteS  SOBaffer,  $flanaenfaft 
u.  f.  m.  IRur  im  öu^erften  92ot]^fone  fönnte  in 
ßrmangelung  ber  materia  valida  @aft  auS  bem 
SBeinftodf,  aufgeldSted  @al},  @d^nee  unb  SiS  in 
feftem  3uftaube  aI8  materia  dubia  bebingungS- 
meife  angemanbt  merben.  —  9latürlid(e8  SBaffer 
erfd^eint  a\i  SRoterie  bed  SacramenteS  fo  beutlid^ 
unb  bel^arrlid^  in  ber  l^eiligen  @d^rift  Ool^.  8, 5. 
9())g.  8, 36  u.  f.  m.)  unb  mirb  oon  ber  Xrabition 
oon  Anfang  an  fo  einflimmig  begcugt  (Doctrin. 
Ap.  c.  7 ;  Ep.  Bamab.  11,1;  Tert.  De  bapt.  4), 
ba^  eS  unbegreifUd^  erfd^eint,  mie  fintier  unb 
Seja  leieren  lonnten,  im  Slotl^falle  fönne  bie 


Xaufe  mit  {eber  Slfifjigleit  Dolgogen  toetben.  9hir 
toenige  f^tUer ,  oon  folfd^m  6))iritualidmttfi 
ober  S)uoIi8mud  getrieben,  mie  ein  X^  ber 
®nofHfer  unb  SRanid^der  (Iren.  Adv.  haer.  1, 
21,  n«  4;  Aag.  Haeres.  46,  n.  59),  bie  Duin- 
tiSianer,  meldte  XcrtuSian  bel&mpft,  bte  (Sat^axtz 
unb  SIbigenfer,  l^aben  bie  Xaufe  mit  SBoffer  oet- 
morfen.  iKrd^Ii^e  Definitionen  bed  i)ogma^ft 
bieten  baS  Gono.  Later.  IV,  o.  1;  Decr. 
Eng.  IV.  pro  ArmeniB;  Conc.  Trid.  ßess. 
Vn,  can.  2  De  bapt.  (Denz.  357.  591.  739). 
SDal  baS  SBaffer  als  (Element  beS  Xauffaao» 
mented  gemault  mürbe,  1^  feinen  I^ten  Örunb 
im  SBiOen  beS  Stifter«  ber  JKrd^.  gfir  bie 
Conoenien}  bedfelKen  oertoeifen  bie  X^eologen 
unb  bie  Siturgie  oon  {el^er  auf  bie  Sebcutung 
beS  SBafferS  im  ^Spione  (SotteS.  Bdfoti  Xcr» 
tunian  oermenbet  bie  gonge  @QmboIiI  beS  Wim 
XeftamentS.  S)en  ®runb  biefer  S^mbolif  fdcnb 
man  in  ber  unioerfeflen  SBebeutung  bed  SBafferS, 
bei  ben  9latur))ro)ef[en  unb  in  be^en  natütfid^ 
(Sigenfd^ften.  S)oS  SBolfer  ift  ber  ®ntnb  unb 
Xröger  ber  SebenSprogcffe,  bie  IBebingung,  btnn^ 
meldte  bie  Silbung  unb  (Sefialtung  im  (Sebiete 
bed  Organifd^  vermittelt  mirb.  3nbem  e8  in 
allen  Sggregatformen  mirifam  mirb,  unterl^ält  eS 
ben  8f{u|  ber  Umbilbungen  in  ber  orgonifc!^ 
Sßelt  —  ein  Urelement  be§  9BerbenS,  ein  Sym- 
bol ber  (Beburt,  ein  Wb  ber  Semegtid^Mt  unb 
gfrud^tbarfeit  SIS  algemetn  t)erbreiieteS  SIement 
ift  eS  befonberS  geeignet  für  baS  noi^enbigjte 
@acrament.  Sie  natürüd^en  Sigenfd^ften  uiü> 
Sffiirfungen  beSfelben  Derftnnbilben  gugteid^  bie 
ffraft  unb  SBirfung  beS  SacromenieS.  S^x  er- 
laubten Spenbung  ift  für  bie  feierßd^e  Xaufe 
baS  gemeinte  XaufmaRer  (aqua  baptismaUe) 
ftreng  oorgef^rieben.  iSyie  Xeoerenj  gegen  baS 
^eilige  @acrament  erforbert  femer,  ba|  man, 
ben  92ot]^faIl  ausgenommen,  nur  reineS  SSajfer 
(aqua  pura  et  nitida;  ffit.  Bom.)  onmeribe. 
S)e^^b  forbert  bie  Gongr.  S.  Offio.  (17.  ^ril 
1889),  ba^  man  felbft  jur  feierlichen  Xaufe  e^er 
gemöbnlid^eS  reineS  SBaffer  anmenbe  als  baS  fonfl 
ftreng  Dorgefd^riebene  Xaufmaffer,  menn  biefeS 
trübe  gemorben  unb  bie  SBeil^e  neuen  XoufmojfeiS 
(nad^  ber  im  Bit.  Born.,  Appendix  angegebenen 
Sormel)  nid^t  mdglid^  ifL  SM  ber  ^ßrbaitaufe, 
mag  jie  Dorn  $riefter  ober  Dom  Saien  gef|Knbä 
merben,  ifl  eS  gejiemenb,  aber  bod^  oud^  gm 
erlaubten  Spenbung  nid^t  erforberlii^ ,  SBei^ 
maff er  (aqua  luetratie)  angumenbea  S>te  Xouf > 
maffermei$e,  feit  öltefter  Seit  in  beriKn^eüb- 
lid^  (f.  b.  9rt  OfteiDigilie  IX,  1139),  aeb5n 
in  bm  ffreiS  ber  @acramentalien  (f«  b.  9lrt.). 
9Benn  bie  93dter  unb  bie  liturgifd^  Zeite  bie 
Steinigung  unb  Heiligung  beS  (Elementes  burd^ 
bie  SBeil^  in  er^ebenben  üuSbrütfen  feiern^  fo 
bient  bie^  nur  gum  f^imoeiS  auf  bie  ^fid^en 
SBitfungen,  meldte  boS  Xaufmajfer  im  tHugenbltd 
ber  @acramentenf))enbung  (ecDorbrfaigt,  mib  auf 
meldte  es  burd^  bie  acdbentelle  SBei^e  Dor&ereütt 


12S7 


Zaufe. 


1258 


vttb.  Sic^  log  um  fo  xdifyx,  merni  man  ben 

Id  ter  SBoffenoeil^  oIS  unmittelbare  SSorbmi- 

tmg  mit  ber  S^mibung  ber  Xauf e  jufammenf o|te 

sab  fo\\^  beben  Veten  nid^t  genau  unterfd^ieb. 

IRon  iDoIUe  ben  obicctiDen  S^ofter  beS  Sacra- 

■cnM  {Irenge  tta^mi,  feineSmegS  aber  baft  ge« 

«ei^  SBaffer  ald  fold^  att  baS  Sacroment  bin« 

pdUnL  Scaliftifd^  tonn  ^ä)  (aum  einer  aud- 

kBdtm  Ott  Xertullian^  unb  bod^  erlitt  aud^  nadji 

iSpa  boS  SBaffer  erfl  bie  ge^eimnilboDe  ihaft  )u 

(ciTigen  imrooato  Deo,  b.  ^.  in  Serbinbung  mit 

btr  9orm  (De  bapt.  4;  t)gl.  8.  Thom.  S.  Ul  3, 

^. ((6,  4.  5;  Bonav.  4,  disi  6,  p.  1,  dub.  8; 

Cst  Born.  2,  2,  6).   S)ie  fubftonHeae  SBeil^ 

ba  Xoufe  fanb  man  in  ber  trinitorifd^en  gform 

(lUptuinns  Terbia  eyangeliciB  consecrator 

[Avg.].  Per  formasi  baptismna  aanctificatar 

[Thom.]).  —  2)ie  nähere  aRoterie  ber  Xoufe  ift, 

vie  fi^n  ber  9iame  unb  bie  Sejeid^nung  ber« 

jdbai  alfi  9ab  (6pb*  ^.  26.  £it.  8, 5)  auS^brfldCt, 

bie  ^tbMfc^ung  mit  9Ba{fer.  3ur  (Sültigfeit  ber 

laufe  ift  eine  mo^re^  mirflid^  9btDaf(^ung  er* 

fotberit^^  b.  ]^.  eine  ))bQftfd^  unmittelbore  Se« 

riAmng  bed  ftör))er8  (ni^t  blo^  ber  ffleiber  ober 

ber  »baut  be«  götuS)  mit  SBoffer^  bie  fo  t»or 

|i4  e^  ba^  boS  SBaffer  ^d^  über  ben  fffirper 

kvcgt  (oontacios  snccessivoB),  mag  bie^  nun 

bis4  Untertoud^en  (immeraio),  burd^  9ufgie|en 

rmfono)  ober  burd^  Sefprengung  (aspersio) 

am(bt  toerben.    Peine  Sbmafd^ung  möre  oor- 

danben,  toenn  b(o|i  einige  Xropj en  SBaffer ,  bie 

jiib  niibt  }u  einer  flie|enben  SJlaffe  fommeln,  un« 

toeglUlb  ihxKL  on  ber  @time  l^en  mürben. 

Sie  Umafd^ung  in  ieber  ber  genannten  f^ormen 

ip  imierlidb  bere^tigt^  meü  fle  öu|erlid6  ber 

ftnotbmmg  (SfyA^ix  entf))ricbt  unb  binretd^t,  bie 

amen  Sbmafd^ung  facromentol  )u  Derjinnbilben 

unb  als  merf^eugUd^e  Urfa(!^  }u  bemirfen.  SBenn 

wUt  ber  game  Hbtptt  untergetaud^t  ober  über- 

golfen  trirb,  fo  bietet  fid^  oon  felbft  ald  3ttpt&' 

fcntont  beS  ganjen  ftdrperd  baS  fyoipt  (ber 

6(britcl  bejto.  bie  6time)  bar  (pars ,  in  qua 

figent  oninea  sensus  ...  et  manifestantur 

opera  animae;  8.  Thom.  8.  th.  8,  q.  66,  a.  7; 

Cut  Born.  2,  2,   19).    9{od^  ber  Sorfd^rifi 

b(S  Bit  Born,  ifl  bie  Xaufe  bebingungSmeife  ^u 

Dicbcxbolen,  menn  nur  ein  anberer^  minber  mid^ 

tigcr  itdrpertl^eil,  mie  ber  gfu|  ober  bie  ^nb, 

entu^t  loerben  tonnte,  ber  @i^erbeit  l^alber  felbft 

bann,  ocmt  ein  l^eroonogenber  X^eil,  mie  Sd^ul« 

ton  ober  9ru{t,  abgemaf(ben  mürbe,  miemobi  bie 

Zouie  im  ledern  gfalle  Don  SSielen  aß  gültig 

angefeben  mirb  (über  bie  Xaufe  in  utero  matris 

(.  CopeUmann,  $aftoraI-9))eb.,  12.9ufl.,  9ad^en 

1898.  119  ff.).  Unter  ben  brei  Arten  ber  «b- 

Dcj^mig  berbient  oom  ibealen  Stanbpunite  auS 

bie  3mmerfu)  ben  SJorjug  ald  augenfälligere  93er- 

jinnbilbung  bed  £obe3  unb  ber  Suferftebung 

Q^jK  (»öm.  6,  8  ff.),  unb  nod^  bie  f)Vi.  %^0' 

nui  (L  0.)  unb  Sonaoentura  (4  Sent.,  dist.  8, 

p.2,  a.  2,  q.  2)  be^eid^en  biefelbe  ntd^t  blog  ote 


oommunior  (für  il^re  3^it)f  fonbem  aud^  ald 
laudabilior  (megen  ber  @qmboIif)  unb  atS  tutiory 
le^tered  aber  nur,  qoia  hoc  habet  communior 
usus.  S)er  ^I.  Harl  SBonomduS  fd^reibt  fte  für 
ben  Sereid^  bed  ambrofianif d^en  Stitud  mit  ^aä^ 
brudt  Dor.  3nbeffen  beutet  fd^on  bie  St^^P^I" 
gefd^id^te  (2,  41;  16,  88)  binreid^enb  an,  ba| 
bie  ämmerfio  ni(^t  unumgänglid^  notl^toenbig 
mar;  bemiefen  mirb  ed  burd^  bad  flare  3eug- 
ni|  ber  Doctr.  Ap.  c.  7  (Ix^eov  zU  t^v  xe9aX^v 
TpW  5dQ>p)  unb  burd^  bie  ffranfentaufe.  @o 
ungern  man  aud^  Untere  fyxüpi^äiß^  ht^^cSb 
fab,  meil  .,nid^t  bie  freie  SBa^I,  fotü>em  nur  bie 
Stetig  )um  (Slöubigen  mad^te",  unb  ben  alfo  ®tß 
tauften  ald  irregulär  betrad^tete  (Gonc.  I^eo- 
oaes.  ciro.  a.  814,  can.  12),  fo  bat  man  bod^ 
bie  ®ültigleit  berfelben  nid^t  be^meifelt  (Cypr. 
£p.  [ed.  Hartel]  69,  n.  12),  aud^  $a))ft  iSor- 
neliud  (f.  b.  9lrt.)  nid^t  (Euseb.  H.  £.  6,  43,  14; 
k)gl.  Ihaud,  Steal-encQfL  II,  228  ff.).  S)ie  bilb- 
lid^enS)arftenungen  ber  Xauf banblung  im  Sdme* 
terium  bed  (Saüiftud,  mo  bIo|  bie  gü^e  bed 
Xäuflingd  im  SBaffer  fteben,  bie  S)arfteaung  ber 
Xaufe  &bnfti  ebenbafelbft  (nad^  milptü,  3)ie 
90talereien  in  ben  @acramentd{a))eQen  in  ber 
JTatobmbe  bed  bL  SaSiftud,  greiburg  1897, 17), 
ebenfo  bie  f))äteren  Sbbilbungen  burd^  9ufgie^en 
bed  SBafferd  aud  einer  Sd^ale  fteOen  ben  Stitud 
ber  (tl^itmeifen)  3mmerfto  unb  änfufio  jufammen 
bar  (ogl.  jhaud,  SReal-Snc^fl.  II,  888;  2)erf., 
®efd^.  ber  d^riftL  ftunft  I,  gfreiburg  1896, 162). 
Stud  ber  6te&e  in  ber  ^pofteHebre  mirb  man 
jd^merlid^  auf  einen  allgemeinen  ©ebraud^  ber  Sup- 
mfio  fd^Iie|cn  bürfen;  oielme^r  ergibt  ftd^  aud 
oerfelben  für  bie  alte  JKrd^e  eine  ^auptform 
ber  Spenbung  unb  für  gemiffe  SfäUe  eine  Sleben- 

iorm,  unb  beibe  be9aut)teten  jt^  neben  einanber 
ort  S)ie  gried^ifd^e  ftird^e  bebarrte  bei  ber  ur- 
fprünglid^en  f)aut)tform  bid  b^ute.  ÜTlarcud  Su« 
genicud  unb  Sqmeon  t>on  %%t\{a\oniä^  (f.  b. 
9rtt)  mad^ten  ber  abenblänbifcben  i{ird|e  ibren 
Stitud  )um  SBormurf  (Ogl.  aud^  Later.  lY,  c.  4; 
Denz.  861);  jehod;  geigen  bie  Stitualbüd^er  ber 
@ried^en,  ba|  neben  ber  Smmerfio  bie  Snfufio 
unb  ^fperfio  Dorfommt  unb  für  audreid^enb  ge- 
balten mirb.  (Segen  bie  Angriffe  ber  ©ried^en 
ift  Trid.  Sess.  YII,  can.  8  De  bapt  (Denz. 
740)  gerid^tet  —  3m  Sbenblanbe  reid^en  bie 
SInfänge  bed  aDgemeinern  ©ebraud^  ber  3n- 
fufto  refpectioe  afperjio  mabrfd^einlid^  bid  in'd 
12.  3abrbunbert  jurudf.  Sleianber  t)on  ^ated, 
SIbertud  ber  ®ro|e,  Xb^ntad  oon  Slquin  unb 
SBonaoentura  ermc^nen  fit  fo,  ba^  man  fd^Iiegen 
mu|,  fte  fei  gu  il^er  3cit  in  einigen  Zl^eilen  ber 
ffird^e  ald  orbentlic^eXaufform  übli(^  gemefen.  S)er 
Umfd^mung  boügog  ftd^  langfam,  fo  bo|  nod^  im 
16.  äabrl^unbert  bie  alte  gorm  in  giemlid^  meitem 
Umfange  befianb  (ogl  ^xad,  Ifircbengefd^.  9b« 
l^nbL  I,  «Pabcrbom  1897,  478  ff.).  3)ie  brei- 
malige  ^bmafd^ung,  Oon  atterd  ber  in  ber  ^d^c 
fiblii^  (Doctr.  Ap.  o.  7 ;  Tert.  De  cor.  mlL  8 ; 


1259 


Zattfe. 


1860 


Adv.  Prax.  26),  nad^  Xettulion,  fBafOinS  it  S. 
auf  ajpoftoIi{d|et  Znibüion  bentl^enb,  gefd^l^ 

RSI^  ber  biet  göifiid^  ^erfonen  unb  f^tn« 
liflrt  bie  breitfigiae  (BrobeSrul^e  S^ftl  3ut 
iSKHtigteit  ift  fie  nt^  tiot^menbig.  Um  gegen 
bie  artoner  bte  (SHetdMentlU^feü  ber  g5ttrt<l^ 
tjßerfonen  oiu^  in  ber  Saufform  aud}ubriu!en, 
lourbe  in  €)mnicn  bie  einmalige  Untertaud^ung 
eingefül^rt  (Syn.  ToL  a.  638,  can.  6).  ©regor 
ber  (Bro^e  (Ep.  1,  43)  erflddt  beibe  gformen  ffir 
gültig,  unb  als  SIcuin  bie  Bpanm  ber  gälfd^ung 
anflagte,  nol^  boS  ConcU  oon  SBormB  (a.  868, 
can.  5)  bie  beiberfeitige  $rosiS  in  €d^|.  2)er 
^ebente  (unäd^te)  (Sonon  beS  {loeiten  ollgemeinett 
ConcilS  l>ertmrft  bie  einmalige  Untertaud^ung  ber 
Sunomianer,  ober  enHoeber  be^^Ib,  meil  (hmo- 
miuS  nid^t  auf  bie  Zrinüät,  fonbem  auf  ben  Xob 
dll^rifK  taufte  (Dgt.  Sozom.  H.  R  6,  26) ,  ober 
meil  er  ober  feine  Sd^üfer  eine  ungültige  gform  an- 
mcfnbten  (t)gL  Epiph.  Haer.  76,  6).  ^^urd^  bofi 
r5mif d^e  Stituale  ift  bie  breimaftge  3itfu{io  tun» 
gef ddrieben,  unb  jmar  nad^  ber  aUgemeinen  Vn^d^ 
ber  Sinologen  snb  gravi.  3n  moralifd^  ®Ietd^ 
{eitigf eit  mit  ber  brdmaligen  Segie^ung,  bie,  meil 
gufammengel^Mg,  nur  Sine  ^Ibmafd^ung  bilbet, 
foU  bie  gform  einmal  i9on  berfelben  ^^m,  bie 
aud^  bie  Sbmafd^ung  vornimmt,  mtSgefprod^en 
merben.  —  2.  SDie  t$  o  r  m.  Sßenn  aud^  auS  bem 
biblifd^  Seste  ÜRatt^.  28, 19  aOein  fid^  nid^ 
stoingetd)  unb  un}meifell^aft  bart^  I&^t,  ba^  ber 
i^err  bie  auSbrudRid^e  Slnrufung  ber  brei  göti- 
lid^  ^erfonen  als  mefentltd^e  Xaufform  borge- 

girieben  iat,  fo  bezeugt  bod^  bie  Xrobition  tum 
nf  ang  an  beftimmt  unb  flor,  ba|  bie  trinitarif  d^ 
$orm  ftetS  im  (Sebrmtd^  mar  unb  als  j^ur  ®ättigfeit 
ber  Xaufe  not^menbig  angefe^en  mürbe  (Doolr. 
Ap.  c.  7;  Tert.  De  bapt.  18:  Lex  tmgendi 
imposita  etformapraescripta:  Ite,  inquit  etc.; 
ligl.  Adv.  Prax.  26 ;  Cypr.  Ep.  73,  5  [tOSM, 
bie  trinitarifd^e  gform  jei  oon  Sl^ftuS  tsorge« 
fdjrieben];  Dgl  73, 16. 17;  Orig.  De  princ.  1, 
8,  2;  InBom.  5,  8;  InLev.  hom.  7,  4;  8, 11 
[ffiugnet  fo  beftimmt,  mie  nur  möglid^,  ba|  bie 
Xau^  gültig  fei,  menn  fie  nid^t  auf  bie  Xrinitüt 
t^oS^ogen  fei] ;  ^bros.  De  myst.  4,  n.  20 ;  Aug. 
De  bapt.  6,  25,  n.  47  u.  f.  m.).  S)ie  Concilien 
entfd^ben  bie  ^^age,  ob  bie  t>on  ^retifem  ge- 
^Emtbete  Saufe  gültig  fei  ober  nid^,  nad^  berSn» 
ttenbung  ober  9u|erad||tlaffung  ber  trinitorifd^en 
$orm  (Arel.  I,  can.  8;  Nie.  I,  can.  19;  Lao- 
dic.  p.  a.  843,  can.  8;  Arel.  II,  can.  16).  Sie 
Gültigfett  ber  ffe^ertaufe  mirb  tmn  SugufHnuS 
(1.  0.)  baburd^  begrunbet,  bo^  ben  ekningdifd^ 
aSorten  (»{attl^.  28, 19),  ol^e  meldte  bie  Xaufe 
nid^t  mirffam  merben  !önne,  eine  fold^e  ffraft  inne- 
mol^e ;  iebermann  miffe,  ba|  eS  feine  3:au^  O^rißi 
fei,  menn  bie  e^ngäifd^  SBorte  babei  fe|lm. 
(Sbenfo  brüAt  ftd^  ©regor  ber  @roBe  auS  (Ep.  11, 
67).  S)ie  %uSbrü(!e  in  ber  «{mftelgefd^id^te  (2, 88; 
8, 16;  10, 48;  19, 6)  ^getauft  merben  im  Slamen 
2fefu*  (ek  t6  ovo^a,  Iv  -wf»,  lidrip  dv6fiacTt;  l)g(. 


9t0m.6,8.  (SoI. 3, 27)  gaben  XU  ber  (Eontrotmfe 
9nla^,  ob  bie  t())0f]tel  unter  biefer  gform  getauft 
^ettten,  unb  ob  eine  f ofd^e  Xaufe  (Bültigteit  J^Ot. 
S)a  es  unbenfbar  ifl,  bo^  eine  apoftofifd^  $rostS 
lur)  nod^^  für  ungültig  gel^oUen  unb  f of ort  imb 
allgemein  burd^  eine  onber«  t)erbrdngt  morben  \d, 
f 0  jinb  biefe  9luSbrfidte  mm  ber  d^ftü^en  Xonfe 
im  Mgemeinen  |U  t)erfie&en,  bie  i^  ftioft  osS 
bem  fieiben  (E^ripi  fyA,  m  feiner  Suctoritfit  ge» 

8enbet  mirb  unb  bie  S^el^gfeit  gu  feinm 
eid^  bemirft.  S>ie|  mirb  nal^egelegt  bwrd^  1  (Eor. 
10,  2,  mo  ber  ^o^  tum  ber  laufe  ber  3«- 
roeliten  ouf  SRofeS  (ek  -r&v  Midoo^v)  fprid^t  (k>g|. 
1  (£or.  1,  18:  Numquid  PaoloB  cnunfixoB 
est  pro  Tobifl,  aut  in  nomine  Pauli  bapti- 
sati  estiB?).  gfür  bie  t>on  ben  Vpoftefai  onge* 
manbte  gform  bemeifen  a(fo  biefe  ©teilen  md^. 
Iß  Spg.  19,  2  entl^t  einen  nid^t  unbeutli^ 
^inmeiS  auf  ben  (Skbraud^  ber  trinitarif  d^  Sdrm. 
3luS  Doctar.  Ap.  7, 1. 8 ;  9, 5  ergibt  ftd^  fobonn, 
ba|  bie  laufe  im  J9tamta  beS  ^mtt"  feine 
onbere  mar  als  bie  auf  bie  brei  ^ttlid^  ^()et> 
fönen,  maS  f))üter  öfterS  |ert)orge(oben  mixb 
(Orig.  In  Jea.  tom.  6,  16;  Qypr.  Ep.  78, 
16. 17;  Inno«.  I.  Ep.  17,  5  [ad  ep.  ICaoed.]; 
Ang.  De  bapt.  6,  25,  47;  Centn  Max.  2, 
17, 1;  oud^  ber  |(.  eofilinS,  bem  nod^  ^[ktaimiS 
bie  Vnfid^t  )uf (^reibt,  er  l^be  bie  Xaufe  ot^  ben 
Kamen  3efu  ober  auf  ben  Slomen  ebier  ber  gdtt« 
lid^  $erf onen  ffir  gültig  erltürt,  lel^  De  einr. 
sancto  12  baS  gerobe  Gegenteil).  2)ie  Sd^io- 
laflifer  ^Iten  bie  Xaufe  unter  Slnrufung  beS  %i* 
mens  Sefu  t^ilS  für  allgemein  gültig  (^ßetrus 
Somb.,  |mgo  Don  6t.  Sidor,  XoIetuS  u.  %.),  tl^U« 
befd^önften  fie  bie  ®ül«gfeit  berfelben  auf  bie 
9lt)ojiel  allein,  mefd^e,  burd^  fpecieOe  S)iS|mfation 
beDoSmüd^tigt,  auS  befonbemt  ®rüiA)en  ben  Shiben 
gegenüber  bie  Xmife  unter  biefer  ^orm  gültig 
bätten  tmSiie^  f&nnen  (SlbertuS  Stagntd,  X^ 
maS,  SBonaoentuni  u.  V.).  S)iefelben  flMen  ^ 
DomeJ^mnd^  auf  eine  bmdle  6te1Ie  beS  9L  Km« 
brofiuS  (De  spir.  s.  1,  8),  toeU^  onfd^einenb 
nid^t  nur  bie  Xaufe  im  Slomen  Scfu,  f oiAem  au<^ 
bie  Xaufe  im  92amen  beS  SatetS  ober  beS  belügen 
®eifteS  allein  für  gültig  erHürt.  S)a  tnbeffcn 
VmbroftuS  ein  entfd^ebener  S^ge  für  bie  trini' 
torift^  gform  ifi  (f.  ob.),  f 0  ift  bie  SteSe  ridbtiger 
babin  iu  erftdren,  ba|  nt^t  Don  ber  Xaufform, 
fordern  Dom  ®laiAen  unb  bem  Slaubenfibefrnnt- 
ni|  beS  Sm)9fangerS  bie  Stebe  ifL  2)er  Dolle 
®laube  an  bie  X)reieinigVett,  miH  er  fagen,  ber 
im  Smpfdnger  Dorbonben  fein  muB,  iii  entbidten 
im  rid^ttgen  ®lauben  an  3efuS  S^fiud,  fa  im 
richtigen  (Stauben  an  jebe  gbttfid^  ^^n^n,  unb 
er  ift  nic^t  Dorl^ben,  menn  bie  brei  gStflicben 
$erfonen  itoox  genannt,  ober  t^  (SMeid^mefent- 
Rd^feit  negirt  mirb.  Sn  Sf^nü^  Seife  ifl  bie 
«ntmort  9licoIauS'  L  (De  cons.  Bnlg.  Cw  104) 
ju  Derfte^en;  lebenfaBS  l^t  er  über  bie  S^orm,  mit 
meld^  bie  9|K)fie(  touften,  ni^tS  entfübeiben 
moQen,  unb  er  erflürt  auSbrfifftd^  mit  SuguffinuS, 


1X1 


Xtsffe, 


ta^  Mt  Si#  teid^  hh  iiNB«iIlMcit  »ocli  Oll» 
taiol  nnbe  ü^  ktaa,  SeiMbcttL  n,  880; 
8Mi«  n^  s.]  I»  210  aqq^X  —  Sit  «tnifteicBe 
XfloAaUiiiit  fbtmlC  ott  as^  baft  fn  tnfmbe 
6Micä  «tB|^  m  bcc  Zoufftnn  fom  »ofibnut 
tanm  (f.  &  1,  X  a,  43);  be^j^olb  lofttB  bk 
Soirfr  niet  ffiitpbffttiift  bec  SBttrte  egatab^^ 
te  iM^  (iW  27  dnm.  aib  AloL  Yin. ; 
DuLllBi).  Slft  Icbod^  bic  $auiM<4tr  bti«4 
■Alt  bh  Xttifi  i^  ftnift  ^  b«  leiKge  Sn^ 

ift  fo  iß  cft  sntaeMW^  ^^  bic  «M- 

Z^ttiofctt  in  ber  lategDtifdtcii  Somii  bif 

•bct  itt  ber  iiAkoMiKn  a^  bet  (BzM^ 

JSmk  tSv  «Uivftfv.  ^4^)  goBt  Sttibfud  bmnt 
(Alg.  lY.  I>«er.  pr.  Ann. ;  Denz.  581).  3*  bni 
^sfonm  U)  dttyfo  imbauSbifidBid^  in  nennin. 
jmpwimfl  tt  oid^  bcr  Stagitlac  in  nomiiifl 
dilltf»nid  iMrr  6ti^  bcft  vU&ifm  SBefodl. 
^n  frimbtcii  6)icnbiniQ  ifl  felb^o^fiiiblid^  bo 

Wtm  KT  KUflfeiUWn  mtXOft  dt^fOXXlfOXltMm  hSOS 

W  ma^lUt  ha  6#enbuaB  bei  tino  »ctfobe- 
wi%  bff  Mrfttfd^ebeneii  gfom  bsrdl  HwjMuiy, 
(MMplioii  wbtx  9ii5IopiMt0  dniQitr  SBocte  cnigel^l« 
{d  g^  im  «OgoMitini  bit»egcl,  bog  iebe  fi*^ 
f— ♦^^^i^  lenbcntsg,  bi  1^  eine  fold^«  ksdU^  bm 
Cor  anbot,  bU  Zaife  migUtig  sud^t;  bd  cinei 
Hol  «ribcnkOai  Oenbentna  ift  bie  Xaufr  eiibi 
«bei  gaUtg  ober  gtoeifdbaft  SSM  eiQcim 
9ta  bfe  Se|KbAc|er  ber  aRovoK  unb  $ftftml- 
ÜnbeiL  (lUkr  bai  Ute  ber  Iateim|d^cn  uvb 
|ria|^4es  Sdm  f.  ihavM,  Xca(p<gnq^  Ilt 

82»  f.) 
YL  SDie  SBirfttngett  bcr  Xaufe.   SU 

6«r«iicak  bcr  ffitAargiluzt  l^t  bie  Xouf e  ben 
StNtf,  bem  XSufiing  em  «ttted^  oollfmimc&  temea 
Uen,  dn  neues  ^  übcmatuifid^ed  8ie6enfi)nrinci|) 
■ilgiibiliiB  unb  itant ^<^ lebcnbtgen  (Bliebt 
n  iiU|(Uf4en  Seibe  urifti  ]U.  nutd^cn*  3it  btt" 
fcr  5iBrAQiebiniS  W^  ^  enqchieK  SBtrfunaen 
kfi^  ttie  X^Iieber  eniMten.  SSei  ber 
MQm  iiH^uiiuung  ou|ct  aotnungen  finDet  o^ 
froben  Vnu)tnbnng^  tsofi  bec  iitoleftanttfc^en 
Wt^tja&gfmgßUffn  gegeaiber  in  bem  Sbt.  9ceil^^ 
inngmig  cbb  fU||cmHininB9ie9Ct  CNngen^mi  mot" 
km  i|L  L  Simmt  bcr  Weaf^  eine  „neue  Creo» 
tsr*  imsbc,  m»^  )ttii&4#  ^^  ^  SRenfd^  bei 
einbc  (Ori^  4,  22  f.)  obgttegt  tmb  üeniid^ct 
msAaL  Sr  mttb  gelnfl  imf  bem  ^3:ob  O^rtfü'* 
(Sta.  6,  S  ff.X  b.  b-  bnn|  bie  (EtnoKeheniRg  in 
WpA  mirb  er  bdl  Sdbend  mib  Zobe9  bell  (Et- 
Ilftc§  betoit  ^eilbof^igf  bo^  bie  @ftnbe  nnb  ^ct 
6a4Mi  lK)1lpinbig  iMtnid^tunb  fcfftdit  totfb. 
Sk  ZmifcbettKft  bie  So^Ioffung  oller  Sinben, 
fumji  bcr  Cxbjftnbe^  bmn  mid^  ttSer  onbcven 
Sfinboi  Bod^  6(9ttib  nnb  Stiofe.  Sie  SSBitfung 
bhkft  ^  elgentbiiniitri|0t  SBoqugS  nnb  SotnnigS 
bcip  N{a^  bieZaufunfd^.  2)a  bie  Cddfung 
inl^PM  iuerfibie  $ef^tttebec|etftelk,  fo  Ueip 
lmiBMetai|d[genbti6tiinbe9b«nä((SMa^ 


cengy  Zibv  Stibci^  tDcUlfr  mt  mib  fit  fUbi^fl  ^ 
9c£tt  md»  mid  ber  &wibt  bloft  infofan  $isftoi- 

geben,  oiS  biefe  bie  nif|Mnlng|U|t  GnuMioitenig 
)cc|U)UL  fspte  Demeren  oicr  oce  ^rtnppirQnet 
nno  tiemcn  jsm  Dccoieiipuonen  Mmy)e  m  ttc 
Stoi^folgt  (Sbctfä  d«fmtnnengrt)fiQn«t  wä  (S|n^ 
fhift  <SdnL  6, 5X  foabcr  «ese  9faiif4  bofl  (Snmb« 
gefel  btft  d^ßd^  SeBenS^  bie  «Ueid^StmigMI 
ber  (SUid)et  mit  bem  ^nt»ie,  mid^  im  Scibeit  unh 
Xobe  mit  in  bet  (Slorit  erfilen.  3n  btr  Olotit 
btr  9uferPi|utt9  jMC  et  boflfelle  nttb  mt^t  ta» 
Vfongev,  att  bie  Qwibc  befl  11t|n|iairiHft  bem 
9ten^  boi  (ttgL  CnL  Bom.  L  a  k.  tt  4A. 
48)l.  —  2L  9)it  Saufe  ift  «uferfUbmig  gu  einem 
«Btn  Sebcn,  niil^t  bb|  i,(Bcab,  fonbem  ani| 
SRuttct^  (GjrziH.  Hier.  Gnt  myst  2, 4).  Set 
Snfcmmenbang  iN)n  SünberniQ^Si^  «nb  Snabt 
^  JB  imig,,  ba|;bie  @änbe  genibe  bmod^  bb  JH" 
Iigmod^enbe  Onobe  getilgt  luid).  StcXanfe  tiifltt 
oi|0  Den  Mip|imget  ttrieuien  not  oer  ctfltg" 
mad^mbcn  (Bnobe  nnb  ben  ndl  i^r  üeriiunbenen 
Zngenben  unb  6obcB  onA  (|.  b.  9tti.  fim^  unb 
Sh^iftctigung).  Surä§  biebaßgnm^enbt  Snobi; 
meit^e  t^m  me  xfeunofnie  on  oer  gotnrapen.  vcnntt 
mieibi,  ift  bet  abnfd^  mobr^oft  out  «,(8«lt  ^ 
boren'',  ciaftinbiBolltil  unb  Sde  be»  ^meiS.— 

a.  Sie  Xm^  )>rftgt  bet  @ede  ben  unmiStöfibliribni 
eboroSer  (fL  b.  «ii>  bet  3ug^tigleb  p  Sbafti« 
mtb  feiner  Üird^  ein  (1  Coc:  12, 18).  SttfeOc 
mirbsignaeiihim  sanctaa  Trintatis  (B]|.£o«l) 
gemumt,  toeil  bie  Zmtfc  ben  SNenfdbni  fnr  ^St 
beiüge  Ste^oitigtett  in  9d3|  m^^i^t  nimmt 
Snrd^  bte  faaamental  l^oogogene  (EimietkibnBg 
in  bie  flird^e  ebttftt  cdmigt  ber  (8etm#B,  oB 
SflÜbfirget  ber  Eiligen  nnb  ^flgenofie  (gottel 
(6pb-  2, 19),  bii  Sep^igung,  bie  coberen  Socii^ 
mente  gültig  gn  emi)fangett,  \M  Siedet  mtf  Ue 
fintet  unb  Onoben,  mel^  (SbrifM  feinet  ftir#e 
binterlegl  1^;  mibererfettd  ift  cn  ben  Smtfd^Qtdftnr 
bk  SBerpftid^tmtg  gcintt|iß,  ben  (Sefe^en  unb  ®e« 
boten  beS  «Reid^  Cbrifti  fid^  gn  untcrtt)erfaL  So 
bicXonfe,  ma  immer  fte  m^gefpenbet  mirb,  bol 
@acramtni  ber  fiird^e  ifl  (est  uaa  ecdeoa,  font 
Mila  caiholiea  nomkiatnr,  et  qudqmd  ranm 
bnbet  in  conmiiinioBibas  ^ersoram  n  mm 
nnitnle  Beparatao^  per  hoo  quod  swnn  im  eis 
hmbci,  ^n  ntiqiie  gm&erat,  mom  illnc;  Aug; 
D»  bopL  1,  ICH,  14),  fo  ma^t  ^  beit  ®etaiiftm 

e  an  ftd^  Vi  einem  ftinbc  ber  mobten  iKnbe. 
^rctifem  getmifk  flinbet  mnben  ©liebet 
einer  b&etifd^en  Semeinfd^  ert  boburdj,  ba| 
fle  fU^  ft)atet  fteimiOig  unb  fd^uMarermeife  bei» 
feSben  anf^Iie^em.  Sie  im  XauttaraBer  fel^l 
oorni  bkibenbe  Segiebmig  gnr  ftod^  att  bor 
ied^tmäi|tgem  SDhcttet  bcfidCt  §fulgentin§  in  bin 
SBorkn  auS:  Boc  (so.  bnptimBn)illa  (oe.  ecd^ 
na)  inqaacunqa&reperenty  tamqMmftlegitima 
mater  tm  jnria  asoe  cognoack  (Darem.  paoo^ 
1,  23),  unb  Sugnftimift:  Beapondea  . . .  miU: 
aad  baibao  aacramentam.  Habea,  agnoaoe; 
propiar  koe  t#  qnaanK    M  agnm  aaua 


1268 


Xottfc 


1264 


addidisti,  qnare  te  diligentioB  qnaeram;  ovis 
es  eniin  de  grege  Domini  mei,  cum  signo 
errasti  (Ad  plebexn  Caesar,  n.  4).  9uf  ber 
eittfnrägung  bed  (S^oralterS  berul^t  eS  jumrifl, 
bo|  bie  Zaufe  unter  fd^meter  Sünbe  nid^t  mel^f 
moIS  empfangen  t^p.  gefpenbet  metben  batf .  Sie 
Sli^noiebetl^olbatfcit  ber  Saufe  ift  3)ogma  (Trid. 
Sess.  YU,  can.  11  De  bapt.;  Denz.  748)  unb 
M  fo^ed  fett  al^ofiolifd^er  3eit  pxam\i)  unb 
t^eorettfd^  anerlonnt.  S)ie  ffiJieberl^Iung  ber 
Zaufe  bübet  au^  ein  fird^tid^  Sergel^en  (f.  b. 
Srt.  3rregularitdt  VI,  928).  Seftel^t  inbe^  nad^ 
ongefteüter  Prüfung  ein  begrünbeter  3toeife(^  ob 
bie  %caät  gefpenbet  ober  gültig  gefpenbet  ift,  fo 
sm^  biefelbe  bebingungSioeife  nrteberl^olt  toerben 
(Bit  Born.  2,  1,  9  et  3, 16;  Cat.  Born.  1.  o. 
n.  56  et  57).  Um  bie  betreffenbe  ^fon  nid^t  ber 
(Befal^r  auSsufe^en,  ba|  fie  bie  fird^Iic^e  (Bemein« 
fd^oft  entbel^re,  trug  bie  alte  IHrd^e  lein  99eben(en, 
in  gttieifel^often  gföKen,  ).  !B.  bei  ginbeOinbem, 
bie  Saufe  )u  loieberl^Ien  (Dgl.  o.  112  sq.  Dist 
IV  De  conseor.).  $ra(tifd^e  SBebeutung  geioinnt 
biefe  ^xa%t  l^onptfö^Iid^  in  gloei  SföQen:  a.  bei 
einer  oorauSgegangenen  92ot]^taufe,  befonberS  in 
SföEen,  bei  Denen  feiten  SBeflärsung  unb  SSet* 
ttirrung  fel^Ien.  SBenn  febod^  burd^  Saugen  ober 
oud^  bur4  Sinen  Saugen,  ber  exceptione  major 
iß,  bie  rid^tige  Spenbung  beft&tigt  toirb,  fo  rooxt 
ber  3tt)eifd  als  gehoben  angufel^en;  b.  bei  einer 
Don  ^etifem  gefpenbeten  Saufe  (f.  u.).  — 
2)er  bogmatifd^e  SetoeiS  au8  ber  l^iligen  Sd^rift 

Sir  bie  angegebenen  SBirfungen  ber  Saufe  if!  in 
en  citirten  9rtifeln  }ur  (Senflge  gegeben.  Sie 
Srabition  ift  oon  Anfang  an  Har  unb  beflimmt. 
S)er  Samabadbrief  fpri(|t  6,  11  oon  ber  Ver- 
gebung ber  @änben  unb  ber  innem  (Erneuerung 
unb  Umgeftaltung  (InoCTjoev  ijftac  2XXov  runov, 
&cicaidicuv  l^^tv  'djv  ^oxfyf;  OgL  ib.  c.  11,  too 
bie  Vergebung  aller  Sfinben  unb  bie  gfüHe  ber 
Srüd^te  aI8  bie  (Sabe  beS  mit  bem  jheuge  }u- 
fammengefteSten  SBafferS  genannt  merben,  utü> 
Herrn.  Fast.  Mand.  4,  8;  Sim.  9,  16).  (£8 
ift  berfel^It,  toenn  man  ben  altftrd^Iidden  9po« 
logeten  nur  eine  öu^erliti^e,  burc^  moraliftifd^e 
9etrad^tung8U)eife  Derflod^te  Sluffaffung  ber  Saufe 
beilegt,  al8  ob  fte  bie  ©ünbenoergebung  nur  in 
bie  9cce})tation  @otte8  ber  auf  (Srunb  ber  neuen 
Srienntnil  erfolgten  Steue  über  bie  frül^eren  @än- 
ben  ber  Unioiffenl^ett,  unb  bie  gegebene  ®ered^« 
tigfeit  nur  in  ein  Sblaffen  oon  biefen  @ünben 
unb  in  ein  tugenbl^fteS  Seben  gefegt  l^ätten 
(^amad  1, 142).  92ad^  Suflin  toerben  toir  burd^ 
bie  Saufe  neu  gefd^affen  (ApoL  I.  c.  66;  ogl. 
ib.  61).  2)ie  fünbenoergebenbe  Ihaft  ber  Saufe 
oä  beS  einzigen  SBegeS  )ur  Vergebung  ber  @ün- 
ben  unb  ber  Hoffnung  auf  bie  Srbfd^ft  ber  oer- 
Iftei^enen  (guter  ift  DiaL  c.  Tryph.  43  et  44  Oar 
genug  auSgefprod^en,  fo  ba^  e§  ^Qperfrttil  ift, 
tt)enn  man  in  ber  Saufe  nur  ein  du|ere8  @QmboI 
ber  Steue  unb  Umfebr  fe^en  toiQ.  SUIerbingS  fe^t 
bie  Saufe  (ber  (Snoa(!^fenen)  bie  Furavoux  i^ü*  I 


»eife  borauS  aB  Sodereitung,  tl^metfe  betoirft 
fie  biefelbe,  »eil  fie  bie  Vetpflidbtung  (U  einem 
^eiligen  Seben  mit  fid^  bringt.  Vnlorene  SRu^ 
ift  eft  ooHenbd,  toemt  man  oud^  SertuQian  unier 
biefe  Hategorie  ber  «aSoraliften''  bringen  »ilL 
3)enn  fräftiger  ott  burd^  bie  fd^öne  €idk  De 
anim.  41  (t)gl.  De  bapt.  5)  tonnte  er  ^  nxäft 
gegen  eine  fold^e  falfd^e  Suffajfung  oemol^rcn. 
Ady.  Marc.  1,  28  }ä^It  er  al8  aSHrfungen  bct 
Saufe  ber  Stetige  na^  auf  bie  remiseio  pecca» 
tomm,  bie  conseoutio  aefcemitatis,  bie  ab- 
solutio mortis»  bie  regeneratio  hominia,  bie 
restitutio  ad  similitadinem  Dei,  bie  oonaecn- 
tio  Spiritus  sancti.  SOerbingft  l^aben  bie  otten 
Apologeten  bie  t>or  ber  Saufe  begangenen  ۊnben 
Sänben  ber  Untoiff  enl^eit  unb  Vlinbbett  genonnt, 
aber  fie  tooaten,  mie  fi(^  au8  SertuKion  (De  pn- 
die.  10)  ergibt,  bie  größere  99o8^it  unb  ben  tier- 
f d^iebenen  ^l^arafter  ber  na^  ber  Sau^  begongc 
neu  €unben  fomie  bie  burd^  bie  Saufe  eingegan« 
gene  Verpflid^tung  9U  einem  ^eiligen  Seben  1^ 
oor^eben*  @iefpred^enbon  einer  (&fenntni|,efaier 
Srteud^tung,  meldte  fomo^I  burd^  bie  Vorbereitung 
auf  bie  Saufe  oIS  aud^  burd^  ben  (Empfang  ber* 
felben  oermittelt  loirb,  meil  eben  bie  Saufe  boS 
menfd^Iid^e  Seben  unter  einen  gang  anbem  @t» 
fid^tSpunft  fteflt  unb  bie  geifligeSuferftel^ung  mit 
(S^riftuS  bie  Verpflid^tung  brinat,  in  ber  ^tvifyai 
beS  SebenS  }u  manbeln.  Sie  (poteren  3«<gniff^ 
treten  unS  in  einer  f old^  imponirenben  ftfüHe  usib 
ftlarl^eit  entgegen,  ba^  eS  unnötl^ig  ift,  auf  einjetne 
)u  t)ermeifen.  S)ie  fird^Iic^en  Se^itionen  fUiben 
l^d^  Conc.  Garthag.  a.  418,  c.  2 ;  Conc.  Vienn. ; 
Decr.  pro  Armen.;  Conc.  Trid.  Sess.  V,  c.  5 
et  Sess.  VI,  c.  7  et  14  (Denz.  65.  411.  591. 
674.  681.  690;  Dgl  Cat  Bom.  2,  2,  42  sq.). 
3Bft^enb  bie  Reformatoren  oon  ber  Saufe  in 
Vegug  auf  bie  innere  (Erneuerung  beS  Stenfd^n 
möglid^[t  gering  backten,  fteSten  fte  anbererfeitd 
eine  Steige  fingirter  Sßtrfungen  auf.  Sie  tooOUn 
in  ber  Saufe  einen  Don  (Sott  beftegelten  9b(a^« 
brief  für  baS  gan}e  Seben  fel^,  fo  ba^  efi  bei 
ieber  Sflnbe  nur  ber  Vergegenm&rtigung  ber  in 
bemfelben  befunbeten  Verbei^ungen  bebürfe;  bie 
Saufe  fei  ein  gegebene^.  Unterpf anb ,  ba^  bie 
^ugered^nete  (Serec^tigfeit  burd^  feine  Sibibe,  ben 
Unglat&en  ausgenommen,  berloren  ge^en  fbnne; 
ber  ®etaufte  fei  an  leint  (8ef e|e  gebunben  v.  f.  to., 
eine  Keibe  oon  ©a^n,  toeld^e  burd^  baS  IVid. 
Sess.  Vn,  can.  6—10  De  bapt  (Dens.  748 
ad  747)  Dertoorfen  mürben.  9Benn  bie  Saufe 
einem  (Srmad^fenen  gefpenbet  toirb,  fo  ifi  )nr 
Sriangung  ber  SRed^tfertigungSgnobe  bie  im  %rt 
Sted^tfertigung  X,  858  gef($Uberte  3)itpofition 
erforoerlid^.  fyit  er  3Rangel8  ber  erforberli^en 
S)i8pofitton  (cum  ficüone  sen  cum  obice)  bo8 
Sacrament  empfangen,  fo  bringt  baSf elbe  no4i^, 
menn  bie  genugenbe  Sispofttion  eintritt  unb  bcd 
^inbemil  entfernt  ift,  feine  (Snobenmirlusge» 
ex  opere  operato  bertor  (DgL  S.  Tbom.  8.  th* 
8,  q.  69,  a.  10).   Vereut  ber  S&nfling  (dfTu^ 


U65 


Zaufe. 


1266 


6anb(R  nU^t,  wüi^  not  ber  Zaufe  Begangen 
wcttxa,  \o  fönnen  fle  ü^m  im  ÜUflenblid  ber 
2iufi  ni^t  tKTgeben  unb  bie  entfpted^enben 
etnrfm  iiid^  nod^doffen  soerben,  ni^t  SRongeld 
ber  itak  bei  Saoomentefi,  fonbem  ÜRangelS 
bercrfbrberlid^SiiftpojiKon.  Sobalb  ober  bief ed 
hiitonil  ]|iöter  burdp  bie  erforberlid^  Sleue 
(cicttigt  ip,  tritt  ber  oaffige  Stadial  ber  ttpd^en 
Biabm  imb  i^rer  Strafen  ein  traft  beS  früher 
mpfaiiQenen  €aaomente8  (DgL  b.  Srt  Sacra« 

mteX,1516f.). 

yiLS)er€))enberberZanfe.  Lieber 
ifM4f  H  ^  SRitglieb  ber  fttrd^e  ober  nid^t, 
fom  bie  Zdufe  güllig  unb  im  ^lot^faSe  aud^  er- 
kmWrtBieife  fpenben  (Conc.  Lat.  lY»  c.  1 ;  Deor. 
pro  Amen.;  Trid.  Sesa.  YQ,  caiL  4  De 
bi]rt;  Denz.  357.  591.  741).  2)ie  unbebingte 
VotfiDeiibigfrit  biefed  @acramente8  forbert  eine 
odfprn^cnbe  Unbejd^Snltl^eit  in  ber  Spenbung 
begäben.  S>ie  bogmatifd^  SBegrfinbung  gab 
«igsiimtil  (f.  b.  «rt  Petfertauffirdt  VII,  417). 
»S  bie  Sultigfeit  ber  Saientaufe^  aud^  bie  ber 
KdMnfien  unb  ber  gfrauen^  allgemeine  9n- 
fxSmmnig  ^b,  mußten  mand^e  Siebenten  unb 
&^tDtcxigfeilen  fibenounben  nierben.  ZertuKion, 
ber  bie  (raltigtdt  ber  Saientaufe  allgemein  be« 
|n^,  eifert  ftort  gegen  bie  Anmaßung  ber  gfrauen, 
bi(f(l  6acroment  ju  fpenben  (De  bapt.  17); 
otjcnto  ffat  er  aber  blo^  bie  Srlaubt^eit  ber 
epenbung  im  9uge.  Slod^  9(uguftinuS  magt  trok 
jcnifT  9ic4tf ertigung  ber  if e^auf e  bie  f$rage,  ob 
an  Kn^tdbrtß  gfittig  taufen  tonne,  nid^t  fd^Ied^t- 
tk  }a  bciopen  (C.  ep.  Paim.  2,  13,  30).  -- 
Itt4  bei  ber  Ütot^taufe  mu|  fott)eit  tt)ie  mdg- 
04,  mib  nenn  nid^t  anbete  @rünbe  eine  Sb- 
loeid^ttng  gebieten,  bie  Stegel  beS  Bit.  Rom.  2,  c.  1, 
IL  13  ctngebatten  toerben:  Si  adsit  sacerdos, 
diieono  praeferatur,  diaconus  subdiacono, 
deriens  laico  et  vir  feminae,  niei  padoris 
gratiae  deceat  feminam  potius  quam  virmn 
haptizare  inüantem  non  omnino  editum,  vel 
im  melius  femina  sciret  fonnam  et  modum 
UpiixandL  Pater  aut  mater  propriam  pro- 
km  baptzaare  non  debent,  praeterqnam  in 
oortia  pericolo,  quando  aüus  non  reperitur, 
qni  baptisat  (&n  £aie,  ber  bie  9iotl^taufe 
Ipmbd,  »enn  ein  ißriefter  anttefenb  ift  ober 
iei^t  bnbeigerufen  toerben  lann,  fflnbigt  nad^ 
ber  Snfii^t  ber  Zbeologen  fd^toer.  3)ad  Bit 
Bom.  (L  6.  o.  2,  13)  f^drft  ben  Pfarrern  bie 
$tli4t  ein,  bie  (gläubigen,  befonbetS  bie  ^eb- 
mmm,  mit  bem  SlituS  ber  Zaufe  toobi  oertrout 
ja  mo^en.  —  3ur  ®fittigteit  ber  Zaufe  muffen 
jelbftDer^btid^  bie  erforbettid&en  Sebingungen 
in  Sc)ug  auf  ÜRoterie,  Sform  unb  Sntention 
fbeng  genm^rt  merben.  3nr  bebingten  993iebef 
tolung  bei  @ocramented  mu^  bann  gef^ritten 
tpeiben,  nenn  ein  bcgrfinbeter  Smeifel  an  bem 
Soc^QidMijein  eined  biefer  (Srforbemiffe  tiorliegt 
ecgmubet  ben  ge^df figen  Eingriffen  auf  bie  $ra|iS 
ber  Aitd^,  bei  Sufnabme  ber  eom)erttten  in  be« 


ftimmten  Qfallen  bie  Zaufe  bebingungStoeife  nie« 
oerbolen  3U  laffen,  ift  gfolgenbed  }u  bemerten.  S8 
ift  eine  Unnabrbeit,  ba^  bie  ftitd^e  bie  Zaufen 
ber  ^roteftanten  für  ungültig  ertlört;  bie  JKrd^e 
bat  ibren  bogmattfd^en  ©tanbpuntt  nid^t  geönbert. 
SBenn  ftd^  bie  SuDerftd^t  in  bie  gültige  @j)enbung 
ber  Zaufe  burd^  man^e  ))roteftantifd^e  @>eifi(id^e 
geönbert  bot  unb  bie  Zaufe  berfelben  mit  größe- 
rer Sorfld(|t  betrad^tet  nirb,  fo  bat  bieß  barin  fei« 
nen  ®runb,  baß  ber  bogmatifd^e  £onfert)ati8mu9 
unb  bie  Sbrfmxbt  oor  ber  objectiben  Sebmorm  im 
^roteftantiSmuS  fid^  nefentlid^  oetdnbert  b^ben, 
feitbem  baS  $rinci))  bed  fubiecttoen  ®Iauben8- 
begriffed  aud^  in  ben  Jheifen  ber  ©eiftlid^en  gur 
Oberberrfd^aft  gelangt  ifL  S)ie  @efobr  Hegt  no^e, 
baß  man  ^in  fubicctioer  Ungebunbenbeit  .  .  . 
aber  bie  @acramente  reflettiere  unb  feinen  3te- 
flesionen  in  Zbeorie  unb  ^rajiS  maßgebenbe 
IBebeutung  }uertenne,  alfo  etna  bie  Zaufe  nid^t 
ald  ein  ©nabenmittel  fpenbe,  fonbem  nur  als  eine 
SBeibeformel  ober  SufnabrnScenmonie"  (Sd^eQ, 
S)ogmatit  m,  2,  ^aberbom  1893,  457).  & 
nore  angemeffener  unb  nürbtger,  nenigftenS  in 
miffenjd^aftlid^en  SBerten  fub  gu  einer  fad^Iid^en 
SQBürbtgung  biefer  (Srünbe  gu  erbeben,  ftatt,  nie 
^infd^iuS  (^Tird^enredS^t  lY,  Berlin  1888,  45) 
ed  tbut,  mit  löd^erlid^en  ^b^fen,  nie  ^^eroor- 
tebrung  bed  fd^roff  ultramontonen  @tanb))untted'' 
ju  tommen.  S)ie  tird^Itdden  Seftimmungen  liegen 
tn  ben  Stnorbnungen  Derfd^iebener  S)il)cefan"  unb 
fßrooingialfpnoben  (Dgl.  g.  99.  Conc.  Prov.  CSol. 
P.  n,  tit.  2,  c.  11),  in  ber  Instr.  S.  0.  S. 
Omc.  oom  20. 3uli  1859  für  !Rorbamenta  (Coli. 
Lac.  III,  550)  unb  in  bem  2)ccret  ber  C.  S. 
Offic.  Dom  20.  9looember  1878  (Acta  S.  Sed. 
XYI  LI  888],  416):  8i  pro  temporum  aut 
locorum  ratione  investigatione  peracta,  nihil 
sive  pro  validitate  sive  pro  invaliditate 
detegatur,  aut  adhuc  probabile  dubium  de 
baptismi  validitate  supersit,  tuno  sub  con- 
ditione  secreto  baptizentur ;  demum  si  con- 
stiterit,  validum  foisse,  recipiendi  erunt 
tantununodo  ad  abjurationem  et  professio« 
nem  fidei.  —  2.  Orbentltd^e  @)>enber  ber  feier« 
lid^en  Zaufe  ftnb  traft  bed  priefterlid^en  (SfycKcd* 
terS  ber  93ifd^of  unb  ber  ^riefter  (Decr.  pro 
Armen.;  Dgl.  Tert  De  bapt  17;  Cypr.  Ep. 
73 ,  7  sq. ;  Can.  Apost.  47.  49.  50) ;  außer« 
orbentKd^er  @)>enber  ber  feierlid^en  Zaufe  ift  ber 
S)iacon  (f.  b.  9rt.).  3m  ^Itertbum  erfd^eint 
aß  Spenber  gunäd^ft  ber  99ifd^of,  bem  ^riefter 
unb  ^iacone  unb  für  baS  neiblid^e  ©efd^ted^t 
SDiaconiffen  (f.  b.  9rt.)  gur  ©eite  jtanben.  95et 
ber  SRenge  ber  gu  Zauf  enben  nar  ed  aber  eine 
bore  Unmdglid^teit,  baß  er  felbft  aUe  taufte.  2)ie 
Zaufe  gefd^ab  in  feinem  3luftrage  unb  unter  feinen 
%ugen,  unb  er  felbft  fpenbete  ben  Sieopbpi^  bie 
beilige  gfirmung.  jhaft  be§  SImted  unb  ber  tird^- 
lid^en  SuriSbiction  ift  ber  SBijd^of  @))enber  für 
feine  ©iöcefanen  unb  ber  Pfarrer  für  feine  ^a« 
rod^ianen.    Sin  anberer  ^riefler  barf  nur  mit 


laa 


Zt«f& 


tdl^rilkt  obct  ncoAiftliaaDeife  )reSfu9iMct  6t" 
kuBnift  bcS  ^[)firaraelr  btffcii  UninQdbcsie  Mcs. 
vm.  S)ei;6m}»fan9trbcrXov.fe.  3um 
Cotj^aiig  bet  Zaufe  ffaib  9Sc  ml  bi(  ffint^ec 
iBb  UumMMgeK,  befällt  inlt  knifcn,  toeU^ 
tiA  Sad^brnnen  SEbmafi  ui'i  Saftm  tciten  unb 
Bid^  in  staita  viaioris  fU^  befinbcn^  !Bct(b)tbene 
ßtmen  it^t  gitattft  Mibcn^  tr^  1  Cor.  16, 29 

(•(  BflnraC6|jLtvoi  6k4p  rm^  vcxpoiv),  loo  btt 

1)»^  dnen  bm  Cottatl^  bcfattntenSekitucI^ 
0l^  Vß  )u  biSigni,  gu  eincoi  aigunmiiaiii  mA 
bomiaem  fuc  bie  S^etjfel^itag  her  XobkK  le- 
inet. 3cbn4aSft  ip  nU^  ncm  emer  Zaufe  bcr 
Seä^Romc  bie  Siebe,  )aoit  eft  f))^ec  bei  ehrigoi 
Seden  i^adam,  tnAmtf^i  ift  toal^rfd^etiiBil  em  Mn 
aRatid^en  fitttbter  ttfuS  bttädfui^ttgt  no^^^l^ 
Sdenbe  fl4  fix  Sktftorbeae ^  bcfotiberft  fSr  f oU^ 
flküed^tneam,  toeU^  bei  Stoufonabe  bmil  lyor» 
geiHgett  Xob  si^  t^eiH^ftig  gnaorben  koazen, 
iaitfeii  Ue^,  um  babm  d^  bie  Sel^n^i^  berfdbc» 
ntfl^  ber  Sanfe  gtt  f^mboßfixen,  bmntt  {ie  nod^ 
iiöglid^  unter  bte  S^  ber  im  ^erxi  Serf^tebe- 
nett  aufgenommen  unb  bet  Iirc|Ii(|en  Suffcogien 
i^dl^aiftig  mürben  (tigL  Cornely,  Gomment.  in 
]i^  I  ad  Cor.,  PariB.  1890,  482  sqq.X  S)aB 
m  jtinbertaufe  in  ber  apo\ioäl(äfm  Seit  mtrllic^ 
imgenouimen  unobe ,  Id^  fi(|  aufi  ben  @tdlen, 
mt  ntm  ber  Saufe  einefi  gangen  |)aufe8  bie  SRebe 
iß  (at)g.  16,  15.  88;  18,  8.  1  Sor.  1,  16), 
entad^änen,  ober  nid^t  mit  üoQer  @cttK|](|ett  be^ 
tietjnt.  Sagegen  folgt  bie  SBered^ttgmtg  berfeiben, 
f4on  nahegelegt  burd^  bie  Analogie  ber  Scji^nei- 
bttng,  oud  ber  Sel^  t>on  ber  SlSgemeii^it  ber 
@ünbe  unb  ber  erI5fungSgad)e  (3Um.  5, 12  ff.) 
md^  aus  bet  allgemeinen  tmb  fteenoen  gforberung 
bed  ^erm  3ol^.  8, 5.  «ud^  ber  Xaufbef el^I  (SRait^. 
2B,  19)  i^  unbefd^nft  oQgemein;  bcr  Bcäf 
JBebret  oSe  mvUt"  fd^ie^  bie  Xoufe  ber  ffinber 
ttid^lottfi,  benn  pta^raoecv  bebeukt  ,,}um  jünger 
nu^eu'',  unb  bie  Sößex  meibea  in  e^rifli  Kei^ 
ottfc^emmen,  inbem  bie  (Ermac^nen  pr  bte 
£d|re3efu  getootmenmerben,  b  bol  fie  mtt  il^ 
ftinbem  unb  i^ren  nod^folgenoen  ^fd^kd^tem  in 
bie  IKrd^  burt^  bod  Sacramcnt  ber  993iebageburt 
eintreten.  Sie  Stellen  9Rat^  19, 14,  Ware  10, 
13  ff.,  Sucl8, 16  beton»  gexobeju  bie  gnqiföng- 
Hd^eit  ber  ftinber  für  baS  »eid^  @otte&  2)ie 
Ziabition  begengt  ouSbrudEOd^  mie  bie  Sered^« 
tiguaig  fo  bie  UAung  bet  fitnbertaufe.  S)ie 
eteOen  Jwfcin.  Dial.  &  48  unb  Apol.  L  a  15 
jlDittgen  Mir  nid^,  erlauben  aber,  an  bte  ffinber- 
loufe  ]u  oentm.  SuSbridnid^  begeugt  fte  Ortge» 
«8  (In  Bom.  5, 9)  a]&  apoftotifdle  Uebäliefemng 
(Hgl.  In  Lev.  hom.  8,  8 ;  In  Luc  hom.  14). 
3renöufi  (Adr.  haer.  2,  22,  4)  legt  entfd^ 
heM  S^gni^  ffir  ße  ab  unb  begifinbet  fte  auS 
bem  oBgemeinen  ^(ittmiBeu  (SotteS.  Zertnaian 
(Deba)^.  18)  f^jrU^  \U^  gtvor  mi^btHigenb  bar« 
iber  and,  dber  in  einer  ffieife;  iveld^  bie  (Semol^ 
l|eit  ber  ftinberiatrfe  Dorai£fc|l  3ttbe«  dcrmicft 
n  fte  nid^  unb  imignet  mäft  bä  ^l^tgJBeü  ber 


ftinbo;  fie  p  esi|)|sn0Bi,  foihem  l^t  et  nur 
mtgeu  bei  pondua  baptifinn  bei  6eiMd|{eneii  tml^ 
befonberS  bei  ftinbem  fir  ffotimäiigßx^  mit  ber 
e^Kttbung  itt  iftgeni,.  wtwm  man  (^ar  Oefo^) 
ttorkn  law  (Pro  mjma^ßB  peno 
dition*  et  diapoBitun»  etiam 
taiio  lM|iliBmi  utilior  «tt;  prsacipiM 
ciroa  puiruloa).  Sefoubere  €or||e  nad^  ibv 
bie  d^ifOid^  (ir)ie|uno,  ba  bie  »otl^  UU^ 
fterbea  obct  oaS  fonfl  ctae»  (Scunoe  i^  9» 
i)fli(^tung  nid^  nad^fommen  IbnalnL  %iB  bca^ 
feftenflkipitdeigjbtfU^,  ba|  numbiefitabcdmife 
buzd^  ^tmociB  auf  !Katt|.  19,  14  legxfinbck. 
SEBeilläuft}  red^tfierttgt  C^iniaa  in  heni  G^aobd* 
fdMkn  an  Sfibuft  (E^  64, 2. 5)  bk  Sen^li- 
gnngunkdKoedmi^idfettbetAinbertattft.  Gegca 
^ibufi,  ber  tDo^d^efailid^  feine  SBebenien  in  Se» 
treff  ber  fttabertaafe  äberl^aa)i(  ^^tle,  fonhem  nur 
unter  |rtnmeiB  ouf  Ue  Sef^nei^una  Me  Zaafe 
nid^t  uor  bem  ad^n  Zage  nm^  ber  debati  fjK»» 
ben  ttolle,  bemertt  C9)>rian,  mau  f o&e  beieilft  am 
ymeilea  ober  brilkn  Zage  taufen,  bcaa  getibe  bet 
ben  JKnbem  H  nU^td  uorl^bea,  »oA  bie  Cc« 
longuag  ber  ®nabe  ^bere;  bei  boi  Snao^fcaen 
fdnaten  fd^mere  |»erföiäid^  @ttnbcn  ^inberiidb  im 
aSege  fte^,  bei  ben  fiinbem  fei  eftaax  bk  (Sri- 
{#ulb,  bk  gfälgt  merbea  ma^  aä  BSpbe  ber 
91atur :  be|^  frien  fk  in  befoabexec  Seife  ea^ 
»f änglujft  ^  bafl  Socrameni  bet  SBiebetgAirt 
Unkt  Segugna)^  auf  bkfe  €idk  fagl  Sngm» 
fünufl  (£p.  166,  8,  2S),  (S39pxkn  1)ät  nb^ 
9teue8  Der^igt»  foabem  nur  ben  unet|d^ttei&!l^ea 
(Slauben  bet  Aird^  aufregt  gel^IteuL  Sa^  @ee- 
gor  noa  9a}iaag  (Or.  40, 18  aq.)  rU(  Ha|  aaS 
3toedmö|tg(etldgrünben,  bk  Zaufe,  mo  efi  an^ 
ge|e,  bid  gum  britten  SdbcnSia^re  ga  Uetfd^iebefw 
meil  olsbann  einiges  IBerflanbiii|  ba  fei;  etn- 
bringtid^  txttwSfvt  er  aber  bk  Siütier,  i^ren  iKn» 
bem  nöt^tgenfail»  bab  boS  @kgel  hcS  l^effigen 
®eiftes  geben  gu  laffen^  bena  eS  feibe^cr,  bdi  fte 
»bae  Sdou^eia  g^etligt  ttiobea,  oü  bd|  fie 
obne Zauf d^aroHer ^inüberginom.  S)et|L%tgiu 
^inuS  beruft  ftd^  an  ben  uerfd^kbenfka  6kIIcK 
(Gea.  ad  li<^  10»  28,  89;  Da  peoo.  mer.  eb 
reoL  1,  26,  89;  De  bapt  4,  24»  81;  Sem. 
176, 2  etc.)  auf  bk  aUgemeine  IBedDciftapg  her 
iKuberiaufe  in  bet  ftinbe  unb  auf  Ue  opopo* 
ßfd|^  SudimtSt  btefer  lUbetfieferaag  faaSami^c 
gegen  bie  ^ßelagianer,  bk  fdbß  Bid|t  eiaaul  bie 
Sered^tiguag  berfelben  gu  Qugnen  magten  Q.  bu 
«rtt  ßrbf änbe  anb  ißefagindX  Welkere  Spobea 
l^abeti  näi^ete  IBorfd^rtften  batibet  gcgebci^  bo^. 
bk  Zaufe  nur  ouSnabmimeife  lei  Sebeaftg^o^ 
beS  ftinbeS  gleid^  nod^  ber  ®cbirt  cs^ettt,  fm^ 
aber  im  3ntere{|e  ber  fefifle^enbin  ZunfgeiteK 
(Cftem,  ^fingfkn,  tbeOmetfe  aadb  6|>it>b«nf)  bift 
babm  t>erfd^obai  mabm  foie  (SQiiDbe  lani  Oerana 
a.517,c.4.5;  9Raa)aa.585,  a8;  ZaMio  a.694^ 
a  2).  9n  auad^  Ortea  mmbe  eS  iat  4. 3a^^ 
bunbert  toiebet  €itk,  bk  Zoafe  erfl  im  fpäHoM 
Witt  ga  emt»|aagen,  iebo(^  aiil^  laeil  aiaa  Ue 


12(9 


Zottfe. 


1270 


Safe  totegf^ttit  ober  )ur  €eH0frit  nid^  noü^ 
mibii  |tflt,  fonbem  ouS  fibergn^er  ^mI^ 
o4tnas^  tbeilttrife  mk^  oii0  gfunl^t  tot  kcr  Set* 
||li4titii8  |um  4riflIUbm  Sebcn.  S)er  SRi|^ 
taiM^  »inbe  Uü  5.  3Q(rbunbect  gtbllnttl^d 
«Mmt  befciHg^.  S)ie  Kxid^U^en  Sefttmimingm 
tarttcr  fMbcn  M I"*^  !▼»  c.  1 ;  Gonc.  Flor. 
Deer.  pro  Jacob. ;  Cooe.  Trid.  Sesa  YII,  oaa. 
12  sq.  i>6  bapi.  (Dens.  857.  608.  749  sq.).  — 
fto^  bfH  gfsebemn  fhiSffibningm  hmul^t  bic  gi« 
{^id^tli^e  CHUV^ttng,  erfi  VttsttfHmtS  l^bc  a» 
,Salrt  beft  Sioftnut^  Mm  bor  (irbfaube''  bei 
flisbertonfe  bie  bogtnatif^  Snmblogc  gege&ni 
inb  fic  |iir  olgcmeinm  fßroKid  erboben,  ni(^t 
at(r  juxidgciDirf en  jh  loerbm ;  ebtnf o  toenlg  bc» 
bsif  bit  8cb<nt|)iimg  einer  fBibcriegwig,  ,,bif 
B^c  BegtSnbnng  ha  ftbibertmife  pomnie  otii 
einer  pjfi^\opffi.\dfm  Sel^rmdmoig''  (fkintoct  I, 
99^,  fbiBL  8).  9)e^t  l^t  ober  fconuid,  tocim 
IT  (0.  0.  O.  in,  748  %)  auf  bcn  Ooffnibni 
B3)fi^nk^  (iniDeiSt,  in  lotlc^Qt  bit  Steforma« 
toim  bio^  bk  8(ibe^altitng  ber  IHnbcrtonfe  mit 
i^Rin  9Mcri(il|nrincip  gerietben.  SBcnn  efi  lein 
snbcRft  Qhiabenmiüel  ouber  bem  Olavben  gibt^ 
fD  b>t  We  Xcnife  feine  felbfUnbige  8ebciUmtg 
ttftctt  bcmfelben  nnb  obne  ibn  fcine  Sere^tigung. 
Sic  9egtfinbttiig  ber  Mtbertoufc  trgiW  ^4  ^^ 
ttf  toTif&n  etmibjmnfte  onS  ber  obiecHoen  SBirt- 
fniblt  ber  Gocrontente  (f.  b.  9rL  Opus  opera- 
tarn).  IBie  bo§  fttnb  ebne  fein  3utbun  l^inein* 
tritt  in  ben  orgonif^  IBerbanb  ber  9latiir  unb 
bobor^  te  bie  ®emeinf<||aft  ber  6änbc  unb  beS 
Xfbcf,  b  nimmt  Sbriftuft  ed  mtf  in  ben  Orgo* 
steul  M  ^te«  bnr4  bii  ffiiebergeburt  uvSb 
bgranbä  fai  ibm  bie  gfuitbomente  feine»  (Siom' 
in4cf.  Sie  9)o(9affung  ber  Srbfflnbe  fotbcrt 
shn  Mne  )^5nli^  Sefel^g,  vkü  fk  SOnbe 
ber  !Baiur,  nid^  ber  ^erfon  ifl  (Innoo.  III., 
etp Major.;  Denz.  341).  SBie  boS  notfirlid^ 
Men  und  gegeben  ijl  ol^eunS,  ober  DemunSoO* 
fritig  cntoiffelt  »erben  foS,  fo  bie  ®nobe  ber 
2indt.  Xrte  fibematärlid^  2eben«befKmmung  ip 
ibctbie^  reine  aSol^l^;  mtd^  in  Sbam  toox  fte 
^  efai  errungener,  f ot&em  ein  gefd^enlter  3u" 
tto^  Sinb  «id^  bie  ffinber  (Ktfönlid^er  iiber« 
sotörMjier  Xugeii^cte  nod^  nid^  tSbtg,  fo  wer- 
ben ibnen  bodj^  mit  ber  l^ligmod^enben  ®niabe  bie 
^Menjcn  ju  benfelben  eingegoffen  ]ur  ffiätem 
feiiffi^en  eetbdtigung  unb  (Entfaltung,  mie  js 
00^  in  ber  gottdbnIt(ben  €ee(e  bed  fffaibeg  Me 
flrime  ber  gonsen  gkrfdnlid^leit,  bo«  Srfenntni^ 
mb  SBiBenSoermSgen  ru^,  burcb  toeld^e  efi  Me 
S^igMt  |ur  Mmünftig-ftttlid^en  XbaHgMt  fyd, 
»t«  fi4  berfelben  beuralt  }u  fein.  SBiebagPinb 
M9fi|ib  unb  geifKg  auf  bie  S^iebung  ongrmiefen 
ifti  ^  txfien  mit  i^rem  QRouben  ffir  bod  frinb  bie 
fllan,  bie  IfiaSm  obei  bie  tUvSft,  bie  Wutter  ber 
ttbibigen,  ein  (baptizari  in  sc^a  fide  eodesiae, 
Trid.  Sesa.  Vn,  can.  13  De  bapt. ;  Dmiz.  750  ; 
Mater  eoeleeia  praebet  matemnm  es  par- 
tidis;  Aag.  De  peeow  mer.  I,  25;  8.  Thom. 


atk.d,q.68,a.9X  S>ieiKnbc«ta»fetflbc|b<tIbin 
oBen  ibtsn  SBMUngen  DoMommen  (Conc.  Y  ienn. ; 
Dens.  411)  unb  b^  fpAter  teiner  Stotiftcotion 
burd^  einen  peifdnlid^  Set.  3M  Sribentinrnn 
^  (L  0.  can.  18)  mtt  Sled^  Me  SA)^  be»  eraS- 
ntttft,  in  mdd^  Mefe  ^^i^^^tung  ^um  9usbrudt 
fem,  mmorfen;  beim  Mefelbe  gebt  twn  bem  u»> 
fUflid^  (Bntnbfal  oug,  ba|  ber  Wenfd^  fid^  ber 
Bentfung  jur  Sbemotlrlid^en  fiebenObe^mung 
gegetdber  gleid(^tig  ober  oblel^nenb  oerboSten 
tbnne,  unb  bo|  ®ott  nur  traft  eine»  bef  onbem 
ober  ftaifdltBeigeiiben  IBectrage«  ein  9ied^  auf  ben 
SRenf d^  1^.  SelbftDerfiänbHd^  i{l  eft  fd^toexe 
^xoftß  ben  lKid)em  in  Xobedgefo^r  bo»  &ic»h 
ment  gu  f|Knben,  feOft  oor  toflenbeter  (Seburt  unb 
im  aRuttrrleibe.  S)er  6o^  be«  l^L  «uguftinuS : 
Qui  natoB  non  fderit,  renasd  non  polest»  ifl 
ni^  in  bem  Sirnie  ja  Mrfieben,  bo|  ber  )>b9$f <bc 
Odmrttect  t^oOenbet  fein  muffe,  bo  ja  bad  Piid) 
aad^  bie  Srbffinbe  nübt  erß  in  Mefem  augenbHde 
contrabirt  SBenn  Me  fd^oIo|lifd^Xb<oIo(fm  (ogL 
8.  Thora.  L  e.a.  ll)unbbagBii  Rom.  Metaufe 
im  Stutterleibe  unterfagen,  fo  lag  ber  {kmptgrunb 
barin,  ba|  man  nad^  bem  Suftanbe  ber  mebicini« 
fd^  ffiijfenfddaft  eine  Utperlid^e  atbrnaf^ung  fflr 
nnmö^icb  ^eü  Vud^  t>er  foetua  abortiTua, 
felbft  lurge  Seit  nad(  ber  Sm^^gni^,  iß,  memi 
ni^it  ber  Xob  fid^  fePMt  toenigflenS  aub  oon- 
diijone  ju  taufen.  SRifigeburten  (Mcmstra), 
bei  ipeld^en  ein  begrfinbetrr  Smeifel  befiebt,  ob 
man  einen  SRenfd^en  oor  fid^  l^t,  finb  unter  ber 
Sebingung  si  tu  es  homo  }tt  taufen  (Dgl.  So- 
))e&mmm  124  ff.).  Sßenn  Me  ÜRutier  im  Su- 
fkmbe  ber  Scbt^'ongerf^ft  fHibt,  fo  ift  bie  SBor- 
fd(^rift  bed  Stüuale  }u  befolgen:  8i  praegnans 
mato  mortoa  füerit,  foetos  quam  primom 
caute  extrahator  ac,  d  yitus  fnerit,  bapti- 
zeinr.  Slutter,  ^bammen  nnb  ^tqjtt  muffen 
auf  il^re  betreffenbni  $flid^ten  in  geeigmter  3Beife 
aufmetffam  gemad^t  merben.  Sbgefeben  oon  ber 
SebenSgefsbr,  müf|en  bie  IKnber  nad^  ber  ie|t  gel« 
tenben  ffirc^nbisritifin  f  obalb  ald  möglidb  getauft 
merben.  Cugen  IV .  (Deer.  pro  Jac. ;  Denz. 
603)  mal^t,  oon  ber  ®eioobnbeit,  bo|  man  bie 
Saufe  40  ober  80  Zage  oerfd^iebe,  abgulaffen; 
man  folle  bie  Xonfe  quam  primom  eommode 
fieri  poteet  fpenben  foffen ;  baSf elbe  f d^reibt  bo8 
Rituale  Romanum  oor.  S)ie  Xb^ologen  bolten 
e9  ffir  fd^mere  @änbe,  uienn  man  ebne  ®runb  bie 
Xaufe  einen  ober  gmei  Wonote  oerfcbiebt.  3n 
mond^  3)iöcefen  finb  bieröber  ^articulorge^ 
etfoffen.  —  Pinber  Don  2luben  uiä>  ^iben  mür- 
ben gegen  ben  SBilen  ber  SItem  gmar  gültig  ge- 
tmtfl,  aber  bie  Saufe  mdre  unerlaubt,  efi  fei  benn, 
ba^  Me  iHnber  ftd^  in  Xobe9gefabr  befinben, 
ober  ba^  ein  Xbeil  ber  SItem  bie  Xoufe  oet^ 
langt,  ober  ba|  bie  SItem  bunb  SuSfebmig  ober 
au8  ^nft  einem  ®runbe  ibreS  Red^ed  oerlufHg 
gegangen  finb,  ober  enblid^  ba^  bo9  ftinb  felbfl 
nad^  erlangtem  Semunftgebrau^  bie  Saufe  Der* 
langt  (Deer.  Bened.  XIV.;  Denz.  1388  sqq.). 


1271 


Xaufe. 


1272 


3m  SDgememm  foO  bie  %anh,  obgejel^en  Dom 
Stotl^folle,  ben  ftinbetn  ber  unglöubigen  unb 
ber  ^äretUer  felbft  unter  Suftimmtmg  ber  (SÜttn 
nur  bann  ertl^eilt  »erben,  menn  gugleic^  ge« 
nügenbe  (Sarontien  fflr  bie  bitl^olifd^  Srgiel^ng 
gegeben  finb.  —  Sei  Srmad^fenen  ifl  )ur  ®ül« 
tigfeit  bie  Sntention  beS  Smpfangere  erforber« 
li^;  eS  genügt  iebo(i^  bie  intentio  habituaÜB. 
Suq  ber  burd^  Sfurd^t  unb  S)rol^ung  l^erDor« 
gerufene  Confend  ifl  ^inreid^enb ,  menn  er  nur 
mirllid^  Dor^anben  ift  (consensus  simpliciter 
Yoluntarius,  licet  sit  inToluntarias  secundum 
quid).  SBöl^renb  bie  perpetuo  amentes  ben  un« 
münbigen  iKnbem  gleid^ftel^en,  lönnen  fold^e,  bei 
meieren  ber  93emunfifgebraud^  bem  Srrftnn  t)oran- 
ging^  nur  bann  gültig  getauft  teerben^  menn  bie 
eben  genannte  äntcntion  Dorl^anben  mar.  Sa 
iebod^  ber  S)efe€t  berfelben  fd^mer  fefiiuftetten  ift, 
fo  ftnb  biefelben  in  Xobefigefal^r,  ober  menn  jebe 
Sludfid^t  auf  SBiebererlangung  beS  Siemunft- 
gebraud^ed  oerf^munben  ift,  bebingungSmeife  )U 
taufen.  SoSte  oer  SSemunftgebraud^  miebererlangt 
merben,  fo  mü^te  bie  bIo|  smeifel^aft  gültige  Xoufe 
nad^  oorbergegangenem  Unterrid^t  bebingungd« 
meife  mieber^olt  merben.  —  3um  erloubten  unb 
fru(!^tbringetü)en  6ni;)fang  ber  Xaufe  ift  bei  Sr- 
mad^fenen  bie  frül^er  begeid^nete  SiSpofition  er* 
forberlid^.  lieber  bie  93orbereitung  in  ber  alten 
ftird^e  f.  b.  Slrt  j^ated^umenat. 

IX.  S)ie  9lot]^menbigIeit  ber  Xaufe. 
9iad^  ber  ^comulgotbn  bed  SoangeliumS  ifl  Die 
Xaufe  in  re  ober  in  voto  }ur  Seligteit  notb* 
menbig  necessitate  medii  (IVid.  Sess.  VI,  c.4; 
Denz.  678).  ffür  biejenigen  alfo,  meldte  ein  opus 
operantis  nid^t  OoUgteben  unb  ein  yotom  sacra- 
menti  niddt  ermeden  tonnen,  ift  ber  mirflid^e  6m- 
pfang  ber  Xaufe  bad  unerlö|lid^e  9RitteI,  um  gur 
red^tf ertigenben  ®nabe  gu  gelangen.  2)a8  pofttioe 
(Sebot  ferner  (necessitas  praecepti),  meld^eS  in 
ber  necessitaB  medii  fd(|on  entl^alten  unb  im 
Xaufbefe^I  audgefprod^en  ift,  Oer))f!td^tet  biejeni- 
gen,  meldte,  beS  SSemunftgebraud^eS  faltig,  biefeS 
®ebot  gu  erfüllen  im  Staube  ftnb.  93on  biefem 
®ebote  entbinbet  be^l^Ib  meber  baS  beoorftel^enbe 
SDtartqrium,  nod^  bie  burd^  ooUommene  Siebe  ober 
Keue  fd^on  erlangte  ®nabe  ber  Sted^tfertigung, 
fonbem  nur  bie  Unmdglid^Ieit.  Sie  abfolute 
9{ot(menbig(eit  ber  Xaufe  ift  auSgefprod^en  in  ben 
Sorten  beS  ^rm  So)^.  8,  5  (Nullum  ezcipit, 
non  infantem,  non  aliqua  necessitate  prae- 
ventum;  Ambros.  De  Abrah.  2,  11)  unb  mirb 
in  ber  Xrabition  oon  Anfang  an  auf  baS  jtlarfte 
begcugt  (Tert.  De  bapt.  12 ;  Cyr.  Hier.  Gat. 
myst.  3, 10)  unb  befonberd  im  Stampft  gegen  bie 
$elagianer  auf  bag  92ad^brüdlic^fte  betont.  2)er 
%  SluguftinuS  be5eid^net  bie  Se^uptung,  bie  ol^ne 
bie  Xaufe  flerbenben  ffinber  lönnten  bie  3laäf' 
laffung  ber  Srbfünbe  unb  baS  fieben  in  S^rifiuS 
erl^ialten,  als  gegen  bie  apoftolifd^e  Ueberlieferung 
unb  gegen  ben  fatl^olifc^en  ©lauben  (Ep.  166,  7, 
21 ;  De  anim.  et  ej.  orig.  3»  9, 12).  S)ie  9nfid^t 


be8  Sine.  Sidor,  ber  bie  Srbffinbe  jugab,  ober 
bod^  ben  ungetauften  ftinbem  baS  |)tmmclrtid^ 
gufprod^,  l^ielt  er  für  tabelnSmert^er  felbfl  oIS  bie 
£e^re  ber  $elagianer,  totld^  tro|  ber  Säugmtng 
ber  erbfflnbe  bie  9tot|menbigtett  ber  Xoufc  «für 
baS  ^immelreld^''  nid^t  )u  Iftugnen  magten  (De 
anim.  1,  9,  11 ;  Ogl.  bad  S^nobalfd^reiben  an 
ännocen)  L  unb  beffen  Sntmort  [inter  Aug. 
Ep.  176  et  182]).  S)ie  firi^Kd^  Se^re  fanb 
ibren  SuSbrudC  auf  bem  Gonc  Floreni  Decr. 
unioniB  Oraec.  et  Decr.  pro  Jao.;  Trid. 
Sees.  Y,  o*  4  et  Sees.  YII,  oan.  5  De  bapt. 
(Denz.  588.  603.  678.  742).  S)emgemä|  ift 
ald  ber  Xrabition  miberfpred^enb  bie  Sufid^t 
einiger  Xl^ologen  (Sajeton^  Siel,  <8erfon,  Xolet) 
ab}umeifen^  nad^  toeld^er  bie  Xaufe  im  Kotbfalle 
burd^  baS  ®thtt  unb  ben  fteDoertretenben  (Stauben 
ber  Sltem  orbentlid^ermeife  ober  menigftenS  fraft 
eines  befonbem  fßrioilegS  erfe|t  merben  fönne. 
S)aSfeIbe  gilt  oon  ber  Snftd^t  JMee^S  u.  9.,  ben 
ftinbem  mürbe  im  9ugenblide  beS  XobeS  mit  bem 
Semunftgebraud^  eine  Bare  Sinftd^t  in  bad  ^eilS« 
mer(  )u  X^eil,  oermSge  beffen  fie  bie  SBegierbe  na<^ 
ber  Xaufe  ermeden  fdnnten,  fomie  k^on  ber  in 
neuerer  3^1  oon  @d^e&  aI8  ^obabel  derf  od^tencn 
SReinung,  bie  Seibendfd^mad^  unb  ber  fnl^ifitige 
Xob  fei  eine  reale  Siera^nli^ung  mit  SbrifluS  unb 
^merbe  delleid^t  felbft  m  einem  Duaftfocrameni 
unb  einem  SBe^Uel  ber  Snabe''.  ^^  bie  IKitber 
unter  bem  ®efe^e  ber  ®nabe  ntd^t  in  fd^Kmmerer 
Sage  finb  alS  in  ber  bord^riftlid^en  3^it,  mo  i^nen 
burd^  baS  fogen.  9laturfaaament  (f.  b.  9trt.  @a- 
cramente  X,  1505)  ^ilfe  gebrod^t  merben  tonnte, 
jeigt  ber  ^t.  SBonaoentura  4  Sent.,  dist.  4,  p.  2, 
dub.  4.  Sei  ber  gfrage  na^  bem  8oo8  ber  o^ne  Xaufe 
fterbenben  jtinber  ift  an  bie  ®ren)en  ber  meiif4« 
lid^en  Srtenntni^  )u  erinnern.  9S)&^renb  ®regor 
uon  9la^ian)  (Or.  40)  bie  Strafe  auf  bie  poena 
damni  befd^röntte  unb  bie  poena  senene  au§« 
fd^Iol  unb  bie  @ried^en  überl$au))t  über  boS  Sood 
biefer  fiinber  milbe  bod(|ten,  magte  9tugufUnti6  bie 
9rt  ber  poena  sensue  nid^t  }u  beftimmen,  }eben« 
falls  fei  fie  mitiesima  (De  pecc.  mer.  et  rem. 
1, 16, 21).  2)ie  @d^oIaftit  Idugnete  inbeg  beinabe 
einftimmig  bie  poena  sensus,  befonberS  feit  3n* 
nocen)  III.  (cap.  Major. ;  Denz.  341)  ben  @ü^: 
Poena  originaliB  peccati  est  carentia  TisioniB 
Dei,  actualis  vero  poena  peccati  eet  gefaennae 
perpetuae  crudatus,  al§  9|;iom  ^ingefteOt  ^tte. 
Ütur  menige  X^eologen,  mie  ®regor  üon  SRimini, 
@QlDiuS,  IßetaoiuS,  Soffuet,  fjaim  bie  poena 
sensos  feftge^ten  (bie  inneren  ®rünbe  gegen 
biefelbe  f.  bei  S.  Thom.  De  malo  q.  5,  a.  2). 
äBöbrenb  einige  X^cologen  ben  Suftonb  ber  un- 
getauft  fterbenben  ftinber  ni^tsbeflomeniger  e^ 
als  einen  traurigen  benn  als  einen  glu<ffid^ 
anfe^  (unter  ben  neueren  X^eologen  ^.  S^imib 
[Quaeet  select.,  Paderborn«  1691,  255]j,  b^i 
bie  größte  SRe^rga^l  bie  ^nfid^t  alS  ^dd^fi  ma^r» 
fd^einli^l  oertbeibigt,  ba|  ber  3u{ianb  ber  bloboi 
Srbfünbe,  mie  er  feine  ®ott  mibeiftubenbe  ®e» 


1S73 


Zottfe. 


1274 


fnoiung  finfd^cfie,  fo  aud^  eine  getDiJle  innere 
fallß  tmb  9cfriebiguns  befle^  ia^t,  ba  infolge 
ber  firbfonbe  nxd^t  eine  Betäubung  betlenigen 
üiUx  eintrete,  toeU^  ou^er  bet  flbematfirli($en 
Ctbmmg  boS  notfitli^  dnbgiet  gemefen  toören 
(j.  b.  «tt  SimbuS). 

I.Srfa^  bcfi  XQuffocramenteS.  S>ie 
Sojtedmtfe  fann  erfe|t  »erben  1.  in  Segug  ouf 
tai  t<>ttP^f^i4|[^  Effect,  bie  ßumenbung  ber 
)eiRgiiui^6cnben  Onobe^  bun^  bie  fBegierbdoufe 
(liptifliui  flaminis),  b.  ^.  burd^  ben  9ct  ber 
MÜtDimnenen  Siebe  ober  SReue  (f.  b.  Srtt.)  unb 
bei  in  btefen  Veten  eingef(^Ioffene  votum  sacra- 
znentl  6d^on  ber  Serfaffer  ber  @d^rift  (^feubo- 
Ciimum)  I>e  rebaptismate  f|)ri(l(|t  (e.  6)  Don 
ciaoB  baptisma  Spiritas  sancti,  unter  toeld^em 
iPQti{<|etnIti4  bie  Segierbetoufe  Derfianben  iß. 
litttoDfiitS  bcgrünbet  {U  in  ber  Siebe  auf  ben  Xob 
Soloitii^  IL  (Dgl.  Aug.  De  bapt.  4,  21—25). 
Soft  Xei^t  unb  bie  fhaft  berfelben  ift  t)om  Xri« 
bnithnnn  onerf onnt  inbem  Die  Sel^öke,  metd^e 
bit  5lotl^ioenbigfdt  ber  Soaamente  unb  oer  Xaufe 
culfpn^,  {letd  bie  SBegierbe  nad^  benfelben  olS 
^^ittel  einfd^Iiegen  (Sees.  VI,  o.  4;  Sess. 
Vn,  can.  4  De  aacr.  in  genere;  Denz.  678. 
729;  ogL  boS  2)eaet  Stnnocenj  HL  in  c.  2,  X  8, 
43  bq».  bei  Dens.  848).  SBenn  einjelne  Säter 
iDonicn,  fid^  mit  ber  Segierbe  nad^  ber  Xoufe  )u 
bcpigen,  fo  »ollen  ße  bie  XQuf))fIid^t  betonen 
«ib  bcn^uff^ub  ber  Zaufe,  ber  au§  SBequemlid^« 
fai  ober  fonft  einem  (Srunbe  gefd^al^,  befdmpfen 
(Neque  enim  nUo  modo  dicenda  est  conversio 
id  Deum,  eun  Dei  sacramentam  contemni- 
tor;  Ang.  De  bapt  4,  25,  82).  —  2.  9lad^ 
oBm  i^  SBitfungen,  bie  €in)n:ägung  beS  (Sfyi* 
tcJM  miSgenommen,  iQnn  bie  Saffertaufe  er- 
\tffi  toedMi  bur^  bie  Sluttoufe  (baptisma  san- 
gDBis) ,  b.  ^.  burd^  ben  Slort^rtoo  (f.  b.  Srt. 
Oisitfrer).  Z)€r  fiete  (SImtbe  ber  iKrd^e,  ba^  ber 
SbidqTcr  gUid^  in  ben  ^immel  tomme,  f anb  feinen 
lalbnul  borin,  ba|  man  eS  ffir  Unreddt  l^elt,  fär 
(inen  fob^  )u  beten  (Aug.  In  Joa.  tract.  84, 1). 
IfiSbifidli^  mirb  boS  layacmm  Banguinis  be« 
migt  lun  ZertuHion  (De  bapt.  16),  S9))rian 
<Ep.  78, 32 :  glorioeiBaimus  et  mazimus  san- 
pdxas  baptismus),  bem  Serfaffer  ber  @(!^rift 
De  rebaptismate  (1.  o.),  (S^riB  Don  Serufolem 
(Cai.  mj9L  8,  10),  ^luguftinuS  (De  ciy.  Dei 
13»  7)  n.  9.  3um  Setteife  bienen  9Ratt(.  10, 89. 
SuL  9, 24.  3o^.  12,  25.  2)ie  tl^eologifd^e  SBe- 
gmnbnng  gibt  ber  l^L  X^omoS  (8.  th.  8,  q.  66, 
a  11  ei  12).  SQBSrbe,  tt)ie  einige  Sinologen 
tooBm,  bie  IBIuttmif e  burd^  ben  in  i|r  entl^tenen 
üct  ber  oolllommenen  Siebe  toirlen,  fo  »äre 
ftt  fod^fidb  Don  ber  Segierbetoufe  foum  imter« 
^ben;  oe|]^Ib  ift  bie  Snftd^t  begrunbeter  unb 
ran^  bie  Zrabition  \oid\am  unterftü^t,  ba| 
bcft  Sbol^nm  qua«  ex  opere  operato  »irft 
für  Me  ftinber  fomol^t  (bgl.  bie  Sieben  ber  SSöter 
enf  bie  betble^itif^en  iMnber)  als  für  bie  Sr- 
vo^fcnm,  koenn  le^tere  nnr  genügenb  (burd^  ben 


(Blauben  unb  bie  unooOIomntene  Steue)  biS|)onirt 
flnb. 

XL  Zauf leiten,  Xaufortunb  Xauf- 
cerimonien.  1.  S)ie  Sinrid^tung  bed  Redt' 
d^umenatS  führte  ba^u,  beftimmte  Zaufieiten  f eft- 
)ufe^en.  9Id  fold^e  galt  l^auptföd^Iid^  Oftem 
(oielfad^  ber  einjige  Xag  für  ben  regelmä|i« 
gen  Xaufoottjug) ,  fobann  ^fingften  (Tert  De 
bapt  19).  3m  Orient  trat  fd^ion  balb  aud^ 
(S^ipf^m  (M  ber  Xag,  an  »eld^em  Sl^riftud 
nad^  ber  Xrabition  bie  Saufe  em{)fangen  l^atte, 
l^in}u  (Greg.  Naz.  Or.  40),  eine  Sitte,  meldte 
mon  im  Sbenblanbe  nad^a^mte  tro^  ber  Serbote 
ber  $ö)>{le,  »eld^e  bie  alten  Xaufaeiten  feftge^ütoi 
miffen  loo&ten.  Xfö  bie  J^ated^umenatöpra^S  in 
Serf aS  geriet)^,  meierten  fid^  bie  Xauf  jetten.  !Dhm 
taufte  um  SBeii^ad^ten,  in  Spanien  unb  9RitteI- 
italien  an  ben  Stpoftel«  unb  SRart^rerfeften,  ia 
fogar  am  Sfefie  Solennes'  bed  XftuferS,  (Sebräuc^e, 
gegen  »el^e  bie  $a))fte  feit  SiriciuS  unb  mel^rere 
$articuIarfQnoben  einfd^ritten  (f.  ihauS,  SReal- 
Snc^n.  n ,  828  f.).  3nbe{fen  fd^on  Xertullian 
begeugt  (1.  c):  Ceterum  omnis  dies  Domini 
est,  omnis  hora,  omne  tempos  habile  bap- 
tismo,  si  de  solemnitate  intereat,  de  gratia 
nihil  refert.  9lid^t  bIo|  bei  ben  JKnbem,  fon- 
bem  aud^  bei  ben  Srmad^fenen  fal^  man  im 
%)tffiatit  Don  ber  gnnel^altung  ber  Xaufjeiten 
felbftoerftönblid^  ab  (Spnobe  t)on  eioira  800, 
can.  88;  Ogl.  c.  15  sqq.  Dist  lY  De  con- 
secr.).  Sa  bei  ber  »eitern  Verbreitung  beS 
C^riftent^umS  bie  Xaufe  ber  6r»ad^fenen  immer 
mel^r  abnal^m,  fo  mal^nen  fpötere  fßarticular« 
f^ben  nur  nod^,  bie  Xaufe  gefunber  ftinber, 
befonberS  »enn  biefelben  für)  Dor  Oftem  ober 
fßfingften  geboren  finb,  bis  )U  biefem  Xage  }U 
berfd^ieben.  Stad^  bem  Rituale  Bomanmn  (2, 
1, 27  et  8, 4. 5)  finb  bie  Öfter«  unb  bie  Ißfingft- 
toigil  aud^  l^te  nod^  als  befonberS  ))ajfenbe  Xage 
für  bie  S))enbung  ber  f eierlid^en  Xaufe  an}ufel^en, 
unb  eS  fd^bt  oor,  bie  alte  Sitte,  ben  Sr»a^fe- 
nen  an  biefem  Xage  bie  Xaufe  ju  f))enben,  »enn 
eS  leicht  gefd^el^en  fann,  bei)ube|alten,  »enigftenS 
nid^t  gan}  au|er  Uebung  gu  fe^en,  befonberS  in 
SRetropoIitan-  unb  Satl^ebraÜird^en.  —  2.  SHe 
Xaufe  foH  prindpieD  nur  in  benjenigen  ftin^en 
gefpenbet  »erben,  in  »eld^en  ^^  ein  Xaufftein,  ober 
in  beren  92ö^e  ftd^  ein  SBaptifterium  (f.  b.  9(rt.) 
beftnbet  (Rit.  Born.  1.  c).  S)aS  allgemeine  Ked^t 
verbietet,  ben  92ot]^faQ  ausgenommen,  bie  ^auS- 
taufe;  nur  beim  Vorliegen  eines  genügenben, 
eoentueO  bom  Sifd^of  gu  prüfenben  ©runbeS 
fann  bie  S)>enbung  au^erl^alb  ber  JKrd^e  (in  ber 
Sacriftei  unb  im  ^aufe)  oorgenommen  »erben, 
aßenngleid^  eingelne  ^robingialcondlien  ber  neuem 
3eit  einen  langiö^rigm  UfuS  ber  ^auStoufe  bo, 
»0  er  nid^t  fogleid^  befeitigt  »erben  famt,  tole« 
riren,  fo  mol^nen  fte  bod^  allgemein  bie  Pfarrer, 
biefer  ^eteol^nbeit  nad^  Gräften  mtgegengu»irfen 
unb  auf  bie  SSoügiel^ng  ber  Xaufe  in  ber  iKrd^e 
gtt  bringm.  —  8.  Sie  Xaufe  foU,  oom  Slotl^alle 


187S 


lauffafttn  —  laulet. 


1276 


•bflcfc^eit,  mtc  ttttt  bcc  fitegifd^  Seioiiil^ctt 
gefpenbet  »erben.  2)te  ffird^e  l^ot  t)on  SHtetS  1^ 
ben  cisfa^  %ct  ber  Sjouf  e  bm  SBAmfmffen  ber 
Wenfd^  cKtjlited^  mtt  eitern  gn>^  Keid^ 
t^m ^mtoQfd^er&anUundai titngebeH,  um  bit 
eJUilU^fett  mib  Surbc  beS  \Kxammtalm  Vb^ 
fMiimfi  ben  (Rm&Üjitm  tief  eiti}utM:öGen ,  bie 
lol^e  3bee  hok  bem  neuen  d^rifUi^  Seben  bcni 
firifle  |a  iKsmfd^id^,  unb  ben  SIoM&ctt 
loie  bie  ^cAsunigfett  bet  ^Biiibigen  ju  nieten. 
6el^  tiide  biefec  QottBSbiat|Hid^  fionblungcs 
ent^en  |ttg[ekl|  cuie  obiechte  SSiiqamleit,  in- 
bm  ^  gnr  Sxtetgnng  nnb  SBdvol^nmg  ber  facto« 
nenlafcn  Owibcn  Mtsogen  ^  b.  Xiit  Ctnocome 
nnb  Sflc w Mwntoliea).  SM  Xoufcennuwien  ret* 
ijßti  toctt  in  boS  fi^ftiicl^e  SDtertl^ttni  gnrihf  wrib 
merben  Don  tat  SSälem  i^mn  tt)efentliil^  fl9e* 
Pmtbti^eile  nnd^  cmf  o^oftoltfd^  ZudMlion  |urud- 
gefüi^  S)ie  filtopen  Zauff onmtlmae  ber  abenb« 
ntib  niorgcnlänbifd^en  ftird^  entsaften  bie  Summe 
ber  (Bebeke  »nb  Serinunnen,  »eld^  ciü  itturgtfd^ 
tteberrefi  anfi  ber  StoMifaxagmAiafKoöSi  fä^  «t- 
mm  lotet  Sic  ben  abenUänbi{d|en  StUnS  ijt 
tpgter  bo8  Sflcmmentorium  be8 1^  (feh(iu&  (f,  b. 
Hxtt.  SituDgtm  YIII,  28  f.  u.  eocromentorien  Z, 
1477  f.)  molgdfcenb  geUMirtben.  !Die  irar^beneu 
Sebefe,  Sef^mdntngen  unb  Segnungen,  nukl^ 
urffnAnglüi^  bei  bcc  9[ufno|me  in  ben  ftolsd^nue* 
not,  bei  ben  Scniiinien  nnb  beim  Xottfuol^ug 
iMnteuen,  tntrbeu  )u{ammengefd^obeu,  wgef&rgt 
unb  nmgefbiftet  (f.  b.  Sri  ftote^menat).  Sufi 
bem  ttuifoiigreid^eni  Ordo  pro  bafrtiuaio  adul- 
tomm  ift  ber  einjcd^  für  bie  ffmbertaufe  |er- 
MTgegm^gen.  Sem  Siatdt  nac|  jtnb  bie  i»r« 
berdteuben  Serimoukn  t^eilS  bcld^renbe^  Ü^eiB 
reinigeiitbe.  9ene  pfitfft  maxi  im  SKitteloIter  unter 
bem  Tiomen  Aated^idmuS,  biefe  unter  bem  Stomen 
C(OcctftmttA  }ufommen}t^en  (f.  bi.  9rtt.).  3n 
ben  dtirten  «rü  ift  bie  SriUrung  ber  Ceri** 
monien  uor  ber  Saufe  fd^n  geoeben;  bie  Eeri« 
monien  nod|  ber  Xoufe  Derfinnbiwen  bie  ^enlid^- 
feit  ber  Xaufgnobe  unb  bie  Sertrflid^ngen  bcS 
neuen  £eben8.  2yie  Salbung  mit  e^riforn  be- 
beulet, bo$  ber  Getaufte  Ü^  1^  on  ber  Sal- 
bung bed  gotimenfd^Iid^  6qu)iM  unb  jum  ouS* 
edD^tten,  |n:teftetCi(|en  ^oSe  (gotteS  berufen 
ifL  WS  SocromeniQle  foE  fie  gegen  bie  Set- 
beAnil  ber  Sinbe  fc|fi|at  unb  jta:  Semobrung 
ber  Xonfguobe  mirfen.  SAe  Sinfä|rung  biefer 
Salbung  mirb  im  Lib.  Pontil,  ed.  DadiOBna, 
I,  171  bem  ^ßofifte  Sl^Ibefter  (Ugefd^ben;  in 
mirflid^eU  trat  jie  tooffl  oIS  t|eilmetfct  (^o|  on 
bie  StdDe  ber  fonft  regdmä|ig  gjEeid^  nod^  ber 
Zou|e  geftienbeten  ^eiligen  gfttnung  (f.  b.  Srt.). 
—  SDie  Scbeutung  ber  Ueberteid^ung  beS  meinen 
(BetDonbeS  (Xouffleib ;  alba  Testaa  in  modun 
paiHoli  neu  linteolnm  candidum ;  Bül  Rom.) 
tft  in  ben  SBorten  bed  ^rfterd  ou8gef))ro4en. 
S>Qfi  toei^e  ®emonb  iß  Symbol  ber  erlongten 
Steinzeit  unb  greilaffang  auS  ber  ffned^d^ 
bti^Solonfi.  3n  fräl^er  3eit^  feitbem  boS  e^tt- 


(tent^um  unerlumte  9leKgiou  geiDocben  umo» 
tragen  bie  9lmpffitkn  bod  mei^  (8e»anb  bie 
gonie  Sod^  S)er  Xob  tnner|o(b  biefer  Koäft 
(iB  alfais  ohire)  goU  olS  ga^  mO.  5Die 
Sßarreid^uag  ber  bcenneitei  fierje  (f.  ^  SilX 
erinnemb  an  bie  frühere  Sitte  bä  Sb^ugeS  ber 
Steugelaufteu  mit  irennenben  gmlelu  in  bie  ge- 
f d^mudie  unb  crbudbiete  Aii«|e,  ma^nt  bm  (ie- 
teuften,  boft  er  ot0ftinb  bcfi  £i^  manbdn  unb 
bie  anbmft  beS  tMutigomfi  crtDortai  |bll{ubcr 
bkfe  unb  onbere  €erimonien  in  ber  oltm  ilird^ 

Lftronfi^  Steol-euc  II,  881  f^.  (Eine  (ErBSruni 
r  Xottfcertmantcn  g^t  ber  Cot  Born.  L  a 
ii.59aq.;l^.6.Thoa.8.tlL8,q.  71.  aBean 
bie  Ütot^tottfe  getoenbet  »irb,  fo  pnb  bie  (Eerii 
monien  (in  ber  inrd^)  nod^u^ole«,  oud^  bann, 
menn  ein  fßriefkr  bie  92ot|toufe  geft^enbct  wA 
boS  iMnb  mtt  bem  Iftetitgen  <E^ma  scfoiM 
|at,  ttxifi  er  »omSgli^  il^n  mug.  Ueber  bie 
3:fluf twt^  f.  b.  Vrt.  ^1^.  (SgL  au|er  ben 
beodte  ritiiten  IBetfen  im  Mgemetnen  bie^oab- 
bttd^er  ber  Dogmatil  unb  SRoroI^  fobonn  bie 
Sbfd^nitte  aber  bie  Xoufe  in  ben  aRottograt^l^iea 
Mm  ^robfi,  Sie  Soaomenle  unb  Soopomen- 
Mim,  SÜbingm  1872 ;  ^.  Sd^i,  S>ie  Sc^ 
Don  ben  l^eiligm  Sactamenten  ber  fat^oL  ttved^ 
Sfttiburg  1898;  3.  $*  Ostpotb^  S)ie  bofna^ 
ä|d^  &fjitt  Hon  ben  l^iligm  Sacmmmieu, 
5.  Stuft.,  Stuttfier  1894;  J.  B.  Sasse,  Insüt 
dieoL  de  saenun.  EceL  I,  Friburg.  1897;  9L 
(Bil^r,  SHe  ^iUgen  Socnnacnte  ber  lo^oLltirdbe 
I,  gfveÖurg  1897.  S)anebm  fei  no^  fimaait 
J.  OorUei,  Histoire  dogmatiqua,  lituigif ae  ei 
areh^ologique  du  saoreaiAai  de  bapttaie,  Pap 
ris  1882,  2  Tola.)  [üter^b  ftffer.] 

9raffaMf  i  Saficateitw  IV.  1271 ;  Xmi(- 
gefinnte,  (.SDlenno  uublBiebertSuier;  Sauf« 
ftpelle,  Zauffitdfte,  f.  Sapttfleroon  I, 
1976  ff.;  Xoufferse,  f.  fteqe  Vn,  400; 
Xauffleib,  f.Zmife,ob.l275;  Xaufnnme^ 
f.  flamm,  ^ftßd^;  %üu\paif^t%,  f.l^^ot^; 
£  a  u  f  [t  e  i  n ,  f.  8a|)tifterium  1, 1975  f. ;  Zouf- 
{ireit,  f.Ae|eriattfiireU;  Xauf maffermeib^ 
f.  OfieroigUie  IZ,  1189;  Xaufaettcn,  {. 
flotei^uaienat  Vn,  880. 

fMCer,  äo^annei,  0.  Pn,  eines  ber 
gröltm  beutfd^m  9R9^er  unb  ^rebiger  befi 
SRÜtekiltetfi ,  ber  bie  ®^onfentiefe  SDteißer 
CdC^d,  bie  ämrigtett  Sufo'«,  ben  geuereifer 
83ert^M  iwn  SlegenSbutjg  in  fid^  Mtinigt 
mürbe  um  bie  Sknbe  beS  18. 3abr^uttberll  pt 
Stta|burg  geboren.  S)a8  gmaue  3abr  feiner 
«eburt  ift  bid  ie|t  ni^t  f^efkUt;  bie  oecfd^ 
beam  bie^begflgud^  Snnabmm  Plm  |td^  nur 
auf  Sermutbungm  unb  ^gm  lumttntttd^  ab  Dm 
ber  fsag(id^  Sbentität  Xaukrfi  mtt  bem  bw# 
bm  @ottcfifieunb  im  Oberlanb  behbrtm  Steijicr 
ber  l^igm  S^rift  (f.  u.).  Sie  gomUie  Sankt 
mirb  in  Stffa|htrger  Urfunbm  aus  bem  14, 3ob(* 
bunbert  öftetS  ermä^;  |ie  be]a6  ein  {^mtf  ^bei 
bem  aRjUUrßege''.  do^aimeS  Xonkr  trat  fäb- 


im 


Xavlcr. 


1«7B 


«liii.  itilti 


leitig  |ii  €ln$hitg  in  b€ii 
«ib  mbc  no^  IBmMgniB  bet 
eUMoi  Ott  bat  staikim  genenile  |n  AMn  ge- 
^  3«  6tn(|biirg  ^ttt  tr  tecdtS  We  ißre- 
^^  bdl  OMpit  e^att  (f.  b.  «Kt)  gc|5tt^ 
wkie  Ucfct  in  bor  Sdt  wm  1312—1820  bott 
ffÜtL  t]i4  bm  n^ftifar  Sol^neB  Don  Stemen- 
«Ani  «ab  bot  X^cobgen  äo^nael  tum  S>otii- 
lti|  kmk  er  bod  bmitt  kimm.  Sm  MIk  o^ 
wdtnt  fKf  wt  irctni  gocftitt  4üroauDcnDer/ 
BÜ  bdKB  et  in  SMUnbung  trat.  Ob  ond^ 
tSßtt  woä^  in  IMfn  fein  Üdfott  ^ftoefen,  iß 
ri4l  t«a)  1U^,  bom  bctfdfe  flatb  fd^on  1S27, 
oft  (i  ip  niil^  oudganad^,  b«|3:«iIerDorbiefcc 
SA  6lni|binig  iMcIiffeii  1^.  Shibeff m  fogi  er 
ftOfl  bi  cbKrj«  AMr  geöltem  ipiöbigt,  b«^ 
,(m  MtiSfKVMfia  jai  t|mi  oon  bem  Sein  beB 
IhiHa  te  «Ott  genbet  |abe-,  tte  ober  lernten 
4ii  vU^  Mlianbcii,  «nb  bod,  »08  er  üon  bem 
caigm  6ein  bd  Stellten  in  ®ott  (in  ideis 
#fMiB)  gefbgt,  onf  bie  «eitHiJ^  eeinfttoeife  an- 
ymubct*.  Unter  best  genannten  SReifter  fonn 
«  Ucfir  €tcOe  «U^  to^  ein  onberer  als  üSeifiec 
H|Brt  Mfkniben  üeiben.  3)q  Xnler  ^d^  nun 
«4  bclfm^^igt  itt  ouf  «ine  tot  il^  unb  feinen 
jilllicni  §^dtene  bentft,  jo  iß  e8  imiuet^in 
n^if^eMi^kt,  b«|  Xanicr  nod|  tn  JlUn  ju  tien 
Sl|en  gtfiflcc  Cdl^ztS  gefeffen  ^ot.  Ob  Zonler 
mb  Sembigung  feiner  6tubifn  in  ft5In  biefelben 
a^^  fntf^]^/  iß  nngeQ>i|,  ober  toenigniibt^ 
t^Ii^.  3n  ben  «dm  ber  ttntoerßtftt  ßnbet 
^  Mv  6pnr  ton  1^;  in  einem  Cobe;  bcfi 
c^mnltg«  S^owiinioonexIIiftad  gu  6t  Skra^  in 
tMl  Qejjt  BiU.  ICaiahn^  Mb.  1132)  ßnbet 
^rikJMngf  brrSexmcd:  Libmm  istnm  de 
»luiriUbQS  delicÜB  oontnlenmt  conventtd 
ftrincon  6«tr«s  mngisier  Jocnnee  ia  Tam- 
bidio  et  Jonmies  TMilatij  de  conventn 
ixgeatiiienai ,  iiikeffen  fann  ber  6obei  ouc^ 
|B  eimr  onbcm  S/ät  ton  Zmiler  nad^  ^ßoriS 
getaa^  »ort)cn  jein.  ÜReifter  In  ber  bnügen 
64rift  iß  Sanier  nid|t  gemotben;  d  ^e 
bir|  nsr  in  Stbln  ober  ^aiil  gefcb^^  lön* 
mi,  w  ber  Ocben  (Senerolßubien  b^^tte,  ober 
wdm  WKkt  bcn  8ilatx  nod|  nnter  ben  $arifec 
Dodonnlmtnitfein  Stnne  Mr,  unb  er  mixb  ond^ 
m  Wn  ^onbf^brtßen  bift  {um  IS.  Sa^dM^ert 
innr  nnr  ber  Xonler  ober  Smber  äei^nncg 
ittägc  ynonnt.  Son  tKbi  tt^A  ßd^  Zonler 
vriMdnfid^  na#  €irof!&ut«.  S>ott  «rirfte  er 
di  ^^ger  unb  €eeIforger,  iKttegte  ober  «»gen 
bil  oif  ber  eMM  loßcnben  ^nterbicteS  (biefelbe 
(otte  ß^  in  bem  maüp\t  )»ifd^n  tßopß  nnb 
iB|R  an  Sibioig  ben  Sopem  ongefd^Ioßen)  feinen 
tnjnrt^  no^  oor  1839  ßlr  Idnge«  Seit  na(^ 
9clffi,  M  er  mit  Mnri^  Don  9t5rUtngen  (f.  b. 
tct)  Mannt  nmile.  «i^  mit  ber  efftotifc^ 
DooMconercn  Hoogseeto  €bner  (f.  b.  9rt.)  }u 
neMngcn  trat  er  in  ^äffääjita  nnb  mfinUid^ 
Sni^r.  9i<!(|t  (onge  noib  1346  td|rte  er  nod^ 
€lnl|bBrgin^  mo  feine  Ißrebigten  idIgcmeineS 


etHfiepennno  jDniunoecnngerregttn.  «im  3.  ioot 
mcäte  er  tiornbeigebtid^  in  ltdin  nnb  bi^t  boet 
ben  9lennen  ton  6L  (Sertmb  eine  Srii^  »en 
Sottsfigen.  Sr  ßatb  fn  €tra^bttrg  nad^  Sngofee 
feines  Orabßeinef  am  16. 3uni  1861.  Sorndt 
Me  gnoeii^ßgen  Stid^rii^ten  über  Zoulocg  Sebenft- 
fd^idfafe.  3en  «oeif elQ^ßem  SBertbe  bagc0en  iß, 
nia«  boB  fogen.  9»eißedbiiib  er|ftbtt:  3« 3. 1346 
^  ein  SIetßer  ber  beißgen  @d^riß  burd^  {eine 
^ebigten  großes  «nj^el^  erregt  2)a  fei  ein 
Soie  ju  i^m  getreten,  b^be  i)^  ber  Xid^ctt 
ole«  3iMV^  ibettoiejen  unb  «ele^  f&ber^in 
fkb  feibß  )u  »eogeffen  unb  einooMQßinnctfid|e0 
Seben  jn  fil^  3Mi  3a]^e  l^be  ber  Sleißer 
nun  in  3uräitge}ogen^  gelM,  urib  aO  er  boS 
ccfte  Vboi  nod^  bief er  Seit  lieber  nufitot,  fei  Me 
SBirfung  fetner  ZBorte  eine  fo  getoolttge  gettefen, 
ba|  oiei^ig  feiner  du^tor  in  9er}ädung  gerMien, 
ton  ttelcben  gtoblf  bmn  mebr  |n  ßd^  f dber  fßükn 
gcbmd^t  toetben  tftnnen.  Stod^bcm  er  bann  no^ 
neun  äol^e  gottfeüg  gelebt  unb  getoirtt  l^be,  fei 
er  UbenSgefabiiifl  erfcanft  unb  l^6e  bcn  etüd^iH 
ten  Baien  Mt  fiib  bmmcn  loffm,  um  oen  ib«  bei 
feinem  et»e  gdd^et  ju  tocrben.  ^utftiii  fyxU 
er  i|m  einen  auf  lofeSttttter  gefd^riefeneneerid^ 
tber  feine  Scfe|rung  ibergeben,  Deld^m  ber  Sak 
nod^  fnnf  ton  ibm  obgefd^riebene  $rebigten  beS 
IRetfierg  l^ugefe^  ^aU.  SorauB  fei  baim 
ton  bem  Sokn  tM  ^SReifterbud^''  lufammcn- 
geßdUt  unb  1369  mit  einem  SegIeitfdH«tten  im 
bie  fßriefber  beS  ^oufeB  gnm  grünen  SBBctl^  ge- 
fanbt  U)orben.  —  Sauge  3eit  l^t  man  ^tqlcaäA, 
ber  bier  genannte  ^Oleißer*  fei  Xoidler,  im  bie 
«efii^d^le  feiner  ^eete^rung"  mttbe  feit  1498 
ölen  VnSgabcn  bor  ^ßrebigten  Xoulerg  beigegeben 
unter  bem  XikI:  ^^rie  beB  cbdourbigeH  2)eo- 
torB  äol^onniB  XoiäerL  S)od^  i^ben  f d(|lm  in^ 
Cu^tif  nnb  (EdM*  g. «.  Pfd^  unb  fterler,  in 
iiiigßrr  Seit  oBber  nommflid^  Sentfle  auf  bie 
duneren  unb  imieten  Umoobild^einltcbleiAen  m^ 
merffom  gemod^,  meld|e  bief e  SlnnaJ^me  begleilen. 
SnbererfeiiB  1^  ^reger  (f.  u.)  ttnd)er  nn  ber 
äbentttit  beB  WeifterB  mit  Zouler  feß.  6o  tid 
fd^  iebcnfoHB  ermiefen,  ba^  bie  «^SebbnmgB* 
gefd^te''  n«bt  Zoulcc  felbß  jum  Serfaßer  bot/ 
unb  ba|  ße  tiel  gfabeÜHM  unb  Untoobi^  ort^ 
^t  «od^  bie  beigegeben«  ^ßcebigten  rühren  in 
Mefer  Sfbrm  ßd^  n^t  tonXmiler  1^;  €tilunb 
Sborofter  ber  gonjen  Sd^riß  »eifen  tielmd^  nuf 
einen  4EMßeBterttKnibten  beB  Stio^rger  Säten 
Sttlmon  9terf»in  bin  (f.  b.  Z±  ObtleBfieunbe 
Y,  897  i).  —  3ft  ber  Serid^t  beS  ^SReifter- 
bud^''  bio|  ton  nnßd|ecem  SBerlibe,  fo  ßnb  bie 
«Miteren  IRad^riibten  Aber  Sanier  in  ber  S^onil 
beB  6tta|burger«ef4id^^iberB  SptOk  oße»- 
bor  falfd^.  8)amod^  feS  Saul«  lux  Seit  beB 
SnterbicteB  gemeinfam  mit  bem  Sortb&ufer  fiubidf 
bem  @a^en  unb  bem  Sugußiner  ti^omoA  ton 
6ttti|a6iffg  (f.  b.  Srtt.)  gtoei  €d^rißen  terfo^t 
^oben,  bie  oIB  b^^^^üf^^  erfannt  unb  terbommt 
morben  feien.  S)te  ecße  nviferte  ß^  ongebtid^ 


1279 


%au\ä)  ber  $frfinben  —  Zattfen. 


1280 


bogegen,  ba|  man  bad  atme,  umDtffenbe  Soff  bc8 
änterbicted  megen  ol^ne  Sacrommte  fierben  taffe; 
bie  ameite  mirb  dS  eine  Sertl^tbigimg  ber  erften 
bejeid^net.  S)a|  blefe  Sd^riften  nid^t  ton  Xouler 
fein  fönnen  unb  ilber^upt  in  ber  bamaligen 
3eit  ntd^t  gefd^rieben  finb,  bemeiSt  bie  einfädle 
S^atfad^e,  bo|  ed  bamoIS  fd^on  feit  anbertl^alb 
^unbert  Salären  erlaubt  mar,  jur  3^  beS  änter» 
bide9  bie  Sterbcfacramente  gu  fpenben.  9ud^ 
$reger  gibt  bie  ®Iaubmärbigteit  QpOiei^  in 
biejer  {)infid^t  pttü. 

9)on  ben  Xouler  }ugef  d^riebenen  ^rebigten  finb 
jundd^ft  onerfonnt  öd^t  bie  befi  erften  S)nidEc8  gu 
&ei]))ig  1498  mit  SuSno^me  t)on  oieren,  meldte 
aRei]^  <Edn^rt  angel^ören ;  )u  bief en  (80)  $re- 
bigten  fommen  bonn  nod^  fünf  auS  ber  Kölner 
Sudgabe  Don  1548  ^ingu.  SQe  iibrigen  be- 
ugten, Xractate  unb  SBrief  e  unter  Xaulerd  9lamen 
finb  tbeild  Don  gmeifel^fter  «ed^t^eit,  tbeilS  un- 
ftd^t.  Unöd^t  finb  inSbefonbere  bad  93ud^  Don  ber 
geifilid^en  Srmut  ober  bie  Slad^folge  beS  armen 
SebenS  3efu  (gum  erftenmal  l^erauSgegeben  1621 
burd^  S)aniel  @ubermann),  bie  Ezercitia  super 
▼ita  et  passione  BalvatoiiB  nostri  Jesu  Christi 
(guerft  ^rauSgegeben  1 548  burd^  @uriud) ;  enblid^ 
bie  fogen.  Institutiones  diTinae,  aud^  Medulla 
animae  genannt  (in  ber  Aölner  SluSgabe  Don 
1548).  —  2)ie  mid^tigften  Sudgaben  (mon  gäbU 
beren  gegen  86)  unb  Ueberfe|ungen  ber  ißrebigten 
unb  SBerfe  Xaulerd  ffaib :  bie  Seipgiger  Don  1498 
(entl^It  84  fßrebigten),  bie  Safeler  Don  1521 
unb  1522  (fflgt  42  ^bigten  Don  Xauler,  „fo 
neuHd^  funben",  l^ingu),  bie  IFöIner  Don  1548 
(enthalt  25  $rebigten  mel^r  olS  bie  Safeler  Aus- 
gabe), bie  Kölner  Don  1548  (eine  Don  SaurentiuS 
@uriu8  Deranjialtete  fßarapl^fe  ber  Sudgabe  Don 
1548  in  lateinifd^er  Sprad^e;  @uriu8  gibt  in 
biefer  Umfd^eibung  ben  Sinn  Xaulerd  im  SD- 
gemeinen  Durd^aud  treffenb  mieber),  bie  gfranl« 
furter  Don  1565  (eine  Don  ben  ^roteftanten  Der« 
anftaltete  niebertänbifd^e  Uebertragung,  in  meld^er 
an  Dielen  @teQen  ber  @inn  in  teiü>engidfer  SBeije 
gefdlfd^t  ift;  biefe  unb  nur  biefe  Sudgabe  fteQt 
auf  Dem  burd^  Snt.  a  ©otomaior  1667  l^eraud- 
gegebenen  Index  libr.  prohib.  ®egen  biefe  Der» 
fftlfd^te  Sudgabe  Deranftaltete  Sol^ann  Don  Siffabon 
1647  eine  anbere  nieberlftnbifd^e  Ueberfekung, 
bie  aud^  nod^  1685  in  Sntmerpen  nad^gebrudtt 
marb). 

Xauler  folgt  in  feinen  Sd^riften  burd^aud  ber 
Seigre  ber  (atl^olifd^en  Slxtd^t,  unb  ed  ifi  gang  un« 
bered^tigt,  il^n  gu  ben  Soriftuf em  ber  {Reforma- 
tion gu  göblen,  mie  bie^  Don  ben  ^oteftanten  gu- 
meiten  gefd^iel^t,  feitbem  Sutl^er  feine  $rebigten  em- 
pfohlen (Srief  an  Spalatin  Dom  11.  S)ecember 
1516).  3n  feinen  ^rebigten  geugt  nad^  Senifle 
au^  nid^t  Sine  SteDe  Don  einem  ®eifte,  ber 
fid^  bem  fird^Iid^en  (Sel^orfam  entgie^t;  mol^I 
aber  forbert  Sanier  burd^  fein  eigened  Seifpiel 
bie  3ul(|drer  gur  bemfitl^igen  Untermerfung  auf. 
S)ie  OueQen,  oud  benen  Xauler  feine  SBiffenfc^aft 


fd^5))fte,  moren  näd^fl  ber  Eiligen  6d^  bie 
ed^olaftifer  bed  Wittelalterd,  indbefonbete  ber 
bL  XbDinad  Don  Squin.  Son  ben  Sl^pkm  bot 
SDleifter  (gdtbort  ben  größten  Sinflul  auf  iJ^n 
geübt  Zouler  ifi  fein  @dper,  abet  ein  felbjUn- 
biger  @d^ü(er,  ber  bie  gebier  bed  ÜReifierd  Der- 
mieb.  ein  Sinfiu|  3ol^ned'  Don  Stu^dbroef 
(f.  b.  Sri)  auf  il^  iji  nid^t  nad^iumeijen.  SBod 
feine  &ptaätt  angebt,  fo  ift  biefelbe  ebei  unb  bo^ 
marm  unb  gu  C^enen  gel^enb,  lebenbig  md^  bilber- 
reid^.  (Er  ift  ni^t  meniger  )»oetifd$^  all  @eufe, 
überragt  ibn  ober  nod^,  mie  2>enifle  meint,  an 
Steid^tbum  ber  $b<intafle.  Son  feinen  ed^ftcn 
urtbettt  $reger  HI,  1, 142:  ^S)ie  Stflrfe  ibter 
SBirfung  berubt  Dor  SUern  barauf,  ba^  er  fein 
ganged  iperg,  feine  DoOe  fitttid^  ^pierfönßd^feit  in 
^e  gu  legen  mei^,  unb  biefe  erfd^eint  fo  DoS  unb 
gang  Don  ber  Siebe  gu  (Bott  unb  Sbriffatd  burd^ 
brungen,  unb  bed  9iebnerd  bob^r  vxib  »eltDer- 
laugnenber  6mft  ift  pgleid^  mit  foliber  ^c^nbett 
unb  aililbe  itpaoxt,  ba|  er  unmUDürKd^  unfern 
SBillen  ergreift  unb  bad  ^en  feinen  gforbernngen 
öffnet"  @o  merben  feine  äBerfe  für  aOe  Seiten 
eined  ber  jd^dnflen  X)enfmoIe  beutf(ber  &ptafy 
mie  beutfd^er  ®taubendinnigleit  unb  ®etf)edticfe 
bleiben.   (Sgl.  ff.  @d^mibt,  äobonned  Zouler, 

tamburg  1841;  Serf.,  fRicoIaud  Don  Safe!, 
tra^burg  1875 :  Sb.  S^eniffe,  S)er  (Sottedfreunb 
im  Oberlanb  unb  9licoIaud  Don  Safel,  in  ben 
öi|l-l)oI.SIättemLXXV  [1875],  ISff.j  ffierf., 
S)ad  Sud^  Don  ber  geifilid^  Srmut,  aRüit- 
d^en  1877;  S)erf.,  Xaulerd  Sdebrung  fritif^ 
unterfud^t,  in  ben  OueSen  unb  gorjd^ungen  }ur 
@))rad^-  unb  Sulturgefd^id^te  XXXYI,  etro|» 
bürg  1879;  S)erf.,  S)ie  S)id^tungen  bed  ®otie8- 
freunbed  im  Oberlanbe,  in  ber  Settfd^ft  für 
beutfd^ed  SItertbum,  91  Sf.  XH  u.  XIIT,  Sedin 
1880  u.  1881 ;  SQB.  ißreger,  ®efd^.  ber  beiöfd^ 
9)t9ftU  im  ÜRittelalter  m,  Seipgig  1893,  3  ff.; 
S)erf.,  in  ber  SUgemeinen  S)eutf d$en  Siogra)»bi( 
XXXVil,  458  ff.)  [D.  Soö  O.  Praed.] 

SottM  ber  $frünben,  f.  Steftguotion. 

^Q»f49€äxüt^  f.  Sertrag. 

fonfoi,  3obQntt,  ber  i,bSnifd^  Sut^, 
nnirbe  1494  guSirfenbe  ouf  gfünen  geboren  unb 
trat  um  1515  in  ben  Sobanniterorbefu  Sbid^bem 
er  in  Stoftodt  ißbilofopbi^  in  ftoi^nbagen,  Sömen 
unb  ftöln  Xbeologu  ftubirt  fyxüt,  ging  er  gegen 
ben  aSiaen  feiner  Sorgefe|ten  nod^  aBittoiberg 
unb  lebrte  1524  old  Sutberaner  in  fein  9Rutta> 
Softer  SntDorffoD  gurfidt  Son  bort  mürbe  er 
1525  gur  Sefferung  nad^  Siborg  jum  $rior 
$eter  3mfen  gefd^idt;  biefen  Derftonb  er  ottr  gu 
geminnen,  fo  ba^  er  balb  bie  (Erlaubni|  ju  |)rc* 
bigen  erbielt  Sin  3abr  lang  l^^dtt  er  nodb 
(atbolifd^e  @eftnnung,  bid  er,  bed  €dbtt|c§  ber 
Siborger  Surger  unb  ber  ®un|t  bed  Mmfi  ge- 
mi^,  obne  ®efabr  fein  Stto^tt  Derfaiffen  gu  lönnen 
glaubte  (1526).  3um  ISnig^id^  Shifim  mumnt, 
nabm  er  bie  €d^me]ier  feined  Stnmbed  Sörgm 
3enfen  6aboItn,  ben  er  gum  gäriger  otbinirie. 


M81 


ZaufenbiSl^tigeS  Steid^  —  Te  Deum. 


1282 


)sr  gpros,  Dettrieli  nttt  $ilf e  ber  Sitrget  bie  gran- 
öKioncr  unb  2)omittiamet  ou8  i^ttn  IHrd^^ 
vd^roA  bie  jtDöIf  frfi^erm  ^atrfir^en  ber  Stobt 
itit  (Erfaubnil  beS  ftdnigd  ittebergeriRen  mürben, 
uab  mochte  Qiborg  )tt  einer  lutl^ifcl^en  @tabt, 
beten  Setfpiel  bon  Qä>eren  jiätlönbifd^en  @tabten 
na^flcotmt  mürbe.  3m  3.  1529  berief  il^ 
Sttcbriip  L  <m  bie  Sticolaifir^e  in  ffopenl^agen, 
M  er  mit  dl^nlid^  Srfolg  ^reformirte'' ;  1530 
M  bcB  SteligionfDerliianblungen  in  9o))enl^gen 
Kfa^  er  rni  ber  @pi|e  Don  20  lut^erif c^en  g^ 
btsmi  bcm  Könige  ein  ®Iou6endbeIenntni|  in 
43  6d|en  (in  unb  Dert^eibigte  bQ8[eIbe  tro^  bed 
Bsigli^en  Verbotes  in  Dielfad^en  (^e^rebigten, 
sstoPo^  Don  ben  iibrigen  ^ßräbicanten.  92a4 
bcn  Zobe  ^tiebrid^  L  (1533)  morb  Xaufen  gmor 
{ut  tnuser  and  ftopenl^gen  berbannt,  allein  burd^ 
bie  eonjl  be9  (gbelmanned  SRognuS  @)5e  unb 
bie  Slm^bigbit  beS  unred^tmä^igen  Sifd^ofS 
Sdmwio  XWA  Slodfilbe  fonnte  er  nao^  14  Xagen 
onf  feine  Stelle  gurudfe^en.  Ser  lut^ertfd^e 
Jtdnig  Sl^ftian  DL  mod^te  i^n  1537  jum  Sector 
bei  6e6r&if(^en,  1588  gum  lut^erifd^  ^rebiger 
mb  Sekret  ber  f at^olif d^  Ißriefter  in  SloSltlbe 
irab  ernannte  i^n  1541  )um  Superintenbenten 
in  SK&e;  bort  ftarb  er  am  11.  9lobember  1561. 
Saufen  loar  ein  bcmotrati(d^  angelegter  Sl^rafter 
mtb  beiDteS  ft^  ald  fold^n  {u  SSiborg  unb  ftopen- 
bogen,  US  e^fiion  m.  aß  cafaro|)a))ifit)d^er 
S^cnt  feinem  Xretben  ein  Snbe  bereitete.  93on 
ba  rni  arbeitete  Xaufen  mit  größerer  Stulpe  für 
bie  lutl^fd^  ^i^t.  Seine  ^olemil  gegen  Si« 
14of  SobonneS  Snberfen  t)on  Obenfe  unb  gegen 
$auIiiS  ^na  (f.  b.  «rt.)  ift  ein  %))))ea  an  ben 
feinen  ^Jlonn  o^ne  miffeufd^oftlid^en  SSBertb; 
btffer  jinb  bie  ^ebigten  in  feiner  ^oftiSe ;  üon 
esgentlub  «^teformotDrifd^en'*  ^rebigten  l^at  er 
m^tS  ^nterlaffen.  (93gl.  t)on  bänifc^n  SebenS« 
M^ttibttngen  XaufenS  bie  proteftonttfd^e  Don 
BJebd,  in  ber  Ib^togiff  libSffrift  VI  u.  VH 
[1889  u.  1890],  unb  bie  !at]&oIifd()e  [Don  Sd^mitt] 
ttnler  b.  Xitel  Hans  Taysen  euer  den  danske 
Luther,  in  9lorbi{IUgebIab  1894  u.  1895  [aud^ 
feporot]^  Sine  beutfd^e  9iogra)>bi«  erfd^ten  Don 
64mit!,  f»(n  1894,  ol«  SereinSfd^rift  ber 
edneS^eOfd^ft.)  [2.  Schmitt  S.  J.] 

ttefinibi<9ti«($  9H4,  f.  S^iKadmuS. 

tüfSt  f.  Sbgoben  unb  ^jleitasen. 

fcldf»  l^ebr.  SRonatSname,  f.  3^ 
iSiIntun^ 

9<l<»4i»  !RicoIauöaRaria  be',  O.S.B., 
f^obgifd^er  Sd^ftfieSer  ber  fogen.  Snfelmifd^ 
€<Me,  iDor  1671  gu  Satania  auf  Sicilien  ge- 
boten unb  fiommte  oufi  einer  bort  anfdfftgen  Dor* 
nt^men  Somilte.  ®egen  bereu  aBiOen  trat  er  in 
bm  Sen^idinerorben  unb  legte  1686  bie  feier- 
fifyn  SeßUbe  ob.  9ladbbem  er  barauf  an  ber 
QnbafttSt  feiner  Saterftabt  feine  tbeologifd^en 
6tubicN  beenbet  l^e,  mürbe  er  nad^  Stom  be- 
ca|m,  um  bort  in  ber  1687  gegrünbeten  OrbenS« 
W^  ber  (Eofftnenfifd^  Kongregation,  bem  Gol- 


legium  Anselmiannm  in  @t.  ^oul,  fd^oloftifd^ 
unb  bogmottfd^e  Xb^Iogie  Doqutragen.  9u8 
biefer  Sebrt^ötigfeit  ermud^fen  bie  beiben  ))]^Uo- 
fo))bi{4-t^eob)gtf(^en  SBerfe:  Scholae  D.  An* 
selmi  dootrina  ad  logicam,  phyBicam,  meta- 
physicam,  ethicam,  äieologiam  scholasticam 
et  dogmaticam  aocommodata  1080  thesibas 
ad  mentem  D.  Anselmi  0.  8.  B.  et  Archiep. 
Gantoar.,  Bomae  1705,  unb  Sacrae  doctrinae 
synopeis,  Bomae  1708.  SIemenfi  XI.  emonntt 
im  %  1710  XebeSd^i  gum  SBifd^of  Don  Sipori 
(nörblid^  Don  SicUien);  bafelbft  geriet^  er  1711 
in  einen  fd^Iimmen  Streit  megen  ber  geiftlid^en 
3mmunitat  Don  Sbgoben,  meld^er  ftd^  balb  ut 
folgenreid^en  S)ifferengen  aber  bie  Monarehia 
Sicula  (Lb.  9rt.)  entmidkite  unb  1715  gur  Dor« 
läufigen  v(uf ^bung  ber  le^tem  fährte.  (Sleid^  im 
beginn  befi  Sonflicted  mar  ber  Sifd^of  nad^  9tom 
gegangen,  mo  er  nunmehr  al8  Secretär  ber  SHten» 
congregation  unb  Sonfultor  ber  Snquifition  be« 
fd^gt  mürbe.  3n  ben  ficUifd^en  ftird^enftreit 
griff  er  Don  bort  auS  ein  burd^  bie  im  auftrage 
eiemend'  XI.  (anonym)  Deröffentlid^te  Istoria 
della  preteea  Monarehia  di  Bicilia  dal  pon- 
tificato  di  ürbano  IL  sino  a  qnello  di  nostro 
Signore  P.  demente  XL,  Borna  1715,  eine 
Sd^rift,  bie  on  miffenfd^ftlid^em  Sßertb  ben  be« 
treffenben  Slbbanblungen  beS  SBoroniud  nid^t 
gleid^tommt.  Sebr  fd^merglid^  für  XebeSd^i  mar, 
ba|,  nac^bem  brei  Don  ibm  nad^  einanber  ffir 
Sipori  aufgefteSte  (SeneralDicare  eingelerlert  ooer 
Dertrieben  morben  maren,  unter  bem  SinfLujfe 
ftaatSfird^Iid^er  Agitation  bie  gange  Snfel  i^rem 
red^tmögigen  Oberbirten  ben  @eborfam  ffinbigte. 
W&  eiemenS'  XL  92ad^folger  Snnoceng  XTTT, 
auf  eine  93erf5bnung  mit  bem  neuen  ^errfd^ 
Don  Sidlien  butarbeitete,  mürbe  XebeSd^i  gum 
Zitularergbifd^of  Don  apmnea  beförbert  (1722). 
Unter  SlemenS  XIL  (1730—1740)  legte  er  feine 
9emter  nieber  unb  gog  fid^  nad^  Subiaco,  ber 
aßiege  beSjBenebictinerorbend ,  gurud.  Son 
99enebict  XIV.  mürbe  er  nad^  Stom  gurüdfterufm, 
ftarb  iebod^  fd^on  am  29.  Se)>tember  1741.  Sr» 
möbnimg  Derbient  nod^,  bog  XAedd^t  gu  bec 
Xb^oI^fi^n^ininMiiDn  geborte,  mdd^e  dement  XL 
(1712)  Dor  Sriag  ber  SuQe  ümgenitas  gur 
^ßrflfung  ber  Beflexions  morales  Ouefinett  (f. 
b.  Sri)  eingefe^  b^^e.  9ud^  mirb  ibm  bie  9b- 
faffung  be8  OfficiumS  für  ben  b^^en  $a))ß 
®regor  VIL  gugefd^rieben,  bad  gunfid^fl  (1710) 
ffir  ben  Senebictinerorben  befKmmt  mar,  1729 
aber  burd^  S)ecret  ber  SRitencongregation  für  bie 
gange  JKrd^  Dorgef d^rieben  mürbe  (f.  9B.  SRartenS, 
Tregor  YIL  n,  Sei))gig  1894,  195  f.).  (Sgl 
Ziegelbauer,  Hist  rei  lit  0.  8.  B.  I,  Aug. 
Vind.  1754,  268.  IV,  117.  429;  Sentid,  S)ie 
Monarehia  Sicula,  gfreiburg  1869,  142  ff.; 
«euftb,  3nbej  H,  1,  733. 782. 789.)   [3eA] 

Te  Deam,  ber  behmnte,  nad^  ben  (^gongft* 
morten  fo  benannte  liturglfd^e  iff^vxm^  fai  un« 
gebunbener  Sprad^e,  ber  gemöl^nlub  ombrofumi* 

41 


1283 


Xegetnfee. 


1284 


fd^er  Soigefang  unb  im  römifd^en  Stek)ier  Hym- 
nus sanctorum  Ambrosii  et  Angustiiii  l^ei^t. 
Seit  bem  8.  äal^rl^unbect  louibe  ndmlid^  ouf 
®runb  beS  undc^ten  SJ^tonicon  beS  SRoildnber 
SBifd^ofS  2)aciu9  (SRitte  beS  6.  ^a^lmbert8) 
Dielfad^  ongenonnnen,  ber  ^etienfifätte  biefct  bei- 
ben  öeiligen  fei  bei  ber  Xairfe  beS  (1. 9ugujlinu8 
bec  ^QtnnuS  ott  SBed^felgefong  entftrömt  SlIS 
93erf offer  loetben  femet  genannt  ein  SROnd^  €i{e- 
butuS  (in  ber  erften  ^ölfte  bed  5.  Sal^rl^nbertS), 
bie  93ifd^5fe  9ticeta8  t)on  9lqitiIeiQ  unb  9l6unbiu8 
ton  Somo,  Seitgenoffen  bed  l^eiligen  ^opfteö  Seo 
(gefi.  461),  unb  ber  1^  !RicetiuS,  9t(d^ot  Don 
Zrier  (537—566) ;  audg  »irb  ber  ^^mnud  olS 
Särud^pd  eines  t^Ioren  gegangenen  gried^ifd^en 
Originals  betrad^tet  ®ett)i|]^eit  aber  ben  sBer- 
fajfer  ttirb  laum  }u  erlangen  fein.  Ser  Umftanb, 
oa|  im  Zttt  unter  ben  Sl^ören  ber  ^eiligen  bie 
Sef  enner  nid^t  genannt  finb,  fd^eint  barauf  l^iingu- 
beuten,  ba|  biefe  }ur  3^  feiner  Sbfaffung  nod^ 
nid^t  dlgemein  Derel^rt  tDurben.  3n  ber  SRegel  beS 
1^.  SBenebiduS  (c.  11)  ift  baS  Te  Deum  am 
Sd^Iuffe  ber  3Ratutin  an  Sonn-  unb  gfefttagen 
bereits  liorgefd^rieben;  im  römifd^en  Officium 
finbet  eS  ft^  f))äteften8  feit  ^a)){t  @regor  bem 
®ro|en.  —  S>er  ^i^mnuS  t)erlünbet  im  1.  Zi^eile 
(SBerS  1—18)  ben  SobpxAi,  loeld^en  bem  brei- 
einigen  (Sott  bie  (S^öre  ber  ^eiligen  im  ^immel 
unb  bie  Äird^e  auf  (Erben  barbringen,  im  2.  Zl^eile 
(93. 14-19)  bie  @(orie  g^rif»  in  feiner  SRenfd^- 
toerbung,  im  SBerle  ber  Sridfung  unb  in  feiner 
Serl^errlid^ung ;  ber  3.  X^eil  (93. 20—29)  ift  ein 
meift  aus  $faImDerfen  befte^enbeS,  an  (S^rifhiS 
gerid^teteS  Sittgebet  um  Stettung  unb  gffi^rung 
im  Mgemeinen  unb  an  bem  gegenioärtigen  Xage 
inSbefonbere.  S)ie  testen  Sitten  tteifen  bem  Te 
Deum  feine  Stellung  im  Officium  am  @d^bif[e 
ber  SOtotutin  unb  bor  bem  ^Beginne  beS  SDlorgen- 
bbeS,  ber  Landes  matntinae,  an.  @S  folgt 
unmittelbar  auf  bie  Ie|te  Section,  im  monaflipen 
Officium  auf  baS  Ie|te  !Ref))onforium  an  aOen 
gfeften  (mit  ^uSnal^me  beS  gfefteS  oer  unf d^ulbigen 
Ainber),  an  ben  Sonntagen,  beren  Officium  nid^t 
bie  tiiotette  Sfarbe  verlangt,  fotoie  im  öfterlid^en 
gerialofflcium ;  il^m  entfpridgt  in  ber  SReffe  baS 
Gloria.  2)aS  römifd^e  Stitual  fd^eibt  baS  Te 
Deum  oor  bei  einer  Saniproceffton,  bei  ber  lieber* 
tragung  Don  Sdiquien  unb  ber  Srrid^tung  eines 
ftrai}tt)ege8,  baS  $ontificaIe  am  Sd^Iuffe  ber 
Sifd^ofSmeil^e  unb  ber  Senebiction  eines  SbteS 
ober  einer  Sbtiffin,  baS  Caerimoniale  Episco- 

I)omm  nad^  bist  SSBal^I  eineS  Sifd^ofS  unb  bei 
einem  erfien  Sinjuge  in  feine  ffird^.  9uf  be* 
fonbere  9norbnung  ttirb  eS  bei  S)mtffeftlid^feiten 
gefungen.  —  S)ie  muftlalifd^e  S)urd^fü]^rung  beS 
Te  Deum  betoegt  Jtd^,  einige  Varianten  ob- 
gered^net,  auf  ber  ^runb(age  beS  britten  unb 
vierten  ftird^entoneS.  2)ie  SRelobie  ber  SBorte 
Aetema  fao  cnm  sanctis  tuis  biS  in  aetemum 
unb  beS  Sd^Iu^fa^  In  te  Domine  speravi 
ift  bem  Introitus  einer  SReffe  Dom  l^L  S)iont^puS 


Sreopagita  entnommen  (Fätis,  Hiat  gön.  de  la 
musique  IT,  Paris  1874,  134  ss.).  Sie  ofii- 
ciellen  rSmifd^en  C^oralbüd^er  entl^tten  i^t  neben 
ber  feierlid^  SDlelobie  beS  Te  Deum  nod^  eine 
einfad^ere,  atS  modus  simplex  b^eü^ete.  (!BgL 
Daniel,  Thesaurus  hymnologicus  11,  Lips. 
1844,  276  sqq.)  [Ä.  Si^rob.] 

fcsrntfee,  einmalige  93enebictinerabtet  am 
gleid^namigen  See,  l^od^oerbient  um  bie  getfüge 
unb  )um  Xl^eil  aud^  um  bie  materielle  Kultur  beS 
fublid^en  Sa^emS,  nmrbe  in  ber  gmeiten  £iälfte 
beS  8.  Sal^rl^unbertS  (um  765,  ni^t,  mic  ^er 
irrtpümlid^  angenommen  tourbe,  746)  üon  {toei 
Srubem,  ben  @rafen  9lbalbert  unb  Otfor,  ge« 
gränbet.  S)a|  ber  Qeitige  WA  Ottmar  (f.  b.  Sri) 
oon  St.  (SkiHen  bie  erften  SRönd^e  gefenbet  ^, 
ift  eine  Angabe  fpAterer  C^oniften,  bie  leinen 
gefd^id^tlid^en  93oben  l^ot  (pal  Kc^inger  [f.  u.] 
467).  arrtpmlid^  ift  aud^  bU  getoö^nlid^  9n- 
nal^me,  »onad^  bie  SBrüber  9giIoIfinger  loaren ; 
in  SBirflid^feii  gel^örten  fie  ni^t  bem  boQrifd^m 
C^SogSftamme ,  fonbem  einem  ber  fünf  alten 
gfurftengef d^led^ter ,  ber  gfamilie  ber  ^uofi,  an. 
Sur  bie  bem  ßrUfer  gett)eibte  ftloflertird^  er« 
bielten  bie  Srüber  t)on  $a))ft  !ßaul  I.  (nid^t  bon 
3ad^ariaS)  bie  (Bebeine  beS  ^eiligen  Stort^retS 
OuirinuS  (f.  b.  9rt.  n.  2),  na£  oeld^  bie 
aibtei  fidHpftter  benannte.  3um  erßen  9lbt  »urbe 
Don  ben  SDrlönd^en  9balbert  gemfi^,  ber  um  770 
an  ber  S^nobe  Don  S)ingoI^ng  t^rilnabm ;  fein 
SBruber  Otfar  trat  }u  £egemfee  als  &)nDerfufi 
ein.  Um  bie  SBenbe  beS  8.  3al^]^unbertS  (oot 
798)  erfd^ienen  9(bt  9balbert  unb  fein  .Stell« 
Dertreter"  3od^o  auf  einer  S^nobe  ju  St  Sm« 
meram  (IRegenSburg)  unb  mußten  bort  Derffired^en, 
13  Xauflirii^en,  bie  ftd^  im  Sefi^  Don  Zegemfee 
befonben,  aber  Don  Sifd^of  ^tto  Don  Srcifmg 
beanf)>rud^t  tturben,  lerouS^ugeben.  S)iefer  Se« 
f d^Iu|  l^ing  mit  bem  SBeflreben  ber  bomaligen  609« 
rifd^  Sifd^öfe  gufammen,  bie  Jßfarrfeelforge  ben 
ftlöftem  möglid^ft  ju  entgi^en.  3eneS  SBerfpred^^en 
fam  inbe|  nid^t  gur  SuSfübtung;  balb  na^  flbal« 
bertS  Zobe  tourbe  gelegentlid^  einer  Sufammcn« 
fünft  baqrifd^er  $rälaten  }u  Zegemfee  (am  16.3uni 
804)  einSBergleid^  abgef(i^Ioffen,  »onati^bteVbtei 
bie  ftreitigen  $fanfird^en  per  praestitnm  bene» 
ficii  (f.  b.  9rt.  Precarinm)  Don  S^reifuig  erl^ieQ 
(Hartzheim,  ConoiL  Germ.  I,  Colon.  1759, 
384  sqq.).  Sene  Sufammenlunft  galt  üMgenS 
junäd^ft  ber  Sinmeil^ung  ber  neu  erbauten* St 
!ßeterSfird^  )u  Zegemfee,  in  DKld^e  ber  Seib  beS 
bl.  OuirinuS  auS  ber  SalDatorbafUila  feierlii^ 
übertragen  tourbe.  Vbt  toar  bamalS  SRegin^, 
abaIbertS!Rad^foIger.  3ur3eitSubmiaSbeS0rom« 
men  gehörte  Zegemfee  fd^on  )U  ben  bebeuienbfleii 
IHöftem  b^  fröitfifd^en  Steid^eS  unb  erfd^eint  unter 
ben  Abteien,  ttetd^e  bem  ftaifer  ju  id^rlid^en  ®e* 
fd^enten  unb  }u  ftrie^bienft  Dert^flid^tä  toarcn 
((Konstitut,  de  servitio  monast  Dom  3abre  817, 
in  b.  Mon.  Oenn.  hist«  Leg.  I,  223;  DgL  @im^ 
fon,  Sül^rb.  beS  frönlifd^en  Sbic^eS  unter  Submtg 


1285 


Zegernfee. 


1286 


b.9t.I.eritiAi8l874^871f.).  S)u!BIüteber«Btei 
Dtttbc  ocxmd^tet  ivxti^  bie  Söculorifotiondpolitil 
bei  gmoBt^0eit  ^ogS  9mulf  (d07— 987; 
[,  b.  W.  9a9nii  n,  107),  bcr  baS  Sigentl^um  bet 
ffidjlcr  an  feine  ftriegSleute  old  Se^en  Dert^etlte. 
Skfc  sogen  mü  SBeib  unb  iKnb  in  Xegemfee  ein 
imb  motten  bcn  oenigen  jurudbleibenben  üRön* 
ifoi  (tn  (ß{let(id^e9  Seben  unmdgK(^ :  ungefäl^ 
50  3<4tt  na^l^er  legte  eine  S^euerSorunft  bad 
goine  fflojiR  in  9fd^.  aBieber^erfteOer  bed  Stifte« 
ivaxoe  flttifer  Otto  IL  unb  (mar  ouf  bie  gut* 
IptQ^e  {eines  Steffen,  beS  9er}ogS  Otto  Don 
g^votai  unb  Sapem.  f^oxttoit  (ge{).  982),  ein 
lRdn4  onfi  €t.  Slosimin  in  Xrier,  nmrbe  978 
pom  Aoifer  nid  9bt  mä^  Xegemfee  berufen;  burd^ 
tttbmbe  oom  10.  3uni  979  (Mon.  Dipl  IL, 
1, 219  tq.)  »otb  ben  SRönd^en  freie  SbtSttal^I 
{itgfjid^  ^  boS  JMofter  unter  faif erlid^en  6(^u^ 
orptllt,  fein  gful^noerl  unb  feine  €d^iffe  Dom 
3o]I  Befreit  unb  oQe  bem  Stifte  angeftammten 
Sri^e  unb  ü^  {flnftiger  3utt)Q(i§8  ber  gffirforge 
MVftfi  ttbetttagen.  Seitbem  er^ob fid^ Xegem« 
JR  Mb  }u  gro|er  inneret  SBIitte  unb  ftu^erem 
Inje^  Unter  ^rtttitt  9lad6foIger  (Sojbert 
(982  MS  21.  Sonuot  1001),  $rofeg  auS  6t. 
Sonnerom,  toicrben  in  Xegemfee  bie  biSl^er  mit 
groben  Xfld^em  Der^angenm  ffird^mfenfter  mit 
bnntfin^cn  ®Io8gemdlben  t>erfe^.  vluSgeffi]^ 
mabe  bie  Srbcit  bur^  S^^tinge  beS  fflofterS,  bie 
oon  etnem  (Brofen  SrnoO)  ut  berihtnfl  ber  ®Ia8« 
malfici  unterrichtet  loorben  UKxren.  SBoreilig  (ot 
aan  ftfl^cr  angenommen,  bie  ®Ia8maIerei  fei  ba- 
molfi  in  Xegemfee  erfunben  toorbm ;  bie^  ifl  iebod^ 
id^  be|^  irrig,  »eil  bereits  im  9.  Jal^rl^unbert 
in  Sepfofoi  unb  in  @t.  (Sollen  gemalte  Softer 
enpSknt  toerbm  (gf.  X.  JhmuS,  ®efd^.  ber  d^rifil. 
ftmp  n,  1 ,  gfreiburg  1897 ,  24.  258).  9uS 
Sctiftiig  berief  Oogbert  bm  (Slmtn  Sbalrid^,  bm 
(xjim  Manntm  beutfd^  Sr}gie|er,  jum  (8u| 
bei  OuirinuSglode,  iDOju  gform  unb  SRetaS  fd^on 
btri  ^tSftt  bereit  fianbm  (Btpp  [f.  u.]  16  f.). 
ftu^  jteberte  biefer  %bt  baS  Stubium  ber  claffi« 
jto  Siterotur :  ^oraj,  $erjiuS,  @tatiuS,  (Eicero'S 
Sriefc,  QoctbiuB  unb  $nScian  mürben  gelefen 
vnb  09^  Pei|ig  burd^  9bf (^riftm  t)e0ne(fcUtigt. 
Site  hoje  Seit  moltetm  oIS  Sebte  }u  Xegemfee 
bie  beibcn  nftd^ftm  9{ad^foIger  (8o}bertS,  ber 
IlL  Qotttarb  (1001—1002 ;  f.  b.  Srt.)  unb  (Sber- 
imb  l  (gefL  4.  aRfir)  1008),  benm  Don  $)er}og 
^cinii^  Hon  So^em  (bem  fpätem  ffaifcr  ^ein- 
i{4  IL  b.  et)  bie  Seitung  ber  9btei  fibertragm 
mobe;  fie  tonten  nammtlid^  bm  SJli^braud^  ab- 
Itcficn.  bofi  mond^  Sldnd^e  Aber  ff toftereinlflnfte 
(i(ptma4tigüerffigtm(Pez[f.u.]in,  3,505).  9uS 
fmcrBobl  ging  mieber  Geringer  (1004—1012) 
^OT,  unter  bem  ber  ffunftbetrieb  ju  Xegemfee 
tetntn  ^ortgong  nabm ;  bomalS  filierte  bie  bortige 
eitf^nttr  Wx  bm  Qifd^of  (Sottft^alf  Don  gfreifmg 
unh  eine  9lbtiffin  Sefteuungm  in  (SlaSfmftem 
B8L  Um  bie  SBmbe  beS  10.  ^ol^r^unberts  mirfte 
old  Sc^  ber  daffif d^  Siteratur  an  ber  fflofter- 


fd^ule  ber  9R5nd^  gf^ oumunb  (gefL  am  20.  Od 
t)or  bem  ^afftt  1012),  ber  in  einer  nod^  erbaltenm 
C)anbfd^rift  (Cod.  lat.  19412  ber  SRand^mer 
StaatSbibliotl^ef)  eigene  unb  frembe  Sriefe  unb 
®ebid^te  fammelte.  3um  Smedte  feiner  SluSbilbung 
l^tte  er  bie  Sbteim  su  gfuffen,  fföln  unb  SBüri)- 
burg  befud^t.  gfrfil^er  mürbe  il^m  tielfad^  baS  be- 
rühmte ®ebid^t  Siuoblieb  )Ugefd^riebm ;  iebod^  ifi 
burd^  nmere  ^orf d^ngm  f eftgefteüt  morbm,  bag 
biefeS  SBerf,  „bem  fu$  fein  poetifd^eS  (Srseugnil 
in  lateinifd^er  Sprad^e  bom  10.-12.  äal^rl^un» 
bert  oud^  nur  annäl^ernb  an  bie  Seite  fteUen  lö^t", 
gmar  Don  einem  Xegemfeer  SRönd^,  ber  in  ber 
erfim  ^dlfte  beS  11.  ^a^rl^unbertS  lebte,  nid^t 
aber  t)on  Sroumunb  Derfa|t  morben  ift  (gf.  Seiler^ 
Sluoblieb,  ^olle  1882, 160  ff.).  SemeiimSmectl^ 
ift,  ba|,  mäl^rmb  Xegemfee  auf  bem  ®ebiete  ber 
ffunft  unb  $oefle  ^eroorragmbeS  geleifiet  ^t,  eS 
auffaümb  arm  an  gefd^id^tlid^en  Senfmalm  tDox 
unb  bie  @efd^i(^tfd^reibung  bort  nie  )ur  Stute 
!am  (SQBattmbad^,  S)eutfd^IanbS  ®efd^td^tSqueIIm 
n,  6.  «up.,  ©erlin  1894,  73. 877).  Unter  Stbt 
»urfarb  (1012—1017)  jöl^Ite  baS  6Hft  200 
ÜBnd^e;  12  Don  biefm  mö|lte  Sifd^of  9mno  Don 
SugSburg  im  %  1012  ffir  baS  nme  fflofter  @t. 
lUrid^  unb  Sfra.  2)a|  eS  übrigens  bamalS  unter 
bem  SBeijen  aud^  Untraut  gab,  }eigte  fid^  unter 
bem  folgmbm  %bte,  bem  fei.  SOinger,  ber  1026 
megm  ber  Unbotmä|igIeit  mand^er  Srüber  re« 
fignirte.  Suf  Srfud^m  beS  SugSburger  Sifd^ofS 
Sber^orb  begab  er  fid^  1081  mit  12  gutgefinn- 
tm  9Jt5nd^m  auS  Xegemfee  nad^  Smebictbeuem 
(f.  b.  art.  n,  830)  unb  fieOte  bort  bie  Kößer- 
lid^e  3ud^t  tt)ieber  l^er.  9tad^  feiner  StüdEfebr 
erl^ielt  er  (1082)  ^um  )meitm  SRale  bie  Seitung 
ber  Sbtei;  bod^  als  1035  baS  fflofter  nieber- 
brannte  unb  im  folgenbm  Saläre  ber  fflofierfd^a^ 
Don  S)iebm  gro^entl^S  geraubt  mürbe,  bübete 
fld^  mieber  eine  ftarfe  Ot)t)ofition  gegen  SDingerS 
SBermaltung,  unb  enblid^  Ragten  bie  SfUnd^e  il^ 
bei  ftönig  ^einrid^  m.  an,  burd^  Slad^IäfRgteit 
j|me  UnföUe  Derfd^ulbet  ju  l^abm.  2)er  jur  Unter- 
fud^ung  ber  Sa^e  entfanbte  Sifd^of  ^itfer  Don 
8freiflng  (f.  b.  «rt.  IV,  1993)  fpradj  bie  SuS- 
pmfton  SEingerS  auS  unb  Derbannte  i^  nad^ 
92ieberaltad^  (1041).  (Srft  1056  burfte  er  na$ 
Xegemfee  gurüdfel^rm,  mo  er  nod^  in  bemfelbm 
3a|re  ftarb.  Sieben  feinem  Keformeifer  mirb  mn^ 
feine  ffltnftfertigfeit  gerül^mt;  bie  (SobiceS,  meldte 
er  jd^rieb,  gierte  er  }um  Xl^il  mit  prad^tDoIbn 
3nttialm  unb  SRiniaturmalereien.  Sud^  legte  er 
ein  Urbar  (Salbud^)  an,  morin  er  bie  ®üter  beS 
fflofierS  in  ^Aas^tm,  Oefterreid^  unb  Xirol  genau 
Derseid^nete.  Unter  bem  Witt  (Eber^arb  TL.  (1068 
bis  1091)  fertigte  ber  SRdnd^  2Berin^  für  bie 
tjfenfler  ber  nad^  bem  Sranbe  mieberbergefteOtm 
romonifd^m  @tiftSürd^e  fünf  neue  ® laSgemüAe ; 
SEßerin^er  mar  aud^  in  anberm  ffunfigmeigm  er- 
fal^rm,  nammtlid^  in  ber  @cul))tur  unb  ®oIb« 
jd^miebefunfl  dBtpp  18;  3.  d.  gfalfe,  ®efd^i(^te 
I  beS  bmtfd^m  ffunftgeloerbeS,  Berlin  1888,  65). 

41» 


1287 


Xegetnfee. 


1288 


3m  f olgenben  Sal^rl^iinbert  fHeg  nocl^  boS  «nfcl^ 
Segemfee'S.  3n  föniglid^en  ©tiefen  toerben  bie 
Siebte  berettd  5U  ben  gfurften  bed  Sletd^eS  gejöl^ft 
(bgL  bie  Urhtnbe  JtonrabS  in.  Dom  Sal^e  1138 
[Mocu  Gonstitutiones  imperat.  I,  178]).  93e« 
fonberS  bemetfenSmert^  ift  bet  @d^u^brief,  ben 
Äaifer  ^einrt^  VL  unterm  18.  SKoi  1198  ber 
9btei  ertJ^eUte;  in  bemfelben  ftnb  25  bem  Stifte 
gel^örige  ftird^en  mifge}ö^It  (Mon.  Boic.  YI  [f.  u.], 
195  sqq.;  gefölfd^t  ijt  bet  ib.  174  sqq.  abge« 
btU(ftebetü]&mte8tei]^eit8brief»atbatofja'8,f.8fot» 
Wungen  jut  beutfdjen  ®efd^.  VH  [1867],  189, 
anm.  6).  Sejiötigt  ttmrbe  biefeS  ^tiDileg  butd^ 
ftaifet  gftiebti^  II.  xm^ptiL  1230  (Böhmer,  Be- 
gesta  imperii  V,  1,  neu  l^mtSg.  k)on  3.  gftdet, 
3nn8btU(1 1881,  360,  n.  1778).  «ud^  bie  ba^« 
rifc^en  gfitften  ettsiefen  fid^  bet  9(btei  Dielfad^  oIS 
®önnet  unb  SBol^Itl^ätet.  @benfo  gett)ö]^tten  il^t 
bie  ^(Lpih  @4u^  unb  3tnmunit&te6tiefe,  fonie 
gro^e  9lu8§eid^nungen.  ^apft  %Iesanbet  III.  m- 
liel^  1178  bem  «bte  »u|)ett  L  (1155—1186) 
fflr  feine  $erfon  ben  ©ebtaud^  ber  $ontificaIien, 
unb  Utban  UI.  mad^te  1186  biefed  ^ritileg  ju 
einem  bauetnben.  ®egen  6nbe  beS  12.  3a^t- 
l^unbettd  ragte  untet  ben  fiel^tetn  bet  Kloftetfd^ule 
(ein  gtoeitet)  SQktinl^er  l^erüor,  ber  e§  fid^  ange- 
legen fein  lie^,  feine  @d^üler  fär  baS  @tubium 
ber  Slafftler  }u  begeiftem  unb  }u  einer  correcten 
unb  getDanbten2)arfteIIung  anjiüeiten.  ©emö^n- 
lid^  ttirb  Don  il^m  oud^  er^öl^lt,  ba|  er  gu  Xegem- 
fee  einen  botanifd^en  ©arten  angelegt  l^abe ;  inbe^ 
^anbelt  eS  fid^  babei  DieQeid^t  nur  um  einen 
Si^neifräutergarten,  mie  il^n  tool^l  {ebeS  ftlofter 
befa|  (Dgl.  ihtnflben!male  Oberbc^emS  I,  SRün- 
d^en  1895,  650).  gräi^er  mürbe  ittig  i^m  fiatt 
einem  anbetn  SBetii^er  ein  beutfd^ed  SRorienleben 
}ugefd^rieben  (Dgl.  3-  ^ti^olVt.  S)ed  ^riefterd 
SBeml^er  Drin  liet  von  der  Maget,  3Bien  1860, 
@.  XIX  ff.) ;  mel^r  ®runb  l^at  bie  Sinnal^me,  ba^ 
er  unter  Dem  !ßfeubonQm  SRetelluS  bie  Quiri- 
nalia,  ein  umf ongreid^eS ,  burd^  groge  @prad^ 
gemanbtl^eit  auSgegeid^neteS  ®ebid^  gum  greife 
beS  @d^u^atronS  Don  Xegemf ee,  Derfa^t  l^abe.  — 
auf  bie  3ett  befi  9bted  $erd^tolb  I.  (1206  bis 
1217)  begiel^t  fld^  mol^I  ber  befannte  Sprud^ 
9Balt|er3  Don  ber  Sogeltoeibe  aber  bie  Derunglüdfte 
Semirtl^ung  im  itlofter  Zegemfee.  9{ad^  ber  an- 
f))red^enben  grilärung,  bie  Surbad^  (in  ber  SUIg. 
Seutfd^en  Sbgr.  XLI,  71)  Don  bem  Dielfa^ 
mi|Derfianbenen  Sprudle  gibt,  l^otte  bamalS  ein 
®raf  Otto  ben  9R5nd^en  Don  Xegemf ee  il^re  SBein* 
berge  bei  Sogen  getoaltfam  entgogen.  2)er  S)id§ter 
»arf  ftd^  nun  gum  9nmalt  ber  Sefd^ftbigten  auf, 
inbem  er  fd^ergl^  fingirte,  bie  SRönd^e  bed  fonft 
fo  gafifreien  fflofterS  ](|ätten  il^n  ol^ne  einen  guten 
Xrunl  gießen  Iaf|en  muffen.  9uf  Sefel^l  beS 
ftaiferS  Otto  IV.  Dom  ÜRai  1212  mu|te  ber  ®raf 
ben  ÜJtönd^en  bie  SBeinberge  gurfidferftatten.  — 
3m  13.  unb  14.  Sol^bunbert  litt  bie  «btri  fel^ 
burd^  bie  Der^erenben  ffriege  f  Obbeutfd^er  Surften. 
9ud^  trug  bie  SBetfd^menbung  melier  9ebte  bogu 


bei,  hai  ber  SermögenSfianb  bed  AIo{ier6  fel^r 
l^erabfam.  @d^on  an  unb  für  fid^  Derurfod^  bet 
fürftlid^e  SRong,  ben  baS  JHofier  erlangt  ffoiU,  unb 
bie  Don  meltlid^en  ^beligen  beOeib^en  Szbamter 
(Warf d^all,  Aömmerer,  Xnu^fe^,  6d^enf)  bä>ett« 
tenbe  Soften.  2)iefe  Srbämter  blieben  oud^  bonn 
nod^  befte^n,  al§  bie  Sbtei  unter  ilaifer  Submig 
bem  SBa^em  bie  älei^Sunmittelbarfeit  Derior  unb 
ftd^  bem  ßergogtl^um  untertoarf  (Süegler,  ®efd^ 
ädernd  II,  @ot^a  1880,  210). 

Sine  beffere  3^  itc^  mieber  fär  Xeg^mfec 
feU  ber  !Bifttation  im  3.  1426  on,  bei  meld^ 
nad^  9le{tgnation  beS  bisherigen  SbteS  bet  tüd^tige 
(erft  25  Sa^re  alte)  SonDentuale  eoSpar  S^n« 
borffer  traft  |)(ipftli^er  Suctoritfit  gum  %bte  ein« 
gefegt  mürbe  (regierte  Don  1426—1461).  S)er* 
felbe  marb  burd^  feine  umfa|fenbe  Seformil^g» 
feit  ber  gmeite  Stifter  (alter  fundator)  Xegem« 
f ee'd.  S)urd^  (Sinfii^rung  ber  SRelfer  ObferDong 
(f.  b.  9rt.  »enebtctinerorben  n,  345)  fieHte  er 
bie  DerfaOene  ffloftequd^t  mieber  l^er,  fötbette  baS 
miffenfd^oftlid^e  Seben  unb  tegelte  bie  gettfltteten 
SfinangDet^ltniffe  beS  JMoftet6  (Dgl.  aSefftnger« 
S9iogra))^ie  befi  VbM,  im  Oberbanr.  9r(^tD  XLII 
[1885],  196  ff.).  @eUbem  l^atte  bie  %btei  bis  gu 
il^  Vufbebung  faft  immer  baS  ®Iud,  trefflid^ 
Siebte  gu  befi^en,  fo  ba^  fie  nie  mel^r  auf  längere 
Seit  in  SSerfaS  geriet^.  Sßol^t  aber  tourben  Don 
Xegemfee  auS  mand^e  anbere  SenebictinerUfiet 
reformtrt,  unb  eS  ift  in  biefer  &in|U^  beieid^nenb, 
baB  feit  1426  Don  Spöfen  unb  &mbe§^Etrften 
nt(|t  meniger  att  24  !lRönd^e  ouS  Xegemfee  als 
Xebte  für  reformbebflrftige  ffßfter  erbeten  iDuxben 
(Dgl.  £inbner  [f.  u.],  im  Obetbapr.  9(rd^iD  L,  19). 
3u  gro^m  Sortl^eile  gereid^te  ber  Sbtei,  ba|  fett 
ber  S^egierung  beS  9bteS  V^nborffer  aitd^  Stid^U 
abelige  in  baS  fflofter  au^enommen  mürben.  2>et 
erfte  betfelben  mat  bet  Seltptie|ier  So^axm  ffedt 
aus  @d^maben,  bet  als  tfld^tiget  unb  gemonbter 
£l^eotoge  Don  ^ergog  Gilbert  III.  gum  @egen4>a|ij} 
f$felis  y.  nad^  SBafel  entfanbt  toutbe  (Dgt.  3ob. 
fallet,  Conoil.  BasiL  I,  !Bafe(  1896,  54  f., 
^nm.  4);  ein  Setgeid^ni^  feinet  SdMftoi  gibt 
Sinbnet  a.  a.  O.  70  ff.  SBeit  bebeutenbet  ums  bie 
äBitffamleit  eines  anbetn  StbndfieS  ouS  Xegemfee, 
Ulrid^  StöctlS  (latinijlrt  TnmouluB),  bet  olS  9b- 
gefanbter  ber  Senebtctinerabteien  bcS  SiSti^umS 
^rrifing  bem  SaSler  ßoncil  Don  1482  MS  Snbe 
1437  beimol^nte.  (St  florb  1448  oIS  9bt  Don 
SSeffobrunn,  mo^in  er  1488  pofhtlitt  morben 
mar.  Seine  mett|Dollen,  Dotmiegenb  beutfcl^  g^ 
fd^tiebenen  Setid^te  übet  baS  SaSIer  Concil  fteb 
Don  f^oOet  (f.  0.)  1, 60  ff.  Detbffentlid^t  rnotben. 
2)a|  et  aud^  ein  fel^t  ftudgtbotet  9letmbt^(|ter  iDor, 
f^cd  P.  2)teDeS  nad^gemiefen,  bet  einen  XfyM  f etner 
®ebid^te  l^etauSgob  (AnaL  hynm.  m«  Sei|igig 
1888, 18. 169 ff.;  VI  [1889],  5  ff.).  93emaft 
fei  nod^,  ba^  bet  teformeifrige  Garbind  Sticolduft 
Don  Sufa  (f.  b.  Sri.)  mit  bem  Sbte  Caspar  unb 
bem  Zegemfeer  SonDentualen  Semorb  Don  S99a- 
ging  (geft.  1472)  Diel  corttffwnbixte  unb  V^am 


1289 


Xegernfee. 


1290 


]m  S«i4^  feiner  l^od^fd^A^ung  ben  Tractatus 
d«  Tisiane  Dd  toibmcte  (übet  P.  93ecnatb9 
ediriftm  f.  Sinbner  65—78).  ®an8  im  (Seifte 
l^i^poif  Qwr  916t  ftonrob  a^ritifd^tnals  (1461 
M 1492)  t^g;  getp  Snbe  feiner  Slegierung 
(1490)  fiBi^ie  nad^  einem  im  9tamen  be9  Se« 
fl^  $miubi  ottSgefteDten  Sbtalbtiefe  ber  Son- 
Mit  44  9ttt0liebet:  83  $attcS,  4  9lot)igen  unb 
7  eoicntoäber  (%  ^luft,  im  ^i{L  Sa^rbud^ 
1898, 418).  «bt  aRouniS  SeQtet  (4.  gebr.  1512 
btl  1528)  et^ieU  üon  ^{1 3u(iu8  n.  1512  bie 
«rfugnil,  ben  Sleligiofen  beS  @afted  bie  Dier 
iikomn  IBeiben  lu  ertl^ilen  (Mon.  Boic.  YI, 
225  sq.).  Unter  biefem  Vbte  trat  1516  SEBoIfgmtg 
6cibl  (ecbeHuS;  geb.  1492  }tt  9Rauerfir(^en  in 
CMfhrreid^) ,  ber  f)Kitere  tierbienftoolle  Sor- 
Unt^  gegen  bie  (Blaubendneuerung,  ald  Sioüi^e 
fin  ind)  fegte  tei  folgenben  3abre  $rofe^  ab. 
Sfi^bem  er  mit  regem  Sifer  bad  @tub{um  ber 
IRDfimm  Sijfenfc^ften  (aud^  bed  (Sried^ifd^en), 
nmintli^  ober  ber  Xl^ieologie,  betrieben,  über- 
aa(m  er  1532  mit  Srlaubnil  feines  9bte8  bie 
flaiqd  in  ber  SRund^ener  Suguftinerfird^e  unb 
tni0  biad^  feine  ben  3^bebärfniff en  entf (»redten* 
bm  $nbigten  unb  feinen  äd^t  ))riefterlid^en  SBanbel 
M  bo^u  bei,  bo|  bie  SBetool^  SRünd^enS  bem 
fat^Iif^  eiauben  treu  blieben,  goft  80  Sa^re 
Bofunbcte  er  unermüblic^  bad  SBort  <9otte9,  unb 
|Mir  nid^  nur  in  Säa^emS  ^au^itftabt  fonbem 
014  in  anbeten  Orten  @flbbeutfd(|Ianb8,  nomenl» 
^  in  6otibur0,  mo  er  im  3. 1554  od^t  sum 
£ut(citbum  abgefaQene  $riefler  mieber  }ur  ftitd^e 
inüdfii^  einige  ^f^  üotl^  (Snbe  1551) 
ton  (t  oom  Sifd^of  Don  Sfteifmg  jum  Concil  nad^ 
Xiicnt  gef^idt  n)orben.  Um  bad  fotl^oKfd^e  So» 
k0r  ben  9trt^timem  ber  (SlaubenSneuerer  }U  toar* 
101,  wröffentli^te  er  1559  ()U  2)ilingen)  ben 
.Qkijifi^m  Sa^enfpieger.  S)er  feiige  Ißetrue 
(Soirifhift  lobte  in  einem  @d^reiben  an  ben  fßtt» 
Mjei  boftSud^  unb  forberte  il^n  auf,  mit  ber  SBer- 
tbdbtgung  hn  JKrd^  fortgufabren  (Brauns- 
beuget,  P.  Canisii  Epistnlae  11,  Frib.  1898, 
402  sq.).  Selber  mu^e  @eibl  fd^on  balb  nod^b^ 
iDtgm  Otperlid^  (Erfd^5|)fung  k)om  ftam))f))Ia|e 
abtreten;  im  3.  1560  feQrte  er  nad^  £egemfee 
IHzfliI  unb  ftorb  bafelbft  am  11. 3uni  1562  (Dgl. 
«.  fkmbiS^  in  ben  C^ifl-t>oL  Slöttem  GXIU 
[18941 165  ff.,  mo  aud^  bie  fibrigen  @d^riften 
6cibtt  serjeidbnet  unb  gemflrbigt  finb). 

Um  gute  Sfidder  gu  Derbreiten,  enid^ete  9bt 
Ciritinul  IL  SReß  (1568—1594)  im  Softer  eine 
Snidnei  (1573),  bie  bis  )ur  @acuIarifation  be- 
Panb ;  fit  Deferte  fon)o^I  religiöd«))0))uläre  mie 
totfjenfdtofiti^!»  unb  liturgifi^e  SBerfe,  }um  ä^eil 
irps  gtofecr  ü))>ogra})]^if(ber  Sdbön^eit  (ogl.  9t. 
toiihil.  im  ftotl^ofil  1895,  II,  458  ff.).  Oui- 
nmif  IRo^foIger,  ^ßaul  SBibman  (1594—1624), 
gc^tte  )tt  ben  Senebictineröbten ,  meld^  1618 

Rflufljterg  eine  Sonföberation  fd^Ioffen,  um 
Uitäafittt  Salzburg  bouemb  mit  geeigneten 
Se||xMf(m  üxa  i^ren  iflöftem  )U  Derforgen  (Satt- 


ler, SoQectaneen-Siatter,  ffembten  1890, 16  ff.). 
m>t  SBembarb  SBenjl  (1678—1700)  mad^te  ftd^ 
um  bad  3uftanbefommen  ber  Songtegation  baQ« 
rif^er  SBenebictinerflöfter  (f.  b.  Srt.  SBenebictiner- 
orben  II,  350)  Derbient  unb  mürbe  be^l^  }um 
®eneralpräfed  ber  Kongregation  geioöblt.  Unter 
ber  ^Regierung  be«  ^bteS  @regor  I.  $Iaid^]^im 
(1726—1762)  betätigte  «urfürft  «arl  «Ibert 
am  4.  3uni  1727  ber  %btet  ben  oorl^er  oiel  be« 
ftrittenen  «^^rtmat"  über  fömmtlid^e  ba^rifd^e 
^rölaturen  (baber  Primas  BaTariae  aß  Xitel 
beS  abtefi  Don  Xegernfee).  3m  3*  1746  mürbe 
bie  lOOOift^rige  Stiftungsfeier  be«  ftlofterS  red^t 
f eftlid^  begangen  (bie  aud  biefem  Snlal  Derfaftten, 
jum  Xl^eil  ungebrudften  Sd^riften  finb  Detjei^net 
bei  ßinbner,  Sie  ©d^riftfietter  u.  f.  m.  [f.  u.]  I, 
159. 161  f.);  man  a^nte  bamdS  nid^t,  bag  f<$on 
unter  bem  jtt^eiten  9lad^foIger  @regor9  bie  Sbtei  ein 
gemaltfameS  Snbe  ftnben  joEte.  Se^er  9bt  Don 
Xegernfee  toar  ber  trefflid^e  Tregor  U.  Slottenlolba: 
(feU  1787),  ber  fid^  bemühte,  bie  toiffenfd^ftlic^e 
Xbötigleit  im  Softer  }u  förbem,  unb  be^balb 
eine  Slngal^l  iüngerer  OrbenSmitglieber  jur  meitem 
SuSbilbung  nad^  ben  Unioerfttäten  3ngoIftabt  unb 
©algburg  fd^idEte.  9uc^  legte  er  eine  3Rün)-  unb 
lht))ferftid^fammlung  an.  Unter  ben  für  f^b^ 
@tubien  beftimmten  SonDentualen,  bie  gum  X^eil 
an  bem  (um  1788)  Don  Stottenfolber  gegrunbeten 
@9mnaftum  )u  Xegernfee  SSermenbung  ^nben 
f oUen,  jeid^nete  fid^  f ))öter  P.  Sebaftian  ©flntl^ner 
(geft.  1820  gu  aRünc^en)  als  ^iftorifer  auS;  er 
mürbe  1808  correfponbirenbeS  orbentlid^eS  9tit> 
glieb  ber  boQrifd^en  Sfabemie  ber  SBiffenfd^ften 
unb  SReDifor  ber  Monmnenta  Boica.  —  3m 
gfrübiabr  1803  fiel  bie  9bteL  bem  StegenSburger 
Steid^SbeputationS-^auptfd^Iul  )um  Ot>fer:  bie 
aufbebung  marb  am  17.  aRör)  1803  bem  &on» 
Dente  |)ublicirt.  2)a8  ftlofter  fammt  feinen  in 
Sägern  gelegenen  99eft^ungen  mürbe  Staats* 
eigent^um ;  bie  (Säter  in  Oefterreid^  mürben  Don 
ber  bortigen  {Regierung  eingesogen.  Sie  l^errlid^e 
SBibliotl^el,  bie  ca.  60000  Ȋnbe,  6600  3n- 
cunabeln  unb  me^r  als  2000  ^anbfd^nften  be« 
fa^,  lam  gum  Xbeil  nad^  SRfind^  unb  tourbe 
ber  bortigen  ^of«  unb  StaatSbibliotl^I  einoerleibt 
SSkgen  ^^alsfiarrigfeit''  gegenüber  einem  rüdC» 
ftd^tslofen  baQrifd^en  Sommiffar  mürbe  ber  9bt 
nebft  gmei  SonDentualen  (barunter  aud^  P.  @utd^ 
ner)  Dorlöufig  nad^  !RieberaItad^  Dermiefen  (Dgl. 
ben  befc^önigenben  Serid^t  Don  SretinS  in  beffen 
99e9trögen  I,  2,  ÜRünd^en  1803,  54 ff.;  5,  70). 
SHe  jHoftergebdube  mürben  für  80  000  (Sulben 
Don  S'reiberm  Don  2)red^f el  angefauft ;  bem  Sbte 
Slottenbnier  unb  20  Sieligiofen  gelang  eS  jebod^ 
1805,  für  5000  ®ulben  menigftenS  ben  (Son- 
Dentbau  oIS  gemeinfame  9Bobnung  gu  ermerbot 
Stottenfolber ,  ber  erfl  im  October  1805  Don 
9lieberaltad^  nad^  Xegernfee  überftebeln  burfte, 
flarb  bafelbft  1810.  3m  3. 1817  ging  baS  ehe- 
malige inofter  in  ben  SBeft^  beS  ffönigS  SRos  I. 
3ofe))]^  über,  ber  aud^  ben  SonDentbau  Don  ben 


1298 


Xtmptt 


1294 


bauung  Bcgt  fiad^  ber  Stfidkl^  aus  bet  Mq- 
bntfd^  (Bcfcmgmfd^ft  unter  3oco(a6eI;  un- 
gcffi^  ein  falbes  äo^rtoufenb  fpdtet  unter  Ge- 
tobe! Hegt  Me  3«t  einer  bebeuteid)enertt>eite« 
tiinoiou)8erf((5nenins.  gffir  bie  Sefd^bung 
«ib  Die  Oefd^i^te  bcd  Zem|)dd  )u  äerufolem 
ibec^oupt  unterf^eiben  toir  bemgem&|  nad;  ben 
MTJc^i^enen  Sou^erren  1.  ben  falonunifd^, 
8.  bm  jorobobeüfd^  unb  enblid^  8.  ben  l^bia« 

L  Set  folomonifd^e  Zem)>eL  Snt- 
{pR^oib  bcm  aSBonberleben  ber  Sficoeliten  in  ber 
SKipe  Vitte  StofeS  nad^  SbttlU^  auftrage  ein 
3dt  (f.  b.  «rt  6Hftfi^tte)  a»  Slationoll^eaig- 
tbum  beft  SoDeS  eingerid^tet,  unb  biefeS  gog  mit 
boB  Soft  in  baS  Sonb  ber  Serl^eilung  ein.  9Id 
ober  ber  Se|i|  beS  l^iaen  Sanbe9  boIDommen 
geft^  crf  Aien,  bad^  iebnig  SkiDib  boron,  nun 
ond^  bem  ^erm  ein  fefie«  ^eiligt^um,  einen 
impd  Don  Stein  ju  bauen.  9n  ber  SuSfOl^rung 
jdoii  8od|oBen9  tmtrbe  er  burd^  ben  ^ropl^ten 
Kat^  ge^inbert.  &  morb  il^m  berboten  )u  bauen, 
iDeil  er  gro|e  ftriege  gefü^  unb  )u  biet  Slut  ber« 
goffa  ^otte  (1  ^.  22, 8) ;  jugleid^  ober  tourbe 
i^  erbpet,  feine  S^nafüe  fole  Seftanb  l^aben, 
onb  fein  6o(n  unb  unmittelbarer  9lad^f olger,  ber 
9niben§f&rfi  €aIomon,  foOe  feinen  $Ian  )ur 
tnSfu^ng  bringen,  ütun  traf  S)abib  kpenigfienS 
innfojfenbc  Vorbereitungen  für  ben  93au.  Sr 
tD^  Ott  8au))Ia|  bie  Xenne  be9  3el^erd 
Sreuno  ober  Oman  auf  bem  Serge  SDcoria 
(1  $at.  21, 18  ff.  2  $ar.  8, 1)  au«,  toeld^e  frfll^er 
fd^n  btttd^  abral^mfi  Opfer  (®en.  22,  2)  ein- 
gdoet^t  uiib  te|t  bem  frommen  ffönige  burd^  ben 
Cnad  be§  i^mn  gegeigt  loorben  loar.  9[u|erbem 
bKf$a^  er  ben  Bauplan  (m^ri  •  1  $ar.  28, 11) 
unb  einen  gro^  %f^ü  ber  für  ben  Sau  notl^- 
Denbigen  Slicittel  unb  SRaterialien.  SBon  ben  be- 
bentiiibcn  SRetalbonatl^en,  toeld^e  2)at)ib  in  fei- 
nen ftriegen  erbeutet  l^tte  (2  @am.  8,  8.  11), 
kjttmmte  er  100000  Xalente  (Bolb  unb  eine 
gtüliim  Xalente  Silber  für  ben  SBau.  9u|er« 
bcm  Mte  er  (Er)  unb  Sifen  in  f o  großer  9Renge 
tut  ikrfägung,  ba^  tS  nid^t  getoogen  merben 
Ibmttep  unb  eine  Unmaffe  bon  ^olg  unb  Steinen, 
niier  fetteren  aud^  fbftbore  Steinarten  unb  Sbel« 
flcine.  8or  feinem  Xobe  nod^  ermal^e  er  in 
dnir  Seid^erfammlung  feinen  Sol^n  }ur  mutl^i- 
gm  Snongriffnal^me  beS  großen  9BerIe9  unb 
Mc  8für^  beS  SBoIM  )ur  treuen  ^ilfeleifhmg. 
8n4  bte  IBomel^men  beS  Steid^eft  folgten  ber 
Ittfforberung  i^eS  ftönigfi  unb  ^uerten  gu  bem 
8an  nid^  aRittel  bei:  5000  Xalente  ®oIb, 
10000  Xolente  Siffier,  18000  Xalente  (Srg  unb 
lOOOOO  Xalente eifett  (1  fßar.  29, 2—9).  So- 
bidb  Solomon  ben  Xl^ron  beftiegen,  legte  er  an 
bie  Vorbereitungen  bie  le^ie  {ianb.  SRit  bem 
Abmge  f^m  bon  XQrug  fd^Io^  er  einen  Ver- 
trag, in  loel^^  biefer  fid^  berpflid^tete,  nid^t  bIo| 
Ccban«,  89|nef[en-  unb  SanbeH^ob  bom  Siba- 
lon  yi  Refen^  f onbem  aud^  fad^  unS  f ad^Iunbige 


Arbeiter  mitgufd^idCen ,  unter  benen  Seute  auS 
V^bloS  (D'>3^n ;  3  RbtL  5, 18)  befonber«  genannt 
»erben  (3  OTn.  5,  6.  15.  17.  2  $ar.  2,  8). 
Suf  S15^  nuAen  bie  6Mger  gu  9Reer  bid  nad^ 
ioppt  gebradj^t.  2)ad  ^auptfteinmaterial  ober 
tt)urbe  in  ber  3lSS)t  bon  Serufalem  getoonnen,  »ie 
be  Vogü^  (Le  temple  de  J6ruBalem,  PariB 
1864, 2)  nad^geteiefen,  unb  mie  man  fid^  ie^  nod^ 
in  äerufdem  leidet  ourd^  ben  Slugenfd^n  cxi  ben 
„ÜRogl^rötel-ftettan"  genannten  Steinbrüd^en  im 
Storbquortier  übergeugen  fann.  S>ie  SteinblödCe 
tourben  an  Ort  uiü>  SteOe  bel^auen,  fo  ba|  man 
beim  Vau  bed  %mpt\%  meber  Jammer  nod^  !Dtei|eI 
nod^  ein  anbereS  eifemcS  Serfgeug  fal^  unb  l^drte 
(8  ftön.  6,  7).  9u8  ben  3SraeIiten  l^ob  f^önig 
Salomon  80000  SRann  gu  ben  arbeiten  au8, 
bon  benen  ie  10000  3Rann  einen  SRonat  arbeiten 
mußten  unb  bann  »ieber  gtoei  ÜRonate  rul^en 
burften.  2)agu  lamen  70000  Safitrüger  unb 
80  000  Steinmauer,  toeld^  loal^rfd^id^  auS  ben 
im  Sanbe  gurüdgebliebenen  canaanitifd^  Völfer« 
jd^en  ausgehoben  nmrben.  Ueber  je  50  SRann 
|e|te  er  einen  Suffel^er,  unb  Oberauffe^er  loar 
Woniram  ober  9boram  (8  ffön.  5, 14. 16).  S)er 
eigentlid^e  Vaumeifter  loirb  unS  nid^t  genannt 
^iram  ober  ^uram,  ben  ber  ffbnig  oon  X^ruS 
fanbte,  mar  nadfi  ber  l^eiligen  Sd^rift  nur  9Reifter 
in  Srggul,  ^oIgfd^i|erei  unb  Vilbmeberei  (3  ff dn. 
7,  18  ff.) :  er{t  Diel  f))dter  erfd^eint  er  aud^  att 
9rd^ite(t  (Su))oIemo8  bei  Euseb.  Praep.  ev.  9, 
34).  9m  3orban  gtoifd^en  Sod^ot  unb  Sare« 
ba^a  (2  ^.  4, 17)  mürbe  eine  eigene  ®ie^erei 
eingerid^tet ,  meldte  bie  metaOenen  Ihmftoerfc 
lieferte.  918  aOe  Vorbereitungen  getroffen  maren, 
begann  Salomon  ben  Vau  im  gmeiten  9Ronat 
feines  bierten  9tegierung8|a(red,  im  480.  (naA 
Flay.  Job.  Antt  8,  8, 1  im  492.)  Saläre  nad^ 
bem  SuSguge  aus  9egQpten.  —  S>er  bon  2)aoib 
auSerfel^e  Vaupla^  eignete  ftd^  nid^t  ol^ne  SBei* 
tereS  für  biefen  S^edC.  SS  mar  ein  giemlid^ 
f(^maler,  unebener  tSfelfenl^öj^ngug  bon  9torben 
nad^  Süben,  ber  auf  ber  Oftfeite  fel^r  fd^off  in 
baS  Sebrontl^I,  nad^  SBefien  aber  in  baS  X^ro« 

8Son  abfiel.  Um  ba  für  ben  imptl  unb  Mne 
imgebung  ein  $Iateou  gu  fd^ffen,  tt>aren  beben- 
tenbe  $Ianirungen  unb  Srbretterungen  mit  ^ilfe 
bon  Sfuttermauem  notl^menbig.  6S  ift  feine  Sfrage, 
ba|  ber  {e^ige  ^ram  efd^d^erif  ber  Xem|>el" 
)>Ia|  mar ;  nur  borüber  mirb  gejhitten,  ob  Salo- 
mon biefen  VIa|  fd^on  in  feinem  gangen  gegen- 
mürtigen  Umfange  gefd^ff en  unb  geebnet  l^be,  ober 
ob  baS  gum  X$eil  burd^  ^robeS  gefd^el^  fei 
Senn  eS  ift  boQIommen  auSge[d^Io{fen,  ba^  bie 
Juben  nad^  ber  StüdSe^  auS  ber  bab^Ionifd^en 
®efangenfd^oft  eine  fold^e  Stiefenarbeit  unter« 
nel^men  tonnten.  3loq  ie|t  finb  S))uren  biefer 
gemaltigen  arbeiten  fi^itbar  fomol^I  an  ber  Oft- 
feite  als  aud^  im  SEBeften  an  ber  fogen.  fflage- 
mauer  (bgl.  de  Vogüö  L  o.  17,  unb  bagegen 
^aneberg,  2)ie  religibfen  Sltertl^flmer  ber  Vibel, 
2.  Sup.,  SRünd^en  1869,  217  ff.).  Sie  Vefd^rei- 


4»«^ 


XcsfcL 


1296 


in»t«t 


■nh 


-f, 


^Itt4>«*- 


>Wm 


^     JL 


.i/.'* 


V'*  ^      ::,.»    jtf%miB>mq  Sek  9^^^^^^ 
^'^•^   4rt  joitf  ,#s  üf  iiiMiiifihin  Xaüicl  gum 

4qMi(  lir  OK  Sbconpruction 

taf  bo<l^  nic^t 
^6  lA  ki  kifelbm  blog 

■cf^c  fiber  Sau 

rmujfik  ivSsji  toer« 

Cndlfli  foininen 

(nur  in 

^tfl^^tpoc  M  Ea- 

nb  Gtf  .  Möller, 

■B(^  cf^alten)  unb 

M*  Afltt  8,  8)  m  9e« 

^URtl&tftgfeit  Dct* 

Zci^d  noSrnbet. 

todt  ouS  ciiumbct. 
ddS  dgadOi^  Xfin))d]^u8 
Mm  Oßm  ^r) 
)«eti^g^ätls(SBdS^.9,8; 
dS  Sn^ong  ju  ferner 
2.  ftafL,  fieipaig 
Lsr?  J^s  6  MDBft  «HS  bcB  aOer^igften 

i^esboB  aus  einer  Sor» 

€0»oy  in  benftönigfi- 

im  ka  ^Sardipomena  toirb 

auf  60  eOen  imb 

SIoi  ongegdkn;  bon  ber 

G^nmip,  iebod^  nad^  S  ftön. 


:nocfhe  30  SDcn.  Son  bem  ^Oer- 

:oiianiK  :0Si  eS  3  floa.  6,  20  ouSbrudlid^, 

3  m  ohkoi  etn  (SubuS  i»on  20  ßOen 

^  ^ciUif  IMT  wul^  ben  ftönieS- 

l  XztL  6^  3)  20  COcn  toig  nad^  bem 

)c5  Sia^,  olfo  Don  9lorben 

10  fücB  krtt  bejiD.  tief;  nad^ 

^12oacniod^.  9bu&SIat)iuS 

S.  3v  2)  ktmg  bie  ^51^  beS 

rQ  &ai.  c6cB|o  Diel  bie  Sftnge, 

20  (BIflL  9lai!^  il^m  »mrbe 

ilefcfituthoifl)  nod^  ein 

SedöltBijfen  auf  ben  Sau 

eine  C)5^  Don 

^  ^SflK  rstoL  :ü?(ibe  CütK  vk  bie  Sorl^oHt. 

lioff  .'Ifettittfla  ^»tr  xsrdpcdcBai  9ta|e  nehmen 

-c  nant  am  ^agrr;<iT  ia  bot  Sorid^te  be8 

J   !:zi  lifi  flen),  Inbere  tDoSen 

SDer^ig- 
^npK  1^  eleu)  unb  ber 
isw^T-i^    -    fSiSi.  J^*«  V*  ber  SorijoIIe 
X  X;r£ss.  >(S  ne  oDxbcr  bie  ^fte 

oba  nod^ 


msL   1 


i 


'  nehmen,  Don  benen  ieber  bie  ^51^  Don  60  £Ben 
ge^bt  l^tte.  Sm  nfld^fkn  liegt  mobi  folgenber 
StuSgleii^:  2)aS  Zenqielgebfiube  erl^b  fu^  (nad^ 
6a.  40,  49  [Sulg.];  41,  8.  11;  Dgl.  Z^iud^ 
2>er  Xempel  30.  35)  auf  einem  6  (Elen  (o^ 
fleinemen  Unter{a|  (Plattform),  fo  ba|  num  auf 
Stufen  }u  bemfeloen  (tnauffteigen  mu^te.  S)a9 
Merl^Uigfle  (-)'*2-;  Don  -^n,  leinten  febi,  nid^t 
Don  '^V'.t  Sulg.  oraoulum)  toot  im  Sid^ten 
20  Snen  bod^,  breit  unb  lang,  baft  ^ige  ebc»» 
faSd  20  eOen  breit,  aber  40  eOen  lang  unb 
80  SOen  ^od^.  lieber  bem  Meri^Hgfien  befanb 
d^  junfid^ft  ein  Obergemod^,  burd^  »eld^ft  boS« 
elbe  in  gleid^e  ^5)^  mit  bem  ^eiligen  tarn,  unb 
au|erbem  befanben  fic^  nac^  1  $ar.  28, 11  unb 
2  gkir.  8,  9  aber  bem  ganjen  XempeD^fe  nod^ 
Obergemad^er,  fo  bog  mir  leidet  auf  eine  ^lAJt 
Don  60  SQtn  fommen,  meldte  urf))ränglid^  ond^ 
ber  atoeite  Xemfiel  l^atte.  %\t  Jg^öl^e  ber  iBor^iIle 
Don  120  SQen  mürbe  bann  fetneSmeo^  jur  ^ö^ 
bed  Xem)>ell^fe8  in  ouffaUenbem  Ser^altniffe 
flehen.  Sn  ber  9}orb«,  Sßeft«  unb  @übfeite  um* 
gab  bqS  Zempel^aud  ein  SIebengebaube  in  brei 
Stodmerlen.  3n  iebem  btefer  Stodmerte  befanben 
fid^  Derfd^iebene  (nad^  Sa-  41, 6  unb  Jos.  Antt  8, 
8, 2  brei|ig)  5  gllen  l^ol^e,  burd^  X^ren  mit  ein* 
anber  Derbunbene  ®emä(|er  ober  ^Äxti,  meld^  jur 
Sufbemal^rung  ber  bem  ^erm  gemeibten  ftleiber^ 
SBaffen,  Xro))^ften  (8  ffdn.  7, 61 ;  15, 15 ;  4  ftön. 
11, 10),  ®efä|e  unb  6d^  bientea  S)ie  Sreüe 
biefer  3dlen  nimmt  mit  lebem  Stodtoerte  um 
eine  SOe  au  unb  beträgt  im  unterflen  5,  im  mitt» 
lern  6  unb  im  oberften  7  (Hlen,  mäl^renb  bie 
aotauem  bed  Xem)>ell^fed  bem  entf)>re(^b  im 
9eu|em  um  eine  SOe  abnel^men.  %uf  ben  ba- 
burc§  gebilbeten  SRauerabfö^n  tagen  bie  teilen- 
bauen  ber  Stodtmerfe  unb  liefen  fo  bie  ^(ige 
Xempelmauer  unoerfel^rt,  möl^enb  biefelben  in  bie 
9lu|enmauer  bed  !Rebenbaue8  eingelaffen  ttMren. 
Stemmen  mir  für  bie  S)e(Ien(agen  unb  bie  Sin- 
bad^ung  beS  9lebenbaue8  aud^  3—6  SEen,  fo 
ragte  nodb  bad  Obergemad^  über  bem  9Qa|eiIig» 
ften  unb  DaS  ^eilige  felbft  um  10—12  eOcn  über 
biefen  9lebenbau  l^inauS  unb  bot  Kaum  genug  für 
bie  8  ff5n.  6, 4  ermölEfnten  Sfenfter  an  bon  ^aufe 
(n:%).  lieber  bie  3a(t  unb  ®rö|e  berfelben  toirb 
im  l^eiligen  Xeite  nid^tS  bemerft ;  biefelben  toerben 
nur  D-'tttsK  cB^^  (Sulg.  obliquae)  genannt,  dm>- 
burd^  ol^ne  S^oeifel  gefagt  merben  foll,  ba|  bie 
tSfenfteröffnungen  mit  einem  ®itter  Don  {larfen, 
f eft  gemeldeten  Ouerft&ben  Derfd^loffen  mann ,  fo 
ba^  fte  nur  gebAm])|te§  Sid^t  in  bia§  ^eilige  ein- 
liefen, J^uptfäc^Iid^  aber  aß  Suftöffnungen  jur 
SentUation  bienten.  S)er  Singang  au  biefem 
Snbau  befanb  fld^  auf  ber  @fibfeite,  tooMd^ein« 
lid^  in  ber  9Ritte,  unb  eine  SBenbeltrcppe  in  ber 
äu|em  ÜRauer  führte  in  baS  mittlere  unb  obere 
@todmer(  unb  mal^rft^einlid^  aud^  no<^  meiter 
auf  baS  S)ad^  unb  in  bie  Obergemfid^er.  Sei 
£a.  41,  11  ift  aud^  an  ber  9Iorbfeite  nodd  ^ 
fold^er  Singong  ermäl^nt,  mo^I  nur  ber  Symmetrie 


1397 


2em))eL 


1298 


tot^oL  Uckr  bie  fBebad^ung  ge^  bte  ^nRd^ten 
iDiebct  lOfit  ou8  eiiumber,  meil  totber  bie  Qeiltge 
6(i^  no4  3o{e))^ud  barüber  berid^ften.  S)ie 
einen  moOrn  ein  ®iebelbad^  mit  Sli^bleitem 
(SRid^ocIifi)  ober  mit  toi^en  SBogeljd^eud^en  auf 
bcr  ^^  unb  am  Slanoe  (neueftenS  nod^  @c^itf , 
Sie  6tiflsl(utte,  ber  Xempel  in  äerufalem  tc, 
Scdin  1896, 99  ff. ;  t^gl.  C^oIemoS  bei  Euseb. 
Pimm.  er.  9,  4),  Snbere  nad^  ber  Sinologie 
Ate  «ouoerfe  unb  nad^  morgen(inbifd(|er  Sitte 
inifla4cftS>a(^.  S)aS  I^ere  ift  bad  loa^rfii^ein* 
H^;  H  befkmb  aud  oneinonbergereil^ten  £ebem« 
baUm  mit  fd^mad^  SBöIbung  auftoftttd,  aber 
Bd^e  |itr  abmel^r  ber  gfeud^tigfeit  ein  eftrid^ 
ober  eine  SDtormor-äncruftation  gebreitet  mürbe 
tp9JL  X^iufi,  3)er  Xtmptl  84).  Sie  ajtauem 
M  tmpM  moren  oon  Ouoberjieinen ,  nad^ 
äojep^  (Antt  8,  8,  2)  bon  meinem  SRar- 
Bioc  Ueber  bie  S)i(Ie  ber  3Rouem  berid^tet 
nir  Cjed^kl,  toeU^  41,  6  bie  Side  ber  Xem- 
^mauem  ouf  6  Sien  unb  bie  ber  ftu^eren 
Otoutm  bed  Snbaueft  auf  5  (EQen  angibt,  gfur 
btt  OorboOe  merben  mir  mol^I  nod^  bidtered 
IRottcrmed  annehmen  mäffen.  —  SEBöl^renb  boS 
leu^  im  ®ian)e  beS  SRarmorS  erftrol^Ite, 
brni^  man  im  Snnem  oon  ben  Steinen  nid^tS 
me^  cxbiiden.  SDie  SBSnbe  maren  mit  Sebem* 
^l),  bcr  9utboben  mit  G^preffenbol}  bebedft 
SoS  Qktfifel  ber  Sßftnbe  jeigte  93er)ierungen  oon 
tüolmen  unb  Sb^rubim,  fomie  Don  Slumen« 
gettinbcn,  meiere  entmeber  auS  Soloquintl^en 
(SierjUbcn)  unb  aufgebrod^enen  Slumen,  ober 
va^einl^er  au8  Inofpenbem  unb  blfibenbem 
Slmncnmett  beftanben  unb  fo  georbnet  maren, 
bol  bie  Slei^  ber  ^olmen  unb  S^erubim  (Sg. 
41,  18—20:  ^Sin  ÜRenfd^gefid^t  gegen  bie 
Vdme  auf  ber  einen  Seite,  unb  ein  Sömengeftd^t 
gegen  bie  ^Ime  auf  ber  onbem  Seite'')  mit  ben 
Slmnengeminben  abmeddfelten  (ogl.  Sdbr,  5^ 
folom.  ^m£el,ltarldru]^e  1848, 124  ff.).  Sie  Ser- 
jienmgcn  (Sulg.  caelaturae  eminentes)  maren 
si4i  erhoben  auf  ben  SB&nben,  fonbem  oielmel^r 
ringegioben.  S)ann  aber  mar  baS  ®an}e,  Sedfen, 
Salbe  unb  gfu^boben,  mit  ©olbbled^  in  ber 
Setje  äberjogen,  ba|  bie  S3er|ierungen  an  ben 
Sdttben  ottd^  in  bem  golbenen  ueberjuge  fid^tbar 
bDcbcn.  Wt  golbenen  9lägeln  mar  baS  @oIbbIed^ 
olrntbalBeii  befeftigt  3n  biefer  SBeife  mürbe 
m4t  bIo|  bad  eigentßdbe  S:em))ell^au9  oergolbet, 
fpnbetn  aud^  bie  ^or^ue  unb  bie  Obergemäd^er 
(2  $at  3, 4.  9.  (Eg.  41, 26).  S)ad  SHerbeiligfte 
nur  Don  bem  ^tgen  burd^  eine  mit  £ebem- 
bcttttm  bcfleib^  9Rauer  ober  burd^  eine  ein« 
fnlbe  Srrtteimanb  getrennt,  in  meld^er  ftd^  eine 
fSnfedHie  Xl^röffnung  befanb,  bie  burd^  eine 
tbün  unb  au|erbem  nod^  burd^  einen  Sorl^ang 
SKWoffen  merben  foraite.  2)ie  Xl^üre,  eine 
^iitgeU^än,  mar  oon  Oelboum^olg,  in  berfelben 
Sn>  oojiert  mie  bie  Sd^eibemanb  unb  bie 
Säabe  fiber^aupt  unb  mtd^  mit  ®oIb  übergogen. 
^  S&igel  brel^  fid^  in  gofbenen  Slngeln.  S)ie 


%1fixt  nafpax  m6)  Einigen  ben  fünften  Xl^eil  ber 
Zrennun^onb  ein,  mar  bann  4  £Ilen,  nod^  % 
41,  8  6  SSen  breit;  nad^  Slnberen  mar  fte  an 
f änfedfigen  Xl^ürfif often  befeftigt  ober  l^ing  in  einer 
fänf edKgen  S^Srbefleibung,  fo  ba|  über  ber  Xbüre 
nod^  ein  Sreiedl  ftd^  befanb  (8  ftbn.  6,  81).  SBor 
biefer  Xböte  befanb  fid^  ein  Sorbang  (2  $at. 
8, 14;  Jos.  Anit.  8,  8,  8  u.  7)  in  ben  oier 
gfarben,  meldte  ber  XreimungSoorl^ang  ber  Stifts* 
ptte  geigte  (f.  b.  Sirt.).  Sie  golbenen  Retten, 
meUbe  8  ffön.  6, 81  ermähnt  merben,  bienten  ent« 
meber  gur  93erriege(ung  ber  Xl^üre  ober  gum  $in« 
unb  ^erfd^ieben  bed  iBorbangeS  ober  enblid^  nur 
a»  3ierat.  9ud  ber  ^or^aOe  fül^  eine  giagel* 
t^fire  oon  £9))reffenl^oIg  entmeber  mit  oieredKgen 
^foften  oon  Oelbaumbolg  ober  mit  einer  oier- 
edKgen  SD^firbefleibung  in  bad  ^eilige.  Siefelbe 
mar  in  berfelben  äBeife  oergiert  unb  oergolbet  mie 
bie  eben  ermahnte  Xl^fire.  Sie  gflägel,  meld^ 
fid^  ebenf oOd  in  golbenen  9ngeln  bemegten,  maren 
aber  nod^maß  getl^eilt,  entmeber  in  eine  obere 
unb  untere  ^olfte  ober  in  gmei  fenfred^t  neben 
einanber  ftebenbe,  burd^  brel^bare  Sanber  oer^^ 
bunbene  ^ölften.  9lad^  einigen  foO  biefe  Xl^üre 
ben  oierten  Xbeil  ber  gangen  innem  breite  ber 
9bfd^Iu|mauer  bed  Xempelbaufed  eingenommen 
l^en,  5,  nad^  Sg.  10  CHen ;  nad§  tSnberen  be» 
giel^t  fid^  bie  SBemerfung  8  ffön.  6, 88  nur  auf 
bie  Süßere  gorm  ber  XJ^urbeHeibung.  —  9n 
ber  SBorJ^aOe,  bie  nur  eine  14  SQen  breite 
Xl^orbffnung  obne  Xl^orpgel  l^tte  (gg.  40, 48), 
entmeber  in  berfelben  frei  ober  al8  Xröger  ber 
Oberfd^meSe  (Slmod  9, 1)  ober  be{{er  frei  oor  ber» 
felben  (2  fßar.  3,  15.  17),  ftanben  bie  beiben 
^runtfäulen  äad^in  unb  SoaS.  Sie  maren  au8 
^^S  Q^0<>fi^  unb  l^o^I.  4  Singer  bidC  mar  bie  ®e« 
manbung,  bie  ^öl^e  bed  S^afteS  betrug  18  ßSen, 
bie  ber  Sapitole  5  eOen.  äßenn  ber  Sl^ronift  bie 
6ö]^  auf  85  eUen  angibt,  fo  bot  er  babei  offen- 
rar bie  Stufen  ber  SSorbaKe  unb  ben  Sodtel  ber 
Säulen  mitgered^net.  Sie  Sefd^reibung  ber  Sa- 
pmu  ift  bunfet.  @emi^  ift,  ba|  bod  Cabitöl  ftd^ 
ausbaud^te,  ba|  jtd(i  auf  bemfelben  Silienmert, 
9]e^merl  unb  ®ranatö|)fel  (je  200  in  2  {Reihen 
georbnet,  oon  benen  4  nid^t  jtd^tbar  maren ;  3er. 
52, 28)  bef anben ;  aQein  mie  im  Singeinen  bieg 
georbnet  mar,  lö|t  fid^  mit  Sid^er^eit  mol^I  gar 
nidbt  mel^r  befttmmen.  Ser  gemaltige  Umfang  oer 
Söulen  (12  (Stten,  4  eilen  im  Surd^meffer) 
fprid^t  ni(^t  aSein  bafur,  ba|  fle  oor  ber  Sorballe 
aufgefiellt  maren;  ber  beilige  Xeitt  begünftigt  aud^ 
biefe  Snftd^t ,  unb  ber  Umftanb ,  ba^  fie  nid^t 
blo^  flKiter  J^ingejteOt  mürben  (8  ftön.  7 ,  21), 
fonbem  mtd^  oor  ber  Serftörung  bed  Xem))eß 
fd^on  entfernt  mürben  (Jos.  Aott.  10,  8,  5), 
erbebt  fte  fafi  gur  ®emi|l^eit  Sie  Flamen 
äad^in  unb  SoaS  fmb  meber  Flamen  berflbmter 
ÜRönner,  nod^  ber  99aumetfter,  nod^  enbli(b  fonft 
unbefannter  Sbl^ne  Salomond,  fonbem  meifen  auf 
bie  Sebeutung  ber  ^mnf  [öulen  bin :  Jacbin  =  Sr 
(äel^ooa)  gritnbet,  befeftigt ;  Boas  =  mit  ihaft 


12M  XtmptL  1300 

(m  =  m;^ett^lffampit9ttL7,n,  (SM«.  8,  64.  4ftBn.l6,  14.  29ol4,  1). 
m  Opp.,  edl  BmiL  syr.^it  I,  460,  okcr  Sk te 9inho)^cniItor bec Stiftt^, {o ^ 
=  V?  •^).  £«4  Mr  «afddbnit  bkfer  6iidai  M||  bkfcr  einen  fd^en  Sirfgong  ((E).  43,  17 
Mr  itfr  te  S0C^  teS  2an^  eine  Xovilc  f*^^,  «i  bor  Oflfdte),  fo  ba|  ber  $ittpec  Mm 
n04MnM«^  Ml  «Nk^  Vk  2n|fA  pi  Mtai  <nf^ei0ai  mb  Opfern  baS  ®e{U^  na^  bcm 
6cttettfla45toibaini*6ibcsffi^ilai.»4Da*  2aii»efMeflcrid^etl^tte(64oI)Q.(L 0.1,217). 
te  ber  gtim  M  bei  «M^tle  Biefei^t  oe  9^  «o^ed^  0.0.0.  117  toox  bei  tufpiQ  o 
failMbe  fkk  befonb,  Mi  Mck|cf  mI  Mr  fnefker  ber  eibfnte,  iDeU  an  ber  9iorbfeiie  bcr  e^lot^ 
boS  SoB  KSK*««  —  9*  Sfi^leifi^tai  icNb  1iB|Mr;  feiner,  »eil  ber^rie^.lDcmi  er  ob  ba 
fk^  biefeOe  Snibettibe  not  benUbea  3n$oflr  Of»ite  ^oMtgeoangm  »Sre,  bem^ig^mnba 
»kinberetiftitltlc.  floi  ^iiyi  figlr  Cotowin '  «Mai  inyttoibet  |atte,  xocA  ncd^  benXolttun 

Öi  gcg|e  e^enibpnfiflwqi,  «i^>  wie  3ii jt||K ,  nn^ottW^  mr,  unb  enblid^,  toeil  ftd^  ou(  no^ 
,  onf  innewColbe,  fonbcoi  oniGcAnni-  6tn<nbeS9hifgan0eBanOilimb6tdle|m^ 
|ol|niibnnlQMbJibem|en(SML6,26— 28).  9to4e4idi9cSnämI^ft(l^er,ba|im{do^ 
Stcfefben  waxm  10  Cbn  Ifodf,  nab  i|Be  on6>  ^en  Zenqid  fmoo^I  olfi  aud^  im  |iDetten2em)c( 
ortifüelen  gUgcI  nobncn  bie  «oi^eSnite  beS  bei  Snmbojyferattar  genau  oufbem^^ligea^' 
fObi^igpai  ein  in  ber  flSeiK,  boft  bie  infton  grNiben,  onf  »dd^  Slbro^  boS  0|i|ei  ba^ 
gflngd  US  {nr  Sonb  itiil^,  wäfmiSb  bie  in»  braute,  «mf  nie(d^S>obib  einen  9Uar  banlt  mb 
neren  %ltt%A  fi4  on  ber  €p^  kri^rten.  €ie  ber  jd^nod^  in  ber  Omor-Slofc^  oB  t^^iger 
fonben  oi^rei^,  wAfSß  Ingep^l  Mr  men  boS '  9M  (BlSMcbrwh)  tttOfti  loirb.  9n  bem  iHm 
b.  i  gegen  bot  ^ige  gerietet  —  3«  \db^  tmm  mfßttt  Vb]^,  ouf  lodern  bie 
wat  ber  Son^oftferottar,  «ie  in  ber.^riePer  bei  i^  Sfunctionen  um  bm  tum 
flutte,  triefleii^  berfelbe  ober  ein  nener  in  ^  temnige^  lonnten  (£}.  43^  18—17).  Inf  bon 
Sinenfionen.  Xogegcn  ße^edonum'fOftarebnmntebadl^eUtgeSetier^meli^lef^^ 
pibemgoIbenen&n^ittanSreinpeniSofbeno^.nnter^oIten  toeiben  mugte.  3u  bdbca  €dt(ii 
9  ober  10  neue  (3  ftdn.  7,  49.  2  ^or.  4,  7)  bei  fOiozd,  nad^  92orben  unb  no^  6nba, 
mo^en,  denfo  no4  9  ober  10  ei^anbcobetif^e  ßonben  10  faßbare  eiserne  <Ek|ieIe  {r^^), 
(3  ffdn.  7,  48.  2  ipor.  4,  8>,  wdäft  onfge^  4  (Bbn  long  unb  breit  unb  3  eilen  ^,  wai 
nnnben5ittr9tei^nnb5|nrSinbniNnnSin-  9Bofil(bedEüt  (n^-i^s),  meld^  mit  auffalenb^ 

"  fnWt^Wt  (3  «ön.  7,  27—89.  2  «ol  4,  6) 

bef^riden  tterben,  tooVl  be|]^,  meU  fie  pier 
in  ber  6tift8ifitte  mäfi  uotj^otiben  UNnm.  €ie 
bienten  {ur  fflafc^ung  ber  C)))fergoben,  Mift 
9tei^  1104  immer  nur  onf  einen  Xif«^  bie  €4an-  fnr  ben  Sronbopferaltor  befKmtint  UNoai  (2  $». 
hobeniAcrgeIegtnmrben,nm)ooni^wMl^2$or.|4,  6).  3n)if4^  bem  Xenttiel^aufe  unb  bem 
13^  11  immer  nnr  einSeni^ter  ongt^ünbet  mnrbe,  9ronbo|)feraItare,  t>on  legerem  filbrnSitS,  jtanb 
obmo^I  au|er  bem  olten  9  oba  10  onbert  iwr- :  boO  eherne  (rf  nin)  ober  gegoffene  (?tc)  JReer 
^onbenUNizen.  fbi^erbemmerbenno^nerfi^icbene  (c^),  mett^  für  bie  SBof^ungen  ber  ^^litjici 
gDlbeneunbon^filbeme^lAcngerät^beS^onfeS  befhmmt  uku:  (f.b.  9rt9ReetVIII,1180).  Anf 
be8$ermermd^(3IBn.7,49f.29ar.4,21f.  ber9torbfeite  beS  SUtorefi  mar  ber  €6Mtp]a| 


gonge  onS.  Senn  8  ftoiL  7, 48  nnr  mm  bem 
S^oubrobetifi!^  bie  Siebe  ifi,  fo  ip  bomit  eulmebei 
ber  olte  gemeint,  nrie  )o  ow!^  bort  ber  ölte  golbene 
fUlor  emo^  nmb,  ober  c«  ^ei^t  fb,  meil  ber 


4  Adn.  12, 18.  3eL  52,  19;  OgL  S^ol],  Sie 
^tgen  Wtert^umer,  StegenSburg  1868,  219  f.X 
2)oS  Uor^in  bcfci^riebene  Xcm)KlgAänbe  nmgnfi 


(eco.  1,  10.  11),  mo  0^  Smeifä  Derfi^ 
bene  Sorrid^tungen  )um  6d^ta4ten,  Sbintgen, 
Sert^en  u.  ber  0))fertl^tere  ong^ndlt  Men. 


junäd^fi  ber  Sor^,  melier  ber  Sor^  ber  miemirbie|t>omgmeitenZemiMlbr9inait»ijjai. 
^rief^  (2  $ar.  4 ,  9)  ober  ou4  ber  innere  •  am  innem  Sorl^ofe,  ober  am  b^ßdffn  Cingimge 
(3  tan.  6,  36)  unb  ber  obere  Sorbof  (3er.!bc0fdben(2$Qr.6,18;  28,18),b^Mau(i 
36, 10)  genonnt  mürbe.  Sr  log  twr  bem  Eingänge  boS  eherne  ®efteS  (rwha  n<i*a),  5  S^ 
beO  ZempeS^oufeO  (8  ffön.  8,  64)  unb  mar  mit  '  ' 
Steinen  gc)>{Iafiert  unb  umgeben  oon  einer  SRoner, 
bie  ouO  brei  £ogen  be^anener  Ouoberfleine  beponb, 
ouf  mel^  no4  eine  Soge  ober  ein  (Selonbcr  mm 


breit  unb  8  Sllen  (od^,  eine  Vrt  Soiqel,  sel^e 
@obmon  bei  ber  Sintoei^ung  be8  Zo^ell  be- 
nn|te,  unb  meldte  für  bie  ^Ige  o^  Sb^  ^ 
etonb-  ober  IBetort  ber  fttatge  gdDebm  $ 


(EebemboOdi  mor  (3i»n.  6,  36).  2)ie  er5|e  (4iMn.ll,  14;2d,8.  2 $ol 23, 13; 34, 31). 
biefeS  ^ejietDor^feO  mtrb  ui^tangegAen;  nod^.Ob  bte4ftön.  16,18ecmä^  JbMkSäM* 
(E).40,  47  ^tte  er  100  (Blen  »reite  unb  Sfinge ; !  1^"  (ns»n  ?|^«)  mitbiefemOrngMaedoib- 
nod^  ber  Analogie  ber  6tiftS^emiri)  numidiod^  orte  ibentifd^  i{l,  ift  nid^t  fk^,  mcmi  mt^bit 
mol^I  100  eSen  Steife  unb  eine  £ange  Don ;  beiolM^^  %nna^me  tDO^ddeäS^  t|L  Inf  In* 
200  SOen  onne^en  muffen.  3n  ber  Stute  biefeS '  regung  beS  ff5nig8  3oo8  Ite|  ber  ^(etineper 
$rießert)or^ofe8,  in  gleu!^  Sinie  mit  ber  SunbeS« ,  3oioba  in  bief en  Qorl^of  noi^ioepßft  W"  Vuai 
fabe  unb  bem  9lau4o))feniItar,  ßanb  ber  gro^ ;  eine  Sobe  ober  einen  fi3))ferfapen  bnPdtm,  is 
9ronbo})hroItar.  S)aS  öu|ere  dejtel  mor  oon  I  »eld^  freimiOige  (Soben  fb  bk  Snfioib^ 
Sr),  20  eilen  long  unb  breit  unb  10  Sien  ^  tung  beS  Zempeie  yfmmndt  mbcn.  9aSt  6}. 


1901 


Zetn))eL 


1802 


40,  81.  Si.  37  bacf  tnim  annehmen,  ba^  man 
Olli  tiefem  iimem  obet  obem  Sorl^f  auf  ad^t 
6tufim  in  b«  fittlmt  (Ss.  40, 17)  ober  gto^ 
So^^f  (2  $ar.  4, 9)  ^inabfHc g«  S)<rf elbe  um- 
qpb  bm  imiem  Sor^f  toa^rf^dnlfa^  Don  btei 
6cita  (Koämi,  6äben  unb  ORcn),  l^tte  nod^ 
Gjc^id  eine  (Br5^  Don  500  Suen  im  Ouabrot 
uäb  max  Don  rfaiei  9Rauet  eingcfd^Iolfen ,  in 
iDdi^  fid^  ebenfoOft  na^  Sjed^  btei  X^ote 
<te  Z^otfoSen  befanben,  ie  eineft  auf  ber  9torb-, 
ba  &tt)-  unb  bet  Ojlf ette,  benen  in  einer  Snt« 
fcntunB  Don  100  eurn  cxuS^  Singftnge  in  ben 
innan  Sorbof  enif)mid^en.  ^oneberg  (a.  o.  O. 
225  ff.)  f4He|t  mtt  Kfidfi^t  auf  1  $ar.  26, 12  ff. 
auf  j^  Z^oie  beB  ftufiem  Sotl^ofed,  Don  benen 
efaicl  ml^  %otben,  eineft  nad^  Often  unb  ie  }ttiei 
gqm  Suben  unb  SBeften  toaren.  Son  bem  ffim 
(i  $01.  26,  16)  cttofi^nten  ^luSroutffitl^ot'' 
(r^9  nm)  on  bet  SBefifrite  (an  ber  SteOe  beS 
netieibingft  cntbedten  SBUfonbogenS)  nimmt  man 

SWjßBli^  on,  ba|  e8  fär  bie  Sinffi^rung  ber 
[rr^ieie,  beS  SronbboIjeS  u.  f.  m.  unb  jur 
Vnfful^  bcS  Ael^^td,  ber  %\dtt  u.  f.  m.  befKmmt 
wag,  flni  bet  Sorfiabt  (-ant,  cr»-)i1l  4  ftön. 
28, 11«  1  $ar.  26, 18)  filierte  eine  fanft  anßeigenbe 
&4c9ro|e  unb  eine  Srflde  aber  ba8  Zi^ropdon 
bar4  birieB  Xl^r  in  ben  SBor^of.  S)afi  obere 
Zbot  On^n  nxD  4  ftön.  15,  85.  2  $ar.  27,  8) 
bncfte  mo^t  an  ber  Stelle  )u  fud^  fein,  mo  im 
jlDeiien  Xempel  bie  ,gro|e  Pforte''  fld^  befonb 
(f.  tu).  &  toirb  au^  bofi  t,ntat''  Xffix  genannt, 
vett  ABnifl  Soat^^m  boSfelbe  erneuerte  (DgL 
^oneberg  o.  a*0.  282).  S>te  gflOgel  aller  Z^ore 
tonen  Don  Crj  (2  ^r.  4, 9),  untt)a]^rf d^id^ 
1104  3ofcp^  (Antt  8,  8,  9)  Don  @ilber.  S)er 
fo|m  Sotbof  mar  an  ben  Stauern  nad^  äofepl^ud 
(Anü  8,  8,  9)  mit  bop|>eIten  ^aOen  umgeben, 
bie  auf  €StiIen  mieten.  9ta(^  anberen  Snbeu- 
Inngen  (3er.  85 ,  4)  f anben  fid^  bort  (Bebftube 
mit  mebreren  Stodboerfen,  meld^  DieÜeid^t  erfl 
in  Saufr  ber  Seit  entfianben  unb  Derfd^iebenen 
S'o^d'cn  bienten.  S)a  moren  SBobnungen  für 
IMbx  unb  Zem))elbiener  Oer.  85, 4.  (E).  40, 
44-46.  2  (ESbr.  8, 80),  6d^|-  unb  SorrotbS« 
lommem  (1  $ar.  26, 15.  2  !ßor.  81, 11. 2  6dbr. 
10,  88—40),  (Sa^immer  Oer.  85,  2)  u.  f.  m. 
Cinicfaie  merben  mit  92amen  bejeid^t,  beren 
SdEeutamg  fid^  l^te  nic^t  mel^  feftfieUen  Ufit 
(4  Mn.  28, 11.  3er.  85,  4;  86,  10).  9lad^ 
SoQenbung  beB  ^igtbumB  nabm  ber  ftdnig 
feD^  bie  Sinmeibung  Dor  unter  Xbeilna^me  beB 
gonjen  SBolfcB.  2)ie  Seier  mirb  unB  auBfubrlid^ 
icfdiiciebcn  8  ftSn.  8.  2  ^r.  5.  6.  7, 1—10. 
€i^on  g(et4  nod^  bem  Zobe  Salomonfi  ging  bie 
Sebeittinig  beB  Zem|>elB  aTB  einjtgen  ^Rational« 
(fiflgtbumB  für  baB  iBraelitifd^  SSoK  Derloren. 
%vx  bofi  Xeii^  3uba  blieb  berf elbe  ber  3RitteI- 
lunft  allcB  OottettienJtcB.  Sllein  Don  ben  eigenen 
IBnigcn  biefeB  SteidpeB  umrbe  er  balb  burd^ 
Q6|«nMeiril  Denmreinigt ,  bolb  )u  |ioIiti|dben 
SMten  femer  @d^|e  beraubt,  bann  oud^  mieber 


)u  (Ebren  gebrad^t,  MB  er  enblid^  im  3-  586  D.  Cbt. 
burd^  ben  SabQlonterfdnig  9labud^obonofor  bei  ber 
(Eroberung  3etufaIemB  )erft5rt  mürbe,  in  feiner 
Sermfiffamg  ein  getreueB  Silb  beS  SIenbeB,  in 
meld^cB  boB  Soll  fid^  felbjl  burd^  feine  @änben 
geftflrjt  botte. 

2.  2)er  Xtmptl  SorobabelB.  9IB  bie 
Don  3eremiaB  (25,  11;  29,  10)  gemeiBfagten 
3abre  ber  babi^Ionifd^en  (Sefangenfd^aft  )tt  Snbe 
gingen,  ertbeilte  S^ruB  im  ^en  Stobre  nad^ 
ber  (Eroberung  SBabi^lonB  ben  3uben  in  feinem 
gonjen  9lei(^  bie  Srhmbnil,  nacb  $alöftina 
Surüiljulebren  unb  ben  %mptl  mieber  aufju« 
bauen.  9u^r  ben  golbenen  unb  filbemen  Zempel« 
gerfttben,  bie  fidb  in  SobQlon  befanben  (1  SBbr. 
1,  7  ff.;  5, 14  ff.;  6,  5),  fteUte  er  ibnen  aud^ 
reid^  (Belbmittel  auB  bem  tönigli^en  @d^a|e 
(1  (EBbr.  6,  4)  }ur  Serfüguna  unb  beftimmte, 
ben  %tmpA  in  einer  ^öbe  uno  IBreite  Don  60 
(nid^t  50,  mie  irrtbümlid^  ^aneberg  a.  a.  0. 257) 
SUen  aufjubauen.  Unter  ber  gübrung  eineB 
gfürßen  auB  bem  Stamme  3uba,  Sd^efd^bagjar 
ober  Saffabafar  mit  9tamen  (1  (ESbr.  1,  8. 11 ; 
5, 14),  )og  ein  ZbetI  ber  3uben  nad^  3erufalem 
unb  legte  ben  (Snmb  jum  Xem)>el  (1  6Bbr.  5, 
16).  3)er  (Srfol^  biefer  erfien  (Espärttion  fd^ 
hin  glfiAid^  gemefen  ju  fein.  Sd^efd^baggor  i{} 
nid^t,  mie  Dielfad^  angenommen  miro,  ibentifd^ 
mit  Sorobabel  (Dgl.  ftaulen,  Sinleitung  in  bie 
beilige  Sd^rift,  4.  Su^,  249).  Siefer  le^tere 
ul^rte  im  er^en  ^afftt  beB  ffbnigB  S)ariuB  69« 
toBpiB  einen  gmeiten  3ug  in  bie  ^eimai  3m 
tebenten  9Ronat  nad(  ber  Stüdfebr  begann  man 
mit  ber  9ufrid^tung  beB  SranbopferoItareB  an 
feiner  alten  SteBe  (nna^stt-^j  l  gBbr.  8,  8,  mit 
offenbarer  Sufpiebing  auf  ben  „b^U^S^  ^1^", 
auf  meld^m  aud^  ber  93ranbo))feraItm:  beB  erfien 
Xem))eIB  ge{lanben).  ^tjfi  begann  mieber  ber 
regelmäßige  tSglid^e  0))ferbienfL  Ungead^tet  ber 
Snfeihbungen  unb  3ittriguen  ber  umtoobnenben 
Sölfcr,  bejonberB  ber  Samaritaner,  legte  man 
nun  l^anb  an'B  SBert  unb  unter  ber  Snfeuerung 
ber  Srot)beten  SggftuB  unb  SodbariaB  mürbe  baB 
SBen  fo  rafd^  gefbrbert,  ba|  im  fed^ten  (Jos.  11, 
4,  7  tm  neunten)  StegierungBjiabre  beB  SkiriuB 
ber  neuerftanbene  Xmpd  feierlid^  eingemeibt  mer» 
benbmtte.  9Bie  }u  Seiten  SalomonB  botte  man 
arbeitBfröfte  unb  boB  notbmenbige  ßolgmerl  auS 
Z^ruB  unb  Sibon  begogen,  mogu  pon  (Ei^ruB 
burd^  ein  (Ebid  bie  SBege  geebnet  b^itte.  S)ie 
$ro^b<ten  tröfleten  aud^  biejenigen,  meldte  bie 
$rod^  beB  alten  Xem)}elB  nod^  gefd^out  b<itten 
unb  nun  in  Xb^^^  gerfloffen,  meU  ber  neue 
Xtmptl  ibnen  im  Sergleid^  mit  bem  frfibtm  mie 
92id^tB  Dorfam  (Sgg.  2 , 4).  (Sine  SBefd^ibung 
beB  Zem))eIB  3orobabeIB  befi^  mir  nid^t.  9uB 

Selegentlid^  Slotigen  ber  f^üi^tn  Sd^  unb 
eB  gloDiuB  3ofepbuB  erfabren  mir,  ba|  er  genau 
nad^  bem  9Rufter  beB  faIomonif(ben  aufgebaut 
mar.  ^B  aUerbetligfle  mar  )ebod^  leer.  S>ie 
99unbeBIabe  mar  ia  mit  bem  SRmtd^opferaUar  auf 


1S08  Zcw 

getäi^m  Scft^  bon  ^opffüm  Settmins  ro^ 
bcm  EStTQc  Slibo  gc&md^t  unb  in  einer  ^B^ 
turboigen.  „Sici  Ort  abtiuitibimbdannt  bleiben, 
ll8  Sott  fein  Siolt  t)eT(atnmeln  imb  i^m  gnSbig 

JUaät.  2, 4—8).  Dlo(^  bet  gnt((^ 

be|onb  ^1$  in  bei  aHitte  be9  Mei- 
m  Sineet  ^^  Stein,  auf  atiä)m 
T  am  gro^  SerföbnungStage  boS 
te.  TOU  bei  »unbeSIabe  fehlte  im 
au^bic@i|t4ina^.  3tDi{^iaibem 
unb  bem  ^eUigni  tooi  ein  !ßin- 
).  1,  23;  4,  51).  9ut^  iß  Don 
unb  Xtfoxm  bic  9)(bc  {Wal  1, 10. 
»,  ueli^e  aber  taoIiTfc^iiilit^  gu  ben 
tten.  3ni  ^eiliQcn  mar  neben  beut 
flolbenen  9laui$ofifetaltat  mit  noc^  Sin  Stuä^ttx 
tmb  ßin  Migolbeter  @(!^aiibrobeti{(!^  (1  ^Blai). 
1,  21  f.;  i,  49).  aSor^öJe  (a.i\a.C)  f)attt  aaä) 
Meier  Sempel,  nenigftenS  jmri  (1  maä).  4,  88. 
48),  Don  brnrn  tinei  bei  innen  Qtmmnt  niib 
(1  Maä).  9,  M).  3n  bicftm  ßonb  bn  iSTanb- 
D^frroltai  au8  unbehauenen  Steinen  (1  Waü^.  4, 
88.  44.  47.  63),  naä)  defatduS  Don  9tibeia 
20  eilen  long  unb  breit  uiU)  12  SOen  boi^  (Jos. 
C.  Ap.  1, 22),  unb  »entgflenä  Ipfller  oIS  Oelcbenl 
beB  ^o^m)}ite{ter8  Stmmt  miebei  ein  atinlic^ee 
fernes  ÜReer,  nie  imler  ©ülomon  {(Sccli.  50, 9). 
an  ben  Sßor^öfen  mattn  auc^  ©äutenballen  wib 
®einäi^  }u  Dcr(c^iebenen  S^tien,  tnie  ftülier. 
Uibei  bie  SBaiiait  feßft  fehlen  alle  9lnbeutungtn, 
benn  bieSemtrfunß  (1  eebr.6,4)  non  „breüRet^eu 
Ouabeißeinen  unb  einer  Steige  neuen  ^dIjcS* 
Ix)ie^  ^  toofil  lieber  nii^t  auf  bit  Souait  bei) 
Xem^e,  jonbem  auf  bie  Slbgrenjung  beS  inntm 
aSor^feS,  bie  ftd^  in  beijclben  me\\t  anäf  im 
faIomoni{d^en  3:em^  fanb.  ©fülei  mürbe  biefei 
Xtmpä  Xioä)  neitei  ausgebaut,  mit  bo^en  !£llauem 
untoeben  unb  ßarl  btteftigt,  namentli(^  Don  bem 
^^enprießei  Simon  (ßccIL  50, 1. 2).  SMe  ^ül- 
jjeme  Umfricbigung,  mit  Uielc^tr  ber  ^o^cfirieftCT 
Sle^anbec  ^onnSuB  ben  ^riefterDor^of  umf^(o|i, 
^e  eine  gong  befonbne  !8rranlaf|uns  (Jos. 
Antt.  13, 13, 5).  5Rat^  2  ÜJIa^.  8, 2. 8. 12  fionb 
bit[er  Xemficl  in  ber  gonjcn  Sßelt  in  großem  9n« 
je^en ;  ftibft  ouS  entlegenen  (Segenben  Durbe  bet« 
jelbe  Don  Reiben  bejui^t  unb  Don  allen  Seiten, 
wgar  bon  oullänbifc^tn  Abnigen,  reid)  be|d(KRß. 
So  IDirb  2  g§br.  10,  88  eineS  eigenen  S(^a^ 
^ufeS  gebadet ,  in  »elc^em  bie  ^et^egefi^enle 
unb  ber  Semtieljc^aJ ,  b.  l  ber  grtrag  ber 
Xempelfteuer  (Vi  Sefet  jältelic^  Don  jebem  ei- 
noäjenen  äSiaeltten  2  Ssbi.  10,  32),  auftieua^rt 
Bnnben.  tiefer  Steii^um  re^te  audb  bie  ^ib- 
der  auSiD&itign;  geinbe.  Stooi  tourbe  bie  bur^ 
{Kliobor  Derfut^te  iBetoubung  beS  SempelldbatfeS 
iittäi  eine  munbetbare  Siftfieinung  uer^inbert 
(2  mied.  8),  aUein  ber  gottlofe  ^D^jtpnc^ia 
!Dlenelau3  unb  jetn  iSniber  Sqfimai^S  Dergri^en 
fii^  om  lempeli^Jje,  inbem  fie  foftbare  Sempel- 
gerätbe  roubten  unb  Dtrfauften.  Sq^ma^uB  »urbe 
jui  ©träfe  für  feinen  gieDel  in  einem  UKgen  bed- 


felben  ernglen  Sotttaitfßonbe  Bei  bei  dtaagoß 
tritt  getabtet  (2  fBlaä).  4, 32. 8d.  40—42).  3n  bet 
fdgfinbli^fttn  ÜBeife  touriw  ber  impA  gepiÖnbeil 
unb  entmei^t  Don^ntbi^uS  epi^t^ane«  (1  Ölo^. 
1,  21  ff.),  febD^  ni4  faft  bretjdtrigei  Unlti- 
bcc^ung  beS  CtifcrbienpeS  Don  Stubol  Wo^o- 
bäus  uieba  geninigt  unb  feitrli^  göiKi^t  (1  Sta^ 
4,  86  ff.).  <n(4bem  bann  ^omfieiue  (68  D.  Sbe.) 
ben  XemtKl  f5rmlii$  belagert  utü>  erobert  ^, 
ging  et  juwr  in  benfelben  btnein,  ouc^  fugai  in 
ba8  SlUer^ligfte,  bc|c^ute  aber  blo^  bit  ^igea 
@etät^e,  obne  aui$  nur  ba§  HRinbe^  Don  tünf 
ftlben  on  fii^  )u  nehmen  (Job.  Antt  14,  4,  'i; 
B.  J.  1,  7,  2—6).  SJagegen  raubte  Siajful 
(im  3.  56  D.  e^.)  ben  Xempelfc^  unb  aUel 
@oIb  bei  Xcm^KlS  (tm  @an)en  fiOOO  toL; 
Job.  Antt.  14,  7,  1).  3ule^  et^tt^i  erfübiitt 
^beS  (37  obei  86  D.  (£^r.)  ben  Xem|K(,  imb 
bei  biefer  @elegen^eit  nurben  einige  ^dSim  bet- 
felben  gerftöit  (Jos.  Antt.  14, 16,  2). 

3.  S)er  ^erobtanifi^e  ZemticL  %>fy 
bem  ^erobeö  ft$  auf  bem  X^one  bcfe^gt  i^aät, 
batbte  er  baron,  ben  Xengxl  ju  rt^ainiien,  )u 
uergiüBem  unb  gu  Dctfii^bnem.  ®enH^  fc^meii^ 
ei  feiner  ettelteit,  in  biefer  Sejie^itng  mit  bm 
ßSnig  Solomon  ju  n>ettei|em ;  guglcii^  ober  teitete 
ibn  bai  ^ftteben,  jii^  bei  ben  3uben,  bie  i^ 
a[e  VuSIänber  unb  befonberi  feiner  ©rmifondtit 
megen  ^aftten,  beliebt  iu  mai^  3n  feiner  $e[> 
blenbung  mag  er  biellcxi^t  auÄ  gebaut  ^ben,  auf 
bieje  SBeife  bte  SSeiSfagung  M  $ni)i^  «fl> 
gäui  (2,  10)  ju  S^nben  ju  mo^en.  du  einec 
Sffentli^en  Kebe  ftitt  "  )>tn  ^ibrn  fein  9o^ 
^enouieinanber  (Jos.  Antt.  15, 11, 1).  ßt  toiil 
befonberi  barauf  ^tn,  ba|  bcm  Xemiiel  an  ftinet 
frä^eten  ^S^e  noi$  60  eUen  fehlen  ji^re  Sotfof)' 
ren  feien  but4  C^tuS'  ut^  S)anuB'  SBcifimgen  gc 
bunben  genefen,  allein  Je^  fei  Mei  gänfUg,  um  bat 
frü^  Öetfäumte  nac^ul^Ien;  bie  3eil  beSgrie* 
bcnS,  in  bei  fie  Übten,  fein  Steli^t^uffl  unb  bit 
Sreunb|db(ift  bct  9Umet.  SuS  nod^  anbauembe 
^RiBttmien  bei  Soltefl  fudgte  ci  babnt^  gu  bc 
fettigen,  ba|  er  guerfl  umfaffenbe  SQotbeteilungen 
für  ben  Sau  traf,  1000  SaftUNigen  anftbafflt, 
10  000  aSertmtifter  engogirle  unb  1000  ^rieftet 
in  ber  Slein^erfun^  uiä>  im  3immtrt)anbtDet( 
unteni^ten  Iie|,  meil  biefe  mit  tigenec  fwnb  an 
bem  StmfjeD^fe  unb  feinet  n&di^en  Umgtbmie 
bie  not^mei^igcn  arbeiten  ttoni^mni  mn^ 
(Jos.  Antt.  16,  11,  2),  ba  ia  nm  Sßiiefltr  fib 
gtnö^i4  biefen  CM  betreten  burften.  3m  18. 
(Jos.  B.  J.  1,  21, 1  int^flnOi^  im  15.)  3o^ 
feiner  Regierung  (ttua  20  D.  IS^i.)  begann 
^enibtfl  ben  SBou.  3n  1  ■/■  ^tiäfttn  DoDenbeten 
bie  1000  ^rieftet  i^rc  Arbeit,  bafi  tmptOima 
unb  ben  innem  Sorbof,  wä^renb  jut  ^wiin- 
tung  bei  äufnm  fflotbofeä  unb  btr  auf  bnti« 
felben  ft(^  befinblit!^  ^Bmiltn  o^l  3a^  nolb* 
menbig  martn  (Job.  Antt  15, 11, 5).  9tn  ba 
SeiDoÜftönbigung  unb  Sittf^ihunntg  bei  San* 
gen  tDUibc  iet»4  f^  bon  ba  an  Don  ^kidScB 


190S 


Ztm)ifL 


1806 


itnb  feiiiai  9to4foIgfni  loetter  georbettet,  fo  bQ| 
aß  unter  bem  Stott^oltec  9Ibinu9  (64  tu  (^r.) 
bolttnielBctltoibnbet  moc  (Jos.  Antt  20»  9, 7 ; 
vgl  9o||.  2, 20).  Son  biefem  l^obionif ^eti  Zempel 
bobm  tDir  eine  ^ppAU,  auf  eiaener  Snfd^uutig 
taitetbe  Sefd^ung^  n&mlid^  bei  3ofet)l^u9 
(Antt  16,  11  Itnb  B.  J.  5,  5)  unb  im  fünften 
i^  bct  Vlif(^,  in  ZtQctot  Middoth.  Sud^ 
ftnboi  ft4  fonf!  noii^  im  Zolmub  einzelne  be« 
nerimUMrt^  StoHgen;  aQein  bie  berfd^iebencn 
Osdlcn  finb  ni^  o^  fd^nbate  unb  aud^  mit!« 
bte  IBiborftml^e.  Sei  ber  SBef^reibung  bc9 
|(robiaiii|i^  Xem|)eB  fd^Mgt  mon  am  beften 
bm  enlgegengefelkn  SBeg  ein  iDie  bei  ber  93e- 
f^rdbmig  bä  folomonifc^,  inbem  man  bon 
o^cA  in  boS  ännere  ^eingel^  2)aS  barf 
vo((  ol4  Mftt  ongenommen  u>erben,  ba^  ber 
Vsobionifoe  Xmpdfla^  ben  ganjen  gegen« 
näitigoi  ^cirom  ef(l(«@4erif  eingenommen  l^ai 
Bcmi  Sofep^d  fagt,  ^erobeft  l^be  bie  Xem)>d- 
ma  v^ioppiU  (B.  J.  1, 21, 1. 2 ;  DgL  de  Yogü^ 
L  6.  21)  unb  eaa  bier  @tabien  Umfang  fcd^S 
etobicn  gemad^t,  fo  ift  bie|  fo  }U  berftel^en, 
bt|  er  nad^  9torben  bie  fefle  SBurg  SoriS 
m  ben  Segirf  l^neinjog  unb  ^ouptfä^lid^  im 
Sibcn  ben  Xempelplol  burd^  gemaltige  €ub« 
Pndionen  oufibeljrnte.  SHe  öfili^e  unb  mefilid^e 
Sauer,  loeld^  6id  bal^in  ein  @tabium  lang  nmren, 
sraxben  babitr4  um  ein  @iabium  oerlängert  9e« 
lUP^Hgen  mul  man  babei  aUerbingfi,  ba|  3o» 
l^lniS  Ue  Sntfernungen  nad^  bem  9(ugenma|e 
d^i^^.  «od^  berSDKfd^na  (Middoih  2, 1) 
iKitte  ber  ätt|ere  Xempebor^of  500  SUen  im 
Onobmi.  Um  biefen  Staum  lief  eine  Stauer,  bie 
bcfonbccS  nai^  Storben  fe^r  ftort  befeßigt  mar. 
Siefe  ffo^t  Umfaffungfimauer  mu|te  natfirltd^ 
mctme  X^or  ^ben ;  in  Setreff  berfelben  fKm« 
nm  ober  bie  beiben  OueOen  nid^t  äberein.  3o- 
j^  etSBd^nt  fflr  bie  ffleftfette  bier  Zl^re,  für 
btc  Sobfettt  X^ore  (iruXai)  in  ber  3Siük,  bagegen 
jir  bie  beiben  onberen  Seiten  feines.  9{a(^Mid- 
doth  (1, 3)  ^atte  biefe  ftu|erfte  Umfaffungdmauer 
naä^  €iben  )mei  X^,  bann  ie  eines  nad^  9Beften, 
Soeben  unb  OSen.  Sie  SarfteEung  beS  3o« 
19^  in  Setreff  ber  SBeftt^ore  fd^eint  bie  ge- 
noucfi  |tt  fein,  ba  fi(^  an  biefer  Seite  i^|t  nod^ 
6|nam  bon  brei  X^oren  in  ber  ^aram«9Rauer 
BQtni4nmIaffen(im£inieInenbgL@d^id[  a.a.O. 
181  f.).  8ttd^  in  ber  Subfeite  ^e^t  man  beut- 
B4  no4  bie  Spuren  gmeier  X^re,  meldte  bie 
aÜj^  6ulba-  (rnhnn  SBief  eK  Sd^bid^«)  Xl^ore 
luut  8m  gonje  (Knrid^tung  beS  an  biefer  Sub* 
foie  toeßofirtfi  liegenben  Soppettl^oreS  mie  aud^ 
M  oßiodrtS  gelegenen  breifad^  Xl^oreS  red^tf  er- 
tlgm  biefen  9&unen.  3)uvd^  efate  9rt  Xunnel  mu^ 
«an  oon  ber  äu|em  Pforte  in  beiben  gfSQen  auf  bie 
Xonpetaea  ^inauffleigen.  S)aS  Oftt^or,  meld^eS 
Sefep^  goiq  ubergd^t,  nennt  bie  SKifdbna  baS 
Vjat  Snjrni,  meil  an  ober  über  bemf  elben  bie  ber- 
W^  &auptftabt  Sufa  abgebilbet  mar,  offenbar 
1»  (tanneruag  an  bie  tmtfifd^  ^errfd^  SaS 


ie|t  nod^  fid^tbare,  aber  jugemouerte  «golbene 
X^or^,  meld^eS  be  Sogüö  grünblid^  uninrfud^t 
^at  unb  ber  ^bianifd^en  3^  jutoeist  (1  o. 
p.  12;  ogL  ^oneberg  a.  a.  O.  269  ffO  ifl 
ameifelSol^ne  baS  Sufantl^or  unb  l^öd^ft  mal^rfd^tn- 
lid^  boSfelbe,  meld^cS  Slpg.  8,  2  porta  speciosa 
genannt  mirb.  3n  ber  Storbfeite  nennt  bie  SRifd^na 
baS  Xabi-  (bunfle)  Xl^or,  toeld^eS  nur  für  bie 
^riefter  befiimmt  mar  (Middoth  1,  3).  2)urd6 
biefe  X^re  tritt  mon  ein  in  ben  du^erften  Sorl^o^ 
meld^er  1  SRad^.  18,  52  Xempelberg,  bon  3o- 

fepl^uS  t6  irpöjTov  {ep6v  ober  t^  {fcodcv  (ep6v, 

oon  (^ifHid^en  Srd^oologen  ber  Sor^of  ber  f)ei^ 
ben  genonnt  mirb.  9n  brei  Seiten  beS  SBorl^ofdl 
liefen  im  Innern  an  ber  UmfaffungSmauer  bop« 
txlte  SSuIenl^oOen  l^in,  meldte  80  eOen  breit 
maren  unb  bereu  jlad^e  Sebem]^oI)betfen  bon 
meinen,  25  ßUen  l^ol^en  SRarmorfauIen  ge- 
tragen mürben  (Job.  B.  J.  5,  5,  2).  2)ie  dftlid^ 
^oUe,  bie  ftd^  an  einem  tiefen  9bgrunb  (in- 
)og  unb  auf  9Rauem  oon  400  SOen  ^l^e  nti^te, 
mar  im  SBefentlid^en  nod^  ein  Sßerl  SalomonS 
(Jos.  Antt  20,  9,  7)  unb  be^l^alb  aud^  ^dle 
SalomonS  genannt  Oo(.  10,  23.  9l))g.  3, 11; 
5, 12).  9n  ber  bierten  (fflUid^en)  Seite  erftredCte 
ftd^  in  ber  ganzen  Sreite  bie  föniglid^e  ^aUe  (^ 
ßaoiXcx^  (rrod),  eine  breifad^  Säulen^a&e,  melc^ 
äofepl^uS  (Antt.  15, 11,  5)  genau  in  C^rer  ptaäfi* 
boOen  SuSftattung  befd^t  unb  mie  ein  Selt- 
munber  pmU.  9ud^  fprid^t  er  bon  ber  fd^minbeln- 
ben  iQbf^t  biefeS  SaueS,  fo  ba|  man  )u  ber  9n- 
fu^  getommen  ift,  l^er  fei  bie  Sinne  beS  Xem))eB, 

TÖ  irrepuTiov  tou  kpou  (ÜRott^.  4,  5),  )U  fud^ 

3n  biefem  Sorl^of e  mar  ben  Stabbinen  )uf olge  au^ 
eine  Sk/nagoge,  femer  SBol^nungen  für  bie  bienfi- 
t^uenben  Sebiten  jum  (Sffen  unb  Sd^Iafen,  vaib 
ber  Xembelmarlt  mit  ben  n^»^  (tabemae),  mo 
Opfertl^iere  unb  fonfügeS  0))fermaterial  feil- 
geboten unb  (Belbmed^f elgefd^afte  betrieben  mürben. 
2)er  Sfu|boben  biefeS  Sorl^ofeS  mar  mit  bunten 
Steinen  gepflaftert  (Jos.  B.  J.  5,  5, 2).  Snner- 
1^  beS  Sor^ofeS,  aber  nid^t  genau  in  ber  3Rük, 
fonbem  me^  gegen  bie  ndrblid^e  (Sren^mauer 
^in,  erl^ob  ftd^  ber  ®runb  um  einige  (12,  Middoth 
2,  8)  Stufen  (ßaOfttbiv  dXfjfatc),  unb  auf  ber 
oberften  lief  ringS  l^erum  ein  fteinemeS  (Sitter- 
merl  (X(&ivo?  Spuq)axToc),  8  SOen  l^od^ ,  meld^eS 
18  (Middoth  2,  8)  (Singdnge  l^tte,  an  benen  auf 
Säulen  lateinijd^  uvb  gried^if ^e  3nf d^riften  flan- 
ben,  bie  allen  9tid^tjiuben  ben  meitem  eintritt  bei 
XobeSftrafe  unterfagten  (Jos.  B.  J.  5,  5, 2;  Mid* 
doth  2, 8).  Sor  einigen  ^äfyctn  l^at  man  in  3eru- 
f  alem  eine  fol^e  3nf  d^rift  mid)er  oufgefunben.  Der 
$Ia^,  meld^er  fid^  on  baS  ®itter  fd^Iie^t,  eine 
airt  Xerraffe,  l^ei^t  V^n  (äu|erfte  Sd^u^mel^t  brt 
SeftungSmerfen;3er.ftIageI.2,8).  92ad^  Middoth 
2, 3  mar  berfelbe  burd^gel^enbS  10  SUen  breit  Son 
biefem  Cl^el  gelangte  man  auf  fünf  (Jos.  L  c.) 
ober  ambtf  (Middoth  L  c.)  Stufen  in  ben  Sorl^of 
ber  SSraeliten  (x6  IvSov  Up6v,  Jos.  B.  J.  6, 4, 4). 
S)iefer  mar  bon  einer  Stauer  umfd^toffen,  meld^ 


1807 


Xtmptl 


1S06 


ou^erl^Ib  40,  innerl^Ib  aUx  nur  25  Sllen  1^0$ 
toor.  3n  biefec  SRauec  fonbtn  fid^  nod^  Sofepl^ufi 
unb  nod^  ber  SRifd^na  neun  Xf^ort,  [t  Dier  in  ber 
92orb-  unb  @üb{eüe  unb  eines  in  ber  Oftfeite. 
9ud^  im  SBefien  »erben  gelegentlid^  gtoei  X^or- 
eingönge  enoäl^nt.  Slllein  biefelben  tt)erben  nid^t 
mit  dg  Xl^ore  aufgegöl^It,  entmeber  meil  fie  nur 
KuSgönge  für  ben  SqQ  ber  3loi^  toaren  (^ane- 
berg  a.  a.  O.  285)  ober  meil  eS  fleine  niebrige 
SuSgönge  xoaxtn,  meldte  in  ben  Unterbau  beö 
Zem|)eI8  fül^rten  (@(i)idf  a.  a.  0. 189).  SBenn 
Sofepl^uS  Don  ael^  H^ottn  fprid^t,  fo  1^  er  ein 
fegleid^  )u  nennenbeö  Xl^or,  toeld^  im  innem 
IBorbof  ^  befanb,  mitgead^It.  9lad^  ber  SRifd^na 
(Middoih  2,  5)  toaren  aOe  biefe  Xl^ore  20  eilen 
^od^  unb  10  Sllen  breit  unb  bitten  Oberfd^toeHen, 
fo  ba|  bie  X^ür5ffnungen  Sted^tedfe  bilbeten.  3o- 
fepbud  (B.  J.  5,  5,  8)  gibt  alS  ^öl^e  ber  Xl^ore 
80  SDen,  alS  il^re  breite  15  gllen  an.  Sie 
Xbore  toaren  t^rmartig,  im  3nnem  ftanben  gmei 
@öulen,  toeld^e  ben  Zl^onoeg  )u  einem  boppelten 
mad^ten.  S)aber  aud^  bie  SSerfd^ieben^eit  ber 
aRa|e  (oieOeid^t  ift  aud^  3ofe))bu8'  9Ra|  an  fid^ 
Heiner  alS  bad  ber  SRifc^na),  inbem  l^ier  nur  bie 
SP^oröffnungen,  bort  bie  9Ra|e  ber  Zl^orburgen 
im  Snnem  ober  im  9eu^em,  oieüeid^t  mit  Ober« 
gemöd^em,  angegeben  fit^.  S)ie  Xj^ürfiügel  maren 
t)on  ^oIS/  aber  mit  ®oIb  unb  Silber  imb  eined 
oud^  mit  foftbarem,  bem  @oIbe  fafi  gleid^toertbigen 
Sr)  befd^Iagen.  2)aS  Ie|tere  UMir  baS  Oftt^or, 
tt^eld^eS  oon  SofepbuS  baS  torintl^ifd^e  (^  xo- 

(»tvdux  ituXt])  genannt  loirb,  xovl  eS  mit  forintbi" 
d^em  £r}  übersogen  mar.  krat  man  burd^  biefeS 
Xl^or  in  ben  innem  SSorl^of  ein,  fo  befatd)  man 
fid^  }unöd^ft  in  einem  Staum,  me^er  135  SOen 
lang  unb  breit  toar  unb  ber  Sorl^of  ber  grauen 
(cw  3  nni j  MiddoiJi  2, 5, 7üvatx<ovtTtc  Jos.  B.  J. 
5,  5,  2 ;  6,  9,  2)  genannt  tourbe.  2)erfelbe  l^atte 
brei  ^bore,  gmei  im  @üben  unb  9torben,  toeld^e 
au8fd^lie|Iid^  für  bie  gfrauen  beftimmt  maren,  uiü) 
eined  im  Often,  mel^ed  aud^  oon  ben  9Rönnem 
benu|t  tourbe.  3n  feinen  oier  Sdten  toaren  S^Uen 
oon  le  40  eilen:  bie  füböftlid^e,  in  meld^er  bie 
JRaftröer  il^r  ^aax  ablegten  unb  il^r  0))fer  oor* 
bereiteten,  3«fie  ber  Jlapröer  genannt ;  bie  norb- 
meftlid^e,  au8  öbnlid^em  (Srunbe  bie  Seile  ber 
9uSfä|igen  genannt;  bann  bie  norböfUid()e,  bie 
^olsgelle ;  unb  bie  fübmeftlid^e,  bie  Oelgelle,  meil 
ut  ber  einen  baS  unbraud^bare  Opfer^olg  oon 
bienftunf obigen  $rieftem  auSgef ud^t  mürbe,  in  ber 
anbem  Oel  (unb  SBein)  für  ben  93ebarf  beS 
(Sultud  aufbetoal^rt  mürbe  (Middoth  2,  5).  3lud^ 
biefed  Ouabrum  l^atte  einfädle  Söulenl^allen  mit 
f(^önen  großen  ©oulen  (Jos.  B.  J.  1.  c.)  unb 
an  brei  ©eiten  liefen  an  ben  9Rouem  ©alerien 
IJin,  meldte  für  bie  grauen  beftimmt  maren,  mo^- 
renb  bie  SDMnner  fid^  unten  oerfommelten.  3n 
bem  untern  Saume  ftanben  18  Dpferfaften  mit 
pofaunenäbnlid^en  (baber  ninc*»)  Oeffnungen, 
meld^  jur  ?lufnabme  entmeber  beftimmter  bur^ 
Suffd^riften  beaeid^neten  ®aben  ober  vbtt^upi 


freinriHiger  StitrSge  ffir  ben  XtoxpA  Uesia 
(Schekalim  6,  5).    Middoth  1,  1  ifl  bie  »bi 
oon  einem  hopptVtta  SQBod^tpo^  bet  Sdnlni  oi 
bem  «@aale  beS  ffoAan"  unb  an  ben  «€asb 
ber  iBorJ^ge" ;  ba  aber  bie  Seiriten  ben  SoiM 
ber  $riefter  tAä^t  betreten  burften,  fo  wüA  mn 
biefe  beiben  (Sem&d^er  aud^  an  bem  StoueuooibDf 
m  fud^en  l^ben.    Um  fo  me^  bmnte  bi^ 
Staum  ben  92amen  ^aCo^uXaxia  (Joe.  B.  J.  5, 5, 2) 
ober  7aCo<puX(£xtov  (SRorc  12,  41.  £uc  21, 1) 
baben.    9n  ber  SBeftf eite  toax  ber  Sor^  bs 
grauen  oon  bem  Soi^of  ber  Sdraeltten  bnn^  cni 
Wauer  getrennt,  in  mek^  fid^  ein  SJ^  bcfnb.  fl 
mar  50  Sllen  bod^  unb  40  SOen  breit,  oQo^^ 
mie  bie  anberen  (bal^  ^  (leCCov  icoXi)  ober  6xmw 
6  (liYoAoc  Tou  vaou  B.  J.  5,  5,  8  genomt)  ai 
mit  reid^erem  ®olb"  unb  Silberf^mud  bcBeäid 
(B.  J.  L  c).  gür  biefe«  fomobl  alfi  oud^  fnr  bri 
öfilid^  gegenüberHegenbe  forint^ifc^e  Zbot  tsnai 
aud^  ber  3lamt  SHomortbot  Dor.  9nf  15  loftr 
freisförmigen  ©tufen,  auf  loeld^  bie  Mki 
nad^  \paimt  SReinung  bie  f ogen.  @tttfeii)4oin 
gefungen  ^en  foQen,  gelangt  num  btoi^  tUjß 
£]^or  ober  burd^  jmei  Heinere  9tebentbäiai(]Gl- 
doth  2,  6)  in  ben  Sorbof  ber  3«roeliten.  Ad^M 
uttb  linfd  neben  bem  Sl^ore  nxiten  fiamneni|B 
Sufbetoal^ren  ber  muftfolifd^en  3n{fainiieBte  wä 
für  bie  ©i^gen  beS  SRittelgerU^.  ^af^ 
^of,  in  meld^  man  nun  etnaetreten  toar,  Idk 
oon  9Befien  nad^  Ofien  187  Suen  abige  nb  ut 
©üben  nad^  Slorben  185  (EOen  Sreile  mib  m 
abgetl^  in  ben  Sorl^of  ber  3droe(ilen  (ma 
hn-w^)  unb  ben  SSorl^of  ber  ^efler  (canD  irw). 
2)er  erftere  mar  185  eilen  breit,  oon  Xote 
nad^  ©üben,  nur  11  SOen  long  unb  log  M4 
oor  bem  anbem.  2)er  ^riefteroorl^f  ungob  bil 
XempeG^uS  oon  allen  Seiten.  3n  befi^r&ttBiB 
©inne,  als  eigentlid^  ^riefler&orl^f ,  xdS/k  a 
oom  Sorl^ofe  ber  SSroeliten  bifi  aum  Smne  bd 
Sranbopferaltord,  aud^  nur  11  SOcn  fani;  bs 
Slaum  beS  Sronbopferoltord  uwr  82  (Hkn  la^ 
gmif d^en  i^m  unb  bem  XtmpfXffaia  logen  228ki ; 
boS  Zempell^uS  botte  eine  Sftnge  oon  100  Ob 
unb  l^inter  bemfelben  toar  nod^  ein  Smm  m 
neuen.  9eibeSorb5femarenniit6teiB|MlB 
belegt  unb  mit  einfacben  ©dulenj^allen  Mjcfo. 
Sluf  ber  9iorb«  unb  ©ilbf eite  ttmren  mej^  «r 
®em&d^,  bie  tbeilS  ju  SBo^nungen  nsb  v 
nd()tungen  ber  ^ßriefia:,   tteilfi  gu  8ocn4'' 
fammem  für  %tmptU  unb  Opfermd^  Morta 
(Middoth  5,  8  f.):  auf  ber  9torb^ite  bolttitr 
fogen.  geuerl^ud  i-^^ian  n«a),  bie  Sal||dk,Nt 
SeDe  ^roab  unb  bie  SBafd^jeOe;  bort  «4^ 
leidet  nod^  baS  ^8  bed  9btino8;  bomi  of  b« 
©übfeite  bie  Srunnenbrnimer,  bie  ^f^iu^  ^ 
ba8  fyM  ®a^xff^,  baS  ^^S  mit  ben  h^^um 
(poMtn)  ©teinen',  in  toeld^  bai  ©«m« 
eine  S^tlang  feine  ©i^ungen  ^idt  (ogL  ibs 
baS  einjelne  ^eberg  a.  o.  O.  817 1[-;  ^ 
a.  a.  0. 142  ff.).  —  3m  $rießetoocM^  ^ 
meitem  ©inne)  erbßdtte  num  gunJU^  bei 


1S09 


Xtmptl 


1810 


oi^Bor  oiB  wiBd^enen  steinen,  nod^  3o- 
\ipHfla  (B.  J.  5,  5,  6)  15  (SDen  ^od^  unb  gegen 
50  Cihn  breit  nnb  bmg^  nad^  Middoth  3, 1  bo- 
aeam  nnr  82  SOm  laitg  imb  breit  unb  nad^  oben 
^iqiniiDcife  um  eine  SSe  abnel^menb ,  fo  ba^  bet 
obere  9toum,  ouf  ttdc^em  geopfert  nmrbe,  nur 
iunI(  24  CQen  im  Ouabrot  betrug.  SnberSüb« 
frite  bcfonb  ft4  ber  82  SUen  lange  unb  16  SOen 
Ittifee  \i^t  Sufgong,  cbenfaDS  ou8  unbel^uenen 
etcinin  (Middoth  8,  8).  S)er  SUtor  l^tte  oier 
Stauer,  lote  ber  in  ber  6ttft8]^e.  £S  moren 
Sotri^limgen  getroffen,  fomo^I  baS  an  bte 
fetaler  gcfirrtngte  Slut  abguleiten,  att  oud^  bie 
ecube,  ta  toeU^e  bie  Xronb))fer  ftoffen,  oon  3eit 
|U  Seit  jn  reinigen  (IGddoth  8, 1,  2).  9uf  ber 
Korbfcilf  KHxr  ber  @df|la(i(tpla|;  bort  tooren 
24  eifeme  Stinge  im  $fla{ier  befeftigt,  an  »eld^en 
nan  bie  0)»f erigiere  toöl^renb  befi  ©^lad^tenS  be- 
ftfügte ;  bmieben  jtanben  8  niebere  Säulen,  über 
iDfl^en  toiereAge  Cebembalten  mit  brei  Ketten 
cifamr  fydtn  lagen,  um  bie  gefd^lad^teten  Opfer- 
ttücxt  jum  (Entl^äuten,  Sud^eiben  u.  bgl.  aufgu« 
(Angen,  itnb  {tirifd^  benfelben  fianben  Xifd^e 
ttmStonnot,  ouf  tteld^e  ioS  Opferfleifd^  nieber* 
gebgt  nmrbe  (Middoth  8,  8,  5).  aSefilid^  Dom 
Inliange  fUinben  nod^  gmei  Xifd^:  einer  oon 
9bmnBr,  auf  meldten  bie  gfettftäde  ber  Opfer- 
te B^gt  mürben ;  ber  anbere  oon  Silber,  auf 
vei^em  bie  ffir  ben  tdglii^  Opferbienft  notl^ 
Mtbigen  <Berdt(e  il^ren  $Iat  f anben.  2)a^  itoi- 
f^en  bcm  Wtare  unb  bem  Xem|)ell^aufe  (etmad 
feitiDftrtS  nad^  Säben)  baS  gro|e  SBafd^beden 
(nrs  Middoth  8,  6)  geftanben,  toirb  oon  3o- 
(epiuS  aU  felbfioerftdnblid^  oorauSgefe|t  (od. 
Ccdi  50,  8).  S)aS  XempeD^S  felbjt  (6  va6c) 
bg  12  Stufen  (ungefähr  6  eOen)  $5Qer  aß  ber 
^M^eroor^of,  nid^t  in  ber  SRitte  beSfelben,  fon- 
bem  me^  no^  ber  toeftlid^en  (Srenjmauer  l^in 
(Middoth  2, 1).  (E8  mar  ouf  neuen  gfunbamenten 
aufgebaut,  mit  unbe^enen  SRarmorbUden,  bie 
neijieiiS  25  Sllen  lang,  12  eOen  breit  unb 
8  Glen  %oi^  (Antt  15, 11, 8),  )um  X^eU  fogar 
45  (EBcn  lang,  6  (Sllen  breit  unb  5  (Sien  l^od^ 
»orm  (B.  J.  5,  5,  6).  S)a8felbe  l^atte,  mie  baS 
Uomoittfd^e,  eine  Sorl^aKe,  ein  ^eiliges  unb  ein 
nicx^g^ed.  S)ie  SSnge  beS  Xempett  mit  ein- 
Wai  ber  ^oOe  betrua  100  (EHen,  bie  öu^re 
Srcite  mit  SuSf^Iul  ber  fealle  na4  Sofepl^S 
(B,  J,  hf  5,  5)  60,  nad^  ber  SDlifd^na  bagegen 
70  fEcn  (Middoth  4,  7),  bie  &5^e  enbli^ 
1104  einigen  100,  nad^  Snberen  mal^rf^einlid^er 
180  (Ellen.  SBenn  3ofe))buS  (Antt  15, 11,  8) 
fogt,  bet  XmpA  fei  urtprungli^  120  (Ellen  l^od^ 
gAout  morben,  1^  aber  \pQitt  burd^  (Einflnlen 
20  (EDen  cm  toSbt  oerloren,  f o  ift  bieg  f o  )u  Oer- 
Mcn,  ba^  bie  ^e,  att  ber  Sau  ftd^  fe|te,  in 
ber  ^a^  Stiffe  erhielt,  me^^alb  biefelbe  um 
80  (Den  obgetragen  mürbe.  9Ran  l^atte  bie  9b- 

e,  biek  20  (EDen  mieber  )u  erg&ngen,  aber  man 
nid^  me^  bo)tt  (ogl.  Antt  15,  11,  1; 
B.  J.  5, 1 , 6)1  8u4  t)on  9u|en  mar  ber  Xemt^el 


reid^  oergolbet,  unb  meil  ber  gan)^  SBau  terraffen- 
f  örmig  angelegt  mar,  fo  mu|te  er  bei  bem  SRei^t^um 
oon  (Solb  tmb  SRarmor  na^  aOen  Seiten  l^in  einen 
maieflöHfdben  9nbUdt  gemöl^ren  (üRarc.  18, 1. 2). 
2)ie  SorQaHe  bel^nte  fid^  oor  ber  gfront  bed 
%mpti&  oon  9lorben  nad^  Suben  gerabe  fo  meit 
au8  mie  bafi  Xempel^auS  mit  Sinfd^Iul  ber  SBor- 
I^Qe  oon  Often  nad^  SBeften,  nämlid^  100  (Ellen. 
Sie  Ie|tere  mar  11  (nad^  Jos.  B.  J.  5,  5, 

4  irrtl^ümlid^  20)  (EUen  tief  (Middoth  4,  7); 

5  (EHen  famen  auf  baS  (Semöuer.  Ked^tS  unb  Itnß 
fielen  je  15  (EQen  auf  Seitenfammem,  mel^e  gur 
Sufbemal^g  ber  Sd^Iad^tger&tl^e  bienten  (Mid- 
doth 4, 7),  fo  ba|  ffir  ben  innem  Staum  ber  hcSit, 
ber  90  eaen  l^od^  mar,  nod^  50  (Ellen  biteben. 
3)a8  Xl^or  ber  ^Qe  mar  mä^  äofep^uS  70  (SStn 
l^od^  unb  25  eilen  breit  (B.  J.  5,  5,  4), 
nad^  Middoth  bagegen  nur  40  (EDen  l^od^  utü> 
20  eDen  breit,  l^atte  aber  feine  XborflügeL  3)a8 
3nnere  ber  ^aile  f  omol^I  als  aud^  bie  ^ront  maren 
oergolbet,  unb  mitten  in  ber  mefilid^en  SBanb 
fül^rte  eine  Xl^üre  in'8  heilige,  bie  nad^3ofe))|u8 
(B.  J.  1.  0.)  55  eiUn  l^od^  unb  16  eOen 
breit,  nad^  Middoth  4,  1  aber  nur  20  eDen 
(o(^  unb  10  eOen  breit  mar.  SSßegen  ber  2)id(e 
ber  SRauer  maren  )mei  S)op))elt](|uren  angebrad^t, 
meld^  nad^  3nnen  fld^  öffneten  unb,  menn  fie  ge- 
öffnet maren,  bie  Stoif d^^uumem  na^eju  bebedtten. 
Süperbem  mar  oor  bem  eingange  nod^  ein  93or- 
^ng  in  ben  oier  l^ligen  Sorben,  mie  in  ber 
StiftSbfitte,  unb  Aber  bemfelben  ein  großer  gol- 
bener  SQSeinßod  mit  golbenen  Xrauben  in  ^aratS- 
grö^e  (Jos.  B.  J.  L  c;  Middoth  8,  8).  Sor 
bem  (Eingange  fianben  )u  beiben  Seiten  ein  mar- 
morner Xif^,  auf  meldten  bie  Sd^aubrobe  beim 
ßereintrogen,  unb  ein  golbener  Xifd^,  auf  ben  fie 
beim  ^austragen  niebergef e|t  mürben  (Menach. 
9, 7 ;  Schekal.  6, 4).  S)a8  XernfKll^aud  mar  nad^ 
3ofe))]^u8  (B.  J.  5,  5,  4)  im  leu^m  100  (EDen 
l^od^,  im  3nnem  aber  nur  20  eDen  breit  unb  nur 
60  eDen  l^od^ ;  be^l^  mfiffen  mir  an  ben  brei 
Seiten  Siebengemftd^er  unb  dber  bemfelben  Ober- 
gemäd^er  annehmen,  mie  im  falomonifd^en  Xempel. 
2)er  9nbau,  in  einer  ^öbe  oon  60  (EDen,  bie  fid^ 
auf  8  Stodmerfe  Oertpeilten  (Antt  16,  11,  8; 
B.  J.  5,  5,  5)  l^tte  88  (Semöd^er  (d->mp),  j[e  15 
auf  ber  9{orb-  unb  Sflbfeite  unb  8  auf  ber  aSBefi- 
feite,  meldte,  mie  beim  falomonifd^en  Xempel, 
im  unterften  Stodmerle  5,  im  mittlem  6  unb  im 
obem  7  (EDen  breit  unb  burd^  Xl^ären  mit  ein- 
anber  oerbunben  maren.  S)ie  eingönge  maren 
1^  in  ben  ÜRebengemSd^em  ber  93or|^De,  unb  eine 
Sßenbeltreppe  ffil^rte  oom  untern  in  bie  oberen 
Stodfmerfe  unb  auf  bad  'S)aä^  (Middoth  4, 8—5). 
3m  C^eiligen  unb  im  %Der^igften  trat  feine 
Seränbenmg  ein;  e8  fanb  fU^  bort  genau  baS- 
felbe  mie  im  Xtvipd  3orobabeld.  Ueber  bie  Se- 
fd^affeu^rit  beS  2)ad^e8  fagt  3ofet)]^u8  (B.  J. 
5,  5,  6)  nid^tS  meiter,  als  ba|  auf  bemfelben  fid^ 
golbene  S))itenftangen  (yp^oeoi  SßeXoi)  befanben, 
um  baSfelbe  gegen  bie  iüerunreinigung  ber  Söget 


1311 


%tmptl,  bcr  betttfd^e  —  lemplet 


1318 


SU  fd^fi^.  S)tefc  «a^cnfd^eud&m  (ani»  nte)  er- 
tDä^nt  Qud^  bie  URif^na  (Middoth  4,  6).  S)amit 
Iftftt  fi(^  ober  fd^mer  l^ereinigen,  menit  {ie  toeiter 
(1.  o.)  fagt,  baS  S)ad^  bed  gonjen  2:etnt)ett  l^abe  aud 
bidem  ®ebäll  mit  barüber  oufigebnitetem  Sftrid^ 
beftanben,  fei  olfo  flad^  geioefen ;  benn  tt>ie  Ratten 
bie  ÜJogelfd^eui^en  i^rer  Seftimmtmg  bienm 
tdnnett  bei  einem  flad^en  S)od^e? 

Sie^  iß  ber  %tmptl,  in  »eld^em  3efuS  bor- 
gefteUt  mürbe.  äBal^tf^inlid^  gefd^a|  bte|  in 
bem  Xl^ore  gmifd^en  bem  gfrarnndorl^ofe  unb  bem 
Sotl^ofe  ber  ä^toelUen.  2)en  %mpd  betrat  er 
Sum  erften  ÜRale,  oIS  er  12  3ül^re  olt  mar:  bort 
fanben  i^n  feine  SRutter  unb  3ofep]^,  mal^c^n« 
lid^  in  bem  „C^aufe  ©agit^",  in  meld^em  aud^  bie 
Xem))elf(i^ule  gemefen  fein  foQ.  2)ie  fßi>tffi]t  bed 
Xemi>elg  maren  ti,  ou8  benen  er  Käufer  unb 
SBerfäufer  trieb;  im  Xempel  leierte  er  tägttd^, 
offenbarte  fld^  in  i^  ali  ben  SoJpx  ®otte8  unb 
meiSfdgte  t)on  il^m,  ba^  hin  Stein  auf  bem  anbem 
bleiben  merbe  (TOattll.  24,  2). 

aiht  ber  Unterftabt  ftonb  ber  %mpA  unmittel- 
bar, mit  ber  Oberfiabt  burd^  eine  Srude  in  SBer- 
binbung.  Sn  ber  norbmeftlid^en  Sde  ftanb  auf 
einem  50  (SDen  l^ol^en  fteileng^elfenCB.  J.  5, 5, 8)  bie 
Surg  Antonio,  meldte  fd^n  oon  ben  ^Smouöem 
erbaut  unb  SariS  genannt  mar,  Don  ^erobefi  aber 
ftörfer  befeftigt  mürbe  unb  feinem  gfreunbe  9ln« 
toniuS  )u  S^ren  ben  9lamen  Slntonia  erhielt 
(Antt.  15,  8,  5 ;  B.  J.  L  c).  Sie  ftanb  mit  bem 
Xempel  burd^  einen  untertrbifd^en  (Sang  in  Sßerbin« 
bung  unb  be^errfd^e  il^er  Sage  megen  ben  gonjen 
Xem))eI))Ia|  unb  ben  Xempel.  Sie  Iur}e  ®ef d^i^te 
beS  l^erobianifd^en  XempelS  bietet  eine  Hette  ber 
grüßten  (Sreuelkenen.  &  fei  nur  erinnert  an  ben 
aufftanb  beS  SoIIeS  gegen  Slrd^IauS  (Antt.  7, 
9,  2),  an  bie  Smpörung  gegen  SabinuS  (Antt 
17»  10»  2),  an  bie  Sreuel  ber  Samaritoner 
(Antt.  18,  2,  2),  an  baS  Sorgel^  bed  ®efftuS 
gfloruS  (B.  J.  2, 14,  6 ;  15,  6),  enblid^  an  ben 
Ie)ften  ffrieg  gegen  bie  St5mer,  in  meld^cm  fd^on 
Dor  ber  @(^Iu|fataftro))^e ,  mie  3ofe))^S  fagt, 
baS  äußere  ^eiligtl^um  mtt  Strbmen  t)on  Slut 
entmei^t  mürbe  (B.  J.  4,  5, 1;  5, 1,  2,  3).  3u* 
le^t  mar  ber  Xem)>el  bie  Ie|te  Suftud^tfifiatte  unb 
baS  lej^e  SoSmerf  ber  Selagerien:  aber  «©ott 
l^t  il^n  längft  )um  f$feuer  oeruril^eüt''  (B.  J.  6, 
4,  5),  unb  na^bem  bie  Selogerten  felbft  fd^n 
einige  ^Kitten  angegünbet  l^atten,  geriet!^  bad 
gan}e  ®eböube  gegen  ben  SBiDen  beS  römifd^en 
Sfelb^rm  XituS  in  SBranb,  unb  tro|  oOer  feiner 
®egenbemflbungen  blieb  fein  Stein  auf  bem  an« 
bem.  Ungeheure  Sd^ö|e  gingen  ffin  gu  ®runbe. 
2)er  Sd^aubrobetifd^,  Der  golbene  Seud^ter,  bafi 
®efe|bud^  mürben  oon  ben  9i5mem  gerettet  unb 
)u  9tom  im  Xrium))^  aufgeful^  (B.  J.  7,  5, 
5 — 7).  S)er  Xempelpla^,  auf  bem  man  üer» 
gebenS  unter  Julian  ben  %mptl  mieber  oufju« 
bauen  oerfud^te,  lam  guerfi  in  l^nifd^en,  ^ier« 
ouf  in  d^rijtlid^,  bann  in  mol^ammebanifd^  unb 
nod^  furger  Seit  ber  Siebereroberung  burd^  bie 


e^rijlen  mieber  feit  Jol^rl^nberten  in  nml^mme- 
banifd^n  9eft^  9uf  bem  el^emaligen  Sempelplote 
l^tte  bie  d^fUid^e  Sfrdmmigteit  btrrlid^  iKr^en 
erbaut,  bie  aber  unter  ber  mol^ommebanifd^n 
6errfd^af t  in  9]tofd^een  üermanbelt  mürben.  S>ie 
Siteratur  au8  alterer  tmb  neuerer  S^it  finbet  fic^ 
am  Dottfiänbigflen  bei  ^neberg  a.  o.  O.  260 
bis  265.  %u^eiä)em  ift  nod^  neben  ben  im  Srtüel 
citirten  Sd^riften  gu  nennen:  ^.  SRerg,  in  ber 
atealMSncQflopdbie  k)on  ^ergog  unb  !|^itt  XV, 
279  ff.,  2.  SufL  1885,  «rt  %mpd:  9iU^, 
^bm5rterbud^  beS  biblifdften  Wtertpurnft  n, 
SBielefelb  u.  &ei))gig  1184,  623  ff.;  Obüo  SBoIff 
0.  S.  B.,  S)er  %mpü  bon  äerufalem  unb  feine 
aRaa^e,  ®ia}  1887.  [SAftermoIb.] 

imptS^  oer  beutfd^e,  in  3erufalem,  ^« 
geid^nung  fär  bie  ®rünbung  ^offmonnfi  unb  ber 
SerufalemSfreunbe  (f.  b.  «rt  VI,  1868  ff.). 

feiii|ieto<l^,iübif*cß8fe|t,f.8ejleIV,1444f. 

VmyCet  (Xempel^erren,  templarü,  fratre« 
militiae  templi,  equites  templi,  pauperes  com- 
müitones  templi  SalomoniB)  l^ei^n  bie  SKit« 
glieber  eines  ber  brei  großen  IRitterorben  (f.  b. 
^rt).  S)er  ®runb  gu  ber  ®efeSf(i^aft  mürbe  im 
3.  1119  gelegt,  inbem  bie  frongöfifd^en  SUtter 
^ugo  t)on  ^o^enS  (ober  ^nS,  mie  ber  3lamt 
neueftenS  gefd^rieben  mirb)  unb  ®ottfrieb  oon 
St  Omer  mit  \täfi  onberen  Stittem,  Slorol, 
®  ottfrieb  9if Ol,  ^a^enS  Don  9Rontbibier,  ard^m- 
baO)  Don  St  Slmonb,  SInbreaS  Don  SRont&irni 
unb  ®unbemar,  jidd  Derbanben,  um  bie  $ilger 
in  ^ajtina  auf  bem  9ßege  Don  ber  aReeieSfüfte 
bis  nad^  perufabm  gu  befd^ü^.  Sie  fd^Ioffen 
fid^  an  bie  Siegel  ber  flnso^xxin^oii^xtm  on 
unb  legten  in  bie  ^ftnbe  beS  $atriard^n  ®uare* 
munb  Don  Serufalem  au|er  ben  geD[»5^i<!^en  Or» 
benSgelubben  ber  fteujd^|eit,  beS  ©el^orfamS  unb 
ber  €rmut  baS  @elübbe  ob,  bie  ^itoerfhoge  im 
beiligen  Sonbe  gu  befd^fij^.  ^S)tx  mm%  Sal« 
buin  n.  räumte  i^nen  gunod^ft  einen  SD^  feines 
^afM  gur  SBobnung  ein,  unb  ba  biefec  ^%€ai» 
pd  SalomonS"  l^ie^,  meil  er  auf  ber  Stelle  biefeS 
XempelS  erbaut  mar,  erl^ielten  bie  9Htter  ben 
9lamen  XtmpUi  (fp&ter  3:em))enkrrcn).  Sin  be* 
fonbereS  OrbenSgemanb  l^otten  fte  Slnfon^  iriil^, 
fonbem  trugen  meltlid^e  ffleibung  begm.  bie  fHei* 
ber,  meld(fe  i^nen  gefd^enft  mürben.  SOcS  mot 
nod^  bürftig  unb  einfa^;  ^ugo  Don  ^o^enS  unb 
®ottfrieb  Don  St  Omer  follen  fogar  gufammen 
nur  ein  Streitro|  gelobt  l^en.  3u  ber  Xffoi 
uigt  baS  OrbenSfiegel  bie  beiben  Stifter  ober 
Xitter  auf  Sinem  !ßfetbe  teitenb;  boc^  tomi  bie 
S)arftenung  om^  ein  Symbol  ber  Smberiiebe  fein« 
mit  ber  bie  9Ktter  ft<^  gegenfeitig  gugrt^aia  fein 
foOten.  SBie  aber  baS  Siegel  geoieutet  rnerben 
mag,  bie  onfftnglid^e  2)urftig^eit  bct  0efeIlfdM^ 
fie^t  ou|er  ä^DeifeL  9lud^  bie  3a^  ibm  IDlü» 
glieber  blieb  meistere  Saläre  bie  urfprSnglid^  Qetnt. 
erfl  im  3. 1125  fd^^  fU^  i^  als  nenntet  9ütKr 
ber  ®raf  ^ugo  Don  iB^m)mgne  on.  5&crfelbe 
nrirb  grmfi^id^  ben  Ärifaibem  beigegfil^,  unb 


ISIS 


Ztmpler. 


1814 


infofeni  Iß  \pöki  twn  neun  Stiftern  Me  Siebe. 
Um  rtner  I^W^ttn  9uf gok  genflgen  )u  tbnntn,  6e- 
bnfle  bie  ®cfeOfd^ft  eines  Leitern  unb  grögem 
fBa^e^umi^  einet  f  cfiem  Ißerfa  jfung  unb  bet  SBe- 
ft&tituae  bur4  bal  Oberl^t  ber  ftird^e.  SlleS 
Mefcl  »iel  fie  auf  boft  Sbenblonb  (in.  SBefonbec« 
vinf AenStoert^  f^ien  ber  Seifionb  beS  (L  Sern« 
^  (f.  b.  Sit  Semorbud)  )u  fein,  unb  f o  gingen 
IM  RUter,  Snbrcod  Don  Vlov&atü^,  ber  mit 
Ml  VHc  Don  ClairtKnic  Dertoonbt  ttor,  unb  ®  un- 
bcmat,intteittem@<i^reibenbefiftönig8anbenfeI6en 
flb.  Suf  (Hnlobung  beS  (I.  Sem^b  folgten  balb 
«ii4  bie  übrigen  Kittet  bis  auf  einen  nod^,  unb 
onf  ber  €9nobe  Don  Zro^ed  1128  ourbe  il^re 
Angelegenheit  berate  ^ugo  Don  {ßapend  legte, 
iDie  et  im  $rotog  ber  filteften  Siegel  J^ei|t,  modum 
€t  obserrantiam  equestris  ordinifl  per  sin- 
gola  eapita  bor,  berül^tete  olf o  eingel^  über 
Ivt  Ul^crige  Orbnung  ber  ®efell|<j^aft,  unb  bie 
e^nobc  biUigte,  mie  eS  meiter  (ei^t,  moS  fie  olS 
gilt  unb  n&^xi^  erfonnte,  unb  befeitigte,  maS  ifyc 
onpaffcnb  ju  fein  fd^ien.  Sie  Keboction  ber  neuen 
6tatuien  mürbe  bem  (t.  IBem^orb  äbertrogen, 
bie  Xuhei^nung  beforgte  ein  3o^ne8  SJlic^ael- 
eitjü  9Dic  Siegel  mürbe  guerfi  beraufigegeben  burd^ 
Sc.  SteneniuS  in  ben  Deliciae  ordinum  eque- 
ftrinm,  CoL  1613,  226  sqq.,  bann  in  ben  Son- 
ciltenfommlungen,  ).  99.  Mann  XXI,  359  sqq. ; 
Htrdoin.  VI,  1 1 32  sqq. ;  femer  Don  Holstenius- 
Bfodde,  Codex  Begnlarom  etc.  n,  431  sqq., 
m  $.  SBUtfe  (f.  u.)  I  (2.  «ufl.),  421  ff.,  Don 
iy,  be  Cinion  (f.  u.)  mit  neuer  SBergleid^ung  ber 
$ati|et  ^nbf^tift,  ouf  bet  aQe  biSberigen  Sud* 
gaben  nd^,  Don  9.  ffndpfler  im  ^iftorifc^en 
da^u4  ber  (Sörreggefellf^iaft  1887 ,  666  ff., 
mit  ^etanjiel^g  einer  gmeiten,  ber  SKünd^er 
^  nnb  Stootfibibliotbet  angebörigen  unb  ben 
Zfjt  Diflfo^  Derbeff emben  ^anbf d^rift.  SBie  latei- 
ini4,  fo  lieg;!  bie  Sd^ft  aud^  franjöflfd^,  bej^m. 
attfron}bitfd^  Dor ;  biefer  Xest  mürbe  burd^  SRoil- 
ktb  be  Gljambure  1840  unb  Curaon  1886  bec« 
miigcgeben.  SHe  beiben  Zeste  fallen  )mar  nid^t 
goni  ittfommen,  ed  gibt  6öte  ober  ©a^b^ile, 
XDddjß  in  bem  einen  fieben,  in  oem  anbetn  fehlen, 
OB^  ifi  bie  Sieibenf oige  ber  Vrtifel  mebrfad^  Der« 
{((fitbcn;  im  SBefentti^en  flnb  fie  jebod^  ibentifd^. 
^  8^fl^  melier  ber  urfprünglid^e  fei,  mürbe 
fittbcr  aSganein  )tt  ®unfien  beS  lateinifd^en  2csteS 
entfibifben;  aud^  Cur}on  ifl  no(^  biefer  Snftd^t. 
^^  (gorf<bungen  j»ur  ®efd^id^te  beS  XmptU 
tonnotbenfi,  in  ben  ftdni{^beraer  Stubien  1887, 
156—163)  fud^te,  nad^bem  SJermutbungen  in 
biefirStubtung  fd^onfrfiberoudgefiprod^en  morben 
iKimi,  bo§  umgefebrte  Serbältnig  au  bemeifen. 
du  ber  Zbot  erfd^eint  ber  fronjöfiftbe  Zect  an 
nebnten  Stelen  att  ber  beffere  ober  aß  Vorlage 
btd  Iateinifd()en.  %uf  ber  onbem  Seite  lommt 
ober  0Q(b  bem  lateinifiben  Seste  aa  einigen  Stellen 
bt£  grd^cxr  Urfprunglicbteit  gu.  So  mirb  man 
auf  einen  fiber  bie  beiben  K^igen  Xeste  binauS« 
g^enben  altem  Xcst  ^gemief en,  unb  biefer  mag 

ttt^CBlcsitoii.  ZI.  %9ufL 


bereits  franjdfifd^  gemefen  fein,  ^m^  nimmt  aud^ 
für  bie  urfprfingli^e  Siegel  Don  XroQeft  bie  ftan» 
aöftf^e  Sj^racbe  an,  ba  nur  biefe  bm  Stittem 
Derftänbliilb  gemefen  fei  unb  für  bie  3obanniter* 
regel  eine  Ueberfe|ung  auS  bem  grongöftfd^en  in'ft 
Soteinifd^e  feftftebe.  S)ie  @rünbe  finb  aber  nid^t 
gan)  bemeifenb.  S)ie  Siegel  Don  XroQefi  ift  baS 
3Ber(  einer  SQuobe,  unb  fte  mirb  baber  mobi  in 
ber  gemöbnlid^m  S^nrad^e  ber  Sl^noben  abgefa^ 
morben  fein,  menn  fu  aud^  anbererfeits  für  bm 
®ebraud^  ber  Slitter  fofort  überfefet  morben  fein 
mag.  S)ie  ^innabme  lateinifd^r  9bfa^ung  ift  um 
fo  mabrfd^einlid^,  als  ein  (^tmplat  mobI  au4 
Dem  römifd^en  Stuble  Dorgelegt  mürbe.  SSeld^feS 
aber  bie  urfprüngli^e  Bptaä^t  gemefm  fein  mag, 
fid^  ift,  ba|  bie  Siegel  Don  Srot^eS  aI8  fold^e 
nid^t  auf  und  gefommm  ifl.  Seibe  Seite,  in 
benen  mir  bie  ältefte  Siegel  beft^n,  entbaltm  be- 
reits SBeftimmungen,  meld^  auf  eine  fpätere  SAt 
binmeifen.  9m  beutlid^ftm  ift  in  biefer  IBejiebung 
ber  21.  «rtifel  be«  lateinifd^en  ZesteS  (bei  (£ur}on 
68),  in  bem  Don  oonsilium  communis  capitoli, 
atfo  mobI  Don  bem  9efd^lu|  eined  Sa))itelS  bie 
Siebe  ift.  S)od^  nDtbigen  bie  Sufä^e  nUfi,  meit 
über  bie  S^nobe  Don  Xro^eS  b^rabgugeben.  $ru|^ 
(a.  a.  0. 170)  fej^t  bie  bisber  gemöbnlid^  fogen. 
Siegel  Don  Xro^eS  in  bie  3abre  1180—1135. 
3.  @melin  (2)ie  Siegel  bed  ZempIerorbmS,  in 
ben  'IRittbeUungen  bed  3nftitutd  für  dflerreid^ifd^ 
©efd^id^tSforfd^ung  XIY  [1893],  193-236) 
Detlegt  bm  Urfpmng  be8  lateinifibm  Zeste«  in 
bie  Sabre  1134—1135.  2)er  fran)5fifd^e  Xest 
föUt  mit  feinen  3ujä^m,  ba  in  bem  gfaftenDer« 
geid^nil  o.  74  auf  bie  Sqnobe  Don  $ifa  Dom 
Sa^re  1135  Slüdffid^t  genommen  mirb,  etmaS 
fpöter.  —  S)ie  Slüter  beten  nad^  biefer  Siegel 
(c.  1  beS  lateinifd^en  Sested)  bie  canonifcben  Xag* 
}eitm  ober,  im  SBerbinbemngSfaOe,  eine  9(n}abl 
^temnfer.  3bte  Slabmng  ift  einfad^,  ber  £ifd^ 
gemeinfam  tmb  mit  geiftlid^  Sefung  begleitet, 
bafi  aebnte  Srob  für  bie  armen  beftimmt  (o.  8 
bis  19).  2)ie  Reibung  ift  einfarbig;  bie  Slittet 
tragen  einm  mei^m  IDlantel  aI8  3^icben  ber 
fteufd^b^it  unb  Sleinbeit  bed  ^erjenS,  bie  S)iener 
ein  fcbmarjeS  (Semanb  (e.  20—21).  S)ie  ^are 
merbm  gefc^orm  (o.  28).  3eber  Slitter  barf 
megen  ber  9rmut  beS  Orbend  l^öd^ftenfi  brei 
$ferbe  unb  einm  2)imer  b<^bm,  mebr  nur  mit 
erlaubnil  bed  SJleifterS,  unb  ed  ifl  ibm  Derbotm, 
bm  S>iener  ju  fcblagm  (c  30—31).  S)em  ÜReifter 
ift  bei  aHm  Sefebtm  pHnhlid^  unb  fd^neOer 
(geborfam  au  leiften  (c.  33).  S)ie  Slitter  foOen 
ibren  SSebarf  nid^t  M)  felbfi  befd^ffm,  fonbem 
Dom  SReifter  ober  rßrocurator  erbitten  (o.  86). 
®efd^e  bürfm  Don  bm  Sinaelnm  für  bm  (dl- 
gemeinm  ®ebraud^,  für  bm  eigenen  nur  mit  Sr« 
laubni^  beS  SJleifterS  angmommm  merbm  (o.  43). 
Sagb  ift  Derbotm,  auSgenommm  bie  auf  Sbmm 
mtt  Slüdfid^t  auf  1  $etr.  5,  8  (c.  46—48).  S)er 
Sertebr  mit  grauen  ift  )u  meibm  (c  72).  IBei 
fd^merer  SBerfeblung  erfolgt  SuSfd^Iu^  Dom  SSer« 

42 


1816 


Zemptet. 


1816 


(el^  bet  Srfiber  (o.  67),  bei  l^artnfidKger  Unbu^- 
fertigfeit  Sudfiogung  auS  bet  (Sefeafd^dft  (o.  68). 
2)et  ^I.  Seml^rb  t^t  nod^  ein  SBeitered  ffir 
bie  ®efeQf^ft,  inbcm  et  )u  il^ret  Smpfel^Iung 
bie  @d^nft  De  laude  novae  militiae  üerfQ|te. 
S)et  Weiftet  ^ugo  btitd^teiste  nod^  bet  S^nobe 
t>on  Stolpes  im  3nteteffe  beS  OtbenS  gftanfreid^, 
Snglonb  unb  Spanien,  unb  übetaQ  fonb  et 

gninblti^e  Sufnal^me  unb  ttöftige  Untetfiu^ung. 
iele  Kittet  normen  auS  feinet  ^nb  baS  OtbenS« 
Reib,  unb  olS  et  im  3. 1 129  miebet  in  ben  Otient 
lutfidfe^tte,  l^tte  et  800  Kittet  auS  ben  ebelften 
Sfamilien  be9  Vbenbtanbed  unb  jal^tteid^e  SSBaff  en- 
toiSj^tt  )u  ißfetb  unb  ju  gfu^  in  feinem  ®ef olge. 
S)ad  aSad^St^um  fteKte  bet  ®ef  eOfd^aft  eine  toeitete 
Aufgabe :  ju  bem  @d^ufce  unb  ®elette  bet  $ilget 
gefettte  fld^  bie  Set^iflid^tung  gum  Stampf  gegen 
bie  Satocenen.  @ofott  bet^eüigte  fid|  bet  Otben 
on  bem  3uge  gegen  ^ma^uS,  unb  in  betgfolge 
fte&te  et  feine  &tteitftöfte  )u  aOen  Untetnel^mungen 
gegen  bie  Unglöubigen.  S)ie  Untetftü^ung,  tDeld^e 
bem  Otben  bei  feinet  Sntftel^ung  gu  X^eil  ge« 
tDorben,  fehlte  il^m  oud^  in  bet  \pixUtn  3cit  nid^t. 
£t  {e^te  ftd^  ia  jut  SebenSaufgabe,  loaS  baS  3cit' 
dtct  mit  aUet  ^e^nfud^t  tmb  fftaft  etfttebte:  bie 
St^altung  bed  b^iligen  Sanbeö  unb  bie  iBefdm« 
pfung  bet  ben  93e{t(  bebtol^ienben  Ungläubigen. 
SSßie  nun  bet  opoftoUfc^e  @tu]^I  biefe  Semegung 
au^xt^i  etbielt,  fo  mu^te  et  aud^  einen  Otben 
fötbem,  bet  fid^  gang  in  ben  S)ienft  betfelben 
fteUte.  Snnoceng  IL,  um  nut  einige  biefet  93e» 
güuftigungen  angufü^ten,  em|)fa]^I  ben  Otben  auf 
bet  Spnobe  Don  ^ifa  im  3. 1185  unb  fid^ette 
i^m  eine  iä^tlic^e  UntetfUi^ung  feitenS  bet  fitd^« 
lid^en  Sotfiel^  gu.  Sugen  III.  ettie^  aOen,  tt^etd^e 
an  ben  Zem)>et  9(Imofen  betabtei^ten  obet  in 
beffen  Stübetjd^oft  einttoten,  ben  ftebenten  Zb^il 
bet  fftt(^enbu|e,  unb  gemattete  ben  mit  bem  6in- 
f  ammeln  Don  milben  IBetttögen  bcaufttagten  Xemp- 
(etn,  aud^  in  tHxd^,  bie  mit  bem  Sntetbict  be- 
legt toaten,  nad^  Sntfetnung  bet  Sicommuntdrten 
gmeimal  im  Salute  (SotteSbienft  l^alten  gu  laffen, 
ein  $nt)ilegtum,  baS  nad^  fpatetet  Ißetotbnung 
nut  me^t  einmal  im  3a^te  ©eltung  l^atte.  St 
gab  au(^  bem  xoti^m  9RanteI  bet  Semptet  ein 
totl^eS  ftteug  bei  ald  ©Qmbol  bet  SBeteittoiaigfett, 
ffit  bie  &a(S)t  beS  @Iaubend  baS  9Iut  gu  Det- 
gie^en.  ^btian  IV.  beftdtigte  ben  3:em))Ietn  bie 
biSl^tigen  ^rioilegien  unb  üerUel^  i^nen,  mie  aud^ 
ben  So^nitetn,  meitete,  gfteibeit  t>on  Sehnten, 
3öIIen  unb  ^Ibgaben  jebet  9(rt.  Kod^  toeitet  ging 
9lle|anbet  III.  mit  bet  SuQe  Omne  datum 
Optimum  Dom  18.  3uni  1168  (abgebtudK  bei 
aßilcfe  I,  441—447,  abet  mit  falfd^em  ©atum) : 
aOe  il^te  (Sütet  f  oUten  be9  immetmäl^enben  @d^u^efi 
beS  apoftolif d^en  €tu^IeS  fid^  etfteuen ;  niemanb 
foDte  Don  ben  Xempletn  SebenStteue  fotbetn 
bütfen;  bet  Otben  folle  auf  feinen  ®utetn  eigene 
@eifiUd^e  galten  unb  biefelben  butd^  j[eben  be« 
liebtgen  Sif^of  metben  lajfen  bütfen.  S)ie  SuQe, 
gteid^fam  bie  Magna  Charta  be9  Otbend  unb  bie 


@tunblage  feinet  e|;emten  Stellung,  mutbe  butd^ 
biefotgenben^apftemiebetbottbefUitigt.  UtbanllL 
geftattete  bem  Oid)en,  bie  i^m  bei  9egtfibnif|en 
in  feinen  Ifitd^en  gugemanbten  9etmä(^tni||e  obne 
Abgabe  bet  Quarta  foneraria  (f.  b.  9tt.  6toU 
gebübten,  ob.  845)  gang  Ufyilttn  gu  bütfen,  unb 
fteQte  bie  ffitd^en,  bie  bet  Otben  in  ben  Un- 
glöubigen abgenommenen  Sanbfd^ften  etboutc; 
unmittetbat  untet  ben  p^\Ü\iäfm  Stubt  3nno» 
ceng  m.  Detbot  ben  Sifcböfen,  einen  Xcm|>ltr  gu 
eicommuniciten  obet  übet  eine  OtbenSKtd^t  bof 
Sntetbict  gu  Detl^ftngen.  ^onotiuS  IIL  etbob  ben 
Angriff  auf  einen  Zemplet  gu  einem  päp^xdftn 
9lefetDatfau.  ®tegot  IX.  Detbot  ben  ^ptölaten, 
ol^ne  befonbete  (Er(aubni|  befi  Otben9  in  einem 
XempeQaufe  2Bobnung  gu  nebmen,  fa&l  birfe^ 
nid^t  etttia  ftiftungdmü^ig  gu  ibtet  Sufnabme  oex« 
))f[id^tet  fei.  Snnoceng  lY.  entbanb  bie  itxnpUx 
Don  bet  ^flid^t,  toegen  einet  gegen  fie  er^bcnrn 
AnRage  Dot  bem  Sifd^of,  in  beffen  ^iöcefe  fk 
ftd^  beftnben,  9ted^enfd^aft  gu  geben.  (SBgL  ^at>e- 
mann  [f.  u.]  167—172.)  —  ®le  jÄpfttid&en 
®unftetmeife  maten  nid^t  o|ne  gfolge.  S)et  Otbrn 
geUHinn  ebenfo  an  SRitgliebetn  tt)ie  an  SBefi|ungen. 
AQmälig  et^ielt  et  ^ufet  in  fafi  aOen  ^rifllidbett 
Sönbetn,  bie  meiften  in  gftanfteid^  unb  Snglanb. 
2)ie  gto^  AuSbe^nung  bebingte  eine  räumliche 
®Hebetung.  S)et  Otben  teilte  fid^  bemgemöft  in 
eine  mit  bet  3€it  gunel^meiibe  Anga^I  Don  $t0' 
Dingen,  bie  ftd^  abet  {e^t  nid^t  me^t  alle  ftd^et  be» 
ftimmen  Iaf{en.  3m  Otient  beflanben  beten  fünf : 
3etufa(em,  ZtipoKS,  Sntiod^ien,  Supern  unb  Ko* 
manien  (=  SRotea).  2)aS  Abenblonb,  für  ba8  bie 
Angaben  fd^manfen,  umfaßte  nad^  Sd^ottmuIIer 
([f.  u.]  1, 58)  gmölf  $toDmgen:  Sicttten-Spulienp 
fiombatbei,  $ottugaI-Sa{üHen,  Aragomen«(!^ta« 
lonien,  Obetbeutf^Ianb,  Sliebexbeutfc^Ianb,  9öb- 
men«^ä^ten-Oeftettei(^,  ßngtanb-Sc^ottlanb» 
3tlanb,  S^^ancien,  bie  92otmanbie,  Aquitanien,  bie 
^toDence.  2)ie  gtö^eten  9eft|ungen  obet  Xemipel- 
böf  e  ^ie|en  Srio tote  obet  $rüce)itotote,  bie  Beinetea 
Safleien  unb  Somtuteien.  ÜRattbduS  $ariS  (f.  Dl 
Att.)  gibt  um  bie  9Ritte  beS  18.  3o^t]^mbett» 
bie  ®efammtga^I  bet  ^ufet  auf  mebt  olS  9000 
an  mit  bem  3ufa|,  ba|  lebe  Somturet  menig^^ 
einen  Doflftdnbig  getüfieten  Kittet  gellen  fonnte. 
9)ie  @(!b^ung  ift  allgemein  gehalten,  unb  bie  Sen« 
beng  bed  Auctotfi  meist  auf  eine  Uebectnibung  bin. 
SRaiOatb  be  Cb<>in^ute  beted^net  für  bie  te^  3nt 
bed  OtbenS  bie  3o^I  bet  Kittet  auf  3000  unb  bie 
iäbtlid^n  einfüufte  auf  54  SRiSionen  ^ranten. 
Sd^ottmüCet  (I,  695)  fd^ö|t  fSt  biefelbe  Seit  bie 
®efammtga^I  bet  Zemptet  aufmebt  aI8  2OO0O 
unb  bie  ifi^tftd^  Xente  auf  40  aRiOirnien  gftonfoL 
Sa  na^ete  Angaben  feblen,  laffen  fi^  genaue 
3ablen  nid^t  mel^t  geminnen.  S)a8  (äit  ifi  {i4er^ 
ba^  bet  Otben  aUmößg  eine  febt  gto§e  unb  teid^e 
©efeOfd^aft  mutbe.  —  3)ad  SDSad^tbum  fSbrte 
aud^  gu  einet  toeitetn  AuSbilbung  bet  Serfaffung^ 
unb  bie  Snimicflung  liegt  in  bet  ftongöftf^en 
Kegel  Dot.  S)iefe  Scbrift  entölt  nimlii^  mäft 


1817 


XtmpUt. 


1818 


Mo|  bie  @lotiiien  ber  SQnobe  ton  Xro^  unb 
Ux  nMjlfttn  Sfolgejeit  fonbem  nod^  Diele  meitete 
n^  ]ipitnin  Sitten  ongel^örige  Seroxbnungen. 
^ie  litt  77—278,  ber  )tDeite  ^au^rttl^eU  be« 
6tatittabud^,  toeU^  oon  ber  l^ierord^ifd^-mili* 
tärif^m  Orgonifotion  beS  Orben§,  t)on  ber  SEBal^I 
M  ®t0|mei[tere,  Don  ben  Strafen  unb  OrbenS- 
lopMtn  (anbeln,  entfianben  nm  bad  für  bie  @e« 
fdbi^i^  bei  l^ligen  Sonbed  unb  aixäf  beS  XtrapUt» 
ocbfnS^i^bebeutfome3a^rll87.  SDie  folgenben 
«rj^nittc«  beren  urf))rung  bereits  in'S  18. 3a]^r- 
bunbiTt  fSOt  (tl^lS  in  bod  britte,  t^nld  in  baS 
^1^  äo^rje^nt  ber  ^ßeriobe),  bieten  boju  eine 
€tioeitennig  unb  (Ergängung,  aud^  (9rt.  544  bis 
642)  eine  Crl&uterung  in  t$orm  eined  l^iftortfd^en 
(bmmcniarfl.  S>ie  SLrtifel  ftnb  erft  feit  (Snbe  beS 
Mrigcn  do^^unbertd  betannt;  SRunter  gab  fie 
aH  »Stotutenbud^  befi  OrbenS  ber  Stemt^ell^rren'' 
(Scdin  1794)  in  beutfd^er  Ueber{e|ung  l^erauS, 
ben  fnm)öfifc^  Xe^t  DerBffentli^te  aRaiQarb 
U  CJ^bure  1840,  unb  beffer  ^.  be  Surgon 
18S6.  —  ^en  ftem  bed  Orbend  bilbeten  bie 
Siäcr,  bie  tun  abeliger  ®eburt  fein  mußten. 
Son  iboen  uior  ber  Orben  auigegongen,  unb  fte 
bfiibcn  mu^  f pftter  ber  ma|aebenbe  SBeftanbtl^feil, 
dl  locitere  Elemente  in  bie  ^efeUfd^ft  eintraten, 
tnbem  bie  ^^eren  Semter  i^nen  Dorbel^tten 
nunL  3^r  il^Ieib  mor  ber  »ei^e  SRontel  mit 
ben  tDt^cn,  od^tedigen  ffreug.  Sie  gmeite  {Haffe 
imrai  im^  il^rer  S^l  unb  Sebeutung  bie  8er« 
cmdtn  ober  bienenben  SBrüber  (fratres  ser- 
Tieniea,  frörea  sergents).  Sie  nkiren  ani  bür- 
gcdid^  Stonbe  unb  }erfielen  in  jtoei  Vbt^i- 
hmgen,  bie  SBaffenbrüber  (armigeri,  fräres  ser- 
nnt8  d'armeB)  unb  ^nbmerfdbrüber  (famuli, 
friru  aerrants  des  m^tiers).  2){e  SBa^^t^ner 
binden  ben  ^^itttm  ald  Stnapptti  unb  bilbeten 
<n4  eigene  Sd^aoren  im  Ihiege.  Sie  bunten 
nicbeif  Slemter  befleiben,  feßft  (Eomtureien  Der- 
iDQlten,  unb  ^tten  in  biefem  gaSe  Sifc  unb 
Stimme  in  ben  allgemeinen  OrbenStierfamm- 
lungcn.  S)it  ^nbmerlSbräber  mürben  gu  ben 
gcDesbR«^  mb  mirtl^fd^aftlid^en  arbeiten  ber« 
sienbct  Skid  JHeib  ber  Seroienten  mar  braun 
ober  f^morj  unb  mit  bnn  rotl^en  ffreu)  bejeid^net. 
Stm  biitte  JHaffe  finb  bie  Orben8ra|)läne.  Sie 
bnen  auf,  al8  ber  Orben  burd^  bie  ermöbnte 
S^uHe  Onme  datnm  optimnm  bom  Saläre  1163 
eine  cscmte  Stellung  erlangte ,  unb  l^atten  ben 
(httettienfi  in  ber  ®ef eQfd^aft  }u  bef orgen.  3um 
niiiien<tieb  uon  ben  9Httem  fd^oren  fte  ben  SBart. 
SM  Oemonb  trugen  fte  oben  gefd)Ioffen  unb 
boiäbcr  dnen  braunen  SRantel.  S)er  met^  Sittter- 
mmiel  mar  il^en  nur  geftattet,  menn  fie  Sifd^öfe 
VMifn.  Stauben  fte  in jof em  ben  Gittern  nad^,  f o 
(ottm  6e  im  Sc^itel  unb  im  9tef ectorium  ibren  Si^ 
ittben  Dem  SReifter  unb  mürben  bementfpred^enb 
oin(  Dor  ben  Slittem  bebient.  SIu^  ben  eigent- 
Wfyxi  SRttgliebem  umfaßte  ber  Orben  nod^  9Rit- 
«Ittber  im  meitem  Sinn.  SereitI  bie  ältefte  Siegel 
ober  bie  t)on  Xrot^eS  fennt  meltlid^e  Stittcr,  meld^ 


ber  ®efenfd^aft  attf  eine  beftimmte  3^U  fi<4  an* 
fd^Ioffen.  Sie  l^atten  ftd^  $ferb  unb  SBaffen  Dom 
Orben  ju  laufen,  empfingen  aber  if^ren  ÜnterJ^lt 
Don  biefem,  unb  bei  ber  Stüdfel^  in  bie  ^eimat 
mürbe  ti^nen  bie  ^ölfte  bed  für  ba§  !ßf  erb  bejablten 
$reifed  )urüd(gegeben  (c.  5.  82  beS  lateinifd^en 
3>^eS).  Snbere,  unb  jmar  ^erfonen  au8  allen 
Stauben,  9titter,  ^Bürger  unb  ©eiftlid^,  fd^Ioffen 
fid^  gleic^fam  in  gorm  Don  Xertioriem  (f.  b.  9rt.) 
an ,  um  ber  äBobltl^aten  bed  Orbend  t^eilbaftig 

iu  merben,  inbem  fte  einen  Xb^I  i^re§  SBermbgenS 
lemfelben  oermad^ten  unb  oerfprad^en,  ein  el^- 
bared  Seben  )u  ful^ren  unb  baS  SBo^I  ber  ®efea- 
fd^  )u  förbent  Sie  merben  ebenfoUS  bereits  in 
ber  ölteften  Siegel  ermol^t  (c.  55).  Sbenfo  merben 
Sd^meftem  ermal^nt;  i^re  3lufnal^me  mirb  aber 
mit  SRudfftd^t  auf  bie  @efa^r,  meldte  bad  Sa* 
fammenteben  beiber  ®efd^ied|ter  bereitet,  bereits 
verboten  (o.  56).  2)ie  Slufnabme  in  ben  Orben 
erfolgte  im  Sapitel  ol^ne  9Inloef enl^eit  eineS  grem* 
ben.  S)aS  CerimonieO,  baS  babei  ^ur  9nmenbung 
fam,  mar  bei  aSen  ftlaffen  baSfelbe,  nur  maren 
bie  Otogen  unb  Srmal^nungen  ben  oerfd^iebenen 
ftlaffen  angepa^.  S)er  !Borft|enbe  beS  SapitelS 
ober  ber  SReceptor  mad^te  ben  ^ufgunebmenben 
auf  baS  9Rfl]^et)oIIe  unb  Sd^mierige  beS  )u  er* 
mäl^Ienben  SBerufeS  aufmerffam ;  er  bemerfte,  bo^ 
berfelbe  nid^t  um  ber  ßbten  miUen  bie  ®enoffen- 
fd^ft  fud^en  bürfe,  fonbem  nur,  um  bie  Sünben 
ber  SSelt  binter  ftd^  gu  laffen,  um  bem  fyxxn  )u 
bienen  unb  um  als  armer  9ü|er  )ur  Stettung 
feiner  Seele  burd^  baS  Seben  )u  gelten,  ba|  er 
jebem  eigenen  SBUIen  ju  entfagen  unb  nur  auf 
bie  Sefel^Ie  beS  OrbenS  }u  ad^ten  l^abe ;  unb  menn 
er  gleid^mol^I  bei  feinem  93or]^aben  bel^arrte  unb 
leiner  ber  93räber  etmaS  9{adi|tbeüigeS  gegen  i^n 
oorjttbringen  bcttte,  bat  ber  Sanbibat  Inieenb  unb 
mit  gefalteten  ^nben,  im  9lamen  ®otteS  unb  ber 
beiligen  Jungfrau,  i^n  an  ben  emigen  unb  geit- 
lid^en  (Svdztn  beS  OrbenS  tl^eilne^men  ju  laffen. 
Snbem  ber  9}orft|enbe  nod^  einmal  frogte,  oo  er 
bem  Orben  mie  em  Seibeigener  bienen  motte,  unb 
er  eS  begabte,  erhoben  fi($  bie  Snmefenben  )tnn 
®ebet.  äeber  fprad^  ein  SBaterunfer,  ber  ffaplan 
bie  Oration  gum  b^iligen  ®eift.  2)ann  legte  ber 
Sorfx^be  ein  Soangelienbud^  bem  oor  il^m 
fnieenben  ^oftulanten  in  bie  pänbe  unb  rid^tete 
eine  Steige  bon  ^i^ogen  an  il^n,  betreffenb  bie  gum 
Eintritt  erf orberlidden  Sigenf d^aften  unb  ben  feften 
(gntfd^Iu^,  bie  ®elübbe  unb  ®ebote  beS  OrbenS 
gu  l^olten,  inSbefonbere  baS  Seben  für  baS  l^ettige 
Sanb  eingufe^en  unb  benOrben  nie  gu  oerlaffen,  unb 
nat^bem  er  auf  atte  biefe  gfragen  {ebeSmai  geant« 
mortet:  ^3a,fo®ottmiS",  fprad^beriBorfttienbe: 
,,Unb  mir,  im  9lamen  ®otteS  u.  f.  m.,  nehmen 
bid^  unb  beine  Süem  auf  in  atte  guten  SBerfe  beS 
OrbenS  unb  t)erf)ired^en  bir  99rob  unb  SEBaff er  unb 
baS  arme  ®emanb  beS  £iaufeS  unb  9Rü^  tmb 
Arbeit  genug.''  S)arauf  fing  il^m  ber  Obere  ben 
ÜRantel  um,  ber  Raplan  f))rad^  ben  $falm  Ecce 
quam  bonam  unb  bie  Oration  gum  l^eiligen 

42* 


1319 


Xem))Iet. 


1320 


®eift,  ieber  Sruber  ein  IBaterunfer.  Snbli(^  fie| 
ber  Sorft^enbe  i^  auffte^en,  fü^te  (tote  aud^  bet 
ffaplan)  i^n  auf  ben  9Runb,  unb  inbetn  er  i^n 
t)ot  ft(^  fi|en  lie^,  erörterte  er  bie  toid^tigften 
@tatuten  M  Orbend  mit  bem  iBemerfen,  meiut 
nid^t  aUefi  Stotl^menbige  gejagt  fei,  fo  foOe  er 
fragen  («rt  657—685  bei  €urjon ;  ögl.  |)aöe- 
numn  105—107).  —  ®ie  logeSorbnung  jeigt 
bie  im  Orben  t)er!ör))erte  Serbinbung  Don  Tlbnä^ 
ifym  unb  Stittertl^um.  Seim  Srtönen  ber  grü^- 
g(ode  mu|te  ieber  bie  Sd^ul^e  an)iel(ien,  ben  SRontel 
umkDerfen  unb  in  bie  ftapeQe  ge^en,  um  ben 
9Retten  angumol^nen,  inbem  er  fte  ^örte  ober,  tt)ad 
ol8  beffer  galt,  mäl^renb  berfelben  13  SBaterunfer 
für  bie  9}latutin  ber  feltgften  2hingfrau  unb  ebenfo 
üiele  ffir  bie  be«  Xaged  fprad^.  9lad^  ber  9Rette 
l^atte  er  nad^  feinen  ^ferben  unb  feiner  Stüftung 
in  fe^en.  S)aTOuf  fonnte  er,  inbem  er  ein  SBater- 
unfer finrad^,  fid^  n^ieber  gur  Stu^e  begeben.  3ur 
$nm  rief  ^n  bie  @Iode  mieber  in  bie  ffa))eQe, 
unb  nad^  berfelben  Ijiörte  er  bie  ÜDteff e.  9luf  biefe 
folgten  Xer)  unb  @est  (midi).  Sturer  ber  ®ebet8- 
geit  arbeitete  ber  IRitter  im  3)ienfie  f eined  Seruf ed. 
amttagg  fanb  bie  SRal^Iaeit  ftatt.  @ie  begann 
unb  f^Io|  mit  ®ebet  unb  toar  mit  geiftlic^er 
Sefung  begleitet.  S)e8  9lad^mittag3  j^atten  bie 
IBrflber  jur  9ton  unb  93e8)>er  mieber  in  ber  ffa- 
peQe  fid^  einjufinben ;  in  ber  (Jfaftenjeit  bagegen 
gingen  biefe  ®ebete  bem  Sffen  boran.  2)eS  tUbenbd 
fol^e  bie  Somplet.  IRadj;  berfelben  toar  mieber 
na$  ben  $ferben  unb  ber  Slüftung  gu  feigen. 
S)arauf  ^tte  jeber,  inbem  er  nod^  ein  Saterunfer 
betete,  jtd^  gur  Slul^  gu  begeben.  93on  ber  Som- 
put  bis  gur  $nm  mar  StiOfd^meigen  gu  be- 
obad^ten.  gfaüS  bie  Xl^eilna^me  am  Officium 
nid^t  mdgli^  mar,  ^te  ieber  fBruber  eine  be- 
ftimmte  ^nga^l  SBaterunfer  für  iebe  ^ore  gu  Der* 
ridjten  («rt.  279—309).  —  S)a8  Dberl^upt 
beS  gangen  OrbenS  mar  ber  (Srogmeifter  (srnnmus 
xnagister,  minister  generalis).  Seine  @teHung 
mar  eine  fe^r  angefe]()eneunbbebeutenbe.  fol^atte 
fürfilid^en  Stang  unb  ein  bemfelben  entfprec^enbed 
©efolge ;  er  führte  bie  9luffi(!^t  über  ben  @d^a^, 
befe|te  bie  nteberen  Remter,  ernannte  bie  in  ben 
9lat^  aufgunel^menben  Stitter,  ausgenommen  bie 
l^öl^eren  Sßürbentröger.  3m  Uebrigen  mar  aber 
feine  9Rad^t  burd^  baS  ©eneralcapitel  ober  ben 
(Sonoent  Don  Serufolem  me^rfad^  bejd^rönft.  Ol^ne 
beff en  3uftimmung  burfte  er  lein  l^ö^ereö  OrbenS- 
amt  Dergeben,  lein  ©runbftüct  Derau|em,  nid^t 
über  ffrieg  unb  gfrieben  bejd^Iie^en  u.  bgl.  (^rt.  77 
bis  98).  äBurbe  feine  SteOe  erlebigt,  fo  l^ten 
bie  im  Orient  anmefenben  Somture  einen  ®ro^- 
comtur  als  SBermefer  gu  möl^Ien  unb  biefer  bann 
für  bie  3ßa^I  eines  neuen  Oberl^upteS  Sorge  gu 
tragen.  S)ie  aus  benOrbenSoberen  unb  ben  ebdi* 
ften  9tittem  gufammengefe^e  SBa^lDerfammlung 
beftimmte  einen  SBal^komtur  unb  (teilte  il^m  auS 
i^rer  SRitte  einen  (S^^ilfen  an  bie  @eite.  SBeibe 
ernannten  gmei  meitere  SBo^Ier ;  bie  Dier  gufammen 
mieber  gmei  u.  f.  m.,  bis  eS  gu  gieren  ber  Spoftel 


gmölf  moren,  morouf  biefe  enblid^  einen  StcDfiati 
gleid^fam  afi)  SteQDertreter  (S^fti  ertöten.  Siobei 
beftanb  bie  Sorfc^ft,  bog  bie  9Bä^ler  ouS  Dtr- 
fd^iebenen  Stationen  unb  fiänbem  unb  Dier  auä 
ber  iHaffe  ber  SerDienten  gu  nehmen  feien.  S)ie 
SBal^I  erfolgte  burd^  @timmenme^r^  (Srt.  198 
bis  222).  Sie  gmeite  SteOe  im  Orben  n^m  bet 
@enef(^aQ  ein.  Sr  mar  ber  SteODertreter  b(§ 
SReifterS,  l^tte  allen,  aud^  ben  im  engften  ihtije 
gepflogenen  Verätzungen  beS  9)teifterä  anju- 
mol^nen  unb  befo^  überaO,  mo  biefer  nid^t  toox, 
meitgel^enbe  Sefugniffe.  S^m  folgte  im  Siong  ber 
aVlarfc^aU,  ber  SBorftanb  beS  lhiegSme{enS.  Skt 
Somtur  ober  Groftpräceptor  beS  ffönigrei^iSScni« 
f  alem  mar  ber  @(|a^meifter  beS  OrbenS  unb  Set- 
malter oder  feiner  Ibabe ;  in  feine  ^&nbe  gelangte 
aUeS,  maS  ber  SrüBerfd^oft  gulam,  unb  auf  %ct> 
langen  beS  SDleifterS  ober  angefe^ner  Stittn:  toot 
er  gur  9ted(|nungSablegung  Derpfiid^tet.  9u^bem 
mar  er  ber  SSorftel^er  ber  OrbenSproDing,  nad^ 
ber  er  ben  Xitel  führte.  S)er  Somtur  ber  Stobt 
3erufalem  Ifiatie  für  baS  @eleite  ber  $Uger  §ttm 
3orban  gu  forgen  unb  mar  ber  9Q3dd(|ter  beS  Jfd» 
Itgen  ftreugeS  im  ftriege.  S)er  S)ropier  ^e  bie 
ftleiber  in  iBermaltung  unb  mujste  ben  Stfibetn 
ben  iBebarf  retten.  S)er  Zurfopolier  mar  ber  9e* 
fe^IS^aber  ber  leidsten  »eiteret  (%rt  99-131. 
169—172).  (Einige  biefer  großen  OrbenSämtet 
befd^ranf ten  ftd^  auf  baS  ^eilige  Sanb,  anbete  be« 
ftanben  aud^  in  ben  ^roDingen,  nur  mit  geringetet 
Sefugni^  unb  Sebeutung.  2)ie  Sorftänbe  ber 
$roDingen  moren  bie  ^roDingiolmetfter  ober  Sanb* 
meifter,  aud^  ®ro^r&ceptoren  gntonnt;  fte  übten 
in  il^rem  »ereic^  bie  Sefugniffe  beS  9ReifterS.  2)ie 
eingelnen  ^ufer  ober  Sommenben  Dermolteten 
bie  Somture,  aiui^  ißräceptoren  unb  ^ülioen 
genannt.  9luS  ber  Sieil^e  ber  bienenben  93tubet 
gingen  bie  Unterbeamten  ^etDor:  ber  Untermot* 
fd^all,  ber  ©e^ilfe  beS  aRarfd^OS  in  Sefd^ffmtg, 
(Sr^altung  unb  Sert^eilung  ber  9Baf[en;  bei 
^Bannerträger,  bem  gugleid^  bie  Suffic^t  übet  üUe 
knappen  anoertraut  mar ;  ber  jfu^jcnmeiftet,  bet 
Sd^miebemeifter,  ber  Comtur  beS  |)afenS  Don 
Vccon.  %u|erbem  tonnten  bie  SeiDienten  ai4 
Somture  Reinerer  OrbenSbftufer  merben  {iQm» 
mmm  110—122;  $ru|,  entmidOung  [f*  vl]  4S 
bis  45).  S)ie  l^bc^fte  (Semalt  ruj^e  im  (Semtol' 
capitel.  (£s  mürbe  Dom  ®ro|mei{ter  berufen,  be* 
ftanb  aus  bem  (SonDent  Don  Semfobm  unb  ben 
a)^eiftern  unb  angefel^enfien  trübem  feber  $to* 
Ding,  l^tte  in  atten  mi(^tigen,  ben  gongen  Orben 
betreff  enben  9lngelegen^eiten  bie  Ie^e(Entf<^ung, 
übte  bie  ® ef ej^ebung  ouS  unb  emamile  bie  Otol* 
mürbentröger.  3nbejfen  trot  eS  nur  geitmet{e  unb 
im  ®an}en  feiten  in'S  Seben.  Xbat)ä(4li<^  toi^* 
tiger  mor  bober  ber  (SonDenL  £r  befkitb  avA 
bem  ®ro6meifter,  bet  ben  9$orM  fü^e,  feinm 
beiben  ^fftftenten,  ben  ®ro|müroentrögetn,  ben 
guföllig  in  3trufalem  anmefenben  $rootn^iol« 
meiftem  unb  ben  Stittem,  meb^e  ber  ®ro6mei|let 
gu  berufen  für  gut  fanb,  unb  i^m  bm  bie  rigtnt« 


1321 


Xempler, 


1822 


ft^e  SeUitiig  befi  OcbenS  gu.  Stefel&e  (ginrid^- 
tttng  bcflaiib  bonn  toit  für  ben  gefommten  Orbm 
jo  au^  für  feine  Xl^cile.  S)ie  $tot)iti}en  litten 
dcnfolA  t^r  CopUel  unb  il^en  £otU)ent,  iebe 
Costmcabc  i^  ^ouScopiteL  S)k  dopM  tourbm 
mit  gco^R  gfeierlk^IeU  abgehalten.  Seim  eintritt 
Mra^te  ftd^  {eber,  na^m  feine  ffo))fbebedung  ab 
mb  ^d^  ein  SBoterunfer,  beoor  er  fid^  fe|te. 
ßobolb  bo:  grd|ere  Xb^il  ber  ^Berufenen  fid^  em- 
offunben  l^oite,  forberte  ber  Sorftj^nbe  gum  ®e- 
bete  auf,  ber  RopUm  l^iett  eine  Slnfprod^e,  unb 
flile  Z^m  n^urbim  gef ^loffen ;  benn  ed  galt  als 
®efr|,  bo|  lein  Unberufener  ben  SBerl^anblungen 
on»o^,  unb  ba^  alled,  »aS  im  Capitet  berat^en 
Duibe,  mm  ben  SDlitgliebem  bedfelben  al§  @e« 
(etmnil  beUKi]^  toerbe.  S^erft  lamen  bie  93er« 
^(ungen  ber  93ruber  gur  Serbanblung.  Skber, 
ba  ft4  eines  Sergel^enS  beiDu|t  ttKir^  l^tte  Dor 
bem  Sorfi^ben  eine  Jhtiebettgimg  gu  mad^en 
onb  feine  SdnuSb  gu  betennen.  3nbem  er  ftd^ 
bann  entfernte,  mürbe  über  bie  aufguerlegenbe 
9u|e  berot^,  unb  ^ernadi^  em))fing  er  Don  bem 
9ocfl|enbcn  auf  bie  entbI5|te  @d^ulter  bie  S)iS« 
dpVoL  Sorotif  begann  bie  eigentlid^e  Serl^anb« 
tuag.  SBcnn  aide  ®egenftftnbe  erlebigt  toaren,  er* 
Mette  ber  Sorfij^be  bie  Statuten  beS  OrbenS, 
unb  jttl^t  ertldeilte  er  im  9lamen  ®otteS^  ber 
bnligm  Jungfrau,  ber  9I|)ofteI  $etrud  unb  $au- 
m,  beft  opoflolifd^en  SaterS  unb  aUer  Sräber, 
Die  tbm  bie  ®emalt  bagu  Derliel^en  l^aben ,  ben 
Dteuigen  SBti^ei^ng  (pardon),  ber  Stoplan  bie 
tbfoltttion  (absolution;  f.  9rt.  386—548). 
^  6txafen,  meld^  ber  Oroen  auferlegte,  maren 
je  nad^  ber  Serfel^Iung  f el^r  Derfd^ieben.  ^ei  flei- 
Mtm  Seblem  erfannte  man  auf  SiScipIin,  Saften, 
pcn  auf  bem  SBoben  u.  bgL ;  fd^mere  Sergeben 
hatten  ben  Serluft  bed  9RanteI8  unb  S{uSfto|ung 
anl  bem  Otben  gur  gfolge.  Ser  9u8fd^Iu|  mürbe 
oofiangt  megen  Simonie,  9RittbeiIung  bed  im 
fopM  Scc^belten,  Srmorbung  eines  Sl^rifien, 
Sidi^f,  Serlaffen  beS  Ig^aufeS  «,auf  einem  an« 
betnSBege  a&  burd^  bie  redete  Pforte'',  SReuterei, 
Scrtfl^  bcS  ^aufeS  unb  Uebergang  gu  ben 
Soraeenm,  ^ärefie,  Serlaffen  beS  SannerS  unb 
9nbt  taa  Sutd^t  Dor  ben  Saracenen  (%rt.  224 
U»  282),  eobomie  aß  ber  @unbe,  bie  fo  garftig 
vnb  cUerRgenb  fei,  ba^  man  fte  nid^t  nennen 
foüif ,  Steineib  ober  falfd^er  Sngabe  über  feine 
Sob^tniffc  bei  9ufnabme  in  ben  Orben,  (Em- 
|i(ang  ber  SBeil^e  ol^ne  Sinbolung  ber  erforbet^ 
li^ca  Crloubni^.  Ser  SuSgefto^e  mu|te  binnen 
40  Xogen  in  einen  ftrengem  Orben  übertreten ; 
wtfoumte  er  bie^  unb  mürbe  er  ergriffen,  fo  bü|te 
crinffettrn  («rt.  416—450).  S)ie  gmeite  Strafe, 
brr  !DerInfl  beS  SRantelS,  1^  ie  nad^  bem  Ser« 
geben  eine  Derfd^iebene  S^itbauer :  fie  erftredKe  fid^ 
Don  einem  Sage  bis  gu  einem  3a^e  unb  einem 
Zage.  Vit  So^I  ber  Serge^en,  meldte  fte  nac^ 
fi^  gogen,  mar  bementf^red^enb  giemlid^  gro^.  <Ss 
j(tm  eimä^ :  bel^Iid^er  Ungel^orfam  gegen  bie 
Scfe^  bcS  Obern,  Sd^Iagen  eines  SruberS, 


unter  Umftänben  aud^  Sd^Iogen  eines  Sl^riften, 
unftttlid^er  Serfel^r  mit  einer  S^au,  falfd^e  ^n- 
fd^ulbigung  eineS  SruberS,  infolge  beren  biefer 
aus  bem  Orben  auSgefto^en  marb,  S)rol^ung  mit 
bem  Uebergang  gu  ben  Saracenen,  Senlen  beS 
SannerS  unb  baburd^  oeranIa|te  Sd^äbigung  beS 
OrbenS,  eigenmöti^tige  Z^eilnal^me  am  ftanipf 
mit  9la(^t^U  für  ben  Orben,  löbtung  ober  Ser- 
pmmelung  eines  Sflaoen  ober  fßferbeS,  3agb, 
Serfd^enfung  oon  OrbenSeigentl^um.  So  lange 
bie  Strafe  bauerte,  mu|te  ber  betroffene  auf  bem 
Soben  effen  unb  mit  ben  SQaoen  arbeiten, 
breimal  in  ber  SEBod^e  bei  äBaffer  unb  Srob 
faften,  am  Sonntag,  bet)or  er  gum  ©otteSbienft 
gugelaffen  mürbe,  oor  ber  Xbüre  ftel^en  unb 
nad^  bem  ßDangelium  mit  nadCten  Sd^ultem  bie 
3)iSci{)Iin  fid^  ertl^eilen  laffen.  92ad^  überftan- 
bener  Strafe  mar  er  oon  ben  (S^renömtem  auS« 
gefd^Ioffen  unb  burfte  über  einen  Sruber  meber 
gel^ört  merben  not^  gegen  i^n  3cugni^  ablegen 
(«rt.  288— 266.  451-492.  587—623).  ©iefe 
Strafen  galten  aud^  ben  ff  aplanen ;  nur  erfuhren 
fie  bem  geiftlid^en  Staube  entf|)red^enb  einige 
ÜRobificationen.  Sie  ffapläne  empfingen  bie 
2)iScipltn  privatim,  l^atten  ftatt  ber  SRaocnarbeit 
ben  $falter  gu  beten  u.  bgl.  Surrten  fte  aber  ein 
unfUtlid^eS  geben,  fo  tonnten  fie  leidster  dS  ein 
anberer  Sruber  auSgefto|en  merben  (9lrt.  270 
bis  271). 

Sie  eble  @eftnnung,  meldte  ben  Orben  in^S 
Seben  rief,  befeelte  i^n  aud^  in  ber  S^Igegeit.  6r 
fämpfte  mit  Eingebung  unb  9uSbauer  für  bie 
Sa(^e  beS  ^ligen  SanbeS.  ^unberte  ))on  Zemplem 
ftarben  in  biefem  ffampfe  ben  ^elbentob,  fei  eS, 
ba^  fie  auf  bem  Sd^Iad^tfelb  fielen,  fei  eS,  bag  fie 
in  ber  ©efangenfd^ajt  als  2obn  für  il^ren  9Rut]^ 
unb  i^re  Xreue  bur4  ben  ergrimmten  Sieger  ben 
3U>b  fanben.  SIS  ber  Sultan  SibarS,  um  nur 
einen  berarttgen  3ug  gu  erm&l^nen,  nad^  ber  ßin- 
nal^me  t>on  Safeb  im  3. 1266  bie  Xempler  Dor 
bie  SBal^I  gmifd^en  Xob  unb  fforan  fteDte,  ent« 
fd^ieben  fid(|  150  9litter  für  ben  erftem.  SRit  bem 
SBad^Stl^um  griff  aber  aHmöIig  attd^  ein  anberer 
@eift  im  Orben  um  fid^.  9lad^bem  er  gro|  tmb 
reid^  gemorben,  moOte  er  füc  feinen  Xl^eil  unb 
maitd^mal  felbft  über  biefen  l^inauS  mid^  l^errfd^en, 
unb  er  oerf olgte  feine  Sntereffen  biSmeilen  in  einem 
a)toge,  bag  bie  allgemeine  Sad^e  ber  Sbnftenl^eit 
barunter  litt.  URmtd^eS,  maS  i^m  in  biefer  Se« 
giel^ung  »orgemorfen  mirb,  mag  o^ne  ®runb  unb 
einfad^  auf  baS  abmeid^enbe  llrtl^eil  ober  bie  9lb« 
neigung  berienigen  gurüdfgufübren  fein,  t>on  benen 
bie  Sn^age  ausging.  3m  S&gemeinen  aber  ift 
bie  Sd^ulb  nid^t  gu  beftreiten.  Sie  Haltung  ergab 
fid^  aud^  leitet  auS  bm  Serbältniffen.  9lad^bem 
ber  Orben  einmal  eine  SRad^t  gemorben  mar,  lag 
es  für  il^n  nabe,  ftd^  au(^  als  SDlad^t  gu  gebürben, 
unb  unter  Umftönben  tonnte  er  ftd^  üerfud^t 
füllten,  in  biefem  Streben  bie  ©rengen  gu  über- 
fd^eiten.  Segeid^nenb  ifl  in  biefer  Segiel^ung  bie 
SteOung,  bie  er  gegenüber  bem  $Iane  beS  Sffaf« 


1325 


Xemplet; 


1326 


tBiflont,  to  a)lei)lei  ber  bo]pM\kt,  mit  ben 
¥otkx«ätingm  )u  einem  tlngritf  ouf  IRl^obud 
brfii^ftigt,  bem  Stufe  niä^t  fofort  entf  pred^en  lonnte. 
aXoto^  langte  nD4  im  Spötl^rbft  1306  in  gfranl- 

in4  fln#  M  ^^i'^  >ni^  ^^^  $^ß/  tt^it  ^  {(^eint, 
ei|i  im  Scü^ia^r  1307  in  $oitieT8  |ufammen.  Sei 
ben  Unlmtbungen,  »eld^e  nun  fiottfanben,  iata 
mi^  bie  OrbenSfro^e  gut  Sptad^e.  Sie  no^ 
ooc^baic  Senljd^nft,  bie  9Rola9  bem  ^apfte 
ttbetm^te,  le^ni  bie  93erf(^mel)ung  ber  beiben 
OcicQf^afien  ab.  9Ri|6räu(l^e  n>erben  in  i^r  nid^t 
ftaütfgeimefen^  fie  mürben  alfo  tool^ISRoIoQ  ficgen- 
nber  US  ba^in  ni(^t  befonberS  betont,  ober  eS 
roar,  alS  fie  ertoal^nt  lourbcn,  bem  SJleifter  ge- 
bmgen,  ben  $ap^  bon  ber  ©runbloftgfeit  ber 
flnüage  gu  überzeugen.  Salb  aber  (am  ed  anberS. 
1ttt4  l^llUipP  ber  Sd^öne  fanb  fid^  bei  (^lernend 
in  ^ottietd  ein  unb  erneuerte  {eine  iHagen  gegen 
ben  Ctben ;  unter  Ruberem  f oQ  er  Don  ber  Ser- 
ctjtung  eine«  3bol8  feiteuö  ber  Sempter  ge{))ro($en 
toben.  S)ie  Slebraal^I  ber  Sarbinäle  lehnte  bie 
grf0ti)eitc  peinlidjie  llnter[ud(|ung  ab;  SIemenS  in« 
tf j^m  fagte  bem  ftönig  balb  (im  @d^reiben  Dom 
24.  Sugup),  ba  bie  Zempler  ben  SBefd^ulbigungen 
fi^goiüber  felbft  barouf  brangen,  eine  Unterfud^ung 
|tt«  unb  inbem  er  i^m  weitere  Snitt^eilungen  Der« 
fpni4«  erfüllte  er  i^n  um  ba§  ®Ietd(ie.  $^Utp)) 
tcmlcte  aber  bie  papftlid^e  Unterführung  nid^t  ab. 
Um  14.  September  mürbe  bie  Serl^aftung  ber 
innpler  unb  bie  IBefd^Iagnabme  Ü^rer  ©üter  be« 
f^loffen  unb  über  bie  SluSffibrung  ber  STta^regel 
eine  3nfhiiction  an  bie  föniglid^en  ^Beamten  er« 
laffcn.  f&orin  mirb  bem  Orben  )ur  Saft  gelegt 
bu  Serldugnung  beS  Ipeilonbed  unb  bie  9n|peiung 
M  Ihtuged  burd^  ben  9flecipienben,  unjüd^tige 
Jhijfe  unb  (Seftattung  ber  @obomiterei  ober  un- 
notürlidder  Unjuc^t  2)abei  mirb  bemerft,  ber 
flönig  ^be  biefe  Serbre^en  gun&d^ft  für  6r- 
finbungen  ton  Sf^inben  be§  OrbenS  geleiten ;  bei 
imbcier  Stoc^forfd^ung  l^ötten  ftd^  aber  graoirenbe 
Scrbod^ldmomente  ergeben;  er  fyiit  bie  Sad^e 
btt^  bem  $ap^e  mitgetbeilt  unb  ftd^  mit  ben 
ttidtru^en  unb  geifilid^en  ®ro^en  feines  SReid^eS 
beratben,  unb  ba  man  bie  ^tflagen  immer  ernfter 
bobe  nebmcn  muffen,  f^abt  tt,  fraft  fetneS  fönig- 
11^  %mtefi  |um  Sertbeibiger  be§  (glaubend  be« 
rufen«  befd^Ioffen,  bem  Snquifttor  auf  fein  93er- 
liingai  }ur  ppi(btgemö|en  Verfolgung  ber  9ln- 
getegcnbeit  ben  mettlid^en  9rm  )u  leiten. 

Shi  ber  3n{huction  i{l  t>on  meiteren  92ad^for* 
f^ungenüborbieSd^uIbbedOrbendbieSRebe.  9Iad^ 
bei  ic^ttn  Vita  oon  SlemenS  V .  in  ben  V itae  pa- 
pirnm  AvenionenBimn  Don  Saluge  (f.  b.  Slrt.) 
togm  ein  ebemafiger  Zempler  unb  ein  Särger  oon 
IBütinf  9fIomen§  @qutn  be  glorian  auf  einem 
fönigfi^en  Sd^Ioffe  in  ber  2)iöcefe  Xouloufe  megen 
Seibre^en  in  ^aft,  unb  ba  fte  feine  Hoffnung 
Mten,  mit  bem  Seien  baDon  gu  fommen,  beii^teten 
fie  eimmber.  S)er  Xempler  f oQ  babei  eine  SJtenge 
»on  (Sotüofigfeüen  er}&btt  (aben,  bie  er  bei  ^uf- 
nobme  in  ben  Orben  begangen  babe.  S)er  Sürger 


oon  SöjierS  l^be  baraufl^in  Derlangt,  t)Or  ben 
jfönig  gefäb^  }u  merben,  meil  er  il^m  bmt  t)or- 
tbeilbaf te  (Eröffnungen  m  mad^en  b^^be,  unb  nod^« 
bem  er  entfpred^enbe  3u{agen  erbalten,  l^abe  er 
bie  Seid^te  beS  apoftaftrten  XempIerS  mitge- 
tbeilt.  2)er  Aönig  l^abe  bann  einige  Templer  er- 
greifen laffen,  um  ftd^  meitere  jtenntnt^  ju  Der- 
fcbaffen.  2)ie  Srgäblung  finbet  ftd^  au^  in  ber 
ebronir  t)on  Siaani  (8,  92,  bei  Muratori,  Be- 
nun  Ital.  soript.  XDl,  429),  aber  mit  einigen 
^bmeid^ungen.  SDie  ©efangenen  erfd^einen  bi^ 
in  einem  ®efangni|  oon  ^anS,  ber  Sxtempler 
ate  au8  Sö}ier8  gebürtig  unb  $rior  Don  SDtont* 
faucon.  @ein  SHitgefongener  mirb  alB  uno  Noffo 
Dei  nostri  Fiorentino  begeid^net,  me^b^^  nian 
früber  gemöbnlid^  als  9lamen  bcS  gflorentinerS 
Sio^obri  ober  9loffo  S)ei  annabm.  Se^terefi  ift 
unrid^tig,  benn  SiHani  nennt  benfelben  fpötet 
einfa^  Noffo,  unb  \iatt  Dei  ift  fidler  )u  fd^reiben 
dei ;  er  bie|  alfo  mobl  menn  ni(bt  ein  Xe^tüer- 
berbnig  Dorliegt,  9loffo.  @d^ottmüIIer  (1, 720  bis 
731),  ber  baS  SBort  im  @inne  t)on  noTizio  faffen 
möd^te,  erflärt  bie  gan^e  Sr}ablung  für  eine  grunb- 
(ofe@age;  $ru^  (entmidnung243— 245)  finbet 
bogegen  nad^  älterem  Vorgänge  eine  Seftötigung 
für  fie  in  bem  Settel,  ben  $onfarb  üon  (Sifi,  ^rä- 
ceptor  oon  ^aqnS,  am  1 1.  Ütooember  1309  bei 
feinem  Serbör  ber  p&pftlid^en  Sommiffton  vor- 
legte (Michelet  [f.  u.]  I,  36),  inbem  ber  bier  er- 
mäbnte  Esquius  ober,  mie  oieüeid^t  }u  lefen  ift, 
Esquins  de  Floyrac  de  BiterriB  comprior  de 
Montfauoon  ni^t  alS  Templer  )u  faffen  unb 
bemgemäl  mit  bem  Squinue  de  Floriane  ciTia 
Biterrensis  ber  SlemenSbiograpl^ie  ju  ibentifi* 
ciren  fei  2)ie  Kamen  lauten  öbnli^,  unb  fte 
mögen  biefelbe  $erfon  begeid^nen,  ein  Sürger  auS 
Se}ierS  mag  aud^  in  ber  Xemplerfaibe  bie  StoUe 
eines  SnUdgerS  gefpielt  baben,  ber  übrige  Zbeil 
ber  ßr^ablung  aber  ift  in  l^obem  ®rabe  oerböibtig. 
SBenn  bie  gemaltigen  Sergel^en  in  bem  Orben 
fo  Verbreitet  maren,  mie  na(b  ber  Srga^Iung  an- 
5unebmen  ift,  fo  beburfte  cS  fd()merlid^  eines  fo 
au^erorbentlid^en,  man  möd^te  tagen  romanbaften 
^mittels,  mie  eS  bie  fraglid^e  Seid^t  ift,  um  )U 
ibrer  ffenntni|  }u  gelangen.  @ie  l^ötten  bei  einer 
großen  unb  auS  oQerlei  dementen  )u[ammen- 
gefegten  (SefeUfd^oft  taum  auf  längere  3eit  titc 
borgen  bleiben  lönnen,  unb  eS  ift  mebr  dS  auf- 
fatlenb,  bog  fie  gerabe  in  bem  vlugenblidte,  mo 
gegen  ben  Orben  ein  töbtlid^er  Sßiberfad^er  ftd^ 
erbob,  unb  auf  einem  fo  ungemöbnlid^en  SBege 
foHten  in  bie  OeffentUd(|feit  gefommen  fein.  2)ie 
3eugen,  bie  man  für  bie  6r}äblung  l^at,  fieben 
nid^t  l^od^  genug,  um  über  biefe  Sebenlenbinmeg- 
gu^elfen,  inbem  bie  fed^Ste  SIemenSbiograpbie  im* 
geföl^r  erft  ein  b^IbeS  ^c^^tl^unbert  nadb  ber  @e- 
fangennebmung  ber  Xempler  entftanb,  üHlIani  bei 
feiner  Sorliebe  für  SlnecbotenbafteS  bei  berartigen 
iDtittbeilungen  überbaupt  menig  (Slauben  oerbtent 
SSie  eS  ftd^  mit  ber  ge^imnilooflen  Seid^te 
üerbalten  mag,  bie  SuSfü^rung  ber  2htftruction 


1827 


ZtmpUt. 


132S 


»om  14.  Stpimitt  Ite|  nid^t  laitfie  auf  ftd^ 
tDorten.  9m  12.  Octo6er  1307  »ol^nte  9Ro(a9 
ber  Seid^enfeter  ber  mit  bem  ©rafen  Don  SSaloiS 
t)ermä^It  geioefenen  Ißtingeffm  mtl^arfam  Don 
Sonftantinopel  an,  n^oBei  i^m  ber  (E^renbtenfl 
eingeräumt  mürbe,  einen  3ipfd  beS  Sal^rtud^ed 
ju  leiten.  3n  ber  folgenben  9Iaii^t  fanb  bie  93er- 
laftung  fämmtlid^er  %tmpUx  in  Sfranfreid^  ftatt 
9lm  14.  October  mürbe  ben  (Eanonilem  Don 
9lotre«S)ame  unb  ben  SRagiftem  ber  UniDerjitflt 
bm:^  ben  @iegeI6ema]^rer  SBiD^elm  Don  9logaret 
nnb  ben  ^nquifttor  SBiD^elm  Smbert  omtlid^e 
9lad^ri(^t  Don  bem  (Sefd^e^enen  gegeben  unb  bobei 
Ott  meitere  jftage  Dorgebrad^t,  bo^  bie  OrbenS- 
))riefter  in  ber  SQteffe  bie  SonfecrationSmorte  auS« 
liefen.  9m  15.  October  mürbe  }u  meiterer  SRit- 
tl^eilung  eine  93oI!8DerfammIung  im  ©orten  om 
löniglid^en  Zoloft  geleiten.  9ud^  mürbe  SDbloq 
mit  etlid^en  feiner  ©enoffen  Derl^ört,  unb  fie  legten 
über  einige  ber  IHogeortifel  ein  ©eftönbni^  ob. 
S-nfoIge  befjen  ri^tete  ^^\üpp  bereits  am  16.  Oc- 
tober an  fömmtlid^e  g^ürften  ber  S^riften^eit  bie 
Sufforberung  }ur  ülod^ol^mung  feined  SBeifpielS. 
Salb  begann  bad  allgemeine  Serbör,  meld^ed  Ad^ 
in  ben  Xagen  Dom  19.  October  bis  }um  24.  9co- 
Dember  auf  138  Zempler  erftredtte.  ^nx  boS  93er- 
f  ol^ren  Bei  ber  Unterf ud^ung  mor  in  ber  änftruction 
Dom  14.  September  beftimmt:  man  foUe  ben  9ln- 
gefd^bigten  fogen,  mie  ber  ^ßQ))ft  unb  ber  ff önig 
burd^  mehrere  febr  gloubmürbige  Beugen  ou8  bem 
Orben  über  bie  ffe|erei  beSfelben  unterrichtet  feien, 
befonberS  über  iene  S)inge,  bie  fie  bei  il^rem  Ein- 
tritt unb  ibren  ® elubben  tl^un ;  man  foUe  il^nen 
Sergeil^ung  Derf))red^en,  menn  fie  bie  SBol^rl^eit 
unter  ber  Stfidtfel^r  jum  ©louben  ber  ffir^e  ge- 
ftel^en,  onbemfoSd  il^nen  Serurtbeilung  )um  Xob 
in  Sudftd^t  ftellen :  man  folb  enblid^  fie  mit  oll- 
gemeinen  9Borten  fo  lange  ouSfrogen,  bis  man  bie 
SBol^rl^eit  ou8  i^nen  }ie^e,  unb  fie  gum  Seborren 
in  biefer  äBol^r^it  ermabnen.  92euerbing8  l^at 
man  bebouptet,  boS  Sorgel^en  beS  ffdnigS  fei,  fo- 
fem  eS  ftd^  gunad^ft  nur  um  bie  ein}elnen  Xempler, 
Tiid^t  um  ben  Orben  l^nbelte,  nod^  ben  Kegeln 
unb  ©runbfä^n  ber  gnquifttion  ni(|t  ungeje^lid^ 
gemefen.  gebenfons  entbielt  eS  ober  nod^  ben 
DorouSgegongenen  Serbonblungen  unb  3i^<>g^ 
beS  ^opfteS  gegen  biefen  eine  gro^e  9iüdffui)tS- 
loftgfeit.  Siemens  Y.  erbob  be^b^^Ib  am  27.  Oc- 
tober bittere  ffloge  unb  Dcriongte,  ba|  bie  gefan- 
genen Xempler  unb  bie  einge}ogenen  OrbenSgüter 
möglid^ß  bolb  an  Hß  ausgeliefert  mürben.  S)er 
ißroteft  modelte  geringen  SinbrudC;  bie  SBerböre 
nol^men  il^ren  gfortgong.  S)ie  beiben  Sarbinäte, 
bie  ber  $opft  als  SJertrouenSmünner  on  ben  ffönig 
obfonbte,  ftonben  biefem  }u  nobe,  um  ibm  ftorf 
^tgegenjutreten.  SIemenS  lam  ober  oud^  felbft 
olsbolb  bem  ffönig  entgegen  unb  befal^l  in  ber 
SuIIe  Pastoralis  praeeminentiae  Dom  22. 9lo- 
Dember  ebenfoQS  atten  Surften  bie  Serboftung  ber 
Xempler  unb  bie  Sefd^Iognal^me  i^rer  ®üter.  S)er 
@d^ritt  mar  Derbdngni^DoS ,  boS  @d[|idfal  beS 


OrbenS  mar  mit  ibm  fo  giemlid^  befiegett.  Sbuib 
einiger  3eit  fud^te  Clemens  ben  S>ingen  oOerbingS 
nod^  einmal  eine  SBenbung  }u  geben,  inbem  n, 
mol^rfd^einlid^  im  äonuor  ober  gfebruor  1308,  bie 
SoQmod^t  ber  Snquifitoren,  ber  S)ominiconer  unb 
ber  SSifd^dfe,  fuSpenbirte;  bie  SRo^regel  mürbe 
ober  nid^t  oufred^t  erl^olten.  ®er  ftbnig  Don  gronl- 
reid^  geriet)^  nämlicb  über  fie  in  äButb^  tmb  eS 
mürbe  SlDeS  oufgAoten,  um  jie  mirfun^BIoS  unb 
rüdgdngig  ju  mod^en.  SRon  futbte  bafut,  fieilid^ 
Dergeblid^,  einen  günftigen  93efd^b  Don  ber  Uni« 
Derfität  $oriS  gu  geminnen;  mon  rief  bunl^  gflug« 
fd^riften  bie  öffentliche  IDleinung  gegen  ben  ^jl 
ouf  unb  brol^te  ibm  felbft  mit  bem  Jletfergctiibt, 
menn  er  feiner  ^flid^t  gegen  bie  ftej^  nid^t  nod^ 
lomme.  3n  SourS  mürbe  im  SRoi  1808  eine 
IßotionolDerfammlung  Deronfioltet,  unb  menn  Sbel 
unb  @eifttid^teit  ftd^  Dielfod^  ferne  l^ietten,  fo  mar 
ber  britte  Stonb  um  fo  |ablreid^er  Dertreten.  Z)ie 
Xeid^Sftänbe  gingen  ouf  bie  iBorfd^Ifige  bcS  ffb- 
nigS  ein,  bie  Zempler  mürben  beS  XobeS  für 
fd^ulbig  erllört,  unb  ber  92otion  ftd^er,  Derfügte 
jid^  ber  ftönig  nod^  ^oitierS,  um  mieber  mit  bem 
ißopft  gufommengutreflen.  SS  fom  }u  langen  unb 
emften  9)erbanblungen.  ^l^Uipp  Derlongtc  burtb 
feinen  Stat^  SBiT^etm  Don  !ßlafian  ungefdumte 
sBeftrofung  ber  Sempier,  ba  fie  bereits  cid  f^ä- 
retifer  erfunben  mcrben  feien.  Clemens  erneuerte 
feine  Sefd^merben  unb  mieS  bie  Sinrebe,  bol  ber 
ffönig  nur  burd^  ben  ^nquifttor  ge^tü)elt  $abe, 
mit  ber  Srtlärung  ob,  bo|  eine  angelegen^  Don 
fo  l^ober  Sebeutung  nid^t  ol^ne  SBiffen  imb  3»' 
ftimmung  beS  Ober^upteS  ber  ffird^e  angegriffen 
merben  bürfe.  3Ron  fud^te  (Siemens  mit  bem 
$ro)e|  gegen  SonifotiuS  YIII.  gu  f t^reden.  3n« 
beffen  miberriet^  auf  ber  onbem  Seite  bie  mit  bem 
Xobe  beS  ffoiferS  9Ubred^t  am  1.  Stoi  1308  an- 
getretene polittfd^e  Soge,  gu  meit  gu  geben.  S)enn 
bo  Wlipp  gur  S)urd^fu^rung  beS  ^loneS,  bie 
erlebigte  Äoiferfrone  feinem  Sntber  gu  Derf  d^ffen^ 
ber  Unterftü^ung  beS  $apfteS  nid^t  entbebren 
founte,  fo  mu|te  er  einlenfen,  obne  freilid^  bo9 
^eft  ouS  ber  l^nb  gu  geben.  Seine  Sorfd^Iäge 
mürben  fd^Iieglid^  mit  geringen  %enberungen  Don 
Clemens  ongenommen.  9lad^  biefem  Uebetttn« 
fommen  merben  bie  Zempler  bem  ^opft  über« 
geben;  biefer  betraut  mit  i^rer  SBemod^ung  ben 
ftbnig,  ber.  fie  bem  ^{t  unb  ben  ^roloten  ^ur 
erfüflung  il^rer  Obliegenbeit  fte tS  ouf  SBertonaen 
Dorf ül^ren  mirb.  S)ie  Stfd^öfe,  beren  ShotSbictton 
mieber^ergefte&t  mirb,  merben  bie  eingelnen  Xem» 
pler  in  ibren  S)iöcefen  rid^ten,  ouSgenommen 
bie  ©rogmfirbenträger,  über  bie  mie  übet  ben 
gangen  Orben  boS  Urtbeil  bem  topfte  Dorbe^ten 
bleibt.  S)ie  @ater  beS  OrbenS  merben  im  Saue 
feiner  Suf^ebung  für  boS  l^eilige  Sonb  Denoenbct 
merben.  3ur  Sermoltung  ber  ®äter,  bie  ber 
ftönig  ebenfalls  bermiSgibt,  merben  ber  ^ßopfl  nnb 
ber  ^5cefonbif(bof  {e  eine  ^etfon  ernennen,  unb 
menn  ber  fibnig  eS  münfd^t,  merben  fu  bogu  foltbe 
^fonen  mahlen,  benen  er  befonbereS  Vertrauen 


1S29 


Xemplet. 


1880 


MoA.  S)ie  SertDQlier  toetbm  eiblid^  eine  gute 
9m!^^ng  geloben  unb  über  biefelbe  ge{e|Ud^e 
SMMf^oft  oblegen.  Sor  ber  Sbreife  beS  ßönigS 
imxb  brr  ^^fi  mif  oemünftige  unb  ehrbare  SBeife 
bol  bea  gonjen  Orben  Setreffenbe  tiorfel^.  9(uq 
vitb  er«  tMtl  bem  fffinig  fo  Diel  boran  liegt  für 
Ml  ShfHtution  ber  Snquifttoren  forgen,  bamit  fie 
Mntnt  mit  ben  ^röToten  gegen  bie  einjelnen  9nit- 
gfttber  bcS  OrbenS  Dorge^en  fBnnen.  SMe  9lb- 
mod^g  tourbe  burd^  9u8fte&ttng  einer  Stei^  bon 
OtfunbcR  in  ber  erßen  ^ölfte  beS  ^Ronatd  3uli 
1808  brfiegeti  9m  5.  3uli  tourbe  inSbefonbere 
ben  fnin|5^{d^en  gnquifttoren  unb  Prälaten  bie 
Jurilbidion  mieber  gurficfgegeben,  oucq  bem  @ro|« 
t]U|Bi|ttor  nnb  tömglid^en  IBei4tt)aier  SBil^elm 
Jinbert  Serjeiljung  erttfeilt.  —  ffien  SJer^cnb« 
bmgßi  ging  ein  SSerl^dr  )ur  @eite.  ^l^ilif))  Iie| 
TS  gefangene  Xempler  nod^  ^oilierS  ffll^ren,  unb 
Oemenl  beouftragte  mit  i|rer  Semel^mung  fed^S 
Cotbindlc.  biefelbe  fanb  in  ben  Xagen  oom 
28. 9imi  tid  }um  1. 3uli  fiatt,  unb  am  2.  Sult 
folgte  ttod^  ein  fummarif^eS  SBerbör  Dor  bem 
^%  ba  biefer  begreifli^enoeife  ni(^t  ollen  ein- 
lebien  Qemel^mungen  ontt)o(nen  tonnte.  Son  88 
bCT  72  Serb5re  liegen  no^  bie  ^rotocoüe  oor 
ff.&ftottntfiDer  n,  7—71).  3)ie  SuSfagen  »oren 
mt^tfcK^  fSr  ben  Orben  belojienb^  nomentlid^ 
tnube  üon  ben  9Reifien  bie  Serläugnung  S^rifti 
rnib  bie  Snfpeiung  bed  Ihreuged  }ugegeben.  3ene 
3etigniffe  tonnten  ober  nid^t  genügen ;  fie  rül^ren 
Svm  giS^m  Xf^  oon  imtergeorbneten  $erfonen 
)cr;  beim  unter  ben  88  unS  befonnten  Stu^m 
Mren  16  Seroienten,  18  SHtter,  meift  ^roce))- 
torm  Hon  OrbenS^äufem  in  gronfreid^,  ein 
ttaplan^  S  e^malige  %mpltt,  barunter  2  @er- 
oienten.  !^  SuSmol^I  ber  3eugen  mürbe  }ubem 
oom  ff5ntg  unb  feinen  Organen  getroffen,  unb 
iio4  bem,  umg  gefd^e^en  unnr,  Derfie^t  eS  fid^  oon 
felbf),  ba^  mon  bem  $opfte  £eute  fd^idHe,  Oon 
ticnen  rine  Sluebge  im  Sntereffe  ^$]^Ut})pd  ober 
im  Sinne  ber  Slt^age  fidler  )u  ertt)arten  toor. 
Sa  bie  Unterfud^ng  auf  ben  gangen  Orben  ouS* 
gcbebnt  toerben  f  oQte,  mußten  oor  SOem  oudE)  bie 
@to^ilrbentrögeroemommenn)erben.  Sl^reSor- 
füfr^nng  umrbe  bereits  Snbe  ÜRoi  ober  Anfang 
3mii  jugefagt,  fte  mürbe  ober  fietS  l^inoudge- 
^oben  unb  fam  üittfyxvipt  nid^t  ooHfianbig  }u 
etrnibt  f^lfilipp  erflärte  gule^t,  bo^  bie  OrbenS- 
tkan  oon  il^rem  bisherigen  &Qftort  Sorbeil  bis 
imn  6(|Io^  (Sopnone  ober  Sbinon  gefommen 
fttrn,  ba^  aber  einige  oon  il^nen  toegen  fd^toerer 
Cifron&mg  auf  feine  SBeife  mel^r  bie  @trede  bis 
ll^ottietB  gurflAegen  fSnnten.  Sr  fd^Iug  cor,  bie 
C6eren  burd)  Sorbinfile  in  S^inon  oemel^men  gu 
foffrn.  !Rai!b  bem  (Song  ber  ßreigniffe  ober  bem 
Satmn  ber  folgenben  Süllen  gu  fd^Iiegen,  fd^int 
rr  neiter  bcontrogt  gu  b<iben,  einfimeilen  bie  if 
jügO^e  OttUe  gu  erloffen,  ba  bod  SRefuItot  ber 
Scnie^mung  burd^  bie  oon  ber  UniDerfttat  be« 
gtotbigtcn  frfi^ren  StuSfagen  fd^on  befannt  fei 
mib  bie  aSgemeine  Serl^o^ng  leinen  9(uffd^ 


bulbe.  S)od^  ift  ber  SBiberfprud^  gmifd^en  bem 
2)atum  unb  bem  Snl^It  ber  SuIIe  Fadens 
misericordiam  oud^  burd^  bie  Snnal^me  gu  er- 
Hören,  bo^  bie  Ausfertigung  erft  mel^rere  Soge 
nod^  bem  SeurfunbungSbefe^I  ftottfonb,  fo  ba| 
boS  bagmifd^en  liegenbe  SSer^ör  in  ber  SuUe  nod^ 
berüdffid^tigt  merben  lonnte.  S)ie  ^Itung,  bie 
^^ü\pp  bi^  eimtol^m,  ift  im  ibä)^tn  ®rabe  Oer- 
bö(^tig.  2)0  nur  einige  ber  ©ro^toürbenträger 
fron!  gemefen  fein  fotten,  fo  tonnten  menigftenS 
bie  übrigen  bem  ^fle  oorgefübrt  merben,  unb 
menn  bie|  gleid^mol^I  nid^t  gefd^ob,  f o  brängt  [td^ 
mit  9lot]^menbigfeit  ber  Srgmobn  auf,  ba|  ber 
ffdnig  fte  nid^t  unmittelbor  oor  ben  $a))ß  tommen 
loffen  monte,  meil  er  befürd^tete,  fie  möd^ten  ibn 
für  eine  beffere  Snfd^ouung  t)om  Otben  geminnen, 
unb  fomeit  bie  ffronfbeit  mirQid^  beftonb,  bürfte 
fie  eine  Sfotge  ber  b^^rten  SBel^onblung  begm.  ber 
Xortur  gemefen  fein.  SBie  ober  boS  SJerfobren 
erfidrt  merben  mag,  Clemens  ging  ouf  ben  Antrag 
ein.  2>emgema^  mürbe  bereits  om  12.  Auguff 
1808  mit  ber  SBuQe  Faciens  misericordiam  eine 
allgemeine  Unterfud^ung  beS  OrbenS  onbefobten, 
burd^  bie  SBuUe  Begnans  in  coelis  t)om  gleid^en 
Zog  gur  Sntfd^eibung  ber  Angelegenbeit  eine  all- 
gemeine €t)nobe  ouf  ben  1.  October  1810  nod^ 
Siienne  ongefagt.  2)aS  Serb^r  ber  OrbenSoberen, 
ouf  boS  in  iener  SuEe  bereits  Segug  genommen 
ift,  fonb  burd^  bie  Sorbinöle  Serengar,  Stephan 
unb  Sonbulf  Dom  SomStog  bis  S)ienStag  nod^ 
TOoriä  ^immelfabrt,  b.  b-  om  17.— 20.  «uguft, 
ftott  (ber  SBorfd^Iog  oon  ^ru^,  Sntmidlung  249 
bis  251,  in  bem  Serid^t  ber  oerl^örenben  Sor- 
binfile  Yisitationem  ftatt  assnmptionem  gu  lef en 
unb  boS  SSerbör  mif  ben  6.-8.  3uU  ongujeten, 
fd^eitert  on  ben  SBod^entogen).  Su^er  bem  ®ro|- 
meifter  mürben  oier  (Sto^pröceptoren  unb  auf 
Serlongen  SRoIo^'S  oud^  noq  ein  gu  feinem  ^ouS- 
ftonbe  gel^öriger  Seroient  oemommen.  S)qS  Sr- 
gebni^  mor  im  SBefentlid^en  boSfelbe  mie  beim 
Serl^ör  oon  $oitierS.  9iod^  ber  Stellung,  meldte 
Siemens  bei  ben  legten  Serbonblungen  oon  ^oi- 
tierS  onmälig  einnol^m,  mar  bie  Angelegenbeit 
überboupt  im  ®runbe  entfd^ieben.  ^^l\pp  IV. 
monte  unbebingt  bie  Sufbebung  beS  OrbenS;  bie 
3nquifition  l^atte  mit  ii^ren  SDUtteln,  Sro^ung 
unb  Sfolter,  bereits  reid^eS  !DlaterioI  gu  feiner  93er- 
urtl^eilung  gu  Xoge  geförbert;  ber  Singige,  oon 
bem  eine  Slettung  gu  erhoffen  mar,  botte  fid^,  ftott 
mit  möd^tigem  Arme  eingugreifen,  bie  ^onbe  ge- 
bunben.  ^äl^enb  ber  $apft  früber  bie  Anfd^ul- 
bigung  mieberbolt  begmeifelt  unb  bem  3)rangen 
beS  ffönigS  gegenüber  bis  bobin  in  ber  ^upt- 
fod^e  fid^  oblebnenb  ober  ouSmeid^enb  Derl^olten 
botte,  fam  er  ibm  t)on  je^t  on  mebr  unb  mel^ 
entgegen ,  unb  nod^bem  er  fid^  oon  bem  gemalt« 
tl^otigften  unb  rüdtftd^tslofeften  Surften  ber  Seit 
botte  umgarnen  loffen,  mor  ein  Sntfommen  ouS 
be[fen  ®emoIt  foum  mebr  mög(id^. 

3unäd^{l  moren  bie  %tmpUx,  um  für  boS  Ur- 
tl^eil  boS  erforberlid^  aofloteriol  gu  befd^ffen. 


1331 


itmpltx. 


im 


allent^albfn  gu  Derl^örcn.  Sie  SuIIe  Fadens 
misericordiam,  bie  für  bie  Derjc^tebenen  £än- 
bft  unb  $roDin)en  in  ja^Ireid^en  Sfemploren 
ausgefertigt  tDUxU,  orbnete  gu  biefem  IBe^ufe 
Sommijfionen  an,  für  bie  ^iöcefm  befte^eiib 
ou8  bem  Sif^of,  gtoei  £omI|enen,  gtoci  2)omi« 
nicanem  unb  gmei  gronciScanem,  für  grö^ 
Sprengel  befteljiaib  auS  einer  ^nga^  ton  Prä- 
laten imb  anberen  für  bie  ^u§fü^rung  erforber* 
lieben  ^ßerfonen.  S)ie  fünfte,  na^  benen  inqui* 
ritt  toerben  foUte,  »aren  fe^r  ga^lreid^,  baS  93er« 
geic^ni^  lief  auf  127  g^gen  an  (llichdet  I, 
89—96).  ®o  bie  erfte  3lufforbenmg  gum  6in- 
fd^reiten  nic^t  überaE  entfprec^b  befolgt  mürbe, 
ergingen  n)eitere  Sd^reiben.  91m  30.  S)ecember 
1:308  »urbe  bei  Strafe  beS  93anned  unb  änter* 
bicted  geboten,  ben  Semplem  fortan  nid^t  mel^r 
^ilfe,  9iat^  ober  @unft  toeber  öffentlid^  nod^  ge- 
l^eim  gu  enoeifen,  ^e  t)ielme]^r  ubcraD  gu  t)er^ften 
unb  ben  S)ioce|Qnbifci^5fen  gu  überliefern,  ^ür 
t^ranfreic^  würbe  Dom  ^ßapft  eine  @eneraIcom« 
mijfton  ernannt,  befte^enb  au8  bem  ßrgbifd^of  Don 
9larbonne,  ben  93i)d^öfen  Don  3JltnlSt,  Sapeuf 
unb  Simoged  unb  Dier  S)ignitacen  gleiten  9{anged. 
Sie  foUte  baS  IBerl^ör  in  ber  fßroDing  Send,  gu 
»el^er  ^riS  ge!)örte,  beginnen  unb  bann  gur 
(^ttung  i^rer  Obliegenheit  bie  ad^t  anberen 
frangöfif(|cn  ^roDingen  bereifen,  ^uf  S)rängen 
beS  i^önigS  erl^tclt  fte  aber  einen  ftönbigen  Si|  in 
Hiari§,  unb  bie  2:empler,  bie  etwa  gur  ffiertl^cibi» 
gung  be§  Crbcn§  bereit  mären,  foUten  ba^in  ge> 
bracht  werben.  $^t(ipp  wollte  ol^ne  3^Hf(I  ^i^fc 
^(norbnung,  um  ben  @ang  ber  Ser^anblungen 
leichter  überwad^en  unb  beeiufluffen  gu  fönnen; 
feine  ^Beamten  WcnigftenS  wol^nten  fletä  ben  ©er- 
hören an.  SDie  Sommiffton,  beren  ^rotocoQe 
burd^  ^Itd^Iet  Der5ffentlid^t  würben,  begann  il^re 
Sl^ötigfeit  am  7.  ^uguft  1809  unb  (üb  am 
9.  Sluguft  burd^  ein  ^u§)d)reiben  oQe  Sempier 
ein,  am  12.  9}oDember  Dor  i^r  gu  erfd^einen  unb 
in  Sachen  be§  OrbenS  ein  3cugni^  abgulegen. 
S)ie  ^ufforberung  würbe  aUmöIig  befolgt,  ^m 
26.  9bDember  fanb  fid^  Tiolar^  ein.  9113  il^m  bie 
^iuSfagcn  üorgcicfen  würben,  bie  er  gu  ß^inon 
gemacht  l^abcn  foUte,  proteftirte  er  gegen  fie  in  ge- 
waltiger gntrüftung.  9luf  bie  Ctommiffion  ma^te 
bie  grflärung  geringen  ßinbrudf.  6iucr  ber  6om- 
mifföre  wieg  il^n  Dielmel^r  auf  ba§  SooS  berjenigen 
J)xn,  weirfje  bie  ffird^e  als  ffe^er  erfcnnc.  3"bem 
oud^  ber  anwefcnbe  SRitter  SBilljelm  Don  ^lofwn, 
ber  Sßcrtraute  beS  ffönigS,  \\(i)  in'8  ÜJlittcl  legte, 
erbat  TOoIap  fid^  gwei  Sage  Sebenfgeit,  unb  aI8 
er  wieber  er|rf)ien,  Dergid&tcte  er  auf  bie  SSertl&eibi- 
gung  in  ^Inbctrac^t  bc§  ÜJiangelS  ber  erforberlid^en 
DJ^ittcI  unb  ©ele^rfamfeit  unb  mit  einer  furgcn 
ßrflärung  über  bie  Serbienfte  beS  OrbenS,  mit 
Sct^eucnmg  feiner  Sed^tgläubigfcit  unb  mit  ber 
53itte,  möglid^ft  balb  Dor  ben  ^eiligen  Soter  ge- 
führt gu  werben,  ber  \\ä)  boS  Urt^eil  über  i^n 
Dorbc^olten  l^bc.  Unter  ben  Semplem,  bie  in 
ber jelben  3cit  Demommen  würben,  bcfanb  fid^  ber 


SRitter  $onfarb  Don  ®ifl,  ^rftctpior  Don  ^(kqnL 
6r  erfl&te  bie  IBefc^utbigungcn  gegen  ben  Cta 
mit  Sntf^ieben^  für  falfd^  unb  begeic^nete  tn 
gfoüerquaien  ober  bie  9(ngft  Dot  i^ncn  ci&  ttt 
Urfac^  ber  erfolgten  @eftanbniffe,  inbem  ci  bip 
bemerfte,  ba|  er  felbfi  gefoltert  oorben  fei,  imb  Ui 
in  $ariS  alletn  36  trüber  buxf^  bie  golter  ge^G^ 
ben  feien.  S)a  bad  SitationSebict  6i§^  üieijo!) 
nid^t  Derfünbigt  worben  txxir,  toutbe  )e|^  etmnou 
Sorlabung  auf  ben  3.  Sebnior  1310  angfutad, 
unb  \>a  ber  ftönig  berfelben  feine  Untctflü|a| 
lie^,  trafen  nod^  einiger  3cit  ouS  ollen  $roiraqa 
S^aaren  Don  Xempicm  auf  SBagen  unb  mit  Itcttn 
gefd^^loffen  in  $arid  ein  unb  erft^ienen  in  berSot 
Dom  3.  gfebruar  bis  gum  28.  a)lan  1310  m 
ber  päpftlic^en  Sommiffwn.  S;ie  meiften  exflänn 
fid^  gur  unbebingten  ^ert^eibtgung  beS  DM 
bereit,  Diele  mit  bem  Seifa^ :  ^bis  gum  ixit»'. 
IBon  einem  Sempier  auS  bem  Srgbisibum  Sai 
würbe  aud^  erflört,  ba^  bereits  35  Srübei  ob 
Opfer  ber  gfolter  unb  onberer  Seiben  genwibn 
feien.  9lm  28.  SRärg  würben  fömmtlid^Zemife 
549  an  ber  3<^^l,  im  @arten  hinter  bem  fi^ti' 
liefen  $alaft  Derfammelt  unb  bie  127|$rDgeaniU 
Dorgelefen.  Sie  SJerfammelten  erflärten  fi4|  A 
gur  Sert^ibigung  bereit,  unb  ba  bie  Oomo^ 
Derlangte,  fte  foUten  bagu  eine  9lnga^  DonScoofl' 
möd^tigten  wählen,  bie  Sempler  aber  o^  Qf 
neldmigung  beS  ®ro^meiflerS  auf  ben  Sorf^kl 
ni^t  einge^  woQten,  bim  eS  gu  eing^tccbci 
SSer^anblungen.  Sabei  traten  bie  gärten  ju  in^, 
weld^e  bie  @efangenen  gu  erbulben  Rotten:  d 
würbe  geflagt,  ba^  fie  mit  ben  not^wenb^ 
93ebürfniffen  fd^Ied^t  Dcrfel^en  feien,  ba|ben^pui» 
benben  bie  Sacromente,  ben  ®efbrbenen  biegt» 
weihte  erbe  Derweigert  werbe.  Um  bie  fBtS/i  te 
$rocuratoren  gu  f örbem,  befud^te  bonu  ba  $n)ti" 
coUfü^rer  mit  Dier  92otaren  bie  eingelnen  ^äofs, 
in  benen  Sempier  untergebrod(yt   waren,   ti 
meiften  woEten  aud^  je^t  nod^  feine  SeDoÜrnä^ 
tigten  ernennen.  Sa  fie  aber  mü  bem  fi^  nM^ 
ftanben  erflärten,  WaS  bie  OrbenSprieftcr  $(« 
Don  ^Bologna  unb  9tenaub  Don  ^roDinS  foiro  liic 
SRitter  SBil^lm  Don  Sbambonnet  unb  Seitmil 
Don  SartigeS  für  ben  Orben  Dorbringen  toüta. 
iebod^  nid^t  mit  bem  ®egent^eil^  fo  fu(^  VvPß 
eine  3^itl<ntg  für  ben  Orben  boS  SSort,  iate 
fie  nomentlit^  bem  Skrl^ör  contra  ordinem  » 
wollten,  baS  am  11.  Slpril  begann,  bis  ein  Soc 
f aU  i^nen  flar  mad^,  ba|  t^r  SBirfra  ni#  v 
erfolglos,  fonbem  für  fvt  felbft  (ö^fi  grictp 
lic^  fei.    Anfang  ^ril  1310  enunudi  fÜ- 
lipp  lY.  feinen  ®ünftling  ^^ilipp  dob  Sb> 
rignQ ,  SBruber  beS  SRinifterS  enguernmb  w 
93kngm,  mit  päpftli(^er  3uftimmung  gns  &f 
bijd^of  Don  SenS,  unb  im  nöd(^ften  Stmufc  kp 
auffaltete   biefer   fofort    eine   $roDingialfBi»^ 
in  $ariS,  um  feinerfeitS  in  bie  Sc«plafn|t 
eingugreif en  unb  Don  ber  SSertl^ibigung  beSC^ol 
abguf^redfen.  Ißeter  Don Sologim  legte  gicgnM 
93orgcl)en  am  10.  URai  Der  ber  Sommiijirt 


1333 


Xemplet. 


1834 


Bp^Kflaflim  eht  Die  Sommiffion  ertlärte  ober, 
fi4  in  bte  Sngrlegcn^ett  nic^t  mifd^n  gu  bürfen, 
bo  \hx  (habif^of  feine  iBoUrnad^t  ebenfo  mie  fie 
pom  $ap^e  (übe.  Sie  SBerbanblungen  gingen 
auf  beiben  @eitfn  toeiter,  unb  »dl^enb  bed  93er- 
\fM  Dom  12.  !Dlai  erfuhr  bie  Sommiffton,  hai 
noS^  bem  Urt^eil  ber  $n)Din)iQl{Qnobe  54  Xem))Iei 
aud  ber  SoijH  berer,  bie  {id^  jut  SJert^eibigung 
botil  aFlört  Ratten,  old  StudfäQige  berbrannt 
orrbcn  foUten^  loeil  fie  il^re  frül^eren  9(u8fagen 
inrndgcnommni  l^otten.  2)ie  (Eommiffton  bot, 
iroE  Sejiuqung  über  bie  Slod^rid^,  fofort  tim 
Üujl^nb  mtb  genauere  Unterfud^ung ,  ba  tiele 
icntdcc  in  ber  XobeSftunbe  für  bie  Sd^ulbloftg- 
lA  M  Orbend  3eugni^  obgelegt  l^otten,  ba  ^e 
(mbentfolli  t^re  Aufgabe  nid^t  koeitetK^ren  lönne, 
tnbem  bie  ftunbe  bie  t^orgefül^rten  Saugen  fo  er- 
jdurdt  V^/  ba|  fie,  i^rcr  @inne  nicl^t  mel^r 
mächtig,  jur  9blegung  oon  3«ngni^  unf  äl^ig  feien, 
ba  fion  ben  (Sefangencn  enbli$  Appellation  bei 
üfc  eingelegt  loorben  fei  S)er  Srjbifd^of  unb  feine 
gQnoU  bürden  aber  bei  bem  Sludfprud^.  S)ie 
IVntrttieiltcn  mürben  nod^  on  bemjelben  Xage 
oabnumt,  unb  aQe  befannten  in  ben  gflommen 
bie  Sieb4eit  beS  OrbenS.  %i^i  Xage  fpäter  folgten 
ibncn  in  fßärifS  oier  meitere  Opfer  nad^,  in  einigen 
I3o4en  eine  gr5|ere  ^ingal^I  in  ben  ^roDinjen. 
Der  6d^log  Dom  12.  fßlai  »irlte  betöubenb. 
3oyiri4e  Xempler  t^id^teten  auf  bie  äJert^i- 
UgBng.  mehrere  9RitgIieber  ber  Sommiffu>n  }ogen 
{t($  iitmif,  unb  ber  9lefi  oertagte  am  30. 3Sla\  bie 
gi)uiigcn  bid  }um  3.  Slodember.  SDa  aber  aud^ 
ic|t  nur  brci  2)elegirte  ftd^i  einfanben,  teurbe  bie 
i^^Obit  erft  am  17.  ^ccember  loieber  ouf- 
gaiommen.  2)aS  toeiiere  Srgebni^  Iie|  fid^  un« 
iAioer  »orauefe^en.  IBei  bem  Sdtireden,  ber  feit 
bem  Sutobofö  Dom  12.  ÜRai  auf  ben  Slemplem 
lagerte«  tDor  nur  me^r  feiten  eine  freie  SluSfage  gu 
RiDotten.  S)ie  SSer^nblungen  f  d^Ioff  en  am  26.  SJlai 
1311  (cS  maren  im  ©angen  231  3nigen  t>ttf)M 
motben)«  unb  om  5.  3uni  tt)urbe  ein  S9erid^t  an 
ben  ^^opjl  cingefd^idt  —  3)ie  Unterfud^ungen  ber 
Hidcefimgeridiite,  bie  nad^  ber  pöpftlid^en  9n^ 
orbnung  auS  ben  oben  eroil^ten  fieben  ^ierfonen 
befic^  foSten,  flnb  meniger  befannt;  bo<^  er« 
fd^  man  immer^iin  einige  bebeutfame  3öge.  3n 
bem  Sci^dt,  toeld^  ber  SBifd^of  oon  Slimed  im 
Sommer  1309  oeranftalten  Iie|,  läugneten  oon 
S2  Zemplem  aSe  bis  auf  brei  bie  borgel^altenen 
Se^dften,  obmol^I  22  btefetben  frfil^er  geftanben 
hotten.  3n  bem  SerlS^r  oor  bem  SBifd^of  oon  Sler- 
inont  ju  bcrfelben  3^it  belannten  ftd^  40  Xempler 
al$  f(«ulbig,  29  troten  f  fir  bie  Un  jd^ulb  bed  OrbenS 
(in,  tnbem  fie  beifügten,  ba|  ein  i|nen  etioo  fpftter 
bunlt  bie  Sotter  entrijjened  ®eftönbni|  unn)ol^r 
H  Z)ie  25  Xempler,  bie  ber  SBifd^of  oon  Sine 
ilktpignon)  im  Januar  1310  Oerbörte  unb  bereu 
1lui)agm  burd^  aRi^elet  (H,  421—515)  eben- 
ioDi  ocrSffentlid^t  mürben,  fteüten  mit  Sntfd^ieben« 
W  afle  anflogen  in  %lbrebe.  (Einer  bemertte  auf 
bm  ba§  Qkflänbnlg  beS  ®ro|meifierd  betreff  cnben 


9IrtifeI :  menn  ber  ®ro|mei{ier  bie^  gefagt  l^be, 
toaS  er  nid)t  glaube,  fo  l^abe  er  in  feinen  ^13 
l^inein  gelogen.  2)ie  ßntfd^iebenl^eit  unb  Sin« 
mütl^igfeit  in  bem  SBerl^ör  ertlört  ftd^  mol^I  auS 
ben  eigenartigen  93erl()altni{fen  ber  S)iöcefe  Sine, 
inbem  fte  gtoar  lird^Iid^  gu  9larbonne,  politifd^ 
aber  gu  Sragonien  gel^örte  unb  fomit  au^erl^alb 
bed  ÜRad^tbereid^eS  $^Utpp3  la^.  3n  Stalten 
fielen  bie  Serböre  grogentl^eild  mte  in  gfranfreid^ 
aus.  3m  Jlird^enftaat  galten  ol^ne  SBeitereS  bie 
pöpftlid^en  SBeijungen,  unb  für  bog  ftönigreid^ 
Üteopel,  baS  bamalS  bem  ^aufe  SIniou  gehörte, 
mar  aud^  nod^  baS  SBeifpiel  bed  frangofifd^en 
jf önigfi  ma^gebenb.  2)od^  fel^Ite  ed  in  bem  fianbe 
aud^  nid^t  an  anberen  ©timmen.  S)ie  Unter- 
fud^ungen  bed  Srgbi(d^ofd  oon  ätaoenna  ergaben 
nid^td  93elaftenbed,  unb  oie  ^rooingialfpnobe  oon 
Diaoenna  im  3uni  1310  fprad^  ftd^  m  ©unjlen 
bed  Crbend  aud.  2)Qd|eIbe  Srgebni|  l^tte  bie 
Unterfud^ung  in  ber  $rooing  ^effina  auf  ber 
3nfel  Sicilien.  S)er  ffönig  oon  Snglonb  erKörte, 
ald  er  oon  $l^Uipp  IV.,  feinem  Sd^miegeroater, 
gur  9tad^abmung  feined  99ei{pieled  aufgeforbert 
mürbe,  bie  Sefd^ulbigungen  für  unglaubltc!^ ;  er 
forberte  am  4.  2)ecember  1307  bie  ffönige  oon 
ßaftilien,  Portugal,  9lragonien  unb  @icilien  auf, 
nid^td  ol^ne  reifltd^e  Ucbertegung  p  t^un,  ba  bie 
Auflagen  aud  Seibenfd^aft  unb  neioif d^er  ^egierbe 
l^eroorgel^en,  unb  fed^  Xoge  fpoter  gab  er  feiner 
9uffaffung  aud^  nod^  Clemend  V.  gegenüber  Sud« 
brudt  mit  bem  beifügen,  ba|  ber  Orben  in  Sng- 
lanb  ftetd  ein  fittenreined  Seben  gefül^rt  l^obe. 
änbeffen  fügte  er  ftd^,  ald  bie  SBuue  Pastoralis 
praeeminentiae  bei  il^m  eintraf.  Sm  7.  Januar 

1308  mürben  bie  Xempler  in  Snglanb,  Srianb 
unb  SBaIed  ergriffen  unb  bie  ®üter  bed  Orbend 
burd^  iöniglid^eSBeamte  inSerma^rung  genommen. 
Sbenfo  lie^  ber  ffönig  ed  ge|d^eben,  ald  im  ^erbfl 

1309  bie  3nqutjition  in  feinem  Sleid^e  il^re  £§ätig« 
leit  begann,  unb  er  gab  auf  3)rangen  SIemend'  Y. 
aud^  gu,  ba|  bie  in  feinem  Sieid^e  oerbotene  Solter 
gur  Srgielung  oon  @eftanbni  jf en  angemenbet  mürbe. 
Unter  biefen  Umftönben  lonnte  ed,  nad^bem  im 
anfange  bie  Sefd^ulbigungen  einmüt^ig  gurüdC« 
gemiefen  morben  maren,  fc^Iie^id^  an  ungünstigen 
3eugniffen  nid^t  fel^len.  ®Ieid^mo^I  begnügten 
fid^  bie  $rooingiaIfQnoben  oon  £onbon  unb  ^orf 
im  3. 1311  mit  ber  Srflärung  ber  anmefenben 
Templer,  fte  feien  megen  ^ärefie  fo  biffamirt,  ba^ 
fte  bie  gefe^Iid^  oerlangte  ^Reinigung  nid^t  letften 
fönnten ;  begmegen  bäten  fte  um  Sergei^ung  unb 
oerfpräd^en,  bie  auferlegte  99u|e  gu  oerrid^ten. 
3n  S)eutfd^Ianb  Iie|  ber  ergbifd^of  SBurf^arb  IH 
oon  9Ragbeburg  bie  3:empler  in  feinem  @ebiete 
oerl^ften,  mufte  fte  aber  bei  bem  SBiberfianb, 
ben  er  fanb,  fomeit  i^m  fein  SSorl^aben  gelungen 
mar,  mieber  entlaffen.  S)ie  übrigen  ßrgbifd^dfe 
leiteten  auf  ®runb  ber  pöpftlid^en  SBeifung  eine 
Unterfud^ung  ein,  ed  ergab  ft^  aber  fein  ®runb 
gu  einem  meitem  Sinfd^reiten.  %uf  ber  ^rooin- 
gioifqnobe,  bie  im  3. 1310  in  ber  ^Ingelegenl^ 


1335  %tm 

ju  moinj  übgel^Ifm  Wutbt,  frf^itn  b«  SBilb« 
unb  Ä^eingraf  $ugo,  gomhir  btr  tbdnif^tn 
lempel^uj«,  mit  20  Willem,  (rrDleftirte  flfßen 
bie  EBe{<^ulbigungen,  «tJ^xUint  an  btn  fünftigtn 
!)}a(>ft,  unb  b(i  Srjbif(t)Df  na^m  bie  9Ipp(ILation 
on,  inbem  et  DttfpTQ^,  fid|  mit  bcm  ^ap[tt  bar» 
fibei  in  93ttbinbuns  ju  ft^.  Selb^  bie  luf- 
fDibening,  bie  Slemmfi  V.  im  gni^la^  ISll  }u 
ntinitei  unb  f^Srfcin  Snquifition  nlitg,  ^atte 
hin  onbtnS  SrgtDnil.  ®tr  Orbm  raurbe  am 
1.  3uli  1311  aufB  Üleue  fniBtiproc^en.  «m 
flönpiaften  ettlitj  bie  Unfertud|ung  auf  ber  (iqte- 
näi|t^iot  ftoliinjel  unb  auf  bet  3nfel  K^pem. 
Das  Sßerböt,  mdc&eB  btr  SBild^of  Bon  SiRabon 
mit  28  Sempimt  unb  8  htm  Orben  nid^t  an- 
gtl^firigen  3eugen  in  Ortnfe  an|lettte,  ergab  offen- 
boi  ni^tS  SSelaßenbe«.  Se^nlicE)  nel  bie  Sßer- 
ne^mung  be3  ©togtirSceptorS  Don  Sagten  unb 
20  tßittem  cor  btm  eijbtfi^of  Don  XoIebD  )U 
Sßcbtna  bei  gampo  au§  ('flprU  1810).  Siie  $T0- 
binjtalfqnobe  Don  @alaman(a  (Octobei  1310), 
bei  bie  ^iii$5fe  Don  Portugal,  gajtilien  unb  Seen 
antoolinttn,  erfiarte  «uSbrüdlic^,  bog  bet  Otbtn 
oon  tetnem  ißerbac^t  betroffen  mcibe.  Sbenfo 
fanb  baB  $roDin)iaIconcil  oon  Sarragona  im 
Odnfett  1310  feine  ©^ulb.  ^ui)  bie  fttenge 
Unlerfuc^ng,  meiere  im  folgenben  Sa^re  auf 
Sefc^l  bei  SpöpfleB  in  91ragonitn  corgenommen 
Uturbe,  führte  gu  feinem  ©i^ulbbtraeiS,  Die  Sßro- 
oinjialfqnobe  Hon  S^arragona  oom  Jperbft  1S12 
«flärtt  ä^id)  b«  (ruberen,  bafe  bie  Sempier  Don 
jebtm  9}erbarf)te  ^ä)  geretnigt  ^ätlen  «nb  niemanb 
fe  mc!|r  be!<l)ulbigen  bürfe.  Der  $rDgc|,  ber  im 

3.  ISIO  in  Sqpem  geführt  unb  beffen  SprotocoHe 
buT^  ©(^ottmüller  (II,  141—400)  Deröffentli^l 
mürben,  ergab  gerobcju  bie  Unfi^ulb  beS  OrbenS. 

Da  bie  Unterfuc^ung  Diel  länger  bauerte,  als 
man  urfprüngli^  annahm .  mürbe  baB  ISoncil 
Con  Üßienne  burcEi  bie  StuCle  Alma  mater  am 

4.  aprit  1310  ouf  ben  l.Odober  1311  ^inouB- 
gefdiDben,  9HS  ber  Sermin  ^ranna^te,  malmte 
glemenB  meistere  erjbifitiSfe  jur  gtnfenbung 
ber  tprotDcoHe ,  wS^enb  er  anbete  gu  einem  Der- 
([(lärften  SBerfa^ren  anmiefl.  DoB  tingegongrne 
Snaterial  Burbe  gu  3)lülaucennt  in  üßenaifiin 
t^ilfl  biir(!^  ben  Spopp  fetbft  unter  SBetgtet)unfl 
einiger  Earbinflle,  t^eilB  buri^  SBetttouenBmänner 
geprüft,  »o^l  ejcetpirt  unb  tiafftficirt.  3u  einem 
atieil  läfet  fid)  biefe  Arbeit  mät  conlroliten. 
inbem  mit  oon  ben  engltfiiifn  Sßrojeffen  ebtnfo- 
IDD^I  bie  Originalacten  (bei  Wilkins,  Concilia 
Uagnas  Britanniae  II ,  813  sqq.)  all  aut^ 
bie  gjcerpte  ouB  benfelben  (bei  S^o't'iiüQ*'^  H. 
73—102)  befijen.  Die  SBetgrei^ung  jeigt  ttier, 
bog  bie  ^uSjüge  milltütli^  unb  parieüfc^  oe- 
mot^t  finb.  aöie  bie  onbeten  gjcerpte  befc^affen 
traten,  entjie^t  fiii^  einem  nö^etn  Uct^eil,  ba  ni^t 
biog  fie  (elbft,  jonbem  grB&tenl^eiia  auHt  bie 
Stden  imbefannt  finb.  Die  gtöffnung  beB  Eon- 
cilB  fanb  am  16.  OctoBet  flatt.  Die  SBäter  tour- 
btn,  iDie  bereits  in  ber  SonDocotionSbuKt,  fo  jej^ 


auf's  91eut  tingelaben,  @ufoc^ten  fibtr  bie  9uf> 
gaben  beS  eoncilS  eingnreid^en.  Sm  SJemt^ung 
ber  Slngelegenbeit  hn  Xempler  tmnbe  [enicr,  tnie 
man  aus  btr  llufl^tntngS&ulle  erfährt,  m  9u{- 
\ä)}ti  etngtfe|t,  bi  bem  tbenfo  bie  Hi^li^ 
äßiirbenträger  toit  bft  SIoHnnen  oOfeitig  Dttttden 
martn.  Die  Üioiltfuns  btr  Docnmenlt  no^ 
langt  3tit  in  ^nfpnu^.  SSfi^rmb  btrftlbtn  er* 
fi^tenen  in  etntt  €iMng  fiebtn  unb  in  etntr 
fpätem  niebtr  grati  Xempler  unb  tiflibltfl,  fit 
feien  fammt  1500  ober  2000  Sittem,  bie  in 
fiqon  unb  Umgtgtnb  utilten,  bettit,  ben  Orittn 
lu  Dertiietbigtn.  9Iu(^  bie  Sommifflon  entfi^ieb 
fnft  einpimmig,  bog  mmi  bem  Orbm  bie  Säet- 
t^eibigung  geftalteu  muffe,  bafe  n  btr  iftm  Dor» 
gooorfenen  ^rtpen  btäS«  nidit  fibemiiefcn  fti 
unb  oi)ntSeIeibigung  (gotteS  unb  Skrle^ung  bei 
Se^tSnii^tDerbmnmt  werben  föimt.  Wur  einigt 
menige  SRitglieber  »tberfpni^.  ba  Me  Suloffmig 
einer  Strt^etbEgung  %Iog  erfahr  für  bie  €<ii!^c, 
großen  !Rai$t^eU  für  baS  ^eilige  Sanb,  3onI  unb 
äitrf^Ieppung  ber  Dtngeligen^tit  gur  Q^tge  ^bt. 
Xolomto  Don  Succa  beiti^ntt  In  btr  gmttttn  Vita 
beS  ^oppeB  (lltmenS  bti  EBaluge  als  bit  tBttttttcr 
biefer  9Infi(!^t  tintn  ^tolientt  unb  brti  ^mgoftn, 
nä^er^ln  bit  Stjbifdiaft  uon  SttimS,  @tn9  unb 
Stouen.  ISel  btefent  ©timmtnoer^tntg  npot, 
fomeit  eS  ouf  baS  Soncil  antam,  btr  Sßtg  für  bie 
meiiere^e^anblung  btrSa^tgtmfeftn.  Slemcnl 
fonnte  fit^  ober  niddt  mtf(^Iit|m,  btr  gro^ 
Majorität  ju  folgen;  ti  niar  fqon  jU  meit  gegen 
ben  Orben  Dorgegangtn,  um  tS  it\jt  noc^  ouf  tine 
emp[i(i)e£Sert^tibigungonfomnitngu  Ionen.  £ei 
Sieg  beS  OrbtnS  märt  na^  btm,  tiut  bereits  ge> 
ft^e^en  mar,  für  t^n  tint  tinpfinblit^e  9Heberlage 
geOtfenj  unb  nenn  er  {e  gu  einem  onbem  SSet« 
fahren  fi^  DerfteEitn  toDllle,  fo  nnirbt  er  bur<^  ben 
ffönig  Don  t^ranfreit!^  bm:an  gtl^tnbert,  bur^  ben 
et  übet^iipt  fo  neit  fi(^  fyiüt  treiben  laffen. 
^tiilipp  IV.  riditete  am  2.  Sltfirj  ISIS  Don 
!CRacon  auB  ein  Si^reiben  on  t^  beS  3n^alte4: 
bie  Unttr|ud)ung  ^abt  tine  foI<^t  9ntnge  Don 
ffe^reitn  unb  ißcrbte^  bei  btn  Ztmpltrn  auf- 
gtbeitt,  bog  ber  Orben  unfeblbor  ouf  geV)btn  toct- 
ben  muffe;  er  bitte  ongtlegentli^  b<uiim;  bit 
@üter  mBgen  naä)  btm  Stmcffen  btS  IßopfltS  jur 
Qrri^tung  tineS  ntutn  OrbtnS  bettDenbtt  ober 
einem  bereits  btfltbenben  9<itttroTbtn  übtnDir|cn 
Uierben.  ßtnigt  Xoge  fpSttr  trf^itn  btr  ffinig 
felbft  mit  einem  gn>gen,  armetortigtn  Qhfolgt  in 
ffliemie,  unb  bog  in  (einer  Unterrdwmg  mit  bem 
^  '  ^  bie  Xemplerfroge  jur  Sproi^  Ann, 
D<  nad)  jenem  @4reiben  oon  ftibp.  3« 
bi  iii^n  €a^,  teo  boS  Sonaf  »eilnt 
U  ig  (otberte,  bei  ffSnig  Don  gronlt^ 
Ol  iing  beS  OibenS  bnmg,  betnil  SlemenS 
bi  _  t>tr  i^m  gtrabe  buri^  bit  g»ti  no4  ^ 
^ttntn  oon  ben  ®utod)ten,  gu  bcrm  9Ii(a(fmig 
ftint  Sufforbtmng  am  Slnfong  btS  ConcilS  ben 
Vnlag  gob,  gtnitftn  norben  mar.  Do  bit 
beS  SoncilS  btn  OdMi  (üi  ni^t  über- 


1SS7 


£em;)Ier. 


1338 


fu^  «tflfizlt,  foimte  her  $a))ft  ntd^t  de  jure, 
fraft  nd{|tnIU(Kr  Sntfd^eibung,  ober  per  modom 
MimtiTae  sententiae  gegen  il^  einj(^reiten; 
ober  er  tonnte  i^  per  modum  proTisionis  seu 
onfimtioniH  apostolioae»  oxA  fürforgtic^ct  Stüd« 
jt4ft  auf  bo«  allgemeine  SBol^I  unb  mittels  pStp^t» 
h^Sccorbnung  auf  lieben.  Siefer  Sd^ritt  fc^ien 
üßi  na4  bet  Suf^cbungSbuIIe  gen^tf ertigt,  meil 
bet  Ocbcn  toegen  ber  ibm  }ur  Saft  gelegten  ^äre- 
ftin  in  ßatfen  SBerruf  getommen  {ei,  meil  gal^I« 
tci^e  fRtt8lid>er,  barunter  ber  (Sro^meifter  unb 
cnbfce  Orolmärbentröger,  freiwillige  @eftanbniffe 
a\  ^an^t  unb  Safter  abgelegt  l^ötten,  meil  ber 
Orbcn  M  ^rSIaten  unb  Surften  jel^r  Derl^^t 
unb,  ba  fein  SRed^tfd^affener  mel^r  in  t^n  eintreten 
todit,  für  bod  ^ige  Sanb,  für  baS  er  gefttftet 
nocben^  unnä|  gemorben  fei,  xotil  bur<$  9luf* 
Ktfiebuog  ber  @enten}  bie  ®üter  beS  Orbend  oer« 
Imn  ge^en  »filmen.  S)ie  SRa^regel  fanb  bie 
SJüIigung  bei  grd|em  Zl^Ued  ber  @qnobe.  3laä^ 
bcr^lufbefoiigdbuDeftimmten  i^  ungefähr  ebenfo 
oteie  |u,  oIS  anfongtid^  für  bie  ®eftattung  ber 
ScrtVibigung  gemefen  maren.  Sie  Sntfd^eibung 
^  am  22.  3löq  1812  in  einem  geheimen  Son* 
jijbnum.  2)ie  Suf^ebung^buOe  Vox  in  excelso 
(obgd)nicft  in  ber  Tübinger  2:^eo(ogif d^en  Ouar- 
lolf^rift  1866,  68—76)  ift  Don  biefem  Zage 
liQtirt;  oerdffentlic^t  aber  tturbe  fte  erft  fai  ber 
na^flen  öfföttli^en  Si^ung  am  3.  tBprU.  3)a8 
Utticit  über  bie  ^erfonen  unb  @äter  bed  OrbenS 
iji  barin  bem  {)0))ftlid^en  Stuhle  oorbe^alten.  ßs 
folgte  balb  nad^.  3n  ber  SBuIIe  Ad  providam 
Bom  2»  9Rai  nmrben  bie  (B&ter  bem  Sol^nniter" 
oibcn  äbeitmef en,  ausgenommen  bie  in  ben  ftönig« 
Rul^  CaftUien,  9ragonien,  ißortugal  unb  9Ra- 
ptot  gelegenen,  über  bie  ein  metterer  93efd^(uB 
sotbc^oltcn  tourbe.  3)urd^  bie  fbu&t  Ad  certi- 
todmem  ober  ConsideranteB  oom  6.  SRai  (X^eol. 
Ottortalfc^rift  1866,  80—84;  Begestom  Cle- 
mentift  Y.,  mm.  YU  [J.  u.],  303—305)  mür- 
ben femer  bem  päpftliqen  Urtl^eit  referoirt  ber 
Qiovmfifler,  bct  SSifttotor  oon  gtancien,  bie 
Oto|pr&c}itoren  üon  $aläftina,  92onnanbie, 
Hqmtanien,  ißoitou  unb  ^roüence  imb  ber  SRitter 
Ofioa  be  $enna.  S&ie  anberen  Slempler  foQten 
tun^  bie  ^tooingialfQnoben  gerichtet  unb  babei 
folgenbc  Sonnen  beobad^tet  merben:  ben  für  un- 
jt^ttlbig  oAftrten  Xem^item  fei  auS  ben  @ütem 
M  OrbenS  ein  anftanbiger  Ünterbalt  )u  reid^en, 
bcnicmgen^  bie  fid^  aß  fc^ulbig  belannten,  Snilbe 
{tt  rciDcif en,  gegen  bie  l^artnödigen  unb  rudtf  öOigen 
mit  Striaige  }U  oerfal^ren ;  gegen  bicienigen,  bie 
Idbtl  unter  oer  gfolter  nid^t  geftanben,  foU  oer« 
fügt  tocrben,  <juod  justnin  fuerit  et  aequitas 
eiBonum  snadebit;  bie  gflud^tigen,  bie  ftd^  biS- 
ter  bet  Unterfud^ung  entzogen,  foSen  binnen 
äo^tetfriß  Dor  i^ren  Siöcefanbifd^öfen  erfd^einen 
«nb  na4  beren  Unierfud^ung  burd^  bie  S^nobe 
mit  SRilbe  gerid(|tet  toerben ;  )um  ^ufentbalt  fei 
bcnfelben  uäi  oOen  übrigen  OrbenSmitgliebem, 
bie  pm  (Sk^rfom  gegen  bie  ffird^  jurüdfel^ren. 


ein  %tmplttfyx\a  ober  dn  anbereS  hofier  auf 
ftoften  beS  OrbenS  an}umetfen,  iebo(^  foUten  in 
Sinem  ^ufe  nid^t  Diele  jugleid^  untergebrad^t 
toerben ;  mer  nod^  Zempler  gefangen  l^alte,  muffe 
fte  auf  SSerlangen  ber  !IRetro))oIiten  unb  Sifd^öfe 
entloffen ;  bie  Xempler,  bie  ftd^  nid^t  binnen  Sol^reS- 
f rift  Dor  il^rem  Sitd^of  fteUen,  feien  ol^ne  SßeitereS 
eicommunirirt  unb  feien,  menn  fie  ein  3a^  lang 
im  Sänne  bel^orren,  als  ^retifer  gu  Deruri^eilen. 
3)amit  mar  baS  @ef|id  beS  OrbenS  erfüllt; 
inbem  bie  genannten  SBuQen  DoUgogen  mürben, 
Derfd^manb  er  Don  ber  Srbe.  3)ie  SuSfül^rung 
ftiel  inbeffen  auf  Sd^mierigleiten.  S)er  ftönig 
Don  S^ranfreid^  glaubte  bri  fdnem  Sorgeben,  ba| 
bie  ®üter  beS  OrbenS  nad^  beffen  Serurti^eilung, 
fomeit  fte  in  feinem  9teid^e  gelegen  maren,  ibm 
als  SanbeS^erm  iufaUen  müßten,  unb  aud^  bei 
ben  übrigen  gfürften  regte  ftd^  baS  Verlangen,  bie 
@üter,  beren  Serioaltung  möl^renb  beS  ^rogeffeS 
il^nen  gugefommen  mar,  ober  menigftenS  einen 
Zl^eil  }u  bellten«  3n  ber  %fyit  blieb  namentlid^ 
Don  ben  bemeglid^en  ®ütern  nid^t  menig  in  il^ren 
C>änben.  2)er  ^önig  Don  gronfreid^  forberie 
Srfaj}  für  bie  Summe  Don  200  000  $funb,  bie 
Don  i^m  im  Xtxaptl  bei  $ariS  binterlegt,  aber 
Don  ben  bortigen  ^Beamten  unterfd^Iogen  morben 
fei,  unb  Sntfd^öbigung  für  bie  Summe  Don 
60000  $funb,  bie  er,  obmol^I  bie  ®efangenen 
üu^erft  lärglid^  gehalten  morben  maren,  für  bie 
Semad^ung  ber  %mpkt  unb  anbere  3medCe  auS 
feinem  @d^|e  ausgegeben  (oben  moQte.  9lud^ 
bejüglid^  ber  liegenben  @üter  fel^Ite  eS  nid^t  an 
Slnftönben,  bod^  mürben  biefe,  menn  aud^  ntd^t 
fofori,  immerl^in  in  einigen  Sauren  auf  anbringen 
beis  ißa))fteS  ben  Sol^onnitem  attent^alben  über- 
geben. 3n  Sfranfreid^  jog  ftd^  bie  Uebergobe  bis 
Aum  3abte  1317  l^in.  3n  Sngtanb  ergingen 
SDta^nfc^reiben  um  SiuSIief  erung  nod^  im  3. 1820. 
92ur  auf  ber  ))Qrenöifd^en  £)albinfel  erbielteh  bie 
®üter  eine  anbere  Sermenbung.  S)ie  ftönige  beS 
SanbeS  l^atten  fic^  fd^on  im  3. 1310  bal^in  ge- 
einigt, bie  in  ii^ren  Staaten  gelegenen  OrbenS- 
güter  nid^t  bem  $a^fte  )ur  Serfügung  gu  über« 
laffen,  fonbem  nötl^igenfallS  als  ftronle^n  ein« 
augiel^en.  3^te  ®rünbe  umrben  gemürbigt,  bie 
(Süter  famen  nid^t  an  bie  3ol^anniter.  f^er» 
binanb  IV.  Don  Saftilien  übermieS  fte  benOrben 
Don  San  3ogo  bi  ßotnpoftela  unb  (SalatroDa 
(f.  b.  ^rtt.).  Socob  n.  Don  Siragonien  Dermen- 
bete  fte  gur  Srrid^tung  bcS  SlitterorbenS  Don 
Santa  SRaria  be  SRontefa  (f.  b.  Slrt),  S>inig  Don 
Portugal  gur  Stiftung  beS  S^riftuSorbenS  (f.  b. 
äri.),  beS  Ordo  militiae  Jesu  Christi,  ber  im 
aOBefentlid^en  nur  eine  Erneuerung  beS  t^ortugie- 
ftfdden  3tDeigeS  beS  SemplerorbenS  ift.  (Snt- 
fpred^enb  ber  Sermenbung  ber  ®äter  gingen  bie 
Xempler  auf  ber  f^i^üifd^en  l^albinfel  gumeift 
in  bie  Orben  über,  benen  jene  gugemtefen  mürben, 
unb  bie^  um  fo  leidster,  meil  ber  Orben  felbft 
bort  für  unfd^uß)ig  erflört  mürbe.  3n  ben  anberen 
Sättbem  mar  il^r  Sd^idfal  ein  felfir  Derfd^iebeneS 


1389 


XtmpUt. 


1840 


}e  md)  ber  ©altung  bet  flrd^Iid^en  Oberen  unb 
mi)  bem  @(i|u^e,  ber  i^nen  etwa  Don  il^ren  f$fa- 
ntUien  ober  SSertocmbten  )u  Xl^eil  mürbe.  S)ie 
Ko^rid^ten  fliegen  borüber  nur  fel^r  fpdrlid^.  3n 
Snglanb  mürben  bie  Srüber  naä)  ^bfd^Iu^  beS 
Ißerl^örS  einzeln  in  iflöftem  untergebrati^t,  um 
jeitlebenS  93u|e  gu  tl^iun,  unb  nad^  einer  I5niQ« 
liefen  IBerfägung  Dom  13.  gebruar  1314  erl^ielt 
|eber  Dier  Senore,  um  bem  i^Iofter,  in  bem  er 
lebe,  nid^t  }ur  Saft  gu  faSen.  S)er  SBifd^of  Don 
DtlmeS  erfannte  gegen  bie  ©eftdubigen  auf  lebens- 
längliche Sinfd^Iie|ung ,  unb  ebenjo  mürbe  ed 
mo^I  in  ben  fibrigen  S)i5cefen  gfranfreid^S  ge* 
l^olten,  mfil^renb  bie  boS  ®eftönbni|  SSiberruf  enben 
bie  Strafe  ber  SRudtfälltgen  traf.  Siele,  mol^I  Dor- 
juggmeife  @erDtenten,  irrten  in  !Rot^  unb  S)ürf- 
tigfeit  im  Sanbe  um|jer  unb  frifteten  i^r  Safein 
huxä)  irgenbmeld^e  S)ienftleiftungen.  3m  @an}en 
mar  baS  &oo§  ein  l^arteS.  ®alt  bie  @d^ulb  be9 
OrbenS  bem  SoncU  Don  SSienne  oud^  nid^t  ald 
ermiefen,  f o  mürben  bie  eingelnen  %tm}fln,  fofem 
fie  nur  einmal,  imb  mar  eS  aud^  unter  bem  2>ru(I 
Der  golter  ober  au8  gfurd^t  Dor  ben  Ouaten  ber 
Xortur  gef d^el^en,  ein  @eftönbni^  abgelegt  l^atten, 
als  fd^ulbtg  bej^onbeß,  unb  nur  bad  93e|arren 
beim  @eftftnbni|  manbte  bad  aeu^erfte  ab.  3u 
benjentgen,  meld^  bem  Sobe  Derfielen,  gel^ören 
ber  ®ro|meifter  2[acob  Don  9RoIaq  unb  ©ottfrieb 
Don  Sl^ame^,  @ro^race))tor  ber  9lormanbie. 
Siemens  V.  bel^ielt  ju  SBienne  über  fie  unb  einige 
meitere  Sempier  bie  ßntfd(|eibung  ftd^  felbft  Dor ; 
er  ful^rte  aber  baS  Urtl^eU  nid^t  felbft  au8,  fonbem 
überlief  t&,  „ba  feine  3^it  ganj  burc^  anbere 
®efd^äfte  in  9nfprud^  genommen  mar",  aud^  mo^I 
auf  S)röngen  ^^iltp))8  IV.,  am  22.  2)ecember 
1313  einer  auS  brei  Sorbinölen  unb  bem  Srj« 
bifd^of  Don  Send  )ufammengefe|ten  Sommiffion, 
bie  tr  mit  ber  erforberlid^en  Soumad^t  auSftattete 
unb  gur  Prüfung  ber  fräl^en  Serl^öre  unb  na- 
mentlid^  bed  gu  Sl^inon  Dorgenommenen  anmied. 
S)ie  Sommijfton  na^m  biefe  Prüfung  Dieüeid^t 
gar  nid^t  Dor,  ober  menn  fte  eS  t^at,  fo  fanb  fte 
bie  frül^eren  ißerl^öre  mit  ben  in  i^nen  erfolgten 
®eftänbniffen  ol^ne  SBeitered  als  entfd^eibenb ; 
benn  fte  Derlangte  fd^Iie^Iid^  einfad^  ein  ©eftönb- 
niB  ber  @d^ulb,  unb  bie^  in  einer  Sßeife,  ba|  bie 
9rage  Dor  aller  SBelt  unb  für  alle  3ulunft  als 
gelöst  gelten  foOte.  9lm  11.  9Rär}  1814  maren 
Dor  bem  ißortale  ber  ftird^e  9^otre-^ame  in  $ariS 
jmei  Sribünen  fflr  bie  popftlid^e  (Eommiffion  unb 
gal^Iretd^e  ^rölaten  errid^tet.  2)urd^  ben  ^reDM 
Don  $ariS  mürben  SRoIaQ,  (Sfyimtt^,  feugo 
Don  beraub,  Sifitator  Don  grancien,  unb  ®ott- 
frieb  Don  ®roneDiIIe,  ®ro^race))tor  Don  ißottou» 
®uienne,  l^rbeigep)^,  unb  nad^bem  man  il^nen 
bie  früi^eren  ©efenntnifte  laut  Dorgelefen,  mürben 
fte  gtt  lebenSIänglid^er  ®efongenfd^aft  Derurtl&eilt. 
3)ie  Baä^t  erfc^ien  ben  Sarbinölen  bereits  als 
abgetl^n.  S)a  erl^ob  ftd^  ber  ®ro|metfter,  erbat 
fic^  ©tiUfd^mcigen  unb  erflärte  nad^  SBiBani  (bei 
Muratori,  Script.  Xm,  430),  mit  beffen  »erid^t 


bie  2)arfieSung  in  ber  S^ronU  Don  (EotneltuS 
3antf[iet  (bei  Martöne  et  Durand,  Amplisa. 
Gollectio  V,  159)  im  äBefentlid^en  übereinftimmt, 
ba^  bie  i^nen  Dorgemorfenen  ^refien  intb  SSnbett 
nie  mal^  gemefen  unb  bie  Orbnung  i^rcS  fMmfeS 
^nlig,  geredet  unb  fat^olifdd  fei,  ba|  er  aber  felbft 
ben  £ob  mo^t  Derbiene  unb  i^  im  griebcn 
begmegen  leiben  molle,  meil  er  burc^  bie  $urdM 
Dor  ber  Sortur  unb  bie  @d(|meid^eImorte  beS  ^ßopfteS 
unb  beS  ftönigS  Don  gfranfreid^  fu^  ^be  beftim- 
men  laflen,  gu  einem  £^eU  (gegen  ben  Orben) 
ein  ®eftänbni|  abgulegen.  (^aoemann  291  f. 
fd^müdfte  bie  SrTIärung  rl^torif^  ouS,  unb  in 
biefer  Raffung  ging  fte  in  bie  meifien  f))dleren 
S)arftellungen  Aber;  Sd^ottmADer  I,  568  f.  fü^rt 
bie  fo  geftaltete  @teEe,  o^ne  naivere  Segeid^nung 
beS  StaitborteS  unb  mol|I  burdb  ein  9)erfel^,  auf 
bie  UrSperger  Sl^rontf  gurfldC,  oie  mit  bem  3a^ 
1228  f(|lie|t)  Sel^nlid^  9ßorte  fprad^  ruO)  bem 
®ro|meiftet  ber  ®ro^röce;)tDr  ber  Stormonbie. 
S)ie  Srflärungen  famen  ben  Sommiffdren  fel^r 
ungelegen,  unb  fie  befd^Ioffen,  bie  @ad^  am  anbeni 
Sage  reiflid^  gu  fiberlegen.  9uf  Sefe^I  beS  ftönigS 
mürben  aber  iene  beiben  %fmpltt  nod^  om  Sbenb 
beSfelben  SageS  Derbrannt,  unb  in  ben  glammen 

iie^enb  betl^euerten  fte  auf's  9leue  bie  Unfdbuü) 
>eS  OrbenS.  gfür  i^re  gmei  SeibenSgenoffdt  blieb 
eS  bei  ber  angefünbigten  Strafe  emigen  (ttdM. 
lieber  bie  meiteren  Slitter,  über  bie  ber  ^kipft  baS 
Urt^eil  ft(^  Dorbebiett,  fd^meigt  bie  (gefc^i^te. 
2)ie  @tanb]^aftigfeit,  bie  SRoIaQ  unb  (S^omeq 
guMt  bemiefen,  erregte  bei  ben  ^nmefenben  9e* 
mutiberung  unb  Staunen.  SBie  Sntonin  Don 
gfloreng  berid^tet,  betrachteten  ffiiele  i^ren  SCob  als 
ungere^t  unb  Dereljirten  jte  oIS  SRort^rer.  QA 
mirb  aud^  überliefert,  ba|  bet  ®ro|meiftei  auf 
bem  ©d^eiterl^aufen  feinen  ungered^ten  Stiftern 
bie  göttlidl^e  Strafe  angeffinbigt,  unb  ba|  er  fogor 
ißapfi  ttnb  ffönig  binnen  40  Xagen,  begm.  binnen 
3a^reSfrift  Dor  ben  »id^terftu^I  ®otteS  geloben 
l^abe;  gu  le^terer  Srgä^Iung,  bie  als  Sage  gu 
betrad^ten  ift,  mag  in  balbige  Xob  Clement'  V. 
unb  ^l^ilippS  IV.  Snial  gegeben  l^ben. 

S)ie  ®efd^id^te  ber  Verfolgung  beS  OcbenS 
ergibt  mÜ  giemlid^  Sii^er^ett  au^  baS  Urtl^U 
Aber  feine  Sdgulb,  nfil^^in  Aber  bie  Sfroge,  ob 
bie  il^m  Dorgemorfenen  Verbrechen  in  feinen  Sta- 
tuten begninbet  maren,  mie  bie  anflöge  befigi 
es  Derfte^t  ftd^  Don  felbft,  bo^  bie  ®efeaf(^ft  bei 
ber  9uSbebnung,  bie  ^e  om  Snbe  ht\o^,  waä^ 
einige  meniger  mArbige  (Elemente  umfa|te,  unb 
ba^  mand^eS  Ungel^örige  in  i^x  Dorgebmmen  fein 
mag.  S)ieg  liegt  in  bet  Statut  ber  Sad^e,  unb 
9!e|^nIid^eS  l^at  fid^  im  Saufe  ber  3eit  aud^  in  ben 
meifien  onberen  Orben  Dorgefunben.  (Eben  be|* 
megen  foOte  bie^  aber  gor  nid^t  betont  med)m, 
benn  eS  (anbelt  fidg  ^ier  nid^  um  Serfe^Iimgen 
Don  (Eingelnen  (unb  mag  beten  3<^^(  ond^  t!od^ 
ongefe^t  merben),  fonbem  Dielme^r  borum,  ob  bie 
Anbetung  eines  SboIS,  bie  Scriäuanang  e^riftt 
unb  bie  9tnf))eiung  beS  JheugeS,  bie  Setpflk^g 


IStl 


%tmpUt. 


1842 


|ar  Sobomiimi  tinb  Ue  ufeigen  Skrgel^en,  nod^ 
Utan  man  mquiririt«  im  Orben  {iahitanf(^ 
voren.  fRan  fynt  bie  S^ge  jUNir  Dielfoi^  beiol^t, 
unb  bie^  nUlfi  Uo|  in  fru^  Seit,  in  btr  für 
geniffe  fltri^,  nommtlti^  fitr  gransofen,  ein 
onbmft  Iht^  foum  mdgltd^  ober  gu  emotten 
iMT,  fonbcm  aaSf  no^  fai  bcr  neueften  3eit  in 
ber  albn&Iig  ein  rdil^ettS  Stateriol  über  ben  Sor- 
gsna  jn  Zo^  gef örbert  nnucbe  nnb  bie  l^i^hfc^e 
goqi^tng  Bro|e  Sfortfd^rittt  madfii.  Kid  iüngfie 
henntige  Stimmen  feien  nur  genannt  Loiseleor, 
La  doetrine  seer^te  des  TempUers,  Paris 
1872,  beffen  «iuffaffung  f<j(cm  l^tnldnglic^  bur^ 
ben  Xitel  feiner  €<^rift  Dcrrot^  tt^iib,  unb  ^. 
$n4,  (Be^imlebre  unb  Gebeimflotiiten  beS 
Zempel^rrenorbend,  Serlin  1879,  beffen  Arbeit 
in  (Scunbe  nur  eine  erneuerte  SBiebögobe  ber 
6<4rift  Soifeleur«  ifL  3m  Orben  foD  ^icmu^ 
ein  &emif(^  non  malbenfif^en,  Ql6igenftf<j^  unb 
Inriftrianifd^en  fte^ereien  oä  ®e^imIe^Te  bepan« . 
ben  ^oben,  totld^t  einem  X^  ber  SRitglieber 
oioertnmt  ttorben  feL  9.  äungmonn  (Diaser- 
Utiones  seleetae  in  histoiiam  eedeaiasticani 
VI,  Ratisbonae  1886,  78—149;  a^i^  ft^on '' 
in  b.  3ritf((rift  ffir  lot^.  Xl^Iogie  1881,  1  ff.) 
nfKtite  fid^  gttar  gegen  bie  ®e^eimfiotntcn,  nugte 
iDnrigflenS  ni^t  entf<!^ieben  mit  Soijdenr  unb 
$ni^  gu  be^tpten,  bag  ber  Orben  gntnbfa^iilb 
|)ibftif^  gemefen  fei,  na^m  aber  immerhin  auf 
0nmb  bc9  ^ogeffed  einen  meitge^enbcn  Un* 
gfoubcn  unb  eine  tteitüerbreitetc  Unfütlid^  in 
ü^m  an.  flud^  Kaufe  vertritt  in  feiner  SBeÜ* 
flcffK^te  (Vni,  Seipjig  1887,  621  f.),  fmli* 
wJjji  auf  ®runb  dlterer  @tubien,  bie  Infi^t,  baB 
bcr  Oiben  Dom  ^nftß(^  @(auben  abgefaflen 
fd  $ru|  na^m  ober  feine  Snftc^  pan  gcoBen , 
Xiril  felbfi  junid ;  in  feiner  fpdtem  6(^nft  ,Sni« 
biiflung  u.  f.  m."  (f.  u.)  150,  ^  er  eigentli^ ' 
mbebingt  nur  bie  Serlöugnung  €(rtfH  unb  bie 
Infpeiung  beS  ffreujcd  aufre($.  S^  u>eitau$ 
gtdgere  We^rso^I  ber  ^ijtonfer  erfidrte  bie  In- . 
flagm  fiber^ou^t  für  unbegrunbet^  unb  biefe  Inf« 
fofjung  i{l  imeifeHoS  bie  rid^tige.  Sd  fei  ^ier  nur 
anf  ^IgenbeS  l^ingettiefen.  Sie  iHogen  gingen 
bon  $^lipt>  TV.  Don  tSfranfreic^  auS,  unb  biefer ' 
felie  ftSnig  brad^te  auf  ber  9totabIettberfammIung ' 
bon  ^fitmA  im  3uni  1803  bie  ^auptbef^ulbi- 
gimgen  au<!^  gegen  ^ßapfi  Sonifatiud  VIIL  oor, 
bieSnflage  ouf  6&refte,  Sere^rung  eines  ^moni, 
Sobomiterei,  Unglauben  be^gli^  ben  Sltord- 
foamnenteS  (ugT.  b.  9rt.  SonifatiuS  ü,  1054). 
^  ®ninb  bed  SufammentreffenS  iß  fc^erfi^ 
in  ber  So^e  ober  in  ber  gemeinfamen  Sajier- 
^gftit  ber  Vngeflagten,  fonbem  bielme^r  in 
bcr  $erfon  be«  «nflägerS  ju  fuc^en.  Sin  X^il 
bcr  tnfloge  uerbient  in  Snbetrad^t  feiner  Slbem- 
(jctt  )ubcm  an  ftc^  leinen  ®Iauben.  Unter  biefen 
Umjiänben  jinb  bie  Sefd^ulbtgungen  im  (Sonjen 
tn  ioJm  ®tabe  toerbfi^tig.  —  2)te  SQBelt  erfuhr 
bon  ben  ft^meren  93erbred^en  erft  in  bem  Sugen« 
NM,  IDO  ^^Uip|>  gegen  ben  Orben  ftd^  er$o6. 


unb  bie  Qerbred^en  foQten  bo^  olt  fein,  allein 
f(^on  nad^  ben  ißroaepacten  auf  etwa  ein  ^albrtf 
Sol^r^unbert  }urü(tge(en.  Saft  ift  unbentbari 
benn  in  einer  fo  aro^en  unb  oielgeftaltigen  Qk« 
fettfd^aft  tonnten  bie  SBerbre^en  nlc^t  auf  Mngert 
2)auer  uerborgen  Heiben,  fo  gro|  man  au(^  Den 
XerroriSmuS  ßc^  borfteUen  mag,  ben  ber  Orben 
auf  feine  ÜRitglieber  im  3ntereffe  ber  ®e^im* 
l^tung  ausgeübt  ^ben  foH.  S)ie  Slfidfid^t  auf 
baS  @eelen^(,  bie  jici^er  mtd^  in  ber  fpdtem  Seit 
nod^  bei  einem  er^eblid^  X^eU  für  ben  eintritt 
bejümmenb  xdqx,  mugte  notl^menbig  ntt^t  SBenigi 
bemegen,  auS  einer  (SefeDjd^af t  mieber  auSjutreten, 
bie  fie  als  grunbDerberbt  erfannten;  fie  mu|te 
(Einige  oud^  t>eranlaf{en ,  bie  fir^tic^en  Oberen 
auf  baS  Serberben  aufmerffam  )u  modftn,  ba  fie 
fonß  on  bem  Serberben,  in  baS  ber  Orben  9lnbere 
sog»  ft^  mitfd^ulbig  füllen  mußten ;  unb  menn  jie 
je  aus  Sfur^  üor  bem  Orben,  bie  aber  unmdg(i(^ 
WLt  lurücf^tten  tonnte  unb  ni(^  einmal  }urü(I« 
gu^atten  broud^te  (ba  bie  ffird^e  mftd^tig  genug 
mar,  um  für  ben  großen  SHenfi,  ben  fie  i^r  lei^ 
ßetrn,  i^nen  ben  erf  orberli^en  @^u|  ju  gemä^ren), 
fi4^  boju  etoa  nid^t  l^en  entf d^Iie^  tonnen,  f o 
tonnten  unb  mußten  Rubere  biefe  Aufgabe  über« 
nebmen.  Sie  Serbrec^  tomen,  felbft  nail^  ben 
Kcten,  burt^  bie  Seichte  jur  ftemttni|  uon  Seift« 
iH^,  bie  nii!^  ]um  Orben  gehörten,  unb  menn 
ic  einige  Don  biefen  etma  nic^t  auS  @emiffen* 
baftigfnt  in  geeig^cr  SBeife  on  ^ö^erer  Stelle 
Hi^eige  erjtatteten,  fo  Ratten  bei  ben  me^rfod^ 
Sonfliden,  in  todfy  ber  Orben  im  2oufe  ber  3rit 
mit  ben  übrigen  rrligidfen  QkfeQfd^ften  unb  ber 
Seltgeipß(^feit  gerid^,  onbere  eS  ft^erii^  <n>S 
anbexuKÜigen  SRotiDen  get^  —  S)ie  Geftönb« 
nüfC/  Belebe  bei  ben  Serbören  erfolgten,  Derbienen 
Bxnig  ®louben.  Sie  tomrnen  ^ou)itfä(bU4  auf 
bie  £änber  unb  auf  bie  Unterfu^ungen,  in  bencn 
bie  Wolter  ober  bie  Stockt  Dor  ber  Cuof  eine 
StoCie  fpielten,  uw^nnb  üe  ba  cbenfo  fe^r  f cblen, 
mo  iener  @ranb  tddjlt  beftunmenb  eiiüuiitle.  SGBie 
xoat  6<^mer)  nnb  Svr^t  bicr  Don  £inf[u|  uwren» 
§rigt  fa  @enüge  ber  Urnüanb,  ba^  bie  oifenbor 
denfo  unmobre  mie  niiiuuiige  3boIanbetuug  nnb 
Sere^rsng  emeS  ftatcrS  mebTTocb  |ugettanben 
murbc.  ^ie  loenig  bie  Scttonbnitfe  ferner  freie 
Srflürungen  über  ben  X^otbeitanb  finb,  mie  febr 
fie  auf  Sugqeftion  bem^,  liegt  ollembalben  auf 
ber  ^onb.  Sie  ^ßnnfte,  über  bie  inqniriit  mx^, 
monn  jnm  SonmS  genau  fr^geitdlt,  unb  bie 
9ntmorten  geigen  Unifonnität  wnh  ®egenia|e  fn« 
gleich,  fo  baft  fie  fid^  nur  ouS  einem  ftarfen  iim» 
greifen  ber  3u(|uirenten  crfioren.  @o  erfolgt 
bei  bem  Ser^ör  über  bie  Serlüugnnng  Sbri!ti 
unb  boS  9[nf)>eien  beS  ftreugeS  mit  bem  Scftonb- 
ni|  foft  burc^meg  bie  Srßörung,  man  fyAt  ei 
nur  ore,  nic^t  corde  getl^n  unb  nur  neben,  ni^ 
auf  boS  Iheu}  gefpieen.  ^e^nlid^  mirb  mit  bem 
(Seftdnbnig  ber  Serpflid^tung  gur  €obomiteret 
fajt  regelmö^ig  bie  Semerfung  Derbunben,  man 
^6e  ober  nie  lemanb  gur  Sunbe  Derjml^  ober 


1M5 


Xemporalien  —  Xtpf^illa. 


1346 


of  iha  Inqnintioii  IDy  London  1888;  p^tU, 
tooQaim^i^te  VI,  2.  9(ufl. ;  3.  S)dain0er, 
UQbemi|<$elBoitca0e  m,  aRflnd^en  1891, 245  ff.; 
3.  OmcHi^  @d^ulb  ober  Unfd^  bcd  Xtxnpltf 
oxbcni  [mil  ZobeOen  über  bie  SBerl^öre  Don  $ari8 
imb  $ottkr6],  Stuttport  1898;  A.  Orange, 
Th»  Fall  of  the  Enights  of  the  Temple,  in 
Dublin  Review  1895,  829—846;  91.  ^ol^ 
mann,  IBU^m  Don  9logattt,  S^iburg  1898. 
ÜAa  totüat  unb  namentHA  filtere  fitteroiur 
f.  ^oDenonn  @.  Y— XIY,  unb  ®melm  190  bis 
231.)  [D.  Sunt] 

pmfOtaRen  (temporalia)  l^ei^en  bie  mit 
riiKm  ftiriibenamt  ftfinbig  Drrbunbenen  Sinifinfte 
({.b.Srt93eneficiumn,363ff.).  2)entent|))red^enb 
RflDü  man  Xem|)oraIienabtr ennung 
(dimtnntio  beneficii)  eine  ISerminberung  ber 
9<ncfinalciidunfte  burd^  Uebertoeif  ung  eineS  Xbei« 
ia  brifelbcn  an  ein  anbered  geiftlid^e«  3nftitut, 
M  melier  eine  Senberung  befi  ffird^enamted  nid^t 
eintritt  [ißermaneber.] 

%em$attSUufteni  b^i^t  bie  Don  ber  StaatS- 
gemolt  bitoeilen  ergriffene  9Ra^regeI,  moburd^ 
einem  ftird^beamten  toegen  Tlid^tbefolgung  einer 
sdt  feinen  geiftlid^n  Slmtdpflici^ten  coUibirenben 
StootfiDerorbnungfein  ^frünoe-^inlommen^bejU). 
ia  ftaoQid^e  3u{(i^u|  }u  bemfelben  mit  Sefd^Iog 
belegt  unb  (eitmetlig  Dorent^lten  mirb.  @o  Der« 
fügte  boS  fogen.  ))reu|ifd^e  Spengefe^  Dom 
22.  Spril  1875  bie  SinfteQung  „fömmtlid^er  für 
bie  SiStbümer,  bie  )u  benfelben  gebörigen  ^nfti- 
tote  unb  bie  (SMftlid^en  bemmmten  fieiftungen  ouS 
StoatSmitteln'*,  obmobi  oiefe  Seiftungen  nur  ein 
geimgerDertro^ma^igerSrfa|  für  bie  ju  Anfang 
US^abrbunbertS  einge}ogenenftird^engüter  maren. 
3m  SuIhirfampfSeifer  ignorirte  man  ben  priDat« 
te^flicben  Xitel  ber  @toatg}uf(i^üjfe  unb  iiberfab 
au4#  toie  ungerecht  eS  mar,  bie  @etftli(ben  }mingen 
)u  noQen^  n>iber  ibre  fird^ßd^e  ^flid^t  unb  ibr 
Ükmiiten  ju  Rubeln.  SBirb  felbft  einem  Staats- 
beamten feine  IBefoIbung  nid^t  o^ne  Sted^tSfprud^ 
ent}ogen,  jo  barf  bad  $frünbe-einfommen  ber 
OeiftUi^en  um  fo  meniger  miUfürlid^  befd^Iag- 
oflbmt  merben,  meil  baSfelbe  einfcblieglub  befi 
cnodbnlen  3ufdiu{fed  red^tlid^  fein  Staatsge- 
walt ijL  [$ermaneber.] 

Tempos  clanram,  f.  Sb^|inbemi|fe  IV, 
197  f, 

fena,  Submig  be,  f.  (Einleitung  IV,  317. 

fcsci«,  ^etruS  ®uäriu  be,  Sarbinalunb 
Staatsmann,  tourbe  am  22.  9(uguft  1680  alS 
6i}bn  beS  ^orlamentSprfiftbenten  Snton  ®uerin 
be  Zencin  in  ®renobIe  geboren,  mad^te  feine 
Stubien  bei  ben  Oratorianem  unb  an  ber  @or- 
bomie,  mürbe  Sr^ibiacon  Don  @enS  unb  1702 
Vbt  Don  IBe}eIa9.  filt  ®unft  bie  feine  Sd^me* 
^  eionbine  ^llcsonbrine  bei  bem  VbU  S)uboiS 
(f.  b.  Sri)«  bem  SOlinifter  beS  Seu^em,  erlangte, 
m^If  ibm  }u  ^d^eren  SBürben.  Sr  f oQte  SuboiS 
in  Som  ben  rotl^  fyilt  ertoirfen,  unb  bie  Suf- 
ftobe  gelang^  alS  et  an  ber  Seite  beS  SarbinalS 

tMcnUxIfMk  XL  SLtttllL 


Stoban,  ber  ibn  )u  feinem  SoncIaDiften  ermäl^tte, 
im  rS^lo^T^  1721  an  bemSoncIaDeSb^ttnabm, 
baS  bem  (Sorbinal  gonti  als  3nnocen}  XTTT.  (f.  b. 
9Irt.)bieXiarabrad^te.  Xencinmu^tebemSarbinat 
Sonti,  für  beffen  SBabI  er  febr  tbätig  mar,  baS 
aSerfpred^en  ab}ugeminnen,  ba|s  er  S)uboiS  ))ro- 
moDiren  moQe;  als  iener  nad^  feiner  ßrbebung 
gum  ißapfte  in  Snbetrad^t  ber  notorifd^en  Un- 
mürbigfeit  beS  Sonbibaten  barfiber  Sebenfen  em* 
Df anb,  mu^te  er  ibn  gur  Promotion  gu  beftimmen, 
tnbem  er  mit  SBeröffentlid^ung  beS  betreffenben  9te> 
DerfeS  brobte.  Sie  folgenben  brei  Sal^e  Derbrad^te 
Sencin  als  ®efd^aftStrager  in  SRom.  %m  2.  3uli 
1724  mürbe  ii^m  baS  SrgbiStbum  Don  (Embrun 
übertragen,  ßr  entfaltete  in  biefer  Stellung  einen 
großen,  tbeümeife  gu  meit  gebenben  Cifer  für  bie 
^uQeünigenitus  unb  gegen  bie  Smifeniften.  Sie 
$roDingialf9nobe  Don  Smbrun,  bie  er  am  16. 9lU" 
guft  bis  28.  September  1727  abbielt,  fe|te  ben 
80iabrigen  SSifd^of  Soanen  Don  Seneg,  einen  ber 
9I))t)eQanten  gegen  bie  SBuÜe,  auf  ®runb  feines 
ToBtament  epiritael  Dom  Sa^re  1726  cib,  in 
bem  er  in  f^form  einer  $a[toraIinflruction  fein 
biSberigeS  Serl^lten  in  ber  Streitongelegenbeit 
barlegte  unb  auf  S  9leue  red^tfertigte.  2)er  (Eifer 
fd^eint  nid^t  felbfUoS  gemefen  gu  fein.  Xendn 
l^offte  baburdp,  mie  man  fagte,  ben  ^urpur  gu 
geminnen,  unb  berfelbe  mürbe  ibm  in  ber  %f^at, 
freilid^  nicbt  fo  gar  balb,  am  23.  gebruar  1739 
gu  Xb^iL  3m  folgenben  ^afyct  begab  er  fid^  mit 
bem  @ebeimni^  beS  ^ofeS  gur  ^opfimo^I  mSf 
9iom,  unb  als  er  Don  ba  nad^  einem  Xufent^alt  Don 
mebr  alS  einem  3obr  mieber  nad^  fjfranfreidd  gurüdC- 
feierte,  ergriff  er  am  20.  3uli  1742  8efi^  Don 
bem  ßrgbistbum  fi^on,  baS  ibm  in  ber  Stoifd^en« 
geit,  am  19.  StoDember  1740,  Derliel^  morben 
mar.  Sed^  Sßod^en  fpäter  erbiett  er  ben  Xitel 
rineS  StaatSminifierS.  3lm  7.  Suguft  1749  mürbe 
er  $roDifor  ber  Sorbonne.  Semnfid^ftfddienenibm 
no^  meitere  einfiu^eid^e  Semter  gugufaOen,  aß 
er  bie  ®unfl  beS  ^of eS  Derfd^ergte.  Sr  lebrte  im 
Sommer  1751  in  feine  Siöcefe  gurüd  uiü)  ^b 
am  2.  aJlarg  1758.  (SBgl.  Noav.  biogr.  g^n. 
XLIV,  974-977 ;  Guettäe,  Hiat.  de  l'^gliae 
de  France  XI,  Paria  1856, 379  aa.)  [D.  gfunl] 

Tenebrae  (oMcimn  tÜBnebramm,  mata- 
tinnm  tenebrarom)  ifl  bie  feit  bem  SDlittelalter 
gebräu(blid^e  SSegeid^ng  ber  ÜRatutin  mit  ben 
SaubeS  ber  brei  lefften  Xage  ber  Cbotmod^e,  ber 
fogen.  bflfleren  9Retten  ober  Xroucrmetten  (f.  b. 
Sri  ®rflnbonnerStag  V,  1309  ff^). 

f€y9Uk  (mcF))  $ei|t  in  ber Sprod^  beSStu« 
bentbumS  fomo^I  baS  ®ebet  fiber^au))t,  mie  lebeS 
ber  f^nagogcden  ®ebeiSformuIare,  meldte  bitrd^ 
3ufö^  namentlid^  mit  99egug  auf  il^re  «e^m- 
mung  (SRorgen-,  Stind^,  Sbenb-  n.  f.  m.  ®Aet) 
naber  ^aralterifirt  merben,  enbKd^  aud^  baH'  ge- 
m5bnli(^e  ®ebetbu4  im  ®egenfa|i  ttonj^i^m. 
aßad^for  (f.  b.  9rt).  iti^Via  f d^M^tbin  mirb 
bann  aber  nod^  baS  fogen.  ®d6et:  betiaSene- 
bictionen  ober  baSScheinoneeare;(n*)toy^n3i&t') 

48 


1847 


Zepl^tllin  —  Zerefia^bieH 


1848 


!|enmmt,  toeU^  einen  ^ouptiellanbt^il  M  tAg« 
afjm  SRotgen-,  Stad^mittog-  unb  Sbenbfiebeted 
bilbet  S>aS  «(Bebet  bec  18  »enebidionen'' 
(etgenQid^  f  nb  efl  beten  nad^  ber  te|igen  Sonn  1 9) 
befielet  aufi  btei  Xl^eilen,  oon  benen  ber  erjle  unb 
le|te  (ie  8  IBenebictionen  oIS  Sob  ®otte«  [rov] 
bejio.  als  2)cmfgebet  [necTina])  ^8  muierdnbett 
bleiben,  toOfttvlb  ber  mittlere  Xbeil  (18  Sitten 
[nvpa^])  an  ben  Sabbaten,  Steumonben  unb  gfeft" 
logen  iHnriirt  unb  gettö^nlid^  türjer  Vjt  al8  an  ben 
SBod^entagen.  lieber  ben  Urfprung  biefeS  (Sebetd- 
fonnulard  n)ri|  vmi  nur  baS ,  maS  bie  tflbifd^e 
xrabition  bietet:  e8  mag  aber  rid^tig  Mn,  ba^  e4 

ßin  feinem  ^runbftod  au8  ber  C^nrid^tung 
f^nagogalen  ®otte8bienfteS  (bgl  b.  9rt.  Syn- 
agogen) l^erfd^bt ;  bemerfenStoertb  ift  aud^,  ba^ 
im  Sud^e  bcS  3efuS  Sirod^  pd^  SnBänge  an  ein- 
aelne  ber  SBenebictionm  finben  ().  9.  (EccIL  36, 
1  %).  Spater  ift  bie  Xtpf^HOa  ertoeitert  unb  rebi- 
girt  morben ;  namentlid^  f  oS  }ur  3eit  (Samalietö  IL 
(um  106  n.  (Oft.)  eine  fold^e  Sebaction  ftott- 
gefunben  b^ben.  UebrigenS  fehlte  c8  aud^  nid^  an 
®egnem  beS  Schemone  esre,  ttield^e  enttoeber 
Üerbaupt  baS  ®ebet  nad^  feftftebenben  fSfOrmeln 
neiioorf en  ober  bod^  bie  piid^t  ber  täglid^en  Steci« 
tation  ber  18  Senebictionen  befteitten.  So  be- 
ffoapUit  9L  Samuel,  e8  genfige  baS  Sbbeten  befi 
iog.  Habinenu  (iss'an)^  meld^eS  ftatt  ber  mittleren 
S9enebictionen  ein  hu^efi  ®ebet  entbielt;  bod^ 
umrbe  biefe  Sebre  offtcieE  Dermorfen.  93on  fpä- 
teren  ßuf&j^  jum  Sohemone  esre  ift  nod^  bie 
(Anleitung  au9  $f.  50, 17  (Domine  labia  mea 

Series  eio.)  bemerfenStoertb,  tocil  mit  benfelben 
orten  aud^  baS  fir(^ttd^  Officium  beginnt.  — 
S)aS  jmeite  »td^tige  ®ebet8formuIar  ber  3uben 
ift  boS  fogen.  Schema  ('««>),  melc^ed  feinen  9ta« 
men  tun  ben  9nfang8morten  («^öre,  Sdrael") 
trägt  unb  aus  2)eut  6, 4—9;  11, 18—22.  9him. 
15,  87—41  nebft  einigen  3ufä^  gebübet  ifL 
£S  entb&It  gettiiffermalen  baS  ®IaubenSbeIennt- 
ni|  beS  3uoen  unb  ifi  beffen  Sd^iboletb  unb 
Sallabium.  gfflr  bie  iubifd^e  %f^to\o^t  toarb  eS 
®egenftanb  Dielfad^er,  }um  V^tü  m^ftifd^er  (fo» 
brterungenunb  erfidrungen.  lieber bieSeit  unb  ben 
SRobuS  feiner  Xedtation  entb&It  ber  Xalmub  man- 
d^edei  Unterfud^ungen ;  namentlid^  mar  eS  Dtoifd^en 
bim  Kabbinen  Streitfrage,  ob  man  baS  Schema 
in  )eber  ober  nur  in  bebraifd^er  S^nrad^e  berfagen 
bfirfe;  bie  meitbergige  «n^d^t  bebielt  f(blie|lid^ 
baS  Uebergemid^ — ^uB  ben  beiben  oorgenannten 
®ebet6formeIn,  bann  toeiterbin  auS  $fa(men  unb 
einer  Steibe  twn  toedellen  SBenebictionen  fe|en  {i(b 
bie  fonagogalen  @ebete  )ufammen.  9IS  folcbe  er- 
fd^einen  oon  ben  tdgttd^en  baS  9Rorgeng^t  (Soha- 
ohaiüh),  baS  Stad^mittag-  (Sefper»,  SRind^-) 
gd6et  unb  bod  Sbenbgebet  (Ma*  arib) ;  an  befHmm- 
ten  Sogen  (gfefte  unb  Sleumonbe)  fommt  nacb  bem 
SSorgengebet  noib  baS  fogen.  aRufa{)bgebet,  am 
SerfIbnungStag  |um  Sd^Iu^  baS  9leilagebet  binju. 
%IEinaeIne  toeitere  ®ebete  in  ber  fiiturgie  fbib  ton 
jftert^onogeiiben  Xoinmbgelebrten  oetfa^.    SOe 


kiorgenorntten  ®ebete,  uUti^aupt  oSel,  tooS  in  ber 
®ebetSorbnunfl  ben  ffinf  er^  nadU^rifmd^ 
Sabrbunberten  ongebört,  afbmet  im  ®an|en  ben 
®eifl  ber  (Knfad^beit  unb  Snfprud^figldt;  etft 
mtt  ben  ^itutim  (f.  b.  «rt  Siabbinif^e  6»rad^ 
X,  708)  bm  in  bie  f^nogogale  ®äctlonfe  eine 
jd^mungooKere  gfbrm  (f.  X,  707  unb  b.  9zt 
9Rad^for).  WS  erfte  oollftftnbige  Sammlung  ber 

{um  ®ebmu^  in  ber  Synagoge  beftimmten  ®e- 
lete  (mit  glcid^aeitiger  Sngabe  ber  Serimonifn, 
®ebrSud^  u.  f.  m.)  mirb  ber  Slddur  beS  ®aon 
Smram  (um  869—886)  genannt,  ber  nadftber 
öfters  ertteitert  unb  erneuert  umrbe ;  Smmrn  felbjt 
baue  barin  gmor  bie  «Su^gebete''  (mn^^o)  mtf« 
genommen,  bie  poeti^  Stfide  (eigentfid^ 
0-191^)  aber  auSgefd^tojfen,  ba  testete  gu  feiner 
Seit  nod^  nid^t  obligatorifcbe  3ufä^  marm.  (SgL 
bie  einfd^Iögigen  9rtt  in  b.  9ambiager  Keol« 
encpQo^^abte  ffir  Sibel  unb  Xalmub  U,  etcdi| 
1888,  mib  ben  gugebörigen  Su))plemeRten ;  ferner 
aSinter  unb  SSfinf^ ,  2iie  lubif d^  Sitierotur 
feit  Sbfd^Iul  beS  ftanonS  m,  Xtier  1896, 
8  ff.)  pt.  61^0 

M^UR»,  f.  $b9lafterien. 
fcruttOySatob  oon,  f.3abbiionXeramo. 
^netbä^t  ifl  nmb  ber  Ueberfe|ung  ber  Sul« 
gata  in  ber  bettigm  Sd^tift  ein  gnobbnßd^  ein§ebi 
mad^fenberSBaum,  ie|t  Pistada  tereUnthiiB  ge- 
nannt, ber  in  trodenen  unb  b^^  ®cgcnben  bie 
eid^  erfe^en  mu|te.  SMe  ^c&äj/tt  berfeCben  ge« 
borten  ju  ben  ®efd^ten,  meldte  ber  ^ßatriontb 
3aIob  ^en  Söbnen  ffir  3ofet>^  mitg^ä  (®en. 
48, 11).  Sie  Zerebintbe  nwrt)  §tt  feinen  tedbnt* 
fd^en  Stoeden  au|er  )ur  ®eminnitng  beS  Xttpm» 
ttnS  benu|t,  biente  aber  b^uftg  als  Sttidmtarfe 
(8  ßbxL  18, 14.  3f.  6, 18)  unb  marb  ^reS  ouS« 
aebreitetenüBuibfeS  megen  gepriefen(ecdL  24,22). 
S)aS  iS^oi,  in  meld^em  S)aoib  ben  Sliden  ®oBatb 
beftonb,  ber  beutige  SBabi  Sumt,  %iti  bai  Xcce« 
bintbentbal  (1  Sam.  17, 2. 19;  21, 9),  nttmuäf- 
lid^  toegen  einer  ungebeuem  Zerebiiäbe,  nwU^  ^ 
bafelbft  befonb.  ^gL  »obinfon,  SSalfimtial]; 
606;  Oroaer,  Script nat hisi t  l^oni- 1888, 
66  £).  [ffoubn.] 

fmfla  (Xbereiia,  finmifd^  Xerefa),  bie  1^1, 
bie  oon  ber  ffircbe  als  Tirgo  seraphioa  0.  iL.)  ber» 
ebrte  Sieformotorin  beS  (formditenoAenf,  megen 
ibrer  Sqriften  mistica  doctora  genannt,  muri>e 
am  28.  SJUr)  1515  )u  9oUa  geboren  unb  ent« 
fiammte  einem  angef ebenen,  ottabeOgea  ®e« 
fd^Ied^te.  3bt  Sater,  WfonfoSand^beCcp^, 
mar  ein  emfter  Cborofter,  Doli  SDülbe  gegen  bie 
Srmen,  ein  gfreunb  frommer  Sefung ;  ib^  SDlul» 
ter,  Seotris  be  ^bvnuiba,  eine  ^jmi  Mdl  ^fna 
Zugenb,  bei  nodb  iugenbtid^  Sabinen  tion  fcl* 
tener  SBflrbe  unb  in  ibren  Dielen  Seibra  odQ 
d^riftiid^er  ®ebulb.  gunf  Srfibcr  Xctc^  oob- 
men  ffriegSbienfie  in  ber  eben  entbedten  Steuexi 
SBelt,  ein  anbererlBruber  toobUe  fpfiter  am  jtfbm 
Xoge  mit  ibr  ben  OrbenSflonb.  WA  fiAen|6bri- 
geS  ftinb  marb  fte  bunb  bie  Sefung  ber  SRor» 


1849 


Zerefia,  bie  H 


1850 


I^RdeBen  fo  fel^  inm  bem  (Bebotden  cm  bie  Smig« 
Im  bet  ^mmeldfteuben  ergriffen  (para  siempre, 

Zimmer,  toieberl^otte  fie  M  ftetS),  ba^  fie  mit 
nt  99nd)er  Stobrigo  W%  SRoptenlonb  )u  flie^ 
nknuil^m,  itm  bort  bie  SRorterfrone  gu  erlangen ; 
fci^tt»id)ettbeibetolb  eingeölt  unbgurucfflebrad^t 
S*  JiDSIften  ^itäfct  Derlor  Zerejia  il^  treffli^ 
■brtter;  »einenb  nmrf  fieji^  i[>or  einem  Silbe  ber 
Bottdmutter  nieber  imb  fiel^te  innig,  biefe  möge 
■nfUgil^aRutterfein.  3nber£M6eburftejiefe$r 
tel  ndüterßd^en  €4u|e8.  So>A  ®  ef al^en  brol^ten 

fo  fd^  oufblül^enbed  Seelenleben  tmf&id)  }u 
:  ungeregelte  unb  abermalige  fiedüre  tion 
U^Stittergefd^ten  (bad  Seifpiel  il^rer 
,  oie  barin  mitunter  il^re  Srl^olung  fu^te, 
lotie  fie  Derleitä),  mel^  aber  nod^i  ber  unge- 
iffuit  Umgang  mit  einigen  leid^tftnnigen  jungen 
Sanoaubten,  bie,  Don  bem  geiftreid^en  unb  an- 
nri^gen  SBefen  Xerefia'S  angegogen,  fid^  oft  in 
■nm  pax^t  einjanben.  3)o^  mürbe  3ud^t  unb 
Bitte  mäft  tm  SRtnbeften  oerle^t ;  fd^n  baS  natür- 
fU^,  V^fl  ausgeprägte  Sl^gef  ül^I  Xerefta^S  unb 
■^  nod}  bie  ®nabe  ®otted  fd^ü^ten  l^ier.  2)rei 
Dbiuite  bauerte  biefe  $eriobe  geiftiger  Srfaltung ; 
dB  Ubifi^  9ufent^It  in  bem  ^uguftinerinnen« 
Ibptr  aRoria  be  (Srada  }u  Soila,  mol^in  il^ 
mht  fie  )ur  Srjiel^ung  brad^te,  toermifd^te  batb 
Iridwr  bie  empfangenen  böfen  Sinbrüdfe.  92ad^- 
boB  eine  fd^ere  ftronfl^eit  fie  gendt^igt,  baS 
MoPer  ju  oerlaffen  unb  bei  ben  Sl^rigen  @e- 
Kfnie  |n  fud^,  fa|te  fie,  befonberS  burd^  bie 

~  M  (L  ^ieronqmuS  angeregt,  ben  Snt- 
Slonne  ju  merben.   „^d^  mar  berma^en 

,  biefe  gefung  begeiflert ,-  fogt  fie,  Mi 
14  miii^  entfd^Iol,  mid^  meinem  Sater  gu  offen- 
MDm,  unb  baS  mar  faft  ebenfo  oiel,  als  baS 
Ocbenfig^manb  nel^men;  benn  idl^  betrad^tete  ed 
A  einen  (Ebtenpunft,  bei  bem  Sntfd^Iuffe  gu 
Heitei,  für  ben  idb  mid^  einmal  beftimmt."  ®egen 
ben  SBiuen  beS  SaterS  trat  fie  ad^tgel^nprig  in 
hol  (Earmenterinnennofter  gur  SRenfd^merbung  in 
■Mb  ein,  DoS  l^ifd^en  UKutbed,  aber  unter  ge- 
MNdtigen  inneren  ffämpfen,  „beinahe  bred^enben 
beqenS" ,  mie  fie  felber  fagt  S)od^  fofort  be- 
b|nle  unoudfpred^Itd^e  innere  ^reube  i^ren  f^tU 
MDRfit^tgen  dntfd^Iul,  ber  fiber  i^r  Seben  unb 
Her  bie  Reform  beS  SarmelitenorbenS  entfd^ei- 
bcB  fbOte.   2)rei^ig  3abre  lebte  Xerefm  in  bie- 

fflofler,  unb  alle  9iöume  befifelben  finb  nod^ 
burd^  unoermfijUid^e  ßrinnerungen  an  ibren 
"  It  gebeiligt.  3m  3. 1534  legte  fie  $ro- 
M  ob.  ^od)  als  Tiooigin  l^te  fie  in  beroi- 
wt  Siebe  eine  Sd^merfranle  oerpflegt,  oor  ber 
He  entfejft  gurfidtoid^en;  ja  fie  bat  ®ott,  ibr  bie* 

ßjhpom^eit  ober  fonft  eine  anbere  gu  fd^idfen. 
Sebet  fanb  &l^örung.  3n  ben  Sd^mergen 
dRcS  longmierigen  6ied^tbumS  erbaute  fie  ftd^  an 
Svegori  befi  ®ro^en  Libri  moralium  in  Job 
nfe  rettete  einen  ^riefter,  ber  {abrelang  einen  febr 

el^aflen  SBanbel  gefflbrt.  ^m  9Raria-^tmmeI- 
Ittage  1536  mar  fie  bem  Xobe  nal^e;  i^r 


i 


@rab  mar  fd^on  fertig  gefieSt ;  enblid^  ermad^  fie 
nad^  Oiert&giger  Obnmad^t,  blieb  aber  bann  nod^ 
brei  3ol^  gUeberlabm.  S)a  mürbe  ber  %  3o- 
f ep]^,  an  ben  fie  fid^  mit  SSertrauen  gemenbet,  ibr 
aietter;  begeiftert  mirfte  fie  ie$t  für  bie  Serel^rung 
beS  ^igen  92öbrt)aterd  3efu,  fteOte  fpäter  baS 
erfte  ftlofter  il^er  Stef orm  unb  bann  no^  fünf  an« 
bere  il^er  Stiftungen  unter  feinen  @d^u]^.  Skid 
9nfeben  ber  ffi.  Xerefia  fyit  ben  SuItuS  beS 
L  3ofepb  nid^t  bIo|  im  Sarmeßtenorben,  ber 
iS  gum  Snbe  bed  oorigen  3ob^bunbert8  nid^t 
meniger  als  150  IHrd^en  gu  feiner  Sbre  errid^tet, 
fonbem  überl^aupt  in  ber  gangen  fdtbolifd^en  SSielt 
ntäcbtig  gefbrbert.  —  9Id  bie  duneren  Seiben 
Xerefia'S  ftd^  milberten,  begann  für  ^e  eine  lange 
^eriobe  fd^meren  innem  9ttngenS  unb  luftiger 
iBerfud^ungen.  2)aS  fflofier  ber  9Renf(^merbung, 
in  meld^em  fte  lebte,  batte  feine  Slaufur ;  bie  grof e 
3ab(  unb  gum  £l^eU  aud^  bie  Srmut  ber  ütonnen 
gab  9lnla|  gu  mannigfad^em  93erlebr  mit  ber 
^u^enmelt.  Xerefia  mar  megen  ibreS  oerftönbigen 
unb  geiftreid^en  SBefenS  gang  bef  onberS  ber  äRagnet 
für  oiele  SBefud^enbe,  gum  großen  JRad^tl^il  i^reS 
innem  SdbenS.  @ie  oerlor  ben  ®efd^mad(  am 
®ebet  unb  an  ber  IBetrad^tung ;  maS  baS  Ora« 
torium  @uteS  fd^ffte,  oerbarb  baS  Spredjigimmer. 
2)aS  ^erg  blieb  mit  oielen,  menn  auc^  feinen,  fo 
bod^  ftarfen  Oüben  an  bie  grbe  gefeffelt.  3n  irre» 
geleiteter  Semutb  glaubte  Zerefm  ibrer  UnOoS- 
fommenbeiten  megen  mit  @ott  in  ber  99etrad^« 
tung  nid^t  oerfebren  gu  bürfen.  S)er  l^ilig* 
möfige  Xob  ibreS  SaterS  fübrte  eine  SBenbung 
gum  Seffcrn  b^bei;  Don  ie^t  an  üitt  fte  fietS 
mieber  baS  betrad^tenbe  ®ebet,  aber  freilid^  nod^ 
unter  großen  inneren  ffömpfen  unb  in  unfäglid^er 
®eifte8bürre.  ^9luf  ber  einen  Seite  rief  mid^ 
®ott/  fagt  fie,  „auf  ber  anbem  folgte  idft  ber 
aSelt  Salb  fiel  id^,  balb  fianb  id^  mieber  auf, 
aber  nic^t  mie  eS  fid^  gebübrte,  meil  id^  in  ber 


Infolge  mieber  fanf.  3d^  lebte 


0  unDoUfommen, 


ba^  id^  ber  löglid^en  @ünben  faft  gar  nid^t  acbtete, 
obfcbon  id^  mid^  oor  ben  Sobfünben  bütete,  freiließ 
nxd)\  mit  bem  gebörigen  Smfte,  meil  id^  bie  ®e« 
legenbeit  nid^t  mieb."  3n  biefen  unb  nod^  ftftr- 
feren  ^uSbrüden  befd^rribt  Xerefia  bie  9bnal^e 
ibreS  eiferS,  fo  ba^  ber  mit  ber  Sprad^e  ber 
^eiligen  nid^t  oertraute  Sefer  Irid^t  ein  faIfd(|eS 
Säilb  oon  ibr  geminnt  Xl^tfad^Ud^  l^at  fie  aud^ 
nod^  um  {ene  ß^it  groge  Xugenben  geübt  unb 
überbaupt  in  ibrem  gangen  Seben  niemals  bie 
Xaufgnabe  oerloren  (im  römifd^n  93ret)ier  ift 
barum  aud^  ber  anfänglid^e  ^uSbrud  oblivione 
criminum  snomm  in  oblivione  culparum 
Buarum  geftnberi  morben).  ßnblid^,  in  ibreni 
40.  SebenSjabre,  bemegte  ber  ^nblicf  rineS  93il« 
beS,  baS  ben  an  ber  ®eigelfäule  blutenbeii 
^eilanb  barfteSte,  Serefm  bermo^en,  ba^  fte 
^d^üttert  auf  bie  ftniee  fan!  unb  nid^t  ebei 
auffteben  moOte,  alS  bis  fie  Crbörung  unb  ^-- 
frriung  gcfunben;  bie  Sefuug  ber  Sefenntniffe  bc-; 
|l.  SluguftinuS  fübrie  bann  eine  ooUftanbige  Um- 

48  • 


1851 


Serefia,  bte  I^L 


1852 


tDonblung  l^erbei.  Jb'xSf^tx  j^obe  td^  mein  Seben 
gelebt/  fagt  bie  ^eilige  l^ieruber;  „baSj[enige, 
toaS  ie^t  für  tni^  im  @tUtt  begann,  ift  bod  Seben 
@otte§  in  mir,  id^  borf  bad  fagen."  fßon  nun  an 
burd^Iief  fte  oUe  @tufen  bed  ®ebeted  unb  ber 
l^öd^ften  m^ftifd^en  Sontem))lati0n.  Unter  bem 
onmutl^igen  Silbe  ber  mminigfaltigen  Segie^g 
eined  ®arten8  (man  fd^5))ft  SBaffer  au8  einem 
Srunnen,  ober  ein  9lab  brel^t  @d^ö))|eimer  toon 
SBafferröbren,  mon  leitet  Sßaffer  aa%  etnem  fSaä), 
ober  ed  föllt  Stegen  oom  ^immel  l^erab)  fd^ilbert 
fle  aus  eigener  Srfal^ng  baS  mül^fam  betrad^« 
tenbe  ®ebet,  baS  (gebet  ber  Siul^e,  baS  (gebet  ber 
SSereinigung  unb  baS  @ebet  ber  Sergüdung  ober 
(iffiafe.  SnfangS  befürd^tete  bie  fettige,  ein 
Ö))fer  ber  Xöufd^ung  gu  fein;  il^  eigenen  beften 
greunbe  unb  meiere  i]^rer93eid(|tt)ater  oerftanben 
fie  nid^t  unb  ^Iten  i|re  au^erorbentlid^en  inneren 
3uft&nbe  JSr  biabolifd^en  S:rug ;  ou^  f el^Ite  ed 
nid^t  an  fiblen  9lad^reben  unb  SBerfoIgungen,  )u* 
mal  ba  für)  guDor  eine  92onne  9iomen§  SRagboIena 
Dom  ffreug,  meldte  gang  Spanien  burd^  ü^e 
SBunber  unb  SJiibnen  in  (£rftaunen  gefegt  l^e, 
fd^lie^Iid^  oI8  Seträgerin  entlarüt  toorben  mar. 
Zerefta  offenbarte  fid^  erfal^renen  ©eifteSmonnem, 
mie  bem  ^I.  t$fran)  SBorgiaS^  bem  P.  Woareg,  bem 
l(|I.  $etruS  üon  ^Icantara  (f.  b.  Srtt.)  unb  an- 
deren ttpxobitn  ^üf^xivn,  meldte  i^re  (Sebetsmeife 
imlften  unb  fie  bed  göttlid^en  Urf))rungd  i^rer 
au|erorbent(id(ien  inneren  Suftönbe  Derfid^erten. 
@ie  tiemal^m  je^t  oft  innere  mQftifd^e  Slnfprad^en 
®otte8.  „^u  SBorte,  meldte  ber  f^err  fprid^t/ 
fagt  fle,  „finb  SBort  unb  Xl^t  gugleid^.  @ie  er- 
Smingen  ^d^  ®e]^or.  SRögen  fte  alfo  SBorte  beS 
SobeS  ober  beS  Sabefö  unb  SSormurfS  fein,  fie 
oerfe^  bie  @eele  auf  ber  SteOe  in  baS  rid^tige 
SBer^öItni^  unb  geben  il^r  neue  gfal^igfeit,  fii^t 
unb  Siebe,  £roft  unb  Kul^e/'  2)ie  t)eUige  l^tte 
femer  eine  Steige  munberbarer  SSiftonen:  fie 
fd^aute  ben  ^eilanb  in  bem  SRi^fterium  ber  9luf« 
erftel^ung,  bte  aQerfeligfte  Jungfrau  unb  anbere 
^eiligen ;  fte  ful^Ite  in  gang  munberborer  Sßeife 
bie  unmittelbare  ®egenmart  ®otted,  [a  fie  fd^oute 
ba8  ®ebeimm|  ber  l^eiligjlen  S)reifattigfeit  unb 
anbere  SN^fterien  ber  ^immltfd^en  ®Iorie.  9Bun- 
berbor  moren  bie  äußeren  unb  inneren  Sßirfungen 
biefed  l^ol^en  m^ftifd^en  SBerf el^rS  mit  ®ott,  mie  er 
ftd^  namentlid^  in  ben  legten  Sa^^e^nten  il^reS 
SebenS  gemattete:  effiatifd^  @^meben.  Sendeten 
il^reS  angeftd^teS,  Serjüdhing ;  im  Snnem  Doli« 
ftdnbige  SoSf(|dlung  Don  allem  3rbifd^en,  glfll^en- 
ber  (Eifer  für  bie  (gfyct  ®otted,  unbebtngte  ®Ieid^- 
fSrmigleit  mit  bem  göttlid^en  SßiSen,  innere 
gfreube  unb  SBonne.  Slm  merfmürbigfien  ift  bie 
Sifbn,  in  toeld^er  Xerejia  fd^aute,  mie  ein  Sngel 
mit  einem  golbenen,  glü^enben  $feil  il^  ^erj 
burd^bobrte,  nid^t  bloB  f^mbolifdd,  fonbem  toirl« 
lid^  ^^9ftfd^,  toie  in  ber  Sll^at  l^eute  nod^  il^  fyx^, 
haS  in  ber  Sarmeliteriimenfir^e  }u  Wba  oerel^ 
»irb,  bie  ©puren  biefer  SSermunbung  jeigt. 
i:erefia  fingt  bierDon: 


3n  be0  ^erAem  tiefflem  (Bnmbe 
Smt'  idft  emen  mtn  Bü^, 
(BotteS  ©d^toert  brang  ein  in  mi4, 
d^ro^e  Xf^ai  gab  baüon  Ihinbe. 

S)iefe  „gro|e  t,^"  mor  bofi  (elbenmfitl^ige.  in 
ber  (Sefd^id^te  ber  heiligen  bis  bal^tn  beifpieno^ 
®elübbe,  immer  unb  in  Mem  boS  »t  ^un,  oaS  fie 
als  baS  SoIDommenere  unb  SottSBo^IgeffiBigett 
erfennen  mürbe.  2)er  (Eormelitenorben  feiett  bie 
Traneverberatio  cordis  8.  Teresiae  burd^  ein 
eigenes  gfeß  (27.  Sug.) ;  aud^  bie  (£anoni{atiünS- 
buQe  unb  boS  rSmifd^e  SBreoier  jum  15.  October 
gebenlen  biefeS  (EreigniffeS ;  bie  IKtd^  preist  Zerrita 
barum  als  bie  Tirgo  seraphioa.  Su^  fonfl  $xt 
bieftird^e  ftd^  über  bie  ber  ^L  Zerefio  gemoxbenen 
Offenbenrungen  in  burd^uS  ^nftiger  unb  be* 
ftötigenber  Steife  auSgefprod^,  fo  bog  biefelben, 
mie  (Sorbinal  Sona  unb  ^pß  Sembict  XTV. 
agen,  fogor  aß  {id^ereS  Kriterium  unb  ald  9{orm 
ür  bie  Seurtl^eilung  analoger  3u{ifinbe  an§u* 
el^en  finb.  Sie  1^1.  Zerefu  mar  lAoäf  nit^t 
aOein  gu  l^ol^er  perfdnlid^er  ^eiligfeit,  fonbem 
t)or)figIid^  aud^  gu  apofiolifd^er  SBirffamleit  be- 
mfen.  S)ie  unmittelbar  hierauf  t)orbereitenbe  unb 
entfd^eibenbe  ®nabe  mar  eine  Sifion,  in  meld^ 
ibr  @ott  bie  ^SSk  unb  ben  Ort  in  bet  emigm 
SBerbammni^  geigte,  ben  bie  b5fen  ®eifier  bort 
für  fie  bereitet  l^attm,  menn  fie  in  il^  getttoeiligcn 
Sauigleit  t^erl^rrt  l^fitte.  SDiefe  IBifion  erfd^ 
i^r  als  eine  ber  größten  ®naben,  bie  fte  je  em- 
pfangen. ^De  gur^t  oor  SBibermfirttgfeit  auf 
Srben  ift  toerf d^munbm ;  aut  paü  ant  mori  ift 
il^  SBal^Ifpmd^l  brmnenber  Sd^meq  u6er  ben 
Untergang  fo  oteler  @ee{en  unb  boS  gtuj^jte 
Serlangm,  für  il^re  Kettung  gu  miden,  erfüllt  ^. 
„3d^  backte  nad^,  maS  id^  mol^I  tbun  Smidt ;  xd^ 
lam  auf  bm  einfad^ften  unb  n&d^ften  ®rtMinfm, 
bamit  angufangm,  ba6  it^  mid^  felbfl  in  meinem 
eigenen  IBemfe  t)ert)oIuommnete  unb  meine  Or> 
benSregel  mit  größter  Xreue  befolgte.^  Zerefta 
miS  für  ®ott  mirlen  burd^  i^  &tM  ttnb  biefeS 
i^r  ®ebet  fräftigra  burd^  bie  ^eUigfeit  hei  Bebeiä, 
um  fo  erfolgreid^er  ben  opoftolifd^  Sxbeitem 
beigufiel^n.  9nfangS  badete  fie  mo^I  nur  an  bie 
Xreue  gegm  bie  oon  t^r  gelobte  gemd^igte  Kegel, 
aber  il^  geuereifer  bröngte  fte  gu  l^öperem;  fte 
füllte  fld^  ongetrieben,  bie  OrbenSr^  ber  (lat* 
meliten  auf  bte  frühere  Strenge  gurucfiufübren 
unb  ®eno]finnen  um  ft^  gu  fommeln.  Snf» 
gemuntert  burd^  ben  %  SßehuS  ton  Qlcantaxtt 
imb  bm  1^1.  Submig  Sertranb  auS  bem  S)omtm- 
canerorben ,  unterftüj^  nod^  bur^  i^itn  Sniber 
Sorengo,  ber  in  $au  als  tSni^i^er  (Smerol- 
intenbant  ber  ginongm  über  gro|en  Stei^t^um 
k>erfügte,  unb  enblid^  beDoIImft(^tigt  oom  (eiligm 
Stuhle,  grünbete  |ie  im  Suguß  1562  ju  Sirila  ein 
fleineS  If (öfierlein  ^u  (gfym  beS  l^L  ao|ep^,  boS 
erfte  ber  Sleform  mtt  Seobod^iung  bet  aüm  9€%d, 
mie  fie  oon  Snnoceng  IT.  1247  ccneueit  toocbes. 
93on  nun  an  nannte  {idb  Xerefia^  bie  bVffn  i^ten 
gomiHennamm  Vf^tmiaba  trug,  Zcnfia  oon  3efo. 


1S5S 


Xetefia,  bie  H 


1854 


—  «nein  bie  neue  Srflttimng  nfolgte  nid^t  o^ne 

soit  S3iber{)>rüd^  itnb  6turme ;  bie  9lonnen  beS 

'at\D^aA  oon  bct  Wcnf^tonbung,  in  toeld^em  fte 

bi«(|cr  gjtkhU  bcr  SRagiftrat  Don  %Dt(a  unb  faß 

(tt  ganie  €tabt  fotoie  Diele  SBelt»  unb  Orbend- 

gnftll^f  erhoben  fid^  gegen  fle;  bod^  bet  berühmte 

Somimcomr  P.  SBofiex  (f.  b.  9rt)  ((yra^  mit  Srf  olg 

)pi  t^  (Snnßen,  unb  al8  ein  ))äp{Ui(i^ed  SBreDe 

)cii  Sfamncn  bcfi  Sofepl^fietS  bie  Stloubnil 

^,  o(nc  alen  Sefi^  unb  nur  Don  Wmofen  )u 

Üben,  log  ZerePa  im  StSn  1568  mit  ii^ren  ®e- 

contniiim  in  boS  neue  Softer,  günf  3a]^  lang 

kbttmmbieneine®emeinbe  inDonfommenerShi^e. 

Tic  ucftncunglid^e  Siegel  mürbe  auf  baS  Strengfie 

tfobo^M :  c8  aar  ber  Ofrfi^Iing  beS  Cormel.  S)a9 

ülofirr  beße^t  nod^  unter  bem  Slamen  @on  3ofö 

m  Ttihxa,  unb  loie  in  bem  ftlofter  ber  SRenfd^- 

vcäwng«  ffaibm  ftd^  aud^  |ier  nod^  tl^eure  £r- 

isncnnigen  an  bie  ^ilige,  ).  99.  unter  Ruberem 

M  Abeeadario  espiritualy  beffen  Sefung  i^r  fo 

grogrn  g^id^  Sortbeil  brad^te.  SnfangS  if 

:bfi4tigte  Zerefta  ni^t  eine  meitere  Verbreitung 

\ffnH  OtbenS ;  oIS  aber  in  bie  ginfamfeit  i^red 

IBo jiafl  bie  ftunbe  Don  bem  Sfortfd^ritt  ber  ßörefte 

in  Stontteid^  brang  (Lob  Luteranos  en  Pran- 

oift).  imb  befonberS  aI8  P.  ÜRalbonabo  aud  ber 

Siitton  in  3nbien  ben  JHofterfrauen  in  @t.  3ofepb 

boi  9rif)ige  Clenb  ber  Seelen  in  (enen  ®egenben 

dsbnngfi^  fd^ilberte,  ba  fieigerte  Xerefta  il^ren 

Scclcndfer.  ^o^erfreut  toar  jte  borum,  ald  1567 

3o^mici  Sloffl,  (Seneral  ber  (Earmeliten,  erbaut 

Don  bei  ßrengen  Orben§)U(^t  im  @t  Sofepbd- 

Mtt,  Hft  bei  einem  99efud^  in  SDila  ben  Auftrag 

^,  nodf  onbere  IMöfter  nad^  ber  ur{))rünglid^en 

Xm^  |a  gifinben ,  )undd^ft  gftauennbfter ;  bolb 

nuDtcr  erlangte  Xerefia  auf  i^re  Sitten  aud^  bie 

fcümbnil«  SRännerdöfter  su  grflnben,  um  SBeid^t- 

oütcr  unb  €eelenf ül^rer  ffir  i^re  Sd^meftem  }u 

(iboUcn.  6o  mar  bie  ©rünbung  ber  Stef orm  ein- 

(Mntet;  bem  alten  Orben  tourbe  ein  neuer  a|)0- 

jtoIif(^  (Seift  eingebaud^t  unb  ber  SBeßanb  bed« 

jelben  gefU^t.  Xerefta  trat  ein  in  bie  Sleibe  ber 

^iim  toabren  Reformatoren  im  16.  Sal^rbun« 

bot  bie  baS  Dom  Soncil  Don  Xrient  befd^loffene 

mb  mrtenummene  Steformtoerf  )ur  SuSfü^rung 

bnMJ^ten.  Stamentlid^  für  bie  Sfeftigung  ber  fatl^o- 

\i]d^  tHa^  in  StMmien  ift  Xerefta'd  auftreten 

vizfjomer  gemefen  als  pi(b))8  IL  (f.  b.  9rt.) 

McgSmod^t  unb  boS  ®(ouben8gerid^t  ber  3n- 

qmj&n.  —  S)ie  erße  Stiftung  nad^  ber  Don 

8l  3ofe|)^  |u  SDila  mar  in  ber  nörblid^  Don 

loUa  odcgenen,  burd^  il^ren  92amen  an  ibre  ara- 

bt  j<^  9ergangenbeit  erinnembe  Stabt  SRebina  bei 

ilmpo;  l^itt  gemann  Xere|ia  ben  Ifl.  go^nneS 

um  ftieu)  (f.  b.  %[tt.),  ber  Don  ber  gemögtgten  Sar- 

mditeniegel  )U  ben  ftartbSuf em  fibertreten  tooUtt, 

für  i^  Seform  unb  erbielt  in  ibm  ibren  mftc^« 

tieften  (Senoffen.  Sie  näc^flen  Stiftungen  Don 

Snmmndftem  erfolgten  1568  gu  SRalogon  in  ber 

SRoiul^»  iknauf  im  felben  3a^re  gu  SBaUaboIib^ 

bei  ^jrmaßgen  ^ubtjtobt  (SaftUienS,  1569  in 


bem  oltebrtofirbigen  Xolebo  unter  gro|en  Sd^tuie« 
rigfeiten  unb  in  $aftrana  in  ber  M^t  Don  @ua« 
balaiaro;  1570  in  ber  berübmten  UniDerfttätS« 
ftabt  Salamonca;  1571  in  bem  nahegelegenen 
%Iba  be  Xormed,  mo  einft  bie  Xobed«  unb  ®rob« 
ftätte  ber  Reuigen  fein  foflte.  3m  3. 1574  er- 
folgte  bie  Stiftung  }u  SegoDta ,  mo  ie|t  ber 
bl.  Sobanned  Dom  ffreuge  ru^t,  1^75  gu  SeaS  in 
Snbalujten.  ^ier  lernte  jie  ben  burd^  feine  eigen- 
tbümlid^en  Sd^idjale  berfibmten  P.  ^ieronQmuS 
®racian  fennen,  t^ren  fpötem  geiftli(|en  gfü^rer, 
bem  fte  unbebingten  ©eborfam  letftete ;  anberer- 
feitS  betrad^tete  ^d^  ®racian  aud^  al8  geiftliiben 
Sd^filer  unb  3ünger  ber  bL  Xerefta.  S)ie  Stif- 
tung in  bem  fd^önen  unb  reichen  SeDiQa  mürbe 
megen  ber  Dielen  inneren  unb  öu^eren  Seiben,  bie 
fte  bort  erbulben  mu|te,  gu  einem  mabren  ®etb- 
femane  für  fte.  Sei  ber  @runbung  bed  ftlofterd 
)u  garaoaca  1576  leiftete  il^r  ftdnig  W^\pp  IL, 
on  ben  fle  ftd^  manbte,  b^^f^^^^n  Seiftanb.  Sei 
ben  iSarmelttenmönd^n  ber  SReform  folgte  auf  bie 
@runbung  ber  if löfter  )u  Suroelo  unb  ÜRancera 

Sunöd^ft  bie  Srrid^tung  je  eineS  in  ^aftrana  1 569, 
lattn  1570  in  ber  UniDerfttötSftabt  Wcalä  (Com- 
platum),  1571  fat  ber  Sinfiebelei  )u  Sltomira 
unb  in  SiDanueDa  be  la  Xara,  einer  Stabt  in 
!R(irb*9lnboluften ,  1573  in  ®ranaba  unb  in 
!ße&uela,  1574  in  SeDiOa,  1575  in  ^ImoboDar, 
1576  in  Sead,  1579  in  Soega,  1581  in  SaOa- 
bolib  unb  in  Solamanca,  1582  in  fiiffabon  —  im 
®an}en  15  Stiftungen  Don  ÜRännerftdftem  nad^ 
ber  ftrengem  Siegel  ®erabe  biefe  Sludbreitung  ber 
Steform  aud^  über  bie  SKönnerflöfter  erregte  aber 
nod^  unb  nad^  einen  fold^en  Sturm  gegen  Xerefta, 
ba^  ibr  ganjed  SBerf  in  f^frage  geftellt  gu  merben 
unb  faft  bem  Untergang  anbeimgufaUen  fd^ien. 
S)ie  Abtretung  eined  ftlofterS  gu  gorboDa  on  bie 
^treS  ber  Sleform  fomie  bie  aRtg^eUtgfeiten  bei 
®elegenbeit  einer  ftlofterftif tung  gu  SeDilla  batten 
fd^on  gro|e  Serftimmung  erregt,  ßingelne  (£ar- 
meliten  ber  milbem  ObfeiDang  fallen  in  ber  {Re- 
form eine  Üteuerung  unb  einen  Sormurf;  gunöd^ft 
rid^tete  ftd^  ber  UnmiEe  gegen  P.  ®racian,  balb 
aber  au(^  gegen  Xerefta  felbft,  bie  oIS  eine  eigen- 

Snnige,  ungel^orfame  9tonne  angedagt  mürbe.  9uf 
em  ®eneralca))itel  bed  Orbend  gu  $iacenga  in 
Stoßen  mürbe  1575  bie  Sufl^buug  ber  gangen 
9leform  befd^loffen^  eine  9na|regel,  gu  toeld^er 
felbfi  ber  ®eneral  ber  Sarmeliten,  Sobann  Sa))tifl 
iRofft,  btSl^  ein  gro|er  ®önner  Xerefia'd,  auS 
Untenntni^  ber  eigentlid^en  Sad^Iage  feine  3^- 
ftimmung  gab.  Xerefta  foQte  leine  neuen  Alofter* 
grunbungen  mebr  Domebmen  unb  baS  fflofter, 
bad  fte  gum  Slufentbalte  mäl^Ien  mürbe,  nid^t  mebr 
Derlaffen.  Sie  untermarf  ftd^  in  S)emutb  unb 
blieb  in  ber  Seifolgung  ungebeugten  9Rutbe8, 
nabm  aber  ibre  angefd^lbigten  OrbenSgenoffen 
gegen  ben  ®enerol  energifcb  in  Sd^uj^.  gunf 
Solare  lang  bauerte  ber  Sturm :  auf  einem  $nH 
Dingialcapitel  in  Spanien  mürben  bie  Sef((lu||e 
Don  ^iacenga  bergeftalt  in  SluSfubrung  gebradyt. 


1855 


Xerefio,  bie  ^L 


1366 


bo^  Don  ba  an  bie  unbefd^ul^tm  Sotmeliteti  mit 
ben  befd^ul^tm  in  einem  ^mtfe  jufammenleben 
foUten:  bo(|  fotte  e8  jiebemfreiftel^ien,  bie  fhrengere 
ober  bte  milbete  Stegel  )u  befolgen.  WS  bie  un« 
befc^u^ten  Sarmetiten,  toeld^  barin  mit  SRe^t  ben 
cdbndlioen  Untergang   ber  SHeform   erlannten, 

f legen  biefe  Snorbnung  SBiberfpruc^  erl^oben, 
d^ritten  bie  (Begner  ju  bm  firengften  9)}a|rege(n. 
Sol^onned  t)om  iheuje  tmtrbe  eingeferfert  unb 
mi^l^nbelt,  Xerefia  felbft  als  ein  ,,unrul^igeS, 
uml^erfd^loeifenbeS  gfrauengimmer''  t)erlöftert.  iAt 
Sebrfingnil  ftleg  ouf  S  ^dti^jte,  alS  ber  apofto- 
Hfd^e  9hintiuS,  burd^  einen  unfiugen  @d^ritt  ber 
Unbefc^ul^ten  erjümt,  bie  t^oSfiänbige  Semid^« 
timg  ber  gangen  Steform  auSfprad^.  S)a  erfolge 
enblid^  burd^  Vermittlung  beS  ffdnigS  ^ffiiipp  U. 
eine  a))oftolif(!^  SuOe,  toeld^e  bie  DoDftftnbtge 
Xrennung  ber  befd^ul^ten  unb  ber  unbefd^ul^en 
Cormeliten  t)erffigte ;  nur  f oUten  beibe  ben  Or- 
benSgeneral  gemdnfam  fyAtn,  „3lun  {tnb  loir 
oDe  in  gutem  gfrieben/  fagte  Xerefia ,  »bie  be« 
fd^l^ten  mie  bie  unbefd^ten,  unb  eS  flört  unS 
nid^tS  mebr  im  2)ienj}e  ®otteS/  S)ie  ^Uige 
begann  nun  baS  SEBerf  il^rer  Stittungen  auf  S 
9teue;  1581  lourben  bie  9tonnenIlöfter  gu  IBiOa« 
nueDa  be  la  Xara  unb  ju  ^encia  gegrünbet,  im 
Mben  ^afjtt  aud^  in  @orui  auf  bem  SEBege  t>on 
ilRabrib  nad^  Saragoffo,  1582  ooSju  ®ranaba, 
unb  enblic^  lourbe  unter  großen  SRfll^feligfettcn 
fan  9pTÜ  1582  il^re  le^te  JHofterftiftung  in  9ur- 
goS«  ber  @tabt  beS  (Sib,  boQenbet.  @o  finb  burd^ 
Sie  bl.  Xerefta  im  Saufe  t>on  20  Sauren  17  gfrouen* 
Röfter  unb  15  Wännerllöfter  k>on  ber  SReform  beS 
(S^ormelitenorbenS  gegränoet  tt)orben  alS  ebenfo 
t\zU  0)>ferberbe  brnmenben  ®ebeteS  tmb  $flang- 
fddulen  opofiolifd^en  £iferS,  unb  m&l^renb  in 
ßnglanb  unb  S)eutf  d^Idno  ein  Der^eerenber  @turm 
fiber  bie  üöperUc^en  (Benoffenfd^aften  l^inful^r, 
tourbe  @t)anien  gumeift  burd^  feine  Orben  ein 
eoUrnerl  ber  fatbolifd^en  JKrd^e  }ur  3eit  ber  Xe- 

grmation.  —  ^uf  ber  Steife  oon  SBurgoS  nad^ 
Iba  be  XormeS,  mo  bie  dergogin  Don  ^Iba  fid^ 
nad^  ibrem  geifilid^en  Seiftonb  fel^nte,  erfranite 
Xerefia,  beren  ffrafte  fc^on  lange  gu  fd^minben 
begonnen  bitten.  9m  3.  Odober  Derlangte  fle 
bie  beilige  SBegge^rung;  i^r  ®efid^t  ftrabtte  in 
fiberirbifd^m  ©lange,  als  baS  beUige  Sacroment 
in  ibre  SeUe  getragen  mürbe,  fflieberbolt  fprad^ 
fle  bie  SBorte :  ,fyxt !  id^  bin  eine  Xoc^ter  ber 
JHrd^e'',  ein  ®ebanle,  ber  fie  mit  unauSf))red^« 
liebem  Xroße  gu  erfüDen  fd^ien.  Sie  lej^ten 
14  Stunben  ibreS  SebenS  lag  ^e,  mit  entflammtem 
Sngefid^t  baS  Srucifis  umfhmtmemb,  in  fera- 
Pbif^e  Kontemplation  Derfunfen.  Sie  ftarb  am 
4.  Odober  1582,  im  68.  3al^re  ibreS  SebenS, 
intolerabili  divini  amoris  incendio  potius, 
qnam  yi  morbi  animam  Deo  reddoDS,  mie  eS 
bt  ben  fird^Hd^en  Xaggeiten  bei^t  äbf  b^üiger 
Seib  rubt  auf  bem  ^od^attar  ber  Sarmeliterinnen- 
tird^  gu  9lba,  ibr  ^erg  mit  ber  gebeimnt|DoIlen 
SBunbe  Don  loftbarer  fiapfel  umfd^Ioffen  in  einer 


Slif d^e  an  ber  (Etrfflelfeite  beS  «BarS.  SHe  Co» 
nonifation  erfolgte  am  12.  3RSn  1622  btmb 
fM^  ®regor  XV.  S)ie  iKrd^  feiert  i^r  9n« 
benfen  am  15.  Odober,  am  Xage  na<!b  tbtcm 
Xobe ;  im  3«  1582  tourben  befanntli(b  infolge  ber 
ftalenberDerbefferung  auf  einmal  gebn  Xoge  Dom 
5. — 15.  Odober  auSgelaffen.  Spanien  Dertbtt 
bie  bL  Xerefia  neben  bem  bL  SacobuS  oIS  bie 
Compatrona  de  Espafia,  me  SRitpatnmin  bef 
^imotlonbeS.  SaS  britte  (Eentenorium  ibreS 
beiligen  XobeS  1882  bot  bie  Vugen  ber  gangen 
fatboHfd^en  SSktt  midier  ouf  fie  gelenR,  ibre  Ser« 
ebtung  geboben  unb  gu  monnigfad^  6tnbten 
über  fle  Anregung  gegeben. 

2)ie  Sd^riften  ber  %  Xerefia  Ded)onSni 
ibre  (Entfiebung  nidbt  bem  eigenen  S>range  gu 
f(bteiben,  fonbem  Dem  (Seborfdm  gegen  ibre 
Seid^tDöter  unb  Oberen.  SS  finb  (eine  gelebrten 
Sbbanblungen ;  Dielmebr  gleid^t,  mic  ein  Seit- 
genoffe  bemerft,  bie  Urt  ibrtS  6d^reibenS  i^rem 
®efpräd^.  Sunäd^fi  fiir  ibre  OrbenSffbtDejIent 
beftimmt,  b^nbeln  fie  fdmmtlid^  Don  ber  aSceti- 
fd^  unb  nqfHfd^en  Xbeologie.  ÜRoa  tonn  fie 
gruppiren  in  1.  biograpbif(b<  @(bnften,  Don  benen 
gunöd^jt  ibr  i^Seben'',  Don  ibr  fcöß  bef<brieben^ 
DorgugSmeife  ©efd^idite  ibteS  Seelenlebens  unb 
ibrerläebetSguftänbetß.  Sie  Derfa|te  biefe  S^nft 
im  auftrage  ibreS  erleud^teten  gübrerS  P.  ^bognq 
im  dofepbSHofter  gu  Stoila  (1561—1562).  3o- 
banneS  Don  9DiIa  (f.  b.  Xrt)  präfte  unb  bittigte 
eS ;  f^ergog  Wia  erbaute  unb  trdftete  ftd^  an  bem« 
felben  in  feiner  ®efangenfd^aft.  S^aS  Sud^,  mel« 
d^eS  {ie  begeid^nenb  el  libro  de  las  miseri- 
oordias  del  Sefior  nennt,  berietet  fiber  bie  Sr> 
lebniffe  ibrer  3ugenbj[abre ,  ben  (Siniritt  in'S 
IFIofter,  ibre  inneren  ffdmpfe,  bie  Vnfpra^  unb 
aSifionen,  bie  i^r  gu  Xbeil  mürben;  bie  Stif- 
tung beS  Si  äofepbSüofterS  bilbd  ben  S4(ui 
Sin  ousfiibrft^er  Beriet  fiber  ®ebet  itnb  (Eon* 
templation  unterbri<bt  bie  &gfibiung  17  Shxpitel 
binburib.  SHefe  Sd^tift  ber  b(-  Xmfia,  Don 
ÜRmuben  alS  ibr  9Reiflermer(  betrübtet,  iat  bie 
meitefte  SerbreUung  aefunben  unb  Sielen  bm 
SBeg  gum  Sarmel  oeöffnet.  Cbte  (Ergftn{ung  ber 
Siograpbie  bilben  oie  Bdaoiones,  Serübte  über 
ibr  inneres  unb  Anderes  Seben  in  Srii^tm.  S)aS 
9ud^  ber  fHofierfiiftungen  (Fnndaoionea)  jKigt 
Xerefia  in  ibrer  Sax^fm  SBiiffamfeU  nnb  im  Ser- 
febr  mit  ber  SBeli  Sie  begann  boSfeOe  1562 
unb  Dollenbete  eS  1582,  Dier  SRonote  Dor  ibtcm 
Xobe.  S)ieS^ftbidetein9iIbbertatboßf<ben 
Deformation  im  16.  Sabrbunbett;  ^  gemibrt 
einen  d^aralteriftiMen  Sinblidt  in  bte  ftir^-  unb 
Sulturgefd^id^te  Spaniens  iener  Seit  mie  in  ben 
energif d^en  unb  bo^  b^it^rn,  HAenStofid^igen  Sb^» 
ralter  ber  Serfafferitt  —  2.  Soften,  bte  ffaib 
auf  bie  tBetfoffung  unb  Stegierung  beS  (Kor» 
melitenorbenS  begieben,  nSmIfab  bie  „(Konfütutio- 
nen",  DMld^e  fie  im  fiuftroge  $iufi'  IV.  bem  crfkn 
iHoßer  ibrer  Sbform  gab  (DgL  b.  Sit  OrbenS« 
regel  IX,  1013);  bie  Heine  6d^,  loeUbe  boS 


1»7 


Zerefia,  bie  H 


1858 


Stanbcnnait  M  gaqen  Don  il^  aufseri^tetm 
ScfoamDabS  Uloct,  moAt  crfl  not  etioa  40  3al^ 
im  tenl^  hoL  S>ni(I  iKcdffetitlid^t;  bafi  SBüd^Iein 
ttcc  btc  Jtxt  rnib  SBeife,  bie  möfier  |u  t)t{iä^% 
sdb  Mt  ^mt^tA",  ein  tutgeS  Soin))enbium  il^ 
gcififi^cit  2AaA  unb  S>enfenfi;  am  belantiteften 
tjl  {^  Soilflini^:  Kad*  te  tnrbe,  nada  te 
«■pulo  OK^lfi  fol  bi4  fingfiisen,  nid^tft  bid^ 
ccf^ncfaa)  mit  bm  S^Iu|»orten:  Solo  Dios 
biiU  ((Bott  aSeiii  fienugt).  —  8.  «9ceti[d^ 
wii0^  6<^ftctt,  t)on  benen  bet  «9Beg  ber 
SäUommmtcit''  Don  Xerejia  im  Sufttage  beft 
F.  Sofiq  für  bie  9hmnen  im  @t.  3ofet)]^ao|ler 
iRc|o|ft  nniiltt.  Cftift  ^eineS:]beotiebe8®ebete8, 
Ml  bcr  cignun  (Eifa^rtmg  ber  ^eiligen  abgezogen 
snb  bm^  Me  ll^Iogifd^  SBijfenfd^ft  Uimi/Ui''. 
&  tHot  IBctft,  tote  bie  f^inbemiffe  ber  SoO« 
bonneid^  ouA  bem  SBege  getöumt  merben  foQen 
tenj^  Imnt,  SoSfd^älung,  innete  unb  fiu^ 
9btfibtung,  bann  toeifit  fte  ben  SBeg  gum  &\p\ü 
bcr  Qonbmmen^  tmb  Sejc^nng,  gel^t  barouf 
imn  mSnbnd^  ®ebete  über  unb  gibt  in  ben 
16  Ie|tfn  Adpiteln  eine  l^lui^e  (Erlltomg  beS 
Sotenmicci.  S)cr  i^SBeg  }ur  SoIOommenl^eit'' 
nnobe  tioi  eigentlid^  S^rbud^  bed  Satmeliten- 
tiAM;  hx  ouen  ftUfiem  na^m  man  tSbfd^riften 
nm  bcmfelben.  8on  ben  ^®ebanlen  ilber  bie 
ätbe  OotM'  na<i^  bem  6ol^iebe  ift  nur  ein 
gtogmeni  oor^anben,  ba  ^e  baS  9Ranufcri))t  beS 
gonim  SBerbfi  auf  Sefe^I  i^reS  SBeid^ttxitetS  in'8 
gottr  iDaa:f^  f o  ba|  nur  ein  oor^er  abgef d^riebenefl 
Sn^tf  ct^olten  blieb.  Sit  Ie|ted  unb  jugleid^ 
M  tReifIctmeri  ifl  bie  «.eeelenburg",  in  fed^ 
nonotm  iu  9,tüa  1577  mitten  untet  großen 
SctfoSgungen  tmb  f  d^eren  ihanf^eiten  ooOenbet. 
3m  6egciäB|  )tt  oen  anbeten  meniger  f^ftemati* 
{4m  &^t^cn  Zerefia^d  iß  e8  b^^rmonif d^  plon» 
aäftm  ongelegL  Sie  Setfafferin  felbet  etfcnnt 
trie  »ngugHii^  biefet  @d^rift  («bet  ftünßlet, 
bcr  Mefd  IBett  Derfertigt  Jiat,  t)erftel^  j[e|t  etmaS 
wäß  ton  feiner  flfunft  aß  frfil^'').  3n  einer 
g#m4ai#  fall  DoOftänbig  burd^geffi^en  SSe« 
ODrie  cnimitfelt  |ie  i^  mqftifd^  Softem.  @ie 
idtoifixi  bie  @eele  att  eine  munberfd^öne  Augel 
OBS  Aftern  Ihl^ftan  ober  lautetem  S)iamont,  ald 
tmc  Ötttg  mit  fieben  äBol^mmgen,  in  beten  Icttet, 
im  Ccntntm  ber  @eele,  ber  ffönig  ber  (Blorie 
too^,  ber  die  Jene  SBo^nungen  mit  bem  l^etr- 
fi^Pm  SUitt  butd^Ieud^et  unb  oerOfttt  S)ie 
itebm  SBobnunoen  bneid^nen  fieben  (Stabe  obet 
Sußinbe»  buidgi  meUgie  bie  €eele  gu  ge^en  pflegt 
obcx  iiiebn^  gefäl^  mid^,  beDot  fie  in  biefem 
Sttai  |ur  m^lHf^  Seteinigung  mit  il^tem  SBtftU" 
ttgam  SttißuS  gefä^tt  mitb.  SHe  etften  btei, 
6cKPataiiitni^  unb  3)emut(,  ®  Aet  untet  man* 
wMjim  innetenftämpfen,  DoIIIommene  Stgebmtg 
in  eoticl  beUigen  aßtllen,  entbalten  bie  ascetif ; 
bie  Met  fo^enben,  nSmlid^  baS  ®ebet  bet  %i^, 
bot  (Bebet  bet  Seteinigung,  bie  mpRifd^e  Set- 
bhmg  unb  enblid^  bie  mQfüfd^  Setmäl^Iung 
bic  Gedie  mit  (Sott ,  gelten  bem  ®ebiete  bet 


SDlQfiamt  3iel  unb  StoedC  biefet  eontemi>(ation 
ift  abet  nid^t  bto|  bie  eigene  ^igung,  fonbetn 
unoufbdtlid^eft  apojloIifd^eS  SBitfen.  Sie  Ex- 
clamacionefl  entbolten  17  f[ammenfptübenbe 
®ebete  unb  Settod^tungen,  meldte  bie  ^L  Xetefm 
bef  onbetd  nadb  bet  beiligen  Kommunion  bei  fibet* 
ßämenbem  ®efu]^e  niebergufd^reiben  fld^  ge« 
btungen  füllte.  —  4.  SQttfd^e  ^efien,  nid^t  gapl- 
teid^,  abet  oon  b^b^n  bic^tetifd^em  Sd^tounge 
unb  d^tatifd^et  SBeaeiftetung  butd^btungen.  Sie 
heilige  mat,  mte  fte  f  elbft  f agt,  feine  Sid^tetin ;  abet 
|[e  mad^te  ouS  iimetem  Stonge  SSerfe,  meld^  f  ebt 
tnnig  ben  @d^metg  bet  Siebe  in  biefet  monnfOoUen 
SBetfunfenbeit  bet  ®ebet8beteinigung  auSbtüdten. 
9IS  fie  einft  (1572)  gu  Salamonca  ein  Sieb  auf 
bie  gSttlid^  Siebe  fingen  bötte,  gerietb  fie  in  ei- 
ftafe  unb  mutbe  mie  tobt  in  ibte  3(Ue  gebtad^t, 
IDO  fie  etft  mub  gtoei  Zagen  miebet  gu  ftd^  tarn ; 
ba  legte  jie^  ttnid  ne  em{)funben,  in  bet  betübmten 
®Ioffe  mebet :  «Obn'  in  mit  gu  leben,  leb'  id^, 
Sa  id^  um  fold^  Seben  metbe,  Sa|  id^  ftetV,  meil 
id^  nid^t  fktbe.''  (Sin  Zbeil  ibtet  Siebet  ift  ffit 
ibte  OtbenSfd^mefletn  gebid^tet,  beten  ®efang  fu 
auf  einet  im  @t  3ofe))b3Doftet  gu  Soila  nod^ 
ootbanbenen  gflöte  begleitete.  !Bon  ben  48  ®e" 
bid^ten,  meldte  bet  ßettigen  pgefd^tieben  met« 
ben,  g^dten  nad^  Sa  §uente  7  ibt  unbeftritten  an, 
unb  15  finb  toabtfd^einlid^  oon  ibt.  —  5.  Sie 
IBtiefe,  koeld^  ben  umfangreid^ften  unb  einen  febt 
mid^tigen  Zbeil  ibtet  @d^riften  bilben.  Sie 
bl.  Zetefia  cottef)H)nbitte  nid^t  nut  mit  ben  Sot- 
gefej^en  bet  neugegrfinbeten  iTOftet,  fonbem  aud^ 
mit  ben  bebeutenbften  geitgenbfftfd^en  Zbeologen^ 
gtolen  Eiligen  unb  SReiftetn  beS  geiftli^en 
SebenS  (§tanci8cu8  SSotgiaS,  $ettuS  oon  Slcon* 
tata,  äobanneS  oon  9oUa,  Submig  oon  ®ta» 
naba)  md)  mit  ^\ix\im  unb  Stoatdmftmtetn 
($btn)))>  n.,  ^etgog  oon  alba,  Siego  9Renboga). 
gfüt  bie  legten  20  3abte  ibted  SebenS  finb  bie 
»tiefe  bie  mid^gfte  OueOe.  Sutd^  biefelben  bot 
jle  nid^t  gum  loenigften  ibte  ^öufet  tegiett  unb 
tbt  Stefotmtoeri  gu  @tanbe  gebrad^t ;  in  ibnen  et- 
fc^eint  fie  aI8  ooUenbete  Seelenfäbtetin  unb  Seb« 
terin  beS  geifUid^en  SebenS,  mie  aud^  alS  Hebe« 
k)oSe  Sütfotgetin  ffit  ibte  gfamilie,  inbem  fte  ibt 
abminifttatioeS  Zolent  geigt  unb  ^  alS  butd^ 
aus  (itoftifd^  ffennetin  beS  gemöbnltd^en  SebenS 
etmeiSt  SBobltbuenb  mutbet  bobei  befonbeiB 
bie  ^eitetteit  an,  meU^e  fid^  in  biefen  Sriefen 
funbgibt  Set  fpanifd^e  Sitetatutbiftotitet  (So))« 
man9  btingt  in  feinem  Teatro  historico-critico 
de  la  docuencia  espafiola,  Barcelona  1848, 
eine  Sieibe  oon  Briefen  Zetefia'S  alS  Stuftet  rineS 
einfad^en,  natfitlid^en,  lebenbigen,  geiftteid^en, 
mituntet  b^^^^bten  @tiIS.  Set  ^toteftont 
Zidnot  uttbeilt  in  feinet  «®efd^{d^te  bet  fd^önen 
Sitetotut  in  ©(Kmien",  beutfd^  oon  3uIiuS,  Sei))- 
gig  (2. 9uSg.)  1867,  ba|  bet  »tiefmed^fd  leineS 
eingigen  f)xmifd^en  Sd^tiftfteOetS  an  mal^  99e- 
tebfamleit  mit  bem  bet  bl.  Zeteßa  oetglid^en  met- 
ben  bmn.   ^lyct  Sptad^e  ifl  nad^  bem  Uttbeile 


1860 


Xetefia,  bie  H 


1860 


etnd  tpontfd^  Mtileii  itfaie9  imb  elegantes 
6t>anl{4,  ber  Z9)m«  be«  WtcafHIifd^,  koie  eS 
bomoll  oon  bot  OkbUbetm  gefprod^en  würbe; 
fl6et^ii))t  lA^It  bb  (^tge  ju  ben  dafftfd^ 
6(^ft|)ellint  Opm  %iüon. 

5Ui  etefittng,  iDdiJ^  ber  ^  Zerefia  in  ber 
Air^c  {itfoimBt,  ip  ttfdfyiä  burd^  ben  SuSbtud 
ber  9tMa,  »el^c  in  i^  Sendete  an  ^\t 
tpoul  y,  fott,  Zerefia  {ei  ber  ftird^  Don  @ott 
Ott  S^K^ns  bd  peifEü^en  SebenS  gegeben.  Sie 
tobt  bie  Bf^iaiHijje  bcS  innem,  l^öl^em,  mtifti" 
|4ai£deitt,  Ml^e  txm  ben  ^igen  fB^tm  in 
tofer  OrbmoHi  mb  mäjlt  im  Sufommenl^ge  be- 
^Mbeft  Mrben  Mren,  mit  unäbertroffener  ftlat* 
|eit  bsrgrpift  3^  2dgtt  \d  nid^  burd^  eigene 
fcfhTBgmn  enoorben,  fonbem  Don  Oben  ein» 
«nliffeii.  tiefes  Urt^  befiätigt  alfo,  nmS  Ze- 
fCM  K<ber  oon  fii^  bebantrtet:  »Siele  Salute  laS 
i4  &^nflen  ober  boS  innere  Seben,  ol^e  in  Der« 
P4ai#  M^  ba§  {ei,  nnb  noii^bem  eS  ®ott  ge« 
\dLtu,  vm  barfiber  £td^  )u  geben,  oerging  eine 
lonae  Seit,  beoor  id^  Sorte  fanb,  um  Slnberen 
bie|  mttiiä^eilen.  3e|t  fyd  eS  mid^  red^t  aenig 
9Rä^  njdofid ;  ber  ^n  gibt  mir  in  einem  Sugen- 
Md  boS  twlle  Sid^  unb  bie  gfSl^igfeit,  mid^  bor- 
iber  aiiSjn(|rrei^en.  9Reine  SBeid^toftter  tt>aren 
min  ^  Dar  (Ermannen,  unb  id^  nod^  mel^  olfi 
fie,  Wfü  i4  meine  Unf o^gfeit  beffer  lannte.  Zueilt 
ber  fyxx  feinen  (Seift  mit,  {o  lann  man  fid^  mit 
frii^igfeit  auSbruden;  eS  ifi,  alS  b^tte  man  ein 
SRb^  Dor  jid^  nnb  geid^nete  ed  ab."  Sebnlid^ 
hrndeH  {id^  bte  (Eanoni(ation8buIle  unb  bie  f ed^dte 
2cction  i^  gejiofficiumd  avA;  in  ber  S^eft- 
ontion  nennt  bie  ffird^e  i^re  Sebre  »eine  bimm- 
fifil^  Stabnmg'  imb  betet  }u  ®ott,  »bag  teir 
Don  bic{er  bimmlifcben  9labrung  ercfuidtt  toerben 
adgen'.  SRejfe  unb  Officium  ber  l^eüigen,  tt)ie 
ber  Cormelitenorben  {te  feiert,  geigen  gro|e 
SeüDonbtfd^  mit  bem  Officium  ber  ftird^en« 
I^rcr.  3bR  Sebxmirffomfeit,  toenn  mir  biefed 
Stot  g^raud^  burfen,  begeid^net  einen  O^ort* 
{d^  onf  bcm  Qebiete  ber  m^ftifc^en  Zbeologie, 
imb  ibre  Sd^riftcn  bunten  im  Kampfe  gegen 
SRofinoft  unb  ben  OuietiSmuS  (f.  b.  Slrtt.)  gur  Son- 
fbitintng  nnb  Sertbeibigung  ber  lird^Hd^en  Sebre 
ongfrufen  nicrben.  Soffuet  (f.  b.  9rt.)  ftfl^e  fid^ 
bei  ber  Seiampfung  ber  falf(ben  m^ftifd^en  9lid^- 
Ing  feiner  3cit  Dorgüglidd  auf  bie  SBerle  ber 
bL  Zenftt.  Skr  JjL  grang  Don  @ale$  unb  ber 
bL  Ufonft  Don  fiiguori  (f.  b.  3lrtt.)  »oren  ibre 
geolttt  Serebrer;  erfterer  bat  ben  ffem  ber  Sebre, 
bk  et  im  6.  unb  7.  ^Butfy  feines  »Zl^eotimuS''  ent- 
nmfdt  bcft  Sdftriften  ber  bl*  Zerefta  entnommen; 
luderet  tief  ibcen  Kamen  ftetS  neben  ben  9tamen 
3efu§«  Waria  unb  3ofe|)]^  an,  fe^te  ibn  cax  bie 
^pt(e  feinet  ^efe  unb  berief  ficb  oft  in  feinen 
«Sibriftett  auf  bie  Suctoritöt  ber  beUigen  Sebrerin. 
<£^  fbibCB  ^  bei  ber  b^.  Zerefia  gemif[erma|en 
bit  filttB^dKtt  eines  doctor  ecclesiae,  bie 
(to«tniiA»  bif  Müctitas  unb  ber  Sinflu^  auf  bie 
Ütibit4e  S$iffettj<ba^  9tatur{id^  ift  fte  nid^t  im 


eigentlid^en  Sinne  unter  bie  iKrd^le^  gu 
rennen;  nad^  bem  1^1.  ZbomaS  (8.  tiL  2,  2, 
q.  177,  a.  2)  fommt  ben  gfrouen  »bie  (Babe  ber 
SBiffenfd^aft  unb  SRebe  nur  gu,  um  im  priDotm 
Unterrid^t  gu  Singeinen,  }ebod^  nid^t^  um  in 
öffentlid^er  Seigre  gur  gangen  ff  ird^  gu  rebcn,  ba 
nad^  göttlid^er  Snorbnung  baS  meiblic^  (Bef^Ied^ 
bem  männlid^en  untertbon  ift*.  Smmer^  boxf 
man  aber  ber  bL  Zerefia  einen  ben  fftid^enle^teni 
faft  analogen  Kang  guerfennen;  Don  Storia,  bem 
Si^  ber  SBeiSbeit,  ift  gleid^fam  ein  Stto^  ouf 
eingelne  il^reS  ®efd^Ied^teS  gefallen^  unb  unitt 
ben  b^is^/  burtb  ^re  SBiffenfd^ft  ^ot- 
leud^tenben  gfrouen  nimmt  Zerefta  (eidSft  ben  erfim 
Stang  ein.  3n  Spanien  ftebt  man  ibr  Silb  att 
ber  doctora  misiiea  auf  ben  SUtoren  mit  ben 
Snftgnien  ber  tbeologifdpen  S^octormüibe  ge- 
fd^ädt,  mit  SDoctormontel,  S>octorbut,  Su(b  unb 
gftber;  ber  beilige  ®eifi  erfd^eint  in  (Bcfbolt  einer 
Zaube  gu  i^  ^ed^ten  fd^mebenb. 

!Bon  SuSgaben  ber  SBerb  ber  l^L  Zerefia  finb 
als  bie  legten  bie  beiben  burd^  Sicente  be  la 
gfuente  Deranftalteten  gu  nennen:  bie  eine,  mit 
literarifd^en  ßinleitungen  unb  tinmerfungen,  er» 
fd^ien  in  ber  Biblioteoa  de  autorea  eapanoles, 
Madrid  1877,  in  2  Ouartbänben;  bie  anbete, 
als  ZestauSgabe  für  meitere  ftreife  mit  turgen 
Einleitungen,  ebenba  1881  in  6  OctoDbSnben. 
Unter  ben  Ueberfej(ungen  ift  bie  frongöfifd^e  Don 
P.  Marcel  Bonix,  Oeuvres  de  Ste.  Thdr^ 
tradnitee  bot  les  manuacrits  ori^naiiz,  Paris 
1859,  l^5d^ft  f  d^äbenSmertb  megen  ber  Snmerfungen 
unb  Sugoben.  Sn'S  S)eutfd^  mürben  bie  ^riften 
ber  b^  Zerefia  übertragen  Don  ®aIIuS  ^toob 
(Sulgbad^  1831—1882, 6  SBbe.),  Submig  eiaruS 
(»egenSburg  1867,  5  IBbe.).  SRognuS  äod^otn 
OlegenSburg  1870),  tl^eilmeife  aud^  Don  @rafin 
^abn-^a^n  (9Raing  1867),  Don  9.  ft(am))et)  mit 
ben  Snmerfungen  unb  3ugaben  Don  Souis  unb 
S^ormort  Don  Stfd^of  Skiurent  (ÜQiftii  1868). 

Sie  erfien  Siogropl^en  ber  b^  Zerefia  toortn 
il^re  beiben  »eid^tDdter,  P.  Stibera  8.  J.  (Vita, 
abgebrudt  in  ben  AA.  SS.  BolL ,  Oct  Y II, 
537  sqq.)  unb  Sijd^of  ^e))eS  0.  S.  Hieronym^ 
bie  mit  ibrem  2eben  unb  Snnem  felgr  Dertnmt 
maren;  femer  3uan  be  SDila  (primer  Gapellaa 
de  la  Santa),  beffen  SBerf  erft  1881  bur^  Si- 
cente  be  la  gfuente  berauSgegeben  mürbe.  S)eutfc^ 
9iogra))bien  fd^rieben  $ÖSI  (SiegoiSburg  1847), 
^ofele  (9iegenSb.  1882),  ^nneS  (Simsen  1866), 
SBerfd^iebene  Sd^riften  Aber  bie  C)eilige  erf<^ienen, 
mie  fd^on  bemerft,  bei  ®elegen^it  beS  britten 
SentenariumS  ibreS  ZobeS  1882  in  S|Kmten. 
granfreid^  unb  ßnglanb  (ogt.  $ingSmann,  8.  Te* 
resa  de  Jesus  [SBereinSfd^rift  ber  ®5ntS«@efelI' 
fd^aft],  fföln  1886).  ^ier  feien  befonbetS  ge> 
nannt  Histoire  de  Sainte  Thöröse  d'apres 
les  Boliandistes,  ses  divers  historiens  eic, 
Nantes  1882,  2  toIs.,  unb  Coleridge,  Tbe 
Life  and  Leiters  of  StTeresa,  London  1881 
to  1896,  3  vols^  ein  Dorgüglid^eS  SerT,  morin 


1861 


Xermtn  —  Sertitorialf^pem. 


1862 


tcfonbcff  bie  (Conef)»onben)  bet  f^eiligen  in  gans 
fnu^Otteaaiber  aßeife  oertDert^t  ift.  Srfi^erer- 
Wm  anonpin  The  Life  of  8t  Teresa,  Dublin 
1B82,  mit  bcod^enfiaeitl^r,  ouSffll^Iid^Sombe 
0011  Catbinal  SRonning.  Sin  gan}  eigenartiges 
Berf  ijt  Mc  Siogrop^e  ber  1^1.  ZerejlQ  oon  ber  Sng- 
Uabonn  Oabriela  Sunning^om  (Sral^m  (Santa 
Teresa,  the  Life  and  Times,  London  1894» 
2TDla.)^  mtläft,  Don  glaubet  Semunberung  für 
Ue  ^ciHge  nfflOt,  aOen  Statten  i^teS  SBirtenS  in 
Gpcaüm  luu^egongen  iß ;  ber  innerfte  Stttn  i^efi 
Bcfoii  titu|te  freitt^  einem  nld^t  fätl^oRfd^enSuge 
DcrbuIU  bictben.  [$ing8mann.] 

Vcntbi,  f.  grifien  unb  Sroce^nierfa^ren  X, 
M7ff. 

Vcntiaimi  l^^t  bad  3ufammen]^o(en  oon 
foimüttgen  ®oBen  inner^Ub  eines  beftimmten 
9qicM  (ienninos)  bur<i^  beouftrogte  ^erfonen 
(fogm.  iemiinarii) ,  toel^  namentlid^  bei  ben 
Scüdorben  (f.  b.  9rt.)  burd^  bie  OrbenSregel 
Dorgef^rieben  ifL  [^ermoneber.] 

fmrtrtswmi,  eine  t^ologifd^e  @treitigfeit 
im  $totdiantiSmud,  nal^m  feinen  Snfong  burd^ 
Solosin  <8eorg  IBöfe.  Serfelbe  nmr  mti  1662  m 
Ci4<4  geboren,  ^atte  in  £eq>)ig  ftubirt  unb  ttmroe 
1690  S)laconufi  }u  Sorau  in  ber  Souft^.  ^ier 
edDorb  er  fii(  aegen  feiner  äBirffamfeit  in  ))ietifti- 

Sjati  Oeifte  t^iele  Sf^be,  geriet!^  oud^  mit  feinen 
mtdgenoffcn  in  Reibungen  unb  mürbe  megen 
f)fiirfjerbefu<^  unb  abgalten  Don  99etftunben  Dom 
eonfiflOTium  )ur  Serontmortung  ge}ogen.  Sm 
3. 1607  DecS^entlid^te  er  eine  S^rift  Terminns 
peremptoriue  ealoüs  humanae,  morin  er,  um 
bcm  Vuffd^b  ber  SBefel^rung  bis  }um  Xobe  gu 
ficucm,  le^,  ber  ^eiismille  ®otteS  fei  qIS 
Tolnntae  antecedens,  o^ne  atäcfTtci&t  auf  bie 
Scfbtbungcn  unb  Xl^aten  ber  SRenfc^en,  jmar 
uniBcrfoI,  oIS  voluntas  oonsequens  fei  er  aber 
boDon  ob^gig,  ba^  ber  9Renfd^  bie  gratia 
Toeana  annehme,  unb  be^^alb  )}articutär.  gkitte 
nun  ber  IRenfd^  auS  bem  ®nabenftanbe  mieber 
^ttS^  fo  Süßere  fid^  ®otteS  ©nobe  atS  gratia 
ravoeans,  unb  biefe  red^ete  SBöfe  im  @egenfa(e 
fB  ben  (nt^erifd^  Zl^ologen  }ur  yoluntas  con- 
•eqnena.  2)iefe  gratia  revocans  fei  liberrima, 
ni^t  allgemein,  gan}  in  @oiteS  SBinffir  gefegt 
nab  an  einen  beftimmten  Termin  gefnu))ft;  ber 
Zermin  fei  t)erem))torifd^  unb  imSorauS  feftgefe^ 
infolge  eines  bebingten  9Iatl^f(^IuffeS,  ber  in  ber 
Toinntaa  oonsequens  ®otteS  feinen  @runb  l^abe. 
SBcrbiefenterminus  peremptorius  überfd^ritten, 
|ei  DDÜfUlnbig  gur  Sufie  untflddtig  unb  gum  ®uten 
nnf^.  —  Siegen  oiefer  @d^rift  unb  mel^rerer 
anbeten  Seu^erungen  mürbe  er  auf  SBefd^merbe 
ber  (SeifÜld^feit  am  14.  pfebruar  1698  Dom  Son« 
fiftotium  Derl^5rt  unb  reid^te  bann  eine  SSert^eibi* 
gnn^f(^ft  ein.  SoS  Sonpftorium  ging  bie 
tteologifd^e  gfocuItSt  gu  Seipgtg,  mo  gerabe  ^axp» 
goD,  ein  gPreunb  beS  SBdfe  überaus  feinbfeligen 
Superintenbenten,  Secan  mar,  um  ein  ©utad^ten 
on,  odd^  gu  Ungunften  Söfe^S  ausfiel,    ßr 


appeSirte  an  baS  Oberconfiftorium,  marb  aud^ 
^ier  Derurtl^eilt,  fanb  aber  einen  Sertl^eibtger  an 
e^riftian  Xl^omafiuS,  ber  in  einem  iuriftifd^en 
©utad^ten  fünfgel^n  «.unl^eilbare  StuOitäten"  beS 
bisherigen  ißrogejfeS  nad^mieS.  Mein  aud^  bie 
tl^eologifd^en  Sfacultftten  SBittenberg  unb  SloftodC 
fprad^en  fid^  gegen  Söfe  auS,  morauf  feine  @d^rift 
Derboten  mürbe.  6r  manbte  fid^  nun  mit  einer 
Sled^tfertigung  an  bie  Seipgiger  fl^cultat,  mo  in- 

imifd^en  ber  petiSmuS  bie  Oberl^nb  gemonnen 
latte,  unb  erl^ieU  aud^  Don  bort  unter  bem  80. 2)e- 
cember  1699  eine  gflnftige  9lntmort.  S)ur(i^  btefe 
Deranla|t,  trat  er  mit  ^ol^n  gegen  feine  @egncr 
auf  ber  ffongel  auf,  fo  ba|  er  am  25.  ganuar 
1700  DomSmte  fuSpenbirt  mürbe.  SBalb  barauf, 
am  18.  Sfebruar  1700 ,  flarb  er.  9lad^  Söfe'S 
Xobe  erlofd^  gmar  ber  Streit  in  @orau,  entbrannte 
aber  Don  9teuem  in  fieipgig  gmifd^en  ben  $ro* 
fefforen  Sled^nberg  unb  2[ttig.  9IIS  bie  Sßitten- 
berger  Socultot  baS  gmeite  Sei))giger  ©utad^ten 
heftig  fritiflrte  (unter  bem  14.  gnnuar  1700), 
trat  Sted^enbcrg  bagegen  auf  burd^  bie  Sd^rift 
De  gratiae  revocatiicis  termino,  bie  er  am 
20.  9pta  1700  huxä)  einen  Sd^üler  in  einer 
öffentlid^en  S)iS))Utation  Dertl^ibigen  lie^.  Sttig, 
ber  aus  mand^en  ))erfönlid^en  ©rünben  Sted^en« 
berg  abgeneigt  unb  bei  bem  ©utad^ten  nid^t  red^t 
gu  SSorte  gefommen  mar,  erl^ob  fl(^  gegen  i^n  unb 
brad^te  bie  @ad^  auf  bie  Mangel.  @S  folgte  nun 
eine  gro|e  ^ngal^I  »um  X^eil  l^eftiger  Streit- 
fd^riften  Don  Seiten  ber  beiben  ©egner  unb  il^rer 
Sn^ftnger.  9luf  SttigS  Seite  ftanben  bie  t^eo- 
logifd^en  Sfäcultöten  gu  Sloftodt  unb  SBittenberg ; 
aud^  mu|te  er  ftd^  eine  angabt  fonftiger  ®ut- 
ad^ten  gu  Derfd^affen.  3m  3. 1701  erreid^te  ber 
Streit  feinen  f^öl^epunlt.  9Iu(^  &pmx  (f.  b.  Srt.), 
meld^er  ebenfalls  ffir  alle  URenfd^en  einen  ©naben- 
termin  onnal^m,  oer  fid^  freiltd^  in  ber  9tegel  bis 
an  ben  Xob  er{|bed(e,  bei  SRand^en  aber  infolge 
Don  Serftodhmg  f d^on  Dorl^er  eintrete,  unb  meld^er 
be^l^alb  Dielfad^  als  ber  eigentlid^e  Urheber  ber 
neuen  Seigre  begeid^net  mürbe,  trat  gu  ©unften 
feines  Sd^miegerfol^neS  9led^enberg  burd^  bie  SBer- 
öffentlid^ung  einer  !ßrebigt  ^über  baS  ©erid^t  ber 
SBerftodtung"  auf  unb  äußerte  fid^  im  publicum, 
mo  bie  £b^nabme  am  Streit  im  Mgemeinen 
fel^r  rege  mar,  in  mehreren  Dermitteinben  Sd^rif* 
ten.  ^S  Oberconftftorium  gu  S)reSben  griff 
ntd^t  rin.  Seit  bem  3a(re  1704  erlofd^  ber 
Streit  aOmöIig ;  gum  legten  9RaIe  traten  bie  bei- 
ben ©egner  1709  auf.  (Sgl.  ^ffe,  5Dcr  tcrmi- 
niftifd^e  Streit,  Sieben  1877.)         [aDBurm.]- 

Terrae  missionis,  f.  iKrd^engebiet. 

S^ettif oriotftiri^e,  f.  fianbeSKr^e. 

^ftTttoriotf^Heni,  proteftantifd^eS  (Don 
territorium,  SanbeSgebiet),  ift  eine  ber  brei  ^aupt- 
rid^tungen,  nad^  meldten  bie  ^roteftantif d^e  Rird^en- 
Derfaf[uitg§Ie](fre  bie  ^ol^eit  ber  meltlidben  Wad^t 
gu  begrünben  Derfud^t  l^at.  3m  ©runbe  ift  baS- 
felbe  nur  bie  Steaction  gegen  baS  frühere  fogen. 
S))ifco))aIfQftem  (f.  b.  9(rt.).  SDenn  möl^renb  biefeS 


1868 


Xerfleegen. 


1864 


bem  Satibcfil^emi  nU^t  nur  bie  Se^ce  unb  SUurgie 

«änglid^  entaie&t  fonbem  il^n  aud^  in  aHm  fon- 
igen  bIo|  äueeten  iHrd^enongekaoil^eiten  an  bie 
eintDilligung  oefi  Se^nbed  binbet,  ttOM  bafi 
XerritoriaIf9{iem  ben  Sanbedfarfien,  unb  }mar 

Sne  Unterfd^ieb  bet  Cmif efjion,  für  bered^tigt,  fai 
en  Äußeren  Sngelegen^iten  Der  itirdde  )um 
gmede  ber  (Srl^tung  befi  griebenfi  {ebe  beliebige, 
burd^  bie  Siegeln  ber  iHugbeit  gered^tfertigte  Sn« 
orbnung  )u  treffen.  S)ie{e9  Softem  mürbe  bereits 
Don  ^ugo  ®rotiu8  (De  imperio  Bommamm 
potestatnm  circa  sacra),  @))ino}a  (Tract 
theologico-politicuB  o.  19)  unb  ZbomaS  ^obbefi 
(LeTiathan  aive  De  dvitate  eccL  et  dvili) 
angebabnt,  eigentlid^  {ebod^  erfi  burd^  bie  Sd^rif- 
ten  befi  (Sffx.  ZbomortuS  (93om  9ted^te  eined  Surften 
in  SRittelbingen,  fecdle  1695;  Som  Redete  eDon- 
gelifd^er  gfärflen  in  tbeolopifd^  6trettigfeiten, 
ebb.  1696 ;  Yindiciae  Jana  majestataci  circa 
Sacra,  ibid.  1699 ;  Stedpt  eDongeltfc^er  gfürften  in 
ffird^enfad^en ,  ebb.  1718)  begrünbet  unb  Don 
SuftuS  Henning  S5^mer  (De  jure  episcopali 
principum  evangeliconim,  Halae  1712)  loeitcr 
entttidelt  Sie  £ebre  biefer  SRänner  gebt  Don 
bem  ®runbfa|e  auS,  ba|  neben  ber  SonbeSbobeit 
befi  t$ärften  feine  otd)ere  (Seioalt,  anif  leine  bier- 
ord^if d^,  befleben  tonne,  unb  ba^  bemnod^  ber  San« 
beSberr,  obgleid^  ibm  Mne  (Sktoolt  in  @ad^  befi 
(glaubend  unb  ber  Sebre  juflebe,  bod^  iebe  burdd 
baS  @taatdintereffe  gebotene  Snorbnung  in  ben 
öu^ren  SSerbältniffen  ber  iNrd^e  treffen  (Bnne. 
S)ie  confequente  S)urd^bilbung  biefed  @runbfa^ 
mfirbe  notbtoenbig  }ur  (EäfaropotHe  (f.  b.  Vrt.)  ge- 
fflbrt  boben.  Mein  baS  Xerritorialf^ftem  fanb 
)eitig  {einen  DoDenbeten  ®egenfa|  in  bem  (tt>enn- 
gleicb  ebenfo  unbaltbaren)  So&egiolfqfiem  (f.  b. 
9rt).  [^^ermaneber.] 

t^tfUntti,  Serbarb,  reformirter  SR^ffifer 
unb  Did^tcrgeiftlid^er  Sieber,  umrbe  1697inSRbr8, 
ber  ^aut)tftabt  ber  ^eid^namigen,  bamalS  nod^ 
unter  ber  ßerrfd^  beS  ^ringen  SBilbelm  Don 
Oranien  fle|cnben  ®raff d^oft,  geboren,  ßr  befud^te 
baS  ®9mnartum  feiner  Saterftabt  Don  1708  bid 
1718,  mürbe  aber  tro^  feiner  berDorragenbenXa« 
lente  fflr  ben  AaufmannSftanb  beftimmt  unb  trat 
bei  feinem  @d^tt)oger  SBrindt  in  ÜRüIbeim  a.  b. 
Subr  in  bie  Sebre.  ^kt  lernte  er  ben  Don  bem  be« 
fdnnten  SR^ftiler  ^od^ann  ^enoeAen"  Siacon 
SBilbelm  |)offmannfennen,  ber  ebne  ® enebmigung 
ber  reformirten  Sfnobe  feine  fogen.  Uebimgen 
bielt.  er  fd^Iol  fid^  bemfeI6en  an,  befud^te  bie 
ffinbe  nid^t  Iftnger  unb  tooHte  aud^  bog  ^benb« 
mabi  mit  offenbaren  @ünbem  nid^t  geniefien.  S)a8 
®efd^äft,  meld^  er  1717  gegrünbet,  gab  er  1719 
ouf,  loeil  ed  ibn  ju  febr  ^erfheue.  Unter  ®ebä 
unb  arbeit  (er  befd^ftigte  fid^  mit  bem  SBeben 
Don  feibenen  Sonbem)  fIo|  ibm  in  einer  fleinen 
£|fltte  ber  Xag  babin;  «benbS  befud^te  er  bie 
Irronlen  unb  firmen,  mit  benen  er  fein  93rob 
tbeilte.  9uf  2)rängen  ^offmonnfi,  ber  bie  Zaiente 
feines  SbglingS  murbigen  tonnte,  begann  er  aud^. 


in  ben  «^Uebungen''  bffen&id^  |tt  bred^,  mhn 
er  mit  einer  gpxxMUim  ff emitm|  ber  Oi^^ 
$eter  $oiret,  Sababie,  Xb^maS  Don  ftem|)en  lob 
SBemito84ottDign9  (\.  b.  Srtt),  bercn  6d^nftm 
er  fiberfe^  ober  bearbeitet  ffiik,  gro^  Qetebftus» 
teii  unb  ftroft  ber  Uebergeugung  Demnb.  9ielc 
ber  burd^  ibn  geifUg  ®ef5rberten  troien  mm  in 
nöbere  Semb^ngen  ju  ibm,  unb  f o  tootb  er  ge> 
nfltbigt.  Die  ^nborbeit  oufiugAen  unb  Don 
feinen  greunben  freimiSige  ®aben  aniunebmoi 
S>abei  fubr  er  aber  nad^  mie  Dor  fort,  bie  Vnaa 
|u  unterfiäjien  unb  ^uSar)neien,  bie  er  feO^ 
bereitete,  ju  DertbeUen.  9u^  SRiUbeim  unb 
(Hberfelb  toar  boS  amifd^n  (BOberfelb  unb  9lfil- 
beim  gelegene  Sdkrgut  Ottobedt  ein  Sammd« 
fmdt  ber  ^(Edoedten'',  bie  bier  in  ber  ^^pga^ 
bätte",  gemeinfam  unb  ungeftbrt  Don  ber  !M, 
bem  (Bebet  unb  ber  Arbeit  lebten.  Xerfieegeni 
gef unber  unb  (»roltif d^  Sinn ,  feine  Sbneigmig 
gegen  Sd^toftrmerei,  ber  bobe  SBertb,  ben  er  auf 
SelbftoerUmgnung  unb  Selbftbeiligung  legte,  6e- 
toabrte  ibn  Dor  mon^  Sertenrngen  unb  emoii 
ibm  bie  Sd^tuna  Dieler  lutbenfcber  unb  reformirter 
®eifUid^en,bie^nb^figitt9catbe)i)gen.  Sieben^ 
ber  fanb  Xerfteegen  oud^  no<b  Seit  filr  bie  9bfa{* 
fung  erbauliiber  ©duften.  SBie  ec  nadft  ^oiictS 
gtatb  mU  Sodiebe  tatbolifd^  €dbriften  über* 
f^  b<^tte,  fo  entbielt  axui  fein  breibdnbigcs 
SBert  «SuSerlefene  SebenSbefd^reibungen  b^ifigcr 
Seelen",  Solingen  1788—1758,  imr  btbonf^e 
^erfonen  att  esempel  ber  ^Ii{^  (Sr  te^- 
fertigte  bie^  bamit,  bo|  fibon  anoere  bie  S|emtie( 
oer  eDangeIif<ben  ffircbe  gufammengetrogen  botten; 
in  3BirtIid^teit  batte  er  eine  befonbereSodiebe  fflr 
bie  ®runMa|e  ber  Itttbotifd^  98cefe.  Snfolge 
beffen  trat  bet  ibm  bie  Hinneigung  ^um  ntt^fKf (bot 
OuietiSmuS  ber  SRabame  ®u9on  (f.  b.  Sri),  bie 
er  ein  bur^IftutetteS  ®eföb  ber  reinen  Siebe  ®ot» 
teS  genannt,  unb  beren  Sd^ft  Exnbltoes  sor 
ramour  diTin  er  fiberfebt  batte,  |urfld(;  er  ttolte 
f))öter  Don  ber  Sfreibeit  ber  ftinber  ®otteS  Don  ber 
Sünbe  unb  bem  ®efe|e  nid^tt  nriffen.  9n  ben 
^ermbutem,  bie  fid^  Dtele  SRflbe  gaben,  ibn  auf 
tbre  Seite  )u  lieben,  Dermi|te  er  bot  emfte  Streben 
niub  ^ligung  tmb  ben  Sortfd^  in  berfelben  unb 
toQxnit  Dor  ben  ®efabren  ibrer  Sebre*  8iS  )um 
3abre  1740,  ba  Don  ber  btrpffi{)ifd^  Slegienmg 
in  S)äffeIborf  ein  f<barfe8  (S4)nDcrtiIclDeibot  er- 
laffen  mürbe,  baS  aud^  in  SÜrS  unb  CbDe  bur^ 
eine  Serorbnung  gfriebrid^  IL  Sta^abmung  fanb, 
batte  Xerfieegen  ungebinbert  bffenttid^e  Qcifamm- 
lungen  gebalten ;  iej^t  aber  mu|te  er  fkdb  auf  jKIIe 
9ef ud^  in  feinen  SreunbeSfreifen  befcbrflnlen.  6r 
f ab  in  ben  IDlo^regebi  ber  SRegiernngm  eine  $ril- 
fung  unb  Sduterung  unb  rietb  feinen  Snbfingem, 
fid^  ber  äu^  ffir^e,  fo  loeit  eft  ibr  Oennffen  er» 
laube,  anzubequemen,  ^tatt  burd^  bie  Serfolgnag 
erbittert  }u  merben,  nftberte  ci  ft<b  ber  ®cifirubfnt 
befonberS  ben  $ietiften,  immer  mcbrnnb  arbeitete 
bem  Sectireimefen  entgegen,  änfotge  einer  neuen 
«,Srmedung''  burd^  ben  Stubenten  3a&>b<S(eDaIiir 


1S65 


Xectiatiet  unb  Zertiarietinnen. 


1866 


tmmiAaaa^  fett  1750  btellffeiitac^enlBetfainm- 
bngm  loiebec  auf;  inbe^  umxbc  tmäf  einen  Set* 
Mf<MM  XecPeegen  felbft  baS  tffentlid^e  Stehen 
fA  1756  mnndgti^  gma^  6einefrtt^eren9leben 
taotai  Dct5{fent(ü!6t  unter  bem  Zttel  ^®eifllui^ 
9to|ameB  üon  bed  ^erm  Xifd^  gefallen,  Don  guten 
StcnnbcQ  oufgelefcn  unb  hungrigen  bn^m  mitge* 
t^eir ,  Solingen  1769-1778, 2  93be.  in  4X^In. 
6ie  Mfim  näf  gönn  unb  3n^tt  }u  ben  beften 
f  nbigten  ber  Srt  ou«  iener  ^eriobe.  S)a8  «0eift- 
iäjß  SbunengArtkin",  beffen  erfle  Auflage  einige 
ber  l^flen  g^iftlü^  Siebet  Zer|leegen8  ent^t, 
wac  bereitt  1727  fettig  gefteSt  »otben ,  obgleid^ 
tl  ct|l  |n  gtonlfurt  unb  &i)))ig  1729  Detfiffent- 
fid^  tBuAt ;  ben  fpäteten  9uf(ogcn  umrben  no<i^ 
iDcUett  (MAäfit  eini>etleibt.  &.  Sttdtn  gab  )tt  (Effen 
1855  eine  ffinfgel^  unb  b|te  Otiginalauflage 
(oaulu  9tadb  unb  mäf  f onben  oud^  einige  biefet 
Sebet  llufnoqme  in  bie  tefotmirten  (Sefongbfld^. 
ZerfiiegQi,  bet  nie  Detl^eiratet  UMkt  unb  tro|  feinet 
j^oä^Q^en  Oefunbl^eit  oHetlei  @ttot>a)en  ftd^ 
initer)Dgcn  l^tte,  erteid^te  gleid^mol^I  ein  SItet  non 
71  3a^:  et  ßatb  am  8.  W^M  1769.  @eine 
64riften,  Sieben,  SrbouungSbfid^ ,  geiftli^en 
Sxdax  imb  Stief e  finb  fett  feinem  Zobe  oft  ^erauS- 
grgeben  motben ;  ein  ))oIemifd^  fbrxi),  «Sebanfen 
vbn  Ue  SBctIe  beS  ^^Uofop^en  t»on  @an«fouci'', 
irasbc  fögor  oon  Zetfteegend  gteunb  ^edet  bem 
Mnig  SriebtU^  IL  mitget^eilt  unb  fou  Slnetf en- 
nung  non  Seiten  bed  9Ronatd^  gefimben  baben. 
(Sgl.  Sattel,  XetfteegenS  Seben,  elelefelb  1852 ; 
Acdcn,  (8.  Zetfteegen,  bet  fromme  Sieberbid^ter 
rnib  t^fttige  greunb  ber  inneren  SRifjton,  2. 9uJI., 
Stnt^im  0.  b.  9lu^r  1858 :  W.  @oebeI,  (Sefd^. 
bd  4ri|Ui4en  SebenS  in  ber  rl^einifd^-meftfäL 
coongeL  ftit^e  lU,  Noblen}  1860, 289  ff. :  SleUe, 
e.Zetflctgen«geiftK(4e  Sieber.  SRtt  einer  SebenS- 
grf^iitte  bed  Si^terS  unb  feiner  Sichtung  [mo], 
efikflo^  1897.)     [a.  Simmermann  8.  J.] 

ffoti^trtar  unb  VetifanrUrbuini  l^^en  bie 
9ng^5riflen  ber  fogen.  «abritten  Orben^,  b.  ^. 
Urieiägien  $erfonen,  meldte  nad^  ber  «abritten 
Srael*  hn  oerfd^iebenen  Orben  entueber  au|er« 
(au  rinei  iRofierS  in  ber  9BeIt  ober  in  Böfterlid^er 
Oemeinfc^ft  gufammenleben.  S)ie  3bee,  meldte 
bem  9nfittute  ber  Zertiarier  ju  (Srunbe  liegt,  ift 
im  Kflgemcinen  bie,  ba|  $erfonen,  meiere  burd^ 
befonbm  Umft&nbe  gel^inbert  finb,  in  ben  eigent* 
Uiiicn  Orben  ein)utteten,  bie  Sottbeile  bed  OtbenS« 
Irbcnfi  fbmett  alfi  mflglid^  jugemenbet  metben  f  oKen. 
Sm  Qorftcn  ift  bie|  auSgefptod^en  in  bet  Siegel 
bcfi  btitten  OtbenS  bom  1^1.  SrandficuS,  bet,  menn 
mu^  ntt^t  bet  ältefte  biefet  Otben,  bo^  bo8  Sot- 
bOb  ffit  bie  meiften  berfelben  gett)otben  ift.  SDton 
untctfc^bd  bie  Zertiariet  gemä|  bem  oben  Se- 
mectien  olft  meltlid^e  unb  att  tegulitte 
(fitmtres  et  Borores  ordinifl  tertii  saeculares 
imto.  in  eonmmni  viTentes). 

LSeltlid^e  Zertiariet.  l.S>etbebeutenb{ie 
nitaaficnbtittenOrbeniftberoom  %  gfran}  oon 
«ffifi(f.b.aft.IV,  1805)im3.1221gegrim- 


bete  »Orben  bon  ber  SBu^'  (ordo  de  poenitentia, 
ordo  oontinentiüm).  SDer  ^eilige  gab  ben  Sei- 
tretenben  Avmäifii  ndinblid^e  Snmetfungen  unb 
oerf a^e  f obarni  eine  befonbere  Siegel  für  fle ;  ba| 
fd^on  $a))[t  {)onoriu8  IIL  ben  bntten  Orben 
(tt)o4l  munbli^)  gutge^ei^  imb  empfoblen  bat, 
ergibt  ftd^  au8  ben  SuUen  f eineg  Stad^f olgerS  (Tre- 
gor IX.  oom  25.  äuni  1227  unb  80. 9Rär|  1228. 
3nnoceng  IV.  unterfteüte  burd^  eine  9uue  Dom 
18.  3uni  1247  ben  Orben  ton  ber  SBu|e  in 
Italien  unb  Sicilien  ber  Seitung  unb  StfUation 
ber  SRinberbrüber,  maS  6istud  IV.  burd^  bie 
SBuUe  Romani  Pontificis   Providentia   t)om 
15.  2)ecember  1471  begüglid^  fdmmtlid^er  attt- 
glicber  bed  brüten  OrbenS  Derfügte.  SSonUmbrien 
unb  ZoScona  au8  oerbreUete  fid^  ber  Orben  non 
ber  99u|e  in  ffur}em  iiber  gmt}  ätalien,  tt)0  er 
bem  Sfeubalmefen  bed  18.  Sa^rbunbertS  einen 
mäd^tigen  @d^Iag  oerfe^,  inbem  bie  britte  Siegel 
bad  SBaffentragen  unb  fär  gemö^Ii^  aud^  bie 
Sblegung  feierlid^  Sibf d^toüre  Verbot ;  bie  gegen 
benfelben  ent{iatü)ene  O))t)ofttion  marb  mit  Qilfe 
ber  Stfddfife  unb  $d))fte,  melc^  ben  Orben  gn 
fdrbem  fud^ten,  übermunbenCogL  Revue  des  qne- 
stions  histoxiques  XLYni  [1890],  567  bb.). 
Sfrü^S^tig  gelangte  ber  britte  Orben  aud^  bx 
^ranlreid^,  in  Spanien  unb  Ißortugal,  fomie  in 
2)eutf d^Ianb  gur  Sinfübrung ;  in  gfranbeid^  ge* 
börie  ber  l^eilige  ftöntg  Submig  IX.  (f.  b.  Sirt) 
unb  beffen  SRutter,  bie  b(-  Bianca,  bem  Orben 
an,  in  S)eut{dglanb  bie  %  Slifabetb,  Sonbgräfin 
DonZbüringen  unb  ^efjen  (f.  b.  Sri).  2)ie  fc^rift- 
lid^  Seftätigung  erfolgte,  unter  einigen  %enbe« 
tungen  bet  utfptungUd^en  Siegel  unb  mebteren 
3u|a|en,  nad^  Snberen  (Ogl.  St.  SliMer,  2)ie9ln- 
fftnge  bk  SRinoritenorbenS  unb  ber  Su^bruber- 
f^aften,  Sfreiburg  1885, 117  ff.)  mtt  oöflig  neuer 
Siegel,  burd^  SiicoIauS  IV.  in  ber  iBuDe  Super 
montem  am  18.  9iugufl  1289.  S>ie  in  biefer 
SBuIIe  Derjeid^nete  Siegel  mürbe  oon  allen  meltlid^en 
Zertiariem  unb  Zertiarierinnen  bis  1888  beob« 
ad^tet.  SamalS  nal^m  Seo  XHL  eine  Sieform  beS 
britten  OrbenS  bed  l^L  SrandScufi  für  SBeltleute 
oor,  inbem  er  burd^  bie  apofbtifi^e  Sonftitution 
Misericora  (80.  aRai  1888)  bie  Siegel  ent« 
\pttättüb  ben  Sebürfniffen  ber  (Skgenmari  mebr« 
fad^  milberie;  namentlid^  mürbe  badtaglid^e^flid^t* 
gebet  ber  Saien  auf  gmölf  Pater  noster ,  Ave 
Maria  utd>  Oloria  Patri  rebudri  unb  bie  Dor« 
gefcbriebene  Seobad^tung  bed  Sfaftend  auf  bie 
SBigUien  t)or  bem  gfefte  bed  1^1.  gfrancidcud  unb 
bem  Sfefie  ber  Unbejle(f ten  Cmpf  öngni^  bef  d^rftnlt 
@etibn  finb  burd^  rine  9ngabl  oon  erlajfen  ber 
römifd^en  (Kongregationen  Srlftuterungen  gu  ein- 
}elnen  fragen,  ).  SB.  betreffs  bed  Siooidated  unb 
ber  fogen.  ®eneraIabfoIutionen  (8.  0.  I^dolg. 
80.  Jan.  1896),  gegeben  morben;  indbefonbere 
mürbe  (S.  C.  Inquis.  15.  Jan.  1895)  erflari,  ba| 
ed  nic^t  mdglid^  i{t,  jugleid^  SRitglieb  mehrerer 
britten  Orben  jufein.  Sef  onberd  mid^tig  ift  auA 
bad  SnOe  Seo'd  XITT.  oom  7. 3uli  1896,  »oburd^ 


1367 


Zerttarier  unb  Xettiarierinnen. 


1368 


}unf  d^ft  auf  fänf  ^dfjitt  bm  ÜRitgliebem,  toeld^e 
Sie  ootgefd^rtebenen  Sebingungen  etfüDen,  9ln- 
^eü  Ott  fömmtli^en  %blöj|m  beS  erften  unb 
beS  }U)eiten  OrbenS  beS  1^1.  gfranciScuS  Derliel^en 
VovA  (f.  baruber  Analecta  eccles.  lY  [1896], 
289  sq.;  Kouv.  Bev.  theol.  XXYIII  [1896], 
585.  650  88.).  (Sgl.  t)on  bm  ja^IreU^en  Slegel- 
büd^em  u.  3.  gfuIgentiuS  feintetled^net  0.  Cap., 
6era))]^ifd^ed  ^anbbud^  für  bie  9RitgIieber  beS 
britten  jDrbend  bed  1^1.  grondScud,  29.  3ufl., 
6alaburg  1896 ;  2)er  britte  Orben  Dom  1^1.  gfran- 
ciScuS,  feine  Stegein  unb  Uebungen,  na^  ber 
aieform  Seo'8  XIII.,  6.  «ufl.,  Sreiburg  1897 ; 
ägnatiud  Seiler  0.  S.  Fr.,  9lormaIbud^  für  bie 
in  ber  SBelt  Iebenben99rüber  unb  @d^U)eftemt)om 
britten  Orben  beS  ^L  gfranciScuS,  19.  ^u%, 
Dülmen  1897;  Directorimn  tertii  ordiniB 
saecalaris  S.  P.  Francisci  juxta  novissima 
8.  Sedia  decreta  diBpositmn,  Quaracchi  1897. 
SDie  ©ejd^id^te  beS  britten  OrbenS  be^anbelten 
tt.  %  HdyotrMigne,  Histoire  des  ordres  m, 
158  88.  Slud^  bie  Eiligen  unb  @eligen  Dorn  brit« 
ten  Orben  bed  1^1.  ^tondScuS  fmb  dfiter  bearbeitet, 
|.S.  Don  %ngelicu8  Sberl  O.Gap.,  Serop^ifd^cS 
Stofengartlrin,  fOlaitii  1889;  @ilD.  SBinfeS, 
&zxap\x]d9n  Xugenbf|)ieger,  ^etligenftabt  1889, 
2  SBbe.  [SBonSouSgobe  ebb.  1891];  ^ermann 
fBüvn,  @erQ|)]^ifd^er  Sternenhimmel,  neu  bearb. 
Don  Engelbert  ^ofele,  StegenSburg  1896,  2  9be. ; 
SBUbelm  Sluer  0.  Cap.,  ©erapbifd^  üluftr.  Or- 
benS-Segenbe,  SRünd^en  1897.) 

2.  Su^er  bem  britten  Orben  bed  I^L  gran* 
ciScuS  mürben  nod^  Derfd^iebene  anbere  Orben 
für  äBelüeute  gegrünbet.  3m  3. 1128  foQ  ber 
bl.  9lorbert  (f.  b.  «rt.)  bem  @rafen  Xbeobalb 
Don  ber  (Sfyimpag;at  baS  mei|e  @ca|)ulier  beS 
britten  OrbenS  gegeben  unb  fo  ben  britten  melt« 
lid^en  Orben  ber  ^römonftratenfer  (f.  b. 
9rt.  X,  271  f.)  gegrünbet  b^ben.  —  Seit  Der^ 
breitet  ift  femer  ber  britte  Orben  beS  bl*  ®d« 
minicuS  (f.  b.  «rt.  m,  1944  f.  unb  3.  ffleiner- 
mannS,  2)er  britte  Orben  Don  ber  Su^e  bcd  b^ 
2)om.,  Sülmen  1885).  —  31S  erfte  meltlid^e  Ser- 
tiarierin  bed  Sormeliten-OrbenS  (f.  b.  9ri 
U,  1978  f.)  mirb  gemöbnlid^  bie  fei.  3obQnna 
DonXouIoufe  (gefi  1286)  begeid^net,  meldte  1265 
burd^  ben  bl.  Simon  @todf  (f.  b.  %rt.)  baS  Or- 
benSlIeib  empfing  unb  mebr  als  5000  ißerfonen 
für  ben  britten  Orben  gemonnen  boben  foQ  (Dgl. 
SBonifaciud  a  sa.  Corde  Jesu,  S)ie  fei.  3ob<mna 
Don  Souloufe,  (Srag  1897).  SDie  Siegel  mürbe 
in  neuerer  Seit  burd^  Seo  XUI.  unterm  8. 3anuor 
1883  einer  KeDifion  unb  in  Dielen  fünften  einer 
SRilberung  untermorfen  (Dgl.  ^eimbud^er,  Sie 
Orben  unb  Kongregationen  ber  tatbolifd^en  ^rd^e 
II,  ?JJaberbom  1897,  31  f.  unb  bie  bort  Dergeid^- 
nete  2itcratur).  —  SSon  fonftigen  meltlid^en  ler- 
tiariem  feien  nod^  genannt  bie  beS  ffl.  SuguftinuS 
(j.  b.  art.  augufliner  1, 1663  f.) ;  ber  TOinimen 
(f.  b.  art.  grans  Don  f^nla  IV,  1825  f.  unb 
C^eimbud^er  I,  384) ;  ber  ©eroiten  (f.  b.  9rt  XI, 


210  f.) ;  ber  Xrinltorter  (f.  b.  Srt.  unb  ^mbuc^er 
I,  433  f.).  einen  britten  meltlid^en  Orben  beS 
beiligen  ^ergenfi  QRarift  grfinbete  gegen  1648 
P.  (£ubed  (f.  b.  9rt  ßubiften)  für  3ungfrauen 
unb  SBittmen  (Dgl.  aud^  $.  %  !ßina3, 2)€r  ebno. 
P.  gubed,  @al}burg  1890,  88  ff.).  —  (Eine  Srt 
meltlid^er  Xertiariet  bilben  oud^  bie  enoad^fenen 
meltlid^en  Oblaten  be9  ffi.  SBenebid  (f.  b.  «rt. 
Oblati  n.  U) ;  begfiglid^  ber  benjelben  neueftenS 
Derliebenen  Sblöfle  f.  «,@tubien  unb  aRitt^ungen 
aus  bem  Senebictiner-  unb  bem  Siftercienf  erorbm"* 
Xym(1897),  120  ff.  unb  WfonS  Seberg  0. 8.fi., 
SBenebictuSbud^Iein,  (Einftebeln  1898.  (Sgl  nod^ 
}um  (SanjenTachj,  LeaTiers-Ordres,  Langres 
1897.) 

n.  Slegulirte Xertiarier  unb  Xertioderinnen. 
1.  £in regulirter Orben  DonXertiariern  bed 
bl.  SfranciScuS  burd^  Sereinigung  Don  melt« 
lid^en  Xertiariem  )u  gemeinfamem  Sebtn  entftotd) 
fd^on  früb.  3Rftnner-  unb  Sfrouentldfler  biejer 
Srt  mürben  feit  bem  SuSgongbeS  ld.3ab^unbert9 
in  faft  allen  euro))cKfd^en  Sönbem  erridbtet  9u(b 
in  Seutfd^Ianb  maren  na(^  Su^eiS  üerfd^iebener 
Stübted^ronifen  bereits  im  18.  Sobr^unbert  %tu 
tiorierflöfter.  @o  mürbe  bereits  1264  in  ftöln  Don 
einem  ^erm  Don  Sömenberg  ein  JHofter  füt 
14  Xertiarierinnen  gegrünbet;  1276  mirb  baS 
nod^  ie^t  beftebenbe  XertiorierinnenRofter  ®naben> 
tbal  in  3tigoIftabt,  gur  Seobacbtung  eines  contem« 
))IatiDen8eben8  begrünbet,  urfunblid^  ermöbnt;  um 
1284  mürbe  in  HRünd^  Don  ^einrii^  unb  ^i 
»ittri^er  (pttrid^)  boS  SBUtricber  Stegelboufi  unb 
1295  ebenba  baS  »ibler'fd^e  StegelbauS  (^fHofter 
auf  ber  Stiege")  errid^teL  fflöfter  für  männtid)e 
Xertiarier  entftanben  im  18.  Sobr^unbert  u.  9. 
in  ^agenou,  Stotbenburg,  Xad^enboufen  unb  auf 
bem  ffniebis ;  le^tenS  mürbe  Dom  ®rafen  ^nricb 
Don  gürftenberg  in  aempitemum  aubsidium 
ipsorum  fratnim  et  pauperum  ibidem  tran8«> 
eontium  gegrünbet ,  mo)u  SertboD) ,  @rof  Don 
Seiningen,  Sifd(|of  Don  ^Bamberg,  alS  StbenSb^ 
unterm  2.  2)ecember  1278  feine  ^uflimmung  er- 
tbeilte  (ffonrab  Subel,  ®e)d^.  ber  oberbeutfiben 
[Stra^burger]  Vlinoriten-^roDlng ,  SBüi^burg 
1886,  223).  SBeiterbin  nobmen  in  ben  lieber« 
lanben  unb  2)eutfd^Ianb  oud^  Diele  iMöfter  bcc 
SBeguinen  (f.  b.  Slrt.)  bie  britte  »egel  befi  bl-  Sfton« 
ciScuS  an,  oft  auf  Srängen  ber  Sif^b^fe,  meftbc 
bie  obne  eine  beftimmte  Siegel  lebenben  Seguinen« 
Höfter  aufzubeben  brobten;  ba  bie  Mb^t  ber 
Xertiarierinnen  aber  jum  Xbelle  ben  92amen 
«SSeguinen"  beibebietten,  mürben  fie  in  bie  8er* 
folgungen  ber  Seguinen  bineingejogen  (Dgl.  Subel 
221  ff.).  Sfrübseitig  (etma  DomSabre  1400  an) 
legten  bie  in  (Skmeinjd^aft  lebenboi  Xertiarier 
unb  Xertiarierinnen,  t^eilS  eitQeln,  tbeilS  ganjt 
Alöfter,  (Selübbe  ob,  meldte  Don  mebreren  g}d))fien 
als  feterlicbe  erflört  mürben;  bodb  f)abm  f|»älm 
$ä))fte  bie|  namentlicb  besfiglid^  ber  Xettiarierin- 
nen geünbert.  Son  Den  ^rioUegien,  melcbe  ben 
regulirten  Xertiariem  beS  %  groncttciiS  cr^cili 


1869 


Xettiotiei  itnb  Zettiatietinnen. 


1870 


wxäm,  \A  Ifixt  vm  ertofil^nt,  bal  @{|tu8  IV. 
1473  ben  »eligiofen  beft  brüten  OrbenS  aQe 
^^Uegien  unb  (Esemtionen  ber  getfilid^en  Ser- 
jona tuib  1479  oUe  g^riDüegien  ber  3RinDer- 
DriibetBciiKi^tte.  Qoml5.3al^r$unbertanbiIbeten 
ju^  M  ben  regulirten  Xertiariem  oud^  befonbere 
(bmecegoKonen.  Sie  »id^tigfien  berfelben  {inb 
bti  fotaenben:  a.  S)ie  Kongregation  ber  regu- 
fiitni  Cbfeitxnu  t»on  ber  £ombarbei  ober  bon 
aiofien,  mcl^e  fett  1448  auf  bem  Qkneralcapitel 
einen  Seneroloicor  unb  mehrere  2)efinttoren  unb 
1458  in  ber  ^afon  bed  ^ugotin  Semoni  oon 
ftiocoqo  ben  erfien  ®eneral  bed  SRännerorbenS 
ber  tcgutirten  Zertiorler  ertoä^tte.  $iud  V. 
untrztDorf  biefelben  1568  aÜerbingS  ber  SuriS- 
btction  bc9  ®eneralniintfterd  ber  gfranddcaner" 
ObfextKinten :  bod^  getoä^rte  6i£tu8  V.  1586  ben 
Zertiorirm  i^te  @elMianbig!eU  lieber.  SHe  Con- 
gngation  Don  ber  fiombarbei  breitete  fid^  Dom 
1&  dt^r^nbert  an  fel^r  ouS  unb  iS)\tt  mx  3tit 
i^  ^ften  Slflte  20  $roDin}en  mit  über  150 
(bmivUn,  im  3. 1715  nod^  14  ^roDingen;  fie 
mnfo^  ole  ftlöfier  ber  regulirten  Xertiorier  in 
dtafim,  1602  marb  bie  Kongregation  Don@iciIien, 
fooie  bie  Don  2)almatien  unb  3ftrten,  1650 
oi^  bie  Kongregation  Don  gflanbem  mU  il^r  Der- 
einst 3n9b>mbatteftebadflIofterDon@teoS- 
mxA  nnb  Samian  (ie|t  Si^  beS  ©enerott  bdS 
Otbenft  ber  regulirten  Xertiarier).  SielHeibung 
ber  Settgiofen  befionb  in  einem  grauen,  mit  einem 
waim  Strid  gegürteten  Stode  Don  Serge  unb 
einer  eienfold^en ,  on  einer  gro^  SRogetta  be- 
fejHgten»  Dome  unb  auf  bem  Slfiden  gugef))i^en 
Aot^«  iDogu  bei  SuSgdngen  nod^  ein  SRantel 
mb  ein  fd^morjer  ^ut  (am.  (Sgl.  Häjot- 
lügne  n,  788  sa.)  —  b.  2)ie  Kongregation  Don 
eiciOen«  tto  ber  granciScaner  •  ObfetDont  unb 
fpdten  ihipuAiner  Salob  Don  (Subbio  ein  ftUfter- 
4en  ber  reguhrten  Xertiorier  grflnbete  unb  in  bem- 
{dben  eine  firenge  SebenSteeife  einful^rte,  feinen 
SJbigero  ein  groM  (Senianb  gab  unb  fte  barfuß 
ge^  ^  (oa^er  gli  Scalzi,  bie  93arfü|er  Dom 
rmtirten  brüten  Orben  be9  %  SfranciScuS). 
Cm  nnd^ott  berfi^ted  fSfrouenHofier  feiner  Ob- 
feiMmi,  biefogen.  ,,gro^9btei'',  errid^teteSafob 
in  ber  etobt  Xropanl  $iuS  IV.  fteOte  fflr  biefe 
ZerHorier  einen  Kori^inal^rotector  auf  unb  über- 
ttng  bczen  Sifitation  bem  ^roDingial  ber  Kon- 
Dcntnnlen  ouf  SicUten.  Sßiberftanb  gegen  bie 
Setorimung  $iur  V.,  meldte  bie  »eligiofen  ber 
3un§bicHon  bed  gftunciScanergeneralS  unterwarf, 
üctanla^  eine  Verfolgung  ber  Xertiarier ;  gule^ 
iDorb  mif  einem  (Senerdcapttel  }u  SRartogna  m 
bei  iperf  on  beS  Fr.  ^ieron^muS  SHcci  ein  eigener 
firoDingioI  geoöl^.  2>ie  Kongregation. breitete 
M^  Domel^mlid^  ouf  Sidlien  aud  unb  fydtt  in 
fpolcnno  allein  brei  ftldfter.  €ie  »urbe  1602  mit 
ber  Congregotion  Don  ber  Sombarbei  (f.  ob.)  Der- 
cinigt,  B^elt  inbe|  il^  Xrad^t  unb  il^re  Seben§- 
Deffe  beL  92od^  1715  gab  ed  85  KonDente  ber 
ng^irtai  Xertünier  Don  @icilien;  in  9tom  l^atten 


fie  1619  baS  ftlofter  @.  $aolo  im  SBiertel  be  Xa 
SRegoIaerboIten.  (iBgLHäl7ot-Mignen,792s8.) 

—  c.  Sie  Kongregation  Don  ^tmatien  unb 
3{tricn,  mo  im  15.  äa^rl^unbert  burd^  Kiniiebler, 
bie  Dor  ben  Xärfen  aud  SoSnien  ffol^en,  meieren 
fflöfter  ber  regulirten  Xertiarier  (im  gangen  14) 
gegrfinbet  mürben;  baS  bebeutenbfte  berfelben  ift 
baS  nod^  b^te  beftebenbe  ftlojter  Soxa  (1454  er- 
rid^tet).  9ud^  bieje  Kongregation  marb  1602  mit 
ber  Don  ber  fiombarbei  Dereinigt,  beftanb  iebod^ 
bis  gur  ® egenmart  als  eigene  ^Ding  bed  SRannS- 
orbenS  ber  regulirten  Xertiarier  fort.  Sieje  Sleli- 
giofen  bebienen  ftd^  mU  Srlaubni|  bed  p^Uigen 
©tul^IeS  in  ber  £iturgte  ber  altffaDifd^en  Sprad^, 
beren  treue  ^üter  unb  gförberer  bie  SRUglteber 
ber  Kongregation  begto.  IßroDing  ftets  gemefen 
finb  (DgL  b.  «rt.  @IaDi{d^e  Siturgie,  ob.  425). 

—  d.  Sie  Kongregation  Don  S^W^^  ^  9^' 
bem  unb  bm  9UeberIanbm,  benannt  nad^  bem 
1425  gegrunbeten  iHofter  S^pttn  (Sepperi, 
SoppOTti)  auf  bem  @t.  ^ieron^muSfelbe  bei 
Septemburg  (SiStl^um  Sätiid^) ,  meld^eS  aföbalb 
eine  9rt  Oberauffld^tdred^t  über  mehrere  in  Sflon- 
bem  bejtebenbe  äSegl^arbenHofter  erlangte.  3m 
3. 1472  fd^Ioffm  ftd^  ben  regulirtm  Xertiariem 
Don  3ep)>em  bie  Segl^bm  in  Sntoerpen  an, 
toeld^e  fett  1467  feierlid^e  ©elubbe  ablegten.  Kine 
^Bereinigung  mU  bm  regulirtm  Xertiariem  ber 
S)i5cefe  Utred^t,  bmm  Sonifag  EL  einen  eigenen 
(Seneral  gugefianbm  f)aüt,  mürbe  1516  mieber 
aufgel^obm;  burd^  eine  SuSe  Snnocmg'  X.  Dom 
27.  3uli  1650  mürben  bie  fammtlid^en  in  bm 
9HeberIanbm  unb  in  93elgim  beftel^mben  fflöfter 
ber  regulirtm  Xertiarier  mit  ber  Kongregation 
Don  ber  fiombarbei  Dereinigt.  9m  Einfang  beS 
18.  Sal^rl^unbertS  gü^e  bie  ehemalige  Kon- 
gregation t>onS^pnnxu>d^  10 — 12  jflöfter,  mo- 
Don  bie  bebeutenbftm  gu  Sntmerpen,  SBrfiffel, 
ÜRaaStrid^t,  ^uSgarbm  unb  fibmm  marm;  an 
festerem  Orte  beftanb  aud^  ein  Kolleg  beS  OrbenS. 
(SSgl.  H%otrMigne  1, 407  bb.)  •—  e.  SRebrere 
beutfd^e  Kongregationm,  nftmlid^  bie  Kongre- 
gation Don  Strasburg,  meldte  1424  me^r  aI8 
100  ffffijier  in  bm  2)töcefm  Strasburg,  Safel 
unb  ftonflang,  eingelne  in  fiot^ringen,  Saben  unb 
Sürtemberg,  bie  meifim  in  ber  @d^meig  um- 
fafite;  bie  r^einifd^  Kongregatbn,  meldte  bie 
IHöfter  bed  ihirfOriimtl^md  fföln  unb  bie  in 
SSßeftfalm  in  fid^  fd^Io^;  femer  bie  Kongregation 
ber  IßroDing  SDlagbeburg  ober  Sad^fen.  9uf 
Sittm  ber  beutfd^en  regulirtm  Xertiarier  Derfa^te 
2)ion9ftu8  ber  Kartboufer  (f.  b.  9rt.)  1471  eine 
KrK&mng  ber  Xegel  Slicolaud'  IV. ,  aud  berm 
SSorrebe  gu  entnebmm  ifl,  ba^  bie  regulirtm  Xer- 
tiarier ber  r^einifd^m  Kongregation  unter  einem 
bef  onbem  ®eneraIobem  ftonbm,  ber  mobi  gugleid^ 
©meral  ber  fammtlid^en  in  S)eutfd^Ianb  befinb- 
lid^  Xertiarier  mar,  nad^bem  $aut  IL  1467 
biefm  einen  eigmm  (Seneral  gugeftanben  l^tte. 
9lod^  gal^treid^er  ald  bie  ÜRanndflöfter  marm  bie 
Xerttarierinnmflö jier  in  ©eutf c^Ianb ;  f aft  in  {eber 


1871 


Zettiatiet  unb  XertiatierinnctL 


1872 


Slem  Stobt  gab  c8  ein  foU^eS,  unb  meldete 
[elben  (f.  b.  9lrt  (Httabct^inerinnen  n.  1)  er» 
I^Uen  fld^  bis  onf  bie  wgjtmoxt,  tolOfmlb  Don 
ben  9Rönner(I5|lem  feines  bie  6tfinnc  ber  9le- 
^nnation  unb  ber  SAcuIorifation  uberbouert  bot. 
(SgL  H%ot-Mign6  HI,  176  88.)  -  1 3)ie 
(i4)n0regattfmcn  Don  Stfanb  unb  Snglanb,  Don 
benen  erjlete  noc^omlnfongbcS  18.3al^r|unben8 
80  IHSfier  )d^Ite,  ipfi^tenb  bie  jol^Ireid^cn  fflöjler 
ber  Ie|teren  ftomtlid^  in  ber  Deformation  gu 
®ninbe  gingen.  Unter  ^einrid^  YIIL  unb  eiifo- 
bet(  fkorben  mehrere  Ornnfimitglieber  ben  SRorter« 
tob.  ^  g.  2)ie  Congmation  Don  St^onien,  feit 
1442  am  hm  beiben  (Kongregationen  berftönig- 
reid^  dkanaba  unb  Snbalufien  unb  ber  ft5nig- 
trli^  (Eaftttien,  Seon  unb  ®oIicien  gebilbet.  Sle- 
menft  VIL  unterfieUte  bie  fpanifd^en  regulirten 
Xertiarier  unmittelbar  bem  ))ä))ftlid^en  ©tul^Ie 
unb  befidtigte  1526  bie  Slegetn,  »eld^e  auf  einem 
(Benerdcatmel  f ottol^I  ffir  bie  regulirten  Xertiarier 
Ott  bie  regulirten  Zertiarierinnen  Derfo^t  »orben 
ttMxren.  VÜ  Orbenfifleibung  ttmrbe  ein  fltod  Don 
fii^marser^ttngrfdrbteraBoaeDepimmt.  9l8$iu8  V. 
1568  oud^  bie  flnmifd^en  regulirten  Zertiorier  bem 
(Benenilminifier  beft  gfrancificonerorbenS  unter- 
ttiocf ,  entfionben  longbouembe  Sttiifti^iten ;  im 
Saufe  ber  3<it  Derf<i^moI)en  bie  Zertiorier  inbe| 
immer  me^  mit  ben  ObfetDonten  unb  bilbeten  )u- 
le^  bie  jmei  ObferDontenproDinjen  Vnbolufien 
unb  (Solirien.  Sie  ]^5#e  3al^I  ber  iHöfter  Don 
regulirten  Zertioriem  in  @)>anien  mar  66.  (Sgl 
Häyot-Migne  m,  178  88.)  —  h.  3)ie  (Eon- 

Potion  Don  Portugal,  oIS  beren  l^orrogenb- 
ftlofter  lange  bofi  1470  in  ber  (Einftebelri 
ber  I^L  Ifotl^rino  bei  Scokbitono  gegrünbete 
galt ;  bort  mürben  bie  gemeinfamen  (Eopitel  ber 
|)ortugieflf(!^en  regulirten  Zertiorier  obge^Iten. 
SHe  fflofteqol^I  ber  Kongregation  Don  fßortugol 
betrug  )ule|t  80,  meldte  in  )mei  fßroDingen  ge- 
t^eilt  moren.  @eit  1598  mar  bofi  gro^  IHo^er 
in  Siflobon  bofi  ßauptdofter  ber  Kongregation ; 
neben  bemfelben  kfonb  fid^  ein  @|>ital  für  arme 
meltlid^e  Zertiorier.  9ud^  in  Sfrilo  mürbe  1608 
)u  Soonbo  im  IKnigreid^  Vngolo  ein  ftlofter  ge« 
grfinbet.  (Sgl.  H%oi-Migne  m,  188  88.)  — 
i  2)ie  (Kongregation  Don  Srontreid^,  mo  ftd^  im 
Saufe  ber  3eit  bie  Pldfter  ber  regulirten  Zertiorier 
fo  febr  Dermebrten,  bo^  jmei  $roDin}en  (fiqui- 
tonten  unb  Siormonbie)  gebilbet  mürben  (^iQot 
ermd^nt  oud^  eine  $roDin)  fi^on).  (Eine  mdd^tipe 
gbrberung  erhielten  bie  regulirten  Zertiorier  m 
gronlreid^  burd^  Stnceng  SRuffort  (geb.  am 
8.  Va^  1570  in  $ori8),  ber  1594  bei  bem 
Sd^Ioffe  SfronconDiUe-fouS^BoiS  ein  Zertiorier- 
Oöfterd^  errichtete  unb  mit  einigen  ®enoffen 
1595  bie  feierlid^en^elfibbe  ablegte.  3m  3. 1601 
mürbe  in  bem  SSororte  €t  Sntoine  Don  gtoriS^ 
Ißictiut  genannt,  burd^  Sobonna  Don  @ault,  Der« 
mittmete  Gräfin  DonaRortemort,  ein  jmeiteS  So- 
fter errid^tet,  meld^eS  ben  9luSgang8))un{t  fftr 
eine  Infame  Sleform  ber  regulirten  Zertiorier  in 


Oftonlreid^  bilbete.  (Demenfi  TIIL,  ber  1608  oOe 
Käufer  beS  regnBrten  britten  OrbenS  in  9nud> 
reid^  bem  (Benm&ninißer  befiSfconcificoneiDrbenft 
unterteilte,  bemilligte  jugbid^  ben  regulirten  Zec^ 
tioriem  ebien  eigoien  ftoDingioImirnfter,  9li 
ftd^  einige  SUm  Alöfier  meigerten,  ben  neuen 
(Scnerolminifter  oniuerfenncn,  bef o^  ftdnig  |ietn> 
rid^  lY.  ollett  J&b^ent,  bie  Steformen  Shtnortt 
onjunel^men  unb  Derbot  ben  m&erf)»finfügen  bie 
Sufno^me  Don  StoDijen.  Sie  bef onberen  Stotutm 
ber  ftrengeten  ObferDon)  mürben  unterm  22.%pttt 
1618  Dom  {ßopfte  bcftdtigt  Slod^bem  fd^  1608 
bie  $roDin)  Don  ber  ßrengeren  ObferDon)  in  Dice 
Cufiobien  get^t  morben  mar,  mürben  nunme^ 

imei  $roDin}en  (So  gfronce  unb  9qttitonien)  ^ 
lilbet  unbSincenj  9Ridfort,  bis  bo^in  ^roDinsiol- 
minifier,  ]um  erfien  ®eneralDicar  ber  rcguliitm 
Zertiorier  in  gronbeid}  gemd^  Slo^b^Zobe 
befi  gro^  9teformator8,  ber  am  18.  Hugufl  1637 
im  fflofter  ^icpiUI  erfolgte,  breitete  ftd(  bie  (Eon* 
gregotion  immer  meiter  ouS,  morb  f)>ftter  in  Ditt 
^roDinjen  (So  ^xtarn,  Vquitonien,  Sbnrmanbte 
unb  Sqou)  get^  unb  idXfiit  1715  59  ftI5{ki 
(mit  über  500  SRitgliebern) ;  ba|tt  lam  no(^  ein 
1622  enid^tetefi  ffiofler  in  9lom,  in  bcA  icbe 
$roDin)  ie  fünf  Xeligiofen  fanbte.  Stt  fyoipi» 
Qofier  morb  tM  ^icpuSRofter  betrod^,  uk|^ 
bie  (Kongregation  om^  „^ictmScongregotion*  (te^ 
Sic  OrbenStrod^t  beftoib  in  einem  Stoi  nnb 
Vlontd  Don  btounem  Zud^  unb  einer  runben 
ftopuje,  on  meld^er  eine  Sit  Don  @€a)niKer  6e> 
feftigt  mar,  boi  ouf  ber  Srufl  unb  auf  bem  SRüden 
f))i|  julief  unb  bis  }um  (BOrtd  leid^te;  Ie|teret 
mar  ou8  fd^morjen  ^ferbe«  ober  Siegen^oren  gh 
fertigt.  So;  (Bebraud^  Don  Seinmcmb  mar  Der* 
boten.  Sie  Zertiorier  gingen  barfug  in  ^I)enini, 
}u  ^oufe  oud^  in  lebemen  Sonbolen  unb  trugen 
longe  Sfirte.  (Sgl.  H^lyoirMigne  m,  188  bs.) 
^od^bem  bie  meiften  infif ter  regulirter  Zcrtiaiier 
oOmöIig,  nomentIi<|  burd^  bie  SHef  ormotion  unb  bie 
9leDoluüon,  Derfd^munben  jinb  unb  ein  neimvrr 
Z^  bef onberS  in  6{mnien  m  ben  erfien  Orben  bcS 
^LSftoncidcuSoufgegongenifi,  beftc|{enber)eüno4 
bie  rönüfd^e,  bie  ffcttionifd^,  bie  umbrifdH>if<n>i^ 
\d^  unb  bie  bolmotinifd^e  ^roDinj  mit  )idommcn 
25  ftlöftem,  2  9loDiciaten  unb  2  @tubiaibftts|an. 
3n  Sfranfreid^  f ommelten  fi<(  bie  oufi  ber  SteDofat* 
tion  übrig  gebliebenen  Kefie  beS  OrbcnS  an  ben 
aBoSfobriSfu:^  Notre  Dame  de  U  Dräcbe 
unb  Notre  Dame  de  FOder  (Sibcefe  ttbO  unb 
erbielten  1864  unb  befinitiD  1878  bie  8e{ifiH- 
gung ;  fie  l^en  befonbere,  1878  Don  ber  Congr. 
£pp.  et  BeguL  genehmigte  Statuten  unb  {leben 
unter  einem  eigenen  Obern  (DgL  Oh.  Tyck, 
Noticea  hiatoriques  aur  lea  eongrigati(ma 
et  communaut^  religienaes  ete.  du  XU** 
aiöcle,  LouTain  1892,  89).  SietiguIirtenZer* 
tiorier  befolgen  bie  om  15.  SM  1475  oaf  bem 
(8eneralcat)tte(  di  Santa  Maria  della  Sehra 
matatina  angenommene  Siegel  (80  (Ea)iite(),  ndrfl 
befonberen  (Don  Seo  Xm.  unterm  20.  Stüi  1888 


1873 


Xfvtiorier  unb  Zerttarierinnen. 


1374 


|((ifiMifenobifidxim)&n|Utoibnm(83(^ 
In  bcr  6)ri|c  befi  Otbcnfi  fie^  bet  Mmister  gene- 
iiK>,  ber  mrfjc^  3o^  tioni  i&tnmUapM  %f 
sfi^Briib.  8ia  (Eknerolbefinttotm  (ie  einer  0^^ 
jdMT  liimriiu)  ttetben  ebenfolld  Dom  (Benerol- 
o^Ätl  bepfinm.  5E)ie  übrigen  OrbetiSämter  »er- 
kcBbai^baSDefiiiitoriiiin  generale  befe|t  Me 
biet  So^it,  feit  1888  nur  mel^r  oOe  ffinf  So^re 
^fkt  in  imr  OrbenSproüin)  boS  $rot)in)iaI- 
«pttrf  ftatk,  auf  tDeld^m  ber  ^ttlngial  unb  feine 
tm  S)cfinitoren,  ferner  ber  CupoS  ber  $rot)in) 
flnf  bret,  mtmnd^  auf  fünf  2K4re  geoä^It  »er- 
ben. S>it  oflc  ^rouinjimüerfammlung  befe|t  fo" 
baim  bte  anbercn  ^roofatgioldmier  fflr  ffinf  3a^re ; 
mir  bie  !ßrioren  bleiben  bIo^20  SRonote  im  ^mit, 
vAjm  ffnffteOttng  neuer  $rioren  finbet  noc^  [t 
20  !Ronalcn  eine  }»ette  unb  britte  ^roDinjioI- 
iKrjainnlmig  fML  Sie  regullrten  Zertiorler  »ib- 
ncn  m  ber  €eeIjorge  unb  bem  Ißrebigtantte  f  oisie 
bem  Affen&ic^en  unb  prioaten  Unterri^t.  Sie 
Ocbenilxo^  befielt  in  einem  Xolore  unb  einer 
fittpQje  oon  f d^ttKirjer  gorbe,  »ie  {ie  bie  grancifi- 
omer«€onMthiaIen  tragen ;  baS  £ingulum  unb 
kol  CoDor  ftnb  »ei|.  9>te  franjöPfd^en  regulirten 
Xerfiorier  gaben  eine  grmte  ftleibung  unb  tragen 
iiod^  bem  SorbUbe  ber  reformtrten  Xertiarier 
gtnnorlS  einen  Bort.  Sablreid^  bunl^  ^eiligfcit 
bd  fiebeni  unb  bur<b  »iffenfii^af tlid^e  Xl^dHgfeit 
(cnronogenbe  SRänner^  »ie  Sodann  SntonSronbi 
(gr^  1608),  IBincenj  aRujfart  (f.  ob.) ,  ber  be- 
nljmte  Canonifl  uno  Xb^ologe  ^xani  Sorboni 
(gefL  1671),  beffen  Opera  omnia  juridioo-rega- 
kna  ei  moralia,  Lugdoni  1655,  6  Sfotiobönbe 
Pen ,  unb  ^i))|)ol9t  ^elpot  (f.  b.  %rt.),  ftnb 
doi  bau  Orben  bftt^orgegangen.  (Sgl  au|er  ber 
cilirten  unb  ber  im  9xiÜd  «^fSfrondScanerorben" 
(Rurnntcn  Siteratur  nod^  Statata  fratnun  tertii 
erdhuB  a.  Francwci,  Yenetüs  1551;  Mari- 
aotti,  Begtda  et  oonetituiioneB  fraiamm  tertii 
«rdinn  b>  Francisci  regnlariB  obBervantiae, 
Borna*  1889  [mit  bifiorifc^en  Ütotiaen].  6on- 
Pi«r  Sitemtur  f.  bei  fleimbud^er  I,  864 ;  ein  Ser- 
yä^  ber  ®eneroIminifter  f.  in  ber  Begola 
d«!  Ten*  Ordine  clauBtrale  di  b.  Franceeeo 
d'AüiBi,  Borna  1889,  205  agg.) 

2«  Qcxft^leben  oon  ben  oorgenannten  Zer- 
tioiein  finb  bie  jobtreici^en  neueren  Son- 

trcgationen  regulirter  Zertiarier  nod^ 
er  Segel  befi  b^- S^^tnciScuS^tDeld^efi^ 
kern  Siotjle  ber  Slä^ftenliebe ,  namentli^  ber 
Srcmfro-  imb  Srmenppege,  femer  ber  Sqiebung 
mb  bem  Untetricbi^  ber  Sugenb  mibmen  unb  auf 
Ufjcn  Qkbieten  l^öcbjt  erfprie^Iid^  toirlen.  Sinige 
bofelbcn  Dnnen  ouerbingS  in  gemiffem  6inne 
«miRoi^fbmmlinge  ber  ditem  Zertiarier  betrad^tet 
Voten,  be  Reberen  Alöfter  übernommen  ober  fid^ 
«Ol  SHtglimm  nnterbrfidter  ftlöfler  jufammen- 
g^  b^Acn.  S>ie  l^ier  in  gfrage  ftebenben  6on- 
gngottoncn  legen  melfk  einfache  ®eläbbe,  aber  in 
bir  Seg4  onf  Sebenfijeit  ab  unb  fteben  unter  ber 
imm&lelbarcn  luffi^t  bei»,  ^urifibiction  ber 


Sibcefanbifd^öfe.  Stttneifl  befolgm  fie  bie  üon 
Seo  X.  in  ber  Stdle  Dudum  riquidem  Dom 
20.  Januar  1521  erloffene  »eget  fttr  bie  in  ®e- 
meinf^oft  lebenben  mftnnli^en  unb  »eiblitben  Zer- 
tiarier, mobunb  bie  »egel  SHcoIaur  IV.,  melAe 
bis  babin  oon  oen  f(öfterU(ben  Zertiariem  beob- 
aäj/Ut  »urbe,  in  Studficbt  auf  ben  Stoed  berfelben 
t)erfinbert  bej».  burd^  neue  Seftimmungen  ergönjt 
morben  iß  (DgL  Mag.  BuIL  Born.  V ,  Aug.  Taur. 
1860,  764  aqq.).  Sieben  biefer  Stegel  befolgen 
mond^  ZertiarierObfter  be)».  (Senoffenfcbaften 
nod^  befonbere  Statuten.  —  Son  ben  gablreid^en 
bierber  gebörigen  (Kongregationen  tonnen  nur  bie 
für  3)eutf(blanb  in  SBetrad^t  lommenben  unb  unter 
oiefen  aud^  nur  bie  größeren  bier  aufifübrlid^er  be- 
fprod^  »erben ;  für  bie  anberen,  inSbefonbinre  bie 
au|erbeut{d^en,  mu|  eine  fummarifd^e  Ueberfld^t 
genfigen.  A.S)eutf(beS  9tei(b.  a.  93on  ben 
mftnnlid^en  SfrondScaner-Zertiariercongrega- 
tionen  jtnb  )u  nennen :  a.  <Die  ®enoffenfd^aft  oer 
9rmeniBrübert)ombI.Siottci8€uSmitoem!Dtutter- 
baufe  @L  aOlaria  t)on  ben  Sngeln  in  Sle^er- 
beibe  (ßollanb).  SHfter  berfelben  ift  $btli))^ 
^öoer  (geb.  1816inOberfibbb<,  9leg.-Se).  ftöln), 
ber  frit  1848  al9  Sebrer  bei  St  $eter  in  9ad^en 
»ittte  unb  bort  burd^  9Rutter  gtonciSca  @d^ert)ier, 
Stifterin  ber  %rmenfd^»eflem  Dom  ffi.  SrandScufi 
(f.  u.),  1857  oeranla^t  ttmrbe,  ftd^  mit  oier  gleid^- 
gefinnten  IDltnnem  bem  Sienfte  beS  ^erm  unb 
ber  SSerlaffenen  imb  Srmen  }U  »eiben.  3m  3. 
1860  erbielten  bie  Srüber  ein  eigenes  ^8  («S>ie 
Stofe")  in  9ad^,  »o  fte  arme  ffnaben  )um  Unter- 
rid^te  annabmen.  Sm  5.  Sonuar  1861  genebmigte 
earbinal-ergbifd^of  3ob.  D.  @eiffel  (f.  b.  »rt) 
bie  Srrid^tung  ber  (Senoffenfd^aft  }ur  Sniebung, 
9e»abnmg  unb  SBefferung  oon  armen  i^aben, 
Jünglingen  unb  9Rannem ;  am  Sid^tme^tage  fonb 
bie  SinHeibung  ber  Srmen  Srüber  beS  bl.  Sfran- 
dScuS  ftatt,  bereu  Kooidat  P.  Sobanned  (f^öoer) 
leitete.  9rim  Zobe  bed  Stifters  (1864)  }öbQe 
bie  ®enoffenfd^ft  26,  bergeit  et»a  150  »ruber. 
SaS  aßutterbauS  befanb  fld^  bis  )um  ^(Eultur- 
fam))f "  in  9ad^en  am  SouSberg ;  an  Derf d^iebenen 
Orten  in  5Deutf  d^Ianb  »urben  (^iebungSanftalten 
errid^tet,  unb  feit  1866  fonben  bie  SBrüber  aud^ 
in  9lorbamerifa  (ZeutopoIiS,  2)etroit,  ftentuilQ, 
ZbenoiSe  unb  Sindnnati)  angeme^ene  9Bir- 
tungSfreife.  SBäbrenb  ber  ihiege  oon  1866 
unb  1870/1871  entfalteten  fte  in  ben  Sagareten 
eine  aufo^fembe  Zbütigleit,  mu^en  aber  bod^ 
1876  unb  1877  ibre  f^äufer  in  2)eutfd(|tanb  uer- 
laffen,  nad^bem  fie  fd^on  1875  auf  boDünbifd^em 
®ebiete  }u  SBIeperl^eibe  baS  nunmebrige  9Rutter- 
l^auS  mit  9looidat  errid^tet  batten.  3m  3. 1888 
»arb  bie  Stüdfel^  nad^  Serlin  geflattet,  aud^  ein 
SebrlingSbouS  in  9ad^en  eröffnet;  1889  burften 
bie  SBrüber  in  ibr  ebemaligeS  SRutterbauS  am 
SouSberg  {urüdSebren,  in  bem  berjeit  175  ftnaben 
Don  brd  Sebrem  unterrid^tet  toerben ;  fpSter  nmrbe 
au$  eine  Srbeitercolonie,  ^obenbof  oei  SamSborf 
in  Oberfd^Iefien,  übernommen.  3n  iBIe^erbeibe, 


1875 


Xettlotiet  unb  Xertiorietinnen. 


1376 


IDO  {14  Über  200  &ifikt  in  trfer  ffblfen  bcfinben, 
re{ibiTt  ber  Obere  ber  ({kfioffenfd^ft ;  baS  $ro- 
liiiijial^aitS  unb  9lomcfail  für  9lorbomerifa  ift 
9Rount  Ifiiemo  bei  diaämwü.  (SgL  S)er  fei. 
P.  So^onndl  ^dner  nnb  feine  6ttftttng  u.  f.  to., 
«o^en  1896 ;  (E^orilaS  U  [18971  224  ff.)  - 
ß.  Sie  9tniict8cimef»9rJtbcr  mtt  bem  aRittter- 
(anfe  ,et  30feyl^M('  bei  SBalbbreitbad^ 
(ihetS  fUwmd^  in  ber  St^eintnamin}),  1862  burd^ 
^M^  ftomm  «rptflet  nnb  oon  Sif^of  SBiO^elm 
Smolbi  (L  b,  Vrt)  1862,  nnb  aberma(d  oom 
i^iyi^  ObrtttM  fberl^  (f.  b.  9rt.)  1869  be- 
^dti^  3tR  tnfyAe  ip,  biaf4  SBerle  ber  Sorm- 
ffoflßat  wqßffU^  ben  Snnen  unb  ftmnfen 
ilar  Batef^ieb  ber  Cimfeffton,  indbefonbere  anäf 
mcmm  ttaäM,  t^ottge  92ö4Pnütebe  gu  enoeifen. 
Inier  bcs  9tntter^e,  in  bem  ca.  230  fd^umd^- 
•isxite  Anobex  nnb  fooad^fene,  femer  ißenfwnäre, 
ftronfe  nnb  oUerSfc^d^  Ferren  tierpflegt  mer* 

\,  lef^en  nm^  o^t  gfUialen,  unter  anberem  )u 
bei  JM^  an  ber  SRofel,  loo  bie  Srü- 
icr  CO.  800  Sci^frante  Derpflegen,  ]u  Süenrotl^ 
0  ber  @iig  nnb  |n  6teinfelb,  too  fte  j[e  eine 
iaaSifQ&fi^  fbbeilercolonie  leiten. 

k  Son  »eiblid^en  gfranciScaner-Xertiarier- 
ttapiytimwt  frien  enoa^t :  a.  2)ie  @enoff en« 
^sft  ber  Umenfd^toeftern  bom  bL  S^on- 
■it  bem  Sbttterbaufe  in  Sod^en,  1845  üon 
B4«ier  (geb.  1819,  gefl.  1876)  unb 
onbenn  Sungfrauen  jn  bem  Stoedf  e  gegrünbet, 
ih^kn  nnb  Sermbgen  baS  menfii^Ud^e  SIenb 
|i  finbcm.  92eben  ber  Pflege  armer  fltanlen  lie^ 
ji|i|  bk  äungfroucn  pndddjl  bie  Sorge  für  Sü^e* 
rinnen  angelegen  fein ;  oldbolb  tturbe  ibnen  bie 
Scrfmrgnng  be8  pbtif^  aRarienf))ttaI8  unb  ber 
f9^^ilitij(^  ffnmfen  im  aUen  S)omtntcanerflofter 
.^ßrebifict'  i»  lUO^,  1849  baS  @))ita(  für 
fSifB^ktOF  begm.  ^otfenlranfe  unb  1850  )»ei 
Irwnfrji^fn  übertragen,  ma^renb  jte  felbjl  in 
Qran  ^fe  eine  Station  fibt  ftreoSfranfe  er- 
V^BoäBEL  9lail^  nerfd^iebenen  Prüfungen  toarb  om 
8.3nfi  1851  ber  Serein  üon  (£arbtnaI-er}btfd^of 
3o|.  n.  (geiffel  (f-  b.  9rt.)  üon  Sthla  ju  einer 
findltd^  @eno{^nfii^ft  erleben,  toorauf  am 
12l  Sngnß  bie  dinHeibung  t>on  24  Jungfrauen 
ts  ber  €t  ^ßoidSfird^e  )u  9ad^en  flottf anb ;  im 
Sc|itnibcrbcdfe(ben3a^red  getoöb^eftöniggfrieb- 
nA  SBflbefm  IV.  Don  $reu|en  bie  fiaaäid^e  %n« 
ber  (Senoffenfd^ft  unter  IBerleil^ung 
CoqmriionSred^ten.  S)ie®enoffenfd^aftt)er» 
ibft  in  ftttrjon  über  SDcutfc^fonb  unb  feit 
IS58  aoA  Horbomerifa,  mol^in  fie  Dom  SBifd^of 
mm  Cbscinaiti  berufen  tturbe.  3m  3*  1870 
^cz  ne  in  Senif^Ianb  fd^on  27  ^ufer  in  fünf 
^ühxjcn  and  in  Imerito  10  Käufer  mit  gu- 
jammot  590  64iDe|lem;  gegentoartig  beßeben 
53  XirixüafFmiyn,  moDon  38  in  S)eutf(blanb, 
13  sr  ben  ^Scamigten  Staaten  oon  9brbamert!a 
tic93L  9u  1. 3aiaur  1898  betrug  bie  (Sefammt* 

S{)i  Dxt  €4Dc^em  1213,  tooDon  771  auf 
nttSj^iott^  mb  442  onf  Smerifa  bmmen.  S>ie 


Sd|me{iem  ttibmen  fid^  ber  ambulanten  Armen- 
pflege unb  ber  ^plege  armer  Jhonfen  Dor|ügIi(^  in 
beten  SBo^nungen,  iebod^  aud^  in  öffentlul^en  au- 
ftauen Gn  9leio  %üxl  ^ben  fie  gtoei  gro^  ^- 
f))itftler),  übernehmen  ferner  bie  Sorge  für  oer- 
mabrIoSte  unb  gefä^rbete  9)tübd^n,  in  größeren 
Stöbten  bie  Seitung  Don  SRägbeUufem  unb  flf^Ien 

ifirgfabritarbeiterinnen,  enblid;  Don  ftleiniinber- 
lema^rfd^ulen.  Suf  ben  ihieg9fd^au)iläten  Don 
1864, 1866  unb  1870/1871  leifiete  bieGenoffp* 
fd^aft,  beren  Stifterin  an  ber  St>i|e,  (bd^fl  nu^ 
lid^e  <Oienfie.  (9)gl.  3gn.  Seiler,  Sie  opttfettg^ 
aßutter  tiftancidca  Sd^erDier,  2.  ftuß.,  gfteiburg 
1897.)  — ß.  Sie  SfranciScanerinnen  Don 
ber  l^eiligengfamilie,  1857  )u  Supen  burd^ 
aRutter  eiifabetb  Don  3cfu8  (3Raria  ffatbarina 
SofeDl^ine  ^od^)  p  bem  Zxati  gejKftet,  Jhanfe 
in  ^pitSIem  unb  )u  ^aufe,  namentlidb  <nu^ 
©eifteStranfe,  3U))fIegen,  femer  ffleinfinberbenabt' 
anfialten  unb  ßrjiefungSbäufer  für  nermal^rloSte 
jhnber  }U  ubemebmen.  9DaS  9ßutterbau9  nnnbe 
1875  infolge  be§  SuIturfampfcS  nad^  Sömen 
trondferirt,  mo  eS  fid^  nod^  \t^X  befinbet.  9u|er 
mel^rerm  Käufern  in  ben  belgifd^en  2)idcefen 
SRed^eln  (Sömm,  SnDerd,  IBrüfffl,  Si  3offe«ten- 
9loobe  unb  Zum^out)  unb  Süttid^  (SBIeiberg, 
(Smfterbloem  imb  Süttid^)  unb  in  ben  Kieber* 
lanben  (9iim)pegen  unb  Ztffiurg,  l^ier  jmei  ^Riebet« 
laffungen)  befielen  ffßfler  in  Su))m,  Srad^eln, 
ffoblfd^eib  unb  ÜRontioie  (ergbiöcefe  itdtn);  bie 
@efammt)al^I  ber  S^toeftem  betragt  über  800. 
Sieben  ber  tl^fttigen  Abtl^eilung  befielt  inner^ 
biefer  @enof[enf^ft  au(^  eine  befd^ulid^e  Wtbei* 
lung,  xotlfy  bie  Statuten  ber  1623  Dom  Sfnmcil« 
canerrecoQectm  ^truS  9Rard^ant  (gefL  1661) 
unb  3o^nna  Don  3efu  Sleerint  (Xeerid^)  ju  £im* 
bürg  in  ^oQanb  begrflnbetm,  in  gal^Ireic^ 
gilialm  in  3)eutfd^Ianb  («ad^en  1645,  ^einSberg 
1682,  Su))m  1698),  granfreid^,  gflanbem  unb 
Selgim  Derbreitetm,  in  ber  XeDoIution  unter* 
gegongmm  (8  enojf enf d^ft  ber  SrandScaner-^ni- 
tentinnen  (-Stecouectinnen)  befolgt  Sin  IHofier 
biefer  Sd^mefiem,  meldte  jtd^SlecoSectinnennennen, 
ijl  auf  bem  ^tbberge  bei  (Eupen.  (9}gL  Tyok 
54.  63  8. ;  ®efc^id^tlid^e  Slu^eic^nungm  über  bie 
el^emalige  (Senoffenfd^ft  ber  SrandScanennnen 
Don  Simburg  um)  über  einige  Orbenfifd^n^efiem 
aus  biefer  Kongregation,  SRegendburg  1871 ;  SHe 
gottfeL  Sol^anna  Don  3efu,  9cef  ormatorin  beS  brit* 
tm  OrbenS  unb  Stifterin  ber  gfroncidcanerinnen 
2U  Simburg,  ebb.  1868.)  —  7.  2)ie  bannber)ism 
Sd^meftem  Dom  I^L  Sfranci8cu8  mit  bem  SBhitter« 
l^aufe  )u®engenbad^  (Sr}bi5c.  greibuig  i  IB.), 
am  2. 3uli  1866  Don  $^rrer  SBi^eUn  Sergcr 
in  Se^ad^  bei  Sal^  gegrnnbet,  Don  mo  bie 
Sd^meftem  bereits  1867  in  ben  eine  SBiertd- 
{tunbe  entfemtm  Xretm^of  fiberfiebetten*  3m  3* 
1870/1871  maren  ße  in  18  Derfd^ebenen  Sa- 
garetm  tl^ätig;  gleid^mo^I  mürbe  bie  (Benojf^ftbaft 
am  31. 3uli  1876  burd^  einm  9ßtmfteziaUrla» 
auf gel^oben.  (Ein  X^eS  ber  S<l^me{tem  begab  flcb 


187T 


Zeciiarier  unb  Zertiarierinnen. 


1878 


«1^  litcrifa«  mo  {ie  in  3oIiet  Ollinotd)  ein 
lioniei  VtuiUxffoai  errichteten :  bie  in  Saben  )U- 
md^Ubaim  Sd^ioefiem  führten  bie  firanfen- 
|i|^gt  iio4  STloglid^hit  fort.  9ta^bem  in  ben 
ocgtjigcr  So^rtn  boft  SRutter^uS  }u  Sengenbod^ 
be)ogtn  tDcrben  UKtr,  erfolgte  1891  bie  fird^Iid^e 
^cftdtigimg  ber  Statuten  burd^  ben  Sr)bif(&of 
3o§Qnn  e^rifüan  Soofi  t>on  Sreiburg,  1892  bie 
paotli^e  Ükne^migung  ber  (Senoffenfd^ft  unb 
1S94  bie  Serfei^ng  ber  ßorporationditi^te.  9nt 
9.  Otta)  1 898  nmrbe  eine  in  ^ciligenjea  bcfte^enbe 
pmatc  Congregotion  mit  89  @d^me{iem  unb 
II  92ooi[inncn  mit  ber  (Senoffenfc^oft  ber  (Sengen- 
ha^  BdfBot^em  bereinigt.  Seruit  jä^It  bie 
Cdtigttgotion  149  Stiebertonungen ;  Die  (Sefammt- 
^^  ber  64^fl<nt  beträgt  562,  bie  ber  Sanbi- 
tMtinnm  66.  Smei  ber  @enof{en{(i^aft  ift  in 
Opa  Sinit  Pflege  ber  Ihanfen ,  fobann  Unter- 
)aitimgt»nftltinfinber{d^ulen  unb  ^auS^tungft- 
f^m,  cttbiid^  SudbUbung  oon  Sc^meltem  }ur 
gftti^g  oon  $aramenten.  9ud^  lägt  bie  Con- 
gxfQfltion  eine  größere  9n)0^I  oon  Sungfrauen, 
ocl^e  jpätcr  M  Sd^mcfiem  in  3nbuftTie{d^u(en 
auf  ben  Silialjlationen  Sermenbung  ftnben  f oQen, 
iu  Seit  in  jloatlid^en  Se^anftolten  )U  ftarldrul^ 
(Bdbüben.  S)te  @d^e{tem  legen  bie  einfad^jen 
(8ilübbr  auf  brei  3al^re  ab.  —  d.  Sie  Srancid« 
anurimien  im  iMofter  ^eiligenbronn  im 
Cbcnunte  Obemborf  (S^iöcefe  Kottenburg).  S)a8 
genomite  Itbfier  mürbe  1857  errid(|tet  unb  burd^ 
bm  gmemoartigen  @u))erior  9nton  @t5l^r  mefent- 
fiit  DcrgrSftcrt  SHe  ed^meftem  (bergeit  94 
miß  85  Sßojhtlantinnen)  l^ben  in  ^igen» 
bconi  eine  9n{ialt  für  arme,  OermabrIoSte  unb 
amDottte  VlfibdEien,  \o\dU  für  taubftumme,  blinbe 
unb  ji^tDa^linnige  JKnber  (unb  Srmad^fene)  mit 
Usiä  280  ${Ieg)ingen,  borunter  69  Zaubftumme, 
258Iinbe  unb  9  ed^moc^ftnnige,  femer  feit  1887 
9&  B&iale  ein  ftleinfinbera[i^l ,  @t.  Antonius 
bri  SalfPrttm,  OberamtS  ^orb,  mit  ettoa  100 
tliendo^  ober  OermabrIoSten  ftinbem  oom  erften 
Setailiabre  bis  )um  jd^l))flid^ttgen  Sllter;  bafelbfi 
ifjicbt  feit  1B97  aaq  eine  ffnabenfd^ule,  mSb^enb 
bie  id^U^i^tigen  IRäbd^  ber  ^auptanftaß  in 
dcUt^enbrona  flbergeben  merben.  Sin  ben  Stn- 
paltt|4ulcn  toirfen  gegenmSrtig  18  flaotlid^  ge- 
Driiftf  ft^i^mefiem  unb  6  Snbufirielebrerinnen. 
Zlie  befonbcn  Segel  ber  €d^me{lem  mürbe  1888 
m  IBtf^of  Itoxl  äofeol^  o.  {»feie  genehmigt.  — 
1.  IDie  flknoflenfd^aft  ber  ormen  gfrancificonerin- 
nm  mit  bcm  Ohibrboule  SDlallerSborf  (S)iö€efe 
SbüfnOiirg),  om  2«  SRär}  1855  )u  ^irmafenS 
in  ber  boQrif^en  9ib<in)ifalg  burd^  ben  Stobt- 
Moner  äojep^  Stoi^ini  )U  bem  Smedt  gegrünbet, 
bol  infolge  ^ungert^pbuS  entflonbene  eienb  ber 
boitigcn  lirbeiterbcoöllerung  )U  linbem,  1857 
ftom  Sif^of  oon  Speyer  unb  om  1.  Sebmor  1887 
oom  eqc^f  oon  Segenfiburg  befiotigt  3m  3. 
1869  vttibc  bod  SRutterboufi  oon  ^trmofend,  mo 
M  iio4  eine  fKnberergiel^ungSonftolt  (Srmen* 
fmber^)  befinbct,  na(|  ÜRoÜerSborf  in  92ieber- 

tinbciilrtifim.  XL  9.  Kufl. 


bo^em  oerlegt,  mo  bie  @d^meftem  einen  Zl^il  beS 
ebemoligen,  1141  gefiifteten  unb  1803  foculori- 
firten  SSenebictinerflofierS  fouflid^  ermorben.  3m 
3. 1859  unb  ebenfo  1870/1871  maren  bie  $irma- 
fenferinnen  om  Jhieg8{d^Qu))Io||e  tbätig.  S)eneit 
mirfen  fte  in  248  Snftolten  (ffronfen-  unb  9r- 
menbäufem,  Aleinfinberfd^iilen  unb  Snbuftrie- 
fc^ulen  für  SRAbd^en,  @eminorien  k.)  ;  bie  ®e<- 
fommtjc^I  ber  @d^meftem  betrögt  1540.  —  C.  2)ie 
Sftonrificoneffen  (ftronfenfd^meftern,  bormbergige 
@d^me{iem  beS  b^  gfroncidcuS)  mit  bem  SRutter- 
boufe  @t.  SronciScuS-^ofpitoI  @t.  aJlauri| 
in  SRünfter,  1850  oom  Sifddof  oon  aRünfier, 
3obann  @eorg  üRflaer  (f.  b.  Srt.),  geiHf tet.  Seim 
Zobe  befi  Sifd^ofd  gftbtte  bie  (Senojfenfd^oft  be» 
reitS  55  Zod^terbäufer,  in  benen  814  @d)meftem 
mirften;  bergeit  fte^  unter  bem  ÜRutterboufe 
102  gfiliden  in  Surot>o,  femer  15  92ieberIoRungen 
in  Slmerifo.  Die  (Sejornm^obl  ber  in  Suropo 
mirfenbm  Sd^meftem  betrögt  bergeit  885,  oon 
bmen  104  ouf  bod  9Rutterbau8  fommen.  2)ie 
Seftötigung  ber  ®enof[enfd^oft  unb  bie  ®mebmi« 
güng  ber  neu  entmorfmen  Sonfütutionm  ifl 
beim  )>öpftlid6en  @tuble  gur  3eit  beantragt.  — 
T).  Sie  ®enoifenfd^ft  ber  armm  SfronciSconerin- 
nen  oon  ber  emigen  Anbetung  mit  bem  Stutter- 
boufe  Olpe  (2)idcefe  $aberbom),  1859  oon  ber 
bergeitigm  (Skneroloberin  SJtorio  Zberefia  Songel 
unb  ber  Sd^mefier  SronciSco  fBöbmer  gegrünbet, 
oon  ben  ißoberbomer  lBi[d^5fm  ff onrob  9Rortin 
(f.  b.  9rt.),  Sfrang  Srobe  unb  Zbeopbil  ^ubert. 
@imar  beftötigt,  mit  bem  S^ede  ber  emigm  Sn- 
betimg  im  SRutterbouf e ,  ber  ffronfenpflege,  bed 
Unterrid^tS  unb  ber  Srgiebung  ber  3ugenb,  be- 
fonberS  ber  armen,  Oenoobrloistm  flinber.  Sie 
3abl  ber  SDlitglieber  betrögt  ca.  500;  {Rieber- 
loffungm  beMen  in  Suropo  40,  in  Smerifo  30. 
Sie  pöpftlid^e  ^pxoioüon  ber  @totutm  erfolgte 
im  3. 1897.  —  D.  Sie  Sd^mcftem  ber  d^rifUicben 
Siebe  oom  britten  Orben  beS  ffi.  SronciScud 
((JfronciSconerinnm)  mit  bem  Sflutterboufe  SReute 
(Xeutbe)  bei  SEBoIbfee  in  SBurtemberg,  ou(^  bann« 
bergige  Sc^meftem  genonnt,  1849  gu  Sbingen  a. 
b.  Sonou  oon  oier  Sung^ouen  m  W^^  ^^ 
ftronlm  in  ber  @tobt  geftiftet.  9Ue  ber  &rein 
jid^  ermeiterte,  nobmm  bie  3un^frauen  bie  britte 
Segel  bed  b^  gronciScufl  an ;  bte  gegenmortig  in 
itroft  ftebenben  Kegeln  unb  Sa^ungen  erl^ielten 
am  25.9Rörg  1876  bie  bifdSiöflicbe  (Senel^igung. 
Sie  (Befommtgobl  bief  er  ffronf  enfd^meflem,  meld(fe 
mub  Snfialtm  gur  Srgiebung  oenoobrMter  SKöb« 
dden  baben,  betrögt  gegenmortig  480 ;  unter  bem 
ÜJtutterboufe  Seute  ftebm  70  gfiliolm,  fömmtlicb 
in  ber  Sibcefe  Slottmburg.  Sem  1407  gegrun- 
beten,  in  ber  Söculorifotion  auf gel^benm  ioofter 
ber  Zertiorierinnen  gu  Seute  geborte  al8  eine  ber 
erften  ©d^meftem  bie  feL  Clifobetb  t>on  Xeute  (f. 
b.  Sri)  an.  —  u  Sie  armen  SrondSconerinnm 
oom  bettigen  f)ergm  3efu  mit  bem  9Rutterbaufe 
Solgfotten  (Sibcefe  $oberbom),  1863  bur4 
eine  ^d^ribung  ber  groncidcanerinnen  oon  Olpe 

44 


1S61 


Xertiarier  unb  Zertiarterinnen. 


1382 


Mkfonbcn  üetiDol^tloSien  Sugenb  gefKftet  unb 
iroimn  9. 5&ccember  1859  oom  (eiligen  BMfit 
QPpTObttt«  mit  trier  SvMisnteberlaffungen  in  ben 
Sioofen  CImu|  vnb  8rflnn  unb  132  üRitalie« 
bftn.  —  7.  S)ie  ©enoHenfd^ft  ber  armen  ©d^ul» 
j^noefbin  nad^  ber  britten  Siegel  beS  %  SfranciS- 
cnl  mit  bem  Wuttec^ufe  Södlabrud  (3)i5cefe 
fin^,  1850  bUT((  ben  Seneficioten  eebaftion 
64toati  fie0riinbct.  S^^ed  berf elben  ifi  Unterrid^t 
mib  STjKQung  ber  Sugenb  in  $enjionaten,  @d^u- 
bn  unb  ftletnftnberbemal^ranftQlten ;  Stebengmed 
ftunfnipflege  in  9nnen-  unb  ^tiDotl^öufem  fo- 
oic  bic  ^cranbiDmng  ton  3)ien{hn6b(]^en.  S){e 
€4mejhni  leiten  mt^  einen  ^riootMIbungScutd 
fitr  Se^ramtficonbibotinnen ,  ffinbetgöttnerinnen 
mb  ^anbaxbeitMe](frerinnen.  S)ie  Sol^I  ber  ÜRit- 
(fttber  beträgt  234  in  28  {Rieberloffungen  ber 
£id(t|c  Sfaij  unb  8  9lieberlaf{ungen  in  ber  3)i5- 
ttfe  6oI}burg.  —  B.  S)ie  (Senoffenfd^t  ber 
64i9eihni  beS  britten  OrbenS  Dom  ^I.  gfran- 
cücul  mit  bem  SRutter^ufe  gu  SBien  Y,  1857 
im  6pitoI  auf  ber  Sieben  be^uf«  ftranfenpflege 
ti  eiritälem  unb  $rit>at]^ufem  errid^tet.  9U8 
bit  €4toeftem  1862  au9  bem  @))ital  benoiefen 
tnabcn,  ettoarben  Jle  burd^  bie  SÖtunificen)  befi 
1^-  unb  S>eutfqmeifterd  Srjj^ergogd  SKoid- 
nOimi  Don  Oeflentid^  (Sjie  (geft.  1868)  ein 
fyivA  in  ber  Saurenjigaffe,  mdl^renb  onbere  Dom 
^leqMf^Df  Corbinal  »on  9taufd^er  (f.  b.  «rt.) 
m  Utbcrno^e  bed  ^u&^lii  in  boS  ^riefter- 
femtnot  unb  in  bie  9nftalt  gur  SuSbilbung  Don 
toctorrn  ber  Xl^ologie  (gfrintoneum)  berufen 
vuibm  ober  nad^  ftird{|berg  unb  (bie  92oDiginnen 
unb  Canbibatinnen)  nod^  ®untramSborf  bei  SBien 
ubfijtMten.  3m  3.  1865  marb^  baS  l^tige 
9h]tt(r(auS  in  ber  ^ortmanngaffe  ermorben  unb 
1888  unb  1889  um  mel^r  ald  800000  ®ulben 
vbj!  flro|em  @pital  neu  erbaut.  Sie  ®enoffen- 
\m  loeld^  1866,  1878  im  O€cu)>ationdfriege 
tmb  1885  in  Serbien  bur((  ${Iege  ber  SSerumn- 
bctfu  6ert)orrQgenbed  leiflete,  bot  ou|er  bem 
ÜRititn^fe  gfilialen  in  ben  2)iöcefen  SBien, 
€t  $5Itnt,  SRofenou  unb  SubmeiS  mit  gufam- 
oen  ca.  200  6d^meftem.  Su^er  Spit&Iem  baben 
bic  Sf^tDepem  oud^  tlrmen^öufer,  ffleinünber- 
imb  Snbuftriefd^ulen,  SBaifenl^öufer,  fubren  bie 
6aud^ltung  in  Seminarien  unb  feit  1898  im 
tubmulofen^m  Sllonb.  —  e«  €ummorifd^  er- 
VKiftd  feien  Ifin  nod(|  (auger  ben  @((ulf((tt)eftem 
[f.  th,]\  bie  Xertiarierinnen  Don  Sogen,  2)iö- 
aje Orient  (gegrfinbet  1713;  {e^t  48  @d^h)eftem); 
ton  Krisen  (gegrfinbet  1700;  84  Sd^roeftem); 
von  ff  0 1 1  e  r  n ,  Siöcefe  Xrient  (gegrfinbet  1 723 ; 
10  gaiofflifier;  90  ^d^h)e||em);  Don  ÜRfibl- 
bod),  Stocefe  Srtien  (Dom  JKofter  in  Sri^en  auS 
1866 gegrfinbet;  14 @d^meftern):  Donißragl 
(gcgrunbet  1861;  97  6<|tDfftem  tm  ÜJlutterbauS 
unb  ben  17  f^iliolen) ;  Don  @t.  Soreto  in  @  a  t  g- 
bnrg  (gcgninbet  1688 ;  81  @((meftem). 

CLSttiemburg.  ^ier  jinb  gmei  ßongrega- 
ttonrn  ju  nennen,  nömlid^  oi.  bie  barmherzigen 


€d^me{iem  Dom  f^ji.  Sf^ang  Don  9fftfl  (tJranciS* 
caneriimen,  gfranciScaneffen)  mit  bemSRutter^aufe 
in  ber  @tabt  Su^emburg,  beren  Anfänge  bis  1847 
gurfidreid^en,  ba  auf  ben  SBunfd^  beS  bamaligen 
apoftolifd^en  SBicarS  fiaurent  (f.  b.  9rt.)  jmci 
Sungfrauen  gunädbft  im  toeltfid^eniMeibe  bie  am- 
bulante ftranfen))Pege  in  ber  @tabt  begannen. 
3bnen  fd^Men  ftd^  ollmfilig  anbere  3ungfrauen 
an,  unb  bie  ^Bereinigung  mürbe  gu  einer  religiöfen 
(Benoffenfd^ft  umgebilbet  2)er  Spitalpfarrer 
unb  @eminarprofef)or ,  nad^malige  Sanonicu§ 
@ä|  (geft.  1877),  marb  im  September  1850  Dom 
apoflolif d^  Stuble  als  ^roDingial  unb  Si^tator 
ber  ®enoffenfd^aft  aufgefteüt  unb  fflgte  ber  Stegel 
Seo'SX.  befonbere  Statuten  „förbiebarmberjigen 
fflofterfd^toeftem  Dom  britten  Orben  beS  ffi,  Sfran» 
ciScuS"  bei,  meldte  Dom  apoftolifd^en  ^roDicar 
SbameS  beftötigt  mürben;  festerer  gemährte  aud^ 
traft  apoftolifd^er  SBoDmad^t  unterm  2.  ^flugufi 
1858  eine  fdrmlid^e  Krd^Iid^e  99eftötigung  ber 
Songngation.  hieben  ber  ambulanten  ftranfen- 
pflege  fibemabmen  bie  Sd^meftem  alSbalb  bie 
Pflege  ber  meiblic^en  ®efangenen  in  ben  Staats« 
geföngniffen,  ber  Jhanfen  in  ben  Spitälern,  ber 
SBaifen  unb  taubftummen  ffinber  in  befonberen 
Sinftalten,  enblid^  bie  Seitung  Don  9töbf<^ulen 
unb  ffrippenanftalten.  9u^r  bem  SRutterbaufe 
mit  9toDiciat  befteben  nod^  gmei  meitere  Snflatten 
in  ber  Stabt  Su^emburg  unb  11  auf  bem  flad^en 
Sonbe,  augerbem  3  Statbnen  im  beutfd^fpred^en- 
ben  Zb^ile  ber  S)i5cefe  Sfittid^,  eine  9lieberlaffung 
in  2)eutfd^-Sotbrtngen  (2)iöcefe  SRe^),  enblid) 
2  im  apofloIif<^en  IBtcariat  9{onDegen  OBergen 
unb  StaDanger).  2)ie  ®efammt5abl  ber  fßrofeg- 
fd^meftem  ift  156,  ber  SloDiainnen  19,  ber^oftu- 
lantinnen  22.  —  p.  ®ie  Spitalfd^meftem  gur 
bl.  eiifabetb  im  SRutterbaufe  $faffentbal  (S3or- 
ftabi  Don  fiu$emburg),  b^otgegangen  auS  einer 
®enoffenfd^aft  in  ^ad^en,  mo  %poUonia  Staber- 
mad^er  (geft.  1626),  ein  Sbelfräuletn  ^efter  be  la 
t^iSe  aus  fifittid^  unb  Snbere  bie  ftrantenpflege 
in  einem  Spital  ubemabmen  unb  auf  3ureben 
eines  frommen  $nefterS  1626  auS  ben  ^finben 
beS  gfranciScanerS  Sambert  SBeier  baS  OrbenS- 
fleib  empfingen.  9lm  10.  September  1631  er- 
tbeilte  ber  SBifd^of  Don  Sfittid^  ber  Kongregation 
bie  fird^Iid^e  Seftatigimg.  3m  3. 1672  fam  bie 
®eno{fenfcbaf t  nad^  Su|emburg  unb  entmidelte  fid^ 
bier  aufs  ®finftigfte,  mürbe  inbeg  am  9.  9lo« 
Dember  1796  bur(b  bie  franjöftfd^e  [Regierung  auf= 
gcboben.  SDte  Sc^meftem  bienten  bterauf  in  melt- 
lid^er  jtleibung  ben  Ihanlen  bis  1805 ;  feitbem 
burften  jie  ibre  Zrad^  mieber  anlegen.  S)a  i^nen 
iebod^  Derboten  mar,  neue  SRitglieber  aufgunebmen, 
aäbUe  bie  ©enoffenfd^aft  1820,  als  SBilbelm  I., 
ftönig  berSlieberlanbe,  ibre  Statuten  genehmigte, 
nur  mebr  3  ÜRitglieber.  9}euaufnabme  mürbe  nun 
geftattet,  bod^  foUte  bie  3abl  ber  lIRitglieber  10 
nid(ft  fiberjleigen  unb  bie  ®elubbe  nur  auf  brei 
3abre  unb  jmar  ftetS  in  ©egcnwart  eines  Beamten 
abgelegt  merben.    ^m  5.  ^pril  1820  gemährte 

44* 


1888 


Xettiarier  unb  Xertiarierinncn. 


1SS4 


iBljAof  9lnbrea«  aofep^  Souffret  Don  SRe^  aud^ 
blt  lirc^Ud^  9l)))n:obotii)iL  Cinc  obennaligr  ®e« 
nebmldung  bet  Congregottim  bur4  bie  Staats« 
Mötbe,  iebo^  0^  bk  obigoi  Sef^t^bifimgen, 
erfolgt  mif  Scnuciibitiig  beS  at)o^Iifü^  SicarS 
£aitreiit  bnnl^  fidntg  SUI^Im  IL  im  3.  1842 
ttnb  neucfMI  btm^  bm  0ro^^^  Sbolf  Don 
£ttienfarg  1893.  Xcxirit  |a(tt  bie  ®enoffen- 
f^oft  230  DtilgßAer;  todet  bcm  SRutterl^aufe 
{iäin  16  Siliolcii  in  bm  £itofra  £iisemburg, 
£uttk|  vnb  flono. 

D.fidsisret^  bei  «ieberlanbe.  SBie 
€m  tSüfkOtifm  fKAatoffungm  vbttfyxnfi,  ifl 
ddka^  M^  OS  2atiarictcongiegattonm  teui^. 
^iafiOTainr|0lgaibrciiDä^tD(rben:  a.S)te 
da  Tien-Ordr»  de  St-Fran^ois  (@))i« 
DmnbnttmOcben)  mit  bem  SJhitter- 
jß  9tAa  in  bet  ^roDinj  Storbbrabant, 
1826  MB  tna  idg^d^  JHofterfrauen  ffii  bie 
9{k|e  bcr  ttraadm  unb  (Bieife  geftiftet,  toeld^e 
aiitt  «e^cmB  Stid^erloffungen  in  ben  9lieber" 
Unbca  ein  @|iital^  ein  ^udfo^igenl^im  unb  ein 
<BmfattnI  in  a)>o{ioIii(l(Kn  Sicariat  Suta^ 
IfoboL  SKe  ßa^I  ber  e^ttejiem  beträgt  über 
150.  %iA  biefer  Songregation  gingen  mel^rere 
cmbere  Ocnoffenfc^en  ^or.  —  ß.  Die  P^- 
tfloies  du  Tun-Ordre  de  St-Fran^ois  mit  bem 
aRutier^anfe  )u  2)ongen,  1801  burd^  ben  ffa)m- 
liner  £äi  gegifinbet,  ber  bie  n^&l^renb  ber  fran- 
|dfif(^  SbeDotution  au8  il^ren  fflöftem  Dertrtebe- 
nen  Zertiorierinnen  )u  S)ongen  fammelte.  S^oed 
biefer  Qknoffenfd^,  »eld^e  1887  ca.  150  S^xotß 
ftem  in  10  ^{ern  ^Ut,  ift  ber  Unterrid^t  ber 
3ugcnb.  SHe  Don  Longen  aufi  gegrfinbeten  Itlöfter 
in  inten,  Oubenbofd^  uid>  9b>)enbaal  {tnb  berjeit 
felbftänbige  Shttterbäufer.  —  7.  S)ie  P^nitentes- 
BeeoUectines  du  Tiers-Ordre  de  StrFraD9oiB 
mit  bem  Ohitter^ufe  }u  Stten,  Don  !ßfaner  Sn« 
ton  Oomen  in  Stten  utü)  bem  f])ötem  Sifd^of 
Don  Sreba,  3obannc&  SSanboo^bond,  oIS  fie^r« 
oüMi  gegrfinbet,  totlä^t  1887  me^r  aI8  200 
@d)tDe{tem  in  18  ^öujem  ^äl^Iten.  —  ß.  2)ie 
Soeun  du  Tiers-Ordre  de  la  p^nitenoe  et  de 
U  eharite  chretiemie  mit  bem  SRutterl^ufe 
f^t^uijen  bei  Stoermonb,  1825  Don  ifatl^orina 
(Sd^mefb  SRagbalena)  3)aemen  mit  9etbtlfe  befi 
^ßfonnft  $.  Dan  ber  3onbt  gegrflnbet,  für  jhronlen- 
Dflcge,  Unterrid^t  ber  Sugenb  unb  fieitung  Don 
SBaQenonilalten  unb  am  8.  October  1852  Dom 
pdpfUid^  etu^Ie  beftötigt  3m  3. 1851  ttxiri) 
Mr  cr^  beutfd^  giliate  in  gredenl^orft  l  SS.  er- 
lid^;  im  3- 1872  {ianben  unter  bem  ^roDingial* 
M^  Capelen  bei  (Selbem  (2)i5cefe  SRünfter) 
7  Sd«erböttfer  mtt  142  aRitgliebem,  meldte  inbe| 
«Cutturlompf e"*  }um  Opfer  fielen ;  nod^  1 872 
auf  Seronlaffung  ber  3efuiten  in  ber 
boitkben  Colonie  @an  Seo))oIbo  gfroncidcane- 
Ml  <bi)NOen  in  bie  braftlionifc^e  ^roDinj 
Oranbe  bo  6ul  berufen,  too  fte  Glementar« 
Mete  S5d(terfd^en,  femer  eine  Snftolt  gur 
Stegermdbc^  grünbeten.  S)er}eit 


gibt  es  mteber  21  beutfd^  9lieberKafiungm  biefer 
@d^n)effem  in  ben  2)i5cefen  £rier,  mUt  ic :  bo9 
ehemalige  ^roDingiatboud  gu  6a))e&en  mit  ca. 
60  ed^meftem  ift  giliale  Don  ^tbuip.  SHe 
3a](fl  ber  9lieberlaffungen  in  Den  9HeoerIanben 
beträgt  19,  in  Selgim  ifi  eine  92iebetIo|fung,  in 
IBrafilien  5,  in  ben  9}eretnigten  Stooten  9^ri>" 
amerila'S  7.  3m  3. 1870  mürbe  eine  9nfta(t  in 
Oftinbten  (@emärang  auf  3oDa)  übernommen, 
1879  eine  Station  in  Sarentufd  auf  gfloteft  er* 
rid^tet;  )u  Snfong  befi  ^a^Kttfi  1897  ftonben  im 
a))o[toIi{d^n  Sicariat  SBatoDia  4  Spulen  mit 
916  flinbem  unter  ber  Seitung  biefer  Sd^meficnL 
2)ie  (Sefammtga^I  ber  @d^mef!em,  meU^  au4 
«unbefd^ul^te  grancidcanerinnen"  ^im,  toeQ  fic 
@anbalen  tragen,  flberfteigt  berjeit  bie  3a^l  1000. 
—  e.  2)ie  Penitentefr>BecoUectine8  de  Tlm- 
macnlöe  Conoeption  du  Tiers-Ordre  de  St- 
FranQois  mit  bem  SRutter^aufe  )U  9lD|enbaai, 
Don  (Sütn  (f.  ob.  @)).  1383)  aufi  burd^  blc  e^. 
SDlutter  SOtaria  Sofe))^  Saaomaferft  gcgrünbet 
unb  alsbalb  )u  einem  felbflinoigen  SRuttei^ufe 
erJdobm,  mit  22  Rufern  in  ^oOanb,  einem  in 
Belgien  unb  Slieberlaffungm  ouf  Surinam  (^xn- 
maribo)  unb  im  o)}oftoUfd^m  Sicariat  Cura9ao. 
2)ie  SdfjH  ber  @d^meftem,  meU^e  orme  ffinber 
unterrid^ten,  SBaifenl^ufer  unb  ^fwnoie  leiten 
fomieaIteSrauenpHegm,beträgtca.800.  $iudDL 
ertbeilte  ber  (Senoffmfd^  unterm  19.  @et>tember 
1869  ein  Selobigungfibecret,  md^rmb  Seo  Xm. 
biefelbe  unterm  20.  «Mml  1883  fbrmli^  beflotigte. 
9Id  Stegel  befolgen  bie  Kongregation  unb  ebenfo 
bie  ®enoffm)d^ften  mit  ben  SRutterl^fcm  Sttm, 
S)ongm,  ®emert,  Oiftenoijif,  Oubeitbofd^  unb 
Stotterbam  bie  ber  altm  $5nitenten-9lecollecänneii 
mit  einigen  ÜRobificationen.  —  C  S)ie  Francia- 
caines  terüaires  de  rimmaculde  Conception 
de  la  B.  Y.  M.  mit  bem  SRutterl^ufe  |u  9k(^, 
1844  Dom  $farrer  99embarbin  SobonneS  Dan 
3Riert  in  IBed^I  für  Unterri^ft  unb  Jhanfent^Pege 
gegrünbet,  meldte  1887  me^r  att  200  aRitgtiebcr 
in  10  ^öufem  )äl^Ite. 

£.  @d^mei).  3n  ber  gütigen  Bäflod^,  bie 
früher  gumeift  gum  Sidtl^um  ftonfiaiu  (f.b.9rt) 
geirrte ,  mareu  bie  IBeguinen^fe  fe^  yiblreu^ ; 
namentlid^  gab  efi  am  Sobenfee  Diete  Scguinagm. 
3)iefe  nabmen  im  14.  unb  indbefonbere  15.  Soi^r- 
l^unbert  bie  britte  Siegel  bed  I^L  gfranciScufi  ort 
unb  fd^Ioffm  jid^  ber  oberbeutfcbm  (@tra^- 
burger)  9)tinonten))roDin|  an.  S>ie  Semobne« 
rinnen  ber  @d(|tDefteml^ttfer  (ie^  «.SSalbfd^me» 
fiem",  aud^  «g^Ibnonnm'',  mol^I  be|boIb,  toeil 
i^  fttöfier  in  abgelegenen  ®cgenben  fi(^  befon- 
ben.  3m  16.  3alt^unbert  befolgten  fk  bie  Siegel 
Seo'S  X.  3m  3. 1591  bahnte  ber  im  Shi^  ber  f>ei« 
Hgleit  Der^orbene  ffa)>uginec  Submig  Don  Soi^fen 
(DgL  3anffm,  ®efd^.  b.  beutfd^SoIfeS  V[1686]^ 
204  ff.),  bamoK  ®uarbian  in  €tani«  eine  Steform 
ber  buri^  bie  @Iauben8fpaIhnig  Dtelfo^  exf d^ta^m 
Orben^SUd^t  in  bm  Sd^meftcrn^ufem  an.  SmcS 
ber  ff  I5fter  (bie  »ila)ni|inerinnm'',  rid^ger  ttopw 


1S8& 


XetHatier  unb  Zertiarierinnen. 


1386 


fincr-SccKaricrinnen  }u  @t.  Snna  in  &u}em) 
ocr|^i4t«te  {t4  ]päfn  sur  Stoufur  unb  gum  ca« 
noniji^  Gtimbengebete  nad^  ber  Orbnung  bec 
r9mif4fRittr4e,  tmx9^))ft  Urion  VIII.  1625  bt« 
jbttfgttr.  3n  ben  onberen  möftem  betete  man  btt 
1671  bo9  OfBctnm  parvum  B.  II  V. ;  Don  ba 
an  bm  aSmfiltg  nad^  Sem  Sorgange  üon  €t.  Snna 
Ol  Siqcm  boS  römif^e  9reüier  in  (Sebraud^,  t^eil- 
Dctjc  mi4  bie  (Sloufur,  mcld^  leitete  namentlid^ 
bia4  ben  9tbt  3ofe))^  Don  SRuboIfl  (geft.  1740) 
in  ben  @t.  ®oaifd^  ffidftem  eingef fiQrt  unb  oIS 
BtctteS  Oeliibbe  ben  btei  einfachen  lebenslang« 
fiij^cn  Qklubben  beigefügt  unnrbe.  ®egen  Snbe 
bei  Dodgen  Sa^b^tüiettd  nwrb  in  ben  Siflotxm 
SotiarietinnenhöfteTn  au|  Anregung  ber  Siebte 
wm  €L  ®oOen  au(^  bie  ewtge  Anbetung  (f.  b.  9ct.) 

rmg(fa<frt,n>ofärP.SBaIfer(Dgl«bo(f8föb.P-3fo 
Sotjer,  SelbKn^  1897)  fein  berflbmte«  fbu^  ^S)ie 
dinge  Anbetung''  Derfa|te.  S)agegen  toarb  bofi 
t5inifd^  SreDiet  »ieber  abge[<i^afft  unb  an  beffen 
6ttne  (nod^  beutfii^en  Zngaeiten)  bad  latetnifd^e 
Offidmn  pamim  B.  M.  V.  eingeffil^rt;  nur 
Mitlofter  in  Sujem  bel^ielt  baS  römifd^eSreDier 
ßct«  bei,  mtb  au4  einige  anbere  jtlöfter,  »ie 
!l|i|»cn§cn  unb  9lltftätten,  nobmen  e9  in  neuerer 
Seit  loieber  an.  IDerjeit  befteben  ald  Xertiarie- 
nmiciilI6{ier  mit  Jtrenger  Slaufur  im  SiStbum 
et  OoIIen:  6t.  6d;iolafHca  in  Storfd^acb  (1616 
9001  alten  CtJ^mefterbouS  @tetnertobeI  beiSRörfd^* 
1VÜ  onl  gegrunbet),  9lotferSegg,  9Raria'^iIf  in 
lltjidtten,  6t.  TOaria  in  9BottmU  unb  9Rana  Don 
ben  Cngebt  in  ^penjeO;  mit  uneigentlid^er,  be« 
Mngter  Slatffur  bie  ^penjeDer  l^Idfter  SBonnen- 
pxm  bei  Xnifen,  beffen  Filiale  Seiben  Sbrifti  bei 
«onten  (1854)  unb  6t.  Ottilia  in  ®rimmen- 
flrin;  in  ber  2)i5cefe  Sofel  finb  bie  ffibfter: 
61  )[nno  im  Srud^  gu  Sujiem,  ÜRarift  O^erung 
mib  9tario«()iIf  auf  bem  <bubel  in  3ug,  9(omen 
3<ftt  (1421)  unb  6t.  Sofepb  (1644)  in  6oIo- 
4um;  im  SiStbum  Sbur:  ^eiliged  ffreug  in 
«Uborf  (1606),  aRuottatboI  unb€tan8.  Sie 
HHb^a  bWfttn  nacb  ben  S)rangfalen,  meldte  über 
Mc  iHnbe  in  ber  6d^tDei)  in  unferem  So^rbunbert 
^otmbtad^,  in  ad^t  firtblid^em  ©eifte  neu  auf ; 
bie  mtifien  gäblen  80—40  Snitglieber,  an  beren 
ept|e  eine  Oberin  (Vlutter)  pebt;  iebed  fflolier 
i^  {clbjiSnbig  unb  unabbangig  Don  oen  anberen; 
he  Ormmmtjabl  ber  6d&tteJ)em  beträgt  etma 
500.  m  ibre  ^aut^taufgabe  betracbten  biefe 
Scitiorietinnen  bie  Pflege  beS  bef ddaulidften  SebenS ; 
bod^  betreiben  eitqelne  baneben  aud^  i^anbtt>irtb- 
Wft  ober  boben  Qoliefddulen,  X5d^ter|)enfto- 
lurtt  tt.  bgl.  —  9leben  biefen  Xertiarierinnen  gibt 
fl  noib  eine  tlnjabl  neuerer  Kongregationen  na(b 
ba  britten  9tegel  beS  %  SftoncidcuS,  namentlid^ 
0.  bie  &ebrf(^U)eflem  Dom  b^iKs^n  ffreuj  (Sebr- 
i^QKfinn  oon  Slen^ingen)  mit  bem  SRutterbaufe 
3Bgenbob(  im  jfanton  6d^D)9j,  1844  Don 
bem  befonntcn  ihi)>uginer))ater  XbeobofiuS  (f.  b. 
tu.)  |um  Sttedte  beS  Unterrid^teS  in  Solföfd^ulen 
^tgtimbet,  neld^  berjeit,  ca.  500  an  ber  3ab(,  in 


etmo  180  6d^ulen  in  ber  6(btoci},  in  3talien^ 
femer  in  ben  aRif{ion8Ianbem  tbätig  ftnb.  — 
p.  Sie  barmber^igen  6d^meftem  Dom  b^i^ig^ 
ffreuge  (iheujfd^tDeftem,  Xbeobojianerlnnen)  mit 
bem  9Rutterbauf e  3  n  g  e  n  b  o  b  I  ^  ebenf aOd  1 844 
Don  P.XbeobofUiS  gur  ^udübung  ber  Ihantenpflege 
unb  onberer  SBerfe  ber  9{dd^ftenliebe  gegrünbet. 
Siefe  Kongregation,  eine  ber  größten  unb  am 
mobltbötigften  mirfenben  Sfrauengenoffenfd^ften 
ber  (SegenUMnrt,  umfaßt  etioa  400  ^ieberlaffungen 
mit  gegen  8000  6d^tt)e{tem  in  ben  ^roDinjen : 
Saben  •  £)oben)onem  ($roDin)bauft  f^egne  bei 
ffonfiang),  Sdbmen  (Cger),  Wäf^xtri  (Sbotin), 
Oberöfterreicb  (Sing),  6IaDonien  (SiafoDär)  uiü> 
6teiermar!  (®rag),  to)ftb^enb  bie  9lieberla{fimgcn 
in  ber  6d^mei}  (über  200),  in  Xirol  unb  SBorar(- 
berg,  in  6aD09en,  ätalien  unb  Settia  in  Sen- 
galen  birect  unter  bem  SRutterbaufe  fteben.  Srfte 
@eneraIoberin  ber  ®enoffenfd^aft  mar  9Rutter 
mam  Xerefia  6d^erer  (geft.  1888),  auf  meldte 
beren  9Ifii{ientin  3R.  $ancratia  SEBibmer  folgte. 
(Sgl.  ®e|dt|id^te  bed  3nfiitutS  ber  barmbergigen 
6d^meftem  Dom  beiligen  Iheuge  in  Sngenbobl 
3ngenbobI  1888.) 

F.  9[u(b  ^Belgien,  Sf<<tnlreid^,  Bpanitn, 
Stalten,  Urlaub  b<iben  gablret^e  Xertiarier- 
congregationen  fflr  Unterrid^t,  ftraufenpflege  unb 
fonftige  SBer!e  ber  geifUid^en  unb  leiblicben  Sarm- 
bergigfeit.  9nan  finbct  biefelben  aufgeführt  in  ben 
SBerfen  Don  Xqd  (f.  ob.) ;  Keller,  Lee  congr^ 
gations  relig.  en  France,  Paria  1880;  Le 
P.  Norbert  0.  B.  Fr.,  Les  BeligieoseB  Fran- 
oiscaiiieB . . .  ötablies  actuellement  en  Franoe, 
Paris  1897;  StaÜBtique  des  congrögations 
antoris^es.  Femmes.  Paria  1897 ;  The  Rnles 
of  third  Order  of  S.  Francis,  Dublin  1877.  3n 
9f  ien  beftebt  eine  Songregation  au8  Eingeborenen 
mit  bem  SRutterbaufe  in^onbicberQ  für  bie 
Srgiebung  iunger  9Räb<ben.  3n  Smerif a  mirfen 
bie  Xertiarierinnen  alS  6^ul«  unb  Ihranfen* 
fd^meftem;  ibre  (Sefamm^abl  bafelbft  betragt 
4000—5000. 

8.  SSon  ben  reguIirtenCarmeliten-Xer» 
tiariern  gibt  eS  in  6|)anien,  3rlanb,  Sanaba 
unb  Oftinbien  eine  SIngabI  ÜRönnerflöfter.  Son 
earmeliten-Xertiarierinnen  (Dgl.  b.  Sri  Sarme> 
litenorben  U,  1974)  ftnb  befonberS  ermübnend- 
mertb :  a.  S)ie  Sarmetitinnen,  Wienerinnen  Dom 
göttn^en  ^ergen  3efu  mit  bem  9Rutterbaufe  gu 
IBerlin.  Snbe  1897  auS  ben  Pflegerinnen  bcft 
bort  1891  burd^  9Raria  Xaufd^er  im  92orben  ber 
6tabt  für  Srgiebung  armer  ftinber  gegrflnbeten 
6t.  aofepbSbeint  (mit  bergeit  200  Pfleglingen) 
gebilbet,  mit  fjilialen  in  SBri^enfee  (für  25  größere 
6(bulmftbd^eu),  6d^öneberg  bei  Serlin  (für  30 
größere  6d^ulmöbd^en),  Sed^ta  im  ®ro^ergog- 
tbum  Olbenburg  (für  25  größere  ihmben,  meiere 
t^eild  bei  ^nbmerfSmdftem  in  bie  Sebre  geben 
tbeite  bie  SBürgerfd^uIe  befud^)  unb  einer  Stiebet, 
loffung  ^6t.  aofepb^b^int''  bei  6ittarb  (^oDanb). 
Qtotä  ber  (Senoffenfd^aft  ift  neben  ber  Serebrung 


1387 


Xertiarier  unb  Xertiarterinnen. 


lass 


bed  ^erjenS  3efu  bie  Obforge  ffit  arme,  berlaffme 
ftinber.  Sie  3^^^  ^  @d^n>e[tem,  toeld^e  bie  oon 
ber  1^1.  Xerejia  refonnirte  Siegel  bed  Sarmeliten- 
orbend  mit  Sulnal^me  ber  Soften  unb  ftrengen 
glaufur  befolgen,  betrögt  bereits  aber  50.  — 
b.  2)ie  Xertiorfd^meftem  mit  bem  SJhttter^fe 
.^aRorienonftatt''  juSinj  Q.b.£onau,  1861  ent- 
ftonben,  inbem  fi^  mel^rere  aRitglieber  beS  britten 
loeltUd^en  OrbenS  IL  fi.  gfrou  Dom  )93erge  Cormel 
unb  ber  ^L  Xerefia  }u  einem  gemeinf^aftlid^en 
Seben  Dereinigten ;  ba§f elbe  gef d^al^  einige  Sa^re 
f))öter  in  9iibau  unb  ßferbing.  3m  3.  1877 
fd^loffen  fid^  bie  fo  entftanbenen  ftlöfter  )u  einer 
©enoffenfd^ft  jufammen,  meldte  Don  ben  (Sorme- 
liten  unb  bem  SBifd^of  Slubigier  Don  Sin}  nad^ 
jhäften  geförbert  unb  1885  Dom  99ifd^of  IDMer 
bie  firddlid^e  unb  fobonn  aud^  bie  ftoatlid^e  ®e« 
nel^migung  erhielt  Stotd  beS  3nftitutS  ift  neben 
ber  @elbftl^eiligung  ber  SRitglieber  bie  9u8ü6ung 
ber  9löd^ftenli^e:  bie  Sd^toeftem  ^oben  Slrmen« 
unb  ftronf enl^ftuf er ,  IhnberbetDoJ^ronftalten  unb 
3nbuftriefd^ulen  unb  mibmen  fid^  femer  oud^  ber 
$riDatfranIen|)fIege.  Unter  bem  SRutterl^aufe  in 
Sin}  mit  ^aramenten-  unb  S)ienftbotenanftalt 
fielen  12  Sfilialen  in  Oberöftemid^  (3  anbere 
finb  ber}eit  im  IBou  begriffen) ;  bie  ®efammt}al^I 
ber  !ßrofe|fd^ioeftem  ift  71,  mo}u  nod^  27  92o- 
Diginnen  be}tt).  Sonbibatinnen  lommen.  —  c.  2)ie 
(Sormelitinnen  beS  regulirten  britten  Orben§  mit 
bem  9Rutter^ufe  }u  Sujemburg,  1872  burd^  ben 
(SanonicuS  Sßie«  (gejt.  1879)  gegrünbet.  S)ie 
erfien  Sd^meftem  nal^men  1875  baS  OrbenSfleib 
unb  legten  1880  bie  einfad^en  (Selübbe  ab.  Unter 
bem  SRutterl^aufe  fielen  3  Ißieberlaffungen  in  ber 
3)i5ceje  Su^emburg ;  bie  @efammt}a|l  ber  @d^me« 
ftem  betrögt  41.  Bmedt  biefeS  unter  bem  @d|u|e 
ber  |I.  Sita  fiel^enben  änftitutS  ift  bie  Seitung 
Don  Sienftbotenanftalten ,  ^auS^altungfi«  unb 
9lal^fd^ulen,  femer  bie  ambulante  ffranlenpflege, 
@orge  für  Wterdfd^mad^e  unb  SDienftboten,  mb« 
lid^  bie  SSerfertigung  Don  ^aramenten.  S)ie 
Statuten  murbm  1897  gmel^migt  unb  }ugleid^ 
bie  Sblegung  ber  einfad^en  ®elübbe  auf  SebenS« 
}eit  geftattet.  —  d.  2)ie  Sarmelitm-Xertiarierinnm 
Don  ber  Siebe  in  Spanien,  Don  P.  Sfteban  Don 
Olot  unb  äoaquina  Don  ^a§i  unb  SSebmna  }um 
S^tdt  bed  Unterrid^teS,  ber  ffranlenpflege  unb 
anberer  9Ber!e  ber  Siebe  gegrfinbet.  2)iefe  in 
@)>anim  f el^r  Derbreitete  imb  erfprie^Iid^  n^irifenbe 
®enoffmfd^aft,  bie  Don  $iu3  IX.  il^  3lamtn 
erl^ielt,  ^fjUtt  bereits  1880  ca.  900  @d^»eftem 
unb  erlangte  am  20.  3uli  beSfelben  Sal^reS  bie 
befinitiDe  Seftatigung  il^rer  Statuten  feitenS  beS 
apofioUfd^en  Stu^IeS  (Tyck  68  s.). 

4.  iBon  bm  regulirten  Xertiariem  nad^  ber  brit- 
ten Siegel  beS  1^1.  S)ominicuS  gibt  eS  einm  m  ä  n  n- 
lid^en  Orbm  in  gfranfreid^,  nömlic^  ben  Tiers- 
Ordre  enseignant  de  St.  Dominique  mit  bem 
SRutterbaufe^rceuil  in  gfranfreid^,  1852  Don 
Sacorbaire  (f.  b.  %rt.)  als  Sel^rorbm  gegrfinbet; 
jömmtlid^e  Sllitglieber  fmb  ißriefter.  Unter  bem 


SRutterl^uf e  fte^m  bie  Käufer  }u  6or&}e,  Ouatnfi, 
@t.  Srieuc,  Slrcad^on  unb  CoubleDie.  S)erObett 
ber  (Senoffmfd^ft  (®eneralDicar  geiumntj  tovA 
Dom  ®meral  beS  SominiconerorbmS  aufgeftettt; 
bie  9RitgIieber  legm  nad^  eini&^rigem  SloDiciat 
bie  brei  einf ad^  ®eläbbe  junöd^ft  ouf  btti  3qI^, 
fobann  ouf  Seben^eit  ai.   S)ie  Xrad^t  befielt  in 
einem  Xalar  unb  einer  Stoprxit  Don  toei^  SBole 
(Tyck  193).  —  iBon  ben  meiblic^enSongR- 
gationm  nad^  ber  brittm  Siegel  beS  1^1.  Domini* 
cuS  ift  eine  9ln}a]^I  bereits  im  9rt.  S^ulfd^oefietn 
X,  1998  f.  genannt.   Sufierbem  feien  no4  e^ 
iDdl^nt :  a.  Sie  S)ominicanerinnm  mit  bem  9Rut> 
terl^ufe  gur  Unbefledtm  SmpfÖngni^  auf  bem 
Sirenberge  am  rotl^m  ^a^nen  bei  ei^renbrntfttin 
(Siöcefe  Xrier),  1868  Don  Pfarrer  JhouS  Don 
Slrmberg  auS  bem  jtlofter  }u  Sd^n)^}  in  ber 
Sd^mei}  bemfen.  Unter  Srenberg,  bem  SRuttn« 
l^aufe  ber  beutf(^en  Sominiconerinnmcongrega' 
tion  Don  ber  1^1.  jtatbarina  Don  Siena,  ftebt  eine 
ftd^  ftetS  mel^renbe  Stetige  Don  gfiliolen,  bis  ie|t 
meift  in  ber  X]^ein))roDin},  einige  in  Serlin.  Sie 
®efammt}a]^I  ber  Sd^ioeftem  beträgt  220,  mo^u 
nod^  46  f^ilfSfd^tteftem  Dom  britten  Orbm  in  ber 
Sßelt  tommm.  S^^d  ber  ®enof|enfd^aft  ift  bie 
Ausübung  ber  9läd^ftenliebe  burid^  Srrnen*  unb 
ffranfen))^ege  fottie  Sr}iebung  Don  ffloifen  in 
Sßaif manftaltm  unb  Don  üßöbd^  in  $m{ionaten. 
—  b.  2)ie  2)omintcanerinnm  im  jMofter  6t  Ur* 
fula  }u  SugSburg,  baS  1835  Don  fed^S  frommen 
Sungfraum  gegrfinbet  tt)urbe  unb  1394  Don  bem 
aSifd^of  fBurf^b  Don  e&erbad^  (geft  1404)  bie 
OrbenSregel  erl^ielt.  S)ie  3q^  ber  Sd^mejlem  in 
SugSburg  betrögt  iej^  62.  Son  biefem  fflofler 
aus  muroen  nadd  oer  Söculorifatton  neu  befe|t 
bie  Sominicanerinnenllbfler  )u  SSriS^ofm  unb 
eptqn  (f.  b.  %rt.  Sd^ulfd^meftem  n.  9,  d)  unb  neu 
gegrfinbet  bie  jflofter  }u  2)onauiDött^,  SanbSberg 
a.  Sed^  unb  iEBettm^ufm  (f ömmtlid^  in  ber  £i^ 
cefe  SlugSburg),  ferner  1877  eineaRiffmnSnieber- 
laffung  in  SubafrUa,  mobin  Sifd^of  3ameS  S)aDib 
SiicarbS,  a))oftoIifd^er93icar  ber  öfUi^2)ifiride 
beS  Sa^  ber  guten  Hoffnung,  Sd^eflem  Don 
@i  Urfula  beri^.  ^icr  mirfm  bie  S)omimcane* 
rinnm  f eitbem  mit  beftem  <Erf olge  in  Sd^iüen  unb 
iJBaif manftalten ;  unter  bem  SRutter^auf e  gu  St\ti% 
äBUUamStomn  mit  45  Sc^meftem  flehen  bie 
SUiamöfter  in  (gaft  Sonbon  mit  20,  Sflo^tx  gärrn 
bei  3}eli  mit  41,  ®raaff  Sieinet  mit  10,  fteilonbS 
mit  5,  ^otd^efftroom  tmb  fflerfsborti  mit  15 
be}m.  10,  SaliSbitr^  (XranSDoal)  unb  Sictoria 
(9nafd^onaIanb)  mit  11  be}tt).  5,  enbli«^  Sulu« 
loapo  (aHatabelelanb)  mit  15  aRiffunSfd^meflenu 
S)ie  ©d^meftem  ftnb  tl^eUS  3)eul{d^,  |^S  Solo« 
niftinnm,  ärlönberinnm  unb  Snglanberinnen; 
aus  @t.  Urfula  in  SlugSburg  unb  auS  bem  (bem 
}meitm  Orben  beS  1^1.  SominicuS  ange^Srenben) 
ftlofter  SBettenl^ufm  ge^  atjö^U^  15—20 
eonbibatinnm  nodb  JKng  SBiSiamStoton  ab,  todä^t 
nad^  fed^Smonatlid^er  tßrfifung  im  KoDlciote  baS 
OrbmSfleib  cm)ifangm  unb  nod^  einem  loetteren 


1889 


ZertiuS  —  Xertutlian. 


1890 


3a(tc  |it  bm  Odfibbcn  (ugeloflen  toetben.  @ftmmt- 
ii^eilitd^  wibiraper  biefer  !IRi{fiondf4tDe{lem 
fmb  bem  f)ec]cn  3efu  nttotHj^  unb  txiogen  ben 
Atomen  CoiiTeiit  and  Church  of  the  Sacred 
Heart  (SBg(.  Sie  Idt^olifd^en  SRiffionen  XXVI, 
Srrifctxg  1898, 58  ff.)  — änbcrSDidcefeaugSburg 
h^ffoi  ou|erbem  m>^  ZertiarimnnenSöfter  bcd 
tl  Sominicuf  in  Soqerbiefien,  g^mbingen  unb 
2ttxf^m,  tDcId^e  fid^  ebenfoOd  bem  Unterrid^te 
mb  bcr  Srjie^g  ber  tDciblid^  3ugenb  uibtnen. 

TininffoSb  S)eutf ^lonbS  jinb  bie  SDominicaner- 
£cxHaricrinnen  notnmtlid^  ja^Ireid^  in  Stonfreic^; 
cinjcCncfongtegoHünen  finben  ftd^  oud^  in  Belgien, 
{^onanb  unb  @))anien.  gut  boS  toeitere  fei  l^ier  be« 
^nbcrS  ottf  baS  citirte  Serl  Don  XQd  Dertotefen. 

5.  Son  fmiftigen  tegulirten  ZerKoriercongre* 
gationen  {tnb  mä^  ju  ertoö^nen  bie  Settiarierinnen 
bd  $ianionftraten{etotben8  (f.  b.  W± 
X  272)  unb  bie  beS OrbenS  ber  Xrinitotier 
(|.  b.  Vrt).  S)a8  3n[Ktut  bet  OUoten  di  Tor 
de'^ecGhi  )u9lom  bilbet  eine  SrtZertiarietinnen 
M  SenebictinerorbenS  (f.  b.  %ü,  gfron* 
nko  SRomano),  )u  benen  aud^  bie  SBenebic* 
linetinnen«06Ioten  t)on  ber  eisigen 
tnbetung  mit  JMSfiem  in  Stidenbod^  in  ber 
€(l(tDd|,  Conception  (aRiffouri),  ^onfton  (@ab« 
Sfltota),  ^ig-jheu)  (Danton  3ug)  mit  einer 
StMe  9RariQ-|»iIf  in  SBieS^oI}  (ftonton  @d^aff- 
brrafen)  unb  SReld^tbal  gerechnet  toerben  Tonnen, 
goncr  if!  ju  i^nen  }u  gä^Ien  bie  Kongregation 
])(r6<!l^n)c{iern  Dom  barm^erjigen  €a* 
narttan  in  Shtftrolien  mit  18  fflöftem  unb 
1446(^tt>eftem,  1857  in@ibne9  gefiiftet,  toeld^e 
ji4  bem  Untenid^  loibmen  unb  bem  ^ufe  ber 
3utlu4t  ber  ^L  SRagbalena  gu  %mpt  (Coors 
XtDcr)  borftel^  %u$  innerbolb  bed  OrbenS  ber 
Zn^^ifkn  (f.  b.  9rt.)  entftanben  Zertiorierinnen, 
banmler  bie  Dom  £ra|>|)iften  P.  gron}  ^fonner 
gegtunbeten  ZrQ|)piften>@d^tDeftem  mit  bem  3Rut* 
te^fe  STlariQti^ill  (Slotol)  unb  einem  $robe- 
mib  SoDinot8b<Kufe  in  ißouingen  bei  SReuDer  in 
^lUnbifd^'Simburg,  meiere  nad^  ber  gorbe 
i^  ftleibung  aud^  bie  «rotl^n  €d(|tt)eftem^ 
gemmnt  merben.  (Sgl  no^  M.  Tachy  [f.  ob.] 
25  86.)  [^eimbud^er.] 

tnf  his,  im  92.  Z.  ber  S&reiber  (xaXX(7pa<poc) 
bti  SriefeS  on  bie  Stbmer  (Stöm.  16,  22),  tsal^ 
I4cinli4  ein  corintbijd^er  ß^ß,  in  bef|en  olS 
lömifdticr  Kolonie  toieberl^ergejlelltem  SBol^nort  ber 
lotfittif«^  9iame  nidbt  befremben  lann,  gumal 
iDcnn  iDir  annehmen  ofirfen,  bo^  er  felbft  !R5mer 
oon  Qkburt  toor  unb  belmegen  feinen  @ru|  in 
bif  ^eimai  fd^idtte.  [ffoulen.] 

lerfiiinaii  (mit  DoDfiönbigem  Slamen  Ou. 
StptittiuSSflorend  XertuÜianuS),  ber  bebeutenbfte 
MAiäfbt  ilcri^fd^riftfteaer  Dor  SluguftinuS,  ber 
Maniöfid^  ]p&itt  iam  9)flontoni8mu8  (f.  b.  9irt.) 
üterimt,  fyük  in  vlfrila  feine  ^eimot  (Apol.  9). 
L  Seinem  Eebc nSlauf  e  mibmete  ber  |l.  ^ie« 
xonQmnS,  ber  i^n  nad^  Victor  ald  erften  latei- 
Dtf^en  i^trd^ufqriftfteller  bejetd^net,  im  Cata> 


logns  58  einen  befonbem  9bfd^nltt,  au8  meld^m 
}u  entnehmen  ift,  ba^  er  ber  @obn  eines  Sen« 
turio  im  ))roconfuIarifd^n  ^eere  Don  Storbafrib 
mar,  als  Sd^riftfteQer  unter  @eDeruS  unb  Sord» 
coDo  auftrat  (maS  übrigens  auS  ben  Sd^riften 
felb|t  }ur  Genüge  l^erDorgebt) ,  unb  bag  er  ein 
fel^r  b^b^  9Iter  (aetas  decrepita)  eneid^te. 
SBaS  feieron^muS  fonft  nod^  beibringt,  finbet  nicbt 
aOeS  in  XertuSianS  @d^riften  feine  Seftütigung. 
3)o(^  lönnen  biefe  bürftigen  9iad^rid^ten  mit  Dor* 
fid^tiger  ^eranjiebung  ber  gleid^geitigen  ®efd^id^te 
aus  ZertuDianS  @d^riften  felbjl  nod^  etmaS  ergänjt 
merben,  ba  feine  @d^reibmeife  eine  ftarfe  fubj[ectiDe 
görbung  ffai  unb  er  oft  ^erfönlid^eS  einfließen 
Iö|t.  SBaS  erftenS  feine  9iationaIUät  betrifft,  fo 
mar  er  feiner  9lbftammung  nad^  gemiß  fein  $unier, 
fonbem  ein  Kömer  ober  menigftenS  ätatifer. 
iRorbafrila  n&mlid^  mar  in  ber  Urjeit  jmar  Don 
^Berbern  d^mitifd^en  UrfprungS  bemo^nt  unb  bie 
nad^  9torboften  Dorfpringenbe  CdCe  fd^on  früb  Don 
^bbniciem  coloniftrt  morben,  meU^e  bi^r  ben 
reichen  punif d^en  ^anbelSftaat  mit  ber  ^u|)tüabt 
Karthago  grünbeten.  SIber  mit  bem  gdlle  6ar« 
tbago'S  146  D.  Sbt.  erlofd^en  ffin  au$  bie  ))u* 
nifd|e  Statbnalitöt  unb  @prad^e,  inbem  bie  Siefte 
beS  SioSeS  fid^  nad^  9tumibien  )urfid!}Ogen  utü) 
italifd^e  Solonifien  einrüdttcn.  Sie  f)>äteren  Kar* 
tbager  beonf|>rud(|t(n  ba^er  mit  ffttd^i,  öd^te  SRömer 
)u  fein,  unb  nabmen  am  geiftigen  Seben  beS 
ÜRutterlanbeS  ibren  Sntbeil,  aumal  ba  bie  flön- 
bige  9uSfubr  Don  betreibe  nacb  9tom  einen  fteten 
regen  ^nbelSDerlebr  mit  bem  9RutterIanbe  be- 
bingte.  Srfi  nxir  Utica,  bann  aber  feit  9ugu[tuS 
baS  als  rbmifd^e  Kolonie  mieber  erftanbene  Kar« 
tl^go  ^auptftabt  ber  $roDin)  unb  6i|  ber  fßf 
börben.  SS  b^tte  eine  ®amifon,  beftebenb  auS 
einer  Koborte  Sßrätorianer,  mdbrenb  bie  eigent* 
lid^e  $roDin)iaIarmee  }ur  beffem  S)edCung  ber 
(Srenjen  im  9(ureS«®ebirge  ibre  Stanbquortiere 
batte.  Somit  fann  aUerbingS  Kartbago  bie 
Saterflabt  ZertuQianS  fein ;  ertoiefen  aber  ijl  nur, 
ba|  er  fpöter  feinen  bleibenben  9Bobnort  bort 
batte.  2)ie  Kenttirionen  maren  aEerbingS  nur 
Subaltemofftdere ,  genofjen  aber  fd^on  in  ben 
Reineren  @täbten  3taIienS  (Her.  Sat.  1,  6,  78) 
einiges  Snfeben,  mebr  nod^  in  ben  ^roDinjen, 
unb  fanben  als  SnmSrter  gute  Serforgung,  fo  bal 
ZertuSian  nid^t  eben  unter  uugunfKgen  SSerbdlt« 
niffen  geboren  mar.  SebenfaDS  genog  er  b^bere 
Silbung,  mie  feine  Sefanntfd^ft  mit  ben  9tb^ 
torenfd^ulen  Kartbago'S  bemeiSt  (Ady.  VaL  8), 
unb  brad^te  eS  }um  SRed^tSgelebrten,  mie,  abge» 
feben  Dom  Seugnt^  beS  KufebiuS  (H.  E.  2, 2, 4), 
fd^on  feine  eigenen  Sd^ften  }ur  ®enüge  bortbun. 
®emi^  ift,  ba|  ZertuIIian  fid^  längere  Seit  bin- 
burd^  in  Stom  aufl^ielt,  unb  ba|  feine  SuSbilbung 
mabrfd^einli(b  bort  ibren  9lbfd^Iu|  fanb.  Semeife 
für  feinen  römifd^en  9uf entbalt  laff en  fid^  f olgenbe 
erbringen.  3n  feinen  @d^riften  jeigt  er  eine  ge« 
naue  OrtStenntnil  Don  !Rom  unb  ermäbnt  Kreig* 
niffe,  meltbe  fid^  bort  }ugetragen  b^ben,  fo  mie  ^e 


1391 


XettuIIian. 


1192 


nur  ein  ffugengeuge  fd^Ubem  fann.  Sie  OrtS- 
femttnil  onlongenb,  fo  tt)ei^  er  nid^t  blo^  im 
Stifter  unb  SircuS  aenou  ^\d^,  fonbem  fennt 
oiul^  gonj  obfcure  Socolitäten,  toeld^  man  ie|t 
ftmm  )tt  t>erificiren  im  @tanbe  ifi,  ).  SB.  inter 
dnas  lanros  (ApoL  35),  ben  Ort  eined  Stten« 
totes,  toal^rfd^einlid^  in  ber  via  Latina  ober 
Layicana  gelegen  (f.  Ado.  Martyrol.  11.  Ang.), 
unb  bie  SRiet^fofeme  Felicula  (Adv.  VaL  8), 
bie  aud^  inaula  Felicles  ^eißt  (DgL  BulL  d. 
comm.  arch.,  Born.  1885,  86),  in  ber  neunten 
Stegion  gelegen,  bie  mo^I  nid^t  ein  «fläld^l^otel" 
getoefen  fein  (925Ibed^en) ,  fonbem  mie  anbere 
®Aavbt  Don  einem  Sigentpmer  ober  einer  (Eigen* 
t^merin  i^ren  9lQmen  gelabt  ^oben  mirb.  Skid 
er  in  9lom  trieb,  unb  rotld)t  Stellung  er  bort  be- 
fleibete,  fagt  er  freilid^  nid^t,  aber  ed  fann  mol^I 
ni(^td  9(nbered  gen)efen  fein  M  bad  @tubium  ber 
Siedete,  unb  roenn  er  eine  Stellung  einnal^m,  fo 
fann  eS  nur  bie  eined  ^boocaten  gemcfen  fein, 
tt)Ogu  er  fic^  feinen  Einlagen  nac^  Dortrefflid^ 
eignete,  ©eine  ^eimat  lieferte  bereu  nid^t  menige 
(nutricula  causidicorom  Africa ;  Jnv.  Sat.  7, 
148).  @efd^id(te  Sac^ttalter  famen  mit  ben  ^ö(^- 
^en  @tönben  unb  allen  fiebenSoerl^ältniffen  in  9e- 
rül^rung,  üon  beren  flenntni^  in  3:ertuIIiand 
Schriften  fiberaQ  Spuren  ju  ^nben  ftnb.  Sie 
tonnten  begreiflid^  bamatö  tt)ie  l^eute  leidet  Diel 
®elb  üerbienen  unb  n)ann  burd^  i^re  Stellung 
barauf  l^ingeaiefen,  eoentueO  SBol^ll^abenl^eit  fogar 
)u  offectiren.  Sie  trugen  bal^r  aud^  fletS  bie 
iHeibung  ber  SSomel^men,  bie  Zoga  (gfrieblönber, 
Sittengefd^id^te  5Rom8  I,  6.  «up.,  Scipsig  1888, 
825—335).  gür  bie  Dauer  feineS  römi)(^en 
^ufentl^ItS  (äffen  fid^  folgenbe  2)ata  erbringen. 
(Sr  entwirft  eine  Sd^ilberung  beS  SluSfel^enS 
|)artl^ifd^er  Solbaten,  natfirlid^  Kriegsgefangener, 
totldit  er  in  9tom  mit  eigenen  %ugen  gefeiten 
l^at  (Yidimus  Bomae  etc.;  De  coltu  fem. 
1,  7  et  2,  10).  S)tefe  SteEen  »erben  gemdl^n- 
lidd  auf  ben  fogen.  Xrium))]^  beS  SeDeruS  202 
über  bie  ^rt]()er  bejogen,  aber  mit  Unred^t 
®enn  erfienS  üeranftaltete  Seoeruä,  bcffen  6r- 
folge  im  Ißartl^erfriege  überl^aupt  nic^t  gro^ 
maren,  feinen  eigentlid^en  Sriumpl^^ug  (Spar- 
tian.  Sev.  7);  jioeitenS  aber,  WaS  entfd^eibenb 
ifl,  fann  SertuUian  gur  Seit  biefeS  fog.  Srium« 
p^t^  unmöglid^  in  Siont  getoefen  fein,  ba  gleid^- 
geitig  bie  feoerianifdde  SBerfoIgung,  meldte  eine 
allgemeine  mar,  im  gangen  9{eid^e  mütl^ete  unb 
er  mö^renb  berfelben  nad^meiSIit^  in  Sartl^ago 
Dermeilte.  68  fann  bal^er  nur  ber  gunödfift  Dor- 
l^ergel^enbe  S^riump^gug  eineS  römifd^en  gfelbl^erm 
über  bie  ^rtl^cr  gemeint  fein,  unb  baS  mar  ber 
be§  S.  SSeruS  im  3.  166  (Spart.  L.  Venia  7). 
XertuÜian  l^at  femer  a(3  ^ugengeuge  mit  an* 
gefe^en,  toaS  fid^  in  SRom  gutrug,  aI8  SWarc  5lurel 
im  TOöra  180  in  ^ßannonien  ftarb  (ApoL  25). 
Darüber  fmb  bie  ©elel^rten  einig.  3(ud^  ift  nid^tS 
3:riftige§  bagegcn  eingumenben,  ba^  er  gur  Seit, 
als  unter  bem  Stabtpräfecten  QfuScianuS  im  3. 189 


in  9lom  ein  fd^erlid^  goniifienbtani  m 
®erid^  oerbanbelt  mürbe,  fic^  nm6  an  Cd  nl 
Stelle  bie  3)etaUfenntni|  ocrfc^affti,  wdfy  tc 
(Ad  natt  1, 16)  boDon  ocrro^  £fi»i  irisbe 
bie  2)auer  für  ben  römif(^  VafesftfA  ixt» 
tuOionS  Don  tttoa  160—190  ^tnlfin^  ge- 
p^  fein.  SBo  er  bie  fibrifie  3^  fdnd  KM 
gubrad^te,  if!  bur$  fdne  Sd^riftm  fiäntqu^fdi, 
ndmli^  in  feiner  Soterflabt  (Ead^ogo^  ia  i>te 
civitate,  toie  er  fie  mel^rmolS  namt;  nmntcr 
fid^  nun  befd^ftigte,  ift  aud^  nt^t  |HK^d|oit, 
nömlid^  mit  tl^Iogifd^en  Stubicn  «ab  nt  1^ 
faffung  oon  apologetij^en,  bogmatifd^,  |o> 
lemifd^  unb  aScetifd^n  Sd^riften.   Sfai  Stk» 
tbeologe,  ber  gmei  3al^)e^te  unb  Warnt  m 
9tei^  tief  burd[|bad^ter,  oudgerrifter  St^n^  V*" 
ausgab,  o^  ba^u  trgenbioelc^  Semf  nd)  irgiil 
meldte  amtlid^  aiuctorifattongu  befiten,  ttfiif  nto 
ben  fird^Iid^  unb  f odalen  Serl^tniffen  ber  bm 
erften  Sa^r^unberte  o^e  Snologte,  unb  eia  fok^ 
ifi  für  ieben  Sac^funbigen  unbenfbor.  (Eib  oS 
fpred^enber  SBeruf  ift  ober  für  Xertullian  Iei4t|i 
finben.    Sartl^go,  nod^ft  9(e;anbrien  ssb  li^ 
tiod^ien  bie  grd|te  unb  retd^fte  ^oninaialfiobtM 
9leid^,  batte,  mie  anbere  gr5|ete  Stfibk  \m 
ffate^etenfd^ule,  an  meld^  neben  ^eßem  ■! 
(SIerifem  aud^  fiaien  tbdtig  fein  bmnten  (C!j|r- 
£p.  29).  (Sin  Sebrer  ber  Poted^eten  üaOßiß^ 
aud  iener  3eit  ifi  und  fogar  mit  9lamen  bcfant,  kr 
$riefter  ^\pa[\u§i  (fAtürtyr.  S.  Peip.  et  FaL  m 
9htn  ftnb  aber  eine  Sfnga^I  Don  Sd^rifiai  tep 
tulliand  auSbrüdflid^  fibr  fold^e  ^ßerfonen  g#«» 
ben  unb  an  fold^  gerid^tet,  melc^le  fürifi^  ^ 
2:aufe  empfangen  ^aben,  unb  bebanbda  flc|V 
fiänbe ,  meldte  }um  ffoted^enenunterri^t  r 
borten.    (Sd  ift  alfo  burc^  bie  S^riftm  Zcp 
tuÜianS  flargefieüt,   bog  ber  rei^  gennbor 
9lboocat  Sbrif!  unb  ald  fold^er  Sebrer  bcrftl^ 
d^umenen  in  Sartbogo  tourbe.  2)a)mifibai  fe|^ 
natürlid^  STland^erlei,  bor  Mem  ferne  Scbfoni 
aum  Sbriftent^um.  9Id  ^be  bcfiubte  er  |kiii| 
ben  gircuS  unb  bie  Xb^ter,  unb  fefai  fiBSiß 
93er]^Iten  mar  nid^t  bad  beße.    lieber  bie  9» 
anlaffung  nun,  meld^  feine  Sefe^rung  jmn  (Bp^ 
ftentbum  l^erbeifü^rte,  unb  über  bie  Um^Mr 
unter  me((ben  fte  ftd^  DoÜgog ,  fjiri^t  fi4  ^ 
tufiian  nid}t  näber  au8.  StbenfaDS  mar  d  nK 
bad  Sefen  ber  99ibel,  mag  i^n  aum  SbiiMln 
fül^rte  (9{ölbed^en,  SertuIL,  ®ot^  1890,42), 
fonbem ,  menn  man  feinen  ffudfimub  Susvi 
martyrum  semen  Christiaiionim  ouf  i^  {Äff 
anmenben  barf,  fo  fann  e8  nur  ber  Wßi  to 
Stanbbaftigfeit  ber  SRart^rer  geioefen  fmu  «•* 
ibn  auf  bie  neue  Xeligion  aufmerffam  wdft 
Stoax  fanb  unter  ber  Regierung  be<  (brnrnM 
eine  allgemeine  Sbnftenoerfolgung  ni^t^  «^ 
fte  fab  bad  berubmte  QRartqrium  bei  SrnM 
^poQoniuS,  meld^ed  no(^  in  bie  3ett  bd  rW* 
fd^en  «ufentbaltS  SertunianS  m\  (jmifd^  1% 
unb  185 ;  f.  b.  ^rt.  n.  2  unb  IHette,  $r^  ob 
Acta  S.  Apollonü,  Seit)}iB  1897,  56,  ib  Zßtt 


13M 


Xettudion. 


1394 


nsb  Unififii^vngen  XV,  2).  Qon  hiner  feimt 
&tnflfa  Id^  fi4  Ott  Ort  ber  Sbfaflung  Korn 
no^toeifcn;  oenn  er  ober,  unb  bod  gefd(iel(|t  in 
ni^raciiy  einen  fltf dff tmgSort  ongiU  ober  erftnnen 
a|t«  fo  ifl  CS  jie»  Cart^ogo.  S)q^  ifi  bie  Vn« 
no^  tMXß  nid^t  }u  tü^n,  er  l^be  att  S^rijl  in 
bi<f(r  6lobt  beftftnbig  gelebt  unb  bdfelbf!  bod  le^te 
tirüel  ober  Siiertd  feine«  Bebend  jugebro^t.  S)a^ 
n  oon  bort  mi9  nod^  Steifen  xaaiftt,  ifi  niddt  er- 
»fMornnb <nii(  ni^t tta^d^nlid^.  Sroerfol^ 
tlfo  in  Cort^go,  no^fbem  er  ÜRUglieb  ber  fatbo« 
fiftcnffin^  genorben  mar,  bo8  9mt  eined  Se^rerS 
Ux  floiei^ttmenen ,  JakUfA  i^  aa^  üetonlalte, 
ringetenbe  t^eologifd^  Stubien  }u  mod^en.  WS 
^m^t  berfelbcn  ifi  junSd^ft  feine  genaue  Jhnntni^ 
bcr  (eiligen  6<i^ft  }u  bejeidbnen.  S)a|  er  in  ber 
9iUofo|)^ie  unb  ibter  ®cfd^i(^te  »obt&eteanbert 
QNir.  letgffi  bie  bogmotifd^  Sd^riften  auf  jieber 
6ftt(;  ottd^  in  ber  Webidn  unb  ben  92atum)iffen« 
fi^aften  oerrötl^  er  gute  ftenntniffe  unb  l^tte  Diele 
cbij^iAgige  SBerle  getefen.  Ob  er  baS  fd^on  att 
^  gct^on  ober  fpöter  als  ei^rifi,  ift  natfirlid^ 
m^t  |u  cntfc^ben.  SBenn  ein  geifiig  fo  bebeu- 
irnber  Slann,  ein  fo  eifriges  unb  ^eroonagenbeS 
Kitgtieb  ber  ®emeinbe  (mon  Dergleic^e  S^prian) 
sh^olibolb  in  ben  SIeruS  aufgenommen  lourbe,  fo 
nmife  bal  feine  befonberen  Urfa(^en  ^aben.  Xer« 
diflian  mar  oerl^eiratet  (De  cnlta  fem.  2, 4);  erfl 
m  ber  64rifl  De  resorr.  59,  weld^  nad^  211 
Mrfo|l  $,  rci^net  er  fid^  )u  ben  ßl^elofen,  mar  alfo 
mfiDif^en  IBitttoer  getoorben.  9ber  oiefer  @tanb 
»dre  fein  obfoIuteS  ^inbemiB  ber  Orbinotion 
gaorfcii,  unb  eS  muffen  ibr  toobi  nod^  onbere  Um« 
^nbe  im  SBege  geftanben  l^ben.  9iad^  fold^en 
hna^t  man  ni<bt  lange  ]u  fud^en.  (Sin  SRann 
vte  rr,  ber  obne  3)oei^I  feine  nöd^fie  Umgebung 
QnjHa  loett  ubenagte  unb  aud^  fonfl  Urfaqe  jum 
6elHtg(fübI  ^tte,  burfte  eigene  STleinungen 
taben,  imb  er  l^tte  fie  aud^.  ®eh)tffe  rigoriftifd^e 
8tmibfa|e  unb  inbtoibueOe  9lnftd^ten,  toeldde  fic^ 
}pün  jur  ^orefie  auSmud^fen,  finben  M  fd^on  in 
jctncn  tdtbolif«^  @d^riften,  unb  ba|  er  fie  ^\ä) 
ni^t  QuSreben  Iie|,  fonbem  M  baran  feft^ielt, 
mir  bei  ber  (Energie  unb  Sd^ropeit  feines  SBefenS 
fdbon  |tt  ertoorten.  Unter  btefen  Umftönben  mag 
(Dioobl  ber  Qifd^of  als  aud^  bie  (Bemeinbe  gegdgert 
babffl,  i^  in  ben  (Stents  aufgunel^men,  fo  febr  er 
(«  mi<b  fiDnfl  üerbient  ^üt  Sr  rebet  an  oie(en 
EteSen  feiner  früheren  Sd^riften  birect  unb  inbirect 
fesn  fi(b  als  Saien  (De  poen.  6 ;  De  erat.  20 ; 
Ad  mirtyr.  1  eto.,  nament(id^  in  ber  SteDe  De 
cxhort  7:  Nonne  et  laici  eacerdoies  sumus, 
vnb  loeiter  unten :  Omnes  nos  Deus  vult  ita 
diapodtoa  esse  [seil.  )um  $rief!cttl^um]),  unb 
IDifjft  ftbeint  burd^  biefe  7[eu|etungen  eine  ge- 
viffe  Un|ufrid>en]^it  burd^juflingen  (g.  S.  De 
ont  22).  9lad^  9leanber  CflntignofiicuS)  fprid^t 
KT  nfi  De  anima  9  oon  ft^  alS  ^riefter, 
in  Sobt^eit  ober  redtet  er  fid^  fd^on  um  baS 
9i4r  207  ntm  SIeruS,  ba  er  Ady.  Marc.  3,  5 
fagt  bie  beronnte  @telle  t>om  brcfd^enben  Od^fen 


fei  nid^t  bud^ftiblid^,  fonbem  de  nobis,  n&mlid^ 
t)om  (SleruS,  gu  oerfteben.  ÜRübin  bot  er  gleid^- 
geitig  mit  feinem  Uebertritt  gum  ÜRontaniSmuS, 
ber  in  baS  Sal^r  206  gu  fe|en  ift,  bie  Stellung 
eines  gSriefterS  übernommen.  S)ie  SBorte  beS 
f)ieron9muS:  Hie  nsqne  ad  mediam  aetatem 
presbjter  füit  eccleeiae  (Gatal.  58),  entf^ire^en 
lebenfoDS  nid^t  ben  Zj^atfad^en  unb  ebenfo  menig 
barauf  baftrenbe  Weitere  ÜRittl^eilungen  biefeS 
edSiriftfleSerS.  3m  Uebrigen  finb  bie  @d^i(ffale 
unb  bie  XbWgTeit  SertuUianS  toefentli^  beein- 
flußt burd^  pei  gfactoren,  bie  (Ebtiftenoerfol- 
gungen,  fotoett  fte  feine  ^eimat  betrafen,  unb  ben 
SRontaniSmuS. 

S>ie  erfte  Verfolgung,  bon  meld^er  bie  j[unge 
JKrd^e  Storbafrifa'S  betroffen  toox,  fanb  ftatt  im 
3.  180;  il^r  fielen  bie  fdlitanifd^en  SRartprer 
(f.  b.  9lrt.)  gum  Opfer.  Zertuaian  ertuä^nt  ibter 
nur  einmal  gang  nebenbei  als  eineS  gefd^id^tlid^en 
SreigniffeS,  oon  meld^em  er  nid^t  ndber  berübrt 
tt)orben  mar.  9nberS  196  unb  im  folgenben 
Sabre.  3m  Stampft  mit  feinen  9lebenbu^lern 
^ßeScenniuS  9liger  unb  (SlobiuS  WbinuS  errang 
SeptimiuS  SeoeruS  (f.  b.  %rt.)  einen  Srfotg 
nacb  bem  anbem  unb  marf  fie  gu(e|t  oonfiänbig 
nieber.  S)er  ttarxdp]  mürbe  in  Sfrüa,  ber  ^tmat 
beS  SeoeniS,  begreiflid^ermeife  mit  befonberer  9uf- 
merffamtett  oerfolgt,  unb  man  freute  fid^  bort  ber 
Siege  beS  fianbSmanneS  aufriÄtig.  3(ber  €ieg 
rief  neuen  3ubel  berDor,  unb  man  feierte  il^  iebeS- 
mal  burd^  30uminationen,  SBefrängen  berjbäufer 
unb  Sfreubenfefie.  (£S  fd^eint,  als  ob  bie  Sbriften 
fid^  ben  €tegeSna(^rid^ten  gegenüber  fu^(  Der- 
btetten  unb  bie  Semonftrationen  ni(!^t  mitmad^ten. 
S)ieg  erregte  bie  SButb  beS  SoÜeS ;  balb  erfd^oO 
ber  9luf :  Christianos  ad  leonem,  unb  einulne 
Sbriften  mürben  0))fer  einer  auSbred^enben  SJer» 
folgung,  meldte,  mie  eS  fd^eint,  bie  Obrigteit  in 
bie  ^anb  nabm.  2)ama(S  reid^te  ZertuSian  ben 
$rd^beS  ber  ^robingen  feine  boül^mte  Sert^eibt* 
gungSf(brtft  ein.  9tad^bem  @et)entS  feine  9}eben- 
bul^Ier  übermunben  unb  getöbtet  ^atte,  trat  mieber 
Kube  ein,  um  fo  mel^r,  meil  berfelbe  fid^  gu  einem 
t^Ibguge  gegen  bie  $art^er  rüftete.  9ber  als 
btefer  glüüic^  beenbigt  mar,  erließ  SeberuS  im 
3.  202  nod^  im  Orient  ein  SBerfolgungSebict 
gegen  Sbtiften  unb  3uben,  beffen  3nbaU  fein 
^iogra))b  in  ben  furgen  SSorten  gufammenfaßt : 
Judaeos  fieri  sub  gravi  poena  vetait;  idem 
etiam  de  Christianis  sanxit  (Spaiüan.  Sev. 
17).  9Ran  bot  megen  biefer  gfaffuna  geglaubt,  baS 
(Sbict  beS  SeoeruS  ^abe  nur  ben  uebertritt  gum 
S^riftentl^um  oerboten  unb  banim  befonberS  bie 
ffated^eten  unb  ff ated^etenfd^ulen  betroffen,  maS  in 
SBegug  auf  ^te^anbrien  aud^  gutrifft.  9ud^  in 
flfrifa,  fperieO  in  Sart^ago,  bracb  eine  b^füg^ 
Verfolgung  auS,  meldte  etma  gmei  3Q^te  bauerte 
unb  burd^  baS  ^Dtart^rium  ber  ^l.  Perpetua  unb 
fJfelidtaS  befonberS  berül^mt  gemorben  ift.  Xer- 
tuHian  fam  perfönltd^  in  ®efabr  unb  mad^te  fid^ 
mit  bem  ©ebanlen,  SRort^rer  gu  toerben,  Dertraut. 


1S97 


XertuHiaiL 


1898 


licr  9nid^  mit  il^r  unl^ßar  tourbe.  9Rit  biefen 
SÄriftan*  De  pudidtia,  De  monogamia  unb  De 
J0junio  adTeniu  psjchicoe,  cnbd  feine  Itte« 
(orifil^  X^tifllett  in  einer  SBeife,  toeld^e  ben  9(n« 
ftngen  toenia  ent{))rid^t  S>er  gro|Qttig  beanlogte 
I^Ioge  ustb  fieiftooÜe  Seigrer  toat  ein  berbiffener 
unb  erbitteder  Sectirer  geworben  unb  enbete  ott 
^au)it  einer  ^anbDoS  64ltDärmer,  beren  Ißriefter 
imb  Se^  er  toat.  Sie  nannten  jid^  nad^  feinem 
Sollen  unb  befa^en  nod^  oni  Snbe  beS  4.  Sal^r- 
VimbedS  eine  SofUifa  in  (Eortbago.  Unter  bem 
SptfcoiMt  bcft  9tn:eUufi  Dereinigten  fie  ftd^  mit 
bcr  ftir^  ^au))tfä(l^ltd^  infolge  ber  Semul^ungen 
M  liL  SttgufiinttS  (Praedestinatae  26  et  86 ; 
yHgiM  Un,  596.  617). 

£ie|  i{i  QÜeft,  VM  fi^  aber  ZertuaianS  Seben 
siü  OtiDil^ett  ober  boc^  mit  genfigenber  SBol^r- 
ftbrinß^bit  foaen  Ifi^t.  3)er  neuefte  ^Bearbeiter, 
JUIbe^en«  lDei|  barüber  freilid^  Diel  mel^r  )u  er« 
iäbfen,  {.  9.  über  Reifen,  bie  XertuSion  gemad^t 
baiwn  foa  (€.  70  ff.) :  inbeffen  fu^rt  bei  i^m 
non^mal  mcl^  bie  $9antafie  ol8  ber  SBerftanb 
Me  {^'(^ung  l^erbei. 

IL  (Hn  Xl^U  ber  @d|riften  XertuSianS 
mtbalt  Semerfungen,  oufi  meldten  fid^  mit  ^ilfe 
U:  3eÜgef4id^te  SRerfmale  ber  ^IbfaffungSjeit 
(itDontm  laffen,  mabrenb  in  onberen  Sitate 
jifiieier  64ffiften  bed  Suctorft  Dorfommen.  ^tt» 
m  ^dftn  bie  einjelnen  Sd^riften  mond^mal  in« 
(aftln^  mit  onberen  in  fo  engem  Sufammen- 
hoRV,  ba|  fie  fidff  Don  felbft  )u  @rut|i)en  Der- 
binbcn,  tooburd^  ber  ®efammtfiberblid  über  feine 
f^riftfleDerifd^  Xj^tigfeit  erleid^tert  toirb.  9{ur 
rim  miter  allen  feinen  @d^riften  fte^t  gan}  au|er 
Sobinbung  mit  ben  übrigen  ba,  nfimtid^  bie 
De  pallio.  an  Surift  ober  SbDocat  mar  Xer« 
lulion  genbt^gt,  fid^  ftetS  ber  ftleibung  ber  ^5^e- 
imStäibe,  berXoga,  gu  bebicnen,  unb  man 
tiaht  i^  in  Cart^go  nid(|t  anberS  als  in  biefer 
Siml^t  gcfel^n.  Sn  einem  gemiffen  3^tt)unlte 
\m%  i&mA  nun  Dertaufd^te  er  bie  Xoga  mit  bem 
$a!Itum,  bem  für jen  9RanteI,  ber  über  ber  Xunica 
gttngen  tamrbe.  6o  fleibeten  fid^  bamalS  mit 
Sodiebe  bie  ^^ilofo))^,  namentlid^  bie  S^nifer 
<9ncUänber,  @ittengefd^.  StomS  HI,  688).  3)iefer 
Br^rfel  erregte  Suffeben;  man  f))ottete,  mied  mit 
Smgecn  mif  i^n  unb  rief:  Ita  a  toga  ad  pal- 
linml  3ur  (Mlärung  biefeS  auffallenben  !Bor- 
gtbml  N  man  frfi^  mobi  ouf  bie  Snnabme 
bct  {(^ertnurbe  l^ingemicfen.  9ber  eine  geift- 
IMft  SmtStnid^t  gab  e$  bomalS  nod^  nid^t.  ßbenf o 
mfebU  tft  CS,  dne  Sirfung  beS  9RontaniSmu8 
borin  pi  fe^,  ba  nid^t  belannt  ift,  ba^  bie  URon- 
tanijiin  f 4  burd^  befonbere  ftleibung  bemerl- 
It4  gemoil^t  litten,  aiud^  Dertbeibigt  ftdl)  Xer« 
talimi  in  hn  €d^rift  De  pallio  ni(^t  gegen 
Spötteleien  ber  ^f^d^iter  ober  ffat^oliten,  f onbem 
gegen  jetne  beibnif^en  9Ritbürger.  S)er  Xrad^ten« 
laätfei  eiBart  fi(^  Dielme^r  ungejnmngen  auS  bem 
fflialogen  fßerfa^ren  Don  äuftin  (Eue.  H.  E.  4, 
11.8. 11)  unb  ^aclas  (ib.  6, 19, 14).  Vud^ 


bief  e  beiben  d^riftlid^en  Seigrer,  lebterer  fogar  Seiter 
ber  ffated^etenfd^ule  }tt  Slesonbnen,  l^ielten  eS  für 
angemeflen,  öu|erli^  als  ^]^iIofo)>(en  )u  erf(bei« 
nen,  meil  fie  fo  il^rer  fiebrtbötigfeit  ungebinberier 
obliegen  Tonnten.  S)er  SBed^fel  in  ber  Xrod^t  ift 
alfo  mit  bem  Ucbertritt  XertuflianS  }um  Sbriften« 
t^um  in  SBerbinbung  }u  bringen,  auf  meld^ 
ma]^d^inli(b  balb  bie  Uebemal^me  beS  Sel^ramteS 
folgte.  SBeil  bem  fo  ift,  fo  lommt  aud^  auf 
bie  (Ermittlung  ber  SbfaffungSjeit  gerobe  biefer 
Sd^rift  Diel  an.  9IS  Kriterium  berfelben  ifi  Don 
ieber  bie  ßrmdl^nung  ber  brei  Sugufti  bejm.  Sm« 
peratoren  c.  2  angefel^en  morben.  S)rei  ftoifer, 
3nt))eratoren  unb  Slugufti,  l^atte  man  in  bem  3rit« 
räume ,  ber  in  99etrad(|t  f ommen  (ann,  gmeimal, 
baS  erjte  9RaI  nömlid^  nad^  ber  Srmorbung  beS 
^ßertinas,  ^o  gleid^geitig  SibiuS  äulianuS,  ißeS« 
cenniuS  92iger  unb  @eDeruS  als  Xl^ron^irötenbenten 
auftraten  unb  fid^  iene  Xitel  beilegten,  bie  fte  auf 
il^ren  9Rfinj|en  ffibrten,  Don  SRörj  bis  ÜRai  193; 
baS  gmeite  Wal  xoax  eS  ber  gfaU  in  meniger  auf« 
faOenber  SBeife,  nad^bem  @eDeruS  feinen  beiben 
eöl^nen  iene  Xitel  Derlieben  batte,  alfo  209—211. 
(ES  bliebe  alfo  unbeftimmt,  meld^em  biefer  beiben 
Seitpunfte  bie  @d^rift  De  pallio  jugumeifen  fei, 
merni  fte  nid^t  nod^  ein  gmeiteS  SDlerfmal  ber  9b« 
faffungS)rit  entbielte,  nämli(^  bie  (Ermöbnung  beS 
l)a}umal  f^djitübm  (SetreibeüberfluffeS  (pacia 
et  annonae  otia  etc.  c.  1).  (Sute  &mten  unb 
äBoblfeilbeit  maren  Sreigni^e,  bie  man  auf  ben 
SRünsen  )u  Deremigen  pflegte  burd^  3nfd^riften 
mie  Saeculo  fragifero,  Cereri  frugif erae  u.  bgl., 
unb  fold^  Snfcbriften  ^nben  ftd^  auf  ben  SRfinjen 
beS  @eDeruS  unb  feiner  Stebenbubler  Dom  Sabre 
193  unb  t^etlmrife  nod^  Don  194  (f.  Cohen, 
Descr.  hiet.  des  monnaies  HI,  2*  M.,  Paris 
1883,  404.  406.  421 ;  IV,  65).  g^ür  bie  Saläre 
209—211  laffen  fte  ftd^  nid^tnad^meifen.  SBegen 
beS  3ufammentreffenS  beiber  ^xütitttitti  auf 
baS  3abr  193  fann  nur  biefeS  alS  3abr  ber 
Sbfaffung  angenommen  merben.  9(ud^  pa^t  fie 
aus  inneren  (Srflnben  nid^t  in  bie  3rit  Don  209 
bis  211 ;  benn  ber  gutmütbig  fd^erjenbe,  iugenb« 
lid^  mutbtoinige  Xon  biefer  l^armlofen  Satire 
meist  entfcbieben  in  eine  frul^e  3<it  olS  in  bie- 
ienige,  in  meld^er  eine  bittere  (Semüt^ftimmung 
bem  IBerf  äff  er  bie  gfeber  ffil^rie.  Sie  f  o  gemonnene 
Seitbeftimmung  fül^  alfo  ungefobr  auf  ben  3Ht« 
punft  Don  XertuSianS  9(nnabme  beS  Sb^ifi^n" 
tl^umS,  auf  meldte  bie  Uebemal^me  beS  Sebr« 
amtcS  mal^rfd^einlid^  balb  folgte.  (Er  lag  nid^t 
lange  Dor  ber  9bfaffung  biefer  @d^rift,  mie  auS 
ben  @4Iu|morien  erl^eUt:  Oaude  palliun  et 
exnlta,  melier  jam  te  philoaophia  dlgnata 
est,  ex  quo  Christianom  veetire  coepisti. 
9]Rit  @id^r^eit  lönnen  au|er  ber  genannten 
Sd^rift  nod^  battri  toerben:  1.  bie  SBud^er  Ad 
nationes  megen  ber  1,  17  Dorfommenben  9n« 
fpielung  auf  bie  @d^Iad|t  oxi  ber  SR^one  bei  Sqon 
Dom  19.  gfebruar  197;  2.  ber  Apologetioaa,  mett 
barin  c.  35  bie  Ie|te  Verfolgung  ber  el^emaligen 


1401 


XettuIIian. 


1402 


forbcci  \cibt,  man  foQe  feinen  Flomen  btfennen, 
jo  fri  batnil  nitr  ein  9efenntni|  Dor  (gott  unb  im 
j^timaiel  gemeint.  XettuOian  Derglei4|t  bontm  bie 
Sno^  mit  Scorpionen ,  toeld^e  }ur  Seit  ber 
£0|ten  ^ke  am  gefä^did^ften  {inb,  tmb  erl^örtet 
i(ittn  grgenfibet  bie  $fliii^tmö|igleit  beS  9Rat- 
n^moL  S>ie  €d^ft  gehört  en^d^ieben  in  bie 
3ett  eiiiff  f^toeren,  großen,  bmge  büuetnben  unb 
digemeinm  Serfolgung,  alf o  in  bie  3^it  ber  fet>e- 
rim^tcn ;  bcnn  bei  einer  fd^nel  Dorttbergel^enben 
gitfotgung  Derfpro^nt  fold^e  SRandDer  toie  bie 
jmer  (BnofUbr  feinen  CrfoIg.  XertuUimi  f^rieb 
fv  feiner  {U  einer  StÜ,  ba  )u  Sartl^go  bie 
^Iffi^teiten  gebrSngt  ouf  einanber  folgten,  maS 
tDubennn  nur  auf  203,  bad  Sol^r  ber  3)e" 
(rrauiHen  be9  €et)eru«,  paÜ ;  er  f(^rieb  fie  enb- 
lt4,  all  i)n  bie  9e{beitung  ber  ^ärefte  beS  Sa- 
ImtfamS  f4on  bejd^lftftigte ,  ben  er  im  3.  204 
in  ttner  eigenen  Sd^rift  beldmpfte  (t)gL  Bcorp. 
i0ail5»  »0  9}alentinu9  mit  Ütamen  genannt 
viib).  Snbß^  ^|t  ber  gemäßigte,  rul^ige  Xon 
sab  Me  Demfinftige  Sel^onbtung  ber  Sa^e  burd^ 
oaS  niiit  in  bie  firciw  montonijtijd^e  ^eriooe 
brt  SndorS,  VDolfin  fte  neuerbingS  9lMMi)m 
(g.  321  ff.)  mieber  ffot  Verlegen  moOen.  9Der 
3n^  ber  Sd^rift  ift  Dielme^r  ganj  ort^obog, 
nie  |.  9.  toenn  er  e.  10  erflört,  ber  ^rr  ^aht 
«eintf  unb  burd^  i^n  ber  ffird^e  bie  @d(|läffel  beS 
<)hmnelrei^  j^ntertoffen,  toaft  er  \pättt  in  ber 
@<^  De  pudidüa  o.  19  unb  fonft  t^ilmeife 
lanenete.  918  Semeid  f))äterer  9bf a{fung8}eit  nad^ 
202  ober  203  tMb  bie  Stelle  in  e.  5  angefül^rt, 
tDo  ZeduEtan  oon  feiner  Selftmpfung  ber  SDtar^ 
tionitai  in  ber  Sergongenl^it  f))rid^t  (longnm 
«it,  ut  Demn  meam  bonum  ostendam,  quod 
jam  a  nobit  didieerunt  Marcionitae).  Sber  ber 
ViokÜ  ^  nid^t  }mingenb ;  benn  bie  SBeffimpfung 
ber  SKflxnoniten  burc^  Xertuttian  gel^t  t)iel  meiter 
lunfaf  Ott  207,  ba  er  oor  bem  je^igen  9Berfe  gegen 
sRortion  f(^n  gmei  oerlorene  Sd^riften  gegen  il^ 
otxfa^  (otte,  bie  l^ier  gang  gut  gemeint  fein  Unnen, 
Itimol  er  an  anberen  @tdlen  berf elben  Sd^rift  oon 
frinan  Statx0fl\t  gegen  SRarcion  aud^  im  $röfenfi 
fpii^t:  noa  aatem  de  Deo  alibi  dimicantes. 
Huf  bie  3eU  ber  feberianifd^en  IBerf olgung  beutet 
Utk  Ifin,  BefonberS  aud^  bie  (Ermöl^nung  beS 
ffnoap^Ittd  0.  1.  @eüerud  UMir  nämlid^  ein 
g»^  SBere^rer  bei  @era))i8  (Spartian.  c  17), 
Ut  mit  einem  fmnb«Ib|)f  bargeftellt  mürbe.  SBäl^- 
(cnb  bicfn:  IBerfoIgung  mar  XertuUian  ))erfdnlid^ 
6efii(ten  mtSg^ej^,  mfi^b  er  ftd^  212,  mie  ber 
Xon  ber6d^  on  Scapula  geigt,  gang  fu^r 
Scfü^  Ifihtn  mi.  Sbxt  6d^rif t  De  oorona  ba- 
ttgm  g^rt  ber  S^i  beS  SRontoniSmud  an,  unb 
fl  nitb  borin  bie  Srlaubtl^eit  beS  ftrdngetragenfi 
uht^utrt  be^ritten.  9h)d^  meiter  in'S  Sj^em  ge^ 
Dt  fbga,  mdt^e  Sd^rift  etma  218  angufe^en  ift 
3n  einem  (Brenglanbe  mie  Slorbofrita  mar  efi  leidet, 
^  ber  Serfolgung  burd^  bie  Sflud^t  gu  enlgiel^n, 
nnb  memt  mir  XcrtuQimi  glmäen  bät|en,  f  o  mar 
<A  bo^  gebmmen,  ha%  gange  ®emeinben,  Sie« 


rifer  unb  Si)d^5fe  eingefd^Ioffen,  in  iener  3«it  bie 
gflud^t  ergriffen.  3)em  gegenüber  beftreitet  Xer- 
tuttian bie  erlaubt^eit  bed  g^Uel^end  in  ber  IBer- 
foIgung trofc  beS  entgegenfte^enben  SiuSfprud^ 
beS  ^erm  UJlatt^.  10 ,  23 ,  ben  er  nur  ald  an 
bie  tnpojtel  ))erfönltd()  gertd^tet  anfeilen  miU,  unb 
tritt  baburd^  in  SBiberfprud^  mit  feinen  eigenen 
früher  (Ad  uxorem  1,  4)  auSgef|)ro(^enen  ^n- 
fluten,  mo  er  bie  glud^t  für  erlaubt  ertldrt  l^atte. 
2)ie  britte  ©ruppe,  gu  meld^er  bem  an- 
löte nad^  aud^  fc^on  bie  brei  gule|^t  genannten  gu 
red^nen  flnb,  bilben  bie  moraUf($-adcetij(i^en 
Sänften.  Sffir  ftd^  allein  fte^t  tmter  ibnen  bie 
Sd^rift  Ad  uxorem  libri  ü,  morin  ber  Qerfaffer 
bie  aßdglid^feit  in'd  9uge  fa|t,  ba|  feine  ®attin 
SBittme  merben  !5nne,  unb  i^r  gleid^fam  oIS  gei^ 
ftigeS  3ermdd(|tni|  bie  SBunfd^e  barlegt,  bie  er 
f fir  biefen  gfoD  l^t.  Sie  mürbe  in  feinem  Sinne 
^anbeln,  fogt  er,  menn  fte  alSbann  nid^t  mieber 
heirate,  obmo^I  er  il^  bie  gmeite  (Ef)t  nidbt  oer- 
biete.  äebenfoDS  bürfe  fie  aber  leinen  (Reiben 
gum  9Ranne  neigen,  unb  t%  merben  i^  barum  bie 
©efa^rtn  einer  fold^en  gemifd^en  Sl^e  Dor  9ugen 
geffi^.  2)ie  Sd^rift  ift,  frei  oon  aUen  estra- 
oaganten  unb  rigorofen  gorberungen,  in  einem 
gemütbooSen  unb  rubigen  Xone  abgefo|t.  9{uS 
biefen  ®rünben,  megen  i^rer  Sd^reibort  unb  mett 
jie  nod^  leiner  Verfolgungen  gebenft,  ift  [it  für 
eine  ber  öüeflen  Sd^riften  XertuQianS  gu  bolten. 
9u|er  biefer  Sd^rift  ermabnt  ^eron^mud  nod^ 
eine  anbere,  beren  ®egenftanb  bie  £b<  bilbete, 
unb  bie  fpecieO  De  angustÜB  nuptianiin  bon- 
belte  unb  ad  amicum  pbfloBophnm  gerid^tet 
mar.  Sie  mar  in  einem  etmaS  leidsten  Xone  ge- 
bolten  (lurit),  unb  menn  l^ieron^muS  xtä^t  be- 
rid^tet  ift,  f o  batte  Xertuttian  fte  al«  junger  aRonn 
Oerfa|t  (Hier.  £p.  22  [ad  Eoatocb.],  22  unb 
Ady.  Joyin.  1, 18).  SRit  ber  in  Siebe  fiebenben 
!ann  fie  alfo  feinenfaflS  ibentifd^  gemefen  fein, 
mobi  aber  mit  ber  Scbrift  De  exhortatione 
castitatis.  SbenfottS  einer  frübem  3eit  gebort 
De  spectacnlis  an,  meil  barin  ber  Cbnften- 
t)erfolgungen  leine  (Srmftbnung  gef^iebt,  obmobi 
ber  ®egenftanb  an  ftd^  bagu  ®elegenbeit  bot. 
Xertuttian  erUürt  barin  atte  Srten  oon  Spielen, 
f omobt  im  SircuS  att  aud^  im  Xbeater,  für  fpedfifd^ 
beibnifd^  unb  mit  bem  ®5^nbienfi  in  Sonnes 
ftebenb,  barum  fei  ber  93efud^  berfelben  für  ben 
Sbriften  unerlaubt.  Z)a^  ed  in  Sartbago  bagumal 
S^riften  gab,  meldte  bem  entgegenbanbelten,  gebt 
aus  Dem  SRart^rium  ber  bl*  ^rpetua  unb  geli- 
citaS  (c.  18)  l^or.  9flein  eft  ift  barum  nid^t 
notbmenbig,  biefe  Sd^ft  att  gleid^geitig  mit 
ienem  SRart^rium  angufeben,  gumal  ba  fie,  mie 
jefagt,  oon  gleid^geitigen  Verfolgungen  nid^t 
prid^t.  Senn  bergteid^  fam  gu  allen  Seiten,  ja 
ogar  nod^  gur  3eit  SugufHnS  oor  (Aug.  Sermo 
dub.]  4  de  eymbolo  ad  cateoh.  1).  StmaS  fpöter 
a(d  De  spectacalie  ift  bie  Sd^rift  De  idololatria 
oerfa^t  megen  be«  ßitateS  De  idol.  18.  SBegen 
ber  c.  15  oorfommenben  Srmübmntg  oon  {iatt- 


1405 


XcrtuIIian. 


1406 


L  e.  8).  St  Iic|  ft4  (Att  in  {einer  3bee  baburd^ 
fiii^  Mnen  unb  griff  bei  einer  md)i  nö^er  be- 
fBxmtcn  Qklrgen^  bie  Sod^e  mieber  auf,  inbem 
er  fifl  in  einer  gried^ifc^,  bann  in  einer  latei- 
nj(^  64nft  Jene  gforberung  att  binbenbed 
0ebM  bim^  esegetif^e  fünfte  unb  @))t^finbig- 
fnioi  }it  moeifen  fud^te.  93on  bleibenbem  9Bert^ 
tft  bie  (Erörterung  Aber  bie  gted^töoerbinblid^Ieit 
brx  in  ber  ffird^  befte^enben  unb  trabirten  ptaU 
t\]äfai  Uebungen  unb  ®ebraud^e.  Wandle  glaub- 
ten in  ben  SBorten  üna  nobiß  et  iUis  fides  eine 
icmifc^e  (Hinneigung  be9  SSerfafferft  }ur  9u8« 
i5tniina  mit  ber  ftird^e  au8gef]^rod^en  gu  finben, 
toöem  pe  fälfd^li(^  Uli  auf  bie  Rot^olilen  bejogen. 
Cl  fmb  ober  mit  üli  nur  bie  Sorintl^er  gemeint, 
onb  mit  i^ncn  mei^  ftd^  XertuQian  einS  im  ©tau- 
ben. Sttnin  reiben  {i(^  bie  €d^riften  De  exhor- 
tatione  eostitstia  unb  De  füga  in  persecu- 
tione.  drflere  ift  an  einen  SRitbruber  gerid^tet, 
feer  foeben  feine  Sfrau  burd^  ben  %oh  Derloren  l^at, 
mib  ben  ZertuOian  ermahnt,  nid^t  }u  einer  ameiten 
fbe  ga  ](fyK^ttL  9{ad^  Slnna^me  beS  Sgriften- 
ÜfoaA  ebie  fotd^  )u  fd^Iie^en,  fei  nid^t  erlaubt. 
3m  inten  Sunbe  fei  gmar  bie  mel^rmalige  93er- 
(mvtsng  geflottet  gemefen,  aber  nur  in  ^orm 
ctnel  BugeßfiiibniffeS,  baS  im  Sl^rifientl^um  au[- 
§t($rt  fyibt,  (ES  entflanb  nun  für  XertuUian  bte 
i^vnedgtfif,  biefe  Sel^auptung  gegenüber  bem 
Um^nbc  aufredet  }U  erl^ten,  ba|  $aulu8 1  Cor. 
Stßf.  7  bffonberS  93. 89  bie  }meite  ®^e  nid^t  »er- 
boten bot.  Sr  (ilft  ftd^  burd^  esegetifd^e  ffunft- 
jüidt,  wtld^  barauf  l^inauSkufen,  ber  3l))ofteI 
^  0.  0.  O.  nur  feine  t)erfönlid^e  Meinung 
anSgeftncoc^en.  S)ie  Unerlaubtl^^eit  ber  jmeiten 
i^  innerbalB  bed  Cbnfi^tbumS  mar  eine  3bee, 
Dcl^e  ZertuIIian  fe^r  eifrig  Derfo^t.  @(^on  in 
ber  Sd^rift  Ad  axorem  batte  er  fie  ouSgefprodden 
'nnam  tarnen  1, 2).  SBenn  er  nun  bennod^  feiner 
grau  bie  ffiteberberbeiratung,  im  f^faS  fte  SBittme 
toerbcn  foEte,  a.  a.  O.  nid^t  verbot,  fonbem  fte  i^r 
nur  toibeniet^^  fo  ift  ba§  fein  IBemeiS  bafür,  ba^ 
n  tn}tDif4en  feine  9nfu^t  über  bie  Sriaubtbeit 
ber  jOftten  (E^  geänbert  l^atte,  fonbem  bafür, 
hi%  fte  bie  S^  mit  ibm  nod^  aI8  ^eibin  ge- 
((Uofjm  Ifafk.  Sine  9Reinungdönberung  ift  in 
biefem  fünfte  bei  XertuQian  oudgefd^Ioffen.  Sa- 
int ^attc  er  fU^  in  ben  ©lauben  an  bie  Unerlaubt- 
bcit  berfelben  für  bie  Sb^f^^n  gu  fefi  t)errannt. 
ädn  3beengang  babei  ift  f olgenber :  Med,  mogu 
f§  rincrSrIaubnil  bebarf,  ober  moffir  bad  S»an- 
gdium  eine  foTc^e  erfi  gibt,  ift  nic^t  als  moralifd^ 
^  aii)ufe^  3)enn  )ur  Srtl^eilung  biefer  Sr- 
Idubnii  ober  3)iSpend  ift  ein  befonbereS  9Rottt) 
ofutbolicb,  toeld^eS  auf  ben  SBiQen  beS  Srlau- 
bnbm  ehtmirft,  unb  boS  SDlotio  ift  oerbödbtig. 
S)er  bem  morolifcb  Seffern,  bem  ]^5bem  @ute 
Don  Seiten  (BotteS  beigelegte  SSorjug  inbolDirt 
ein  SBratben  feitenS  ©otteS  üon  bem  niebem, 
arinbrr  (Buten  (Ad  nxor.  1,  3).  Sr  mieberbolte 
birje  (Bnmbibee  unb  fpann  ^e  metter  fort,  bi^^  in 
De  «Short  fomo^I  oI8  aud^  SBud^  1  gegen  9Jlar- 


cion  c.  26  unb  29,  namentlid^  aber  in  ber  Sd^rif  t 
De  monogamia.  3n  Setreff  bed  SBoQenS  unb 
9lid^tmoIIen8  ®otteS  fubrt  er  meiter  auS:  «,3Ber 
tttocA  niäft  toiU,  ber  ifi  baburd^  fd^on  in  eine  9e- 
toegung  gefegt,  unb  menn  man  ftd^  bereits  baffir 
in  SBemegung  gefegt  bat,  bamit  etmaS  nid^t  ge- 
fddebe,  burd^  ben  SEBiOen  nämlid^,  ba|  ed  nid^t 
gefd^e^  möge,  fo  möre  eS  abfurb,  ni^t  in  Se- 
toegung  SU  geratl^en,  toenn  eS  bod^  gefd^ie^t.  ^m 
9li^tmoaen  einer  Xl^at  liegt  ein  SBerbot  berfelben" 
(Adv.  Marc.  1, 26).  Snbem  ®ott  aber  burd^  ben 
tob  eine«  S^et^eilS  bie  Sl^e  l5St,  fo  gibt  er  al§ 
einen  SBiUen  gu  erf ennen,  ba^  fte  nld^t  mel^r  be- 
teben foD;  biefer  SBiSe  mu|  @eltung  bebalten 
De  exhort.  2).  3)iefe  Sibee  ftnbet  ibre  Stooa- 
ftünbigung  in  ber  meitem  93emerfung:  „ObmobI 
ed  Singe  gibt,  meldte  @ott  genebm  erfd^einen, 
inbem  er  fte  ertaubt,  fo  gebt  bod^  nid^t  aDefi,  maS 
man  erlaubt,  auS  bem  reinen  unb  ooHen  SBiOeii 
bed  (Erlaubeitben  f^ax^ox.  SBenn  eine  Srlaubnift 
gegeben  mirb,  fo  beruht  fie  mefentlid^  auf  92ad^- 
giebigfeit.  SaS  !ßad^geben  gefd^iel^t  gmar  ni(bt 
obne  SBetl^eiligung  beS  SBiOenS,  aber  meil  ftd^  für 
(e^em  in  ber  ißerfon  beffen,  bem  bie  92a(^ft(bt 
gemöbrt  mirb,  irgenb  ein  SÜotio  finbet,  fo  lommt 
baS  9^ad^geben4)on  einem  fogufagen  nid^t  moQen- 
ben  äBiUen  (invita  Toluntas)  b^r,  ba  ber  SBiUe 
bed  92ad^gebenben  ftdd  ein  9Rotio  gefallen  laffen 
mu^,  ba9  il^  §mingt.  9ud^  ber  anbere  gfdll,  ber 
reine  äBille  (pura  voluntas),  ifi  }u  betrad^ten. 
®ott  miS,  ba|  mir  gemiffe  ibm  moblgeföSige 
S)inge  tbun,  bei  mel(ben  und  feine  !Ra(bftd(|t  gu 
ftatten  fommt,  fonbem  für  meldte  bie  2)i3ct))Iin 
unfere  @ebteterin  ifl.  SBenn  er  nun  bennod$ 
anberen  S)ingen  oor  biefen  ben  Sor^ug  gegeben 
l^ai,  fold^en  nümlid^,  bie  er  lieber  mill,  faiin  bann 
mo^I  ein  Stneifcl  barüber  beftel^en,  bog  mir  ba§ 
befolgen  muffen,  maS  er  lieber  miO?  SBaS  er 
meniger  gern  mUI,  ifi  eben  begmegen,  meil  er 
%nbere§  lieber  miU,  fo  an^ufel^en,  alS  menn  er  eS 
gar  nid^t  moQte"  (De  eidiort.  8).  3!)ie  Unter- 
fd^eibung  Don  Ißflid^t  unb  Statb  auf  ftttlicbem 
®ebtete  ift  biemad^  XertuSian  nid^t  fremb,  aber 
inbem  er  ftd^  aUed  att|  bie  gmeite  Sbe  3uf))i|en 
lö^t,  morüber  er  feine  ft|e  SReinung  bereits  b^tte, 
oermtfd^t  fid^  ibm  ber  Unterfd^ieb  mel^r  unb  mel^, 
fo  ba^  er  julefft  iebeS  beffere  b^b^re,  alfo  baS  bloH 
angeratbene  @ute  für  t)Pid^tma^ig  erflören  mü|te. 
an  biefen  6a^n  ift  bie  9Bur}eI  aQer  rigoriftif(|en 
^uSmücbfe  XertttUianS  entbalten.  Sr  bot  in 
biefem  @tüd(  aud^  feine  9nftd^ten  im  Saufe  ber 
3eit  md)i  geänbert,  fotibem  fte  ftetS  feftgej^alten, 
im  ©egentbeil  Jenen  <Sö^en  julieb  bie  SReinung, 
bog  bie  S^Iud^t  bei  auSbred^enber  SSerfoIgung  er- 
laubt fei,  bie  er  früber  ^meimal  auSgefiprod^eti 
(Ad  uxor.  1,  4  unb  De  pat.  13),  fpäter  in  einer 
eigenen  Sd^rift  De  füga  in  persecutione  be- 
fömpft.  Sr  argumentirt  barin,  bie  Verfolgung 
fei  etmaS  Don  @ott  ©emoUteS  unb  an  ftd^  ®ute8 
(c.  4),  folglid^  bürfe  man  ftd^  ibr  meber  burd^  bie 
gflud^t  entjte^en,  nod^  burd^  S?eftedbung  ber  9e- 


1407 


Sertudiatu 


1408 


omtm  unb  SngeBer  Std^etl^it  erfaufen.  Sen 
etntoanb,  ßl^riftuS  felbft  fyiht  ben  9{}oj}eIn  be- 
fol&Ien,  In  fold^em  gaUe  ju  flk^m  (TOattö.  10, 23), 
beieitigt  er  burd^  bie  QuSrebe,  biefer  SBefe^I  1^ 
nur  ben  ^))ofteIn  ))erf5nli<l^  fiegoUen,  S^rifhtS 
jeUft  ober  fei  {einen  93erf olgem  ou8  bem  äBege 
gegongen,  bis  er  fein  Sel^iomt  DoQenbet  f^ttt. 
2)ie{e  Si^rift  ift  »öl^renb  einer  Ijieftigtn  Set- 
folgung  gefci^rieben,  mlä^t  nid^t  bie  erjle  in  9f rtia 
umr  (c.  1  unb  5),  unb  bad  lonn  nur  bie  Don 
ScQpuIa  212  angefod^te  iBerf olgung  ge»efen  fein. 
S)ic  Sd^rift  bietet  mit  ber  De  carne  Christi 
einen  fadj)Iid^en  93erfi](|rung8)ntnft,  inbem  fte  o.  8 
ber  bort  betöm|)ften  ^retifd;  mit  bem  3ufat 
gebenß:  ut  quidam  nnno  induxerunt 

Obttol^I  Zertuttian  eine  omtlid^e  Steüung  in  ber 
Sticäit  ni^t  l^tte  (homo  nullius  loci  [De  orat 
20  et  22];  mediocritas  nostra  [De  poen.  6]), 
fo  mad^te  er  bod^  gern  SJerbefferungSoorfd^Iäge, 
nomentlid^  in  €ad^en  ber  2)idd))Hn,  unb  er« 
n^ortete,  ba|  bie  (Semeinbe  fid^  bonad^  rid^te.  2)a| 
er  baS  9lbf  d^eeren  beS  SarteS,  bofi  SOurniniren^  boS 
Ztogen  bon  iMnjen  unb  Sd^mudfad^en  verbieten 
»onte,  maren  l^rmlofe  Sd^ru&en.  9ud^  bei  9Ra^- 
regeln  ber  Oberen  l^ielt  er  mit  feinem  UrtJ^eil 
nid^t  jurud.  Sr  tabelt ).  8.  fd^on.  in  De  Idol.  7, 
ba|  man  Seute  in  ben  (£(eruS  mif genommen  bübe, 
meU^e  fid^  einer  inbirecten  Set^ettigung  am  (Sö^en- 
bienft  fd^ulbig  gemod^t  l^aben  foOten.  SBiel  be* 
benflid^er  mar  ti,  tottm  er  bie  )meite  6^  ^- 
näcfig  für  unerlaubt  erllörte ;  grunbftürgenb  ober 
l^ten  feine  Snfid^ten  fiber  bad  93u|mefen  mirlen 
mflffen,  menn  fie  burd^gebrungen  mären.  SEBofi 
biefe  angelet,  fo  l^otte  er  in  De  poenitentia  nur 
fiber  bie  @inne8ftnberung  ((MTavota)  oI8  SofiS 
ber  Sunbenbergebung  gel^nbelt,  über  bie  fitä^ 
lid^  3nftitution  ber  {Bu|e  bagegen,  mofür  er 
mit  Srendud  ezomologesis  oIS  ted^nifd^en  Slud- 
brud  gebrandet,  ftd^  nur  gan}  für)  auSgefprod^, 
o^e  fie  auf  gemiffe  €ünben  )u  bef^rönfen.  SSßenn 
er  felbige  nur  einmal  aeftattet  miffen  mill,  fo  mar 
boS  für  bie  bamalige  3rtt  nid^t  auffoHenb.  ®anj 
anberd  in  ber  St^rift  De  pudicitia.  ^ier  be- 
treibt er  bie  Ssomologefe  fa{t  mit  ^felben 
SBorten  mie  bort,  f))rid^t  aber  ber  JHrd^e,  b.  b-  ben 
9)i{(bbfen  (numerus  episcopomm  e.  21,  n.  7), 
bie  Qkmalt  ab,  einige  @ünben  au^  nod^  ab- 
getetjteter  ßpmologefe  ju  bergeben.  2)ie  lc{ftere 
foQe  jmar  geleiftet  merben,  bie  @ünbe  aber  fönne 
nur  (sott  >)ergeben.  @oId^  @ünben  nun,  meldte 
bie  ffird^e  ntd^t  bergeben  fönne,  feien:  Sl^ebru^i 
unb  ^urerei,  9Rorb  unb  Sbolototrie,  in  beren 
9uf%ö^lung  er  mit  Origened  (De  orai  c.  28) 
boülommen  überetnftimmt.  Um  XertuHian  in 
biefem  StüdE  rid^tig  )u  berfteben,  mug  man  ftd^ 
ba«  IBu^mefen  ber  ältefien  Seiten  borfteüen.  Ob« 
mobi  Sb^iftud  ben  ^pofteln  3ol^.  20, 22. 23  eine 
uneingefd^rönlte  9Rad^,  @ünben  )u  bergeben, 
übertragen  ffot,  fo  mürbe  bo4  in  ber  ttrgeit  bei 
eingelnen  gfSIen  feitenfi  ber  ftird^  aud  bi§€i|)U'- 
nären  ©rünben  nid^t  in  i^r  gangen  Sludbel^- 


nung  bon  il^r  ®ebraud^  gemad^t  t>vt  Urtin^ 
beftanb  nämtic^  faß  nur  aufi  9eru|B4rifim, 
beren  3a^I  üud^  nicbt  fe^r  gtD|^mar,  unb  bcoaus 
erflört  eS  ftd^,  ba^  bebeutenbe  Serfld^  gegm  bofi 
@ittenge[e|,  meiere  bann  fafi  immer  ben  fUidfoE 
in'8  |)eii>eut^um  bebeuteten,  im  Donjen  1^ 
feiten  moren,  in  Reineren  ®emeinben  äbtc  fogu* 
jagen  gar  nid^t  borfamen.  2)te  etma  boibm* 
menben  gfäOe  aber  mürben  bann  fe^  ßntig  ic- 
urt^etU.  SpecieOer  göOe  bon  Worbt^aten ).  %., 
meldte  gur  Sel^nblung  gef  ommen  mdren^  eno^Btt 
bie  öltefie  ®efd^id^te  befi  93u|mefenft  nid^t,  m^ 
aber  einzelner  gfölle  bon  9}erldugnung  befi  S^flm* 
tl^umfi  in  ber  Verfolgung  unb  ^bfaS  gur  ^njü; 
am  ^ufigften  mußten  ber  9latur  ber  €od^e  no^ 
bei  gune^menber  d^rifUidiier  Sebblterung  llH^iid^ 
fünben  borbmmen.  Unter  ben  eingelnen  Ungu^is- 
fünben  erf  orberte  nid^t  bto^  ber  Sbebru^  fonbon 
aud^  bie  ungleid^  Ift&ufiger  borfommenbe  ^umet 
ftrenge  IBeurtl^ilung.  2)emi  bei  ber  bmnoligen 
l^ibnifd^  Sittenlo^gfeit  unb  ber  OeffeniU((Mt 
bed  SBorbeOmefenS  mufite  ou^  fie  in  ben  meijlni 
gasen  f^on  aU  Küdf aS  in  bie  l^nifd^  SebenS- 
meife  gelten.  Seil  man  nun  mit  SRediit  gtoetfeln 
tonnte,  ob  Seute,  bie  [id^  alfi  (Ermad^f  ene  mit  bollem 
8emu|tfein  bem  Cl^riftentl^m  ongef^toffen,  bann 
aber ,  fei  eS  burd^  off enhmbige  Umm^t ,  fei  rt 
burd^  äbololatrie,  toiAtt  bem  ^nifl^en  Xreüen 
fi4  gugemanbt  Ratten,  nod^maK  il^ren  Sinn  änbccn 
utd>  fid^  emftlid^  belehren  mürben,  na^m  mon  jle 
nid^t  mieber  in  bie  boQe  d^rijUid^  (Semeinfd^ft 
auf.  SRon  fd^nitt  il^  bie  Hoffnung  ouf  @ünben* 
bergebung  nid^t  böDig  ob  unb  Iie|  fie  in  ben 
Sfl^ftanb  eintreten,  lvt%  t^nen  aber  bie  firi^Iidjie 
SRecondliation  (paz  humana)  nid^  ober  (ö^^cnf 
in  ber  Zobedftunbe  gu  X^etl  merben.  Siefed  Set- 
fagen  ober  ^uffd^ieben  ber  Sergebung,  ttofur 
lebiglic^  (Srunbe  ber  S>tddt>ttn,  nu^t  mangeinbe 
®emalt  ber  @ünbenbergebung  auf  Seiten  ber 
ftird^e  ma|gebenb  fein  fonnten,  moDten  aber 
Sinige,  unb  gmar  ^rbonagenbe  Zoologen,  auf 
eine  t^eoretifd^e  Urfad^e  gurfldfül^n  unb  beritir^e 
bie  ®emalt  abfpred^,  ISSergebung  biefer  @ünbcn 
gu  gemil^ren,  begm.  bie  ffirqengemolt  auf  gcrinj)* 
fügige  @änben  befd^rdnlen.  Sie  er^ben  ba^ 
9Biberf))ru(^  in  fallen,  mo  bie  iKrd^  mi4  bei 
biefen  @unben  bon  i^r  @emafi  (Sebraud^  m^te, 
unb  begeid^neten  il^re  (Begner  gern  att  «CHnig(\ 
berfdl^miegen  aber,  ba|  biefe  (Einigen  eben  bie 
Xroaer  ber  ftird^engematt ,  bie  iBifd^dfe,  »orm 
(Ong.  De  orat  28).  S>en  [vi^  me^mibcn 
Stimmen  ber  Oppofitionfipartel,  berai  ffunb« 
gebungen  und  gnm  gro^  Z^il  erl^en  jinb, 
mftb^Mb  bie  ber  anbem  Seite  fehlen,  trat  ber 
rbmif^e  »ifc^of  eaUiftuS  (217—222)  bm^  ein 
(ategorifdj)ed  C^ict  (edictnm  peremptonmn) 
entgegen.  2)aruber  gibt  und  ^if^po^^t  (inreitben* 
ben  9luff4)Iu|,  unb  meun  fein  Seri^t  oud^  {»r> 
teiif d^  gehalten  ifi,  fo  lü^  er  bo4  ben  X^atbcfbmb 
genügenb  erfennen,  jumol  mtt  bingunobme  ber 
Sd^De  padicitia.  3ene«  &vci  cnt^ieU  bie 


1409 


S^ertuUian. 


1410 


gmrrrlU  Srflärung,  hai  bet  ^ßa))ft  Stten  \>vt 
täuben  na4}Ioffe,  unb  bie  Sünbm  ber  Unju^t 
ip:rben  ton  i^m,  oermul^Iid^  toeil  fte  ben  9lnla^ 
jom  6tRtt  Qcfie&en  ^tten,  barin  gan)  fpedeO 
gcnoimi  (PhUoB.  9, 12;  ed.  Dunoker  p.  459). 
^  mürbe  mrüxdf  biefem  Sbict  entf|)re(l^etib  allen 
bif  Semcinfil^t  getoöl^^  toeld^e  9)tt^e  get^an 
(dten  (ib.  p.  462).  SBenn  man  iungft  bie  M' 
gemnn^U  ber  @ünbent)ergebung  burt^  (EaOiftuS 
bcnnod)  cuifd^röntcn  unb  unter  ben  rayre?  nur 
Un^u^tfifänbet  aOer  %ü  Derfte^n  »oUte  (gunf, 
Ain^engcf^.  ^b^onblu.  Unterf.  1, 156),  {o  tann 
btrfe  Sicutung,  abgefel^en  booon,  ba|  fte  gegen 
ben  SBorilaut  bed  Xe$te8  t)erftö|t,  borunt  nid^t 
gebilligt  iQcrben,  xoüi  ber  UuSbrud  ^^llle''  am 
i^nbe  beS  ffo^UeU  nod^malS  »ieberl^olt  loirb,  unb 
}ioar  ^ier  o^ne  ßrmö^nung  ber  Ungud^tSfünber, 
DobI  ober  mit  bem  3ufa|  „offne  Unterfc^ieb" 
(ri9iv  ^Tmc,  p.462).  S)iefe8  Su^ebict  beS 
(CanifiuS  lief  nun  aud^  bie  Ot>))ofition  ZertuQionS 
waäi  unb  gab  ibm  IBeronIaf|ung  )u  ber  Sd^rift 
bmn  Oegenftonb  bie  Sünbenoergcbung  turd|  bie 
Stxvift  ift  nomtid^  De  pudicitia.  Sie  ift,  itoax 
<^tm(  eitiCH  Flamen  )u  netmen,  ober  bod^  birect  on 
hit  $crfon  eined  Si{d(|ofd  Don  l^öl^erem  9)ange 
(pontifex  maximus  unb  episcopus  episcopo- 
ntm)  gerid^et,  ber  mebrmate  mit  S)u  (c.  13  unb 
I4)  unb  fiiunol  im  SSocotit)  mit  Apoetolioe  on- 
gcrcbet  loirb.  &  tonn  olfo  nwc  ber  99i{d^of  einer 
orn  ben  BpoBebi  gegrünbeten  ffird^  gemeint  fein, 
mitbin  nii^  ber  0on  (Eartbogo,  bo  bie  ff  ird^e  t>on 
Socbafribi  (einen  9nf|)nid(i  borauf  mochte,  Don 
Dm  SIpoiteln  gcgrönbet  gu  fein  (Aug.  De  unit. 
eccL  15,  87;  Moroelli,  Afir.  Christ;  I,  Brix. 
Ibl6, 11).  &  tann  olfo  nur  ein  SBifd^of  t)on 
9tom  unter  biefem  Apostolions  Derftanben  mer* 
brn^  unb  )mor  eottiftud.  (Skgen  i^n  ift  bie  6d^rift 
D«  podicitui  gerid^tet,  fpecieü  gegen  bie  SBorte 
(eines  Sbittcö:  Ego  et  moechiae  etfomicatio- 
ms  delicta  (olfo  bod^  nid^t  Ungttdtitdfänbm  oQer 
M)  poenitimtia  functis  dimitto.  2)ie  @d^nft 
beginnt  mit  einer  fonberbaren  Samentation  über 
bot  Setfafl  oHer  Xugenben  unb  ber  guten  Sitte ; 
birfe  ttnbe  nod(^  befonberS  gefä^rbet  bur^  ein 
(^bid  bei  Scfien  ber  SBifd^öfe.  2)ie  ^fpd^ifer  be« 
Tiefen  %äi  mit  Unted^t  für  t^re  SReinung  auf 
etcBen  iBie  S).  SS,  11  unb  dl^nlic^e.  S)enn 
otibeterfei^  ^i^  ®ott  oud^  ein  eifriger  ®ott, 
unD  jebaifa&fi  Ibrnie  ber  SJlenf^  nid^t  @ünben 
Mtgebeti,  toüäft  gegen  Sott  begangen  feien,  fon* 
tnxn  nur  @önben,  bie  gegen  ibn  felbft  gerid^tet 
nwrrn.  &  gebe  bol^  in  foro  ecclesiae  peccata 
irramissibflia  tmb  remiseibilia,  unb  e§  fei  ^u 
unterftt^en,  ju  meld^r  bicfer  beiben  Srten  moechia 
imb  famieatio,  bie  c.  4  für  gteic^  fd^toer  erflört 
imbcn^  gehörten.  SBenn  bie  ^f^d^ifer  einmen« 
beten,  tootcm  man  oon  ber  ftircbe  für  bie  irre- 
nuattbOim  bine  93er)eibung  (pax)  erlangen  f  önne, 
St\  ouA  bie  Csomotogefe  überjlufrtg,  fo  ermiebert 
Scrtuflton,  bie  Ssomologefe  f et  {ebenf olI§  eine  Der- 
bienjHii^e  Scmütbigung  unb  nid^t  nu^IoiS.  Sud^ 

«r^cnScciriMt.  XL  2.  «ufi. 


fteSt  ZertuQian  il^r  SBeriei^ung  in  9u3ftd^t 
(c.  1—8),  aber  nur  oon  Seiten  ®otte8  fcIbft 
unb  burc^  i^n  aQein.  S)ie  ©d^roere  ber  Sünbe 
ber  moechia  merbe,  föbtt  er  fort^  au8  i^rer  @te(* 
lung  im  Secalog  erfannt,  mo  fte  jtoifd^en  ®5^en* 
bienft  tmb  SWorb  i^ren  ^laj  l^abe.  SQJenn  c8  für 
bie  beiben  le^en  feine  Ser^eil^ung  gebe,  fo  bürfe 
au(^  ibr  feine  gemöbrt  »erben.  @obann  befprid^t 
XertuUtan  bie  Sinmenbungen  ber  ^j^d^ifer  gegen 
feine  SJ^einung.  Berufung  auf  Stellen  bed  SIten 
XeftamentcS  fei  bobei  überhaupt  ungulöfftg,  unb 
bie  @Ieid^niffe  oom  Derirrten  @d^f  unb  l>erIorenen 
Sol^n  fönben  f^itt  feine  Slumenbung,  bo  fte  nur 
auf  b^bnijd^e  @ünber  au  beuten  feien,  ^ud^  bie 
Sentfung  ouf  bie  ber  SDiagboIeno  getoa^rte  93er« 
gebung  belfe  nid^t,  bo  mit  bem  Seiben  be«  ^erm 
unb  bem  ^fingftfeft  eine  gong  neue  Orbmmg  in 
biefer  ^inftd^t  beginne  (c.  S— 11).  S)ie  ^fpd^ifer 
bürften  olfo  ibrc  Semeife  nur  au8  ber  Spoftel- 
gef4|id^te  unb  ben  Briefen  bed  SReuen  Seftamented 
fc^öpfen.  3n  ber  erftem  ober  lefe  man  15,  29 
gan5  baS  @egentbeil  Don  bem,  xoai  fte  lehrten,  unb 
ber  Sünber,  bem  ^ouIitS  2  Kor.  2,  5— 11  IQer- 
Seil^ng  gemährt  bobe,  fei  nid^t  biefelbe  $erfon 
mit  bem  oon  ibm  1  gor.  5,  3  ff.  oudgefto^enen 
Slutfd^önber.  S)a8  onjunebmen  fei  gott)  gegen 
ben  ®eift,  ber  ftd^  in  $auli  99riefeu  tunbgebe, 
mos  mit  einem  großen  Sluftoonbe  Don  SopbifHf 
brei  lange  SiapM  l^inburd^  nad^autt>eifen  t)erfud^ 
mirb.  SDonn  merben  bie  Sriefe  beS  Iji.  3obanne4 
unb  ber  beS  Samobod,  b.  1^.  ber  ^ebröerbrief,  in 
öbnlid^er  SBeije  bebanbelt  (c.  12-20).  m  ob 
^ertuUian  biefer  feiner  Siegefe  noc^  nid^t  red^t 
traue,  fteSt  er  5ule|t  nod^  einen  oEgemeinen  @a| 
auf  unb  unterf^eibet  jiDtf^en  ber  ffird^engemalt 
(diBciplina)  unb  ben  $rioiIegien,  meiere  &b^i|tuS 
ben  ^pofteln  nur  für  i^te  $erfon  oerlieben  fyibt, 
mie ).  SB.  Sobte  m  ertoeden,  @trafgerid^te  gu  Der» 
(ünben  u.  bgl.  Qu  lebteren  toürbe  oud^  bie  ®e- 
malt  geboren,  Xobfünben  gu  Vergeben,  oon  meldten 
ber  auSfpru^  aRarc.  2, 7  ®eltung  bebalte :  ^SBer 
fonn  @ünben  hergeben  ou^er  ®ott  aUein?"  ®er 
ApoBtolicuBy  gegen  ben  bie  Sd^rift  gerid^tet  ift, 
foUe  nun  geigen,  bo^  er  bie  le^tere  ®etDaU  beft^e. 
SBenn  er  fage :  S)ie  ^rd^e  be^t  fte,  inbem  fie  Don 
^etruS,  bem  biefe  ©emolt  WaiO^.  16, 19  über- 
tragen mürbe,  auf  jebe  JKrd^e,  bie  mit  $etru§ 
Denoonbt  ift,  übergebt,  fo  entgegnet  XertuUian: 
9lein,  fte  mar  nur  betrug  perfönlid^  übertragen. 
3!)enn  ber  ^en  babe  gefogt :  Tibi  dabo  clavea 
coelorum,  nid^t  ober:  Ecclesiae  dabo  etc.  Sün« 
ben  gegen  ®ott  fönne  nur  bie  ))neumatifd^e  JKrd^e 
Dergeben,  nid^t  biejenige  JMrd^e,  meldte  ber  numerns 
epiecopomm  fei  ^Sber  ottd()  bie  ))neumatifd^ 
ftird^e  Dergebe  biefe  @ünben  nid^t,  um  ni^  burd^ 
fold^e  9Rilbe  gur  @ünbe  gu  ermutbigeit  (c.  21). 
3m  @cblu6fapitel  enblid^  eifert  ^ertuQian  gegen 
ben  bamoligen  ®ebraud(),  ben  Sünbem  auf  bie 
gfürfpracbe  ber  3)2ortt)rer  bie  ®emeinf^aft  mieber 
gu  gemöbren.  S)a8  ift  ber  3nbalt  biefer  mert- 
mürbigen  unb  für  bie  @efd^id^te  beS  Su^efenS 

45 


vnb  btrfftn^enbtSci^iIin  trottlet«  flnmbfa|Iid^(n 
SBtrit^rt^it  boi^  |t^i  nrtdiKpcn  &^%  Strtul> 
lian  ßitltöt  in  tofUrn,  föne  «nfic^f  flbtr  baB 
SBuSrotftn  ßtflnbtrt  gu  ^oben  (o.  1).  SS  Kwt  ionft 
nii^t  feine  Slrt,  einmal  (|(fa|te  üiteinungen  auf- 
jtigcbnt;  um  fo  {iS^ier  ift  biefeS  @eftänbnif|  on- 
juf^Iagcn.  Sieben  ber  bnt  Unjnt^tBfiinbein  Der- 
f))TD(^eii(n  SRtconciliatbn  mifit  2:rrtuÜian  im  Sin- 
^ang  bei  @(^iift  De  pudicitia  1  bit  &ä)aS) 
am  3}trfaII  allei  Slugenb,  ben  ei  ^eteinbic^en 
fie^t,  noi^  befonbtrS  bcm  Umftonbc  bti,  bag  tä 

?EftQttet  toetbe,  (Sljrn  ju  fdtliefeen,  fo  oft  Jemanb 
uft  6abe,  obetmil  anberen  Sffiortm,  bo^  feine 
Slnfw^t  üb«  bie  ^Jicnngamie  nii^t  befolßl  ncrbe. 
St  ergebt  fi(^  ba^ei  bort  in  einei  langem  ffloge 
barübet,  baft  e8  fo  neit  getommen  fei.  SatmiS 
lä^t  ^ä)  fi^lieltn,  bog  ei  bie  Sdirift  De  mono- 
gomia  bamalS  no^  ni(t]t  geff^iiebcn  ^atte,  al3  et 
(o  tlagte ;  benn  JDnfl  TOürbt  er  moSl  feinet  ®e- 
tDo^nbeit  Qcmäfi  auf  bJc  übet  ben  @cgenftanb 
BtrfQÖte  Sd)rift  üetTOiefen  ^ben.  S)iefe  Si^rifl 
ift  alfo  nad)  bet  De  pudioitia  unb  nic^t  uor 
i^i,  mit  trielfai^  ongenommen  mitb,  ju  fet^it. 
^er  @cbonte  ftlbft,  ba^  nat^gmpfang  ber  Saufe 
eine  jmeite  Berbeirahing  ni(f)t  gepattd  fei,  ift  eine 
olte  Sitblinglibec  XtituHianS ,  bie  me^ifa^  in 
feinen  SBerlen  mieberle^rt.  ^iti  niib  |ie  mit 
einem  bcfonbem  SIuftDonb  t>on  So^^^it,  gemalt- 
famer  Sfegcfe  unb  bitteren  @d)müt|unsen  gegen 
bit^fq^ilettniebci^oltunb  breit  getreten.  <Ebnftu3 
lialK  bie  &eilig!eit  ber  &)t  mieberfiergefleDt,  inbcm 
erben  ©{geib(briefabfd)affle,  Paulus  ben  eietifem 
unb  fDld)tn,  bie  eS  metben  mallen,  bie  ÜRonagamie 
gilt  5|Jfli4t  gematftt ;  ber  ^raclet  ober  ijabe  bie 
tSe|e|gcbung  beS  dienen  iBunbeS  in  biefem  @tü(fe 
jut  Öollenbung  gefübrt,  mit  g^tifhtS  baS  aite 
atftament  (e.  14—17).  3)a8  flnb  bie  eon- 
fcquengcn,  bi3  gu  Ueld^cn  Sertußian  feine  früheren 
Snj^uungen  über  bicfen  $unft  meitergebilbet 
fy±  „ein  @olt  unb  eine  &}t"  ift  baS  Slic^- 
Kiort,  toeli^eS  et  \t^  ausgibt.  3u  bemerten  ift 
enblit!^  tu>ä),  ba^  in  bicjet  @i!^rift  fFIage  bar- 
itbet  gcfüfiTt  mitb,  tS  feien  au$  S]igami  in  ben 
6!etui  aufgenommen  »otben,  reä^renb  SertuDion 
«mgcftlirt  ba8  ©ebnt  ber  ajlonogamie  auf  Sitte, 
nit^l  6Io|  oiif  bie  SBifc()ßft,  auBgebe^nt  febenttiQ 
(c.  12).  ^üäf  in  biefer  RIage  trifft  er  mieber  mit 
^i)}t)oIqt  gufammen,  ber  SaIIiftu§  bef^ulbigte, 
Stute  jur  Oibination  jugekffcn  gu  babtn,  nel^ 
gtoeimal ,  Ja  brcimal  bei^eiiatet  gctucfen  feien 
<Philoa.  9, 12;  p.  461).  dagegen  ifi  qu8  ber  ©e- 
meriung,  bofi  feit  Slbfaffung  beS  erflen  Eorintijer- 
briefeS  bis  auf  feine  Seit  ungefätir  160  3a6tf 
onpofjen  feien  (c.  3),  eine  genaue  fflepimmung 
bet  a&faffungsjeit  nitJ^t  ^erjuleiten,  fcban  »egen 
beS  von  3;frtulIiQn  beigefügten  circiter.  Sit 
€(i^rift  „Utbtt  bol  giifttn  gtgtn  bie  Spf^ifet"  ifl 
unmittelbar  nad|  btr  über  bit  Monogamie  cer- 
fogt,  raeil  bit  Icfitere  botin  titirt  nirb.  Sit  ift, 
nrie  fd^on  ber  £itel  angeigt,  buid)auS  ^oltmifdi, 
^t  aber  au^  eine  (lofilioe  Seite;  ftt  tritt  nSmlic^ 


[Han,  U12 

füt  SSerfd^ifung  unb  SetUngetung  bt<  bis  batiin 
üblid^en  tiri^Ii^cn  gkifleiiS  gegen  bit  $fpi^ 
ein.  2>eT  €tanb^nH  bei  lederen  mm  nlnilii^ 
nat!^  XettuDian  b«  bc4  StiOftanbcS  i^  Bitlnelii 
beS  9{üilf(^til1te.  3)ie  gaften  beS  XUen  SunbeS, 
jagten  fie  naif)  2:eituSian3  Stricht,  ftten  im  3!euen 
Sunbt  abgefd)a{ft,  mithin  fei  eS  in  baS  ^iitkii 
eines  3tbtn  gt|ltttt.  ob.  Die  unb  nie  lange  ti 
faften  mottt  (De  jej.  2),  nur  mit  ^lulna^me  bei 
Xagt,  an  melden  bet  SrSutigiun  I)imDtggtmiinmtn 
i^,  b.  }}.  bcfi  eftarfreitagtg  unb  e^rfamBtoge^. 
@o  fonntc  man  nut  argumentiten  gu  einer  ^eit, 
mo  eint  gltii^fätmige,  allgemein  gefetili^  tiidi- 
lid^t  Soßnutibnung  noi^  ni<f)t  f^gtftellt  mar, 
Slugerbem  hielten  bit  $fQ(^iEer  aber  boi^,  tsit 
lertuttian  weilet  unttn  otrtät^,  noi^  boB  fogen. 
SlationBfaptn,  nur  nit^t  gang  fo  ftreng  nie  Ciic 
Wontaniften.  Sie  betnbigttn  bcSfeCbe,  toüäiti 
an  Wtttaaf^  unb  t^reitagen  geilten  tnuih, 
um  3  U^r  Sta^miUagB,  üi^renb  jene  t)  iii: 
ÜlbenbB  fortbauem  liegen  (De  jej.  c.  10).  'SAt 
Wantantfttn  dielten  au^bem  no^  einmal  ini 
^a^T,  alfo  febenfatla  Dor  Ofttm,  eine  fogtn. 
JCtrotibagie,  elma  unferer  f)cutigeii  ^bStineng  em- 
fpre^enb,  mel^e  barin  beflanb,  bag  mebti  gltif4 
no4  SBein,  mä)  faflige  %rüä)U  genoffen  nnnben. 
fonbem  nut  igtob,  jfäfe  unb  fon^gt  ttodtne 
©V«i*n-  Stttuttion  lämpft  für  allgemeint  ßin« 
fübtung  bieftr  montaniflif^n  gaftenorbnung, 
ge^t  aber  in  feiner  ^oCemil  ni^t  gonj  t^Iid)  )u 
KJetfe,  inbem  er  fiq  balb  fo  QuSbtütft,  als  nienn 
bit  $fqi^iter  gar  nit^l  fa^tttn,  uTib  fit  alB  Sßauib- 
bitntt  unb  Si^lemmet  liinfiellt,  anbtieifeitB  toicbcr 
mit  ibnen  nur  übet  baS  <Dtag  bt§  gofienS  flieitd. 
eine  fDld)t  SontroDerfe  mar  nur  in  einer  3"! 
erHärlii^,  ba  bie  tfirojiS  beS  ftt^Üffien  ^tenS 
eint  f  efle  g^orm  no^  nii^t  erlongt  ^otte,  unb  ba  in 
ben  Derf^icbcnen  @ebietcn  oerfi^iebenactigt  Sc 
rnDtm^eittn  beftanben.  3:ertuIIian  mUl  ber  plfrc 
gif(|-montaniftifii^n  @eltung  ntrf^afftn,  »elit» 
no^t  flrenger  gtutfen  ftin  mag  aU  bie  bamalS  in 
^orbofrila  ^enfi^enbt,  fpSter  aber,  bit  Scitboner 
anlougenb,  oon  ber  Ouahrageft  btbtätenb  in 
€  n  gefleUt  mürbe.  So  menig  onfprei^nb 
b'  (rift  im  (Sangen  ift  unb  fo  unbefrictiigaib 
fi  ir  bttrtffB  ber  gingtlbeiten  in  anbUoIoi 
g  ^infu^t  beim  crfttn  ^nblid  au^  erf^einl, 
f[  nt  fle  bennoc^  in  bet  Scfiidi^le  btS  go^- 
n  bei  genauer  Prüfung  eine  micbtigt  €ti!lt 
ei...  _'ie  m'ufi  eben  non  bem  ©tfiiftH^unBe  ou* 
betrai^tet  loetben,  bafe  gut  Söt  i^  ^bfaffung 
bie  fftiflenprosiB  ifttt  gnlmirflung  no^  nictil  üti- 
gtffbioffen  liatle.  darüber  ift  baS  Vlä^  in  bei 
gtbiegenen  DIrbtit  tion  ^unl  (ffin^rngeff^.  IIb- 
^anbl.  I,  241  ff.)  nai^guftben,  »et^t  mit  9u^ 
no^me  ber  ISrmäiinung  be«  goflenB  ouf  btr  ^ij)- 
polptftatue  baS  fonftige  OueÜcnniateilal  für  jene 
3eil  mobi  erfc^Bpft  biben  bütftt.  9u3f(41icBliA 
btr  9}trtljcibigung  iMS  SnontoniSmuS  bitntt  enbliiti 
nocb  bie  Dtrlortn  gegangene  Scbrift  De  scstasi 
hl  fiebtn  Süiiem.   ^ic  nui,  n>ie  ^itron^nnti 


1418 


lettutlian. 


1414 


müt^rilt,  gegen  ben  Srla|  be9  $at)fleS  @oter 
(DgL  inbel  b.  9rt.)  wib  gegen  ben  9tfd)of  Spol- 
icninl  oon  S))1^9,  einen  ber  erflen  Setdm^fer 
M  SRonionuS,  gerietet.  2)emfelben  S^i^ 
btmten  nittt^Q|Ii($,  toenigßenS  gum  X^I,  oud^ 
bie  64riften  über  bie  (Hd^otologie  De  paradiso 
imb  De  spe  fidelinm,  meldte  ebenfalls  Derloren 
{inb;  tMoanbt  bamit  mag  bie  Sd^tift  De  fato 
geiDcfen  jetn.  (Einige  anbete  Schriften  fmb  nur 
bon  Xitel  nad^  aud  bem  3n^dt)er3ei(i^ni^  be- 
tonnt,  tDeI<^  bem  alteften  unb  beften  Xer- 
mlliinicobex,  bem  Agobardinus,  beigegeben  ift 
(j.  IL  6p.  1426).  e(4Iie|li(b  fei  nüd^  b^rOor- 
ge||obcn^  ba^  Xertullian  brei  t)on  feinen  praN 
tiid)en  6<l^riften,  De  spectaculis,  De  baptiemo 
unb  De  yirginibaB  veL,  ]d}on  in  griec^ifd^er 
Sproibe  b^audgrgeben  batte,  beDor  er  fte  latei- 
n^  üetbffentli^te.  ßd  möd^te  baS  ein  fßttotxi 
bafut  fein,  ba|  fid^  unter  bem  ^ublifum,  für 
wfiäfA  er  oxbeitete,  Seute  bef anben,  beren  SRutter- 
iprad^e  bie  griec^ifd^e  umr,  unb  baraud  iß  }u 
f^rirlm,  bo)}  in  ber  ^anbeldftabt  Sart^go  eine 
lOAltei^c  gried^ifd^e  Solonie  esifUrte,  »eld^e  oud^ 
)n  ber  ((btiftengemeinbe  unb  ben  ffated^umenen 
dne  anfd^nlid^  «njal^I  amtglieber  ftellte,  d^id^ 
tDit  in  aion  unb  Siienne.  m\  ȟdtftd^t  barauf, 
bot  Xertullian  auc^  in  gried^ifd^er  &pxa^ 
6^^ctfien  t>v^a^t,  unb  au^erbem  megen  tiielfad^er 
UebeteinfHmmung  in  ben  ^nfd^auungen  neigten 
be  Sbifl  (BoUeUino  IV  [1866],  97  sg.)  unb  «n- 
bctt  |tt  ber  Snft^t,  er  fei  aud^  ber  IBerfaffer 
ber  $bitofop^umena  (DgL  j[ebod^  b.  ^rt.  ^ippo- 
t^tuij.  [^.  ffeOner.] 

^ie  bogmotifd^en  Sd^riften  Xer- 
tallianft,  votl6^t  mitten  imffampfe  gegen  bie 
^iätfien  feiner  3eitentftanben  finb,  tragen  burd^- 
3Kg  ben  ßb^after  ber  ^ologie  unb  ^olemif. 
Sttr4  ^eine  pbilofopl^ifd^e  SSorbilbung,  meldte 
tiD|  germgfcbötiger  ^eugerungen  über  bie  pbilo- 
{fip^if(ben  SÖfteme  feiner  3<it  feine  geringe  mar, 
nnb  bttx4  feine  bialeftifc^e  ®emanbt^eit,  meldte 
oft  genug  aud^  in  f^Iimmem  Sinne  als  fopbi* 
fiii^e  ffünftelei  fi(^  funbgibt,  mar  er  üi  befon- 
öntr  SBcife  üorbereitet,  ben  fd^mierigftcn  ^ro- 
Memen  feine  Stufmerffamfeit  iujumenben.  Sa 
i()m  nod^  (eine  fertige  Sprudle  }ur  ^anb  mar,  fo 
mu|)e  er  ftd^  eine  fold^e  fd^affen.  3ur  fd^arfen 
VuSprftgung  unb  Sbgren^ung  ber  Segnffe  qai 
lim  feine  iuriftifd^e  Silbung  naml^afte  Sienfte 
gelfipcL  30lan  mirb  aber  ber  @pecuIation  Xer« 
milionS  ebntfo  menig  geredet  mie  ben  Problemen, 
torl^e  bie  Offenbarung  ber  tbeologifd^en  gfor- 
f^ng  borbot,  menn  man  bie  Silbung  unb  SuS« 
prdgimg  einer  gangen  Steibe  üon  Segriffen,  meldte 
ui  bie  tbeologifcbe  Xerminologie  übergegangen 
finb.  unter  bie  Äategone  ber  ^jurifiifdftcn  girtio- 
Titn*  unb  ber  ^re^tlid^cn  Sdftemata"  bringen  mill 
\fyn\aa,  Dogmengefd^.,  2.  «ufl.,  I,  489;  II, 
2S7,  307;  DI,  14].).  So  gro6  mä)  bie  IBe- 
bcttung  ber  $erfönli(^reit  XerhiQianS,  feine  ge- 
bonfen«  unb  fprad^bilbenbe  ftraft  ift,  fo  barf  bod^ 


bie  ^uptfad^  nid^t  überfein  merben  —  Xer- 
tuOian  bot  fie  felbft  oft  genug  betont  --,  ba|  eS 
ein  burd^  ben  fird^Iid^en  (Slauben  bargeboteneS 
®ut  mar,  meldte«  in  feinen  ©d^nftcn  in  fröfti« 
gen  fjformen  gur  3)arfte0ung  unb  gu  einer  balb 
mel^r  balb  meniger  glücflid^en  SBertbeibigung  ge- 
langte. 9(u(b  in  ber  tbeologifd^en  grageftettung 
unb  gformulirung  b^^t  er  an  bie  Slemente  ber 
UeberTieferung  angefnupft  unb  SieleS  oon  feinen 
SSorgöngem  übernommen.  X)er  größte  Xl^eU 
feiner  bogmatifd^en  Streitfd^riften  foSt  in  bie 
montaniftifd^e  fiebenSpenobe,  maS  jiebod^  bie  ^r« 
fteUung  ber  d^nftlid^en  fiebren  nxi)t  beeintröd^tigt, 
ba  ber  WontaniSmuS  für  XcrtuHian  übermie- 
genb  unter  bem  (Sefid^tSpunfte  ber  3)iScipUn 
in  Sfrage  fommt.  1.  Ungmeifelbaft  in  bie  fatbo- 
lifd^e  Seit  gebort  bie  geiftreid^fte  unb  mid^tigfte 
aÖer  feiner  Sd^riften  De  praescriptionibiis 
haereticonim  (nic^t  De  praeecriptione ,  ba 
praescriptio  =  exceptio  ftel^t  unb  nid^t  SSer« 
iäbrung  b^ifei)-  ®i«  Cinleitung  (o.  1—14)  be- 
fprid^t  ben  Sufammen^ang  ber  ^örefien  mit  pl^ilo- 
fopl^ifd^en  Se^rmeinungen  unb  oie  SBebeutung  ber« 
fetben  im  SntmidnungSproje^  ber  (Nrd^e.  ®egen- 
über  bem  regel-  unb  jiedofen  Sorfc^ungSprincip 
ber  (SnoftS  merben  Sefe^e  für  bie  tbeologifcbe 
gforfd^ung  aufgefteHt,  meiere  SBebeutung  baben  für 
die  3eit.  2)iefe  bünbigen  ^uSful^rungen,  meiere 
ben  SSerfud^,  baS  OffenbarungSgut  }u  einem 
SpielbaQ  menfd^Iid^er  ^^ilofopbeme  l^erabgumür- 
bigen,  abioebren,  bemeifen  allein  fd^on,  ba^  mir 
ni^t  nad^  ber  falfd^en  (Ebatafteriftil  ^amatfS 
(a.  a.  D.  I,  414  ff.)  in  Xertullian  (mie  in  ben 
anberen  Apologeten)  nur  einen  OffenbarungS- 
p^ilofopben  gu  fel^  fyibtn,  meld^er  in  öu^erlid^em 
Pragmatismus  bie  d^nftlicben  ^eilstl^tfacben  nur 
als  Beglaubigung  feiner  $bi^f op^ie  benu^t  bdtte 
—  eine  Xbefe,  gegm  meldte  übrigens  ber  ®e- 
fammtinbalt  ber  tertullianifd^en  Sd^riften  lauten 
$roteft  erbebt.  9}ad^  einer  X)arlegung,  meg^Ib 
eine  X)iSputatbn  auf  ®runb  ber  ^eiligen  Sd^rift 
allein  smedHoS  ift  (c.  IS— 19),  folgen  brei  ^ro- 
ge^einreben:  a.  bie  Praescriptio  yeritatis  (c.  20 
ad  80),  für]  enthalten  in  bem  @a^e:  Com- 
municamuB  cum  ecclesiis  apostolicis,  hoc 
est  testimonium  veritatis  (c.  21).  S)ie  9po- 
ftolicitöt  bnngt  unb  oerbürgt  bie  Sinbeit  unb 
bemeiSt  fid^  regreifio  mieber  burd^  biefe  Sin> 
beit.  S)er  audd  oon  ber  mobemen  proteftantifd^en 
Xbeologie  in  ben  oerfd^iebenfien  gformen  oariirte 
Sinmanb,  fd^on  frübe  fei  eine  Umprögung  beS 
Slpoflotifd^en  eingetreten,  ift  eine  Söugnung  beS 
götttid^en  Ur{pningS  beS  Sbnftentl^umS  unb  eine 
Serjmeiflung  on  ber  ubematürlid^en  Settung  beS- 
felben,  aber  aud^  natürlid^  betrad^tet  in  ftd)  ^in» 
fÖKig,  benn  quod  apnd  multos  unum  invenltur, 
non  est  erratum  sed  traditum  (c.  28  et  29). 
b.  3)ie  Praescriptio  principalitatis  veritatis 
et  posterioritatis  mendacii  (c.  81—86),  meldte 
i^re  fidlere  ©etoäl^r  finbet  in  ber  offen  baliegenben 
apoftolif(^en  ©ucceffion  ber  SBildjöfe,  als  ber 


1415 


Sertultian. 


1416 


3:räger  bed  Krd^Iid^en  Sel^ramteS.  Sine  be|onbere 
99ebeuhing  f^at  bie  fiej^rouctontöt  ber  römifc^en 
ftird^c  (c.  36).  c.  5£)ie  Praescriptio  proprie- 
tatis  (c.  37—40).  3)ie  ffird)e  ift  bie  ©rbin  ber 
tnpnftel  unb  il^reS  @cifte§  unb  alS  fold^e  aud^ 
red^tmä^ige  9eft|enn  ber  ^eiligen  Sd^rift,  meldte 
ton  i^r  in  i^rer  Integrität  unb  rtd^tigen  Aus- 
legung gefd^ä^t  tpirb.  —  €3  toar  nid^t  ein  ^oi^' 
bel^elf  gegen  bie  ®noft§,  loenn  XertuUian  (unb 
3renäu3)  fid^  auf  bie  Xrobition  beriej,  fonbem  er 
fiab  bem  Qpo[toli)d^en  @elbftbeteu|tjetn  ber  JfKrd^e 
einen  t^ologifd^  formulirten  unb  bialeftifd^  fd^arf 
(infd^neibenben  AuSbrudf.  Sin  Slotl^bel^elf  toax  ed, 
loenn  bie  @no]tifer  fid^  auf  eine  ®e]^eimtrabitton 
beriefen ;  mit  biefer  ^Berufung  l^aben  fie  untoiH* 
furlid^  bie  Auctorität  ber  öffentlid^en  Sel^rüber- 
lieferung  anerfannt.  SDSenn  man  gugeftel^t,  ba| 
,,bie  ®noftifer  nid^t  im  @tanbe  UKiren,  bie  Oeffent- 
lid^feit  il^rer  £rabition  nad^§utt)eifen  unb  bie 
t(ort|)fl[anjung  berfelben  mit  ber  Organifatian 
ber  ®emeinben  in  enge  SBerbtnbung  )u  fe^en", 
bann  ift  efi  eine  VLmUf^x  ber  tl^atfäd^ili^en  Ser^tt* 
nijfe,  §u  behaupten,  „bie  ®noftiIer  Rotten  ^uerjt 
fänftlid^e  XrobitionSfetten  gefd^affen^  unb  bie 
ftird^e  fei  il^nen  l^ierin  nod^gefolgt"  (f^arnad! 
Q.  a.  O.  I,  216,  Snm.).  SBenn  ber  auf  bie  9))0« 
ftolicitat  ber  JKrd^e  in  Se^re  unb  Serfaffung  ge- 
grünbete SBemeid  ate  ber  überjeugenbftc  unb  f  ürgefte 
geltenb  gemad^t  toirb,  unb  ^mar  aI3  ein  93ett)eid 
gegen  alle  ^öreften,  bie  aüe  unter  bem  einen  &t* 
fid^ltSpunfte  beS  SlbfaKed  ton  ber  apoftolif^en 
JKr(^e  »erurtl^eilt  merben,  mte  l^ätten  bann  Xer- 
tuUian  fomo^I  toit  ^renäud  fid^  eine  SBirtung  t)on 
bemfelben  Derfpred^en  lönnen,  gumal  einem  ©egner 
gegenüber,  toit  ed  bie  ©nofis  mar,  mof ern  fte  felber 
eine  „bogmatifd^e  Xl^eorie  erf onnen  l^ätten,  um  eine 
Qngeblidj^e  fides  apostolica  ^u  einer  fides  ca- 
tholica  ju  ftempeln''  ?  (pamad  l,  294  ff.)  Auf 
@runb  fold^er  ©teilen  mie  Adv.  Prax.  2 ;  Ady. 
Marc.  1,  20;  3,  1;  4,  2.  3.  5;  De  came 
Cbristi  2  u.  f.  m.  mirb  man  anerfennen  muffen, 
hai  XertuQian  aud^  in  feiner  moutaniftifc^  3cit 
baS  auf gefteSte  Ißrincip  für  baS  ©ebiet  ber  regula 
fidei  ftetS  l^od^l^Iten  moUte.  Aud^  bie  t)iel- 
angerufene  SteSe  De  virg.  veL  1  fprid^t  uid^t 
bagegen,  unb  bie  Semerhing  92eanber8  (9nti« 
gnofticud,  2.  Aufl.,  299) :  „XertuIIian  »erlange 
in  feiner  montaniftifd^en  ^eriobe  neben  ber  Xra« 
bition  au(^  bie  ratio",  trifft  nid^t  ben  Rtm  ber 
@ad^e ;  benn  efi  l^ianbelt  ftd^  baf elbft  um  bidcipli- 
nöre  Uebungen,  bei  meldten  ®ett)ol(in^eit  geaen 
©emol^nl^eit  fielet.  SBenn  fid^  für  eine  fold^e  ®e" 
mo^n^it  feine  Auctoritöt  ber  l^eiligen  @d^rift  an» 
fü](fren  laffe,  fo  muffe  fte  eine  ratio  für  ftc^  l^aben, 
bis  fte  bur<^  eine  „prop^tifd^e  Auctorität''  ent« 
tt}eber  beftätigt  ober  reformirt  merbe  (De  jej.  1 0). 
C^ntfd^eibimb  ift  bad  fcampfl^afte  ^emül^en  £er- 
tuDiand,  bie  montaniftijd^e  S)i8cit)Iin  t)on  bem 
fßormurfe ,  fte  fei  l^öretifd^ ,  meil  ber  Xrabition 
tDiberfpred^enb,  oaburd^  }u  reinigen,  ba^  er  in  ber 
3:](|ätig!ett  be§  fßaracleten  nur  eine  SBeiterentmid* 


lung  ber  2)iSci))Iin  unter  üoOer  Sa^rung  bcS 
©laubenSgutcS  fel^  mill,  {ebenSergleU^  mit  ber 
l^äretifd^en  Serönberuug  ber  ®IoubenÖregel  ab« 
le^nt,  ia  ald  c^orafterifti  fd^eS  Unterfc^eibungSmexf- 
mal  ber  magren  Don  ber  falf(^  $rop^ie  ge- 
rabeju  bie  tBema^rung  ttnb  fBeftötigung  ber  opo« 
ftolifd^en  ®Iouben§regeI  f)m\UUi  (De  monog.  2; 
De  jej.  1. 10. 11).  An  ber  Sel^auptung,  „ie^ 
tuUian  ^be  erft  gegen  Snbe  feineö  SebcnS  einem 
auSgeprögten  ^ierard^ifd^en  jHrd^enbegciff  fu^ 
gegettübergefteDt  gefe^en  unb  i^n  DoQftdnbig  ab- 
gelehnt'' (^omad  1, 339  f.),  ift  nur  Jo  tui  n)a^, 
ba^  er  gerabe  in  ber  bifterften  Sd^rtft  froftige 
Seugniffe  ablegt  für  bie  Auffaffung  ber  ffat^tifen 
tion  ber  &mali  ber  SBif^^fe  unb  befonbecd  be9 
93if(^ofd  Don  Stom  al§  9^a(^foIgerS  l^ktri,  eine 
Auffaffung,  metd^er  er  \\ä)  DergebenS  burc^  rine 
gemaltt^ätige,  fpater  Don  ben  &oteftanten  »ie» 
berijiolte  (Ssegele  )u  ent)ie^en  fud^t  (DgL  De  pud., 
bef.  o.  21).  92td^t  ber  ^ierart(|ifd^e  ftird^enbegriff 
]§atie  fid^  unterbef|en  aufgeprägt,  fonft  more  bie 
6d^rift  De  praescriptionibiia  ein  Xdt^fel,  fon- 
bem  Sertullian  l^iatte  fu^  §um  Sßontoniften  ent« 
midelt ,  unb  felbft  M  fo^er  mögt  er  e$  m«^, 
ben  (gpifcopat  aU  opoftolifd^  (Einrichtung  px 
beftreiten,  ja  im  DoÜenbeten  SBiberfpru^  mit  jul^ 
felbft  mug  er  bie  !Rotl^menbigteit  bedfelbcn  für  bie 
Unoerfe^rtl^eit  beS  ®Iauben8  aiterfennen,  inbem 
er  (1.  0.)  bie  doctrina  apostolomm  bem  Amte 
ber  9if d^öf e  inl^rent  erBart  unb  nur  bie  poteetat 
apostolorum  beftreitet.  Aber  oud^  leltere  be- 
ftreitet  er  nid^t  für  bie  IBergebung  ber  Sfinben  über- 
haupt, fonbem  nur  für  bie  Sergebung  ber  d^cU 
capitalia,  tteil  ber  ^eilige  (Seift  bie  Vergebung 
berfelben  fid^  tmb  ben  «^iSeifiedmeufd^"  refettnit 
l^be.  XertuHian  befanb  ftdd  eben  ott  SRontanijl 
in  einer  peinlid^en  StDongStoge,  infofem  er  bie 
neue  ®eifte§orbnung  gegen  bie  opofioUfd^elKrd^ 
orbnung  oertl^eibigen  unb  bod^  toieber  toenigjienS 
in  ber  ipauptfad^e  an  ber  apoflolifd^  IKr^en- 
orbnung  feftl^alten  rnoOte. 

2.  ffeine  @pur  Don  9}bntani§mu8  geigen  bie  Don 
SertuUion  l^errül^renben  erften  8  ftopttel  ber  6^ 
Adyersas  Judaeos.  Sie  )mette  ^Ifte  iß  oQer 
SBa^rf^einlid^feit  nad^  bad  Sßerl  eines  (Som- 
pilatorS,  meld^er  bie  unDoDenbet  gebliebene  Schrift 
Domel^mlid^  unter  Iperübemabme  beS  brittenSBui^ 
gegen  SRarcion  DerDoEftönbigt  l^at  (Dgl.  ^of.  (ün- 
fiebler  [De  Tert  adv.  Judaeos  libro,  Aug. 
1897]  gegen  9lölbe4en,  meld^er  bie  Aed^ti^it  bee 
ganjen  @d^rift  fefi^ten  »ollte). 

3.  SBa^rfd)einIi(^  ber  montaniftif<^  $enobe 
gehört  bie  Schrift  Adveraae  Hermogenem  (f. 
b.  Art.)  an,  in  meld^er  DieIIei<^t  bie  SdjA\t  bcS 
2:]§eop^UtiS  Don  Antio<^ien  bemt^  ift  (^onuul, 
®efd6.  ber  oltd^riftl.  2itemtur  I,  200).  6ie  tfi 
Dor  De  anima  gefd^rieben  (Dgl.  De  anima  21). 
2)ie  Sd^rif t  ift  eine  Dorjügti^  gelungene  Sertbei- 
bigung  befi  c^riftli^en  6d^pfungiSbogma«  geoen 
ben  IBerfud^,  eine  ptotonifd^ie  donftrudbn  ber 
ffdrpermelt  tmter  Abtel^nung  ber  gnoftifc^en  Sma« 


1417 


ZettuIIiQit. 


1418 


nolionfle^  in  baS  d^riflliii^  2)ogma  ein}U« 
tragen,  ^ßtt  nnfiBeroinblid^en  S^iDterigfeiten, 
m  iDcl^cn  {ebe  ^ttf(^"))^ilofo))^if4e  Xl^eorie 
frontt  ii^Mi^  ^S  formloft  Aretpov  als  emiged 
thiJidp  brr  SBelt  fa|t  toerben  fd^onungSM  auf- 
gtbcdt  SQr  bie  ®efd^U^te  bcr  Speculation  ift 
bettRm^ncia  bea^tmSttert^,  boi  ber  SBegriff  einet 
entgen  imb  bo<^  »eiflnberlid^en  ÜRaterie  unüoO- 
|ie^^  ifl^  tmb  bo^  ein  ou8  contrören  ®egenfa^en 
con{Ktttfartci  Sein  unmöglid^  ift,  Dor  XOem,  menn 
tf  eipig  fein  foD.  Sie  SemeiSfül^nmg  gel^t  Dom 
Sottcttegriff  anS.  SMe  from^fl^en  SBemu^ungen 
bei  C)cnnogene9,  burd^  bie  (SegenfiberfteEungen 
bc4  IBefenajujiQnbed  ©otted  unb  ber  SRaterie  bie 
Siberiprüc^e  )u  ubenoinben,  fd^eitem,  toenn  mon 
mit  bem  OotteSbegriffe  6mft  mad^t.  S)er  ^Qu))t* 
jnm!,  bo9  Söfe  butd^  eine  blinbumltenbe  92ot^- 
ocnbighü  ju  ernSren,  toefd^e  bei  ®eftaltung  ber 
Seit  nid^t  ubemmnben  toerben  lonnte,  toirb  nid^t 
emn^t.  Stti^t  nur  mirb  ber  ©otteSbegriff  in 
gnmbltc^  unb  unn)Qrbiger  Sßeife  serftört,  fonbem 
floi^  boS  SBöfe  mirb  eine  Statumotl^roenbigfeit  unb 
eine  p^ppfd^  ^otenj  (c.  4—17).  ®ie  c.  18—85 
M^äftigfn  fi4  mit  bem  @d^riftben>ei8  bed  f)er- 
mogeneft  unb  geben  SertuUian  Seranloffung, 
oimui^rtil  bie  ®efe^  einer  Deniünftigen  (Siegefe 
}u  betonen.  2)ie  c.  36— -45  (ritifiren  bie  ber 
SRätrrie  beigelegten  gegenjo^Iic^en  ßigenfd^aften 
(eontrarietates) ,  bie  beioeifen,  ba|  bie  9(uf* 
laffung  ber  ÜRaterie  bei  ^ermogene§  ebenfo  fc^man- 
knh  wxt  nie  bei  $Iato ,  unb  baB  {ein  @qftem 
fi^  9on  bem  platonifd^en  nur  infofern  unter* 
f(tfibet.  als  an  bie  ©teile  ber  plotonifd^en  3bee 
biegftttlt^^Urfad^Iid^reit  tritt,  ^oud  (ZertuOianS 
&bcn  unb  @d!jriften  269)  ift  im  Unrecht,  loenn 
er  bitjen  ZVU  ^  Sd^rift  filr  unbefriebigenb 
erflart.  merbingS  ift  Xertuuian  auf  ben  93e- 
griff  einet  reinen  SJUglid^feit,  bie  ein  S^itter- 
btng  jmtff^  9li(^tS  unb  StmaS  ift,  meniger  ein* 
gegangen,  nnb  bad  mirb  man  il^m  nid^t  berargen. 
fr  na^  bie  !Dlaterie  aI8  ein  mirfiid^  @eienbeS, 
wib  et  bot  eS  mit  Siedet  fär  unmöglid^  gehalten, 
bo^  etmoS  (gntgegengefe|ted  überbaupt  fein  ober 
gor  Ott  ber  ®runb  bon  SlUem  auftreten  fann. 
4.  Sie  Schrift  Adversus  Valentinianos  mar 
als  9orIdufcrin  )u  einer  meitem  SBeftreitung  ber 
ktieffenben  iu>äf  in  ^Infe^en  fte^enben  @d^ule 
gebort  (ogl.  c  8  et  6).  Ob  SertuSian  biefen 
ibfbonfen  ouSgeffibrt,  bleibt  fragli^  (bgl.  9R. 
S4an),  ®ef(^id(|te  ber  römifd^n  fiiteratur,  bei 
3.  b.  Vläfler,  ^onbbud^  ber  claff.  SUtertbumS- 
«Iffenf^.  Vm,  3. 275).  Sie  ^auptqueSe  ift  baS 
sät  beS  9renäuS,  mit  meld^em,  einige  9bmei- 
d^gen  unb  Umfte&ungen  obgered^net,  bom  7.  ffa- 
pitel  an  WteS  übereinftimmt.  Ob  XertuIIian  bie 
@d^tiften  bon  3ufHn,  aiHItiabeS,  ^rocuIuS  (ber 
3tt|a|  noater  gu  festerem  meist  auf  bie  mon- 
tonifttjcbe  Seit),  met(|e  er  o.  5  nennt,  eingefel^en 
H  bleibt  fraglid^.  9htr  bie  erfien  6  ffapitel  er- 
leben «nfptm^  auf  €elbftänbigfeit  (bie  felbftan- 
bigen  Veu|emngen  finb  )ufammengefieQt  bei  ^ar- 


nodt,  ®efd^.  ber  altd^ftl.  Siteratur  1, 176  f.).  Sie 
betonen  ben  efoterifd^en  Sb^^rafter  ber  @d^ule,  ben 
SEBiffenSftoIa  ber  (Eingemeibten  unb  bie  Siel- 
geftaltigifeit  ber  balentinianifcben  ©ecten. 

5.  Ser  ^uptgmecf  ber  5  Sgäcber  Adyersua 
Marcionem,  meldte  unS  nad^  1, 1  in  britter  ober, 
ba  bie  gmeite  Bearbeitung  niemals  boQftanbig  er- 
fd^ien,  in  gmeiter  SluSgabe  borliegen,  beftcbt  in 
bem  9tad^meiS  bon  ber  ginbeit  beS  göttlicben 
SBefenS,  bon  ber  Harmonie  ber  g5ttlid()en  93er- 
anftaltungen  unb  bon  ber  ©i^ftematil  ber  gött- 
lid^en  %fyAtn  gegenüber  einem  ®egner,  ber  überall 
einen  Ilaffenben,  }u  principieOem  metapl^Qftfd^em 
SualiSmuS  fübrenbenSßiberfprucb  gefd^affen  botte, 
obmobi  bie  f^ftematifc^e  @pecuIation  über  bie  legten 
®rünbe  feiner  Sntitbefen  bem  auf  baS  $ralti|d^e 
gerid^teten  SRardon  (f.  b.  9rt)  fremb  mar.  SaS 
erfte  SBud^,  gegen  bie  gmei  ®ottbeiten  SRarcionS 
gertd^tet,  er^^t  ben  Rem  ber  gfrage  im  Segriff 
beS  götttid^en  9BefenS  als  ber  abfoluten  SSoU- 
fommenbeit  (sunmum  magnum,  c.  2—8)  unb 
untertoirft  (c.  9 — 22)  „ben  unbefannten  ©otf* 
einer  bemid^tenben  ffriäf,  inbem  bie  SBered^tigung 
unb  9lotbmenbig!eit  ber  natürlicben  ^beologie,  bie 
9Bege  berfelben  unb  baS  Serböltni^  gur  über- 
natürtid^en  Offenbarung  erörtert  merben  (bgl. 
Adv.  Marc.  2,  3.  5;  4,  25;  De  spectac.  2; 
De  test.  an.  5.  6  u.  f.  to.).  Sie  c.  22—29 
geigen,  ba^  bie  „reine  ©üte",  meldte  SRarcion  für 
feinen  @ott  ufurpirte,  gum  epicuröifd^en  ®otteS- 
begriff  fübrt,  bie  ®üte  beS  fittlid^en  SSerlbeS  ent- 
Reibet  unb  fomit  fie  aufbebt.  SRand^e  Ungereimt- 
beiten,  melcbe  für  baS  CrlöfungSmerf  unb  bie 
St^if  fid^  ergeben,  merben  treffenb  berborgeboben. 
Ser  Sormurf  ^onwdfS  (Sogmengcfd^.  1, 481  ff.), 
biefe  apoIogetifd^-pbiIofopbifcf)e  Xbeologie  b^be 
eigentlid^  für  ben  gnoftifd^en  Semiurg  gegen  hm 
gnoftifd^en  bbd^ften  ®ott  argumentirt,  niemals 
babe  fie  bie  gfrage  gefteOt,  mie  biefer  böd^fte  ®ott 
ber  @d^5pfer  fein  fönne,  ift  fad^Ii(b  nicbtSfagenb ; 
man  bemieS  Ja  gerabe«  ba^  Seibe  nur  Siner  fein 
fdnnen,  unb  bie  SIpologie  beS  Semiurgen  mar  \a 
bie  ^ologie  beS  böd^iften  ®otteS.  Ser  bamit  gu- 
fammenbangenbc  meitcre  95ormurf,  ber  Semiurg 
fei  bertbeibigt  morben,  meil  er  nötbig  fei  als  baS 
aSefen,  baS  bie  SBelt  erflöre,  ber  böcbfte  gnofiifd^- 
marcionitifd^e  ®ott  fei  eben  ber  ®ott  ber  Sr- 
Idfung,  unb  inbem  man  gegen  biefen  für  erftem 
eingetreten  fei,  bobe  man  offenbart,  maS  man  in 
ber  Religion  alS  baS  g^unbament  unb  maS  als 
SIccibenS  angefeben  b^ibe,  ftettt  bie  Sad^Iage  ge- 
rabegu  auf  ben  if  opf  unb  ift  nur  berftänblid^  bom 
©tanbpunfte  beS  „©efüblSglaubenS"  auS.  aller- 
bingS  feinem  ®egner  gegenüber,  „biefem  ^t» 
pröfentanten  eines  menngleid^  fid^  felbft  nod^  nid^t 
berftc^enben  protefiantifd^cn  ®eifteS"  (9leanber 
a.  a.  O.  401),  fyd  ^ertuOtan  eine  Sleligion, 
meldte  bie  Seit  unb  ibre  Sb^^f(><^en  nid^t  erflört 
unb  bie  g^agen  ber  SSernunft  in  einem  bemunft- 
mibrigcn  SualiSmuS  untergeben  Id|t,  um  im 
«©ergenSglauben"  einer  gang  unbermittelten  6r- 


1419 


XertuIIiatu 


im 


löfung,  einem  deus  ex  machina  fld^  ]^tn}Ugeben, 
abgelel^nt,  nid^t  in  legtet  SBeaiel^ung  im  3ntetef{e 
ber  erI5(ung  felbft.  —  S)oe  ^toeite  Snd^  bemeidt, 
hai  ber  Sd^öpfergott  bet  gute  ®ott  tfi  ßin  be- 
fonberefi  !Betbtenft  XertuHianS  ift  t&,  ba|  et  fo- 
IDO^I  bie  leitenbe  3lotm  unferer  analogen  ®otteS" 
erfenntni^  afö  au^  baS  tt)a^re  SBefen  beS  Slntbto- 
))omorp]^i§mu8  (Dgl.  2,  16)  Hat  befümmt  l^at 
%uf  einem  aRiguerrtönbniB  feiner  %u8bru(len)eife 
berul^t  ber  SBormurf,  ^ba|  geküiffe  Sigenfd^aften 
®otte8  nur  aOmöIig  lerDortreten"*.  3laä^  Zer* 
tuHian  jtnb  alle  Sigenfd^aften  ©otteS  naturalia 
unb  isgenita.  2)ie  ©ered^Kgfeit  ift  mit  ber  @üte 
ibentifdd;  ba|  erßere  ftd^  aI9  ©trafgere(i^tigleit 
äußert,  ift  „aufäUig",  nid^t  atö  ob  biefee  „p 
föDig"  in  @ott  l^ineinfaüe,  fonbem  biefe  9eu|e- 
rung  be§  göttlid^en  SBejenS  toar  bebingt  burd^  bie 
©d^ulb  ber  ©ünbe  (ögL  c.  7—18).  3u  bem 
Seften ,  maS  ZertuQian  gef d^rieben  l^at,  gehören 
bie  9u8fubningen  über  baS  Problem  ber  @unbe 
unb  bie  äBtOenSfrei^it  unb  bie  ^))oIogie  befi 
$rüfung8gebote8  (ogl.  ®.  ßffer,  S)ie  Seelenlel^re 
lertuttionS,  greiburg  1893,  188  ff.).  —  ffiaS 
britte  93ud^  befömpft  bie  mordonitif^e  Sl^fto- 
(ogie  üon  einem  breifad^en  ©efid^tspunlte  auS. 
a.  Sine  unvermittelte,  i)Iö|Iid^  ^ert^orbred^enbe  6r- 
löfung  ift  ©otted  unmürbig  unb  für  ben  ÜRen« 
fd(|en  unglaubmütbig.  b.  S)er  rabicale  SofetiS» 
mu8  9)}arcion8  ift  Qupfung  unb  3erft5rung  bed 
Srttferg  tt^ie  bed  ganzen  ^eifämerfeS.  c.  S)ie 
SBeiSfagungen  beS  9Iten  SunbeS  fmb  ber  SBemeiS, 
ba|  ber  erfd^ienene  Sriöfer  ber  (Sl^riftuS  befi 
9BeItenfd^5))fer8  ift.  —  S)ad  üierte  unb  ba§  fünfte 
S8ud^ ,  für  bie  ®ef d^i(^te  bed  Sanond  t)on  großer 
Sßiddtigfeit,  rid^ten  fid^  gegen  baS  ^St)angeUum'' 
unb  ,,%poftoIicum''  SRarcionS  (bgl.  Sal^n,  ©efd^. 
bed  neuteftamentl.  Sanond  11, 1,  455  ff.).  Sßenn 
SRarcion  ald  ber  ,,erfte''  gefeiert  mirb,  ber  eine 
l^iftorifd^e  jhitil  aQer  (^ri'tlid^en  Ueberlieferungen 
tmtemommen  fyiU,  fo  liefert  er  aud^  ben  SeioeiS, 
gu  koeld^en  fouDerönen  ©emaltftrei^en  fi^  biefe 
jhritil  gleid^  in  il^rem  erften  Vertreter  erl^ob.  Uebri- 
gen§  ftel^t  feine  ^b^fio^f^^^"  fMtü  lebiglid^  unter 
bem  ginflug  feiner  bogmatifd^en  Sl^eorien.  3n 
ben  Schriften  gegen  97larcion  ftnben  fid^  bie  k)iel- 
umftrittenen  tHeu^erungen  2:ertu&iang  über  bie 
Sud^ariftie.  3n  }ablreid^en  @tellcu  (De  res. 
cam.  8 ;  De  Idol.  7 ;  De  pudic.  9 ;  De  spect. 
13.  29 ;  De  erat.  19 ;  De  cor.  mil.  3 ;  Ad  uxor. 
2f  5.  9;  De  exboit.  cast  11;  De  fiiga  14) 
bezeugt  ZertuUian  fottol^I  bie  reole  ©egenmart 
61}nfti  im  @acramente  toit  baS  eud^ariftif  d^e  Opfer, 
ben  @ni))fang  ber  ßud^ariftie  in  SSerbinbung  mit 
bem  Opfer,  baS  £ragen  berfelben  nad^  ^aufe,  ben 
nüchternen  Smpfang  berfelben.  S)ie  oft  betonte 
3bee  Dom  allgemeinen  ^irieftert^um  unb  bem 
Opfer  bed  ©ebeteS  fc^toäd^en  bie  IBemeiSfraft  biefer 
SteUcu  nid^t ;  benn  baS  Opfer  beS  ©ebeted  mirb 
audbrüdlid^  Dom  eud^arifiifc^en  Opfer  ber  ®e« 
meinbe  unterfd^ieben.  S)ie  oielf ad^  gebeutete  ©teQe 
De  erat.  6  (Corpus  in  pane  censetur :  Hoc 


est  corpus  meum)  ifi  foIgenOerma^  )u  edUmL 
XertuOian  loiSfagen;  S)ci8Bort  panem  im  le- 
bete be8  ^tan  f$Iie|t  eine  breifa<!^  Sebeufamg 
ein.  SS  rann  carnaliter  l9on  ber  leQlfabm  Sal^ 
rung  unb  spiritaliier  fomol^  t)on  (B^jtuS  feOft 
als  Don  fernem  eud^füfd^en  Seibe  tmfMen 
merben.  SekteteSbemeidt  er  infuqerSkirfblhuig 
burd^  9nfÜ9rung  ber  Ctnfejpmgdttortc.  Gauen 
fielet  olfo  bier  nid^  =  est,  fonbem  in  bm  imi« 
ftifd^en  @tnne  =  einregiftrirt,  rubricirt  neäm 
Sfür  bie  ämpanationdlel^re  nimmt  man  olfo  biefe 
@teSe  mit  Unred^t  in  Snfptud^.  S>a^  bie  m\t 
©egentoort  getel^rt  toirb,  foI{^  auS  bem  !Rad^o^. 
S)er  ,,unmiberlegli((e  SemetS" ,  ba^  ZertuUion 
@9mboKfer  gemefen  fei,  foE  avA  ben  6(^riften 
gegen  SRardon  fid^  ergeben.  Unb  bocb  voMbt 
ZertuOian  gegen  Storcion  nid^tS,  »ol^I  aber  gegen 
ftd^  felbft  argumentirt  fyAtn,  »enn  er  ni($il  bie 
Stealität  beS  eud^arifUfd^en  SbriftuS  gerabe  fo  feft* 
gehalten  l^atte  mie  bie  reale  !Dlenf<!^b<it :  f örmli^ 
eril&rt  er  fu^  felbft  Adv.  Marc.  5,  8.  S)ie  6teQ( 
li  14  (panem,  quo  ipsum  corpus  suom  re- 
praesentat)  le^rt  bie  reale  ©egenmort  fr^n 
burd^  benSufatf  ipsum  unb  loeil  repraesentare 
=  praesentem  exhibere  ftel^t  ^e  Stelle  8, 19 
mill  bie  3bentität  befi  @(!böpfergotted  mit  bem 
Sater  3efu  (^rifti  baburd^  betoeifen,  ba^  S^njiuS 
ein  93orbiIb  beS  9Iten  XeflamenteS  (3er.  11, 19) 
erfüDte;  fie  fej^  bie  Sbentitöt  beS  eu^ariftif^ai 
SeibeS  mit  bem  am  ftreuy  geopferten  Doraufi  (t)gl 
Seimbad^,  Seitr.  iur%benbDUif|lS(e]^reS:ertu&tan§, 
©otl^  1874, 6  ff.  33  ff.).  Sie  umftrittenße  @teQe 
ift  4,  40 :  Panem  diiBtribatum  discipulis  cor- 
pus suuxD  illum  fecit^  hoc  est  corpus  meum 
dioendo,  i.  e.  figura  corporis  meL  SBürbe  ber 
Untere  3ufa|  ben  Sinn  ^aben:  ,,ein  Symbol 
meines  SeibeS",  fo  mürbe  er  ben  Dori^ge^enbm 
@a^  aufl^eben,  unb  }ubem  l^e  XertuOion  gegen 
fid^  felbft  argumentirt.  SBürbe  er  ben  3ufajf  ge* 
mad^t  l^aben,  um  bie  «.rdmifd^  9lnfui(|t  Don  bet 
SSermanblung"  auSjufd^lielen,  fo  Rotten  foiDo^l 
ber  Dorl^ergebenbe  @a|  toie  bie  nadbfolgenbec 
i^re  firenge  SetoeiSfraft  unb  i|^re  Sebeutung  Dec- 
loren.  ZertuHian  fugt  n&mlid^  l^inju:  Figort 
autem  non  fuisset,  nisi  yeritaixs  esset  corpus. 
Cetenun  yacua  res,  quod  est  phantasma, 
figuram  capere  non  potest  Aut  si  propterea 
panem  corpus  sibi  &mt,  quia  corporis  es- 
rebat  veritate,  ergo  panem  debnit  tradere 
pro  nobis.  Faciebat  autem  ad  Tanitatem 
Marcionis,  nt  panis  cnicifigeretur.  ZeduIIian 
mod^t  alfo  ben3ufaj(,  um  biemardonitifc^Scu« 
tung  beS  hoc  abjumeifen,  a(d  ob  C^luS,  bcS 
menfd^tid^en  SeibeS  entbel^renb,  9rob  ald  (Erjot 
berfelben  l^ingefteOt  l^e.  S)er  ma^  Seib  (E|rijä 
ifl  unter  ber  öxi^ntm  Srfd^einung9meife  (figura) 
beS  SBrobeS  gegemoörtig ;  ein  $^ntaSnia  toxm 
aud^  nid^t  unter  einer  figura  gegenmortig  fei^,  ba 
biefe  ein  Sccibenfi  einer  @ubftau}  ift  (Dg^.  5, 20, 
oo  figura  im  Ser^tnift  ^ux  Subftan}  DonXei« 
tuQinn  felbft  erttärt  mirb).  3>ie  (at^Iifd^  Suf* 


1421 


XertuIIian. 


1422 


fajfung  gttt  fomit  bie  notätlidjfte  SrHScung  ber 
äi&i ;  uim5t^ig  iß  cft«  biefelbe  burd^  ein  ^Qper« 
boton  jn  (dlaren. 

6. 3n  ber  Sil^rift  Adversua  Prazeam  ti\üp\t 

lotQÜidn  too^rfd^einli^  an  ben  9tamen  bc5  ^ra- 

ltti  an  mit  9lü(t{t4t  ouf  ben  frii()em,  buti^  einen 

j(^i4en  SBiberruf  beS  ^roceoS  beenbeten@tnit, 

her  bimid  bic  Sn^nger  bedfelben  »ieber  gut  l^eDen 

gflomme  oudgebro^en  loar  (o.  1).  2)er  SSortnurf, 

^jaffoA  (unb  feine  Snl^nger)  ibentificirten  ben 

Sota  mU  bem  €o]^e  cmä^  ber  $er{on  nad^,  toith 

Don  XcctttlUan  (unb  onbere  OueQen  aber  i^n 

pbm  unfi  nid^  gu  (Bebote)  fo  oft  unb  in  fo  un- 

nriftDoil&ibttc^en  gformeln  er^ben,  ba|  bie  %n« 

nabmc  unmdgKd^  ed^eint,  XertuUian  b^be  gu 

(fornfien  fcined  ongebltd^  SuborbinotianiSmud 

Aitf  ber  fie^  beS  ^roseoS  borgebttd^e  Son- 

reouenien  snoitn,  an  meldte  bie{er  nic^t  gebaut 

hebt    SDabei  bleibt  imtnerbin  bie  gfrage  eine 

ojjene«  loeld^  ber  @taube  ber  dmplices,  idiotae 

(c  3)  q/tm^  fei  SebenfaU  {inb  biefelben  burd^ 

bic  Angabe,  ba|  fte  unter  bem  £ofungdtt)orte 

monarehtam  tenemoB  j[d>en  ißot^t^eidmuS  unb 

SütetSmui  ablehnten  imb,  ftd^  einfad^  an  bie 

(MoubenSregel  baltenb,  @d^eu  litten  Dor  ber 

^Occonomie*,  )u  ungenügenb  d^rafterifirt.  3n- 

bnn  ^ernomi  (S)ie  römifd^  jfird^e  142—276) 

bie2rtnit(USIebre  XertuUianS  unter  bem  ®efid^t3« 

imtifte  beitztbeilte,  [le  {ei  gegen  SaHiftuS  unb  bie 

trobttionelle  Sebre  ber  römijcben  JHrd^e  gerid^tet, 

im  a  trol  mond^er  rid^tigen  SBeobad^tungen  )u 

eiua  im  S&efentlid^en  berfcblten  Sujfaffung  ber 

£t^  ZcrtuBionS.  S)ie  fiogodle^re  ift  in  i^ren 

Srimb}ugen  f^on  ApoL  21  niebergelegt.   Sie 

Ki|((bß  gegebene  S^ifung  unus  ambo  mirb  ivoox 

Adr.  Praxeam  toermorfen,  unb  bie  anbere,  mo- 

Mo  altanim,  non  numero,  abge&nbert  in  nume- 

nu  lina  divisione,  ober  mit  Uured^t  folgert  man 

hxrmA,  XertuUion  fyiit  frü^r  auf  einem  anbem 

etanh^nmSe  geftonben  unb  fei  fpoter  )u  einem 

uincni  ®it^ei§muS  foctgetrieben  loorben.    Sie 

Sotmetn  im  Apologeticos  rid^ten  fid^  gegen  ben 

ik»l9t6eitau8  unb  bie  ))](|iIofo))bifd^e  Sogodle^re ; 

grgemiier  bem  IRominaliSmuS  ber  @toa  mirb  bie 

propria  sobetantia  beS  SogoS  betont    @an) 

bm^elben  6tanbpunlt  nimmt  in  biefer  C^infid^t 

ierlullian  in  Ady.  Praxeam  ein.  Sie  gformel 

imoBambo  mu^  OertDorfen  loerben,  meun  ^e 

^ur  £augnung  beS  $erfonenunterfd^iebeS  mi^- 

hmäft  mürbe.    Sa|  StertuDian  bie  SBefenS* 

goncinf^aft  ber  brei  ^erfonen  unb  bie  (Einheit 

bct  Subflanj  feftgebalten  babe,  fann  feinem  Stoeifel 

nnteHlegen»  ebenfo  menig,  ba|  er  bie  Sinbeit  nid(|t 

aS  eine  Irt  ^Njtm  @ottungSbegriffe8  betrad^tet, 

fonbecn  bim|  bod  Urfprungdoerbältni^  begrünbet 
tQt(ogL&2: . . . onus  sit  omnia,  dum  exuno 

omnia  per  aabstantiae  seilicet  unitatem  . . . 

iiu  miios  Bubstantiae  et  uniufi  etatus  et 

vnius  potestatis;  c.  12:  trinitas,  connexa  in 

onitate  ninplici).  SBaS  iQamad  (Sogmengefd^. 

t.  m-,  II,  287)  über  bie  IBegriffe  snbstantia, 


persona,  natura  bei  XertuSian  fd^reibt,  um  nod^ 
gumeifen,  ba^  burd^  iuriftifd^e  g^ictionen  bie  gfor* 
mein  für  bie  fp&tere  Ortbobosie  gefd^ffen  morben 
maren,  ift  fo  oberflödDItd^  mie  nur  m5gltd(^.  Sbenfo 
oberffad^Ii^  ift  bie  9nnobme  (a.  a.  0. 1, 665),  ba| 
bie  Sinl^eit  ®otte8  bIo|  als  ein  unicum  Imperium 
gefa^  morben  fei,  meld^  (Sott  burcb  beliebige 
officiales  üerttmlten  lafjen  fönne.  @ie  berubt  auf 
einem  !Dli^oerftönbni|  beö  c.  8  Adv.  Praxeam, 
metd^eS  )ur  innem  (Sonftitution  ber  £rinitat  nur 
in  einer  ou^em  Se^iel^ung  ftebt,  inbem  e8  einen 
@d^Iu|  a  fortiori  ^ie^t  gegen  benSOti^broud^  beS 
SBorted  monarchia.  ®egen  bie  ^SUmö^erung  an 
bie  gtu>ftifcbe  Seontnlel^re"  1^  XertuUian  felbji 
(o.  8)  fo  energifd(^e  Sermabrung  eingelegt,  ba| 
man  il^  fein  äBort  ]^in}U}ufügen  brauet.  ®egen 
ben  SSonourf,  i,ein  ))biIofo))biid^  ®otte8begriff 
fei  als  jfird^enle^re  aufgefteUt  morben",  mebren 
fid^  nid^t  nur  bie  gan^e  Sd^rift  Adv.  Praxeam, 
fonbem  aud^  bie  SuSfübrungen  gegen  fyx* 
mogenefi  unb  SDlarcion.  Sin  3tt>eifd  fann  nur 
barüber  fein,  ob  XertuQian  im  SuborbinatianiS- 
muö  fleden  geblieben  ift.  Sei  ber  Söfung  biefa 
Sirage  ift  ber  Sinflu^  ber  bogmatifd^en  Sel^rent- 
midlungbeibenSlpoIogetenjuoerädfft^tigen.  SaS 
innere  ^er^tni^  beS  SogoS  }um  Sater  ift  nid^t 
losgelöst  oon  ber  9e)iebung  ®otteS  )ur  9BeU. 
infolge  biefer  gfragefteUung  unter  9Ritmirfung 
ber  Unterf (Reibung  jmifd^en  A670C  Ivdiadetoc  unb 
icpo<poptjuic  mirb  bem  fiogoS  ein  aÜmöIigeS  ^er» 
Dortreten  auS  bem  Sater  bis  gur  perfecta  nati- 
vitas  beigelegt,  meldte  bei  ber  SSßeltfd^opfung  ein« 
trat  (c.  7).  ^ier  erft  erbielt  ber  fiogoS  ben  oollen 
9{amen  @obn.  @o  erflören  ftd^  QuSbräde  mie 
Adv.  Hermog.  3 :  Fuit  tempus,  com  filius  non 
fuit.  9lber  menn  aud^  2:ertuUian,  abböitgig  oon 
bem  bamaligen  @tanbe  ber  fveculatioen  (Erörte- 
rung beS  SogmaS,  ben  legten  entfd^enben 
Sd^ritt  nid^t  getban  ^at,  fo  fommt  er  bemfelben 
febr  nal^e,  infofern  er  bem  fiogoS  au(^  in  feiner 
innergöttlid(^en  ßsifteu)  bie  proprietas  substan- 
tiae  )ufd^reibt  unb  i|m  baS  ^erfonfein  beilegt 
(res  et  persona,  c.  5  et  7).  gfür  mand^e  Un« 
ebettl^eiten  fetner  ZrinitätSle^re  gibt  er  felbft  ge» 
mifferma|en  bie  Sonectur.  9bfd^Ue|enb  tcmn 
man  fagen:  ^Sr  ergebt  ftd^  in  ben  ^rop^ßen  beS 
nicanif^en  ®ebaubeS,  fommt  in  li^tDoÜen  9uS« 
brüden  unb  SBenbungen  bem  nicönifd^en  @tanb* 
punfte  na^e,  ol^ne  ibn  bod^  im  ®an3en  gu  erreid^en; 
eS  gefd^äbe  il^m  baS  fd^merfte  Unred^t,  moQte  mon 
bel^upten,  er  fd^mebe  unentfd{|ieben  gmifd^en  bem 
nicänifd^en  ®lauben  unb  ber  arianif^en  ^drefie'' 
(ftubn,  Sie  d^riftl.  Sebre  t).  b.  Sreieinigfeit,  Tü- 
bingen 1857, 187).  ^terouQmuS  ermabnt  (De  vir. 
OL  70)  ein  SBerf  SlertuOianS  über  bie  XrinÜöt; 
iebod^  if}  unter  bemfelben  bie  @d^ft  9tot)atianS 
gu  oerfteben,  meldte  fd^on  früb  unter  bem  9lamen 
ZertuUtanS  ober  (S^prianS  curfirte  (^madC,  (Sefd^. 
ber  alt^riftl.  Siter.  I,  654  u.  674). 

7.  3n  ber  Sd^rtft  De  came  Christi  mirb  boS 
t$actum  ber  göttlid^en  Sucamation  gegen  oerfd^ie- 


142B 


XettuIIion. 


1424 


bem  formen  beS  S)ofeti8mu8  (f.  b.  9rt.  S)o!eten) 
Dertl^eibigt.  9Rtt  feiner  gonaen  ©etfteSmodbt  unb 
Qkbanfenfroß  mirft  ftd^  Xertullian  biefem  ooben- 
lofen  @)>iTitualidmu9  entgegen,  rnn  bie  eigentUd^ 
ielebenbe  9Ritte  feiner  ganzen  tl^oretif(^en  unb 
))rQ!tifd^en  Sorftettung  beS  (El^riftent^umd ,  bie 
gan}e  äBal^r^eit  ei^rifti  unb  bie  (Erldfung  beS 
gangen  3Renfd^en  )u  bertl^eibigen.  S)er  gonge 
XertuSian  fprid^t  auS  bem  oft  mi|6roud^ten  $ara* 
bo^on :  Credo,  quia  ineptmn  (c  5),  mit  mel<^em 
er  old  abfurb  iene  ihitif  ber  Vernunft  ^infteOt, 
meldiie  bo«  aRaf;  bed  SRöglid^en  in  ber  SSefd^ränft- 
l^eit  ber  menfd^Ud^i  Srfenntni^  finben  tuiQ  unb 
baburdi  bie  3bee  @otte8  t)erneinert  unb  feine  Un« 
enblid^Ieit  läugnet.  ^enlid^i  unb  gebanfentief  ift 
bie  9bl^QnbIung  über  bie  füitbenlofe  92atur  C^rifti 
(ex  genere,  non  ex  vitio  Adae),  über  bie  (Er* 
l^ebung  unb  Heiligung  aUeS  SRenfd^Iid^en  burd^ 
biefe  nova  natiyitas  (o.  16),  fonrie  bie  Sertl^ei- 
bigung  ber  »o^ren  9Rutter-  unb  3ungfroufdtiaft 
aRoria'S  (c.  17 sqq.;  bajelbft  aud^  bie  ^araUele 
gttifd^en  Cba  unb  SRorio).  Somit  bie  ttxi^re 
!Dlutter{d^aft  unb  bie  toirflid^e  ®eburt  in  feiner 
Seife  in  ©efol^r  lomme,  fteüt  er  ben  ©o^  ouf : 
Yirgo  quantum  a  viro,  non  virgo  quantum  a 
partu  <c.  23);  er  richtet  fid^  gegen  biejenigen, 
meldte  boS  ex  virgine  in  per  virginem  um- 
&nberten  (c.  20).  S)o^  bie  ginigung  ber  jmei 
unDerfel^rten  unb  unüermifd^ten  Staturen  in  ber 
$erfon  ftottfonb,  bo^  feine  Umn^anblung  ber 
göttlichen  ütatur  in  bie  menfd^Iid^e  nod^  umgefel^ 
unb  ebenfo  toenig  eine  9)lif^ung  berfelben  gu  einer 
britten  9Iatur  benfbar  fei,  mirb  Adv.  Prax.  27 
unb  De  came  ChrlBti  8  sqq.  mit  Argumenten 
bemiefen,  meld^  a(8  ftid^|alttg  gu  oEen  Seiten 
mieberbolt  morben  ftnb. 

8.  S)em  3^^^  nod^  ^öngt  mit  ber  Dörfer* 
gel^enben  bie  Schrift  De  resurrectione  camis 
gufommen  (ügl.  c.  2),  nod^  De  anima  unb  Ady. 
Marc,  gefd^rieben.  31^r  ^nl^It  berül^rt  ftd^  Diel« 
f ad^  mit  ben  onberen  potriftifd^n  SSer^eibtgfungS* 
fd^riften  beSfelben  S)ogma8  (f.  b.  Sri  Auferfte^ung 
beS  gleifd^ed).  Sefonberd  l^orgu^eben  ift  bie 
flor  erfaßte  unb  mit  pbi^ofopl^ifd^er  Sd^örf e  btnd^- 
gefül^rte  Seigre  Don  ber  9taturetnbeit  beS  3Renfd^en 
mit  ber  SEBed^fetoirfung  gmifd^en  @eele  unb  Seib, 
fott)ie  bie  in  erl^abenem  @d^munge  ber  Sprod^e 
gefd()tlberte  Sßilrbe  bed  menfd^Ud^en  fieibeS  unb  bie 
Sebeutung  bed{elben  für  bie  SnttDidlung  ber 
menfd^Iid^en  Statur  in  ber  notürlid^cn  tmb  uber- 
notürlit^ien  Drbnung  (c.  6 — 1 8).  ffiief e  tief  finnigen 
Ausführungen  reinigen  ben  SBerf.  ein«  für  aüemol 
t>ou  bem  93ormurfe,  bo^  er  „bie  et^ifd^e  Sebeutung 
bed  Seibed  Derfonnt,  boS  finnlid^  Seben  gong  in 
feiner  Siol^eit  gelaf Jen  fyxU,  um  ed  bann  gu  Der- 
bammen, bo^  ber  tertuUianifd^e  Sbrift  nur  ein 
auf  einer  Seftie  reitenbcr  gngel  fei*.  Aflerbingö 
ift  er  nid^t  boDon  freigujpred^en,  bo^  er  bei  feiner 
fd(|roffen  Siaturonloge,  befonberd  oIS  er  im  mon« 
taniftifd^n  SiigoriSmuS  DerftridFt  mar,  bie  SDtö^- 
gung  Dermiffen  lie^.  Die  c.  18 — 55  bringen  ben 


Sd^riftbemeid,  beginnenb  mit  einer  ^ermeneiittf(^ 
Erörterung  über  bie  Allegorie  unb  tbre  Amoen* 
bung  in  ber  l^ligen  Sd^rift  S)cr  €d^Iu^  (c  56 
ad  68)  Derbreitet  fid^  über  bk  9lat«r  befi  Auf* 
erftebungftleibefi. 

An  bie  bogmotifd^  Stiften  rti^  ttir  an 
bie  gmei  6d^riften  Zertu&iau§  wü  Dorimegenb 
)>^iIofo))l^if(!^em  Snl^Ite:  a.  9M  gotbenc 
Süd^Iein  De  tesümonio  animae,  ber  tat^olif^en 
^ßeriobe  ongel^örenb,  »elc^ed  ben  ApoL  17  fm) 
berül^en  ®ebanten  Don  ber  anima  naiuraliter 
ohristiana  meiter  enttt)i(felt  Zertulion,  but4> 
brungen  Don  bem  ®ebanfen,  ba^  boS  C^pent^m 
ben  ®runbbebürfniffen  bet  menfd^fi^en  Seele  ent* 
f))rid^t,  »10  ben  Slid  ^inrit^ten  auf  biejienism 
SBo^rl^iten,  meldte  bie  Seele  o^e  bef onbere  Ae» 
flei^on  Ott  ben  SBiberfd^n  beS  in  il^  »o^enben 
Si^ted  ))robucirt.  Stefer  Stonbpunft  UMrr  (rroftif^ 
gered^tf ertigt  gu  einer  Seit,  bo  einerfetiS  bie  SfepftI 
AUed  gemogte,  onbererfeitS  bie  @toa  ben  @aj|  oon 
ber  @ottDermanbtf d^oft  ber  Seele  oI9  einen  ^onpt» 
lel^rfo^  ber  Sd^ule  aufgefteOt  botte.  SHe  testi- 
monia  animae  (senaus  oommunee)  erftredm 
fic^  auf  bod  Dofein  (SotteS  unb  feine  ^emptei^* 
td^often,  bie  Unfterblid^feit  ber  Seele  unb  il^ 
Snbguftonb  unb  auf  baS  Dofein  beS  85fen.  2)er 
Semeis  grfinbet  ft^  gunü^fl  auf  baS  fubjedioe 
Semugtfein;  biefefi  l^t  ober  eine  objecÜDe  9^ 
beutung ,  meil  eS  ber  unDeröugerIi<^e  9efi|  ber 
gangen  SRenfd^l^eit  ift,  meld^ier  unobl^gig  ift  Don 
Unterrid^t  unb  )>]^UQfo))bif<^n  X^orien,  Ueber- 
tieferung  unb  Sprod^e.  S)er  SemeiS  ift  olfo  ein 
opofieriorif (i^er,  ein  Sd^Iu^,  meldten  bie  Seele  un« 
miDfürlid^  gie^t  Don  ber  »eolitöt  ibteft  2)enftn3 
unb  Strebend  auf  bie  {Realität  beS  ObjjecteS  unb 
3ieM.  9)litteI6ar  ift  e9  ein  göttlid^  3eiionii 
infofem  (Sott  burd^  bie  gottebenbilblii^e  eeele 
ein  3^gni|  ablegt.  9Ran  ginge  fe|I,  menn  mon 
bei  XertuOian  bie  Seigre  Don  einer  fertigen  an- 
geborenen ®ottedibee  ftnben  mollte,  mie  ft^on 
ber  3ufammen]^ng  feiner  AuSfii^rungen  mtt  ber 
ftoifd^  Se^e  über  bie  irpoXi^^tc  bemeiSt  (ugl. 
Stein,  $fQd^ologie  ber  Stoa  II,  93erfin  1888, 
228  ff.). 

b.  De  anima,  eine  frü^r  menig  beod^ 
Sd^rift,  meld^er  man  iejft  einen  (Sfyctnpla!^  in  ber 
miffenfd^oftKd^  Siterotur  ber  ffoifergeit  onvetit 
(Dgl.  9R.  Sd^ong  o.  o.  O.  289).  S9  i|t  We 
erfte  d^riftlid^e  ^fQd^oIogie,  feineSmegfi  eine  Ati^« 
lefe  ouS  ber  Stoa,  nod^  Diel  meniger  Dom  Sionb* 
))unfte  ber  ftoifd^nt  SBeltonfd^uung  gHtl^deben. 
fonbem  eine  buri^ouS  feCbfiönbtge  Aroeit  troj^ 
mand^er  Ab^öngigfeit  Don  ftoifd^,  ober  bun!^* 
meg  fod^Ii^  corrigtrten  Se^rfä^  S>ie  pfQ^O' 
logifd^en  t^rogen  fntb  in  ^erbinbung  mit  t^o* 
logifd^  Problemen  be^belt.  XertuSion  baut 
auf  bem  boppelten  ®runbe  beS  ®bniben6  unb  ber 
Semunft,  o^ne  inbe|  bcibe  guibentifidren.  Audi 
feine  ^fQd^ologie  jeigt  ben  Apologeten:  fle  tragt 
burd^meg  ontignoftifd^eft  @epröge,  unb  Don  bitfem 
®efid^tdpunfte  ouS  ift  fie  gu  beurtl^ilen.  (Ebetijo 


1425 


J:et§. 


1426 


n4tä  fi^  fmif  f^orfe  SBetttttl^eaime  ber  fßl^ilo- 
fop^e  (e.  1—3)  tDettigftend  bn  Xenben}  tiac^ 

gn  Me  ^tcfie  fan  ®eioanbe  ber  $^fo))l^ie. 
€(tinft  te|t  baS  Derloten  gegangene  Sud^  De 
otnsfl  animae  DorouS.  3n  ber  SSefenSbefHm* 
mimg  ber  @eele  al9  flatus  Dei  fyxüt  XertuUian 
iMii  listigen  Xermfamd  gegen  ben  WaterioIiSmud 
be4  £ynnogenc9  unb  ben  Spiritualismus  ber 
Ünt^i\kt  gefunben  (DgL  Adv.  Marc.  2,  9).  @o- 
mit  ge(|t  er  gteid^  über  }u  ben  naturalia  animae 
(Cw  ^—23).  Sr  Dert^igt  eingel^enb  bie  ftörper« 
li^fcit  ber  €eele,  ^uptfäd^Iid^  um  bie  »eolitat 

^jclben  )u  nml^ren ;  iebo4  W  ^^  ^  ^^^  ^^ 
SocfhlUmg,  biefeAe  fei  ein  oudgebe^nted,  toenn 
aii4  etn^tlid^  (äonit,  nid^t  (odmad^en  lönnen. 
Slädtic^  mären  mand^  feiner  Söfungen  ge« 
»efm,  tDtnn  er  ben  ftoifd^  SReoKSmuS  Aber« 
mnben  ^ätte ;  ober  feineSmegS  ifl  feine  $fQd^o« 
togie  moterialiftifc^ ;  mit  bem  ftoif d^en  9Roni9muS 
Ijtft  Xertullian  nid^td  gemein,  berfelbe  ifl  förmlid^ 
bttndbro^nt.  filar  tritt  bie  Sin^eit  ber  @eele  unb 
i^  SebenS  ^or,  rin  Jpouptpuntt  feiner  ^f^d^o« 
togic.  SDir  DerU)etfen  auf  bie  S)arlegung  beS  Ser» 
WitntjjeS  Don  4^u)^  unb  vou«,  auf  bie  ffritif  ber 
platomf^en  2>reit$eitung  unb  ber  platonifd^« 
gno^fd^  (Erfenntni^tbeorie,  auf  bie  Seftimmung 
M  Qf^^dUnijfeS  Don  SOßefen  unb  SSermögen  unb 
berm  Sctanberlic^reit.  3)urd^  ben  IRad^tueiS  ber 
Sinficit  ber  @ee(e  unb  ber  %(ri  i^rer  äJeränberung 
f^tt  Xertunian  einen  mid^tigen  Seitrag  für  bie 
3anitftt>eifung  gnoftifd^er  3been  Dom  Stanbpunft 
brr  pf9c^oIogif($en  tforfd^ung  au8  geliefert  (Dgl. 
c  11  et  21).  ^ie  o.  23— 41,  Aber  bie  Sntftel^ung 
(er  einzelnen  Seelen  banbelnb,  bringen  neben  ein- 
grienber  ffiiberlegung  ber  tßräeiifien)  unb  @eelen- 
immbenntg  bie  SertuOian  eigentbümlid^e  Se^re 
M  ZrabudaniSmuS.  Seitenber  @runbgebanfe 
bei  berfelbm  mar,  {ebe  Xl^eorie  au8}ufd^Iie^en, 
oel^e  bie  Sereinigung  Don  Seele  unb  Seib  Don 
bem  natürltd^en  $ro$e^  ber  3^tgung  (oSlöSt.  Sej3- 
bolb  beffimpft  er  bie  ftoifd^e,  bem  @nofticidmu8 
9Drf(bttb  letflenbe  gormel  Animam  extrinseous 
imprimi  (o,  25) ;  benn  ber  9Renfc^  reprobudrt 
na4  XcriuOian  in  ber  3<ugung  feine  92otur,  nid^t 
erji  mirb  ber  eprögling  SReufd^  ober  böigerer 
Urnftb  burd^  eine  fpötere  ^ingufügimg  Don 
$neuma.  Sieben  ber  Sinbeit  befi  inbiDibueUen 
mcnfd^fid^en  SebenS  foOte  bie  ßinbeit  bed  ganzen 
Üf^^itt^M  unb  bamit  bie  folibarifd^e  Se^ie^ung 
|mn  StommDoter  gema^rt  merben.  SaS  ex  una 
rtdondaxks  M  naturale  ber  Seele  traf  ben 
(SnofticKmuS  nad^  Derfd^iebenen  fünften  feines 
SftriiQfiemfi  ouf  baS  empfinblid^fte  (Dgl.  c.  22 
ei  41).  STKIbefümmenb  mar  bie  isxa^t  mäf  bem 
Uebergong  ber  Srbfiinbe  (vitium  originis).  Xer- 
fnlHim  bot  bie  ^rage  rid^tig  formulirt,  fie  ift  bei 
i^m  abnlif^  gebellt  mie  bri  SluguftinuS  (c.  40 
et  41).  ^  er  fie  nid^t  DoQfommen  gelöst,  fo  ift 
{tt  bebenlen,  bag  baS  Problem  neu  mar,  ba|  frine 
2beorie,  bei  tüeld^r  fetbft  bie  angenommene  fför- 
peritc^fcti  ber  Seele  faum  einen  Sinflu^  aitSubt, 


nid^t  materialiftifd^  ift,  unb  ba|  feine  Söfung  fub 
Don  iener  gform  beS  @eneratianiSmuS,  ben  fpttter 
nod^  SluguftinuS  nid^t  gau}  Dermerfen  mollte,  nur 
menig  unterf  d^eibet,  aber  aud^  an  benfelben  Sd^mie« 
rigfeiten  fd^iteri  (Dgl.  ®.  ßffer  a.  a.  O.  210  ff.). 
Ser  britte  Xbeil  (c.  42—58)  be^anbelt  ben  Xob, 
ben  Sd^Iaf,  baS  Xraumleben,  ben  3ufianb  unb 
^ufentbaltSori  ber  Seele  nad^  bem  Xobe  (Dgl. 
%|berger,  ®efd^.  b.  d^riftl.  SSd^atoIogie  innerhalb 
ber  Domicönifd^en  3eit,  ^fteiburg  1896,  291  ff.). 
SBon  ben  Schriften  De  came  et  anixna  unb  De 
animae  summissione,  meldte  im  Index  Ago« 
bardinuB  (abgebrudt  bei  ^madf,  ®efd^.  ber  alt« 
d^ftl.  Sit.  I,  668)  Derjeicbnet  fteben,  fe^It  jebe 
meiten  Ihtnbe.  2)ie  Sd^rift  De  censu  animae 
adv.  Hermogenem  befaf}te  ft<^  mit  bem  Urfprung 
ber  Seele  (f.  o.)  unb  miberlegte  ben  SRaterialiS' 
muS  unb  S)eterminiSmuS  in  ber  Seelenleb^  beS 
^ermogeneS  (Dgl.  De  anima  1, 11.  21).  Selber 
ift  aud^  bie  Sd^rift  Adv.  ApelleiacoB  Derloren 
gegangen.  Sie  befömpfte  bie  Sd^öpfungStl^eorie 
unb  Dermvtblid^  aud^  bie  d^riftologif^eti  unb 
pfp^ologifd^  Slnftd^ten  beS  «peOeS  (f.  b.  Sri.) 
unb  feiner  Snbänger  (Dgl.  De  came  Christi 
6.  8;  Adv.  Marc.  3,  11 ;  De  anima  23.  36). 
(9$gt.  au^er  ben  fd^on  dtirien  äBerfen  bie  betr. 
^bjcbnitte  in  ben  bogmengefd^id^tUd^en  Slrbeiten 
Don  Sd^mane,  ^amadf,  Seeberg,  SoofS  unb  bie 
9Ronograpbien  über  XeduQian,  jufammengeftettt 
bei  SBarbenbemer ,  ^trologie,  greiburg  1894, 
193  f.)  [®erbarb  ©ffer.] 

$er}  (Tertia,  bc.  hora),  bie  erfte  unter  ben 
fogen.  apoftolifc^en  ober  fleinen  ^oren  (horae 
diumae)  beS  canonifd^en  OffiriumS,  bient  ber 
®ebetsmei^  für  baS  erfte  Siertel  beS  XageS,  baS 
fie  abfc^Iie^t  (gegen  9  Ul^r),  mie  bie  i^r  ent« 
fpred^enbe  erfte  $octum  ber  gleid^en  3^^  ber 
9{ad^t  angel^öri.  Sie  ift  bie  feierlid^fte  ber  fleinen 
^oren  unb  gilt  ben  alteren  Siturgifem  a(S  hora 
Sacra  ober  hora  aurea,  ba  bie  donDentualmeffe 
(f.  b.  ^ri.  Missa  conTentnalis)  an  ben  gfeften 
mit  (Einfd^lu^  beS  festum  semiduplex,  an  ben 
Sonntagen  unb  in  ben  OctaDen  ft^  unmittelbar 
an  fie  anfd^lie|t.  Sei  bem  ^ontiflcalamte  foQ  ber 
SBijd^of  bieXer^  inloniren,  bie  le^te  Vorbereitung 
jur  !Dle|feier  machen,  mäbrenb  ber  Sbot  bie  ^ore 
rcritirt,  unb  bann  bie  Dration  jpred^en  (Caer. 
Ep.  2 ,  8).  S)te  Xers  ifl  bie  @ebetSftunbe  au 
e|ren  beS  beiltgen  ®eifteS,  ber  am  ^ftngftfefte 
um  bie  britte  Stunbe  ben  ^pofteln  eribeilt  mürbe 
(9lpg.  2,  15);  um  fdn  SiebeSfeuer  fle^t  ber 
^^mnuS  Nunc  sancte  nobis  Spiritus,  ber  in 
ber  ^ftngftoctaD  burc^  ben  ^t)mnuS  Veni  creator 
Spiritus  erfe^t  mirb.  %uf  baS  Seiben  Sbrifü  be- 
logen, erinnert  bie  Xerj  an  beS  |)erm  SJcrurtbei- 
lung  gum  Xobe  (dat  causam  Tertia  mortis; 
Dgl.  aWorc.  16,  25).  3bte  ®lteberung  ift  ber  ber 
Seit  unb  9{on  (f.  b.  tUrtt.)  ganj  glrid^.  9n  baS 
gemül^nlid^e  ginlettungSgebet  (Pater,  Ave  unb 
Dens  in  adjutorium)  unb  ben  ^ipnuS  fd^lie^en 
fid^  im  römifd^en  unb  ambroftanifd^en  Offtdum 


1427 


Xeftocte. 


1428 


taglidd  biefel^n,  als  btei  ${almen  bel^anbelten 
fed^S  Octonare  beS  Ißfalmcd  Beati  immaculati 
(«Pf.  118, 33—80)  an ;  im  monaflljd^en  Officium 
toerben  am  Sonntag  unb  9){ontag  brei  Octonare 
unb  an  bm  übrigen  SBod^entagen  brei  @rabual- 
))falmen  recitirt.  9n  ben  ^ften  unb  in  ben  gfeft- 
geiten  bient  bte  sioeite  Sntipl^on  ber  SaubeS  aud^ 
als  Sntipl^on  j^r  Xerg,  xottm  biefe  ^ore  leine 
eigene  l^at ;  für  bie  Sonntage  unb  Serien,  bie  leinet 
Seflgeit  ongebören,  ift  fte  im  ^folterium  ongegeben. 
2)o8  StopM  (capitulum)  ift  in  ber  Siegel  baS» 
felbe,  baS  au^  in  ben  Saubed  unb  in  ber  fß^ptt 
gelef en  toitt ;  ba§  Stefponforium  ift  in  ber  Ouabra* 
geftmal-,  $affion§-  unb  Oftergeit  fomie  an  ben 
§eften  au8  bem  S^erfe  ber  erften  92octum  ge« 
bilbet.  2)er  Xage^  ober  gfeftoration,  toeldbe  bie 
Str)  in  gleitet  Sßeife  toie  bie  übrigen  ^oren 
abf<!^I{e^t,  gelten  an  ben  größeren  ^mtn  unb  ben 
Sigüien  bie  f^ctialpreceS  (f.  b.  9(ri.  Preces) 
k)oran.  \_R,  Bä)xoh.'] 

%ißüdt  nennt  man  baS  englifd^e  ®efe^  Dom 
Saläre  1673,  toeld^ed  ben  6m))fang  Jbt^  ©acra- 
mentd  bed  le^tenSlbenbma^lS''  in  ber  anglicanifd^en 
ftird^e  fomie  bie  eiblid^e  SSerläugnung  berXrand* 
fubftantiation  unb  anberer  fatl^olifd^en  (SlaubenS- 
leieren  (ben  f ogen.  £  e  ft  e  i  b)  al§  SemeiS  ber  3u' 
gel^örigfeit  )ur  anglicanifd^en  StaatSlird^e  bei 
Uebemal^me  eined  öffentlichen  SmteS  oorfd^rieb. 
S)a§  @efe^  mar,  toenn  eS  ouä^  gegen  aUe  SRecu* 
fanten  angemenbet  merben  fonnte,  bod^  in  frincr 
gangen  Sd^örfe  gegen  bie  jfot^olifen  gerid^teh  gu 
einer  3^t,  ba  für  bie  fat^olifd^e  ftird^e  in  Sng« 
lanb  ftdd  rinige  günftigere  SuSftd^teu  gu  eröffnen 
fc^ienen,  mürbe  eS  Don  ber  antitat^olifdden  $arla- 
mentSme^j^eit  burd^gefe^t  ald  baS  äu^erfte  SNittel, 
bie  ffatl^olifen  entmeber  gum  Sbfafl  gu  bemegen 
ober  aus  ieber  öffentli(|en  Zl^ötigfeit  l^erauS- 
gubrangen.  Sie  frül^eren  SSerfud^e,  eine  Sinl^eit 
ber  Seigre  unb  ber  Siturgie  burd^gufül^ren,  b<^^ 
nid^t  gum  3iele  gefüH  ^I^  ifbnigin  Slifabet^ 
ben  99efud^  be§  ©otteSbienfteS  unb  bie  Z^eilnal^me 
am  Slbenbmal^Ie  burd^  @elbftrafeu  (1  Shilling 
@elbftrafe  [12  @]|^iEing  nad^  l^eutigem  ®elbe]  für 
iebe  eingelne  93erfäumni^)  gu  ergmingen  fud^te,  er> 
mirften  oiele  ßatl^olifen  fid^  2)i8penfen  unb  SBer» 
gleid^e,  meldte  ber  Königin  in  iebem  ber  legten 
15  Saläre  il^rer  Slegienmg  20000  Spfunb  (Sterling 
eintntgen.  SDie  gro|e  ÜJlaffe  beS  englifd^en  SSoIIeS 
mid^  f reilid^  bem  S)rud  ber  @efe^  unb  befolgte  bie 
neue  Liturgie  menigftcnS  au{ier(i(!^,  menn  au^  mit 
SBibcrftrcben  unb  in  oielen  ^äUen  mit  SBerad^tung. 
%a  fo  du  ©efd^Ied^t  Don  ^eud^lem  ^eranmud^d, 
befal^I  Sacob  I.  1606,  bog  »pa))iftifd^  gefinnte 
^erfonen,  meldte,  um  i^re  falfd^cn  ^ergen  gu  Der« 
bergen  unb  um  bie  Strafen  be3  ©efe^eS  gu  um« 
gelten,  gumeilen  gur  ßird^e  lommen",  Kinftig 
,,ganglid(|  conDeriiren  unb  iöl^rlic^  rinmal  in  ber 
^farrfird^e  bad  Sacrament  beS  ^benbmablS  em- 
4)fxingen''  foBten.  2)er  erfte  9iid|tem))fang  beS 
^benbmal^Ig  mürbe  mit  20,  ber  gmeite  mit  40, 
ieber  folgenbe  mit  60  $funb  Sterling  geal^nbet. 


9ugerbem  toaren  ber  ongliconifd^  Stntngd' 
bif(i^of  fomie  gmei  ^ebenfirid^ter  befugt,  ollm 
tHKpiltifd^en  Slecufanten,  fotoie  allen  $crfonm, 
bie  im  lekten  3a^  nid^t  gmeimol  bad  Sbcnb* 
mo^  empfangen  l^ätten,  einen  Xreue-(Eib  mtt  fo 
unerl^brtem  ^vif^t  Dorgulegen,  bo^  $ouI  Y.  ben- 
felben  ftreng  Derbot  Se^nlid^e  f^otfe  SefKm* 
mungen  ergingen  miber  bie  grauen  Don  So 
cufanten  unb  gegen  ftinber,  bie  auf  bem  ge[i* 
(anbe  in  fatl^olifc^en  Se^ranftalten  il^  Stgie^ung 
erl^ielten;  bie  le^tereu  Derloren  ibr  Srbt^l  gu 
(Bunfien  beS  näqfien  Sermanbten,  menn  biejer 
baS  anglicanifd^e  tlbenbma^l  tmpfm^  SU  biejc 
®efe|e  mit  i^ren  facrilegifd^n  Seftimmungen  über 
ben  Smpf  ang  bed  Sbenbma^IS  bilbeten  für  äocob  L 
eine  OueUe  reid^er  (Sinffinfte,  meldte  ftd^  allein  im 
3. 1612  auf  871 060  ißfunb  Sterling  bdufes 
(MonihLXXXIV[1895],  72);  inbe| ttbergeugte 
SonDertiten  mürben  bamit  ni^t  für  Sie  englift^ 
ftirc^e  gemonnen.  Suf  S3eronIa}fung  ber  gur  SeDt- 
fionber  angIiconifd^nSBefenntni|fd^riftcxitageiü)m 
SBeftminfter-SlffemblQ  Derlangte  be^alb  boS  $(n> 
lament  1643  Don  oQen  beS  $a{)iSmu3  Derbod^tigcn, 
21  Saläre  alten  ^erfonen  eine  eiblid^  ßrOSiung 
bariäer,  ba|  fte  bie  geiftlid^c  (Semdt  beS  $ap* 
fted,  bie  Seigre  Don  ber  XranSfubtiositiation,  bem 
gfegf euer ,  ber  SBerel^rung  ber  ^eiligen  unb  on- 
bere  S)ogmen  ber  fatl^Iifc^en  Stxxqt  Dermorfen 
unb  gmar  «.ol^ne  3n>dbeutigfett,  geheimen  Sor* 
bebalt  unb  gel^eime  ^Audflud^t,  bie  SBorie  in  i^ 
gemöl^ic^en  SBebeutung  gebraud^enb''  (Neal, 
History  of  the  Puritana  U,  London  1837» 
198).  aiS  SSorläuferin  ber  Zeftacie  Don  1673 
erfc^ien  fobann  baS  ®e)e|  Dom  dolore  1661,  bie 
fogen.  SorporationSacte,  moburd^i  Don  äebem,  ber 
Don  1663  ab  ein  ©emeinbeamt  befleiben  moOte, 
unter  Ruberem  Derlangt  mürbe,  ba^  er  im  Ie|t" 
Dergangenni  Sabre  am  anglicanifd^n  Sbenb« 
ma^Ie  tbeilgenommen  l^be;  Ie|tere6  follte  ba§ 
ftenngeid^en  (teat)  ber  Sugebörigieit  )ur  cngli{4» 
StaatdKrd^e  fein.  S)er  (Erfolg  ber  Siocporationl' 
acte  mar  ber,  ba|  bie  ^uritoner  aüS  ben  9t' 
mrinbeftmtem,  bie  fu  bis  oal^in  Dielfo^  inneoj^Bt 
l^atten,  Derbröngt  mürben.  2)urd^  biefelbe  aRog* 
regel  fud^te  man  nun  1673  m^  ben  ffatl^otäcn 
bie  9nna^me  Don  StaatSdmtem  unmögli(^  gu 
mad^en ;  baS  mar  bie  Untmort  auf  bie  Serf ii^e 
beS  ffönigs  ffari  II.,  ben  ftat^olifen  S)ulbung 
gu  Derf(^af{[en.  S)ie  Xefiacte  Dom  21.  SR&q  167S 
Derorbnete,  ba|  aKe  Staatsbeamten  gmtjteiOjlcn 
unb  £rinitatid  be8  äabrtS  1673  ben  Sutnmatd« 
eib  (f.  b.  9lrt.)  gu  leiften  unb  bis  gum  1.  Vugttfl 
baS  ^benbma^I  na(^  bem  SlituS  ber  raifßd^ 
ffird^e  gu  empfangen  ^tten;  92euange{leatt  folltcn 
fünftig  benfelben  ßib  leiften  unb  fid^  über  ben 
Slbenbmal^lSgenul  bur^  3eugniffe  bet  ttixä^» 
Dorfte^er  auSmeifen.  S)em  iSbe  toor  ru>df  bie 
6rflörung  Don  ber  SerlÖugming  ba  Xxondfub« 
ftantiotion  auSbrüdClidd  beigefügt,  unb  biefe  Sr« 
Cfarung  mugte  nic^t  blo|  münbli^  Abgegeben, 
fonbem  unterfd^rieben  merbcn.    S)a  boft  @e|4 


1429 


lepoment  —  leftltfrcll^clt  ber  ©elflltd^en. 


1480 


1678  auf  Ue  SRitglttber  beS  Parlaments  aus» 
(^bc^  umibe,  tonnten  Don  bo  ob  US  1829 
Im  tat^f^  ^eetS  SRttgßebet  bed  Ober« 
bonfcS  \Al  ^  ntc^tat^olifd^en  S)i{|entet3  xovac 
tei  bei  bcT  SuSfä^nmg  ber  Seftacte  milbe  be- 
banbettrinbem  3nbemnUat3gefe|e  ergingen,  loeld^ 
fie  «uf  Otunb  rebi  erfunbener  ^Unfenntni^  beS 
Oc{c|ei^  Sblsefen^  unb  unbermeiblid^er  Un- 
{lÜifälle*  Don  ben  SBeftimntungen  ber  Xeftade 
oainadmciL  Ctft  burd^  itoA  ®t\t^  ton  1828/29 
m^bm  bie  2e{i*  unb  bie  gorporattonSacte,  einige 
flanier  andgenommen,  obgef^lft.  S)agegen  blieb 
bie  SefHmnnmg  ber  Bill  of  Bighta  (October 
1689)  befielen,  nad^  toeld^  ber  SouDerSn  am 
oftm  Zage  {ctneS  erften  Parlaments  auf  bem 
throne  nor  bem  oerfammelten  Parlament  burd^ 
bie  gfnasnte  S)ec(aration  bie  SranSfubftantiation 
abU^cn  unb  bie  latl^olifd^  Siturgie  als  ®5|en- 
bienfi  erfOren  mu|te.  9m  20.  fHottmhn  1837 
^  Mntgin  Sictoria  biefen  ßib  geleifiet,  meldten 
ber  nou^Iige  Sorbinol  SBifeman  alS  «ein  na- 
tioiuIcS  ^iccbttättn"  begeid^nete  (F.  Plus  [$af- 
{tonifil,  Life  of  Father  Ignatias  Spencer, 
Dublin  1866,  253).  Selbft  baS  ®efe^  Dom 
25. 3uli  1867.  toeld^S  bie  Xejkcte  für  getoifle^ 
1829  no4  Dorbel^tene  Semter  abfd^affte,  liej^ 
biefclbe  für  ben  SouDerön,  ben  SHcelönig  oon 
3tianb  unb  ben  Sorbtanjier  oon  Snglanb  (nid^t 
taioondrfamb)  befiel^  S)ie  legten  Sefd^rön- 
tsngcn  ber  Aotbolifen  fielen  er{t  burd^  @efe|  Don 
1871,  bo4  Ke^  bie  oielfad^  bunBe  Raffung  beS 
ScjeteS  ben  Stoeifd  entftelEien,  ob  Itotl^olifen  oor 
ber  udbcma^me  oer  beiben  Semter  beS  Sorb- 
tao}(eiS  Don  Sngtanb  unb  beS  9)icefönigS  Don 
3i!anb  aui^  |e|t  nod^  )ur  fieiflung  beS  XefteibeS 
angelten  loerben  föimten,  unb  als  SB.  6.  ®Iab« 
ftone  1891  eine  SBiS  einbrad^te,  n^eld^  il^nen  auS- 
btufli^  biefen  Sib  erlaffen  foKte,  lehnte  baS 
Uflier^  ben  Antrag  ab  (^Ird^iD  für  Iat]^oIif(i()eS 
«in^rarcd^  LXV  [18911  B91).  «uf  Sd^ott- 
lonb  fanben  bie  Sor))orationS-  unb  bie  Xeftacte 
feine  ttoenbung;  auf  Stlonb  towcht  nur  bie 
if^tm  1708  ausgebeizt,  bann  1779  für  ))ro- 
tcftontif^e  SyijfenterS  unb  1829  burd^  baS  ®efe| 
ber  emondpotwn  für  bie  ffatl^oKfen  abgefd^afft 
—  S)ie  Xej^cte  begeid^net  ben  f)öl(|epuntt,  }u 
todäfm  ber  antifat^olifd^e  gfanotiSmuS  in  ber 
mdiif^en  Qkf^ebung  emporftteg;  mit  feinem 
SujtuKt  ftt^te  er  bie  ftatboliren  im  SRittelpunft 
liier  £itiägie  )u  treffen.  Snbeg  l^t  fid^  ber  $f eil 
gegen  ben  SAi^en  gefe^  unb  eine  $rofanation 
bed  onglicamjd^en  Sbenbmal^lS  l^rDorgerufen, 
iDdd^  ber  Slinifter  Sorb  3obn  »uffeD  1828  im 
Parlament  in  i^  ganjen  ^ö^lid^felt  bargelegt 
^.  unb  bie  mon  ctai^  bann  no^  beboueni  mu|, 
memi  man  Don  ber  Ungflitigfeit  ber  angticonifd^en 
Sei^  fiberaeugt  ift  Sfilr  bie  englif(|en  ftat|o- 
lifcn  befi^  me  Xeftacte  bie  Sebeutung  eines  na- 
tusalen  ScugntffeS  )u  ©unften  il^reS  ©UiubenS 
an  bie  toa^re^  mirKic^,  fubftantielle  ©egentoart 
llitijH  im  l&eiligjlen  Sacrament.  (S3gl.  W.  S. 


Lilly  and  John  Wallia,  A  Manual  of  the 
Law  specially  affecting  Catholica,  London 
1893;  Sf.  aRatoioer,  S)te  93erfa{fung  ber  ffird^ 
Don  Snglonb,  Berlin  1894, 98 ;  The  religioua 
Test  Acte.  The  Coronation  Oath,  in  Month 
LXXXIV— LXXXVI  [1895-1896];  J.  H. 
0 verton,  The  Church  in  England  II,  Lon- 
don 1897,  806  ff.)  [%  SBeBeSlfteim.] 

^tflantnU  f.  SSerfügungen,  le^iUige. 

teftamenf,  «IteS  unb  92eueS,  ift  bie  g^ 
md^nlid^e  9e}eid^nung  für  bie  beiben  ^ölften  ber 
l^eiligen  S^rift  als  bie  SOtittel  ber  Dorc^nftlid^en 
unb  ber  d^riftlid^en  Offenbarung.  S)ie  Sieaeid^ 
nung  ift  bal^er  )u  leiten,  ba^  bie  3tala  unb  nad^ 
i^r  bie  SSulgata  baS  gried^if^e  diaOi^xT),  ttie  baS 
]^bröi|d(|e  n^n?,  tnit  testamentnm  fibertragen 
unb  bemnad^  biefeS  SQBort  als  terminua  techni- 
cuB  für  bie  (Snabenanflalt  jtoifd^en  ®oit  unb  ben 
a)tenfd^en  ft^irt  ^aben  (Dgl.  1  aßad^.  1, 12).  Sine 
ber  in  ber  ®ptai^  gemöl^nlic^en  SJerfd^iebungen 
ift  es,  ba^  ber  9lame  beS  SunbeS  für  bie  Urfunben 
beSfelben  gefegt  mtrb ;  ben  Uebergang  jeigt  2  &)r. 
3,  14.  ©ie  auSbrüdte  .alf*  unb  ^ncu"  ent- 
ftired^en  babei  bem  Vorgang  ber  bci^gcn  @d^rift 
(f.  3er.  31,  31.  ^ebr.  9,  15.  2  gor.  3,  14). 
3ur  3cit  iertuUianS  koar  testamentnm  in  biefem 
Sinne  fd^on  ber  gemöl^nlid^ere  SuSbrud  für  in- 
strumentum  gemorben  (Tert  Ady.  Marc.  4, 1). 
an  einer  eingigen  Stelle  beS  ^ebröerbriefeS  (9, 16) 
argumentirt  ber  9pofteI  au^  mit  ber  SBebeutung 
beS  SBorteS  aui^xT)  für  „legten  SBifleu" ;  bie| 
ift  Urjad^e  gemorben,  marum  Sadan^  (Div.  in- 
stit.  4,  20)  biefe  IBebeutung  Don  testamentum 
auf  bie  beiben  ^ölften  ber  (eiligen  Sd^rift  an« 
menbet.  [ftaulen.] 

^ßament  ber  gmölf  ^atriard^en,  f. 
a{)0cr9P^Iiteratur  1, 1058. 

Testes  synodales,  f.  St^nobalseugen. 

Se^imottiaßeti,  f.  Literae  commendatitiae. 

te^farfrei^eU  ber  ^ri^n^en,  baS  SRet^t  ber 
SIrrifer,  über  il^re  ^interlaffenfd^ft  auf  ben 
jEobeSfaÜ  l^in  le^tioillige  SInoronungen  na^  99e« 
lieben  }u  treffen,  mar  nad(  ben  ölteften  lird^Iid^en 
SSerorbnungen  unb  bem  römifc^en  SRed^t  auf  baS 
Vermögen  Don  nid^t  fird^U^em  Urfprung  be- 
fd^rönft,  ol^ne  Kfidftd^t  baratif ,  mann  unb  mie  eS 
ertDorben  mar;  bagrgen  foIÜe  aUeS,  maS  ber 
®eifllid^e  mäl^renb  feines  SebenS  auS  fird^tid^en 
(Einfünften  erübrigt  }^(ütt,  nod^  feinem  Xobe  an 
bie  ffird^e  )urüdfallen  (f.  c.  21  C.  XII,  q.  1 ; 
0.  1  C.  Xn,  q.  3;  Nov.  123,  19),  unb  er 
foQte  aud^  im  übrigen  frembe,  mit  ij^m  nid^t 
Dermanbte  $erfonen  ber  Mrd^e  nid^t  Dorjiel^en 
(Conc.  CarÖiag.  VI  [a.  401],  bei  Harduin.  I, 
907).  !Rur  bejügtid^  ber  SBifd^öfe  l^atte  Sufttnion 
beftimmt,  eS  fotte  baS,  maS  fte  mö^renb  il^reS 
SmteS  aus  @d^enlung  ober  le^tmiSiger  SSerffigung 
erbalten  l^iötten,  ebenfoUS  an  il^re  IKrd^  faSen, 
ausgenommen  menn  eS  Don  ben  nöd^ften  93er- 
monbten  ftamme  (1.  42,  §  2,  Cod.  1,  8;  Nov. 
131,  13).    ^atte  ber  Sifd^of  ober  ber  (Slerifer 


1431 


Üefttrfreil^eit  ber  Seifilid^en. 


14» 


ober  fein  Seftametit  geniad^t,  ober  l^otten  fte  feine 
Snteftaterben,  jo  fiel  i^re  ganje  §interlof}enfd(|aft 
an  bie  fttrd^e  (Nov.  ib.).  S)ieje  }unö(^ft  nur  im 
rdmifd^en  Steige  geltenben  Sefttmmungen  fonben 
oud^  Eingang  in  bie  germonifd^en ,  Dor  Witm 
in  boS  franüfd^e  SReid)  (f.  c.  1  C.  XII,  q.  4 ; 
c.  4  G.  XII,  q.  5 ;  k>gl.  mä)  c.  1.  2  X  8,  27). 
SIS  ober  ba§  ^rinci^  be§  perfönlid^en  SRed^tS  in 
ben  germanifd^en  Steid^en  Qufl^orte  unb  bie  (Sie* 
rifer  für  il^re  bürgerlidien  iBe^iel^ungen  bem  San* 
beSred^te  unterioorfen  tuurbcn,  galten  für  il^re 
Xeftamente  biefelben  Scftimmungen  loie  für  bie 
Saien.  S)a§  SDecretalenred^t  üerorbnete,  bag  bie 
(Elerifer  il^  IBeneftciabcmidgcu  ber  ^rd^e  3U 
l^interlaffen  l^ätten,  bagegen  über  il^r  ^^atri- 
ntonialDennögen  imb,  tuo  ed  üblid^  fei,  über  alle 
beiDeglid^e  |Kibe  ^u  ©unften  Don  milben  Stif- 
tungen, Ernten  unb  2)ienftboten,  ob  Demmnbt 
ober  nid^t,  frei  üerfügen  bürften  (c.  1.  7.  9. 
12  X  3,  26).  ®o(^  toar  biefe  3:eftirfrei^eU 
fel^r  befd^rönft  bur^  baS  Don  Derfd^iebenen  Sei- 
ten gegenüber  ben  ^ol^en  unb  nieberen  ®eift« 
lidjen  beanfprud^te  ©policnred^t  (f.  b.  3lrt.),  unb 
e$  toaren  nid^t  bIo|  Saien,  fonbem  aud^  bie 
^ebte,  bie  SBifd^öfc  unb  felbft  ber  ^^apft,  weld^e 
tro J  ber  SBeftimmungen  be§  ©ecretalenred^tS  auf 
ben  9}ad^Ia^  ber  tl^nen  untergebenen  ©eiftlid^en 
bie  ^anb  5U  legen  fud^tcn.  S)te  Sieaction  ba- 
gegen führte  baju,  ba^  feit  bem  14.  3fl^t- 
^unbert  eine  Sei^e  öon  ©tinoben  für  bie  Seftir- 
frei^eit  ber  ©eiftlid^en  Serfügungen  erlief  9lad^ 
ben  einen  fonnten  bie  glerifer  frei  über  aU  il^r 
Vermögen  üerfügen,  au§  ttjefd^cr Duette  immer 
eS  ftammte  (@t|nobe  üon  SBürjburg  a.  1298, 
c.  12;  bei  Hartzheim,  Conc.  Germ.  IV, 
28;  üonSrier  a.  1310,  o.  78;  ib.  IV,  144; 
üou  ©amberg  a.  1491,  t.  25;  ib.  V,  610); 
bod^  mu^te  in  biefem  f^atte  ein  Segat  ober  eine 
befttmmte  Summe  ber  jfirc^e  l^interlaffen,  beglo. 
eine  9lbgobe  (V4  einer  SKarf,  Ferdo  ober  Ferto 
genannt ;  f.  Ducange,  Gloss.  s.  h.  v.)  an  ben 
Sijd^of  entrid^tet  toerbeu  (©l)nobe  öon  Stras- 
burg a.  1485,  c.  103;  bei  Hartzheim  V,  254; 
t)on  S3re§Iau  a.  1456;  ib.  V,  447;  öon  93afel 
a.  1502,  t.  2;  ib.  VI,  4).  'iRaä)  anberen  St)n- 
oben  fonnten  entfprcd^enb  bem  S)ecrctalenred^t  bie 
©eiftlid^en  über  if)x  eigenc§  Vermögen  frei  öer- 
fügen,  über  ba§  SBeneficialöcrmögcu  bagegen  nur 

Si  @un]ten  öon  piae  causae,  Wienern  unb  armen 
eiioanbten  (S^nobc  öon  flöln  a.  1300,  c.  5; 
bei  Hartzheim  IV,  38;  öon  $rag  a.  1355, 
c.  35;  ib.  IV,  390).  ®abei  erfreuten  fid^  bie 
SIcrifer  öielfad^  be«  ipriöi(eg§,  bafe  fic  ol^ne  So- 
lennitäten  teftiren  fonnten  (Konftit.  beS  Sifc^ofS 
95ert!)olb  öon  eid^jlätt  a.  1364,  bei  ^molb, 
Seiträge  5um  beutjd^en  ^riöatrcd^t  I,  9ln§bad^ 
1840,  304;  Spnobe  öon  gamin  a.  1454;  bei 
Hartzheim  V,  933;  öon  Äöln  a.  1662,  t.  13, 
c.  3,  §  1 ;  ib.  IX,  999 ;  öon  ^kberbom  a.  1688, 
t.  5,  n.  10;  ib.  X,  173;  töcitereS  f.  bei  Mid^ter, 
ffirt^enred^t,  8.  ?lufl.,  Seipaig  1886,  S.  1337, 


%nm.  18).  ^8  Seftoment  mufste  ober  goM^ 
(id^  burdd  benSifd^of  obecbeffcnCffidoIobala 
Sanbbeom  beftottgt  n)erbeii,  toofür  bifiulm  m 
Srbfd(|aft8f[ettrr:  nummiis  ▼ieenmiis,  qimfn- 
gesimoB  u.  f.  ».  (ögl.  b.  Sri.  tibgobei  1, 8O1, 
5u  entrid^ten  ttxtr  (S^nobc  Don  CrmUnb  a.  U97, 
o.  43 ;  bei  Hartzheim  V,  669 ;  Don  lig^ 
a.  1567,  P.  3,  c.  14;  ib.  VII,  194;  öoafiig 
a.  1605,  t.  32;  ib.  VIU,  760;  mm  Ol» 
brüdt  a.  1628,  P.  2,  o.  11 ;  ib.  IX,  470;  M 
ftöln  a.  1662, 1. 18,  c.  8,  §  2 ;  ib.  IX,  999). 
Starb  ein  @eiftlid^er  o^ne  Zefioment,  fo  fän 
bie  Erbgüter  an  bie  Sertoanbten,  baS  UebngtH 
ben  Sifd^of.  ~  Seü  bem  17.  Sa^^imbcit  fam 
mit  bem  ^une^menben  fBerfd^minboi  btf  Priii- 
legium  fori  (f.  b.  9rt.  ^ritiüegien  bd  Oni 
X,  439  ff.)  bie  C)interla{fenfc^ftdfa(^  htt9iS^ 
liefen  mel}r  unb  me^r  an  bie  CioUgeri^le.  ^ 
gilt  für  bie  Xeftirbefugnt^  ber  (Sttnler,  fir  Me 
tform  ildrer  Xeftomente  unb  für  bie  g^^fi^t 
Erbfolge  in  atten  Staaten  bod  burgedi^e  faß 
(f.  b.  3(rt.  Serfügungen,  (e^toilligeX  m  V 
aud^  niieberl^olt  öom  l^tgen  Stiele  ftnaSaä 
töorben  (baqr.  Soncorbat  9b±  12;  lonrLfHL 
%xL  5;  bab.  Sonc  9rt.  5;  öftetr.  Coaclit 
13.  21).  tluSnal^me  ifl  eS,  toenn  eitedoftSikr 
ftatt  an  ben  Staat  an  bie  IHrd^  Jollen,  wk  M 
3um  Xl^eil  in  Oefterreid^  ber  ^au  tß;  bort  fS 
öom  änteftatnac^Ial  ein  X^ett  an  bie  SMjß,  m 
anberer  an  bie  ^rmen,  ber  britte  on  bk  gefi^ 
liefen  Srben  (Conc.  Vienn.  a.  1858,  i  7,  c.  S; 
CoU.  Lac.  V,  217;   Conc.  Prag.  a.  1860, 
t.  8,  B,  c.  4;  ib.  V,  593;  bgl.  ff.  S.  «D| 
Ueber  bie  SSerlanenfd^ften  ber  (BeifUicH  «•- 
befonbere  in  Oeftemid^ ,  im  91r4ii>  f^  taßlßH 
Äird^enred^t  H  [1857],  429  ff.;  3.  gf,  &9A 
Ueber  baS  Sted^t  ber  (BeifHid^n  in  Oepemiil  ■ 
teftiren  u.  f.  U).;  ebb.  m  [1858],  284f ;  t 
Singer ,  ^iftor.  Stubien  über  bie  Erbfolge  «4 
fat^olif^en  SOßeltgeifilid^   in  Oeflemifl-Ib* 
gam,  erlangen  1883,  90  ff.),  (geganlbcc  tef» 
nad^  unb  nad^  entftanbenen  DoIIen  XrBiifRiH 
fd^rf en  aber  eine  9tei^  neuerer  Spnoboi  6.  |l 
öorl^  genannten)  unter  loieber^ottem  SmÜ 
auf  Trid.  Sess.  XXV,  c  1  De  reL  baOA- 
lid^en  bie  $f{id^t  ein,  ba^  biefelben  iDcitigPni^ 
Buperflua  au8  bem  tini^Iid^  SinfonuBOi  to 
ffirdde  ober  ben  %rmen  t>ermQ(^  foloi  — 
SpecieQ  über  bie  Xeflamente  ber  Ocbcrffo!^ 
lid^en  fmb  bie  Slrtt.  Sigent^mSred^  tmOcbarr. 
291  unb  Srbred^t  ebb.  752,  jum  ®on§enbKffit 
Srbred^t,  9}ot^ben  unb  SSetfugungoi,  Iffflnfil^ 
5U  öergletd^en.  (93gl.  F.  A.  DOrr,  De  mm 
fidelibus  in  specie  ecclesiasticor.  tum  |rir 
cipum  tum  priTator.  in  Oerm.,  Mo§.lttt 
[aud^  bei  A.  Schmidt,  Thesanr.  jor.  eeelai.Tl 
Heidelb.  1777,  328  sqq.];  G.  Ch. Ndkr.Dt 
episcoporum  testamenti  factioneaetiTaM^ 
Trevir.  1761  [ib.  382  sqq.];  Idem,Dtd«i' 
corum  saecularium  testamenti  factioMte- 
tiva  etc.,  Trevir.  1761  [ib.  402  sqq.};  Um. 


1483 


letrablten  —  lettagraminaton. 


1434 


De  tosUmento  derici  TrevirenBis,  Trevir. 
1761  [ib.  424  sqq.]:  0.  J.  Wedekind,  Dissert 
iB  testaiB.  oleric.  praecipue  canonic,  Heidel- 
berg. 1780  [mtd^  bei  A.  Majer,  Thesaur. 
noT.  jnr.  eodea.  III,  Batiab.  179B,  579  sqq.]; 
Ch.  6.  Bad«r,  De  teatamentaa  episcoponim 
[ib.  616  aqqO ;  gf.  Sotenbed,  Ueber  bie  canon. 
9tjiiinmungm  für  bie  Srrt(i^tung  ber  Xeftamente 
}>a  QktfÜt^Kn,  ÜRunfter  1857 ;  F.  Sentis,  De 
jure  tesiamentor.  a  der.  saecul.  ordinand., 
Bom  1862  [Dias.];  &ift.-))oI.  Wiün  GIY 
(18891  909  ff.)  [Sögmäaer.] 

IdxüHtcn,  f.  angditen. 

frtntmviiiuif 0«,  ber  in  neuerer  S^it  3e« 
boM  (f.  0.  fixt.)  oudgef prod^ene ,  aus  ben  Hier 
2Btt4fk)bcii  n  1  n  ">  beflel^enbe  ©ottednome ,  an 
roAäim  M  ein  me^rfac^er  iäbifd^er  91berglaube 
faüpft.  8e|terer,  be|fen  anfange  in  Dorc^rifllid^er 
jifä  liegen,  beffen  boUe  Sudbilbung  ober  burd^  bie 
RMolä  Q.  b.  Sri)  erfolgte,  begießt  fid^  auf  bie 
üui^fpTtt^je,  feea».  auf  ben  (äebrotu^,  ouf  bie  ^er* 
lunft  be0  ZetrogrommotonS  unb  ouf  bie  S)euhtng 
Inner  einielnni  Sud^flaben.  Sie  Zrobition  ber 
3ub(n,  jeit  bcm  Xobe  beS  ^ol^enpriefierd  Simon 
M  OcR^ten  (310—291)  fei  bad  Xetragram- 
iRfiton  nii^t  me^r  audgefprod^en  toorben,  ift  feine 
rrabcitfii^e,  obfc^on  $btIo  unb  glotiud  3ofe4)]^u8 
to  UnouSftffec^id^feit  beS  @ottednamenS  mit  aller 
64arfe  b4au)yten ;  bie  $b<iti{aer  lej^ten  gegen- 
über ben  €a]iiaritttnem,  xotlä^t  bafür  m««  (ber 
Sfamit)  lofen ,  itnb  gegenüber  ben  @abbucüem 
imtcr  ecrufung  ouf  Ki^t.  6, 12  unb  Stutb  2, 4, 
bfl|  baS  tiufifpred^en  beim  ®ru^  erlaubt  fei 
(MiBdina  Berach.  9,  5).  9(ud^  bie  LXX  baben 
Dobl  bie  Sutfjmid^  beS  Setrogrommatond  ge- 
Idniit  unb  bodfelbe  nur  oud  t^ologifd^en  (Brün- 
Dm  umfübreibenb  burd^  Kuptoc  teiebergegeben; 
bmn  bieÜcbcrfe^ung  burd^  6  mv  mu|te  ibnen  bei 
ber  |tt  ibrer  S^i  in  Seg^ptrn  belonnten  gried^i« 
J4a  f^bilofopbi^  bebenhid^  erfd^inen,  bie  SBe* 
loffung  beft  SBorieS  ober  in  feiner  b^brdifd^en 
^ujfpnul^  ^tte  bei  feiner  SBid^tigfeit  in  einer 
gnc4ii4<n  Ueberfe^ng  leinen  regten  @inn« 
SBdttrbin  leigen  bann  bie  Angaben  ber  Aird^en- 
näto  unb  felb^  b«bnifd&er  ed^ftfteUer  über  bie 
HuSjbnu^  be9  (Sottednamend,  fomie  ber  ®ebraud^ 
bcfi  ietragrammatonfi  ouf  Sbroiofigemmen,  ba| 
bK  SHtb^uienbung  feine  allgemeine  mar.  Vtö  ober 
ber  6<^bucdidmu8  feine  SBebeutung  mebr  l^tte, 
onbc  ci  unier  ben  3uben  allgemeine  @itte,  bofi 
tetragrammaton  nid^t  me^r  )u  gebrauchen.  Z)ie 
ÜJinjoreten  trugen  biefem  (Sebraud^e  SRed^nung, 
ii^m  fie  in  bcm  IBibeltest  ben  Sud^ftaben  nw 
bie  Socole  t»Dn  ^bonoi  begw.  Hon  Slobim  gaben. 
SRoBgAcnb  mar  tiieUeid^t  eine  ftiKfd^meigenbe 
^QlemB  gegen  boft  Sbrifientbum,  meld^efi  in  bem 
Koptoc  bed  SIten  3:eftamentS  dfterS  ben  SRefftoS 
fibßrfte.  6fttbem  mürbe  bie  Se^re  bed  Suben- 
t&iimd  über  bofi  Setragrommoton  immer  ber- 
vüfcUrr  unb  obergUiubifc^er.  SRon  unterfd^ieb 
Helen  bem  Zetragrommotou  ein  jmölfbu^ftobigeg 


Sßort  für  (Sott,  meld^ed  an  bie  Stelle  beS  Zetro- 
grommotonS  getreten  fei,  um  btefed  bor  Snt- 
mei^ung  gu  f^üj^en ;  bie  Se^re  bon  bem  gmölf- 
bu4[ftabigen  ®otteSnamen  beruht  auf  bem  brei- 
maligen  Sorfommcn  bed  Zetrogrommotond  im 
^riefterfegen  (9lum.  6,  24—26),  anftatt  bcffen 
man  breimol  einen  onbem  SuSbrndt  gefprod^en 
l^be.  Sber  oucb  bad  gmölfbud^ftabige  SBort  fei 
profonirt  unb  bo^er  burtb  boS  gmeiunbbiergig- 
bud^ftobige  (baS  ber  ^obeprießer  am  Serföb- 
nungSfefte  oufigefprod^en  baben  foH;  bgl.  iebod^ 
99ad^er,  2)ie  Sgobo  ber  bobqlonifd^en  Uimoröer, 
Strasburg  1878, 17  ff.)  unb  bur<^  boS  gmeiuub- 
fubengigbud^ftobige  (fo  bielc  IBud^ftaben  gäblt 
6$.  14,  21)  erfe|t.  eine  SHffereng  befte^  babei 
in  ber  Jübifc^en  Ueberlteferung  barüber,  ob  bie 
Segeicbnung  sdiem  hammephoraaoh  (f.  b.  9lrt. 
3eboba)  nur  bom  Zetrogrammaton  gilt  ober 
oudb  auf  beffen  @unogote  ouSgubebnen  ift.  — 
SKon  fd^rieb  ber  ftenntni^  unb  9luSf)>rad^e  bee 
gel^eimen  (SotteSnomenS  eine  munberbore  ftroft 
}u:  S^riftuS  b^be  bie  ffronf^nbeilungen  unb 
Zobtenermedfungen  baburd^  gemirft,  ba|  er  bofi 
Zetrogrammaton  über  bie  Ittanttn  unb  bie  Zobten 
ottdgefprod^  ^e  (bgL  Toledoth  Jeschu,  "fytv 
ausgegeben  bon  Sbrnon,  Upfolo  1857  [2)iffert.], 

9  ff.).  3)er  3ouberer  2)abib  (EiroQ  (f.  b.  91rt.) 
boEenbete  nocb  Satiomin  bon  Zubelo  (Itin.,  ed. 
Asher  1, 125)  einen  SBeg  bon  ge^n  Zogen  inner- 
halb eines  eingigen  ZogeS  infolge  ber  Ihaft, 
meldte  boS  ouSgefprod^ene  Zetrogrammaton  i^m 
berliel^.  —  Heber  ben  Urfprung  beS  Zetrogrom- 
motonS Ufftt  bie  ffobbola,  bog  eS  auf  ^bom  in- 
folge übemoturlid^er  Offenbarung  gurü(!gebe.  2)ie 
eingeliien  SBud^ftaben  beSjelben  mürben  mmmig- 
fad^  gebeutet.  2)o  ber  Sucbftobe  n  ftd^  borin 
gmeimol  finbet,  fo  fommen  in  biefer  Segiebung 
meiftenS  nur  brei  SBud^ftoben  gur  ®e(tung.  S)ie 
Seit  iftbun^  eine  SBetförperung  ber  brei  Sud^- 
ftoben  1  n  <>  entftaubm  unb  gmorburd^  eine  fed^ 
fad(|e,  bo  nod^  ber  ^ermutationSreci^nung  brei 
SBud^ftoben  fed^mot  umgeftettt  merben  fönnen. 
2)aS  ®e]^mni^  in  ber  Sebeutung  beS  Zetro- 
grommotonS geigt  fid^  oud^  borin,  bog  eS  bie 
Sud^ftoben  in  ft($  bereinigt,  meldte  gemiffermo^ 
bie  ®eifter  ber  onberen  ftnb ;  beim  eS  beftebt  ouS 
lauter  SBud^ftoben,  bie  fommtHd^  guglei^  oIS 
SocQle  bermenbet  merben  (f.  gebubo  f^oflebi^S  [f. 
b.  9lrt.]  ßu jori,  b^Sg.  unb  überfe^  bon  S).  Soffel, 
2.  ^uß.,  Seipgig  1869,  803  f.).  gfemer  finb 
bie  brei  Sud^ftoben  i  -  <>  @qmbole  für  bie  brei 
berborrogenbften  @epbirot]^  (bgl  b.  9lrt.  ffob- 
balä  YU ,  8).  ebriftlid^  Apologeten  foben  in 
biefer  Snftd^t  bie  fiebre  bon  ber  Zrinität  (Baim. 
Martani  Fug.  fid.,  Lips.  1687,  499).  9ud^ 
bie  3abl^f9niboIif  ber  ffobbolä  mürbe  ber- 
menbet. Z)oS  Zetrogrommaton  entbült  bie  S^ffi 

10  gmeimol  ("  =  ge^;  gmeimol  n  i  fünf)  vxib 
bie  M)l  6.  2)ie  S^bl  10  begeid^net  bie  gfüile 
oDeS  aSiffenS  unb  oller  SBeiS^,  bie  S^l  6 
bie  ben  S)ingen  innemol^nbe  ÜRod^t  unb  bie 


1485 


letratd^  —  IcJeL 


1486 


Qlled  ®ute  fd^affenbe  ffroft  (bte|e  Snfi^t  finbet 
fid^  fd^on  bei  Phüo,  Vita  Moys.  8,  11.  14). 
«u(^  bie  lemura  (f.  b.  9ltt.  «abbaW  VII,  18) 
fanb  bei  bem  ZetragramnTaton  SlntDenbung,  in- 
bem  3. 9.  ber  folgenbe  Suc^ftobe  onftott  bed  Dor- 
^crge^enben  flejejt  tourbe ,  fo  bo|  nis  =  mn-» 
todre.  (93gt  itod^  Lexieon  pentaglotton,  con- 
oinnatum  a  Yalent.  Schindlero,  Hanoviae 
1612, 1491  sq. ;  Decas  exercitationom  philo- 
logicamm  de  vera  pronuntiatione  nominis 
Jehova.  Cum  praef.  H.  Relandi,  Trajecti 
ad  Bhenom  1707;  %  ®eiger,  Urfd^rift  unb 
Ucberfejungen  ber  »ibel,  ©reSlau  1857, 261  ff.; 
9.  @öber,  lieber  ben  alten  ®otte§namen  JoDe, 
in  ber  Xflbinger  ii^tol  Ouactalfd^ft  1886, 
202  ff.)  [^oberg.] 

%äxüX^  (TeTpapxv)c,  Tetrarcha,  Sietfürft) 
l^eift  im  f))dtem  Sprad^gebraud^e  beS  rBmifd^en 
@taatSted^ted  ein  Saf aOenf ürft  iDeld^em  man  nid^t 
ben  Xitel  eined  ftönigS,  aber  bod^  beffen  9te(f)te 
laffen  moDte.  Ser  9lame  tarn  utj))rüngtid^  Don 
Sbejfalien  l^er,  baS  }ur  3eit  $^Uipp8  be§  9Jlace- 
bonicrS  in  üier  fianbfd^ften  (Terpopxfat,  Sanb» 
Diertel,  Demosth.  Phil.  8,  26)  jerfiel.  3n  äbn- 
lid^er  SBeife  Ratten  ftd^  bie  brei  femjd^en  aSoIf^ 
fttonte,  bie  Srooner,  Xoliftoboier  unb  Sedo- 
jager,  toeld^e  nad^  ®a(atien  öbergefiebelt  maren,  in 
je  Dier  @tvipptn  mit  einem  eigenen  f^fürften  ge- 
tl^eilt,  meldte  Don  ben  @ried^en  paffenb  TeTpapyai 
(Strabo  12,  5,  1)  genannt  tourben;  biefe  Se- 
jeid^nung  blieb  i^nen,  atd  i^rer  ntn:  me^r  brei 
unb  gmei  unb  fclbft  bIo|  nod^  Siner  nxiren.  SBeU 
Xetrard^  überbau))t  einen  fleinem  gfürfien  be- 
jeid^net,  fo  nannte  man  fie  im  ungenauem 
«uSbrudte  aud^  ««önige"  (ügl.  aRattl^.  14,  9), 
ober  gebroud^te  baS  Derbale  ßa9iXe6eiv,  obgleid^ 
2uc.  8,1  baS  genauere  Texpap^etv  antoenbet. 
Son  Antonius  mürben  ^erobed,  ber  f)>atere  ffönig, 
unb  fein  Sruber  ^l^afael  gu  2:etrard^en  ernannt 
(Jos.  Antt.  14, 18,  1);  nad^  f)erobe3'  £obe  er« 
bielt  Don  beffen  JKnbem  ^r^elaud  ben  Xitel 
et^nard^,  ^(nttpaS  unb  ^l^ilippud  aber  ben  Xitel 
Xetrard^en.  3m  9leuen  Xeftament  mirb  ber  Xitel 
Xetrard^  IperobeS  SntipaS,  $f)tUppu8  unb  fi^fa- 
niaS  (f.  b.  «rtt.)  beigelegt.  (Sgl.  ©d^ürer,  ®efd&. 
b.  iüb.  5Bolfc8  I,  Scipj.  1890,  350  f.)  [Sd^egg.] 

9^e(,  äol^ann,  0.  Fr.,  ber  Dielgenannte 
9lbla^))rebiger,  mürbe  um  1460  gu  $ima  in 
9)2ei|en  geboren.  3m  3. 1482  bejog  er  bie  Uni- 
DerfUftt  Seipaig  unb  marb  bort  1487  }um  Sacca- 
lareuS  ber  freien  ffünjte  ))romoDtrt.  93alb  nad^- 
ber  trat  er  in  benSomtnicanerorben.  Ueber  feine 
tbeologifd^en  @tubien  unb  feine  erfte  priefterlid^e 
Xl^äHgfeit  i{t  nid^td  mf^eM  befannt ;  ftd^er  ift 
nur,  ba|  er  1509,  too  er  bem  ftlofter  @logau 
angel^örte,  Dom  OrbenSgeneral  Saietan  auf  9in« 
fu^en  bed  fad^ftfd^en  ^roDindafö  jum  Snquifttor 
für  @ad^fen  ernannt  mürbe  imb  sugleid^  bie  gr- 
laubni^  erhielt,  fid^  nad^  erföKung  ber  ablieben 
SBebingungen  gum  S)octor  ber  Xl^eologie  )}romo* 
Düren  gu  laffen.  Sngmifd^en  ^otte  Xe^el  fd^on  bie 


Xl^gleit  beaonnen,  meld^  feinen  9bnnen  in 
meiteren  Iheifen  befannt  mad^en  fo&te.  ^m  3. 
1508  batte  ber  beutfd^e  Siitterorben  in  Stolanb 
Don  atqranber  VI.  für  brei  3a^te  bie  (SOatOnA^ 
erlangt,  gur  Aufbringung  ber  nitbigen  SKttel  gu 
einem  ffriege  gegen  bie  Muffen  einen  Subdablas 
in  ben  ffird^en|)roDingen  SRagbeburg,  Sremen 
unb  Sliga  gu  Derfunbigen.  2)ie  Abla^DedFimbigung 
begann  1504  unter  berSeüung  beS  Obercommif « 
farS  Sl^riftian  93ombauer,  unter  meld^  Xe|el 
1505—1506  als  @ubcommiffar  in  ben  ^>ilkefen 
SRerfeburg  unb  ülaumburg  mirfte.  9la<^  Sblauf 
be§  XrienniumS  mürbe  Don  3uliug  IL  bem  2)eut« 
fcben  Orben  für  brei  meitere  ^iofyct  ein  neuer 
9bla|  bemiQigt,  ber  in  ben  ffird^en))TODingen 
ftöln,  Slaing  unb  Xrier  fomie  in  ben  e^emten 
2)iöcef en  9Rei^en  unb  ^Bamberg  geprebigt  merben 
foOte.  ^e  93erfünbigung  begann  am  11.  3ult 
1507,  mo  bie  SblalbuIIe  in  ffdfai  (»omulgtrt 
mürbe.  Xe^l  mar  nun  guerfl  in  ben  Siöcefen 
fföln  unb  Sfittid^  t^ig;  oann  begab  er  fid^  n^d) 
9Rei|en,  um  in  ben  ^af^xtti  1508  unb  1509  in 
SreSben,  Annaberg,  93au(en,  ®5rli|  u.  f.  id.  ba$ 
Abla^freug  aufgurid^ten.  Snbe  1509  toeilie  er 
als  9(bla6commif{ar  in  Strasburg ;  Don  f^xtt  be« 
gab  er  ßd^  Dor  Oftem  1510  über  9tiimberg, 
SBurgburg  unb  Bamberg  mieber  in  bie  f)einmt 
gurüd.  9cun  Derfd^minbet  er  bis  1516  gangliib 
aus  ber  (Sefd^id^te;  ba|  er  in  ber  Stt'ifcbengeit 
(um  1512)  in  3nnSbrud  megen  Sb^brudb^  Don 
ffoifer  äRa^milion  I.  gum  SEBajfertobe  oenirtbeilt 
Dom  ffurfürften  griebrid^  bem  Sßeifen  ober  loS- 
gebeten  morben  fei ,  mie  guerft  in  einer  leiben« 
fd^oftlicben  Streüfd^rift  SutberS  Dom  3a^  1541 
jid^  Dergeid^net  finbet,  mu|  alS  eine  Setbttmtnntg 
gurüdgemiefen  merben.    3tn  genannten  3übre 

1516  erfd^eint  Xe^l  mieber  alS  Sblogt^rd^iger. 
@(^on  3uliuB  n.  botte  1507  einen  Ablag  für 
bie  neu  gu  erbauenbe  $eterSfird^e  auSgefd^rid^en, 
Dorlöufig  mar  biefer  Abla|  ober  in  S>eutf4(anb. 
mit  AuSnabme  Don  Oefterreid^,  nid^t  Derfünbii^t 
morben.  6S  gefd^l^  bie^  erft  unter  Seo  X.,  ctnei* 
feiiS  Dom  fiegaten  Arcimbolbi  (f.  b.  Art.),  anberet* 
feits  Dom  fütainger  Srgbifd^of  Albred^t  Don  Sron* 
benburg  (f.  b.  Art.).  AIS  @ubcommiffar  Arcim« 
bolbi'S  mirfte  Xe^l  Don  Ofhm  1516  an  im 
SiStbum  TOdBen.  Anfangs  1517  trat  er  in  bie 
S)ten)te  beS  ^ainger  Srgbif(!^ofS  imb  burcbgog 
nun  guerft  bie  S)töcefe  ^berflabt  unb  baS  €Kft 
SRagbeburg;  im gfrübfommer  fam  er  in  bie  9Zöbe 
Don  aSStttenberg,  inSbefonbere  nacb  Süterbogf,  Da4 
bamalS  unter  ber  meltlic^en  ^errfd^oft  beS  ^agbe> 
burger  Srgbifd^ofS  ftanb.  2)a  in  &adil\tn  bie 
SBerfünbigung  beS  AblaffeS  nid^t  gefiattet  mor,  fo 
))ilgerteit  Diele  Seute  nodif  3fiterbo$,  um  Xej^el  iu 
boren  unb  Ablaßbriefe  gu  löfen.  3>obun!^  min»e 
Sutber,  mie  er  felber  ergäblt,  Deranlagl,  fid^  mit 
ber  Angelegenbeit  gu  befd^öftigen.  3laä^  tongem 
3ögem  entjd^tog  er  ftd^  rnbli^,  am  81.  October 

1517  an  ber  ffiittenbcrger  @(blD|fini|e  bie  be* 
lannten  95  Xl^efen  gum  3>Dedfe  einet  3)iS)mfotton 


1437 


Xe|eL 


1438 


Act  bte  Ihnfi  be8  VBbffeS  an}ttfd^Iagen.  SDabie 
t^  fofort  m  gern}  S)euM<i^Ianb  mbttiiet  nmt" 
bm  uib  übcxafi  bod  größte  Süffel^  eneoten, 
bimtt  Ze|el,  bet  feit  dnbe  6c^mber  im  ffur- 
iütflnit^  SBranbenburg  t^tig  »or,  nic^t  ftlQ« 
f^tDctgm.  (St  oerdf^tlid^te  feinerfetts  eine  lange 
)(n>  t)on  Zb^fen,  oie  er  am  20.  Sanuac  1518 
on  bcr  Untoerfitat  }u  gtanffurt  a.  b.  Ober  öffent- 
Iu(  dert^eibt^.  Xe^ß  X^efen  finb  gmar  nid^t 
tm  Opn  \üb€t,  fonbem,  mie  e8  bamald  bei  äbn- 
lutm  3)iflputaKonen  an  beutfd^en  Uniüerfitöten 
oft  Doifom«  don  bem  orbentttc^en  $rofe{for  ber 
X^logie,  ftonrab  SBimpina  (f.  b.  ^tt.),  t)erfa|t 
vocboi;  bod^  ^ot  ber  Dominicaner  bajur  bie 
IBctonloodung  flbemommen.  (2)er  fett  bem 
1&  Sobrbunbert  üerfd^oUene  Originalbntd  ber 
gtonlfurter  Sntit^efen,  ein  in  Jßlacatform  l^er» 
^IdUer  (Einblattbntd ,  befinbet  ft^  auf  ber  SRün- 
djtncr  6taat€bibIiot^ef.  S)te  Xl^efen  finb  nic^t 
nunieciii  S)ie  106  @a^e,  t>on  benen  gemo^n» 
Ttd)  bie  Xebe  ift,  bifben  nur  einen  Xb^il  ber 
t^icnxeii^.  bie  DoUftonbig,  in  berfelben  (Ein- 
^tilimg  iDte  im  Originalbrudf,  in  ben  Opera 
omsia  Lntheri  I,  Wiiteberg.  1545,  foL  93—96 
abgcbnutt  tfl,  loäbrenb  äBimpina  bie  Don  ii)m 
Dcrfo^enZb^ftn  in  b.  Sectamm  Anacephalaeo- 
MOS  partes  treSp  Francof.  1528,  fol.  40 — 43 
nie  eutiKtS  X^fen  in  95  6a^  einget(}eUt  l^atte.) 
9Htte92dr|  1518  lom  ein  Suc^l^önbler  mit  }a^I- 
tn4m  C^emplaren  ber  Xe|erf(|en  X^fen  nad^ 
Sittenberg,  um  fte  ^itx  }u  üerldufen.  ftaum 
Rotten  jebod^  bie  @tubcnten  baoon  ffenntni^  er- 
bauen, aß  fie  ftd^  beeilten,  bem  ^änbler  feine 
e^fnftm  (u  entreißen  unb  fte  ouf  öffeittli(^em 
Slatfte  }n  Verbrennen,  ein  Sorge^en,  boS  Don 
fotiicr  gdobcU  tourbe.  Sinige  Xage  ]pökt,  h)o]^( 
aofl  9nla6  ber  Xe^erfd^en  Xbefen,  t>eröffentlid^te 
Satter  feinen  „Sermon  Don  9bla|  unb  @nabe'', 
bem  Xe|el  fofort  eine  „SBorlegung"  (gronf- 
futt  1518)  rntgegenfe^e.  ^m  Sc^Iuffe  biefer 
S<!^  rSnbigt  er  an ,  ba|  er  bemnäd^ft  „etlid^e 
dnbere  £ebr  unb  ^ofition"  Deröffentlii^en  merbe, 
bie  er  an  ber  grontfurter  ^od^fd^ule  gu  Der- 
tbnbigen  gebenfe.  S8  ift  bte|  bie  gmeite,  Snbe 
tptü  ober  Snfong  SRai  erfd^ienene  Xl^efenrei^e, 
50  Sd|e  entbaltenb  (abgebrüht  in  Opera  omnia 
Lvtheri  I,  96—98),  bie  nid^t  Don  9Bimptna, 
fonbcm  Don  Xe|el  fetber  Derfa^t  ift.  ^n  ber- 
felben nennt  ft^  ber  S)ominicaner  nod^  bIo| 
Qoccolarettd;  bod^  mu|  er  im  Saufe  bed  3ab- 
m,  fet  es  Don  ber  granffurter  UniDerfttät,  fei 
d  tNm  bem  Segaten  &iletan  ober  bem  OrbenS« 
gmtiol,  )um  ^octor  ber  Xl^eoTogie  |)romoDirt 
tootben  mn;  benn  9(nfang  1519  mirb  i^m 
Krfrr  Xttel  Dom  OrbendproDtnctal  ^ermann 
Kob  beigelegt  S)a  infolge  Don  Sutl^erS  auftreten 
ber  fSr  a^t  Sabre  bewilligte  9bla^  nic^t  me^r 
gtpttbigt  mtrben  fonnte,  fo  fe^rte  Xe^el  nad^ 
S<i|»)tg  )ttiü(t.  ^ier  mu^te  er  fi^  SDtitte  Januar 
1519  Don  Seiten  bed  ))apftUc^en  Unter^önblerS 
ffod  Don  SROtia  (f.  b.  9trt.)  bittere  Sonoürfe  ge- 


fallen laffen.  Sid^er  iß,  ba|  fd^mere  9ßi^brdud^e 
Dorgefommen  maren;  bad  auftreten  ber  $re« 
biger,  bie  ^rt  ben  W)\ai  anjupreifen  b^tt^  tnon- 
d^erlei  Vergemiffe  erregt;  bod^  mu|  man  M 
bäten,  mit  SRilti)  bie  gegen  Xe^I  Don  beflen 
SBiberfacbem  erhobenen  Snfd^ulbigungen  aUgu 
leichtgläubig  anjunebmen.  S)en  Sonourf  ).  SB., 
ald  bötte  er  onftö^ig  über  bie  Slutter  (SotteS  ge- 
t^rebigt,  l^t  Xej^I  fdber  auf  @runb  amtüc^ 
3eugni[{e  att  eine  iBerleumbung  nad^gemiefen. 
atucb  Xe^eß  Se^  Dom  %bla|  ift  fd^on  oft  in  ber 
maglofeften  SQßeife  entftellt  morben.  S)ie  irrigen 
Snfd^auungen,  bie  aber  biefen  $untt  nod^  immer 
l^errf  eben,  entf  pringen  bauptföd^Iic^  bem  Umftmtbe, 
ba^  man  febr  Derfd^iebenartige  2)inge  nid^t  forg* 
fam  genug  auSeinanber  gel^alten  l^t.  SSor  SQem 
mu^  ber  9lbla|  für  bie  Sebenben  genau  unter« 
fd^ieben  merben  Don  bem  ^blaffe  für  bie  Serjtor- 
benen.  SJejüglid^  beS  erftem  l^at  Xe^I  burd^ouS 
correct  gelehrt,  unb  ber  SSonourf,  er  l^be  bie 
@ünbenDergebung  um  @elb  Derfauft,  ol^ne  Steue 

SU  forbem,  ober  er  l^abe  um  @elb  Don  nod^  gu 
»egel^enben  @änben  abfolDirt,  ift  gang  unb  gar 
unbered^tigt.  @an}  rid^tig  lebrte  Xe^el,  ba^  ber 
%bla|  ni^t  auf  bie  Sunbenfd^uQ),  fonbem  nur 
auf  bie  ۟nbenftrafe  ftd^  beliebe,  unb  ba^  )ur 
©eminnung  beS  Slblaffed  reumütl^ige  Seid^te  er- 
forbert  fei.  SOerbingS  fonnten  bie  fd^on  tm 
14.  Sabrbunbert  eingefübrten  confesBionalia 
(tBeid^tbriefe,  9lbla|bnefe)  obne  Steue  burcb  blo^e 
(Selbfpenbe  ertoorben  merben;  aSein  bie  (Sr- 
merbung  eined  fold^en  Sd^riftftüdtS  Dermittelte 
nod^  leinedmegS  bie  (Beminnung  beS  9blaffe§, 
fonbem  ber  dnoerber  bed  SBeid^tbriefeS  erl^ielt 
tebiglid^  bie  Srlaubni^,  ftd^  einen  geeigneten 
SBeicbtDater  gu  möblen,  ber  ibn  nad^  reumütbtger 
Setd^te  Don  ben  @änben,  audl^  Don  KeferDatfötten, 
loSfpred^en  unb  ibm  gugleid^  mit  päpftHd^er  SSoU« 
macbt  einen  DoHIommenen  ^bla^  ertbeilen  fönne. 
SBejüglicb  bed  «blaffeS  für  bie  SSerftorbenen  bat 
man  oft  in  ^brebe  gefteUt,  ba|  Xe^el  geprebigt 
babe :  „Sobalb  ba§  ®elb  im  ffaften  Hingt,  bie 
Seele  au8  bem  gfegfeuer  fpringt."  S)a^  er  aber, 
menigftenS  bem  3nbalte  nad^,  biefen  Sa^  Dor- 
getragen  babe,  gibt  er  in  feinen  fjranlfurter  Xbefen 
felber  gu.  Um  ftd^  }ur  93er!ünbigung  biefer  fiebre 
ermad^tigt  gu  füblen,  brandete  man  btoB  )u 
glauben,  ba^  ber  ^bla^  für  bie  Serftorbenen 
burd^  bie  bloge  ®elbfpenbe  gewonnen  werben 
fönne,  unb  ba|  ber  gewonnene  Dottfommene  ^> 
la^  einer  beftimmten  Seele  ftd^er  jugewenbet 
werbe.  9lun  wirb  aber  in  aSen  offideüen  9bla|- 
infiructionen ,  nad^  benen  ftd^  Xe^I  gu  rid^ten 
l^atte,  fowol^I  in  berienigen  Don  Sombauer  ald  in 
benen  Don  %(rcimboIbi  unb  Sfbred^t  Don  ^ranben- 
burg,  gur  ©ewinnung  be«  9lblaffc8  für  bie  S8er- 
ftorbenen  eingig  unb  attein  eine  @elbf|)enbe  er- 
forbert;  auSbrüdlid^  wirb  erflärt,  ba|  gur  (Ge- 
winnung b  i  e  f  e  S  ^blaffeS  Sleue  unb  Seid^te  rd^i 
Donndtben  feien,  ßubem  war  ed  bamafö  eine  in 
tbeologifd^en  ffretjen  weit  Derbreitete  unb  aud^ 


1430 


Teufel. 


1440 


fpäter  nod^  t)on  l^eiDorrogenben  Sl^eologen  t)er« 
tretene  ftnftd^t,  bo^  bei*  Mla^  für  bie  SSerftor- 
bencn  einer  bcftimmteu  @eele  unfcl^Ibar  guge« 
toenbet  werbe,  ^ug  ben  pä^filid^ett  Slblo^buUen 
tonnten  freilid^  (baS  l^ob  bie  $ari{er  ©orbonne 
gegen  öl^nlic^e  Uebertreibungen ,  roxt  fte  3:e^I 
Dorgemorfen  niurben,  »ieberl^oU  l^erüor)  fold^e 
estreme  Stnjid^ten  nid^t  beriefen  werben ;  eS  waren 
eben  nur  @d(|ulnietnungen.  2)iefe  oOerbingS  l^t 
Se^el,  wie  ed  bereits  91  nbere  Dor  il^m  getl^an  ^tten, 
in  broflifd^er  SBeifr  auf  ber  ftangel  juni  ^u§brud 
gebrad^t.  UebrigenS  ift  Se^IS  Sebeutung  oft, 
fowol^I  oon  beffen  Sobrebnem  als  Don  beffen 
®egnem,  in  oUju  grellen  gfarben  gcfd^Ubert  wor* 
ben.  S)er  Dominicaner  l^at  wol^^I  ^nla^  )u 
fiut^erS  auftreten  gegeben;  ollein  nid^t  gegen 
2:e|feIS  $rebigten  im  Sefonbem,  fonbem  gegen 
bod  bamalige  9lMa|wefen  im  ungemeinen  ift 
Stttl^er  in  bie  Sd^ranfen  getreten.  Sarum  fd^eb 
aud^  ber  SQBittenberger  9leuerer  bem  tobfnuifen 
^rebigermönd^ :  ^(Er  foQe  fid^  unbefümmert  laffen, 
bie  @od^e  fei  um  feinctwiQen  nid^t  angefangen, 
fonbem  bad  ffinb  l^be  einen  avbttn  Sater/ 
Ztigtl  ftarb  in  Sei))3ig  am  4.  3uli  1519  unb 
würbe  in  ber  iHofterlird^e  feines  OrbenS  el^ren- 
toU  begraben.  (Sgl.  0;  Hechtius,  Vita  Joan- 
niB  Tetzeli,  Yitembergae  1717;  3.  SBogel, 
£eben  Sodann  Xe^S,  it\pm  1717;  f$r.  ®. 
^ofnumn,  SebenSbefd^reibung  beSSblafiprebigerS 
Sobann  %t^l  Seipjig  1844;  SB.  &röne,  Sc^l 
unb  Sutl^er,  2.  ^uft.,  Soeft  1860;  %.  ffömer, 
%tiü  ber  Sbla^rebiger,  gfranfenberg  1880;  ft. 
Sro.  C^ennann,  3ob.  lejjel,  granffurt  1882;  G. 
A.  Meijer,  Joh.  Tetzel,  aflaatprediker  en  in- 
quisiteur,  Utrecht  1885;  ®.  ffawerau,  @0' 
bolb  baS  (Selb  im  itaflen  flingt,  bie  @eele  auS 
bem  Segfeuer  f)ningt,  SBarmen  1889 ;  92.  $auIuS, 
3ur  SBiogropl^ie  £e^eI8,  im  Ipiftor.  3obrbu(^  XYI 
[18951 87-69 ;  %  «ßerger,  ®ic  ootte  ffiol^rl&eü 
über  S:^el,  in  b.  $affauer  ^b^^^lodif 4*)'>^<^ftif4en 
SWonatSTOrift  V  [1895],  538—543;  Sönffen- 
$aftor,  ®ef4  beS  beutf^en  93oIfeS  U,  18. 9lu{I., 
Sreib.  1897,  81  ff. ;  91.  $auIuS,  3ob.  Ze^I  ber 
«blalprebiger,  ÜRain}  1898.)    [91.  $auIuS.] 

SeitfeC  ^ei|t  nacb  unferem  Sprod^ebraud^ 
borjugSWeife  berienige  gefallene  Sngel,  weld^er  ftd^ 
an  ber  @))i^e  ber  aufrü|rerifd^en  @etfterwelt  gegen 
@ott  empbrte  unb  }ur  @trofe  bafür  mit  feinem 
gönnen  ^n^ong  ber  ewigen  SBerwerfung  anheim- 
gegeben würbe  (f.  b.  art.  6ngel  IV,  513  ff.). 
9Rit  bem  nömlid^en  9kmen  Teufel  werben  au^ 
bie  übrigen  gefallenen  Sngel  belegt.  S)ag  einer 
unter  il^nen  üor^ugSweife  ber  Xeufel  bei^t,  wöb- 
renb  man  bei  ben  pten  (Seiftem  niddt  oor^ugS« 
weife  einen  oIS  ben  Sngcl  be^eid^net  erüärt  ftd^ 
)um  Xl^eil  auS  ber  fd^on  angebeuteten  gfübrerfc^aft 
beS  XeufelS^  gum  Xl^eil  aber  aud^  ouS  unferer 
SSorftellung ,  bog  ber  Teufel  oIS  Url^cber  unb 
Sannertröger  aUeS  ftttlid^  Söfen  ®ott,  bem  Ur- 
queS  atteS  ®uten,  feinblic^  gegenuberftel^t  —  S)ie 
Sebre  t)om  Xeufel  bUbet  nad^  @d^rift  unb  Xra- 


bitton  einen  wefentlid^  Sefianbt^eO  beS  d^rifl« 
liefen  ®IaubenS.  SS  mug  bal^cr  guerfl  bie  biblifcbe 
Se^re  über  ben  £eufel  Dorgelegt  unb  fobcmn  bie 
Sfortentwidlung  berfelben  in  ber  fird^Ud^  Se^ 
bargefteUt  werben. 
I.  2)ie  biblif  (be  Seigre  aber  benXeufel.  - 

I.  S)ie  9iamen,  weld^e  im  9Iien  unb  9}enen  Zefla- 
ment  bem  Seufel  beigelegt  werben,  (ennjeii^nen 
fein  SBefen  im  allgemeinen.  S)er  Xeufel  in  Ut 
Singal^I  b^i^t  im  Sitten  Zeftament  Dor  ^Qcm 
©atan  (*-;c,  oon  m»  =  befeinben,  verfolgen, 
Sßiberfo^er  fein),  b.  ^.  ber  SBtberfa^er  (1  $ar. 
21,  1.  3ob  1,  6.  9.  12;  2,  1.  2.  3.  4.  6.  7. 
3ad^.  3, 1.  2).  S)ie  SButgata  l^t  an  allen  biefcn 
Stellen  Satan,  bie  LXX  bagegen  6  WßoXoc; 
nur  3  ffbn.  11, 14.  23,  wo  ',^1»,  wie  fonft  5fiar. 
als  ®attungSname  fielet,  überfe^t  bie  SSuIgota  baS 
äBort  mit  adversarins,  wäbrenb  bie  LXX  3  ttbn, 

II,  14  2(KTav  fyit  3m  92etten  Seftoment  ift 
Satavac,  Satanas  bie  gewdl^nlic^e  Srjticbnung 
für  ben  gfürf^en  ber  Seufel,  wirb  aber  aud^  für 
untergeorbnete  bi^fe  ®eifter  gebraiul^t  (9)taitb.  12, 
26 ;  »gl.  9ßarc.  3,  23).  9lur  bei  einer  ®elcgen- 
beit  erfd^eint  baS  S&ort  im  92euen  Xcjiament  als 
®attungSname  in  ber  Sebeutung  Oon  «,®egBer, 
SBiberjad^er"  (ÜJJottb.  16,  23.  SRorc.  8,  33).  — 
SIS  ^weiter  ^au))tuame  beS  XeufelS  lommt  in  ber 
l^etligen  @d^rift  boS  SBort  6  diaßo^vo^,  diaboloa 
t)or  (Don  SiaßoUco  =  oerleumben,  nad^ftcQen, 
anflogen,  befonberS  fälfcblid^  t)or  ®eri(^t  onflogen). 
Sluger  ben  fd^on  genannten  6teSen  ber  LXX  be« 
geicbnet  eS  nur  no(Jb  im  Sud^e  ber  SBeiSl^eit  2, 24 
ben  Seufel,  fonft  öfter  einen  Siberfad^er.  3in 
9ieuen  Xeftament  ift  6  dutßoXoc  neben  Satanas 
ber  gewöl^nlid^e  9lame  für  ben  durften  ber  böfen 
®eifter ;  im  a))pellatiDen  Sinne  tion  Serteumber, 
Snlläger  (ommt  baS  2Bort  nocb  breimal  im  gried^i- 
fd^en9leuen  Zeftament  Dor  (1 2im.  3, 11.  2  um. 
3,  3.  2U.  2,  3) ;  bie  iBulgata  bietet  an  leiteten 
Stellen  eine  Ueberfe^ung  beSfelben.  3)iefer  gweiit 
feauptname  bed  XeufelS  ift  mit  ben  entfpred^enben 
fioutoeränberungen  aud^  in  bie  neueren  Sptadben 
übergegangen  (frang.  diable,  englifd^  deyfl,  ^o4|i- 
beutfd^  tiuvel,  teufel).  ~  2)er  britte,  oOgemein 
eingebürgerte  ^uptname  Sucifer  (Sid^ttxöger)  fana 
ben  biblif  d^en  9lamen  nur  infofem  betge}äi^lt  wer- 
ben, als  er  ber  befannten  Stelle  3f.  14, 12  enl- 
lebnt  ift,  wel(be  swar  nid^t  im  elgentlid^,  ober 
bod^  im  angewanoten  Sinne  auf  ben  Seufel  Segug 
(ot  (f.  n.  2).  Ueber  bie  fonftigen  ZeufelSnamat, 
9lbabbon,  9lSmoböuS,  »eeljebub,  9elial,  f.  b.  betr. 
Srtt.  6in  fe^r  gewöl^nlid^er  aSgemeiner  SUnne 
für  ben  %t\x^d  inSbefonbere  unb  für  bie  b5fai 
®eifter  uberl^upt  ift  dotJMDv,  6ai(i6vtciv,  daemoii, 
daemoninm.  S)ie  St^mologie  beS  Sdorted  ifl 
unftd^er;  nad^  (Einigen  ift  eS  gtei^bebeutoib  mit 
daiQfjLcuv  =  hmbig  unb  Don  ^ao»  =  teuren  ^n* 
guleiten,  nad^  9lnberen  !ommt  eS  non  6am  = 
tl^eilen  unb  bebeutet  ben  SJert^iler  ber  SebenS- 
loofe,  mithin  eine  ®ottbeit  S)er9hune  finbet  pdb 
bei  clofftfc^en  Sd^rif tftellem  für  gute  unb  fctlimme 


1441 


leufcl. 


1442 


Aott^ettm  unb  (ejeid^net  oud^  ^pq.  11, 18  ^etb- 
m\ä^t  (Sonaten.  3m  Witn  Xeftament  bient  er 
;ur  SBtfbrrgobe  Don  einigen  bunflen  l^ebräifd^en 
^ttSbtädcn.  toel^  tl^ilS  ^eibnifd^e  ®ö^en,  t^ettö 
&q;>mftfx  unb  jf obolbe  bejet^nen  (f.  u.  n.  2) ; 
nn  agrntlii^cn  @inne  n){rb  er  auf  ben  StSmoböuS 
tm  Diu^e  XobloS  angetoanbt.  3laif  bem  Bpxaä)» 
gcbnmd)  bcSSteuen  XefiamenteS  finb  bie  S)amonen 
cffvnbor  böfe  ®ct{ier. 

2.  5ßvt  £e(re  beS  Wlten  Seftomented  über  ben 
^ienfd  i|)  ^nxir  niti^t  befonberfi  reid^j^oltig,  ober 
bo^  fet^r  flar  unb  befiimmt.  Ueber  bie  (Istften} 
nnb  Xbätigirit  bed  Seufett  gibt  bereits  ®en.  3, 
1  %  befriebigenben  9(uffd^Iu^.  2>a|  bie  @d^Iange 
itid^t  als  Solange  )ur  ßoa  {priest,  ifi  nac^  bem 
SBotflaittc  beS  Xe^eS  felbftDerfiönbli^.  S)er  bei- 
hge  Serfaffet  bot  [a  gerabe  in  ber  6^5))fung8> 
firjd^i^tc  ben  Unterfd^ieb  jwifd^en  9Ren|(i^  unb 
Xtfitt  gon)  una»eibeutig  ^orgeboben  unb  fomit 
bie  X^iere  getoi^  nid^t  ald  Vernunft-  unb  {pracj^- 
btgobt  fub  dorgefieOt.  Cr  fcbörft  femer  5U  ttieber- 
bottrn  SRoIen  ein,  aOcS  ®ef(^Qffene  fei  gut  ge- 
n)cfcn:  folglid^  fonnte  bie  au8  ber  ©d^Iange 
nbcnbe  Sol^b^t  ouf  feinen  SoQ  Don  ber  Sd^Ionge 
bcrru^ren.  3eber  fiefer  mu^te  alfo  auS  ber  ßr- 
^ablnng  felb^ben  Bdflui  gie|en,  ba^  bie  Sd^Ionge 
bä$  fiMtjeug  eines  9(nbem  mar,  ber  auS  i^r  3U 
ipttd^  f d^ien  unb  jid^  als  DemunftbegabteS,  f d^Iau 
beitcbnenbeS,  burd^  unb  burd^  boS^afteS  3Befen 
octrirfl^.  epfitere  ed^riftftellen  beS  %Iten  unb 
bcS  97euen  XeftamenteS  bestätigen  biefen  @d^Iu^ 
<1BdSi.  2, 24,  3ob.  8, 44.  ^hx.  2,  14.  ?lj)oc. 
12, 9 ;  20,  2).  ^ud^  bie  enbgültige  9iieberlage 
tDirb  bem  teufel  unb  feinem  „t!lbftomm",  b.  1^.  ben 
fibrigen  SSmonen  unb  allen  f^elferSbcIfem  beS 
Teufels,  bereits  ®en.  3, 15  ongefünbigt.  Unter 
bem  9lamen  @atan  erfd^eint  ber  Xcufel  jum  erften 
«üle  tm  «ud^  3ob  (1, 6  ff. ;  2, 1  ff.),  wo  er  bie 
ftoüc  bc8  neibif(^en  ^nflögerS,  beS  rad^füd^ttgen 
^cnbeS,  beS  l^tnterliftigen  SSiberfad^erS  f))ielt. 
eeßft  toenn  bie  @efd^i(^te  3obS  (f.  b.  9rt.)  nur 
7i(btung  oöre,  mürben  bie  ^uffd^Iäffe  über 
€aton  unb  feine  Xl^ätigfeit  ben  nömlid^en  SBertl^ 
bebauen,  tt)€ld^nt  ^e  fe^t  in  ber  ben  ^auptgügen 
nadb  gef4i(btli(b^  Srgal^Tung  beanft)ntd^en ;  ge- 
bort ia  bo(^  bie  tlnfd^uung  Dom  S)afein  böfer 
4^cTiVer  unb  Don  il^rem  tl^ätigen  Sntbeil  an  ben 
^Tötungen  ber  (geredeten  mit  gu  ben  großen,  als 
unbejtritten  bingenommenen  ©runbonfcbauungen, 
auf  benen  bie  gange  innere  Sßal^r^eit  beS  lel^r» 
ni(bcR  ftunjlgebid^teS  berul^t.  Ueber  bie  9rt  unb 
9Be{f e,  xxAt  Satan  bei  Herbeiführung  ber  UnglüdfS- 
fAlSge  tbötig  mar  (burd^  einf!u|i  auf  ben  menfd^- 
li4<n  SBiOen  ober  burd^  Singriff  in  ben  ®ong 
ber  matur),  gibt  ber  biblifc^e  Sest  feinen  9[uf- 
fd|ht{^  3n  ben  übrigen  SBüd^em  beS  SIten  Xefla- 
mratcS  mirb  @otan  nur  nod^  an  gmei  Stellen 
omamü.  !Ra4  1  $ar.  21, 1  mar  er  eS,  ber  ftd^ 
itibcr  3STQel  erl^ob  unb  ben  ff  öntg  SDoDib  burd^ 
funb^ofte  iBemeggrünbe  )ur  93eranftaltung  ber 
qnm  lBoIlS)Ab^fi  Deranla|te  (ogL  2  Sthn. 

AtttbeBlctifra.  ZI*  2.  ttulL 


24, 1).  Ser  ißropl^et  Sad^ariaS  fd^aut  (8, 1  ff.) 
in  riner  Sipon  ben  ^obcnpriefter  3«fu8  (Sofuc ; 
DgL  1 6Sbr.  3, 2)  [te^enb  Dor  bem  ^txtn  ober  Dor 
bem  fteUoertretenben  Sngel  beS  ^erm  unb  ben 
Satan  fte^enb  )ur  SRed^ten  beS  ^ol^enpriefterS,  um 
ibn  an^ufeinben ;  aber  ber  gflud^  beS  ^erm  fyA 
bie  Snad^t  SatanS  gebrod^en  unb  bem  ^riefter« 
tl^um  ben  Sieg  Derbfirgt.  —  3n  ber  SSijion  be« 
famaritanifd^en  ißro))]^eten  Wi^oSi  (8  ft5n.  22, 
19  ff.  2  ?|kr.  18, 18  ff.)  mirb  Satan  gmor  nid^t 
ausbrudRiii}  genannt,  aber  bod^  als  Sügengeift 
ungmeibeutig  gefenngeid^net  S)er  Sifton  liegt 
nämlid^  bie  bem  glaubigen  3SraeIiten  gelöufige 
^nfd^auung  }u  ®runbe,  ba|  eS  au^r  ben  guten 
®eiftem,  oie  ®otteS  Xl^ron  umfd^meben,  aud^ 
böfe  ©eijier  gibt,  bie  mit  ®otteS  Sulaffung  baS 
ftttlid^  ^ibeln  ber  SDlenf^en  in'S  Söfe  )u  Der- 
fel^iren  unb  Unheil  anjuftiften  fud^en.  Sinen 
mert^DoKen  Sd^Iu^beitrag  }ur  2>amonoIogie  bed 
Sllten  XeftamenteS  liefert  nod^  baS  9ud^  XobiaS 
(f.  b,  art.),  meld^eS  (3,  8;  gried^ifdj  aud^  3, 17) 
ben  2)amon  SlSmoböuS  (f.  b.  %xi.)  ermahnt. 
IRebenbiefenaltteftamentlid^enSd^riftfteOen,  meldte 
flar  unb  beftimmt  Dom  Xeufel  reben,  mirb  eine 
afn^abl  anberer  irrtpmlid^  auf  ben  Xeufel  be- 
logen, möbrenb  fie  entmeber  gor  nid^t  ober  nur 
mit  gemiffen  SSorbel^alten  Don  ibm  )u  Derfteben 
finb.  Ueber  ben  Dielumftrittenen  ^^ajel  f.  b.  Slrt. 
S)er  böfe  ®eift  SauIS  (1  Sam.  16, 14  ff. ;  18, 
10;  19,  9)  ifi  bie  SRelanc^oIie,  meldte  freUid^ 
Dom  Xeufel  als  Serfud^er  tl^eilS  Derurfad^t  t^eilS 
genäl^rt  fein  fonnte.  3n  ber  Stette  (Eccll  21,  30 
ift  l^öd^ft  ma^rfd^einlid^  nid^t  Dom  glud^en  gegen 
Satan,  fonbem  gegen  einen  gfeinb  ober  Sßiber- 
fad^er  bie  »ebe.  »ei  Sf.  13,  21 ;  34, 14.  »ar. 
4,  35  ftnb  bie  fd^auerlid^en  Q^inöben  nid^t  Don 
9ßalb-  ober  gfelbteufeln  bemol^nt,  fonbem  Don 
ff obolbm,  Unbolben  unb  ®ef))enftem,  meldte  nac^ 
DoIfStpmlid^er  Snfc^auung  bort  laufen.  S)ie 
gfrage,  ob  unb  inmiefem  mit  bem  „^tt  beS 
^immelS  in  ber  jpbbe''  3f.  24,  21.  22  bie 
S)ämonen  gemeint  feien,  mirb  Don  ben  Auslegern 
Derfd^ieben  beantmortet.  2)ie  beibm  $ro|)beten- 
fteUen  3f.  14, 12  ff.  unb  «j.  28,  2  ff.  merbm 
bauftg  im  angemanbtm  Sinne  auf  ben  Stolg  ber 
Sngel  bri  ibrem  SünbenfaQ  belogen ;  bem  fflort- 
finne  nad^  bejiel^t  ftd^  bie  erfie  auf  ben  ffönig  Don 
SabQlon,  bie  jmeite  auf  ben  ffönig  Don  X^iS. 
^ugerbem  if!  an  mebreren  SteQm  ber  Sulgata 
(unb  mrifi  aud^  ber  LXX)  Dom  Xeufel  ober  Don 
S)ömonen  bie  SRebe,  mo  ber  l^ebröifd^e  Se^t  bie« 
felben  überbauet  nid^t  (g.  9.  3  ffön.  21 ,  13. 
^f.  90,  6 ;  108,  6.  fyA.  8,  5)  ober  nur  inbirect 
ermal()nt,  infofem  er  Don  beibnifd^en  @ö^en  fprid^t 
(j.  a.  8eD.  17,  7.  5)eut.  32, 17.  2  «ßar.  11, 
15.  «Pf.  95 ,  5 ;  105 ,  37.  »ar.  4,7);  le^terc 
merben  namlid^  $f.  95,  5  in  ber  LXX  unb  %ul- 
gata  aISS)ämonen  begeid^net,  im  l^ebräifd^m  Ze^t 
freilid^  nur  alS  92id^tigfeiten,  alS  nichtige  ®ö|en. 
Sad^Iid^  entbalten  bie  LXX  unb  93utgata  übrigens 
in  i|rer  Ueberfe^ung  feine  blo^e  Ueberfe^ungS- 

46 


1443 


XeufeL 


1444 


gutl^ot,  fonbetn  Udcti  eine  bibßfd^e  SBal^r^eit  mit 
JRfidftd^t  auf  1  Cor.  10,  20. 

8.  S)ie  Seigre  beS  9leuen  XeflomenteS  über  ben 
Zeufel  ift  ungleid^  tetdb^Hger  al8  bie  beS  «Iten 
ZeftammteS.  a.  SHe  ^teOung  bed  SotonSnidt^eS 
bem  Steige  (Sotted  gegenüber  toirb  int  Mgemeinen 
boburd^  gefenngeid^net,  bo^  bei  £eufel  tur}  unb 
bflnbig  ber  »öfe  ^ei|t  (TOatt^.  13, 19. 88.  €)>(. 
6, 16.  1 30)^.  2, 18 ;  5, 18) ;  biefet  inl^altfd^tDete 
SiuSbtud  |)ragt  feinem  Xl^un  nnb  Xreiben  boS 
Siegel  auf.  $or  Mem  erfd^eint  ber  Xeufel  olfi 
ber  SBiberfad^er  beS  gdttlid&en  ^etlanbeS :  erft  aß 
SBerfud^er,  ber  ben  Dermutl^Iid^en  @ol^n  ®otte8 
Dom  agßillen  ®otted  tt)eg}ubrängen  fud(|t  (Wattig. 
4, 1  ff.  TOarc.  1, 12 ff.  8uc.  4, 1  ff.);  bann  in 
ben  9)efeffenen  al8  Sefiegter,  ber  ben  Sieger 
ffird^tet  unb  um  @d^onung  bittet;  enblid^  ali 
Xobfeinb,  ber  tro|  ber  getDonncnen  Srfenntni^, 
ba^  3efud  ber  ttra^re  @o$n  ®otte9  fei  (9Rarc.  1, 
24.  34.  Suc.  4,  84.  41),  il^n  bennoc^  big  an'« 
Iheu)  üerfolgt.  @atan  gibt  Subad  ben  Serratia 
ein  Ool^.  18, 2 ;  Dgl.  6, 71)  unb  ffil^  in  blinbem 
@otted^affe  felbfl  bie  Sntfd^eibung  |erbei,  inbem 
er  in  3uba8  eingebt  unb  fo  }um  treibenben  unb 
mitmirfenben  Snftifter  beS  @otteSmorbe8  mirb 
(fiuc.  22,  8.  3o^.  18,  27;  Dgl.  Suc.  22,  58). 
9Ba8  Satan  ald  gfeinb  beS  Steid^ed  @otte8  im 
Sd^ilbe  f  ül^rt,  erOärt  SefuS  in  ben  Parabeln  oom 
Sömann  unb  Dom  Unftaut  unter  bem  3Bet}en 
(5IRatt^.  18, 19.  25.  89.  SKarc.  4, 15.  Suc.  8, 
12).  9(IS  Sfinber  Don  Anfang  an  arbeitet  er 
barauf  l^in,  bie  @ünbe  l^erbeigufül^ren  (1  3o]^. 
8,  8).  SBie  er  fid^  an  Sl^iftud  l^erangeloagt,  fo 
Derfud^t  er  aud^  bie,  toeld^e  Sl^riftud  angeboren 
(apg.  5 ,  8).  S)iefed  SBer|ü]^rung8tt}ert  Dottstel^t 
er  mü  Sd^Imi^eit  unb  9rglift  (1  Kor.  7, 5.  2  &)r. 
2,11.  ISI^eff.  8,6.  IZim.  8,6.  7;6,9. 
2  Zim.  2 ,  26).  Um  bie  SSerfül^renoIIe  erf o(g- 
reid^er  fpielen  ju  lönnen,  mei^  er  ftd(|  in  einen 
Sngel  bed  fiid^teS  umaugeftalten  (2  Cor.  11, 14). 
^13  Sügengeift  Derbreitet  er  trugerifd^e  unb  falfd^e 
Sebren  (1  Xim.  4,  1).  9Ibgen)iefen  unb  beftegt, 
febrt  er  mit  erneuter  ffraftanftrengung  }um  9ln« 
griff  jurfldf  (TOattb.  12,  48—45.  ßuc.  11, 
24—26).  SKit  bejonberer  SButb  greift  er  bie- 
jenigen  an,  meldte  beauftragt  ftnb,  am  l^eile  ber 
Seelen  ju  arbeiten  (Suc.  22,  81.  2  Sor.  12,  7. 
1  %f^t%  2,  18).  Satans  einftug  erftredt  ftd^ 
fogar  auf  ben  Seib  beS  Wenfd^en,  inbem  er  feine 
SBobnung  in  ben  SBefeffenen  auffd^Iögt  (f.  b.  ^rt. 
»cfeffenbeit).  Dem  »eid^e  ©otteS  (f.  b.  «rt.)  ftebt 
Satan  gegenüber  ald  ber  t$ürft  biefer  SBelt  (3ob. 
12,  81;  14,  30;  16,  11),  ber  fidft  al8  bereu 
^crm  unb  ®ott  geberbet  (TOattb.  4, 9.  Suc.  4, 6) 
unb  feine  SRad^t  in  ber  f^inftemt^  bed  ^eiben- 
IbumS  bcfunbet  (3lpg.  26, 18.  6oL  1, 13).  3n 
gleid^em  Sinne  l^eigt  er  ber  ®ott  biefer  SBeltgeit 
(2  gor.  4,  4),  ber  ^errfd^er  bcd  Sllad^tbereid^eS 
biefer  Suft,  ber  ®eip,  ber  jej^t  nod^  wirft  in  ben 
Söbnen  beS  UngeborfamS  (6))b.  2,  2).  —  S)aS 
SatanSrdd^  ifl  burd^  (Sl^fJuS  im  ®runbe  fd^on 


gerfldrt  (Suc  10, 18.  3o^.  12, 81 ;  14,  80;  16, 
11.  1  3ob.  8,  8);  burdi  feinen  Xob  modbte  ber 
Srlöfer  in  ber  Xfyd  ben  gu  nickte,  ber  bie  ®en>aU 
beS  XobeS  botte,  bad  ift  ben  Xeufel  (^r.  2, 14), 
unb  befreite  bie,  »eld^e  burd^  XobeSfurd^t  \vaf% 
ganje  Seben  ber  ffned^fd^ft  oerf  aSen  UKiren  (^cBr. 
2,  15;  DgL  eoL  2,  14. 15).    So  if!  SotanS 
9lieberlage  btud^  baS  ftreuj  Sl^riftt  für  immei 
befiegelt.  9iS  pm  ßnbe  ber  gegentoSriigen  SBelt« 
§eit  tobt  in)D)ifd^en  ber  ffampf  gegen  ben  alten 
ßrbfeinb  koeiter.    2)er  lfami)feöruf  ber  beiben 
«poftelfärften  (1  $etr.  5, 8.  9.  e))]^.6, 11.  12) 
ftempelt  baS  c^riftlid^e  Seben  )U  einem  emfien 
ffompfeSleben  gegen  übermdi^tige  g^nbc  Don 
au|en,  meldte  mit  ben  inneren  gfeinben  beS  9len* 
fd^en  im  Sunbe  feinen  freien  SBiOen  umlagern 
unb  gu  ^S  )u  bringen  trad^ten.  Sem  Vuhuf 
gum  ftampf  folgt  aber  aud^  unmittelbar  bie  Skr» 
bri|ung  fiegreid^er  ffraft  für  leben   eittgelnen 
Streiter  (St^b*  6, 16.  2  (Eor.  12,  7.  9.   «öm. 
16,  20  tgried^.].   3ac4,  7.    13ob.5,  18). 
Satan  fämpft  fretlid^  nid^t  o^ne  Srfolg.  Sd^on 
gu  SbtifH  S^ten  gab  eS  f old^,  bie  mit  bem  Zeufel 
gemeinf(^aftfid^e  Sad^e  machen  (3o^.  8, 41. 44) ; 
il^rem  Seiteiele  folgten  in  ber  a))ofiolifd^en  fttrd^e 
ber  Slutfdjimber  Don  Sorint)^  unb  d^menSud  unb 
Sle^anber,  toeltbe  am  ®lauben  S^iffbnt^  ge* 
litten  ;fie  mürben  bur^  ben  93annft)rud^  ber  mift 
bem  Satan  übergeben,  in  ba8  Setcb  SotanS  ^in» 
audgefio|en  (1  gor.  5,  5.  1  Xim.  1,  20).  2)ad 
9uf-  unb  Vbmogen  befi  ffamt)fed  fd(|ilbem  9poc. 
2,9.  10.  13;  8,  9;  9, 1—11 ;  12,  8  %;  16, 
18. 14.  2)ie  enbgültige  92ieberlage  SatanS  mtrb 
mit  bem  Snbe  oiefer  SEßeltjeit  ibren  Anfang 
nel^men,  um  obne  Snbe  in  ibrer  SoQfiünbigfeit 
fortjubaueni  (2  Sbeff.  2,  3  ff.   «poc.  19,  20; 
20 ,  1  ff . ;  Dgl.  1  Cor.  6 ,  8).   So  ift  benn  bie 
SRenfd^b^t  bis  jum  Soge  beS  ®eri(^teS  in  stoet 
Heerlager  gefpalten ;  bie  ftinber  beS  Siebtes  {leben 
ben  Ainbem  ber  ginftemi^  bie  ftinber  ®ottc# 
ben  ffinbem  beS  SeufelS  (ampfbereit  gegenüber 
(«|)g.26, 18.  (Spb.ß.8.  KoLl,  13.  1  Ibejf. 
5,  5.  1  3al^.  3, 10) ;  es  gibt  leine  ®emeinf(^ft 
gmifcben  ®md^tigfett  unb  SfteDel,  gttrifdben  Sidbt 
unb  t$inftemi|,  jmifd^en  Sb^iftuS  unb  Selial 
(2  gor.  6, 14. 15).  —  b.  Sie  innere  ©efiottung 
beS  SatanSrei(^eS  la^t  ftd^  nad^  ben  gelegentli^en 
Snbeutungen  beS  bleuen  Seftamentefi  {lolgenber* 
ma^en  gufammenfaffen.  ^r  Sünber  Don  Anfang 
an  (1 3ob.  8, 8)  ifl  jur  Strafe  beS  etoigen  geuer* 
Derurtbeilt,  baS  \a  mä^  ben  SBotten  (tbnfli  bem 
Xeufel  unb  feinen  Sngeln  bereitet  ifl  (9Ratt^.  25, 
41).  S)er  (Sngel,  bie  gefunbigt  botten,  b<^t  ®ott 
ni^t  gefcbont,  fonbem  fle  in  Sanbcn  ber  ^5Ile 
(im  ®  rieibifc^en :  ber  fS^mftemi|)  in  ben  ^Ibgrunb 
geflürgt  unb  ber  Reinigung  fiberontttortet  jur 
ißermabrung  auf  baS  ®eri(bt  (2  $etr.  8, 4) ;  für 
baS  ®ert(^t  bcS  großen  £ageS  ftnb  jie  mit  eiDtgen 
gfeffeln  unter  Stnftemig  Detmabrt  (3i&  6).  9iS 
gum  £age  beS  le^en  ®eri(^teS  tfi  cS  jebixb 
Dielen  biefer  böfen  ®etfter  DergönnI,  f)4  in  ber 


1445 


XeufeL 


144$ 


unlm  üAt  ismscbcnben  aUmof{>]^are  oufjul^Iten 
(^pt.  8, 2;  6, 12).  2)i({c  IBergflnfttgung  eine« 
fxtirm  Um^erfc^ioeifenfi ,  toeld^e  ber  kuSenbe 
£5tDc  mtdm^t,  um  möfllid^ft  Diele  ÜRenfd^enfeelen 
oü  Sctttf  pt  Derfi^Iingen  (1  $etr.  5,8),  tnirb 
aoit  bm  Xage  befl  Ie|ten  (Serid^teS  für  immer 
ein  Cnbe  V^en;  bie  ^öSe  (f.  b.  Srt)  mit  il^cem 
noigcn  geuer  »irb  ber  auSf  ^lie^Iid^e  9uf  entl^Itd- 
ort  ber  Dccmorfenen  ®eifter  fein.  —  9iuf  bie 
gmge,  buxA  oe(d^e  6flnbe  bie  ^fimonen  il^r 
foigcS  UngQuI  Derf <|ulbet  l^oben,  toirb  und  3ub.  6 
dm  \ityoaift  Snbeutung  gegeben :  Sngel  l^dtten 
\Jft  ^otf^ert^m  nid^t  bemabrt,  fonbem  il^re 
So^aatte  Ut1a\lm.  S)er  ^inmeifi  auf  i^r 
fimarfoerl^m,  auf  bie  erl^abene  SteOung  il^rer 
^cxzj4<rmärbe  unb  ^errfc^erma^t,  legt  bie  93er- 
omtnmg  no^,  bof  biefe  beborjugten  ®eiper 
bnr^  6dbflfiberl^bung  jum  gfalle  famen.  eine 
SdUftigung  biefer  «nfic^t  bietet  (Eccli.  10, 15. 
Sa|  Die  Saifjl  ber  gefallenen  Cngel  eine  groge 
ift,  e^eSt  aus  Ware.  5,  9  (Dgl.  Suc.  8,  80). 
(Bcnouerfd  fibcr  i^re  3a^I  tt)ei|  man  nid^t ;  au8 
Ipoc  12, 4  }u  folgern,  ber  britte  Xl^eil  aller  oe- 
{d^nen  Cngel  fei  gefallen,  ift  un}ulafftg,  oa 
bi<fe  €tclle  fi4i  nid^t  auf  ben  Sänbenfou  ber 
Sngel  te)ie^.  fflo^  aber  fann  ald  unameifeD^aft 
b4au{rtet  »erben,  ba|  auif  unter  ben  Teufeln 
cine^etpiffe  Kangorbnung  befielet.  3)ie  Snllage 
bcT  tf^oriffier,  ba^  (Sl^riftuS  burc^  Seeljebub,  ben 
o&erjicn  ber  Xeufer,  bie  Zeufel  austreibe  (3Ratt^. 
12,  24«  Suc.  11, 15),  gel^t  »on  ber  SorauS- 
aus,  bo|  unter  ben  Zeufeln  einer  alS  beren 
it  unb  Surft  l^onage.  IBerfd^iebene  %b« 

ifimgen  bdmonifd^er  ©emalt  unb  SBoSl^eit  finb 
fcxna  angebeutet  SRatt^.  12,  45;  17,  20;  25, 
41.  1  Cor.  15,  24.  üp^.  6,  12.  S)}oc.  12, 
7.  9  unb  aud^  STlarc.  5,  9.  £)iefe  üerfd^tebenen 
Snbculungen  erfc^Iie^en  unS  ben  Doflen  @inn  befi 
SorteS  e|rtfK  Dom  »eid^e  @aton8  (^Dtattl^.  12, 
26).  S)ie  gro^e  3a|I  ber  Nomonen  bilbet  ein 
Don  ber  gongen  SBelt  abgefd^IoffeneS  SatanSreid^, 
müi^  va  fid^  eine  gtn^ifje  (Slieberung  beft^t  burd^ 
bie  Serf^ieoen^eit  Don  natürlid^er  ihaft  unb  Der- 
fiodter  SoSbeit  in  ben  ein}elnen  S)(lmonen  unb 
anbrrerfeitfl  aud^  eine  gett)iffe  Sin^eit  burd^  bie 
Semcinfambit  beS  (SotteSl^aff eS ,  burd^  baS  ge- 
meinfame  Sorangel^  gegen  bog  Sieid^  @otteS 
unb  bur4  gegenfeitige  Sergemaltigung  nad^  bem 
Sc4te  bei  etärfern.  Sn  ber  Spifie  btef cd  Steid^eS 
ßebt  €aton,  ber  @tatle  matt%  12,  29),  nid^t 
ctma  fraft  eines  i^m  }uIommenben  Sted^tStttelS, 
fonbem  toril  er  an  natärlic^er  ihaft,  Sd^Iaul^it 
mib  Settaltt^tigfeit  feine  @d^id!faISgenoffen  äber- 
tiifft,  unb  meil  bie  S)amonen,  gur  ftned^^d^f t  ber 
€ihTbe  (erabgemürbigt,  biefeS  3od^  ber  Ihted^t« 
f4aft  fid^  gegenfeitig  auferlegen.  (iBg(.  SR.  &agen, 
Sie  fielfirt  ber  l^eiligen  Sd^rift  über  ben  Xeufel, 
in  b.  Stimmen  auS  Ültaria-Saa^  LY  [1898], 
229  ff.) 

IL  Sie  tird^Iid^e  fiel^re  aber  ben  Seufel 
bietet  faum  etoaS  mefentlid^  9leueS,  tt)a8  in  ber 


l^eiligen  Sd^ft  nid^t  fd^on  entl^Iten  ober  menig« 
^enS  angebeutet  more ;  fie  ^t  aber  ben  biblifd(|en 
Sel^rgel^t  Dom  Safein  unb  Don  ber  ^errfd^aft 
beS  XeufelS  Dertieft  unb  toeiter  ausgeführt.  — 
1.  S)aS  S)afein  beS  XeufelS  unb  ber  2)dmonen 
gel^ört  }um  fird^Iid^en  3)ogma.  JRad^  ber  fird^« 
lid^en  fiel^re  flnb  biefe  böf en  ®eifter  alS  gute  Sngel 
im  Staube  ber  l^eiltgmad^enben  ®nabe  gef(!^affea 
unb  burd^  bie  @ünbe  fo  in'S  9öfe  Derfebrt  n)or« 
ben,  ba|  fte  bie  ^oS^eit  gleid^fam  als  jmeite  9latur 
angenommen  l^aben  (Leo  I.,  £p.  15  [ad  Turrib], 
6;  Conc.  Later.  IV,  c.  Firmiter;  Catech. 
Born.  1,  2, 17 ;  anbere  3<ugniffe  f.  bei  Suarez, 
De  Angelis  7,  2,  4  sqq.).  Ob  ber  Xeufel  ber 
l^öd^fte  aQer  ßngel  gemefen,  mie  man  Dielfad^  an» 
nimmt,  ober  einer  ber  l^öd^ften,  ober  nur  ber  gfürft 
einer  niebem  Sngelorbnung,  Iö|t  fld^  nid^t  mit 
Sid^erl^eit  entf(!beiben ;  fel^r  toal^rf  d^einlid^  ift  iebod^ 
bie  9nna]^me,  ba|  biefer  ^eroorragenbe  Sngel  ben 
Slnftol  }um  allgemeinen  SbfaQ  gegeben  unb  bie 
anberen  Sßitfd^ulbigen,  meldte  [a  feine  ßngel  ge- 
nannt »erben  (SRattl^.  25, 41),  burd^  fein  Seifpiel 
ober  aud^  bur^  feine  Sufforberung  in  bie  @ünbe 
j^ineingegogen  ^at.  Sl^n  trifft  in  biefer  9(nna^me 
bie  SSerantmortlid^teit  für  ben  Uranfang  aller 
@änbe.  Sbenfo  ift  megen  ber  SSoIUommen^eit 
beS  (Engels,  meldte  Staf^l^it  unb  SBel^nlid^feit 
beS  SBiaenSentf d^IuffeS  mit  Jid^  bringt,  ni(^t  baran 

in  gioeifeln,  ba|  bie  Sngel  balb  nad^  i^rer  Sr« 
d^offungbenDerbängni|Donen  fünb^aftenSDBiOenS« 
act  DoQgogen  l^aben.  3ebenf(dlS  l^at  bie  @ünbe 
ber  Cngel  Dor  ber  @ünbe  oeS  erften  SRenj^ 
fiattgefunben,  ba  {a  ber  gefallene  ßngel  ber  sBer« 
fü^rer  beS  SRenf^en  gemefen  i{}.  Stöbern  9uf- 
fd^Iu|  über  9latur,  Sd^mere  unb  Solgen  ber  erften 
@ünoe  gibt  bie  tl^eologifd^e  @pecuIation.  — 
a.  9{ad^  ber  meitauS  übenuiegenben  9lnft(!^t  ber 

Spöteren  ^äter  unb  ber  Sj^eologen  mar  bie  @ünbe 
)er  Sngel  ber  @toIg.  2)iefe  Sufid^t  grünbet  ftdt^ 
tl^eilS  auf  bie  oben  ermähnten  Snbeutungen  ber 
^eiligen  Sd^rift,  t^eilS  auf  ben  innem  ®runb, 
ba|  eine  anbere  anfünglidpe  @flnbe  bei  einem 
reinen  ®eift  nid^t  leidet  benfbar  ifl  (Dgl.  S.  Thom., 
S.  th.  1,  q.  63,  a.  2).  S)er  l^I.  %uguftinuS  Der- 
tritt  biefe  9nftd^t  mit  SefHmmt^eit  (De  ciy.  Dei 
14, 18, 1)  unb  entlraftet  bie  Don  Sinigen  Der- 
tretene  SReinung,  bag  bie  erfte  Sünbe  beS  XeufelS 
ber  9}eib  gegen  ben  nad^  @otteS  93ilb  gefd^affenen 
9Jlenf(^en  gemefen  fei,  mit  bem  f^inmeiS  barauf , 
ba|  ber  Steib  auS  bem  Stolpe,  ni^t  umgefel^rt  ber 
@toI}  ouS  bem  9teibe  l^eroorgel^e  (De  Gen.  ad 
lit.  11,  14,  18).  eine  Streitfrage  unter  ben 
Sl^eologen  ift  eS  {ebod^,  maS  ber  @rgenftanb  biefer 
(od^mütl^igen  unb  ehrgeizigen  Seftrebungen  bei 
ben  Sngeln  gemefen  feu  ^IS  gemi|  lägt  ^d^  nur 
foDiel  behaupten,  ba^  bie  aufrü^rerifd^en  Cngct 
mit  bem  3tel  unb  ben  ÜRitteln,  mie  fie  ®ott  i|neii 
Derliel^en  l^tte,  ni(^t  aufrieben  maren,  fonbem 
3iel  unb  SDSeg  eigenmöd^tig  für  jid^  beftimmen 
moUten  unb  fo  ibren  Sffifall  Don  @ott  Dott^ogen. 
I  „@e^r  ma|rf<^einlid^  ift  eS  femer ,  bag  biefeS 


1447 


Xeufel. 


1448 


Streben  md)  Unabl^änöigfeit  ftd^  birect  unb  ganj 
fpectcll  Qcgcn  bieienigc  ^Ib^äiigigfeit  unb  Unter- 
orbnung  fet)rtc,  mel^e  öon  (Sott  in  ber  über« 
natürlid^en  Orbnung  gcforbcrt  tüirb,  inwiefern 
ber  6ngel  in  il^r  eine  ©d^mälerung  feiner  natür» 
Iid)en  ^o^d\  erblidte  —  mag  man  babei  mit  bem 
1)1.  2:boma8  3unädf|[t  nur  an  ba§  ®cbot  ber  ^n» 
crfennung  ber  unöerbicnten  ©nobe  ©otteS  unb 
ber  abfolut  fclbftlojen  übernatürlid^en  Siebe  gegen 
©Ott  benfen  ober  auc^  mit  ©uarej  an  ba§  ©cbot 
ber  ^ncrfcnnung  unb  ^Inbctung  beS  ©of)ne8 
©otteö  in  ber  uon  i^m  anjunebmenben  SÖJcnfd^» 
beit  al3  einer  tief  unter  bcn  @ngeln  ftebenben 
9Jatur"  (Sd^eebcn,  ®ogmatit  U,  578  ff.).  — 
b.  S)ie  ©d)tocre  ber  t)on  ben  gngcln  begangenen 
©ünbe  ergibt  fid^  tbcilS  au§  ben  biblifd^en  ^kmen 
ber  böfen  ©eifter  unb  ben  ©trafen  i^rer  ©ünbe, 
tl^eilS  aber  aud^  fd^on  au§  ber  !Ratttr  ber  ©ad^e. 
3brc  ©ünbe  toar  auSgefproc^ene  ^luflel^nung  gegen 
©Ott,  förmliti^er  Srud^  bc§  ©efd)öpfe8  mit  bem 
©d)öpfer,  t)ollftänbige  Umfel^r  bc§  rid^tigen  9Scr- 
böltniffeS  ju  ©ott;  ibre  ©ünbe  loar  mit  ber 
©eifteSfraft  unb  SBittcnöenergic  eincS  ßngelS  be- 
gangen, oon  ber  ^bfid^t  unmibcrruflid^en  gcft» 
l^alten§  unb  SDurd^fül^renS  getragen,  nieber  burd^ 
Unn)iffenbeit  nod^  burd^  ©d^mac^b^it  entfcbulbbar, 
mit  einem  SBorte  eine  ©ünbe  ber  rcinften  So8» 
l^eit  (ögl.  Aug.,  In  Joan.  tract.  110,  7;  Gre- 
gor. M.,  Moral.  4,  3,  8 ;  Joa.  Damasc.  Contra 
Manich.  3Ö).  —  c.  S)ie  tS^lQtn  ber  ©ünbe 
maren  für  bic  gefallenen  6ngel  fofortige  SSer» 
werfintg  öon  ©eiten  ©otteS  o^ne  5D^ögIicbfeit  ber 
S8u|e,  Serfebnmg  ibrcS  gangen  geiftigen  Sebenö 
bur^  Serfinftcrung  be§  SerftanbeS  imb  SSerbär» 
tung  be§  2Bitten§,  SSerluft  ber  emigen  ©eligfeit 
unb  bie  Q^cner§pein.  Sinige  lüenige  ^b^ölogen 
finb  mit  ^.  ©almeron  (In  2  Petr.  2,  disp.  3, 
dub.  3)  ber  3)icinung,  bie  6ngcl  feien  erft  nad) 
3urürfmeifung  ber  Don  ©ott  bargebotenen  93e- 
fc^rungfignabc  Dermorfen  toorben ;  bie  allgemeine 
^^Inpcbt  ber  3:beologcn  gebt  aber  babin,  ha^  bie 
Gngel  obne  93löglid)feit  ber  Sufee  foglcicb  nad^ 
begangener  ©ünbe  üerbammt  Würben.  2)en  ©runb 
ber  fofortigcn  unabänbcrlid)en  5?cr^ärtung  pnbcn 
(Einige  mit  bem  b^-  3obannc§  öon  ®ama§cu8 
(De  fide  2,  3)  unb  bem  bl.  Xl&omaS  (S.  th.  1, 
q.  64,  a.  2)  in  ber  Soüfommenbcit  ber  6ngel, 
bereu  SBille  nad)  einmal  getroffener  ®ntfd)eibung 
innerlich  nid)t  mebr  umgcftimmt  tocrbcn  fönne, 
Rubere  l)ingcgcn  mit  ©uarej  (De  angelis  3, 
10,  5  sqq. ;  8 ,  1 ,  21  sqq. ;  tigl.  ib.  7,  6  sqq.) 
in  bem  uncrforfd)lid[)en  3ktf)fd)Iujj  ®otte§,  bcn 
gefallenen  gngcln  Seit  unb  ©nabe  jur  ©u^e  nid&t 
5u  gcuiöbren.  (Sin  accibcnteUcr  3"Wöd)§  an  ©träfe 
erfolgt  nad^  bem  legten  ©erid^t  mit  bem  emigen 
5.krfd)luü  ber  böfcn  ©eifter  in  ber  ^öüe  (Suarez 
1.  c.  8,  16,  29  sqq.  unb  17,  1  sqq.). 

2.  2)ie  §crrfd)aft  be§  3:eufel§  über  bie  ^mcnfd^« 
beit  ift  eine  Jyolge  ber  ©ünbe  be^3  ^Jjicnfd}en.  3)er 
Xitel  bicfor  ^-^crrfdjaft  ift  bemnad)  nid)t  ein  tt)obl- 
ermorbenc«  ober  irgeubftie  bcgrünbeteö  9kd^t  be§ 


3:eufel§,  fonbern  einzig  bie  ©d^ulb  be§  SReniiJ^, 
ber  burd^  feine  SoStrennung  tion  ©ott  unb  letnen 
freiwilligen  ^nfd^luj^  an  ben  Xeufel  Derbientlfot, 
ber  ffued(|tf(^aft  be§  XeufelS  fiberontTDortet  }n 
werben.  2)iefe  ^uffaffung  ift  feft^ubclten,  toenn 
bieSBöter  unb  S^l^ologen  nad^  bem  Vorgänge  twn 
2  $etr.  2,  19  bie  jhiecbtfd^ft  ber  ©ünbe  M 
ba§  j!rieg§red^t  ber  ^Iten  Deranfd^uli(ben,  iuh^ 
weld)em  ber  IBeftegte  ol§  ©floDe  bem  ©iegei  (m> 
geborte :  ber  Teufel  ift  ia  nid^t  ©ieger  bun) 
eigene  Jnraft,  fonbern  burcb  bie  Dto^gitbigfeit  beS 
ü}^enfd^en;  biefe  le^tere  gmingt  bem  gefaüenm 
aJlenfd^en  bie  ßned^tfd^aft  beS  £eufeIS  auf.  3ii 
bemfelben  ©inne  ftnb  bie  Dom  Serfaufdre^t  obcc 
Dom  9te(^t  beS  ©löubigerd  hergenommenen  %► 
gleid^e  ^u  Derfte^en.  ©owo^I  bie  93ater  als  bie 
alten  fird^Iid^en  Sntft^eibungen  fe^  bie  fyx> 
fd^aft  beS  Senf  eis  DorauS,  inbem  fte  bie  Se^  tm 
ber  (Srbfünbe  ouS  ben  S^orciSmen  beS  Saufnti« 
erflören,  burd^  weld^e  ber  Teufel  gejuiungen  loer* 
ben  foE,  bie  Xduflinge  gu  Derlajfen  unb  bem 
l^eiligen  ©eifte  $la(  ^u  mad^en  (Goelestin.  £p. 
ad  Oallos  12  unb  bie  Tractoria  bed  $(#S 
3ofimuS  bei  Aug.  Ep.  190).  2)ie  Xrobitbn  über 
biefen  Sebrpunft  ift  fo  ungetrübt,  ba^  jellijl 
^Ibölarb  (f.  b.  %rt.),  ber  ^rtnödige  Sefampfer 
beSfelben,  unumwunben  gugeftanb,  Don  bn 
^pofteln  l^er  feien  fömmtlic^e  Sebrer  für  benfeAn 
eingetreten  (f.  S.  Bem.  Ep.  190  [ad  InnocEl 
5).  2)emgema^  l^ebt  aucb  baS  (Soncil  Don  irinit 
fowol^l  bei  ber  ©ünbe  ^bamS  (Sess.  Y,  can.  1)  - 
als  bei  ber  grbfünbc  (Sess.  VI,  c.  1)  bie  Aiö^ 
tung  be§  SUJeufd^en  unter  ber  ^rrfd^aft  beS  ieufeö 
als  eine  SBirfung  ber  ©ünbe  l^erDor.  S)aSSSe|m 
biefer  jhted^tfd^aft  beftebt  im  ungemeinen  barin, 
ba^  ber  Xobfünber  Don  Stec^tS  wegen  allen  ienm 
liebeln  DerfaÜen  ift,  weld^e  an  ftd^  fd^on  bur^  bie 
©ünbe  entfteben,  im  SBefonbem  ober  borin,  ba| 
er  Derbient,  aud^  einer  weitem  biredcn  unb  ge« 
walttl^ötigen  Sinwirfung  beS  SeufelS  ousgetf^ 
5u  werben,  woburd^  er  gu  neuen  ©ünben  gebrär.gt 
unb  mit  mannigfad^en  Seiben  an  Seib  ud)  6ede 
beimgefucbt  wirb  (Dgl.  ©c^eeben,  ©ogmatif  ü, 
672  ff.).  Sie  erfte  «etbötigung  biefer  CwW 
Don  ©eiten  beS  Teufels  ift  bic  SJcrfucbwig  ^vi 
©ünbe,  unb  jwar  bie  planmäßig  betriebene,  jeitli^ 
unb  örtlid^  aUgemeine  SSerfud^ung  (f.  b.  ^rt).  2« 
2;cufel  Derfud)t  nid^t  nur  mittelbar  burd^  äufeeit 
SBerf.ijeuge,  3. 18.  burd^  SBort  unb  Seifpiel  bojcr 
5Dlenfd)en,  fonbern  aud^  unmittelbar  burdJCui- 
wirfung  auf  bie  ^^l^antafie  unb  ben  fmnlub« 
%f}äi  beS  9)Jenfd^en  (Catech.  Rom.  4, 15, 10; 
Suarez  1.  c.  8,  19,  9  sqq.).  ©ne  gewiffe  SRci- 
nung§Derfd^iebenbeit  bfrrfd)t  über  bie  Rrage,  ob 
aüe  9Jcrfud)ungen  tbatfüd)lid^  unmittelbor  bom 
Teufel  ausgeben,  inbem  eS  einerfeitS  feftftebt,  bflfe 
Diele  9Serfud)ungen  obne  3wtbun  bcS  ^eufelS  wm 
gleifd^  unb  oon  ber  Sßelt  erregt  werben  förnicn, 
aubcrcrfeilS  aber  bie  33oSbeit  beS  3:eufelS  fo  groß 
ift,  ba^  er  aDer  3ßabrfcbeinlid)feit  nad^  nitbt  Uoi 
als  muffiger  3ufd^ouer,  fonbern  Diclrae^r  fll! 


1449 


ZeufelSabODcat  —  2:i^a(ot. 


1450 


t^gcr  görbeter  bei  ben  Skriodungen  gut  Bünht 
jcinr  SbUt  fpielt.  SSiele  Zdeotogen  finb  aud^  bei 
tnji^t,  bo^  lebem  Slm[4ien  Dom  Xeufel  ein  böfer 
<bigel,  Die  Don  (Sott  ein  guter  (Engel  )ur  Seite 
gcptfli  merbe  (Suarez  L  o.  8,  21,  80).  —  S)ie 
pcite,  me^r  Qu^ergeDö^nlid^e  Siet^ötigung  ber 
^enfd^ft  oon  Seiten  bed  Teufels  ift  bie  Sufttgung 
pbpfif^ei  Uebel  Sad  bie  l^ilige  Sd^rif t  über  bie 
tdmontfd^  f>erbeifä^rung  ^^{i[c^er  Uebel  berich- 
tet, beßatigen  bie  Segnungen  unb  (S|orci8men  ber 
Sitil^  (f.  b.  Srt  Sacramentalien).  S)ie  bem  Seufel 
ei0mfie  Vrt,  ben  !Ren{d^en  Stoben  {ujufügen, 
ip  bie  »efeflen^eit  (f.  b.  «rt.  SBefejfene).  —  S)en 
\fUfim  Xrium))b  f^ner  ^errfd^aft  feiert  ber  £euf e( 
all  .äffe  (SotteS",  inbem  er  fid^  mit  SBerl^öl^nung 
@om  al«  @ott  au]\p\üi,  ber  göttlid^en  »eligion 
feine  Zeufeldreligion  entgegenfteSt  unb  ben  SRen- 
f4cn  fax  UnterDärfigteit  gegen  i^n  l^erobtoürbigt. 
(Ein  fot^er  Xriumpb  bed  Xeufetö  ift  im  SUge- 
mrinen  ieber  ®ö^enbienft  (f.  b.  tOrt.),  bann  bie 
ffligi^f^  f)eiligung  entn^iirbigenber  Softer  in  man- 
nen Secten,  femer  ber  fanaüfd^e  ^a|  gegen  bie 
8ird^  3efn  Cl^rifti,  [a  gegen  bie  Religion  über- 
iixapt,  enbli^  ber  förmliche  Xeufctöcult  mit  bem 
3nbeb5r  Don  bamonifc^er  äBal^rfagerei  unb  Säu- 
beret, fei  efl  nun  ber  SeufelScuIt  in  feiner  unDer- 
tfüaten  SriDoIität  ober  im  Der^üüenben  ©emanbe 
ber  antihn  ÜJetromantie  unb  be§  mobemen  Spiri- 
tismus, beren  religionSfeinblid^eS  SBefen  nur  oOju 
leitet  einem  Derbcdten  2)ömonencuIt  bienftbar 
gcmo^t  toirb.  (Sgl.  nod^  ^einrid^,  SDogmatifd^e 
iieol.  V,  2.  aufl.,  aWains  1888,  696  ff.  779  ff. 
unb  über  bie  ^rrfd^aft  bed  Xeufetö  indbefonbere 
Tbomassin ,  De  incam.  1 ,  8  unb  Theoph. 
Raynaud,  De  attributis  Christi  5,  15.  ÜIIS 
Otonogropl^ien  feien  genannt  Mich.  Psellus, 
Diologos  de  daemonum  operatione,  bei  Migne, 
PP.  gr.  CXXII,  819  sqq.;  Jos.  Mar.  Platma, 
De  angelia  et  daemonibus,  Bononiae  1740; 
Hart.  Oerbert,  Daemonurgia  theologice  ex- 
pensa,  Frihnrgi  1776;  3of.  3lnt.  Sombuga, 
Sei  leufel,  ober  Prüfung  bcg  (SlaubenS  on 
mi]d^  Seijier,  üRünc^en  1810;  A.  Lecanu, 
Histoire  de  Satan,  sa  ohute,  son  culte,  ses 
manifestations ,  ses  oeuvres  etc. ,  Paris 
1861  [beutfd^  SiegenSburg  1863];  3.  Sq.  Od- 
iiKilb,  tUngelotogie,  2.  9ufl.,  Ißaberbom  1889, 
88if.  137ff.)  [SK.  CXJflen  S.  J.] 

fesfcCMtoocaf  (advocatus  diaboli),  f.  Pro- 
motor  fidei« 

f ot  kor  9i0el,  f.  93ibeltest. 

l9«tor  (p'^X  im  9.  £.  a.  Stöbtename: 
I.  cimr  (drenjftabt  im  (gebiete  Don  äffad^ar  (3of. 
19, 22),  2.  einer  SeDitenftobt  in  3abuIon  (1  $ar. 
6, 77).  —  b.  9lame  eine«  SergeS  im  nörblic^en 
danida,  ni^t  meit  Dom  (Sif  on  (»ic^t.  4, 6. 1 2. 14). 
tetfelbe  mirb  $f.  88, 13  ebenfo  al§  9ie))röfen- 
taxd  bei  SBefiiorbantanbeS  genannt  mie  ber  Ser- 
mon oI§  ber  bei  OftiorbanlonbeS.  Sei  3eremiad 
(46, 18)  mixb  er  al§  eine  auffaUenbe  (Srfd^einung 
imter  ben  übrigen  Sergen  Don  $aläftina  be- 


>  Seic^net,  bei  Ofee  (5, 1)  al3  eine  für  ben  Sogel- 
fang, Dermut^Iid^  n^egen  reid^er  Seioalbung,  be« 
fonberS  geeignete  Statte.  Sn  ber  9lö^e  ftanb  ein 
nad^  il^m  genannter  berühmter  Saum  (Sulg. 
Quercus  Thabor;  1  Sam.  10,  3);  n)a]^rf(^ein- 
lid^  bie  $a(me,  unter  tt^elc^er  3)ebora  (Serid^t  ge> 
Italien  batte.  S)er  Serg  toax  5U  altteftamentlic^er 
3eit  bauptföd^Iid^  burdd  ben  Sieg  berül^mt,  mel- 
dten bie  beiben  Stamme  3abuIon  unb  Sffud^ar 
unter  Sebora'S  unb  SaracS  älnfübrung  über  ben 
Sanaaniterfönig  Sabin  unb  feinen  ^eerf ül^rer  Si- 
fara  gemonnen  Rotten  (9iid^t.4, 12ff.).  3n  ben  fpä- 
teren  Sudlern  beS  3.  £.  unb  im  31.  Z.  tt)irb  ber 
Xb^tbor  nid^t  me^r  genannt;  bagegen  erfc^eint  bei 
ben  gried^ifd^en  Sd^riftfteQem  feit  ber  d^riftlic^en 
Seit  nid^t  feiten  ber  Sflame '  haßopiov,  ber  Of.  5, 1 
in  ber  LXX  für  Xf^abox  fielet.  Sc^on  SofepbuS 
(Antt.  5,  1,  22)  brandet  biefe  Se^eic^nung  für 
ben  %fyiiox,  namentlid^  aud^,  n)o  er  er^öblt,  ba^ 
(SabiniuS  am  gfu^e  beSfelben  ^le^onber,  ben  Sol^n 
^riftobuld,  beftegte  unb  10  000  3uben  erfd^lug 
(Antt.  14,  6,  3).  3ur  Seit  beS  ifibifd^en  IhiegeS, 
als  fid^  Diele  Suben  auf  benfelben  jurudgejogen 
batten,  toax  bie  ©ipfelplatte,  eine  fyxlbt  Stitnbe 
im  UmfreiS,  gan}  Don  einer  Ringmauer  umgeben 
(Bell.  Jud.  4,  1,  8),  »eld^e  äofepbuS,  nad^bem 
er  ^um  Sefe^ISl^aber  Don  ©alilöa  getoäblt  morben, 
in  40  £agen  bergefteU  l^tte.  2)ie  Stabt,  meldte 
im  8.  3ab^^unbert  D.  (S^x.  nod^  bort  ftanb,  Diel- 
leid^t  bie  nämlid^e,  mel^e  3of.  19,  22  genannt 
ift,  mar  218  d.  &)x.  Don  ^ntiod^ug  b.  ®x.  huxä) 
eine  Sift  genommen  worben  (Polyb.  5, 70).  ®er- 
felben  £ift  bebiente  fid^  um  67  n.  &)x.  ber  Don 
Sed))afian  gefanbte  ^SlacibuS,  um  bie  3uben  Don 
bort  )u  Dertreiben.  Somol^I  nad^  bem,  toaS  b^^^ 
3ofe))bu§,  als  nad^  bem,  mad  bie  l^eilige  Sd}rift  Dom 
2:b<>bor  Jagt,  ift  eS  un}tt)eifelbaft,  ba^  bamit  ber 
](ieutige  S)fd^ebel  et-£ur  gemeint  ift,  ein  ifolirter 
ftalffteinberg,  ber  einige  Stunben  öftlid^  Don  92a- 
jaretb  Q^S  ber  (Sbene  SSbraelon  auffteigt  unb  b(o^ 
im  9{orben  einen  leidsten  3ufammenbang  mit  ben 
galilöifd^en  @ebirgen  fyii,  nid^t  unMffenb  mit 
bem  ^obenjoQem  in  Sübbeutfd^Ianb  ober  mit 
bem  (S^obeSberg  bei  Sonn  Dergli^en.  9m  meft- 
lid^en  Sfu|e  liegt  ein  Sörfd^en  ^bariel^,  Dermutl^- 
lid^  baS  alte  S)aberetb  (3of.  19, 12),  Don  too  ge- 
ttö^nlid^  ber  in  einer  Stunbe  }u  bemirfenbe  9Iuf- 
ftieg  genommen  ttirb;  bie  ^öbe  beS  nod^  jie^t 
ftarf  betoalbeten  Sergej  betrögt  etma  580  m  über 
ber  Sbene.  ^er  abgeplattete  ©ipfel  trägt  ie^t 
eine  Stetige  Don  SRutnen,  bie  gumeift  auS  nacbd^rift- 
lid^er  Seit  b^rrübren.  Seit  ben  erften  d^rifilicben 
äabrbunberten  nömlid^  b^t  ftd^  bie  Zrabition  Der- 
breitet, ba|  ber  ZfyAox  ber  „^o^t  Serg"  gett)efen 
fei,  auf  meld^em  bie  Serflörung  be§  ^erm  ftatt- 
fanb  (ÜRattb.  17,1.  SWarc.  9,  1.  Suc.  9,  28). 
Sddon  (S^riDuS  Don  Serufalem  (Gatech. 
12,  16)  unb  ^ieron^muS  (Ep.  108, 13  [ad  Eu- 
stochimn])  bezeugen  biefe  Xrabition.  3)ie  bl-  He- 
lena baute  be^niegen  auf  bem  ®i{)fel  eine  ftird^e 
unb  h)arf  eine  Summe  §um  SebenSunterbalt  für 


,51« 


Tsttitimi  —  llJallSofet. 


1452 


3m 

gto« 

ffdjtet 

m,  »Jen 

tiiBmJUieitc  bc8 

flifEfii^tten 

wOIvCIl, 

SriiS  ]ir  Set" 

Ort  gdDo^It 

Ißi&m  in,  fidk  1842, 

IT.  9cdia  1850, 

V  ip-  H*  Btfi  m teSigm  &nb 

Tunt  idbiDKiif  3^t* 

nAt  (^  nfflncnllic^ 

RA  Ssflyo^tcii  im 

L  ?ä»  Xk     [Aaulai.] 

-  .^r  Ij -Til,  i3«ba8S^iab- 


^    X 


"  «..1 


,■■■"■ 


2  r 


"tirjr  xssns 


Mt  am  21.  3q* 
^Stttuboifit  tbitti" 
Diu,  fcbnen.  9tad^bcm 
jiaicm^tl^läftn  6fiibten 
ftaüistt  er  X^Iogie 
ScminazS  )u 
HuiucifUdL    3m  3« 
Sodor  ber  X^Iogie, 
bte  unblutigen 
^uitüS  gdodt  ]^;  bolb 
sctegcDei^  Sefonbered 
^  bemr  i^  jofoTt  auf  bte 
g^tieiierjeminar  gu  SH- 
{mei  3«i4ren  erfolgte 
iBcofeflorberSsegefe 
^oK  OK  Kntgltd^  £9- 
lUHLüMkube  ®ete]^« 
30C|S^i(l^  Begäbe 
mdc^er  er 
in  ieber 

asö  eine  ))tetftt* 

#r  leiBd  eiConnte 

eigent» 

s  nift  mit  liolUom- 

^^icinö  vor  er  un- 

^ßobKca- 

boS  (eilige 

aus 


xrcQs  et  Ol  3-  l^S 


)a$banBlif4e 
tB&te  —  für 
«jm 


nämlu!^  ^äfpct  begann  feine  jielbetDu^e  unb  fe^ 
erf  olgreid^e  9ef ämpfung  beS  in  Sd^maben  um  |i^ 
greif  enben  ^fterm^fticiSmuS  unb  3n>ingtamlmu8 
(f.  b.  «rt.  3tt)ing  VI,  931  f.) ,  beffen  l^t- 
ffil^,  2)ecan  fiu^  in  OBerrot^,  ein  oorjugli^er 
®önner  X^II^ofetS  wäj^renb  feiner  @tubien}eit 
unb  in  feinen  erften  ^riefteria^ren  getoiejen  roox. 
X^D^oferS  ^auptfd^rift  in  biefem  itampfe  toom 
bie  ^SBritrftge  aur®efd^l4te  besaftetm^fticiSinttS 
unb  inebefonbere  be8  3>^ingianiSmu0  im  Sifi« 
f^um  SugSburg",  SlegenSburg  1857.  3m  nfim* 
Hd^  ^äftt  erfd^ien  gu  Siegenfiburg  aud^  feint 
bonüglid^e  ^falmenerOftrung,  Don  meld^er  er  felift 
fünf  Sufiagen  erlebte;  eine  fed^te  nurbe  na4 
feinem  Xobe  1895,  flberorbeitet  t>on  @d^mal)l, 
l^erauSgegeben.  918  9tebacteur  beS  9ugdburgn 
$aftoraIbIatteS  Don  1860—1868  brad^te  er 
badfelbe,  unterftfl|t  t)on  ben  $rofefforen  ÜRerfle 
unb  SUotS  @d^mtb  u.  9. ,  )u  (ol^  Slfite  unb 
lieferte  au^erbem  für  aOe  l^erDorragenben  t^bgi- 
fd^en  3eit{d^ften  unb  für  boS  ^ber'fd^  Sir- 
d^enlesif on  gebiegene  arbeiten.  2)aneben  ttirfte  er 
nod^  fel^  eifrig  als  IBeid^toater,  Aangelrebner  unb 
ffatet^et ;  in  jeinem  9lad^Ia{fe  fanoen  fid^  f org- 

{ältig  ausgearbeitete  unb  Don  il^m  gelittene  ^ 
ligten,  namentlid^  über  baS  l^ige  9Re|opfer 
($rimi}t)tebigten),  in  großer  3a(I,  au9  benen  %i« 
breaS  Sd^mib  25  nad^  Zl^al^oferS  Xobe  Verausgab 
(.,S)ie  l^eUige  SReffe  unb  boS  fßrieficttl^ttm  ber 
!atboIif(|en  fKrd^e^  Stmplm  1893).  ®rD|eSer- 
bienfte  ertoarb  ft^  Xl^al^ofer  in  S)ilingen  femer 
um  baS  Don  feinem  ebeln  f^fteunbe,  bem  $rofef|or 
tmb  nad^maligen  9iegenS  3d1^-  SDang.  Sßagner, 
gegrünbete  unb  ber  fieitung  ber  gftanciSconerinnen 
unterfteQte  3:aubftummen-3nftitut.  SRit  bem 
20.  Odober  1863  begann  ZldaG^ofer  feine  brei» 
gel^niöl^ge  aBirffamtett  inüRünd^  aldSirector 
beS  ©eorgionumS  unb  $rofef|or  ber  ^ftorol  an 
ber  UniDerfttöt.  3m  ®eorgianum  fd^ute  er  feine 
9Rü]^e  unb  fein  Opfer,  um  in  fonitorer  unb  finon^ 
gieOer  Sejiel^ung  bie  ibm  anDertroute  9nftalt  )u 
leben,  bie  Alumnen  fetbfi  aber  in  äd^t  dericalem 
®eifte  XU  il^rem  SBerufe  ^inmgubilben ;  in  feiner 
afabemtfd^en  Sel^rtl^ätigfeit  mad^te  er  bie  Siturgtf 
}u  feinem  ßauptfad^e,  mobei  er  auf  biefem  ®e* 
biete  nod^  oem  Vorgänge  be9  SBreSlauer  $ro» 
fefforS  gerb.  $rob{}  Dorgüglid^  bie  gef<^i(^tltd^ 
Sel^anblung  gur  ®eltung  brad^te.  Sud^  bie  Sr« 
rid^tung  eines  (omiletifd^en  @eminard  an  ber 
Unberfitdt  ift  Doqügltd^  il^m  )u  Derbanfen  (1864). 
9IS  literorifd^e  Seiftungen  auS  biefer  Seil  finb  gu 
Dergeid^nen  bie  Verausgabe  ber  ^ermeneutif  feinet 
Derftorbenen  t^freunbeS  Steit^mat^r  (f.  b.  9rt.),  bie 
Stebaction  ber  ffemptener  beutfd^en  SuSgabe  ber 
JKrd^enDater,  fotoie  eine  @d^rift  über  bie  Opfer 
beS  Alten  unb  9teuen  SunbeS  (StegenSburg  1870). 
—  SBiele  Unannel^mlid^feiten  brad^te  fite  iJfaU 
bofer  bie  ]^upt{ä(4Iid^  burd^  3)öDinger  Deron« 
la^te  altfatl^olifd^e  ^etoegung,  md^renb  beren  er 
aud^  auf  bie  ®efal^r  aSerl^öd^fter  Ungnobe  ^ 
treu  unb  mdnnlid;  für  bie  Steinl^eit  ber  fat^olifd^cn 


1«» 


Z^almub  —  Zl^amna. 


1454 


idftt  efaijlonb  unb  bie  Stubirenben  bec  X^eo- 
togle  tior  bem  64i{fbnul^e  otn  @Iaubcn  betoal^e. 
3id)cncn  l^en  bie  ungctoBl^ttlid^en,  28  ^afßt 
ununlcrbro^en  tDä^renben  ^Infttengimgm  all« 
mffiig  KoI^jetS  Oefunb^  erfd^tittert  unb  ein 

tm  n^igere  @tdlung  gu  fud^  3m  3.  1877 
cr^idt  et  bie  S)ignität  bdl  Seconfi  im  S)om- 
€0^  iuCicbftött;  im  @ommet  bcdielbcnSaM 
ocrtaib  et  bamit  boS  Sel^tfod^  ber  Siturgif 
um  bodigen  bifd^flu^en  SQceum.  d^ne  feiner 
cxßen  Vrbetten  im  neuen  SBirfungdtreife  \oat  im 
«uftioge  feine«  ^ifd^ofS  bie  9leubearbeihtng  beS 
Bitiude  Bomano-Eystettense  unb  eineS  Seinen 
Stilnale  jum  ^mtbgebraud^e  (Manuale)  fut  ben 
SUcxfondetuS  (Sid^flält  1879—1880).  hierauf 
no^  er  bie  Seorbettung  feines  bebeutenbfien 
IBctfcS,  eines  grofen  ßanbbud^  ber  SiturgQ, 
is  Ingriff.  Sie  erfte  Sbtl^ung  beS  erften  San- 
bfi  (Ue  oDgemeine  SÜurgU)  erfd^ien  )u  gfreiburg 
tm  3. 1883,  bie  )meite  1887.  Son  ber  fpecieDen 
fiiturgif  ebirte  er  felbft  nod^  bie  ^Siturgie  beS 
^igoi  SRe^pferS'',  ebb.  1890,  mdl^cenb  er  bie 
^Sihsrde  beS  Krd^Iid^en  StunbengebetcS"  im 
iRonufcriyte  nur  MS  gum  Officium  defimctonmi 
uoHenbet  ^otte,  als  i^n  ber  Xob  l^inmegraff te ;  ber 
(Erbe  oon  Z^I^oferS  fftmmtiid^en  ^nbfd^riften, 
SnbreaS  6d^mib,  t»er5ffenai(^te  fie  im  3- 1898 
unb  f figte  jur  einfttteiligen  Serooufldnbigung  bie 
<lolIegien]^  Z^oI^ferS  über  bie  Sitiugie  ber 
bettigen  Socromente  unb  Sacramentalien  unb 
über  boS  lt\xSfm\clfyc  bei.  S)ie  93earbeitung  einer 
Itoeilen  tluflc^e  ber  ganjen  Siturgü  übemabm 
ber  auf  bem  (Sebiete  ber  fird^Iid^en  Siturgie  unb 
ünax  Oef^id^te  febr  (erDorragenbe  ißrofef jor  Slbal- 
bert  ebner;  im  3. 1894  erfd^ien  bie  erfie  flb- 
tbeilung  beS  erfien  SonbeS,  aSein  feine  anbouembe 
ArSnflic^Ieit  meld^am  25.Sebruar  1898  }u  einem 
fttt^  Xobe  ffil^rte,  mad^te  (Ebner  bie  meitere 
Tleubearbeiiung  unmbglid^.  —  Sorgüglid^en  9n- 
tbeil  lotie  Sombecan  Z^all^ofer  aud^  an  ber  1881 
begonnenen  unb  in  18  Sagten  glüdtlid^  burd|- 
Mflbrten  Xeftauration  ber  SDomlirc^e  in  eid^ßött 
€dne  großen  Serbienfle  würben  Don  9lom  1885 
burd^  bie  Cmennung  jum  ^fUic^en  ^Sprä- 
lotctt  unb  1889  burd^  bie  (Sr^ebung  }ur  2)ignUöt 
beS  S)omtnro)>fieS  onerlannt.  S)od^  maren  i^m 
mir  ttod^  i»ei  SebenSjobre  befd^ieben ;  am  1 7.  Sep- 
tember 1891  erUSte  i^n  ber  £ob  in  feinem  ®e- 
buxtSorte  Untenotb  k)on  feinen  fd^meren  Seiben. 
(SgLIL  6d&mib,  Dr.  SBalentin  £^aIbofer,  Som- 
ptopfi  in  Sid^fiätt.  fttmpttn  1892.)     [grüner.] 

flafttitb,  f.  Salmub. 

t^Miat  (-^)sn),  im  %  %.  a.  Ortsname  einer 
nW  gmou  )u  beftimmenben  @tabt  im  @uben 
bcft  ^ligm  SanbeS,  LXX  eaifiofv  ((£}.  47, 19; 
48,  28),  t)ermut^Ud()  baS  bon  ^ieronqmuS  ge- 
nannte Xbamara  (Lagarde,  Onom.  n.  85,  8). 
—  b.  !l)erf onenname :  1.  bie  @d^miegertod^ter 
oon  3acob9  Sol^n  3uba,  bie,  meil  biefer  fie  für 
eine  Octf^Ieierte  2)ime  bi^It,  SRuiter  oon  beffen 


sahnen  $l^reS  unb  3ara  »urbe  ((Ben.  88, 12  ff. 
Stutb  4, 12.  1  $mr.  2,  4.  ÜRattb.  1,  8);  2.  bie 
unglüdlid^  Zod^ter  3)aoibS  oon  SRaad^,  bie  leib- 
liebe  ©d^mefter  «bfalomS  (f.  b.  Slrt.).  —  8.  bie 
mabrfc^nlid^  nad^  ibrer  Xante  fo  l^ei^be  fd^öne 
Xo^ter  SbfoIomS  (2  ©am.  14,  27),  h>eld|)e  ein 
3ufa|  ber  ©eptuaginta  irrig  jur  ®attin  StoboamS 
unb  2ur  SJhttter  SlbiaS'  mad^t.         [ftaulen.] 

99atiiet,  X  b  e  o  b  a  I  b ,  Controoerftft,  mar  ju 
Anfang  beS  16.  3übtbunbertS  )u  Oberebnbeim 
im  Unterelf a|  geboren  unb  ftubirte  feit  1584  )u 
SEBtttenberg  unter  Sutber  unb  Snelanc^tbon  X^eo- 
logie.  iRad^bem  er  1539  bie  9Ragiftermürbe  er- 
langt ^te,  mürbe  er  junad^ft  $rof effor  ber  Xbeo- 
logie  )u  t$tanffurt  a.  b.  Ober ;  1543  berief  ibn 
Sanbgraf  ^^ili^jp  an  bie  Unioerrtt&t  ju  SRarburg 
unb  ernannte  ibn  jugleid^  )um  $rebiger  an 
@t.  (Hifabetl^.  3)ret  ^afjict  fpäter  gog  er  als 
Se(b{)rebiger  mit  bem  ^eere  $^iIi)))»S  in  ben 
fd^malfolbifd^n  ffrieg.  SktS  Setragen  ber  ^®(au- 
benSarmee"  erfcbutterte  aber  feine  biSl^erige  Ueber- 
jeugung,  ba^  ber  ®Iaube  allein,  ol^ne  bie  äBerte, 
gereift  mad^e.  9}ad^  SRarburg  gurüdCgelebrt,  be- 
tämpHt  er  baS  liroteftantifd^e  SRaterioIprinci))  in 
^rebtgten.  S>aS  fü^  )u  Conflicten  unb  S)iS- 
pntaüDntn,  namentlid^  mit  feinem  Kollegen  Sol^. 
2)raconiteS  (f.  b.  9rt.),  bann  aud^  )u  Ißerbören 
unb  Sermeifen,  unb  enblid^  im  %uguft  1549  )ur 
(Entlaffung  XbamerS.  9uf  ber  Steife  ju  feinem 
gefangenen  Sanbgrofen,  bei  bem  er  pd^  Xed^t 
fud^en  moBte,  traf  Xbamer  mit  bem  (Earmeliter- 
i)rooinciaI  (Eberl^rb  IBiEidE  (f.  b.  Slrt.)  ^ufommen, 
ber  ij^  überjeugte,  ba^  er  bei  ben  Sutberanem 
nie  bie  gteibeit  finben  merbe,  feine  Se^e  }u  oer- 
fünben.  Se^balb  gab  er  fein  Sorl^aben  auf  unb 
übemabm  eine  ©teQe  als  @ti^)n:ebiger  an 
@t.  Sodl^oIom&uS  }u  Sranifurt  a.  9».  Obgleid^ 
er  gemäßigt  prebigte,  festen  tbm  bod^  feine  lutbe- 
rif^en  ®egner  l^efüg  }u ;  einzelne  3ubdrer  ftörten 
feine  ^rebigten,  unb  bie  ^rabicanten  erboben  fub 
metteifemb  gegen  i^n.  92adt|bem  er  oergebenS 
oerfud^t  batte,  9ReIand^tl^on  unb  anbere  proteftan- 
tifdpe  Xbeologen  oon  ber  Stid^tigteit  feiner  Snftd^t 
in  Setreff  ber  guten  äBerfe  )u  uberjeugen,  begab 
er  ftd^  1553  nad^  Statten,  trat  bort  }ur  fatbo- 
Kfd^en  ftird^e  über  unb  erl^ielt  bie  S)iaconatSmeibe. 
92a^  SDeutfd^Ianb  }urüclgefel^,  mürbe  er  }uerft 
S)om))rebiger  gu  SDIinben,  bann  $röbenbor  gu 
Stain)  unb  fd^Iie^lid^  1566  Xl^obgie^nrofeffor  )u 
greiburg  i.  SBr.  (£r  flarb  in  legerer  @tabt  im 
9Rai  1569.  Son  feinen  @d^riften  ift  befonberS 
bemerfenSmertb  bie  Apologia  Th.  Thameri  de 
variis  calumniis,  qnas  ab  a.  1552  usque  1561 
tulit  a  Lutheranis,  Mogunt.  1561.  (SgLHoch- 
huth,  De  Th.  Thameri  vita  et  soriptis,  Mar- 
porgi  1858 ;  2)erf.,  in  9UebnerS  3tttfd^r.  f.  biß. 
Xbeol.  1861,  165  ff.;  mi,  S)te  (^noertiten  I, 
286  ff. ;  S^ppt,  ftird^engef  d^.  betber  Reffen  I,  SRar- 
burg  1876,  280  ff.)  [®amS  0.  S.  B.] 

fi^aiiiitii,  im  91.  X.  a.  $erfonenname :  1.  ('sni^.) 
ein  enfel  (Sfau%  @obn  beS  (glipba)  (1  $ar.  1, 86) ; 


1455 


SlI^amnatl^Q  —  X^art^an. 


1456 


2.  eine  9le6enfrQU  bed  Slipl^a  (®en.  86,  12), 
Dennut^Iid^  l^onaijd^en  Urfprungd  (®eit.  36,  22. 
1  ^ar.  1, 39);  3.  (  Jjrp),  ein  ebomüift^er  Stam- 
meSfürft  (®en.  36, 40. 1  «par.  h  51).  —  b.  Orts- 
name :  (nanr)  ein  sieden,  bet  ^utn  Stamme  San 
oe^orte  (3o{.  15, 10.  57.  2  $ar.  28, 18),  ^eute 
XiBne)^  genannt.  [ffaulen.] 

99ftinitaf9a  (">;3c.^.  >  VccufottDform  Don 
DJamna  [«^jer;]),  im  31.  S.  anbetet  3lame  für 
baS  banitifd^e  Z^amna  (Sftid^t.  14, 1.  2.  5;  DgL 
15,  6),  an  bet  Stelle  1  3Jlaäf.  9,  50  3:^nata 
gefd^tieben.  [ffaulen.] 

%t^ümuatl^fate  f  Xl^amnatl^  @araa  (nattn 
^"30 ,  Der jd^riebcn  o-^n  p) ,  im  91. 1.  eine  ©taot 
auf  Dem  ©ebirge  Splfitatm,  toeld^e  3ofue  ft(^  a\& 
Stbtl^  auSmäl^Ite,  unb  in  nield^  et  ftatb  unb 
begtoben  »mbe  Oof.  19,  50;  24,  30.  »id^t 
2, 9).  [ifaulen.] 

f^^ngmar  (Xl^anfmat),  SBotftel^et  bet  S)om- 
fd^e  }u  ^ilbeS^eim  (um  970),  floatet  S)ombecan 
ttnb9{otatbafeIbft,n)atatö@taatSmannimbS)i))Io- 
mat  nid^t  meniget  bettmnbett  unb  gefd^id!t  in  ben 
©efd^öften  bed  SBtStl^iimS  »ie  afö  ®ele^ttet  in  ben 
SBiffenfd^aften  unb  JMinften.  3u  feinen  @d^ületn 
gel^örten  bie  Sifd^öfe  99etnU)arb  Don  ^ilbeSl^eim, 
9Dteintt)etf  Don  $abetbotn  unb  SBenno  Don  9Rei|en 
foiDie  ifaifet  &einn(^  n.  (f.  b.  Ute.  «ttt.).  m 
Segleiter  Semmatbd  na^m  Sl^angmat  Xl^eil  an 
bet  tSmifd^en  @Qnobe  Dom  1.  gfebtuot  1001  unb 
toai  beffen  SSetttetet  auf  ben  @Qnoben  }u  gftanN 
futt  im  Suguft  unb  )u  3:obi  am  27.  Secembet 
1001,  too  fibet  ben  ©anbetSl^eimer  @tteit  (f.  b. 
9ltt.  ©anbetSl^ieim  V,  90)  Detl^anbelt  würbe  (§e|tlc, 
eonc.-®efd^.  IV,  2.  «ufi.,  656  f.).  SSon  Jobi 
begleitete  et  ffaifet  Otto  HI.  (f.  b.  9ltt.)  nad^ 
^tetno,  Don  mo  er  teid^  befd^enlt  am  13.  Ja- 
nuar 1002  bie  ^etmreife  antrat.  @d^on  gu  Seb« 
Jetten  Semioarbd  unb  mit  beffen  Einwilligung 
f  gann  Xb^^ngmar  mit  ber  Sammlung  Don  SRa« 
terialien  für  feine  Vita  Bemwardi.  'S^ie  erften 
10  StapM  fdjtieb  et  jtoifd^en  1008  unb  1013; 
ben  ©d^Iu^  (c.  44—56)  Derfafete  et  nad^  Setn- 
watbs  lobe  (1022),  toobei  et  in  bet  SDlitte  eine 
3ufammenftefiung  feinet  gleid^^eitig  gemad^ten 
Sufgeid^nungcn  übet  ben  @anber3^eimet  @tteit 
einfd^ob.  3)ie  Vita  Bemwardi  (übet  bie  Slud- 
gaben  unb  Uebetfejung  f.  b.  9ltt.  SBemmatb  n, 
455)  gel^ött  ju  ben  fd^önften  biogta})^ifc^en  ®en!- 
malen  beS  TOittelaltetd  unb  ift  eine  bet  mid^tigfien 
OueQen  für  biefe  3eit))etiobe,  auSgejeid^et  butc^ 
püe  be«  Stoffes,  fd^lid^te  unb  einfädle  Bpiai^t, 
fiiebe  gut  SBBabtbeit.  ®od^  ijl  ©etnttatbS  an- 
feilen bei  Otto  m.  tool^l  übetfd^ä^t :  f etnet  ift  bet 
SSetfaffet  im  Setid^t  ühtx  bie  SBabl  ©eintid^S  H. 
nid^t  gan)  aufriddtig  unb  in  Seaug  auf  ben  ®an- 
betSbeimet  Stteit  Don  einer  getoiffen  ginfeitigfeit 
loobl  nid^t  gana  fteijufpred^en.  Sieben  ber  Vita 
Bemwardi  wirb  3:bangmat  Dielfad^  aud^  bie  Sb- 
faffung  bet  TranBlatio  S.  Epiphanii  (AA.  SS. 
BoU.  Jan.  11,  378—380;  Leibniz,  Script, 
rer.  Brunav.  I,  257—260;  Mon.  Geraa.  bist 


Scriptt  rv,  248—251)  jugefd^tieben.  S^ang- 
mot  ftatb  (am  25. 9Rai)  eiaitge  3a^  nad^  tBifd^of 
Setnmatb.  (9)gL  Seelte,  X^gmar,  fein  Seben 
unb  Seutt^ung  feiner  Vita  Bemwardi,  ^il- 
beSl^eim  1881  [$togt.];  SBattenbad^,  Seutfd^- 
lonbS  @efd^d^t«queaen  im  StUtelaltet  I,  6.  «ufl.^ 
Berlin  1893,  346-8490  [SBumt] 

99ftt(|ttmim   (Xargumim),   {.   Sibclübcr« 
fejfungen  II,  717  ff. 

$9fttfi5  (^'r;!?),  im  91.  %.  a.  ^etfommiame: 
1.  ein  Sol^n  SaDanS  unb  Snfel  Sap^etbS.  Stamm- 
Dater  ber  UrbeDöIferung  Don  Spanien  (&en. 
10, 4.  1  Sar.  1,  7).  —  2.  ein  »enjaminü,  ber 
fed^Ste  Sobn  »alanS  (1  $ar.  7, 10).  —  3.  einer 
ber  Stammfürften  am  perjifd^en  ^ofe  gut  ßtit  bei 
9£er|c8  (Sftb.  1, 14).  —  b.  OttSname  einer  be- 
rül^mten  pl^önicifd^en  Solonie  in  S)>amen,  bei 
ben  ®tied^en  XotteffuS  genannt  (Tapoi^'iov,  Poljb. 
3,  24,  2),  baS  Smpotium  für  bie  teilen  Scjeug- 
nif[e  SfranienS  uiü)  bie  ^tobucte  aSkfteutopo'S 
übet^aupt,  weld^e  bie  $l^dnicier  nad^  Offen  f d^offten 
Oet.  10,  9).  Senllrfptung  biefetSiabt  fe^tber 
^ßtopb^t  att  befannt  DotouS,  inbem  et  fte  mit 
X^tuS  in  bie  nOd^fie  Setbinbung  bringt  (3f. 
23, 1.  6. 10  [^ebr.]);  ba§  Snbenfen  an  benfelben 
lebt  bei  ben  ölteten  Uebetfe^etn  fort,  mie  menn  bie 
LXX  3f.  23,  1. 10.  (£).  27,  12;  38,  13  bie 
9lamen  Kapxv)S(»v  unb  KapxT;d{vtoi  für  £^arfis 
fubftituiten  unb  bie  Sulgata  £3.  27,  12  Car- 
thaginensea  übetfe^t.  Sinter  Sage  wegen  be}eu^- 
nete  fte  ben  femften  Sßeften  beS  ßrbfreifed  fowobl 
bei  ben  38raeliten  (Sßf.  71,  10.  3f.  23,  6; 
60, 9 ;  66, 19  ftebr.].  gj.  38, 13.  3on.  1, 3)  ttne 
bei  ben  eiafftfem  (Ovid.  Metam.  14, 416).  *3)ie 
^l^önidet  ^ll^ren  babin  in  großen,  ftort  gebauten 
Sd^iffen,  fo  ba|  ^Xl^atfiSf^iffe''  eine  cS^xdia^ 
Sebeutung  etbieU,  wie  bei  un8  bad  frü^t  ge« 
bräui^Iid^e  ^3nbienfa]&ret''  («ßf.  47, 8.  3f.  2, 16) ; 
biefe  Sebeutung  ift  mäf  2  $ar.  20,  36  angu- 
nel^men,  0^  bo^  tt)eitere  Sfolgentngen  ous  bitfer 
Benennung  gered^ertigt  toören.  Sem  Seifptele 
ber  fßb^nider  nömlid^  mar  Salomon  gefolgt,  um 
fid^  neue  (SelbqueOen  ^u  erfd^tiegen  (3  ftbn.  10, 22. 
2  Ißar.  9,  21),  unb  3ofap^at  Don  3uba  Derbün- 
bete  fidd  mit  Od^o)iaS  Don  3droeI  }tt  einer  ö^n- 
lid^en  Unterne^mimg,  metd^e  {ebodb  Derungludte 
(2  $ar.  20,  36).  Sen  fo  eingeführten  Spracb« 
gebraud^  ^at  ber  ^I.  ^ieron^muS  md^  bem  Vor- 
gänge ber  LXX  (3f.  2,  16)  unb  befi  Zargum4 
(J.  93.  3f.  23, 1. 14;  60, 9)  irrig  baber  geleitet, 
baft  v'^'o'-^ri  ^TOeer"  bebeute  (3  ffdn.  22, 49.  3f. 
23,  10;  66,  19;  Dergl.  Comm.  in  Is.  2.  16 
[f.  b.  «tt.  3»eet  vm,  1181  f.]),  eine  «uffaffung, 
in  meldtet  üutidet  il^m  bei  bet  Uebarfe|ung 
butd^meg  gefolgt  ift.  3>aS  S^otftd  Subita  2, 
13  ift  but$  einen  Sd^reibfe^Ier  ouS  £arfnS  ent- 
ftanben.  (93gl.  Bochart,  Phaleg.  I,  34,  ed. 
Franeof.  p.  671 ;  Oesenius,  Thea.  lüig.  hebr. 
m,  1315.)  [IhmtaL] 

$$arff an  (it»?^)»  im  %.  X«  aß  eigenname 
bel^onbelt,  ift  ber  Sitel  be«  ^öd^ften  offqiif^en 


1457 


£l^eoter. 


1458 


S^urbaiiräflctfi  mify  bem  StbxAq.  3n  ben  leil- 
i^friftfic^ien  Smti(l(^m{fen  bcr  ßofbeomtm  nimmt 
ff  innitcr  Wc  erpe  @tdif  ein  unb  1^  feinen  Stang 
tnnntttelbar  no^  bem  ffSnig.  Sr  mar  Oberfelb« 
iiflcf^  unb  leitete  fietd  ben  8feIb}U8,  koenn  ber 
Mnig  nid^t  filbfl  mit  in  ben  jhieg  }og  (4  ffön. 
18, 17.  3f.  20, 1).  CBfll.  iiele,  «ab^L-alJor. 
6ef4i4tc,  ®ot^  1886,  495  f.)       [ffaulen.] 

l9e«lrt(gric<^.d6aTpov,  t)on&ea(7^a^  fd^Quen) 
Ucft  im  Vltcft^um  {unö^ft  ber  Kaum,  melc^ett 
^ie  3uf4<u>er  bei  ben  ö^entlic^en  ©diiau{))ielen 
mt  (atten.  bann  überhaupt  bad  @d^ufpie[^ud. 
3n  biejcr  Scbeutung  finbet  ftd^  baS  SEBort  einmal 
im  9t.  X.  (tipg.  19,  29.  81),  mo  ed  aber  ein 
anbetmol  aud^  für  «Sd^ufpiel''  (1  Sor.  4,  9 
Vulg.  speeUcnlum;  Dgl.  $ebr.  10,  88)  ge* 
troud^  micb.  Se|tere  SBebeutung  ijl  bem  SBorte 
im  dofftfi^  (dried^fd^  fremb,  bagegen  in  ben 
mobetnen  Bpxafyn  neben  ber  urfprünglic^en 
^g  unb  gffie.  gfür  ben  Dorliegenben  Srtilel 
tDmmt  boS  »Xl^ter"  blo^  al§  «,@(i^auf)>ier  in 
Sctm^t,  unb  jmar  unter  bem  boppelten  ®eftd^t8- 
(nmfle  fcined  gqd^d^tlid^en  SnfammenbangeS  mit 
ben  Rligiftfen  e<^ufpielen  beS  9RittelatterS  unb 
{einer  Dtorolitat. 

I.  eef^t^tlld^  leitet  bad  mobeme  Xl^ter 
{rtnen  Un|nnmg  nit^t  oon  ben  S)ar{ienungen 
ber  c6mifqcn  ÜRimen,  Pantomimen  unb  ^iftrio* 
um  ^er,  ebenfo  menig  t)on  bem  antifen  Sroma. 
Semi  bie  Xrabitionen  beS  clafftfd^en  9Iter- 
fifm%  in  9e)ug  auf  baS  2)rama  maren  infolge 
bcS  bejifinbigrn  ftampfed  ber  d^rifilid^en  ttix^e 
gegen  baS  tief  gefuntene,  unfittlid^e  Sd^aufpiel 
bo  (Srieil^en  unb  Stömer  in  ben  erften  d^rift- 
Iütcnpa^r(unbertent)onftänbigt)erIorengegangen, 
unb  im  @runbe  genommen  fibermittelte  blo^ 
Xeren)  ben  literarifK^  ®ebi(beten  im  aßittelalter 
ben  ^riff  eines  antifen  bramatifc^en  Ihtnft* 
tDfifd  S)a6ei  fe^te  fu^  bei  ben  mittelalterlichen 
£e|eni,  bie  fi4  fein  rid^tiged  Silb  oon  einer  bra- 
notifd^en  Sufffibrung  ber  SIten  mad^en  tonnten, 
immer  me^r  bie  Sleinung  f eft,  ba^  bei  bem  antifen 
Stoma  ein  einziger  SRecitator  bad  ganje  @tä(f  mit 
Sebe  unb  ®egenrebe  oorgetragen  ^abe,  unb  bog 
bo^u  ftumme  ®arfteSer  bie  Smpfinbungen  ber 
einzelnen  ^^onen  burd^  ®eberbenfpiel  au8« 
briidten  («teijena^i  [f.  u.]  4  ff.).  3n  biefer  auf- 
JQffung  bed  antifen  @d^aufpieIS  fte^t  bie  gelehrte 
9imne  SMtDitba  (f.  b.  Srt.)  im  10.  Sa^rfunbert 
ooQflänbig  ouf  bem  Soben  ibrer  3nt,  menn  fie 
iiTf  ben  Xerenjifd^en  ffomöbten  na^gebid^teten 
(bciftli^en  SDramen  nid^t  für  bie  Suffu^rung, 
fonbem  für  bie  Seetüre  beftimmte.  ®a3  mobeme 
oeltli^  Sramo  bogegen  beruht  auf  ben  geift- 
It^en  6<^ufpielen  bed  aRittelalterd,  bie  i^rer- 
fett^  »icbcxum  au8  ber  fird^Iid^en  Siturgie  b^r- 
vorgegongen  maren.  2)ie  bramatifd^e  Anlage  ber 
£itnrgie  }eigt  ftd^  beifpieismnfe  im  SRitud  ber 
MiBsa  soUemiuB  (be3  leoitirten  f)od^amte8),  too 
ber  celebrirmbe  ^riefter  unb  bie  i|m  afftfitrenben 
toiten  fortmö^enb  banbelnb  auftreten  unb  mit 


bem  Solfe  be^m.  Sl^ore  burd^  SBed^felgefänge  im 
lebenbigen  SBerfe^re  fte^en.  Sudgeprögt  brama« 
ttjc^en  Sb^^rafter  tragen  femer  bie  fird^Iid^en  geiem 
am  ^olmfonntage  (in  einem  ftölner  ÜRiffafe  au3 
bem  11.  Sabrbunbert  [auf  ber  ©tabtbibliotl^ef  in 
Xrier]  finbet  ftd^  bereits  bie  Vnmeifung,  ba^  ber 
Xest  ber  $affion  oerfd^iebenm  $erfonen  }um 
SSortrage  ^ugetbeUt  merbm  foQ;  &gl.  ®regoriuS- 
blatt  1880,  122),  unb  befonberS  am  C^r- 
freitage  unb  am  Ofterfefte.  Sie  @mnblage 
ber  }u  Oftem  üblid^en  ^uferfiebungSfeier  (f.  b. 
art.)  bilbet  ein  XropuS,  ber  juerft  in  einer 
@t.  (SaUer  ^anbfd^rift  auS  bem  anfange  beS 
10.  äal^rbunbertS  oortommt  unb  baS  Qk\pxäd^ 
ber  grauen  mit  ben  (higeln  am  ®rabe  beS  ^erm 
entbält.  6S  finb  nur  oier  @ö^ :  Quem  quae- 
ritis  in  sepulchro,  o  Ghristicolae  ?  —  Jhesum 
Nazarenum  cnicifixum,  o  Goelicolae.  —  Non 
est  hie,  surrexit,  sicut  praedixerat.  Ite,  nun- 
üate,  quia  surrexit  de  sepulchro  I  —  Besur- 
rexit  etc.  ober  ein  abnlid^er  @a^  (gfacfimile  bei 
©autier  [f.  u.]  1, 216).  S)ie  brei  erften  @a|e  (Dgl. 
TOarc.  16, 1 — 7)  finben  fid^  in  ben  ttturgifd^en 
99üd^emau8bemlO.— 18.3abrbunbertin2)eutfd^* 
lanb,  Oe{lerrei(!^,  Sd^toeij,  gfranfreid^,  Italien, 
^oQanb,  englanb  unb  @panim  (SRilc^facf  [f.  u.] 
116  ff.;  2ange  [f.  u.]  171).  ©inen  eigentlicb 
bramatifd^en  Sbarafter  erbielt  biefer  9Bed^)ei- 
gefang  aber  erft  baburd^,  ba|  er  mit  ber  Serimonie 
ber  viaitatio  sepulchri  am  Oftermorgen  in  IBer* 
binbung  gebrad^t  mürbe.  S)ie  erfte  @))ur  biefer 
Sfeier  finbet  Srei^enacb  in  bem  Liber  conBuetudi- 
num,  einer  (SotteSbimftorbnung  für  bie  englifd^m 
ftlöfier  aus  bem  Raffet  967 ,  beren  SSerfafjer, 
koobl  ber  ^I.  S)unftan  (f.  b.  Srt.),  babei  bie  ®e- 
bröud^e  auSmörtiger  jtlöfter  (gfleurq^fur-Soire 
unb  @ent  toerben  in  ber  SBonebe  genannt)  be« 
nu^te.  Sie  visitatio  sepulchri  nabm  folgenbm 
Serlauf:  baS  ftreug,  meld^eS  am  Sb<n:freitage 
nad^  SBeenbigung  beS  ®otteSbienfteS  in  ein  %ud^ 
gebünt  unb  in  feierlid^er  ^roceffton  an  einen 
Ort  neben  bem  Sltar  niebergelegt  toorbm  mar, 
blieb  bajelbft  liegm  bis  )ur  Ülacbt  Dor  Oftem, 
mo  bie  elevatio  crueis  anfangs  in  ©egenmart, 
fpöter  eingeriffener  9}2i^räud^e  unb  aberglöubi- 
fc^er  9Reinungen  megen  (f.  Sjnod.  dioec.  Wor- 
mat.  a.  1816,  bei  Schannat-Hartzheim,  Conc. 
Genn.  IV,  258)  unter  »uSfd^Iu^  beS  SoIfeS 
ftattfanb.  Saran  fd^log  ftd^  bie  SRatutin  beS 
OfterfonntageS  unb  na^  i^r  bie  yisiiatio  se- 
pulchri in  ©egenmart  beS  9}oIfeS.  Sin  Clerifer 
mit  ber  91be  befleibet  unb  einem  ^Imjmeige  in 
ber  ^anb  fe]^te  ftd^  an  bem  leeren  ©rabe  nieber. 
Sann  famen  brei  anbere  SIerifer  in  (Sbormanteln, 
mit  SBeibraud^faffem  in  bm  ^dnben,  langfam 
beran  unter  ©cberben,  alS  menn  fie  etmaS  fud^ten. 
Sobalb  ber  ßngel  fte  naben  fab,  begann  er  mit 
ibnen  ben  oben  genanntm  SBed^jelgefang:  Quem 
quaeritis  etc.  (brei  @ö^).  2)onn  tombetm  fid^ 
bie  S)rei  )u  bem  Sbore  mit  ben  Sorten  Alleluia, 
surrexit  Dominus,  ^i^r  toarb  nun  ber  9Be(bfeI- 


Zroparium  auS  brm  10.  So^tl^unbert.  9lur 
fingen  ^ier  bie  ^efter,  koeld^  bie  grauen  bar- 
fteOen  foQen,  ben  emleitenben@a|:  Et  dicebant 
ad  invicem :  quis  revolvet  nobis  lapidem  ab 
ostio  monumenti?  ^Dagegen  begleitet  ber  @q|: 
Ad  monumentum  venimus  gementes,  ange- 
lum  Domini  sedentem  vidimus  et  dicentem, 
qnia  surrexit  Jhesus,  bie  Kücifel^r  ber  t^rauen 
Dom  ®rabe  (Sänge  168).  3BeitereS  bramatifci^ed 
Seben  gemann  bte{e  gfeier  burd^  Einfügung  Don 
®äijm  QU3  ber  ©equen^  Victimae  paschali 
laudes  (f.  b.  ^rt.  Sequenzen,  ob.  162),  bie  ftd^ 
in  il^rem  gleiten  biaIogijd)eu  £l(|eil  ganj  befon- 
berS  für  bie  Ofterfeier  eignete.  S)aran  fd^Io| 
fid^  nod^  ber  ©efong  ber  äBorte :  Credendum  est 
magis  Mariae  veraci,  quam  Judaeorum  tur- 
bae  fallaci.  ^nbere  toejentlic^e  Snoeiterungen 
pnb  ber  SBettlauf  ber  ^poftel  $etru8  unb  3o- 
^nne§  noc^  bem  ©robe ;  fobonn  bie  @cene,  toie 
SRaria  9)^agbQlena  toeinenb  Dor  bem  @rabe  fi^t 
unb  S^riftuS  i^r  erfd^eint.  Ueber^iq)t  tritt  S^n* 
ftuS  felbft  ollmälig  mel^r  unb  mel^r  qI§  bel^err- 
fd^enber  SRittelpunft  ber  bromotifd^en  Ofterfeiem 
auf;  er  erfd^eint  in  glönjenben,  meinen  ©ewönbem, 
föftlid^  gefd^mfidEt  aI3  ^riumpl^ator  über  2:ob  unb 
^5Ue,  bie  jheuje^fal^ne  in  ber  ^anb  l^Itenb 
(greiaenad^  52).  ^13  9{ebenfigur  ift  bereits  im 
18.  ^al^rl^unbert  aud^  ber  ©albenfrömer  nad^- 
neiSbar,  ber  ben  bciligen  g^rauen  auf  bem  SBege 
5um  @rabe  feine  @alben  anpreist  unb  Derfauft, 
eine  8cene,  beren  balb  bie  ffomif  ftd^  bemöd^tigte,  ■ 
unb  bie  fpöter  Dielfad^  ausartete,  gemer  gelangte  1 
ber  ©ang  imd^  SmmauS  bereits  im  13.  ^al^r^un-  { 
bert  am  Oftermontag  bei  ber  93eSper  jur  litur-  i 
gifd^en  ffiarfteüung.  ©eit  bem  14.  3a]j|r^unbert ! 
betbeiliate  RA  baS  SSoIf  in  einulnen  S)iöcefen  an  i 


1)1  im  lo.  ^9T9unocn  foignioe  qcwj 
bor:  ^inter  bem  Sttaic  mirb  ein  8% 
unb  ein  93ilb  ber  (eiligen  Sungfnnn 
Sot  bem  Sl^ore  auf  einer  Sr^^ 
jhmbe,  meld^  ben  Sngel  DorfteOt,  uu 
bie  ®eburt  (E^rifU.  S)ie  fixten  (bnxj 
rifer  borgeflellt)  treten  bur^  bie  grpf  < 
Stores  ein  unb  fd^niten  auf  biea 
Unterbeffen  erfd^alU  Dom  @eiDÖIbo4 
l^erab  ein  @efang  DonffinberjHmmev! 
excelsis  Deo.  9n  ber  ftrippe  tictes: 
SIerifer  in  S)almatüen  geHeibet  (qg» 
trices)  entgegen  unb  rieten  an  Vrt 
oben  mitgetbeilten  gragen.  Slac^bem 
wort  erflolten,  geigen  fie  boB  SvaloS 
beten  eS  an  unb  entfernen  fid^  unter  - 
^^Delnja".  ^ierouf  beginnt  fogletu 
aileffe,  bei  meld^  bie  ^irten  ben  C3 
foQen.  Sebnlid^  gfeiem  fanben  ^tatM 
SourS,  Sirims  unb  Soon  (9Bein^Ib  c 
greigenad^  58).  —  Sei  ben  Sfäern,  r 
baS  gfeft  ber  unjd^ulbigen  Ihnber  uiICj 
brei  ftönige  anfd^Ioffen,  erf((eint  nnTJ 
beS  ^erobed  bad  böfe  ^rincip  wbUj 
eigentlid^  bromatifc^e  Seben  in  bie  r 
gorm  beS  d^rifUi(^  2)comaS  eing») 
einem  liturgifd^en  2)rama  oufi  9leDaf3 
niebergefd^rieben  (Sreigenoi^  61). 
ging  man  ba)u  über,  bie  Creigidl 
ligen  SBei^nad^tfijeit  gu  einer  C9EII 
fteUung  abgurunben,  inbem  num 
S^rifti  unb  bie  Anbetung  ber  ^ira 
Anbetung  ber  l^iligen  brei  ftSnigt^ 
bet^Ie^emitifd^en  iKtü)ennorbe  Mbov 
Ofterfpiele  nabmen  bur4  Sinbcjietica 
fion  einen  großem  Umfang  an,  oidn 
fattS  burdb  CEinfübnma  ber  feiiibfilb 


1461 


ll^eQter. 


1462 


^e^ntng  itiib  6r6ottung  bimte,  fonbem  aud^ 

bcr  e^oäuj!  unb  ecgö^img  bed  SBolM  Sted^- 

mng  tragen  iDoHte.  (Eine  2)arfie]IunQ,  in  toeld^r 

5ubcn  auftreten  unb  !ßÜQtud  mit  bem  ^on\p 

(inei  Tömifc^en  Stott^ItetS,  umgeben  t)on  einet 

SeibiDo^e  benmffneter  Sölbner,  erfc^eint,  unb  mo 

ein  ^nbel  pttttfinbet  }Q)ifd^n  bem  ifibifd^en  @oI- 

beiMmcr  unb  ben  frommen  grauen,  ge]^5rt 

ligenlßf^  ttii^  me^r  in  bie  Siturgie  fd^on  megen 

bet  in  gio|en  SuSbe^nung  (IRil^fod  97—99). 

€e^  umfangreich  ifi ).  9.  ein  lateinifd^  9ene- 

bidbeuctrr  SBeil^ad^tdftrfel  ou8  bem  18.  3a^r- 

^unbcri  (ES  treten  barin  auf  ber  1^1. 9(ugu{linu8, 

bcr  in  einem  6effel  bor  ber  ftin^e  jt j^ ;  ju  feiner 

Xc^ten  finb  Sfaiad,  S)aniel  unb  bie  übrigen 

^rop^etcn,  }ur  Stufen  bie  3uben  mit  bem  ^o^en- 

^mc^er.  3foin8  unb  Soniel  fingen  i^re  $ro^]^f- 

^rtungen  Dom  SReffiaS.  Sib^UQ,  ouf  ben  Stern 

toei{enb,  fingt  mit  oudbrudsoollen  (Seberben  oon 

bcr  reinen  Sungfrau  unb  ber  ®eburt  beS  ^ci- 

lanbel  9er  S^or  ffil^rt  Saron  jingenb  ein,  ber 

dne  (Serie  trfigt,  meldte  unter  }mölf  bürren  @tdben 

dkin  blfi^L  Salaam  bmmt  auf  ber  ßfelin  pngenb 

ein^ergcritten ;  ein  Sngel  mit  bem  @d^toerte  tritt 

t^  in  ben  SBeg.   ®er  Sfel  meidet  erfd^rodten 

\wUt,  ber  Engel  oerfd^toinbet,  unb  SBoIoam  fingt: 

gl  »trb  ein  @tern  oon  3ocob  aufgeben  u.  f.  m. 

)la4  biefen  SEBeiftfogungen  fö^ri  ber  ^o^e))riefter 

mit  dcr&tfd^  mpot,  ft5^t  feine  ®enoffen,  jiani))ft 

mit  bem  8fu|e  unb  fpri^t  ben  ^rop^eten  ^ol^n : 

Mm  Stiert  tterbe  nie  ein  ftameel  fommen  u.  f.  m. 

Son  bem  (Getümmel  ber  3uben  gereijt,  ruft  ber 

i(hiabcnbifd^of  (f.  b.  Sri.  Sefte  IV,  1399),  ber 

Sein  rebe  aufi  i^nen,  SiuguftinuS  foDe  entfd^eiben. 

%m  folgt  eine  S)i8)>utation  gmifd^en  ben  $ro> 

)4<ten  unb  Vuguftinud  einerfeitS  unb  bem  |)o^en- 

priefter  anbererfeitS ;  iene  fpred^en  emft  uno  toür- 

big,  biefer  mit  unbönbigem  (Selä^ter.  S)ie  !ßro- 

p'fyttm  nel^men  il^re  Stelle  lieber  ein.  (Sin  neuer 

%^4nitt   beginnt  mit  ber  SSerIfinbigung  bed 

Cngett  w  9Raria  unb  bereu  Sefud^  bei  6Ii{abet(. 

9lo4  ber  Geburt  bdS  ffinbIrinS  (Maria  vadat  in 

leetom  auum,  quae  jam  de  Spiritu  Sancto 

dODcepiif  et  pariatTilium,  cni  assideat  Joseph 

in  babitu  honesto  et  prolixa  barba)  fommen 

tüi  (eiligen  brei  ffönige  auS  oerfd(|iebenen  Xl^eilen 

ber  IBelt  unb  munbem  ftd^  über  ben  Stern. 

ibotm  beS  l^erobeS  treten  il^nen  in  ben  SBeg  unb 

erfunben  ben  ©runb  il^rer  Steife,  ben  fie  bem 

Aönige  berichten.    3ontig  beruft  ^robed  ben 

i^^en^riefter  unb  bie  Suben,  benen  er  rötl^,  ftd^ 

gegen  bie  ffönige  ju  OerfteÜen.  S)er  (Sngel  oer« 

funbigt  ben  ^irien  auf  bem  Sf^Ibe  bie  Wenfd^- 

meibung,  ber  Xcufel  bagegen  erHört  %M  \vLt  fiügen ; 

bo(^  Dom  Cngel  flberjrugt,  gelten  bie  t^irien  an- 

betcnb  jur  SMppt,  ^einrfc^renb  treuen  fie  ben 

brei  ffönigen,  meiere  il^nen  begegnen,  baS  ®e- 

f^aute  mit ;  lejtere  fommen  }ur  ihippi,  beten  an 

tmb  opfern  @olb,  SBeil^raud^  unb  SJiqnl^en. 

Dormif  treten  fie  toieber  ab,  legen  fd^  nieber  unb 

entj^Iurnmem,  vorauf  ber  ßngel  fie  im  Xraume 


ermol^nt,  nid^t  mieber  }u  ßerobed  gu  ge^n.  Sot 
bem  ratl^tojen  ^obeS  erfd^eint  ber  ^ol^epriefier 
mit  feinen  Öenoffen  unb  fprid^t :  Tu  Bethlehem« 
terra  Juda  etc.  2)er  ftönig  befiebtt,  bie  ftinb« 
lern  in  SBet^Iebem  gu  tobten;  bie  Steifigen  ge« 
bord^en,  bie  9Rutter  mebflagen.  ^erobeS,  oon 
SBürmem  angefreffen,  fpringt  auf  unb  pqt  bann 
tobt  nieber ;  jubelnbe  Xeufel  fd^Ieppen  i^n  meg, 
md^renb  bie  ffrone  feinem  Sobne  ^rd^elauS  auf- 
gefegt tt)irb.  Sofepb  unb  SRaria  giel^en  nacb 
^egqpten,  beffen  Äönig  mit  (Sef olge  aufMtt  unter 
®efang  oon  Siebem  (mit  fte^rreim)  aber  bie 
gfreuben  beS  enoad^enben  SfrüblingS  unb  ber 
Siebe.  Seim  (Erfd^einen  aRaria'8  unb  3ofet>]^ 
mit  bem  3(fnfinbe  ftiirgen  bie  ögQ))K[d^en  ®ö|en- 
bilber  um ;  OergebenS  richten  bie  $riefter  fie  mebr* 
malS  mieber  auf,  inbem  fie  Slaud^mer!  opfern  unb 
Sobgefdnge  fingen.  S)er  ifbnig,  baoon  benad^- 
rid^tigt,  beruft  burd^  feine  SBaff enträger  bie  SBei- 
fen,  auf  bereu  SRatb  Staud^-  unb  !Dlenfd^eno))fer, 
aber  avtS^  oergeblid^,  bargebrod^t  merben.  9tun  tritt 
ber  ff5nig  oon  Sab^Ion  mit  ®efoIge  auf,  unb  eS 
mirb  ber  3nfammenfto|  be8  ^leibentl^umd ,  ber 
Synagoge  unb  ber  ftir^e  bargefteOt.  S)aS  f^i- 
bentbum  nennt  in  SBed^felgeföngen  ben  (Glauben 
an  ben  einen  @ott  Stlfjorl^ett;^  bie  Synagoge  be- 
fömpft  bie  Vergötterung  eined  ÜRenfd^,  unb  bie 
ffin^e  oertbeibigt  baS  Sbriftentbum.  Sobann  er- 
fd^eint  ber  tlnti^rift,  bem  ber  ff önig  oon  SBab^- 
Ion  l^ulbigt,  unb  baS  S))tel  gebt  gang  unb  gar  in 
baS  filtere  Spiel  oom  Sntic^rift  über  (Ludus  pa- 
schaliBdeadventuetmterita  Antichristi  1160, 
bei  ®oebef^  [f.  u.]  I,  200).  „^ier  fmb  gau)  neue 
Elemente  mirff  om ;  eine  SBeiterbilbung  bed  S>ramaB 
im  ungemeinen  unb  bed  Sßeibnad^tdfpieleS  im 
SBefonbem  ifl  erfolgt.  Sin  leitenber  gfaben  ge^t 
gmar  burd^  baS  ^ange  burd^,  allein  bie  Cinbeit 
bed  (S^ebanfenS  ift  nid^t  begleitet  Don  ber  ®le{d^- 
mögigfeit  in  ber  Slupbrung.  Sa8  fird^Iid^e  Cle- 
ment ift  burd^  baS  b^maniftifd^e  unb  meltlidde 
becintröd^tigt;  (Erinnerungen  an  altclaffifd^e^  ^ei- 
bentbum  brädfen  fid^  au8,  unb  bad  tt)eltlid^  latei- 
nifcbe  Sieb  ber  3^it  boi  fn^  ^U  feinem  fröftigen 
fflügelfd^Iage  in  bie  Stegion  ber  9ntipbonen  ein- 
gebrangt. S)ad  fmb  bie  Sorboten  einer  gau}  neuen 
3eit  für  bad  Sd^aufpier  (Beinbolb  70). 

bereits  im  12. 3abrbunberi  erboben  ftd^  Stim- 
men gegen  bie  bramatifd^en  ^uffübrungen  in  ber 
ffird^e.  (Serbob  oon  Steid^erSberg  (f.  b.  9[ri.)  be- 
3ei(bnet  bie  epectacula  theatrica  ald  £eufel8- 
merf  unb  (Enttt>eibung  be§  @otteSb<iufe9;  ^errob 
oon  Sanbfperg  (f.  b.  ^rt.  ^obenburg)  meint,  ba^ 
fte  in  ibrer  urfprünglid^en  ®eftalt  löblid^  unb 
nü^Iicb  gemefen,  bann  aber  in  ^treligion  unb 
^uSfcbtoeifung  entartet  feien.  S)urd^  baS  immer 
ftörfer  b^toottretenbe  (Element  teeltlid^er  Selufti- 
gung  faben  [td^  bie  geifUid^en  ^b^ben  oeran- 
lo^t,  gegen  bie  Auffüllungen  in  ben  ffinben  mit 
SSerboten  einjufd^reiten.  SillerbingS  be^iel^t  fidfi 
bie  S>ecretale  ännocen^'  m.  oom  3al^n  1210 
in  c.  12,  X  3,  1 ,  A)ie  auS  ber  Glossa  ordinaria 


1468 


Zl^eater. 


U64 


l^orge^t,  nid^t  auf  bie  eigentlid^  geifilid^en 
Suffüldrungen,  fonbem  otrbietet  ben  Unfug,  ber 
bei  ben  foeen.  SfetS«  unb  SSorrenfeften  (f.  b.  Sit. 
Q^fte  IV,  1408)  in  ber  ftird^e  getrieben  mürbe, 
unb  im  felben  Sinne  fmb  qu^  bie  Sefd^Iüffe  ber 
@Qnobe  juXrier  üom  Saläre  1227:  Non  per- 
mittant  Bacerdotes  ludos  theaixales  fieri  in 
ecdesia  et  alioa  ludos  inhonestos,  unb  einer 
Utred^ter  @Qnobe  Don  1298  (bei  Schannat, 
Cono.  Germ.  HI,  529,  u.  IV,  17)  ju  erfldren. 
Snbcffen  tonnten  biefe  S)eaete  immerhin  aud^  auf 
bie  mit  hoffen  aHju  ftart  au3ge(d^mü(Iten  geift- 
lid^en  Spiele  angemanbt  werben.  Sei  ber  ffo^m 
SluSbeldnung,  meiere  baS  geiftlid^e  @d^{piel  im 
Saufe  ber  S^i  annal^m,  ertoied  \\ä)  {d^lie|Iid^ 
ol^nel^in  ber  SRaum  ber  ffird^e  aI8  }u  Hein.  9ln 
einen  SBed^fel  ber  2)ecorationen  bei  ben  einjelnen 
©cenen  toax  in  ber  ffird^e  überl^upt  ni^t  }u 
benfen ;  ed  l^errfd^te  ba^er  bei  ben  ^upl^rungen 
nur  ein  92ebeneinanber.  ^He  SRitfpieler  begoben 
fti|  gleid^  gu  Einfang  auf  i^ren  ^laU,  audd  bie- 
jenigen,  meldte  erft  am  @d^Iu{fe  beS  @pieled  auf- 
treten mußten,  geber  Spieler  fonnte  Dom  $ubU- 
tum  gefeiten  merben,  aber  er  galt  als  nid|t  gu* 
gegen,  bis  er  fein  ©tid^mort  Demobm  unb  aufftanb. 
bereits  in  einem  S)reilönigfpiel  auS  Sfleut^-fur- 
fioire  (11.  äabrbunbert)  jie|t  man  benn  aud^,  mie 
baS  Srama  mit  Entfaltung  eines  nid^em  fiebenS 
immer  me^r  auS  bem  (SotteSbaufe  ^inauSgebröngt 
mirb;  es  mirb  fd^on  ber  Jheuggang  gu  ^ilfe 

Siommen.  9ln  ber  Zl^üre  beS  fflofterS  fielet  bie 
ippe,  im  ^ofe  ift  ber  @i^  beS  ^erobeS,  an  ben 
Qkiftaimmem  beS  fflofterS  foUen  ftd^  bie  Sd^rift- 
gelebrten  bereit  balten;  auS  bem  Si^ore,  meld^eS  in 
baS  Seitenfd^iff  ber  ftirii^e  fül^rt,  treten  bie  SJlagier 
berauS,  benen  ber  tounberbare  Stern  Doranleud^tet 
(Sretgenad^  65).  9llS  aud^  fd^lie|lid^  ber  Slaum 
Dor  ber  llfird^  nic^t  mel^r  als  gmedentfpred^enb 
fid^  ertoieS,  toablte  man  für  bie  Stuffübrungen 
einen  $lajf  im  ^freien,  ämmerbin  blieb  aber  bie 
Seitun^  ber  Spiele  in  ben  6önben  beS  SIeruS, 
unb  mte  emft  biefer  bie  Spiele  nal^m,  gebt  fd^on 
barauS  %ttt>ox,  ba|  t)or  ^Beginn  ber  ^uffübning 
fömmtlid^e  SRitfpieler  nieberfnieten  unb  baS  Veni 
Creator  Spiritus  ober  „9lun  bitten  mir  ben  b^i" 
ligen  ©eift"  fangen,  gär  bie  mitmirfenben  Sle- 
riter,  Scbüler  unb  Qpöitx  aud^)  Saien  mar  baS 
^Spielen"  übrigens  fein  Vergnügen,  benn  nid^t 
feiten  lamen  jte  babei  in  SebenSgefal^r;  bie^  gebt 
beifpielsmeife  auS  folgenber  9iOtig  über  ein  $af« 
fionSfpiel  in  SRe^  im  3.  1487  bert)or:  „®ott 
unfern  ^erm  ftellte  oor  ein  ^tn  9{icola,  Pfarrer 
üon  St.  SSictour  gu  lD{e|;  berfelbe  möre  balb  am 
ftreuge  geftorben,  fo  man  ibm  nid^t  märe  gu  ^ilfe 
geeilet ;  nun  lom  man  überein,  ba|  ein  anberer 
^riefter  an  baS  IFreug  gebangen  mürbe,  um  an 
biefem  Sage  bie  ftreugigung  oorgufteUen;  unb  am 
folgenben  Sage  fteSte  ber  genannte  $farr^en  Don 
St.  SSictour  bie  Suferftebung  Dor,  unb  mar  fein 
Spiel  gar  anfebnlid^  unb  mürbe  ooOenbet.  Unb 
ein  anberer  ^riefter  ftellte  gubaS  Dor,  ber  über 


bem  gongen  bolb  gefiorben  m&e,  benn  ber 
Stbem  ging  il^m  auS ;  alfo  mürbe  er  eilig  ab« 
genommen  unb  auf  bie  Stra^  gebraut"  (^ifL- 
poL  SBlätter  VI[1840],  88).  —  aber  nid^t  ollein 
bie  gro|e  Susbebnung  ber  Spiele,  oud^  baS  um- 
bringen ber  SoIfSfprad^e  unb  bomit  beS  doSS« 
t^ümlid^en  (Elementes  in  bief elben  mad^tc  bie  )luf> 
fül^rung  au|erbalb  ber  Stxx^  munfc^Smcitt. 
^aixdjlk,  maS  in  ber  Stitä^  anftb^ig  erfd^einen 
mu|te,  fiel  brausen  gar  nid^t  auf.  Seit  bem 
12.  äal^r^unbert  famen  allmalig  StStfe  in  ber 
SoltSfpro^e  in  bie  lateinifd^en  Sd^f ptete  binein« 
g.  99.  in  gfranfreüb  in  boS  Spiel  Don  ben  tl^- 
richten  Sungfrauen.  3m  93erlauf  btefeS  Sobt^un* 
bertS  entftanb  aud^  bereits  baS  erfte  rein  frongö^f^e 
Srama,  ber  ^Sbom",  in  meld^em  nur  bie  S901* 
gefange  unb  ^ropbegeiungen  lateinifd^  finb.  3n 
S)eutf(blanb  mad^te  \vif  bie  SolfSfprad^e  gunot^fi 
als  Ueberfe^ung  eingetner  Stficfe  beS  lateinij^en 
XesteS  geltenb.  ^iefe  Ueberfe^ung  mar  ftets  in 
Serfe  gefaxt,  menn  aud^  baS  Original  $ro{a  mir. 
3n  einem  Trierer  Spiel  g.  9.,  baS  in  einer  ^anb* 
fd^rift  beS  14.  bis  15.  SabrbunbertS  fibeäiefert, 
offenbar  aber  älter  ift,  mirb  bie  anfrage  beS  SngeB 
am  ®rabe :  Quem  quaeritis,  o  tremulae  mn* 
lieres,  in  hoc  tumiüo  plorantes?  überje^: 

SBenctt  fud^t  ir  brij  fraumen, 
mi^b  jamer  unb  mijt  rutoen 
alfo  frue  tnn  bi^effem  grabe 
an  b^lfem  ofUrlt^^en  tage? 

Sie  Sntmort:  Jesum  Nazarenum  omcifixtun 
quaerimuB,  lautet: 

SQ^^t  fued^en  dbefum  unferen  troefl, 
ber  uns  Dan  ffinben  babt  erloe^ 

3u  ben  (ateinif(^-beutfcben  Spielen  gebort  u.  o. 
ein  Ludus  paschalis,  sive  de  passione  Do- 
mini,  in  einer  93enebictbeuerer  ^anbfd^rift  beS 
18.  3abrbunbertS.  golgenbe  Stücfe  finb  (ier 
beutf^ :  ÜRoria  SRagbalena  Dor  il^  Sefe^nmg 
fauft  Sd^minte  unb  jtngt : 

ihftmer,  gib  bie  Sorbe  mir«  bie  mein  SDNlnglcin 

röt^e, 
bamit  idi  bie  jungen  Slann,  fet*S  ibnen  leib, 

gu  meiner  Siebe  nbtb«  u.  f.  m. 

3nbem  bie  Sefe^rte  fpSter  bie  gfü^e  beS  (ErI5iet§ 
mäfd^t,  ftngt  fle : 

3eful,  %xoft  ber  Ceele  mein, 
Ia&  mi^  bir  empfoblen  fein 
unb  löfe  mi<b  Don  ber  a^iffeibat, 
gu  ber  bie  SQßelt  mi4  gebraut  bat. 

gud^  iß  in  biefem  Spiele  bie  SRorienOage  ff.  b. 
9rt  Vm,  826)  in  beutjd^en  Serfen  obgefo&t: 

O  meb,  0  mcb  mir  beute  unb  immir  tocb! 
O  meb,  mie  febe  i(b  nun  an  bal  liebjSe  Ihnb, 
baS  ie  gemann  auf  biefer  9Belt  iemali  ein  9B(tbt 
Sagt  leben  mein  fügeS  IHnbelein 
unb  tdbtet  miAr  bie  STlutter  fein, 
SRaria,  mitb  Diel  armci  SBeib. 

anmälig  brang  bie  SSoHSfpracbe  in  ben  getjiliAen 
Sd^aufpiclen  burd^,  unb  nur  ber  ordo.  b.  ^.  bie 


1465 


X^eoter. 


1466 


€pielan»cifung,  btren  ber  Slegiffeur  ^  bebiente, 
um  Me  Kci^f  olge  ber  ouftrdcnben  ^ertönen  ouf- 
rr^t  )tt  (t^ftcn  unb  bie  3)Qr{)eUimg  )u  flpenoac^en, 
VMb  loteünfc^.  f)tennit  trat  jugleid^  eine  anbere 
Bn^ftige  Steuerung  ein:  an  bie  Stelle  bed  @e- 
jongcfl  trat  bie  Secitation.  S)ie  erften  liturgifc^en 
6($ni{)yie(e  tsoren  oud  tirc^Hd^en  ®e{öngcn  gu- 
joinmengefekt.  6^ter,  atö  neue  Xe^te  gejd^affen 
iDabcn  mu|ten,  fam  aud^  neue  SJluftf  (ingu. 
Tiefe  multe  ixtt  alfl  ailittel  bienen,  ben  SBort- 
äudbnid  bun^  ben  ®efang  bramatifd^  gu  ge» 
fiallen,  b.  1^.  }um  abdquaten  SluSbnidt  ber  Sm- 
Pimbmtg  )u  mad^en.  Souffemater  (Drames 
ütorgiqaee  [f.  u.]  829  ss.)  rü^mt  bor  9iaetn 
boi  imifjfalifd^  Sudbrudt  in  ben  Zeiten  ber 
^nbfddrift  Don  ^itütt^,  namentlich  in  ben  Ala- 
gcn  ber  Sa^el  unb  im  Sa^aruS,  mo  nod^  ber 
limrgif^e  S](|oro!ter  fejige^olten  i{t,  femer  ben 
||übf4fen  SuSbrucI  ber  Serjioeiflung  be§  befiol^Ie- 
nm  ?uben  im  !RicoIau8brama.  Sem  gegenüber 
tc^rtc^net  bie  Kecitation  im  ooItdfprad}Iid^en 
^ma  einen  9lüd!{(4ritt.  3nbe{{en  juckte  man 
jf^  burc^  (Hnlleibung  bed  Xe|te8  in  SBerfe  einen 
<^|  für  ben  (Sefang  gu  fd^affen.  S)er  S^or« 
^(kmi,  unb  gtoar  gunäc^ft  ber  lateinif^e^  bel^ielt 
ober  im  rectttrtnben  DoltSt^umlid^n  2)rama  immer 
nod)  eine  bebeutenbe  SteDung. 

^vA  ber  groben  Vngal^I  bon  geijUid^en  Spielen 
beS  Slittelaltrre,  bie  und  erhalten  fmb,  fü^rt 
@oebefe  bie  lateinifc^en  unb  beutfd^en,  CreigenatJ^ 
biejt  unb  olle  übrigen  auf.  Sie  allgemeine  fßf 
jeid^ung  für  biefe  bramatif^en  ^up^rungen 
iDor  lodoB  (spil).  SBebanbeltcn  biefelben  @cenen 
QitS  bcm  Sebcn  ber  ^iligen  ober  auS  ber  d^rift> 
li«m  £egenbe,  Jo  l^iefeen  fle  ^aRirafeIf^)leIe^  bie 
übrigen  ber  ^eiltgen  Schrift  entnommeiten  unb  an 
bit  gefle  \M  Jnrd^enial^refi  fu^  anf^Iie^enben 
,919  j!erien' .  Se^terer  SuSbrud  ftammt  aud  Sfranf- 
rri^  unb  tommt  guerfl  (Misterre  gefd^rieben)  in 
emrm  $rioi(eg  ffönig  ifarlS  VI.  oom  Saläre  1402 
»OL  3)(A  SBort  ift  nid^t  Don  mjst^rium  (®e* 
brinmil),  fonbem  Don  ministerium  in  ber  99e« 
bmhmg  »Dorfc^ftSmü^ig  burdjgefül^rte  ^anb- 
(ung,  (SotteSbienft ,  ftunftoerf"  abguleiten  (f. 
Codemagel,  (Sefddid^te  ber  beutfd^en  Siterotur  I, 
8.  Üttfl.,  Safel  1879,  883).  SBicIfod^  mürbe 
bentntigen,  tpelc^  ben  geiftlid^en  Spielen  bei- 
iDo^nten,  Don  ber  ffird^e  ein  iiblai  gugebilligt, 
}.  9.  bei  ber  9uffü](irung  beö  Sramad  Don  ben 
nugen  unb  tb5rid^ten  Jungfrauen,  meld^eS  im  % 
IS'22  {u  Eifena^  Don  Slerifem  unb  Sd^iUem 
ocnmfloltrt  mürbe.  ®efd^id^tli(^  interef  jant  ift  biefe 
tuPdrung  befi^tb,  meil  ber  (fd^on  gemüt^S- 
tnmtf)  BRarfgrof  gfriebric^  ber  gfreibige  (geft. 
1324),  meli^er  babei  gugegen  mar,  burd^  baS 
S^idfül  unb  bie  Magen  ber  Derlorenen  tl^ö« 
ri(&tm  Jungfrauen  fo  ergriffen  mürbe,  ba^  er 
bei  ber  SteUe ,  mo  bie  tbörid^ten  Jungfrauen 
irpl  ber  gürbitte  9)laria'8  unb  ber  ^eiligen 
feine  Snobe  finben  fonnten,  toegging  unb  auS- 
ritf ;  „SBo8  ifl  ber  d^riftlid^e  ©laube,  menn  ber 


©finber  nid^t  burd^  bie  Sitten  9)toria'd  unb  ber 
^eiligen  (Snabe  finben  fann?"  S)er  ®eban!e 
Derliel  il^  nid^t  me^r,  bis  i^n  fünf  Sage  nad^l^er 
ber  Schlag  traf  (greigeno(^  128).  —  Oefter 
maren  bie  Spiele  fcl^r  umfangreich,  unb  bie  9uf« 
f Urning  beanfprud^te  mel^rere  Zage;  fo  bouerte 
baS  aisfelber  ^afftonSfpiel  brei  DoUe  Xage.  9m 
intereffanteften  mag  bi^nn  mol^I  bie  2)arfteIIung 
ber  IBefel^rung  9)togbalena'8  gemefen  fein.  Sor 
einem  Spiegel,  ben  ein  Seufel  als  Derfappter 
SHener  ^in^It,  fcbmüdft  fie  \\ä),  fingt  luftige  Sieb- 
lein, tangt  einen  nac^  bem  anbem  Don  ben  Jung« 
fingen  mübe  unb  fingt  bann  f c^ergenb  : 

Bo,  ^m,  fo,  mos  moQte  i4 
ber  (BefeQen  tangen  auf  ein  @tro^; 
ber  iß  bereits  mübe  morben,  jol 
mftren  i^rer  me^r,  i4  tl^&te  aSen  alfol 

S)ie  abmal^nenbe  entfte  9Rart^  l^t  Don  il^r 
bie  gelungenften  SBegeid^nungen  ^ingunel^men,  bie 
iemalSfür  „^etfd^mefter"  in  unfererSprad^e  auf« 
gebrad^t  fein  mögen  (Sinbemann  804).  —  3u 
ben  umfangreid^en  äRpfterien  gel^dren  aud^  bie 
gfrol^eic^namSfpiele.  9ln  bie  ^roceffmn  beS  im 
J.  1264  eingefe^ten  Sfrol^nleid^namSfefteS  (f.  b. 
9rt.)  fnüpften  fld^  fd^on  balb  bramatifd^e  2)ar- 
fteOungen  an.  3Ran  fal^  l^ier  ®ruppen  einl^er- 
jd^reiten,  meld^  in  i^rer  9(ufeinanberfoIge  bie  ge* 
fammte  tird^Iid^  SBelt-  unb  ®ef(^id^tSauffaf)ung 
Don  ber  Sd^öpfung  bis  gum  iüngften  ®erid^t 
fpmbolifd^  barfteUen  foUten.  S>aS  öltefte  S^ugni^ 
bafür  ftammt  aus  bem  Jal^re  1866,  als  in  ißrag 
bie  ludi  theatrales  bei  ber  gfrol^nleic^namS- 
proceffmn  Derboten  mürben  (Sreigenad^  171).  Jn 
(£nglanb  bilbete  ftd^  im  14.  Ja^rl^unbert  bie  Sitte 
aus,  ba^  lebe  3unft,  bie  ftd^  an  ber  $rocef fion  be- 
t^eiligte,  ein  Sreignig  auS  ber  ](^eiligen  ®efd^id^te 
bramatifd^  gur  SSorfteUung  brachte.  Sie  Wit* 
mirfenben  ftanben  auf  einem  ®erü[t,  meld^eS  auf 
Släbem  meiter  fortgefal^ren  merben  tonnte.  9uf 
bem  $roceffionSmege  mar  eine  beftimmte  Snga^l 
Don  ^ItefteEen  Dorgefe^en,  mo  bie  entfpred^enbe 
Scene  gur  SarfteUung  fam.  ^(el^nlid^e  9lad^rid^ten 
l^aben  mir  über  Sfrol^Ieid^namSprocefftonen  in 
3erbft,  Sreiburg  im  SreiSgau  unb  fpöter  in 
SJlündden  (ogl.  S.  D.  SBinterfelb,  3ur  ®efd^id^te 
ber  ]^.  Xonfunft  11,  Seipgig  1852,  299,  mo  eine 
fold^e  !ßroceffion  Dom  Jabre  1584  auSffi^rlid^ 
befd^rieben  mirb).  S)aS  ftüngelSauer  gfrol^nleid^- 
namSfpiel  Dom  Ja^re  1479,  meld^eS  bei  brei 
Stationen,  an  benen  bie  ^roceffton  l^ielt,  auf  fcft- 
ftel^enben  ^Bretterbühnen  aufgefül^rt  mürbe,  um« 
fa^t  bie  gange  SBeltgefd^id^te  Don  ber  Schöpfung 
bis  gum  iüngfien  ®erid^te.  2)er  erfte  %f^x\  fübrt 
bis  gur  Scene  gmifd^en  ^bra^am  unb  9ReId(|tfebed^; 
ber  gmeite  Don  TOofeS  bis  gum  bet^Ie^emitifd^en 
JKnbermorb ;  ber  britte  Don  Joj^anneS  bem  Xdufer 
bis  gum  Sd^Iu^.  2)ie  DorbilbUd^e  Sebeutung  ber 
Stüde  aus  bem  9Iten  Xeftamente  mirb  Don  bem 
reeior  proceBsionis  ftetS  Hargelegt.  3tD(i  ®e' 
ftalten,  Jofue  mit  ber  Xraube  unb  Samf on  mit  bem 
Stabtt^ore  auf  bem  9lüden,  bleiben  ftumm  unb 


1467 


X^eater. 


1468 


»erben  Uo^  erläutert;  {el^r  ouSfü^rlid^  bogegen 
mirb  bo8  Uct^etl  8aIoinoiid  bargefteSt,  iDdf  renb 
Üe  SeibenSgefd^i^te  mieber  auf  eine  turjeJRnnbUb« 
n^e  S)arfteaung  iefc^rönft  ift.  3)er  Settraum 
gttifd^  Sriöfung  unb  aOSettgerid^t  mirb  in  rein 
lel^rl^fter  aSeife  auSgeffiat.  S)te  SarfteSung  ber 
legten  Singe  wirb  bur4  bie  (gefd^i^te  Don  ben  Hu* 
gen  unb  t^örid^ten  Jungfrauen  eingeleitet;  l^ierauf 
folgen  baS  Sieid^  beS  Sntid^riftS,  bie  9ufem>edhmg 
ber  Xobten  unb  baS  iüngfte  @erid^t.  2)a  burq 
bie  reid^  auSgeftalteten  Spiele  ber  @otte9bien{l,  }U 
bem  aud^  bie  $roceffion  gehörte,  ungemein  aus- 
gebest mürbe,  fo  fann  man  fid^  nid^t  barfiber 
munbem,  ba|  an  mand^  Orten  bie  SBel^örbe  bie 
Spiele  oon  ber  $rocef{ion  trennte  unb  auf  einen 
anbem  Xag  t>er(egte.  @o  befahl  ber  ßr^bifd^o^ 
Don  SRain)  1465  bie  Verlegung  biefer  Sptele  auj 
ben  Sonntag  nod^  9|ro^nIei(^nam ;  in  ^orf  be- 
mül^te  ftd^  bogegen  bie  ©eiftlid^Ieit  im  3. 1426 
oergebend,  eine  ä^lid^e  SSerorbnung  ]^erbei}u- 
fül^ren  (Cni}enad^  173). 

einen  9u8taufer  ber  geiftlid^en  Spiele  beS 
aßittelalterg  bilben  bie  ^aRoralitäten'',  moralifd^- 
aUegorifd^e  Sd^ufpiele,  in  benen  Xugenben  unb 
Softer  unb  anbere  perfonificirte  9(bdtracta  auf- 
treten. Serein^elt  erfd^einen  fold^  bereits  in  ben 
Sd^aufpielen  beS  frühen  ÜRittelalterS,  5.  9.  im 
oben  ermäl^nten  Ladas  paschalis  de  adventa 
•t  interita  Antichrieti  (1160),  morin  bie  fiird^c 
unb  Synagoge,  bie  SBarmber^igfeit  unb  ®ered(|* 
tigleit  auftreten;  femer  bei  bem  Streit  jmifd^en 
ber  ftird^e  unb  Synagoge  unb  bem  ^eibent^m 
im  Senebictbeuerer  SBei^nad^tSfpiel  tmb  bei  bem 
Streit  jmifd^en  ber  göttlid^en  Sarml^ergigfeit  unb 
©erec^tigleit  im  ffünjelSauer  gfrol^nleic^namSfpiel. 
3u  eigenen  S)ramen  mürben  bie  IDloralitäten  t)or- 
)äglid^  auSgebUbet,  als  bie  Korporation  ber  red^tS- 
funbigen  Sel^ilfen,  ber  SIercS  )u  $ariS  (baS 
ffönigreid^  ber  Basoohe),  meldte  bei  Aufrichtung 
beS  SRaibaumeS  im  ^ofe  beS  SuftiapalafteS 
allerlei  fjfarcen  aufjuffil^ren  pflegten,  im  15. 3a^r- 
bunbert,  burd^  ben  Srfolg  ber  $a{ftonSbruber- 
fd^ft  gereift,  aud^  emfte  Stüdte  gu  geben  unter- 
nahmen, aber  toegen  eines  ^rioUegiumS  berfelben 
fid^  ber  SJlQfterien  entbalten  mußten.  Sine  eng- 
lifdde  SRoralitöt  Every  man  (3ebermann)  mal 
baS  gemeinfame  menf^Iid^  ®efd^d(  borfteDen. 
@ott  Sater  Hagt  aber  bie  Entartung  ber  SJlen- 
fd^en,  ruft  ben  Xob  unb  Derfünbet  bem  Every 
man  fein  nal^eS  Snbe.  2)iefer  in  feinem  Sd^redfen 
fud^t  3uRud^t  bei  ber  9}ertt)anbtfd^aft,  ©utgefeO- 
fd^aft  unb  bei  bem  Steic^tbum.  Aber  fie  Dertaffen 
i^n  SineS  nad^  bem  Anbem.  2)a  menbet  er  fid^ 
lux  ®utt^t,  bie  nac^  milben  SBormärfen,  ba^  er 
fo  lange  pe  |intangefe|t,  i^n  )u  i^rer  Sd^toefter, 
ber  SQeiSbeit,  fflbrt  3)iefe  bringt  i^  au  einem 
l^eiligen  9ßanne,  Selmntni^  genannt,  ber  il^m  eine 
9u|e  auferlegt.  Every  man  Oenid^tet  biefelbe 
5ffentlid^  auf  ber  Sübne  unb  ge^t  bann  binmeg, 
um  bie  Sacramente  gu  empfangm.  9tad^  feiner 
mdttfß  fiberf aflt  il^n  2:obeSfd^m&d^.  SDie  Stärf e. 


bie  Sd^dnl^it,  bie  Ueberlegung,  bie  fünf  Sinne 
nebmm  oon  ibm  Abfd^ieb ;  nur  bie  (Buttbat  hütbt 
bis  an  fein  gottfeligeS  Snbe.  Darauf  fleigt  ein 
Sngel  b^ab  unb  fingt  baS  Xequiem  (^e 
[f.  u.]  44).  3u  biefen  ÜRoralitatm,  bie  in  ollen 
Sänbem  meite  93erbreitung  fanben,  gehören  au4 
bie  Xobtentonje  (f.  b.  Art.). 

aitit  bem  Ausgange  beS  aiHtteloIterS  bitten 
bie  geiftlid^m  S^aufpiele  bm  ^öl^epunft  i^ 
Sntmidtlung  erreid^t  2)ie  urfprfinglid^  nait)e 
ffomit  in  benfelben  ^tte  oOm&Iig  gon)  melffiil^ 
3tDifd^enfpieIe  ^erbeigefäl^  SS  entflonben  in- 
mittm  ber  geift(i(ben  Spiele  planlofe  Säuern- 
tomöbien,  ^a^rmarftsfcenen  mit  $rugeleim  unb 
Sd^impf ereien ;  anbere  Spiele  waren  Don  Anfang 
bis  gu  Snbe  in  burfeSfem  Zone  abgefa^.  £ei- 
fpielsmeife  entmidelt  {id^  in  bem  ännSbrudter  $af- 
fionSfpiel,  baS  nod^  bem  14.  Sabrl^tmbert  an- 
gcbört,  f olgenbe  Scene :  Z){e  brei  3Rarien  mottm 
Salben  laufen.  2)er  Kaufmann  fud^t  unb  finbet 
eium  ftnecbt  Kubin  (Stufin,  Stotbtopf),  boS  Ur- 

bilb  eines  gioffenreiM-  ^^^  ifi  in  ^^^  ^' 
bem  getoefen, 

gu  flfranfen  ban  i^  M  geCogcn, 

gu  Bauern  ban  iib  M  8eut  betrogen. 

Seinen  Oteifier  ^ippotroB  empfieblt  er  mit  ben 
aBorten: 

aSaS  non  ibm  bon  (Befunben  bringt, 

bie  ma(bt  er  alle  fled^c; 

bie  fBIinbcn  ma(!bt  er  fpre^en, 

bie  Gtummen  mad^t  et  effen; 

er  fennt  üom  Argttbum  fo  toiel, 

als  ber  (Efel  toom  6aitcnfpieL 

Unb  als  bie  oerlangte  Salbe  bereitet  mirb : 

^crr,  bübt  guten  Ttat, 

bie  €a(be  loirb  auS  ber  Slaften  gut 

2>a  !am  binein  baS  Q^etftmmel  oon  einer 

IBrüden« 
bat  C4malg  t^on  einer  9RiUEen, 
boS  Gebim  oon  einem  Sriegel, 
baS  S^Iut  toon  einem  S^l^egel, 
unb  maS  ber  ttudad  beuer  fang  u.  l>gL 

2)er  fßreis  ber  Specereien  bringt  ben  Jtaufmann 
gu  tbätlid^  3otä  mit  feinem  ^emeibe,  bie  in- 
folge befUn  mit  bem  fifned^t  9htbin  burdbbrennt 
an  ben  iR^ein.  —  (Ein  SBiener  Ofterfpiet  ou§ 
bem  Sa^te  1472  ifi  oon  Anfang  bis  gu  (Enbe 
in  burleSfem  Zone  abgefaßt  unb  ent^  Scenen, 
gegm  meldte  baS  beutf^e  (Bemütb  M  fhöubte 
(SReibt  [f.  u.]  143).  3m  S)onaucfd^inger  $af- 
fionSfpiel  erhält  3efuS  bei  feinem  erßen  SBerbor 
einen  Stubl  J^gejptent;  ober  in  bem  9jH[Qi' 
blid,  mo  er  ftd^  nieberfe)|en  miS,  gie^t  ^ol- 
d^uS  ben  Stul^I  meg,  fo  ba^  3efuS  gur  6tbe 
föHt.  Au(b  bie  Scene,  in  toeld^er  3efuS  oor 
^erobeS  erfd^eint,  gibt  bftetS  Anlag  lu  einer  rni- 
mfirbigen  $offe.  2)aS  Ungtaubli^fte  aber  ifl, 
bog  mitunter,  mö^renb  (El^rijtuS  am  Iheuge  bing, 
bie  Siibm  einm  grotcStrn  Xong  mit  @efang^ 
begleituna  um  baS  iheug  bemm  auffä^en  (AI&- 
felber  unb  AugSburger  ^ffionSfpiel,  bei  (Em> 


1169 


X^eater. 


1470 


^  »ly.  «US  einer  fran)ö{ifd^  SRoroIitat, 
ik  1439  te  Xcnnefi  gur  Suffü^rung  tarn  unb  U» 
tütll  t^  Bi«i«aTiB^y  mal-ayise,  toerbm  bie 
Oiiakn  bcr  Qetbamtnten  folgenbermoften  bor- 
(fjItBt:  9hui^m  bie  Xeufel  mit  bcn  Seelen  bet 
^cti  mai-avises  am  ^öSentl^ore  ongebmmen 
jinb,  DCfbeii  biefe  tinter  großem  gfreubengefc^Tei 
ber  ZcttM  nom  SDBagen  geu)gen  unb  in  bie  &5IIe 
kmängef^Ieppt,  bie  l^ier  oie  @e[tott  einer  |err- 
j^ic^en  Mdfi  l^at  mit  Berviteurs  k  la 
modei  (B  er^bt  ftd^  ein  futd^tbarer  fiSrm  t)om 
3oii4)cn  btr  Zeufel  unb  bem  aSe^erufe  ber  t)er- 
himmlcn  Seelen.  9lod^bem  bie  neu  Sngelom« 
wRcn  oon  allen  Zeufeln  gemuftert  flnb,  mad^en 
jir  Sudfer  i(r  Som))Ument,  fallen  über  il^n  j^er 
unb  i^etn  i^n«  Sucifer  bnnft  für  bie  freunblid^e 
StfDQDommmtng  unb  befiehlt  ben  Zeufeln,  bie 
fttvcn  Infömmlinge  auf  d  SBefte  ju  bemirt^en. 
)enc  gt(orAen  foglei«!^,  rid^ten  einen  f^marg  ge« 
Uäm  Zif(9  %ix  unb  nötl^igen  bie  Seelen,  an 
bemfelben  niebcr)u{i(en.  3)ie  2)ienet  bringen  nun 
^jnj4  in  einem  rotten  Slopf ,  unb  alle  Zeufel 

id^ceien: 

Sanloe  «l*enfer,  Sauice  d'enfer 
Aux  saryitenrB  de  Ladfer. 

dioottf  eifc^int  Satan,  in  beffen  ©efolge  Heine 
Itv^  f^marje  ^öUenfauce  bringen.  Zeuer  unb 
Sf^a  finb  mit  S(^tt)efel  befireut  unb  fladem 
(oi,  fo  oft  Zeufel  unb  Seelen  baDon  eflen  unb 
bonrnS  trinicn.  2)a  bie  S))eifen  unb  mto&v^t 
bot  bret  Serbommten  nit^t  belegen,  toerben 
biefc  )ttm  ®enu|fe  berfelben  gegmungen  unb  mit 
licn  Xe^cn  bcuiorfen.  2)ann  lieben  bie  Zeufel 
im  hid^fiftblid^n  Sinne  bie  Zafel  auf  unb 
fd^uttm  aOeS^  toai  borouf  ift,  ben  brei  mal- 
vMb  auf  ben  Seib.  Siefe  votthtn  nun  in  bie 
ton  du{<W<^  nid^t  ftc^tbare  ^öQentiefe  l^inab- 
grjlopen,  in  bcr  baS  ^ammergefd^rei  ber  Seelen 
i^e  Dual  Derratb  (Parfait,  Eist,  du  theätre 
fran^ais  II,  124  es.,  bei  SaDenberg  [f.  u.]  23). 
jn  eintm  franjöfifd^en  HR^fterium  »irb  ®ott  ber 
diäter  bargefieUt,  U)ie  er  in  feinem  ^immelSt^ron 
Me  ffrcugigung  Derfc^lofen  l^at  unb  mit  berben 
Sottm  burd^  einen  Sngel  gemedt  toirb : 

Pore  etemel,  yous  avez  tort^ 

Et  deYiies  ayoir  yergogne, 

Votre  filfl  bien  aimö  est  mort, 

Ei  VoDS  dormez  comme  nn  yTTogne. 

Sott^hiter:  H  est  mort?  Sngel:  D'homme  de 
bi«iL  (Sott  SBoter:  Diable  m'emporte»  qni  en 
ttvaii  rian  (9(U  [f.  u.]  889,  aber  o^ne  Duellen- 
angäbe).  -~  92ad^  bicfen  groben  lann  ed  nid^t 
aujfaOenb  erfc^ncn,  ha^  meltlic^e  unb  geifUid^f 
8(i5rben  gegen  bie  9luf fü^rung  geiftlid^  Spiele 
oorgmsen.  3n  $ari8  unterfagte  bad  Parlament 
buT^  firtal  Dom  17.  Stooember  1548,  «bie  Wq- 
fMm  ber  ^kxffton  unfered  Srldferd  ober  anbere 
fltijin^e  Otpfterien"  )u  fptelen.  Sine  SBerorbnung 
brS  SifdjfofjS  Don  ^üelberg  bom  3abre  1471  be- 
fiehlt ben  (Beiflli^en,  bie  ^arfteOung  oon  $af* 
jionS-  unb  Segenbenfpielen  innerl^alb  il^rer  $farr- 


fiebiete  gu  unterbrudten  tt)egen  ber  eingemifc^en 
(^impftid^en  $offen,  bie  nid^t  }ur  Sad^  ge- 
boren; ber  Sifd^of  meint,  ba|  jold^e  frcoel^fte 
Spiele  fd^on  oft  bie  Strafe  beS  ^immelS  in  (Se- 
ftalt  oon  ftranfl^it  unb  ßungerSnotl^  nad^  {t(^ 
ge}ogen  litten  (ätiebel,  Öod.  dipL  Branden- 
burg. I»  3,  ^Berlin  1843,  257).  2>ie  Spnobe 
m  Strasburg  oom  3abre  1549  (lagt  barüber, 
oa^  an  oielen  Orten  ber  Sidcefe  ber  üRi^braud^ 
eingerinen  fei,  in  ben  Zempeln  Sd^aufpiele  unb 
luftige  SSorfteDungen  (spectacula  et  ludicra)  Oor 
oerfammeltem  Soße  aufjufü^en.  Obmobl  biefe 
l^eilige  ®efd^id^ten  bebanbelten,  fo  befötberten  fie 
bod^  mel^r  ben  &umor  ald  bie  Snbad^t  megen 
beö  ungereimten  IBetragenS  ber  Sd^ufpieler  unb 
anberer  Ißerfonen  unb  negen  ber  fiei^tfertigfeit 
beS  Spieled.  2)a  in  ben  SotteSl^Sufem  unb  bei 
ben  SSerfammlungen  ber  Sbriften  Med  anjtönbig, 
orbentlid^,  emft  unb  anbac^tig  gugeben  muffe,  fo 
fei  bie  genannte  Sitte  unb  @emobn^ett  abgu- 
fd^aff en.  ^u^  anbere  Sd^au-  unb  Suftfpiele,  benen 
man  ben  l^eibnifd^en  Urfpruug  anmerfe,  menn  fie 
audl^  au^rl^alb  bed  ©otted^oufeS  aufgeführt  mür- 
ben, mie  bie  Sieber  unb  Spiele  am  Zage  beS 
bL  UrbanuS,  befjen  IBilb  man  mit  Saubmerf  gegiert 
unb  fonft  nod^  gefd^müdt  burd^  bie  Strafen  fabre, 
feien  abgufd^ffen,  unb  bad  bie^begügli^e  S)ecret 
beS  Soncild  oon  IBafel  foQe  fortan  oom  SkruS 
unb  ben  fiaien  genau  befolgt  merben  (Schannat, 
Conc.  Oerm.  VI,  498).  —  SDem  gegenüber  ift 
ed  ol3  ein  ®lüd(  gu  betrad^ten,  bo|  bie  meltlid^en 
Stoffe  fid^  ablösten  unb  gunad^ft  als  gfaftnac^tS- 
piele  reid^e  $fleae  fanben.  S)a8  ^ntereffe  manbte 
td^  immer  meproiefenmeltlid^en  Spielen  gu,  unb 
)ie  geiftlid^en  (amen  nad^  unb  nac^  au|er  Uebung. 
3m  Sabr^unbert  ber  Sieformation  mürben  aller- 
bingS  bie  oon  SlterS  b^  fo  beliebten  9Bei^nad(|t3- 
fptele  im  proteftantif^en  Seutfd^lanb  in  gro|er 
^iingabl  oerfa^t  unb  gur  Sup^rung  gebrad^t,  bie 
^ajjtonSfpiele  bagegen  nad^  unb  nad^  abgefteSt. 
3n  Serlin  e^iftirten  fte  nod^  bis  gum  Snbe  beS 
16.  Sabrl^unbertS ;  am  27.  gfebruar  1598  er- 
folgte gunöd^ft  ein  SSerbot  Soad^im  gfriebrid^S, 
bann  am  30.  ÜRai  ein  99efd^lu^  ber  ®eifUi(^(eit, 
morin  ed  ]^i|t,  ba^  mit  ber  S)arftelung  ber 
Sngjt  unb  Sd^mergen  (Sl^rifti  billig  nad^gulaffen 
fei,  inbem  bie  geiftlid^en  Betrachtungen  boburd^ 
Oerbinbert  ober  gleid/fam  in  ein  ffom5bienfpiel 
oermanbelt  merben  . . .,  baS  gfu^mofd^en  spiri- 
tualiter  unb  nid^t  tote  Spiel  gebalten  merben 
foQe  (3BiI(en  [f.  u.]  264).  3m  (at^olifcben 
S)eutfd^lanb  (amen  an  mand^en  Orten  nod^  bie 
l^georad^ten  geiftltd^en  Sd^aufpiele  gur  Suf- 
fül^rung.  ®leid^mä^ig  beliebt  maren  aber  bei  ben 
^roteftanten  unb  ^atboli(en  bie  Sd^ulbramen, 
meiere  iebod^  oft  genug  gum  Zummelplake  con- 
f  efftondler  $olemi(  jid^  geftalteten  (über  bie  Z)ramen 
ber  3^fuiten  inSbefonbere  ogl.  Sal^lmonn,  im 
^ipborion,  S^itfd^tift  für  Siteraturgefd^id^te  II 
[1895],  271  ff.).  3lQdi  bem  brei^igid^rigen  fhiege 
mürbe  1659  in  j?empen  am  92ieben^ein  ein 


1471 


Xl^eater. 


Wä 


©picl  oom  ^I.  SllejiuS  oufgefäl^rt,  unb  in  ber 
3eit  öon  1671 — 1691  gingen  in  bem  bcnod^- 
bartcn  Uerbingcn  öicr  geifllt^c  ©piele  in  Scene, 
Don  bencn  eines  für  ßl^orfreitog  unb  brci  für 
f5^ro^nIeid;nQm  bcftimmt  loaren  (91.  Sein,  95ier 
geiftlid&e  ©Jjielc  bc8  17.  Safit^unbcrtS,  flrc- 
felb  1853).  ü\xoa  um  biefelbe  3eit  wirb  unS  bic 
9lup]^mng  eine§  $affion§fpieIe§  in  Su^niantel 
(©djlefien)  bejeugt  (SBilfen  121.  123.  142). 
(Segen  (Snbc  be§  18.  Sa^^^unbcrtS,  in  ber  fogen. 
^ufflärung§periobc,  begann  man  im  fnt^olif^cn 
S)eutfd^lQnb  bie  geiftlid^en  ©piele  ^u  befeitigen. 
6§  ift  öon  ClaniS  (f.  u.)  41  für  SBQi)em  unb  öon 
ipid^ler  (f.  u.)  72  für  Sirol  im  ginjclnen  nod^- 
gewief  en  ttjorben,  toie  man  t^eilS  mit  yttd^i  —  benn 
SJertoilberung  unb  Unfug  famen  fidler  oft  genug 
öor  — ,  tl^eilS  au8  übertriebenem  SilbungSbünfel 
bie  Slefte  mittelalterlid^er  ©pieltrabition  überall 
gu  öertilgen  beftrebt  war  (ffiilfen  265).  9lm 
meiften  l^aben  ftd^  bie  mittelalterlid^en  geiftlic^en 
©piele  in  abgelegenen  ^l^älem  bei  ben  natur» 
Wüd^ftgen  ®ebirg§öölfcm  in  Sägern  unb  Defter- 
reid^  erlfiaUen,  Wöl^renb  fonft  in  ©tobten  unb 
Dörfern  bic  fiummen  pgürlid^en  ©d^aufpiele 
bejto.  gigurentableauj,  5.  SB.  bie  Strippt  am  ^ei- 
ligen  SBeil^nad^tSfcfte,  baS  Ifieilige  (Srab  am  6^ar» 
frcitagc  unb  bie  mit  fflilbem  unb  SBIumen  ge- 
fd^mürften  ©tationen  bei  ber  grol^Ieic^namS- 
progeffton,  an  bie  alte  gefd^munbene  ^errlid^feit 
erinnern.  9118  fo[tbare§  Ueberbleibfel  au8  alter 
Seit  ift  ba§  großartige  ^affionSfpiel  in  Ober- 
ammergau 5U  betrad^ten.  I)ie  öltefte  9iad^rid^t 
barübcr  ftammt  au8  bem  Sfl^re  1633  unb  befagt, 
baß  bic  9lmmergaucr  in  biefem  Sol^w  jufammcn- 
famen  unb  bie  ^affionStragöbic  aüc  jcl^n  Saläre 
3u  l^altcn  gelobten,  wenn  bic  ^eft  öon  i^nen  ge- 
nommen würbe.  ®a  öon  biefer  3eit  an  fein  ein- 
ziger ID^cnfd^  mcl^r  an  ber  $eft  geftorben  fei,  fo 
^aben  fie,  jagt  bie  (Jl^ronif,  gleid)  barauf  1634 
bic  ?paffion  „tragirt".  ®aS  ©clöbniß  fprid^t  öon 
ber  ^affionStragöbie  aI8  öon  einer  befannten  unb 
fd^on  beftclficnben  Ba^t,  unb  nur  bie  3cit  ber 
9Iuffü]^rung  wirb  auf  jelfiniäl^rige  SEßicbcr^olung 
feftgeiejt,  S)er  3:ejt,  ben  bic  Senebictiner  be§  bc- 
na^barten  ©tifte§  gttel  beforgten,  ift  nad)  jmei 
älteren  9lug§burger  ipaffionSjpielen,  bem  ©piel 
öon  ©t.  Ulrid^  unb  9[fra  au8  bem  15.  unb  ber 
^^affion  beS  9Kciftcrftnger8  ©ebaftian  aOBitb  au8 
bem  16. 3fll&tbunbert,  jufammengefcjt.  ©r  mürbe 
im  3. 1750  öon  P.  Sofner  im  (Seifte  bc§  3e- 
fuitenbramaS  umgearbeitet  unb  1811  öom  Pfarrer 
Ottmar  SSeiß  mobcmifirt,  bic  SBcrfc  in  ^rofa 
umgcfeljt.  3"gtcid&  würben  ©cföngc  unb  ^Jhifif- 
bcgleitung  eingefügt  (^auffen  [f.  u.]  18).  UebrigenS 
waren  in  Oberbapcm,  2iroI,  Äönitl^en,  ©teier- 
marf  unb  in  S)eutfd^-93ö]^mcn  geiftlid^c  ©d^au« 
f piele  bis  auf  bie  neuefte  3cit  in  Ucbung ,  fo 
baS  ^öri^er  ^affton^fpicl,  bic  ^^offionSfpiele  in 
(Smünb  (1803  sulc^t  aufgeführt),  in  Srijlegg 
unb  »orbertl^icrfee.  SBie  au8  2:^  ircbe  (S)a3 
fleiftlid^c    ©(^aufpiel    in    ©übitalien,    »erlin 


1885,  3)  ^eröorgel^t,  blü^t  ougenblüHi^  i»4 
baS  geiftlid^e  33oIfSfd^aufpieI  in  ©ubitafien;  oto 
bingS  trat  eS  bort  erft  auf,  qIS  efi  in  Xfutjd|laib 
bereits  abflarb,  fanb  aber  bann,  am  fpätejtm  ii 
©icilien,  eine  fo  liebcöotte  Pflege  rnib  öicSntige 
^uSgrftaltung,  wie  in  feinem  anbem  Sanbe  fo* 
ropa'S.  Sit  neuerer  3eit  fyA  man  angefangen,  ftir 
alten  geiftlid^en  ©piele  roxtttx  aufleben  }ii  kfa. 
Sin  liturgifd^eS  Ofterfpiel  mürbe  am  vam 
©onntag  beS  SabreS  1897  in  ber  SMft  bes9^ 
nebictinerftifteS  SmmauS  in  ^rag  uneber  oi^ 
gefül^rt.  3n  ©tielborf  in  ber  Si^eutproDtn;  ^ 
man  ein  öl^nlid^cS  l|kiffionSf))ieI  wie  in  Zkt^ 
ammergau  gur  Sarftellung  gebnu^;  ob  bies 
92ad^a^mung  finben  wirb,  muß  bie  Sufunftlrta. 
(Sgl.  Sf-  3-  Wone,  9lltbeutfd^  SdjßttivA. 
Oueblinburg  1841;  Serf. ,  ©d^oufpiib  M 
9}MttcIaIterS,  JfarlSru^  1846,  2  »be.;  &S&, 
^l^catcr  unb  ffird^e  in  i^rtm  gegenfeitign  8» 
l^öltniffe  l^iftorifd^  bargefteUt,  ^Berlin  1846; «. 
S.  S)eönent,  @efd(|id^  ber  beutfc^  ©^ov'^ 
fünft  I,  Seipaig  1848;  ißic^Ier,  UeberboS^xcM 
beS  9RitteIaIterS  in  £iro(,  änndbnuf  1850;  M 
^afc,  S)aS  geiftlid^e  ed^aufpieL  (Skfc^iÄäik 
Ueberftd^t,  Seipsig  1858;  SlaruS,  S)aS$aiM' 
fpiel  in  Oberammergau,  2. 9ufl.,  Shm^a  1860; 
E.  de  Goussemaker,  Drames  litorgiqiMi  h 
moyen  äge,  Paris  1861 ;  ip.  ^Uanb,  Sic^ 
widlung  beS  beutfd^n  Sl^eaterS  im  SRittiUlB 
unb  baS  9lmmergauer  ^ffionSfpiel ,  fShäm 
1861;  3.  Srei^en  öon  (gid&enbotff,  3"*- 
fd}id^te  beS  ®ramoS,  2.  Sufl.,  $abeiboii  1866; 
^mxxi)  Steibt,  3)a8  geiftlid^  edtcaalftiä  W 
9)litteIaIterS  in  S)eutf(^tanb ,  gtanffnrt  a.  9. 
1868 ;  e.  SBilfen,  ©cfd^id^te  ber  8eifUtd)(s6ittit 
in  Scutfd^Ianb ,  ©öttingen  1872;  gofinlia^ 
2)aS  gciftlic^e  ©d^ufpiel  beS  Slittdatteii  a 
Sranfreid)  [$rogr.],  SDW^l^fen  l ».  1875; 
ffarl  SBein^oIb ,  3Beibna(^t-@|»ieIe  unb  üte 
neue  9(ufl.,  SBien  1875;  ®uftaD  mUifiod,  Sc 
Öfter-  unb  ^affwnSfpiele  I,  aBoIfenbntid  ISdü; 
ffarl  (Soebefe,  ©runbriß  ber  @efd^i(^b(rbcst|tB 
5)id^tung  I,  2.  9lufl.,  Bresben  1884;  L« 
Gautier,  Histoire  de  la  poMe  litoigi^M 
moyen  äge.  Les  tropes  I,  Paris  1886;  3-  ^ 
3)aS  religiöfc  ©d^aufpiel  beS  ^Kttelalterl,  1887 
[granffurter  aeitgcmäße  Srofd^üren  VIII];  Ad 
Sänge,  S)ic  (otanif^en  Oßerfetem,  ^Sdaiß 
1887 ;  ©ed.,  Siturgifd^-bramat.  9lufeifieiBB9l' 
feiern  auS  ^enebig,  @ran,  Steißen  u.  SonA 
in  b.  3eitf(^rift  für  beutfd^ed  «Uert^  XU 
[1898];  3B.  Sinbemonn,  @ef dbid^te  ber  badjki 
Sittcratur,  6.  9ufl.  öon  3.  €eeber,  %iämi 
1889;  SB.  Sreisenod^,  ®efd(^te  bd  vaa 
S)ramaS  I,  ^aUe  a.  @.  1898;  Sya^man,  Sir 
latcinifd^en  2)ramen  öon  9EBim)i]^Ihigl  6i|l|il» 
[1480]  bis  aur  SRitte  bed  16.  3a$r(inMi 
fünfter  1898:  ^Ifreb  ^kiuffen,  lieber  M^ 
ri^cr  ^affionSfpicI  [©ammlung  gni»tnui)i|ff 
SSorträge  3lx.  192],  !ßrog  1894;  $0Bl6ehC 
® eiftli^eS  ©d^aufpiel  unb  (^rtftlii^  flxnft  ^^ 


147S 


Sll^eater. 


1474 


gart  1894  [3)i|l.];  9t.  ^etnjel,  Sefd^tetbung  beS 
arifüi^cn  @d^Quf]pieI8  im  beutfd^cn  üRittelalter, 
^mtnirg  it.  Set))}ig  1 898.)     [3B.  IB&umf er.] 

II.  Som  Stonbpunfte  ber  ÜJloral  aud  ^t 
N2§  X^cftter  ftetS  ber  Der)(!^tebcnflen  Seiirt^eilung 
uittctUgnt  Sumal  beim  tnobernen  Xl^eoter  \]i 
Ditr  'Jlilcm  )u  unterfd^eiben,  wie  bQd)c(be  an  fid^ 
jnn  joUte,  unb  tote  e8  fid^  t^tfödinc^  auSgefialtet 
M.  Senn  ber  Sn^oU  bed  ^romad  Dom  @tQnb« 
punfte  be§  ®Iaubcnd  unb  ber  guten  @ttte  auS  un» 
anft^tbar,  toenu  befonberS  ber  ^u^gang  bed 
u^maS  ben  Siegeln  ber  göttlichen  SBeltorbmmg 
(.itjpit(^b  unb  bie  9trt  ber  ^up^rung  töüig 
|rtt  von  aOrnt  Snbecenten  x\i,  lann  ntan  aus  bem 
ib<iud^e  beSfelben  fittlüi^en  ®tromn  sielten.  Unter 
bm  genannten  !Bebingttngen,  aber  oud)  nur  unter 
biffm,  i^  eine  S^eateruorfteDung  {ogar  Dielen  an- 
bcrrn  Sr^olungen  —  eine  Srl^olung  miH  auc^  ber 
!£fifütfrbefu(^  oomeljmüc^  fein  —  t)om  fittUci^en 
Stanbpunfte  ouS  oorsujiel^en.  Siinöc^ft  namlid^ 
jinb  (Seijl  unb  |^erj  guglei^  l^terbei  mel^ir  unb  in 
tt^mi  SBeife  betbeiligt  als  bei  oielen  anberen  Sr- 
Iiolungen.  „^U  @(^aubü^ne  ift  bie  Stiftung,  teo 
n4  3}ergnfigen  mit  Unterrid^t,  Siu^e  mit  9n« 
ftrengung,  ffursmeil  mit  93ilbung  gattet,  m  feine 
i^roft  ber  Seele  ^um  92a(^tl^eile  ber  anbem  ge- 
fpamit,  fein  93ergnägen  auf  Unfofien  bed  ©an^en 
acnopen  toirb*  (St^iHer,  3)ic  Sdiaubiil^ne  al8 
ftne  morolifd^e  3ln[talt  betrachtet  [Serfe  10. 9b., 
Stttttgort  1847,  79]).  3n  faji  greifbarer  ®e- 
Malt  rrfd^inen  femer  bei  ber  t^eatroüld^cn  ^uf- 
fu^rung  Xugenb  unb  Safter,  SBeiS^eit  unb  X^or- 
tdi  foioie  bod  }arte  unb  fu^ere  äBalten  ber  gött- 
lich IBorfe^ung,  unb  gerabe  biefe  Unmittelbarfcit 
t)er6rf(^tnttng  oermag  ben  !DZenfd^en  in  ftttlid^er 
^tn^d^t  ^fam  }u  erfc^iittem.  9}or  bem  menfd^« 
hd)en  ®efe^  entfc^Iüpft  mand^mal  ber  Söfeioi^jt 
ber  Strafe  unb  oerfällt  ber  llufc^ulbige  l^arter 
%<\n.  im  SDrama  bagegen  toirb  bie  @eied}tigfeit 
ooQauf  gewahrt,  unb  biefeS  l^ebt  in  und  bie  Siebe 
)ur  @ere(!^tig!eit ,  bo8  SBertrauen  jur  göttlichen 
iBorfe^nng  unb  ben  ^bfd^eu  üor  bem  93öfen.  ^a3 
iMben.  meld^ed  oor  bem  au§gleid^enben  Sbfd^Iu^ 
M  "i^romaS  ben  Unfc^ulbigen  trifft,  enoedft  unfer 
9)UtIcib,  unb  ber  So^n,  meld^er  il^m  enbgülttg  ju 
i}ftü  wich,  oermag  baSienige  ®t\ü^l  in  un3 
mdd^tig  )u  ent}ünben,  beffen  fittlidje  ^ebeutung 
oiclfai^  ni<^t  genügenb  gemürbigt  mirb,  namlic^ 
\!'-(  reine,  ttnbcbingt  felbftlofc  2)litfreube.  SDBcnn 
f^mer  bem  3u)d)auer  beutlid^  oorgefü^rt  mirb, 
n'it  eine  ^erfon  nic^t  fo  fc^r  burc^  eigene  SoS* 
brit  als  burc^  unbcilDoIIen  Sinflug  oon  9lu|;en  in 
j]roBe  SJerimmgen  gerät^,  lernt  er  milbe  über 
einen  IRitmenfc^en  urtl^eifen.  %\\ä^  bie  feine  Ser- 
^Dttung  neiner,  aber  bod^  mand}mal  febr  oer- 
^ngnilüoder  E^arafterfe^Ier,  tote  fte  ftd^  befon- 
DctS  in  guten  Äomöbien  finbet,  oermag  jur  ©elbft- 
prfifwig  unb  gur  SBefferung  ju  ocrnnlaffen.  — 
Senn  biefcS  nun  an  fu^  toabr  t[t,  unb  loenngleid^ 
in  mannen  fi&nbem  zeitweilig,  3. 18.  in  Spanien 
)ur  3<it  ber  ^abdburgifc^en  jfönige,  bie  %u3- 

•urAtnreiifü«.  XI.  2.  Ilufl. 


geftaltung  beS  Sl^eaterS  tl^atfSd^Iid^  eine  fold^e  war, 
ba^  fUtlid^er  9tu^en  auS  il^m  gejogen  werben 
fonnte ,  fo  fmb  bod^  l^eutgutaae  bie  ^erj^öltniffe 
meiftenS  oöHig  anberd.  ^bgefe^en  oon  fo  manchen 
Sd^aufpielen  mit  ^öd^ft  fabem  Sul^alt,  gelangen 
fogar  Stüdfe,  welche  gegen  @Iauben  unb  gute 
Sitte  gerichtet  jinb,  oiclfac^  jur  ^luffül^rung,  unb 
felbft  ba,  wo  ber  Sn^alt  eines  StücteS  nic^t  be« 
anftanbet  werben  fann,  ift  bie  ^rt  ber  ^Äuffübrung 
binfid^tlid^  ber  ftleibung  unb  Haltung  ber  bar* 
ftedcuben  ^erfonen  oielfad^  eine  in  l^o^em  SRa^e 
inbecente.  Sebcr  fott  be^l^alb,  beoor  er  einer  ^uf- 
fü^rung  im  X^eater  beiwol^t,  mit  ftd^  barüber 
im  klaren  fein,  ob  baS  aufsufül^renbe  Stüd  t)6m 
Stanbpunfte  beS  ®IaubenS  unb  ber  Sitte  atiS 
nic^t  beanftanbet  werben  mu^,  unb  ob  bie  ^rt 
ber  Sluffül^ning  il^m  nic^tSelegenl^eit  }ur  Sünbe 
wirb ;  oor  ^Ilem  mu^  er  gewi^  fein,  baf  mit  einem 
an  ftd^  guten  Stücfe  nic^t  ein  unfittlid^eS  SBaSet 
oerbunben  wirb.  Sefud^t  {emanb  freiwillig  eine 
XbeateroorfteDung,  oon  weld^er  er  wei^,  ba^  fte 
i^m  bie  näd^fte  ©elegenl^eit  }ur  2obfünbe  wirb, 
fo  begel^t  er  eine  fdjwerc  Sünbe.  2Ber  jur  9ln- 
wefcn^eit  babei  moralifc^  genöt^igt  ift  (g.  IB.  ein 
Solbat,  weld^er  im  Sl^eaterraume  9Ba($e  fielen 
mu^,  ober  eine  ©attin,  welche  fd^weren  Unmutig 
i^reS  @atten  }u  ertragen  ^atte,  faQS  fte  i^n  nid^t 
jum  Z^eater  begleitete),  l^at  bie  $fitd^t,  burd^  be«. 
fonbere  3)Uttel,  wie  ^bwenben  ober  Sc^lie^en 
ber  9(ugen,  inniges  @ebet,  SDenfen  an  ©otteS 
©erid^t  u.  bgl.,  ber  ©efal^r  fiir  il^re  Seele  oor- 
pbeugen.  —  Specictt  l^inftd^tlid)  ber  (Elertfer  gilt, 
ba^  i^nen  ber  33efud^  öffentUd^er  S^eateroor- 
fteHungen  nid^t  erlaubt  ift.  2)erfelbe  Oertrögt  ftd^ 
nic^t  —  jnmal  bei  ber  beutigen  93efd^aff en^eit  beS 
Sl^caterS  —  mit  ber  pflid^tmäfeigen  würbeooHen 
3urü(f  ge^ogen^elt  beS  CleriferS  (ogl.  b.  9lrt.  Stau- 
beSpflic^ten  ber  ©eiftlid^en  XI,  719  f.).  93iele 
^rooinjial-  unb  ©iöcefanf^noben  l^aben  jubem 
ben  SIerifem  ben  ^t)iii)  öffentlicher  Il^eaterüor» 
fteüungen  fogar  unter  fird()lid)en  Strafen  oer» 
boten.  3m  Uebrigen  fann  man  ©opfert  (SRoral* 
t^eologie  II,  ^berbom  1898,  408)  juftimmen: 
„9tbgefe^en  oon  ^ergemiß  ober  einem  befonbcm 
Verbote,  fann  man  ben  einzelnen  Sefud^  [bed 
Xb^aterS  feiteuS  eineS  SIeriferS]  nic^t  alS  fd^were 
Sünbe  begeicbnen",  wobei  jebod^  feft^u^alten  ifi, 
bog  ^ergemili  ^ier  fet)r  leidet  oorliegen  wirb. 
(S3gt.  Bossuet,  Maximes  et  reflexions  sur 
la  comedio,  Paris  1693;  SB.  SRoIitor,  3)aS 
X^eater  in  feiner  Sebeutung  unb  in  feiner 
gegeitwärtigeti  Stcflung,  granffurt  1866.  3« 
ber  förmlld^eu  SSerbimmelung  beS  XbcaterS, 
weld)e  ftd^  in 'ber  oben  erwäbntcn  ^b^anblung 
Sd)iIIer8  finbet,  f.  bie  biametral  entgegenfief)en- 
ben  fcbarfen  ©emerfungen  TOö^lerS  über  baS 
X^eater  in  feiner  S^mbolif,  6.  ^ujl.,  512  ff. 
lieber  bie  [trengcn  9tnfc^auungen  ber  erften  c^rift« 
lid^en  Sabr^unberte  l^inftd^tlic^  beS  XbeaterS  f. 
^cfele,  Beiträge  it.  f.  W.  I,  Xübingen  1864, 
28  ff.)  [ffirfd^famp.l 

47 


1475 


3:]^eatiner. 


147^ 


%l^€atintt  (Clerici  reguläres  mit  unb  o^ne 
ben  Svi]aii  Theatini),  oud)  So)  et  an  er  unb 
6 1^  i  c  t  i  n  c  r  (Duietiner)  genannt,  ber  ältefte  unb 
nad)  ben  Scfuiten  um  bie  ttrd^li(i^e  ffieform  im 
16.  Sal^rl^unbert  öerbientcfte  Orben  öon  Kcgular» 
clerifem.  ©tifter  berfclben  Jinb  ber  1^1.  Sojctan 
Don  ^l^iene  (©aetano  ba  ^iene)  unb  3oI)ann 
Vj^tUx  Saraffa,  ©ijc^of  öon  S^ieti  (Xl^eatc  ober 
XcQte)  unb  SBrinbip,  ber  1555  qIS  ^ul  IV.  (f.  b. 
?3lrt.)  ben  l)QpftIi(i)en  ©tul^I  beftieg.  ®er  1^1.  gqe* 
tan  rvav  1480  au3  bem  Dome^men  (Sefd^lec^te 
berX^iene  ^uSJiccnja  im  Senetianifd^ca  geboren. 
3m  3. 1505  promoDirte  er  ^u  ißabua  jum  Doctor 
juris  unb  marb  bann  Don  SuliuS  n.  alS  $roto- 
notar  an  bie  römifd^e  Surie  berufen,  mo  er  bie 
Slnregung  jum  geiftlid^en  ©tanbe  empfing.  3lai^' 
bem  er  1516,  bereits  36  3a^«  alt,  jum  ^ricfter 
getoei^t  morben,  betrieb  er  mit  regftem  Sijer  bie 
{ttuSübung  ber  9lä(^[tenliebe  unb  bemül^te  ftd^  inS« 
befonbere  um  bie  Ausbreitung  einer  an  ber  ^rc^e 
©.  ©iloeftro  ju  SRom  cnid)tcten  Srubcrfd^ft 
(Oratorium  sive  sodalitium  divini  amoris), 
bereu  ben  tomel^men  Äreifen  angel^önge  3Kit- 
glieber  ftd^  namentlid^  bie  religi5fe  unb  fittlic^e 
jpebung  il^rer  StanbeSgenofjen  angelegen  fein 
liegen ;  aud^  Sifc^of  Saraffa  Don  S^ieti  trot  ber- 
felben  bei.  ^\aä)  bem  3lbleben  feiner  ÜKutter  trat 
Sajetan  ^u  SSicen^a  einer  nad^  bem  1^1.  ^ieron^muS 
benannten,  meift  auS  ^anbmerfSmeiftern  befte^en- 
ben  Sruberfd^aft  bei  unb  erttirfte,  bag  biefer  baS 
©pital  Don  ber  Sarmberjigfeit  für  Unl^eilbare 
übergeben  JDurbe,  in  toeld^em  erfelbft  ben  kaufen 
unb  befonberS  ben  efelerregenbften  biente.  §ier 
\a^it  er  ben  $Ian,  bcl^ufs  S)urd^|ü]^rung  ber  not^- 
toenbigen  ^Reformen  im  ^riefter»  unb  Ißaicnftanbe 
eine  eigene  religiöfe  ©enoffenfd^aft  in'S  Seben  gu 
rufen,  bereu  befonberer  3w)ed  bie  grjielung  einer 
l^^em  miffenfd^aftlid^eu  Silbung  beS  SIeruS,  bie 
t)ebung  beS  Dielfad^  Dernod^Iäfftgten  ^rebigtamteS 
unb  ber  ^erabgefommenen  ^rebigtn)eife,  enblid^ 
bie  93erme](|rung  beS  SmpfangeS  ber  l^eiligen 
©acrameute  feitenS  ber  Saien  bilben  foHte.  ^uf 
3lnratl^en  feineS  SBeid^tDotcrS,  beS  S)ominiconer8 
Sol^ann  ©aptift  Don  grenm,  begab  ftd^  Kajetan 
jur  Ausführung  feines  Sor^nbeuS  wieber  nad^ 
Äom,  mo  er  im  Söcrein  mit  Sijc^of  garaffa,  93oni» 
facio  ba  EoUe  auS  Alcffanbria  im  Ü)2ailänbi)d6en 
(geft.  1558)  unb  ^aolo  Sonfiglieri  auS  bem  (Se- 
f^lcd^te  ber  ©l^iSIieri  (geft.  1557)  ben  $Ian  für 
bie  neue  OrbenSgrünbung  beS  ©enauem  fcftfe^te. 
®ie  anitglieber  beS  OrbcnS  foUtcn  ^^riefter  fein, 
bie ,  in  DoIIftänbiger  Armut  Icbcnb,  einzig  bem 
OrbenSbenif e  pd^  wibmeten ;  fte  f ofltcn  ni^t  nur 
feinen  licgenben  95efi^  unb  feine  fcftcn  ginfünfte 
l&aben,  fonbem  aii^  baS  ©ettcln  foKte  unterfngt 
fein,  inbeni  bie  Söorte  beS  ^cilanbcS  bei  SKattb. 
6,  25  ff.  ibre  ©citung  nod^  nic^t  Dcrioren  bitten. 
(ElemenS  VII.  beftätigtc  unterm  24.  3uni  1524 
ben  neuen  Orben  unb  getoä^itc  il^m  bie  ^rioi- 
legien  ber  latcranenfifd^en  g^orl^crren  (f.  b.  Art. 
Canonici  reguläres  II,  1831),  ttjorouf  bie  Dier 


eben  ©mannten  am  gfefle  ihreu)«Gr(5^inig  in  ber 
^eterSfir^  bie  ©elübbe  auf  bie  9ugufttiiRR(d 
ablegten ;  alS  erfter  Oberer  (auf  brei  Solyre)  n«) 
Saraffo  ertoa^It,  ber  auf  fein  SiSt^um  tt^vSt:: 
l^atte.  ®ie  regulirten  SIenfer  belogen  ein  tm^, 
^onifacio  ba  eoUe  gebor  iged  ^u8  auf  bem  Sias- 
felbe,  unb  alS  fid^  i^re  3<i^I  Dermel^,  1526  eis 
größeres  ^auS  auf  bem  3JflonU  $tncio,  note  ön 
^orta  ^inciana.  <3ie  mibmeten  ^(^  junö^lft  ttm 
eigenen  aScctii'cbeu  unb   miffenfc^ftUd^  liS* 
bilbung,  bann  nahmen  fie  bie  Xeform  bei  flau 
unb  beS  :J3oIfeS  in  Angriff.    Um  bie  Soies  a 
fid^  }u  feffeln,  hielten  fie  ben  ®otteSbicnjt  ii  k- 
fonberS  feierlid^er  SBeife  ab,  hörten  mmbläfig 
93eid^te,  nahmen  fid^  mit  tt)Qrmer  Siebe  ber  Stvn&i 
unb  ber  Armen  an,  an  meldte  fie  olUägli^o 
Abenb  bie  etwa  nod^  im  ftlofler  Dorfiontaci 
SebenSmittel  auSt^eilten,  begleiteten  bie  Sahirs 
gur  9tid(|t])atte  unb  bieiten  einbringlic^  $i^igBi, 
toobti  fie  gugleicb  eine  neue  ^rebtgtiDcife  cmicts* 
ten,  inbem  fie  aUeS  profane  ©erebe  unb  Ue  lü^t 
üblid^en  SRär^en  unb  Sdbmanfe  Dermieben.  i<t 
gifer  unb  bie  Uneigennü^igfeit  ba  tfftBÖxa 
bilbeten  einen  mächtigen  @pom  für  ben  SkUdenä, 
unb  alSbalb  beriefen  mehrere  ^ifd^öfe  Zbediaei, 
um  ben  SIeruS  unb  bie  ßlöfter  i^rec  S)idcfin}i 
reformiren.  ^erfegenSDottenZ^gfettbeSpasa 
OrbenS  in  9^om  mad^te  inbeg  bie  ^lünboioig  kr 
etabt  am  6.  aJlai  1527  ein  fö^  Snbt  Alojb 
unb  ffird^e  ber  regulirten  dlerifer,  uieb^  p4  wi 
größter  Aufopferung  ber  !Bri>rangten  uid>  9ep 
n}unbeten  annabmen,  mürben  s^rftört,  SojetnEEt 
Saraffa  in'S  ©eföngnig  gen»orfen  unb  gno^ 
mig^anbelt,  bamit  fte  offenbarten,  tto  i^  Sö^ 
tl^ümer  Derborgen  to&ntL  tHuS  bem  fterter  tefoi 
begaben  fie  ft^  nad^  Oftia  unb  Don  bott  üb 
Senebig,  mo  il^nen  ber  @enat  bie  ffinte  to 
^I.  Supl^emia,  fobann  @an  ©regorio,  enb&i  te 
ftirc^e  beS  ffi.  92icoIau3  Don  Solentin  fing^ 
Sajetan  marb  am  14.  September  1527  }iiir  Oba 
ber  regulirten  SIerifer  getDä^lt.  Au^  in  SmN 
ettoarb  i^r  Sifer  in  JKn^e  unb  Seelfotge,  «i 
namentlich  ber  Opfennut^,  ben  fie  näf^M 
$eft  1 530  bemief  en,  ben  Xl^eatinem  bie  aOgmciis 
@Qmpat^ien.  3m  3.  1530  nxirb  Soraffa  olc 
maIS,bann  1533^^onifocio  ba  Solle )um3iM^ 
gemö^lt.  Saietan  rourbe  Oberer  eine«  hdJtofA 
burc^  3ol^ann  Anton  Saraccioli,  ©ro^DoiC^ 
pibo,  errichteten  fflofterS ;  aI8  aber  ba  (Scsf  ^ 
i^n  brang,  einige  fu^ere  Sinfunfte  a^vmljßt 
Daließ  er  bie  @tabt,  um  ftc^  mit  fernen  SM' 
bem  U)ieber  nad^  SBenebig  ju  menben,  nsb  fr&s 
erft  surüd,  als  i^m  Snoria  Saiumttia  Songi,  Ib 
©tifterin  ber  ttopu^inerinneu  (f.  b.  Art  Ai^ 
Sinerorben  VII,  137  ff.),  ein  ^ou«  onBot  3« 
biefem  blieben  bie  3:^eatincr  MS  1538,  mopre 
ein  bei  ber  jfird^e  @.  ißaolo  SRaggion  |tt£eO<t     I 
errid^tetcS  ftlofter  überfiebelten.    (Sata^  sbt^ 
1536  Don  ^ul  lU.  ^um  Sarbinol  mü  M  ü' • 
beS  fjH.  ^ancmtiuS  ernannt,  mäl^reiib  (djetcs 
1540  bie  Seitung  bed  RIofierS  Dom  f/L  J^^^ 


:477 


X^eotiner. 


1478 


oon  Sotnttuto  in  SBettebtg,  1543  ober  tt)iebet  bie 
bt§  ^ujed  in  9lea|>el  fibemel^men  mu^te,  mo  er 
a.  ?L  brtt  Srauentlößer  (barunter  eined  für  buß- 
fertige (BefaDene)  crrU^tete.  ^ier  ftarb  ber  feelen- 
rirrige,  fqon  in  feinem  Seben  burc^  SBunber  Der« 
benrll^te  ^Hefter  om  7.  Vuguft  1547 ;  er  mürbe 
pon  niban  Vm.  1629  feiig  unb  Don  Clemens  X. 
1671  ^iggefprod^en;  feinSfeft  mirb  om  7.%u- 
gufl  b^ongen.  S)ie  öltefte,  (ebod^  nid^t  erhaltene 
^iogrop^ie  bcS  ^l  Sojietan  »erfaßte  @toD.  9(nt. 
^rati  1598!  bidelbe  tourbe  no(^  t)om  jmeiten 
Sii)gra))bnt  W  ^eUigen,  bem  Xl^eatiner  Slnt. 
QotQcrioH,  benujft  in  beffen  Vita  PauU  IV.  Pont. 
Max. . . .  item  Gajetani  Thienaei,  Bonifacü 
a  CoOe,  Pauli  Consiliarii  etc.,  Coloniae  Ubio- 
nrni  1612  (obgebrudt  unb  mit  ^nmerfungen 
Dcrfe^  in  b.  Act  SS.  BolL  Aug.  II,  282  sqq.). 
«ttf  3.  9.  bei  Xufo  unb  befonberd  3.  @iIo3 
(f.  u.)  fu|en  loblrei^e  anbere  Siogrop^ten  beS 
ipeUtgen^  Don  Denen  l^ier  nur  bie  oon  S)umortier^ 
^ris  1882,  SB.  Süben,  SlegenSburg  1888,  ge- 
nannt fein  f oQen.  Sonft  ogl.  nod^  AA.  SS.  L  c, 
240  sqq. ;  Docunento  rigaardante  s.  Oaetano, 
Vicenza  1894. 

9{oi9)cm  (Earaffa  1555  ben  {lopftlidOen  Stul^I 
bejtiegen  ^tte,  über^b  er  nod^  im  3obre  feineS 
SegientngSontrittS  jfird^  unb  ftlofter  oon  €an 
Siloeflro  Quf  bem  Oitirinal  ben  Xf^toAxum,  unb 
btefe9  moper  mar  längere  3^tt  ba9  fyxapfRo\itt 
beS  Otben§.  @)>öter  übermied  bie  ^er}ogin  Son- 
ßantia  ^iccotomini  oon  9lmalfi  ben  Xbeatinem 
ibrcn  ^laft  }u  9b>m,  ben  biefe  ju  einem  großen 
Gonnent  umgeftalteten,  unb  bei  bem  fie  bie  ffirc^e 
6an  Snbrea  beOa  SaSe  erbauten.  Sereitfi  Snbe  bc8 
16. 3a^r(unbert8  fyiittn  bie  X  ^otiner  in  faft  allen 
grd|mn  Stftbten  3talien9  unb  @tcilienfi  9lieber- 
Ia{fungen»  an  mand^en  Orten  beren  meliere,  in 
^tofd  fogar  MS.  Ueber  bie  ©renjen  3talien8 
binaul  oerbreitete  ftc^  ber  Orben  inbeß  nur  fe^r 
fpMid^.  3la^  ^riS  mürben  bteXbeatiner  1644 
btttt^  ben  Sarbinal  9Rajarin  (f.  b.  ktt,)  berufen ; 
bo4f  üerblieb  bo8  bortige  Softer,  melc^ed  fpöter  ber 
Steooltttlon  }ttm  Opfer  fiel,  baS  einzige  in  gf^anf« 
reic^  dllfolge  eineS  ®elübbe«  errl^tete  ffurfürft 
Kerbtnanb  Viaria  oon  ^i^txn  }u  SRün^en,  mo 
^d)  eine  Colonie  italienifc^er  ftfinftler  bef anb,  ben 
itolienif(^  OrbenSprie^ern  in  ben  Sauren  1 668 
bid  1675  ein  große«  ftlofter  nebft  einer  pröd^tigcn, 
bem  %L  Caietan  gemeinten  ftir^e,  le^tere  nadd 
bem  IBorbilbe  ber  @t.  ^terSfirc^e  in  Stom.  <DaS 
jnojter  morb  1803  fdculariftrt  unb  an  ber  JKrc^e 
bun^  ftönig  fiubmig  I.  oon  Sapem  ein  ^of- 
coDegiatfHft  errietet  (1.  9looember  1838),  mö^» 
rtnb  in  ben  ehemaligen  audgebe^nten  fflofter« 
gibäulid^iten  bergeit  ftaatlid^e  Se^örben  i^ren 
i\i  fyibttL  9lud^  einige  in  @pauien  unb  fßoten 
eiric^ete  iMdfler  erl^ielten  fic^  nic^t  bid  auf  bie 
Oegemoart.  S)ie  in  Italien  gelegenen  Sonoente 
litten  fc^mer  unter  ben  ga^Irei^en  ^ebrängniffen, 
iDd^e  bort  über  bie  tat^oIi|(^e  IHrd^e  feit  mt\^t 
als  einem  So^r^unbert  l^eremgebrod^en  jinb ;  ed 


befielen  berjeit  außer  bem  ^auptüofter  @.  9(nbrea 
bcUa  SMe  ju  Stom  mit  bem  @i^  beS  OrbenS* 
generali  nod^  i?Iöfter  in  grtadcatt,  ®omrit  unb 
Secce,  ferner  auf  @ictüen  in  Palermo,  9Ref)tna 
unb  Ißiajja  Srmerina.  2)te  3a^I  ber  9RitgIiebcr 
beS  X^eatinerorbenS  beträgt  nic^t  mel^r  100,  boc^ 
ift  neueftenS  ein  größerer  3"9ang  }u  conftatircn 
unb  bie  9{euerri(^tuna  mehrerer  Sonocnte  feitenS 
beö  gegenmärtigen  SeneralS  S^an)  0.  ^ula 
Stagonefi  beabfi^tigt. 

Sie  Siegel  ber  £b^atiner  ftammt  in  il^rcr 
älteften  gform  oon  Saraffa,  ber,  als  bie  3<i^t  ber 
ÜRitglieber  bed  OrbenS  gmölf  erreid^t  l^iatte,  auf 
®runb  ber  Suguftinerregel  bie  erften  Sonftitu« 
tionen  oerfaßte.  @päter  erful^ren  biefelben  mel^r- 
fad^e  ^enberungen  unb  Ergänzungen.  @c^on 
^ul  IV.  erböl^te  bie  amtstbätigfeit  beS  Superiord 
oon  brei  auf  fünf  ^a^xt]  bie  mid^tigfte  9Ie]ü)eniug 
erfolgte  tmter  @i^d  V.,  ber  bem  1588  in 
®enua  oerfammelten  (äeneralcapitel  auftrug,  }u 
beftimmen,  baß  bie  b^4ftc  ®emalt  im  Orben 
fortan  in  ben  ^änben  beS  (SeneralS  anftatt  beim 
©eneralcopitel  liegen  follte.  SaS  @eneralcapitel 
finbet  ie^  alle  fe($8  3a^re  ftatt ;  bie  Oberen  ber 
einzelnen  ftlöfter  mcrben  oom  OrbenSgeneral  unb 
beffen  Seirat^,  ben  Sonfultoren,  auf  brei  äal^e 
gemäl^It.  Sie  Zf^eatiner  l^ben  fein  gemeinfameS 
Sborgebet,  auä)  feine  fhrengen  gfaften,  inbem  fie 
außer  an  ben  allgemeinen  fird^Iic^en  gfafttagen  nur 
ieben  Sag  ber  ÜboentSjeit  bad  ^ciunium  beob* 
acl^ten.  iffeine  ber  eingelnen  befonberen  Seftim- 
mungen  ber  SRegel  oerpflid^tet  unter  einer  @ünbe. 
SOe  i^re  3^t  mibmen  bie  £^eatiner  ber  Aus- 
übung ber  oerfdjiebenen  S^^^V  ^^  @eeIforge, 
namentlid^  ber  ^rebigt  unb  ber  SBorbereitimg  bier* 
auf,  bem  Seicbtftuldle,  bem  Sefud^e  ber  ffronfen, 
ber  Srtbeilung  bed  Unternd^tS  unb  bem  @tubium. 
Um  nid^t  im  @tubium  unb  in  ber  Vorbereitung 
auf  bie  ^^irebigt  ju  ftören,  barf  feiner  bie  3^^^ 
eined  anbem  betreten,  außer  mit  Sriaubniß  be§ 
SuperiorS  unb  in  Segleitung  eines  anbem  9Rit« 
bruberS.  Sie  OrbenStracbt  beftebt  in  fd^marjem 
Xalar  unb  Singulum,  moju  nod^  auf  ber  Straße 
ein  fi^marjer  9)lantel  fommt.  IQon  ben  übrigen 
Stegularclerifem  unterfd^eiben  ficb  bie  Xl^eatiner 
baburd^,  baß  fie  ^u  ibren  ©d^naKenfd^ul^en  meiße 
Strumpfe  tragen  (ogl.  Holste-Brockie,  Codex 
regolarum  V,  349  sqq.).  —  Sie  Xb^c^tiner  baben 
fid^  um  bie  fird^Iid^e  Reform  in  Stauen  ^obe  9)er- 
blenfle  ermorben  unb  ber  Xb^tigfeit  ber  ^efuiten 
oielfacb  ben  SBeg  gebabnt  unb  oorgejeid^net  (ogl. 
8fr.  Sittrid^,  ^Beiträge  )ur  ®ef^t(^te  ber  fotboli- 
fd^en  ^Reformation  im  erften  Srittel  bed  16.  Sabr» 
^unbert»,  im  ^iftoriftben  ^al^rbud^  V  [1884], 
388  ff.;  Vn  [18861, 42  ff. ;  3eitfd6rift  für  fatl^o- 
lifd^c  Sbcologie  XVIU  [1894],  415  f.).  Ser 
Orben  btibete  für  Italien  eine  förmlid^e  ^flans» 
fd^ule  auSgejeitbneter  Sifd^öfe.  äußer  ber  ^Reform 
oonlflöftem  unb  fleineren  OrbenSgenoffenfcbaftcn 
(j^on  Caraffa  marb  1528  oon  Siemens  VII.  mit 
einer  SReform  ber  Sremiten  oon  Salmatien  be- 


47 


.?  • 


1479 


X^eatinetinneti. 


14S0 


traut ;  f.  §iftor.  Sal&rbucl^  V,  394)  nal^mcn  bic 
^^eatiner  früljjcitig  aud^  eine  SReform  bc§  SreüierS 
in  ^^Ingrtff,  inbem  fic  inond/e  uni^iftori jc^e  93eri(^te 
au§  betnfelben  entfernten,  eine  ^ngelegenl^eit,  tocl^e 
ß^araffo  ouc^  al§  ^4^apft  im  hierein  mit  feinem 
Orben§genoffen,  bcm  dorbinal  93emarbino©cotti, 
SJifti^of  üon  irani,  u.  91.  betrieb  (ögl.  Säumer, 
töcfc^ic^tc  be§  Srct)icr§,  {^rciburg  1895,  412  ff.). 
Unüeröängüd^cSJerbieniiccrtoarbcn  fid^  bie3:]^ca- 
tiner  fobonn  um  S5erbc|'jcnmg  bcr  ^kcbigtujeifc 
(i.  ob.) ,  ferner  um  bcn  llnlerridjt  unb  bie  6r» 
giel^ung  (eine  S^i^I^nB  leiteten  fie  uuc^  ba§  (SoUeg 
bcr  ^ropagonbo).  äßie  bie  erften  3:l^cntincr  loaren 
auc^  üiele  fpätere  abcligcn  (S)efcljlcd[)t8,  moburc^  ber 
Drbcn,  ber  oftmals  al8  ^abeliger  Ißriefterorbm" 
bcgeidjnet  mürbe,  gcrobe  auf  bic  oomel^mcn  Ärcife 
(^influfe  ausübte.  5lud)  in  ber  ©ejc^id^te  ber 
äußeren  SWifponen  l^ot  ]\d)  ber  S^catincrorben 
einen  9iamen  ertoorben,  inbcm  9lnget)örigc  beö» 
fclben  als  5IRiffionarc  nad)  93hngrclicn,  in  bie 
2:atarei,  nad)  feircaffien,  (Seorgien  unb  Sberien, 
nad^  5Mna,  SBornco  u.  f.  w.  oorbrangen  (ügl. 
Bartbol.  Ferro,  Istoria  delle  missioni  de*  de- 
rlei Teatini  con  la  descrizione  de'  regni,  fede, 
riti  e  coetumi  dello  genti ,  Rom.  1 704  sg., 
2  voll.).  6in  berühmter  50iij]ionar  \mx  ßlemenS 
®alanu§  (geft.  1 666),  ber,  it)ic  f  päter  fein  DrbenS- 
genoffe  fiubmig  DJJaria  ^ibou  be  ©t.  Clon  (geft. 
1 717  in  3fpül)an),  firf)  um  bie  Union  bcr  fc^iöma- 
tifd^en  ^Irmenier  bemühte  unb  eine  Grammatica 
et  Logica  armena,  Rom.  1645,  Dcrfa^tc.  üUer» 
fdjiebcne  3:^eatiner  ragten  burd^  ^ciligfeit  beS 
i?ebenS  l^ertor,  3.  ®.  bcr  Iftl.  9lnbrcü§  ^ocIlinuS 
(j.  b.  9(rt.),  aal^lrcid^c  al§  ©*riftftcUer,  5.  S.  alS 
Sogmatifer  Sartf).  J^crro  (geft.  1 706),  olS  g|e. 
getcn  9(nton  ^gcUiuS  unb  ^I.  9Joüarino  (f.  b. 
^ilrtt.),  als  9KoraIt^eoIogen  %nton  S)iana,  3Qd^" 
riaS  ^^aSqualigo  unb  5:()omaS  ^nton  ©d)iara  (f. 
b.  "Jlrtt.);  auf  aScctijd)cm  ©cbictc  ber  1^1.  9ln- 
brcaS  5lt)cllini  unb  l^oreuj  ©cupoli  (f.  b.  9Irtt.). 
Um  baS  9Inbenfen  ber  berübmten  Siturgifer 
9Jhrati  unb  3;öümafiuS  ju  eljiren,  beftimmte  öcnc- 
biet  XIV.,  ba^  ftctS  ein  ^l^eatiner  ßonfuttor  ber 
S.  R.  C.  fein  foüc.  9)Utglicber  be§  3:^eatiner- 
orbcnS  ujaren  aud^  bcr  ^Iftronom  3ofep^  H^wiji 
(geft.  1826j,  tt)eld)er  am  1.  Sanuar  1801  im 
Gtembilbe  bcS  ©ticrcS  ben  Planeten  GereS  ent* 
bccfte,  unb  bcr  al§  ^rcbiger  befannte  P.  Sond^im 
g?cntura  (f.  b.  9lrt.).  (9Sgl.  nod)  J.  B.  del  Tufo, 
lätoria  della  religione  de'Padre  Chierici  re- 
golari,Rom.  10nl),2voll.;  Jos.  Silos,  O.Cler. 
Theat.,  Histona  Cioricorum  regularium,  Ro- 
mae  1652—1666,  '^  voll,  [mit  einem  Cuta- 
logus  Scriptorum];  Vezzosi,  I  Scrittori  de' 
Cherici  regolari  detti  Teatini,  l^oni.  1780, 
2  voll.;  Helyot-Migne,  Histoiro  des  ordres 
III,  648  88.)  [>5cimbud)cr.] 

^Aealitttrintten  nennt  fid6  ein  meiblid)cr  Dr« 
bcn,  bcr  ju  9ccapcl  ol^ne  5Diitiüirfung  bcr  5:l}catincr 
entftanb  unb  Don  il^nen  erft  1633  auf  einem  ®ene- 
ralcapitel  ju  iKom  alS  ju  il^rem  Orben  gcljörig 


anerfannt  iDurbe.    Stifterin  bcr  S^eotiiuRiiBa 
ift  bie  e^no.  Urjula  ^Benincofa  (geb.  1547  f/L 
9ieapel),  meldte  Don  Sugenb  mtf  !^ge  So* 
jücfungen  ^tte  unb  flc^  Dor  bem  Subnmge  M 
^oßeS  in  eine  Sinöbc  bei  @.  Slmo  pa&jß^ 
2)ort  errid^tete  fte  eine  AapeUe,  ouSbanitto 
3cit  eine  größere,  ber  Unbefledten  empiängm^it" 
toei^te  ftird^e  entftanb.  Skc^bem  Urfulagleuk^ 
ffi.  ffat^rino  bon  @iena  (f.  b.  %rt.)  in  Sbn  cü 
©ittenprebigerin  aufgetreten  mar,  erri^tdc  h  c 
baS  3a^r  1588  an  ber  enoö^nten  ftin^beiSmt 
ein  Alofter,  beffen  9}Ut9(tebcr  ftc^  X^eatinenmec 
nannten  unb  tocgen  i^rer  befonbcm  8ei4nD| 
ber  imbefledft  empfangenen   (BotteSmuttrr  o^ 
„^l^eatincrinnen  non  ber  (Eongregotion  ber  ü» 
beftedten  gmpföngniB"  l^ei^it.   @e(i^ioa»fed||:| 
@d(in)eftem  (nad^  einer  Segenbe  foE  bieaflecfdi^ 
Jungfrau  66  Saläre  alt  geioorben  fein)  {otttoi  is 
ft'Iofter  Sufna^me  ftnben.    ^11^  bcm  Snw 
gcbete  l^atten  bie  X^eatinerinnen,  xodix  xm 
einfad^en  @eläbbe  ablegten,  täglid^  s^"^  ^ 
Stunbe  lang  gemetnfd^^Iic^e  ®ebete  luoem^ta: 
auc^  l^ielten  fte  eine  emtge  ^Inbctung,  isbcm  jdc 
©d^mcftcr  ber  Steil^  nad)  eine  @tunbe  long  oir 
bem  ^(tarSfacramente  511  beten  ^atte.  ^Uegntt^ 
marb  in  il^rer  ffird^e  ba§  ftUer^tligfte  axAgptfL 
S)ie  SKegcI  Derlangte  ferner  5n)eimal  toM^odlzt 
bie  @cißc(ung  unb  unterfagte  u.  ^.  ben  (Mint 
ber  Orgel  unb   jeglic^cd  anbem  9bififiBJbi> 
menteS  in  jtird^e  unb  ftlofter.    Sie  £ra4t  b" 
ftanb  in  einem  fd^mar^en  jHeibe ,  baS  mit  ei 
moUenen  ®ürtel  gefc^ür^t  toar;  ber  Säfiaa 
meig.  Suger  bem  Älofter  in  Sieopel  ei^ooBb 
nod^  ein  meitereS  S^tinerinnei^fter  in^olcn», 
meld^eS  t)on  ber  Ißringeffm  granciSra  tn  Sm- 
gonien  gcgrünbet  mürbe.  —  DieStifterinUriirli 
bcabfid^tigte,  für  fold^e  {^rouen,  nxl^e  ein  luA 
ftrengere  £eben§mcife  beobachten  unb  in  goi^Ms 
^bgef(^ieben^eit  t)on  ber  SQßelt  leben  tDoUIen.  oi 
meitereS  jflofter  gu  erbauen,  baS  an  ieneS  kt 
9{eapel  anflogen,  aber  feine  eigene  JKr^e  unbiö- 
tung  l^abcn  foUte.  S)od^  nxirb  erft  nad^  bem  1619 
erfolgten  !lobe  UrfulaS  ber  Sau  eined  foldki  ii 
Angriff  genommen  unb  nad)  oielfac^  SovgB* 
rungeu  1667  DoIIenbet.   Tregor  XV.  befiä^ 
fomol^I  bie  X^catinerinncn  Don  ber  SongregiM 
al§  aud^  bie  nod^  Don  Urfulo  tierfa^en  StotilB 
bcr  Xbeatiner-ßinfieblerinnen.  Se|teretnigd>Ä 
meines  ^leib  mit  lebemem  ®urtel  unb  bmüff 
ein  @capulier  unb  einen  9J2antel  Don  blauer  ^oAt 
@ie  burftcn  niemals,  au^er  in  firanf^en,  ftloil 
effen  unb  Dom  Xage  i^rer  $rofe^  on,  iDel4e|k 
nad^  i^meijä^rigem  92oDiciat  ablegten,  bim  KtN 
(id;e  ^^erf on,  auc^  nid^t  Sater  ober  Shitter,  mida- 
fc^cn.  ^(ud^  legten  fie  bie  feierlic^n  deCübde«! 
unb  al§  Dierted  ®elübbe  bad  ber  beftönbignfiir 
fd)Iicf3ung.  S)ie  S^f)\  ber  S^orfc^meftem  mr  0t 
36  fcftgcfcjjt,  mö^renb  bie  ber  ffaienftjwBni 
nic^t  bcfc^rönft  mar.    9(ud^  auf  @ictlieu  Bid 
neben  bcm  ^^eatinerinnennofter  in  !BaIenB0  ta 
fold^eS  für  Sinfteblerinnen  errietet,  ^tgaoütt^ 


1481 


X^ebSifd^e  fiegion  —  Zl^ecla,  bie  H 


1482 


bfjU^  ott^  bem  fHofier  bei  X^eotinerinnen« 
OUotfii  unb  bem  ber  X^eatiner-Sitificblertnnen 
in  HcQpel  nod^  Z^Mtimrinnennöftet  in  Palermo 
(SoccQ  M  Soko)  ttnl>  in  Wonreole  auf  Stcilien. 
(Sgl  Mc  Sebendbef^rcibungen  ber  c^rtD.  Urfula 
Scnincofa  oon  bcn  Statinem  Srauj  SRaggio, 
91001  1655,  3.  8.  Sogatta,  ebb.  1696;  fer- 
ner Htijoi-Migne,  Hisioire  des  ordres  III, 
668  ML)  [^eimbuc^er.] 

VfcMHMe  (^aton,  f.  Legio  thebaica. 

Uelttf Ito,  f.  Ibiontteti  IV,  84. 

ffcditt  b  i  e  1^  L ,  Sungfrau  unb  SDlart^rin  }u 
6ckuda,  gehört  ju  benienigeu  ^eiligen,  über 
bctfn  (Skf^i^te  iDenig  ©id^ered  br fannt  ifi.  S)ie 
oor^benen  SebenSbefd^reibungen  berul^eit  gur 
^Xmirtfoi^c  Ottf  bai  opoca^pf^x  Acta  Pauli  et 
Theeke,  tpel4e  am  mal^c^eiiüic^ften  im  f ed^ten 
3a^t2ebntbefi2.3al^r]^nbert8na(^£^nfhi8t)erfaBt 
unb  DteHrid^t  nur  ein  @tud  einer  grö|em  @d(^nft 
CAcU  PattK)  finb  (Dg(.  St.  €(^mibt,  2>ie  $QuIufi- 
aden,  in  bcn  !Reuen  ^ibelberger  äa^rbfid^em  VII 
[1897],  117  ^.).  Siefe  «cten,  in  benen  bie  mu- 
trflamenKid^  S^riften,  befonbetS  bie  ^ftorot» 
bdtfe  unb  bie  9))ofteIgefd^i(^te,  Diel  benujft  finb, 
nahmen  unter  ben  altd!|ri[tltd^en  Sd^riften  eine  febr 
letDomgenbe  6teUung  ein ;  eine  S^t  lang  niur- 
bcn  fte  fogar  §u  ben  ^eiligen  Schriften  gejöblt, 
nbooll  gelefen  unb  al8  glaubuürbig  anertonnt  nid^t 
bloft  im  Storgenlanbe,  fonbem  oud^  im  Slbenb- 
Imibe  (^polt^m^  SBerte,  l^rmiSg.  üon  Sonioetf d^, 
I>  Seipitg  1897, 176).  ®egen  Sipftud  (%pt>ta^pit 
«poßtIgef(^  n,  1,  9raunf(b»eig  1887,  424  ff.) 
mu|  betpnt  roethtn,  bo^  bie  9(cten  feine  Seorbci- 
teng  eine!  gnoftif ((en  9Berf e§  fmb.  Ol^ne  3n>eif el 
loben  urtr  in  i^en  bief eibe  @dtirift  Dor  \m%,  »eld^e 
Zertuüian  (De  bapt.  17)  fannte  unb  Derurtl^eilte; 
er  berii^tet,  bo|  ber  Serfoffer  ber  bieten,  ein  afia- 
tif^er  ^ßriefier,  fie  oud  Siebe  ^u  ^müuS  oerfa^t 
bobe  unb  abgefe^  norben  fei,  toeil  er  bie  Ißerfon 
einii  %)»of)eI9  mit  t^oten  unb  Seigren  in  3u* 
famrncnbnng  brad^te,  meld^  mit  ber  Serfaffung 
ber  ftirdb^  ^^  übereinftimmen  unb  für  bie  S)iS- 
cipßn  bnfelben  gef&btK(4  merben  fdnnten  (unter 
Vnberem  toirb  ndmlic^  barin  gefagt,  ber  |I.  $au- 
ittS  lobe  ZIecfa  ben  Auftrag  gegebeit,  ju  prebigen 
unb  |U  taufen).  SMS  fogen.  Decretum  6ela- 
siannm  oem)ie8  ben  Liber,  qui  appeUatur 
aetuB  Theclae  et  Pauli,  unter  bie  9pocr9))|en. 
Sie  Acta  Pauli  et  Theclae  muffen  in  ber  gorm, 
in  melier  fie  Dorliegen,  aß  eine  Si(|tung  be- 
TRubtet  werben,  @ie  fmb  DoHer  biftorifd^er  Ser- 
fiole  unb  ttnmbg(i(|teiten  tmb,  mie  aide  apocrQplen 
8i|riften,  frubgeitig  Derftümmelt  unb  fpöter  inter- 
pDlirt  Srü|bem  liegt  i|nen  o|ne  3^eifel  ein 
biuorMei  factum  )u  (Srunbe  (bgl.  9.  t).  ©uti* 
f4imib,  Klein*  9Rufeum,  9teue  golge  XIX  [1864], 
177  ff.).  3){e  ganje  eraö|(ung  att  gefd()tc|tlid^ 
sert|lod  unb  Z|ecla  al8  eine  Komonbelbiu  |in« 
{ufiellen^  mel<|e  äber|au))t  ni(|t  esiftirt  |at,  bap 
geboren  gcgenfibcr  ber  Zrabition  anbere  SBemeife 
fll§  bieienigen,  meldte  Ste^  (Etüde  sur  les  Acta 


Pauli  et  Theclae,  Paris  1890)  beigebrad^t  |at. 
lieber  bie  Sudgaben  ber  Acta  f.  b.  WcL  Spo- 
cr9p|enltteratur  1, 1079 ;  eine  neue  9ludgabe  unb 
mit  i|r  größere  fflarbeit  ift  Don  St.  @<|mibt  gu 
etmarten  burd^  bie  ^erauSgobe  eined  ouS  ffairo 
ftammenbcn,  gur  3ett  in  ^eibelberg  befinbUcben 
fa)ptif(|en  $a))QruS.  —  9IS  jf ern  ber  ersö|Iung 
über  bie  |l.  Z|ecla  fd^nt,  in  Uebereinftimmung 
mit  ber  einmütbigen  Zrabition  ber  iBöter,  mie 
(Bregor  Don  Slagianj,  (Sregor  Don  9i9ffa,  3o|an- 
neS  Sbr^foftomuS,  3o|anned  S)ama8€enuä  9lm« 
broftud  u.  %,  meldte  Zbecia  t)  dnöoro^r/;  unb 
i:piuxo}ji^pTup  nennen,  etma  golgenbed  mit  aller 
SBabrfd{|einIid^(eit  anne|mbar.  ^becla,  eine  Der- 
lobte  leibnifd^e  Sungfrau  in  üleinafien  Ocouium), 
mürbe  Dom  |I.  ^uluS  befe|rt,  entfagte  SlUem  ut^ 
moUte  fogar  i|r  Seben  bingeben,  um  eine  Jung- 
frau unb  Sraut  S|rifti  )u  bleiben.  3um  0euer> 
tobe  (in  Jconium)  unb  )u  ben  milben  Z|ieren  (in 
Sntioddien)  Derurtbeilt,  blieb  üe  unDerfe|rt,  Der- 
lebte  bie  legten  3a|re  i|red  SebenS  in  ober  bei 
Seleuda  unb  ftarb  bafelbft  mo|l  am  (Enbe  bed 
1.  ober  am  anfange  bed  2.  3abr|unbertd,  an- 
gebli(|  90  Sabre  alt.  lieber  i|rem  ®rabe  }u  @e- 
leuda  er|ob  fid^  balb  eine  ftird^e,  beren  Stefte, 
ie^t  SReriamlil  genannt,  nod^  fi^tbar  finb  (f. 
S^enffd^hften  ber  f.  Sltab.  ber  SEBiffenfd^.,  4)biIof.- 
biflor.  ai.  XLIV,  6,  SBicn  1896, 105—108).  ®ie 
Statte  mürbe  ein  ftarf  befu(|ter  unb  Don  ben  fiir- 
d^euDdtem  fe|r  empfoblener  SBaUfalrtSort  (S;en{« 
fd^riften  107).  Segen  Sube  bed  5.  Sabrbunbertd 
erbaute  ftaifer  3cno  eine  gmeite  If ir(|e  )u  (Sbren 
ber  |l.  Zbecla  (Evagrius,  Hiat.  E.  3,  8) ;  ebenfo 
|atte  fte  in  Sntiocbien  in  Serien  eine,  in  Son- 
ftantinopel  bid  6nbe  bed  7.  3a|r|unbertS  brei 
ftird^en,  ju  benen  im  11.  3abr|unbert  nodfi  eine 
Dierte  fam.  (Ein  SemeiS  für  bie  meite  SSerbrcitung 
i|rer  Sere|rung  liegt  aud^  barin,  ba|  i|r  9lauie 
in  allen  beru|mteren  SRart^roIogien  ftd^  finbet. 
Sie  Sateiner  feiern  i|r  Sf^ft  am  23.  September, 
bie  ©ried^en  unb  Orientolen  am  24.  September; 
anbereXage  ber  93ere|rung  finb  ber  22.  gfebruar  unb 
ber  20.  S)ecember.  SHe  mittelalterli(|en  If alenber 
nennen  X|ecla  Dielfad^  Virgo  non  Martyr,  mobl 
be^bolb,  meil  fte  nxd^i  mö|renb  bed  9Rartt)riumd 
ftarb.  9Zad^  ber  Seftimmung  Seuebictd  XIV. 
(De  sanct.  beatif.  etc.  3»  12, 5)  trägt  fie  aber  bcn 
Xitel  aRartQrin.  3br  ^amt  finbet  fi^  aud^  in  ber 
Gommendatio  animae,  mo  Don  tria  atrociasima 
tormenta  bie  Siebe  ift,  au8  benen  fie  befreit  morbeu 
fei  3|te  Seliqnieu  ftnb  ebenfalls  meit  Derbreitet, 
ffönig  äacob  IL  Don  Siragonien  ermarb  ben  9lrm 
ber  ^eiligen  im  3.  1320  unb  brachte  ibn  nad) 
Barcelona,  Don  mo  er  im  3. 1323  feierlid^  nad^ 
Xanagona  fibertragen  mürbe;  bort  mar  fte  e|e* 
mald  Patronin  ber  6Qt|ebrale,  je^t  ift  fte  Stabt- 
patronin  bafelbft.  £ad  ^aupt  ber  ^eiligen  mirb 
)u  ÜRailanb  oerelrt,  mo  fte  frü|er  eine  i|r  ge- 
mei|te  ftirc|e  |atte.  Slnbere  Steliquien  ber  ^ei- 
ligen famen  nad^  (S|artred,  Stie),  ftöln  (St.  &t* 
reon),  Sologna.  3)0^  bad  Don  SlrmeUini  an  ber 


1483 


IlJecuQ,  S^ccue  —  X^egaiu 


14S4 


via  Ostiensis  loiebergefunbene  Oratorium  uub 
gömctcrium  bcr  1^1.  %^cia  511  ber  ÜJkrtprin  üon 
iSclcucia  in  irgcnb  einer  ©e^ie^ung  ftel^c,  ift  faum 
onaunel/men  (f.  SRöm.  Ouartalj(]^r.  1889, 343  ff.). 
®ic  d^rifllic^e  Runft  ftefit  bie  <|I.  Zf^tda  bor  im 
jterfer  ^loif^en  Sd^Iangen,  bie  t)om  SSli^  gelobtet 
loerben,  ober  mit  einem  Sömen,  ber  ^ol^m  )u 
i^ren  gü^en  liegt,  ober  auf  bem  ©d^eiterl^oufen ; 
fc^  berül)mt  ift  2.  Kofta'S  53ilb:  St.  Il^cla  mit 
ber  ^alme.  (Sgl.  notf)  AA.  SS.  BoU.  Sept  VI, 
546  sqq. ;  Bdjiiau,  bie  ^ften  bed  $aulu3  unb  ber 
S^cfla  u.  bie  ältere  3:^eflalegenbe,  2t\pm  1877; 
Ramsaj,  The  Church  in  the  Roman  £mpire, 
4.  ed.,  London  1894,  375  ff.;  Cabrol,  La  1^ 
gende  de  S.  Th^le  [Extrait  de  la  Revue 
Geihsemani  et  le  Monde],  Paris  1895;  fyvc» 
nad,  @efd^id^te  ber  altd^rifiUd^cn  Siteratur  II, 
ei^ronologie  I,  2t'm\Q  1897,  493  ff.;  ihüger, 
@efc^id)te  ber  altd^riftlid^en  Siteratur,  greiburg» 
ßeipaig  1895,  231  f.,  unb  5Rac^träge,  ebb.  1897, 
81 ;  öltere  Siteratur  f.  bei  Chevalier,  Rep.  et 
Suppl.  8.  V.)  [S.  ^elmling  0.  S.  B.] 

Il^ecita,  Pfcite  (3?^r- ),  im  91.  %,  eine  ©tobt 
im  Stamme  3uba,  nid^t  meit  Don  iBetl^Iel^em,  fo 
ba|  ber  1^1.  ^ieronpmuS  ftc  bei  SluSarbeitung 
feiner  fpöteren  ©d^riften  beftanbig  t)or  klugen  l^atte 
(Comm.  in  Jerem.  2,  6,  1  [Migne,  PP.  lat. 
XXIV,  1721]).  ©ie  lag  auf  ber  ©renje  bc8  cul- 
tiDirten  SanbcS  unb  ber  SBüfte,  beren  anfto^enbe 
©trid^e  ben  Stamen  „SBüfte  Don  ^l^ecua''  führten 
(2  ^ar.  20,  20.  1  TOad^.  9,  33).  ©ie  mor  juerft 
ertöäl^nt  3of- 15, 60;  il^r  3lame  ift  aber  an  biefer 
©teSe  im  ]^ebräi|d)en  Xe^te  au§gcfaUen  unb  nur 
in  ber  ©eptuaginta  erl^alten.  91u§  Xl^ecua  ttar 
bie  „ßuge  grau",  toeld^e  3oab  jur  9lu§jö^nung 
S)aDib8  mit  Slbfalom  Dernuinbete  (2  ©am.  14, 2). 
9lud^  einer  ber  9{eden  SDaDibS  mar  bafelbft  ge* 
boren  (2  ©am.  23,  26).  SSon  SRoBoam  mürbe 
S^ecua  befeftigt,  um  aI3  ©d^u^  gegen  ©üben  gu 
bienen.  3)aS  IBoIf,  aber  nid^t  ber  oomel^mere 
Zl^eil  bedfelben,  betl^eiligte  ftd^  unter  Üte^emiaS 
eifrig  am  ©au  ber  ©tabtmauer  Don  Serufalem 
(2  e§br.  3,  5.  27).  9Im  befannteften  ift  3:^ecua 
al§  ©eburtSort  be§  ^rop^eten  9lmo8  gemorben 
(91m.  1,  1).  Sc^t  finb  nocb  auSgebe^nte  SRuinen 
bcr  alten  ©tabt  unter  bcm  f  rül^cm  DJamen  erhalten. 
(S3gl.  Kobinfon,  ^aläftina  II,  ^aDe  1841 ,  406  ff. ; 
Guerin,  Descript.  de  la  Palest.  Judee  III, 
Paris  1869,  141  ss.)  [ftaulen.] 

$$rgati  (®  e  g  a  n),  gl^orbild^of  ber  Trierer  S)iö« 
cefe,  ift  befannt  al§  Scrfafjer  eineS  ber  bebeuten- 
beren  @efd^id^t§merfe  über  Submig  ben  grommen. 
S)a8fclbe,  Vita  Ludovici  imperatoris  betitelt, 
beginnt  mit  bcr  ©encalogie  ber  ßarolinger  Dom 
l&I.  9lmulf,  »ifc^of  Don  SDle^,  an,  berid^tet  über 
bie  ©d^irffale  ber  SJrüber  SubmigS  unb  Derfolgt 
bann  in  annaliflifd^er  gorm  bie  SegieningSjeit 
l'ubmigö  Dom  Saläre  814—835,  bea».  837. 
aBalafrieb  ©trabo  (f.  b.  9lrt.),  ber  grcunb  I^e- 
ganS,  Derfa^te  eine  furje  Einleitung  baju  unb  gab 
bem  Sffierfe  eine  ginti)eÜUTift  m  Ra3^v\t\.  %tixv^\5>f 


gon  fagt  er  in  biefer  €inleitung:  .^Dic(clSa!' 
d^en  Derfa^te  nodE)  9(rt  ber  Siuuilen  Ztcgin,  bs 
9(bftammung  nad^  ein  Sfnmfe,  (E(oibi|4^kr 
Xrierer  SHtS^,  in  fur^er  2)arfienimQSMi(e  od 
mel^r  ber  SBal^rl^it  gema^  old  in  degontcr  Sool... 
Sir  miffen,  ba|  ber  ID^ann  fel^  bekfen,  okrbc« 
SBefd^öftigung  mit  $rebigt  unb  Seüung  mb  ^ 
red^tmeifung  [feiner  Uiüergebtnen]  fejlc  ia  %»> 
fprud^  genommen  ift."  SBenn  X^gon  oIS  eitiit» 
bener  Snl^nger  bed  ftaiferd  in  bej|en  Sbajfß. 
mit  feinen  ©deinen  (Don  benen  er  Subt«  ta 
S)eutfd^n  unter  S^i^^  ber  3unetguiig  1^  o» 
möl^nt)  feinem  3oni  in    ]tfy[  fc^fen  Zkn 
gegen  bie  Sifd^öfe  ber  ®egen))artei  (bcjoiibeä 
ebo  Don  9teim§ ;  f.  b.  9lrt) ,  Siift  noi^  ml 
fte  in  l^artcn  SBorten  bed  UnbonfcS  gega  ha 
ftaifer  (uiHagt,  f 0  glaubt  ©trobo  i^n  entj^^iQrigEi 
gu  muffen  burd^  ben  ^innieiS  auf  bie  ^  S^ 
ftammung  Slogans,  beffen  fd^roffen  C^aroltarii^ 
baS  unmfirbigelBene^men  ber  IBifd^öfe.  Skkpt 
SluSgabe  ber  Vita  Ludovici  finbet  fid^  ii  ba 
Mon.  Germ.  hist.  Scriptt.  II,  585  sqq.  v^ 
bama(^  bei  Migne,  PP.  lat.  GVI,  405  aqi.; 
eine  beutfd^e  Ueberfe^ng  gab  SaSmunb,  ii  öii 
®efd^id^t(d^reibem  ber  beulf d^n  Sor^cü,  2. 0e- 
fammtaudgabe  XTX,  Sei)>sig  1889.  Son  Mtes 
literarifd^en  Srjeugniffen  Simons  ijl  nur  no^  n 
Srief  on  ben  „e^rtofirbigen  Öerrn  uiU>  in  CtriSi 
ißater  ^atto"  (Dieüeid^t  ber  ^feler  Stf^of  ^ 
dlammi)  erl^alten,  morin  er  baö  ^kitto  ^ffiäffiBi 
überjanbte  SBerf  SlcuinS  über  bie  Srimlit  «B 
3eid^en  feiner  S)anfbar!eit  für  unbcfd^idn&el  alb 
befiönbiged  SBol^lmonen  begeid^net  Sintis  fr 
bie  ftenntnil  ber  $erfon  X^and  fiidi  jlKi  «► 
bid^te,  tueld^e  fein  greunb  SBoIafrieb  @tnb  m 
il^n  rid^tete  (Mon.  Germ,  hist  Poetae  aeri  CmL 
n,  351  sq.  unb  Migne,  PP.  lat  GXIV,  ll»)SiL 
S)iefer  geid^net  ein  au^erorbentliil^  fd^mei^cM^ 
93Ub  feined  greunbed:  „Sßir  ben)unbem  nit S(4 
bie  @aben  be«  meifen  ®eifie«,  bie  ®ddf^flM 
bie  ©itten,  bie  ©ebid^te,  bie  9u8fpröil^,  bo 
3ilui^,  !Rid^t  toeniger  betnunbem  toir  Me  (pk 
gro|c  ®eftalt,  bie  ©lieber^  bie  ^nbe,  ba§ftdi^' 
—  ÜRad^  ber  faft  oQgemein  angenornmcmliMI 
mare  Xl^egan  ibentifd^  mit  bem  C](^)r6i{d^fe  2k* 
ganbert,  ber  im  3.  844  bie  bur^  SM  SRadtts^ 
Don$rüm(829— 853)ausnDm^eriti(raeMic 
Steliquien  ber  l^E.  S^ri^fant^uS  unb  wa  v 
fi^Iofter  ilRünftereif el  in  ber  ergbidccfe  ft5In  e^ 
DoQ  beilegte,  ^nbeffen  fd^nt  biefeHniM^BifMk 
faum  f eft^atten  au  laffen.   (Sin  ei^c6i{(40f » 
ganbert  (tl^iganbert)  erfd^eint  in  IbfinbcR  kr 
Saläre  842  unb  847  aI8  $ropß  befi  fofp^ 
fafteS  SU  Sonn  (Üteued  Sni^iD  ber®cfdIHipi^ 
öltere  beutfd^e  (Sefd^i^tghinbe  XIU  [18881 IH 
157),  unb  biefer  $ro))ft,  ber  in  ben  UiM>JK 
oud^  @^orbi[d^of  genannt  mirb,  ifJtjeboifoOltk» 
tifd^  mit  bem  bei  ber  Uebertragung  ber  gennotf 
[Reliquien  ertoäl^nten  Sl^rbi|(^^  SJJtg/aAet'* 
benn  SRünftereifel  im  at{{)uariergatt  g^  f^ 
®^xmq,tl  beS  Cl^bifd^offt  Don  9m  ^  ^ 


14S5 


ZJ^efilatl^pl^QlQfar  —  Xl^einet. 


1486 


ongeffi^tte  Itrd^ß^e  $unctu)n  fiel  naturgemäß 
tlrjcm  S^rbifd^ofe  }U«  3{i  ober  Z^egonbert  Sl^or* 
ttijd^of  bcr  Stblntt  2)iöccfe  gemefen,  fo  tann  er 
iii((c  tbenilf4  Hn  mit  Zl^egan,  bem  ^SJ^orbij^of 
ter  2ncrrr  iKr^e'' .  60  löft  ftd^  benn  baS  Xobed- 
jo^  2^gim8  mi4  ni^t  onnftl^ernb  ongeben, 
loemi  man  ni^t  qu8  bem  Umftonbe,  baß  jein  SBer! 
mit  bem  3o(rt  837  aufhört,  ol^ne  feinen  ®egen« 
tob  \n  Snbe  )u  fü^en,  ouf  biefeS  ober  beffet  boS 
lolgenbe  3a^  fd^üeßen  toiO.  SIS  SobeStog  oibt 
IkA  NeoroL  8.  Maximini  (Slbtei  bei  Xrier)  oen 
20.  Sloq  Ott.  (Sgl  9Rars,  (Sefd^.  bed  SraftifteS 
Zritr  I,  2,  Xrier  1859,  407  ff.;  SBottenbod^, 
?)eulf4Ianb8  «efc^id^dqueQen  I,  6.  %ufl.,  Serltn 
1898,  208  fO  [aRorj.; 

^fftsipp^ftfofat  (ni^M^,!  nVAF)),  in  ben  $0- 
tcrt|)Dmenen  X^elgot^p^olnofor  (-teaVi  n^Vn) 

grfd^cben,  ift  fai  bet  l^etligen  Sd^rift  berj[entge 
e\m\i^  Stbniq,  ber  fonft  Siglot^  $ilefar  lU. 
(745—727)  genonnt  wirb,  ein  t^otfräftiget  ^en« 
j^er,  bem  bie  Segrünbung  ber  eigentlichen  oH^ri- 
\äfm  SBettmonari^ie  gu^ufd^reiben  ift.  Sei  ben 
hifa  uttetnommenen  ihiegSjfigen  fom  er  oud^ 
iu4  Somorio,  mo  SRonol^em  fl4  bur(^  1000  Xa- 
Unle  bie  Sefreiung  bon  ber  i^m  brol^ben  ®e- 
toir  }u  erfmifen  f ud^te.  SSermut^Iid^  meil  ber  l^ier- 
bci  bebmtgenc  Xribut  nid^t  geteiftet  mürbe,  erf^ien 
iiglott  ^ilefor  im  3.  734  Don  9{euem,  befiegte 
S^ona^mi  jtoeiten  Ütod^folger  ^fyxctt  „vaxh  no^m 
l^jDtt  unb  ^bel-Set^-SRcod^o  unb  3anoe  unb 
(fbcS  mib  Vfor  unb  ®aIaob  unb  ©olilöa  unb 
bofi  ganse  Sonb  Slep^^oli  unb  fäl^rte  fie  meg  nad^ 
«rnrten"  (4  ff5n.  15,  29)  in  bie  erfie  fogen. 
djJQril^c  Sefangenfd^oft.  t&fö  bomad^  $^acee 
vnb  Koftn  Don  Serien  ftd^  5ur  2)emut]^igung 
Svbo'd  berbonben  unb  SnfongS  Srfolg  litten 
(4  ftön.  15,  37.  2  $ar.  28,  6),  monbte  ftd^  ber 
jubifc^e  itfinig  ^d^o)  on  ben  ^ffqrer  um  ^ilfe 
(4  ttbtL  16,  7),  unb  Siglot^  ^ilefar  brad^  Don 
9lmem  mit  großer  ^eereSma^t  auf.  Sr  monbte 
fi4  iutrji  gegen  SomaScuS,  nol^m  unb  Dermuftete 
e§  noA  (toetjäl^riger  93elagerung,  filierte  bie  99e- 
ipol^nrr  in'S  6sil  unb  ließ  Staftn  l^inrid^ten 
(4  jfön.  16,  9).  2)ann  moute  er  $^acee  aüd^- 
tigm.  }og  in  fein  fionb,  eroberte  ba§  ganje  Oft- 
joibonfanb  unb  fäl^rte  Stuben,  ®ab  unb  l^alb 
9lanof|e  in  bie  )meite  fogen.  oft^rifd^e  ®efangen' 
idjaft  (1  $or.  5,  26).  Snamif^en  erfd^ien  ^c^ag 
Dor  ibm  in  SomoScufi,  ber  gan}  mie  ein  SSofoQ 
brtTQ^tft  unb  be^anbelt  mürbe  (4  Hhn.  16, 10). 
SBrittr  enöl^U  bie  l^eilige  e^rift  nid^tS  Don 
Sigtat^  $iIcfor  I  mir  miffen  qu§  anbermeitigen 
OueOcn,  baß  er  fid^  mit  ben  gemonnenen  Srfolgen 
in  $aIfifKno  begnügte,  meil  er  burc^  neue  ßm« 
^fitungen  nod^  ^ab^Ionien  gerufen  mürbe.  S)ie 
beiben  leiten  SebenSiol^re  Derlebte  er  ru^ig  in  feinem 
Sanbe.  SSlerlmürbig  ift  nur,  baß  bie  ^eilige  ^d^rift 
an  feiner  Stelle  4  Rbn.  15, 19  einen  offprifd^en 
ftdnig  ^fjul  nennt,  beffen  9lame  fonft  nid^t  ge« 
funben  mirb ;  eS  ftc(}t  ie^t  aber  feft,  baß  ber  9{ad^« 
fi^I^ter  Sfumirari'd  ein  Ufur))ator  mar,  ber  in  bem 


>  miberftrebenben  Sobt^lonien  mit  feinem  eigenen 
9{amen  $l^tl  genannt  mürbe,  mö^renb  er  in 
Sffprien  ben  gefeierten  9{amen  eines  altem  9le« 
genten  angenommen  l^tte.  (Sgl.  ben  9rt.  $^iü, 
unb  ffoulen,  ^jfpnen  unb  SSobplonien,  4.  9ufl., 
fjrciburg  1891,  221.)  [ffoulen.] 

feiner,  9  u  g  u  ft  i  n ,  Orotorioner,  ^iftorifer 
unb  Cononif),  Der  jängere  99ruber  ^ol^.  9nt 
Xl^iner«  (f.  b.  folg.  9rt.),  mor  am  11.  9tpril 
1804  )u  ^redlou  geboren.  2)urd^  feinen  Sruber 
mürbe  er  im  %prU  1824  Don  ber  bereitd  begönne« 
neu  t^eologifd^en  Soufbol^n  obmenbig  gemod^t ;  er 
mibmete  ft^  nun  bem  9le^tdftubium,  erft  }u  ^re9" 
lau,  bonn  SU^Qe,  mo  er  1829  olS  Dootor  juiii 
promoDirte.  (Ein  9legierungSfti))enbium  fül^rte  i^n 
on  bie  SBibliot^elen  Don  Srfiffel,  Sonbon,  SBien 
unb  ^pkirid  bebufd  gforfd^ungen  über  bie  Duellen  bed 
cononifd^en  9(ed^ted,  olS  beren  Stejultot  er  mel^rere 
cononiftifd^e  Sinjelunterfud^ungen  Deröffentlit^te. 
S)er  meldrmonatlid^e  nähere  Umgong  mit  be  So 
SRennoiS  (f.  b.  9lrt.)  unb  beffen  gfreunbedlreid  in 
gfranlreid^  fc^eint  ben  erften  %n{bß  )u  einer 
@innedanberung  gegeben  gu  l^ben,  melier  nod^ 
me^rmöd^entlid^em  $ermeilen  in  Slom  burd^  SluS* 
fö^nung  mit  ber  IKrd^e  om  8.  9l)nil  1833  DöEig 
gum  3)urd^brud^  lüm.  Slttguftin  X^einer  mirfte 
nun  ol3  Seigrer  on  ber  ^ropogonbo  in  beftem 
SinDemel^men  mit  beren  bomoligem  Stector  ®raf  en 
9lei{ad^  unb  fud^te  burd^  feine  Sd^riften,  inSbefon- 
bere  burd^  bie  SSorreben  }u  ber  „®efd^id^te  ber  getft- 
lid^en  IBilbungSonftolten"  (pDtoin}  1835)  unb  ben 
DisquisitioneB  criticae  in  praecipuas  cano- 
nmn  et  decretalium  collectiones  (Bom.  1836), 
fein  früher  gegebenes  ^ergemiß  ({.  b.  folg.  Srt.) 
oud^  öffentli^  )u  fü^nen.  ^Ib  borouf  mürbe  er 
^riejier  unb  trot  in  bod  Oratorium  beS  1^1.  $]^i- 
li|)p  iReri  ein.  Sßie  er  bereits  Dor  feiner  93efe]^rung 
begonnen,  entfaltete  er  eine  oußerorbentlid^  frud^t- 
bare  literorijd^e  Xl^tigfeit,  unb  gmor  Don  ie^t  on 
Dormiegenb  in  fird^enl^iftorifd^er  9{id^tung.  ®egen 
StoSmini  Serbati  (f.  b.  9lrt.)  gab  er  1849  gu 
Steopel  bie  Lottere  storico-critiche  intomo 
alle  cinque  piaghe  l^erouS.  anfangs  1850 
mürbe  er  olS  Slr^iDor  beim  SSoticon  ongefteHt, 
nod^bem  er  eineSibliot^eforftette  bofelbft  obgele^nt ; 
nod^  im  nämlid^en  Solare  mürbe  er  Sonfultor  ber 
Kongregation  für  liBifd^öfe  unb  9tegularen;  1855 
ftieg  er  }um  ^röfecten  beS  Doticonifd^  ^rd^iDS 
auf  unb  mürbe  im  Saufe  ber  3^it  nod^  Sonfultor 
mel^rerer  onberen  Kongregationen  (^nqui^tion, 
$ropoganba  u.  f.  m.)  unb  SRitglieb  Derfd^iebener 
gelehrten  fförperfd^often  KomS.  Sr  mar  oud^  1849 
^iitglieb  ber  }u  ben  SSorberot^ungen  für  bie  S)e« 
finition  ber  unbefledFten  Sm))fangniß  gebilbeten 
(Sommiffion  unb  1867—1 869  bei  ben  Vorarbeiten 
}um  Doticonifd^en  Soncil  SRitglieb  ber  Sommiffmn 
für  bie  orientalifd^en  Stiten  unb  bie  ÜRifftonen. 
Seine  gol^lreid^en  Sd^riften  fmb  Don  fel^r  Derf(^ie« 
benem  Sert^.  91S  fein  ^uptmerf  betrod^tete  er 
bie  SleuauSgobe  ber  Snnalen  beS  SoroniuS  (f.  b. 
9lrt.)  unb  feiner  Sfortfejer,  meldten  er  brei  meitere. 


1489 


X^ei8mu8. 


1490 


Skfttmmlefit  ob ;  Ü^Sd^Ii^  toax  er  nU^t  ber  ein- 
m/t,  oict  bo4  oer  ^u)>t*Suctor  unb  eigentlid^ 
Säador  bc<  SBerfed,  toie  er  au4  1845  (im 
h  ^fte  bcr  «9teformotori{(^en  SBeftrcbungen  in 
bcr  tet^L  fHi^c"  8)  nxifi  unbeutl^  felbft  )u  er- 
(mnm  gibt  3m  Qerein  mit  feinem  mett  begabtem 
iünfi^  ^Sruber  Suguftin  (f*  b.  Dorigen  ^rt.)  Heg 
er  iOfi  3abre  \pa\n  baS  nod^  berü^tigtere  SBert 
df^efnen:  yS)ie  (Sinfubrung  ber  e^toungenen 
tbelofiflfrit  bei  ben  d^riftlid^en  ®eiftltd^en  unb 
i^n  8plgen\  aitenburg  1828,  2  Sbe.  (bg(.  ffa- 
tboltf  XXXm  [1829],  854  f.).  2)o4  b^tte  bier 
ber  iäiigae  IBruber  ben  &au))tantbeil,  fo  ba|  bie- 
fer  {i4  fpötcr  au8fcbKe|Iub  als  ben  lBerfaf{er  be- 
leiibiifn  bmnle  (f.  3ug.  Xb^iner,  ®efd^.  ber  oeift- 
[t^cn  SUbungSanftalten,  SRain)  1835,  !Bor- 
»ort  XUX).  ®eibe  SBerfe  »urben  atöbalb  lird^i- 
fi(b  wrbotin,  Slnton  S^^einer  aber  auf  anbringen 
bei  ^ütflbifd^offt  Don  Sd^imongt^  1880  t)om 
£ebtfubl  oUfenit  unb  auf  bie  $fanei  $oßnit, 
oon  bort  1886  mäf  ®rd|au  unb  1887  na^ 
^nbSfelb  t»crfe]^.  IBeim  9u8bru4  ber  beutfcb- 
blbolifcben  aBirren  (1845;  f.  b.  «rt.  2)eutf(b- 
Idtboltfai)  Deranflaltete  er  eine  92eu«  (Xitel-)  ^u8« 
gobe  beS  93erfe8  gegen  ben  Sölibat,  legte,  bar« 
über  jut  9ie<benf(baft  gebogen,  feine  ^farrfteUe 
nieber,  nmrbe  om  17. 3uni  fu§))enbirt  unb,  nacb- 
brm  er  fUb  bffentlt^  für  ben  2)eutf (btatboIidSmud 
crflört,  am  28.  October  1845  toom  neuen  Surft- 
bifcbof  Don  Siepenbrod  escommunicirt  SIS  einer 
ber  $reblger  für  bie  beutfd^ratbolifdde  ®emeinbe 
ju  Srefiloit  berufen,  gerietb  er  na^  jf urjem  mit 
Xonge  in  unoerfbbnlid^e  gMnbfd^oft,  trat  am 
17.  §ebruar  1846  Don  feiner  Stelle  aurüd  unb 
Dertf^id^te  ein  boIbe§  3abr  fpöter  Im  jmeiten 
^f  ber  «Keformatorifd^en  Seftrebungen  in  ber 
lat^oßfd^m  ffircbe"  (9lltenburg  1846)  einen  Der- 
niibtniben  Angriff  gegen  Sionge,  melcber  mebrere 
degenfcbriftcn  bnt>omef.  Sou  ba  oib  meitte  er, 
^unotbil  obne  omtlid^  Xbütigfeit,  in  93redlau,  er- 
hielt aber  1855  Don  ber  IRegienmg  eine  Slnfteüung 
QU  Btatiäx  ber  UnioerfttätSbibliotbel,  on  »eld^er 
er  bereitt  1820  als  SmanuenfiS  bejd^äftigt  ge- 
toefen  ttiar.  3n  biefer  Stellung  üerblieb  Slnton 
2beiner  bt§  )u  feinem  Sobe  am  15.  9)lai  1860. 
Sic  Don  ibm  beraufigegebeneu  Kommentare  ^um 
^enioteu^^  unb  )u  ben  Seinen  $ro))beten  Jinb 
grögtentbciK  ^laguite  auS  proteftontijcben  Sbeo- 
logen,  mehrere  feiner  fircbenred^tlid^cn  S)if{ertatio- 
nen  finb  no(b  unfelbftdnbiger  au8  gaUicanifd^en 
unb  jofctibuiifcben  Sluctoren  }ufammengcf(brieben. 
tili  Qklebrtcr  bat  er  feine  Sebeutung;  ein  Ißrie- 
fter  oon  tird^Iicben  ®runbfa^en  ift  er  nie  gemefen. 
(Sgl.  S.  9t.  Spante,  @(battenri|  eines  großen 
äteformotorS,  Dr.  Snton  Xb^iner,  nad^  feiner 
Stellung  in  ber  2Biffenf(baft  unb  im  Seben,  ®(q( 
1846;  9.  Slampt,  ®efd^i(bte  ber  religiofen  9e- 
«Mgung  ber  neuem  S^t  11,  Seip^ig  1)B58, 
79  ff.)  [D.  SPfülf  S.  J.] 

$9<ri$«M  beiftt  im  Unterf(bieb  gum  fprad^lid^ 
gleiibbebeutinben  S)eiSmuS  (f.  b.  9lrt.)  biejenige 


pbilofopbif^b^  unb  tbeolo^if(be  SBelimifdbauung, 
.  melcbe  einen  perfönlid^en  ubermeltitcben  @ott  alS 
@(bb|)fer,  Srbalter  unb  Siegierer  ber  SBelt  an- 
nimmt 3m  DoIIen  Sinne  beS  SBorteS  ift  biefe 
aiuffaffung  beS  SerbiltniffeS  ®otteS  )ur  SBelt  nur 
in  ben  brei  gro^  SReligionen:  Subentbum, 
Sbnftentbum,  SSIam,  Dorbanben.  3n  aSen  an* 
beren  Religionen  unb  t)biIofopbif4^n  S^ftemcn 
feblt  menigftenS  ein  ÜRoment,  ber  abfolute 
SibbpfungSbegriff,  meil  entmeber  bie  ewigfeit 
ber  9Raterie  ober  ber  SBelt  angenommen  ober  bie 
Sd^ö))fung  mit  einer  Xb^ogonie  Demiifd^t  tt)irb, 
unb  getoöbnlid^  mangelt  beren  ®otteSbegriff  aud^ 
bie  genaue  gfaffung  ber  abfoluten  $erfönIid^fetL 
3)od9  ift  eS  b^tfömmlid^,  oieienigen  ^Religionen 
unb  ))bil0fo))bifd^en  S^fteme,  meldte  einen  Don 
ber  SBelt  Derfd^iebenen,  mebr  ober  meniger  per- 
föntid^  gebauten  ®ott  anerfennen,  alS  tbeiftifcbe 
}u  bejeid^nen,  toenn  aud^  ber  SRangel  beS  Sd|)ö« 
pfunaSbegriffeS  einen  gemiffen  3)uaIiSmuS  ober 
bie  SSerquidfung  Don  ffoSmoIogie  unb  £b^SO>^^^ 
eine  |)antbei|tif^e  93eimifd^ung  }ur  gfolge  bat.  ^a 
ber  ®runb)ug  beS  Slb^i^^^S  bie  Sinbeit  beS  über- 
meltlid^en  Q^otteS  ift,  fo  nennt  man  ibn  SRono- 
tbeiSmuS  im  ®egenfa^  }um  ^ol^tbeiSmuS,  ber 
eine  beliebige  ^ebrbeit  Don  ®öttem  DorauSfe|t» 
!Rur  im  (Sbtifientbum  ift  ber  WonotbeiSmuS  burcb 
baS  ®ebeimni6  ber  Zrinität  meiter  auSgebilbet. 
SBirb  stoar  bie  Sinbeit  @otteS  feftgebalten,  aber 
bie  UeberiDeltlid^feit  unb  ber  mefentlic^e  Unter- 
fd^ieb  Don  ber  SBelt  geläugnet,  fo  entftebt  ber 
^antbeiSmuS  (f.  b.  9lrt.),  meld^er  aber  confequenter- 
meife  jum  SltbeiSmuS  unb  SRaterialiSmuS  (f.  b. 
9lrtt.)  ober  )um  9UoSmiSmuS  unb  fubjectiDen 
SbealiSmuS  (f.  b.  Srt.)  fü^rt.  ^eut^utage  fonn 
eS  ftdd  ftreng  genommen  nur  nod^  um  ben  Z^eiS- 
muS  ober  ^ntbeiSmuS  banbeln,  meil  bie  gebilbete 
93emunft  nid^t  im  Staube  ift,  ftcb  eine  Siielbett 
Don  geiftigen  ober  materiellen  SBefen  mit  bem 
Attribut  ber  Slfeitöt  unb  ßmigfeit  DorgufteOen. 

I.  SBegrünbung  beS  Xb^i^ntuS.  Ser 
Xb^iSmuS  tritt  unS  DoQfommen  ^uerft  in  ber 
Religion  beS  9Uten  XeftamenteS  entgegen  unb 
jioar  als  immittelbar  burcb  bie  Offenbarung  ge- 
geben. SDer  Don  Smigfeit  auS  uub  burd^  ^(fy 
feienbe,  geiftige,  perfönlicbe  ®ott  bat  im  Slnfang 
bie  SBelt  fammt  bem  SRenfd^  auS  nid^tS  er- 
fd^affen  unb  ftd^  bem  !IRenfd(|en  im  ^rabieS  als 
ben  Sd^öpfer  unb  i^ttn  burd^  fein  ®ebot  ge- 
offenbart. 3nfoIge  ber  Sünbe  ifl  bie  Süemunft 
Derbunfelt,  ber  iffiiQe  gefd^mäd^t  toorben,  fo  bog 
ft^  ber  SDlenfcb  mebr  unb  mebr  Don  ®ott  ab- 

Siemanbt  unb  5um  ® efd^öpf  bingetoanbt  unb  bie  ®e- 
d^5pfe  göttli^  Derebrt  bat  tro(  ®en.  4,  26.  S)a 
aud^  baS  Strafgerid^t  in  ber  Sintflut  (f.  b.  91rt.) 
bie  Hinneigung  gum  ©efd^öpflid^en  unb  Sünb- 
baften  nid^t  bauemb  befeitigen  fonnte,  fo  mäblte 
®ott  ben  treu  gebliebenen  Sbram  ouS,  entn|  ibn 
feiner  f^amilie  unb  Umgebung  unb  fd^idte  ifn  in 
ein  frembeS  £anb,  bamit  er  ben  ®Iauben  an  ben 
einen  mabren  ®ott  bemabre  unb  Dererbe.  Seine 


1493 


Xl^eiSmuS. 


1494 


ol^  Urfa^c  ber  belebten,  BetDU^ten  uub  bemünf- 
Hgra  %atnr  olft  lebenbiger,  felbftbenm^er  uiib 
freier  (Seiß  unb  nad^  ber  Analogie  befi  menfd^^Hd^en 
(Hrified  old  ab{oIute  ^rfon  )u  faffeii  ift  2)te 
vitDrdma^tgtcit  in  ber  onorganifd^en  unb  organi- 
i'^en  iädt,  befonberö  auf  bem  getpig-ftttlid^en 
(^biete^  forbcrt  nic^t  bIo|  eine  Demünftige  SBirt- 
urjo^e.  ^nbem  aucb  einen  smedfe^benSd^öpfer, 
ber  an  DemSnf tigen  SRenfd^n  ben  f ecunbären  Sn'ed 
gefegt  bot.  fclbft  ober  bad  ^öd^fte  Sitl  ber  ©d^ö- 
pfüng  ift  SEBdl^Tenb  alfo  baS  toemoIogif(!^e  Slrgu« 
sunt  )rigi,  ba^  obne  eine  unbebingtc  lej^te  unb 
bur(b  fut^  frienbe  Urfad^  bie  Soften}  bed  Uni« 
MrfumS  nid^i  begriffen  »erben  fonn,  unb  ba^  bie 
^(^einungen  bed  @eifted  ein  unbebingteS,  ob- 
\üUM  gelfiiged  ^rtncip  forbem,  d^arafteriftrt 
ber  tekologifc^e  ober  pbQpco-tbeoIogifd^e  SBctoeiS 
birfe  geifHge  Urfoc^e  als  eine  aOweife  unb  oUgütige, 
na^  etDigni  3^(<Itn  fd^affenbe  unb  b<inbelnbe, 
alfo  q1&  eine  ))erfönli(^e  Urfac^e,  b.  b*  ^^^  ben 
aflmäd^tigcn,  oOweifen  unb  oÜgütigen  @ott.  S>ie 
liefe  Confequen)  unb  bie  9Se8  umfa||enbe  Stetig« 
feit,  meUne  ber  ollgemeine  SBeltpIan  aufweist,  Iä|t 
Irtnm  anbrm  iBegriff  beS  l^öd^f^en  SBefcnS  )u  ald 
ben  einer  ttcitfreien,  in  fi^  ooQtomntenen  SnteDi- 
(ien).  fEkU  aber  bie  t]^tföd(|Iid(ie  3tv^d(mö|igfeit 
hx  aBett  niegen  befi  Uebeld  unb  bed  SBöfen  nicbt 
all  bie  bb^fte  (0))timi8muS)  angefe^eu  merben 
km ,  fo  mirb  biefer  IBemeiS  auS  ber  nligibfen 
unbftllifben  (Srfal^rung  ergämt;  benn  biefe  gibt 
Ne  3bec  oont  ](|&(bflen  unb  ooluommenfien  SBefen 
cnurfeitd  unb  oon  ber  abfoluten  &ntt  bedfelben 
onbaerfettd.  SaS  eine  fann  als  ®egenftanb  beS 
ontologijc^en ,  baS  anbere  als  ®egenftanb  bed 
moroltf^en  SemeifeS  betrad^tet  werben.  2)aS  onto- 
logijii^e  tirgument  ^ot  »enigftenS  in  ber  il^m  oon 
%nfelm  gegebenen  gform  feine  93ebeutung  in  ber 
^orfieSung  ber  innem  religiöfen  ßrfabrung,  bun^ 
iDeldje  ntcbt  erfi  baS  3)afein  ®otteS  erliefen,  fon- 
bem  boS  Sefen  ®otteS  nad^  ber  allen  SReufd^en 
einisobnenben  3bee  beftimmt  »erben  foK.  SDie 
rein  p^tlofopl^ifd^e  Raffung  bei  SarteftuS  unb 
Seibni}  (f.  b«  9lrt.)  ^t  erft  ben  fd^on  oon  ©aunilo 
gnügten  ^^^ler,  ba|  oom  Segriff  auf  bie  S^iftenj 
gefibloffm  merbe,  )um  gongen  9iert)  beS  SBeweifeS 
gemoii^t.  Ser  moralifc^e  SemeiS  ergönjt  ben 
ttlrologif (bot  infofem,  alS  er  oon  bem  angeborenen 
Shtengrfe^  unb  bem  unDertilgbaren  Streben  nacb 
(Sjllä(ffeßg!eit  ouS  jeigt,  ba^  ber  menfd^Iid^e  ®eift 
fein  3i(I  nur  in  einem  uberweltlid^n  t|ö(^[ten  ®ut 
baben  bmn,  in  meld^m  ber  nad^  SRu^e  ftrebenbe 
(Seift  feine  8eligfcit,  unb  ber  SBiberfprud^  jmifd^cn 
Xugenb  unb  ©(üdfeligteit  feine  SluSgleid^ung 
finbet.  Somit  ift  bann  aud^  bie  auS  bem  SDlig« 
t^böltnig  jwifdden  Sugenb  unb  ©lütf  in  ber 
Sklt  {t(^  ergebenbe  Slnfloge  gegen  bie  gbttlid^e 
Sotfebung  unb  gegen  ben  Xb^i^muS  erlebigt  3n 
ber  Ueberjeugung  oon  ber  auSgIetd)enben  ®ered(|* 
tigleü  er^t  aud^  ber  fieibenbe  unb  ©eprfifte  bie 
ftrofi,  ben  ®tauben  unb  bie  {Hoffnung  feftjul^alten. 
Sarin  liegt  für  \%n  aber  mq  ein  innerer  (Sr- 


fa^rungSbeioeiS,  ber  fubjectit)  ftärfer  mirft  als  iebe 
inteOectualiftifd^e  Argumentation.  Sk^^alb  mirb 
in  neuerer  3^it  auf  bie  Stbi'  <tn  befonberer  9lad^« 
brud  gelegt  S)er  tl^atjöi^nd^e,  t^tfräftigeSemeiS 
ooni  &efen  unb  SBirfen  ®otteS  werbe  in  ber  bem 
9ßenfd^n  eingegebenen  ftraft  beftötigt,  burd^ 
meldte  ®ott  fid^  erlebbar  ermeife,  burc^  bie  Xbat 
bejeuge.  Sieg  jei  ber  l^öcbfte  i^etfiifd^e'  SBemeiS 
für  baS  Safein  (l)ottcS,  me|b<^Ibnurim  „etbifd^en 
Sb^iSmuS"  baS  SBeltproblem  aügenügenb  )u 
Ibfen  fei  (gid^te,  Sie  tbeiftifd^  aSeltanfic^t  unb 
il^ire  aSereddtigung,  Sei^atg  1B78).  Sieg  bangt 
aUerbingS  mit  ber  feit  @$Ieiermad^er  (f.  b.  Art.) 
üblichen  Seoorjugung  beS  ®efäblS  in  ber  9teligion 
iufammen  (ogt  über  ben  ^SefublStbeiSmuS"  $ef(b, 
Sie  großen  äBeltrötbfel  II,  2.  Aufl. ,  gfreiburg 
1892, 543  ff.),  fann  aber  alSSrgönjung  ^ur  for« 
malen  inteUectualiftifd^en  SBemeiSfü^rung  bienen, 
ba  SBiDe  unb  ®efübl  gerabe  in  biefem,  bie  gan)e 
$erfönli(bfeit  beS  !IRenfd^en  in  Anfprud^  nel^men* 
ben  ®ebiete  neben  ber  Semunft  il^re  ^Berechtigung 
l^ben.  Sie  größere  Serüdftd^tigung  ber  innem 
religü^fen  unb  ftttlid^en  Srfa^rung  in  ber  neuern 
Seit  l^t  benn  aud^  gu  ber  Ueber^eugung  geführt, 
bag  man  cS  mit  allgemeinen  Z^atfac^en  bcS  fitt- 
li^denSemugtfeinS  gu  t^un  bat,  meldte  ebenfo  gut 
bie  toirflid^e  ^runblage  eineS  SBemeifeS  abgeben 
fönnen  als  bie  unS  burd^  bie  @inne  jum  93emugt« 
fein  gebrachten  £^atfad^en  ber  ftugem  SBelt.  Sa- 
^er  fann  aud^  ber  moralifd^e  SSeweiS  nid^t  blofs 
mit  ftant  (f.  b.  Art.)  als  blogeS  ^oftulot  ber  praf- 
tif^enSemunft  angefe^en  werben,  fonbem  erbolt 
feine  93erecbtigung  im  ®ebiete  ber  tbeoretif^en 
9}emunft  wie  iebe  Sd^lugfolgerung  auS  tfyit» 
fad^en.  Siefe  gotgerung  auf  einen  gütigen  unb 
geredeten  ®ott  ^eigt  aber  auc^,  bog  boS  j^'anf  fd^e 
H^rinci)),  weld^eS  )ur  !Berwerfung  ber  übrigen  93e« 
weife  führte,  nid^t  ftid^b^ltig  ift  Senn  baSfelbe 
93ewu^tiein  fagt  bem  SRenfd^en  aud^,  bog  ol^ine 
Zranfcenbentalitüt  beS  SaufalitdtSgefe^  Weber 
bie  öugere  nod^  bie  innere  SBelt  gu  erflären,  unb 
bag  bie  Unterfd^eibung  gwifd^en  (Erfd^einung  unb 
Sing  an  fid^  wiOfürlid^  ift  (Ebenfo  wenig  fann 
aber  ber  regressus  in  infinitum  biaS  menfd^Iid^e 
Senfen  befriebigen,  weil  fonft  für  bie  QUiufalrei^e 
fein  AnfangS))unft  gegeben  unb  bie  gange  Steibe  ber 
Urfad^en  in  SRittelurfad^en  aufgelöst  würbe,  bie  an 
fic^  inbaltSloS  wären.  Segl^Ib  würbe  oonberfatbo- 
lifd^en  ^büofop^ie  fiets  bie  »eweiSborfeit  ®otteS 
bertl^eibigt  unb  biefe  Seigre  aud^  oon  ber  fiirc^e 
gegenüber  bem  XrabitionaliSmuS  unb  $antbeiS- 
muS  förtniicb  fanctionirt  (Yatic.  Sess.  III,  c.  2). 
Sa  bie  SBeweife  Oon  ber  enblid^en  unb  bebingten 
SBirfung  auf  bie  abfolute  Urfad^e  gurücfgeben,  fo 
ift  bamit  fd^on  gezeigt  bag  ®ott  wefnitlic^  unb 
wirflid^  Don  ber  SBelt  oerfd^ieben  ift.  gbenfo  folgt 
barauS,  bog  bie  Belt  nur  alS  @c^ö|)fung  ®otteS 
gu  begreifen  ift,  ba  in  einem  abfolut  DoIIf ommenen 
geifiigen  SBefen  ein  ®egenfa^  t)on  Snblicbem  unb 
Unenblid^em,  ton  ÜRateriettem  unb  ®eiftigem  rnd^t 
benfbar  ift.    Semgemög  lögt  fid^  bie  9BeIt  nur 


1495 


Sl^eiSmud. 


1496 


ald  2Bert  beS  allmöd^tigen  @$5|)ferttriIlenS  er- 
nören,  ber  aber  niddt  als  SEßiUfür,  {onbern  qI§  t)on 
ber  SBeiSl^eit  geleiteter  unb  nac^  etoigen  3been  ge» 
ftaltenber  )u  benlen  ift,  fo  ba^  bie  3bee  ber  SBelt 
emig,  bie  gefd^affene  9BeIt  jeUlid^  unb  enblid^, 
ber  @(i!)öpfung8QCt  emig,  baS  @ef(^affcne  ititlid), 
(Sott  tttiDerötäerlid^  unb  unab^gig ,  bie  äBelt 
üerSnberlid^  unb  Dom  @4^f^  abl^ngig  i{L  Sar* 
Qud  folgt  anii,  bo^  bie  ä^elt  t)on  Sott  erlitten 
unb  geleitet  mirb,  benn  iebed  S)ing  befte^t  bur^i 
bie  jhaft,  bur^  meldte  e§  eutftanben  ift.  So^l 
fmb  bie  fträfte  unb  @e{e^  in  ber  92otur  toirftam, 
ober  fie  l^ben  ibre  SBidffamfeit  ntd^t  aud  ftc^,  fon- 
bem  au8  ber  {(|aff enben  Urfad^e,  nield^e  \ä^bp^t» 
rifdd  forttoirft.  Ob  man  aljo  ben  SBetoeifen  für 
bog  2)afein  ®otted  eine  ftricte  2)emon[trabilüöt, 
eine  ^apobictifd^e  (Setoi^l^eit"  beilege  ober  )n)if<l^n 
logifd^er  2)emonftrotion  unb  ibealer  SBemunft- 
ertenntni^  unterfi^eibe,  jebenfallS  [teilen  fte  eine 
gemiffe  Srfenntni|  ©otteS  au9  ben  gefd^affenen 
SHngen  l^er  unb  bienen  bem  Xl^eiSmud  gur  toiffen* 
fd^aftlid^en  @runblage.  Sie  nöbere  93e[timmung 
btefer  intelligenten  erften  Urfac^  l^t  für  ben  enb« 
lid^en  (Seift  aUerbingS  il^re  befonberen  Sd^mierig- 
fetlen,  toeil  i^m  ber  !D}o|ftab  für  baS  Unenblic^e 
fel^lt.  (Sin  2:^eil  biefer  Sd^toierigfeiten  ift  bem 
Xb^iSmuS  ober  mit  jeber  Demünftigen  äBelt- 
betrod^tung,  bef onberd  mit  bem  $ant^et8muS,  ge« 
meinjam,  benn  bie  meta))]^Qfifd^en  ^röbicote:  ^fei* 
tftt,  Smigteit,  Unenblid^feit  muffen  t)on  Jebem 
@tanbpuitK  aus,  ber  nid(|t  mie  ber  9RaterialiSmud 
auf  eine  SrOdrung  oerjid^tet,  bem  abfoluten  Ur- 
grunbe  beigelegt  toerben.  (Ein  anberer  £^il  if} 
bem  Zi^eidmuS  befonberS  eigentpmlid^,  nämlid^ 
bie  pfpd^ologifd^-etl^ifd^en  ^räbicate  mie  Wa6)t, 
SBciSl^eit,  &ütt,  Siebe  u.  f.  m.,  bie  man  unter  bem 
begriffe  ber  oemünftigen,  fittlic^en  $erfönlid^feit 
}ufammenjufaffen  |)flegt.  S)iefen  Segriff  gemtnnt 
ber  (Seift  burd^  bie  Analogie  mit  feiner  eigenen 
^erfönlid^feU.  (Sr  mei^  bef;^lb,  bo^  feine  ©otteS- 
ertenntnif;  nur  inaböquatfeintann,  unb  negirt  in 
®ott  iebe  Sefd^rönfung  ber  menfd^lid^en  ^[ön* 
lid^feit,  ober  er  ift  überzeugt,  ba^  tro^em  biefe 
Sirifenntni^  nid^t  falfd^  ift,  f onbern  relatit)  toa^r 
fein  mu^,  meil  ber  j^erfönli^e  enblid^  (Seift  nur 
im  ))erf5nlid^en  abfoluten  (Seift  feinen  (Srunb 
baben  fann,  fo  ba^  bie  Analogie  bered^tigt  ift 
SRan  lann  alfo  mol^l  mit  ben  SSötem  fagen,  ba^ 
mir  jmar  bafi  Safein,  aber  nid^t  baS  SBefen  ®otte8 
erfennen,  mu^  bie^  febod^  gleid^  il^nen  nur  Don 
bem  oolUommenen  Sßiffen  unb  ßriennen  Derftel^en. 
3u  biefer  Analogie  ift  man  aber  um  fo  me^r  be« 
red^tigt,  als  für  jebe  anbere  Suffaffung  baS  ®eifte8- 
leben  )u  einem  unerHarlid^en  Stätl^fel  mirb.  S)er 
^antl^eiSmuS  fann  mit  feiner  ßDolution  nid^t  er- 
flören,  tote  auS  bem  allgemeinen  Sein  ba§  einzelne 
unb  inbiDibuelle  @ein,  mie  aud  bem  Unbemu^en 
Dag  9eum|te  unb  6elbftbemu^te  entfiel^.  S)er 
begriff  ber  6ntmid(lung  )er[t5rt  im  Slbfoluten  ge» 
rabe  bod,  moburd^  ed  gur  Srflörung  ber  SBelt  unb 
beS  SRenfd^engeifteg  bient.  Saju  fommt,  ba^  9{e- 


ligion  unb  @itte  nur  im  Zi^iSmufi  eine  befriebi« 
genbe  Segrunbung  [inben.  Set  oOgemein  Der» 
breitete  Unglaube  unferer  3rit  ift  fein  Seioeid  für 
bie  Ol^nmat^t  bed  d^riftli^en  Xfyi^mvA,  jonbem 
betoeist  nur,  bog  er  in  ber  Stei^it  unb  6tnnli(^ 
feit  gefö^rltd^  (Segner  ^t.  Sd  ift  no^  lange 
nid^t  ein  Serfall  ber  c^iftlid^en  Religion  nad^u» 
meifen,  mie  ein  fold^r  ^ur  3<it  (E^rifti  bei  ber 
l^eibnifd^en  Steligion  Dor^anben  »or.  SaS  &fti» 
ftent^um  l^at  oft  genug  bemiefen,  ba&  efi  bie  ftraft 
^u  einer  Siegeneration  in  fu^  felbfl  Qot,  unb  ba|^ 
nid^t  einjig  burd^  eine  neue  SBeltauffaffung  bie 
bro^enbe  jtataftropl^e  abgebaiten  merben  tonn. 

n.  €inn)änbe  gegen  ben  Xl^eiSmuS. 
Sie  @d^mierigfeiten,  meldte  gegen  bie  tl^eiftifcbe 
Sßeltanf  d^auung  geltenb  gemacht  merben^  ftnb  jmar 
im  SSorl^erge^enben  fd^on  berüdftd^tigt«  foflen  aber 
ber  Ueberfid^tlid^feit  toegen  aufammengefteOt  mer» 
ben.  %l%  ^Wöngel  beS  Sl^^muS"  (Spider,  Scr 
ffampf  gtoeier  SBeltanJd^auungen.  (£ine  Ihitil  bec 
alten  unb  neueften  $9iIofop^ie  mit  (Einf^lu^  ber 
d^ftlid^en  Off enbarung,  Stuttgart  1898)  merben 
angefül^rt:  1.  Son  einer  $erfon  rein  geiftigen 
SBefenS  ^ben  mir  abfolut  feine  Srfa^rung,  unb 
bod^  foS  biefe  $erfon  mä)  Analogie  beS  Vlenfcbcn 
gebadet  toerben.  2.  3n  bem  @ott  bed  2b<^i3mu$ 
ift  meber  Seben  nod^  Setoegung,  meber  Xl^tigteü 
nodi^  SSerönberung ;  er  mo^t  au^er  9iaum  unb 
3eit,  ftd^  felbft  gleid^,  in  emiger  Stulpe  unb  über- 
lö^t  bie  Seit,  nad^bem  er  fie  einmal  gef(!^ffen, 
i^rem  med^anifd^eu  (Sang.  Ser  t^eiftif^e  @ott^ 
meld^er,  mie  ber  ariftotelifd^e,  nur  fi(^  felbft  benft, 
ol^ne  ba^  mir  ben  Snl^lt  biefeS  Senfenfi  irgenb« 
mie  erfal^ren  fönnten,  ift  iebenfaOS  fein  lebenbiger 
unb  menfi^Uc^  begreiflid^er.  3.  Sie  (Entfte^ung 
ber  9Raterie  au8  il^m,  bem  reinen  (Seift,  ift  nid^t 
)u  erflären«  unb  fein  Serl^öltni^  |ur  Satur  ift 
Dermöge  ber  unbebingten  Xranfcenoen}  DoOflön« 
big  in  Sunfel  gefüllt.  (Ein  $rinci|),  ba§  meber 
an  ftd^  nod^  in  feiner  Segieljiung  )um  (Enbli(^ 
pd^  erfaffen  lögt,  ift  p]^iIofop^if(^  f^led^terbtngS 
unbrauchbar.  SRag  bad  9lbfolute  an  fid^  fein,  ma4 
es  miU,  für  und  |at  ee  nur  [oDiel  SBert^,  als  cg 
}ur  Srfenntnig  ber  Sßelt  uno  befi  gebend  notb- 
menbig  unb  )medR)tenli(l^  erfd^eint.  hierin  liec^t 
ber  ^au))tmangcl  beS  X^eidmud:  er  fann  feinen 
(Sott  ber  bentenben  SSemunft  nid(|t  Derfifinblidb 
mad^en,  feine  (^iftenj  nid^t  bemetfcn,bie  Sd^öpfung 
ber  SRatcrie  unb  ben  Urfprung  beS  IBSfen  nxäit 
erflaren.  SBa8  boS  Solf  in  feiner  religidfen  $ra» 
icis  fuddt  unb  erfel^ut,  unmittelbare  3l&fyt  unb 
SBa^me^mung  bed  göttlid^en  SeinS  unb  SBixfenS, 
gemalert  ber  $ant]^Smud  ungleich  beffer  att  brr 
tranfcenbentale  Xl^eidmud,  ber  (Sott  in  bie  gerne 
rudft  unb  ibn  blog  in  (Sebanfen  gegenmärtig  fein 
lä^t.  —  Siefe ,, Mängel"  fmb  aber  nfi^  betrautet 
SSorjüge  be8  X^eiSmud ;  benn  iebc  gHftige,  ibeale 
SBeltauffaffung  mu^  einen  geiftigen  Urgnmb  an« 
nel^men,  Don  bem  mir  feine  Srfa^nmg  ^en.  3o, 
bieg  trifft  nur  bei  ber  öugem,  finnlidben  Srfab- 
rung  Doüfiönbig  )u,  benn  bie  innere  (Etfabntng. 


1497 


Z^eiSmud. 


1498 


tote  jie  im  rellgUfen  unb  fittlid^en  SBeiDu|tfetn 
lim  fluSbrud  fommt,  fül^  über  ben  eigenen 
iScifl  ^/tacoA  unb  )n)tngt  un8,  biefed  geiftige  W)» 
johlte  prrfönnd^  §u  faffen.  S)ie  SBilbung  bed  99e- 
(njft4  $erfon  nod^  bem  menfd(|Iui^en  Seifte  legt 
oIUrDingS  b(e  (Befallt  nol^ic,  in  berfelben  eine  Se« 
i^^rdnfimg  unb  (SegenüberfteUnng  ongune^mcn, 
\o  ba|  ou^l  ^wc  gelten  mfirbe :  Omnis  determi- 
natio  est  negatio  (Spinoza,  O^ic^e) ;  allein  biefe 
tBrgriffibeftintmung  ift  thm  ant^ropomorp^tftijc^, 
unb  cd  iil  U]md)ttg,  ba^  ieber  begriff  Don  cineni 
V.'nönli(^ai  ®ott  ant^ropomotp^iftifd^  unb  ein 
"üt^  Don  ^4}lato  unb  Suguftin  fei.  @inb  £er- 
tullian,  Vugufhnud,  ^Ict|,  gofoin,  Soltaire  unb 
btf  flieiften  neueren  3:]^eoIogen  „antl^ropomor- 
pbi{)if(4e  X^eiften",  fo  mu^  roenigftcn^  ein  be* 
^(dtigted  3Roment  barin  fein,  gagt  man  bad 
l>:cf onfcin  olfi  baS  felbftbemu|te,  freie  ^ürftd^fein, 
oll  bie  SdbftBel^uptung  unb  @elbftbcftimnumg, 
fo  i)t  niil^t  cin^ufe^en,  roorum  ed  ber  abfoluten 
jnttUtgen}  ni(^t  }ufommen  foD,  ia  fie  XDxxh  erft 
boburt^  fär  un8  faßbar  unb  begreiflich.  Sie  Sr- 
ndnmg  beS  göttlid)eu  S)enfen8  trifft  blog  bei  bem 
onftotelifc^  ®otte§begriff  gu,  bem  Schöpfung 
wiib  Sorfe^ung  fehlten.  SBenn  man  mit  bem 
d)nftli(^  3:^ei8mu8  in  ®ott  einerfeitS  bie  emigen 
jbern  bct^inge,  »eldde  bie  f^öpferifd^e  SBeiSbeit 
^ur  9lu§gejtaltung  braute,  anbererfeitd  bie  innige 
SBr^felbejte^img  smifc^en  SnteUect  unb  SEBiUen 
annimmt,  tt>e(d)e  au8  ber  SrinitötSIe^re  )u  er- 
{d)Iie§en  i{i,  fo  n)irb  mon  nid^t  mc^r  behaupten 
fömtcn^  baß  ber  tbeiftifd^e  ®ott  in  cmiger  9hi^e 
mit^ätig  fei.  £r  ift  oictmc^r  ber  abjolut  lebenbige 
(9ott  unb  wirb  un§  hcibuxäf  begreiflicher,  als  toenn 
mir  blog  feine  ^böHgfeit  in  ber  3BeIt  berüdfici)- 
%n;  benn  oud^  im  menfc^Iic^en  Seben  ift  bie 
g(ijtig>{ittl{(!^e  Xbätigfeit  mit  ergaben  über  bie 
*^etfKitigunQ  am  9)7aterteQen,  ber  ®ebanfe  fte^t 
tjöbcr  alfi  bie  STlaterie.  S)ie  Sntfte^ung  ber  SRa- 
terir  au8  bem  reinen  ®eift  ift  btnfid^tlid^  beS  3ie" 
aüerbingS  tote  oQeS  Serben  x{xd)t  gu  erflären,  ober 
in  Ü^rtnff  beS  „S)a^"  bo^  aud  ber  ^Umac^t  unb 
'Ü^et^t^it  ®Dtte8  5U  erfennen.  3)ie  ißermeifung 
auf  bie  Dielen  ®ebeimni[{e  in  ber  9latur  unb  im 
l'cben  totrb  baburc^  nidf)t  hinfällig,  ba^  ein  ®e- 
tirimnil  ntc^t  burd^  ein  onbereS  crflärt  wirb,  benn 
e4  banbeß  ftd^  überl^au^t  nid^t  um  bie  Srflönmg 
eine»  ®e^mnifie8,  fonbem  um  bie  ^nerfrnmmg 
bc4]c(ben.  Siefe  fann  man  aber  bem  ®cl)eimni| 
Der  6it&pfung  nid^t  oermeigcrn,  menn  man  bie 
((eMmniffe  beS  äBerbenS  unb  Sßerge^end  in  ber 
9(atur  }ugibt  unb  bod^  bie  Sl^tfa^en  annebnien 
tnut  2)ie  Vamad^t  ®otteS  befeitigt  baS  %e- 
bmfen  befi  ItilomS  ^Mu«  nidfttsmirb  nid^lS'',  unb 
bte  3lki3beü  ®otte«  entrücft  ben  @d^öpfung§act 
ber  ffiiUtur-  Statt  ber  ^aiealcn"  ober  ,,Urpofi- 
tionen"  in  ®ott  (3.  ?).  Siebte ;  ogt.  Sbielc,  "aDte 
$biIofopbte  bed@elbftbcn)u^tjcin§unb  ber  ®Iaube 
an  Öott,  greibeit,  Unfterblic^feit,  «erlin  1895), 
Ofü^e  als  „(Eioigenbli^e"  ben  3eitbegrift  auS- 
jdieiben  foüen,  genügt  eS,  bie  eu)igen  Sbeen  in 


®ott  mit  ber  {eitröumlid^en  Stealifation  ^im  An- 
fang" äu  oerbinben.  3&offi  bleibt  mit  ber  SWa- 
terie  für  ben  Xb^i§mu9  ein  relatioer  S)uaTi§mu§ 
befteben,  aber  ein  fold^er  ift  gerabe  not^menbig, 
menn  man  bie  Sbentität  bon  SBelt  unb  ®ott  im 
^antbciSmuS  ober  Spiritualismus  (f.  b.  Srtt.) 
oermeiben  miß.  S)urd^  bie  Sc^re  uon  ber  Sd^öpfung 
unb  $$orfebung  ift  bie  ^bbdngigfeit  t)on  ®ott  ge- 
geben, obne  ba^  ®ott  in  bie  3ritlid^leit  tmb  93er- 
önberlid^feit  einzugeben  bätte,  unb  baS  ^rindp 
ber  ßinbeit  gcmabrt.  gs  ift  bejibolb  mi(lfürlid(), 
Siemens,  OrigeneS,  ^t^anafuiS,  Spinoja,  fief- 
fing,  @oet^e  unb  Sd^Ieiermad^er  als  ^toSmijd^e 
Xb^tfi^ii"  ttcbstt  einanber  gu  fteQen.  9ied^net 
man,  ubne  pantbeiftifd^  gu  beulen,  bie  ÜDlaterie 
}um  äßefen  ®ottcS,  fo  ift  eS  getoig  oicl  fd^merer, 
einen  fold^en  ®ott  gu  begreifen.  2)ie  Xran(cen- 
beng  ®otteS  ift  aber  im  llbeiSmuS  nid^t  e^clufu) 
gu  faffen,  mie  im  SeiSmuS,  fonbem  mit  ber 
3mmaneng  gu  berbinbcn.  SEBeil  ®ott  übermelt- 
lid^,  übergeitlid^  tmb  überröumlicb  ift,  fo  ift  er 
nic^t  blo^  in  ®ebanlen,  fonbem  feinem  2Befen 
unb  feiner  9)tad^t  nacb  überall  gugegen,  unb  loeil 
er  als  perfönlid^er  ®ott  gugegen  ift,  fo  fann  ber 
®läubige  mit  Vertrauen  gu  i^m  beten.  SDie^  möre 
bei  bem  pontbeiftifd^en  @ott  unmoglid^ ;  benn  mer 
moSte  oon  einem  unperfönlid^en  abfoluten ,  baS 
übrigens  alS  emige  unb  tmenblid^e  Urfad^e  glcid)- 
faUS  über  3cit  unb  Staum  fteben  mü^te  unb  bem 
begriffe  gufolge  bie  Sutmidlung  auSfd^lie|en 
mürbe,  f)ilfe  unb  Sroft  ermarten?  SBenn  biefe 
f)tlfe  oft  ausbleibt  unb  baS  IBöfe  gu  triumpbiren 
fct|cint,  fo  gibt  bie|  SSeranlaffung  gu  fc^meren 
Prüfungen,  aber  aud^  gur  gebulbigen  Srgebung 
in  ben  SBiÜen  ®otteS  imb  gur  feflen  f)offnung 
auf  eine  jenfcitige  SBelobnung.  9lur  für  ben- 
jenigen,  mdcber  feinen  IBlid  blo^  auf  baS  S)ieS- 
feitige  (enft,  baS  Uebel  unb  $3ofe  a(S  eine  felb- 
ftanbige  ^IRacbt  anftebt  unb  baS  bösere  3id  unb 
bie  einfttge  ^uSgleid^ung  löugnet  ober  gering 
ad^tet,  beftebt  gmifcben  ber  tbeiftifd^en  9$or- 
fteUtmg  ber  ®otlbcit  unb  bereu  Srfcbeinung  in 
92atur  unb  ®efd)i(ble  ein  SBiberfpmd^,  meil  auf 
ber  einen  Seite  baS  erbabene  Sbeal,  auf  ber  an- 
bem  Seite  bie  robe  SBirflic^feit  ftebt.  Kein  pbilo- 
fopbifd^  mdgen  fub  Sbeal  unb  SBirÜtc^feit  „nie 
unb  nimmer"  mit  einanber  t)ereinigen  (offen,  ber 
®laube  büt  längft  anberS  entfd^iebett  Sßenn  bie 
^nmfung  ber  ^eiligen,  bie  SBaDfabrten,  baS 
^ItorSfacrament  u.  f.  m.  baS  I9ebürfni|  bcS  ®Iäu- 
bigm  nac^  einer  Vermittlung  geigen  unb  in  ber 
^enfd^merbung  eine  fold^e  gegeben  ift,  fo  bemeist 
bie^  nur,  mie  ber  d^riftlid^e  ^b^iSnutS  ben  %e- 
bürfniffeu  entgegcnlommt.  „3n  ibm  leben,  toebm 
unb  finb  mir."  (Sgl.  grieblänber,  Sittengefcbidjte 
MomS  III,  6.  ^uP.,  fieipgig  1890,  656  ff.) 
2Bmn  „Iro^  ber  großen  Mängel  unb  SBiber« 
fprüdje  beS  tb«iSmuS"  feit  2000  3ab«n  fo  oiele 
ber  ßbclften  unb  ©ebilbetften  mit  allen  fSfafcm  beS 
^ergeuS  bem  Sqftem  anbiugen,  menn  Xaufenbe 
bofür  i^r  itUn  bingegeben  b^^ben,  m&btenb  fein 


1499 


S^efla,  bie  H  —  Zl^eobalb,  ber  H 


\m 


i 


S&eijpiel  bafür  befannt  \\i,  ba^  jemanb  für  einen 
mat^emotifc^en  ober  ))biI<>Ic>P|^^f(^^  Se^rfa^  fein 
Seben  geopfert  \^(ibt,  fo  erflärt  fld^  biefe  mcrf- 
»ürbige  Srfc^einung  nid^t  blog  burd^  bie  (£nt- 
ftel^ung  beS  £^ei§mu3  qu3  ber  fübifc^en  SRcUgion 
unb  ber  grieci^ifd^en  $l^iIof opbte,  fonbem  burd^  bie 
®egrünbung  beSfelben  im  @ei]te  bed  Wenfd^en  unb 
im  ganzen  UniDerfum,  b.  1^.  burd^  feine  fubiectit)e 
unb  objectioe  SBal^rl^eit  (Dgl.  Justin.  Apol.  U, 
c.  10).  SBol^I  orbnet  bie  9%eUgion  ade  anberen 
Gräfte  unter  unb  benu^t  fte  ol8  W.M  }um 
^xotd,  aber  fte  !ann  bie|  bod^  nur  infomeit,  al8 
ie  eine  innere  SBa^rl^eit  unb  ÜRod^t  befi|t.  @ie 

eüt  ^flcS  unter  ben  religiöfen  @efid^t§punft  unb 
benujt  Äunft  unb  SBiffenfc^aft,  ^l^ilofopb«  ""b 
3RetQp^t)ftf  nur  fo  meit,  qI§  ed  nöt^ig  ift,  bem 
tran)cenbentalen  @ef übl  beftimmte  ^nbaltspunfte 
unb  Kid^tungen  ju  geben ;  aber  fte  möre  auf  bie 
2)auer  unbaltbar,  ttenn  i^re  SBal^r^tt  mit  ber 
allgemeinen  SDBal^rbeit  in  unöerfö^nlic^cm  SBiber« 
fprud^  ftönbe.  S)eibalb  ift  bie  3)kd^t,  meiere  ber 
ib^iSmuS  auf  bieSeifter unb ^erjen  ber5Kenfd^- 
beit  ftetd  auSgeäbt  l^t  unb  trof  aUer  Sefömpf ung 
nod^  ausübt,  ein  fc^Iagettber  beweis  für  feine 
innere  SBa^rbeit  unb  S)ered^tignng.  (93gl.  nod^ 
au|er  ben  bogmatifd^en  unb  apologetifd^en  Sßerfcn 
fflctitgen,  2:bcoIogie  ber  SJorjeit,  2.  ^ufl.,  aWün- 
per  1867 ;  ®crf.,  ^ilofopbie  ber  Soraeit,  2.  ^ufi., 
3nn§br.  1878 ;  Ulrici,  ®ottu.  bie  !Watur,  8.  %x%, 
Seip^ig  1875;  ®eifenberg,  3:bei§mu8  unb  ^ßon- 
tbei§mu§,  ffiien  1880;  aBUImann,  ©efd^id^te  be« 
3beali§mu§,  «raunfd^toeig  1894—1897, 3  ©be. ; 
@(bea,  2)ie  göttlid^e  SBa^rbeit  bed  gl^riften- 
tbuma  I.  ©Ott  unb  ®eift,  5ßaberbom  1896; 
(Sutberlet,  ®ie  3:beobicee,  3.  ^up.,  SMünfier 
1897.  Ueber  amcrifanifd^e  Eonttot)er]en  oergl. 
Shanahan ,  John  Fiske  on  Idea  of  God,  in 
The  Catholic  University  BuUetin  UI  [1897], 
3  ff.)  L*.  ©d^ana.] 

%f^Ma^  b  i  e  ]^  I. ,  ^btifftn  bon  Od^icnf urt  unb 
Ailingen,  eine  ber  frommen  unb  gelehrten  Sene- 
bictinerinnen,  meldte  ber  gro|e  5lpofteI  ®eutfd^« 
lanbS  aug  Snglanb  nad^  ^cutfd^Ianb  ifommen  lieg 
(um  749),  um  neue  ftlöftcr  ju  grünben  ober  fd^on 
gcgrünbetc  mit  bem  redeten  ®ei|te  au  befcelen.  3n 
(fnglanb  lebte  3:befla  im  ftlofler  SBinbom  (nid^t 
53arfing)  in  ber  ©raffdjaft  S)ord()efter  unter 
%tii(x'^  fieitung.  Sic  tpar  eine  Serioanbte  ber 
bl.  fiioba  ff.  b.  Wrt.).  ©ag  fte  baburd^  aud^  mit 
bem  bl.  äonifatiuS  öcrmanbt  gemefcn,  ift  nid^t 
crmiefcn.  92acb  SDeutfd^Ianb  gefommcn,  lebte  fte, 
tt)cuigftcn§  einige  Seit,  im  ftlofter  Sifd^of§beim 
a.  b.  3:auber,  bis  ber  %\.  ©onifatiuS  fte  attr  9lb- 
tiffm  in  bem  neu  gegrünbeten  ftlofter  Dd^fen- 
fiirt  unb  nacb  6t  ?lbel^cib§  ober  §abeIoga'S, 
ber  förünberin  unb  erftcn  ^^Ibtiffin  oou  Ailingen, 
Xob  aud)  aur  Sorftcberin  Don  biejer  51btci  motzte 
(ettun  750).  ©onft  ift  über  fie  nid^tS  befonnt,  ba 
e§  feine  alte  fiebcuSbefd^reibung  Don  i^r  gibt.  Sb"^ 
Sob,  ber,  xoxt  ©tamminger  bartbut,  aiemlid^  ftd;er 
mäi  i^ioba'S  ^eimgang  (^eft.  780)  fäüt,  mirb  auf 


baS  3a]^  790  ober  f)>dter  Mrlegt.  3^  (Snib  ip 
unbefannt,  il^  Sult  alt ;  boS  tömifcbe  V^mt» 
logium,  ebenfo  baS  englifc^e  unb  bieScnd^tösK^ 
ffalenber,  gebenfen  ibrer  am  15.  Gdobrr  (o^ 
(Sterbetag?),  anbere  am  27.  ober  28.  Scplaia. 
(Sgl.  AA.  SS.  BoU.  Oct  VU,  1,  59  a^.; 
SRcttberg,  ffird^gefcb.  ^eutfd^lonbS  Ö,  6öeact. 
1848,  334 ff.;  @tammtnger,  Franconiisum 
I,  SBüraburg  1881,  379  ff. ;  !Ben.  Stengde,  l6 
el^emal.  t^rauenllofier  iti|itiQen  a.  91,  in  Si^ 
badber  ffalenber  1 898, 94  %)  [8.  ^mIingO.&B.l 

%t^tVBai^  im  9[.  £.  a.  (nrr )  1.  ber  neuste  Soll 
38maelS  (®en.  25,  15.  1  %ax.  1,  30);  1  « 
92atbinaerfamüie  (f.  b.  ^rt.  (Sktbaon),  na4  4ns 
@tammdoter  fo  geimnnt  (1  ßSbr.  2,  53. 2  Cftc 
7, 55).  —  b.  (5«vO  '^flwe  eine§  acobif^ciSai^ 
ftrid^eS  mie  bcS  ibn  ben^obnenben  Sebuimpo» 
med,  in  ber  ^ö^e  beS  olauttifcben  SiRcftite 
(3ob6, 19.  3er.  25,  23).  [«(mfaL] 

S9^»ait  ( -ixi/r) ,  im  9.  X.  a.  ^Ifiee^ 
name:  1.  ber  @o^n  Slipl^',  bed  (SrpgAoran 
gfau'S  (®en.  36,  11.  1  ^r.  1,  36);  2L  ö 
fpüterer  Cbomiterfürft  (®en.  36,  15.  42.  1^ 
1,  53).  —  b.  Ortsname:  eine  ebomüifibe Sitifc 
(IBar.  3,  22.  23.  ^moS  1,  12),  toeU^bn^Mt 
barin  mobnenben  nieifen  9R&nner  beru^  w 
(3er.  49,  7.  20) ;  fte  lag  im  !Rotben  Don  On 
(Lag.  Onom.  n.  260,  95).  [flouldL] 

%t^tvAfÜM^  ber  SRonopb^fü,  f.  «gnoäa  L 
343. 

t^eoftatb  (ZbtetboIbuS,  Siebolbufi,  Iftet. 
Sl^ibaub  2C.),  ber  biw  Siiiftebler  mtb  {pdtsfr 
malbulenfer,  erblidte  bad  Su^t  ber  SBett  p  f» 
t)inS  (Provinnm  castrum)  in  bei  (Snüift 
Sbotnpagne,  in  ber  2)iöcefe  @enS,  mabtf4nflM 
im  3.  1033.  Sr  entftammte  einem  Dotnc^ 
gröflid^n  @efd^Ied^te,  meld^ed  bem  ber  Soja 
Don  Sb^ntp<igne  t)emHinbt  mar.  3«  \p» 
reifenben  ^Iter  fa|te  Sbeobolb  eine  Betete 
SBorUebe  für  baS  Sremüenleben ;  bod(  netj^wi 
er  feinen  ßltem,  %mu(f  unb  äBüla,  Dim  *> 
d^cn  er  SBiberfprud^  befürchtete ,  feinen  Sonl 
unb  aog  nur  SBalter,  einen  Stitter  auf  bec  Ob* 
gebung  feines  SaterS,  in'S  Sertrouen.  Hb  ^ 
fanb  er  einen  treuen  (SeftnttungSgenofres  ^^ 
beftönbigen  SebenSgefäbrten.  Serbe  maiMaitii 
eine  günftige  ®elegenbeit,  fidb  unauffoligM 
^roDinS  au  entfernen ;  fie  fanben  biefeUxiaS- 
1054,  als  au  9{eimS  gro^  »ittaJMerTHtlte 
ftattfanben.  3n  Segleitung  a^oeier  Sa|fnÄ^ 
ritten  bie  beiben  t^reunbe  nadb  XeimS.  cstfiip 
bort  bie  2)ieiter  unb  festen,  obne  an  ben  %Bt^ 
Iid()feiten  tbeilgenommen  aubaben,  allein  ba  Ski 
au  |$u|  fort.  UntermegS  oertoufd^ten  fk  i|rr  i» 
ncbme  jf leibung  mit  ben  Sumpen  aioeier  SdflcL 
9Mdf|  einem  furaen  ^ufentbaUe  in  ber  6iaü4^ 
gbinp,  au  ©uff^  0«^  ©US9)  in  ben  ÄrtWÄ 
ber  Don  ben  ölteftcn  Siiograpbien  asKiriiütttf' 
möbnt,  aber  burd^  örtli^e  S^enfmäler  nd  ifv 
bitionen  fidler  gefteBt  ift ,  manberten  |ie  wm 
na6)  $ittingen  (Pintingum,  ^ute  $dtiiis0'' 


1501 


S^eobalb,  ber  H 


1502 


natm  fimtn  S)Dtfe  no^e  bei  3Rtx)ii  im  ®ro^- 
^cTjogtbum  Suscmbttrg,  bamotö  jum  SiSt^ume 
ixiix  ac^örig.  Sott  bauten  Je  fic^  in  einem 
SBalbelpOittn  unb  blieben  bofelbft  über  ein  3abr. 
%m  %a%t  Drrbienten  fte  pd^  burd^  ibrer  ^nbe 
Vxbcit  bcn  notbt^tnbigften  SebenSunterbalt,  toöb- 
smb  pc  bie  Stockt  gto^entbeilS  im  Sebete  5U- 
bio4)tcn.  Son  ^ettinoen  oufi  mad^teu  fte  barfuß 
rhu  SaUfobrt  mä^  Som))ofteIa  ({.  b.  %[rt.)  in 
Cpoirien.  9{a(^  bet  Kfldfebr  in'd  Xrieret  Sonb 
erbicit  äb^obolb  ben  Sefucb  fcineS  fßa\M,  Der- 
fo0tc  p(!b  aber  and  ^bfbbtung  {eben  S^erfe^r  mit 
tbm.  2)afi  nd(!^fte  3iet  ber  SBanbcrung  Xb'o- 
telb#  unb  SBalterd  mx  9iom.  9uf  bem  Stöd- 
veg^  enoacbte  in  ibnen  bo§  Serlangen,  aud}  nod^ 
ben  brüten  gro^n  2Bafifabrt8ort  ber  Sbnftenbeit, 
dcnijalem,  ^u  befud}en :  in  biefcr  9lb(ic^t  lenlten 

iie  ibre  Sd^ntte  gegen  9}enebig,  mo  {ie  fid^  einju« 
cbiffen  gebacken.  Stt  fte  aber  bei  Salanigo  in 
ber  Dibcefe  IBicenja  ongelnngt  maren,  Derfagten 
Salter  bie  Ihöfte  )ur  SBeiterreife.  S^eobalb  gab 
bober  ben  ^lan,  baS  f^tüxqt  Sanb  ju  befucben, 
auf  nnb  tniUigte  ein,  fid}  mit  SBaltcr  in  ber  SBilb- 
niB  tu)tt  &olanigo  bauemb  nieberjulaffen.  ^ier 
crrfii^it  bie  Strenge  feined  aScetifd^en  SebenS 
nnb  bie  SaSfd^dlung  feinet  ©eifteS  Don  aUtm 
3rbif(ben  brn  Ig^öbepunft.  9{ad^  gmeijiäbrigem 
^nufentbalte  )u  Salanigo  ftarb  SBalter ;  um  £J^o- 
balb  aber  fammelte  fi^,  angejogen  burd(i  feinen 
bcUigen  ScbenSUKmbel,  eine  fleine  Sd^aar  f^til!^ 
bcgieriget  junger,  tmb  ber  93ifd^of  Stnbicberiud 
iwn  Stcenja  fal^  {td^  tucgen  beS  bolzen  iBerbienfteS 
ZVobalbfi  oeranla^t,  ibm  bie  f^tilx^t  $riefter> 
meibe  }tt  ertbeUen.  3u  ©alonigo  empfing  2:^eo- 
balb  jnm  ixotxttn  ÜRale  ben  SBcjud^  {eined  SaterS 
unb  oermieb  bie|mal  nid^t  bcn  3}ertebr  mit  i^m. 
9i(bt  lange  barauf  mad^tc  ficb  @rof  Arnulf  gu 
finrm  neuen  Sefud^e  feined  @obned  auf,  bie^mal 
in  iDegleitung  feiner  ®attin  unb  eined  goblreic^en 
(BejolgeS.  &tD%  n)ar  bie  greube  bed  SBieber« 
lebend,  namentlid^  für  bie  SItutter,  bie  Sb^obalb 
feit  feiner  Sbreife  Don  $roDin8  ni(^t  mebr  gefeben 
bette ;  fte  tooUte  ftd^  ni^t  mebr  uon  x\)xtm  @obne 
trennen  unb  führte  fortab  unter  feiner  Seitung  ein 
gottfelige«  £eben.  S^ren  ®atten  riefen  ©efd^öfte 
na(b  9ronfreid|  gurüd.  2)ie  bieten  IBu^übungen 
botten  Sb<obalb8  tt'öxptx  Dorjeüig  gefd^tt)äd^t ;  ed 
befiel  ibn  eine  fcbleid^enbe  firanfbeit,  totlä^t  ifjin 
«14  )metifibngnn  ftrantenlager  auS-biefem  Ceben 
binQ)eg;nabm,  gtofilf  3a^re  nai^bem  er  fein  SSater» 
Umb  Detloffcn  batte.  S)rei  biefer  3abre  batte  er  auf 
Banbetungen  tmb  SBaDfal^rten,  neun  in  ber  @in- 

tfeit  )ttgcbTad)t.  Sr  ftarb  an  einem  grcitag, 
80.  3uni  1066.  SBor  feinem  3:obe  b^tte  er 
B0db  feine  ÜRutter  unb  feine  geiftltd^en  ©i^bne  bem 
Cmnalbuloifcrabte  $etru8  Don  93angabice,  einer 
feiner  Cinftebelei  nabe  gelegenen  ^btei,  anem- 
^fo^ten,  Don  bem  er  in  bemfelbcn  3al)re  bad  bei- 
itge  Orben^ritib  empfangen  b^tte  unb  ber  einige 
S^b^e  fpater  feine  99iogrop^le  fd^rieb.  3Qbltcid)e 
not  rnib  nod^  feinem  £obe  getoirfte  SBunber  merbcn 


Dom  b(-  S^eobalb  berid^tet,  tl^eilneife  Don  red^t 
glaubmürbigen  Saugen.  Sie  erfte  Stubejiätte  fei- 
ner irbifd^en  Uebenefte  toar  bie  bei  ber  Sinftebelei 
gelegene  JfapeUe.  SBon  bort  entfübrtcn  fie  bie 
Sicentiner  unb  brad^ten  fte  in  bie  Satbebrale  Doit 
SBicenaa  (DgL  MabiUon,  AA.  SS.  Ord.  8.  Ben. 
saeo.  VI,  2,  Paris.  1701,  169  sqq.,  uttb  bad 
Offic.  propr.  Don  Sicenja  )um  3.  3uli).  93on 
Sicenga  tourben  bie  Reliquien  aber  fd(|on  balb 
nacbb^t  in  bie  ^btei  Don  ißangabice  Qe^t  ba^ 
@täbtd^en  Sa  )8abia)  übertrageiu  S)er  Sene- 
bictinerabt  Smulf,  ein  Sruber  beS  ^eiligen,  er- 
bielt  Dom  W)it  ißetruS  Don  Sangabice  einen  bc> 
beutenben  X^zxl  ber  Steliquien  gum  ©efd^enf  unb 
brod^te  biefelben  in  feine  Sbteien  Sainte-Solombe- 
Ied-@enS  unb  SagnQ  in  ber  Sanbfd^ft  3}rie  in 
Sfranfreid^  (Mabiilon  ib.  175  sqq.;  [Bouquet,] 
Ber.  OaU.  et  Franc.  Scriptt.  XU  [1781],  289, 
unb  Offic.  propr.  Don  ^utun  gum  1.  3uli),  ber 
^aupttbeil  Derblieb  inbeffen  ju  Sa  93abia  unb  mirb 
nod^  l^eute  baf  elbft  aujbemabrt  (üghelli,  ItaL  sacr. 
Y,  2.  ed.,  Venet  1720,  1039,  unb  SBeic^erbing^ 
3)er  bl.  £b<obalb  Don  ^roDinS . . .  OueDenmagigcr 
^Beitrag  gur  Su^emburger  Segenbar-SBiograpbi^* 
Suiemburg  1879,  98  ff.).  2)ie  Sleliqttien  Dou 
@t.  Solombe  (amen  1792  in  bcn  Seftb  ber  Sa- 
tbebrale  Don  @enS ;  bieienigen  Don  SaguQ  beftnben 
fid^  in  ber  nabe  gelegenen  ftirc^e  Saint-Sb^^^ut- 
bcd-lBigned.  S)ie  le||te  9leDifu)n  berfelben  gefd^ab 
1854  burd^  ben  Sifd^of  oon  SReaus;  Heinere 
^rtifel  ber  Sleliquien  mitrben  bei  biefer  ©elcgen- 
beit  an  mebrere  ffird^en  Dertbeilt  (SBeid^erbing 
97  ff.),  giacbbem  ipapft  «leiaitber  n.  (1061  bis 
1073)  —  nicbt  «lejanber  nL,  »ie  aRabiUon  unb 
nad^  ibm  Diele  Rubere  angeben  —  in  feierlid^er 
ßrfläntng  ben  öffentlid^en  Sult  beS  bl*  tf^tobaib 
geftattet  batte  (Migne,  PP.  lat.  CXLVI,  1413), 
itobin  bie  Screening  bedfel6en  einen  fd^neÜen  9uf  > 
fd^mung  unb  Derbreitete  jtd^  befonberd  in  3talieit, 
granfreid^,  IBelgten  unb  Sujemburg.  Stele  Stdbte 
unb  Korporationen  möblten  ibn  )um  ^trone; 
namentltd^  fei  erteöbnt,  ba^  er  ber  @d^u(beilige 
ber  Stb^Ux  in  f^franfreid^  unb  Italien  ift,  unb  be|- 
balb  erblidte  aud^  ber  reDolutionöre  ®ebeimbunb 
ber  Sarbonari  (f.  b.  ^rt.)  in  ibm  feinen  Scbu^- 
patron.  3ubob^t9erä^mtbeit  gelangten  im  Mittel- 
alter einige  fogen.  „^J^toialtvLibxnnnm*' ,  fo  bei 
$roDin8,  Sbinb  unb  SRontaigu,  mo  Diele  fromme 
(gläubige  in  ibren  92ötben  unb  ffronf^eiten  beim 
bl.  X^toMb  ^ilfe  fud^ten  unb  fanben.  9luf  alten 
Silbern  ift  ber  bl.  %^ohaih  balb  ald  9Htter,  balb 
als  einpebler  ober  ^riefter  bargefieüt.  ©ein  S^ft 
mirb  nod^  b^ute  in  manchen  S)iöcefen,  nidjt 
flberaH  am  nömlid^en  Zage,  tircblid^  begangen; 
bog  römifd^e  9Rartt)rologium  be}eid^net  ben  1. 3uli. 
S)ie  oltefte  SebenSbefd^reibung  3:ba>i»atbd  ift  l>te 
fd^on  ermöbnte  Dom  ^bte  !ßetruS  Don  Saitgabice, 
Derbffentlt(bt  Don  Snabillon  (1.  0. 156  sqq.);  bie 
Don  ^enfd;en  in  ben  AA.  SS.  Bell.  Jtin.  Y, 
592  sqq.  et  596  sqq.  ebirten  reprdfentiren  lebig- 
lid^  Ueberarbeitungen  berfelben.    SS  ift  iebo^ 


1508 


H^eobclinbe  —  Il^eobicee. 


1504 


^EOül^rfd^einltd^,  bo^  au^  f^on  bie  t)on  ÜRabillon 
bcnujjten  OTanufcripte  3nterj)oIationcn  gu  ber  ur- 
flnräitglUl^en  gfaflung  ber  Vita  8.  Theob.  beS  9l6te9 
Petrus  ent^tetu    [9R.  ü.  (Sid^enborff  0.  S.  B.] 

itt^Mwbt^  f.  £ongoborben  vn,  1404  ff. 

^De#keri4,  f.  Z^oboric^. 

l^tphUit  (Don  Oeo;  unb  otx72)  l^ei^t  feit  Setbnt} 
bie  Slet^tfertigung  0otted  »egen  bet  in  ber  SSBelt 
befte^beti  UimoUfommen^iten,  Uebel  unb  Safter. 
9<9lc  (l  b.  Vit)  ^e  bem  bamoligcn  3eitgeift 
entfprec^enb  in  feinem  Dictionnaire  boS  mora« 
fif<^  unb  p^fd^  ttebel  mit  ber  ®ate  unb  SBor- 
fe^ttng  (Botted  für  untieretnbar  erflört ;  bie  btS- 
^etige  t^ologtfil^fc^olafttfc^  Se^re  bom  Uebet 
unb  Sdjen  gebe  feine  flntmort  auf  bie  ^xa^t,  ob 
beim  ^tt  ni^t  eine  9Be(t  ^e  fti^affen  fönnen, 
tu  mldfti  Vit  SRongel  ber  gegentoörtigen  Sßelt 
eine  Unrndglic^feü  wdxtxL  3)er  ÜRanid^öiSmuS 
fei  noä^  mäfi  genügenb  miberlegt.  ^te  ffonigtn 
Bep^it  S^oxfotte  ton  ^reu^en  mar  burd^  bie 
Secture  bte^9rtifel  in  3n>eifel  geratl^en  unb  ber- 
anlaste  Seibni)  (f.  b.  9rt)  gu  einer  iBert^eibi« 
gong  ber  göttlid^en  ®ute  unb  f^rei^eit.  S)a§ 
2Bcx!  eri^ien  gu  Smfterbam  1710  unter  bem 
%x!td  Essais  de  Theodicee  sur  la  honte  de 
Dien,  la  liberte  de  Thoinroe  et  Torigine  du 
mal;  eine  lateinifd^  Ueberfe^ung  erfc^ien  gu 
gfconffurt  1719;  unter  ben  beutfc^en  ift  bie  be- 
famitefle  bie  Don  (Sottft^eb  Derfa^te:  ^.  (äottfrieb 
3BtI^m8,  Sfreil^erm  Don  Setbnij^,  Zb^obicee,  b.  i. 
aSerfuc^  Don  ber  ®üte  ®otte8,  ffrei^eit  beS  9Jlen- 
f<^  unb  Dom  Urfprunge  beS  ^öfen,  ^annoDer 
u.  Seit^gig  1763.  2)ie  Söfung  beS  ^roblemg  roirb 
Dom  @tanbpunfte  beS  Optimismus  (f.  b.  ^rt.) 
<M  Derfudjt.  2)er  Vorgang  ficibnig'  reigte  um  fo 
me^r  gur  S^a^ol^mung  unb  So^f^^^^ng,  oIS  biefer 
@tanbpunft  fe^r  anfed^tbar  unb  bie  religiöfe  Seite 
DidenÖebenfen  auSgefe^t  mar  (Dgl.  SEBemer,  t^rang 
@uareg  unb  bie  ©d^olaftif  ber  legten  Sal^r^un* 
berte  1 ,  9iegenSburg  1861 ,  545  ff. ,  mo  aud^ 
^ladt^i  Sl^eobicee  befprod^en  unb  bie  £l^cobicee 
C;io§mini.eerbatr8  [f.  b.  5Irt]  onal^firt  mirb). 
$on  beutf^  Serfaffem  feien  genannt:  SoIguQ 
{Xxt  göttltdtie  ®äte  gered^tfertigt ,  beutfd^  Don 
(^ber^orb,  Seipg.  1782),  2Bcrbermann  (9icuer  SSer- 
fmftgurlieobicee,  8eipg.  1784—1797,  3  %^t.), 
ftinboDQter  (Sfcptifd^e  Dialogen  über  btc  ^or« 
tbeile  ber  Sdben  u.  f.  m.,  Seipg.  1788),  SBctS^aupt 
«llpologie  beS  SRi^DergnügenS  unb  be§  Uebefö, 
^(egcnSburg  1790),  Greu^er  (Leibnitii  doctrina 
^  nrnndo  optimo,  Lipsiae  1795),  ^e^benreid^ 
<1?iiloiopl)ie  über  boö  fieiben  ber  HKcnf^^eit,  Seip» 
V^»  1797-1799,  3  a^e.),  SBagner  (Il^eoblcee, 
^itberg  1810) ,  SBenebict  (Theodicaea  quam 
jtiY^»ntuti  lit.  sind,  scripsit  etc.,  Annaburg. 
:$:i:2v,  Aopp  (g^rifhiS  unb  bie  9BeItgcfd^id)te 
UL  f.  »^  ^rucftftüde  einer  Sl^eobicee,  ^eibclbcrg 
l>'i->^ .  ¥lakfce  (®a8  SBöfe  im  einflong  mit  ber 
:ll?€L^>rt^mmgtt.f.».,8eipgig  1827),  g}oigt(Ucber 
i^ctiüeir  mh  »ot^menbigfeit ,  Seipgig  1828), 
>riujjwt  \}l^xt  ba«  SSer^ältni^  ber  S^eobicee  gur 


fpecuIoüDen  ffoSmotogie,  ®reifSmotbe  [Samberg] 
1836),  ©igmart  (S)a9  Problem  beS  SBdfen  ober 
ber  l^eobicee,  lübingen  1840),  tS.  D.  ©c^ben 
(S^eobicee,  eine  Steige  Don  2)ta(ogen,  ftarldru^ 
u.  gfreiburg  1842),  fteppler  (S)aS  Problem  beS 
Seibend  in  ber  9RoraI,  gfreiburg  1894).  SSeü 
biefe  grage  aber  im  S^ifoinmen^ange  mit  ber 
gangen  SSeltauffaffung  fte^t  unb  eine  befonbere 
©c^mterigfeit  für  ben  S^etSmuS  (f.  b.  «rt.)  bilbet, 
fo  fam  man  me^  unb  mel^  Don  biefer  fpecirüen 
Sel^nblung  ab  unb  fuc^te  fie  burc^  eine  meitere 
gfa^ung  bed  teleologtfd^en  unb  moralifc^en  ®otte8« 
bcmeifeS  Don  aDgemeineren  ©epc^tspunften  ottB 
gu  beantmorten  (f.  gid^te,  3)te  tbeiftifd^e  Selt- 
anfid^t  unb  il^re  9ered(|tigung ,  Seipgig  1873, 
211  ff.).  SRan  betrachtete  bemgemäg  bie  X^to- 
btcee  neben  ber  jfodmologie  unb  9(ntbropologie 
als  einen  befonbem  Xb^il  ber  9Retap^9fif  (©rim« 
mid^,  fiebrbud^  ber  tl^eoretifc^en  fß^ttofopi^ie  auf 
t^omiftif^r  (»runblage,  greiburg  1893, 486  fl.) 
ober  be^nte  fie  auf  baS  gange  @ebiet  ber  natür- 
lid^en  Zb^ologie  au3  (Wäret,  Sj^rifttii^e  S^eo* 
btcce  ober  SBergleid^ung  beS  d^riftlid^en  unb  ratio* 
naliftifd^en  Segri^eS  Don  ®ott,  beutf4  Don 
Dif (Ringer,  SKaing  1845 ;  ®ratn^,  lieber  bie  6r» 
lenntni^  @otteS,  beutfc^  Don  ^fa^ler  I,  Stegen^' 
bürg  1858  [mo  @.  53—424  eine  Ueberfid^it  über 
bie  ®efc^i(^te  ber  Sl^eobicee  Don  !ß(ato  bi§  Selb- 
nig  gegeben  mirb];  @utberlet,  S>ie  Zl^eobicee, 
3.  Slufl,  SWünfter  1897).  a)amit  ift  fd^on  gegeigt, 
ba|  bie  Sldeobicee  nur  für  ben  ®Iauben  an  einen 
perfönlid^en  (Sott,  ben  Schöpfer  unb  Setter  bei 
fficlt,  Don  »ebeuttmg  ijl.  SBer  mie  öume  (f.  b. 
91rt.)  bie  UnmögKd^feit,  bie  metap^Q^fd^e  @ül- 
tigfeit  beS  SaufalitfttSgefe^eS  noc^gumcifen ,  be* 
bauptet  ober  mie  jfont  (f.  b.  9rt.)  tbeorctifd^  bie 
Xranjcenbeng  läugnet,  nuig  bie  S^eobicee  jür  De^ 
fel^It  betrad^ten.  ^^r  fonnte  ffant  ,,  lieber  bie 
SSergeblid^feit  oDer  biSl^erigen  SBerfud^  einer  fpecu* 
lattDen  X^eobicee''  fd^reiben.  ^ie  bad  ^ett^um 
tief  aufregenbe  fjrage:  ^JBJo^er  baS  9Jöfe  (UebcI)?" 
bcmeiSt  bie  ®runbübergeugtmg  ber  9Renf4b(ü, 
bog  baS  IBöfe  tttoa%  92idQitfcinfoUenbed  ift  unb  mit 
{ebem  ®Iauben  an  ®ott  in  Sonflict  fommt.  Selbft 
ber  Pantheismus  fann  i^r  nid^t  gang  auSmeid^, 
meil  ber  abfolute  Optimismus  unb  ^ßeiftmiSmuS 
mit  ber  tägüd^en  ßrfabnmg  gu  fe^r  im  SBiber* 
fprud}e  fielen  unb  ber  begriff  beS  mit  ber  Seit 
ibentifd^en  ^bfoluten  bie  SnbiDibiuition  aii-> 
fd)lie^t.  2)ie  IBerflüd^tigimg  ber  ftd^tbaren  SBett 
mit  ibren  UnDoHIommeubciten  unb  Seiben  in  einen 
abfoluten  SbealtSmuS  unb  SpirituatiSmnS  (f. 
b.  9lrtt.),  mie  er  fic^  fd^on  bei  ben  inbif<^  $biIo« 
fopben  finbet,  ift  aber  ebenfo  SKujion  unb  %än» 
fd)ung  als  ber  bubbbiftijd^e  ^JftmtSmuS.  ber  auf 
lebe  tbeoreti)(^e  Söfung  Dergid^tet  unb  bie  Qx» 
töfung  in  bie  Crfenntnife  ber  Setben  unb  bie  pro!« 
tif dje  gntfagung  oerlegt.  SBeiter  fü^  ber  iranifcbe 
5)ualiSmuS  (f.  b.  9lrt.),  melier,  um  bo«  Söfe 
Don  ©Ott  fem  gu  l^alten,  ein  emigeSböfe§$rtncip 
annimmt;  baSfelbc  ift  Urbeber  afleS  SJdfen  unb 


1505 


Xl^fObicee. 


1509 


iSkpm  brt  gvlm  iRoiM,  ttitb  oBer  ton  biefem  nnb 
bcn  mit  ^m  tsittcnben  guten  Oeifient  itnb  9Ren« 
f4M  nte^t  unb  tne^r  jutfitfgebtdngt  rnib  am  Snb« 
^iiriildl  mit  bcn  Sdfni  ucmid^tet,  n^ä^tenb  bcn 
^üttta  bic  ODige  ecligleit  ju  X^ü  toirb.  «ud^ 
bei  bcn  9e0Hitem  finbct  fU^  ein  Qem8|igtcr  2)ua- 
liSmni  nnb  gmtg  oefonbeti  boS  ®etfal(|t  na^  bcn 
fBirfni,  mobntA  bic  Suftgleiil^ng  in'8  3en{eitS 
»edegl  ifl.  IDic  (Briefen  unb  9Umer  ftel^,  toenn 
man  inmi  bm  f)iSteten  SRyftirien  abfiel^,  mit  i^trm 
liDmintaibcn  eottcftbegritf  unb  i^  Sb^tl^ologie 
ttf{ct.  9At  ^imiftifd^  Surit  (X^ogniS)  Der« 
iwiftftt  on  ber  (Slecnj^tigfeit.  SBemge  (6oIon) 
tdminlcn  Spnien  bcr  göttlid^cn  ßcred^gfeit  on 
nnb  ffi^I^cn  )nctjt  bad  $tobIem  bcr  Xl^obicec. 
«rfl  bie  Zxogifec  ^ben  boS  SlStl^el  be«  Seibenl 
|a  lAfen  gcfu(^.  Sei  $Iato  bietet  bie  emige, 
mibecftarebcnbe  SRaterie  einen  oft  »iebetl^olten 
«nmb  fftr  We  Söfung  bc8  SRätMelS^  ukll^renb 
Vriftotrldl  mtf  bie  Sorfel^ung  oerjid^et  unb  boft 
ienicttige  iwA  ber  Geelc  unberührt  ia|t.  S)er 
etoicümus  q.  b.  «rt.  €toifd^e  SRoroO  fiui^te  bie 
erde  bttri^  me  VpaÜj/ii  gegen  boft  Uebet  abju» 
fturnnfm  nnb  in  bem  Seben  nad^  ber  9latur,  in 
ber  Xugenb  boS  9dfe  unb  boS  Uebel  ]u  Aber» 
minbcn.  S)o4  lenfte  er  mid^  bie  Slltfe  auf  ben 
2ob  nnb  bie  ^emige  Stul^''.  Seneco  xm  bie 
^aäfi  (8otte0  fül^  (causam  deorum  agere), 
inbem  er  do  ]n:ovideiitia  s.  qnare  bonis  riris 
»ala  aoddant,  cum  sit  pro^entia,  ein  Sud^ 
I4rdbt  {ß^o  (f.  b.  9rt)  Mtl^eibigt  im  Qleifte 
ber  Oibcl  mie  in  bem  ber  pMonifd^  ®ottelK- 
bemeifie  nnb  ber  ll^bicee  in  ben  „®efej^'  ben 
Cnaubctt  an  (Hott  gegen  bie  tdtl^eifien,  $019- 
tbeißm«  bic  ^luralißen  (aßettenoie^it)  unb  gäta- 
li^.  S)er  orientalifd^  2)uaH8mufl  unb  bie  pla« 
lontM^  $^fo))]^ie  baben  |ufommengemir(t,  um 
im  wioftidimn«  (f.  0. 9rt)  nod^mali^  ben  Ser» 
fu4,  bie  ^Koge  nad^  bem  IBdfen  )u  beantu>orten, 
mif  tfoei  dnonbcr  ttiberftrcitenben  ^rindpien  ju 
bcgntaben«  Vud^  biefer  Serfud^  ,mu|te  fel^I« 
l4lIogen,  biente  aber  bod^  ben  @Uubigen  tMiu, 
bie  Sntmort  ber  Offenbarung  genouer  ju  untere 
fud^en  rXertuaian,  ärenduft).  9iad^  biefer  ift  alles, 
mos  mm  gef^affen  ^,  gut.  S)a§  »öfe  l^at  olfo 
fffine  1e(b|tftnbige  (Ssifieng,  f  onbem  ift  ein  Sccibend, 
eine  privatio,  bie  nur  in  SegieJ^ung  jum  ®uten 
in  oerßcl^  iff.  Sft  ift  burd^  ben  aR{§broud^  be8 
ticiin  SBillenS  in  bie  SBeU  gelommen  unb  mirlt 
in  bcr  (Erbfunbe  meiter.  ®ott  lieg  eS  gu,  oeil  bie 
Brei^  ein  bfibetefi  «ut  ift  unb  jd^Ueglid^  bod^ 
ou4  bofi  Sdfe  im  $Iane  ber  göttlid^en  Sorfel^ung 
ben  U^cn  ^rneden  bienen  mug.  S>er  aRi|broui$ 
bei  fccien  SBiSend  ^t  aud^  bie  Stellung  bed  SRen^ 
|(ben  |ur  natur  »erdnbert.  äBenn  man  aud^  ben 
.gfluHber  Jlatur-'  (®en.  8, 17  ff.  8WJm.  8, 19ff.) 
ni4ift  bu4f)dbli4  gu  nel^men  imb  nic^t  mit  Dielen 
«dtrm  „SDom  nnb  SHfteln''  ouf  bie  Sfinbe  gu* 
rflif|nf ü^  ^,  f 0  Vttte  bod|  nad^  ber  urfimtng- 
lid^  SefHmmung  be«  ailenfd^en  fein  Serl^ältnig 
gur  %a!nr  eine  freunblid|ere  ®eftalt  ongenommen 

tirdtcatcsieDn.  XL  2.  Uufl. 


olSiej^t.  3nbe|  ermeifit  fid^  ber  Otenfd^  Qud(  ie|t 
nod^  QU  fymx  Aber  bie  Statur  unb  il^  Prafte» 
ftbfolut  DoUtommen  lann  \a  bie  SBelt  flber(au)>t 
nie  fein,  benn  fie  ift  ein  SSBerf  be0  freien  gbttlii^ 
SBiOenS  unb  trigt  non  9faitur  ouft  bcn  Sb^itafter 
beft  Snblid^  unb  S^efd^rfinften  an  ^,  tfyM  ha% 
man  mit  alten  unb  neuen  ^^ilofopbcn  ($Iato, 
6eneca,  ^ermogeneft,  SoOaire,  Stuart  WH, 
So||e)  in  ber  9Raterie  ein  bem  Ißlone  be9  Sd^pfexft 
»iberfirebenbefi  SRtttet  ongune^men  nötbig  b^ttt 
gfreilit^,  fo  lange  man  nur  geitlid^  &iM  wA 
Ungßd  betradSftet,  fällt  eS  fd^toer,  bie  SBege  bcr 
gbttlid^  IBorfebung  gu  ertennen  unb  ®ott  in 
Vttem  gtt  rechtfertigen.  9e  mel^  im  Wien  Xeflo« 
ment  irbifd^  SBo^Iergel^en  unb  gcitlid^  Sefi| 
l^orge^oben,  bafi  äenfeitd  unb  bie  Un^erb* 
lu^leit  gurädfgefidlt,  )e  mel^  bie  (iingelnen  mit 
fi^rem  äBol^I  unb  V&ä^t  ](|intcr  bem  fßoU  ott 
®aiuem  l^tntangefe|t  mürben,  befio  greOer  mugle 
bafi  ÜRilberbältnil  gmifdfien  Zugenb  unb  WM, 
gttifd^n  Sünbe  unb  Strafe  erfc^en.  hierin 
beftanb  fär  bie  9Uten  bas  aergemi^  bcr  8or» 
fd^ung,  unb  boSfelbc  gu  befeitigen  ober  menigftml 
gu  milbem,  mar  baS  Seftreben  ber  erften  Serfud^e 
einer  Xl^bicee.  3n  ben  ^folmen  (86. 48.  72. 
189)  ift  nod^  bcr  ®Iaube  ouSgefttroc^,  ba|  boS 
&&d  bed  Sbfen  ein  Cnbe  mit  Sd^tedTen  nimmt, 
möl^renb  bcr  fromme  nid^  boucmb  unglfldQid^ 
fein,  ber  Verfolgte  unb  Seibenbc  gule|t  über  feine 
Sfeinbe  triunM>l^imi  unb  non  ®ott  erUdt  meriwn 
wirb  (ogl.  3er.  12,  1  ff.  ^ab.  1,  1  ff.).  SJet 
Serfaffer  be«  IBud^S  9ob  bmt^igt  ^  mit  bem 
guten  SuSaang  bed  SeibenB  nid^t  mel^,  oud^  f  d^einl 
i^m  bad  Seiben  ol9  Strafe  be8  SflnberS,  olfi 
Säd^tigungfi-  unb  SäuterungSmittel  gu  fc^mer  wA 
angemein ;  er  fagt  t>ielmebr  bafi  Seiben  alfi  WM 
gur  $rfifung  unb  IBemö^rung,  moburd^  bie  molare 
gfrömmigfeit  erfncobt  unb  bie  S^re  bed  (geredeten 
nnb  ®ottefi  aud^  Dor  bem  (Berid^t  im  äcnfcitfi 
gered^tfertigt  »irb.  Sie  lekte  Sonfequeng  ber  9ufi« 
gleid^ng  in  einem  emigen  Seben  beutet  ber  Serfaffet 
nur  an,  meil  fie  i^m  gegenüber  bem  mit  l^errlid^er 
ffiiebernergeltung  gefrbntcn  Sufigong  befi  Seibenfi 
auf  Stben  gu  ungemi|  unb  unmirffam  crfdftien. 
allgemeiner  erfaßt  bafi  Sud^  ßcdefiafte«  (f.  b.  «rt) 
bofi  SroMem.  inbem  efi  ben  gongen  SSemouf  ott 
eitdlett  bcr  Citelleiten  borfteOt.  Obmol^l  man 
ntd^t  immer  genau  unterfd^iben  fonn,  mofi  ^ier 
Sinmonb  unb  mofi  eigene  SDteinung  if),  fo  ntod^ 
bie  gange  SorfieSung  im  Sccieflaflefi  ood^  bcn 
Cinbrud  einer  gemiffen  Zroß-  nnb  ^ffnnngfi« 
lofigfeit,  meldte  ober  tro|  einer  fel^Ienben  befric» 
bigenben  Söfung  bod^  ben  feßen  (Blouben  befi 
gfrommen  on  (Sott  unb  feine  lBorfe|ung  nid^  gu 
erfi^flttem  nemmg,  mdl^renb  ber  Stoihr  gtoot 
oud^  bofi  Ungifld  befi  ®ered^  olfi  ^be  nnb 
Sduterung  an^ifj/t,  ober  o^ne  ben  Xrofl  befi 
Selbftmorbfi  nid^t  oufifommen  tonn  (Senooa 
1.  0.  6).  2)ie  meffianifi^eu  Hoffnungen  erleud^ 
teten  gmor  bie  bäfiere  9lad^t  befi  «Uten  Sunbefi^ 
aber  bie  lange  Sergögerung  ber  erfOflung  nnk 

48 


1607 


Ueobor  I— n.  —  Il^eobor  %iVLtaxa.' 


1508 


bie  f^nAid^m  Sd^idfattf^Uge  l^otten  ben  @inn 
befi  aSoIIeS  baffir  t)ielfa(^  obgeftumpft  (Stft 
C^rifhifi  ^at  mit  ber  SDlenfc^lperbung^  mit  feinem 
Seiben  unb  Sterben  einerfeitS  ein  9}orbilb,  an- 
beierfeitS  ben  93etDeid  gegeben,  bo^  bem  (Sendeten 
%Ut&  aum  Seften  bient  @o  unerf orf d^bar  aud^  bie 
SBege  ®otted  fein  mögen,  ber  Seibenbe  bat  baS 
Unterpfonb  bed  ^eiligen  (Seifted  unb  toetl,  ba^ 
ein  3eber  nac^  feinen  9Ber!en  belol^nt  n)irb.  Sr  ift 
aber  bereitd  l^ier  fd^on  gludCIid^,  loeil  er  im  (glau- 
ben unb  in  ber  Siebe,  in  ber  ^Bereinigung  mit  (Sott 
ba«  emige  Seben  befi^t.  SBo^l  l^ben  bie  Reiben 
ben  (Sl^riften  t)orgen)orfen,  ba^  il^r  (Sott  fie  nid^t 
t)or  ben  Verfolgungen  f d^ii^en  tonne,  unb  bie  iSfyA' 
ften  unb  ^iben  gemeinfom  treffenben  ^eimfud^un- 
gen  l^ben  aud^  mand^en  (ll^riften  im  Vertrauen 
erfd^fittert,  aber  bie  Hoffnung  auf  bie  j[enf eitige  SBe« 
lol^nung  rid^tete  bie  ^l^ften  toieber  auf  (Cypr.  De 
mortal.  8  sq.).  S)e|^Ib  toax  ed  ben  d^ftlid^en 
Iß^fopl^en  unb  Xb^ologen,  einem  1^1.  Suguftin 
unb  Xl^omaS,  einem  ^etaüiuS,  Xl^omafftn  unb  fo 
Dielen  Ruberen  leidster,  eine  befriebigenbe  Xl^eo- 
bicee  }u  geben.  @ie  brandeten  toeber  mit  ben 
0))timiften  unb  3)eiften  Uebel  unbSdfed  ju  laug« 
nett  ober  ate  notl^toenbigeS  (Slieb  in  ber  (Eaufal- 
fette  bed  UnioerfumS  gu  betrad^ten,  nod^  mit  bem 
$efjimidmu8  bie  troftlofe  !ß]^itofot)]^ie  ber  Snt- 
fagung  ju  ptthx%m,  fonbem  fanben  in  ber  Vor- 
bereitung auf  bad  )ulünftige  Seben,  in  ber  Hoff- 
nung auf  Velol^nung  unb  auf erftel^ung  ben  ftd^em 
Xroft,  meldten  feine  ^^Uofopl^ie  bieten  fann. 
SBobI  bleiben  aud^  l^ier  noc^  (Sel^mniffe  }urüil, 
bie  f d^on  SugufUn  in  ber  Se^re  oon  ber  (Erbfunbe 
unb  $r&beftination  t)ergeben§  )u  entrdtl^feln  fud^te, 
ober  baran  l^at  bie  fatl^olifd^e  Xl^eologie  ftets  feft- 
gel^alten,  ba^  in  teinem  gfaDe  ®ott  gum  Url^eber 
bed  Vöfen  unb  ber  Verbammni^  gemad^t  merben 
tann.  Srft  im  ^rdbeftinatianiSmuS  unb  in  ber 
Säugnung  beS  freien  SßillenS  burd^  bie  {Reforma- 
toren mürben  j[ene  (Sel^imniffe  in  Siberf)>rud^ 
mit  ber  Vernunft  gebrad^t  3ebe  Xl^eobicee,  meldte 
in  ®ott  ben  ®runb  bed  Vöfen  fud^t  unb  ben  SBertl^ 
ber  3Berte  beS  SRenfd^en  für  baS  ienfeitige  Seben 
Derfennt,  fd^eitert  an  ber  raul^en  SBixni($Ieit  bed 
Sebend  unb  an  ber  gefunben  Vernunft.  (Vgl 
Hontheinif  InBtitnt.  Theodicaeae,  Friburg.  Br. 
1898;  @d^an3,  «{lologie  bed  (S^rijtentl^umd  I, 
2.  auji.,  greiburg  1895 ,  87  ff.  887  ff.  400  ff. ; 
<Sud[en,  ^er  ftantpf  um  einen  geiftigen  Sebend- 
inl^alt.  9leue  ©runblegung  einer  SBeltanfd^auung, 
Seipgig  1896, 245  ff. ;  2)erf.,  Sebendanfc^auungen 
ber  großen  S)enler,  2.  SlufL,  Seipgig  1896 ,  62  f. 
151.  282  f.)  [<ß.  ©d^anj.] 

V^eobot  L— n.»  $ä))fte.  Xbeobor  I. 
(642 — 649)  mar  gu  Serufalem  geboren  unb 
iDurbe  am  24.  Ütooember  642  gum  92ad^foIger 
Sobanncd'  IV.  gemöblt.  Seine  ^aupttbütigfeit 
mar  gegen  bie  ^örefte  ber  SRonotl^eleten  (f.  b. 
Vrt.)  gerid^tet,  meldte  bamald  bie  ftird^e  Der- 
toirrte.  (Sx  fyitk  ed  ^ier  befonberd  mit  bem  Ißatri- 
«rd^n  Don  (^nfiantino))eI,  ^ulud,  gu  tl^un,  ber 


nad^  Vertreibung  bed  SRonotl^eleten  ^^rri^ud  in 
unregelmäßiger  SBeife  auf  bm  $atriar<!^enftu^t 
erhoben  morben  mar  unb  ben  ÜRonotbetetidmud 
nid^t  meniger  ald  fein  Vorgänger  begfii^iate. 
(Sleid^  in  bem  erften  3lntmortfd^reiben  an  t^ 
brudte  beßbolb  X^obor  feine  Vermunberungbffi:- 
über  aud,  baß  bie  (Eft^eftd  (f.  Vm,  1802)  )u 
(£onftantino))et  nod^  bffentlid^  angeltet  fei  unb 
biefed  boretifd^e  (Slaubendbefenntniß  fomit  offiäfS 
begfinftigt  erfd^ne.  Valb  f^tk  ber  ^)l  bie 
greube,  ben  Dolriebenen  ^atriaril^n  $9rr^u8  p 
pdb  nad^  Slom  lommen  unb  feine  Srrtbümer  in 
dffentli^er  Verfammlung  bed  (SIerud  unb  VoBcd 
abfd^mören  gu  {e^.  Xb^obor,  ber  fd^on  in  feinem 
erften  an  ben  neuen  %atriar(^en  ^uIuS  genu- 
teten Sd^iben  auf  bie  Unregebnäligteit  l^in- 
gemiefen,mit  meld^er  nad^  Vertreibung  bed  ^n^ul 
guräBieberbefe|ungbed$atriar<!^ftu]^(dgef(4titten 
morben  fei,  erfannte  ie^t  ben  mieber  in  bie  ftir- 
d^engemeinfd^aft  aufgenommenen$Qn^ud  oB  re(^- 
mö|igen  $atrtardi|en  an  unb  ließ  i^m  alle  einem 
fol^  gebübrenben  dfjittn  ermeifen.  9ber  ialb 
^atte  er  ben  Sd^merg,  oon  bef{en  SlüdEfaO  in  bie 
alten  Srrtl^ümer  ^5ren  gu  muffen.  Suf  feiner 
StüdRebr  in  ben  Orient  ^tte  ^^rr^  ^  in  9ia- 
Denna  fc^on  bagu  Derleiten  laffen.  ^eßb<^  tourbe 
er  Don  X^eobor  mieber  escommunicirt.  Sn  bra 
^triard^en  $autud  rid^tete  ber  $a))fi  nadd  bem 
Saläre  646  auf  ben  S&ujM  afrilanifd^er  Vifc^öje 
ein  neued  Sd^reiben,  um  i^n  nod^mald  gut  Vertni- 
bung  ber  ärrlebre  aud  feiner  ffird^  oufguforbenu 
gkmiud  aber  edtftrte  fiq  in  feiner  antmort  ofjen 
für  bie  Seigre  Don  nur  (Sinem  SSiOen  in  Sbrifio 
unb  mürbe  beßbolb  ald  ^üretiftr  Dom  $a)}fte  oi- 
gefe^;  mabrfddeinlid^  um  biefelbe  S^\t  vamtoJx 
biefer  ben  Vif(^of  @te)>^n  Don  2)or  in  $oIäftina 
gum  apoffoltfd^en  Vicar  bafelbft,  um  aa^  bort  bem 
anonotbeletidmudentgegeitgumirfen.  Z^eoborfiatb 
am  14.  3Aai  649.  mä)i  unma^rfd^nli^  ijl  bie 
Snnal^me,  baß  auf  feine  Veranlaff usig  bad  jf loßer 
@.  @aba  gu  SRom  gegruubet  morben  ifi  (Söm. 
Duartalfd^rift  VH  [1893],  89,  «um.  8). 

Xl^eobor  DL,  ein  Xömer  Don(Bebnrt,  miuä)e 
gegen  (Snbe  (angeblid^  im  2>ecembcr)  897  a\i 
Slad^folger  bed  !pa))|ted  Stomanud  auf  ben  Stu^l 
$etri  erhoben.  (St  fud^te  bad  Unred^t,  toeldH 
@te))bün  VL  (al.  Vn.)  gegen  ^f  P  gormofud 
(f.  b.  %tL  IV,  1622  f.)  unb  beffen  %nbänger  Der- 
iSA  l^atte,  mieber  gut  gu  ma^en  unb  bie  Parteien 
gu  Derföbnen.  Xb^obor  regierte  nur  20  Zogt; 
DieOeid^t  mürbe  er,  mie  aud^  ma^rfd^nli^  \an 
Vorgönger,  ermorbet.  (VgL  Jafife,  Beg.  Pontit 
Born.  I,  2.  ed.,  228  aqq.  441 ;  lab.  PontüL,  ed. 
Duchesne  I,  881  sqq. ;  II,  231.)     [Aerfer.] 

t^eober  ^Ibuf ara  (Vater,  b,  L  Vifd^of  oon 
Rara),  gried^ifd^er  St^ologet  unb  $oIemiIer  oul 
ber  gmeiten  ^alfte  bed  8.  Sobr^unbertd ,  toat 
Vifd^of  ber  @tabt  ffara  in  !ßeräa  (nai^  ISnbcrcn 
Don  (Sianbü  in  9Refo{)otamien).  9lad^  ber  liebet- 
fd^rift  einer  feiner  9b^nblungen  (bec  18.;  Migne» 
PP.  gr.  XOIV,  1595)  gu  Witim,  W^  er  gu 


1509 


Xl^eobor  Don  Smafea,  bet  1^1. 


1510 


bm  6<!^Ieni  beS  %  Sol^ned  t>on  SkimatoS 
(f.  b.  flti)  gehört.  Cb  n,  toie  einige  annc^en, 
iu)4  |ttt  Scgienmg^ieit  beS  ^otriard^en  Xl^omoS 
Don  Smifolem  (ca.  807—821)  gelebt  "fyxU,  ift 
imrifcl^ft.  XBenn  eS  nSmlid^  in  bem  Sitel  bet 
»texten  Vb^m^Iung,  toeU^e  bie  Seigre  bed  qQ- 
gemrinmConcitS  ton  ei^Icebon  üertl^eibigt  ^ei|t 
Z^ünuia  ^be  bie  Don  Z^obor  in  orabi{d)er 
€^4^  tmfo|te  unb  oon  ÜRid^ael,  ^rtefter  unb 
Gvncelhtft  bei  Stvcdft  }u  Setufalem,  in'8  ®rie« 
4rif<^  übexfefcte  €d^rift  an  bie  ^öretifer  in  «rtne« 
ntfn  gejonbt  p  ergibt  ^ä^  boroud  nid^t  mit  Sid^er« 
bcU^  boft  bie  €($rift  toirm«  erft  aur  3eä  beS 
genomitcn  Patriarchen  unb  ettoa  auf  be^en  9(n* 
regung  Detfa^t  loorben  ift ;  berfelbe  fonnte  |a  au<i^ 
eine  frä^ere  @4rift«  bie  il^m  fär  feinen  3toed 
(9elc(nmg  ber  SRonop^Qftten)  braud^bar  f^ien, 
fibcrfc|cn  loflen.  SBie  bem  aud^  fei,  feinedfofis 
boxf  man  Xb^obot  Sbufara  nad^  (Sretfd^erS  (f. 
b.  Srt.)  11.  V.  Vorgänge  mit  bem  3Retro))oIiten 
Z^obor  oon  ftarien  wentifiären,  ber  auf  bem 
acbtcn  aOgemeinen  SoncU  (869)  anmefenb  mar, 
olfo  ctmo  ein  bolbed  Sal^rl^unbert  f)>öter  lebte. 
Unter  Xbeobor  Sbufara'S  9iamen  fmb  43  meift 
in  bet  ^orm  Don  2)iaIogen  Derfa^te,  gum  Xb^il 
fcbr  Beine  Sbbanblungen  fiberliefert,  meldte 
nur  Kedbtfertigung  bed  maleren  d^rifiltd^en  @Iau« 
oeitS  gegen  ^retifer,  3uben  unb  Stobammebaner 
geridbtet  finb  (abgebrudtt  beiMigne  1.  o.  XCVII, 
1461— 1610X  2)ogmengefd^icbtIid^  mid^tig  (für 
bit  Sebre  Don  ber  Srandfubfiantiation)  ift  fol« 
grnbe  €tene  aus  ber  22.  Sb^anblung  (Migne 
1554) :  Ponit  Bacerdospanem  super  aanctam 
atüBun,  Buniliter  et  vinum,  et  precante  eo 
precattonem  aanctam  descendit  Spiritns  Sanc- 
tos  in  ea,  qnaepraeposita  sunt,  et  igne  divini* 
tatia  anaa  panem  et  Tinum  in  corpus  et  san- 
gninein  Christi  mutat  (|icTaßd[XXet)  non  minusy 
quam  hepar  cibum  in  corpus  alicujus  ho- 
minia  Semerlendmertb  ift  aud^  bie  (urje,  an- 
fd^inenb  unDollftanbige  Slbbanblung  31,  morin 
tt  gegen  einen  Origeniften  bie  Smigleit  ber  ßöSen- 
flxafen  BcmeiKt.  (Sgl.  bie  Angaben  Don  gfabriciuS 
unb  S.  Matittfi  bei  Migne  1.  c.  1445  sqq.; 
CeiBier»  Bist.  g^n.  des  auteurs  sacr^,  nouv. 
ed.  Xn«  625  es. ;  jfrumbac^er,  @efd^.  ber  b^}. 
fixt,  2.  «nfl.,  aWünd^en  1897,  71.)      [3ed.] 

f^etbot  Don  Slmafea,  ber  "^l,  9Jtar> 
tfm,  aud^  Zpro  (Sero)  kubenannt  (jum^ Unter* 
f^tfb  Don  Xbeobor  bem  @tratelaten  [6  orpaTY)- 
X^cl9nartQrer)u^eractea),foIIfeinen9einamen 
na4  ber  Soborte,  in  ber  er  als  @otbat  biente  (i% 

W  TlJpOVOtOO  TtiC^pATOC  TljpCOV   (Lv<i(iaOTO  [Ni* 

eephor.  GaUisi,  H.E.  10, 12])  erbalten  b^^ben. 
Sie  Scten  aber  fein  SRart^rium  (bei  Surius, 
Vitw  88.  9.  Not.),  beren  ffierfaffer  M  klugen« 
)euge  nennt,  finb  unglaubmurbig,  nadif  XiUemont 
(Manu  V  [1702] ,  869  ss.  732  ss.)  gönalid^ 
iiüerpoliit  3uDerIäfftger  fmb  bie  SRad^ri^ten  in 
ber  Don  Oregor  Don  9t9f[a  am  gefttage  bed  &ei- 
ligen   gebottenen  Sobreoe   (Migne,   PP.  gr. 


XLVI,  741).  Samad^  toar  Xbeobor  im  Orient 
(X^rud  ?)  geboren,  mürbe  rSmifd^er  @olbat  unb 
fam  mit  feiner  Soborte  nad^  $ontu8  in^S  äBinter« 
quartier.  S)a  er  ald  (EfyA^t  fid^  meigerte,  bem  Sbicte 
beS  (SaleriuS  golge  )u  biften,  marb  er  Dor  ben 
@tattbalter  gefubrt,  ber  oen  ftanbbaften  d^rift- 
Itd^en  @oIbaten  )undd^{t  mit  anilbe  bebanbelte 
uid)  ibm  eine  gfrift  (ur  Slenberung  feined  ©tnneS 
gemäbcte.  Xbeobor  benu^te  biefeße,  ben  Xempel 
ber  ft^bele  an}U}ünben,  mürbe  abermald  ergriffen, 
nad^  einem  jmeiten  Serböre  gefoltert  unb  nad^  Dem 
britten  }um  gfeuertobe  Derurtbetit.  Sr  ftarb  mabr- 
fd^inliil  am  17.  gebruar  306.  S)ie  Sbnften  ent- 
riffen  feine  beiligen  Uebenefie  bem  gfeuer  unb  be- 
ftatteten  fte  in  Sud^ita  ober  Su^ania,  einer 
@tabt  in  ber  92äbe  Don  Smafea.  Sr  mirb  atd 
SDlart^rer  Derebrt,  tro^  beS  can.  60  ber  @Qnobe 
Don  SlDtra  (um  300):  Si  quis  idola  fregeritet 
ibidem  fderit  ocoisus  . . .  placuit  in  numero 
eum  non  recipi  martyrum;  Denn  bei  ibm  mar 
baS  9(n)änben  bed  %mpdi  nid^t  bie  eigentlid^e 
Urfad^e  bed  XobeS,  ba  baS  gerld^tlid^e  SSerfabren 
fd^on  Dorber  megen  fetned  ©laubenS  geaen  ibn  ein« 
geleitet  unb  ibm  nur  Slujfd^ub  als  Seoenl^eit  be- 
miSigt  mar.  Ueber  bem  ®rabe  bed  ^eiligen  erbob 
fid^  balb  eine  benlicbe  ftir^be,  unb  bie  @tabt  Su- 
(baitifi  mürbe  Dom  3abre  971  an  Xbeoboropolid 
genannt  anlft^id^  bed  glansenben  Sieges,  ben 
iiaifer  SobanncS  X^imiSced  unter  bem  befonbem 
Qäiui  bed  bl-  Xbeobor  (ob  beS  X^ro  ober  bed 
Strotelaten  ?)  über  bie  3tuffen  boDongetragen 
batte.  Sßegen  ber  ®rSber  ber  beiben  tfi.  Xbeobor 
geborte  biefe  StMe  Don  ieber  )u  ben  berflbmteften 
SBaIIfabrt§orten  bed  d^riftlidEien  Orients  (DgL 
Nilles,  KaL  Mannale  I,  2.  ed.,  Oeniponte 
1896,  96.  105).  3u  ßonftantinopel  batte  ber 
%  Xbeobor  XQro  brei  jKrd^en;  aucb  in  Serufa- 
lem,  2)amaficu8  unb  9tom  auf  bem  ^alotin,  mo 
er  Xoto  genannt  mirb,  maren  ibm  gu  Sbren  ffir- 
d^en  erbaut  Sie  SSenetianer  bebaupten,  im  3. 
1256  ben  Seib  beS  ^eiligen  erbalten  )u  b^ben ; 
eine  ffird^e  bafeM  trug  feinen  9{amen,  unb  er 
mar  Dor  3IlarcuS  ^uptpatron  ber  9iet)ubIU  unb 
@tabt  SSenebig.  ^ttntt  ift  er  Patron  Don  (^r* 
rara,  SaDoqen,  SDlontfenat,  @aragoffa  2c  Sie 
®ef(btd^te  feiner  Reliquien  ift  bunleL  Sie  ®ried^en 
feiern  fein  ^t\t  am  17.  gfebruar,  bie  Sateiner  am 
9.  92oDember.  3n  ber  d^ftUd^en  ihmft  mirb  er 
am  rid^tigften  bargefteHt,  mie  er  mit  ber  ^dtl 
ben  XemDel  ber  jubele  anjfinbet,  ober  als  römi- 
fd^er  &omt  mit  ber  $alme,  ober  auf  bem  @(bei« 
terbaufen.  Sie  fibrigen  SarfteSungen,  mie  ibm 
ebriftuS  im  ©eföngnil  erfd^eint,  ober  mit  einem 
Profobil,  flü^n  ftd^  auf  bie  unglaubmürbigen 
Scten.  3n  ber  Satbebrale  }u  SbartreS  ift  feine 
Segenbe  in  38  93ilbem  auf  einem  @IaSgemäIbe 
bargefteSt.  ßrmäbnt  fei  nod^  baS  glönjenbe  gfeft 
}U  Sb^en  beS  %  Xbeobor  (miraciüum  coUyba- 
num,  daufia  tu>v  xoXXußov),  meld^eS  bie  ©ried^en 
am  erften  SamStog  ber  ^ften  begeben  (Dg(.  Nilles 
n  [1897],  96  sqq.).   Julian  ber  «))oftat  lie^ 

48* 


1511 


X^edbor  SSlibod  —  Xl^eobor  üon  Sonterburq,  ber  1^1. 


1512 


iiämltd^  im  3.  862  bte  e^tüaarm  f^zimlxä)  mit 
bem  93Iute  bet  @ö^enopfer  befprengen  unb  moUte 
fo  bie  Semo^ntr  t)on  Sonftonttno))eI  }um  ©enuffe 
blefct  Opfer  jiDiitgen.  3n  ber  Slad^t  crfc^icn  Sbco» 
bor  bem  ^f^of  ber  Stobt  nnb  befal^I,  bo^  onoere 
5la!^nm0  (x^XXopa)  Derobreid^t  toeAe  (f.  Necta« 
rins,  Homüia,  beiMigne,  PP.  gr.  XXXIX, 
1821,  unb  über  xÄXXoSa  9?ille8,  in  ber  SnnSbr. 
Sbeot.  3eitf(^.  XVI  [1892],  350  ff.).  (Sgl.  Rui- 
nart, Acta  Mart.,  Ratisb.  1859, 505 ;  Ceillier, 
Hfat.  des  aut.  sacres  III,  nouv.  öd.,  44  ss. ; 
Le  Blant,  Los  Actes  des  Mari.,  Paris  1882, 
28;  Allard,  La  persöcnt.  de  Dioel.  I,  Paris 
1892,  105 ;  H,  96  ss.)   [8.  ^elmltng  0.  S.  B.] 

99e0bot  iiiikxbM ,  f.  2)rei!a)ntelftreit  IH, 
2022,  unb  Origeniftenftrctt  IX,  1077. 

^^eobütt^on  SanterburQ,  ber  (I.,  (Fr)* 
btf(!$of,  mürbe  602  )u  Xorfud  in  Muteten  geboren 
tntb  erlieft  feine  geleierte  Silbung  in  Sitben. 
@t>dter  begab  er  fid^  nad^  9tom,  trat  bort  in  ein 
fflofter  unb  ermorb  ftd^  burd^  feine  grflnblid^e 
©elel^omfeit  unb  gfrömmigfeit  bie  nSgemeine 
Sfd^tung.  ^brion,  ber  9bt  euted  bei  IReapel 
gelegenen  ftlofterS,  ben  ^apft  Sitation  jum  Sr^« 
bifdt;of  oon  SanterburQ  auSerlefen  ^aitt,  glaubte 
in  bem  gried^ifd^en  !Dtönd(|e  ben  für  eine  fo 
fd^ere  Aufgabe  geeigneten  SJlonn  gejunben  ju 
baben  unb  bemirfte  bie  (Ernennung  bedfelben ;  ber 
$Qpft  Derjianb  fid^  aber  l^erju  nur  unter  ber 
SBebtngung,  bo^  £)abrian  Sb^obor  nad^  Sng« 
fonb  begleite  unb  ibm  mit  SRatb  unb  ifyii  3ur 
©eite  fte^e.  Beibe  öerlie^en  alfo,  nad^bem  I^eo» 
bor  im  SJtör)  668  bie  Sifd^ofSmei^e  erholten 
batte,  bie  @tabt  9lom  am  27.  SRal,  mürben 
aber  tmn  bem  ^auSmeier  ßbroin  in  @oIUen  gu* 
rfltfgebalten.  3>aber  tonnte  Xf^tvlbot  ftd^  erft  im 
fyrubKng  be«  folgenben  3obre9  nod^  Snglanb  ein- 
fd^ffen,  wäbrenb  jetn  ^Begleiter  ^obrian,  in  bem 
Sbrotn  einen  @))lon  Dermutbete,  no<^  eine  S^it 
lang  in  ®allien  }urädfbleiben  mu^te.  S)er  om 
27.  !Kai  669  intbronifirte  »ifd^of,  ber  na^  einem 
3(u8brude  ffleba'8  ber  englifd^en  Älrdje  gröfecre 
geiftige  SBobltboten  ermeifen  foHte  ali  irgenb  eht 
Snberer  oor  i^m,  panb  fn  feinem  66.  ßebenS« 
iabre,  mar  aber  getftig  nodj  frijd^  unb  fräftig.  €r 
legte  fogfeid^  ^nb  an'8  ffierr,  befe^te  bie  twconten 
»iStbümer,  bemübte  |td&,  eine  fepe  fird^licbe  Or- 
ganifation  )u  fd^ffen,  bie  ftrcblid^e  2)idciplin  au 
banbbaben  unb  aOe  tiie  SRi^bröucibe,  bie  ftd^  in- 
folge bed  (o^n  ffird^enregimenteS  ber  leltifcben 
Sifi^öfe  eingeft^tieben  batten,  a!^uftellen.  (Sine 
feiner  erftcn  ffllaferegeln  mar  bie  9bfefcung  (Sbabö, 
beS  SifcbofS  twn  ^orf,  ber  gegen  Die  KanoneS 
ben  @tubl  SBilfribS  eingenommen  botte  unb  über- 
bte^  ntcbt  re(btmö^iQ  gemöblt  mar.  Sbabd  be- 
mütbige  9lnttoort,  er  |ei  bereit,  baS  Smt  aufju- 
geben,  bcffen  er  fld^  nid^t  für  mfirbig  eracbte  unb 
boS  Ibm  aufgebrungen  fei,  rfibrte  ben  öon  9fatur 
au«  ftrengen  erjbifd^f  fo  febr,  bo^  er  benfelben 
jum  ^^if(bof  metbte  unb  ibn  aur  Snnabme  bed 
9t9tbum8  Sid^elb  amang.  m9  (£bab  nad^  feiner 


®emobnbeit  feine  gro^e  Stbcefe,  bie  gana  Dleida 
umfa|te,  au  Sfu^  bereifen  moHte,  noibtgte  i^n 
%})tohot,  ein  !ßferb  au  befteigen,  unb  bob  ibn  idbft 
in  ben  Sattel,  f^ür  bie  S)urd^ning  feiner  9te- 
f ormpläne  f (bien  bem  Srabif^of  m(bt§  mebt  ge- 
eignet als  bie  Sufammenberufung  eined  ^lationoi* 
concilS  unb  bie  IBerdffentlid^ung  ber  in  birjer 
Serfommlung  ber  Sifcböfe  gutgebei^cnen  9e* 
fd^Iüffe.  !Bier  Suffragone  eifd^icnen  perfönli^  lu 
^crtforb  678 ;  SBilfrib  oon  ^orf  fd^idte  Vertreter. 
%[ud  ben  aoblreid^  6onone8  ber  Derfd^iebenen 
(Soncilien,  bie  Slb^obor  ben  IBifd^bfen  botlegte, 
bob  er  10  fünfte  beit>or,  mel(be  auf  Me  Rn^Iidlie 
S)i8ci))Iin  93e)ug  botten,  unb  f  (börfte  Dor  «Dem  bii 
ISnnabme  ber  Ofterbere^nung  nad^  r5mif(b(t 
IBeife  unb  bie  {öbtlid^e  ^Ibboltung  t>on  6i)nobm 
ein.  Sifd^öfe  unb  ^riefier  foQten  fä^  bie  Sterte 
ber  !Rad^barbtf(böfe  unb  -^rieftcr  nidfi  anino|ni; 
Sßöndj^  foüten  Don  einem  ^oper  aum  onbem 
nid^t  übergeben  fönnen  obne  befonbere  Srlaubni^ 
Zb^obor  moQte  offenbar  bie  ^uctoritSt  ber  9t- 
f(böfe  über  bie  @ti\ilx^n  erl^obett  unb  bo8  bun^ 
bie  3ren  eingebürgerte  ^-  unb  ^erf(bmeifen  be« 
fd^ronren.  S)er  fßlan,  bie  Siftbitmer  gemob  bet 
Sunabme  ber  SBeoSUerung  au  uennebren,  flieg 
inbe^  feitenS  ber  @uffrogane  auf  foI(b<  €(^i^ 
rigfeiten,  bog  ber  (Srabtfd^of  Dorberbonb  ton  ha 
Sb^ilung  ber  au  großen  2)i9€efen  obfob.  $hA 
Soncil  au  dertforb  mar  ntdbt  blo^  bo§  erfk  9ta- 
tionalcondf ,  fonbem  legte  arud^  ben  Srunb  )u 
einer  feftem  Organifatton  ber  engfifd^en  iHr(be. 
S)ie  Sifd^dfe  i>er}»f{id^teten  fid^  s^t  Beobod^fung 
ber  auf  bem  JlotionolconcU  erloffenen  Sef<biäfie; 
ber  Srabifd^of  aber  fd(^tt  ftrenge  gegen  jeben  ein, 
ber  feine  ttuctoritftt  au  ini^d^ten  mogte.  3)cr 
$Ian  ber  SiStbumSttcrflcineniiig  mürbe  oon  X^ 
bor  balb  miebet  aufgenommen ;  er  ma^te  ben  Vn* 
fang  ber  Xb^ung  an  ber  Sibcefe  SBilfribs, 
me!$e  bie  jmifd^en  ben  gflfiffen  f^tnnber  unb  ffütüi 
gelegenen  ®ebtete  umfo^te  unb  Don  ba  ob  in  ^er 
SDiöcefen  aerlegt  tottttn  foflte.  ffbnig  (EgfrO),  bet 
äSilfrtb  nie  Vergeben,  bab  er  feiner  innig  geliebtm 
@atHn  etbelbteb  ((Sbiltbrvba;  f.  b.  ^ü,)  ben 
€d^Ieier  gegeben,  ging  fofort  auf  baS  Sufmnen 
be«  SrabifcbofS  ein ,  tmb  fo  mürbe  ber  grobe 
@))ren9a  in  Me  e\&tfßmet  ^orf  (für  9Bil|nb), 
Semicm,  SinbiBfame  unb  £inbfe9  gerf(blagm. 
Sie  Xb^ilung  mar  notbmenbig ;  aber  Mt  ffiiimlr 
beS  Srabifd^ofS,  ber  gegen  ben  SBillen  unb  obi« 
Sormiffen  SBüfribS  bie  Stellung  Domobm  mib 
fid^  mit  einem  racbfüd^ttgen  jfdntg  gegen  feinen 
Itmtdbruber  Derbanb,  lonnle  in  matubcn  llteifen 
nur  9nfto|  geben.  Silfrib  oppeatite  notb  %oin 
unb  fübrte  feine  @a(|e  in  ttom  fo  gut,  bob  ber 
$apft  bie  SBefümmungen  Zbeobotft  ammliirte; 
bod^  mar  SBUfrib  bei  feiner  Stütffebr  noä)  Uno* 
taub  itid^t  menig  enttöufdiit,  o»  bie  ^pftlitbe  Sm* 
fd^eibung  mm  bem  Sqbif^f  unb  mnig  ad  eim 
erfd^Ii(bene  bdrod^tet,  et  felbfi  aber  in'«  (BefAng- 
ni^  gemorfen  mürbe.  2)er  Aftnig  Sgfrfl»  fe$(e 
aSMIfrib  enblid^  in  Sretbeit,  bbrte  aber  n«bt  auf. 


1513 


Zl^eobot  ®a}a  ^  Xl^cobot  ®xapiuL 


1514 


taifelben  unb  bie  ij^m  treu  gebliebenen  SRBnd^e 
{11  OetfDlflCQ.  2)er  d^ibil^of  bet(|etligte  ftc^  jttot 
si4t  oa  ben  gegen  ben  englifc^en  ^tbanafiuS  of 
gp&itlxfm  Verfolgungen,  nabm  iebod^  ebenfo 
»enig  alt  ffönig  Cgfnb  Küdfid^t  auf  bie  Sinorb- 
mmgen  bed  ^opfteS.  Sie  Siegelung  bet  firc^lic^en 
Kngj^cgen^en  in  SRerda,  bie  (Sränbung  neuer 
^ccfm«  bie  Srri<^tung  Don  Sat^ebrolfd^ulen, 
bie  geiftige  SuSbilbung  feined  SleruS  (ber  @r}- 
tii4)0f  Mfc^mfi^  es  nW,  feine  (Sleriler  fdbft  m 
ber  Vftconomie  unb  ber  £||eoIogie  )u  unter« 
richten)  normen  feine  gonje  3ett  in  9nf))rud^. 
3nbefieii  ngte  fi^  tti  Xb^obor  gegen  Snbe  feined 
£ebeiiS  bo(^  boS  (Skn)i|fen.  3e  me^r  er  ©elegen« 
(cit  ffottt^  bie  (Skbulb  unb  @onftmut^  bed  oon 
jcincn  Scmben  mie  ein  SBilb  ge^^ten  SBilfrib  $u 
beounbem»  unb  3^ge  mar  üon  ben  großen  6r« 
folgen,  mUlft  biefer  erfte  englifc^  SOIiffwnar  in 
griedionb  unb  Suffes  ^ite,  befto  tiefer  fd^merjte 
d  ibn,  bicfcn  SDlonn  oerlannt  unb  gefrönft  )u 
toben.  (Er  lieB  ibn  baber  5U  einer  Unterrebung  in 
bem  ^ttfc  erconmalbd,  bed  SBifd^ofd  oon  iüon- 
b&n,  einloben,  bot  ibn  um  Serjeibung  unb  f d^^rieb 
^Öxiefe  im  ben  ftönig  Slbfrib  unb  an  bie  9lbtiffin 
^Iflī  in  benen  er  fie  bringenb  }ur  9lu3fbbnung 
Biii  SBilfrib  ouff orberte.  ®an)  befonberS  empfobl  er 
^üfrib  bem  fiönig  ton  SRerda  atö  einen,  ber  fo 
stel  gclillen  unb  fo  t)iel  unter  ben  Reiben  gearbeitet 
talte.  SMt  ftfinige  fernen  ben  SBünfdfien  Slb^oborft 
m^,  gaben  SBilfrib  bie  oon  i^m  ern(^tetenfflöfter 
}utud  onb  luben  ibn  an  ibten  ^of  ein;  aber  bie 
£idcrfe  tonnte  in  ibrem  ganzen  Umfonge  nicbt 
vteber  b^^ßdU  uierben.  dr^bifd^of  SCbeobor 
ftarb  im  3abre  690.  Sein  unb  SBUfribd  SJer- 
^icnjt  iiKit  tS,  bog  bie  oltenglifd^e  ffirc^e  mit  ber 
ha  Continent«,  befonberS  mit  Slom,  bem  9RitteI- 
fünfte  bed  religidfen  Sebend,  in  nöbere  IBejiebuug 
gebrüllt  unb  ber  SIeru9  geiftig  geboben  unb  auS- 
gcMIbrt  tmttbe.  Ser  Organiömud  ber  ftiribe  ttxir 
buTtb  Zb^bor  gefräftigt,  bie  fir(bli(be  ßin^eit  ge> 
f^offen  m^tbcn,  SRit  Unre(bt  b^t  man  ibm  frei- 
\\d)  auijb  bie  (Srunbung  bes  ^farrf^ftemfi  in  ßng- 
lanb  siH|ef4rieben;  benn  ^forreien  würben  erft 
jpölte  eingericbitt  /  toäbrenb  )u  feiner  Seit  unb 
np<b  äa^^nte  fpöter  bie  3Rdnd^e  Ißfanbienfte 
Mrfabni#  unb  fid^  b^^^ftenS  ^nfä^ju  einem 
1(lfocrf9fhm  um  biefe  3dt  nad^metfen  loffen.  Ueber 
boS  Zbeobot  |ngcf(briebene  Sugbucb  (f.  b.  9lrt 
Sei^tbä^er  n,  214)  geben  bie  Urtbdie  au8 
einonbcr;  nocb  Srigbt  (Early  English  Churoh 
Hl&toxy,  London  1897,  406)  fnib  jmar  einige 
6tiidM  fiSfn  unäibt,  bie  übrigen  lönnen  aber  gan^ 
nobC  Xb*J>bor  gum  tBerfaf{er  b<'ben ;  nacb  6.  3. 
84in{|  (Sie  lBu6bä(ber  unb  boS  canon*  Su|- 
oerfobten  H,  Sfiffelborf  1898,  510)  ift  baS 
Sdnttcntiate  nicbt  t)on  Zbeobor  felbft  oerfalt. 
(^  bie  im  «ti  «nglonb  lY,  542  angefübrte 
ätecotiir  unb  boju  Wakeman,  Hisiory  of 
the  Catoreh  of  England,  London  1897,  unb 
firii^t  0.  obj  9  mo  ou(b  tocitere  Siteratur  on- 
Qc^tbcn  t^.)  1%.  3iutmermann  S.  J.] 


99eobor#a}a  (TaC^c,  Gacea),  ^umoniß, 
mürbe  gegen  Snbe  bed  14.  Sabrbunbertd  in  %f^t\» 
falonifb  geboren  unb  mar  feit  1423  ober  1424  in 
eonftantinopel  a(8  Sebrer  tböttg.  3m  3. 1440 
fiebelte  er  na<b  Stauen  über  unb  oerblieb  feitbem 
im  Slbenblanbe.  92a(bbem  er  fub  in  ber  Schule 
bed  SSittonno  ba  Sfeltre  ju  dnem  bebeutenben  Sa« 
tiniften  auSgebilbet  batte,  mürbe  er  1447  an  baS 
neu  gegrünbete  @tubto  oon  gfenara  als  ^rofeffor 
berufen  unb  marb  balb  SIector  ber  Snflalt.  3nt  3- 
1450  lam  Zb^obor  unter  IßicoIauS  V.  nacb  Stom, 
nai^  bem  Xobe  biefefi  ^ßapfted  1455  unter  ^önig 
SllfonS  nacb  ^taptl  unb  nad^  beffen  Eingang  1458 
mieber  nad^  SRom  jurüd,  mo  er  nun  an  bem  Sor- 
binal  Seffarion  (f.  b.  Srt.)  einen  dfrigen  ©önner 
fanb.  3nt  3. 1465  erbielt  er  bie  Pfarrei  @.  ®io- 
nanni  a  $ico  in  Salabrien  (näberbiu  in  Su' 
canien),  mirfte  inbeffen  feit  1467  mieber  in  9tom 
unb  1476  }um  gmeiten  3JlaIe  in  Sfenaro ;  Oon  bort 
)og  er  fid^,  mabrfcbdnlid^  im  folgenben  3abre,  auf 
feine  ^mti  aurüd  unb  ftarb  bafdbft  1478. 
Xbeobor  ©a^a  f(brieb,  Oermutblid^  möbrenb 
feine§  erften  Slufentbalted  in  gfenara,  eine  fqfte« 
matifd^  gncd)i{d^e  ®rammoti(,  bie  erße  in  ibrer 
9rt ;  ^e  mürbe  b^ufid  gebrudt,  )ule|t  in  IBafel 
1540,  unb  trug  ibm  großen  9hibm  dn.  $a))ft 
9]icoIaud  y.  beauftragte  ibn  mit  Ueberfe^ung  grie« 
d^if(ber  SBerte  in'S  Sateinifd^e,  unb  biefer  Sluftrog 
gab  mabrf(beinlid^  ju  bem  Streite  mit  ®eorg  oon 
2:ra)>e)unt  (f.  b.  9lrt.)  9lnlag,  inbem  biefer  ftd^  be- 
leibigt  füblte,  bog  smei  oon  il^m  bereits  über« 
trogene  Sd^nften  bed  ^nftoteleS  auf's  92eue  über« 
fe|t  mürben.  911S  einige  3eit  fpater  gmifcben  ben 
Slriftotdifem  unb  Ißlatonilem  in  3talien  eine 
literarifd^e  gebbe  auSbrad^,  griff  Sb^obor,  mabr« 
fd^inlid^  auf  Anregung  SBejfarionS,  aud^  in  fte 
ein  unb  Oerfagte  1461-1464  als  «riftotelifer 
Oier  pbilofopbif^e  Sbbanblungen.  Sediere  fmb 
nod^  ungebnidt;  aud(i  feine  übrigen  Slrbeiten  jinb 
jum  größten  Xf^tUt  nur  b^^nbfd^riftUd^  über- 
liefert. 3Rigne  (PP.  gr.  CLXI,  971-1014) 
bietet  )mei  fleine  9lbbaublungen  unb  jmei  SBriefe, 
unb  ib.  XIX,  1167—1218  bie  @d^rift  über  bie 
attifd^en  SKonate.  (iBgl.  S.  @tdn,  S)er  ^umanift 
Sbeobor  ®a}a  als  $b^ofopb/  i^i  ^ti^^  für 
(Sefd^id^te  ber  fßbUofopbie  H,  93erlin  1889,  426 
bis  458.)  [D.  9unf.] 

S9eobn®raptuS(rpairc^c,ber^€fdbciebene), 
ber  bi-#  <in  b^lbenmütbiger  93efenner  in  ber 
jmeiten  $eriobe  beS  »UberftreiteS  (f.  b.  Sri), 
mar  )u  3erufalem  geboren  unb  mürbe  als  3üng- 
ling  oon  fdnen  Sttem  einem  $riefter  in  bem 
Alofier  beS  ffi,  SabbaS  (f.  b.  9rL  n.  1)  }ur 
miffenfd^ftlid^en  SluSbilbung  übergeben.  9lad^- 
bem  er  biefdbe  fpöter  augerbalb  ber  fioura  alS 
Sd^üler  dneS  auSge}ei(bneten  ®elebrten  oerooQ- 
tommnet  botte,  trat  er  als  SRönd^  mieber  in  baS 
@abbosnofter  ein  unb  erbielt  00m  $atriard^ 
(SbomciS  ^)  ^on  3eruf olem  bie  ^rieftermeibe.  3n 
ber  Sfotge  mürbe  er  nebft  fdnem  Jüngern  Sruber 
S^topi^antSi,  ber  ebenfalls  SRön^  im  ©abboS- 


1515 


Xl^eobot  Sectot  —  Xl^eoboc  üon  9Ro|)ftteftia. 


1516 


ftoßer  mar,  nad^  (&)nftQntino))eI  gefanbt  unb  bort 
traten  beibe  gegenüber  ffatjer  Seo  V.  bem  Smte« 
nier  (818—820)  unb  bem  Qöretifd^en  {ßatriard^en 
Xl^eobotuS  entfd^teben  für  bie  SUberüerel^nmg  ein. 
Se^l^alb  ttmrben  fte  au8  ber  €tabt  Derbonnt,  burf« 
ten  aber  tntter  bem  folgenben  ffaifer,  SDtiddael  IL 
bem  Stammler  (820—829),  mit  anberen  (Esiltrten 
nad^  Conftantino))eI  jurüAel^ren.  3)a  fle  iebod^ 
burd^  SBort  unb  Sd^rift  eifrig  fflr  bie  @a($e  ber 
Ort^obosie  t^dtig  nnxren  nnb  Diele  Silberfeinbe 
befel^rten,  mürben  fie  }um  Ametten  9RaIe  tierbannt, 
ajti^aeis  @o]^  unb  9lad$foIger,  ber  aBfltl^erid^ 
Sl^eopl^iluS  (829—842),  Iie|  jie  nad^  ber  |)aut)t- 
ftabt  bringen,  fte  bort,  um  il^re  Stanbl^aftigleit  }u 
bred^en,  mieberl^ott  geißln  unb  jule^t  i^nen  einige 
Serfe  in'S  (Sefld^t  einfd^neiben  (bal^er  ber  Seiname 
TpairroQ.  9uf  ißeranlaffung  beS  l^retifd^n  $a- 
triard^en  Jol^anned  mürben  fie  bann  nad^  W^amta 
in  SBitl^qnien  Derbannt,  mo  Zl^eobor  um  baS  Sal^r 
838  (am  27.  S)ecember)  florb.  Sein  SBruber 
Xf^opficcmi  bagegen  mar  fo  glüdOid^,  ben  Sieg 
ber  Sled^tglfiubigfeit  unter  ffaiferin  Zl^eobora 
(842)  )u  erleben  unb  mürbe  gur  Sefol^nung  feiner 
@tatü)Qaftigfeit  jum  (Srgbifd^of  t)on  9ticfta  er^ 
boben;  er  ftarb  aber  fd^on  am  11.  October  845. 
2)ie  gried^ifd^en  SRenften  entbalten  Don  i^m  einen 
}u  6|ren  feineS  SruberS  Derfa^ten  ^QmnuS.  3m 
MartTToIogiam  Bomanum  mirb  unterm  27.  S)e» 
cember  bie  SebenS-  unb  SeibenSgefd^id^te  beiber 
Sefenner  fuq  ersäp.  Son  £b^obord  Sd^riften 
iji  nur  erbalten  ein  in  ber  alten  Vita  (f.  u.)  mit- 
getbeilter  SSrief  an  Sifd^of  ^obanneS  t)on  S^jicuS, 
morin  bie  Seiben  beiber  Srüber  unter  fniifer 
Xb^o])biIu8  gefd^ilbert  merben.  Srrtbämlidb  mür- 
ben ibm  früher  üielfad^  Sd^riften  bed  ^atriard^ 
IRicepboruS  (f.  b.  9rt.)  für  bie  SilberDerebrung, 
fomie  bie  Tita  Nicephori  )ugejd^rieben.  (Sgl. 
bie  nod^  }U  fiebjeiten  %!^^o}fyami'  Derfa^te  Yita 
Theodori,  abgebrudt  bei  Combefis,  Orig.  renim- 
que  Gonstantinopol.  manipulus,  Paris.  1664, 
191 — 218;  Georg.  Cedreni  Hist.  compend., 
ed.  Bonn.  11,  114  sqq. ;  Geillier,  Hist.  gön. 
des  aut.  sac,  nouT.  ^d.  Xu,  427  s. ;  (mm* 
bad^er,  ©efd^.  b.  b^a.  Sit.,  2.  Sufl.,  1189 ;  NiUes, 
Ealend.  manuaL  11,  2.  ed.,  Oenip.  1897, 
841.)  [3e(f.] 

Äeobor  SectorJ.  Jhrd^engefd^id^teVII,  540. 

Fpeobot  t)on  9Ko))fueftia  (bäufig  aud^ 
nad^  feinem  ©eburtdort  3:b^<>i>ot  ^on  ^ntiod^ia 
genannt),  ber  berühmte,  aber  nid^t  in  aQen  StüdCen 
correcte  Sieget  unb  jKrd^enfd^riftfteÜer  au8  ber 
antiod^enifd^en  ©djule  (f.  b.  Srt.  Slntiodjiien  I, 
952  ff.),  mar  um  850  al8  So^n  oomebmer  unb 
reid^er  Sltem  geboren ;  fein  SBruber  mar  $ol9« 
d^roniuö  (f.  b.  fflrt.),  ber  fpätere  ©ifd^of  t)on 
apamea.  SRit  {einem  Sugenbfreunbe  3ob<tnneS 
ebt^JoftomuS  (f.  b.  «rt.),  ber  brei  Sa^re  älter 
mar,  unb  mit  SRosimuS,  bem  nad^maligen  tBi{(bof 
oon  Seleuda  in  äfauden,  ftubirte  Sb^obor  unter 
Anleitung  beS  gefeierten  Sopbiften  SibauiuS  (f.  b. 
^rt.)  Siteratur  unb  9i)^etorU  (Socr.  H.  K  6,  8; 


Sozom.  H.  £.  8,  2),  um  bie  jiurljKfd^  Saufbol^ 
ein}ufd^lagen.  Sei  feiner  SBoblb^^benbeit  fknbm 
ibm  neben  ben  ®enä{fen  ber  SBelt  aud^  bie  ioji« 
barfien  SBerte  ber  ^rofanttterotut  |ur  Serfügung, 
beren  Stubium  ibm  fyersenSfad^  mar.  2)od^ 
folgte  er,  nod^  nid^t  20  3abre  olt,  ber  SRabmmg 
bed  £btQ{oftomu8 ,  entfagte  bem  gerftu{d{^Om 
Seben  beS  gonimd  unb  trot  mit  ben  beiben  ge^ 
nannten  f^reunben  in  bieftlofierfibule  (doxi]Tr|(>u)v) 
Don  Siobor  unb  Sarteriud  in  bet  9Ub<  Don 
Slntio^ia  ein ;  bort  lebte  er  unter  ftrenger  SSce^ 
unb  bei  raftlofem  Streben  nad^  Sofllommen^ 
ben  biblif^en  Stubien.  aber  fo  b<^  Zb^bor 
ben  neuen  93eruf  erfaßt  b^tte,  fo  rafd^  edoltde 
fein  Sifer.  tBon  ber  Erinnerung  an  eine  geaiffe 
^rmione  berüdt,  DerKe^  er  bie  fUjierli^e  Sin> 
jamleit  unb  nabm  feine  fräbere  iuriftifd^  Vfi6%* 
feit  mieber  auf.  2)a  rid^tete  SbrQfoftomud  pi 
ÜJlabnfd^reiben   «,an  ben  gefallenen  Zb^obor' 
(Migne,  PP.  gr.  XLYII,  277  s^q.  et  809  sqq.), 
um  ibn  bunb  emfte  Sured^tmetfung  unb  )9e^ 
mfitbige  fflage  über,  feine  Untreue  }um  JRoßef 
leben  jurädCaufubren ;  bie^  gelang  ibm  berni  auä^. 
Zb^bord  9lntmortf(!breib6n  (Migne,  PP.  gr. 
XLVin,  1068  sqq.)  mirb  aOerbingt  in  feinem 
erßen  Xbeile  bem  liebeooOenSlerfa^en  bedSb^V* 
f oftomuS  fo  menig  geredet,  bo^  man  batatid  auf 
feine  UnSd^tbeit  ^at  f d^Iielen  moQen ;  oOein  ba$ 
Sd^reiben  mie  baS  gonje  (Sebolb^^  £b<oboi9 
entftnid^t  DoQftänbig  feinem  (B^&lttx,  bet  ft^ 
gern  in  ®egenfä^  bemegte,  unb  ifl  ein  SeueiS 
feiner  Steijbarteit,  feines  SBanfelmutbeS  unb  feiiur 
geiftigen  Unreife.  Sud^  bie  literorifd^en  Seifhingm 
esegetifd^en,  bogmotifd^n,  ||0lemifdben  Snboltee, 
mit  benen  er  fcilbseitig  m  bie  Oe^ottli^teit  trat, 
beftötigen  bie|,  namentlid^  ber  $falmencommentar, 
in  meld^em  er  bie  biftonfd^e  Auslegung  gegen  bie 
mefftanifd^  Srllörung  in  ben  Sorbergntnb  ftcEtt. 
9118  ibm  binrauS  bittere  Sormärfe  crmud^fen,  le* 
geid^nete  er  felbft  ba8  SBert  oK  eine  unreife  äugenb- 
arbeit  unb  fteSte  Semid^tung  beSfelben  in  9uS* 
ftd^t  (Fao.  Herrn.,  Pro  defens.  triam  cap.  3, 6, 
bei  Migne,  PP.  lat.  LXVII,  602).  (Einen  mo^l« 
tbfttigen  Sinflu^  auf  ibn  übte  fein  Sebrer  Sflooton 
t)on  ^ntiod^ien  (f.  b.  9rt.);  bon  Vftn  murine 
Xj^obor  888  aaq  gum  $riefter  gemeibt  mib 
mirfte  nun  im  nöd^ftm  äabr^ebni  mit  (Ebtpfo- 
ftomud  an  ber  ^u))ttird^  ju  tSntiod^im.  Sott 
maren  bie  feit  langer  S^it  b^rrf d^eiiben  3rrtbümer 
unb  bie  $arteiungen  unter  ben  Ortbobozen  no(b 
nicbt  übermunben.    Zb^^^t^^r  aber  trat  auf  dS 
„fiegreid^er  Streiter  gegen  alle  Sd^aaxm  ber 
^örefie"  (Theodoret.  H.  E.  5,  89),  tnbem  er  in 
SBort  unb  Sd^rift  bie  Origenifien,  bie  tSxtoner, 
ßunomianer,  9)lacebonianer,  bie  perfifdbe  Slogie« 
bie  neu  auf^tenben  9I))oninariften,  bie  f^eiben 
unb  bie  Suben  bef ömpfte.  S>urd^  feine  SBer^'om« 
leit  unb  frud^tbare  literarifd^e  Sbotlgftit  botte  er 
bereits  bei  greunb  unb  gtmb  9d^mg  unb  ISn- 
erfennung  gefunben,  unb  fo  mnrbe  er  (obne 
3me{fel  auib  burd^  ben  Sinflu^  beS  Siobor  oon 


1517 


Xlgeobot  t)on  !IRot)ftte{lla. 


1518 


laxfttS  [f.  b.  9rtX  bei  bem  er  {{d^  jeittDetHg  ouf- 
etfyiüxn  1^)  892  autn  SBifd^oj  Don  9Ro))fueftia 
in  Ctiieien  eifottiu  9Id  joldper  »itfte  er  im 
frS^ccn  (Seifte  fort  unb  na^  lebhaften  Sntl^ett 
im  ofllen  Kngelegeit^eiten,  meldte  batnalS  bie  orien« 
Mlf <^  IKn$e  beiocgteit  SIS  er  ftc^  894  auf  einer 
S^nobe  )n  Confiantinopel  befonb,  benmnoerten 
Flenid  unb  Qotf ,  unb  felbfi  ffaif er  XbeobormS  L, 
ffint  Kcbnergabe  unb  (Selel^rfamfeit  (Fac.  Herrn. 
L  e.  2, 2,  bei  Migne,  PP.  latLXVn,  668).  f|flr 
fetncn  DielDerfoIgten  gfreunb,  ben  Srgbif^of  3o* 
^onneS  Ctofoftomud  üon  Sonfiantinopel,  trat  er 
mit  oOer  ftraft  ein  (GhiTs.  Ep.  112,  bei  Migne, 
PP.  gr.  LH,  668 ;  Pac.  Herrn.  1.  o.  7,  7,  bei 
IGgne,  PP.  lat.  LXVU,  706).  Sll^eobord  be- 
boüenbfie  6(!^iUer  ftnb  3obanne8,  nad^bet  93i- 
f(^f  oonSnttod^io,  Xbeoboret,  Sifc^of  t)on  S^ruS, 
bcr  {^eftord^  !Reftoriu8  unb  ber  SRetropoIit 
IBorfumoft  t>on  9liftbt8  (f.  b.  betr.  «rtt.).  SRit 
Dielen  8if(^fen  unb  Ztfyctm  be8  Orients  ßanb 
tx  in  freunbjc^ftlid^em  SBerfebr.  3u  6nbe  beS 
3obrffi  428  ftorb  er  im  gfrieben  ber  JKrd^, 
78  Snbte  alt,  nad^bem  er,  »ie  Sbeoboret  (H.  E. 
b,  39)  berietet,  86  3a]^re  long  Sifd^of  ge« 
loefen  tpor. 

Sei  Sebseiten  geno^  Zbeobor  boS  b^d^fie  an- 
heben. SBobt  batte  fein  6rftltng8tt)erf,  ber  $falmen- 
commentar  (f.  ob.),  9ln{b|  enegt,  unb  eine 
$ttbigt  in  Qntiod^ien  über  bie  }»ei  9lahtren  in 
(SbriftuS,  toorin  er  ber  3ungfrau  ajtario  baS 
^idbicot  deoTJxoc  at\pxQä),  batte  einen  ^luftauf 
betDorperufen.  3)a  er  aber  einige  Xage  barauf 
offentIi(b  toiberrief,  toaren  SoR  unb  SIeruS  be- 
Tubigt  (»elege  bei  IKb"  [f.  uJ  40).  gformeKer 
€>fotifer»arZbeobor  ni(bt.  Stiele  berüorragenbe 
dlfoner  joOten  feiner  SBirffamfeit  in  SOBort  unb 
€<brift  bie  größte  Snerfennung  (eofiliuS  b.  @r., 
Sobonned  Don  Sntiod^ia,  ®regor  Don  92a)ian), 
3ob<nineS  (EbrpfoftomuS).  9la(b  feinem  Xobe 
fubrten  3obaime8  unb  2)omnud  Don  Sntiod^ien, 
(E^rill  Don  Slesanbrien,  $rocIu8  Don  Sonflan- 
tinopel  feine  Sertbeibigung,  Snbere  bielten  Sob- 
lebcn  ouf  ibn  (Leont  Byz.,  De  sectis,  act.  4, 8, 
W Migne,  PP. gr.  LXXXVl,  1, 1221).  ßrji  old 
bienefiorioniffbe  3rrlebre  IBenoirrung  ftiftete,  unb 
ibre  Snbanger  in  Xb^bor  eine  @tü^  für  ibre 
Scbre  fonben,  fdb  fld^  CpriU  genbtbigt,  gegen  ibn 
(unb  SHobor)  )u  fcbreiben.  3ubem  b^tte  Xbeobor 
f  d^  au(b  in  ber  Sibelfritif  unb  in  feinen  £ommen- 
toren  niibt  in  ben  gebSrigen  6d^ran!en  gebalten, 
t)te  Sebre  Don  ber  Srbfänbe  beftritten  unb  ein 
fikrf  «gegen  biejenigen  Derfa^t,  totl^t  bebaupten, 
Ui  bie  üRenfc^en  Don  92atur,  nid^t  burd^  ibre 
Gefmnung  (^o^et  xal  oä  tvo^h-iq)  ffinbigen'' 
(Phoi  Cod.  177),  fo  ba|  bie  ^elagioner  fid^  auf 
ibn  beriefen.  S)a  nad^bet  bie  9leftorianer  im 
^erferreiibe  unter  bem  €d^u|e  ber  @affaniben 
m&btig  ibr  ^upt  erboben,  unb  bie  aRonopbbr^ten 
on  ber  Schonung  ber  ^ut>ter  beS  9ieftoriani8mud 
Vftgemi^  nabmen,  fab  ftd^  bie  dcumenif  d^e  @9nobe 
|tt  (lonftantino|>eI  (558)  Deronla^t,  Xb^bor  unb 


feine  Sd^ften  125  ^ffct  nad^  feinem  Zobe  ju 
Derurtbeilen.  ^ßerf 5nlid^  uxir  Zbeobor  gleid^  gro| 
an  SSor^ügen  ttie  an  f^b^em.  Sr  beberrfcbte  bie 
Derf^iebenften  ®ebiete  beS  menfd^Iid^en  SBiffenS, 
fo  ba|  er  mit  Siedet  ben  92amen  ^ol^biftor  er» 
balten  l^at  Seiner  9iebege»anbtbeit  ift  fd^on 
gebadet.  9IS  Sd^riftfieDer  mar  er  ungemein  frud^t* 
bar.  9Bie  fein  fiebrer  S)iobor,  fo  Derfo^te  audb  er 
Sommentare  aber  bie  gonje  beUige  Schrift  (Satjv 
f  pa^^v  6ic6fivT)(i.d[Tiosv ;  Leont.  Byz.,  De  sectisy 
act.  4, 8,  beiMigne,PP.gr.LXXXVI,  1, 1221); 
bod^  ift  boDon  im  gried^ifd^en  Urteite  nur  ber 
Kommentar  über  bie  deinen  ^ropbeten  erbalten 
(}uerft  berauSgegeben  unb  febr  gerübmt  Don  %  3Rai 
in  b.  Soriptt  vet.  nova  coli  VI,  Bora.  1882, 
bann  Don  S.  D.  SBegnem,  SBerlin  1884;  Dgl. 
Migne,  PP.  gr.  LXVI,  105  sqq.).  3n  einer 
alten  (au8  bem  6.  Sabrbunbert  ftammenben)  latei« 
nifd^  Ueberfe^ung  finb  ^beoborS  Sommentare 
)u  gebn  Briefen  bed  fß.  $aulu8  (®al.,  (Spbv 
WU  <Sol,  1  unb  2  Zbeffv  1  unb  2  Zim.,  Xit., 
^bilemon)  Don  $itra  im  Spicil.  Solesm.  I, 
Paris.  1852,  49  sqq.  unter  bem  9Iamen  bed 
bl.  C)U<n^u8  Don  ^oitierS  Deröffentlid^t;  ba^  fie 
aber  £beobor  jugebören,  bctt  3acobi  in  b.  Seut- 
fd^  3eitf(br.  f.  d^riftL  9Bi|fenfd^.  u.  d^riftl.  Seben 
1854, 245  ff.  (Dgl.  au(b  3ocobi,  in  b.  Programmen 
b.  UniDerfitöt  ^Oe  1855.  1856.  1858. 1860. 
1866.  1872),  unb  unabbängig  Don  ibm  ^ort 
im  Cambridge  Journal  of  classical  and 
sacred  Philology  IV  (1859) ,  802  iL  nad^« 
gemiefen.  Sine  neue  9uSgabe  mit  Seridgti« 
gungen,  ben  gried^ifd^en  9^agmenten,  mitißro- 
legomenen,  edlörenben  9loten  unb  3nbiced  Der» 
anftaltete  Q.  9.  @n)ete,  gambribge  1880  bis 
1882,  2  Sbe.  !Bon  XbeoborS  übrigen  bibli- 
fcben  (Kommentaren  finb  nur  93rud^ftüdFe  er- 
bauen ;  eine  lateinif d^e  Ueberf e^ung  beS  Sfalmen- 
commentarfi,  freilid^  in  meitgebenber  ftürgung, 
bat  iüngft  @.  SRercati  in  ber  Stmbroftana  ent« 
bedtt  mw  beren  |)erau8gabe  in  SuSfubt  gefteHt 
SBetrefffi  ber  f^rifd^en  Ueberfe^ung  befi  $falmen- 
commentarS  ftnb  bie  arbeiten  SütbgenS  in  b. 
Seitfd^r.  f.  alttepamentl.  ffiiffenfdj.  V  (1885), 
58  ff.;  VI  (1886),  261  ff.;  VH  (1887),  1  ff. 
bea^tenSttertb.  S)a  feit  bem  5.  Sabrbunbert 
X^beobord  fämmtlid^e  €d^nften  Don  ben  nadb 
!ßerfien  gefiüd^teten  üteftorianetn  in'S  @9ri{d^e, 
!ßerfifd^e  unb  9(rmenifd^e  fiberfe^  mürben.  Darf 
man  gegrflnbete  Hoffnung  begen,  ba|  nod^  mei- 
tere  @d^ften  mit  ber  Seit  mieber  an'8  Sid^t 
fommen  merben.  C^getifd^e  unb  bogmatifd^e 
gfragmente  finben  fid^  bei  de  Lagarde,  Anal 
syr.,  Lips.  et  Lond.  1858,  100  sqq.,  unb 
bei  Sachan,  Theodori  Mops.  Fragm.  syr., 
Lips.  1869.  Sötbgen  gibt  femer  in  ben  9cten 
beS  ad^  internationalen  Songreffed  ber  Oden« 
tttliftcn  gu  ©todfbolm  H  (1898),  107  ff.  «uf- 
fd^Iul  über  eine  fQrifd^e  Ueberfe^ung  beS  Som« 
mentarS  gum  3ob(>nne8eDongeIium.  @onfHge 
Srud^fiüde  fleben  in  ben  Xcten  beS  fünften  bot» 


1519 


Xl^eobot  Don  9J{o)>fueftia. 


IKO 


mmifd^en  SondlS,  bei  SfoamtmS,  3Ramd  SRef 
cator,  Siberatufi,  SeoutiuS  Don  Si^iati).  S)ie  ddQ* 
jiänbigfie  Sammlung  bed  Srl^altenen  bietetMigne» 
PP.  gr.  LXVI,  105  sqq.  3n  bcr  bibUjd&en  Ein- 
leitung $ouIuS'  bed  $erfer9  (f.  b.  9lrt.)^  toeld^e 
3uniUu9  »fricanuS  (f.  b.  «rt.)  otS  Instituta 
regalarw  divinae  legis  tn'd  Sateinifd^e  überfe^t 
|at,  liegt  bie  Ouintef[ena  bet  bibUfc^en  X^eologie 
2;^obor9  t)or.  iBei  ben  9lejbriQnem  gilt  er  als 
unfel^lbare  ^uctorität  unb  l^eigt  bis  auf  ben  ](ieu> 
ttgen  Sag  ^ber  (Sjegcf  x«/  Uo^^v.  ffioS  er 
boneben  auf  bogmatifd^em  unb  Dor  ^SQem  auf 
Volemtfii^em  ©ebiete  leiftete,  lö^t  baS  lange  iBer« 
^eid^nil  feiner  Sd^riften  bei  Sbebiefu  (f.  b.  ^rt.) 
tm  ffatalog  ber  f^rifd^en  S^riftfieller  erfennen  (f. 
Assem.,  BibL  onent.  m,  1 ,  Born.  1 725, 80  sqq., 
fotoie  bie  Srgän^ungen  bei  A.  Mai,  Scriptt 
Toi  noTa  coli.  I  [1825],  p.  XX  unb  bei  Stxfyx 
54  ff.).  93ei  aQ  feinem  ßifer  unb  feiner  ©elel^r« 
famfeU  fommen  aber  oud^  überaQ  feine  Sl^rafter- 
fel^Ier  )um  Sorfd^ein.  t^eftig  oon  ®emut^dart, 
tafd^  unb  uberflur^enb^  erfaßte  er  SlDeS  mit  ^aft, 
aber  alSbalb  erfaltete  fein  ßifer  loieber.  @o  loar 
tr  ein  lebl^fter  (Seift ,  aber  fein  tiefer  S)enfer; 
f))eculatü)e  ^iefe  in  Srforfd^ung  ber  l^eiligen 
@d^rift  unb  ber  (SlaubenSnni^r^eiten  ging  i|m 
gang  ah.  S)arum  gelong  i^m  bie  SBiberlegung 
beS  3rrt^umS  beffer  als  bie  {»oftttDe  S)atlegung 
ber  d^riftlic^en  9Ba|r^eit.  Xl^eologifd^e  3Reinungen 
unb  biblifdde  Srflörungen  ber  ©egner  befthtt  er 
mit  einer  gemiffen  (Erbitterung  unb  ttiar  überl^aujit 
bei  feiner  ma^Iofen  9latur  nid^t  berufen,  (äegen* 
fa^e  )u  Derföl^nen.  3nt  Sßertrauen  auf  bie  eigene 
ßinftd^t  mi^d^tete  er  bie  fieiftungen  ber  SSorgeit 
(Seifpiele  f.  brifKl^n  115  f.)  unb  unterfd^älte  bie 
^ftorifd^  SntmidHung,  meldte  bie  (SlaubenS« 
tt)iffenfd^aft  ber  ©egenmart  mit  taufenb  gfäben  an 
bie  93ergangen]^eit  fnüjpft.  S)ie  näd^teme  9)er- 
ftanbedrü^tung  unb  bie  ^iftorifd^-grammatifc^e 
SDZetl^obe  ber  @d^riftauSIegung  l^at  X^eobor  mit 
ber  antiod^enifd^en  @d^ule  (f.  b.  ^rt.  SntiDd^ia  I, 
956  f.) ,  indbefonbere  mit  S)iobor  Don  XarfuS 
(f.  b.  «rt.  III,  1766  f.),  gemein,  ffiie  bicfer  be- 
itritt aud^  er  bie  aOegorifd^e  @d^rifterflönmg  bed 
OrigeneS  unb  fd^rieb  ein  fünfbönbigeS  SSßerf 
„®egen  bie  ^ttegoriften"  (f.  Assemani  ni,  1, 
34),  mal^rfd^einlic^  baSfelbe  2Bed,  teeld^eS  ^a» 
cunbud  Don  |)ermiane  enoäl^nt  afö  Liber  de 
allegoria  et  historia,  quem  contra  Orige- 
nem  scripsit  (f.  Migne,  PP.  lat.  LXVn,  602 
unb  Dgl.  Ri^n  in  ber  Xübinger  Sl^eol.  Ouar- 
talfd&r.  1880,  585).  S)ie  freiere  »id&tung  beS 
S^eobor  in  ber  biblif d^en  ffritif,  ber  Ssegefe 
unb  S)ogmatif  l^at  mon  rationalifttfd^  genannt, 
iebod^  im  mobernen  Sinne  beS  SBorteS  mit  Un- 
recht ;  benn  er  mar  aUegeit,  als  fiaie,  $rieftcr  unb 
SBif^of,  ))orUiD  glaubig.  Slber  fein  fubiectiDed 
Serfal^ren,  baS  ^ften  am  33ud^ftaben«  bie  (Se- 
ringf d^ö^ung  Ruberer  unb  eitle  Sled^tl^aberei  filierten 
il^n  auf  Slbioege.  ßr  fügte  bie  Sc^riftmorte  )u 
ipenig  in  il^rem  innem  Sufammenl^ge  auf  unb 


Derfod^t  kine  eigenen  (Erflanmgen  mit  toortreid^rr 
breite.  3m  ffampfe  gegen  bie  aUegorifd^mQftifdje 
Auslegung  ber  Origeniften  gab  er  in  ber  Siegel 
eine  i|rer  Suffaffung  miberftrebenbc  ^fOnrng 
ber  in  gfrage  ftepenben  SBibelteste,  meldte  er  mit 
bem  glangenben  ©d^in  ber  ouS  bem  @(^|e  {einer 
(8e(e^rfamfeit  entnommenen  (Srünbe  ^u  ftfi|en 
miitt.  9lber  feine  fluStegung  toor  tn  Dielm 
OfaQen  einfeitig,  unrid^tig  un6  in  ibren  (Son» 
fequengen  Derltl^ngni^oIL  iBei  ber  Zkxrlegung 
bed  ]^iftorif4ien  SBortfmneS  laugnete  er  oftmdi 
bie  btrecte  SBegiel^ung  mefftanifd^er  SSkiSfogungen 
auf  G^^riftud  unb  fein  SRei^  unb  erflärte  fie  ouS- 
jd^tieglid^  Don  gef(^td^tlic^en  Sreigniffen  unb  ißer« 
fönli^feiten  bed  ^Jllten  ZeftamentS,  ober  gab  mir 
bie  inbirecte  Segiel^ung  auf  ben  3ltVLen  Sunb  unb 
baS  ^immelreiqi  gu,  inbem  er  fie  im  t^pifc^ 
@inne  erflörte ;  [a  man^imol  ging  er  nod^  oeiter 
unb  f  agte  fte  als  nur  per  aocommodatioi&em  mej- 
ftanif db,  inbem  er  fie  aI8  SBeiSfagungen  ex  evento 
(x<zT  exßa<nv)  beutete.  3n  feinem  auS  fünf  Son- 
ben  beftel^enben  ißfalmencommentar  beug  er  nur 
Dier  $falmen  (2.  8.  45. 110  LXX)  birect  unb 
im  fiiteralftnn  auf  C^riftud ;  bie  anberen  cttiürte 
er  foüSalxcoc  (f.  Migne,  PP.  gr.  LXXXVI,  1, 
1866)  Don  ben  (iftorifd^en  SSerf^Itniffen  unter 
S)aDib,  (Sged^ioS,  3^robabel  unb  ben  SRadJKitb&em. 
2)ie  im  gried^if^  Sest  unDerftänbUd^en  ^folmen- 
überfd^riften  (^brdifd^  Derfianb  S^^bor  nu^t) 
Dermarf  er  a(d  undd^t  S)ie  t^tfd^e  (Erflorung  ber 
^falmen  16.  22.  69  (LXX),  bie  er  im  SBib- 
mungdfd^reiben  gu  ben  gmölf  fleinen  $ro|)^tcn 
Dorgetragen  l^atte,  tourbe  Don  bem  fünften  afl- 

Semeinen  (Soncil  Derioorfen  (f.  Uanai  IX,  211 
ig  218 ;  Atj^n  160  ff. ;  Dg(.  ebb.  139  f.).  Ucbri- 
genS  ift  Xl^eobor  in  ber  S^arfteQung  ber  X^po- 
logie  ajleifter  (fti^n  126  ff.).  -  9(ud^  bei  ber 
Seurt^eitung  ber  ^c^t^eit  Eiliger  ISäd^r  lieft 
Sl^eobor  fic^  Don  unrid^tigen  (Krtodgungen  leiten. 
tSfanb  er  in  einem  biblifc^n  9ud|^  Snft^liiged, 
nad^  feiner  SReinung  (Sotted  unb  ber  briligm 
SBei^affer  Unmurbiged,  fo  DerU)arf  et  baS  gonge 
SBu^  als  unfir^lic^  uno  uncanonifd^  %eif{)icld- 
meife  erflärte  er  bad  $o^  Sieb  fi»  ein  ^foif» 
geitSgebid^t  bei  ber  SSerma^lung  SalomonS  mit 
einer  ägot)tif4ien  ^ringefftn.  Ser  (Skift  ber  ißio« 
pijttk  fei  @aIomon  bet^bfaffung  ber  IßroDeiiien 
unb  beS  ^rebigerd  nid^t  ia  x^eil  getsorben, 
fonbern  nur  ber  (Seift  ber  Sei^eit  So  unitc- 
fdbieb  Xl^eobor  gtoifd^en  bem  (S^ariSma  ber  $»>- 
pilttit  unb  bem  oer  SBeill^eit  unb  na^m  oexf^ii- 
bene  @rabe  ber  3nf))iration  an  (DgL  bie  Xatküi 
bed  &!non3  bei  ßi^n  856  f.).  3laät  Seontiid  Don 
S^gang  Dcrmarf  er  auS  bem  Slten  Xeftament  bie 
gn)ei  93ud^er  ber  (S^ronit,  Sdbraft  mit  92^ia^« 
XobiaS,  Shibitb,  eftl^r,  3ob,  bie  ^folminuber- 
fd^riften,  baS  ^o^e  Sieb,  SBeiS^eit  unb  bie  gmet 
99fid^er  ber  SKad^bäer ;  oud  bem  9leuen  Sefio^ 
ment  ben  Srief  bed  f^U  Socobud,  ben  gn^eiten  beS 
I^L  betrug,  ben  gmeiten  unb  britten  beS  ^  3o^ 
ned,  ben  Srief  bed  fjü  3ubaS  unb  bie  9()ioca^{e 


ot  tton  naitl^u. 


1«23 


m 

1  bem 
^ung 
«flf 
)  btt 
nunft 
•d)uit 
Inabe 
:ün8' 

m"t 
Ibatn 
iDicIt 
i^m. 
imb 
nii«. 

an 


Igfter 
767) 
ctirer 


nbit 

ona- 
tbit 

tbOT, 


:  ben 

unb 
lobci 
•Tfon 
(Eine 
urtn 

atioe 


tMi  9IatuTen  gu  lel^.  See  gött» 
ofl^nlt  im  @o^ne  ^aria'S  mit  in 
1,  Mm  bieltnt  umfüllt,  nie  btr 
(tincm  ff[(ibe  um^üat  ift.  tiif^  bit 

Sia  dvftpoiiroi^xof  Cbtl  dtäTbxoc 


{cl,  etnärte  er,  beibe  SenenniingRi  jtitn  iuia{[ig. 

bie  trfttrt  btc9Iahii  htz  ^Bafy  gcmäl,  bU  leMere 
bcr  Slttotion  unb  £Sejiet)unQ  mä),  tnjolem  Solt 
in  bcm  uon  il|i  geboitntn  ^cnft^ni  mo^nte,  nar^ 
{einem  3Bt|cn  gnai  in  t^m  niitit  begienjt,  aber 
nad)  bcm  ^er^ültitig  ber  @efinnung  tn  it)m  U- 
ftnblid)  (Ex  libro  XV  De  inoarn.,  bet  MJgne, 
PP.  gr.  LXVI,  992).  miäjt  ber  ßbltlic&e  fiogoä 
fei  Don  bei  Sungfrau  geboren,  er  ^abt  nur  SSoIj- 
nung  gelobt  in  bem,  bcr  Don  3)taria  geboren  fei. 
2)te  31räbicate  bcr  beiben  maturcu  müßten  au3 
einanoei  get)altcn,  bürftcn  nii^t  oertaufd^t  unii  auf 
bie  anbete  ^ahir  übertragen  ntrbtn.  Sie  auB- 
brüde  ,@ott  bcr  SogoS  ift  geboren",  ,@att  ifi 
IDtcnfdi",  „@Dtt  fiat  für  uns  gelitten  unb  ift  am 
jfrcuje  geftorbcn",  .baS  gättti^e  ^t^^  unb 
!S[ut"  bei  ^rm  feien  SBatinfinn  unb  eine  iStaS' 
p^mie  bei  ©ottlieit  (ßst  quidem  dementia, 
Deum  ex  yirgine  natum  eese  dicere  eto. ; 
Conatit.  Vig.  c.  1 ,  bei  Mansi  IX ,  66 ;  ögl. 
o.  8.  45).  CcontiuS  öon  Sijjanj  beleuchtet  int 
britten  %uc^  feinei  fc^atlfinnigcn  &ertt^  „(Segen 
bie  Tlcftorioiier  unb  Sutqdtlaner"  (Migne,  PP. 
gr.  LXXXVI,  1 ,  1267  sqq.)  bie  bogmatifi^en 
unb  c^egetifi^cn  3rrll)ümcr  bc§  S^obor.  Sa3 
fünfte  bcumcntftte  Soncil  Deitsarf  eint  gramere 
3a^l  d|riitologijd|<r  <B&ie  S^eoborB  (f.  b.  9Iit. 
S)i(ifapitelftreit).  EQngebenS  ^atte  t^oeunbuS  Den 
^emiiane  (f.  b.  Sit.)  gegenüber  bent  Sbicte  beS 
ÄaiferS  Suftiuian  gegen  bie  brei  jfapitel  (Dom 
3a^re  543)  eine  3ied)tfertigung  S^eoborS  untei- 
imrn  (551).  Xie  9!eftoriQiier  (f.  b.  Mit.)  Der- 
e^ien  ibreSetiicr^bbor,  S^eobor  unb  3ieftoriuä 
als  ^eilige  unb  begeben  i^re  gefitage  feieilii^; 
aui)  eine  i^rer  Siturgien  führen  fie  auf  3:beobor 
jurüd  (f.  Benaadot,  Liturg.  Orient,  coli.  II, 
Paria.  1716,  616  sqq.).  2la§  umfirttttnc  Slau- 
benSfqmbDl  frfjeint  i^m  anjngeljöitu  (Migne, 
PP.  gr.  LXVI,  1015  unb  PP.  lat.  XLVDl, 
1043).  (SSgl.  im  91Dgemeinen  b.  5lttt.  bcjUi. 
fir^engef^it^tlic^en  ÜUerle  über  bie  c^riftologifc^cii 
unb  pelagianij^en  ©treiltgteiten ;  femer  0.  F. 
FritZBche,  De  Theodori  Mopa.  vita  et  acriptia, 
Halia  1836  [mÜ)  bei  Migne,  PP.  gr.  LXVI, 
9  »qqO ;  3'-  91.  ©pec&t,  ®er  ejcgettii^e  ©ionb- 
punH  beS  Sl^eobor  unb  X^eoboret  in  HluSIegung 
ber  meff.ffiJeiSfagungen,  3)lünd)en  1871  [SBificrt.] ; 
$.  fti^n,  X^cobor  oon  ffltopfuepia  unb  3uniliu8 
9lfricünu8  atS  gjcgtten  u. }.  w.,  gteiburg  1880; 
"Siay,  lieber  Oempia  unb  äUT]f opta  nad)  ben  tiei> 
lortiicn  bcrmcncutifd)tn  S^iiften  bei  Üittioi^enet, 
in  b.  %üi.  Sbeol.  Ouarlalft^i.  1880,  531  ft.; 
Smith  and  Wace,  Dictionarj  of  Chr.  Bio- 
graphy  IV  [1887],  934  ff.)  [fii^n.] 

99eaboTDonSRait^u,  grie^ifc^er ^olemittr, 
lebte  in  ber  erften  ^lälfte  befi  7.  äa^r^iunbertS  olS 
ißrieffer  in  ber  2auta  !Raitl)u  auf  ber  ^tbinfel 
©iiwi.  St^wlten  ift  Don  it)in  eine  turje  SJar« 
fleUimg  unb  Sßibcricgung  ber  c^riftologif^en 
3rrle6ren  Don  fflianeS,  $quI  Don  ©ainofota, 
^npoUinariS,  X^eobor  Donano(futi)Lia,<nA^|j»»&. 


1525 


XV<>l>0'  3:9to  —  Zl^eoboret 


1526 


boc  S^ymibmr  )ittfi(I)itiocif en  unb  bie  in  bet  fHaäfi 
b(S  3lcctbttmB  ftämpfmben  )u  erleu^en,  toenn 
ou4  bk  ^ottftonigen  il^  fitifUgen  Xugen  nid^t 
fiffndtsi:  Mtm  ^tten  fid^  fdbfi  losgetrennt  ton 
haa  Selbe  Si^fti,  Don  bem  oberflen  ^tttenful^I, 
fai  bem  ei^tifluS  bk  SdßWd  befi  (SlaubenS  (intet* 
kfit  gegen  ben  bie  Pforten  ber  bbUt  (n&mlid^  bie 
Sungen  bet  ^retilec)  nie  obgeftegt  nod^  ie  ob« 
toeibcn;  bi^er  möge  bet  o)>oftoIif$e  $af droits 
l^  fienen,  »eit  et  baS  SBetl  ißetti  erfflSt;  bie 
ItgUubigen  mögen  jiubdn,  meil  fte  mit  Sugen 
BM^R  SBif A5fe  gam  fai  bet  %tt  bet  alten  SBätet 
gef^^aul  (ooen ;  boe  uebrige  mdge  gel^,  toie  ®ott 
tooIU.  SNd^el  IL  (bet  Stammkt,  820—829) 
Seßattete  ben  Setbannten  bie  Mittf^x,  l^ob  abet 
bie  Oefc^e  feinet  9)org&ngetd  Seo  Y.  nid^t  auf. 
S>e|^  {ab  pd^  bet  @tubtte  gen5t(igt,  ben  i^ampf 
fott)ufe|en  mü)  namentlid^  unl^Itbaten  SSet« 
mktlimgSbetfnd^  entgegen}utreten.  6t  ftatb 
«n  11. 9lot)embet  826,  o^ne  fein  äbeal,  megen 
beffen  Strcid^ung  er  geftritten  unb  gelitten  l^otte, 
iKcnriiflid^t  )tt  fe^en.  3m  Martjrologiom  Bo- 
manom  miä)  et  gum  12.  IRooembet  genannt, 
in  ben  gtied^ifd^  ffalenbarien  am  Xage  oot^et. 
—  (Bne  (BefammtauSgabe  bet  Opera  Theodori 
Sinditae  befotgte  ber  Sefuit  Sitmonb  (PariB. 
1696,  obgebt.  bei  Higne,  PP.  gr.  XOIX).  S)a)tt 
fommt  noq  E.  Aavrav,  Theodori  parva  cate- 
ehesia,  Paria.  1891  (tritifd^e  SiuSgabe  be«  grie- 
^fd^  ZesteS)  unb  (77)  Sermones  bet  Magna 
eaieoheata  (ed.  Gozza-Lozi),  in  Nova  Patr. 
bibL  IX,  Born.«  1888,  2,  1—217  (nod^  un« 
DoSfiSnbig).  Unter  ben  Sd^tiften  beS  @tubiten 
fmb  ffit  ben  SilbetcuItuS  oon  SBid^gfeit  bie 
biei  etiritfdbtiften  mibet  bie  Silberf  einbe  CAm^- 
^irnxol  Tum  eixovo|jidxo>v2 ,  eine  SBiberlegung 
mlbetfetnbn<^  (Sebid^te  ('EXet^oc  xal  dvaTpoir9| 
twv  docßoiv  iron^itd^tcDv),  einige  an  bie  Soreffe 
bet  Silbetfetnbe  getid^tete  Streitfragen  (ilpo- 
ßXijfurra  ttva  ^tp^c  cixovo|Aaxouc) ,  7  ftapitel 
gegen  bie  SBilbetfifltmet  unb  ein  Stief  an  W>t 
fßtato  flbet  ben  SBilbetcuItuS.  3n  bomiletifd^ 
MnjM^t  finb  feine  Jd^toungtoSen  184  Steben  an 
me  wdnt^e  unb  13  anbete  (SelegenbeitSreben 
bea^lenSmettb.  9uf  baS  ffloflerleben  begieß  fid^ 
Mne  iombif^en  Serfe  Aber  bie  Detfd^iebenen  fllo- 
^eiimter,  febt  ben  Sßönd^en  bot  bem  Xobe  ubet- 
tei^teS  Xefiament,  feine  (SanoneS  unb  Poenae 
monasterialeB.  ^ietbet  gehören  aud^  bie  nad^ 
X^borfi  Zobe  t)on  feinen  Sd^ulem  aufgegeid^- 
rnten  fllofter-  unb  (SottcSbienftorbnungen  (Xita- 

tuino9B(c  xaTavrdfaecuc  t^c  {aovtjc  tü>v  ZroMon), 

tofibvenb  baS  t)on  Zb^obor  rebigirte  Officium 
Divinum  (Tumxjv)  unb  manc^ed  Snbere  nod^ 
snebirt  ifl  (Migne  1.  c.  55  sq.).  Ueber  550  Briefe, 
Me  t^eUd  bei  Migne  1.  c.  904-1669  (nad^  ber 
Girmonbf  (^n  tSuSgabe),  tbeild  bei  Cozza-Luzi, 
Kova  Patr.  bibL  Vm,  Rom.  1871, 1,  1-244 
jid(  finben^  jeugen  bon  ber  umfaffenben  aScetifd^en 
unb  fin!ben))oIitifd^en  Zl(|ätigteit  Z^eoborS.  — 
Sine  Vita  be8  b(.  Z^eobor  fd^eb  ein  @tubiten- 


mbnd^  im  9.  Sabrl^unbert  (bei  Migne  233  sqq.) ; 
eineanbere,  loobrfd^einltd^  auS  bem  1 0.  Sal^rbunbett 
fiammenbe  Vita  S.  Theodori  ift  Don  Sitmonb  bet» 
ausgegeben  tt)otben  (abgebt,  bei  Migne  113  sqq.). 
S)ie  fitd^en))oIitifd^e  SBebeutung  beS  Stubitenabte« 
f(^ilbette  in  neuerer  QAi  Zl^omaS  (Zbeobor  Don 
Stubion  unb  fein  3eitalter,  Ofinabrüdt  1892). 
Ueber  baS  SBitfen  beS  Eiligen  aß  StefotmatotS 
bet  99aftlianetm5nd^e  f.  Schiwietz,  De  6.  Theo- 
doro  Stndita  reformatore  monachommBaBi- 
lianomm,  Vratislav.  1896  (Siffert.) ;  über  ba9 
ißerböltnil  Zbeoborfi  )um  rbmifd^n  @tuble  o^. 
3ob.  Stid^ter,  S)e8  ffl.  Z^eobor,  «btefi  Don  BtvL" 
hium,  Sebre  oom  ^rimat  beS  rSmifd^n  SBifd^ofd, 
im  ^ffatboIiT'  1874,  n,  385  ff.  SBeitere  Siterotur- 
angaben aber  ben  @tubiten  f.  tn  b.  Analecta  BoIL 
1893,  316  unb  in  b.  BibL  hagiogr.  gr.,  Bmx. 
1895,  129  aq.  3um  ®an}en  ogl.  nod^  (hum- 
bad^er,  ®efd^.  ber  b^jant  Sit,  2. 9ufl.,  Slündben 
1897, 147  fL  712  ff.  [©t  ©d^imieW 

Uepbor  ffto,  f.  Zbeobor  Don  Smafea. 

tfeoberd,  Sifd^of  Don  SqruS,  ber 
größte  Sieget  ber  gried^fd^-orientalifd^en  ftird^e, 
mar  um  baS  3abr  390  )u  SntioAia  Don  Dor* 
nehmen  d^rifttid^en  SUem  geboren,  ^iefe  betrad^ 
teten  Ü^n  al8  ein  burd^  ®ebet  unb  (Selfibbe  er- 
langtes i,®otteggefd^enI''  (baber  fein  9lame  6eo* 
$<up7)Toc)  unb  meibten  ibn  ®ott  ibrem  ®eläbbe 
gemd|  (f.  Jo.  Garnier,  Eist  Theodoreti,  bei 
Migne,  PP.  gr.  LXXXIV,  89  sqq.).  SSom 
fiebenten  Seben8j[abte  an  meitte  Zbeobotet  im 
Sutnrepiudflofiet  nabe  bei  Sntiod^ia  unb  mad^te 
in  3ft5mmigfeit  unb  SScefe,  in  meltlid^  unb 
beiliget  SBiffenfd^aft  bie  etfteulid^fien  gfottfd^ritte. 
9Rtt  bet  claffifd^en  Sttetatut  unb  ben  b^Üg^ 
©duften  mar  et  übetouö  Dettraut :  in  ber  Zbeo- 
logte  ftanb  er  unter  bem  geifügen  Sinfluffe  Stbeo* 
borS  Don  aRo|)fueftia  unb  äobannefi'  CbtQfofto- 
muS  (f.  b.  Srtt.).  S)ie  ®eifte8Dermanbtfd|aft  mit 
biejen  SRännem  tritt  in  feiner  SebenSfflbrung, 
in  feinet  @d^tiftau§Iegung  unb  in  feinet  Seteb« 
famleit  unDetlennbat  )u  Zage.  3u  feinen  9Rit* 
fd^äletn  jdblten  SleflottuS  (f.  b.  Stt.)  unb  3o- 
banne§,  bet  fpötere  Sifd^of  Don  9ntio(bia.  Zbeo- 
boreid  rafüofer  ®eifi  umf)xmnte  alle  SBiffenS- 
gebiete,  fein  (Sbelfinn  eiferte  nadb  ieglid^er  Zugenb ; 
feine  ®elebrfamleit  unb  feineUnbefqoItenbeit  maren 
ungemein  anerldnnt.  ©d^on  im  3. 423  erfd^eint 
er  ald  Sifd^of  Don  iSftvß  in  ©^rien.  ©eine  Xe« 
fiben),  jmei  Zagereifen  dfllid^  Don  Sntiod^ia  in 
einer  rauben,  unmirtblid^en  ®egenb  gelegen,  mar 
ein  Heiner  unb  armer  Ort ;  bie  2)iöcefe  aber,  bie 
bem  SRetropoIiten  Don  ^ierapolis  unterftanb, 
mar  ein  um^ngreid^ed  ®ebiet.  3n  feiner  bifd^öf« 
lid^en  SmtSfäbrung  }eid^nete  fid^  Zbeoboret  mtd^ 
Cntf agung  unb  merftbötige  92dd^ftenliebe ,  burd^ 
Vermittlung  befi  gf^ebenS  unb  ©eeleneifer  axß. 
©ein  reid^e«  Ddterlid^eS  Srbe  fd^enlte  er  ben 
Srmen.  Sugleid^  n>ar  er  auf  bie  Sefferung  ber 
materiellen  unb  forialen  SBerbältniffe  bebad^t,  in- 
bem  er  gemeinnü|ige  SSauten,  ©trafen,  SBaffer» 


1527 


Zl^eoboret 


1528 


leitungen^  Srüden,  Säbet  errid^ten  Heg  unb 
burdd  feine  Prbitte  bcn  bebrSngten  SBeiool^iiem 
Steuererlei^terung  üerfd^offte.  9Rit  boppeUem 
Sifer  aber  betrieb  er  bie  ^efebnind  ber  Urtdläu« 
bigen  unb  bie  93crbrangung  ber  ^refte  )ur  $er» 
fteQung  ber  (BIauben§cinbeit  (£p.  145,  bei 
Migne,  PP.  gr.  LXXXTTT,  1884).  S)ie  800 
ffirc^nfprengel  (icaootxtat)  feiner  audgebebnten 
S)idcefe  nmren  burq  bie  {o^Ireid^n  batnaligen 
^refien  gefpalten.  @ein  SBirten  broii^te  ibn  fogor 
mebrfod^  in  SebenSgefo^r,  toar  aber  bon  bem  er« 
manfd^ten  (Erfolge  begleitet.  3la(f)  26iö(riger  bi- 
fd^Bflid^er  SmtSfübrung  (449)  fonnte  er  an  $apft 
Seo  fd^reiben :  ^SRit  ^ilfe  ber  göttlichen  ®nabe 
labe  xd^  mifyc  aM  taufenb  @eelen  oon  ber  Äronf- 
beit  9Rarcion9  befreit  itnb  Diele  anbere  bon 
äriu6^  unb  SunomiuS'  ®enoffenf(i^aft  gu  Sbri« 
ftuS  bem  ^erm  gurüdgefübrt.  3n  800  ftir^en 
lann  i(^  mein  ^irtenamt  ausüben.  3n  aH'  biefen 
Pfarreien  ber  ^iöcefe  S^ruS  finbet  fid^  mit  Unter- 
ftü^ung  Surer  ®ebete  fein  Unfraut  mel^ir,  fonbem 
Don  aUer  bäretifd^en  9)erinung  ift  unfere  ^erbe 
befreit''  (Ep.  118»  bei  Migne  ib.  1316).  IBon 
Slatiand  S)iateffaron  (f.  b.  9(rt.)  l^tte  er  mel^r  atö 
200  Ssemplare  aud  ben  SHtä^tn  feines  @)}rengeIS 
entfernt  unb  fie  burdb  bie  Dier  canonifd^en  ßuan« 
gelien  erfe^t  (Theodoret.  Haer.  fab.  1,  20,  bei 
Migne  1.  c.  LXXXni,  872).  ^ber  feine  CMiItung 
in  ben  neftorianifd^en  Streitigteiten^  bie  ftd^  aud 
ber  ariftotelifd^-ontiod^enlfd^en  S^erminologie^  au8 
feiner  9lbböngigfett  Don  2:b^oi>i>^  ^on  9Jlo))fueftia 
unb  aus  feiner  gfreunbf d^ft  mit  9leftoriuS  ertlärt, 
bereitete  il^m  über  utoei  ä^br^ebute  (429—451) 
bie  größten  Sd^mierigfeiten  unb  enblofen  %erbru|, 
fo  ba^  feine  SBirffamleit  gebemmt  unb  fein  9n- 
fel^en  bei  ben  Ortboboien  gefd^mölert  tourbe.  918 
^opft  ebteftin  bie  Sebre  beS  9leftoriud,  ba^ 
aRaria  xp«'^'^<ixoc,  nid^t  Oeor^xoc  fei,  als  am- 
<m>c  xatvoTV)?  be}eid^nete,  rietben  StobanneS  Don 
Sntiod^ia,  £beoboret  unb  anbere  orientalifd^e  93i' 
fd^bfe  bem  92eftoriuS  gunäd^ft,  ficb  ber  ))ä|)ftlid^en 
Sntfd^eibung  )u  fügen.  9tad^bem  aber  S^nQ  Don 
aiesanbrien  (f.  b.  «rt.)  bie  fircblid^e  Sebre  in 
gmölf  Ifapiteln  (SlnatbematiSmen)  furj  gufammen- 
gefagt,  glaubte  Xb^oboret  bierin  bie  Snlel^re  beS 
^oUinariS  (f.  b.  9(rt.)  DerftedCt  gu  finben  unb 
fd^rieb  im  eifrigften  Streben  nad^  SReinerl^altung 
^beS  apoftolifclen  ©laubenS"  auf  ®el^ei|  beS 
Sifd^ofS  SobanneS  Don  Slntiod^ia  feine  ®egen« 
anatbemotiSmen  (f.  Ep.  150,  bei  Migne  ib.  1413). 
$on  ba  an  UKir  Zb^oboret  baS  geiftige  ^aupt  ber 
neftorianifd^en  Semegung.  @ein  näd^fteS  Siel 
mar,  bie  SBerurtl^eUung  Sprills  unb  feines  Sebr- 
begriffeS  burd^gufe^en.  %IS  bie  Don  ftaifer  %^to» 
bofiuS  n.  auf  ben  7.  3uni  481  einberufene 
@9nobe  Don  epl^efuS  (f.  b.  Srt.),  obne  auf  bie 
9lnf unft  ber  f&umigen  orientalifd^  Sifd^öfe  nod^ 
länger  ju  märten,  tbre  SBeratl^ungen  am  22. 3uni 
begonn,  proteftirte  Il^eoboret  mit  feinem  aWetro- 
)>oIiten  Silesanber  Don  ^ieropolis  gegen  bie  (£r» 
Öffnung  ber  ^fommlung.    %n  ber  @egenDer« 


fammlung,  auf  meld^er  äol^nncS  Don  Viüimbia 
unb  feine  Subönger  baS  Slnat^m  über  Sterin  unb 
Slemnon,  99if(bof  DonSpl^efuS,  ai^fpra^ien  (f.  b. 
%rt.  Spb^fuS  IV,  678),  nol^m  S^eoboret  ben  reg« 
ften  9lntbeil  in  ber  guten  Sbftd^t,  <,ber  Smeigung 
beS  fieibeS  berftirdj^e''  einholt  )u  tbun  (£p.  162, 
bei  Migne  ib.  1463)  unb  bie  „cDongeli{(ben 
SDogmen"  gegen  Sntftcllung  gu  fd^fi^  (Ep.  151, 
bei  Migne  ib.  1417).  3n  Spbcn^  unb  6^1- 
cebon  prebigte  er  unter  großer  Seibeitigitng  beS 
Don  Sonftantinopel  b^ruber  gußrömenben  35oItcS 
über  bie  SeibenSunfäbigfeit  beS  &otteSfobneS  (f. 
Migne  L  o.  LXXXIV,  54.  58;  Manai  IV, 
1408—1410).  9luf  bem  ^eimmege  mobnte  er 
ben  SSerfammlungen  ber  gtetddgeftmüen  SBifd^bfe 
SU  SarfuS,  Serba,  Sntio^ia  bei,  mo  baS  %na« 
tbem  über  (Sqrifl  erneuert  mürbe  (Manst  V, 
1155  sqq.),  unb  fud^te  ben  on  Stelle  beS  9{e- 
fioriuS  in  Sonftantinopet  eingelegten  SBifdbof 
S)2a£imion  ju  Derbrängen.  Um  biefe  3tit  Derfa|te 
er  feine  @d(|rift  ^^entalogium".  3n  bm  noc^ften 
äabren  bauerten  bie  Streitigfeiten  mit  aller  f)efiig« 
leit  fort.  «S)ie  ^ntiocbener  fcbienen  mie  9leßo» 
riuS,  bie  SIesanbriner  mie  ^odinartS  gefmnt  su 
feiiu  3ur  Beilegung  biefer  Streitigteiten  Wdtt 
ftaifer  £b^'>opuS  gefonberte  Sdbreiben  m  C^riB 
unb  3obanneS  mit  ber  SBeifung,  fte  follten  fid^ 
mit  einanber  auSfbbnen  unb  in  @emeinfd^ft 
treten.  3m  Sefij^  biefeS  SBriefeS  rid^tete  3o^aime§ 
über  feine  Sefmnung  ein  ©d^itiben  an  SQriU 
unter  Seifügung  einer  Unionsformel  unb  übcr- 
fanbte  boSfelbe  burd^  ben  Si[d^o(  $auIuS  &on 
Smefa  (438).  @o  mürbe  ber  Streu  jmijcb^ni  ben 
orientolifd^en  unb  flg^ptif^ien  Sifcböfen  beigelegt' 
(fo  bie  bem  SeontiuS  Don  9)9|an)  [f.  b.  9rtJ  }u^ 
gefd^riebene  Sd^rift  De  aectis,  bei  Migne,  PP. 
gr.  LXXXVI,  1228).  3)ie  Unionsformel,  boft 
fogen.  ßymbolum  Epheaixiuin  (Mansi  V,  303; 
Migne,  PP.  gr.  LXXVH,  172),  toeldöe  bie 
Sereinigung  beiber  3]aturen  auSfpri^t  ($uo  7^ 
qpooecov  Svoxnc  j^^ovev)  unb  erHärt:  Jim  biefer 
Sereinigung  miben,  bie  aber  obne  Sermif(b«ing 
ijl,  belennen  mir,  ba^  bie  ^ilige  Jungfrau 
®otteSgebärerin  ift,  meil  ©ott  ber  SogoS  glcifdb 
rnib  SRenfd^  gemorben  ift'',  bedtt  fid^,  abgefeben 
Dom  Sd^Iu^fatf^  mit  berientgen,  meld^  bie  %n» 
tiod^ener  bereits  gu  Spl^fuS  bur4^  ben  ComeS  3o« 
banneS  bem  ffaifer  Xb^obofiuS  n.  Dorgeltgt 
l^atten,  unb  J^t  malrf^einlid^  Xb^oboret  aum 
Serf affer.  Sie  lautet  gang  ortbobos,  Detnteibet 
aber,  mie  S^eoboret  imm»  tbat,  bie  SuSbrüde 
«l^tipoftatifd^e  Union"  «r^^Qpfd^e  Bereinigung'« 
me(^e  SbriD  in  ben  VnatbematiSmen  gebraudbt 
batte.  ®Ieid^mo^I  mibn^trebte  Z^eoboret  bes  smi« 
fdben  Sol^neS  unb  Stritt  (ergefteDten  Union, 
einmal,  meil  er  bie  Sforberung,  ba|  alle  im  Streite 
abgefe^en  Sifd^öfe  in  ibre  Stelle  mieber  etngefe|t 
merben  follten,  nid^t  erfüllt  fal^ ;  bann  au4>  toeU 
er  in  ber  Snna^me  ber  Unionsformel  buidb  ^^ 
eine  Slcd^tfertigung  beS  9{efloriuS  unb  eine  3u* 
rudna^me  ber  jmdlf  ffapitel  erblidtte.  Seine  bei 


152d 


Z|eoboret 


1580 


^of  ctlftobene  Sefil^toerbe  fiBer  ba8  gctoaltfame 
Sorget  beS  Ißatriar^en  3o(anne9  (Mansi  V, 
9d0  sqq.)  blUb  ober  obne  ßrfolg.  3m  @egen« 
tbeil  bron^  ber  ^of  auf  9u8fö]^nune ;  bie  SBifd^dfe 
bcr  FlrüvinoiA  Ettphr»tenBi8  fottten  mit  3o« 
^neS  in  (Semeinfddaft  treten  obec  Ü^re  Stühle 
Detliftviu  SDii|  xovtttt,  unb  oud^  Xl^oboret  trat 
<484  ober  485)  bet  Union  (ei,  ald  ber  ^atriarc^ 
{ttfifgeben,  bal  et  bie  9ib{e{fung  beS  IRefloriuS 
ni^  gu  unter}eid^nen  brause  (Mangi  Y,  988). 
%imei^iettXb«oboretmif  einige  aobreShil^.  Sber 
mit  bem  VuSbrud^e  bet  monop^^fttifd^en  6treitig» 
fetten  (f.  b.  ttrt.  9Rono))^9fiten)  btad^en  fd^mete 
SeibenStage  ffit  Zb^boret  cm,  bet  nun  feine  paU 
lung  in  ben  neftotionifc^en  SBitren  bittet  bü^en 
rnitflf.  2)et  gemoltt^ätige  $atriat(^  2)io8cut  oon 
Wepinbtien  (f.  b.  9rt.),  ber  mit  oOet  Seibenfd^aft 
für  bie  SlonopbVftten  einttat,  verfolgte  bie  !Refto« 
riancr  unb  i^re  ftfl^eten  ®efinnung§gem)ffen, 
unter  biefen  au4  Xl^oboret,  auf  8  ^eftigfte.  Sein 
^^ Jbrigette  fi(|,  aI9  S^eoboret  im  3. 447  gegen 
bie  9tono))^ftten  fein  Sßerf  Eraniaies  (f.  u.) 
f(britbr  obtoobl  et  batin  aud^  S^tiS  als  b^roor- 
tug^nbem  ffird^enlebrer  bie  gebfil^tenbeSteOe  an« 
«oie4  (Dial.  2,  bei  Migne  L  o.  LXXXin,  212). 
€«tne  Semfibungen  für  ben  Don  i^m  felbfl  im  3. 
444  im  auftrage  bet  fibbnicifd^en  SBifii^öfe  tec^t- 
mS^ig  gemeibten  Vifd^of  3rendu8,  bet  als  faifet« 
lieber  ComeS  |ut  Seit  bet  S^nobe  ju  6])bcfi^^ 
^te^oiiuS  in  6<bu^  genommen  batte,  maren  ttojf 
bcr  Untttfifi|nng  be9  iBifd^ofS  ^omnuS  oon  Vn- 
tio^  etjoIgloS.  3rendufi  mürbe,  meil  er  t)ot 
fetner  XBetbc  gtoeimal  oerbeitatet  gemef cn,  auf  SBe« 
trieb  SiotatrS  Don  ITaifet  Xb^obofmS  im  3. 448 
abgeMt  unb  als  ^ioatmonn  in  feine  ^eimat 
Dermiefen  (MaBsi  v,  417).  SergeUid^  fu^te 
£broboret  ben  SHoScut  }u  geminnen,  inbem  et 
ibn  briefTiib  feiner  £yod^ad^tung  unb  feinel  ®e« 
Wei  Derfubettt  (Ep«  60,  bei  Migne,  PP.  gr. 
LXXXm,  1282).  ealb  mugte  et  fi<b  felbft  gegen 
bie  VnÜage  Dertbeibigen,  als  ob  et  „ben  ^erm 
Scfttl  Gbriftm  in  jiDei  Söbne  tbeile  unb  bie^  in 
9liitio(bia  Dot  unjäbligen  3ubötent  ptebige".  3n 
einem  ergebenen  S^reiben  (Ep.  88,  bei  Migne 
ib.  1268  sqq.)  toieS  et  biefe  VnKage  ah,  berief 
fOi  mtf  bat  3eugni^  Dielet  Sifd^öfe,  beS  (SIetuS 
unb  un^b^iget  ^ubötet,  miebetbolte  boS  8ym- 
bolum  fpheeinum  unb  betrfiftigte  eS  burd^  baS 
Snignift  bcr  ale^anbtinifd^n  93ij(b5fe  Slle{aitbet 
tmb  StbonofittS,  3:beo)>biIu8  unb  S^riO,  fomie 
beS9afütuS  ttnb®regot.  3uglei(b  Detmarf  er  bie 
tilotflofigTcit  betet,  meldte  ÜRaria  baS  ^röbicat 
«®otte§gebdnrin'^  aberfannten.  S)effen  ungead^tet 
f)>todb  SioScur  boS  Snatbem  über  ibn  ouS  unb 
nuftHe  eS  bei  l^of  bur(biufe^en,  ba^  X^oboret  in 
Untto^ia  ntd^  mebr  )>rebigen,  feinen  @))renge( 
niibt  Detloffen  unb  an  ber  nad^  Cpb^fu^  QuS- 
gefcbriebencR  6i;inobe  nid^t  tbeilnebmen  burfte,  eS 
fet  benn,  ba^  et  auSbrfi(t(id^  getufen  toutbe 
ilIaiMx  VI,  589).  3ut  (Senugtbuung  biente  bem 
%it(^of  Don  S^tuS  bamais,  bo^  bie  Don  bem 


^triard^en  fJflaDion  )tt  Confiantino))el  obgebal- 
tene  S^nobe  (448)  Sann  unb  9Ibfej^ung  über 
ßutt)d^eS  unb  feine  9nbdnger  auSfprad^,  morin 
Xb^oboret  „nad^  bunfler  9la<bt  ben  bellen  Xag  bet 
a))oftoIifd^  SBabtbeit  anbred^en  fab"  (Ep.  11,  bei 
Migne  ib.  1184).  Mein  bie  fog.  Stduberf^nobe 
}u  Spb^fuS  unter  bem  SSorfi^  S)U)ScurS  bob  baS 
Urtbeil  auf,  belegte,  obne  auf  bie  Sntfd^eibung  beS 
$at)fteS  fieo  }u  ad^ten,  bie  ottboboi;e  Sebre  Don 
gmei  9}aturen,  bie  9}eftorianer  unb  recbtglöubige 
S3ifd^öfe,  unter  biefen  X)omnuS  Don  ^ntio^ia  unb 
3:b<Dboret,  megen  Sefangenbeit  in  ber  neftoriani« 
fcben  C^örefie  mit  bem  Snatbem  unb  fe^te  le|tem 
ab  (449).  ffaifet  2:beobofiuS  befidtigte  biefe  8e* 
fd^Iüffe  unb  bcfabl  bie  @(^tiften  9leßotiu8'  unb 
Zb^oootetS  ju  Derbtennen  (Mansi  VII,  495); 
leitetet  mürbe  Derbannt.  Som  Ssile  aus  (in  ber 
%äbe  Don  ^ItMimea)  ergriff  er  bie  ^ppettation  an 
$a))ftfieo  (Ep.  118»  bei  Migne  ib.  18128qq.).  (Sr 
pttxit  Dorerft  mit  großen  Sobf)}rüd^en  ben  Vor- 
rang beS  tömif(ben  @tubIeS  unb  belobt  Seo'S  be« 
fannte  Epietola  dogmatioa  an  SI<^i<^n  Don 
Sonftontinopel ;  f obann  etbebt  et  Sefd^merbe,  bog 
et  mit  9IaDian  unb  anbeten  Sifd^öfen  obne  Set* 
bot  Don  SioScut  abgefegt  morben  fei,  unb  bittet 
um  Sbbaltung  einet  neuen  S^nobe,  |u  bet  fieo 
aud^  ibn  betufen  unb  feine  Sebre  untetfud^en 
möge.  9lud^  nad^  Sonftontinopel  tid^tete  et  bie 
Sitte  um  3ulaffung  )u  einet  S^nobe  (Ep.  119, 
bei  Migne  ib.  1828).  2)et  ^apft  miOfabtte  feinet 
Sitte,  erOörte  ibn  für  unfd^ulbig  unb  Derlangte,  bog 
et  miebet  auf  feinen  @i|  tejtituitt  metbe.  Siefe 
SBiebeteinfe^ung  jebod^  DettoitHid^te  fid^  f5tmliq 
etfl  im  3-  4^1/  nad^m  im  monopb^fltifd^cn 
6treit  bie  Sffienbung  )u  ©unften  bet  Ortbobo;ie 
eingetreten  mar  (f.  b.  ^ü.  WonojybPftten  VIII, 
1784).  S^  bet  balb  berufenen  ®i)nobe  Don  (S^f^aU 
cebon  (f.  b.  tHrt.)  erbielt  Xb^Dboret  auf  Serlangen 
ber  |)dpftlid^n  fiegaten  unb  faiferlid^en  (Sommif* 
fare  3utritt.  3n  ber  8.  ei|ung  (26.  October  451) 
erflärte  et :  ^Snatbem  bem  !KeftotiuB  unb  iebem, 
ber  bie  beilige  3ungfrou  aRaria  ni<bt  (SotteS* 
gebftrerin  nennt,  unb  ben  (Sinen  6obn,  ben  ein« 
geborenen,  in  )mei  @5bne  tbeilt ;  audb  id^  b^be 
bie  ®(aubenSbeftimmung  bet  €^nobe  unb  ben 
Stief  Seo'S  (Epietola  dogmatioa)  unterfd^eben« 
@o  benfe  id^."  hierauf  mutbe  et  einmfltbig 
als  ottbobos  unb  als  ted^tmö^iget  Snbabet  fei- 
nes Sif^ofsn^S  miebet  anetfannt  (Mansi  VU, 
185  sqq.).  S)ie  folgenben  3abte  lebte  bet  Stf(bof 
Don  S^tuS  unangefod^teit  bet  Setmaltung  feinet 
3)iocefe  unb  literarifdben  arbeiten,  befonberS  bet 
erflärung  ber  beUigen  @d^riften.  Sr  ftatb  im 
gfrieben  bet  Ritift  457.  SDaS  SermerfungSuttbeil 
ber  fpötem  ©Qnobe  Don  Sonftantinopel  (553) 
trifft  unb  Derbietet  nur  feine  @d(|riften,  bie  gegen 
Sprill  unb  baS  Soncil  Don  e))befuS  gerid^tet 
marcn  (f.  b.  art.).  —  Ibeoboret  war  ftets  Dom 
teinften  €tteben  nad^  SBabrbeit  befeelt  unb  bereit, 
in  bie  £iefe  beS  WeereS  geftürjt  }u  merben,  menn 
er  Don  bet  ®IaubenStegeI  abmebibe  (Ep.  11 9,  bei 


1581 


Z^eoborct 


1582 


MigM  L  e.  linwui,  1829).  fOcr  a  bmnk 

ßMm  Ux  VltäuB^,  ha  ZcnnRDbgic  nb 

ino^Kn-    €r  omt  eis  Odc^cttr  »ie  So» 
icUud  ftm  (E2{dna  0.  b.«xt),  cntte^e  ote  bcr 


mb  bct  Siii{i4t  in  bie  Ztog' 
iDcitc  bflT  obf^^iDciciibai  Sftstitigfttlcii.  €ciitt , 
Srrt^fincrfuib  loie  bii  bc8  Z^eobot  iKm9lo|pf»cpia 

(f.  b.  Vit.)  ttpOti(4  IM  flflflfflL    Sit  SdDlQOIQ  , 

ctncffettd  bct  gdttltil^fii  Koint  tu  C^ripnS  yo^ ; 
bk  Stimm,  cuibctctfnü  bct  ipoOch  vnb  raiKt* . 
fliifii^tcii  noifil^Hi^cii  9totet  yyn  bic  9)N>lliiia* 

tlftCli  fwDTtfH  tlpll  Ult  jf  ffUHIIIKt  OCt  Byirtflifllftyftt* 

Itil^cti  C^cifUccIc  in  flDct  fllaf{cii,  inbcnt  et  bic 
gotteSiottibiQdi  ttnf  Oott,  bic  tKm  bct  Jhuil^tcS" 
jfjtolt  TfbfnbfH  ouf  bic  ncnfil^It^  9talttt  b^|og, 
ein  Sctfo^tm,  boft  C||ri&  im  tricdcn  Snat^cno« 
tiSmuS  tagte.  (Eng  (icnmt  (fingt  bic  {4^  9e» 
f9oi|ifnn0  bct  Gommanieatio  idiomatam  (f.  b. 
Vit)  {ufammcn.  S)ic  9c(att)itung,  Z^botä 
^,  bct  Qknwtt  ttcid^,  in  e^okdMm  boS 
0|^ct  feinet  UActjcttgnng  gcbtod^,  ip  iiiiiiii^lig. 
9Sod  et  ^  Mtt^cibigtc,  bcift  fi4  focl^i^  mit  bem^ 
mos  et  in  bct  Unionifotmcl  andgefinoi^  ^c: 
bic  ®ottc«muttetfd^  Slotia'S  unb  bic  ScctiniF 
gnng  bct  iroA  Statuten  o^  Setmifd^ung  (f.  ob. 
1528).  9lcu  ifl  mtt  ba«  Vnd^  fibet  9Iefiotiu8, 
boS  et  bis  ba|bi  mid  ^ieifit  abgdc^  (attc,  »fi^ 
tcnb  et  iebod^  üon  Vnfang  an  bieimigen,  md^e 
boS  ^tiUricat  fteot^xoc  bct  (etltgcn  3itngftan  t^et* 
meigetten,  oK  gfeinbc  bcS  testen  (BkuÄenS  be- 

ß'dSnet  botte.  3m  Uebrigen  meinte  et,  e8  fei  9lc» 
tiuS  bttid^  SQtiS  Unte^t  gefd^^,  ba  icnet 
nid^t  lel^,  toafi  nod^  Xbo>boTct9  Vnfk^t  in  bcn 
Vnat^cmattdmen  lag^  ^ieniad^  mu|  man  bie 
gtogc,  ob  X^obotet  na($  Vnna^e  bct  UnionS- 
fotmel  onbetS  geftnnt  »ot  a&  uot^,  oemeinen 
(anbecS  Setttam  [f.  u.]).  S)ie  in  Vntio^ia  t^t^if^ 
gctootbcnc  VuSbnidSoeife  beiugliit  be8  SetboU« 
niffeg  bct  beiben  Statuten,  oie  ©d^^fternotung, 
bic  Zl^Iung  bct  Sd^riftteite  in  stoei  IHaffen  unb 
ibte  auöfd^Iie^u^e  9e)ie]^g  auf  bie  eine  obet 
anbete  Statut  ift  nad^  tote  oot  biefelbe.  Sie  Vna« 
t^ematifimen  £qriSfi  etfannte  Z^botet  fein  Sebcn 
lang  nid^t  an,  am  alletmcnigfien  beim  VuSbrud^c 
bct  monopl^Qfitifd^  etteitigfeittn,  toeil  ftd^  Su- 
t9d^  unb  feine  Vn^get  befidnbig  batauf  be- 
}ogen.  dt  ftiri^t  im  SBnefe  an  2)omnu8  oon  Vn- 
tiod^  nad^  bet  IRfiubaiQnobe  (449)  oon  bem  M 
ben  12  ftai)ite(n  liegcnben  ®ift,  hoA  bie  anbeten 
Sibcefen  nid^t  tennen''  (Ep.  112,  bei  Migne  L  o. 
LXXXm,  1309).  Sefonbetd  xoaua  ibm  bie 
VuSbtude  ?vc0(nc  xa&'  6i;6<rcaatv  (cap.  2)  unb 
SvcDotc  ^uotxi^  (cap.  3)  toefenl^fte,  fubftantiellc, 
))b9fif((e  Sereinigung  anftd^ig,  meil  bi^nnit  ge- 
jagt fei,  baö  gfleif^  (b.  l  bie  menfd^Iid^e  Statut) 
e^fti  fei  eine  92atut  mit  ber  @ottbeü  S)iefe 
xpSatc  befäm))fte  et  aud^  nad^  bem  ^(x\iitt  435 
(De  inoam.  Domini  32,  bei  Migne  L  c. 
LXXV,  1472).  Süt  bic  ©nigung  ber  beiben 
Staturen  gebraud^te  er  nad^  luie  uor  bie  VuSbrudte 


icvahf^  oovd[9eta^  f  vo9ic,  «ocvovts.  2)ie  )tt<i 

Stotnicn  finb  {u  einem  irp^«>i;ov  oereinifl^  ein 
VnäbnnI,  meines  rec^tglfinbig,  aber  aud|)  t»on  einer 
■otolsii^  (Bmmmg,  oon  bct  fiu^  Crfc^i- 
nnngSfotm  im  $egenfa|  |ut  mefentli^en  Src' 
dnignng  tKtPanbcn  merboi  fonn.  SM  SBort 
hfiAyzaa^  Mt  tbm  tictbfiil^g,  mcQ  e8  tti^  blo^ 
6nbfipcn|,  fonbetn  on^  6ubflan|,  Statur  6e- 
bentd,  rnie  eS  fbgvä  felbß  im  britten  Vnat^ema- 
tifirnnS  gebrannt  fj/at  SBic  fcübct,  f o  f|mid^  et 
awb  no4  ft'fitet  oon  bem  Zempel,  in  toeU^ 
Sott  gemo^  ^be:  «Sin  Vnbereg  ifl  bct  ouj- 
geldStc  Zcmud,  ein  VnbcteS  bet  ben  Zcm)Ml  e^ 
metfenbe  <Bott'  (De  incatn.  Dom.  31).  2)o(l^ 
bcudleetpibinSutunftoorft^tigercmd.  UebetaS 
bob  et  bic  tfmfsvi  bct  beiben  Staturen  im  ottl^ 
bosm  €tnne  {u  Sinem  ^tofopon  ^ot  unb  gt» 
btmi^  ^ictffit  ab  Süb  bie  Seteinigung  non  @eeb 
unb  &ib  }u  bem  einen  menfddlid^cn  &efai  (Ep.  21, 
bei  Migne  Le.LXXXIII,  1201).  SieSe^üon 
yoä  €ö^mn,  bicX^bot  unb  SleftotiuA  {ur  Saß 
gelegt  mntbc,  Icl^  et  bis  ]um  Ucbctbtuff e  ab. 
Obtto^  et  ben  VuSbnuI  dv3pc0icottfxoc  für 
glciibbeted^tigt  mit  bem  VuSbrudl  8eoT^xoc  Ifticit 
(£p.  151,  bei  Migne  ib.  1429),  gebtombte  et  t(n 
f)>atet  boc^  nnt  no4  einmal  (De  incarn.  Dom.  35, 
bei  Migne  L  c.  LXXV,  1477).  2)a|  et  no4 
um  439  ne{lotianif(^  gefinnt  »ot,  bcicugt  9Xfcä 
felbß  in  einem  SJtiefc  an  3obanned  oon  Vntio^ta 
(ngL  ITigne  L  c.  LXXXIV,  404  unb  £p. 
(}7r.  63,  bei  Migne  L  e.  LXXVn,  32^.  «ul 
bem  Gefogten  erflfirt  ft(b  efatetfeits  {ut  (Benuge,  mit 
meld^  Se<bte  i^  bic  Sif d^fe  )u  Cbokebon,  aH 
et  mit  bet  QcnDCtfung  bcS  Steßotittfi  )5gerte,  §u« 
riefen:  JSx  ift  ein  Steflorianct.  gfott  mit  ibm!* 
VnbcxerfcUft  botf  man  fi(b  nid^t  nninbem,  ba| 
feine  im  nejiorianif<^3ntereffeoerfo|ten64riftni 
(f.  u.  m,  2)  oon  bet  fünften  öcumenif d^  e^nobe 
oetmorfen  mürben.  So(^  mar  Sil^eobotet  nid^  ber 
formellen,  fonbem  nur  bet  matetidDkn  ^otefie  ju* 
getban. 

Sei  feinem  oidbemegten  Beben  mot  Xl^oboret 
ein  ungemein  [nubtbatet  Scbtiftjieflet.  «gfflt  alle 
!ßtufungcn  uno  8etf olgungen  fanb  et  in  bet  ^- 
ligen  @$tift  Xtoß  unb  Heilmittel  (Ep.  83,  bei 
Ifigne  L  &  TiXXXiU,  1265 sq.).  €eineaBetfe 
lerfalen  in  esegetifcbc,  bifiorifc^,  bogmatijt^, 
mo)u  bann  nod^  bie  Sriefe  tinb  ^omilien  (ommen. 

L  Vufbem  esegctif<ben®ebicteifl2:^ 
botet  SDleißet ;  ba^et  nebmen  in  bcn  bcflen  Vu^ 
gaben  bic  cfcgeti|4en  SSCierte  mit  Red^t  bie  erjie 
Stelle  ein.  68  ftnb  Ouäftionen  unb  Eom« 
mentare.  3enc  be](ianbeln  in  gorm  oon  gtagm 
unb  Vnttoorten  fd^mierige  Stellen  beS  VIten  Seßo« 
menteS,  unb  jmar  bet  fänf  Sfld^et  SDloJeS',  3ofue, 
Stiebtet,  9htti  ber  oier  9üd^  bcr  fUnige  unb 
ber  )mei  $araIipomenen.  Sie  ftnb  bic  VrBrit 
feines  gereiften  VlterS.  3)ie  eommcnlnre,  meUbe 
mir  beftben,  erHären  in  nraftergültigct  Sorm 
oon  bem  VIten  Zeftamente  bic  150  Sfolmen, 
bad  ^o^e  Sieb,  bie  fSmmtfi^en  giopm  unb 


1583 


Zl^eoboret. 


1534 


nemcn  ^ropl^eicn  (t^om  Sommentoc  gu  3faiad 
litgl  eine  64oIienfommIuna  t)ot;  berfelbe  ift  rtod) 
Olli  bm  Sotmcn  l^ufteuen).  Sie  OuüfHonen 
ob  bet  ^(Qlmencommentor  Men  (et  Migne, 
FP*  gr.  LXXX,  bie  fibrtgen  Kommentare 
ib.LXXXL  9m  ]^d#en  Qe|(l^ö|t  finb  bie  Som- 
mcntoit  {Üben  14  {Ktulintfi^en  Briefen  (Migne 
L  o.  LXXXn,  81  sqq.).  SRit  S^eoboret  f(^Iie|t 
bie  Ql&leiett  bet  ontio^enifd^n  Sd^ule;  er  mar 
bentfen«  i^  Srrunfienf<i^ften  bet  9}aqmelt  }u 
äbcrliefem.  3m  @egen|a|  )u  Xb^^bor  miS  er 
bit  SBeilfd^meififilett  meiben  (Ptaef.  in  Psalm.). 
Cr  dei^tt  ntd^t,  ba|  er  feine  SorgAnger  be- 
mle;  glei^mo^I  trägt  er  aud^  t>izU  felbftön« 
blge  (EdUrungen  Dor  (Praet  in  xn  proph.). 
3Rtt  bet  miffmfAaftlid^n  Sudlegung  üerbmbet 
er  QO^  tu  M  qI.  SbtQfofiomuS  bie  moralifd^e 
Crnfinmg.  Seinen  Kommentaren  gab  er  bie 
er6|tt  Soüenbung  (ogl.  Aibn,  Sie  SBebeulung 
bet  onib^enifd^  €$ule  auf  bem  esegetifd^en 
eebifte,  SBeiffenburg  1866, 156  ff.).  @ie  jeid^« 
nen  fi^  bun^  gutreffenbe  bifiorifd^-gromma« 
1{(4^  (EsOSrung  unb  burd^  ß4tt)oSe  SarfteDung 
auSu  3)abei  trAgt  er  au4  ber  tool^rbegrünbeten 
ZwS  Seil^nung.  SinerfeitS  Dermeibet  er  bie  mill- 
tuifi^e  8e}iebung  ))rop^tifd^  Stellen  auf  ben 
Olejfiaft  tmb  fein  fRAd^,  anbererfeitft  beläm^ft  er 
bif  tationaIi|)if(l^-iubif(^e  Suffaffung  mefftonifd^er 
Stellen  na^  ber  9rt  Zb^oborS  oon  9Ro))fueftia 
(über  feine  Qermeneutil  DgL  ftibn  111—184; 
über  feine  Ciegetif  ebb.  185--160).  Sine  @e- 
IKnalattSgobc  ber  (Kommentare  aber  bie  Qriefe  an 
bie  XSmer,  (Sorintber  unb  ®alater  erftbien  in  ber 
Biblioiheca  patrum  delectn  presbyt.  Oxo- 
nisos,,  Oxon.  1852. 

IL  Qnter  ben  bifiorifd^en  SBerlen  ftebt 
h  bie  Jttr^engefcbid^te  obenan  (Migne,  PP.  gr. 
LXXXn,  879—1280).  Um  450  oerfa|t,  be- 
bonbett  fie  in  fünf  99ü(bem  einen  3eitraum  oon 
105  aabren  (828-428).  2)a^  er  biefelbe  ni(bt 
Deitet  forlgefe^  fyd,  edlärt  ftd^  au8  feinem 
€lanb)mnlte  in  ben  neflorianiftben  Streitigleiten. 
9la(ft  einem  Stüdblide  auf  bie  f egenft>oDe  Berufung 
CpiqlottttnS  |um  Sbriftentbume  b^bt  er  mit  ben 
Umtrieben  ber  Xrianer  an  unb  fd^Iie|t  mit 
ber  SBirffamfdt  unb  bem  Sobe  Xb^oborS  Don 
9lo{pfueftia  uiä)  feined  SBruberS  $ol9d^roniud. 
^ioauf  folgen  bie  SBifd^ofdliften  ber  ^auptfird^en 
itim,  9iftiod^la,f[Iescmbria,  3erufalem  unb  (Son* 
9anläu>peL  Xbeoboret  ift  ber  le^e  unb  befte 
8ottfe|er  Bon  Sufebiufi'  ffird^engefd^id^te.  S)er 
Ikmptmettb  jHner  Srbeit  liegt  in  ben  eingefloib- 
tenen  biponf^^  2)ocumenten.  £eiber  oermiffen 
mir  oft  bie  Sngabe  ber  d^onologifc^en  2)aten. 
Soboteil  nnb  SogomenuS  fd^eint  er  nid^t  be« 
nu|t  itt  b^ben,  toobi  aber  9iuftn  unb  $bil0" 
florginS  (ogL  fiolzhaosen,  De  fontibuB,  quibus 
BoerateSt  SozomenosetTheodoretas  in  sori- 
bsniia  hisfcoria  sacra  nsi  sint^  Gott.  1825). 
Sufigaben  ber  ffird^engefd^iibte  beforgten  gfroben 
ntb  etiifcopiul  (SBafel  1535),  %  StepbanuS 


($arid  1544),  3.  Sirmonb  (!Pari8 1642),  $.  )8a- 
(efmS  ($ari8 1678),  l^.  ®ai3forb  (Osforb  1854) ; 
9.  ®ülben))enning  Deröffentßd^te  eine  Unter« 
fud^ung  ibrer  Duellen  (i^aOe  1889).  —  2.  2)ie 
oor  ber  JKrd^engefd^icbte  oerfa|te  Historia  reli- 
giosa  (ülUnd^Sgefd^td^te :  4>(X(S&eoc  hno^ta  i) 
di{nnr)Ttx9j  itoXtrsUx)  erjöblt  }um  S^^^^  ber  St* 
bauung  bad  Seben  oon  brei|ig  SlSceten  beö  SRor» 
genlanbed,  Oon  benen  bamalS  jebn  nod^  lebten, 
j.  93.  S^meon  ber  Söulenßeber  (geft  459). 
Sie  }um  Sd^Iuffe  biefer  um  444  gefc^riebenen 
Siograpbitn  beigegebene  Oratio  de  divina  et 
sancta  caritate  )eigt  bie  inneren  93emeggränbe 
biefer  Heiligenleben  auf  (Migne,  PP.  gr. 
1280—1522).  eine  beutfd^e  Ueber- 
fe^ng  fertigte  S.  Stupptv,  Äempten  1878.  — 
8.  S)er  9bri^  ber  böretifd^  gfofeleien,  Haereti- 
canun  fabnlarum  compendiom  (AlpsnxYjc  xa- 
xo|wfttac  iiuTOfti^)  begreift  fftnf  Sudler  (Migne 
L  c.  LXXXm,  885—556).  3n  ben  Oier  erften 
Sudlern  bz\pxx^i  er  in  ffflrje  bie  ^ärefien  oon 
Simon  SRaguS  bis  92eftortu8  unb  SutQd^ed 
(Haeret  fabuL  4, 12. 18).  S)a8  fünfte  ift  ein 
Sbri^  ber  (Staubend«  unb  Sittenlebre  (6e((ov 
ßo^liaxiDv  licerojiT^),  fo  baft  baS  ®anje  gut 
^Unterfd^eibungSIebre  oon  3rrtbum  unb  SBabr« 
beit"*  mirb  (Migne  1.  c.  840).  S)a8  Jlapitel 
über  !ßeßoriud  (Haeret  fabul.  4,  12)  ift  mit 
Unred^t  in  So>ti\tl  gebogen.  &  trägt  gan)  ben 
(Ebaratter  feine»  StilS;  loal^rfd^einlicb  ^  bie 
jtoei  legten  ftapitel  na(b  451  beigefe^t,  ober  eS 
ift  bie  Sd^rift  felbft  erft  um  biefe  3eit  t>erfa|t. 

ni.  Sie  bogmatlfd^en  Sd^riften  ftnb  mei« 
fienS  a))oIogetif(be  unb  ))oIemif(be.  2Bir  ffibren 
fie  in  biftorifd^er  gfplge  auf.  —  1.  Graecarom 
affectionnm  curatio  ('EXXtjvixiov  depaireurtxi^ 
ita&T)(iaT(i>v) ,  Heilung  b^bnifd^er  Atanfbeiten 
ober  Srfenntni^  ber  eoongelifd^en  äBabrbeit  au8 
ber  beibnifd^en  $]^ofo|)bie/  in  jmölf  Sieben  ober 
SKbbanblungen,  im  3. 427  Derfa^t  (Migne  L  c 
LXXXm,  788—1152).  Sie  Spbtter  über  bie 
Seid^tgloubigfeit  ber  (£bri|ten,  über  bie  Unmijfen« 
fd^ftltd^feit  ber  9|)oftel  unb  bie  grunblofe  93er« 
ebrungberSRart^reroeranlaffenibn  jumSd^reiben. 
Sr  begegnet  biefen  Sinmenbungen,  inbem  er  unter 
SBerglei^ung  ber  b^ibnifd^en  fiebren  bie  @runb« 
toabrbeiten  ber  d^fUid^  ®Iaubend«  unb  Sitten« 
lebren  barlegt,  um  fie  burd^  biefen  ®egenfa^  in 
beOeS  Sid^t  au  fteOen.  SaS  SBerf  gUt  alS  bie 
befte  9pologie  ber  alten  Seit  Sine  Sonber- 
auSgabe  lieferte  Zb-  ®ai8forb,  Ogforb  1889. 
—  2.  Sie  Beprehensio  XII  oapitom  sive 
anathematismonun  Clyrilli  (AvaTpoir^j  tcuv 
BiLdixa  xe(paXa((ov) ,  im  3.  480  t)erfa|t,  eine 
fd^arfe,  oielfad^  unjutreff  enbe  ffritil  ber  jmblf  Xna« 
tbematiSmen  beS  S^riS  oon  9Ie|anbrien ,  finbet 
fid^  unter  (S^rillS  9Ber!en  mit  ben  Snatbema« 
tiSmen  jufammengeftellt  (Migne  L  o.  LXXl^ 
892—452).  Son  bem  Pentalogium  de  incar- 
natione,  einer  aud  fünf  93üdt)em  beftebenben 
Streitfd^rift  gegen  S^riU  unb  bie  S^nobe  oon 


1535 


Xl^eobotid^  t)on  Spotba  —  2^eobotid^  ber  ®ro|e. 


1536 


ß))^fuS,  ^b  und  nut  fpdrlid^e  Orrogmente  er- 
holten (Migne  L  c.  LXXXIV,  65—88).  (gintge 
berfelben  (ib.  78—85)  beden  fi(^  mit  c.  18—15 
nvh  17  bet  @4rift  De  incarnat.  Domini 
(Migne  L  e.  LXXY,  1487  sqq.;  »gl.  (S^r^rb 
[f.  u.]  114  f.).  —  3.  S)le  jeldn  »eben  über  bic  iBor- 

fel^ung  (Ilepl  npovoCac  X6701  6exa),  um  482  in 

19ntto(i^ia  gel^alten,  }ei^nen  fld^  bur(^  bogmatifd^e 
Siefe  unb  elegante  Qptaäft  au9  (Migne  L  0. 
LXXXin,  555—774).  3rt'«  ©eutfd^e  überfc^t 
t»on  8.  Stüpptt,  j^empten  1878.  —  4.  Sie  att)ei 
eno  }ufammen^ngfnben  @d^riften  llspl  t^c  ^ac 

xaT  Ccooitotou  rptöfdoc  txnb  ilepl  t^c  tou  xu{>(ou 

ivav&p(Dtn^(7SQ>c,  toel^e  9. 9Rat  unter  bem  Flamen 
(Sxftm%  üerdffentli(^t  ffai  (Migne  L  c.  LXXV, 
1147—1190  unb  1419—1478),  gel&ören  Sl^eo- 
boret  an  (SBetoei«  j^ierfür  bei  S^^rb),  ber  fte 
felbft  unter  bem  f^non^men  Xitel  flepl  OeoXoTtac 
iLoX  trfi  dstac  ivavBpaiin^aecttc  im  IBriefe  on 
!|k#  See  anffi^rt  (Ep.  113,  bei  Migne  1.  c. 
LXXXm,  1317).  6ie  finb  nad^  ber  l^er  fte^- 
ben  Angabe  jtodlf  3a^re  Dor  bem  im  9.  449 
gefd^ebenen  Sriefe,  olfo  nid^  nad^  437,  ttml^r« 
jd^einlid^  balb  nad^  ber  9(u8fö^nung  mit  e^rill, 
berfaftt.  2)e^^alb  lebnt  ber  93erfoffer  bie  po« 
lemifd^  Senben}  ob  (Migne  L  0.  LXX  V,  1420), 
Mt  ober  tro^bem  SptiU  unb  bie  IBfiter  üon 
Spl^efud  ote  bie  Srben  ber  3trle^re  befi  ^poU 
linarid  bar  (oi  t^c  'AieoXXtvap(ou  p.oeTatoXoifCQtc 
xX7)p6vop.ot ;  ib.  1458).  —  6.  S)a8  SBerl  Era- 
nisiessiTePolymorphos,  S)erSBett(er  ober  Siel- 
geftoltige,  447  oerfa|t,  seid^net  in  dier  Sfi^em 
ben  9tono))b9fttidmufi  ofö  einen  Don  früheren 
^retilem  erbettelten  Smoobn.  3n  btti  S>io- 
logen  gmifc^en  einem  Sut^d^ioner  unb  einem 
Ort^obosen  mirb  bie  Unterönbetlid^feit,  Unoer* 
mifc^tbeit  unb  Seibenfiunfa^igtett  be«  menfd^- 
gettorbetien  eingeborenen  ®otte9{o]^neB  begrfinbd. 
Soft  Dierte  SBud^  erbringt  biefen  Seneifi  in 
40  @d^Iüf|en  (Migne  1.  e.  LXXXin,  27  ad 
886).  S)er  Libellus  contra  Nestorinm  ift  un« 
ääft.  SBon  ben  fieben  S)toIogen  De  trinitate 
(Migne  1.  c.  XXVUI,  1115  sqq.)  bat  3)rfifete 
bie  brei  erften  SpoQinartt  t>0n  Saooicea  juge« 
loiefen  (XlJeoL  ©tubien  u,  ftritt!en  LXIH  [1890], 
187-171). 

'  lY .  Sie  3  r  i  e  f  e  Xbeoboref «  toerben  auf  181 
gejäblt,  Don  benen  jmei  Don  S^ril  ftammen 
(Migne,  PP.  gr.  LXXXm,  1171—1494). 
9)euerbing«  finb  Don  3ob.  Saffelion  (^t^en 
1885)  48  toeitere  »riefe  Zl^oboretd  Deröffent^ 
Wdfi  »orben.  gfflr  bie  Sogmen* ,  JKrd^en«  unb 
Sulturgefd^id^e  finb  bie  Sriefe  Don  großem  SBertl^. 
Son  ben^omilien  fyihm  mir  nur  gfrogmente, 
}.  9.  Don  ben  Sobreben  auf  So^nneHebtQfoftomud 
(Migne  1.  c.  LXXXIV,  48-54).  <J)ic  «ebe  auf 
3o^anne§  ben  Sftufer  lä^t  ben  ®e{ft  Xb^oboretS 
Dermiffen.  S)ie  fBemerfungen  Aber  bte  $falmen 
(ib.  19—82)  finb  gjcerpte  fpätem  Urftnrung§. 

@ämmtlid^e  SBerle  tb^oboretS  mit  loteinifd^ 
Ueberfe^ung  gab  3ac.  @imtonb  )u  gktid  1642 


in  4  Sdnben  Ijieraud;  bogu  lieferten  Gomict 
unb  ^orbouin  ein  Aactarium  oK  fitnjten  Sonb, 
^ßoriS  1684.  3n  Unterem  finben  {i4  föt^  fl^ 
lebrte  S^iffertotionen  ®amiet0,  Mc  aber  1^ 
boret  3U  fyxtt  beurt^eiten  (au4  abgebrudt  M 
Migne,  PP.  gr.  LXXXIV,  89—864).  (Eine 
neue  Detbefferte  Sudgdle  Deronjialtete  3. 2.  Säfvliß 
(unb  3.  9i%It),  ^Oe  1769—1774,  5  Sbe.  in 
ie  utoet  £b<Uen.  (Ebenbo  etfi^ien  ber  grin^if^ 
ttjs^  ebne  toteinifd^  lUbeifettmg  1768—1775, 
5  9be.  @d^ul)e^«  9u«gabe  ijt  obgdKsdt  bei 
Migne  1.  e.  LXXX-LXXXIV.  (SgL  bie  in 
bem  9rt.  Xb^obor  Don  Wopfueßia  dttrten  64df« 
ten  Don  ttxf^n  unb  6)}ed^t ;  femer  Ad.  BertraiUf 
Theodoreti  ep.  Gyr»  Doctiina  ehxiatologieav 
quam  ex  ejus  operiboa  coroposnit,  Hildesiae 
1888 1  Gilbert  (S^rborb,  3)ie  e^nl  Don  «Icson« 
brien  gugefc^riebene  @(brift :  Ilcpl  t^c  xoü  Kuptou 
ivav&pfütn^0«ciK ,  ein  IBerf  X^boreta  iMm 
ei)ru«,  Xübingen  1888  [2)i{f.] ;  91  ®ItibofkitDdft, 
fieben  unb  fi^riftfidlerif^  Xb^tigfrit  Zl^botetS, 
anoStott  1890,  2  IBbe.  [rufPfd^]).       [iH^] 

f  9e0boti4  Don  a))0lba$  Don  ÜRAnfkcr; 
Don9)iem,f.  S)tetri4 

f  9Mb#tl4  (Xbeoberid^)  ber  ®tD|c,  Stbni% 
ber  Oftgoten,  mürbe  454 aI0 ber @o^nX^« 
bemer«,  eindl  Vnf fi^mS  oftgotifc^et  6<^oaieii  in 
fßonnonien  cM  bem  Sef^Iecbte  ber  ^maUt,  §f 
boren  unb  Derlebte  frim  Sugenbgeit  cta  ®eifel  am 
ffoiferbof  In  <£onflantino)>eI.  ®ort  tmtrbe  bn 
®ruiU)  gelegt  für  bie  gro|e  SloIIe,  metd^  er  fiiätcr 
fpielen  foOte.  «tt  181Abnger  tbotenbutfkigcr 
dfingling  fcbtteer^im  )u  feinem  Gtomme,  beifea 
Subrung  ibm  bolb  gufiel.  Son  i^  ab  fIo|  fein 
Seben  im  Ojheid^  rubeloS  ba^in  in  longm  Mau 
)>f en  fär  unb  mibcr  939san)  unb  in  faß  bi^ftnbiQer 
t^el^be  mit  eigenen  6iamme8genoffen,  loeÜ^e  unter 
ber  Pbnmg  feine«  mäd^en  SüDokn  Xl^eoboriil 
6ttabo  ebenfaQ«  att  S5berirte  bem  floi^  bienten. 
Srft  mit  bem  Xobe  jettteft  9lebenbublcri  fieberte 
fidd  feint  Sage,  ba  iraifer  Sfno  nidj^t  «e^  bm 
(Einen  gegen  ben  Vnbern  ouefpielen  tonnte.  Sn^ 
bei  fflbtte  mebet  Xbtoborli^  no^  fein  Soff  fi4 

flcber  unb  }ufrieben,  unb  oudSi  bet  fhiifet  l^otte 
eine  guten  (Srfinbe,  für  eine  fo  bebeutenbe  mBU 
tdrif  d^e  €treitmad^t,  mie  fie  X^oborid^  edboatm 
ret^rftfentirten,  eine  Kblenftmg  ju  fw^en.  60  iom 
e8,  boft  ber  (Sotenffirft  unj^oeifeliaft  im  Siiftooge 
beil  flttiferft  aI8  magiBter  BuHtmii  im  fiHnter 
488/489  feine  Stute  —  tS  »ox  Jfj^äb  ^eenf^ 
1^  SQtoibenmg"  —  no«^  Stauen  ffibttiL  Dort 
entfd^ieb  ein  l^odnfidiger  ffiam|if  (489--49d}, 
tDäl^renb  beffen  bie  IDertreter  ber  ictn^  eine  wi» 
itünftige  3urtt(f^Ihmg  beobad^etrn,  gegm  bm 
Don  Sqjan}  in  aUen  6tfldhn  DielleUbt  «iemolf 
onerfdnnten  ftönig  Obooler  (f.  b.  9tt  Stofien  VI» 
1058),  ber  mäbtenb  feiner  18|fi^en  Xe^ienras 
f)(b  eine  ni^  geringe  9nyi^I  treuer  Vx^finga  «r^ 
morben  l^tte  unb  ber  fotbolifd^  IKi^e  leinet 
megfi  feinbfelig  gegenüber  «treten  mar.  IBdl^rtnb 
ber  ariantf(^e  Xbeoborid^  Bur^  «tfai  tßoqfi  9lc| 


1537 


X^eoborid^  ber  @ro^e. 


1538 


oon  bQnopif^en  Setfd^tofigerungm''  fid^  mit  ben 
oiimii^-geniumif^en  Sleid^  aOürte  unb  bie 
tiiurlcnmmg  feUenS  befi  neuen  ffotfecS  9na- 
ftofhiS  L  bettieb  (er  erhielt  fte  498),  loor  er  be- 
äugt, fSr  bie  SBieberJ^erfteflung  ber  Orbnung  in 
dtolten  yi  t^,  mad  in  feinen  Ifröften  ftonb. 
3)abei  cxfrcute  er  ?fi  ber  t^ätigen  aRlttoirfung 
otu^  ber  nrd^n^en  greife,  namentlich  beS  SBifd^ofd 
eptpboniu»  Don  $cu)ia  (f.  b.  9rt.).  2)er  fotl^o- 
Ü{(^  IKr^e  gegenüber  mar  feine  Xegienmg  in 
Sonfcquen}  feiner  gonjen  fßolitil  eine  im  !($rincip 
tDimntt.  SnbieinnerenSngelegenljieUenberffird^e 
mff <^te  er  fid^  grunbfö|Iid^  xAäft  ein.  SBurbe  er 
ober  Don  ben  $cn:teien  f  örmli(^  genötl^igt,  fid^  mit 
ben  SBorgftngen  innerl^  ber  ratbolifd^  ffirc^e 
|u  bcfi^gen^o  leitete  i]^babeiber®eftd^t8))unlt, 
boft  er  bie  $flfa^t  l^abe,  Stu^e  unb  Orbnung  in 
fecnon  £anbe  aufredet  )u  erl^atten.  SBöl^renb  bed 
lournitianift^  ed^idmaS  (f.  b.  %rt.  @qmmad(|ud) 
Uttbctr  er  bim(  eine  oorurt^lsfreie,  flrenge  Un- 
(«rtcifi^fett  ber  iKrd^e  bie  gfrei^it  ber  (EntmidC- 
lung  mib  ^inberte  fo  baS  weitere  Umfic^greifen  beS 
unter  ber  fuiferlid^  Sflagge  befi  ^enotiton  (f.  b. 
%xL)  oorbringenben  9Ronop(9fitiSmu8  im  Sbenb- 
Imibc.  Sui(  in  ber  gfolge  nimmt  man,  wä^renb 
bb  6|Hinmmg  beS  ^benblanbefi  mit  ber  ffoifer« 
firc^  iiott  Sonftontinopel  fortbauerte,  ein  frieb- 
Ixäfk,  fafi  inniges  ^ufammengel^  beS  arianif^n 
<Sotm  unb  ber  tot^olifd^en  ff ird^  mal^r,  Don  bem 
ber  $aneg9ricufi  beS  (EnnobiuS  (f.  b.  9lrt.)  bei  aU 
feiner  UeberfAtoüngli^feit  ein  fid^erefi  3eugni| 
g^  Scr  groye  3ufammen))roS  mit  bem  gfranlen« 
ni^ie  (508 — 511)  mad^te  Xl^eoborid^  )um  fac« 
tifcben  fierm  ber  ^roDence,  ber  Narbonnensia 
unb  bti  veftgotifi^  Spanien.  9ud^  l^ier  tritt 
übexoS  eine  milbe  XoIeran)poIitif  gegenüber  ber 
totbottf^  ftird^e  gu  £age.  —  3n  ben  tird^Kd^en 
UnionSbefhebungen  gmifc^  SRom  unb  S^jon), 
|u  benen  ftaifer  SnaftafiuS  miber  SDillen  bur$ 
jrine  qef&^rli^e  Sage  gebrftngt  mürbe  (f.  b.  9rt. 
i^ormkbo«  VI,  282  ff.),  fyid  fld^  Xl^oborid^  um 
(rtnoi  $Teil,  unbeirrt  burd^  ettoaige  politifd^e 
!8or^c  ober  9lad^tl(|eile,  oon  bem  l^öretifd^ 
ftatfer  übcrreben  laRen,  beffen  gegen  bie  Ort|o« 
bosU  gfiid^e  SRod^inationen  gu  empfel^Ien  ober 
gar  ju  unterftüken.  3um  jmeiten  9RaIe  f t^u j^te  er 
^om  dor  bem  mbrang  einer  monopl^Qfttenfreunb- 
It^en  Qftrefle  unb  gegen  bie  Uebergriffe  bQjon« 
tinifd^  flüifert^ronnei.  @o  war  X^oborit^  ber 
Ta^oHfd^  IKrd^  ätaüenfi  ein  fiarfer  S)amm 
gegen  bie  C^)Kmflon9geIäfte  eine«  l^dretifd^  ffai- 
fcä  gemefen ;  mit  bem  Sobe  bed  fe^erifd^en  9na- 
ftafiiä(518)aber,  unb  namentlid^  feitbem  unter  bem 
Diti^bosm  Sttftin  L  ba8  religidfe  StnigungSmer! 
Sum  «bfd^ti$  gebrad^t  mar  (519 ;  f.  VI,  286), 
bbrie  biefe  natürlid^e  99efd^ü|erroSe  beS  ariani- 
i4icn  Itfittigl  auf.  Sud^  in  ben  potitifd^en  9e- 
jie^ungcn  oefi  nunmel^r  mieber  ortl^oboien  tbt^tam 
jtt  Stalten  trat  eine  oöSig  neue  SDSenbung  ein.  9n« 
fonggiMtfjnrad^  QQei  furXI^eoborid^  günftig  gumer- 
bcn ;  f Oflox  feine  SDfinf d^e  be}figlid^  ber  9tad^f oTge  im 

tMoOcsi&it-  XL  %  mfu 


Oftgotenreid^e  fanben  bie  (aiferlid^e  Snerfennung. 
9lUein  ba(b  mu|te  3:]^eoborid(i  feigen,  ba|  baS  neu 
erftarfte  ort^obose  ffaifertbum  nid^td  ®eringere9 
anftrebe  alS  bie  politifc^e  SBieberoereinigtmg  beS 
aSeftreid^ed  mit  bem  Often  unter  bem  Sinen  fai- 
[erltd^en  ©cepter.  SDie  3wtüdf]^Itung,  mit  ber 
Die  Ort^obosie,  ffird^e  unb  ^bel,  in  Stalten  einem 
fo(d)en  SBeftreben  frü^r  gegenüber  grftanben  märe, 
mar  gefc^munben,  unb  S^eoborid^  ffird^tete  nid^t 
obne  @runb,  ba|  eine  gro^e  ^rtei  feiner  römi« 
fd^en  Untert^anen  ben  Snfd^Iufi  an  baS  Itaiferreid^ 
fud^e.  Sitterfeit  unb  9Ri|trauen  jogen  in  boS 
fd^mer  enttöufd^te  |)er)  bed  TOia^rigen  ^tbtnF 
fönigS  ein  unb  brüdten  feinen  legten  9iegierungS- 
ia^ren  bog  3^i^^  nerDöfer  ®erei}t]^eit  unb  Un* 
ft^erbeit  auf,  ein  3uftonb,  auS  bem  fid^  bie  ®e" 
malttl^ötigfeiten  gegen  93oetl^iu8  (f.  b.  9rt),  @9m- 
mad^uS  unb  fßapfl  Sol^anned  I.  (f.  b.  9lrt.)  erRaren. 
Soet^iuS  (^erbft  524)  unb  fein  Sd^miegeroater 
S^mmac^uS  (525)  fielen  bem  ißerbaddte  politifd^er 
Sonfpirationen  mit  Oft-!Rom  )um  Opfer.  $a))ft 
Sobanned  I.  mar  oon  Xb^oborid^  gejmungen  mor« 
ben,  eine  üRiffion  an  ben  Itaiferbof  )u  ®unf|ten 
ber  burc^  eine  allgemeine  fte^roerfolgung  SuftinS 
mitbetroffenen  @oten  anjutreten  (Snbe  525).  @o« 
meit  er  bie  Vertretung  ber  fiforberunaen  bed  ftönigS 
gugeftd^ert,  ^t  er  ^e  aud^  oom  jcaifer  eneid^t. 
Slber  imif  einen  langen  9ufentl^It  in  $t)S<^n), 
meld^er  mit  einer  nod(|maligen  Ordnung  beSffaiferS 
(biefer  mar  fd^on  oom  ^ofpatriard^n  gefrönt  mor- 
ben)  burd^  feine  f)dnbe  fd[)Io|,  mar  ber  Sapft  bem 
ftönig  ebenfalls  politifd^oerbdd^tiggemoroen.  ffia^ 
Xaoenna  gurüdfgefe^,  mürbe  er  mit  ben  übri- 
gen STlitgliebem  ber  ®efanbtfd^ft  in'S  ®eföngni| 
gemorfen,  in  melt^m  er,  obne^in  fd^on  leibenb, 
nad^  fur^er  Stü  eines  natürlid^en  ZobeS  [tarb 
(9Rai  526).  Sei  ber  ma^l  eines  9ladtfoIgerS  moSte 
fomol^I  bie  gotenfreunblid^e  als  aud^  oie  national* 
römifd^  ^artei  einen  9Rann  i^er  Sid^tung  auf 
ben  püpfllid^en  @tu^I  bringen.  Snfolge  beS  oon 
2:^oborid^  ausgeübten  nat^^altigen  SbrudeS  mu|te 
iebod^  bie  le^e  i^ren  Said>ibaten  aufgeben,  unb 
gelis  lY.  (f.  b.  9lrt.)  mürbe  gemöl^It  (3uli  526). 
@<^on  am  30.  Suguft  ftarb  ^beoborid^  im  grie- 
ben  mit  ber  fotl^olifc^en  ftird^e,  bie  i^m  als  mtd^ 
tiger  Seftanbtl^eil  ber  respublica  mie  biefe  felbft 
anejeit  ein  ®egenftanb  ber  gürforge  unb  beS 
@4uM  gemefen  mar.  —  Sie  fird^Iiqe  Xrabition 
unb  Die  beutfd^e  ^elbenfage  „geben  nur  ie  eine 
Seite  oon  £]^eoborid^S  SSefen  mieber  unb  oer> 
jerren  fie  in  bem  Spiegel  ber  ^ortei  ober  be* 
lanbeln  fie  mit  ber  gfrei^it  ber  2)id^tung;  fo 
fiart  mar  feine  ^erfönlic^feit  nid^t,  ba|  fie  Jtd^ 
ben  (ommenben  (Generationen  als  einl^itlid^e  (8e» 
fialt  aufgegmungen  b^tte"  (^rtmann  [f.  u.] 
227).  (§gr.  ®.  ^feilf^ifter,  S)er  Oftgoten- 
fönig  X^oborid^  ber  ®roBe  unb  bie  fatl^o- 
lifd^e  ftircbe ,  ÜRünfter  1896  [iKrd^engefcbid^t- 
lid^e  Stubien  in,  1  u.  2];  S.  9R.  ^artmann, 
®efd^id^te  StalienS  im  9RitteIaIter  I,  Seipaig 
1897.)  [®.  ^feUf(bifter.] 

49 


1539 


^ll^eobofianer  —  Zl^eobofiuS  II. 


IMO 


9^b0fkiiur,  monopl^^fitifd^e  Partei, 
f.  aRonort^pten  VUI,  1793. 

99^obofnts  I.,ber®ro|e,  römifd^er  ff aif er 
(879-— 395),  flammte  ouS  Sauca  in  @))anien  unb 
umr  ber  @o^  beS  comes  3:^eobofht8,  ber  876 
n.  (Sfyc.  auf  99etretben  bed  granfen  SRerobaubeS 
|u  Sart^go  l^ingericl^tet  kourbe  (dgl.  Söffler,  S)er 
comes  £$(obojiud,  ^alle  1885).  %m  19.  3a- 
nuor  879  mad^te  ftoijet  (Station  (f.  b.  ^rt.  ®ta» 
tiamtfi)  il^n  }um  9luguftu8  bed  rdmif^en  Ofttei^eS : 
dd  f olti^et  brad^te  Zl^eobofiuS  ben  (Sotenfrteg  ouf 
ber  %allan]^lbinfe(  in  ben  ^al^ren  879  unb  880 
}u  ßnbe  unb  beflegte  386  bie  ®rut]^nger  an  ber 
Sonau.  Unteri)effen  mar  ®ratian  (388)  ermorbet 
morben,  unb  Zl^eoboftuS  manbte  ftc^  nun  gegen 
ben  ltfur))ator  9Rosimu8,  ben  er  888  l^ei  $etat)io 
in  @teiermar{  befiegte,  fobann  gegen  (SugeniuS, 
ber  394  am  gfrigibuS  bei  ^quileja  erlag.  93on 
ba  ab  bid  )u  feinem  Xobe  be^errf^te  3:^eobofiu8 
aud^  baS  römifd^e  SBeftreid^.  ©erul^mt  merben  an 
il^m  t)on  ben  l^eibnifd^en  9tebnem  Xl^emiftiufi  unb 
^catuS  (ber  889  }u  9lom  i^m  ben  erl^Itenen 
$aneg))ricuS  Dortrug)  befonberS  feine  grdmmigfeit 
unb  feine  SRilbe,  aud^  gegen  ^erfötüid^e  geinbe 
unb  StaatSDerbred^er  ().  $.  bei  ©elegenl^eit  bed 
Sufftanbe«  ju  Slntiod^ien  387,  als  Sol^anneS 
S^r^foftomuS  [f.  b.  ^rt.]  feine  21  @aulenreben 
(ielt) ;  3oftntu8  mirft  il^m,  aber  mol^I  o^ne  ®runb, 
@d^Iemmerei  t)or ;  ber  1^1.  9(mbroflu8  tabelt  feine 
aufbraufenbe  ^e^gteit.  S)er  ffaifer  mar  }uerft 
Derl^eiratet  mit  gflacdOa,  bie  885  )u  Conflanti- 
no))eI  ftarb,  unb  banad^  mit  ©alla,  einer  3:od^ter 
SSalentiniand  I.  unb  ber  Sufiina ;  auS  ber  erftem 
Sl^e  entfproffen  bie  ffaifer  %rcabiu8  unb  |)ono- 
riuS  unb  eine  Xod^ter  ^uld^eria,  auS  ber  gmeiten 
®alla  $facibia,  bie  SRutter  SBalentiniand  HI. 
@eitbem  Xl^eobofmS  380  in  einer  fd^meren  JhranI« 
l^eit  }u  Xl^effalonid^  t)on  SBifd^of  tld^oIiuS  getaujt 
morben  mar,  l^ing  er  ber  fatl^olifdden  Sleligion  mit 
Segeifterung  an;  burd^  eine  SRenge  ))on  ®efe|en 
fd^ritt  er  gegen  Reiben,  %rianer,  Sunomianer, 
9[))oIlinariften  unb  SRanid^fter  ein,  mft^renb  er 
gegen  bie  92ot)atianer  unb  bie  Suben  Xolerans 
übte.  Den  Stampf  mit  bem  ^eibentl^m,  beffen 
(Eult  er  392  gati)  betbot,  be^gleid^en  mit  bem 
tirianiSmuS  l^at  er  für  ben  Often  fogufagen  }u 
Snbe  gef ul^rt ;  gegen  bie  ^oUinariften  ging  er 
888  auf  Anregung  ©regorS  Don  ütaiiong  oor. 
9ud^  gegen  S$ebtud^,  JKnbetdetfauf  unb  Snt- 
beiligung  beS  Sonntags^  fetner  gegen  bie  )u- 
nel^menbe  @piel)ud^t  unb  bie  SBatimut^  ber  Be- 
amten erlief  er  ®efej^e.  9118  er  im  Säl^jom  bie 
Srmorbung  be8  Stabtcommanbonten  unb  anberer 
Offtdere  gu  Xl^fiatonid^  burd^  ein  groufameS 
tBIutbab  batte  röd^en  laHen  (390) .  t^ot  er  auf 
Serlangen  beS  1^1.  ^mbroftuS  bffentlid^  in  ber 
JHrd^e  gu  SRailanb  Su^e,  inbem  er  ftd^  auf  bie 
Srbe  niebermarf,  unter  3:bvänen  feine  @finbe 
befannte  unb  bann  ad(|t  SRonate  bis  gum  SBeib« 
itad^tSfefte  bem  ®otte§bienfte  fem  blieb;  maS 
fonß  über  biefe  9u|e  ergöl^It  mirb,  befonberS 


tion  Zl^eoboret  (H.  £.  5, 17),  iji  unglottbtDüriria 
(ügl.  »aufd^  [f.  u.]  320  f.).  S|c0bofhi8  fhsb 
gu  SRailonb  am  17.  Sanuar  896,  toal^tj^nßi^ 
50  3a]^  Ott ;  in  ber  ®robrebe,  meU^  ber  ^L  tm» 
brofiuS  i^m  l^ielt,  fagt  er  (De  obita  Theod. 
84  sq.)  Don  i^m;  JiÖ^  J^ait  ben  9Ronn  gefixt, 
ber  ben  Xabel  ber  @d^meid^elei  Dorgog,  unb  bm 
man  eines  XageS  fe^n  tonnte,  mie  er  öffmttu^ 
in  ber  ftirdjje  feine  @ünbe  beforntte:  id^  ^ie  bm 
9Rann  geliebt,  ber  am  Zage  nodp  einem  gidn« 
genben  Siege  fidft  ber  Kommunion  entölt,  toril 
er  baS  Slut  feiner  gfeinbe  in  ber  Sd^kd^t  t)(^ 

Soffen  ^atte;  id^  l^be  biefen  SRann  geliebt,  ber 
ei  feinem  U/jfitn  Stößeln  nad^  mir  fragte,  unb 
ber  in  feinem  XobeSlam))fe  mel^r  um  bie  Üoge 
ber  itird^e  alS  um  feinen  eigenen  Sd^mec)  ie* 
fümmert  mar.''  (Sgl  TiUemont,  Hisi  de» 
emp.  y,  2*  ed.,  Paris  1720,  189  sa.;  @älbm* 
)>enning  unb  3flanb,  3)er  ffaifet  Xl^bofmft 
ber  ®ro|e,  ^e  1878;  Kaufd^en,  3o^r6ü(^ 
ber  (^riftlid^en  IKrd^e  unter  bem  ^oifer  i^* 
bofmS  bem  ®roBen,  gfreib.  1897;  ^.  Ürifot, 
®ef(^.  SiomS  unb  ber  ^fle  im  9RitteIo(tei  I, 
Sfreiburg  1899,  8  ff.)  ORoufi^.] 

99^ob0flit$  II.,  ber  Sflngere,  oftrdmif^ 
ftaifer  (408 — 450),  So^n  unb  9ic^o(gct  bf§ 
SrcabiuS,  mar  .bei  feiner  Xl^ronbefteigung  ftebtn 
Saläre  alt.  S)a|  ber  Sater  ben  $erf etOnig  3(dbe- 
ierb  tefiamentarif<^  gum  Sormitnb  bcS  6o]^e§ 
befteDt  l^abe,  ift  gäbet  (®ülben))enning  [f.  n.] 
200  f.) ;  bod^  fyd  Xl^eobofittS  mit  ben  ^erfnn 
geitlebenS  einen  regen  bi^Iomatifd^  Serte^r  unter- 
l^lten,  ber  nur  burd^  einen  turjen  ffrieg  421  M4 
422  unterbro^en  muä>e.  S)er  lloifer  flanb  an- 
fangs unter  bem  Stnftuffe  beS  praefectos  prae- 
torio  SntbemiuS,  eines  Rügen  unb  mapoDen 
Staatsmannes.  SDiefer  DoOenbete  418  bie  tmt 
UmmaHung  SonftantinopelS,  beren  Sfunbomente 
nod^  ^eute  baS  Sreol  Don  Stambul  umf  c^Iiegm. 
9IS  Sntl^iuS  414  gurfidtrat,  erhielt  Selia  $ni> 
d^eria  (f.  b.  ^rt.),  bie  gmei  Si^re  filiere  6d^n)c{hr 
beS  ItaiferS,  ma|gebeiü)en  Sinflu^  ouf  ibtu  Sie 
Uitt  mit  i^ren  gmei  (fingeren  @d^efiem  in  fttjht- 
lid^er  Surfidgegogen^ieit,  mit  ®ebct,  j^nborbrit 
unb  SBobltl^un  befd^aftigt,  ^ielt  babci  ober  oiu^ 
mit  faft  m&miKd^em  Sinne  bie  3^9^  ber  €taai§« 
regierung  in  ber  ^onb.  9uS  Srdmmigbit  mib 
aus  Siebe  gum  SBruber  legte  ^e  baS  ®elttbbe 
emiger  Sungfräulid^feit  ob  unb  l^iett  biefeS  canäf, 
als  fte  not^  Xl^eobofiuS'  £obe  bem  6enatot 
9RarcianuS  ber  @taatSraif on  gultebe  bie  ^<mb 
reid^te.  %uf  ben  3ubenauf|)anb  gu  Vletonbnen 
414  folgte  bofelbft  415  bie  Crmorbung  ber  beib* 
nifd^en  ^^ilojopl^in  C)9(>atia  (f.  b.  9rt)  unb  416 
eine  Slngo^I  etnf  c^räntenber  ®efe|eSieftimmmigßi 
gegen  bie  Slerifer  unb  Jhxmfoipfleger  ($ora* 
bolonen ;  f.  b.  Sri.)  ber  Stobt  Z^bofiuS  mt* 
mol^Ite  ftd^  421  mit  ber  fd^nen  unb  Rügen  ItV* 
nais,  ber  Socbter  beS  ot^nifc^en  $(üofo()^ 
SeontiuS ;  fie  erhielt  bei  i^ntr  Zoufe  ben  Stamm 
ßubofta  unb  gebot  i^m  422  bie  Subotia.  9i^ 


IMl 


X^cobofiuS,  ber  1^1. 


1542 


Qcgnmenrf^t  oeom  bie  no^  immer  J^eibnifii^ 
llniBcipiöt  (u  yHHnm  mürbe  425  bie  fd^on  Don 
Sonftootiti  geflrünbete  ((riftttd^  UniDerjUät  )tt 
Con^onlinopcl  bur((  brei  gfreibriefe  ouSgejeid^net: 
in  bUfen  mürben  ben  $rofef{oren  ^örfole  auf 
Dem  Copttol  ber  Stobt  juerfonnt  unb  bie  (Be- 
^hnnt^mfli^  in  ^udft^t  gefteUt,  menn  pe 
30  3al^  i^r  Vmt  fütenrein,  pflid^ttreu  unb  ge« 
ff^üft  «yermaltet  Ratten.  Sei  ben  Streitigfeiten 
vcgen  9iefioriui  (f.  b.  9lrt.)  benahm  \\ä)  ber  ff oifer 
fc^iDonff nb,  meil  ber  ^of  f elbft  gefpolten  mar ;  enb« 
U4^  (4S5)  mürbe  SteftoriuS  Derbonnt.  3n  ber 
Soäjt  ber  Stonopl^ofiten  (f.  b.  %rt.)  ftanb  £^eo« 
bofint  gon)  unter  bem  Sinfluffe  beS  dutt^ä^tH  unb 
ber  e^Optiliä^en  $ortei ;  erft  fein  Xoh^  ber  450  in- 
folge eine!  €tuqed  Dom  $ferbe  erfolgte,  fd^affte 
4ier  SBonbeL  Zliieobofnid  lebte  mie  feine  @d^me- 
fkm  in  fUfterlid^er  3urudge}ogenbeit ;  oon  irbi« 
fd^  Sergnflgungen  pflegte  er  nur  bie  3agb ;  in 
Der  @d^5iff((rift  mor  er  SReifter,  baneben  malte 
unb  fc^i|te  er  gefd^idt  Siguren.  Sr  mar  tinbli^ 
fromm«  im  Gräften  audbauemb,  milbe  gegen  Ser* 
bred^r  unb  92ot]^Ieibenbe,  in  feiner  SM  aud^  pflid^t- 
c|rt9;  ottetn  er  mar  feine  f^d^ematur.  An 
Storni  o^ne  Snergie  unb  StaatSHugl^eit,  ein  @ptel- 
ball  fetner  Umgebung.  3nbe^  barf  bie  3^ii  feiner 
Segierung  nid^t  ott  eine  traurige  für  feine  SSöIfer 
betro(^  merben.  2)ie  Sorfel^ung  begfinfügte  in 
munbedkrrerSBeife  faft  oQe  feine  Untemeldmungen; 
er  marf  bie  ^unnen  über  bie  S)onau  jurfid, 
ndtbigte  bie  $erfer  in  rii^mlid^em  ffampfe  sum 
^ben,  gemann  SQSefi-Stom  ber  S)9naftie  miebec 
jiirud;  nur  tor  91ttila  mufite  er  )urfi(Imeid^en.  3m 
3nnem  berrfdfite,  abgefe^en  oon  ben  religiöfen 
SBuxen^  foft  ooUfommene  Stube ;  unter  i^m  mürbe 
enb(t4  im  3. 438  nod^  neuniöl^rigen  SSorarbeiten 
ein  neued  Seit^Sgefe^bud^,  eine  Sammlung  aller 
midbtigexni  Sonftitutionen  feit  Sonftontin,  ber 
Codex  Theodosianus  (f.  b.  9rt.  Codex  Jubü- 
nianoiiB),  )ttm  Sbfd^Iu^  gebrad^t  unb  im  ganzen 
Setd^,  aud^  in  SBeft^-SRom,  eingefflbrt.  (ißgl.  Tille- 
moni,  Hist  des  emp.  VI,  Paris.  1738, 1  ss.; 
Clinton,  FaBti  Romanil,  Oxon.  1844, 570  sqq. ; 
SietwiS«  @tubien  )ur  ®efd^id^te  ber  römifd^en 
ffaifer.  Berlin  1870,  419  ff. ;  ©ulbenpenning, 
Oef 4.  bdl  oihdm.  Sleid^eS  unter  ^rcobiuS  u.  Xl^eo« 
bfiito  IL,  ^e  1885, 192  ff.)    [9iaufd^en.] 

^Mkefbis,  ber  1^1.,  ber  Sdnobtard^, 
einer  ber  fiiauptorgontfatoren  beS  paläftinenfifd^en 
Stönd^t^mi  im  5.  unb  6.  3abtbunbert,  mürbe 
um  boS  3abr  424  im  S)orf e  @ctx\^fA  (nid^t  SRo- 
goriffoB;  ogL  Ufener  [f.u.]  116)  in  Soppoborien 
geboren  unb  mor  in  feiner  3ugenb  ^falmenfänger 
in  ber  IKi^e  iu  ftomono.  Segeiflert  für  bad  Seben 
ber  SBäter  in  ber  SBüfte,  berlie^  er  no($  unter 
Aaifer  Worrion  (geft.  457)  feine  l^eimot  unb  pU- 
gate  nad^  dcrufalem.  Untermegd  befud^te  er  bei 
tvAodßtn  ben  oieibemunberten  1^1.  Spmeon  Stq« 
lite«  (f.  b.  9rt),  ber  il^n  einlub,  )u  feiner  Säule 
(mou^uftrigen,  i^n  lü^te  unb  Ü^n  in  feinem  Sor- 
^abm  beftärfte.  3n  ber  (eiligen  Stobt  nabm  fid^ 


feiner  ein  coppobocifd^er  SonbSmonn,  ber  bod^- 
betagte  ÜJlönd!)  Songinud,  an,  ber  )um  „Orben" 
(TdfYiia)  ber  Serebrer  ber  (eiligen  9uferfte(ung 
Sbrifti  ge(5rte  unb  in  einer  Seile  beS  fogen. 
Xburmed  SaDtbS  (einee  alten  S^ftungStburmeS 
an  ber  9Beftfeite  ber  Stabt)  mo(nte.  fionginuS 
mürbe  fein  Se^rmeifter  im  getfUi(||en  Seben;  auf 
beffen  9iat(  ging  er  fpöter  ni^t  )u  ben  SRönd^en 
ber  poläftinenfifd^en  Sinöbe,  ba  biefelben  }um 
£(eil  noc(  ber  ^örefte  beS  SutQd^eS  unb  2)io8cur 
gugetbon  moren,  fonbem  Ue|  ftd^  unter  bie  in 
nbftertid^er  (Semeinfd^oft  lebenben  @eiftli((en  auf« 
nehmen,  meldte  ben  S)ienft  an  ber  präd^tigen 
SOlorienfird^e üoioben.  S)tefe moroon einer rei^ 
römifd^en  3)ame,  ^Mxa  mit  92amen,  in  bem 
Orte  $aIaion  Itatbidma  an  ber  Strome  »on  3e» 
rufolem  nad^  iBet(Iebem  erbaut  morben  (an  ben 
Ort  erinnert  (eutjutoge  ber  9tame  einer  mofferlofen 
eifieme:  Slr-el-l^abiSma;  f.  Stiel,  SBibel-StloS, 
2.  9uf[.,  m.  IX) ;  bori  mürbe  ber  @ottedbienft 
febr  feierlid^  begangen,  baS  gfeft  ber  Sempel* 
begegnung  (^QpopanteftS ;  f.  b.  %rt.  SDtarienfefte 
Vm,  815  f.)  j.  S.  nod^  römtfd^er  Sitte  mit 
einer  fferjenproceffion,  moS  Don  onberen  ftird^en 
^alöftino'S  nad^geabmt  mürbe  unb  fo  bori  gur 
einfü^rung  eines  fd^önen,  fmnreid^en  Sraud^eS 
fubrte.  9la((  bem  Siiobe  ber  ig^ifelio  übemobm  er 
bie  SBermoItung  unb  fü(rie  biefelbe  fo  febr  gur 
3ufrieben(eit  Mer,  ba|,  ofö  oud^  ber  3Ibt  ber 
9lieberlaffung  ftorb,  man  ibn  rinftimmig  au  beffen 
9lad^foIger  mäblte.  Slber  X^eobofiud  ent3og  fid^ 
biefer  Sbrenftettung,  inbem  er  ffotbiSma  oerUe| 
unb  fid^  )u  9Retopa  (fuböftlid^  oon  ffotbiSmo, 
DieOeid^t  bem  ie|igen  Umm  Xubo)  unter  bie  fieitung 
)meier  Araber,  beS  SinfieblerS  ÜRorinuS  unb  be§ 
9bteg  SucaS,  fteOte.  ^ier  begann  er  oud^  in  Se* 
)ug  auf  92abrung  bie  ftrengfte  9lbt5btung  gu 
üben :  feit  febiem  SBeggange  obn  j?atbidma  oer- 
fagte  er  ft^  30  3a(re  (inburd^  ben  ®enu|  beS 
%robed  unb  näbrie  fid^  Don  SBaumfrüd^ten  unb 
Kräutern,  bis  bie  Sd^möd^e  bed  ®reifenalter8  ibn 
nötbigte,  biefe  äberfirenge  Sldcefe  )u  mögigen.  %tö 
er  ftd^  SU  ÜRetopa  einige  3eit  (inburd^  im  9)UntbS- 
leben  DerDoSfommnet  (otte,  manberie  er  in  ber 
SBflfie  3uba  meiter  ojimöriS  unb  be}og  auf  einem 
Serge  (über  bem  9Babi-en-9lar)  eine  ^öble.  Sori 
fommelten  ftd^  allmalig  Diele  Sd^üler  um  ibn,  unb 
auf  bereu  Sitten  erbaute  er  auf  ber  SergeSbdbe 
ein  l^Iofter,  beffen  Sluinen  (auf  bem  Sßege  Don 
9Rar-Saba  nod^  3erufalem)  je^  naö^  bem  (ier 
mobnenben  Sebuinenftamme  'ubedije  ober  mit 
einer  Slbfürjung  Don  Sb^bofiuS  S)er-2)oft  (ei|en. 
2)ie  Saumittel  erbielt  er  jum  Xbeil  Don  einem 
böbem  ^ofbeamten  ^u  S^son^,  92amen§  ScociuS, 
ber  3a|re  binbur^  regelmäßig  ©elbfpenben 
fanbte ;  felbftDerftänblid^  erfolgte  bie  %uffä(rung 
ber  einzelnen  Sauten  nid(t  auf  einmal,  fonbem 
ba§  Itlofter  mürbe  Don  SbeobofmS  allmaUg  nod^ 
Sebürfnil  ouSgeftoItet.  ^ie  9)2önd^e  moren  nocb 
ibren  SQBobnröumen  unb  gtim  Xbeil  aud^  beim 
@otteSbien[te  in  brri  9lbt(eüungen  gefd^ieben; 


1543 


Xl^eoboftuS,  ber  H 


15U 


im  Rlo^n  nömlid^  gab  eS  ne6en  ©ried^en  aud^ 
Diele  IBeffei  (au8  3:|racien)  unb  Smenier,  bie 
auf  ^ilgerfal^Tten  im  l^eUigen  Sanbe  )urild" 
geblieben  luaren.  Siefe  brei  9lattonaIitöten  l^ielten 
Sie  fteben  canonif^en  Sagaeiten  in  i^ret  9latb- 
nalftnrod^e  in  brei  üerfd^iebenen  Stxxäitn  ab;  ö^n« 
lid^  ben  üorbereitenben  X^eil  ber  lieiligen  9Reffe 
bis  )um  ßDangelium;  alsbonn  ober  berfammelten 
fi4  S^ffer  unb  Armenier  ^ur  Xl^eilnal^me  an  ben 
tieiligen  ©el^eimniffen  in  ber  großen  ftird^e  ber 
@rted^en.  Semertendmert^  ift,  tt)ie  £]^eobofiu3  ftd^ 
ber  pflege  3rrftnniger  annal^m :  er  bejtimmte  für 
fie  eine  befonbere  Xbtl^eilung  oefi  ftlofterS  unb 
lte|  fie  Don  il^ren  $flegem  in  eine  eigenS  für  fie 
errid^tete  Itird^e  fül^ren.  Slu^erbem  gab  eS  im 
Xl^eobofiugflofter  brei  befonbere  Verbergen  für 
frembe  9Rönd^e,  Saien  bejfem  @tanbeS  unb 
Settier;  ebenfo  brei  ftronfen^öufer  für  bie  Der- 
f  d^iebenen  Stönbe,  f  otoie  ein  ^ßegel^S  für  alterS- 
fd^mod^e  SRönd^e.  Sin  Dierted  AranlenbouS  }U 
3erid^o  mar  ba§  ©efd^enf  einer  frommen  SDame. 
%ui  Obigem  erftel^t  man  fd^on,  ba^  bie  Sl^ötig« 
feit  ber  ^{önd^e  nid^t  nur  in  ®ebet  beftanb,  fon- 
bem  aud^  in  mannigfaltigen  SBerfen  ber  92ad^ften" 
liebe;  für  fdr))erlid$e  Arbeit  mar  übrigens  aud^ 
baburc^  geforgt,  ba^  aOe  Slrten  t)on  ^onbmerlen 
im  l^Iofter  geübt  mürben.  S)ie  gange  Sinrid^tung 
beSfelben  meist  gegenüber  ben  bamalS  in  ^ä> 
ftina  beftel^enben  ^löftem  bebeutenbe  gfortfc^ritte 
ouf  unb  jeugt  t)on  bem  großen  OrganifationS« 
talent  beS  Stifters.  3m  3.  493  mar  baS  fflofter 
beS  fjü  X^eobofmS  fd^on  baS  bebeutenbfte  in  $0« 
löftina,  unb  be^l^alb  mürbe  fein  Sbt  Don  ben  }u 
Serufalem  unter  bem  SSorft^e  beS  ^ßotriard^en 
@aIuftiuS  (geft.  494)  Derfommelten  SRbnd^en 
einftimmig  }um  Src^imanbriten  atter  fflöfter  ((b* 
nobien)  beS  ^eiligen  fianbeS  gemöbU,  möl^renb  bie 
Oberaufjidtit  über  bie  Sauren  (f.  b.  %rt.)  ber 
1^1.  SabbaS  (f.  b.  «rt.)  erhielt.  SBeiben  «ebten  ift 
eS  mefentlid^  §u  Derbanfen,  ba|  bie  ftirdfie  Don 
Serufalem  in  ben  Stürmen,  meldte  nid^t  lange 
nad^l^er  bie  t^eilS  l^intcrliftige  tl^eilS  gemaltt^ötige 
^olitif  beS  monopb^fitenfreunblid^cn  iftaiferS  Slna- 
ftafmS  I.  (491—518)  über  fte  fnad^it,  nid^t  erlag, 
^ie  Sebte  mit  il^ren  Dielen  Xaufenben  Don  9Rön- 
d^en  btibeten  eine  unerfc^ütterlid^e  fßl^Iani;  für  ben 
fatl^olijd^en  ®Iauben.  %IS  ber  ßrjbifd^of  3ob<nmeS 
Don  äentfalem  bem  ffaifer  bie  Snedennung  beS 
mono))]^t)fitifd^en  ^atriard^en  SeDeruS  Don  9(n« 
ttod^ien  (f.  b.  ^rt.)  unb  bie  SJermerfung  beS  (£on- 
cilS  Don  S^alcebon  jugefagt  l^tte,  bemogenXl^eO" 
bojiuS  unb  @abbaS  ibn  gu  bffentlid^em  SBiberruf. 
^er  €r)bifd(|of,  begleitet  Don  ben  beiben  bebten, 
befüeg  in  ber  geröumigen  6te))]^nSfird^e,  bie  mit 
^Ibn^en  unb  ©laubigen  bi^t  gefüQt  mar,  bie 
ftan^l,  unb  alle  Srei  Derfünbeten  baS  Snat^em 
gegen  €eDeruS  unb  bie  übrigen  ®egner  beS  &>n- 
cilS  Don  Sb^Icebon.  9IS  fte  |erabgeftiegen  maren, 
fcl^e  2:^cobofiuS  in  feinem  Sifer  auf  bie  ffangel 
gurüdf  unb  rief:  „SBer  bie  Dier  l^eiligen  Soncilien 
nid^t  mie  bie  Dier  l^eiligen  CDangelien  annimmt, 


ber  fei  im  Oanne!'  flaifer  XnofloftuS  beoBfii^. 
tigte  nun,  ben  Srgbif d^of  utib  bie  beiben  9i^t* 
manbriten  in  bie  Serbomnmg  au  {d^iden.  %uf 
bie  ffunbe  boDon  Derfammelten  X^bofmS  unb 
eabbaS  im  3.  515  bie  aRönd^  ^oläjüna'fi  unb 
rid^teten  einen  Srief  an  ben  Aaifer,  morin  ^  t^ 
baten,  Don  ber  ißerfolgung  ber  fttrd^  Serufolems 
abguftel^en;  nie  mürben  jie  in  bie  (Semeinfc^t 
mit  SeDeruS  unb  ben  anberen  gfeinben  ba  6^- 
obe  Don  Sl^alcebon  treten,  unb  rnenn  ^  il^nenbos 
Seben  loftete  unb  bie  l^eiligen  Orte  Derircnmt 
mürben.  SlnoftaftuS,  ber  bamalS  mieber  bui^ 
ben  Sufftonb  SitalianS,  beS  frul^  Magister 
militom  in  Woften,  bebro^  mar,  ontioortete 
beud^Ierifd^ :  er  münf d^e  ben  gfrieben :  aSe  SSJüSt 
trage  bie  Kcd^tl^aberei  einiger  Otönqe  unb  rnji^ 
lid^en,  bie  il^n  in  feinem  ©lauben  an  boS  ®r* 
beimni^  ber  SRenfd^merbung  Sl^fti  fogot  im 
mad^en  lönne.  SBegen  ber  9iotl^Iage  beS  SMS([A 
tarn  ber  SBerbannungS)>Ian  nid^t  )ur  SuSfü^g. 
S)ie  Angabe  beS  Siograp^en  X^eobor  (f.  n.)  Don 
einem  SSerfud^e  beS  iroiferS,  ben  Vbt  Xi^eoboffatf 
burd^  Ueberfenbung  einer  Summe  Don  me^  oH 
2000  ©olbgulben  für  frine  ^lone  fu  gemimten, 
berul^t  mal^rfd^einlid^  auf  einer  Sermed^Iung; 
eine  fol^e  (^elbfumme  l^otte  nämlid^  SobboS,  aU 
er  im  SBinter  511/12  in  (Sonftontinopel  toeilte, 
Dom  ffaifer  für  bie  iMSßer  $a(äftina'S,  au^  für 
bie  unter  Xb^oboftuS  flebenben,  erj^otten.  9tad) 
Slna^aftuS'  Xobe  (9.  3uli  518)  jogen  bie  beiben 
Srd^imanbriten  £l^eobofiuS  unb  SobbaS  bum^ 
bie  Stöbte  $aIafKna'S  unb  Derfünbeten  bie  $e- 
fd^Iüffe  ber  Sifdt^öfe  (ßefele,  eoncüiengef^.  H. 
2.  ^2luf[.,  689  ff.)  unb  ben  Srla|  beS  neuen  ftoi- 
ferS  3ufttn  L,  monad^  bie  Dier  ollgemeinen  (Eon- 
dlien  in  bie  2)t))tQd^  eingetragen  merben  foStcn 
unb  bie  Don  SnafiofmS  Serbannten  )uräAeru|en 
mürben.  3:b^obortuSftarbim9tterDonl059a(rm 
am  11. 3cumar  529  unb  mürbe  non  bem  $atri> 
ordnen  $etruS  Don  Sa^fol^»  ber  mit  mebrtrtn 
SBifd^bfen  jiun  Seidjienbegangni^  crfd^ienen  txx, 
in  einer  ^fil^te  unter  ber  ^ou))tfird^  beS  IMofiafl 
feierlid^  beßattei  3laif  bem  fBerid^  fetneS  f d^on 
ermftbnten  SBiograp^n  Xb^bor,  ber  aDerbtnd§ 
ber  Sßunberfud^t  feiner  Seit  reid^O^  (ulbi^t,  flo| 
aus  bem  Sarge  Oel,  baS  ihanfen  Teilung  braute. 
Sei  bem  Xobe  beS  ^eiligen  ja^Uc  fein  IHo^er 
über  400  3n|a|fen.  Srmö^nung  Dcrbient  no4, 
ba|  $a))ft  9Igapet  bei  feiner  Snmefen^eil  in  lEo» 
fiantinopel  (536)  ben  brei  9lbgeoitocten  bei 
X^eoboftuSflofterS  gegenüber,  bie  ttm  eine  (Ein- 
gabe überreid^ten,  ^renb  ber  ©laubenStreue  bd 
Serftorbenen  gebac^te.  S)a8  Kai^yrdogiimi 
Bomanuni  entl^tt  feinen  92amen  unimn  lL3o« 
nuar.  (Sgl.  bie  umfangreid^e  Sobnbe  auf  ben 
1^1.  Xl^eoboftuB,  Derfa^  irnifd^  529--547  Don 
einem  S^üler  beS  ^eiligen,  bem  \päitai  Sifd^f 
Xl^eobor  Don  $etra,  fomte  bie  türjcie  Yita  Don 
ber  ^b  beS  S^rilluS  Don  Scqti^IiS  [geb. 
um  5 1 4],  beibe  juerf t  berouSgegeben  non  f).  Ufener 
nac^  einer  ^anbfd^rift  ber  Laurentuna  in  Stören) 


1545 


Zl^eobofiuS,  $Qter. 


1546 


im  Sonnet  ttniücrfitätsprogr.  )u  ftömgd-®eburt8- 
tag  1890«  be}0.  im  Index  scholarum  für  baS 
€oiniiief|cmePet  beSfcIben  ^Ql^tee:  fobann  mit 
benötigtem  Xcst,  mit  (Einleitung  unb  reid^^altigen 
Inmetfungen  fai  ber  Si^rift :  S)er  ^L  Xl^eoboftoS, 
Seipilg  1890  [f.  baju  Anal.  BoU.  X  (1891), 
65] ;  eine  me^d^  ungenaue  Umarbeitung  ber 
iübwAt  Zi^oborS  [toon  Sqmeon  SRetopl^rafted] 
bei  Mtgne,  PP.  gr.  OXIY ,  469  sqq. ;  jmei  funft- 
oofl  gebmite  fu^mnen,  bie  auf  Xleoborg  Sd^rift 
beru^  nnb  einni  anbert^alb  ^al^rl^unberte  t)ot 
6Dmeon  9lrta))^afted  gebid^tet  mürben,  f.  bei 
lhiimba<^,@bibien}ubenSegenbenbeS  bl-X^o- 
bofio«,  in  @i|ung9b.  ber  ba^r.  Sfab.,  p^U.4ift- 
«lüffe  1892,  325  ff. :  ed^id  unb  3Rarti,  in  ber 
jcitiV  b.  bentfd^.  ^alöfl.-a3erein8  Ul  [1880], 
S4  ^  [mit  einem  $Iane  ber  Siuinen  üon  2)er« 
SoRl)  [See!.] 

f9(pb#fhiSt  $ater,  0.  Cap.,  unter  feinem 
OrbcnSnomen  mebr  aß  unter  feinem  gfamilien- 
namen  gflotentini  befannt,  ein  Derbienter  fd^mei- 
}erifd^  Socialpolitifer,  fiammte  au8  einer  an- 
gefe^en  Souemfamilie  unb  mar  am  23.  9Roi 
1 808  nt  SRunjtei  im  ff  anton  ®  raubfinben  geboren. 
Had^  bem  frflben  Xobe  beS  SBaterö  leitete  feine 
fromme,  energifc^e  3)}utter  feine  Srjiel^ung,  fpöter 
fein  filteret  Sruber  P.  gflorian,  ber  im  Stapu» 
ginftotben  no(^  {ung  ald  Sector  ber  Xl^eologie  unb 
Aoüi)enmei|ter  }u  Saben  fiarb  (1825).  3)ie  un- 
emNutete  9lod^rid^t  Don  feinem  Xobe  machte  auf 
ben  ifingem  Srubet  einen  erfd^üttemben  C^inbrud; 
l^tDei  !Bo4en  batauf  na^m  er  in  6itten  baS  Or- 
benSOeib  ber  ffa))U)iner  unb  legte  ein  ^a^r  fpöter 
(22.  October  1826)  bie  OrbenSgelubbe  ab.  9m 
25.  atooember  1880  mürbe  Xbeoboftu§  Ißriefter 
unb  mtrfte  feit  1832  in  ber  SteQung  feines  oer- 
emigten  Stuberd  ju  SBaben.  Sie  Sluf^ebung  ber 
oargauif«^  Ifififler  (Januar  1841)  traf  i^n  aß 
®uatbian ;  einer  oierj[öbrigen  ^ftftrafe,  ^u  mel- 
d^  er  megen  angeblid^er  politifd^en  Sergeben 
DeruxtbeUt  mürbe,  entzog  er  flcb  burd^  n&c^tlid^e 
Sftu^t  9tad|  turjem  Sufentl^It  im  6Ifa^  mirfte 
rr  oier  30^^^  tn  Wtborf  (ffanton  Uri),  bis  er 
( 1845)  dS  Pfarrer  unb  Superior  nad^  (S^ur  oer- 
fe|t  tourbe,  mo  feit  ber  Sef ormationSjeit  bie  @eel- 
fotge  on  ber  (Eatbebrale  ben  ffapu)inem  über- 
tragen mar.  ^ter  begann  er  fein  fegenSreid^eS 
SBtrfen  jum  SBo^Ie  feiner  SRitmenfd^en.  ßr  grün- 
bete 1850  baS  ffreuaftntal  unb  legte  1852  burd^ 
feine  tä($t{gfle  3Ritarbetterin  Zerefta  @(^erer 
ben  ®nmb  ]um  Orben  ber  lheusfd()meftem  (f.  b. 
Srtt  ftreu},  Orben  unb  Kongregationen  n.  8). 
Sie  üRittel  ju  f^nen  ©rünbungen  fammelte  er  in 
mubfamen  Couecten  auf  meiten  Steifen  bis  nad^ 
^tapd.  3m  3. 1855  grünbete  er  eine  SRettungS- 
unb  aSaifenonflalt  )u  $af)>elS,  bie  1864  in  baS 
S(bIo|  Sömenberg  oerlegt  mürbe ;  ebenf o  faufte  er 
1855  ein  ^auS  jtt  SngenbobI  bei  Sd^m^s,  baute 
bojtt  1857  eine  ftirc^e,  1861  ein  Oeconomie- 
gebftubc  unb  begrünbete  fo  bie  gro^rtigfte  feiner 
Sd^pfungen,  baS  SJlutterbmtS  ber  Sarm^gigen 


Sd^meftem.  3n  ber  !Rä]^e  mürbe  1857  eine 
SaummoUfabrit  angefauft,  1859  eine  SBud^- 
bruderei  nebft  93ud^binberei  bathit  oerbunben  unb, 
um  lej^ere  praltifcl  mirffam  gu  geftalten,  1865 
ein  i^Süc^eroerein  für  bie  fatboIifd(|e  ©d^meig"  iu'S 
Seben  gerufen.  S)aS  SJlutterbauS  ift  ber  SRittel- 
punlt  Der  (Senoffenf^aft,  ber  gemö^nlid^e  Sufent- 
baltSort  ber  @eneraIoberin,  mo  bie  ^oftulan- 
Hnnen  unb  9loDtgen  ibre  SBilbung,  franle  unb  für 
ben  SBeruf  unföbig  gemorbene  @d^meftem  ibre 
Ißflege  erbalten.  3m  benad(|barten  Sc^m^g  ertoarb 
P.  XbeobofiuS  1855  baS  feit  1847  leer  ftebenbe 
ebemalige  3efuitengQmnaftum  unb  eröffnete  barin 
1856  eine  SrgiebungSanftalt  ^SoOegium  ÜRaria- 

tUf^  S)iefeS  ging  1864  an  bie  SBifd^öfe  Don 
bur,  6t.  ©allen  unb  Safel  über  unb  ift  beute 
mit  mebr  alS  800  Sbglingen  eine  ber  blübenbften 
ainftalten  ber  Sd^meig.  3m  3.  1860  ernannte 
SBif  (bof  SticoIouS  glorentini  Don  ebur  ben  P.  %%to- 
bofiuS,  feinen  SSetter,  gum  @eneralDicar ;  er  mu|te 
infolge  beffen  auS  bem  OrbenSDerbanb  auS- 
fd^eiben,  bebielt  aber  bie  Seobad^tung  ber  Cr- 
benSgelübbe  unb  baS  itleib  beS  KapuginerS 
ftetS  bei.  3n  feiner  neuen  SteQung  bemübte 
er  rt<b  befonberS  um  bie  lat^olifd^en  ©emeinben 
in  ber  S)iafpora,  für  bie  er  1863  ben  fegenS- 
reicben  ^93erein  für  inlönbifd^e  SRiffion"  in^S 
Seben  rief.  Sud^  in  anberen  Vereinen  mar  er 
tbätigeS  SRitglieb,  namentlid^  im  fcbmeigerifd^en 
$iuSDerein;  femer  trat  er  als  Stebner  bei  ber 
©eneraloerfammUing  ber  fatbolifcben  IBereine 
S)eutfd^IanbS  1857  gu  ©algburg  unb  1868  gu 
Sranffurt  auf.  3u  einer  Stü,  ba  bie  Sefd^äf- 
tigung  mit  ber  „@ociaIen  grage''  (f.  b.  91rt.)  Diet- 
fad^  als  unnü^  begeid^net  mürbe,  bi^^t  ber  arme 
ftai)uginer  ni^t  nur  Keben  barüber,  fonbem  fe^te 
au(b  feine  DoOe  Xbötigleit  für  beren  ))ra!tifcbe 
Sbfung  ein.  (Sx  ging  felbft  gum  gfabrifbetrieb  über, 
um  ben  Steingeminn  gu  bumanenS^oeden  gu  Der- 
menben  unb  bie  gfobrifen  gu  ..^^f^^^nMi^^)^''  > 
benn,  meinte  er,  ^^finb  in  früberer  3^  fo  Diele 
ftlöfter  Sfabrifen  gcmorben,  mapim  foQen  ni^t 
aud^  einmal  gfabrifen  fflofter  merben?"  Seine 
größte  @orge  mar  bie  SBtrbefferung  beS  traurigen 
fioofeS  ber  fSfobrifarbeiter,  namentlid^  folcber  in 
tugenblid^em  9Iter.  Sd^on  in  (Sb^r  b<^tte  er  Der- 
fu^t,  SBeberei  unb  anbere  3nbuftriegmeige  ein- 
gufül^ren;  im  3*  1B59  ermarb  er  guOberleutenS- 
borf  in  Söbmen  eine  Xud^fabrii  unb  berief  gu 
beren  Seitung  feine  Sarmbergigen  @d^mefteni.  3m 
3. 1862  lie^  er  mit  ^ilfe  einer  ^ctiengefeUfd^aft 
gu  Zb^I  im  ftanton  @t.  (Sauen  eine  9RaiSftrob- 
!ßa))ierfabril  bauen.  3n  beiben  Unternehmungen 
batte  er  fld(|  aOerbingS  Dened^net ;  er  mar  gu  menig 
®efd^ftSmann,  um  bie  Soncurreng  mit  anberen 
gabrifen  gu  befieben,  unb  fo  traten  ftatt  beS  er- 
bofften  (SeminnS  töl^rlid^  Serlufle  ein.  P.  3:^- 
bofmS  bot  aUe  feine  jfröfte  auf ,  ibnen  gu  be- 
gegnen, reiste  nod^  in  feinen  legten  SebenStagen  un- 
ermübli^  umber,  nad^  @ad^fen,  $rag,  SBien  unb 
3nnSbrud,  unb  (onnte  fo  feine  9ngelegenbriten 


1547 


Sl^eobotion  —  Xl^eobulf. 


1548 


in  leiblid^er  Orbnung  jurüiflaffen,  qIS  i^  auf 
bec  Steife  ein  ©dbloganfoE  }u  |)eiben  (ffonton 
a|)|)en9eU)  am  15.  gebruar  1865  bol^inroffte; 
fein  ®rab  fanb  er  Doc  ber  Somfird^e  in  S^ur. 
%u(^  als  ißrebiget  toax  P.  Xl^obofiufi  auf  ga^I- 
retd^en  ffanjeln  aufgetreten  unb  boneben  als 
Sd^riftfieEer  ttiötig  gettefen;  er  Derfa^te  einige 
anbad^tSbüd^er,  bearbeüete  ©offine'S  „ftatl^olifd^e 
^anbpofttHe"  für  SBenjiger'S  SSerlag  in  (Einfiebeln 
unb  gab  ein  „Seben  ber  C^eiltgen"  in  4  SBänben 
(3ngenbol(|I1860ff.)lMuS.@einuneigennü^igeS, 
menfd^enfreunblid^eS,  gottbegetfterteS  SEBirlen  fanb 
bie  redete  9ner!ennung  erft  nac^  feinem  Xobe  in* 
folge  ber  gebeit)Kd^en  Snttoidlung  unb  Ausbrei- 
tung feiner  @d^5pfungen,  namentlid^  ber  (Eon« 
gregation  ber  ^X^eobofianerinnen",  bie  ie^t  in 
gtoei  getrennten  ®enof|enfd^aften  fortblül^en,  als 
£e]^rf($tt)eftem  oon  SRenjingen  im  ffanton  3ug 
(1844  gegrunbet,  feit  1856  ber  Seitung  beS  93i- 
f(^ofS  oon  Safel  unterfteQt)  unb  alS  iheuj- 
fd^tt)eftem  oon  Sngenbol^I,  bie  ]^au))tfftd^Ii^  alS 
Srmen-  unb  ih:anfen))f[egerinnen  tl^ötig  finb.  Sie 
3abl  ber  gur  (Kongregation  oom  ^eiligen  Areuj 
gel^örenben  Sßrofefifd^meftem  ift  im  3. 1898  auf 
2855  geftiegen.  @ie  oertl^eilen  ftd^  toit  folgt: 
SRutterbauS  in  3ngenbo](|I  1212;  ißrooinjen: 
Ober-Oefierreid^  532,  SBaben-^o]^en)oOem  868, 
SBöl^men  272,  Steiermarf  257,  3)lafftm  159 
unb  @Iat)onten  55.  Sie  meiften  Serbienfte  um 
bie  (^ngregation  l^atte  bie  ®eneraIoberin  Xe- 
refta  ©euerer  (geft.  1888).  äl^ren  Slamen  trögt 
baS  ^Xerejtanum" ,  Xöd^terpenfionat  unb  fiel^- 
rerinnen-Seminar  }U  Sngenbobl.  31^r  folgte  bie 
gegenlDörtige  (Seneraloberin  ^naatia  Sßibmer 
(geb.  1843).  dine  oon  ben  @d^toeftem  geleitete 
ftranlenanftoU  in  3ärid^  trägt  feit  1885  ben 
9lamen  «.Xl^boltanum"  )ur  Erinnerung  an  ben 
Stifter  ber  Kongregation.  (Sgl.  Slfener,  P.  Xi^eo- 
boftuS,  3.  aup.,  Sugem  1865;  Prautl^al^n, 
$ater  Xl^eoboftuS.  Sein  Seben,  SEBirfen  unb  Ie|te 
SebenSftunben ,  @t  (SaUen  1865;  (gefd^i^te 
beS  SnftituteS  ber  barmbergigen  Sd^loeftem  k)om 
l^eiligen  ffreuge  in  Sngcnbo^I,  3ngenbo^I  1870 ; 
[gomelia  gfüldrer,]  Seben  unb  SBirlen  beS  bod^m. 
P.  Xl^eoboftuS  ^rentini,  Sngenbo^I  1878; 
$.  (£.  0.  Planta,  P.  Xl^eobofmS,  ein  men- 
ft^enfreunbU^  ^riefter,  Sem  1893  [ber  Ser- 
faffer  ifi  Ißroteftant,  aber  für  P.  X^eoboftuS 
begeiftert];  Sol^.  Oefd^,  P.  X^eoboftuS  S^o- 
rentini  0.  Cap.,  ©eneraloicar  beS  SiSt^umS 
(Sbur.  Sine  biograpl^tfd^e  Stubie,  Sngenbobl 
1897.)  [(Babriel  9Reier  0.  8.  B.] 

^t^toboüon  ber  Sibeläberfe^er,  f.  Sibel- 
uberfe^ungen  U,  715. 

%l^tcboi»»  oon  SncQra  (in  ®alatien), 
SBifd^of  unb  ffird(|enfd^riftftetter,  gebbrte  auf  bem 
oUgemeinen  (Sondl  gu  e))]^efuS  (431 ;  f.  b.  9rt.) 
5U  ben  entfd^iebenften  Sertfieibigem  ber  fat^o« 
lifd^  Sel^e.  Sa  er  Don  frül^er  ^tx  mit  9tefto- 
tiuS  (f.  b.  Sri)  befreunbet  loar,  oerfud^te  er  i^n 
tiod^  t>ox  Seginn  ber  Spnobe  }um  9Bü)erruf  feiner 


Srriel^re  )u  beßlmmen^  iebod^  berg^benft.  3n  bct 
erften  Sijpmg  beS  SoncilS  orni  bem  Qifddof  Don 
^oppt  unb  C^riS  bon  Sle^anbrien  Q.  b.  tti) 
dffentlid^  befrogt,  mu|te  er  erflton,  ba|  9le|lo* 
riuS  in  feinem  grrt^um  beirre  unb  f ogor  ge- 
fingert l^be,  eS  fei  unred^t,  ein  ftinb  Don  pet 
ober  brei  Wonoten  (Sott  )tt  nennen  (Hardomn  t 
1898).  !Rad^  ber  Serurtl^Iung  beS  ^Üitert 
betömpfte  er  (äl^nlid^  mie  (Eqrifi)  nodb  {u  fipMsi 
burd^  $rebigten  bie  Srrlel^rt  (DgL  ^efde,  Son- 
riliengefd^.  II,  2.  %ufL,  191,  9nm.  2);  ou^  g^t 
^örte  er  gu  ber  (Sefanbtfd^aft,  toeld^e  hcA  (Eondl 
an  ffaifer  X^eobofmS  IL  (f.  b.  %rt)  Wäi 
(Hard.  1, 1611).  (£r  fiorb  t>or  446  (Le  ()den, 
Oriens  chriBt.  I,  Paris.  1740,  464,  n.l3). 
SBon  feinen  Sd^riften  finb  erl^ten:  eine  Stfla« 
rung  beS  nicdnif  d|en  (SmubenSbefenntniReS,  morin 
er  bie  ^Berufung  beS  SteftoriuS  auf  bie  Säter  Don 
3ticäa  gurüdhoeiSt  unb  bie  neue  ätrle^  trejfenb 
miberlegt  (Migne,  PP.  gr.  LXXVU,  1313  ad 
1348);  ferner  fed^S  ^omilien,  baruntcr  brei,  bi( 
gu  (gpl^efuS  gel^alten  begm.  oerlefen  »orben  ftnb 
(Migne  1.  c.  1349—1432;  Tillemont»  HeoL 
XIY,  Paria  1709,  401  b.  453  s.).  9bid^  D)üb 
ibm  eine  in  !ot)tif4ier  @pxaS)t  erl^oUene,  umfong« 
reidjie  Sobrebe  auf  ben  (L  Qkoxq  gugefd^ebtn 
(E.  A.  W.  Budge,  Oriental  Texte  I,  Miiacl« 
of  6t.  (jeorge,  Goptic  and  English,  London 
1889,  83-172.  274—331).  Qu  ben  Derlorw 
gegangenen  Sd^riften  Xl^botuS'  geboren  bie  biet 
9ud^  über  ben  I^Uigen  (Seift,  auf  bie  er  am 
@(^Iuffe  ber  (Erfiarung  beS  nicdnifd^en  S^mbo« 
lumS  OermeiSt  (Migne  L  o.  1347).  (Segen  bte 
Don  fie  Ottien  erl^obene  Sefd^lbigung,  Zi^eobotufi 
geige  ftd^  in  ber  ermöljinten  (^rfl&rung  oIS  ein  Vor- 
läufer beS  (gut^d^eS,  »irb  ber  99ifd$of  Dortrefp^ 
gered(|tfertigt  bur<^  (SaÜanbi  (bei  Migne  L  c, 
1311  sq.).  2)ie  Sfterft^nobe  Don  (Eonpantinopel 
im  3.  754  unterfqob  ibm  eine  bilbei^einbltdlie 
Sieuferung  unb  nannte  i^  em))]^atifd^  ben  9Rit* 
töm))fer  (ouvaYcovumQc)  SQriES,  ein  Xitel,  ber 
il^m  jid^erßd^  gebül^  9uf  bem  7.  aOgemeinen 
iSmal  gu  SMcäa  (787)  mürben  bie  Sei^anb« 
lungen  ber  ^feubofqnobe  Derlefen  unb  babei  aut^ 
bie  auf  X^eobotuS'  ftoften  oerfud^te  gSIf^unfi 
oufgebedtt  (Hard.  IV,  403  sqq.).  (ErttS^  {ei 
no(^,  ba|  Xl^obotuS  gu  ben  olteften  Sengen  für 
bie  gfeier  beS  gfefteS  ÜRarid  Sid^tme^  gehört  (Dgl. 
ettglma^r,  im  Itatl^olil  1895, 1,  569  ff.):  bie 
Dierte  ^omilie  (Migne  L  o.  1889  sqq.)  i|t  on 
biejem  Sage  gel^alten  morben.  ISfA,] 

^l^iobotnshtx  (8erber  unb  ber  SBed^Sler, 
f.  antitdnüarier  I,  972  f. 

$9(0btiCf  (Xeubulf),  Sif^of  bon  Orleans. 
^erDorragenber  Sid^ter  unb  (Sdel^rtfr  ber  lato« 
lingifd^en  3^it,  mar  um  760  geboren^  ob  €po« 
nien  ober  @e))timanien  (bet  Sonbftn^  an  bec 
9RitteImeedfifte  Don  ben  ^jß^rmfien  bis  gitr  X^one) 
feine  $)eimat  mar,  bleibt  gtortfel^ft;  iri)enfaflS 
aber  mar  er  toeftgotifd^  Slbbrnft  unb  dcbt  3to« 
liener  (Mon«  Germ,  hist,  Poet  lai.  I,  497, 


1549 


Zl^eobulf. 


1550 


T.  137-142).  tb  bcgei^^et  ftd^  felbft  att  im- 
mmanm  dadibus  eznl  (Mon.  L  o.  481»  t.  28), 
idcMqK  man  cmnimmt  er  fei  aus  feinem  Soter- 
loid^e  tattäi  bie  Stabes  vertrieben  loorben  (ottS 
60timani(n  etnw  bei  bem  oerbeerenben  SinfaQ 
im  3. 793;  M.  Beiger,  Hiet  [f.  \l]  147).  Xbeo« 
bnlf ,  bct  fub  In  feiner  l^mat  eine  tücbtige  ttiiffen« 
Vbaftfi^e  SUbmig  angeeignet  botte^  ttmrbe  k>on 
Pari  bem  0rD^  kDobtooEenb  aufgenommen  unb 
iDcUte  Diel  an  bem  ^ofe  bed  ^errf(ber8,  ber  ibn 
Ott  (SMItt,  (Sklebrtm  unb  Siebter  Wötfen  lernte. 
ms  im  «nguP  794  ftartt  ®emablin  gafiraba 
^arb  unb  in  6t.  SIban  ju  9Dlain)  beftattet  ttmrbe, 
Deifalte  X^obulf  eine  |)oetif(be  ®rabinf(brift 
<Moii.  483),  bie  jugleicb  baS  erfte  fitbere  S>atum 
bietet,  h^d^eS  au8  XbeobuIjS  Seben  überliefert 
tu  Sa  in  bemjelben  Sabre  bte  gro|e  gronlfurter 
Sqnobe  getogt  gatte,  kiermutben  einige,  Xb^i^ulf 
babe  berfelben  beigett>obnt  (Mon.  438,  not  7). 
So  nobe  er  flbrigenS  bem  ffdnige  fianb,  fo  bpt 
tt  bo4  nie  ber  ^offi^ule  angebört,  unb  bie|  ift 
mobl  ber  ®runb,  mÜfyiCb  für  ibn  biner  ber 
dofftf^en  ober  biblifcben  Kamen  überliefert  ift, 
mit  bcnen  bie  (Belebrten  aud  ber  Umgebung  ßatü 
gefilbmäctt  ttmrben ;  bie  Sngabe  eined  neuem  ^t« 
ftoiüeii,  er  babe  in  ienem  meife  $inbor  gebei^en, 
bcnibt  auf  ^er  Srfinbung.  —  ®egen  Snbe  beS 
8.  äabrbnnberti}  emonnte  ibn  ber  ftönig  |um 
Stfibof  Don  Orleans ;  bo8  Sabr  feiner  ßrbebung 
jur  bifibbfü^en  SBürbe  ift  ungettn| :  ein  oft  an« 
gcfübtter  »rief  beS  ^apfiefi  ^brian  I.  (geft.  795), 
morin  X^obulf  tt^egen  angeblitber  SSerle^ung  ber 
Seilte  ber  «btei  @t-SeniS  infelix  et  miser 
pseadoepisoopuB  genannt  tt)irb,  ifl  anfd^inenb 
unficbt  (Mon.  437  sq.,  not.  8).  @i(ber  bagegen 
mirb  er  im  Suli  798  in  einem  SBriefe  Slcuind 
IBifibof  genannt;  bomalS  rietb  SUcuin  bem  ftönige, 
bie  etreitf^rift  beS  ^etiferS  gfelts  Don  Urgel 
(j.  b.  «rt  aboptianer  I,  241)  aucb  an  Xb^obulf 
tjBL  ftbitfen  (Jaff6,  Bibl.  rer.  Oerm.  VI,  Mon. 
Alemn^  BeroL  1878,  424  [ep.  100]).  9ia(b 
einer  früber  oieloerbreiteten  Unfttte  batte  Xbeobulf 
{tt  feinem  SiStbum  mebrere  Sbteien  erbalten, 
nomentlid^  t$Ieur^«fur»£oire  (f.  b.  9rt) ;  bod^  mu^ 
augefianben  merben,  ba|  er  fomobi  alS  Sifcbof 
w\t  als  Commenbataro^bt  nad^  fträften  feinen 
^fli(bten  fu  genügen  fud^te.  3n  meld^  ®ei{ie 
er  feine  SiBcefe  regierte,  ergibt  ftcb  auS  feinen 
46  capitala  ad  presbjteros  parochiae  soae 
unb  bem  Capitulare  ad  eosdem  (Migne,  PP. 
lat  CV,  191  sqq. ;  f.  b.  «rt.  Capitala).  2)orin 
tritt  fogar  f(bon  bie  ^bee  etneS  eigentlicben  SoIfS- 
fcbuIunterrld^teS  beroor,  bie  aDerbingS  aud^  fonjt 
bem  3^talter  ÜOrlS  beS  ®ro|en  nid$t  fremb  mar 
(ogL  ^oud  [f.  u.]  n,  176).  3n  f^eden  unb 
95rf em  (per  villas  et  vicoe)  f ollten  bie  ^riefter 
Sattle  boiten  unb  unentgeltlid^  bie  ibnen  oon  ben 
(Eltern  jpigefübrten  ihnber  unterrid^ten  (c.  20) ; 
ougcnfdD^  b^nibelte  eS  fid^  babei  nid^t  um 
b(o^  Siorbilbung  )um  geißlid^n  Staube.  Sud^ 
bnmg  er  barouf,  oo^  bie  (BeifUid^,  fotoeit  als 


mdglid^^  an  aOen  Sonntagen  ))rebigten  (Migne 
L  c.  210).  Singebenb  betebrt  er  fie  über  bie  Ißer« 
moltung  ber  Sacramente  ber  9u|e,  beS  9ItarS 
unb  ber  Ie|ten  Oelung.  Sei  ber  Seichte  foOen  bie 
®I&ubigen  befonberS  über  bie  ad^t  ^tt)>tfünben 
(▼itia  principalia;  f.  b.  9rt.  @ünbe,  ob.  956) 
befragt  merben,  unb  nid^t  nur  fünbbafte  SBede, 
fonbern  aud^  fünbbafte  (Sebanfen  müjfen  gebei^tet 
tt)erben  (c.  31 ;  Ogl.  aud^  Migne  L  c.  217  sqq.). 
3n  SBejug  auf  baS  beUigfte  9(ltarSfaaoment  oer« 
tritt  Sb^obulf  nod^  bie  $rafiS  ber  b&ufigen  Kom- 
munion (f.  b.  9rt.  m,  731):  bie  ^laubigen 
bürfen  niibt  lange  3eit  t)om  üfd^e  beS  ^erm 
fernbleiben  (c.  44) ;  namentlid^  f oUen  jie  an  ben 
Sonntagen  in  ber  Ouabrageftma,  am  SonnerS- 
tag,  greitag  unb  SomStag  ber  Gb^tmod^  foU)ie 
am  Oftertoge  communidren  (o.  41) ;  im  c.  44 
ermöbnt  er,  ba^  religiosi  quicunque  sancte 
viventes  faft  an  iebem  Zage  bie  beüige  (Kom- 
munion empfangen,  lieber  feine  auS  ben  bama« 
ligen  SeitoerboUniffen  erfiörlidde  SBorfd^ft  jur 
SBabrung  beS  (UlibatS  f.  b.  9irt.  Subintroductae, 
ob.  938.  9uS  ben  Gapitula  erftebt  man  aud^, 
ba|  er  bSufig  S)iocefanfQnoben  bielt ;  }u  benf elben 
mußten  bie  Pfarrer  bie  beiligen  ®eiDänber,  SBüd^er 
unb  ®efa^  mitbringen,  bomit  ber  SBifd^of  fub 
oon  bem  guten  Suftanbe  berfelben  überjeuge 
(c.  4);  ebenfo  mu|te  feber  auf  ber  S^nobe  über 
feine  Sßirffamfeit  unb  bereu  Srfolge  bem  Sifd^of 
SBeri^t  erftatten  (c.  28).  9(ud^  für  mürbige 
®otteSbaufer  forgte  er;  mebrere  lieb  ^  reftouriren 
unb  }u  (SermignQ  (bei  Orleans)  nad^  bem  SOtufter 
ber  ^ad^ener  SajUüa  eine  betrlid^  ffird^e  er- 
bauen; be^gleid^en  errid^tete  er  in  feiner  93ifd^ofS- 
ftabt  ein  grembenbofpi^  (zenodochiom ;  Mon. 
Oerm.  1.  c.  654  sq.,  carm.  59).  SBie  er  für  bie 
ibm  anoertrouten  Slbteien  fotgte,  bemeist  bie  SBe« 
rufung  Don  ÜRünd^en  beS  bl.  Senebict  oon  Sniane 
(f.  b.  Srt.)  )ur  Sleform  beS  ibm  unterfteDten 
JHofterS  OUct  (St.  9ReSmin  bei  Orleans).  — 
3m  3.  798  gab  ibm  ftorl  ber  @ro^  mieberum 
einen  SBetoeiS  feines  Vertrauens,  inbem  er  ibn 
3um  löniglid^en  Senbboten  (missus  dominicus) 
für  bie  ^roDence  unb  Septimanien  (Ie|tereS  oiel- 
leid^t  feine  ^eimat)  ernannte;  gugleid^  mit  fieibrab, 
bem  beftgnulen  Sifd^of  oon  Sqon,  botte  er  in  bem 
genannten  Sabre  als  SteHoertreter  beS  JfönigS 
jene  (Begenben  )u  bereifen  unb  Senoaltung  ui& 
Xed^tSpßege  )u  unter|ud(|en.  Sie  Srfabnmgeu, 
meldte  er  als  Senbbote  mad^te,  finb  niebergelegt  in 
bem  bod^intereffonten  @ebi(bte  Versns  contra 
judices  (Mon.  493  sqq.,  carm.  28),  tt)orin  er 
namentlicb  bie  Sefted^Iicbfeit  ber  SRicbter  rügt  unb 
für  bie  Srmen  unb  Sebrdngten  UMirm  eintritt. 
3m  3.  800  (am  Zbeobulf  im  befolge  ftarlS  beS 
@ro^en  nad^  9lom ;  bort  trat  er  auf  ber  2)e€ember- 
S^nobe  in  St.  $eter  entfd^eben  für  $ap{i  Seo  III. 
(f.  b.  9rt.)  ein  unb  erbielt  )ur  Selobnung  boS 
gkülium  unb  bie  erjbifd^öflid^e  SBurbe  (Jaff^ 
L  c.  605  sqq.,  epist  166).  9IS  er  im  3-  802 
(ober  Snbe  801)  mit  SUcuin  (f.  b.  Sri)  megeii 


1553 


Xl^eognoftuS  —  Zl^eofratie. 


1554 


3a^  796,  tootiit  er  baS  Seien  mn  fränfif^en 
{M>fe  ^p  onf^ouIU^  fd^ilbert,  unb  eann.  27, 
Mrifi  er  Ihrtt  Sii^erl^of  (Mrflftirt;  ein  (ipx- 
manm  (earm.  67)  toenbet  ji(|  gegen  bomalige 
ucbcrtrdBungen  in  ben  fflaDfa^rten  nad^  SRom 
nnb  bdpnt:  Kon  Tia,  oredo,  pedtun,  sed  mo- 
nnn  dnoH  id  Mira.  SinenZ^eobuIf  jugefii^cie- 
taun  Kommentar  )um  fog.9t^nafiant{^  @Qm" 
Mitm  oeriffcntliqte  neuerbing«  SuiRorb  (f.  u.). 
(Sgl.  ffist.  liti^r.  de  la  France  lY,  Paris 
1788»  459  88.;  Baimard,  Th^dulfe,  ^yöqne 
d'Orl^aiis,  Orleans  1860;  Haureau,  Singula- 
ri^B  hist^Uiter.,  Paris  1861,  87  ss.;  »je- 
tnBo,  Z^bulf,  Sifd^of  toon  Orleans,  SBreSIau 
1875  [m];  Delisle,  Les  bibles  de  Th^o- 
dnlfe,  in  bcr  Bibl.  de  l'öo.  des  chari  XL 
[1879],  5  B8.;  ebert,  «Og.  ®e{4  ber  SUer.  bed 
^(bcnblanbeS  ü,  Seipgig  1880,  70  ff. ;  Sierfd^, 
"SM  (Mi^te  Z^obuIfS,  fyOt  1880  [3)tfT.]; 
fierger«  De  Tiust  de  la  Yulgate  en  France, 
Paris  1887,  6  s. ;  Le  m6me,  Bist,  de  la  Yul- 
gaie,  Nancy  1893,  145  ss.;  9.  ^and,  ttxf 
^cngefc^U^te  Seutfd^IanbS  II ,  2t\pm  ^^^O/ 
755  ;>  Onissard,  Theod.,  ^vdque  d'OrMans, 
in  bm  M^m.  de  la  Society  archeoL  de  TOr- 
l^annais,  Orleans  1892;  loeitere  Siteratur  f.  bei 
Vott^fi,  Bibl  bist  med.  aevi  II,  SBerlin  1896, 
1058.)  [3e(f.] 

Ulf tS0ffais,  einer  ber  SSorftel^er  ber  oleson- 
bcinn^en  Sd^ule  (f.  b.  9rt.)  in  ber  jneiten&ölfte 
bei  3.  Sa^r^nbertS,  oerbient  Snoö^nung  old 
IBerfaffa  einer  f^ßematifd^  angelegten  S)ogmatif, 
meiere  (eiber  berioren  gegangen  ift.  Ob  er  in  ber 
Seitung  ber  genannten  Slnftalt  ouf  S^ion^fiufi  Don 
aiesanbrien  ober  auf  $ieriuS  (f.  b.  %tt.)  folgte, 
bleibt  jmeifell^aft  @ein  SiBerl,  'TffoTu;:iu(7&ic 
(3fijüen  ober  £oni))enbmm)  betitelt,  l^anbelte  nod^ 
flngabe  bei  ^D^otiuS  (Cod.  106)  in  7  SBüddem 
ber  Steige  nod^  oon  ®ott  bem  SBater,  bem  @o]^n, 
bcm  ^Uigen  ®eift,  Don  ben  (Engeln  unb  2)ü" 
monen,  oon  ber  ^enf^toerbung  bed  ®ol^ned  unb 
oon  ber  @4dpfung.  ZVoB^^f^S  ^i^b  oon  $^o- 
tiu<  fernerer  3rrt$ümer,  namentlich  in  Segug  auf 
bie  aSefen^t  bei  @o^ne«,  befd^ulbigt  &  ijt 
lei^t  möglü^,  ba^,  mie  frul^er  S)ion9^8  b.  ®r., 
fo  aud^  Zbeognoftu9  bur^  ben  Qnf^lu^  an  bie 
Zoologie  beS  OrigeneS  gu  einzelnen  inconecten 
Infil^ammgen  unb  Sludbrüden  herleitet  mürbe, 
3^a|  t%  fl(^  babei  aber  nid^t  um  l^öretifd^e  Sin« 
^dfim  Rubelte,  gebt  auS  bem  ebrenben  ;3eugni^ 
^or,  meld^ei  oer  f(L  StbanaftuS  feiner  Se^re 
ouifidUc:  miSbrfidli^  enoäbnt  berfetbe,  Zb^o- 
gnoftuS  pabe  gclebrt,  baS  SSBefen  beS  @obnei  fei 
.nid|t  ouS  bem  9li(l^tfeienben,  fonbem  au8  bem 
IBefrn  beS  SkterS''  (Aiban.  De  decret.  Synod. 
Kicaen.  c.  25 ;  Dgl.  Epist.  4  ad  Serapionem 
eil).  (Sgl.  Pmd.  Maranus,  Divinitas  Jesu 
Christi  4,  25,  1 ;  Migne,  PR  gr.  X,  235  sqq.; 
Slirf^I,  Se^rbud^  ber  $atroIogie  I,  main^ 
1881,  354  f.;  ^amad,  (Sef^id^te  ber  altcbrift- 
(i4ien  Siteratur  I,  Sei)>sig  1893, 437  ff. ;  ftrflger. 


(Sefd^.  ber  altd^riftlid^en  Stteratur,  gfreiburg  1895, 
183  f.)  [Äerfer.] 

9$eo&rafie  (deoxpaTia,  (Sottedberrfd^aft)  ift 
bcr  feit  gflaoiuS  SofepbuS  (C.  Apion.  2, 16)  ublid^e 
unb  begeid^nenbe  SuSbrud  bed  Sigentbümitcben 
unb  Sb^^^^^if^f^^ii  ^^  bem  religiöd-ftaatlid^en 
Seben  unb  ber  religidd-ftoatlid^en  $}erfa{fung  bei 
bem  SBoIfe  ber  ^ebrder.  Zbeofratie  mar  bei  atten 
alten  SBöIIem  bte  erfte  unb  öltefte  SBerfaffung,  mie 
fd^on  beeren  (3been  über  bie  $oIitiI  ic.  ber  oor« 
nd^mften  SSöOer  ber  alten  9BeIt  H,  2,  IBeilage  4, 
in  C)t{i.  3Berfe  XIY,  ©öttingen  1826,  430  ff.) 
bemerfte  imb  neuere  gforfd^ungen  betätigten  (ogl. 
).  9.  Ziele,  Sab^L-an^r.  ®e{d&.  U,  ©ot^a  1888, 
491) ;  im  Sitten  Zeftamente  aber,  in  bem  burd^ 
SDlofeS  oon  (Sott  geoffenbarten  unb  bei  bem  SBolf 
ädrael  in  ^SoUjug  gefejften  (8efe|e ,  erreid^te  fie 
ibre  bbd^fte  @tttfe  unb  SSoUenbung  unb  unter* 
f^ieb  ftd^  in  ber  bier  erlangten  SuSbilbung  me- 
fentlid^  Don  aOen  beibniid^en  Zbeofratien.  S)a3 
(Sigeiübümlid^e  ber  altteftamentlid^en  Zbeofratie 
beftebt  im  allgemeinen  barin,  ba|  bie  religidfe 
unb  polttifd^e  @))böre  beö  SebenS  ooDfommen  in 
einanber  oerfcbmolsen  fmb,  iebe9  religiöfe  ®t\t^ 
unb  iebe  religibfe  ${Iid^t  )ugleid^  aud^  politijd^er 
92atur  ift  unb  umgelebrt,  fo  ba|  bie  Uebertretung 
ober  92id^terffillung  iegliiben  ®efe|ed,  aud^  ber 
fd^inbar  äu|erlid^ften  Slrt,  eine  birecte  )8erle|ung 
beS  göttlid^en  SBiDenS,  @ünbe  ifL  Sßon  @ott  unb 
feinem  beiligen  SBiUen  geben  aQe  ®efe|e  unb  3er- 
orbnungen  au8,  ®ott  unb  feine  iBerbenlid^ng  ift 
baS  lejste  3iel  aOer  berfelben;  ber  @a^:  «3br 
foUt  betlig  fein,  benn  id^  bin  b^Utg"/  ift  ^^^  bie 
Ouinteffena  bed  (Sanken,  fo  aud^  Snbalt  unb 
3toed  ieber  einjelnen  SBeftimmung.  2)ed  iBoIfe§ 
Heiligung  foQ  bemirft  merben,  bieg  ifi  ®otted 
ai^iOe:  mirb  er  DoOjogen,  unb  beiligt  ftdb  baburd^ 
baS  SBolf,  fo  beiligt  e«  aud^  (Sott,  b.  b-  eS  er- 
fennt  factifcb  bie  üKaieftät  unb  ^eiligleit  bed  böd&- 
ften  SBiUend  an.  Sebooa,  ber  Seber  unb  Urbeber 
beS  für  bie  gange  ^auer  ber  oormef ftanifd^en  Seit 
gültigen  unb  inbaltlifb  abgefd^loffenen  (Sefefee§ 
(über  möglid^e  gföHe,  in  benen  neue  göttlid^e  SÖe- 
ftimmungen  eingubolen  fmb,  ogl.  b.  %rt  Urim 
unb  Zbummim),  ift  eS  aud^,  bei  bem  bie  gange 
SOtad^tfüQe  ber  religiö^tootlid^en  Orbnung  rubt, 
er  ift  felbft  ber  jf önig  unb  C^errfd^er  be«  Sßolfed, 
bei  oem  baS  (Sefe^  gum  SSoÜgug  fommen  foQ;  fo- 
fem  9Renfd^en  mit  9Rad^t  betraut  ftnb,  baben  fie 
oiefe  oon  (Sott  unb  in  feinem  Flamen  auSguüben. 
S)er  in  ber  S<>l9^3<ii  ^^^  ^^Ife  oerlangte  unb 
Don  äeboDa  betoiUigte  menfd^licbe  Itönig  ift  nur 
fein  SteÜoertreter  (f.  b.  %rt.  ffbnigtbum  bei  ben 
Israeliten) ;  cbenf o  flnb  ed  in  ibrer  Bp^xt  bie 
übrigen  Zräger  ber  StegierungSgemalt :  bie  Selte- 
fien,  bie  Stommedfürften  u.  f.  m.  Sine  fol<be  nacb 
Urfprung,  Safein,  SuSgeflaltung,  Sntmidlung, 
Stotd  unb  3itl  gbttlid^  beftimmte  unb  geleitete 
Orbnung  bed  religiöS-ftaatlid^en  fiebenS  foDte  fub 
oermirflid^en  bei  einem  beftimmten  Solle,  bem 
93o(!e  SSrael;  biefeS  batte  SeboDa  ht^lb  befon- 


1557 


Xl^eologie. 


1558 


oon  fyimmfl  unb  ^lle,  üon  S^t  tmb  Sttiolrit, 
mm  9ut  unb  959  um{)xumt.  SHe  ögi^^i^en 
9Htflcr  Rotten  jYDat  frine  ^igen  Sü^cr,  abec 
^^  im  SUrrttum  j^ockcfd^b^e  SEBtifil^it  »dc^e 
)i4  bcfonbetff  mit  bet  Söttrtle^re  unb  bem  len* 
feiHgnt  Soo«  b(9  SRenf^en  befd^ftigte.  Sei  ben 
StatumAnem  (aben J4  tsenigftenS  in  totitotxbxtx» 
tvttn  9t9^bgien  9cefte  bet  olten  Steligion  unb 
S^Iogit  «leiten.  (SS  ifl  olfo  n^ol^I  ri^tig,  bo^ 
bri  ticiben  unb  9Ro^mmcbanem  ftd^  feine  ma^re 
Xbeotogie  ftibet,  infofem  bie  9leI{glonen  bet  an- 
UUti  SBcIt  anptl^oIoQien,  9KtuS  unb  9Rt;ftif ,  aber 
rdn  2)ogma  ^en,  oie  2^Iogie  ober  afö  (Segen- 
ftanb  ber  p^fo))^i{(^  gforfd^ung  galt  unb  in 
bm  Scl^ulen  ber  SSBelttDeifen  gelehrt  mürbe ;  aber 
r§  ij!  n{<!^t  ju  oergefien,  ba|  im  Orient  eben  bie 
ffieltmeii^eit  mit  ber  ®otte8geIe^rt^it  )u{ammen« 
tiel  unb  oon  ben  ^iriefiem  gepflegt  mürbe,  imb  im 
Ibenblcmbe  bie  alten  Xl^eologen  unb  ®efe|ed- 
le^  ben  SBeltmeifen  bie  tiefften  3been  für  t^re 
tbcotogif((en  6pecuIationen  überliefert  l^aben. 
'2.  SieOffenbarungfitl^eoIogie.  Sie 
oobre  Zoologie  tonnte  erfi  in  ben  Religionen  ber 
oiifli^cn  Of^barung,  im  Subent^um  unb  Sbri« 
flrntbum«  }ur  Vudbilbung  lommen.  9Rofe9  unb 
bie  ^p^eten  finb  nid^t  nur  Organe  ber  Offen- 
barung, foid)em  aud^  3nter|)reten  beS  göttlid^en 
BiOeni  unb  Se^  bed  Soll  ed.  3)a  für  bie  $ro- 
p^ten  ba«  gdttlid^e  ®efe|  bie  unoerbrüc^Ud^e 
Srnnbloge  bUbete,  fo  erfd^einen  biefe  gugteidl  als 
oon  Sott  erfeud^tete  X^eologen,  mel^e  bie  fid^^te 
Sxflanmg  bed  ®efe|ed  geben  unb  ben  SBillen 
&eiM  funb  t^un.  ^ie  Serfaffer  ber  SBeidl^eitS- 
bücber  unb  ber  $falmen  oermenbeten  ben  anmalt 
ber  Offenbortmg  für  bad  fieben  unb  ben  Sult. 
an  nat^  bem  S^it  ber  propl^etifc^e  ®eifi  oer- 
ffatmmt  mar,  traten  bie  Sd^riftgelel^rten  on  bie 
Stelle  ber  $rop^eten  unb  pflon^en  bie  t^eologif d^e 
SCtobition  fort,  mel<!^e  einerfeitS  in  bem  gefe|ed- 
tunbtgen  unb  gefe|e8etfrigat  Stobbinentl^m  )ur 
Ib^ffung  bei  f)auptcobes  ber  jübifd^en  Xl^eo- 
logte,  gum  Zaimub  (f.  b.  Sri)  führte,  anberer- 
feiti  in  Serbinbung  mit  ber  Sebre  t)on  ber  SBeiSl^eit 
unb  bei  ber  Serul^rung  mit  ber  gried^ifd^-ale^an- 
brinifd^  ^^ilofop^ie  bie  intuitio-mqftifd^e  ffab- 
boU  (f.  b.  9rt.)  anbahnte,  bereu  ^auptoertreter 
im  Sltertbum  $biIo  (f*  b.  Srt.)  mar.  3)aS  Sbri- 
Pentbum  i|i  a(8  bie  SoQenbung  ber  Offen- 
barung in  bie  alte  SBelt  eingetreten  unb  mürbe 
burd^  baS  münblid^e  Sßort  oerbrettet.  2)ie  nad^- 
fotgenben  fd^riftlic^en  Stufjeid^nungen  litten  in 
erjtet  Sinie  ben  S^ßtä,  ber  münbli(ben  Serfün- 
btmmg  ergSujenb  )ur  @eite  }u  treten  unb  ben 
dfenbarungdinbalt  ber  9{a(^melt  )U  überliefern. 
Snftte  )U  t^ologifd^er  SBebanblung  flnben  ftd^ 
aber  bereits  in  ben  apofiolifd^en  Sänften.  9e- 
fonberS  bieten  bie  SBriefe  beS  apoftelS  ^ßouluS  (f. 
0.  Irt.)^  ber  eine  t^eologifd^e  Sd^ulbilbung  ge- 
noffen ^tte,  eine  reid^e  ausbeute  über  baS 
Si^f|ältn(|  beS  9(ten  ZeftamenteS  jum  9leuen 
Seftamente,    über   S^riftologie ,   SRoral   unb 


(EcdefiafHf .  Ser  ißrolog  beS  Sol^anneSetKmgetiumS 
gibt  bie  (Srunb^üge  f&  bie  Sebre  oon  ber  Xri- 
nitdt  unb  ber  Sfncamation.  Selbfl  für  bie  apo- 
logetifd^e  unb  polemifd^e  Zl^eologie  kffen  {id^  auS 
biefen  Soften  Sn^altSpunlte  geminnen.  Sie 
Apologeten  be^eid^nen  baS  C^ftent^um  alfi  bie 
l^dd^Jie  ^bitofopl^ie,  um  ben  gebilbeten  Reiben, 
mUqt  in  ber  9}erbinbung  oon  $^ilofop]^te  unb 
Sieligion  oergebenS  einen  feflen  fyät  fud^en, 
bie  Söfung  i^rer  3metfel  }u  bieten.  9lud^  fpätere 
ftird^öter  bebienen  ftd^  nod^  oft  biefer  Segeicb" 
nung,  meil  fte  im  Sbnftent^um  nid^t  nur  bie 
]^5(^fte  SffieiS^eit  gur  (SrHärung  ber  @d^öpfung  er- 
lannten,  fonbem  aud^  feinen  gro|en  dinflu^  auf 
bad  ftttlid^e  Sebenunb  baS  emige  ^il  beS  Otenfd^en 
l^eroorl^eben  moHten  (gaid^aber ,  Sie  gded^if d^en 
Apologeten  ber  Oaffifcben  Sorjeit  I.  Sufebiud, 
9Bür}burg  1896,  61  ff.).  @ie  l^n  l^ierin  3o- 
fepl^uS  unb  $^ilo  )u  Vorgängern,  meldte  oon  einer 
$]^ilofopl^ie  beS  Alten  XeftamenteS  unb  oon 
Sd^ulen  ber  ^^ifofopl^en  bei  ben  3uben  fpred^en. 
$bito  Pe  opif.  mundi  1, 8  sqq.)  preist  ÜRofeS, 
ber  burd^  feine  ScböpfuugSlAre  bie  @pi]fe  ber 
SBeiSl^t  eneid^t,  aber,  oon  ®ott  erleu^tet,  bie 
9latur  erfannt  unb  jmif  d^  bem  unoerönberlid^, 
unflc^tboren,  emigen  @d^öpfer  unb  ber  fid^fbaren 
€^öpfung  unterfii^ieben  ^abe,  }iaXa  oepivoi;  i)eo- 
Xvff^aaQ.  Siemens  oon  Aleianbrien  (f.  b.  Art) 
tl^eilt  OlofeS'  Iß^ilofopbie  in  oier  Smeige:  l^ijb- 
rif  d^e,  gef  e^id^e,  l^ierurgif  d^  unb  tl^eologif  d^e  (9BiO- 
mann  1, 173  ff.).  Soc^  fel^lte  eS  d^riftlid^erfeitS 
nid^t  an  SSiberfprud^  gegen  biefe  Sejeid^nung. 
XertuSian  (f.  b.  Art.)  Oermal^rt  fid^  bagegen,  bag 
man  baS  Sbriftent^um  dS  eine  p^Uofop^ifd^ 
Secte  betro^te.  SlemenS  unb  OrigeneS  f(blie|en 
fid^  i^m  an,  um  ben  religibfen,  offenbarungS- 
mö^igen  Sl^aratter  ber  9o(p(a  deodßaxroc  auf- 
redet }u  ersten  (ogL  SoL  2, 8).  SefonberS  mürbe 
deoXo^eiv  unb  bzokofia  gebrandet,  um  bie  Seigre 
oon  ber  (Sottl^it  3efu  )u  begeti^nen.  3uftin  (f.  b. 
Art.)  nimmt  OecXo^etv  in  antifem  Sinn ;  eS  be« 
beute  einen  (Sott  nennen  (DiaL  56),  unb  reli- 
gidS-miffenfd^ftlid^e  Unterfud^ungen  Ü6er  ®ott 
aufteilen  (118);  bei  At^enagoraS  (f.  b.  Art.)  iß 
X^logie  (btoko^^  ^(luiv  (i^poc  gegenüber  ber 
deoXo^ia  ber  ©ried^en)  bie  Seigre  oon  (Sott  unb 
ben  (Engeln  (SuppL  10.  20.  22).  Sie  antite 
(gintbeilung  gibt  £ertuOian  (Ad  nat.  2, 1—3). 
eufebiuS  dtirt  einen  Anonymus  (H.£.5,28,4.5), 
meld^  oon  ben  alten  SBätem  berid^tet,  ba^  in 
allen  il^ren  Sd^riften  dsoXo^eiTat  6  Xpioröc.  SaS 
SBort  deoXo7(a  fam  aber  erft  bei  At^afiuB  (Or. 
contra  Arian.  1, 18)  unb  bei  ben  (Eoppabodem 
(Greg.  Naz.  Or.  27—81)  jur  Seaeid^nung  ber 
Sebre  oon  ®ott,  ei^nfhtS  um  ber  Xrinitdt  auf. 
il^eoboret  (f.  b.  Art.)  fagt  oon  SWofeS :  Apxoujav 
Toic  xdre  8soXo7tav  iiHjvspie  (Gren.  1 ,  interr.  1); 
Ston^fmS  Areopagita  (f.  b.  Ari.)  nennt  bie  Se^re 
oon  einem  (Sott  unb  brei  $erfonen  dsoXo^ia  ^vo>* 
fievT)  xal  diaxexpifjLivT)  (De  div.  nom.  2).  Ser 
Soangelifi  3o^neS  unb  (Sregor  oon  ^a^ian) 


1559 


Xl^eologie. 


1560 


isurben  be^l^Ib  ^£0X6701  genannt.  Son  ber  X^eo- 
logie  ober  Xrinttöidle^te  »utbe  bie  Oeconomie 
ober  bie  fie^re  Don  ber  Wenfc^ioerbung  unter- 
fd^ieben  (Eph.  8 ,  .9 ;  BasiL  £p.  141 ;  Greg. 
Kaz.  Or.  88  u.  f.  ».).  So^  toirb  in  ben  0^0* 
logif^en  Streitigfeiten  f>eoXo7etv  oft  Don  ben- 
ienigengefagt,  toelc^e  bie  @ott^eit3efu  anerfannten, 
fo  hai  in  e^riftuS  bie  Zoologie  beS  So^nc« 
@otte8  Don  ber  Oeconomie  feiner  ^erobfunft  Dom 
|)immel  )u  und  unterfd^ieben  Xovä>  (Euseb.  Dem. 
ev.  9, 1).  Soburdd  iDurbe  jugleid^  auSgefpro^en^ 
ba|  man  über  (Sott  nichts  auSfogen  tonne,  maS 
ni(|t  Don  (Sott  felbfi,  )ule|t  burd^  feinen  @ol^n,  ge- 
offenbart toorben  fei.  Seit  bem  4.  Sal^r^unbert, 
unb  no(^  me^r  feit  2)ionQfm8  (De  diy.  nom.  1), 
iDurbe  e9  fte^enber  (Srunbfok  ba^  mon  über  bie 
ubenoeltlid^  unb  gel^eime  ^ottbeit  nid()tg  fagen 
ober  benfen  bflrfe ,  als  xoa%  und  btirc^  (Sott  in 
ben  l^iligen  Sd^f ten  geoffenbart  fei  Ser  1^1. 9u- 
guftinuS  (f.  b.  9rt.)  bält  an>ar  an  ber  SBortbebeu- 
tung  ber  S^eologie  feft  pe  civ.  Dei  8,  1), 
fennt  aber  oud^  bie  Sejiel^ung  auf  ben  (Slauben 
im  ungemeinen,  menn  er  bie  Aufgabe  ber  Zl^co« 
logie  alfo  beftimmt:  Aliud  est  enim  scire  tan- 
tmninodo  quid  homo  credere  debeat  propter 
adipiscendam  vitam  beatam,  quae  non  nisi 
aetema  est:  aliud  autem  scire  quemad- 
modum  hoc  ipsum  et  piis  opituletur,  et  contra 
impios  defendatur,  quam  proprio  appellare 
vocabulo  scientiam  videtvv  Apostolus  (De 
trin.  14, 1,  8).  Sugiijünud  jerlegt  nad^  1  Sor. 
12,  8  bie  alte  Definition:  Sapientia  est  rerum 
humananun  diTinanimque  scientia  fo,  ba|  er 
bie  scientia  rerum  divinarum  aI3  sapientia, 
bie  scientia  rerum  humanarum  al§  proprio 
scientia  bejeid^net.  Xb^oboret  "fyxt  im  5.  ^u^e 
feines  Compend.  haeret.  fabuL  im  9lnf(!^(u^  an 
Origrned'  Schrift  De  principüs  eine  Ueberfid^t 
über  bie  Sinologie  im  toeitem  Sinne  gegeben ; 
er  l^anbelt  fiber  Xb^ologie  (XrinitötSIe^re),  ftod- 
mologie  nebf!  Sntl^ropologie,  (E^riftologie,  @ote- 
rblogie  (Offenbarung  in  ber  J^eiligen  @d^rif t  unb 
Zaufe)  unb  SSd^toIogie.  Sion^^uS,  SRaiimuS 
u.  %  folgten  i^m.  SDurd^  Sol^anned  Don  2)a- 
madcuS  (f.  b.  9rt.)  tourbe  biefe  ^uffaffung  unb 
Sintl^eilung  bem  SRittelalter  überliefert,  ^ugo 
Don  St.  IBictor  (f.  b.  Srt.)  tnüp\i  an  bie  S)rei- 
tl^eilung  ber  ^^ilofopl^ie  bei  9lriftoteIed  an, 
unter|d^eibet  aber  bie  theologia  divina  Don  ber 
theologia  mundana,  U)eil  nur  bie  Don  SbnftuS 
unb  feiner  @nabe  erleud^tete  Xl^eologie  jur  Sr* 
!enntni|  ber  unfn^tbaren  Singe  emt)orfteigen 
fann  (Expos,  in  hier.  coel.  S.  Dion.  1,1; 
Erud.  didasc.  2,  8 ;  8,  1).  S)ie  Zoologie  unb 
Oeconomie  lourben  al3  sacra  divina  be^eid^net, 
bie  SDarfteQung  berfelben  Summa  theologiae 
fsiye  theologica  genannt.  S)ie  l^eilige  SSiffen- 
fd^oft  ftanb  ber  meltlid^n  9SifjenfdM[t  gegenüber, 
infofem  fte  aUed  entl^olt,  maS  Don  (Sott  geoffen- 
bart ift.  Omnia  autem  pertractantur  in  sacra 
doctrina  sub  ratione  Dei;  vel  quia  habent 


ordinem  ad  Deum,  ut  ad  principiimetfinem 
(S.  Thom.,  8.  th.  1,  q.  1,  a.  7).  In  principio 
intellegendum  est,  quod  saera  doetriiia,  sc. 
theologia,  quae  principaliter  agit  de  primo 
principio,  sc.  de  Deo  tnno  et  uno,  de  septem 
agit  in  unirersoy  sc.  de  trinitate  Dei,  de  orea- 
tura  mündig  de  conraptela  pecc&ti,  de  incar* 
natione  verbi,  de  gratia  Spiritus  saaeti,  de 
medicina  sacramentali  et  de  statu  finalia  ju- 
dicii  (BonaT.  Brev.  1, 1).  9Jlit  bem  auSge^ben 
9RitteIaIter  mürbe  bie  Sejeid^nung  Z^Iogte  für 
Sacra  doctrina  faft  allgemein.  3i^Md^  aber  er- 
fuhr bie  Z^eologie  eine  (Snoeiterung,  mbem  feit  bem 
15.  3abr^unbert  ber  Serfud^  gemacht  mürbe,  ben 
))raftifc^en  Z^eil  att  IRoroI  Don  bem  fpeculatiDen 
Xl^U  ober  ber  S)ogmatif  ju  trennen.  S|>ater  mmbe 
au4  bie  Ie|tere  nod^  in  bie  ))ofitiDe  unb  bie  jtiecu- 
lattDe  (fd^otaftifd^e)  3)ogmatif  jertegt  Vtfftdxä^ 
bilbeten  fid^  (Ssegetif,  ^meiuutif,  £^omiletit 
j?ated^etif  u.  f.  m.  ^etmiS.  Wi  ber  Deformation 
mar  befonbeifi  Spologetif,  ^olemif  mu)  Ssegefe 
auf  ben  ffampf|i(a^  gentfen.  S>ie  IKrd^engefc^i^te 
batirt  gmar  Don  (KufebiuS,  fyd  aber  bod^  bamal4 
eine  er^ö^te  SBebeutung  unb  ben  Slang  einer 
eigenen  t^eologif^  SiScipIin  errungen,  »eil  bie 
%e{)reitung  bed  Siebtes  unb  ber  (Sefd^td^te  ber 
ffirc^e  eine  grunblic^  unb  fritifd^  2>arftenung  cr- 
forberte.  2)afi  ffirc^enred^t  befianb  longf},  ja  6ü- 
bete  neben  ber  eigentlid^en  Z^logie  bm  Qoupt- 
gegenftanb  beS  UniDerfttatSftubiumS,  mu|te  aber 
bamal§  gleichfalls  feine  (Srunblagen  gegen  ben 
rabicalen  Angriff  Dert^eibigen  (DgL  b.  ärt  6iU9- 
flopöbie  ber  X^eologie  unb  bie  Don  ben  etn}elncn 
S)ificiplinen  j^onbelnben  Speciatartt.).  Somit  fyxi 
fi(^  ber  Segriff  ber  Z^eologie  enoeitert,  nm^  aber 
ben  urfprüngli^n  (Srunbgebonhn  ber  Se^  oon 
©ottfeft^ten.  (Sembl^Hd^  toirb  fte  befinirt  od  ber 
änbegriff  aller  iD}q^rbeiten  über  (Sott  unb  gött- 
lich S)inge,  meldte  burd^  übenutturHc^  Offen« 
barung  befannt  gegeben  unb  barum  (Segenfionb 
unfered  @(aubend  finb.  ^m  ©egenfo^  }u  93er- 
nunftmifjenfd^ft  i^  bie  Z^eologie  bie  »tffenfd^- 
lid^e  Suffafjung  unb  ^rfteEung  ber  Srfeimtnig« 
meldte  bie  SBemunft  burd^  2)en!en  über  ben  ® lauben 
unb  feinen  Snl^t  geminnt.  2)a  aber  bie  Offen- 
borungfima^r^eiten  bad  be^errfd^enbe  (SeM  nic^t 
nur  bed  ßrfennend,  fonbern  aud^  beS  SBoIlenft 
unb  ^anbelnS  fein  fouen,  fo  bemerft  f^on  %e- 
sanber  Don  ^leS  (f.  b.  Srt.),  bie  X^logie  fei 
mel^r  eine  9Eßiffenf(^aft  ber  Zugenb  aI9  ber  ffnnft, 
me^r  eine  SBeiSl^eit  alfi  eine  SBilfenfd^ft  Sie 
rnirb  Don  ben  ^auptfd^olaftifem  eine  fpecuIatiDe 
unb  praftifd^e,  aber  Dormiegenb  eine  {|iecuIattDe 
SBiffenfd^ft  genannt. 

8.  Sie  Z^eologie  aU  Sßtffenfd^aft 
3u  einer  fpfiematifd^en  9Biffenf(^aft  ge^rt  ein 
gormal-  unb  ein  3RateriaI)>rinci{).  S>aS  Vtak* 
rialprinci|)  ber  Z^eologie  (objeotum  quod)  ifl 
baS  SBort  (Sottefi  ober  bie  OffenborungSti^ 
fod^en  unb  SBafir^iten,  ba3  gformalprinctp  (ob- 
jectum  quo)    ifl   bie    gdttlid^e   Offenborung, 


1561 


Zl^eologie. 


1562 


infbfem  mtr  geoffenbarte  SBal^rtietten  @egen- 
ftanh  ber  magren  Xl^eologte  fein  tonnen.  Sie^ 
laim  au(^  fo  gefaxt  »erben,  bog  man  ®ott 
oli  bie  Centrolibee  (subjectum  attributionis) 
ber  Zoologie  betrad^tet,  mie  ed  f(^on  beim 
(L  2bomaft  unb  in  ber  Sd^olafttf  ü6er(Qii))t 
ber  f(an  i|l  (ffleutgen,  Ideologie  ber  SSorseit  V, 
2.  «ufL,  aRünfier  1874,  18  ff.).  3»ör  fann 
bogegen  eingettenbet  »erben,  bo^  eS  and)  eine 
iuuur[ii!(|e  ®otte8erfenntni^  unb  eine  natürliche 
Xb^Iogte  gibt,  allein  bie  ®egenftanbe  biefer 
X^Iogie  fommen  in  ber  theologia  super- 
naturalifl  unter  bem  (Sefi^tSpunfte  ber  Offen- 
barung in  Setrad^t,  me^^alb  man  aUerbingS  beffer 
Ootl  Ott  offenbarenben  unb  geoffenbarten  jur 
CcntroHbee  rnad^t.  3)afflr  gibt  fd^on  baS  ®(au- 
benAcfenntnift  ein  SBorbilb,  in  meld^em  ber  brei« 
einige  ®ott  M  ^au)>tgegenftanb  bed  Glaubend 
erf4^  unb  bie  ein}elnen  Offenbarungsmerfe  ben 
bret  $erfonen  befonberS  a))prot>riirt  merben.  ®od^ 
bobcn  bmilf  bie  S^noben  bon  2oIebo  in  il^rem 
<9IauBen§betamtni|  bie  Seigre  bon  ber  Xrinität 
jufommengefo^t  unb  ben  OffenbarungSmerten 
x>orange|i^  Snbere  Raffungen  bee  f^ormal- 
principi :  bofi  ßimmelreid^  (Srenner),  @otte§reid^ 
<2)obma9er),  bie  3bee  ber  d^riftli(|en  Sleligion 
(Stoubenmoier),  finb  )u  unbeflimmt  ober  gu  oO* 
gemdiL  S)ur^  baS  S^^rmaljprinci))  ber  Offen- 
barung nimmt  bie  Sinologie  auen  anberen  SBifjen« 
i^oftcn  gegenüber,  melci^e  fid^  auf  bie  ^rinci^en 
bo  wtnunft  fiu|en,  eine  eigentl^flmtic^e  Steflung 
ein.  S)e^^alb  mürbe  il^r  in  alter  imb  neuer  3^t 
oft  ber  S^atofter  einer  eigentli^en  9Biffenf(^aft 
obgcftmdden«  S)ie  l^eibnifd^en  ^^Uofop^n  marfen 
ben  (E^rifien  oor,  boft  bei  il^nen  ber  (glaube  UM, 
Ue  SBiffenf^aft  9lid$t8  geUe.  Sie  92ominaIi{ten 
(f.  b.  9xt.)  monten  ber  Sl^eologie,  bie  il^r  $rinci)) 
in  (Sott  fut^,  leinen  miffenfd^aftlid^en  S^arafter 

Srrfemten;  ber  KationaliSmuS  (f.  b.  9rt.)  be« 
eitet  benfelben  bid  auf  ben  l^utigen  Xag.  S)ie 
Sdter  ruhten  eS  als  einen  Sorjug  beS  (£|riften* 
tbum§^  ba|  ed  auf  bem  ®Iauben  beruhe,  benn  biefer 
allein  gctoä^re  bie  ffir  bie  2Ba^r^eit  unb  baS 
f  mige  (peit  itötl^ige  Sid^^eit.  @ie  geigten  aber 
aud9,  bog  bie  SBiffenf(^aft  auf  ®runb  be«  Glau- 
bens i^re  Slügel  oiel  leidster  entfalten  I5nne. 
KuguflinuS  unterfd^et  jmijc^en  ber  SBeiSl^eit  in 
gdldid^en  Singen,  meldte  auf  ®runb  beS  Glau- 
bens jebcr  ®Iaubige  beft^en  tonne,  unb  ber  tl^eo- 
logif(|en  SBiffenf($aft,  meld^,  baS  Sigent^um 
SBeniget,  bie  Srlenntnig  beS  ®IaubenS  förbere 
unb  bk  9ett^etbigung  fäl^re.  93on  i^m  ^ben  bie 
33egrflnber  ber  @d^oIaftit,  9nfe(m  unb  ^ugo 
oon  St.  Sictor,  baS  ißrinci))  beS  credo,  ut  in- 
ieüegiimy  flbemommen  unb  jum  teitenben  ^rinci)) 
ber  tbeoIogif<^en  SBiff enfd^af t  gemad^t.  Sie  @d^o- 
lafttt  ^  es  fiA  gur  Aufgabe  gefteDt,  mittels  ber 
tBemunft  baS  ®efammtgebiet  ber  Offenbarung  gu 
einem  großartigen  @9ftem  ber  SDBa^rl^eit  organifc^ 
gtt  oerbmben.  S)e|l^alb  oertl^eibigt  ber  1^1  X^omaS 
ben  lDi{fenf(^id^en  Klafter  ber  £]^eoIogie,  ba 


fte  aus  getoiffen,  burd^  bie  Offenbarung  gegebenen 
®runbma^r]^iten  burd^  Seniunftfd^Iüffe  gu  »ei- 
teren Srtenntniffen  fä^re.  3toar  erhalte  fie  biefe 
®nnibma]^r^eiten  auS  bem  ®Iauben,  aber  fte 
tonne  bal^er  mit  jenen  untergeorbneten  9Biffen- 
fd^aften,  meldte  il^re  ^rindpien  auS  einer  ^hf^tn 
aSiffenfd^aft  entlel^nen,  t)erglid^en  merben.  SBie 
bie  Optit  il^re  ®runbfö^e  aus  ber  ®eometrie  unb 
bie  SRufil  bie  il^rigen  auS  ber  Sritl^metil  entlel^ne, 
fo  empfange  bie  il^eologie  il^re  ^rindpien  oer- 
mittelS  beS  ®IaubenS  aus  ber  äBifjenfd^aft  ®otteS 
(8.  th.  1,  q.  1,  a.  2;  ffleutgen  V,  11  ff.). 
^IlerbingS  maltet  l^ier  nod^  immer  ber  Unterf(^ieb 
ob,  baß  tene  SBiffenfd^aften  bie  Prüfung  ber  ent- 
lel^nten  ^rinripien  fid^  oorbel^Iten  unb  bamit  il^r 
aSiffen  mittelbar  auf  bie  6oibeng  grünben:  allein 
barauS  folgt  nur,  baß  fie  ein  ber  tBemunft  narereS 
unb  faßbareres  SD3if{en  oermitteln,  nid^t  baß  bie 
®IaubenSmiffenf(^ft  überl^aupt  biefen  Sl^ratter 
nid^  oerbient.  9Ran  tonnte  [a  au^  barauf  l^in- 
meifen,  baß  am  anfange  beS  SBiffenS  überhaupt 
ber  ®Iaube  fte^t.  Sie  Xl^eologie  berül^rt  fid^  ^ier 
mit  ber  ÜRetapl^ftt,  xotlfy  audf  i^re  ^rincipien 
als  rid^tig  oorauSfe^  unb  gegen  ben,  meld^er  bie 
$rincipien  Ifiugnet,  nid^t  biSputfaren  tann,  menn 
fte  aud^  bie  Sinmenbungen  gurütf gumeifen  oermag. 
Se];tereS  tann  bie  Sinologie  aud^.  9lußerbem  ^at 
fie  aber  ben  Sorgug  einer  größern  ®emiß](|eit, 
benn  bie  ®[aubenSgemißbeit  ifl  bie  l^öd^fte.  meO 
fte  fid^  auf  bie  «uctoritöt  ®otteS  ftü^t  (S.  Thom., 
S.  th.  2,  2,  q.  2,  a.  1 ;  De  ver.  q.  14,  a.  1  ad  5 ; 
In  1. 8ent.  Prolog,  quaeatimic.  8,  sol.  8) ;  bod^ 
unterfd^eiben  fic^  l^ierin  bie  SSemunftfc^Iüffe  oon 
ben  gu  ®runbe  liegenben  ®(aubenSfä|en.  Sa^er 
lel^rt  baS  Saticanum  (Sess.  lU,  c.  4) :  Ac  ratio 
quidem,  fide  illustrata,  cum  sedulo^  pie  et 
Bobrie  quaerit,  aliqnam,  Deo  dante,  myete- 
riorum  intellegentiam  eamque  fractuosissi- 
mam  aasequitur,  tarn  ex  eorum,  qnae  natura- 
liter  cognoBcit,  analogia,  tumernysteriomm 
ipsomm  nexu  inter  se  et  cum  fine  hominis 
ultimo ;  numquam  tarnen  idonea  redditor  ad 
ea  perspicienda  instar  yeritatum,  quae  pro- 
prium ipsiuB  objectnm  constitnunt.  —  So- 
mit ift  ber  Unterf ^ieb  gtoifd^en  berXl^eoIogie  unb 
ben  anberen  SBiffenfd^ften,  fpecieD  i^  Serböltniß 
gur  ^^ilofopbie  (f.  b.  9rt.),  meldte  toegen  ber 
natürlid^en  Z^eologie  am  meifien  Serü^rungS- 
puntte  mit  ber  X^eologie  bat,  fd^on  angebeutet. 
Ser  %  X^omoS  bemertt:  Theologia,  quae  ad 
sacram  doctrinam  pertinet,  differt  secundum 
genas  ab  lila  theologia,  quae  pars  philo- 
sophiae  ponitur  (8.  th.  1 ,  q.  1 ,  a.  1  ad  2). 
ScotuS  fagt:  8i  quaeritur,  si  theologia  sit 
distincta  a  scientiis  philosophicis,  dicendum 
est  quod  sie  (Report,  q.  8,  prol.  quaestiunc.  8, 
n.  15).  Srft  gu  9luSgang  beS  9RitteIaIterS  mürbe' 
ber  Unterfd^ieb  fo  gefteigert,  baß  bel^auptet  mürbe, 
eS  tonne  etmaS  in  ber  Xb^ologie  mabr  utri)  in  ber 
$(iIofop]^ie  falfd^  fein  (^omponatiuS  [f.  b.  «rt.]). 
Sie  Sleformatoren  molUen  überl^aupt  bie  Ser- 


1568 


Xl^eologie. 


1564 


nunft  QuS  ber  ®(auien8toiffenfd^  Decbanncn. 
Sogegen  l^oben  Sacon  Don  SBenilom  unb  Seibni) 
(f.  b.  Slrtt.)  bie  Seiec^tiguna  beiber  S)i8d^linen 
unb  il^re  Uebeceinfiimmung  ni  ber  SSkil^rl^eit  on- 
etfonnt.  Umgefel^rt  l^ben  ScotuS  Srigeno,  IRai» 
munbuS  SuQuS,  Xoger  Sacon,  ÜRorfUmd  ^\dm9, 
$ico  t)on  SRiranbolQ  ({.  b.  9rtt.)  u.  %.  na(^  bem 
9}organge  bet  @noft8  $]^iIo{o))^ie  unb  Xl^eologie 
ibentificirt.  S)ie  njo^re  Sletigion  fei  bie  malere 
$^iIofo))]^ie ;  legiere  (omme  in  gletqer  Sßeife  bon 
gdttlif^er  Stleu^iung  1^.  S>er  S)eidinu8  (f.  b. 
9lit.)  unb  bie  !ßl(|i(o|op(ie  ber  aufflärung  (f.  b. 
Srt.)  I^ben  bie  Seligion  rotbnaliftrt.  an  ber 
neuem  3cit  gilt  efi  nal^gu  al%  ein  a^iom,  ba| 
^l^ilofopl^ie  unb  X^eologie  Sind  feien,  bo^  i^r 
Unterfd^ieb  l^öd^ftenS  ein  relativer  fei,  ber  enblic^ 
burd^  Speculotion  »ermittelt  »erben  muffe  (ogl 
Sen^inger,  93ier  Sudler  Don  ber  religiflfen  (&> 
fenntnil  U,  SBfiraburg  1857, 588  ff.).  3)ie  JHrd^e 
fyxt  ftd^  bei  Derfd^iebenen  (Selegenl^eiten  bagegen 
QuSgefprod^en;  fo  fd^on  (Sregor  IX.  (in  einem 
Sreoe  on  bie  Se^rer  oon  ^ariS  1238 ;  ogL  b. 
«rt.  Sd^oIoftU  X,  1898),  befonberS  aber  $iu8  IX. 
(9.  9loD.  1846,  15.  Sunt  1857,  11.  Secember 
1862,  21.  Secember  1868,  8.  S)ecember  1864; 
f.  Denzinger,  Enchir.  n.  1496  sq.).  S^Ui^ 
fyxt  baS  SSaticanum  (a.  a.  O.)  erflärt:  Hoc  quo- 
que  perpetuuB  eccledae  caiholicae  conBensns 
tenuit  et  tenet,  dnplicem  esse  ordinem  cogni- 
tionis,  non  solamprincipio,  sed  objecto  etiam 
distinctuin :  principio  quidem,  quia  in  altere 
natnrali  ratione,  et  idtero  fide  divina  co- 
gnoBcimuB ;  objecto  autem,  quia  praeter  ea, 
ad  quae  naturalis  ratio  peiiingere  potest, 
credenda  nobis  proponuntur  mysteria  in  Deo 
abscondita,  quae,  nisi  revelata  divinitus, 
innotescere  non  possunt.  .  .  .  Yenun  etsi 
fides  sit  Bupra  rationem,  nnlla  tarnen  unquam 
inter  fidem  et  rationem  vera  dissensio  esse 
potest :  cum  idem  Deus,  qui  mysteria  revelat 
et  fidem  infundit,  animo  humane  rationis 
lumen  indiderit ;  Dens  autem  negare  seipsum 
non  possit,  nee  yerum  vero  unquam  contra- 
dicere.  ^emnoc^  unterfd^eiben  fid^  S^eologie  unb 
fßbUofop^ie  binft^tlid^  beS  erfenntniBfrincipfi 
(@raube,  SBemunft),  l^infic^tlic^  bed  Obiect« 
(@IaubenS-,  SBemunf  ttt)a^r^eit),  beS  ÜRotiDS  (9luc- 
torität  ®otted,  ber  Semun^),  ber  ©emi^^eit  (beS 
(Klaubens,  ber  SJemunft)  unb  bed  3iefö  (über- 
natürlid^e  ^Bereinigung  mit  (Sott,  ßrlenntni|  unb 
Siebe  @otte8).  IRad^  ber  Offenbarung  unb  ber  Ste- 
UgionSgefd^id^te  l^t  übrigens  bie  ®otte8erfenntni| 
mit  ber  Offenbarung  unb  bem  ®Iauben  angefan« 
gen ;  bie  Zb^ologie  ifl  ber  Iß^ilofop^ie  Doraudge« 
gangen.  Sie^  fe^en  bie  orientalifd^en  SteltgionS- 
urfunben  auger  3toeifeI;  aber  aud^  bie  griedjifd^en 
unb  römifd^en  $^Uofopl^  geftel^jen  eS,  inbem  fie 
fui^  auf  bie  alten  Sb^ologen  unb  @efe^eber  be- 
rufen (fflinmannll  [1896],  81  ff.).  S)ie  ^l^ilo- 
fo^^ie  l^t  aber  gur  miffenfc^aftlid^  Sudbilbung 
ber  Xl^eologie  beigetragen.    Z)e|]^alb  betrod^ten 


Sriftotelefi  unb  $]^iIo  bie  $l^iIofo))(ie  att  3)ienenn 
in  9e}ug  ouf  ben  X^il,  ber  Don  (Sott  (anbeU. 
3)ie  Säter  ((ElemenS  «es.)  mod^ten  (ietDon 
®ebrmtd^,  inbem  fie  bie  $bUofo))^ie  fommt 
i^ren  ^ÜfdtDtffenfd^often  )um  9u9bau  ber  S^eo* 
logie  Dertoenbeten.  @ie  oerglid^  il^ren  Xaulb 
an  ber  l^eibnifc^  SBiffenfd^aft  bomit,  boB  bie 
3draeliten  beim  Sudgug  ou8  Segqpten  bie  @^|e 
i^rer  SBebrüdCer  mit  fid^  nal^men.  S)er  So^ 
murf,  hai  baburd^  bad  (Ebtiftent^um  etl^ifut 
toorben  fei,  überfielt  ben  Unterf^ieb  )ioif4en 
ber  gform  unb  bem  Snbalte.  Otokriel  Möpftoi 
bie  Söter  auft  ber  Offenbarung,  bie  ibnen  al§ 
^rilfftein  fiir  bie  SBa^r^itdmomente  ber  ^ib* 
nifd^en  $^Uofo))bie  biente;  formeO  aber  i^  bir 
Zoologie  att  SSiffenfd^aft  an  ben  (Bebmu^  bet 
Semunft  gebunben.  ^ieje  ^tte  cto  bei  ben 
®rie(^en  eine  ](|ol^  9ludbilbung  erl^en  unb 
biente  Dortrefflid^  )ur  Ked^tfertigung  beS  (SIou« 
benS  gegenüber  bemenigen,  oie  brausen  jionben. 
SEBenn  bal^er  bie  d^riftUc^  Xl^ologie  bie  p^o* 
fo))]^if(ibe  Terminologie  Dermenbete,  fo  ^  ^e 
bod^  ben  ®(aubenein]^alt  bema^  ,,@o  toüt 
geglaubt  unb  gelehrt,  unb  barin  gipfelt  unfer  ^i(, 
ba|  bie  !ß^tIofopbi^  unb  bie  Steligion  ni^t  auf 
Serfd^iebened  gelten"  (Aug.  De  vera  reL  5). 
S)iefed  Serl^dttnig  ber  ^^Uofop^ie  aur  Zoologie 
erhielt  in  ber  @d^o{aftiI  infofem  eine  fd^äifen 
gfaffung,  als  au4  für  bie  ^l^tlofop^ie  ber  Waabt 
als  Seitftem  betrad^tet  mürbe,  fo  bog  fie  in  bo|}- 
peltem  Sinne  als  Wienerin  ber  Xl^ologic  tu 
fdjieint  (DgL  Clemens,  De  scholasticorum  sen- 
tentia  phüosophiam  esse  theologiae  ancillam, 
Monast.  1857;  SMß,  (Einleitung  in  bie  fotio* 
lif^e  Sogmatit,  2.  «ufl.,  Tübingen  1859. 
252  ff.).  2)ie  neue  ^l^ilofopl^ie  ging  jtoar  in 
ibren  ^grünbem  (S)eScarteS,  Seibni})  au^  t)on 
ber  SorouSfe^ung  auS,  bog  ®Iaube  unb  §oi* 
fd^ung,  Z^eologie  unb  ^l^ilofopl^ie  ubereinftim« 
men,  machte  aber  nic^t  nur  bie  ^^Uofop^ie  felb« 
ftönbig,  fonbem  ou^  gur  @(^iebSrid9terin  über 
Xl^eologie  unb  ®Iauben.  S)ieg  fübrte  tät^oUjd^ft- 
feitS  )U  ber  neuen  fd^olaftifc^en  SReadion,  \otW 
in  S)eutfd(|Ianb  befonberS  burd^  IHeutgen  unb 
Siemens  angebal^nt  morben  ift.  2)ie  pbii<>)0P^i' 
fd^en  Seitfd^riften  ^^bUofopbif^eS  da^rbudi'' 
(gfulba)  unb  ^3a]^rbud^  für  $l^iIofopbie  unb 
fpecufotiDe  ä^logie"  ($aberbom)  Dcifolgen  ben 
Stotd,  bie  Uebereinftimmung  Don  ®lauben  unb 
SBiffen  nad^umeifen.  —  SBaS  Don  ber  ^^ib* 
fopbie  gilt,  tonn  infomeit  au<^  auf  bie  übrigen 
$rofan)Diffenfd^aften  auSgebebnt  merben,  alS  fie 
ein  tbeologif^eS  (Element  einf(!^lie|en  unb  }um 
Ausbau  ber  Z^eologie  beitragen  Uraien.  %vti 
trifft  namenttid^  bei  ber  ®ef($t<^te  gu,  ba  bitie 
aud^  bie  9teligion  unb  bie  Sitte,  bie  gange  Cultui- 
entmidlung  umfaßt  unb  SlfieS  in  ber  SSkIt  na4 
ber  göttli^en  ^rouibeng  gur  9uSful^nmg  bd 
gottUcben  SBeltplaneS  beitragen  mu|.  SSie  im 
%Iten  93unbe  bie  mannigfachen  Serubrungm  ber 
gro|en  9Beltrei(f)e  mit  bem  ouSeriDfi^Ura  Sodr 


1565 


X^eologie. 


1566 


auf  Ue  tcHgiSfe  CntofaRung  ritigciDiifi  ^ben, 
10  iß  auif  im  C^ftenfi^um  bie  ffit^gcfd^ic^te 
oig  mit  brr  SBeltgcf^id^te  tierfnä|)ft  imb  bie 
1liiSbifl)iiiig  bfx  Z$u>Iogie  bon  bem  lemeiligm 
Sübunafljußaiib  bebingt.  S)Qbe{  mirften  aud^  bie 
«atnnDiffenf^aften  mit,  benn  bie  religidfe  SBelt- 
onfd^ounng  ftum  bon  ber  miffenfd^ftlii^  be|- 
vegm  nfa^t  gons  unabl^gig  fein,  rotü  bie  gönn 
bet  Offuibotung  in  aflgemein  oecfiänblid^  SBeife 
g^^t  »erben  mugte.  3)iefe«  SBer^tnil  l^ot  }tt 
Sonflictm  )tirij((en  ber  Xl^ologie  unb  bet  IRatut" 
niffenHtaft  gejü^ct,  fann  aber  feinen  bleibenben 
fSiberfinmi^  bcgrflnben,  »eil  bie  bon  ben  Xb^o* 
logen  rid^Hg  ertUrte  Offenborung  nie  mit  ber  t)on 
bet  miffenf(!^fi  ri^Hg  erHSrten  SBiffenfcl^aft  in 
flBibcrf  pnid^  getot^  farni  (bgl.  boS  Shinbf  (^reiben 
Seo'd  Xni  oom  18. 92ooember  1893  De  BtadÜB 
■eriptnrae  saorae).  3)ie  ®ef4i(^t8toinenf(boft 
bebanbcU  in  biefem  Sinne  baS  «^iftotifd^je  äabr« 
bti4  ber  edrreSgefeQfd^''  (9Rfin(i^nX  bie  9la- 
mnoiffenfc^ft  bie  Seitf^rift  ^9{atur  unb  Offen' 
bornng''  (SlOnfier);  für  bie  (Esegefe  finb  in 
Mtfcr  Stiftung  bie  ^»iblifd^en  etubien''  (Sfrei- 
biiig)  t^tig.  —  Sei  ben  $roteftmiten  Derlor 
fi^  mit  bem  einbringen  ber  $(iIofot)l^ie  in  bie 
iV^Iogic  ber  po^üiot,  blof  auf  bie  l^eilige 
S^irift  gegrunbete  S^arofter  ber  X^Iogie  immer 
mebr.  SMe  X^ologie  ttmrbe  rationaliftrt  unb 
bnr^  bie  bibßfd^  ffritit  i^rer  eingigen  über- 
notüilul^  (Srunblage  fafi  gang  beraubt,  fo  hak 
nur  ber  fubfectibe  ®Iaube  an  Sl^riftud  otd  ou- 
gemetnefi  $rincU>  g<tten  fann.  SBirb  bod^  IftuU 
(otoge  eifrig  t>on  ben  £]^eo(ogen  bad  Problem 
be^nbelt,  ob  bie  fqfiematifc^e  Xl^ologie  über« 
l^aapt  no4  <A%  eine  SSBiffenf^aft  gelten  unb  im 
ffteife  ber  UniüerfitötSioii{enf(^o|[en  gebulbet  wer- 
ben foO.  Snien  Srnfted  ift  ber  Sorf^Iag  gemad^t 
oorben,  bie  fejiemotifd^e  unb  bie  prattif^^  %^o» 
logie  qI8  OlaubenSloinenfd^aft  oon  ben  übrigen 
iDilfenfd^tidien  S)iSdt>tinen  au(^  ftu^rtid^  5u 
trennen  (SemouUi,  S)ie  miffenfc^aftlid^e  unb  bie 
fit^li^e  aJlet^obe  in  ber  Xbeologte,  greib.  1897). 
4.  Sintbeilung  ber  Sl^eologie.  S)a 
bie  urfprdnglidiie  ein^itlid^e  X^eobgie  im  engem 
Sinne  ^  ollmftlig  in  eine  gro^  Snjo^l  oon 
S>i«ci)»Iinen  }ergliebert  fyit,  fo  ift  ed  fomojil  für 
ben  OrgoniSmuil  ber  Sßiffenfc^aft  aI8  Pr  bie 
Dntermeifttng  |um  frud^tbringmben  Stubium  ber- 
fdben  not^menbig,  ben  innem  3ufammm^ang 
mtfjmorifen.  2)te^  (ann  meniger  mtf  (iftorifc^em 
SBege  gefil^e^,  toeil  für  bie  Sbjmeigung  oft  Qu|ere 
9hldffl(^cn  ma^gebenb  maren  unb  bei  bem  Streben 
ber  neuem  S^ü  nod^  Specioliftrung  ber  SBiffen- 
f(!baft  bie  Ser^Itniffe  oielfad^  möd^tiger  mirfen  aü 
bie  Cogit  ber  Siffenfd^aft.  SHe  filtefien  Serfud^e, 
eine  Ueberfi^t  über  bie  tl^ologifi^en  SBifimf d^of ten 
SU  geben,  oorm  oon  bem  Sntereffe  bed  Unteaid^tö 
für  ben  Clemf  geleitet  ^erl^er  gel^ören  bie  SBü^ 
beft  ^.  S^rpfoftomuS  De  sacerdotiD,  bed  ^I.  9m- 
brofiui  De  officüs  ministrorum,  bed  ^L  Vugu- 
ftinuS  De  doctrina  christiana,  befi  SuniliuS 


SfricanuS  Institata  regularia  divinae  legis, 
£of|toborg  InstitationeB  diTinarum  et  saecu- 
lariom  litterarum,  bed  1^1.  ®regor  L  Regula 
paatoralis.  3m  Otittelolter  lamm  )uerft  @am- 
melmerle :  SftborS  bon  SeüiQa  Etymologiarum 
libri  XX,  SabonuS  ünauruS'  De  clericorum  in- 
stitutione.  (Eine  Srt  £ncqno)mbie  gebm  SBictor 
Oon  St  ^ugo  im  Didascdion  s.  de  eruditione 
didascalica,  Sincenj  Oon  Seauoaid  im  Spe- 
eolnm  naturale,  doctrinale,  hiatoriale,  @erfon 
in  De  reformaiione  iheologiae,  IRtcotauS  oon 
SIemanged  im  Opus  de  studio  Üieologiae, 
ßroSmud  in  ber  Batio  s.  methodus  compendio 
penreniendi  ad  veram  theologiam.  SDie  gol^I- 
nid^m  enc9no))fibim  feit  ber  Steformotionfigeit 
fmb  aufgejäblt  bei  Staubmmaier,  Sncpflopöbie 
ber  t^eologif  (^en  SBiff  mf(^en  I  (eingiger  Sonb), 
2. 9lufl.,  anain)  1840, 98  ff. ;  Itil^n,  Cncqüopabie 
unb  SDlet^obologie  ber  X^oloaie,  greiburg  1892, 
18  ff. ;  3bdD[er,  $anbbu(^  ber  tbeologifdjien  SBiffen- 
fd^often  I,  3.  «ufl.,  9}örblingm  1889,  86  ff. 
^ier  feim  nur  oon  neueren  fat^olif^m  SOBerfen 
gmannt :  Sreq,  jhtrge  (Einleitung  in  baS  Stu- 
bium  ber  Zb^ologie  mit  Kücffid^t  auf  bm  miffm- 
fd^ftlid^m  Stanbpunft  unb  bad  ctaffifd^e  Softem, 
Xfibingen  1819 ;  Sailer,  9{eue  Seiträge  }ur  Sil- 
bung  ber  (Seifilid^m,  2.  9lufl.,  Wundem  1819; 
Stltt,  (Enc9no))abie  ber  X^obgie,  Vloin}  1882  j 
Surfarb  im,  allgemeine  Xl^eologie,  mtl^altenb 
bie  tl^eologifd^e  dnc^flopöbie  unb  V)»ologetit 
St  ®aaen  1848;  SBirtl^müHer,  (EncQno4)abie  ber 
fat^olifd^en  Ideologie,  eine  propäbeutifd^e  (Ein- 
leitung in  il^r  Stubium,  Sanbdl^t  1874.  Sou 
proteftantifd^en  Serfaffem  rüi^ren  1^:  $(and, 
(Einleitung  in  bie  tl^eologifd^m  SBiffenfc^aften, 
Sei)>gig  1794;  Sd^Ieiermad^er,  ihti^e  SDarfteUung 
beSt^oIogifd^m  Stubtumd,)93erlin  1811 ;  ^aen- 
bad^«  (EncQflopdbie  unb  SReti^oboIogie  ber  tbeo- 
logifd^m  aSiffmfd^aftm,  12.  9ufl.,  l^ermtdgeg. 
oon  Sleifd^Ie,  Seipgig  1889.  Snbem  für  bie  (Eingel- 
auSffil^mng  auf  bm  9lrt.  (Enc^IIopöbie  ftermiefm 
fei,  foOm  ^ter  nur  bie  ^«mpteintl^eilungen  on- 
gefül^rt  merben.  9uS  ber  Sd^oIaftU  (at  bie  (atl^o- 
lift^e  Xb^ologie  bie  (Eintbeilung  in  fpemlatbe 
unb  ))raftifd^e  Zl^eologie  übernommen.  S)iefe  bat 
Sobmaper  (Systema  theologiae  catholicae, 
Solisb.  1807  sqq.)  gmar  beibel^alten;  bagegen 
göl^It  er,  mie  aud^  Sd^me|^,  Stmibenmaier,  SBirtl^- 
müQer  u.  %.,  bie  SRoral  gu  bm  t^eoretifd^eu 
tJfäd^m.  Staubenmaier  fügt  beibm  X^eüen  bie 
^iftorifd^  Zl^eologie  l^ingu,  mäbrmb  j?(ee  bogma- 
tifd^e,  et^if^e,  liturgif^e,  ^iftorifd^e  Sbeologie 
unterfd^eibet.  Slatted,  ber  in  ber  erften  Sufloge 
befl  » ftird^enle^ifonS"  bie  ^uptetnt^eilungm  aud- 
fü^rlid^  befprid^t,  empfiehlt  bie  2)reitbeilung: 
1.  Srrenntnil  beS  t^eoretifd^m  (Sottedbetou^- 
feinS,  mogu  er  (Erfenntni|tbeorie,  ^iftorifi^  Xl^eo« 
logie  (Spologetil  afö  (Sefd^id^te  bed  %Itm  unb 
9teuen  SunbeS),  JKrd^mgefd^id^te  unb  S)ogmaKf 
re(bnet;  2.  (Erlmntni^  bed  im  fird^tid^en  Seben  fid^ 
äu^ben  Semu^tfeind  mit  ffird^enred^t  unb  £t- 


J  k. 


1569 


X^eologie. 


1570 


tcflomrntfi^e  SteTigtondgefd^^te,  greibutg  1898 ; 
ftapfer,  X^otogte  bed  9.  X.,  Strasburg  1886, 
8.  tSufL  1897:  über  bie  öltm  Siteratur  orientirt 
Sirftel,  ®cf4td^te  beS  9.  Z.  in  ber  ftird^, 
3eiui  1869.  !6er  ))ofittoen  Stiftung  enifprec^en: 
Cel^IerB  ^^rolegomena  jur  Xl^eologii  beS  9.  X/ 
(Stuttgart  1845)  unb  ^Xl^eologie  beS  «.  X/ 
(XäUngen  1873) ;  rine  9JiitteIfteuung  nimmt  rin 
edfid^,  WttejiamentlU^e  Xl^eologie,  Sftonffurt 
1869,  5.  SufL  ®5ttingen  1895.  9Iuf  bie  (otl^o- 
nf4<  X^logie  l^at  btefe  neue  2)idciptin  ttientg 
etngen)trft ;  benn  bie  allgemeine  SSerüdfui^tigung 
bct  Mblifd^en  Seigre  Vji  in  ber  ftird^e  fel^r  alt  unb 
rri4t  bift  gu  ben  ßsegeten{(i^ulen  in  SHejanbrien 
mib  91nlio($ien  )urfitf ;  bie  fpecielle  Snmenbung  auf 
bie  Sogmotif,  »eld^e  in  Serbinbung  mit  ber  Xra- 
bition  im  poWxmt  Xl^eologie  ober  2)ogmatif 
fübrte,  ge^t  nid^t  bon  ber  fpftematifd^en  S)ar« 
^tUung  ber  biblif(|en  Se^re  aus.  SBerfud^e  ^aben 
gemail^t:  Gerbert,  Principia  theologiae  exe- 
geticae,  B.  Blas.  1757  (gel^drt  in  bie  Ein- 
leitung unb  9poIogetif);  $aut  Sd^ol),  C^nb* 
bu4  ber  X^eologie  bed  9Iten  Sunbed  im  Sid^te 
beS  neuen,  Siegendburg  1861 ;  jfönig,  Sie  Xl^eo- 
logie  ber  ^[almen,  Sfteiburg  1857 ;  Sfd^offe,  3)ie 
X^logie  ber  ^rop^eten  beS  9.  %.,  gfreiburg 
1877 ;  Serf.,  2)er  bogm.«et^ifd^e  Sel^rgel^It  ber 
SBfiS^tdbfid^,  SBien  1889 ;  Simor,  SDie  Xl^eo- 
Ipgie  be«  ^t.  ^ulud,  Sreiburg  1864,  2.  Slufl. 
1883.  Sfir  baS  Site  Xeftoment  tetrb  geniöl^nlid^ 
bie  gef(^i(l^tli(6-genetifd^e  üRet^obe,  für  baS  !Reue 
Xefioment  au^erbem  bie  bogmatifd^e  angemanbt. 
S§  ^t  fi4  ober  gezeigt,  bop  bie  erftere  leidet  gur 
9ef(tttgung  beS  OffenbarungSd^aratterS  unb  gur 
Öet](!^mel}ung  ber  Xl^ologie  mit  ber  9leligion8- 
gef(^i^te  (viftt. 

5.  (Bef^i^te  berXI^eologie.  3m  Snfd^luB 
an  bie  gettötinlid^e  Sint^etlungber  ßefd^id^te  in  bie 
betonntcn  brei  Venoben  {prid^t  man  aud^  bon  einer 
X  V^Iogie  be6  Sltert^umS,  beS  aJIittelalterS  unb  ber 
9icuj|rft.  @ie^t  man  Don  ben  gunöd^ft  praftifd^en 
Stoerfen  biencnben  ©Triften  ber  apopolifc^cn 
SPdler  ab,  ]o  ift  ber  ®runb|Ufl  in  ber  Xl^eologlc  beS 
tlltfrtbumS  apologetifdj,  einerfeitS  gegenüber  ben 
Angriffen  ber  b^ibnifc^en  ©etoalt  unb  SBiffen« 
\ifyi%  anbertrfeiiS  gegenüber  ben  C^äreften,  »eld^e 
im  ®nafHci8mu8,  90tontani§muS ,  SlnaniSmud, 
KefioriantSmud,  SRonopbQpti^niuS,  SligortSmuS 
unb  $elagianidmtt8  Seigre  unb  SBeftanb  ber  ftird^ 
gefäbrbeten.  X)en  Reiben  unb  Suben  gegenüber 
tert^ibigten  bie  Apologeten  baS  C^l^riftentl^um. 
S)ie  nie^onbriner  Siemens  unb  OrigeneS  mad^ten 
)ugleid^  ben  Serfud^,  ben  SQßabr^eitSgel^alt  ber 
gried^if^en  $^iIofop]^ie  bem  Sb^^f^.^tl^um  bienft« 
bar  {u  mad^en.  OrigeneS  gibt  in  bem  SBerfe 
De  principÜB  ben  erjßen  Sntmurf  einer  Sog- 
matit.  Sie  ^auptapologeten  gegen  ben  @nofti- 
dfimud  ffaib  SrenäuS  unb  XertuQian;  ber^upt- 
g^er  be9  UrianiSmuS  ift  Stl^nafiuS ;  gegen  bie 
Erianer  unb  SRacebonianer  fömpften  aud^  bie 
Soppoboriet,  femer  Sufiatl^iuS,  ßorill  Don  Sern« 

ffMetilcsiroB.  XL  Z  KttlL 


falem,  ZHb^mufi,  ^ilariuS,  9mbrofiu8,  gfutgen- 
tiuS;  gegen  bie  Dteßorianer  SqriD  bon  %Ie|an« 
brien ;  gegen  bie  SRonopl^^fiten  fieo,  Xl^eoboret, 
SeontiuS,  gj^r^fologud,  ^ulgentiuS,  3oWne8  Don 
DamaScud ;  gegen  bie  Sonatiften  OptatuS,  91u- 

SufKnuS ;  gegen  bie  ^lagianer  9uguftinu9,  Oro- 
vA,  ^rofper,  gfulgentiuS.  Sine  3ufammenfaffung 
)er  gried^ifd^en  Xl^eologie  gab  Sol^neS  Don  S>a« 
maScuS  (geft.  um  750),  ber  abenblönbifd^en  Sftbor 
Don  SeDiOa  (geft.  636).  3n  gleid^em  Sinne  tuirfte 
Seba  ber  (S$mürbige  (f.  bo8  (genauere  in  ben 
betr.  «rtt.).  —  ©aS  SKittelalter  begrunbete  in 
ber  ed^olafiit  (f.  b.  Sri)  bie  f^ftematifd^e  Xl^eo- 
logie.  S)ie  dlteften  @d^oIa{iiIer,  Sn[elm  unb  ^ugo, 
toQxtn  nod^  SugujHner.  2)er  Don  ^ugo  ab^cbtgige 
$etru8  SombarbuS  l^at  für  fein  grunblegenbeS 
@enten)enbud^  bie  „OueUe  ber  SBiffenfd^ft''  bed 
SamaScenerS  al8  9Rufter  ber  Sidpofition  getodl^U. 
Xl^eild  burd^  bie  Sintoirfung  SBoetbiud'  unb  &if- 
ftoborS,  tl^eilS  unb  l^uptföd^lid^  burd|  ben  (Ein- 
fluß ber  maurifd^-iübifd^en  fßltiilofopl^ie  tt)urbe  bie 
©d^okfK!  beftimmt,  fid^  )um  SuSbau  i^rer  @Q- 
fteme  ber  ariftotelifd^en  ^bi^ofopl^ie  ^u  bebienen. 
Salier  fam  eS  aud^,  ba^  bie  Sd^olaftifer  bie  bib- 
lifd^en  unb  trabitioneSen  Partien  l^inter  bie  ©pe« 
culotion  )urüdfteaten  unb  oer  rationellen  SBegritn- 
bung  eine  gro^e  Sebeutung  beilegten.  Sie  93erfe 
verfielen  in  ^toei  ff laf|en :  in  Kommentare  }u  ben 
@enten}en  unb  in  tl^eologifc^e  Summen.  Sie 
beiben  ^uptrid^tungen  gel^ören  bem  Somini« 
canerorben  (SIbertud  Magnus,  X^omaS.  Sapreo* 
lud)  unb  bem  SfranciScanerorben  an  (Sle^anber 
Don  ^altS,  99onaDentura,  SunS  @cotu9).  Sie 
aR^fKf  (f.  b.  «rt.),  als  beren  ©orlöufer  »eml^arb 
Don  SlairDaus  gilt,  lel^nte  ftd)  an  bie  Sd^ften 
bed  !ßfeubo-tllreopagiten  an,  fyit  eS  aber  nid^t  ju 
einer  bebeutenben  Susbilbung  gebrod^t  (SdCart, 
Xauler,  ©ufo,  ÄupSbroef).  Seit  bem  14.  3a]Jr- 
bunbert  begann  ber  S^foH  ber  ©d^olaflü  nad^ 
Oform  unb  Sn^alt ;  berjelbe  mürbe  burd^  bie  Sie« 
naiffance  befd^Ieunigt.  SaS  neu  ermad^enbe  @tu« 
bium  ber  ®efd^id^te  unb  ber  Siaturmiffenfd^ften 
bereitete  eine  Ummanblung  ber  Xl^eologie  Dor 
(®erf  on,  $ierre  b'SillQ,  SlicolauS  Don  Slemanged). 
Siefe  iDurbe  aber  burd^  bie  Steformation  gemalt- 
fam  in  anbere  Salinen  gelenft.  Senn  gegen  ben 
Angriff  auf  ben  ganzen  Seftanb  ber  ffirc^e  galt 
ed  Dor  ÄQem,  ben  Sefi^ftanb  gu  Dertbeibigen.  Sa- 
lier beginnt  bie  Xbeologie  ber  Sleujeit  mit  ber 
Apologetif  unb  ber  $olemü(93eIIarmin,  @tapleton, 
Secanud,  ©uareg,  SaSqueg  u.  A.).  3u  biefem 
3med(e  maren  bie  biblifd^en  unb  l^iftorifd^en  ftennt- 
ni[(e  5U  ermeitem  unb  bie  @d^olafti!  in  jeitgemö^er 
Sform  5U  erneuern,  gür  bie  gjegef c  jinb  $agninuS, 
SatobluS,  ©iftuS  Don  ©iena,  ©aimcron,  Xolet, 
SanfeniuS,  Siibera,  ÜRalbonat,  gftiuS,  gomeliud 
a  Sapibe,  Siid^b  Simon,  Salmet  u.  %  )u  nennen; 
für  bie  ftird^engefd^id^te  SaroniuS,  bie  SRauriner 
unb  Oratorianer,  Slie  bu  $in ;  für  bie  f^ftema- 
tifd^en  SBiffenfd^aften  SDleld^ior  SanuS,  @aniftu9, 
gietaDiu8,Xbomaffin,XoIet,3Ralbonat,$eIlarmin, 

60 


1578 


TheologuB  —  X^eofil^aneS  Sonfeffoi,  bet  1^1. 


1574 


Sdibl  ber  1.  Auflage  audfäl^tlU^  boraelegt ;  ogL  ^ 
«14  3.  ^d^  [f.  vl]  185).  ©t^ecieu  ftnb  uu- 
bcgrünbet  bie  Sefd^ulbiaungen ,  bie  «,S)eutfd^e 
t^eolostt"  k^te,  ®ott  fei  ol^ne  bie  SBelt  nid^t 
oolUomtnen  (Bott;  {le  fenne  nur  (Stnen  SEßiOen, 
bat  fidüliii^n,  unb  l^ebe  bamit  bie  menfd()Ii(^e 
gnt^tt  ouf;  fie  ibeittificire  S^rifhtS  mit  bem 
.oergotteten  SRenfd^en".  SDen  Ie|tem  9u3bru(I 
crfläxt  bet  SBeifafferfelbft  tote  folgt:  ^SRan  mod^te 
frogrn^  lodd^eS  ober  tooS  ein  norgotter  ober  ein 
gj^tlt^er  menfd^  ft  Sie  anttoort :  ber  burd^Utd^tet 
ober  bur4lgIon}et  ifi  mit  bem  etoigen  ober  götUd^en 
fuf^tt  imb  enjunt  ober  etttbrant  mit  emiger  unb 
götlid^er  Hebe''  (Stop,  41).  3n  ttap.  35  fagt  er: 
.Ouf!^  geboret  einem  borgotten  menfd^en  )u  toare 
gruntlid^e  tmb  toefentlid^e  bemutigfeit,  unb  ma 
tnt  ntt  ^t,  ba  ifi  nit  ein  oorgotter  menf^e.''  3ur 
»eurt^ung  ber  ,,2)eutfd^en  Ideologie''  ift  bie 
demerfung  xAä^t  unmid^tig,  ba^  im  fiut^r^fd^en 
lest  mitunter  toefentlidl  oerberbte  Sedorten  k)or- 
rtfgen^  bie  burd^  Die  ißfetffer^fd^e  9u8gabe  nad^ 
ber  ^onbf^rift  oon  1497  Derbeffert  ftnb.  —  SBaS 
bm  Sefammtinl^aU  be9  Sud^eS  betrifft,  fo  mirb 
boSfelbe  in  ber  alten  SSorrebe  treffenb  (d%  eine 
!Snleitung  }ur  SoDIommenl^eit  begeid^net.  2)ie 
SoIDommen^it  aber  ifi  bebingt  burd^  Sred^ung 
beS  SigenmiUenS,  b.  b-  Untermerfung  beS  eigenen 
StUenS  unter  ben  göttlid^en,  fo  ba|  ber  göttlid^e 
Bille  gcmiffermalen  baS  allein  SBirtenbe  fei  Sag 
Su4  umfa|t  54  ffapitel,  unb  biefe  finb  ebenfo 
Diele  Donationen  bed  genannten  X^emad.  3u- 
cxfi  tDirb  ffop.  1 — 12  bie  @ad^e  aQgemein  be^an« 
belt»  bie  genannte  gforberung  auf  bie  93egriffe 
Ootte9  unb  ber  Sreatur  gegrfinbet  unb  im  90- 
Qcmeinen  angegeben,  loie  i^r  nad^sufommen  unb 
toel^cS  boS  (grgebni^  biefer  Arbeit  fei  (innerer 
griebe  in  Sbnfto).  92ad^bem  fobann  Rop,  13 
gl(td)falls  nod^  im  allgemeinen  gefagt  ift,  bie 
Soflfommenbeit  toerbe  nad^  unb  nad^,  burd^ 
Sclb^erldugnung ,  burd^  9lad^a^mung  Sl^rifti 
luib  burd^  Sübung  feiner  felbft  nad^  frommen 
unb  erlettd^teten  Wenfd^en  enoorben,  merben 
ftap.  14  bie  befannten  brei  ®rabe  ber  SSerooQ- 
tommnung  naml^aft  gemad^t,  Steinigung,  ßrleud^ 
tung  unb  Sereinigung,  unb  fofort  Äa|).  15—17 
Don  ber  Steiitigung  (Steue  unb  Seib,  SBeid^t  unb 
9tt^),  flüp.  IS— 23  t>on  ber  (grleud^tung  (Ser- 
fi^md^ung  ber  @ünbe,  SBirfung  ber  Xugenb  unb 
guter  IBerfe  unb  miOigem  Setben  aOer  9lnfed^- 
tungen  unb  2Btberm&rtigIeiten),  ttop.  24  ff.  t)on 
ber  Sereinigung  gefprod^en,  toeli^e  [td^  in  brei 
Otomcntm  tioiMf^t,  in  9ieinigteit  unb  Sauterfeit 
beS  öerienfi.  tn  göttlid^er  Siebe  (Siebe  (SotteS) 
unb  tn  Sefd^ung  @otted  unb  bed  Sd^öpferd 
aller  Singe.  Ser  SBeg,  ba^in  ju  gelangen,  fei 
SI)n)lud,  tmb  bad  gange  Streben  nebnte  bie  ®e» 
fialt  einet  Slod^al^mung  beS  SebenS  C^bnfti  an. 
Sie  ttbtoege  hierbei  ober  bie  bem  Weckten  ent- 
gegenfiebenben  ^tffitx  feien  einerfeitS  Sflaoenftnn, 
anbererfeitS  geiftlid^er  ^od^mutb,  unb  (e|terer  mie- 
benim  erfd^etne  DorgugStoeife  in  gtoei  ©eftalten : 


als  Sügeüoftgleit  (falfd^e  freie  @eifler)  unb  ald 
Untl^atigleU  (Ouieti§mud).  Sie  Ueberfd^rift  bed 
legten  ffapiteß,  toeld^ed  nod^  einmal  baS  ©ange 
für}  }ufammenfa|t,  Uiutet:  ,,SBie  ber  menfc^  in 
feinen  bingen  oaS  ftn  fol  fud^en  toeber  in  geifte 
nod^  in  natur,  funber  aOein  bie  ere  goted,  unb 
tote  man  burd^  bie  redeten  tür,  baS  ift  bur^  Jhifium^ 
in  fol  gen  in  baS  etoig  leben."  —  Sitte  Don  bem 
^roteftanten  Saftalio  (f.  b.  ^rt.)  unter  bem  ißfeubo- 
n^m  Soanned  Xb^opbUu^  t)eröffentlid^te  latei- 
nifd^e  Ueberfe|ung,  meldte  1558  gu  ^Intmerpen 
unter  bem  Xitel  Theologia  germanica  uttb 
15^0  gu  S^on  alS  Theologia  mystica  gebrudt 
muibe,  fam  burd^  Secret  t)om  6.  SJlärg  1621  auf 
ben  römifd^en  3nbes  (Sleufd^,  Snbes  1, 380. 604) 
unb  ftebt  auf  bemfeS&en  aud^  nod^  in  beffen  neuefter 
«umgäbe  t)om  Saläre  1881.  (Sgl.  g.  ^Pfeiffer, 
S^eologia  beutf^,  Stuttgart  1851,  2.  9uf[.  [mit 
neubeutfd^er  Ueberfe^ung],  ebb.  1855,  3.  %ifl., 
®äterSlob  1875 ;  g.  ®.  SiSco,  Sie  ^föle^re  ber 
£beologia  betttf4  Stuttgart  1857;  Sleifenratb, 
Sie  beutf(^e  3:b«ologie,  ^aUt  1863:  3.  Sad^, 
aWeifier  (gdf^art,  SBien  1864, 185 ff.:  «Wauff, Ser 

religionSpbUofop^ifd^^  Stanbpunft  ber  fog.  beut* 
fd^en  Sbeologie,  3ena  1890  [Siff.].) 

2.  lieber  ba§  gtoeite  unter  bem  Zitel  „Seutfd^e 
Zb^ologie"  befannte  Sud^  (eitte  fatbolifd^e  Sog« 
matif)  f.  b.  9rt.  Sert^olb  Don  Sbtemfee  U, 
473  f.  [TOatteS.] 

Tneolog^,  1.  an  Sapiteln  unb  Stiften 
(canonicus  theologus),  f.  Sanonicat  11,  1841 ; 
2.  8.  Falatü,  foDiel  mie  Magister  S.  Palatii 
(f.  b.  art.). 

S9^09asf(itai  (Beoica^xiTai)  l^iejsen  im 
6.  3abrbunbert  bie  tbeitt  monopbOptif^  tbeils 
fatbolifd^  geftnnten  Snbanger  ber  gformel :  „Sincr 
mtS  ber  Xrinität  ift  gefreujigt  morben".  9ln  biefen 
Sa^  fnüpfte  ftd^  ein  iabrelanger  Streit,  über 
beffen  Serlauf  im  %rt.  aRono{)b9fiten  Vm, 
1791  f.  berid^tet  ttorben  ift. 

%l^€^l^antfi  Sonfeffor,  ber  bl-/  ^^' 
nift,  mürbe  um  758  }u  Sonftantinopel  als  ber 
Sobn  3faac8,  eined  bod^gefteOten  b^gantinifd^en 
Seamten,  geboren.  9lad^  bed  SaterS  frübem  £obe 
marb  er  unter  Seitung  feiner  9Rutter  forgfoltig 
er}ogen.  9Ud  er  12  3abre  alt  mar,  üerlobte  man 
ibn  mit  ber  Zod^ter  eines  reichen,  beim  ffaifer  in 
bober  ®unji  flebenben  SJlanneS,  unb  nad^  bem 
Öinfddeiben  ber  Butter  mu|te  er,  obmobl  er  fid^ 
berettS  nad^  ber  ßinfamfeit  beS  ftlofterS  fel^nte, 
auf  einbringen  beS  SaterS  ber  Serlobten  mit 
biefer  bie  &)t  fd^lie^en.  ßr  t)ereinbarte  mit  feiner 
®attin,  Qudf  im  Sf^ftanb  bie  3ungfrauUd^feit  }u 
bemal^ren,  unb  als  nad^  mebreren  3abren  fein 
Sd^miegert)ater  ftarb,  mibmeten  fid^  beibe  bem 
flofierli^en  Staitbe.  Seine  ®emabltn  trat  in  ein 
auf  einer  3nfel  bei  Sonflantino))el  liegenbeS  Jtlo- 
fter,  mdbrenb  %^top^am§i  baS  ftlofier  ^olQ- 
d^ronioS  (in  bem  Siftrict  Sigriana  M  S^gicuS) 
gum  SufentbaltSorte  möblte,  fpöter  aber  auf  ben 
9iatb  beS  SbteS  nad^  ber  3nfel  Salon^muS  (ie|t 

60  • 


1575 


Xl^eopl^aneS  fterameuS. 


1576 


Salomio)  ftd^  begab  unb  bort  auf  einem  i^m  noä^  \  ftatferS ,  tl^  juetfl  butd^  €d^mei^eleien ,  borni 
gugebörigen  @ut  ein  ßlofier  erbaute.  IRac^bem  er  burd^  S)ro]^ungen  für  bie  %bfid^ten  ber  Gilbet* 
bier  fe(^3  Saläre  ^ugcbrad^t  f)ait^,  tifydt  er  nac^  fiärmer  )u  getoinnen.  ^l^opbaned  blieb  unn> 
@igriaiia  jurüct  unb  grünbete  auf  einem  üon  ibm  {d^üttert  unb  towctt  be^b^b  in^d  @eföngnt|  qt» 
gefauften  @nmbftüdf,  ba§  bamalS  fcblec^tbin  «790;  morfen,  n^obin  niemanb  ben  3utntt  er^uU,  Ut 


l^iefe,  baS  fpätcr  barnad^  genannte  iflofter  be§ 
„großen  ^IderS"  (xou  [it^akou  (i7poü,  wabrjcbein- 
li^  gum  Unterjd^icb  üon  bem  fd)on  länger  in  ber 
®egenb  beftel^cnben  |i.ovaTn^piov  xou  jiixpou 
dYpoü).  ^IS  mt  biefeS  filoftcrS  erjd^ien  er  787 
auf  bem  fiebenten  allgemeinen  Soncil  ^u  ^Ricöa. 
9luf  Sitten  feineS  greunbcS  ®eorg  S^ncelluö 
(geft.  810/11;  f.  b.  ^rt.)  untemaldm  er  eS,  beffen 
®efd^id)t§merf,  baS  bis  j^ur  WegierungSjeit  S5io- 
cletianS  (284  n.  ß^r.)  reichte,  fortgufe^en.  ffiiefcr 
aufgäbe  unter jog  er  fid^  in  ben  3abren  810  bis 
815  imb  fübrte  in  feiner  Xpovo7pacpia  bie  ®e- 
fd^id^tSeraüblung  bis  ^um  3uli  beS  SabreS  813 
fort.  ObmobI  %f)cop\)am^  augenfd^einlid^  loenig 
Seruf  jum  ®cfd^i(l)tj(breibcr  bottc  unb  feine  5Ir« 
beit  bebeutenbe  SD^öngel  aufmeiSt,  fo  ift  fie  boc^ 
in  mebrfad^er  Sejiel^ung  Don  großer  SBid^tigfeit : 
junäd^ft  mu^  fte  mandje  feitbem  verloren  gegangene 
Duellen,  roeld^e  5:bcopl^aneS  benu Jte,  erfe]^en.  ^luc^ 
tt)urbe  baS  SBerf  nid)t  nur  im  ü)IorgenIanb,  fon« 
bem  aud)  im  ^bmblanb  eine  gfunbgrube  für  bie 
ßb^ouiflcn ;  für  ben  Cccibcnt  mürbe  bie^  ermög- 
li^t  burd)  bie  lateinifd^e  Ueberfe^ung  beS  römi« 
fc^en  »ibliot^cfarS  ^)lnaftafiuS  (f.  b.  ^rt.  I,  790  f.) 
in  ber  Historia  tripartita.  gür  ^^ilologen  ift 
audb  bie  Spradjform  ber  Xpovo7pa9(a  intercffant, 
infofcrn  fie  fi(b  ber  SRebcmeife  beS  9?olfe§  näbert. 
S'aS  dfjrouologifd^c  iVad^iocrf,  in  meld^eS  %i)C0' 
pböneS  feine  bif^orifd^en  Scridjte  nad^  Sal^reS« 
abfdjuitten  einorbnete,  öerbient  gleidjfaÜS  SBead)- 
tung.  ©onft  pflegten  Gb^oniften  neben  ben  Sab 


ildm  Xroft  unb  Srleid^tenmg  bringen  tooltt 
Snblid^  nad^  jtoeiiäl^riger  @efangenf(baft  bq)o^ 
tirte  man  il^n  nac^  ©amotl^race,  wo  brc  Sd{|nx^ 
geprüfte«  bon  ffranfbeit  unb  Sntbel^nmgeii  t«> 
jebrt,  nad^  23  Sagen  fein  Seben  enbigte,  uw^tfi^ 
lidb  um  baS  Sal^r  817,  am  12. 3R^  anttKli^ 
Sage  bie  griec^ifd^e  ffird^e  baS  ®ää4tm|  te 
t)on  ibr  als  beilig  oerebrten  üRonneS  begebt  9u4 
baS  Martyrologium  Romanum  fübrt  ibn  untre 
biefem  Sage  als  Sefenner  auf.  IBon  feinem  Sdt 
erfd^icn  bie  erfle  S)nidPauSgabe  §u  $an§  1655 
(gried^ifdd  unb  lateinifd^,  mit  ^nmeifungen  m 
3.  ®oar  unb  gr.  EombefiS  [f.  b.  arttl);  ei» 
neue  Ausgabe  für  baS  Corpus  seript  hiai 
Byzant.  beforgte  3o^.  ßlaffen  (Sonn  1839  bis 
1841,  2  99be. ;  ber  II.  93b.  entbölt  bie  Bist 
tripartita  beS  SlnaftafiuS).  Sinen  ^bbnul  bieja 
^luSgabe  lief erte  Migne,  PP.  gr.  CVIII,  55  sqq. 
SBeit  Süd^tigereS  als  Slafjen  bot  S.  be  Soor  ii 
feiner  fritifcben  ?luSgabc  ber  Xpovo7pacta  (£cit>jl§ 
1883-1885,  2  9Jbe.).  (9}gl.  bie  bei  be  Shwr 
II,  3  sqq.  abgebrudtten  Vitae  [barunter  eine  m 
92icepboruS  @!euop^9la|,  xodd)t  frül^er  irrt^ 
lid^  Sl^eobor  bem  @tubiten  gugefd^rieben  Bmi^] 
unb  für  bie  meitere  fiiteratur  jlrumbacber,  @e|i||. 
ber  bpj.  2ü.,  2.  ^ufi.,  346  f.)  [fterfet.] 

literargefd(|id^tli(^bebeutenber^omilctbeS124ati* 
bunbertS ,  mar  Sr^bifd^of  Don  9ü)jfano  in  6a> 
labrien  unb  nid^t,  mie  ber  Sefuit  jittn^  Born. 
ber  erfte  Herausgeber  feiner  9{eben,  onnotD. 


ren  ber  SBelt  unb  ber  d^riftlidjcn  ^Icia  böd^ftenS  1  Sifd^of  üon  Sauromcnium  (Saormina)  mif  Sei« 


nodb  bie  KcgicrungSiabre  ber  ffaifcr  an3U(\cben ; 
SbfopbaneS  aber  fügte  baju  bie  Dtcgicningsiabre 
ber  ^-)3erfcrfönige  bejm.  ber  arabifd^cn  Abrufen, 
melcbe  nad)  ben  ^erjcni  über  ^alöftina  bcrrfd;tcn, 
unb  ber  fünf  ^^Sötriard^cn.  grcilid^  füllte  er  bie 
betreffenben  9hibrifcn  nid)t  immer  auS,  unb  über» 
biefi  finb  bie  d^ronülogifdjcu  ^^Ingabcn  bcö  9BerfeS 


lien.  Srrtbümlicb  f)Qt  <Scorfo  ibn  au(b  isl 
9.  Sobr^unbert  t)erf e^t  unb  i^n  einige  %eben  p 
@!onftautinopel  Dor  bem  bp^antinifcben  fimjtc 
ballen  laffen.  ^Se  ibm  jugefd^riebenen  ^orntTKO 
(für  Sonn-  unb  Safttage),  62  an  ber  3a^,  jiö 
in  gricdfjifd^er  ©pracbe  öerfafet,  bie  bomaläii 
jlöntgreid^  beiber  Sicüien  nodb  O^ofie  Serbzeitios 
batte  (ögl.  übrigens  b.  5lrt.  ätalogröri);  )» 


oft  Doli  Ungereimtbcitcn,  maS  tbcilS  auf  bie  flüd^ 

tige^lrbcit  bcS  fflcrfafjcrS,  tbcilS  auf  J^eblcr  ber  §omilie  55  mürbe  öor  ftönig  9{ogetIL(1129 

5lbfd^rciber  jurüdjufübrcu  ift  (ügl.  be  Sßoor  [f.  u.]  biS  1154)  gcl)alten.  Sl^eopl^aneS^  ^rebigten^aj- 

II,  4G4  ff.,  unb  ^.  ^ubcrt,  in  ber  93i)5. 3citfdjrijt  ncn  fid;  öor  Dielen  anbcren  burd^  ginfadjbrit. 


VI  [1897],  491  ff.).  S)ie  Sortfctjung  ber  Xpovo- 
7pa^ia  über  813  biuauS  mürbe  IbcopbancS  \m 
möglidö  gcmad)!  burd)  ben  illMcbcrausbnid)  bcS 


türlid}e  lid}tt)olle  Sntmidflung  unb  ungestnuigot 
(^rflürung  ber  biblifc^en  ©teilen  oortteiJtait 
aus.  Sie  ©prad^e  ift  fcbön  imb  rcbnerif4  2« 


33ilbcrflreilc§  (f.  b.  5lrt.)  unter  l'eo  V.  bem  ^^irme»  erfte  ^luSgabe  biefer  §omilien  erfd^ien  ju  $fliä 
nier.  *£iefer  ifaifcr  fud^tc  befonbcr^j  ünijcicbcnc  1644  mit  latcinifd^er  Ueberfc^ung  unb  mitSn» 
unb  Dcrcl}rtc  DJiäuner  für  feine  fdjlinimcn  W)'  j  merhingen  (abgebrudft  bei  Migne ,  PP.  gr. 
fidjtcn  .SU  gcminncn.  ^ilud)  auf  SbcopljancS,  beriCXXXII,  49  sqq.);  eine  neue  ^^uSgabe  »«««■ 
fd)Dn  aly  (rpröfjling  t)ornebmcr  (i^llcni,  nicbr  nod) !  ftaltetc  ©regoriuS  $alamaS,  SKöndJ  im  fltop» 
feiner  Jyröinmii^fcit  megen  in  bol)ciu  Vlujcben  ftanb, ,  beim  l^ciliiicn  ®rabe,  ju  Serufalem  1860.  (SSoL 
morf  er  )cincuii3lid  unb  befahl  il)m,  in  bie  faifcr-  j  tVabriciuS,  bei  Migne  1.  c.  11  sqq.;  LanciKÜ 
lidje  (Ztaht  5U  fommcn.  93^it  üiclcr  ^J^üljc  fdjleppte  \  lirolo,  Storia  della  Chiesa  in  Sicilia  II,  P«- 
fid)  ber  franrc,  üDU  (2tcinfd)mcr5cn  flcplagtc  törciS  !  lermo  1884,  459  sgg.;  BatiffoJ,  L*aW»je 
boril^in.  Soglcid^  (am  einer  ber  53crtrauten  beS  \  de  Kossano,  Paris  1891,  p.  XXXL  36.  56; 


1577 


%^top^anxt  •—  £l^eo))]^{Iu8. 


1578 


Amm^rr,  @efd^.  bet  bQ}antinifd^  fiiteratur, 
2.«u|L,172f.)  [fterfer.] 

UMyftamc,  f.  erf(i^einung  IV,  844  ff. 

f^M99ttinf9^yeii  nannte  fld^  eine  religtöfe 
Sefellfi^ft  ober  @ecte  in  8franfrei(!^  im  Seitalter 
ber  SeDOluHon,  »el^e  eine  9lrt  go^^ung  beS 
CuUed  ber  Semunft  unb  bed  ^M^\Un  SefenS  in 
kf^i^^inftnn  Umfange  unb  in  neuer  gform  an« 
finbte.  S>er  Anfang  berfetben  fäEt  an  bad  Snbe 
M  3o^  1796.  !Bei  i^rem  Serl^ältniB  }tt  einem 
frubem  Cult  tourbe  ibre  SBegrünbung  üerfd^iebenen 
SNannetn  jugef  abrieben;  als  il^r  eigentlid^  Stifter 
tarnt  aber  3o^n  Soptift  Sbemin  2)u))ontäS 
(grb.  1761)  gelten,  ber  im  September  1796  baS 
Manuel  des  TheopliilanthropophileB  Derdffent- 
(icbtc  Sieben  ii^m  erf(j^einen  als  bie  eifrigften 
apojlel  ber  @ecte  2)upont  be  9lemourS,  SBer« 
narbin  be  Saint -$ierre  unb  Sa  SteDeSiäre« 
fiepeau^.  S)urd^  Vermittlung  bed  le^tem,  eines 
ber  bcmtaligen  SHrectoren  Srantrei(^S,  erlangte 
bie  ®ffenf($aft  am  16.  2)ecember  1796  einen 
€aal  int  fleinen  ^ofpital  @t.  ffatbarina  auf  ber 
Strafe  St.  S)eniS  in  $ariS,  unb  bamit  na^m 
ber  neue  Cult  einen  öffentlichen  Sbarafter  an, 
lod^renb  er  bisher  auf  einige  t^amtlien  fid^  be» 
j^röntt  ^otte.  Sei  ber  Eröffnungsfeier  legte 
S^emtn  Dor  einem  in  ber  9Ritte  beS  SaaleS  auf« 
geftellten  Xif(^,  auf  meld^em  SouquetS  mit  Stumen 
mtb  Vetren  aufgefleüt  maren,  bie  ©runbfft^e  beS 
neuen  CutteS  bar,  ben  ®Iauben  an  einen  ®ott, 
ber  bie  Xugenb  belohnt  unb  baS  fiafter  beftraft, 
unb  bie  Un^erblid^feit  ber  Seele,  alfo  im  Sefent- 
li^en  bie  äbeen  KobeSpierreS.  ütad^bem  er  ben 
Sortrag  geenbigt,  lief  er  unter  ^Begleitung  ber 
bltnben  ^uftfanten,  bie  in  bem  ^ofpital  n)obnten, 
einen  ^mnuS  an  ben  SSoter  beS  UniüerfumS 
fingen,  benfelben,  ber  bereits  am  gfefie  beS  l^öc^ften 
SBefenS  1794  gefungen  teorben  tear.  Einige 
Soge  fpdter  gab  fid^  bie  (SefeSfd^ft  eine  Organi- 
fation  unb  eine  9rt  ^ierard^ie.  SS  mürbe  ein 
(ettenbeft  Somitö  ernannt,  meld^eS  auS  brei  üRit« 
fiftebem  beftonb  unb  bie  Aufgabe  f^atit,  ben  ®eift 
ber  reltgiöfen  Uebungen  au  flbermacben;  baS  Tlü' 
mti  t>on  Ebemin  mürbe  aboptirt  unb  beftimmt, 
bof  in  feber  S)ecabe  eine  bffentlid^e  KeligtonSübung 
fiattfinben  foOe.  9Iuf  er  jenem  SBud(|e  biente  beim 
eotteSbienfte  „S)aS  religiöfe  3a^r"  »on  Ebemin ; 
bosfelbe  mar  eine  Sammlung  t)on  Sefeftüden  ffir 
bie  Sfefltage,  gufammengefteUt  auS  ^uSfprücben 
Don  EonfuriuS,  Soroafter,  2:beogniS,  ffleantbeS, 
$bofi)IibeS,  SofrateS,  «riftoteleS,  3fofrateS, 
Seneca,  2a  Sru^öre,  fjfenelon,  93oItaire,  Kouf[eau, 
^Dung  unb  gfranflin.  9iur  bie  SBibel  l^tte  als 
baS  beilige  8ud^  ber  Ebriften  in  il^m  leine  Stelle, 
ba  bie  Xb^pbifont^ropen  mie  alle  fogen.  ißbüo- 
fopben  ber  Siedolution  Don  einem  tiefen  ^offe 
gegen  boS  Ebrifientbum  erfüllt  maren.  ^er  Eult 
in  ba  SfornUie  bemegte  ftd^  in  einfad^en  gformen ; 
ieber  igiauSooter  mar  ^jSriefter.  35er  öffentliche 
Sult  bütte  ein  gemiffeS  EerimonieÜ.  2)er  an  bem 
Tutore  fungirenbe  Samilienoater  f übrte  ben  Xitel 


Sector  unb  trug  ein  langes  l^immelblaueS  Unter« 
Reib  mit  einem  rofenrotben  ®ürtel  unb  einem 
meinen  Oberfleib,  baS  oome  offen  mar.  9lufer 
ben  3)ecaben  mürben  aud^  nod^  meitere  gfefte  be« 
gangen;  oier  galten  ber  §eier  ber  SabreSjetten, 
\\thtn  ber  @rünbung  ber  Kepublü,  ber  Sou- 
veränität beS  SBoIfeS,  ber  3ugenb,  ben  ©atten, 
ber  S)anlbarfeit,  bem  ^derbau,  ber  fjteibeit. 
Enblid^  mürbe  ben  ^auptftabien  beS  menf^Iid^en 
fiebenS,  ber  ®eburt,  ber  SSerebelid^ung  unb  bem 
Xob,  eine  religiöfe  SBeibe  gegeben.  2)aS  neu« 
geborene  JKnb  mürbe,  begleitet  oon  einem  $atben 
unb  einer  ^atbin,  in  bie  Serfammlung  gebrad^t ; 
ber  functionirenbe  SfamiIien»oter  nabm  ben  $atben 
)}or  @ott  unb  ben  aJlenfd^en  baS  Sßerfpred^en  ab, 
baS  ftinb  oon  ber  SRorgenrötbe  ber  93emunft  an 
}u  lehren,  ® Ott  anzubeten,  SetneSgleid^en  )u  lieben 
unb  bem  Saterlanbe  ftd^  nü^Ii^  gu  ermeifen; 
bann  jeid^nete  er  auf  bie  Stinte  beS  JKnbeS  bie 
»ud&ftaben  C.  T.  (=  Citoyen  Thöophilan- 
tJirope),  gab  il^m  ein  menig  6onig  auf  bie  Sippen 
mit  ben  SBorten :  „ES  fei  fü|  mie  ber  ^onig  ber 
Siene",  unb  reid^te  ibm  eine  Slume  mit  ben 
äBorten :  „2)er  SEBoblgerud^  feiner  Xugenben  fei 
ongenebmer  alS  biefe  Slume ;  eS  begrünbe  eineS 
XageS  baS  ®IM  eines  @atten,  bie  gfreube  unb 
ben  Irofl  feiner  Eltern" ;  b^mad^  folgte  eine  SUcbe, 
tmb  ben  Sd^tuf  bilbete  ein  ^^mnuS.  Slebnlid^e 
Eerimonien  beftanben  bei  ber  Ebefd^Iief  ung,  ba« 
gegen  maren  bie  ben  Xobten  ermiefenen  fibten 
einfad^er.  Sa  bie  ®efenfd^aft  fid^  mit  boben  ®e« 
banfen  trug,  fud^te  fte  f of ort  nad^  ibrer  ®rünbung 
in  ben  9eft|  ber  ftird^en  gu  fommen,  unb  bei  bem 
Sd^u^,  beffen  fie  fid^  erfreute,  unb  ber  bamaligen 
®ettung  ber  ftird^en  als  öffentlid^er  ®ebäube  mar 
baS  Streben  ber  3:b^ol'b^I<^n^^^<>i'(n  nic^t  erfolg« 
loS.  Es  mürbe  ibnen  nad^  unb  nad^  in  $ariS  ber 
SDlitgebraud^  oon  elf  fKrd^en  eingeräumt;  in  ber 
ffird^e  9iotre-S)ame  erlangten  fte  baS  Ebor  mit 
bem  ergbifd^öfltd^en  Si(  als  Jtanjel  unb  ben  ge« 
meinfamen  ®ebraud^  ber  Orgel  SSie  fte  in  ber 
^auptftabt  ftd^  auSbebnten,  fo  oerbreiteten  fie  ftd^ 
aud^  in  bie  $rot)in}en  unb  fo&en  in  ben  meiften 
Stäbten  il^re  Stertreter  gebabt  baben.  3)ie  S^b^ 
ber  Xl^eopl^ilantbropen  mar  iebod^  ^Ilem  nad^ 
nid^t  gro|,  unb  nad^  fui^em  äuffcbmunge  nabm 
fte  in  bemfelben  ana|e  ab,  mie  bie  93erp[tnif[e 
ffir  bie  d^rifilid^e  Religion  ftd^  befferten.  3m 
3. 1799  maren  bie  %f^top^ilanÜjßCOptn  in  $ariS 
bereits  auf  oier  ffird^en  befd^ränft,  gmei  Sabre 
fpöter  oerloren  fte  anä)  biefe,  inbem  ein  Erla^  ber 
Eonfuln  oom  4.  Odober  1801  ibnen  baS  Slecbt 
entzog,  ftd^  in  öffentlid^en  ®ebäuben  }u  oer« 
fammeln;  auf  baS  ^rioatbauS  befd^ränft,  nabm 
ber  £beopbiIantbroptSmuS  ein  balbigeS  Enbe. 
(Sgl.  Oregoire,  Histoire  des  sectes  religieuses 
I,  nouv.  öd.,  Paris  1828,  341—460;  Gramer 
de  Gassagnac,  Histoire  du  Directoire  I,  nouv. 
ed.,  Paris  1863,  245—258.)        [o.  gunf.] 

"^^topt^itus,  im  9leuen  Zeftament  biejenige 
gefd^i^tli(be  $erfönlid^feit,  meld^er  ber  l^L  SucaS 


1581 


Zl^eop^iluS,  9tf(!§of  Don  ^(ntiod^ia. 


1582 


IBcrk  bfixftc  ber  Ofletcanon  Don  100  3ol^ 
frin^  ben  er  bot  feiner  Srl^bung  auf  ben  $atri« 
ani^olfht^l  Derfa^e.  Srl^Iten  ifl  nur  no4  ber 
^jhotos  tuib  ber  SBibmungSbrief  an  ftoifer  Xl^eo- 
bdfhti;  KoBanuS  ÜRouruS  (De  oomputo  86) 
M^faü  ouf  baS  SBert  ^ln}umci{en  (f.  boruber  oud^ 
lltuf^,  @tubUn  }.  ^rißl.  miiteldt.  (S^ronologie, 
Sdpjig  1880).  S)ie  umfangreid^jie  unb  loo^I  aud^ 
kbeutenbpe  6(^rift  bcd  X^eop^iluS  bflrfte  ber 

'Qpcrevooc  fein,  ben  (Semuibiud  (De  yir.  fllnstr. 
ein  yolomen  grande  nennt;  bie  @d^rift 

}\i  iß  t»erIoren  gcgongcn.  S^aglt^  fd^eint,  ob 
)f^üxa  cniäi  eine  eigene  S^rift  gegen  bie 
flnt^ropomor&biten  (f.  b.  Sri.)  Derfagt  l^t  toie 
ofletn  (Bennabtud  berietet.  2)a8  SBal^rfd^ein- 
ß^jere  bSrfte  fein,  ba^  bamit  SuSffil^rungen  ge« 
vunü  finb,  bie  ber  ^triord^  in  einem  Ofterbriefe 
nicbergelegt  ^tte.  @o^e  Oflerbriefe  {inb  noq 
bici,  0001  äa^re  401,  402  unb  404,  baburd^  er- 
toltrn  geblieben,  bo^  feieron^muS  fte  unter  feine 
SBerfe  oufgenommen  |at  (f.  Migne,  PP.  lat. 
XXn,  773  sqq.).  Siefeiben  finb  ]^au))tföd^Iid^ 
gegen  bie  Origenifien  gerid^tet.  Stogm^te  ouS 
|iDfi  meiteren  ^Briefen,  gleid^faUd  gegen  bie  Ori- 
genifien gerietet,  Deröffentlid^te  %ngeIo  ÜRoi 
(Nova  patniin  bibliotheca  lY,  1,  62  et  68). 
Vulerbem  ^ot  man  üon  Xl^eopl^ilud  nod^  jel^n 
Qifidplinaredaffe  (canones)  unb  brei  9lntmorten 
auf  foI(^  anfragen.  Ob  unb  intoiemeit  Sd^ften 
ber  beiben  Xl^eopl^iluS,  üon  Sntiod^ien  unb  9Ue|- 
onbrien,oeru)e$feIt  mürben,  erörtert  3<>H  9forfd^. 
2um  ncutefiamentl.  £anon  II,  Sriangen  1883, 
234  %  (QgL  nod^  Fabricius-Harles,  BibHoth. 
graeea  VII,  Hamburg.  1801, 108;  Oallandi, 
BibHoth.  vet.  patr.  YU,  601—652 ;  Migne, 
PP.  gr.  LXY,  83—68;  S}at)Ia,  (Sennabiud  alS 
Sitexor^tfbrifer,  SRunfter  1898, 73  [JKrd^engefd^. 
etubien  IV,  1],)  [ftnö|)fler.] 

V9<^9U^»  Sifd^of  Don  9ntiod^ia,  ein 
fnid^tbom  9(po(oget  bed  2. 3a]^r|unbertS,  flammte 
fnat^  Ad  AutoL  2, 24)  ouS  Serien ;  bod^  meifen 
[eine  Silbung,  feine  Uterarifd^e  unb  amtlid^e 
It  auf  gried^ifd^e  {»erfunft,  menn  fd^on 
(na4  Äd  AntoL  2,  24 ;  8,  19  )u  fd^Iiegen)  aud^ 
bie  ^broifi^e  Sprad^e  i^m  nid^t  fremb  mar.  3m 
reifm  !D{anne8aIter  trat  er,  nad^  feiner  eigenen 
Vngabe  \mt^  Sefung  ber  ^lop^n  toon  ber 
SrfuSung  i^rer  SBeiSfagungen  unb  bamit  Don  ber 
SBo^r^eit  ber  ^ftlid^en  Steligion  fiberjeugt,  }u 
biefer  Aber  (Ad  AutoL  3, 14)  unb  mürbe  170 
IL  6^.  Ott  9if 4of  auf  ben  Stul^I  t)on  Sntiod^ia 
erhoben  (Ena«  H.  £.  4, 20 ;  Hier.  De  vir.  iU.  25 ; 
J.  8.  Atwemani,  Series  chron.  Patr.  Antioch., 
Bomae  1881, 13).  918  fold^er  ^befiärfte  er  feine 
beerbe  bttrd^  (SxmofpmaQm  unb  ÜBomungen  im 
ÖCauben  unb  bel&mpfte  bie  ^reften,  mel^e  bie 
lautere  Qaat  ber  apoftolifd^en  Sebre  burd^  ibr 
ttnbaut  oermufteten,  burd^  fein  lebenbigeS  SBort 
ober  miberlegte  ibre  SReinungen  burd^  forgfäüig 
mtSgeorbeitete  Sd^riften"  (Eus.  H.  E.  4 ,  24). 


9lad^  Sffemani  (\.  o.)  ftarb  er  182,  alfo  balb  nad^ 
SSottenbung  feines  $au))tmerfed  Ad  Autolycum, 
beffen  briited  SBud^  nid^t  oor  181  Derfaft  fein 
lann  (f.  u.).  3)ad  SSerl,  betitelt  ^Ueber  ben 
C^riftenglauben  an  feinen  gfreunb  (iralpoc;  1, 
1  u.  14),  ben  Reiben  StutolQcud''  (itpöc  Aöt6Xuxov 
ßtßX(a  Tp(a),  mar  oeronlo^t  burd^  ru^mrebige 
Seu^erungen  be8  StutoI^cuS  über  ben  ®ötter- 
glauben  unb  burd^  Sd^mäbung  bed  9tamen8  unb  beS 
(SotteS  ber  Cbnften.  2tm  erften  Sud^e  (14  ttop.) 
banbeU  3:beo|)biIu8  über  ben  SRonotbeiSmuS,  bie 
(Erfenntnil  ®otted  unb  bie  Suferftebung  oon  ben 
Sobten.  auf  bie  fpöttifd^e  Sfrage  bed  «ntoI^cuS, 
mo  benn  ber  ®ott  ber  Sbriften  fei,  er  fo&e  i^m 
biefen  geigen,  antmortet  2:b^o})biIud :  ^3^ge  mir 
oorerft  ben  SRenfcben  in  bir,  fo  miS  id^  bir  meinen 
(Sott  }eigen.  3eige  mir  nämlid^,  ba|  bie  ^ugen 
beiner  Seele  feigen  unb  bie  Obren  beineS  ^eqenS 
bdren."*  Senn  gleid^mie  nur  gefunbe  Sugen  Sid^t 
unb  fjfinftemil,  gforbe  unb  @eflalt  ber  2)inge 
unterfd^eiben  fdnnen,  fo  Oermdgen  bie  Sugen  bed 
©eified  ®ott  nur  bann  }u  f|bauen,  menn  fte  offen 
unb  für  baS  fiid^t  ber  geiftigen  @onne  em))fäng- 
lid^  finb.  Sie  @änben  unb  unftttlid^en  f^anb« 
lungen  blenben  bafi  %uge  beS  ®eifte3  unb  bemmen 
bie  (Srlenntni^  ®otted  (Stop.  1.  2).  «uf  baS 
meitere  Slnftnnen,  ibm  ®otteS  ®eftalt  }u  erflären, 
ermibert  Xf^opf^ün'i,  ®otte8  ®eftalt  unb  SBefen 
fei  unauSfpred^lid^  tmb  für  fleifd^lid^e  9ugen  un- 
fd^ubar.  VHt  Sigenfd^en,  bie  mfa:  oon  ibm 
auSfagen,  mürben,  obne  fein  S^fen  auSgubrflden, 
burd^  feine  Med  übenagenbe  ®rö^e  übertroffen 
(Stop.  8. 4).  ®Ieid^mobI  merbe  er  aud  feiner  Sor> 
febung  U1Ü)  feinen  Sßerlen  erlannt.  @ittlid^e8 
Seben,  ®Iaube  unb  gfunbt  ®otted  mü^en  biefer 
Sr!enntni|  oorauSgeben.  S)ie  oolle  ®otte8erf ennt« 
ni|  aber  imb  bie  Stnfd^iauung  ®otteS  trete  mit  ber 
Suferftebung  tmb  ber  Unfterblid^Ieit  im  äenfeitS 
ein  (ttap.  5 — 7).  S)ie  9ttfermedung  t)on  ben 
Xobten,  meldte  SutoI^cuS  unbegreiflid^  fd^ien, 
mirb  mit  bem  ^inmeid  auf  bie  9lotbmenbigIeit 
beS  ®IaubenS,  auf  ben  Sd^pfttngdad  (ffap.  8) 
unb  auf  bie  Analogien  in  ber  9latur  (ffap.  13) 
aß  oemunftig  ermiefen.  3m  ®Iauben  ftreue  ber 
Sonbmann  feinen  @amen  qx&,  im  ®Iauben  nebme 
ber  ffranle  bie  SOlebicin,  im  (Stauben  oertraue  M 
ber  S^üler  bem  Sebrer  an.  3)ie  Sdd^erlid^feit  Der 
beibnif  d^en  @ötterlebre  f  oOte  bie  ^eSenen  abbalten, 
über  bie  Seligion  unb  ben  9lamen  ber  Sbriften 
ibren  @))ott  auSjugie^  Ser  9tame  (Sfj(a\i,  b.  i 
ber  ®efalbte,  fei  ebrenoott  unb  nüMid^  (ttap.  9 
bis  12).  £beo|)biIud  fd^Iiegt  mit  ber  Slufforberung 
an  feinen  gfteunb,  feinem  93eif)nele  )u  folgen  unb 
ben  d^riftlid^en  ®Iauben  angunebmen  (Stop.  14). 
—  9uf  Verlangen  beS  SutoI^cuS  nad^  meiteren 
Suffd^Iüffen  legt  Xbeopb^uS  im  gmeiten  fßufy 
(38  Stap.)  bie  92id^tigfeit  ber  beibnifd^en  ®ötter 
unb  bie  SBobrbeit  ber  d^ftlid^en  Sleligion  bor. 
Sie  Slb^rbeit  beS  ®5tod>ienfled  bemeist  er  auS 
ber  materiellen  Sef d^ffenbeit  ber  ®ötter  (ogl.  Srief 
an  Siognet  c.  2),  fobann  auS  ben  mibeifpre^- 


1585 


%f^topf^iln%,  Sifd^of  t>on  ^niioi^icL 


1586 


auf  bor  ^{gtn  @d^rift  m  fate^etifd^^omileti« 
\ditn  Sfotdtn  )u  benfcn  fein,  ).  9.  efate  Schrift 
über  bot  Saton  im  ^robiefe  (Ad  Aatol.  2,  28 
Sitbe),  eine  anbete  über  bie  (Genealogien  ber  ^- 
trknr^ ,  Don^  benen  er  im  crften  Suc^e  ber 

(liflorieil  (iv  T^  icpoinQ  ßißXcp  t^  irepl  bropicov 

[Ad  AutoL  II»  SO;  ügl.  11,  81])  (anbcite. 
Ueber  einige  groemente,  meldte  Xl^opl^ilud  iu- 
g^gnet  loerben,  ii^m  aber  nic^t  angel^ören,  unb 
itbcT  einen  Commentar  jum  ^ol^  Siebe  k»gl 
%f^.  Salin,  Sforf^ungen  )ur  @ef4.  bed  neutefi 
Conond  II.  (Erlangen  1883,  234— 257.  Sine 
Streitfrage  ifl  ed,  ob  ein  Sommentar,  ben  Z^eo" 
^^tlnB  |um  ^(Eoangelium"  oerfa^t  l^aben  foH, 
und  erbolten  ifL  ^ieronQmud  ermö^  n&mlid^ 
(De  vir.  üL  25)  neben  einem  Kommentar  In 
ProTerbia  SalomoniB  aud^  einen  fotii^en  In 
ErAngdinm,  begioeifelt  aber  bie  Sed^t j^eit  beiber, 
iDctl  |ie  tSjtti  oQxn  superiomm  voluminum  ele- 
ganttA  et  phrasi  non  videntur  congruere. 
3n  ber  SJonebe  feines  (Eommentard  jum  TlaU 
l^öuietKingelium  (Migne,  PP.  lat.  XXYI,  20) 
»eist  er  X^o))]^iIu8  eine  b^onagenbe  @teSe 
oa,  tooraud  )u  fdditegen  iß,  ba^  beRen  (£om- 
mentar  ^  gon^  befonberS  mit  SRattl^äuS  befaßt 
(otte,  unb  im  Briefe  an  Sllgafta  (Ep.  121,  6; 
Migne  1.  c  XXII,  1020)  fagt  er:  Theophilns, 
am  quattuor  evangelistarnm  in  unum  opus 
dieia  compingens  ingenii  sui  nobis  monu- 
menta  dimisit,  haec  auper  hac  parabola 
(Dom  ungerechten  SBertsalter  [Suc.  16, 1  ff.])  in 
•ms  eonunentarÜB  est  locntna.  SOtit  Unred^t 
fyä  man  früher  geglaubt,  l^ieron^muS  -rebe  oon 
einem  Commentar  über  eine  ßnangelienl^armonie; 
et  fpric^t  Moft  Don  einer  SluSlegung  unb  fagt, 
X^PbUn^  (obe  bie  £este  ber  oier  Sdangelien 
in  einem  einzigen  2Berte  gufammengefagt  unb 
bebanbdt,  nid^t  aber  iebem  ber  Dier  (^ange- 
lijien  ein  eigened  SSkrt  getoibmet.  S)aber  fprid^t 
er  De  vir.  ill.  25  Don  SrRörungen  in  Evan- 
gaUom  t  morunter  man  )u  {euer  3^xt  ftetd  bie 
tir^llid^e  Sammlung  ber  Dier  (Soangelien  Der« 
ßonb  (DgL  Sb-  Sa^ri,  gorfd^ungen  II,  12—14). 
3n  bem  SBerfe  toar  obne  Smetfel  9Rattbäud  au 
drunbe  gelegt ,  unb  bie  ^araOelen  mürben  auS 
ben  brei  anbeten  ßDangelien  Dergleid^enb  unb  er« 
Idtttenib  beigejogen.  liefen  Sommentor  nun,  ben 
ber  1^1.  |)ieronQmud  Dor  Slugen  gelabt,  glaubte 
SRorg«.  U  la  Signe  in  einem  b<2nbf(|riftU($  unter 
bem  Manien  beS  Zl^eDpbiluS  Don  Slleianbrien  über- 
lieferten 9Ber!e  miebergefunben  gu  ^ben,  unb 
publicirte  i^  ju  $arid  1576  (f.  u.)  in  lateinifd^er 
6tirad^e.  £^.  3al^n  fud^te  (a.  a.  O.)  benfelben 
aus  äußeren  unb  inneren  (Srünben  olS  baS  bem 
Öieron^muS  in  gried^ifd^er  @prad^e  im  SBefent« 
äben  Dorliegenbe  äBert  beS  %}^top^M  Don 
Sntiocbten  }u  ermeifen;  baSfelbe  fei  um  170  Der« 
fa^t  unb  nod^  Dor  SRitte  bed  3.  SabrbunbertS 
ttt  bad  Sotcinifcbe  fibertragen  morben.  Sßenn  fid^ 
bei  fpdtcren  6d^riftfteaem  (tSmbrofiuS,  ^ieron^« 
mufl,  SmobluS  ber  jüngere  u.  9.)  paraQele  (Erllä« 


rungen  fönben ,  f o  bitten  biefe  ben  (Kommentar 
ausgebeutet  unb  fteQen)Dei[e  auSgefd^rieben  (a.  a.  O. 
86—126):  baS  (Sleid^e  fei  bei  ben  (Sried^en  ge- 
fd^eben  (ebb.  127—132).  änbeffen  f))ri(|t  eine 
äleibe  Don  SteDen  bod^  für  eine  {pötere  Ur- 
fprungdaeit  bed  in  gfrage  ftel^enben  Sommentard 
(Dgl.  ftibn  in  ber  SUer.  SRunbfd^au  1883,  745  f.). 
3abnd  fpätere  fd^arfflnnige  Sludfubrungen,  mobei 
er  (3for|d^ungen  HI  [1884],  198  ff.)  gmifd^en 
bem  SSerfaffer  bed  (Eommentard,  Sb^pbilud,  unb 
einem  fpdtem  Snterpolator  unterf  d^eibet,  fönnen  an 
bem  miffenfd^aftlid^en  (Srgebni|  nid^td  önbem,  ba^ 
bie  4  Sudler  (^mmentare  eine  mofaitartige  Som« 
pilation  audOrigened,  SuDencud,  ^mbroftudunb 
anberen  Iateini{(^en  unb  gried^ifd^  Sd^riftftellem 
ftnb,  meldte  ein  Sateiner  gegen  Snbe  bed  5. 3a^r« 
^unbertd  in  ©allien  Deranftaltete  (Somemann, 
in  ber  3eitf(bnft  ffir  iKrd^engefd^.  X  [1889], 
169  ff.  Derlegt  i^n  in  bie  3eit  gmifd^en  450  unb 
700).  3)eu  Setoeid  bierfür  bot  fymad  gefübrt 
auf  (Srunb  gmeier  ^nbfd^riften  mit  einem  (Diel« 
leidet  iebod^  jungem)  Prologe,  morin  ber  SSerfaffer 
feine  Slrbeit  felbjt  ald  Sammeltoerf  begeic^net  (f. 
Seste  unb  Unterf.  u.  f.  m.  I,  4,  Seipjig  1883, 
97—175).  eoDiel  ftebt  tool^t  feft,  baf  Zf^to- 
pl^ilud  Don  Slntiod^ien  ber  93erfaffer  eined  Som« 
mentard  über  bad  (SDangelium  nid^t  ift;  bie 
gfrage,  meld^er  gried^ifd^e  (lDangeIien«(£ommentar 
^ieron^mud  Dorgelegen  b^be,  ijt  hiermit  aber 
nid^t  gelödt.  3n  biefer  Se^ie^ung  nimmt  bei- 
fpieldmeife  fymd  (SeUfd^r.  für  fircblid^e  SSiffen- 
td^aft  unb  tird^Iid^ed  Seben  1884,  561  f[.)  an,  ba^ 
Der  Don  be  la  Signe  ebirte  Kommentar  ber  Don 
^ieron^mud  ertoabnte  fei,  aber  irrigermeife  Don 
bemfelben  S^eopbilud  Don  Slntiod^ien  gugefc^rie« 
ben  morben  fei. 
2)ie  editio  princeps  ber  brei  Sudler  bed  £]^eo- 

DbUud  icpö^  AdT^Xuxov  icepl  Oeou  xal  irtmcoc 

Xpt(mavu>v,  beforgt  Don  3ob.  9ried  unb  Sonrab 
@e|ner,  erfd^ien  9U  3üri^  1546,  bie  folgenben 
tSiudgaben  Dergeid^net  bei  Otto  (L  c.  VIII, 
p.  XXm— XXXIII  u.  ö.),  barunter  bie  Don 
$rubentiud  SRatanud,  $arid  1742,  Senebig 
1747,  Don  ^nbread  (Soüanbi,  in  ber  Bibl. 
vet.  patrum  II,  Yenet  1766,  77—140,  Don 
3Rigne,  PP.  gr.  VI,  1023—1168  (mit  ttittfür« 
lid^en  Sienbenmgen  bed  Waran^fc^en  Xested),  Don 
@.  ®.  ^ump^rQ,  (Sambribge  1852.  (Sine  beutfd^e 
Ueberfeiung  beforgte  3.  Seitt,  Kempten  1873.  — 
3)en  Xest  bed  oben  befprod^enen  (£ommentard 
ebirte  §uerfl  9}larg.  be  la  Signe ,  in  ber  Sacr. 
BibUotL  SS.  Patnun  Y,  Parisiia  1576,  169 
ad  196,  fobann  Otto  (L  c.  YIH,  278—324), 
unb  in  Derbefferter  ®t^alt  3Qbn  a.  a.  O.  n,  31 
bid  85.  2)a5U  fyit  $itra  (Analecta  sacra  n, 
typ.  Tuscul.  1884, 624—634)  bieSSarianten  ber 
SSdiff  e(er  ^nbf  d^rif  t  mitgetbeilt  unb  auf  eine  meitere 
^nbfd^rif t  in  ber  Saticana  bingetoiefen,  bie  3abn 
nic^t  finben  fonnte.  ^nbere  Varianten  gibt  ^« 
nadf  a.  a.  O.  I,  4,  164  f.  (SSgl.  nod^  ^niad, 
(8ef(^.  ber  aHd^rijlL  SUeratur  bid  eufebiud  I, 


1587 


Z^eopldiluSlegenbe  —  Xl^eo))l^raf[uS  ^aracetfuS. 


1588 


2t\pm  1B93,  4dB;  ftrfiget,  ®t\ä).  ber  aßd^fU. 
Siteratur,  gfrc».  u.  Setps.  1895,  82  ff.)  [«i^n.] 

VfeoyfUiii^bgeiike,  f.  9RarienIegenbm  Vin, 
831  ff. 

99^oy9^f4<9toc<f]A9ti,  f.gfrol^Ieid^namS« 
fefl  IV,  2063. 

l\pp  ^ureoIuS  X(eo))^rQfhiS  ^racelfuS,  genannt 
Sombaft  Don  ^ol^n^etm,  befannt  afö  9r}t  unb 
ald  Slaturpl^ilofo^l^  ))Qnt^eifirenbeT  SK^tung, 
iDurbe  1498  {naäf  9(nberen  am  10.  9}odember 
1483)  }u  aRaria-einftebeln  in  ber  @<i^meia  ge- 
boren. Sein  SSater  SBill^elm  roox  ber  unel^elid^e 
Sol^n  eine«  ber  IBombafte  Don  ^»ol^en^eim,  einer 
f<i^n>öbtfd^en  abeisfamilie ,  bie  i^r  eäflo%  un- 
weit befi  Dorfes  ^Iteningen,  einige  Stunben 
Don  Stuttgart,  fyxttt.  (Sx  ))ra!ticirte  alS  Sicen- 
tiat  ber  SRebicin  }u  SRaria-CSinftebeln  bie  ^eil- 
funbe,  Don  mo  er  mit  feinem  8o^ne  1502  nad^ 
SBillad^  in  fförntl^  fiberfiebelte.  Unter  feinem 
IBoter,  ber  bie  är^tüd^e  $ra|i8  bi9  )u  feinem  Xobe 
(1534)  übte,  unb  unter  einigen  gelegen  ®eift- 
lid^en  ^erangeBUbet,  begog  3:^o))]^roft  mit  fed^ge^n 
Salären  bie  UniDerfttät  Safel,  ftubirte  !ß^9fif  unb 
SRebicin  unb  fott  im  Saboratorium  beS  @igmunb 
Sfugger  }u  ©dftoa^,  namentlid^  aber  unter  bem 
gelehrten  9Bte  ^o^anneS  Xnt^emiuS  (f.  b.  Srt.) 
feine  Jtenntniffe  in  ber  92atunoiffenfd^aft  nod^  er- 
weitert (aben.  ©etoi^  ifi,  ba|  er  menigftenS  aufi 
Xritl^emiuS^  @d^riften  \o\do^  für  bie  S^emie  mie 
für  bie  ^eilfunbe  93ie(ed  entnommen  1^.  9tad^ 
3iege{6auer  (Historia  Literaria  Ord.  8.  Bene* 
dicti  n,  Aug.  Yindelic.  et  HerbipoL  1754, 
810)  befennt  er  bie^  felbft  in  feiner  Chürurgia; 
eS  ift  bamit  tool^I  feine  Chirurgia  magna  be- 
geid^net,  Weld^e  er  1526  ffönig  ^binanb  I.  ge- 
»ibmet  l^at,  eined  ber  wenigen  Skrfe,  weld^e  burc^ 
il^  felbft  unb  }u  feinen  fiebgeiten  in  ben  2)ru(f 
getommen  finb.  UnftäteS  SBonberleben  fül^rte 
£](feo))^rajt  burd^  bie  Derfd^iebenften  Sönber  (Su- 
ropa'8,  bis  bie  (Empfehlung  bed  Oecolam))abiu8 
(f.  b.  %rt.)  i^m  1536  eine  ^nfieDung  als  @tobt- 
argt  unb  Selber  an  ber  ^od^fd^ule  in  9afel  Der- 
fd^affte.  ^ier  l^atte  er  täglid^  gwei  SSorlefungen  )u 
l^alten  unb  überrafd^te  gleid^  9lnf  angS  burd^  bie  un- 

goö^nlid^e  Selbftänbigfeit  feines  SSorongel^cnS. 
lad  au8fd^Iie|Iid^  nad^  eigenen  ^eften ;  bie  bis- 
her ma^gebenben  Sluctoritäten  auf  feinem  @ebiete 
mi^ad^tete  er  in  bem  9Ra^e,  ba|  ergöl^It  wirb,  er 
l^be  bie  Schriften  beS  ®alen  unb  ^Dicenna  Dor 
Derfammeltem  ^ubitorium  Derbrannt.  9}ad^  ÜRel- 
d^ior  ^bam  (f.  u.)  16  l^ätte  bie  offene  SK^ad^tung 
felbft  auf  ^i))po!rated  unb  ^iftoteleS  ft^i  erftredtt. 
Xl^eol^^raft  betrad^tete  fic^  als  ben  berufenen  9le- 
f ormator  ber  ^eilfunbe ;  nid^t  überlieferte  Xl^eorien, 
fonbem  forgfame  9taturbeobac^tung,  ))ra!tifd^e 
(Erfahrung  unb  ^^Sontemptation"  foUten  ben  ^rgt 
bilben  unb  ber  ^ilfunbe  Doranl^elfen.  Sr  war 
au(^  ber  erfte  fie|rer  ber  ^od^fd^ule,  weither  fld^ 
für  feinen  Vortrag  ber  beutfd^en  Sptad^t,  ober 
Dielmel^r  einer  Sermengung  Don  Satein  unb  ^eutf  d^ 


bebicnte ;  fein  Satein  entbel^e  übrigens  ber  bo- 
malS  in  SRobe  ftel^enben  l^umaniftifc^en  @eiiert* 
beit;  eS  War  „barbarifd^eS""  Sd^uHotein.  tro) 
glüdflid^er  Ihtren,  welche  ^ier  wie  anberwSrtS  Suf* 
f  eben  enegten,  war  er  balb  nid^t  nur  mit  ben  ein« 
gefeffenen  Sergten,  9lt)otl^efem  unb  UniDeifttols« 
|)rofefforen,  fonbent  aud^  mit  bem  SRagiftrat  in 
f old^em  3^tWurfni|  unb  "fyitU  ftd^  fo  Diek  Öegnei 
gemacht,  ba^  er  1528  auS  Safel  entwii^,  um 
aufs  9leue  fein  uml^erfd^weitobeS  Seben  auf- 
gunebmen.  Som  (Ergbifd^of  ^ergog  &n|i  üor 
Sapem  nad^  @a(gburg  berufen,  ftarb  er  in  biejet 
@tabt  in  öffentlicher  Verberge  om  24.  &^ 
tember  1541.  9BaS  ibm  an  |^abe  geblieben  tm, 
binterliel  er  gur  9}ertbeilung  an  bie  Srmen:  fo 
rübmt  Don  ibm  bie  Snfd^rift,  mlS^  in  ber  €))itQl* 
fird^e  gum  bl  @ebaftian,  wo  er  begraben  lag,  i^ 
gefegt  Würbe.  (Sin  abft^IiegenbeS  Urtj^  übet 
Xb^opl^aft  ift  fd^wer ;  fd^on  bei  feinen  Sntgenonen 
gel^  bie  Urtl^eile  in  6|treme  ouSeinonbi.  SBon 
ben  überaus  gablreid^en,  oft  bunfeln  unb  Der« 
worrenen  Sd^riften,  welche  unter  feinem  9lamen 
in  ben  2)rud  gefommen  ftnb,  ift  faum  bie  eine 
ober  anbere  Don  il^m  felbft  ber  Oeffentlid^teit  üb«* 
geben.  äHand^e  berfelben  flammen  uberl^u^  nii^t 
Don  ibm,  fonbem  fmb  9){ad^wer!e  unebenbfittiger 
@d^üler  ober  felbft  Don  ®egnem  unterfd^oben. 
9ud^  bei  benfenigen  @d^riften,  welche  mit  einiget 
Sid^rl^it  auf  feine  Suctorfd^ft  gurüdgufä^m 
ftnb,  Dermi|t  man  jebe  (Garantie,  ba^  nid^t  butd^ 
bie  ^bfd^reiber  grobe  ^rrtbümer  ober  bmx^  bm 
Herausgeber  apocrppl^e  Cinfd^iebfel  in  ben  %tH 
getatl^en  fmb.  Unbeftreitbor  ift,  ba^  Sjjieopbtafl 
burd^  gablreid^e  glüdtlid^  ffuren  feine  3eitgenofien 
in  ßrftaunen  fe^te  unb  ftd^  einen  gewiffen  9lainen 
machte,  gfür  bie  Sl^emie  fyit  er  gwar  ni^t  neue 
Se^rfa|e  aufgefteUt  ober  Sntbedungen  gemalt, 
aber  bod^  il^r,  inbem  er  fie  in  eng^e  SBegie^ng 
gur  ^eilfimbe  brad^te,  neue,  fni^ftbore  Sa^oi 
gewiefen.  UebrigenS  fyxt  er  bin  nur  baS  Der« 
wertl^et  unb  in  bie  mebicinifd^  fod^mSnnifd^en 
Iheife  weitergetragen,  waS  bie  gelebrten  Sene« 
bictiner  SafiliuS  SalentinuS  gu  Srhirt  unb  9bt 
SritbemiuS  bereits  in  il^ren  wtflenfd^afttid^m 
SBerfen  niebergelegt  bitten.  SBenn  ®egner  i^m 
Dorwarfen,  ba^  er  einen  grogen  Xbeil  feitte§ 
2BiffenS  einem  in  beutfd^er  &ptadft  gef<brieoenm 
SDSerfe  beS  bem  Snbe  beS  14. 3a]^rbunbettS  on« 
gel^örenben  3acob  3faac  ^oHanbuS  entlebnt  bobe, 
obne  biefe  feine  OueUe  aud^  nur  gu  nennen«  fo 
bürfte  biefer  Vorwurf  mit  weit  größerer  SBo^r' 
fd^einlid^Ieit  in  Segug  auf  bie  @d^nften  beS  Sa« 
ftliuS  SSalentinuS  ibn  treffen.  @rdger  ftnb  tS^o* 
))l^rafiS  IBerbienfte  um  bie  ^eiHunbe  (loiemobl 
er  aud^  f^itt  auf  3:rtt]^emiuB'  S^uUem  fiebt) 
burd^  Sinfül^rung  fräftiger  Heilmittel,  befonbetS 
aus  bem  Sleid^  ber  fDiletane,  in  ben  9igncif4o|, 
burd^  Bereitung  Don  ßffengen  unb  Xinciurcn  au$ 
gablreid^en  wirffamen  $flangenmitteln  unb  übex^ 
baupt  burd^  9}erbefferungber))b<tnnoceutif ^  $rä' 
parate,  t^ür  boS  H^itoerfabren  im  SlOgemetum 


1589 


X^copl^^Ialt. 


1590 


bat  er  tnonc^  frud^fbateiBebonfencmSgefproi^n; 
jrtnt  SBinfe  über  Se^onbtung  ber  SDBimben  uno 
lScj4|ioäre  u.  f.  w.  toerben  gerfil^mt ;  feine  Seigre 
tpon  ber  »Sfronjofenhanf^eit"  (S^p^Uid)  f^ai  fid^ 
H4  ^Kute  be^oupiet  S)ie  Srfenntniff e  unb  braud^- 
hattn  itettne  in  X^eopl^roftS  mebicinifd^en  2)ar- 
Ugungoi  tDurben  ythod)  entfieQt  unb  gum  X^eil 
itircd  9Bertbe9  beraubt  burd^  bie  Serquidung  ber- 
fclben  mit  einer  t)em)orrenen  natur))^Uo{o))]^ifd^en 
Seltonfd^ouung.  @eine  !Raiur))bUof0)>^ie  ift  ^tne 
bem  !ReupIotonlSntu8  t)eru)anbte,  pant^eifHjd^e 
unb  pfeubom^flifd^;  SKeS  in  ber  9latur  i^  i^m 
belebt  unb  Icbenbig ;  nichts,  baS  nid^t  ein  geifliged 
ober  iDenigflenfi  bpuamifd^eS  $rinci^  in  fi^  ißit. 
Ob  bamtt  ttirfßd^  bie  grob  abergtöubifi^en  Sor« 
Mungen  p^  Derbonben,  meldbe  Xf^op^fi  t>on 
Stelen  tyorgeioorfen  mürben,  oad  )u  entfd^eiben 
b6ngt  non  ber  Sut^entie  ber  il^m  }ugefd^riebenen 
SBexfe  ob.  S8  fd^ni  )u  feinem  fonfügen  S^a- 
tatttr  unb  feiner  gongen  SteÜungno^me  f o  fd^led^t 
)tt  ^en«  bo^  felbft  bie  SSennutl^ung  laut  ge- 
worben ifi,  e8  feien  fold^  @d^riften  nur  in  fotiri« 
fflb^m  €inne  ju  t)erf)eben.  Sein  ^uptgegner  im 
16.  Sobrbunbert,  ber  Dier  Sdnbe  ooO  mo^Iofer 
(^gkit  gegen  i^n  gefd^rieben  f^ai,  xoat  berfelbe 
ib^moft  ßrofhiS  (f.  b.  Slrt.  SroftioniSmud),  mU 
4^  gegen  3ob.  SBe^er  (f.  b.  Strt.)  bie  9(udfd|rei< 
nmgen  beS  ^eientoabneS  Dert^eibigte ;  bie^  bürfte 

iur  Orienttrung  toon  SBebeutung  fein.  9tad^ 
>irf4  (f*  u.)  68  finbet  fid^  in  3:^eo)>]^raft8  ed^ten 
64^ften  oud^  nid^t  Sin  Semeid  |iir  iene  Slnllage. 
Z^pbroft  mor  ftot^olif  unb  ifl  on  getoeibtem 
Orte  beerbigt  toorben.  Sie  er  üon  ben  9leuerem 
bo^e^  )eigt  ber  nod^  SReld^ior  9bam  oft  Don 
ibm  g^orte  €prud^ :  Sr  tounbere  fid^,  ba^  man 
üud  ben  Schriften  fiutberS  unb  S^i'ingli'd  fo  k)iel 
SBefenS  mocbe,  ^fo  bod^  eitel  Socd^ontenmerdE  fep. 
SBonn  er  onfienge  }u  f ^reiben,  fo  moOe  er  fie  unn 
ben  $abft  erf)  red^t  in  bie  f(^ul  fübren^  S^re  bat 
er  inbe|  feiner  JKrd^e  nid^t  gemad^t ;  er  f d^eint  ftd^ 
um  biefelbe  menig  geflimmert  unb  in  ^egug  ouf 
f^ieronbie  unb  SontrooerSlebren  giemlid^  frei  ouS- 
gefpro^  }u  l^oben.  Ueberbau))t  mar  er  gro|- 
fl^reiberifdb  Aber  oHeS  9Jla|,  fiberoud  berb  unb 
Vfttg  in  ber  $oIemi!  unb  (moö  immer  ^.  ^efer, 
£cbrbu4  ber  ®efd^id^te  ber  SRebirin  II,  3.  Se- 
orbeitung,  3ena  1881,  79,  bogegen  fagen  mag) 
^arf  bem  Zrunle  ergeben.  2)ie  mit  ibm  umber- 
pbniben  @d^üler  moren  lofe^ibenteurer,  er  felbft 
nn  Seu^m  fel^r  t)erma]^rIoSt  unb  gefeDf^oft- 
H(b  gefimfen.  %fitopf^xa\t  mar  nie  t>ermablt; 
eS  gbig  bie  Soge,  ba^  er  infolge  eine§  Sor- 
bmmniffeS  in  feiner  ftinbl^eit  Saftrat  gemefen  fei. 
Segen  Religion  unb  Offenbarung  l^ot  er  nid^t 
gefd^rieben ;  er  t)erlangt  t)om  ^rjte  nid^t  nur  SRen« 
f^enfreunbliAfeit ,  fonbem  oud^  „gfrömmigfeit 
Oott  gegenüoer'' ;  er  red^net  biefelbe  neben  ber 
$b9fU,  9f)ronomie  unb  Sld^emie  (b.  1^.  magia 
nataraliB  =  Sl^emie)  gu  ben  „t>ier  @aulen  ber 
«rjneirunfl''«  gOr  bie  Sd^riften  ber  beutfd^en 
Ob^flifet  geigte  er  befonbere  93ortiebe.  SSon  bem 


erleud^teten  S^rifien  «»erlangte  er  einen  (glauben, 
melc^er  nid^t  bie  Srfenntnig  ®otted  oud  feinen 
Serien  au8fd^Iie|e,  fonbem  eben  au8  ber  tiefem 
Srfenntnig  ber  92atur  neue  92abmng  giel^.  SS 
murbm  ftd^  ou8  feinm  Serfen  mond^e  Sidbt- 
gebonlen  femigm  flfrommfinneS  gufommenftelkn 
loffen.  (Sgl.  Melchior  Adam,  Yitae  Germani- 
comm  Medicorum,  qui  saeculo  superiori  et 
quod  excurrit  daruerunt,  congestae,  8.  ed., 
Francoforti  ad  M.  1705,  12  sqq.;  Jacobi 
Bracken  Historia  critica  Philosophiae  a  tem- 
pore reeuscitatamm  in  Occidente  literanun 
ad  nostra  tempora  lY,  1,  Lipsiae  1766, 
646  sq.;  VI,  782  sqq.;  ÜRooI,  S^opj^raftud 
^orocelfuS,  eine  !rittf(be  Stubie,  Sünburg 
1876 ;  aonffen,  ®efd^id^te  bed  beutfd^en  Solfed 
VI,  18.— 14.  «ufl.,  gfreiburg  1893,  458  ff.; 
9[.t)itfd^/®efd^.bermebicinifd^enSiffenfd^aftmin 
2)eutfd^I.,  !D{ünd^m-Seit>g.  1893, 50  ff.;  Diotion- 
naire  encjclopedique  des  sciences  mödicales 
2«  ser.,  XX,  Paris  1884,  502  ss.;  ^rtmonn, 
®  mnbri^  ber  Sebren  befi  3:]^eo)>]^raftuS  bon  ^ol^m- 
beim,  Sei))gig  1898 ;  Subboff,  Serfud^  einer  ffri- 
tif  ber  Ved^tbeit  ber  ^orocelftfd^en  @d^nftm,  Ser« 
lin  1894  p.,  2  %lfit.)  [D.  ^Jfülf  S.  J.] 

S6eoi»99l^t»  Srgbifd^of  oon9d^riba 
unb  Sieget  in  ber  gmeitm  f^olfte  bed  11.  äobr* 
^nbertS,  flommte  oon  ber  3nfel  Suböo  unb  er« 
bielt  feine  mi^enfd^oftlid^e  ^udbilbung  gu  Son« 
ftontinopel.  Scod^bem  er  eine  S^itlang  an  ber 
^opf^imüx^t  S)tacon  gemefen,  mürbe  er  (nod^ 
unter  ffoifer  ÜRid^oel  S>ufad,  1072—1078)  gum 
Srgbif(bof  bon  ^d^ribo  (Od^ribo  im  ie^igm  bfl* 
(id^en  Albanien ;  f.  b.  Srt.)  unb  bamit  gum  ÜRetro- 
))oIiten  oon  iBuIgarien  ernannt.  Unter  bem  bor« 
tigm  borborifd^en  SBoIfe  füblte  ber  fein  gebilbete 
SSQgontiner  ftd^  nie  b^imifd^,  unb  gerne  ftattete  er 
be|b<ilb  feinen  gfreunbm  in  ber  meit  entlegenen 
ffoiferftabt  IBefud^e  ob.  2)agegm  oertrot  er  mit 
größter  Sntfd^icbenl^eit  bie  ürd^Iid^e  ttnobl^angig« 
feit  Bulgariens  oom  ^otriorcbot  Sonftontinopel 
unb  bulbete  eS  nid^t,  ba|  in  ber  ftird^en))rooing 
Sd^riba  ber  ^otriord^,  mie  boS  fonft  im  Orient 
äblid^,  burd^  9lufrid^timg  feines  IheugeS  (stanro- 
pegium)  in  eingelnm  JKrd^en,  namentlid^  oon 
Alöftem,  biefelbm  ber  3uri§biction  bed  Sifd^ofs 
entgog  unb  ftd^  felbft  unterorbnete.  Xf^opi^tflaüt 
bot  Sommentore  gu  ben  ^folmm  unb  gu  fünf  oon 
ben  fleinen  ^ropb^tm,  fomie  foft  gum  gongm 
92eum  Xeftoment  gef(brieben,  gum  Xb^il  auf  Sr« 
fud^m  ber  ffoiferin  ^ario;  unebirt  ift  nod^  feine 
^falmenerflömng.  ^IS  Sjeget  ift  Xf^top^^tt 
übermiegenb  Sompilotor  unb  fd^öpft  fel^r  oft  nid^t 
einmal  birect  ouS  ben  gricd(|ifd^en  93ötem,  fonbem 
aus  Sscer{)ten.  Son  feinen  fonftigen  Serfen  ftnb 
ermöbnensmertb  eine  meift  molooS  geboltene 
©d^rift  über  bie  3n:tbümer  ber  Sateiner,  bie  er 
auf  Sitten  eine§  feiner  SIerifer  Oerfa|te  (ob- 
gebmdtt  bei  Migne,  PF.  gr.  CXXVI,  221  sqq., 
aud^  bei  C.  Will,  Acta  et  scripta  de  contro- 
yers.  eccl.  Oraec.  et  Latin.,  Lipsiae  1861, 


1591 


Il^eottanuS  —  Sl^cofopljie. 


1592 


229  sqq.).  brei  $rebtgten  fox  Setel^ng  beS 
ihtuseS,  ttuf  SKatiä  D^erunö  wnb  auf  15  SKor- 
i^rer,  bie  unter  Sultan  %)>oftata  gu  %\bmopoü& 
(@trumni|a  im  SBilajet  @aIonifi)  ben  %oh  er- 
litten l^ten;  für  bie  Seitgefd^id^te  k>on  SSBid^tigfeit 
fuib  feine  giemtid^  )a^lrei(^  erl^aUenen  Sriefe 
(Migne  CXXVI,  807  sqq.),  bie  IlaiÖefa  ßaoi- 
Xix^  (ib.  249  sqq.),  berfaft  nad^  1081  oIS  Unter- 
toetfung  für  ben  um  1074  geborenen  $hn}en 
ßonftontin  (ben  @o]^  bed  ftaiferS  md^tl  2)u- 
fad  unb  ber  ffaiferin  SRoriaX  unb  einigermaßen 
oudl^  ber  um  1090  ge^Itene  gkmeg^ricuS  auf 
ftaifer  Wesiud  eomnenuS.  £]^eo))]^9laßS  SobeS- 
iaJß  ifi  unbefonnt.  Sine  Ausgabe  feiner  Sßerfe  Don 
ber  feionb  gfoScori^d  crfd^ien  }u  SSenebig  1754  ff. 
in  4  gjänben;  SRigne  (1.  c.  CXXni— CXXVI) 
bietet  einen  SlbbrudC  berfelben.  (9}gl.  Fabricius- 
Harles,  BibL  graec.  YH,  Hamburgi  1801, 
586  sqq. ;  SernorbuS  be  SRoffi  [f.  b.  «rt.],  bei 
Migne  L  c.  CXXTTT,  9  sqq.;  ^ergenröt^r, 
^^lotiiiö  m,  KegenSburg  1869,  782  ff. ;  ffrum- 
bad^,  @efd^.  ber  b^jontinifd^en  Siterotur,  2.  Stuft., 
183  ff.  463  f.)  [®am«  0.  S.  B.] 

$9e#tUiim$,  ein  gried^ifd^er  ©elel^er  („!Dla- 
gifkr  unb  $^ilofo))]^")  in  ber  stoeiten  C^olfte  beS 
12.  äol^^unberte,  ttuibe  Don  bem  ffaifer  SKonuel 
(Eomnenud  ju  UnionSDerl^anblungen  mit  ben  Sir- 
meniemunb3acobitent)enoenbet  Sti'eimal  (1170 
unb  1172)  erfd^ien  er,  begleitet  bon  bem  Sbte  bed 
ormenifd^  fflofierö  gu  $]^Uit)))o))eI,  Stman,  als 
®ef onbter  beS  ftatf  erd  gu  Stom-ftldl^  (am  (Supfycai), 
ber  Keftbeng  bed  armenif d^en  ff atl^olifod  9lerf eS  IV ., 
unb  l^tte  bort  iebeSmal  längere  SBef^nred^ungen 
über  bie  Seigren  unb  ©ebräud^e  ber  ormenifd^en 
fftrd^e,  namentlid^  über  ben  3Rono))]^9ftti8mud 
(ögL  b.  «rtt.  «rmcnien  1, 1337,  unb  9lerfe«  IX 
161).  3m  3. 1172  begab  er  fid^  Don  9lom-flIa]^ 
im  auftrage  feineS  ^erm  nad^  ffeifunium,  um 
cood^  mit  ben  Vertretern  bed  iacobitifd^en  ^atri- 
ord^  SRid^el  „beS  ®ro|en"  über  bie  Union  )u 
Dcr^beln ;  inbeß  blieben  bort  feine  99emü|ungen 
gang  erfolglos.  Ueber  biefe  9leIigionSgeft)ra(J^e  gu 
9tom«ffIa^  unb  ffeffunium  l^at  er  intereffante  SBe- 
rid^te  ^interlaff en  (abgebrudtt  bei  Migne,  PP.  gr. 
CXXXin,  119  sqq.),  mit  benen  aber  bie  Angaben 
beS  @))nr8  SBor-^ebröuS  (bei  Migne  L  o.  277  sq., 
not.  33)  unb  armenif^er  Sd^rififteOer  Diel- 
fad^  nid^t  übereinftimmen.  3ur  lateinifd^en  ffird^e 
nd^m  S^eorianuS  eine  freunblid^e  Stellung  ein : 
in  einem  Sriefe  an  gried^f d^e  $riefter  unb  9Rönd^e 
ermahnt  er  biefelben,  bie  fioteiner  olS  SBrüber  in 
Sl^frifto  gu  Heben,  unb  betont,  bo|  bie  SSerfd^ieben- 
^  in  ben  beiberfeitigen  ©ebröu^en  ben  @Iauben 
nidfit  berühre  (Migne  L  c.  297,  not.  43).  dmoUftd 
fei  nod^,  baß  2:l^eonanuS  mit  bem  $atriard^en 
^einri^  S)anboIo  (geft.  1182)  Don  ®rabo  eine 
auf  bie  Union  gmif d^en  ber  lateinifd^en  unb  ber 
grie^ifd^n  ffird^  begüglic^e  SSefprec^ung  l^otte 
(Migne  L  c.  XOIV,  409).  (95gl.  9.  SKai,  bei 
Migne L c. GXXXIII,  113  sqq.;  deillier,  Hisi 
des  aut  sacres  XIY ,  nouv.  ed. ,  634  ss. ; 


Vrfiaf  Ser-aRifelion ,  S)ie  ormenifd^  JMrd^c  in 
i^ren  Segiel^ngen  gur  b^gant.,  Sei))gig  1892, 
87  ff. ;  Jhumbac^,  ®efd^.  ber  b^gant.  fiittetatur, 
2.  »ufl.,  88  f.)  [3ed.l 

%l^t0f^^U  (deooocpCa)  ifi  bie  Segeid(|nttng  für 
ein  eigenartiges  ÜRittelbing  gmifd^en  t^eobgi{(|er 
unb  ))l^iIofo))^ifd^er  @otteSerfennini|.   Gemein« 
fam  ift  biefen  brei  gönnen  beS  mtn\dßfyn  Sc« 
fennenS  ber  ®egenftanb,  nämlid^  ®otteS  Se^ 
unb  3Bir!en;  Don  einanber  fd^eibet  fie  ber  einet 
ieben  gorm  eigene  ®eftd()tSt)unft,  Don  bem  ouS  fte 
®ott  betrad^tet.   SaS  gfunbament,  auf  bem  bie 
Xl^eologie  i^re  ®otteSIe]^re  aufbaut,  ^b  fo% 
SSkil^r^eiten  Don  ®ott,  meld^  ber  ^Ügemetn^eü 
ber  Wenfd^en  auf  übematurlid^iem  9Bege  geo|fen* 
bart  unb  burd^  bie  ffird^  Sl^rifti  gum  @(autei 
Dorgel^alten  finb.  9uS  biefen  für  aUe  ©lauBigm 
geltenben  2)ogmen  leitet  bie  £l^eoIogie  auf  bem 
SBege  ber  natürlid^en  Sentt)rogcffe  eine  9tet^  be» 
ftimmter  Sd^lu^folgerungen  ab.  ^inftd^tttd^  bieft^ 
® etoinneS  ber  Schlußfolgerungen  befinbet  fu^  nun 
bie  ^^ilofopl^ie  im  diidlange  mit  ber  Zoologie; 
aud)  fie  er^öU  i^re  Se|rfa^e  über  ®ott  burd^  na- 
turlid^eS,  logifd^  Sd^tu^olgem.  S)en  fpecifffd^ 
Unterfd^ieb  Don  ^(ilofo^l^ie  unb  Sinologie  bt- 
grünbet  bie  Serfd^ieben^eit  beS  9uSgangS))mift(§ 
beiber  SBiffenfc^aften.   SBei  ber  $]^iIofo^|ie  ge- 
l^ren  uämlid^  nic^t  nur  bie  @d^Iu|foIgerungen, 
fonbem  aud^  bie  erften  ißrämiffen  bofelben,  b.  ^. 
il^re  $rincit>ien  unb  SorauSf  e^ungen,  gum  3n^ 
beS  natürlid^en  SBiffenS.  %uf  ®ninb  ber  3)cn!« 
gefe^,  befonberS  oeS  SxiufalgefekeS ,  unb  auf 
®runb  beS  erfa^rungSmö|igen  Slor^onbenfetnS 
contingenter  unb  geitli^  entfte|enber  S)tnge  fd^tie|t 
bie  Ißl^Uofop^ie,  bo|  Dor  unb  über  benfelben  ein 
SSiefen  esiftiren  muffe,  meld^eS  aEer  ^ingt  Ie|te 
unb  felbfi  unDerurfa(^te  Urfad^  feL    Ipat  bec 
^l^ilofo))]^  bieß  erfannt,  fo  bemüht  er  fid;,  buc(^ 
logif  d^e  ®eban!enarbeit  Don  biefem  xivouv  dx^Tpv 
beS  SDeltaUS  eine  mbgli^ft  reine  3bee  gu  ge* 
»innen  unb  Dom  SBefen  unb  SBirfen  ®0ited  de 
bie  Sel^rfö^e  oufgufteflen,  meldte  aufgufle&en  bie 
Sefd^rönft^eit  feiner  SBenninft  i^m  geftatteL  Ser 
Zl^eofop]^  nun  Demd^tet  ben  fc^toerfalligen  unb 
menig  leiftungSf öligen  ^))arat  ber  ©QKogiSmen; 
er  miO  bie  mül^felige  ®ebanfenarbeit  beS  $$il0« 
fo))^en  unb  Xl^ologen  burd^  einen  fü^en  ^uf« 

Sd^tDung  feines  fd^auenben  @eifteS  in  baS  Sieid) 
»es  ^bfoluten  erf e^n.  SBenbet  ber  $(iIofop^  qu| 


®ott. 


0  mie  fit|  berfelbe  feiner  Srfenntnig  bot- 


[teilt,  bereitmilUgfi  baS  SBort  beS  ^ßfalmifien  an: 
qui  poBuit  tenebras  latibnlom  snum,  unb  ge* 
{te^t  er  ein,  baß  er  nur  baS  ®otteSmeT!,  ni^t  ober 
aud^  ben  9Reifter  beS  9BerfeS  unmitteßor  ober 
Don  Sngefid^t  gu  Sngefu^t  gu  fd(|auen  Decmöge,  jo 
bel^au^tet  ber  X^eofopl^  Don  fid^,  fein  ®eij!  fie^ 
Suge  in  Suge  feinem  ®ott  gegenüber  unb  toeibe 
babei  Don  bem  Sid^tmeer  überflutet,  ttdd^  tnt 
V)m  unmittelbar  gegentoärtige  g&tUii^  Sonne 
ber  SBa^rl^eit  in  i^n  |inetnftral^Ie.  3nfo(ge  begen 
lebarf  eS  felbftDerflänblidEi  für  ben  Z^eofoy^ 


1598 


Zl^eofopl^ie. 


1594 


Crtner  €9lIogidmen,  um  ®otted  S)afem  unb  Stgen- 
f (t)aften  §tt  etfennen ;  benn  oOeS,  naö  il^m  biefe 
t>on  @ott  dioa  berichten  Idnnten,  fd^aut  er  un- 
vülelbat  im  VntlU  ®0tte9  felbft;  er  beft^t  barum 
muj^  bie  ®otle9emnntnt|  mit  einer  &txoxipdt, 
Kri^^IHgfett  unb  fflorl^eU,  mit  ber  berglid^en 
oOd  SBi^en  ber  $^iIo{o))^ie  nur  9lQ$t  }u 
nouien  ift.  9ud  bem  nfimlid^  ®runbe  ift  ber 
Z^fopt  <axif  über  bie  Zl^eologie  erleben;  an 
bie  Stelle  ber  allgemeinen  unb  nur  mittelboren 
Offenbarung  tritt  beim  Zl^eotopl^en  bad  private 
unb  mimittelbore  ©d^auen  (S^otteS  felbft.  3)er 
Z^fo|>^  bcl^ouptet  mitl^in,  fid^  auf  ein  unmittel- 
bares €^üU(n  ber  göttlid^en  3Be{en]^eit  felbß  )u 
M^cn.  ^Detn  bamit  ift  ber  ßl^orafter  ber  Xl^eo- 
f opipie  no4  nid^t  abSquot  bef d^rieben ;  benn  f onjl 
m^fen  mir  oud^  ben  OntoIogiSmud  (f.  b.  9rt.), 
beffen  @runbprincit>  ebenfaOd  ein  Schauen  bed 
Sbfotuten  ift,  }ur  Zl^eofopl^ie  reii^nen.  SBaS 
bemnof^  bem  Sd^auen  oeS  Xl^ofopl^en  feine 
d^otterifii)(4e  g^rbung  gibt,  bad  fmb  bie  mit 
biefem  Stauen  oerbunbenen  m^ftifd^en  Setgaben. 
Ser  X^ofop^  i{!  jugleid^  ein  religiöfer  @d^mör« 
mcr,  ber  einem  unfloren  unb  gefö^rltdgen,  meti 
bem  ^[kmtbetSmuS  guneigenben  QJtpfttciSmuS  (f. 
b.  9rt.)  bulbigt.  '  SRon  fann  barum  fd^Ue^Ud^ 
bie  Z^fop^ie  begeid^nen  alS  eine  mit  reli« 
gidfem  9RqfticiSmu§  berbunbene  ®eifteSrid^tung, 
in  melc^er  ber  9Ren{d^  burd^  unmittelbare  93e* 
lu^rung  mit  bem  Slbfoluten  feine  „@ottedmeid- 
^eit"  ou8  bem  Sd^auen  @ottcfi  felbft  }u  fd^dpfen 
be^ouptet. 

^M  9Cuftreten  ber  Zl^eofopbie  in  ber  ®efd^id^te 
fällt  {ietfi  tn  bie  Seiten  bed  SBerfaUS  ber  eigent- 
lich $^i(ofop^te  unb  ber  (Erfd^ütterung  burd^ 
gtole  religiofe  Semegungen.  3)ie  an  fi$  felbft 
unb  i^em  93erm5gen,  burd^  eigene  Zl^t  bie 
93obrbeit  uberjeugenb  )U  finben,  irre  geworbene 
Sermtnft  fud^t  fu$  baburd^  neite  fiebenSfraft  gu- 
mfü^ren,  ba^  {ie  unmittelbar  auS  bem  fiebenS- 
bom  ber  emigen  SSal^r^eit  felbft  gu  trinfen  be- 
gehrt S^  geigt  fic^  biefe  Crfd^inung  fofort  beim 
crflen  auftreten  ber  Zl^eofopldie  in  ber  ©efd^id^te 
bcd  tDiffenfd^aftlid^en  S)en!enS.  ®Ieid^  l^eUen 
Weteoren,  bie  nad^  il^rem  Sorfibergange  nad^ 
feurige  Sahnen  l^inter  fid^  gurücflaffen ,  bann 
ober  gänglid^  erlöfd^^n,  l^atte  baS  teu(^tenbe  Stt'ci- 
gcfKm ,  !ßIato  unb  Striftoteied ,  am  gried^tfd^en 
S)enfeT^tmmeI  geglängt,  b<2tte  eine  ^eil^e  nid^t 
unbebeutenber  @<$üler  gemedt,  mar  aber  bann 
im  2)un!e(  bed  flad^en  unb  geifttöbtenben  S)og- 
mafiSmuS  ber  ftoifd^en  unb  epicurctfd^en  ^b^Io- 
fopbie  g&ngli(^  untergegangen.  9li(^t  mebr  ber 
feOrfüofe  (Seminn  maleren  SBiffenS  um  beS  SQSiffenS 
tmucn,  fonbem  baS  aSeinige  Streben  nad^  bem 
@enu|  eines  ruhigen  unb  glüdflid^en  fiebenS  mar 
bie  Aufgabe  ber  ^^ilofo^l^ie  gemorben.  @egen 
eine  fold^^  Smiebrigung  ber  SKJiffenfd^aft  mugte 
fid^  balb  eine  Sieaction  erl^eben.  @ie  erfolgte  in 
einer  imeifad^en,  birect  entgegengefe^ten  äBeife. 
Sueffl  rel^nte  ftd^  bie  Sfepfid  (f.  b.  %rt.  @!epti- 


ciSmud)  gegen  ben  bemunftlofen  3tt>ang  auf, 
meldten  ber  Dogmatismus  ber  @toa  bem  menfc^- 
lid^en  S)en(en  ant^un  mollte;  3urüdf^aUung  Jeg- 
(id^er  getoiffen  3uftimmung  marb  bie  $aroIe. 
^ber  biefe  Stcaction  ber  @fepfiS  fünbigte  felbft 
gegen  bie  menfd^Iid^e  iBemunft,  inbem  fie  ibre 
Anlage  unb  ftraft  für  bie  SBabr^eit  gu  tief 
berabfe^te.  Sie|  gebar  eine  neue  Steaction.  S)ie- 
felbe  menbete  fid^  ebenfofe)^  gegen  bie  @fepftS 
mie  gegen  bie  @toa  unb  gegen  ßptcur.  SSal^r  fei, 
leierte  fte,  ba|  bie  SBal^rbeit  nid^t  auf  bem  SBege 
ber  ©inne  unb  beS  biS€urfit)en  2)en(en8  gefunbcn 
merben  fönne;  aber  barin  irre  bie  @fepftS,  ba| 
bie  äBal^rbeit  bem  SRenfd^en  überhaupt  nid^t  gu 
X^etl  merbe.  3n  biefer  neuen  Sieaction  fd^Iug 
barum  bie  @Iepfid  in  i^r  DöüigeS  ©egentl^eil  um. 
3)er  pl^ilof opl^irenbe  (Seift,  ber  vouc  beS  SRenf d^en, 
lie^  fi^  nunmel^  unmittelbar  in  baS  emige  Sleid^ 
beS  2[ntelligibeln  l^inauftragen  unb  fd^oute  bort 
®ott  Don  Slngeftd^t.  Um  bie  SBenbe  ber  Seiten, 
ba  fid^  baS  ®efd^ide  ber  93öIIer  in  Set^Iel^em  er- 
füOte,  trat,  befrud^tet  Don  gried^ifd^er  2)enfarbeit 
unb  iübifd^er  SReligionSmeiSbeit,  biefe  neue  Srt 
beS  $]^tto|opbirenS  in  bie  ®efd^id^te  ein.  SS  mar 
^^ilo  (f.  b.  3lrt.),  ber  3ube,  ber  in  aiejanbrien 
bie  Sebren  eineS  ^lato,  iß^tl^goraS,  3<no  unb 
eieantbeS  mit  ber  SBeiSbeit  SRofeS'  unb  ber  la- 
ugen @d^riften  feines  SoHeS  gu  oerfd^metgen  jid^ 
bemühte;  er  fd^uf  l^ierbei  ein  Softem,  meld^eS  alS 
bie  erfte  erfd^einung  ber  Zl^eofopl^ie  in  ber  Sßiffen« 
fd^aft  betrad^tet  merben  mu|.  3m  menfd^Iid^en 
Sr!enntni|Dermögen,  leierte  $bil(>'  f^i  bie  fmn- 
lid^e  SBal^me^mung,  ber  Serftanb  unb  ber  ®eift 
gu  unterfd^eiben  (afe&ijjtc,  Xö^oc,  vouc).  3)ie 
Sinne  gaben  unS  nur  SBal^n  unb  @d^ein.  S)er 
X670C  fei  baS  93erm5gcn  ber  @d^Iugf olgerungen ; 
über  ibm  fte^e  ber  vouc,  baS  9)ermögen  ber  un- 
mittelbaren, inteDectuellen  Stnfd^auung.  !Rur  ber 
vouc  gebe  mirflid^e  ®emi|^eit,  unb  gmor  ba- 
burd^,  ba^  bie  göttlid^e  ©onne  ber  SEßal^rbeit  mit 
il^em  eigenen  Sid^te  in  ben  voüc  ^ineinftra^Ie. 
Siefe  ^nfd^auung  @otteS  fei  baS  le^e  3iel  unb 
bie  l^öd^fte  ®lädfe(tgleit  beS  ÜRenfc^en  ^ier  auf 
Srben.  3n  U)x  ttt^alU  ftd^  ber  Wenfd^  rein  con« 
templatio  unb  paffm;  töliig  miDenloS  mäffe  er  ftd^ 
®ott  l^ingeben  unb  bie  ^nfd^auung  als  ein  reines 
®nabengefd^enf  entgegennel^men.  2)er  SRenfd^ 
fönne  ftc^  gu  biefer  ^erablunft  ®otteS  in  feinen 
®eift  nur  negativ  dorbereiten,  inbem  er  fid^  gäng- 
lic^  feiner  ©innlid^feit  gu  entäußern  fud^e,  ja  ber 
vouc  mäffe  fi(^  aud^  oom  X670C  frei  gu  mad^en 
ftreben  unb  mäffe  fd^Iie|Iid^  fogar  ftd^  felbft  Der- 
laffen,  um  in  bie  Sinl^eit  mit  ®ott  eingugel^en, 
bei  ber  bann  ber  vouc  in  ®ott  unb  ®ott  im  vouc 
fei  @o  fei  bie  SScefe  bie  negatiDe  SSorbereitung 
auf  bie  böd^fte  ©lüdfeligfeit  beS  SRenfd^en,  bie 
m^ftifd^e  gfftafe. 

SBaS  bie  ale^anbrinifd^e  SieligionSpl^ilofopl^ie 
in  ^l^ilo  me^  mofaifartig  begonnen,  baS  marb 
unter  bem  Sinffuffe  ariftotelifd^er  ©d^riften  im 
9leuplatoniSmuS  (f.  b.  %rt.)  in  eine  abgerunbete. 


1595 


X]^eofot»l^ie. 


1596 


»iffenfd^afttid^e  gform  gebrad^i  3n  il^  getDonn 
ber  Sn^fticiSmuS  feine  eiceffujftegfonn;  bieX)^" 
\opfixt  toarb  burd^  SBeripenbung  ber  ßmonationS- 
lel^re  ^uc  Xl^eogonie;  gugleid^  k)erbanb  ftd^  mit 
ber  ©otteSmeiS^eit  baS  ©otteStoirfen  ober  bad 
SBunbert^uti;  ber  Sl^eofo))]^  marb  gum  Z^eurgen. 
3)er  bebeutenbfte  Seigrer  beS  92eu))Iatonidmu8  toor 
$Iotin  aus  S9b)»oIie  (205—270  n.  (S^r.).  Sad 
Srfle,  t)on  bem  Med  ausgegangen,  ift  nad^  i^m 
bad  eine  (t6  Sv).  S>iefed  Sine  fei  über  allen 
®egenfa(  erleben,  bBQig  formloe  unb  unbefd^reib- 
lid^.  ilvLi  iffta  gel^e  burd^  (Emanation  baS  SBiele 
f)txt)ox,  ol^ne  ba|  eS  babei  etmad  oon  bem  Seinen 
oerUre.  S)ie  erfte  ®eburt  biefer  ßmanation  fei 
ber  vouc,  baS  Sbbilb  bed  Sinen.  3)a  er  ber  9u8- 
f[u|  bed  Sinen  fei,  fo  menbe  er  fid^  naturgemäß 
)u  bemfelben  )uräd!  unb  merbe  baburd^  erfennenb. 
2)er  vouc  erlenne  baS  Sine  unb  erlernte  fid^  felbfl; 
inbem  er  fid^  felbft  erlenne,  f d^ue  er  aber  aud^  bie 
äbeen  ))on  Mem  in  fid^.  9u8  bem  vouc  gel^e  fo- 
ttol^I  bie  allgemeine  SBettfeele  toie  bie  Wenfd^en- 
feele  l^erDor.  S)ie  finnlid^e  Srlenntniß  ber  ©eele 
fei  blo^  Xraum.  SBal^re  Srienntniß  fomme  erft 
Dom  voüc,  toeld^er  bie  3been  oud  ftd^  l^erauS  ent- 
loidfle  tmb  in  ftd^  felbft  fd^aue.  2)urd^  ein  befon- 
bered,  au|erorbenUid^eS  Sid^t  f  önne  nun  bie  Seele 
Dermitteß  il^red  vouc  gum  @d^auen  bed  Sinen 
felbft  gelangen,  ©el^e  biefeS  Sid^t  ©otteS  im  vouc 
auf,  bann  oerfd^toinbe  auS  il^m  mie  bie  92ad^t  oor 
ber  @onne  aQed  SSorfteQen,  Stegreifen  unb  äBiffen ; 
e8  bleibe  nur  bie  Serü^rung  mit  ®ott,  bei  ber 
Stnfd^ung  unb  9ngef(^aute8  ein  unb  baSfelbe 
merbe  (aTidcocnc).  ^lö^Iid^,  ol^ne  aQe  Vermitt- 
lung, erfd^eine  biefeS  fitd^t  in  ber  Seele  unb  er- 
füOe  fie  mit  SBonne  unb  Seligfeit;  bieß  fei  bie 
(Effiafe.  Sie  fei  baS  oöQige  Slufge^en  ber  Seele 
in  bem  Sibfoluten.  2)urd^  aScetifd^e  9eldm))fimg 
ber  Seiblid^feit  lönne  man  fid^  auf  ben  empfang 
biefed  Sid^teS  oorbereiten.  —  2)er  große  Sd^üler 
$IotinS,  $or)>|9r,  begnügte  ftd^  bamit,  bie  Se^ren 
feined  9ReifterS  ju  orbnen  unb  fd^riftlid^  nieber- 
gulegen.  Sei  Samblid^uS,  bem  Sd^üler  ^oxp^tß^, 
Derlor  ber  9leu))Iatoni8mud  iebenmiffenfd^aftli^en 
@e|^alt  unb  artete  in  3)ämoni8muS  utü)  $ol9- 
t^eiSmud  aus.  Sctmblid^ud  felbft  mürbe  oon  fei- 
nen Dielen  SSerel^rem  aß  Sßunbertl^äter  gepriefen 
unb  6  0e6c  genannt.  3u  emfterer  mif[enfd^aft- 
lid^er  SBefd^äftigung,  bie  fid^  befonberd  bad  Som- 
mentiren  platonifd^er  unb  ariftotelifd^er  Sd^riften 
gum  (Segenftanbe  nal^m,  leierte  ber  9{euf)IatoniS- 
muS  in  ber  atl^ienftfd^en  Sd^ule  gurfidC.  SlEein 
aud^  l^ier  mar  ber  m9ftif(|-t]6eofo))]^ifd^e  @runbgug, 
namentlid^  bei  $roc(u8,  unDerfennbar.  3m  an- 
fange bed  9.  Sal^rl^unbertd  toorb  burd^  bie  Jhnntniß 
ber  gried^ifd^en  S))rad^e  3o]^.  ScotuS  ßrigena 
(f.  b.  ^rt.)  mit  ber  Xl^eofo)>l^ie  unb  ber  ßmana- 
tionSIel^re  beS  9ieu))Iatonidmu8  belannt  unb  ver- 
traut infolge  beffen  geigt  baS  Softem  bed  (Sri- 
gena  unoerfennbar  ben  tl^eofopl^ifd^en  ©runbgug. 
S^id^terin  aller  9Ba(r]^eiten ,  einfd^Heßlid^  ber 
Sluctorität  unb  3lu3legung  ber  l^ligen  Sd^rif- 


ten,  ift  nad^  il^m  bie  Qemunft.  Sie  mac^e,  bog 
^l^ilofopl^ie  unb  X^eologie,  SBiffen  unb  @Iqu> 
ben,  im  @runbe  einS  feien.  Sn  ftd^  fei  {ie  eine 
bunQe  Subftang,  aber  bie  Sonne  bed  SBotteS 
®otteS  fei  in  fte  eingefentt,  unb  in  biefer  Sonne 
erfenne  fie  Wk,  unb  fd^oue,  tooin  fte  tooUtommen 
fei,  unmittelbor  (Sott  felbft,  ober  rid^tiger,  bann 
fd^aue  (Sott  ftd^  felbfi  im  SRenfc^en.  Surd^  3o^ 
Scotud  Srigena  gemann  ber  9leupIatonidnm3 
einen  fd^&blid^en  (Einfluß  ouf  bie  (Sefiattmig  bei 
„beutfd^en  aRi^ftir,  beren®egranber9Reifletei- 
|art  (geft  1327 :  f.  b.  «rt)  mar.  SReifier  (Ed^oct 
mirtte  befonberd  ourd^  ^rebigten.  Sc^tmtbgtDünjig 
benfelben  entnommene  Sa|e  oerfielen  ber  pd))fi* 
liefen  (Eenfur.  S)er  (Srunbgug  feiner  Seiten  nxa 
t^eofopl^ifd^-emanatiftifd^.  S>te  (Bottl^it,  lel^ 
^Reifter  üdfyxtt,  fei  ein  einfad^eS,  unterfd^tebs- 
tofed  SBefen,  baS  ftd^  felbft  Oerborgen  fei.  3n 
biefe  emige  gfinftemiß  be«  göttltd^en  SBefenS  leu^ti 
aber  bad  Sid^t  bed  9}aterS  unb  gebdre  ben  So^; 
inbem  ^  nun  ber  Sater  im  Sol^ne  liebe,  „geipe' 
er  ben  ^eiligen  ®eift.  9lun  fei  aber  @ott  bod 
äßefen,  meld^eS  aDe  SBefen  als  einS  unb  oerf^Iun* 
gen  in  fid^  fd^Iieße.  Snbem  ie|t  ber  Spater  bo§  g5ti> 
lid^e  SBort  fpre^e,  f|)red^e  er  mit  gtei<^  9{otl^ 
menbigfeit  unb  (Etoigfeit  aud^  alle  2Befen  im  äSotte. 
2)ie  Sd^öpfung  fei  barum  ebenfo  notl^menbigunb 
emig  mie  baS  SBort ;  fie  mtrb  oon  düfoxi  ni(^t 
feiten  burd^  fold^e  %uSbrüd!e  toiebergegeben,  b(^ 
(Sott  ben  SBefen  gegenüber  nid^t  me^r  tranfcenbent, 
fonbem  il^nen  immanent  erfd^eint  3n  ber  menf^* 
lid^en  Seele  feien  nun  bie  noturlid^en  ffräfte  unb 
ber  (Seift  gu  unterfd^eibeit.  2e|terer  fei  JtcA 
SfünRein"  ber  Seele  unb  ®otte3  «bbilb  in  ber 
Seele :  er  fei  ,,etma8  Ungef(!^ö))flid^e§  unb  (B5tl* 
lic^eS''.  S)iefer  ®eift  fei  baS  Organ  ber  (£on- 
teritplation ;  benn  menn  ber  ÜRenfd^  ®ott  fc^en 
foUe,  fo  lönne  er  bieß  nur  in  einem  Stifte,  bo^ 
®ott  felbft  fei  SoOe  9bfage  oon  ber  Sünbe, 
k)oae8  Sbfd^eiben  oon  ben  Jhöften  ber  Seeb,  boUe 
pafftoe  Eingabe  an  ®ott  feien  bie  SBebtngungen, 
burd^  meldte  ft^  ber  9Renf^  auf  bofi  Sd^um 
®otteS  oorbereite.  S)ann  entguitbe  ftd|  boS  Sid)t 
®otteS  in  ber  Seele,  unb  ber  !Dlenf4  merbe  )um 
Sol^ne  ® otteS  fe(bft  geboren,  ntd^t  nur  gum  abop* 
tioen,  fonbem  gttm  natärlid^en  So^ne  (Sotte§,  bet 
aud^  in  (S^riftuS  SRenfd^  gemorben  fei  3)a 
SD^enfd^  merbe  alfo  in  ber  m9ftif(^en  Sd^ouung 
oergottet  unb  erfd^eine  aä  baS  Organ  ber  doD* 
enbeten  unb  not^menbigen  Selbftgeburt  @ottel 
Offenbar  ein  emanatiflifq-pantl^eifUfd^er  @d)anb. 
S)er  (Einfluß  aRdfter  (Edt^ortS  gdgt  ftd^  befonberS 
bei  3ol&.  Xoubr  (geft  1361)  unb  ber  bem  8unbe 
ber  ®otteSfreunbe  entftammenben  Sd^rift  «3)ie 
X^eologia  beutfd^",  beren  erfte  gebrudte  SuSga^e 
im  3. 1516  fintier  beforgte, 

S)ie  eigentlid^  unb  extreme  Z^fo^^te  bd 
fd^eibenben  aRitteloIterS  unb  ber  anbredbmben 
neuen  3^  t^tt  aber  in  {»totefiantifd^  Kitijm 
il^e  ^eimat  2)ie  mit  großer  ®eioaIt  in  bie 
ÜRaffen  gemorfenen  3been  Sutl^erS  über  bie  £oS» 


1597 


X^6ot  —  X^tpffiUa, 


1598 


Idfimg  be9  Stenf^en  t»on  bec  (ird^Iid^en  Suctotttöt 
uitb  baft  Settiauen  aiif  ben  eigenen  @etft  bet 
6d)nftoiifibgttng  mußten  in  m^ftifd^  unb  p^an» 
ia^oU  Deranlogten  ©emätl^  eine  unflore  @ö^* 
nmg  Notrufen.  2Bir  fe^en  barum  auä^,  mit 
no4  h^  Sttt^d  Sebjeiten  bie  ^beutjd^e  Xl^eo- 
füf^ic''  unter  ben  ®Iauben8neuerem  i^ren  Sin- 
)U9  (dlt  9Rit  betfelben  fmb  befonberS  bie  9{amen 
Ofionbcr,  Sadixtr  @d(in)enffelb,  Seboftian  gfroncf, 
9a!nttin  aBcigel  unb  Socob  95^me  (f.  b.  Strtt.) 
Dcrbunbcn.  SBon  biefen  ift  bei  le^te  Der  bebeu* 
tmbpc.  aacob  SBöl^me  (1575—1624),  ber  reb- 
Mdj^  64u^ma4ennei{ter  aui  @M\i,  erfreute  ftd^ 
etna  iDunbcrboren  $^anta{ie  unb  t)iftonörer  Qu» 
fidnbe.  3n  (e|teren,  \o  beliau))tete  er,  l^abe  fid^ 
bad  göttliche  fii(i^t))rinci|)  in  i^n  eingefenit  unb 
i^n  IUI  nUffHfc^en  @d^auung  befäl^igt.  3n  biefer 
6(9^uung  burddfd^ue  man  alle  Singe  unb  bie 
£tffca  ber  ®ott^ett  felbft.  3m  fitd^te  ®otte3  l^abe 
er  borum,  fo  berichtet  Sö^me  meiter,  Mtd  ge* 
[e^,  unb  mer  borum  il^m  toiberftreite,  ber  niiber- 
firtüe  ®ott  unb  empfange  bie  ^öQe  als  feinen 
"änl^  S)ie  Seigre  Söl^me'S  l^at  einen  gnoftifd^- 
manic^if^en  ß^oralter.  ®ott  fei  an  ftd^  nine 
Unbefttmmtl^t  unb  nid^tS,  baS  mysterium 
magnnm;  er  t5nne  fld^  nur  offenbaren,  inbem  er 
p4  in  ben  ®egenfa|  }ti)eier  ^rtncipien  f<i^cibe, 
be§  Sit^tcd  unb  ber  ginftemi^.  3)a3  geuer- 
pxmdp  nun  fei  ber  Sater :  baS  fiid^t,  bad  au8 
t^  ouSgel^e,  oer  @o(n ;  uno  ba§  gegenfeitige  3n- 
einanberfein  Don  geuer  unb  Sid^t  fei  ber  l^ilige 
@eifL  S)ie  ^btfiemi^  aber  fei  bie  etoige,  bunfle 
9latur,  ftc  toerbe  nid^t  ®ott  genannt.  %ud^  fönben 
fi4  in  ®ott  no^  bie  fteben  ^^laturgeftalten''.  2)a8 
®an]e  ober  bilbe  ben  tl^eogoni|d^en  @id^'&nt- 
faItungS))ro)e^  ®otteS.  Sr  finbe  feine  ^ortfe^ung 
im  fo^mogonifc^en  $ro)e|.  2)er  foSmifd^e  ^egen- 
fa|  oon  Si^lt  unb  gfinftemi^  merbe  nid^t  nur  gur 
t^gonifc^en  Sntttidelung  ®otte8,  fonbem  aud^ 
jum  et^d^en  ®egenfa^  bon  ®ut  unb  SBöf e.  2Bä^- 
renb  nunbad  Sdfe  in  @)ott  nid^t  offenbar,  fonbem 
burc^  bad  ®ute  gebunben  fei,  trete  @ut  unb  93öfe 
in  ber  SBelt,  bie  auS  beiben  $rtncipien  geboren 
fei,  ouft  einanber  unb  fei  ein  not^menbigeS  Attribut 
iebefi  SßefenS.  fieib  unb  @eele  beS  9)ienfd^en  §er- 
^ebtt  in  [e  bret  ^rinci))ien ;  bie  @ee(e  fd^eibe  ftd^ 
in  bie  feurige  Seele,  in  bie  Sid^tfeele  unb  in  bie 
t^ierifd^  Seele:  ber  Seib  l^ingegen  in  ben  l^imm- 
nfc^n,  ben  fioerifd^en  unb  ben  elementarifd^en 
Seib.  9B«itered  f.  in  bem  Slrt.  Sö^me.  Sie  ®runb- 
luge  »on  SÖ^me^d  Seigren  ^aben  baburd^  93e- 
ooitung»  bd|  fte  Don  großem  (£inf(u|  auf  bie 
t^fo|)l^tfd^en  Speculatbnen  grang  93aaber3  unb 
bur^i  Qoaber  ouf  bie  Ie|te  ^eriobe  ber  @d^elling« 
ifyn  ^^lofopl^ie  gemorben  fmb.  Siefer  Stnflu^ 
iDurbt  auf  SBoaber  unb  Sd^eUing  (f.  b.  ^rtt.) 
m4t  nur  unmittelbor  burc^  bie  @d^riften  SBöl^me'8 
au^dibt»  fonbem  aud^  burd^  bie  Vermittlung 
üon  @t.  SRartin  (f.  b.  Slrt.)/  ber  im  9Iu§gange 
btil  18«  3a^unbert8  ber  Söl^me'fd^en  £]^eo- 
fop^  in  gnsrnfreid^  ^Verbreitung  oerfd^affte.  S)a8 


gefc^5))flid^e  SEBiffm,  lel^rt  Saaber,  beftel^e  nur 
burd^  ein  unmittelbares  ^ßingerüdtfetn  in  baS 
Unoiffen''.  SaS  SBiffen  ber  greatur  fei  bamm 
nur  aJlittoiffm,  nömlid^  ein  äBijfen  burd^  baS 
göttliche  UrU)i|fm  unb  mit  bemfelben.  9QeS  ge» 
fd^öpflid^e  SBiffen  beginne  bamm  mit  einem  Sm- 
pfangm  ouS  bem  göttßd^en  Urtoiffm,  unb  biefeS 
SBiffen  fei  ber  ®Iaube.  92ad^bem  toir  aber  in 
biefem  ©tauben  baS  SBiffm  empfangen  l^ten, 
Unntm  tt)ir  in  bm  Snl^It  beS  ®eglaubtm  ein- 
bringen. Solange  berfeße  unS  nod^  berl^üOt  fei, 
fei  er  ein  SJ^^fterium;  fobalb  toir  aber  baS  im 
SDtQfterium  enthaltene  barauS  mttDid!elt  litten, 
toerbe  eS  Aur  science  exacte.  Seber  @IaubmS« 
inl^alt  fei  bamm  aud^  SBtffenSinl^alt;  eS  gebe  feine 
unberänberlid^enSogmm;  biefelbm  müften  t>\tU 
mel^r  bon  unS  erläutert  unb  bem  ®eifte  ber  3(tt 
entfpred^enb  fortgebilbet  merben.  ^Ran  fielet  beut- 
lid^  ben  t^ofop^ifd^en  Sl^arafter  biefeS  @QftemS. 
9lad^bem  einmal  an  bie  Spi^e  beSfelben  ber  @a| 
gefteHt  ift,  ba|  unfer  SSiffen  eine  unmittelbare 
X^eilnal^me  am  göttlid^en  äBiffen  fei,  finb  bi« 
gfolgemngen,  ba|  eS  für  unfer  SBiffen  leine  xoM* 
lid^en  ÜR^fterien  me^ir  gebe  unb  bie  ganje  Offm- 
bamng  ber  prioaten  Semunft  unterworfen  fei, 
nur  confequent.  2)urd^  ben  6influ|  SSaaberS 
mürbe  Sd^eüing  )um  Stubium  ber  ftlterm  SOt^- 
ftifer,  befonberS  iBöl^me'S,  getrieben.  Saburc^ 
Iö|t  ftd^  in  ber  ©d^eUing^fd^m  ^l^ilofopl^ie  eine 
britte  $eriobe  unterfd^eiben,  meldte  eine  burd^auS 
mpftifd^-tl^eofopl^ifd^  »id^tung  einfd^Iögt.  Sie 
t^eofopl^ifd^en  ®ebanfen  lagen  Sd^elling  über* 
l^aupt  nic^t  fem;  inbem  er  nömlid^  gum  9uS- 
gangSpunlt  für  bie  aprioriftifd^e  Sonftmction 
feiner  $^ilofopl^ie  bie  unmittelbare  inteSectueUe 
^nfd^auung  beS  ^bfoluten  mad^te ,  l^atte  er  baS 
®mnbprtncip  ber  Sl^eofopl^ie  ftd^  bereits  an« 
geeignet.  93on  biefem  auSgel^enb,  mtmicfelte  er 
bann  fein  Softem  bem  Sö^me'fd^en  Sd^ema  mt- 
fpred^enb.  3n  biefem  Softem  nimmt  Sd^eUing 
ben  äuSgangSpunft  oon  bem  innem  t^eogonifd^m 
^rogeg  in  (Sott :  biefen  lä|t  er  bann  im  foSmo- 
gonifd^en  $roge|  gur  Offenbamng  fommen  unb 
im  $ro§e|  ber  ßrlöfung  feine  Sollmbung  er« 
langen.  So  ift  ber  ©mnbgug  ber  Sd^e&ing'fd^en 
Soctrin  ein  tl^eofopl^ifd^er  ßmanationSpantl^eiS- 
muS. — 3n  ber  ©egenmart  geigen  ftd^  tl^eof  opl^ifd^ 
Seftrebungm  oomel^mlid^  m  bem  Serfud^,  bub> 
bl^iftifd^e  Seigren  unter  unS  l^eimifd^  }U  mad^en. 
Siefem  Seftreben  bient  namentlid^  bie  S^itfd^nft 
„Sie  Spl^inj".  (3ur  Siteratur  ögl.  man  bie  be« 
lannteren  SBerfe,  meldte  über  ®efd^id^te  ber  ^l^ilO" 
fopl^ie  l^anbeln,  fo  befonberS  bon  Sllb.  Stödfl, 
erbmann  unb  Uebermeg.  Sei  Uebermeg  finbet 
man  aud^  im  einzelnen  burd^  SoUftönbigfeit  auS« 
gegeid^nete  fiiteraturangaben.)  [®e9fer.] 

$66of,ffat]^arina,f.®erle,e|riftopPnton. 

%^toU%0Si  fBeiname  ber  atterfeligftm  Jung- 
frau, f.  ajlaria  VIII,  722. 

Pcp^iffo,  f.  XeplEiilla;  Sl^ep^illin  (Xe« 
pl^illin),  f.  !p$9laftenen. 


1599 


2:]^erQ))eiiten. 


1600 


^ietapenim^  ifibtfd^  asceten  um  bU  3<it 
e^rifti,  fmb  nur  burd^  ^W^  (f.  b.  «rt.)  ©d^rift 
De  vita  contemplatiya  begeugt  !Rad^  ber  bort 
gegebenen  @d^Ubenmg  toattn  bie  Xl^apeuten  in 
Dielen  ©egenben  ber  ßrbe,  befonberS  jal^Ireii!^  aber 
in  9(egQ))ten  Derbreiteh  SBer  fd^  il^rer  2)enftt)ei{e 
onfd^Io^,  )>flegte  fein  SBeft^tl^um  ißerwanbten  ober 
t^reunben  ju  überlonen,  in  bie  grembe  ju  jie^en 
unb  an  einfamem  Orte  ^(ufent^It  gu  nehmen. 
3n  ber  "Släf^  t)on  Slejanbrlen  l^otten  fie  eine 
SJtuftemieberlaffung  Don  ^Dtännern  unb  f^rauen 
(meift  bejal^rten  3ungfrouen).  ©ort  »ol^nten  jie 
in  fleinen  ^aufem,  Don  benen  iebed  ein  heilig- 
tl^um  (aeiAveiov,  (lovaoD^piov)  entließ,  wo  ^e  ein» 
acin  ben  gongen  Sag,  Don  Sonnenaufgang  bis 
Sonnenuntergang,  bem  Stubium  ber  l^eiligen 
Sd^rift  oblagen :  fte  erfförten  biefelbe  aQegorifd^, 
tooUx  i^nen  ©d^riften  „alter  aRönner,  »eld^e  bie 
Stifter  ber  Secte  moren",  als  SBorbilb  bienten; 
QU(!^  bid^teten  fte  ^Qmnen  auf  ®ott.  ^aä)  Sonnen* 
Untergang  Derlie^en  fie  baS  ^eiligt^um,  um  ein« 
geln  Speife  unb  Sranf  (Särob,  Salg,  ^fop, 
Sßaffer)  gu  ftd^  gu  nel^men  tmb  bann  }u  fd^Iafeti ; 
mand^e  biefer  ^Sceten  genoffen  erft  nad^  brei  ober 
gar  nad^  fed^d  Xagen  bie  notl^menbige  Stal^rung. 
äl^re  Sßo^nung  Derlie^en  fie  nur  am  7.  unb 
49.  begto.  50.  2age.  9tm  7.  Derfammelten  fie  fid^ 
in  einem  gemeinfamen  |)eiligt]^um  (xoiv6v  <je|x- 
veiov),  tt)o  burd^  eine  Sc^eibeioanb  SRönner  unb 
f^rauen  Don  einanber  getrennt  waren ;  bort  l^iclt 
ber  5leltcfte  einen  Sortrag  mit  allegorifd^cr  Sd^rift- 
erflörung.  9ef onberS  bemerfenSmertld  war  baS  gfeft 
Dom  49.  bis  gum  50.  £age  (nad^  bem  Sfiaf^a  ?). 
S)ann  erfd^ienen  fte  toei^  gelleibet  gu  einem  ^ei* 
ligen  f^reubenmaldle.  92ad^bem  fte  il^re  ^lö^e  ein- 
genommen, bie  SRänner  gur  Siedeten,  bie  Stauen 
abgefonbert  gur  Sinfen,  beteten  fie  ftel^enb  gu  ®ott, 
ed  möge  ba§  gfreubenmal^I  i^m  angenehm  fein,  unb 
bann  erörterte  einer  ber  Seltefien  eine  SteUe  ber 
l^eiligen  Sd^rift  nad^  il^rem  tiefem  Sinne,  ^ier« 
auf  fangen  fie  eingeln  ^^mnen,  mä^renb  in  bie 
Sd^Iu^Derfe  ber  gange  6!|or,  ÜRänner  unb  t^rauen, 
eittftimmte.  SSon  jüngeren  SKitglicbem  beS  Ser» 
ein§  —  nid^t  etttja  Don  SflaDen ;  benn  bie  SflaDerei 
Derabfd^cuten  fte  —  mürbe  nun  ein  lifd^  l^erein- 
gebrad^t,  auf  meld^em  fidj  bie  „afler^ciügfte  S})eife'' 
befanb,  gefauerteS  93rob  mit  einer  3ugabe  Don 
Salg  unb  Y)fop ;  aI8  Oetrön!  bei  bem  bann  fol- 
genben  SDla^lc  biente  SBaffer,  nid^t  ettoa  SSSein, 
beffcn  ®enu|  fte  Dermarfcn.  5Rad^  bem  SWable  be» 
gann  bie  „l^^iltge  IRod^tfeier''  (Ttawu^fc).  68  bil- 
beten  fid^  gtoei  K^öre,  ber  eine  Don  ben  SKänncm, 
ber  anbere  Don  ben  gfrauen,  unb  fangen  ^^mnen 
auf  ©Ott,  balb  gemcinfam,  balb  in  SBed^fel- 
qefängen.  Wobei  bie  gl^öre,  SlnfangS  getrennt, 
jpäter  gu  einem  Q^l^ore  Dereinigt,  gugleid^  feierlidbe 
3:änge  miffül^rten.  Wie  ^Jl^ilo  meint,  in  Sladg- 
al^mung  ber  gj.  15, 1. 20  bcrid^teten  Qfeftgefänge 
unb  SReigentönge.  Sei  Sonneitaufgang  fanb  biefe 
Seier  i^r  gnbe ;  JJlönncr  unb  gfrauen  flehten,  bie 
^önbe  gttm  ^immel  erhoben,  ©ott  um  einen  glüdf« 


lid^en  Zag  an  unb  f  e^en  bonn  ein  ieber  gu  feinem 
^tligt^ume  gurfid.  So  toeit  ^^ilo'SSt^ilbtnmg, 
bie  augenfd^einlid^  fe^r  unDoDftonbig  ift.  Se|üg- 
lid^  beS  !Ramen8  X^eropeuten  lä|t  er  eS  utigetoi^, 
ob  bie  SlSceten  benfelben  be|^Ib  führten,  toetl  i^ 
^l^Iofopl^ie  bie  Seele  Don  ben  Seibntfc^aften 
beute  (thoaireüeiv  =  l^en),  ober  aft  ^Kener, 
Serel^rer  oer  ©ottl^eit  (^paireusiv  =  bienen, 
eieren).  9Ba|renb  !ßl^Uo  bie  Xl^erapeuten  fär  eine 
iübifc^e  Secte  l^ielt  unb  fte  gegenüber  ben  9dfe^ 
bau  unb  ©ewerbe  treibenben  Sfienem  (f.  b.  9rt.) 
ate  ^l^ilofopl^en  ^inftettte,  ernärteeufebm§(H.£. 
2, 16. 17)  fie  für  bie  ölteflen  d^riftlid^  «Sceten, 
unb  i^m  folgten  bie  \pMtttn  Sd^riftftener  Bis  gum 
16.  Sal^l^unbert ;  bamalS  befäntpften  bieWQgb^ 
burger  Senturiatoren  biefe  Slnftc^t  gunö<^{i  onS  p> 
lemifd^em  äntereffe.  Später  Wttrbe  aud^  Don  btn 
meiften  latl^olifd^en  ©elel^rten  ber  iflbifd^e  d^ 
rofter  ber  Don  ^l^ilo  gefd^ilberten  Sede  gugegeben. 
9leuerbingS  Derfud^te  iebod^  $.  6.  SuduS  (^um 
X^eil  na^  bem  IBorgange  anberer  ^ijlorifer),  bot 
!Rad^WeiS  gu  fül^ren ,  ba^  bie  S^rift  De  viU 
contemplativa  nid^t  Don  $]^iIo  letrü^rc,  fon» 
bent  eine  etwa  um  bo3  Sa^r  300  in  9legt}pten  Der« 
fa|te  d^riftlid^e  Senbengjc^rift  fei,  bie  ben  ^totd 
Derfolge,  unter  ^^ilo'S  92amen  baS  eben  enl> 
ftel^nbe  d^riftlid^e  Snönd^t^um  gu  empfehlen  unb 
i^m  ein  l^ö^ereS  Filter  gugufd^reiben.  S)iefe  Slnji^t 
fanb  Dielfac^  3uftimmung,  unter  Snberen  ouc^ 
bei  %  ^amadf.  3nbe|  würbe  fd^on  balb,  namcnt- 
lid^  Don  pl^ilologif^er  Seite,  bie  Sed^t^eit  bei 
Sd^rift  De  vita  contemplativa  noi^gemiejen 
unb   bamit   ber   SuduS'f^en    ^^pot^efe  i^re 
©runblage  entgogen;  man  neigt  be^botb  gegen« 
wärtig  meift  Wieber  gu  ber  frühem  9nfu^t,  bog 
$]^Uo  ifibifd^e  ästeten  fd^ilbere,  bie  Diefltit^t 
aus  Jhdfen  ber  Sd^nftgelel^rten  in  ber  Sioipora 
l^erDorgegangen  waren.  ^UerbingS  fd^eint  et  bie» 
felben,  obglei(!^  in  ber  ^uptfad^e  fdne  ^ar* 
fteQung  glaubwürbig  ift,  gu  ibealiftren,  ba  ei 
wol^l  ün  jübifd^feS  ©egenftud!  gu  einer  Schübe« 
rung  beS  Stoif^  Sl^äremon  liefern  woSte,  btc 
ftd^  auf  bie  oberftcn  ftloffen  ber  äg^iptifc^n  (^ib» 
nifd^en)  ^nefterf^aft  begog  (SJBenblonb  [f.  \l\ 
754  f.).  ^ud^  ber  92ame  Sb^rapeuten  fd^elnt  ein 
entlel^nter  gu  fein,  ba  er  in  l^eibnifd^en  Snfd^nften 
namentlich  inSBegugauffol^gebraud^twirb,mel(^e 
fid^  bem  ^ienfte  ögqptifd^er  ©ott^eiten  wibmetcn 
(2BenbIanb  735).  S)ie  ©loubwurbigfdt  ber  pbi< 
lonifd^en  Sd^nft  DorauSgefe^t,  ifl  t^eologif^  tnter* 
effant  bie  bort  benotete  9Bert^(^a^ung  ber  3ung« 
frätilid^feit  bei  biefen  {fibifcl^en  SSceten.  üm^ 
fd  nod^  bie  ^Qpotl^cfe  9tirfd^fö  (f.  u.),  wono^  bie 
meiften  SRitglieber  ber  Xl(|erapeuten*6olonie  e^ 
malige  jiübif  d|e  $riefter  DonSerufatem  gewefen  feien, 
bie  ftd^  gum  ©lauben  an  JefuS  K^nftuS  befebtt 
unb  bann,  um  ber  Verfolgung  beS  S^nebriumS  gu 
entgelten,  um  ba§  3a^r  35  mit  i^ren  gfdnnlien 
na^  ^egQpten  ge^d^tet  Ratten.  (93gt  £uduS,  S)ie 
Sl^erapeuten  unb  i^re  Stellung  in  ber  ®efd^t<bte 
ber  aiscefe,  Strasburg  1879;  9)irfd^I,Sie2^<i- 


1601 


Xl^era|)^im  —  Thesaurae. 


1602 


lieittai;,  Ololiti  1890:  Oonybeare,  Philo  abont 
tbe  eovtemplative  Ufo»  oritically  edited  wiih 
m  d«feD06  of  ita  gemdneneBS,  Oxford  1895 
[DfiL  bQ|u  S^bL  amtfeum  für  Sinologie,  91.  g. 
LI,  157  ff.];  Dmmmoiid,  nt  The  Jewiä 
Qaartorly  Beiiew  Yin  [18951  155  ff.;  S. 
St^i^nr,  in  bcr  Xl^Ioe.  SÜeroiurjeitung  1895, 
885  ff.  608  f.  [geficn  bie  e^tl^] ;  S>arf.,  @eff!^. 
bd  ib.  SdM  im  3eitQUer  3eftt  «Ü^tifü  m, 
&  StijU  8d9a.  1898, 585  ff.;  !ß.  SBenblonb,  2>ie 
SQggjieuten^tn  ben  Sa^tbud^em  f.  ctafj.  $^tIo(., 
XXIL  @ti)it)Iemeiiaanb  1896,  693  ff. ;  ®.  StA» 
go;  fai  bcr  SUmd^enec  SOlgem.  Seitung  1896, 
ScOogelll^lf.)  [Sed.] 

UknuffaiL  j.  SfeHfd^iSnmS  IV,  1454  ff. 

«mpo,  ble  1^1.,  f.  ZerefiQ. 

VfClf«  (ron^  f  L&garde,  Onoxn«  21, 7  cö8o- 
xoim),  im  9.  X.  1.  $erfoiunname:  eine  ber 
ffinf  iM)ttt  beS  (StaloabtterS  @al))^b  (9tum. 
96,  88.  3of.  17,  8).  —  2.  Otifiname:  eine  ber 
olten  anuumittfd^en  @tabte,  beten  81  ftönige  Don 
Sofite  imttnsorfen  mürben  Oof.  12,  24),  bon 
dooboom  L  bis  mtf  Simri  Sieftben)  ber  iSradtti- 
{4en  Mvige  (8  ftSn.  14, 17 :  16, 23).  C^er- 
f^big  bcr  ütettergenerol  Sombri  ben  iSroelitifd^ 
Itfimg  Sb,  um  ftd^  auf  feinen  Zitron  )u  fej^ ; 
na4  nvenigcn  Zogen  aoer  »orb  bie  6tabt  oon 
9mri  belagert  uno  ebtgenommen,  unb  d^nibri 
ncrbmnnte  fi^  felbfi  mit  fernem  $alafi  (8  ftön. 
16, 9  ff.).  !RodMinma^  toirb  X^fa  aß  @i|  ber 
Sctfd^tndnmg  Sltanal^S  genannt,  meldte  @el- 
lum  ben  Zob  unb  il^  bie  ftönigStturbe  brachte 
(4  Stbn,  15, 14  ff.).  Z^a  ttxir  meit  (erül^mt 
mg/m  feiner  malerif  d^n  Sage  unb  mirb  neben  3^- 
folem  Ott  Sorbilb  meiblU^er  Sd^önl^  im  ^ol^ 
Siebe  erofi^  (6, 4  ^br.).  S>ie  mtttelalterlid^en 
Strifenben  oedegen  bie  Stobt  3  9Rei(en  5fllid^  oon 
€amaria;  bie  neueren  Sbentiftcotionen  bleiben 
Smrifrll^ft.  (Sgl.  Stobinfon,  ^ftji.  HL,  ^Oe 
1842, 880 ;  Gn^rin,  Desoript.  de  la  Paleotine. 
Sanu  I,  Paria  1874,  865  sb.  ;  PaL  EzpL  Fund 
1877, 25.)  [ftaulen.] 

Tbesanms  mit  unb  ol^e  benSufaft  eccle- 
aiae  ober  meritorum  ifi  bie  gebraud^Iid^ 
t^Iogif^e  9e)eid|nung  filr  ben  Sd^ok,  tDüämi 
Me  Itmi^  in  ben  (Senugtl^uungen  Sl^rijn  unb  oer 
fldfigen  befi|t  unb  bei  ber  SBerlei^g  bon  Sb« 
Ififfcn  benooltet.  S>er  SuSbrud  thesanros  in 
4fin(i4^  9ebeutung  finbet  ftd^  fd^on  frül^e ;  be- 
reitfi  OrigeneS  (In  Korn.  Hom.  10,  2)  fprid^t 
mm  ben  theaauri  beS  f^erm,  toeld^e  ouS  ben 
Sdben  ber  SRort^rer  befielen.  3n  feiner  fe^igen 
kjttmmten  Sebeutung  iß  boS  SBort  oba  lool^I 
l^etfl  bon  Shianber  bon  fyxia  (De  sacr.  q.  23, 
memb.  8)  gebroud^t  S>aB  ÜBefen  befi  thesauraa 
^  OemenS  VL  fai  ber  dubaäumSbuDe  Don  1350 
(f.  Cw  8,  Exfar.  CO.  5,  9)  folgenberma^en  gefenn« 
aeU^:  »918  ber  eingeborene  @ol^  @otte8  auf 
bem  ftOace  befl  iheujeS  fid^  filr  und  attfo))ferte, 
Vit  et  nid^t  bloB  einen  Zropfen  fdncd  Sluted, 
ber  bo4  iDcgen  feiner  Bereinigung  mit  bem  gdtt* 

tSix^txdttOmu  XI.  Z  HttfL 


lidfien  SBorte  l^inreid^enb  getoef en  lodre,  f onbem 
glcid^fam  einen  @trom  bergoflen.  Sßie  grog  mu| 
alfo,  foSte  anberS  eine  fo  erbarmungeDoSe  ^in^ 
gobe  ntd^t  oergeblid^  unb  frud^tlod  bleiben,  ber 
@d^  fein,  ben  er  feiner  ftreitenben  ftird^e  b(»" 
burd^  eriDorben  ^!  3ubtefemuberreid^n@d^ 
treten  nod^  l^ingu  bie  SSerbienfte  ber  feligften 
@otte8mutter  unb  aller  SuSenoö^tten  Dom  erften 
(Beredeten  bis  )um  legten.  Sine  (fofd^))fung  ober 
93erminberung  beSfelben  ifi  nid^t  )u  befärt^et^ 
fottol^I  megen  ber  Unenblid^Ieit  ber  SSerbtenfle 
e^rifti  Ott  aud^  be|]^,  meU  ber  Sä^ai  felbji 
um  [o  mel^  onmäd^t,  ie  größer  bie  3a^I  berer 
ift.  Die  butd^  feine  9ntt)enbung  jur  @ered^ttg(eit 
geführt  totxbttL  S)iefen  @(|a|  (at  (Si^ripuS  burd^ 
ben  I^L  $etruS,  ben  @d^läffeltröger,  unb  beffen 
92ad^f olger,  feine  SteQDertreter  auf  (foben,  ber 
^äjt  auDertraut,  bamit  fte  Ü^n  gum  ^eile  ber 
(BIftubigen  Dermalte  unb  ouS  bemfelben  b«nen,  bie 
in  SReue  il^  Sfinben  gebeid^tet  l^aben,  DöDigen 
ober  t^toeifen  92ad^Ia|  ber  jettlid^  €ünben« 
ftrafen  jumenbe."  —  3n  biefen  SBorten  iß  bie 
bot>|>eIte  SDBa^rl^  auSgef))ro(^en,  ba|  eS  einen 
theBauruB  in  ber  ftird^  gibt,  unb  ba^  bie  ffird^ 
bie  SDlad^t  l^ot,  i^n  )u  Dertoenben.  ^ier  ifi  Dor 
Wkm  ber  erfie  @a|  nS^er  )u  erOftren,  mäl^renb 
ber  gtoeUe  im  Sri  9bla|  I,  97  f.  erläutert  ifi 

2)ie  SSa'fycffüt  Don  ber  aiUglid^feit  unb  Sßirl- 
lid^feit  eines  thesaaroB  ftutl  fid^  auf  bie  Stf^tt 
Don  ber  (Semeinfd^ft  ber  Eiligen  unb  Don  ber 
fteÜDertretenben  (Senugtl^uung.  3ene  befogt  (DgL 
b.  art  ^eilige  Y,  1621),  ba|  toit  bie  SRenf^en 
in  ber  natfirlid^en  Orbming  nad^  @otteS  SBiSen 
eine  ®emeinfd^aft  bilben,  fo  unb  nod^  meit  mel^ 
in  ber  übematürli^en  beS  ®IaubenS  unb  ber 
®nabe.  ^9Bir  Diele  finb  Sin  Sdb  in  e^fto, 
ein)eln  aber  unter  einanber  (Slieber"  (9t5m.  12, 
5).  hieraus  ergibt  ftd^  aud^  eine  ®emeinfd^aft- 
lid^Ieit  ber  ©flter  unb  guten  SBerfe:  3eber  trögt 
burd^  feine  ®ebete  unb  feine  guten  ^anblungen 
gum  SBol^Ie  beS  gonjen  m^ftifd^en  SeibeS  htx 
ftird^e  unb  iebeS  einsebten  ®IiebeS  bei ;  unb  iebeS 
@Iieb  \St  beföl^igt,  Dom  ®an}en  ju  em^angen. 
3>ie  fieuDerträenbe  ®enugt]^ung  (DgL  b.  9rt 
(Erldfung  lY,  808  ff.)  befielt  barin,  bog  einet 
fär  ben  linbem  inSbefonbere  für  bie  ber  gdttlid^ 
®ered^tigfeit  }u  leiftenben  Strafen  @ubne  cnt» 
ridbtei  SfebeS  gute  SBerf  beS  ®ered^ten  ^  nto- 
Iid$  rinen  bo})))dten  SBertl^:  ben  beS  SerbienfleS 
(f.  b.  Sri)  unb  ben  ber  ®enugt^ung  (f.  b.  Sri) 
ober  Su^ne.  S)aS  gute  Sßer!  ifi  Deti)ienfUid^ 
infofem  eS  in  fi<^  gut  unb  Don  ®ott  )ur  8e- 
lol^nung  l^ingeorbnet  ttrtrb;  eS  ifi  fü^enb,  in^ 
f  0^  eS,  ttaS  in  ber  gegenmörtigen  Orbnung  bei 
iebem  Zugenbmerb  in  ettoa  ber  SfoS  ifi,  mit 
SRul^  unb  Sbtöbtung  Derbunben  iß.  9hm  fann 
ein  gutes  9Ber!,  foioeit  eS  Derbienßlid^  ^,  feinem 
Snoem  }ugetDenbet  merben;  benn  baS  Serbienß 
bo:  guten  ^anblung  gel^ort  notl^menbig  bem,  bo: 

SeDoObringt.  äBol^I  aber  torni  bie  ©enugt^uung, 
.  1^.  bie  Sittrid^tung  einer  @trofe  ober  Sbtrogung 

51 


1608 


l^efenfJtett  —  I^cffalonld^. 


1604 


einet  Sd^ulb,  an  einen  Snbem  abgetreten  »erben, 
unb  jtDar  \o,  aß  l^otte  biefer  felbft  @enugt(uuno 
geleiftet  2)en  innem  @runb  gibt  ber  1^1  Zl^omaS 
(0.  gent.  8, 159)  an:  „ffiaS  »ir  burd^  gfrennbe 
t^un,  tl^un  »ir  gteid^fam  felbft,  tteil  bie  g^i^unb- 
f ^aft  unb  namentlid^  bie  ubemotürli^e  Siebe  ou8 
3weien  (Sind  ntac^t/  SBereitS  in  ben  ^folnten, 
im  IBud^  3ob  unb  bei  äfotaS  l^errfd^t  bie  Sn- 
fd^ung,  ba^  bie  Seiben  ber  gfronunen  t>on  ®ott 
wäf  als  Sflbne  für  bie  @ünben  9nberer  an- 
Genommen  »erben.  Sbn  IjjL  ^Iu8  fprid^t  bie« 
Mbe  SEßal^rl^eit  flor  au8 :  <,3e|t  freue  id^  mid^  im 
iieiben  für  eud^  unb  leifte  an  meinem  fjfleifd^e, 
xoa9  t)on  ben  S)rangfalen  S^fti  fe^It,  für  feinen 
Seib,  b.  i.  bie  Aird^e,  beren  2)iener  id^  bin'' 
(Sol.  1, 24).  2)er  1^1.  ^ol^anned  S^r^fofiomuS  er- 
(lärt  bie|  au8  ber  ®emeinf d^aft  ber  ^eiligen  (Hom. 
41  in  1  Cor.  n.  5) :  „SBir  bilben  aSe  nur  (Einen 
Seib;  unb  eS  ift  möglid^.  Mg,  bie  (Sebete  unb 
Dp^tt  unb  bie  gfürbitte  beft  (Einen  bem  Snbem 
DoIIe  93er}eibung  erlangen.''  Sel^nlid^  fprid^t  ber 
I^L  SuguftinuS  (In  Ps.  61,  4)  üon  einem  Canon 
passionum,  ben  %Ut  nad^  ffräften  gum  Seften  ber 
communis  respublica  beitragen.  Sine  befonbere 
9nU)enbung  fanb  biefe  Seigre  t)on  ber  gegenfeittgen 
Su^leiftung  frübgeitig  im9nfd^Iu|  on  Die  Bffent« 
H^e  Su^e  (ogl.  b.  Srt.  «bla|  1, 100).  Sunäd^jl 
tturben  gur  ^Dlilberung  ber  Strafen  Dielfad^  bie 
Srief  e  ber  üRartqret  angenommen,  in  benen  g(eid^- 
fam  bereu  Dualen  niebergelegt  erfd^ienen ;  f  obonn 
mürben  ou^  fonftige  SBeirfe  tlnberer  als  jur  9b« 
bü|ung  ber  99u|e  geeignet  anerlannt.  @o  ent« 
toidelte  {id^  aQmdlig  bie  Se^re  Dom  9bla|,  b.  1^. 
ber  Stad^Iafjung  }eit(id^er@ünbenftrafen  auf  ®runb 
beS  au8  bem  theBauras  j[ener  (Senugtl^uungen 
(Sott  bargebotenen  Srfa|eS.  —  9uf  bie  no^- 
liegenbe  gfrage,  me|b<^  )u  ben  Serbienßen  (E^rifti, 
bie  bod^  unenblid^  finb,  nod^  bie  ©enugtl^uungen 
ber  Eiligen  l^ingugered^et  merben,  i^  }u  ant- 
iDorten,  ba|  bie  f^eiligen,  aud^  bie  feligfte  Jung- 
frau, oOerbingS  nur  Derbienen  unb  genugt^un 
fonnten  in  Ihaft  ber  Sßerbienfie  (S^rifU ;  aber  toie 
fd^on  ber  apoftel  ((SoI.  1,  24)  Don  fid^  erflSrt, 
ba^  er  att  Jünger  (El^fti  mit  il^m  leibe,  um  bad 
SBerl  ber  (Senugtbuung  fortgufe^en,  fo  moQte 
@ott,  ba^  atter  Slieber  (El^rifti  gute  SBerfe  burd^ 
beS  fyxttpM  SBerbienft  nid^t  nur  in  ^ä^  Detbienfi- 
lid^,  fonbem  aud^  für  Rubere  genugtl^uenb  feien. 
S)aburd^  mirb  bie  SBirtf andeit  unb  ber  Stul^m  ber 
Serbienfte  (S^ftl  in  ein  um  fo  l^eOereS  Sid^ 
gefleüt. 

Sebenlen  gegen  ben  thesanros  Batisfaetionnm 
€hri8ti  mad^te  gfrau)  SRaqron  (f.  b.  Sri.),  Se- 
bttdta  gegen  ben  thesaurus  saidsfactionnm 
aanciorum  3)uranbuS  Don  @i  ^our^ain  (f.  b. 
«vt.)  geltenb.  SBicIif  unb  ^u8  (f-  b.  9rtt.)  befampf- 
ten  ibn,  inbem  fle  baS  Sted^  ber  iKrd^e,  mblöjfe 
}u  Derlei^n,  beftritten.  S)a8  Sßorbanbenfein  eines 

Seiftlid^en  Sä^a^  felbft  mürbe  geldugnet  Don 
utl^er  (f.  b.  9rt.)  in  bem  burd^  Seo  X.  Der- 
tDorfenen  17.9lrttfel:  thesami  Ecdesiae,  unde 


Papa  dat  indulgentias,  non  aimt  merita 
ChriBti  et  Banetorum.  Sel^nlid^  brütet  ber 
41.  @ajf  ber  S^nobe  Don  Siftoia,  ben  $ittS  VL 
als  irfalfd^,  Dermegen,  benS^bicnflen  S^|H  imb 
ber  ^eiligen  eine  Unbilb  gufügenb'  Denoarf.  — 
9leuqlenS  moSen  mand^e  $rote^nten  (@ieg|rid), 
@|)iegel  unb  ^amadO  bie  fdtl^olifd^  Sel^  Dom 
thoBauniB  ber  iiberflie|enben  gisten  SBerb,  toüä^ 
Ruberen  gu  gute  bmmen,  ironifd^en  d^plui^ 
gufd^reiben  (f.  @d^,  Sie  Seigre  Don  ben  ^ 
ligen  Sacromenten,  greib.  1898,  625,  ttnm.  4). 
gfinbet  fid^  aber  eine  foI(^e  Se^re  mtrOb)  0^4  M 
anberen  Sleligionen^  fo  beioeist  bie^  nur,  nie  fe^ 
biefelbe  ber  menf^Hd^  Statur  unb  9)ennmft 
entfprid^t.  (SgL  bie  im  Srt  Vbio$  angefäi^ 
Siteratur.)  [Sinig.] 

Uefeiifbdi  im  3. 1817^  f.  ^ormS,  (BbmS. 

Theses  dhunnatae,  IBegeid^mmg  für  @fi^, 
meldte  Don  ber  fird^Iid^en  SluctoritAt  für  unp 
löf jig  unb  Denoerflic^  erllürt  finb  (f.  b.  %l 
Cenfur). 

%^tffütMA^  (Thessalonica ,  6c9aaXov^), 
el^emalige  !Dletto{ioIe  in  SRacebonien, 
an  ber  9lorbofif))i|e  beS  t^ermSifd^ei»9Reerbufcn§, 
mar  urf prünglic^  nur  ein  gfleden  unter  bem  Slomm 
Therme  (Thucyd.  1,  61).  (Eaffanber,  6o(it 
beS  aintiixiter,  ber  biefen  ^dten  gu  einer  StaU 
ermeiterte,  gab  il^r  ben  Slamen  feinet  (Skma^m 
Xl^effalonife ,  bei  ^albfd^tDefter  aiesoid)erS  beS 
(Broten.  Son  ba  an  fyA  Xbeffaloni^  M  iaf4, 
bef  onberS  olS  eS  gur  3ät  ber  SKömer  guerjl  goxOfU 
ftabt  Don  9nacebonien  unb  @i|  eineS  ^rdtoil, 
bann  ^auptftabt  Don  ©ried^enlanb  unb  SS^riea 
unb  @i|  eines  biferlid^en  Stattl^alterS  gemorben 
mar.  Ücac^  unb  nad^  mürbe  S^effalonid^  bie  6e« 
beutenbfte  6tabt  üRacebonienS  unb  koot  nament- 
lid^  aud^  ein  Dielbefud^ter  ^anbettfilal  (DgL  gf. 
Seouiour'S  Sd^ilberung  beS  ^onbelS  Don  Stie- 
d^anb,  befotdttrS  ber  6tabt  Z^ffdlonid^,  ^ 
auSgeg.  Don  Sprengel,  SBeimot  1801).  ^eutc 
ijl  @aIoniK  (tfirüH^  Selonifi)  nad^  Sonflanti- 
xtßptl  bie  bebeutenofie  unb  mid^tigfte  €tobt  ber 
euro))ftifd^en  Xürfei  unb  befitt  no$  Diele  ÜRomt' 
mente  auS  bem  SBertl^um.  ^ie  Xl^ebe  getoä^ 
nid^t  Don  aOen  Seiten  @d|ut,  too^I  aber  Der  Don 
(Eonjiontin  bem  (8ro|en  angelegte  ^en,  ttoria 
800  Sd^iffe  ^Ia|  l^ben.  Sie  SeDSIfcrung  nmb 
auf  80000  a^müljMX  gefd^l^t,  moDon  etmo  ein 
Siertel  Surfen,  mit  einem  (Srol-üRoIIa]^  S)ie 
(Sried^en  begm.  SBuIgoren  l^aben  l^iec  einen  (&^ 
bifd^of ,  eine  fd^dne  Kotunbe  all  Sat^ebrob,  me^ 
rere  fflöjter  imb  (Slementarfd^ulen.  2)te  ttoä^ 
lilen,  bereu  Sal^I  in  neueftet  SAt  gugewmuneq, 
baben  nur  eine  befd^eibene  $farr!in!(e.  %n  ber 
e|>i|e  ber  gabtreid^  3uben  (faji  ber  ^ülfte  ba 
!BeD5tferung),  meldte  mctft  toon  ben  ouS  Sjxnnm 
Dertriebenen  Suben  obftammen^  einen  eigcnca 
S)ialeft  reben  unb  mond^erbi  Sfrcibeiten  beü|fl^ 
fiel^  ein  ®ro^-e^ahm.  (£ine  gab^cetil^  3ubcs- 
beDdIterung  mor  in  Xbeffaloni^  fibrignä  {^ov 
frfl^  anfafjig.  Se|]^  gtng  aud)  ber  $L  ^M^ 


1605 


X^effolonid^. 


1606 


M  Meget^ett  feinet  gtoefim  gto^en  HRifjtond- 
cfi|c  boffn  tmb  fanb  in  ber  bortigen  6911- 
ago«,  todi^  ton  ber  atied^i{<l^  SSiböaecung 
cbcnfofll  befw!^  loucbe,  oie  cmflnfd^te  (Selegen- 
f^,  bot  Sttbm  unb  Reiben  jugteid^  gu  )nt- 
bigoL    Set  €Qine  beS  etningelifc^  SBotteS 

Kauf  fntd^teg  Stbtei^;  c8  entflanb  eine 
Imbe  <Qti{iengemeinbe ,  oorjugSneife  aus 
6obcni(tißcn,  \vl  bimen  ouil^  einige  3nbend^ften 
bmen.  SHe  florigen  3uben,  babtud^  etbittett, 
cctrgtai  einen  Sufflonb,  itrfolge  beffen  ^ßaulus 
mb  6ilaft  nod^  in  bet  Staqt  Don  ben  Cl^rifien 
«14  9<töo  gefettet  toutben.  9lid^  bmge  na^^ 
fasbte  ber  flpojiel  iion  Stl^  ana  feinen  erpen 
Srief  an  bie  St^effabnid^et,  bem  balb  ein  }tt>eitet 
Mgte  (f.  b.  Stt.  ^uIuS  IX,  1694  f.).  9u« 
X^jeffdlonid^  fbmntten  bie  beiben  Sleifegefftl^rten 
beft  JjlL  ^3<ntlu8,  SecunbuS  unb  Sriflard^ud,  oon 
bcncn  leitetet  (f.  b.  9rt.)  erftet  Sif^of  feinet 
Sotetfiobt  genwtben  fein  foO.  919  feine  9ta(l^ 
folger  loerben  bet  ffi.  CaiuS  (f.  b.  Sri  n.  8)  unb 
l^HIcul  genannt^  untet  toeld^em  le^em  bet 
bL  SemetriuS  (f.  b.  9tt.)/  Don  ben  (Sried^en 
bet  »gto^  SRart^tet''  genannt,  |iet  gemattett 
umibe.  SIesanbet,  ein  gfteunb  beS  I^L  Stl^a- 
nafiui,  etf(^eint  um  825  )u  9licfia  bereitd  al8 
Stetro^oßt  (fibet  feine  6ufftagane  f.  b.  Stt. 
^tie^enlanb  Y,  1206).  !BaIb  batnad^  entpan- 
ben  in  S^efblonid^  Ht^ßd^e  Untul^en  unb  $at« 
teiungen^  mte  eS  fd^eint  b^ovgerufen  butd^  bie 
frembm  ißtiefict  unb  SDiaconen,  U)eld^e  fi^  in 
oiefet  ongefel^enen  @tabt  läufig  fe^t  lange  auf« 
bieOen ;  noc^  Cqbifd^of  SfitiuS,  untet  bem  fibri- 
«ni  bet  Srifbe  U)iebet  l^etgefhOt  nxitb,  bedagte 
ftd^  batubct  auf  bet  S^nobe  )u  €atbica  (ogL 
^efäe,  eonc-®efd^.  I,  2. 9ufL,  599).  Suf  ^et- 
menim  obet  SrmeniuS,  aud^  ^etenniuS  ge- 
ttonni^  bflr  855  bet  Sl^nobe  }u  IRimini  bei- 
nwbnte,  folgte  bet  1(L  «fd^oIiuS  (380—888), 
oeld^  bim  (tt  Xb^flatonii^  etbantten  ftaifet 
Zb^^boflui  L  (f.  b.  Vtt)  toi^.  St  tmtt  aud^ 
iDobt  bet  etfh  3Retto})oIit  Don  Xbeffalonid^,  totU 
(^  all  pa^ißlidbet  Sicat  ffit  Oft-Süpricum  auf- 
gefteOt  umtbe  (f.  b.  9tt  aH^ricum  VI,  612  ^. 
unb  Dd.  Don  9lofii|-9iiened(  in  bet  3nnflbtud!et 
Settfibrift  fflt  rot^ol.  Xbeol.  1897, 1  ff.).  Seine 
HocMoIger  (bi<  780)  ttutben  but$  bie  Don  ben 
zapften  belegitten  Sfacultoten  mit  fold^et  9Rad^t 
auSgeflottet,  ba|  man  fie  bisweilen  fogat  «$atri- 
onflen'  nonnte,  mad  übrigens  Don  tbeoyl^eS 
(Chrtmogr.,  bei  Migne,  PP.  gr.  CVni,  877) 
aelobdt  »itb.  —  Son  ben  foIgenben(gt}bifd^fen 
feien  enoA^  bet  bl.  Sn^ftuS  (883--410),  an 
mtläim  $oDfl  €itiriuS  (f.  b.  9rt  ob.  858)  rin 
Sd^reiben  tid^;  SnafiailuS  (feit  485),  unter 
bem  na4  451  ju  ZMfoIonid^  eine  Beine  S^n- 
obe  abgebalten  toutbe  (Qefele  n,  579);  SnbreaS 
(^  4M)  unb  bet  ^ätetilet  SorotbeuS  (frit 
S15),  lodd^e  0I8  Xbrilnebmet  am  acodanMen 
6dbiSma  Don  ben  ^dpfien  im  abofblifd^en  Sica« 
ciate  irU^  befiStigt  mürben.   Untet  9)ototbeuS 


mürbe  ^u  Xb^lfalonid^  518  rin  Condl  gebalten 
(Manm  Vm,  575) ;  «ufebiuS  (0.  590—604), 
bet  aus  meisteren  9Siricfen  (SregotS  beS  ®ro|en 
belonnt  ijt ;  ^luS,  meld^er  649  auf  ber  Sate- 
ranfpnobe  Don  ^^\t  9Rartin  L  megen  9Jlono- 
tbeletiSmuS  escommunirirt  unb  obgefe^t  mürbe; 
3ofet>b/  Sruber  unb  SribenSgeföbrte  beS  Z^eo- 
bor  €tubtteS  (f.  b.  9rt.),  bet,  mebtmolS  Det- 
trieben,  nad(  bem  3abre  824  ftarb ;  ber  fjH.  93a- 
fUiuB  (feU  860  obet  862;  geft.  Dot  870),  3rit- 
genoffe  beS  l^igen  $atriard^en  3gnatiuS  Don 
eonftantinopel  (f.  b.  9rt.),  Dorber  Sifd^of  Don 
Kreta,  Don  mo  er  burd^  bie  Saracenen  Dertrieben 
mürbe.  Salb  bamad^  Derftel  2:b^fl<^nid^  ^^^ 
€d^iSma,  unb  fftak  nod^  ifi  Salontti  fd^iS- 
matifd^  a)letn)t)oIe.  —  3u  Anfang  beS  14. 3abr- 
bunbertS  mar  )u  Xl^effalonicb  aud^  ein  orme* 
nifd^  Srjbifd^of,  ber  unter  bem  ^triotd^ 
Don  €iS  fianb  (Le  Qnien,  Oriens  Christ  I» 
1445). 

92ad^bem  bie  Sateiner  (Eonfiantinopel  etobert 
(1204),  mürbe  Xb^ffolonid^,  meld^  bie  @ia- 
lianer  unter  Zancreb  fd^on  1185  eingenommen, 
butd^  ÜRarforaf  Sonifa}  IL  }ur  Steftben)  eines 
latrinifd^ftönigrrid^Serboben.  9lad^  bem  Unter» 
gang  beS  lateinif <ben  ftönigteid^  f am  aber  Xb^f« 
falonid^  nrieber  an  bie  b^gontinifd^  ffaifer.  S)a 
biefe  iebod^  bie  @tabt  nid^t  befd^üken  tonnten, 
Detfauften  bie  Xbeffalonicenfet  biejelbe  an  bie 
Senetianet.  SB&btcnb  bet  ^ettfdpaft  bet  Sa- 
trinet  mat  bafelbft  neben  bem  gried^ifd^  ein  la- 
teinif  d^er  9Retto|)oIit,  meld^m  ^opft  ännoceng  IIL 
bie  im  9tt.  @tie<benlanb  V,  1212  aufgejöblten 
Suffragane  unterteilte ;  bie  9tamen  ber  ^etro« 
|M>titen  finben  fid^  bri  Le  Qnien  m,  1090  bis 
1096  unb  bri  Game,  Ser.  Epp.  482.  3m 
3. 1480  mutbe  3:b<if<>Ionid^  Don  ben  Sütfen  et- 
obert Seitbem  ift  Xb^ffalonid^  nut  mebt  Xitulat- 
et§biStbum.  2>ie  menigen  ifatbolifen  beS  latri- 
nifd^n  StituS  geböten  )um  ^attianbal-tßicariat 
eonfiantino))eI;  bie  fflt  biefelben  1784  etrid^tete 
9RiffionSjlation,beute$fatrei,mirbDonSa)ariften- 
Sätetn  Detfeben,  melcbe  bafelbft  aud^  ein  Seminat 
fflt  bulgarifd^  Wumnen  (ie^t  60)  Unterbalten 

SMissiones  catL,  Born.  1897,  128).  Sie 
rflbet  bet  d^ftlid^en  Sd^ulen  leiten  baf eSbft  eine 
^farrid^ule  mit  262  ffnaben  (MissioneB  129). 
SHe  93armbet)igen  Sd^mefietn  b<^ben  bott  aubet 
bem  Sjntal  nod^  ein  SBaifenbauS  unb  eine  St- 
giebungSanftoIt  mit  84  bejm.  171  S^glingen 
(liGs8ione8l81).  UebetbieneuetenSemegungen 
unter  ben  Bulgaren  bief et  (Segenb,  infolge  beten 
1888  ein  rigeneS  buIgarifd^S  SHcariat  Don 
SOtacebonien  mit  bem  @^|e  in  @aIonifi  errid^tet 
mürbe,  f.  befonberS  Haß^oL  9Rifftonen,  gfrriburg 
1885,  251  ff.;  1898,  107  f.  3m  3.  1897 
mar  bie  Sdffl  bet  fotboltfd^en  ^Bulgaren  in  9Race- 
bonien,  bie  1876  nid^t  Aber  200—800  betrug, 
fd^n  auf  minbefienS  10  000  geftiegen  (Mia- 
siones  617).  (SJgl.  nod^  Moroni,  Dizion. 
TiXXV,  3  Bgg.)  [9teber.] 

51» 


1607 


Sl^eubaS  —  £(iarb  be  Siff«. 


1608 


^l^mbM,  ein  ifibifd^et  aufmiegler,  tocld^ 
Don  @amonel  in  feinet  Stebe  ^g.  5,  86  oIS  16c« 
ceitö  umgefommen  enoä^nt  toirb,  unb  bejfen  auf- 
treten nod^  ^9.  5,  87  Dor  bafi  bed  ®aliläer8 
3ubQ8  (f.  b.  9rt.),  alfo  Dor  ^bie  Xage  ber 
Sd^a^ung''  fiel.  3ofe))^u8  (Antt  20,  5, 1)  be- 
rid^tet  ebenfoSd  Don  einem  SRonne  beSfelben  9iQ- 
menS,  tt)eld^  vm  bo8  3al^r  45  n.  (Sl^r.  unter 
bem  Sanb))fleger  SufpiuS  ^hvA  Dorgob,  ein 
f^topf^ti  )u  fein,  ftd^  gro^  Slnl^ang  »erfd^ffte 
unb  mit  einet  unge^eumt  9Renfd^menge  on  bim 
3orbon  sog.  9lu8  biefer  n^urben  bei  einem  lieber- 
faOe  bur^  bie  römifd^e  Steiterei  Siele  getöbtet  ober 
gefangen.  %tt  ebenfalls  gefangene  S^eubod  »urbe 
ent^au))tet  unb  fein  Stop'f  mä^  Serufalem  gefanbt. 
3n  bet  annähme,  bei  SucaS  unb  3ofe))]^uS  l^onble 
e8  {id^  um  biefelbe  ^ßerfon,  bel^oupten  biele  Cr- 
lldrer,  Sucad  l^be ft(^in  ber  Sl^ronologie  geirrt 
(j.  S.  SBetftein,  »aur.  Seilet,  ^olimcm, 
€prer  u.  9. ;  SSeil,  geine  u.  %  fd^reiben  Slf  S* 

5,  86  gan)  toinUrlid^  einem  Ueberarbeiter  ber 
„Cuelle''  5u)  ober Jid^  toenigfienS  einer  $roIepfi8 
fd^ulbig  gemad^t  (Salefiud  gu  Eusebius,  H.  £. 
2, 11).  %nbere  meinten  umgele^rt,  3ofep|uS  ^obe 
ben  Sufftanb  ju  f))dt  angefe^t  (SoroniuS,  9Ri- 
d^eliS  u.  9.).  SrftereB  ift  aber  fd^on  toegen  ber 
befannten  gefd^id^tlid^en  Xreue  beS  SDongeliften 
SucaS  ouSgefd^bHen  unb  lekered  menigftend  un- 
UMXl^rfd^einnd^.  SucaS  fpric^t  oielmebr  oon  einem 
onbem  2:]^uba§  att  3ofe))^uS  (Orig.  G.  Gels. 
1, 57  unb  k>iele  Snbere).  S)ie|  ergibt  ft$  nid^  bIo| 
au8  ber  Derfd^iebenen  S^itangabe,  f onbem  au($ 
aus  ben  Unterfd^ieben  ber  Sr)ö$Iung  felbft;  fo  tebet 
Sucad  }.  9.  nur  Don  gegen  400  tRönnem,  3o- 
]epJpA  Don  einer  ungel^euem  9)2enge.  93or  3uba8 
bem  ®aIUäer  (Jos.  Antt.  18^  1,  6)  ober  bem 
®ouloniter  (ib.  18, 1, 1)  entftanben  Diele  9uf- 
fi&nbe  in  Subäa ;  Don  ber  Seit  Ql8  SoruS  @tatt- 
l^ter  Don  Serien  mar,  er^öp  3ofe))]^u8  (ib.  17, 
10,  4) :  „es  lam  in  9ubda  ;u  taufenb  anberen 
gfriebenSfidrungen,  inbem  Siele  bolb  l^ier  balb  ba 
tiufrul^r  erregten.'  9lad^bem  er  beren  Dier  er- 
mftl^nt,  barunter  ben  Sufftanb  eines  gemiffen  Su- 
baS,  bann  eines  fnil^m  SHaDen  beS  ^erobeS,  mit 
9tamen  Simon,  unb  ben  beS  St^rongeS  unb  feiner 
»rüber,  fäl^  er  fort  (ib.  17, 10,  8):  „SSo  fid^ 
nur  immer  ein  C^ufe  Don  Sufgönbifd^en  )u- 
fammentl^at  unb  femanb  fanb ,  fie  ju  ffil^ren, 
IDttl^Ite  er  il^n  glei^  }um  Könige.''  Unter  biefen 
bürfte  ber  Xl^eubaS  bei  SucaS  gu  finben  fein. 
SBe|]^aI6  ber  9}ame,  ob  man  il^n  nun  als  eine 
gform  beS  aromöifd^en  Xl^bbduS  ober  beS  grie- 
d^fd^  Sl^eobor  auffa|t,  befonberS  feiten  getoefen 
fein  foll,  ift  nid^t  eimufel^en.  SBiefeler  ((S^onolog. 
@9no))fe  ber  Dier  (SDangelien ,  Hamburg  1848, 
108  ff.)  ibentificirt  Xl^eubaS  mit  bem  Antt  17, 

6,  2—4  unb  Bell.  Jnd.  1,  88,  2  ermö^nten 
Siufrfll^rer  9)tatt]^iaS ;  Snbere  benfen  an  ben  Dor« 
genannten  @RaDen  Simon  (Antt  17,  10,  6; 
Bell  JucL  2,  4,  2).  Sufd^Iag  (X^aS,  Sn- 
fü^rer  eines  750  B.  in  ^alöftina  erregten  9uf- 


flanbeS,  Jtaffel  1849)  ftnbet  in  ftftax  X^enbton, 
einen  Sd^mager  ^erobtö'  b.  ®r.,  meU^ct  biefem 
nad^  bem  &ben  ftoeUe  (Antt  17, 4, 2;  20, 1, 2; 
BeU.  Jnd.  1,  28, 1;  80,  5).  Ueber  bto^  Vkc- 
mutl^ungen  fommen  aber  bmrtige  Serfu^  nid^t 
l^inauS.  (tßgL  Ligfatfoot,  Gotnm.  in  Acta 
ApoBt,  in  ben  Opp.  onmia  ü,  Fnuieqn.  1699, 
777  sq.;  Beme  biblique,  Fans  1896,  806; 
»elfet,  SucaS  unb  3ofe))]iiui,  in  bet  Zfib.  tJftDl 
Ouartdfd^r.  1896,  61  ff.)  [%  gelten.] 

$9totbkc^if|l^  ^einrid^  Don,  Catbinal, 
einßu^reid^er  (Begner  beS  SanfeniSmuS,  flammte 
aus  einer  altabeligen  gfamiße  unb  mar  am  25. 9Roi 
1657  auf  einem  @d^Io|fe  in  ber  2)iAcefe9efdne0n 
als  6ol^  eines  1^5^  fron}5f{f(^  OfficietS 
geboren.  3m  SItet  Don  12  Salären  (1669)  er» 
$ielt  et  Dom  ftönige  bie  %btei  9loaifl4  (Nobilia- 
cum  in  bet  S)i5€efe  $oitieiS) :  feine  @tubiea 
mad^e  et  bei  ben  3efuiten  gu  Sij[on  unb  bann 
SU  0atiS  an  bet  Sotbonne,  mo  et  1685  2>octDt 
bet  Xbeologie  mürbe.  Ütad^bem  er  in  Sotbtingen 
eine  Seillang  als  SRifftonar  gcmirtt  l^tte,  mürbe 
et  1687  Dom  ftbnige  jum  Sifd^of  Don  Xoixl  ex^ 
nannt,  etl^ielt  abet  megen  bet  bamaligen  S)tffe» 
ten)en  )mifd^  bem  fran|5{ifd^  ^ofe  unb  bem 
beiligen  ettiJ^Ie  bie  Seftätigung  erft  1692.  Seiner 
^iöcefe  mat  et  ein  gutet  Oberi^itt,  ber  fid^  jugleid^ 
eifrig  bemfi^te,  bie  nrd^Iid^  Sfcei^  gegenüber  bc» 
^etjog  Seo)>oIb  Don  Sotbcfaigen  (1690—1729) 
unb  beff en  f>ofiuti|}en  gu  Dettj^ibigen.  Sei  feinem 
ffam|)fe  gegen  Singriffe  in  bie  fit^Iid^  @cti<^tt* 
badfeit  unb  gegen  baS  $Iacet  fanb  et  in  Stom 
mirffame  Unterfta|ung ;  ilMa  Subtoig  XIV. 
aber,  ber  nod^  1698  X^iorb  Sie  WAA  %m&» 
SfontaineS  ^i5cefe  (SI^&IonS*fttf9tatne)  Der- 
lieben  b^ite,  etmieS  bem  ^e^og  ben  (Befoilcn, 
nad^  SojfuetS  (f.  b.  9rt.)  Zobe  ben  dfrigen  ^- 
laten  gum  99tfd}of  Don  SReaus  )u  ernennen  unb 
baburd^  aus  Xoul  )u  entfernen  (1705).  3n  fei« 
ner  neuen  S)idcefe  tl^at  Zl^iarb  febt  Diel  für 
Unterrid^tS-  unb  SSo^It^itigbitSamecre;  aud^  li^ 
er  baS  unter  Soffuet  Dorbcteitete  Mjanala  eecl«- 
siae  Meldenfiis  DoDenben  unb  1710  (»ttbliciten; 
be^gleid^en  gab  er  für  feine  S>i5cefe  99Micr 
(1718)  unb  SKtuale  berouS.    S)cn  3onfemS- 
muS  bielt  er  nad^  fhäften  Don  feinem  Sif- 
tl^m  fem ;  er  gd^Srte  )u  ben  entf ^iebenfkn  <8eg* 
nem  biefer  Srrle^e  vtäb  beUmtyfte  1710  in  einer 
$aftoroIinfhruction  bie  ffir  ^riefietfeminore  be- 
{Ömmten,  ionfenifüfd^  gefStblen  Inatitntiones 
theologicAe  beS  Oratotianetfl  2Mnin  (f.  b.  Sri) 
no(^täd(Iid^.  Sei  ^ofe  ftor^  et  in  l^bem  9s- 
f el^n,  unb ftdnia Snbmig XIV.  [äjßxiai^ fd^on 
im  3tmi  1718  bem  {ßapjte  für  bie  SoxbinalS- 
mfirbe  Dor;  im  Confifiorium  Dom  29.  aviai  1715 
nal^m  (SfemenS  XL  i^n  unter  gto|en  Sobf^nräAcn 
in'S  l^eilige  SoOegium  auf.  SRU  9liidtfl(|t  omf  bte(e 
neue  SBürbe  l^atte  im  2)ecember  1714  bet  ftdnig 
ibm  eine  britte  «btei,  et-Oermain^beS-giräS  |tt 
$ariS,  Derliebm.  3n  ber  gfolgeieit  muibe  Z^iaH« 
Xl^äti^t  ^aut)ffSd^Iid^  burd^  bie  Qttl6atblui«cn 


1G09 


XJ^tetbienjL 


1610 


inb  Ximf^t  in  Qeiieff  bet  SuOe  üxiigenitas 
in  Snf|>nul^  genommen ;  c8  goß  namenttu^,  ben 
Oto^^taationen  bcfi  Sr)bttto^  JtoaxUA  unb  ber 
«nbetm  tH|)^e&anten  (f.  b.  9itt)  entgegenju^ 
atbcbcn.  S)u  bamatt  unter  feinem  Kamen  er- 
fil^imcnen  fe^r  »irifomen  Sd^ften  füt  bie  SBuIIe 
Uuigemiiift  qmn  bie  Sppdianten  (ein  Trait^ 
tbeologiinitti  raiis  1722,  2  yoIs.,  unb  gtoei 
miriangtcii^e  InBtruetioiuB  pastorales  oufi  ben 
darren  1722  unb  1725)  moten  flbngenS  nid^t 
fion  Z^icnb  {elbß,  fonbetn  in  beffen  Stuftiag  ton 
brm  3cfuiten  X^maS  S)u)n:ä  (gefl.  1758)  ber* 
fo^  (de  Bmok«*,  Bibliothäque  UI,  nonv.  M., 
296  s.).  VIS  Sommenbatar-9bt  don  @t-®ermaitt 
nnei  et  1734  {leben  9Rdnd^e,  batunter  ben  be» 
xüt^mlen  ^rubenÜuS  Staran  (f.  b.  9lrt.)/  auS 
birfcr  Vttei  auS,  toett  {ie  bie  SuSe  nid^t  on« 
nc^yaicn  iDO&ttn.  St  fiorb  )u  ißariS  am 
26.  3na  1737.  O^gL  OaUia  chriBÜana  YUI, 
Paiii.  1744, 1661  sqq.;  A.  Jean,  Lee  dv^ues 
de  Eranoe  dep.  1682—1801,  Paris  1891, 
301.  411;  Hurfcer,  Nomend.  Ht.  U,  2.  ed., 
1046  sqq.)  [®amS  0.  S.  B.] 

Vffanrbtaifl,  eine  ^om  beS  ®ö|enbienfle8 
(f.  b.  9ri),  iß  bie  Serel^rung  ber  X^iere  an 
fu^  ober  in  il^  Silbern  als  l^eiliger  SBefen, 
als  Sncamotionen  ber  @ötter  ober  als  Sef^fl^er 
bei  €tommeS  unb  ber  ^orbe.  I.  SBerbrei- 
tung  beS  Xl^terbienfieS.  S)aS  9ud^  ber 
Ski^cit  jd^It  atoar  ben  Zl^ierbienfl  nid^t  unter 
ben  Srten  ber  Abgötterei  auf  (ftap.  13—15), 
bemcrft  aber  bod^  (15,  18. 19;  ogl.  11,  16): 
.  Sie  oere^ren  bie  denbeften  Xl^iere,  bie  mit  anbeten 
unocmfinftigen  Zeteren  oerglid^en  oiel  fd^ted^ter 
00  biefe  fM).  Selbft  toenn  einer  biefe  Zitiere 
anfid^,  brni  et  nid^  ®uteS  fe^en,  benn  fie  finb 
Don  dlotteS  Sob  unb  @egen  »eit  entfernt.''  2)ar» 
auf  bqitiftt  ficfi  tto^t  ber  fjji.  $auIuS,  menn  er  eS 
als  Zpor^  oe)ei(|net,  ba^  bie  Reiben  bie  ^er&i 
fii^reit  beS  unoergönglid^en  ®otteS  mit  ber  Ael^« 
lid^eU  bc«  oergBnglid^  aSilbeS  Don  SReufd^en, 
Sögefn,  oiitfä^igen  unb  fried^enben  Xl^eren  oer- 
toufi^t  ^aben  (9löm.  1,  23).  Sei  ben  SSroetiten 
^  Mefet  niebrige  Sult  nie  SBurjel  gefaxt,  bod^ 
bm  bk  Stec^rung  oon  Zl^ierbilbent  oor.  S)aS 
crfh  Seifl^I  i]i  bie  Serel^rung  beS  fog.  golbenen 
ftolbci  in  ber  iDflfie  ((^.  32,  1  ff.  $eut.  9, 
16  ff.).  9loA  ber  Zrennung  beS  SReid^eS  mürbe 
im  9totbreid9  ber  Sel^ooacult  mit  Süberbienfl 
«feUid^  eingeffi^.  3eroboam  Iie|  jmei  golbene 
iralDer,  baS  eine  ju  ^n,  baS  anbere  )u  Setzei 
ottf^eOen  (3  Adn.  12,  28  %).  SRan  l$at  biefen 
9tB<Ifaa  mit  bem  altfemittfd^en  @tierbilberbienfl 
in  Sufammenl^ng  gebrod^t.  SHe^  iß  bei  bem 
fipatern  Cult  bcS  9iorbrei(^  ma^d^einlid^  (ogL 
mbejfen  8  ftbn.  12,  28,  mobei  )u  bebenfen  iß, 
ba^  SNroboom  fid^  in  Seg^pten  aufgellten  botte) ; 
oborffir  Me  Ser^rung  beS  golbenen  ffalbeS  in 
ber  fBufif  liegt  bie  Snnabme  einer  9lad^a(mung 
beS  dg9|ifif 4cn  €tiercuIteS  näber,  benn  in  %egQ))ten 
iDucben  tri^  blo^  lAenbige  Stiere  angebetet. 


fonbcm  aud^  beren  Silber  oerel^rt  3mar  finbet 
man  leine  SUbfäuIen  berfelben,  aber  bodl^  fleine 
Abbilbungen  oon  allerlei  Xbi^i^^^  barunter  audj^ 
üon  Stieren,  auS  Sronje.  2)a  baS  ftalb  ein 
8Ub  Se^ooaS  fein  foOte,  fo  ift  bie  ^lad^bmung 
ber  Ag^lRtifd^n  g^orm  mo^rfd^eiiüi^er  als  ber 
KüdCfall  in  einen  urfemiti|(|en  @ö^enbienft,  ob« 
mobi  baS  Symbol  ber  Ofrud^tbarleit  bier  mie  bort 
}tt  ®runbe  lag.  Ueber  bie  eherne  Solange  unb 
ben  Sd^Iangencutt  f.  b.  «rt  getifd^iSmuS  IV^ 
1451.  1457  f.;  }u  ber  Sc^Iangenbefd^mörung, 
bie  befonberS  in  Seg^pten  im  Sd^mange  toar,^ 
ogl.  (5j.  7, 11  f.  3ob  3,  8.  «Pf.  57,  5f.  3er.  8^ 
17.  SccL  10,  11.  ecdL  12,  13.  Aug.  De 
Gen.  ad  lit  1,  28.  S)ie  SSdter,  meldte,  mie  be» 
fonbetS  bie  SIesanbriner,  ben  Xl^rbieiUt  nod^ 
aus  Crfabrung  fannten,  betrad^teten  benfelben  als 
bie  f d^redltd^fte  Serirrung  beS  ®ö j^enbienfteS.  Sie 
badeten  babd  in  erfter  Sinie  an  ben  Zl^iercult 
in  9eg9pten,  meU^er  bie  Settounberung  ber  alten 
SBelt  um  fo  me^r  erregte,  meil  er  mit  ber  bo^ 
Kultur  ^(egQptenS  in  grellem  993iberf|nrud^e  ftanb 
(ogL  Sd^an^  Spologie  beS  (Sbriftentb.  ü,  2.  SlufU 
Sretb.  1897, 162  f.).  S)ie  Serebrung  ber  ü^kxt 
mar  in  Qeg^pten  allgemein.  9luS  ben  Zaufenbeit 
Don  Sbi^rmumien,  meld^  man  an  oerfd(|iebenen 
Orten  a[eg9))tenS  gefunben  l^t,  erfie^t  man,  ba^ 
eingelne  Xf^int,  mie  ber  Sperber  mü)  bie  ffa|e, 
faft  aOgemein  oerel^  mürben;  anbere  genoffen  in 
einjelnen  (Sauen  Serebtung,  mäbrenb  fte  in 
anberen  oerfolgt  ober  üctfpeist  mürben, ).  S.  baS 
ftrolobil  unb  ber  ^ippopotamuS.  SrftercS  mürbe 
als  beUigeS  Zitier  beS  ®otteS  Sebel  su  OmboS 
in  Oberög^pten  unb  in  mebreren  Stabten  im 
gfaijium  bocbb^ilig  gcl^alten,  im  übrigen  Seg^pten 
glcid^  bem  Sfel  unb  bem  Jtilpferb  als  l^eiltgeS 
tJ^tt  beS  bdfen  ®otteS  Set-X^pb^n  üerabfdM- 
S)amit  bongt  pfammen,  ba|  ben  einzelnen  (Göt- 
tern, bie  urfprunglid^  Socalgötter  maren,  beftimmte 
Sbi^  oIS  Symbole  beigegeben  unb  bie  ®ötter« 
bilber  mit  ben  ff öpfen  biefer  Xl^iergeftalten  l^er« 
feben  muä)en  (SBibber-,  Stier-,  ftu^,  Srofd^«, 
Sd^al-,  Sperber-,  ®eier-,  3biSfopf  u.  a.). 
ÜRan  glaubte  aber  ntd^t  blo^,  ba|  bie  @ötter  in 
biefen  ^bt^^en  ibren  6t^  genommen  ffitttn,  fon* 
bem  einzelne,  befonberS  auSermäbße  Xbi^^  galten 
als  3ncamationen  eines  ®otteS  unb  erbietten  be^ 
balb  $riefier,  Xempel,  gefte  unb  mürben  noid^ 
bem  Xobe  ebibalfamirt  unb  beigefe|t  Sie  be* 
lanntefien  finb  ber  Stier  SpiS  unb  ber  Stier  beS 
»&,  ÜRneüiS,  in  Unterftg^pten,  ber  fd^marje  Stier 
beS  Sonnengottes  ^oruS  in  ^liopoliS,  unb  ber 
SBibber  (Sod?)  beS  OfiriS  in  SRenbeS.  S)er 
lebenbe  «piSftier  galt  als  ber  So^n  beS  StA,  ber 
beffen  Seben  auf  Srben  mieberbolt  unb  bie  9n- 
betung  ber  Sebenben  empfangt.  Sein  Sult  ift 
febr  alt,  mirb  aber  erß  Don  ber  18. 2)9naftie  an 
auSfubrlid^  berid^tet.  3m  3- 1851  fanb  ata« 
riette  baS  fogen.  Serapeum  oon  SRemp^iS,  bie 
Shibeftdtte  ber  SpiSftiere,  mit  ben  SOtumien  tmn 
64  berfelben,  bie  oon  Smenbotep  HL  (18. 9^ 


16U 


Zl^ietbienft. 


1612 


nafKe)  (id  }u  ber  ^tolemdergett  gelefit  l^eiu  S)er 
Derftorbene  9M)i8  »urbe  OjlriS-apiS  (&ttapii) 
genannt.  Se^nlid^^  gum  Xl^eil  nod^  ttibrtger, 
geftaltete  jid^  ber95decult  juaRenbeS.  S)a^  oud^ 
biefec  auf  bie  SSioeliten  eingetoirft  l^ot^  geigen 
Set).  17,  7.  2  $ar.  11,  15.  S)a8  SBetbot  ber 
IBeftialität  (Seo.  18,  23;  20, 16)  bücfte  bamit 
jttfammenl^dngen.  —  Set  olte  inbifd^e  SoM- 
glauBe,  t)on  bem  ft^  au4  Spuren  im  SBeba  finben, 
unb  ber  im  ^tnbuiSmud  fid^  gegen  bie  fßriefter- 
religbn  ber  ^ral^manen  erl^alten  unb  Derjinnlic^t 
l^at,  mar  toefentlid^  9laturbten{!,  in  metd^em  neben 
ben  Steinen  unb  Säumen  oud^  Sd^Iongen  unb 
anbere  Zitiere  t)ere^rt  »urben.  ^öufig  toerben 
bie  (Sötter  in  leiben  unb  gangen  X&ierge{!alten 
borgefteQt.  S)er  6d^langencult  ift  bei  ben  @ai« 
baS  (Serel^em  beS  ®otteS  @ik)a)  läufig,  bie 
äffen  |nb  in  Dielen  @egenben  l^eilige  Siliere,  bie 
fhtl^  ift  nod§  tt)ie  im  iBeba  (unb  ^efta)  l^eillg. 
ffleine  Silber  Don  ber  fegenbringenben  ®aben- 
ful^  finb  uberaS  gu  faufen.  ßS  ift  möglid^,  ba^ 
bie  toeit  Verbreitete  Snfid^t,  ber  9Dlenfd^  l^abe  ur- 
fprünglid^  nur  ^flangennol^ng  genoffen  unb 
Degetabttifd^e  0))fer  bargebrad^t,  mit  ber  Ser- 
el^rung  ber  Xl^iere  gufammen^öngt  unb  auf  b.en 
Unterfd^ieb  gioifd^en  reinen  unb  unreinen  Xl^ieren 
eingetoirft  |jat.  2)od^  ift  bei  ben  Snbem  nod^  bie 
@eeIentoanberung  gu  berfidtftd^tigen.  Sei  ben 
Subbl^iften  gilt  nid^t  nur  ba§  Serbot,  SM  gu 
t)ergie|en  unb  baS  Seben  eined  Z^iereS  gu  fd^äbigen, 
fonbem  bie  Zitiere  toerben  aud^  mit  Sorgfalt 

Set)f[egt  unb  felbfl  in  Spitälern  Derforgt.  2)al^er 
)mmt  ed  aud^,  ba|  in  ben  bubbl^iftifd^en  Xem« 
peln  ß^ino'd  Xl^erftatuen  aufgefteut  toerben 
(S5toe,  Ziger,  Sd^Iange,  gud^e,  ^tettd^,  ^afe. 
Statte),  unb  ba^  felbfl  mitten  gtoifd^enSubbl^S  ba9 
SUb  beS  unfierblid^en  Sfud^f  ed,  beS  Sef  d^u^  ber 
®efe|e  unb  ^nfpiratorS  ber  guten  ^anbiungen, 
Mi  SRan  ftnbet  in  biefen  Zempeln  aber  aud^ 
^are,  ihwd^en,  gfebem  unb  SnbereS  al8  Re- 
liquien oufbetoal^rt;  biefelben  rubren  ton  ben 
Xl^ierleibem  l^er,  in  toeld^en  Subbl^  Dor  feiner 
äucamation  aß  9J{enfd^  geboren  toorben  toor. 
SefonberS  treten  S)rad^e  unb  Ziger  l^erüor,  jener 
dd  ber  ®oti  beS  Siegend,  biefer  alS  9iei>räfentant 
ber  actiDen  Seite  ber  mtur ;  fie  bilben  bte  @)runb« 
läge  beS  gangen  SQftemS  ber  S)ioination  (ügl. 
Sd^ang  n,  77  ff.  148).  —  Stud^  in  3a|)an  fe^It 
ber  Zl^ierbienfi  nid^t;  er  eignete  aber  bort  aud^ 

id^on  ber  ein|eimifd^en  Steligbn.  2)er  ^al^n  ift 
^er  Sonneng5ttin  getoeil^t,  ber  gfud^fi  ift  baS 
l^ge  Zitier  ber  ütal^rungS-  ober  ^bgöttin  unb 
bie  Statte  baSienige  beS  ®otteS  beS  Sieid^tl^ume. 
f)öufig  ftebt  man  bei  einem  Zempel  ein  tlRiino« 
pferi),  toeI(|eS  bie  ^ilger  fättem.  3u  ben  Seiten 
ber  Zempeleingänge  ^nbet  man  oft  ben  bimm- 
lifd^cn  unb  ben  foreanifd^  ^unb  toie  ben  Ziger 
üor  ben  Zl^oren  d^ine[ifd^er  Zempel.  —  3tt  ber 
irontfd^en  SReligion  fptelt  namentlid^  bie  ^eiltg« 
feit  ber  9u^  unb  bed  ^unbeS  eine  groge  SioAe. 
9Hd^t  mtr  gitt  ber  Zob  berfelben  aß  ein  Unglüd, 


bie  Zdbtung  oß  ein  Socrilcttittm,  fonbem  fit 
l^aben  in  ber  SRQtl^otogie  unb  Siturgie  eine  gro^e 
Sebeutung.  2)ie  Seele  unb  ber  Bifipfn  ber 
jht]^  bilben  einen  (Segenftonb  ber  aR^tiiiobgie  in 
ben  ®&t]^a8,  bie  Sd^öpfung  ber  ^pongen«  imb 
Zl^iertoelt  au8  ber  getftbteten  Ur(u(  ge^rt  gu  ben 
ölteften  lodmologifd^  SorfteOungen.  ^  gut* 
terung  ber  Jhil^  ifi  eine  beilige  $fli(^t  unb  ein 
SUb  für  bie  Sflid^terfflllung  ubtx^t  2)ec 
SuSbrud!  «,bie  lru(  getoinnen"  begeü^net  bte  Sr« 
lanaung  ber  etoigen  Seligleü  2)er  Ibin  ift  toie 
bei  oen  Snbem  unb  onberen  Sölfem  bofi  ^ig^ 
Steinigungsmittel  unb  toirb  aud^  innerlid^  ge> 
nommen.  S)er  ^unb  ift  bem  SJlenfd^  gleid^- 
toertbig  unb  toirb  toie  biefer  befiottet  (Er  vertreibt 
bie  Zeufel  unb  toirb  bal^  namentltd^  bi  bie  9U^e 
ber  Sterbenben  gebrod^t.  S)erbdfe®ott(9^nffian) 
f^ai  bie  ®eftalt  einer  Sd^Iange,  fo  ba|  ber  fltonpf 
gtoifd^en  ®ott  unb  ber  Sd^Umge  gu  einem  |>er- 
fönlid^en  toirb,  tofibrenb  in  ben  Sd>en  bie^ 
Stampf  einen  naturaliftif&n  (Sfyxtatin  ](|at,  ein 
ffampf  bed  Snbra,  befi  Rbrdqß  beS  leud^tenben 
feimmeß,  gegen  Sl^i,  bie  Sd^Iange,  ober  gegen 
Sritra,  bie  Ißerfonification  ber  ®etoittenool{e  ift 
S)agegen  ift  bie  eigentlid^e  Sd^Iangenoere^nmg 
bem  ^arfiSmuS  fremb.  SBenn  bie  Skfflonge 
3)al^&Ia  üerel^rt  tourbe,  fo  oenot^  bie^  toefüid^en 
einflu^;  benn  in  ög^ptifd^n  unb  gritt^ifdpen 
Zem)>eln  ^ielt  man  Sd^tangen.  —  2)ie  ®r(ed^n, 
toeld^e  fid^  über  bie  Zbierverebrung  ber  Seg^t^ter 
luftig  mad^ten,  litten  felbft  ein  gut  Zbeil  von 
Zbierbienft  in  il^rer  Steligion  (Clem.  Alex. 
CoL  2).  3toar  lam  ed  in  ber  ^ftorifd^en  3eü 
nur  auSnal^mdmeife  vor,  bag  man  l^ige  Zl^iae 
pflegte  unb  i^nen  o)>ferte ;  nad^toeßbor  ifi  e8  nur 
bei  Sd^Iangen,  meldte  befan  Sienfie  verfd^iebener 
@ötter,  toie  bed  ^§ltUp\o%,  betbeiligt  tooren,  unb 
in  benen  man  ftd^  bef  onberS  bie  Seelen  ber  ^oen 
verldrpert  badete.  Sold^e  Sultudfd^langen  tDoven 
bie  (Qd^reifd^e  Sd^Iange  beim  S)emeteii>tcnfl  gu 
SIeufß,  ber  olxoup&c  o^tc  ouf  ber  Surg  gu  Stboi, 
bie  Sd^Iange,  bie  man  aß  Sd^u^bftmon  von  (ilß 
gu  Ol9m|>ia  verlegte.  %t^erbem  geigen  fld^  in 
ben  ÜJlQtl^en  unb  (Suiten  viele  Spuren  eincS  X^fier« 
bienfted.  3n  ben  Z^ieren,  toeld^e  ben  eii^nen 
@ott]iieiten  gugetl^eilt  toerben,  fonn  man  vatmjjttnS 
Ueberbleibfel  bovon  erfennen.  S)ie  SR&ufe  im 
Zempel  bed  9poUo  Smintl^euS  unb  bie  (Eule  ber 
Sltl^ene  fielen  nod^  neben  ber  @ott^eit.  SDion9fo4 
toirb  aß  Stier  ober  mit  Stierpmem^  3)emeter 
mit  einer  $ferbem&]^ne  obgebilbet  S)er  oui 
Serien  ftammenben  Slp^robite  finb  gif^  nnb 
Zaube  l^eilig.  3eu8  fann  fid^  in  ben  verf$id>enf[en 
Zbiergeftalten  ben  !D2en|dDen  na^.  9Iu4  9(poQo 
mü)  Sion^foS  tbnnen  \\q  in  Zbiere  vetmanbdn. 
—  Sei  ben  Stdmem  toaren  ber  tveiSfägenbe 
Sped^t  unb  ber  SBoIf  l^eiHge  Zl^ere  beS  SRorl. 
äBal^rfd^einlid^  fuib  fie  Vorder  felbfi  verebbt  toor« 
ben,  toie  benn  ber  S^ierbienft  in  bet  aOrSmif ^ 
Steligion  eine  SteUe  einnabm.  —  Sei  ben  (Ser- 
manen ftonben  SbdEe,  Stiere,  $ferbe  aß  toeiS» 


1618 


XMetbicnjL 


1614 


{ogcnbe  Z(tm  in  l^o^  (Sfjitta,  im  9totbcn  aud^ 
bU  IBSxm.  S)i(  Solange  galt  bem  gomonifd^en 
Sottglaubm  ald  ein  f%ü|enbe(  ^auSgcift.  — 
3n  ber  femttif^  SRqt^ologie  {Inb  neben  ber 
&iUmgt,  todäft  bem  S^8  entfpvic^t,  befonberS 
bct  fififdb  (S)ogon)  unb  bie  Xioube  Detmenbet. 
^Smoec  (oben  frfll^  UKil^c^einlidb  mit  onbeten 
Sotutbtngen  bie  Zl^  Derel^tt.  Sbier  unb  Söme 
goltai  Ott  Symbole  bed  Sonnengottes.  3flar- 
Storgote  ^otte  Sif4iPfbdt/  toelbolb  bie  @9rei 
leine  glM^  <i|en,  fonbem  biefelben  gbttlül^  tet- 
c^rlnu  Vtti(  |u  Zn))oIiS  in  Ißj^önicien,  }u  fDxpfyx 
in  9Ref09<>tamien  unb  }u  Sd^iroS  in  Werften  ^ 
man  bie  SSm^nmg  ber  gifd^e  unb  ben  ®Iauben, 
ba|  1^  Zbbtung  ein  SBerbreAen  fei,  att  9left  ber 
oB^rif^SiN^erebrung  noq  b^te  borgefunben. 
—  Sei  ben  KaturDdlfem  bilbet  ber  Z^ierbienfi 
rinen  6att|)tbejimibtbei(  ber  Steligion.  @d^on 
be  SroReft  ^t  mtf  biefen  Sult  bet  ben  Siegern 
SfriÜB't  oufmerffom  gemcd^t,  um  ben  &gt;i))tif(ben 
Xbicrbicnft  ju  erfldren.  Sei  ben  92egem  genie|en 
bryonbeifi  bie  S^Iongen  religiAfe  SBerebrung ;  ibr 
Sult  {{i  Mn  ben  9legem  mid^  nad^  Slmerita  Der» 
yflaiut  morben  unb  i{l  bort  (^oiti,  Souifhma) 
<mtf(9n)eifenb  unb  groufam  betrieben  ttorben. 
Ibrr  mi^  im  Sfiben  9marila'8  ift  bie  Sd^Iongen« 
oecebrung  b^imifd^^  fotoobl  bei  ben  toQben  Stäm- 
men Ott  bei  ben  SutturübOem  in  SRcsico  unb 
^jkni.  3nbem  oud^  Xl^itxt  ju  gfetifd^en  k^ermenbet 
merben,  gelten  {ie  menigfienS  att  @i|  eined  gött« 
liiben  SEtefenA.  S)er  9beralmtbe  &om  Zotem  bei 
ben  3id)ianem  imb  oom  ffobong  bei  ben  9u{lra- 
Uem  (fingt  mit  bem  Xbi^bienjt  julammen.  & 
gilt  isffm  ein  Xf^xn  oI8  Zotem  ober  ftobong, 
b.  b^  Ott  6tammab)eid^en  unb  folglid^  old  Vfyv' 
ben  b(9  (Sefd^le^tefi.  9tt  fold^er  mirb  e8  berebrt, 
digemein  gejcbont  unb  oIS  f^elfer  be8  (Befd^Iecbtefi 
betrad^tet  ^terfonen  beSfelben  XotemS  ober  fto« 
bongS  iji  bie  l^etrot  unter  eincmber  oerboten. 

n.  (EtriQrungbedZbi^vbienfted.  Ski 
bie  Xbieroerebning  eine  allgemeine  Srfd^nung 
ber  be^if  4^  Stellgionen  iß,  f o  mu|  fte  in  ibren 
®nmb|figen  au8  bem  nQturalijUfd^en  Sbotofter 
bcf  ^ctbcnt^umS  erlttrt  merben.  2)ober  ^nb  bie 
SrtUrungen  ber  tüten,  tteld^  {id^  b^^uptfäd^Iid^ 
auf  ben  ögQl^tiMen  SJ^ierbienji  bejogen,  un)u- 
rti^Qtb  ($  €dtoI),  @b|enbien$  unb  Smiberri  bei 
ben  alten  fiebrSem  uiu>  ben  benad^barten  93bl- 
fem,  Segenfiburg  1877,  17  |f.  105  ff.  816  ff.). 
9tibai  ben  Ipimmettldrpem  b<iben  eben  bie  tSjuxt 
megen  ibrer  9ebnlid(|leit  mit  bem  SRenfd^  bie 
Vufmerlfombit  bee  9toturmenfd^en  befonberS  auf 
Mgeaoaen.  £ie  ftraft,  JHugbeit  unb  infKnctit)e 
6td$erb^  ber  Xbi^  nn'^  in  bem  SBilben  bie 
Sbnunft  (incS  Ifif^ttn  SinfluReS.  3e  mebr  ber 
9teifd^  l^on  bem  XS^ia  gn  furd^  ober  )u  baffen 
bat,  oefto  Iei4^  iß  er  geneigt,  fid^boSfelbe  burd^ 
Serebntna  gbt^g  |u  {Ummen.  Sei  nomabifd^en 
unb  odtamnilretbenben  SöQdn  bmmt  inSbefon- 

bete  ber  9hi|en  in  Setrod^,  meld^  eimelne  Xb^^ 
fb  ben  ^auSbott  beS  aien^  b<>ben;  belbon  gitt 


eine  Serlekung  berfelben  M  Sergel^  gegen  bie 
ateligion,  att  Seleibigung  bed  gfitigen  6d^|)ferfi. 
3m  SDgemeinen  ermöd^t  auft  ber  Setra^tung 
beS  @ebeimm^oDen  im  Xbi^bben,  mie  eft  na« 
mentlid^  aud^  bie  unbeimluben  S^Iongen  bar« 
bieten,  eine  beilige  Sd^eu  Dor  ben  X^tttn,  fo  ba^ 
man  fie  faum  )u  tobten  magt  ober  fie  um  Ser« 
Seibung  bittet,  koenn  man  fie  tobtet  3nbem  nun 
eingelne  Xb^^  <ni8  (Sränben,  bie  oft  in  ben  ort» 
Ii(ben  Serböltniffen  ober  in  ben  m^tbologifd^ 
Ueberlieferungen  gu  fud^en,  aber  bfiufig  nid^t  me^ 
)u  beftimmen  finb,  einjebten  ®  ottbeiten  jugeorbnet 
tturben,  bienten  fie  )ur  fpmbolifcben  Se)eid^nung 
berfelben  unb  )ur  finnlid^en  Slbbilbung.  3ur 
eigentlid^en  SBemed^Imtg  beS  ®otte8  mit  bem 
X!bier  fam  e8  nur  in  9eg9))ten.  Siefer  b&^Iid^ 
(Bö|enbienjl  lann  nur  att  bie  tieffie  Serirrung 
oon  bb^eren  religidfen  Snfd^auungen  betrad^tet 
toerben.  9Ranetbo  berid^tet  benn  aud^,  biefer 
Xbierbienft  fei  erft  f))ftter  auf gdommen ;  jur  Seit 
beS  IfönigS  ffaied^oS  (ffolefu)  feien  juerft  bie 
Stiere  9pi8  unb  SRneoifi  in  I^IiofioIiS  unb  ber 
SRenbefifdbe  Sodt  für  (Bötter  gebalten  toorben. 
(Erft  in  ber  (Sntftebung9)eit  beS  Xobtenbud^eS 
»urbe  ben  l^iligen  Xbieren  eine  befonbere  SBArbe 
juerlonnt,  unb  gmar  bomatt  nod^  oHgemein.  S8 
lä^t  ftd^  aßo  nid^t  mabrfd^Iid^  madigen,  ba|  bie 
ftg^tifd^e  ^Religion  einmal  auf  bem  @tanb))untte 
bed  Scblangen-  unb  f^Qdnenoienfied  ber  Steger 
gefianben  bc^e,  unb  fte  ift  aud^  nie  f o  »eit  bercdb- 
gefunlen.  9ud^  bie  Ableitung  auS  urf)nninglid^en 
9Rqtben  ober  auS  bem  ^immettculte  mit  bem 
3pbiaca0reid  unb  feiner  Sebeutung  für  bie  fionb« 
mirtbfd^  genügt  nid^t,  meil  bie|  eine  \pöktt 
^eriobe  oer  SReligiondentmidlung  k)orau8fe|^  unb 
bie  Senoenbung  ber  Xbierf Qmbolil  für  bte  Sr» 
fd^einungen  am  ^immel  nid^t  auf  ber  Xbier« 
oerebrung  berubt.  Sie  9uf einanberf olge :  natura« 
ßfiifd^  (ipimmel,  Sonne,  (Bemitter),  }oomor}ibe, 
antbrojpomorpb^  Sleligion  (^artmann)  fbnnte  mon 
nur  für  ben  Serfc^  gelten  laffen.  S)a|  bie 
SegQpter,  3nber,  38raeliten  nid^  über  bie 
joomorpbe  Stufe  (Xbierbienft)  binauS^elommen^ 
bie  Serfer  gar  nid^t  in  ben  ^rojeft  euigetreten, 
bie  (Sriüben  ben  le^  Sd^tt  ber  Sntbropomor« 
{»bifinmg  getban  b^^ben,  Ul|t  fid^  auS  ber  Steli« 
gionSgefd^te  nid^  enoeifen,  bemt  bid  j[e|t  iß  ber 
Slad^meiS  nid^t  erbrad^t,  ba^  alle  Steligion  im 
!Raturbien{i  ibren  Anfang  genommen,  unb  ha% 
toedeE  bie  bomerifd^e  Xbeologie  bie  b^nd^ße  Stufe 
ber  gried^ifd^  Steligion  barßeüe.  Sielmebr  iß 
ber  ®ang  oit  religidfen  SntkoidEIung  tiom  St^iri* 
tuellen  )um  Slatinolißifd^  gerid^tet,  unb  fo  lü^ 
ßd^  au^  bie  (Entßebung  beS  üg^ptif d^  Xbier» 
bienßeS  erflären.  iAt  Xbierfiguren  oerfinnbilben 
ben  ^atutpto^i  unb  bie  babei  betbeiligten  (Bott- 
beiten.  S>a|  ber  ftaf er  ßd(  auf  ben  Urf )mmg,  bie 
@eneßS,  bie  Saterfd^ß  bejiebt,  mie  ber  ®eier  auf 
bad  aRutterlid^,  mirb  att  eine  burd^  löiloIiMe 
Stubien  feßgeßeOte  Xbotfad^  begeid^  Sie 
OgboaS  ber  (Bötter  mürbe  burd^  Ito  $aare  9Rän- 


läSlB 


%Yitu  —  Xl^olud. 


1615 


titr  «ib  gfemen  bargeflellt.  3ene  l^attm  S^ofi!^«^ 
biefe  @d^iangenI6|)f e.  S)eim  gfrofd^  unb  Solange 
galten  alS  elementare  X^ierfd^öpfungen^  {{e  f^ienen 
unmittelbar  onfi  ber  (Erbe  geboren  gu  »erben.  2)er 
^rofd^  ijt  gleid^  ber9(nabto^d  ober  SBieberbetebung. 
Skiburq  umrbe  auf  bie  SÜtftel^uttg  ber  erfien  ®e« 
fd^dpfe  aus  bemllrfc^Iamm  ober  S^aoS  Iffmgetoiefen. 
SRitunter  fhib  ftdf er  (Seorabdu«)  bamit  oerbun- 
ben.  S)ie  Sd^bnge  mit  il^rer  ^fiutung  f^mbolifirte 
bie  ))eriobi|d^e,  auf  bem  @onnmIauf e  beru^be  Er- 
neuerung ber  SSkltorbnung  unb  gaü  bei  ben  Xeg^p« 
tem  megcn  il^r  töbtßd^  SBtrfung  aß  @i||mtoI  ber 
Unjterblid^feit  (üraeuB),  ttioburd^  fle  fid^  befonberS 
als  Symbol  ber  ©ottl^it  eignete  (@(|oIg  104). 
änbem  man  aber  biefe  mit  bem  9tatur^ro}e^  gu- 
fommen^ftngenbe  S^mbolil  auf  bie  barin  tl^ge 
®dttermelt  fibertrug,  mu^e  man  eine  bie  g5ttli($e 
Sraft  oerftnnbilbenbe  SorfteOung  loäl^Ien.  Sieg  ^ 
ber  mit  bem  SRenfd^enleib  oerbunbene  %Sixt(iop\. 
Der  SBibberbpf  fqmbolißrtbiemdnnlid^effraft,  ber 
Stierlopf  bie  aeugenbe  flraft,  berihtl^bpf  bie  ge« 
bärenbe  unb  n&^renbe  9tatur,  ber  9rof<^(b)if  baS 
Uranfönglid^,  ber  Sd^afalfopf  baS  feütenbe  unb 
Senwd^be,  ber  @))erbedo))f  baS  Sujftreben  nad^ 
ber  ^5)^,  ber  ®eierto))f  baS  aRutterlid^,  ber  3biS« 
Io))f  bie  Senbung  utü>  Sotfd^ft.  Sie  9teger  {Inb 
eine  6tufe  tiefer  gefunlen,  tteil  jie  nur  nod^  ben 
®egenfa|  t>on  9Ui^Iid^  unb  @d^äblid^  im  9uge 
^ben.  3m  Xotem  unb  ih)bong  jeigt  jid^  aber  nod^ 
eine  Slnalogie  )U  ber  genannten  S^mbolif.  2)enn 
toenn  getoiRe  Spiere  (£aube,  SBoIf,  SBör,  Sd^Iange 
u.  f.  tt).)  gu  @tammab}eid^en  toerben,  fo  finb  fie 
mit  ben  %^nen  in  SBerbinbung  gebrod^t  uno  foOen 
gemiffe  Sigenfd^aften  }um  9u8brud(  bringen  (f.  b. 
%rt.  8fetif(^i8muS  IV,  1450  f.).  2)ie  »egiebung 
)um  Familienleben  (Ssogamie,  3Dbitriar(|at)  ift 
ober  nid^t  eine  SBixfung,  fonbem  eine  iSorauS- 
fe^ung  baoon.  (SS  ift  nad^gerabe  als  ertoiefen 
angufel^n,  ba^  bie  SBel^auf^tung  einer  urfprung« 
lid^n  ^romiScuitöt  in'S  Sleid^  ber  fjfabel  gehört ; 
oielmebr  tt)urbe  auf  baS  ^milienleben  fe^  ge« 
ad^et  unb  bie  Slutsoermonbtfi^aft  tool^l  berfidC- 
j^d^tigt.  S)a)u  mar  aber  baS  Xotem  ein  gang 
geeignetes  S^id^^n*  SBtQ  man  atf o  b^utgutage  ben 
gangen  Xbi^^bienfl  auS  bem  XotemiSmuS  erfloren 
ober  benfelben  bo^  gum  mid^tigften  gfactor  mad^en, 
fo  ift  oor  Mem  baS  fociale  üeben  ber  SBöIfer  ge* 
nauer  gu  unterfud^en.  3e  mel^r  biefeS  bei  Semiten 
unb  änbogermanen,  j[a  felbft  bei  ben  9}aturt)ölfem 
ben  patriarddalifd^en  ßl^arafter  an  fid^  trögt,  um 
fo  weniger  lQ|t  fid^  ber  Xbi^^ienft  auS  bem  Xo» 
temiSmuS  erKören  ober  gar  on  bie  ©pi^  ober  in 
bie  ^auptperiobe  ber  %etigionSentn)idKung  Der« 
legen.  (9}gl.  Sbantepie  be  to  Sauffa^e,  Se^rbud^ 
ber  Steligionegefd^.  I,  Ofreiburg  1887,  67  ff. ;  in 
ber  2.  %uf(.  1897  iftber  pbanomenoIogifd^eXl^U 
meggelaffen,  aber  bie  Sr[d^einungen  ^nb  in  ber 
Darftelltmg  ber  eingelnen  SteKgionSftifteme  ge- 
nouer  be^anbelt  toorben.)  [$.  @(^g.] 

%t^intj  reine  unb  unreine^  f.  @peife» 
gefe^,  ob.  581  f. 


S9taQ$,  3otann8aptift,  StturgOttr  unb 
Sr^ologe ,  »Mtr  am  11.  Stonember  1686  ju 
(Sl^ortreS  g^oren,  mad^te  feine  Stubien  noment« 
li^  gu  $ariS  unb  tmirbe  fd^on  1658  Sebret  ber 
Humaniora  am  bortigen  (SoQ^ge  Su  !ßle{fis.  3m 
3.  1666  erbtett  er  bie  g^farrei  dfymtprovb^ 
en-(S)aftine  (3)i5cefe  (El^artreS),  mel^  er,  ge- 
gnmngen  burd^  unongeneldme,  gum  gro|en  Xbn( 
felbperfc^ulbete  9emidlungen  mit  bem  %t€f> 
biacon  oon  &^axtc^,  1692  mit  ber  mm  S3ibra9e 
(3)iöcefe  ÜRanS)  oertoufd^ie.  3n  biefcr  Siettung 
lebte  Xi^ierS  faft  nur  feinen  feelforglid^en  $flid^ten 
unb  toiffenfd^ftlid^n  ©tubien.  (Er  fiatb  am 
28.  gfebruar  1708.  €eine  gal^Ireid^  €<l^riftcn 
geigen  oietfeiKge  (BeleJ^omfett^  felbftanbigeS,  oft 
fd^arfeS  Urtl^eU ;  fie  be^onbebi  id>o4  meiß  SRil' 
bräud^  unb  arc^äologifd^e  (Eingel^iten.  (Ermähnt 
feien  l^ier  folgenbe:  Exercitationes  adr.  Joh. 
Launoii  dissert  de  anctoritate  negantia  ar* 
gumenti,  Paris.  1662  (ogl.  b.  9rt  Sounoi  VII, 
1515);  De  festomm  dierom  imminiitaone, 
Lngd.  1668  (biefe  Sd^rift,  mortn  er  bie  üon 
frangdflfd^en  »ifd^öfen  auf  äBunfc^  bcS  fiömgS 
ooOgogene  Suf^ebung  einiger  Sefte  oertbetbig^, 
fam  1672  auf  ben  3nbes,  donec  eonigatnr) ; 
Bor  rinscription  du  grand  poiiail  du  coovent 
des  eordeliers  de  Beims :  Deo  homlni  et  beato 
Francieco,  ntrique  cmcifixo,  Bmx.  1670  (eine 
gegen  eine  un)xiffenbe  3nf(^rift  geri^tete ,  fibcr« 
mä^ig  fd^e  $oIemiO ;  Tt'aite  ae  Texpositioii 
du  Si-Sacrement  de  Tautel,  Paris  1673  (u.  ö.)r 
2yolB.  (moriner  bie  gul^uftge^uSfefungbcSoOcr» 
l^igfien  @aaamenteS  tabelt) ;  Traite  Üb  aoper- 
stitioiis,  Paris  1679,  2  vol&  (na^  X^ierS'  lobe 
erfd^ienen  1704  gmei  tt)eitere  SBftnbdben;  oUe  tut 
famen  1757  auf  ben  3nbes) ;  Histoire  des  per» 
mques,  Paris  1690  (gegen  baS  iperfidentragen 
ber  ®eiftlid^en) ;  Dissert.  sor  ia  sainte  lärme  de 
Yendöme,  Paris  1699  (ber  Serfoffer  forberte  ben 
9ifd^ofDon9Io{Sauf,biefe9ieIiqutemeggufdboffen). 
SRabiEon  (f.  b.  9(rt.)  fd^rieb  gegen  i^n,  nti^t  um 
bie  9ed^tl^eit  ber  pr^iligen  Xbräne''  gu  bemeifen« 
fonbem  um  bie  Stebli^fieit  ber  SBema^  biefer 
Steliquieguoertbeibigen.  (lBgI.Nio^n>n,MöiiL  IV , 
Paris  1728, 341  ss. ;  Nouv.  Biogr.  gen.  XLY, 
173  SS.;  »eufd^,  3nbes  II,  1,  420  ff.;  Harter, 
NomencL  lit.  II,  2.  ed.,  895  sqq.)     [ffecfer.] 

fBieftnar,  f.  S)it^mar. 

t^otiod  (n*t=^^i9X  ün  $1.  X.  einer  ber  Seoiten,. 
meldte  3ofapl^t  bei  einer  im  Sanbe  3uba  ge4alte> 
neu  aJKfflon  üenoenbete  (2  ^r.  17, 8). 

«^oCitil,  Sfriebrid^  «uguft  @ottfrieb« 
))roteftantii(|er  Xbeologe,  mutbe  am  30.  üRdr) 
1799  gu  SreSlau  alS  Sol^n  eineS  (Stolbf^miebc» 
geboren.  92ad^bem  fid^  feine  Untaugtid^fett  für  boS 
oaterlid^e  Semerbe  bcnntSgeftdIt  ^e ,  tonnte  er 
ftd^  ooUftdnbig  ben  Stnbien  bingeben,  mmSß  tibtt 
auf  in  (Steid^gültigfeit,  [a  in  Selnbfc^ft  gegni 
baS  (Sbriftenti^um.  9(S  er  am  5.  Octote  1816 
bie  «biturienienrebe  aber  boS  X^a  (i^:  »IBie 
boben  bie  Araber  auf  bie  SBUbung  Qxao^ofi  ge- 


1617 


Xf^olnd. 


1618 


i»ixttV  {e|te  er  SRofed,  3efn9,  aRol^ammeb 
raianbcr  gtri^,  )oe  aber  allen  S>relen  ben  inbift^en 
Sleiitt,  ben  peqifc^en  Sotoafiei  utib  ben  d^ineft- 
ti^<bmfttctui  twr.  Sudgejeld^net  burd^  ein  1^ 
Mmaenoct  Xalenl  für  Sprachen,  toibmeie  er  jid^ 
futtfiqij^  üi  SreSIau  bem  Stubtum  ber  orienta- 
lii^en  epttt^en,  bie  er  in  ben  SRugeflunben  fd^on 
am  fBi^mnafinm  mit  fo  eigenartigem  Srfolge  be* 
ürittai  ^atte,  bo|  er  flq  im  (Sanjen  19  Derf  d^iebene 
9ttome  an^gnet  polte.  StittelM  tarn  er  Sn- 
\ana  1817  im^  Serlin  }tt  bem  Orienialijten 
IL  iiki,  bcf{enSmonuen|tS  er  nmrbe,  unb  begann 
bit  t|ieoIogi|d^  €tubten.  S)er  SBerfel^r  mit 
».  SHei  ittb  oen  bamaligen  frommen  ffreifen  !Ber- 
IfaiS,  Me  in  ber  C^ftent^umdgefeUfd^ft  (f.  b.  Sri) 
t^tcn  atittel)nmft  l^atten,  namentlid^  mit  bem  99a- 
ronftottiDil,  getoannen  ben  Stoeifler  unb  @|i5tter 
ttrbif  ))idi^f(^e9li(^tung.  9ln  ber  Unit)erfiiat  übte 
iRtonber  (f.  b.  Sri),  mit  bem  er  oud^  in  perfön« 
U^  Scrle^  trat,  bie  meifte  Snjie^ung  anf  il^n 
onft,  bancben  SRor^einele  (f.  b.  9rt.),  tool^renb  i(m 
^(eiermo^er  unfqmpat^ifd^  mar.  Seine  eigent« 
JU^  tl^Iogif  d^en  gatl^ftubien  moren  menig  grünb- 
fk^.  9lod^bem  feine  %b|i(^,  in  bie  SRifftonen  ju 
gc^en,  tmÜtU  toat,  moOte  er  fid^  ber  atabemifd^en 
arnfba^  lumenben ;  baS  im  3uU  1 820  eingereid^te 
^motionSgefud^  tourbe  aber  Don  @d^Ieiermad^er, 
ber  bie  ein^ereid^te  S)if[ertation  iiber  ben  $on" 
t^eiSrnui  ber  Orientalen  megen  il^reS  nntl^ologi- 
f  4en  3n^IteS  nid^t  fflr  geeignet  l^ielt,  oerf  d^Ieppt. 
Soi^em  er  bonn  auf  vlnmeif  ung  beS  StinißeriumS, 
boi  i^m  bie  IBermaltung  ber  nad^  be  SBette'd  <Snt- 
fcrmtng  iMcanten  ^ro^ffur  für  alttefiamenüid^ 
(^gefe  übertragen  moüte,  am  2.  Secember  1820 
lum  Stcentioten  ber  Xl^eologie  promooirt  morben 
ttiar,  ^büitirte  er  |id^  att  ^ßriüatbocent  unb  tourbe 
1828  an^erorbentlid^  $rofef|or.  (Sr  f^itli  SSor- 
bftmgm  ^uptfä<!^Iid^  über  Ss^gefe  beS  SIten  unb 
bei  %enen  XeftamenteS,  bandben  aud^  über  (Se- 
fAi^te  ber  Xi^Iogie  im  18.  Sal^rl^unbert  unb 
aber  SRet^obe  be9  t|eoIogifd^en  StubiumS ;  oud^ 
^elt  er  eollegia  pietatia.  (Einen  Sluf  alS  $rO" 
fcjfor  ber  Sogmatif  nad^  Sorpat  Upnft  er  ah. 
SSegni  feiner  €d^ft  Ssufismus  siye  Theo- 
•ophia  PerBunm  pantheistioa  oerliel^  il^m 
1828  We  p^ilofop^ifd^  gfacuttat  }u  3ena  ben 
DodortitiL  Son  1824^1826  gab  er  für  bie 
«9crliner  (Befelfd^ft  }ur  Scförberung  bed  iSfyA' 
^^umi  unter  ben  Shiben''  bie  3eitfd(|rift  ^S)er 
Steunb  S^raeß*  l^uS.  9Begen  feiner  %bl^nb- 
lung  »S)o§  fflefen  unb  bie  ftttlid^en  Sinflüffe  bed 
^beni^mS"  aß  Cinleilung  }u  92eanber9  „S)en!- 
ttriiri>igMlett  be«  Cbriftentl^mS  unb  be§  d^« 
BAm  Sebenf'  (1822)  mürbe  er  in  ber  2)arm- 
fWhx  i^Wlg.  ffird^eitung"  fd^  angegriffen. 
QfD^  Vuffe^  enegte  feine  anonyme  Sd^rift 
«trte  8e^  Don  ber  6ünbe  tmb  bem  Serföl^ner, 
ober  bie  toobre  Sei^e  beS  S^^V^ti*  (Hamburg 
1823, 2.  Sttfl.  1825;  erft  in  ber  8.  [1830]  nannte 
er  feinen  Stomen;  9. 9lu{1. 1871),  morin  er  fid^ 
in  )mdlff4>aScetif((er  gorm  gegen  ben  Stattona« 


It&mnd  manbte.  {mtte  be  SBette  in  feinem  „%^^ 
bor  ober  beS  3toetfIerfi  aSeil^e''  bie  SBetbe  l^upt- 
fod^Ud^  in  bie  ^l^ilofopbi^  unb  eine  Srt  ®emät]^- 
t^Iogie  gefegt,  f o  moHte  Xl^olud  bie  molare  SBeil^e 
in  baS  aus  bem  @Iauben  an  ben  93erföl(|ner  fom« 
menbe  neue  2d6en  Oerlegen;  biefed  neue  Seben, 
bie  SBiebergeburt,  fei  glei^gültig  gegen  bad  ^$il« 
gergemanb  bed  SBetemüniffeS''  unb  in  ber  Se^ce 
an  ben  ftird^glauben  nid^t  ^ebunben;  erß  in  ber 
Sufunft  loerbe  ed  fiegreid^  fem.  3n  bem  «Som* 
mentar  )um  Stömcrbriefe"  (»erlin  1824;  5.  SufL 

1856)  jeigte  fid^  X^olud  ald  bibelgläubigen 
Ssegeten  gegenilber  ber  pbiblogifd^  Ssegefe,  bie 
aUerbingd  {u  fd^Iec^t  megfam.  gferb.  S^.  99aur 
(f.  b.  9rt)  fagt  in  feinem  ^^uIuS^  ba6  mit 
bem  3:boIudC'f($en  Kommentar  eine  neue  6|>o(^ 
in  ber  3nter)iretation  beS  SUmerbriefeS  begonnen 
l^e  (S.  835).  S>ie  ))ieti{lifd^e  9»(^tung  X^AuÜ 
f)nead^  fld^  beutlic^  aufi  in  bem  anonym  erf(^ienenen 
@<^riftd^  ^Stne  Stimme  miber  bie  SJ^erluft" 
(Berlin  1824),  toorin  er  baS  @4auf))iel  für  6ünbe 
erHärt.  .3m  3. 1825  mad^te  er  eine  längere  Steife 
nad^  Cnglanb  unb  trot  bei  ber  3abre8f eier  ber  eng« 
lifd^  SefeÜfd^aften  im  SRai  oerfc^iebentlid^  aß 
atebnermtf.  Suf  einer  }ioeiten  Keife  bortbin,  1835, 
f^Io^  er  mit  IßufeQ  gf^^^unbfd^ft.  @d^Ieiermad^er 
bUeb  i^m  aud^  ie|t  fremb,  ia  feinbfelig,  unb  Der- 
l^inberte  ed  aud^ ,  ba^  i^  bei  feinem  SBeggan^e 
oon  Serlin  bie  tl^ologifc^e  S)oäormüä)e  honorui 
causa  oerliel^en  ttmrbe;  er  mu|te  fie  rite  ermerben. 
9Rit  bem  €ommerfemefter  1826  fiebelte  Xbolud 
(M  orbentlid^er  ^ofeffor  nad^  ^aüe  über;  bie  (Er- 
nennung gefd^]^  in  ber  Sbftd^t,  ba^  er  als  Ortl^- 
böser,  mofilr  man  ibn  l^ielt,  bem  bort  l^rrfd^en- 
ben,  nomentlid^  burd^  (8ef eniuS  unb  SBegf d^eiber 
oertretenen  9lationaIidmuS  entgegenmirfe.  Sie 
tl^eologifd^e  gfacultät  bafelbft  l^tte  auf  (Brunb 
oerf c^iebener  9(eu6erungen,  totlä^t  er  in  einer  9id)e 
)tt  Sonbon  über  biefelbe  getban  botte,  gegen  feine 
(Ernennung  ftd^  Dermabrt:  in  SSirßid^teit  mar  eS 
ber  rationaliftif Ae  (Seift,  ber  fid^  gegen  i^  er^ob. 
@o  l^atte  er  in  OaOe  einen  fd^meren  Staub.  S)ie 
Sfeiitbfd^aft  ber  beiben  (genannten  )eigte  ftd^  ^ 
f onberfi  in  ber  9ufna]^me  einer  ihitil  oon  $anlud 
in  ^eibelberg  über  feinen  „(Eommentar  }um  3o« 
^nneSeoangelium''  (^mburg  1827;  7.  9nfL 

1857)  in  bie  unter  ^er  Stebaction  ftel^be  9b« 
^ibmg  ber  ^Qe^fd^n  i,90Ig.  fiiteratur^eitung''. 
Son  9]pril  1828  ab  mar  Xbolud  ein  Sol^  kmg 
preu^ifd^  (Sefanbtfc^ftS^irebiger  in  Stom  bei 
Sunfen.  (Er  l^ob  felbft  ffiäter  f^mot,  ba|  bo8  rd« 
mif<^  Sabr  i^m  ^bie  engen  jrietiftif^en  9n« 
f d^ouungen  abgejlrei^  unb  i^n  )u  einer  freiem  in« 
nem  SntmidOung  1^  fommen  laffen''.  93on 
feiner  ^üdfebr  an  bis  gu  feinem  Sobe  am  10. 3mtl 
1877  entfaltete  er  in  fyOit  att^rofeffor,  Unioer- 
RtätS))rebiger  unb  Oberconftfiorialratb,  am  mei« 
ften  aber  als  @tubentenoater  burdb  i)erfdnlid^ 
(Einfluß  eine  meitberül^mte  Xböüehit  (Ein  »rief 
aus  Smerifa  mit  ber  Slbrefle  «Sn  ^erm  Xl^o« 
lud  in  (Europa''  gdangte  rid^g  an  i|n.    „(Er 


1821 


%f)oma^,  ber  f^t,  bet  9po{teL 


1622 


Stttmkrgl  im  IBerlaufe  beS  17.  Sal^r^unbertS, 
^hirg  1852;  Sorgefd^id^e  beS  XotionaliS- 
mttl.  ^ält  ttob  eerlin  1853—1862,  2  Sbe. : 
EdknSsfogOi  btr  lu^erif d^eit  IHrd^e  oor  unb  noq 
b(t  3tÜ  b€S  bteitigti^rlgen  ftriegeS,  Serlbi 
1859;  (Befd^U^  bcS  SiationoIiSmiid  (»oüon 
ober  nsr  bcr  erfte  21^:  ®cfd^id^  bed  ^iette- 
Bml  unb  bcft  crjkn  @tabiumS  ber  Sufdärung, 
Scriin  1865,  erMienen  ifi).  2Benn  ou(^  triel- 
|d4  amfbotn^oft,  in  iitUtelnbe  Suriofitftten 
anb  in  bic  eij^ottenfetten  befi  SrimitlebenS  ^(fy 
Mdteraib,  looffit  i^  ou^  t)om  ümnifterium  ferne 
Sti^billiguBQ  anSgefptod^en  tturbe,  bieten  oiefe 
64^iftm  bem  Sforfi^er  bod^  toid^tige  OueOen. 
«nifiräiA  betnd^t  leiben  Xl^IudtS  miflenfd^Qft- 
lidlie  Vxbnlcn  |mnet|!  an  einet  getDiff en  gformloftg« 
Ux,  einen  ffir  bcn  Sefer  unbequemen  Sid^berlieren 
iirt  SMoU,  baS  burd^  bie  UebetMe  tion  (Eitaten 
Bod^  erfd^OHTtt  mirb.  «,Sin  in  URond^em  tiefen« 
(ofM  Zolent/  fogt  3aH  iretffillt  efi  getabe  bei 
i^m  mit  SDBebnnst^,  bog  et  nid^t  bie  l^of^t,  beilige 
Einfalt  ge^,  ^  ben  SEBal^tl^etten  ber  @d^rift 
|u  unteODcrfen  unb  fo  bie  aSHd^tigfeit  feiner  3nt- 
ciKM^e  mit  onberen  Erfolgen  )u  frönen«"  ^gL 
ttSkUt,  Vu0ufi  X|oIud!,  fyitit  1877;  SBitte, 
SM  Seboi  Dr.  gfr.  9ug.  ®.  XboIuA/  Sielefelb 
tt.  8ete)ig  1884—1886, 2  SBbe.;  D.  gfront,  ®efd^. 
rnib  Rmt  bec  neuem  iS^tolo^,  8.  Su^.,  &• 
tagen  1898,  221—224.)  [SBumu] 

PMMS,  btr  bt/  berSpofiel,  mirb  in 
bcn  9)»ofidHfien  (SRoiüft.  10,  8.  SRorc.  8,  18. 
£oe.  6, 1&)  jufommen  mit  9Rattbäu8  ober  (^i, 
1, 18)  mit  V^ilippufi  oufgeffibrt.  99ei  ben  filteren 
Gftgm  fä^tt  er  ben  9lQmen  3ubQ8  XbomoS  (bgL 
Me  abootlegenbe  bei  Euseb.  H.  E.  1, 18, 10, 
Me  f^rifd^  Doetrina  Addaei,  ed.  PhillipB, 
Lond.  1876,  5,  unb  bie  Stellen  au8  Spl^räm 
mib  Snberen  bei  Assemani,  BibL  orient  I, 
100.  318.  819),  mobei  X^mcA  (b.  b-  3n>üling) 
olS  Beiname  aufgefaßt  iji.  3n  ienerSegenbe  mirb 
bitfcr  Sciname  mitunter  [ogor  ba^in  erfifirt,  ba| 
Z^omoS  berStttOingSbruber  beS^erm  gemefen  fei, 
bem  er  gum  IBermeddf ein  fibnlid^  gemefen  (Bonnei, 
Supplementom  codiois  apocryphi.  L  Acta 
Tbomae,  Lräsiae  1883,  23 ;  t)gl.  aud^  SipfluS, 
Syie  apolr.  S|»ofieIgefd^td^ten  unb  Sl^ofteÜegenben 
I,  IBnumfd^meig  1883,  227).  WIein  au8  3ob. 
11, 16:  »Zl^mnad,  ber  genonnt  mirb  S)ib9mufi'', 
etgibt  fid^,  bo|  ber  9lame  Zb<)tna8  ber  eigentlid^e 
!Ramc  mar  (D^  aud^  3ob.  20,  24 1  21,  2);  S)i« 
bfmuS  (=  StoiKing)  ift  nur  bie  gned^ifd^e  Ueber- 
f^ng  bc9  l^bräifd^  tß)am  unb  ijt  be^gcdb  meber 
ein  t)on  (EbrifhtS  bem  Spoftel  gegebener  SBeiname, 
lUNb  begießt  er  fid^,  mie  tJ^topfftjUoSt,  ^engften- 
betg  u.  fL  meinen,  im  et^ifd^en  Sinne  auf  ben 
jioetfelnben  Sbaralter  befi  apoftett.  S)er  bl.  ^%o» 
nutf  flonratte  nad^  ber  Ueberlieferung  auS  (Sali« 
I8a  inadf  ^feubo  •  St)i))bauiu8  aud  ber  @tabt 
$aneoi  in  (BalilOa;  Dgl.  bagegen  Si|)ftuS  I, 
246);  Ott  Vngel^öriger  beS  6tamme8  3uba  ouS 
Jernfolem  erf^eint  er  in  ber  „Stene"  beS  €a« 


lomo  bon  Safforal^,  einer  Sd^rift,  meldte  aber 
erfl  au8  bem  13.  äabr^unbert  b^ü^rt  (bgL 
The  bock  of  the  bee,  ed.  Bndge,  in  ben 
Aneedota  Ozon.,  Semit  ser.  I,  2,  Oxford 
1886,  105).  Sr  mar  ein  mutbiger  unb  bem 
^erm  in  Siebe  ergebener  S))ofteI,  mie  fid^  au8  fei* 
ner  SereitminigfeU  (3ob.  11, 16),  ffir  i^n  m  fter- 
ben,  ergibt.  SUIein  er  mar  Don  Statur  bebfid^ttg 
unb  )um  StoAltl  geneigt  (ebb.  14,  5):  bie| 
geigte  ftd^  gumal  nad^  ber  Suferftebung  3ept,  al8 
er  tro|  beS  3eugni|fe8  ber  übrigen  apoftel  nid^t 
an  bie  (Erfd^einung  be8  ^erm  glauben  moSte,  mo« 
fem  er  niqt  guerft  feine  SBunbmale  gefeben  unb 
berfibrt  babe  (ebb.  20, 24  f.).  SBie  tabelnSmertl^ 
aud^  biefer  Streif el  mar  (f.  ebb.  20,  27;  ogL 
20,  29),  fo  mar  er  bod^,  nad^bem  er  k)om  ^errn 
felbfi  geboben  morben,  für  ben  9))ofteI  bie  93er- 
anlaffung  gu  einem  Haren  unb  befümmten  SBe« 
fenntnil  ber  ®ottbeU  äefu  (ebb.  20,  28)  unb  ffir 
aQe  Cl^rifien  gu  einer  Kräftigung  beS  ®Iauben8 
an  ben  9uf erftanbenen.  Siefen  ®(auben  bat  aud^ 
ZbomaS  f|)fiter  au^erbalb  ^öftina'S  Derifinbigt. 
@d^on  oorber  bfitte  er  gemö|  ber  fprifd^en  Ueber- 
lieferung nad^  ber  ^immelfabrt  Sl^rifti  2:b^bbduS 
ober  Sbbfiufi,  einen  ber  70  jünger,  an  ben  ftönig 
9bgar  Don  Sbeffa  abgefanbt  unb  mfire  fo  in« 
birect  ber  9|)ofieI  oon  Sbeffa  (f.  b.  9ri)  gemorben 
(ogL  b.  9rt.  9bgar ;  femer  Si))fm8  n,  2,  Sraun- 
fd^meig  1884,  178—200,  unb  Srgongungdbeft, 
ebb.  1890, 105^—108;  Tizeront,  LeBorigines 
de  r^lise  d'Edesee  et  la  lägende  d'Abgar, 
Paris  1888 ;  Nestle,  De  sancta  cruce,  Berol. 
1889,  65;  A.  Carriöre,  La  lögende  d'Abgar 
dans  rhist.  d'Aimönie  de  Molse  de  Ehoren, 
Paris  1895  [bagu  Surlbarbt,  in  ber  99}ant.  3eit« 
fd^rift  1897, 426  ff.]:  9Iirfd^tt  Serfud^,  bie  ®e- 
fc^id^tlid^rrit  ber  Segmbe  gu  retten  [ifatbolil  1896, 
n,  17  ff.],  foO  f^Ux  menigjtenS  ermöbnt  merbm). 
2)ie  in  biefer  Segenbe  angebeutete  Snfd^auung, 
ba|  ber  bl.  Xb^in^^d  t)er  ^uptapoftel  bed  SRotgm- 
tatü)c8  fei,  finbet  fid^  aud^  bei  bm  SIrmeniem; 
benn  nad^  ibrer  Ueberlieferung  bfitte  er  ,,fraft  ber 
Sudoritfit  feine8  $rinci))ate8''  aud^  bem  9ü^ofitl 
99artbotomfiu8  (f.  b.  Sri)  in  Armenien  SBeifungm 
gegeben  (Vita  et  martyrinm  Bartbolomaei, 
au8  bem  9rmenifd^m  tberfe^t  Don  SRöftnger, 
3nn8bmd  1877,  25;  Dgl.  2i))ftu8  I,  229). 
2kbmfan8  b<>t  er  aber  in  $artbien  ba8  CDan» 
gelium  geprebigt.  S)enn  f d^on  Origene8  (bei  £a- 
Beb.  H.  E.  8, 1, 1)  fagt,  ba|  ber  %  Xboma8  bei 
ber  S^ftreuung  ber  Sjioftel  Ißartl^im  burd^  ba8 
Soo8  gugetbeilt  erhielt.  Seine  SCBirIfamteit  ba» 
felbft  bejeugen  aud^  bie  clemmtinifd^en  Secogni* 
tionm  (9,  29)  unb  bie  au8  bem  8.  Sabr- 
bunbert  flammenben  Xbonia8acten  (f.  u.).  aSer» 
bing8  mad^en  le|tere  ibn  Aum  Spoftel  Don  3u- 
bim  unb  bffm  ibn  guerft  in  ba8  ff önigreid^  be8 
®unbo))boro8  reij^n.  Allein  Ie|terer  entfkumnte 
einer  t)artbtfd^m  S^najlie  unb  berrfdbte  im  erjtm 
d^filid^en  ^ol^tbunbert  Aber  ein  ®ebiet,  ba8 
gum  Xi^l  mit  ^ßortbim  gufammmfiel  (DgL  ®ut« 


1623 


Zl^omaS,  ber  1^1.,  ber  %po^tl 


1624 


fd^mib,  Sie  ftfittigenatnen  in  ben  opüctsfiplffni 
a^oftelgefd^td^,  im  SD^eitt  9Rufeum  ffo  $]^iIo- 
logie,  Sftcue  Sfolac,  XIX  [1863],  161  ff.;  ©er- 
tnmtn,  S)te  i^irc^e  ber  Xl^omaSd^riften,  (gäterSIo^ 
1877,  20  ff. ;  9.  0.  6aaet,  S)ie  9tad^folger  9lle- 
lonberS  b.  @r.  in  93aftnen  tmb  Snbien,  Serliit 
1879, 157  ff.).  Vitlttfympt  \ptiü^i  aRond^eS  ba« 
ffir,  ba|  bie  Xl^omododen  unter  3nbien  eben  nur 
baS  inbifi!^*port]^ifd^  ©renjlonb  »erfhinben  l^ben 
(»01.  au^er  ben  ®enanntett  no<i^  Si))fm9 1, 278  ff.). 
S)od^  ift  bomit  nid^  ouSgefd^Ioffen,  ba|  er  aud^ 
in  bo8  eigentlid^  änbien  l^ein  gebmmen  tfL 
3)ie  9R5gIi(i^feit  feiner  Seife  bortl^in  leud^tet  ein, 
ba  ein  reger  ^onbel  ber  Kdmer  naäf  Sflbinbien 
für  bad  erfte  d^riftlid^e  So^l^unbert  burd^j  SRünjen 
begtugt  ift  ((Sermann  44  f.).  2)q^  er  aber  ttirflid^ 
in  Sinbien  gelel^  ^be,  toar  menigftenfi  im 
4.  äal^l^unbed  nad^meidßd^  allgemeine  9n« 
fd^uung  (Dgl.  Ephraemi  Garmina  Ninbena 
n.  42,  ed.Bick6ll,  Lipaiae  1866, 163;  Ambr. 
In  Ps.  45,  bei  Migne,  PP.  lat  XIV,  1143 ; 
PauliiL  Nolan.  Carm.  18  in  natali  S.  Felicis, 
bei  Migne  1.  o.  LXI,  672;  Hieron.  £p.  59  [ad 
Maroellam],  bei  Migne  L  c.  XXIL  589 ;  Gre- 
gor. Naz.  Or.  38,  bei  Migne,  PP.  gr.XXXYI, 
228).  SpedeOer  mirb  feit  bem  5.  äal^rl^unbert  in 
ben  9)>o^eIder}eid^niffen  bed  ^feubo-Sorotl^, 
$feubo«S))i)>baniu8,  beS  Snl^ongd  )nr  gried^ifd^n 
Ueberfe|ung  üon  Hieron.  De  Tir.  illoatr.  u.  9. 
gefagt,  ber  fjlL  Sl^omad  l^abe  ben  $artl^,  äße» 
bem,  $erfem,  ftaramaniem,  f^^rfoniem,  Saltrem 
unb  SRargem  gepnbigt  unb  fei  al8  SRart^rer  in 
ber  Stabt  ffolamine  in  3nbien  geftorben  (t)gL 
Sit)ftu8 1, 246,  Vnm.  1).  ^HcrbingS  baben  epaim 
3nbien  mit  ^tü^iopwx  Denoed^felt,  fo  9iice))^ru8 
eafliftt  (H.  E.  2,  40),  ber  äbrigenft  berid^tet,  ber 
l^L  Xl^omad  f^abt  ouf  ber  3nfel  Zaprobane,  b.  b- 
SeQlon,  ,,bem  SSoDe  ber  Srabmanen"  geprebigt 
Mein  oud^  nad^  ber  Ueberlieferung  ber  inbifd^ien 
Xl^omafid^riften  b^tt  ber  9l)>ofte(  ^cntf  bem  pfeifen 
beiSRailapur''  (Mailapur  Calnrmina),  einer  füb- 
Bd^  SSorftobt  beS  Wattigen  9Rabrad,  ben  Xob 
erlitten  (ügL  ®ermann  42  f.;  @utf(^mib  166 
fud^tffalaminein  ®ebroftennad^}umeifen).  P.^c 
mifl  mabrfd^einlid^  mad^en,  ba|  ber  1^1.  X^omad 
aud^  no(|  Sbina  gelommen  fei  (Le  Ohristianisme 
en  Chine  etc.  I,  Paria  1857,  29  bb.).  S)ie  S&ter 
begnägen  fid^  mit  ber  SBemerfung,  er  l^obe  ben 
SRart^rtob  erlitten  (Aater.  Hom.  10  in  mar* 
tyrea,  bei  Migne,  PP.  gr.  XL,  325),  unb  gtoor 
in  änbien  (Gandent  Brix.  in  Hom.  17,  bei 
Migne,  PP.  lat.  XX,  963;  Theodoret.,  Grae- 
camm  affectionnm  coratio,  ed.  Gaisford, 
Ozon.  1839,  801  sqq. ;  Dgl.  ®ermann  39  f.  — 
Htur  ber  ®noftiIcr  ^erafleon,  bei  Clem.  Alex. 
Strom.  4,  9,  fd^eint  )u  fagen ,  ber  9t)ofieI  fei 
etned  natflrlid^en  3:obeS  geftorben).  9iad^  ben 
X^mafiacten  nmrbe  er  auf  SBefe^I  beS  ftönigS 
SRojbai  ttm  \>itt  Solbaten  mit  Eanjen  burc^« 
bo^  —  fteine  au|erbibIiM^  Stad^rid^t  über 
Xl^iomafi  ift  fo  gut  bqeugt  mie  bie,  ba|  feine  Ueber- 


re^  in  (Ebeffa  rul^  (ogl.  3. 8.  Vita  I^braenu, 
bei  Assemani,  BibL  orieDl  I«  49;  (Sinm. 
EdeBBenom,  ib.  I,  399.  403;  Bufin.  H.  E. 
2,  5;  Socrat  H.  K  4,  18;  8osom.  H.  E« 
6 ,  18).  @ie  flnb  bort^ttt  um  baS  3a^  232 
n.  ebt.  fibertragen  uwrben.  Senn  no^  bm 
gloubmfirbigea  Serii^t  ber  Passio  Thonae  (ed. 
Bonnet  L  c.  159)  1^  ber  ffoifer  %Iesaiiber  @e- 
DeruS  nad^  feinem  6iege  über  ben  König  tum  $cr> 
fien  im  genannten  3a^  auf  IBitteu  bcrCbef^ 
bie  ffdnige  t>on  Snbien  bemogea,  biefen  bra 
Seid^nam  beS  SlpoftelS  ju  fiberlaffen  (ngL  iMvi 
ni,  418  ff.,  I,  226).  ein  VfOi  ber  Xelu|uien 
blieb  aber  bamald  ix  3nbien  jurfid  (t)gL  Epkr. 
Carm.  NiBib.n.42, 1  uid)  4^  unb  bagu  BiokeU 
I.  c.  163,  not  1).  908  Sag  ber  Zionftlation  ba 
(Skbeine  nad^  Sbeffa  mirb  ber  8.  Shili  gefeint 
Sie  gried^if^e  ftird^  begebt  boft  gfeß  beS  ^fteH 
am  6.  October,  bie  loteinifd^  am  21.  Secemier. 
9)V>ct9)'^  unter  bem  9lamen  beS  )L  %^ 
mcfi  gibt  ed  mel^e,  namentiidb  bie  oben  (^ 
möl^nten  3:]^oma§acten  (ogl.  b.  Srt.  9|»oct4)»(ai> 
literatur  1, 1080).  Siefe«  bäretifd^e  SRoi^tDert  rm 
bereits  (EufebiuS  (H.  E.  8,  25,  6)  unb  ^X' 
pffanivß  (Haer.  47, 1 ;  61, 1)  befamti  üS  ijl 
in  ber  erften  ^f)e  bed  3.  SM^tbunbcdfi  (no4 
ober  frfibeftenS  im  3.  232)  entflanben,  flammt 
aus  ben  gnofUf^en  fheifen  be8  ftfilt^cn  eprienä 
(ügl.  Si)>^u8  I,  291  ff. j  ^canad,  (Sefd^.  ber  alt« 
d^fÜ.  aUeraturn,  1,  fiei)))ig  1897,  54l^-«49) 
unb  ift  urf)»ränglid^  bö#  loa^rfd^einli^  f^rif^ 
abgefa^  gemefen  (f.  ffart  SRade,  &fd\^  Subec 
gnoftifd^en  UrftrrungH.  Sine  @hibtc  fiber  bie 
oDofr.  f9r.  Xbomodaden,  in  ber  [XfibJ  2;^ 
Ouartalfd^.  1874,  3~70,  unb  91dlbe(e,  bei 
SipfiuS  m,  423  ff.).  Ser  gried^ifd^  Zest  Regt 
am  doSfianbigfien  in  ber  oben  emiä^nten  Sul- 
gabe  Don  Sonnet  tiot.  Sine  felbftdnbige  fol^o- 
lifd^e  Bearbeitung  ber  Sbomafioden  bieten  bie 
gried^ifd^en  9J2entoi  gum  6.  October  (neuerbtngS 
berouSgegeben  bon  S.  X^enn,  in  ^ttgenfflbS 
Seitfd^rift  ffir  urtffenf^^fa^  XbeoCogte  1887, 
472  ff.).  Sine  otl^Wf^e  »earbeitung  tn^t  in 
englifd^er  Ueberfe|una  Malan,  The  GonfiietB  of 
the  holy  Apostlea,  London  1871, 187—220; 
eine  il^r  entf))red^enbe  grlec^ifc^e  Stecenjion  ptää' 
cirte  Jamea,  Apooiypha  aneedota,  2.  aer., 
Cambridge  1897,  28  ff.  (in  Tests  and  8ta- 
dies  y,  1).  fiateinif«!^  ^Bearbeitungen  eii^elmi 
Z^e  fitU)  bie  Paasio  Thomae,  bei  B^met 
133—160,  beren  9}erf affer  um  550  im  fronfi- 
fd^  IReid^  lebte,  unb  bie  Hiraeula  Thonae 
be8  l^L  (Bregor  üon  ZourS  (Bonnet  96—132). 
(Sgl  nod^  Btapletonns,  IVea  Thomae ,  86a 
de  S.  Thomae  apostoli  reboa  gestb  et«., 
Duaci  1588  u.  6. ;  Tillemont^  M4m.  I,  Paria 
1701, 355—865  unb  612--617;  »banSutlet, 
Beben  ber  93äter  unb  aRfirturer,  ba#l(  Mm  M 
unb  SBeid,  XVm,  aRdn)  1826,  448  {f.; 
Maiaire,  Hiatoira  de  la  prMieation,  dea  mi- 
racles  et  dn  martyre  de  8L  Thomaa,  Paris 


16S5 


Xl^omaS  Snglicufi  —  Xf^omafi  Don  Squin,  bet  l^L 


1626 


1870;  NiUee,  Kalefid.  manuale  I,  2.  ed., 

Oemp.  1896, 532;  n[1897],  843.)  [3.  Sfelten.] 

ffmtf  SnglicttB,  3lam  jtoeier  tl^- 

iDgll^m  6(l^riftftefiet  ou8  bem  Somiiiicanerorben, 

a>eb^  bcfi>e  aul  Snglaiib  flammten.  l.Xl^omaft 

SorfinS  (be  Sorg;  ixrt^ümlU^  ou^  äoQce  ge- 

nomit)  loar  fitben  3o]^  ^inbur^,  üon  1296  bis 

1303«  OmiSinrotrtniiQl  in  feinem  Saterlanbe; 

1805  »mbe  et  Don  (Qemend  Y.  }tt  Spon  )um 

CaiMnal  crl^oben.  6i  ftocb  ouf  einer  Steife,  »eU^e 

er  im  Ittfitofle  beft  $(a){)efi  }ut  ffoiferfrönmig 

^inri^  Vn.  tiai)  ätolien  untetno^m,  }u  ®te« 

nDble  om  13.  Secember  1810.  6etn  mid^tiefted 

Saf  finb  Ue  Commentaria  super  IV  lifaroe 

Seoleiitiamm,  morin  er  gelegentlid^  bie  Se^re 

btil  ^  X^omod  Don  Squin  gegen  S)ttne  @co« 

tsA  energifc^  dert^eibigh  gebrudt  i|l  bIo|  ber 

(EommeBiar  jum  erfien  w^,  Send>ig  1523.  ~ 

2.  Zl^omaS  SBalleiS  (aBoOenjid,  (Snaloi«) 

Pnimnte  cmfi  SBoIed  unb  toox  )u  9nfmig  bee 

li.9a^r^nnbert8  Zl^eologietnrofejfor  an  ber  Uni« 

oofitfil  Osforb.  €)>ftter  geriet)^  er  todbrenb  feines 

lutent^oUeS  |n  Soignon  in  l^gen  gongict  mit 

bem  bomaHgen  ^apfie  Sol^onneS  XXTT.    9m 

9. 3anuar  1883  (nid^t  fd^n  1331)  befömt>fte  er 

in  einer  tßrebigt  bie  Don  So^onneS  Dertretene  9n- 

W,  ba|  bie  Oerec^ien  erß  nad^  ber  9uf erflel^g 

|nr  unmittelbaren  Snfd^ung  (BotteS  (f.  b.  Sri) 

gddngten  (grö^  &tSim  aus  biefer  fßrebigt  f. 

M  Qn^tif-Eohard  I,  599  sq. ;  bort  mirb  aud^ 

bie  oft  micberboUe  fingabe  toiboiegt,  ba|  ber 

Ißopft  bei  ber  8ebe  {ugegen  getoefen  fei).  StISboIb 

f^tttt  nun  ber  Stnquifitor  }u  ttoignon,   ein 

SSinorit,  gegen  i^n  ein,  iebod^  felbftDerftänblic^ 

tdd^t  mit  ber  SnOoge,  2$omaS  fei  ber  $riDat- 

meinnng  beS  $a))fteS  entgegengetreten,  fonbem 

mii  ber  Sefd^lbigung  einer  Seilte  Don  3rr* 

t^fimcm  ober  gor  6fofien,  bie  man  in  feiner 

Ißiebigt  entbedt  fyäm  moOte  (Don  meld^  9rt 

biefelben  maicn,  iß  auS  Denüle-Ghatelain  [f.  u.] 

n,  421  sq.,  art  12—18, 424  sq.  )u  erfe^en). 

3m  änquifitionSaef ängnil  mürbe  er  nic^t  geiabe 

aufs  8e|)e  be^nuelt,  inbem  er  ftd^  fd^on  Dörfer 

bcn  (BcDU  mandber  SRinoriten  bnrd^  eine  $oIemiI 

gegen  beren  Snjd^ouung  Aber  bie  9rmut  (B^fti 

lugqogen  batte.    S)a  er  flagte,  am  ^fe  bcS 

XaloienßnigS  lofirbe  er  mebr  (Bexf(^tigleit  ge* 

fm^  V^boi^  oIS  bei  bem  Snquifitor,  unb  ba 

ottdft  ASnig  $^i)i))  VL  Don  gtoilreid^  ^J^ 

br&ffli^  fi&  V/n  Dertoonbte,  f anb  SobanneB  XXn. 

iS  bocl^  geroti^,  ben  S>omimcaner  im  Odober 

1838  oxtil  bem  (Skfongniffe  ber  SnqnifUion  in 

bal  bei  DSjpfUi^  ^ßdtofleS  jiberffi^  ^ 

9n  ber  ^oft  Dofalte  Stomas  }ur  (Erläuterung 

mehrerer  in  bet  $rärigt  Dorgebnui^ten  9Reinungen 

eine  Spistola  (aea  TraetatoB)  de  inatantibiis 

«i  ttomentifl  (DgL  9|ig.  1,  7)^  bie  nod^  feiner 

lufifage  nur  ein  obne  ole  Kterorifc^  ^ilfSmittel 

eBig  gefil^ebeaer  Sntmurf  mor,  aber  bennod^  ju 

neuen  anflogen  ful^;  be^eid^  im  Saufe  ba 

Bnterfud^ung  BeepoiMiones  auf  bie  inaimiuirten 


@ö|e.  2)er  ^apft  fa^  fid^  toieberl^olt  genbtbigt, 
in  Öriefen  an  ben  ft5nig  Don  gratdreid^  fein  Ser« 
fahren  gegen  ben  (Sefangenen  gu  nd^tfertigen, 
unb  übettrug  fd^IieBIid;  jtDei  Sarbinälen,  Socob 
be  9louDeau  (bem  f))ötem  $at»ft  SBenebid  XXL) 
unb  Slaimunb  be  9Ro{iuöioulS,  bie  Unterfui^ung 
ber  @ad^e.  S>iefelbe  no^m,  mie  eS  fd^eint,  einen 
für  Xl^omoS  ungänftigeir  93erlauf ;  benn  aud^ 
nad^  3obanneS'  XXIL  Zobe  (1384)  blieb  er  in 
^ft.  S)ie  angäbe  ber  Hisi  litt  (f.  u.),  er  fei 
im  3. 1340  geßorben,  ift  irrig;  er  lebte  nod^  om 
21.  gfebruar  1849  unb  mar  bamalS,  loie  er  flagte, 
ein  gebrod^ener  (Breis,  Don  faft  oOen  0reunben 
Derlaffen.  Son  feinen  Schriften,  meldte  )um  Xl^eil 
für  bie  bamalige  (Befd^madSrul^tung  auf  bem  &e> 
biete  ber  Xl^Iogie  bejeid^nenb  fuib,  gelangten 
f)iäter  gum  Srud :  MetamorphoaiB  Ovidiana, 
moraliter  explanata,  Paris.  1509,  2.  ed.  ibid. 
1521  (in  frangbfifd^er  U^e^ung  fd^on  1484 
)u  Srägge  gebrudt) ;  In  X  primos  libroa  de 
civitate  Dei  S.  Anguatizii  expositloy  Mogunt. 
1473 ;  f)>ätere  SbiSgaben  Friburgi  1494,  Lng- 
duni  1520.  Ung^rudt  blieben  ber  Traotatos 
de  theoria  praedicandi  ad  Theobaldum  de 
ürsiniB,  arohiepisoopuin  Panormitanum  (reg. 
1338-- 1350) ;  Tractatna  de  natura  bestia- 
rum  cum  moralizatione ;  be^gleid^  eine  9tei^ 
SrOdrungen  gu  Sudlern  beS  Ü  X.  S)ie  unter 
bie  SBerle  beS  1^1.  X^omaS  Don  Squin  me^rfad^ 
aufgenommenen  Kommentare  gu  (BenefiS,  Sktnid 
unb  ben  9Rad^ab6erbüd^em  merben  Don  einigen 
Siterai^ifbrifem  einem  Xb^^maS  SnglicuS  (n.  1 
ober  2)  gugefd^rieben.  (BegniüberbaSel^auptung 
@i£tuS'  Don  @iena  (f.  b.  Srt.),  ba^  bie  Sbf c^reiber 
leidet  ben  X^omaS  SnglicuS  mit  bem  X^omoS 
9lngeIicuS  b^ltten  Dertoed^feln  fönnen,  bemerft  if 
bod^  Ouäif-iEd^  (L,  601  sq.),  ber  I^L  XbomaS 
fei  nie  einfad^^in  XbomaS  9ngeUcuS,  unb  dooior 
angeliouB  erft  im  16.  3abtbttnbert  genannt 
morben.  lieber  bie  bem  ^XbomaS  SnglicuS'" 
gleid^faUS  mitunter  gugefd^riebenen  Sommentare 
gu  SeremiaS  unb  ben  iKageIid)em  f.  b.  9rt  X^o- 
maS  Don  9quin,  unten  €)».  1632.  (Sgl  (Ju^üf- 
Echard,  Seriptt  ord.  Praed.  I,  Paris.  1719, 
508  sqq.  597  sqq.;  Hist  litt,  de  la  France 
XXIY,  Paris  1862,  371 ;  Denifle-Chatelain, 
ChartuL  universit.  Paris.  11,  Paris.  1891, 


792;  Dict  of  nation.  Biogr.  XXX,  Lond. 
1892,2031)  [3ed.] 

ÜMUtf  JI«tCn§,  $fettbon9m  für  XbomoB 
be  Wßt,  f.  SngluS,  XbomaS. 

flMMf  DonSquin,  ber^L,  ttmrbbunl 
bie  Sbtennamen  doetor  angelicos  (feit  bem 
16.  ^iäp:ffixabtd)t  doetor  communis  (fd^on  im 
14.  Sc^^unbert),  piinceps  sohoiasticoTam 
Ott  einer  ber  grdfpten  d^rißlid^en  3)enler  ouSgo 
geübnet,  1567  gum  doetor  eceleaiae  (dS  ber 
erfte  nod^  ben  Dier  olten  2oteinem),  1880  gum 
$atron  aller  fatbolifd^  Sd^ulen  erhoben.  — 
I.  lieber  boS  Beben  beS  ^  XbomaS  fbiben 
fid^  in  ben  unten  angegebenen  Ondlen   ein^ 


1627 


Xl^ontQd  t)on  ^qviin,  ber  ^L 


1628 


gel^enbe  unb  im  Sßefentlid^en  fiBereinfHmmenbe 
Angaben;  bod^  bleiben  mand^e  UnKorl^eiten  unb 
Säden  beauelld^  einzelner  S)aten.  @d^on  bie  9e- 
{limmung  beS  (SeburtSial^rd  fd^iDanft  jttifd^en 
1224  unb  1227 ;  am  »a^rfd^einlid^ften  i[t  baS 
Snbe  bed  dolores  1225  ober  ber  Anfang  beS 
Salzes  1226  (Dgl.  de  Babels  [f.  u.],  Dies.  1,9; 
10,  2).  (SeburtSott  roox  boft  @4(o|  SRoccafecca, 
nörblU^  Don  Squino,  in  bet  Ütftl^e  k)on  SRonte 
Safjino.  Seine  SItetn  tooten  Sonbulf,  ®raf  oon 
Squino,  unb  Zl^obora  au8  bem  (Sefd^Ied^te  ber 
(Strafen  Don  %f^.  SBie  bie  Ddterliid^e  gamilie 
il^ren  Stammbaum  auf  langoborbifd^e  gfürß^' 
gefd^Ie^ter  gurfidful^,  fo  ftammte  bie  ÜRutter 
au8  normannifd^em  9bel ;  burd^  heiraten  maren 
bie  erloud^teften  gfflrftenl^fer  fener  3eit  ber 
gamilie  Denoanbi  Zl^omae  mürbe,  fänf  ^iafjitt 
üü,  mif  SRonte  Cafftno  gebrad^t,  um  bort  mit 
onberen  abeligen  S^glingen  ben  erfien  Unterrid^t 
)u  empfangen ;  eine  eigentlid^e  oblaüo  jur  Sor* 
bereitung  auf  bie  ®eläbbe  fonn  l^ierin  nid^t  er- 
blidtt  toerben  (de  Bnbeis,  Diss.  1.).  VLvx  1286 
fd^idtte  ber  SSater  ben  rei(^  beonlagten,  fd^on  ba- 
mald  emft  gefUmmten  ffnaben  auf  ben  9tat^  bed 
9bte8  nac^  9ltaptl  )um  Stubium  an  bie  Don 
gfriebrid^  IL  1224  gegrfinbete  UniDerfitöt;  bier 
borte  er  Srammatil  unb  Sogif  beim  SRagifler 
ÜRartinuS,  ^l^QfilbeimSRagifter  $etru8  ^ibemuS. 
Sugleid^  flbte  ber  junge  Orben  beS  1^1.  S)ominicuS, 
ber  feit  1281  in  3ltaptl  einen  ConDent  l^atte,  eine 
mäd^tige  SngiebungSfraft  auf  ben  geifUg  toie  fitt- 
lid^  f d$nett  beranreif enben  Stubirenben  au8 :  al8 
bei^enige  Orben,  qui  primo  habuit  stnalum 
cum  religione,  erf (|ien  er  ibm  alS  baS  eigentlid^e 
3beal  feiner  SebenStl^ötigfeit.  Men  9nf))riid^en 
auf  meltlid^e  unb  geifilid^e  Sl^ren  entfagenb,  nabm 
X^omaS,  toal^d^einlid^  1248,  baS  OrbendQeib 
beS  I^L  2)ominicu8.  3)ie  9lad^rid^t  rief  in  feiner 
Familie  begreiJHd^e  Aufregung  l^erDor;  feine 
SRutter  maäfiz  ftd^  auf  ben  SBeg  gu  i^m,  nad^  ben 
aReiften,  um  il^n  ffir  bie  SBelt  ober  menigftenS  fflr 
eine  giftnjenbere  geiftlid^e  Saufbabn  mieberju- 
geiDinnen,  nad^  SBiD^elm  Don  Xl^oco,  um  feinen 
iBeruf  }u  pt&^ttL  S)a  ber  Orben  i^  nad^  Stom 
fd^idCte,  folgte  fte  il^m  bortbin;  aber  man  geftattete 
il^r  nid^t,  ben  @obn  )u  f^nred^en,  unb  fanbte  il^ 
aus  gurd^t  Dor  il^rem  Sinfluffe  in  rbmifd^en 
ihreifen  mit  einigen  Segleitem  nad^  ^^^'  ^^^' 
bora  fefcte  nun  tl^re  filteren  Söl^ne  Sta^nalb  unb 
Sanbulf,  bie  beim  f)een  griebrid^S  ü.  in  XoScana 

iianben,  in  ff enntni| ;  bei  Scquopenbente  ttmrben 
At  glüd^tlinge  auf  ber  Staft  AberfaSen,  unb  Xl^o- 
maS  marb  nad^  bem  bei  Squino  gelegenen  £a^ 
€t  äobamt  gebrad^t.  ^ier  f^vtlim  xfyi  feine 
Sermanbten  über  ein  3abr  gefangen  ind)  Der- 
fud^ten  aSe  ailittel,  il^n  jur  Sblegung  beS  OrbenS- 
HeibeS  )u  bemegen ;  aber  Xl^omaS  toiberftanb  aOen 
Seeinfluffungen  unb  betoog  aud^  eine  Sd^mefter 
}um  (Eintritt  in  ben  Orbendftanb.  Sie  (£in- 
tamleit  benu|te  tr  )um  Stubium  ber  SBibel,  ber 
Sentenjenbüqer  unb   arifbtelifd^er   Sd^riften. 


Stadlern  er  ben  f d^inblid^Hi  9nf d^Iag  fetner  Orü- 
ber,  i^n  burd^  Serfül^rung  um)uftimmen,  Dereitefi 
batte,  erlangte  fx  mit  ^il^  feiner  IRutter  Ue  fgtti- 
beit  »ieber  unb  fd^intficb  im  (SkUntebeSOrbenS- 
generali  Sol^omteS  XeutonicuS  Q.  b.  9Cri,  n.  1) 
aber  ^ßorid  nad^  Stbln  begeben  gu  ^en  ((£nbe 
1244  ober  Anfang  1245),  mo  ttf^vadnVtbai 
bem  (großen  (f.  b.  Sri)  p^Uofo|>]^tf d^  unb  tbco- 
logifd^en  Stuoien  mibmete.  3n  biefen  StSbm 
Sufentl^It  gehören  mo^  bie  (Einjelbetten  l^inein, 
bie  SBUbdm  Don  X^co  über  baS  fd^torigforne 
SBefen  be8  {ungen  SKSn^  unb  bie  banm  ftil^ 
biflpfenben,  aber  balb  Derftummenben  €d^er|reben 
feiner  9ßitf(^älerer)a]^tt.  SBa^rfd^einlid^  begleitete 
Xl^omaS  f d^on  balb  feinen  Sel^  nod^  ffiaxü^,  mo 
aibert  1245—1248  bie  eine  ber  bem  S>omim^ 
canerorben  suftel^enben  tl^eoIogifdM  ^tofeffinen 
an  ber  UniDerfitfit  beBeibete.  3m  3. 1248  erbieü 
aibert  ben  Suftrog,  in  Min  ein  (Senerolffaibtum 
beS  Orbenfi  Mr  S)eutfd^(anb  ju  ernsten;  mit 
il^m  begab  fUq  aud^  Xl^omoS  bort^tn  CDenifle- 
Chatelain,  OhartoL  üniv.  Paris.  I,  Paris. 
1889,  807),  vm  nun  unter  Wbertd  Seittmg  (aß 
magisier  stadentiom  ober  leotor  bibliens)  Uio> 
lefungen  ju  balten.  SB^renb  biefeS  fidlner  Suf- 
ent^ed  foS  il^m  Dom  $a)>fte,  bem  X^onuiS' 
SamUie  na<b  ber  fiQoner  Serurtl^ung  gfrieb- 
rid^  n.  nöb^  getreten  oar,  bie  Sbtei  9{onte 
(Safftno  ang^ten  morben  fein;  Xl^omoS  lehnte 
bie  SBfirbe  ab.  «uf  ben  Sat^  SObertd  tob  bc8 
(EarbinoIS  ^ugo  Don  €t«ei^er  (f.  b.  Srt.)  f(^tAe 
ber  OrbenSgeneroI  1251  ober  1252  ben  ebenfo 
befd^eibenen  att  geleierten  SR^nd^  nad^  $ari9  in 
ben  berübmten  (SonDent  €t.  SocqueS,  um  bort 
aß  Saccalor  ber  ^od^fd^e  Aber  bie  Sentenjen 
)u  lef en.  S)rei  Saläre  baueite  biefer  (Surf uS ;  lu^ 
bem  Xl^omaS  benfdben  in  rfibmß^^flec  SBeife 
DoSenbet  fyxitt,  ut  omnes  etiam  Magistros 
yideretnr  ezcedere  et  daritate  doctrmae 
scholares  plus  oeteris  ad  amorem  aeientiae 
proTooare  (Thoco)»  fionb  er  Dor  ber  $romotton 
jwim  Sicentioten  (bamatfi  gbid^bebeutoib  mit 
SRagifter  unb  Soctor).  über  bie  Promotion  Der« 
Sögerte  ftd^  megen  be9  )mif d^  ber  UniDerfitfit  unb 
ben  SRenbicanten  1253  audgebrod^eaen  SiteitiS 
Aber  bie  Statuten,  nod^  me^  infolg^  ber  Angriffe, 
bie  ber  SRagifier  ffiill^Im  Don  St  Smour  (f.  b. 
airt.)  in  feinem  1255  erfd^tenenen  SBSecte  De 
periculis  noTiesünomm  temporam  gegen  bie 
l9ettelorben  rid^tete.  XzD|bem  ft^eint  X]^oma8 
in  St  3acque8  toeitcr  getefen  unb  and^  ]^ 
1255  ober  Rd^  Anfang  1256  Dom  ifonaler 
bie  Sicnu  ermatten  ju  l^ben.  Semt  $o^  Sic- 
sauber  Iv.  lobt  am  8.  ÜRfirj  1256  ben  Smfin, 
ba|  er  Xl^omds,  iiro  ntiqne  nobOitaie  gen»- 
ris  et  morom  honestate  conspicoo  ac  Üi^ 
saumm  literaHs  soientiae  per  Dei  gratiam 
assecuto,  bie  2icen)  ertbeilt  ^c»e,  raü)  tvfigt  ib« 
ouf,  bafür  ju  forgen,  bol  Xbomofi  nua  fofortou^ 
boS  erf orberlid^  ptindpium  regimmis»  b.  i  bk 
feiediibe  9(ntritiäDorIefung  Dor  bem  9if^^  tob 


1629 


Zl^omaS  tion  Kquiit,  ber  1^1. 


1680 


bcn  SRogiftti,  ^en  butfe  Penifle-Chatelam 
L  qlX  ^QMn  bet  aBiberftanb  ber  gfacuOdt,  bet 
fU^  fihigni  ntd^t  aeBtn  Zl^moS  |)erf5nli4 
ifa^lde«  SDor  itU^t  fo  fd^eS  gebroddetu  Sunä^ft 
aniri>e  SBU^tm  don  @t  Smour  oom  ^{h  t>er- 
nzf^cftt.  Halbem  bie  erften  Zl^eologen  feine  @d^rift 
ati^MSigt  (alten;  uniet  Ie|teren  mar  au^  Zl^omaS 
in  Snagni  Demonuften  motben  unb  l^e  l^iet  bie 
tccfp]^  Sed^biguneSrebe  bet  Orben  gemäßen, 
wäSft  txWb  bormtf  toerdffentlid^te.  9m  23.  Oc- 
tpbet  1256  mtt|ten  )mei  ^piarifer  ^rofefforen  bem 
9a)^  bcn  Sib  letpen,  boj^  fie  X^omaS  unb  99ona- 
oeniam  att  SRagifiri  ttapittn  mflrben  (Denifle- 
Ohnielam  I,  888).  9ber  erft  im  October  1257 
(mode  bie  feiedi^e  Sufnal^me  in  hoS  S)octoren» 
(oOegium  fioitflnben  (immer  nod^  t)or  bem  gefe^ 
m&ftigen  9ttct  oon  85  Salären).  918  ÜRagifter 
(attt  Z&omaS  gunfid^fl  in  eingel^enber  toiflenf  ^aft» 
It^et  SBeffe  (nid^t  blo^  ^curforifd^'')  bie  beilige 
64nft  fu  cxttftren;  femer  bel^onbeße  er  ausfuhr« 
Itil^  p^fopbif^e  unb  t^eologifd^e  eingelfragen 
(gnaestjonea  disputatae — quodlibetales),  biett 
1259  gfdfteniffebigten  unb  arbeitete  auf  bem 
ecnendcopitel  |n  SalendenneS  mit  albert,  $etru§ 
fton  Zorontofia  u.  %  eine  €tubienorbnung  für 
ben  Sttminicanerorben  ou8  Penifle-Chatelain 
I«  885).  3m  3.  1260  ober  1261  DerlieB  er 
$arl8  nnb  Dertocilte  in  ben  folgenben  3(^ren 
mn^  in  ber  9)01^  beft  $apße8  Urbon  17.,  gum 
S^eS  in  Stom^  aber  au4  in  anberen  Stäbten 
StoRtnS,  Orbieto,  Snagni,  Siterbo,  Perugia, 
iberoD  bem  Unterrid^te  in  ben  Orbendflöftem 
nnb  ßterorif 4en  arbeiten  fid^  mibmenb.  (Etne  oon 
{(iftterot  8iogro)i(en  Uf^aaptttt  Steife  nad^  2on- 
mm  1263  ift  gor  nid^t  begeugt  unb  unttxibtfd^ein- 
üSi  (Qndtif-Eohard,  Scriptt  0.  Pr.  I,  281). 
S>b  glei^  innigen  SBegie^ungen,  »ie  }u  Ur- 
bon IV.,  oerbonben  ibn  mit  (Siemens  IV. ;  bed 
lc|toi  SemS^ungen,  i^n  )ur  Snnobme  beS  Srg- 
Mlt^umB  fUtopA  gu  beloegen,  fd^eiterten  ebenfo 
loie  bie  feined  Sorg8nger9  an  ber  S)emutb  bed 
^eiagen.  3m  3.  1265  übertrug  boS  OrbenS- 
(a{HleI  k>on  Snogni  Xb^»^  ^^e  Seitung  ber 
6d^e  in  9tom  mit  au^erorbentlid^en  SSoSmad^ten 
(Donüla-Oluitdain  I,  505);  1269  mar  er  auf 
bem  Gotritd  gu  $ari6,  mo  er  oud^  bie  beiben  fol- 
genben 3a^  blieb  unb  gum  gmeiten  SRak  bie 
leud^trnbRe  Sitcbe  ber  f>od^fd(fuIe  bilbete.  S)ie 
orifioteßf^  Sid^tung,  toeld^  StbomoS  mit  üoOer 
&nfeqttni|  twctxat,  erfuhr  gerotie  mdbreid»  biefer 
3^  Mtige  Sefebbung  burd^  bie  Snb&nger  ber 
nton  6d^e  KicoIouS  Don  Sifieus,  (Siroub  Don 
SbbePiae,  ^etnrid^  Don  ®ent ;  eine  SiSputation 
beS  IjL  i^omta  mit  biefen  Kollegen  unb  feine 
bd  berfelben  b^tDodretenbe  liebensmurbige  IBe- 
f^riben^dt  fi^Ubed  ber  \pökn  (Ergbif  d^of  Soban- 
n(§  $eiQiam  (f.  b.  Vd.)  Don  (Eanterbur^  (Denifle- 
Ghatdain  I,  684).  Sud^  am  ^ofe  SubttngS  beS 
deiOgen  geno|  Zl^omaS  bie  grb^te  9($tung. 
%xd^bcm  er  1271  nod^  3talien  gurfidgelebd  mar, 
I^de  er  gunfid^jl  mabtfd^id^  in  Stom  meiter; 


mie  febr  fein  @d^en  in  !ßariS  bebaued  mürbe, 

!,eigt  ein  @d^reiben  beft  Siedotd  unb  ber  9rtiften« 
acultöt  an  bo8  1272  in  gfloreng  ftattfinbenbe 
Orbenficapitel,  in  meinem  man  um  feine  SlfidKebr 
bat  (Denifle-Chatelain  1,504  sq.).  Slufberanbem 
@eite  munf  d)te  ftarl  Don  Sujou  bnngenb  feine  Ser- 
fej^ung  nad^  3ttaptl  ^oxnafi,  bem  baS  (S^opitd 
bie  aOBal^I  frdfteOte,  folgte  bem  Stufe  in  bie  ^eimot, 
mabrfd^dnlid^  au^  im  Sntereffe  ber  italienifd^en 
OroenSfd^en,  wib  Derlebte  in  Neapel  bie  Sabre 
1272—1274,  nod^  audbauember  als  biSber 
Kontemplation  unb  n)if[enf<baftlid()e  Arbeit  Der» 
binbenb.  ^ier  foE  ibm  ber  @efreugigte  baS  fiob 
gefpenbd  baben:  Bene  scripeisti  de  me;  quam 
recipies  a  me  pro  tue  labore  mercedem  ?  mor« 
auf  XbomaS  geontmodet:  Domine,  non  (aliam) 
nisi  Te  (AA.  SS.  BoU.  Mart.  I,  671).  Snbere 
bimmlifd^  Srfd^einungen  bemogen  ibn  gu  bem 
9u8rufe,  alle  fdne  Sdbriften  Umen  ibm  mie  @preu 
Dor  gegenüber  bem  (Sefd^uten ;  feit  bem  6.  S)e- 
cember  1278  mar  er  ni(bt  mebr  gu  bemegen,  an 
ber  @umma,  beren  briiter  Xb^  ibn  bamalS  be« 
fd^öfKgte,  meiter  gu  fcbrdben.  3m  Anfang  beS 
3abre8  1274  erging  an  ibn,  mie  aud^  an  SBona- 
Dentura,  ber  Stuf  SregorS  X.,  gum  gmeiten  Sondl 
in  Spon  gu  erfd^einen.  9uf  ber  Steife  bortbin  be- 
antmodete  er  Don  Squin  auS  dne  anfrage  bed 
Stbted  Don  SDtonte  Safftno  aber  dne  tbeologifd^e 
grage  (ber  SBnef  mürbe  ebid  SRonte  (Saffino 
1875).  S)ann  febde  er,  ermübd  unb  unmobl^  auf 
bem  €d^Io^  SRaönga  (Magentia)  bei  feiner  9lid^e 
gfrancifica,  ber  ®emablin  bed  bttm  Don  Ceccano, 
ein.  2)a  er  bie  fd^Ilmme  Sntmiinung  fdncd  SeibenS 
djinte,  Iie|  er  ft4  balb,  um  nid^t  in  einem  mdt- 
lid^en  C^aufe  gu  fterben,  in  baft  nabe  gdegene 
Siflerdenfetflofter  gfoffanuoDa  bdngen.  TOit  ben 
SBorten:  Haeo  requies  mea  in  aaecnlom 
saeculi,  betrat  er  bad  ftlofter,  beffen  SBemobner 
ibn  mit  größter Serebrung  aufnabmen  unbpflegten. 
ttngefäbr  einen  9Ronat  bauede  feine  ffxot^eit; 
na^bem  er  mit  ergreifenber  9nbad^t  bie  bdiigen 
€acramente  empfangen  f^oAit,  fiarb  er  am  britten 
Xage  barauf,  ben  7. 9Rfirg  1274.  2)a8  ®enid^, 
beffen  fd^on  S)ante  (gfegfeuer  20, 68)  Srm&bnung 
tbut,  ZbDtnaS  fei  Don  ffarl  Don  Snfou  Dergiftet 
morben,  meil  biefer  eine  SnOoge  auf  bem  Sondl 
megen  feiner  X^rannei  unb  Un^tQid^Ieit  gefur(btet 
babe,  baben  fiirglid^  Sarle  unb  Uccdli  Don  Ißeuem 
Dedbebigt;  gegen  biefelben  fd^eb  Gantöra, 
Oinqne  doounenti  riagaardanti  8.  Tommaso, 

Napolil893.  Seine  erfle  9tubeftätte  fanb  Xbo- 
maS  in  ber  ftirdfte  Don  gfofiaimoDa.  S)ie  gange 
d^pd^  SBelt  trauerte  fiber  feinen  Zob,  bo8 
Condl  meiste  ibm  ebrenDoQe  SBode,  bie  Uni- 
Derfttdt  ^ßoriS  beOagte  in  einem  tiefempfunbenen 
SeileibSfd^reiben  ben  Untergang  beS  «,glängenbfien 
^eftimS"  ber  miffenf(baftli(ben  SQSelt  (Denifle- 
Chatelain  I,  504  sq.).  Vüttt  b.  @r.  brad^  bd 
ber  ihmbe  Don  feinem  ^infd^eiben  in  Xf^xäniai  au8 
unb  gebad^  miub  in  fpateren  3abten  bed  großen 
Sd^erd  nur  mit  tiefer  Srgdffenbdt.  S)ieaRfind^ 


1681 


Zf)omai  Don  Squtn,  ber  H 


16» 


t>on  8^of)amu>t)Q  Begannen  fd^on  Mb  auf  (Srunb 
ttiunberbarer  Srfd^einungen,  Zl^omad  öffentlid^ 
ald  ^eiligen  gu  t>ere](|ren;  bie  förmlid^e  t^eilig« 
jpred^ung  gefd^al^  am  18.  3uli  1323  na(§  üier- 
jä^nngcm  $rosef|e  burd^  $a^ft  Sol^öwn  XXII. 
9?ad^  langem  @trette  um  bie  Sleliquien,  toeld^e 
Don  ben  Sifterctenfem,  ben  2)ominicanem  unb 
ben  Seüoanbten  beanfprud^t  tt)urben,  festen  bie 
Dominicaner  enblid^  1368  bei  Urban  V.  burd^, 
ba^  ber  fieib  nad^  Xouloufe,  ber  redete  ^rm  nad^ 
@t.  äacqued  in  $ari8  gebrad^t  mürbe.  2)er  Ic^tere 
fam  fpäter  nad^  9tom,  anbere  £]^eile  ber  Sleliquien 
nad^  ©alemo  unb  Keopel.  —  ®ie  öltcften  9la(^- 
tid^ten  Aber  baS  Seben  beS  ^eiligen  finben  fid(|  bei 
®erarbn8  be  gfrad^eto  um  1260  (Yitae  Fratmin 
Praedicatorum,  ed.  Keichert,  Rom.  et  Stuttg. 
1897,  201)  unb  Sl^omaS  Don  Santimprö  um 
1261  (De  apibus  1,  20);  Diel  tt)id^tiger  finb  bie 
Vita  bed  ©uilelmuS  be  X^oco  (abgebrudft  in  ben 
AA.  SS.  BoU.  Mart  I,  657—686),  fobann  beS 
Xolomeo  Don  Succa  (f.  b.  9rt.)  ^itll^cilungen 
(bei  Muratori,  Scriptt.  Ber.  Ital.  XI,  Mediol. 
1727,  1151  sqq.)  unb  beS  Sart^oIomöuS  Don 
(Sxipm  (Logotheta  regni  Siciliae)  S^ugniffe, 
tl^eilS  bei  ben  93oIIanbt[ien  im  (SanonifationS- 
progeffe,  tl^eilS  bei  Saluge  (Papae  Ayenion.  U, 
Paris.  1698,  7  sq.);  aUebrei  litten  ben  1^1. £1^0- 
maS  gefannt.  3m  1^-  unb  15.  Sal^r^unbert 
fd^rieben  über  fein  Seben  fflemorb  ®uiboni8, 
$etru8  StogeriuS,  !RicoIau8  SriDetttS,  SuboDicuS 
^alleoletanug,  $ignon,  @.  ^ntoninuS.  tSnbere 
ältere  fiebenSbcfd^reibungen  Derjeid^net  bie  Nouv. 
Biogr.  g^n.  XLV,  218.  S)ie  obige  Sarficttung 
fu^t  öor  Mm  auf  Quetif-Echard  1.  c.  1, 271  sqq. 
unb  de  Rubels ,  De  gestis ,  scriptis  etc.  D. 
Thomae  dissertationes  (abgebrudft  in  ber  neuen 
römijd^cn  ®cfammtau§gabe  ber  SBerfc  bcS  1^1. 51^0« 
maS  93b.  I).  ©onft  fmb  ertt)ä]^ncn8mcrt]^  Touren, 
La  vie  de  St.  Thomas  d'Aquin,  Paris  1787 ; 
Carle,  Histoiro  de  la  vie  et  dos  ^rits  de 
St.  Thomas,  Paris.  1846;  ftarl  Söcmer,  ffier 
1^1.  Stomas  Don  ^Iquino,  9iegen§burg  1858; 
de  Groot,  Het  leven  van  den  hl.  Thomas 
V.  A.,  Utrecht  1882;  Didiot,  Le  docteur 
angelique  S.  Thomas  d'Aquin,  Bruges  1894. 
^Populären  unb  erbauIidjcn^tDcrfcn  bicncnb  fd^rie« 
ben  über  baS  Seben  be§  1^1.  ^^omaS  9)tettenleiter 
unb  Saufen  in  beutfc^cr,  SSougl^an  in  englifd^er, 
(Eicognani  in  italienifd)cr  ©pradjc. 

II.  ®ie  ©d^rif  ten  bcS  f|I.  3:boma8  fd^Iie^en 
fld^  )U  einem  großen  ^l^eil  an  feine  Scl^rtl^ötigfeit 
on  (einzelne  pnb  nur  Diad^jd^riften  feiner  3«" 
l^örer,  Reportata) ;  anbere  ttjurben  auf  beftimmte 
9lnfrage]x  ober  Äuftrögc  l^in  Dcrfa^t.  fjfür  bie 
SfeftftcKung  ber  Sled^t^eit  fmb  aujjer  ben  oben  an- 
gefül^rten  älteften  DueHenfd^riften  Don  SBid^ttg- 
!eit  ein  jf atalog  be§  Sol^anneS  be  Solumna  (bei 
de  Rubels  1.  c.  diss.  2,  1)  unb  ein  Don  S)enifle 
in  ©tamS  entbecfteS  Serjcid^nife  (^rd^iD  fiir 
Siteratur-  unb  ff ird^engefd^.  be«  9Kittelalter8  U, 
1886,  237).  Ueber  bie  Seit  ber  ^Ibfafjung  ifl  be- 


güglid^  mand^  ©d^riften  fd^toet  eine  (8eim|^ 
gu  ergielen ;  in  ber  folgenben  Ueberful^  ifi  nvr  bei 
einigemm^en  guDerläfftgen  Sn^ltSpmlten  d» 
SDatirung  angegeben  (meifl  im  Snf^Iul  an  üfyiä 
unb  be  ^ubeiS).  ^u|er  ben  lettgenannten  ngL 
nod^  Oudin,  De  Scriptt  ecoL  IIi,  Lipaiae  1^ 
254—878.  -—  A.  Kommentare  gur  (eiliget 
©d^rift  1.  In  libmm  Job  (giDifc^  1261  nk 
1264).  2.  InPsalmos  oberlntresNodnnioi 
(b.  i.  jiu  ben  erften  51  ^fdlmen) ;  gegen  &» 
f einefi  SebenS  Don  feinem  ®efö^rtcn  So^ialb  m 
^it)emo  nad^gefd^eben.  8.  In  CantieaCtt' 
ticomm.  S^od  Srflarungen  beS  ^oben  Sidtf 
tragen  ben  9lamen  bed  ffi.  %1)oma& ;  bte  etn^r  i^ 
)innenb  Salomon  inspiratos,  ift  1^5(1^  mäf^ 
d^einlid^  Don  ^a^mo  Don  ^alberftobt  (f.b.txt); 
)ie  anbere,  Sonet  vox  tua  fann  na4  inBcm 
®rünben,  mie  Oubin  unb  be  ähibcifi  meim, 
Don  S:^oma8  fein.  fteinedfaUfi  ^  ber  ^dfiy 
einen  DoÜftönbigen  Kommentar  btefei  9tt  auf  ba 
©terbebette  bictirt ,  xoit  SRand^e  glauben.  4.  h 
Isaiam  prophetam  (nml^d^einUd^  1272  kii 
1278).  5.  In  Jeremiam  et  in  l^reno«.  6cga 
bie  Sled^tbeit  biefer©d^rift  finb  n)egeni^i&|r 
unb  ©(^lid^tl^  Stoeifel  erboben  morben,  ](bo4 
mit  Unred^t  2)agegen  ftnb  bie  guerß  in  ber  9i(> 
n)er))ener  (SefammtauSgabe  gebrudten  Cmmc» 
tare  gu  2)aniet  unb  ben  SRad^obäeibui^  Mer 
unöddt.  6.  In  Matthaemn;  nad^  ben  Sdt* 
lefungen  bed  9Reifter8  möbrenb  befi  er^m  oto 
gmeiten  ^arifer  3Ragi{tenumS  (olfo  1256—1261 
ober  1269—1271)  Don  !ßetru3  non  Snbriaon^ 
gegeid^net.  2)er  ©tamfer  ffotolog  nennt  «4 
Kommentare  gu  9Rarcu§  unb  Sucafi,  fotoie  dar 
befonbere  erflörung  gum  15.  Kapi^  9Rott^ 
bie  fonft  ntrgenbd  enoabnt  merben.  7)  h 
Joannem.  S)er  Anfang  (ffap.  1^  eiiqt^ 
lic^)  ifl  Don  Zbomad  f elbft ,  baS  Uebxigt  m 
Sla^nalb  Don  ^ipemo  nod^  feinen  Sorlefnfd 
notirt  unb  Don  Xl^omaS  burd^gcfel^,  l^54ftM4^ 
fd^einlid^  in  $ari8 1269—1271.  8. 3>ie  Ottna 
aurea,  nad^  bem  urf))rünglid^en  Xitel  CootiuB 
expositio  super  IV  evangelia,  ein  funpBtl 
aus  ©teilen  griec^ifd^er  unb  lateinif^Söteii» 
fammengefefeter  Kommentar,  ber  <n^  Xmgng 
UrbanS  IV.  (1261—1264)  begonnen  rnnfe 
Urfprünglid^  foUte  SBonoDentuto  gUKi  itnagS» 
erllären,  mu|te  aber  megen  Uebabänfmig  ät 
OrbenSgefc^öften  baS  (Sänge  Xl^omoft  SbAffM, 
S)a8  a)Mbäu8-eDanQeIium  ift  Udon  I¥.  f 
mibmet;  boS  gfolgenbe  entftanb  nad^  UM 
2:obe  unb  i^  bem  Karbinol  ^oraiiMb  (gt^ 
1272)  bebicirt.  S)en  9Iamen  Gatena  aoM  \ß 
bie  ©^rift  fcbon  1321  (Quötif-Echaid  Itl 
829).  9.  Super  epistolas  8.  PaolL  tt  fr 
flärung  gum  dtömerbriefe  unb  gun  SaJBI^ 
erften  Korintl^erbriefd  flommt  Don  S)omI)W 
ber,  ba§  Uebrige  ift  mcifl  Slod^dM^ 
S)te  Slbfaffung  foUt  uxito'dfteinn^  jm  Vk'itß 
1269—1273.  S)ie  in  Äa$änm 
gaben  ftebenben  Kommcntooe  fn  fcot^ 


1638 


Xl^omafi  Don  Vquin,  ber  H 


1684 


Sriifm  imb  inr  9())ocol9))fe  finb  unö^t ;  über  ben 
»ttt$iiio^4^  Serfafjer  f.  De  Bubeis,  Disa.  7. 
B.  Commeatote  ju  fibilofopl^ifd^en 
«nbl^tolDgifd^en  Se^roud^ern.  a.  S)ie 
<|om]neiUace  bcd  b'-  Xifromad  }u  SrifiofideS  fatten 
mrifi  üt  bie  lebte  ^[te  feines  Se^romteS.  Set 
^tge  jfil^lte  bie  UnjuDerlöfftgteit  ber  bUberiaen 
lülfintfc^en  Ueber|e|ungen  ber  arifiotelijqlen 
6<br{ften  unb  beromagie  feinen  OrbenSgeno^en 
SBil^elm  Don  SRoerbete  (geft.  um  1300)  aur  6er^ 
{ifOunfi  einer  n)ortgetreuen  Ueberfe^ung  ouS  oem 
Okic^if^ien,  bte  biefer  jioifd^en  1260  unb  1270 
«idiarbeitctc»  S)en  gereinigten  Xest  erflörte  er  in 
^rcng  ob]ectit>er  SBeife  burd^  ItlarfteUung  beS 
SBortfinncft  unb  bed  3ufammenl^ange8,  n)ö|renb 
WbertuA  9Ragnu8  eine  freie  !ßaro))btaf e ,  unter- 
mifd^  mit  felbftönbigen  ®ebanfen,  )tt  geben 
pflegte.  Soburi^  ift  nid^t  ouSgefd^Ioffen^  bo^  av^ 
in  biefen  Sommentaren  bie  eigene  SReinung  bed 
|L  X^moS  b^e  unb  bo  fomobl  au§  abfu^tlid^ 
^emedungen  mie  ou8  ber  gamen  Srt  ber  3nter« 
)netationfeft}ufteIIenift  (SgL  hierüber  Thoemes, 
Gommentatao  literar.  et  crit.  de  8.  Thomae 
Aq.  operibuB,  Berol.  1874,  28;  Sd^ük,  im 
^«otboltf-  1877,  II,  688  ff. ;  SRoIfeö,  Sa^rb.  für 
¥bQofo)>bie  u.  ft>ecuIatiDe X^eologie  1895, 1  ff.; 
Sioutenbred^er ,  %f^ovMA'  oon  $quin  SteSung 
luai  SBirifibaftdIeben  feiner  Seit,  1.  C^eft,  2ei))}ig 
1898, 24  ff.)  1.  In  libros  PerihermeniaB.  2)aä 
{loeite  9u4  iß  Don  X^maS  nur  begonnen  »or« 
ben;  bie  mbfaifungSgeit  iftDienetd^t  1269—1271. 
2.  b  L  et  n.  libnim  posteriorom  Analytico- 
rom.  3.  In  Vin  libros  Physicomm,  in  9lom 
gmtf^cn  1261—1264  Derfa^.  4.  In  libros  lY 
de  coalo  et  mundo.  9lur  oie  beiben  erften  Sudler 
unb  o^t  ffopitel  beS  britten  finb  Don  ify>ma§i, 
tai  Oebrige  Don  feinem  @d^uler  $etru8  be  %I- 
Demia  (f.  b.  9rt).  X^omoS  begann  bie  Sd^rift 
mä^rtnb  feines  gtt)etten  $arifer  Slufentl^aUeS  unb 
fübrte  fie  n)cUer  1271— 1273.  5.  In  libros  de 
generatione  etoorruptione;  nad^  1271  Derfa^, 
luub  SBübelm  DonXboco  fein  le^teS  ))l^t(ofopbifd^<d 
SBerf.  2)ie  neuefte  römifd^e  ® efammtauSgabe  ba  nur 
L 1, 1 — 17  Ott  Ö4|t  aufgenommen.  6.  In  lY  libros 
Meteoronmi ,  in  ^ßariS  »abrfd^einlid^  1269  bis 
1271  gefd^eben  (Dgl.  1.  2,  lect.  10).  Stur  baS 
crjle  uSb  Ue  gebn  erften  ftapitel  beS  jtoeiten  Sud^eS 
lütfon  Don  S^maS  l^r.  7.  In  m  libros  de 
anfana«  92ur  baS  }meite  unb  britte  ^nä^  finb  Don 
ZbonioS  felbft ;  boS  erfie  ift  Don  Ka^nalb  (feinem 
«efd^rten  feit  1260-1261)  nad^  feinen  Sor- 
trögen  geft^rieben.  8.  In  Parva  Naturalia  (De 
Bonsu  et  sensato;  De  memoria  et  remini- 
aoeatia;  desomnoetyigilia;  Desomniis;De 
dtvinatione  per  somnum).  SBon  biefen  Xrac* 
taten  finb  bie  beiben  erften  pd^er  ä(^t,  bie  beiben 
Ictten  Qufi  olter  Seit  gar  nid^t  beaeugt ;  ber  britte, 
fi$tixu|  bezeugte,  erb&It  burd^  bie  @tomfer  Sifte 
eine  toeribDoOe  Seftätigung.  9.  In  XII  libros 
HetaphyBieonim;  gefd^neben  inStom  1261  bi§ 
1264.    10.  In  X  libros  Ethicornm;  )u  ber> 

ti«4ciiI<sffon.  XL  2.  SiifL 


felben  Seit  aie  ber  Kommentar  }ur  $1^9iU  unb 
iDleta))b9rt(  Derfo^ ;  mi^  SBemer  I,  409  f(^on 
früber  in  Mn  gefd^ieben.  11.  In  YIH  Ubros 
PoUticorum.  Stur  bie  erften  Dier  SSüd^er,  ia  böd^p 
loal^rfd^einlid^  nur  Sud^  I,  n  unb  UI,  1—6  eiiv> 
fd^Iie|lid^  b^en  X^omaS,  bie  übrigen  ben  f^on 
genannten  ^ctruS  be  SllDemia  gum  Serfaffer.  — 
b.  2)ie  Srllarung  1.  beS  Liber  de  causis  (f.  b. 
«ri.  n,  2077),  bejfen  (orabtid^cS)  Oriainal  X^o- 
maS  mit  Siedet  als  ein  Sscerpt  auS  ber  lToixe(u>9tc 
beS  $rocIuS  erflört,  fd^eint  erft  gefd^rieben  gujein, 
nad^bem  SBilbelm  Don  ÜRoerb^fe  1268  baS  9Ber( 
beS  $rocIuS  felbft  in'S  Sateinifd^e  fiberfe^t  botte. 
2.  SSon  ben  Sd^riften  beS  S)ion9ftuS  Sreo))agüa 
(f.  b.  «rt)  l^at  Xl^omaS  baS  SBerl  De  divinis 
nominibus  commentirt,  unbeßimmt,  }u  toelc^ 
Seit.  Submig  Don  SBoIIaboItb  unb  ber  Stamfec 
Katalog  nennen  aud^  einen  Kommentar  De  coe- 
lesti  hierarchia;  bie  SoÜanbiften  G«  o.  741) 
bel^au^ten,  baS  Original  in  3ltapü  gefeiten  ju 
baben.  CS  liegt  aber  iebenfaHS  eine  9}em)ed^Slung 
Dor  mit  bem  SDtoiufcript  De  divinis  nominibus, 
baS  Uccelli  in  ber  9lationalbibliotbef  ju  Steopel 
mieber  gefunben  bot  3.  3n  ben  @(briften  ht& 
IBoetl^iuS  (f.  b.  art)  entbalten  bie  Opuscula  Der« 
f d^iebene  unöd^te,  gmei  Sd^te  Kommentare.  S)er  eine 
bel^anbelt  bie  Sd^rift  De  Trinitate  (Opusc.  70), 
ber  anbere  eine  gfrage  (An  omne,  quod  est,  bo- 
nmn  sit,  cum  non  sint  substantialia  bona) 
auS  bem  SBerfe  De  hebdomadibus  (Opusc.  69). 
3)ie  Sriiftenfacultat  Don  $ariS  ttiinf^t  in  il^rem 
KonboIen5fd!;reiben  1274  bie  Sufenbung  eines 
angefangenen  Kommentars  )u  SimpIiduS  (mo^I 
De  praedicamentis)  unb  )um  XimöuS  beS  $(ato; 
man  tod^  fonfl  nichts  Don  biefen  @d^riften  beS 
^eiligen.  —  o.  SDer  umfangreiche  Kommentar 
beS  ^l  Xl^omaS  )u  ben  Dier  Sentenjenbüd^em  bdl 
$etruS  SomborbuS  (f.  b.  9lri.)  entftanb  »dl^renb 
feines  SaccalareateS  unb  im  anfange  feines  3IM* 
gifteriumS  (1252—1257).  Kinen  }tt)eiten  Kom- 
mentar bat  er  über  baS  erfte  Sud^  ber  Sentenjen 
nad^  1261  in  SRom  gefd^rieben;  berfelbe  ift  abo: 
Derloren  gegangen.  S)er  fonft  tt)0^t  in  ben  aus- 
gaben gebrudKe  }meite  Kommentar  ift  Don  Kat- 
binol  ^nnibalb  (de  Bnbeis,  Diss.  10,  c.  5). 

G.  ®rö|ere  felbftönbige  @(briften 
))]^iIofopbifd^en  unb  tbeologif d^en  3n- 
^altS.  1.  S)ie  Quaestiones  disputatae,  D^eld^e 
in  befonbexS  auS(u^rIid^er  Sßeife  mid^tige  ßingel- 
fragen  bebanbebt  (De  potentia  Dei;  De  malo; 
De  spiritualibus  creaturis;  De  anima;  De 
unione  verbi;  De  virtutibus;  De  veritate). 
9}on  biefen  finb  bie  Quaestiones  de  veritate  un- 
beftritten  in  $ariS  1257—1260  abgefaßt;  für 
bie  übrigen  fte^t  bie  Seit  nid^t  fo  atoeifeüoS  fe^ 
92ad6  Xolomeo  be  Succa  ifl  De  anima  }mif(ben 
1261  unb  1264,  De  spirit.  creat..  De  malo. 
De  virtutibus  gtoifd^en  1265  unb  1269,  De  po- 
tentia 1269  —  1271  gefd^rieben.  2.  Quod- 
libeta  XII ;  fürgere  Sbl^anblungen  über  bie  Der- 
f(^iebenften  t^eologifd^en  ^fragen,  bie  offenbar 

52 


1635 


Xl^omaS  Don  Stqtttn,  ber  1^1. 


168g 


grogentl^etld  auS  bem  3u^Srerfretfe  aufgemorfen 
tDorbcn  finb.  ©ed^S  bctfelBcn  fotten  In  $QriS 
(in  unb  V  öon  1270—1271),  bic  übrigen  fcd^S 
in  Stalten  gef^rieben  fein.  8.  Summa  contra 
Gentiles  (aud^  De  yeritate  fidei  catholicae 
contra  errores  infidelium),  auf  Sitten  be9  Sla^- 
ntunb  t)Dn  ^ennafort  (j.  b.  art.)  jmtfd^en  1261 
itnb  1264  berfagt.  4.  Summa  theologica,  mit 
ber  Summa  contra  Oentües  eine  bünbige  3^" 
jantmenfaffung  ber  ganzen  SebenSarbeit bediel. £1^0- 
maS.  S)er  erfte  unb  sioeite  X^eil  flammt  auS  ben 
Sauren  1265—12-71,  ber  begonnene  britte  3:beil 
aus  ben  Sauren  1271—1273;  in  ber  «bl^anb- 
lung  über  baS  SBu^facrament  l^örte  er  Quf  )u 
fd^reiben  (suspendit  Organa  scriptionis).  SaS 
nad^  ni,  q.  90  alS  @u))))Iement  ben  SLuSgaben 
{Beigefügte  ift  tt)5rtlid^  au§  bem  @enten}encom- 
mentar  berübergenommen  (guerft  t)on  bem  Kölner 
%f)tDlo^tn  ^einrid^  Don  ®orfum  [f.  b.  9Irt.]  ju 
Anfang  beS  15.  Sal^rl^unbertS).  ^erftoürbtger- 
tteife  bat  Saunoi  (f.  b.  3lrt.)  1675  bie  Sed^t^eit 
biefed  berübmteften  SSBerfed  auf  ®runb  einer  fiüd^tig 
gelefenen  IRebe  beS  $etruS  Siogeriud  be^meifelt 
@ofort  brad^te  9{ataltd  ^le^anber  (f.  b.  Srt.)  in 
feiner  @d^rift  Summa  S.  Thomae  vindicata, 
raris.  1675,  bie  geforberten  geitgenöffifd^en  3cug- 
niffe  für  bie  ^ed^tbeit,  bie  ß(|arb  auS  banbfd^rift« 
lid^em  SRaterial  in  erbrüdtenber  güUe  ergänjte 
(S.  Thomae  Summa  suo  auctori  vindicata, 
Paris.  1708,  unb  Scriptt.  O.P.  I,  293—321). 
3ugteid^  manbten  fid^  ^lejanber  unb  Sd^arb  gegen 
5U)ei  anbere  ^^f  o^befen,  bie  ^toar  nic^t  bie  %e^t- 
beit,  aber  bie  @elbftänbigfeit  ber  Summa,  f^ecieU 
beä  ^toeiten^b^tleS,  angriffen.  Der  Dominicaner 
@arctaS  (1578)  unb  ber  gfrandScaner  9lDa 
9  ^ftorga  (1660;  f.  b.  Sfri.)  Ratten  belltet, 
Xb^ntaS  bobe  ben  gtoeiten  if^til  ber  Summa  faft 
DoQftönbig  bem  Speculum  morale  beS  Sincen- 
ttuS  Don  iBeoudatS  (f.  b.  Sri.)  entnommen.  S(batb 
geigte  unmiberleglid^,  ba|  biefcd  Speculum  ni(bt 
Don  SincentiuS^  fonbem  Don  einem  fpätem 
gfdlfd^er  l^errül^re,  ber  bie  Summa  beS  1^1.  Xl^omad 
fd^on  Dor  fid^  ^aüt.  Z)ie  anbere  ^9))0t^efe  ging 
Don  ben  f^ranciScanem  Delaba^e  unb  SBobbing 
(f.  b.  Sri.)  auS;  fte  tooSten  bad  ^auptDerbienft 
an  ber  Secunda  Sle^anber  Don  ^aled  (f.  b. 
Sri.)  gufd^reiben,  ber  in  feiner  Summa  theo- 
logiae  ober  in  einer  eigenen  Summa  yirtutum 
bie  Vorlage  beS  bl.  XbontaS  bilbe.  9ud^  biefe  IBe« 
bau))tungen  miefen  9{ataIiS  SIesanber  unb  Sd^arb 
fd^Iogenb  jurüdC,  inbem  jte  geigten,  ba^  eine 
Summa  virtutum  Don  ^e^anber  Don  ^aleS  gar 
nid^t  e^iflire,  feine  tbeologifd^e  Summa  aber  toeber 
in  bem  Umfange  beS  bebanbeltcn  9)laterial8  nod^ 
in  ber  %xt  ber  Sebanblung  auffattenbe  Se- 
rü^rungSpunfte  mit  SbomaS  auftoeife  (DgT.  Alex, 
Natalis,  Gollatio  Dominicani  cum  Fr.  Minore 
über  ben  ©egenftanb,  guerjt  1680  erfd^iencn,  bonn 
im  fiebeuten  SBonbe  ber  Historia  eccl.,  Paris. 
1730;  fomic  gur  gangen  ßontroDcrfe  de  Rubels, 
Diss.  13. 14. 15).  9icueftcn8  l^at  P.  3eiler  bie 


^raglid^e  Summa  virtutom  gefimben,  ober  au^ 
tbre  Ibtöd^tbeit  nad^gettiefen ;  fie  ifi  fpater  oll 
SIesanber  Don^aleS  unb  fu|t  Dietfoc^  auf 
IBonaDentura.  Sbenfo  toid^tig  toar  ber  9lad^n)eil 
P.  Seilers,  bog  in  ber  je^igen  tl^otogijd^m 
Summa  SttesanberS  Don  ^aled  grb^ere  Steile 
au9  ben  SBnfen  be§  ^t  SonaDentura  ergdnjt 
ftnb  (f.  Opera  8.  Bonaventurae ,  ed.  Qua- 
racchi  I,  Praefc  p.  LVUI,  unb  V,  Praef. 
p.  Xn  sqq.). 

D.  Opusoula,  Reinere  Sßl^blungen  über 
Derfd^iebene  @egenftänbe  tbeologifd^er  unb  ntt^t* 
tbeologifd^er  Srt.  9}on  ben  in  bie  erfie  ri^mifd^ 
@efammtauSgabe  aufgenommenen  78  Opuseula 
ern&rie  fd^on  (Ed^arb  nur  36  otS  ol^ne  SBebenlen 
äd^t,  bie  übrigen  für  vm&ä^t  ober  toenigflei^  gmeifel« 
baf t.  ^uä)  l^eute  ift  bafi  ^efultat,  mie  bie  f olgenbe 
SluffleDung  geigt  ^  nid^t  toefentli^  Derf^iebm. 
1.  Contra  errores  Oraecorum;  ouf  SSeranlof» 
fung  Urban8  IV.,  alfo  1261—1264,  Derfofet 
2)ie  Dem^anbten  SöterfteOen  entnal^  ber  ^I.  5ti|o* 
maS  einem  Dom  $apfte  überfanbten  Libellus,  ben 
UcceOi  in  einer  Daticonifd^en  ^nbfd^rift  toteber 
entbedft  bot.  S)er  ben  Primat  bebonbeinbe  V^ 
biefed  Libellud  ift  1870  t>on  Uccefli  gebnuft, 
1889  Don  Sleufd^,  in  benSbbanblungen  ber  5at^> 
rifd^en  Slfabemie  ber  SBijfenfd^afien,  l^ifL  ektjfe 
XYin,  3,  681—689,  ungemeiner  guganglicft 
gemad^t  tt)orben.  2.  Gompendium  theologiAe 
(nad^  1260).  8.  Declaratio  quornndam  aiv 
ticulorum  contra  Oraecos,  Armenos  ei  Sara- 
cenos  (feblt  in  ber  Don  2)en{fle  entbedten  Sijle). 
4.  De  duobtts  praeceptis  charitatis  et  decem 
legis  praeceptis;  nadf  einigen  3^3^  9M' 
fd^rift  m  $etruS  be  9nbria  (gefL  gegen  1316;, 
baber  tt)obI  auS  ber  gleiten  ^filfte  Don  V^> 
maS'  Sel^ribfitigfeit.  5.  De  artieulis  fidei  ei 
sacramentis  ecclesiae.  6.  Super  Sjmbolmn 
Apostolorum  (Don  biefer  unb  ber  folgenben 
@d^ft  gilt  baS  gu  4.  IBemerfte).  7.  Expodtio 
Orationis  Dominicae.  8.  Expositio  snper  sa- 
lutatione  Angelica.  9.  uned^t.  10.  Responsio 
ad  M.  Joannem  de  Vercellis  de  artica- 
lis  XLII;  na(b  einer  ISngabe  bei  de  Bubeis, 
Diss.  18, 1  im3*  1271  gefcbrieben.  11.  Besponsia 
ad  lectorem  Yenetum  de  artieulis  XXXVI. 
12.  Responsio  ad  lectorem  Bisuntinum  de 
VI  artieulis.  13.  De  differentia  divinl  Terbi 
et  humani;  bie  olerdtteflen  Seugeu  enoabnm 
biefe  @d^rift  nid^t  oud^  tiid^t  bie  Stomfer  Sifie. 
14.  De  natura  verbi  intellectus.  IS.  Desub- 
stantiis  separatts  (wal^rfd^einlt^  Don  1273). 
16.  De  unitate  intelleotos  contra  Ayerroistas, 
nad^  Denifle-Ohatelain  I,  487  gegen  SigeiM 
Don  Srabant  gerid^tet^  olfo  mo^I  ou3  ben  3o!|nn 
1269—1271.  17.  Contra  , . .  doctrinam  re- 
trahentium  a  religione,  nad^  Denifle-Chate- 
lain  1 ,  497  sq[.  um  1270—1271  DetfoBt 
18.  De  perfeciione  vitae  spiritualifi;  ba 
biefe  Sd^rift  in  ber  Dorgenannten  eooQbnt  toirD^ 
mu|  fie  früher  gefd^rieben  {ein.  19»  Gojitra  im- 


1637 


Xl^omoS  Don  Squin,  ber  (L 


1688 


ptignantes  Dd  cultnxn  et  religionem,  (et  ber 
txfitn  $oIcmit  9BiIl^etm8  Don  @t-9mour  gegen 
bie  Orben,  olfo  1256  ober  1257  t)erfa|t.  20.  De 
regunina  prinoipnm  ad  regem  pTpii  Sud^  I 
unb  Suc^  u,  o.  1 — 4  finb,  mie  man  allgemein 
annimmt,  Don  Xl^omaS,  üieUei^t  1266,  ge« 
{^rieben;  bafi  Uebrige  oon  Xolomeo  be  Succa. 
21«  De  regimine  Judaeomm  ad  dncissam 
Brabandao.  9la(^  be  SlubeiS  (22,  4)  märe  bie 
Hbteifattn  üRargoret^  Don  gflanbem  (1245  bid 
1279),  nad^  So^raub  9Ii$  Don  Srabant  (1268 
bis  1267).  22.  De  forma  absolutionis  ad 
magiatmin  Ordinis  (nad^  1264).  28.  Ex- 
podtio  primae  decretalis  ad  aroUdiaoonum 
Tndertinam  (Tridentinum?);  ein  Sommentar 
jur  often  Seaetale,  b.  b-  }um  Cap.  Firmiter 
beS  Dierten  SateranconcilS.  24.  Expositio  super 
Beeundam  deoretalem,  b.  i.  äoer  baS  Gap. 
DamnamuB  bcSfelben  ConcUd  (fel^It  in  ber 
6tamfer  Sifte).  25.  De  Borübus.  26.  De 
jadieuH  aetromm;  an  Fr.  SRaQnalb  (Don^i* 
l^emo),  alfo  nad^  1260  gefd^rieben.  27.  De 
aeteniitate  mnndi  contra  mnrmnraDtes. 
28.  De  fato,  nnb  29.  De  principio  indiyidaa- 
tionia  (nic^t  gan)  ol^ne  Stoeifel).  80.  De  ente 
et  essentia,  mib  81.  De  principiia  naturae; 
btt  beiben  erften  @d^rtften  oed  %[quinaten,  Dor 
feinem  aRagifierium,  alfo  ftd^er  Dor  1256,  xoa^t» 
]fyxtd\d)  Dor  1252  Derfo^t.  82.  De  natura 
materiae  et  dimendonibuB  interminatis  (bie 
Don  ben  Editores  Bomani  bejtoeifelte  9ed^t|eit 
toirb  bttrd^  bie  Stamfer  Sifte  beftätigt).  88.  De 
miBtione  elementorum.  84.  De  occultis  ope- 
ribuB  naturae.  85.  De  motu  cordis.  86.  De 
instantibus.  87.  De  quatuor  oppositiB  (fel^It 
in  ber  @tamfer  Sifie ;  aud^  bei  einigen  anberen 
Sengen).  38.  De  demonstratione  (imeifell^ft; 
ou4  bie  neue  Sifte  enoäl^nt  ed  nid^t).  89.  De  fal- 
ladiB.  40.  De  propositionibus  modalibus 
0eblt  im  Stamfer  fiatalog).  41.  De  natura 
accidentiBy  unb  42.  De  natura  generis«  finb 
beibe  jtteifel^ft;  bie  Zitel  finben  ftd^  aber  bei 
£obmeo  unb  im  Stamfer  ffatalog.  48.  De  po- 
tentiiB  animae,  nnb  44.  De  tempore,  finb  too^I 
unac^t^  ba  fle  Don  feinem  atten  Saugen  enodl^nt 
loerben.  45.  De  pluralitate  formarum,  galt  aud^ 
au4i  ald  }ioeifeI]^aft;  bod^  nennen  Sol^anneS  be  6o- 
lumna  (f.  de  Bubeis,  Diss.  2,  1)  unb  ber 
Siamfet  ffatolog  ein  SBerf  De  unitate  for- 
marum  (formae).  Uccelli  fanb  1876  in  jmei 
fe^  alten  ^anbfi!^riften  nid^t  nur  ben  fel^Ienben 
brüten  ^^ü,  fonbem  aud^  in  einer  bie  Segeugung 
bcSSetfafferS:  Thomas  de  gradibus  formarum 
(DgL  bie  ^uSgobe  ber  Opuscula  Don  9R.  be  SDtoria 
t  893;  f.  tt.  F.).  46.  De  dimensionibus  inter- 
minatis. 5)ie  ©(^riften  Ste.  47—58  finb  fämmt- 
Wif  unbegtaubigt.  t$für  54,  eine  Sd^rift  De  quo 
Oft  et  quod  est,  fprid^t  nur  bie  @tamfer  Sifte. 
3)ie  folgenben  Opuscula  fmb  fcl^r  gmeifell(faft 
ober  umd^i,  mit  tKuSnal^me  ber  oben  unter  B.  er- 
U)d^nten  Kommentare  guSoetl^iud  unb  beS  gfrol^n« 


leid^namS-OfftdumS  (f.  unter  E.),  DieBeid^t  aud^ 
beS  Opu8c..67  (De  emtione  et  yenditione). 
3)a8  ol^ne  92ummer  gmifd^en  40  unb  41  ein« 
gefd^obene  Sßerfd^en  De  eruditione  principum 
ift  nid^t  Don  Xl^omad,  fonbem  mal^rfd^einlid^  Don 
ffiilbelm  «peralbu»  (f.  b.  «rt.).  ®a8  «onboleng- 
fd^reiben  ber  UniDerfität  enoal^nt  eine  Don  £]^o» 
ma8  begonnene  @d^rift  De  aquarum  conducti* 
buB  et  ingeniis  erigendis.  S)er  Stamfer  Ka- 
talog entl^It  gteid^faSS  einige  fonft  unbefannte 
£itel :  De  motu  progressivo  animalium ;  De 
relatione ;  ein  gtoeiteS  Sßert  De  yirtutibus ;  De 
duabuB  natnris  in  nna  essentia ;  Super  Magni- 
ficat;  Oenealogia  b.  Yirginis;  De  morte  et 
vita.  2)ie  in  unferem  Sal^r^unbert  aufgefunbenen 
3nebita  bed  1^1  Xb^maS  bebfltfen  nod^  Der  friti- 
fd^en  Sid^tung.  @o  Deröffentlid^te  gferrori  gu 
Süttid^  1842  Opuscula  inedita  (Dgl.  Carle, 
Histoire  de  la  yie  et  des  ^rits  de  S.-Th., 
Paris  1846,  428).  6in  gu  $aDia  gefunbeneS 
unb  gu  aRailanb  1880  gebrudCted  Sd^riftd^en  De 
arte  musica  ift  j[ebenfall8  undd^t  (Dg(.  Feret, 
La  faculte  de  theoL  de  Paris  H,  Paris  1895, 
459).  SRand^eS  Unbefannte  \pnttt  UcceSi  auf, 
fo  eine  Ouöftion  aus  De  divinis  nominibus 
über  baS  Sd^öne  (9lea|)el  1869),  ben  @d^lu^  beS 
Opusc.  De  pluralitate  formarum  (f.  o.  45) 
u.  a.  (f.  unter  F.). 

E.  Siturgifd^eS  unb  ^omiletifd^el 
9uf  ®ebei^  UrbanS  IV.  Derfa^te  Xl^omaS  baS 
Officium  beS  neu  eingefe]^en  gfrol^nleid^amS« 
fefteS  (f.  b.  9rt.),  unb  gioar  in  feinem  gamen  Um- 
fange (1264).  ^enfd^en  unb  $a))ebrod^  tP^^^^^ 
bie  SReinung  au8,  ber  1)1  X^omaS  l^abe  baS  ältere 
Sättid^er  O^cium  blog  umgearbeitet,  gaben  aber, 
burd^  92atali8  Wesonber  mftertegt,  bie  Unrid^tig- 
feit  biefer  Snfid^t  gu.  @ang  ol^ne  ®nmb  glaubte 
SBabbing,  ben  ^qnmuS  Lauda  Sion  bem  $L  So« 
naoentura  gueipen  gu  bfirfen.  Ser  ffatalog  Don 
@tam8  ermfil^t  baS  Officium  nidl^t,  mol^I  auS 
93erfe^en,  ober  toeil  eS  nid^t  gu  ben  eigentlid^en 
,»6d^riften*  gel^ört  — .3lad^  bem  3«wgniffe  attet 
alten  Serid^e  bat  Xl^omaS  läufig  geprebigt  unb 
finb  mand^e  feiner  Sermones  (dominicales,  fe- 
stivae,  quadragesimales ;  nad^  ber  Stamfet 
Sifte  Sermones  de  Angeiis,  de  Quadragesima, 
nad^  einem  nod^  öltem  Sergeid^ni|  [Si^iD  fär 
Siteratur-  unb  ffird^gefd^i^ite  bed  3RitteIa(terd 
n,  244]  Sermones  de  Sanctis)  Don  3ubbrem 
aufgegei^net  toorben.  S)ie  furgen  ßscerpte  Don 
€onn-  unb  Sf^QQ^ptebigten  in  ber  rbmifd^ 
^u§gabe  Don  1570  Tinb  Don  gmeifel^after  9e^t- 
l^eit.  3al^Iteid^€  auSfübtlid^ere  Ißrebigten  unter 
bem  9{amen  be9  ^eiligen  entbedfte  UcceDi  gmi« 
fd^en  1860  unb  1875;  fie  finb  abgebrudtt  in 
ber  SiD^'fd^en  9u8gabe  SBb.  XXXII  unb  mit 
anberen  fleineren  @d^riften  bei  Baulx,  D.  Tho- 
mae  Aquinatis  Sermones  et  Opuscula  con- 
cionatoria,  Barri-Ducis  et  Paris.  1881. 
SRand^e  berfelben  fmb  originell  ongelegt  unb 
cuIturgeft^id^tUd^  intereffant;  bod^  Derbieten  Der« 

62  • 


1639 


Xl^omoS  Don  Slquin,  ber  1^1. 


1640 


fc^iebetie  ©rünbe,  3.  IB.  bie  fron^öfifd^en,  oft  red^t 
bcrben  @prid;n)örtcr,  an  bcn  })[,  %i)oma^  alS  Ser- 
faffer  ber  gfiw^tn  Sonimlutig  5U  benfen.  92eucften8 
^Qt  ^auröau  ^loei  @crmone  unb  eine  Sollalton 
bed  I)(.  £!^omaS  gefunben  unb  in  feinen  Notices 
«t  extraits  de  quelques  manuscrits  latins  de 
la  BibL  nation,  IV,  Paris  1892,  79  ss.  Der- 
öffenllidjt.  —  93on  bcn  Sl&omaS  gugefd^rieüenen 
(Sekten  finb  baS  befannte  Adoro  te  imb  einige 
Qnbcre  feit  bem  Anfang  bed  15.  3ol^rl)unbert8 
cid  äd^t  beaeugt  ({.  Quetif-Echard  I,  344). 

F.  ausgaben  ber  SBerfc  beS  t)I.  ^bomaS. 
2)te  erfte  @cfammtQU§gabc  erfci^ien  auf  @e]^ci^ 
ipiuS'  V.  5u  SRom  1570—1571,  18  33änbe  in 
tjolio  (mit  ben  SnbiceS),  beforgt  Don  ben  S)omi« 
nicanem  ©iufliniani  unb  SJ^anriqucj;  im  ^lU" 
gemeinen  tüchtig,  eneid}te  fte  bod)  nid)t  an  Soncct- 
|cit  aUe  frül^eren  Sinj)clau8gaben  (f.  de  Bubeis, 
Diss.  16,  1).  3b^e9}^öngel  febrten  miebcr  in  ber 
1593—1594  in  Senebig  gIeid)faU§  in  18  San- 
ben  erfd)ienenen  5lu8gabe.  ©rötere  fritifc^e  Sorg- 
falt Dermanbte  ber  fpanifd^e  Dominicaner  &.  Ü)2o« 
reSee  auf  bie  1612  ff.  in  ^ntmerpen  (unb  fiöln) 
öeranftaltetc  gbition  in  18  (be^m.  19)  golio- 
bänben.  SDie  vierte  ©efammtauSgabe  erjd^ien  5U 
$arlS  1636—1641  (unb  mit  neuem  ©ejammt« 
tüel  1660  ff.)  in  28  Soliobänben.  9iad)  bebeu- 
tenben  Sorarbcitcn  mad)te  \\ä)  ber  Dominicaner 
».  m.  be  SubeiS  (f.  b.  ^rt.  SRojfi  X,  1298  f.) 
1745  an  eine  92euau§gabe  ber  SBerYe;  mit 
Uebcrtoinbung  ntand^er  ©d^ioierigfeiten  tonnte  er 
1745—1760  unb  1765—1788  im  ©aujcn 
28  Ouartbönbe  erfd^einen  laffen,  bie  aber  nod^ 
nic^t  ^Ued  umfaffen.  SS^enig  felbflänbigcn  SSßertb 
haUn  bie  in  «Parma  1852—1873  in  25  unb  bie 
bei  ©iöeS  in  $ariS  1871—1882  in  34  Cuart- 
böuben  ertd^ienenen,  an  Drudfc^Iem  reid^cn  ^^lu^ 
gaben.  ®em  Sebürfnife  einer  neuen  9Ui§gabc  be« 
jd)lo6  2eo  XIIL  1879  ab.^u^clfcn.  Die  üon  i^m 
1880  eingelegte  ©ommijfion,  an  bereu  ©pi^c 
(krbinal  Sigliara  ftanb,  fjai  feit  1882  in  9  San- 
ben  einige  (Kommentare  5U  ^riftoteleS  unb  ben 
grö{3ten  ^^eil  ber  Summa  theologica  erfdjeinetf 
lafjcn.  Die  ffritif,  bie  bcn  erfien  SJänbcn  ben  93or- 
n)urf  ber  Uebereilung  unb  nmngelnber  met]^obifd)er 
(Sinbeitlic^feit  machte,  ift  allmälig  immer  günftiger 
genjorben.  —  Ueber  bie  Dnide  ber  ein5clnen 
^^erfe  f.  bie  forgfältigen  eingaben  bei  Echard, 
Scriptt  0.  Pr.  I,  1.  c.  Um  bie  tbeologijd^e 
Summa  machte  fid^  Derbient  3oI).  9UcoIai  in  feiner 
^iarifer  5Iu§gabe  üon  1663;  nod)  befjer  fmb  bie 
5ai§gaben  öon  ^lliabua  1698  unb  1712.  3:üd)tige 
fritijd)e  ?lrbeiten  lieferten  Th.  Madalena,  Crisis 
Thomistica,  Caesaraugustae  1719,  unb  de 
Rubeis,  Diss.  16.  3n  Icjjter  ^cit  erfd)icnen  au^er 
ber  9Jiigne')d)en  9lu§gabe  (^^ari§  1846)  biUige 
i^janbauögabcn  miebcrbolt  in  ©ar-Ie*Duc  unb 
üuiemburg  (8  ©be.),  in  Mom  1886  ff.  (6  95be.), 
in  3:urin  1894  (6  93be.),  in  SHegcn&burg  (8  SBbe.); 
eine  rcidjcr  au§gcftattete  (üon  X.  gaud^r)  in  ^^ari§ 
1887—1889  (5  3ibe.).  €.  9)^  ©djnciber  gab 


eine  beutfd^e  Ueberfe^ung  (mit  eigenen  H\fiä^ 
lungen)  unter  bem  %M  ^Die  Iat^Itj(^  3Bq)p 
beit  ober  bie  t^eologifc^  @umma  beS  ^L  Vfcmi 
üon  aiquin,  KegenSburg  1886  ff.,  in  9  Sönboi 
beraub.  Slud^  bie  Summa  contra  Gentiles  ift 
feparat  in  $ari8,  Su^emburg,  9iegen§biixg  nn 
gebrudt  niorben;  t)on  bejonbcrer  ^beutungus 
bie  Ausgabe  Uccelli'S  (jRom  1878),  bie  p$  aaf 
bie  micbergefunbene  Urjd^rift  bed  ^eiligen  \äfBL 
Sine  bonbli^ie  SluSgabe  ber  Quaestiones  dispo- 
tatae  mürbe  burd^  bie  Societe  St-Panl  ($ail 
1883)  beforgt;  eine  öbnlid^e  erfd^int  tnXimi 
Opuscula  selecta  et  quodlibetales  {dmmdte  ii 
3  täuben  aJlid^ael  be  9}laria  ((SUtä  bi  Sagdlo 
1886);  ebenfaSS  2  SBönbe  Opuscula  erÜim 
}u  SRegenSburg  1879.  DoS  Compendium  theo- 
logiae  mürbe  t)on  Stulanb  (!ßaberbom  1863), 
meiter  gu  Surtn  1891,  bann  mit  Ueberfe^m)) 
9Inmerhuigen  üon  %bert  (SBür^burg  1896)  Ig» 
ausgegeben. 

III.  ebaralteriftif  ber  fßerfon  nnb 
ber  Sebre  beS  fjii.  2:boma8.   Der  ^l  Xtoaal 
ift  fd^on  be^b<^^  ^^^^  ^^^  ^^^  anberen  Airt^en^ 
iBorbilb  beS  d^riftlid^cn  ©elel^rten  gemorben,  wä 
(eine  Sebeutung  faft  auSfd^lie^lid^  auf  bem  Sc 
biete  miffenf^aftlid^er  Set^ötigung  liegt  Sr  (d 
nicbt,  tt)te  faft  aUe  alten  fitrc^enlebrer,  aß  SifM 
fid^  um  bie  ilird^e  üerbient  gemalt,  ni^t  nriebs 
bl.  93embarb  in  bie  9351!ergefd()i(fe  maBgebenbd» 
gegriffen,  nid^t  einmal  mie  ber  f)l.  Sonattntm 
in  feinem  Orben  eine  leitenbe  (SteUe  eingenonna 
Der  9lubm,  ber  i^n  gu  Seb^citen  umgoA  inib  ^ 
huxd)  bie  Sabrbunberte  gefolgt  t)!,  geigt  baran  ii 
einsigartiger  Seife,  melc^^en  ßinflug  ®enie  n^ 
@e(ebr)amfeit  in  ber  Stixd^   entfalten  föimn, 
mcnn  fte  in  ben  Dienil  ber  emigen  Sk^r^  9^ 
ftellt  unb  burc^  |)eiligfeit  geabelt  unb  doSöi 
fmb.    Der  b^  Xb^^n^^^  ^t  bie  reid|;en  isüoffl 
feined  ©eifteS  in  unau§gefc|ter  Slrbeit  entfidäL 
@d^on  als  Rinh  fann  er  übet  baS  SBcfm  to 
@ottbeit  nad^,  alS  ftnabe  rid^tete  er  fein  gaqd 
Streben  auf  bie  ftiüe  Sefd^aulic^feit  beS  CM; 
ber  92oüi)e  mie  ber  berübmte  Sekret  mu^  bB* 
toeilen  gemaltfam  au8  meltDergeffenbem^DoKni 
baS  Steicb  ber  SBirflid^feit  gurücfgenifen  wbs 
(AA.  SS.  BolL  1.  c.  673);  felbft  biinmIif(JeBfr 
fd^einungcn  gegenüber  üermocbte  er  t^xdiil(t,\n» 
nenbe  (fragen  feiner  @pecuIation  gurfid^ubräip 
(ib.  674).    ©eine  gange  Seit  mar  bem  WA 
ber  JIcctüre,  ber  $rcbigt  unb  ber  fcbriffiiijtt  Ar 
münblid}cn  Doction  gemibmet  (ib.  669;  fav 
^agcSorbnung  ib.  712).    DaS  Stubiita  Bsk 
gel)eiligt  burd^  baS  ftetS  DorauSgefc^idtr  SM 
ba#  i^m,  mie  er  felbfl  üerfid^crte,  mebr  6rlflttM 
gab  aI3  blo  js  men  jd^Iid^e  ^nftrengung  (ib.  670i||l 
Die  innere  Salbung  unb  ©eiftedglul,  bie  ff  äl 
äcbter  @cbolaftifer  in  feiner  @)>ecuilatüni  jb 
berüortrctcn  lieg,  geigte  fid^  in 
baren  (SebctSleben,  üonbeftenSBänBB 
fett  uu§  menigftenS  ein  toßtani  ^ 
grobnletd^namdofftdum  gfUbl 


1641 


Xl^omaS  Don  VLquxn,  ber  H 


1642 


SiefidBe  ^rSmmtgTeit  unb  innere  Harmonie  leud^- 
fcle  aitd^  aus  bem  ftetd  l^eitem  unb  geminnenben 
Vvftbrud  feines  Kntli|f9  bert)or  (ib.  671.  702. 
712).  6o  fel^  man  Die  ©elel^rfamfeit  bed  C^ei- 
8gen  iemunberte,  bie  il^m  gejoQte  ^erel^rung  galt 
tod^  ebenfo  fel^r  feiner  liebendmurbigen  ^efd^ieiben- 
|rit,  Dor  ber  and)  ber  ©egner  gern  fld^  beugte 
Hb.  668).  3)a^  ber  emfte  OrbenSmann,  ber  aUt 
JBfinfdbe  feiner  gfamilie  f  o  fd^roff  burd^freujt  l^tte, 
htmtoq  ein  tt)armed  ©efül^I  für  menfd^Iid^  yia'f^f 
pfyvbt  f^atit,  aeigt  bad  fd^öne  iBeri)äItni|,  baS 
fin  (i8  )um  £obe  mit  feiner  Sddioefter  unb 
aiid^  üerbanb  (ib.  691.  713),  unb  bie  üertraute 
Rrmnbfd^aft  mit  feinem  ©eföl^rten  Sta^nalb  (ib. 
678  Bq.).  —  ©ie  I^ätigfeit  be§  %  I^omaS  fallt 
in  bie  größte  3at  beS  aRittelalterS,  bie  tDtffen- 
Haftlid^  burd^  baS  «ufblül^en  ber  UniDerfttöten, 
mS  Singreifen  ber  neuen  Orben  in  bie  Zl^ologie 
mib  bie  Don  mol^ammebanifd^en  Sinflüffen  beglei- 
Me  Sinfü^rung  ber  ariftotelifc^en  ^l^ilofopl^ie  in 
Me  (Sebonfentüelt  bed  ^benblanbed  gefennjeid^net 
tt.  S)iefe  ßrioeiterung  bed  ®efid^t§freife§,  Der- 
ranben  mit  berSuflöfung  veralteter  focialer  gor« 
1mm,  ^tte  oud^  auf  religiöfem  ©ebtete  eine  ge- 
iNdiige  (Söl^rung  l^erDorgerufen.  Sieben  pan- 
lleifUfd^en  ®runbfä(en  taud^ten  eitreme  ffeptifd^e 
SJM^ämer  auf;  on  ben  ^od^fd^ulen  loie  in  ben 
OAen  traten  ftd^  feinbli^e  ^arteten  gegenüber, 
ittd)  yigl^fte  ©eifter  empfal^Ien  bie  gTu^t  aller 
SdtoeiS^it  als  einzige  Slettung  oor  ber  ©efal^r 
fecS  Unglaubens.  Unter  ben  großen  @ele^rten, 
bk  ebenfo  tfil^n  als  ))ietätt)oa  an  bie  Semöltigung 
bbfer  unrul^igen  ©ebanfenioelt  l^rangingen, 
«immt  ber  bl.  Sll^omaS  ben  erften  ^la^  ein ;  feine 
CteOungnal^me  }u  ben})l^ilofopl^ifd^enunb  tl^eo- 
Ipgifd^en  Problemen  betoirfte  in  mand^en  fünften 
bell  entfd^eibenben  Umfd^toung  unb  Derl^alf  in  an« 
ham  ber  burd^  Sle^anber  oon  ^aleS  unb  9lIbertuS 
«noebol^nten  Stid^tung  mm  Stege.  S)ieg  gilt  )u« 
llUbfi  be}figlid^  beS  ^nfebenS  beS  SlriftoteleS.  S)ie 
Ibdglid^en  !Berbote  ber  burd^  bie  Araber  über- 
tttttelten  orifbtelifd^en  ©d^riften  galten  Don  Sn* 
fmn  an  nid^t  abfolut  unb  für  aOe  ^od^fd^ulen 
(Denifle-Chatelain  1, 131) ;  SSiU^elm  Don  ^ariS 
«nb  Sleianber  üon  ^aleS  cittren  and)  bie  p^Qfi- 
Men  unb  meta))]^9fif^en  SQßerfe  l^äufig,  unb  Sil« 
ftotuS  9RagnuS  l^atte  fd^on  oor  bem  \)\,  Sl^omaS, 
bem  S)röngen  feiner  OrbenSgenoffen  nad^gebenb, 
Me  gon}e  $]^ilofop^ie  beS  @tagirtten  burd^  Som« 
nentare  unb  tl^eologifd^e  @d^nften  in  bie  SBiffen- 
fi^  eingebürgert,  ^ber  erft  nad^bem  ber  1^1.  Xbo- 
flnS  (mie  eS  fd^eint,  mit  ©utl^ei^ung  UrbanS  IV.) 
onf  ®runb  be|ferer  Ueberfe^ungen  unb  nad^  befferer 
SRetl^obe  (singulari  et  novo  modo  tradendi ; 
Tolomeo  de  Luc.)  ben  @inn  beS  SlriftoteleS  fe^* 
tfÜ,  galt  bie  Don  ®regor  IX.  geforderte  „$rü- 
K0  unb  Steinigung"  als  in  DoUem  Umfange  ge« 
Ifitt  9ud^  ber  SBiberftanb,  ben  bie  ältere  augu« 
fmtifd^e  SHd^ng  ber  S^eologie  bis  ba^in  manchen 
-neuen"  ^^Idfopl^emen  beS  ^rtftotcleS  entgegen- 
^1^,  erfd^eint  nad^  ben  Seiftungen  beS  l^I.  3:f  omaS 


menigftenS  im  3)ominicanerorben  fd^on  1286 
DoUftönbig  gebrod^en.  —  S)er  ^eilige  Derbanb  eben 
in  feiner  $bilDf  opl^ie  bie  ächten,  im  ffam))fe 
ber  ©egenfö^  erprobten  Elemente  fomol^I  auS 
SlrifloteleS  mie  auS  $lato  unb  fd^uf  bamit  bie 
notürlid^  aßeiterbilbung  unb  (Srgönjung  beS 
SluguftiniSmuS.  äßenn  er  in  ben  funbamentalen 
fad^lic^en  Sifferengen  fid^  für  SlriftoteleS  unb 
gegen  ipiato  entfd^ibet,  fo  geminnt  er  bod^  für  bie 
^erfon  beS  le^tem  im  ^nfc^luffe  on  SugußinuS 
eine  freunbli(^ere  Seurtl^ilung,  inbem  er  }mif d^en 
ber  Sntention  unb  ben  SBorten,  bem  magren 
ffem  unb  ber  |)oetifd^en  Sinlleibung  unterfd^eibet 
(Sipperl^eibe,  XbomaS  Don  %quin  unb  bie  pla* 
tonifd^c  abeenlel^re,  aKündfeen  1890,  2. 181).  3n 
ber  großen  Streitfrage  ber  Srfenntni^Iel^re,  ber 
fie^c  Don  ben  Uniöerfalien  (f.  b.  ?lrt.),  botte  fd^on 
baS  f rül^ere  SRittelalter  einen  mittlem  ©tanbpunft 
jmifd^n  $lato  unb  ^rijtoteleS  eingenommen  unb 
burd^  ^ereinsieben  ber  Dorbilbli^en  göttlid^en 
3been  dnen  gemiffen  Vbfd^lu^  erhielt,  ^ber  auf 
bie  Sfrage,  mie  baS  Sinjelbing  bie  3bee  in  ftd^ 
entbält,  unb  Dor  ^llem,  mie  bie  Seele  fie  auS  ber 
Sinnenmelt  geminnt,  ob  etma  burd^  Sd^en  in 
einem  göttli^en  Sid^te  ober  burd^  SQBiebererinne« 
rung  ober  angeborene  3been,  mu|te  bie  biSl^erige 
platonifd^-ouguftinifd^e  SKd^tung  feine  DoUftönbig 
befriebigenbe  Slntmort;  maS  abo:  als  ariftotelifd^e 
auffajfung  Don  ^iDicenna,  5lDerroeS  (f.  b.  Srtt) 
u.  ä.  Derbreitet  nmrbe,  bie  Seigre  Don  eiiftm  ge- 
meinfamen  vooc  irotTj-nx^c,  fül^rte  birect  auf  falfd^e 
gfabrte.  Sine  bebeutenbe  Älörung  brad^ten  ^^« 
bertuS  SRagnuS  unb  ber  1^1.  Sb^maS,  inbem  fie 
mit  DoUer  Q^onfequen)  bie  ^bböngigfeit  aUeS  Sr- 
fennenS  Don  ber  SinneSmabmel^ung  bel^aupteten, 
obne  bie  IRealitüt  beS  3bealen  irgenbtoie  preisen« 
geben.  Sie  93emunft  ift  nad^  i^nen  gmor  für  alle 
äBal^rl^eit  angelegt,  aber  an  pd^  ^otentialitöt;  fte 
fd^öpft  bie  SBegnjfe  meber  auS  fid^,  nod^  auS  einer 
böbem  SBelt,  fonbem  ermirbt  fie  mit  ^ilfe  ber 
Sinne  auS  ber  Jtörpermelt.  3n  ben  (örperlid^en 
2)ingen  aber  ftnb  biefe  geiftigen  ^Begriffe  jmar 
nid^t  ber  SSßirflid^Ieit  nad^  —  §orm  unb  SRaterie 
beS  SingelbingS  finb  burd^auS  inbioibueU  — ,  mo^l 
aber  ber  ^oteng  nad^,  ba  bie  gform  eine  innere 
93e9iebung  pm  ®eban!en  b<^t.  S)aS  mid^tige 
Sinbeglieb  ift  ber  intellectus  agens,  j[ene  Der- 
geiftigenbe  Snergie  ber  Semunft  (unb  Itoax  ber 
SinselDemunft),  bie  baS  Don  ben  Sinnen  gebotene 
^l^antaSma  ergreift  unb  mit  il^m  ben  unioerfeUen 
SSegriff  ergeugt;  fo  mirb  gugleid^  bie  in  bem 
Sinnenbilbe  fd^lummembe  3bee  mie  baS  S)enf« 
Dermögen  felbft  (ber  intellectus  possibilis)  §ur 
Sctualitöt  ermedt.  SDerfelbe  intellectus  agena 
ift  eS  aud^,  ber  ben  innem  Sufömmenbang  ber 
Segriffe,  bie  SBa^rbeit  ber  ®en!principien  ein- 
leu^tenb  mad^t  (S.  th.  1, 2,  q.  58,  a.  1  o. ;  2,  2, 
q.  171,  a.  2  c).  So  fugt  alleS  2)en!en  auf  ber 
fmnlid^n  ßrfabrung,  o^ne  bei  il^r  fielen  gu  blei- 
ben; Dielmebr  fc^reitet  bie  93emunft  im  Siebte 
jener  ^rindpien,  Dor  SQem  beS  (SaufalitötS- 


1648 


Xffomai  t)on  Slquin,  bet  ^t 


1644 


gefe^eS,  jur  Srfetmtni^  l^öl^erer,  überjinnlid^et 
äSßQ^r^eiten  fort.  9lber  oUe  bie(e  ^öl^eren  ßrfennt- 
niffe,  anä)  bie  (Srfenntnt^  ®otte8,  tragen  ben 
mittelbaren  S^arafter  oUed  natürlid^en  SdennenS 
on  ftdfe.  —  ®iefc  Sl^eoric  erfd^cint  beim  ]{|I.  ^](|0- 
mad  ntd^t  Uo^,  roit  man  lool^I  fagt,  „naib  rca- 
liftifd^"  beflninbct,  fonbem  fie  toirb  aud^  burd^ 
grünblid^e  9te|[e{ion  auf  bie  9iatur  bed  SDenfenS, 
auf  bie  (Setoi^l^eit  beS  Selbftbetou^tfeinS  unb  auf 
bie  fmnlid^-geiftige  92atur  bed  9)tenf(i^en  geredet« 
fertigt  (De  verit.  q.  1,  a.  9;  q.  10,  a.  8).  ©ie 
n)ar  aud^  etmaS  3ltm^,  ein  mirflic^er  Sfortfd^ritt, 
unb  mürbe  Don  ber  öltem  auguftinifd^en  9{ict)tung, 
bie  Don  einem  Sriennen  ber  ^ö^eren  SBol^rl^eiten 
in  regulis  aetemis,  in  luce  incommutabili 
rebete,  birect  als  doctrina  novella  empfunben 
(Peckham,  bei  Denifle-Ghatelain  I,  634 ;  über 
ben  \)l.  Sonaücntura  t)gl.  De  humanae  cogni- 
iionis  ratione  anecdot.  quaedam  S.  Bonav., 
Quaracchi  1883,  1  sqq.;  über  ^einrid^  Don 
&mi  IBöumfer^  im  ^rd^ü)  für  ®e)d^.  ber  $^Uof. 
X  [1897],  287  ff.).    9^od^  ®un8  ©cotuS  (f.  b. 
9lrt.),  ber  im  SBefentlid^en  mit  bem  1^1.  Sl^omaS 
übereinftimmt,  erinnert  an  bie  frühere  ^uffaffung 
(fpecieE  an  einen  ©ebanlen  bc§  SßiD^elm  Don 
SluDergne)  infofem,  als  er  ben  ©aj  Omnis  co- 
gnitio  incipit  a  sensu  nur  für  ben  3uftanb  beS 
SJ^enfd^en  nad^  bem  ©ünbenfoQe  gelten  laffen  mill 
(S^neib,  5lriftoteIe8  in  ber  ©d^olaftil,  gid^ftätt 
1875,^8 ;  «aumgartner,  3)ie  (Srfenntnillel^re  beS 
SBiD^elm  D.  ?luDergne,  SJ^ünfter  1893, 22). — Sie 
ariftotelifd^e  Unterfd^eibung  ber  Süvafiic  unb  hipr 
Ysia,  bie  in  ber  tl^omiftifd^en  ßrfenntni^Iel^re  eine 
tt)efentlid^e  StoIIc  fpielt,  l^at  ber  1^1.  ^l^omaS  aud^  für 
bie  9{eal)){)iIofop]^ie  ma^gebenber  unb  confequenter 
Denoertbet  ald  bie  frühere  @d|)oIaftif.  S)ie  Seigre 
Don  ÜJMterie  unb  gorm  unb  fpeciett  bie  9luf- 
fafjung  beS  menfd^Iid^en  6!ompofitum§  erhielt  ba« 
burd)  eine  fd^örfere  Ausprägung ;  eine  5Reit)e  jener 
aSortDÜrfe,  hit  fd^on  1277  unb  1285  au  SJariS 
unb  Cjforb  gegen  bie  ftreng  ariftotelifd^e  SRidptung 
erf|oben  föurben,  bcaic^t  fid^  auf  biejcn  ©cgen« 
ftanb  (Denifle-Chatelain  I,  543  sqq.;  @^rle, 
im  ?lrd)iD  f.  Siteratur«  u.  Äird^engefd).  b.  ÜJüttel» 
alters  V,  614  ff.).  SRad^  bem  \)l  %f)oma%  ift  bie 
ö^atcric  blo^e  ÜJlöglid^feit  bcS  S^ingeS,  jtoar  nid^t 
bie  logifd^e,  fonbem  bie  objediD  reale,  aber  bodft 
eine  bIo|e  „Einlage"  jur  SBirflidöfcit,  bie  auS  fid^ 
paffU)  unb  unbcftimmt ,  erft  burd^  bie  gorm  i 
actuetteS  ©ein  geioinnt.    ©ie  ift  ^'rincip  ber! 
Duontität  unb  Sl^cilbarfeit,  ®runb  ber  Steilheit 
unb  Uncrfennbarfeit  ber  förperlidften  ginjelbinge, 
mäbrenb  bie  gorm  bie  Dualität,  ginbeit  unb  6r- 
fennbarfeit  bcrjelben  begrünbct.  S)ie  SERaterie  alS 
foId}e  enthält  nad^  i^m  totbn  rationes  seminales 
nod^  actiuc  ffräfte,  nod^  SRefte  frül^crer  gormen ; 
bie  gormcn  bauen  fid^  nid^t  in  grabueHer  golge 
über  einanber  auf,  fonbem  jebe  fubftanticüe  3öcr« 
änbcmng  greift  bis  auf  bie  materia  prima  jurüd 
unb  fd^afft  ein  ncueS,  cinl^citlid^eS  ©ein  (Q.  disp. 
de  spir.  crcat.  a.  3,  c).  Au(^  bie  fo  reid^  auS- 


gemattete  menfd^Iid^  !Ratur  fa^  ni^t,  loie  bit 
altere  ©d^ule  tPoDte,  eine  SRe^r^  Don  SBcfmS- 
formen  in  ftd^ ;  SBefenSform  bed  Slenfd^  ift  nur 
bie  eine  geiftige  ©eele.  S)ie  SRorniigfaltigbit  mb 
Abfhtfung  beS  menfc^Iid^en  SnnenleboiS  etfläztjü^ 
binreid^enb  au8  ben  Derf  d^iebenen  ^otenjen,  tDdi|e 
als  Accibentien  ber  ©eelenfubftan)  an^ften.  Siije 
fmb  n)irflid^e  ^Realitäten,  nid^t  bb{|e  %am  \k 
einen  ©eelentl^tigfeit;  obfcl^on  innig  untneifli 
anber  Derbunbm  unb  in  ber  einen  ©eele  tmnieliib, 
fallen  fie  bod^  nid^t  mit  bem  iSBefen  ber  ©cek  )u> 
fammen.  2)ie  fc^einbar  abtt)eidE|enben  ©te&m  bei 
^I.  AuguftinuS  fpred^en  bei  genauerer  e^cgejc 
eber  für  als  gegen  biefe  Suffaffung  (S.  iL  1, 
q.  77,  a.  1,  ad  1  et  5 ;  De  anima  q.  un.,  &.  12, 
ad  5 ;  De  spirit.  creat.  q.  un.  a.  1 1,  ad  1  et  16). 
äBaS  bie  3ci^I  unb  Stangorbnung  ber  €ed» 
Dermögm  angelet,  fo  berüdffn^tigt  ber  ffL  X^moS 
neben  ^riftoteleS  unb  $Iato  qu^  ^Dicenno,  ttq> 
anber  Don  ^aleS  unb  Albertus,  trifft  abet  fe&> 
ftänbig  feine  Sntfd^eibung  (©c^mane,  ^gnes- 
gefd^icbte  ber  mittlem  Seit,  Sreiburg  1882, 361  f. 
344.  351).  3n  ber  mid^tigen  Unterfd^eibung  beS 
©innlid^m  unb  bcS  ©eifttgen  jeigt  er  eine  ©pig" 
f alt  pfQd^ologifd^er  93eobac^tung,  Sie  au4  fäi  teoe 
(£rfmntni|lel^re  unb  St^i!  bie  gfinftigßm  %ify 
mirfungen  }^attt.  Sie  3^^itbeUung  ber  ^^ 
©eelenbetl^ätigung  in  Srfennm  unb  SBoflen  ^ 
i^m  nid^t  blo|  empirif c^  f oft ;  er  fe^  fie  in  Sb* 
fammen^ang  mit  bm  ontologifc^en  ^egrijfSpaaa 
verum  unb  bonum,  essentia  unb  exiBtentia, 
unb  Derfolgt  fte  bis  in  bie  SRelationengtoijcbenba 
göttlid^en  $erfonen.  SBenn  anbere  ©d^oIoPs 
(h)ie  ^einrid^  Don  @ent)  unter  Berufung  auf  ba 
bL  ^uguftinuS  bie  memoria  alS  britte  @nmbi 
fraft  binfteüen,  fo  glaubt  ber  1^1.  %fy>ma^  qi4 
bier  bie  mirflid^e  tlnf ic^t  beS  großen  ftinbcnle^ 
für  fid^  }u  l^aben.  S)ie  fd^olaftif c^e  ^la^t,  ob  btf 
ßrfennen  ober  baS  äEBoUen  bie  l^öbere  $otm)  id, 
entfd^eibct  er  5mar  principteQ  gu  @unjten  be§  &• 
fennenS,  gibt  aber  für  unfer  bteffeitigeS  SetP* 
ni^  au  @ott  ben  93onang  beS  SBiUenS  }u  (B.  tL 
1,  q.  82,  a.  8;  De  verit.  q.  22,  a.  11).  —  SM 
bie  @r!enntni|  ber  andern  9}atur  betrifft,  fo  jt4t 
ber  bl.  SbotnaS  fomol^l  im  SReidbtl^um  beS  ääijjai 
toie  im  Urt^eil  über  Cinjclfragcn  (j.  8.  bie  8e- 
loegung  ber  ©eftime)  l^inter  feinem  Stfyax  VQxA 
5urüd!.  9nan  l^at  in  einzelnen  9eugerungen  {vba 
bie  33emegung  als  SJ^ebium  oUeS  StotunoirfniS 
[S.  th.  1,  q.  45,  a.  5 ;  S.  c.  Gent  2,  20],  über 
Sid^t  unb  SBärme  als  Energien  [De  nuilo  q.  1, 
a.  1,  ad  6;  S.  c.  Gent.  8,  69  fin.])  eine  fiba^ 
rafd^enbe  IBorauSnabme  mobemer  Srgebnif^  fO' 
ben  moQen ;  bod^  bürfte  l^ierauf  loeniger  @(n# 
au  legen  fein  als  auf  bie  oOgemetne  ^nuäai^ 
bai  ber  1^1.  ^l^omaS  baS  bomolige  notuSHJici' 
fd^aftlid^e  ©i^ftem  feineSmegS  für  ein  abf^BefeoM 
l^ölt.  @r  mamt  Dor  blitü)em  Sutxmtea  in  tk 
pb^ftfalifd^m  unb  oftronomifd^  2)ognK8  fito 
3eit,  ne  sapientibus  huius  mnndi  oontMMrf 
doctrinam  fidei  occasio  praebeatar(OpBi  *' 


)645                                 X^omag  Don  Squin,  btr  H  16^ 

fnet).  €obann  muß  fetlont  »erben,  ba$  ftttu  6cinjtII,  8.  auß.,  fBttlin  1898,  270ff.,  foivie 

V^afo))^ifi:^,  StaturauffälluiiQ,  tttit  ftc  cor  ben  M  SßiUmaiiii ,  ®t]ä)iä)tt  beS  ^btaliSmuS  II, 

onsemeiii  rhileut^tenben  3:^tfa^en  bei  SBaiir-  Sgraunfi^iDcig  1896, 442—541. 

Atmung  nuSst^l,  in  ii)m  Siunbanli^uunQ  Sine  I)B^ect  ®olte§erItnntni^  oIS  bft  ^^to- 

liiK  leine  onbeit  geeignet  iß,  bie  empin|i^e  ^Dr*  ^(ilgie  Dermittelt  bie  X^cologie.  3)ie  notuilt^ 

ftuna  )u  erganjen.    @d  flt^t  bie  btoba^tenbc  i£r!enntni|  bcS  @^B)]feiS  unb  bet  uon  i^m  aus- 

«üb  üibuctiDe  SRet^obe  gan)  im  Sinnange  mit  ge^cnben  £cb{nioibnung   genügt   bet  bem  ge> 

tint   (wii^tetifdien   lEiteimtni^rincipten.    Site  fd|Dä^tcn  3uftanbe  bei  3Ren|d^][ieit  mebei  um 

SUalitcU  ber  9Iatuibinge,  it|n  felbflänbige  unb  bicnatuigemägeScltgteit,  no^  umbieSludDrität 

gefe^mSfcige  gaufalttät  uiib  Dom  ^L  Stomas  unb!Si)llflanbigIeitbtS@iltcngcfe|eS}iitiegiüiiben. 

auf's  Ülaii^brüdliitifle  oeit^eibigt  (S.  o.  GsdL  3,  3ubem  :tiat  ®ott  bie  iDtenf^en  gu  einer  iidci- 

«9>.    S)te  SBegrijfe  befl  ÄaumeS  unb  ber  Seit  notürIi(5en  ©otteSgemeinj^aft  berufen,  bereu  Jie 

tpeiben  ni<^t  nur  nic^t  fubie(liui[lt|i^  Der^iu^tigt,  \iä)  bur^  freie  SnUmirfung  tcüibtg  mai^m  foUen. 

—  ein  merfli^tr  S^ortfd^ritt  über  Sh-  ^^er  mar  bit  Offenbarung  notfitnenbig,  bie  ui^ 

—  in  tieffinniger  Seife  au§  bem  Sßcfen  über  ®Dtt  unb  (Stoigleit  neue,  gum  2.t|eil  alle 

(lB^f1i(f)en  &eiiiS  begrünbet  (JMeutgen,  S)ie  gaffungSfraft  überfleigcnbe  ^uffi^lüfft  gegeben 

%^iIofo|i^tebei!QorgeitI,!DiünftfTlS60,571ff.).  ^t.  3^re  Snna^me  gefi^iel^t  nic^t  bui^  innere 

Slif  ^]tcnj  einer  prima  causa,  eineS  fi^affenben  €infi^t,  fonbcm  burc^  ben  fittlic^  freien,  oon  bet 

itnbttKltf)e^en1(f)enben3i}e|m§bilbeltetncn@rgtn'  @nabc  getragenen  Stet  be6  ©EoubenS.  Slenno^ 

fol,  (onbem  bie  natiirltii^e  ffrBnung  biefer  SBelt-  fielen  oui^  Vernunft  unb  Siffenfdjaft  bem  ®(au* 

aufaffung.  SDie  HJemunft  jorberl  auf  ®runb  beS  benslefien  nic&t  fremb  ober  fetnblii^  gegenüber. 

4ioufaIität3gife^S  baS  ^afetn  @otte§.   2Sn  ben  Siiimal  ge^t  bem  @Iauben  bie  natürliij^e  SinfnJ^t 

einzelnen  Soll eSberoeifen  fc^Itt^  fic^  bei^quinate  uorauS,  bag  eS  filtlti^  erlaubt  unb  pfiii$lmS|ig 

Mi  9Qtm  an  ^riftotelcS  an,  nimmt  aber  au3  ben  ift,  ba§  S^uftent^um  olä  eine  gbttli^e  Offen- 

Sfitem  ben  fogen.  ))^flto>t^ecilogif^eii  £B(RiciB  barung  anjunc^men ;  eine  Sinfic^l,  bie  bor  SlUcni 

(tnju.  S)ic  ontoIogifd)e!9eniet3fonn  le^nt  ei  ab;  bur^  ^etia^tung  ber  munbetbaren  @riinbung 

cbenfo  fud)t  er  ben  com  ^I.  SiuguftinuS  beDor«  unb  Ausbreitung  beS  S^rifltnt^umS  gemonnen 

Itigten  ibeotogtfc^en  EQemeiB,  ber  au8  ber  notti'  »iib  (S.  o.  Gent.  1, 6).  Sobann  finbct  btc  SJer* 

loräbigen  unb  emtgen  Sa^rtieit  ber  S)enf])rtn'  nunft  bet  ber  in  ber  ginl^eit  iCireS  gfitllic^en  Ui- 

dpten  birect  auf  bte  Urma^rlieit  fi^Iiefit,  jebcS  fprungegbegrünbelen  Harmonie  gtuifi^enSIauben 

ntofltfrf)en  ffleigtft^mad^  ju  entlleibtn  (S.  o.  unb  Oiatur  oud^  in  ben  ©laubenämolirdeiten  felbji 

t  8,  47  fin.).    SJtefe  Seweife  ergeben  bie  eine  Süüe  geifliger  Anregung,  burd)  bie  gegen- 

^flen)  @Dtte3  ntii^t  blog  alS  befi  abfoluten  ftitigen  EBejic^ungcn  unb  Stnotogien,  burd|  baS 

ISqene,  fonbem  aud^  al§  bc3  )]ei|önli^cn,  leben-  Sebüifnifi ,   fi^cinbare   üffliberfprü^e   gu   ISfen 

bigcn  @otte§  (S.  th.  1,  q.lS,  a.S;  Depotentia  u.f.  to.;  fclbfl  bei  ben  @e1|eimni&IeE)ren  ift  bicfef 

4.6,  a.1;  In  3  8ent.  dist.  24,  q.  1,  a.3).  St'  Streben  nii^t  fruchtlos:   de  rebus  altbeimis 

altU^  f^Iielen  fie  btc  Sntftet|ung  ber  SBcIt  buri^  etiam  parva  et  debili  conBideratione  aliqnid 

«rf4'>^"fl  "II'  <'^"  ni^t  "li'  Jtutngenber  @^on-  pcsse  inspicere ,  jucosdlBBimum  est  (8.  0. 

ftqutng  bie  Cntfle^ung  in  ber  3eit  (f.  b,  Art,  Gent  1 ,  8).   gigenllic^e  Ouelle  ber  X^eoIof|ie 

&^bp\ur\fi).  (3}gl.  noc^  Ch.  Jourdain,  La  philo-  ober  bleibt  bie  Offenbarung,  bor  ADcm  bie  tieilige 

•ophia  de  St-Thomas  d'Aquia,  Paris  1858;  .  8,  ad  2).    QJlan  I)ät 

1ßla|mann,  S)ie  S^ule  beS  ^1.  S:^oma3,  @oeft  t,  nie  Sul^er,  nur  bie 

1857  ff. ;  Siberatore ,  Sie  @rlenntnigle^e  beS  lie  Xrabition  all  mag- 

Ü.  X^maS,  Waini  1861 ;  ©onjalej,  Site  Sßtlilo  m  (&amad,  Sogmen- 

fO)i(tt  bee  ^1.  X^omaS  bon  Aquin,  EHegensburg  425).  ADtin  uenn  ec 

1885.   @cgen  {fro^fc^ammer.  S)ie  ^iitlofotilgte  Igtung  ber ffir^enbfltet 

bc8  X^omafi  oon  Aquin,  Stip^iQ  1889,  cgL  I.  c),  f d  l^at  er  bod^  ben 

4Uo|ner,  im  ^Q^rbudi  für  tß^ilofo^fiie  unb  fpecu-  consensus  patruin  all  &er])f![ic^tenbe  @IaubenS- 

Itäot  Xldeologic  1892—1895;  ©lofiner,  £>a8  norm  erachtet.    X^tfädili^  »aren  ja  bie  C^eo- 

Ißrüici))  ber  Snbi&ibuatiDn  nad)  bei  iiijtt  beS  logif<^enSe^rbüc(|erbe33)iitleIaIterSni^t331nbeie3 

N.  X^omaS,   ttkiberbom  1887;  9toIfc9,  S^ie  al3  eententiae  patrum ;  X^omaS  felbft  fagt  im 

WottcSbemeife  bei  X^omaS  bon  Aquin  unb  An*  Sßrolog  gu  feinem  Sentenjencommentar  (a.  5) 

figteleS,  ASIn  1898.    Uebei  bie  faft  unüberfcl)-  ouSbrüdlii^,  bagbie!Ben)etfefürbieinber@c^nft 

iNirt  Siteiatur  ber  le[iten  ^ectnnicn  f.  bie  auS-  beiborgenen  SBafir^eitcn  praecipue  in  originali- 

fü^rlid^en  Dtcferate  bon  !Dtorgolt,  im  Rol^oUt  bus  aanctomm  et  in  isto  libro,  qui  quaai  ex 

1874—1876;  @i^netb,  im  £it.  ^anbmeifei  1881,  ipsie  conflatur,  Itcgen  (ugl.  au^  bie  gauj  aii3 

unb  im  Safirbuc^  für  $t|ilDf.  unb  fpeciU.  X^eol.  IQüterftellen   gufammengefe^te   Catena   aurea). 

1897,  269  ff.  ifiitjere  Ueberfii^len  über  bit  Se^re  lllac^bem  man  fo  bie  Auctorität  ber  Xrabilton  in 

bet  (L  X^maS  f.  in  ben  £e^rbü(^cm  ber  &f  DoUgülligfter  SBetfc  feftgcfteüt  ^atle,  ergab  fiil^fät 

fi^iillltt  ber  SßldilofDp^ie&Dnäiitttr,  ©tbdl,  grb*  bte  uiffcnfd^aftltdie  Eße^anblung  im  (Ein}tlnen, 

mann,  offner  unb  befonberS  Don  Uebcmtg-  bie  am  Ittbften  na^  ginem  tnlfdieibenben  Sluc 


1647 


Z^omaS  t)on  %quln,  ber  1(L 


1648 


toritfitöbetueife  gldd^  gur  Speculatton  tüeiteretlte, 
leidet  bie  ScDoraugung  ber  ijetligcn  &^n\t.  Die 
beutlid^ften  gformen  ber  Xrabition  finb  übrigens 
bie  ©laubeuSentfd^eibungen  beS  firc^Iid^en  Sel^r- 
omted;  biefen,  and)  ben  ))äpfllid^en  Sat^cbral* 
entfd^eibungen,  fprt^t  ber  1^1.  X^omaS  ouSbrüd- 
nd)  Unfc^Ibarfett  gu  (S.  th.  2,  2,  q.  1,  a.  10). 
Vud)  bie  ^rojiS  ber  Äird^e  wirb ,  bejonberS  in 
ber  Sacrmnentenlel^re,  aU  abfd^Iie|enbe  9lorm 
betrautet  (S.  th.  8 ,  q.  64 ,  a.  2 ;  8.  c.  Gent. 
4,  60.  54.  68).  enblid^  lag  e3  in  ber  9?atur 
ber  gefd^id^tn^en  SSerl^öltnine ,  ba^  baS  Stittel- 
alter  bie  Xrabition  nad^  bem  Seimiete  unb  im 
@eifte  ber  $$äter  einfad^  an  ber  ^anh  ber  ^ei* 
ligen  ©d^nft  toeitergab ;  erjt  ber  Srud^  mit  ber 
Rrd^Iid^en  fBergangenl^eit  sföang  baju,  {id^  beren 
©iQubcnSbemu^tfcin  rcjicctirenb  gegenüberjuftel» 
len.  3n  berfelben  fficife  erflärt  fi^  bie  auf  ben 
erften  SlidC  auffaüenbe  Zl^otfod^e,  bog  Zl^omad 
unb  feine  S^itgenoffen  bie  Seigre  t)on  ber  ffird^e 
nid^t  {Qftemati(d^  bel^anbeln,  obfd^on  i^re  gan^e 
Xl^eologie  Don  ber  3bee  ber  ffird^e  bel^errfc^t  iß. 
—  3n  ber  Verarbeitung  ber  bogmatijd^en  Oueüen 
jeigt  ber  1^1.  Sl^omaS  eine  für  feine  Seit  [taunenS- 
wertl^e  99elefen]^it;  unter  ben  Sötem  ftü|t  er  ftd^ 
BefonberS  auf  ben  1^1.  SuguftinuS,  Sol^anneS 
2)ama§cenu3  unb  Dion^fiuS,  bie  il^m  ben  ©el^alt 
ber  abenb-  unb  morgenlänbifd^cn  Sl^eologie  nad^ 
ber  f))eculati))en  mie  nad^  ber  mqftifd^en  @eite 
übermitteln  fonnten.  3)ad  bibIifd^-])ofitit)e  Cle- 
ment tritt  in  feineu  SDßerfen  nitl  bebeutfamer  unb 
mel^r  in  red^tem  ©leic^ma^  mit  ber  @pecuIation 
l^erüor^  als  bei  ben  Xl^eologen  ber  fpötem  Sc^o- 
laftif.  @ein  tl^coIogifd^eS  Softem  geigt  am  t)on« 
bmmenften  bie  Summa  theologica;  biefelbe 
greift  (abmeid^enb  t)on  $etruS  SombarbuS  unb 
aiejanber  öon  §aIeS)  auf  bie  9lbälarb'fd)e  S)rei- 
tl^eilung  fides,  charitas,  sacramentum  ^nxixd, 
aber  mit  felbftänbtger  unb  tieffimüger  Scgrün« 
bung. 

3n  ber  Dogmatil  l^attcn  bie  Seigren  über 
®ott  unb  S^riftuS  fd^on  bei  ben  93ätem  eine 
grünbüd^e  fpeculatiöc  ©el^onblung  erfal^rcn ;  bie 
©(^olaftif  legte  bie  grgcbniffc  berfelben  ju  ©runbe, 
jog  bie  ScrbinbungSlinien  jwifd^cn  ben  einjelnen 
Se^ren  unb  fudi)te  fie  mit  §ilfe  ber  ^Pbilofopl^ie 
bem  SBerftänbnijje  nöl^er  gu  bringen.  Der  5Jor» 
tourf,  bei  biefcu  9?erfud(|en  fei  ber  d^riftlid^e  ©otteS« 
Begriff  burc^  neupIatonifd)e  ginpüfje  pant^ciftifd^ 
getrübt  morbcn,  trifft  in  feiner  SBeife  gu ;  bie  pla- 
tonifd^en  SluSbrüde  emanatio,  participatio  u.  ö. 
toerbcn  öon  ber  Sd)oIaflif  ftetS  im  ftreng  tl^ei« 
pifd^en  ©inne  erflärt  unb  }cbe8  hinneigen  gum 
ißant^eiSmuS  in  ber  geitgcnöfjifd^cn  ^^ilofop^ie 
mit  befonbcrem  9Jad^bnide  befämpft.  grcilid^ 
^ebt  ber  I^I.  Stomas  überatt  l^crtjor,  baß  ber 
tranSfcenbente  Sott  alleS  gcfd^öpflic^e  ©ein  unb 
SBirfcn  innerlid^  trögt  unb  be^enjd&t ;  biefe  Sm- 
mancng  beS  Slbfoluten  ift  aber  ein  äd^t  d^riftUd^er 
©ebanfe,  ber  befouberS  bie  ßcl^re  öon  ber  ©mibe 
burd^giefjt.  ©crobe  bie  ©nabcnlcl^re  unb  bie  mit 


il^  gufammenl^öngenben  Se^rfifide  bom  SBeib  bct 
Sriöfung  unb  ben  ©acramenten  BUbeten^bol 
STlittelalter  boS  ^ouptgebiet  tl^eologifd^  Soif« 
arbeit.  Die  abenblonbifd^e,  befonberS  bsnl^  bai 
1^1.  StuguftinuS  betonte  9u|faffung  bec  (Bim^ 
nad^  ber  fie  öor  9Dem  qI8  t^eUung  ber  tKnm* 
beten  Statur  unb  ald  actueSe  fittft^e  Snregmig 
erfc^ien,  tt)urbe  ergdngt  burd^  bie  bei  ben^r^n 
öortoaltenbe  DarfteDung,  bie  in  ber  ©nobe  eine 
munberbare  Srl^ebung  unb  93erg5tfiid^  ker 
9latur  erblidtte.  ©eitbem  g^etrud  Somborbni  Ut 
Srage  gefteOt  l^atte,  ob  bie  l^iligmod^enbe  Onobe 
ber  ^eilige  ©eifi  felbjl  ober  etn^aS  oon  i^  Sci^ 
fd^iebened  fei,  mar  ber  antrieb,  auf  biefem  0eMde 
gu  größerer  Sin^eit  unb  jtlorl^eit  ber  Suffafjuns 
burd^gubringen,  für  afle  ^x]d)tt  gegAen;  t)Q§ 
erfte  gro^e  $}erbienfl  ermarb  ftd^  Slejonber  M 
^aled,  ben  loeitem  Ausbau  unb  9lbf(^Iuft  ttr> 
banfen  mir  bem  (L  Xl^omaS.  Die  ungef^ofjene 
©nabe  unb  Siebe,  ber  ^eilige  ©eifl,  Jo  le^it  er,  qt 
aHerbingS  bie  beftonbige  Cuelle  ouer  ^ieilig^; 
aber  toeil  ed  eine  fd^dpferifd^  Siebe  ifl,  t^  it 
bem  ©eliebten  übematürlie^e  ©oben,  ein  iß!i/aA 
inneres  Seben  mit,  burd^  toeld^ed  er  gdttikier 
f^reunbfd^aft  mürbig,  ein  JKnb  ©otted  mirb.  £ie 
nöl^re  Seftimmung  biefer  ©oben  aI8  eingefß^ 
^bituS  legte  ber  peripatettfd^  äteoKSmuS  naie; 
bie  ©ad^e  felbfl  öerbfirgte  ber  StealiSimd  bec 
Iieiligen  ©d^rift,  bie  nic^t  umfonfi  öon  einer 
SBiebergeburt  rebet.  Die  SBirfung  biefer  Sn^M» 
auSflattung  ift  ein  consortiiim  divinae  natune, 
bad  alle  gef^öpflid^e  9}oIlfommen^ett  überpe^ 
aber  immer  mu:  Ste^nlid^feit ,  miS)t  mefenflute 
9}ergottung  bebeutet ;  ibr  3^Decf  ift  bie  9eföl|iginig 
bed  SRenfd^en  gur  unmittelbann  ttnfc^auungOot* 
M  in  ber  ©eligfeit ;  ba8  93orbiIb  be§  !Begnabigten 
ift  ber  gur  perf önlid^en  Sinbeit  mit  ©ott  ei^bene 
©ottmenfd^.  SBenn  ber  ^I.  Xl^maS  ben  Ibfknb 
gmifd^en  9latur  unb  ©nabe  ouf^S  IKarfte  ^eöwi* 
bebt,  fo  geigt  er  anbererfeitS  überoQ  baS  Sefheta, 
ben  innigen  Sufammenl^ong  beiber  einlen^tenb 
gu  mad^en.  DaS  bi>nmlifd^e  Snbgiel  ift  gioat  »bei» 
natürlid^,  entfprid^t  aber  aud^  auf  d  93oufominenj!i 
ben  geiftigen,  auf  bie  bod^fte  SBal^r^ü  uub  Söie 
geri^teten  Anlagen  ber  9}atur.  Die  ©otl^eü  nsb 
uRenfd^b^i^  f^nb  in  Sbrifto  ol^e  SBermif^^ung  rnib 
SuSgletd^ung  i^red  unenblid^en  9bfiaiibe9  w» 
bunben;  aber  bod^  fo  innig,  bog  bad  mtv^rtß 
arbeiten  unb  Seiben  aI8  ^SBerfgeug*  göttfkkr 
ihaft  unb  unerfd^5pffi^en  ^erbtenfteS  anftretm 
fann.  9lud^  in  ben  ©acramenten  mirft  biefe  oott» 
menfd^Iid^e  ^eiföfraft  nad^ ;  bie  fid^tbaren  Sf^^ 
fmb  nid^t  bIo^©pmboIe  ober  Suff orbenmgmiV 
©nabenfpenbung,  fonbem  inftrumcntale  Vb^f^ß 
berfelben.  Die  mitgetbeilte  ©nabe  felbjl  ifl  |Mr 
etmaS  UeberfmnUd^ed,  bem  SeiDugtfein  SBliir 
ned ;  aber  mie  i^re  aRitt^eilung  Ott  Ui  MBi 
DiSpofttion  bed  gmpf&nger«  g^bifilHLVl  ■  *" 
aud^  i^re  meitere  Sütfoftimg  toA 
mit  ber  fittlid^en  «rbeit  öaSb  te  ^ 
in  ber  Se^re  öon  ber  juBtitu  onM 


i 


1649 


Xl^omafi  oon  Sqitin,  bet  H 


1650 


frtfflnbc  idgt  fd^  bet  d^ratterijKfd^e  gorffd^rttt 
bct  fl||oiiri|!lf($m  Sujfaffung.  S)ie  Ursercil^tigMt 
i|l  im  9Befrn  bte  beiitemad^enbe  ®nabe,  nid^t  bie 
•s|m)fbentli(^  Stohirbegobung ;  bie  Srbffinbe 
im  Sefen  ber  Derfc^Ibete  9RangeI  bet  ®nabe, 
iii^t  bie  intlnerfttio  naturae,  bie  (Soncupifcen). 
Hber  in  bdbcn  gfllen  befielet  }t0{f($en  bem  SBefent- 
li^en  «nb  htm,  VM  oß  g^Ige  in  bie  Stfd^einimg 
tritt  ^  ni^  ib|  ein  h)iatüTlid^et,  fonbetn  ein 
innrtet«  otganif(^  S^fammen^ng.  Sie  Unter» 
fi^ibwig  Der  actueüen  unb  ber  l^bitueöen  (Bnobe 
tritt  tiei  X^oma#  iDeniger  Jd^orf  l^erDor  dI9  in  ber 
MHtm  X^eologie;  bie  (euigmoc^enbe  ®nabe  et^ 
jd^cint  otS  $rhicb  be9  fibematfirlid^en  ^onbelnS 
»te  bed  übematurltd^en  6em8.  Sßenn  infolge 
beffen  biStoeilen  bte  octueOe  @nabe  in  bem  aoxi- 
fiinn  generalo  Dei  aufjuge^en  f  d^eint  (In  2  Sent 
dist  28,  q.  1),  fo  tt)irb  bo^  anberdmo  betont, 
baft  ber  göitli^e  3m))uI8  bem  l^öl^ern  Seben,  baS 
et  miba^nen  ober  förbern  foll,  pro|)ortionirt  fein 
miffe  (De  verit.  q.  24,  a.  15;  8.  theol.  1,  2, 
q.  109,  a,  6;  q.  111,  a.  2).  SBie  ouf  na- 
tdtlid^em,  fo  ge(t  au^  auf  fibematärlid^em  ®e« 
Meft  bie  motio  Dei  ber  oe|d(d))fli(^  Xl^dtigfeit 
fad^Ifa^  ^oran  nnb  begrfinbet  beten  ganje  l^l^Qftfd^e 
mib  moroRfd^  SoIItommenl^it  6i8  in  bie  le^te 
fnlf^eibung  beS  menf(^Iid^en  SSiOenS.  2)o^  ba- 
M  bie  Stti^eit  bed  SBiOen«  nid^t  geftdrt,  fonbem 
gehoben  unb  geftärft  nirb,  gel^Brt  jur  Stl^aben- 
^  mib  3nnerli(^feit  ber  göttlid^en  eoufalitat,  in 
beten  (Se^eimntffe  weiter  einjubringen  Xl^omaS 
fifl^d^  Dermeibet.  3n  ber  Se^re  bon  ben  Sacra« 
menten,  fpedeU  bon  ber  SBu|e,  l^t  ber  1^1.  Xl^o« 
mos  bie  lange  nad^toirfenbe  Suffoffung  SbälorbS, 
bie  boS  Opus  operainm  (f.  b.  9(rt.)  3U  fe^r  über 
ber  Qetommg  bed  St^tfd^  in  ben  t^intergrunb 
fitllte,  oSmfiltg  im  Sinne  ber  alten  Ueberlief erung 
nnb  ntAH^en  Ißrasid  bend[)tigt.  (SSgl.  fflemer 
•«  a  O.  u,  818  ff. j  Sd^mane,  2)ogmengefd^.  ber 
mittlem  Srit  tSfreiburg  1882,  54  ff.;  Äleutgen, 
Sie  Zbeologie  ber  SBoraeit,  2.  9uf[.,  SRAnfter 
1867  ff»;  Seb&zler,  Introductio  in  s.  theo* 
logiam  dogmai  ad  mentem  D.  Thomae, 
Batiab.  1882.) 

Sie aORoral  befi l^L  Zl^omaS,  mie  fie  im  jmeiten 
X^il  ber  Bmnma  forgföltig  abgerunbet  t)orIiegt, 
ip  bon  {e^  att  ein  befonbered  SReiftetmerf  an« 
gefeben  motben  (t»on  Steueren  f.  ®a%  ®efd^.  ber 
4rijtRc^  etfß  l  »erlin  1881,  847  ff.).  Ser 
toibet  fie  erhobene  SSormuif,  fie  l^br,  „entfprcd^enb 
bem  önBerlld^  Ser^ltni^,  in  meld^em  natura 
nnb  gratia  im  römifd^en  Softem  }u  einanber 
ftc^,  baS  S^ftHd^e  nur  mie  ein  ^^ed  Stodt« 
tDett  auf  bie  oriflotelifd^e  ®runblage,  unb  jmar 
nnümnitteO,  oufgebatit'',  ift  böllig  ^infäDig,  mie 
f(4on  ouS  bem  gefügten  erl^eHt.  Seim  %  Zl^oma§ 
erfd^ni  bie  9latur  ald  SSorfiufe  ber  ®nabe,  aber 
oA  eine  foI(^e,  bie  mie  baS  ftnnlid^e  Seben  im 
ÜKenfc^en  bergeiftigt  unb  berebett  in  bie  l^öl^ere 
BAenijp^Are  bineingejogen  mirb.  Sie  ®ebaiden 
bct  ori|toteli{^-platonif(^  (Stl^if  merben  nid^t 


triti&oS  ober  Su^Iid^  bermertl^et,  fonbem  in  i^rm 
rid^tigen  9n{ä|en  meitergefu^rt  unb  burd^  Se« 
jiebung  ouf  baS  d^rifUid^e  Sentrum  ber  @tttli(^» 
teit  )ur  re<!^m  Sin^eit  berbunben.  SaS  l^öd^fte 
3iel  bet  SütHd^feit  mirb  flargefteOt;  eS  föUt  }u» 
fammm  mit  bem  (gnbjiel  bed  g5tt(i(|m  SBiOenS, 
ber  @ute  ®otteS  unb  ibrer  Serberrlid^ng  (8.  th. 
1,  2,  q.  19,  a.  10).  Siefe«  S^l  t>on  bem  baS 
6itt(id^-®ute  f  einm  abf  olutm  (S^arafter  em))f  ängt, 
bleibt  in  ®cltung  fflr  bie  ubematürlidbe  mie  für 
bie  natürlid^  Orbnung ;  bad  ifi  ber  tieffie  ®runb, 
me^bolb  XbontaS  lel^rt,  ba|  bie  eutltd^leit  bem 
O^ecte  na^  fär  beibe  Orbnungm  mefentlic^  bie« 
fetbe  fri  (8.  th.  1,  2,  q.  108,  a.  2,  ad  1;  In 
2  Sent.  diel  28,  q.  1,  a.  1  c).  9ber  mftbtenb 
ber  natürliche  9ßenfd^  biefed  Sxtl,  baS  bonam 
divinnm,  aI9  ein  unenblid^  femftel^enbeS  bere^rt 
unb  nur  in  einem  mittelbarm  @enu|  ®otte8 
feine  )>erf5nHd^e  Seßgleit  er^offm  barf,  mirb  et 
ourd^  bie  ®nabe  bagu  bemfen,  baS  abfolute  ®ut 
ald  fein  eigeneft  )u  erftrebm  unb  su  gmiegen. 
SBie  bei  ber  Seligfeit  fo  Hegt  aud^  bei  ber  Sittlid^- 
feit  baS  Uebematürlid^  ftrmg  genommm  a  parte 
Bubjeeti,  in  ber  ßr^ebung  bed  SJlenfd^m  )u  einer 
bem  imfeitigm  3i(I<  {nroportionirtm  @eind«  unb 
SBirfungSmeife  (S.  th.  1,  2,  q.  109,  a.  8;  2,  2, 
q.  24,  a.  2.  8;  De  Charit,  a.  2).  Ser  Stuf  bier« 
}u  ge^t  au8  bon  ber  actueSm®nabe;  bieXb^tig- 
leit  bed  SRenfd^m  antmortet  auf  bmfelbm  buii^ 
bie  9cte  beS  (SlaubmS,  ber  Hoffnung,  ber  Steue 
u.  f.  m.  unb  gipfelt  in  ber  SfaritaS,  bie  als  boDe 
Eingebung  an  baS  böd^fte  3ie(,  bad  bonmn  Dei, 
aOe  Sittlic^fett  in  ^d^  begreift  unb  ftetS  mit  bet 
beUigmad^enbm  ®nabe  berbunben  ift  (8.  th.  2, 2, 
q.  24,  a.  12 ;  8.  0.  Gtont.  8,  151).  Sa  baS 
bonmn  Dei  bie  nd^erm,  gefd^affmm®üter  nid^t 
oufbebt,  fonbem  umfd^Iie|t  unb  garantirt,  fo 
treibt  bie  fiiebe  notl^menbig  jur  Uebung  aUet 
Xugmbm  an  (8.  th.  2,  2,  q.  23,  a.  8) ;  [a  bei 
bem  ®ottIiebmbm  ift  aDeS  ^anbeln,  ba9  nad^  bet 
natürlid^  SBemunftregel  ber  SittUd^feit  mobi« 
georbnet  ifl,  birtueu  auf  ®ott  belogen  unb  über« 
natürttd^  berbienftlid^  (In  2  8ent  diet  40,  q.  1, 
a.  5 ;  De  Charit,  a.  11,  ad  2.  Ueber  boS  über« 
natürlid^e  gformalobiect  ber  d^rifilid^en  Xugmben 
bgl.  b.  3(rt.  Xugenb).  Siefe  birtueüe  9et^« 
gung  ber  fiiebe  ifi  unmi^glid^  bei  jeber  9bmeid^ung 
bon  ber  fittlid^m  Orbnung;  aber  mfil^renb  bie 
la|tid^e  Sünbe  nur  in  ben  näberm,  retotibm 
Stoedfen  ime  Orbnung  übertritt  unb  bejs^Ib 
einen  StUlflanb  beS  @nabenleben8  bebeutet,  ift 
bie  fd^mere  ®änbe  aÜ  Sbmenbung  bom  abfoluten 
@ittlid^feit8}iele  ber  boQe  ®egmfa^  ber  Siebe  tmb 
bamit  ber  Xob  bed  ®nabmlebmd  (8.  th.  1,  2, 
q.  88,  a.  1 ;  De  malo  q.  7).  —  Sa  bie  fiiebe 
bm  aRltteI})un!t  ber  d^ftlid^m  Sittlid^feit  bilbet, 
ifl  {ie  aud^  ba«  SBefen  ber  SSodlommmbeit.  Sie 
Stätte  finb  borbereitenbe  ^ilfSmittel  unb  natur« 
gemö^  ^eu^emngen  ^rbonagenber  Siebedgeftn« 
nung  (8.  th.  2,  2,  q.  184,  a.  8;  Opusc.  17,  6). 
Sie  Siebe  ifi,  mad  bm  f^ortfd^ritt  i^rer  birtueOm 


1651 


Xl^omaS  Don  9quin,  bet  H 


1652 


Setl^atiguitg  angelet,  sine  mensura  geboten;  bte 
93eftänbigfeit  ber  actueüen  Siebe  ober  unb  bie 
äußeren  gormen  il^rer  Setl^ätigung  fönnen  über- 
haupt mi)t  in  aUgemetn  oerpflid^tcnbe  92onnen 
gefönt  toerben  (In  3  Sent.  dist.  29,  q.  1,  a.  8, 
ad  2).  S)enno^  gibt  eS  unter  le^teren  objectio 
giltige  Unterf(]^iebe  beS  ®uten  unb  be§  Sefferen; 
fieben§tormen,  bie  per  se  fittlid^  empfel^lenSmertl^l^ 
geraten  ftnb.  ^ie  brei  im  (Soangelium  em* 
pfol^Ienen  Stötl^e  (f.  b.  SIrt.)  tragen  ben  Sl^aratter 
ber  äßeltfluc^t  an  \\ä),  einmal  tt)egen  ber  actueUem 
unb  ungetl^eiltem  Eingabe  an  ©ott^  {obann  aber 
aud^,  um  ber  auS  ber  @ünbe  ftammenben  SBelt- 
luft  ein  perfönlic^ed  unb  focialeS  ©egengetoid^t 
entgcgcnsuftettcn  (S.  th.  2, 2,  q.  186;  S.  c.  Gent 
8, 130  sqq. ;  De  Charit,  a.  11,  ad  5).  Uebrigend 
forgt  {omo^I  bie  göttlid^e  ^rooibenj  mie  bie  natür- 
lid^e  Einlage  beS  9J2en^en  bafür,  ba^  bad  ^tiä) 
@otte3  burd^  bie  9J{annigfaIttg!eit  ber  geiftlid^en 
unb  n)eltlid^en  ^Berufe  als  ein  magrer  Organismus 
fid^  ettüeije  (S.  o.  Gent.  3,  136;  S.  th.  1,  2, 
q.  112,  a.  4).  —  Sm  einzelnen  jcigt  Stomas 
gerabe  in  feiner  SKoral  eine  feltcne  Äunft,  oiel- 
fettige  pfQd[)oIogifd^e  99eobad^tungen  unb  grüc^te 
gelehrter  £ectüre,  principielle  Erörterungen  unb 
praftifd^e^  canoniftifd^e  Sntfd^eibungen  }u  0er- 
binben  unb  babei  ftetS  bie  biblifd^-bogmatifd^e 
©runblage  ber  ©ittcnlcl^re  feftjul^Iten.  ©o  ift 
feine  fie^re  oom  SBiEen  (S.  th.  2,  2,  q.  6-17) 
eine  forgfältigc  SKonogrop^ie,  bie  eine  erl^eblid^e 
ßlärung  ber  jcitgcnöjfifd^en  Slnfidjiten  bebeutete 
(ogl.  ©d^toane  349.  352).  ©er  SBel^anblung  ber 
®emüt^Sbctt)cgungcn  (S.  th.  2, 2,  q.  22—48)  l&at 
toebcr  ein  früherer  nod^  ein  fpötcrcr  Steifer  ein 
.gleid^cS  Sntcrefjc  jugcttjonbt.  ^ier  loic  aud^  in 
ber  Seigre  oon  bcn  ^obituS  unb  Sugenben  (1.  c. 
q.  49—70)  toerben  nid^t  blofe  ariftotelifd^e  be- 
griffe, fonbem  aud^  bie  ^lufftcKungcn  ber  $Ia- 
tonifcr  unb  ber  römifc^en  Gfleftüer  unb  ©toifer 
jur  SBelcudjtimg  ber  d^riftlid^cn  ficl^rc  oertoert^et. 
6inen  befonbern  ©lanjpunft  bilbet  bie  Seigre 
oom  ©efc^c,  fpeciett  bie  ^Äuffaffung  ber  lex  nova 
olS  eines  innerlidjen,  lebcnbigcu  ^^rincipS,  in  bem 
©nabc  unb  ©efc^  einS  »erben.  ®ie  fpecieüe 
SDioral  legt  bie  brei  göttlid^cn  unb  bie  üicr  (Sarbinal- 
tugcnbcn  als  ßintl^eilungSprincip  ju  ©runbe  unb 
l^anbelt  bann  oon  ben  einzelnen  ©täuben  beS 
e^riftenlebenS.  (Sgl.  Sietter ,  ®ie  Floxal  beS 
\)l  %^oim^  0.  91.,  2Künd()cn  1858;  Stnnarfon, 
lieber  bie  aWoralt^eoIogie  beS  X^omaS  o.  91., 
Upfala  1866;  SRebepenning,  ©er  ginflii^  beö 
9lriftoteIeS  auf  bie  TOoral  beS  1^1.  Sl^omaS  0.  91., 
©oSIar  1875;  ajJüUcnborf,  S)ie  §inorbnung 
unfercr  SBerfe  auf  ©ott  nad^  bem  1^1.  Xl^omaS 
0.  91.,  in  ber  Scitjd^r.  für  fatl^.  5I)eoIogie  1885, 
1  ff. ;  ©erf. ,  ©aS  übeniatürlid^e  «Diotiü  alS 
©cbingung  ber  9SerbienflIid)feit  nad^  %^oma§i 
0.  91.,  ebb.  1893,  42  ff.;  Mausbach,  D.  llio- 
mae  Aquinatis  De  voluntate  et  appetitu 
sensitive  doctrina,  Paderb.  1888;  ©erf.,  ©er 
SBcgriff  beS  fittlid^  ©uten  nad^  bem  l^L  SJ^o- 


maS  0.  9L,  greib.  [©d^meij]  1898  [C!ompto 
rendu  du  4*  congrös  scientifiqiie  internatio- 
nal des  Catholiques] ;  ^uber ,  ©ie  Sludjelig* 
feitSIe^re  beS  9lriftoteIeS  unb  beS  (L  S^ouuä, 
gfreif.  1893).  —  gfür  bie  ©teEung  beS  (L  iJ^ 
maS  5um  focialen  Seben  ift  bebeutfam,  bei  er 
guerft  oon  aUen  d^riftlic^n  Geologen  bie  ^ßtit 
beS  9lriftoteIeS  in  feine  l^e^re  oenoobea  H 
©er  Biaat  alS  folc^er  ift  i^m  eine  natutnd^ 
92otl^toenbigfeit,  unb  ^mor  nid^t  blog  füi  bn 
ledigen,  fonbem  aud(|  für  ben  Uufd^uIbSgu^md). 
©leid^fam  bie  ©eele  beS  ©taatSlebenS  ift  bie 
9luctorität  (De  regim.  princ.  1, 12) ;  in  ieba 
93erfaffung  ift  ber  3:räger  ber  n^tmöligoi 
9luctontät  ©teUoertreter  ©ottHS.  ©a|  X^omoft 
bie  oerbreitete  9lnfid^t  oon  ber  Uebertragung  bet 
©emalt  burd^  baS  %oI!  get^eilt  l^be,  loub  bm^ 
ben  9luSbru(!,  ber  t$ürft  fei  vices  gerens  muhi- 
tudinis,  nod^  nidjjt  em)iefen  (S.  t£.  1,  2,  q.  90, 
a.  8 ;  q.  97,  a.  3,  ad  3),  jumal  ba  De  Regim. 
princ.  1,  13  nid(|t  blo^  bie  Stegienmg,  foii> 
bem  aud^  bie  (Sntfte|^ung  oon  ©taatStoejen  (nif 
bie  Aönige  jurücfgefü^rt  n)irb.  SebenfoÜi  famt 
ber  l^L  Xl^omaS  bie  äBibermfbarfeit  ber  fito* 
tragenm  ©emalt  nur  als  eine  9luSna^me;  loo 
biefe  9luSnal^me  nid^it  oerfaffungSmögig  feftpe^ 
loöre  aud^  bei  gan}  tprannifd^er  ^nb^abüng  ber 
©emalt  bie  9luflebnung  unerlaubt  (De  r^iii. 
princ.  1 , 6 ;  In  2  Sent.  dist.  44,  q.  2,  a.  2,  ad5; 
nad^  biefen  flaren  ©teEm  ift  bte  unflare  S.  ül 
2, 2,  q.  42,  a.  2,  ad  3  gu  beuten),  ©ie  befle  ^ 
faffung  ift  bie  burd^  ariftofratifd^  unb  beoo* 
fratifd^e  Elemente  gemögigte  iDlonard^ie  (S.  tk 

1,  2,  q.  105,  a.  1,  Ogl.  q.  95,  a.  4  c ;  2, 2,  q.  50, 
a.  1,  ad  2 ;  aud^  De  regim.  princ.  1, 6  bilbet  feina 
äBiberfpmd^,  ba  ^ier  eine  temperatio  ber  9ton> 
ard^ie  Oerlangt  toirb).  Sxotd  ber  ©taatSgefe)e  tji 
balb  birect  baS  bonum  commune,  balb  b« 
bona  disciplina,  per  quam  cives  informantor, 
ut  commune  bonum  justitiae  et  pacisoon- 
servent  (S.  th.  1,  2,  q.  96,  a.  3,  OgL  a.  1).  S( 
hiermit  junöd^ft  bte  SBol^Ifal^rt  unb  @i(^et||eitii 
meltlid^en  ©ingen  gemeint  ift,  fo  fte^t  bie  Mf 
lid^e  9luctorität,  bie  birect  bod  geiftige  unb  tmf 
SBol^I  beS  aRcnfd^en  im  9(uge  ^at,  ^5^  oß  bie 
ftaatlid^e.  Sine  Sinmifd^ung  ber  Stix^  in  Seil' 
lid^eS  ift  quantum  ad  ea,  in  quibus  sabdto 
ei  saecularis  potestas,  vel  quae  ei  a  saeeohii 
potestate  relmquuntur,  leine  Ufur))atum(ß.fti 

2,  2,  q.  60,  a.  6,  ad  3).  —  SBäöl^renb  bk " 
lid^e  Orbnung  burd^  bie  fociole  3iaha  bd 
fd^en  oon  9lnfmtg  an  geforbext  Motej 
Untenoerfung  ber  ©QoMi 
unter  il^re  ^erren  eine 
ftanbene  Sinrid^iung^j 
bie  aber  in  ber  :~ 
gen)iffem€iin 
fld^  Zbomof 
ha^ttV* 

— j  ~«i 


165S 


Xl^omaS  ton  Squin,  bet  1^1. 


1654 


gebotenen  Steilste  antrfennt  (S.  th.  2»  2,  q.  104, 
JL  5).  —  SoS  SßritKiteigcntl^um  gehört  jioar  nid^t 
iu  bell  oOemlleR  @ä|eii  bed  SRaturted^tS,  xooiH 
aber  fi  bcnlcmgen,  toeld^  ft^  hvLxä)  Slefleston  ouf 
btf  fDrialcn  Seb&rfni)le  ber  aRen)c^^eit  (tpenig- 
^mi  für  bcn  gefaSencn  3uftanb)  old  notl^menbige 
^Igcnrng^n  iener  ergeben  unb  nod^  batnottgem 
Spro^gebtou^  M  jus  gentium  begeid^net  toer- 
ben  (8.  th.  2,  2,  q.  57,  a.  3).  9}ur  bie  concrete 
Scctbeiluna  be«  SigentbutnS  ifl  @ad^e  po^üütt 
Ket^Oentioidlttng  (jus  humanuni;  2,  2,  q.  66, 
«.  2,  ad  1 ;  a«  7).  Sie  Se^re,  ba^  ber  Sigen- 
tb&ner  bie  Bq^  cid  eine  gemetnfame  üertoenbcn 
loOe  unb  in  ber  fiugerften  9iot]^  bed  9löd^ften  niii^t 
UA  ittä^t  Ifibt,  fle  }u  oertDeigem,  l^t  nid^td  Som- 
snmifKf^jeS.  (Sne  btc^begüglid^e  SontroDerje  gmi« 
\dftn  tolbottfc^en  unb  proteftontifd^en  ©ele^rtm 
ci^d^eibet  midd  91.  SRaurenbred^er  o.  o.  0. 1 1 7  ff . 
)u  (Sunden  ber  erfteren,  bejto.  beS  fjil.  Xb^moS ;  gu« 
glei^  geigt  er,  loie  bie  tDirtbfddoftlid^en  Slnftd^ten 
beS  SriftoteM  gn^or  bei  Xb<»n<t8  tt)tebcrfebren, 
ober  bur(b  bie  SinU)irhing  ber  d^riftlid^en  3bee, 
bc§  rbmtfd^en  SRed^tS  unb  ber  mittelalterlid^en 
Sttlittr  gu  gang  anberen  ©ebanfenreiben  fld^  gtu))« 
(Ntm.  Sgl.  Sßalter ,  SaS  Sigentl^um  m^  ber 
£c^cebeS  %  SbomaS,  greib.  1895;  Crahay, 
La  politique  de  St-Th.,  Louvain  1896 ;  0.  ^ert- 
Ung,  Pleine  @(^riften,  greiburg  1897,  127  ff.; 
(hiörcS,  ini  6toatS(e£ifon  ber  ©drred-SefeQfd^a^ 
V,  709  ff.). 

Um  bte  esegetif  d^e  Xb^tigfeit  beS  fji  Xb^- 
0108  geie^t  gu  n)ürbigen,  mu^  man  foföobi 
bie  Sufgoben,  meldte  feine  StÜ  bem  SBibel- 
ccOdter  fieOte,  loie  bie  ^UfSmittel,  über  bie  fie 
occfögte,  im  Sage  bebalten.  9Böbrenb  SRe^er 
(®(f4  ber  Sd^rifterllarung  I,  @5tt.  1802, 102) 
Bon  einer  „traurigen  unb  gurüdtfd^redCenben  Sirt 
ber  Cstfiefe''  fprocb«  ftimmt  ie^t  @iegfrieb  (^ilgen« 
felbi  3eitf<^.  f.  tt)iffenfd^ftl  Xbeologie  1894, 
615)  im  ®angen  bem  Urtbeile  bed  9iid^rb  Simon 
Q.  b.  9rt)  bei,  ba|  %i^oma§i  tro^  ber  Ungunft 
ber  3^cn  gu  ben  SDlönncm  göble,  lesquels  fönt 
paraltre  bbboz  de  soliditö  de  jugement  dans 
leora  commentaires  sur  la  Bible.  Seine  Un- 
fenntni^  bcS  ^bröifd^en  unb  feine  faum  nennenS- 
meiibe  ftenntni^  bed  ®ried^ijd^en  (f.  @d^ü)^,  im 
^bOoi  Sabtbucb  1895, 273  n*;  Slolfe«,  im  Stabr- 
bu^  Jür  $bitof-  unb  fpecul.  Xbeologie  1896, 
408  ff.)  bebeuteten  freilid^  einen  gro|en  SRangel; 
ob  er  aber  in  biefem  fßunfte  jo  febr  btnter  SttcoIauS 
oon  S^ro  (f.  b.  9(rt.)  gurüaftebt,  ba|  biefer  aEein 
oU  bobnbre<benber  Ss^get  begeid^net  tt)etben  barf, 
eifibeint  no^  nid^t  auSgemad^t.  Snbaltlid^  ift 
92icoIauöuon  ben  Kommentaren  ht^i^oma^  febr 
ob^ngig ;  baS  berbe  UrtbetI  beS  bL  ^ntonin : 
Nieolaua  de  Lyra  post  8.  Thomam  exposuit, 
ab  ipso  multa  furatus ,  tt)irb  in  Singelpunften 
miib  Don  92eueren  (f.  b.  9[rt.  9licoIouS  o.  £.  IX., 
922;  IRers,  ^e  ^ropbetie  bed  3o6l,  ^aUe 
187»,  BbU  362)  beftätigt.  Sine  getoiffe  Aritif  ber 
Ueberfelungen  unb  Serglei^ung  ber  Xeste  übt 


aiid^  ber  b^.  Xb^i^aS  in  feinen  Kommentaren 
(de  Bttbeis,  Disa.  30,  o.  5 ;  @iegfrieb  a.  a.  O. 
611);  aber  aud^  ber  ^aitptrubm  bed  S^ra,  ba^ 
er  ben  SBortfmn  ald  „eigentUd^en"  @inn  ber 
beiligen  @(brift  bingefteUt  unb  feinen  SSßiberfprud^ 
gtoifd^cn  sensus  literalis  unb  mysticus  ge- 
fiattet  f^ait,  gebt  üoUftönbig  auf  Xb^^^^S  gurüdC. 
9Rit  allen  mittelalterlid^en  Xbeologen  le^rt  er 
(S.  th.  1,  q.  1,  a.  10;  Quodlib.  7,  a.  14  et  15), 
ba|  bie  b^i^ig^  @d^rift  nid^t  nur  eine  birecte 
S)eutung,  bie  grammatifd^*biftori)cbe,  gulaffe,  fon« 
bern  and)  eine  inbirecte,  bie  aud  ben  Xbatfacben, 
koeI(be  bie  SBorterHarung  fefifteSt,  b^bere  SSßabr« 
beiten  fd^öpfe.  Slber  biefer  sensus  spiritualia 
fe^t  fietfi  ben  bud^ftöblidden  oorau§;  ber  Untere 
allein  ift  geeignet,  in  ber  Argumentation  ald  %e- 
meiS  gu  bienen,  ber  sensus  spiritualis  nur  bann, 
menn  er  menigftenS  an  anberen  ©teilen  ber  93ibel 
aud^  als  fiitcralftun  oorfommt  (Quodlib.  1.  7, 
a.  14,  ad  3).  !Bei  genauerer  Setrad^tung  geigt 
fid^,  ba^  bie  aQegorifd^e  Srflarung  meniger  als 
ßpegefe  benn  als  oerarbeitenbe  Xbeologie  gu 
mürbigen  ift  (fo  aud^  9Jier£  325) ;  nur  ber  bog- 
matifd^e  (Sefammtgebolt  mugte  burd^  ben  SBort- 
finn  ber  beiligen  @(b^ifi  gotantirt  fein.  S)amit 
ftimmt  überein,  ba^  nad^  bem  bamaligen  Unter- 
rid^tSgange  ber  QJiagifter  bie  Xbeologie  als  fold^e  in 
bie  IBibelerflörung  gu  t>erf(ed^en  batte  (f.  Söumter, 
im  ard^io  f.  ®efd^.  ber  fPbitof.  X  [1897],  250). 
SBenn  man  babei  ;,beS  unongefod^tenen  93eft|ed 
ber  äBab^b^it  frob^  biefelbe ...  mit  finblid^er  Sin« 
falt  in  ben  Srgöblungen  ber  b^iKgen  @d^nft  mie 
in  einem  ^rama  ber  göttlid^en  SBeiSbeit  auf 
bie  mannigfad^fte  SBeife  abgef))iegelt  f eben  tooBte" 
(Sd^eeben,  ®ogmatif  I,  greib.  1873,  121),  fo 
entfjprad^  biefe  ©epflogenbeit  ebenfo  bem  SBebürf« 
niffe  ber  $rebigt  tote  bem  poetifd^en  3uge  ber 
mittelalterlid^en  SReligiofttöt  uberbau))t.  SDiefe 
aUegorifd^e  Sdibelbeutung  befrud()tete  bie  gange 
mittelalterlid^e  fiunft;  ba  fte  nid^t  fubiectio,  fon« 
bem  trabitioneE  unb  einbeitlicb  t>erfubr,  bilbete 
fie  gugleid^  ein  allgemein  oerftönblid^eS  Organ 
j)0pulärer  93elebrung  unb  Srbauung.  UebrigenS 
ift  ber  ffi.  XbomaS  in  ber  (dlegorifirenben  Srflö- 
rung  erbeblidb  ma^oQer  alS  ÜlbertuS  SJlagnuS ; 
im  ^ud}e  Sob,  mie  felbftt>erftönblid^  aud^  bei  ben 
paulinifd^en  ^Briefen,  mad^t  er  gar  feinen  ©ebraüd^ 
oon  berfelben;  eingelne  S)eutungen  oon  SfaiaS 
mißfielen  fon)obI  S^ra  mit  nod(|  (SomeliuSa  fiapibe, 
ttjeil  fie  gu  toenig  aUegorijtren  (de  Bubeis,  Diss. 
3,  2).  S)er  Slquinate  loar  bemübt,  .^burd^  b^ftori- 
d^e,  geograpbijtbc  unb  ard^äologifd^e  Erörterungen 
en  Sßottfinn  flargufteEen" ,  unb  »eil  überall 
«,mit  febr  anerfennenStoertber  IBelefenbeit"  IBelege 
aus  bem  biblifcben  @prad^gebraud^  beigubringen 
(Siegfrieb  a.  a.  D.  617.  619).  S)er  ^ffiormurf 
abstracter  S)iS{)onirfud^t  unb  Steigung  gum  @d^e- 
matifiren''  trifft  in  etwa  gu;  baS  logifd^e  unb 
boctrineQe  Sntereffe  übenoog  baS  ))f9d^oIogifd^ 
unb  biftorif dde.  S)od^  ftnb  ,,bie  großen  3uf ammen- 
bange unb  ©ebanfen"  feineSmegS  ^überfeben'. 


i: 


1655 


Xffomai  \>on  Vquitt,  bet  l^t 


1656 


aSor  Mtm  toeifcn  bie  Comtnentore  }tt  ben  £au- 
Hntfd^en  IBriefen  ntd^t  b(o|  ein  tnffmbeS  SBet- 
fiänbni^  ber  einjelnen  boQtnattfdben  @teEen,  fon« 
bem  mtd^  eine  einbringenbe  unb  ^eute  noi^  n)oI;I> 
bered^tigte  ^Inal^fe  beS  Sebanfenfortfd^rittefi  auf 
(ogL  bie  @fi}gen  bei  SSkmet  1 ,  249 ;  bie  S)td- 
^ofition  bed  ^brfterbriefd  im  Sommentor  prolog. 
lect.  1  unb  0. 11, 1. 1).  (Sin  treffenbeS  ®efammt- 
vrtl^eil  übet  bie  @;egefe  beS  1^1.  Xl^omad  ttirb  man 
erft  obgeben  Ibnnen,  toztm  man  baS  in  feinen 
f9ftemattfd^en  SBerfen  jetfireute  biblifd^  Olateriol 
mel^r,  ald  biSl^er  gef d^el^en,  )u  Kat)^  jiel^t ;  l^ier, 
mo  bie  b^ßgc  Schrift  )u  ^Slrgumenten"  Der- 
mertl^et  tt)itb,  geigt  ftd^  am  beften,  mie  Xl^omaS 
ben  Siterolfmn  Derflanben  l^at  —  ®ie  gonje  bib« 
Iif(^  Sl^eologie  bcS  {^eiligen  l^t  bei  S)ominicanet 
Senfant  in  fed^S  SBänben  jufammengefteOt;  bie 
brei  erften  über  baS  91.  X.  fmb  gebrucft  (8.  Tho- 
mae  Aq.  Biblia,  Paris.  1657).  (SBgl.  de  Bubeis, 
1)188.  2-6;  80,  5;  Tholuck,  De  Abaelardo 
et  Thoma  Aq.  inierpretibus  S.  Bcripturae, 
Halae  1842;  %n  Ifi.  Xl^omad  t>.  9.  al8  Sieget, 
hn  „Saff^om"  1862  I,  342-358.) 

^iftorifd^e  @tubien  ex  professo  (agen 
Stj^omaS  fem ;  aud^  für  gro^e  l^iftorif d^e  ^udblide, 
iDie  man  fie  bei  ^uguftinud  in  ber  Givitas  Dei 

IInbet  befa^  et  nid^t  bie  nämlid^  93orItebe.  „(Sx 
itf)t  oud^  in  biefem  fünfte  9riftoteIed  nöl^er  ald 
$lato;  er  fud^t  l^iftorifd^e  Orientitung  bei  ben 
einseinen  gfrogen  unb  Sel^rftüdten^  aber  er  gel^ 
nid^t  bem  SBerben  unb  SBed^jeln  ber  Snfd^ou- 
ungen  im  ®ro|en  nad^''  (aBUlmannll,  470). 
Seine  bebeutenbe  Ifenntni^  ber  ))]^iIofo^l^if^en 
unb  ))atriftifd^en  Siteratur  beföl^igt  ibn,  mit  ber 
Sbfung  toid^tiger  fragen  tteffenbe  Ueberfid^ten 
über  il^  gefd^id^tlid^  (Entmidflung  §u  Derbinben 
(Ogl.  g.  9.  8.  th.  1,  q.  70,  a.  3;  1,  2,  q.  100, 
a.  4;  De  Pot.  q.  8,  a.  16.  17;  q.  4,  a.  1; 
Qu.  disp.  de  spirit.  creat.  a.  8  c ;  Opusc.  15, 
De  subst.  separ.) ;  gröbere  Srrtbümer  auf  biefem 
®ebiete^  toie  fte  biStoeilen  bei  Albertus  39tagnud 
borfommen,  finb  Xl^omaS  nid^t  nad^gumeifen. 
Stein  btftorifd^en  Singen  ift  feinSnterefje  toeniget 
gugenxinbt;  bod^  berul^en  bie  meiften  SSormürfe, 
bie  g.  fö.  loegen  ard^äologifd^er  Sßerftb^e  gegen 
ibn  erlauben  mürben,  auf  (voreiligem  Urtbeil 
(de  Bubeis,  Diss.  28.  81.  82).  2)a^  er  nid^t 
tritiHoS  feinen  literarifd^en  Quellen  gegenüber« 
ftanb,  bemeiSt  bie  bop))eIte  Zb^^tfad^e,  bajs  er  t)Ot 
ber  ^bfaffung  fomobi  ber  Gatena  aorea  mie  ber 
Kommentare  gu  SlrijloteleS  bie  9RangeIbaftigfett 
ber  ibm  borliegenben  Ueberfe^ungen  erfannt  unb 
neue  Uebertragungen  t)eranla|t  fyti.  9BaS  ben  be- 
rühmten Liber  de  cauaia  anbetrifft  (f.  oben  1634)^ 
fo  mar  ber  ffi.  Zb^maS  ber  ßrfte,  ber  ben  rid^- 
tigen  IBerfaffer  erfannt  fyxt  (f.  fBarbenbetoer,  im 
aabreSberid^t  ber  (SöneS-eefeUfd^ft  1880,  58). 
%ud^  bie  Unäd^tbeit  ber  t)feubo*auguftinifd^n 
Sd^rift  De  spiritu  et  anima  mar  ibm  befannt 
(Qu.  difip.  de  spir.  oreat  a.  8,  ad  6).  3)ie  im 
Opusc.  1,  C.  err.  Oraec.  öertoertbeten  SteSen 


aus  Sälem  unb  SoncKien  flnb  freiSd^  gum  gco^ 
Z^eU  unäd^t ;  aber  er  fyit  biefelbrn  etnfa^  bem 
Dom  ^ßa|)fte  überfanbten  Libellus  entnommen^ 
bet  maJdrfd^nti^  einen  im  Orient  lebenbtn 
S)ominicaner  gum  Serfaffet  f^iU.  Unter  biefrn 
Umftonben  f)Qt  et  jid^  bie  Se^tbeitSfrage  fomn 
gefteUt,  mat  aud^  mit  feinen  Sßittdn  f c^merfii^  im 
@tanbe,  fie  gu  rrbbigen.  S)od^  moQen  Sounoi 
unb  be  Slubeid  aus  ber  Sli^torrmenbung  bet  va\* 
ä(bten  (E^riauSftellen  in  ber  Summa  ben  &dfiu^ 
gieben,  Zl^omafi  felbji  ^be  f|>äter  bie  Vet^tbett  be» 
gmeif dt  (de  Bobeis,  Disa.  1 7,  o.  2 ;  Diss.  31 ,  e.  4 ; 
ogL  nod^  Seitner^  SDer  fjjL  Zb^^m^^^  ^-  ^*  über  bo$ 
unfel^Ibare  Sebromt  beS  ^opfieS,  greib.  1872). 
S)ie  Stellung  beS  b(<  ^omaS  gu  feinen  9^or- 
gangem  unb  Sebrem  tDor,  fomtit  eS  ftc^  um  baS 
®etDid^  menfd^Iid^er  Sudoritöt  ^anbette,  butd^ 
aus  f^ine  gebunbene;  feine  SBefc^eibcn^eit  unb 
$ietöt  legten  eS  ibm  gioar  na^,  fo  lange  o(S 
mbglid^  bie  günftigeS)eutungabmetd^ettbet€teacn 
gu  beDoqugen,  l^inberten  i^n  aber  mdbi^  ^Mv^ 
(8egenfö|e  bet  Snfd^auungen  offen  attS)uf|)re<^ 
Suf  ))^iIofo))bif(bem  Gebiete  ftebt  ibm  SlriftoteleS 
freilid^  fo  bo^^  ba|  er  fid^  meit  feltener,  aä  ctma 
99ona))entura,  ScotuS,  ^einrid^  t>.  ®ent^  gu  einem 
Xabel  beSfelben  berftebt,  unb  too  cS  gefd^iebt, 
meift  eine  Sntfc^ulbigung  beifugt  (Dgl.  8.  th.  1, 
q.  46,  a.  1;  2,  2,  q.  86,  a.  2;  8.  o.  Oent.  S, 
48.  75).  Bfreimütbiget  tabelt  et  bie  f)»ütcrai 
^Lriftotelifer  (fo  SimpHctuS  8.  th.  1,  2,  q.  49, 
a.  2;  9lle£.  ^pbn)b.  ib.  q.  50,  a.  1,  e.)«  ebenfo 
bie  @toifer  (ib.  q.  66,  a.  1 ;  q.  73,  a.  2) ;  an 
Dielen  SteOen  fritifirt  er  bie  plotonifd^  9uf« 
faffung  ber  Sbeen  (Dgt  SBetnet  I,  516  ff.).  Sie 
arabif^en  ^bi^ofopbni  erbnnt  er  alS  praedara 
ingenia  an  (8.  o.  Gent.  8, 48)  unb  lügt  ^  in 
maud^ien  fünften  burcb  fie  belehren,  Ifitt  eft  ober 
gugleid^  für  eine  ^ott))taufgabe  feiner  SBiff enfdbaft, 
ibren  falf<ben  SReinungen  entgegengutrettn.  SDem 
iübifd^n  pUofo))ben  mxzfmm  (f.  b.  «xt)  ^ 
ber  b(*  Xl^omaS  megen  feinet  neuplatonifdben 
Stiftung  meniger  Stnertennung  gegoQt  oIS  äBtl« 
beim  oon  Subergne  unb  bie  SronciSconerfc^uIe 
(f.  (Suttmann,  S)aS  SBerbaltnil  beS  XbomoS  Don 
Slquin  gum  äubentl^um  unb  gut  iübif(ben  Sitem« 
tur,  ®j^tt  1891, 16  ff.).  aBaS  feine  eteSung  gu 
anaimonibeS  (f.b.9irt)  angelet,  fo  bbt  S.ftauf« 
mann  («rd^io  für  ®efd^  bet  pilof.  1898,  352) 
i,bie  fiaunenSmertbe  Skrtrautbeü  beS  gekbrten 
unb  gebanfenmäd^tigen  Dominicaners  mit  bem 
SBmbe  (Wore  9tebud^im)  beS  aRatmnni' ;  Snbete, 
mie  ÜRers  (a.  a.  O.  841—867),  flbetfd^a|en  ben 
Sinflu^  beS  SRaimonibeS  unb  metfen  XbomoS 
füSfd^meigenbe  Slul&utung  bcS  jübifd^  @t* 
lebrten  tu)r.  Z^tfüd^Iid^  geigt  fi^  eine  foc^Ikbe 
Sbl^dngi^eit  meifl  nur  in  Snigen  beft  oB^« 
mentliqen  ®efej^  unb  (EuUuS:  unb  qii4  auf 
biefem  (gebiete  ift  be^glid^  beS  poupttmnfM  gu 
bemerfen,  ba|  9Rers  ui  feiner  Ihr&it  bet  t^mni^« 
fd^en  Sebre  üon  ber  ^ropl^ietie  bie  miibHgc  q.  18 
De  Tentate,  bie  gong  übet  biefen  (Begenfionb 


1657 


Xl^omaS  üon  Squin,  htx  H 


1658 


l^bdt  unb  toUberl^tt  ben  Olalmonibed  e^tßd^ 
nennt,  töDig  überfc^en,  ferner  bie  emfad^ften 
f((obiflif(^cn  Unterfd^eibungen  (intelleetus  agens 
imb  poanbflk)  mi^derfianben  ffat  (lieber  bie 
AoSmoIogie  bed  SRoimonibed  unb  Z^omaS  ügl. 
9H4cl.  $4aofo))^ifd^cd  So^bud^,  gulba  1891, 
S87  ff.)  —  Unter  ben  ffird^entmtem  geniest  beim 
VL  iSfomoi  ber  I^L  9uguflmu8  boSfetbe  9[n- 
fr^,  toie  Srifloteied  unter  ben  !ß^iIofop^; 
bcnnod^  f^ut  er  fid^  nid^t,  auf  irrt^mlid^e 
ober  mi|t)erftftnbH(i(ie  Seufterungen  feiner  p\a» 
tonif^nt  Sndkpeife  j^injumeifen  (S.  ih.  1,  q.  84, 
a.  6o ;  2,  2,  q.  23,  a.  2,  ad  1),  feine  offectt)olIen, 
pointtrten  Se^u^tungen  ^eroD^uftimmen  (De 
nudo  q.  5,  a.  2,  ad  1),  feine  fd^ttanfenben  9luf« 
lleflungen  ju  entfc^eiben  (1, 2,  q.  81,  a.  2).  Sti^t 
feiten  »ägt  er  bie  %uctorität  bcd  1^1.  «uguftinuS 
unb  ber  orientalifd^en  SBöter  gegen  einanbcr  ob 
<S.  ÜL  1 ,  q.  74,  a.  2  c),  ebenfo  bie  ber  augu^ 
ftinifc^  @(^ule  unb  anberer  SOtagiftri  (De  malo 
q.  3,  a.  14).  Seiber  begnügt  er  fid^  bei  Snoa^ 
nung  )eitgenSfPfd^er  Se^rer,  ber  bamaligen  @itte 
cnlfprec^enb ,  faft  ftets  mit  bem  unbeftimmten 
qnidam  (fo  S.  th.  1,  2,  q.  68,  a.  lo  Dier  ftlaffm 
qoidam;  an  ben  Stellen  In  3  Sent  dist.  38, 
q.  1,  a»  4,  ad  4  unb  ib.  expos.  text.  ftnbet  jtd^ 
m  abgelehnte  9lnftd^t  bed  quidam  bei  Sonop 
Mitura  [In  3  Sent  dist.  38,  a.  1,  q.  4] ;  ebenfo 
Da  Tcrit  q.  17,  a.  lo  [Bonav.  In  8  ßent. 
dist  89«  a.  1,  q.  1]).  S)er  gro|e  Einfluß 
llbertS  be«  ®ro|en  auf  feinen  Schaler  fte^t  im 
allgemeinen  feft;  für  ttergleid^enbe  Unterfucbungen 
im  Singebttn  ergaben  fidd  borouS  @d^mierigfeiten, 
baft  9Ubert  mehrere  @d^riften  erft  nad^  ben  ent- 
fpteifienbea  bed  Xl^mad  t)erfa|t  fyiL  Sel^Iid^efi 
gat  bejugli^  beS  SSerl^ItniffeS  )tt  9Uesanber  twn 
fyM }  bie  @umme  beS  lej^em  ifi,  tote  fle  und 
tiorfiegt,  nid^  in  aOen  Xl^eiien  fein  SBerl,  fonbem 
cnt^t  £rgfo)ttngen  üon  ber  ^anb  eined  spätem, 
ber  f^on  SonoDentura  benu|ft  ffit  (mabrfd^einlid^ 
ifl  cf  aSU^elm  Don  SHIitona;  f.  bie  Opp. 
8.  Bonav.  ed.  Qnaracohi  Y,  p.  XIII)* 

S>ic  geiftiae  ®rb^e  bed  Sl^omod  betagt  ftd^ 
nid^  in  ber  umroäl^ung  bed  überlieferten  ®Iau- 
boid  unb  ffiiffend;  er  beugt  fid^  in  obfotutem 
<8cborfam  ^r  ben  fiel^ren  ber  göttlii^en  Offen- 
bonmg«  er  l^dlt  ed  für  ein  ®Iu(t,  In  ber  Sd^ule 
ber  großen  (Beifier  aller  Seiten  in  ben  äd^ 
6da{^  sienfc^Ii^er  SBeid^eit  eingemei^t  ju  toerben. 
%uf  oSen  Qkbieten  fnfipft  er  an  ®egebened  an, 
unb  getooltige  S)enfer  babnen  ibm  ben  2Beg; 
oii4  feint  SRet^obe  unterfd^eibet  fid^  tsenig  bon 
ber  feit  Vbälad)  in  ben  @d^uten  gebrftud^Iid^en. 
Xbcc  bennodd  i^  er  ein  mal^r^ft  genioler  S)enter, 
ni^t  Uo|  ein  l^ett)orragenbed  „ard^itettonifd^ed 
Zalent"  (Süden),  nid()t  b(o|  ^ber  meifefte  aUer 
tBcrmittler''  (9){lt^e9);  nur  mer  in  Seffmg'fc^em 
«eifie  boS  SHngen  nad^  SBal^beit  ^öl^er  fteQt  aß 
bm  Sefik,  ober  bad  ©eniale  in  titanif (^en  SBer- 
fud^.  Die  befte^enbe  SBa^b^it  ju  erfd^uttem, 
erblidt  ^<>nn  il^  j[enen  9tu]^  ftrettig  mad^. 


er  ift  eben  ein  d^rifllid^  ®enie,  bad  feine  ®eifted- 
traft  nid^t  b^^er  )u  aittn  \otx^,  ald  inbem  ed  fie 
in  ben  S)ienft  ber  göttlid^en  SBal^rl^eit  fteOt  unb 
an  bie  SBeidbeit  ber  Sct^rl^unberte  anlehnt  ®e* 
rabe  be^l^olb  tonnte  au(^  ber  Sinßul  bed  9(ri> 
ftoteied  unb  anberer  l^eibnifd^en  S)enter  für  il^n 
lein  oenuirrenber  tt)erben.  «Zl^omod  fd^öpft  feine 
S)enImotioe  in  erfier  Sinie  aud  ben  d^^^f^i^en 
Urfatnben ;  er  ift  nid^t  9tad^beter  bed  gried^ijd^en 
^^ilofopl^en,  er  beruft  il^n  }U  feinem  Seratl^er  bei 
bem  SBerfe,  für  toeld^  berfelbe  Serftänbnil 
jeigt^  (SBiQmann  n,  458).  @o  grog  übrigen« 
bie  Sinmirfung  bed  Sriftoteled  auf  Xl^omad  ift, 
fo  bebeutenb  ift  aud^  ber  Sumad^d  an  Stubm  unb 
Sinflu^,  ben  ber  @tagirite  feinem  großen  Sd^üler 
oerbanft ;  bad  SBort  bed  $icud  oon  9Riranbula 
(f.  b.  9rt.):  Thomam  anfer,  mutus  fiet  Ari- 
stotelea,  fyA  nod^  mel^r  äßal^rl^eit  oom  @tanb- 
pUTÜtt  bed  eulturbiftoriferd ,  mie  oon  bem  bed 
Sommentatord.  S)ie  Senberungen  unb  Sufä^e 
gu  bem  ariftotelifd^en  Se^rgebäube  finb  eben  eine 
toirflid^e  Serbefferung  unb  ^ortentmidRung ;  ..bofs 
X^omad  mit  feinen  unooSifommenen  l^iftorifd^en 
uid)  fprad^Iid^en  SRitteln  einen  fo  umfaffenben 
Sudbau  magen  burfte,  ol^ne  irgenbmie  bie  $rin* 
cipien  bed  ariftoteltfd^en  S)enfend  gu  oerte^, 
betoeidt  fd^on,  ba|  er  ein  bem  9IriftoteIed  con- 
geninler  ®äft  mar''  (Sbeobatud,  2)ie  ^(ilofoti^ie 
unb  euQur  ber  92euaeit  unb  bie  ^bUofopl^ie  bed 
1^1.  S^omad  oon  «quin,  ftbln  1887, 22  [®örred- 
)ßereindf(^rift]).  S)er  feurigen,  mel^  im  mobemen 
Sinne  geniolen  ®eiftedart  bed  l^L  ^uguftinud 
fd^eint  bie  magoo&e  unb  rubige  fflarl^eit  bed 
Squinaten  auf  ben  erfien  SBIidC  meniger  oermanbt; 
„er  brau(j^t  bie  großen  ®ebanfen  tdäft  )u  erjagen 
toie  übler,  fie  fliegen  mie  Zauben  bei  il^m  ein,  an 
beren  Mimmembem  ®efieber  er  ftdjf  erfreut^. 
9ber  „ba^  er,  ber  geiftige  §rid)endfärft,  bod^  ben 
SRann  bed  ffam))fed  gan}  oerfianb,  beffen  Stam- 
men nid^  bSm))fte,  fonbem  nur  auf  ben  redten 
SBeg  lettete,  }eigt  bie  %0^  ®enialitöt  bed  be- 
^abeten  9Ranned''  (ffiiUmann  II,  459).  3ener 
fübrt  in  bie  Probleme  ein,  biefer  gibt  bie  be* 
friebigenbe  Sbfung ;  iDod  beim  tfi,  Suguftinud  aI6 
ein  plbifiiä^tt  ©tral^I  bö^er  SBal^r^eU  aufttt|t, 
Unlluge  blenbenb  unb  irre  f ü^renb,  bod  Iö|t  ber 
1^.  S$)mad  aud  bem  €f»iegel  feined  Senlend  in 
rul^igem,  gemäßigtem  Sid^e  mieberfitablen.  @o 
l^ot  oud^  ber  anbere  üudf))rud^  feine  ^iftorifd^ 
Sered^tigung:  AuguBtinus  eget  Thoma  inter- 
prete.  3)a|  Xl^omad  feiner  3eit  »irflid^  ald  ein 
einjigortiger,  bie  fonftigen  ®r5ßen  überragenbtr 
®eift  erfibien,  )eigt  eine  Stetige  oon  2)aten  auS 
feinem  Seben :  bod  Suff  eben,  melc^ed  feine  SBor- 
iefungen  erregten,  ber  Streit  ber  berü^mtefien 
fQo^\6)VLltn  um  feine  ^erfon,  bie  ungel^eure 
Skre^rung  aller  ftreife,  totlä^  befonberd  bie  83e- 
rid^  aud  feinen  lejftcn  Solfyctn  mieberfpiegebi, 
bie  Seußerungen  feined  Sebretd  Slbert  (AA.  SS. 
BolL  L  e.  714),  bad  SonboIen)fd^reiben  ber  $a- 
rifer  «rHftenfacuItät  (f.  ob.  1634)  unb  flnbered. 


1659 


%f)omaQ  Don  Slquin,  ixt  l^L 


1660 


5)er  ««öuftincr  3acob  öon  Siterfo  (f.  b.  Srt.) 
erflört  ii^n  fd^on  für  ben  größten  Sekret  nod^ 
bem  1^1.  $aulu8  unb  bem  Ifi.  ^ugufttnuS  (AA. 
SS.  BoU.  1.  0.  714);  SegtbiuS  be  Solonna 
({.  b.  %xt)  aus  bemfelben  Orben  l^ebt  ald  ffenn- 
jetd^en  feines  geniolttgen  @eifted  l^erüor,  Xl^o- 
maS  l^abe  ben  g(m}en  SBereid^  feineS  SBiffend 
{d^on  oI8  Soccolat  im  SBefentlid^en  fo  ftd^er  be- 
l^enfd^t,  ba^  er  oud^  fpöter  oUen  ®egenfa|en 
gegenüber  feine  anfftnglid^e  Stellung  bel^i4)ten 
tonnte.  3n  ber  Z^at  finb  bie  toenigen  Sienbe* 
ningen^  toetd^e  bie  Summa  gegenüber  bem  @en* 
ten^encontmentar  auftoeist  (3.  SB.  in  ber  Seigre  oom 
SBiffen  Sl^rifti,  oon  bem  Segriff  ber  ®nabe,  Don 
ber  SBirtung  ber  Sefd^neibung,  Don  ber  ffraft  ber 
9b[oIution)  nid^t  eigentli(^e  „SRetroctationen", 
fonbem  nur  eine  entfd(|iebenere  SuSfprad^e  beS 
Don  Anfang  an  Dorfd^mebenben  ©cbanlenS  gegen» 
über  ber  Sd^ttlanftd^t.  99ei  bem  Umfange  feiner 
in  fo  furger  SebenSjeit  gefd^affenen  SBerfe,  unb  bei 
ber  (Srünblid^feit  unb  Xiefe,  mit  ber  er  alle 
Probleme  angreift,  ift  biefe  ©efd^Ioffenl^eit  unb 
(Sontinuitöt  feiner  2)enfarbeit  in  ber  Xf^ai  etmaS 
SinaigeS.  Sßö^renb  S)un8  ScotuS  l^öufig  über 
bie  imtif,  ben  StDA\tl  nid^t  l^inauSfommt,  Sona- 
Dentura  mit  einer  großem  SBal^rfd^einlitlfeit  für 
feine  Xl^efe  }ufrieben  ift,  fd^Iielt  Zl^omaS  feine 
Unterju^ung  faft  immer  mit  einem  entfd^iebenen 
Urtl^eil  S)abei  merlt  ber  Sefer  Dief  meniger  bie 
Dorangegangene  ©eißeSarbeit,  baS  fubj[ectiDe  Sie« 
ment  ber  g^orfd^ung,  als  etma  bei  SBonaoentura. 
®erabe  biefe  Sid^er^eit  unb  obiecüDe,  unperf  önlid^e 
Haltung  mu|te  ben  1^1.  Xl^omaS,  aud^  abgefeben 
Don  ber  innem  UebergeugungSfroft  feiner  Seigre, 
gum  „Sngel  ber  Sd^ule''  machen.  Sud^  fein  @til 
empfiel^It  il^n  alS  grunUegenben  Vertreter  ber 
tl^eologifd^en  SBiffenfd^aft.  3m  SlOgemeinen  ebenfo 
burd^  ftlar^eit  xoxt  burd^  eble  Sinfad^^eit  unb 
SBürbe  ouSgegeid^inet,  mirft  er  aud^  ba  anregenb, 
too  er  in  fd^mierigen  ^fragen  bie  gel^eimni^DoSe 
JNirge  beS  @tagiriten  \\ä)  gu  eigen  mad^t. 

@o  fonnten  benn  bie  Snfeinbungen  gegen  ein- 
gelne  Seigren  beS  t^^t^g^/  bi^  f^on  gu  Sebgeiten 
beSfelben  in  ^riS  xoit  in  Osforb  begannen,  auf 
bie  2)auer  bem  Sßod^tl^ume  feines  SRul^meS  nid^t 
fd^aben.  91IS  ber  ißarifer  SBifd^of  &effym  Xtxtvpxtt 
unb  ber  ßi^bifd^of  Don  Santerbur^  Stöbert  SKL" 
niarbbQ  1277  unter  anberen  X^fen  aud|  einige 
^nfid^ten  beS  1^1.  Xl^omaS  Derurtl^ilten  Penifle- 
Chatelain  I,  556.  558  sqq.),  erl^oben  fid^  nid^t 
nur  beS  le^tem  OrbenSgenoffen  SIbert  ber  ®ro|e, 
SHid^arb  ffna))meO,  Semarb  Don  ®annat  u.  %, 
fonbem  aud^  anbere  l^erDorragenbe  X^eologm^ 
mie  bie  gmanntm  Suguftiner  ^egibiuS  be  So« 
lonna  unb  3acob  Don  Siterbo,  ber  ÜRagifier 
©ottfrieb  Don  gfontaineS,  gu  feiner  SSertl^eiblgung. 
Sugleid^  traten  bie  OrbenScapitel  ber  S)omini- 
caner  Don  1278, 1279, 1286  u.  f.  f.  für  bie  Se^re 
beS  I^L  Xl^onmS  ein ;  mebr  unb  mel^  Derbreitete 
fid^  ber  »uf  feiner  ^eiligfeit  unb  erhielt  1823  in 
ber  Sanonifation  feine  f eiertid^e  Septigung.  Sfn« 


folge  beffen  l^ob  ber  Sifd^of  Don  $ariS  6tepl^ 
Don  SBourret  1324  baS  oon  feinem  Sorg&nger 
gefönte  Urtl^eU  auf.  Ueber  bie  ft>äterm  Stampft 
gteifd^en  X^omtSmuS  unb  @€OtiSmuS  Dgl.  ben 
%tt.  X^miSmuS.  S)aS  Slnfel^m  beS  ^L  Xf^omaS 
tourbe  burc^  biefelbm  ouf  bie  Sauer  ni^t  ge« 
minbert,  eS  itüt  Dielmel^r  in  er^d^tem  ÜRafie  auf, 
als  in  ber  S^it  ber  Stmaiffance  oud^  bie  S^ologie 
eine  SBiebergeburt  erfuhr.  S)er  erfie  9nfü)|  gu 
berf elben  ging  Don  OrbenSgenoffen  beS  1^1.  X^omoS 
aus,  bie  ebenfo  feft  Don  ber  uuDergdnglic^en  SBol^r' 
beit  feiner  $rinci|>ien  toie  Don  ber  Stot^menbig- 
!eit  einer  Steform  ber  @d(|oIafitit  übergeugt  toaren, 
aRönnem  mie  Sajetan,  ftonrab  9bÜin,  Seter 
SrodCart,  gfran^  Don  iBittorta,  ÜReld^ior  wrü 
(f.  b.  betr.  ^rtt.).  92un  begann  bie  Summa  erfi 
red^t  ftatt  ber  Sentengm  beS  Somborbm  baS 
Sebrbud^  ber  Xl^eologm  unb  bie  ®runblage  gro^ 
artiger  Sommentare  gu  merben.  Sie  erften  ge« 
bmdtm  Sommentore  finb  bie  beS  Saieton  |ur 
gangen  Summa  (Senebig  1507—1522),  beS 
fföDin  gur  Prima  Seoundae  (ftöln  1512)  tmb 
ber  Don  SBittoria  herausgegebene  beS  Crociart  gtir 
Secunda  Secondae  (^[iodS  1512).  9u^  ben 
Sominicanem  mad^tm  aud^  bie  3efuitm,  bie 
Sarmeliten,  bie  Xrinitarier,  bie  Suguftincr  imb 
anbere  Orben  baS  @tubium  beS  ^L  S^moS 
gur  befoubem  ^flid^t.  Sie  befonneneren  ^uma- 
nifim  rebm  mit  Sl^tung  Don  il^m ;  SStoeS  (De 
tradend.  discipL  5,  3  [Opera  VI,  Valent. 
Edet.  1785 ,  404})  nennt  i^n  seriptorem  de 
schola  omnium  samsBimam;  SraSmuS  (An« 
not.  in  epiat.  ad  Bom.  0. 1  [Opera  VI,  Baal* 
leae  1541, 336])  lobt  ibn:  Yirnon suo  tantum 
saeculo  magnos.  Nam  meo  quidem  animo 
nnlluB  est  reoentium  tbeologoram^  oui  par 
sit  diligentia,  coi  Baniua  ingeninm«  oui  soll* 
dior  eruditio.  SBie  Sonte  in  ber  bid^tmben 
(^rabieS  10  f.),  fo  Ratten  berühmte  SRaler  in 
ber  bilbenbm  Ihinfl  baS  9nben!en  beS  gro^ 
SReifierS  Deremigt;  nod^  l^euie  betounbert  man 
bie  SarfleOungm  feines  Sieges  über  bie  gott« 
feinblld^e  SBiffenfd^oft  in  ben  ®emdlben  be§ 
Xabbeo  ®abbi  in  @.  aßaria  ^loDeOa  |s  ^» 
mtg,  beS  Zraini  in  €.  Katarina  gu  $ifa,  be§ 
93enoggo  ®oggott  im  SouDre,  beS  gfilitipD  Sipt^t 
in  @.  SRaria  f.  SKneroa  gu  Slom.  SBid^tiger 
als  alles  biefeS  »ar  bie  ttuSgeid^nung,  loel^  bie 
fßöpfie  unb  €onciIim  bem  ^eiligen  gottitn ;  auf 
bem  Xribentinum  loor  bie  Summa  nebm  ber 
l^eüigen  €d^rift  aufgefd^Iagen,  Don  bm  ftOpfhn 
esiftirm  mel^r  o(S  80  @dt)reiben,  bie  für  3^onuid 
eine  eingigartige  Smpfe^Iung  bilben.  @d  tonnte 
bie  Ürd^Iid^e  SBiffenfd^oft  aud^  in  ben  Ie|tra  3abt* 
l^unberten,  n»o  neue  ^l^ilofopl^ifd^  Spfteme  ein- 
anber  ablösten,  auf  bie  Souer  bie  gfibrerf^ 
beS  Squinaten  nid^t  ablel^nen.  9Bie  im  16. 3d^r« 
^unbert,  fo  mar  ou^  im  19.  bie  Sfefonn  ber 
fatl^olifd^m  Sijfmfd^  gugleid^  eine  ffiieber- 

Seburt  ber  tJ^omifKfc^en  Se^re.    Sie  Saci^^Rica 
eo'S  Xm.  Dom  4,  9luguß  1879  Ajatami 


1661 


Zl^omaS  be  Slrgentina  —  %f^oma%  Sedtet,  bet  H 


1662 


Fatris  teilte  biefe  lEBieberMebung  )tim  feiet" 
lUden  SuSbrud  uno  gab  i^r  neue  ^mpulfe,  for- 
bote  ober  aud^  eine  SBeiterentn^idlung^  ber  %ov 
fd^ung  na4  ben  Sebärftttffen  ber  SAi,  eine 
Sifjcnf^aft  im  ®ei{le  bc3  1^1.  X^omad.  (iBgl. 
befonber«  (Eb^e,  S)ie  ))Qt>fta4e  (Snc^nica  Dom 
4,  «uoufl  1879  imb  bie  Seftauratton  ber  d^rift- 
fl4ien  ^bilofop^i^/  in  ben  Stimmen  aud  Snorio- 
£ao4i  XVin  [1880],  13  tf.  93on  anbeten 
€(4tttten  feien  genannt  Piccinardi,  De  appro- 
batione  doctrinae  S.  Thomae  Aq. ,  Patay. 
1683 ;  Johannes  a  S.  Thoma,  Tractatns  de 
approb«  et  anciorit.  doctrinae  angelicae  D. 
Tbomae,  im  Garsus  theol.  I,  Colon.  1711, 
132  sqq.;  Talamo,  II  rinnoyamento  del  pen- 
siero  tomistico  e  la  scienza  modema,  Siena 
1878;  ^eüinger,  Sl^omad  t)on  ^qiiin  unb  bie 
ntüpMf^e  «iöilifation,  granfjurt  1880  [3eit. 
gemd|e  Srof^ütcn,  9Ieue  ^folge  I,  9] ;  S^neib, 
^\i  ^fitlofop^ie  beS  Ifi.  X^omad  nnb  il^re  9e- 
beutung  ffir  bie  ©egentoart,  SBür^burg  1881; 
SbeobotuS  [f.  ob.];  Berthier,  L'ötude  de  la 
somme  thäologique  de  Si-Thomas  d'Aquin, 
Pribonrg  1893;  be  ©root,  fieo  XIU.  unb  ber 
iL  XbomaS  üon  Squino ,  SRegendburg  1897: 
IBebofrr,  S)ie  geiftige  Sen^egung  im  Snfd^Iu^ 
rni  bie  Z^oma§«(£ncQflica  Seo'S  Xin.,  SBien 
1897*  Unter  ben  3<itf(^nften,  bie  ber  Serbrei- 
tung  be§  firengen  3:i(|omi8muS  bienen,  ftnb  }u 
nennen  DiTus  Thomas,  Piacenza  1879  sqq.; 
3abrbiul^  fär  ^b^ofop^ie  unb  f)>eculatiüe  3:|eo- 
logie,  herausgegeben  Don  Sommer,  !ßaberbom 
1886  ff.;  Bevue  thomiste,  l^erauSgegeben  Don 
ber  tbeotogifd^en  Sfocultöt  in  greiburg  [Sd^tteis], 
$atifi  1893  ff.  918  |)ilf8mittet  sunt  @tubium 
bient  @d)fljf,  X^omoS-Sesilon,  2.  9ufl.,  giaber- 
bom  1895.)  [SRauSbad^.] 

Stornos  be  Srgentina,  f.  Zl^omaS  oon 
StroHburg. 

9femM  9^^f  ber  1^1.,  Srjbifd^of  oon 
(&mterbux9,  URatt^rer  im  Kampfe  |ür  bie  greil^eit 
bet  IKrc^e  gegenüber  ber  X^rannei  £)einrid^  IL 
t>on  Sngtonb,  würbe  am  21.  S)ecember  1118  ju 
£onbon  cid  @o^  beS  ou8  ber  Slormanbie  ftam- 
menben  I^aufmann8  ®ilbert  Sedet  geboren. 
Seine  SRuttet  SRatl^ilbe  mar  eine  faracenifd^e 
gnrflentoi^ter ,  mel^fe  ®ilbert  möl^renb  einer 
SBoüfol^  im  9RorgenIanbe  fennen  gelernt  l^atte. 
%n!bbtm  Xbomad  ben  etften  Unterrid^t  in  ben 
C^uten  £onbonS  empfangen,  befud^te  er  bie  fie^r- 
on^alten  Don  $ari8.  yiai^  ber  SRüdlel^r  in  bie 
^etmat  (1140)  mar  er  brei  3a^re  im  @ef(^afte 
emefi  Qertoonbten  t^oHg  unb  mürbe  bann  in  ben 
SienR  be9  £rjbifd^of8  Xb^obalb  Don  (Santerbur^ 
(1189—1161)  aufgenommen,  in  beffen  ®unft  er 
fttb  nngeod^tet  ber  Slnfeinbungen  beS  nad^maligen 
Q:qbif4ofS  Don  ^orf,  Stoger  be  ^ont  rgDdque, 
buttb  iHugbeit  tnib  ©emanbtbeit  in  ber  Sel^anb- 
lung  ftrc^lid^er  ®efd^afie  )u  b^Iten  mu^te.  %uS 
befonberem  fBertrouen  nabm  il^n  ber  Srjbifd^iof 
1143  ate  ^Begleiter  mit  nad^  9lom,  mo  Xb^obalb 


bie  Surfldhiabme  ber  bem  SBifd^of  ^einrid^  Don 
SBin^efter,  SBruber  bed  fiönigS  @tepb<xn  (1135 
bis  1154),  übertragenen  9Bürbe  eined  Segaten, 
f omie  bie  Untermerfung  ber  SRetropoIe  ^or!  unter 
SanterburQ  }u  eneid^en  fud^te.  Vuä)  fpöter,  att 
ber  er}bif<^of  gegen  ben  SBÜIen  bed  ftönigS  @te« 
pl^an  ba3  Sonett  Don  9teim3  (1148)  befud^te,  mar 
ZbomaS  fein  Segleiter.  2)er  SSerfud^  beS  SRonF 
ordnen,  feinem  ©o^n  Suftace  mit  SSerle^ung 
frfll^er  SBerfpred^en  bie  ftrone  gujumenben,  führte 
Xboinod  11^2  mieber  nad^  9tom;  bort  eneid^te  er 
burd^  feine  fftugl^eit,  ba^  bie  Krönung  bed  $rin)en 
Derboten  mürbe,  unb  bereitete  fo  ben  SBertrag  Don 
Sßin^efter  1153  Dor,  meld^er  f)einrid^  n.  $Ian- 
tagenet  bie  englifd^e  Jhone  fu^erte  (f.  b.  9rt  Sng- 
lanb  IV,  548).  3ur  ©elol^nung  für  biefe  ffiienfte 
erhielt  Xf^omaü  mehrere  $frünben  unb  bie  Sriaub« 
ni|,  }u  SBoIogna  (unter  ®ratian)  unb  gu  Slu^erre 
ftd^  bem  @tubium  bed  fird^Iid^enSted^ted  }u  mibmen. 
9lad^  ber  ^eimfel^r  (1154)  erlangte  er  ben  ein- 
flu^rei^en  !ßoften  eined  Strd^ibiacond  Don  Sanier* 
bur^  unb  empfing  balb  barauf  bie  b^ttige  S)iaco« 
natdtoeibe.  ®Mä)  nod^  feiner  Xb^onbefteigung 
er|ob  ^einrid^  H.  (1154—1189)  ibomad  »edet 
auf  Smpfel^Iung  bed  Srgbifd^ofd  Xb^obalb  gum 
Sorbfangter  unb  übertrug  i^m  au^erbem  bie  (Er« 
giebung  bed  jhonpringen  ^einrid^.  Wd  erfter  SBe« 
amter  bed  Steid^ed  mu|te  Xbomad  ein  glöngenbed 
^aud  fül^ren,  beobad^tete  aber  perfdnlid^  ftrenge 
dntl^altfamfeit,  gab  fid^  adceti|d(|en  Uebungen  bin 
unb  glängte  burd^  SReinbeit  ber  Sitten.  Seine 
Stellung  gmang  il^n  aud^,  1159  mit  feinen 
Wannen  an  ber  ^Belagerung  Don  Xouloufe  tl^eilD- 
gune^men,  mad  er  nad^mald  bitter  bellagte  (Morris 
[f.  u.]  89).  Sefonberd  mirb  gegen  ibn  ber  Sor* 
murf  erl^oben,  ba|  er  in  eingelnen  Stüden  bie  flir« 
d^enpolitü  bed  fiönigd  mitmad^te  unb  bie  Snter« 
effen  ber  ffrone  mon^mal  gu  fel^r  mabma^m.  So 
Dergab  er  bad  SBidtbum  Sonbon  mit  bem  SSorbel^It 
einer  ©elbfumme  für  ben  Ihteg  in  Slquitanien  unb 
f orberte  für  ben  nämlid^en  3med  bie  ber  ©eiftlid^« 
feit  fiatt  bed  perfönlic^en  |^eerbienfted  ungered^ter« 
meife  auferlegte  Steuer  oer  second  subsidies 
(Morris  43).  9nbererfeitd  ift  iebod^  nid^t  gu 
löugnen,  ba^  99edetd  (Einfluß  in  einer  langen 
Steibe  Don  ^o&m  ben  abfolutiflifd^en  planen 
^etnrid^  n.  Sd^ranfen  gog  unb  ber  ffirdjie 
fd^mere  S)emüt^igungen  unb  bittere  SSerlufte  er- 
fparte.  3nd6efonbere  geigte  ftd^bieferSinßul,  ald 
ber  SJlonard^  bie  Sifd^bfe  ber  9^ormanbie  mit 
gemaltfamen  9Jta|regeIn  bebrobte,  meU  fte  obne 
^ene^men  mit  il^m  ^d^  bem  recbtmä^igen  $apfte 
^leianberin.  angefd^Ioffen  batten.  Uebrigend  bei* 
fannte  Xb^i^ad  fd^on  bamald  bem  ßrgbif  d^of  £b^o« 
balb  ^fetn  SBerlangen,  ftd^  ben  ScbKngen  bed  f)ofed 
absqne  infamiae  nota  gu  en^ieben"  (Robertson 
[f.  u.]  n,  804).  Sein  SBerl^alten  in  mand^en  Sled^td- 
föQen,  namentlt(b  im  Streit  ber  Slbtei  Seattle  mit 
bem  SBifd^of  Don  iSf)idf^^itt,  bat  ibm  aud^  ben  93or* 
murf  ber  Unauftid^ttgfeit  eingetragen;  mabr  ift 
aber  nur,  ba^  Sboi^^^^  ^^  ffönig  Kug  gu  be« 


1668 


Zl^omafi  f&tdtt,  ber  H 


1664 


l^onbeln  tougte.  3n  bieten  Stüden  freUid^  Der- 
modele  er  bie  getsoltfame  fticd^enpoliti!  ^ein- 
rid^S  IL  nic^t  )u  l^inbem ;  bie  Sefej^ung  ber  93t8- 
t^umer,  beren  Sinfänfte  in  ben  StoatSfcl^a^ 
ftofjen,  lourbe  oerfd^Ieppt.  S)a8  £after  ber  @imonie 
na^im  uberl^onb;  unttürbige  (Sunftlinge  fu(^te 
man  in  liöl^re  ißfrfinben  ju  bringen,  f o  oa^  Sr}- 
bifd^of  Xl^eobalb  Demffönig  fd^rieb:  ^SDieffinber 
ber  SBelt  ratl^n  S^nen,  bad  Slnfel^n  ber  JKrd^ 
gtt  minbem,  um  bie  fönigtid^e  Sßürbe  }u  erl^öl^en. 
«ber  biefe  jinb  3^re  gfeinbe"  (Morris  55).  Sm 
18.  9lt)ril  1161  ftorb  Xbeobolb;  13  aRonote 
jpater  berief  ber  ffönig  ouf  ben  erlebigten  ©tul^I 
feinen  ffonsler.  Sl^omad  iBectet  fud^te  ab^ule^en 
mit  ber  SJlotiDirung  bem  ffönig  gegenüber :  „S)ie 
Sfreunbfd^oft,  bie  irox\i^tn  und  befielet,  toirb  ftd^ 
bann  in  bittem  ^a^  t>ermanbe(n;  bu  mürbeft  in 
fird^Hd^en  Singen  auf  SBieleS  «nfprud^  erbeben, 
koaS  id^  gleid^mfitl^ig  nid^t  ertragen  tonnte" 
(f?efele.ihiö»)fler,  eonc.-®efd&.  V,  2.  Sufl.,  608). 
3nbe|  ber  Wtomtä^  bel^arrte  bei  feinem  Sntf d^Iu|. 
Sie  SRönd^e  ber  C^riftufifird^  t>on  SonterburQ 
lourben  t)eranla|t,  il^re  SBa|I  auf  ben  ffangler  gu 
lenfen,  ber,  maS  betont  n)erben  mu|,  in  Slbmefen- 
beit  beS  SJlonard^en  burd^  ben  jhonpringen  ^ein- 
rid^  Don  aQen  Serpflid^tungen  gegen  ben  Staat 
entbunben  mürbe,  um  frei  feines  fird^Iid^en  «mteS 
malten  gu  fönnen  (Robertson  VI,  97).  @eit 
feiner  (Sonfecrotion  (3. 3uni  1162)  erfd^eint  Zbo" 
maS  ald  ein  gong  anberer.  datte  er  aI8  ftangler  bie 
SSortl^eile  unb  angeblid^en  SHed^te  ber  ftrone  gegen- 
iäer  ben  Sifd^f en  üieQeic^t  mand^mal  gu  fe^r  ver- 
treten, fo  toarb  er  t)on  nun  an  ber  belbenmutl^ige 
SSert^eibiger  ber  ffird^e  unb  il^rer  Xed^te  gegen« 
über  einem  SRonard^n,  beffen  ma^Iofe  ^errfd^fud^t 
Stiemonb  genauer  lannte  als  er.  Sie  btttem  Sior- 
tDÜrfe,  toeld^e  bie  olatl^olifd^  ®efd^id^tfd^eibung 
toegen  biefer  Senberung  gegen  XbomaS  erbebt, 
f d^eitem  an  ben  Xbotfad^en,  ba^  er  baS  ergbifd^öf- 
lid^e  9mt  miber  SBiSen  unb  nur  auf  Srangen  beS 
^5nigS  felbfl  angenommen,  bieftanglermürbe  gum 
@d^mer)e  bed  ffönigS  nad^  £m))fong  ber  IBif d^of S- 
toeiJ^e  niebergelegt  batte,  unb  ba^  ^^bie  3  b  e  e  beS 
9[mteS  es  toor,  maS  t^n  als  C^gbifc^of  toie  als 
ftangler  erfüEte  unb  fein  S^un  unb  Soffen  be« 
l^errfd^te"  (^«feIe-Jhiö<)flerV,611).  ©eineSitten 
unb  feine  bifd^flid^  ^mtSDermaltung  tooren  un* 
tabel^ft  Sie  Slmofen  feines  Vorgängers  Der- 
bopl^elte  er ;  bie  mit  ber  ibm  gugefaDenen  SIbtSloürbe 
bon  Canterburp  Derbunoenen  fd^meren  aScetifd^ 
Serpßid^tungen  erfüllte  er  mit  Sifer  unb  ^uS« 
bauer.  Unerbittlid^  mar  feine  ®ered^tigf eitSUebe,  an 
ber  nid^t  einmal  Sriefe  beS  ftbnigS  gu  rütteln  t>er- 
mod^ten.  @ein  ffangler  Smulf  mu^e  fd^mbren^ 
feine  ®efd^enfe  angune^men.  iSab^teid^e  ftird^en- 
güter,  bie  in  Saienb^nben  fU^  befanbeti,  mürben 
in  9luSfü^rung  ber  teftamentarifd^en  Serfügung 
bcS  (irgbifd^ofS  Zl^eobalb  unb,  mie  gi^fte^^ben 
melbet,  mit  auSbrä(fIid^er  ©enel^migung  beS  SJlon^ 
ordnen  burc^  Zbo^Q^  gurüdtgeforbert  (Morris  91). 
3m  aRai  1163  nal^m  ber  ßrgbifd^of  mit  (Erlaub- 


nis beS  AönigS  am  SoncQ  üon  ZourS  t^,  w 
Stlesanber  in.  ben  IBorrang  bon  Santerburp 
über  ^orl  beftötigte  unb  £^omaS  mit  ben  Sot« 
arbeiten  gur  ßinleitung  ber  Sanonifation  feinet 
SmtSDorgöngerS,  beS  1^1.  9nfelm  Don  Sositerbut^ 
(f.  b.  9lrt.),  beauftragte  (Jaffe,  Begesta  n, 
2.  ed.,  170).  (Eine  birecte  Qx>lLif\Dn  mit  bem 
ftönig  erfolgte  bunb  eine  $rebigt  beS  (Ergbtfddo^ 
t)on  bem  93orrang  ber  geifUid^en  ®emalt  über  bie 
meltlid^e  (Morris  110),  burd^  bie  SSerbongung 
beS  SanneS  über  SBil^Im  t>on  St^neSforb  megen 
Vertreibung  etneS  CieriferS  unb  burd^  ben  SBiber« 
ftanb  gegen  bie  oon  ieber  {)ufe  SanbeS  an  bie 
@beriffS  gu  entrid^tenbe  Xase  t)on  gmei  ©(billing. 
auf  ber  @9nobe  k>on  SBefiminjler  1163  trotXb^ 
maS  ben  Singriffen  beS  itönigS  in  bie  ämmuni« 
iSiim  ber  ®eiftHd(|feit  entgegen ;  er  moOte  beffen 
Serlangen  nad^  Seobad^tung  ber  alten  GkbräudJK 
nur  salvo  ordine  suo  befriebigen  (Robertson 
lY,  201).  Sod^  gelang  eS  bem  ffönige«  burdb  bie 
IBif^öf  e  ®  ilbert  goltot  (f.  b.  »rt.)  Don  £onbon  unb 
Slmolb  Don  Sifteus  eine  Spaltung  im  (Epifcopot 
berDorgurufcn,  unb  ba  ouc^  ^lesonber  UL  mit 
Vegug  auf  bie  bebrangte  Sage  ber  ßird^e  gum  grie- 
ben  mabnte,  fo  gab  Xb^'tnaS  mxä^  unb  Dcrfprc^  in 
SBoobftod  Seobad^tung  ber  ®ebräu(be  obnc  bie 
(Slaufel  salTo  ordine.  9lun  Derlongte  ber  ffonig 
auf  ber  Steid^Soerfammlung  Don  Slarenbon  bei 
@alisbur9  am  24.  Sanuar  1164  Don  iJ^omaS 
aud^  öffentlid^e  Selröftigung  biefer  3nfage^  unb 
l^ier  ift  ber  (Ergbif c^f  Don  SBattfelmutb  nic^t  frei- 
gufpred^en.  anfangs  bebauerte  er  fein  QSctfpre^ 
uxib  miberftanb  ben  (Bitten  feiner  SmtSbrü^  tote 
ben  Srobimgen  beS  SbelS:  fd^Ke|Iid^  aber  gob  a: 
nad^.  SffiaS  ber  ff dnig  ftd^  ^otte  Detfpm^en  kffen« 

Ssigte  ftd^  am  f  olgenben  Xage,  als  er  gum  @d^redten 
eS  ^maS  burc^  Stidborb  be  Suci  unb  3acelin 
be  SaiSeuI  bie  atten  ®ebräudj|e  in  mflOurRd^er 
SBeife  cobifidren  unb  gur  ®enel^migung  Darlegen 
lie^.  Son  oen  169rtifeln  beriSoajtitutionenDon 
Slarenbon  beonftanbete  ber  (Ergbifd^f  in  Utngeicr 
Stebe  folgenbe:  1.  WU  ©treitigfeiten  in  !^fci»> 
tationen  gu  ißfrünben  gebbren  Dor  bie  tSn^idben 
®eri(^te;  8.  ebenfo  fömmttid^  Sergeben  ba  Qib' 
riler.  4.  Ol^ne  föniglid^e  ®enebntigun(}  bacf  fem 
$ralat  au^er  SanbeS  ge^en,  mb  5.  o^iie  biefeHe 
9liemanb,  ber  ein  9lmt  Don  ber  Jhone  be{i|t  nit 
Samt,  ober  fein  Sonb  mit  Snterbid  bdegl  mes* 
ben.  8.  IBerfagt  ber  Srgbif^of  %ed&t,  fo  ge^t  ik 
Berufung  an  bie  Ibniglid^en  Qerid^te.  12.  Sie 
Sinfünf te  erlebigter  IBiStbümer  gehören  hex  ihone. 
Siefe  (SobiftcaHon  miberfpcaq  bem  (Eibe  beS 
ßönigS  beim  (Empfang  ber  ihone,  fomie  bem 
Xreueib  ber  93if(^5fe,  ber  fogar  nad|  Srt  12  ber 
(Eonftitutionen  Don  Slaretwon  salvo  orfine  gc» 
leiftet  merben  foUte  (Morria  145).  etQpamc 
biefer  SBiafür^  toüd^c  lebe  SelbflanbigfrÜ  ber 
jHrd^  Derfd^Iong,  empfanb  S^moS  bittere  Seue 
über  fein  DoreiligeS  Serfpred^,  ent^iett  fi4  ber 
Sarbringung  beS  (eiligen  Snelopfcrd  nnb  bot 
aiesanber III.,  ber ie|t in @enB refibixte,  umSoS- 


I66S 


Xl^omaS  SBedet,  ber  I^L 


1666 


f|Kf<(uiig»  fb  erlitt  Don  bcmfeKen  eine  be« 
ru^gmoe  StntIDort  (Robertson  V,  88),  IDäi^b 
rin  pdpplid^  Shmbfd^bm  an  bm  ganyn  (Epi- 
\apai  (hteUmb«  erging  {ur  IBert^eibigung  ber 
gnibdl  ber  ftinl^  (Bobertson  Y,  84).  Sie  9e- 
^gefonig  ber  Sonfiihitionen  k)on  (Storenbon  l^atte 
2^100«  abfidelM  (Bobertson  Y,  112).  9(«  ber 
Ataig  efatt  iSe^tfc^ft  nod^  Send  fd^idte  mit 
bem  Vnlroge,  ber  Ißapft  folte  ben  unge^orfamen 
^rinuiB  befirofen,  ernannte  SIesanber  IIL  )ur 
Xettnng  bclfelben  cntS  ber  Ungnobe  bed  9Ron^ 
OD^tn  ben  (Irg^ifcfiof  Stoger  t)on  Dort  jum  Se« 
QBteiL  S)en  Snhog  beS  ^moS  auf  ä^enebmigung 
ber  Conflituttonen  Mn  CUarenbon  toieS  ber  ^opft 
«ber  cboifo  |infid  ttie  beffen  gorberung,  Sifd^f 
OBbeii  Sfoliot  tM>n  Sonbon  foOe  baS  ®eI5b- 
ni|  ber  Untem»firfigfeit  oor  il^m  erneuern.  S)ie 
Öffnung,  ben  $rimaft  tat  9iad^giebigleit  ju 
(Dingen ,  t>eronIa|te  ^einrid^  IL  )u  neuen  un« 
fercfblcn  SRaftregcln  auf  ber  Serfammlung  )u 
Slott^ompton  (Odober  1164).  (gr  Iie|  l^ol^e 
<8ilbbu|en  über  %^vmA  DerbSngen,  tteil  er  bie 
Uniiffä^bcd  fdniglid^en  Seamten  3o^n  t)^  SRor* 
fM  taäj^  omrtannt ,  unb  jorberte ,  unter  Ser* 
Unng  ber  bem  $rimaS  bei  antritt  befi  erg« 
bi^djß^m  ImteS  gcn&^rten  ^Befreiung  oon  allen 
ftootlicben  SerbinbUAleiten,  bie  koä^renb  beS 
JhmaleramtfS  aud  erlÄigtcn  S^nrengetn  em))fan- 
Mien  CHntftnfte  jurOtf.  Sie  Sifd^dfe  liegen  ben 
ilrjbifü^f  im  Stid^.  SHefer  aber  legte  93«rufung 
IUI  ben  $0^  ein,  entlröftete  in  »firbeDoBer  Siebe 
bie  unbegränbeten  Snfc^ulbigungen  bcd  (Srafen 
fleiafiex  unb  flo^  mit  ^Ufe  ber  ®ilberttner  auf 
bof  Seftlonb,  »o  Subtoig  YU.  Don  gfranfreuJ^ 
<1137— 1180)  i^  gueoiifona  freunblid^  ouf- 
nobnu  du  SoiS  fud^te  eine  ®e{anbtf d^ft  f^ein- 
li^l  n.,  beftebenb  au«  ber  ^räloten-XrioS  Sr)- 
bifc^of  9toger  oen  S^od  unb  ben  SSifd^f en  ^ilariuS 
wx  Cbid^er  unb  gfoliot  uon  Sonbon,  toi  ißri« 
mo9  iior  9(esanber  III.  in'S  Unred^t  gu  fe^; 
balb  barouf  ober  gab  Xb^maS  }U  @en8  bem 
tpotifte  genaue  Suffd^Iüfje  aber  bie  SorgOnge  in 
Cnglonb,  befonberd  fiber  bie  (Sonfiitutionen  üon 
Cbmnbon,  Slesanber  IIL  erO&rte  benn  mui^ 
nur  einige  ber  Ie|ieren  al8  onncbmbor ;  er  tabelte 
2^oma4  nwgm  feiner  fnil^em  Slad^giebigteit, 
uAbm  aber  beffen  Seqid^t  auf  baS  <&3bifit|um 
Oanterburq  ni(bt  an.  S>ttnl^  ben  Sijd^of  t>on 
^oiHen  bem  «6le  ®utd^b  ber  eiftercienfer« 
attrt  $ontign9  in  Surgunb  oB  »ein  d^nofir- 
biger  SRonn  tion  undergleid^Iid^  ^eiligbit"  em* 
lifoblen  (Robertaon  Y,  118),  nabm  ZboinaS 
bier  am  30.  Ülobember  1164  fflr  faft  )»ei  3abre 
Httfentbolt  WOfmh  btefer  3ett  »ibmete  er  pd^ 
mit  l^rbert  bon  9tAfyim  bem  €tub{um  ber  bei« 
ßgen  SdfA\t  nnb  mit  Sombarbufi  t>on  ^iacenja 
bem  bei  finbibben  Xed^teft.  „Unfer  iBerbre(ben^ 
fdltiib  tr  on  ben  ftwijler  befi  MnigS  oon  @i« 
dlien,  «ift  bie  SEBabning  ber  gfrei^at  ber  ffinbe" 
<RobariBOn  Y,  247);  on  ben  ftönig,  mel« 
ijn  Ut  ®fiter  beB  CqbifcbofS  unb  feiner  ®e' 

IKtAcnlczifon.  XL  2.  ITuff. 


treuen  bef (blagnabmte ,  rid^tete  er  t)erfdl^nenbe 
»riefe  (Robertson  Y,  266.  269).  ®ie  «ntmort 
^m:i<bd  n.  beftanb  in  regem  Serfel^r  mit  bem 
ftölner  erjbifibof  Stotnalb  oon2)affel  (f.  b.  %ü.), 
bem  fd^Ummften  ®egner  be8  $apfte8,  in  %e« 
fcbidung  bed  poiiftfeinblid^en  Stei^tageS  t)on 
äBüraburg  (1165),  in  l^ttgem  auftreten  miber 
X^omoS  auf  ber  Serfammlung  feiner  Stönbe  gu 
(^inon  an  ber  Soire  (Robertson  Y,  865.  881) 
unb  in  ber  Berufung  an  ben  $at)ft.  9m  24.  ^SiptU 
1166  mürbe  2;](|omag  gum  pdpftlid^en  fiegaten  er» 
nannt  unb  fprad^  old  f old^er  am  ^fingftf eft  gu  »e« 
geloQ  in  SBur^nb  über  bie  beiben  mu))turbeber 
ber  ConftUutu>nen  oon  Slarenbon,  be  Sud  imb 
be  »oilleul,  fomie  aber  bie  Vertreter  beS  ifönigS 
in  äBfirgburg,  3ol^n  oon  Osf  orb  unb  SRicborb  Don 
3(c^efier,  ben  Sann  au8,  unter  Sermerfung  ber 
(Sj)nftitutionen  Don  Slarenbon.  £er  ftönig  le^ 
Berufung  an  ben  $at>ft  ein ;  biefer  ober  beftätigte 
bie  ©entengen  Don  fßtydco).  9lun  bemirfte  ^efai* 
rid^  U.  burd^  bie  bem  ®eneroIcapiteI  ber  Cifier« 
ctenfer  überfanbten  2)robungen,  ba|  Xl^omaS  $on« 
tignQ  im  !ßoDember  1166  Derlteb  unb  in  @en& 
unter  bem  @(bu^  SubmigS  YIL  Slufentl^tt  nal^m. 
3)ur(b  bie  Dier  folgenben  3o|^re  (1167—1170) 
gießen  fid^  ebenf  o  langmierige  »ie  unfrud^tbore  93er> 
banblungen  gmij^n  bem  ff  önig  unb  bem  SirimaS, 
fomie  gmifd^en  beiben  unb  VIeianber  in.  tn  Xom 
unb  »eneDent  gur  9u8f  öbnung  ber  beiben  ^arteten, 
ßeinrid^  n.  fam  Med  barauf  an,  bie  Sngelegen- 
beit  ben  f^nben  bed  ^fteS  gu  entminben  unb 
burd^  fiegaten  innerl^alb  feined  Sleid^ed  gu  erlebigen, 
aber  mt4  auf  btefem  SBege,  ben  ber  ^ft  1167 
unb  1169  einfc^Iug,  eneid^  ber  9Ronard^  fein 
3iel  nid^t,  menn  f^on  i^n  bie  fcbtoanlenbe  ml« 
tung  beS  $a))fieS,  ber  fid^  balb  bem  ffdnig,  balb 
bem  $rima8  näherte  (maS  bem  le^m  bittere 
fflagen  ahpxtitt  [Robertson  YU,  123]),  immer 
toieber  in  feiner  ^rtnädigleit  beßörlte.  Sie  grie* 
ben8Der|onbIungen  gn)ifd^en  ^einrid^  11.  unb  bem 
$rima8  gu  SRontmiroil  am  7.  Sanuar  1169  mie 
auf  bem  SDlontmartre  bei  ^riS  im  9toDember  1 1 69 
f dauerten  an  ben  SuSflfid^ten  unb  SBiUUriid^reiten 
beS  SDtonord^,  beffen  9lufrid^tig!eit  ber  Segat  »i- 
Dian  am  14. 3uni  baS  fd^Iimmfte  3eugni|  auSfteOte 
(Morris  336).  2)ieDomffönigll70  angeorbnete 
ftrönung  be9  ^ringen  ^tnrid^  burd^  ßrgbifd^ 
Stoger  Don  ^orl,  eine  9mt8banblung,  md^e 
red^tlid^  X^omad  gufianb,  mar  nid^t  geeignet,  ben 
gfrieben  gu  förbem.  Crgebnibfofi  Derlief  aud^  bie 
3ufammenfunft  gmifd^en  bem  ftdnig  unb  %fy>xsM 
gu  Sa  8fert4  SiQeneuDe  bei  Sbottred,  ba  fte  gmar 
otte  S^mtMtbien  belebte,  ober  ben  etgentlid^en 
©treij^unft  nid^t  berührte ;  bod^  berid^tete  ®caf 
Xb^obalb  Don  Sloie  ald  Sugengeuge  bem  $a))fte, 
ba^  ber  ff  önig  bem  $rima9  erlaubt  babe,  mtber  bie 
^rftlaten,  meldte  bie  ffrdnung  beS  bringen  Dott- 
gogen,  eingufd^reiten  (Robertson  YÜ,  434).  93}ie 
menig  oufrid^tig  aber  bie  SSerf ö^nung  auf  feiten  beft 
ff5nig9  mar,  aI8  er  enblid^  1 1 70  bem  (Ergbif  d^of  bie 
StiicSe^r  gemattete,  gel^t  borouS  b^or,  bo^  ba^ 

53 


1667 


Zl^omad  fS^ampäntUa  —  £]^oma6  bon  Selano. 


1668 


S}orge]^enbe§$rima§gegenbte  Prälaten  nod^  feinet 
^nfunft  in  Sngtanb  ju  einem  ^au|)t!lQQe)}unft  ge- 
lempelt  mürbe,  ba^  fein  ^n^önger  beSfelben  unter 
äjxoetm  @trof en  baS  SReid^  oerloffen  burf te,  unb 
)o|  bie  ßinfünfte  feineS  ©tul^IeS  nod^  im  SDecember 
1170  in  bie  ffaffe  beS  ifönigS  ftofien.  S)ie  bom 
Srjbifd^of  Sloger  t)on  ^orf  gefd^ürte  Seibenfd^aft 
bed  Königs  Deranlagte  am  24.  3)ecember  1170 
einen  fur^tboren  SBut^udbrud^  bedfelben  gegen 
%f)oma9,  infolge  beffen  t)ier  9litter  über  ben  Sanal 
festen,  am  29.  3)ecember  SSad^mittagS  Xl^omaS 
im  Some  )u  SanterburQ  guerft  mit  äBorten  be- 
fd^im))ften  unb  bann  erfd^lugen.  3nbem  er  fein 
Seben  für  feine  ^eerbe  l^ingab,  l^at  £l^oma8  Sedet 
ben  @ieg  beS  9led^te8  ber  ff ird^e  über  xo^  ©etoalt 
entfd^ieben.  2)ad  Soß  t)erel^rte  i^n  als  Slutgeugen; 
ttlleionber  III.  canoniflrte  i^n  burd(|  bie  SuIIe 
Bedolet  Anglia  am  12.  aRärj  1173 ;  ^einrid^S 
(Sefanbte  fd(in)uren  in  SRom  DöQige  Untenoerfung 
bed  ftönigS  unter  baS  Urtl^eil  be§  $a))fte8,  mel- 
d^er  barauf  bie  SRdrber  bed  (Sr^bifc^ofS  im  M' 
gemeinen  bannte.  %m  12.  SRai  1172  erDörte 
^einrid^  IL  im  ®ome  Don  ^Drand^ed  in  ®egen- 
ttiart  ber  SarbinaKegaten  SlBert  unb  Xl^eobtoin 
unter  6ib,  bog  er  ben  SDlorb  beS  Srjbifd^ofS  toeber 
befol^Ien  nod^  gemünfd^t,  Derfprac^  treue  ^nl^öng- 
lic^Ieit  an  ben  $apft,  gfrei^it  beS  fird^lic^en  3n- 
ftan}en}ugeS  unb  Sergid^t  auf  bie  Sonftitutionen  t>on 
€Iarenbon.  SBenn  man  übrigens  aud^  an  ber  SuJ« 
rid^tigfeit  biefer  !Ber{))red^en  nid^t  }tDeifeIt,  fo  bleibt 
bod^  bie  X^atfad^e  befielen,  ba|  bie  SRörber  bed 
Srgbifd^ofS  aud^  fortan  ungeftört  am  ^ofe  unb  in 
ber  Umgebung  be89Ronar($en  lebten,  unb  ba^  bie 
®efe(e  Don  Slarenbon  „bie  ®runblage  ber  Snt« 
n)id(Iung  bed  fpatem  ©ewol^nl^eitSred^teS  in  fold^en 
{{fragen  bilbeten"  (Stubbs,  The  constitiitional 
history  of  England  I,  Oxford  1874 ,  466). 
S)ad  gfeft  beS  ffi.  Stomas  Sedtet  begel^t  bie 
Äirc^e  am  29.  2)ecember,  unb  jmar  ie|it,  nad^ 
ber  Sefiimmung  8eo'Ö  Xin.  Dom  3a|re  1897, 
als  duplex,  tooburd^  bie  biSl^er  gumeilen  megen 
ber  Occurren)  mit  ber  Dominica  infra  octav. 
Natiy.  Dom.  nötl^ige  Verlegung  ouf  ben  80.  S)e" 
cember  gufünftig  in  SBegfaU  fommt.  lieber  bie 
9{eliquien,  bie  SBunber  unb  bie  SBerel^rung  bed 
1^1  £l^omad,  fomie  bie  an  il^n  ftd^  lnä|)fenben 
Segenben  l^anbelt  DerftänbnilDoO  Mottib  466  to 
520.  Ueber  feine  @teDung  in  bermittelalterlid^en 
dqmnologie  Dgl.  G.  Dreves,  Analecta  hymnic. 
X,  Lips.  1891 ,  815.  (Sgl.  J.  C.  Robertson, 
Materials  for  the  History  of  Thomas  Becket, 
London  1875— 1885,  7  vols.;  John  Morris, 
The  Life  and  Martyrdom  of  Saint  Thomas 
Becket,  2.  ed.,  London  1885;  KateNorgate, 
England  under  the  Angevin  Kings,  London 
1887,  2  vols. ;  aWitt^eilungen  be«  3nftitutS  für 
Uften.  ®ef(^td^t8for|d(|ung  XH  [1891],  481, 
^nm.  1  [über  bie  üier  aJlörber  beS  bl-  Sl^omaS] ; 
Cuibbe,  in  ber  2)eutfd^en  3eit{d^rift  für  @e« 
Wd^tStoijfenfd^aft  VII  [1892],  E  54  f.;  Ed- 
'win  A.   Abbott,    St.   Thomas    of  Ganter» 


bory.  His  Death  and  Miraoles,  London  1 898, 
2  vols.)  [9L  «ettc§i«im.] 

$Qoitta$  ^ampantta^  f.  eam))anella. 

^^Qmas  Don  Selano ,  0.  8.  Er.,  einer  ber 
erften  ®efä^rten  beS  ffi.  f^anctdcuS,  Serfajjer 
mel^rerer  Segenben  unb  ^gmnen^  ftommte  ou§ 
Selano,  einer  Keinen  Stobt  ber  jum  Mnigteid^ 
9leapel  gebi3renben  9(6ru)jen.  Sr  mar  um  1200 
geboren,  lernte  ben  l^eiligen  OrbenSftifter  ))erfdn* 
lid^  fennen  unb  üerbitnte  ber  gro^n  !Dlt{|bR 
jugetl^eilt  }u  »erben,  tteld^  im  3. 1221  unter 
eäfariuS  t)on  @))eier  (f.  b.  9rt.)  nad^  S)eutf((* 
lanb  gefanbt  mürbe  unb  Don  Fr.  gorbonuS  av& 
3ano,  einem  ber  X^eSnel^mor,  in  feiner  ifyanät 
fo  anfd^aulid^  gefd^ilbert  ift  (f.  Analecta  Fnm« 
eise.  I,  Quaracchi  1885,  1  sqq.).  Setfelbe 
bemerft  auSbrud!Ii(^  (I.  c  11),  ba|  Xl^mal 
Don  Selano ,  qui  Legendam  8.  Frandsci  et 
primam  et  secnndam  conscripsit,  babei  ge« 
mefen,  femer,  ba^  er  1223  )um  Suftod  über 
bie  if  löfter  }u  9Borm3,  Sptiet,  aRoing  unb  ßöln 
enoä^It  morben  fei.  Sie  3eü  feiner  Studier 
nad^  Italien  ijl  ungemig;  aber  1230  tont  tc 
mieber  in  Slfflfi,  too  äorbanud,  nad^  feiner  eige* 
nen  SRittl^eilung,  t^n  auffu^te  unb  non  i^m 
Steliquien  be«  ^l  3franci^cu§  erhielt,  «uf  9e« 
fe^I  befi  $a))fted  ®regor  IX.  fd^rieb  XJ^omoS 
1229  feine  erfte  Segenbe  (Vita  prima  8.  Fran- 
cisei),  meldten  Umftanb  er  felbfi  in  bem  mit 
ben  Sßorten  Decus  et  vitam  S.  Prancisci 
beginnenben  SSormorte  mittl^eilt.  S)iefe  Segenbe, 
meldte  ou8  brei  Xb^ilen  unb  einem  Stn^nge 
über  einige  SBunber  befielt,  ift  ^ermtSgeg^ 
t)on  P.  @Q8IenS  S.  J.  in  ben  AA«  88.  BolL 
Oct.  n,  683  sqq.,  oud^  ju  Slom  1806  oon 
P.  @tepban  Dlinalbi  unb  ebenbofelbfi  1880  oon 
(SanonicuS  9(moni  (sugleid^  mit  anberen  Segenben 
unb  einer  italienifd^en  Ueberfe|ung).  SM  ckt 
Diele  merftDäri)ige  SSegebenbetten  in  biefer  erßat 
Segenbe  übergangen  »oren,  derorbnete  1244  auf 
bem  Sapitel  }u  ®enua  ber  OrbenSgenetoI  SnI« 
centiufi,  ba|  bie  Srübet,  toeld^  nod^  ffleitettS 
fiber  ben  l^eiligen  OrbenSftifter  tou^en,  biefe^ 
auffd^reiben  utü)  il^m  einfenben  foQten.  änfolgi 
biefed  8efebled  fd^idten  ou|er  t>itlm  9(nberen  bie 
brei  Vertrauten  be6  ^eiligen,  bie  Srüber  £eo, 
SlngeluS  unb  Shtftni^,  ibren  Serid^t  (bie  fogeiu 
Legenda  trinm  sodorum)  an  ben  OÄenS« 
general.  Siefer  übergab  baS  gefammelte  ÜRa« 
terial  ober  memgftend  einen  Z^eil  befife&en  an 
Xl^omafi  t)on  Selano^  mit  bem  auftrage,  baS|eI6t 
)u  einer  gmeiten  Segenbe  )u  verarbeiten.  Sinen 
er|ien,  fui^en  Xl^eil  btefed  fflerlefi,  meU^  ben 
Stiel  Memoriale  in  desiderio  animae  de  gestif 
et  verbis  8.  Franoisci  erl^iett,  fc^idtte  £bomal 
mit  einem  SBonoorte  an  Sreficenliuil.  2)e§  Se|tno 
9lad^f olger  im  %mte  beS  Orbendgenerottr  3^" 
bonneS  oon  $arma  (f.  b.  Sri),  gab  %ffoma&  ben 
Sefel^I,  bie  ^meite  Segenbe  fortjufe^en;  fo  fom 
mit  einem  neuen  SSortoorte  ber  jmeite  X^eil  }U 
fionbe^  maS  ouc^  bie  Cl^ronif  ber  24  (Seneiile 


1669 


Xl^otnaS  es  Sl^armeS. 


1670 


(Analecta  Francisc.  m  [1897],  262  et  276) 
berichtet.  @pöter  fügte  %f^oma%  nod^  einen  britten 
D^il  ^tnju,  —  3wifc^en  ben  bett)en  Segenben 
siQd^t  ^ä^  eine  getoiffe  SSerfd^iebenl^ett  bemerflic^, 
namentlich  barin ,  bo^  in  bet  erften  Fr.  SlioS 
tum  Sortona  (f.  b.  ^rt.)  in  nd^t  günftigem  fiid^te 
ctfti^eint,  tt)ä^renb  in  ber  anbem  nad^  ber  Stpo« 
ffaifie  beSfelben  gef^riebenen  bie  Xenben^  t)or« 
«xiUet,  fold^e  3tige  unb  SBorte  bed  OrbenS- 
ftifterS  l^etüoi^ul^eoen,  loeld^e  gegen  Sliad  unb 
beffen  laj^t  ^rtei  im  Orben  geltenb  gemad^t 
loerben  tonnten.  %o^  ift  e§  burd^auSunbegrünbet, 
mim  Statl  aRMer  (3)ie  9(nfange  bed  ÜRinoriten- 
mcbenS,  gf^urg  1885,  181)  gegen  %%oma% 
ben  Sormurf  erl^ebt,  ba|  er  »ifjentlid^  Unmol^red 

fefc^eben  l^abe  (Dgl.  Analecta  Franc,  n 
1887],  Praef.  XVin  sqq.).  9leueften8  ]^at 
$aul  @a6atier  (Speculum  perfectionis  sive 
8.  Francisci  Assisiensis  Legenda  antiquis- 
aima,  auctore  fratre  Leone,  nunc  primum 
ed.  P.  Sabatier,  Paris.  1898)  faft  überall  eine 
fd^oxfe  ihitil  an  ben  Segenben  bed  £l^oma3  bon 
lEdano  geübt.  2)ie  Sered^tigung  berfelben  fielet 
nnb  ffiUt  aber  mit  ber  Don  i^m  guerjt  aufgefleJIten 
^l^^^^f^/  ^^i  ^^^  Speculum  perfectionis 
me  erße,  fd^on  1228  gefd^riebene  Segenbe  bed 
1^  gfronciScuS,  unb  ba|  fie  nid^t  t)on  ^el^eren, 
fonbem  t>on  Fr.  Seone  allein  gefd^rieben  fei. 
Qkgen  Seibed  ftnb  fd^on  gleid^  na^  bem  Srfd^ei« 
nen  feines  9ud^  Don  meisteren  @eiten  fel^r  fd^mer 
nricQenbe  (Srünbe  geltenb  gemad^t  morben  (f.  Fa- 
lod  Pulignani,  Miscell.  Francisc.  YU,  Fo- 
ligno  1898,  fasc.  1,  1  sqq. ;  fasc.  2,  1  sqq.). 
SebenfaÜd  ift  eS  unpläfftg,  iebe  fleine  Sbtoeid^ung 
in  ben  @d^ften  beS  früher  fd^reibenben  Selano 
tN>n  einem  fpätem,  nid^t  ol^ne  ^arteigeift  Der- 
faxten  Serid^te  als  tenbenjiöfe  SntfteQung  }u  be« 
leU^nen.  —  Sine  britte  Segenbe  fd^rieb  Xl^omaS 
onf  Sefel^I  beS  $a))fteS  ^lejconber  lY.  über  baS 
Seben  ber  ^l  &ata  uon  ^fftft  (f.  b.  «rt.) ;  bie« 
Mbe  ijl  oft  eingeln  gebrudtt  unb  in  bie  AA.  SS. 
jSolL  August.  II,  754  sqq.  aufgenommen,  aber 
ol^e  ^Benennung  beS  S3erfaf{erS,  ba  ber  $roIog 
mit  Xl^omaS'  3lamtn  bamalS  nod^  nid^t  befannt 
loar.  Sine  uon  ben  SoQanbiften  benu^te  ^anb- 
fd^ft  fd^rieb  bie  Segenbe  bem  %  93onat)entura 
gu,  looburd^  SoneÜi  ftd^  oerleiten  lie^,  bie  Se- 
genbe in  fein  Supplementum  ad  omnia  Opera 
8.  Bonavent.  UI,  Tridenti  1774,  986  auf^u- 
nd^en.  S)a^  aber  Xl^omaS  ber  SJerfafjer  biefer 
Tita  ift,  mu^te  fd^on  $apini  (Notizie  sicure 
snlla  morte  . . .  di  S.  Franc,  Firenze  1822, 
128)  unb  mieS  Soj^a-Suji  nad^  (II  codice 
Magliabechiano  della  storia  di  S.  Ghiara,  im 
BoUettino  della  Societä  di  storia  patria  I 
[1896],  417—426;  ügl.  Sabatier  p.  LXXV). 
(Enblidl  fd|eint  eS  ftd^er  }u  fein,  bag  Stomas  Don 
Sdano  ber  ißerfaffer  beS  unDerglei^Iid^  l^errlid^en 
ä^mnuS  Dies  irae  (f.  b.  ^rt)  ift,  ba  bie  öltefte 
md^d^t  bei  SSartl^oIomäuS  fßiJanuS  benfelben 
i^$uf0rei6t,  unb  fpätere  Slngaben  über  anbere 


Serfaffer  burd^auS  l^ItloS  finb.  3»  ber  reid6- 
l^alttgen  Siteratur  über  biefen  ^^mnuS,  meldte 
^eoalitt  (Bepertor.  hynmolog.  I,  Louvain 
1892,  n.  4626)  öerjeid^net,  feien  nod^  beigefügt 
t$iIi))po  Srmini  (D  Dies  irae)  in  ber  S^itfd^nft 
L'Arcadia,  gebr.  1898,  81—100,  unb  ®.  3Jl. 
S)ret)eS  in  ben  Stimmen  auS  9Raria-Saad^  XLII 
(1892),  512  ff.,  mo  aud^  nad^gemiefen  mirb,  ba^  bie 
fed^  legten  Serf e  im  SRipe  fpäter  bem  Siebe  bei- 
ge^gt  ^nb,  um  i^m  fo  bie  ^orm  einer  @equen) 
}u  geben.  SBeniger  fidler  ift  eS,  ba|  Xl^omaS 
t)on  Selano  aud^  bie  ©equeng  Sanctitatis  nova 
Signa,  meldte  am  gfefte  beS  ffl.  gfronciScuS  im 
SRiffale  beS  t^fronciScanerorbenS  fielet,  Derfa^t  1^ 
(Sgl.  Sbaraglia,  Supplementum  ad  Scripte 
trium  ord. ,  S.  Francisci,  Bomae  1806, 
672  sqq.)  [3gn.  Seiler  0.  S.  Fr.] 

99onta$  es  S  l^  a  r  nf  e  S ,  0.  Cap.,  auSgejeid^- 
neter  Sl^eologe,  tourbe  gu  S^armeS,  einem  @täbt- 
d^en  Sotl^ringenS,  1703  geboren,  ^ad)  feinem 
Eintritt  in  bie  lotl^ringifd^e  fta^mginer-OrbenS« 
prooiu}  jeid^nete  er  ftd^  alsbalb  burd^  religiSfen 
Sifer  fomie  burd^  eminente  ©elel^rfamfeit  ber- 
ma|en  aus,  ba|  er  in  ihnrgem  gum  Sector  bet 
Zl^eologie  ernannt  unb  gu  ben  Slemtem  eines 
$rot)inciaI-2)efimtorS  unb  ©eneral-SuftoS  be- 
rufen mürbe.  Sr  ftarb  am  3.  Januar  1765  gu 
9lancQ.  Sl^omaS,  ben  bie  S)eittfd^en  lurgmeg  „ben 
S^armeS  (@d^arm)"  nennen,  ift  befonberS  befannt 
burd^  fein  gelel^eS  Sßer!  Theologia  universa 
ad  usum  sacrae  theologiae  candidatonun, 
7  voll.;  bagu  tommt  baS  Compendium  theo- 
logiae universae  ad  usum  examinandorum, 
meld^eS  ben  Snl^It  beS  ^auptmerfeS  in  einen 
Sanb  gufammenfa^t.  Sie  erfte  Sbition  ift  Ißapft 
SSenebict  XTV.  getoibmct,  toeld^er  bem  Serfaffer 
unterm  25.  September  1751  ein  auSgegeid^neteS 
SlnerfennungSfd^reiben  gufd^idfte;  barauS  (ö|t  fic^ 
fc^Iiegen,  ba^  baS  SBerf  gum  erften  9JlaI  1751 
erfd^ienen  ifL  SBier  Saläre  bamad^  erhielt  ber 
SSeifaffer  gelegentlid^  ber  gmeiten  Ausgabe  Don 
Senebict  XIV.  am  24.  September  1755  ein  gleich 
fd^meid^eH^afteS  @d^reiben,  bem  ftd^  am  10.  Sugufl 
1761  Siemens  XIIL  anfd^Ioi  ®eS  üBerfafjerS 
@törfe  liegt  in  feiner  pröcifen  2)efinition  oller 
einf^Iögigen  9J{aterien,  fomie  in  ber  begmingenben 
Sogil  unb  fpSogiftifd^en  SRanier  feiner  93emeiS- 
fü^rung,  bie  er  gur  Segrünbung  ber  fird^Iid^en 
Se|re  unb  bei  3urfid^oeifung  ber  gegnerifd^en  Sin- 
manbe  gebrandet.  S)iefe  SSoi^üge  mürben  im 
Saufe  ber  3eit  burd^  gal^Ireid^e  Auflagen  an<* 
erfannt.  2)rei  Sbitionen  erfd^ienen  gu  iRanO)  nod^ 
gu  Sebgeiten  beS  SuctorS,  meitere  brei  fpöter  gu 
Augsburg,  bie  ftebente  gu  IBenebig  1757  in  gmet 
93änben.  S)ie  IBraud^barfeit  beS  SBerfeS  oeran- 
la^te  bie  Sanfeniften,  baSfelbe  für  il^re  S^tät 
umguarbeiten  imb  unter  bem  gefeierten  92amen  beS 
SSerfafferS  ^ropaganba  für  i^re  Sntl^ümer  gu 
malten.  9luf  i^re  ?luSq^dbtu  \ti^\wv.S^^  ^m'^^^'^. 
ben  3u^öi}  •  ^uxtÄ  S.  ku^aÄXjoÄ  Ys^TkKv\'\a.>Xft^^ 
burd^  bi^et  „^^wtoo-^^^amÄ"  oÄ  \t^&f«.  ^' 


1671 


X^omad  Hon  3eftt. 


1672 


fonnt  toirb.  S)erfeI6c  fül^rt  jumal  Bei  ber  (Snoben- 
le^re  bie  Objectiones  beS  öd^n  C^armeS  oi& 
99cmeife  für  bie  m^  ionfeniftifd^  Bä^rdü  guted^ 
gelegte  %f^]t  an,  bU  Argomenta  (Sfyxtmt&'  bo- 
gegen  alS  Objectiones  ber  ®egner ;  f o  tmrb  baS 
contra  beS  SluctorS  jimi  pro  uiü)  ttmgefel^rt 
®efalfd^te  (EbUionen  mit  obigem  9eifa|  ftnb  bie 
ed.  L  Senensis  1797,  bie  ed.  IV.  Augustana 
1780,  bie  Florentina  unb  bie  Maceratenais 
1828.  aber  oud^  ber  öd^te  iSfyxmtS  tourbe  in 
neuefler  3^  neu  ebirt  unb  gugleid^  in  bonfenS- 
toert^efter  SBeife  ad  hodiemum  sacrae  edentiae 
Btatom  rebigirt.  S)Q]^tn  gehört  bie  ßbition  beS 
Sbbote  S)eforgeS  (^ßorid  1876) ,  bie  ber  profes- 
aoroB  Seminarü  8.  Deodati  ($ori8  1872), 
Don  toeld^  eine  2.  Auflage  att  nova,  aucta 
et  emendata,  qnae  ait  Manuale  vere  prom- 
pinm  et  scholare,  ebb.  1885  erjil^en.  SDod 
Gompendinm  erful^r  ^eic^faOd  bie  Erarbeitung 
ad  hodiemum  sacrae  scientiae  statum  burd(^  ben 
fta))UjinerIector  P.  SRariamiS  a  9lotKina  (2.  Sufl., 
^^atÜ  1877).  (93gl.  BuUar.  Capuc.  Yin,  Oenip. 
1883,  180;  Biblioth.  Capuc.  Append.,  Ro- 
nae  1852,  88;  Hurter,  NomencL  lii  III, 
2.  ed.,  16.)  [9lngeltcu8  (Sberl  0.  Oap.] 

]Sf#liia$  Don  3efu,  0. 8.  A.,  berühmter  aS- 
cetifd^er  Sd^riftfleOer,  ftommte  miS  einer  abeligen 
))Drtugiefif(l^en  ^omilie  unb  UKxr  1529  gu  Sifjobon 
geboren.  @ein  93ater  l^e^  gerbinonb  bon  9n- 
broba^  feine  SKutter  eii{abet|i  $ai))a.  2)ttrd^  bie 
gfurbitte  beS  1^1.  3ofe)>]^  Don  ber  ©efal^  be«  6r- 
trinlcnS  errettet,  toibmete  er  ^ä^  (Sott  im  Sre- 
mitenorben  be9  1^1  Vuguftinufi  unb  legte  om 
27.  ajldrj  1548  ißrofe^  ab.  Stadlern  er  bie 
Stubien  oer  $l^iIofo))iie  unb  ber  Zl^Iogie  in 
6oimbra  DoÜenbet  ^atte,  nmrbe  er  }uerft  in 
Siffobon  StoDijenmeifter  unb  erfüllte  feine  Or« 
beni^bglinge  mit  bem  ®eij}e  befi  ®ebeteS  unb 
ber  %bt5btung,  ber  Siebe  OotteS  unb  ber  flbper- 
lid^en  Qviä^t  3n  feinem  Sifer  untemol^m  er 
eS,  mit  @ene]^migung  Jeined  Obern  unb  beS 
Sorbinold  6einrid^  ein  fkniS  fifar  eine  fhengere 
Sluguftiner-Songr^ation  gu  grSnben,  flanb  aber 
Don  biefem  Sorboben  ab,  dB  ed  im  Orben  felb^ 
SBiberfprud^  fanb.  (grft  P.  SnbrcoS  S)ia}  fii^ 
badfelbe  1588  auS,  inbem  er  bie  (&>ngrego« 
tion  ber  unbefd^ten  aiuguftiner  in'fi  fieben 
rief.  X^omoS  gog  ft4  nun  auf  einige  3^it  in 
bie  Sin^belei  tßenl^erma  ucräil,  mo  er  ein 
fe^r  ftrengeS  Seben  fü^.  C)ierauf  trat  er  ol§ 
f|irebiger  auf  unb  förberte  eifrig  baS  Seelenbeil 
ber  armen  SDorfbeiool^ ,  fy>i  bie  geier  beS 
(Sottefibienftefi  burd^  9)htfif  unb  Orgel,  bebbte 
bk  Dorl^anbenen  Sruberf^foften  unb  bemü^  ftd^ 
ton  bie  öu^ere  Sterbe  ber  ®ottedbänfer.  2)abei 
ftanb  er  mit  anberen  ®eifteemannem,  befonberS 
mit  Submig  Don  ®ranaba  (f.  b.  9xi.),  in  engem 
SBerfel^  3Rit  Dorauglid^m  (Eifer  fud^  er  bie 
Stot^  ber  Srmen  unb  ftconlen  }u  erleichtern  utü) 
l^te  Siele  t)on  ü^ren  ihnn^etim,  toeil  er  eine 
gro^  fienntni^  ber  Krgneifunbe  unb  Didle  ®e* 


fd^idßid^Ieit  fat  ber  Snioenbung  Don  ^eiOr&iüein 
befa|.  aß  ber  9htf  feiner  auSgebrcttetea  SBttl« 
[amfeit  gu  ben  Ol^ren  bed  ftdnigS  Sebajüan 
Drang,  nal^m  biefer  ibn  al9  gelbfaplün  gu  bem 
S^lbguge  gegen  bie  SNauren  in  Vfrifa  mit  ^, 
XbomoS  leiftete  babei  ben  Solbaten  oAe  nin 
möglid^  Siienfle,  ermunterte  fie  gum  Sanqrfe, 
borte  ^re  Seid^ten  unb  Derbanb  i^re  SBunbcn. 
9Iadj^em  er  aber  felbft  an  ber  @4^^  f^tnct 
DertDunbd  morben  ttxir,  geriet^  er  in  bie  ®e> 
fongeitfd(iaft  ber  SRauren  unb  loorb  tMm  einem 
9Rarabuten,  b.  b.  einem  mobammebanifd^  %^ 
ceten  ober  gfanatifer,  als  @fbiDe  getauft  SDicfec 
bemühte  ftd^  Stnfangd,  ibn  bur(^  lodenbe  64mct« 
(belreben  unb  fibone  Serf|)red^ungen  Dom  (^rifi« 
lid^en  (glauben  abmenbig  gu  machen;  bonntDmdlte 
er  fid^  gu  (S^roufamleiten  oller  %tt  unb  ttKnf  il^ 
ineinenfd^anerli(^enilerfer.  ^{erDerfa^tcS^onag 
fein  fd^bne«  »ud^  aber  bU  £eiben  Sefu  iBfn% 
S)a8felbe  toarb  fptter  in  Derfd^iebene  Spxüiiai 
äberfe^t  unb  erregt  bie  Setounberung  aOer  Sejer 
tl^IS  toegen  feined  erbabenen  än^el  unb  beg 
barin  bebmbeten  tl^eologifi^en  SSiffenS,  t^ill 
meil  ber  Serf affer  baSfelbe  offat  lüecorif d^  ^U}^ 
mittel  lebiglid^  att  gfrud^  feiner  eigenen  9ttiofy 
tungen  gefc^rieben  b^tte.  9bidi  einiger  3rtt  tovaii 
Xb^mod  gmar  bur^  bie  Vermittlung  befi  ))otht> 

ieftfd^  (Sefanbten  grong  Don  Scofta  aa&  bm 
feine«  $eimgerd  befreit  unb  foDle  ol« 

HoDe  nad^  SRarocco  gefd^idt  D»xben ;  oDein  ber 
(SotteSmann  bat,  man  mbge  il^  non^  Sagena 
fddiden,  too  2000  (Sffn^m  gefangen  gehalten 
mürben.  2)ie  Ueberftä)lung  Dergdgerte  ftdp ,  loeil 
er  in  gfolge  ber  erlittenen  ®efangenfd^  am 
Staube  beS  Xobefi  mar.  Stod^bem  er  fid^  e^olt 
batte  unb  enblid^  tranfi^rtirt  toerben  ioraite, 
mu|te  man  i^m  feincS  3#(nibefi  megen  gtd|ece 
^reibeiten  gbnncn;  btefe  bcnu^te  er,  nm  bm 
übrigen  ©eigenen  die  erbetdSd^  ^iffe  gu  lei» 
ften.  (Sr  bettelte  Don  ben  d^flli^en  (Skftmbtm, 
Don  ben  bort  toeilenben  Aaufleuien  nnb  onbe* 
ren  reid^eren  (Stiften  Slmofen  fär  Wc  Srmea, 
bd>iente  bie  ftranbn,  fpenbete  i^nen  bie  V>^ 
ligen  Sacramente,  befi&rtte  bie  ffionfcnben  bn 
&laabm  unb  ftanb  ibiün  im  Sterben  bei  Xog« 
Uä^  imiftt  er  boS  l^eilige  3Re^|9fer  bar  unb 
(nebigte  i^nen,  toie  ed  ffir  ü^  gaffrnigttmft 
bienltd^  mar,  fo  ba|  bdS  (Sefängni^  eber  em 
Softer  Don  anböd^tigen  Sltltgiofen  gu  fein  fd^ien. 
9lid^  DMnige  tXlioftaten  f&bite  er  gum  fatboli* 
fd^  (glauben  gurädC,  unter  i^nen  !ßetru3  9b> 
DarruS  auS  Olabrib ,  loeld^er  jpöter  fo^ir  fda 
Seben  fär  ben  ^eiligen  ®lauDm  mutb^  1^* 
gab.  (£benfo  erimlbete  flnton  SRcnbeg  mit  no^ 
^eben  onberen  tungen  S)2ännem,  burd^  bie  be* 
geifhmben  SEBorte  beS  fcammen  Orbcn^manmig 
beftörft,  ben  HRortertob.  %iä^  miberlegfie  er 
eine  Sd^rift  bdl  gum  Subcntbnm  obgefaHenes 
Slepl^on  ^ag,  mortn  biefer  feinen  Bdpdä  ga 
Der^eibigen  fu^te,  fo  gr&nUic^,  baft  bie  3iämi 
efi  bereuten,  tbn  in  i^  ®cmeinfd^aft  onfgnuna« 


1673 


Xl^omaS  t)on  Rtmptn. 


1674 


m  kdka.  WS  ftitie  S^^iDefier,  bie  (Sröfin 
mm  £itioR«,  unb  felb[t  bec  ftönig  $Pt>l>  IL 
jibn  feine  SulUfttitQ  unter^nbelten,  bat  Stomas, 
boA  Söfcgetb  lieber  jur  Sefreiung  Don  armen 
erfongemn  |u  Dermenben ;  il^m  fei  ed  geioi^,  ba^ 
er  M  Ben  iQrifUi^en  ®efangenen  ücrben  loerbe. 
60  geff^  ei  aud^  infolge  feiner  ftrengen  9u^ 
tteifc  unb  feinet  f0ttge{e|ten  fiiebeSbienfte  gegen 
bie  Semen  unb  ftranftn  fiel  er  felbft  in  eine 
Moert  ftranr^U,  bie  il^n  am  17.  ^rü  1582 
(imoegrafftc,  nad^bem  er  nod^  t)or  feinem  Xobe 
bcm  )»ortugie{tf(^en  (Befanbten  bie  Sorge  für  bie 
befangenen  an'S  der)  gelegt  ^atte.  @ein  lBu(( 
iber  boi  Seiben  S^rifti  (Trabalhos  de  Jesus) 
erf^im  guerfi  1602  gu  Siffobon  in  {)oriugiefifcl^er 
Sipra^ie»  bann  fpanifd^  oon  Sl^rifto))^  gferretra 
9  Som^^o,  balb  barauf  iialienif  d^  oon  P.  Subn}ig 
Slori  B.  J.  (1618),  1676  Don  P.  i^xnxxi)  Sam- 
bortet  &  J.  in  lateinifd^,  1678  ^u  Stünden 
oon  F.  SBoIfgang  (Eber  0.  S.  A.  tn  beutfd^er, 
1690  in  frai^öfiff^er  Sprad^e;  latetnifd^  oud^ 
in  f^öIn  1741;  in  nenefier  Seit  beutfd^  Don 
$Kiia-9lab(i^  1881  in  8.  Auflage.  Slugerbem 
»erfaßte  SbomoS  baS  Seben  bed  e^no.  P.  Sub- 
ttiig  oon  SRonto^a,  Stffabon  1618 ;  Praxis  verae 
£dei,  Colon.  1629;  De  Oratione  Dominica, 
Antveip.  1623.  (S3gl.  Fr.  A.  de  Menezes, 
Vida  ao  yenerayel  padre  Fr.  Thomö  de 
Jesus,  uor  ber  9u8gabe  ber  Trabalhos,  Lisboa 
1733;  Ossinger,  Bibl.  Aug.,  Ingolst.  1768, 
465  aqq.)  [^ud  fteOer  0.  S.  Aug.] 

99oiBMt>onftem))en,  ber  gottfelige, 
Can.  reg.  0.  S.  Aug.  auf  bem  %gnetenberge  bei 
3toofle,  in  ben  toeitefien  ftreifen  betonnt  ofö 
Serfaffer  ber  ,,9{ad^foIge  gl^ftt'',  ftammte  aus 
bem  nieberr^einifd^en  Stäbtc^en  Sttmpm.  Sr 
bie^  eigenitti^  Xl^omaS  ^emerlen,  toaS  bereits  in 
ben  itoifcben  1471  unb  1488  oerfagten  ano« 
m^en  AUqina  notabiüa  de  conversatione 
Fr.  Thomae  a  Eempis,  in  Malleus  unb  in 
ber  Stra^burger  Imitatio-SuSgabe  oom  Saläre 
1481  genauer  in  Malleolus,  b.  1^.  Reiner  Jam- 
mer, latinifirt  erfc^eint.  Seine  (Eitern  maren 
3o^ann  fiiemerfen  unb  @ertrub^  mol^rfd^einlid^ 
geborene  ftupt :  ber  Sater,  ein  ^anbtoerter,  l^atte 
einigen  ®rttnbbeft|.  X^omaS'  Seburt  f äQt  in  bie 
3eit  sttifd^  bem  29.  @e))tember  1379  unb  bem 
24«  3uli  1880.  ©ein  ®eburtS^auS  lag  nad^ 
StoSmeqbe  auf  ber  !ßeterS|ira^e,  nad^  SBümiuS 
am  ilir^boft.  &n  ungefol^r  15  3a]^re  öUerer 
Srubec  9tamend  3o^anncS,  mürbe  fpäter  (1399) 
erßer  $rior  beS  ^lofterS  auf  bem  Sgnetenberge 
unb  jeid^nete  fid^  ebenfo  fel^r  burd^  Sfrömmig- 
Mt  une  bun^  geifüge  Segobung  unb  organijato- 
ri{(^  Xalent  auS  (f.  be{fen  fiebenSbefd(ireibung 
bon  äo^nneS  SBufd^  im  Chronicon  Windes- 
heaumBO.  3n  einer  nod^  erl^altenen  ^ergament- 
Urfunbe  Dom  20.  September  1402  miSigt  3o- 
(onn  f^emerfeS  (sie)  \&t  {td(|  unb  feinen  93ruber 
Xljiomad  in  ben  Don  bem  $riefter  Solennes 
i^u9t  bor  ben  Sd^ffen  in  ftemt>en  get^ötigten 


SSertauf  eines  bafelbß  an  bem  ftird^i^ofe  gelege« 
nen  ^aufeS.  (Ein  Sruber  biefeS  Solennes  Sti^t 
mar  X^maS  Shi^i,  Pfarrer  in  Sani.  Stad^bem 
X^omaS  ^emerfen  bu  @d(iule  feiner  93aterftabt 
befud^t  l^tte,  begab  er  ftd^  fpdteftenS  1392  pa 
Sortierung  feiner  Stubien  nad^  S)eDenter  unb  Don 
ba  fogleid^  ^u  feinem  Sruber  Sol^onneS,  ber 
bamalS  (Eonoentual  in  äBinbeSl^eim  ttMxr.  9uf 
feinen  Xatl^  fui^te  er  ben  e^rmürbigen  Seigrer 
glorentiuS  StabemtinS  (f.  b.  %ü.),  !Bicar  ber 
ftird^  SU  2)eDenter,  auf.  2>iefer  l^ielt  i^n  auS 
Sarm^jigfeit  eine  3eitlang  bei  fid^  in  feinem 
iKmfe,  \d^idit  il^n  in  bie  Scbule  unb  Derfab  i|in 
mit  ben  not^menbigen  Sudlern.  2)arauf  Der* 
fd^Kiffie  er  il^m  ein  unentgeltUd^eS  Unterfommen 
bei  einer  angefcbenen  unb  gotteSfürd^tigen  f^rau, 
mabrfc^inlid^  3tDebera,  ber  Sitttoe  beS  StitterS 
3ob.  Don  Slunen.  SäiS  aum  ^rbße  1399  blieb 
X^omaS  in  SeDenter;  fein  Seigrer  mar  Sol^ann 
IBoeme,  SSicar  an  ber  ^auptlird^e,  ein  guter  gfreunb 
leneS  g^rentiuS.  S)aS  le^te  äal^r  mo^te  er  nebft 
etma  20  jungen  Seuten,  bie  ftd^  jum  geijUid^ 
Stanbe  Dorbereiteten  ((Senoffenfd^aft  ber  Sräber 
Dom  gemeinfamen  Seben  [f.  b.  9lrt  graterl^erren^, 
in  i^orentiuS'  C^ufe.  SBöl^nb  feiner  Stubien^ 
seit  in  2)eDenter  erbaidte  Xl^moS  einmal,  mürbe 
aber  burd^  Soerorb  Don  Ssa,  $farrer  gu  SImel, 
einen  Dortrefflid^en  SReifter  ber  arjueifunbe,  fo 
geseilt,  ba^  er  mit  ®otteS  ^üfe,  mie  er  felbft  ftd^ 
banfbar  auSbrudt,  l^emadd  in  langer  Seit  Don 
feiner  öl^nlid^en  Amntbeit  befaEen  marb.  2)urd^ 
fleißiges  93äd^ab{d^reiben  trug  er  jur  Sefd^ffung 
beS  gemeinfamen  SebenSunterl^alteS  bei.  ^u^ 
\pättt  befa^eer  ftd^  nod^  Diel  mit  33äd^erobfd^reiben. 
Sine  Don  ibm  eigen^onbig  abgefc^riebene^  Derloren 
geglaubte  Sibel  ift  in  ber  grofp{|er)ogIid^en  Siblio« 
t^ef  )u  S)armftabt  in  fünf  ftattlicj^en ,  Dorsuglic^ 
erl^altenen  Sänben  nod^  Dorl^onben  (f.  9.  S^niibt, 
im  gentralblatt  f.  IBibliot^efSmefen,  Sei)»).  1896, 
879  ff.).  2)urd^  bie  Seigren  unb  boS  93eif))iel  fo 
Dortrefpid^er  SRänner  {tttlid^-religibS  unb  miffen- 
fd^aftlid^  ^ben  Saläre  lang  Dorbereitet,  manbte  fid^ 
Xl^omaS  bem  Jtlofterleben  }U.  Wit  Sm)>fe]^Iung 
feines  (SönnerS  §IorentiuS  Derfel^en,  fud^te  unb 
fanb  er  gegen  Snbe  @e))tember  1399  Sufnal^me 
in  bem  lurg  Dor)^  gegrunbetenfflofter  ber  Stegular- 
canonüer  auf  bem  @t  9gnetenberge,  nad^bem  er 
SUDor  auf  ber  Steife  bal^in  in  3tt)otte  einen  Dom 
^pft  93onif atiuS  IX.  DerKel^enen  %bla^  gemonnen 
](|atte.  S)aS  jtlofter  mar  arm,  unb  fo  botte  SS^o» 
mos  gro^e  92otl^,  äSerfu^ungen  unb  arbeiten  auS« 
gul^Iten.  Seine  SinReibung  fanb  erft  am  ^xofyx" 
lei^namStage  (10.  Sunt)  1406  ftatt.  S)er®runb 
für  bie  faft  fubeniöl^rige  ®ouer  ber  ^robegeit  ifl 
obne  3toeifeI  in  ber  Seftimmung  ber  SBinbeS« 
beimer  SongregationSftatuten  (Part.  lU  c.  1)  )tt 
fud^en,  nad^  meld^er  jmei  leiblid^  Sruber  in  bem 
nämlid^en  ^ufe  nur  auf  ben  äBunfd^  beS  @ene» 
ralca|)itels  unb  Don  brei  Vierteln  beS  aufnel^men« 
ben  SonoentS  aufgenommen  merben  burften.  2)ie 
I  ^rießermeibe  empfing  Xl^omaS  stoif^en  bem 


1675 


Zl^omad  bon  ftempen. 


1676 


26.  3uli  1413  imb  bem  24.  Suli  1414.  SBol^- 
tenb  ber  Octabe  beS  l^ligen  Sifd^ofS  SRottinue 
int  3.  1424  reiste  er  in  Segleitung  eineS  an« 
gefel^enen  OrbenSbruberS  nod^  SßinbeSl^etm,  um 
fidp  bei  bem  bortigen  !ßrior  Sol^onneS  93o8  bon 
^ueSben  in  nic^t  naiver  beuid^neten  angelegen» 
l^eiten  Stotl^  )u  erl^olen.  pier  l^tte  er  in  ber 
9to$t  md)  feiner  Snhtnft  ein  Xroumgeftd^t,  baS 
er  auf  ben  balbigen  Xob  beS  $rior3  beutete.  3n 
ber  %fyxt  ftarb  biefer  am  2. 2)ecemBer  1424.  3u 
feinem  gmeitenlßad^f  olger  murbeSBiU^ImSSonufen, 
feit  1408  ^mx  auf  oem  Signetenberg,  geioftl^It, 
an  beffen  Stelle  bann  am  @am8tag  nad^  $flngften 
1425  X^eoboricuS  eiibiS,  bis  ba^in  ®VLipmx, 
trat.  %m  11. 3uni  1429  toirb  X^omaS  als  @ub- 
ptiot,  (SlibiS  als  ^rior  genannt,  unb  ba  im  Ghron. 
mont.  S.  Agnetis  (f.  u.)  bon  einer  SubpriorS- 
mal^I  in  ber  3tbi{c^en)eit  nid^ts  berid^tet  toirb, 
fo  mu^  Xl^omaS  1425  oxi  ßlibiS'  ©tette  au 
bem  toid^tigen  ^mte  eincS  ©ubpriorS  beförbert 
n^orben  fein.  9IS  infolge  bon  Streitigfeiten  über 
bie  9efe|ung  beS  erlebigten  SBifd^ofSfi^eS  bon 
Utred^t  (f.  b,  art.)  «ßopft  (Sugen  IV.  über  ben 
®egenbifd^of  Stubolf  bon  S)ie))l^oIt  ben  ftird^en« 
bann  auSgefprod^en  unb  über  oXit  Orte  feines  Sin- 
langes  baS  unterbiet  berl^ängt  l^atte,  tottrbe  bon 
ben  ^nl^angem  9iuboIfS  ben  regulirten  Sl^or- 
brübem  bie  SBal^I  gefteOt,  entioeber  ben  @otteS- 
bienft  mieber  aufjune^men  ober  baS  Sanb  gu 
berlaffetu  Sie  toäl^Uen  bie  Verbannung.  9m 
11.  3uni  1429  reisten  bie  9lgnetenberger  nad^ 
Sunenlerl  (Subingürfa)  bei  ^arlingen  in  SfneS« 
lanb  am  3uiberfee.  Sie  meiften  Verbannten 
febrten  na$  Suf^ebung  beS  S^nterbictS  1432 
t^eilS  bor  bem  gfefte  aRariä  ^immelfal^rt,  tl^eüs 
um  ÜRid^aeliS  freubig  gurüdC.  Xl^omaS  toat  f d^on 
früher  gurüdCgelel^rt,  ba  er  am  4. 92obember  1432 
feinem  Sruber,  ber  }ule^t  $rior  beS  JAofterS 
SBetl^anien  beiSm^eim  getoorben  loar,  bieSugen 
gubrudCte;  bor^er  ^atte  er  auf  Snorbnung  ber 
ISifitatoren  biefer  ,,@öule  beS  mofterS",  toie  Vufd^ 
ibn  nennt,  1 4  SRonate  als  ®ef ä^rte  (sooittB)  gur 
Seite  geftanben.  SBegen  beS  belannten  3eugniff eS 
bon  SBufd^  Aber  Xl^omaS  als  Verfaffer  ber  Imitaüo 
Christi  (f.  ^0%  im  Rmpmtt  ®l)mnQftoI))ro" 
gramm  1894,  @.  XU)  ift  eS  bon  befonberer  SBid^- 
tigfeit,  f eftgufteUen,  ba|  Xl^omaS  mit  Vufd^,  ber  am 
25.  Januar  1429  gur  gfortfe^ng  ber  begonnenen 
jf  lofterreformation  nad^  Subingürfa  unb  bon  ba  gur 
ßinrid^tung  beS  ftlofierS  Sion  am  10.  Sluguft 
1429  nad^  lBebem)iif  in  iQoMfb  gefd^idt  »orben 
toar,  faft  gtoei  SOtonate  gleid^geitig  in  Subingfirfa 
bertoeitt  l^t.  9m  25.  3uli  1448  marb  Stomas 
abermals  gum  @ub))rior  ertoöp.  ßr  toax  onäf 
einmal  ^rocurator  (9lenbant),  mal^rfd^einlid^  un- 
mittelbar bor  f eitlem  gtoeiten  Subpriorate.  91S  f oI« 
d^er  l^tte  er  bie  materiellen  (Sefd^öfte  gubeforgenunb 
bie  if äffe  beS  IMofterS  gu  bertoalten.  2)a  er  iebod^ 
gu  biefem  ^mtt,  baS  il^n  gu  f el^r  bon  feinem  innem 
fieben  abgog,  toenig  9teigung  unb  Vefäl^igung  in 
fid^  fül^Ite,  tourbe  er  beSfelben  entl^oben.  3n  feinem 


bo|^en  9Uer  litt  er  an  SBoff erf ud^t  fai  ben  €d^bu 
S)ie  lej^  Eintragung  in  feinem  Chron.  mout 
S.  AgneÜB  batirt  bom  13.  Sunt  1471.  (Erflorb 
am  25. 3uli  1471  in  feinem  92.  SebenSio^reunb 
tourbe  in  bem  dftlid^en  Umgange  gur  @rite  beS 
SruberS  ^er  ^rbort  begraben.  2>ort  toot  an 
ber  SBanb  fein  9iß)  angebra^t,  auf  bem  u.  %. 
bie  SBorte  ftanben :  Nusquam  tota  qoieg  nisi 
cella,  oodice,  Christo,  ttnb :  In  omniboB  re- 
quiem  quaesivi  ei  non  mveni  nisi  in  een 
huechsken  met  een  buezken.  Seiner  äußeren 
(Srfd^einung  nad^  n»ar  Xl^omaS  unter  mittdgio|, 
bod^  mönnlidd ;  feine  ®efid(|tSfarbe  lebl^ft  aBcr 
bräunlid^,  feine  SeJ^froft  fo  f(^,  ba|  er  ^  bis 
in'S  böddfte  Sllter  feiner  Srille  gu  bebienen  brmtd^te. 
3n  Stmptn  finb  nod^  ad^t  SSUbniffe  beSfelben 
(Oelgemälbe)  bor^anben,  gum  Xl^il  offenbare 
$l^antafteftäd(e.  9}on  biefen  geigt  baS  im  fQtl^oli> 
f  d^en  ^farrbaufe  bafetbft  aufbewahrte,  toel^cS  au8 
bem  el^emoligen  jflofter  ber  gfronciScaner  (SRinori« 
ten)  gu  2)üren  ftammt,  tmb  bon  meld^em  {i<j^  eint 
92ad^bilbung  bei  Xertoel)),  S>ie  Stabt  ftempen  im 
Kl^einlanbe,  Rmpm  1894,  finbet,  im  @nmb« 
t^^uS  gro^e  Sel^nU^feit  mit  bem  in  S^oUt  üor- 
l^onbenen,  femer  mit  einem  in  @oeSbon(f  auf- 
bemal^rten  Oelgemölbe,  bem  ^olgf^nitte  beiSotn- 
mal  (in  ber  lluSgabe  ber  Opera  omnia  bon 
1607 ;  f.  u.),  unb  einem  ^olgfd^nitte  bon  ißto; 
SBrintiuS,  möl^renb  baS  ^ortröt  bom  ®ertruiben« 
berg  einen  etmaS  frembortigen  Sinbrud  mad^ 
SöUig  mertbloS  fitib  bie  gu  ftbln  im  SBoKra^ 
iRid^^lRufeum  unb  in  ber  Stabtbiblio^  Be- 
finblid^en  Silber  (3BeitereS  f.  bei  9Rooren,  !ßad^ 
rid^ten  über  Xl^omaS  a  tttmpii,  Crefelb  1855, 
183.  193  unb  $.  Slemen,  S>ie  jhinftbentmäkr 
beS  JheifeS  Sttmptn,  S^üffelborf  1891,  97  f.). 
3ur  geiftigen  ßl^aratteriftif  möge  l^ier  auS  ber 
Anonymi  Vita  Thomae  a  Eempis  folgen« 
beS  in  mörtlid^er  Ueberf e|ung  fßlak  finben :  ^3m 
^afyct  beS  ^erm  1464  lebte  no($  ber  Serfajfer 
biefeS  XractatS  (De  disciplina  olatistralium), 
ber  Stegularcanonifer  Sruber  Z^omoS,  ber  bie 
©elübbe  abgelegt  l^atte  auf  bem  SBerge  ber  ^L  ^gneS 
in  ber  S)i5cefe  Utred^t  bei  StooUe.  (Sr  ßanb  bo- 
mals  inborgerfldtem  SebenSoIter  unb  gaU  für  ben 
9eltef)en  beS  gangen  OrbenS.  (Er  toor  flein  bon 
©eftalt,  aber  grog  an  Xugenben;  innig  fromm, 
gern  aüetn  unb  niemals  mfi^ig ;  er  toa<^  be- 
fonberS  über  feine  3unge  unb  fprad^i  bcnno^ 
mit  grommen  febr  gern  über  @uteS,  g.  8.  ^in 
bie  alten  Sitten  unb  bie  Säter,  unb  mar  borni  im 
eigentlid^en  Sinne  ongene^m.  2hn  Sieben  ober 
Sd^reiben  toar  er  mel^  auf  SntHatnmung  beS  @(* 
fäl^lS  als  auf  Sd^fttfung  beS  SerftonbeS  beba^L 
Sr  mar  gefegten  Sl^rofterS  unb  ^ielt  fi4  fem  bon 
fold^en,  bie  Ungehöriges  ober  Widd\^  ergablim. 
Unorbmtlid^e  unb  fid^  SluSf  d^reitungen  (Seßattenbe 
miberlegte  er  mit  Umfid^t,  ermahnte  fie  mit  g^eunb« 
lid^teit,  ermunterte  fie  gum  Seffem  utü)  roox 
freunblid^  unb  leutfelig  gegen  Wxt,  am  meinen 
gegm  Sfromme  unb  S&einflt^ige.  Siefe  toemgen 


1677 


Sl^omQd  k>on  StzmptxL 


1678 


«ud  ffncr  g(5|eni  Sol^I  feiner  guten  Sigenfd^aften 
Vitei  tok  Don  einem  ber  Sätet  bemommen,  ber 
ii^n  in  SSa^r^t  gelännt  l^t."  SBaS  iuSbefonbere 
Mt  inteOectuellen  Söl^iafeiten  Xl^omar  betrifft, 
fo  fpti^t  f4on  ber  Umftanb,  ba|  er,  menig  be« 
mittelter  Beute  ftinb,  im  9tter  oon  12  Salären 
|um  €tubirtn  nad^  bem  }iemlid^  entfernten  S)e« 
»enter  gef 4{dt  iDurbe,  für  feine  guten  Sniogen ; 
be^glei^en  bie  geiflige  Sebeutfamfeit  feines  SBru- 
bcr§,  bie  (BSnnarfd^aft  eines  gflorentiud  StobemiinS 
imb  bie  9Dat|I  ju  nrid^tigen  Itlofierämtem.  3n 
bemfelbcn  Sinne  äu|em  pd^  feine  dtteften  Sio- 
grop^en«  Sler8fortfe|erber9(gnetenbergerSl^ronü 
fi^reibt  üon  i(m :  Composnit  varios  traotatiilos 
...  in  piano  et  simplici  stilo,  sed  prae- 
grandea  in  sentenüa  et  operis  efficacia,  unb 
ein  geitgenöfftfcl^  Snon^muS  (in  ben  fd^on  er« 
iD&^ntenAliqnanotabilia):  StuduitDaventriae 
in  domo  fratrum,  scilicet  dericorum,  qui 
ingenioana  et  docilis  foit  et  tractabilis,  et 
idao  mnltum  fuit  amabilis  domino  Florentio 
«t  ejna  fratribus.  £rit^emiu8  nennt  bie  beiben 
Si^omod  (er  f^ot  offenbar  bie  beiben  Srüber  3o- 
bonneS  unb  Stornos  irrt^ümlid^  fär  amei  %^o» 
mad  geleiten) :  ambo  ingenio  praeetantes  (t)gL 
Trithemiufl,  Catalog.  illuatr.  virorum  6er- 
maniaa;  ferner  ^nnalen  beS  l^iiftorifd^en  SSereinS 
für  ben  9iid>en]^ein  XI  [1862],  195  f.,  Xm 
[1868],  238  f.);  Fr.  betrug  3m|)enS  (geft.  1523) 
fd^itibt  %l^omafi  eine  docibilis  et  ducibilia  in- 
dolea,  ein  perspicax  ingenium  unb  eine  me- 
moria tenacior  gu.  Seit  bem  1^1.  tSuguftinuS 
^  feiner,  menn  aud^  in  bem  unclafftfd^en  3biom 
be§  9)httelalterd ,  baS  Sateinifd^e  meifterl^after 
gum  SuSbrud  ber  feinften  @d(iattirungen  oer 
^mpfinbungen  unb  (Sebcinlen  gel^ianb^obt  als  er; 
unb  biefe  Sprudle  ift  nid^t  bIo|  burd^  Steim 
unb  SibqtdmuS  bid^terifd^,  fonbem  t)enatb  aud^ 
neben  ourdjigdngtger  Sinfad^l^eit  unb  ftlarl^eit 
nic^t  fetten  eine  ffraft  ber  SBegeiflerung  unb 
einen  S^mung  ber  fßpantafie,  bie  fid^  ben  gro|« 
artigften  @4öp^lngen  aller  3(it^n  mürbig  gur 
eettc  fteOen.  m%  »eifpiel  fei  ber  erl^abene 
16.  Sermo  ad  novicioa  ongefül^rt,  »orin  er  bie 
gonge  belebte  unb  leblofe  9latur,  Demünftige  unb 
oemunftbfe  ®efd^ö))fe  olS  anflager  am  iängften 
2age  gegen  ben  @finber  auftreten  Iftgi  hiermit 
fiebt  nt^t  in  SOSiberf^rud^,  ba^  Z^omoS  lein  ®e« 
lebrter  im  €inne  unferer  3^  ^ar,  ba^  er  au^er 
ber  9lbel  an  bunberten  Don  Stellen  namentlid^ 
oud^  bie  @4riftent)on  €t.  SSeml^arb,  3ob.  9tu^ 
brüed,  3ob.  @d^oonl^ot)en,  ^einr.  SDtanbe,  ®er- 
(od^  Meters,  3ol^.  SoS,  ©erwarb  ®root,  ^inrid^ 
Sufo  u.  %  benutt  l^at,  ba^  feine  Sprudle  unb 
Silber  oft  nait),  feine  SBergleid^e  für  baS  mobeme 
aftbeHfd^e  ®eftt^I  bismeilen  abfiogenb  ftnb.  Sr 
aar  borin  eben  ein  @obn  feiner  3eit,  unb  übrigens 
boxf  bie  mobetne,  Dielfad^  franfl^ft  ausgeartete 
€uttur  ntd6t  burd^auS  unb  fd^Ied^ttoeg  atS  ÜRal« 
ftab  für  baS  tmrflid^  Sd^öne  unb  emig  SBabre  ge« 
nommen  toiAm.  £^maS  uku:  tto^lbemanbert 


in  ber  Sibel  unb  in  ben  Sd^riften  ber  l^eiligen 
93äter,  vir  in  Bcripturis  divinis  studiosus 
et  eruditos  (XritbemiuS).  Sr  mollte  ni(!^t 
einmal  ein  @elebrter  fein,  fein  Stubium  be- 
fd^rönlte  ftd^  auf  baS  in  ftttlid^-religiöfer  93e- 
gie^ung  naä)  feiner  Snfid^t  SBtd^ttgfte,  [a  @e- 
nügenbe  (Summum  Studium  nostrum  sit:  in 
yito  Jesu  Christi  meditari ;  Imit.  [ed.  Hirsche] 
1,  1,  7.  8;  Cum  Christum  habueris:  dives 
es  et  sufficit  tibi;  ib.  2,  1,  26.  27;  MeHus 
est  modicum  spiritus ,  quam  multa  scientia 
sine  devotione;  Vita  Florentii  c.  29).  S)aS 
ift  praltifd^eS  Sbrifientl^um ,  teeld^eS  Xl^omaS 
aud^  baburd^  betbötigte,  ba^  er  feinen  ber  Dielen 
ibn  in  feiner  S^üt  Sluffud^enben  ebne  Selel^rung 
unb  £roft  entließ.  —  S)ie  @eligfpre(bung  beS 
XboinaSDonJfempen  ift  bereits  me|rfad^  angeregt 
morben,  aber  Don  Siom  ol^ne  3^<if^  im  3n- 
fammenbang  mit  bem  Streite  über  ben  Serfaffer 
ber  Imitatio  nod^  nid^t  erfolgt,  gfür  bieSel^aup» 
tung,  er  fei  ein  Vorläufer  ber  fog.  Steformation 
gemefen,  ift  feinerlei  93emeiS  erbrad^t.  SBenn  in 
biefer  ^inftd^t  ein  6influ|  gobann  9BeffelS  (f.  b. 
Slrt.)  auf  ben  93erfaf|er  ber  9{ad^foIge  als  benfbar 
angenommen  toorben  ift,  fo  ift  eine  folc^e  Sn« 
nabme  auS  d^ronologifd^en  ®rüuben  unmöglid^, 
ba  äBeffel  erft  1419  ober  1420  geboren,  bie  92ad^- 
folge  aiber  nad^toeiSlid^  fd^on  1424  Dorl^anben 
toat  (f.  $ol^l,  im  ftempener  ®9mnaftaI))rogramm 
1895,  @.  XIX).  —  9ud^  nad^bem  infolge  ber 
nligiöfen  unb  politifd^en  äBirren  beS  16.  2[abr* 
bunbertS  bie  ftloftergeiftli^en  beS  SIgnetenbergeS 
im  3.  1573  Dettrieben  unb  bie  ffloftergeböube 
1581  abgebrod^en  morben  maren,  blieben  Stomas' 
®ebeine  an  ibrer  urfprünglid^en  Stätte.  Srft 
1672  lir^  ber  jhtrfürft  9Rasimilian  ^einrid^  Don 
ftöln,  ber  als  SSerbünbeter  ber  gfrangofen  bis 
3tt)oQe  Dorgebrungen  toat,  fie  auf fud^^en,  erl^eben 
unb  bem  $aftor  äBae^er  gu  S^oUt  gur  91uf- 
bemol^rung  übergeben.  93iS  gum  gabre  1809 
mürben  fle  in  einem  Steliquienfd^rein,  ben  ber  Ihtr» 
fürft  auf  feine  ffoften  ^atte  anfertigen  lafjen,  in 
ber  @t.  Sofepl^SfapeDe  in  ber  @piegelfteege  auf« 
bemabrt,  unb  als  biefe  megen  SaufoQigfeit  botte 
abgebrod^en  merben  muffen,  in  ber  @t.  IDlid^aelS* 
fir^e,  mo  ber  Sd^rein  an  ber  SEßanb  auf  ber 
Soangelienfeite  beS  ^reSb^teriumS  bing.  liefen 
$la^  l^ben  bie  irbifd^en  Uebenefte  beS  ebrmür* 
bigen  2)ienerS  ®otteS  erfl  am  11. 92oDember  1897 
mit  einem  angemeffeneren  Dertaufd^t.  ^n  biefem 
Xage  fanb  nämlid^  in  ber  @t.  SJUd^elSfird^e  gu 
StooUt  in  ®egenmart  beS  Srgbifd^ofS  Don  Utred^t 
unb  Dieler  fonftigen  angefel^enen  ^erren  geiftlid^en 
unb  meltlitben  ©tanbeS  bie  Sntpilung  beS  pxää^ 
tigen  %^omai  Don  jfentpen  gu  Sl^ren  errid^teten 
®rabmonumentS  ftatt,  für  meld^eS  feit  bem  Saläre 
1889  eine  Sommiffion  innerl^alb  unb  au^erbalb 
ber  9tieberlanbe  ®elbmittel  gefummelt  unb  bie 
fonft  erf orberlid^en  Sd^ritte  getban  b^tte.  3n  bem 
untern  Sl^eile  beS  SeidmalS  fmb  Xl^omaS'  ®e« 
beine  in  einem  Sd^rein  beigefe|t. 


W7'> 


Xl^omaS  Don  ffempen. 


i'f'Vfl  *>•  ■rfirwe  3Vi)tii»dftt,  von  bmttt  baS 
*rt^wflVfr<ft  109  xltiiifltag^  wnb  traWrtnjjl  ju- 
Stt-iffiT  -T.  «f-ftagHRti0inbti3rit  jUif^m 

VW  iT,  .^nä  :r:  KBkcair.gtägiiesunb 

Ifrarart  ait  yrSaRcinrttllMinintnt,  btl  ftint 
9r-trflitm  ib^  XäOHf  Stbot  (bft  Aliqua  noU- 
-uüx  .  1.  ',-^7 ;  ^  tm  Hhoibc  [u>4  IttifiUin 
5h:t-,iwr  ««rftoi  j^lrt  pi  Iftbm  trfiart.  6t 
iw  ?*r^v  M«  Bgyi^BJI  bn  Si^ftni  anS 
miisT  va  Si^varfew M^two^tn Original- 
Swers:*»  »«  »nfafcrt  mtnonmifn,  bö  ttbit 
€J«'!Ha  fiHK  ä  Oa  niidii^  Stei^f olgt  auf« 
•t^:  :bk  u3i3alniiiN|Bci^anbttitn2^ma3' 
^itnaifcj  ffif  «aosbir  Mgai;  btfonbtrt  tw 
iKfi^toECfi  3t  min,  ba^  in  btibm  OutQnt  baS 
SES  Zurii  le  ImUtio  Wr  btm  britltn  auf- 
yvr:!  vo.  £■  asbani  Sttjrii^niffe  fitib  tut« 
■xdi-iaoiii  atf  ik^  bmnii  nflärt,  ba|  ne  niil)t 
la:  -^in]',;  •ciBMollttm.  €DfügtXnt^ntiu8 
^  gJMuifc  ^rhS  Sojriil^iffrt  Iiingu :  Et  qase- 
Comi4iirEqiie  ali«  de- 
Dofe  bie  Editki  princeps 
Z^DBoS  (f.  n.)  glri^faDe  nui  eine 
%^mäi  ^rfcx  Dollte.  gr^  au9  itiint  9Infang3> 
■■an  Srnoi :  ladpit  tmbnla  diDersonun  Ber- 
■■i^B  ac  apiatoümtii  denotormaqae  trac- 
M^  wt.  QBoa  iBter  aIib  . . .  compilauit . . . 
©ie  SümbtTßtr  SuBgabt, 
gaben  et>en  nit^t  tne^r,  als 
-w  tem  mb  Enmten,  jo  bo^  €onimaI  in* 
"c-^  bifüiORW)  nener  fNinb|[^ften  mit  Ke^t 
Ti=t!T  3nnRc.  iiniK  flnSgabe  übeitnffe  bie  frü^nn 
irr  HS  tat  brittea  tiftü,  SoS  getionnte  ölteße 
«tr:r3n$  )DHt  S8  e^nften  auf,  btrm  Xitel 
Sk=  iiNiHi:  Bobti  ip  im  9itrg(ei<^  mit  ben  SB«- 
fj^.i.ra  itm %Tii^mhß  unb  9RaiiImniu@  Ek jto. 
kB  6i\iiiiMa  nm  Utin^,  Wtmbfrg,  Don  !Ba> 
Is:^  ntt  Sraraul  bui^  bie  SBtifügung  ber  be- 
~  '  !bu*flaben  ü,  N,  T,  M,  B,  S 
aat,  Kfc  bie  SJoßftSnbtgfeit  bei  Sßer- 
Uta  ut^fenbe  ifL  1.  Liber  de  tri- 
(U,  N,  T,  M,  B,  8). 
i.  Tw  »«r*  emponctione  ...  (IJ,  N,  T,  H, 
3.  ^•.  ^  £>«  TcnsntiatioDfl  aaeculi  (^  Ser- 
maz«  wnm  ad  fratres)  ...  (U,  N,  T,  M, 
3.  5''.  -L  Epbtola  de  Maria  et  Martha  (=  De 
jiitii  iEiip<äflattge)  onmalÜBepietoliB  (U,  N, 
3.  5'.  3.  ...  da  Imhatione  Chrieti  (=  lib.  1) 
^.  r  ICRSl.  6.  Secnndns  tractatue  (=  de 
5m«.  ib.  21  <>'.  T.  M,  B,  8^  7.  Tettiustrao- 
luva  ■!»  aaenmtatü  .  .  .  (=  de  Imit.  lib.  4) 
>.  r,  XB-Sii.  8.  Quartns  de  interna  ChriBti 
:vvutwii« . .  .  t=  de  Imit.  lib.  3)  (N,  T,  B,  8). 
1'«  'ÜM:tp[ina  riaBstralinin  . . .  (N,  H,  B,  8). 
.  ^'pietvia  aii  q««Bd«»  regulärem  . . .  (U,  N, 
^^  II.  Libtflhu  spiritaaliB  exercitii  . .  . 
.  %  $1.  ü  De  r««^mtione  propriae  fra- 
;lau8  .  .  .  '31.  B,  SX  13.  De  reconmenda- 
'.tunv  'Mm]iii(3M0 1  =^  De  hnmilitat«) . . .  (B,  S). 
l'w3iur.iiiv-»taTiU...(B,8).  IS.Deboiui 


e(  paeiflca  vita  . . .  <8).  16.  D«  « 
menlü  . . .  (H,  B,  8).  17.  Bnrä  a 
monaolii . . .  (U,  B,  8).  18,  Dialogua  aoncto- 
nim  in  qnatnor  partes  diatinetiu  ...(=  k.  DiB- 
k  "     t,T,M,B,  aiibtVit» 

6  ?,  B,  B];  e.  VitaFlo- 

n  d.  TiUe  diidpolomm 

F  8]).    19.  SolUoqnhOB 

ai  ).  20.  SenooiUB  Ao  in- 

at  l).2t.SenD0BeRdevitK 

«I .  .  l).22.0ntiaaead«pu- 

sione  Domini  »t  beatä  Titane  at  aliia  aasctis 
(M,  B,  8).  33.  Bennones  ad  nouiciu . . .  (0,  N, 
T,  H  [Seniio  2],  B,B)'  24.  Vita  Lidewygia . . . 
(B).  25.  UortQliu  rosantm . . .  (U.  N,  T,  H,  B,  8). 
26.VaUi8mioruni...(Ü,N,T,M,B,8).27.AI- 
phabetnm  monachi . . .  (U,  N,  T,  B ,  S).  28.  Con- 
eolatio  paupemm . . .  (ü,  N,  T,  B,  B).  29.  £pi- 
taphiammonaohomm . . .  (=  Bnobiridionino- 
nachomm;  U,  N,  T,  B,  8).  30.  ViU  boü 
monachi . . .  (U,  N,  T,  B,  8).  Sl.  Ibnnala  par- 
Tulorum . . .  (U,  N,  T,  ll.B,  S).  82. Doctrinal« 
iQTenom  (ü,  N,  T,  B,8).  38.  HoBpitala  pan- 
peruin...(n,N,T,B,S).  84. Liber oratümnm 
de  Tita  Domini . . .  (U,  8).  85.  De  restneetione 
orationeB . . .  (U,  8).  36.  Chroniea  monasteiii 
.  montiB  B.  AgnetiB . . .  (M).  37.  Liber  can- 
tualiB  maior,  urib  SS.  Liber  cantualis  minor. 
S)a9  untei  bie  9Ii.  37  unb  38  ®ebSiige  finbct 
fidl  jum  X^l  mit  beftimmtnen  Xittln  in  D,  N, 
M,  B,  8  cnuätittt.  ^iema^  finb  <^e  bei  S  ge> 
bnuften  St^riften  mii)  in  ben  filttjlm  SSe^eitl^mg 
angegeben,  toenn  auc^  pn  3^  unter  ettoM  Mi- 
anbeittn  Sitein.  IBei  If  ifl  in  Sßor^^enbem  einige 
SRoIe,  tDO  bie  ^bentitfil  DtDrifil^ft  fdbint,  ein 
gtagegeit^en  gt(r^ ;  gu  aQumenu  ^gti^mnigcn 
in  M,  nie  Sermonea  multoB,  finb  flbcrgangtn. 
3)ie  Sü^n  De  Imitatione  Ohriati  nurtn  in- 
f)]rüngli4  olei  f tibftänbige  XTadott  unb  nfi^Riim 
be^^alb  bis  etua  gum  Sa^rc  1445  in  ben  ^onb- 
fc^ttftcn  ngelmSlig  tifym  Ocfannnttitel  unb  o^ 
bie  !Be)e(ii^nung  1.,  2..  3.,  4.93u(^;  fo  »erben fte 
aut!§  in  bem  !Qetjei<f|ni|  no^  als  4  9Iummeni 
au(gefü^,  obgleid)  bunii  bie  beigeje^  3o^ 
geoimdns  tractatus  u.  f.  W.  fAon  ein  nä^rctr 
3u{Qmntenbang  angebnttrt  i(t  9ir.  11  ^  bei  8 
Üe  Ezerottia  apintnalia,  9tl.  ]7:  Alia  spiri- 
tnalia  exercitia  viri  raligioBi;  9x.  18  umfafit 
bafi  jui  eiläuteiung  in  fftatnnum  fSetgefügte; 
9ti.  20  unb  21  finb  bei  8  o»  CoBtione«  et  me- 
dit«tioneB  triginta  sex  atüisaimae  Kninigt; 
9)r.  22  gibt  8  all  Aliqnot  orationea  piaa  m 
devotae  unb  Orationee  admodom  piae  fn  wr> 
f^iebcnen  9u<gaben  an  tMifi^tebenea  SteDcn. 
Kt.  34  nnb  35  fe^lrn  bt  allen  IgbUfDncn  mit  Sliil- 
nadme  ton  SommalS  gtoettet  Ausgabe.  91i.  89, 
miäjti  in  ben  Opera  omnia  ttine  Vi(fiia|mc 
gefunben,  iß  alB  Sonbeiovlgabe  nf^^ienen  (f.  n.). 
3)ae  emjigt  in  ntebetbeutft^  SXunbart  gcfl^no 
beut  SBtrt  XfytmaV  Van  goeden  vocHm  to 
boren  Mide  die  to  BprslraD  tniAt  )uetfl  me» 


1681 


Xl^omaS  Don  Htmptn. 


1682 


dffcnfltil^  bmiSioIoii  (f.  u.).  3it  9lr.  87  unb  88 
Mrbm  Qudi  mofjH  bie  üon  O.  %  Spi^  mtf« 
Dcfttobcnm,  bc{fjg)[eU^  bie  Mm  (Kouffemafcr 
tccontecgAciim  geißlid^en  Skbet  geirrt  l^ben. 
5Dfe  auV»M*enai4<  SB^Hgldt  bell  ältefien  Ser- 
iric^iiiM  befleiß  batfat ,  ba|  bunl^  boSfelbe  mit 
SüitRdbl  «tf  frimn  Utf^mng  unb  bie  Srt  fciü 
mx  ucoedic^mmg  (f.  ba<  fc^on  cititte  ftempener 
(Bvntnafiolproeramm  1896,  @.  VIII  ^.,  nnb 
3<ttMc  fOr  tat(.  Zl^eol.  XX  [1896],  562  ff.) 
bif  Vc^tl^ettfAmmtlid^er  inbemfelben 
asf(|f}AtIten  aBette  bei  Xl^omo«  Don 
ftem^en  fejigefidit  tfL  Sie  gegen  einjelne  ber« 
Mben,  j.  SB.  gegen  ba8  SoHloquiiun  animae, 
Die  EpiaifrfMv  bcn  Stadot  De  tribus  tabema- 
enlia  n.  f.  tt.  ei^obenm  Stoeifel  finb  Don  ^rfi^e 
(f.  n.)  I,  295—327  einge)^  tDtbetlegt  tooiben. 
^kt  foS  im  UArigen  nur  ouf  ben  nun  fafi  bvei- 
(wibett  90^  bouemben,  Dietberufenen  Streit 
über  ben  SiRfaJfer  ber  Süd^  De  Imitatione 
Ohneti,  bc9  nädift  ber  9ibe(  am  bfleften  gebtudCten 
unb  iui^be  Wale  fi6erfe|ten  SBerfeS,  turs  ein« 
gegongen  nxrben. 

9n  3)emut^  feinen  eigenen  9tQt(  befolgenb: 
Ama  oeeeiri  et  pro  nilülo  reputaii  (Imit  1, 
2,  84),  unb:  Non  qnaeras,  quia  hoc  dixerit: 
sed  qnid  diealor  attende  (ib.  1,  5, 11. 12), 
bot  ba  fBcitäffer  ber  Imitatio  feimn  Slamen  Der- 
f^oiegen :  be^b^Ib  fagt  ber  ^iäfitx  ber  au8  bem 
9o^e  1484  ßammenben  gereimten  Einleitung 
|ur  nieberrl^inifd^  Ueberfe^ung  bed  erften  Sud^ed 
bet  9twl^fb^c  CbrifK  gerabe}u: 

...  eyn  front  Tan  mynnon 
hait  n&B  geeohreren  ejn  boehelyn, 
der  en  woalde  eich  nyt  nemien, 
dat  ia  ym  eyn  ewyoh  gewyn. 
Jbeeoa  iafc  eyn  name  wal  kant. 

Vn4  ffaib  gerobe  bie  aiteften  fid^  botirten  ^cmb* 
f^ften  bet  Lnitotio,  ). ».  bie  XBolfenbätteler 
(1424),  bie  ®aedbondet  (1427)  unb  bet  Cobes 
Xoolf  (1481),  anonym.  3)qS  Serlangen  inbeffen, 
ben  Seifaffer  beg  balb  beliebt  gemorbenen  unb 
Dirffod^  obgefc^riebenen  9ud^  fennen  )u  lernen, 
mot  }tt  notürlid^,  att  ba^  nid^t  bie  9lbfd^reiber  Don 
Sommeltobiceg,  in  »eld^  fte  inbaltlid^  Dertoanbte 
e^tiften  Don  @t.  Seml^rb,  ®erfon  u.  f.  m.  mit 
beten  Sbxmen  fonben,  bei  bem  »enig  entkoidCelten 
ttttifd^  Sinne  Jener  3^it  nun  oud^  bie  in  bem 
nSmlid^  Sonbe  entbaltene  anonyme  Imitatio 
biefen  ^ttcn  jufd^reiben  foDen.  @o  lögt  ed  ftc^  er- 
Bfttcn,  bog  in  ^nbfd(iriften  unb  Srudhoetfen 
tto4  wtb  na(^  ungefdbr  85  Flamen  Dermeintlid^er 
Sfifaffet  ber  Imitatio  iim  Sorfd^in  gelommen 
finb,  ndmli^:  9manbud  sire  ^ricud  @ufo, 
Saftliu«  anagnuS,  6t  93emarb,  @t  Sonaoen- 
luta,  S)aD{b  Don  SugSburg,  3)ion9fmS  Kidel, 
0erfo,  @crfo  (SioDanni,  ®ioDonni  SRid^ele, 
^einridb  Veget  Don  ffaßar,  ^ilton  SBalter,  ^u- 
bettinud  Don  Cafalid,  bumbert  SartbuftanuS, 
Snnoccns  m^  3o^nneg  be  (Eanabaco,  äobanned 
be   ^randtenfiein ,   So^anneft   (Berfen   (®efen. 


®<ff(n),  3ol^anned  (Serfon  (aud^  Sorfon,  @erfcn, 
be  (BerfeniS,  be  ®erfenne,  ffan^Iet),  3ol^onneS  ®er« 
f  on  (IBruber  beS  Vorigen),  äobonneS  Don  ftcmpen, 
äobonned  %iber,  Sob*  $aumerii,  3o]^.  @cotud 
Srigena,  3o]^.  Xambaco,  3o^.  £auler,  3ob.  Sod 
Dan  ^ueSben,  £uboIf  ber  Sart^fer  (Subolf  Don 
Sad^fen),  3R.  aj^oriud  aRaruhtS,  IDtartinud  Kar» 
«lufianug,  $etru8  be  eorbario  (9licotau8  Y.), 
^true  be  ffempen,  fßiebro  SRainalu^i,  @coto 
(BioDatmi,  X^mad  ®aQug,  Xl^omofi  Don  StemptxL 
Su^rbem  fmb  nod^  oHerfel  me^r  unbefttmmte 
^^ot^efen  auf gefteUt  morben :  ber  SBerfaffer  fei 
nn  älterer  OrbenSgenoffe  beS  X^omad  Donftem))en 
gemcf en ;  er  fei  ein  S)eutf  d^  getoef en,  bobe  aber  nid^t 
)Ut  SBinbedbetmer  Congregatbn  gehört;  e8  gebe 
fiberl^ttpt  teinen  Serfaffer  ber  Imitatio ;  ber  9kr> 
faffer  fei  ber  ^\%t  <8eifi,  bie  gan^  d^riftUcbe 
9)^enf(bb^t,  ober  Sl^omaS  Don  Sttmptn  babe  Dtet« 
leidet  eine  im  9RitteIoIter  in  ben  Derf d^tebenen  ftl5« 
flem  Derbrettete  Sammlung  frommer  9(u8f|>rüd^e 
unb  99etrad^tungen)ueinem®an}en  Dereinigt  u.f.tti. 
Vbgefel^en  Don  fold^en  Dereinjelt  ober  Dorüber« 
gebenb  aufgetankten  ^9)iotbefcn,  finb  eS  f^upU 
{(i(bU(b  brei  9tomen,  um  bie  fid^  ber  Streit  ge« 
ord^t  bat:  ®toDanni  ®erfen,  ber  ffon^Ier  ®erfon 
unb  Xbomag  Don  jf empen.  ^ie  bei  SBeitem  über« 
miegmbe  3abl  ber  ^anbjd^riften  toeidt  ben  Slamen 
Xboniad'  a  Stmpxi  auf.  Umgefel^rt  ift  anfang« 
lid^  bog  SBerboItnig  bet  ausgaben.  SBon  ben  im 
15. 3abtbunbert  erfd^ienenen  UivAtn,  abgefeben  Don 
ben  Ueberfej^tngen,  28  auf  ben  Stamen  @erfong, 
12  auf  ben  Xl^omofi',  2  auf  ben  St.  Sembarbd, 
6  finb  anomim  u.  f.  m.  Son  ben  12  ausgaben 
mit  bem  Stamm  Xb^tnad'  erfcbienen  9  in  3)eutfd^ 
kmb,  8  in  granheicb ;  Don  ben  28  mit  @erfond 
9lamen  10  in  ^tid,  11  in  Stauen,  ie  2  in  Bel- 
gien unb  in  2)eutf(blanb,  3  obne  Ortdangabe. 
S)og  Uebergemid^t  ®erfong  (f.  b.  Srt.)  im  Süben 
erBSrt  ftd^  einfach  baburd^,  ba|  ber  berübmte  ^• 
rifer  jtonjier  bort  meit  befonnter  mar  a(d  ber  in 
fliOer  Serborgmbeit  lebenbe  SJloncb  auf  bem 
Sgnetenberge.  3u  ®unften  be9  Septem  önbert  fhb 
bog  Serbdltnil  im  16.  Sobr^unbert:  87  latei- 
nifd^e  SuSgoben  tragen  XJ^omod'  92amen,  25  ben 
®erfong,  8  finb  anomim  u.  f.  m.  9lamentHd^  in 
ber  gtoeiten  f^ölfte  beS  16.  SabrbunbertS  tritt 
®erfon  immer  mebr  jurud,  ba  nad^  1544  er  nur 
nod^  8  ajlal,  XbomaS  bagegen  80  9RaI  Dertreten 
ift.  Son  einem  ®er{en  Derlautet  ubetbau))t  im  15. 
unb  16.  3a^rbunbert  nid^td.  92ad^  SBorftel^bem 
tarnt  Don  einem  gmeif  ellof  en  Seftj^XbDntad'  bi9  sum 
Seginne  be9  17.  3abrbunbert8  ftreng  genommen 
nid^t  bie  Siebe  fein;  aber  bie  !Dleinung§Derfd^ieben" 
beiten  äußerten  fid^  bo(b  nur  für)  unb  rubig,  meifl 
in  Sbtigen  unb  Ueberf d^riften.  digentliiber  Streit, 
ber  big  b^ute  no(^  nicbt  gang  beenbigt  i^  unb  Diel- 
leidet  in  ber  fiiteraturgef^iibi^  feinedgleid^en  nid^t 
mebr  bat,  entbrannte  erft  im  9(nfange  bcg  1 7.  Sabr« 
bunbertg.  3)en  nöd^ften  %nla|  ba)u  gab  eine 
1604  in  Wailanb  in  f}Minif^  Sprocbe  er- 
fd^ienene  Sd^rift  aber  bie  Senooltung  be«  99ug- 


1688 


X^omafi  Don  tttmptXL 


1684 


foctontente  t)on  S)om  $ebro  SRonriqueg,  nod^ 
3lnberen  Don  3of.  (SreSloea  S.  J.  ober  Don  SBttl^. 
SattcuS  8.  J.  ®er  SBerfofler  modele  barauf  auf« 
nterifam,  bo^  in  einer  ber  GoUationeB  Tolo- 
Banae  be§  ^I.  SonaDentura  (geß.  1274)  an 
meisteren  ©teSen  bie  Imitatio  ertoä^nt  »erbe; 
folglich  fönne  Sl^omaS  oon  Stzmptn  nid^t  i^r 
SSetfaffer  fein.  Salb  barauf  fanb  P.  IRoffignort  in 
bem  SefuitencoOegium  au  Slrona,  »eld^eS  frfij^er 
ben  ^enebicHnem  gel^ört  ^tte,  eine  unbatirte 
f)anbf d^ft  ber  Imitatio ,  in  ber  alS  SSerfaffer 
Sbt  Sol^.  ®efen  (fo  breimaO  unb  ie  einmal  3o]^. 
®ef{en  unb  3o]^.  Werfen  angegeben  toor.  S)a8  er« 
ful^r  ber  Senebictinerabt  ßonftantin  Sajietan  (f. 
0.  9trt.)  aus  ber  Kongregation  Don  SRonte  Saf- 
flno,  ber  eifngft  beftrebt  toar,  ben  SRu^nt  feine« 
OrbenS  auf  aue  möglid^e  SEBeife  ^u  erl^öl^en.  Ob- 
fd^on  instotfd^en  auf  bie  Unöd^tl^eit  ber  CoUa- 
tiones  Tolosanae  aufmerfjam  gemad^t  toorben 
tt^ar,  unb  ber  3efuit  SRaggioli  erflört  ^atte,  ba^ 
er  bie  in  gfrage  ftel^enbe  |)anbfd^nft  bei  feinem 
eintritt  in  ben  Orben  im  3. 1579  auS  ©enua 
mitgebrad^t  l^abe,  gab  Sajetan  im  3. 1616  bie 
Imitatio  in  ^toei  SLuSgaben  gu  Stom  unb  gu  $ort8 
unter  bem  Xitel  l^erauS :  Yenerabilis  Tiri  Joan- 
üIb  GesBen  Abbatia  Ordinis  S.  Benedicti  de 
Imitatione  Christi  libri  quatuor.  2)amit  mar 
bad  Signal  }um  ffantpfe  gegeben.  ®er  Sefuit 
i^eribert  Dan  SRoSme^be  (f.  b.  9lrt.)^  ber  bereits 
im  3. 1615  in  einem  gur  fienntni^  Saj[etanS  ge- 
langten Briefe  baS  Stecht  Xl^omaS'  Don  ftempen 
Dert^ibigt  l^tte,  gob  1617  feine  Vindiciae 
EempensoB  l^aud,  beren  gränblid^e  Semeifi- 
fii^rung  eine  fo  burd^fd^Iagenbe  äSBirfung  ^atte, 
ba$  IBeOarmin,  ber  ftdd  guerft  fär  (Serfen  auS« 
gefprod^en  l^atte,  ftd^  nun  für  Xl^omaS  edlärte. 
^ber  ber  @treit  mar  nun  einmal  gur  9lationaI* 
unb  OrbenSfad^e  gemorben  unb  gemann  nod^  feit 
Seginn  be§  16.  ^l^r^unbertS  baburd^  an  Um- 
fang, ba^  bie  gfrangofen  für  ben  Rangier  ®erfon 
oIS  Serf  off  er  ber  Imitatio  in  bie  @d^ran!en  traten. 
2)ie  SontroDerfe  mürbe  fo  l^eftig  geführt,  ba|  bad 
^arifer  Parlament  ftd^  in'e  aRittel  legte.  S)ie^ 
l^alf  aber  ebenfo  menig  mie  ber  3ufammentritt  Don 
Dier  ©elel^rten-Songrejfen  in  $ari8  in  ben  Sauren 
1671, 1674, 1681  unb  1687  (gum  Sl^tl  unter 
bem  93orfl|e  beS  (Srgbifd^ofd  Don  ^ris),  auf  mel- 
dten bie  Selel^rten  über  bie  ^ed^tl^eit  unb  baS 
SIter  ber  il^nen  gur  Prüfung  Dorgelegten  C^anb- 
fd^riften  eben  nur  Urtbeile  abgaben,  ol^ne  biefelben 
nöl^er  gu  begrünben.  SBegen  bed  meitem  93erlaufe8, 
ben  ber  Streit  im  Singeinen  nal^m,  mu|  ^ier  auf 
bie  unten  angegebene  Siteratur  Dermiefen  merben. 
Um  iebod^  einen  begriff  Don  bem  Umfange  unb 
ber  Erbitterung  beSfelben  gu  geben,  fei  bemerft, 
ba^  in  S^anfreid^  allein  Dom  Saläre  1615  bis 
gum  Sa^re  1837  mel^r  aß  150  SBerfe  ftd^  bamit 
befd^öftigten,  ben  Flamen  beS  SSerfafferS  ber  Imi- 
tatio f eftgufteQen.  3n  2)eutfd^Ianb  führte  bie  Er- 
bitterung, meiere  burd^  bie  Streitfrage  gmifc^en 
ben  Stuguftinem  unb  ben  Ißenebictinem  ent- 


brannte, bagu,  bat  176S  bie  9ifd^5fe  Don  fton« 
flang  unb  Augsburg  bie  Sd^mä^fc^rift  bed  SBib« 
(inger  Eonoentualen  aotortin  3flai  unb  feines 
®enoffen  SngeluS  SRdrg  Diaquisitio  juridica  in 
i^ren  Sidcefen  Derboten.  SoIfSgruber  (f.  u.) 
254—268  gäblt  unter  ber  eontrooerSHteratur  bt§ 
gum  Solare  1880  auf:  84  ®erfentjkn  mit 
117  Sd^ften,  26  ®erfonißen  mtt  67  Sdlfriftea 
(barunter  ®ence  allein  mit  88),  59  Z^miften 
mit  99  Sd^riften.  ^irfc^e  n,  @.  XV  fagt: 
lySBolfSgruber  fennen  ]^|t  oSeS  tennen,  uxiS  für 
bie  flbfaffung  ber  Imitatio  burd^  ®erfen  {emolS 
gefd^ri^en  toorben  ift" ;  bod§  mu|  SBoIfSgruberS 
Stnfic^t  burd^  bie  gleid^eitig  mit  ober  balb  na<^ 
feiner  Sd^rift  gu  beren  SSiberlegung  erfd^ienenen 
gal^lreic^en  geleierten  unb  fd^arffmnigen  Unter« 
fu^ungen  als  gönglid^  abget^an  etfd^einen.  f^M^^ 
bemerfenSmertl^  für  ben  ledigen  Stonb  ber  gfroge 
ift,  bat  t>i^  Senebidiner  gum  X^eil  offen  für  X^o* 
maS  a  ifen^nS  Sßartei  ergriffen  ^aben.  SBeiui 
gleid^mol^I  bie  SontroDerfe  nod^  immer  nid^  er- 
lebigt ift,  fo  liegt  bieg  einmal  an  perfönlid^ 
@rünben,  bem  Seftreben,  ben  IBerfaffer  ber  Imi- 
tatio für  eine  beftimmte  Station  ober  einen  Orben 
in  ^nftmid^  gu  nel^men;  babet  mut  bann  oft 
ber  Xon  leibenfd^ftltd^er  $oIemi(  ben  üRongel 
an  miffeufd^aftlid^en  ®rünben  Derbeden.  2>agu 
fommt  bann  gmeitenS,  bat  ^^  Dollftünbtge  Se- 
fd^affung  unb  grünblid^e  Prüfung  beS  beireffen- 
ben  SRaterialS  i^ie  befonberen  Sd^wierigfeiten 
bat,  unb  bat  ^^  tl^atföil^li^  Dorl^anbene  9Rate- 
rial  Don  mand^en  gforf^em  in  fafi  unglaublid^ 
aOSeife  mitl^anbelt  morben  ifL  f)ält  man  fui^ 
aber  ber  Sad^e  entfpred^enb  an  oie  ®efe|e  ber 
l^iftorif d^en  ffrttif ,  f o  lätt  fid^  mit  einer  )ebai  Der- 
nünftigen  3D>eifel  auSfc^lietenben  @id^^t  bor» 
t^un,  bat  X^omaS  Don  ftempen  ber  Serfoffer  ber 
Imitatio  ift.  Sabei  barf  nur  Don  unanf  ed^tboren 
93orauSfe|ungen  ausgegangen  toerben ;  alfo  muffen 
bie  unbatirten  ^anbfd^riften  auter  3(^t  bleiben, 
unb  bie  gmeifel^often  ober  gefdlfi^ten  mäf)cn 
fd^onungSloS  )yreiSgegeben  merben,  mie  9).  SBeder 
unb  feirfd^e  lU,  167—174  biet  in  Segug  auf 
ben  Airchhemianua  getl^  b^en.  Um  nun 
hirg  angugeben,  maS  gegen  (Serfon  unb  (Beiden 
entfd^eibet  —  bie  übrigen  9iamen  fommen  n^t 
mebr  in  Sf^age  — ,  f o  fe^it  eS  jür  beibe  sänjUd^ 
an  peitgenöffifd^  ober  fonft  ugenbmie  gbub* 
mürbigen  3^9niff«n.  ®erfon  toirb  gum  er^ 
SRale  81  Saläre  nad^  feinem  Xobe  (gefL  1429) 
in  einer  ^anbfd^rift  ouS  bem  3a^re  1460  olS 
93erf  äff  er  ber  Imitatio  angeführt ;  aber  bie  lmi> 
tatio  fel^lt  in  bem  fcd^S  ^xt  Dor  ®erfon8  Xobe 
Don  feinem  eigenen  trüber  angefertigten  fßttitvi^ 
niffe  feiner  Serie,  unb  ^er  Sd^ott,  Skrt^rct 
®erfonS  tmb  ^auSgeber  feiner  SBetb  (Stot* 
bürg  1488) ,  erR&rt  auSbrüdDi^,  baS  SBü^lein 
De  contemptn  mondi  (b.  (.  bie  Imitatio)  bobe 
nid^t  bief en,  f onbem  einen  Steguloxconontlcr  X^ 
maS  gum  SSerfaffer.  Sagu  bmmt,  bat  ^  St^rcu^ 
(SerfonS  j^immdmeit  Don  ber  @prad^  ber  Imi- 


168S 


Zl^omoft  Don  Sttmptn. 


1686 


totio  Derft^id^n  ifl,  tote  befonberS  ^d^  mä^^ 
geiDUfen  ^.  —  ®erf m  bagegen  ift  nur  ein  ottl^o« 
gtopf^ifd^a  €(^ttengftnger  t>on  (Serfon,  toeld^er 
upm  in  ^mib{<^ften  ouäf  dfterfi  gerobeju  Jo- 
hannen Oorten,  oancellariuB  ParisienBis,  ge« 
nannt  loitb.  ®erfen  1^  ubetl^au)it  nie  esiftirt, 
mie  »ofjl  am  untoibecteglid^fien  S)enifle  (in  ber 
3eiifd!frift  ffit  ht^.  X^IogU  1882,  692  ff.; 
1883«  692  {f.;  Dgl.  1885, 198  ff.)  nad^gettiefen 
bat  £o|  eS  über]^au))t  mdglidp  mar ,  auS  ben 
Vngaben  eiidger  unbatirten,  (mlSogro^l^if^  ber 
imeücn  f^ölfte  bei  15.,  t^eilmeife  fogor  DieOeid^t 
bcm  Snfonge  beft  16.  Sal^rl^unoertd  jugutoeifen* 
ber  ^onbfd^riften  {(I^Iie|Ii(^  einen  «»großen  unb 
tKTf^ngtoürbigen  S)iener  ©otted"  Johannes 
Oeraen  de  Ganabaco,  Abbas  8.  Stephan! 
Veroellenais»  ordinis  8.  Benedicti,  )u  mad^en, 
bct  ittifd^en  1220  unb  1240  bie  Imitatio 
Ohriati  gef^rieben  ^e,  gel^Brt  in  ber  i'fyü  }u 
bcm  «miflenfd^ftlid^''  Staunendtoertl^eften,  toaS 
e<  gibt  Unter  ben  bei  9BoIf8gruber  146—153 
ott^esd^tten  22  ^bf duften ,  bie  unS  9lamen, 
Semomen,  Soterlanb,  Amt  unb  äBürbe  bed 
SerfajferS  ber  Imitatio  t)erfünben  foHen,  fmb 
Don  oome^erein  folgenbe  9  audguf d^en  (ogL  be« 
fonbei«  S)enifle  o.  a.  C):  1.  entmeber  ber  Codex 
Pannenaia  ober  ber  @t  Petersburger,  ba  beibe 
ibcntifd^  fmb.  2.  S)er  Allatianns;  ber  3lamt 
Oetfen  lommt  in  il^m  nid^t  oor.  Unter  bem  in 
i^m  oI8  Serfajfer  ber  Imitatio  begeid^neten  Jo- 
hannea  de  canabaoo  (ledere  gtoei  Sorte  [teilen 
übet  ber  Sinie)  Jol^anneS  (Werfen  )u  oerftel^en,  iji 
eine  burd^  ni($td  bered^Kgte  aBiatfir.  S)elidle  liedt 
de  eanabato,  nu>bur^  ber  @ebanfe  an  eine  Ser« 
mcdddlung  mit  bem  in  berfelben  ^anbfd^rift 
Siatt  842  ermahnten  Johannes  de  Tambaoo, 
einem  ber  35  oben  ermähnten  92amen,  nal^e  gelegt 
toirb.  8.  S)er  Oavensis,  obne  92amen  beS  93er- 
fafferft.  2)er  angeblich  SBenebictiner  mürbe  in  bie 
erfie  Initiale  bcdfelben  erß  fpäter  l^ineingemolt, 
unb  bie  innerhalb  berfelben  eingegeid^neten  &orte : 
Joannes  Gersen  de  Canabaoo,  Abbas  8.  Steph. 
VerceU.  Ordinis  8.  BenediotL  damit  An. 
1220,  Jmb  offenbar  eine  f))ätere,  ntd^  Dor  bem 
17.  Snptbunbert  gemad^  ä^fyd  (SfunI,  im  ^ifi. 
3o(rb.  1881,  167  f.).  4.  2)er  äBoIfenbütteler, 
unb  5.  ber  Yeronensis  megen  bed  3ufa^ :  can- 
ceUariom  parisienBem,  begm.  cancellarii  pari- 
siensis.  6. 2)er  angeblid^  im  3. 1441  gefd^riebene 
Pollinganns  mit  ber  angeblichen  £iteluberfd^rift: 
De  Inutatione  Christi  a  Johanne  Oes.  (fo  ob« 
gefilTjt;  Snbere:  Gers.)  libri  lY,  meil  er  nie 
fSi^  lyst  (Y.  Becker,  L'autenr  de  l'Imitation, 
La  Haje  1882,  219  ss.).  7.  S)er  €algburger, 
meil  boS  Gers,  befifelben  ebenfo  gut  gu  Gerson 
oll  gu  Gersen  ctgöngt  merben  fann.  8.  2)er  Bo- 
noniemsiB,  eine  italienifd^e  Ueberfe^ung  mit  bem 
ludomomen  Gioyanni  de  Gersenis,  ba  aud^ 
ber  ^arifer  fitmgter  fo  gefd^rieben  toirb.  9.  S)er 
TnlnngenBis,  beffen  Joannis  Gersen  abbatis 
„3ufägfel  einer  fpdtem  &anb  i{t^  SS  bleiben  alfo 


für  3obanne8  (Brrfen  (®efen,  ®e{fen,  ®erfem) 
18  ^anbfd^riften  äbrig,  Don  benen  eine  eingige 
il^n  abbas  nennt  S)ief eS  Sttribut  fann  bei  feinem 
oereingelten  SSortommen  unb  bei  ber  SBtelbeutig« 
feit,  bie  baS  Sßort  im  9)tittelalter  l^tte,  bem 
@d^Iuffe,  ba|  3o]^.  @erfen  nid^td  anbereS  i{t  ald 
3ol^.  ®erfon,  um  fo  meniger  ßintrag  tl^un,  als 
®erfon  au^i  Sbt,  nö^erl^in  Sommenbatarabt, 
mar  (gfunt  170):  Su^er  biefen  ^anbfd^rtftlid^en 
Angaben  bflrfte  unter  ben  fämmtltd^en  SBetoeifen 
ber  ®erfeniften  flberl^aupt  nur  ein  eingiger  fein, 
ber,  menn  feine  ©runblage  rid^tig  mare,  in  93e« 
trad^t  fommen  fönnte.  3n  ein  ie^t  nid^t  mel^r  oor« 
l^anbened  Ss^tnplar  ber  im  3. 1501  gu  Senebig 
erfd^ienenen  SluSgabe:  De  Imitatione  Christi 
libri  IV  Joannis  Gersen,  cancellarii  Pari- 
siensis,  l^tte  eine  unbefannte  fym\>  folgenbe  9e« 
merfung  gef daneben:  Hone  libmm  non  com- 
pilavit  Joannes  Gerson,  sed  D.  Joannes  . . . 
abbas  YercelL  . . .  ut  habetur  nsque'hodie 
propria  mann  scriptus  in  eadem  Abbatia. 
Vhtt  baS  SBort  Joannes  mar  nad^träglid^  auS 
Thomas  gemad^t;  unmittelbar  nad^  bemfelben 
folgte  eine  SRafur,  unb  l^inter  Yercell.  mar  etmaS 
auSgeftrid^en«  SDie  (Eintragung  begeid^ete  alfo 
urf))rünglid^  ben  £(omaS  SerceDenftd.  als  fßtx» 
fajfer,  ber  mit  bem  oben  genannten  StbomaS 
®aIIuS  gmeifelSol^ne  ibentifd^  ift  @omit  ger- 
f(ie|t  ber  SerceDer  Sbt  Joh.  Gersen  de  Cana- 
baco  in  ein  Dtid^tS.  SBaS  man,  mol^Igemerft,  erfl 
400  Saläre  nad^  feinem  angeblid^en  S)afein,  über 
feine  SteQung  an  bem  Senebictinerflofter  @t  @te« 
p^  gefabelt,  (at  oor  einbringlic^er  ihitif  löngfi 
nid^t  me^r  @tanb  Italien  fönnen.  »IBiS  gu  ben 
italienif(^en  Imitatio -^onbfd^riften  auS  bem 
15.  So^r^unbert  e^iftirt  leinSocument,  auSmel- 
dbem  ^eroorginge,  eS  l^abe  iemalS  einen  3o^anneS 
(Serfen  gegeben,  unb  unter  biefen  ^nbf(|riften 
begeid^net  i^n  nur  ber  ^patt  Codex  Aronensis 
als  abbas,  feine  als  Senebictinerabt.  &  e^iftirt 
überhaupt  fein  S)ocument  barüber,  ba|  ein  So- 
lennes ®erfen  in  ber  erften  ^alfte  beS  13. 3o^r- 
bunbertS  bem  ftlofter  @t  Sitpf^an  in  SerceUi  als 
«bt  oorgeftanben  l^abe^  (3)entfle).  €d^ne|Hd^  fei 
nodi^  bemerft,  bog  bie  3bentificirung  oon  Sana« 
bocum  mit  bem  beutigen  Caoaglia,  in  beffen  $farr- 
fird^e  am  28.  October  1874,  mie  am  1.  3luguß 
1884  in  ber  99afilica  beS  1^1.  CufebiuS  gu  93er- 
ceUi,  unter  fird^Iid^er  SBeil^e  ®erfen  ein  Senf  mal 
errid^tet  morben  ift,  eine  f))rad^mif[enfd^aftlid^e  Un- 
gel^erlid^f eit  ift  —  9tun  no(b  einige  SBorte  über 
§:]^omaS  oon  ffempen  als  SSerfaffer  ber  Imitatio. 
Sßeit  über  50  f^anbf(^riften  nennen  il^n  als  f  olcben, 
unb  aQeS  baS,  maS  bei  feinen  Soncurrenten  fel^lt, 
iß  in  Segug  auf  i^n  in  ^ülle  unb  güSe  oorban- 
ben,  innere  unb  äußere  Semeife:  bie  enge  9}er- 
manbtfd^ft  feiner  ®ebanfen  mit  ben  Sbeen  beS 
äBinbeSbetmer  ftreifeS,  bie  Uebereinflimmung  ber 
Imitatio  mit  ben  anerfannt  öd^  SBerfen  beS 
Sl^omaS  nad^  Snl^It  unb  gorm,  bie  oieten  ®er» 
maniSmen  feines  fiateinS,  gal^Ireid^  3eugniffe 


1687 


Sl^omaS  t>on  SttmptxL 


1688 


i einer  Seitgeno^,  boruntet  \tiäft  t>on  SRätment, 
>ie  i^n  ))erf5n(i(i^  gefonnt  fjobm,  tox  9Sem  boS 
bed  oon  beit  9IntUl^mi{)eti  Dielfad^  angegriffeneii 
3o^nncd  Sufd^  (f.  b.  Sri)  in  feinem  Chronicon 
Windeshemense,  beffen  Sed^tl^tt  unb  ©loub- 
tDJttbigfeit  old  unbebingt  eititt)anb§frel  gelten  mu| 
(f.  ftetnpener  (S^mnaflülprogramm  1894).  ^iet 
mtt|  begltglid^  oller  toeiteren  SingeV^eiten  auf  bie 
unten  genannten  arbeiten  Denoiefen  tterben; 
aber  uiäebenSid^  lami  man  fid^  }tt  bem  9e- 
uieife  erbieten,  ba^  efi  gegen  S^omaS  att  Ser* 
faffer  ber  Imitatio  überl^aupt  feinen  SintDonb 
gibt,  ber  ful^  nid^t  bünbig  ttiberlegen  Iie|e.  9tur 
gur  Sefeitigung  einer  @(i^tt)ierigfeit  fo&en  1^ 
nod^  ein  poax  SQSorte  gefagt  tterben.  3Slan  ^t 
nömli^  eine  folc^e  in  ber  fräl^  Sbfaffungd^eit 
ber  Imitatio  finben  u^ollen.  &  nötl^igt  {thoä) 
nichts,  an}une|men,  ba^  Sl^mafi  bie  Imitatio 
tot  1420  nerfa^  ]|abe,  U)ie  eS  aud^  leine  f)onb« 
fd^rift  ber  Imitatio  gibt,  bie  k)or  1420  ge* 
fd^rieben  iD&re.  2)amatö  mar  er  40  Saläre  alt, 
unb  eS  gibt  gal^Ireid^e  gfäQe,  ba^  SRänner  in  nod^ 
lugenblU^erem  SUter  bebeutenbe  äBerfe  oerfa^ 
l^oSben.  2)08  SJebenlHd^e  fd^minbet  ober  t)oQenbS, 
memt  man  boS  berücfftd^tigt,  moS  oben  &p,  1677  f. 
Aber  ^omoS'  geiftige  Sefal^igung  gefagt  ift,  uno 
gugleid^  bie  inneren  ^eelen!am))fe,  t)on  benen  feine 
Stogro))]^  ei^öl^Ien,  bie  Dorl^nbene  oScetifd^e 
Stteratur,  bie  OrbenStrobition,  feine  trefflid^ 
Sorbüber  unb  Sel^  gebfil^renb  in  Slnfd^Iag 
bringt 

93on  unSd^ten  Sd^riften  unter  bem  9lamen 
beS  XbontaS  Don  ffentpen  ift  guerft  boS  oon 
b'VngloiS  l^erauSgegebene  Alphabetnm  Fide- 
lium,  Paris.  1837,  )u  nennen;  fobonn  Thomas 
a  Eempis  Gapita  quindecim  inedita  . . .,  edi- 
dit . . .  J.  F.  £.  Meyer,  Lubecae  MDCCCXLY, 
unb  Liber  quidam  secondus  traetatos  deimi- 
tatione  Gfaristi . . .,  edidit . . .  TIl  A.  Lieb- 
nems,  Gottingae  MDGCCXLII. 

Unter  ben^onbfd^riften  Don9ßerfen  beS 
X^omaS  Don  Stmpm  muffen  junäd^ft  brei  Don 
il^  felbft  gefd^riebene  (Sobiced  ertoäbni  tted)en. 
3toei  berfelben  befinben  ftd^  in  ber  Bibliothäque 
Boyale  des  dncs  de  Bourgogne  )u  99tüffel; 
bie  brüte  gel^ört  ber  @tabt  Siimen.  3n  atten  brei 
pfammen  finb  bem  Umfange  nod^  Don  Xl^omaS^ 
fömmtlid^en  @d^rtften  unge[äl^r  47  $rocent  ent- 
l^ten.  Son  fonfÜgen  ^anbfd^riften  ift  eine  faft 
unüberfel^bare  SRenge  Dor|^anben;  ]^au))tfad^Iid^ 
finb  aber  nur  bie,  meldte  bie  Imitatio  entbalten, 
unb  aud^  biefe  bei  meitem  nid^t  aOe,  bcfannt 
getoorben  unb  erforfd^t  be|m.  t>txQl\äfm  mor- 
ben.  @old^Deraad^läfftgte&anbfd^riften  gibted 
}.  99.  in  9ad^en,  Sonn,  Sobleng,  Sarmftobt, 
CrtlbeSl^im,  Äarlörul^e,  Äöln,  Seipjig,  SWail^ingen, 
SRainj,  SWarburg,  SDlfinfter  l  SB.,  Sommerö- 
felben,  ©d^lägl,  Irier.  Skrjeid&niffe  bejto.  »e- 
fd^eibungen  Don  Imitatio-^onbfd^riften  finben 
ftd^  namentlid^  bei  ^irfd^e  fomie  bei  Puyol,  De- 
sciiptionB  bibliogr.  des  manuscrits  et  des 


prineipales  ^ditioiis  da  Kvre  De  imitatioiie 
Christi,  Paris  1898.  SUd  gan)  Dorjuglid^,  Dom 
Serfaffer  btefed  9rtüett  Derglid$ene  feien  iio4  ge- 
nannt }mei  SRortl^mer  unb  eim  Stebborfer.  iAt 
Sfälf(^ungen  ber  ^afpa^afjikn  \m  Codex  Pan- 
Unüs  l^ot  Sruife  gribiblid^  entlarDt 

9ttd  tind^tigfie  Stufigaben  ber  Opera  omnia 
beS  Xl^omad  Don  tttmpm  feien  bter  genonnl  (ogL 
ob.  ep.  1679  f.) :  bie  ältefte  o^  Xüel,  Ort  imb 
äal^r,  Don  ber  iebod^  feftftei^,  ba|  fte  in  Utrtti^ 
bei  %ic  fteidaer  unb  ®er.  be  Seempt  um  1473 
erfd^ienen  ift;  bie  H^.  Skm^ufferd  (n^  $inf« 
amerS  Srief  an  ben  &erouSgeber) ,  wtmbeqi 
1494 ;  bie  brei  beS  3obocud  SabiuS  %fcmfiuS 
1520,  1521,  1523  (nebft  feiner  Vita  beati 
Thomae  Malleoli) ;  bie  $arif er  beS  @.  ^uäftf 
beuS  Don  1549 ;  be|gbid^  bie  SntlDerpener  Don 
1574:  bie  S)ilinger  Don  1576;  bie  11,  todd^ 
unter  bem  Samen  @omma(3  erf^ienen  finb,  unb 
gtoar  %ntmec))en  1600,  ebb.  1607  (bi^  DoDfionF 
bigfte  unb  befte),  ebb.  1615,  £^n  1623,  S)auai 
1625,  ebb.  1635,  ftöbi  1660,  ebb.  1680,  ebb. 
1728,  dbb.  1738,  ebb.  unb  <Settf  1759.  eine 
Ueberfe^g  gab  3.  ^  @t(bert,  6dmmtlü^ 
aSerfe  bed  gottfeligen  Z^omaf^  Don  Aempid, 
aSBien  1833—1840,  4  Sbe.  SRit  ber  CKtcmd- 
gabe  einer  fritifd^en  92euaudgabe  ber  ®^<>>>(^* 
merfe  beS  Zi^omoS  Don  ffempen  ift  ber  SBerfoffcr 
biefeS  %rtifel8  bef(^äfttgt,  mobei  ja^Irei^e,  jum 
3^U  nocb  unbenu|ie  Doi^Iic^  ^nbfd^ftm 
mit  )U  SRafi^e  gejogen  toerben  fo&en.  —  Son  %[u^ 
gaben  einzelner  SBecle  feien  l^ier  genannt:  Sod  SoU- 
loquium  animae,  ol^ne  Xitel,  Ort  unb  3a^, 
aber  um  biefelbe  Seit  unb  in  berfelben  Srtutexei 
mie  bie  erfle  %iudgabe  ber  Opera  omnia  (f.  ob.) ; 
bie  Editio  princeps  ber  Imitatio,  burd^  ®  ün%r 
3ainer  )u  Augsburg,  ma^rfd^i^  juif^en  1470 
unb  1472,  lebenfaES  ni^lt  fpater  alS  1475  ge- 
brudt;  Dor  einigen  SK^cm  erf^ien  in  Snglimb 
eine  facftmilirte  9tad^bilbung  berfelben  ^  Teoeora- 
bilis  send  Dei,  Thomae  a  Kempis  ...  de 
Imitatiose  Christi  libri  quatnor.  Ex  po»tr<e- 
ma  recognitione  H.  Bosweydi«  Aug.  Vtnd. 
1798 ;  J.  B.  M.  Oence,  De  Imitatione  Cbristi 
libri  qnatuor,  Paris.  1826;  J.-B.  tfonfalcon, 
De  rimitation  de  Notre-Seigneur  J^iis* 
Christ,  par  Jean  Grerson  . . . ,  edition  poly«^ 
glotte,  Lyon  1841;  G.  Hirsche ,  Thomaa 
Eempensis  de  Imitatione  Christi  libri  qua 
taor,  BeroL  1874,  ed.  altera  1B91 ;  Joannis 
Gersen  de  Imitatione  Christi  libri  quatttor . . ., 
una  cum  dbsertatioiie  B.  D.  Del&TÜ  deauo 
edidit  P.  Caelestmos  Wolüsgruber,  "^ndob. 
1879  (9bbmd(  ber  1674  ju  $arid  ofd^tenrnen 
Sudgabe  2)elfau^fi);  Charles  Bselena,  The 
Imitation  of  Christ  (gfacflmife  beS  ZcsM  beft 
»rüffeler  3:bo«Q^9lutogxapb9),  Leipzig  1879; 
B.  Hölscher,  libri  quatuor  de  Imitationa 
Christi  ad  literam  codids  Gaeedoneam  an. 
1427  manoseripü . . .,  Monast  1887;  Qnro- 
nicon . . .  montis  8.  Agoetia.  Auctoire  Tboma 


1689 


Z^omad  l»on  6tta|6ttrg  —  Z|omQ8  tion  SSetcellL 


1690 


m  KempiB  .  .  .,  ntVft  ttnbetanntem  8fodfe|er 
f^enmlgegcicii  ttm  ^.  Vb9ißetht),  Ajitrerp. 
1621. 

S)it  Stteratitt  über  Z^omoS  oon  fiempen 
ift  fsfl  imfiBctfe^ibar.  ^ier  gcnfigt  A,  bieienigen 
biUtogtap^ifd^  ^UfSmittel  unb  neueren  Sd^f- 
tm  tm}ugeben,  nkiäft  tDeitcte  92a(^eife  ent« 
boUnt  ۥ  fei  be|]^  denoiefen  auf  Chevalier, 
B^p.  rnib  Suppl.  8.  T.;  de  Backer,  Essai 
bibliogr.  rar  le  livre  de  Imitatione  Christi, 
Li^  1864;  gromm,  S)ie  Sudgaben  berlmi* 
tatio  Christi  in  ber  ffölner  etabtbibliotl^ef 
(Seröffenffif^ungen  ber  etabtbiMiot^el  in  Rhln, 
2. 6eft),  ttm  1886;  Bosenthal,  Gatalogne  81 : 
Imltatio  CbrieH,  Mnnieh  1892;  Catalogae 
of  the  Waterton  library,  London  1895.  — 
J.*Bu  Maloa,  Becherdiee  bist,  et  erit.  sor  le 
¥erit  anienr  du  liyre  de  Tlmitation,  8*  M., 
Paris  1858;  ft.  ^itMe,  ^rolegomena  ju  einer 
neuen  SuBgabe  ber  Imitatio  Christa,  Qerlin 
1878—1894,  8  Sbe.;  (»lefUn  ffioIfSgruber, 
<DioDanni  0erfim.  Sein  Seben  unb  fein  SBerf 
De  Imitatione  Christi,  9ug8burg  1880;  F.  B. 
Onnse,  Thomas  a  Eempis,  London  1887; 
9.  !ßo^,  Z^omaS  Don  Ütmpm  ijl  ber  Serfaffer 
ber  S&ber  De  Imitatione  Christi,  im  ßitnpVMX 
(S^mna^Itnrogramm  1894 ;  Z)erf.,  Ueber  ebt  fai 
Seutfd^tanb  «»erfd^ollencd  fBkd  bei  ZbomoS  Don 
Pem^n,  ebb.  1895.  [3of.  ^ol^l] 

99^«KM  bon  @  tro|bnr  g  (de  Argentina), 
O.  EreuL  8.  Aug.,  l^eruorrogenber  6d^oIofti!er 
tai  ber  erften  ^fte  beS  14.  ^a^rl^nbertd  (ni(^t 
SU  tMtl9e(if|feIn  mit  bem  mel^r  ol8  oi&ertl^Ib  Sol^r« 
bunberte  ]pfdttn  Somintroner  gleid^cS  9tomenft; 
f.  Qn^tif-Bchard,  Seriptt  0.  Fr.  I,  881), 
tmirbe  |tt  ^ogenou  im  (Qfa|  gebonn  imb  trat 
bofelbp  (m^  Olfmger)  ober  )u  Strafiburg  (nod^ 
Oonbolf)  in  ben  SuguIHnerorben.  Sr  lel^ 
m^mtooO  )u  6tro|bttrg  (ba^er  fein  Sebmme) 
unb  ^riS,  am  le^m  Orte  nid^t  Dor  1841,  ba 
er  in  biefcm  9obte  gu  Strogburg  febie  8or» 
lebmgen  )nm  jmeiten  SBud^  ber  Sentenjen  im 
Otanufcriipte  boSenbet  ^ot  (Denifle-Chatelain, 
ChartnL  unir.  Paris.  11,  Paris.  1891,  570, 
n.  1118,  not  1).  3m  3. 1345  mürbe  Z^mafi 
Dorn  OcneralcopUel  ju  $ari9  an  6tdle  befi  eben 
t»erfterbmen  ZHonpB  Don  Olutina  ob  eruditio- 
nen,  pmdentiam  et  yitae  integritatem  )um 
0enerol)nior  bei  9uguftinerorben8  erm&l^B.  Hb 
mor  ber  erfle  bevtfd^e  Vuguftinergeneral  unb  be» 
fieibctf  biefci  Vmt  no^  brelmaliger  SBieberma^ 

S5If  3a]^  ^inburd^  M  gn  feinem  Zobe.  9(ud^ 
ben  WkMen  (bomdS  in  9(Dignon)  ftanb 
Z^moi  m  90^  Snfeben  unb  erlongte  uon 
i^en  ucrfd^iebene  IßriDilegien,  Smmunitftten  unb 
3abulte  |u  Qtanflen  feind  Orbenl  eifon  im 
crfien  3o^  feines  ®eneralats  untemal^  et  mit 
Sttt^^g  be«  ®eneroIca)»iten  eine  XeDifbn  ber 
olten  Orbenlfatpm«n  (ber  fogen,  Constü  Bar 
tiaboneoaes  Dom  3ai^re  1290),  inbem  et  bie« 
felben  t^ft  Dcdatjte  nnb  unseitgemd^  Seftim* 


mungen  oufifcbieb,  tbeilS  neue  l^in)ufBgte,  na» 
mentlid^  in  Setreff  ber  6tubienocbnung  (D^ 
Deniiie-CSiatelain  II,  42,  n.  567  not.  unb  570, 
n.  1118).  8ür  bie  eifrige  Pflege  ber  SBiffenf^oft 
in  feinem  Orben  forgte  er  au^  boburcb.  ba|  et 
auf  bem  (Beneralcapttel  pi  »afel  (im  3.  1851) 
bie  Srrid^tung  einer  5ffentlid^  @4ule  (Studium 
generale)  für  Sogif,  $bth)fop]^ie  unb  Z^eologie 
in  bem  SonDente  «t  Serona  burd^fe^te.  %tt 
@d^oIaflüer  ermarb  ftd^  Zl^omoS  euien  geachteten 
9lamen  burd^  feinen  Kommentar  gu  ben  @en» 
tengen  beS  Sombarben,  ber  ftd^  ebenfo  burd^  feine 
Mrge  mie  binr«^  feine  filarl^ett  auSgetd^net  (Aon* 
tissuni  Thomae  de  Argentina  scripta  super 
quatuor  Ubros  Sententiamm,  Aigeni  1490) ; 
anbere  SuSgaben  erfc^ienen  gu  Senebig  1564 
unb  1588,  gu  ®enua  1585  unb  nod^  1685  gu 
®enf.  S)er  Orbendbiograp^  (Skmbolf  fd^reibt 
i^m  aud^  bie  Seröffeiülid^ng  Don  Sermones 
ad  Clenun  et  ad  diversas  spectantes  materias 
gu.  9lad^  einet  longift^rigen,  ru^mlid^n  OrbenS« 
Dermattung  ftarb  Zbomad  auf  einer  SifitationS« 
reife  im  ConDente  gu  SBien  im  3.  1857  unb 
mürbe  in  ber  bortigen  OrbenSfitd^e  beigefe^; 
fein  Ütad^olget  im  (generolote  mürbe  ®regot 
Don  9Hmini  (f.  b.  9rt.).  SBafi  Z^omaS'  Don 
Strasburg  miffeufd^aftli^e  9tid^ng  unb  Stel- 
lung  gu  ben  3eitfqftemen  anbetrifft,  fo  Dertritt 
er  ben  gemäßigten  StealidnmS  eines  IjL  Z^moS 
Don  9quin.  Sr  beldm))ft  bie  abmeid^en  9n* 
fid^ten  C)emrid^  Don  ®ent  (f.  b.  9rt.)  unb  bie 
Sufifd^itungen  ber  €cotiften  unb  fc^lie^  fid^ 
enge  an  ben  gefeierten  Segrunber  btt  ätcm 
SugufUnerf^Me,  Segibiuft  Don  9tom  ober  Co» 
lonna  (f.  b.  Sri  in,  667),  an,  bejfen  Se^ 
burd^  Sefd^uß  beS  ©eneralcopitdS  gu  gfloteng 
im  3.  1287  als  Orbenfiboctrin  Dotgefd^dben 
morben  mar  Penifle-Ciiatelain  n,  12,  n.  542; 
42,  n.  567).  dm  allgemeines  Silb  Don  feinet 
Z)en!-  unb  Se^eife  gibt  unter  9lnberem  &tMl, 
®efd^id^te  ber  ^^fopl^ie  beS  SRitteloIterfi  n, 
anaing  1865,  1045  ff.  (iBgL  nod^  Oandolfns, 
Disseoi.  bist,  de  dnoentis  eeleb.  Angust 
Soripit,  Bomae  1704,  884  sqq.;  Ossingar, 
BibL  August,  Ingoist  1768,  71  sqq.;  Fabri- 
eins,  BibL  lat  med.  aet  Y,  Florent  1848, 
537  sqq. ;  Subfatfg!^,  Die  UniDerfttdt  ffiadA  unb 
bie  gfremben  an  berfdben  bn  aRittrialter,  fBerUn 
1876, 159  ff.;  9toad,  ^l^tlof.-gefd^id^tL  Sesibn, 
Seipjig  1879,  s.  ▼.;  Feret,  La  Facnlte  de 
thöologie  de  Paris  eto.  lU,  Paris  1896, 
498.)  [SRorgott.] 

fP^Wtf  Don  Sercelti,  0.  8.  Aug.,  nam- 
l^fto:  Sertreter  ber  SR^ftit  im  13. 3a(|r^bert, 
mar  femer  Sblunft  nad^  Sfrangofe  unb  erbielt 
be|]^  mo^(  f|>äter  in  3taHen  ben  9cbmmen 
®anuB  (ober  ©allo).  3«  Anfang  befi  18.  3a^ 
l^nbertS  mar  er  Stegularcononifo  in  @t  Sictot 
gu  $ari8  unb  Siluta  an  ber  bortigen  berubmten 
Sd^.  Vtö  (Earbbtal  ®uala  (Sicc^eri)  im  3- 
1220  in  feinet  Saterfiabt  SerceBi  efai  ffloftac 


1691 


Xl^omad  Don  iBillanoüa,  ber  l^L 


1692 


gum  1^1.  9nbrea8  fflr  Stegularcanonifer  nad^  bet 
Stegel  bed  1^1.  SuguftinuS  grflnbete ,  berief  er  ben 
Sictoriner  X^otnad,  beffen  QU^erotbentlid^edSe^r» 
talent  er  frfi|er  als  Segat  in  8fran(reid(i  fennen 
gelernt  l^atte,  aß  erften  SJorftel^er  ber  neuen  Stif- 
tung. 9u(i^  in  SSercettt,  too  %%ovmA  urfunblid^ 
1224  Ql8  $rior,  1226  aI8  %li  erfc^eint,  be- 
iDöl^rte  er  ^6)  oIS  ödsten  (SeifteSmonn  unb  t)er- 
fa|te  bofelbft  feine  Sci^riften  über  3)ion9itud 
areo))agita.  Unriti^tig  ift  jebod^  bie  getoö^nlici^e 
Sngabe,  xomai^  ju  Serce&i  ber  1^1.  Antonius  t)on 
$abua  (f.  b.  9rt.)  für  einige  3eit  fein  Sd^fller 
gemorben  fei.  2)a8  XobeSja^r  bed  WM  toirb 
to  ber  ®nibf(i^ft  )u  SSerceEi  koie  folgt  ange- 
geben: Bis  ter  viginti  currebant  nulle  du- 
oenti  I  Anni ;  nad^  geiDö^nlid^er  ^nna^me  ttöre 
cd  1226.  aßond^e  Siterar^i{briler  ieboc^  tDeifen 
borouf  biTi/  ba^  ®regor  IX.  unterm  30.  9)lai 
1227  (Potthast,  Beg.  Pontif.  fiom.  I,  BeroL 
1874,  686)  auf  Sitten  bed  Sbted  XbomaS  ber 
ftird^e  befi  l^L  9(nbreaS  }u  SerceDi  i^re  Siedete  unb 
SriDilegien  beftätigte,  unb  mdd^ten  beg|^alb,  inbem 
fte  baS  bis  ber  ®rabfd^rift  ft)ra(!^kDibrig  aud^  auf 
viginti  bejiel^en,  ben  SCob  bed  Slbted  in  bad  3a^r 
1246  fe^en ;  inbe^  bel^au|)tet  UgbeQi  (Ital.  sacr. 
IV,  2.  ed.  Venet.  1719,  784),  oHerbing«  o^ne 
OueHenbeleg,  ber  in  ber  ))ö))ftlid^en  Urbmbe  ge- 
nannte 96t  X^omaS  fei  ber  gleid^namige  9{ad^- 
folger  bed  SSictorinerS  getoefen.  9Ud  Sd^riften 
bed  aJl^ftilerdX^omad  (SaQu«)  Don  aSerceQifmb 
folgenbe  )u  berseid^nen :  Extractiones  libri 
8.  Dionysii  Areop.  de  coelesti  seu  angelica 
'  hierarchia ;  Extract.  libr.  S.  Dionys.  de  eo- 
desiastica  hierarchia;  Extract.  libr.  8.  Dio- 
nys.  de  divinis  nominibus;  Extract.  libr. 
8.  Dionys.  de  mystica  theologia;  Extract. 
epistolae  Dionys.  ad  Titum;  Gommentarius 
super  Cantica  canticomm,  hierarchice  expo* 
nenshaeccantica;  Tractatusdeseptemfiructi- 
buB  contemplationis.  SBon  biefen  Sd^riften, 
n)eld^e  auf  einem  langial^rigen  ®tubium  ber  SBerfe 
bed  fog.  S)ion9{iu8  9reo)>agita  (f.  b.  Sri)  beruben, 
mürben  bie  fünf  erften  fd^on  in  ber  1502  gu 
Strasburg  unb  1586  gu  fföln  erfd^ienenen  (ateini- 
fd^en  Ausgabe  be9  genannten  gried^ifdi^enSR^ftifere 
mitabgebrudtt ;  bie  Extractiones  de  mystica 
theologia  flberbieS  in  3ob.  Sdf8  gu  Augsburg 
1519  erfd^ienenen  Ausgabe  ber  betreff enben  @d^jt 
be«  2)ion9Jiud9(reot)agtta(f.3Biebemonn,Dr.  äoQ. 
Sd,  giegenSburg  1865,  495  ff.).  S)ie  m^ftifd^ 
SrRärung  gum  ^o^en  Sieb ,  in  meld^er  ebenf aES 
bie  (Sebanfen  beS  9reo))agiten  reid^Iit^  üermertbet 
fmb,  mürbe  l^erouSgegeben  Don  9.  ^eg  (Thes. 
noviss.  n,  1,  Aug.  Vindel.  1721,  501—690); 
ber  gelehrte  Senebidiner  nennt  ben  Sommentor 
mit  groger  Snerfennung  eine  Summa  totius 
mysticae;  nid^t  gang  fo  günftig  lautet  baS  Ur- 
tbeil  3ob.  ®cr)ond  (Opera  IV,  Antv.  1706, 
85  sq.).  ®er  Tractatus  de  Septem  fructibus 
contemplationis,  auf  ben  Sl^omaS  in  bem  oben 
ermöl^ten  Gommentar  felbft  DermeiSt  (Pez  1.  c. 


659),  fd^eint  k)erfd^oIIen  gu  fein,  gn  ber  9le{^ 
ber  aR9fti!er  bilbet  na(^  bem  9udbrml  S)enine'l 
(§ift..<)0l.  »I.LXXV[1875],  787)  berSWöon 
SSerceQi  ein  mid^tigeS  SRittelgtieb  gmifd^  Si^ 
Don  @t.  Sictor  unb  bem  bl-  Sonattenhna  ({.  i, 
9rtt.)  unb  Derbient  be|balb  fid^Iid^  mel^r  $<* 
ad^tung,  alö  i^m  bisher  oon  ben  ®efd^id^tfdt|retbcni 
ber  aitpftü  geft^entt  morben  ifL  (SSgL  no^  Pez 
1.  c.  p.  XYU  sq. ;  Bist  litt  de  la  France  XYII, 
Paris  1832,  856  ss.;  %tn\%  in  ber  Seitf^i.  f. 
fatb.  IbeoL  1882,  710  ff.)  [3ed.] 

VfomasDonätinonooa,  berbt^  0.8.  A., 
Si^btfc^of  oon  iBalencia  im  16.  So^rbunbett, 
ffii^rt  feinen  SBeinamen  oon  bem  @täbt(ben  Silla> 
nooa  ald  bem  nficbPgelegenen  9locbbarort  feiner 
eigentlid^en  ^eimat  gfunüana.  Sr  marb  im  %, 
1488  einem  ßltem))aare  geboren,  melc^  itm 
nid^t  reid^,  aber  augerorbentltd^  mobltb^g  toor 
unb  bad  SDHtleib  gegen  bie  9rmen  ^bstitig  in 
bad  f)erg  beS  Ihmben  pflangte.  !ßod^  old  @$ul« 
ünb  lam  berfelbe  im  SBinter  mieberbott  o^nt 
9ßantel  unb  ©cbube  na(b  fyiv&,  toeil  er  btefe 
ifleibungSftüdFe  armen  IKnbem  gegeben  1^; 
ebenfo  t>erfd^entte  er  bfter  an  fotd^e  fein  SRorgni« 
brob  unb  blieb  bann  nud^tem  bis  gum  SlittagS- 
mabl.  S)iefed  ferbftoergejfenbe  aiHtleib  blieb  oon 
ba  an  ber  ^orfted(|enbe  3ug  in  feinem  iSfyaaba, 
fo  bog  er  nid^t  obne  ®runb  aud^  «,ber  3Umo{en« 
geber"  genannt  mirb.  S)a  er  gro|e  Zaiente  ginn 
Semen  entmidelte,  morb  er  bei  ber  Sntlofjung 
aus  ber  Slementarfd^ule  ton  feinen  Sltem  nQ($ 
Stcald  gefd^idK,  um  bort  feine  @hibien  gu  be- 
ginnen. 99a(b  nad^b^  {lorb  ber  Sater,  unb  er  et- 
bielt  alfi  Srbtbeil  ein  ^^md  in  93iIIanoDa;  bieg 
fd^enlte  er  f ogleid^  ber  @tabt  al«  Spital  für  bOfS* 
beburftige  gfrauen.  Seine  gro^n  Zaknte  toie 
feine  gfrdmmigfeit  unb  ßingegogenbeit  enoarbcn 
il^m  bolb  bie  befonbere  Sufmerffamfeit  unb  £iebe 
feiner  Seigrer,  fo  ba|  er  feit  bem  Anfang  feiner 
tbeologifd^en  Stubien  oon  biefen  cX^  (unftiger 
Uni))erfU^Ie]^rer  betrad^tet  tourbe.  9}a4  ibrem 
9tat]^  etüfd^ieb  er  ftd^  audb  ffir  biefe  Soufbabn 
unb  l^abilitirte  Rd^  unter  Sblebnung  oller  öu|eni 
(Sfycm  unb  ßinffinfte  gu  Salamonca  für  bii 
^ralmi{fenf(baft.  Slacbbem  er  ober  gmei  3fl(re 
long  über  bief etbe  IBorlefungen  gehalten  botte,  tiot 
er  im  9llter  t)Ott  28  3ab^en  gu  S&inattotMi  in  bal 
ftlofter  ber  9uguftiner*@remiten  ein  rnib  legte 
bort  1517  bie  feierlid^en  ®elubbe  ob.  Sr  mo^ti 
ftd^  lijSt  burd^  feurige  unb  ^inrei^be  ^nbigitn 
befannt,  beren  9hi^m  nod^  immer  flieg,  nad^bem 
er  1520  bie$rieftermei^eem))fangen  ^t.  9)tan 
nannte  i)^  f^on  bomaß  ben  f(xinifdben  Hpofiel. 
9ud^  im  Orben  fanb  er  gro^  SBead^tung  unb 
toarb  gu  benmid^tigltenSteOenbeSfelbenecboben; 
ol9  SBorgefe^er  oer^nb  er  ed^  me^r  buxd^  jein 
93eif))iel  als  burd^  £rma^ungen  bie  Untergebenen 
gur  ^öd^ften  reßgidfen  SBoOfommenbett  gu  fübtcn. 
Sr  mar  ed  oud^,  ber  bie  erften  OrbenSleute  in 
bad  füi^Iid^  entbedte  SRe^ico  fd^idte  unb  bod  bie 
SBurgeln  gu  einem  frö^td^  Vi^^Iu^  \fVKt^ 


1698 


Z^omol  SBalbenfiS  —  Zl^omafiuS,  ei^rijlian. 


1694 


OrbtnS  legtt  Paifer  Statl  Y.  ernannte  yfyx  ju 
feinem  ^ofpcebiger,  unb  bolb  flberftieg  ber  Zu- 
lauf )u  feinen  einfad^en,  ober  begeifterien,  ni<i^t 
Hl  lebnerif^  Sc^mud  gefleibeten,  ober  t>on 
OotteMifbe  getrogenen  ^rebigten  QUeS,  moS  man 
bifi  bobin  in  SRobrib  gelonnt  bcttte ;  oIS  gfrud^t 
betfelben  erntete  ber  9tebner  bei  feinen  3u^tem 
ni^t  Semunbening,  fonbem  3^i^<^ung  unb 
buBferHoe  Sinnefidnbenmg.  @o  gewann  er  baS 

!)r5^e  Oiertrauen  beS  JtoiferS  unb  iDorb  t)on  bem- 
elben  fär  bad  Sr)bt8t^um  (Bronoba  als  eine 
ber  ongefe^pen  unb  einträgfi(i^[ten  @teQen  in 
Spanien  befiimmt.  @ein  onfpruc^Iofer  unb  be- 
miitbieer  @inn  fhrSubte  fU^  iebod^  gegen  btefe 
93ürbc,  unb  ti  getong  feinen  Sitten  beim  if  aifer, 
biefe  Sr^ebung  t)on  fid^  ob^uioenben.  Salb  ober,  im 
3. 1544,  »orb  er  tro^  oller  Sitten  )um  Srsbifd^of 
wn  Solenrio  ernannt  meil  ber  ffoifer  glaubte, 
bierüber  ben  SBillen  (SotteSerfol^ren  )u  ^oben,  unb 
erbielt  Dom  Sorbinol-Srjbifd^of  Don  Xolebo,  3o^. 
Zobrro,  bie  Sifd^ofdweibe.  9iad^  Sefi^nol^me  fei- 
nes €titbleS  nor  fein  erfter  dffentlicber  SuSgong 
in  bie  OefangniRe  ber  Stobt  um  biefen  Suft  unb 
Sid^t  unb  ben  ®efangenen  eine  menfd^enfreunb« 
üfy  IBebonblung  )u  t)erf4offen.  Sie  gefommten 
trieben  (Einfünfte  feinrS  StsoiStl^umd  Derwenbete 
er  für  feine  unerf(i^ö))m<be  SBobltbäHgteit,  toted 
groge  Summen  )ur  SoStoufung  ber  d^riftlid^en 
@IIaoen  bei  ben  Touren  an,  ftif tete  brei  Kollegien 
für  unbemittelte  @tubirenbe  unb  gab  fo  feinen 
^|kd)igt(n  über  bie  Uebung  ber  9lft$ftenlieoe  ben 
rnbten  Sla^brucf.  6r  felbfl  bebielt  immer  fein 
OrbenSgemonb,  rid^tete  feine  fiebenSorbnung  ganj 
noc^  ber  Siegel  etn  unb  legte  fid^  bie  Uebung  ber 
jlrengften  flrmut  ouf ;  wobrenb  er  für  olle  9lot]^« 
leibenben  unge}dblte  Summen  benit  l^atte  unb 
feine  (SafUmit  bif^öflicber  gfretgebigteitbemirtbete, 
gctto^  er  bie  tSrglid^jte  9labrung  unb  bequemte 
^4  in  iBobnung,  ff leibung  unb  92a]^rung  gu  ben 
grölten  Sntbebntngen.  3n  feinem  ^mt  als  Si- 
fibof  fud^te  er  ^Uen  %IIeS  gu  fein,  mar  unermüb« 
ii4  in  Sifttotiontn,  brong  auf  bie  flrengfte  iRein- 
litbfett  bei  ben  ^eiligen  ^anblungen  unb  ben  bagu 
nStbigen  (Sefdpen  unb  ^oromenten,  bef  örberte  bie 
Pflege  bei  fiir^engefongeS,  boS  @tubium  ber 
beiligen  6i!^rift  unb  ber  t^eologif^en  SBiffen« 
f(^f^  unb  brong  befonberS  auf  bie  muftergültige 
Sollfommenbeit  beS  SleruS;  gu  befferer  ßin- 
f  ibaxfung  beS  ton  üpxi  Srftrebten  ^ielt  er  oud^  gmei 
SHdcefonf^noben  (1545  imb  1548).  Ueber]^u|)t 
lu<^e  er  burtb  rofUofe,  oufopf embe  Xbfttigfeit  ber 
ilkrantmortttng  beS  SBifd^ofS,  meldte  il^  ftetS  mit 
beiligem  Sd^reden  erfuOte,  gu  entfpred^en;  fein 
Örunbfol  umr,  olS  Sifd^of  l^abe  er  aufgebort,  fein 
eigener  ^err  gu  fein,  unb  muffe  nur  ber  Siener 
feiner  Siöeefanen  fein.  3m  3. 1555  erbielt  er  am 
ÜRoriS  Si(l|tme|tag  eine  munberbore  ßingebung, 
bog  er  auf  WoM  (Seburt  fterben  merbe.  ßr  be- 
reitete fl(b  nun  burd^  Derbot)pelten  Sifer  auf  feinen 
Xob  dor  unb  räumte  mit  bem  Sßenigen,  boS  er 
fein  nannte,  fo  grflnblid^  auf,  bo|  er  im  Suguft 


nid^tS  mel^r  l^oüe  olS  fein  ormlid^eS  Seit;  bie| 
t>erfd^enfte  er  unter  ber  Sebingung,  ba|  er  eS  IvS)» 
meife  bis  gu  feinem  Xobe  bel^olten  bfirfe.  Sin  ge- 
fol^rlid^eS  gfieber,  boS  fid^  gegen  Snbe  Suguft 
einfteSte,  funbigte  il^m  baS  ermortete  Snbe  an,  unb 
am  8.  September  oerf  d^ieb  er,  m&btenb  boS  f  eierlid^e 
f)od^amt  gefungen  mürbe,  gum  größten  Seibmefen 
oller  feiner  Sibcefonen.  S)ie  SBunber,  meldte  an 
feinem  ®rabe  gefd^io^en,  bemirften  fd^on  1605  feine 
Seltgfpred^ung  unb  1658  feine  feierlid^e  Sononi« 
fotion.  Sein  f^feft  toirb  am  22.  September  ge- 
feiert. 6r  binterliel  l^onbfd^riftlid^  eine  9teibe 
loteinifd^er  Vorbereitungen  gu  feinen  fßrebigten ; 
biefelben  ftnb  nur  gum  %f)Al  eigentlid^e  ^uSorbel* 
tungen,  gum  Xl^il  blo|e  @ebanlen-  ober  aRoteriol- 
fommlungen,  bei  benen  er  fid^  auf  bie  Segeifterung 
beS  SortrogS  Derloffen  burfte.  91ud^  eine  Srflö- 
rung  beS  bolzen  Siebes  ift  lateinifd^  t)on  il^m  t)or- 
bonben,  mel^e  Jebod^  nid^t  aber  boS  britte  ftapitel 
binüberreicbt ;  ebenfo  flnb  Don  einer  Srflärung 
ber  ^ocolQpfe  unb  beS  Sud^eS  3ob  nur  bie  9ln- 
fönge  borl^ben.  Siefe  fämmtlid^en  Sd^riftftütfe 
mürben  fpöter  burdd  einen  feiner  frül^eren  9{ot)igen, 
ben  Sifd^of  Sol^onneS  be  aRufiatoneS  oon  Se- 
gorbe,  l^rouSgegeben  unb  erfd^ienen  öfter  gebrudt, 
am  befien  1760  gu  9Jlailanb  in  gmei  tJoliobänben; 
biefe  Ausgabe  beforgte  ber  ^uguftiner-Sremit 
P.  Laorentius  a  S.  Barbara.  (9$gl.  in  biefer 
9luSgabe  bie  Dom  ^rouSgeber  gefc^riebene  Syn- 
opsis yitae  S.  Thomae  a  Villanova ;  AA.  SS. 
Bell  Sept  V,  799  sqq. ;  !ßö§l,  Stbtn  beS  bl.  2:bo- 
moS  D.  58.,  Slünfter  1860:  »r.  SemarbS 
[P.  Sf.  SRotte'S]  ^pbotiSmen  über  fotl^olifd^e  »e- 
bonblung  ber  Sibel,  ^reiburg  1862,  19  ff.; 
ffoulen,  Sin  SBüd^lein  Don  ber  göttl.  Siebe,  nod^ 
bem  ^I.  X^omoS  D.  fß,  aberfe^t  2.  Sufl.,  f^frei» 
bürg  1896.)  [ffoulen.] 

$9oimi$  SBoIbenfiS,  f.  Ütetter;  X^omoS 
SBolleiS,  f.  XbomoS  «nglicuS;  Xl^omoS 
Don  SBoIfingl^am,  f.  äOBalftngl^am;  Xl^o- 
moS  be  SBl^ite,  f.  9ngluS,  Xl^omaS. 

Uoma^xißen,  f.  92efioriuS  IK,  175  ff. 

%^omaHMf  Cbtiftion,  Sted^tSlebrer,  nod^ 
Zl^oludt  „ber  perfonificirte  ®eift  ber  SlitfUärung 
am  SBenbepunlt  ber  beiben  Sol^rl^unberte,  beS 
17.  unb  18.'',  mürbe  am  1.  Sanuor  1655  gn 
Seipgig  als  Sol^n  beS  bortigen  $rofef[orS  äocob 
Xl^omaftuS,  beS  SebrerS  Don  Seibnig,  geboren. 
9lad^bem  er  1672  in  feiner  SSoterftabt  bie  3Bürbe 
eines  9RagifterS  erlangt  l^tte,  ftubirte  er  in  gftanf« 
fürt  0.  b.  O.  Sled^tSmiffenfd^Qft  unb  ermorb  1679 
boS  S)octorat  in  berfelben.  Srfi  befd^öftigte  er 
ftd^  in  ber  ^ro^S,  trat  ober  fd^on  bolb  in  Seipgig 
als  ofabemifcber  Sebrer  auf  unb  Dertrot  mit  einer 
f^reimfltl^igfeit  bie  oEe  SBelt  in  Staunen  fe^te, 
boS  rotionaliftifd^e  9laturred^t  ^ufenborfS  (geb. 
1632;  1676—1686  ^rofeflor  in  Sunb ;  1686 
bis  1688  ^ofrotb  in  StodCbolm,  bann  ^iftorio- 
gropb  in  95erlin;  geft.  1694).  3n  eingelnen 
fünften  ging  er  über  le^tem  luxb  binouS;  fo  fteQte 
er  g.  9.  in  einer  S)iff ertation  De  origine  bigamiae 


1695 


Xl^omaftuS,  ©ottfricb. 


1696 


(lipsiae  1685)  bte  ^l9gamie  oIS  mä^  bem 
Stotuned^t  erlaubt  l^in.  3in  3. 1687  üe^  et  ein 
fiel^tfoid^  bed  9IatunedEit8  etfd(|eineiL  @eine  93or- 
lefungen  l^ielt  et  al8  bet  erfte  in  beutfd^et  @))tad^e 
unb  lünbtgte  {ie  1688  atub  in  biefet  am  {d^umt^ra 
SBret  an.  SbenfaUfi  in  beutfd^er  ^ptaäi^  gab  et 
eine  gelehrte  Seitfd^rift,  bie  ^anonat8ge{t)röd^e^ 
(1688  unb  1689),  l^etauS.  ©eine  freien  Sinftd^ten 
unb  feine  SludfäUe  gegen  bie  ©eiftlid^  oetan» 
Iahten  eine  SRenge  k>on  ftlagen  gegen  i^n  beim 
ObetcDnftftorium  gu  2)te8ben,  fogat  Don  bet 
bänifd^n  Stegierung.  @d^on  UKir  ein  SSerl^af- 
tungSbefel^l  gegen  X^omaftuS  auSgemirft,  olS  tt, 
ted^tjeitig  unterrid^tet,  Seipgig  Derlie^  (1690)  unb 
nad^  Serlin  reiste,  ffurfürft  ft^riebrid^  IIL  gab 
a^m  unter  Skrleil^ung  bed  ätatl^dtiteld  unb  einefi 
onfel^nlid^en  @e^alted  bie  Srlaubni|  }ur  92iebet- 
lafjung  in  ^oHe.  ^iet  begann  et  on  bet  fogen. 
ßsetcitien«  obet  Reinen  Slitteraf  abemie  mit  gro|em 
erfolge  Sorlefungen  über  ißbUofopbi^,  9ie(|td« 
loiffenfd^ft  unb  Sefd^id^te  ju  b^Iten.  itt&  einige 
Seit  f|)öter  griebrid^  XU.  burd^  ^aUe  !am,  fa|te 
biefer  ben  Cntf d^Iu^,  l^ier  eine  Unioerfität  gu  griin- 
ben,  unb  übertrug  Xboin^r^uS  beten  Organifation. 
S)ie{elbe  trat  am  12.  3uli  1694  in'd  Seben;  an 
ibr  bot  Zbomafntd  als  ißrofejf or  ber  Ked^tSmiffen- 
fi^^.  feit  1710  aud^  als  Sirector,  bis  ju  fei- 
nem Xobe  (28.  September  1728)  getoirlt.  a^it 
ber  Ortboboiie  fd^on  früb  ^rfatien,  b^^tte  er  fid^ 
eine  Zeitlang,  b<>u))tfad^U4l  auS  O^pofttionSluft, 
bem  $ietiSmuS  (f.  b.  9rt.)  genöbnrt  unb  mar 
in  beffen  kämpfen  bet  iurißifd^  anmalt  (f.  b. 
airt.  £erminiSmuS).  SBalb  aber  ftie^  ibn  ber 
ftttlid^e  unb  religiöfe  (Smft  beS  frübern  ^ietiSmuS 
üb,  unb  er  mürbe  ber  SBorbote  unb  ^erolb  ber 
fogen.  Sufflärung  (f.  b.  Slrt.).  gfreiUi^  iDor 
feine  eigene  miffenfd^aftlid^e  SBeife  ju  menig  fo« 
iibe  unb  fein  SBiffen  gu  menig  umfaffenb;  fein 
Xalent  beftonb  in  einer  leidEften,  püanten  unb 
fatirifd^en  JRebemeife,  burd^  meldte  et  )ur  einbätge« 
tung  eines  fteigeiftigen  XoneS  in  bei  beutfd^en 
Siteratut  mebt  als  Snbere  im  18.  3abtbunbert 
beigetragen  %ai.  Ißon  ben  Sfef{e(n  bet  Suctotität 
befrieit,  mitt  er  mit  eigenen  ^ugen  feben:  baS 
nennt  er  feine  SBemunft  gebraud^  9(uf  fu,  im 
<Begenfa^  gur  ©d^ulpbilofopbie,  baut  et  feine 
fßbitofopbie«  bie  abet  ni^tS  ift  als  ein  feid^teS 
SRaifonnement  beS  oberfläd^Ud^ften  9nenfd^n»et* 
flonbeS.  «uf  bie  f^mbolifd^en  SBud^et  (f.  b.  Sti) 
beS  ^toteflantiSmuS  legt  et  feinen  gtö^etn  SBettb 
als  auf  anbete  Säd^t.  3n  bet  Snterpretation 
ber  b<iHgen  @d^ft  nabert  ZboniafiuS  ftd^  ben 
fpdter  K)on  @emler  (f.  b.  %rt.)  aufgefteOten  ®runb- 
f ö|^  @eine  bmiptfäd(|Iid^ften  6cbriften  in  biefer 
£)infid^t  ftnb:  ßiftorie  ber  SBeiSbeit  imb  %f^ox^, 
Ikdle  1693;  Semunpge  unb  d^rifltid^,  aber 
nid^t  fd^inbeilige  Sebanfen  unb  Erinnerungen 
über  aUerbanb  gemifd^te,  pbUofopbif^b^  unb  iuri- 
fiild^^nbel,  ^aEe  1723—1725;  9lnbang  bagu 
1726.  SBefannt  ift  ZbomafiuS  alS  SBeförberer 
unb  eifriger  Vertretet  beS  fog.  XerritorioIfQftemS 


(f.  b.  9rt.).  SRit  gto^  Sifet  mor  et  ferner 
gegen  bie  f>esenpto)ef je  (f.  b.  %tt.)  tb&ttg ;  feine 
@^riften:  lliaaes  de  orimine  xnagiae,  Balis 
1701 ;  Aurge  Sebrfä^  Dom  Sofiet  bet  Säuberet 
mit  bem  Cx^nprogef{e,  ^afie  1704,  bßeben  lü^ 
obne  Srfolg.  (ißgl.  Suben,  XbomafiuS  mi^  jeinrn 
Sd^ulfalen  unb  @(briften,  99etlin  1805 ;  9tauma, 
StbomaftuS  unb  bie  entflebung  ber  Umt>etfttat 
^(äit,  in  SebebutS  Steuem  digem.  fttd^io  fut  bie 
®e{d^id^tSfunbe  beS  ))teu^.  ©taateS  I  [1836], 
185—195 ;  2)etnbutg,  XbomoftuS  nnb  bie  Stif- 
tung bet  UniDerfität  ^e,  ^Ile  1865 ;  SBagncr, 
(^btifL  ZbomüftuS,  Serlin  1872;  «icolobini 
ebrift  Xb<)tnafiuS,  Serltn  1887.)    [SSunn.] 

$9^miifbts,  dottfrieb,  ))roteftantifd^ 
%f^lo%t,  ein  9kub(omme  beS  Dorftebenb  befpro« 
d^en  äuriften,  mürbe  am  26.  3uli  1802  gu 
Sgenbaufen  in  Unterfranfen  olS  @obn  eia^  ${ar« 
rerS  geboren,  ftubitte  in  erlangen,  ^oSe,  tBcxIin, 
trat  guerft  alS  SBicot  in  ben  ptaltif d^en  ihtdbcn^ 
bienft  unb  mürbe  1829  Pfarrer  gu  9iümbetg, 
mo  er  aud^  olS  XeligionSIebier  tb&tig  mar.  @eine 
@d^rift  ,,OrigeneS,  ein  SBeitrog  gut  S)00men- 
ge{d^id^te  beS  3.  3abrbunbertS%  (Srtangüi  1837, 
bemirlte  1842  feine  Setufung  als  ^tofefforS  bet 
S)ogmatif  mii  Stkngen,  mo  et  US  gu  {einem 
Xobe  (1875)  blub.  ^t  gebbrte  bet  fpecieE  lutbe- 
n((b-conf effmneOen  Kid^tung  0.  b.  9tt.  ^^^tefhm- 
tiSmuSX,  512)  an,  im  ®egenfa|  nid^t  nur  gegen 
baS  tef otmitte  99e(enntni6,  f onbem  aud^  gegen  bie 
Union.  ÜRit  ^fling,  ^rle|  u.  a.  gob  et  bet 
tbeologifdden  g^ultät  in  (hlangcn  bit  Stiftung, 
meld^  jie  fftntt  no^  fytt  @ein  feauptiDett  tp 
eine  Sogmatif  untet  bem  Xttd  ^<M^ti{ti  $erffMi 
unb  SBetf^ ,  (Erlangen  1852—1861 ,  3  SBbc 
(2.  «up.  1856-1863;  8.  ^fl.  1888  in  2  »Im., 
mit  fjfortlaffung  beS  i^gmengefd^id^idb^  befotgl 
Don  3f.  3.  itBintet),  motin  et  ftd^  guerft  mit  Snlk 
fd^tebenbeit  auf  ben  SBoben  beS  lutbenfd^^im« 
fefftoneOen  Seteiuttniifdl  fteOt  9lamentliib  fud^t 
et  bie  @d^mietig{eit  bet  Smiebtigung  SbtifH  gu 
löfen.  3m  Snfc^lu^  an  W^.  2,  7  lebit  «  tine 
mirilid^  xsvcMc  beS  £ogo8  in  ber  Sbnfd^« 
DKtbung.  St  untetfd^eibet  gmiMen  immanrnlf s 
eigenfd^ften  (SotteS  (obfolute  Vla^i,  ^ettigleit 
aOSobtbeit  unb  Siebe)  unb  telatiDeii  (lUImiid^, 
aUgegenmott,  Mmiffenbeit)«  Stßetc  bobe  ber 
SogoS  bei  bet  Sncatnotion  beballen,  kjj^btm  p4 
entaulett.  SRit  biefet  Untetfdbeibung  ^nb  X^o« 
mafiuS  iebod^  niibt  übetoQiBeifaB:  S^n^e  fabm 
in  bet  gangen  Sebte  eine  Sbmeiquag  Don  btm 
lutbetifiben  99elenntnt^  unb  nannten  fie  «mibe»* 
ftnnig\  S)ie  ©i^tbatfett  bet  flitiie  ge^b^  « 
als  i,noibtt)enbige  (Etf^etmmgSfotm  ibrei  SBeftng 
unb  ptimtttD  Don  ebtißuS  beabiiilbügl''  yi.  S)al 
91mt  in  bet  jtunbe  fei  Don  (SbriftuS  getooBt«  ober 
Don  ibm  bet  Qkmeinbe,  bie  fteilid^  f($[lr|fid^  blo^ 
ein  acdbenS  ift ,  äbetgeben :  biefe  fibetirage  ci 
bann  auf  ben  Singeinen,  wn  &äk  bcg  %tq» 
feuetS  fe^t  et  bie  teinigenbe  ittaft  ber  6terbo> 
{lunbe.  3n  feinem  I^len  fiebcnSiobce  ctfd^iai  fei« 


1697 


Xl^otnafiud,  Sofepl^  SRatta  —  Z^omaffin,  SouiS  be. 


1698 


«bcnfoSI  conffflioneS-Iut^erifd^e,  btttd^  Ueberftd^t« 
l^tAt  audge}eic^nete  S)ogmengef(^i(i^te  (2  Sbe., 
Ctlonaen  1874—1876;  ber  itoAit,  Don  $tttt 
befotgt  {le^t  iebod^  itid^t  DoOftonbig  ouf  ber  ^öl^e 
M  ctjien),  lootin  er  in  fortlaufenber  gefd^id^t- 
llifn  DorficDang  bte  Sithoidlung  bed  tutl^erifc^n 
fe^begritf ed  bbl  1580  gibt:  bie  tatl^olifd^e  unb 
nformirte  SDogmengefd^i^te  ift  erft  in  ber  2.  Auf- 
lage (1886—1889),  bejorgt  t)on  Sonloetfd^  unb 
6eeberg,  tum  letterem  beigefägt.  SBeitere  9BerIe 
Bon  Z^onmfiuft  linb :  3)a8  SBieberermad^en  beS 
ctmng.  Sebend  in  ber  lut^fd^en  ftird^e  SBoQemS, 
Erlangen  1847;  9)o8  99eifenntni|  ber  eüang.« 
Int^fc^en  IKr^  in  ber  Sonfequen)  i^reS  $rin- 
<i|^,  ebb.  1848;  $rebigten,  ebb.  1861, 2.  SlufL 
1876;  ^roft  Sudlegung  beS  eolofjerbriefed,  ebb. 
1871,  2.  9uf[.  1876.  ^gl.  Btaffiin,  Sb^t, 
Stomaftufl,  ißaüt^,  brei  SebenSbilber,  Sei))3ig 
1887.)  [SBurm.] 

8MUi|lM,  3ofe))]^  aßaria,  f.  Somafl 
tftttt^B,  £ouifi  be,  ber  berül^mte  ge- 
lehrte Orotorianer,  tourbe  )u  9(i|  in  ber  $ro« 
Mice  am  28.  Suguft  1619  atö  Sol^n  bed 
QoteroIabDocQten  unb  ^orlamentSratl^  ber  $ro« 
ttncc  3ofe))^  X^omaffin  b'SQnac  geboren.  Sr 
entftamnüe  einem  ber  älteften  9bel§gefd^ted^er, 
iDd^eS,  mie  au8  einem  Sriefe  bed  I^L  Sem« 
borb  an  einen  ber  9^nen  l^en^orgel^t ,  fd^on 
üor  be{{en  3cit  )u  ben  Wtboronen  SBurgunbS 
i^büe,  \\äf  fpöter  aber  Oft*  unb  Subfranfreid^ 
«u§brr{tete,  Sbct)erbinbungen  mit  S^^igm  ber 
^^er  Sotl^ngen,  Surgunb,  G^m))agne,  @a- 
tOQen  unb  IBourbon  einging,  tiefe  SRarfgraf- 
f4loften,  (Broffil^en  unb  Saronten  befa^  unb  bte 
b54ften  StaatSftdlen  inne  "fyxiU.  Seine  Stubien 
mad^te  SouiS  im  Oratorianer^SoIfegium  )u  ÜRar« 
frtOe^  too  er  fd^on  mit  18  Vi  Sobren  in  bie  Kon- 
gregation aufgenommen  mürbe.  93ei  feiner  Sel^r- 
t(Kitigreit,  junöd^ft  im  SoOegium  bon  ^ejönoS, 
mbm  er  bie  (»lotonifd^  !Dlet$obe  ffir  bie  ^b^I^- 
\tpixt  an,  ba  fie  il^m  )ur  SBorbereitung  auf  bie 
Xbtologie  bie  poffenbfte  }u  fein  unb  mit  ber 
2äfn  ber  erßen  AirAerbäter  am  meifien  überein- 
{u^men  f^ien.  Son  $ä}6na8  tom  er  nad^ 
Vtenböme  unb  XropeS,  fobann  nad^  SRarfeUfe,  mo 
er  cmOi  Wfiblüqlt  lehrte.  3»  aRorfeiOe  ftubirte 
<r  unter  Slenaub  unb  Sertaub  Xl^ologte,  ttxinbte 
flcb  aber  üon  ber  Sd^oIaftU,  bie  feinem  C^ralter 
menig  mif)>rad^,  ob  unb  mibmete  feine  gan}e  Praft 
ber  pofititien  Xi^eologie,  ber  l^etßgen  @(^rift,  bem 
Sfiter-  unb  (Soncilienftubium.  92ad^bem  er  )u 
mit  im  Secember  1648  $riefter  gemorben  mar 
unb  nodb  (uxje  St^  IDlatl^ematU  in  ber  SUabemie 
ton  3uin9  ))orgetrogen  l^otte,  toorb  er,  megen 
feiner  ffenniniffe  bereits  bama(8  bemunbert,  auf 
ben  fl^eologifd^en  Sel^rftu^I  im  SoQegium  Dtotre- 
^!>ame-be8*9(roilUerd  bei  Saumur  erhoben.  S)a« 
elbjl  trot  er  mit  feiner  originellen  bibltfd^-|>atri* 
tifdQen  SRetbobe  auf  uno  erregte  ein  fold^efi 
Snitreffe,  ba|  ber  OrbenSgeneral  Sourgoing  il^n 
1654  mät  $arifi  in  baS  neugegrSnbete  Seminar 

titdlltnltiitm,  XL  2.  2LufL 


\ 


t)on  Soint-aRagioire  Derfe^te.  S)ort  blieb  er 
14  3abre.  Xl^omaffmS  SSortröge  )ogen  Diele 
3J)toloQita  caa  aOen  %f^vUn  gfronfreid^S  an;  er 
foS  aber  merftofirbigermelfe  fo  fd^üd^tem  gemefen 

ei,  ba^  man  SnfongS  einen  sBorbang  jmifd^eit 
unb  bie  ^drer  gießen  mu|te,  ba  er  ben  9ln* 
blid  ber  festeren  ni(|t  ertrogen  fonnte.  g^tt 
feiner  SEBerfe,  bie  Dissertationes ,  oommen* 
tarii,  notae  in  concilia  generaüa  et  parti* 
cularia,  Paris.  1667,  fomie  bie  Mömoires  snr 
la  gr&ce  oü  Ton  reprösente  lee  Bentimenta 
de  Str Augustin,  de  St-Thomas  et  de  presque 
tons  les  Th^ologiens  jusqu'au  Gondle  de 
Trente  et  depuia  le  concile  des  plus  celöbret 
doctenrs  des  üniversites  de  TEurope,  Loa* 
Tain  (Paris)  1668,  riefen  eine  gemaltige  Cl^po* 
fttion  l^or  unb  maren  Seranloffung,  ba^  bie 
Obern  il^n  in'8  OrbenS^auS  jurudfel^en  liefen. 
3n  ben  Dissertationes ,  toeld^e  er  auf  SBunfd^ 
bed  @enerald  fd^rieb,  van  bie  Congregation  gegen 
bie  3[id(age  oed  ®allicani§mud  gu  oertbetbigen, 
ft)rad^  fid^  ber  Serfaffer  gu  (Sunften  ber  oberften 
audoritot  beS  lßa))fted  in  einer  SEBeife  au«,  meldte 
bie  £ntrüfiung  aller  ©aSicaner  erregte.  SUer« 
bingS  unterfd^ieb  er  s^if^en  ben  9Raterien  beft 
©loubenS  unb  ber  S)iSci|)Iin  unb  erlonnte  bie 
oberfte  ®emalt  bem  $a))fte  nur  in  erfteren  gu,  eine 
Steftriction,  meldte  aud^  Stom  febr  mi^ftel.  Ob- 
mol^I  bie  S)octoren  ber  Sorbonne  86  Sorrectur^ 
cortonS  eingefegt  unb  Xl^omaffin  aud^  nod^  eine 
berid^tigenbe  Sonebe  beigefügt  ^atte,  tourben  bod^ 
bie  (titmplan  bed  SBerled  burd^  ben  (Seneral- 
inrocurator  bed  ^rlamented  eiiigegogen  (f))dter 
erfd^ienen  neue  ausgaben  §u  Succa  1728  unb  gu 
ftöln  1784).  3lud^  bie  Mömoires,  meldte  bod^ 
mit  Siligung  bed  C^bifd^ofed  Don  $arid  er- 
fd^ienen  tmb  nur  in  ber  Sbjtd^t  oeröffentlid^t 
maren ,  um  bie  Abneigung  il^  Sudord  gegen 
ben  Sanfenidmud  gu  befunben,  lie^  ber  ftanglet 
Seguier  fof ort  eingiel^en,  ba  er  gel^ört  l^atte,  boj^ 
in  bem  neuen  SBerfe  oon  ber  $r&eftination  bie 
9ld)e  fei,  unb  glaubte,  Don  ber  $räbefHnation 
]pxtä)tn  bebeute  fo  oiel  ald  ben  3anfenidmud  er* 
neuem  (über  bie  Stellung  X^omaf  jind  gum  San« 
fenidmud  Dgl.  (Eb*  Xl^omaffin  [f.u.].  15  ff.).  2)a8 
^erüOCTQgenbfle  SBerfX^omafftnd,  meld^ed  ibm 
ben  Stul^m  ald  Segrunber  einer  l^iftorif^ien  9e* 
arbeitung  bed  canonifd^en  üled^ted  oerfd^affte  unb 
no  A  in  unferer  3^it  na^  bem  Urtl^eile  3o^.  Sfridn; 
0.  ed^ulte'd  (®efd^.  ber  OueDen  unb  fiiterotuf 
bed  canonifd^  Sted^ted  m,  1,  616)  „unüber- 
troffen baflebt",  erfd^ien  unter  bem  Xitel  An- 
oienne  et  nouveUe  discipline  de  TEgliso 
touchant  les  B^nefices  et  les  Bön^ficiers  git 
$arid  1678—1679  in  8  SBbn.  S)adfelbe  ent- 
bölt  oiel  mebr,  ald  ber  Xitel  anbeutet;  benn  ed 
banbelt  nid^t  nur  Don  Seneficien  im  eigentlid^en 
Sinne,  fonbem  Don  alen  geifüid^en  ![Büri>en^ 
aOßeiben,  gfunctionen  unb  ^flid^ten.  Sinige  ®eg« 
ner  X^omaffmd  in  IRom  marfen  il^m  Dor,  ba|  er 
barin  bie  Suctoritöt  bed  l^eiligen  Stul^Ied  minber^ 

64 


1699 


Xl^otniSmuS  unb  @cotiSmu8. 


1700 


}q  {ie  fogar  berienigen  ber  Sifd^öfe  unb  $rot)ui}iaI- 
concüien  glei^fteUe.  SOein  ^opft  Snnocena  XI. 
felbft  gab  öffentlid^  feinem  SBor^aben  auSbrud, 
noq  ben  burd^  XJ^omoffui  bargelegten  ®runb« 
fd^n  ba§  ffird^enregtment  )u  ful^ren,  unb  gebadete 
i^n  ^unt  S3icet)töf ecten  ber  boticonif^en  Stbliotl^el 
(unter  Sarbinal  Safanatta)  unb  gutn  Sarbinal 
)u  ernennen.  918  er  iebod^  ben  ^arifer  9tuntiud, 
Sarbinal  Sibo,  beauftragte,  bie  Sngelegnil^eit 
burd^  ben  Srgbifd^of  ^rlaQ  beim  Itönige  gur 
Sprad^e  gu  bringen,  erllörte  Submig  XIY.,  er 
tDtxbt  einen  Untertl^nen  bon  fo  großem  SSerbienfte 
ntd^t  aus  bem  ffönigreid^e  giel^en  laffen.  —  9uf 
Dielfeitigen  SBunfd^  gab  Sl^omaffm  felbft  eine 
lateinifd^e  Ueberfe^ung  feines  Sßerfed  (Yetas  et 
nova  ecdesiae  disciplina  etc.),  teeld^  bor  ber 
franjoftfdden  ben  SSorjug  ^at,  ba|  bie  S>iS))ofttion 
ber  3natcrien  gebeffert  ift;  in  ber  franjoftfd^en 
Ausgabe  ifi  jebe  f^rage  biermal  bel^anbelt,  je  nac^ 
ben  bier  mit  Sl^Ioblbig,  fforl  bem  ®ro^en,  f)ugo 
daptt  unb  bem  17.  ga^rl^unberte  abf^Ite^enben 
Spod^en,  in  ber  tateinifd^en  nur  einmal.  Son  ben 
berfd^iebenen  9luSgaben  beS  SBerfeS  feien  au^er 
ber  erften  enbal^nt  bie  frangöftfd^en  gu  $ari3 
1725, 8  99be.  (nad^  ben  lateinifd^en  georbnet),  unb 
ju  SBar.Ie-3)uc  1864—1867, 7  »be. ;  bie  lateini- 
fd^en  gu  $ori3  1688,  8  99be.;  Senebtg  1780; 
ebb.  1760;  ebb.  1778,  8»be.;  SRains  1787, 
10  9be.  9ugerbem  erfd^ien  eine  Slngall  fran- 
}öftf ^er  unb  lateinifd^er  9lu§}äge,  g.  99.  gu  $ari8 
1702  unb  1838,  gu  Salgburg  1774  unb  1775 
(ThomassinuB  abbreviatus  etc.).  —  fßon  ben 
anberen  SBerfen  ^b^maffmd  ift  gunäd^ft  noc^  bie 
umfaffenbe  (aber  unbottftönbig  gebliebene)  S)og- 
matif  unter  bem  Xitel  Dogmata  theologica, 
Paris.  1680—1689,  3  volL,  gu  nennen,  »eld&e 
nod^  b^ute  gefd^ö^t  mirb  unb  gu  ^ßarid  1864  ff. 
in  7  IBbn.  bon  Slbbö  Scaue  neu  aufgelegt 
tburbe.  gfemer  berfa^te  er  eine  Keü^e  Traitä 
historiques  et  dogmatiques  sur  divers  points 
de  la  discipline  de  TEglise  et  de  la  mo- 
rale  chrötienne,  n)orin  er  bom  gfaften,  bon 
ben  Soften,  bom  Officium  divinum,  bon  ber 
einbeit  ber  Stitä^t,  bon  ber  SBabr^ett,  Sfige,  bem 
@d^mur  unb  91{etneib ,  bom  Slmofen  ober  bem 
guten  (Sebraud^  ber  geitlid^en  ®üter  f^avbtlt 
(«Paris  1680—1695  u.  ö.);  P.  Sorbe«  fügte 
nad^  XbbmaffinS  Xobe  nod^  auS  beffen  9lad^Iag 
ben  Xractat  über  ^anbel  unb  Sind  ($ariS  1697) 
bingu  tmb  gab  ben  Sractat  über  bie  ßinbeit 
ber  IKrd^e  burd^  ein  @u))))Iement  berme^rt  neu 
l^erauS  (ebb.  1703,  8  Sbe.).  3n  betreff  beS 
©ammelmerfeS  La  möthode  d'ötudier  et  d'en- 
seigner  chr^tieimement  et  solidementles  let- 
tres  bumaines  par  rapport  aux  lettres  divines 
et  aux  ^critures,  Paris  1681  ss.,  fei  bi^r  auf 
iSfyc.  Xb^mofftn  40  ff.  benoiefen  unb  nur  er* 
loäbnt,  ba^  ftd^  an  ben  legten  3:ractat  beSfelben 
<äber  baS  €tubium  ber  ©rommottf)  baS  Glos- 
sarium universale  Hebraicum,  Paris.  1697, 
anfc^Io^,   tDOxin   Sbbntafjtn    mit   ungeheurer 


SRäbe  aDe  6|nrad^en  auf 8  ^ebröifd^  gitr&^« 
fiibren  fud^te.  (Sx  ftrengte  fid^  gu  biefer  unban!- 
baren  Srbeit  berart  on,  ba|  er  ollmfilig  feine 
©eifteSfraft  berlor  unb  in  ben  legten  3obren  fcbicS 
SebenS  U)ieber  in  ben  IKnbbeitSguflonb  fom;  gu« 
Ie|t  f oD  er  fid^  ni^t  einmol  mebr  bonm  erinnett 
baben,  ba^  er  fd^riftfteQerifd^  tbcltig  gnoefen  tsat. 
3n  ber  SBei^nad^t  beS  3abred  1695  etOfd^lief  er  im 
alter  bon  76  äo^ren  unb  4  SRonaien.  X^omöjfm, 
beffen  immensa  atque  inexhausta  emditio 
(^urter)  in  geijHid^en  unb  tbeltli(^en  Iheifen  bei 
munbert  tourbe,  galt  aud^  aUgemetn  alS  ein  Sof 
bilb  d^riftßd^er  Xugenben;  namenfiidd  eignete  ^m 
eine  gro|e  g^riebfertigfeit,  bie  i^n  immer  antrieb 
p  berföbnen,  aber  au^  Urfad^e  mond^er  Prüfungen 
m  feinem  Seben  »urbe.  (Sgl.  Brettes,  Mano- 
Scripts  in^dits  de  Thomassiny  Paris  1872; 
Ingold,  Essai  de  Bibliogr.  Oratorienne,  Paris 
1880—1882,  170  BS.;  Sb.  Xbomap,  £om§ 
be  Xbomaffm,  ber  gro|e  Xbeologe  Stonheid^i 
u.f. ».,  ÜRünd^en  1892;  Harter,  Nomend 
lit  n,  2.  ed.,  410  sqq.)      [iSfy.  ZbomaJfmJ 

%t^amisvms  nnb  ^ü^mns  btipen  bie 
gn)ei  an  bie  92amen  unb  bie  Sebren  beS  I^L  V^rxu^ 
bon  9quin  unb  beS  äobormeS  S)unS  6cofatS 
(f.  b.  Srtt.)  fid^  anf  d^Ke^enben  SRid^tungen  auf  bnn 
®ebiete  ber  fatbolift^en  Speculation.  Cin  alteret 
®egenfa j^  gttifd^en  ber  an  platonif d^-augujlinif^ 
S)entmonben  treuer  feftbaltenben  SranciScaner« 
fd^ule  unb  ben  feit  Slbert  bem  ®ro^  unb 
Xb^maS  fireng  arijloteKfdden  2)omtntconem  be« 
ibirfte,  ba|  na$  bem  freilifl^  etmafi  übertreibenben 
3eugni{fe  bed  SobonneS  ^edCbom  (f.  b.  9rL)  f4[on 
1285  bie  beiben  Orben  in  omnibns  dubitabili« 
bus  getrennt  maren  (Demfle-Chatelain,  (ühartuL 
üniv.  Paris.  I,  Paris.  1889,  627).  2)ec  auS 
ber  Osforber  gftancidcanerf^ute  bcrborgegongme 
SBilbelm  be  2a  ÜRare  (f.  b.  %rt.)  gob  um  bieftlie 
3eit  baS  Correctorium  Fr.  Thomae  de  Aquino 
berauS^  baS  gu  gablreid^en  ®egenf(briften  ber 
Dominicaner  unb  anberer  ©ele^rtai  b^uS« 
forberte.  an  berfelben  Sd^ule  unb  benfelbcn 
literariM  betoegten  Sitten  tou^  S)und  @cotud 
beran,  beffen  gemaltiger  ®ei{l  ber  gangen  Contro* 
berfe  einen  fad^Iid^em  Sbotafter,  aber  aud^  eine 
beränberte  Stid^tung  gab.  In  midtis  D.  Tbonae 
doctrinam  impugnavit,  sed  hoc  cum  ma- 
gna modestia  et  nuUa  irreverentia  (Joh.  a 
S.  Thema,  Chirs.  iheoL  I,  Colon.  1711, 147). 
^n  ben  meiften  ))bUofopbifd^(n  gragen  fd^Io|  er 
fub,  tbie  Xb^wciS/  ber  ari[totelif(ben  Senftoetfe  on; 
aber  er  ftanb  bem  @tagiriten  freier  gegenüber  unb 
bielt  in  mand^  fünften  an  ben  bunb  Slugn« 
ftinud,  Sbicebron  (f.  b.  Srtt.)  u.  9.  beeinflußten 
Xrabitionen  feined  Orbenfi  fefl.  Sein  buri 
matbemattjd^  ©tubien  nod^  gefd^drfied  bitif(H 
SBebürfni^  trieb  i^n  an,  unabbangig  bon  ber 
Suctoritat  beriibmter  Se^rer  bie  ®riinbe  ibnr 
Sebren  gu  prüfen  unb  feinen  feltenen  @(batffmn 
in  ber  ftritif  ber  geltenben  Sd^ulmetnungen  gu 
erproben.    9Benn  babei  aud^  ouf  tbeologifrbefli 


1701 


Xl^otnifimuS  unb  ©cotifimttS. 


1702 


(Sebteie  mand^e  Argumente;  bie  Xl^omaS  als  99e- 
oetfe  ober  atS  Songruenagriinbe  aufgefteOt  fyxiit, 
afd^ättort  umtbeit,  fo  xoat  ScotuS  bod^  toeit  bo- 
mm  entfernt,  bie  objecttoe  (Seltung  ber  d^tiftlic^en 
^ettinKi^r^üen  bejueifeln  ober  il^ren  ibets  ein- 
engen  )tt  »oOen;  er  betonte  bielme^r  um  fo  ent« 
f^iebener  bie  Sudorität  ber  Offenborung  unb  ber 
Air^.  Sbenfo  menig  trieb  i^n  ber  tritifd^e  3ug 
fetneB  S>enhnS  |u  einer  ffeptifd^en  Suff offung  oon 
bct  ma^rJ^tSmod^t  befi  ®elfteS,  tote  fie  bem 
9fa)minaIifimuS  (ogl.  b.  9rt  Ütominoliften)  eigen 
mar ;  er  (otte  im  Segentl^eil  eine  l^o^e,  f o^  ibeo- 
fiftifd^  Suffaffung  oon  ber  9iealität  ber  3)enf- 
tit^te.  (S)en6o|Donberbo))t)eItenäBa]^r^t]^at 
ScotuS  nid^t;  bie  Stelle  Beport.  Paria.  4,  dist. 
4B»  q.  8,  n.  18  ^t  einen  anbem  @inn.)  9Benn 
einer  feiner  Sd^iiler,  SBUI^Im  oon  Occom  (f.  b. 
9ti.),  ber  Su^  bed  erneuerten  StonünaliSmuS 
tmirbe»  unb  ein  anberer,  $etru8  9ureoIuS  (f.  b. 
9rt.  Vureoli),  öl^nlid^e  ®runb{ö^  Oertrot,  fo  nmg 
Ue|  )ttnt  2,^eil  in  ber  äbertriebenen  ffritif,  toie 
fie  burd^  @cotu8  ge{){iegt  tourbe,  mitbegrünbet 
fein,  )um  X^eil  niu|  ed  alS  Stfidffd^Iog  gegen  feinen 
)tt  weit  gel^enben  9leali8mu9  erflärt  merben.  Uebri- 
genS  neigten  um  biefelbe  3Ht  aud^  l^eroonogenbe 
Senler  beft  $rebigerorbend,  mie  SuranbuS  oon 
St  ^ur^Qtn  (f.  b.  Srt.)/  9(rmanb  oon  Seouüoir 
(Armandiia  de  bello  Tisu;  f.  b.  9rt.)/  Stöbert 
^olfot  tum  nominaliSmud  bin.  3mmerbin  bil« 
bete  fid^  im  S)ominicanerorben  unter  bem  Sin- 
ftuffe  )ol^treid(|er  2)ecrete  ber  (Senerolcopitel,  bie 
bis  W9  13.  3al^r]^unbert  l^inoufreid^en ,  eine 
eigmtlid^e  @4ule  beS  l^L  SioxMA  oiel  fd^neHer, 
od  eine  fcotiftifd^e  im  gfranciScanerorbien.  3u 
Vnfong  ht§  14.  So^rbunbertS  ragten  alS  Ser- 
treta:  ber  t^omiftifd^en  Se^re  l^eroor  (ogL  aber  bie 
bebetttenb{)m  berfelben  b.  betreff.  Slrtt.)  ^eroduS 
Don  9teb(Ee€,  Semarb  ®annat^  äol^onn  t)on 
9ari8,  SBUbelm  üRacdeSfielb,  3o]^ann  oon  ^Itoptl, 
9etrud  gialubanud  (f.  Feret,  La  facnli^  de 
iliMo^e  de  Paris  etc.  III,  Paria  1896, 
373  BS.).  Su^bem  fanb  Xb^maS  in  ]^ert)or- 
ragenben  Sebrem  frember  Orben  rinen  iSl^ox  üon 
Bd^&ltm,  mie  ibn  anbere  mittelalterlid^  Se^rer  nie 

Semonnen  (oben  (f.  b.  %rt.  Stomas,  ob.  1659  f.). 
Inter  ben  Sd^fllem  bed  ®cotu8  ftanben  ber  Sel^r* 
ri^jtung  befi  9Rrifler8  nabe  gfrondScuS  ÜRa^roniS, 
Antonius  Snbred,  Solennes  Soffolid,  9ltoaru8 
$eIaj[o,  S^nriScuS  be  Ward^ia ;  ettt>a8  länger  ifi 
$etru8  be  Squila,  fpäter  ScoteHuS  genannt 
(Feret  in«  312  sa.).  S)o|  Occom  i)^  Doctor 
ordtnia,  IRol^niS  Dootor  noster  nennt,  be* 
meitt  noÄ  nit^t  bie  (E^iftm)  einer  förmlid^en 
S^ule.  ^ert^orrogenbe  Sd^uler  bed  @cotu8,  mie 
Salter  Surbig^,  Wo^  ftd^  in  mid^tigen  ^fragen 
on  X^omad  an.  S)a8  (Beneralcapitel  ber  granciS- 
coner  ju  Soborg  1337  befahl  ben  Sectoren  nur, 
ben  dioÜB  antiquorum  et  approbaioram  Do- 
etonim,  prent  aecondom  Deum  et  veritatem 
potenznt,  ^  an}ufc^lie|en  (Chronologia  Sera- 
phiei  Ordinia  I,  NeapoU  1650,  51).   92ad^ 


aBabbing  (Opera  Scoti  I,  Lugd.  1689,  38) 
möre  fogar  bie  Selbftänbigfeit  bed  SenfenS  unb 
bie  facultas  suis  obsistendi  eine  mertbtiolle 
Sigentl^ümlid^Ieit  ber  gftandficanertl^eologen  ge« 
mefen.  3m  meitem  9}erIoufe  beg  14.  ^^x^ 
l^nbertd,  bad  im  aillgemdnen  einen  9tiebergang 
ber  Xl^eologie  mit  ftd^  brad^te  (Denifle-Chatelain 
ni,  praef.  IX),  ftanben  jmar  bie  Xröger  bdber 
Orbendfiberlieferungen  im  Stamph  miber  ben 
9lominaliSmug  }ufammen,  gerietben  aber  aber 
dnjelne  tl^ologifd^e  Sel^punfte,  oor  Sflem  über 
bie  unbeftedte  Smpfängni|  (f.  b.  9rt.),  in  immer 
lebhaftere  Streitigfeiten,  bie  geitmeilig  bem  Sn« 
feigen  ber  Orben  großen  Sd^ben  zufügten  (De- 
nifle-Chatelain  lU,  514;  Feret  lU,  151). 
9lid^t  unberül^rt  oon  ber  nominaliftifd^en  Strö- 
mung feiner  S^ü  U)anbte  fid^  Sol^neg  ®erfon 
(f.  b.  9rt.)  gegen  ben  ubertdebenen  fcotiftifd^ 
StealiSmuS  unb  fud^te  jmif d^en  ZbomaS  unb  Sco- 
tug  }u  vermitteln,  inbem  er  bie  f^rancigcaner  auf 
ben  |l.  fBonaoentinra  (f.  b.  9rt.  U,  1025)  aI8  SBor- 
bilb  ibrer  Stubien  aufmerifam  mad^te.  3n  ber 
3:^  ^nben  fid^  im  2aufe  beg  15.  3al^tbunbertg 
l^erDorragenbe  Kommentare  }u  ben  Sentenjen  ad 
mentem  8.  Bonaventorae  et  Scoti,  fo  oon 
SBilbelm  SSorilong,  Stepban  Srulefer,  neben  ben 
fireng  fcotiftif(ben  SBerlen  eineS  9licoIaug  be  Or* 
belUg,  ®erarb  oon  SSrian^on,  Antonius  Zrom- 
betta  u.  9.  3)ie  Xl^omiftenfc^ule  erbielt  in  ber 
erften  ^ölfte  beg  15.  3a]^rbunbertg  eine  firaffere 
Sammlung  unb  Erneuerung  burd^  3o^neg 
SapreoIuS,  ben  princeps  Thomistamm,  ber  bog 
Softem  beg  |I.  Zl^omag  nid^t  nur  gegen  bie  ftritil 
beg  Scotug,  S)uranbug,  Sureolug,  fonbem  aud^ 
gegen  bie  frderen  Deutungen  ber  Xb^n^ifttn 
Jßdubanug,  SBemarbug  u.  9.  t)ertl^big^  ®e- 
Ugentlid^  ber  Oerfud^ten  UnterbrüdEung  beg  9{omi- 
naiigmug  burd^  Submig  XI.  (1474)  lefen  mir, 
ba^  in  ber  gf^ube  l^ieruber  Xl^omiften  unb 
Scotiften,  bie  fonft  immer  im  Stampft  lägen, 
einig  gemefen  feien  (Feret  IV,  127).  Ueberbaupt 
fd^etoit  fid^  gegen  Snbe  beg  15. 3a^bunbertg  dne 
einbeitlid^r  gddtete  fcotifüfd^e  Sd^ule  gebilbet  )tt 
baben  (Wadding  L  c.  I,  33),  mie  bemt  aud^  aug 
iener  3^t  guerft  dgenUid^  Kommentare  }u  Scotug 
oon  aRauritiug  a  Ißortu,  Sfrancidcug  SQd^tug, 
betrug  Xartaret  (Og(.  SQBemer,  3obanneg  S)ung 
Scotug^  9Bien  1881, 17)  unb  gal^Ireid^e  2)rude 
älterer  Sd^üler  beg  Scotug  (fo  ber  Sentengen" 
commentare  oon  SRa^roniS,  Sureolug,  Saffolig, 
Ißelaio,  Sorilong)  fef^ufteOen  fmb.  S)ag  ®eneral- 
CQpM  IM  Xemi  1500  fd^reibt  in  feiner  Stubien« 
orbnung  bie  Sentengen  aß  Sebrbud^  t)or  cum 
^aestionibuB  Doctoris  Subtilis ;  aber,  ba  nid^t 
ieber  ad  acumina  Scoti  idonens  fei,  geftattet  eg 
aud^  ftatt  begfelben  9lle|anber  oon  ^aleg,  Sona« 
oentura,  9Ra))ronig  unb  Slid^arb  t)on  9RtbbIetomn 
(Chronologia  I,  163).  grfl  in  ben  Statuta 
beg  fiapüdi  oon  SaOaboIib  1593  mirb  ber  9n- 
fc^Iug  an  Scotug  gur  ${Iid^t  gemad^t  unb  nur 
für  Sonatientura  dne  92ebem)orIefung  ge|lattet 


1708 


Xl^omiStnuS  unb  ©cotiSmul 


1704 


(Chronologia  I,  400  sq.;  tgl.  (Sf^xlt,  in  ben 
©timmcn  au8  SWaria-Saa^XVIII  [1880],  293). 
@o  ging  mit  ber  tnäd^tigen  Erneuerung  beS 
Xl^omiSmuS  (f.  b.  Slrt.  %S)oma%,  ob.  1660),  bie 
beim  beginne  ber  neuen  3eit  t)on  ^rid  unb  Sala- 
mancQ  ausging,  eine  SBelebung  beS  Scotidmufi 
f)anb  in  ^onb.  Sie  l^erüonogenben  S)enfer,  mit 
benen  ber  äefuitenorben  fo  glöngenb  feine  miffen« 
fd^aftlidde  Saufbal^n  eröffnete,  fteQten  fi^  im 
©onjen  auf  ben  99oben  ber  t^omiftifd^en  fiel^re, 
in  ber  fie  einen  ))ofitit)em  unb  treuem  9IuSbruct 
ber  fird^Iid^en  Sel^rentaidlung  fallen,  afö  in  ber 
me|^r  formalen  unb  fritiflrenben  fcotifüfd^en  Sel^r- 
n)eife ;  SRänner  toie  XoIetuS,  SSiaSquej,  @uare), 
Salentia,  Xonner  (f.  b.  9rtt.)  u.  %.  möl^lten  bie 
Summe  bed  l^L  Xl^omaS  aI8  ©runblage  il^rer 
gelehrten  %bl(ianblungen.  Sber  ber  Sorfd^rift  unb 
bem  ®eifte  il^rer  @tubienorbnung  mie  bem  freiem, 
on  ber  ©efd^ic^te  ber  2^eoIogie  orimtirtm  toiffen- 
Maftlid^en  IBebürfniffe  ber  Seit  folgenb,  mol^rtm 
{ie  ftd^  in  Sinjelfragen  oud^  Xl^omaS  gegmüber 
eine  felbftönbige  Stellung  unb  gaben  in  mand^en 
^i^m  ben  ^nftd^ten  beS  @cotud  bm  93or}ug 
(SBemer,  gfrang  Suare}  I,  9tegen8burg  1861, 
172  ff.),  fo  ba|  fie  bem  altem  ©egenfa^e  gegen« 
aber  als  Neutrales,  qui  nee  sunt  Thomistae 
nee  BcotiBtae,  erfd^ienen  (Mastrius  de  Mel- 
dula,  Disput,  theol.  I,  Yenet  1698,  186). 
3m  16.  unb  17.  äal^l^unbert  gab  ed  neben  ben 
t^omifhfd^m  aud^  eigme  fcotiftifd^e  Se^rftüble  an 
bm  Unit)erfitftten  ^ri8,  SRom,  Soimbra,  @ala- 
monca,  Sllcalä,  $abua,  ^Dia;  als  )u  @ala- 
manca  1627  (}U  Sltcalä  ettooS  fp&ter)  ber  Sd^mur 
mlangt  xovabt,  nid^t  oon  bm  Seigren  beS  ij/L  9u" 
gufünuS  unb  beS  l^L  Xl^omaS  abgumeid^en,  faSS 
man  nid^t  bie  fcotiftifd^e  Ißrofeffur  innel^abe,  lourbe 
biefe  Sorfd^rift  Dom  Concilium  regium  Der« 
»orfm  (Wadding  1.  c.  I,  25).  Unter  ben  nad^- 
tribentinifd^en  £]^omiften  ftrmger  Stid(|tung  ragten 
l^erüor  bie  S)ominicaner  9art|i.  SÄebina,  SBanej, 
Snoareg,  SemoS,  SebeSma,  9){offouIiö,  Solennes 
a  @.  ^I^oma,  ®onet,  ©oubin,  Sontmfon,  @otti, 
fBilluart;  ein  bo^^  SBerbienft  um  bie  allfeitige 
Sert^eibigung  beS  t^omiftifd^m  StanbpunftcS  er- 
roathtn  ftd^  bie  Sormeliten  burd^  ibren  Cursus 
Salmanticensis  in  summam  S.  Thomae  (f.  b. 
Vrt.  @almanticenfer) ;  aud^  bie  Sömener  ^b^o- 
(ogm  eftiuS,  SBiggerS,  S^IoiuS,  bie  Salgburger 
Smebictiner  9tebing,  SDtegger  u.  %  ftanben  auf 
tbomiftifd^em  @tanbpunfte.  SäefonbereS  ^nfe^m 
in  ber  fcotiftifd^m  Sd^ule  gmoffen  ^o\tp^  9ng(eS, 
SonftantiuS  @amanuS ,  SngeluS  ißulpeS,  $bt- 
\\ppu9  Sfaber,  bie  Srlönber  ^ugo  SaDeUuS,  Snton 
§idfäu8,  3o^.  ^onduS,  femer  %%  ©miftifft, 
SoSco,  aB.  I^ennci,  (Slaubiud  graffm,  (Sabriel 
9o9t)in,  @ebaftian  2)u)>aSquier,  IhiSper.  Ueber- 
fid^tUd^e  Umarbeitungm  ber  SBerle  beS  @cotu8 
liefertm  S)amian  ©eneg  (Salmcia  1598)  unb 
ßteron^muS  a  SRontefortiiu)  (9lom  1739),  atpba- 
betifd^  angelegte  ^poxatt  ]u  @cotu8  Antonius 
be  f)^8  (S^on  1580)  unb  grang  a  Sorefto  I 


(Smebig  1690).  IBal^mb  bie  meiflmftapu}lner 
unb  einzelne  anbere  Smxqt  bcS  SfranciSconer« 
orbmS  ftatt  @cotuS  Sonaomtura  fc^leti^t^in  }u 
ibrem  ^üf^ttt  erform  (S^eebra,  SogmatS  I, 
450),  fteEten  Slnbere  bicfiel^rm  ber  gtoBm^ton* 
ciSconertbeoIogen  }ufammm  (fo  bie  beS  Sl^onber 
Don  ^aleS,  SonaDentura  vl  €cotuS;  M.  Hauzeur, 
CoUatio  totius  theologiae,  Paris.  1646  sqq.). 
Sine  %uSgleid^ung  ber  }Unf  (^  biefm  unb  X^omoS 
befie^mbm  S)ifferm}m  Derfuc^ten  SonjL  @ar> 
nanuS  (Conciliatio  diludda  omninm  ooniro- 
versiamm  inter  Thomam  et  Seotan,  Bomae 
1589),  ^6f^.  be  Staba  (Oontroversiae  inter 
S.  Thomam  et  Sootum,  Yenet  1599),  3o^. 
SalemmbetCDecisionesphilosophicae,  MonaeL 
1644),  SRarcuS  o  SSaubunio  (Paradisna  theo- 
logicns,  doctonxm  angelici,  seraphici  et  sab- 
tilis  fönte  irriguosy  Lugd.  1673).  2)ie  ffii(be> 
aufnabme  ber  fd^olaftifd^m  Stubim  in  unferem 
Sa^rl^unbert  ift  in  erfter  Sinie  bem  l^L  Xl^omoS 
zugute  gefommm;  ber  SfrandScanerorbm  folgte 
biefer  99emegung  unb  ging  jugleid^  auf  eigme,  nie 
Döllig  Dertaffene  Zrabitionm  farii,  Übm  er 
ftatt  @cotuS  bm  %  9}onaüentuta  ^  ber  bem 
^L  £]^omaS  unglei^  uü^er  fte^t,  s^^  SRittel* 
puxiht  feiner  @tubim  mad^te  (Prosper  de  H ar- 
tignö,  La  Scolastiqne  et  lea  tramtions  firan- 
ciscaines,  Paris  1888;  S^rle,  S)ie  neue  Sc^Ie 
bed  b^.  SäonaDentura  [in  Duoracc^i],  in  ben 
Stimmen  aus  aRaria«Saad^  XXY  [1888],  15  ff.). 
3n  ber  micbtigftm  fjfrage  ber  bamaligm  $4iii> 
fo))|ie  fteDte  @cotuS  bem  gemä|igtm  ^ealiSmud 
oeS  IjiL  XbomaS  bm  fogen.  |$ormaIiSmuS  gegen« 
über.  9lad^  Xl^omaS  beft|t  baS  universale  m 
re  fein  non  bem  Singelmefm  nerfcbiebeneS 
actueüeS  8ein ;  auf  ®mnb  Don  ber  (SIeicbtfeit  beS 
SBefenS  mirb  bie  mirOi^e  Sinbeit  Dom  aJnleOed 
(ante  unb  post  rem)  l^orgebrad^t.  2)Qgegen 
fud^t  ScotuS  baS  SOgemeine  in  einem  l^bOfM^^^ 
Sufammenbang,  in  einem  bie  Singelnefm  Der« 
binbmben  ®muS,  baS  als  njirUitbe  (Sinbeit  Don 
bm  SnbiDibum  formaliter  Derfd^iebm  ifL  SDie 
confequmte  Verfolgung  biefeS  9tealidmu6  filbrte 
gu  einer  SBeroielfältigung  ber  gormm  eniffrcd^nb 
ber  logifd^m  Sbftufung  ber  begriffe  unb  mn|tc 
fd^lie^id^  bm  ®^nfm  na|^egm,  bü%  ber  dl* 
gemeinfte  SBegriff  beS  @einS  ein  augmicineS 
fad^lid^eS  Subftrat  DorauSfe|e.  9nlhu)ifmb  mt 
eine  bei  SlDicebron,  SonoDmturo  u.  9.  I^errf^be 
Vnfid^t  nabm  ScotuS  tbatfäd^lid^  ein  BcmiffcS 
Subflrat  für  bie  gefd^bpflid^  Seit  an  in  ber 
materia  primo  prima,  an  ber  ni^t  Uo^  bie 
Ibrperlid^en,  fonbem  aud^  bie  geiftigm  ffiefm  porti« 
cipirm  foQen  (Dgl.  ffleutgm,  2)ie  $büofopbie  ber 
Sorjeit  I,  Smfinfter  1860, 278  ff. ;  6tMl,  »ef«. 
ber  $bUof-  beS  SRittelalterS  H,  SRain)  1865, 
789  ^.).  99ei  biefer  Suffaffung  bäftt  baS  Um- 
DerfeUe,  toa^  eS  on  Siealitat  ^innt,  an  SBurbe 
unb  SBebeutung  ein ;  bie  £inbett,  bie  tbontoS  nur 
in  bm  @efe^,  bm  Dorbilblicbm  $rinritrim  ber 
Singe  erblidt,  ober  ebm  be^^  bun^ouS  auf 


1705 


Xl^omiSmuS  unb  €coti8mu8. 


17G6 


bcn  (Brifl  grfinbei,  liegt  bei  €€0tu9  in  ben  S)ingen 
felbß,  ttuft  ober  borum  (^afpc,  in  bie  Jtlaffe 
materieller  Sufontmenl^ge  l^inabjujinfen.  ^olQtß 
ri<bttg  Uffü  @cotud  »eiter,  ba^  bie  formen  ed 
finb«  toel^e  bafi  allgemeine  Sein  in  immer 
cngeten  ffreifen  bis  )ur  änbiDibualf orm  l^in  beter- 
mmiren:  boS  principium  individaationlB  liegt 
nid^  in  oer  SRaterie,  fonbem  in  einer  bad  fpeci- 
fifd^  Sein  §um  esse  reale  et  inconunnnica- 
bOe  contra^irenben  ßntitöt.  S)er  hierfür  ge- 
ptägjtt  SuSbrud  haecceitaa  flnbet  ftd^  nid^t  erft 
bei  f^öteren  Scotifien  ($bUo(op]^.  ^ol^rbud^  I 
[1888],  450),  fonbem  fd^on  bei  @cotu8  felbft 
(Bop.  Paria.  2,  d.  12,  q.  5,  n.  8).  SBeil 
Scotud  bie  oflgemeine  SEßefenl^ett  mebr  in  natur* 
^ften  Sejie^ungen  fud^t  unb  il^re  Serbin- 
bimg  mit  bem  ®ei[te  lodert,  nirb  er  baju  ge« 
brSngt,  umgefel^rt  bie  reale  Xragtoeite  ber  im 
0ei{le  nibenben  Segriffe  obtufd^tood^en.  SEBo 
X^mad  obne  3aubem  au8  ber  SBerfd^iebenl^eit 
ber  getftigen  Segriffe  auf  eine  Serfd^tebenbeit  ber 
»ealitäten  fc^ßegt,  oerfte^t  fid^  ScotuS  in  ber 
Regel  nur  )ur  ^nnabme  einer  rationalen  ober 
formolen  SBerjd^iebenbeit ;  too  %^Dma%  aus  ber 
3bee  ®otted  ober  ber  (Sefd^dpfe  eine  metapb9pfd()e 
ober  etbifc^e  SBabrbeit  mit  aSer  Sid^er^eit  folgert, 
finbet  Scotufi  einen  f  old^en  ibealen  3uf  ammenbang 
fdtm  bemeiSfrSftig.  3e  mebr  SbontaS  in  ber 
SbStroction  p  aSgemeinerenSegriff  enunb  (Srunb« 
fdj(en  oufftetgt,  um  fo  näber  loei^  er  ^d^  ber 
iDobren  SBifjenfc^ft,  tteil  ibm  bie  3been  gugleid^ 
olfi  fd^dpferifd^e ,  bie  SBirflid^Ieit  bebenfd^enbe 
9lonnen  uorfdJitDeben ;  bagegen  füblt  fid^  ScotuS 
um  fo  fidlerer,  jie  mebr  er  aud  ber  ^p^üxt  ber 
oDgemeinen  3been  fid^  ber  concreten  SBirtlid^feit 
nähert,  »eil  ibm  bie  3been  meniger  als  ®e{e^e 
benn  oIS  OUglid^feiten  beS  SBirflic^en  erfd^einen. 
flud^  bie  bö^fte  Sbee,  bie  beS  ®uten,  beft^t  bn 
ibm  nid^  bie  ihaft,  aus  fi^  ibren  SoOgug  im 
SBiOen,  ber  bie  reale  SeinSorbnung  beberrfd^t, 
bun^Sufe^ ;  ber  äBille  beft^t  allen  SorfteÜungen 
ber  Crtenntnig  gegenüber  bie  gfreibeit  ber  Selbft- 
beftimmung.  ^iefe  übertriebene  Setonung  ber 
Sreibeit  ift  ein  d^aralteriftifd^er  S^i,  ber  überaQ 
bei  ScohiS  koieberfebrt.  S>er  menfd^lid^e  aSUIe 
mirb  loeber  auf  Srben  bur^  bie  3bee  ber  @lüd(- 
feligfeit,  nod^  oudi  im  ^immel  burd^  bie  %n» 
fd^ung  (BotteS  beterminirt;  er  ift  DoDtommen 
unabbängig  oon  ber  Vernunft,  greift  umgefebrt 
mäd^tig  fai  ibre  Sb^tigf eit  ein ;  er  übenagt  fie  an 
ffiürbe  unb  Sebeutung,  ba  fomobl  bie  ftttlid^e 
SSolIfommenbeit  mie  bie  enblid^e  @elig{eit  loefent« 
Ii(^  in  einer  aBiOenStbötigfeit,  ber  Siebe,  beftebt 
(BotteS  SBille  ift  freilid^  burd^  bie  oolUommene 
Skfenbeit  ®otteS,  mit  ber  er  ibentifd^  ift,  beftimmt; 
ober,  maS  bie  einjelnen  Slatbfd^lüffe  unb  ®efe^ 
(BotteS  anlangt,  fiebt  bie  mefenbafte  (Büte  feiten 
bei  ^ibeit  eine  Sd^ranfe.  @o  merben  bie  notb- 
»enbigen  Sefianbtbeile  beS  Sittengef ej^S  f ebr  ein- 
gefcbrftnft  (ni^t,  xoit  bdu^g  bebauptet  toirb,  ge» 
Iftugnet),  bie  innere  SBegrünbung  ber  ^eilStoabr- 


betten  üerliert  ibre  fiberjeugenbe  ftraft,  bie  ganf e 
Xf^toloiit  erfd^eint  meniger  als  tbeoretifd^e  mte 
als  praftifd^e  äBiffenfd^aft.  SS  lä^t  jid^  nid^t 
Uugnen,  ba^  biefe  ßntmertbung  beS  Sugemeinen 
gu  ®unflen  beS  Snbi^ibueQen,  bor  Semunft  gu 
©unften  beS  inbeterminiftifd^  gefaxten  SBiuenS, 
aud^  eine  pofttioe  S)t8pofttion  für  ben  neuenoad^en« 
ben  9lominaliSmuS  btlbete  (ogL  äBiEmann  [f.  u.] 
n,  514).  —  2BoS  fobann  bie  toid^tigften  t^eo- 
logifd^en  Sebrftücfe  betrifft,  fo  }eigt  ftd^  in  ber 
Sebre  Don  (Bott  ber  ®egenfafc  beiber  Sd^ulen  fd^on 
bei  ben  Setteifen  für  baS  SDafein  ©otteS,  benen 
ScotuS  }mar  binftd^tUd^  ber  S^iften^  Sinbeit  unb 
Unenbli^feit,  aber  nid(|t  binfid^tlidb  ber  SQmad^t 
im  ftrengen  Sinne  eine  ndtbigenbe  Jhaft  beimißt 
Sd^toierige  unb  n)enig  ergiebige  Sontroüerfen 
biiipften  fid^  fobann  an  bie  §rage  na^  ber  Unter« 
f(beibung  ber  göttlid^en  SIttribute.  SBöbrenb  bie 
^b^ntiften  eine  blo|e  distinctio  rationia  (cum 
fündamento  in  re)  annabmen,  lebrten  bie  Sco> 
tiften  eine  fogen.  distinctio  formaUs,  bie  über 
iene  binauSgeben  foQ.  9ud^  in  ber  XrinitätSlebre 
teirb  bie  einbeitlid^e  tSuffaffung  beS  bl-  XbomaS 
in  etma  gelodCert.  S)ie  iRatur  ber  (Engel  mirb  oon 
ScotuS  äi  einigen  fünften  ber  menfd^lid^en  mebr 
angenöbert,  als  bie|  bei  Xf^oxxiai  gefc^iebt;  er 
ftnbet  bei  ibnen  bie  erfte  SRaterie  als  generelle 
SBaftS  beS  SeinS,  ben  intellectas  agens  alS  Ser- 
mittler ber  particularen  CrfenntniHe,  eine  nid^t 
momentane,  fonbem  fuccef jbe  SluSgeftaltung  ber 
Sittlidgfeit  unb  ber  (Bnabe.  S)ie  ^ntbropologie 
meist  Dor  Willem  bie  (Eontrooerfe  über  bie  Sin- 
beit  ober  9ßebrbeit  ber  SEBefenSformen  auf.  9n 
ber  altem,  platonifirmben  Siuffaffung  beS  Slles- 
anber  Don  ^aleS  unb  beS  bl-  Sonaoentura  feft- 
baltmb,  fa^t  ScotuS  bie  beiben  SßefenStbeile  ber 
SRenf^mnatur  felbftdnbiger  als  Xb^maS;  Seib 
unb  Seele  ftnb  fd^on  an  fid^,  mmn  aud^  in  Der- 
jdbiebener  SSBeife,  auS  gform  unb  9)laterie  ju- 
f ammengef e|t ;  bennod^  ergonjm  ftd^  beibe  gu 
einem  SBefen,  ba  bie  forma  corporeitatis  nur 
ein  generifd^eS,  nid^t  baS  menfd^lid^e  Sein  mit- 
tbeilt.  an  biefer  Sluffaffung  burfte  bie  fcotifiifd^e 
S^ule  aud^  nad^  bem  (&)ncil  Don  Sienne  (f.  b. 
9lrt.)  feftbalten,  ba  ber  bier  befinirte  Sa(:  Anima 
rationalifl  est  per  se  et  essentialiter  forma 
corporis  ni^t  bie  ^luralitöt  ber  gormen  als  f olcbe 
oemrtbeilen  moQte.  Smmerbin  ift  bie  Sinbeit  ber 
9Renfd^nnatur  nid^t  fo  innig  gebadet  mie  bei 
2:b<»naS ;  als  gfolge  baDon  jeigt  fid^  aud^  in  ber 
(irfmntni^lebre  eine  meniger  organifd^e  Serbin- 
bung  beS  fmnlid^m  unb  beS  geiftigen  (Elements 
(ogL  %  Sd^mib,  (Erfenntni^ebre  I,  gfreib.  1890, 
448  ff.).  2)ie  9bfd^ma(bung  ber  3mmaterialitat 
ber  Seele  erfd^üttert  naturgemö|  bm  Rnn  ber 
Sett)eife  für  ibre  Unfterblid^fett,  meldte  baber  Sco- 
tuS als  Semunftmabrbeit  preisgibt  3n  ber 
Sbtiftologie  fyxi  bie  Seftreitung  beS  tbomifiifd^en 
SakeS  Don  ber  (Stnbeit  beS  SeinS  in  (Eb^ifto  nid(ft 
blo^  in  ber  fcotifiifd^,  fonbem  aud^  in  anberett 
Sd^ukn  meite  Verbreitung  gefunben.  Siedet  oer- 


1707 


Xl^omlSmuS  unb  @cottSmu8. 


1708 


flonben,  ließt  ber  ©egenfaj  »entgcr  in  einer  bog» 
ntatifd^en  S)ifferen)  al9  üielmel^r  in  ber  ))]^tlo- 
fo))l^tf^en  StuffafTung  be§  esse.  SluS  ber  ))räg- 
nanten  SuSbrudSmeife  beS  1^1.  Xl^omaS  Derftedten 
aRono))l^fttt§mu8  l^ercmSjuIefen ,  ift  eienfo  un- 
gered^t,  toie  6cotu9  einer  f^inneigung  )um  9tefto- 
riantSmuS  }u  befd^ulbigen.  9UIerbing9  ifi  eS 
rid^tig  unb  bem  oben  erflftrten  (Seifte  ber  fcotiftifd^en 
S^culation  entf))re(i^enb,  ba^  bad  ontologifd^e 
©nmbberl^ältnil  ber  unio  hypostatioa  bei 
@cotuS  meniger  fruchtbar  an  ])f9(!^ologif(^en  unb 
etl^ifd^en  Sonf equengen  erfd^eint  al%  bei  X^omad ; 
fo  folgt  il^m  bie  ©ünbeloftgfeit  gJ^rifU  nid^t  au8 
ber  Son^tution  feined  SEBefenS,  fonbem  er^  au8 

Seiner  DoDenbeten  Siebe.  %m  beutlid^ften  mirb 
defer  Unterfd^ieb  bei  ber  SBfirbigung  beS  Ser- 
bienfteS  ei^riftl  SBäl^renb  Xl^omaS  bem  SBtden 
beS  SrlöferS  k)ermdge  ber  I^Qpoftatifd^en  Union 
einen  innerlid^  unenblid^en  SEßertl^  beimißt,  loie  er 
feinem  onbem  rein  men{(^(i(i^en  Serbienft  ||uf ommt, 
leitet  @cotu8  biefen  unenbltd^en  SBertl^  erft  auS 
ber  freien  Scceptation  burd^  ®ott  l^er.  3ugteid^ 
fd^mad^t  er  babei  ben  Säegriff  ber  UnenbUc^fett 
fott)o]^I  ]^in{id^tlid^  ber  @änbenfd^ulb  roit  ber  ge- 
leifteten  Sfl^ne  ab.  fjfolgerid^tig  mu|te  er  barum 
ben  Ba^  beftreiten,  ba^  bie  Sncomation  baS  ein* 
gige  9Rttte(  für  eine  äquivalente  ©enugtl^uung 
getoef en  fei ;  er  gel^t  alfo  in  ber  ftritil  bed  t)on  i^m 
fonfi  l^od^Dere^rten  1^1.  9nfelm  k>on  (Eanterbur^ 
(f.  b.  9rt.)  ttieiter  als  Xl^omaS.  SSon  Xl^omad 
toie  t)on  ^onoüentura  entfernt  er  ftd^  ebenfaES, 
toenn  er  ald  ^aupt^medC  ber  3Renfd^n)erbung  nic^t 
bie  Sriöfung  ber  IDflenfd^^eit,  fonbem  bie  in  ber 
Sncamation  liegenbe  Ser^rrtid^ung  ®otteS  l^in* 
fteOt.  S)ie  flackere,  ber  m#fd^en  Xiefe  ent- 
be^renbe  Suffaffung  ber  gottmenfd^Iid^en  X^dtig« 
feit  tt)irft  aud^  in  ber  fcotiftifd^en  @acramenten« 
lel^re  (ögl.  b.  Sri  Socramente,  ob.  1499  ff.) 
entfd^eibenb  nad^.  Xl^omaS  benft  ftd^  bie  9)lenfd^- 
l^eit  Sl^fti  als  SBedaeug  ober  Organ  ber  gött- 
lid^en  ®naben»irtfamfeit  unb  fe^t  aud^  bie  menfd^- 
lid^en  &ptnhtt  ber  ©acromente  in  ein  f  ^9f4<^" 
inftrumentaleS  SSerl^öItni^  gur  ©nabenfpenbung. 
9lad^  @cotuS  ifi  bie  SBirfungStoeife  ber  Sacra» 
mente  eine  blo^  moralifd^e ;  (Sott  mirb  gleid^fam 
burd^  einen  Sertrag  belogen,  mit  bem  SSottgug 
beS  fmnlid^en  3(id!ienS  bie  innere  ©nabenmittbei« 
lung  unfel^Ibar  gu  tierbtnben.  Sie  iEBirffamfeit 
ex  opere  operato  (DgL  b.  Slrt.  Opus  operatum) 
betont  übrigens  @cotuS  ebenfo  fel^r  »ie  Xl^omaS. 
SBenn  man^e  @cotiflen  in  ber  Seigre  oon  ber  99u|e 
bie  9leue  (f.  b.  9lrt.)  ni(^t  als  SBefenSt^eil  beS 
SacramenteS  anerfannten ,  f  o  liegt  barin  an  ftd^ 
feine  Unterfd^d|ung  ber  Steue ;  ^ureoIuS  g.  93.  fte^ 
bie  Steue  fel^r  bod^/  läugnet  aber  benno(|,  ba|  fte 
ein  Xl^eil  beS  eigentlid^en  @acramenteS,  b.  1^.  beS 
Signum  sensibile,  fei  (DgL  2Bemer,  2)ie  nad^ 
fcotiftifd^e  Sd^olaftif,  SBien  1883,  397  f.).  2)ie 
l^eiligmad^enbe  ®nabe  (ogl.  b.  9rt.  @nabe  V, 
721  ff.)  erflört  ScotuS,  to\t  ^nnä)  t)on  ®ent 
(f.  b.  «rt.),  für  ibentifd^  mtt  ber  bem  SBiOen  ein- 


gegoffenen  Sl^ritoS,  toü^renb  fte  nad^  Zl^omaS 
eine  SSerflärung  beS  SEBefenS  ber  @eele  unb  ton 
oSen  eingegoffenenXugeiibent)erfd^iebenifL  Zro| 
biefer  anfd^einenben  Betonung  beS  etl^fd^  61^- 
rafterS  ber  ®nabe  burd^  ScotuS  übt  bd  ibm  bie 
@ünbe  nid^t  benfelben  ßinflug  auf  i^ren  Serlufi 
loie  bei  XbomaS;  nid^t  als  causa  physiea,  fon* 
bem  nur  als  causa  demeritoria  bewirft  fie  boi 
Xob  beS  ®nabenIebenS.  Sie  ber  @änbe  folgenbe 
@(^ulb  bilbet  nad^  feiner  Suffaffung  ä6er^aii|it 
feinm  innerlid^  uuDerfö^nlid^en  ®edtnfo|  )ur 
®nabe;  eine  Segnabigung  beS  SünberS  obne 
^aifiai  ber  @d^ulb  n)äre  an  ftd^  benfbor  (ügL 
@d^nxine,  Sogmmgefd^.  ber  mittlem  3^^  9^ 
bürg  1882,  327  ff.  463  ff.  596  f.).  3n  ber  2ebt« 
oon  ber  unbefledten  Sm|)fängni|  (f.  b.  9rt.)  bot 
bie  Steigung  beS  @cotuS,  ftd^  Don  verbreiteten 
Sd^ulmeinungm  ^u  emancipirtn,  bm  bogmen« 
gef d^id^tlid^  bemerf enStoert^eften  CrfoIg  gebebt  unb 
eine  9[uSgIei(^ung  ber  gmifd^en  ber  fird^Iid^ 
9Biffenfd^aft  unb  ))rattifd^m  Uebergeugung  ob* 
loaltenbm  Sifferenjen  eingeleitet.  S)qS  Srgu^ 
ment:  Potuit,  decuit,  ergo  fecit  ift  an  fii!^  frei» 
lieb  nid^tS  meniger  als  fcotiftifd^;  @cotuS  fefbfl 
(In  3  Sent.  dist  8,  q.  1)  ge^t  aud^  nid^  meitet 
als  )ur  IBebauptung  ber  ^robabilitot  ber  SeJ^rr . 
S)aS  SBi^tigfte  mor,  ba^  er  burd^  Slnerlrnnrnig 
beS  debitum  incurrendi  maculam  bie  ßrUf unoS- 
bebürf tigleit  9)2onä  rüdFbalttoS  |ugob  unb  in  ber 
IBemabrung  oor  biefer  SRafel  eine  Srlöfung  im 
eminenten  @inne  nacbioieS.  S)a|  ber  l^L  Xl(^omaS 
eine  berarttge  99egrfinbung  gebilligt  baben  mürbe, 
fann  mit  gfug  angenommen  mcrben  (bie  Sfocultitt 
SßariS  fagt  1387  Don  ibm:  Quem  eredimus 
yerisimiliter  bonum  habuisse  sensiim;  De* 
nifle-Chatelain  in,  493) ;  ba|  er  tl^atf ücbtid^  bie 
8ebre  abgelehnt  l^t,  bemeifm  fomobl  feine  HBerfe 
mie  bie  übermiegenbe  ^Itimg  feiner  Säfiik,  fpe- 
rieO  i^rer  ^u)7tt)ertreter  SapreotuS  unb  Sqeton. 
^uf  bem  Sondl  gu  ®afel  mürbe  ber  ®egenfa|  ber 
beibm  @d^ulm  burd^  bm  Dominicaner  SobonneS 
Xorquemaba  unb  bm  gfranciScaner  Sol^neS 
oon  Segooia  (f.  b.  9rtt.)  in  bebeutmber  3Beife 
jum  StuSbmd  gebrad^t  —  3n  bem  berfi^mtm 
ffam))fe  jmifd^en  Zl^omiSmuS  unb  SRoIintfmuS 
(f.  b.  9rtt.  93afie) ,  Gongregatio  de  amülüs, 
aOloUna)  b<3ben  bie  @cotiftm  feine  entfcbeibenbe 
StoQe  gef))telt.  ^a^  SRaftriuS  be  9ReIbu{a  (L  c 
I,  136  sqq.  153 sqq.;  U,  23 sqq.)  fd^loffen  fu^ 
gfaber,  ^onriuS,  SooelluS  ben  SRolintßen,  «nbcte, 
mie  @g]^emma,  bm  Xl^omiften  an.  9{od^  IDloPriuS 
felbft  muffen  alle  äc^tm  @$üler  beS  ScotuS  eine 
SO^telfteuung  einnebmm,  für  meldte  er  ftd^  auf 
@cotuS,  SigeriuS,  ffiaffolis,  !Rea))OliS  a  3)ret)ano, 
aSuIpeS,  @mifing  beruft.  Sie  ®emig^it  bcS 
göttlid^en  SSorauSmiffmS  leitm  fte  nir^t  mtt  bm 
Xbotnifi^  AUS  oorangel^nbm  2>ecretm  ®otixS 
ab,  ba  fold^e  ber  mmfd^Iid^m  gfreibeit  feinm  Saum 
liegm,  aber  ebmfo  menig  mit  bm  SRotiniflm  aus 
ber  scientia  media,  mobei  ®ott  t^öd^tib  ^on 
ben  ®ef(^ö))fen  abb&ngig  merbe ;  ber  ®miib  ber 


1709 


Xl^onbrafier. 


1710 


OciDil^  liege  dieltnej^r  in  ben  decreta  con- 
oonritantia  M  gdttlic^cn  SBiOenS,  ber  (ra[t 
frtna  Unenblidjirett  oUe  gefd^affenen  SBBiOen  emi- 
nentar  in  ^  entölte  unb  barum  il^  freien 
Snif(^bttngen  Don  Ctoigtett  l^er  onticipire,  ol^ne 
fte  )tt  beterminiren.  Sinen  ä^nlid^en  SBerfud^^  eine 
mittlen  Ste&ung  )U  gewinnen,  untemal^men  bie 
fienimnten  6coii{)en  be)ugli(l^  beS  t^otföd^Hd^en 
3iif  onunenmirfend  aöttlic^er  unb  menf^Iic^er  Sau« 

falitoL  Sie  Snna$me  einer  impressio  divina, 
)ic  cid  aotuB  primus  ber  SelbftbetDegung  bed 
SBiOenfi  t>orQuSge](it  toirb  abgelel^nt,  aber  aud^  ber 
blo|e  ocmeureos  simuItaneuB  in  effeotum  actio- 
nia  Qld  nid^t  genügenb  erad^tet ;  mie  ber  efifectus 
birect  \o  jlefie  ou4  bie  actio  felbft  inbirect  Don 
9nfong  an  unter  bem  concursos  simultaneus 
ber  prima  cansa.  Serglid^en  mit  ber  t^omifti- 
\dfm  Se^re  bebeutet  biefe  9{uffoffung  (tsie  gang 
afynliSi  in  ber  £r(enntni|Ie^re  Die  ißerbinbung 
bdB  (Beifügen  unb  Sinnlid^en,  in  ber  @acramenten- 
U^  hoA  morolifd^e  3ufantnientt)iden  pifd^en 
a^DÜ  unb  bem  6()«iber)  eine  SRilberung  oeS  9lb- 
l^ngigfeitSDerbaltniffed  gtoifd^en  causa  euperior 
itnb  inferior;  an  @teQe  ber  inftrumentalen  ober 
orgonif(^en  Unterorbnung  tritt  eine  9lrt  oon  ptä» 
^bUirter  ^lormonie,  bei  ber  bie  niebere  fifraft 

gar  toon  ber  l^5(eren  umfd^Ioffen,  aber  nid^t  tl^r 
erf}eug  ober  Organ  ifL  SBieberl^oIt  lö^t  ftd^ 
an  ben  aufgejöl^Itm  S>ifferen}punlten  bie  SBe- 
merhmg  mad^en,  ba^  X^omad  bie  burd^  bie  93er« 
mmft  ober  ben  (Stauben  nal^egelegten  Unterfd^iebe 
unb  (8egenfö|e  in  größerer  ©c^örfe  befielen  Ia|t, 
ober  bennocb  t)ermöge  feiner  organifd(ien  9luf- 
folfung  eine  oofllommenere  Sinbeit  ergielt  als  @co- 
tuS,  ber  Jene  ®egenfö|e  oon  oornbereüt  abfd^möd^t 
Sie  t^miftif (^e  Soctrin  bean{pntd^t  be|$i(b  eine 
gr5|ert  ffraft  bed  S)enfenS  unb  einen  l^dbem  9uf- 
f4ttnrag  be§  (BlaubenS,  mogegen  bie  fcoHftifd^e 
eint  gcmiffe  £ferablaf|ung  gu  ber  @d^U)öd^e  bed 
simf^Iü^en  Senfend  unb  (Staubend  einfd^tie^t 
unb  bofär  bie  ^attifd^en  Slufgaben  befi  äBUtend 
((Be^rd^  unb  Sieben)  in  ben  Sorbergruiü)  ftellt; 
man  fdnnte  auf  ben  biftorifdjien  ©efammtd^oratter 
ber  beiben  Orben  als  parallele  bintoeifen.  2)ie 
Dorn  6€oti8mud  ouSgeldenbe  ffritif  beS  Zl^omiS- 
mui  toar  fär  baS  (Bange  ber  Xl^eotogie  be^b<^ 
toon  SBertb/  toeit  fte  bie  (Befal^r  einer  (Srftarrung 
unb  Serfnfld^ng,  bie  bad  jurare  in  yerba 
nagiatri  fo  tetd(|t  mit  ftd^  bringt,  feml^iett, 
ff^mdiftere  fünfte  beS  tbomiftifd^n  Se^rgebaubed 
oufbed(te ,  bafär  aber  bie  Ihaft  unb  (Brö^e  beS 
ganjen  SoueS  um  fo  gtcbtgenber  an'8  Sid^t  fteHte. 
pr  unfere  Seit,  bie  aufs  9teue  il^re  Sorbilber  in 
ber  Slüteaett  ber  @d^otaftif  fud^t,  bient  baS  SBitb 
irner  gcn}attigen  ftämpfe  als  mertbooller  Seteg 
ffir  bie  (Snergie  beS  SenfenS  unb  bie  gfreibeit  ber 
imifenfd^ftli^en93ett)egung,  toetd^e  unbefd^bet  ber 
Rein^it  bcS  (BlaubenS  ben  fird^tid^en  Senfem 
geßotiet  toerben  (ann,  mobei  freitidb  bie  gefd^id^t» 
lic^  9tuSgtei(^ung  unb  {Ru^anmenoung  <,lBona- 
t^entura  neben  Xl^omaS"  ftatt  «,@€otuS  gegen 


Xf^mai"  (f.  ob.  1704)  nid^t  gu  flberfel^en  i{t 
(93gL  au|er  ber  bereits  dtirten  Siteratur  nod^ 
Srbmann,  in  ben  Xbeolog.  @tubien  unb  Jhitifen 
1868,  429—451;  Somer,  in  ^erjogS  Sleal» 
(Enc^n.  m,  2.  «ufL,  785  ff.;  Sd^neib,  Sie 
fförpertebre  beS  3.  SunS  ScotuS  u.  ibr  93erbättni| 
gum  XbomiSmuS  unb  9ltomiSmuS,  9Raing  1879; 
Yaoant,  La  thöorie  de  la  oonnaissance  eelon 
S.  Thomas  d'Aquin  et  selon  Duns  Scot,  in  b. 
Annales  de  philos.  chröt.  XXI  [Paris  1889], 
1 88. 185  88. ;  SBiUmann,  (Befc^.  beS  3beatiSmuS 
n,  aSraunfd^meig  1896,  505  ff.;  ©iebedC,  Sie 
SBifienSIe^re  bei  SunS  @cotuS  unb  fnnen  9lad^- 
fotgem,  in  b.  Seitfd^rift  ffir  püofopbie  1898, 
179  ff.;  ©eeberg,  Sie  Sufetcbre  beS  3.  SunS 
@cotuS,  in  b.  „Sbbanbtungen,  9t.  oon  Oettingen 
gemibmet-,  aJlund^en  1898,  171  ff.  9läbereS 
über  bie  eingetnen  Vertreter  beS  Sb^^i^n^^S  unb 
@coKSmuS  f.  bei  Quötif-Echard,  Scriptt 
Ord.  Praed.,  Paris.  1719—1721,  2  voll; 
Wadding,  Script.  Ord.  Minorum,  Bom.  1650, 
unb  Sbaralea,  Snpplem.  Script.  Franc,  Bonu 
1806.)  [WauSbac^.] 

S^otibtattor,  armenifd^e,  mit  ben  $autt- 
cionem  (f.  b.  9trt.)  oenoanbte  @ecte,  mürbe  um 
840  t)on  bem  Saien  @embat  geftiftet,  ber  unter 
bem  fßatriard^en  Solennes  V .  Ooaiegi  oom  Sorfe 
Xb^nbrof  aus  (fübmefttid^  oom  Strarat)  feine  3n- 
tebren  verbreitete.  Sr  unb  feine  @enblinge  oer- 
ful^ren  öu^erft  oorftd^tig ;  fie  l^ielten  ibre  i^drefie 
mögtid^ft  geheim,  f))ielten  ben  Seuten  gegenüber, 
metd^e  fte  fid^  atS  Opfer  erforen,  iebeSmat  bie 
SRoUe,  bie  beren  Steigung  am  bejlen  entfprad^,  unb 
mad^ten  fie  erft  aSmötig  mit  ben  eigentlid^en  ®e« 
l^imlebren  belannt.  !Rad^  f))ateren  Serid^ten  (DgL 
ben  SBrief  beS  ftird^entel^rerS  ®regor  oon  92arfl 
[geft  1003]  bei  Xer-a)tfrttfd^ian,  Sie  !ßauliüaner 
[f.  u.],  130  ff.)  bepanb  bie  ^pe  in  ber  Ser- 
merfung  ber  ^rieftermeii^e,  ber  Saufe  unb  (Som- 
munion,  ber  AreugeSüerebrung,  überbau))t  beS 
augem  (EuIteS,  unb  überbie|  ber  &^ ;  an  SteUe 
ber  te|tem  trat  bei  einem  %^tüt  ber  Stbonbraüer 
„freie  Siebe".  Sid^tig  ift,  ba^  nad^  einem  93e« 
rid^te  auS  bem  11.  äabrbunbert  fid^  bei  einem 
^u))tgix)eige  ber  @ecte  bie  manid^äifc^  Sd^eibung 

fmifd^en  SoHfommenen  unb  UnDoÜlommenen  oor» 
anb.  9tamenttid^  im  10.  unb  11.  Sob^b^nbert 
gemonn  bie  @ecte,  bie  nad^  neuerer  Slnftd^t  ibrem 
Urfprunge  nad^  mit  ben  SReffalianem  (f.  b.  Strt.) 
gufammenbdngt,  eine  Verbreitung,  metd^e  für  bie 
armenif d^e  ftird^e  gef dl^rtid^  mürbe  unb  belb^Ib  gu 
titerarif(ber  SBefdmpfung  unb  gemaltfamer  Ser« 
fotgung  ber  ^aretifer  fiibrte.  Um  baS  3abr  1000 
mirb  ein  9if  (bof  Sacob  oon  ^arf  (Siftrict  gtoif  d^en 
@äb«<Supbtat  unb  SBanfee)  ermclbnt,  ber,  megen 
^refte  oom  ^atriard^en  SargiS  (992—1019) 
(ägefe^,  na(^  mebreren  grrfa^rten  bei  benX^on* 
brafiem  9ufnabme  fud^te,  febod^  angebtid^  oon 
ibnen  gurüdgemiefen  mürbe.  3m  11.  SKibrbunbert 
merben  als  j^u))tji|e  ber  Secte  ffafd^e ,  ßbnun 
(S^uS  im  ie|igen  ^^fd^if  (Srgerum),  Xl^utail 


1711 


Xl^ora  —  Xl^orner  SBIutgeti^t 


17ia 


(fan  S)i{irict  SRononaR  in  ^od^onnenien)  unb 
Xl^onbro!  genannt  S)amalfi  (um  1060)  loirfte 
(Bregor  9Ragiftro8,  ber  mifi  ber  alten  armenifc^en 
tbeufamilie  ^ßi^Iaouni  flammte  unb  loiferU^et 
etattl^alter  im  b^jonttnif  c^en  9nt(e{I  t)on  BOtefo« 
tootamien  toox,  in  SSerbinbung  mit  ben  SStfd^öfen 
ffit  bie  Sudtottung  bet  X^oi&rafier,  Don  benen 
ctnw  1000  ^  taufen  liefen.  SS  gelang  {ebo^ 
nid^t,  bie  @ecte  böSig  }u  Detnid^ten ;  benn  um  bie 
DUtte  be8 12. 3a(ti&unbert6  ertsai^nt  SiMof  9lei> 

!c§  (bet  \pöktt  Satrianl^  9lerfe8  IV.  CloienftS ; 
•  b.  9x1)  unter  ben  im  [Qtifd^en  9Refo))otamien 
DeAteiteten  @eäen  oud^  bie  Zl^onbtafier.   9e- 

S'  j^nenb  ffit  bie  Sebeutung  biefer  ^firetiler  i{t 
%ftotkiä)t,  ba^  fie  in  bet  Srinnenmg  ber  Ar- 
menier ^Die  @ecte''  fd^Ied^tl^in  blieben.  9hd^t  o^ne 
(Brunb  Dermutl^et  Xer-aiarttfd^ian,  bie  Xl^nbroüet 
feien  mit  anbeten  armenifd^en  Sufitsanberem  nad^ 
S^raden  (namentlich  SMfiippoptl  unb  Umgegenb) 
gdommen  unb  litten  bort  an  ber  Sectenbiloung 
tl^genommen,  toeld^e  f)>öter  unter  bem  Shunen 
fltttl^arer  in  aSetleuropa  Verbreitung  fanb.  9{od^ 
nngetoi^  bleibt  eS,  ob  bie  gegenmSrtig  X^onbralier 

Senannte  @ecte  im  (ruffifd^en)  XronSfoidapen  mit 
cn  alten  Xl^onbraKern  gufammenl^ngt.  @ie 
fiommt  aOerbingS  auS  bem  Sejirle  C|nud,  einem 
^ouptfljfe  ber  alten  Xl^onbratier,  too  fie  1780 
Don  einem  ormenifd^en  Slbenteurer,  einem  „$rie{ler 
äol^onncd'',  geftiftet  be}to.  }u  neuem  Seben  ermedtt 
vmrbe.  31^re  religiöfen  9nfd^uungen  ftimmen 
Dielfad^  mit  benen  ber  alten  @ecte  überein ;  iebod^ 
1^  ber  genannte  fßriefter  go^nneS  bie  Xaufe 
Uito.  SBtebertaufe  ber  Srttad^fenen  eingeffil^rt, 
bie  er,  toie  eS  fd^eint,  bei  feinem  Aufenthalte  in 
(Smopa  Don  ben  bortigen  Snabaptiften  an« 
genommen  l^e.  9tad^  bem  ruffifd^-türlifd^en 
ftriege  Don  1828—1829  tourbe  bie  ^ärefie  burd^ 
AuStDonberer  auS  bem  türfifd^en  Armenien  nad^ 
AIesanbro))oI  unb  Umgegenb  (ruff.  (SouDemement 
(foitoan)  Derf d^Ie))))t ;  bort  traten  bie  Xl^onbrafier 
mit  ))roteftantifd^en  ÜRtffionaren  ber  93afiler  @tß 
feOfd^aft,  fomie  mit  rufj^d^en  @ecten,  namentlid^ 
mit  ben  Don  ben  alten  Weffalianem  ftammenben 
^rigunen,  in  Serbinbung  unb  mad^ten  burd^ 
tfl^rige  $ro|)aganba  ben  armenifd^en  ftird^en» 
bewürben  Diel  )u  fd^affen.  (Sgl.  ffr.  ffiinbifd^- 
mann,  in  ber  [Züb.]  X^eol.  Quartalfd^.  1835, 
58  ff. ;  SöSinger,  Seitröge  jur  Sectmgefd^id^te 
beS  SRittelalterS  I,  üRänd^en  1890,  26  ff. ;  S. 
€argifian,  Unterfu(^ung  über  bie  manid^fto«i)au" 
fifianifd^e  @ecte  ber  Xl^onbrafier,  Senebig  1893 
[armenifd^] ;  Stoxoptt  Zer-ÜRfrttf d^ton,  2)ie  $au- 
Ittlaner  unb  Denoanbte  letertfd^e  Srfd^einungen, 
2ei|)jig  1893,  82  ff.  123  ff.  130  ff.;  ©erf.,  ®ie 
Zl^onbrafier  unferer  Xage,  tn  [SriegerS]  3dtf ^t. 
für  «trdjengefdj.  XVI  [1896],  253  ff.)  [3edL] 
99oni,  f.  Sentateud^  IX,  1783;  Xl^ora- 
tollen,  f.  SBibel^anbfd^riften  TL,  667  f. 

99otiitg  (S)5ring),  SRattl^iad,  f.  9Hco- 
IduS  D.  S^ra  IX,  326  unb  Sorläufer  ber  Stefor» 
motion. 


%^&tuet  ^biigiffa^  l^|t  boB  im  3. 1724 
aus  Seranlanimg  eines  ^dbelesceffeS  )u  £^om 
(aBefl^reu^en)  an  bemlBürgermeifler  ber  6tabtimb 
neun  Surgem  DoEaogene  ZobeSurtl^,  tMJta 
unter  ben  S^0^noffen  aulerorbentli^eS  9u^e^ 
berDorrief,  unter  bot  Sßroteftonten  itmer^  mib 
au^erbalb  Sßolenfi  ben  größten  UnköUIen  eriegteunb 
bis  sur  neueren  3<it  alS  9eD)eiS  für  ben  fonatij^m 
^B  ber  Sefuiten  gegen  bie  AnberSgUubigm  an* 
geffi^rt)u»erbent)p[egt  lBei®eIegen^einert^o* 
^bDrifd$en  $roceffu)n  auf  bem  @t  3acobStic4(o{e 
)tt  Xj^om,  am  6onntag  ben  16. 3uli  1724,  {o&m 
neugierige  $rofef tanten  fid^  une^bietig  geoen  boS 
AIIerbeUigflebenommenb<i^,iDe|^Ibein€i4uIer 
beS  Sefuiteng^mnafiumS,  beffen  untere  iHaffen  an 
ber  ^roceffion  t^eilna^men,  einem  ))rotepanttf^ 
ftnaben  unb  einem  Jf  auf  mannSlel^rUng  bie  3Xä^ 
abfd^lug.    Snfalfi^  beffen  fam  cS  )u  loeittRn 
Reibereien,  mobei  ber  betreffenbe  3cfuitenf4lüler 
Don  ber  Stabtmili)  eingefperrt  »urbe.   %%^ 
barauf  (17. 3uli)  Derfud^ten  nun  bie  3^tt(n> 
fd^üler  mit  SortDtffen  beS  XectorS  bur^  eint 
Deputation  bie  Befreiung  ibreS  SRitfd^uIetS  jn 
ermirfen.  (ES  tarn  aber  babei  }u  neuen  Streitig* 
leiten  mit  einigen  Sürgem,  unb  ein  stoeiter  S^äler 
toarb  Don  ber  @tabtn>od^e  eingefperrt  2)abun^ 
nod^  mebr  gerei)t,  fliegen  nun  bie  3efuiten)5glinge 
in  ber  Stabt  me^rfac^  3)ro^ngen  gegen  ben  Sat^ 
aus,  ergriffen  fogor  einen  proteftanttft^  &^a 
beS  bortigen  fi&btif d^en  (BpmnafiumS  unb  fperrtm 
il^  aß  Seigel  in  baS  3(fuitena)Ikg.  9hm  fam« 
melte  fld^  ein  93oIfSbaufe  Dor  bem  SefuitencoScg, 
bemarf  unter  3)ro^ungen  baS  SoHeg  mit  SteiRcn 
unb  erbrod^  trotbem,  ba|  ber  gefangene  &fSkc 
ausgeliefert  muroe,  bie  Xbüren.  3m  3tutem  Der- 
nid^tete  Die  erregte  9Renge  baS  üRobUior,  jnfd^ug 
Altäre  unb  If anjel  trot  (»ie  bie  AnOage  belltet) 
93ilber  ber  ^eiligen  unb  ber  aOerfeligften  Sung« 
frau  9Raria  mit  f^ü^,  toorf  fie  auf  bie  6tmie 
unb  Derbrannte  fie  unter  Säftenoorten  auf  einem 
Sd^eiterboufen,  unb  gtt>ar  Dor  bem  ^aufe  bcS 
aSicebürgermeifterS  S^medCe,  meldtet  ouS  feinem 
gfenfter  ru^ig  jugefe^en  ^aben  foD.   £rfi  gegm 
aRittemad^t  umrbe  ber  $öbel  auSeinanber  ge> 
trieben  unb  bem  fünfftfinbigen  Zumulte  ein  Snbe 
gemad^t   S)ie  Sefuiten  erboben  om  folgenben 
Xage  fflage  bei  bem  juftSnbigen  Affeflorial^ri^t 
in  SBorfd^au,  unb  biefeS  ernannte  eine  Commifpon 
Don  23  ÜJtitdiebem,  loeld^  bie  ndt^taen  (Er» 
bebungen  an  Ort  unb  Stelle  ma<^  folue.  Sie 
tagte  in  Xl^oni  Dom  18.  September  bis  18.  Oc* 
tober,  unb  auf  ®runb  ber  Don  ibt  etngereid^ 
SeugenDer^öre  fanb  bie  enbgüütge  SetQonbbmg 
in  !ffiarfd^au  Dom  26.  October  bis  16.  fßoDember 
flatt  S)iefelbe  enbigte  mit  ber  SBerurtl^tlung  beS 
SürgermeifierS  SlBSner  unb  beS  StcMtgermofk  tS 
3emede  jum  Xobe ;  ebenfo  folltm  jiodlf  Zl^omtf 
Sürger  loegen  Sturmes  ai^  oaS  SOofitx,  ^[Oänbe* 
rung  unb  Verbrennung  Don  ^igenbObem  (Sdi* 
gionSDerle|ung)  bun^  baS  Sd^mert  ffinqmifiti 
merben ;  Diele  Anberen  toiuSöm  )u  <BefiSngni^  unb 


1713 


Xl^otnet  SeHgionSgeftirftd^  —  Xl^oulier  b'OIiDet 


1714 


Oelb^en  tcruttl^eUt.  Sie  oerl^fingten  XoM» 
ttctl^Kil^  fofltm  id)od^  erjl  Ste^töfraft  erlongen, 
iDcnn  liiut  bts  Sefuiten  }uglei(i^  mit  \tifi  Sibed- 
(dfcm  avA  htm  Soienfionbe  bie  Oor  (Setid^t  be« 
mi9  cttotefmen  SSerge^en  oor  einer  btfonbecen 
Sommiffiimbiti^  eine  eigend  bagu  aufgefegte  SibeS- 
fonncl  bcf^mot.  &  ttat  bie|  eine  bef onbete  9xt 
M  Slc^tSgongeS,  meldte  in  Solen  bei  eitoil-  unb 
(Sriminolfo^en  üblid^  tDor.  ütadd  langer  teiflid^ 
Ufbedegung,  bef  onberS  in  Sttoftgung,  ba|  fie  »on 
geonerif^iet  Seite  beS  9Reineibed  unb  ber  tSngabe 
foi^dfa  X^tfd^en  befd^ulbigt  toürben,  f  aS8  fie  ben 
jotberten  6ib  ie^  ni^t  leiteten,  liefen  bie  3e« 
büxät  einen  Saienbruber  unb  [ed^  abelige 
Ibelfer  am  5.  S>ecember  ben  Sib  fd^mdren. 
^krmit  »ot  bie  €enten}  il^rem  gongen  umfange 
notl^  red^tiMftig  gewotben.  92ur  bie  ®nabe  beS 
JMnigft  ^tte  bie  tluSfü^rung  inl^ibircn  lönnen ; 
ober  nodj^  am  5«  S)ecember  mürbe  ben  IBerurtbeil- 
tcn  angefunbigt,  ba^  fte  fi^  bis  jum  gmeitfolgen- 
bat  Soge  auf  ben  Xob  Dorbereiten  follten.  Sm 
7.  Sccember  1724  mürben  bann  ber  99flrgermeifter 
VHnn  unb  neun  Slnbere  )u  X^om  bingeric^tet. 
Skr  Sicebfirgermeifter  3eme(!e  marb  auf  Sitten  ber 
9cfttiten  unb  ber  Xf^omn  Surgerf d^aft  begnabigt. 
dtöei  ber  Serurtbeilten  l^ttnt  ftd^  fd^on  tox^ 
biird^  bie  {pud^t  gerettet;  einer  mar  injmifi^cn 
(otbolif d^  gemorben  unb  blieb  auf  freiem  gfu^e : 
mobrfi^inlidi  b^^ben  bie  Sefuiten  mit  SBegug  auf 
ibn  ben  Dertangten  <£ib  nid^t  geleiftet.  —  2)ie 
So&ftredung  btefeS  UrtbeilS  erregte  aDentbalben 
befonbered  tBuffeben,  unb  bie  proteftanttfd^e  Snt- 
fSpung  fam  in  einer  Ungabl  meift  ))arteiif(i^er 
onont^er  gflugfd^riften  gum  Sudbrud.  Sßan 
sonnte  bie^inrid^tung  boS  „SBIutbab  Don  ib(>nt'' ; 
Me  ^ingerid^teten  galten  oIS  „SBIutgeugen  ber  Ute- 
formotion":  bie  Sefuiten  mürben  ald  bie  ^^en!er8- 
htn^te''  unb  ^^öuengeifter''  begeid^net.  S)aS  Ur- 
tbeil  mar  gcmi|  nod^  blutigem  ^griffe  bort,  allein 
c8  mar,  tutb  borouf  lommt  gur  rechten  Seurtbei» 
hmg  V&tB  an,  iuriftifd^  unanfed^tbar  unb  ben  ba- 
maligen  Sied^tdoorfd^riften  entfpred^enb.  S)er  ^o- 
gel  ifi  facbfld^  unb  obne  bemertbore  ^orteinobme 
gegen  bie  Sngrflagten  geführt ,  bie  Sted^tdf ormen 
^b  fhcnge  eingehalten  morben ;  baS  competente 
Xrtbunol  fyA  boS  Urt^eil  geffiflt,  ber  ftönig  ed 
bcfifttfgt,  9ta^  bomoligem  Siedete  flonb  auf  »e- 
ßgionBfretiel ,  moS  ber  Zb^nter  Xumult  obne 
Smelfel  ifi,  ZobeSftrof e,  unb  bief c  Strafe  erf cbeint 
tääft  gu  gro^,  menn  man  bebenft,  ba^  gu  9(nfong 
beS  18.  Sabrunbertd  megen  Diel  geringerer  93er- 
gd^en  SobedurtbeUe  oerböngt  mürben.  3)a^  bie 
9fatri(btung  gegen  bie  (Semo^nbeit  unb  6rmar" 
tung  9IIer  DoOgogen  mürbe,  ift  nid^t  ben  3e« 
fultcn,  fonbem  bem  föniglid^en  f^ofe  gur  Saft 
gu  legen,  meU  er  eine  SBegnabigung  nid^t  ein- 
treten Ite^.  SieDeid^t  mollten  ftönig  9ugufi  IL 
unb  fein  Serotber  (Seneral-^elbmarfd^oa  ^em- 
silng  ben  gangen  SorfaS  für  ibre  |)oIitifd^en 
3«oede  benu^,  entmeber  um  burd^  bie  9u8füb- 
rung  beS  S)ecreted  fidb  bie  ®unft  ber  über  ben 


SleligionSfrebel  febr  enegten  Solen  gu  geminnen 
unb  biefe  für  bie  SBobl  befi  lhtr))ringen  günftig 
gu  fKmmen  (fo  S)ro9fen,  ®ef(b.  ber  preu|.  $oIitit 
lY,  2,  Sei))gig  1869,  862  ff.),  ober  um  baburd^ 
bie  long  erfebiüe  Srblid^feit  utü)  SouDerönitdt  in 
$oIen  gu  erlangen  (fo  befonberft  gfr^br^d^omicg 
Lf.  u.]  95  ff.),  auguft  IL  mu^te  ndmli(b  febr 
gut,  ba|  le^tereS  3i^I  obne  bie  3uftimmung  ber 
euro))äifd^en  9Jläd^te  nid^t  gu  erreid^en  mar;  burd^ 
bie  Xbomer  Ssecution  foOte  ibnen  gegeigt  merben, 
ba|  ber  ff önig  oon  !ßoIen  gegen  ben  einffu^reid^en 
9lbel  obnmäd^tig  unb  Vorgänge  mie  biefen  gu 
binbem  ou^er  Staube  fei;  nur  bann  mürbe  er 
bie  Siffibenten  in  $oIen  fd^ü^  fönnen,  menn 
ibn  bie  oudmärtigen  SJUcbte  unterftä|ten,  in  $oIen 
eine  obfolute  erblid^e  ^Dlonord^ie  gu  grflnben. 
(Sgl.  Don  neueren  Sd^riften  befonberS  vi,  f^fr^b« 
r^d^omicg,  2)ie  Vorgänge  in  H^om  im  %  1724, 
in  ber  Seitfd^rift  bed  aSeftpreulifd^en  ®efd^id^td- 
OereinS,  ^eft  11,  Sangig  1884,  75  ff.;  S>ubr, 
3efuitenfabeln,  gfreiburg  1891,  579  ff.;  Kujot, 
Dokomenta  cdnosz^ce  si^  do  sprawy  Torufi- 
Bki^j,  Poznaft  1895  [entbätt  59  mtenftficfe]; 
a)erf.,  ®er  Zf^ottL  lumult,  Z^om  1897;  g.  3a- 
cobi  [))roteftantifd^er  Pfarrer  in  Xb^tn],  Steuere 
Sforf(bungen  fiberbodZbonierSIutgeri^t,  in  ber 
3eitf(br.  beS  ffieftpr.  ®efd^id^tSoereinS,  ^eft  85, 
S)angig  1896,  21  ff. ;  S)erf.,  2)a8  Zf^omtt  Slut- 
gerid^t,  ^oOe  1896  [^ft  51/52  befi  Sereind  für 
SteformationSgefdbid^te.])  [ÜRicboföfi.] 

^1^9tutt  '^iÜtliwi^tfftU^  f.  Sidputotion 
in,  1858  ff. 

f  Aofep^ta,  f.  Xofepbto. 

tVOtttier  b'OIioet,  $eter  Sofepb^  V 
lebrter  9bbö  oud  bem  18.  Sobrbunbert,  mar  1682 
gu  Satins  (Sep.  Suro)  als  Sobn  eined  9iatbeS 
am  ißorlament  oon  Sefon^on  geboren  unb  trat 
im  mtt  oon  16  Sobren  (1698)  in'8  9lootciat 
ber  ©efeOfd^aft  3efu  ein.  S)idter  (ebrte  er  eine 
9leibe  oon  3a^ren  in  ben  SoOegien  gu  9leimS, 
Siion  unb  $ari8  @rammatil,  ^umanioro  unb 
Sb^ioril  unb  mirfte  nebenber  ou^  als  $rebiger. 
2)iefe  bo))})eIte  Xb^gfeit  oeronla^te  ibn,  bie 
Stebner  beS  StttertbumS,  befonberS  Sicero,  gum 
®egenj}anb  einbringenber  ^tubien  gu  mod^ 
3n  ber  frongöRfd^en  ^au))tflabt  trat  er  in  freunb- 
fd^oftlid^e  Segiebungen  gu  bem  S)id^ter  SoUeou 
unb  oertbeibigte  benfelben  erfolgreid^  gegen  ben 
bomoIS  nid^t  ungefdbrlid^en  SBerbad^t,  oIS  ob  er 
ber  Serfoffer  einer  Satire  gegen  ben  3efuitenorben 
fei;  oud^  SBif(bof  ^uet  (f.b.Sri),  ber  gro^  Apo- 
loget, mürbigte  ibn  feiner  fjfreunbfd^aft  3m  3^ 
1718  mürbe  er  Oon  ben  OrbenSoberen  nad(|  9lom 
berufen,  um  bort  bie  gfortfe^ung  ber  Historia 
Societatifl  Jesu  gu  fd^reiben.  Sie  Shtrd^rbei- 
tung  beS  imgebeuem  Cuencnmoteriatt  fagte  ibm 
^er  menig  gu,  unb  er  fd^ieb  1716  (oor  ben  le^en 
®elübben)  ouS  bem  Orben  ouS.  VbU  b'Olioet 
—  ber  oIS  3efuit  nod^  bem  9{amen  eines  ObeimS 
ftdb  P.  Xf^DxUxtt  genannt  b<itte  —  lebte  nunmebr 
feinen  SicblingSftubien  über  boS  dafftfd^e  SIter- 


1715 


Threni  —  Xl^uanuS. 


1716 


tl^um  unb  Deröffentlt^te  oIS  fjfruc^t  berfeKen  ju« 
näd^jl  eine  fransöftfd^e  Ueberfe^ung  ber  @d^nft 
Sicero^d  De  natura  deorum  mit  geleiten  99e- 
merfungen  über  bie  Xl^eologie  bet  gtied^ifd^en 
$]^Uofop]^en ;  fpfiter  folgten  nod^  meistere  berarttge 
Slrbeiten  aud  feiner  gfeber.  9u4  gab  er  1722  ben 
literorifd^en  3laäHc^  ^uetfi  l^erouS,  barunter  bie 
Sibl^nbtung  De  la  faiblesse  de  resprit  hn- 
main,  totlä^  1726  t)on  ben  Mämoires  de  Tr^ 
Youx  als  5um  SfepticiSmuS  fül^renb  ongegriffen 
»urbe;  ha  man  )ugleid^  Glittet  befd^ulbigte,  er 
l^abe  bie  Sbl^nblung  berfälfd^t  ober  gar  unter* 
gef droben,  fo  reinigte  er  ft4  Don  biefem  Serbac^t, 
inbem  er  ^uetS  3Ronufcri))t  ber  fronjöfifd^en  Slfa- 
bemie  vorlegte.  S)iefe  gelehrte  ©efeUfdiiaft  l^atte 
t^n  1723  unter  il^re  Slitglieber  aufgenommen, 
unb  tro^  feiner  geringen  Steigung  für  l^iftorifd^e 
Stubien  bequemte  er  ftd^  ba)u,  bie  üon  $eSi{{on 
begonnene  ©efd^id^te  ber  1637  t>on  SRid^elieu  ge- 
grünbeten Sifabemie  }u  ergänzen  unb  t)on  1652 
bid  1700  fortjufe^en;  bad  gange  SBerl  erfd^ien 
1729  )u  ^riS  in  2  SBönben  (neue  Ausgabe 
$arid  1858).  mn  ÜRitglieb  ber  tätabemie  fiel 
i|m  1746  bie  Aufgabe  gu,  bei  ber  Sufnal^me  feined 
frühem  @^üIerS  Soltaire  unter  bie  ^40  Un- 
fterblid^en"  bie  SSegrü^ungSrebe  gu  l^olten.  W>h6 
b'OIioet  ftorb  gu  gSariS  am  8.  October  1768. 
(Sgl.  Nouv.  Biogr.  gen.  XXXVIII,  626  ss. ; 
de  Backer,  Biblioih.,  nouy.  ed.  par  Sommer- 
vogel Vm  [1898],  6.)  [3e<f.] 

Threni,  f.  SeremiaS  VI,  1300  f. 

S9toit,  bifd^öflid^er  unb  p&p\inS)tt, 
f.  Satl^ebra. 

99ronaf|ftMiett,  ))&))ftli(i^e,  l^ei^en  bie 
SRitglieber  eined  ßoSegiumS  t>on  Srgbifd^öfen 
unb  99i{(i^5fen ,  »eld^e  bei  fird^tid^en  gfunctionen 
unb  feierlichen ®eIegen]^itenben£]^ronbe8$a))fted 
umgeben.  Sie  nel^men  alfo  beim  ^apfie  etma  bie- 
felbe  @teQe  ein,  toie  bie  Somcapitulare  bei  ben 
i)ontificaIen  t^unctionen  beS  Sifd^ofS.  2)ad  Col« 
legium  ber  ^l^ronafftftenten  ge^rt  gur  fog.  päp^» 
Ixäftn  RaptUt  (Capella  Pontificia)  unb  fielet  an 
gtoeiter  SteDe,  unmittelbar  nad^  bem  CoQeghtm  ber 
Sarbinöle.  2)ad)elbe  fe^t  ftd^  gufammen  auS  ben 
^atriard^en  unb  einer  Sngal^l  Don  Srgbifd^öfen 
begm.  Sifd^öfen,  bie  tl^eilS  an  ber  Kurie  angefteSt 
ftnb,  tl^eils  auStoärtS  refibiren;  mäl^renb  bie 
^ßatriard^en  per  se  gu  bem  Souegium  gehören, 
toerben  bie  übrigen  3)litglieber  oom  $a{)fte  nad^ 
^Belieben  ernannt.  3l^re  99eoorgugung  befielt  barin, 
ba^,  mäl^renb  fonft  frembe  S3if(|öfe  bei  feierlid^en 
Functionen  bed  !ßa^fted  au^erl^alb  bed  mitmirfen- 
ben  $erfonaI8  ibre  $Iä^e  l^ben,  bie  Xl^ronaffi- 
fienten  ftd^  mittoirfenb  betl^eiligen,  unb  gmar  in 
unmittelbarer  Umgebung  bed  $a})fted  on  feinem 
Zitrone,  im  bil^öflid^en  Ornat  mit  puüiale 
unb  SRitra,  ober  menn  ber  $a))ft  nid^t  felbfi« 
fungirt,  fonbem  nur  gegentoartig  i{t,  mit  ber  fog. 
(ioppa.  3n  bem  ßmennungdbreDe  erflärt  ber 
^apft,  hai  er  ben  Sifd^of  mit  ben  (S^ren  ber 
Xl^onafftftenten  ouS|tatte  imb  il^n  barum  in  ben 


9be(8|}anb  erl^ebe  unb  unter  bie  Sß^l  berienigm 
t>er|e^,  meldte  oon  Sltent  abftammen,  bie  betbet» 
feitig  bem  ®rafenftanbe  ongel^ören,  i^nen  ou(^ 
biefelben  Xitel  unb  SuSgeid^nungen  Derlei^e.  S)ie 
Srbebung  in  ben  @rafenftanb  gefd^ie^  aQo  mit 
9lud(ftd(|t  auf  bie  Xl^naffiftentenmürbe,  ba  ber 
Ueberlieferung  nad^  nur  Nobilea  gur  ndd^ften 
Umgebung  beS  $apftee  gel^ören  follen.  fdd  $n« 
t)i(egittm  ertbeilt  ber  ^{ki)>ft  in  bem  SmenmmgS« 
bret>e  bem  betreffenben  9i|d^ofe  boS  Xedjjt,  in 
$rit)atoratorien  bie  l^ige  3Rejfe  gu  cdäriien 
ober  burc^  feinen  Roplan  celeoriren  gu  Ia|fen 
mit  ber  SRa^na^me,  ba|  feine  ^u9geno||en  unb 
bie  ber  iBeft^  jener  Oratonen  ber  b^ügm 
9Repe  beimo^nen  unb  boburc^  ber  fonnt&gli|en 
fßptd^t  genügen  fdnnen.  ^u^erbem  tierleil^  et  i|m 
baS  9}orred^t,  iabrlic(|e  ^enftonen  Don  i^m  gu* 
fte]^etü)en  Seneficien  bid  gum  Setrage  non 
250  (Solbgulben  an  anbere  Clerifer  abgutteten 
unb  eine  gleid^e  Summe  t>on  ben  Srträgnijjm 
feiner  SBeneficien  bei  fiebgeiten  ober  teßamcn^ 
tarifd^  gu  guten  ßtotdta,  für  fein  Sei^begong* 
nig  ober  an  feine  %manbten  unter  SBeo6a($> 
tung  ber  betreffenben  fird^Iid^en  SBeftimmungen 
gu  oermad^en.  (IBgl.  Songen,  S)ie  romtjc^ 
Surie,  HRünfter  1864 ^  56;  Moroni,  Dizion. 
XOV,  164  ßgg.)  [§.  3.  ©(^mi^.] 

%l^nanns  (latinifirt  au§  beX^ou),  3aco6 
9  u  g  u  ji ,  @ef  d^id^tf  d^reiber  unb  Ißolitifa:  gaSicani* 
fd^er  Stid^tung,  tourbe  geboren  gu  $arid  am  8.  Oc- 
tober 1553  als  @o^n  e^rifto)»]^  be  Xl^u  ({pö* 
tem  oberften  Ißröftbenten  am  ^ßarifer  Parlament). 
9lad^bem  er  gu  Orleans,  Sourged  unb  Ißolence 
(in  le^terer  @tabt  unter  bem  berühmten  SujariuS) 
Sted^tsmijfenfc^aft  ßubirt  ^atte,  erl^ielt  er  buri^  ben 
Sinflu^  feiner  gfamilie  ein  Sanonicot  on  92otit* 
%amt  (gu  ißarid),  bod  bifil^r  fein  O^eim  Slico« 
lauS  (fett  1578  Sifd^of  Don  S^artreS)  inne  ge^t 
l^tte,  unb  Iie|  fi^  be^golb  bie  oier  niebem  SBei^ 
ertbeilen.  6r  fanb  nun  reid^Iid^  3cit,  gr5|m 
Steifen,  auf  benen  er  bie  Sefanntfd^aft  nam^fter 
©elel^rten  unb  Staatsmänner  fud^ie,  gu  unter« 
nebmen.  92ad^  bem  Xobe  feines  SoterS  (1582) 
Iie|  er  fu^  bagu  beftimmen,  ben  geifUi«!^  Stonb 
gu  Derlaffen,  unb  mürbe  nun  gunat^ß  Siequetm* 
meifter  (99erid^ter[tatter  über  bie  Sittfd^riften), 
bann  1588  Staatsrat^.  SBö^renb  ber  Simp\t 
gn)ifd^en  ber  fiigue  unb  ben  Königen  ^einric^  IIL 
unb  ^einrid^  IV«  (f.  b.  9rt  Hugenotten  VI, 
359  n)  ftanb  er  auf  Seiten  ber  Derbunbeten 
Sioi^aliften  unb  Hugenotten  unb  leiftete  nomentlt^ 
^einrid^  IV.  mistige  2)ienfte.  Siefer  fd^enfte  t(a 
großes  Vertrauen  unb  ernannte  i^  1593  gu 
feinem  Oberbibliotl^etor;  gtoei  Saläre  fpStertoutbe 
er  ^arlamentSpröfibent,  ouf  meU^eS  %nt  er  üb- 
rigens fd^on  feU  1586  bie  ^nmartfd^ft  botie. 
^erDorragenb  mor  er  bei  bem  (Srla|  beS  (SbicteS 
Don  Alantes  (1598;  f.  VI.  864  f.)  betl^iligt  SBä^- 
renb  er  bier  gu  (Sunflen  ber  ^ugenotkn  eintrat 
toiberfe^te  er  fid^  mit  aller  Ihaft  ber  thtno^me  ber 
2)iSci))Iinarbecreie  beS  ConcQB  Don  Xrient,  ba 


1717 


Zl^uBal  —  Zl^firingen. 


1718 


birfelbm  ncK^  feinte  Slnfid^t  bie  „Sfrei^eitcn'^  ber 
gonkamf^cn  ttvcäit  berlefateiu  Slad^bem  er  noc^ 
als  SRüglieb  einet  Commiffion  an  ber  Kebifton  ber 
UatnerlUdlSflotulen  t^eilgenommen  l^otte  (1600), 
tdbmete  er  fid^  übemriegenb  ber  SSoDenbung  feines 
(1593  begonnenen)  Uterorif^en  ^oupttDerfeS,  ber 
Hisioriaa  wüi  temporis ,  für  baS  er  fd^on  feit 
3a^r)etnten  Stoterial  gefammelt  l^e.  3u  feinen 
gel^etoi  erf^icnen  bie  t)ier  erften  Xl^eUe  (^oriS 
1604--1608),  toeld^e  bie  ®e[d^id^te  ber  3a(re 
1546 — 1584  entsaften;  in  oem  fänften  unb 
legten  TkM  gebaute  er  bie  S)orfteIIung  bis  )um 
Zobe  fHrfairicIs  IV.  (1610)  fortjuffi^ren;  er  ge- 
langte iebo^  nur  bis  jum  Sa^te  1607.  Siefer 
V)M  iDurbe  nad^  feinem  Zobe  (7.  9Rai  1617) 
l^enraSgegeben  bon  feinen  g^unben  ^etruS  $u- 
teanuS  mib  SHgalHuS  ({.  b.  «rtt.) ,  bie  }ugleid^ 
eine  neue  9u6gabe  ber  frül^eren  Sönbe  beforgten ; 
baS  gange  Storf,  in  138  Sü(^er  getl^eilt,  er« 
f<^en  )u  Orleans  (eigentlid^  ®enf)  1620  in 
6  IBänben;  olfi  bie  bejle  SuSgabe  gilt  iebod^ 
bie  Sonboner  Dom  äal^re  1733  in  7  SBänben. 
Sitte  frongdfift^  Ueberfe^ung  erfd^ien  ju  $anS 
1734  in  16  SBänben.  Z^uonuS'  ebenfaQS  totei- 
nifd^  gefd^ebene  SJlemoiren,  bie  oon  1553  bis 
1601  reid^en,  mürben  in  ber  oben  ermöl^nten 
SttSgobe  ber  Historiae  oom  3a]^re  1620  mit 
obgebrudt  (i^  Sed^t^eit  mirb  übrigens  oielfad^ 
bestritten  unb  bie  Slbfaffung  ben  beiben  |^erauS« 
gebem  (ugefd^rieben) ;  in'S  Sfranjöfifd^e  überfe^t, 
bUben  fte  einen  Seftonbt^I  ber  9Remotren- 
fammbing  oon  $etitot  ((Collect  des  mem., 
1*  Berie,  XXXVU,  Paris  1823,  187  ss.).  «IS 
Sef^i^SoueUe  finb  namentlid^  bie  Historiae 
toi^tig,  oomol^I  Re,  mie  ungered^te  Eingriffe  auf 
bie  ^fie  unb  ooS  GoncU  oon  Zrient,  fomie 
bie  Soreingenommen^eit  für  bie  $rote{ianten 
jeigen,  nid^tS  meniger  als  unparteiifd^  fmb. 
Segen  biefer  fird^enfeinblid^en  Zenbenj  famen 
1609  bie  bamalS  fd^on  erf^ienenen  Zl^eüe  auf 
ben  römifd^n  anbei;  baS  gange  SQBerl  mürbe 
1757  unter  Senf  biet  XIY.  berboten.  (Segen  baS- 
felbe  ^tte  1614  ber  3efuit  3o^ann  9){ad^ault 
(geft.  iVL  $ariS  1619)  )u  3ngoIftabt  eine  ©egen« 
fd^rift  oerdffentlid^t  mit  bem  auS  bem  l^(.  93em» 
l^orb  entlel^nten  SKotto :  Longe  plus  nocet  fal- 
SOS  cathoÜGua,  quam  si  yeros  appareret 
haeretioos.  (ißgl.  Niceron,  Memoires  IX, 
Paris  1729,  309  ss.;  2)ün^,  3)e  Zl^ou'S 
Seben,  @dpA\tm  unb  l^ifiorifd^e  jhtnß^  S)arm- 
fiabt  1887;  Bnmet,  Manuel  Y,  Paris  1864, 
840  88.;  Sleufd^,  Snbes  I,  25,  9nm.  6;  U, 
192  ff.  881,  %nm.  1;  de  Backer,  BibliotL, 
notnr.  ed.  par  Bommervogel  Y,  Brux.  1894, 
256  B.)  [3ed.] 

f^tttot  (^a«»,  Van  Goß^X),  hn  %  Z.  IRame 
einä  iop^etUifd^n  ober  inbogermanifd^en  @tam- 
meS  unb  feines  StammoaterS,  be}eid(inet  nad^  ge« 
mö^nlid^er  Snnabme  baS  Ileinafmtifd^e  fßott  ber 
Zi&orener  an  ber  ® renje  beS  fpStem  SoppabocienS ; 
in  ber  l^igen  @d^ft  fielet  Zl^ubal  immer  in 


iBerbinbung  mit  SDtofod^,  ben  9RoSd^em  ber  Claf- 
pfer  (®en.  10, 2. 1  «ßar.  1, 6.  (Jj,  27, 13 ;  32, 26. 
38,  2.  8;  89, 1).  (Sgl.  @d^raber,  fteilinfd^r.  unb 
a.  Z.  82  ff.)  [»aulcn.] 

SMvAöf er  (ostiarius),  f.  OfHariat. 

tffttingeii  ift  bie  jufammenfaffenbe  93e)eid^« 
nung  für  baS  bon  bem  rein  germanifd^  SoUS- 
fiamme  ber  Zl^üringer  bemol^nte  Sänbergebiet  }n)i> 
fd^en  ber  SBerra  (meftlit^),  ber  Saale  bejm.  Slfter 
(öftlid^),  bem  ^arjgebirge  (norblic^)  unb  bem 
aRain  (jfiblid^).  S)er  füblid^e  Zl^ett,  beffen  Seoöl- 
ferung  fiarl  mit  frönlifd^er  bermifd^t  ift,  mirb  aud^ 
fröidifd^eS  Zl^üringen,  ber  nörblid^e,  gegen  ben 
j^ar}  }u  belegene,  föd^ftfd^eS  Zl^uringen  genannt. 
3)aS  nac^  ber  SöIIemmnberung  entftanbene  itönig« 
reid^  Zl(|üringen  fam  fd^on  balb  unter  bie  ^en« 
fc^aft  ber  SOterominger ;  SRitteltl^üringen,  meld^eS 
aUein  fid^  ben  tl^üringif ^en  92amen  }U  aOen  Seiten 
bema^rt  l^at,  mürbe  nunmehr  als  untermorfeneS 
Sanb  in  ®aue  get^eilt  unb  burd^  fränlifd^e  ©rufen 
oermaltet.  !Rur  furje  3^  erlangte  baS  iBanb  unter 
eigenen  ^erjogen  eine  gemiffe  Selbftönbigfeit,  bie 
ftarl  9Rartett  mieber  aufl^ob.  2>aS  Sl^riflent^um 
fa|te  fd^on  in  bem  alten  tl^üringifd^en  SReid^e  burd^ 
bie  Serbinbung  beS  ftönigSl^ufeS  mit  ben  aria« 
nifd^en  Oftgoten  fporabifd^  Siurjel ;  aber  im  Wi* 
gemeinen  blieb  bie  IBeo5(ferung  beS  SanbeS  bis 
gegen  baS  Snbe  beS  7.  ^al^rl^unbertS  l^eibnifd^. 
2)eutlid^  finb  bie  (Spuren  oon  ber  Z^ötigfeit  b«r 
granfenopoftel  ftilian  (f.  b.  3lrt.),  Soloman  unb 
Zotimn  in  Z^üringen  }u  oerfolgen;  urfunblid^  ift 
femer  im  3.  704  eine  ©d^enhtng  beS  ^ergogS 
^ebon  n.  an  ben  Ofnefenapoftel  SBUIibrorb  (f.  b. 
Sri.)  nad^meiSbar,  beftel(^enb  inSänbereien  nörblid^ 
beS  Z^üringer  SBalbeS.  2)a^  bie  burd^  IKIian  be- 
gonnene unb  burd^  SBi&ibrorbS  Vermittlung  f ort« 
gefej^  aRiffmn  in  Z^üringen  ^^üd^te  getragen, 
bafur  fprid^t  beutlid^  @regorS  U.  @d^reiben  an 
bie  fünf  tl^üringifd^en  £beln,  meld^eS  SonifatiuS 
biefen  übergeben  {oUte,  unb  in  mel(|em  ber  ^apft 
fte  ob  i^rer  tobeSmutl^igen  Stanbl^oftigleit  im 
®(auben  belobte.  ©lei^mol^I  ift  alS  ber  eigent« 
lid^e  ^o{ieI  Z^ringenS  ber  1^1.  SonifatiuS  (f.  b. 
«rt.  II,  1072  f.)  }u  betrad^ten.  3um  amttel- 
punfte  feiner  SCßirffamleit  ermü^Ite  ber  ^eilige 
bie  bamoIS  fd^on  burd^  il^en  ^dferbau  empor- 
ftrebenbe  ^alte  @tabt"  ßrfurt  (Bonif.  Ep.  42, 
bei  Jaff6,  Biblioth.  rer.  Gerraanic.  UI,  BeroL 
1866, 111)  unb  mad^te  biefelbe  baburd^  für  alle 
gfolgegeit  §um  eigentlid^en  Sulturl^erbe  unb  }ur 
^auptftabt  ZWringenS  (f.  b.  »rt.  ßrfurt  IV,  771). 
9tad^  bem  Urt^eil  beS  ißroteflanten  ©ebl^arbt 
([f.  U.1 1,  57)  l^at  ber  1^1.  SontfatiuS  ^in  Z^ü- 
ringen  nid^t  guerft  baS  ßoangelium  berfünbigt; 
aber  er  ^at  nid^t  aUein  l^ier  Diele  Zaufenbe  bem 
gangen  unb  bem  l^alben  ^eibent^um  entriffen, 
fonbem  1^  in  Imtgem  unb  fd^menm  Stamp]t  bie 
d^riftlit^e  ffird^e  in  S>eut[d^Ianb  über]^au))t  auS 
tiefem  ^erfatte  gehoben  unb  il^r  bie  bamalS  aSein 
gufunftsfäl(fige  römifd^-fotj^olifd^  ®eftalt  gegeben. 
3n  biefem  @inne  ift  er  ber  Tlpoftel  ZpnngenS, 


1719 


X^ütingen. 


1720 


io  2)eutf(i^IanbS  gemefen".  S)ie  Sl^rifHanifhune 
bcd  etgentlid^en  X^äringen  tourbe  untet  itarl  bem 
@ro^en  unb  Submig  bem  frommen  beenbet.  2)er 
größte  %^dl  bed  nörblic^en  Xl^firingen  tourbe  bem 
van  biefe  3^tt  gegtünbeten  Stötl^um  ^olbetflabt 
(f.  b.  9lrt.)  untetfteltt.   S)ad  übrige  Xpringen 

Savb  unter  bem  äRainjer  ßrsftul^I,  mit  SuSnol^ime 
ed  ffiblid^  Dom  Xl^üringer  SBoIbe  nad^  gfranfen 
^d^  auSbe^inenben  Sanbftriti^ed,  tDeld^erSBürsburg 
gugetl^eitt  roox  unb  aucj^  f&r  bie  Qfolge  babei  t)er- 
blieb.  S)er  firci^nd^e  Sinflu^  mtf  Springen  in 
biefem  3^itraum  ging  aber  meit  loeniger  Don  ben 
8i|d^of8fi(en  au8,  alS  Don  ben  beiben  großen,  in 
Xl^üringen  reid^  begüterten  Softem  gfulba  unb 
^erSfelb  (f.  b.  Slrtt).  Sber  aud^  ber  SRainaer  ßr}- 
ftul^I  gelangte  fd^on  in  biefer  $eriobe  )u  großem 
(Brunbbeft^  in  ben  tl^üringifd^en  fianben,  toelc^er 
feine  fpätere  XerritoriaD^errfd^  bafelbft  Dor« 
bereitete. 

Unter  Otto,  ^erjog  Don  Sad^fen  (880—912), 
lam  Springen  an  bafi  ffid^ftfd^  ^u6  unb  Der- 
blieb über  )U)ei  ä^^tl^unberte  lang  Jhonlanb  ber 
beutfd^en  ftönige.  9UIein  bie  (Saugrafen  fud^ten 
fd^on  toöl^renb  biefer  3nt  mit  Srfolg  ibre  Vemter 
in  erblid^e  ^errfd^af  ten  }u  Denoanoeln,  unb  SRainj 
wetteiferte  mit  ben  tfflringifc^en  @ro|en,  bie 
Steic^dunmittelbarfeit ,  in  xot^tt  fid^  baS  Sonb 
befanb,  gur  Segrünbung  feiner  9Rad(|t  unb  feincd 
ma^gebenben  SinfluffeS  auSjunutfen.  @(^on  unter 
ben  Ottonen  fam  baS  blül^enbe  drfurt  in  ein  91b« 
PngigleitdDerbältni^  Dom  Si^bifd^of  Don  9Rain), 
ber  über  ba«  gid^Sfelb  feit  1023  ald  Sanbed^err 
gebot  (f.  b.  «ri  eic^Sfelb  IV,  289).  -  «19  fird^- 
ttd^e  ßintl^eilung  erfc^einen  feit  bem  11.  3al^- 
l^unbert  in  Springen  «rd^ibiaconote,  guerft  brei, 
in  Srfurt,  Ol^rbruf  unb  99ibra  ober  IBebra  im 
CdCarbtSberger  ffreife,  bann  gtt)ei  »eitere  in  2)orIa 
bei  SDtü^D^ufen  unb  in  ^eiligenftabt ;  baS  jule^t 
(im  12.  3ü]^rpnbert)  eingerid^tete  Srd^ibiaconat 
äed^aburg  UHir  baS  bebeutenbfte  Don  allen  tp« 
ringifd^en  unb  umfaßte  11  Srgprieftern^e  mit 
mej^r  al8  1000  JKrd^en,  ftlöftent  unb  ffa^eUen. 
Sommtlidge  9lrd^ibiaconate  Springend  ftanben 
unter  einem  SEBeipifd^of  in  Srfurt  oIS  bem  geift- 
lid^en  SSertreter  bed  (Srgbifd^ofd ;  bejfen  teeltlid^er 
SSertreter  fül^rte  ben  Sitel  SBicebom  unb  refibirte 
ebenfalls  in  Srfurt.  9n  ber  Oftgrenge  Don  Xl^ü« 
ringen  l^e  968  Otto  ber  ®ro|e  in  ÜRerfeburg 
(f.  b.  Sri)  unb  in  SAk  93idtpmer  gegrünbet; 
Der  @^  bed  le^tem  touroe  1030  nad^  9{aumburg 
(f.  b.  mt.)  Derlegt  S)iefe  netten  @|prengel  um- 
faßten bie  gleiddnamigen,  Don  Otto  begrünbeten 
SDtaden  uttb  begmedften  bie  (Sl^riftianifuung  ber 
Sorben-SBenben. 

S)ie  SteQung  XpringenS  gum  Sleid^e  l^e  ftd^ 
in  ben  Simp\m  unter  ben  le^  ftaifem  au8  bem 
falifd^en  ^aufe  toefentlid^  Deränbert.  @eit  1129 
regierte  in  Springen  ein  Sanbgraf  mit  l^enog- 
li^er  ®eioaIt;  er  bot  bie  ISafaHen  attf,  ^otte 
Sott-  unb  SRüngred^t,  übte  bie  oberfte  @erid^td- 
barfeit  ouS  unb  erflredte  feine  SlmtSgemoIt  aud^ 


über  bie  Dom  Sleidbe  belebten  (Srofen  Don  ^ol^n- 
fiein,  aRanSfelb,  (Sleid^en,  if öfemburg  (Sc^tDor}- 
bur^,  SmSl^ug!,  SBeimor-Orlomünbe  vu  cu  m. 
S)ie  tanbgräflid^e  3eit  toar  bie  Slüteperiobc  Xp- 
ringenS.  SRit  ^einrid^  9taf)>e  ftarb  1247  hcS 
lanogräflid^e  ^auS  im  SRanneSftomme  auft;  im 
tpringifd^endrbfoIg^egobftegteberSReiBeii'fc^ 
9Rar(graf  ^einnd^  ber  (Erfaud^te  über  @o^^io 
Don  Srabant,  bie  1264  auf  X^üringen  Der}i4|tete. 
2)ie  9RarIgrafen  Don  9Rei|en  unb  fpateren  ihir- 
fürfien  Don  Sad^fen  füllten  Don  ba  ab  ou^  ben 
Xitel  Sanbgraf  en  Don  X^üringen.  2)ur(^  SrUd^o  jt 
unb  ffauf  gelang  ed  ben  SBettinem,  im  Soups  ber 
3eit  il^ren  tl^üringifd^en  9eft|  nod^  betrftd^tlidff  gu 
Dermel^ren.  3nfo(ge  ber  Srbt^eilungen  im  toetti- 
nifd^en  $au|e  mürbe  X^üringen  öfters  oon  eigenen 
gfütfften  regtert,  toad  bem  Sanbe  meift  }um  Segen 
mar.  3n  ber  Sei))giger  Xl^eilung  (1485),  toeUiie 
baö  ^u8  für  immer  in  eine  emeftinifd^e  unb 
olberttnifd^e  Sinie  ftKiUete,  ei^ielt  ber  Jhttfurjl 
ßmft  ben  toeitouS  größten  Xl^eil  ber  tl^ärtngtf (^ 
Sanbe ;  bie  @d^|^enf(^ft  über  (Srfurt  unb  bie 
beiben  Sleid^Sftäbte  9iorb^aufen  unb  SHül^Ibaufen 
foHte  er  aber  gemeinfd^aftlic^  mit  feinem  Srubrr 
ausüben.  3u  beginn  ber  fog.  Steformotion  mar 
Xl^üringenbemna^  ber^au))tfad^enad^ficrfü(^tf<j&. 
S)er  größte  Xl^eil  Derblieb  aud^  f))dter  bei  ber  eme- 
ftinif^en  Sinie,  nad^bem  biefelbe  1547  burd^  bie 
SBittenberger  ea))ituIation  bieJtuntrilrbe  Derforen 
^tte.  —  SBaS  bie  3a(I  ber  Stifter  unb  ftCöjier 
unb  bie  Cntfattung  fitd^Itd^en  SebenS  betrifft,  fo 
mirb  baS  mittelalterlid^e  X^üringen  in  biefer  ^in- 
ftd^t  nid^t  leidet  Don  einer  anbern  Sonbfd^  in 
2)eutfd^Ianb  übertroffen.  WSerftefird^Iid^eerun- 
bung  in  Xl^üringen  tonn  baS  SoDegiotftift  €anct 
SeDeri  in  Srfurt  ongefel^  loerben.  Sie  imirbe 
DoEgogen  im  anfange  beS  9.  äa^r^unbertS.  <B 
folgen  bann  im  10.  Sal^rl^unbert  IHöjier  in  9Iorb* 
i^]tn,  Wemleben  unb  SBalbed,  oue  bm  Stif- 
tungen beS  fa((iftfd^en  ffaiferl^ttfeS,  ferner  SoU 
legiatftifter  in  O^bruf,  ©roßburfd^Ia ,  2)oria, 
St.  !ßetri  in  Srfurt  unb  Sed^urg ;  im  11. 3abr- 
Imnbert  bie  Senebictinerßöfter  in  ^iligcn^bt, 
Saalfelb  unb  Dor  Sl&em  Seitt^orbSbrumt,  bcÄ  ber 
^irf d^auer  Xef orm  folgte  unb  ein  Segen  für  gong 
Xl^üringen  mürbe ;  im  12.  Sal^r^unbeci  $atilin* 
geOe,  (Sofel  unb  Sofau,  ebenfallft  bem  Sene« 
bictinerorben  angel^örig.  Son  großem  SBetbien{i 
um  bie  SanbeScuItur  beS  öfUid^en  Z^firingen 
maren  bie  gleic^faES  im  12.  Sa^^unbert  gegpin- 
beten  (Sifiercienferabteien  $forta,  Soltocoba, 
(Seorgentl^al  u.  a.  m.  3<t(Ireid^  unb  Don  Qcbtu^ 
tung  maren  audb  bie  9tonnenIIöfler  biefeSOibenS 
in  Xl^üringen.  3n  bie  Ianbgrafli(^e3eit  fallen  bie 
ffloftergrünbungen  ber  gfronciSconer  unb  Domi- 
nicaner in  f  oft  dien  bebeutenberoi  Stfibtoi  X^* 
ringenS,  in  Srfurt,  (Eifenod^,  tRorb^fcn,  Im« 
ftabt,  SRül^Il^aufen  unb  anbertoo«  Vitd^  bie 
9ittterorbenberXem))Icr,3o^anniterttnbS)eutfd^ 
l^erren  l^atten  betrüd^tli^enSBefilin  bot  tiftitngi- 
fd^en  Sattben.  Üli^t  unermä^  barf  bleitei^  baß 


1721 


ZJ^firnte. 


1722 


in  X^Sringen,  entgegen  ber  allgemeinen  fird^« 
Il^n  Xegel,  Sehnten  nid^t  entrichtet  »urben, 
nnb  ba6  bie  X^üringet  l^re  S^^ntfret^eit  aI8  ein 
tibetfommencfi  Steigt  befonberS  bem  aRainger  Srg- 
l'^^of  g^ciiüber  energifd^  mabrten  (ogf.  9u8" 
ttib,  Sombett  Don  ^tdfetb  unS  ber  Se^ntftreit 
)t9l|d^  3Rain),  ^erSfelb  unb  Z^üringen,  9Rar* 
bürg  1879). 

Sie  fogem  Steformation  fanb  fd^on  frfil^  6in- 
Qong  in  Zl^fttingen.  SefonoerS  jeidbnete  {id^  ber 
9atQ  Don  (Erfuri  burd^  Sifer  ffir  biefelbe  au8, 
oril  er  in  i^  ein  eruunfd^teS  aRittel  erblidtte,  bie 
9Rainjer  ^errfd^ft  über  bie  @tabt  gu  unter- 
graben. 3tt  beginn  beS  Sauemfrieged  (1525) 
^tif  bie  neue  fiebre  fd^on  in  einer  großen  9n)abl 
Don  Orten  Stufna^me  gefunben.  3)er  blutige  Xog 
Don  Sronlenboufen  emäd^terte  jtoar  Diele,  bie  ^n* 
fangd  für  boS  ^GDongelium"  gefd^nörmt  litten ; 
olkin  Die  Don  bem  ffurfflrften  angeorbneten,  1526, 
1528, 1529  unb  1532  Dorgenommenen  „SBiftta- 
Aomn"  töumten  grfinblid^  mit  bem  «))a))ifttfd^en 
SBefen"  auf.  &  fehlte  ni^t  an  aBiberfpruc^ 
gegen  btefefi  getoalttbdtige  93erf  ol^ren ;  inSbef  onbere 
Dtrmeigerten  bie  reu|ifd^n  unb  fd^margburgifc^en 
trafen  unb  ber  gefürftete  ®raf  Don  ^enneberg 
ben  Sifttatoren  i^reS  Slfterlebendberm  lange  ben 
<Stngang  in  ibre  ©ebiete;  aud^  bie  Stetd^ftabt 
Wilbrbaufen  blieb  nod^  auf  äa^re  bin  bem  (atbo- 
nfcben  IBelenntniffe  treu;  aber  ald  1539  mit  bem 
Xobe  bed  ^er)og9  ®eorg  Don  @ad^fen  bie  Ic|te 
mäcbtige  €tü^  bed  alten  @Iauben§  im  Ofien 
3)eut|d^bmbd  gebrod^en  roax,  na^m  bie  Steuerung 
unauf^Itfam  i^ren  SBeg,  unb  ber  ffotboliciimus 
crlofdb  aOmälig  gon).  ^ie  ^roteftanten  mußten 
fe(b]t  betennen,  bog  bieg  ben  Sönbem  nid^t  )um 
6egcn  ttot:  (ä%  1552  Don  SSßeimar  au8  baS  neue 
„SBitlbumSbu^'  ausging,  befanben  fid^  Diele 
^forrer  in  ber  traurigften  Sage,  „ohtooffL  tS  in 
Xbäringen  faß  nur  fyitb  jo  Diel  ^faneien  nod^ 
gab  M  in  ber  fotbottfd^en  Sett''  (®ebbarbt 
II,  138).  9uf  ben  ^ugSburger  SleligionSfrieben 
Don  1555  ge{iä|t,  Der{ud(|te  aud^  bie  Slitterfd^aft 
M  6i4«fe(bed  Me  lut^erifd^e  Sebre  ringufübren, 
unb  fle  batte  9nfan^  bamit  Srfolg.  2)a8  trdftige 
<Hngreifen  ber  SRainjer  ßrgbifd^bfe  fflbrte  aber 
baft  8onb  bolb  niieber  gum  latbolifd^en  ®Iauben 
gurflif .  3n  (Erfurt  gelang  i^nen  bad  aber  nur  in 
befcbränttemSnage.  2)ermeftfftn{d(|e3friebe(1648) 
confolibirte  bie  beftebenben  politifcben  unb  reli- 
^fen  tBer^ältnif^.  S)er  SBiener  Songreg  (1815) 
fubrte  SBerfinberungen  im  Xerritoriatbeft|e  l^erbei, 
inbem  bet  furmaingif<be  unb  ber  (urföcbftfd^e  9n- 
tbeil  Don  Xbüringen  an  $reugen  fam  unb  ber  $ro- 
Ding  €ad^fen  gugetbeilt  tturbe,  mdbrenb  bie  eme« 
ftinifcben  ^rgogtbümer  fomie  bie  reugifd^en  unb 
{(bmargburgifi^en  gfurftentbfimer  im  SBefentli^en 
ibrenfrübem®ebiet$ftanbbebieIten.2)ieMn(ben 
Scrbaitniffe  ber  ffatbolifen,  beren  3o^I  in  neuefter 
3eit  bebeutenb  anftäcbdt,  {inb  fttr  ben  |)reugifdiien 
^ntbeil  Don  X^firingen  burd^  bie  Suüe  De  sa- 
lute  animamm  georbnet,  xotlä^t  biefen  Xbeil  bem 


SiStbum  $aberbom  unterjlellt.  S>ie  9uIIe  fabrt 
namentlid^  an  bie  @tabt  ßrfurt  (8  ^faneien)  mit 
3  umliegenben  gang  fotbolifd^en  S)örfem  (fogen. 
ajlainger  ftfid^enbörfem),  bie  @tabt  unb  baS  S)e* 
canat  ^eiltgenftabt  unb  nod^  9  Sid^felber  2>e« 
canate.  Sud^  bie  neuen,  in  ber  S>iafpora  Don 
Ißreugtfd^-Xbüringen  entftanbenen  tßforreien  ge- 
boren gur  3)ibcef  e  $aberbom,  beren  3uri8biction8« 
begirf  bie  gange  $roDing  Sad^fen  umfagt  —  S)ie 
latbolifd^en  ®emeinben  beS  ®rogbergogtbum8 
Sacbfen-Sßeimar  mürben  burd^  biefelbe  SiuIIe 
gleicbfaQS  $aberbom  gugetbeilt;  burd^  eine  fpätere 
Steretnbarung  mit  ber  grolbergoglid^en  9legierung 
famen  biefelben  aber  an  gfulba.  S)aS  ^mt  ®eifa, 
bad  erfl  1815  an  SBeimar  fam,  umfagt  11  ge« 
fd^Iofjene  !atboIif(be  Pfarreien ;  augerbem  gibt  ed 
nod^  ®emeinben  in  SBeimar,  Sifenad^,  3ena  unb 
Spolba.  eine  bem  grogbergoglid^en  @taatSmini^ 
fterium  unterftebenbe  fogen.  ämmebiatcommiffion 

gr  baS  fatbolifd^  INrcben-  unb  @d^ulwefen  übt 
i%  jüs  circa  sacra  (f.  b.  9rt.)  au8.  3Begen 
eined  böd^ft  feinblid^n  IKrd^engefe^d  Dom  7.  Oc- 
tober  1823  unterfagte  ber  Stf^of  Don  gfulba  bem 
Pfarrer  Don  SBeimar,  ber  ^Berufung  in  biefe  Com- 
miffion  aß  Statb  ber  Regierung  gfolge  gu  leiften. 
—  3m  ^erAogtbum  Saqfen-eoburg  unb  •®otba 
unterftebt  bte  altere  ^arrei  ®otba  bem  SBifd^of 
Don  ^aberbom,  bie  in  Soburg  bagegen  bem  Srg* 
bifd^of  Don  ^Bamberg.  SiS  in  bie  neuefte  3eit 
malten  bort  unerquidPIid^e  SSerböItniffe  ob  megen 
eines  ben  Pfarrern  aboerlangten  unmöglid^en  !Ber- 
faffungSeibeS.  —  2)a8  ^ei^ogtbum  @od^fen«a}lei- 
ninaen-^ilbburgbaufen  bat  latbolifd^e  ®emeinben 
in  winingen,  ^ilbburgbaufen,  Saalfelb  unb 
@onneberg  unb  ein  früb^^  SU  9Bftrgburg  geböri- 
edgangfatbo(ifd^eSS)orf3BoIfmannSbaufen.  2)a8 
ergogtbum  gebort  in  fird^Iid^er  Segiebung  gur 
)i5cefe  SBflrgburg.  —  ^ie  fd^margburgifc^en 
gfürftentbümer  unterfleben  bem  Sifd^of  Don  $aber- 
bom.  68  gibt  bort  (otbolifcbe  ®emeinben  in  9iu- 
bolfiabt,  @onber8baufen  unb  9mftabt  —  2)aS 
prftentbum  3leug  öttere  Sinie  unb  ba8  prften- 
tbum  9ieug  füngere  Sinie,  mo  neuerbingS  $far* 
reien  in  ®reig  unb  in  ®era  errid^tet  mürben, 
geboren  gum  apoftolif^  Sicariat  @ad^fen  (f.  b. 
^rt.),  bem  aud^  ba8  jenf eitS  ber  ®renge  beS  eigent- 
lid^en  Xbfiringen  gelegene,  aber  politifd^  gur  fdd^* 
ftfd^-tbfiringif^en  @taatengru))))e  göblenbe  ^• 

iogtbum  @ad^fenaitenbin:g  unterftebt.  (Sgl  S. 
(.  ^.  93ur!barbt,  ®efd^id(|te  ber  {öd^pfd^  ^- 
d^*  unb  @d^uU)ifttationen  Don  1524 — 1545, 
Seipgig  1879;  &.  ®ebbarbt,  Xbüring.  iKrd^en- 
gefd^icbte,  ®otba  1880—1882, 3  Sbe. ;  9.  fymd, 
ifird^gefcbicbte  Seutfd^tanbS,  Sei))gig  1887  bi8 
1896,  3  8be. ;  Scring,  Sebrb.  b.  fatboIif(ben  jc 
«irtbenred^t«,  8.  3lufl.,  209—216.)  [6.  ftlein.] 
%^ütmt  an  ben  ftird^en  erfd^einen  Derfd^e- 
bentlid^  fomobi  im  Orient  mie  im  Ocdbent,  \d^on 
beDor  ®Ioden  (f.  b.  9lrt.)  im  dff enffid^n  fircblid^en 
®ebraud^  ^ufnabme  fanben.  ^^f^n  Seftimmung 
mar  gunäcbft,  ben  9lufgang  gu  Emporen  über  ben 


Xl^ütme. 


1724 


'l^0^^\m^    :«n   Jbtttmm 


r^       /* 


;«> 


-^ 


9C  Im  l^ö^en 

Ate  Adi  n  Is  golge  noc^ 

fanttoKB  an  üTd^ 

Sbe«  Z^imne,  etnn 

in  Soiic  ein* 

ftttmet  i|tuibtO" 

$0^  bc§9muSintr 

pi  Zoffl^  Ol  €9rim 

fatdfldcfiQen  X^um 

bk  ju  ^Ad  in  S^rioi 

Sn&mtfn,  fi^nOi^ 

Seit.  9u4  bie  @o« 

a  Coipontinopel  (6.  So^^.) 

6i  SitoItS  sn  9^0- 

5tt||m9niM^rme,  @i2omi| 

t^nrmdl^nUd^e  qua« 

bm  dier  S^iftben  ber 

9u  Xtier  ^  fat 

otoredtge  Xte))))en" 

den^  gmei  }u 

inm  SRittelaiifboue 

fk^bteeioden.— 

M  bcr  O^ototter  Don 

;  fit  ndgtn  il^tni 

Vnfd^ammg 

3tilni  an  bei  bcn 

;  nb  in  Z^unnt 

Ilniliuiuiiibli<^feit 

QXVflBOlQttt   tnPHT 

(Vis.  S,  2 
tefib^  nkr  bcr  (Sc- 
SL|!iini|Mr(InPfc,47, 
Xrn,  d65)  boitä  bm 
bff  Sin^^  mb  ber 
6»  8,  49,  bei  Migne, 
cEfiat  «4  Änec  SteÜe 
a  I0<:  ^SieSbmer  ifl  bie 
indtefnfiei.'  2>iefftr- 
M  )^i^  0r5^ere 
Ihr  nit  beqenigen  ber 
leauümHe  Pe^t  So  l^otte 
eicien  (6.  3a^r]^.) 
^Miifabe  Mr  ben  @etten- 
^aabukai,  bie  fibet  ben 
hs  sartei;  ober  in  ben  f$unba« 
)teni  inq  m  mjete  Stürme 
Adtt  ^^uttnag  M)n  X^ütmen, 
to   )nr  Sufnal^me  t>on 
MbcB  bie  B^n%\ijßxmt, 
ftnben  Suropa'S 
3Bi»  meiiet  in  SlifftonS« 
Tuärr  jeit  nebcm  iKrd^en  unb 
9ca!ketbtgung  erbaut 
TBL  Inttsn  bcn  einen  Sin» 
^1».  ant  ncaigt  gf^nfier^ 
^taB;,  mb  fonnten 
ir  lüKUAiuftung  to«  (Sloden 
—  ^  X  4n&  HiifiiMbeifl  im 


7.  3abr]^unbert  begegnet  man  aOentl^alben  mxS^ 
eigentlich  (Slodtent^ilrmen  (f.  b.  Srt.  (Blöden), 
bejUmmt,  ben  @^U  ber  ®Iocfen  übet  meite 
Stretfen  ^injutragen  unb  bie  Gläubigen  gu  (Bebet 
unb  (BotteSbienft  ein§ulaben.  %vt  gefd^id^tlid^ 
C^ttoitflung  beS  (Blodent^urmed  in  ber  altd^nft- 
Itd^en  3(it,  in  ber  ^t\X  beS  romonifd^en«  beS 
gotifd^n  unb  be§  SlenaiffancefKIeS,  beruht  oor» 
j  ne^mlid^  auf  feiner  ar^iitettonifd^en  Stellung  im 
;  ffird^nbaue.  SSorecft  tritt  er  no(^  auf  aI8  9teben« 
'  bou,  inbem  er  i{oIirt  Don  ber  StitSft  fie^t,  bann 
'  oIS  9nbau,  mit  ber  ftird^e  Derbunben,  enblid^  ol^ 
(Einbau,  organif<!^  ber  fifird^e  eingegHebert  S)ie 
iKrc^e  @t.  «poDinar  )u  Stodenna  (6.  Sol^i^.) 
^t  einen  mächtigen,  ifolirt  fie^enben  (Blöden* 
t^urm  Don  runber  ^txm,  @t  fjfrancika  eben- 
bofelbfi  (ebenfalls  6. 3a]^r^.)  einen  quabratif<^en 
Xgurm.  9ud^  römif^e  ftird^  l^aben  ifottrte 
(Bfodent^rme,  tl^eiß  quabratifc^,  mie  ©t.  Sgned, 
tl^ttS  runbe,  g.  9.  @t.  3o^anne8  unb  $aulud, 
@t.  $ubentiana,  tote  benn  überhaupt  in  3toUen, 
meld^ed  (Blöden  }uerft  gebroud^te,  biefe  ifolirte 
Anlage  am  l^figften  unb  nod^  in  fpöteren  3a^* 
l^unberten  Dortommt.  Me  biefe  X^ttrme  ffaib 
einfo((,  in  faft  unfenntlid(^en  Sbfä^n  gegliebett, 
mit  nur  einigen  gfenftem  unb  mit  flod^rem  So^e 
Derfel^en.  Snbertoärtd  unb  bei  fieineren  JKrdden 
begnügte  man  fid^,  bie  (Blöden  in  niebrigen  Suf- 
boAtten  über  bem  3)ad^e  ober  bem  (Biebe(  unter* 
(ubringen.  —  6d^on  gegen  bod  (Enbe  be§  erften 
äa^rtaufenbS  fing  man  an,  bie  (Blodent^ürme 
bem  ftirc^enbaue  felb{t  nö^er  )u  bringen,  fie  ent« 
tteber  an  bie  Seite  beS  ^reSbQterium§  ober  ber 
fronte  }u  fteHen,  unb  in  romanifd^  <Krd^  ifl 
biefe  Serbinbung  mit  bem  ftird^engebäube  XegeL 
S)ie  ifolirte  Stellung  lommt  iebod^  imma  nod^ 
Dor, }.  SB.  am  S>ome  ju  gfraueuburg,  an  m^reren 
Ifird^en  in  OftfrieSIanb,  an  ber  Stiftdfin^e  )u 
^erSfelb,  an  ber  aj^flnfterftrd^  jpt  !Dloo8burg,  an 
ber  Obermünfterfirc^e  unb  ber  StiftStirc^e  |ur 
alten  Ifapette  in  Stegendburg,  )tt  Zerlon  bei 
SReran.  S)a  bie  quabratifc^  Anlage  am  Idd^« 
teften  bem  ffird^enbaue  fic^  Derbinbet,  fo  marb  ^ 
bei  ben  ^uptt^flrmen  beibehalten,  nur  bei  92eben* 
türmen  lourbe  oft  bie  runbe  ober  ad^tedige  gform 
angeioenbet.  Stunmel^r  erl^ätt  ber  X^urm  aiu^ 
eine  mit  ber  JHrd^e  me^r  fiberetnfUmmenbe  (Blie« 
berung  nad^  ber  C^b^e;  bie  @todioer!e  toerben 
abgefeM  in  ber  ^ö^e  ber  Seitenfc^iffe  unb  beS 
ÜRittelfc^ip,  bie  Sbfd^  burdii  tröftigeS  Stm^ 
mer!  marfirt,  unb  ber  begrenjenbe  9lunbbogen« 
frieS  Don  ber  itird^e  aud^  auf  ben  Xburm  herüber» 
genommen;  bie  ^enfter  ftnb  in  oen  einzelnen 
Stodtoerlen  ö^nlid^  benen  be§  gan}en  9aue$ 
georbnet,  aud^  )u  gmeien  unb  breien  burd^  Säul* 
$en  unb  Sögen  Derbunben;  ben  @d(|lu|  bilbct 
gemöl^nltd^  ein  einfad^ed,  niebrig  p^romibateS 
2)ad^  unb  baS  ftreu^,  obgleid^  aud^  rei^re 
formen  mit  me^rfeittgen  unb  geftaffelten  (Biebeln, 
^uffä^en  VL  bgl.  in  ^ntoenbung  f ommen.  ^roor- 
ragenbe  JKrd^en  tourben  befonberd  gerne  burc^ 


1725 


Zl^ummim  —  Xl^ittm,  bet  fiaB^tonifd^e. 


1726 


rfaie  gtölete  So^I  t>on  Ü^ütmtn  Qudgejeid^net ; 
iNr^m  mit  jmel  Sl^ören  erl^ielten  ballet  nW 
feiten  awb  f&r  ieben  S^or  itoel  Zl^ürme,  Ritten 
mtt  jioeiOuerfci^lffen  über  Der  SBierung  aud^  nod^ 
SRUteU^firme  Don  Dier-  ober  od^tedtger  gfonn,  fo 
bal  oft  Dier,  ]t6ft  unb  mt^  Xl^ürme  Derfc^iebener 
Silbung  bte  iHrd^e  behdnen;  man  benfe  fär 
£€utfd(y(anb  an  bie  Sbteifird^e  ju  ÜRoria-Saad^, 
6t  9Ri(^aeI  |tt  ^ilbeSldeim,  bie  Dome  }u  3ila\m, 
epfin,  SBormS.  9ber  öfter  l^oBen  romamfd$e 
Abelen  au(^  nur  Sinen  Z^urm,  ber  meift  im 
SBcßen  Dor  ber  gansen  Sreite  beS  3RttieIfd|iffeS 
ft^  erbebt  unb  bie  fBox^aUt  in  fid^  fd^Iie^t,  mie 
in  SRinben,  ^berbom  (11.  äal^l^.)/  ober  ober, 
|umal  bei  Sanbfird^en,  im  Often  ber  Itird^e  Dor- 
gelcgt  oirb  unb  bann  im  untern  Stodtmerfe  ben 
Äoum  für  bo8  ^reSbpterium  gibt. — ©eine  enafle 
Serbinbung  mU  bem  ftird^engebäube  erl^iett  ber 
X^urm^  unb  gtoar  foloo^I  in  ber  ®efammtanlage 
iDie  in  ber  SSunbbilbung  ber  einselnen  Zl^eile, 
burd^  baS  ^rindp  beS  goüfd^en  Stiled,  Med  im 
Baue  einbtitlid^  unb  organifdb  audjugeftalten. 
6elten  erfd^int  er  nod^  al3  bIo|er  Vnbau,  meift 
ober  nad^  Vu^en  unb  gnnen  ald  ein  (SanjeS  mit 
ber  ffiri^e,  ob  er  nun  in  ber  gronte  aOein  bem 
Qlittelf ((i^e  ^  tote  }U  Ulm  unb  S^eiburg,  ober 
boppelt  ie  einem  ber  beiben  Seitenfd^iffe,  mie  ju 
Xouen,  SteimS,  Slntmerpen,  ifötn.  SRegenSburg, 
eingefügt  ijL  3n  Uebereinftimmung  mit  ber  auf- 
firebmben  sRid^tung  ber  gotifd^  JHrd^e  fieigt  aud^ 
ber  Zburm  in  entfpred^enben  9(bfä|en,  bie  gule|t 
in  bad  f^Ionfe  Std^ted  übergefül^rt  loerben,  mpot 
}tt  immer  größerer  ^öl^e,  um  fd^Iie^Iid^  mit  bem 
oufragenben  pelme,  einem  Sfiuger  au8  ber  6rbe 
glei4,  )um  f^immel  )u  »eifen  unb  bie  ihtugeS- 
blume  triump^irenb  über  aUed  Srbifd^e  gu  erl^eben. 
3n  bem  untern  Stodmerfe  führen  mel^r  ober 
minber  reid^e  $ortole  }um  Snnem,  in  ben  fol- 
genben  Stodmerfen  buv^bred^en  l^o^e,  fein  geg(ie- 
berte  ^nfter  bie  ÜRouerffad^e ;  @alerten  um- 
bdnaen  bie^ouptabtl^eilungen,  Zreppentl^ürmd^en 
Denntttetn  t^n  Aufgang  }ur  ^öl^e  berfclbcn,  Hei- 
nere X^ürmd^en  Hanfiren  oen  Uebergang  beS 
Soued  in'S  Qd^ted ;  ben  fieinemen  ^elm  beden 
forgffiltig  gelegte  Steinplatten,  ober,  n)enn  er  Don 
V^Ij  ift/  gloftrte  forbige  S^Vi  begm.  ffupfer- 
platten  3  ^iftg  geigt  ber  Xldurm  auf  aOen  Seiten 
Don  unten  bis  gur  @pi^  reid^eS  SRagmerf,  oben 
in  tid^ierSDurd^bred^ung.  Sßand^e  fold^er  Stürme 
bffnitn  in  il^rer  fibermöd^tigen  Sniage  nid^t  mel^r 
oudgebaut  merben  unb  erbtetten  erft  in  unferer 
Seit  i^re  SoOenbung.  —  Sie  ätenaiffance  nol^m 
mit  !Borliebe  toteber  bie  ffuppel  ber  Sentralbauten 
mtf,  Dor  »eld^r  ber  Zl^urmbau  gurüdtreten  mu|te; 
bie  mächtige  Ihippet  über  ber  SJierung,  nid^i  ber 
X^urm  foOte  ben  gangen  99au  überragen.  9Bo 
bo^  X^rme  mit  biefem  über^upt  Derbunben 
tDurben,  ttaren  fie  niebriger  unb  mit  weniger 
onfe^nlid^em  S^IuffeDerfe^en;  öfter  nod^  mußten 
bie  ®Ioden  fit^  begnügen,  in  unbebeutenberen 
Sout^eilen  ober  in  nebenfte^enbenXl^ürmen  unter* 


gebrod^t  gu  loerben.  kleinere  JKrd^en  bel^ielten  ben 
Xl^urm  bei  xoxt  im  gotif d^en  Stile,  ieboi^  meift  in 
geringerer  Segiel^ung  gum  Itirddenbaue,  unb  mit 
fuppeläl^nlid^en  SBebad^ungen,  meldte  nad^  unb 
nad^  bie  »tOfärlid^jten  t^ormen  annahmen.  3m 
Oriente  voax  Dom  %[nfange  an  ber  (Slodentl^urm 
niddt  gur  eigentlid^en  Sntmidlung  gebiel^en;  bie 
Dor^errfd^enbe  Pflege  beS  ßentralbaued  unb  beS 
bamit  Derbunbenen  ffuppelbaued  boten  f^kx^i 
feinerlei  9lnregung.  9lad^  bem  Sd^iSma  artete 
bie  gefammte  ütdfiiä^t  Slrd^iteftur  in  glängenbe 
Sff ectl^afd^erei  au8 ;  ber  Sau  mürbe  bebedt  mit 
gal^Ireid^en  Jhippeln  unb  Xl^ürmd^en  ber  bigarrften 
gorm,  fo  ba^  barunter  bie  Sebeutung  befi  X^ur^ 
med  Doüftönbig  Derfd^tuinbet.  —  ffird^enbauten 
neuerer  Seit  in  S)eutfd^Ianb  unb  gfranfreid^,  Sei« 
gien  unb  Sngtanb,  unb  felbft  in  Stalten,  geigen 
aud^  in  ibren  Xprmen  bie  Stüdtel^r  gu  ben 
befleren  SRuftem,  unb  bie  Xenbeng,  fie  als 
integrirenbe  X^eile  beS  (Sktngen  einl^eitlid^  mit 
biefem  unb  gmedentfpred^enb  gu  bel^anbeln.  (9)gl. 
SBeingftrtner,  Softem  bed  d^ftlid^en  X^urmboueS, 
@öttingen  1860 ;  Unger,  3ur  ®efd^.  ber  Hvcd^» 
ßfitmt,  in  ben  Sa^bü^em  bed  Sereind  Don  SUter- 
tbumSfreunben  im  Sil^inlanb  1860,  21—64^ 
ffirfd^,  9rt.  Xl^ürme,  in  ihauS'  atealencQÜopübie 
b.  d^riftl.  «Itert^umS  H,  864—868;  Otte,  Jhuift- 
ard^ologie  beS  beutfd^en  9JlitteIaIter8  I,  5.  %ufi[., 
Seipgig  1883,  68—81 ;  ftrauS,  ®efd^.  b.  4riftl. 
ffunft  I,  gfreiburg  1896,  808:  n  [1897], 
110.)  [®.  3afob.] 

fSnntniiiii,  f.  Urim  unb  Xl^ummim. 

Thuribulum,  f.  gtaud^fa^. 

fftttmi,  ber  babQlonifd^e,  ift  bie  burd^ 
bie  LXX  unb  bie  Sulgata  gemöl^nlid^  gemorbene 
Benennung  für  baS  gro|e  IBaumerf,  meld^ed  bie 
anenfd^^eit  gu  Sabel  als  SRalftab  i^rer  Dereinten 
ftröfte  unb  als  S)en!mal  il^rer  Setbftl^errlid^feit 
gu  bauen  untemal^  ((Sen.  11,  4  ff. ;  Dg(.  b.  tlrt. 
Sprad^e  XI,  669).  Snfofem  biefeS  beginnen 
ber  Derbred^erifd^  %bftd^t  entfprang,  ftd^  Don 
bem  SBiUen  ®otted  unabl^gig  gu  mad^,  mar 
bod  ,,^immeI^obe''  (®en.  11, 4)  ®eböube  als  ber 
erfte  ^eibentempel  mtf  Srben  geplant  9IS  baS 

iünbbafte  Sinl^eitSbeftreben  ber  SRenfd^en  burd^ 
)ie  Sprad^Dermirrung  Dereitelt  mürbe,  blieb  ber 
fogen.  bab^Ionifd^e  Xl^urm  nur  in  feinen  9n« 
föngen  liegen,  ein  X)enfmal  Don  ber  Sergeblid^ 
feit  beS  menfd^Iid^en  9lnf(e^nenS  gegen  ben  au« 
gemattigen  göttlid^  SSBillen.  S)aS  %nben!en  an 
bie  urf  prünglid^e  IBeftimmung  beSfelben  Derlor  fid^ 
aber  nid^t,  fo  ba|  ein  fpftterer  bab^Ionif d^er  itönig, 
ungemil  gu  meld^er  Seit.  baS  IBaumerf  gu  einem 
beibnif^en  Xempel  nad^  ben  IBebürfniffen  feiner 
Seit  auSgubauen  unternahm.  9lud^  biefem  aber 
gelang  bie  gfertigfteOung  beS  ®angen  nid^t,  bis 
ber  (auluftige  ifönig  9tabud^obonofor  b<ä  un- 
DoQenbete  Säumer!  gu  einem  großartigen  Xem* 
pel  auSgubauen  befd^Io^  So  entftanb  ber  Xem- 
pel beS  Set,  eines  ber  fteben  SBunbermerle  in  ber 
SBelt,  Don  bem^robot  (1, 181)  berid^tei  Seine 


17Ä7 


Z^9t&tt8  —  XiberiaS. 


1728 


Srf^nitaiig  itm  bcr  Itilf Urning,  bie  offenbar 
tm  Mf^ninglktm  $loii  gcmfil  gefd^al^,  ttd)U 
fettig  ni  dmi  hm  llaineii  .^X^mi'' ;  bad  ®e* 
Mnbe  MV  i^nnribcnfdcmig  auS  ftttS  ftd^  der- 
tfugeUfcoi  Stocbvotoi  aufgetpnnt  fo  tuie  toir 
ml  m4i  fM|l  Wr  boh^Umifc^tn  tinb  off^rifd^en 
Xm^d  baden  nfiffeit  (Perrot  et  Chipiez,  His- 
tfliir«  J«  Vni  diu»  Tantiquitö  U,  Paris 
ld84,379M.).  2)tt  Sc^mmung  entf)>tad^  ben 
Segciffm  bed  f^eibentldmnS ,  erfüllte 
in  Scfcnflii^,  toofl  bie  urfprünglid^ 
mx  oemoSt  Ratten.  IRad^  Sitte  bed  SanbeS 
bcr  3dt  ocrgol  Kabud^obonofor  nid^t,  ben 
Cibii  beS  SatdoerfeS  bie  tj^öneme  iBou*Urfunbe 
empifigeii,  idcIc^  über  feinen  Snt^eil  an  bem 
9tm  bcr  %i4t0^  leilfd^riftlid^e  ftunbe  geben 
fofilc  Sei  ben  neueren  Unterfud^ungen  ber  ßuro" 
päa  ifi  biefe  Urtimbe,  ein  bef d^riebenet  S^linber, 
in  bi(  jpdnbc  ber  Snglänber  gef ommen  unb  be- 
finbet  fu^  ie|t  im  Sritif d^en  9Kufeum  )u  Sonbon. 
Scr  ZeEt  ifi  )ule|t  mit  Ueberfe^ung  in  Sd^raberS 
Acifinf^rifüid^er  »ibtiotl^  HI,  2,  53  t)er5ffent- 
ß^t  »orben.  SBir  l^ben  baburd^  ©etoi^l^it,  ba^ 
ton  bem  «bob^Ionifd^en  Zbunn"^  too  nid^t  bie 
beiben  nnterften  @todtperfe,  bod^  nod^  bie  ^latt" 
fonn  Dor^nben  ifi ;  fie  bilbet  baS  gfunboment  beS 
fogen.  Strd  9timrub^  ber  eine  SReile  »eftui&rte 
Hon  ^iOo(  in  ber  efatfamen  SBüfie  als  Ueberreft 
bcS^emoligenSelStempelS  aufragt.  (93gl.ffaulen, 
Sie  6)ira(^t)ertDimmg  )u  Sabel,  aRain)  1861^ 
162  ff.)  [Raulen.] 

t|^te6,  ^ermann,  8.  J.,  unb  $eter,  S.  J., 
jiDet  aus  !fleu|  in  ber  Sl^einprobin)  ftammenbe 
Scuber,  beren  beutfd^er  f^amilienname  2)or!en8 
ivor.  Ser  öltere  Don  beiben,  ^ermann  Z^qröuS, 
nxn:  1582  geboren,  mad^te  feine  Stubien  im  Gol- 
leginm  Germamcmn  unb  trat  1556  in  bie  ®e* 
feUf^oft  3efu  ein.  Später  leierte  er  £]^eoIogie  )u 
3ngoI^bt  unb  Xrier  unb  ertoieS  als  Stector  ber 
(So&gien  Don  SDlain)  unb  frier  toxt  ald  $ro- 
Dtasjal  ber  proYincia  Bhenana  ber  fatl(|oIifd^en 
in  S)eutfd;ilanb  trefflidSie  2)ienfte.  (Sr  UKir 
tüd^tiger  $rebiger  unb  l^interlie^  mehrere 
iwlemif^e  Sd^riften.  Sein  Xob  erfolgte  }u  SRain) 
am  26.  October  1591.  —  S)er  längere  Sruber, 
^er  X^QröuS,  mar  1546  geboren,  fd^lo^  ftd^ 
ebenfoÜS  ber  (Sefeüfd^ft  3efu  on  unb  Demmltete 
27  3abre  l^inburd^  )u  Xrier,  Watna,  SBürjburg 
eine  tbiwlogifd^  Se^anjel.  Sr  toax  auc^  aI8 
^biger  eifrig  tl^g.  Sei  feinem  %Dht  (am 
8.  S)e€.  1601)  binterliel  er,  loielool^I  erft  55  Sal^ 
dt,  nid^t  meniger  old  22  tl^eologifd^  Sd^en, 
gco^^ilfi  ))oIemifd^  3nbalte8.  Sine  berf elben. 
De  jure  yocationis  et  missioiiiB  quod  penes 
Teibi  minisiroa  in  Evangeliooram  ecclesiis 
eeee  dicitnr,  Mognnt.  1587,  Dermicfelte  i^n  in 
eine  lebl^e  SontroDerfe,  namentlid^  mit  bem 
^belberger  £^eoIogie)n:ofeffor  S)aniel  Zouffain. 
9)tl(rm  feiner  Sd^riften  bemegen  ftd^  auf  bem 
Derfönglid^  ®ebiete  ber  S)ämonologie,  ber  S))ut- 
VBBh  Oidficrcrfd^nungen,  mobei  X^^rftufi  natür» 


lid^  in  bem  Sänne  ber  Snfd^uungen  femer  3^ 
f tebt.  (9}gL  über  beibe  ZJ^tj^caxM  Harter^  NomencL 
lit.  I,  2.  ed.,  163;  de  Backer,  Biblioth.,  n.  öd. 
par  Sommervogel  Ym,  10  bb.;  über  ^ernumn: 
Mederer,  Annales  Ingolstad.  Acad«  I,  Ingol* 
Btad.  1782,  258,  unb  Stein^uber,  ®ef4.  bei 
SoIIegium  ®ermanicum  ^ngaricum  I,  ^reiburg 
1895,  88;  über  $eter:  Buland,  ßeries  et  Titaa 
profesBorum  b.  iheol.  qui  Wircebnrgi  docu* 
erunt,  Wirceb.  1835, 26  sq.)    [O.  $^lf  S.  J.] 

t^into,  f.  ihone  VII,  1224  f.  unb  ali  neue 
fiiteratur  ftroud,  ®efd^.  ber  (^riftL  ftunft  ü,  1, 
greiburg  1897,  499  f.  (monad^  bie  Zioto  mit 
Sinem  $eif  erft  feit  bem  11.  ^a^r^unbert  etioö^ 
unb  abgebilbet  mirb,  bie  mit  einem  S)o)»|)eIretf 
erft  unter  IBonif atiui  YIU.  unb  bie  mit  bretf ac^ 
jhone  fd^on  unter  SIemenS  V.  Dorfommt). 

9ieerias,  eine  Stabt  jur  Seit  3efu  (^rifK, 
toeld^e  im  ßoangeßum  bed  $1. 3o(KmneS(6, 1. 23 ; 
21, 1)  }uerft  als  Dor^anben  enoöl^t  mirb.  Sie 
mar  bamalS  nod^  in  ber  Sntfte^ung  begriffen, 
benn  frül^eftenS  im  3-  26  erbaute  fte  ber  Xetron^ 
^erobeS  9nti])a8  ald  neue  ^uptfiabt,  bet  fortan 
bie  frül^ere  ^auptftabt  Don  ®alilaa,  Sepl^b^riS, 
untergeorbnet  mürbe,  unb  nannte  fie  XiberioS 
bem  flaif er  XiberluS  ju  Sl^ren.  ^erobeS  f^alAt  aI9 
fdaviplai  bie  fc^önfte  ®egenb  Don  ®a(iUa,  boft 
äBeftufer  be«  See«  ©eneforetl^,  in  ber  92d^  ber 
mannen  OueDen  Don  SmmouS  gemä^It ;  oSetn 
bie  SBabI  loar  nid^t  glfldlid^,  loeil  bei  ben  (Utob* 
orbeiten  ber  $Ia|  ftd^-olS  alte  9egröbni|ftatte 
ermied,  an  totK^tt  ber  beDorfte^enben  Seruiutint* 
gung  megen  lein  3ube  mo^nen  m^t.  f^erobeft 
mu|te  ba|er,  um  nur  Simoobner  für  feine  Stobt 
9u  befommen,  eine  ma^re  eoUaries  hominnm, 
gfrembe,  Abenteurer  unb  Settier,  {tDongSmeite 
anftebeln,  fo  ba|  bie  Stobt  fan  Subenlonbe  Sn- 
fangS  mit  einer  gemiffen  IBera^tung  angefe^m 
mürbe.  Sie  blieb  inbe|  bie  ^ouptftabt  Don  @aK« 
töa  bis  gur  Seit  agripjKi'fi  n.,  ber  ben  Si^  ber 
Slegierung  mieber  nad^  Sejip^rtd  Derlegte.  SBir 
finben  in  ben  Soangelien  bine  Slnbeutung,  ba| 
SefuS  jemaffi  in  XiberioS  gemeilt  babe.  3n  fpa» 
terer  Seit  iebod^  bur(^(ebte  Xibenad  eine  reidjie 
(Sefd^d^.  3m  Ariege  mit  9lom  fpieUe  eS  eine 
nid^t  unmid^tige  Slofie.  Sofepbud  lie|  e§  )tt  Vn» 
fang  beSfetben  ftart  befeftigen  (B.  J.  2,  20,  6; 
8, 10, 1) ;  tro^  bed  SBiberftonbeS,  ben  c9  lei^^ 
entging  e8  iebod^  bem  S^idtfal  ber  Setftdiung» 
meil  eS  ftd^  SBefpafian  )uerft  nntermorfen  l^tte 
(Job.  B.  J.  8,  9,  7  sq.) ,  unb  nad^  bem  goSe 
3erufalem8  marb  gerabe  ZiberioS  ben  3uben  cid 
9Bobn))Ia^  angemiefen.  QonbieferSeitonfd^monb 
bie  bidbenge  Seringfd^ö(|iing  ber  Std)t  Um  bie 
anitte  beS  2.  Sal^r^nbertfi  n.  Sl^r.  moib  baS 
Sqnebrium,  baS  erft  in  Samnia,  bann  in  Se|»* 
pl^oxü  gemefen  mar,  nod^  Ziberiaft  Dcrle^ 
unb  für  einige  3abr^unberte  blubten  boxt  bie 
Sd^ulen  ber  gefeiertften  ®efeM(el^  Um  190 
entftanb  bafelbft  bie  9Rifd^  bur^  ben  gefcteta 
Stabbi  3uba  ^oftabofd^^  unb  im  4.  So^c^beit 


1729 


XibetluS  eiditbiuS  9tero. 


1730 


bim  boftlbfl  ber  loU^gfleS:]^  bei  üemaco,  bcr 
f  ogcn.  Zolmub  üon  Serufalem,  jum  9bfd^Iu|  (f.  b. 
9rt  SalmubX  3nben6(l^itIen}ttXiberiaBfoIen 
mi^  )tt»  ^ArÜfd^  CDnfonatüentest  bte  Socal« 
ptaitte  imb  8(ft}ti(^,  »eld^  ie^  bie  fionbfd^* 
tcn  uib  S)m(Ic  berfelben  oufmetfen,  $n}ugcfügt 
tooibm  fein  (bo^  ber  9lame  XiberioS  fist  boS 
bdrrfmbc  ffierf  non  SBuitoif  [j.  b.  Set]).  S)o8 
6(ttftciit^in  f onb  )iter|l  unter  ic oif er  Sonflantin 
bafeöjl  (Eingang.  SBü^b  ber  lmu)}fige  mor 
Xtbenal  toiebc^tt  efai  Dielumfiritteneft  ftonuif- 
obied  fftr  bie  d^ftltd^  unb  bie  mol^mebanif qen 
8^en.  Zonbd)  errid^tete  bafelbj}  ein  SiStl^nm, 
tes  )ur  3RetrotK)Ie  ^ajaret)^  gel^örte ;  allein  bie 
\Sb^  Set)5Ifcnmg  bettelt  immer  bie  Oberl^b, 
ottd^  al§  Siberioi  nad^  ber  eiflaäfi  bei  ^otttn 
enbgfilKg  ben  üRol^mmebanem  anheimfiel,  unb 
bis  ^e  jtnb  bie  3uben  bafelbft  in  ber  SRel^a^ 
geblieben.  S)er  oUe  9lome  lebt  in  bem  b^tigen 
iuborieb/  boS  mit  feinen  fd^muligen  unb  don 
Ungeziefer  toimmelnben  SBobnungen  nur  einen 
Xfyü  ber  non  XiberiaS  oudgefuHten  Statte  ein- 
nimmt Wefte  ber  alten  @tabtmauer,  bie  )um 
Zb^il  buTi^  Srbbeben  {ertrfimmert,  gum  XffAl 
tton  ben  Xfirfen  erneuert  morben  ifi,  geigen  nod^ 
beute,  eine  mie  triel  größere  SuSbebnung  boS  olte 
SiberioS  in  ben  erfien  ^abr^unberten  unferer  3eit- 
re^nung  befd^.  (Sgl.  Sd^flrer,  ®e|d^.  beS  iabi- 
f<ben  SoIM  ic  I,  859  f.,  ü,  126  ff. ;  Htppltx, 
Sanberfabtten  unb  aBallfabrten,  gfreiburg  1894, 
866  f)  [iMuten.] 

fUcfitt^  Slaubiud  9lero,  ber  römif(be 
Paifer  (14r-87  n.  Kbr.),  in  be|fen  Slegierung«- 

Jett  ber  grb^te  Xbeil  oom  irbifd^en  geben  3efu 
[brifK  unb  nomentli^  feine  gonge  öffentltcbe 
SebctbäKgfeit  fäüt,  mürbe  am  16.  9toDember 
42  t).  6br.  bem  XiberiuS  Slmibind  9lero  Don 
beffen  (Sattin  SiDia  S)rufiIIa  geboren,  unb  ba 
Ie|tere  im  3.  88  ».  Sbr.  ben  Zriumoir  Odooian, 
ben  \pSttm  ftaifer  Sugufhtd,  f^dctAtU,  morb  ber 
funge  Xtberiu«  beffen  Stieffobn.  9uf  Setreiben 
feiner  !Dhitter  mürbe  er  nad^  bem  Xobe  ber  beiben 
^fel  beS  ffaiferfi  (2  bqm.  4  n.  (Effc.)  t)on  Ie|terem 
abD|>tirt  unb  erfd^eint  feU  10  n.  (Si)x.  old  aRit« 
regent  919  er  om  19.  9Iuguft  14  n.  S^r.  feinem 
Hboptttmater  in  ber  Regierung  beS  römifd^en 
9Bettrei4e8  folgte,  jdblte  er  55  3a^re  unb  batte 
M  ^elbberr  unb  Staatsmann  föngft  fd^n  feine 
Xfld^ti^  bemiefen.  3m  ®egenfo|  gu  «uguffaiS 
mar  et  beim  römifiben  Söffe  menig  beliebt,  ba  er 
feine  b^be,  gur  Strenge  unb  gum  9Ri^trauen 
geneigte  Statur  nid^t  oerläugnen  tonnte;  iebod^ 
geigte  er  f  ^  pHic^Mfrig,  orbeitfam  unb  SnfangS 
oud9  gerecht  !bie  S^^^^f^i^  f^ineS  Cb^notterS 
eriflaien  f{(b  gum  Zbeil  ouS  ber  l^arten  Sd^ule, 
me((b<  er  unter  feinem  Stiefbater  burd^gemad^t 
liefet  botit  (88  ».  (Efyc.)  XiberiuS'  Sater  ge- 
nStbigt,  i^m  feine  ®ottin  SUna  gu  iiberloffen;  im 
3. 11  D.  ebr.  toar  bann  XiberiuS  felbft  bon  Vu- 
guffatS  oegmungen  morbcn,  bon  feiner  geliebten 
@emabttn  Sipfonia  Sgrippina  ftd^  gu  fd^eiben 

fitr^eniexUos.  XL  iL  «uH. 


unb  3utia,  bie  bunb  ib^e  Sittenloflgfeit  berüd^tigtr 
Xod^ter  beS  ftoif erS,  gu  beiraten.  £ogu  tarn  nod|, 
ba|  er  bon  SugufiuS,  f  o  lange  eS  anging,  mbg» 
lid^ft  guräd{gefe|t  unb  ben  Argften  S)emutbigungen 
untermorfen  mürbe.  XiberiuS  marb  als  ftaifer 
ber  SoKenber  ber  SRonard^ie.  2)urd^  mti^rere 
Walnabmen  Jörtte  er  bie  foiferlid^e  SRad^  na« 
mentlid^  auf  leoften  ber  Solftbcrfammlung,  al^ 
beS  bemoIrcÄfd^en  (Elements,  bem  er  bie  Seamten« 
mal^Ien  unb  tbatfäd^Iid^  aud^  bie  aRitmirhmg  bei 
ber  (8efe|gebung  esttgog.  9ud^  forgte  er  nad^ 
ftrfiften  für  eine  gute  SermaQung  ber  Ißrobinge« 
unb  gog  Stattbalter  vmb  anbere  Seamte,  bie  fid( 
ßrpreffongen  unb  (BemaOtb&tigleiten  batten  gu 
S^ulben  lonraten  kffen,  ftrenger  gur  ated^enfd^ 
(dS  fein  Sorgfinger.  2)a|  trot^  menigftenS  ik 
ben  festeren  ^iif^ttn  feiner  Regierung  in  eiift« 
legenen  ^robingen  bon  römifd^en  Seomten  em^i 
pdrenbe  Ungeredptigleiten  berflbt  mmften,  geigt  Ms 
(Bef d^id^te  beS  ^rocuratorS  $ontiuS  ^ilatuS  (f.  b. 
Vtt.),  gegen  ben  aSerbingS  gule^t  aud^  eingef  d^ritten 
mürbe.  ObmobI  XiberiuS  fporfam  mar  unb  einen 
bebeutenben  @d^  f ammelte,  fprang  er  bod^,  mens 
9lom  ober  bie  ^robingen  bon  fd^eren  UngUldH» 
fdQen  beimgefu^t  mürben,  benStotbleibenben  mit 
reid^Iifben  Spenben  bei  Sefonnen  mar  feine  auS« 
mörtige  $oIiti(,  bie  auf  neue  (fooberungen  ber* 
gid^tete  unb  fid^  nur  bie  Sid^enmg  ber  @rengcii 
angelegen  fein  lie|.  SerbfingnibboS  mürbe  füf 
ben  ftaifer  feine  i^uneigung  gu  SeianuS,  einem 
(Emporfdmmling  auS  ritterlid^em  Stanbe.  Siefer 
mar  bieOeid^t  ber  eingige  SRonn,  bem  XiberiuS 
mäbrenb  feiner  Slegierung  boOcSSertrouen  fd^eufte; 
er  mad^e  ibn  gum  aOeinigen  $äröf  ecten  ber  $rä» 
torianer  (19  n.  (Bjft.)  unb  gog  auf  feinen  Stot^ 
fan  %  28  bie  gange  (Sarbe  (9000  SRann),  bon 
meld^  biSber  nur  brei  (Uf^otUa  (8000  9Ronn) 
in  9tom  einquartiert  maren,  nad^  ber  fkmptftabt, 
eine  aRa|regel,  bie  fpater  für  baS  9tdd^  fo  bcr^ 
berblid^  mürbe.  SuS  fml  gegen  ben  ölten  römiv 
f d^  «bei  beftfirfte  €e)an  ben  ffaifer  in  feinem 
ati^trauen,  fbrberte  baS  Unmcfen  ber  freimiSigen 
Angeber  (S)elatoren)  unb  ber  gablreiiben  9Rajie« 
ftötsprogeffe,  an  benen  aSerbingS  aud^  bcr  @er» 
biliSmuS  beS  Senats  fd^utt)  mar.  S)aS  Sertrouen 
beS  ffaiferS  bergalt  ber  (SfinfUing  bamit,  ba|  er 
im  3.  28  XiberfaiS'  eingigen  Sobn  3>rufuS  im 
Sunbe  mit  beffen  ebebre<bertfd^  (Battin  bu»| 
@ift  aus  bem  SBege  rftumte.  Um  nod^  felbflön» 
btger  fd^atten  gu  tonnen,  unterftä|te  er  ben  $loa 
beS  ff  aif  erS,  9lom,  baS  ibn  b^^bte,  bauemb  gu  ber» 
loffen.  3m  3- 26  begab  fid^  XiberiuS  nad^  (Eamv 
panien  unb  bon  bort  im  folgenben  ^afutt  naäf  ber 
Snfel  (Eapri  brt  SteapeL  2)ort  f oH  ber  69iöbrige 
(SreiS,  beffen  ^ribatleben  biSber  ebren^t  gemef en, 
fid^entfeblid^en^uSfd^meifungenbingegeDenbaben; 
inbe^  fmb  bie  betreffenben  Serid^,  meld^  ben 
bauptfUbtifd^  ftlatfd^  gegen  einen  berba|ten 
SRonard^en  miebergeben,  minb^enS  fiort  fiberr 
trieben.  Xbatfad^  iß  {ebod^,  bab  {ebt  Sejan  fo# 
unbefd^fiidt  bie  Serfolgung  politifi^er  (Bejpur 

56 


1781 


XiBet. 


MAA,  unb  ba^  bie  aRQiefiät8))ro)ene  unb  in  beren 
®efoIae  bie  ^inrid^tungtn  erl^blid^  junal^en, 
ha  %xhtti\x'i  fem  ton  %om  toeit  iseniaer  bie  tool^e 
Sachlage  beurteilen  tonnte.  9lad^  SiDia'd  £obe 
(29  n.  iSfyc.)  fielen  anä^  bie  beim  t5mif(i^en  SBoIfe 

Iel^t  beliebte  ißrinaeffin  9gri))pina,  eine  Snfelin 
>ed  ^uguftuS,  unb  il^e  beiben  ölteften  @d]^ne  bem 
^|]e  beS  ffaifetd  unb  bem  S^rgeig  SeionS  gum 
Cpitt.  W&  2:iberiu8  enblid^  erfannte,  ba|  fein 
Sertrauter  nad^  ber  ftrone  ftrebte  unb  ibn  felbfi 
gu  ftfirjen  fud^te,  Ue|  er  il^n  im  Senate  k)er]^aften 
unb  bann  im  @efängnig  erbroffeln  (81  n.  &ix.). 
S)a  er  nun  aud^  nod^  borüber  aufgeflSrt  mürbe, 
ba^  fein  @o^n  nid^t  eines  natürlid^en  Xobed  ge- 
ftorben,  fonbem  burd^  ben  ©ünftitng  ermorbet 
tooxhtn  fei,  fteigerte  fid^  f^i^^  (Erbitterung.  Sr 
ȟtidete  gegen  bie  fjfamilie  @eian8  unb  beffen  9n" 
langer  unb  lie^  im  3.  83  gtDangig  berfelben  auf 
einmal  l^inrid^ten.  3m  ©anjen  j^It  man  mä^- 
renb  ber  ^Regierung  bed  ffaiferd  147  aRajeftötd- 
))ro3effe  (wegen  SSerfd^tDörung  gegen  XiberiuS 
ober  SBeleibigung  bedfclben) ;  fte  begannen  fd^on 
15  n.  Sl^r.,  enbtgten  ieboc^  nid^t  ade  mit  Ser- 
urtl^eilung.  SiberiuS  ftarb  auf  einer  Steife  nad^ 
bem  italifd^en  fjfeftlanbe  gu  SRifenum  bei  92eajpel 
am  16.  9)törs  37,  nad^  Angabe  eines  glaubmür* 
bigen  3eitgenoffen,  beS  filtern  @eneca,  eineS  na- 
tfirlid^en  Xobed.  93om  Sonourfe  ber  Sl^rannei 
unb  ©raufamfeit  ift  er  nid^t  freijufpred^,  j[ebod^ 
fyit  er  aud^,  toie  oben  gegeigt,  groge  3$erbienfte. 
Segeid^nenb  ifi  ebenfalls  feine  Stellung  gu  ber 
bamalS  üblid^en  ftaiferoergötterung :  f aft  nie  bulbete 
er,  ba^  il^m  §u  Sebgeiten  %tmptl  errid^tet  ober 
feine  Statuen  unter  Sultbilbem  aufgeftellt  tourbrn. 
SrtDöl^nung  t)erbient  nod^,  ba^  er  im  3. 19  n.  Sl^r. 
bie  3uben  auS  SRom  oertreiben  lie^ ;  4000  ber- 
felben lourben  alS  Solbaten  nad^  Sarbinien  ge« 
fd^idK.  ^nla^  gu  biefer  Strenge  gaben  betrüge« 
reien,  loeld^e  oier  Suben  fic^  gegen  eine  oomel^me 
römifd^e  ißrofelptin  litten  gu  Sd^ulben  fommen 
laffen  (Flav.  Joseph.  Antt.  18,  3,  5).  ®an§ 
unmal^rfd^cinlid^  ift  bie  obn  XertuUian  (Apol. 
6.  21)  berid^tcte,  öon  gu|ebiu8  (H.  E.  2,  2)  unb 
DrofmS  (Eist.  7,  4)  tt)iebcr]&oIte ,  bcjtt).  auS- 
gefd^müdfte  Sr^öl^Iung,  3:iberiuS  b<^be  auf  ben 
^erid^t  beS  $ontiuS  ^ilatuS  l^in  beim  Senate 
bie  3lufna]^me  gl^rifti  unter  bie  römifd^en  ©ötter 
beantragt;  als  ber  Senat  bie  fjforberung  beS 
ffaiferS  ablel^nte,  f)oibt  biefer  ben  SInnögem  ber 
6^riften  mit  Strafen  gebrol^t  (©öüinger,  Kbn- 
ftent^um  unb  ftird^e  in  ber  3eit  ber  ®runb« 
legung,  2.  auf!.,  3tegen8burgl868,  102).  (Sgl. 
Tacit.  Annal.  LL.  1—6 ;  Suet.  Vita  Tiber. ; 
Vellei.  Paterc.  Eist.  Bom.  2,  75  sqq.;  Dio 
Cass.  Eist.  Rom.  LL.  57  et  58;  SReumont, 
®efd)id^tc  ber  Stabt  »om  I,  Scriin  1867, 
291  ff. ;  %  Stabr,  SiberiuS,  2.  «Ilufl.,  fflerlin 
1873;  ^erjberg,  ©efd^id&te  beS  römijcben  ffaifer- 
reid&S,  ©crlin  1880,  152  ff.;  ^.  Sd^iüer,  ®e- 
fd^ic^te  ber  röm.  ffaijcraeit  I,  ®ot|a  1883, 248  ff.; 
Eellema,  Krit.  Beschouw.  over  de  keizerl. 


verorden.  aang.  de  Christenen,  Leili 

25  ff.)  [ 

%Ua  (Xl^ibet,  Sfibet),  d^imfifd^  3 

iaat  unter  bem  SHcelönig  oon  6]e-4fd^ 

Id^  als  füblid^fter  £^il  beS  j^inteiafiafifdl 

änbeS  in  feinen  ^o^ebenen  8900 — iM 

bem  3Reere,  unb  auf  biefem  «SontineBt 

ttnent"  tbärmt  fid^  nod^  ^unberte  fm 

]^0(^  in  merfmürbigen  ^oraOel^ügen  A 

maffe  neben  ber  atil>em  empor.    Sie  p 

©renken  beS  fianbeS  finb  un^d^;  »iriDi 

bog  eS  smifd^  bem  l^imala^a  im  €S 

SQBeften,  bem  ftuenifin  im  9lorben  unb  h 

ftf  d^en  ^rooinjen  ftonfu  unb  Sse-tf(^man1 

liegt  Snnerbalb  biefer  (Srenaen  fteUt  d 

ein  unregelmögigeS  t^ünfed  bar,  mcU| 

1200000  qkm  mit  1500000  aRei^d 

fd^Iie^t  (ogl.  ^.  SBagner  unb  9.  Supaa, 

rung  ber  (Erbe  Vni,  ®ot]^  1891,  101 

[ergöngungSl^ft  9{r.  101  gu  ^etemum 

tbeilungenj).    Sibet  gebort   )u  ben  i 

menigften  burd^forfd^ten  Sdnbern;  ts^  ia 

3eit  ift  eS  burd^  beutfd^e,  ruffif^  unb 

gforfd^ungSreifenbe  belannter   gemorba 

übet,  um  beffen  £rforfd^ung  fid^  befonh 

berr  b.  SHd^tbofen  1869  —  1872  \äß 

bat,  ift  »egen  ber  naturlidden  unb  |i 

Sd^toierigfeiten  faft  gfinjüd^  unbefannt 

böüerung  ZibetS   ^  fid^   au8   eina 

tibetanif^er  Stfimme  gufammen,   xodi 

eigentbümlid^en  S^puS  b<^ben  unb  trie 

3igeuner  erinnern ;  fte  fönnten  mobl  ei 

Don  aus  ÜRongoten  unb  3nbem  fein,  i 

Sborafter  treten  neben  ®utmütbig!eit  : 

lebrigfeit  au^  bie  Siebter  beS  9laturmen| 

beS  Reiben  befonberS  fiarf  berDor:  tiefP 

mürfigfeit,  ffloDenbafte  ^ingabe  an  br 

ben  man  fürchtet,  Stol^,  parte,  @rau^ 

nid^tS  gu  fünften  ifl  gür  93eleibigung 

red^t  gibt  eS  feine  Sergeibung,  nur  9Biä 

tung.  Um  bie  Sittli^feit  ift  eS  giemfii 

befteUt;  Vielmännerei  ift  bn  aOen  Zi 

im  ®ebraud^e.   S)ie  tibetanifd^e  Spnu^ 

ftd^  faft  aQe  Sintoobner  bebienen,  gebdc 

einfilbigen  ober  ifolirenben  Sprudln, 

im  Saufe  ber  Seiten  gro^e  93eranberui 

litten,  fo  ba^  faum  in  einer  @prQ^  i 

bie  ^uSfpra(|e  fo  febr  üon  ber  Scbnil 

loeid^t.  2)ie  Siteratur  ift  oorgüglid^  rdi( 

entbält  faft  nur  Ueberfe^ungen  oon  b 

fd^en  SanSfrit-Originalen,  meldte  in  jn» 

lungen  aufgenommen  finb.      S)ie   ein 

ffanbjur  genannt,  bebonbelt  in  108  ffcSi 

mttQp^\^f\t,  Sbeologie,   Segenben,  i 

bräud^e  in  minem  ^urd^einanber ;  Vk 

Xanbjur,  entbölt  in  225  SSönben  grOn 

beS  ffanbjur  nebfl  ^^mnen,  Siturgie, 

aus  ber  ^ftronomie,  S&lebicin  u.  f.  ». 

bem  foU  nod^  eine  gro^e  S(^^l  bon  6 

3:beater[tüden  unb  Siomanen  in  gehobener' 

eyiftiren. 


1783 


ZibcL 


1734 


»dieffil  bcc  «efd^id^te  Xibe»  ifi  ju  be- 
tnctfen,  ba|  bie  d^ineftfil^  Stttiolm  fd^n  im 
11.  Soi^l^itbctt  t.  <E|r.  über  bie  IBeool^tiet  beS 
BOttSfUi^m  Xibet  berieten.  ^9  eigentUd^e 
Xibct  fitibct  ^äf  aber  erft  im  5.  Solftr^unbert  n.  Cbt. 
fxtofi^ni  SiomalS  (ettoa  483)  foQ  ein  ftdnig  Don 
Znbat  fid^  in  ber  9Ritte  ber  üon  tl^m  unteooorf  enen 
6i&mme  on  einem  Rnfen  9lebenflu|  beS  ^ang- 
tf^fiang  ntebergeloff en  l^ben.  S)Qnf  ben  arbeiten 
mm  AörU,  Sc^loginttpeit  nnb  @arat«S){(i^anbrQ- 
2)01  befitün  tott  bie  92amen  Don  fünf  Stellten 
Mnigen,  toeU^  bis  gum  @tur)  ber  ÜRonord^te 
914  n.  C^  ge^ecrfd^t  ^ben  foSen;  inbeffen  »er- 
ben biefe  Reihen  Dielfad^  nur  bad  ^robuct  ber 
htbb^ifaf^en  (Bef^i^ifd^reiber  fein.  SemerfenS- 
torct^  ifi  Me  Segierung  beS  ftönigS  Srong^an« 
Oompo  (7.  äabrl^unbert)  burd^  bie  Sinffi^ng 
bcS  8ubb^iSmuS  (f.  b.  %rt.)  unb  bie  ®rünbung 
bd  bnttigen  Sj^ffO;  S)amQlS  bel^nte  fid^  baS  tibe« 
tanifd^  %ei4  im  SBefien  bis  Sabal  unb  im  @äben 
bis  m  boS  heutige  ^tpal  binein  auS ;  bie  d^ine« 
jUf^en  OueSen  laffen  Xibet  bis  an  b«n  ®oIf  Don 
Sengolen  reii^en,  ben  fie  baS  tibetonifc^e  SReer 
nennen.  S)ie  bubb^iftifd^e  SReligion  mad^te  gro^e 
Sorlfd^tte,  namentlid^  unter  ffbn-fong  743  bis 
789,  beffen  @obn  eine  f ociale  Steform  burd^  9uS« 
gldi^  ber  bürgerlichen  unb  SBermögenSOerbalt« 
niffe  anftrebte,  toomit  er  aber  fd^Ied^e  SRefttltate 
er)idte.  Unter  9tal-))a«d^en  brad^  ein  bebeutenber 
firieg  mit  Sbina  aus.  9lal-|>a'd^en  mürbe  ge- 
tdbtet  bon  Sang-S)]^arma.  bem  paiüftt  einer  alten 
tibetanifd^en  €ecte,  ber  felbft  ftönig  ttmrbe  unb 
fofort  eine  fc^orfe  9)erfoIgung  ber  SBubb^iften  be- 
gann. 6r  mürbe  aber  felbft  ebenfaSS  ermorbet 
unb  unter  Mnem  Sof^nt  brad^  ber  SBürgerfrieg 
aus.  Sde  Subbbifien  fammetten  ftdd  rafd^  unb 
bObetin  eine  bebeutenbe  religibs-poliafd^e  9Rad^t. 
S)omolS,  etma  am  Anfang  beS  11.  äal^r^unbertS, 
mag  baS  bierar^ifd^  geglteberte  Softem  ber  SamaS 
(f.  b»  tBrt  SomaiSmuS)^  menn  nid^t  entftanben, 
0  boA  gu  feiner  firengem  SuSbilbung  gefommen 
ein.  (Sme  au^erorbentlid^e  ^ilf e  f anben  bie  Sub* 
)bt(ien  on  ben  gu  i^rer  Steligion  übergetretenen 
aRongoIenl^errfc^em  beS  92orbenS.  3m  3. 1253 
eroberte  ffnbilai  St^  ben  gangen  Often  ZibetS 
unb  befümmte  ben  bubbl^iftift^en  SDtbnd^  $ag'f a 
aus  bem  Iflofier  Sat^a  gu  feinem  @tatt^Iter. 
Son  1270—1840  folgten  21  3R5nd^e  auS  bem- 
felben  moßer  in  biefem  Smte.  @elb|}t)erftänblid^ 
geft^b  ^  ^^  <>^ne  ftänbige  grö^e  unb  Heinere 
SmpSrungen  oalb  Don  meltlid^en  balb  Don  bub« 
bl^tflifd^en  Rioalen.  (Einer  ber  Reinen  Surften 
entriß  bur^  glücKid^e  ftöm))fe  ben  Subb^iften 
fajl  aUt  ®cmalt.  S)a  griff  ber  ÜRongoIenfürft 
Zengir^So  ein  unb  übertrug  etma  1576  bie  ge« 
fammte  meUGd^e  unb  geiftlid^e  @emalt  bem  Sama 
6obnam-®qam*tfo,  melc^er  bamit  unter  bem  be- 
tannten  2itel  beS  S)alat  Sama  auftrat.  S)od^ 
mar  f (bon  einem  feiner  erften  ülad^f olger  ber  mon« 
gollf^e  SinRuft  gu  unbequem,  unb  er  manbte  pd^ 
an  Die  9Rano{c^ufai{er  in  Sbina  um  Unterftü^ng. 


SHe  IRongoIen  mürben  mit  SBaffengemalt  purüdE- 
gemiefen,  unb  1645  erbielt  ber  fünfte  SMIat  Sama 
Don  Sbina  aus  feine  Snerfennung,  morauf  er  fid^ 
lierfbnlid^  an  ben  f)of  feines  faiferlid^  ^önnerS 
gur  f)ulbigung  begab.  3n  ben  Sabren  1706  unb 
1717  matten  bie  ffolmüfen einfalle;  fte  mürben 
gmar  mit  ^ineftf d^er  ^ilfe  gurüdfgef dalagen,  bamit 
marb  aber  gugleicb  ^^  Slnglieberung  ZibetS  an 
(Ebina  ringeleitet,  unb  feti  1720  ift  eS  als  Zribu« 
türpaat,  menn  nid^t  gar  alS  ^roDing  beS  d^inefi- 
fd^  9leid^eS  angufeben.  Sie  ©emalttbütigfeiten 
ber  d^ineftfd^  ^Beamten  Derurfad^ten  1750  unb 
1757  bebeutenbe  ^uffUnbe,  namentlid^  in  Sbaffa. 
Sanafam,  aber  entfd^ieben  nabmen  bie  (Ebinefen 
bie  3ügel  ber  9legierung  f elbf!  in  bie  ^anb.  @d^on 
balb  mürbe  ber  gange  Often  ber  {Regierung  beS 
S)alai  Sama  entgogen.  3m  3. 1792  brad^  jhieg 
mit  ben  ®orfaS  ouS,  meiere  auS  Zibet  kurüd- 

S [dalagen  mürben ;  1834  Derloren  bie  (Ebinefen 
bal  an  ben  Surften  Don  ffafd^imir;  1856  famen 
neue  Sermidflungen  mit  3ltpid,  mldft  m  ®unften 
ber  tibetanifd^<Kbineftfd^  Stegierung  eiweten.  2)ie 
®rengfireitigftiten  mU  @iffim  1890  batten  bie 
englifd^  Sinmifd^ung  unb  bamit  1898  eine  ge- 
ringe Srleid^terung  beS  ®rengDer(ebrS  gur  gfolge. 
I^eute  ßebt  Zibet  gang  unter  dgineftfd^m  Sinflu^e^ 
ber  mtf S  Sorgfoltigfte  gegen  euro^äifd^e  Ueber- 
griffe  gefd^ü^t  mirb.  Sie  SlegierungSgemalt  bcS 
S)alai  Sama,  ber  fammt  ben  ifn  umgebenben  SBe« 
amten  Don  (Sbina  auS  ernannt  mirb,  bef d^rftnft  fid^ 
auf  bie  SiDilfad^en,  ift  aber  aud^  ffima  fafi  nur 
eine  nomineEe. 

etaatsreligion  in  Zibet  ifi  berSubbbiS« 
muS  (f.  b.  Sri.).  2)aneben  esiftirt  aber  nod^  eine 
altbeibnifd^e  KeligbnSform,  ^on«pa  ober  Soa-ba 
genannt,  beren  9nb&nger  ben  erften  Subbbtßen 
heftigen  SBiberftanb  geleiftet  baben.  i^txdt  leben 
beibe  Zbeile  in  xiemlid^em  ^rieben,  bie  ÜRömbe 
beS  9on-])a  alS  fd^marge,  bie  ber  Subbbiften  alS 
gelbe  unb  rotbe  SamaS.  3n  ber  Ueberfe^ung  ber 
feiligen  Sudler  ftnbet  man  ergäblt,  ba^  IBon*))a 
etma  gegen  boS  5. 3abtbunbert  D.  (Siß.  entftanben 
unb  bie  Sebre  im  3.  3abtbunbert  D.  Cbt.  burd^ 
$ricfter  aus  ftafcbmir  genauer  beftimmt  morben 
fei  (Dgl.  Joum.  of  the  Asiaüo  Socieir  of  Ben- 
gal,  Galcuiia  1881  and  1882).  C^iftorifd^  ift, 
ba^  unter  Sang^b<^tma,  bem  Verfolger  ber  Sub- 
bbiften,  bie  Sonfiaiften  eine  3cit  beS  Zriumpb^ 
erlebten.  @ie  Derebren  etma  18  ®5^  Sie  be« 
tannteften  finb  ber  rotbe  unb  ber  fd^marge  Zeufel, 
ber  Sd^Iangenbämon  unb  ber  Zigergott  (Einen 
(man  mei^  nid^  fidler,  meldten)  betrad^ten  fie  a(S 
ibren  ^au)>tgott,  Don  bem  alle  übrigen  abftammen. 
9luf  ben  gemeibten  ®egenfiänben  unb  in  ben 
beiligen  Sudlern  begegnet  man  oft  bem  alS 
Smaftila  befannten  ftreusomoment  ber  ^inbu. 
Sie  Sonpaiften  breben  ibre  ®ebetSmübIe  Don 
xtä)i9  nad^  linK,  unb  ibre  gebeimnilDoIIe  ®ebets« 
formel  gablt  fieben  Silben  (ma^tri-mon-tre-fa-Ia- 
bfun) ,  meldte  ibnen  ebenfo  unDerftönblid^  finb 
mie  ben  SBubbbiften  ibre  fed^S  Silben.  —  Ser 

55  • 


1735 


%iitt 


1786 


eiibb^iftimS  ifi  naäf  %\btt  üfyitz  S^^i  <iuS 
Stnbien  gelommen.  Sie  erften  fotbbl^iftifd^en 
%empd  mürben  ettoa  690  n.  Q^r.  gebaut;  100 
äal^te  f))äter  iDOt  ober  ber  Subbl^ifimufi  oSge« 
mein  verbreitet.  SN  9.  gabrbunbert  ttiurbe  ber 
^eonon  beS  StorbenS"  in^d  Xibetanijd^  vbtv 
fe|t  S)ann  btm  bie  IBerfoIgung  unter  Sang- 
^l^orma.  Songfont  erholten  \Ufy  bie  Subbl^iften 
fnn  biefem  @^age,  bis  ettto  1020  Sfd^o  -  bo* 
«ifd^a  bie  Sel^  k)on  bem  l^d^ten  SBubbl^ 
terfunbigte.  SS  fd^nt  bie^  ein  IBerfud^  getoefen 
gn  fein,  neBen  ben  ^»ontl^etftifd^'materialiftifd^cn 
3been  ber  alten  Subbl^ifien  fi(^  etiood  me|^ 
bem  SRonot^eiSmud  ^u  nähern.  SebenfoIId  tritt 
feit  biefer  3eit  bie  f^ierardlie  ber  Samaft  firaffer 
^eorbnet  und  entgegen.  3m  15.  ^ol^r^unbert  er« 
$ob  ftd^  olS  gemaltiger  Reformator  ^{ong-ta-ba. 
€eine  Sn^ger,  bie  äd^ten  IBitbbl^iften,  ftnb  bie 
gelben  SamoS.  (Erft  feit  biefer  3eit  fd^eint  bie  be« 
ftänbige  Sßiebergeburt  eines  bi^b^aä^nlid^  ober 
bubbl^agleic^  ffiejenS,  baS  oUe  &etoalt  bejt|cn 
imb  als  S)alai  Soma  bie  Regierung  ber  @ecte  unb 
toenn  möglidd  beS  gangen  SonbeS  in  ^nben  l^ben 
foO,  für  toünf d^enSmert^  erod^t  unb  bann  biefe 
Sinrid^tung  oIS  ttptoU  feftgel^altm  morben  gu 
fein  (Dgl.  ben  Sri  SamaiSmuS). 

2)aS  Cl^riftentl^um  fd^int,  mie  nad^  Sen- 
Iralafien  üittfycaipi,  fo  aud^  nad^  Xibet  §uer{t 
in  ber  gorm  beS  9teftorianiSmuS  gelommen  gu 
fein  unb  bort  eine  Snga^I  eifriger  Sn^fonger 
gefunben  ^  b<^ben.  äBenigftenS  toei^  man,  baft 
bie  erften  Sieifenben,  a.  S.  SBil^elm  Don  Ku^S« 
feoel  (be  SlttbruqmS)  unb  SRarco  $olo  (f.  b.  9rt.) 
burd^  bie  3^1  ber  9leßorianer  in  Centrolaflen 
uberrafd^t  gemefen  flnb.  2>ie  latl^olifd^  amfjion 
1^  leine  fo  friil^  Zl^tigfeit  au^ntoeifen.  S^am 
eifannten  bie  pingen  Orben  ber  gfronriScaner  unb 
2)ominicaner,  ba|  fid^  il^nen  in  Oftafteu  ein  bonl« 
bares  gfelb  erfipe,  unb  cS  ift  baS  SBerf  aud^ 
iDol^fd^cinlid^  in  Eingriff  genommen  morben  (ogL 
b.art.SMongoIenVni,1772f.).  S)er  erfte  guro- 
p6tv,  meld^er  Zibet  unb  inSbefonbere  beffen  ^out^t« 
ftabt  Sbaffa  eneid^,  f((eint  Oborid^  t>on  $orbe« 
none  (f.  b.  Srt.)  getoefen  gu  fein.  Allein  mäl^enb 
bie  SBefd^reibnng  feiner  d^ineftfd^en  {Reifen  lebl^aft 
unb  getreu  ift,  brtd^t  bie  (Srgöl^Iung  ab,  fobolb 
fte  fibinr  baS  gel^eintni^oUe  Xibet  berid^ten  foQ. 
6d^ie^Iid^  hmrbe  SbnJJixapi  Dcrgeff  en,  bo^  O)orid^ 
burd^  Zibet  gebogen  ifi.  ßrft  als  bie  äefuiten 
eine  birecte  Sonbimrbinbung  twn  3nbien  auS  nod^ 
SJjivaa  fud^ten,  hmtbe  Zibet  gkid^fam  tum  Steuem 
entbedt.  3m  3. 1602  mad^te  ber  ))ortugieftfd^e 
Sefuit  Senebid  @o«B  Don  Sgra  ouS  ben  äBeg 
über  ffafd^gar,  ffl^tan,  Zurfan  burd^  baS  Zarim* 
beden  bis  nad^  @u«tfd^  unb  fd^ritt  auf  biefe 
S&ife  bie  SBeft-  unb  9lorbgren}e  ZibetS  ob.  Sen 
Skrfud^,  burd^  Zibet  felbft  bur^igufommen,  moda- 
len 1624  bie  3efuüen  Untonio  be  Siibrabe  unb 
SRonuel  SRorque}.  SS  gelang  Snbrabe,  bis  nad| 
C^arapongue,  bem  l^eutigen  3fapang  om  obem 
Setletfd^,  Dorjubringen  unb  mit  bem  „ftönig  Don 


Zibet",  mie  flnbrabe  i^n  nennt,  in  Setfr^  gu 
treten.  Seiberenbetfd^onbterberSerid^^nbnlbeS 
(gebrudt  gu  Siffobon  1626),  unb  erft  fpätere  (Sr^ 
(unbigungen  Ux\\tn  Dermut^en,  ba|  ber  Mnig 
getauft,  bo|  er  aber  in  einem  reDoIutionären  Ihieg 
getöbtet  motben  ijL  Vnbrabe  unb  bk  ibm  nod^ 
gefanbten  ^[kxtreS  muten  fliel^en,  unb  baS  (Sbrißen^ 
t^um  mor  rafd^  mieSer  Derf^nmnben.  UebrigenS 
mar  meber  Slnbrabe  nod^  einer  feiner  ®ef&(rtm 
über  £obaf  l^inauSgebmmen,  olfo  foum  in  baft 
rigentltd^e  Zibet  eingebrungen.  SHe  nfU^ßen  9ttf« 
fionare,  Don  benen  man  i?unbe  ^,  finb  bie  3t« 
tttiten  ®rueber  unb  b'OiDUle,  gtoet  aRüglieber  ber 
9Riffion  in  Sl^ut  P.  ®ruebec  begeic^  fuj^ 
felbft  als  ^föniglid^  ÜRot^ematifer'.  9etbe 
(amen  rnixBid^  nad^  Sffa^,  blieben  bort  gmet 
9Ronate  unb  gingen  bann  burd^  Slepal  über  ben 
^imola^a  na^  Slgro.  ^ier  ftorb  P.  b'Ooille, 
unb  P.  ©rueber  fe^rte  nad^  6urD})a  guriid,  ffd 
aber  au|er  dnigen  Sriefen  an  feine  gfreunbe  ni^tS 
über  feine  gro|e  Keife  binterloffen.  S)ie  (Ergfi^ 
lungen  ®rueberS  erinnerten  bie  3(fuiteu  in  3n* 
bien  on  bie  (l^lge  beS  P.  9td)rabe,  unb  man  be» 
fd^Iol,  bie  SRiffionSt^ütigleit  in  Zibet  micber  gn 
Der  jucken.  3m  3.  1714  er^ie(ten^i|)))ol9t  S>e^> 
beri  unb  emonucl  Sfrevre  bie  SBeifung,  nadi 
Zibet  gu  gelten.  S)er  ftrenge  SBinter  1714  auf 
1715  l^elt  bie  9Riffumare  fed^S  äRonate  in 
ffafd^mir  feft,  fo  ba^  fie  eift  im  9Rai  1715^  na4 
einem  40tögigen  Sllarfi^e,  Sobof  erreid^entonntett. 
S)er  bortige  ff önig  na^m  fte  freunbüd^  auf.  3m 
SRorg  1716  braten  bie  $atreS  mirQid^  bis  «^ 
unb  tonnten  bis  1729  bleiben.  S>ann  Derliegcn 
fte  baS  Sanb,  toelt  ber  $a))ft  bie  ÜRtffton  in  Ztbet 
auSfd^Ue|lid^  bem  fta|mginerorben  nbergcben  bottc 
lieber  beRen  Zl^otigfeit  f  d^ieb  P.  bdia  ^enna  einen 
auSfü^rlid^en  Serii^t,  ber  Don  einem  ftopuginrr 
ber  htrba^fd^en  OrbenSproDing  (anonym)  über- 
fe^t  morben  ift  (Miasio  apostolica  Thibetana* 
Seraphica,  Monach.  1740).  S)ie  ffopujiner 
Derfa|ten  ein  Sestfon  Don  ctma  35  000  3äbäm, 
überf elften  oud^  einige  SrbatomgSbüd^,  aber  i^ 
infolge  unter  ben  ermad^fenen  Zibetanem  UKtren 
unbebeutenb.  3m  3- 1742  murinen  fie  gegumngen, 
baS  Sanb  gu  Derlafjctt.  SRit  einigen  Sbriftengogai 
fte  ob  tmb  grfinbeten  in  S^on  xm  ^tpal  rin 
iiaar  d^ftlid^e  (Skmeinben.  Seit  biefer  3rit  ift 
bis  (eute  (eine  bouembe  URifftonSniebedoffung  im 
rigentlid^en  Zibet  gugelaffen  morben.  —  ^unbert 
unb  gmri  Saläre,  na^bem  bie  (hpu^ntt  ouS  fi^o 
Dertrieben  morben,  bimen  mid)er,  fotoeit  bebmä, 
bie  erften  (at^olifcben  Sßriefier  in  bie  ^Kni^itfiabt 
beS  S)alai  Samo.  SSmarenbiefeSbieBetbenSagiH 
rifbn  iQuc  unb  ®abet,  loel^e  im  Suftro^e  bcS 
apo^Hfc^en  SicaiS  SRouI;  bie  monoolifd^cn  £ön« 
ber  bereisten.  Stod^  ungr^eurtn  Sef^merboi  ci>* 
rrid^en  fie  Snbe  S)ecember  1645  S^ffo.  S)cr  ühf 
tanifc^eStegentgeigte  \iäf  medmürbigfxombßi^uttb 
eriat^  fogar,  dffcntlid^  über  bie  Mf^M^^td^ 
von  gu  fprec^en.  9nberS  hingegen  fo^  ber  d^ine« 
fd^  a3eDoSmäd(ftigte  bie  @ad^  an;  et  imang  bk 


s 


1737 


Zihtl 


1788 


Stiffioiiarf ,  unter  mUUdrifd^  SebedunQ  nod^ 
C^ina  jutäcfgufe^ren  (ogl.  bie  im  %rt  ÜRongolen 
VIII.  1773  cüirten  Setfc  t)on  ^uc  ttnb  ®a6et). 
S>ie  fmtnblu^  Sufno^me,  toeld^e  bic  beiben 
£aiari{Uii  bei  bcn  Zibetanem  geiunben,  erregte 
neue  Öffnungen.  $apfi  ®regor  XVL  übertrug 
bie  ®rihibung  einer  SRiffton  ber  (SefeOf^aft  für 
miSMrtige  SRiffwnen  in  $artS«  toeU^  bid  ^te 
an  ber  %u8fu(ning  biefed  Sef e](fle8  mit  unerfipt- 
terti^em  ^Ibenmut^  arbeitet.  S)urd^  Srede  oom 
27.  üRoT)  1 846  »urbe  Xibet  jum  opoftoliid^en  SBi- 
coriot  erboben.  S)er  erfie  SRiffionar,  SRenou,  marb 
§un&(^fi  bei  bem  Serfud^e,  Don  Sirma  l^er  na^ 
2ibet  cinjnbnngen,  jurütfgemiejen ;  er  Derfud^te 
cft  nun  bur^  äunnan.  3u  gleicher  3eü  brangen 
über  ben  ig^imalaiKi  bie  9Rif  jionon  Xabin,  ^morb 
unb  thid  Dor«  Unter  Mite,  |)ungn  unb  ftönbiger 
XobeSgefa^r  mar  SMd  1851  bid  )u  bem  Stamm 
ba  SRtfqemid  grfommen ;  bort  mu|te  er  aber  mieber 
umfe^ren  (Dgl.  Krick,  Relation  d'un  yojage  au 
Tibet  en  1852,  Paris  1854).  3m  3.  1854 
mogte  er  eft  mit  Suguß  SouriQ  no(bmaI§,  unb  e8 
freien  WA  gut  )u  ge^n;  ba  fam  anfangs  &tp» 
tember  1854))Iöj^H(i^  ber9Rif4emi^u))tIingffaüi^a 
unb  crmorbete  nad^  furjem  SBortmecbfel  bie  beiben 
^riefier.  SBteqel^n  Zage  barouf  gelang  ed  ober 
bem  obengenannten  SRenou,  in  Ofttibet  im  Zbale 
Don  Songa  fcfien  Sfu|  }U  faffen ;  ]paitt  befam  er 
^itfe  in  ben  ÜRifftonoren  f^ge  unb  SedgobinS 
(1855).  douteOe  (1857),  3)uranb  (1858),  ^le- 
sonber  IBret  (1859).  Mein  bie  d^inefifd^e  93erfoI- 
gnng  (f.  b.  Sri  Sl^ina  III,  161  f.)  Demid^tete  baS 
SRip)n8mer(;  Slenou  unb  gfage  fonnten  ftd^  nur 
bun^  bie  01u(^t  retten.  S)er  Vertrag  Don  Zien* 
tjin  Iie|  bie  ÜJtiffionare  mieber  aufat^men,  3)er 
a)»o|loIif(l^e  Stcar  SeSmojureS  fud^te  fofort  bis 
S^jfa  Dorjubringen.  Stenou  unb  2)edgobin8  mad^- 
ten  fid^  am  20.  3uni  1862  auf  ben  SSeg,  mür- 
ben ober  fi^on  nad^  ^rnei  Zagen  ergriffen  unb  ju« 
rudtgetrieben*  9>ie  9tif{ionare  l^ielten  fid^  iebod^ 
in  9onga,  unb  Don  bort  auS  mürbe  eine  Sln^abl 
6totionen  (ftiangfo,  9ben,  @ongta,  Song|m, 
Derblo^  Stentfe,  Zfefu)  gegrünbet.  Seiber  ging 
fd^on  im  folgenben  3a^e  Mt%  mieber  Derloren. 
3unad^  jtarb  Kenou.  Cd  mar  bie^  für  bie 
ÜRiffton  ein  unerfe|Iid^er  Serluft ;  benn  er  ^tte 
mie  (ein  Ruberer  eS  Derftonben,  mit  ben  £)^efen 
unb  Zibetanem  fertig  }u  merben.  SSon  iKangfa 
unb  Don  Qonga  mürben  bie  9Rifftonare  burd^  bie 
mutl^enben  Samal»  Dertrieben.  9tuf  ber  Sflud^t 
fiitr}te  Suranb  Don  einer  Seilbrudfe  in  ben  Strom 
unb  ertranL  S)er  neue  a])o)tonfd^e  Sicar  S^aureau 
Derlegte  feine  Sieftbeng  nad^  Za»tften-Iu.  ^ie  9e- 
)ie^gen  )u  ben  d^ineftf d^en  Sebürben  maren  fel^r 
D»enig  freunbß^  3m  3. 1878  mürbe  Satong, 
bonnSome,  )ute|t  ^erlalo  lerjldrt.  SBefonbecS 
miii^tig  mar  Satang  als  3tDifd^en{iation  nad^  bem 
etgentli^en  Zibet.  eiüdDid^ermeife  trat  biefed 
fflai  ber  fran)5fifd^  ©efanbte  in  $eting  entfd^ie- 
bm  auf,  unb  bie  Cl^inefen  Derfprad^en  €d^aben- 
ecfa|.  SRfgr.  C^reou  flarb  1877.  Sei  feiner 


Snfunft  l^tte  er  in  Zibet  nur  etma  100  (B^ripen 
Dorgefunben;  j[e^t  maren  ed  561,  bie  in  fteben 
Siftricte  Dert^eilt  il^re  ftatxOen  unb  SDUffionare, 
Dier  Sd^ulen  unb  fogar  eine  9tt  Seminar  l^ottau 
S)er  neue  a{)ofio(tfd^  Sicar  mar  {Jfelis  Siat  (fe 
erl^ielt  Don  Siom  au3  bie  SBeifung,  mieber  Don 
9brbinbien  b^  nad^  Zibet  Dor}ubdngen.  Sv^ 
biefer  3^it  iDurben  aber  bie  Samad  unb  bie  d^ine» 
ji{d()en  SermaltungSbeamten  Don  9leuem  unrul^ig. 
Sie  fifierreid^ifd^,  ruffifd^n  unb  englifd^en  %ot* 
fd^ung^reifenben  liefen  i^ren  Serbad^t,  ba^  aud^ 
bieüJliffionare  nur  S))ione  feien,  immer  me|r  m» 
nehmen.  (Einem  Sudbrud^  fanatifd^  SButl^  fiel 
ber  SDliffbnar  SBrieus  §um  Opfer  j  er  mürbe  nid^t 
meit  Don  Satang  1881  mit  Steinen  )u  Soben 
gemorfen,  unb  ed  marb  i^m  bann  mit  einem  SRejfer 
ber  ®nabenfto|  gegeben.  Sie  SJlörber  blieben  fo 
gut  mie  ftraflod.  S)er  JMeg  mit  Zongfing  unb  bie 
englifd^e  Sspebition  nad^  SiDim  Derfd^Iimmerte 
bie  Sage.  9(m  20.  3uli  1887  mürben  bie  Sta« 
tionen  Don  Satang,  $er(alo,  ^tentfe  unb  Zfefu 
geprmt  unb  Demid^tet  Sie  aRiffmnare  (ebrto 
nad^  IBotang  mieber  )urüd;  1890  maren  ibrer 
bort  mit  bem  a))oftolif(|en  Sicar  Dier.  6nbe  1894 
fam  bie  9iad^rid^,  ba|  bie  d^inefifd^  Stegierung 
DoIIen  (Erfa(  für  allen  in  ben  jebn  le|ten  Salären 
erlittenen  Sd^aben  unb  gfreil^eit  in  ber  SleligionS- 
übung  gemäl^ren  motte.  Ser  fd^öne  (Erla|  mürbe 
aber,  mie  ^u  ermarten,  ni^t  aufigefül^rt,  Dielmel^r 
erfolgte  bolb  ba  bolb  bort  ein  neuer  9$erfu(^,  fid^ 
ber  Der^o^ten  (Smopän  mit  ®emoIt  )u  entlebigen. 
«ugenblidflid^  a^b^t  bie  SRiffmu  einen  Sifd^of, 
16  ÜRifjionore,  10  ffopetten,  1  Seminar  mit 
12  S(^ülem,  13  Sd^ukn  mit  170  ftinbem  unb 
1200  e^riften.  Zro^bcm  faß  50  3abre  Der- 
gangen  ftnb,  feitbem  Sie  tibetanifd^  9J{iffmn  in 
biefem  Sab^ljunbert  mieber  aufgenommen  mürbe, 
fielen  bie  ÜRiffionare  il^rem  3ide,  in  bad  eigent« 
(id^  Zibet  Dorgubringen,  nod^  ebenfo  ferne  mie 
am  Anfang.  3a  menfd^Iid^  gefprod^en  i{t  nod^ 
meniger  Sudftd^t  Dorl^onben;  benn  baS  Sor- 
bringen ber  (Englänber  Don  Süben,  bad  ber 
SRuffen  Don  9{orben  1^  1^  ben  Srgmo^  ber 
Samad  unb  bie  Siferfud^t  ber  d^inefen  nur  ge« 
ftetgert.  Sorgfältiger  aß  ie  merben  bie  (Srenjen 
Zibetd  gegen  Die  ©UmbenSboten  mie  überhaupt 
gegen  bie  (Europäer  abgefpent.  9ld  Semeid  ba« 
für  aus  neuerer  3<it  fönnen  bie  £rlebniffe  bed 
Sngenieurd  unb  SRalerd  S.  Sanbor  gelten,  oer  im 
Sommer  1897  ben  Serfud^  mod^te,  in  Zibet  ein« 
jubringen.  3nmiemeit  freilid^  bie  Sc^ilberung, 
bie  er  felbft  Don  feinen  abenteuern  gibt  (%uf  Der« 
botenen  SEßegen.  Steifen  unb  Abenteuer  in  Zibet 
autorifirte  «uSgabe,  Seipjig  1898),  ber  SBal^r« 
beit  entfprid^t,  fte^t  einftDMilen  ba^tn.  (Sgl  nod^ 
Elaproih,  Description  du  Tibet,  im  Magasin 
Aaiatique  1826,  U,  209 ;  Poppen,  Zibet  unb  ber 
SamaiSmuS  bid  jur  3^  ber  IDlongoIenl^'ddaft, 
Serlin  1860;  H.  A.  and  B.  of  Schlagintweit» 
BesultB  of  a  scientific  Mission  io  India  and 
High  Asia,  Leipsic  and  Lond.  1861 — 1866 ; 


1739 


IlButtluS,  ber  IJI.  —  IlIIemonL 


1740 


Ä.  t>.  ©d^IaglnttDeit,  Steifen  in  Snbien  unb  ^od^ 
üfien,  3ena  1869-1880,  4  ©be.;  Em.  of 
ßchlagintweit,  Buddhism  in  Tibet,  Leipsio 
1863 ;  ffierjv  S)ie  Äönige  üon  libet,  SDlünd^en 
1866;  g.  t).  »id^tl^ofen,  6^ina  I,  SBerlln  1877, 
754;  9t.  ©anaenmiiaeT,  Stbet  nad^  ben  Steful- 
taten  geoar.  gorfd^ungen,  ©tuttg.  1878;  ^rfd^e- 
xoMfx,  Reifen  in  ber  9)longoIei  unb  ben  SBajlen 
5Rorbtibctö,  au8  bem  Shiffv  2.  «ufl.,  3eno  1881 ; 
ffierf.,  SRcifen  in  libet ...  in  ben  3. 1879  bi8 
1880,  3ena  1884;  Desgodins,  Le  Tibet 
d'aprös  la  correspondance  ^es  Mission- 
naires,  2«  ed.,  Paris  1885;  SBegener,  ißerfuc^ 
einer  Orogrortie  beSÄwenlun,  in  b.  Seitf^r.  ber 
Oefenfc^aft  für  grbfunbe,  «erlin  1891, 191  ff.; 
Bonyalot,  De  Paris  au  Tonkin  k  travers  le 
Tibet  inconnu,  Paris  1892.  ^u^erbem  ijl  gu 
üermeifen  auf  bie  gal^Ireid^en  ^rtifel  im  Journal 
of  the  Asiat.  Soc.  of  Bengal,  im  Journal  of  the 
Eoyal  Asiat.  Soc,  im  Journal  of  the  Boyal 
Oeogr.  Soc.  unb  in  fßetermannS  SRittl^eilungen. 
Sine  Ueberfid^t  über  ben  @tanb  ber  Srforfd^ung 
Don  3:ibet  gab  äBegener  in  ber  ©i^ung  ber  ®e- 
feüfd^aft  für  (Srbfunbe  in  Serlin  am  7.  SRära 
1896  [«uSgüglid^  in  ber  „^Hgem.  3eitung", 
»eUage  59,  ©.  7  f.].)       [3.  ©d^tDarj  S.  J.] 

$i0]tYi{ii$,ber^I.,f.  SöcUia. 

%icon\nii  (3:i(i^oniuS),  f.  2:9d^oniuS. 

tifltaf 9-[^tefat,  f.  Xeglatl^p^alafar. 

9i0t{$,  im  9t.  Z.  ein  tl^u^name,  toeld^er  an 
ben  jtDei  ©teilen  ®en.  2,  14  unb  2)aniel  10,  4, 
in  ber  LXX  unb  ber  Sulgata  aI8  erfo^  für  baS 
l^ebräifd^e  SBort  Vg^n  ftel^t.  ®te  gomi  biefeS  9la- 
menS  legt  nal^e,  i§n  aI8  ein  Kompofttum  au8  iri 
unb  5pT  gu  betrad^ten,  fo  bo^  l^icr  ber  urfprüng- 
lid^e  Slame  erl^alten  ift,  ben  ber  SigriS  bei  feinem 
Ursprung  trägt  (diglat  mit  tSf^mininalcnbung). 
S)ie^  erfcnnt  aud^  ber  famaritanifd^e  $entateud^ 
an,  wenn  er  an  ber  betreffenben  ©tefte  in  ber  ®e» 
neps  V):  rn  liest.  ®er  5Rame  foH  nad^  ben  glaffifern 
einen  ^feil  bcbeuten  unb  bem  betreffenben  (Jluffe 
wegen  fcineS  fd^neKen  ßaufeS  gegeben  werben  fein 
(Curt.  4,  36 ;  Plin.  6,  27).  g§  ift  nämlid^  ber 
befannte  SwiöingSftrom  beS  gupl^rat  gemeint,  ber 
nur  2000  ©d^ritte  öon  biefem  entfpringt  unb 
fpäter  fid^  mit  ü)m  bereinigt,  aber  gwifd^cn  ben 
beiben  ftnbpunften  bIo|  einen  \)alb  fo  langen 
Sauf  beft^t  als  ber  dup^xat,  fo  ba^  er  bcffen  bop- 
püit  ©ef^winbigfeit  errcid^cn  mu| ;  feine  mittlere 
©efd^Winbigfeit  ift  2  m  in  ber  ©ecunbe.  3m 
Unterfd^iebe  öom  (Sujjl^rQt  fliegt  er  in  einem 
f elfigen,  tief  eingefd^nittenen  93ctte,  weld^eS  be- 
trädf)tlij^e  SOßaffcrmengen  aufncljmen  fonn,  fo  ba§ 
bie  perbbifc^e  Ueberf(|wcmmung  erft  im  unterften 
günftel  feines  ßaufcS  eintritt  (f.  b.  ^Irt.  ©up^rat). 
®er  SigriS  ift  l^eutgutage  ein  öicl  geeigneterer  unb 
mel^r  bemi^ter  Serfel^rSweg  als  ber  gupl^rat; 
allein  im  ^Itertl^um  f(|cint  er  als  ^anbeisftra^e 
wenig  in  ©ebrauc^  gewcfen  gu  fein.  3n  politifd^er 
§infid)t  f)at  er  nur  als  ©rengc  gwijd^en  ^Saht)' 
lonien  unb  ©ufiana,  fpäter  (114—117  n.  6^r.) 


gwif d^en  bem  (Kirtl^tf d^  unb  bem  römif^en  9te^e 
eine  Sebeutung  ge^bt  2)ie  (eilige  6^  o* 
wäl^nt  au|er  feinem  Urf))rung  auS  bem  fru)etn, 
fpäter  gerriffenen  ^rabiefeSftrom  nur  feine  0ti^ 
(2)an.  10,  4)  unb  feinen  SBafferreU^t^  ii 
©ommer  ((Eccil  24,  35) ;  benn  als  Setoc^  fir 
feinen  Steid^tl^um  on  Sfifd^  fann  man  Zo6.6,2 
ni&t  gerabe  onfel^  [{hmkn.] 

9uihirv,  f.  (SetDofiud  Don  Ztibmp. 

tibfoimf ,  f.  Sfawefie^n. 

fUEemoitf,  SubiDig@ebaftian2eStaiB 
be,  berül^mter  ®efd^tfd^reiber,  ftommie  caA 
einem  abeligen  f)aufe  ^ronfreid^  unb  tmnbe  oi 
30. 9Iot)ember  1637  gu  $ariS  geboren.  €em^ 
milienname  war  eigenüui^  £e  92oin;  ZiOaiont 
bagegen  ift  ber  9{ame  eineS  bem  ^aufe  &  %m 
gel^örigen  ©d^IoffeS  in  ber  9la]^  oon  $(niS  ^ 
^incenneS),  wo  ber  gro^e  ®ele(rte  einen  befarä!^- 
lid^en  Xl^eil  feineS  SebenS  gubroc^te  unb  mi^  ben 
er  fu(  felbft  gu  nennen  pflegte.  3n  einem  SItir 
t>on  9 — 10  ^cä^xm  wuri)e  er  t)on  feinen  &m 
{enen  gelehrten  Männern  Ges  solitairea  de  Port- 
Royal)  übergeben,  bie  ftd^  am  JFIofter  ^rt-So^d 
(f.  b.  9rt.)  angeftebelt  l^atten,  ouS  c^rifUid^em  lE^ 
©d^ulen  bafelbft  errichteten  unb  balb  boroufin 
ber  ®efd^id^te  bed  3anfeni8mu8  (f.  b.  «rt  Soa- 
feniuS  ber  iüngere)  eine  groge  Stolle  fpietten.  IB 
waren  bie|  (auptfäd^lid^  92tcole  (f.  b.  9rt)  tn^ 
3faac  le  SJtaiflre  be  ©act  (f.  b.  Srt  9ibeluiei- 
fe^ungen  U,  748  f.),  bie  greunbe  beS  3anfenijieB- 
baupteS  ^nton  Slmaulb  (f.  b.  VxL)  unb  feüp 
Sanfeniflen,  benen  ZiOemont  bie  ^unbamente 
feiner  geleierten  IBilbung  oerbanfte,  mit  benen  et 
aud^  fortwä^renb  in  banfbarer  Skrbtnbung  WA. 
3a,  um  ibnen  na^e  gu  fein,  ftebelte  er  ftd^  fpäcr 
felbft  gu  ^ort-SRoQal  an  unb  trat  in  ben  Seteis 
ber  Messieurs  de  Port-Boyal  ein,  ein  Umfionb, 
um  beffenwiUen  aud^  er  üielfac^  für  einen  Sonfe* 
nifien  erflärt  wirb.  SlHein  mit  SluSnabme  biejer 
äußern  SSerbinbung  mit  ianfeniftifd^en  iStUffdm, 
feinen  Seigrem,  lägt  fid^  nid^td  finben,  wo§  auf 
irgenb  eine  Sb^ilnal^me  Zillemontd  on  bem  be* 
fannten  t^eologifd^en  ©treite  l^inmiefe;  oielme^ 
ift  fidler,  bog  er  bis  an  feinen  Xob  niemaß  mit 
ber  antiianfeniftifd^en  ^rtei  in  eigentlid^Son* 
flict  fam,  aud^  bog  er  bie  gr5|te  Siebe  gum  grie« 
ben  überaQ  an  ben  Xag  legte,  ber  ftin^e  mit  ber 
größten  3nnigfeit  anfing,  bie  tieffie  Hbneigniig 
gegen  alle  ©paltung  unb  Xrennung  ftetS  ^ 
unb  bet^ötigte  unb  aud^,  eingig  l^iftorifc^  Sä* 
bien  unb  praftifd^er  fjfrömmigfeit  l^ingegeben,  tnta 
Suft  nod^  IBeruf  in  ftd^  fül^lte,  an  bem  gio^ 
bogmatifd^en  unb  fird^enpolitift^en  ©treue  t(dl« 
gunel^men.  SBir  fügen  bei,  ba|  er  nod^  am  (Inbe 
feines  SebenS  in  Serbinbung  mit  SBoffuet  ().  b. 
^rt.)  ftanb  unb  Don  il^m  in  ©ad^en  beS  Ouietü- 
muS  (f.  b.  9lrt.  X,  687  ff.)  um  ^oi^  gefrogt 
würbe,  gum  beutlic^en  S^id^cn,  ba|  So^intba 
einen  ortl^obojen  ^riefter  erblidtte.  —  9todJ  »S^ 
renb  Sillemont  in  ber  ©c^ule  gu  ^ort-Stopal 
war,  gog  i^n  befonberS  baS  ©tubium  ber  An- 


1741 


Xilletnont 


1742 


nalea  eeolefliaatioi  bc§  SarbinalS  SBaroniufi  (f. 
b«  Ict),  foioie  baS  ber  iHid^eno&ter  an,  unb  cc 
fagte  i^  f^on,  in  einem  9Utet  Don  18  Sauren, 
ben  Wurn,  dled  )u  tammeln,  »od  et  an  92oiiaen 
über  bie  ^ofid  iinb  Qt>o{loIii(^en  ÜRännet  ouf« 
fiabcn  lonnie,  nnb  eS  nac^  ber  SRet^obe  UffterS 
(f.  b.  Srt.)  in  beffen  Annales  )u  orbnen.  Seine 
£e^  biDiglen  bieft  nid^t  nur,  fonbetn  rietl^ 
i^m,  Uefe  «rMt  über  bie  a))o|b)nfd^  Seiten 
^tnottft  ou8}ube]6nen,  unb  Jo  febte  p^  je|t  Xille- 
mont  bie  (Skfd^i&te  ber  Stafi  erften  ^aptpunberte 
gum  Scgenflonb  oer  forgföttigften  unb  umfoffenb« 
fta  Ottellenfotf(^uii^.  —  9lod^  immer  l^tte  et 
leine  etonbeftDol^I  t)orgenommen  unb  mar  bereits 
23  3o]ftrc  all  semotben;  ba  tiet^  i^m  betSifd^of 
Doa  IBeaumriS ,  &)OQxt  be  Sujemial ,  aud^  ein 
9reunb  bet  Metsieiirs  de  Port-Bojal,  ftd^  bem 
geiJUii^  Stonbe  )u  mtbmen,  unb  SliQemont  be- 
gab ft4  nun  im  3. 1660  in  ba«  bifd^öflid^e  @e- 
minot  )u  SeouDaifl,  mo  man  il^  mit  t)ielet 
9(||tuna  be^onbelte.  9iamentli4  litten  bet  ge« 
le^ttc  (uinonicuS  ®obeftoi  ^etmant,  bet  Setfoffet 
einer  9ioara))]^ie  bell  ffL  Sttl^nafiuS,  unb  oet 
$tofeffot  9aSÄ  am  Seminot  gro|e  Suneigung  )u 
bem  jlungen  9Ranne  unb  fold^e  ^Id^tung  Dot  feinen 
Ijlifiorif  d^iaiffenntniffen,  ba|  fte  ben  miff  endeifrigeten 
@eminatiflen  ben  9tat^  gaben,  genauem  Umgang 
mit  ZiSenwnt  ju  fud^en.  3a,  biefe  gelel^tten  93e- 
teronen  toetlangten  fogat  felbfl  miebetl^oU  übet 
bifloriMe  fünfte  %uffd^Iu|  bon  i^rem  SIeDen. 
S)od^  biefe  SluSgeid^nung  be&ngftigte  bie  93efd^ei> 
benbeit  unb  garte  (Semiffenbafttgfeit  XiQemontS, 
ber  hierin  eine  gefd^rli^e  Stlippt  für  feine  S)e« 
mutb  itt  entbedCen  glaubte.  Um  biefet  }u  entgeben, 
befd^to^  tt,  f6tma>aii  ju  oerlaffen,  unb  fe^te  biet- 
Don  feinen  olten  Sehtet  &Qd  in  ff enntni|,  bet  i^n 
Don  fol^  DoteUigem  Sd^tttte  jutfidbielt.  XiUe« 
mont  blieb,  na^m  fid^  abet  oor,  funftig  niemanbem 
mebt  SuSbtnft  äbet  gefd^c^tlid^e  Sftagen  }U  geben, 
bamit  er  nid^t  femer  äum  Stolpe  gereijt  metbe ; 
ein  Sntfd^Iul,  gegen  oeffen  gut  gemeinte  ^ffitx» 
baftigfeit  abermals  Saci  atddmp^t,  mit  bet 
IDliabnung,  feine  ffenntniffe  in  99efd(|eibenbeit  unb 
Sienftfettigfeit  anbeten  }u  öffnen.  9lad^  be* 
enbigtem  Sutfe  Don  8—4  Sagten  Detlie|  XiOe* 
mont  baS  @eminat,  obne  eine  SBeibe  genommen 
nt  baben,  unb  begab  ftd^  |e^  in  bie  SBobnung  beS 
SanonicuS  ^etmant.  Sei  biefem  Dätetlid^en 
gfteunbe  Detmeilte  et  miebet  5'-6  ^oif^xt  in  @tu- 
bim  unb  frommen  Uebungen,  MS  ibn  bie  )ubring- 
fid^e  Siebe  beS  9if (^ofS  Don  SeauDaiS,  ber  ibn  }u 
feinem  Coabjutor  baben  moQte,  gön}Iid^  auS  biefet 
@tabt  Detttieb  unb  et  mit  Suftimmung  feines 
SSaterS  nad^  ^[kttiS  )utfidRebtte,  als  et  etma 
82  3abte  alt  roax.  99atb  batauf  empfing  et  bie 
beiligen  SSBeiben,  bie  $tiefietmeibe  in  bet  gfaften- 
leit  1676^  bejog  eine  Heine  SBobnung  im  ^ofe 
ber  9btei  ^ort^SRo^al  unb  lourbe Je|^t  felbfi  einer 
ber  Solitaires  de  Pori*Boyal.  ^od^  nod^  nid^t 
DoQe  gmei  3abre  batte  er  bier  gemobnt,  als  er  jid^ 
mit  ben  übrigen  berübmtm  ^ßnfonen,  toeU^e  biefe 


Sinfamfeit  bemobnten,  genötbigt  fab,  biefelbe  gn 
Derlaffen  unb  eine  onbere  Stätte  gu  fud^m  (1679). 
St  }og  fid^  nun  auf  baS  @d^Io|  ZiOmont,  eine 
9ReUe  Don  $atiS,  jututf  unb  lebte  biet,  Don  ber 
SBelt  gurudgegogen,  ftiSe,  fromm  nnb  emftg,  bis 
in  baS  Ie|te  Sabr  feines  SebenS,  fo  lange  namltd^, 
bis  ftrai^eit  ibn  ndtbigte,  eines  SrgteS  megen 
fid^  nad^  ißariS  bringen  ju  laffen.  Um  bie  Seit, 
als  XiOemont  $ott-9loigKiI  Dedaffen  mu|te,  bat 
bet  ^ei^og  Don  SRoniouftet  @aci,  baS  £eben  beS 
beiligen  ftbnigS  Submig  gu  befd^teiben.  @aci  ge« 
mann  nun  Xiflemont,  92otigm  füt  biefeS  Unter- 
nebmm  gu  lief em ;  gmei  3abte  atbeitete  lejj^rcr 
baran  unb  laS  gabllofe  SRemoitm  unb  Sßanu" 
fcn))te,  beten  Ouinteffeng  et  im  SuSguge  mt 
Saci  übetgab.  2)od(|  @aci  flatb  (4.  3anuor 
1684),  obne  baS  SBetI  gu  Staube  gebtad^  gu 
baben,  wib  XiHemont  föumte  nid^t,  bem  neuen 
Untemebmet  güleau  be  la  Sb^ife  mit  DoDet  Se- 
teitmiQigfeit  feine  betteffenben  @ammlungm  ein« 
gubonbigm.  S)aS  SBetf  etfd^ien  1688,  unb  maS 
batan  gut  ift,  foQ  gtb|tentbeUS  auf  Sted^nung 
XiHemontS  tommm.  9iad§bem  et  bie  Sitbeiten  gut 
@efd^id^te  beS  b^-  Submig  beenbet  b^tte,  mad^ 
XiSemont  im  3- 1681  eine  Steife  burd^  Sflanbem 
unb  ^o&anb  unb  mürbe  bann aud^mit  bm bor* 
tigm  3anfeniften  befannt.  9iad^  feiner  Stüdtfebr 
atbeitete  et  miebet  an  feinem  fitd^mbtflotifd^ 
aSBetfe  unb  befd^Io|  ie|t,  bm  etftm  9anb  beS- 
felbm  etfd^einm  gu  laffen.  S)iefet  fiel  j[ebod^  in 
bie  ^önbe  eineS  munbetlid^en  SenforS,  bet  fid^ 
an  ffletnigfetten  ftie^  unb  fie  ni^t  :paffitm  laffm 
moOte,  g.  99.  an  bet  Sebauptung,  eS  fei  nid^t  ge« 
mi^,  ba^  ein  ßfel  obet  ein  OSfi  in  bem  Biaüt 
maten,  motin  SbtiftuS  gebotm  mutbe ;  ba|  bie 
ÜRagiet  mabtf d^einlid^  etft  nad^  SRatid  Steinigung 
gefommm  feim  u.  bgl.  MeS  bie|  moUte  bet  Sm« 
fot  ntd^t  butd^gebm  laffm;  XiQemont  abet  Det- 
fianb  fid^  gu  feinet  Senbemng  unb  gog  eS  Dor, 
fein  SRanufcript  gftnglicb  gurüdgunebmen.  S)a« 
gegm  mäblte  et  Jefet  eine  anbete  Snotbnung  beS 
@angm,  fd^ieb  baSfelbe  in  gmei  ^oupttbeile,  mo« 
Don  bet  eine  mebtbaS  ißolitifd^e,  bet  aiü)ete  mebr 
baS  eigenttid^  ffird^Ii(be  entbaltm  foQte,  unb  be- 
fd^Ieumgte  nun  bm  S)mdt  ber  erftm  Ißattie,  bie 
feines  3mt>timatut  Don  feitm  eineS  tbeotogifd^ 
SenfotS  bebutfte.  @o  etfd^im  im  3- 1690  ber 
erfte  Ouartbanb  feiner  ftaifergefd^i(bte,  bis  93e- 
fpaftan  reid^mb,  mit  bem  Xitel:  liistoire  des 
empereoTB  et  auiares  princes,  qui  ont  rögn4 
dana  les  six  premiers  siäcles  de  l'^glise :  des 
persecutioiiB,  qu'ila  ont  faites  contre  les  Chr^ 
tiens ;  de  leurs  guerres  contre  les  Juifs ;  de 
öcriyains  profanes  et  des  personnes  illustn 
de  leur  temps,  justifi^  par  les  citations  d« 
auteursoriginaux;aTecdesnote8.  ParleSiei 
D.  T.  Xillemont  gab  biemad^  biefeS  9Betf  anonifi 
betauS.  Steffen  ungead^tet  mutbe  bet  Stuctot  h 
Sölbe  befannt  unb  Don  aQm  @eitm  mit  Sob  über» 
böuft  3n  bm  folgenbm  3abtm  erfd^ienm  bret 
meitere  Sanbe ;  ber  ffinfte  unb  fed^te  aber  murbex 


1748 


£1119. 


1744 


crfi  nad^  bed  SSetfaffetB  Xobe  1701  unb  1788  ge« 
btudt,  imb  fie  füllten  bte  üttifergefd^id^te  fort  bis 
ouf  anaftnjluS  L,  bet  im  anfange  beS  6.  ^f 
^tttibettS  tegierte.  Sin  neuer^  iebod^  tDcnigec  cor« 
teder  unb  nid^t  t)oaftänbiger  Sbbrud,  dgentli^ 
Kod^brud,  erfd^ien  ivax\^m  1707—1789  )tt 
erü{|eL  S)aS  Srfd^einen  ber  Jtaifergcfd^id^te  er« 
ngte  oEgemein  bie  ©cl^nfud^t  nad^  bem  ^upt« 
IDttrle,  ber  eigenttid^en  jKrd^ngefd^id|te;  ber  ffon)- 
ler  Soud^erot  indbefonbere  brang  in  £iIIemont 
unb  bejilellte  il^m  einen  anbem  t^eologifd^en 
(Eenfor.  6o  ))a{{irte  ie|t  bod  SBerf  ol^ne  aSen 
Snfianb  bie  (Eenfur^  unb  nad^  beut  drfd^einen  bed 
brttten  SanbeS  ber  ftnifergefd^d^te  trat  im  3. 
1698  aud^  ber  erfte  SSanb  ber  JKrd^engefd^id^te 
on'd  Sid^t  mit  bem  Zttel:  M^moiree  pour  ser- 
Tir  jtriuatoire  ecd^siastique  des  six  premiere 
Biädes  justifiös  par  les  citaüona  des  auteors 
originaux;  ayec  une  Chronologie  et  des 
notes,  Paris  1693,  abcrmofö  ol^ne  ben  92amen 
befi  SSerfofferd.  Sei  Seb^etten  XUIemont«  erf (^ienen 
iebod^  nur  bie  tner  erften  SBönbe  beS  ®angen;  ober 
er  l^otte  SRonufcript  }u  no(^  weiteren  }to5If  Ouort- 
bfinben  )urüdge(affen,  unb  biefe  tourben  nun  nad^ 
feinem  Xobe  gebrudft  {mifd^en  ben  Sauren  1698 
bis  1712  (f))dtere  VuSgaben  erf d^ienen  au  Senebig 
1782  unb  ^riS  1770  ff.).  ®emomt  »erben 
mu|  Dor  ben  smei  SBrüffeler  !Rad^brudten  ber  M^ 
moires,  bie  1726  bejn).  1782  erfd^ienenunbnur 
ben  8  bejto.  10  erften  IBönben  ber  $(mfer  Aus- 
gabe entf  intd^en.  ZiOemontS  ihrd^engef  d^id^te  enbigt 
mit  bem  So^re  518.  gür  bie  übrigen  87  ^oXfit 
beS  6.  äal^rl^unbertS  l^otte  er  gtoor  nod^  ben  Stoff 
gefammelt,  ober  ftronfl^eit  unb  Xob  l^inberten 
^n,  benfelben  )u  orbnen.  Ueber  bie  Anlage  bie« 
feS  ouSgegeid^neten  aSßerfed  f.  b.  Srt  Akd^en* 
gefd^id^teYlI,567.  %u^er  ben  genannten  SBerten 
fd^eb  XiUemont  nod^  einige  anbere  Qeinere, 
meld^  t^eitioeife  gor  nie  in  S)rud  gefommen  ftnb, 
unb  unterftü^te  äberbie|  üiele  anbere  (geleierte  bei 
il^ren  literarifd^en  Untemel^mungen.  €ein  Seben 
toor  ftreng  adceti{d^,  nur  ben  @tubien  unb  ben 
xeligiöfen  Uebungen  getoibmet,  ol^ne  ba|  er  je  ein 
IKrd^omt  angenommen  l^e.  S)abei  betoiefi  er 
gro^e  äBol^lti^atigleit  gegen  bte  Srmen,  2)emut]| 
imb  Seutfeligfeit  gegen  Me,  nur  gegen  fid^  mit* 
unter  rigoriftifd^e  Strenge.  Sr  ftarb  ben  10. 3a- 
nuar  1698.  Sine  lBiogro))bie  ton  il^m  lieferte 
fein  t»ielid]^riger  gfreunb,  ber  SononicuS  Xrond^ 
)u  Saxxd,  gebrudt  )u  %anc9 1706,  ^u  ftdln  1711. 
—  Sin  längerer  SBruber  XiHemontS,  gietruS 
le  9lain,  mar  einer  ber  erften  greunbe  unb 
ed^uler  beS  Stifter«  ber  Xra))))iften,  bed  9tbb^ 
be  Stancö,  unb  ift  al9  Subprior  Don  2a  Xxoppt 
unb  burd^  feine  (Sefd^id^te  beS  StfterrienferorbenS 
befannt  getoorben.  (Sgl  ü.  ^ele^  Seitrfige  sur 
Atrd^engefd^.  U,  Xfib.  1864, 100  %)  [b.  C^efele.] 
fiCf,  3obann3:ferc(aee,f^reiben  bejm. 
(feit  1622)  ®raf  Don ,  ber  treffti^,  aber  Don 
feinen  ®egnem  ttielgefd^l^te  gfidbl^err  ber  Siga 
im  bveijiigiäl^rigen  Ihiege,  tourbe  1559  )u  XiUQ 


(unfern  Don  SBrflfftO  geboren.  Ole^rer«  ^algn  lang 
mar  er  Sd^üler  ber  Sefuiten  in  ff5In  unb  »eigtf 
fd^on  pl^e  )ur  odcetifd^en  grömmigleü  S>cn4 
äbermog  fein  Seruf  fitt  ben  ITriegfticn^  gtierft 
biente  er  im  tSInifd^en  ffriege  gegen  9thffajb 
£rud^feB  Don  SBalbburg  (f.  b.  9rt),  bann  imtet 
aiesanbet  Don  $arma^  ber  i^  jum  Sorbilbe 
mürbe,  femer  im  Solbe  be9  ^er|ogB  Don  8ot^ 
ringen.  ÜRel^r  iebod^  lodEte  il^n  ber  itamf^  gegen 
ben  Srbfeinb  ber  (S^rifienbett  (feit  1595):  im 
Xurfenfriege  brad^te  er  efi  oud^  sum  Oberfi,  bonn 
}um  (Beneral  unb  enblid^  (1605)  )um  gelb" 
marfd^aH  Sld  folgen  f anb  il^  ber  Sufibnul^  be4 
Srubertmifie«  tmifd^en  Stubolf  n.  unb  aRatt^ia^ 
Sein  S)ienft  unter  bem  ffaifer  enbete  1606,  ald 
biefer  ftdg  jelbft  Derlieg.  9iun  folgte  er  (1610)  bem 
aiufe  beS  ^ergogS  aRosimilian,  be«  fyxupM  ber 
Siga,  bem  er  in  ber  Sudfü^rung  beS  $IaneS,  alle 
gefunben  aRönner  beS  SBoRed  lur  SBel^a^ig« 
feit  l^eransubilben,  aur  Seite  ftanb.  SRit  bem 
SuSbrud^  bed  brei|igia]^rigen  ftriegef  (f.  b.  «rt) 
eröffnete  fid^  für  XüSix^  boS  gelb,  auf  melc^  feine 
^aupttbötigleit  Dertoufen  foQte.  S)od6  Derging 
feit  bem  gfenfterftuqe  m  $rag  (9Rai  1618)  mx^ 
aber  ein  äal^r,  bis  fiq  ^)og  aRaitmtlian  imb 
bie  Siga  gum  nad^brüdnid^en  Sinfd^reiten  fflr  ben 
bebrfingten  ftoifer  entfi^Iojfen.  9lun  aog  bo« 
ligiftif($e  S^  burd^  Ober-  unb  ütiebecdfterrtiib 
unb  Dereinigte  fid^  mit  bem  laiferKd^n  (Bencrol 
Suquoi,  unb  ber  Sieg  am  SBeigen  S3erge  M,  ^rog 
am  8.  9loDembet  1620,  ber  ben  «uffionb  ber 
böl^mifd^ien  ®ro^  nieberfc^Iug,  mar  l^u)>tfdd^« 
lid^  bad  SBerf  XillQ'S.  Snbejfen  (atte  bet  Demi(^« 
teid^e  Sd^Iag  bei  $rag  nur  bie  bdbmtfd^  StebdXion 
getroffen.  SS  lag  aber  Dielen  9}Iä(^ten  in  Suro^Ki 
baran,  ba|  bie  Olad^t  bed  ftaiietd  nid^t  erftarle 
unb  barum  baS  Steid^  nid^t  Aur  9lu^e  fbmme.  Sor 
allen  anberen  erftrebte  bie|  Die9ie))ubIiI^olIanb; 
mie  fie  bie  böl^mifd^en  ®ro|en  unb  i^en  S9inter« 
fbnig  griebrid^  mit  ®elb  unterftult  Igatte,  |^  yibUe 
fte  für  jeben  Abenteurer,  ber  im  9(amen  beS  flü<^« 
tigen  gfriebrid^  ftd^  erl^ob,  bafijum  beginne  n5t^ige 
@elb.  S)er  gfortgong  mad^te  ftd^  bann  leidster  butt^ 
bie  99etl^ätigung  beS  grauftgen  SaM:  ^ftrieg 
emä^  ben  ftrieg.  S)oS  Seifpief  in  biefer  9e« 
Stellung  gab  juerfi  ber  SBoflarb  SianSfelb.  föte 
bie  böl^mifd^en  StebeOen  get^,  fo  erl^b  am^ 
biefer  SanbDerberber  ben  9luf  bed  9teligion4(ciegf& 
S)a  bem  ftaifer  gerbinonb  U«  m^  SBeften  ^in 
lein  ^eer  gu  miott  jknb,  unter{tefltni  i^m  9lasi* 
milion  unb  bie  Siga  boS  i^ge  mit  i^rtm  QfeO)« 
l^erm  SiQQ.  Sion  ba  an  beginnt  für  ben  nuitme^r 
62ia]^gen  SJlann  feine  Saufbaj^n  in  großem  Stik. 
Sie  änftructlon,  meldde  er  für  feine  f^db^erm* 
tl^ätigfeit  erbtelt,  fennt  man  bi$^  nur  auf  ber 
f))&tem]ür3BaIIenitetn.  3n  biefer  beigt  efi:  JSor> 
ne(mlid9  foH  et  bm  gkötq^  ber  SReligion,  befien 
unfere  tjfeinbe  biSl^er  om  aOermeifien  gut  Sd)e(Itmg 
il^rer  rebeUifd^en  9lnfd^la0t  unb  Sntcrejfen  fu^ 
meifterlid^  gebrandet,  fo  Did  mbgli^  i^ncn  bt* 
nel^men,  unb,  unferen  fatferful^en  potenten  gemcl^ 


1745 


Xidp. 


1746 


tei4<nieeit,  bfe  jit  mtferem  (Bel^tforn  treten, 
iwtt  unf(t«tl9fgen  }ufagen  unb  üerf pred^en ,  in 
i^  Sefigion  unb  Ceremonien  ber  VugSburgt« 
fi^  Confejfion  feinen  Sintrog  )u  t^un,  auc^  in 
IBdtejf  il^rtr  inne  ^benben  Stifter  baSicnige  ju 
(alten  unb  in  oOem  nad^jtdonimen,  toad  unfet 
laib  be8  Seines  lieber  getreuer  ^ol^ann  Xfer« 
cfad  (Bittf  t>on  Xi&Q  ii^en  gugefagt  unb  n)ir 
Bod^  confirmirt  unb  beftätigt  l^ben."  S)a8 
bctnffmbc  e^riftftfid  ift  eine«  ber  »id^ttgften 
Socumente  fät  bie  (Sefd^id^te  bed  breiligiäl^rigen 
Ihicgel.  6«  bett^eist,  ba|  ber  SRome  SReligionS« 
frieg  Don  @eiten  ber  9ngriffd)xirtei  eine  Süge 
oor;  fctifid)  eine  Sflge,  bie  ftetfi  mieber  erneuert 
tmtrbe,  ni^t  blo^  Don  SRonSfelb  bis  ju  ©uftoD 
Sbolf  unb  Xorftenfon,  fonbem  bis  gur  @egen- 
iDort  ftetn  Snberer  fyd  mtfft  barunter  leiben 
«äffen,  olft  eben  ZVit^,  obf^on  gerabe  er  bie 
ffroft  feined  SebenS  baran  fe|^e,  bem  Sammer 
biefrB  fogem  HeligionSf  ricged  etn  (Snbe  )u  machen. 
(Ei  gelang  bem  aalglatten  9Jlan3felb  im  3. 1621, 
^  ber  bereits  toiber  i^n  erhobenen  fyinh  XiIlQ'8 
)tt  enttoinben.  91i(|t  fo  gläctte  bie^  ben  )U»i  an* 
beten  Sbenteurem  fürftli($en  @tanbeS,  bie,  gleid^en 
64taged  tote  9Ran3f  elb,  nur  im  Snttoeid^en  minber 
fd^Iott  ü\§  et  loaren :  bem  C^erjog  £bttfttan  oon 
Ctounfc^toeig  unb  bem  9Radfgraf en  ®eorg  gfrieb« 
ti^  oon  Qoben-Surlat^.  %\U\)  fam  über  fte  unb 
jetfd^Iug  bie  @(^aaren  bed  Sinen  loie  beS  ^nbem 
mit  ie  (Einem  umd^tigen  Stretd^e.  S)en  ÜRanS- 
felb  brftngte  er  menigftenS  oud  bem  Slfa^  toeft« 
toättS  fjüamS.  So  mar  gegen  baS  Snbe  be8 
3abte8 1622  ber  beutfd^e  Soben  rein  oon  ben  SSer- 
berbem.  Xki  fd^leuberten  bie  ^upitt  ber  SRe))ublif 
iH^Danb,  bei  benen  9Ran§f  elb  unb  Sl^riftian  ftd^ 
fom  Smetfe  toeiterer  Sluf tröge  eingefunben.  Die 
|n>ei  gfeuerbr&nbe  abermals  in'S  Siei^  l^tiitin. 
ffitebetum  fam  ZillQ  über  fie ;  er  jertrümmerte 

Cif!  bie  Sc^oaren  ebtiftianS  bei  Stabtlol^n  an 
boUanbifdb^  ®ren)e.  ®eme  toäre  er  mit  feinem 
MegSbeere  nadd  ßoHonb  bineingejogen,  um  bort 
bie  $lnfo4er  beS  ffriegSfeuerS  im  beutfd^en  Sanbe 
be{m)ufu(ben ;  oUein  bie  furgfid^tige,  nur  auf  bie 
unmittelbare  SBertbeibigung  bebad^te  g^urcbt  ber 
däut^ter  bet  Siga  Derftattete  eS  nicbt.  Den  9Rand- 
felb,  ber  ihieg  fährte  nur  um  fhiegenS,  nid^t  um 
Scbtagend  millen,  brängte  SiO^  im  äu^erfien 
9lorboeften  bed  9iei(beS  abermals  b^nauS.  S)aS 
3abr  1624  loor  fricblid^,  aber  bo(b  nur  au|erli<b. 
S)enn  mit  bie  ^äu))ter  ber  Siepublil  ^olhmb,  fo 
gtolten  ou(b  bie  SRädb^e  Snglanb  unb  granfreicb 
aber  bie  Siege  XiO^'S  für  Jlaifer  unb  9leid^. 
S)ieje  Stimmung  erfennenb,  boten  ftcb  ber  S(^tt)ebe 
tBupoD  Sbolf ,  bann  aud^  ber  2)öne  gbnf^ian  lY., 
in  Sonbon,  in  $aris,  im  ^aag  als  Sölbner» 
^äupitt  an.  3n  biefem  äBetttaufe  trug  ber  3)ane, 
tDcil  tooblfeilet,  ben  Sieg  baoon.  3b<n  mürben 
Don  <Englanb^  Stonlreid^  unb  ^oQonb  Subftbien 
bODifiigt.  3)Q)n  gemonn  Cbtiftian  nid^t  )mar  bie 
ScDbllerung  \n  9Ueberfad^fen,  aber  einige  ber 
bottigen  gffoften  Don  notorif(b  befd^tinfier  6in^ 


fid^t.  IBeteitS  im  9ftfll(Iing  1625  mad^te  %Uh)  ft(b 
fein  ^ebl  barouS,  ba|  ein  ftriegSgetoitter  aufhiebe, 
fd^merer  als  bisber,  meld^em  er  mit  bem  ^ere  ber 
Siga  allein  nid^t  gemad^fen  fein  mürbe.  £r  bat 
um  Slad^fd^ub.  2)ie^  mar  ber  $In(a|,  bog  aRosi« 
milian  ben  ffoifer  aufforberte,  felber  ein  &eer  ju 
entfenben.  S)ie  SBabI  beS  ftaiferS  fiel  auf  Stauen» 
ftein  als  gfelbbert  für  ein  ^eer,  baS  burd^  SEBet* 
bung  erft  nod^  in  fd^affen  mar.  2)aS  neue  faifer« 
Hebe  ißwc  mar  grunboerfd^ieben  Don  bemienigen 
ber  Siga.  Se^tereS  marb  aus  ben  Seitrögen  bet 
Siga  befolbet,  menigftenS  bem  $rinci|>e  nad^; 
SBattenftein  bogegen  batte  als  foft  aÜeinigcS 
SDlittel  }ur  Srbaltung  feines  ^eereS  bie  Kontribu- 
tionen, bie  er  auSfd^rieb  naä  feinem  Srmeffen. 
^3u  mar  er  felber  ber  in^S  ^aiferlid^  überfe^te 
ailanSfelb,  ber  ben  3tDed  beS  JhiegenS  bema|  nad^ 
bem  Sntereffe  feiner  ^bgier  unb  feiner  ^errfd^* 
fud^t.  —  es  mar  Xi^  befd^ben,  aud^  auf  ben 
Dönenfdnig  bie  entfd^etbenben  Streid^e  gu  fübren: 
ben  erften  burd^  feinen  Sieg  bei  Sutter  am  Saren« 
berge  im  Stuguft  1626,  ben  gmeiten  bunb  feinen 
Uebergang  über  bie  SIbe  bei  Sauenburg,  im  9n>» 
geftd^te  ber  2)änen,  im  Suguft  1627.  a)ie  2)änen, 
entmutbigt,  eilten  norbmörtS.  2>ann  fam  aud^ 
SBaUenftein  bergu,  ben  Sieg  ju  DoÜenben.  St 
trieb  ben  S)önenfönig  über  baS  geftlanb  ber  jüti- 
fd^en  Cmlbinfel  bmauS  bis  über  baS  ÜReer.  Die 
Sfrüddte  ber  Siege  2:iIIt)'S  fielen  ibm  )u.  %htt 
fein  Verlangen  ging  bober  binauS:  er  f orberte  unb 
erbielt  Don  bem  übel  beratbenen  ffaifer  baS  &er« 
}ogtbum  ÜRedlenburg.  Um  boSfelbe  fid^  bleioenb 
)u  fid^iem,  fdglo|  er  mit  bem  S>önenfönig  ben 
gfrieben  Don  Sübedt  na(b  beffen  Segebren  1629. 
Xrofc  beS  griebenS  marb  bte  Saft  beS  auf  bie 
beutfd^en  Sönber  brüdfenben  ^ereS  ber  SßaQen- 
fteiner  nid^t  Derringeri.  Die  Umgebung  beS  mob(* 
mottenben  ffaiferS  lieg  bei  biefem  nu^t  bie  Sr- 
fenntnil  aufgeben,  ba|  bei  ben  beutfcben  fjfürften 
unb  33blfem  baS  SBerbalten  feines  ibm,  mie  et 
meinte,  unentbebrlid^en  fjfelb^erm  ibm  Jelber  )itt 
Saft  gelegt  meä)e.  Srft  auf  bem  fturfurftentage 
gu  StegenSburg,  im  Sommer  1630,  traten  biefe 
fflagen  ber  Sfürjten  unb  ber  Sölter  an  ben  ffaifet 
unabmeisbar  b^an,  unb  et  mu|te  SBallenflein  ent« 
laffen.  Damals  abet  batte  ben  beutfd^  Soben 
bereits  ber  Sd^mebenfönig  betreten,  ber,  mit  bet 
begrünbeten  ^opung  auf  frangöfifd^en  unb  bol* 
lönbifd^en  Solb,  bie  Sßermirrung  unb  bie  Un- 
gufriebenbeit  im  Steid^e  für  bie  S^^i^  feiner  (Er- 
oberung auszubeuten  gebadete,  ^^m  mu|te  dn 
gfelbben  entgegengefteut  merben  fomobi  für  baS 
nod^  übrige  faUertid^e  ^eer  als  für  baSj[enige  ber 
Siga.  Die  3BabI  tonnte  nur  auf  XillQ  fallen.  Un- 
gern unb  nur  auS  ^flid^tgefubl  fügte  ftd^  ber 
®reiS,  ber  feit  langen  3abren  ftd^  nad^  enblid^er 
Stube  gefebnt,  in  bie  fernere  Aufgabe,  bie  ibm, 
meil  er  unter  Derfd^iebenen  ^enen  ftanb,  bie 
äßabl  beS  Sntfd^IuffeS  nad^  eigener  Uebergeugung 
nid^t  immer  frei  belaffen  mürbe.  SS  mar  bie|  ein 
fd^merer  92ad(|tbeU  für  ibn  einem  gfeinbe  gegen- 


1747 


Simotl^eul,  bet  1^1. 


1748 


übet,  htm,  ffönig  unb  gfelbl^en  §1^9^^/  in 
betbetlei  Sejiel^ttng  ber  ^uf  beS  reifen  Ur« 
t^eUg  unb  beS  IraftDoOen  äBtaenS  in  bet  91ud* 
fül^rung  Doranging.  S)o}u  toax  für  XiQ^  als  loi* 
{eidiid^en  gfelbl^erm  unDermeibttc^  baS  ßrbe  beS 

taffeS  ber  SRenfd^en  gegen  SBoDenftein.  S)ie 
trategif  ZUIq^S  toar  barauf  bered^net,  ben 
©darneben  }um  @d^tagen  ju  bringen.  (SuftoD 
%[boIf  toid^  QuS.  3n  ber  Stobt  ÜJlagbebura  bo* 
minirte  eine  od^Iofrattfd^e  Saction  unb  jdfioi  mit 
ben  ©darneben  ein  Sünbni^.  3n  ber  t^offnung, 
ba|  ©uftcm  9(boIf  fflr  bie  Stettung  ber  @tabt  ein 
treffen  magen  mürbe,  belagerte  Xil^  Jie.  Ser 
@c^toebe  gab  bie  @tabt  ])tei8,  unb  fein  Somman« 
baut  in  berfelben  traf  bie  Snftalten,  ba^  beim 
(Seiingen  beS  Sturmed  ber  ffaiferlid^en  baS  an 
Dielen  ©teUen  angelegte  geuer  bie  @tabt  t>er- 
Sel^rte  (ügl.  b.  9rt.  S)rei^igiö^riger  ffrieg  m, 
2060  f.).  S)ie  mid^tigfle  gfrage  für  beibe  Steile 
toQX  bann  bie,  gu  mem  enblid^  ber  gagenbe,  f  d^man- 
fenbe,  trunlföDige  fturfürft  Sol^ann  @)eorg  t)on 
Sad^fen  fid^  f dalagen  merbe.  bitt  Dor  9Ilem  tritt  ber 
9{ad^t|^eU  in  ber  StcDung  Xiu^'S  }U  Zage.  Sr  f  or« 
berte  in  ÜRund^en  unb  in  3Bien  für  ft($  bie  gfrei« 
l^eit  beS  entjd^luffe« ;  bie  ^upter  ber  Siga  aber 
tooSten  Sol^ann  (Beorg  aß  il^rem  SRitfürften 
nid^t  )u  nal^e  treten,  unb  ber  ftaifer  gebadete  il^n 
burd^  @d^onung  toieber  gu  geminnen.  Som  Snbe 
ÜRai  1631  an  entfanbte  XiUQ  nad^  9Bien  Sourier 
auf  ßourier  mit  ber  Sitte  um  unbefd^ränlte  SJoQ- 
mad^t  S)er  jf aifer  gauberte  bis  gum  28.  3uli ; 
bie  SBoOmad^t  gelangte  an  XillQ  om  13.  9lu- 
gufL  Sr  lonnte  aber  bie  Bereinigung  2^o](|ann 
©eorgS  mit  bem  Sd^meben  nid^t  mel^  ](|tnbem.  9lm 
6./16.  @et)tember  erfolgte  bie  Sd^Iad^t  bei  Sreiten- 
felb,  bie  unl^eilDoÜfte,  bie  jemald  auf  beutfd^em 
SBoben  gef dalagen  Sorben  tft  gortan  lagerte  fid^ 
über  S)eutf(^Ianb  bie  ÜRad^t  ber  gftembl^d^ft. 
S)en  alten  gfelbl^erm,  ben  baS  ©lüdf  langer  3al^re 
nidbt  aufgebläht  l^atte,  fd^Iug  baS  Unglüdf  nid^t 
nieoer.  SÖKt  raftlofer  SRülJe  raffte  er  gufammen, 
toaS  er  tytxmod^it,  um  nodb  einmal  bem  gfeinbe 
bie  Spi^e  gu  bieten.  9lud^  bte^mal  marb  bie  gfrei- 
l^eit  feine«  Sntfd^luffefi  gelöl^mi  2)er  ffatfer  be- 
rief als  ben  IDlann  feines  Vertrauens  abermals 
ben  SBaOenftein.  @o  Derblieb  XillQ  als  bie  le^te 
aufgäbe,  bem  Sd^meben  ben  Sinbrud^  in  baS 
ba^erifd^e  Sanb  gu  Dermel^ren.  Sei  biefem  Stingen 
am  Sed^  traf  ip  bie  XobeSfugeL  6d^tt)er  Der- 
tounbet  »urbe  er  nad|  Sngolftabt  gebrad^t  unb 
fiarb  bort  am  30.  9l))ril  1632.  3n  il^m  f^manb 
unter  ben  ißäWßitm  biefeS  ffriegeS  bie  ebelfte  $el- 
bengeflaö  ba^in,  ©ein  ®rab  fanb  er  in  ber  ^etcr« 
unb  ^ulSfa|)ene  gu  9llt5tting  (f.  b.  «rt.  Oet- 
tingen  IX,  768).  [Dnno  Älop}).] 

timof^ettß,  ber  hl,  ber  jünger  beS  1^1.  Pau- 
lus, flammte  auS  S^ftra  in  fi^faonien  (f.  9t)g. 
16, 1;  ebb.  20,  4  erfd^eint  er  mit  ©ajuS  auS 
S)erbe  als  Vertreter  SinIaonienS)  unb  mar  ber 
@o]^n  eines  ]^ibnif(^en  SaterS  unb  einer  j[übifd^en 
SRutter.  Severe,  Sunife  mit  9lamen,  mie  aud^ 


feine  (Sro^mutter  SoiS,  maren  früher  gum  d^ft- 
lid^en  ®lauben  gelangt  alfi  er  felbft  <2  Xim.  1, 5). 
Sinnen  ^atte  ber  1^1.  Ximot^euS  eS  gu  Derbanfen, 
ba^  er  Don  Sugcnb  an  in  ber  (eiligen  @4^ft 
unterrid^tet  mar  (2  Xim.  3, 15).  S)et  (I.  ^« 
luS  fd^eint  gu  fiqftra  in  ber  gfamilie  gemo^t  m 
l^aben  (Fouard,  St-Paiil,  Paris  1892 ,  53). 
SebenfcrilS  l^atte  ber  Spoftel  auf  feiner  erflen 
a)UfjionSreife  Ximot^euS  belehrt  unb  getauft, 
benn  er  nennt  il^n  feinen  lieben  @o(n  im  (BIouf 
ben  (1  Xim.  1,  2;  Dgl.  1  iEor.  4, 17.  2  Zim. 
8, 10  ff.)  unb  meist  auf  bie  frühere  SBele^rung 
unb  Diefleid^t  fd^on  auf  baS  bei  ber  Zaufe  Dor  ber 
@emeinbe  abgelegte  3eugni|  l^in  (2  Zim.  2,  2 ; 
Dgt  1  Zim.  6 ,  12).  9tlS  ber  1^1.  S(ktuIuS  ivan 
gmeiten  9Me  nad^  SQlaonien  lam,  l^otte  ft^  Zimo« 
tl^euS  fd^on  fo  auSgegeid^net,  ba^  ber  %}u)ftel  i^ 
als  SReifegefol^rten  ermdl^lte;  bamlt  er  bei  ben 
3uben  leidster  3utritt  erlangte,  lie|  er  i^n  be- 
fd^neiben  unb  na^m  il^n  nun  nad^  ZroaS  unb 
meiterl^in  nad^  9Racebonien  mit  (9pg.  16, 1  ff.). 
Z)amalS  mlrb  Zimotl^euS  er|t  ungefä^  20  Sc^rt 
alt  gemefen  fein.  S)enn  nod^  fafl  15  äal^rc  \pQkx 
fpri^t  ber  (l  $auluS  Don  bem  jugenbli^en  Vltcr 
feines  äüngerS  (2  Zim.  2,  22 ;  DgL  oud^  1  Zim. 
4, 12).  Seine  SBei^e  gum  SBifd^of  fdnnie  fd^on, 
mie  ÜJland^e  glauben  (DgL  Fouard  118),  bolb 
nad^  feiner  Sefc^neibung  erfolgt  fein,  ba  ^e  auf 
bie®utbei|ung^ro))l)etifd^er@timmenl^in(lZittL 
1,  18;  4,  14)  burc^  bie  ^Kmbouflegung  beS 
apoftelS  (2  Zim.  1, 6)  unb  ber  ^reSbi^ter  (1  Zim. 
4, 14)  gefd^(,  $reSbQter  fid^  aber  in  SQfoonien 
\i)on  feit  ber  erften  OliffmnSreife  beS  StpoftelS 
fanben  (Vpg.  14 ,  22).  3n  Mem  geiii^nete  ^\df 
Zimotl^euS  burd^  fol^e  SDigenb  unb  Zreue  aus, 
ba|  er  bem  (l.  ^uluS  „ber  beliebte"  (1  Zim. 
1,  2),  „ber  gjlann  ©otteS"  (1  Zim.  6,  11), 
^mie  ein  @obn  bem  Sater''  ($^tl.  2, 22)  mor. 
^on  fd^mäd^lid^er  (Sonftitution  unb  oft  franf 
(1  Zim.  5,  23),  geffil^lDoU  (2  Zinu  1,  4)  unb 
Don  92atur  fd^üd^tem  (1  Zim.  4,  12.  1  (Soc 
16,  10),  aber  felb{tloS,  tlug  unb  eifrig,  mar 
er  mie  fein  Slnberer  bem  1^1.  SauluS  an  ®f 
fbtnung  öl^nlid^  ($(U.  2,  20  ff.).  @o  fonnte 
benn  biefer  am  Snbe  feines  fiebenS  bmugen, 
ba^  Zimotl^euS  feiner  Sebre,  feiner  SebmS- 
fü^rung,  feinen  Vbftd^ten,  feinem  ©louben,  feiner 
Sangmutb,  feiner  Siebe  unb  feiner  ®ebulb  na4« 
efolgt  fei  (2  Zim.  3, 10);  er  erfd^etnt  toie  Dom 
immel  i^m  gegeben  als  Zroft  im  Setben,  olS 
tü|e  in  oOen  Sdbmierigleiten.  —  3n  ÜRact* 
bonien  mar  ZimotqeuS  bem  9nf<!^eine  tiod^  an 
ber  ©rünbuhg  ber  ®emeinbe  )tt  Z^oloni^ 
(f.  b.  9lrt.)  bet^cUigt  (1  ZM- 1,1-2  ZW»- 
1, 1),  mirfte  mit  bem  (l.  gkxuluS  gu  SBecöa  unb 
folgte  i^m  Don  bier  fp&ter  naä^  9a$en  (apg.  17, 
14  f.).  Son  bort  ging  er  na<^  Z^ffolonid^,  um 
bie  Srüber  im  ®lattben  gu  {i&rhn  (1 ZH-  ^^ 
1 — 3)  unb  brad^te  bem  9{)ofieI  oute  ^aifyciäiim 
über  biefclben  nad^  Sorint^  (1  Z$eff.  8, 6.  9pa. 
18, 5),  mofelbft  er  borni  einige  3eit  mitfie  (1 Z^ 


1749 


Zimotl^ettS  9(elttru§  ^  Xinbol. 


1750 


1 , 1.  2  Z^eff.  1,  1.  2  eot.  1, 19).  9uf  bet 
brüten  Sllf^onSreife  tourbe  er  Don  SpMuS  auS 
na^  SRocebonien  (9)>g.  19,  22)  unb  (Eorhü^ 
(1  Gor.  4,  17;  16,  10)  gefonbt  2)em  %n- 
fc^cine  md^  ffai  er  ben  Spoftel  nod^  in  Sp^efuS 
getroffen,  feine  0efa]^ren  bort  geteilt  unb  il^n 
bann  oud^  no4  üRacebonien  begleitet.  €i((er 
mar  er  bort  beim  1^1.  Ißaultifi,  als  biefer  ben 
{meiten  Srief  an  bie  Corini^er  fd^eb  (2  Cor. 
1, 1),  nnb  beigleitete  i^n  nun  nad^  eorintl^  (9t5m. 
16,  21)  unb  toeiter^in  auf  ber  Slüdreife  nad^ 
3frttblem  (Vpg.  20,  4  ff.).  %ud^  in  ber  erften 
römif^en  ®efangen|(i^ft  war  er  bei  bem  %po\itl 
(f.  $^U.  1, 1;  2, 19.  eoL  1, 1.  $^Uem.  1, 1). 
3n  Stallen  mm  er  felbft  in  ^oft,  mürbe  aber 
miebcr  befreit  unb  foUte  ben  ^L  $auIuS  bei  fei- 
nem ben  ^bröem  oerf (nrod^enen  Sefud^e  begleiten 
(^br.  18,  23).  eid^er  ^t  er  il^  aud^  beglettet, 
bis  er  angemiefen  mürbe,  in  (Epb^fuS  )u  bleiben, 
um  bort  in  fc^mierigen  SJerl^öItniffen  unb  im 
ftttntpfe  gegen  bie  ^rrle^rer  beS  bifd^öfli«^ 
VmteS  jtt  malten  (1  Xim.  1 ,  8  ff.).  2)en  Zob 
»or  Sugen,  rief  ber  ^L  ißauIuS  feinen  treuen 
3&nger  fn  ber  jmeiten  römifd^  (Sefangenfd^ft 
oon  Steuern  |u  n^  (2  Xim.  1, 4 ;  4,  8). 

S)a^  Ximot^euS  erfter  SBif^of  oon  Cp^efuS 
gemefen,  farni  al8  eine  ^iftonfd^  X^ac^e  nic^t 
befiritten  merben  (ogl.  EuBeb.  H.  E.  8,  4,  5 ; 
Constit  aposi  7, 46 ;  ConciL  Chalced.  a.  451, 
bri  Mand  VII,  298).  3la^  ben  alten  Wort^ro- 
bgien  flarb  er  ben  9Rartertob;  bie  9rt  feineS 
XobcS  erjö^ten  bie  Acta  8.  Timotliei  (ber  griec^. 
Xc|t  iß  }uer|}  oottftänbig  l^erauSgegeben  oon 
Ufener,  im  SBonner  Unioerfttöt§))rogramm  1877), 
metc^e  ober  mit  Unred^t  oon  fpäteren  lateinifd^en 
6<!briftfie&em  bem  im  2.  Sal^^unberte  lebenben 
9if4of  ^olQhotcS  oon  (E)i^efuS  gugefd^rieben 
mürben,  oidbne^  mal^rfd^einlid^  erft  jmifd^en 
400—500  entfianben  finb  (ogl.  SipfiuS,  S)ie 
o)H)cr.  S)>o{teIgefd^i(^ten  u.  Stpoftellegenben  n,  2, 
9rounf(^m.  1884,  872—400,  unb  (SrgdnjungS- 
beft,  ebb.  1890,  86;  3a^n,  ßinl.  in  baS  92eue 
Xejhment  I,  Sei)>gig  1897,  426  f.).  Sktmad^ 
mort  er  mdlQrrenb  ber  Verbannung  beS  ^L  3o« 
banneS  auf  ^ßatmoS  mit  ihtutteln  getdbtet  morben, 
meU  er  ben  Spb^fem  bie  X^eilna^me  an  einem 
beibnifd^en  ®ö(enfefie  oerboten  b^tte.  f$iele  fein 
Xob  mirOid^  erft  unter  ftaifer  92en)a,  fo  märe  er 
aDerbtngS,  mie  ).  9.  SomeliuS  a  Sapibe  u.  9. 
annehmen,  ber  Sifd^of  oon  SfMuS»  t)on  bem 
Ojfb.  2,  1  ff.  ^nbett.  Steuere  fagen  inbeffen 
richtiger,  eS  loffe  fid^  nid^t  befümmt  angeben,  mer 
bomal«  SiMof  oon  ßpl^fuS  gemefcn  feL  —  3m 
3.  356  lieft  ftaifer  GonftantiuS  bie  ®ebeine  beS 
bL  Ximot^euS  oon  6{)MuS  nad^  Sonfiantinopel 
übertrogen  unb  in  ber  ^ofteßird^  bafeCbjt  bei» 
fetfen  (og|.  Hier.  Chron.,  bei  Migne  XXV^II, 
667 ;  In  Vigilant.  5,  ib.  XXIU,  848 ;  Pan- 
Unna,  Poemata,  ib.  LXI,  672 ;  PhfloBiorgiuB 
H.  £.  8,  2  u.  9L).  2)a3  gfeft  ber  Uebertragung 
mirb  am  9.  SRai  gefeiert,  boS  Snbenlen  beS 


]^L  Ximot]^u8  f elbfl  aber  in  ber  gried^ift^en  iKrd^e 
am  22.,  in  ber  lateinifd^  am  24.  Januar.  — 
lieber  bie  )mei  SBriefe  beS  l^L  $aulud  an  Ximo* 
t^uS  f.  b.  %rt.  ^Iu8  IX,  1697  ff.  (93gl.  nod^ 
AA.  8S.  Soll.  Jan.  n,  562—569 ;  liUemont, 
MemoiresII,  ParislTOl,  142—148;  9.9utler, 
Seben  ber  Sdter  unb  aRört^rer,  beutf^  oon  Mi 
unb  9Beid  I,  aßaina  1828,  517  ff.)    [3.  gelten.] 

^imoi^ius  SeluruS  unb  Ximotl^eud 
@aIo)i]^aIioIu8,  f.  aJlonop^Qftten  YIII, 
1786  f.,  $etruS  9ßongu8  imb  eim))Iidue. 

$iit  (Tinia)  ober  ff  n  in ,  SBiSt^,  f.  ftoloqa 
Vn,  941. 

Sinbal,  SRatt^em,  englifd^er  2)eift,  mürbe 
1656  }U  9Jeer-§erriS  in  2)e0onfbite  geboren.  Sr 
ffaibirte  bie  SRed^te  )u  Osforb,  mürbe  gfeUom  beS 
9SerfeeIen*(Eone^  bafeOift  unb  enbli(^  Senior  ber 
gangen  Unioerfität ;  fein  Xob  erfolgte  im  3. 1788. 
Unter  ben  englifd^  2)eiften  (f.  b.  Srt.  S)eiSmuS) 
nimmt  Xinbal  eine  l^eroorragenbe  SteDung  ein; 
boS  begeugt  ber  i^m  beigelegte  Xitel :  ^ber  gro|e 
9lpofte(  beS  S)eiSmuS,  ber  bie  gange  @tarie  ber 
Partei  gufammengefa^t  l^be,  beffen  99ud^  bie 
»ibel  aller  bnftifd^  Sefer'  frt  (Sfetton).  €eine 
@egner  ertannten  feine  IBebeutung  an,  inbem  nad^ 
Xl^orfd^mibS  9ngabe  bereits  gu  feiner  3eit  (1767) 
bie  Safjji  ber  Schriften  gegen  i^  auf  115  ge« 
ftiegen  mar.  S)ie  3ubiffereng  gegen  bie  ))ofttioe 
Offenbarung  px&q^t  ftd^  in  XinbalS  ^rioatleben 
aus.  2)urd^  einen  Se^rer  beeinflußt,  trat  er  oom 
9lngßcaniSmuS  gum  ffatl^oIiciSmuS  über,  mad^tt 
iebod^  nad^  faum  gmei  ^äf^itn  ben  @d^ritt  mieber 
rüdgftngig.  Sr  felbft  f|)rid^t  barüber  in  einer 
@d^rift  „Ked^te  ber  d^fUid^en  JKrd^"  (Bighta 
of  the  Christian  Chorch,  London  1706), 
morin  er  aud^  bie  SSerfaffung  ber  ftird^  be- 
fömpft.  Sd^einbar  gegen  bie  römifd^e  iKrd^e  ge« 
rid^tet,  greift  baS  S3ud^  j[ebe  ^ierard^e  an.  — 
S)aS  2Bcrf,  meld^eS  eigentlid^  Ben  9hif  Xinbatt 
begrünbet  l^ot,  trögt  ben  Xitel  ^S)aS  ebriflen« 
t^um  fo  alt  als  bie  Sd^bpfung''  (Ohristianity 
as  cid  as  the  Creation,  London  1730; 
beutfd^  oon  Soreng  @d^mibt,  Sftonffurt  u.  Seipgig 
1741).  S)er  3n^alt  mirb  bur(4  ben  Siebentitel 
bal^in  angegeben,  eS  fei  ^baS  Soangelium  eine 
2BieberoeröffentUd^ung  ober  aBieberl^erftettung  ber 
natflrlid^en  Steligion''.  SSon  bem  SBieberbet« 
fteHer  (labe  bie  Sleligion  ben  92amen  ber  d^rift- 
lid^en  erhalten ;  ber  eigentßd^e  ff em  beS  duften« 
tbumS,  beffen  vlamt  nur  neuem  SatumS  fei,  f aOe 
mit  ber  naiürlid^  ^Religion  gufammen.  etiler* 
bingS  f oS  nad^  Xinbal  im  Saufe  ber  Seit  ber  ftd^i^ 
ftem  mit  Aberglauben  Oermifd^t  unb  oer^Mt 
morben  fein;  Ie{Iterer  befiele  in  ber  Sinbilbung, 
ein  oOmeifeS  unb  gnäbigeS  SBefen  jid^  burd^ 
Singe  geneigt  mad^en  gu  fdnnen,  meldte  an  fid^ 
feinen  SBertl^  l^ätten,  unb  feine  fyoipi^fkl  feien 
Sebrge^mniffe  imb  )>om))öfe  £erimonien,  bie 
OueUen  beS  religidfen  f)aberS.  2)em  gegenüber 
fei  bie  Sleligion  ber  92atur  bie  richtige  ÜRitte 
gmifd^  Unglauben  unb  Siberglauben,  f d^bd^t^ 


1755 


liroL 


175Ö 


f örmlid^en  Siöcefe  oudgeBilbei  unb  umfaßte  einen 
großen  Sl^eil  beS  gegeniDörtigen  ©prengeld  t)on 
Krisen.  S)ad  SBidt|um  @aben  ttiurbe  im  @üben 
k)on  ber  Siöcefe  Orient,  im  Often  Dom  alten 
SiStl^um  Xibumia  in  ffSmtl^en,  im  92orben  t)on 
SLugSburg  unb  toefUid^  t>on  Sl^ur  begrenst.  S)er 
bifc^öflid^e  @t^  toar  bie  auf  einem  {^minbelnben 
geljenfegel  erbaute  93urg  @öben,  bie  gegenwärtig 
(feit  1685)  t)on  Senebictinerinnen  betoobnt  toirb. 
S)aS  loid^tigfte  Hrd^engefd^id^tlid^e  Sreigni|  bed 
^fianbeS  im  ©ebirge"  in  bamaliger  3«t  war 
ba§  Sd^iSma,  in  meld^eS  fld^  bie  Ißatriard^en  t)on 
fflquüeia  (f.  b.  Slrt.  I,  1185  ff.)  fammt  iljren 
@uffraganen  Denoidelten,  totü  fie  fid^  l^rtnödig 
gegen  bie  SSem^erfung  ber  ^brei  ffopiter  auf- 
le^inten  (ügl.  b.  Mrt.  S)reifal)itelftreü  IH,  2036). 
3)ie  fübtirolifd^en  Sifd^öfe  t)on  Sri^en,  Xrient 
unb  t$f€ltre  fe^rten  aber  nid^t  lange  nad^  ber 
S^nobe  Don  SRarano  (589)  )ur  lir^Iid^en  (Ein« 
l^eit  jurüdt. 

S)er  im  ©anjen  georbnete  3ufilanb  ber  lird^- 
Hd^en  93er^ältnif{e  in  Sirol  erlitt  oft  pge  Stö- 
rungen t)on  ^u|cn.  3n  ben  Stürmen  ber  SöIIer- 
ttanberung  ](|atte  Xirol,  baS  ^^affagelanb'' 
(C  SRitter),  au^erorbentIi(|  t)iel  gu  leiben.  S)enn 
auf  ben  t)on  ber  9}atur  biefed  SanbeS  oorgejeid^- 
neten  IBal^nen  nianberten  bie  Derfd^tebenartigften 
93ölferfd^ften  nad^  aQen  Stid^timgen  unb  liegen 
mitunter  tiefgel^enbe  Spuren  i^rer  ^nmefenfeit 
)urü(f .  Sd^on  ber  ^unnenfül^r  ^ttila,  um  t)on 
bent)orauSgel^enbenSU3anber5Ügenanbcrer9}öIfer5U 
fd^meigen,  berül^rte  (450)  3:iroI ;  nad^  bem  Sturze 
be«  oflrömifd^enSReid^eS  (476)  jogen  ^twltr,  9tu- 
gier  unb  Oerfd^iebene  anbere  germanifd^e  Stämme 
burd^  bie  ^(penpäffe  nad^  Stalten,  bi§  enblid^ 
unter  ber  Dftgoten]^en|d^aft  (493—555)  für 
einige  S^it  ru]()igcre  Suftänbe  eintraten.  ?lber  ber 
barauffolgenbe  ^enf^ermec^fel  unb  bie  Snöafion 
ber  Sangobarben  (568—774)  l^emmte  abermals 
bie  ürdjlid^e  Sntmidtung,  jumal  in  ber  3)iöcefe 
Irient,  U)o  burd^  bie  frembcn  gröberer  ber  9Iria- 
nidmuS  Eingang  fanb.  Sin  beinal^e  völliger  Um« 
fturj  aDer  Drbnung  erfolgte,  aI8  um  590  bie 
Sranfen  oon  9brben  unb  SBcften  ocrl^eercnb  in 
baS  trtbentinifd}e  ®ebict  einfielen  unb  öielc  Drt- 
fd^aften  jerftörten  (Mon.  Germ,  hisi  Scriptt. 
rer.  Langobard.  110.  116.  893).  3n  bem 
Sd^reiben,  weld^cS  bie  Sifdjöfe  ber  ßird^cnprooinj 
^quileja  auf  ber  S^nobe  be§  3a^re§  591  an  ben 
oftrömifd^enftaifer  aÄauritiuä  rid^teten,  wirb  bittere 
filage  geführt,  bog  bie  gfranien  bereits  mehrere 
bifdftöflid^e  Sije,  bcjonberS  $etau  unb  3:i6urnia, 
bem  red|)tmä6igen  ilktropolitcn  entrijjen  l^ätten 
(BaroniuB,  Annal.  ad  a.  590,  n.  38  sq.).  3m 
6.  3a^rl)unbert  fielen  auä)  bie  gum  großen  %^dl 
beibnijd^en  lBai)cm  in  baS  obere  3nnt^al  ein, 
überfd^ritten  ben  33rcnner  unb  brangen  im  @ifad(- 
unb  (Stjd)t^oIc,  im  öintfd^gau  unb  im  ^uftert^ale 
öor.  Sic  nol^mcn  ben  ganzen  Sl^eil  üon  9iorb« 
tirol  unb  ben  Sübeu  bi§  jum  Slbfnllc  bc§  9^onS- 
bergeS  in  ba§  LHfdjt^al  in  ®eft^  (SUe^Ier,  ®efd^. 


Sa^emSI,  ®ot]^  1878, 52).  Ko^  fm^d^tbamag 
bie  genannten  gennanifd^en  SdQer  ^m^mii 
öftlld^n  2:^e  Xiroä  bie  SBenben,  bie  boit  gsije 
®egeiiben  }ur  SBufte  mad^,  fo  bag  bem  Vfk 
ber  flat)ifd$e  «ame  ^uftrifja,  baS  ,dbe  S^', 
beigelegt  mürbe.  SHIe  Spuren  bcS  C^rißent^ 
lourben  babei  im  ^uftertl^e  oertilgt,  unb  btr 
alte  SBifd^fSßk  Zibumia  in  jf dmt^i  Deifd^ 
doUftönbig  (tinü^aufer,  £o{>ogr.-^^^|iatliL  9e- 
fd^reibung  ber  2)i5cefe  93rii^en  I,  Sriien  1851, 
414 ;  Srunner,  Beben  beS  l^L  Seoerin,  SBioi  1879, 
70  f[.).  9(u(t  bie  SBif^ofdbitaloge  üon  Ziiot, 
Säben  unb  S^ur  bringen  Dom  Snbe  beft  6.  tö 
gum  8.  Sob^bunberi  nur  unftd^  9Iamen.  Singo- 
barben,  IBa^em  unb  Slooen  ^en  boS  j^Sne 
d^riftlid^e  ^rbeitdfelb  in  Xirol  oöEig  bro^  gel^ 
Srft  aUmälig  geminnt    bie  tirolifc^e  flu^* 
gefd^id^te  eine  frtunblid^ere  ®eflalt  Unter  ^ 
®regor  L  (590—604)  befebrten  ftd^  bm4  ba 
mobltbätigen  Sinflu|  ber  itönigin  S^rubefinbe, 
einer  ba^rifd^en  $rinjeffm,  bie  SangoboibcaCv 
b.  Sri.  Vn,  1404  ff.),  »oburd^  au4  fäi  Iiiat 
beffere  3^iten  begannen.  3tn  7.  Sabr^unbect  Oß 
xoaxb  fi^  um  bie  ebriftianiftrimg  SLorbtinÜ  bec 
bl  aJlagnuS  (geft.  655 ;  f.  b.  Srt.),  ber  Spo^ 
bed  ^Hgäu,  gro|e  IBerbienfte,  ba  beffcn  Sirin 
ftd^  über  baS  game  Sed^t^I  erftredte.  Um  biqdke 
3at  ober  Dielleid^t  etttxid  fpätcr  entimdette  014 
ber  bL  {Rupert  (f.  b.  9rt.  unb  @teurer,  9afa» 
frage,  im  $rogr.  bed  Srisener  (S^mnaf.  1894) 
in  ^a^em,  3:iroI,  befonberö  ober  im  Qohfaa^ 
fd^en  eine  gro^e  Zbö^d^^it  füt  bie  SedMtng 
bed  @IaubenS.  2)er  %  Corbinian  (gefL  730;  f. 
b.  3lrt.),  erfter  SBifd^of  Don  gfreiftng,  ber  p« 
längere  3cit  in  ber  ©egenb  üon  9Rai§  in  2iioI 
aufbielt,  oermenbete  bie  unfreitDiQige  SRuge  jua 
aSeften   feiner  Umgebung   (Dgt.   Srbeo'S  Tttt 
S.  Corbiniani  in  ber  urfpränglic^  ^cHimi, 
berauSgeg.  oon  Stiegler,  SRund^  1888).  £»4 
bie  Organifation  ber  ba^rifd^en  Sidtbüner  föc 
berte  ber  %  »onifatiuS  (geft.  755;  f.  b.  U) 
inbirect  aud^  baS  ©ebeiben  bed  Sbnfient^ 
in  einigen  Zb^tlen  92orbtitDld,  toenn  cm^  ber 
größte  %i^dl  bed  SanbeS  bamald  no^  bem  $q- 
trtard^at  ^quileja  unterftanb.    SebenfoDS  tia 
gaben  ftd^  bie  ^em  nacb  i^rer  IBefel^rung  oo^ 
^^übe,  in£iroI,  baSfie  gum  großen  Xb^  in  9e> 
fi(  genommen  Jetten,  loieber  (ircbli^  Qcoi^ 
3uftönbe  b^beigufü^ren  unb  bie  lebten  glePt  bei 
^eibentl^umS  auszurotten.    3ur  ^fe^nrng  ber 
beibnifd^en  SBenben  im  $uf!ert^,  mit  bombie 
f8at)ixn  feit  bem  6.  äal^rl^tmbert  ^octk  flita#   : 
fübrten,  grünbete  ber  le^  baorifd^f|eiiO(Zfif'  j 
filo  baS  Senebictinerflofter  3tmi4«,  bol  m  j 
Sd^mi^  aus  beftebelt   umrbe  (TiHIMh  ^  ■ 
441  ff.).  2)a8  let^ere  Alofter  tsubc  K«ir 
gegrünbet,  aber  megen  btil  mSimt 
aufgegeben.  S)ad  ftloficr  ännttoi 
fd^of  Otto  oon  greifms  (f.  )i.  '■ 
SoUegiatftift  um,  boS  no« 
3laä^  ber  Untermecfung  b 


175$ 


litol. 


1754 


(EimDo^ner,  too)>on  ungef%  860000  Italiener 
unb  9000  SRomonm  (Gobinier  unb  ®töbner)  ftnb. 
Xiiol  itnb  Sotorlberg  I^Un  j[e  einen  eigenen 
&inbtag,  fenben  aud^  Sertretet  in  ben  öftemi«]^- 
{4cH  9te{<^rat(;  bie  gemeinfd^ftlid^  l^öc^fte 
Sonbem^^iycbe  tft  bie  f.  (.  Stattl^Iterei  in  3nn«- 
fmad,  ber  24  IBe3iTtfil^u))tmQnnfd^ten  unter» 
geoibnet  pnb.  —  3n  fird^Hd^  Sejie^ung  ift  baS 
vonb  feit  1818  unter  baS  er}bidti^um  @oI)burg 
unb  bie  eist^mcr  Xrient  unb  Sri^en  (f.  b.  %rtt) 
mit  bem  ®enetatoicariat  Sororlberg  oertl^t 
Da  ^4  ba6  @ebiet,  meld^fi  Xirol  unb  SJorodberg 
umfdi^lielt,  erfi  int  Soufe  toieler  So^r^unberte  auS 
ftfineren  ^errfi^often  )u  einer  großem  territorialen 
^in^it  geftoltete,  gel^brte  ee  früher  mel^reren,  aud^ 
oudn>ärtigen  Sddcefen  an :  ^quUeia,  gf^Itre,  $a- 
buo,  Serona,  S^ur,  ih)nftan},  Augsburg,  gftei» 
fing  unb  S^iemfee.  —  2)ie  tirolifd^e  ftitd^- 
gef4i<4te  jerfdOt  in  brei  Venoben. 

1.  ®runblegung  beftSl^riftentl^umd 
unb  %ilbung  Don  Sidtpmern  (bis  1027). 
Die  ölteften  Seioo^ner  bed  l^tigen  Xirot,  etl^no- 
gro))^ifc^  fi^d  StruSfer,  tl^eilS  Seneter,  tJ^eilS 
ifelten,  »urben  Rftter  genonnt  ($Ionta,  S)od  dte 
»otien.  Setiin  1872;  6to(a.  Sie  Urbeofilfe- 
tung  Xitott,  ^nnSbrudt  1892).  S)a8  t)on  ben 
9tatem  betool^nte  gto|e  (gebiet  Tom  15  b.  (Sfyc. 
unter  bie  ^errfc^ft  ber  StBmet^  meld^  einen 

iiro|cit  St^ed  beSfelben  }ur  Tronin}  Baetia  ge- 
tafteten  unb  baS  l^eutige  aßdlld^rol  (ungeföbr 
fublid^  Don  2)aitfd^me|  mit  ber  ^uptftatbn 
Xrient)  gu  ätolien,  baS  öftlid^e  ^ftert^al  Don 
ber  2>rauquette  an  )ur  ^toDinj  Ütodcum  {dringen. 
S)ttrd^  bie  tbnttft^^  Eroberung  St&tienS  nurben 
avuS^  bem  S^tiftentl^um  in  biefem  Sanbe  bie 
SSege  geba](^  9lad^  ber  aDgemeinen  Xrabition 
foU  fd^on  ber  IfL.  ^ermagorod,  ein  @d^üler 
bed  Smuigenften  9Rarcu8  unb  erfler  Sifd^of  Don 
Vquiteia  (f.  b,  %rt.),  bie  JKrd^  Don  Xrient 
gegtünbel  unb  i^r  ben  Sifd^f  3oDinu8  olS  Wir- 
ten Dorgefekt  ^6en  (@inna4ier,  SBeitröge  Don 
SBriien  I,  Srisen  1837,  218  ff.).  ®ana  fidler 
erf(beint  881  «bunbantiud  olSStfd^of  DonZrient 
ouf  einer  Si^nobe  Don  Squi(ej[a  (Manai  III, 
599).  Neffen  Slod^olger  nmr  ber  Ifi.  9Hgüitt3, 
ber  ^ouptoegrfinber  ber  Siöcefe  Xrient.  Sr  ftarb 
um  400  ben  Slort^b  im  fleinen  Seitent^al 
Xenbena,  oli  er  bort  bie  lej^ten  S|mren  beS  ^' 
bentbnmS  Dertilgen  ttoDte.  SBenige  Sobre  Dörfer 
(39^  »aren  tfim  feine  brei  (Sebilfen  im  IRonS* 
tbale,  SIesonber,  €ifinniu8  unb  SRart^riuS,  auf 
glel^  rubmDoDe  SBeife  im  Xobe  DorauSgeeQt.  Ur- 
fprüngti<^  umfaßte  bie  SiBcefe  Xrient  nid^t  nur 
boB  i^ge  Sflbtirol  bis  nad^  Sojen  b<tauf ,  fon- 
bem  oud^  boS  fogen.  Stfd^Ianb  unb  ben  Sintfd^ 
gou  bis  etma  }um  Xrafoibad^e.  OberDintfc^gau 
ftonb  iDol^rf d(|etnti4  unter  bem  Sif (bof  Don  Somo, 
Don  100  b^r  bie  Cl^rlftioniftrung  oiefer  (Begenb 
über  9)eft(in  ganj  naturgemft|  Dor  fi(b  geben 
fonnte.  Spftter  fom  ber  ganje  tßintfd^gau  Don  ber 
^er  bei  Stetnn  bis  SiauberS  }ur  SMöcefe  (Ebur 


(f.  b.  Srt.),  beren  Stefiben)  aud^  fd^on  frfil^ 
^au)ytort  Don  Baetia  I  mar.  9IIS  %))ofteI  Don 
ei^ur,  baS  in  ber  gfolge  bem  9)letro))oUten  Don 
Woilonb,  fp&ter  bem  Don  SRaing  untergeorbnet 
mürbe,  mirb  nad^  aSgemeiner  Xrabition  ber 
^I.  SuduS  im  2.  2lobr^unbert  genannt  3)er  erfte 
beglaubigte  Sifd^of  ift  ber  bl.  Slfimo,  beffen  9lame 
451  ouf  einer  @9nobe  Don  JRailanb  ermäbnt 
mirb  (Mansi  VI,  141).  Srft  feit  biefer  3eU  ober 
nod^  fpöter  lann  ber  SBintfd^gau  fird^id^  Don  ^vac 
abgetreten  morben  fein.  3m  Salfugana  foll  ber 
bl.  ^rmeS  }uer[t  ben  d^riftlid^en  Glauben  Der« 
funbet  b<iben;  an  if^n  erinnert  nod^  ein  ur« 
altes,  ibm  geweiftes  ffird^ein  bei  Salceronica 
(SRontebeOo ,  Salfugana,  XoDerebo  1793,  19. 
30. 181  ff.).  S)iefeS  Xbal  ftanb  Don  ben  fiUeften 
Seiten  bis  1785  unter  bem  SiSt^m  $eltre, 
beffen  erfter  Sifi^of  nad^  ber  Ueberlieferung  ber 
bl.  $roSbocimuS  im  2.  Sabtbunbert  mar.  Ueber 
bie  ßntftebung  ber  ffird^e  Don  @öben,  beren  @i^ 
fpftter  naä)  Srisen  übertragen  mürbe,  l^t  man 
feine  fidleren  S)aten.  Sine  fromme  Segenbe  nennt 
ben  bl.  MP<ni  (f-  >>•  ^^'  H,  2020)  als  erften 
3ll}ofiel  unb  Sif d^of  Don  Sdben,  ber,  burd^  l^tb- 
nifd^e  f^orben  Don  feinem  @i^  Dertrieben,  nad^ 
ämola  flol^  unb  bort  gemartert  mürbe  (Besch, 
Annales  Sabonienaes  I,  Aug.  Yind.  1760, 
70  sqq.).  X^atfad^e  ifl  nur,  ba^  ber  beilige  Vlau 
tprer  (laf jton  in  einer  alten  Urfunbe  Don  845  als 
fßatron  ber  JHrd^e  Don  @öben  erfd^eint  (Sleblid^, 
3ur  ®efd^id^te  ber  Sifd^öfe  Don  IBrisen,  in  ber 
3eitfd^rift  beS  gferbinanbeumS  1884,  8  ff. ;  2)erf., 
ein  alter  9ifd^ofSfi|  im  ®ebirge,  in  ber  Silpen« 
DereinS}eitfd^rtft  1890,  85  ff.).  6eü  450  mirfte 
in  Xirol  ber  Don  Ißaffau  Dertriebene  SBanber» 
bifd^of  Salentin  (f.  b.  9lrt.),  ber  mit  Sftftimmung 
beS  $a))fteS  Seo  I.  nad^  StOtien  jog  unb  472  }tt 
SRaiS  bei  ÜReran  als  (SlonbenSbote  flarb.  Sein 
®rab  ouf  3nu>berg  mar  lange  3<it  binbunb 
baS  S^tl  frommer  $ilger,  }.  18.  beS  SenanttuS 
gortunatuS  (f.  b.  9rt)  im  6.  Sal^rbunbert  (Mon. 
Germ.  bist.  Anot.  antiq.  lY,  368 ;  DgL  Vita 
8.  Severini  86;  9tir{d^l,  X)er  bl-  93alentin, 
9Rainj|  1889).  (Eine  SRenge  Don  ftird^en  unb 
ffapeuen  finb  nod^  iebt  feinem  9nbenfen  in  Xitol 
gemeibt;  er  l^at  nid^t  nur  für  eine  einzelne  S)i5« 
cefe,  fonbem  für  baS  gan^e  Sanb  grobe  SBebeu« 
tung.  @t  ängenuin  i|f  ber  erfte  l^ifd^ofSname, 
ber  uns  in  ber  (Sefd^td^  beS  alten  OiSt^mS 
€ftben  mit  Seftimmtbeit  entgegentritt  «iuf  ber 
@Qnobe  Don  (Srabo,  in  meld^er  ClioS,  ^atrlord^ 
Don  Vquileia,  16  Sifd^öfe  feiner  fßroDin)  megen 
beS  S)reifapitelftreiteS  im  %  579  Derfammelt 
l^otte,  erfd^eint  in  ben  Unterfc^riften  nebft  Sgnel« 
luS,  Sifd^of  Don  Xrient,  aud^  Sngenuin  Don 
@äben,  Dertreten  bunb  ben  ^riefter  SRartion 
(Beech  1, 862  sqq.).  9ber  Don  SngenuinS  92ad^ 
folgern  finb  nur  burd^  einen  Diel  fpätem.  nid^t 
gang  Derbürgten  SBifd^ofStatalog  bie  !Ramen  be« 
fannt  3ebenfaQS  mar  bie  ftir^e  Don  @äben  in 
ber  }meiten  ^(fte  beS  6.  Sal^r^unbertS  }u  einer 


1755 


Xitol 


1756 


fdradid^m  Si5cefe  auSgebUbet  unb  utnfa^e  einen 
großen  %^tü  befi  gegentoftttigen  @))rengelS  Don 
Sncen.  2)q9  SiSt^tn  @öben  lourbe  im  @üben 
Don  ber  Sidcefe  Xrient,  im  Often  Dom  olten 
SiStl^  Xihtmia  in  Stixtdf^tn,  im  SRorben  Don 
9ugdburg  unb  meftlid^  Don  Sl^ur  begrengt  2)er 
bi{($öflid^e  @i^  mar  bie  auf  einem  fd^minbelnben 
Selfenlegel  etbaute  Surg  Söben,  bie  gegenmättig 
(feit  1685)  Don  Senebidinerinnen  bemo^nt  mirb. 
SDoS  mid^tigfte  fird^gefd^id^tlid^e  Sreigni^  bed 
^SonbeS  im  (Bebirge"  in  bamaliger  3eit  loar 
baS  ©d^iSma,  in  mel^eS  fid^  bie  ^triard^en  Don 
Squileia  (f.  b.  Stt.  I,  1185  ff.)  fommt  i|ren 
Suffraganen  Dertoiielten,  toeil  fte  fid^  |^Qttnödig 
gegen  bie  Sermetfung  ber  ^btei  fHapiUV  auf- 
lel^nten  (DgL  b.  9rt  SreüapttelfireU  in,  2036). 
SHe  ffibtirolifd^en  »ifd^dfe  Don  Sriien,  Xrient 
uid)  S^Itre  lebden  ober  nid^t  lange  nad^  ber 
€Qnobe  Don  ÜRarano  (589)  )ur  Kr^Iid^en  Sin« 
l^it  }uru(I. 

2)er  im  Sanjen  georbnete  3uflanb  ber  (ird^- 
Hd^en  Serbältniffe  in  2:iroI  erlitt  oft  gro|e  Stö- 
rungen Don  9u^en.  3n  ben  Stürmen  ber  Sölfer- 
manberung  l^atte  Xirol^  baS  „$af|agelanb'' 
(S.  Slitter),  au^erorbentlit^  Diel  gu  leiben.  Senn 
auf  ben  Don  ber  9tatur  biefed  SonbeS  Dorgejeid^- 
neten  Sahnen  manberten  bie  Derfd^iebenartigften 
SSdQerfd^en  nad^  aUen  Sttd^ttmgen  unb  liefen 
mitunter  tiefgebenbe  @))uren  il^rer  9nmefenbeit 
gurüdt.  Sd^on  ber  ^unnenf  ül^rcr  ^ttUa,  um  Don 
benDorauSgel^benSakmbergägenanbererSSöDergu 
fd^meigen,  berührte  (450)  Xirol ;  nad^  bem  Sturze 
beS  oftrömifd^enSteid^eS  (476)  gogen  ^eruier,  9ht- 
gier  unb  Derfd^iebene  onbere  germanifd^e  Stämme 
burd^  bie  Slpenpöffe  nad^  Italien,  bis  enblid^ 
unter  ber  Oftgoten^enfd^aft  (493—555)  für 
einige  3cit  ruhigere  3ufianbe  eintraten.  9ber  Der 
barauffolgenbe  ^errfd^edoe^ifel  unb  bie  SnDafion 
ber  Sangobarben  (568—774)  b^mmte  abermafö 
bie  fird^Iid^e  SntmidKung,  gumal  in  ber  S)iö€efe 
3U:ient,  mo  burd^  bie  fremben  Eroberer  ber  Slria- 
niSmuS  (Eingang  fanb.  6in  beinahe  DöSigerllm« 
ffatr}  oder  Orbnung  erfolgte,  alS  um  590  bie 
Sfronlen  Don  9torben  unb  9Be{ten  Der^eerenb  in 
baS  tribentinifd^e  ®ebiet  einfielen  unb  Diele  Ort« 
fd^ften  gerftörten  (Mon.  Germ.  bist.  Scriptt. 
rer.  Langobard.  110.  116.  893).  3n  bem 
Sd^reiben,  toeld^eö  bie  Sifd^öfe  ber  ftird^enproDing 
9quileia  auf  ber  S^nobe  be8  3ab^ed  591  an  ben 
oftrdmifd^enAalfer3RauritiuSrid^teten,U)irb  bittere 
ftlage  gefübrt,  ba|  bie  gfronlen  bereits  mehrere 
bifd^bflU^e  Si|e,  bejonberS  $etau  unb  Xibumia, 
bem  red^tmö|igen  3Retro))oIiten  entriffen  bebten 
(Baronius,  Annal.  ad  a.  590,  n.  38  sq.).  3m 
6.  3abtbi<nbert  fielen  aud^  bie  gum  großen  Sl^eil 
beibnifd^en  Sägern  in  baS  obere  3nntbal  ein, 
überfd^ritten  ben  Srenner  unb  brangen  im  Sifadt- 
unb  (Stfd^tl^ale,  im  SSintfd^gau  unb  im  Ißuftertbale 
Dor.  Sie  nal^imen  ben  gangen  %l^nl  Don  9lorb- 
tirol  unb  ben  Sflben  bis  gum  Slbfaüe  beS  SRonS« 
bergeS  in  baS  Stfd^tbal  in  SBeft^  (Stiegler,  @cfd^. 


SBo^emS  I,  <Bof^  1878, 52).  9lod|  fnrd^iboret  alS 
bie  genannten  germanifd^en  85Ifer  ^oitften  im 
öftUd^n  %^  Xirott  bie  fflenben,  bie  bort  gonge 
®egenben  gur  9Bufte  mod^ten«  fo  ba|  bem  V^t 
ber  fIaDifd$e  Slame  ^uftnffo,  baS  ^dbe  Sa^\ 
beigelegt  mürbe.  WU  Bpvam  beS  Q^riftcnt^S 
tourben  babei  im  $tt[tertbale  DertUgt,  unb  ber 
alte  Sifd^fSftif  Xibumia  in  fffimt^n  Derf^monb 
Doüfiönbig  (ZmÜ^fer,  Xo)>ogr.-^tfL^tatiß.  Se« 
fd^reibung  ber  SHöcefe  Srifen  I,  fBrifen  1851, 
414;  SBrunner,  Seben  beSbL  SeDerin,  SBien  1879, 
70  ff.).  9u(b  bie  »ifd^o^faitalose  Don  Xzient, 
Säben  unb  Cl^ur  bringen  Dom  (Inbe  beS  6.  bis 
gum  8.  Sabrbunbert  nur  unftd^ere  92omcn.  Sango- 
barben, Sägern  unb  Slaoen  iahtn  boS  fd^dne 
d^riftlid^e  «rbeitsfelb  in  Xirol  DöDig  bro(^  gelegt 
Srft  aümölig  geminnt  bie  tiroHfd^e  ftizd^> 
gefd^id^te  eine  freunblid^ere  ®efklt  Unter  ^jt 
Tregor  L  (590—604)  belebrten  fid^  bur^  ben 
toobltbotigen  Sinflul  ber  ftdnigin  X^eubelinbe, 
einer  ba^rifd^en  Sßringeffin,  bie  Sangobarbai  (f. 
b.  9rt  VU,  1404  ff.),  mobttxd^  aud^  fax  Zrient 
beffere  3eiten  begannen.  3m  7. 3Qbt]^unbert  er> 
toarb  ft^  um  bie  SbrifÜanifirung  9b)rbtirDlS  ber 
bl.  ÜRagnuS  (gefl.  655 ;  f.  b.  9rt.),  ber  Vpo^tl 
beS  Mgou,  gro|e  Serbienfte,  ba  beffen  SBirfen 
ful^  über  boS  gange  Se<btl^l  er^redte.  Umbiefelbe 
3ett  ober  DieEei($t  etmaS  fpöter  enttoideOe  au4 
ber  bl.  Slupert  (f.  b.  9rt.  unb  Steurer,  Shipertus- 
froge,  im  $rogr.  beft  Sriiener  ®qmnaf.  1894) 
in  Sägern,  Xirol,  befonberS  aber  im  Salgburgi* 
fd^en  eine  gro^  ZbStigteit  für  bie  Verbreitung 
beS  ©laubenS.  S>er  bl.  Sorbinian  (geft.  730;  f. 
b.  9lrt.),  erfter  S3ifd^of  Don  @freifmg,  ber  fitb 
längere  3eit  in  ber  ®egenb  Don  9)laiS  in  Zirol 
auf bielt ,  Dermenbete  bie  unfreitoiSige  9Ru|e  lum 
Seften  feiner  Umgebung  (DgL  Srbeo'S  Yita 
8.  Gorbimani  in  ber  urftrrflngßi^  Sfoffung, 
berauSgeg.  Don  Stiegler,  Wmäfm  1888).  5S>uxd) 
bie  Organifation  ber  baqrifdben  fBiStl^flmer  för- 
berte  ber  bl.  SonifaftuS  (geft  755;  f.  b.  Sri) 
inbirect  aud^  baS  ®ebeiben  beS  (Ebriftent^umS 
in  einigen  Xl^eilen  92orbtiroIS,  menn  audfi  ber 
grölte  Xb^  beS  SonbeS  bamatt  nod^  bem  ^- 
triard^t  tSquileia  unterftonb.  SebenfoIlS  €Atx 
gaben  ful^  bie  SBo^em  nai^  ibrer  Sebbnmg  aud^ 
ÜRube,  in  Zirol,  baS  fie  gum  gro|en  %^  in  9e- 
ft^  genommen  Ratten,  »ieber  fircbü^  ga>dmete 
3ufiönbe  berbeigufu^ren  unb  bie  l^ten  9ieP<  beS 
^bent^umS  auSgurotten.  S\xt  Sele^nmg  ber 
beibnif  d^en  äBenben  im  $u|tett^e,  mit  benen  bie 
fbcan^tm  feit  bem  6.  3a^r9unbcrt  l^arlf  ftmp^ 
fährten,  grfinbete  ber  le^e  ba^rifd^e^ergogS^of- 
jtlo  baS  SBenebicHnerno^  Sniüd^en,  boS  Don 
Sd^i|  aus  beflebelt  mürbe  i%ixdfym\ßx  I, 
441  ff.).  2)aS  lefttere  Alofter  muxbe  bereits  763 
gegränbet ,  aber  megen  bed  rauben  AlimoS  bolb 
aufgegeben.  2)aS  ftlo^er  Sunid^  iDonbelte  lBi> 
fi^oj  Otto  Don  greipng  (f.  b.  9rt)  IUI  in  itn 
Souegiatftift  um,  baS  nod^  b^^  fortbeftebt  — 
92ad^  ber  Untenoerfung  ber  Sangobarben  (774) 


1757 

anb  b«  VbMung  bt9  baQri[ii^ 
fUD  (788)afu^Ttii  bit  Hn^lid)^ 
»tt  ctnt  bcbcutfame  ülnSiibcti 
(f.  b.  9Irt.),  btm  ic|t  0111$  Xhot 
«ertrat  bcn  ®nnibfa|,  baft  b 
QcUung  tm  ;ioIitif4nt  mitQliil^l 
VHm  trug  ou^  !|ia^  Sto  UL 
^6  798  b«i  bif^öfEid^  @ij( 
iRetnitiDlc  Don  SBa^nn  unb  oi 
9ni^Q,  SttQnieliuTg  unb  $a|| 
«fe  Säticn  imttr  (Sinna^n  I, 
747  Bqq.)>  nä^icnb  bit  füblU 
Xtitnt  not^  untci  Slquileta  D« 
Üum  Sdbtn  trat  fonttt  in  bie  3 
ini^tn  ein.  ße  eiftiedte  fic^  ül 
MS  }um  3ufidnn  iBa(!&e  (Sßfan 
fibn  boS  eifadt^al  f>{3  gunt  %\ 
mä>  ginn  Aaibaim!iii(!^  bti  Si 
flfwr  baS  ganjt  Sßi)])>l^al,  baS  i 
thiflna^mc  bc3  Dbcm  $a|nauiül| 
bet  @4ami^  (gu  STnfmg), 
Itttttrinnl^  bis  gum  SiQti.  3 
Veit  baS  $i3tlium  ©äbtn-SBi 
fm^  nac^  bis  in  bie  neuefie  3 
Stif4  tmtrbe  baS  ,&anb  im  ®et 
Seil  in  jmti  3:^tUe  geteilt:  t 
mit  Xrimt  fam  ju  31alim,  bit 
ffi3)tutf<$Ianb  gt|(t)Iagen (^oin 
Seife  I,  etuttgoit  1820,  162 
Mn  Squiltla,  |d  ouibe  avif  n 
«on  Siecbun  (843)  bai  nun  jui 
g^Sitee  Siit^um  Cl^ui  nuB  bi 
•emitbe  DonSnailanb  gtiast  ui 
•on  Sflotn)  untti^nt.  Sen  Im 
|0if^  brät  neuen  Snetiopolit 
mb  betn  ^ßatiimi^en  Don  Squile 
fciiu  9te^  ouc^  übei  boS  „tnii 
xtcitm  gcitenb  mail^te,  ent[4>eb 
ba^in,  ba|  luifd^  beiben  @p 
Mc  @ren}c  bilben  foule  (Xiid^oi 
1 187).  <E)ae  SiSl^um  Sifent 
amr«  Ober  baS  ®e6itt  fübli^  b< 
ta  SifacH^Ic  unb  übti  baS  untti 
«S  ielt  ju  a:iiDl  gctiert,  angcfi 
Safferufer.  Sie  ^lenjcn  biefe 
m  alfo  na^eju  mit  ben  politifd 
Stqen  unb  Orient.  93al{usana 
Uite  Ht^ti^  JUI  Siiitcefe  geltre 
Ckdfußona  28  ff. ;  ÜSoltelini,  ir 
fteiUnanbeutnfi  1889 ,  7  ff.). 
XtCDl  feinen  Sprengel  auS  i 
Sfaltf^eini,  baS  iBurggtaf  enamt 
91iliiber9  bis  gum  testen  Sßalfei 
Tlro1«iu«),  ßbei  baS  obere  $ag 
Bbll^e  iBoiarlbcrg  (Capitulu 
*Jn  Me  übrigen  tleinen  ©tbltl 
Xtcol  unb  iSarailberg  tficUten 
Don  Sbiemfee,  g^rtifing,  HlugSbi 
(iiirfbanfer  I,  17  ff.;  Mopp, 
Vonnlberg  I,  SrijKn  1893,  1 
Srnnifer  bom  3illet  obiDfirtB  i 


XH  beS  $uf)ett^  (Aroüi)  nBrbli«  ha  3>»iu 
oe^arte  gu  Saljbutfl.  Sicfe  bei  ^au|rtfa(^  mtü) 
f^on  unlei  Rad  b.  @r.  ficiiten  Srengen  »uiben 
fpStei  nur  in  unDefentlti^en  fünften  benötigt. 
Siei  loettbin  fii^tbare  ÜHorfflein,  an  neld^  bie 
brei  uid^gften  SiUScefen  XitoIS:  Xritnl,  SriEen 
unb  Ebnr,  jufammenßie^,  isat  bei  fi^neebtbedite 
,Sitft-  in  Spafftier. 

2.  Sit  <ßeitobe  bei  geijllt^en  gffii- 
ßent^amer  (1027—1818).  a.entfle^ung 
fleiftlic6et  ietritotien  (1027—1122).  «uS 
bei  3eit  beS  StiebetgangeS  bet  flonlingei  unb  bec 
erften  Silbung  eines  m&c^tigen  beutf<^en  SRei^S 
I|aben  fid^  tncnige  %iäinä)tm  üba  bie  ffir^en« 
gef($i^te  XirolS  erhalten ;  ober  fie  genügen,  unt 
beren  (E^orartei  gu  bepimmen.  3n  jener  3*it 
gio^  EBcmilberung  unb  Unfi^erbeit  nobm  baS 
bebiängte  S3oII  gu  ben  fir^li^en  SSfiriKntefigem, 
ben  S9i|c^Sfen,  feine  Suflu^t,  %ili4  nie  bie 
mma  in  ber  ätefnbr  bei  ben  ppften^ilfe  fud^ 
ten.  Sie  {i^  in  SRom  ouB  foIcEien  %erbältni|{en 
oüinSlig  ein  Kiid^enftaat  entmtdelte,  fo  entftanben 
au^  im  ©tbirflilanbt  Siml  geiftlic^  Serritoritn, 
%K  ftotflPifte,  befonberS  Xrient  imb  5Brijen,  er- 
langten nad^  unb  na^  bitle  Stfi^ungen  unb 
Sterte,  Utl^e  ben  ©runbftod  igier  [fiättrcn  gür- 
ftentbümer  bilbeten  (^  Sägei,  @ef(^.  b.  Sanb[tiinbe 
XiroIS  I,  ännsbnid  1882,  222).  »Umälig,  be- 
fonberS  feit  Otto  b.  @r.,  ber  auf  bie  titd)lt(^en 
EEBüibenträger  nod^  Dielen  Snttäuf^ungen  oon 
Seilen  tDeltlid^er  gütflen  gro^  Üxrtrauen  fe](te, 
nobmen  bie  iBifd^Sfe  eine  uii^tige  politifi^  Stel- 
lung ein.  Oft  gefi^ab  boS  freiließ  gum  Serben 
ber  ffir^e.  Sif^of  3ad^arioS  Don  SBrisen  g.  ©. 
fiel  bei  ber  fuirf)tbaren  3litberlage  ber  ®eutf(6en 
bur^  bie  Ungarn  am  5.  3uli  907  (Beech  m, 
833  sqq.),  unb  EDIanaffeS  IL,  SStf^of  Don 
arient93S— 957,  ber  Sieffe  beS  flönigB  §ugo 
Don  Italien,  nor  auc^  grgtiifd^of  oon  QlrleS, 
IBifi^of  Don  3)erona  unb  iDiantua,  gugleid^  @rg> 
longler  in  3talitn  unb  ÜJlarigraf  Don  Xrient 
(Siefebred^t,  Seutfc^  flaiftrjeit  I,  Sraunft^ueig 
1874,  369.  371  u.  382  f.).  Seit  ben  Sagen 
Otto'S  I.  gebSite  bie  @iaffd^aft  liitnt  gu  ber 
Don  bicfcm  geghinbeten  Wad  lOerona  unb  lourbc 
bomols  Don  ben  ^ergogen  Don  Aämtben  Dertnoltet 
S)a  ffoniob  n.  bürdet  ben  Abfall  2StaIienB  unb 
ben  Sufflanb  in  Seu^c^Ianb  bebtobt  nur,  fuc^e 
er  fu$  befonberS  ber  bagioifc^tn  liegenben  Sllpen» 
tbSier  gu  Derftc^em.  Saber  I5Ste  er  ouf  bem  SRüdE* 
toegt  Dom  Kämerguge  im  p.  1027  bie  @raff^ft 
Xiient  Don  9)erona  unb  ffämtben  loS  unb  übergab 
fie,  um  bie  ^SJtoätt  bei  ^erjogS  gu  f^nS^en  unb 
an  ber  fßfortc  ^talienB  einen  Derläfiliiben  Sjor- 
toSditei  gu  baben,  bem  £Bif(f)Df  Ulrii^  IL  oon  Xrient 
(1022—1055).  SDaburd&  mürben  legerer  unb 
beffen  Kaibfolget  reii^Sunmittelbare  Surften  mit 
^tgoglifberSeniott.  ©leid^jeitigDerliebberÄaifer 
bem  SBif(|of  Don  Orient  au^  bie  ®raffd^aft  !9ojcn 
unb  bie  im  ^lorbDeften  angrenienbe  @raff^aft 
ißtntfi^gau,  bie  fogar  bis  noi^  Sngabin  b^ont* 


1759 


XiroL 


1760 


I,  ihoe^a  1885,  502,  «nm.  2).  «uf  ö^nltd^ 
Seife  enttDhfelte  fid^  baS  gfutfient^um  SBrisen 
(6teitrer,  entfleug  unb  %ul^btlbung  bed  gfut- 
^eittl^S  Sricen,  eriien  1883  [Programm]), 
änt  3. 901  tmtrbe  bem  93if(i^ofe  Don  @öben  burd^ 
Subtoig  bad  Pinb  bei  ouSgebel^e  f^of  fßrid^SnQ 
gefd^  (Besch  m,  308  sqq.).  2)er  l^ilige  SBi- 
fd^of  fObuin,  ber  and^  eine  gro^c  politifd^e  SRoQe 
firtelte  (Xeblid^,  in  bet  Seitf^tift  befi  gfetbinon- 
beumS  1884,  9  ff.),  »erlegte  ben  @i|  bed  Sifi- 
Üpxmi  um  bad  3a^r  1000  Don  ber  (teilen  gfelfen- 
burg  6dben  nac^  bem  bequemer  gelegenen  Orte 
»ricen.  ffienige  Solare  \päitt  (1027)  oerliel^  ber 
genannte  ffoifer  ff onrob  IL  ebenfoDS  ouf  feinem 
3uge  burd^  Xirol  bem  Sifd^of  fKirttoig  Don 
SBrtsen  (1022-1039)  bie  ®ra|fd^ft  beS  treu- 
lofen  SBelf.  @ie  reid^te  Don  ber  Örenge  ber  Sid- 
t^umer  Xrient  unb  IBrisen  burd^  bad  Sifadtl^ol 
fiter  ben  Srenner  bis  ännSbrud  unb  bis  gum 
SiQerflufle  im  Unterinni^I.  ffaifer  iQtxwdd^  IV. 
Derliel^  nod^  bagu  bem  99ifd^of  ^Uttoin  (1091)  bie 
@raffd^aft  ^uftert^ol  ouS  S)anrbarfeit  für  bie 
„treuen  ffiienfK»*,  bie  er  i^m  im  Äampfe  gegen 
bie  ppfte  geleiftet  j^tte  (9leblid^  36  f.).  9lud^ 
bie  oudlönbifc^en  IBifc^öfe,  beren  @))rengel  ftd^ 
über  größere  ober  üeinere  Xl^eile  Xirolfi  erftredten, 
toie  @al}burg,  (S^ur  unb  ^Itre,  befa^en  in  Xirol 
ouSgebel^nte  SBefi|ungen  unb  Steckte,  meldte  jur 
CueHe  fpöterer  fionbeSl^ol^t  nmrben  Oöger  I, 
290  ff.).  2)08  «nfel^en  ber  tirolif d^en  gfürftbifd^öfe 
toar  bereits  fo  ^od^  geftiegen,  bo^^ppo  oonSBricen 
(1089—1048)  Don  ftoifer  ^einrid^  UI.  )um 
$ü)>fte  erl^oben  ttmrbe ;  S)amafuS  11.  (f.  b.  9lrt.), 
D}ie  er  fid^  nannte,  ftarb  aber  fd^on  brei  Sßod^en 
nad^  ber  ^ntl^ronifation  im  3. 1048  (»ebUd^  80). 
SMe  rul^mDolie  politifd^e  Stellung  ber  tiroUfd^en 
IBifd^öfe  brad^te  freittd^  aud^  gro|e  ®efa^ren  fitr 
beren  fird^Ud^eS  SBirfen.  SHefer  aßiBftanb  geigte 
ftd^  befonberS  im  SnDeftiturftreite  (f.  b.  9rt.),  in 
tteld^em  ber  genannte  Sifd^of  Wtmin  Don  Sri^ 
(1049—1091 ;  geft.  1097)  gegen  ben  ^ft  Tre- 
gor VIL  unb  pir  ^eiurid^  IV.  (f.  b.  «rtt.)  ©tel- 
lung  nal^m.  Se^terer  Ite^  feinen  ®egner  auf  einer 
@9nobe  )u  9Raing  abfe^.  S)a  aber  bafelbft  nur 
19  beutfd^  Prälaten  erfd^ienen  maren  unb  ber 
ftönig  ft^  ben  €d^ein  canonifd^en  Sorgel^enS 
geben  moOte,  berief  ^einrid^  IV.  im  SBertrauen  auf 
^(tminS  betoöl^rte  Xreue  eine  gtteite  Ißerfammlung 
nad^  iBriien,  an  meld^er  megen  ber  günfHgen  Orts« 
läge  aud^  italientf(^e  Sifc^öfetl^Une^men  tonnten« 
3n  SBrisen  litten  ft^  auf  ben  6t.  So^nneStog 
(24.  3uni)  1080  ber  JFönig  mit  jal^Ireid^em  ®e- 
folge  unb  bei  80  Sifd^öfe,  gumetp  auS  ber  Som* 
bort>ei,  eingefunben.  S)ief e  %fterf t^nobe  Derfammelte 
ftd^  am  25.  3uni  in  ber  tleinen,  am  ftreuggonge 
gelegenen  3ol^neSflrd^e,  toeld^e  als  lBa)>t{fterittm 
biente  unb  nod^  )e|it  erl^ten  ift,  Dor  bem  gebonn» 
ten  ff aifer.  9uf  bej^en  ^efe^I  unb  unter  bem  SBor« 
ft|e  beS  abtrünnigen  SattinalS  l^ugo  SanbibuS 
tDurbe  ®regor  VIL  nod^malS  abgefegt  unb  an 


feiner  Statt  ber  gebannte  (irgbtfd^f  SKbert  Don 
StaDemm  (f.b.Srt)  olSSIemenS  UL  }um  p,$o))fte* 
getDü^t  (DgL  Steutcr,  5DoS  fionciliabulum  Don 
9risen  1080,  Srisen  1878  [$rogr.]).  ^i^ 
elf  Sauren  mürbe  Sif  d^of  SUtmin  Den  ^gog  SMf 
bem  Settern  in  berfelben  @t.  So^nctfud^  ^ 
fangen  (1091)  unb  auS  bem  %ist^  Dectrieien. 
3n  Srisen  folgten  bann  mfi^renb  beS  no(^  fort> 
bauemben  SnDeftiturftreiteS  no^  mel^rere  Qif  (^e 
ber  einen  unb  anbem  $artei,  bis  enblid^  unter 
Steginbert  (1125—1140)  koieber  geottnete  3u« 
ftönbe  gurüdttel^rten  (üteblic^  80  ff.).  Ser  gleii^. 
geitige  Sifd^of  Don  Orient,  ^einrid^  L  (1068  bis 
1082),  nal^m  in  ber  tirc^Ii^en  Srage  eine 
fd^manfenbe  ^tung  ein ;  er  f uc(|te  einerfeüs  bctf 
Sertrauen  beS  ftaiferbofeS  nid^t  gu  DerKerea,  ober 
aud^  mit  bem  red^tmä|igen  $a^fte  @regor  VIL 
nid^t  gu  bred^en  (BoneÜi,  Honumeiita,  Tridenti 
1765,  22;  Alberti,  Annali,  Trento  1860,  7). 
&thfyxth  Don  Salgburg  bagegrn  toar  gerciicgu 
gfül^rer  ber  ®regorianer  (Dgt,  b.  Sri.  €aI0urg  X^ 
1599).  mm&lxQ  fiegten  @regorS  VU.  Sbcen 
aud^  in  Xirol 

b.  2)iefir(!^Ud^e®Iang))eriobe  in  Xirol; 
Streit  ber  lanbeSfürftlid^en  mit  ber  bi- 
f d^öflid^en  ®emalt  (1122—1517).  ^U  eitb- 
ti(|e  93efeitigung  ber  SaieninDefütur  bui^  baS 
SBormfer  Q^ncorbat  (1122)  ^tte  ou^  in  Xirol 
einen  glängenben  9lufi(^D)ung  beS  fird^li^en  Sd^roS 
gur  gfolge.  Ueberbaujyt  J^ben  religidfe  dbcen  in 
feinem  ber  5ftenei<^f^  Slpenlänber  einen  fol- 
d^en  (Sinffu^  auf  ben  @ong  ber  ®ef<l^ii!^tc  gc« 
monnen  toit  im  gtoubenStreuen  XiroL  Bunöd^ 
treten  in  iener  3eit  Sifd^öfe  auf,  DxU^e  bunb 
^eüigf eU  beS  SebenS,  burd^  Cifcc  fuc  fMtd^ud^t 
unb  ben  (Slang  il^rer  politifd^  SteDung  ftq  U* 
rü^mt  mad^ten.  SoId(fe  fiiü)  g.  S.  ber  l^eilige 
eifd^of  %bel)»ret  n.  Don  XrUnt  (1156— 1177), 
ber  als  SRart^cer  für  bie  Sed|te  ber  Stvcd^t  ftad 
(Bonelli,  S.  Adalpreio,  Trento  1754),  unb 
beffen  Seitgenoffe,  ber  fei.  ^artnumn  Don  Krisen 
(1140—1164),  ber  (Srünber  beS  Kuguftinef 
OoflerS  Sleuftift,  n>eld^  au^  im  Aampfe  SU* 
sanberS  HL  ein  treuer  Snb&nger  beS  päti» 
lid^  StubleS  blieb  ($ud[,  i>tt  fei  ^artmonn, 
SMien  1768),  gleid^  feinem  frommen  Sa^ 
bom,  (Sr^fd^of  Sberl^  Don  Sblgburg.  Sneb« 
rid^  SBonga  (1207—1218),  ßcbauer  be»  bifd^f- 
liefen  ^lafteS  unb  gum  X^il  befl  SDomcB  Don 
Xrient,  förberte  Ihmjl  unb  Si^fd^fl  tmb 
fid^erte  bie  Sted^te  beS  ^^d^fUftcl  burd^  Snlegung 
einer  Urbmbenfamadung,  bie  unter  bcot  Kamen 
Codex  WangianiiB  (IrmuSgegeben  Don  IKsf, 
in  ben  Fontes  Bor.  Aoatr.,  2. 9bt^,  Y«  SBien 
1852)  bebmnt  ifl  3n  biefer  l|h(tobe  mtflia^ 
ben  in  Xirol  Diele  9Rftnnfi>  unb  e^fBrntüit  anili 
Qfrauenfidfter ,  meiere  gang  auS  ber  tbrubenS* 
DoQen  ®efinnung  beS  Vätteblterl  l^otiginflmi. 
9tadi  1080  ftiftete  im  {ßuflert^Ie  (Srof  SoOMb, 
ber  ^eble  SeDite'',  baS  qäenäbiciineriromfbfiif 
Sonnenburg  unb  iibecimg  beffen  Soglet  \mm 


t761 


ZitoL 


1762 


ffnmCbi,  »ifd^of  U(rU^  IL  tH>n  Zrient(1022  m 
10&5)  a.  etubim  unb  aRttt^eilungen  ouS  bem 
IBmcbicttncr-  trab  Ciftetdenferocben  1888, 89  ff.) ; 
«if^of  tbginbat  «»onSriieu  (1125--1140)  er- 
riete bif  SntebicKnerabtei  St  ®€org(nierg 
<Sfe4t)  im  Uittmimt^Ie  (t)gr.  bie  Cl^ottif  oon 
6t  Qkotgmbets,  3nn«bru(I  1874)  unb  fai^tle 
1188  in  bet  9tö$e  befi  alten  Selbibena  bciännS- 
hmä  in  bofi  6tift  SBilten  bie  tjßramonfhcäenfer 
ein ;  fein  9latfiiAffx,  bet  feL  ^ortmonn,  grunbele 
114S  bo»  f^on  genannte  Sl^or^errenfHft  9ieu|Kft 
M  Srisen*  Smnlaffung  }ur  (gcünbung  beS 
SijiefrienfcKftifted  @tam8  ^ab  bo9  tragifi^e  Snbe 
bei  te^cn  StouferS  Itontobtn,  beffen  3Rutter  i^rem 
€oline  unb  beffen  Vfjinm  1272  ein  frommes 
^)eiifmal  fe^. — 3n  ber  S>i5cef e  Xrlent,  mo  baS 
alh^riftltdEie  ÜRBnd^Ieben  fd^on  in  ben  Xagen 
<9cegor9  b.  ®t.  (590—604)  burd^  Ibt  SecunbuS 
fi^er  nod^gemiefen  oetben  fann  (Mon.  Germ. 
Script!  rernm  Langobard.  25.  108.  125. 
138),  er^ob  [t^  um  1146  t>ot  ben  SRouem  ber 
Sifil^oßftabt  M  8enebtctinernofter  @.  Sorengo 
(Stubten  unb  SRitt^ilungen  u.  f.  tt).  1893,  92  ff. 
unb  Si^eltni,  in  bet  3^t{d^rift  bei  gf^rbinanbeumS 
1869, 66),  baS  aber  1285  ben  2)omintcanem  über- 
geben tDurbe.  3)od  tegulirte  9[uguftker-Sl(|or- 
l^emn^ft  6t  IRid^oel  an  ber  Stfd^  fiiftete  1145 
19if  d^of  9(tmonn  unter  8ei]^Ufe  ber  ®raf  en  ton  (&^ 
Dan ;  6t  Storia  in  ber  9lu  bei  Sojen,  ebenfa&S  ein 
^ugufHner^orl^enfHft,  beffenSetool^ner  f))fiter 
na<$  ®rieS  fiberftebelten  (1406),  k)erbanft  feine 
Cntfie^g  (1166)  bem  @rafen  9moIb  Don 
®Tttfen{iein  unb  ^orit.  3n  Zrient  grflnbeten 
4m|er  ben  fi^on  genannten  Orben  1271  bie  Stugu- 
fKner^Eremiten,  1246  bie  gfronciScaner,  1229 
^ic  Clarinen  ein  f>eimj  in  Sogen  liefien  fid^ 
1274  bie  3>ominicaner,  balb  nod^  1280  bie  Sfran- 
dSconer  nieber.  Snr  3^  ^<t  iheuoflge,  bie  )um 
^beil  ou(^  Xirol  nid^  unberül^rt  lielen^  l^atte  ftd^ 
ttofelbfi  an  Derf ^iebenen  Orten,  loie  Sogen,  Seng- 
mooS,  Sterling,  ber  Deutf  4«  Orben  niebergelaffen 
(Sobumer,  in  ber  3eitfd^rift  bei  gferbinanbeumS 
1861,  8 ff.,  unb  Sottelini,  Ob.  1889,  64  ff.). 
—  3tt  ber  S)i5cefe  (El/ax  erl^oben  fid^  auf  tiroR- 
fd^em  Soben  bie  tftmebictinerftifte  Kel^erau 

S.  b.  Krt)  am  Sobenfee  (Vorarlberg)  1097, 9)ta- 
enberg  im  Sintfc^ou  1146  (®o8min,  S^ronil 
Don  Warienberg,  l^etaudg.  t)on  Sd^i^,  9nn8br. 
1880),  baS  Itot^&uferlCofler  9tterengeI8berg  in 
e^fywM  1826.  Sfrouenfldfler  errid^teten  u.  V. 
bie  eioriffen  in  Sleran  1290  toon  Sri^mi  ouS,  mo 
fie  fi^  f4tm  um  1285  niebergelaffen  ^en,  bamt 
bie  S)ominicanfrinnen  bei  Sleran  1241.  Um  bie- 
ielbe  3eit  nvurben  in  Xirol  au(|  biete  !ßforreien  unb 
€eäforgepeDen  mit  einer  SRenge  »en  Pird^  unb 
^i^Irin  erri(^tct,  beren  ©rflnbungSjal^  freili^ 
DielfoA  nid^  me^  angegeben  toetben  fann  (8ei- 
flride  f.  bei  %  llunftgefd^id^  bon  Xtrol,  Sogen 
1885,  78  ff.). 

3n  bie  {»eite  ^Ifte  biefer  Verlobe  föBt  ber 
ifampf  ber  geifüid^en  ®enKxIt  mit  ber  lanbeSfarfk- 

itiiäftRltt^ton.  XL  2.  Vitll. 


lid^en  ÜRad^t  Obtto^I  burd^  bie  ftonrobinifd^ 
6d^nfung  t>om  Saj^re  1027  im  l^igen  £icoI 
gtoei  audgebel^  geiftlul^  Sfärftent|ämer  (Sricnt 
unb  Sriien)  entfionben,  fo  fam  bafelbft  bod^  nod^ 
unb  mäf  burd^  eine  eigentl^ümlii^e  Sntmidlung 
ber  Singe  bie  meltlid^e  Wad^t  gum  Siege.  SHe 
tirolifd^en  Sifd^öfe  tiedDalteten  nämlid^,  um  il^ren 
Rrd^id^  Seruf  nid^  gu  oemad^Iöfpgen,  t^ 
®raffd^aften  nid^t  fetbfi,  fonbem  bur^  Sd(^, 
meld^  afimälig  burd^  Sift  unb  @eiDaIt  bie  Viadj/t 
ifyttt  fie^endljierten  untergruben.  3»  biefen  mett- 
lid^en  @ro^en,  tteld^e  i^re  Sogteirtd^e  in  JoU^er 
SBeife  auSbeitteten,  gel^ren  befonberS  bie  ®rafm 
t)on  i&ppaa,  9nbed^S  unb  bie  be«  @d^Ioffefi  Xirol 
bei  Sleran.  SiS  gum  Xobe  bed  fröf Hgen  Sifd^of eS 
gfriebrid^  oon  SBanga  (geft  1218)  maren  bie 
Sifd^bfe  Don  Orient  unb  Sri^en  t^atfftd^id^  bie 
feenen  beS  SanbeS  unb  ndt^igten  i^re  Sögte  |uc 
SrfMung  i^rer  Safaüenpflid^t  2)ie  Stegierung 
beS  Surftbifd^ofS  gfriebrid^  Don  SSonga,  ben  ber 
junge  ftaifer  gnä^nd^  H.  gum  9teid$8Di€ar  Don 
Oberitalien  ernannte,  bilbet  fiberf^mpt  ben  ^ö^e« 
tiunft  ber  bifd^öflid^  9Rod^t  in  XiroL  «ber  na<^ 
feinem  Xobe  nmrbe  ®raf  Slbert  III.  Don  Xirol,  ber 
möd^gfte  aDer  Sögte,  ber  fid^  frü^  aI8  treuer 
Sof aO  gegeigt  l^otte,  xou  umgetoanbelt.  Statt  eineS 
SafaUen  moUte  er  unabhängiger  £anbe8l^  fein 
unb  tturbe  beim  Streben  nod^  Serme^rung  feiner 
SVlad^t  aus  einem  Sefd^^irmer  ein  rudftqtslofer 
Sebrönger  ber  Sifd^öfe  Don  Xrient  unb  Srtsen. 
9Iud^  bie  Snbed^fer  ahmten  fein  Seif)>iel  nad^  unb 
überlief  beim  Suftfterben  i^ed  ®efd^Ied^te8 
(1248)  aOe  Sefi|unaen  unb  fMfit  bem  ®rafm 
Don  £iroI.  3)te  beoeutungSIofen  @rafen  Don 
eppan,  bie  1800  gönglid^  audfhirben,  flonben 
unter  SlbertS  ^{(tt^  Surd^  feine  rutfftd^tdlo^ 
unb  ungered^te  ^olittt  ttxir  SIbert  Don  Zirol,  ber 
befonber0  ben  Sifd^of  Sgno  Don  Srisen  unb 
Xrient  1^  bebrdngte,  in  furger  3^  ber  m&d^ 
tigfte  fyxt  befi  SonbeS  gemorben  (|)uber,  ^od^ 
ftifter  irient  unb  Srisen,  im  9lrd!^iD  für  bfterr. 
®efd^.  LXni  [1882],  609  ff. ;  3)urtg,  in  b.  3dt- 
fd^ft  bed  9erbinanbeum8  1860,  14  ff.).  9la^ 
bem  Zobe  aibertfi  (1258),  befi  legten  Xiroler  ®ra- 
f en,  ^elen  bcffen  Sefijtungen  an  feine  Sd^ioieger» 
fbl^ne  ®eb]^b  Don  ^trfd^berg  (Sinn-  unb  SBi)»)!« 
t^al  fammt  ber  Sogtei  über  Srisen)  unb  SRein- 
^atb  Don  ®drg,  ber  bafi  gange  übrige  ®ebiet 
fammt  ber  Sogtei  Ober  Zrienter^t  aRein^itbl. 
fd^tug  DoOenbfi  bie  ^liHI  feinefi  6d^micgediatecfi 
ailbert  ein,  ftarb  aber  fd^on  1258.  Steffen  betbe 
Sb^,  Steinl^b  n.  unb  Slbert,  erbten  nid^  nur 
bie  Sefijpmgen  i^refi  Saterfi,  fonbem  aud^  bie  i^ 
Setterfi®ebl^arbDon^irf(^berg.  S>urd^bieSftnbef^ 
tbeilung  Don  1271  bel^ielt  Weinl^arb  n.  bie  tiro- 
I^d^en  ®ebiete,  «Ibert  befdm  &iiq  unb  ^ßufle»- 
tl^L  Weiii^b  n.,  ein  t^tbäftiger,  ober  uienjg 
gemiffenl^ter  Sborafter,  mar  no($  mel^r  alfi  fein 
Sorgdnger  beftrAt,  feinen  ®ebtetfi{reifi  auf  ffo^en 
ber  iar(|e  gu  ermettem ;  er  mirb  bal^  gerobegu 
ber  Segriinber  ber  gefOrfteten  ®roffd^ft  Zirol 

66 


1768 


Ilrot 


1764 


genannt  Otool^I  il^  einjelne  93tfd^öfe,  iDie 
aSruno  oon  93rijm  (1249—1288)  unb  ber  ge- 
nannte Spo  unb  f^einrid^  IL  Don  Zrient  (1274 
bis  1289),  fröftig  entgegentraten,  fo  erttiiefi  p4 
baS  geiftli^e  @^mett  bod^  )u  fc^mod^.  S)urd^ 
feine  f>eirat  mit  ber  SEßitttve  ffonrabS  IV.  mu|te 
ftd^  SReinl^arb  oud^  nod^  mit  bem  freilid^  er&Ieid^en- 
oen  Ku^me  ber  Staufer  )u  umßeiben,  toäl^renb 
baS  gefe^Iofe  2hiteCTegnum  il^m  für  feine  ®emalt" 
tj^fttigfeit  gegen  bie  ffird^e  t>oIIe  Straßoftgleit  }u- 

iid^erte.  ^ie  fpötere  Serbinbung  mit  bem  auf« 
trebenben  ^aufe  ^abdburg  tmb  bie  iQxl^t,  toeld^e 
SDleinl^arb  bem  ffönig  Stubolf  (f.  b.  SIrt.)  gegen 
Ottofar  t)on  93öl^men  angebeil^en  Ixt^,  feiten  i^n 
1286  aud^  in  ben  93efi$  t>on  if  örntl^en.  Stuf  bem 
Xobbette  (1295)  bereute  jmar  ber  ®rof  feine 
befonberS  ber  JNrd^e  t>on  Orient  }ugefügte  Un- 
gered^tigfeit  (^orma^r,  @efd^.  Don  txtol  II,  Ur- 
funbenbud^,  Zübinaen  1808, 586, 92r.  248),  aber 
feine  Söl^ne,  Don  benen  &einrid^  für  furje  3^it 
(1307—1810)  oud^  Stbmq  k>on  IBöl^men  mar, 
gaben  nid^tS  Dom  (Beraubten  jurfidf.  Sie  üRad^t 
ber  Sifd^öfe  Don  Xrient  unb  Sriien  mar  ge* 
brod^en,  bie  2:]^eilung  bed  «.SanbeS  im  Sebirge" 
in  gmei  geiftlid^e  ^ürftentl^ümer  befeitigt  unb  bie 
ein|eitlid(fe ,  meltlid^e  ^errfd^aft  begrünbet.  — 
SRargaretba  Sßaultaf  d^,  Xod^ter  bed  ^erjogS  ^ein- 
rid^  Don  flömt^en  unb  Xirol,  übergab  i^re  99e- 
fi^ungen  in  Xirol  1868  bem  bod^ftrebenben  dabd» 
burger  SRuboIf  IV.,  bem  ber  fd^mad^  uno  ge- 
fügige »ifd^of  aibert  H.  (1863-1390)  Don 
Xrient  faft  baS  gan^e  meltlid^e  Territorium  fei- 
ner ffird^e  überlief  (Sgger,  ®efd^i(^te  Tirols  I, 
3nn8brud  1872,  406).  Slud^  bie  Sif^öfe  Don 
93risen  förberten  burd^  gro|e  9lad^giebtgIeU  bie 
Sntereffen  ber  Habsburger ;  itoax  too&te  92icoIau8 
Don  S^ufa  (f.  b.  9lrt.)  bafi  bereits  Verlorene  nod^ 
retten,  aber  eS  mar  m  fpöt.  S)enn  bie  DorauS- 
gegangenen  SBirren  beS  großen  abenblönbifd^en 
€$iSma8  (1878—1417)  unb  beS  ftonfion^er 
Goncild ,  bei  meld^em  bebmntlid^  f^erjog  gfneb- 
rid^  IV.  Don  Xirol  eine  merfmürbige  SKoUe  \pitltt 
(S^Smair,  C^^rjog  g^riebrid^S  fjflud^t  auS  ff onftan), 
^irogramm  beS  3nnSbrud[er  S^mnaftumS  1894), 
fd^öbigten  bie  bifd^öf lid^e  ®emalt  nod^  mel^r.  918 
bann  gegen  bie  SBeftimmungen  beS  Sffiiener  Son* 
corbateS  Dom  $a)?fte  ber  (Sarbinal  SlicoIouS  Don 
€ufa  )um  Sifd^ofe  Don  9ri;en  befteOt  mürbe 
(1450)  unb  biefer  mit  rüdtftd^tSlofer  Strenge  bie 
iiÜerbingS  notl^menbige  Steform  ber  ff löfter  burd^ 
ifil^ren  moSte,  entfad^te  ftd^  aUmSIig  jmifd^en  bem 
^faner  unb  bem  SanbeSfürflen  ^erjog  Sigmunb 
ber  Derl^angnigDoUe  Streit,  ourd^  meldten  fd^Iieg- 
lid^  ber  Untergang  ber  geiftlid^en  Sanbedl^o^eit 
in  Xirol  beftegelt  mürbe  (f.  b.  9lrt.  9licoIauS  Don 
€ufa  IX,  810  ff.).  S)er  traurige  9uSgang  beS 
-Streites  l^atte  aud^  bie  fd^Iimme  Sfolge,  ba|  baS 
xef ormatorifd^e  993ir!en  beS  SufonerS  in  Xirol  mo 
ieit  bem  Sd^tSma  arge  9Ri^ftänbe  ^a^  gegriffen 
l^atten  (^ftor,  ®efd&.  ber  P})fte  H,  2.  3lufl., 
132,  «nm.  2),  refuItatloS  blieb. 


c.  Steformation  unb  (Gegenreformation  (1517 
bis  1740).  24:oHeiner  natürlid^n  9bgefd^loffen* 
l^eit  ^t  Xirol  in  ber  ffird^enftKÜtung  beS  16. 3o^r- 
l^unberiS  unb  ber  gleid^)eitigen  (»olUife^fodalen 
Ummölgung  f d^on  gleid^  im  Anfang  eine  bebeutenbe 
StoDe  gefpielt  (Dgl.  SB.  SBeber,  Sirol  unb  bie  Sie» 
formation,  ännSbrud  1841;  ^ixn,  Srjbeqog 
gferbinanb  IL,  I,  SnnSbrud  1885).  S>er  DorauS- 
gegangene  cufanifd^  Streit,  ber  b^fige  Serfe^ 
mit  bem  StuSlanbe  unb  onbere  Ui^ad^en  mtfrem» 
beten  bie  Xiroler  ber  alten  Itird^e  unb  mad^ten  fie 
geneigt  für  bie  Sufna^me  ber  Seigre  Sut^  unb 
beren  gfolgerungen.  SereitS  1525  empörten  ft<^ 
bie  Säuern,  ))Iünberten  bie  fftöfler  unb  SBo^- 
nungen  ber  ®eifilid^  unb  ertro|ten  Dom  neuea 
SonbeSfürften  gferbinanb  L  rine  i^nen  fe^  gün* 
füge  SanbeSorbnung  (^uber,  Oefterr.  (^efd^.  DI, 
®ot^a  1890,  505  ff. ;  ^im  I,  182  ff.),  gcft 
gleid^geitig  mit  bem  Sauemfriege  tau^e  au(^ 
bie  befannte  Secte  ber  SBiebertaufer  (f.  b.  Srt> 
auf,  bie  fid^  über  ben  gangen  beutfd^en  %nt^ 
Tirols  Derbreitete  unb  trol  aller  9}etfo(gunft 
burd^  bie  lonbeSfürftlid^en  IBel^drben  fid^  in  SBinftU 
gefeUfd^aften  be^uptete  (^im  I,  151  ff-;  %m- 
mann,  SBieberidufer  im  Sßuftert^ole,  9ri|en 
1896  unb  1897  [ißrogr.]).  9ber  aud^  ber  $n» 
teftantiSmuS  in  lutl^erifd^er  ober  gmingltfd^-col« 
Dinifd^er  t$orm  Derbreitete  ft^  befonberS  in  brr 
}meiten  ^alfte  beS  16.  3a]^r^unbertS  in  2tn>I^ 
namentli^  unter  ben  befferen  Stünben.  9b)4  am 
(Enbe  beS  17.3a]^r^ttnbertS  entftanb  imabgetegenen 
2)effreggentl^ale  rine  proteflantifd^  SBemegung,  in;> 
folge  beren  Dom  ßi^bif d^of  Don  Salzburg  800  (Sin« 
mol^ner  jur  SuSmanberung  gejmungen  muzben 
(Zinf^aufer  I,  618).  3)a)u  mar  bie  ®rifiilid(|lrit, 
meldte  }ur  (Srl^altung  ber  {at^olif  d^  Se^re  berufen 
gemefen  mftre,  grofentl^ilS  unmiffenb,  mitunter 
baju  nod^  bem  (Soncubinate  ergeben.  S)a  bie 
nötl^igen  Sel^ranftaUen  }ur  f^eranbilbung  bcS 
(SIeruS  fehlten,  fo  mu|te  man  ft$  Dielfad^  mit  ous« 
lönbifd^en  ^riefiem  begnügen,  gum  iSfdl  aud^ 
mit  SRbnd^en,  benen  boS  fflofterleben  nid^t  be- 
sagte (S'i^oftt,  Xf^tül  Stubien  in  Oefierreidft^ 
9Bien  1894,  670  ff.).  3ebod^  lag  ein  gefunber 
ff em  im  gläubigen  unb  treu^igen  Simw  be§ 
Sliroler  SBoIfeS.  2)urd^  rine  befonbert  $ögung 
ber  IBorfe^ung  bel^errfd^ten  in  fener  tritifd^en  ^it 
)mei  ber  ffir^  treu  ergebene  gfürften,  ber  nad^ 
berige  ff aif  er  tl^n^binanb  L  unb  beffen  glrid^namiger 
Sol(in,  baS  Sonb.  S)iefe  Siegenten  brdngten  bie 
SEBogen  beS  $roteflantiSmuS  ollmöllg  Äuniit  unb 
retteten  in  Xirol  burd^  rine  grünbli^e  (Begcn- 
reformation  bie  Steinzeit  ber  fatbolif^en  M^vt 
(DgL  Sung,  ®egenreformation  in  Xirol,  3nnibt» 
1874;  ^im  1, 158).  Sc^on  ffaifer  fjferbinanb  L 
(1556—1564)  mdff  nad^  X^nTt^teit  bci^cmb 
in  bie  fird^Iid^en  3}er^(tnij|e  XiroIS  ein.  gcmix!^ 
I^at  er  bie  gro|e  Sebeutung  oeS  (SonrilS  Don  Xximt 
(f.  b.  9Iri.),  baS  in  ber  tirolifd^  mie  in  ber  oü- 
gemrinen  ffird^engef d^id^te  einen  Qlanjpunlt  bilbet^ 
nid^t  DoSfiünbig  erfannt.  Sr)^er)og  ^binanb  IL 


1765 


tlroL 


1766 


(1564--1595)  aber  fai^rte  eine  bollfianbige  IRe- 
fiaurahon  beS  fird^Iid^  SebenS  burd^.  3uerfl 
nmcbe  auf  jetne  ^inregung  l^in  eine  au3gebel(fnte, 
ban  tribenttnif^  (Soncil  entffnt^enbe  Keform 
bcd  SBett«  unb  OtbenScIeruS  burd^geffll^rt.  S)ann 
mttcxplte  er  bie  f^on  t>on  feinem  SBater  1560 
berufenen  3efuiten,  bie  oIS  $rebiger,  Seid^todter 
wob  ij^ofefforen  eine  gefegnete  Sßirffamteit  ent* 
fQl!eten,{nan8giebigfteraBetfe.  9ud^  berfel.  $etruS 
SoniruiS  (f.  b.  9rt.)  l^iett  ftd^  längere  Seit  in 
3nn8bm(f  oirf.  Salb  folgte  bie  ®rünbung  neuer 
defuiten-eouegien  in  ^oll  (1570),  Xrient  unb 
gfelbfin^  (1649).  9uf  Serontaffung  Srgl^eraog 
SerbtnanbS  IL  conftituirte  ftc^  aud|  bie  tirolift^e 
^ronctdcaner  •  OrbenSprobin^.  2){e  geiftlid^en 
@5bne  befi  ](|L  gf^ancidcuS  Ratten  {td|  fd^on  balb 
nad^  htm  Xobe  bed  Stifters  in  93osen,  bie  Xöd^ter 
bec  %L  Slara  in  Sri^en  niebergelaffen.  Salb 
»oren  meiere  fflSfter  biefefi  OtbenS  in  Zirol 
entftanben,  bie  aber,  ben  eigent^ämlid^en  Siöcefan" 
t»er^Sttniff en  entf pred^enb,  ffinf  ^roüinjen  gugetpeilt 
louiben.  Um  biefe  3erf)>Iitterung  auf}u(eben, 
nurbe  ttnter  bef onberer  ÜRittoirhmg  bed  befannten 
SBei^Uf^ofeS  äo^nneS  9la8  (f.  b.  ^rt.)  1580 
bie  ttrolifc^e  Sranctdcaner-OrbenB))rot)in)  )um 
bL  Seopofi)  fbrmlid^  errid^tet  unb  ber  £ont)ent  ^u 
ätindbrud  ald  @i^  beS  $rot)in)iaIateS  erKart. 
^tefe  ^roDin)  umfd^Io^  ben  beutfd^en  ^ntl^eil 
ZiroIS,  IBororlberg  unb  bie  dfierretd^ifd^en  Sor- 
lonbe.  2)amal8  beobad^tete  bie  neu  organiftrte 
OrbenSproütn)  bie  Stege!  ber  milbem  ObferDan} ; 
unier  bem  Sanbedfürften  Seopolb  V.  tourbe  aber 
1625  bie  gro^  Steform  ber  Obferüonten  (f.  b.  9rt.) 
ongenommen  (tml.  (Suggenbül^Ier,  IBeitröge,  Sojen 
1880,  388).  @ett  iener  Seit  Dergr5|erte  fid^  bie 
tiroßfd^  $robins  burdb  bie  ffidfter  k)i)n  SReute 
(1628),  fyxU  (1635),  ffaltem  (1640),  3nnid^en 
(1691),  ZelfS  (1701).  9lud^  mel^rere  9tad^bar- 
flbfler  auswärtiger  fiönber  UKiren  i^r  juget^eilt, 
unb  fte  jaulte  in  ber  Slitte  be«  18.  Sabrl^unbertd 
15  iRdffer,  3  6of))tae,  400  ^efier,  80  (Elerifer 
unb  70  Saienbrüber.  —  ^ut  ben  italienifd^en 
Snt^eil  Xirott  lourbe  1648  gu  Zrient  ebenfaDS 
eine  eigene  SfranciScaner-OrbenSproDinj  }um 
^L  SigiltuS  errichtet.  —  ffurj  oor  feinem  Zobe 
Desf^ffte  (Srj^og  gferbinanb  IL  auf  Seran« 
laffung  fetner  }tt)etten  Semal^Iin,  ^rinjefftn  Stnna 
ftot^adna  Don  9Rantua,  aud^  ben  fta|)U}inem 
0.  b»  Vri)  ßngang  in  Slorbtirol  unb  errid^tete 
ibnen  axA  eigenen  9RitteIn  ein  ^eim  in  ber  Sanbed- 
(an)itf}dbt  Sunfibrud.  S)er  neue  Orben  follte  in 
Strol  befonberft  ben  unteren  @d^d^ten  beS  SoIfeS 
feine  Sorgfalt  guttmiben  (ügl.  ^ejfenauer,  ffapu- 
pe(lbper3nndbrud[,3nn3brutfl898).  2)ieein- 
fu^noiQ  ber  AiQ)ni)iner  erfolgte  in  Zirol  au§  ber 
Mnäianifilben,  in  Vorarlberg  auS  ber  fd^weiaeri» 
\fyn  ^nmiiq.  ^8  erfte  ftapuatnerOofter  in 
ZixoC  tlber^autit  umrbe  gu  Xooerebo  1575  ge* 
griinbct,  auf  biefeS  folgten  fpäter  bie  Sonoente 
DOS  Zrient  (1584)  unb  %rco  (1585),  »ö^renb 
9fa)tbtiroI  bbed  uon  ber  Denetianifc^  !ßrot)in} 


au8  befiebeU  tourbe.  9n  bie  (Srfinbung  beS  ff(o- 
{terS  au  3nndbrudt  reiften  fld^  md^  unb  nad^ 
mel^rere  an:  Sogen  1600,  Srisen  1602,  SReran 
1616  (t)gL  ^ol^enegger,  ffopuginernofter  SReran, 
3nngbrud  1898),  9leumarft  1617,  Srunedt  1626, 
@ter)ing  1629,  üppm  unb  Sd^Ianberfi  1638, 
Sana  1648,  3mfl  1674, 5Rieb  1694,  gRa»  1697, 
«laufen  1699,  fti^bfi^el  1701.  SereitS  1605 
würbe  bie  tirolifd^e  ffa))uainer-Orben8))rot)in)  er- 
rid^tet,  fo  ba|  fid^  bamald  ole  tiroIi((^-DorarI« 
bergifc^en  Softer  auf  brei  ^rooinjen,  bie  tiro- 
lifd^e,  bie  Denetianifd^e  unb  bie  fd^ioeijerifd^e 
(gfelblird^,  Sreaeng,  Sluben}  unb  Segau),  oer- 
tldeiUen.  SluS  ben  iHöftem  eObtiroIS  unb  beS 
dfterreid^ifd^en  ^ergogt^umS  SRantua  bilbete  M 
1754  eine  eigene  $rot)ing,  bie  mantuanifd^« 
tribentinifd^e.  —  ®a8  Älofter  ber  ©ertoiten  (f. 
b.  9lrt.)  in  3nn8brudt  tourbe  k)on  ber  fd^on  ge- 
nannten gmeiten  ©emal^Iin  be8  Srgl^eqogS,  Snna 
ifat^rina  oon  ÜRantua,  1614  geftiftet.  —  Die 
gefeonete  Z^ätigfeit  Srgl^rgog  gferoinanbd  IL 
auf  Dem  (Sebiete  ber  lat^olif^en  SReftauratbn  er- 
ftredtte  fid^  au(^  auf  ben  Sdcular-SIeruS,  inbem 
ber  SanbeSfurft  bie  Zräger  ber  JHrd^engewalt 
in  ber  «uSffil^rung  ber  eoncilSbefd^IüfTe  fraft- 
ooS  unterftü^te  unb  gur  Sufnal^me  bed  iReform« 
werfeS  ermunterte.  Sie  Sifd^bfe  oon  Zrient  unb 
Sri£en,  bie  gum  Z^eil  mebr  weltlid^e  gffirften 
unb  3)ipIomaten  als  eifrige  ^irten  waren,  ent- 
fprad^  freilid^  nid^t  immer  ben  Sbft&ten  gferbi- 
nanb«  (^im  I,  210  ff.;  ^uber,  Oeften.  ®efd^. 
IV[1892],811  ff.).  gl^riftortllLoonaRabrugg, 
Sif^of  k>on  Zrient  unb  Sri^en,  g.  S.  erwarb  fi^ 
gwar  gro|e  Serbienfie  um  bafi  in  feiner  Stefibeng- 
ftabt  abgel^Itene  (Eoncil,  forgte  aber  wenig  für 
bie  oom  $roteftanti8mu8  bebro^te  S)i5cef  e  Sri^en. 
Selbft  als  gferbinanbS  n.  eigener  @oH  Sarbinal 
9nbreaS  oon  Oefterreid^,  Sifd^of  Don  Srisen 
würbe  (1591—1600),  ging  eS  mit  ber  Reform 
beS  (HeruS  nid^t  red^t  oorwärtS.  S)ie  gdnglid^e 
S)ur^ffl]^rung  ber  SoncilSbefd^Iüffe  war  feinem 
9lad^foIger,  (Efyn^opf)  IV.  oon  @paur  (1601  bis 
1613),  oorbe^alten.  Wt  ^ilfe  feineS  fräftigen 
(SeneraloicatS ,  Otto  9gricoIa,  oerfolgte  oiefer 
Sifd^of  baS  3iel  einer  gänglfalen  SReform  unb 
^elt  gu  biefem  Stoedfe  1603  eine  Siöcefanfi^nobe 
ab,  weldde  ben  (Slangpuidt  feines  gefeglneten 
SßirfenS  bUbet  (ogl.  Sfreifeifen,  (Ebtiftopl^  IV., 
im  Sris.  Sonferengblatt  1894,  1  ff.),  «ud^  in 
ber  Sibcefe  Zrient,  wo  bie  l^dufige  Sbwefei^t 
beS  (EarbtnalS  Subwig  k>on  SRabrugg  (1567  bis 
1600)  Don  feiner  Sleftbeng  bem  Sleformwerle  nid^t 
förberltd^  War,  begannen  feit  1580  Die  Sifitationen 
unb  @9noben  (pvcn  I,  223  ff.).  S)ie  (ErfdH- 
nungen  ber  fird^Ud^  Siefiautotion  geigten  fid^  im 
16.  unb  17.  äabrbunbert  befonbetS  auf  bem  (Ge- 
biete ber Sd^ule,  unb  gwar  DorgugSweife  gumSwede 
ber  ^eranbübung  eineS  tu^tigen  ein^mtfd^ 
SIeruS.  9u4  (ier  war  bie  tirolifd^  £anbeS« 
'  regierung,  weld^  befonberS  ben  Sefuitenorben  mtt 
hm  b5^em  Unterrid^te  betraute,  fe^  t^g.  @o 

56  • 


1767 


XitDl 


1768 


entjtanben  Me  Sefuiteng^mnüften  in  SnnSbrutf 
(1562) ,  ^oa ,  %xxmi  unb  gfelbfttd^,  in  betten 
fpöter  xu)6)  bte  geifllii^en  ©Qmnafien  Don  Srijren 
unb  SKcran  (0.  S.  B.)  l^in^ufamen  ($robft,  ®cfd^. 
ber  @9mn.,  in  ber  3^tfd^tift  beS  gfetbinmibeuntfi 
1857,  1  ff.).  3n  biefelbe  3eit  fftttt  bie  ®run- 
btmg  ber  tirolifd^en  ^riefterfemtnace  gu  SLrient 
1580  ttnb  }u  SBrijen  1607,  fotoie  bie  «rri^- 
tung  bet  tl^eologif ^en  gfacultät  au  SnnSbntd  (|. 
t).  9lrt.)  1675,  bie  bcn  Sefuitcn  übeirtragen  teurbe 
(^rob[t,  ©ie  Uniöerptät  »nnttrurf,  SnnSbrud 
1869;  3Woffc  236  ff.).  ®un^  bieJcS  cinträd^- 
tie<  3ufotnmennrirfen  ber  geiftlid^en  unb  totU' 
lid^en  ©enntlt  »urbe  ber  ^roteftantiSmuS  nad^ 
unb  nad^  gang  geräufd^IoS  entfernt  unb  bte  fat^o« 
Iif(^  Steligion  mieber  t)oIIftönbig  l^gefteOt.  3)ie 
religiöfe  dinl^eit  brad^te  ben  Xirolem  cnu!^  bie 
))0littf<i^  Sinigfeit  unb  begeifierten  ^Patriotismus, 
in  ftd^  befonberfi  beim  dinfaOe  ber  Sägern  in 
'Sirol  (1708)  äußerte.  Snbefjen  fomcn  buw^i  bie 
•fretgeiftigen  Sbeen  öon  Sleuem  böfe  3^*««  «ber 
baS  Sonb. 

d.  gfalfd^e^lufliarung,  3ofe))]^iniS- 
tnu8  unb  ba^rifd^e  9leIigion^neuerun• 
g  e  n  (1740—1818).  »ereitS  unter  ber  Regierung 
teS  ))erfönnd^  frommen  jfatferd  ftarl  YL  tt)urbe 
in  Oefterrdd^  unb  bamit  oud^  in  2:iroI  bet 
t^u<l^  eines  ti^tltt)eife  unftrd^ltd^en  ®eifteS  fäll- 
bar, ber  o(S  SBorbote  einer  f^timmm  Sfitrid^tung 
erfd^ien.  S)ie  eb(e  unb  gro^  jtaiferin  Wario 
Xerefta  ttmrbe  nod^  me^r  burd^  bie  neuen  t>l^Uo- 
fo|)^d^en  unb  ftoatSred^tlid^  Simonen  beein- 
P«6t  («.  Säger,  in  ber  SnnSbr.  S^eol.  3eittd^. 
1878,  259  tf.).  3uer[t  begann  ber  ßam^  gegen 
bie  Sefuiten,  benen  man  oDmöIig  ben  i^ö^em 
•Unterrid^t  )u  entreißen  fitd^te;  feit  1770  ober 
tourbe  ber  Stuf  nod^  „{Reform"  ber  ffidfter  ^ber- 
>m|)t  gum  @(^Iagtt)ort.  SDnxd^  bie  1773  erfolgte 
tlu^ebung  beS  SefuitenorbenS  tourben  in  Oefter- 
Tei<!|  mel^rere  tl^eologifd^  fjfacultäten  imb  200  Sa« 
teinfd^ulen  il^er  Seigrer  beraubt.  Xirol  toarb  Don 
biefem  €d^Iage  felbftDerji&nUid^  befonberS  j^rt 
Iwtroffen.  Sod^  tiefer  aber  fd^nttten  bie  „fird^- 
lid^en  »efortnen"  ftaifer  3o|e})]&8  IL.  (f.  b.  «rt) 
in  boS  religtjyfe  Seben  beS  Sa?d>eS  eitL  3n  ber 
3eit  Don  1782—1787  ttmrben  alle  tirolifd^ 
fflbfter,  ml6^  fid^  bem  befd^Itd^en  Seben  toib« 
nreien,  auf  gel^oben  (Sinbner,  9(uf (ebung  ber  fflöfter 
in  3)eutf(|tiroC,  3nn§brudC  1884);  benicnigen 
msfiem  aber,  bereu  fernere  Ssif^ng  man  twd^ 
betoilligte,  toarb  eine  beftimmte  %nga$I  Don  ÜRtt- 
^liebem  Dorgef^eben.  S)ie  iirolifd^en  OrbenS- 
pxotmim  ber  gfranciScaner  unb  ff  a)7Uginer  mürben 
-Don  ber  IRegierung  eigenmäd^tig  auf  Xirol  unb 
IBorarlberg  befd^öntt  unter  bem  £itel  einer  notb- 
ürolifd^en  gfranciScaner*  begtt).  ffapuginerproDtng. 
Se^nlidd  nmrben  bie  fubtirolifd^en  ffa|)uginer^ 
tlöfter  Don  benen  SRantua'S  getrennt  unb  gu  einer 
eigenen  ^Din§  Dereinigt  (1784).  Sie  triben- 
4tnif(^eStanciSooner'OrbenS)yroDing,  toeld^  fd^on 
früher  auf  ben  itatienifd^  «ntl^eU  SirolS  be^ 


f d^rönft  toor,  bel^It  il^en  tttnfang  unDetönbot 
bei  —  9ttd^  auf  onberen  ®äntUn  beS  retigtofm 
SebenS  griff  ber  aofeplj^SmuS  fo  fdjfc  in  bie 
ffird&e  ein,  ba|  fu^  ^^  $iu8  VI.  (f.  b.  «tt) 
1782  entfd^loi  ptx^Midi  mä^  mm  ju  reifen, 
um  ben  irregeleiteten  ftaifet  mtf  beffere  fMim 
gu  bringen.  %uf  ber  Xüdtreife  ))affirte  ber  $a)rß 
2:troI  unb  na^  bei  biefer  (Gelegenheit  au^  bei 
bem  f(^mad^  unb  fbutt^rd^Iic^  Sifd^ofe  Don 
Srisen,  Sofe)))^  ®rafen  Spaux,  einle^r,  ni^ 
ober  in  Xrient,  mo  bamalS  ber  gaiq  iof^^üie 
Sifd^of  SHgU  ®raf  Xl^un  refibirte  ([@(l^ttet,] 
iKrd^e  beS  Vi  SigtltuS  n,  Sogen  1828, 225  %y 
2)ie  mfll^oOe  Steife  beS  ^)>jleS  mar  gong  et» 
foI^S.  Sie  {Regierung  l^b  1783  mte  in  ben 
übrigen  ftronlänbem  fo  aud^  in  Xirol  bie  gc^- 
reid^en  Sruberfd^iaften  auf  unb  em|>fQ^I  bafär  bie 
(Sinfü^rung  ber  einen  nfi^id^en  SBruberfc^ft  Dot 
ber  tl^ötigen  !Räd^ftenliebe,  bie  aber,  tt»etl  Don  ber 
Stegierung  befolgen,  in  Xitol  leinen  9(nBong  fmtb. 
Wit  SBeginn  beS  Sa^cS  1784  nntrbe  baS  lonbeS- 
fürft(id^e  (Beneralfeminat  in  SnnSbrui!  etOffnet 
(Dgl  b.  %rt.  (Seneraneminarien),  um  fortan  äße 
S:$eoIogen  Don  freiftnnigen  tßrof^oim  bilbcn 
unb  gu  ftoatsürd^lid^  ^rieftem  ergießen  gu  laffen 
(^^robft  224  ff.).  S)abur<i^  Derbmt  bie  bif^of« 
lid^  @eminorien  Don  Xrient  unb  {Briden  die 
Sebeutung,  ba  fid^  bereu  gfre^gfucng  leb^id^  anf 
bie  einl^imifd^  Si^eologen  ber  fleinen  SndoDen 
biefer  iBif d^bfe  bef d^rönfte.  2)urd^  bie  „neue  $fQn> 
eint^eiltmg''  trennte  ber  Staat  meit  entlegene  ober 
ftarf  beDoKerte  Ortf d^en  uon  ber  alten  Sluttet- 
fird^e  unb  Derfal^  jene  mit  eigenen  Seelfotgecn. 
einfädle  SBeneftden  umtben  nad^  IBeCiebcn  ein* 
gegogen  unb  gu  Sooperoturen  obtt  )in:  Sotinmg 
neuer  ^j^nben  Dem)enbet.  IBefonbeiS  ^i^  bie 
{Regierung  bie  Sijd^bfe  auSmörtiger  SAnbet  Don 
i^ren  tirolif  d^en  Siöcefanont^eilen  auSguf(j^ie|en. 
Siefem  Softem  entfpred^enb  mürben  burd^  ttcbe^ 
einhinft  mit  bem  ^opfte  1785  Ue  «nt^  ber 
Sifd^öfe  Don  ^eltre,  ^abua  lutb  Oerona  wä  ber 
Sidcefe  Srient,  bie  «nt^eUe  beS  fru^m  J}atri^ 
arc^atS  9lqui(eia  mit  Sriien  Dereinigt  (Xinl^aufer 
1, 15).  Seit  1751  botte  ftd^  Orient  Dom  Skr» 
bonbe  mit  %quilej:a  IoSgel58t  uitb  flonb  bamoB 
unmittelbar  unter  bem  opoftolifd^  @tu^  — 
Me  bief e  unb  Abnßd^e  centroüfixcnbe  VtalregeiD 
fübrte  man  gemö^ti^  eigenm&^tig  mib  BÜttnd* 
jtd^tslofer  Strenge  aud^  bann  burd^,  toeim  fte  ben 
®emeinmobte  offenbar  f^^td^  UHxren.  S)o4 
offen  bie  (Selber,  meld^  Don  aufgel^benen  ffld* 
itm,  Seneficien  unb  Sruberfd^($m  cntgejogen 
mürben,  nid^  ffir  gong  profane  Sto^  ^  ben 
@taat8f  (^|,  fonbem  muriien  gur  @ränbttng  cincS 
SieligionS-  unb  Sd^uIfonbS  (f.  b.  Set  Oe^ 
teid^  IX ,  751  f.)  Dermenbet.  SuS  bicfen  Jtäpt* 
talien  merben  nod^  je(^  bie  S)otinmgoi  Dklec 
fßfrunben^  Sd^ulen  unb  Se^ranfiotten,  fetane  ou^ 
bie  tbeologifd^  StipcnMen  unb  ^»ijumen  für 
S)eftdentcnpriefier  geft^öpft,  3>ie  Sifd^  Mi 
xtient  luio  Sonjen  UKoen  oKtt  w\taa,  tont 


1769 


XiroL 


1770 


j^^i^ttemt^,  nmfl^  unb  ftnmüü^e  0)))m)« 
^n  gegen  bie  tltc^feinbli^  9letierttngen  }u 
mad^n.  SBü^  obn  fonbte  bad  tDodere  Xirolec 
SoQ  imtbcf(o(t  Mutationen  oa  boS  laiferlid^e 
fM>f(agcr,  um  bie  bec^a^en  iKrd^enrefonncn  täcf« 
gangig  p  wunt^OL  SBefonberS  tturbe  gegen  bie 
Sted^lning  be«  Zotcronsebicied  Dom  17.  Otto« 
bcr  1781,  tpoburd^  ben  ^roteftmiten  freie  Steli- 
gionifibung  gejtattet  mürbe,  6inf)rrud^  erl^oben^ 
nm  bie  ^U  ber  Oloubendein^  nic^t  )U  oer» 
ItcreiL  Sin  Xiroler  don  (Beburt  n»ar  au$  Sor« 
binol-(&nbtf4of  9Riga))i  (f.  b.  Srt)  üon  SBien, 
ber  juerft  unter  oOen  Aird^enfürften  gegen  bie 
iofep^if4«i  Sleformen  feine  Stimme  )u  erleben 
nagte.  93etm  Zobe  ^o\tp}fi  IL  toor  Zirol,  ber 
»SBo^nji^  beutfd^  Stebtid^feit  unb  getoo^nt  an 
gfolgfam&t  o^ne  ^mang",  in  großer  Aufregung, 
in  faft  im  ^uffionbe  begriffen  (Stöger,  in  ber 
änndbruder  Zl^oL  3eitfd^ft  1880 ,  197  ff.). 
Stor  nmnbert  fi4  tocnn  bo9  gebritdfte  Soß  f  d^Iie^ 
lt4  bie  @dl^ninlen  beg  (Erlaubten  burd^brac!^? 
Unter  Seopolb  IL  (1790—1792)  mürben  jmar 
onf  bie  Sefd^merben  mel^rerer  Sijc^öfe,  benen  ftd^ 
enblic^  au4  ber  oon  Sriien  anfdilo^,  einige  be- 
fonberB  brü(tenbe  Steformen  Sofepl^  IL  )urüd« 
genommen,  ober  bag  ^rincip  ber  Unterorbnung 
ber  ftirt^  in  Oefierreid^  unter  ben  Staat  blieb 
onfR^t  (3öger  ebb.  401  ff.).  2)en  Zirolem 
fperiell  gemö^de  Seo))oIb  IL  iiic^t  nur  oOe  SBünf  d^ 
auf  poUttfc^em  ®ebiete,  fonbem  b^b  1790  oud^ 
baS  (Scnerolfeminar  i|u  ^nndbrud  nad^  fieben- 

id^em  Seftanbe  mieber  auf  unb  berief  in  bem« 
elben  ^afftt  einen  „offenen  Sanbtag''  nad^  3nnd« 
bnuf ,  auf  bem  oud^  bie  lird^Iid^  Sngelegen^iten 
mitunter  fe^  erregt  oer^nbelt  mürben  ($robft 
288  ff.;  Sgger  m,  130  ff.),  ffaifer  gfrana  H. 
mar  rebfid^  befhebt,  ben  fifrieben  mit  ber  flird^e 
aufrecht  ju  erbotten,  ober  bad  StaatSfird^entbum 
blieb  aud9  unter  ibm  in  ftroft,  ebenfo  mürben  bie 
oufgel^benen  iHöfter,  Sruberfd^ften  nnb  9ene- 
fiden  nid^t  nfütuirt  —  2)urd^  bie  grope  SReüo- 
lution  mürbe  Zirol  nid^t  nur  in  ))oUtifd^er,  fon- 
bem mt^  in  fird^Kd^er  ^ejiebung  neuerbing^  l^rt 
getroffen,  unb  eine  nod^  traurigere  3ufunft  ftanb 
be&or.  3n  feiner  9lotb  fe^te  bog  SoI!  feine  Hoff- 
nung auf  bie  ^ilfe  ®ottrg  unb  meil^te  1796  baS 
gon^e  8onb  bem  gSttlid^  C^erjen  3efu  (fHittler, 
Seftfd^rift  u.  f.  m.,  3nndbru(t  1896).  3uerft 
famen  aber  noÄ  fd^mere  3nten  fSr  XiroL  2)urd^ 
ben  Xeid^rece^  tom  3a^re  1803  mürben  bie 
geifUi^  Zerritorien  t>on  Zrient  unb  Srisen, 
md4t  übrigens  nur  mel^r  auf  ein  febr  Heineg 
(Miet  befc^rftnft  maren,  fftcularifirt  unb  mit  ber 
dralfd^  Zirol  bereinigt.  2)ie  beiben  SBifd^öfe 
behielten  für  fi(b  unb  i^re  9}ad^fo{ger  ben  ffirft- 
Hcben  Slang  unb  finb  nod^  iej^  ald  Sürftbifd^öfe 
StitgHeber  big  öfterreid^ifc^en  ^errenl^fed.  ftaum 
mar  ber  gfricbe  jmifd^en  Oefterreid^  unb  gfranl- 
reii^  b^gejUnt,  fo  brac^  1805  ber  Ihieg  don 
!Renem  aud.  S)ur(^  ben  trieben  Don  $re^urg 
(See  1805)  (am  Zirol  an  SBai^em.  2>eff en  Jtbnig 


SRa;  L  gab  jmar  einer  2)e)niiation  ber  Zirolcr 
©tanbe  bie  trdfUtd^e  Sierfid^rung :  »Siebe,  braot 
Ziroler,  fein  äota  m  eurer  SSerfaffung  foU  ge* 
änbert  merben'';  —  ober  ed  gefd(|ia]^  balb  ba8 
@egentbeil.  92id^t  nur  beraubte  bie  neue  Sie« 
gierung  bie  Ziroler  ibrer  alten  gf^eibeiten,  fon« 
bem  fie  nobm  aud^  fo  burc^eifenbe  fird^id^ 
9teuemngen  oor,  ba|  felbft  bie  iofepl^inifd^n  meit 
überbotm  mürben.  9lld  ftd^  ber  SIeruS,  gumal 
im  S)iöcefanantbeil  bon  Sbur,  bem  StaatSfird^n« 
t^um  nid^t  fügte,  murbm  biele  |){Itd^ttreue  ^riefter 
aug  ibrm  ^frihibm  oertricben  unb  ^um  Z^il 
eingeferlert.  %n  berm  StcOe  mürben  gefügige 
@taatft))faner  gefe|t,  meiere  iebod^  oom  gläubigen 
Solfe  gemieben  murbm.  2)m  ..audlcUibifd^en'' 
fjfürftbifcbof  oon  Sbur  Ue^  bie  ba^rifd^e  Stegie« 
rung  über  bie  tiroltf^  @rm)e  fd^ff en,  bm  Sürft- 
bif d(|of  oon  Zrient  nad^  Saljburg  bie^wrtiren.  Z)er 
nad^giebige  Sifc^of  @raf  Sobron  oon  99rism 
fud^te  burd^  flugeg  Zemporiftrm  einem  ffampfe 
mit  ber  Staatggemalt  auSjumrid^en.  2)ie  %n» 
menbung  ber  ®emaltmittel  rief  cAer  unter  ber  in 
ben  ^iligftm  Siedeten  oerle^tm  Seoölferung  rine 
bebmflid^e  (Säl^mng  l^or,  fo  bo^  bie  Stegiemng 
etmog  einImRe,  inbeffm  )u  fpot  Slg  im  3. 1809 
ber  Arieg  Oefterreid^  gegen  grantreicb  mtbronnte, 
erl^obm  fid^  bie  Ziroler  unter  ber  gübrung  9n» 
breaS  fyoferS  gegm  bie  boi^rifd^e  ®cmaltben:f (baft, 
unterlagm  iebod^  nad^  b^Ibenmütl^igm  unb  ^eg- 
reid^m  Stämp^tn  fd^Iie|Ii^  ber  franjdftfd^n  Ueber« 
mad^i  ^ofer  felb^  mürbe  am  20.  ^bmar  1810 
)u  SRantua  erfd^offm,  unb  Zirol,  beffm  %ame  auf 
ber  neum  Sonbfarte  oafcbminbm  f  oUte,  lam  tbeilg 
an  99o9em,  t^eilg  su  Stalim  unb  ben  iS^rifd^en 
^rooinjm.  Obmo|(  iej^  bie  baprifd^e  Slegiemng 
etmaS  oorftd^tiger  §u  9Ber(e  ging,  empörten  fid^ 
bod^  bie  Ziroler  nadd  bem  Sturge  ber  nopoleo« 
nifd^  ^err|d^aft  oon  9leuem ;  bie^mal  eneid^ten 
fie  aud^  i^rm  iömedC  unb  febrtm  1816  freubig 
unter  OefterreicbS  milbeg  @ce))ter  }urüd(  {^topp, 
Zirol  im  3. 1809,  3nnSbrudt  1852:  Sriicf,  2)ie 
(ot^olif^e  ftird^e  im  19.  äa^rl^.  I,  üRaina  1887, 
282  ff.). 

8.  Steugefialtung  ber  (ird^Iid^en  Ser» 
l^altniffe  ZiroU  feit  bem  Sturze  9ta- 
(»oleong.  Stad^  bem  Slüctfane  ZirolS  an  boS 
angejtammte  ^auS  ber  ^bsburger  mar  itoifer 
Sfrait)  L  rebltd^  bemül^t,  bie  in  ber  ooraug- 
gegangenm  Seit  bem  Sanbe  gefd^Iagmm  SBunben 
)U  f^tüm  unb  bm  tSfriebm  mit  ber  Stxxä^  miebcr 
ooüftönbig  bersufteUen.  SOeg  He|  fid^  freilid^ 
nid^t  fofort  gut  mad^n,  meil  oiele  fttrd^engüter 
fd^on  oerfd^Ieuberi  moren.  Sd^on  im  erften  3abre 
(1816)  ber  ^Bereinigung  Zirotö  mit  Oefteneii^ 
erlaubte  ber  eble  SRonord^  bm  beMenbrnOrbenfi- 
genoffmfd^ftm  bie  SBieber^rftedung  ber  unter 
ber  ba^fd^  Regierung  aufgebobenm  iHdfter 
unb  Stifte  unb  gab  naib  Z^unlicbleit  bie  ent- 
rilfmai  (Büter  juiüdL  Sofort  conftituirtm  fi^ 
nun  üon  9leuem  bie  ebemaligm  3frandScaner> 
unb  Aapujiner-Orbend))rooin}m  in  92orb-  unb 


1771 


liroL 


1772 


@übttroI  mit  il^ten  früj^eren  eonk»enten  aud^  ber 
ongtettjenben  Bfterreid^if dj^en  Jhonidnber  in  Sol)- 
Iwcq,  @tetemiQt!  unb  Oberöfterreid^.  9ud^  bte 
1808  oufge^obenen  Slbteien  unb  $rölaturen  Don 
92euftift,  SBilten,  gied^t,  StomS  unb  aRarienberg 
lebten  1816  uiieber  mie  Deqüngt  auf,  erl^ielten  jum 
Xl^etl  neue  SerufSfreif  e  auf  bem  ®  ebiete  beS  l^ö^etn 
Unterrtd^tStoefenS  unb  au^erbem  bie  Sclaubni^, 
gut  befjem  Sntttiidflung  beS  OrbenSlebenS  tl^eo" 
logifd^e  C>Qudftubien  einjurid^ten  (Dgl.  Si^ottt 
1210).  S)a  bie  ßfierreid^tfd^e  9tegierung  bie  äbee 
bed  StaatSfird^entl^uniS  tro(  il^rer  guten  ®efm- 
nung  nod^  ntd^t  gan)  aufgab  unb  auSioärtige  £in« 
flüff  e  f ird^Iid^er  SBärbentrclger  möglid^ft  fem  l^alten 
ttoDte,  fo  lourben  bie  tirolifd^en  S)i5ce{en  mit 
Sin»iIIigung  beS  ^|ki))fte9  enbgflltig  feftgefteüi 
SDurd^  bie  Sircumfcri))tionSbuae  pud'  VII.  oom 

2.  ÜRai  1818  tt»urbe  gana  Xirot  in  bie  bteiS)iö- 
cefen  2:rient,  lBri;en  unb  @algbutg  getl^eilt,  toä)^- 
renb  ber  93ifd^of  Don  (Sf)wc  unb  alle  übrigen  au8« 
U)örtigen  Sijd^öfe,  meldte  in  Zirol  Sntl^eile  l^en, 
auf  biefe  Derjiid^ten  mußten  (Xinfl^aufer  I,  81  ff. ; 
gel,  ®ebenfblatter  an  (£.  Siubolf,  Sif^of  Don 
®^ur,  Sinbau  1853).  3ur  (l^biöcefe  ©aljburg 
fiel  baS  untere  Snntl^al  5ftHd^  Dom  S\Xitt'  unb 

tabad^bad^e,  barunter  aud^  el^emalige  ®ebieteDon 
l^iemfee  unb  gfreifing.  2)a8  ganje  übrige  9lorb« 
tirol,  Sintfd^gau  bis  (Sierd,  Stfadtt^I  bis  ein- 
fd^Iie|Iid^  99ricen-S)ecanat  unb  gang  ^uftertbal 
bilben  bie  2)i5cefe  Sri^en.  S)iefem  @]n:engel 
tourbe  Dorberl^anb  aud^  Vorarlberg  untergeorbnet, 
unb  gtoar  aI8  ©eneralDicariat,  an  beffen  SteSe 
fpäter  ein  eigenes  SiStl^um  errid^tet  toerben  follte. 
S)ie  Senoaltung  bed  Dorarlbergtfd^en  Snt^eilS 
fül^rt  feitbem  mit  gett)if[en93onmad^ten  ein®eneral- 
Dicar,  ber  guglet^  SBeil^bifd^of  Don  Sriien  ift  unb 
feinen  @i|  in  gfeMrd^  fyxt ;  feine  ftanglei  beftel^t 
aus  gmei  SeneralDicariatS-Stotl^en,  einem  Secretör 
unb  einem  ffangliften.  S)er  übrige  Sl^eil  Don 
@übttroI  gel^ört  gur  S)iöcefe  Snent,  beren  n5rb« 
lid^e  ®renge  freilid^  nid^t  gerobUnig  Derlöuft. 
Surd^  bie  OrganifationdbuQe  übi  primum 
aeramnosiB  Dom  7.  9Räi^  1825  tt)urbe  Xrient, 
ba§  feit  ber  Siuflöfung  beS  ^atriard^atcS  Squileia 
(1751)  al§  esemteS  SSiStbum  birect  unter  Stom 
ftanb,  mit  93ri|en,  ®urf,  @ed(au  unb  SaDant  bnn 
aRetro))oItten  Don  @algburg  ([.  b.  9rt.)  unter- 
georbnet.  — -  9Iad^  ber  StüdEf el^r  beS  gfriebend  mur« 
ben  aud^  bie  bifd^öflid^en  @emtnarien  Don  Krisen 
unb  Xrient  n)ieber  l^ergefteDt,  reformirt  unb  mit 
ftaaüid^er  Unterftü^ung  reid^Iid^er  botirt.  2)ie 
Sfolge  baDon  mar  ein  glöngenber  ^uffd^toung  biefer 
^nftalten,  auS  benen  nad^  unb  nad^  SRönner  l^er« 
Dorgingen,  bie  in  ftird^e  unb  @taat  gum  X^eil 
®ro^artiged  geleiftet  l^ben.  3n  Xrient  mo  ber 
l^eiligmö^ige  unb  gelehrte  $eter  $aul  Stigler  (f. 
b.  9lrt.)  burd^  ein  b^IbeS  gal^rbunbert  auf  bie 
^eranbilbung  be«  (Herufi  großen  (Einfluß  ausübte, 
erhielten  unter  Ruberen  i$:e  tl^eologifd^e  Silbung 

3.  SB.  3»erger  (f.  b.  «rt.),  na^ljet  gürftbifdjof 
Don  @etfau,  unb  ber  nod^  ie|t  (1898)  lebenbe 


Sarbinal-Sfürjtergbifd^of  Don  6algburg.  3nS« 
befonbere  aber  trug  ber  ®eiß  beS  el^ürbigen 
aStfd^ofS  SobanneS  9L  Zf^iberet  (1884—1860) 
Diel  bei  gur  ^eronbUbung  rineS  tool^^ft  lirießer» 
Hd^en  SRad^mud^feS  (2eben  beS  S)tenec8  ®otte3 
3.  91.  Sfd^iberer,  Sogen  1876).  SoS  eeminor 
Don  Sriien  Derbanft  feine  SReorgonifotion  bem 
l^od^erbienten  SlegenS  9)tid^.  Seid^tec  (gefL  1882). 
Unter  bem  geleierten  Sifd^ofe  ®a(ura  (1829  M§ 
1856;  f.  b.  Strt.)  errang  bie  tbeologifd^e  Sel^ 
anftalt  einen  fold^en  Stu^m,  ba^  tl^  bie  6tubien- 
bofcommiffton  in  SBien  il^re  llnertenming  gollte. 
Sifd^of  ®alura  berief  mit  fettenem  Itametouge 
$rofef[oren  (m  bie  ^nfiolt,  toeC^e  fpdter  aß  auS» 
gegeiddnete  SBifd^dfe  mirften  (@affer,  Segler,  Sbt« 
bigier).  @))öter  ^aben  als  SRönner  ber  SBiffen« 
fd^aft  unb  fir^Ud^en  SBirfhiS  großen  Stu^m 
erlangt  9Re^mer,  9iotbmüaer,  bie  Stf  d^Me  «id^ner 
unb  Sohl ;  in  iüngfter  Seit  (l^ger,  @d^tb  u.  f.  m. 
Ser  ^lüte  biefer  beiben  tl^eologifc^en  Se^ronfiolten 
ttü^ptaä)  aud^  boS  gefegnete  feelforglid^e  SBirfen 
ber  !ßriefter  in  ben  S)ibcefen  beS  SanbeS.  —  9ui^ 
baS  OrbenSIeben  nal^im  im  19.  Sa^rl^unbett  in 
Xirol  einen  neuen  Suffd^mung.  IRid^t  nur  ettoei» 
terten  bie  bereits  bejt^enben  Orben  i^ren  Sßir« 
fungSfretS  auf  bem  ®ebiete  ber  SeeHprge  waib 
Sd^ule,  fonbem  oud^  neue  Orben  unb  Songrega' 
tionen  traten  an  bie  Stdie  ber  fruber  aufgehobenen. 
3m  3.  1826  mürben  bie  Stebemtorifien  nod^ 
3nnSbrudC  berufen,  1888  bte  Sefuiten,  toAd^ 
nad^  bem  Sturme  beS  3a^te8 1848  bie  tbcoIogifd|^ 
S'acultät(1857)  übertragen  murbe($rob{id54  ff.); 
ben  Dertriebenen  SBenebictinem  Don  SDotri  (f.  b. 
%rt.)  in  ber  Sd^meig  räumte  (1845)  Aoifer  gci- 
binonb  baS  1808  aufgehobene  9ttgufKner'S^or> 
l^rrenfiift  @rieS  ein;  1854  liefen  pd^  bie  üifU> 
rienfer  Don  äßettingen  in  bem  feit  1808  ebenfoüS 
Deröbeten  Stifte  aRel^rerau  (f.  b.  9rt.)  in  !Bot^ 
arlberg  nieber.  2)ur(^  bie  OpfermtUtgfeit  bcS 
ßrgbergogS  ajlasimilian  DonOefterrei^i  brni  1855 
ber  2)eutfdeorbenS))riefter-&onDent  in  Sana  gu 
Staube,  bem  ber  fd^on  genannte  Sligler  feinen 
aSceHfd^en  ®etf}  ein|aud^  3n  lungfter  Seil 
liefen  ^d^  aud^  bie  Dominicaner  in  (fypon,  bie 
IBenebictiner  in  SRortinSbübel  bei  3iuiSbnuI  unb 
bie  Sd^ulbrüber  in  gelbfird^,  fomie  bte  SalDO' 
toriften  in  ^brbrong  (Sotmd^erg)  ntd)ec  Slod^ 
grö|ere  SuSbe^nung  getoannen  bie  toetblii^  Oi» 
benSgenoffenfd^aften.  Sine  gerobegu  ftounenS« 
mertfe  Verbreitung  fanb  in  Zirol  oie  Congngo« 
tion  ber  Sorml^igen  Sd^nMftem  (f.  b.  Vit). 
2)aS  erfte  |)auS  btefefi  OrbenS  grfinbete  (1821) 
3)ecan  Sd^uler  in  fetner  $farre  3omS  im  Ober- 
inntbale,  loorauf  oie  ^fer  in  Sieb,  3mfl  tinb 
3nnsbrud(  (1839)  folgten.  ®egenmfiTtig  (1898) 
göblt  bie  Kongregation  in  ben  md  9)htttet^aufetn 
in  unb  au^  Sirol  1870  SAloeflem,  bte  in 
200  SUialen  tl^g  flnb.  Wt  biefen  ^Ißtncen)- 
fd^meftem"  metteifem  in  SBerftn  ber  9lQd^HenIt& 
bie  Dom  ffa))uginei|)ater  X^bofiuS  (f.  o.  9tt) 
geftifteten  Sd^mefiem  Dom  ^igen  Imuie^  bie 


1778 


liroL 


1774 


caOf  tn  Xirot  fett  1870  fegendteid^  toitlen.  Su^er 
ben  (Scnonnten  finb  in  Zhrol  nod^  Senebidinerinnen 
auf  &dbm  bei  fflouf en ;  Setoitinnen  in  9b:co  j 
Ciftetcimferiniten  in  (Sp^n  unb  in  (Stoigsen  6et 
^o^emDeUec ;  S)ominicanerinnen  in  Sloria- 
6totna4  bei  SReron,  gu  Sienj  im  ^uftertl^ale,  )u 
^Utcnfiabt  bei  Selbfir^  S^  X^Iba(|  bei  Stegena, 
gu  läluben)  nnb  )u  Smttetad^;  Uifutinen  }u 
ännSbrud  unb  Siuned ;  Slarif finnen  )U  Krisen ; 
Satmelitinnen  ta  SBilten  bei  3nn§btud(:  @Qle- 
ftonerinntn  gu  Xl^umfelb  bei  l^aQ;  Snglifd^ 
Sxfiutein  in  Krisen,  SReran,  Slo&erebo  unb  ^e- 
boggo ;  Xertiariorinnen  )u  SBrisen  unb  Vlnfßa^ 
mit  je  me^cn  gUialen,  ebenf  o  in  ff  altem,  Sojen 
nnb  ffronburg  bei  @(!^öntt)ied  im  Oberinnt^al ; 
Stauen  Dom  ^tgen  6ttitn  3efu  gu  9ltebenburg 
bei  Sngena,  Xrient,  StiDa  unb  £at)a(efe ;  9rme 
e^ulf^toeftem  in  !ßfaffen^ofen  bei  XelfS  im 
Obexinntldal ;  Sanoffianerinnen  in  Xrient,  eben- 
baf elbfl  @(bn)eftem  ber  !ßrot)ibeng ;  2)eutf  (!^otbenS« 
f 4ioeflem  in  Sona ;  SRdgbe  ber  Siebe  in  StiDa ; 
üRorien-aRifftondf^toeilem  in  9logarebo  bei  SBiOa 
Sogati  unb  enblid^  Sd^meftem  bet  l^eiligen  gfa« 
milie  in  XUiomo  bei  fHitxL  Sie  (Sefammtfumme 
bet  neiblid^en  OrbenSperf onen  beläuft  fld^  in  ber 
Sibcefe  SBri^  auf  ungefäl^r  2500,  in  ber  Sia« 
crfe  Xrient  auf  1140,  ber  folgburgifd^e  «ntl^U  in 
Zirol  fto^It  nur  bei  100  iBarml^eraige  @(i^iDe|tem. 
3u  Den  traurigen  C^d^einungen  bed  fkd^Iid^en 
Sebend  in  £iroI  im  19.  Sal^r^unbert  gehören  neu 
ouftouc^enbe  nligtöfe  Secten  unb  bad  abermalige 
^roortreten  ber  bom  Staate  oertl^eibigten  jofe- 
p^tnifc^en  Sbeen,  SiberaliSmuS  genannt,  ber  bie 
Sftei^eit  ber  Rixäft  in  gro|e  ®t]afyt  ixaä^tt.  3u- 
crf!  trat  bie  @ecte  ber  SRanl^arter  (f.  b.  %rt.)  auf. 
9lo(fy  me^  Süffelten  enegten  bie  faft  gleiddgeitigen 
SncKnonten  im  BiDertlate.  Sie  ©puren  beS 
$roteftantidmu8,  meldte  fid^  bort  feit  bem  16. 3al^r- 
l^unbert  erbietten,  traten  feit  ber  großen  9lu^ 
UMmberung  ber  Salgburger  Sijfibenten  unter  grg- 
bifc^of  gfirmian  (1732)  nod^  beutlid^er  l^erbor. 
Sen  raftlofen  Semül^ungen  beS  SIerud  gelang  e8 
bamald,  bad  offene  hervortreten  beS  $rote{}aniiS- 
muS  gu  terpten.  3nbeffen  f ogen  bie  S^^^W^ 
auf  ibren  Dielen  Säuberungen  in  bad  Sudlanb 
(als  ^oujirer  ober  @änger)  immer  Don  3lmtm 
Afat^Iifqe  ®runbfä^e  ein  unb  bereiteten  burd^ 
<Etnf(^muggeIung  protejtontifd^er  Sudler  ben 
offenen  Sbfatt  Don  ber  Jlird^  Dor.  Sagu  famen 
no4  fiu^ere  ßinpffe,  benen  fogar  l^obe  $etf onen 
im  Inroteftontifd^en  $reu^en  nid^t  fremb  blieben, 
unb  fo  tDurben  nad^  unb  nad^  mel^rere  Ortf d^af ten 
btefeS  XfyiMi,  Dor  aSen  3eII,  SDta^rl^ofen, 
^pad^  unb  ^infenberg,  Don  ber  Sel^e  SutberS 
ongefletft.  3m  5. 1829  entfagten  berei»  240  $er- 
f onen  bem  fot^otifd^en  ©ottedbienfte  unb  erdArten 
offen  i^  SoSfagung  Don  ber  ffird^e.  Stad^bem 
}a^Iange  SBerfu^e,  bie  ^rrenben  gu  befel^ren,  ge« 
f  (^eitert  moren,  liefen  bie  tirolif d^en  Sbgeorbneten 
on  ftoifer  gferbinanb  I.  bie  93itte  gelangen,  er 
m5d§te  bie  (Einigt  beS  (BlaubenS  in  Xirol  aufredet 


erl^alten.  Stuf  biefe  93orfleIIung  l^in  erfolgte  am 
12.  äonuar  1887  bie  faiferlid^e  gntfd^He^ng, 
baldin  lautenb,  ba|  bie  proteftontifd^en  S^txtJ^altt 
entmeber  gur  latlgolifd^en  Sonbedfird^e  gurfidffebren 
ober  (gem&^  ben  93eftimmungen  beS  meftfälifd^en 
SriebenS)  auSmanbem  foKten.  ^iergu  tourbe 
i^nen  fogar  jebe  ndtl^ige  ftaatlid^e  Unterftü^ung 
Derfprod^en.  SBiifiid^  manberten  nod^  in  bemf elben 
3a^re  126  proteftantifc^e  gfamilien,  gufommen 
414  $erfonen,  aus  il^rer  &eimat  nad^  $reu^tfd^« 
@d^Ie^en  auS,  U)o  il^en  Oftiebrid^  SBUbelm  lU. 
SBobnft^  onmieS.  Sße^rere  Sndinanten  fiebelten 
ftd^  fai  Stöxnff^  unb  Steiermarf  an  (Xinfl^auf  er  11, 
692  ff. ;  ^rapnarer,  S)er  SuStoanberer,  Sogen 
1897,  @.  nff.;  Dom  „liberalen"  @tanbpunlte  auS 
bebanbelt  bie  ®ef(^id^te  ber  3taertbaler :  ©afteiger, 
Sie  SiSertl^aler  $roteftanten,  SReran  1892). 
Surd^  biefeS  entfd^iebene,  aber  geioil  nid^t  in- 
tolerante IBorgel^en  bemal^rte  fid^  Xirol  tt)ieberum 
bie  Sin^eit  beS  ®laubenS,  Xotld)t  fd^on  fo  oft  ge« 
f ai^rbet  mar.  SBereitS  baS  Xolerongebict  3ofep]^S  IL 
^atte  bie  tirolifd^e  ®IaubenSeinbeit  bebro^t;  aber 
auf  Sitten  ber  Sanbftönbe  befeitigteffaiferfSfrangU. 
burd^  ein  eigenes  l^ofbecret  (1795)  biefe  ®efa^r. 
®egen  bie  Uebergriffe  ber  bo^rifc^en  Regierung 
Dertl^eibigte  fu^  baS  Sanb  felbft  burd^  ben  SReli« 
gionSfrieg  Dom  Saläre  1809.  Salier  fiebelte  ftd^ 
Don  1781—1819  nur  ein  eingiger  Sßroteftant  in 
Xirol  an.  Sie  ®efa]^r  Don  Seiten  ber  Si^tril^oler 
3ncIinonten  tourbe,  mie  ermähnt,  freilid^  unter 
fd^toeren  Opfern  übemmnben,  unb  nad^  bem  Um« 
fturgial^re  1848  fd^ien  unter  ber  SRegierung  beS 
iungen  ftaiferS  §rang  Sofepl^,  ber  mit  bem  l^ei- 
ligen  ©tul^Ie  1855  ein  Soncorbat  abfd^Io^,  Xi- 
rolS  ®IaubenSein^eit  für  immer  befiegelt  gu  fein. 
Sber  balb  trat  ein  Umformung  gum  @d(|led^tem 
ein.  Unter  bem  ßinfiuffe  beS  fogen.  fiiberaliSmuS, 
ber  eS  auf  einen  neuen  Sturm  gegen  bie  IKrd^e 
abgefel^en  l^atte,  fam  baS  faiferltd^e  !ßatent  Dom 
8.  ^pril  1861  gu  Staube ,  moburd^  ben  $ro« 
teftanten  bie  DoHe  greibeit  beS  eDangelifd^en  ®Iau» 
benSbefenntntffeS  in  allen  bfterreid^ifd^en  ffron« 
lönbem  gugefid^ert  mürbe.  Sarüber  entflanb  in 
Xirol  gro|e  Aufregung,  meil  bie  ®IaubenBetn]^ett 
gang  unermartet  auf  S  l^öd^fte  bebro^t  mar.  Unter 
ber  gfübrung  beS  bamaligen  gfürftbifd^ofS  ®affer 
Don  Srij^en  (f.  b.  9rt.),  ber  aud^  auf  bem  ®ebiete 
ber  Sd^ule  u.  f.  m.  fräftig  bem  falf (!^en  SiberaliS- 
muS  entgegenarbeitete ,  fömpfte  baS  gange  Sanb 
mit  aOen  erlaubten  ÜRitteln  um  bie  Srl^Itung 
fehler  fd^5nften  ^rle.  Sber  erft  nad^  langen,  un« 
erquidlid^en  SSerl^anblungen  mürben  bie  SBünfd^ 
XirolS  im  JhtegSial^re  1866  Dorläuftg  erfültt» 
SaS  bftbare  ®ut  ber  ®laubenSeinbeit  fd^ien  nun 
burd^  ein  gmifd^en  bem  if aifer  unb  bem  fianbtage 
DereinbarteS  SuSnal^megefe^  gefid^ert  gu  fein.  Um 
fo  mel^r  betrübte  eS  bie  gro^  SRel^^eit  beS  fianbeS, 
olS  ber  SuItuSminifier  Stremapr  1876  burd^  ein- 

Sad^  Serorbnung  ®ef e|  unb  Sanbtag  umging  unb 
lie  Silbung  ^meier  eoangelifd^en  @emeinben  gu 
ännSbrudt  utu)  9Reran  genel^migte.  SaS  ^olla- 


1775 


Xif^enboif. 


1776 


Wnm,  um  toiUitt  Xitol  tbi  gmna  Sol^^twtt 
a^ämpft  ^)oüt,  uxn  Mtlonn.  Seit  jtn»  3nt  tß 
t§  %t^be  ttt«  XmUt  eollia  uttb  M  eicruS, 
von  bn  QllflubtnStbt^t  {iiaftif^  gu  nttm,  »ol 
in  nttcn  ift,  inbctn  man  bin  9Iitlauf  ;ini)({taiit{> 
fd^ainpibln  Dti^nbtrt  unb  tDenigfttna  btn  Ültx 
fidl  Don  ftot^oliftn  Onfiüttt.  Sic  altt,  noi^  un> 
oefd^lDä^e  ^Qtipming  ba  Xlioln  fät  bie 
«llau&enScin^tit  jeigtt  ^,  ftctlü^  nii^t  o^nt  tiefe 
ffle^mut^  im  3. 1896,  die  b<iS  Sanb  in  elüngenb* 
fbn  mti\t  ble  lOOja^t  Sdculotfei«  beS  $unbeS 
mit  bcm  flStUi^  $nr)«n  3e|u  6(gine.(t)gl.  9Bai|, 
Xitol  im  3ubtlio^,  »ri^m  1897).  ^M  ntat 
&ct}'3t(u^nbttiin(;Sfitc^  unb  bie  et^t  beut}^ 
Sitbcdaffunt  btr  (Ew^nftiiur  $ätci  in  ^jtn 
—  jut  Stinntnntg  an  bae  SOJä^iige  Slcgitrungi- 
fai6iIäumbeSffaiferS3rani3oft)>^  —  i^guglci^ 
Ml  f^finfle  3>fidmal  bn  tmaffntta  t^tOeam 
9kkt  nnb  ein  uriiibion  Sdfit^u  m 

ffiic^gtfi^t  an  bn  SfBenbt  b  v- 

feunbcitS.  ?IiK!^|inbfaßalltStnUDt  \); 

obainbnStäbten,  btfonbnflonj  bt 

d  $ioteflanten  unb  äuben,  beien  S  ^f 

Cäo^i  junimmt  Sie  Snyi^I  ber  en 

€nbtin>I  unb  ^uftertbol  ielief  <ei 

SSi^imi  von  1897  auf  684  $etfon«i,  Uotmi 
S88  mf  SKenm  foHem  Sie  SUtcefe  Xiient  jäl^lt 
flCQmtD&rtig  (1898)  564271  flal^olilm,  baDon 
480  866  im  italintif^  ^Int^cil;  35  SKonate. 
baOon  10  im  beutf^en  ^nt^eil;  162  ^fancien 
mb  887  eutalitn  unb  SifiDfitnren ;  1086  mtü- 
«nb  706  Oibtnetint^.  Sie  Siött|e  Sitjen 
Ict  405667  Seelen,  28  Seconote,  bobon  6  in 
Sorailberg;  891  $foireien  (|ctt  189S  imtiben 
in  SBtiien  täit  Humum  beliufg  6«netua>!ReeuIi' 
nme  ju  ^famien  et^oben),  76  S^ofituicn; 
842  SBcIt-  unb  478  OibenBprieftec.  Sie  €13- 
MAteft  eoIjbuTfl  )ä^  in  Xirol  63690  €celen, 
t  Seetmate,  68  Pfarreien,  12  ftat)Iantten  unb 
Beinere  Vcntfidni;  112  XBdt-  unb  12  OrbrnS' 
iKitfler.  (^.  au^  b<n  gcnonnten  SBerten  unb  bn 
fpeculen  Sittiotut  in  b.  Srtt  Siifen,  tfya,  Sal}- 
nng  unb  Xrient  no4  EBnmblS,  „(F(ienträn|el', 
Sojen  1678;  Slofc^onM,  @tf4.  Don  Xinl,  fflien 
1792,  2  Sbi. ;  €latflet,  Stutf^-Siiol,  ^nnabr. 
1847 ;  ^i,  ihi^^enfnunb,  iBtisen  1867—1869 ; 
ScT|.,Aanßfnunb,  ebb.  1885  ff.jActatöroIensia, 
XnwUiexabät^ei  twn  Sriini,  ^uCges.  Don 
RebU^.  3nn«6ni(I1886.  Sa^Imc^e  «rttf el  Aber 
titoLffii^engtictiii^te  finben  \iä)  in  ber  .3ttt(^ft 
k(9  ^tibinonbcninS''  in  8  @eiim  [1825  |f.],  im 
«Sommlei'  [1807  ff.]  unb  ,%i^ili  ftir  tirel. 
®ef*."  [1864  %l  WDifibet  1897  (ju  annlbnitf) 
dn  SiegifleT  erf^im.  Wanäfii  bieten  m^  ble 
SRitt^unetn  bd  gnftttiM  ffii  Sfteix.  @ef$., 
annSbmd  1880  ff.)  [%ielQDtt€(l|ab  O.S.B.] 
ViMti^*if.  Sobegolt  giiebii^  Son- 
ßnntin,  elntt  bct  btbtutenb^  ftiitifer  btfi 
neuteftomentlic^  Sc^trfl,  loatb  mn  18.  äannai 
1815  )u  fiengenfelb  bei  QaUtmi  gebomi,  btfut^t 
n|)  bdS  @4mnajium  jn  $lanen>  uo  er  bcfonbetS 


bie  fftnntalft  brc  «dten  €|)nx^  onftnblr,  fhdrtrte 
bann  )u  &i)i)ig  fmle^ontifi^  Xbeolo]^  tmb 
$^loflle  unb  t»«te  inteioMd  (1886  unb  1838) 
bie  w>n  ber  t&toloflif^jni  gfacuttat  g^tOU  $tei»> 
fcage  In  bnn^nn«  pi^üitmn  SUnu.  Ci  ttot  bor- 
ouf  aI9  ^MniSIe^  in  bcd  iMntS  ftbttft  fpfttem 
©dintegeiiHiterS  no^  iei  Se^ig  ein  nnb  (abi- 
liHttt  ri^  18^  bei  bet  t^lt^tfi^  gfocuUai  |n 
itüfjfli  mit  einet  €4rift>  toeli^  Im  foIaRibra 
3a^e  oll  Sonoott  ein«  KttSgabt  b«  Stuen 
StfiamentS  eif^ien.  SiefcXb^bhingbeitid^ 
btn  Anfang  feinet  ftiltctn  nnermflblü^  X^g- 
hil,  tKli^  einjig  ouf  bie  ^et^dlung  bÄ  utfpiüng-' 
li^  Xeclefl  Dom  9ttuen  xeßanente  gcrt^ld  bot. 
St  nnlemotm  jutifl  feit  bm  Odo6a  1840 
gio|e  Steifen,  meiere  i^n  fiir  tricc  3a^  no^ 
granfiei^,  Cnglanb,  Italien  nnb  bcm  Oticnt 
^(rttn,  um  füc  feinen  3ieed  ^Kndlfil^tifttn  fu 
beiolei^en,  abguft^relbfM,  seaebcwn  %eiiii  an|u- 
Iau|nt  unb  jo  brn  tHto|>äif^  SMc^rten  ba» 
SRateticd  gut  neutepomcnäii^  XeitcSfritil  )u- 
gSngli^  ju  nutzen.  91fl4  f*^  VMSt^  UMtl> 
et  1845  imn  au|cn»battti^  StofcRot  bcc 
X^oloflie  in  Sd))}^  etnonnt;  be4  fmb  er  nAta 
feinet  roplofen  «nbcnntitigen  XEiftti^eit  füi  rate 
gtiedelte  abbenrif^e  ffliilfanilett  faun  ItauU 
bie  Seit  3m  3. 1849  befiu^k  et  Biebet  $<»i>' 
Genbon  unb  C^otb;  1853  mot  et  «nm  incittn 
^al  in  bem  gmdiif^en  fflopn  auf  oem  6taai; 

1854  oibfittte  et  )u  SQolftnbüttel  uib  f)dnb<iig, 

1855  ju  Sonbon,  C%foib  unb  Combroge,  1856 
lu  OüR4)fn ,  @i  (Sollen  unb  Söri^  tnif  bcn 
bcfelb^  be^nbli^en  iSiblbt^Icn.  Su  Anfang 
bcS  ^aifui  1859  teilte  ei  jum  tnftten  3»al  in 
ben  Orient  unb  blieb  bofelt^  bis  )xm  ^oifi, 
notnuf  feine  Stntnnung  jum  oibentlid^tuSto- 
feffot  oei  X^otogic  ni  WMtg  eifolgle.  Siefe 
»eifen  nuten  gum  ginten  X$eH  litnorif^t  Snt- 
bednngSteifen  unb  Detf^fften  ba  gelt^tlen  Seit 
unbctannte  obet  fi^nKt  jugAnglii^  Ouditn  jut 
flritil  beOleuen  Xeffamente«.  So^  gt^ien  bi* 
«ulgobcn  be«  Codex  Ephracoü  £^  (0),  Lipe. 
1848  (unb  1845)  unb  bc4  Codex  Frideiieo- 
AugntÄnniu,  ib.  1846,  bie  Konumoate  aao« 
inedita,  ib.  1846  (novs  eoUeoüo,  7  Sdnbe, 
1855—1870);  Erangelium  Palaünau  in- 
oditnm,  ib.  1647 ;  Codex  Amiatiauft,  ib.  16») 
(unb  1854) ;  Codex  CUromontutua,  ib.  1853-, 
Fragmenta  aacra  palimpoeata,  ib.  1854) 
Anoedota  Sacra,  ib.  1655.  VHc  biefc  Scißangn 
abci  mürben  In  Sitten  gtflelU,  att  fS  f^  im 
3. 1859  gelang,  im  @tnoinoflei  eine  Mon  beim 
jDieittn  »efu4  1853  »ctgcbenS  «fn^tt  baät' 
\<fycW,  Don  me^  et  beim  etßex  Scfu^t  (1844) 


48  Slfiltn,  ben  (>adex  Fridmco-AagiutaMiB. 

,  ;  otf  4enn  o^alttn 

(otte,  bem  gongen  Sltpe  no^  ouyufittbtB.  &  ift 


im  ^Jo^itilotb  gefnnbcn  unb  ( 


biefl  bn  frilbem  fo  ^  beni^mli  Codex  S 

eu>  (f.  b.  9xt.%ibtIVanb[4nftni  n,  676  f.),  ben 

auf  fcuu!Bnn)tnbunBbKtufftfi^l«i{fnbni4ein 


1777 


Ilfdjflebet  —  lifficr. 


1778 


bttreet  Ohtfhtm  tmoA  tmb  1862  tii  4  Sftnbtn 
b«4  ttn  facftmUitm  (ie^  lieber  btefe  (Entbedung 
nnb  emerbntg  gab  Zifii^boif  felbfi  SM^i^i 
ia  bcn  ob.  n,  675  getumnien  I^otitiae^  foioie  in 
bcr6d^:  Sie  eiittibibeI,Sei)>sig  1871.  (Eine 
feanbmrtflobe  bei  Codex  Sinaiticiui  erfd^ien  ju 
&iMiO  1863.  9Ba9  Zif^cnborf  nun  fit  bie 
ihm  beS  9ett»  Zeflamente«  (in  20  Sufigoben) 
gelfijkt  f^,  ifi  ouSfä^rlid^  bargejieat  in  bem  «rt 
Sibeloitffloben  ü,  624  ff.,  fo  bo|  (icr  nur  bor- 
ottf  oermtcfctt  |tt  toetben  broud^.  ^injutuffigm 
Vit,  bo|  bie  €p.  626  eroftl^ten  ^rotegomena  im 
3. 18M  als  eigener  SBanb  bon  ®regot9  l^ouS« 
gegeben  ttuiten.  €)ierber  gel^ört  bcmn  nod^  bie 
Angabe  eina  Vnyi^I  Don  Xufigaben,  bie  glei^fom 
bie  ^ßocaga  feiner  »iffettMoftUd^  gforf^ungen 
bUbcn  nnb  nur  inbirect  bem  9teuen  Xeflamente 
btcnen:  )uerfl  eine  SuSgobe  ber  6et>tUQginia 
(7.  ed..  Ups.  1887);  bann  De  Eyangeliomm 
iqpoerTphomm  oiigine  et  neu,  Lngd.  Bat 
1851 ;  ferner  Acta  Apoetolorom  apocrjpha, 
Lips.  1851;  EvangeliA  apocrypha,  ib.  1858, 
2.  ed.«  1877 ;  Apocalypses  apocrjrpliae,  Lipe. 
1866 ;  Oeinentie  Born.  £piBt,  ib.  1873.  %uBer- 
bem  oerfajste  er  gn^i  Keifetoerfe:  Keife  in  ben 
Oricni,  Seipjig  1845—1846,  2  Sbe.,  unb  SuS 
bem  liieiligen  Saube,  ebenb.  1862.  BOJi  oerbreitet 
i|l  efAIic^  eine  Heine  @<i^ft  bon  il^m:  SBonn 
nntrben  un^  (foongelien  oerfatt?  4.  Slufi., 
2^m  1866,  toeld^e  popnVit  gebalten  ifl  unb 
in'SOfranidfifd^,  Snglifd^e,  6d|«)ebif4e,Sönif(i^c, 
^änbifc^,  atoltenifc^c,  «ufftfd^  unbXärKfd^ 
überfdü  ourbe.  Oboo^I  bie  ))rDteftantifd^  ffritit 
biefe  Schrift  aI8  ^milbmgen''  bejeic^net,  fo  1^ 
bo$  Zifc^enborf  borin  oon  feinem  Iritifd^  unb 
erfo^rungSmä^gen  @tanb))untte  einen  ber  aller* 
mul^gfien  Sen)eif e  für  bie  «c^t^eit  unf erer  (Sx^axi' 
gelien  geliefert.  @eit  1860  mad^te  er  nur  nod^ 
gehgentlid^  Steifen  in  Suropa,  au  toeld^en  ibn  feine 
ttttigaben  oeronlaBten;  eine  ofabemifd^  Xl^tig« 
Mt  entmiitelie  er  oud^  in  biefen  Sa^tn  fo  gut  »ie 
gornid^  £r  jtarb  am  7.  S^ecember  1874.  ^9}on 
bem  unber^gten  SSomurfe  unrebli^er  Crtoer« 
bung  bon  ^bfc^riften  au8ge]^enb,  l^oben  (Einige 
bem  Zobten  ein  feineft  (El^rgefü^I  obfincd^en  tooU 
tau*  Sein  Siogropl^  bcrfÜ^ett,  ba|  il^m  bei 
focgf dttigfler  9lad^|orf d^g  unb  bei  Unterfud^ung 
feiner  $rioatbriefe  „überall  ein  boQfommener 
C^eimuuui  entgegengetreten  fei".  „Seine  il^m 
l^htfig  fibelgenommene  SBorliebe  fär  Suejeid^« 
nungm  fd^int  bod^  wenigftend  nur  l^ormlofer 
Statur  gemefen  )u  fein.  SBenige  (Sele^e  l^aben 
M(  unb  fpät  fo  angeftrengt  gearbeitet  mie  er; 
C^rgdi,  ber  fo  mirft,  ift  banfendtoert^."  (9gL 
(Btegoq  in  b.  SOIgcm.  beutfd^.  »io^.  XXXVni« 
871  vät^  in  ben  oben  genannten  Prolegomena 
S47— 854.)  [ftaulen.] 

ytf4|fl<t,  eine  um  ben  tfiglid^  Übungen 
lindl  gUtubigen  Cl^m,  ber  aud^  bie  tfeid^ 

C"'  igen  Verrichtungen  in  ben  SHenft  (SotteS 
,  bepel^  im  SBefentiic^  anS  ber  Segnung 


jum  Seginn  unb  ber  2)anffagung  am  Sd^Iuffe 
ber  SRablaeit.  S)ad  fdt\]p\ü  bed  ^erm,  ber 
bie  S)Hifen  fegnete,  unb  ber  9))ofte(,  ttie  beS 
yL.  ^u8  (3lt>g.  27,  35),  ^t  ben  (»lau- 
bigen biefe  Uebung  emfifol^ten ;  )ur  3eit  XertuI« 
liand  UKir  fte  algemeine  Sitte  (ApoL  89),  bie 
oon  ben  Sötem  (S.  Hieron.  £p.  22  [ad  Eu- 
stoeh.]  37 ;  Chryeost.  Hom.  55, 6  in  Matth.)  ge« 
legentlid^  eingefc^drft  lourbe.  9uft  bem  Slltert^um 
flnb  Formulare  oon  Xifd^gebeten  in  ben  Constit. 
ApoBt.  7,  49  (ogl.  gf.  ^robft.  Seigre  unb  (gebet 
in  ben  brei  erften  d^riftK^en  3a](fr]^unbecten,  Zä" 
bingrn  1871,  349)  unb  bei  $feubo-«tbanaftug 
(De  Virg.  13,  bei  Migne,  PP.  gr.  XXVHI,  265> 
erhalten.  2)ad  Zifdigebet  (benedictio  menaae), 
b(ä  bem  römifd^  Sreoier  in  ^mei  Formularen 
beigegeben  ifi,  ftammt  auft  ber  nbfterlid^en  2)iS* 
ciplin  unb  fe]^  eine  oerfammelte  ®enoffenf(^oft 
OorauS,  bie  efi  d^rmö^ig  rccitirt.  d^n  gformular 
bient  bei  ber  f^ouptmo^Ijeit  (prandium),  bad 
anbere  bei  bem  Slbenbtifd^  (eoena) ;  bei  bem  ein« 
jigen  ÜRable  an  Safttagen  tttrb  nur  le^tcrril  ge« 
broud^i  Sor  bem  ÜRa^Ie  mirb  mit  bem  SBorte 
Benedicite  (f.  b.  Vrt.),  baS  aud^  SBejeid^ung 
befi  Xif(^e6ete8  geworben  ift,  }um  (Sebete  auf- 
geforbcrt;  biefeS  beginnt  oor  bem  prandium  mit 
ben  iOerfen  Ocoli  onmium  ($f.  144, 15  f.)  unb 
Oor  ber  coena  mit  Edent  paoperea  (^f.  21, 
27  f.),  tooran  fid^  baS  (Siebet  bed  f)erm  unb  bie 
Sitte  um  Segen  anfd^Iie^,  bie  ber  Obere  fprid^t, 
toöl^enb  er  über  fid^  unb  bie  S)>eifen  bad  ftreu)- 
^eid^n  mad^.  S)ie  meitere  SBenebiction,  bie  auf 
ba9  l^mmlifd^e  9)ta^I  (inmeidt,  gilt  bem  Sector 
unb  leitet  bie  £ifd(|Iefung  ein ;  am^  biefe  ifi  fd^on 
im  9Itertl^um  bejengt.  3n  geifllid^  (gowffen« 
fd^aftrn  toirb  fie  ))fli$tmä|ig  möl^renb  ber  gan}en 
Stal^Iseit  geleiten,  änbeibengormularen  beginnt 
glei^a&d  bie  S)anlfagung  nad^  bem  Otal^Ie  mit 
oerfcbiebenen  SSerfen;  auf  bad^^anlgebet  folgt  ein 
Sob^m  ober  bad  Miaerere,  bie  gürbitte  für 
bie  aßolffltl^ater  unb  für  bie  SBerftorbenen ,  bad 
Saterunfer  unb  ein  Segen8f)»md^.  9n  ben  %b6^» 
pen  Xem;)oraIfeften  (äBeil^ad^ten,  dpipfyxnit, 
Oftem  unb  $ftngften)  entfpred^  bie  einleitenben 
Serf e  bor  unb  nad^  bem  SRai^Ie  bem  ^fte ;  an 
ben  brei  le^n  Zagen  ber  S^anood^e -|lat  ba9 
Zifd^ebet  etne  eigene  gfoflung.    [ff.  Sd^rob.] 

fiMri,  ]^br6if(ber  Wonot,  f.  3eitred^ng. 

flMrftdleti,  f.  S))irituan8mud,  n.  2. 

timttUt,  f.  Titnlua. 

fifflev  (Zej^or),  Sertranb,  Ord.  Ciai, 
t^Iogifd^  Sd^riftfteSer,  mar  um  1610  )u  9tu- 
mignQ  (im  Jk^igen  i>tp.  Srbenned)  geboren,  dt 
trat  in  bie  (Eiftercienferabtei  SBonnefontaine  (Bo- 
nns fons  [gegrunbet  1154]  im  (Erjbidt^um 
SteimS)  ein  unb  ful^rU  1664  att  $rior  unter  bem 
(Sommenbatambt  fßicolout  be  \a  2&ne  eine  9tef  orm 
bed  fflofieifi  bun^.  Son  feinen  liteiorifd^en  Sr- 
gengniff en  ift  befonberfi  )n  enoil^nen  eine  Samm- 
lung tl^eologifd^r  unb  gefd^c^tli^  Sd^ften  oon 
Sebten  unb  SKdnd^  au8  ber  er^en  3eit  bed 


1779 


%iUl  —  lituIarBifdJof. 


1780 


eiflerctcnfcrorbenS ;  pefül^rt  bcn  litcl  BibUotheca 
patnim  Cisterciensium,  i.  e.  opera  abbatum 
et  monach.  Ord.  Gist,  qui  saeculo  S.  Ber- 
nardi  aut  paulo  post  ejus  obitum  fioruemnt, 
Bonofonte  et  Pariß.  1660—1669,  8  tom.  (in 
3  ober  4  voll.),  unb  ift  mitunter  intl^ümlic^  für 
eine  Siteraturgefci^id^te  beö  OrbenS  geleiten  toor« 
ben.  ^ugerbem  Derfo^te  er  Assertiones  theo- 
logicae  (eine  S)ogtnQtif  unb  SRoral),  Carolo- 
poU  (g^arleöiHe)  1647,  2.  ed.,  Bonof.  1670; 
Disputatio  theologica  in  Janseniana  dog- 
mata,  Carolopoli  1651  (ein  ^nl^ang  ift  gegen 
einen  ionfenifttfd^  gefmnten  DrbenSbruber  ge- 
rid^tet).  Sinige  3cit  Dor  feinem  3U)be,  ber  um  boS 
3al&r  1670  erfolgte,  begann  er  eine  neueSuSgabe 
ber  SBerfe  beS  1^1.  SSeml^arb  Dorjubereiten.  (Sgl. 
G.  de  Visch,  Bibl.  scriptt.  ord.  Cüst.,  2.  ed., 
Colon.  1656,  54  sq.;  Oudin,  Comment.  de 
scriptt.  eccles.  II,  Lips.  1722,  1241.  1497; 
Gall.  Christ.  IX,  Paris.  1751,316;  Nouv. 
Biogr.  g^n.  XLV,  427  s.)  [Sfel^.] 

5« et,  f.  Titulus. 

9Ue(ittaitit  (Xitelmon^X  Sftonj,  0.  Cap., 
geleierter  tl^eologifd^er  Sd^riftfteUer,  xoax  gu  ^ofjelt 
in  bem  @ebiete  beS  gärftbiSt^umS  fiütti^  um 
1498  geboren.  Srü^  t)erIor  er  feine  filtern :  bod^ 
nol^m  ftd^  feiner  ein  Sbelmonn  an  unb  lie^  il^n, 
ba  er  auf  bie  guten  Anlagen  be§  jhtaben  aufmerf- 
fam  gemad^t  tourbe,  ju  Sömen  ftubiren.  Stad^- 
bem  Xitelmann  1521  in  ben  f^francidcanerorben 
getreten  mar  unb  bort  feine  @tubien  beenbet 
|atte,  bocirte  er  ju  Sdmen  im  $aufe  ber  O^rancid« 
caner  -  SRecoÜecten  ^l^Uofop^ie  unb  2:beoIogte. 
9U8  äufeerft  frud^tbarer  ©d^riftfteller  jei^nete  er 
fid^  befonberS  burd^  feine  gelel^^en,  bie  tieffte 
{^römmigfeit  atl^menben  Sommentare  jur  l^eiligen 
©d^rift  aus.  ScmerfcnSmertl^  ift  aud^,  ba^  er 
in  2Bort  unb  @c^rift  bie  9}ulgata  gegen  bie 
ftritif  öcrtl^eibigte,  meldte  gaber  ©tapulcnfiS  unb 
ßraSmuS  (f.  b.  9lrtt.)  an  il^r  übten.  Sc^terer 
nannte  feinen  ©egner  in  einem  ©riefe  (Ep.  1031, 
in  Opp.  omnia  III,  2,  Lugd.  BatlaY.  1703, 
1169)  einen  })ra]eierildeen  jungen  9Kann  oon 
jmeifell^aftem  SBifjen,  ein  Urt^eil,  ba§  fidler  un- 
gercd)t  mar.  Siad^  neuniäl^rigcr  Il^ätigfcit  gu 
Sömcn  begab  fid^  Sitelmann  1535  mit  jmei  Dr- 
bcnSgenofjen  nad^  SRom,  mo  er  gerabe  anfam, 
mäl^renb  bie  öor  ffurjem  (1528)  beftätigte  ®e- 
nofjenfd^aft  ber  ffajjujiner  (f.  b.  5lrt.  ffat)uainer- 
orben)  il^r  jmeiteS  ©eneralcapitel  feierte  unb 
ben  P.  ©em^arbin  öon  9lfti  jum  ©eneraloicar 
ermäl^lte.  ®a8  (Japitel  mollte  P.  2:itelmann, 
ber  fid^  fofort  ber  neuen  ©enoffeiffd^aft  ange» 
fd)Ioffen  l^atte,  jum  Scctor  in  ÜKailanb  befteücn; 
er  aber  fe^te  eS  burd^,  ben  ffranfenbienft  im  ©pital 
ber  Unl^eilbaren  in  9iom  übemebmen  ju  bürfen; 
auf  bie  grage  öornel^mer  3Känner,  marum  er 
Ijier  feine  Talente  fo  unnüjf  »ergrabe,  ermiberte  er 
mit  einem  ^inmeiS  auf  feine  ffranfcn:  „©e^t 
bod^,  il^r  Ferren,  ba§  fmb  bie  Sudler,  bie  id^  je^t 
fd^reibe;  baS  ift  mein  ^ieronijmuS  unb  mein 


Sl^r^foftomud,  in  benen  id^  tSglid^  ffaibire;  ta 
mein  SluguftinuS  unb  mein  ^mbroftufi,  in  tod- 
d^en  id^  t)on  \t%i  an  forfd^el"  2tn  ber  £^ 
fd^rieb  er  al8  flapujiner  nur  mel^r  eine  oScdiid^ 
Slbl^anblung  über  JS^xit  Uebungen  eines  um^ 
OrbenSmanneS'' ;  inbe^  aud^  Der  ftnmienbiesp 
marb  balb  fiftirt,  als  ibn  ber  P.  (Benerolbicor  inm 
$rot)inciaI  ber  römifd^en  $roDtm  emannte. 
Zitelmann  ftarb  aber  bereits  auf  femer  gisettoi 
©ifttationSreife,  ettDa  40  ^oS^it  alt,  ju  «ntbU 
(im  ftird^enftaat)  am  12.  ©eptember  1537. 
©taunenSmertb  ift  gerabe  in  Sinbetrad^  feineft  fo 
hirgen  fiebenS  feine  gro^  ^robudimlüt  auf 
fd^riftfteaerifd^em  @ebiete ,  mte  biefe  bad  Ser* 
Seid^ni^  feiner  ©d^riften  bei  $Qquot  (f.  u.)  Be* 
meift.  S)ie  meiften  berfelben  erf^ienen  erß  no^ 
feinem  %t!bt  unb  erlebten  faft  burd^ioeg  me^ 
rere  Auflagen,  ^ier  feien  beifpielSmeife  genannt: 
Paraphrastica  elucidatio  in  libmm  Job, 
Paris.  1550,  Lugd.  1558,  Antv.  1556;  Com- 
mentaria  in  omnes  psalmos  David,  Paris. 
1540.  1546,  Antverp.  1540.  1567,  Lngi 
1588;  Gomm.  in  Ecclesiasten  Salomonis, 
Lugd.  1555 ;  Gomm.  in  Gantic.  Gantic.,  Lugd. 
1575,  Paris.  1577.  1581;  Commentaria  in 
. . .  Matthaemn ,  Paris.  1546 ,  Lugd.  1556, 
Antv.  1576 ;  Gomm.  in  Marcum,  Antv.  1543; 
Gomm.  in  Joannem,  Paris.  1551. 1558. 1563; 
Gollationes  V  super  Ep.  ad  Bomanos,  qmbng 
.  . .  simul  et  ecclesiastica  N.  T.  Latina  editio 
defenditur,  Antv.  1529;  Epistola  apologe- 
tica  pro  Opere  suanim  Gollationum  ad  ^Enjt 
mum,  Antv.  1530 ;  Elucidatio  in  omnes  epi- 
stolas  Apostolicas,  Paris.  1558;  Expositio 
caeremoniarum  sacrosancti  sacrificii  Mi»- 
sae,  Antv.  1528,  Lugd.  1556;  Expositio 
sacri  Ganonis  Missae  (SuppleuL),  Antv. 
1561 ;  Meditat.  sacrae,  ib.  1545;  De  Sacra- 
mentis  Ecclesiae  Tractatus  diverd,  Paris. 
1542,  Lugd.  1573,  Antv.  1565;  De  fide, 
neligione  et  moribus  Aethiopum,  Antr. 
1534,  Paris.  1545;  De  consideratione  dii- 
lectica  libri  YI  Aristotelici  Organi,  Paris. 
1554,  Golon.  1546,  Lugd.  1547.  1551. 1565. 
1575;  Gompendium  Philosophiae  naturalis 
LL.  XII,  Paris.  1557,  Lugd.  1545.  1558. 
(IBgl.  BibUotheca  Scriptomm  Gapnc,  ei 
Bemardus  a  Bononia,  Yenet.  1747,  100. 
101,  mo  i(i%\m6)t  3luctoren,  barunter  Sorbinal 
SeQarmin,  angefül^rt  fmb,  bie  P.  2:itelmann  mit 
böd^ften  Sb^en  citiren;  Paquot,  MemoiresH, 
Louv.  1768,  508  SS.;  P.  »ugupin  3K.  SIg, 
®rift  be§  ^,  grandScuS  I,  Augsburg  1876, 28 
m  34;  P.  ©aubentiuS,  2)er  ^roteftontifinral 
unb  bie  granciScaner,  2.  SiuSg.,  93o§en  188% 
14. 15.)  [«ngeTicug  gberl  0.  Cap.] 

9ifiitair6iMof  (episcopns  titularis)  brift  )^ 
in  ber  officiellen  JKr^enfprad^  ieber  Sifd^^t  bor 
ben  Xitel  eined  gegenmärtig  nic^t  me^r  im  9^ 
ber  fatbolifd^en  ffird^e  befinblid^en  SiSt^umS 
trögt.  Qfrüber  nannte  man  einen  fold^  SiM 


1781 


Xitulatbifd^of. 


1782 


ou^  eptseopus  nnUatentiB  (toeS  er  fat  SBirllid^- 
feb  Idnc  Sidcefe  tegierte),  episoopus  anularis 
(oomSijdjlofdring)»  befonbetd  aber  episoopus  in 
pwrtibas  mit  unb  ol^ne  ben  S^\^i  infidelimn 
(abgefurtt  i  p.  L).  Sej^tere  93e}eid^nung  »urbe 
biur4  Seo  Xm.  1881  abgefd^afft,  mobet  bte  6t« 
ofigung  ma^ebenb  ttm,  ba|  ie^  eine  Snjal^I  ber 
früheren  IBifit^mer  in  partibus  infidelium  on 
@tQotm  fietommen  ift,  beren  Stegierung  unb 
SBcodUenrng  fid^  )tt)atnid^t  }ur  fot^olifd^en  9te« 
ligton,  ober  bod^  )um  Sl^rifientl^um  befennt,  fo 
ba^  man  bei  il^nen  nidj^t  bon  einem  Sanbe  ber 
XngIfiuMgen*  fpred^en  fann.  3nfoIge  beffen  l^ot 
bie  officieOe  Oararchia  cattolica  ie^  nad^  ben 
Sedi  residenziali  bad  SBer^td^nt|  ber  Sedi  tito- 
lari ;  Don  leiteten  toetben  biej[enigen,  beten  Zitel 
no^  ^^  3:obe  beS  ietigen  Snl^aberd  ntd^t  mel^r 
Bedielten  tuerben  ]oü,  befonberd  mtfgefä^rt.  3loä) 
ijt  )u  bemerfen,  bo^  einige  Sotbindle,  ergbifd^öfe 
unb  Sif^öfe  i^ten  fru^  SiStl^umSttiel  ab- 
gegeben ^oben,  o^ne  einen  neuen  gu  erl^alten ;  fte 
werben  in  ber  Gerarchia  oufgefü^rt  al8  Digni- 
tari  che  giü  ebbero  titolo  di  sedi  residen- 
ziaU  o  ütoIarL  Sielen  £itularbi{d(|5fen  ift  oIS 
gdb  ij^rer  Z^fttigleU  bie  ttnterftuj^ung  eined  2)id- 
(cfanbif(^ofe§  in  Sudübung  ber  ^sontificalten  gu- 
getoiefen :  boüon  ^i^en  fte  bann  „SBei^bif(]^5fe'', 
^^Uffibifdböfe*  ober  aud^  „Suffrogane"  (f.  b. 
Sri  6uffrQgonbifd^dfe,  n.  2). 

L  (Sefd^id^tlid^e  enttt)id(IungbeS3n« 
ftihtiS  ber  Xitularbifd^öfe.  2)ie  alte  SBorfd^rift,  bog 
ÜHemonb  absolute,  b.  f).  sine  tiiulo  otbinirt 
loerben  burfe  (f.  bo8  ®enauen  im  Sirt.  Titulus), 
fanb  Don  Itf^n  oud^  ^Inmenbung  auf  bie  SBifd^öfe. 
SBie  früher  id)er  (Elerifer  für  eine  beftimmte  iKrd^e, 
|o  toirb  {t^i  no4  nad^  firt^Iid^em  IRed^t  unb  nad^ 
ber  l^ieroi^ifd^en  Orbnung  (Pias  VI.,  Const. 
Super  Boliditate,  28.  Not.  1786,  §  16)  ber 
SBif^of  für  einen  befonbem  SJ^eil  ber  ^eerbe 
e^rißi  in  einem  befiimmten  Sprengel  gemei^^ 
ber  nad^  bem  filtern  @prad^gebraud(|e  parocbia 
(Conc  Nicaen.  a.  825,  c.  16;  Gonc.  Anüoch. 
a.  341,  c.  9),  nad^  fpäterem  aud^  dioecesis  ge> 
nonnt  mirb  (Cod.  eccL  AMc.  c.  99;  Conc. 
Tolet  a.  400,  o.  20).  9uS  ber  SorfteÜung  Don 
einer  unlödbaren^  bem  el^id^en  Serboltni^  nad^* 
gebUbeten  Serbinbung  beS  SleriferS  mit  feiner 
Stitdit.  be«  9if(^of§  mit  feiner  Sidcefe  (c.  6, 
C.  Vn,  q.  1 ;  c.  2,  X  1,  7)  unb  audft  gur  «uf- 
re^terbolhing  ber  Sinbeit  ber  ftird^e  (CTpr.  Ep.  46 
[ed.  Hartel])  ergab  ft^  bie  SBorfd^rift,  ba^  nid^t 
giDet  9if45fe  fflr  eine  unb  biefelbe  Sidcefe  ge- 
foei^t  merben  ober  in  berfelben  felbjlönbig  bie  £ei- 
tung  ful^ren  burf en  (Nicaen.  c.  8 ;  Hüar.  Papae 
Ep.  ad  Asoan.  et  reliq.  episc.  Tarrac.  c.  4 ; 
0. 14,  X  1,  31).  Entgegen  biefen  fird^Iid^en  Se- 
fihmmingen  fud^et  fid^  aber  frü^geitig  eine  Sno« 
malte.  Set  8.  Kanon  beS  Soncild  Don  !Ricöa 
f(breibt  bie  Sebingungen  Dor,  unter  benen  bie 
9loDaÜaner,  namcnilid^  bie  noDatianifd^en  £Ie> 
rite,  Sufmi^me  finben  f ollen:  »3fl  irgenbmo 


Qu^er  bem  noDatianifd^en  aud^  ein  latl^olifd^er  99t« 
fd^of,  fo  f  oO  ber  latl^olif  d^eSifd^of  baSSlmt  behalten, 
ber  9toDatianer  aber  nur  toie  ein  ^fter  angef c^en 
»erben,  menn  nid^t  etma  ber  latl^olifd^e  Sifd^of 
guttt)illtg  il^m  bie  gfortfül^rung  bed  bifd^5flid^en 
Sitete  (aber  nid^t  ber  3uriSbiction)  geftatUt;  miS 
ber  fat^oUft^e  SBifd^of  bad  nid^t  geftatten,  fo  foQe 
er  i^m  bie  ©teÖe  etneS  S^orepijcopuS  geben,  ba« 
mit  in  einer  @tabt  nid^t  gtoei  SBifd^öfe  feien."  @o 
toar  bie  SRdglid^feit  gegeben,  ba|  mit  IBetoiUigung 
beS  fotl^olif^en  93ifd^ofd  ein  anberer  IBifd^of  in 
feiner  S)iöcefe  fid^  aufl^ielt,  meld^er  ben  Xitel  ber- 
felben befa|,  oldne  ba|  er  an  bem  jf  ird^enregiment 
Slntl^eil  l^tte.  2)er  befebrte  noDattanifd^e  SBifd^of 
mürbe  alfo  bloßer  Zitularbifd^of.  SBoQte  i^n  ber 
SHöcefatü^ifd^of  iebod^  als  folc^en  nid^t  bulben,  fo 
mar  ber  Susmeg  gegeben,  ba|  ber  anbere  al§ 
ei^orbifd^of  au^erl^alb  ber  »ifd^ofdftabt  lebte  unb 
unter  ^ufjid^t  beS  eigentltd^en  Sifd^ofS  tl^öHg 
mar.  Sludd  in  ben  nid^t  feltenen  %Q&m,  mo  ein 
Sifd^of  burd^  bie  Verfolgung  ober  bie  ^ärefie  Don 
feinem  SBifd^ofSfi^fe  Derbrdngt  mürbe,  fibernal^m  er 
mol^l  bie  @eelforge  in  ben  fianbbiftricten  unter 
ber  Oberaufftd^t  unb  in  ber  Slbl^ängigleit  Don  bem 
S)iöcefanbifd^of  ber  entfpred^enben  @tabt  2)ie 
Sl^orbifd^öfe  (f.  b.  SIrt.)  im  Orient  maren  alfo  aud^ 
eine  9rt  £itularbifd^öfe,  mofem  fte  fiberl^au))t  bie 
bifd^öflid^e  aSBei^e  befa^en;  mand^e  nämlid^  maren 
einfädle  ^riefter,  bie  im  9tuftroge  i^reS  IBtfd^ofS 
gemiffe  Siedete  ausübten.  —  3n  ber  aberü)länbi« 
fd^en  ffird^e  litten  anbere  SSer^öltniffe  erft  feit 
bem  8.  äal^rl^unbert  baS  Snftttut  Don  Sl^or« 
bif d^öf en  gur  golge.  2)ie  WifftonStl^öHgrett  in  nid^t 
belel^rten  ®egenben  mad^te  bie  SBei^e  Don  ÜRif« 
ftonSbif  d^df  en  ol^ne  befiimmten  @i(  unb  ol^ne  ^eerbe 
notl^menbig;  fold^e  Sifd^öfe  maren  bie  berDor* 
ragenben  9}Zif ftonare  SBtllibrorb,  Suitbert,  ^irmin 
uno  SonifatiuS  (f.  b.  Srtt.) ;  naä^  erfolgter  Sl^ri« 
{Uani^rung  nahmen  fie  läufig  beftimmte  93ifd^of 8- 
ftüble  in  SBeftk  @ie  mürben  aud^  mol^l  episcopi 
regionarii  ooer  gentium  genannt.  £itular« 
bif^öfe  Idnnen  fie  nur  infomeit  genannt  merben, 
als  fte  Sifd^öfe  maren  unb  ]^ie|en ;  fie  entbel^rten 
ieglic^enXitelS  im  canonifd^en  @inne.  2)iefe  in  ben 
a)2ifftDnSgebieten  t^dtigen  Sifd^öfe  befteUen  bann 
aud^  i^rerf eitS  Sl^orbifd^dfe  gu  i^ren  ®ebtlf en  unb 
SBertretem;  aud^  Denoalteten  biefe  Sl^orbtfd^öfe 
mo^l  Dacante  S^töcefen.  Sie  bebiurften  gur  9u8« 
ubung  ber  bifd(|öflid^en  Functionen  ber  Stifitm- 
mung  beS  2)i5€efanbifd^ofed,  nal^men  aber  aud^ 
an  ben  S^noben  mit  bem  Stange  nad^  ben  ^au))t- 
bifd^öfen  tbeil  S)a9  Snftitut  biefer  e^rbifd^öfe, 
bie  in  einiger  SBegiel^ung  mit  ben  ie^gen  SBeil^ 
bifd^öfen  Sel^nli^fett  fatten,  er^lt  ftd^  tro| 
mannigfad^  ^nfeinbung  bis  in'8  10.,  in  3p- 
lanb  fogar  big  gur  Witte  beS  12.  Sal^rl^« 
bertS.  —  litularbifd^öfe  erfd^einen  enblid^  nod^ 
als  baS  ßrgebni^  einer  britten  SuSgeftaltimg 
Don  fird^lid^en  S3er^öltnif|en.  2)ie  XruUanifd^e 
@9nobe  Dom  gal^re  692  erflörte  in  il^rem 
87.  Sanon:  „3)a  gu  Derfd^iebenen  Seiten  (EinföIIe 


1783 


Sitularbifd^of. 


1784 


ber  SorBoren  (namentltd^  btr  @arocenen)  fiatt« 
gefimben  l^nben,  unb  ballet  fcl^r  Diele  @täbte  Don 
ben  Ungläubigen  tmteriod^t  toocben  finb,  fo  ba| 
ber  9if(J^of  ber  Stobt,  für  mlä^  er  orbinirt 
ttntrbe,  feinen  @i|  nid^t  einnehmen  unb  an  bem* 
felben  in  feiner  bifd^öflid^en  SteUung  nu^t  Der- 
bleiben, no<l^  bie  genol^n^eitSma^igen  SBeil^en  unb 
fonfiige  bifd^öfli^e  SlmtSl^anblungen  Dome^men 
fonn,  fo  »oUen  mir  bod^  bem  Sptfcopat  feine 
Sl^re  unb  Sürbe  mabren  unb  Der^inbem,  bo^ 
bie  ©etoaltt^t  ber  Reiben  irgenbmie  jum  92ad^« 
t^eil  ber  hrd^Iid^en  Siedelte  Deriibt  tterbe,  unb 
l^ben  baber  beftimmt,  ba^  biej[enigen,  loeld^  fo 
orbinirt  finb  unb  au«  bem  ongefübrten  ®runbe 
auf  i^ren  Si^en  nid^t  eingefe^t  ttorben  ftnb,  bod^ 
fai  il^rer  Stellung  erl^alten  merben;  fie  fotten 
bol^r  bie  SBei^en  ber  berfc^iebenen  SIerifer  ca« 
nonifd^  ooH^iebcn  unb  ben  i^rem  @tonbe  ent- 
fpred^enben  SBorrong  bebauen,  unb  bie  9ud« 
fibung  il^rer  gfunctionen  foU  alS  red^tmä^ig  gel- 
kn."  amt  großer  fflar^eit  ift  ^ier  SSeranlaffung 
unb  Segrünbung  befi  3nfiituteS  ber  Sitular« 
bifd^öfe  angegeben.  S)iefe  fmb  einerfeitS  ber  Sin« 
fou  ber  Sarbaren  unb  bie  Sel^inbenmg  ber  bi* 
fd^oflid^  SmtSldanblungen  in  ber  eigenen  S)id- 
uk,  anbererfeitS  boS  erdfd^iebene  SBeftreben  ber 
inrd^e,  bie  red^tlid^  ertoorbenen  9lnfi)rüd^  auf 
ben  SBifd^fSft^  prindpieQ  aufredet  ju  erl^alten, 
cnbli(^  bie  SBerttenbung  ber  fo  bel^inberten  Si« 
fd^öfe  in  anberen  2)iöcefen.  S>iefe  Snfd^ung 
iß  feitbem  unDerönbert  ma|gebenb  geblieben. 
Sine  Sonfequeng  berfelben  toar,  ba|  im  Sterbe« 

StU  eined  fo  bel^inberten  SSifd^ofS  ein  neuer 
if(^of  für  ben  in  ben  ^önben  ber  Reiben  be« 
JnbUd^en  @i|  getoei^t  mürbe,  fo  namentlid^ 
t  Spanien.  Stner  fortbauernben  l^eibnifd^en 
Sergemoltigung  bed  93ifd^of§ft^S  entfprod^  eine 
Succeffton  ber  Xitularbifd(|5fe.  S)a  in  ben  neu* 
gegrünbeten  liolönbifd^  unb  ))reu|ifdiien  SSiS» 
Ibümem  im  13.  ^abrl^nbert  nod^  gro|e  Un- 
Merbeü  ber  SBerptniffe  ^enfd^te  (f.  b.  ^rt.  SRiga 
X,  1204),  erfd^einen  bie  borttgen  Sifd^^fe  oiel- 
fad^  ald  @e]^ilfen  unb  SSertreter  in  anberen  beut- 
jd^en  Siöcefen  (in  ffdbi  Sietric^  oon  ßftl^Ianb 
tun  1213,  SBedcelin  oon  StetNd  um  1227,  ^U 
htm  1237,  %moIb  Don  SemgaHen  um  1247, 
Zl^oborid^  Don  SBidonb  um  1254,  SBemer  Don 
Culm  um  1276;  in  $aberbom  1251—1271 
ebenfalld  Z^eoborid^  Don  SBirlanb,  um  1281 
f)ermann  Don  Samlanb;  in  9&flr}burg  im  3. 
1254  unb  1263  ^einrid^  Don  Samlanb).  Ißad^- 
bem  bie  Don  ben  jheugfal^rem  im  Crient  ge» 
grünbeten  SSifd^ofSfi^  gegen  ßnbe  bed  13.  3o|r- 
QunbertS  miebcr  in  bie  ^anbe  ber  Ungläubigen 
ober  Sc^iSmatif er  gefommen,  maren  eS  bie  Don  bort 
Deitriebenen  99ifd^i)fe,  meldte  in  ben  abenblänbi- 
fd^en  Didcefen  Dielfat^  old  ^ilfdbifddöfe  fundio« 
nirten  (in  ftöln  juerft  ^eimid^  Don  SRebaftum  um 
1303 ;  in  $aberbom  ^l^ann,  episc.  Beloyflo- 
nensis ;  in  fflürsburg  1277  3ngeIeriuS,  Sifd^of 
»on  Subua).  SHefe  Xttulatbifd(|öfe  maren  felbft- 


Derft&nblid^  in  ber  Studubung  \fyxt  Functionen 
Don  bem  3)i5cefanbif d^of e  ab|angig ;  i^re  f^H(e* 
leiftung  mar  leine  lebenfil&nglic^,  mar  oui^  nk^t 
an  eine  beftimmte  2)iftcefe  g/ttn&f^,  ba  pe  balb  ^ier 
balb  ba  in  ber  SuS^Ufe  tl^dtig  erfd^eincn;  ebenfo« 
menig  mar  ber  Umfang  i^  SBeft^iffe  normirt 
(Erft  in  ber  9Ritte  ht%  14. 3o]^bttnl>ert3  mmbea 
bie  SeDoHmoc^tigungen  auf  einen  bcfKmmieii 
ffreiS  Don  gfunctionen  unb  ein-  für  aSetnoI  bem 
eingelnen  XitnIarbif(^ofe -übertrogen.  So  ent« 
midelte  fid^  bo8  3njlitut  ber  ffiei]^bifd^5fe  (u  daem 
feften  Seftanb,  nanientlid^  in  S>eutf d^Ionb,  mo  bie 
S)iö€efanbif(^öfe  Dielfadg  Don  ben  Skf^aften  beS 
meltlid^en  S)omimumd  in  Snfjmtd^  genommen 
maren  ober  felbft  ber  bifd^öflid^en  SBeil^  über- 
haupt entbebrten.  3m  16.  3abr^nbert  jetgt  [14 
fogar  bie  ^uffaffung,  ba^  bie  Soma^me  bet 
giontificaHen  nid^t  eine  Obliegenl^t  bcft  S)i5- 
cefanbifd^ofed ,  fonbem  beS  fflei^bifd^ofeS  fei. 
SBielfad^  lag  aber  oud^  bie  9u8übung  bex  bifd^of« 
liefen  Sur^iction  in  i^ren  i^ben,  unb  eine 
mobigeorbnete ,  fegendrei^  S)i5cefanDermaItuii9 
i{i  in  Seutfi^Ionb  mü^renb  beS  17.  unb  18. 3a^* 
l^unbertfi  Dor  SUem  ben  l^orragenben  SRänncm 
unter  ben  SBeil^bifd^Bfen  )tt  bauten  (in  ftSIn  im 
18. 3n)^btinbert  bem  SBeibbifd^of  Don  granden- 
Sierftorpff).  9uf  bem  SoncU  Don  Xrient  mmibte 
jtd^  eine  ftarle  Oppofttion  gegen  boS  3nfHtut  ber 
SBeibbifd^öfe ;  ed  mürbe  ber  Cntmurf  eine«  Sk* 
aeteS  gu  beren  DoQftönbigex  Vufbebung  unter- 
breitet, oOein  mit  einem  non  plaoet  inrüd- 
gemiefen.  ÜRan  erfonnie  il^re  9b)t|menbigRä  für 
ben  S![dl  bed  9Uter8  unb  ber  ffranf^eit  ober  ba  SBe« 
llinberung  ber  SBifd^öfe.  3ubem  beborf  ber  ^ige 
Stul^I  bad  3nfiitut  ber  Xttubrbifd^fe  al«  SitS- 
eid^ng  )ur  IBefekung  ber  @efanbtf(^fi)»ofien 
ei  meltli(^en  Sürjten  unb  in  ben  Derfd^td)enen 
Xribunalen  ber  römifd^en  Surie,  mo  eft  barauf 
auf ommt,  ben  betreffenben  ^rfonen  burd^  bie  bi« 
fd^öflid^e  9Beibe  einen  l^l^em  slong  )u  Derlei^n. 
3u  2)eutfdEiIanb  fmb  äBeil^bifd!^ö|e  burdft  bie 
SBuUe  De  salute  animarom  Dom  3a^  1821 
für  bie  bamaligen  )ircu^d^  Sidcefen  Dorgef^en 
(für  ®nefen-$ofen  jmei),  unb  ber  Stoot  f^at 
dual  ben  Unterbalt  bofelben  mit  ber  Don  i^  ja 
leiftenben  Siotatbn  ber  eingelnen  SiSt^ümer  üba> 
nommen.  3nt  93ereid^  beS  frül^  ffönigrei^eft 
^nnoDer  unb  ber  obm^einifd^  iKn(en))roDfai) 
ftel^t  ber  (Sinfe^ung  Don  Ski^bifd^fen  nid^  ent* 
gegen,  id)od^  ^cd  ber  Staat  fcine  Unter^oItimglB* 
)>f[i(^t  —  3n  SBo^em,  aEBürtemberg,  ^f^n  finben 
ftd^  feine  SBei^bifd^öfe,  mo^I  aber  in  fdcbm,  üb- 
rigens mürben  alle  biefe  Stooten  ein  9ted^t  lur 
@enebmigung  ber  (Sinfe|un(}  Don  Suffragonen 
nid^t  beanf))rud(ien  f önnen,  med  ben  SBeibbif^öfen 
eine  Sermaltung  ber  2)iö€ef<  nid^t  iu^el^:  bod^ 
befielet  aud^  feinerlei  Serpflid^tung  fur  Sufieattt* 
tion  für  bie  Siegienmgen.  —  3n  Oefiexrei^ 
ft^erte  baS  Soncorbat  Sie  freie  Cinfe|ttna  unb 
anfteUung  ber  SBei^btfd^dfe;  im  goUe  erttiefener 
92ot^menbigfeit  l^tteberatettgionftfonbSbenUnlir» 


i 


1785 


XituIarBifii^of. 


1786 


iaü  )tt  geioo^rm;  nod^  Sttfl^eBimg  bc8  Concor« 
botf9  be^^t  biefet  Suftonb  fort.  —  3n  @ponien 
unb  Portugal  fuib  ffiet^bifd^dfe  lfia%,  in  gfronf- 
reit^  unb  Sftaßen  megen  beS  geringen  UntfangeS 
ber  S>Ukefen  feiten.  XUuIarbifd^dfe  finb  aud^  bie 
tSrmeebifqföfe  (8felb))r5pfte),  too  folc^e  eigene  für 
bic  fot^olif^en  6oIbaten  BefteSt  fmb,  nne  in 
Sßreu|en  unb  Oefteneid^.  %uä)  »erben  Sitular- 
bif 4ftf e  ffir  StifftonSgebiete,  meld^  bie  ©nlnbung 
fefler  S)i5cefen  nid(|t  sulofjen,  emonnt,  ).  SB.  ber 
ii)M)fioltf(^  IBicor  in  Sod^p.  <Snblid^  ift  nod^  gu 
bemerldi,  bog  in  Ungarn  eine  Vngal^^I  oon  früheren 
9iStl^uniStiteIn  burd^  ben  ffaifer  oerliel^en  toirb ; 
beren  ^n^aber  fü^en  mol^I  oud^  ben  Slomen  „%i' 
tuIarbif<^of*,  obne  ober  (mit  VuSnal^me  berer  oon 
tBelgrob  tmb  Pnin)  bie  Stfd^ofSmeil^e  }u  ent- 
gangen. XÜuIarbt{d^5fe  im  canonifd^en  Sinne 
ftnb  fte  noiSrlid^  nid^t  (ogl  b.  Sri  Oefterreic^  IX, 
745). 

n.  (BeltenbeS  Siedet  begüglid^ ber Xttular- 
be}m.  SBei^bifd^öfe.  1.  %\t  Ernennung  ber  £i- 
tttloT^  unb  SBet^bifd^5fe  gef^ie^t  oom  l^eiligen 
€tul^e,  obne  bo^  bie  meltlid^en  gfurften  gugeftan- 
benen  ^noüegien  bei  Smennung  ber  3)iöcefan« 
bift^Sfe  irgenb  einen  Sinflu|  barauf  ^aben.  S)ie 
Srönnfid^feiten  bei  bem  ^eiligen  @tu]|l  finb  bie- 
ffiben  »ie  bei  ber  $räconi|atton  ber  Sifd^öfe 
uberbott^yt.  S)ie  oorbereitenben  ^anblungen  ge- 
fc^^en  burd|  bie  Congregatio  consistorialis, 
b^m.  »enn  ber  &mbibat  in  ben  SRif fionen  Stenfte 
letften  fofl,  bur(^  bie  ^ropaganba.  Sie  $r5- 
(onifation  etfolgt  in  bem  Sonfiftorium;  ift  ber  }u 
$romooittnbe  in  onria,  fo  empfängt  er  oom  bei- 
ligen  Sater,  f  onft  üon  einem  boju  beDoDmöd^tigten 
Sifd^of  bo9  Slod^ett.  2)ie  (Ss))ebiKon  ber  Sr- 
nennungSbuIe  gef(^ie^t  burcb  bie  2)atarie  per 
viam  aecretam ;  bie  fämmtlid^  ttnfoften  ^nb 
cnif  800  6cubi  reburirt.  S>ie  %blegung  ber  Pro- 
feasio  fidei  unb  beS  ObebienjeibeS  fotoie  bie 
Sonfecration  gefd^e^t  toit  bei  ben  Sifd^öf en ;  oon 
tcr  SBerppid^tung,  ftd^  in  feine  2)iöcefe  }u  begeben, 
unb  l»on  ber  Steflbenjpflid^t  n>irb  ber  Zitulor- 
bif<!^f  büpenftrt.  Sei  ber  «uStoal^I  beS  titulor- 
bistbumi  mirb  bie  !ßra;iS  befolgt,  ba^  bem  Xi- 
tttIarbif(bof  nie  biefelbe  3)iöcefe  gegeben  »kb  to\t 
feinem  Sorgänger  im  »ei^bifd^öfltd^en  %xait: 
au4  ernennt  ber  !ßapft  ber  ®ettobn]^eit  gemd^ 
ni(bt  ben  88eibbif(^of  ouf  ein  XituIorerjbiStl^um. 
3m  Uebrigen  gilt  bie  Serbinbuna  mit  bem  Xi- 
tularbtdt^  oB  ebenfo  unauflödUd^  n)ie  bie  be6 
Sijd^ofl  mit  feiner  Slefibengbibcefe;  bal^er  bebarf 
ber  Xitufatrbtfd^f  im  gfalle  ber  Serfe|ung  auf  ein 
anbereS  SiSt^um  ber  popfUid^  S)i8pen8,  unb  er 
tonn  jum  Sif (^of  einer  9)ibcefe  nid^  gnod^lt^  f on- 
bem  nur  poftulirt  rotthm. 

2.  S)er  Xitularbifd^of  unterfiAt  ott  f  old^er  bem 
^[hipfie,  nid^t  bem  Sifd^ofe,  in  beffen  2>iö€efe  er 
^(b  auf^t.  aSo«  feine  ^i^ten  betrifft,  fo  mu| 
er  famerbalb  breier  9Ronate  nod|  ber  Smennuna 
fid^  confecriren  laffen,  S)er  Xitularergbifd^of  mu| 
fii^  boS  ^Oium  üom  l^igen  €tu^le  erbitten,  toirb 


aber  beutigen  XageS  gett)5]^nli(^  baüon  burd^  ben 
briligen  @tubl  bispenftrt  unb  fann  gültig  unb  ol^ne 
Strafe  bie  SBeibeacte  ol^ne  Pallium  oomebmen. 
Son  ber  Application  ber  SReffe  an  Sonn«  unb 
Sfeiertogen  ffir  feine  S)ibcefe  ift  ber  Xitularbifd^cf 
befreit.  Ob  er  gur  Visitaiio  liminum  (f.  b.  9rt.) 
Oerpflid^tet  ift,  ttirb  beftritten ;  tbotf öd^lid^  mirb 
gumeilen  mit  ber  SmennungSbuSe  bem  Xitular» 
bifd^of  ein  Formulare  beS  juramentum  gu» 
gef(bidtt,  nad^  meld^em  biefe  Serpflid^tung  be- 
fd^morentoerben  mu| ;  n)o  bemna(b  baS  Formulare 
bie  Serpflid^tung  ni4it  mifül^tt,  toirb  fte  als  nid^ 
oorbanben  jpi  betrad^ten  fein.  —  2)er  SBeibbifd^of 
bat  bie  ißflid^t,  bem  Orbtnariud  bie  gebübrenbc 
9let)ereng  gu  enoeifen  unb  beim  Smpfange  am 
itird^enporial  beim  Steid^en  beS  Sfpergild  ibm 
bie  ^anb  gu  füffen;  innerl^alb  ber  S)iöcefe 
beSfelben  bot  er  mit  beffen  Srlaubni^  bie  iffieibe- 
octe  oorgunebmen ;  bei  bem  Xobe  beS  Orbi» 
nariuS  bori  bie  Solmad^  bed  SBeibbifd^ofe«  auf. 
%uä)  in  einer  fremben  Siöcefe  famt  ber  SBeib« 
bifd^of  mit  Sriaubnig  beS  OrbinariuS  SBetbe- 
octe  oomebmen ;  eines  fperieOen  Snbulted  beS  b^ 
ligen  Stubled  bebarf  er,  tt)ie  tielfad^  bebauptet 
tturbe,  bagu  nicbt  (8.  G.  G.  22.  Aug.  1626). 
äBaS  bie  Sefugntffe  beS  SBribbifd^ofeS  betrifft,  fo 
bat  er  aSerbingS  bobituell  bie  ätegierungSgemaft 
in  feinem  XitiüarbiStbum,  aber  nid^t  actueU,  ba 
ber  ^eilige  Siubl  nad^  ber  SonfKtutionlnBcnita- 
biU  ®regor«  XV.  ft^  alle  SuriSbicHon  uberfta- 
tboIUen,  bie  unter  Ungläubigen  toobnen,  oor» 
bellten  bot ;  ber  Xihilarbif d^of  fann  bal^er  aud^ 
feinen  &inbibaten  aud  feinem  XituIorbiStbum 
orbiniren,  unb  ebenfomenig  fönnte  er  old  pa- 
rochus  proprius  eine  S^e  oon  Contrabenten 
aud  f dnem  XituIorbiStbum  einfegnen.  Srbebt  aber 
ber  l^eilige  Stubl  baS  XituIarbiStbum  gu  einem 
SRefibentialbiStbum,  fo  fann  ber  blfiberige  Xitular« 
bifd^of  o|ne  SBritereS  olle  Sefugniffe  eines  Orbi» 
nariud  ausüben  (rin  Seifpiel  bietet  bie  Umtoanb- 
lung  beS  Xitularpatriard^oted  3erufalem  in  ein 
SReTtbentialpatriard^at).  ein  SBeibbtfd^of,  ber 
ebne  (Erlaubnis  beS  OrbinariuS  einen  SBeibead 
t»oQgiebt,  OerfäOt  ipso  jure  ber  SuSpenflon  Dorn 
Qithtaafy  ber  ^ontiftcalien  auf  ein  Sal^r. 

8.  S)er  SBetbbifd^of  ^at  baS  tfled^  auf  ftanbeS- 
morgen  Unterl^alt  oon  feiten  beS  2)ibcefan- 
bif^ofeS.  Sei  bem  ®efud^  um  Ernennung  cineS 
XituIorb^d^ofeS  gum  SSBeil^bifd^of  1^  ber  OrbU 
nariuS  für  benfelben  bem  l^eiligen  Stuble  eine 
jäbrlid^e  ^enfton  oon  800  ®oIbbucaten  nad^i^ 
n)eifen  unb  ftd^gufteDen ;  biefe  Suftentotion  ge> 
nie^t  ber  9Be^btfd^of  unter  ber  Sorau9fe|ung, 
bog  er  bem  S)iöcefanbifd^of  «uSbUfe  kiftet;  fie 
bleibt  ibm  aber  oud^  na(b  beffen  Xobe.  Sei 
Setmeigerung  ber  S)ienftleiffamg  bmn  fie  il^ 
ber  fßopfl  entgieben,  um  einen  anbem  Suf« 
frogon  angufieuen.  2)en  SBeibbifd^bfen  fommen 
Die  ber  bifd^dflid^  SBurbe  entfpred^enben  ^ 
ftgnien  unb  bie  bifd^öftid^  JHeibung  gu,  ebenfo 
bie   Xitel   Beyerendiaeiim    et   lUnatriasiiiii 


1787 


litulatfep  —  Titulüß. 


1788 


nebfi  ber  Sejetd^nung  Ptaeeul.  Sie  rangiren  mit 
ben  übrigen  Sifd^öfen  nod^  bem  Stlter  ber  Son- 
feaation ;  ber  2)idcefanbi{(|of  ge^t  aber  in  feiner 
S)iöcefe  immer  k>or.  (£S  ift  mit  SiädTtd^t  mif  bie 
bif^öflid^e  SBürbe  nid^t  geftattet,  ben  2Bei]^bi|d^of 
2um  @uffragan  eines  Prälaten  )u  mad^en,  ber  bie 
bifd^öflic^e  SBürbe  nid^t  beft^t.  Ob  bie  SBei^- 
bifd^öfe  de  jure  ^um  öfumemfc^en  (Soncil  berufen 
merben  mäffen,  tft  eine  Streitfrage :  ba^  fie  be« 
fö^igt  bagu  finb,  unterliegt,  ba  fte  Sifd^öfe  ftnb, 
feinem  Stoffel ;  gum  !Baticanum  finb  fie  berufen 
»orben.  —  S)ie  ÜRitra  ber  SBetl^bifd^öfe  mu^  Don 
Seinmanb  fein ;  bie  $ontificolca}>))a  gebul^ri  il^nen 
nur  in  9lom^  mxm  ^e  in  ®egenmart  bed  l^eiligen 
SSaterS  ober  bed  £arbinaI«(£oQegium8  fungiren. 
SfaHd  ber  SBeibbifd^of  fiatt  beS  OrbinariuS  bie 
^ligen  SBei^en  ertl^eilt,  finb  bie  Canonici,  Je- 
bod^  in  i^  getoöl^nlic^en  Sononicaineibung,  }ur 
Slfftften}  t)er))Ptd^tet  Sinige  Don  ibnen  foDen  ben 
SBei^bifc^of,  »enn  er  ftatt  bed  S)i5cefanbifdf)ofed 
gunctionen  Domimmt,  an  bem  $orioI  ber  fiird^e 
em))fongen ;  ber  Dignior  reid^t  i^m  baS  %\ptt» 
forium;  bei  ber  ^ontificalmeffe  ift  ber  Presbyter 
assistens  ein  SononicuS,  afö  S)iacon  unb  Sub" 
biacon  fungiren  $riefter  ber  gettöl^nlid^en  Orb- 
nung.  Sin  Sortragefreu)  gebührt  bem  SBei^ifd^of 
xdä)t;  aud^  foU,  menn  er  ftatt  beS  Srgbifd^ofeS 
feierlid^en  Singug  l^ölt,  baS  ffreu}  nic^t  proces- 
sionali  modo  getragen  merben.  Ser  Xitular« 
bif d^of  mirb  nid^t  unter  !BaIbad(|in  burd^  bie  IKrd^e 
gefül^rt  unb  |at  ntd^t  bad  ^nred^t  auf  Srrid^tung 
eines  Xl^roned,  fonbem  nimmt  auf  bem  galbi- 
ftorium  (f.  b.  «rt.)  an  ber  SpiftelfeUe  !ßla|.  3u 
^ontificaT^anblungen  nimmt  er  bie  $aramente 
nid^t  Dom  VItare,  fonbem  bat  fte  in  ber  @acriftei 
ongulegen.  2)ie  ftebente  ^erje  mirb  in  feinem 
ißonti^calamt  (f.  b.  9rt.)  nid^t  angegfinbet.  3)em 
S^eibbif d^of  gebührt  bie  incensatio  temo  ductn, 
bei  ^nmefen|eit  beS  Siöcefanbifd^ofeS  duplioi 
dncta.  O^ne  \ptdt\it  gfacultät  bed  apoftolif^n 
@tubled  barf  er  nod^  ber  $ontificaImef|e  ben  ©löu* 
bigen  einen  %blag  Don  40  Sagen  nid^t  ert^eilen 
unb  obne  auSbrüdflid^e  ßrlaubni^  bed  OrbinariuS 
bie  ©löubigen  auf  öffentlid^en  Ißlö^en  nid^t  fegnen. 
S)er  SSBeibbifd^of  b<)t  baS  Privilegium  Ganonis 
unb  Bullae  Coenae,  toonad^  bie,  meldte  fid^  an 
ibm  Dergreifen,  ber  excommunicatio  major 
Papae  reservata  DerfaDen;  femer  b^t  er  (f.  c.  4 
in  VI,  5, 11)  bad  $riDiIegium,  ba|  er  nid^t  ber 
@trofe  ber  ^communication,  @uS))enfion  unb 
bed  änterbicted  Derfoüt,  menn  nid(|t  feiner  in  ber 
€mtens  befonberS  ßrmäbnung  getban  mirb ;  er 
l^at  baS  Privilegium  fori,  b.  b-  über  ibn  fann 
nur  ber  beilige  @tubl  Siedet  f pred^en ;  er  bot  baS 
$riDiIegium  ber  (Slaubmurbigteit  feiner  Sudfage 
Dor  bem  toeltlid^en  ®txxä)it]  bad  ^riDilegium 
eined  $riDat-£)ratonumd,  fo  ba^  bie  ®Idubigen 
bad  IKrd^engebot  erfüllen,  menn  fie  ber  b^ig^ 
SReffe  in  einem  fold^en  Oratorium  an  Sonn«  unb 
Sfeiertogen  beimobnen ;  bad  ^rioilegium,  bie  9Reffe 
anteauroramunbpostmeridiem  audgett)id()tigen 


@rünbm  gu  lefen ;  bad  $riDUegium,  au^b^^  bei 
beiligen  9Reffe  ein  $iIeo(um  Don  Dioletter  f$arbe  ju 
tragm;  ed  toöl^renb  berbetIigen9)lef[e)utiagen(Don 
ber  fßröfation  bid  na^  ber  b^ift^  Communton 
mu^  ed  aber  fietd  abgelegt  merben),  toirb  ibm  buttb 
ein  f^ecieOed  pd()ftUd^ed  Snbult  gugefionbeiu  ^ 
^riDilegium  rined  Altare  portatile,  meld^ed  bm 
9ifd^5fm  burdd  bad  Uribentinum  juertonnt  ifi, 
mirb  bm  StBei^bifd^öfen  burd^  ein  fpedeHeS  iffijf^» 
lid^ed  änbult  gemäbrt.  ^Oufig  mirb  bem  SBei^ 
bifd^of  burd^  ))ö))|Ui^ed  Snbult  bie  Slnnabme  etned 
mit  ber  bifc^öflid^en  SBürbe  incompatiblen  IBene- 
ficiumd,  namentli(b  eined  Sononicated ,  gefiottet 
6r  ^at  bann  bie  $flid^tm  biefed  Senefictumd  mie 
ieber  Rubere  }u  erfüOen  unb  unterftel^t  tnfofetn  ber 
9uf fid^t  unb  ber  Sifttation  bed  S>iöcefonbif(bofed. 
®eböri  er  einem  ftapM  an,  fo  erf^nt  er  bei 
allen  fird^Iid^m  gfunctionen  bed  Sapiteld  in  fei- 
ner bifd^öflid|m  ffleibung  unb  b<^t  Dor  allen  Sa« 
nonid^m  bie  ^racebeng  in  choro,  in  quocumqae 
Capituli  congressu,  et  quando  sibi  cum  Ga- 
pitulo  publice  procedendum  est ;  im  SBod^« 
bienft  mirb  er  Dertreten,  in  fesris  aollemnioriboji 
fimctioniri  er  pontifioiüiter;  functionirt  ber  Or- 
binariud,  fo  fi|t  ber  SBeil^bifd^of  in  choro  eum 
pluviali.  Sluf  aOe  biefe  SBonec^te  in  Segiebung 
auf  bad  Kapitel  fann  unb  barf  ber  Slkibbtfc^of 
nid^t  Dergid^ten.  (Sgl.  Morinus,  Gomm.  de 
sacris  ecdes.  ordinationibofi  P.  HI,  exero.4 
[II,  Antverp.  1695»  40  sqq.];  Andr.  Hier. 
Andrencci,  De  episoopo  tihil.,  Born.  1732; 
Thomaeain,  Vetus  et  nova  eccL  discipL  1, 1, 
27—28;  1,  2,  1—2;  »interim,  3>enftDurbig- 
feitm  I,  2,  378  ff.;  ^^ip»,  Ihr^enrec^t  H, 
97  ff.:  §infd&iud,  IHr^enred^t  H,  »erfin  1878, 
161  ff.;  JTobn,  2)te  SBri^bifc^öfe,  in  Serinad 
3lrd^iD  für  fatboL  iKrd^red^t  XLYI  [1881], 
201  ff.;  Dürr,  De  suffiri^aneia  sive  vicarÜB in 
ponrificalibus  episcop.  Gennaniae,  Mogont 
1782;  J.  H.  Heifiter,  Soffiraganei  Colon, 
extraordinarii  sive  de  8.  Colon,  eodes.  pro* 
epiBGopis,  vulgo  SBeil^bifd^dfen,  renov.,  amc 
et  cont.  Binterim,  Mogunt  1843;  Xibud,  @e- 
fd^id^tlicbe  Ißotigen  über  bie  SBeibbifd^bfe  Don 
Slünfter,  SRünfter  1862;  §.  91  fto^,  S)ie  Sr^ 
furier  SBeil^bifd^öfe,  in  b.  3eitfd|rift  bed  Seceind 
für  tl^ring.  (Bef(^id^te  VI  [1865],  31  ff.;  9lei- 
ninger,  iAt  SBeibbifd^öfe  Don  Sßfirgburg,  im 
SrtbiD  bed  btftortf^en  Seretnd  Don  Untecfranfen 
XYin  [1865],  1  ff.;  SDelt,  SHe  SBeibbtf(^öfe 
Don^berbom,  ^berboml869;  92ad^trag,Ab. 
1879.)  [&.  3.  6d^mi|.] 

%HutaxfifL  f.  PatronuB« 

fUiitaryitman^eii,  %iiutttxfd9uitmf  {. 
!ßatriard^  IX,  1605,  unb  $rimad. 

Tttalas  (S:iteO,  ein  im  claffifd^m  unb  fpStem 
2atein  Dielfad^  unb  in  mand^Iei  Sßerbinbungen 
gebraud^ted  9Bori  (Dgl.  Foroellini,  Lex.  AuT.; 
Du  Cange,  Gloss.  s.  v.),  bebeutet  urfprüng' 
lid^  ^auffd^rift\  ^3nf4rifi\  3n  bUfem  6mw 
rebet  man  3.  93.  Dom  titulua  cmcie,  bcrSuf« 


1789 


TituUs. 


1790 


f^ft  bcS  Ihtuaril  (S^fii  (DgL  b.  art.  Iheu- 
liQuitg  YU,  1120).  SRit  ber  urf))runglt(i^en 
Scbeukng  Derbinbet  ftd^  ober  bei  „XM"  leidet 
bet  Segriff  eines  SrfennungS-  ober  Unter{(^ei- 
b]ing8)ct4enft  für  eine  !ßerfon  ober  @ad^e.  ^a- 
bun^  fommt  bad  SBort  I.  in  ber  firddltd^en  unb 
toeltlid^en  SReddtöfprod^  )ur  aDgemeinen  Sebeu- 
tung  «,9nfprui^  ouS  einem  Sted^tdgrunb''  unb 
«9)c(i^tSgrunb*  (L  2  Cod.  Theod.  6,  4),  inbem 
ber  SRe^itdgnmb  gemiff  ermaßen  bad  formeEe  ff  enn- 
M^  f&r  ba8  SBorbonbenfein  be9  materieSen 
Se^te«  ift  (Dgl.  &^n\tt,  S)oft  lotl^oL  ffird^enred^t 
n,  ®ie|^  1856, 124,  «nm.  1).  3m  re^ltlid^n 
Sprod^gebrmtd^e  unter)d^eibet  man  titulna  veruB, 
titoliis  ooloratus,  titulna  apparens  (pnta- 
tiviiB,  existimatusi  fictus),  titulos  praesum- 
tos  unb  titnloB  jostuB.  2)er  ütoluB  yerus  ift 
bann  t^orbonben,  toenn  eine  @ad^e  mirflid^  burd^ 
eine  fold^e  ^anblung  edoorben  tourbe,  bie  ben 
(Ermerb  Don  Sigeptbum  red^tlid^  begtunben  fann, 
).  IB.  burd^  St(xa%  Xau{4  Scbenlung,  £rbfd^aft 
(titnlaa  Tema  =  qui  re  vera  exstat).  9)om 
titulua  eoloratiiB  fprid^t  man,  koenn  jmar  bem 
&u|em  S^ein  nad^  ein  mirflid^er  Xitel  oorliegt, 
biefer  aber  toegen  eineS  inneni,  unbefannten 
9langeI8  ungültig  ift,  }.  99.  totm  ein  SIeriler 
Don  feinem  Sifcbof  ein  Seneftctum  erl^ält,  )u 
beffen  Serteibung  ber  le^tere  ou8  irgeiü)  einem 
(Srunbe  ntcbt  bered^tigt  mar  (titulua  coloratuB 
=  qui  eolorem  vel  figuram  justi  Terique 
liAbet).  2)er  titulus  apparens  ift  berjenige, 
metd^er  ttwber  Dorliegt,  no^  ben  äußern  €d^ein 
für  fi^  l^at,  fonbem  einfad^  DorauSgefe^t  mirb 
(titalua  puiatiyuB  =  qui  colore  caret).  S)er 
titalaa  piaeBumtus  ift  bann  Dorl^anben,  menn 
ber  eigentlid^e  (^erb^gnmb  einer  @ad^e  ober 
einei  vitifM  gftn)Ii(i^  unbelanut  ift,  mö^renb  auS 
bem  langjiöl^rigen,  unangefochtenen  Seft^berfelben 
gefc^toffen  merben  fann,  ba|  fte  auf  red^tmä^ige 
SSkife  ermorben  morben  ift ;  ein  claffif^S  SBei- 
jpiel  lierfflr  liegt  Dor  in  ber  Seftimmung  Trid. 
8688.  XXV,  0. 9  De  ref.,  bo|  Don  einem  $otron, 
ber  einen  f))ecie1Ien  ßnoerbdlitel  feined  $atronatS- 
näfii%  jmar  nid^t  nad^meifen  fann,  aber  nad^- 
loeidlid^  feit  unDocbenflid^en  Seiten  im  unange« 
fodSftenen  9eft(^  beSfelben  gemefen  ift,  ))räfumirt 
merben  fofle,  er  l^be  baS  $atronat  in  rechtmäßiger 
SBetfe  ermorben.  Ueber  ben  titulus  justus  als 
(Etforbemift  bei  ber  Seriöl^rung  f.  b.  ^rt.  93er- 
i&bning.  —  SBon  ben  weiteren  fpedeUen  Sebeu- 
tungen,  meldte  baS  SBort  ^Xitel"  in  ber  lird^- 
licben  Bptaä^  l^t,  feien  enoäl^t : 

IL  titulus  honorarius,  ^Sbtentitel,  Zitulatur, 
dignitas,  b.  b*  bie  Segetd^ung  in  ber  offiriefien 
(munbli(ben  ober  fd^rift(id^)  Snrebe,  morauf  ber 
®eiftli^  ie  nad^  feiner  |ierard^ifd^en  9tangftufe 
ein  9nred^  b<^t  (DgL  b.  9rtt.  ^ft ;  garbinal, 
n.  4;  eqbifd^of,  n.  H,  2;  ©ifd^of,  n.  IV,  B; 
(Eononitat,  n.  VI ;  $riDttegien  bed  SleruS,  n.  1); 

IIL  titulus  cardinalis  al8  IBe}eid^nung  einer 
^ouptfir^e  im  ®egenfa|e  )u  anberen  AKrd^en 


niebem  SlangeS  (DgL  ^W\ifi,  ftird^enred^t  VI, 
48  ff.;  ßinfd^iud,  JMrd^nred^t  I,  314  ff.;  @ög- 
muUer,  t)ie  Zb^tigfeit  unb  Stellung  Der  (Eor- 
binöle  bis  ^apft  Sonifog  VUI.,  gfreiburg  1896, 
6  f.).  9tad^  altem  @))rad^gebraud^e  bci|t  eine 
ffird^e  aud^  titulus  (f.  bie  subsoriptiones  ber 
Synod.  Born.  a.  499,  bei  Thiel,  Ep.  Born, 
pontif.,  Brunsberg.  1868,  651  sqq.;  Weitere 
SBelege  bei  ^infd^iuS  I,  68,  9(nm.  4),  nad^  ber 
einen  Slnftd^t  Don  bem  Stiä^ta  beS  iheujeS,  »el- 
d^eS  baraitf  ftanb,  nad|  ber  anbem  Don  ber  9Beibe 
an  bepimmte  {»eilige  (Dgl.  b.  9rt.  patronus). 
3)ie  erfte  SReinung  bflrfte  ^d^erlid^  abjumeif en  fein 
(ArauS,  9leaI«(Snc9lIot)öbie  n,  869).  IBleOrid^t 
mar  für  baS  SufCommen  ber  iSegeid^nung  aud^ 
®en.  28, 18  Don  (Einfluß.  2>o^  bie|  nid^t  lebe 
ff ir^e  titulus,  fonbem  nur  fold^e  Don  beftimmter 
Oualification  (f.  $pi))S  VI,  79:  ^infd^iuS  I, 
310  f.),  mie  aud^  nid^t  gefugt  merben  barf,  ba| 
titulus  immer  bie  $f arrfird^  bebeute  (9i.  Sd^erer, 
^anbbud^  beS  ffird^enred^tS  I,  ®raa  1886,  474, 
9lnm.  2 ;  629,  «nm.  6).  3a  felbft  titulus  car- 
dinalis  ift  nicbt  immer  gleid^  $farrlird^e,  menn 
eS  aud^  in  ber  Kegel  bie  SBebeutung  Don  ecdesia 
baptismalis  bat  (Diplom  ffarlS  UI.  Dom  3abre 
883,  bei  M.  Lupi,  Cod.  dipL  eccles.  Bergom. 
I,  Bergomi  1784,  955;  (3onc.  Meld.  a.  845, 
0.  54,  bei  Hardouin  IV,  1492;  meitere  Sei- 
ft)iele  bei  |infd^iuS  I,  317,  3lnm.  2;  U,  266, 
SInm.  2).  Sin  aans  f)>eciellem  Sinne  merben  ge- 
miffe  rbmifi^e  ffird^en  tituli  cardinalea  genannt 
als  bie  Sigenfird^en  ber  ßarbinüle  (f.  b.  9rt.  n, 
1950).  —  Sin  abl^üngigfeitSDerbüItni^  jmeier 
ffird^en  Don  einanber  mirb  bejeid^net  burd^  bie 
aiuSbrüdfe 

rv.  titulus  major  unb  titulus  minor.  2)a 
bie  Sifd^öfe  ben  ®otteSbienft  auf  bem  {lad^ 
Sanbe  nid^t  in  $erfon  Derfeben  fonnten,  fo  liefen 
fte  innerbalb  feftgefe^ter  SBejidfe  burd^  ftünbig 
angefteSte  ®eiftlid^e  an  befHmmten  ftird^en  für 
bie  (SUubigen  ben  (SotteSbienft  ableiten  unb  bie 
Sacramente,  Dor  9Dem  bie  Xaufe,  fpenben.  S)iefe 
lhrd^enbie|enecclesiae  dioecesanae,  parochi« 
tanae,  paroohiales,  baptismales  (f.  b.  9rtt. 
$fami,  Pfarrer,  $farrlird^e).  Üteben  biefen 
Sfarrfird^en  gab  eS  aber  auf  ben  ^öfen  ber 
(ärunb^erren  unb  ben  Senkungen  ber  loöfter  nod^ 
Heinere,  ber  Serrid^tung  oeS  ®ebetS  unb  ber  9b« 
baltung  beS  ®otteSbienfteS  gemibmete  ®ebdube. 
S)iefe  fonnten  ebenfalls  nur  mit  ®ene]^migung 
beS  Sifd^ofS  errid^tet  merben ;  aud^  burfte  nur  mit 
bifd^apid^er  ßrlaubnil  ein  ®eiftlid^er  an  ibnen 
Aufteilung  erbalten.  Sfflar  ein  fold^er  nid^t  bort,  fo 
mürbe  ber  ®otteSbien{}  Don  ber  ^farrftrd^e  auS 
beforgt.  Diefe  ®ebäube  nun  Riegen  oratoria, 
basiUcae,  oracula,  capellae,  aediculae,  tituli 
(f.  b.  Srtt.  ffapette,  $fami).  Itonnten  nun  bie 
£anbbemobner  immerbtn  in  ben  Oratorien  bem 
®otteSbienfte  unb  ber  gfeier  ber  SReffe  beimo^nen, 
f 0  maren  fte  bod^  für  ben  ® otteSbienft  an  ben  gfeier« 
tagen,  für  ben  Stn))f ang  ber  Xauf e  imb  ber  anberen 


1791 


TitmluB. 


1792 


'©octmnente  an  bie  ^ßfottfir^,  Me  ftitd^e  bed 
%T(l^i)>re3b)^terd ,  fiemiefen.  S)ec  Vtd^itnreftb^ter 
l^otte  avaä)  bie  ^tuffid^t  Aber  bie  Seiftß^en,  loeld^ 
an  ben  üerft^iebenen  Heineren  JKcd^en  innetl^lb 
{eines  SegirleS  angeftellt  moren.  S)iefeS  9lb- 
l^ängigfeüSDerl^öItnil  ber  Heineren  JKrd^en  Don 
ben  ^forrlird^en  fanb  feinen  SuSbrud  in  ben 
iBeseid)nungen  titnli  minores  unb  tituli  majores 
(<S9nobe  Don  SteimS  a.  813,  c.  20,  bei  Hardouin 
lY,  1020;  @9nobe  Don  XourS  a.  813,  o.  14, 
ib.  IV,  1025;  S)il)Iom  Dom  Solare  821,  bei 
Eichhorn,  Episoopatus  Curiensis  in  Bhaetia, 
8.  Blasii  1797,  Cod.  prob.  n.  6;  ©Qnobe  Don 
$aDia  a.  850,  c.  13,  tn  b.  Mon.  Oerm.  hist. 
Gapit.  reg.  Franc.  11,  120 ;  Lamberti  Capi- 
tulare  Bayennas  a.  898,  c.  12,  in  b.  Mon. 
Germ.  1.  c.  II,  110 ;  c.  4,  X  1,  24).  3m  Wei- 
tem SSerlüufe  fmb  biefe  titali  minores  aud^  gn 
$fatrf itd^en  (ecclesiae  bapidsmales)  geworben ; 
immerl^in  blieb  aber  nod^  lange  ein  irgenbtoie 
geartetes  %b]^öngigfeitSDer]^äItni|  berfelben  }um 
titulus  major.  (S^.  ^infd^iuS  H,  263  ff. ;  ß. 
fiöning,  ©efd^id^te  beS  beutfd^  JHrd^enre^itS  II, 
©trafeburg  1878, 346  ff. ;  6.  ^atd^,  ®ie  ©runb- 
legung  ber  JKrd^Derfaf)ung  SBefteuro^a'S  im 
frühen  SRittelalter ,  überfe^t  Don  %.  ^amad, 
®ie^en  1888,  44  ff. ;  @ägmüaer,  S)ie  (Sntmid- 
lung  beS  Src^it^reSbQteratS  unb  2)e€anat8  bis  gum 
^be  beS  ffaroUngerteid^eS,  Tübingen  1898, 29  ff. 
48  ff.  69  ff.  73  ff.)  —  ftird^enred^tlid^  am  wid^- 
tigften  ift  enblid^  ber  term.  techn. 

V.  titulus  ordinationis ,  SBeil^etitel ,  b.  1^. 
ber  9lad(|tt)eiS  Don  Seiten  beS  )u  ben  ^öl^eren 
SBeil^en  gu  ^romoDirenben  gegenilbet  bem  Orbi- 
nator, bog  fein  ffinftiger  Unterbalt  geftd^ert  ift 
(Dgl.  b.  ^rt.  Orbination  n.  8).  2)ie  gforberung 
biefeS  9tad^tt)etfeS  ift  barin  begrünbet,  ba|  ber 
genfer,  ber  ftd^  bem  S)ienfte  (SotteS  gemibmet 
l^at,  nid^t  gur  @d^anbe  für  feinen  @tonb  betteln 
ober  einem  fd^mu^igen  (Srwerb  nad^gel^en  botf 
(Trid.  Sess.  XXI,  o.  2  De  ref.).  —  1.  Sie 
gefd^id^ttid^«  (Entwidlung  beS  Orbi- 
nationStitelS.  9n  ber  alten  JKrd^e  würbe 
ber  gu  Orbinirenbe  gu  beftimmter  Sienftleiftung 
bauernb  an  ber  betreff enben  ffirt^e  angef^eDt 
(Synod.  Nicaen.  a.  325,  e.  15.  16  [e.  19.  23, 
C.  VII,  q.  1];  Synod.  Chaloed.  a.  461,  o.  6 
[c.  1,  D.  LXX]) ;  bofür  bejog  ber  ©lerifer  feinen 
Unterl^alt  aufi  bem  gemeinfamen  ffir(^enDermögen 
(Dgl  b.  %rt.).  Die  JKrd^e  fowol^I  als  baS  %mt 
an  ibt  unb  baS  9led^  auf  Unterhalt  bie^  titulus 
unb  bitbete  ben  Untergrunb  für  bie  Orbination ; 
ber  fo  9ngefteQte  ober  bieg  titulatus,  intitulatus 
(Synod.  Piacent.  a.  1095,  o.  15  [c.  2,  D.  LXX]). 
SDie  otyxt  Xitel  (Seweibten  waren  derici  vagi 
ober  acephaU,  unb  i^re  Ori>tnotion  War  Wenig- 
ftenS  red^ttid^  wirfungSIoS  (irrita ;  Synod.  C^al- 
ced.  1.  0. ;  Synod.  Plaoent  L  c).  9lad^  SuS- 
bilbung  beS  SSeneflcialwefenS  in  ben  germanifdjen 
Steid^en,  wobunb  mit  j[ebem  firiibli^n  9iRt  be« 
ftimmte  ßtirfünfte  Derbutd>en  waren,  würbe  ber 


SuSbrudC  titulus  auf  baS  IBeneficium  (f.  b.  %1 
Beneficiom  ecciesiaaticom)  ilberttngen.  So- 
mit foQte  9}iemanb  orbinirt  weri)en,  ber  nid^t  em 
Seneficium  f^t.  ^uS  Decfd^benen  (Jhnnbm 
würbe  Jebo<^  in  ber  gfolge  aud^  offnx  bir^  oibtF 
nirt.  ®egen  bie  fd^weren  SBi^tSnbe,  weU^  bo- 
mit  Derbmtben  waren,  rid^teten  fid^  Serorbmmgen 
mel^rerer  Heineoet  S^noben  ol^ne  nd^en  St^ 
(Synod.  Melphit.  a.  1089,  c.  9,  bei  Haidomn 
VI,  2,  1686 ;  Synod.  Piacent.  a.  1095,  c.  15 
[o.  2,  D.  LXX]).  2)a^r  beftimmte  bie  bntte 
fiateranfi^nobe  im  3. 1179  Don  Steuern,  ba^  tm 
3)iacon  unb  bin  ißriefier  obne  Xitd  geioei^t 
werben  folle.  (Sefd^e^e  eS  bennod^,  fo  ^  ber 
Sifcbof  ouS  feinen  9RitteIn  ben  Unterbolt  bcB 
eierilerS  gu  beftreiten  bis  gu  bem  S^tpwidi,  bö 
er  i^m  ein  iSenefidum  anweife ;  eS  fei  bemi,  bo^ 
ber  Orbinitte  felbft  ein  für  feine  Sußentation 
binreid^enbeS  Vermögen  befi^e  (c.  4  X  3,  5). 
®alt  baS  gunöd^ft  nur  für  bfn  2>iaconat  unb 
!ßreSbQterat,  f o  bebnte  Sitnoceng  UL  bie  Sttfleii* 
tationS))fIid^t  beS  Sifd^ofS  au^  auf  ben  @iib- 
biaconat  aus  (o.  16  X  ib.);  eine  wettere  SnS- 
bebnung  fd^eiterte  am  SBiber^b  ber  9^^ 
(^bint))S  I,  607).  «US  bem  3tifa|,  ba|  boS 
eigene  SSermbgen  für  baS  SBeneficium  cbk  bie 
@uftentation  Don  Seiten  beS  8ifd^f6  fu))))Iiteiü) 
eintreten  fönne,  würbe  balb  bie  gf^tgerung  ge" 
gogen,  ba|  baS  eigene  Sermbgen  (patnmoniam) 
ebenfo  pxx)  ütulo  fein  fi^nne  wie  boS  Senefidum 
(Conc.  Biterr.  a.  12S8,  c.  6,  bei  Hardouin 
Vn,  209).  3a  es  Würbe  ber  Sa^  at^efte&t^  ba| 
ber  SSBeibetitel  überaS  ba  Dorl^nben  fei,  wo  bec 
SebenSunterbalt  gefid^rt  fei.  €o  war  ber  lUlte^ 
grunb  gegeben  für  ben  mit  bem  titoias  patri- 
monii  eng  Derwanbten  titulus  penaionis,  bei 
weld^m  auf  eine  {Rente  |^in  gew^t  wirb,  fomet 
für  ben  titidus  profesdonis  sive  paupertatk 
religiosae,  wobei  ber  Oiben  ober  baS  ftiofter  |är 
ben  Unteri^  beS  be^nititt  Sufgenommenen  em* 
tritt,  weiter  für  ben  titduB  servitii  dioeeeseos 
sen  ecclesiae  (administrationis,  obedienüas), 
inbem  wie  im  Mittelalter  fo  aud^  ^eute  no4  bi 
Ungarn,  gronfreii!^,  Vle|:ico  bie  SBifd^fe  gcgm 
baS  Serf^d^en,  in  i|rer  X^idcefe  Stenße  jn  Ici- 
ften,  bie  SBeibe,  natürlid^  unter  i^^eifigcr  Se^ 
))Pid^tung  gum  Unter^Ite,  ertl^ibn,  f obonnfur  ben 
feit  bem  16.  Sobcbunbert  murgügfid^  in  VMjS^ 
lanb  oufgetommenen  titdua  mensaet  bei  bem 
bie  SEßeibe  erfolgt  gegen  boS  IBerf)>red^  einer 
britten  $erfon,  für  ben  ttntctl^t  biS  gu  Ocbi- 
nirenben,  fei  eS  tmbcbingt  \A  eS  unter  gewiffm 
IBebingungen ,  eingutreien  (tiie(f(id|  ittnnni  ber 
fianbeSl^rr  bie  Seq^pid^ttwg  oi^  fUb  [tttidos 
prineipis]),  enlbßi!^  fite  ben  titalos  visdoniu, 
ber  an  bem  atdgange  beS  16.  Sp^unberfS 
einigen  rfimifd^  SoSegien  (CoUegKun  Angli- 
eanum  unb  CiollegimB  Gemiano-Htiiigarienm) 
unb  burd^  Urban  VUL  im  %  164S  Om  vpokc 
ber  ißrojpaganba  fk^enbcn  SnfKiuini  «ingeeftumt 
würbe  für  biejenigen  Sbgttnfie^  »Mld^  fiq  dbß^ 


179S 


TituluB. 


1794 


tttppS^Un,  lAenSlSnglid^  nad^  9niDeifung  ber 
9ropaganbQ  in  ber  !D{iffton  ju  btenen ,  f o  ba| 
bann  biefe  SoÜegien  ober  bie  ißroiKxganba  bie 
^liflid^t  bed  Unter^tS  fibemel^tnen  (0.  Mejer, 
De  i^talo  nuBsionis  apud  caiholicoB,  Be- 
giom.  1848).  S)0(i^  bmntt  ber  titulus  mis- 
sionis  ni^t  6(o^  für  eigenUid^  !Dti|fion8(ihiber 
2iir  9nn)enbtmg^  fonbem  er  ip  ouc^  Dielfad^ 
für  confefftoneu  gemifd^te  (Segenben  unb  Sänoer, 
niie  Ubia,  Xricr,  ßnglanb ,  3r(anb  unb  9lorb- 
amerifa,  burd^  ))S))ftnd^eS  3nbult  gemattet.  3n- 
mitten  biefer  SnitDi(iIung  ftel^b  l^at  baS  Xri* 
benttnum  Derorbnet,  bo^  ieber  SIerUer  für  eine 
befHmmte  iKrd^e  getoeil^t  unb  }tt  ben  ^öl^eren 
SBei^  tetner  ^romoDirt  »erben  foOe,  ber 
ni^t  ein  Seneficium  l^abe.  9tur  bann,  n)enn 
eS  baS  9ebürfni|  ober  baS  SBol^t  ber  ftird^e  er- 
(eif^e,  bürfe  ber  Sifd^of  aud^  fold^e  orbiniren, 
beren  Unter^ott  burd^  eigenes  93erm5gen  ober  eine 
$enfu>n  geliefert  feL  Utitx^ypt  foQten  bie  9i- 
f (^5fe  nur  bei  Sebürfnig  orbiniren.  2[eber  SIerifer 
foüe  einer  Stisäft  obfcribirt  fein  unb  fei  }u  fuS« 
j)enbircn,  oenn  er  biefe  ol^ne  SBiffen  bed  Sifd^ofS 
tyerlaffe  (Sesa.  XXI,  c.  2;  XXm,  o.  16  De 
teL).  3ebenfa&S  foDte  ]^ierbur(^  ein  @d^ritt  )ur 
alten  ißroiid  }urfi(f  getrau  unb  ber  tituIuB  bene- 
fioü  »ieber  on  bie  erfte  Stelle  gerudt  xotthtn. 
Sür  bie  ordines  minores  bagegen  Vjt,  feit  fie 
nur  S)urd^gang§{iufen  für  bie  l^öl^eren  SJeil^en 
geworben  finb,  bo8  Seoürfni^  bed  SitelS  toeg* 
gefoüen,  »ie  benn  ein  fold^er  mit  wenigen  aus- 
nahmen (Som,  üteapeT)  beim  ÜRinoriften  ober 
€onbibaten  ber  Xonfur  nid^t  oerlangt  toirb  (St. 
©(^erer  I,  861). 

2.  Sie  OrbinationStitel  im  Sin- 
3 einen.  S)amit  ber  Sifd^of  im  fpedeUen  Stalle 
ottf  ben  betreffenben  Xitel  »etilen  tonne,  mu|  bei 
iebem  berfelben  getoiffen  red^tlid^en  Srforbemiffen 
@enüge  geleiflet  fein.  —  a.  Seim  titulus  bene- 
fieii  mwi  baS  99enefiaum  ein  beftimmteS,  auf 
Sebenfijeit  oerliel^eneS  unb  lird^Iid^eS  fein.  9u8 
biefen  (Srünben  genügt  nid^t  eine  unjiSnbige 
Knflellung,  eine  Siicarie,  (Sommenbe  ober  ein 
ÜJlonualbeneftrium ;  ebenf o  nid^t  bie  Uebertragung 
einer  ^t)atta|>eQe,  bie  änmetfung  auf  Stemune- 
rotion  für  beftimmte  geiftlid^e  Serrid^tungen. 
Sefi  Seitem  ifl  nöt^ig,  ba^  ber  ßrtrag  beS 
aeneficiumS  jum  anftänbigen  SebenSunterl^alt 
^inreid^t.  Sie  ^51^e  bed  Srf orberlid^en  (f.  b.  9rt. 
€onmu)  {{I  burd^  bie  Siöcefantaie  ober  burd^ 
ben  iBif^of  }U  befiimmen.  3u  bered^nen  ift  ber 
9lettoertrag,  nt^t  bie  Sruttoeinnal^me ;  ob  bie 
ÜReltierpfli^tungen  in  9ä}ug  gu  bringen  jinb,  iß 
bem  ßrmeffen  beS  IBifd^ofd  anl^eimgefteSt.  6nb- 
Ii<^  mu^  Der  Orbinanb  im  t^atfö^ßd^en  unb 
unangefochtenen  SBefi^  ber  ^frünbe  fein.  &  ge- 
nügt alfo  nic^t  bie  ^röfentatton ,  9tominotion 
ober  ma%  fonbem  ndt^ig  ift  bie  bereits  ftatt- 
ge^abte  9ei^|eimoeifung.  ffeine  anbere  $erfon 
botf  gerid^tliqen  ober  au^ergerid^tlid^en  Snfprud^ 
duf  baS  Senefidum  erl^oben  l^aben.   Sßill  ber 

ittt^cntc^Kmu  XL  &  BufL 


i 


Snl^ober  beS  ben  OrbinationStitel  bilbenben  SBene» 
^ciumS  \pQitt  barauf  refigniren,  fo  tonn  ber  SBi- 
d^of,  foE  anberS  bie  SReftgnation  nid^t  ungültig 
ein,  feine  einioilligung  nur  geben,  menn  ber 
ejignirenbe  beim  Ser}id^t  auSbructlid^  bemerlt, 
ba|  er  auf  biefeS  Seneficium  als  Xitel  gemeil^ 
fei,  unb  menn  ber  SebenSunterbalt  beS  Keftgni» 
renben  auf  anbere  SBeife  genügenb  gefiebert  ift 
(Trid.  Bess.  XXI,  e.  2  De  ref.).  Ueber  bie 
»eiteren  ©etailfragen  t>gl.  «PblDi^S  I,  619  ff.; 
I&inf(^iu8l,  66 f.;  ©d^erer  I,  361  f.  -  b.  Seim 
titulus  patrimonii  unb  pensionis  merben  megen 
beS  leidet  eintretenben  SerlufteS  ober  Unterganges 
be»eglt(^er  @üter  ßintünfte  auS  beueglii^em  Ver- 
mögen nid^t  für  genügenb  erachtet  Sbenfo  tt)enig 
gilt  ein  blo^  ))erfönlid^er  dttüni  auS  einer  für 
einen  eierifer  erlaubten  iSefdj^öftigung  (alfo  aud^ 
nid^t  ber  titulus  litteraturae).  9Ut]^ig  ift  oiel« 
mebr,  ba|  bie  Srtrögniffe  auS  einer  bem  }u 
Orbinirenben  bereits  gel^örigen,  unangefod^tenen, 
))^9ftfd^  ober  iuriftifd^  unbemeglid^enSadge  ^ie|en, 
ober  ba|  eine  auf  Immobilien  gelegte  iöl^rli^e 
SRente  bejogen  »irb.  3)iefe  Ißenfwn  (ogl.  b.  9ri) 
mu^  oon  bauembem  IBeftanbe  fein.  Sin  bIo| 
perfönlid^eS  gforberungSred^t  genügt  nid^t,  felbft 
totnn  l^ierfür  eine  ©eneral^^potl^et  befteOt  ttmrbe^ 
oielmel^  mu|  ein  $fanbred^t  auf  bie  Slente  auS 
bem  fremben  Vermögen  conftituirt  »erben,  »eld^eS 
ber  Sejl^er  ol^e  bifd^öflid^e  Crlaubni^  nid^t  Der» 
öu|em  barf.  Sa  aber  l^eutjutage  baS  änftititt 
ber  (Srunbrente  ntd^t  mel^r  gebröud^Iid^  ift,  fo 
begnügt  man  ftd^  in  ber  ^ra^tS  mit  bem  9lad^» 
meiS  gel^örig  ftd^er  gefieHter,  oerjinSIid^er  S)ar» 
le^enSforberungen  unb  namentlid^  mit  ber  hinter» 
legung  öffentli(|er  ©d^ulbobligationen.  3n  beiben 
gfoSen  mu^  bie  f)5]^e  beS  SrtrageS  ber  ©Qnobal« 
ia^t  entf)}red^en  ober  ber  oom  Sifd^of  }u  ht^tixuF 
menben  Summe  gleid^fommen.  Ste^ftipenbien 
»erben  beim  9Infa|  nid^t  in  Setrad^t  gejogen. 
SDaS  ben  Xitel  bilbenbe  Vermögen  ober  bie  pensio 
barf  ol^ne  bifd^5flid^e  Srlaubni^  nid^t  oerüufiert 
ober  ühn^aupt,  }.  9.  burd^  Verpfönbung,  be» 
laftet  »erben.  3ebod^  tann  ber  Vifd^of  bie  ßr» 
laubni^  jur  93erttu|erung  geben,  »enn  ber  be- 
treffenbe  Slerifer  ein  Veneficium  erl^alten  l^at  ober 
f on{t  genügenben  bleibenben  Unterl^alt  na^»eifen 
tann  (Trid.  Bess.  XXI,  o.  2  De  ref.).  (Vgl.  J. 
Ch.  Steck,  De  ordinat.  ad  tit.  patrimonii  et 
paupertatls  commentatio,  Lips.  1755;  A.  O. 
Andreucci,  De  patrimonii  hjpothecae  ge* 
nerali  subjecti  ad  tit.  ss.  ordinum  idoneitate 
[Hierarchia  11,  diss.  4],  Rom.  1766;  $]^il- 
lipS  I,  624  ff.;  ^nfd^iuS  I,  68  f.;  ©euerer 
1 ,  862  f.)  —  c.  betreffs  beS  titulus  profes- 
sionis  f.  b.  Srt.  OrbenSprofe^  n.  2.  —  d.  Ser 
titulus  mensae  »urbe  Don  befonberer  Vebeu* 
tung  für  Seutfc^Ianb  unb  Oefterreid^.  Sei  ber 
großen  SuSbel^nung  ber  Diöcefen,  bei  bem  8e« 
bürfnil  nad^  Dielen  ©eiftli^en  unb  bei  oielfad^ 
Aufteilung  fold^er  in  ber  IKrd^en*  unb  Staats« 
oer»aItung  »ar  eS  nid^t  mbglid^,  in  iebem  ein« 

67 


1795 


Titului^ 


179G 


]tlnm  pfoKe  eine«  ber  canoni{4  anerlonntcn  Xitel 
iU  %mxnmn.  %)a  mugte  bie  Rit^  )uftieben  fein, 
ipenn  $)ritte,  SanbeS^enen ,  iBif^ofe,  @töbtc, 
m\ttx,  @Ktte  ohtx  ^xüwit,  ein  pc^ergefteateS 
fß^^xtä^m  abgaben,  best  }u  Qtbintrenben  nad^ 
bdc  SBeil^e  ben  nötl^ken  Unterhalt  {o  lange  )u  ge« 
isä^ren^  bid  berfelbe  anbenoeitig  t>ttmai  fei. 
I^ierau^  ergeben  ftd^  folgenbe  red^tlid^e  Srforber- 
niffe  beim  titnlus  me&8a0.  ^c$  te(i^t§t)erbinb« 
lid^  unb  unbebingt  abgegebene  )93erfpre(^en  mu^ 
auf  eine  beftimmte,  ]^inteü|enbe  unb  1^9)?ot^efarif^ 
aeftd^rte  Summe  gelten;  bo($  lann  üon  bet 
f^potl^elarifd^en  Sid^erung  abgefel^en  merben,  koo 
(IDie  beim  Sanbe9l(icrni,  teilten  ^beugen,  Stiften) 
Sie  lünftige  3a)^Iunggf ödigfett  l^inlönglid^  geftd^ 
ifl  ®afi  htx  Xitetgeber  fvi^  nur  ^  ben  ^aD 
uoberfd^ulbeter  ^eficien^  t)er))fli(i^tet,  miberfprid^t 
bem  3^e(I  beS  Xif^titeK ;  l^ier  mü^te  ber  mei^nbe 
99if<i(|o{  fupplirenb  eintreten.  3ft  bie  b'6f)z  ber 
kU  prajUrenben  lüeiftung  nü^t  beftimmt,  [o  b^t  fte 
oer  ^ifd^of  ju  fiiiren^  S)abei  hm  in  biUigen 
Slnfd^Iag  lommen,  mag  ber  Orbinirte  fonft  (etma 
burd^  £rt1^ei(eu  Don  Unterrid^t)  }u  Derbienen  Der- 
mag.  S)er  SCifd^titel  erlifc^t  ipso  facto  burd^ 
Srl(uigung  eines  bie  Songnm  abmerfenben  Sene- 
{tciumi,  lotpie  burd^  bie  professio  religiosa, 
pl^ne  ir^enb  mieber  aufguleben.  SDagegen  erlifd^t 
biefer  Xitel,  menn  ber  Xitulat  ein  Patrimonium 
ober  eine  pensio  erl^olt,  nur  bann,  menn  baS 
ouebebungen  mar  ober  ber  Ißif  d^f  unb  ber  Xitulat 
il^re  SinmiUigung  baju  geben.  Sin  fuSfenbirter 
ober  e^comraunicirter  SIerifer  l^at  einen  ^nf|)rud^ 
ouf  ben  Xifd^titel,  nid|;t  aber  ber  beponirte.  Sin 
3}er}id^t  ift  ol^ne  bifd^öflid^  (Senel^migung  nid^t 
m(giii(|.  —  $urd^  bie  Söcularifatmn  (f.  b.  Srt.) 
om  anfange  befi  19.  Sal^rl^nbertd  mürbe  ber 
{f txd^e  in  meiteftem  Umfange  bie  Stöglid^feit,  einen 
canonifd^en  Xitel  ton  ben  SBeil^ecanbibaten  )u 
forbem,  benommen,  ^nbererfeits  maren  bie 
^taaUn  als  bie  9tad(|foIger  im  Sefi^  beS  Aird^en* 

iiUteS  aud^  in  bie  bamit  t>erbunbenen  SBer))f[id^» 
ungen  unb  flberbie^  allgemein  in  bie  SBerpflic^« 
ixmfi  eingetreten,  für  eine  genügenbe  Slngal^I  t)on 
@eiftlid^en  ^  forgen.  9uf  biefe  SBeife  entftanb  ber 
lanbeSl^errlicbe  Xifd^titel (titulus  [mensae] 
^rincipis),  ber  barin  beftebt,  ba|  baS  Serar 
überhaupt  ober  ein  beftimmter  fjonbs  t)erp{Iid^tet 
ift,  ben  Unterst  ber  baraufl^in  Orbinirten  }tt 
beftreiten,  menn  lej^tere  leinen  anbermeitigen  Unter» 
l^alt  l^aben  ober  bienftuntauglid^  merben.  SDer 
tonbeS^Iid^e  Xifdi)titel  litt  übrigens  gemeinig- 
lid^  an  brei  (Seixt^tn.  Sinmal  maren  bie  Setrdge 
unt)er^Itni6nt&6ig  niebrig.  @obann  mar  er  mel^r- 
fad^  nid^t  fd^on  Den  bienftunfübigen  Subbiaconen 
unb  SDiaconen,  fonbem  erft  ben  ^reSb^tern  ju- 
gefidgert.  Snblid^  mar  ber  Snfprud^  bismeilen  nur 
ben  fd^ulblofen,  nic^t  aud^  ben  oerfd^ulbeten  S)e- 
flcientcn  juertonnt.  —  3n  $reu|enS  älteren 
$rot)in}en  befielet  fein  lanbeSl^enlid^er  Xifd^titel, 
mobi  aber  in  ber  ^rooing  ^effen«!Raf|au,  alfo  für 
bie  3)iöcefen  gfulba  unb  fiimburg  (^rd^io  für 


lotl^ol.  Aird^enreil^  XX  [1868L  Sil  ff.).  3ii 
fioln  unb  Xrier  tpirb  auf  ben  üttilas  miBBionis, 
in  Unünfter,  ißaberborn,  93reSlau,  dnefen-^ofen, 
Su(m  unb  Srmlanb  auf  ben  titulus  seminarii 
pUx  mensae  privatae,  in  OSnabrüJ,  ^UbeS« 
^eim  auf  ben  menaae  privatae  orbintct.  3n 
Sacbfen  barf  nad^  bem  ®e|e|  Dom  23.  Snguft 
1876,  §  27  ber  Xif<^titel  nur  benen  aemä^it 
merben,  meldte  i^re  Oualification  )um  icir^en« 
bienfi  nad^emiefen  boben.  unb  oon  Seiten  be§ 
Staates  nur  bann,  menn  baS  Sebürfni^  ermiefm 
ift  3n  Olbenburg  mirb  ber  Xifd^titel  Don  §aa 
u  tM  nad^  DorauSgegangener  Prüfung  in  ber 
ö^e  Don  80  Xl^alern  Derliel^en  (92onnattD  Dem 
9(pril  1831 ,  §  10).  3n  Sopetn  betragt 
ber  Xifd^titel  für  ®eifUi(^,  bie  oud  SerfcHben 
amoDirt  merben,  104  (Bulben,  filr  {d^uIb(oS  in^ 
l^il  gemorbene  208  ®ulbcu  (DgL  3fib.  Silber« 
migl,  SSerfaffung  unb  Sermaltung  f&mmtli^er 
SteligionSgenoffenfd^ften  in  Saliern,  3.  9ufi«, 
ffiegenSburg  1893, 112  f.  125  |.).  3n  ber  ober« 
rl^einifd^en  iKrd^enproDin}  Derlet^t  nat^  §  28  beS 
SbictS  ber  Dereinigten  Regierungen  Dom  80. 3a« 
nuar  1830  unb  nad^  8  8  ber  gemeinfomen  Ser« 
orbnung  berfelben  Dom  1. 9Rarj  1853  bie  Xe« 
gienmg  ben  Xifii^titel  im  Setrage  Don  300  bis 
400  @ulben  beim  Eintritt  in  baS  Slertcolf  eminar 
auf  ®runb  ber  ftaatlid^  georbneten  Prüfung,  aber 
nur  für  ben  9aS  unoerfc^ulbeter  Sienjlnnföbig* 
(eit  unb  mit  ber  Suflage  ber  Slfldterjlattung  bei 
eingetretenen  befferen  93emi5aenSDer]^äItniffen  (3. 
Songner,  2)arftel(ung  ber  Sted^tSDer^öItniffe  ber 
obenbeinifd^en  ffird^enproDfatj,  Xübingen  1840, 
237  % ;  ^.  D.  Jhemer-auenrobe,  9Utenftü(te  jur 
®efd|id^te  beS  SSerbaltniffeS  imif(^  Stoat  unb 
JNrd^e  im  19.  Sal^^unbert  I,  Seip}ig  1873, 106. 
185).  2)od^  mirb  in  SBürtemberg  ber  XiUtUet 
auf  ben  3ntercaIarfonbS  auc^  für  ben  ijfau  Der» 
f$ulbeter  2)ienftunfä^igreit  gemalert  (§  81  ber 
S}erf.-Url.  D.  25.  Sept.  1819;  Dgl.  ff.  S^eurlen, 
Semerfungen  über  ben  lanbeS^errlid^en  Xifd^itel 
ber  lai^.  geriefter  in  SBürtemberg,  in  Sei|'  9r4ii> 
ber  «ird&enred^t8mlflenfd&.  H  [1831],  137  ff.). 
3^  Derlei^t  il^n  ber  SBifd^of  im  Setrage  Dott 
3  tltod  pro  Xag  für  unDerfd^uIbet  bienffainfo^ige 
unftünbige  ©eiftlid^e  unb  Don  2  Wad  für  bie  qu§ 
Serfd^ulben  außer  bienfi  befinbli^en.  Sine  red^ 
lid^e  Qerpflid^tun^  aum  9lä(Ierfa|  befielt  nidH 
mel^t ;  bagegen  mirb  Don  ben  bemerüirtea  Seift« 
lidEien  eine  urfunblid^  Snerfennung  biefer  SHitf« 
erfa^id^t  Derlongt  (Srla&  Dom  3. 9Rai  1892 ; 
Dgl.  $.  $faff,  ®efe|eSbmbe*  Sufammenflellung 
fird^L  unb  ftaatL  SBerorbnungen  für  bie  ®e{fUid(^ 
teit  beS  SiSt^umS  »ottenburg,  Sottenburg  1897, 
70  f.).  3u  Saben  Derlei^t  ben  Xif^titel  meifl  ber 
Srjbifd^of,  unb  jmar  ouS  bem  iKrc^enDexmbgen 
(Slrd^iD  für  lat^ot.  iKrc^enred^t  IX  [1868],  33). 
3n  Reffen  ift  boS  9ie(^t  beS  SifcbofS,  ben  Xifdb- 
titel  }u  Derteiben,  onetfainit.  ^ie  Ueberetnfun[t 
Dom  3al^re  1854  (Srt.  5)  geftottete  bem  Sif(^t 
auf  bie  befiel^enbentird^Ii^en  Xitel  ^in^umeiben; 


1797 


Zitu9,  ber  J^L 


1798 


bir|  ißti  oud^  BeRel^  m^  9uf(dftmg  bet  (Eon- 
l^cntion  (1866:  t  b.  «rt.  ftettder  Vn,  405) 
imb  Crlol  bec  ftird^gefete  Dom  23. 9))nl  1875, 
mel^t  bcn  tM  nU^t  mritet  ermäl^nen.  3n 
<>{icmi4  rmbm  bie  SeltgeiftlU^en  in  ber 
Stegd  auf  bm  lonbedl^Iid^en  Xifd^titel  orbinirt. 
Sufet  nntb  mm  ber  SanbeSteglenma  ouf  Sti* 
trag  bcg  Sif^ofS  bm  Stumnm,  meld^  i^te  aS- 
{eüige  XcmgUicbbtt  )ut  @ceI{orge  ober  )um  Sel^r« 
omt  no^ge^fen«  i|re  oorgefd^riebenen  €htbien 
obfoMrt  unb  bie  ^rieftenoeil^  erhalten  l^ben, 
in  ber  Seife  Derliel^en,  bo|  benfetben,  toenn  fie 
0^  i^  SBerfi^uIben  btenfiuntaugK(j^  getoorben, 
ein  oui  bem  SRdigionfif  onbs  an)uioeifenbed  3abred- 
gäfalt  Don  210  ({Bulben  )ugeftd^ert  toirb ;  S)eme« 
rittn  erbauen  nur  geringe  SlimentationSgebü^r 
(64mc  I,  369).  Sine  ftaatlid^  »efd^röiAing 
bei».  (Sonceffion  |ur  Serlei^ung  befi  Xifcbttteß 
bwn&  ^rioate  ober  jurifüfd^e  $erfonen  burfte, 
foipeii  ni4t  bie  {iaotlid^  «uffid^t  aber  SBenooI- 
tung  bed  SerniSgenft  htriftifd^  ^erfonen  in  9e- 
trQ($t  bmnii,  überall  aufgegeben  fein  mU  %u9» 
nabme  Don  tBo^em  (Silbemogl  118).  (9}gl. 
nod^  SB.  6obr,  De  titulo  mensae.  SBom  Xif4« 
Uiel . . .,  mit  befonberer  SSeruclftd^tigung  Bdjiitß 
fiffifi,  SreSlau  1829;  3.  9ReQer,  Urfprung  unb 
Snttoidbmg  beS  Xifd^titeH  nad^  gemeinem  unb 
boQrifc^  9te4t,  im  Srd^io  fflr  fatb.  Itird^enred^t 
m  [1858],  257  ff.;  3.  3lait,  S>er  Xifd^tttel, 
^aberbom  1869  [Stff.].) 

8.  Sted^tlid^e  Solgen  ber  Orbination 
p;^ne  XiieL  ^ot  ein  Sifd^of  o^ne  S)iSpen9 
oon  btn  geltenben  Sorfd^riften  einen  3Raj[oriften 
obne  Xitel  orbinirt,  fo  fyit  ber  Orbinator,  falls 
ber  Orbinirtf  nU^  eigene?  Stermdgen  U^,  bie 
6u{lfntotioni))fIi^t;  biefe  gebt  auf  feinen  9tad^- 
folger  über,  bod^  fitit  lejfterem  ber  Slegre^  an  bie 
erben  bed  f^ulbb^^ften  Orbinatore  }u  (o.  2.  4, 
16  X  8 , 5).  SBenn  ber  Orbinirte  bie  f^i^tn 
BBeiben  Don  Derfd^iebenen  SBifd^öfen  erbolten  bot, 
fo  ift  lebet  berfelben  }um  Unterbalt  folibarifd^ 
Deit^tet  3)iejfe  @uftentationd))^id^t  tritt  aud^ 
ein»  toeim  ber  9ifd|of  einem  titellofen  (Eanbibaten 
totnentli(b  S)imif[orialien  (f.  b.  «rt.)  auSfieOt,  ba- 
mtt  berfelbe  fidQ  Don  einem  beliebigen  93ifd^of 
einen  bbb^ni  Otho  geben  lajfe,  ober  menn  er 
einem  onbcm  IBifd^of  bie  Srlaubnil  gab,  be« 
ptmmtcn  Canbibaten,  bie  obne  Xitel  fbtb,  eine 
bbbere  SBeibe  )U  ertbellen.  ^at  aber  ber  frembe 
8t^f  auf  digemeine  erbubni^  bed  Sibcefan« 
Mf4of9  bin  »ilfentlid^  einem,  ber  obne  Xitel 
mar,  eine  fji6iim  SBeibe  ertbeUt,  fo  ift  er  unb  nid^t 
ber  Syiöcefanbifd^of  )um  Unterbalte  Der))fli(btet 
(a  37  in  VL  8, 4).  Sieben  biefer  SuftentationS« 
pfüä^t  bot  bie  Promotion  obne  Xitel  in  gemiffen 
Sälen  aud^  nod^  Strafe  im  ®efoIae.  @o  trifft 
ben  Orbinator  bte  bem  $a))fte  referDirte  @u3« 
(Kttflon  Don  ber  £rtbeilung  ber  SBeiben  auf  brei 
3abre,  menn  er  bem  obne  Xitel  ©emeibten  bad 
ribltibe  Serfpred^n  abnimmt,  auf  ben  @u|ten- 
totionfianftnÄub  iu  Derji^ten  (e.  45  X  5,  8; 


SuSe  Apostolicae  sedia  moderationi  Dom 
12.  October  1869,  Y,  2).  Sluf  ein  3abr  ift  Don 
ber  (Ertbeilung  ber  SBeiben  ipso  jure  ber  Sifd^of 
fuS|>enbirt,  meldjier  obne  titulns  beneficii  ober 
patrimonii  einem  in  einer  Kongregation  mit  blo^ 
einfad^en  (Selübben  lebenben  Slerifer  ober  einem 
Sieligiofen  Dor  beffen  f  eierlid^er  ^rof  e^  eine  bbbece 
SBeibe  ertbeilt  (Sulle  Apostolicae  aed.  mod, 
V,  4).  S)er  Siedler  enblicb,  ber  fid^  unter  Ster-r 
le^ung  ber  S}orf(briften  aber  ben  Orbinationdtitel 
meiben  Iie|,  foQ  fuSpenbirt  merben  (@d^erer  I» 
867.  368,  Snm.  48.  49).  [@ägmäller.] 

9ttitt»,  ber  bL,  ein  SOnger  bed  bl-  ^(ud 
unb  mobrfd^einli^  Don  biefem  befebrt  (Xit.  1,  4), 
mar  ber  @obn  beibnifd^  Sltem  (®al.  2, 8)  unb 
burd^  iSfyxtaUtt  unb  Xugenben  fo  audgejeid^ 
net,  bog  er  Don  fßaulud  ald  Segleiter  erto&bft 
mürbe,  um  auf  bem  Xt^oftelconcil  in  Serufalem 
bie  unbe{(bnittenen  6eibeiubri{ten  flberbau))t  gn 
Dertreten.  SDxtr  Dermngten  einige  3ubnubriften 
aus  faMer  Snfd^uung  über  bie  ^eildnotbmen* 
bigfeit  ber  SBefc^neibung,  ba|  Xitud  befd^nitten 
merbe.  SBegen  ber  4nrinci)HeQen  SBebeutung  ber 
Sfrage  gab  aber  ^uluS  leinen  Sugenblid  nadb 
(®al.  2,  5).  Später  erfd^nt  Xitud  auf  ber 
britten  aJlif^ndreife  bed  bl-  $aulud  bei  biefem 
in  Spb^fud.  S)on  bin  ging  er  im  auftrage  bed 
apofteld  nad^  (&)rintb  tmb  brad^te  Don  bort  bem 
le^tem  nad^  SRacebonien  gute  Slaibri^ten  (2  Sor* 

7,  5  ff.).  IBalb  barauf  fiberbrad^te  er  ben  £o« 
rintbem  ben  gmeiten  Srief  bed  Spofteld  unb  be« 
mübte  p^b/  ^^  n  <ntd^  fd^on  bei  feinem  erften 
^ufentbalte  unter  ibnen  getbon  batte,  um  bie  9b» 
baltung  ber  SoQecte  für  bie  JHrd^e  Don  äerufolem 
(2  eor.  8,  6  ff.  16  f.).  Xitud,  ben  $aulud  feinen 
Sruber  unb  aRitarbeiter  nennt  (2  Kor.  2,  18: 

8,  23)  trat  gang  in  beffen  gfulftapfen ;  be^b<^ 
nabm  aud^  er  Don  ben  Sorintbem  feine  Unter» 
ftu^ung  an  (2  Kor.  12, 17  f.).  9iad^  feiner  Be- 
freiung aud  ber  erfien  römifd^  @efangenfd^ft 
bat  ißaulud  u.  (L  auib  Steta  befud^t  unb  M  feiner 
^breife  Xitud  bort  ald  Sifd^of  gurudtgelaffen,  ha» 
mit  er  fein  SBerf  DoDenbe  utü^  in  ieber  @tabt 
$redb9ter  einfe^e  (Xit  1,  5).  Seid^t  mar  biefe 
Aufgabe  nid^t :  benn  auf  Sreta  gab  ed  bomald 
Diele  tubend^riftlid^e  Ungeborjame,  Sd^mfib^  unb 
Serfübrer  (Xit  1 ,  10  ff.).  S>e|balb  bat  ber 
Slpoftel  feinem  S&itger  nod^  befonbere  (Ermab* 
nungen  im  Xitudbriefe  gegeben.  6r  forberte  il^ 
auf,  {obalb  ald  in  Urtemad  ober  X^d^icud  ein 
Vertreter  angefommen  fei,  )u  ibm  nad^  Sticopolid 
(f.  b.  9rt.)  )u  fommen,  mo  er  gu  ubermintem  be» 
abfid^Hgte  (Xit  3, 12  f.).  Später  ift  Xitud  nadb 
S)almatien  gegangen  (2  Xtm.  4,  10),  ob  Don 
gticopolid  in  epirud  aud,  lä^  fub  nid^t  beftimmen 
(Dgl.  b.  9Irt  S)almaKen  m,  1344).  —  9lad^  ber 
Ueberlieferung  ift  Xitud,  nad^bem  er  aud^  ben 
djreta  bena^barten  3nfeln  bod  Sb^ß^um  ge> 
prebigt  b^tte,  auf  Sreta  geftorben  (Dgl.  Isidor« 
Hisp.  De  vita  et  obita  paiarom,  bei  Migne,  PP. 
lat.  LXXXIU,  1293 ;  Fsendo-Hier.  De  vitia 


1801 


litu«  üon  »oftro  —  lobiaS. 


1802 


am  18.  @€t)tein6nr  81.  €o  ouftid^tig  unb  tief 
bie  Ztauer  bei  feinem  Zobe  toox,  fo  ift  ed  bo4 
fiQgltc^,  ob  Situs  bcn  ß^rennamen  ^Siebe  unb 
9Bonne  beS  menfc^Itii^en  ©efd^Ied^ted"  DoUfommen 
Decbient  bat  Stnmol  ndmlidji  f(beint  bei  bei  &\xtt 
unb  Seutfeliglett  bed  Zitud  Diel  eff ectmad^erei  unb 
Oßentation  mitgetotcft  )U  boben.  Sobonn  toaren 
bie  £eute,  benen  Zttud  ft^  fo  gütig  emieS,  leidet 
§u  bcfriebigen  unb  überfd^oänglid^  in  Qf^ttti' 
bc^eigungen  gegen  ÜRönnet,  »eld^e  mie  Situs 
ft^t  b<n^ten  unb  im  Uebrigen  bet  @d^u-  unb 
(Benulfud^t  bed  9$oUeS  fo  DoQe  Sefnebigung  ge« 
mäbrten.  Snblid^  W  tnon  ou(b  ni(bt  obne  ®runb 
bemertt,  bie  Slegierung  beS  ffaiferS  fei  eine  Diel 
)u  fuT)e  getoefen,  aß  ba|  ftd^  mit  €i(i^rbeit  be- 
urtbeiltn  Iie|e^  ob  bie  bemunberte  @üte  unb 
Sei^eligfeit  beS  ffaifetS  auf  bem  gfunbomente 
folibet  ®ntnbf(i^  ober  du|erer  SRüdftc^ten  beruht 
^be.  [^QgaQer.j 

VifttSDonSoftra,  JKrd^enfd^nftitcUer,  ge- 
bfitte  )u  ben  IBtf^öfen,  meldte  Don  Julian  bem 
ilbttünnigen  (f.  b.  Srt.)  ganj  befonberd  ange> 
feinbet  »urben.  9Ia^  So^omenuS  (H.E.  5, 15) 
bro^te  ber  i^aifer^  für  jebe  SRubeftörung  in  ber 
etabt  99ofiTO  (im  ledigen  ^auron  [f.  b.  Sri])  ben 
8tf(bof  XituS  unb  beffen  SleruS  Derantmortlid^  Su 
mac^n.  S)arQuf  ^in  gab  ZituS,  jugletcb  im  9k« 
men  feinet  ^efier,  eine  fd^riftliqe  Stflärung  ah, 
bie  Don  bem  %poftaten  in  ^erfiber  SBeife  Detbre^t 
isutbe.  3n  einem  unterm  1.  Sluguft  862  Don 
Sntiod^ien  auS  an  bie  Softrener  erlaffenen  @d^rei- 
ben  (Ep.  52)  citirte  nömlid^  3ulian  folgenben 
@a|  beS  9if(|ofS :  ^Obwobl  bie  Sbriften  an  3abl 
ben  Reiben  nic^t  nacbfte^en,  merben  fie  bod^  burd^ 
unfer  3unben  oerbinbert,  fid^  Stul^eftdrungen  au 
erlauben",  unb  barauf  geftä^t,  fuc^te  er  ben  Saien 
einsureben,  ber  Sifd^of  fei  als  ff  läger  gegen  fie 
aufgetreten  unb  ^be  fie  befd^ulbigt,  bog  fte  gar 
febr  3ur  Unrube  geneigt  feien;  beg^alb  foQten  fte 
biefen  3Rann  auS  eigener  SRacbtDoQfommenbeit 
aus  ber  Stabt  Dertreiben.  3m  folgenben  3abre 
(868)  erfd^cint  ZituS  unter  ben  Sifd^öfen  ber 
@4nobe  Don  Sntiod^ien  (f.  b.  9lrt.  I,  961),  bie 
an  3uItanS  92a^foIger,  3oDian  (363—864),  ein 
@qnobal|(breiben  mit  einem  ®IaubenSbefenntni| 
ri^teten  (Socrat.  H.  E.  8,  25).  9lad^  ^ieron^- 
muS  (De  yir.  ill.  102)  ftarb  ZituS  unter  ffaifer 
dolens  (864—378).  SIS  ftird^enf(^riftfteller  bot 
er  fi(^  einen  9lamen  gemad^t  burd^  ein  fel^r  be- 
ac^tenSmertl^eS  t>biIofo))]^ifd^-t]^eo(ogifd^eS  SBerf 

EU  ben  SRanid^äiSmuS,  ber  bamalS  Don  Ofien 
bie  (brijUidSie  (Semeinbe  in  Softra  bebrobte. 
fetbe  ifi  nic^t  lange  nad^  äuIianS  Zobe  Der- 
fo^t  unb  literorgefd^i^tlid^  befonberS  be^b^Ib 
mertbDofl,  toetl  cS  )abtrei(be  @teOen  auS  moni« 
(^fd!ini  @4iriften  oörtltd^  mitt^eilt.  93on  ben 
4  »flcbem  biefcr  @treiif(brift  ^nb  iebod^  gried^ifd^ 
(in  einer  (Senuefer  [nicbt  Daticanifd^en]  |g)anb* 
fcbrift  unb  beren  Hamburger  Sopie)  nur  bie  ffloti 
erften  unb  ber  Anfang  beS  britten  erbolten  (ah' 
gebrudt  nad^  SaSnage'S  SuSgabe  bei  Migne, 


PP.  gr.  XVm,  1069  sqq. ;  Dgl.  Pitra ,  AnaL 
sacr.  [et  ciassica]  V,  Romae  1888, 1, 50  sqq.). 
Sine  alte  fQrijd^e  Ueberfe^ung  beS  ganzen  SBerf eS 
Deröffentlid^te  1859  %  be  fiagarbe;  berfelbe  ®e- 
lebrte  machte  in  ber  fßomht  }u  feiner  neuen  SuS« 
gäbe  beS  grie^bif^ben  Ze|teS  (^Berlin  1859)  aud^ 
«xerft  barauf  aufmcrffam,  bofe  bie  gtjed^ifd^e 
panbfd^rift  unb  bemgemäg  bie  frfil^eren  ausgaben 
(aud^  bie  9Migne'id)e)  ein  umfangreid^eS  Stüdt  ent- 
balten,  »elcbeS  nod^  ^uSiueiS  beS  fQrifd^en  ^em- 
plarS  mit  ber  ZituSfd^rift  ntd^t  baS  @eringfte  au 
tbun  babe.  SBie  ^.  »rinfmann  (f.  u.)  1894 
nad^mieS,  gebort  biefeS  in  Sagarbe'S  Ausgabe 
(69  sqq.)  alS  «ppenbis  abgebrudte  Srud^ftücf  gu 
ber  antimanid^äifd^en  @treitfd^rift  beS  IBifd^iofS 
@era<)ion  Don  ZbmuiS  (f.  b.  ^rt.).  S5on  jiDeifcl- 
bafter  Slcd&tbcit  fmb  bie  unter  ZituS'  5Ramen 
gebenbe  Oratio  in  ramos  palmarom  (Migne  1.  o. 
1263  sqq.)  unb  eine  S))ipbanie"$rebigt,  Don  nel- 
d^er  ein  ^rudiftüdC  in  fQrifc^er  Sprache  Don  Sa« 
garbe,  Slnmerf.  gur  grie^.  Ueberf.  b.  JproDerbien, 
Seipgig  1863,  94  f.  Deröffentlic^t  mürbe.  Unöd^t 
ift  ber  Sommentar  }u  SucaS  (f.  Magna  BibL 
Patr.  Xin,  Paris.  1644,  762  sqq.),  »cld&er 
bie  (Srunblage  für  bie  bei  Oramer,  Caten. 
graec.  patr.  in  N.  T.  II,  Oxon.  1844,  1  sqq. 
abgebrucfte  (Satene  btibete.  (lBg(.  no^  Cramer 
L  c.  p.  HE;  SBarbenbemer,  $atrotogie,  gfreiburg 
1894,  248  f.  620;  arinfmann,  in  b.  Si^ungS- 
berid^ten  b.  preu^  Slfab.  b.  aSiff.  }u  Serlin  1894, 

1.  ^albbanb,  479  ff. ;  Sie^mann,  gatenen,  grei- 
burg  1897,  3,  »nm.  6.  »eitere  Siteratur  f.  bei 
Ghevalier,  Eep.)  [3cdt.] 

$o6  (s'ica),  im  91.  Z.  eine  Sanbfd^aft  im  92orb« 
ofien  beS  fpötem  $eröa,  jmifd^en  Serien  unb 
bem  ammonitergebiete  gelegen ;  bort  nabm  Sepbtb^ 
feinen  »ufentbalt,  alS  er  in  feinem  SSaterbaufe 
nid^t  mebr  gebulbet  tturbe  (Stid^t  11,  8).  @ie 
fd^eint  fpöter  felbftönbig,  toit  bie  übrigen  f 9rif d^en 
ftleinftaaten,  gemefen  gu  fein  (2  @am.  10,  6.  8 
bebr.).  3ur  SRad^aböergeit  mar  fie  meift  Don 
3uben  betool^nt  unb  fübrte  ben  3lamtn  Tcoßiov 
ober  ToußCvy  Vulg.  Tubin;  il^re  Semobnet 
biegen  bamalS  Toußetvoi,  Tubianaei  (1  9Rad^. 
5,  18.  2  SKad^.  12,  17).  2ln  ben  ©teilen 
2  @am.  10,  6.  8  l^aben  bie  alten  Ueberfe^er  baS 
SoQectiDum  n^tisv^ti  mi^erftanben  unb  gaben 
baSfelbe  mit  EJcrrcüp,  Pesh.  moT«,  Vulg.  Istob 
Diieber.  [ffaulen.] 

Tobaleae,  f.  Mappae. 

^oBiiis  (";a^t9),  iml.Z.  LeineSberjenigengfa- 
milienl^aupter,  meldbe  bei  ber  StüdKel^r  auS  Sab^« 
lonien  gmar  il^re  iubifd^  SReligion,  aber  nid^t  ibre 
iSraelitifd^ie  »bfunft  bemeifen  lonnten  (1  (SSbr. 

2,  60.  2  esbr.  7,  62).  —  2.  ein  einflufereid^er 
ammonitif(ber  Häuptling,  toal^d^einlic^  gugleicb 
perfifd^er  ^Beamter  (servus),  ber  9}ebemiaS  bei 
feinen  Unternehmungen  gro|e  Sd^niierigfetten  be- 
reitete (2  esbr.  2, 10).  —  8.  ein  Don  bem  $ro- 
p^ten  S^^c^tiaS  ermö^nter  Israelit  auS  ber  ®e« 
fangenf^aft  (3ad^.  6, 10. 14). 


180S 


Zobidi. 


1806 


bam  611^  bol  gonje  4rifHii!^  Sltett^um  feine 
Selr^ng  imb  Ctbmtung  ouS  bet  SBirfltd^feit 
t>\f^  (Sef^ic^te  tmb  ouS  bcn  reofen  Sorbifbtm, 
bie  in  btm  9u^  genonnt  toetbett,  getooniieit  1^. 
S)a6  bot  9u4  ans  bet  conmten  SBitHic^feit  et* 
MHi,  }eigt  ^4  \i^on  onS  bem  gefdt^c^Iid^ 
^intetgtiutb,  ouf  melc^em  boS  iSonje  Detfäuft, 
onS  bet  midfubtlic^en  ®eneaIogtc  1, 1,  toeld^  im 
gtiet^if^  Xest  anfbehxi^tt  iß,  tinb  au8  ben 
cingeflo^tenen  gefc^tc^tlid^  Sinjelbeiten  ().  9. 
1, 22  gnc4);  9u(^  wibetfitebt  ed  bem  (Sefu^Ie 
bed  St^^/  bie  imiiü>etbote  mtb  bod^  fo  einleudSj- 
tenbe  iBerfethmg  ber  göttlid^en  Sorfe^g  mit 
bem  menfd^tic^en  ifyxn,  fomie  bie  ubertafc^enbe 
^fQd^Dbgifd^  SBal^^elt  bet  gongen  SntmidHung 

!i4  ald  (Erfinbung  eines  menfd^Iid^en  Sd^rift« 
tefletS  )n  benfen.  Sbenfo  f^Ke^t  bie  Sntftebung 
beS  Snd^eS,  Oeld^e  olS  unmittelbot  an  baS  IQot- 
gefaQene  {i(^  an](I^Iie|enb  )U  benfen  ifi,  ben  ®e- 
banten  an  eine  le^l^afte  S)i(!^timg  au8.  ^a^  ben 
fpotet  )U  nennenben  gried^ifdlen,  c^albdifd^en  unb 
^ebtSifqen  leiten,  U)ottn  bie  Srga^Inng  in  bet 
etilen  ajerfon  beginnt,  ifi  bet  öltete  ZobiaS  felbft 
bet  tttbebet  beS  SSnd^eS,  nad^bem  et  üom  Cngel 
ben  flufttog  et^alten,  baS  ®efd^e^ene  in  ein  99ud^ 
ju  Jd^teiben  (12,  20);  eS  lö^t  fid^  abet  nid^t 
benien,  bo^  eine  Sichtung  fo  on  lebenbe  $et- 
fonen  unb  nod^  Dotl^bene  3ufidnbe  angefnilpft 
teotben  fei,  n^ie  auü  bet  gebadeten  flnnol^me  ge- 
tolgett  metben  mü^te. 

3nbe^  ftnb  mond^e  Singelbeiten  bet  Stgö^Iung 
nid^f  fo  bocumentitt,  ba^  bet  Unglaube  batau§ 
nid^t  S^tx\tl  an  bem  göttlichen  Urfptung  beS 
tBud^eS  ^ätte  begtfinben  lonnen.  %a%  IBud^ 
Zobiad'  liegt  und  nömlid^  nut  in  einet  9teibe 
ton  Seiten  tot,  meldte  fftmmtlid^  ben  S^ataftet 
ton  Uebetfe^ngen  unb  Uebetarbeitungen  ttagen. 
9ns  Otiginat  mitb  gembl^nlid^  ein  ^alböifc^et 
Ze^i  angenommen,  bet  bem  f)l  ^ieton^muS 
no4  totgefegen  fyii  unb  ton  ibm  )ut  fyf 
ftcflung  bet  Ü^Igata  benu^  morben  iß.  Sa  abet 
bet  ®ebtau4  bet  d^Iböif d^en  &ptaä^  bei  einem 
iSraelitifd^en  6(!^riftftenet  beS  8.  ^a^tbunbettS 
fd^met  )u  etflöten  ift,  fo  batf  man  mobi  ienen 
^albötfc^en  Xe|t  alS  ein  Satgum  nad^  einem 
l^bta{f(^en  Otiginal  anfe^en  (»gl  SideE,  3eit- 
ft^tift  fät  fotboUfd^e  Xb^ologie  1878 ,  219  f.) 
tmb  bei  üfta  bie  gemöbniicben  Sotgfige  unb 
Reblet  bet  d^Iböif^en  Uebetfe|ungen  totauS» 

ß)itfL  SOein  and(f  bie^  s^O^O^ben,  mütbe  bo^ 
t  d^oIbäif(!be  Ze^  als  Otiginal  Menen  muffen, 
iDofetn  et  totbanben  mftte;  et  ifi  abet  füt  unS 
tetloten.  Sttwt  motb  in  (e^et  3^  ein  d^{« 
bötfi^et  Zest  alS  Seftanbtbrit  eineS  alten  ÜRi- 
bmdf  {ttt  @enefiS  ton  9{eubauet  in  bet  9ob(e- 
|as{f(^  Sibfiotbef  entbedt  (f.  Neobaner,  The 
Book  of  Tobit,  s  Ghaldee  text,  Oxford  1878); 
ytx%  ifi  biefet  felbfioetfiänbli^  als  abgeTutgte 
Uebetotbeitung  onjnf^b^n.  Cbmobt  nun  bie  Uebet« 
fefjimg  beS  f(L  {rtetoi^muS,  tote  er  felbft  in  bet 
!Bottd>e  ad  Chromatiiiai  ei  Heliodomm  fagt. 


nid^t  ebne  Sd^ttierigteiten  )u  Ghtnbe  getommen 
ift,  fo  butfen  mit  boq  nad^  bem  ton  ibm  befannten 
)93etfabten  je^t  ben  Zest  bet  IBuIgota  als  bie  to8« 
fommenfte  gfotm  beS  Sud^eS  Zobtas  anfeben. 
S>ie|  mitb  nenetbingS  bejtdtigt  butd^  bit  ee^ 
öffentlid^ung  eines  b^btaif^en  Ze^teS  auS  bem 
Stitifd^  SKufeum,  in  melcbem  oHet  ffiabtfd^ein« 
lid^feit  nodb  baS  utfptflnglid^e  Otiginal  etbatten 
ift  (Dr.  M.  Oaster,  Two  unknown  HebreiT 
Tersions  of  the  Tobit  Legend.  Plroceedmga 
of  the  Society  of  Biblieal  Arohaeologr» 
ToL  XVm,  Part  1  [1897],  p.  208  ff.),  ffiiefem 
Zeit  ftebt  bie  SBuIgata  nobet  als  j[ebem  onbetn; 
et  fi^eint  nut  fo  ftiib  Don  ben  äuben  tetnod^Iäffigt 
motben  )u  fein,  ba|  ftd^  batauS  baS  Setf abten  oeS 
bl.  dieton^muS  ettlött.  9nbetS  ifi  eS  mit  bet 
gtiecbifd^en  Ueberfe^ung,  meldte  gemöbniicb  an« 
jtott  bet  Otiginatfotm  beS  SBud^eS  angefflbtt  mirfk. 
^iefeße  fd^eint  mobi  mi  SBoQftänbtgfeit  bem  ut- 
finrünglid^en  Ze|t  )un5d^ft  )u  lommen,  ttfigt  abet 
am  meiften  bie  fjfteibeit  jut  Sc^ou,  meld^ie  ^ 
bei  allen  Uebetfe^iungen  beS  SBu^eS  ZobiaS  be- 
obad^ten  Ia|t.  6S  geigt  fl(b,  ba^  bie  Uebetfefeet 
mancbet  mitlßd^  obet  tetmeintlicben  Scbmieng- 
fett  aus  bem  SSege  gegangen  flnb,  inbem  fle  ben 
SuSbtud  beS  ZesteS  mci  ibtem  Set{tdnbni|i  et« 
Hätten  unb  beffetten.  S)iefe  gfteibeit  bet  Qebanb- 
lung  ift  aud^  bei  ben  Sopten  angemenbet  motben^ 
fo  ba|  bet  gried^ifd^e  Ze^t  ie^t  in  brei  9lecen|io- 
neu  befannt  ift ;  ton  ie  einet  betfelben  ftammen 
bie  fQtifd^e,  bie  atmentfd^e  unb  bie  alilatelnifd^en 
Uebetfe^ungen  balb  ganj  balb  tbeilmeife  ai. 

2)ie  SSetfd^iebenbeiten  jmifdden  biefen  Zeiten 
f5nnen,  mie  gejagt,  ben  gefammten  O^gang  bet 
betteffenben  ®ef(bi^te  in  ibtem  SBetlauf  nid^  alle« 
titen.  3m  ®egentbeil  mirb  butd^  baS  ®efammt« 
büb,  me((beS  fl^  auS  ben  eimelnen  Zeiten  etgibt, 
mond^  Unbegreiflid^e  unb  unetfifttlid^e  fat  bet 
Srjflblung  ftatgeftellt.  @o  mitb  bet  Sd^teibMIet 
KageS  in  bet  S^ulgota  8,  7  butd^  bie  gtiedbifd^en 
unb  ben  ddalbötf d^  Ze|t  in  baS  tid^tige  Scbatand 
cottigitt;  Sb^tan  in  bet  S3utg.  11, 1  tann  na^ 
ben  anbeten  Zeiten  einftmeilen  bIo|  eis  6d^teib« 
feblet  notitt  metben.  ^uffalenb  ift  oft  etfd^ienen, 
ba^  butd^  einfaHenben  ftotb  auS  einem  Qogelne^ 
Slinbbeit  auf  jmei  Vugen  bemitft  motben  fei; 
bet  ^Iböifd^  unb  ein  gtied^f c^et  Zeit  fagen  abet 
miSbtfidliib,  ba^  bie  Slinbbeil  etfi  auS  oetfebttet 
ftQtlid^  Sebanblung  entfianb.  SBenn  bie  iDid* 
gata  anffibtt,  ein  gPtfd^  fei  auS  bem  ZigtiS  auf* 
getombt  ad  derorandoni  etun  (Tobiam),  fe  gebt 
aus  ben  übrigen  Zeiten  flat  genug  b^tbor,  ooB 
bie^  nut  bie  fubj[ectite  Sleinung  beS  etfd^odlenm 
{ungen  VlanneS  toox.  Sie  dpcmi^  im  gtleibtfi^M 
Zeit,  tte((be  ZobiaS  bem  Cngel  (dS  t8gltd|m  »>|it 
tetfpri(bt  (5, 14),  tt^ate  ein  finad^oniSittttS,  laeiM 
bet  (bolböif  (be  Zeit  nid^  butd^  baS  boffit  fbbcnbe 
Np-TC'ü)  jetgte,  ba^  boS  93ott  anS  SccommobdtliMt 
beSUebetfe^  in  ben  Zeit  gefommen  ifL  (Bfmi^ 
ergibt  ftd^  fut  bie  9Uxmm  SrnioS  obet  Jh^m^ 
melcbe  bie  gtied^f<bm  Zeile  1 4, 8  Uetea,  AtS  bem 


1807 


Xobiaft. 


isoa 


€d^torigm  bet  fibrigm  Xej^te,  ba|  fie  nur  3u- 
i^ten  ber  Uebetfc|er  ober  Sbfd^reibet  ftnb.  Sitte 

go|e  btftorifd^e  Sd^tDierigleit,  meiere  1, 13. 18 
1 3lamt  @almana{ar  berettet,  loirb  baburd^  ge« 
boben,  ba^  ber  gried^ifd^  Xest  an  biefen  @teuen 
*£wcfjLe(7ap  bietet,  t>on  koeld^em  92atnen  SitfeQ 
(Seitf^r.  für  latb.  Xl^eologie  1878,  220)  aejeigt 
l^t,  bag  er  ben  ^Jörnen  @argon  borfteOi  ueber* 
l^cutiit  f^tDinben  oQe  gef^id^tlid^en  Unbegreiffid^« 
btten  in  ben  einjelnen  Xtijttn,  menn  bie  Dorfotn- 
menbcn  (Eigennamen  in  bem  Sid^te  betrad^tet 
tDerben,  »eld^eS  baS  fonfl  in  ben  Ueberfe^ungen 
beobod^tete  Serjabren  borbietet;  fobaD)  b^^ntad^ 
Naßouxodovodöp  burd^  IRabopoIaffar,  'A9ut]poc, 
^X^X^9^^f  Achicar  burd^  (Sx^agatti,  Sapp^edwv 
burd^  Sforbobbon  corrigirt  iß,  erf(beint  bte  ®e- 
fjbid^te  Don  Slff^rien  ^itt  gan}  fo  borgefient,  toie 
fle  aus  ben  Originalbocumenten  gef^dpft  tttrb. 
9ber  oud^  baS  (Sefommtbilb,  meld^eS  ftd^  au8 
ber  SufantmenfteUung  ber  etnjelnen  Xe£te  er« 
gibt,  fytt  ble  ungläubige  ftritil  monnigfod^er  Un- 
rid^tigfeiten  ober  innerer  Unmbgliqfeiten  be* 
fd^ulbtgt,  um  be^toegen  bem  Sud^  feinen  über* 
notürlicben  unb  cononifd^en  Sb<^rafter  abjufpre- 
<l^en.  ^Qu))tfäd^nd^  finb  e9  bie  ißerid^te  über  bie 
guten  unb  bie  böfen  Sngel,  meldte  9nla|  gu 
fold^er  Bemängelung  geben.  Slllein  bie  SJtittbei« 
lungen  bed  93ud^ed  ftnb  Offenbarungen,  oeld^e  als 
SQBeiterbtIbungen  ber  betreffenben  Sluffd^Iüffe  in 
ben  früheren  Sudlern  an}ujeben  {inb ;  fte  jino  ber 
biblifd^en  Snfd^auung  gang  conform  unb  tonnen 
nur  gettaltfam  mit  ber  (oiel  f))ätem)  Ißarftlebre  in 
SBerbinbung  gebrad^t  ober  Don  biefer  abgeleitet 
toerben.  (Sine  innere  Unmdglid^feit  fonn  nur  für 
f alf d^e  9uffaf|ungen  ber  betreffenben  SRitibeilungen 
conftatirt  nierben.  @o  borf  man  gtoeifeln,  ob 
toirllid^  ber  böfe  ®rift  9l8moböuS  in  @ara  oerliebt 
geioefen  unb  au8  (Sif erfud^t  beren  9Rdnner  enoürgt 
$ätte  (»oDon  bie  SBuIgata  nid^tS  mei|) ;  aQein  bie 
gried^ifd^en  feste  unb  bie  Stala  erjöblen  bieg  nur 
üli  (^erebe  ber  Seute,  toeld^e  fid^  ibre  SReinung 
borüber  gebilbet  bitten.  Ob  femer  ber  Staud^  ber 
$if d^leber  im  @tanbe  loar,  eine  Sßirfung  auf  ben 
böfen  (Seift  audsuüben,  in  toeld^er  SBeife  Unterer 
an  bie  SEBüfie  Don  OberögQ))ten  gebunben  tourbe 
lt.  bgl.,  fmb  @ad^en,  totlä^  bie  fpeculatioe  Sog« 
maüt  )U  erörtern  fyd;  bad  9ud^  lügt  greibeit, 
biefe  SQiiriungen  für  allgemein  gutreffenbe  ober 
nur  für  einmal  burd^  (SotteS  gfügung  jugelaffene 

SU  bitten.  Ob  bie  ®aüt  eines  ^ifd^ed  augemein 
»ie  Sßirfung  bot,  SHnbbeit  }u  Dertreiben,  ober  ob 
biefe  SBirfung  nur  in  bem  eingetnen  ^oXit  ein- 
trat, mu|  belmegen  unentfd^ieben  bleiben,  toeil 
bie  @t>e€ieS  btefeS  Sfifd^eS  in  bem  99ud^  nid^t  be- 
lannt  gemad^t  »irb.  Ueber  bie  £rfd^einung  beS 
CngelS  in  SRenfd^engeftatt  unb  bie  lange  Sauer 
berf elben  Dgl.  b.  %vt.  (Srfd^einung  lY,  846 ;  über 
mtbere  fragen  auS  biefem  (SebanfenfreiS  f.  b.  %xt 
Srgengel. 

SUle  f^xtt  ertoöbnten  Sebenlen  toerben  erfi  feit 
bem  16. 3abrbunbert  Dorgebrad^t;  Dor  ber  fogen. 


Sieformation  tourben  fSmmtfi^e  SRtttbcilunger 
beS  Sud^eS  gläubig  unb  ebrerbietig  bingenommen 
3m  3ubentbum  marb  baS  9ud^  jo^eid^  als  ca- 
nonif  d^  Derebrt  unb  toar  im  2.  Sal^gunbert  d.  (Ebr., 
iDie  Die  (Einreibung  beSfelben  in  bie  Se))tuagmta 
betteist,  nod^  in  canonifd^em  Snfeben;  er|i  ber 
|>barifäifd^e  (Beiß  ber  na^cbrifUi^n  Seit  Dei^ 
bannte  baS  99ud^  ouS  bem  (üoion,  toeil  eS  niibt 
auf  bem  Soben  beS  l^eiligen  SonbeS  entßmibcn 
ttar.  3ur  3eit  3efu  unb  bet  %)io{leI  mar  eS  bei 
ben  3äen  nod^  allgemein  Derebrt  unb  ttarb  be|« 
ttegen  obne  SBeitereS  Don  ber  Aird^e,  toeU^  bc- 
burd^  'eine  Dorgefunbene  ObfeiDang  fortfe^e,  cüi 
fettige  @d^rift  aboptirt  (Eitirt  ttirb  baS  Su(b 
XobiaS  fd^on  brt  IßolQcar))  (Epist  ad  PhiL  10, 
bei  Migne,  PP.  gr.  Y,  1014)  unb  3renäu^ 
(Haer.  1,  80,  11,  bei  Migne  ib.  VII,  701). 
!Bei  ben  Suben  lebte  boS  Su^  troft  beS  9uS- 
fcbluffeS  aus  bem  (£anon  fort;  Saugen  boDon 
maren  biSber  gttei  nod^  Dorl^nbnte  Ueberfe|ungro 
in  altbebrüifcber  Sfuracbe,  ttooon  bie  eine  auS  bem 
5.  3abrbunbert,  bie  anbere  auS  festerer  3tü 
ftammt.  3ene,  auS  einem  d^fbäifd^en  Xe^t  an- 
gefertigt, b^|t  nad^  ibrem  erften  beutf dben  |^erauS« 
geber  (Safel  1542)  Hebraeus  MOnsteri,  biefe, 
aus  einem  gried^ifd^en  Xe£t  gefloffen,  nocb  bem 
befannteften  ^rouSgeber  (3ff^9 1542)  Hebraeus 
Fagii.  9eibe  flammen  ouS  (£on{iantitu))}eI,  mo 
bie  le^tere Jd^on  1517  gebrudt  mar;  erftere  {kbt 
iejft  aud^  bei  9Ieubauer  17,  überfe^t  p.  XLIV. 
3u  biefen  lommen  |e|t  nod^  gttei  anbere  Seite, 
tteld^e  (Safier  a.  a.  O.  218.  221  befomit  ge« 
mad^t  bot- 

93on  (Kommentaren  ftnb  l^ier  battptMd^Tid^ 
bie  aus  neuerer  3ett  gu  nennen,  ba  bie  )>atritHf(bcn 
unb  mittelalterlid^en  ftd^  grö^tentbeilS  auf  bie 
morolifcbe  Auslegung  unb  9lu^tttenbung  be« 
fd^ränfen.  f^ierber  geboren  olfo :  N.  Serarü  In 
saoroB  diy.  bibUonim  libros  Tobiam  etc.  com« 
mentarins,  Mogunüae  1599;  Tobiaa  azplana- 
tionibus  historicia  et  docmnentiB  moralibos 
illustr.  a  Fab.  Justixiiaiio,  Bomae  1621,  Co- 
loniae  Agripp.  1629 ;  G.  Sanctii  In  libros  . . . 
Tobiae  . . .  commentarii,  Lngd.  1628;  D.  do 
Celada,  Conunent.  liier,  ac  mor.  in  Tobiae 
historiam,  n.  öd.,  Lngd.  1664 ;  (Le  Maistre  de 
Sacj,)  Tobie,  Jadii]^  et  EeÜier  tradoitB  ea 
fran9ai8  avec  tine  explication  tiree  des  Saints 
P^ea  et  des  auteors  ecdeeiaBtiqaee,  Paris 
1688 ;  Sleufd^,  S)aS  9ud^  SobtaS  überf.  unb  er* 
Hart,  gfreiburg  L  ».  1857 ;  (Sutberlet,  S)aS  9u(b 
Tobias  überf.  unb  erBört,  SDUtnfler  1877;  6<^I), 
(Kommentar  )um  SBu^  XobiaS,  Sßürjburg  ui^ 
SBien  1889.  S)a}u  (ommen  bie  (Eommentore  )ur 
gefammten  Sibel  Don  (&)meIiuS  a  Sapibe,  Xi* 
rinuS,  Wenod^iuS,  SaImet,2)erefer^6d^ob,Mblt, 
Sod^  unb  Steifcbl.  Son  ))roteftantif(ben  Ser^ffent 
fieben  biet  nur:  3(gen,  3)ie  (Sejd^i^te  tobi'S 
nad^  brei  Derfd^iebenen  Originalen,  Sota  1800; 
gri^fd^e,  Sie  ȟcber  Xobi  unb  3ubUb  erdoxt. 
Seidig  1858 ;  Sengelmann,  SoS  lBu(b  ZobU  cr^ 


1809 


Zod^tettird^e  —  Xoh. 


1810 


tm,  fiambittg  1857.  (Sgl.  ^6fl-9BeIte^  6i{l.- 
frit  SinL  in  bie  %  &ipA\i  bed  %.  %.  II,  8, 
SfRibiirg  L  8. 1844, 65  ff. ;  Cornely,  Eist  et 
erit  IntrodL  in  ü.  T.  Ubros  sacros  11 ,  1, 
Ptfift.  1887, 371  sqq. ;  l^aitlen,  eütL  11, 4.  «ufl., 
Srnburg  1899,  76  ff. ;  Beiuch,  Libellns  Tobit 
•  ood.  Sinait.  ed.  et  recens.,  Bonnae  1870 
|lIiito.-SrDgr.].)  [i^aulm.] 

{Mttcr&in^  f.  giliale. 
odic,  ^einrtd^,  f.  ^intid^  Zode. 
feb  (mtoy  ddfvaToc,  mors)  Begeid^net  nod^ 
M&Itfi^^M^IU^cm  Sprad^gebraud^  boS  Sufl^ören 
bei  £ebenS  im  SOgemeinen,  fielet  alfo  in  con» 
litom  (Begenfo^  )um  fieben  (o^ri,  Co>^  vita). 
£e|terf(l  iß  obet  nod^  bet  Seigre  ber  göttlichen 
Onntbonmg  ein  bteif a^efi :  baS  ))b9rM$<  S^^^n 
be<  Slenf 4en  alS  einer  Si^ntl^efiS  auS  2eib  nnb 
€eele  (f.  b.  «ttt  Seben,  9Renfd^,  @eete),  boS  pneu- 
motifd^e  Seben  bet  @eele  qI8  SBirfung  ber  f^üig« 
mof^imben  (Bnobe  (f.  b.  Sri),  enblid^  boS  »etoige 
Seben'  ott  befeligenbe  Snfd^ouung  ®otte9  (f.  b. 
f[rt).  S)emna(^  gibt  eS  old  ebenfo  biele  conträre 
Oegenfftte  oni^  brei  Srten  bed  XobeS :  ben  pb9' 
{ifd$en  Xob  beS  fierbenben  ÜRenfi^en,  ben  et^ifc^en 
«.eeelentob"  infolge  ber  Srb-  unb  Xobfünbe 
(ogl.  TridL  8es8.  V,  oan.  2 :  peccatun,  quod 
est  mors  animae)  unb  ben  „ttoiqitn  ioh"  ber 
Serbammni|.  Septem  nennt  bie  Spocolppfe  (2, 
11 ;  20,  6. 14;  21,  8),  im  Unterfd^ieb  Don  ben 
briben  erftenn,  mtd^  ben  „itotütn  Xob"  (^eurepoc 
Odtvatoc),  bet  alfo  gleic^bebeutenb  ijl  mit  diccuXeia 
m\L  8,  19),  f^bopd  (®al.  6,  8),  SXedpoc 
at^vtoc  (2  Xbeff.  1.  d).  Ueber  biefen  biblifd^en 
€prad^gebraud^  öugert  ftd^  ber  1^1.  SuguftinuS 
dfo:  Onamvis  multae  mortea  invemantar  in 
Bcriptoris,  duae  sunt  praecipne  prima  et 
aeounda;  prima  est,  quam  peccando  intulit 
primiiB  homo;  secunda  est,  quam  jndicando 
iUatoniB  est  seoundua  homo  (Opus  imperl 
contr.  Julian.  6, 81,  bei  Migne,  PP.  lat  XLV, 
1584).  2)a  bie  emige  93etbammni|  unb  bie 
€änbe  iebo^  nur  im  äbertragenen  @inne  Xob 
genannt  merben,  fo  bebeutet  Xob  eigentlid^  f o  oiel 
iDie  Xrcnnung  ber  Seele  oom  Seibe  (ogl.  dem. 
Alex.  Strom.  7,  12,  bei  Migne,  PP.gr.  IX, 
500:  6  ddfvaxoc  XQ>pia}i6c  <i^u^c  dit&  otuftaroc). 
3n  biefrr  (entern  SSebeutung  gel^drt  ber  Xob  an 

3er  @te&e  ju  ben  «oier  legten  Singen''  unb 
»f^t  bicr  eine  nähere  SBüroigung.  S)ie  bibli- 
ft^en  SBejei^nungen  für  ben  IeU»Ii<$en  Xob  ftnb 
tl^S  Don  ber  du^em  Srfd^einung  bcfi  Sterbend 
hergenommen,  mie  <,9luflö]ung''  (ißb^I*  1/  ^8. 
2  XioL  4,  6),  ^ßnbe  bed  Sebend"  ober  ««uS- 
gong"  (^r.  13,  7),  ^SUdfel^r  )um  Staube' 
((Sen.  8, 19),  tbeU«  oom  Unfterblid^feitdgebanfen 
getragen,  mie  »<Bitf(^Iafen'  (3)eut  81, 16.  3ob 
8,  18.  atott^  9,  24),  ^miegen  ber  u^ifd^ 
©fifle-  (2  ^Petr.  1, 18.  2  Cor.  5,  1  ff.),  »SBer- 
fammeltmerben  ju  ben  Sätem'  (®en.  15,  15 
tt.  A.),  ^uSrul^en''  (Slpoc.  14, 18),  ^Studfe^r 
}n  Gott,  be^to.  ^um  Sater"  (SccL  12,  7.  3ob. 


16,  5. 10)  u.  bgl  mel^r.  Sriefe  }meite  itategorte 
Don  aiudbrüden  geigt,  ba|  nad(|  biblifd^er  9uf- 
faffung  bie  Seele  felbft  nl(|t  ftirbt,  fonbem  aud^ 
mdf  bem  Xobe  fortbauert  (f.  b.  9rt.  Seele  XI, 
54  f.) ;  nur  bem  fieibe  ifl  eg  eigentl^ümlid^,  )u 
^Dermefen",  biÄ  er  bei  ber  Sluferftel^ung  (f.  b. 
airt)  mit  ber  Seele  mieber  auf  emig  Dereinigt  toirb. 
S)er  Suftanb  ber  getrennten  Seele  toa^renb  ibrer 
leiblofen  Safeindform  barf  Dom  bogmatif^en 
unb  pb^Iofop^if4(u  Stanbpunfte  nid^t  als  ^alb- 
bemu^eg  Xmumleben  ober  ald  fd^Iaföbnlid^er 
3nterimg)ufianb  gefaxt  merben  (f.  b.  9lrt.  Seelen« 
f d^Iaf),  fonbem  beftebt  in  einem  mit  DoOem  Selbft* 
bett)u|tfein  Deiinupften,  nin  geiftigen  gfortlebai 
(Dgl.  T.  Pesch,  Instit.  pajchologicae  SGL, 
Priborgi  1898,  507  sq.),  beffen  gorm  unb 
änbalt  burd^  bog  bem  Xobe  auf  bem  gfU^e  fol- 
genbe  befonbere  ®eri(^t  (f.  b.  %rt.  T,  395  ^.) 
nöber  beftimmt  tt)irb  ald  ein  3uftanb  emiger 
®ottgemeinfd^aft  (f.  b.  9rtt  9nfd^uung  ®otteg 
unb  Sfegfeuer)  ober  emiger  SSermeifung  (f.  b.  9rt. 
©öBe). 

1.  Sie  ailgemeinlfteit  beS  XobeS  l^at  mtd^ 
ber  ^elagianiSmug  (f.  b.  Sri  $elagiug),  ber  bie 
erbfünbe  unb  beren  Straffolgen  bottnödig  laug- 
nete,  aI8  ein  auSnabmSlofeg  SrfabrungSgefe^ 
gelten  laffen  unb  bIo|  ben  eaufal)ufammen](|ang 
)mif(i^en  Xob  unb  Sünbe  in  Slbrebe  gefieQL  9b- 
gefe^en  Dom  Sl^aridma  ber  leiblid^n  Unfterbltd^- 
teit,  bie  )u  ben  prfttematuralen  (SnabenDorjügen 
gered^net  merben  mug,  ift  baS  Sterben  an  ftd^ 
bem  9Rehfd(|en  natärlid^.  9tad^  ber  Sebre  oer 
^bQfwIog^  (i^g^ii  nömlidd  im  ÜRenfd^enförper, 
(äs  einem  &u|erfl  Dermidelten  ®emebe  dbemifc^er 
SBerbinbungen,  melcbe  fid^  im  labilen,  b.  b-  8^ 
beftdnbigen  S^^jpngen  geneigten  (Sleid^getoi^t 
befinben,  Don  ^ouS  auS  bie  natürlid^n  ffeime 
mie  au  ifranibeiten,  fo  }ur  f d^Iie|Iid^  9upfung 
beS  gangen  Organismus  Derborgen,  meiere  Don 
ber  ffliffenfd^aft  ^natürlid^er"  ober  i^pbofmlogi« 
fd^er  Xob'*  genannt  mirb,  faOS  baS  fieben  ebne 
DorgSngige  ftranfbeitSfl^mptome  ober  organifd^e 
Serle^gen  infolge  bIo|er  SOterSfd^toddde  (Ma- 
rasmus senilis)  fd^minbet  (DgL  ®ötte,  lieber  ben 
Urfprung  beS  XobeS,  £)amburg  1883;  Flint, 
Human  Physiology,  4^  ed.,  New  York  1888, 
849).  Sie  l^Uige  Sd^rift  fprid^t  be^b^^Ib  im 
(ärunbe  nur  einen  ungemeinen  ßrfabrungSfo^ 
aus,  menn  fie  ben  Xob  ben  ^3Beg  aOeS  3rbif$en" 
Oof.  28, 14.  3  RbiL  2,  2)  nennt  unb  erflort: 
„&  ift  bem  Wenfd^en  gefegt,  einmal  }U  fterben" 
(^ebr.  9,  27 ;  Dgl.  $f.  88,  49).  2)aS  ®efe^  beS 
XobeS  ergreift  ben  einjelnen  9Renfd^en  mit  un- 
erbittlid^er  !Dlad^t :  felbft  S^bnfhtS  unb  feine  iung- 
frSuIid^e  ajhttter  ftnb  Dom  Sd^idfal  beS  Sterbens 
nid^t  Derfd^ont  geblieben  (f.  b.  %rti  CbtiftuS  unb 
aRarienfefte  YIU,  812  ff.).  (SHeid^mobt  laffen  ftd} 
Dom  biblifd^  Stanbpunfte  gegen  bie  abfolute 
UniDerfalitöt  beS  XobeSgefe|eS  skoei  gemid^tige 
Sebenlen  geltenb  mad^:  einmal  bie  leibli^e 
^inmegnal^me  beS  ^enod^  unb  SliaS,  fobann  baS 


1811 


Xob. 


1812 


Soo8  ber  beim  ollgemeinen  SSelfgerid^t  fifierlebfn« 
ben  Sneitf d^.  SiUein  toenn  auä)  bie  einfd^IögtQen 
SibelfteQen  üUt  bad  ©d^tdfal  t)on  f^od^  unb 
Sliad  (f.  b.  Slrtt.)  feinem  Detnütifttgen  Streifet 
bütübet  StQum  laffen,  ba^  |te  lebenbigen  Selbes, 
alfo  ol^ne  )u  ftetoen,  an  etnen  unbefannten  Ort 
Derfe^t  tuutben,  fo  f)(A  ber  d^rtftUd^  SBoffigloube 
bod^  jd^on  feit  ben  diteften  3<^iteR  in  Slnfnäpfung 
an  bte  ni^t  näl^er  bejeid^neten  „itoti  Sf^^itn" 
{%poc.  11.  8  ff.)  fafi  einmut^ig  bie  IBorftcI- 
lung  feftge^olten,  bo^  fk  om  Snbe  ber  Xoge  olS 
^iptebiger  to)ieber  erfd^einen  tinb  im  geiftigen 
Kämpft  mit  bem  Vntid^rift  ofö  ünortqrer  fterben 
toerben  (Geterum  moritari  reservantur,  ut 
Anüohristum  suo  sangoine  extinguani;  Ter* 
toll.  De  anima  50,  bei  Migne,  PP.  lat.  II, 
735).  anit  »udffid^t  ouf  ben  SBiberfprud^  bed 
%  ^ieronqmud  (f.  Ep.  119  [ad  Minemum  et 
Alexandrum],  4,  bei  Migne,  PP.  lat.  XXII, 
968)  barf  biefe  ^luffaffung  j[ebod^  nid^t  qI9  ®Iau- 
benSIel^re  betrad^tet  iDerben.  Smftercn  @d^tt)ierig« 
feiten  begegnet  unfer  @q|  mit  IBe^ug  auf  bie* 
ientgen  SRenfd^en,  meld^  bei  ber  gmeiten  $arufte 
nod^  am  £eben  fein  tt)erben.  Selbft  menn  man 
megen  ber  te|t!ritifd^n  Sebenfen  auf  1  Sor.  15, 
51  fein  befonbereS  ©etoid^  legen  moUte,  too  menig« 
ftenS  ber  recipirte  Urtext  bie  fd^toierige  unb  bef- 
l^alb  malere  fieSart  bietet :  IlavTec  (fi.iv)  od  xoi- 

fiT]&v]9^fi,e&a,  iravrec  Bk  dXXafTjv^H-e&a,  fo  bliebe 

nod^  immer  bie  großartige  !ßrodot)o))5e  ber  %ufer« 
ftel^ungSfcene  im  erften  X|effaIonid^brief  (1  Xl^eff . 
4, 15  f.)  als  ®egenbetoeid  beftel^en :  ,,S)te  Xobten, 
rotlä^t  in  Cl^rtflo  finb,  werben  juerft  auferftel^en ; 
bann  merben  aud^  mir,  bie  mir  nod^  leben  unb 
übrig  fmb,  suglei(^  mit  il^nen  Sl^rifto  entgegen  in 
bie  Suft  entrudt  merben."  SRit  StfidCfid^t  iebo^ 
auf  ben  Umftanb,  baß  gerabe  $auIuS  bie  (ab« 
folute)  Mgemeinl^eit  ber  Srbffinbe  au8  ber  M» 
gemein^it  beS  Xobed  al8  il^rem  üßittelbegriff  ab- 
leitet (»gl.  mm.  5 ,  12  ff.),  pt  bie  aRojorität 
ber  Xl^eologen  entfd^ieben  baran  fefi,  ba|  „bei 
biefen  $riDiIegirten  ber  Uebergang  bom  natfir« 
lid^en  )um  Dertlörten  SeibeSIeben  in  einem  l(|öd^ft 
befd^Ieunigten  $ro}eß,  gleid^fam  im  %u,  bor  ftd^ 
gelten  merbe''  (Odmalb,  Sdd^tologie,  5.  ^lufK., 
$aberborn  1898, 19).  3)iefen  golbenen  SRittel« 
toeg  jmifd^n  gmei  extremen  CrflörungSmeifen, 
txrn  benen  bie  eine  mit  ben  bO-  tHuguftinuS  unb 
9lmbrofiud  einen  löngem  „Xobe8fd(|Iaf "  ber  legten 
Generation  U^oaipUt,  möbrenb  bie  anbere  mit 
ben  l^D.  Sl^r^foftomuS  unb  ^ieron^muS  eine  un- 
mittelbare, fterbendfreie  Ummanblung  in  ben 
tttuferfte^ungdmenfd^en  fflr  gemt|  anfielt,  ^otte 
fd^on  OecumeniuS  (f.  b.  9Irt.)  etngefd^Iagen,  menn 
er  bemerft  (In  1  Cior.  15,  51,  bei  Migne,  PP. 
gr.  CXVin ,  894) :  Istod  „Non  onmes  dor- 
miemus*  hoe  modo  ehrtet  accipere,  quod 
non  dormiemns  dratnma  dormitione  (t^v 
Xpovtx9jv  xoi}j.v)<nv),  ut  opus  sH  sepnloFO  mc 
Bolntione  ad  eorruptionem ;  aed  brevem  mor- 
tem sufitmebnnt,  qm  tone  reperieator.  SDet 


lej^tem  Siegefe  l^ai  fid^  aud^  ber  CateeUsmiis 
BomanuB  (1, 12,  6)  angefd^foffen.  9ber  fdbß 
für  ben  gaS,  boß  bie  Senbonblung  ber  Sebcnbcn 
in  ben  t^erftorten  ^lufetftel^ngBmenfd^en  o^ne  beA 
anittel  bed  Xobeft  ftd^  tfoUfUffm  folUe,  vOAt 
bennod^  bie  ^ftborieit  §um  Xobe  (reatus  mortis) 
auf  @trunb  ber  erbfiM)e  bogmatif^  nid^  hm^ 
ftanbet  merben  bürfen,  mie  ber  I^L  Z^al  (S. 
th.  1,  2,  q.  81,  a.  8,  ad  1)  bemertt:  8!  tarnen 
hoc  vermn  alt,  quod  alH  dieunty  qnod  iili 
numquam  morientiir,  dicendum  est,  quod  est 
tarnen  in  eis  reatna  morÜB ;  sed  poena  aufer- 
tur  a  Beo,  qui  etiam  peccatomm  actualium 
poenas  condonare  potest  (Dgl.  befonbeift  (H* 
neUa  [f.  u.]  70—79). 

2.  S)aß  ber  Xob  nur  eine  Straf  mir  lung 
ber  Sunbe  ift  (t}gl.  3o^  8,  44.  1  for.  15, 
26  ff.),  erbeut  etnerfeits  auS  bem  S>ogma  ttm  bct 
(eibli^en  Unfterblid^feit  bed  ^atabie^f(i^en  Sien* 
f(^en  (Dgl.  Denzinger,  Enchir.  n.  65),  anbein> 
f eitS  aus  ber  ebenfaUS  }um  ® laubenSfa^  erhobenen 
Sebre,  ba^  fomobi  bie  $rotot)Ia[ten  M  i^re  gan^e 
9}ad^fommenfd^  megen  ber  erften  @änbe  bem 
Slobe  afö  Strafe  verfielen  (ogl.  Goncfl«  Araunc 
II,  ean.  2 ;  Trid.  Sess.  V,  ean.  2  [Denzinger 
n.  145.  671]).  3m  ©tonbe  ber  Unfd^ulb  bottt 
baS  ®efc|  beS  XobeS  feine  (Geltung  (SBeil^.  2, 
23) }  ber  ))arabiefi{d^e  9Renfd^  mar  t^ielmebc  über 
{eglid^en  9}aturanf)mid^  l^inauS,  au3  reiner  ®nabe, 
}ur  leiblid^en  Unfterblid^feit  (posse  non  mori) 
beftimmt,  beren  |)M^fc^<  Srl^Itung  ma^rfd^einTtd^ 
mit  bem  Sffen  Dom  Saume  bed  £eben$  (f.  b.  9rt. 
II ,  60  ff.)  gufammenbing  (t>g(.  8.  AuguBt.  De 
Genee.  ad  lit.  8, 5,  bei  Migne,  PP.  lat.  XXXIY, 
877;  Sd^eeben,  2)ie  ORffterien  beft  &ftx^* 
tl^ms,  2.  %uf(.,  f$reiburg  1898, 172  ff.).  ®ott 
l^tte  inbcffen  bem  erften  9Renf d^n))oare  ben  Xob 
(neceBBitas  moriendi)  0(9  f&rmlid|e  Strafe  fär 
bie  etmaige  Uebertretung  beS  $r&fung9gcbotil 
angebrobt  unb  naä^  ber  Uebertretung  i^u  aud^ 
mirnid^  Derbongt  (®en.  2,  17;  8,  19).  ffieil 
burd^  ben  gfaU  beS  @tammbott)>ted  j|ebo(^  boS 
ganse  abamitifd^e  (Sefd^Ied^  in  bie  Sunbe  mit» 
üerftrtdtt  nnirbe  (f.  b.  «rt.  erbfünbe  IV,  756), 
fo  ift  ma^tl^ft  „burdb  ^<^s  SDIenfd^  bie  @imbe 
in  biefe  Sffielt  gef ommen  unb  burd^  bie  @ünbe  ber 
Zob''  (SRdm.  5, 12),  unb  jmar  ^aud^  über  jene, 
meldte  fid^  nid^  t^ergingen  in  ^e^nlid^feit  ber 
Sfinbe  ^IbarnS''  (ebb.  5, 14).  3>aL  cmtfalen  3u' 
fammenbang  jmifd^en  Srbffinbe  unb  Xob  ^  bit 
$atrijra  lange  Dor  bem  Suttrud^  ber  |Mlagiani« 
fd^n  Srrlebre,  nne  ber  1^1.  Suguftinu»  ((}ontr. 
Julian.  L  2)  &ber}eugettb  nod^imeiSI,  ald  einen 
®Iaubenfi{a|  feftge^alten  (ben  SßaierbeioelS  ffir  bie 
ooraugufttmfdle  $eriobe  f.  bei  Ginelta  S  ^ ;  fär 
bie  nacbauguflMfd^e  Seit  bei  Oaaini,  Qmi  eeft 
komo7,  ed.  Seheeben»  Mogimiiae  1862, 
59  sqq.).  Sie  StUfung  bttrd^  9Jlfdfta»  ^  bei 
urft^rOnglN^e  lBe«^i|  ni(^l  mider^ergefidKt, 
MQl  ober  ben  ^Xob  ber  eeele"  fotoie  ben  9ier< 
mit  }ufammenbongenben  «»emigen  Xob"  iß(0m 


1818 


Xob. 


1814 


anfge^ben  (k)gL  91dm.  5,  18  ff.).  Surd^  ben 
(mpfong  btr  Xonfe  (f.  b.  9tt.)  t^erliext  ber  Xob 
oOtrbingd  feinen  Sttofd^ofter  nnb  ftntt  jur 
blo^  i^^ßönamät"  ober  Sünbenfolge  mit  mebi- 
cinaler  ^rfigung  l^b  (t)gL  Trid.  Seas.  Y, 
ean.  5  [Denzinger  n.  674]).  3tax  fSr  g^ffatS 
unb  fete  SRuttei,  bie  beibe  ol^ne  Stbffinbe  em» 
|)fiin8ai  moTcn,  befa^  ber  Zob  tion  oomel^tn 
ben  S^ocofter  ber  Strafe  nid^t ;  boS  bitlere  Seiben 
nnb  Sterben  e^fti  ru^te  ouSfd^liegli(l&  mtf  fote- 
lidbgif^er  ®runblQge,  ber  Xob  aRorio'd  aber 
t^ft  onf  ber  gforberung  t^oUbmmenfter  (Sleid^- 
fflrmigfeit  mit  i^rem  göttlid^en  So^ne,  t^ild  auf 
ber  gottgemoDten  Xb<^tfad^e,  ba|  ber  ^orabieftfd^ 
Ib^onb  ni^t  einmal  für  bie  (SotteSmutter  in 
feinem  DoOen  Umfange  )ur  aSieberberfieOung  ge- 
langen follte  (ogl.  ftrabbe,  S)ie  Sebre  t^on  ber 
@inbe  nnb  oom  Xobe,  f^mburg  1886). 

3.  S)er  Xob  olS  Snbe  befi  $i(gerflanbe8 
(sUtns  yiae)  begeici^net  gugletd^  ben  Anfang  ber 
3ie(m>aenbung  ober  emigen  93ergellnng  (statas 
tarmini).  S>ie  edd^togifd^e  Sebeutung  beS 
XobeS  liegt  bemnad^  in  ber  Unmöglid^feit  toeitem 
iBerbienftefi  ober  SRi^mbienfted,  tt)eld^  Ie|teren 
ibren  tiefjien  (Snmb  nid^t  ettDa  in  ber  ienfeüigen 
Sergenwlligung  ber  fflal^Ifret^it  ober  in  ber 
UnterfteSung  bc8  SBiUend  unter  ein  unerbittnd^§ 
9dwxi,  fonbem  in  bem  Umftanbe  befi^t,  ba| 
wtt  huxdf  pofUite  Sinorbnung  ben  Xob  als  enb« 
gültigen  ®ren§«  unb  Snbpunft  (eglid^er  oerbienft- 
licben  ober  mi|oerbienfUid^cn  Xbätigfett  feflgef^ 
bat  (OgL  Soarez,  De  gratia  12,  5 ;  Bipalda, 
De  ente  anpematoraH  diapnt  77 ,  eeci  2). 
S)a  oud^i  ba9  Serbienftleben  eb^ifH,  fotoobi  in 
foteriologifd^  ott  d^rtjtologifd^  9e)iebung,  an 
bie  gteicbeSebingung  gefnüpft  erfd^en  (tigl.  3ob. 
9, 4  f.X  fo  borf  man  bie  Sonberanfid^t  einiger 
älteren  X^eologen,  berjufolge  bie  ^eiligen  im 
^immel  unb  bie  armen  Seelen  im  ^gfeuer  ffir 
^<b  fetbfi  ober  für  Sritte  gemiffe  accibenteUe  SSe- 
lobmmgen  nod^  oerbienen  foQen,  tifyx  M  im 
bbd^fien  @robe  unn)abrfd(feinlid^,  menn  nid^t  falfd^ 
ernaren.  tM  ftroft  ber  ienfeitigen  prbitte  fäQt 
begripd^  burd^S  nid^t  mit  ber  göbigleit  ju 
t»erbienen  gufammen,  fonbem  b^t  ibre  nnterften 
SBuraeln  im  biedfeitigen  Serbienjilebcn,  toie  ber 
bL  XbomaS  f d^bn  ei^ört :  Beati  non  sunt  in 
•Uta  acqnirendi  secnndum  aliqnid  sui;  et 
ideo  neo  dbi  neo  aliis  merentor,  quia  qnod 
impetrant  modo  nobis,  contingit  ex  boe, 
quodpriuB,  dum  Tiverent,  meruerunt,  nthoc 
impetrarent  (In  8  Sent.  dist.  18 ,  q.  1 ,  a.  2). 
Sie  in  biefcn  SSorten  auSgefprod^ene  Serbtenft* 
nnfclbigfeit  nad^  bem  Xobe  fyd  übrigend  bie  Kare 
Sebre  ber  beiligen  @d^r^  unb  Xrabition  auf  ibrer 
Seite.  2)er  ^rebiger  (SccI.  9,  5)  findet  im 
^atatn  beS  tHIten  XeftamenteS  ben  nömlid^en  ®e« 
bonfcn  au9,  ben  SbtifiuS  felbft  für  bad  9leue 
mieberbott:  „dSi  tottmt  bie  Stad^t,  »o  niemanb 
mebr  tovdtn  tonn"  Oob*  9^  4),  @egenftonb  ber 
ienfritigen  9krgeltung  ift  nad^  bem  b^  $aului) 


(2  Sor.  5, 10)  lebiglid^  baSjenige,  maS  mir  ^in 
unferem  Seibe"  (rdt  diA  xou  (ra>(juxToc)  ®ute8  ober 
»öfed  getban  boben,  fo  bab  bie  biblif d^en  Sufl^ 
brüde  ^feibe"  (ÜJlattb.  10,  22),  ^«ufigong* 
(^thx.  18,  7),  3eg''  (3of.  23, 14.  SQ5ei8b.  3, 
3)  ben  Xob  nid^t  blob  aß  3tel  beS  irbifd^en  SeibeS- 
lebenfi,  fonbem  ou(b  oI§  Snb))unft  ber  ftttlid^ 
Sierbienftfftbigleit  aufgefabt  miffen  moEen  (ogL 
ffleiS^.  4,  10  ff.  gcctt.  11 ,  28.  ®al.  6, 10). 
S)ebmegm  toaad  ber  ffi.  9uguftinu8  (Enchir. 
110,  bei  Migne,  PP.  lat.  XL,  288) :  Nemo  se 
antem  speret,  qnod  hie  negloKerit,  cnm 
obierit,  apud  Deum  promererL  S(bon  ber 
bL  £9))nan  mar  il^m  (Ad  Demetr.  25 ;  Migne 
L  c.  IV,  582)  mit  bem  marfigen  SluSfpmd^  oor« 
angegangen:  Qoando  istinc  excesaum  fuerit, 
nnllus  jam  poenitentiae  locus  est,  nnllns 
aatiafactioniB  effectue ;  hie  Tita  aut  amittitor 
aut  tenetur.  3n  ibcen  fird^enamtlid(|en  Snt« 
f d^eibungm  über  baS  befonbere  ®erid^t  (f.  b.  9lrt.) 
bat  bie  ffird^e  biefe  Snfd^auung  au(^  gu  ber 
ibrigen  gemalt. 

4.  S)ie  etbifd^-aScetifibe  Sebeutung 
bed  XobeS  liegt  in  ber  (mncipieSen  Srtenntnil 
oon  ber  ^inföUigfeit  aUer  irbifd^m  ®üter,  oon 
bmm  ber  Sb^ft  fein  f^erg  loSfd^äim  unb  nur  in» 
fomeit  ®ebrau^  mad^en  foU,  alS  fle  ibm  ^r  (Sx* 
reid^ung  be§  emigen  S^üti  bienlid^  unb  förberlid^ 
finb  (äBeiS^.  5, 1  ff.).  9lid^t  geringm  Xroft  ge« 
mäbrt  ber  anbere  ©ebanfe,  bog  aud^  Sd^mer), 
Seib  unb  92otb  mit  bem  feiigen  Snbe  beS  ®e« 
redeten  für  immer  aufboren  (2  Cor.  4,  16  ff< 
Offenb.  14, 18).  S)ie  Ungehiibbeit  ber  Xobeö« 
ftunbe  ift  ein  Sporn  )u  beftönbiger  9ßod^fam{eit 
unb  Sfurd^t  oor  ber  Xobfünbe,  bie  aSein  unS  oon 
®ott  unb  feiner  Slnfd^auung  auf  emig  gu  trennen 
t)ermag  (a)btt|.  24, 44).  S)ag  SBemubtfein  ber 
(SotteSfreunbfd^  erleid^tert  unb  Oerfü^t  bem 
©ered^ten  baS  Sterben  (ogl.  $biL  1/  21  ff.)  unb 
minbert  ba8  natürlid^e  Xobedgrauen,  t)on  bem 
fogar  $aulud  nid^t  frei  blieb  (2  dox,  5,  4.  ^br. 
2, 15),  auf  ein  aJUnbeftmab  b^rab  (ogL  8.  Aug. 
Senn.  172, 1,  bei  Migne,  PP.  lat.  XXXYIU, 
936 :  Mortüam  horret  non  opinio,  aed  natura). 
2)a8  Memento  mori  oerleibt  unferem  ftttlid^en 
Streben  ben  erforberlid^en  ßmft,  fe|t  ber  Suft  )u 
9u8fd^reitungen  einm  b^Ufamm  S)ömpfer  auf 
(gccii.  7, 40)  unb  gibt  unferer  auf  bad  aBeltlid^ 
gerid^teten  X^dtigteit  aud^  einm  gebiegenm  über* 
natürlid^  Sxotd  unb  Snl^alt  92id^t  erfd^Iaffmb 
unb  mtnert)enb  mie  bei  bm  ^ben  (ogL  KeiS« 
oder,  2)er  Xobedgebanfe  bei  bm  @rie^n,  Xrier 
1862  [$rogr.]),  fonbem  onfpommb  unb  treibenb 
mirlt  auf  baS  ^riftlid^  ®emätb  ber  XobeSgebonfe, 
ba  eS  gilt,  bie  furge  Spanne  ber  irbifcben  SebenS* 
geit  gu  unferem  unb  unferer  SRitmmfd^  Sßobl  in 
Iraf tüoller  Arbeit  mergifd^  audgunuben  (ogl.  CcdL 
9, 10).  ^errtid^  Setrad^tungm  biefer  unb  öbn- 
lid^er  Strt  finbm  ftd^  bei  S^prian  (De  mortali- 
tate  22,  bei  Migne,  PP.  lat.  IV,  620  eq.), 
SlmbrofiuS  (De  bono  mortis,  bei  Migne  1.  c. 


1817 


XobeSerllfirung. 


1818 


cdfo  )tt)ei  fifiercinfiimmenbe  (Srfenntniffe  erforber- 
li4  Sor  bet  (Entfd^dbung  Ifot  baS  ©eri^t  bte 
^odeien  über  bte  Srgebnifye  bet  99e»eidfu^rung 
)u  oernel^eiu  S)er  Zag,  bon  toeld^m  olfi  be- 
toirfen  etfaimt  mtrb,  ba^  ber  Sbioefenbe  i^n  nid^t 
überlebt  bot,  gilt  a»  XobcStag.  —  3m  (gebiet 
beS  rbeinijcben  Vlt^M  ift  )ur  Seit  bie  Serfd^oQen- 
^eitderflärung  nod^  gul&ffig  unb  lonn  auf  ®runb 
oon  9ri  115  ff.  bcd  Code  ciTÜ  nod^  Ablauf  t)on 
10  äabren  ober  4  3abnn  feit  ben  lejften  Dom 
^bmefenben  eingegangenen  9Iac^ri(^ten  erfolgen, 
ie  na^bem  ber  Slbmefenbe  einen  ÜRanbotar  )ur 
^orgung  feiner  IRed^tdangelegenbeiten  befteüt 
fyitit  ober  ni^t.  S)a8  Serfabren,  in  teeld^em  bie 
SerfcfyollenbeitSernörung  erfolgt,  gehört  nad^  bem 
Code  eiTÜ  bem  ®ebtete  ber  nid^tftreitigen  ®e- 
ri^tSbarfeit  an.  2)ie  Serfcboüenbeitdernärung 
bat  nad^  rbeinif^em  IRecbt  bie  %ufI5fung  ber 
6be  ni(bt  gur  Qolge  (Code  civil  art.  227) ;  bem 
gurfldgelaffenen  &itQaütn  ift  fomit  bte  9Bteber- 
t^erbeitotung  nid^t  geftattet;  fo  bot  aud^berOber- 
ftotUtfionmalt  in  einem  SperialfoIIe  am  9.  Oc* 
tober  1891  entfd^ieben.  S)ie  Sfrage,  in  toie  toeit 
bie  ^rtgefe^te  Sbmefenbett  be9  einen  Sbegatten 
§u  einer  in  jure  grave  mirb  unb  fomit  einen 
SbefcbeibungSgrunb  bilben  fann  (nmS  an  fid^  gu 
oemcinen  ift),  ift  im  Uebrigen  quaesüo  facti 
Obfcbon  aber  bie  gerid^tlid^e  lßeri(boIIenbeit8- 
erflörung  bie  Sbe  nid^t  auflöst,  ift  bie  oon  bem 
gurüdgeloffenen  Sbegotten  eingegangene  neue  Sbe 
f^imdmegd  nid^tig,  fonbem  lebtglid^  anfe(^tbar. 
2)ai  9ted^t  gur  9lnfed^tung  ftebt  aber  nur  bem 
obmefenben  (Eb^gatten  beuo.  beffen  SRanbator 
xu,  tttcbt  bem  gurüdgelanenen  Sbegotten  ober 
beffen  gmeitem  S$egattm  ober  bem  Staattenioalt. 
eine  grift  gur  Snfed^tung  ber  ^opptUf)t  iß  bem 
abmefenben  Sb^gatten  nidbt  gefe|t.  S)iefe  oor- 
ftebeitben  Seftimmungen  beS  rbeinifd^en  Sled^ted 
ftnb  burd^  baS  9leid^8gefe|  betreffenb  bie  IBeur« 
fttnbung  befi  !ßerfonenftanbe8  oom  6.  gfebruar 
1873  ni(bt  alterirt.  SBenn  §  84  beS  genannten 
<8efe|cd  erf lärt,  ba|  niemanb  eine  neue  &ft  f  ^ilie^en 
barf,  beoor  feine  frubere  (Sf^  aufgelöst  ift,  fo  bot 
bod^  ber  §  36  bWcb^^d^  ber  retbtlid^en  gfolgen 
einer  gegen  biefe  Seftimmung  gefd)(offenen  dbe 
bie  9)orfdbriften  bed  Sanbred^tS  für  ma^gebenb 
crfldrt.  @omit  finb  bie  oben  angefübrten  Se« 
ftintmtmgen  be9  rbeinifcben  Sled^tS  nodb  in  &tU 
hing,  eine  Senberung  btefeS  Sted&^SguftanbeS  i{l, 
iebod^  nur  binftd^tltd^  ber  ftriegfioerf d^oUenbeit,  f o« 
toobl  toaS  bie  9)orau$fefcung  ber  ZobeSerfiftrung 
als  ibre  Sßirtung  auf  bie  &^  betrifft,  burd^  bie 
pTeu|if(ben  ®efetle  oom  2.  Suguft  1828,  24.  gfe« 
bruor  1868  unb  2.  Spril  1872  l^erbeigcfübrt 
Dotben.  S)iefen  ®efe^  gufolge  fönnen  bie  aRUi« 
törperfonen,  fotoie  aud^  aOe  biejenigen,  toeld^e  in 
einem  9mt8«  ober  Sienftoerbaltniffe  ober  gu 
Stoedcn  frehoiOiger  6ilfe(eifhtng  ftd^  bei  ben 
Zruppen  befunben  booen  unb  feit  ben  Ihiegen 
1806-1815,  1864-1866,  1870/1871  0er- 
miftt  morben  finb,  burd^  gerid^tli^efi  Srfenntni^ 


für  tobt  erHört  loerben.  S)er  Sb^Gotte  beS  SBer« 
mieten  ift  befugt,  auf  @runb  biefed  Srtenntniffed 
bie  Zrennung  ber  ü%t  burd^  ben  StonbeSbeamten 
auSfpred^en  gu  laffen  (§  6  bed  ®efe(e8  oom  2.  Su- 
gujl  1828;  §  8  beS  ®efe^  Oom  24.  gfebruar 
1868  unb  2.  «pril  1872).  S)ie  gfroge  ber  URit- 
toirtung  beö  @tanbe9beamten  bei  blefer  Suf löfung 
ber  ebe  (»ßl-  §  55  bed  9iei(bSgefe]^e8  Oom  6.  gfe- 
bruar  1875)  interefftrt  biet  nt(bt.  dagegen  ift 
bie  loeitere  grage,  ob  bie  neue  (Sfft,  toeld^e  auf 
Srunb  beS  gertcbtlid^en  Srlenntniffed  begm.  beS 
Suefprud^eS  bed  ©tanbedbeamten  gef(bIof{en  mor- 
ben  ift,  oon  bem  Sermi^ten  angefod^ten  merben 
lann,  nad^  SRa^gabe  befi  %rt.  189  beS  Code  civil 
bejabenb  gu  beantmorten.  —  3m  ©ebiete  bed 
preu^ifcben  Sanbred^td  ftnb  bie  materiellen  Sor* 
auSjefcungen  ber  ZobeSerflärung  geregelt  in 
Zbl.  II,  Zit  18,  8  823—855.  S)ie  gerid^tlid^ 
Zobefierflörung  ift  regelmäßig  gulöfftg  nad^  Ab- 
lauf oon  10  äabten  feit  ben  legten  ^ad^rid^ten 
bed  Sermißten  begto.  bem  3eitpunfte  ber  Snt« 
femung  ober  beS  Sermißtfeinfi.  S)iefer  3eittaum 
oon  10  3abren  mirb  bered^net  oom  9Iter  ber 
@ro|iäbrigfeit  beS  IBerfd^oIIenen.  ^tte  ber  IBer- 
fd^oEene  ein  Sllter  oon  65  Sabten  erreid^t,  fo  be- 
tragt biefe  Sfrift  5  Sabre.  Segügltd^  ber  JhiegS- 
Oerfd^oQenbeit  "gelten  aud^  bier  bie  obengenannten 
®efe|e.  S)ad  SBerfabren,  in  toelcbem  bie  Zobefl- 
erHärung  erfolgt,  gebort  aber,  im  ®egenfa|ie  gum 
rbeinifdden  Ste^t,  gum  ®ebiete  ber  ftreitigen  ®e* 
rid^tSborfeit  unb  mirb  ie|t  geregelt  in  ben  §§  823  ff. 
ber  Sioilproce^rbnung  (ogL  §  22  beS  9lu8- 
fübrung8gefe|ed  gur  Sioilproceforbnung).  3m 
®egenfa(fe  gum  rbeinifd^en  Ked^t  ift  aud^  bie  SBir- 
hing  ber  ZobeSerflörung  auf  bie  Sbe  normirt 
unb  gmar  in  Zbl.  n,  Zit.  I,  §  665—667. 
§  666  beftimmt  nömlid^  mörtlid^ :  «2)em  anbem 
ebegotten  ftebt  e8  frei,  ftd^  loieber  gu  oerbeiroten, 
unb  biefe  Cbe  beftebt,  loenn  aud^  ber  Serfd^oQene 
loieber  gurüdttebrt.''  92ad^  preulifd^m  fianbred^t 
iß  alfo  bie  neue  ßbe  beS  gurfidgelaffenen  ^begatten 
red^tdgflltig  unb  |eber  9nfe(btung  entgegen  (bieß 
gilt  au^  im  Solle  ber  ihriegSOerfd^oOenbeit).  gfrei- 
lid^  bormonirt  bamit  bie  Seftimmung  bed  §  667 
fddle^t ,  ba6,  «.toenn  aber  bie  anbenoeitige  Ser- 
beiratung  ntd^t  gefd^ben  ift,  bei  erfolgenber  Stüdt« 
febr  bed  SSerfd^oQenen  bie  oorige  ßbe  oIS  fort« 
bauemb  angefeben"  mirb.  —  2)a8  SBürgerlid^e 
®efe|bud^  bed  2)eutfd^en  Sleid^ed  bot  bie  mate- 
riellen 93orau8fe^ungen  ber  ZobeSerflftrung  ge» 
regelt  in  §  14—17.  3m  SlnMIuB  an  ben  Code 
civil  unb  bafi  )ntußifd^  Sanbred^t  mirb  als 
rege(mS|ige  Serld^oOenbeitSfrifl  ein  Seitroum  oon 
10  Sobren  Oorgefcben,  ber  in  befonberen  gfällen 
bec  IMegS-  unb  Seeoerfd^oQenbeit,  unb  aud^ 
überaQ  ba,  too  iemanb  bei  einem  UnfaD  (®ruben- 
unglüd,  Zbeaterbranb)  in  fiebenSgefabr  geratben 
unb  feitbem  oerfd^oOen  ift,  nocb  eine  meitere  ^b- 
türgung  auf  3  begm.  1 3abt  erföbrt.  Sie  ZobeS- 
erflörung  erfolgt  im  SBege  bed  aerid^tltd^en  %[uf- 
gebotSoeiffabrenS  nad^  SDlaßgabe  beS  §  823  ff.  ber 


1819 


SobeSerftätunfi. 


1820 


eto{I|)ro}e^otbnung.  S){e  ffiitlung  bet  Xobed« 
erflörung  auf  hit  &)t  ift  t>om  IBürgerKd^en  ®efe^« 
i\x^  in  ben  §§  1848—1352  geregelt,  beten 
@tteU6ung  in  ber  9lei(]^StagScommt  jfion  DergeHid^ 
icantrogt  mürbe  unter  Berufung  auf  baS  (atj^oltfd^e 
unb  eoangelifc^  ftird^enret^t  (ügL  Sommtffu^nS- 
berid^t  9h:.  440  b  [1896],  €.  61).  (gegenüber 
biefetn  Sntrage  mürbe  auSgeful^rt,  ba|  oEerbingS 
naq  fatl^olifqiem  mie  nad)  eDangelifd^em  ffinl^en« 
redete  bie  erfte  (Sf^t,  nod^  ftaatlid^em  Siedete  bie  )me{te 
Sl^  gültig  fei ;  biefen  Sonflict  l^abe  baS  ^Bürger« 
ti(|e  ©efetibud^  aber  boburd^  )u  löfen  üerfud^t,  ba^ 
e8  betnjienigen  S^gatten,  ber  quS  fittlid^en  ober 
religiöfen  SBebenlen  nid^t  in  ber  ^meiten  S^e  au8* 
leiten  moQe,  baS  Siedet  ber  9(nf e^tung  gebe.  2)a" 
mit  fei  bie  ®emif|enSfrei]^eit  gemalert.  9u8  Sor- 
fte^enbem  erl^eOt  oer  Stanbpunit  bed  Surgerlid^n 
®efefcbud^e§.  ®tffi  ein  ßl^egatte,  nod^bem  ber  an« 
bere  ^l^egotte  ffir  tobt  erKärt  ift,  eine  neue  S^  ein, 
fo  mirb  mit  Der  @d^Iie^ung  ber  neuen  &^  bie 
frühere  C^e  aufgelöst.  2)ie  frühere  S^e  bleibt 
felbft  bann  aufgelöst,  menn  bie  XobeSerßörung  in« 
folge  einer  ^nfed^tungSQage  auf  gehoben  mirb.  SBon 
biefer  Siegel  ber  St^tSgüItigfeit  ber  neuen  (B^ 
ftatuitt  bad  Sttrgerlid^e  Sefe^bud^  nur  eine  9u8" 
na^me  für  ben  gfall,  mo  beibe  S^egatten  mußten, 
ba|  ber  Derf(^oSene  e^egatte  bie  ZobederHarung 
überlebt  l^otte.  3>ann  ift  nftmlid^  bie  neue  Sl^e 
nid^tig  (§  1348).  3m  3ntereffe  ber  beße^ben 
e^  trifft  ber  §  1349  bie  SBorforge,  baft  ber  eine 
e^gatte  eine  neue  S^e  ein{imeilen  nid^t  eingel^en 
barf ,  meun  bai  Urtl^eil,  burd^  meld^  bie  Zobed- 
erHörung  bed  anbem  (S^gatten  erfolgt  ift,  im 
SBege  ber  Alage  angefo^ten  mirb.  Srft  nad^  Sr* 
lebigung  btefeS  9le($tSftreited,  ober  menn  bie  9n- 
fed^tung  erfi  10  Ja^re  nad^  ber  SBerlünbung  befi 
Urt^eUd  erfolgt,  ift  ber  9lbfd^Iu|  einer  gmeiten 
6^  erfaubt.  2)a9  Sntereffe  ber  erften  6^  foU 
femer  burd^  bieSeftimmung  bed  §  1350  gemalert 
fein,  ^iemad^  fann  {eber  Sl^gatte  ber  neuen 
S^  —  alfo  nid^t  etma  mie  im  r^inifd^n  Steigt 
ber  toerfd^oQene  —  biefelbe  anfed^ten,  menn  ber 
für  tobt  erflärte  (Ehegatte  nod^  lebt ,  eS  fei  benn, 
bajs  er  bei  ber  Sl^efd^tte|ung  oon  beffen  Seben 
Jlenntni^  l^te.  3n  le^terem  gfaDe  ift  ^iemad^ 
bie  9lnfed(|tung  auSgefd^Ioffen.  S)ie  Snfed^tung 
ber  neuen  (Sf^  fann  nur  binnen  6  9Ronaten  Don 
bem  3tittmnfte  ab  erfolgen,  in  meld^em  ber 
anfed^tenbe  Sl^egatte  erfährt,  ba^  ber  für  tobt 
erdSrte  Sl^gatte  nod^  lebt.  2)ie  Snfed^tung  ift 
ouSgefd^Ioffen ,  menn  ber  anfed^tungSbered^tigte 
Cb^gatte  bie  &^  beftdtigt,  nad^bem  er  Don  bem 
Seben  bed  für  tobt  erHörten  S^egatten  ffenntni^ 
erlangt  fyit,  ober  menn  bie  neue  Sb(  burd^  ben 
Xob  eined  ber  Sl^egatten  aufgelöst  ift. 

2.  ^ie  ftird^  ^at  ftetS  an  ber  UnauflöSlid^teU 
ber  Sb^  bei  Sebgeiten  ber  ®atten  fefigebalten;  bie 
X^atfad^e  längerer  Vbmefenbeit  rei^t  il^  nid^t 
]^in,  eine  Slupfung  ber  (S^e  gu  begrunben.  Sie 
e^nobe  }u  %ngerd  im  3.  458  erHürte  (can.  6) 
benienigen  für  escommunidrt,  todfyx  bie  ^xtüi 


eines  9nbem  bei  beffen  Sebjetten  graten  tofitbe. 
^ft  Seo  L  oertritt  in  feinem  »riefe  an  ^tkA 
(Migne,  PP.  lat  LIV,  1186)  ben  Sortteflanb 
ber  £]^e  für  ben  SaH  ber  (8ef angenf (^ft  ober  Ser* 
fi^oQenl^eit  beS  9RanneS.  ^tncmar  Don  SteimS 
fprid^t  biefe  Snfd^auung  in  c(affi{(^er  SBei(e  mil 
(Hoo  enim  custoditor  in  Christo  et  eoehsU, 
nt  vivezLB  cum  Tivente  in  aatoraum  noilo 
diyortio  separetor  in  dritate  Dei  noBtri,  in 
monte  sancto  ejus,  hoc  est  in  ecdesia  eatho« 
liea).  S)ai  cononifd^e  Siedet  fteOt  ben  So^  auf: 
Adultera  probator,  qoae  ^Tente  marito  alteri 
nubit  (c.  7,  G.  32,  q.  7).  9lnr  bie  ©gwobe  p 
$erberie  im  3.  753  geffaittet  bem  ®otten,  ber  in 
eine  anbere  $rot)in)  gefloben  ifi,  eine  Snboe  p 
beiraten,  menn  er  feine  ^offnung  ^,  in  feine 
^KEimat  gurücfjjttfel^ren.  3n  ben  angelfä^ftf«^ 
^anfifd^  Su|bü^em  finbet  fld^  in  VuSbilbuttg 
biefer  lasen  Stid^tung  baS  bem  X^eobor  bon  Santtr« 
bur^  jugef d^riebene « dictum  * ,  baf  berjienige,  beffen 
SBeib  im  ftriege  ober  bon  Seeräubern  entfübtt 
fei,  eine  9Inbere  Giraten  bürfe ;  eS  folle  biefe  jmeite 
Sl^  fogar  gültig  bleiben,  menn  bie  gron  guriU» 
feiere,  unb  Untere  bürfe  in  biefem  gfoEe  einen 
9nbem  l^eiraten  (og).  i^.  9.  ©qmi^,  2>ie  9u(« 
büd^r  unb  baS  canonif^  99u|üerfa$ren,  Suffet- 
borf  1898, 131).  Samlt  mar  nuin  meit  über  bie 
Seftimmung  beS  bL  SartliuS  hinausgegangen,  too- 
nad^  bie  grauen  ber  @olbaten,  meiere  ni^t  gurficf- 
febren,  milber  beurtbeilt  merben  f oQen,  menn  fte 
mieber  l^aten,  quia  major  dt  mortis  sospieio 
(f.  S.  Basilii  £p.  199  [ad  AmphiL]  can.  86). 
S)ie  fr&nfif (ben  Sifd^fe  {^roteßirten  gegen  bie  9e* 
f d^Iüffe  ber  S^nobe  oon  Serberie,  bie  me$r  cdS  melt- 
iid^e  Capitularia  bemi  oIS  fird^Iid^e  (SanoneS  oaiju« 
fe^  ftnb.  Sie  canonifd^römifd^en  Su^büqer 
vertreten  gegenüber  ben  ange(fädbfif(Hränftf(bat 
bie  UnaujpiöSbarteit  bet  Sie,  unb  im  9. 3abr|un» 
bert  l^t  eine  fheng  fird^Iicbe  Sleaction  auf  oerf ^ 
benen  Spnoben  berartige  Su^büd^  megen  ibnr 
unöc^ten  @a|ungen  oermorfen  unb  bie  UnmiflöS* 
barfeit  ber  S^  feftge|alten.  3mmer]^  iß  eS  be> 
mertensmertb,  mie  bereits  feit  ber  Seit  bei  I^L  9o« 
füiuS  (4.  Sa^rl^unbert)  bet  ffriegSfofl  erae  »oDe 
in  ber  gfrage  ber  Serf d^oUenl^  fpielte.  3m  $rin* 
cip  verlangt  aud^  ber  1^1.  Sl^fifiuS  eine  nerbfirgte 
ftunbe  über  ben  Xob  beS  anbem  X^üß,  e^  jta 
einer  SBteberoerl^ratung  gefd^ritten  merben  batf : 
Quae  com  yir  secessit  et  non  apparet,  ante* 
quam  de  ejus  morte  certior  facta  sit,  com  ali<» 
cohabitavit,  moeehatnr  (Ep.  199  [ad  AmphiL] 
can.81).  S)oSS)ecreta(enre(^t6atmibiefet$Drbe* 
rung  einer  oerbürgten  Jlunbe  unentmegt  feftgebai» 
ten.  ^ft  Siemens  lU.  antmortete  auf  bie  tÜfmgen 
einiger  grauen,  bereu  SRünner  in  (defongenfd^ 
geratben  maren:  Quod  quaatocanque  aBnorma 
spatio  ita  remaneant . . .  donec  certum  nnn» 
tium  reoipiant  demorie  yirornm  (c.  19  X,  4, 1). 
^pfi  SuauS  m.  nerbot  bem  in  bet  Okfongen« 
fd^aft  ber  Soracenen  briinblid^en  (Battrn  bie  ißn' 
ge^ung  einer  jmeiten  Sbe#  donec  ei  finna  certi* 


1821 


XobeSerflSrung. 


1822 


eonatot,  qnod  ab  hao  vita  oiigrar 
▼erii  conjux  ejufl  (o.  2  X»  4,  21).  ^ie  $ar« 
Hculcorselc^uns  ift  äbereinfümmoib  l^iermtt 
ii0rgwu>fira«  ^i^  lomgi/OßAoit  Sbmefm^t  bei 
Oottni  giU  nod^  leine  (SetDiftlieU  aber  beffen 
%9h ;  au4  ifl  ber  Xob  ni^t  }u  ))räfiimiren,  fon- 
bcm  s»  bettieifen,  unb  loofem  feine  legitima 
eertitodo  übet  benfelben  vorliegt,  borf  eine  neue 
(£^  nid^  eingeganflen  loerben,  mag  bie  aBartegett 
iu)<^  fo  Diele  ^o^xz  umfd^Iie^en  (Synod.  Dioeo. 
HmUiu.  a.  1609,  tit  9,  e.  10).  Sie  Ottere 
QifiHt  bet  Canonifien  l^t  im  9lnf(|(u|  baion 
DOC  VQem  bie  gftage  erörtert,  toie  ben  |o  gefteOten 
gforbernngen  genügt  tocrbe,  SMe  SHe^riol^I  ifi  ber 
Weittung,  unter  ber  finna  oertitado  fei  eine 
ceiiitQdo  moralis  |u  Derfteben.  99e}ugli(i^  ber 
Stttgenoufifage«  fe^lt  efi  nii^t  an  danontfien, 
md^e  bie  Vugfoge  eines  3^g^#  ber  glauboürbig 
ift,  für  genflgenb  erad^ten.  S)ie  9Rel^r|eit  tt)iS  bad 
aber  nur  für  ben  8(dl  gelten  loffen,  menn  ber  Snt» 
femun^oit  fo  meit  ift,  bo^  anbere  93ett)eidgrunbe 
niä^t  beigebracht  merben  tonnen,  forbem  bagegen 
fonft  bie  VuSfage  jmeier  3<ugen.  9lud^  über  bie 
Scage,  ob  ein  bIo|e8  (Berüd^t  l^tnreid^be  SBeaeie« 
baft  ^,  gelten  bie  9Reinungen  auleinanber.  S)ie 
bebinttenbften  Sanonifien  beftreiten  efi  unb  forbem 
nod^  anbere  Setoeidmomente.  3n  neuerer  3(it 
^t  bie  römifc^  (Surie  burd^  mel^rere  Srlaffe  bie 
Slormen  n&^er  f  eftg^teUt,  na^  benen  au  Derfabren 
i%  um  bie  erforberli^e  ®etoi|]^eit  über  ben  Zob 
M  Dcrf(^oI[enen€^egatten  gu  erlangen.  3undd^ft 
erUeft  baS  B.  Offieiom  eine  3nftruction  (12. 3uH 
1822;  f.ard^U)  fturfat^.  ftird^nred^tLm[1885], 
426),  in  toeld^  begüglid^  ber  3cugen  gefagt 
»irb,  ba^  SBermanbte  Dor  Sf^emben,  onföfftge 
Surger  Dor  Slnberen  ben  9Sor)ug  l^ben  unb  um* 
^rf^meifenbe  ^rfonen  unb  @otbaten  nur  nad^ 
rftfiid^r  Uebertegung  gugelaffen  loerben  foQen. 
SDk  oerfd^iebenen  SuSfogen  mehrerer  3^ugen, 
toel^e  etn}eln  unb  für  fl^  genommen  leine  93e- 
toeiMraft  ]{{&tten,  löuneu  bod^  gufammengenommen 
ecnt  (inreid^enbe  (Setoigl^eit  geben^,  aud^  Idnnen 
burd(  ^öfumtionen*  unb  Coniecturen,  burd^  bie 
Ojfentti^e  9Reimtng  unb  bie  Sfama  bie  Saugen* 
eufifagen  befrüftigt  merben;  foQten  unmittelbare 
3nigen  nid^  Dor^nben  fein,  fo  finb  mittelbare 
3^gen  )U)uIaffen.  SDie  Kongregation  merbe  in 
iebem  (EingelfaÜe  nad^  9n|önmg  Don  Xl^ologen 
uab  Suriften  bie  Sntfd^ibuna  fällen.  Sal  )mette 
giroDin)idamciI  Don  SBeftmtnfter  (im  3. 1855) 
fomie  bo8  }meite  $lenarconciI  )u  Baltimore  (im 
3.  1866)  normen  Segug  auf  biefe  Snftruction 
unb  fc^ftrften  bereu  Seoba^timg  ein.  %m  18. 9Rai 
1868  (Srd^iD  LXVII  [1892],  339)  fn^  f^^  fo- 
boan  bie  (3ongr^gatio  InquisitioniB  Deranla^t, 
Ue  Segeln  in  einer  Inairaotio  gu  Deröffentlid^en, 
no(|  benen  fU  felbft  bei  gfefifteOung  bed  Zobed 
ctneS  !Becf4^olIenen  Derfal^re,  bamit  bie  Sifd^öfe 
Ctttmeber  obne  Slecurd  an  ben  l^eiligen  Stubl  in 
dena^t  biefer  Kegeln  im  SinjelfaUe  entf d^eiben 
ober  i^ren  StecurS  fo  Dorbereiten  lonnten,  ba| 


eine  (Eutfd^eibung  feitenS  beS  l^eifigen  6itt$bg 
balb  erfolgen  tdnne.  3unäd^fl  mirb  fef!ge{iellt, 
ba^  eine  löngere  Sbmefenl^eit  bed  (Satten,  aud^ 
toenn  berfelbe  burd^  ein  Idniglid^ed  ßbict  ober 
burd^  bie  XageSblötter  aufgeforbert  fei,  fid^  )tt 
fteHen,  bod^  nic^t  ben  %oh  befifelben  bemeift.  2)ie 
Semül^ung  fei  bal^  )u  rid^ten,  eine  offtdeUe 
@terbeurtunbe  Don  einer  $farrei,  einer  tinftott 
ober  einem  ^of))itaI  lu  erlangen.  3n  (Srmongc» 
lung  beffen  feien  }mel  einnianbfreie  3eugen  be« 
ttieidf&^ig.  &  Ktm  ober  oud^  bie  SuSfage  SineS 
3eugen  als  genügenb  angenommen  merben,  menn 
fonftige  SemeiSmomente  ]^in}utommen ;  aud^  mittel« 
bare  3^g^n  lonnten  genügen.  SBenn  aber  gar 
lein  3euge  Dorl^anben  fei,  foS  unter  forgfoltiger 
Stad^forfd^ung  auS  (Eoniecturen,  ^röfumtionen 
unb  3nbicien  eine  moralifd^e  (Semi^eit  )u  ge« 
mtnnen  Derfud^t  merben,  meldte  bem  jucUcium 
eines  prodens  yir  für  bie  X^atfad^e  beS  XobeS 
genfigen  mürbe.  Um  fold^e  $röfumtionen  )u  er» 
galten,  fei  namentlid^  )u  unterfud^,  ob  ber  $er« 
fdboüene  einen  guten  SebenSmanbel  geführt,  mit 
feiner  ®attin  in  gutem  SinDeme|men  geftanben, 
leine  Urfad^e,  fid^  gu  Derbergen,  gel^abt  l^be  unb 
nod^  Vermögen  in  feiner  ^mat  beft^  ob  er  mit 
3uftimmung  feiner  gfrau  unb  feiner  SSermanbten 
ftdd  entfernt  fyxht ;  ob  er  gefunb  gemefen,  im  SBrief • 
tt>ed^fel  geftanben,  feine  StüdRebr  in  ^uSftd^t  ge« 
fieat  l^be;  ob  er  feiner  aRilitar))flid^t  fid(^  ent- 
sogen,  an  einer  Sd^lad^t  tJ^eilgenommen  1^ ;  ob 
er  eine  ®efd^aftSreife  unb  gmar  in  unftd^ 
(Segenben  gemad^  ^be ;  ob  er  eine  @eereife  ge» 
ma^t,  mit  meldten  @eföl^rten  er  bofl  getrau,  unb 
ob  baS  Sd^iff  eine  ftürmifd^e  gfa^rt  gel^abt  l^be. 
Sobann  fott  ber  gute  fieumunb  beS  Serfd^oScnen 
confiotirt  merben  unb  enblid^  in  ben  5ffentlld^en 
Slöttem  eine  SBelanntmad^ung  mit  einem  genauen 
Signalement  gefc^l^en.  €oSte  nad^  aQ  biefen  (Er« 
l^ebungen  bem  Sifc^ofe  bie  @ad^e  nod^  jmeifel« 
l^aft  fein,  fo  foHe  unter  Ueberfenbung  ber  Scten 
on  ben  l^iligen  @tubl  ucurrirt  merben.  (Begen^ 
über  ber  frühem  Snftruction  beS  S.  Officium  be« 
beutet  biefe  einen  mefentlid^en  gortf^ritt  barin, 
ba|  fie  bie  (Entfd^eibung  unter  ben  entfpred^enben 
SorauSfe^mgen  ben  Stfd^öfen  onl^eimgibt.  Uatar 
bem  29.  9ugufl  1890  («rd()iD  LXV  [1891], 
335)  erlieg  bie  8.  CSongr.  InquisitioniB  eine 
Inetniotio  an  bie  orientalifd^en  93tfd^5fe,  unb 
smar  in  f))erieQem  Sluftrage  beS  ^igen  SSaterS. 
S)iefelbe  erllört,  bog  ber  lebige  Stonb  iurtftifc^ 
in  breifad^r  SSkife  feftaefieQt  merben  lonne:  burd^ 
$ub(ication  in  ber  i?ir(^e,  burd^  Socumente, 
äir$  Semel^mung  Don  Saugen.  S)ie  $ublication 
gefd^iel^t  burd^  bie  ebcp^oclamatton.  S)te  3<itgni- 
Demel^mung  gefd^iebt  in  ber  93ifd^ofSftabt  burd^ 
ben  (SenerolDicar,  fonft  burd^  ben  ^forrer.  9(S 
3eugen  fmb  auc^  metblid^e  ^erfonen  jugelaffen; 
Sermanbte  unb  onföfftge  SBürger  baben  ben  93od> 
)ug ;  über  bie  Semel^mung  mirb  ein  @d^f tfa^ 
aufgefteOt;  berfelbe  mirb  mit  bem  Siegel  beS 
Sifc^ofS  Derftegelt.   3ft  einer  ber  (SontralM^n 


1828 


ZobeSfIrafe. 


1824 


in  lobeSgcfal^r,  fo  fann  bie  3eußmt)emc]^mimg 
unterbleiben,  toirb  obet  im  goSe  bet  @enefung 
nad^ge^olt.  @inb  bie  Sontraldenten  obne  beftimm« 
ten  moMxii,  fo  ift  boS  Seugnil  be«  Igifd^ofee 
i^red  ein  3o^r  nid^t  fiberfdSireitenben  Sufentl^otted 
einsujorbem  unb  fte  felbft  ßnb  }u  Dereibtgen.  2[{l 
ber  @^otte  erfter  S^e  ongeblid^  geftorben,  fo  ifl 
eine  Sterbeurfunbe  Dorgulegen ;  in  Ermangelung 
berfelben  loerben  probaüones  legitimae  et  suf- 
ficientes  «ugelaffen.  —  SereitS  im  3.  1883 
(Slrc^it)  LIY  [1885],  45  ff.)  l^atte  bie  ^ropaganba 
tine  Instructio  cm  bie  SBifc^öfe  ber  bereinigten 
©toaten  Storbrnnerifa^d  gef  anbt,  loeld^e  eine  9lorm 
für  baS  SBerfol^ren  bei  e^e))ro)effen  toit  bei  ß^e- 
migelegen^eiten  fiber^upt  ent^ölt.  S)iefe  92orm 
tntf))ri(l^t  bem  gemeinred^t(i(^en  Serfal^ren,  mie 
baSjelbe  burd^  bie  Sonftitution  IBenebictS  XIY. 
Dei  miseratione  unb  bie  Instructio  8.  C.  Con- 
cilii  t)om  2.  «uguft  1840  (ard^io  XVI  [1866], 
467  ff.)  feftgefteQt  ift,  üereinfad^t  mond^e  gförmlid^- 
leiten  ber  frilberen  ürd^lid^  S^eprojefje  unb  toirb 
cid  ein  fummarifd^ed,  auf  bie  »efentlid^en  Slcten 
bed  ^rojeffed  befd^rönlteS  SSerfa^ren  angenienbet. 
Unter  bem  5. 3uni  1890  («rd^io  LXIU  [1890], 
542)  erlief  bie  Gongregatio  InquiBitionis  ein 
S)ecret,  burd^  meldte  ^e  für  bie  gfaUe,  in  benen  ed 
fid^  um  bie  9iullit&t  ber  ß^e  »egen  beS  gl^e- 
linbemiffeS  ber  SBerfd^iebenl^eit  ber  Steligion,  beS 
befte^enben  Sl^ebanbeS  (olfo  aud^  im  g^Se  ber 
SBerfd^oDenl^eit)  ber  Sermaubtfd^aft  unb  ber  92id^t- 
beobod^tung  ber  tribentinifd^en  SJorfd^rift  über  bie 
Singel^ung  ber  &)t  oor  bem  Pfarrer  unb  gtoei 
igeugen  ^anbelt,  Don  ber  IBeoba^tung  ber  3f5rm» 
lid^feiten  ber  Sonftitution  IBenebictS  XIV.  ent- 
binbet  unb  Derfügt,  ba^  bie  99ifd^öfe  enbgältig 
entfd^eiben  fönnten,  ol^ne  ba|  eine  9l))|>eDation  bed 
S^ebertl^eibigerS  unb  fibereinftimmenbe  Urt^ette 
gmeier  änftongen  tt)ie  bidl^er  l^erbeisufäl^ren  femer- 
|in  notl^menbig  fei  9(uf  Antrag  ber  ))reu^ifd^en 
Sifd^öfe  |at  bie  Oongregatio  8.  Officii  unter 
oudbrüdEIid^er  3uftimmung  beS  l^eiligen  Saterd 
unter  bem  16.  @e))tember  1891  (9rd^it)  LXVÜ 
[1892],  197)  erRört,  ba^  nid^td  im  SBege  fte^e, 
f  d^  in  bem  S^eproje^Derfa^ren  nad^  ber  Instructio 
l)om  ^a'fyct  1888  unb  bem  Decretum  t)om  3a^re 
1890  )u  rid^ten.  S)aefelbe  gilt  fflr  bie  Srabidcefe 
Sfreiburg.  S[n  biefer  Instructio  Dom  Saläre  1888 
^nb  bie  Seftimmungen  ber  Instructio  Dom  Sa^re 
1868  fiber  bad  SBerfal^n  }ur  geftfleSung  beS 
SübeS  eined  SBerfd^oDenen  aufgenommen.  & 
genügt  bemnad^  für  baSfelbe  boS  Urtl^eil  bed 
Sifd^ofefi  begm.  feine«  OfficialateS;  bie|  tourbe 
§ubem  in  einer  ßntfddeibung  ber  Gongregatio  In- 
quisitionis  Dom  6.  9Rai  1891  (Sr^iD  LXVII, 
386)  oufibrüdRid^  erllSrt.  pxmn  liegt  ein  Sort- 
fd^ritt  über  bie  Instructio  üom  Sabre  1868 
binauS.  @o  ergibt  ftd^  in  ber  ^ra^is  ber  römi- 
fd^en  Curie  eine  ftetig  f ortfd^reitenbe  enttt)idnung 
mit  ber  Xenbenj,  bie  Semeidfü^rung  unb  bafi 
tßerfol^ren  bei  ber  Xobederflärung,  foioeit  baoon 
im  iuriftifd^en  @inne  bie  Siebe  fein  jfonn,  ju  er- 


leid^tem.  (Sgl.  99auerl^b,  ^nftitutionen  bc8 
rbeinifd^en  (SiDttred^teS,  Sonn  1878 ,  §  S5  f[. ; 
ffol^n,  2)ie  bürgerliche  XobeSerRSrung,  im  9r(Jbi& 
für  fatl^.  «ird^enred^t  XLVm  [1882],  58  ff.; 
SAmmer,  änftitutionen  be§  fat|.  ftiri^enred^tf, 
2.  SufL,  Sfreiburg  1892,  531.  567;  Sat^ori^ 
""  inbbud^  befi  fran}ö|lf4en  Sioilrtd^tfi  I,  8.  tnfL, 
ibelberg  1894,  §  86  ff.;  r>.  6d^rer,  ^onb- 
^  be8  fiird^enred^tfi  U,  (Srog  u.  fieit^gig  1898, 
856  ff.)  l^.  3.  6*mit.] 

^besfttaie  l^gt  bie  genmltfame  Qenti^tung 
beS  SRenfd^enlebenS  burd^  bie  Affentlid^  (genutt 
gur  @ü^ne  fd^merer  SBerbred^en.  I.  3um  Sei^eik 
für  bie  3ulftf f  igteit  ber  XobeSftrafe  ia|t  fl^ 
au^er  ber  allgemeinen  Uebereinfiimmung  ber  SöU 
ler  1.  ibre  Siot^menbigfeit  geltenb  machen.  2)al 
SBerbred^en  bed  3Jlorbe8  finbet  nur  in  ber  XobcS« 
ftrafe  genügenbe  Slbfd^redung  unb  SSerbinberung; 
gegen  bie  glül^enbe  Seibenfd^ft  befi  f)af[ei  ober 
ber  Stad^fu^t  tt)irb  nur  biefe  furd^tbarjte  ber  itbi» 
fd^en  ©trafen  ©emalt  üben.  S)er  gefeUfd^aftUi^en 
Orbnung  ift  aber  ein  burd^greif  enbeS  3RitteI  gegen 
ben  ÜRorb  notbtoenbig,  unb  Darum  ifi  i^r  bog 
Siedet  ber  Xobedftrafe  guguerfennen.  S)a  &oit  bie 
®emalt  über  baS  Seben  geben  fonnte  unb  bie 
meltlid^e  Obrigleit  mit  ben  notJ^menbigenSRttttln 
gur  ßr^ltung  ber  Orbnung  auSrüfien  mufite,  fo 
bat  er  aud^  baS  Sted^  gur  Ser^dngung  ber  XobeS* 
ftrafe  Derlieben.  9Bad  Don  bem  9Rorbe  gilt,  ift 
aud^  Don  anberen,  bie  öffentlich  Ori)nung  f(^ 
f(^öbigenben  Serbred^ien  gu  fagen.  Sei  bem  übe^ 
legten  SRorbe  iebod^  tritt  bie  9totbtoenbigfeit  ber 
Xobefiftrafe  am  beutlici^ften  ^or,  unb  ouf 
ibn  befd^dnlen  aud^  bie  meif^n  ©efe^gebuiigm 
ber  9leugeit  i^re  Snloenbung.  5Die  menfc^lid^ 
©efellfd^aft  entlebigt  fid^  bed  gemeink^li^en 
!Dlitgliebe8,  mie  man  ein  fd^Sblu^ee  (Slieb  Dom 
Seibe  trennt  (8.  Thom.,  8.  th.  2,  2,  q.  64, 
a.  2 ;  q.  65 ,  a.  1).  S)ie  XobeSftrafe  ift  ni^t 
gegen  bad  ®ebot  ber  Siebe,  ba  fid^  ber  Siln- 
ber  beleihen  fann  ober  menigfienS  gu  fünbigen 
aufbort  %ud^  ift  ed  im  allgemeinen  nid^t  gum 
@d^aben,  fonbem  gum  Siutoi  beS  Sorteng, 
menn  baS  Unfraut  entfernt  mirb  (Dgl.  8.  Thom., 
ib.  q.  108 ,  a.  3  ad  1).  —  3|i  bie  £obe§ßrafe 
n>egen  ibrer  Stotl^toenbigfeit  für  bie  menfcblid^e 
©efeOfd^aft  Dor  ber  Semunft  gered^tfertigt,  fo 
mirb  i^re  Sulüfftgreit  2.  in  ben  Ouellen  ber 
Offenbarung  beftotigt.  3ni  Stten  Sunbe  mar  auf 
9Rorb  unb  einige  anbere  Serbred^en  bie  Zobd' 
ftrofe  gefegt  (®en.  9, 6.  (Es.  21, 12  ff.  £eD.24, 
17.  S)eut.  19, 11  ff.),  aud^  im  9leuen  Sunbe 
mirb  baS  ©d^mert,  b.  L  baS  Sle^t  über  £den 
unb  Xob,  ber  meltlic^en  Obrigfeii  auftbruAiti^  p 
erfamtt  (9tdm.  18, 4).  S)ementf)ired^b  b^rt  ber 
bl.  ^uguftinuS,  bie  SoQgiel^ung  ber  Xobcd{b»fr 
f  aSe  nicbt  unter  baS  allgemeine  Seebot  ber  Xfibtung 
eines  ÜReufd^en. — Snblid^  ift  3.  bie  WAtiflbit  ber 
Sinmenbungen  gegen  bie  XobeSftrafe  ein  Sctoett 
il^rer  Sered^tigung.  Seit  SRitte  beS  18. 3o^ 
l^unbertS  tourbe  oSerbingS  bie  SulüffigM  bet 


1825 


ZobeSfirafe. 


1826 


Zob^fiflrah  t)on  VttmSttn  geläugnet  Sonnen« 
fdS  in  Oeflmeid^  unb  SBeccario  in  atalien  (1764) 
xotAm  Ott  erße  tDinenfd^ftlid^e  Sectreter  biefer 
Sü^tung  genannt  Sis  gut  SRitte  beS  19. 3al^t- 
^nbertS  toor  fogot  bie  Zobefiftrofe  cm8  manchen 
®e|e|bä(!^  gef^vunben  ober  mürbe  mentgftenS 
iti^t  mel^r  DoDjogen.  3n  neuerer  3^  ^ot  bie* 
f  elbc  ober  tnieberum  mel^rfad^  ^ufnal^me  gefunben, 
190  fie  ttor^  obgefd^afft  toar.  ®egen  ben  Sin« 
tocm,  ber  3n)ea  (eber  Strafe^  bte  IBefferung, 
tocrbt  M  ber  XobeSftrof  e  t>txAUlt,  iji  }u  bemerlen, 
ba|  ber  €taat  mit  feinen  Strafen  iunft<l^fi  bie 
<Ei^a&img  beS  (Semeinnol^IeS  begtoedt.  UebrigenS 
fü^  bie  (Semil^eit  beS  nal^  ZobeS  ben  ttebel- 
t^ter  e^er  gur  reuigen  (Sefinnung  aß  Ieben§- 
Unglid^  (Sefftngni^.  9ud^  Iä|t  ftd^  ni(!^  ein- 
toenben,  bie  Sürger  l^dtten  bem  Staate  baS  Sed^t 
ottf  1^  Seben  nidSt  abtreten  fdnnen,  folglid^  befi^e 
er  (eine  ®enmlt  baruber.  Senn  bie  Staatsgewalt 
an  fi4  ift  nidbt  Srgebni|  einefi  SSertrageS,  f onbem 
fommt  üon  @ott  (gegenüber  ber  $e^au))tung, 
bie  ^inrid^tung  reije  gum  SBerbred^en,  ift  bielme^ 
feflgtt^alten,  ba|  Sie  Derbrec^erifd^e  Xl^  9la4- 
Qbntung  ^erüorrufi,  ttäl^renb  bie  ftrenge  Strafe 
nur  geeignet  ifl  abgufd^redten.  9Benn  femer  bie 
ZobeSftrafe  als  ungered^t  begeid^net  »irb,  tteil  fie 
bai  menfd^Iid^  Seben  einem  fremben  Smedte  unter- 
orbne,  n^eil  fie,  in  fid^  einer  Steigerung  unfäl^ig, 
bie  Derfd^iebene  Sd^ulb  nid^t  nadj  ®ebflbr  ftraf e, 
unb  meil  fte  ben  ÜRenf  d^en  einem  ungetoiffen  3en- 
feitS  fiberliefere,  .fo  ift  gu  entgegnen,  ba|  bie 
ettigen  ®üter  bed  SJlenf  d^en  unüerle^  bleiben,  bie 
geitlii^en  ober,  mit  änbegriff  beS  fiebenS,  bem 
®efommtn)o^te  untergeorbnet  fbtb,  unb  ba^  ber 
fUtenfd^  burdd  fein  Serbred^en  ben  fernem  ®enu^ 
berfelben  t)ertDir{t  ffoL  Serbient  ein  SJerbred^m 
bie  XobeSftrafe,  fo  ttirb  biefe  nid^t  ungered^t, 
toetl  eS  ffir  ein  f^IimmereS  SBerbred^m  feine 
flrmgere  ^l^nbung  gibt.  2>ie  UnooOtommm^eit 
menic^n^er  Sere^tigfeitfipflege  fd^tie^t  bie  ®Ieid^« 
bett  ber  Strafe  mit  ber  änbiDibualitat  beS  SSer- 
bred^enS  au8.  Snbtid^  if[  baS  imfeitige  2)afein 
nur  ffir  ben  S^eifler  in  oöSige  Ungetoi^l^it  ge- 
)filt;  ber  glöubige  Sl^  mei|,  ba^  aud^  nad^ 
einem  SBerbred^erteben  bie  reumfitbige  Vorberei- 
tung bem  Xobe  feine  Sd^redCm  nimmt  Snblid^ 
fol  bie  Unmdglid^feit,  einm  oorgebmmenen  3rr- 
ibum  ttrteber  gut  gu  mad^en,  ber  XobeSftrafe  ent- 
«egenfte^en.  Sie  aRöglic^feit  beS  Srrt^umS  ift 
cHerbmgS  üorl^anben,  mag  biefelbe  unter  georb- 
neten  Kecl^oerbältniffm  aud^  gering  fein.  2)od^ 
tntfd^eibet  biefelbe  teineSmegS  gegm  Die  XobeS- 
fhofe,  bo  üiiäf  onbere  Strafen,  g.  SB.  anbouembe 
ober  gar  lebenSlänglid^e  3ud^t^8ftrafe ,  bem 
Unfdftttibigm  nid^t  erfe|t  merbm  (önnen.  3)ie 
tnmerbimie  Strof e  ftnrn  fid^  bem  Unfd^ulbigm  gu 
emigcm  Serbienfte  iierRären. 

IL  Sie  Snmenbung  ber  XobeSfirafe  im 
<E{ngdnen  ifi  bem  Sd^manfm  ber  moralifd^en  unb 
cuttureQm  Ser^ftltniffe  ber  SBöRer  untermorfm. 
<Hnige  SRmf«^  merbm  freili^  immer  nur  burd^ 

mx^txMXou,  XL  2.  Kud. 


bie  XobeSfirafe  k)on  neum  IBerbred^en  abgefd^redtt 
merben,  unb  begl^olb  loirb  biefelbe  niemals  gftng« 
lid^  befeitigt  Werben.  Vuf  l^öberm  Sultur^en 
mirb  iebod^  nid^t  nur  bie  barbarifd^  SuSffibnmg 
ber  Strafe  einer  möglid^jifd^merglofen  unbjd^nel- 
Im  toeid^en,  fonbem  aud^  bie  3abl  ber  gföfie,  bei 
bmm  fie  gur  Snmenbung  lommt,  geringer  fein 
(über  bie  XobeSftrafen  im  9.  X.  f.  b.  9rt.  Strafm, 
ob.  852  ff.). — SaS  beutf  d^e  SReid^Strof  gef  e^bud^ 
beftimmt  bie  XobeSftrafe  (§  211)  ffir  ben  k)olI- 
mbetm  !Dlorb  fiberbaufit  unb  ferner  (§  80)  ffir 
bm  SDtorbDerfud^  an  bem  ftaifer,  an  bem  eigmen 
SanbeSl^erm  ober  ttä^renb  beS  Sufmtl^alteS  in 
einem  IBunbeSftaate  an  be|fen  SanbeSberm ;  bann 
für  9DH|braud^  bon  St)rmgftoffm,  menn  oaburd^ 
ber  Xob  eines  SRmfd^m  l^erbeigefü^rt  mürbe  unb 
biefer  Srf  olg  borauSgefebm  merbm  bunte  (Steid^ 
gefe|  o.  9.  3uni  1884) ;  enblid^  fiebt  XobeSfirafe 
toabltoetfe  mit  anberm  Strafm  auf  Seranfialtung 
ober  %nfübrung  eineS  StretfgugeS  gum  3tt>edte 
beS  SHaomraubeS,  menn  burd^  biefen  ber  Xob 
einer  ber  ^erfonm,  gegm  meld^  ber  Streifgug 
untemommm  mürbe,  bemrf ad^t  morbm  i{t  (Stek^S- 
gefe(  o.  28.  3uli  1895).  3n  Oefterreid^  merben 
mit  bem  Xobe  beftraft  dod^oenatl^,  mmn  baS 
Serbred^m  gegm  bie  !ßerfon  beS  ffaiferS  ober  bie 
Ausübung  feiner  StegiemngSred^te  gerid^tet  ifi,  ober 
in  Ur^ebeirfd^aft  begm.  unmittelbarer  SOlitmlrbmg 
gu  anberm  ^od^oerrfttberif  d^m  Unteme^mungm  be- 
liebt (Strafgefe^  §  59,  Lit  a  u.  b) ;  femer  bei 
DoObrad^tem  ÜRorbe  ber  Xb^ter,  eefleSer  unb  bie 
unmittelbar  3)litmirlmbm  (Strafgefe^  §  136);  fo- 
banngemiffelBerbred^m(§85),  mennbabeiberXob 
eines  SRenfd^m  erfolgt  i{l  unb  biefeS  DorauSgefebm 
merbm  tonnte,  namlid^  öffentlid^e  ®emalttbfitig- 
feit  burd^  boshafte  IBefd^äbigung  fremben  (Eigm- 
tbumS  (§  86),  öffentlid^e  ®emaltt]^gfett  burd^ 
boSbafte  ^anblungm  ober  ttnterlaffungm  unter 
befonberS  geföbrlid^m  Serl^cStniffm  (§  88),  unb 
IBranbregung(§  167),  festere  überl^i^t  fd^onbann, 
mmn  ber  Sranb  burd^  bef  onbere,  auf  9}erbeerungm 
gerid^tete  3nfammenrottungm  bemidt  morben  ift 
(ebb.);  mblid^  rüuberifd^er  Xobtfd^Iag  für  ale, 
meldte  gur  Xöbtung  mitgemidt  b^bm  (§  141). 
Sie  Vnmenbung  ber  XobeS|trafe  ij^  nodb  f üufiger 
im  ffriegSred^t,  beim  fianbred^tlU^m  SSerfa^rm 
unb  na^  bm  9)lilitörgefe|en.  Sie  Sollgiebung 
ber  XobeSfirafe  gefd^tebt  in  bm  alt)rrm^ifd^m 
^oingm  burd^  baS  Seil,  in  ber  Kbeinprooing, 
in  Sarmfiabt,  Sad^fm,  Sa^em,  SBürtemberg, 
SBabm,  SBeimar,  SonberSbaufm,  Coburg,  ^- 
not)er  bur^  bie  ®uüIotine;  in  Oeflerreid^-Ungam, 
Snglanb,  9lu^(anb  unb  einigm  ber  Sereinigtm 
Staaten  bm:d^  bm  Strang.  Spanim  1^  bie  (Bar- 
rotte (SBürgeifm)  beibebalten.  3m  Staate  9tem 
^orf  mürbe  t)or  ffurgem  Sldftridtöt  mt  Xbbtung 
oermmbet  9Iad^bemffriegSred(|t  finbetberSolU 
gug  bfiufig  burd^  Srfd^ie^m  ftatt.  Sie  ^inrid^tun^ 

Sefd^ie^t  in  neuerer  3(it  in  einem  umfd^Iojfmm 
laume  t)or  mmigm  3^gnt  Ontramuran^in- 
rid^tung).  Sie  XobeSfbafe  mürbe  abgefd^fß  ii^ 

68 


1827 


Xobfünbe  —  Xobtenfiefd^toBrung. 


1888 


^tumänten  (1864),  in  i^oQanb  (1870),  in  ein* 

tinen  ftantonen  ber  Sd^mei^  unb  in  einigen 
Staaten  Storb*  unb  Sübamerifa'S.  S)ie  SoS« 
^iel^ung  unterblieb  frtt  1843  in  Portugal,  feit 
1877  in  Stalten,  feü  1863  in  SBelgten  unb  in 
9{omegen.  S)q8  itolienifci^e  @trafgefe|bud^  unb 
bei;  normegif^e  Sntnurf  l^en  bie  XobeSflrafe 
nid^t  aufgenommen.  3n  ber  @c^mei)  lommt  fie 
i»on  iBunbed  toegen  für  politifd^e  äJerored^  nid^t 
)MX  ^nmenbung,  bod^  mad^en  numd^  Itantone 
(^ebraud^  bat^on. 

IIL  2)ie  Air d|e  gibt  bie  Sered^tigung  ber 
Zobedjlrafe  }u^  unb  nad^  bem  oben  ®efagten  mu| 
fle  bie  @eu>alt  über  Seben  unb  %oi  in  Ueberein- 
^mmung  mit  ben  Duellen  ber  Offenbarung  ber 
Cbrigfeit  lugefteben.  2)em  ®eifte  ber  ftird^e  ift 
es  entfpred^enb,  ba|  bie  Sdffi  ber  XobeSurti^eUe 
befd^rönft,  il^re  lludfübrung  Don  bem  SBeimerf 
lange  bauember  Dualen  befreit  mirb,  aber  einen 
grunbfa^Iid^en  SBiberfprud^  fann  fu  nid^t  gegen 
bie  Strafe  felbft  erl^eben.  9118  bie  äBalbenfer  bie 
XobeSftrafe  oIS  unftttlid^  Denoarfen,  na^m  3nno» 
cenj  in.  1210  in  baS  Sefenntni|  ber  Krd^Iid^en 
Sebre,  meld^ed bei il^rer ^udföbnungmit ber ihrd^e 
Deiäongt  iDurbe,  ben  @a|  auf :  „%on  ber  tt)elt- 
lid^en  S^eioalt  bel^aupten  mir,  ba|  fte  ol^ne  Slob« 

iänbe  ein  blutiges  Urtl^eil  DoDftreden  fann,  fofem 
ie  sur  IBer^ängung  ber  Strafe  nid|t  aud  6a|, 
onbem  nad^  Sted^t,  nid^t  unbefonnen,  fonoem 
mit  Ueberlegung  fd^reitet"  (Denzinger,  Euch, 
n.  871).  (Es  möre  ein  unbered^tigteS  Sugeftönb* 
ni|  an  ein  Derfel^rted  9)litleiben,  meld^eS  nur 
ir  ben  SBerbred^er  fäbtt,  bie  Opfer  ber  @rau- 
tmleU  unb  bie  ®efa^  für  ba8  Seben  Unfd^ul« 
>iger  ^u  oergeffen  fd^eint.  Sl^ren  Glerilem  l^at 
bie  ftird^e  aOerbingS  k»erboten,  an  ber  f^ung 
ober  iBoH^iel^ung  beS  XobeSurtl^ileS  tl^eiljU' 
nebmen  (f.  e.  29.  30,  0.  XXm,  q.  8 ;  c.  5.  9 
X  3,  50),  unb  bie  SuSübung  ber  be)eid|neten 
^anblungen  bat  bie  Snegularitöt  (f.  b.  9Irt.)  )ur 
S^Ige.  3ft  iebod^  ber  @eiftlu!^e  }ugleid^  meltlid^er 

terrfd^er,  fo  fann  er  burd^  feine  ^Beamten  bad 
obeSurtl^eil  fpred^en  unb  boüjiel^en  laffen,  ol^ne 
ber  Irregularität  in  DerfaHen  (c.  8  in  VI  S,  24). 
9!idU  ol^  aud  ^ebenfen  ^egen  bie  Xobedftrafe 
felb^  fonbem  meil  ein  ÜRitmirfen  bei  berfelben 
mit  bem  geiftlid^en  Serufe  meniger  Derttdglid^  ift^ 
tourbe  bie  genannte  Sneaulorität  auf gefteOt  aBenn 
bie  ftird^e  aSU,  bie  bei  emem  £obe§urt]^eiIe  tpig 
o^mefen  finb,  t^om  S)ienfte  bed  SUtared  au8fd^Iie|t, 
{d  folgt  boraud  nod^  nid^t,  ba|  biefe  Strafe  nid^t 
aud^  non  ibr  oerbangt  merboi  lönne.  S)a6  ber 
fiird^e  ttirflid^  baS  Xed^  jutomme,  für  fd^mere 
^gel^en  gegen  bie  religi5{e  Orbnung  traft  eigener 
SRad^  auf  Xob  }u  erfennen,  ip  mel^rfad^  be]^au|)tet 
morben;  bodb  U|t  ftd^  bie  %otbn)enbigteit  eines 
folcben  Sted^teS  nid^t  nad^meifen  unb  anq  ouS  ber 
Offenbarung  gel^t  biefe  9efugni|  nid^t  tlor  ber- 
t)or.  2)ic  ffird^  l^at  ftd^  bamit  begnügt,  oen 
Sd^ulbigen  bem  toettlid^  Srm  }u  überliefern 
^^i  ber  ^tte,  baS  Seben  beS  Sßerurtl^eilten  ju 


fd^onen;  ber  meltlid^e  Sid^t«  ber^gte  bona« 
ber  99itte  ungeachtet,  nad^  ber  ganzen  Strenge 
beS  meltlid^en  ®efe|eS  bie  Strafe.  (SgL  Song« 
^rft,  in  b.  Stimmen  auS  SRaria-Saadb  XVIII 
[1880],  91  ff.;  t>.  Sifjt,  ffieutfd^cfi  Stwfred^t, 
7. 9ufl.,  Serlin  1806, 236  ff.;  Sotbrein,  Sbrd* 
))]^iIofo|)^ie  II,  8.  luß.,  greibucg  L  Sr.  1898, 
643  ff.)  [3of«  SaurentiuS  &  J.J 

Afinbt^  f.  Sfinbe,  ob.  955  ff. 
bie  S^anOf  f.  Vmortifotton. 
bim,  tluferfle^ung  bet,  f.  Sufer» 
fiel^ung  beS  Sl^f^eS. 

$obf  etuuiU,  f.  Unniberforium,  Segrü&n£|  nnb 
Siequienu 

tobieiitefiftiDtoiiig  (9Ieaomantie,  an  mor* 
tuoB  evocandi,  magica  evocatio)  ifi  eine 
^auptform  ber  SBabtfagerei  (f.  b.  9rt.)  unb  n)nrbe 
burc^  Sauberer  ober  SSßa^rfager  ausgeübt,  bie  ent* 
meber  {elb|l  ben  (Seift  eineS  Sbgeftorbenen  ober 
einen  S^ämonen  ^Kitten  ober  einen  fold^en  herbei- 
rufen fonnten.  ^er  (Slaube  an  biefe  ftui^  bot 
bie  unerfd^ütterlidbe  Ueberjeugung  tion  einer  93er« 
binbung  ber  3Renjd^  mit  ben  ienfeitigen  (Beifirm 
unb  Don  einem  o5^em  üBiffen  ber  ®eifiet  über 
bie  Sufunft  sur  SBorouSfejfung.  Obmol^  in  ben 
alteren  Zbeilen  beseiten  tefkmenteS  ber  ®Iaube 
an  bie  Unfterbtic^feit  jel^r  ^rücftritt  uab  bie  Sor» 
fteSungen  bon  bem  fd^atten^ften  ^liübcn  ber 
Seelen  im  Xobtenreime  febr  ntebrig  macen ,  fo 
fonnten  bie  äSroeltten  ood^  oem  algemetnen  Suge, 
burd^  92ecromantie  bie  3ubinft  m  erforfdben,  nid||t 
miberfiel^en.  Sie  jal^Ireid^en  iSerbote  (Seo.  19, 
31;  20, 6.  27.  3>ettt.  18, 11)  bereifen,  ba%  ber 
Slbergloube  ber  l^ibnifdfien  Umgebung  mäd^g  auf 
fie  einmirfte.  S)ie  gemö^nlu^e  Sejeid^nung  bcS 
SobtenbefcbmbrenS  ijl  ^'le«,  boS  in  ber  Xegel 
(llmal)  mit  -^yni  Oerbunben  ifL  Se]^ere8  be^ei^ 
net  ben  SBiffenben  ober  ben,  ber  etmaS  miffen  \a^, 
inf of em  er  im  93ert|e  eines  SBa^rfogegeifteS«  eines 
i;uBa>v  ober  xn^süfia  tou  iru&Koyo^  (Set).  19,  81 ; 

20,  6.  2)euL  18, 11.  1  Sam.  28,  3.  9.  4  ttitL 

21,  6;  23,  24.  2  $ar.  33,  6.  3f.  8.  19; 
19,  3)  iji;  Seo.  20,  27  tt^irb  ber  Skil^tfage» 
geift  felbft,  alS  ein  M  miffenbeS  Siefen»  fo  ge« 
nannt  2)aS  (ebräif^e  a^K  ig  )unad^p  ber  bem 
ÜRenfd^en  einmobncnbe  Soubergeift,  ein  Sdmos 
ober  Der  (Seift  eineS  Xobten,  ber  in  ben  S^}fa 
eines  9RanneS  ober  SEBetbeS  feine  Sobmmg  auf* 
gefd^Iagen  ^tte  unb  mit  ben  !Berftorbenen  in 
SBerbiiwung  ftanb  unb  bie  Zobten  {U  befd^R^iten 
mu^te.  Saul  forberte  Don  ber  $ese  Don  (Enbor, 
bie  fyxm  eines  a'in  genannt  toirb  (1  Sanu  28, 7; 
fi{|I.  Set>.  20,  27.  Sbeut  18,  11):  «SBo^ge 
mir  mittels  beS  a*)»  unb  Bringe  mir  belauf,  ben 
id^  bir  fage"  (1  Rl^ru  28,  8).  S)a^er  ift  einen 
a*:»  befragen  fooiel  olS  bie  lobten  befragen 
(ffieui  18, 11.  3f.  8, 19),  unb  SNt  b^idftnet 
aud^  ben  Xobtenbejc^ttSrer.  SBenn  audb  biefe  Se- 
beutung  beS  mit  einem  (Seifle  auSgrcfißeien  SHc<* 
biumS  Darauf  bingumeifen  fd^int«  ba|  ber  ob^ 
gefi^ebene  (Seift  c&er  ber  SDomon  bem  SUcbium 


1829 


Xobteniefd^iDSrung. 


18S0 


tisiDO^e  (Mt  Vt)e.  16, 16)  imb  nad^  Stt  bet 
bd))(if4en  $i)t^  »eidfage,  fo  barf  man  bo^ 
mc^t  mit  bm  Zabmtbifteii  itnb  ben  ffraterm  9tab- 
Uiien  bic  attte|tameiitli<!l^  Sobtenbej^mtot 
IMäßäi  Ott  Scnipem  bdrad^,  mel^e  bm  l^r« 
uufbel^bmonstcsi  Zobtengeifi  auft  i^aid^fell^dldleii 
rcbm  Re^nu  3)eim  1  Aös.  28, 11  ff.  iß  oocauS- 
l^e|t,  bo^  bct  l^eroufbefd^morrne  Xobtc  oor  bem 
Scfd^mimibm  crf^cn.  aOerbingH  Mi  nur  bic 
^tJBt,  xotUft  jid^  n{(^t  mit  Soul  unb  feinen  93e« 
gteUem  im  ndmlid^n  Sinuner  befanb,  bie  Sr- 
V^Kinung,  aber  Soul  l^rt  bod^  bit  Stimme 
6atttteI9  unb  untmebet  ft(^  mit  Ü^m.  Sud^  mar 
ber  ^ese  felbß  bic  mitllld^  Srf^einnng  6amuett 
mcdoartet,  unb  bief e  i{t  iebenfoM  auf  eine  be- 
fottbeit  SSeronpattung  (Botted  gurfitbufü^ren;  aber 
iotmer^ia  ge^t  borouS  l^ect^or,  bo|  bie  Zobten« 
befd^drer  nid^  blo^  auft  bem  il^nen  einmo^nenben 
wtfie  ma^rfoaten,  fonbetn  aud^  abgefd^iebene 
Seelen  ^eroufoefd^dren  moOten«  69  mu^  aud^ 
oui  onbrnn  Stellen  gefd^Iojfen  merben,  ba|  M 
bcn  8ef4n>Arttngen  bad  Seme|men  ber  bef^mo- 
renen  Xobten  als  baS  SBefentKd^lte  goU.  3l^re 
Stimme  Bong  (eife  unb  bum))f  ton  ber  Srbe  l^r, 
gM  bem  Ddgli^en  3mitfd^m  ber  SBögel,  bem 
wirren  ber  Xanbe,  bem  ffnurren  beS  Sömen  ober 
bumpfct  menfd^Iid^  IHage  (Dal.  j.  9. 3{.  8, 19 ; 
29, 4).  S)e|^  moUte  man  baS  SBort  a^«,  mel- 
fy§  nid^  me^r  al8  ber  «3uru(Hel^renbe''  (reve- 
nant)  etfUrt  toerben  fann,  toeil  ed  in  erfter  Stnie 
ben  0eiß  beS  9Rebium9  bebeutet,  oon  bem  l^ol^Ien 
9ant,  Ut  bum}if  tönenben  Stimme  berleiten,  aber 
biefe  9ebeutung  „^Ifl  Dingen''  Iä|t  ftd^  nid^t 
■m^tocifen.  Ob  eine  affobifd^e  SBurad  ubi, 
«fft^rifd^  abatmr,  abatav,  b.  L  d^nfultotton  ober 
Sefd^mtnmg,  be9  a^t«  angunebmen  Ift  ($aul 
Sc^ol),  ®b|enbien{l  unb  3<ntbermefen  bei  ben 
oltcn  ^brftem  unb  ben  benad^barten  935Ifem, 
Se^Ourg  1877,  91),  mu|  babingeftent  blei* 
ben*  Sagten  ift  bemerfenSmertb,  ba|  in  bem 
4dbSifd^  ^elbengebid^t  ton  (SilgameS  Ojbu- 
bar),  mAi^  an^  bie  Sintfluttrabition  enthält, 
eOgomci  bie  (Sdtter  befd^mört,  i^m  ben  ®eif} 
feine«  Senoffen  ßobani  oud  bem  ®rabe  )u 
f^idm,  um  ober  bai  SenfeitS  gu  berid^ten.  S)er 
QMfi  ttfd^  ibm  aud^  mimidft.  S)ie  LXX  fiber- 
fc^  3^M  mit  tjxa<n^[Uibo^,  Säaud^bner,  unb 
bcmetlm  gu  af.  8, 19  erfläxenb:  „bie  ouS  bem 
9au4t  reben''.  3ofepbufi  (Antt  6, 14, 2)  fd^Iie|t 
^  ibnen  an,  unb  bie  ftinbenfd^riftjleOer  ftim- 
men  bei  (Jost  DiaL  105;  Orig.  0.  Gds.  5,  9 ; 
In  Kam.  hom«  16,  n.  7;  In  1  Beg.  o.  28, 
luNiL  2:  De  engastrimytho ;  Theodor.  In 
1  Beg.  qoaeet  63;  Ena.  Gomm.  in  Ib.  45, 
21  aq.),  obne  aber  bamit  ben  lounberbaren  (SX^a» 
lafter  ber  ßrfd^nung  Samueld  preidgeben  gu 
ttoOen.  CrigeneS  meist  oOe  Sinmänbe  gegen  bie 
mtrfli^e  (Erf(^ung  Samuels  jurfid.  SIemend 
ton  Slejanbrien  berid^tet,  ba|  neben  anberen 
SBol^agem  bie  SSaud^tebner  «j[e|t  nod^  bei  ben 
SReiftenoerebd''  feien^unbf^rid^tooneinem  «,baud^- 


rebenben  Zeufel'  (Coh.  ad  Oraec  2 ;  Paed.  2, 1). 
Sud^  ^ieronqmuS  (Comm.  in  la.  8, 19  sqq.)  er« 
nftrt  bie  IßQtbonen  burd^  baS  Soiufireben  (DgL 
Plni  De  de!  or.  9).  2)odi  lä^  fid$  im  dafft- 
|d^  aittertbum  fein  3ufammenbang  gloifd^en  oer 
IBaud^bnerei  unb  ber  Zobtenbefd^toörung  nad^- 
meifen,  obmobl  iene  fd^on  gur  Seit  bed  %riftopb<uied 
unb  ^it>)>ofrated  aß  ffunft  getrieben  mürbe.  ÜRan 
W  alfo  in  ben  LXX  ba«  ättefh  3eugni|  für  biefe 
Srflörung  ber  Zobtenbefd^mörung.  3m  claffi« 
fd^en  SItertbum  finbet  fid^  aud^  baS  9Rebium  nid^t 
fo  betbettigL  Sld  ijfpta  tarn  bie  bid^terifd^eSe- 
fd^eibung  ber  Befragung  bed  ZirefuiS  burt^ 
Ob^ffeud  im  elften  Sud^  ber  Ob^ffee  betrad^tet 
merben.  Sie  Xobtenbefd^mörung  fanb  in  ber 
Stege!  an  Orten  ftott,  an  meld^  eine  Sierbinbung 
mit  ber  Untermelt  gu  befielen  fd^ien,  namentliiib 
in  ^bblen,  bie  aK  Singönge  gum  OrcuS  galten, 
ober  in  üuQonifd^  (Seaenben,  am  9(d^on,  am 
See  Somo«  in  Xb^rotten  (SpiruS),  bei  C>eraIIea 
an  ber  ^ropontiS,  gu  $bt9<^i<i  iu  Srcabien,  am 
iDemer  See  in  dampanien,  gu  Xänarum  in  2ap> 
bnien.  SRan  bi^t  bie  ^ilfe  ber  unterirbifd^ 
(Bötter  für  baS  befte  SUttel,  me^b^^Ib  man  biefe 
burd^  0))fer  gu  geminnen  fud^te.  Oft  mirb  bet 
ihmbenopfer  att  geeigneter  SRittel  babei  gebadet 
SpoSoniud  bon  X^a  foQ  burd^  magifd^e  ftünfte 
bie  Seele  eines  gemorbeten  Jhtaben  getoonnen 
baben.  Sicero  mirft  bem  SktiniuS  tor:  ^2)tt 
pficgfl  bie  ®eifter  ber  Serfiorbenen  gu  befd^mören 
unb  ben  ®öttem  ber  Untertoelt  bie  Singemeibe 
ber  ffnaben  gu  opfern''  (In  Vatin.  6).  Sogu 
fom  bie  ^Befragung  ber  Zobten  im  Xraum  unb 
bei  ben  ®rabem,  moju  gleid^foUd  Opfer  bebilflid^ 
tooren  (S)ö&inger,  ^eibent^um  utd)  ^ubentbum, 
Stegendburg  1857,  194.  659  f.).  £8  gab  neben 
ben  mit  ^rieflem  auSgeflotteten  9nftalten  für 
Stecronumtie  ($fQd^opompeien)  aud^  gabireidbe 
92ecromanten  ober  SfQd^agogen,  9Ragier,  meldje 
baiS  ®efd^Qft  ber  Xobtenbefd^mörung  trieben  (Lu- 
can.  PhanaL  6,  420  sqq.  529  sqq.  706  aqq« 
761  sqq.;  Jusi  ApoL  I  o.  18;  Tert  De 
anima  57 ;  ApoL  23).  2)ie  fiaifer  9lero  unb 
SaracaÜa  nabmen  gu  i^nen  ibre  Sufbtd^t:  {euer, 
um  bie  ermorbete  SRutter,  biefer,  um  bie  Qteifter 
feines  Soterd  unb  SBruberft  gu  fübnen  (Suet, 
Ner.  84;  Die  GaaaioB  77,  15;  OgL  Hero- 
dian.  4,  12,  8  sqq.).  Sulionud  unb  (Sagabal 
Qe^  bobei  itinber  fd^Iad^ten  (Dio  Cassins  73, 
16;  79,  11).  3)ie  9leupIatoniIer  fud^ten  bie 
9iecromantie  neu  gu  beleben.  9ud^  bei  anberen 
SöOem,  benSeg^ptem  Of.  19,  3),  Sab^Ioniem 
(Lucian.  Menipp.  6  sqq. ;  Maimonidea,  More 
Nebuchim  3,  37),  $erfem  (Siarabo  16,  2,  39), 
mar  bie  Xobtenbef(bU)örung  bebmnt  (ogL  Sd^nei* 
ber,  S)er  neuere  @eifierglaube,  2.  9im.,  ^^ober« 
bom  1885, 51  ff.).  $feubo«eiemenS  (Hom.  1, 5) 
ergdb^,  Don  S^oeifeln  über  bie  Unfterblid^Ieit  ge« 
quölt,  b<^be  er  ftd^  burd^  ben  SnblidC  einer  abge- 
f d^iebenen  Seele  (Settri^b^  torfd^affen  moQen.  Sr 
gebod^te  nad^  Seg^pten  gu  reifen  unb  bort  einen 

Ö8" 


1881 


Xobtenbefd^toörung. 


1832 


gauBerer  ju  einer  lobtenBefd^wörung  gu  Bemeßen. 
®te  ©teile  3f.  65, 4:  „@ie  ^tn  tn  ben  ©rä- 
bem  unb  übemadöt^  o«  t)ertoQ^rten  (gel^eimen) 
Orten",  fd^ilbert  bte  bob^Ionifd^e  lobtenbefd^ttö- 
rung  ö|nlid^,  toie  fie  bei  ben  clojfifd^en  Sößem 
üblid^  toax.  ^teron^mug  bemerft  ba^u,  bie  93e- 
fd^toörer  l^ötten  fdj  in  ben  (Bräbem  unb  lempeln 
auf  bie  miSgebreiteten  Qfette  ber  Ojjfert^iere  jd^Iafen 
gelegt,  um  burd^  Iräume  boS  Sufünftige  ju  er» 
fal^ren.  Sieg  tl^öten  bie  Reiben  nod^  immer  im 
Sempel  beS  9e8cuIop  unb  vieler  9nberen,  meldte 
nid^tS  ainbereS  ül8  ©robl^flgel  feien.  —  «uf  ben 
Unterf^ieb  jmifd^en  Seelen  unb  ®ei{lem  lannman 
leinen  großen  SBertl^  legen,  meil  ber  ^l^nencult 
ungemein  verbreitet  unb  mit  bem  ©eifiercult  Der- 
bunben  mar.  „S)le  fogen.  3)ämonen  fmb  ®eifter 
böfer  Sllenfd^en,  meldte  unter  bie  Sebenben  ge- 

g^ren  finb,"  fogt  3ofep]&u8  (BeU.  Jud.  7,  6,  3). 
ei  ben  9?aturt)öl!em,  befonberS  bei  ben  9?egem, 
l^at  bie  Serel^rung  ber  SSerftorbenen,  ber  Sll^nen- 
cult,  faft  bie  ganje  Sleligion  öerbrängt.  ©ie  fmb 
fiberjeugt,  ba|  bie  ©eelen  ber  %bgefd^iebenen  nod^ 
in  il^rer  Sttäl^e  mellen  unb  il^nen  §elfcnb  jur  ©eite 

Stehen,  gbenfo  glouben  fte,  ba^  biefe  ©eelcn  Wie» 
er  in  üoHfommener  „SDlaterialifotion*'  erfd^einen, 
unb  Italien  bie  SSBetgen  oft  für  fold^e  Srfd^ei- 
nungen.  3e  mel^r  ober  ber  9taturmenfd^  t)on  ber 
9tatur  unb  il^ren  ftrdften  abl^öngig  unb  geneigt 
ift,  überaO  ben  (Sinf[u^  böfer  ©eifter  anjunel^men, 
befto  eifriger  ftel^t  er  ft^  nad^  ^ilfe  um,  biefe  feinb- 
lic^en  (Semalten  gu  bannen.  S)agu  bat  er  feine 
Sauberer  unb  ©d^amanen  (f.  b.  9lrt.  ©d^aniS« 
muS),  ba^u  fud^t  er  aber  aud^  bie  ©eifter  feiner 
Wpxtn  ftd^  bienftbar  ju  mad^en.  UeberaÜ  if!  bie 
92ecromantie  mit  ber  SRagie  berbunben.  2)ie 
Sauberer,  meldte  für  i^ren  Seruf  befonberö  auS- 
gebilbet  merben,  Verfemen  fid^  burd^  tunftlid^e  SRittel 
in  einen  Suftanb  ber  IRaferei,  um  ben  ®eijt  ju 
befd^mören  unb  ^u  befragen,  ^ud^  bie  d^inefifd^en 
Sauberer  laffen  nad^  Snrufimg  ber  S)ftmonen  bie 
®  eflalten  ber  beröonagenbften  SKänner  iljrer  ©ecte 
ober  i^  @dtter  in  ber  fiuft  erfd^einen.  SHe  in- 
bifd^en  ^afirS  imb  ^oginS  rühmen  ftd^  ber  ^ilfe 
il^rer  9l]^nen,  ber  ^itrl  IHefe  bem  mobemen 
©piritiSmufi  (f.  b.  %rt.  ©))irituaIigmuS)  ber- 
manbten  Srfd^einungen,  meldte  auf  bem  ®Iauben 
ön  bie  S^ortbauer  nad^  bem  Xobe  unb  auf  bem 
iBerlangen  eined  nid^t  blo|  moralifd^en,  fonbem 
ftd^tbaren,  materialiftifd^en  Serfe^rd  mit  ben  9b> 
geworbenen  jum  S^^^  l^öl^erer  Srfenntni^  unb 
oejf em  ©d^u^ed  berul^en,  aber  ben  geiftig  unb  fitt- 
ti^  gefunlenen  Suftanb  bed  9Renfd^en  in  ber  SBabI 
ber  SRittel  geigen,  l^aben  mie  bei  ben  3uben  tro^ 
ftrenger  Serbote,  fo  aud^  bei  ben  ©Triften  immer 
mieber  ®Iäubige  gefunben,  unb  ivoox  um  f o  mebr, 
ie  mebr  bad  fefte  ®otü>ertrouen  unb  bie  Hoffnung 
auf  baS  äenfeitS  gefd^munben  toaren.  S)te  ißecro« 
mantie  ift  ein  Ueberbleibfel  eines  alten  unb  all- 
gemeinen Aberglaubens  unb  mirb  nie  ganj  au§* 
fterben.  Sie  ffird^entiater  l^ielten  bie  beibnijd^e 
Säuberet  nidjt  für  lauter  ®etrug,  fonbem  für  SBir- 


hingen  ber  b5fen  ®etfier,  toeU^  Unteren  ft4  aud^ 
in  ber  ®eftalt  lieber  Xobten  att  treue  unb  tier- 
traute ©d^u^eifter  jeigten,  um  bie  3Jlm\d^m  gu 
l^lntergel^en.  Sei  ®rie(^en  unb  9lömem  toie  bei 
ben  l^eutigen  9laturt)dIIem  bebtenten  fid^  bie  3^^" 
berer  ber  bef^morenen  ®ei{ter  unb  anbetet  No- 
monen mand^mol,  um  il^re  gfeinbe  ]u  qufilen, 
ibnen  ©d^merjen,  ftranfbeiten,  ben  Xob  )u 
(^idCen.  ©old^er  S^^uber  mürbe  ou(^  bun^  Se- 
d^mdrungen  geübt,  bie,  auf  SIeitafeln  gef^tieben, 
n  ®räber  niebergelegt  mürben.  Sa^er  fui^te 
man  bie  ©eißet  buri^  ©penben  unb  Opfer  ju  bc- 
fd^mid^tigen  unb  in  ®rabfd^ften  um  ©d^onung 
angufleben.  3nt  ^eienmefen  (f.  b.  Stt  f>exen) 
mud^erte  ber  alte  Aberglaube  fort  Set  (Skmbe 
an  fold^e  Sinmirfungen  ber  (Seiftet ,  felbj)  an 
Sünbniffe  mit  bem  Zeufel,  tubt  ouf  bet  alten 
!D2agie.  3m  14.  Sab^bunbert  aebie^  er  befonberS, 
meil  bie  93erbältniffe  i^m  gün^g  mortn ;  t%  mar 
bie  IBIütegeit  ber  Afhologie,  Cbiromontie,  fßecro- 
mantie  unb  Sld^mie.  3m  16.  unb  17.  3abT« 
bunbert  befd^äftigte  fld^  bie  „SBiffenfd^oft'  hn 
9lecromantie  l^auptfSd^Itd^  mit  ber  Xeufetöbefd^d* 
rung  unb  bem  XeufelSbunb.  3tn  (Segenfa|  gu 
biefer  fd^marjen  ^Ragie  (maleficiiim)  eRtmitfelte 
ftd^  bie  meige  ÜRogie.  ©ie  mürbe  Don  SRebt« 
einem  unb  92aturforfd^em  auSgebilbet  unb  be- 

imetfte  eine  SBerbinbung  mit  ben  (Srbgeiftem  unb 
im  ©eelen  ber  Abgeftorbenm,  um  eine  gel^ime 
9{aturforfd^ung  uiU»  Ütaturbel^ertfd^ung  ju  er- 
langen. 9Jlan  moHte  bie  ffunft  finben,  leben  be- 
liebigm  Xobten  gur  Srfd^einung  gu  bringen.  9ür 
baS  18.  Sa^tbunbett  ift  bet  ©mebenbotgioniS- 
muS  (f.  b.  Art.  ©mebenborg)  begeid^nenb,  bet 
aud^  in'S  19. 3a^^unbett  blnein  gemitfi  ^.  3n 
biefem  f^at  bet  ©pititiSmuS  bm  Abetgloubm  bet 
Sultutmelt  gum  ©ijfiem  etl^oben.  ©mebenborg 
Iie|  ftd^  t)on  bm  (SMftem  bet  SBetfiotbenm  über 
bieffeitige  Singe  AuJf^Iüffe  geben  unb  l^at  mi^ 
in  anbeten  ®eiftetftädm  bm  ©pititiftm  oot* 
geatbeitet.  geriete  bel^auptm,  bie  ®ci{ier  bet 
Setftotbenen  citirm  unb  gu  ihtnbgebungm  butd^ 
Zon-  unb  SemegungSp^dnomme  oetonlaffm  gu 
lönnen.  Sa  man  gegmmüttig  gmeigt  i^,  bm 
©pititiSmuS  alS  ein  p\t^ifo\oqf\^^  ^blem  gu 
bettod^tm,  fo  mirb  au^  biefe  @eifierbef(^mötung 
beS  munberbaren  (SboTaftetS  mtneibet  Sooon 
gu  untetfd^eiben  ift  bie  gftage,  ob  überbaupt  Siter- 
ftotbene  etf d^einm  Unnen.  Siefe  §tage  lann  An* 
gefid^tS  beS  alten  unb  ollgemeinm  ®Iau6cnS  nid^ 
o^ne  SBeitereS  Demeint  metbm  (Dgl.  ©d^neiber 
a.  a.  O.  503 ff.;  Serf.,  SaS  anbete  2Am, 
4.  Aup.,  HJaberbom  1896, 168  ff.  242  f.|  Sri*- 
lönbet,  SarfteDungen  auS  bet  ©ittengefd^^i^ 
»omS  m,  6.  Aufl.,  fieipgia  1890^  762  ff. 
767  ff.).  Sagegm  ift  ^  Dom  d^tijUid^  ©tonb- 
punft  aus  felbftDetftfinblid^ ,  ba^  gute  ®etfiet 
nid^t  ol^ne  bm  SiQm  ®otte8  erfd^cinm  Kunien, 
unb  ba^  eS  nid^t  in  bet  ^ono  Ufer  Oei^ 
obet  irgenb  eines  üRebiumS  liegm  feain,  einm 
betiebigm  Xobtm  gum  Ctfc^einm  gu  Dctmdaffen. 


18S3 


Xobtenbeiiatter  —  Xobientanj. 


1884 


So  bieg  bod^  gtt  gef^l^n  f^eint^  liegt  ent« 
»ebcr  ein  99elxug  ober  eine  bdmonifd^  Wad^i« 
noHon  Dor.  <S)ie^  ift  offenhmbig  in  oet  ganzen 
Slecromontif  beft  ^eibentl^umS,  toeld^eS  in  feiner 
)rnnci)>ic&en  Serlennung  (SotteS  unb  Sere^rung 
bc8  @e{45pfed  in  93erbinbung  mit  ben  {d^koerften 
ftttlid^  Sßerinungen  nur  ou9  ber  Wa^t  ber 
f^dOe  erüfirt  »erben  Idnn.  S)arattd  erflärt Jt<l^  ber 
Sbfc^  bcd  SIten  Xe{!atnent8  Dor  bem  @5^- 
bienfl  unb  ba8  Serbot  ber  Xobtenbe)d^tt)5rung 
unter  Vnbro^ung  ber  XobeSftrafe.  9u4  $feubo« 
Clemens  (f.  ob.)  tourbe  oon  einem  $]^iIofo))^en 
geioacnt«  in  9leg9))ten  eine  £obten6e{(^to5rung 
t^omel^men  }U  lajlen,  toeil  ed  ber  (Sottl^eit  mi|* 
fä&tg  fei,  toenn  man  bie  abgefd^iebenen  Seelen 

SUe.  2)08  Xobtenbefd^toören  in  d^riftlid^en 
eifen  bebeutet  einüRi^trouen  auf  (Sottefi  Offen- 
barung unb  Seitung,  einen  SiüdffaQ  in  ))agam- 
ßif^e  QJertrrung  unb  ifl  barum  mit  aQer  3oubstei 
ton  ber  itird^e  oerurtbeilt  (S.  Thom.,  S.  th.  2, 2, 
q.  95, «.  3. 4;  Sinfenmann,  Sel^rbud^  ber  9RoraI- 
tbeologie,  3frei6. 1878, 356  ff.).  (SSgl.  nod^  Sl^ei- 
n^<^ed  ajhifeum,  91. Sf.  XXVU  [1872],  375 ff.; 
Golanb,  Ueber  Xoten))ere]^rung  bei  einigen  ber 
inbogermontfd^en  SJöIfer  [2[nber,  Stömer,  ®rie« 
d^en],  9mfterbom  1888;  @tabler  oon  9BoIffer« 
Qrfln,  S)er  Xobtencult  bei  ben  alten  SBöÜem,  fjfelb- 
(ir41891-1898;S)ieterid^,9lef9ia,SeiDs.l893; 
»o^be,  SfQd^e.  @eelencult  unb  Unfterblid^feitS« 
glaube  bei  ben  @rie$en,  2.  Sufl.,  greib.  1898 ; 
Sre9,  Xob,  @etlenglaube  unb  @eelencult  im  alten 
3«roeI,  Seipjig  1898.)  [?p.  ©<^8J 

^0bttnitfiaUn^  f.  gfofforen  ;Xobtenbud^, 
f.iKrd§enbud(fer;  Xobtenerfd^einung,  f.Sr- 
fdJeinunalV,  849|f.:  Sobtenfeier,  d^rift- 
lid^e,  f.  SBegräbnig  11, 189  ff.  unb  Bequiem; 
iübifd^e,  f.  Segrabnil  n,  184 ff.;  Xobten- 
gloie,  f.  @terbegIod!e,  Sobtengräber,  f. 
SoRoren. 

tobfenf^eiii  bei^t  eine  bffentlid^  beglaubigte, 
ouf  ben  @terberegiftem  auSgejogene  Urtunbe  über 
boS  erfolgte  Stbleben  unb  Segrabni^  einer  $erf on. 
S)iefelbe  entl^OIt  getoöl^nlid^  ben  Xauf-  unb  ®e- 
fd^Ied^namen,  Sleligion,  Sllter  unb  @tanb  bed 
Serfiorbenen  fomie  baS  Saturn  bed  Xobed  unb 
bed  Segrabniffefi.  2)ie  amtlid^e  ^Beglaubigung 
gefd^iebt  burdd  Unterf d^rift  unb  Siegel  beS  $fanerS. 
3n  biefer  gform  gilt  ein  Xobtenf(i^ein  oor  bem 
firc^Hcben  Sforum  olS  ooller  Setoeid  für  baS  Ab- 
leben ber  barin  genannten  ißerfon  fo  lange,  als 
nid^  ber  (SegenbeioeiS  erbrad^t  ift  (DgL  b.  9(ri 
fmd^enbäd^).  [^ermaneber.] 

VoMotfuit}  nennt  man  bie  Kinftterifd^e  S)ar» 
Mung  ber  3bee  t)om  Xan^e  beS  SobeS  mit  ben 
Sebenben,  toie  fie  und  in  ber  Siteratur,  ber 
IRalerei  unb  ber  !ßlaftil  beS  SRittelatterS  ent- 
gegentritt S)er  Xob  ift  babei  als  ^on  ge- 
baut, eine  9lu|fa|fung,  ber  man  bei  ben  Sitten 
unb  in  ber  l^eiligen  Sd^rift  toieberl^olt  begegnet 
(S*  9. 9|)0C  6, 8).  3)em  Slftert^um  galt  nun  ber 
Zob  nid^t  att  tSbtenbeS  SBefen,  fonbem  a(S 


(Sötterbote,  ber  ben  SDlenfd^en  jur  Untertoelt  ab- 
bolt  unb  geleitet.  @eud^e,  S^mert  tobten;  er 
felbft  funbigt  burd^  feine  Srfd^einung  baS  Sterben 
nur  an,  obne  eS  }u  oerurfad^en  (ogt.  aud^  fiuc. 
16,  22,  m  bie  enget  (SotteS  beS  armen  SKanneS 
@eete  abloten  unb  in  Slbra^mS  @d^o|  tragen). 
9n  bie  SSorfieUung  oom  Zobe  atS  einem  IBoten, 
ber  oon  einem  gro|en  ®ef otge  geleitet  ift,  f d^toRen 
ftd^  nun  nod^  anbere  3been  an.  93oten  }u  fein 
pflegten  im  ^ttertbume  Siebter  unb  Spielleute. 
es  tag  nabe,  ben  £ob  mit  feinem  @efinbe  einen 
Steigen  auff üi^ren  }u  taffen ;  er  totrbt  fid^  burd^ 
pfeifen  unb  ©eigen  9lad^foIger  (ogL  3.  @rimm, 
S)eutfd^e  97l9t](^togie  11,  3.  SuSgabe,  ®öttingen 
1854,  799  u.  807).  gfreibanfS  „Sefd^eibenbeit" 
(Ausgabe  oon  SB.  @rimm,  2.  Sufl.,  ©öttingen 
1860,  175,  15)  fprid^t  Don  einem  %an^t,  gu 
meld^em  ber  %oh  bie  SJtenfd^en  fammett;  Sebaftian 
SBrant  (9iarrenfd^iff  Stop.  85,  30.  89.  92)  Don 
Sprüngen,  bie  berf  etbe  te^rt,  oon  bem  Steigen  beS 
XobeS  unb  bem  9$ortan}e  babei  Sotd^e  Steigen 
beS  XobeS  tourben  atS  fird^tid^e  Sd^aufpiete  mirf- 
lid^  aufgeführt.  2)er  Xob  atS  9ote  ®otteS  mu^te 
SRenfd^en  iebeS  9ltterS,  StanbeS  unb  ®efd^te(bteS 
einlaoen,  an  feinem  Steigen  ftd^  gu  betbeiligen. 
anfangs  beftanb  baS  Zangen  beS  ZobeS  mit  feinen 
erforenen  in  einem  einfa^en  einberfd^reiten  ($ro- 
ceffion)  unb  batte  einen  jeierttd^  emften  eb^rafter, 
fpöter  nal^m  ber  Xob  eme  me^r  fpringenbe  Gat- 
tung an.  S)ie  Sßed^fetgefpräd^e ,  meldte  babei 
gmifd^en  bem  Zob  unb  ben  angerebeten  ^erfonen 
geführt  mürben,  ftnb  unS  unter  ben  bilblid^en 
2)arfteQungen  Oietfad^  erbatten  gebtieben.  eine 
berartige  Üuffübrung  fanb  entmeber  auf  bem 
fiird^bi'f^  ^^^  b^^  SBeinbaufe,  ober  oor  bem 
iheuge,  ober  aud^  in  ber  ftird^e  fetbft  ftatt  unb 
batte  folgenben  ^Oertauf.  3unäd^ft  trat  auf  ber 
ffanget  ein  9R5n(^  ($rebiger)  auf  unb  l^ett  eine 
einleitungSrebe  über  bie  SBebeutung  beS  Sobten- 
tangeS,  meld^er  bie  ^infcUligfeit  aOeS  3rbifd§en 
unb  bie  Slllgematt  beS  ZobeS,  ber  fid^  niemanb 
entgieben  fann,  barfteOen  folle.  Sobann  {amen 
aus  bem  SBeinbaufe  mebrere  atS  Zob  maSfirte 
^erfonen  l^erauS,  oie  mit  Zrommet  unb  pfeife 
gum  Zang  auffpietten.  eine  ebenfaltS  atS  Zob 
oerfteibete  $erfon  trat  nun  in  ben  SBorbergrunb 
unb  f orberte  aue  SRenfd^en  auf,  il^r  gu  folgen  unb 
ftd^  bagu  mit  guten  2Berfen  gu  ruften.  SD^it  bem 
ißapfte  beginnenb,  rebete  fie  guerft  bie  ^erfonen 
geifttid^en  StanbeS,  bann,  mit  bem  ßaifer  fort- 
fabrenb,  bie  metttid^en  StanbeS  an  unb  tub  ieben, 
tbn  bei  ber  ^onb  faf[enb,  ein,  mitgugel^en.  S)er 
Stngerebete  mad^te  ieber  in  feiner  %xt  einmen- 
bungen,  beSagte  fein  Sd^idfat  unb  fügte  fid^  fd^tieg- 
tid^,  @otteS9armbergigfeit  anrufenb,  in'Sttnoer- 
meü)tid^e.  3nbem  ber  z!ob  ben  erften  mit  ber  einen 
^anb  toeggeteitet  batte,  fa|te  er  mit  ber  anbem 
fd^on  ben  92öd^ftfotgenben,  atfo  nad^  bem  $apfl 
ben  Sorbinat,  bann  ben  99ifd^of  u.  f.  to.  Sie  atS 
Zob  fungirenben  $erfdnlid^feiten  trugen  Jebe  eine 
ZobtenmaSfe  unb  maren  in  eng  antiegeiü)e  getbe 


1835 


Zobtentonj. 


1836 


Setnmanb  gefüllt  bie  fo  (emoft  toor,  bo|  ^e  emet 
Seid^e  ober  einem  ©relett  öl^nl^  fol^.  @old^e 
Sn^üge,  ouf  benen  ®tt\ppt  gemolt  ftnb,  befinben 
ftd^  tu>^  im  Shtfeum  }U  2Bem.  Slud^  auS  bem 
Sriefe  eine«  %{d^er8lebener  SürgetS  vom  äal^re 
1589  ge^t  l^etDor,  bo^  eS  fold^e  9n}flge  gab :  „68 
ift  faft  Med  tetloren  gegangen,  fonberlid^  ber 
«njug  be«  Sobeg  unb  SuciferS"  (^rdl^Ie,  SBelt- 
lid^e  imb  geiftlid^e  SolfdUeber  unb  SBoIfSfd^ou- 
toiele,  »fd^etSleben  1855,  316).  S)en  &ffin^ 
Ott  9ufffi^Tung  bilbete  »ieberum  eine  $tebigt 
mit  ber  tlufforberung  jur  93u^e  unb  SBefe^rung. 
S){e  urfprünglidde  Sal^I  ber  bei  biefen  Stuffiil^ 
rungen  bctl^eiligten  ^erfonen  betrug  24;  im 
Saufe  ber  3^tt  »urbe  biefelbe  iebod^  tttm^fftt, 
eine  Srfd^einung,  bie  oud^  auf  ben  9lbbilbungen 
l^crbortritt.  @o(d^e  Stipl^rungen  finb  nad^ge- 
koiefen  im  %  1449  in  Srfigge  Dor  bem  ^erjog 
$^ili))))  bem  ®uten  unb  1453  }u  Sefan^on. 
Vuf  ben  Xobtcntangbilbem  in  ber  SRarienürd^e 
SU  iixhtä  (1468)  mirb  in  bem  smeiten  Serfe,  ber 
unter  ben  Silbern  fielet,  ber  Xobtentan^  auS« 
brudlid^  ein  ,,@d^aufpiel^  genannt.  9rm  unb 
SReid^,  3ung  unb  Sit  tperben  eingelaben,  fid^ 
biefed  an^ufel^en.  9ud^  in  Spanien  tear  bad 
Xobtenton^brama  befannt.  2)er  ältefte  Xest  (La 
danza  general  de  la  muerte)  flammt  au3  bem 
Saläre  1860  unb  ift  für  einen  ber  mimifd^ 
ftird^enaufjfige  gef daneben,  n)eld^e  unftreitig  bie 
erfte  2tbee  }u  ben  biMd^en  SarfteUungen  gaben 
(91.  t$.  D.  @d^act,  ®efd^.  ber  bramat.  Sit.  unb 
ffunft  in  Spanien  I,  »erlin  1845, 128  f.).  3n 
Stalten  l^tte  fid^  neben  bem  Xobtentanje  nod^ 
eine  anbere  Sbee  t)on  ber  9lIIeS  überminbenben 
^aäfi  beS  Sobed  audgebilbet  (namentlid^  burd^ 
S)ante  unb  Petrarca),  bie  t>om  Xriumpl^  befi 
XobeS.  2)ementf))red^nb  gejtalteten  fld^  aud^  bie 
bramatifd^en  Sluffül^rungen«  93on  einer  fold^en, 
bie  im  2f.  1559  ftattfanb,  möge  l^ier  eine  furge 
Sefd^reibung  folgen.  %n  einem  ^benb  ber  Sor- 
net)algtage  ful^r  burd^  bie  Stabt  gloren)  ein  gro« 
|er  fd^toarjer  SBagen,  mit  loei^en  ffreujen  unb 
Xobtenfno(|enbitbem  bemalt,  gebogen  t>on  Stieren. 
9m  öugerften  Snbe  ber  3)ei^fel  fa|  ein  ßngel 
mit  ben  Slbgeid^en  beS  XobeS  unb  blied  auf  einer 
^ofaune  f^auerlid^e  SBeifcn.  Oben  auf  bem 
SBagen  flanb  bie  riefenl^afte  gfigur  bed  Xobed,  mit 
ber  Senfe  in  ber  ^anb,  umgeben  Don  Sdrgen, 
ouS  benen  Ihwd^en  l^onagten.  3m  Umfretje 
bed  Sßagenfi  fal^  man  jugebedte  ®rdber,  toelqe 
JebeSmal,  toenn  ber  3ug  inne  Ijiielt,  ftd^  öffneten. 
SJlönncr  in  fd^marjen  Äleibem,  auf  benen  lobten» 
löpfe  unb  ffnod^en  abgemalt  xooxtn,  ftiegen  l^r- 
aud,  festen  ftc^  auf  ben  9tanb  ber  ®röber  unb 
fangen  ein  Sieb  t)on  ber  SSergdnglid^feit  alleS 
Srbifd^en.  »or  unb  l^tnter  bem  SBagen  gingen 
loei^  unb  fd^ttiar}  gefleibete  aRönner,  mld^ 
SRadfen  Don  Xobtenföpfen  unb  gfadCeln  in  ben 
C^önben  trugen.  Sn  biefe  f^Toffen  fid^  gfal^nen- 
träger  mit  ben  Snflgnien  bed  £obed,  fobann  $er- 
fönen  olSZobte  oerfleibet  auf  (Agemagerten$ferben 


fi|enb.  Seber  Don  biefen  Steitetn  1^  tm  tmt 
Seid^entüd^em  belegene  2)ienet  um  fid^;  le|tm 
trugen  ^deln  unb  gro|e  f d^toorje  ^ncn,  t»o> 
auf  meife  ffreuje  unb  Xobtenf9|yfe  gemdt  iDotm 
SBa^renb  bed  Umjugefi  fang  bie  gonje  Öefel« 
fc^aft  mit  gittember  Stimme  ba§  Miaerwe  (Nau- 
mann [f.  u.]  89).  S)ramatifd^  9up^nmgen  Dom 
Xobtentan)  be}m.  Dom  2rium|»l^  bc8  Zobä  ^ben 
ftdd  übrigens  bid  in  bie  neuere  S^  hinein  e^ 
balten,  ).  IB.  im  VlSj^et  ^ßaffbn«f))iele  1501, 
in  ber  fransöftfd^en  SRotoIität  Oharitö  mä  bem 
15.— 16.  äal^ri^unbert  ((Ereijenad^,  ®ef4.  b.  neue- 
ren Sramo"«  I,  fyjiOt  1898,  88  iL  221),  ferner 
im  üteumarfter  ^afftonSfpiele ,  beffen  IBotfpiel 
eine  3)arfteaung  Dom  Xriump^  beS  XobeS  tnt« 
l^ält  (Supft  ^ortmann,  SSoOSfd^fpiele,  Seipito 
1880,  471). 

S)ie  bramotifd^  Sup^ngen  Ratten,  toie 
bereits  oefagt  morben  ifi,  oen  Sn^ed,  bie  3Ren|(^ 
ouf  bie  $}ergünglid(|feit  a&eS  ärbtfd^en  l^n)mDei{fn 
unb  fie  gut  9u|e  unb  »efe^rung  onjutegeii 
3>iefe  Ibfld^t  bnnte  aber  nod^  iDeit  inten^er 
baburd^  erreid^  u>erben,  ba^  mon  burd^  Slolei 
ober  SUbl^auer  ben  «.Xobtentanj'  bcjft.  „imvxify 
beS  XobeS"  an  ben  Umf affungSmouem  beS  (Kt^ 
bofeS  ober  an  ben  SBänben  ber  Stitift  obbilben 
He|.  S)amit  l^tte  man  ben  Zob  befiänbig  üot 
9ugen,  toäl^renb  bie  bramatifd^  Suffubrungcn 
bod^  nur  bann  unb  ttxmn  Deranftaltet  tourbcn. 
3u  ben  fd^önften  Silbern  Dom  Xriumpliie  bcS 
XobeS  ^Si^lt  bie  9)lalere{  im  (Sximpo  Santo  )u 
ißifa  aus  ber  )ioeiten  ^ölfte  beS  14.  3a^un* 
bertS,  bie  früher  fSIfd^Iid^  Orcagna  gugeft^ridben 
XDuxht  (SlbbUbung  bei  SBoItmonn,  ®efi:|i<!^te  ber 
9RaIerei  I,  Seip}ig  1879,  460).  3u  ben  ftltefint 
Silbern  beS  eigentlid^en  ZobtentangeS  (fran}öfi{(4 
Dause  macabre)  gehörte  bie  Slolerei  ouf  bem 
jKrd^l^ofe  beS  9JlinoritennofierS  aux  Innoeents 
}u  $ariS  (1425).  2)er  Steigen  beS  ZobeS  finbet 
bier  unter  15  tlrcaben  ftatt.  3n  iAn  ttann 
)tt)ei  %ax\ipaaxt,  |e  ein  Zftn)er  auS  bem  gei{t> 
lid^en  unb  einer  ouS  bem  mettlid^en  Stanbe 
(^{t  unb  ff aifer,  (Sorbinol  unb  Aönig  u.  f. ».). 
^ugerbem  befonben  (ober  befinben  ftd^  t^ilmff 
nod^)  in  granfreid^  ZobtentongbUber  )u  Sor, 
S)e))artement  %I))eS«maritimeS ,  So  (S^fe*^eu 
in  ber  SluDergne  (%bteilird^e),  (S^i^uxg  (goti{(^ 
ffird^e),  Z)iion  (im  fflofter  Ste.  S^o^e,  oon 
VtafonceOe  1486),  ffermorio  in  bct  Sretogne 
(INrd^  9lotre-2)ame),  Somme«$9,  3)et>ortement 
aRame  (ftird^en))feUer).  S>iefe  fmb  aSe  oufi  bem 
15.  äo^rbunbert.  SuS  bem  16.  ßommen  bie 
Silber  )U  Singers  (Mnsöe  d'antaquM,  SaS* 
retief  aus  ^olg),  SloiS  («Itcoben  beS  ed^loB^ofeS), 
gtouen  (JMofter  St.  ÜRocbu,  1526—1529);  cid 
bem  17.  3abrbunbert  bie  )v  SonbiDtfiatt,  2)e- 
partement  gfiniftto  (Sein^auS),  Ißlouebem  io 
ber  Sretogne  (tBein^ouS),  So  Stod^üRoam.  3)^ 
))artement  Siniflto  (SeinbouS) ;  onS  imbe^nt»' 
ter  3eit  bie  Silber  ju  SmienS  (eotbebvole),  (Der- 
mont,  Silon  (Aitd^e  9bttt-S)miie,  Xcp|»i4>,  S)ölt 


1837 


£obtentan]« 


1838 


fai  bcr  fltnnSst'fltmt^ ,  Sojfelin,  S>e})attemetit 
SRorMlan  {Shx^t  9h>tce-S)ame),  6te-!Dlarie-mis* 
tlngldS  in  ber  Stormonbie  (ffir^e),  6t«Ouen« 
be^SBoHonS,  Sepottemcnt  SRapenne  (IKr^e).  9uS 
6ndanb  fnd)  p  ertofi^nen  bie  Xobtenlangbilbtr 
gu  CroQbon  bet  Sonbon  (etjb.  Zoloft),  Sonbon 
(tfym.  @t.  fßauISRofieT,  1425—1440,  unb  im 
%tmtt),  eolifiburl)  ((Sat^brale  1460),  Strot- 
forb  omation  (JMr^e),  SEB^ite^II  (Sd^Iog,  1509 
ttfi  1547),  aSBorileQ  ^qS  in  (Sloucefteril^ite :  au8 
dtonen  bie  jtt  Slujone,  $rot)tn)  Sergamo  (^rc^e 
de'disdpfini,  1 5.  Sa^tl^unbert),  Conti)  {ftinS^t  beS 
iL  Saaontd,  15.  ober  16.  Sa^rl^unbert),  ^moxa 
(^oloaao  bdia  StoQtone,  1520,  unb  in  ber  Itird^e 
&  Senebeiio,  um  1500) ;  mi8  Ißolen  ba9  gu  fhafou 
(Seml^binerfloftet,  18. 3o^]^.)*  3u  ben  alte- 
jlen  beutfd^en  XoDtentonjgemöIben  beS  15.  Sal^r« 
lunbertS  ge(5ren  bie  gfreSfen  in  ber  X^urm^Ue 
ber  Slorientird^e  in  SBerlin,  roüd^t  1860  unter 
bec  Zänd^e  enU>e(ft  unb  reftaurirt  mürben.  2)er 
Xang  Dolljie^  ft^  Quf  bem  ftird^^ofe  tot  einem 
tvolbisen  unb  p^ettgen  ^intergrunoe.  3ttnöd^ft 
erbßdt  man  auf  emer  ffanjel  einen  gfranciSconer" 
m5nd^,  barunter  gmei  tl^ierü^nlid^e  @eftoIten,  Don 
benm  eine  auf  einem  2)ubeIfadE  \pitl\;  bann  folaen 
28  Serfonen,  bie,  j[ebe  mit  einem  ^.Xob''  an  ber 
6anb,  {iroceffionSmeifeeinl^erfc^reiten.  Unter  jebem 
$aare  beftnben  fii^  gmeimol  fed^  Sleimgeilen, 
meld^  bie  Snrebe  beS  iobed  unb  bie  Sntn^ort  ber 
SRenfd^  enthalten.  3n  ber  SRitte  be9  (Sangen 
ift  Sbnfhtfi  am  ffreug  mit  9Roria  unb  Sol^nned 
bargeßeOt ;  lintS  t)on  bemfelben  beftnben  fid^  bie 
^erfonen  beS  geiftlid^en  @tanbed,  t)om  !ßa)){}e 
angefangen  bis  gum  ftüfter,  recfits  bie  n)eUli^en 
€tanbeS,  Dom  ftaifer  bis  gum  9larren.  2)er  Sob 
i{l  fiberall  als  üRumie  gemalt,  mit  bem  Seid^entud^ 
befleibet;  nur  beim  ^apfte  trögt  er  lein  Xud^; 
feiten  mad^t  er  einen  ^nja^  gum  @))r{ngen.  9[IS 
^obe  beS  Xe^teS  ftel^t  l^ier  ber  2)iaIog  gmifd^en 
Xob  unbfffi^er.  SerXob  fpric^t  gumJKifter: 

^err  Mßer  bon  ber  Aird^en  fommet  ]§er, 
Sf^x  ffitt  feib  getoefen  M  ein  SBorBeter. 
3<^  mll  boron  ben  Xang  mit  eud§  f))rtngen, 
S)äft  eudi  bie  6d^IüffeI  aSe  foSen  Hingen; 
Segel  boft  3^<nbud^  f^neS  aus  ber  ^onb, 
d4  bin  ber  Xob,  id^  ne^me  9HemanbeS  $fanb. 

Set  IKfter  antmortd : 

IS4  guter  Xob,  friße  mir  bod^  nod^  ein  3a^r, 
^cnn  meint  ^interlaffenfi^oft  ift  no4  gong 

unllar; 

t litte  id^  iDO^r  geitig  Diet  (ButeS  ^et^an, 
0  mdd^t'  td^  nun  fcbUxHi  mit  bir  gan. 
C  tDcbl  foQ  id^  nun  nid^t  Iftnger  me^r  matten? 
S)ai  Sexben  3efu  mdge  mid^  fd^eiben ! 

SBciier^  befanben  unb  beftnben  fid^  nod^ 
Xobtentongbilber  an  folgenben  Orten:  a.  auS 
bem  15.  äalSir^bert  gu  ftWn-JBojel  (fliojter 
Itlmgentl^o^,  Sraunfd^meig  (ehemalige  9nbreaS« 
^tä}t),  Hamburg  (gronciScanerftrc^e  St.  9Ra- 
ria-9Ragbalena),  Sübedf  (STOarienfirt^e,  1468), 
IDletml^  in  ffämtl^en  (iKrt^bof/  1490—1500), 


Sleoat  (9{icoraiftr$e,  fhpit  beS  SfibedFer  Silbe«), 
Strasburg  L  S.  (e^em.  ^ominlcanerfird^e),  SBiS« 
mar  (6t.  ailarieti))]arre);  b.  auS  bem  16.  3abt« 
l^nbert  gu  ®ro^-lBofel  (SominicanerKoftet, 
1587—1541),  Sem  (©ominicanerllofter,  txm 
Wie.  «Kanuel  1517-1519),  6bur  (bifd^ö|fid^ 
^alaft,  |e|t  Stätifd^eS  aRufeum,  1543),  ffonfiang 
(S)ominicaner!b>fter,  t)on  3ol^.  ^iebler),  SreSben 
(®eorgenfd^to|,  ie|t  9ieuftdbter  JMr(^H^  1584; 
@cul))tur),  Sfuf[en  tn  Sattem  (SRagnuSfird^e,  Don 
2[a€ob  ^iebler,  nad^  ^.  gfröHd^  9bbUbungen). 
^olberftabt  (2)om,  €cu())tur,  1554),  OSnabrüa 
(2)om,  @tidferei  auf  einem  put)ia(e),  SRet^ena 
in  @äbtiroI  (@te))l(|ansrird^e,  1519),  SBiSmat 
ORicoIaitird^e) ,  IB9I  im  ifanton  St.  ®anen 
(XobtenfopeOe) ;  0.  auS  bem  17.  Sabr^unbert  gu 
Srud^b<^ufen  bei  Unfel  am  SR^ein  (^farrfird^e), 
ihifuS  in  SBdbmen  (^ofpitaO,  Sugem  (!Dtü](|Ien- 
brfidFe,  1626—1685,  oon  H.  SRegUnger,  unb  in 
ber  frfib^tn  Sefuitentird^e,  j[e^  jfantonSbibIbtbef, 
Don  Sacob  0.  SEBqO/  SEBoIgaft  (®ertrubiSftrd^e), 
Oberfiborf  im  Siagftu  (Siergebn-Stotbbelferfird^e, 
oon  ®abriel  9ledner);  d.  auS  bem  18.  Sobr« 
bunbert  gu  Srfurt  (eoang.  SBaijenbauS,  oon  %  @. 
Sed),  greiburg  in  ber  Sc^metg  (Sarffilerflofter, 
1744,  oon  ©.  grieS),  greiburg  im  SreiSgau 
(SRid^aelSfapeSe  auf  bem  alten  S(ixäfyo\t),  Strau- 
bing in  IRieberbo^em  (@t.  $eterS))farrfird^e,  oon 
f$feli|  f^öIgO ;  e.  aus  unbeftimmter  Seit  gu  9tttng- 
bufen  in  ber  Sd^toeig  (^farrfird^e,  oon  Socob 
aRooSbruder),  Smmetten  im  ffanton  Untermalben, 
®anberSbeim  in  Sraunfd^meig  (Sarfü^erllofter), 
SanbSbut  {R\xifyo\  beS  SDominicanerllofterS), 
$ingoIo  in  @äbtiroI  OSigiliuSfopelle).  Slu^erbem 
gibt  eS  nod^  t)iele  b^^bfd^riftlid^e  Xobtentänge, 
femer  fold^e  in  jht))ferftic^  unb  ^olgfd^nitt,  na* 
mmtlid^  in  ben  fogen.  Liyres  d'heures  ober 
Horae  auS  bem  15.  unb  16.  äa^rbunbert  Sinen 
Xobtentang  in  ^oljfd^nittm  aus  bem  15.  Sabr« 
bunbert  t^eilt  ^{almann  (f.  u.)  mit.  %m  be> 
rfibmtefim  ftnb  mo^I  bie  oon  |)anS  ^olbein  an* 
gefertigten  ^Silber  beS  XobeS''  gemorben.  Son 
Xang  ift  aber  bei  ibm  feine  9tebe  mebr.  Sr  ger- 
legte ben  Stetgen  in  feine  eingelnen  ^are,  mobei 
er  nad^  bem  Vorgänge  ber  ^Iten  bie  ^Reihenfolge 
nad^  Stihtben  beibebielt.  SBei  iebem  eingelnen 
Si(be,  baS  er  gu  einem  injid^  gefd^Ioffmm  ®amm 
gemattete,  fud^te  er  baS  Oineingreifm  beS  XooeS 
in  baS  ooDe  Stmfd^enleoen  in  origineQer  ^uf^ 
faffung  red^t  ergreifenb  bargufteOen.  2)te  ©eftdt 
oeS  XobeS,  ber  bi^  meiftenS  als  ®ttippt  auf- 
tritt, ftebt  mit  ibten  d^afterifiifcben  ®rimaf[m 
in  oiel  fd^örferem  Sontrafte  gu  bm  fiebmbm,  als 
bie^  bei  bm  älterm  2)arftenungen  ber  ^U  ift 
2)er  feine,  biSmeilen  bittere  jg^umor,  bie  leidet  bin- 
gemorfenm  fatirif c^m  9nf)näungm  auf  $er[onm 
unb  iöcitumftSnDe  mad^n  biefe  Silber,  berm 
jpolgfd^nitte  Su|elburger  (1580)  beforgte,  febt 
intereffant.  9u|erbem  t)erfertigte  ^olbein  nod^ 
elnm  Xobtmtong  oon  fed^J^aatm  als  Sd^mudf 
einer  Sold^fd^eibe  unb  ein  mpbubet  ton  Snitial« 


1889 


Xobtentan). 


1040 


(nd^fiaben,  toeld^eS  ®ni))))m  mit  XobeSfiguren 
entl^ält.  S)er  gro^e  ^olbein'fd^e  Xobtentan},  ber 
1588  in  SQon  in  Su^form  erfd^ien,  fanb  in  gang 
(Smopa  bie  »eitefte  Verbreitung ;  ed  e^iftiren  ie^t 
über  l^unbert  ^luSgaben.  Sei  bem  großen  $ln- 
flange,  ben  biefe  S)arfteIIungen  fanben,  lä^t  t& 
^  Uiäfi  erdftren,  ba|  ber  aRetfter  oiele  Sopiften 
ttt^  Slad^^mer  fanb.  3^  biefen  gel^ört  ^.  Silbe- 
oreDer  (geft.  t)or  1561).  (Ein  Xobtentang  Don 
$uboIf  unb  Itonrob  Sieger  erfc^ien  guerft  1650 
in  3ürid^ ;  ein  boQftnbifd^er,  Het  Schouw-toneel 
des  doods,  1726  in  9nij}erbam;  SR.  Stenj^  gab 
1758  in  Sin)  52  ftu))ferftid^e  ^ouS,  loeld^e 
bie  SBanbbilber  in  ftuIuS  (f.  ob.)  borftellen. 
«gfretmb  ^einS  Srfd^einungen  in  ^olbeind  SRa* 
nier'',  aBintert|^  1785,  t)on  3.  St.  Sd^eUen- 
berg,  l^oben  mit  ^olbein  nid^t  baS  ®eringfte  )u 
tfpxn.  3m  3. 1792  gab  S).  (S^obottiecfi  in  fei- 
nem Xafd^enbud^e  gtoSIf  Xobtentangbtiber  l^erauS. 
Unferem  Sa^rl^nbert  gehören  an  bie  S^id^tiungen 
ton  S).  Tltdtl,  in  ^olg  gefd^nitten  oon  3-  &- 
gflegel  (Sei)))ig  1850),  unb  ber  Xobtentang  ton 
m\tth  Slet^el  (1848),  ber  auf  bafi  ))oUti{d^e  ®e- 
biet  l^inüber  fpielt.  3n  legerem  feiert  ber  Zob 
feine  Xrium))l^e  ald  f)elb  ber  rotl^en  Siepublil: 
Sonce))tion  toie  S^id^inung  finb  aulerorbentlid^ 
fd^ön  unb  ergreifenb,  toö^renb  ^9lod^  ein  Xobten- 
tan)"  (SBerlag  t)on  ß.  9toIIer  in  9Ründ^en),  ber 
benfelben  ®egenfianb  be^anbelt,  eine  mißlungene 
9tad^a^mung  ber  9tet]^er{d^en  IBttber  ift. 

Rubere  Xobtentangbilber  Don  Stetl^el  erfd^ienen 
im  93erlage  ber  $^otogra))^i{d^en  ©efeüf^aft  )u 
Berlin.  ®aS  SBIatt  „2)er  £ob  aI8  SBürger'' 
fnüpft  an  bie  Srgäl^tung  Dorn  SuSbrud^e  ber 
CEl^oIera  auf  einem  ^rifer  StaSfenboII  an :  ber 
S:ob  im  S)omino  mit  gtoei  Ihud^en  alS  (Seige 
imb  Sogen  foielt  )um  Xange  auf,  unb  unter  ben 
fd^aurigen  ftlängen  feiner  SBeifen  breiten  unb 
»inben  ftd^  bie  ÜRenfd^en  in  franll^af  ten  3ud(ungen 
auf  bem  99oben  l^ingeflredEt.  £em  alten  ©lödner 
ift  ber  Xob,  ber  Dorl^er  fo  teuflifd^  grinste,  ein 
milber  vertrauter  fSfreunb ;  fliQ  unb  finnenb  tl^ut 
er  bie  Arbeit,  bie  ber  Site  fo  oft  getfian,  toenn  er 
baS  Sbfd^eiben  eined  SrbenpilgerS  mit  ben  gfeier- 
Ilängen  feined  ©födHeinS  angeigte  (bgl.  SRid^b 
SRut^er,  @efd^id^te  ber  SRalerei  im  19.  Sal^rl^un- 
bert  I,  anänd^en  1898,  242,  mo  aud^  pei  Slbbil- 
bungen  fielen).  9ßeiter  flnb  nod^  rül^menb  )u 
nennen  S.  3Ile,  Sie  fieben  Xobffinben,  Stuttgart 
(1861),  mo  ber  Xob  als  9)äd^er  ber  Xobffinben 
erfd^eint;  femer  gfran)  $occi,  Xobtentanj  in  Sil- 
bern unb  ©fnid^en,  ÜRünd^en  (1862),  12  ^ol^- 
f d^nitte ;  gferbinanb  Sartl^,  S>ie  Slrbeit  beS  XobeS, 
ein  Xobtentang,  SRund^en  (1867),  25  ^olgfd^nitte 
in  SRebaillonformat  ^ierl^er  gel^ören  aud^  bie 
Silber  beS  Xobed  im  ffalenber  für  Seit  unb 
(Etoigleit  bon  Sllban  @toI} ,  1848  ff.  S)agegen 
ftnb  bie  Zobtentangbilber  k)on  9ß.  o.  ffaulbad^ 
($a|)ft;  ftönig  Don  Stom;  Raffen;  ^le^anber 
Don  0umbolbt;  92at)oIeon)  friDoI  unb  mel^r 
fiaricatur  als  lfunft))robu€te.  @uflaD  @^angen- 


berg  fd^Iießt  fid^  in  feinem  fd^  etgreifenbcn  Silbe 
irS)er  Su^beSXobeft''  (Serliner  Slationolgolerie) 
ber  alten  lluffaffung  ttieber  an;  ber  Xob  ifi  l^er 
Sful^r  einer  $roceffion,  bie  Don  imei  blusicn» 
befrängten  iünbem  eröffnet  toirb.  Vte^r  ^mo« 
riftifd^en  ®enreS  ift  «ßin  lufiigZobtentftngleiit', 
5  Silber,  Don  ®.  iloppinitt%,  Sid^tung  Don 
SRid^  S^mibt-eabanid ,  Seipgig  1879;  ber 
Xob,  ber  einen  3^d^er  abl^okn  toiQ,  »irb  Don 
biefem  betrunfen  gemad^  unb  gie^t,  bie  gflofd^ 
im  Srme,  Senfe  unb  Stunben^^afi  gunlcOaffenb, 
allein  ab.  S)em  S^^tr,  ber  i|n  begleiten  mifl, 
ruft  er  gu :  ^9)leinß,  Dral^Ierifd^er  ®efelle,  id^  fönne 
ben  aSeg  nid^  mel^r  nnben  allein  V  3n  ber  3ett- 
fd^rift  „2)ie  ftunfl  fflr  Vtlt\  aROnd^en  1891, 
206,  »erben  9  Sldtter  ou8  bem  Xobtentonge  Don 
Otto  @eij(  mitgetbeilt  9lett  futb  (ier  bie  Situa- 
tionen, tovt  ber  £ob  bem  SRaler  ben  longerf ernten 
Sorbeerlrang  in  feine  Armti^e  S)ad^ftube  bringt, 
toit  er  aß  äBunberboctor  »^ilfe  für  SQe'  mO» 
tbeilt,  toie  er  bem  Selbffanörber  ben  Strid  bar» 
bietet  unb  oü»  Sumpenfammkr  bie  $efl  bringt 
Sel^r  fd^ön  in  eonce})tion  unb  SuSfu^nmg  ift 
ber  bibUf(^e  Xobtentattg,  Sceptra  mortbv  Don 
^rofeffor  XobiaS  SBei|,  mit  erlldrenbem  Xeste 
Don  SB.  ffreiten  S.  J.,  lIRiind^en-®Iabbodi  in 
S.  Italiens  itunftDerlag  1898  (15  SL  in  Ouer* 
golio  nad^  ben  OriginalcartonS  gu  ben  ®emdlben 
in  ber  @t  aRid^etörapelle  gu  üRergentbeim ;  Dgl. 
SU.  CKinbmetfer  »r.  535  [1891] ,  528).  3ti 
bemfelben  Serlage  unb  Don  benfelben  Heraus- 
gebern erfd^ien  im  3.  1894:  Sin  mobemer 
Xobtentang.  20  Slätter  auS  bem  Silberbud^e  bcS 
XobeS  (pl^otolitbograp^ifd^  SteprobuctiDnen  nad^ 
Originalfebergeid^ungen ;  DgL  bie  Sef|n»d^ung 
im  Sitcrar.  C^anbmeifer  3lr,  618  [18951  188). 
SereitS  im  3. 1892  begann  in  Serlin  bei  Shibolf 
Sd^ufter  «Sin  Xobtentang"  Don  ^rofe^or  ^anS 
IDleQer  gu  erfd^inen,  ber  Don  ber  ffritil  au^- 
orbentli^  günftig  aufgenommen  mürbe ;  bis  ie|t 
finb  brei  Sieferungen  erfd^ienen,  beren  lebe  brtt 
Stabirungen  enthält.  Originell  in  ber  Szfinbttng 
unb  Dortrepd^  in  ber  9uSffl^rung  ift  ,,Sin  mo* 
bemer  Xobtentang",  Don  3ofe{>^  Sattler,  Sedin 
1894,  18  fß^otograDärcn  nad^  SHd^t^imaen 
(DgL  bie  Sef|)red^ung  im  Sitemr.  fkmbmetfer 
Ste.  647  [1896],  258).  «3)e8  lobeS  grnte", 
18  litl^ograpl^irte  Slätter  Don  itarl  Steiger, 
St.  ®aaen  1894,  ent^aS  ebenfalls  neben  Se- 
fonntem  mand^eS  Originelle.  Sd()tte^i(^  nod^  bie 
Semerfung,  ba^  bie  eompofttionen  in  ber  SRuji!, 
bie  man  Xobtentftnge  titutirt,  g.  S.  Don  (Somille 
Saint -SafinS,  Submig  ^eibingSfelb ,  Oeocg 
SRiemenfd^eiber ,  me^  ober  minber  ge&ingcne 
Jß^ontafteftädfe  finb,  ä^nlid^  mie  bie  SoSabe  JSkt 
Xobtentang"  Don  ®oet]^e,  morin  ein  nSd^tU^et 
SBeile  auf  bem  Mrd^^ofe  auf geffibrter  Xan|  btt 
Xobten  gefd^ilbert  \DiA.  (Sgl  S.  9toumann,  IBer 
Xob  in  oXim  feinen  Segie^ungen  u.  f.  m.  SIS 
Seitrag  gut  Siteraturge^i^te  ber  Xobtentängie, 
S)reSben  1844 ;  ^.  ff.  Woimm,  S)te  Safder 


1841 


Xobtentaufe  —  X5|. 


1842 


ZoMentfiiqe  in  gdieuen  Kb^Utningen  nebft  ge« 
fd^tc^tlid^  nnterfud^ungen  u.  f.  m.,  Stuttgart 
1847  [baitt  ein  «tlad  ebb.] ;  tt.  @d^naafe,  3ur 
<8ef4i($te  W  Xobtentdttge,  in  ben  aßitt^eilunaen 
bet  L  L  Sentralcommiffton  }ur  d^ocfd^ung  oec 
Soubenhude  VI,  SBien  1861,  221—223 ;  9B. 
ffiarfecnogel,  S)ct  Zobtenton)  [feinere  €4riften 
I*  Seipiig  1872,  802  f[.];  3.  S.  mm.  S)ie 
(Beßolten  bed  XobeS  unb  beS  Zeufetö  in  ber  bac» 
fielUnben  Ihmfl,  Seipsig  1876;  SB.  S&umfet, 
See  Xobtentona.  @tubie,  gfranffurt  a.  911. 1881 
[Stonff.  99rof($fitm,  9L  gf.  n,  6]:  ®oebe!e, 
&runbri|  )uc  ®efd^.  bet  beutfd^en  2)i(|timg  I, 
2. 9ttfL,  S)ifdben  1884,  822^325 ;  n  [1886], 
483;  SB.  Seelmonn,  Sie  Xobtentftnse  beS  SRittel- 
altetS,  im  3a^rBud^  beS  IBereind  für  nieberbeutjd^e 
@))TQ4for{(^ung,  So^g.  1891, 1—80  [mit  teilen 
Süemturongaben] ;  F.  Donee,  The  Dance  of 
Death  exUbited  in  elegant  engravinge  on 
wood  wiiik  a  diBsertation  on  the  seyeral 
repreaentationfi  of  ihat  subject,  London  1833 ; 
6.  Peignot»  Becherches  hiatoriques  et  Ut- 
ttotires  anrlesDanses  des  morts  etc.,  Dijon 
et  Paris  1 826 ;  E.  H.  Langlois,  Essai  histo- 
rique,  philosophiqae  et  pittoresqne  snr  les 
dansea  des  morts  etc.  OuTrage  complöt^ 
et  pnbliö  par  A.  Pottier  et  A.  Baudry,  Bouon 
1851,  2  Tols.;  0.  Kästner,  Les  Danses  des 
morts.  Dissertations  et  recherches  histo- 
tiques,  philosophiques,  litt^raires  et  musi- 
cales  snr  les  divers  monuments,  Paris  1852 ; 
P.  Yigo,  Le  danze  macabre  in  Italia.  Stndi, 
LiTomo  1878;  A.  F.  Merino,  La  dance 
macabre.  Estndio  critico  literario,  Madrid 
1884.)  [9B.  aSdumfer.] 

fpMeirfatife,  f.  Xaufe,  ob.  1267. 

«obtes  9Uer»  f.  ÜReer  vm,  1176  {f. 

t<i^  bed  gSttlid^en  6rI5{et8,  f.f^ilanb, 
Ctben  unb  Kongregationen  n.  5 ;  Unfern  lieben 
$rau,  f.  Sfrau,  U.  S.,  n.  6.  21 ;  Unferer  Sieben 
$Tau  ton  ber  Siebe,  f.  Siebe,  Orben  unb  £on- 
{reg.  n.  25  unb  S^ulfd^toeftem  n.  8,  b;  ber 
{L  (Senobefa,  f.  ®enoDefonerinnen ;  ber  l^IL 
Qtxitn  3efu  unb  aRariä,  f.  ^erj  3e[u  n.  10 
tt.  ttgL  @d^ulfd^»efleni  n.  27;  bed  ^L  ftreu- 
aefi^f.So^n^^t;  ber d^ftlid^en Siebe,  f.Sd^tpe« 
fiem,  barml^erjige,  n.  I;  ber  Siebe  bon  ber 
^L  Slaria,  f.  SRaria,  Orben  unb  Songreg.  n.  16 ; 
9narien9,f.aRaria,Orbenunb  (Songreg.  n.  21 ; 
berSteinigung  ÜRorifi, J.  aRoria,  Orben  unb 
Songreg.  n.  26:  ton  ber  Siorfel^ung,  f.  9)or- 

ßtmg;berSBei8$eit,f.@d^uIMtDe{iemn.72; 
3urä(tge}ogen^eit,  f.  ^d^ulfd^toefiem 
]l57. 

^H,  ^^oligeS  S)ominicanerinnenlIofler  im 
iI(mton3ürid^,  fubliii^  Don  SBintert^ur  auf  einem 
4eii9or{h(enbcn  ^figet,  ben  bie  raufd^nbe  %bi 
ttmf[ie|t  ®0tt^ettfld^feit9nfanQbe813.3a^r- 
(unbertd  fromme  @(i^n)efietn  unter  Seitung  ber  )ur 
Oberin  getod^lten  Su))^emia  D.  ^rten  eingefun- 
ben  unb  ein  Sd^meftem^auS  gegrünbet   ^S)n 


Sifd^of  oon  ftonfian)  ettl^eilte  om  19.  Secember 
1233  bie  grlaubniii  )um  93au  eines  ffloftetS  für 
Stauen  beS  Sominicanerorbend ,  unb  bie  beiben 
Scafen  ^artmann  Don  Jluburg,  Ol^eim  unb 
92effe,  fqeitften  l^ietfür  @runb  unb  Soben. 
^ft  Snnoceng  IV.  nal^m  1245  bie  Stiftung  in 
feinen  @4u|.  S)er  9luf  eines  befd^ulidgien  unb 
l^eiligen  SebenS ,  ben  bie  erfien  @(|n>eftem  Don 
%b%  fd^on  fcfll^e  in  loeite  Umfreife  Derbreiteten, 
ecmarb  il^nen  nid^t  nuc  Diele  IQergabungen ,  f on- 
bem  Deranla^te  ouc^  eine  9Renge  Don  Stauen 
unb  £5(l^tem  abeliger  Sbflammung ,  im  iHofter 
%bi  ben  @d^Ieier  ju  nehmen.  Seft^^um  unb  9ln- 

Selben  beS  @tifteS  erhielten  befonoete  gfötberung 
mtd^  bie  ff Snigin  SgneS  Don  Ungarn  unb  beten 
Stieftochter  eiifabetl^.  SgneSmoreineXod^terbeS 
beut[(l^en  ffönigS  Sllbred^t  unb  itoeite  (Semal^lin 
beS  ftönigS  9nbreaS  UL  Don  Ungarn,  loeld^  1 30 1 
ftarb.  aiS  ffdnig  «Ibrec^t  1308  bei  2Binbifd^  im 
Sargau  ermorbet  mürbe,  eilte  SgneS  auS  Ungarn 
^erbei,  um  ben  %oh  il^reS  SatetS  ju  röd^  unb  bie 
Uebeltl^ötec  }u  beftrafen.  Sei  il^t  befanb  ft(^  il^e 
@tiefto(^er  ßlifabetl^,  Zl^onetbin  Don  Unganu 
aßöi^tenb  nun  9lgne8  an  ber  SteSe,  mo  bie  er« 
mäl^nte  ÜRorbtl^at  ftattgefunben,  boS  fflofter 
ftönigSfelben  grünbete  unb  ft^  felbft  in  bemfelben 
eineSeOe  einrid^ten  lieg,  trateiijabetl^  1309,  erft 
15  äal^e  alt,  in  baS  ftlofter  X5|  unb  nal^m  bort 
ben  Bäfitkt.  IBon  il^rer  Se^rmeifierin  mürbe  fte 
l^att  bel^anbelt,  a&ein  fie  fügte  fid^  mit  aller  ®e- 
laffen^eit  unb  mad^te  gro|e  gfortfd^ritte  im  geifi« 
lid^en  Seben.  918  fpäter  ^erjog  £)einrid^  Don 
Oefteneid^  fte  bemegen  moDte,  boS  loofter  }u  Der- 
laffen,  fid^  mit  i^m  ju  Dermöl^ten  unb  bie  ffrone 
Ungarns  ju  übemel^men,  mieS  Slifabet)^  il^n  mit 
(Entfd^ieben^it  gurüdC.  Um  bieje  S^t  entmidtelte 
ftd^  baS  flöftedid^e  Seben  in  %&i  m  l^ol^er  Slute. 
Sie  geifUid^  Seitung  ber  Sd^meftem  litten  bie 
Dominicaner,  toeldde  in  3urid^  unb  ffonftan) 
Aldfter  befa^  Oefter  lamen  OrbenSbrüber  nad^ 
%bi,  um  SortrSge  unb  $rebigten  gu  leiten ,  fo 
Sruber  äBoIfram,  $roDin)iaI  in  ^tDahtn,  unb 
Sruber  ^ugo  Don  Staufenberg,  Sefemeifter  in 
ffonftan}.  3nSbe[onbere  aber  übte  ber  felige 
^einrid^  @eufe  (f.  b.  9rt.)  in  Xö^  auf  bie  geiftige 
Sid^tung  ber  ©d^meftem  ben  gr5|ten  Sinflul. 
(Sx  tarn  oft  bal^in  unb  fd^eint  aud^  löngere  3(it 
in  %bi  gemeint  gu  l^ben.  Siele  Sal^e  mar  er 
Seid^tDater  ber  @d^mefter  Clifabetl^  Don  Ungarn, 
mo^l  aud^  ber  anbmn  @d^meftem,  unb  gab  burd^ 
feine  mfinblid^en  Selebrungen  unb  feine  Sd^ften 
Einleitung  im  geifUid^en  Seben.  @oId^  Seprer 
mußten  mol^I  bie  Silbung  beS  ®eifteS  unter  ben 
@d^ef}em  Don  2:5^  )u  einer  mel^r  als  gemöl^n- 
Hd^en  Stufe  fül^ren;  fhenge  Sinl^altung  ber 
OrbenSbiSdplin,  l^igmö^iger  9SkmbeI,  Sefd^au- 
lid^Ieit,  munberbare  fefd^einungen  beS  m^ftifc^en 
SebenS  jeid^neten  bamalS  eine  Steige  Don  i^nen 
aus.  S)te  meiften  ber  Sd^meftem  maren  beS  Sa- 
teinifd^en  (unbig  unb  in  ben  SBerfen  beS  befd^au- 
lid^en  SebenS  mol^l  erfahren.    S)ie  Sd^mefier 


1848 


Xotanb. 


1644 


SRöTöaret^a  8f*«fli  „lehrte  fiatein  unb  fd^rlcb 
Sudler  aV ;  9nna  k)on  jfitngnau  mxt  befteSt,  tl^ 
SRitfd^toefiem  „im  Satein  unb  im  Sefen"  )u  unter- 
rid^ten;  @d^tt)eftet  SRe^i  Don  fflingenberg  Detfo^e 
^üiel  beutfd^e  Sudler'' ;  @d^mefter  aStUi  Don  Stow 
ftanj  „mad^te  ein  fd^önedSud^"  ton  bem,  toaS  fte 
Don  gbttlid^en  Singen  gel^ört  unb  bel^olten  l^tte ; 
@d^tt)efter  Slifabet^  Stoglin  Don  S&xxäf  mar 
il^rem  geifUid^  Sater  ^einrid^  @eufe  «mit  oQem 
Steige  unb  göttli^er  Xreue  ^ilfreid^ ,  feine  Süd^- 
lein  3U  Dolttringen''.  Sie  fleUte  au(^  gmifd^it 
ben  ^^tm  1850—1860,  moS  jie  Ober  bie  öUeren 
Sd^meflem  in  fd^riftlid^  Seridgten  Dorfanb  ober 
Don  anberen  Sd^meßem  erjftl^len  ^örte  ober  über 
gleid^ jeitige  SRitf (i^meflem  in  %bi  mal^rgenommen 
unb  erfal^ren  l^e,  in  ein  fßnd)  jufammen  (^onb« 
fd^ft  in  ber  etiftdbibliot^ef  @t.  ©aUen,  Der- 
mertl^  Don  iSreitl^  in  ben  unten  angefül^rten  %b« 
l^anblungen).  S)urdb  befonbere  ^eüigfeit  bed 
SebenS  jeid^nete  fid^  bie  oben  ermä|nte  Slifabet^ 
Don  Ungarn  oufi.  9lad^  il^rem  Xobe  (6.  !Dtoi 
1887)  mürbe  {ie  att  Selige  Dere^  (f.  AA.  SS. 
Boll.  Mai.  n,  123).  3^r  Seib  mürbe  f))äter  er^ 
l^oben  unb  in  einem  @arfo))l^og  beigeje|t;  ofö 
il^n  Paiferin  SRaria  Xerefia  1770  auffud^en  lie^, 
mar  er  nid^t  me^  ju  finben.  <&ie  ftrenge  SebenS« 
meife  bauerte  in  Xö|  nod^i  Iftngere  3cit  fort,  fd^eint 
ober  im  15.  Sol^b^nbert  etmaS  nad^gelaffen  )u 
l^oben.  änfolge  ber  fogen.  Sieformatton  l^ob  ber 
atatl^  Don  3flrid^  1525  baS  jnofier  Xdft  auf.  2)er 
ConDent  beftanb  bamalS  auS  84  ^orfrauen  unb 
20  Saienfd^mefiem ;  fd^on  biefe  3a(I  bemeiSt,  bog 
nod^  bamoIS  im  fflofter  gute  C5rbnung  l^errfd^te, 
benn  iflöfter  mit  lacer  SiScipIin  l^atten  menige 
SRitglieber.  9tur  Don  brei  @d^meftem  mirb  er- 
möl^nt,  ba^  fle  gur  ©laubenfineuerung  übertroten 
unb  fid^  Derbeirateten.  3e|t  befinbet  ftd^  in  ben 
jHoftergebäuHd^feiten  eine  SocomotiDfabrU.  (SBgl. 
ft.  äreit^,  f>einrid^  @ufo  unb  feine  @d^ule  unter 
ben  OrbenSfd^meftem  in  %b^ ,  in  ben  ffatbol. 
©d^meiaer-SIättem  1860,  65  ff.  187  ff.  899  ff.; 
S)erf.,  2)ie  beutfd^e  SR^flil  im  $reb{ger-Orben, 
gfreiburg  l!Br.  1861 ;  aRflIinen,  Helvetia  sacra 
II,  Sern  1861, 195  ff.)  [®.  9Mal)er.] 

Sofaiib,  3obn,  englifd^  gfreibenfer  (biefe 
SBegeid^nung,  bie  ft^ter  ^^einame  mürbe,  fAeint 
gucrfi  Don  aRoI^neus  in  einem  Sriefe  an  Socte 
mit  9e)ug  auf  Solanb  angemenbet  gu  fein),  mürbe 
1670  )u  Stebcafile  bei  Sonbonberr^  in  3rlanb 
geboren.  Ueber  feiner  C^erfunft  f darnebt  ein  Shmfel, 
bod  nid^t  gtt  Itd^ten  ift.  (Sr  mürbe  in  ber  lot^« 
lifd^  Steligbn  erjogen,  trot  aber  fd^on  mäl^renb 
feiner  Stubienjeit  in  Sbinburg^  }um  $rotefton« 
tiSmufi  Aber.  3n  ber  gfolge  ffi|rte  i^n  feine  gftei- 
benlergefmnung,  getmart  mit  ma^fer  Sb^"  ttnb 
SteuerungSfud^t,  bis  m  fifiugmmg  oDer  Steligion 
unb  )um  craffeflen  aRaterialiSmud.  Sieben  ben 
veligiöfen  gfrogen  befd^äftigte  il^  oud^  bie  ^olitif 
tn  9obem  9la§e:  bod^  moren  feine  bie^begfiglid^ 
€d^riften  b<n4»tffi(^nd^barauf  bered^net,  ftd^  fürft- 
Hd^  $erfonen  ou^ubrängen  unb  ffingenben 


Sol^n  eingul^mfen.  S)a)u  trieb  i^  fretlld^  toie- 
berum  bie  bittere  9lot(,  bo  er  e<  nie  ju  einer 
materiell  gefld^en  SebendfteOung  brad|te,  f  onbcrn 
geitlebenS  mit  ©etboerlegenbeit  gu  Mm)9fen  ^. 
9ufi  feinem  SebenSIoufe  finb  nur  menige  ^ten 
bemerfhtdmertl^.  Sta^  SJolIenbung  ber  @tubien 
in  Sbinburg^  (1690)  ging  er  nad^  fiepben,  too 
er  unter  Spanbeim  ftirc^gefd^i^te  jhd)itte, 
bann  (1692)  nad^  O;forb.  \S^  er  fid^  1697 
nad^  ärtonb  begab,  He^  er  gu  Sonbon  boS  be* 
rfid^tigte  SBerl  GhriBÜaiiity  not  mysteiioitt 
(f.  u.)  erfd^einen,  erlebte  c^  bolb  oarauf  bie 
öffenflid^  Verbrennung  beSfelben  gu  Subfin  unb 
entging  nur  burd^  fc^leunige  Stüdffe^r  no^  (^g* 
lonb  ber  befd^Ioffenen  SerlHtung.  3n  bo8  %^ 
1701  fam  SoIanbS  9leife  an  bie  ^8fe  gu  fcon- 
noDer  unb  Serlin ;  am  erfiem  f ud^te  et  fid^  bei  ber 
Ihtrfürftin  Sopl^ie,  ber  (Erbin  ber  engtifd^enihsne, 
eingufddmeid^In.  Sine  gmeite  Keife  na^  bem 
Kontinent  untemabm  er  1707;  er  beril^e  bobet 
mieber  {nrnnoDer  unb  Serfin,  o^ne  aber  bie  ei^ 
mortete  gfinftige  Sufnobme  gu  finben.  IBeffer  traf 
er  es  bei  bem  furfärftitdtien  |^ofe  gu  Suffetborf. 
SBeiter  reiste  er  na(^  SBien  unb  $rog  imb  ging 
bann  mieber  noA  ^oDonb.  3^  biefer  Ket^ 
mar  ^u))tfftd^Iid$  bie  @|)ionage  an  ben  ge* 
nannten  ßöfen  im  Vuftrag  beS  SRiniftetS  ^ 
leQ,  ber  ifn  übrigen»  fpäter  im  etid^e  lieB.  S)ic 
Ie|ten  Sal^  feines  SebenS  brod^te  er  mieber  in 
Snglanb  gu,  immer  literorifd^  tl^g  bis  gu  fei^ 
nem  gu  $utnet^  bei  Sonbon  im  9.  1722  et* 
folgten  2U>be.  —  SBon  XoIanbS  lUerartf (^  9r« 
betten  fei  guerfl  ermähnt  bie  {^ouSgobe  ber 
^rofofd^riften  üRiltonS  (Sonbon  1698),  mobur^ 
er  bie  fßoriei  ber  SBig^S  für  ftd^  gu  gewinnen 
fud^te.  9HS  er  megen  einer  bobei  gemod^cn 
9eu^erung  über  ^(briftfcUfd^er  in  ben  erßen 
d^riftlid^en  Sa^rl^nberten  angegriffen  mürbe, 
untemal^m  er  eS,  fid^  im  «Slm^nior  ober  eine 
SBertl^etbigungDonSRUtonS  Seben",  2onbonl699, 
gu  red^tfertigen.  S)ie  Sd^rift  Anglia  libera, 
London  1701,  Derfod(|t  ben  $arlamentsbef4(u^, 
meld^r  baS  ^uS  ^nnoDer  ouf  ben  englifd^en 
Zitron  berief;  er  uberrtid^te  fie  1701  bei  feinem 
oben  ermdl^nten  Vufeni^tt  in  ^nnoDer  ber  fhtr> 
ffirfKn.  @onft  Derbffenfli^te  lolanb  Don  polili- 
f  d(|en  Sd^riften  nod^  The  mUiüa  reformed,  Lon* 
don  1698,  unb  SnbereS.  —  3n  bie  Semegung  beS 
englif^en  2)ei8muS  (f.  b«  9rt.),  bie  Don  fkrbert 
Don  Cb^burq  (f.  b.  Sri.)  eingdelict  oar,  tmt 
XoUmb  burd^  frin  oben  Jd^on  genomtttf  Setf 
JSXOi  C^ftentl^um  0^  (Sebetomiffe"  (Christi*- 
niiy  not  mysteriotta),  2otä»n  1696.  6(  toiS 
barin  geigen,  mie  ber  3ufa|titel  angibt,  ,,ba^  im 
SDangelium  nid^tS  Dorl^ben  i^,  ttaS  mibct  obet 
Aber  bie  Semunft  mfire,  unb  ba|  feine  d^ffii^ 
Sebre  im  eigentlid^n  6inne  ein  Qk^efmniB  ge* 
namtt  merben  bfirfe''.  SRil  biefem  Slattona&SmnS 
Derbinbet  er  9nfong8  nod^  bie  Vnerfennung  einer 
pofitiDen  Offenbomng.  9ber  Me  ffiunber  ferib 
il^  on  ^(^  begretfß^f;  nur  bui^  Me  bcfonbeit 


1345 


Xolebo. 


1846 


onfC  IKS  IBCf^C^QB  a|U^UKll  \lt  dlf  ttuQCT' ' 

orbcafli^  Ztotjo^«.  2)te  Ojfekbatmg  fclbß 
Hiitk  |n  cimai  Up|ai  Ualccrüysmütd  (mean  «f 
infonntiofi)  ^era&tSDÜibtgL  SSBofittnb  ein 
dflwtf^cf  Oe^rimil  eincB  Sibccfpra^  ^N^ 
(•9&ibcrfpni4  >Rb  d^dmdft  ft«b  aut  imei  be- 
foatet  tmtaidlBKtfni  für  boB  Ki^tt'),  tmrfe 
umdi  bm  3ii)qII  bcr  ij^rißli^en  Se^tt  im  iDciiem 
Siimr  Cg^cuimil  «enncn.  SHe  Wenfc^  feien 
ebci4o  ttoris  mit  bent  SBcfen  (Bottefi  »ie  mit 
bcm  M^ren  SBefcn  ngcnb  eines  <Skf(^f efi  te- 
fonnt;  8eibcl  bleibe  nnctfotf^n«]^  imb  gebetmni^ 
imIL  S)ie  einfo^^  beS  ttcjl^änotu^  e^rißm^ 
4nml,  bie  dtdjk  3iabe  feiner  aBo^r^  fei  mtt 
bcn  f ogen.  Oe^eimniffen  lerßdit  »oiben,  unb  bie 
(Mmtiti^ulbigen  feien  bie  $ne{tei:  SBcnn  Xolanb 
aadi  ben  (efHgen  9ngrt|fen  gum  5QeU  bttrtb  Set- 
tttf^ung  mib  Sinf^^cünfung  feinet  @d|e  begeg» 
ncie^  bo:  ^rie^etflanb  ttat  i^  in  rieffter  €eele 
tKiida^  dt  nannte  in  einem  €)>ottQebt^te  »S>et 
etomm  Scbi'',  Sonbon  1691,  ba4  $foffent^ 
bie  f^^t^fie  $Idg^,  bie  übet  bie  SBelt  gebmmen 
fei,  ftbtimmet  nid  o&e  ge^n  fingen  9Ug9)>tenfi; 
et  Detfogte  bie  »Sted^Ui^  Setufwig  an  tugenb« 
Ibofte  Senie  ttibet  bie  laftet^ften  ®eiftlu$en'', 
Sonbon  1713.  Sie  »eit  bet  ®ei{t  be«  teK- 
gidfen  Si^ai&muS  SU)Ianb  trieb,  jetgt  fi^  im 
gtoclten  Si^eite  feine«  ^abeifibftmon" ,  t^iag 
1709,  oo  et  bie  9Reinung  6trabo'fi  berfi^t,  ba| 
bie  Silben  eigentUd^  9egq(iter  nnb  SRofeS  $an- 
t^rift  getoefen  fei  Der  »Slajaräer,  b.  1^.  bofi 
beibnifc^e,  jiübifc^  unb  mol^mmebanif^e  Sl^ri- 
ftent^m  u.  f.  vo.",  fionbon  1718,  toUI  burd^ 
^inmeid  auf  unäd^  Sbangelien  OBamabafi-Sban- 
gelium)  and^  bie  S^ten  berbad^tigen  unb  in  Smi^tl 
litfyn.  Sie  bemtfenfie  @d^ift  Xolonb«  ift  boS 
anonqm  etfd^ieneneSüd^Iein:  Panthdstieon  sive 
Formula  oelebrandae  Sodalitatis  Socaratioae, 
quae  Paniheistanim  bIto  Sodalium  coniinet 
mores  et  axiomato,  numen  et  philosophiam, 
libertatem  et  non  fallentem  legem  neque 
fallendam,  Cosmopoli  1710.  Sie  entl^ält  eine 
{Huit^ijiif^e  fiebre,  bie  on  (Siorbano  SBruno 
(ogL  b.  9tt.)  erinnert;  beffen  SBerl  Spaccio 
däla  bestia  trionfante  l^atte  Zolonb  f  d^on  frül^er 
ttberfe^.  SEBeld^  f^redUid^e  Aufregung  baS  $an« 
tbei^fon  l^erborrief ,  bejeugt  ber  Umflanb,  ba|  bie 
@d^rift  bon  beutfd^en  Ideologen  angefel^n  mürbe 
al4  ^beutlid^eB  3^i(ben  bon  ber  l^erannol^cnben 
lej^en  Qerfu^ung,  bie  über  bie  gange  SBelt  bm- 
men  foll^.  Sin  6rgu^  ber  irreligiöfen  ©efmnung 
iß  boS  ®ebet,  melc^eS  Xolonb  in  ein  SBibmungS- 
tjSPpplax  ^ineinfd^rieb:  0  sempiteme  Bacche, 
qoi  reficis  et  recreas  vires  deficientaum,  ad- 
813  nobis  propitius  in  poeula  poculorum. 
Amen.    Der  boOft&nbige  reltgiöfe  9ii^UtSmud 

Sibt  ftd^  in  gtoei  feiner  Letters  to  Serena  (b.  1^. 
^5nigin  @op\^it  (S^rlotte  bon  $reu^),  Lon- 
don 1704,  tnnb.  S>ie  erfien  »riefe  befaffen  fid^ 
mit  bem  Urf)mmg  ber  ißorurtl^eile,  be8  (B5^n« 
bienfkS  nnb  bei  ^eibent^uml,  fomie  mit  bet 


®ef4i4te  bet  Un^fid^htlfil^  untet  ben  ^ 
ben.  S)ie  betben  legten  be^anbebi  bie  $bi^ 
foj^ie  @pinoga'S  (f.  b.  Vtt)  unb  gAen  Siolnnb 
al6  Scrtreta  be<  materioRftif^en  SRonilmuft 
eim  früber  minber  be«bi<^  SMieutung.  Sii'ctcf» 
lei  finbet  er  am  Spfieme  Si^inogo'ft  att9}ufe|en» 
etftend,  ba|  betfelbe  nnteiiaffen  f^cit,  eine  6i* 
Sarung  ber  8emegung  gu  geboi,  unb  gmeitent^ 
ha%  er  behaupte,  id)er  X^il  bet  9Raterie  benk 
bejianbig.  (Sleid^faUd  ffimpft  et  gegen  bie  Xn« 
no^me  einer  SBeltfeele  nic^  nur;  fonbem  gegen 
bie  einer  Seele  uberl^aupt  unb  ^en  bie  Vn* 
ftd^  ber  iBitaliften.  S)erartige  berte^  «n« 
ft^auungm  JPiöffen  auS  bem  Sirutt^,  alft  ob 
8ede  unb  iförper  berfd^iäm  feien.  Sin^t  bon 
Woterle  unb  itroft,  Sinbeit  bon  SRoterie  unb 
®eiß  fei  bU  monifHf d^  Sebre  Zolanbft.  S)U  SRo- 
ierte  fei  teine  tobte  9)taffe,  fonbem  bie  Semegung 
iji  i^r  mefentli^,  bie  9ht^  bemnad^  nur  ein  ®reng» 
fall  gmijc^  gmei  gleid^  ftarfen  entgegen  gerichteten 
Semegungot  9uf  eine  nfil^ere  2)efinition  bon 
Semegung  als  einfad^er  unb  unbeflnirbarer  Sot» 
fieüung  ge^  er  nid^t  ein.  Son  ber  Semegung 
bed  ®angen,  bie  er  al8  effentiele  Vctlon,  iraiere 
energie  unb  SutofineftS  be^eic^net,  unterf^eibet 
er  bie  med^elnben  9Robiflcatu)nen  ber  IBemegung» 
bie  mannigfaltigen  fiocalbemegungen,  mofür  er 
bie  9}amen:  9Robification  ber  llction,  Soge« 
änberung ,  &u|ere  OrtSbemegung  ober  aud^  SBe« 
megung  im  engfien  @inne  borbe^tL  SBie  bie 
aiudbe^nung  baS  unmittelbare  @ubj[eä  ber  ber- 
fd^iebenen  (Seftalten  unb  Cuontit6ten  fei,  fo  fei 
bie  allgemeine  Semegung  ber  unenblid^en  3Raterie 
baft  unmittelbare  Subiect  aUer  befonberen  IBe« 
megung^beterminationen  ober  ber  ffbrper.  £o- 
fonb,  meld^er  bon  SBoItaire  (f.  b.  Srt.)  oft  citirt 
ttirb,  ]^t  auf  ben  frang5fifd^en  9RateriaIidmud 
einflul  ausgeübt;  fl^er  nad^meiSbar  Ift  bieg  bei 
$olbo(|  (f.  b.  %ri).  (9)gL  ou|er  XoIanbS  eige- 
nen SBerten  unb  ben  im  Sri  SeiSmuS  genannten 
@d^riften  über  bie  engtifd^en  2)eiften  nod^  Mos- 
heim,  De  vita,  fatis  et  scriptis  Joannis  To- 
landi,  in  ben  Vindiciae  antiquae  Christi»- 
norum  disciplinae,  2.  ed.,  Hamburg.  1722; 
Nouv.  biogr.  g^n.  XLY,  468  ss. ;  ®.  SBertl^oIb, 
2[o]^n  Xolanb  unb  ba  SRoniSmuS  ber  ®egenmart^ 
^eibelberg  1876.)  [ffneHer  S.  J.] 

Cetebe  (Toletnm),  6tabt  unb  Srimo» 
tialfil  in  ©(»anien  amZaio,  6aReUen  füb« 
meftlid^  bon  SRabrib,  mar  urfprfingltd^  ein  be« 
f eftigter  Ort  ber  (SxitptUmtt  im  tanaconenfifd^en 
BpoxAtn,  marb  bann  römifd^e  (Kolonie  unb  gut 
3eU  (EäfarS  ein  {larfer  SBaffenplak.  WS  SRejlbeng 
ber  meftgotifd^en  ftönige  (576—711)  tourbe  eft 
bebeutenb  bergrö^ert  unb  bUbete  unter  ber  ^err^ 
fd^  ber  SRouren  (feit  714)  löngere  Seit  ein 
eigenes  9tetd^.  WfonS  VL  bon  daftUien  unb 
Seon  entriß  ben  9Rouren  1085  bie  Stobt  unb 
baS  Steid^ ,  unb  matj/it  erftere  gu  feiner  Xeflbeng. 
SBon  ba  ab  mar  Xolebo  nicbt  blo^  Slefibeng  ber 
ftönige,  fonbem  mid^  Snittelpunft  ber  fpanifd^en 


1847 


Xolebo. 


1848 


JKt^c,  eine  ftirc^en-  uiib  ^prieilerflobt,  mit  an- 
geblich 200  000  gintool^nem,  »öl^rcnb  pe  l^eute 
fanm  mel^t  21000  jq^U.  ®ie  (Sot^ebrole  (be- 
gonnen 1227,  ooHenbet  1492)  iji  m  großartige« 
(Sebäube  mit  5  ©d^iffen  unb  40  ©eitenfapeUen, 
mit  ga^Ireid^en  ffoftbarfeiten  unb  Äunftf^äten. 
3n  ber  ftapette  beS  1^1.  ©acramenteS  »irb  nad^ 
ber  anorbnung  beS  SarbinalS  3Eimenej  (f.  b.  9lrt.) 
jum  eioigen  @ebäd^tniß  ber  @otte§bien{i  nod^ 
nad^  bcm  burd^  ®regor  VIL  abgeid^afften  moj- 
arabijd^en  SRituS  (J.  b.  ^xt  fiiturgien  VUI,  34) 
gefeiert.  3Die  grope  ffopeUe  be  la  SSirgen  bei 
©agrario,  neben  ber  ©acriftei,  birgt  eine  uralte 
^ölseme,  mit  ©ilber  bebedfte  ©tatue  ber  ÜJhitter 
®otted,  baS  d^riftlid^e  S^allabium  ber  ©tabt. 
9lod^  im  öorigen  Sal^r^unbert  löifiit  lolebo 
27  ^farrürd^en,  39  fflöfter,  28  §oJpitäler.  ®ie 
el^emalige,  im  3.  1490  t)on  bem  S)om^erm 
granj  ^loare)  gegrünbete  UniDerfitöt  ging  1845 
ein.  —  SQßann  unb  üon  loem  baS  SiSt^um  Xo- 
lebo  gegrfinbet  h)orben,  ift  nid^t  genau  befannt. 
9}ad^  ber  Xrabition  loöre  SugeniuS  ber  erfte 
Sijd^of  geh)efen,  ber  als  ©d^üler  bed  l^L  S)io- 
nqfiu«  Sreopagita  burd^  bie{en  Don  $ari8  nad^ 
Xolebo  gejanbt  loorben  fein  foQ.  Sebenfalld 
beftanb  baS  iSiStl^um  fd^on  gu  6nbe  bed  8.  ober 
Anfang  be«  4.  3<^l^tl^unbertd ,  ba  ein  Sifd^of 
SRelantiuS  üon  ioUho  im  3.  800  auf  ber  ©Qn- 
obe  )u  SlDira  erfd^eint.  3n  ber  ^n^eiten  ^ölfte 
beS  4.  3<i^t]^unbertd  unb  bid  )um  Saläre  390 
fa^  auf  biefem  ©tul^le  SlubentiuS,  ber  gegen  bie 
Sf^anid^öer  unb  anbere  ^öretifer  fd^rieb  (Oennad. 
De  vir.  illustr.  14).  Sl^m  folgte  ber  fromme 
Slfturiud,  ut  antiquitas  fert,  in  Toleto  sacer- 
dos  nonus  (Ildeph.  De  script.  eccl.  2) ;  fein 
9lame  fielet  unter  ben  bieten  bc8  erften  ßoncilS 
m  Solebo  t)om  Sa^re  400  (Mansi  lU,  1002). 
feon  ben  Sijd^öfen  im  5.  Sal^r^unbert  weife  man 
nad^  ©amS  (ffird^engefd^.  Don  ©panien  II,  1, 
StegenSburg  1864, 446)  foDiel  h)ie  nid^tS.  193ifd^of 
SKontonuS  (522—531)  ttjurbe  auf  ber  fogcn. 
jtteitcn  ©pnobe  öon  3:olebo  als  SMetropolit  pro- 
clamirt ;  eS  gefd^al^  biefe  im  @egenfa^  jum  Sifd^of 
Don  Kartl^agcna,  wcld^er  in  ber  ganjen  Provincia 
Carthaginensis  bie  SDletro))olitenn)ürbe  bean- 
ft)rud^te ;  aDerbingS  maren  außer  WontanuS  nur 
t)ier  ©ifd^öfe  au8  ber  Sanbfd^aft  Sarpetanien 
(9leu«6aftilien  unb  einem  3:beil  öon  ^lt-6afliUen) 
auf  ber  ©^nobe  anwefenb.  grl^alten  finb  öon 
SDlontanuS  gmd  Sricfe  an  bie  ^alentiner  unb 
an  ben  5Dlönd^  XuribiuS  aideph.  1.  c.  3).  5Ra(^ 
ein  paar  arionijd^  gcfmnten  grjbijd^öfen  beftieg 
ben  ©tu^l  toon  Solebo  eu})]^cmiu8  (feit  587), 
tocld^cr  ber  großen,  t)om  1^1.  2eanber  Don  ©eüifla 
(f.  b.  ?lrt.)  })räjibirten  ©^nobe  (589)  beittjol^nte 
unb  beren  ^cten  als  „a)ietro})olit  ber  ^roöin^ 
ßarpetanien"  (alfo  nur  cincS  %\)dltS  ber  cartl^a- 
gineufifc^en  ^roöinj)  unterjd^rieb ;  bann  ^bel- 
pl^uS  (597-602)  unb  ber  l^l.  ^luraftuS  (603  bis 
615).  Sejterer  l^atte  öiel  Don  bem  arianifd^  ge- 
finnten,  gctt)alttl)ätigen  ll^ronräuber  SBitterid^ 


(gej!.  610)  gu  leiben ;  unter  t^  Begomi  fii^  ober 
aud^  ber  Sinfluß  ber  Si^fird^e  Xoläo  bebcotenb 
gu  entmideln,  maS  befonberd  babur^  be^puijtigt 
n)urbe,  baß  bie  meiften  loeftgotifd^en  ft5nige  feit 
SeoDigilb  (569—586)  fic^  gu  Xolebo  ouf^ditn. 
©d^on  um  610  mürbe  bem  l^L  ^urafiuS  auf  ba 
©Qnobe  )u  Xoltho,  gegen  bie  Sinfproc^  einiger 
Sifd^öfe,  baS  ajtetropolitanre^t  ni^t  bloß  über 
Sarpetonien,  fonbem  über  bie  gonge  ProTinm 
Carthaginensis  guerfannt  ©elbftoerftänblii^ 
mürben  baburd^  bie  Srgbijd^dfe  nod^  (eineS&)c§§ 
gu  Primaten  ber  gangen  fpanifd^en  ftirt^  e^ 
boben  (C^efele,  (Sarbinal  XimeneS,  2.  SujL,  Zo* 
bingen  1853,  32  ff.).  SBa^renb  biefelbcn  M 
gum  dolore  658  nie  an  erfter  ©teile  bie  Cos" 
cilien  untergeid^neten  ober  ben  Sorft^  babei 
fährten,  gefd^ol^  bieß  iebod^  Dom  genannten  3a^ 
an  ftetS,  fo  baß  feit  biefer  3^  <in  bebeutenbeS 
Uebergemid^t  ber  (Srgbifd^öfe  Don  Xolebo  über  bie 
übrigen  SRetropoliten  ©panienS  btrt)ortritt  @o 
mirb  in  can.  6  ber  im  3.  681  gu  ^old>o  ge> 
l^ltenen  ©^nobe  bem  bortigen  Srgbifd^of,  toeil  er 
ber  ^erfon  beS  ffönigS  om  nö^ften  fei,  bie  (8^ 
malt  übertragen,  {eben  Sifd^of,  meld^  berftdnig 
mit  feinem  S^at^e  ernennen  rotxbt,  fofort  foipb 
ju  beftöttgen  utü)  gu  orbiniren,  morauf  bann  ber 
neue  SSifc^of  in  ben  n&d^ften  brei  !Dfa>naten  m 
feinem  Snetropoliten  fid^  gu  fidlen  ^abe  (^efeU, 
6onc-®efd^.  IE,  2.  «ufl.,  317  f.).  3)urdft  biefm 
ganon  batte  Xolebo  bie  feit  610  angefh^bte  ^» 
matie  eneid^t  unb  feine  9lebenbu^Iet,  bie  SKeto* 
))olitanfi^  Don  ©eoilla  unb  Xarragona  (f.  b. 
^rtt.),  überflügelt  ®roßeS  Sob  fpenbet  ^tbtp^ 
(l  0. 5  et  7),  mie  bem  bl.  SuraftuS  f o  bejfen  Itoäf 
folger,  bem  bt  ^ellabiuS  (615—633),  ber  öor^ 
eine  bo^e  SeamtenfieQe  befleibete,  bann  im  Plojirr 
Slgali  ^önd^  mürbe  unb  fd^on  gienüid^  bejo^rt  bie 
bif d&öflid^e  (Jatbebra  beftieg.  SufhiS  (633—686), 
fein  ©d^üler  im  fflofter  ^gali,  folgte  i^m  in  fetnec 
SBürbe.  SugeniuS  I.  (636—646),  gleupi! 
©cbüler  beS  bl.  ^ellabiuS,  mar  ein  tugoibb^. 
Derftönbiger  unb  ber  ^ftronomie  funbiger  $iöIaL 
3laä)  ibm  jierte  gugeniuS  IL  (f.  b.  9lrt)  elf  3a^ 
lang  ben  (Irgftul^l,  bann  ber  bL  SlbepbonS  (f.  b. 
^rt.)  gebn  Sob^e  lang.  DuiricuS  (667—679) 
f übrte  einen  unftröflid^en  SBonbel  unb  b^tte  al§ 
^ad^folger  ben  bL  Sulian  (680—690 ;  f.  b.  &t), 
unter  meld^em  nad^  ®amS  (II,  2,  215  %)  ber 
eigentlid^e  ^rimat  Don  Solebo  beginnt,  ©ifebert, 
feit  690,  mürbe  693  megen  C)od^t>errat]^  abgefe|t, 
unb  an  feine  ©teile  gfelij  (693—698),  fe^jW 
Don  ©eoiUa,  ein  gotteSfürd^tiger  vaib  gelehrter 
3J{ann,  gefegt,  ©ifebert  foQ  ^d^  obermott  bed 
SrjftubleS  bemöd^tigt  l^ben,  iebenfoQS  ober  nur 
auf  furje  3eit,  benn  fd^on  700  beflieg  benfeftm 
ber  mürbige  ©unberid^  (gefl.  704),  ber  fo  glfirf- 
lid^  mar,  ben  ©turg  ber  meflgotifd^  9errf^^ 
in  ©panien  nid^t  mel^r  gu  erleben.  ^QcAtt  er  fi4 
bemübt,  bem  bereits  aud^  imter  bem  SleruS  ein* 
geriffenen  ©ittenDerberbniß  einen  S)amm  entgegen« 
5ufe|en,  unb  ben  beS))otifd^en,  groufamen,  fitten« 


1S49 


Zolcbm 


15C« 


lofcn  imb  tttefigttfen  ftdidg  SBitiia  ouf  hfim 
Sahnen  }U  Itütn,  fo  oecfolgte  fetn  Stoil^fDlger 
Sinbeteb  (707—721),  im  etiiiiaftfiid)nt|  mit 
SBiHja,  alte,  e^mmrbigf  imb  eifrige  ®ei{Uiil(ie  imb 
lie^  alle  Suc^l  unter  bem  (QcniS  mib  ben  Saioi 
)u  @rttnbe  gd^em  918  bolb  bonuu^  bie  Sraier 
iior  iolebo  erf^iciten,  pfid^teten  Diele  C^rifleii, 
unter  3uriidlaftung  i^  fyibt,  mit  ben  ftinii^e»" 
gerdl^fc^en  unb  Dielen  Reliquien  in  bie  o^n- 
rifc^  ®e6irge.  6inbereb  felbjt  aber  begab  ji4 
no^  Koro,  too  er  nod^  im  3.  721  auf  einer  Mm 
$apß  (Sregor  IL  gehaltenen  6qnobe  ingegen 
UKtr.  3nfoIge  ber  arobifd^en  ^errf^ft  ^nf  ber 
e^afige  berrfid^  ffönigS*  xaSb  9)tdn>pDliton{i| 
tief  berab.  @o  lange  @inbcreb  lebte,  fübrten  )iBei 
febr  iDurbigc  (Seißlid^e,  ber  Srtbibiacon  StKuüind 
unb  ber  Contor  Urbanud,  bie  Sbminifhotion  bed 
SrgbiSt^umS ,  Ie|terer  UNibrf(beinIi(b  oud^  aÜS 
!DtetropoIit.  IBon  ben  folgenben  Sqbifd^fen 
@ttnifreb  unb  Soncorbiu«  mei^  man  mentg,  bo- 
gegen  me^r  Don  Si^ila  (gefi.  783),  ber  biefer 
dir(be  in  f4n)ierigen  Seiten  rubmli^  Dorjianb, 
unb  bem  man  ou^  9toti)en  über  boS  Seben  unb 
bie  Sd^riften  bed  bL  3n>e|)]^on8  Derbonft  (DgL  AA« 
8S.  BoU.  Jan.  ü,  585).  6ein  Stad^folger  Sli- 
panbuS  (783—808),  SnfangS  Dol  ßifer  miber 
bie  eingefd^lid^enen  Stigbrftud^  unb  3ntbümer 
ber  ÜRigetianer  (f.  b.  9rt  aßigeHuS),  fiel  balb 
felbft  in  Strt^um  (f.  b.  «rt  aibopKoner).  «uf 
®umrfmbu8  (geji.  um  828)  folgte  SßifiremiruS 
(828—858),  nm^renb  ber  bomoligen  (S^rifien- 
Derfolgung  burd^  bie  ftalifen  ^eine  gadel  bcd 
®ei{ie8  unb  ein  Sid^t  fär  gong  Spanien",  mie 
ibn  fein  Siograpl^  unb  ermablter  92ad^^)Iger 
euIogiuS  (f.  b.  Sri)  nennt  Se^terer,  ein  mut|i- 
ger  unb  gelehrter  SSert^eibiger  ber  d^rißlid^ 
Religion  unb  Xrdfler  unb  ^Ifer  ber  d^rijUtd^ 
Setenner  unb  ÜRartqrer,  fonnie  megen  ber  fort* 
bauemben  traurigen  SBerboItniffe  nid^t  confecrirt 
toerben ;  er  ftarb  859.  9lad^  SonituS  (859  bi§ 
892)  !am  no^  SobonneS  (892—926)  a»  lekter 
Wetropotit,  Don  bem  man  fidlere  92ad^t  bot 
Qrft  mebr  als  100  3Qbte  fpäter  mirb  no^  unter 
crobif^er  feerrfd^ft  ein  ^{etropoltt  Don  Xolebo 
genannt,  $ofd^til  (1058—1067),  ber  }u  Seon 
gcmeibt  morben  mar.  SBalb  bama^  (1085)  Der- 
loren  bie  Araber  bie  @tabt  Xolebo  unb  enbete 
i^r  toletanift^eS  9lei(b  burd^  Adnig  WfonS  YL, 
ber  bie  alte  ^auptftabt  gu  feiner  gem5^nlid^ 
Xefibeng  mad^te.  S)a  fie  gum  größten  XbeU  no^ 
Don  arobem  wob  3uben  bemo^nt  mar,  fud^te  ber 
Üonig  bie  ^fUid^e  SeDöIferung  Don  dien  Seiten 
1^  gtt  Derme^ren.  9ud^  lie^  er  auf  einer  @Qnobe 
fofort  gum  (Ergbifd^of  (1086—1124)  einen  fron- 
göftfd^en  antönd^,  SBemarbuS,  mahlen,  meld^er 
eine  ^eilfame  {Regierung  P^rte,  tugenbbafte  unb 
gelehrte  ®eiftlid^c  auS  granfreid^  berief,  bie  fBi9- 
t^fimer  mieber  aufrid^tete,  bie  SRetropoIitonfird^ 
miebet  einmeibte,  gu  Seon  1114  eine  Spnobe 
^telt  unb  ben  Arabern  Slcala  be  C)enareg  abnal^m. 
3^m  mürbe  aaS^  bie  ^rimatialmärbe  mieber  re« 


|liiiii(l*  udMiUrbon  IL  bcs 
»crabarb  b«^  »die  Mi  1^  Cttbet  K^ 
nrit  bcB  ^ßcdltinii  fcbwvK&e  n^  ynt  "^^nHil  isr 
olle  tpoml^en  Steige  ouiMte  iSatflll,  1 .  H 
trpy^c«  fiub^  biT  6x|bi}ibof  SKoiitiHi  8i^ 
biibo  ober  SudrinnS  mn  ^ngt,  ber  i^fltoBe 
«fterpapfl  ®regor  YIBL  (j.  k  »rt  V,  1127  O, 
fUJ^  ber  ^kimotie  mm  Xolebo  g»  cat|iÄcm.  $€r* 
norbttS*  Stncbfolgcr  mar  SiMpiuMb  L  (112S 
btt  1150),  einer  ber  Qc^i^cii,  mdd^ 
Sfnndreid^  gebmmcn  morcn.  Seit  1109 
Sifcbof  tu>n  OtaML  Sr  mo^nte  ucbieieft 
oboi  bei,  mor  bei  ber  SeifbSDerjaBnBhmg  gn  SdNt 
(1135),  auf  mebber  Slfonfi  YIL  gum  SMiia  at* 
Hart  mürbe,  unb  erbielt  Don  btefon  für  fi^  nab 
feine  Kaibfolger  für  emige  3ntm  Üada  be  ^ 
nareg.  S>ie  Sr^bifcböfe  Don  %Mbo  erlief  Dos 
bo  an  bis  onf  bot  bernbmten  Sobrigo  3Eimcnc8,  ott 
Ferren  Don  Ucola,  Diele  Oefe|e,  meld^  für  bie 
Keiuitni^  beS  bamoligen  Stubt^n^onbeS  unb  bct 
WunicipalDerfaff ung  f^  miibtig  ftnb.  tüif  Srg« 
bifd^f  9ta9munb  folgten:  SobanneS  (1151  bis 
1166),  (Eerebnmufi  (1170—1180),  $etruS  be 
Sarbona,  ber  noib  Dor  feiner  (Eonfeaotion  ftarb^ 
(Bongalo  $ereg  (1182—1193)  unb  Wartin  Sopeg 
be  ^ifuerga  (1194—1208).  Siner  ba  cifrigßen 
unb  gelebrtefien  Sr^fd^öfe  Don  Xoldm  mar  ber 
eben  erma^  Stobrigo  XimeneS  be  Stoba  (1209 
bis  1247).  er  begleitete  bie  ftönige  llfonS  ben 
Sblen  uiü>  gferbinanb  ben  f^Hgen  (f.  b.  9rt) 
auf  i^  Seifigen  gegen  bie  SRodlim  unb  mu^ 
gegen  Ie|toe  boS  Sd^DKrt  tapfer  gu  fd^mingen, 
bemieS  ftd^  aber  aud^  alS  Soter  ber  Vrmen.  3u 
bem  SReifierfiüd  ber  gotifd^  Soufunfi,  ber  Don 
Serbtnanb  edbauten  neuen  Cat^dncale  Don  £oIdH>, 
leiftete  er  bilfteid^  ^onb.  S)ie  ^jkimatie  feiner 
Stitä^,  totldft  Don  im  Srgbifd^öfen  Don  Snigo, 
Sontiago  be  Compoftela  unb  3:arragona  ange« 
fochten  mürbe,  Dertl^tbigte  er  tapfer  unb  reiste 
be^b^ilb  nad^  Xom  (DgL  lpefeIe4^nöpfIer,  Conc- 
(Sefd^.  y,  874  f.).  Sr  Derfa|te  mu^  bie  für  feine 
Seit  mertbDoDe  Historia  Oothica  ober  Ghro- 
nicon  renim  in  Hispania  gestamm,  bann  eine 
Historia  Bomanomm,  Hmunonim,  Wandar 
lorom,  Snevomm,  Alanonun,  Silingomniy 
Arabiim,  fomie  eine  Historia  OstrogoÜiorDm 
(gefammtiit  bei  A.  8chott,  Hisp.  illostr.  U, 
Francoforti  1603).  Seine  beiben  Kad^folger 
3o^nneS  be  SRebina  $omar  (gefl  1248)  unb 
®utierre  L  (gefi.  1250)  regierten  nur  febr  furge 
Seit,  morauf  Sand^o  L  (1251—1261),  Sobn 
beS  bl-  S^binanb,  als  Administrator  p6i^>etaa8 
baS  SrgbiStl^um  leitete.  9u4  2)ominicuS  $af(^- 
fiuS  (1262)  regierte  nur  brei  Slonate.  Ser  3nfant 
Sand^o  IL  Don  9ragonien,  feit  1266  Srgbif^of, 
mürbe  in  einer  Sd^Iad^t  gegen  bie  Ungläubigen 
Dor  @ranaba  gefangen  genommen  unb  nieber» 
gel^uen  (1275).  gerbinanb  L  Xobrigueg  SoDar^ 
rubiaS  (feit  1276),  beffen  SSeftütigung  in  Stom 
auf  Sd^mierigleiten  ftie|,  refipirte  1280,  unb  eS 
folgte  ber  tüd^ttge  mib  gelel^  (Songalo  IL 


1851 


Zolebo. 


1852 


(Batria  Shibkl  (1280—1298),  t^orl^er  »ifd^of 
Don  SurgoS.  Sr  ttutbe  1298  aB  ber  erfle  untet 
ben  erjbtfii^fen  bon  Xolebo  mit  beut  $ur|mr 

Jefd^mudt.  (Bonaalo  m.  S)ia3  fßototneque  (1299 
i8  1810)  l^ielt  1802  rine  ni^t  untm^Hge  S^if 
obe  )u  $efiaftel  (^efete-ftnfl)){ler  YI,  877). 
9tad^  feinem  Zobe  mutbe  ouf  töniglid^  Sm^ 
p^fjUvm^  tiom  (Ea)){tel  gfetbinonb  ®utiene  IL 
(Bomq  (1811—1819)  geioä^It;  beffen  9tttd^- 
folger,  ber  tugenb^e  unb  gekl^e  Infant  3o« 
l^amteS  lY.,  So^n  beS  Mnigd  3ol^anne§  n.  oon 
%ragonien,  feit  1819  erjbifc^ofoon  Xolebo,  fuci^e 
bie  $rimatie  gegen  bic  Si}6{^öje  Don  Xartagona 
unb  Satagoffa  ge(tenb  }tt  maqen,  toe^l^Ib  il^n 
biefe  mit  bem  SBonne  bebrol^ten.  918  ff5ntg 
aifonS  oon  (Sxiftaien  i^m  aufi  SRi^trouen  bie 
SBfitbe  al8  @ro|fänjIer  obgenommen,  oertaufd^te 
er  fein  Srgbidt^m  gegen  baS  oon  Xonogona, 
unb  ber  ergbifd^of  oon  Zorragona,  S^iminuS 
(XimeneS)  be  Suna,  tourbe  (fo}bif<i^of  oon  Xolebo 
(132S— 1388).  S>er9lad^foIger,megibiuS(@iae8) 
abare)  be  SIbomo)  (f.  b.  Sri),  oereinigte  bie 
(Sigenfd^ften  eines  ^rSIaten  mit  benen  einefi 
ta))fem  ihriegerS  unb  flugen  Sfelbl^erm.  9lad^bem 
SbmenS  YL  C^  unter  bie  Soffi  ber  Sorbinöle 
aufgenommen,  refignirte  er  1850  unb  mibmete 
M^  gan}  bem  ))ä)>ftli^en  Stul^Ie.  Sie  @onsaIo  lY. 
b'Vguilar  (1351—1858)  f (^on  balb  burd^  ftönig 
^ro  ben  @raufamen  oon  SafKIien  oon  feinem 
@i^  oertrieben  mürbe  (er  flarb  gu  Siguenja), 
fo  mürbe  SlaSco  (SBIafiud)  S^tnonbe),  Crabif d^of 
feit  1358,  Don  bemjelben  ftdnig  nad^  Portugal 
oerbonnt  (1362).  Sr  mu|te  unoerjäglid^  unb 
entblößt  Don  aOen  SRitteln  abreifen ;  ni^t  einmal 
fein  Sreirier  burfte  er  mitnel^men.  Um  feine  JHrd^e 
in  ber  fd^müfen  3<it  nid^  ol^ne  ^irten  gu  laffen, 
refignirte  er  unb  oerlebte  ben  Sbft  feiner  Xage  im 
SominicanerHofier  )u  (Eoimbra.  @efai  Kad^- 
folger  mürbe  (Somej  aRanrique  (1862—1375), 
Dörfer  Sr}bifd^of  oon  Santiago,  bann  ^ßetruS 
Xenorio  (1376—1899),  ein  rS^ger,  aber  aud^ 
unrul^iger  ^älat  Surd^  feinen  Sl^ei),  bei  ber 
Slegentfd^ft  beS  j[ungen  ftönigS  ^einrid^  bie 
^au))trone  }u  f))ielen,  rid^tete  er  gro|e  3)er« 
mirrung  an,  mürbe  gefangen  gefe^,  bod(  balb 
mieber  freigelaffen.  (ic  befa|  bebeutenbe  Sted^S» 
fenntniffe,  fSl^rte  Derfd^id)ene  mol^It^tige  unb 
gemeinniitige  IBoutcn  auf,  mad^te  md^e  fromme 
l^tiftungen  unb  nal^m  bie  Sifttation  feineS 
&pm%tü  in  $erfon  Dor,  maS  megen  beS  großen 
UmfongeS  beSfdben  menige  feiner  l^orgänger  unb 
9bu^Igec  getl^  l^ben.  Wit  SinmiOigung  bed 
AönigS  ^einrid^  oon  Saftilien  ernannte  unb 
meil^te  ber  9lftert»))ft  »enebict  Xm.  (f.  b.  «ri 
$€tru9  be  Suna)  im  3.  1403  feinen  gleid^ 
namigen  Steffen  $etru8  be  Suna  }um  ßrjbifd^of 
Don  Xolebo  (gefl  1414).  3um  »e(eg  fär  bie 
bamaligen  @itten)uflönbe  bient  bie  auf  bem 
Sanbtage  m  SRabdb  1405  erloffene  Snorbntmg, 
bo|  bie  Soncubtnen  ber  ®ei^id^en  auf  bem 
flopf  ein  @tu(f  Sd^orlad^  ober  ein  anbered  S^n> 


Hd^eS  Aennjeid^en  tragen  foOten,  bamit  fie  ni^t 
für  red^tfd^affene  g^rouen  angefel^en  merben  t9nn* 
ten.  Stitd^  ber  ndd^te  Crgbifd^of  6and^  HL 
be  StolaS  (1415—1422)  fc^Io^  fid^  «nfirngS  bem 
aifterpatift  l^enebict  XIIL,  na^  bet  SBobl  9lar- 
tind  Y.  aber  biefem  an.  S)tr  grflnbUA  gele^e 
unb  fromme  Sol^onneS  Y.  9)lartineg  be  Contrerod 
(1422—1484)  mürbe  Don  Slartin  Y.  gum  3n- 
quifttor  gegen  bie  Sd^ilmotiler  befteSt  unb  erbictt 
bann  in  Sicna  (f.  b.  9rt),  mo  er  ber  1423/1424 
baf elbft  gel^enen  S^nobe  betmobnte,  bie  meiloe 
aib^nung  Dom  $a)>fte,  oft  ^rimaS  ber  ffKUiifi^n 
ffin|e  au  feinen  Sinf(u|  gur  Sereimgung  ber 
tird^Iid^n  Sngelegenl^iten  aufgubietau  fBegen 
Snanf^rud^o^me  feiner  Don  Xom  cta§  a&ermald 
aner!annten  ^rtmatiafred^te  mürbe  er  mit  efaii* 
gen  f^mnifd^  Sifd^dfen  in  Streitigfeiten  Mf 
midkU.  Sin  Stoief^att  bei  ber  SBa^I  beS  %x^ 

gIgerS  Deranla^  im  3.  1484  ben  ttniglic^t 
efe^I  gur  SBabI  beS  (grgbif^ofd  3ol^tte8  YL 
Sereguela  Don  SeDilla  für  Xolebo ;  beffen  9lad^ 
^Iger  ®utierre  HL  SIbomog  be  Xolebo  (1442 
bid  1446),  Dor)^  gleid^faSfi  Ccgbtff^of  Don  @c» 
Dilla,  mar  ber  le^te  Dom  Copittf  ermi^Ite  lEtg« 
bifd^of  Don  Xolebo.  (Er  mar  nid^  blo^  buri^ 
feine  etibmd^te  abfunft,  fonbem  nod^  mel^  bnr^ 
feine  bem  JFönig  befiänbig  ermiefene  Xmie,  fomte 
ourd^  feinen  erbauGc!^  Sebendmonbel  unb  eine 
fein  3a]|rbunbert  ilbaireffenbe  (BeU^andeit  ein 
berDorrogenber  IKrd^färfl.  S)ogegen  mar  ber 
f olgenbe  Srgbifd^of,  m\otA  IL  be  9cu&t  eortSo 
(1446—1482),  ein  el^gei|iger,  unrul^er  unb 
bartnädCiger  ^k^t,  baS  fyixipt  ber  ibnpima% 
gegen  ftönig  ^inrid^  lY.  Don  CafUIien  md)  gegen 
^binanb  Y.  unb  3faieIIa  (f.  b.  «ttt).  S>er 
Corbinal  ^ßetrud  (Bongaleg  be  SRenboga  (1488 
bis  1495 ;  f.  b.  Vrt.  9Renboga  n.  8)  mor  ein  mfir^ 
biger  Vorgänger  beS  berühmten  (SarbtnalS  unb 
Staatsmannes  S^nmciflcuS  JEtmeneS  (EtSneroS 
(1495—1517;  f.  b.  Srt),  mdd^er  ledere  auf 
bie  fird^Iid^  unb  ^olitifd^  Sngelegenl^eiten 
Spaniens,  auf  Jhieg  unb  Stieben,  onf  SBiRen- 
fd^  unb  ffünjie  einen  fel^  großen  (Einfluß  aus- 
geübt l^ot.  IßadjbemXobebeSSarbtnalSSimeBeS 
monte  ber  Srgbifd^of  Don  Satagoffa,  Vl^onS, 
Sol^  SferbinanbS  Y.,  ben  ^rimotiolfiu^t  be- 
fleigen,  ilarl  Y.  f d^Iug  ober  ben  8d^  SäS^Om 
Don  (Ero9  (1518—1521)  als  ^ßrimaS  Dot» 
Siefer,  gu^eid^  SiMof  Don  Soria  unb  gletd^eitig 
mit  Dem  ^urpur  gef d^dtt,  fam  nie  nad^  Gpoxäm 
unb  ftait  gu  Sflttid^  infolge  eines  SturgeS  Dom 
$ferbe.  Sein  Stod^folger  SlfonS  Don  gonfcca 
(1524—1534)  DcAgog  1527  bie  Xaufe  bei  \p&^ 
temmnigS9]^(i)>)iIL  «ufCoibtnaläoWnS 
Xabero  (1534—1545)  folgte  (Earbinot  äo^onneS 
SRortimg  Stticeo  (1546-1557),  bec  Max  unb 
(Ergiel^er  ^bUif^fiS  IL,  bann  ber  befonnte  Somint* 
(oner  ^Bartholomäus  Sartonga  (1659—1576; 
f.  b.  9rt.),  meld^er  bie  Umoerfitti  Ooiebo  unb 
mel^  Kollegien  fHftite,  om^  fiir  b&ftige  aBSb» 
c^enforgteutd)fonfiDid0uteft^  9n<Baiqcn 


1859 


Zolebo. 


1864 


WlDenbde  et  mtf  fcim  @Hftuiieen  1 888  000  S)u- 
cotcn  (DflL  (Bam&in,  2, 198).  S)ie  meikren  &)- 
Ufd^fe  iDarm  Sarbinal  ttoBpox  be  Outrogo 
(1$77-1594);  9U6ect  t)on  Oeiiemic^  (feU 
1595)^  bor  f^on  1598  re|i|)mrte;  @otria  Soa^fa 
Oltoa  (1598—1599) ;  bet  berül^mte  Sorbinal 
33(|ii^b  €anboDaI  9  SRosaS  (1599—1618); 
Sarbinol  gctbinanb  n.  (1620-1641),  Snfant 
DpA  @))amai,  ber  nut  AdminiBtrator  perpetuus 
1901  unbjtt  tBrulfet  ftorb:  Sarbinal  Aodpar  be 
Sotio  9  wIoSco,  t)orber  dr^ifd^of  Don  @et)Ula, 
bcc  nut  Don  Släcg  bid  S)e€embet  1645  ben  ißrima« 
tialffaiU  tnne  batie;  eorbinol  a3alt]()af ar  SRoScof 0 
9  SonboDoI  (1646—1665);  (Eorbinal  ^afd^oIU 
be  Viogpn  (1666—1677),  bet  att  ®ro|mquifi- 
to(  bin  Smt  qI9  ^rimoS  nieberlegen  mu^e; 
Coibinol  Subttig  SOtomel  gfenumbc)  ^ortocorrero 
(1678—1709),  fett  1695  iugletd^  Carbinol- 
iifc^f  tion  $de{mno,  bet  ftd^  am  ^ofe  bolb  oIS 
{tmifc^,  bolb  Ott  fion}ö{tf d^,  (alb  oß  dttemtd^ifd^ 
fl^^t  Aeigie.  Kad^  feinem  2:obe  blieb  ber  @tubl, 
nun  Xgeil  megen  ber  fird^Iid^en  SBirren,  fe^ 
3o(re  unbefeifL  ^Donn  folgten  gfran)  Salero 
n  Sofa  1715—1720),  ber  fel^r  örmlid^  lebte; 
Sorbuial  SibocuS  be  9fbrga  9  SeS^ebed  (1720 
bis  1734);  ber  «(inblid^e\  laum  ad^t  äobre  alte 
(Sarbinol  äibmig  Snton  oim  Sourbon,  lungfter 
6o^n  ^Uippfl  V.,  ber  nur  9lbminiftrator  mar, 
1754  refignirte  unb  1786  florb ;  Sarbinol  Submig 
ftemonbe)  be  SorboDo  (1755—1771),  @obn  beS 
JDfTjogS  Don  Seria ,  ®raf  Don  XeDo.  Sa  fein 
Sotgdnger  fieä  obaefenb  ttor,  regierte  Subtoig 
Sfenumbq  Uon  bomald  olS  S)ombecan  boS  Sr}- 
bifitl^tan«  Seine  SBo]^t|dtigfett  tt>ar  ttnerfd^d{)f- 
lid^^  moft  nur  mbglid^  xdqx  burd^  fein  f))arfameS 
XS  S^eunb  ber  S^fuiten  mu|te  er  ben 
>f  bei  ffönigS  Derloffen.  Sein  »ürbiger  !Rad§* 
^Iger  nmrbe  fiorbinol  gfranj  Snton  be  Sorengono 
(1772— 1800;  f.  b. Art.).  anbemSed^enfc^oftS. 
berid^  bed  SDHnifterft  ®rafen  Don  gfloriba-Stonco 
qn  ftarl  IIL  Dom  So^re  1788  »erben  bem  gar« 
binal  ipeoen  feinet  Sol^It^tigfeU  l^ol^e  Sobbrud^e 
extbtiä  {wm%  HI,  2,  885) ;  er  mu^e  ober  Dor 
bem  .vSfnebatSffirften"  ®obo9  meid^en,  refignirte 
unbfbKrbgu3tonu  !ßunbeftiegben@tublberiunge 
®rof  Don  Sbindl^n,  Subttig  SOflorio  Don  Sourbon 
(1800—1823),  bet  (ugleid^  jum  fiorbinal  er- 
nannt mui^.  SMefer  UMt  1808  9{a))oIeonS  er« 
Sbena  Sicncc  gemefen^  ^ttt  1810—1812  bie 
eDoIuHon  mitgemod^,  1812  old  $röjlbent  ber 
9tcaentf(^ft  bierabicale  Serfaffung  Don  Sabii  Der- 
Zünbet,  mar  1814—1820  auS  bem  polttifdfien 
Seben  Derfd^tounben  unb  leijlete  bann  ber  neuen, 
aus  ber  SteDoIution  Don  1820  l^orgegangenen 
Regierung  feine  gel^orfamften  2)ienfte.  Sein 
{Benehmen  M  ber  Vertreibung  befi  )>a))ftlid§en 
9Iuniiul  (1823)  gefiel  me^r  in  üRobrib  oIS  in 
9tom.  Sx  erlebte  nid^t  me^r  ben  @tur)  ber  9le*> 
gierung,  bie  er  mU  ollen  ffräften  botte  erl^eben 
9elfen  ((SomS  m,  2, 482  f.).  Corbinol  $etrud 
Snguony)  9  Kibero  (1824—1836)  mar  mäbrenb 


ber  IKrd^enDerfoIgung  Don  1820—1823  olS  et- 
fd^of  Don  3amora  burd^  feine  Xb^^tlraft  unb 
2!obe§Derad^tung  baS  S^aipt  fofi  bed  gefommten 
fponifd^en  (|))ifco))atd  gemefen  ttnb  nod^  ber  93er* 
folgung  mit  ber  erften  iSBürbe  ber  Aird^  ®)Kmienll 
gef^müdt  morben.  SIS  1834  eine  neue  SSerfoI« 
gung  oudbrad^,  tourbe  er,  für}  Dor  feinem  Xobe, 
in  feinem  eigenen  $alafle  intemirt  unb  Don  bem 
Serfebre  mit  ber  9lu§enn)elt  gon}  obgefc^Ioffeti« 
Slo^bem  fein  ernannter  9lad^f olger  Sofiep  1842 
reflgnirt  botte,  trat  eine  SebiSDocou)  ein  bid  auf 
Sobonned  3ofe))b  Sonel  90rbe  (1847—1857), 
ber  1850  Sarbinol  ttmrbe.  SorbinSIe  maren  aud^ 
bie  ^Igenben  Srgbifd^öfe:  S9riII  be  SUameba 
9  95rea0.8.Pr.(1857— 1872);3obanne»3gnai 
9Roreno  (1875-1884,  Sorbinol  fd^on  feit  1868 
oß  Srjbifd^of  Don  SSoHoboIib) :  amd^oel  ^90 
9  Slico  (1886-1891 ;  gleid^fdä  fd^on  feit  1877 
Sarbinol  unb  Dörfer  Ißotriord^  Don  SOSejUnbien, 
SBifd^of  Don  Suenco  [1858]  unb  Sr}bij(^of  Don 
Som)>ofteIa  [1874]).  2)er  b|tDer{torbene  Srj- 
bifd^f  mar  Sntolin  aRonedciOo  9  Sifo  (geb.  181 1), 
Dorber  Sdifd^of  Don  Sola^orro  (1861)  unb  Soen 
(1865),  bann  Srabifd^of  Don  SBoIencia  (1887), 
trandferirt  nod^  Xolebo  unb  jugleid^  |)romoDirt 

ium  Sßotriord^en  Don  SBejUnbien  1892,  Sor* 
final  feit  1884  (gefL  1897).  £er  gegenmSrtige 
^rimoS  (unb  ißatriord^  Don  3Be{iinbien)  ift  ber 
Sorbinol  S9riacu8  SJloria  Sandra  9  oecDod 
(geb.  1888),  Dorber  Xitulorbifd^of  Don^reo« 
t^olid  (1876),  bann  IBifd^of  Don  ^ilo  (1882) 
unb  Don  üRobrib  (1886),  olS  Sr^bifd^of  Don 
SBoIencio  |nromoDirt  1892,  nod^  Xolebo  tronS» 
ferirt  1898.  9118  SRetropoIit  unterfieben  ibm  bie 
@uffraganen  Don  Sorio,  Suenco,  SRobrib,  $Ia« 
fencia  unb  Siguengo.  S)a8  ßinlommen  beg  Srj« 
bifd^fS  Don  Xolebo  beträgt  160000  »eolen; 
im  15.  Sol^rbunbert  betrug  eS  80  000  S)u- 
coten  unb  mar  auf  8000  fbr.  aur.  tasirt;  im 
18.  Sobrbunbert  fogor  300000  S)U€aten,  mo* 
mU  er  ober  oud^  boS  @cminar,  eine  jobl- 
reid^e  S)ienerfd6aft  unb  Diele  SSobttbfitigteitS- 
onftolten  )u  unterbolten  botte.  @ein  Sa))itel  be» 
)0g  im  18.  Sobrbunbert  150000  Sucoten,  mo- 
Don  iebod^  ber  ffönig  66000  befom.  S^tiilU 
beftebt  bofi  Sa))itel  ouS  1  S)ecan  (mit  24000 
Slealen  Sinlommen),  1  Capellanus  Major  Ber 
gttm  unb  1  Capellanns  Major  Mozarabuin^ 
fomie  5  meiteren  Signitäten  unb  4  Canonici  de 
officio  (mit  ie  16  000),  28  Canonici  de  gracia 
(mit  ie  14  000)  unb  24  SBeneftdoten  (mU  ie  8000 
giealen).  S)ie  3obI  ber  jpriefter  betragt  600,  bie 
ber  ©laubigen  508  250  in  445  ^foneien.  (SgL 
Florez,  Espafia  sagradaV  et  VI,  2.  ed.,  Ma- 
drid 1763;  Moroni,  Dizion.  LXXVI,  243  sgg.; 
Garns,  Ser.  Epp.  80  sqq. ;  0.  Werner,  Orbi» 
terr.  catL,  Fnburg.  1890,  45  sq.;  D.  ©aia» 
lomsfi,  3jlboc  unb  3n><fon8  oQ  Sitcrorblflorifer, 
SKünfter  1898,  153  ff.  [Äirdbengefd^.  ©tubieii 
lY ,  2] ;  Eubel,  Hieraroh.  oathoL  med.  aevi, 
Monaaterii  1898,  513  sq.) 


1865 


Xolebo. 


1856 


@Qnoben  }u  Solebo  fanben  ftott:  1.  um  400, 
ouf  ber  unter  SBet^etligung  beS  IBifd^ofS  9fturiu8 
({.  0.)  20  S)iScbImat«Sanoned  befd^Ioffen  ttiurben 
(^efelc,  &)nc.-@efd^.  II,  2.  «ufl.,  78 ff.);  2.  im 
3.  447 ;  eS  tomhta  ein  ®IaubenSbefenntni|  unb 
18  Stnatl^moKSmen  gegen  bie  pri8ciaiani[tif(i^en 
Srttpmcr  oufgefteDt  (C>efcle  n,  306 ff.);  3.  bie 
Bjnodus  Toletana  11 ,  527  ober  581 ,  Xotläit 
bie  fortbouembe  @ültig!eit  ber  ölteren  fKrci^en- 
fokungen  einjd^örfte  unb  fünf  neue  SanoneS  erlief 
(5>efele  H,  719  ff.) ;  4.  im  3. 581  ober  582,  eine 
arianifd^e,  oon  ftönig  fieouigilb  berufene  ©ijnobe 
(^ef ele  m ,  2.  «up. ,  38) ;  5.  bie  Syn.  Tole- 
tana m  im  3.  589,  n^eld^e  23  Inotl^emotiSmen 
gegen  bie  Slrioner  unb  in  23  Sopitula  üerf d^iebene 
ffiiScipIinorDorfd^riften  erliefe  (ftefele  m,  48  ff.) ; 
6.  im  3. 597,  auf  ber  nur  gioei  SanoneS  aufgefteUt 
tt)urben,  toooon  ber  eine  ben  Ö^Ierüem  bie  SSer* 
t)flid^tung  jur  ffeufd^l^eit  einfd^ärfte  (|>efele  III, 
69) ;  7.  im  3. 610 ;  3:oIebo  »urbe  oIS  9Betro})oIe 
onerfonnt  (C^efele  in,  66) ;  8.  bie  Syn.  Toletana 
IV  im  3.  633,  öon  ftönig  ©ifenanb  berufen, 
meldte  ben  alten  SanoneS  gemöfe  bie  fird^ftd^en 
Sted^te  toa^xtt  unb  eingefd^Iid^ene  9)tifebräud^e  in 
75  gapiteln  befferte  (^cfcle  HI,  79  ff.) ;  9.  bie 
Syn.  Toletana  V,  636  Don  ffönig  Epintila  jur 
IBefeftigung  feined  Xl^roned  berufen  (&efele  in, 
88  f.);  10.  bie  Syn.  Toletana  VI  (638),  befut^t 
Don  52  Sifd^öfen,  meldte  frül^re  SanoneS  be- 
tätigten unb  19  neue  erliefen  (|>efcle  HI,  89  ff.) : 
11.  bie  Syn,  Toletana  Vn  im  3.  646,  burd$ 
j^önig  S]^tnbaftt)int]^  berufen  unb  oon  28  !Bifd^5fen 
befud^t,  toeld^e  ftrd^Iid^e  unb  ftaatlid^e  Sngelegen- 
l^riten  (§efele  m,  94  ff.)  bel^onbelte;  12.  bie 
Syn.  Toletana  VUI,  653  öon  bem  neuen  ffönig 
iRecefmintl^  oerfammelt ;  eS  erf d^ienen  52  SBifd^öfe, 
k)iele  ^ebte  unb  loeltlid^e  ®rofee;  man  fteUte  ein 
©9mboIum  auf  unb  erliefe  ©trafgefeje  gegen  bie 
aSerrätl^er  bc5  SaterlanbeS  unb  bcS  ff öntgS  (§ef cle 
in,  98  ff.);  13.  bie  Syn.  Toletana  IX,  655, 
auf  ber  bie  neueren  ©Quobaloerorbnungen  ben 
alten  Sanonenfommlungen  angefügt  unb  17  h)ei- 
tere,  befonberS  in  Sejug  auf  bie  SRc^te  unb  ^flid^« 
ten  ber  Sifd^öfe,  aufgeteilt  würben  (§efele  in, 
100  ff.);  14.  bie  Syn.  Toletana  X  im  3-  656, 
bcfud^t  oon  20  93ifc^öfen  unb  5  ©tettöertrctem 
oon  Sifd^öfen,  weld^e  7  Kanone«  auffleüten  unb 
ben  Sr}bifd^of  IßotamiuS  oon  99raga,  ber  ftd^ 
f  elbp  anflagte,  jur  beftänbigen  fflufee  öerpflid^teten, 
ol^ne  ilfin  feiner  SBürbe  ju  berauben  (t^efele  in, 
102 f.);  15.  bie  Syn.  Toletana  XI  üom  3a]&re 
675,  bie  ein  ©^mbolum  befonberS  gegen  bie  9ln- 
l^änger  beS  ^äxti\ttt§i  »onofuS  (f.  b.  5lrt.)  auf- 
ftcllte,  fottJie  16  ©iScipIinar-KapituIa  erliefe 
(C)efele  III,  114  ff.) ;  üon  Snnocena  in.  ttirb 
biefe  Sondl  gelegentlich  authenticum  genannt 
(Innoc.  Regest.  2,  133;  Migne,  PP.  lat. 
CCXIV,  682);  16.  bie  Syn.  Toletana  XII  im 
3.  681,  unter  ffönig  groig,  öon  35  ©ifc^öfen, 
4  bebten  u.  f.  lo.  befud^t ;  fie  beftätigte  ben  neuen 
ffönig  unb  erliefe  13  Eapitula  über  ffiiSciplinar- 


punfte  (^le  m,  815  ff.) ;  17.  bie  Syn.  Tole- 
tana Xin  im  3. 683,  eine  grofee  IRationalf^iube, 
unb  tt)ie  fafl  olle  biSl^erigen   ein  GoncQiinB 
mixtum,  inbem  neben  48  Sifd^öfen  unb  27  Set» 
tretem  oon  Sifd^öfen  26  toelflid^  ®rofee  o» 
fd^tenen;  man  oerl^belte  über  Derfd^id)ene  Dom 
ffönig  oorgelegte  ®efe|e8entmürfe  (f^ele  in, 
319  ff.) ;  18.   bie  Syn.   Toletana  XIV  in 
3.  684,  nobei  17  Sifd^5fe  ontoefenb  tooRn, 
»egen  bed  ÜJlonot^eletiSmud  geleiten  (^efeleül, 
322  ff.) ;  19.  bie  Syn.  Toletana  XV  im  3. 688, 
tt)ieber  ein  ©eneralcondl,  Don  ffönig  S^  er- 
öffnet, es  erfd^ienen  61  S9ifd^5fe  unb  17  timft 
®rofee.  Sie  iBifd^öfe  beantmorteten  ein  paar  bog^ 
matifd^e  fünfte,  bie  in  einer  k)on  i^nen  rau^Sbni 
gefanbten  9))ologte  bafelbfi  Slnfbfe  erregt;  fv 
lösten  aud^  bie  Saitx\tl  beS  ffönigiS  in  Sdieg 
eines  oon  i^  feinem  SSorgönger  auf  bem£^ 
geleifteten  eibeS  (C^efele  UI ,  824  ff.) ;  20.  bie 
Syn.  Toletana  XVI  im  3.  693,  t>on  59  9i^ 
fc^öfen,  5  bebten  unb  16  toeltlid^en  Somitel  ht» 
fud^t,  auf  »eld^er  ber  ortbobose  @Iaube  tKrtnnbet 
unb  bie  2)i8cit)lin  in  einigen  Sßunften  oerbef|at 
»urbe  (C^efele  m,  349  ff.) ;  21.  bie  Syn.  Tole- 
tana XVII  im  3.  694,  ein  ©enerolconcil,  bol 
8  SanoneS  oufjlellte  (f^efele  m,  353  ff.) ;  22.  Me 
Syn.  Toletana  XVUI  im  3.  701,  bmn  «dm 
oerloren  gegangen  finb  (&ef ele  m,  356) ;  23.  ii 
3.  1091  eine  @9nobe  toegen  Sinfu^rung  bd 
römifd^en9titu8(&efeIe-ffn5))flerV,  200);24.bol 
^rooinjialcondl  oon  1324^  totlä^  bie  6tatiita 
ber  1322  gu  SSallabolib  gelittenen  S^nobe  c^ 
neuerte  unb  weitere  8  Sa))itula  l^ingitfügte  (fiefde* 
ffnöpfler  VI,  617  f.);  25.  baö  ^ringialcoiicB 
im  3. 1339  unter  Srgbifd^of  SegibiuS  atbotno}; 
eS  beftimmte  in  6  SanoneS,  nur  gut  Unternd^ 
foHten  ju  Slertfem  beförbert  merben,  namenliu| 
foQe  an  2!)om-  unb  Soflegiatfird^en  Hon  |e  |e^ 
Slerilem  einer  UnioerfitotSfhtbien  mad^;  oDtl 
feien  }u  Oftem  Sommunicantenliften  gu  fedign 
(C)efele-ffnö))fler  VI,  648) ;  26.  bad  $roimi)id> 
concil  oom  ^a^xt  1355  unter  (&^6tf(^f  Ho- 
fmS,  h)eld^e8  feftfe^te,  bafe  ^roDtngioIflahitai  m 
ad  poenam,  ni^t  ad  culpam  Mrpflid^ten,  tDO> 
fem  nid^tS  ^nbereS  befHmmt  morben  \A  (fMäf 
ffnöpfler  VI,  705) ;  27.  ba8  ^roöinjialcoittö  m 
3. 1379,  »eld^ed  9leutralttät  lod^renb  be§€d^ 
ma§  befd^lofe  (C)efele-ffnö])fler  VI,  941);  28.  bol 
$rooinsialconcil  oom  8.  September  1565  MI 
15.  ÜRai  1566  bel^ufS  S)urd^fä]^g  ber  9e- 
f d^lüffe  bed  ZribentinumS ;  f ed^  Sif d^dfe  nai«8 
an  bemfelben  %W;  29.  bafi  (le^e)  ^(hoDinjurf- 
concil  oom  8.  September  1582  bis  12.  W^ 
1583;  eS  lourben  3  @i|ungen  gelten,  ob 
8.  September  1582,  am  9.  unb  12.  aRdt)  1588, 
unb  61  SanoneS  erlaffen.  Xro^  be9  pfipfilul^ 
SBerboteS  liefe  ber  Srgbifd^of  ffoSpor  be  Ointogi 
einen  fönigli^en  Sommiffar  §ur  @9nobe  gu.  Wt 
h)eit  bamald  bie  ftaatlid^  Sinmifd^ung  gingr  ^ 
l^eDt  aus  ber  Sb^tfad^e,  ha%  ieber  einzelne  Sntng 
beS  ßoncild,  beoor  er  Sefd^lufe  mürbe,  bem  iMf 


18S7 


Xoleron). 


1858 


^ffiBpp  n.  (f.  b.  9rt.X  ber  bomott  in  Siffabon 
toeilie,  vorgelegt  toetben  mu^e.  »9Ue  1^  ein 
9apji*,  femerft  ®atnd  (in,  2, 190, 9nin.  8), 
»dn  (EoRcil  fo  f^  ubenood^t,  geleitet,  conigirt, 
M  in^iMetnlle  sured^tgettiefen,  ime  biefet  ^fi- 
Mnig.'  Wl  bie  Scten  bet  S^nobe  ber  Congr. 
eono.  Trid.  interpr.  flbetfanbt  tmitben  unb  bie 
Cimgiegotion  bie  Sulaffung  befi  Uniglid^  ®e* 
fcmbten  cflgte^  fn^te  Carbinal  Ouiroga  fein  Ser- 
fa^  burd^  bcn  gtod^pett  einer  alten  (SeiDo^nl^ 
at  Dert^lgen.  (Bregor  XTTT.  ober  befahl,  ba| 
ber  9tame  M  nnlglid^en  Xbgeorbneten  ou8  ben 
Veten  oosgelöfd^  n^erbe  (®om«  m,  2,  186  f. 
189  f.)  [?le^.] 

V^bfMi  im  tteitem  Sinne  bebeutet  bie  ge- 
talbige  (fotragung  einefi  beliebigen  UebelS,  bem 
man  ni^t  ouSioeiqen  fonn  ober  barf  (ügL  2  Hot. 
1,6:  tolerantia  [6ico|&ovi^]  passionnm);  im 
engem  Sinne  bie  S)ulbung  einer  obtoeicl^en 
reugiöfen  Ueberjeugung,  bie  man  innerlid^  oeber 
biSigt  nod^  mit  ®Uid^mutb  betrad^tet,  äu^Ii^ 
ober  bnr^  (gegenmaf^egeUi  oud^  ni^t  binbert, 
trtelmebr  gefliffentli^  )uia|t.  L  2)08  »efentlid^fie 
Sterfmol  im  IBegriffe  ber  Xoleran)  befiebt 
bodn,  bo^  fie  pd^  eigentlid^  nur  einem  Uebel 

Segenäber  betbStigen  tmn,  fei  eS  ein  ))b9itf4(fi 
|.  9.  Unmiffenbeit)  ober,  toie  e9  meifienS  ber 
gdl  i{t,  ein  moroIifd^eS  ().  9.  Sflnbe,  Snlebre) ; 
benn  mabr^e  ®üter,  toie  Xugenb  unb  SBab^* 
beil,  merben  nid^  einfad^  gebulbet,  fonbem  ge- 
billigt, bef(bfi|t  unb  geförbert  (ogl.  S.  August 
Enarr.  in  Ps.  81,  bei  Migne,  Patar.  lat  XXXVI, 
271:  Tolenmtia,  quae  dicitnr,  . . .  non  est 
nigi  in  malis).  908  sioeited  ^auptmerhnol  bmmt 
bof  IDottenlaffen  einer  gctoijfen  gf^^  VV^ 
boS  Uebd  b^iQU^  ^bem  man  oon  9ta|regeln  }ur 
SuSrottung  ober  SBef d^rOidung  befifelben  obfiebt 
Snfofem  bie  Zoleronj  um  bo8  Uebel  felbji  »ei^, 
unierf d^eibet  fie  fid^  oon  ber  ConniDen)  (dissimu* 
latio),  toeld^  ein  befiel^enbe«  Uebel  (j.  9.  aRi|- 
bau^,  (Befe^fibertretung)  nic^t  R^t  ober  fid^ 
fo  fteüt,  oä  fSbe  fie  e8  nid^t.  S)ie  3uPud^t  }u 
OegenmÜteln  in  X^eorie  ober  $rasiS  fü^rt  be- 
grifflid^  )ur  äntoteronj,  bie  forno^I  eine  Xugenb 
M  Untugenb  fein  unb  in  letzterem  gfalle  Don  ber 
einfa^en  UnbuIbfamTeit  fid^  bis  )u  blinber  Ser« 
folmmgtfnd^  fteigem  fann.  —  S)ie  Xoleran)  ge« 
fbmet  pd9  fe^  oerfd^ieben  ie  na^  bem  befonbem 
Qkbicte,  auf  meld^  He  fld^  betbötigt,  fotoie  nad^ 
ber  Vrt  unb  bem  9Ra|e  ber  S^^Ü/  boS  fie  bem 
Uebel  jubiaigt  SBei  ber  Keligion,  bie  bier  alein 
in  Sroge  bmmt,  iß  oor  9IIem  forglid^  }u  unter- 
fd^eiben  jlDifd^  ber  irrigen  Sel^  unb  ber  irrenben 
^pierion,  nietd^  erfiere  OortrSgt  ober  übt;  gegen 
Ue  ißerfon  ifl  ma^re  Xoterong  mdglid^bei  gleid^ 
ttitiger  Sntoleron)  gegen  bie  Sebre.  Sd^reitetbie 
S)u&famfeit  {eboq  W  )ur  Xnerfcnnung,  93iEi- 
ttnb  3nf(lftn|na^me  be8  folf d^en  fiel^begriffeS 
[dbö  fort,  fo  gebt  fie  in  bie  bogmatifd^e  Xoleran) 
:,  mlSfi  oermmlid^  unb  unftttlid^  ifl,  toeil  fie 
gefliffenllid^  bem  Sftttbume  Qorfd^  leifiet  unb 


bie  Suge  auf  gleid^  Stufe  fleOt  mit  ber  SSabr» 
beit  Sober  ift,  rein  logifd^  betrad^tet,  eine  eigent- 
lid^  (SekoiffenS-  ober  (Blaubenfifreibett  umnd^id^, 
meil  e8  übtxfynVft  leine  bered^tigte  greibeit  geben 
lann,  unter  9eifeitefe|ung  ber  SBa^tbeitSnormen 
)u  beulen,  maS  man  toiS  (ogL  b.  Slrtt  SufÜdrung 
unb  £iberali8mu8),  ober  bie  Uebertretbarfeit  be8 
SittengefeM  )u  Id^ren  (ogL  b.  9rtt  9ntinomi8- 
mu8  imb  Sibertiner),  ober  enblid^  bem  Ilar  er- 
fannten  ®otte8ioort  ben  fd^ulbigen  (SlaubenS- 
geborfom  )u  oerfagen  (ogl.  b.  9rt.  9bia^bora). 
gfreilitb  ^^^  bie  beutige  Sted^td-  unb  SoIlB- 
\ptaä^  unter  ®emiffen8-  unb  ®Iauben8freibeit 
etmaS  gong  9nbere8,  nömlid^  ba8  9ted^,  bie  innere 
fittlid^e  ober  religiöfe  Uebergeugung  aiub  t)or  ber 
Slu^melt  frei  gu  oertreten  unb  in  ®ebet,  Opfer 
unb  ®otte8bienft  liturgifd^  )u  betbfttigen.  So  ent- 
fieben  bie  IBc!enntni|-  unb  euUuejreibeit,  bie  ful| 
gum  allgemeinem  SBegriff  ber  SteligwnSfreibeit  juf* 
fammenfaffen  laffen.  i>ai^  ifl  Migton8freibeit 
mit  Xolerang  ni^t  gleid^bebeutenb :  beibe  unter- 

id^eiben  fid^  logifib  barin,  ba|  ba8  9ied^  ber  S>ul« 
»ung  bie  9ta^  oer  SSenoeigerung  fold^  SM- 
bung  in  ftd^  fd^Iie^.  (Ebenfo  unterfdbeibet  fid^  bie 
Xolerang  oon  ber  SeligionSgleid^bett;  benn  bie 
gefej^Itd^e  Sufrid^tung  einer  Staat8fun$e,  bie  au8 
a&gemeinen  Steuern  Unterbalten  loflrbe,  möre  gUH» 
g}erle|ung  ber  gkiritftt  (f.  b.  9rt.X  aber  lein  Sin^ 
bnub  in  bie  Sefenntnif^  unb  SuItuSfreibeÜ  — 
9[u8  bem  (Sefagten  ergeben  fid^  oon  felbft  bie  oer» 
fd^iebenen  Srten  unb  formen  ber  bogmatif&en 
Sntolerang,  »eld^  man  in  ibrer  fd^offften  iSk- 
ftalt  al8  ®eiDif[en8-,  ®Iauben8-,  Selernitni^-  unb 
SuItu8gtDangguunterfd^eiben))fIegt.  Smorleud^tet 
auf  ben  erflen  fBM  ein,  ba|  auf  bem  (Bebiete  beS 
(SetoiffenS  unb  be8  innem  ®IaubenS  ein  (»l^flfd^ 
3n)ang,  fei  e8  burd^  ben  Srm  ber  fird^fid^  ober 
ber  ftaotlid^en  (Bemalt,  nid^  ai^eübt  merben 
fmm;  benn  feine  ftu^ere  SRad^t  ift  im  Stonb^ 
einen  innem  %ct  ber  Seele  Dom  freim  SBillm  gu 
ergtoingen.  SBobI  aber  larni  bie  ftird^,  unb  pe 
aQein,  ba  fie  mit  ibrer  b^b^nt  geifHgen  Siuctoritfit 
mub  in  bie  ®eiDi{fen  (forom  intemum)  binein« 
regiert,  befKmmte  innere  S)enl-  unb  SBiIIen8acte 
gur  jiitngm  (BetoiffenSpflid^t  mad^  unb  fo  auf 
bie  (S^IaubenSgeftnnung  be8  Sbtifien  einm  etbifd^en 
Stoong  ausüben,  bem  auf  ber  (Seigenfeite  al8  Korre- 
lat bie  ®Iaubm8)){Iid^t  mtf))rid^t  (f.  b.  9rt.  ©laube). 
9Bo  aber  bie  innere  (Beflnnung  in  SBefenntni^  va& 
®otte8bienfi  aud^  fiufierlid^  in  bie  Srfd^ung 
tritt,  ba  ifi  fie  oon  ber  ftu^em  Sted^orbnung  fo- 
fort  ergreifbar  unb  bnn  baber  ie  nad^  UmfiAnben 
felbfl  oon  Der  StaotSgemalt  entmeber  gefejflid^  ge- 
biQigt  (f.  b.  Slrt.  StaatSfird^e)  ober  imterbrfidtt 
(f.  b.  9Irtt.  Slbigmfer  unb  Sircumcdlionm)  ober 
bIo|  tolerirt  merben.  —  9Ber  ben  religidfen  3tr» 
tbum  gmar  Derabf d^  ober  bef Smpft,  Me  irrenben 
^erfonm  aber  od^tet  unb  liebt,  ber  übt  bie  (md- 
tif d^  ober  bürgerlid^  Xolerang,  meld^  in  genouer 
bennung  ber  Sacbe  Don  ber  $erfon  bo8  gef dt 
fd^Iid^e  Serl^aOni^  ber  SBürger  Derfd^id^enen 

00 


f^," 


1859  Xoleianj. 


(BlduIienS  p  tinanbtr  itgtlt  imb  ein  fridtlit^ 
3uiatntnmlc6m  twrftttwn  im  ]übtn  @taot&tDe|en 
tnnSalit^.  91ti^c  Dmcanbt  bamtt,  ain  nii^t 
Ibentifi^,  ip  bit  ßaotli^e  obn  )ioIttifi!^  Xoietanj), 
Uc  barin  beflt^t,  bd|  bie  @taalSgeiodt  bcn  Ü^t 
untartDotfenm  nnbttSgldubtQtn  entaebtr  Dtf 
faffungStnäfcig  ob«  biniq  bcfonbert  StitWtgc  obn 
baft  ®(iD0^i^ttiSatf4(S  flaotli^e  3)ulbuns  gf 
tnäl^rt ;  m  kfotüiatn  S&Qen  fann  bUI  bt8  jum 
®nmbfat|c  btr  »clisionSelei^^dl  (^ritöt),  ia 
bie  jUT  Stnä^nrns  btS  Sollgcnuffrt  oOei  politi- 
fd(»tn  unb  ftaatS()lretTli(^  wn^tc  in  bolln  Un- 
flA^ngigltit  bom  nllgiSIni  ScftmitntI  fort- 
fAttittn.  (S3eL  fBoImtfl,  ^rottflanttSmuS  unb 
mt^oItdSmui  in  t^  Scjie^unam  jut  aiTo< 
piA]ä)m  SiDilifaHon,  HbtiftU  Don  g.  X.  ^^n  I, 
Stfimfibutfl  1861,  386  ff;  !ftillte,  Toler&ri 

Steet,  in  btt  [3nii9bru(Iti]  SeUf^nft  ffli  fot^. 
fwIogitXVUaSSS],  245ff.) 
n.  aiS®runbfa|e  über  bieXoIeranj  lofTen 
1$  folgenbc  oul^elm.  1.  Sie  SBtiiiierftt^- 
t(it  bei  bogmatif^en  XDlttanj  ecgibt 
^  juDBibcrfl  als  ftlbflbtiftänblit^  SolQcrunQ 
aä  bttn  Sogma  Don  bn  (Einen  tDoiiien  unb  oOtin 
feltgnKU^enbtn  SHtfy  S^ii^,  aI8  tsel^t  aSein 
bit  rOmifc^Idt^oItf^tjHi^e  p^Donapo^Iuitni 
bec  bcr  eanjen  SBtU  Dotgeftellt  unb  biir^  n^tre 
ffriteritn  ni  eriennen  atatbcn  bot  (f.  b.  Sit.  Pin&e 

Vn,490ft.  500H.).    ir       en 

eeneilmetgobe  lä^  {Idg  a  if 

^eit  au4  au8  btt  Unfittlii  B- 

inuS,bttefaentIi4enOuen  i), 

n^ltttm.  es  laffen  fl^  I  en 

ober  abaiten  beSfelbtn  u  d- 

jo)):^if<^,beTieliaiö|eunb  t> 

ttnKSmufi.  B.3uti#pt:  ^t 

StnbtfftnntiBtnut,  bei  in  tU 

{egen  bit  So^t^tU  übeil  üt 

fllni^  roa^t  unb  glei^  falj  f 

wtlnlid^  unb  gltid^  untot  ib 

In  tbeologifc^ei  Stjiefiui  tn 

Smeijet  üuiarttl.  ÜKit  bem  6lei)Hci8mu8''(i.'b. 
«rt.)  im  ©ninbe  ibentif^,  btbtutet  berfttbe  nid^tS 
Snbtrtfi  als  ben  firincitiiellen  Xot  btt  mcnfi^' 
lii^tn  SScmunft  Stnn  ab  man  mit  bem  fhcngen 
$l)ti^oniBmu9  an  oKct  aSo!|i^eiteeiItnntni& 
8tunb(ätli4  DtiilKiftlt  obtt  mit  bei  .neuem  9fa- 
bcmtt'  tf  b64^enS  bis  ju  nttl^i  obti  minber 
lDO^(^tinIi^  üntinungen  bringen  lu  fönntn 
ootgibt,  in  beiben  gaUtn  etfi^dnen  bte  Snmb- 
tiefen  btfi  SrfenntnS,  o^  ntlt^  ti  »ebtl  SBabf 
^  noi^  lÜeuigfieU  no4  SBa^d^einlic^feit  gibt, 
cm^li0  ttfiigfitterL  3la^  btt  £tbte  bei  «ifennl- 
nt^otttilei  finb  biefet  ®tunb)]fetler  bni:  bit 
(Bmifibeit  Dom  eigenen  Suftin  (factum  primum), 
baS  ®tft|  Dom  SBibtiftnui^  (prinoipium  pri- 
mnm)  uiui  bit  SrnpfOngli^feit  beS  SJer^anbeB 
ffll  SBabtbeit  (conditio  prima),  nomit  tebod^  bie 
SlotbtotnbigttÜ  nod^  anSeier  Siorauiftbungen  ^i 
lebt  Soif^ung,  fo  namoitlic^  be8  ^tmtitia  Dom 
binitid^enben  @ninbt  unb  beS  (EaufalttötBgtftitS, 


1860 

ni^t  aufigtf4lDf|en  fein  foS  (dqL  lUck&br,  Ths 
First  PimdplM  of  Enovledg« ,  New  York 
1891 .  164  ft).  mui)t  eba  bU  «ttrii^boiteit 
fettet  aBabi^tSeitcnntnig  einmal  M,  u>ie  bn 
aüeinberKitiligte  3)ogmati9mu3  Drill,  (o  ^  bic 
Xoleionj  gegen  itgli^  Srtt^um,  gjtü^tntl  auf 
Dtlt^em  ®eotttt,  {tbt  (ogif^  unb  et^ift^  Sf 
le^tigung  btrloien,  tooS  gan}  btfonbeiS  nÖA  von 
bn  leligiSfen  Sneifelfud^t  gUt.  Saai  ^  3o^n 
©tuart  3)iifi  ((.  b.  Stt.)  bitfn  aiflummtation  bm 
(ElnUianb  entgegen,  man  fSnne  nicmaI9  übn  bit 
Uiiini[^  gollc^^ett  eine«  Sc^eB,  ben  num  bt- 
ßmpft  obn  unteibiüdt  ju  febtn  Dänf^t,  Sctoig' 
^tit  nlangen  (On  Liberty),  ^btx  blt\f  Scbou;»' 
tung  ip  boi!^  blog  eine  neue  S9}tnbung  ffli  bni 
©fetJttciSmua  felbn.  ^t(tt  toiltbe  aber  ju  btn 
oud^  Don  SDlia  oerabf^euten,  f^Ünbli^ften  Un- 
gntimtbtittn  fübttn,  »olltt  man  i^  oi^  vom 
Jl^tbru^,  3)itbflabl,  ^nan^iSmuS,  Si^nuincn- 
moä)  u.  bgl.  gelten  laffen.  Sittutll  t|1  bötum  btt 
€It))ttdimue  Bom  !8atinmum  (Seos.  m  D»  re- 
velat.  can.  1)  mit  Ked)!  au<^  aI8  glaubenSuribrig 
Seiurt^eilt  Dorbtn.  (9)gl.  ^ohn  S.  Msckeima, 
Introducdon  to  Social  PliiJosophy,  QUaeow 
1890, 116;  Fr.  Hetdnger,  Natunü  Beli^a, 
with  an  Introduction  on  Certainty  by  H.  8. 
Bowden,  New  York  1890,  p.  IX  ff.  S3  ff).  — 
b.  £«  itligiSft  Snbiffttent^muB  im  DKÜem 
Sinne  bt^upttt,  o^ne  bei  oKgtmrintn  @ftpfiS 
gu  bulbigtn ,  bie  (Sleic^mtTtbiattit  bn  jo^ofen 
IRellgiontn,  mit  fit  btt  btn  <MiItut>  unb  Sbitui* 
DBDttn  oOn  Ottt  unb  Stilen  ietveiligc  ®eMt 
angenommen  ^bcn;  babti  tunbtn  out  xäi* 
giontn  untnfAttbfiliMI  für  gleii^  loa^  obec  obn 
als  blo^  SttuBtnmgBfoimen  tintS  unb  beSfdbtn 
nligiBftn  StatuiinßintteS  ausgegeben.  3Bie  lei^t 
nn^Ui^  iß,  toirii  ^n  bn  obitttiDc  3Sa6r> 
bttlSgt^It  b«  gteligbn  d-  b.  9it)  felb|)  an- 
gttaßet  unb  tnfonbt^eit  bn  llnltrfi^ieb  itöifi^ 
mabin  unb  falf^  Sttligion  oufgE^obtn.  S)ic 
bnüf^tigte  €(qrift  De  tribus  impoBtoriboa  Q.  b. 
Stit),  baS  Stanut  .Jlotban  btr  Stift'  Don  £e|- 
^ng  (f.  b.  9tt.)  fomtt  numc^  nligionSfitilofotibi* 
l^en  Sßtrtt  Don  Stos  Füller  (Dgl  g.  9).  An- 
thropologicol  B«Ugion,  London  1892,  Leoi. 
n :  On  Toleration ,  29  ff.)  ^efltn  Claffifi^ 
ajhifin  biefn  mittlein  gfoim  btf  3nbinnenliSmuS 
bat.  3«  (mui  SBibetItgunfl  genüet  bie  9e* 
mtdung,  «>%  bie  (SHeic^btre^tigung  oOet  9» 
ligbntn  f^on  an  bei  ituiem  Unrnbelii^tnl  i^ 
glti^tn  Sßabtbclt  unb  glti^tn  (Biilt  fitatent 
mu|.  ®Iei^  SBo^l^tit  (önn  i^nm  btftQoDi  ni4t 
lubmmtn,  uxU  {ie  mu^  fluSottS  bn  Mtglti^en* 
ben  KeligionBmifftnf^lt,  flott  bIo|t  inbitTtinih 
gönnen  Sinn  Utrtltgion  bo^pt&tn,  fi^  Diel* 
me^i  in  btn  ftlnbli^fitn  S^ig(stn[ä]fen  bcspcstn: 
bn  griti^ifi$tOmif(i|t  ^lo^tbtiSmul  nibcipEntet 
).  fB.  btm  inbif^oi  $iinlbeiSnniB  nä  btcftiben 
ec^toff^rit,  mit  bn  pafV^t  S>uaIieBniS  bn  afii- 
lantfd^tn  obn  omnilanif^en  SlotuntÜAinien. 
SBenn  fi^  guar  btc  SMIiuR  (f.  h.  Vit)  «it  bem 


1861 


Xolecan). 


1862 


(Srtmbgrbanlirti  beS  9Ronotl^eiSmu8  )ur  92ot]^  Der- 
trftat  fo  Mit  er  bod^  bem  (^rifttid^  9RDnot^et8« 
muS  fetnbHd^  cntgeaen^  bet  bie  Cin^ett  ber  Statur 
bttrd^  bie  £rei^  ber  !ßerf on  ergan)t  (f.  b.  9ltt. 
Zrinttfit).  2)03U  gefeSt  ftd^  bie  nW  untDtd^Kge 
(hvigung,  ba|,  loie  cd  beim  nod^d^riftlid^en 
3iibent^um  (f.  b.  9trt.)  jutrifft,  eine  «utfprfinglid^ 
iDo^e  SeligioTi  falfd^  loerben  tonn,  inbem  pe  ber 
Mn  (Sott  be{)unmten  unb  georbneten  gfortentmid- 
bmg  ^  ent)te^  unb  gegen  eine  neue^  l^ö^ere  Snt- 
nridlun^fiufc  ^d^  abfc^Itelt  unb  in  einen  feinb* 
Killen  ®egenfQ|  tritt''  ($.  batt,  ^anbbud^  ber 
allgem.  9ieIigiondtDif[enf<i^aft  I,  Sreib.  1875,  5). 
SRU  ber  Unmbglid^fett  gleid^  SBal^r^eit  entfäUt 
bie  Sinbilbung  gleid^er  (Sflte  t»on  felbfi;  benn 
brni  oon  aUm  esiftirenben  Sietigionen  nur  Sine 
bie  tDolre  fein,  fo  ift  aud^  biefe  oUein  gut.  €onte 
ober  ber  SnbifferentiSmufi  bie  9bfurbitöt  auf  bie 
Bpiift  treiben  moOen  burd^  bie  Srllörung,  oUe 
Xeligionen  feien  g^eid^  falfd^  unb  gleid^  fd^Ied^t, 
fatfofem  fie  fammt  unb  fonberd  nur  auf  frommem 
$riefierbetrug  ober  unbeU)uBter  Selbfttoufd^ung 
beruhten,  fo  tt)iirbe  er  fid^  eben  bamit  ougerbalb 
ieber  9te(igion  ftellen  uno  fo  unter  Sbtterfung 
feiner  aßaSf e  ^d^  ebiHd^  }um  Stl^eiSmuS  (f.  b.  9rt.) 
befennen  (ogl.  bie  Cnc^flica  Seo'8  Xm.  Immer- 
tale  Dei  oom  L  9tot>ember  1885  (Denzinger- 
Stahl,  Enchir.,  7.  ed.,  Wirceborgi  1894, 
IL  1714]).  Pr  ieben  UKil^rl^ettSIiebenben  Zbeiften 
toirb  bie  refigidfe  Sntoleran)  ba^er  nid^t  nur  jum 
(Sebote  ber  @elbftad^tung,  jonbem  nomentlid^  jum 
(geböte  ber  fd^ulbigen  Sd^tung  Dor  @ott  felbft, 
ber  nur  in  ber  ßinen  maleren,  t>on  i^m  felber  ge« 
moDten  Stellgion  Dere^rt  merben  barf  unb  mu| ; 
lej^tere  aber  ifi  Ji(^erlid^  in  feiner  etn}igen  ber 
nid^t^ripiid^  Sceligionen  )u  finben.  (93gl.  S.  H. 
Kellog,  The  Genesis  and  Orowth  of  Religion, 
NewYorkl892;ip.@d^an},9l))oIogieb.ebriften- 
tbumS  n,  2.  «ufl.,  greiburg  1897,  §§  1  ff.)  — 
e.Serbogmatifd^e3nbifferenttSmu8tt)eid(^t))rin- 
cif^iefl  i9om  oor^in  miberlegten  faum  ab,  toenn  er 
b«c  »eitcflge^enben  Xoleron}  gegen  bie  jabtreic^en 
Denominationen  befi  Sbtiftentl^umd  baS  Sßort 
rebet^  fo  fe^r  er  fonft  ben  nid^td^riftlid^en,  infonber- 
beit  b^nifd^en  {Religionen  ftd^  abbolb  enoeist. 
SRit  bem  S^tem  einer  rein  naturlicben  Steßgion 
unb  Stbif  fid9  begnugenb,  Mt  er  oQem  ,,bogma- 
tifdben  Sformelfram" ,  b.  b-  ber  übematurlidden 
Offenbarung,  enttoeber  fäbl  ablebnenb  ober  burd^« 
aus  glei^giUtig  gegenüber.  3u  ben  erflen  unb 
einflu|reid9fien  feiner  Vertreter  jäbtt  ber  engßfd^e 
iPbUi^fopb  Sh>9n  Sode  (f.  b.  «rt.),  ber  in  ooQ- 
fUnbiger  SRifiad^tung  beS  SBefenSunterfd^iebeS 

ßifiben  9lotur  unb  Uebematur  im  ßb^iflentbum 
liglid^  eine  Sefiotigung  ber  bloßen  Ütaturreli« 
gion  erbßdtte  unb  Don  biefem  Stanbpunfte  auS 
Die  Shdbung  aOer  Selenntniffe,  ben  9ltbeidmu8 
unb  ffatboIicidmuS  dietn  ausgenommen,  forberte 
(bg(.  Locke,  Epistola  de  tolerantia,  Londini 
1689;  Encyolop. Britan. XIY,  9^ed.,  753ff.). 
3n  ibtem  tiefften  ffeme  föDt  biefe  S)enlrid^tung 


flärtid^  mit  bem  SlationaliSmuS  (f.  b.  9rt.)  }u- 
fommen,  ber  im  17.  ^ob^^b^nbert  ton  £nglanb 
au8  unter  bem  9Iamen  beS  S)eiSmu8  (f.  b.  9trt.) 
feinen  Siegeslauf  burd^  gang  ßuropa  nabm,  in- 
bem er  in  gfranfreid^  bie  ^errfd^aft  ber  Sncqüo« 
))öbiften  (f.  b.  Slrt.)  begrflnbete  unb  in  S)eittfd^- 
lanb  ber  feid^ten  Sufllärung  (f.  b.  9rt.)  bie  SBege 
babnte,  um  sule^  feinen  9lbfaS  oomOffenbarungS« 
glauben  burd^  bie  f  (bim))flt(be  SRüdfebr  }um  @fe))ti- 
ciSmuS  unb  SflaterialiSmuS  enbgflitig  }u  beftegeln. 
SBiber  biefe  gro^  ^örefie  (ogl.  Yaücan.  Sess.  III) 
brandet  inbe^  grunbfa|Iid^  nur  oorgebra(bt  )u 
merben,  ba|  f(bon  bie  gefunbe  Semunft  mie  bie 
ÜRdglid^feit ,  fo  bie  moralifd^e  IRotbioenbigfeit 
einer  Offenbarung  (f.  b.  9rt.)  aud^  im  Slabmen 
ber  bto|en  SSemunftreligion  jugeben  mu^,  gumal 
toenn  eS  biftorifd^  feftftebt,  ba|  bie  bielgerübmte, 
ftd^  felbft  genugenbe9iaturreIigioneS  niemals  unb 
nirgenbS  }ur  Selbftoertoirnid^ung  gebrod^t,  t)iel« 
mebr  überaQ  nur  ein  trauriges  giaSco  gemad^t 
bat  Sie  Unfrud^tbarfeit  ber  ))biIofo))bifd^en  ©19- 
fteme,  bie  SRatbloftgfeit  gegenüber  ber  @ünbe,  bie 
i)einlid^  Unmiffenbeit  in  @ad^en  ber  @übne,  beS 
OpfetmefenS,  ber  SittenOorfd^riften  u.  f.  m.,  enb« 
lid^  bie  troftlofe  ©efd^id^ie  beS  ^eibentbumS  fe(bft 
beioeifen  )ur  @enäge,  mit  meld^  unjulönglid^en 
URitteln  bie  nadfte,  ^(b  felbft  überlaffene  Statur  in 
ibrem  gegentoörtigen  Suftanbe  auSgerfiftet  ift,  um 
aud^  nur  bie  auergemöbnlid^ften  $oftuIate  ber 
natürlid^en  [Religion  unb  SRoral  auS  eigener  ftraft 
aufgufinben  unb  gu  oermirflid^en  (Dgl.  8.  Thom., 
S.  th.  2,  2,  q.  2,  art.  4 ;  Yaüo.  Sess.  III,  De 
reyelat.  c.  2).  Sßenn  nun  ber  allgemeinen  Sr- 
martung  einer  göttlid^en  Offenbarung  bie  tröft- 
lid^e  %f^^Qi^t  ibrer  SBirflid^feit  entgeaentommt, 
fo  entftebt  für  {eben  aJlenfd^en  bie  felbftoerftönb- 
Hd^e  ^ßid^t,  nitbt  nur  nad^  ber  Ciiften)  ber  Offen« 
barung  eifrig  gn  forfd^en,  fonbem  aud^  nad^  ge- 
f d^ebener  fßrüfung  oief elbe  mit  au  ibren  SDI^fterien 
unb  S)ogmen  in  miUtgem  ©(aubenSgeborfam  be« 
bingungSloS  angunebmen  (t?gl.  bie  cittrte  Sn« 
cQflica  Seo'S  XUI.:  OMcium  est  maximum, 
et  animo  et  moribiis  religionem  amplecti, 
nee  quam  quisque  maluerit,  sed  quam  Dens 
josserit).  9BaS  aber  fo  ber  freien  Option  beS 
(Singelnen  ein  für  aUemal  burd^  ben  beftimmten 
Süllen  ®otteS  entgegen  ift,  baS  lann  unmöglid^ 
mebr  @egenftanb  ber  Xolerang  fein  (ogl.  3){attb. 
18,17.  SDlarc.  16, 16.  2uc.l0,16.  3ob.8,18. 
1  Cor.  5,  6.  1  lim.  1,  19  f.).  ©ie  biet  gur 
@eltung  gebrad^te  $flid^t  ber  bogmatifd^en  3n« 
tolerang  ift  im  SBefen  beS  ®eifteS  unb  ber  Re- 
ligion, bie  beibe  nur  auS  ber  OueQe  ber  SBabr« 
beit  f  d^ö))f  en,  foloie  im  fird^lid^en  @elbfterbaltungS- 
trieb  fo  tief  begrünbet,  ba|  nid^t  nur  bie  latbolifd^e 
ftird^e,  fonbem  alle  d^riftlid^en  SReligionSgefeS- 
f duften,  meldte  nod^  an  ibre  eigene  SBabrbeit 
glauben,  biefelbe  als  ^xmap  auf  ibre  gabne  ge- 
fd^rieben  b^ben.  SBo  bieg  nid^t  mebr  ber  gaU  ift, 
ba  ift  aud^  baS  Vertrauen  auf  baS  gute  SRecbt 
ber  eigenen  @ad|e  bebeidlid^  gefd^munoen.  Aant 

69* 


1868 


Xolerons. 


1864 


Imtüt  mit  Siedet:  „«ud^  f))rid^t  bie  fat^olifd^e 
tÜxd^  in  bem  ®a^ :  ySu|er  ber  ttvc^t  lein  ^\ 
confequmter  aI8  bie  ))roteft(mti{(i^,  toenn  biefe 
fogt,  bo^  man  oud^  als  St<Al)olxt  felig  loerben 
lönne.  ^enn  toenn  bafi  ^,  fogt  SBoffuet,  fo  t^ut 
man  ia  am  fid^erften,  ftd^  }ut  erftem  ju  fd^Iagen ; 
benn  nod^  f eligec  oIS  feltg  }u  meroen  lann  bod^  lein 
SRenfd^  Derlangen''  (@ömmtl.  Sßerle,  ]^erau§geg. 
Don  9tofenfrana  X,  Seipjig  1838,  818).  2)ie 
€9mboIi{d^en  Sudler  (f.  b.  Sri)  ber  dlteren  $ro» 
teftanten  l^aben  be|]^alb  faft  alle  baS  ekoige  ^tt 
C^rer  Snl^önger  Don  ber  SSemierfung  aUer  ent- 

!)egen{ie]^enben  ^^ärripmer^^namentli^ber  „papi» 
üfd^en*,  afö  Sebingung  abl^öngig  gemad^t  (f.  b. 
Srt.  ^rd^e  YII,  492).  SBie  bie  (Soncorbien^ 
formel  Don  ber  Seigre  ber  aStebertöufer  erllftrt: 
Neque  in  eodesia  neque  in  politia  neque  in 
oeconomia  tolerari  potest,  fo  glaubt  baS  9Beft" 
mtnfter«®lauben8befenntnig  gur  Unterbrüdung 
ber  f^^öreften"  fogar  ben  toeltlid^en  9rm  anrufen 
gu  muffen:  The  Magistrate  has  anthority  and 
it  is  his  duty  to  take  order  that  the  truth 
of  God  be  kept  pure  and  entire;  that  all 
blasphemies  and  heresies  be  suppreBsed. 
3m  uebrigen  märe  ed  ein  ungel^eurer  ^rrtl^um, 
)u  meinen,  nur  ineltgidfe  9Renfd^en  feien  Don 
vlatux  aus  tolerant,  bie  ftreng  reltgiöfen  aber  notl^- 
menbig  intolerant,  ©erabe  baS  ©egentl^eil  ift  gu* 
meift  ber  SfaQ,  mie  eine  SSergleid^ung  bed  1^1.  t$rang 
Don  @ate8,  eines  Sngeld  ber  üRilbe  unb  Sanft- 
mut)^, mit  bem  !Bater  ber  Ungläubigen,  SSoItaire, 
bartl^ut  3a  ber  Unglaube,  ber  ben  üRunb  Don 
2j)Ierang  am  DoUflen  nimmt,  fann  felbft  bid  gum 
SIutDergie^en  unbulbfam  loerben,  mie  ber  St^eiS- 
mu8  ber  frangöfifd^en  SteDoIution  1798  fomie 
neuerbingS  bie  ftangöftfd^e  Sommune  1871  be« 
toiefcn  l^oben.  OBgL  bie  in  b.  9rtt.  IKrd^e  unb 
Offenbarung  Dergeid^nete  Siterattn:;  bagu  John 
Machale,  The  ETidencee  and  Doctrines  of 
the  Catholic  Ghnrch,  8^  ed.,  Dublin  1885 ; 
Franzelin,  De  ecclesia  OhiistL  Opus  post- 
humnm,  Bomae  1887;  ©utberlet,  9l^oIogetif 
n,  2.  9lufl.,  SOtünfter  1895,  §  8.) 

2.  2)ie  $flid^tmä|igleit  ber  bärger- 
lid^en  Xolerang,  meldte  bei  aUer  Unbulbfam« 
feit  gegen  ben  3trt$um  bem  änenben  felbft  9ld^« 
tung  unb  Siebe  ermeiSt,  fü^rt  SalmeS  mit  9ted|t 
auf  bie  d^riftlid^e  Siebe  unb  2)emut]^  aK  i^re 
^au])ttriebfebem  gurfldt.  2)ie9Uid^ftenIiebe  befiehlt 
und,  alle  SRitmenf d^en  ol^ne  SuSnal^me  aß  unfere 
gSrfiber  gu  lieben  (1  3o]^.  2, 10 f.;  4, 11  u.  ö.), 
meldte  baS  foftbare  SBtut  e^rijli  tl^euer  erlauft 
l^at,  m&l^enb  bie  d^rifilid^e  3)emut]^  un8  «.leinen 
SugenblidC  Dergef[en  (ö^t,  ba^  mir  Dielleid^t  mel^ 
als  mt  ebenfand  ber  Slad^fid^t  beburfen"  (93al- 
meS  I,  892).  (Sine  fo  befd^ffme  S)ulbfamfeit 
)>rebigte  ber  iB5IIera))ofleI,  menn  er  bie  Sl^riflen 
gut  SBertröglid^fcit  ermal^nte,  bie  in  ber  „Siebe, 
5E)emut]^  unb  Sanftmut)^"  grfinbet  (dpf).  4, 1—2), 
menn  er  meiter  bie  geaenfeitige  „Sragung  ber 
Saften^  als  „(SrfüIIung  beS  ©efeJeS  gl^rifH"  l^tn- 


ftellte  (®al.  6,  2)  unb  nlS  «!Banb  ber  SoOforn* 
menl^eit"  Dor  Mm  bie  «Siebe"*  em))fa^I  (CoL 
8,  14);  aOe  biefe  S)irectiDen  begogrn  ii^  niit 
ettpa  bIo|  auf  bie  SRitd^riften,  fonbem  oud^  auf 
bie  Ungläubigen  unb  Srrglättbigen,  für  tpe^e 
ber  Spoftel  unter  Serufimg  auf  bie  Mgemein« 
1^  beS  gbttlid^en  f^SmiSenS  etgenS  (Sebete  mi' 
orbnete  (1  Xim.  2, 1  ff.).  iBom  «Siener  S^rifK' 
Derlangt  er  gmar  fhenge  Stäge  berer,  bie  «ber 
SBal^rbeit  miberftoeben'' ,  aber  eine  foU^,  bie 
gepaart  fd  mU  «Wilbe''  (2  Xim.  2, 25).  «n- 
bere  ®runbfä|e  als  biefe  fannte  aud^  bie  $q- 
triftil  nid^t  SEBenn  ber  l^L  9tugu{ttnuS  ban 
abenbtoibe  olS  SRi^tfd^nur  em))fal^I:  Dflige  ho- 
minem,  oderis  vitiam  (Senn.  49, 6,  bei  Migne, 
PP.  lat.  XXXVm,  32S),  f o  fidlte  ber  l^L  (^ 
foftomuS  bie  nömlid^  Stosfane  ffit  baS  Slorgen« 
lanb  auf :  «2)ie  l^ettfd^  Se^  muffen  loir  t^ 
merfen  unb  miberlegen,  bie  SRenfd^  aber  li^ 
unb  für  i^r  btü  beten"  (De  anathem«  n.  4). 
Sie  Sfolgegeit  fat  an  biefem  ^rinci))  ebenfo  rDtai^ 
mie  am  @(runbgebot  ber  d^rifttid^  Sldd^ftenTube 
gerüttelt  (Dgl.  Cateoh.  Rom.  4, 5,  1),  fo  bo^  bie 
$enlid^en  aSorte  !ßiuS'  DL  in  feiner  Wbcution 
Dom  9.  Secember  1854  (ebiglid^  ben  Stad^^  ber 
gangen  StrabitionSle^re  bilben:  Pront  caritatiB 
ratio  postulat,  assiduas  fimdamos  preees, 
ut  omnes  quaqnaverBUs  gentee  ad  Omstinn 
convertantur"  (Denzinger  n.  1504).  9IIet> 
bingS  l^at  Don  id^er  bie  ftird^e,  barin  loiebenun 
nur  ber  »ibel  (1  (Sor.  5,  12.  2  gSetr.  2, 21) 
folgenb,  genau  gmifd^en  ungetauften  ^iben  imb 
getauften  SIbtrflnnigen  unterfd^imn  unb  gegen 
Ie|tere  ein  anbereS  Serfa^ren  einflef(!^fageg  all 
gegen  iene  (Dgl.  Trid.  Sees.  XIV,  e.  2 ;  Sees.  TU, 
can.  14  De  bapt.,  bei  Denzinger  n.  775. 751). 
SnSgemein  mürbe  ber  a|)ofioIifd^  (Srunbfa^  Bc> 
^Igt,  ba^  man  bie  Reiben  unb  3uben  nid^  mit 
(Semalt,  fonbem  nur  burd^  bie  ÜRad^t  ber  $r^igt 
unb  @nabe  belel^ren  bflrfe  (Dgl.  fRbnu  10, 17; 
S.  Athanas.  bei  IGgne,  PP.  gr.  XXV,  778: 
6eo9eße(ac  tStov,  (i.^  dvorpcaCeiv,  dXXi  ireOhtv). 

S)ie  ÜRal^nung  SuguftinS :  Ad  fidem  nnllua  est 
cogendus  invitns  (Oontr.  lit  PetiL  2,  88,  M 
Migne,  PP.  lat.  XLIII,  815)  ^at  im  cononifd^en 
Sted^t  tl^eilS  burc^  bie  Serpbnung  beS  ffriegeS 
gegen  ^eibnifd^e  Sdllerfd^ften  bIo|  vaa  il^tcS 
^eibentl^umS  miHen  (DgL  Beiffenstneli  Job  can. 
tit.  de  Judaeis  n.  47),  ü^eUS  bur^  Ue  tkSfiüäft 
S:oIeranggefe|gebttng  gegenfiber  ben  3ttben,  fotote 
baS  ftrenge  SBerbot  getoaltfamet  3id)entoufen«  «ai^ 
il^ren  gefettid^en  9uSbrud(  gefimben  (Dgl.  $^ü' 
lipS,  JKr^enred^t  U,  2,  §  97—99;  ol  9,  X 
5,  6).  SlnberS  mürbe  eS  bagegen  mit  benen  get 
leiten,  meldbe  burd^  6d^iSma,  ^örefie^  9))o^a{te 
(f.  b.  9rtt)  oen  in  ber  Saufe  empfangenen® lau« 
ben  in  freDlem  Uebermutl^  mieber  Don  fi^  moifcn 
(Dgl  8.  Thom.,  S.  th.  2,  2,  q.  10,  ait.  8).  bin 
fd^ritt  bie  Rixäji  nad^  bem  9eif)riele  beS  9pm^ 
$auIuS  (1  (£or.  5,  8  ff.  ®aL  1,  8  f.  1  %\aL 
1, 20)  mit  oDer  Strenge  ein^  inbem  fie  mefe  flbec 


Xolttattj. 


1866 


anl  y^tottm  &m\xn.  bic  au^  M  bnt  ^glo* 
mfifiea  nur  im  £i^  tva^m  SBttbrtcEim  n* 
f^eintn  (Uftt  Sit  3, 10  f.  2  5[Sdr.  2, 1  ff.  3ub.  4), 
lunfiAfl  mit  Rin  gdflli^tn  Strafnt  ^tintfud^te 
0»a  SflVre  f-  tm  «rt  feätefit  V,  1445  ff.).  ®ie 
M  fol^on  iSn^Iltn  not^utnbig  ju  Xagi  tcettnbc 
Stitolenmi  gtgai  bie  fi^ulbigni  $etfonen  (Dgl. 
2  Sto^  9.  10  f.)  uur  ni^M  SttbrnS  oie  bie 
ittlic^äliet  3nbletaii|  btt  gottgtffUen  O&tig- 
ml  m/m  bat  Ühibn&n  ftlfift,  baS  ja  auc^  on 
€taat  nuc  an  btt  $nfon  bt8  Snbn^  }u 
a^nbm  ticnniis.  €d  longt  bU|<  nn^Ii^t  Stnngc 
lÄigli^  auf  StifUi4<  »M™  (i^mmuntca- 
Hob  IC)  i^ipm  bleibt,  tott  btt|  beute  91t(^ttnS 
tp,  tDdb  Re  ftibß  Dom  mobmun  Xei^tsbcnmgt- 
fein  Irlbliq  crtiagen  unb  von  befoimenen  Wa^< 
Hfm  foflot  alB  betet^tigt  binsmommm.  Somit 
fii^  dlnbitt^  imfet  BtitoUtr  nic^t  befnunben 
mni,  ba3  fit&  bie  fibeiouS  bottttt  ttieItU(^n  fft^- 
graten  btS  SHttdalttd,  $trbontmne,  ^DermßQtnS' 
confUcoHmi,  fSemifSerfianmg  unb  gatu  befonbtiS 
bn  gnmtob.  SIQeni  man  enuäQe,  ba|  ni^t  bie 
fot^olif^e  ffiribe,  fonbcni  btt  c^ii^Iicb  enoo^bnte 
XAneiflaat  efl  toct,  ber  bie  brafonif^e  Staats* 
Stfe^buRS  efn  bic  ^tetUti  inougurirl  unb 
ollmaiifl  ouesebUbet  b<ä  (Dgl.  gi.  $.  SIerins, 
IStid^iiiite  unb  !ßanbecttn  be«  tönt,  ^atncdts, 
4.  «u^.,  aMnj  1875,  8  S^)-  StDOi  lieg  ficb 
bie  min^  bie  Stien^e  bei  tvtUIii^en  Strafgefe^ 
n^ig  oefaKcn,  twU  nai!b  bem  rBmifi^  ®cf(|' 
fn^  tAiI  Qettnflete  ißeibie^en  alfi  bie  genannten 
ebenfalls  mit  bem  Xobe  beftnift  nmiben  (dqI. 
^f^tuS,  fFird^enee^t  V,  SßtiVm  1895,  873  HS 
887).  <ßo4  embinat  ^eUarmin  (De  membris 
EodeuM  S,  21  [ed.  JosL  F^vre  III,  Paris. 
1870,  41  sqq.])  cftmplificirtt  auf  bie  in  fcintm 
Zeitalter  fiMi^t^obeSptoft  gegen  Sttagentäubtr, 
SfoIftbinünieT,  Saubetet  unb  Sobomlten,  um  bie 
Setin^tlgune  bet  3:obt«fltafe  gegen  ba§  Diel 
fi^wetm  gjerbrei^en  freigcTOoIIter  ^ärefle  i  ii- 
Weifen.  %beT  ba|  nui  bie  börtcfte  aUa  g  n, 
bet  3J}b,  tm  €tanbe  fei,  ben  fnoentll^tn  ^■ 
Dcnott  Dibet  @ott  unb  @toat  —  oIS  m 
foiit  man  bit  ^rcfie  auf  —  gebübrenb  i  ^• 
ntn,  (al  aniJingli^  fo  uenig  im  Sinne  bet ..  i)t 
oehgöi,  bap  bei  bl>  ^uguftinuS  liok  feinet  %e* 
pinoDttuna  fonfKget  SReinreffalien  niemals  non 
Jh^ettabtungen  etnaS  tDi||en  mnllte  (Dgl  Ep.  100 
[al.  187]  tÄ  Proconnii  Sonatnm:  Garrigi 
•08  capimufi,  non  nec&ri  .  .  .  QuaeeumuB 
igitar,  nt,  cum  Ecclesiae  eansas  andie,  po- 
toetatem  oeejdendi  te  habere  obliviscariB). 
I^u  lomml,  bog  bte  in  bet  ^Ütefie  ©eboicnen 
bei  fftn^  jumetp  nit^t  aI9  formelle  fteJitt  galten, 
fonbem  aI8  fc^toS  irrenbe  SBtäbet,  attäit  ins- 
geheim  unb  intbemu^t  bet  IatboIi[<!^en  Stuckt  an- 
gcb&rten  (bgl.  A.  Ballerini,  Opos  theologioum 
morala,  ed.  Palmieri,  II,  Frati  1890,  59: 
Gommniiior  aententia  est,  quamlibet  igno- 
nntiaiD,  etiam  orassam  et  affectatam,  ex- 
euBars  ab  haereei  et  haereticomm  poeois). 


3)ag  et  bei  ber  frfi^em  SRilbe  immer  gebruben 
fein  möchte,  ift  qeute  ein  buii^S  betei^tigtet 
aßunfcft  (ögL  ^ift-polit.  ©IdtUr  XC  [18821 
330  R.).  aßontoütbeanbeterfeitaiebo^lueitübet 
bofi  3iel  ^inaulfdfttgtn ,  tDolIlt  man  bie  gange 
Sttofgefe^flebung  bec  iÖDi^eil  in  fSaufi^  unb 
Sogen  oie  fittli^  unerlaubt  ober  alS  einen  un> 
gt^uitn,  ein  gangeS  ^a^rtaufenb  um|))annenben 
Sußigmotb  Detbammtn  (hierauf  jicit  Prop.  33 
Lntheri  damn.  a  Leone  X ,  bei  Denzinger 
B.  667);  benn  (eine  no<^  fo  fyatt  ©efe^esptofe  iß 
an  fidb  angeregt,  wenn  fie  an  einem  ieditmfi|ig 
überführten  ©cf^eSübeitretcr  na<b  bem  SBortlaut 
beS  beße^ben  @tnifgefe|bu4<fi  in  te^tSgültiger 
$orm  Dol^edt  tolrb,  fo  fc^  fu%  oui^  unfet  @e> 
fübl  gegen  bie  @taiifamtttt  btt  Strofe  ftibfi  auf- 
bäumen mag.  S)et  oft  etStteite  ®tbante  an  bit 
aRilgli^rtit  beS  Slüdfolle«  in  bie  barboiift^e  eiiaf> 
jiifttgpfiegt  bt<  9ßitteIaIteT3  i{l  |o  lange  mügig, 
aii  bie  ^nete  (Sefittung  unb  oaB  ai^ebilbete 

SumonitätjSgeffi^I  bet  9teu}eit  über  bie  »oigeitti^e 
efüblSiobeit  (f.  b.  Slrtt.  ^eienprojeS  unb  Sottut) 
bie  Oberlfanb  behält;  benn  bie  @cftaltung  bet 
@tmfiupig  iß  cbenfo,  nie  bie  ganjt  gultui  unb 
Geftttimg,  ein  nolbncnbigts  gigtugnig  ber  ietoei« 
ligen  ^tüanfi^ungen,  beten  benötigtem  (Ein> 
flug  aud^  bie  fNt^e  ficd  niemals  entjogen  bot 
(Stgl.  befonbetSCWTgeniStbet,  Aati|oIi{^  fFii^ 
unb  i^riftriii^  Staat,  gieiburg  1872,  543  ff.; 
@taateiepfon  ber  @BrTe3'@efeaf(^aft  I,  S^ieiburg 
1889,  865 ff.;  deLaveleje,  Le gouveniement 
danB  la  dämocr«tie  I,  2*  66i.,  Paris  1892, 
108  SB.  157  as.;  <Ii.  $aulu3,  %ie  SttaBburgn 
Stefoimatoren  unb  bit  @etoiffenSfict^eil,  QTeibutg 
1895.  Sit  Sebre  ültdani^lbone  f.  im  ßaÜjoliS 
1897,  I,  534  ff.;  Bgl.  no^  b.  »ttt  ©emet, 
®tiafgenalt  u.  S^IoanuS.) 

3.  S]iefittlt(^eeilaubtbeit  ber)]0li- 
tifc^en  XDletang  gegen  falf^  Ktliglonen 
^ngt  DonSebtngungen  ab,  mel^e  t^eilS  im  91atur> 
zt^t,  t^eilS  im  fiofitiben  gSttliiien  Kedit  gtgiün* 
bei  finb.  Sa  bie  @taatiatn>oIt  (f.  b.  Iti)  mebei 
als  Stbreiin  bei  EReligion  noi^  als  XtÖgetin  gBtt- 
H(bcr  Offenbarungen  aufzutreten  ben  ^enif  ^t, 
fo  leucbtet  fofort  ein,  ba^  in€ad^  bei  Xolerim) 
„ber  umf äff cnbe  Staat  ft(^  mtUei  Bpen  niib  all 
bit  fic&  in  i^er  fiebre  obfd^lielienbe  Jmil^'  (Iten« 
belenbuig,  9iatune^t  auf  bem  @iunbt  btt  etl|it, 
2.  «ufl.,  Seipjig  1868,  396).  SBet  bet  etötte- 
rung  bei  einf^Iägigen  @iunbfabe  mug  man  )»{■ 
fd^en  bem  Staate  übei^aupt  unb  bem  !atf|oIifd^ 
Stoate  im  SBefonbem  unterf^tiben.  a.  Sem 
Staate  übeiijautit  im  91amen  ber  Xoleian) 
a.  grunbfdhlicbe  XeligionSIofigleit  gu- 
mu^en,  bießt  gtrabe  fo  oiel,  alS  „uenn  man  einem 
SBaumt  fagle,  er  mufft  bie  SHJutgeln  jeiftöten,  auS 
benen  er  biB^r  ©oft  unb  Seben  gefogtn"  (SBI- 
linger,  ffircbe  unb  flinken,  2Jtünd)(n  1861.  93). 
Ser  .Staat  obnc  ®oü'  ift  nn  fittlid^tS  Un- 
gtbeuei;  benn  toie  baS  Shtbioibuum,  fo  bot  au4 
btt   eeftUf^ft  als  fol^t  bie  fittlicbt  WMlt 


1867 


Xoleratt). 


1868 


®otte8  Safetn  unb  OBerl^errlU^fett  anjuetlemim^ 
fomie  feine  namrltd^en  unb  übematätlid^en  ®ebote 
geioiffenl^aft  ju  erfüUen.  2)er  religionSIofe  Staat 
Iö|t  ft(^  ))rinct))tea  nut  auf  bem  Stl^eiSmud  ober 
S)ei8mu8  (f.  b.  9ttt.)  afö  feiner  ©runblage  auf« 
bauen :  er  ifl  be^l^Ib  ebenf o  gottlod  tt)te  fein  ffel^r« 
bilb,  ber  omnipotente  Staat  beS  ißant^eiSmud, 
bernad^bemgotte§läfterifc^en®runbfa|e:  ^2)er 
Staat  ift  ®ott\  bie  OueOe  aOeS  Sled^ted  nid^  in 
ber  Lex  aeterna,  fonbem  im  Staate  f eiber  fud^t. 
9ti(i^t  nur  gfreigetfter  »om  Sd^Iage  eined  9Rac(i^ia- 
öeDi  unb  SSoItatre  (f.  b.  «rt.).  fonbem  felbfl  bie 
gebilbeten  Reiben  l^aben  bie  9{ot]^tDenbigfeit  ber 
{Religion  für  ben  Staatgbefianb  rüd^ialtloS  an- 
erlannt  (f.  Cicero,  De  nat.  deor.  1 ;  ogl.  ^einr. 
efd^er,  ^anbbud^  ber  pxoXü]^  $oIitif  I,  Seipjig 
1863,  414  ff.).  3n  fel^r  einleud^tenber  ffieife  »Irb 
biefe  9lot]^ioenbigfeit  üon  einem  neuem  9ie<i^t8- 
lel^rer  alf o  begrünbet :  ,,S)er  ßib  ift  bem  Staate 
unentbeljfrlid^ ,  toie  bmn  baS  gfunbament  aKer 
Sle^tSorbnung  ber  ®Iaube  on  @ott  ift ;  Stl^eiften 
l^bm  im  StaatSttefen,  fheng  genommm,  gar 

leine  SteQe O^  bie  ©emeinfd^ft  ber  9ie- 

ligion  ifl  baS  Setou^tfein  nationaler  ginl^eit  nid^t 
m5glid^,  bmn  baS  reltgiöfe  ©efül^I  gel^drt  }u  ben 
®mnbfröftm  beS  9Rmfd^m"  (o.  Xrettfc^f  e,  ^olitif 
I,  ßei|)aig  1897,  826).  —  ß.  gin  gleidj  oertterf- 
nid^  Heilmittel  gegen  bie  Sntoleran)  bilbet  bad 
Dom  SiberaliSmuS  (f.  b.  Sri)  Dorgefd^Iagme  $rin- 
dp  ber  fc^ranfenlofen  ®emiffen8"  unb 
euItuSfreil^eit,  b.  L  ber  ftaatlid^en  «n- 
erfmnung  ober  2)ulbung  afler  SReligionm  unb 
Suite.  ®an)  abgefe^en  boDon,  ba|  biefed  auf  bem 
SBobm  befi  craffeftm  SnbiffermtidmuS  (f.  oben) 
enoad^fene  Ißrinci))  beftimmt  gegen  bie  fat^oltfd^ 
®Iaubm8le]^reoerftö^t())gI.bieenc9mca$iu8'IX. 
Quanta  cura  t)om  8.  2)ecember  1864,  bei  Den- 
Singer  n.  1538  sq.),  Iftuft  baSfelbe  aud^  ben 
Efarftm  ®runbfä|m  bed  9laturred^e8  ftradS  gu« 
toiber.  9IIe  Suite  bulbm  tt)oUen,  ^ie^e  ben  Staat 
felbft  bm  SRäd^ten  beS  SSerberbenS  bebingungdloS 
audliefemj  benn  ed  gibt  leine  nod^  fo  gro^e 
Sd^änblid^feit  (}.  9.  ®d(en-  unb  iDloIoc^bienft, 
SDtenf d^eno))fer ,  SBittmenoerbrennung ,  SBeiber- 

iiemeinfd^aft,  Sflarte-Cult),  »eld^e  nic^t  bie  9le- 
igion  jum  S)eclmantel  i^xtt  )erfe|enbm  Seftre« 
bungen  fd^on  genommm  l^dtte  (ogl.  SBalter,  IRatur- 
ted^t  unb  ^olittf,  Sonn  1863,  492).  92id^t  ein- 
mal bie  frangöftfd^e  SteDoIution  b^t  bol^er  bm 
SRutl^  gehabt,  unbefd^rfinfte  ®eR)iffendfrei^eit  in 
il^re  Sonftitution  Don  1791  aI8  ®runbbeftimmung 
auf}unebmm.  Umf onft  loeiSt  man  Don  Seiten  beS 
S^reibenf  ertbumS  auf  bie  toerbenbe  ftraf  t  ber  SBabr- 
|eit  l^in,  bie  mit  i^rer  b^^cnt  SDlod^t  aUe  reli- 
giöfm  SBerirmngm  im  freim  St<mp\t  ber  SRei- 
nungm  aud^  o^ne  bm  Staatdarm  fiegreid^  )u 
übem)inbm  Derftebe.  Sonfequentmii^te  man  bann 
baS  ®efe|  ber  freim  Concurrmj  aud^  für  ba8  fttt- 
lid^  ®ebiet  geltm  laffm  unb  Strafgefe^  unb 
®eföngniffe  abfd^offen,  ba  \a  auc^  bie  l^öl^ere 
SRad^t  ber  Zugenb  Don  felbft  über  bad  Softer  bie 


Oberl^anb  getoinnm  mü^ie.  greilid^  bebüxfen 
toeber  Xugmb  nod^  SBal^l^eit  att  fol^  beS 
Staot8f(^u|e8 ,  loobl  aber  ber  Pflofe  Staats- 
bürger, ber  aus  fld^  aSein  ber  @en»tt  ber  fiüge 
unb  Serfül^mng  nid^t  gemad^fm  ift,  Jotoie  ber 
&aat  felbfi,  meld^er  burd^  bie  un^eimTu^ 
9Rad^inationm  beS  SafterS  nur  ju  M^  ju 
®runbe  gerid^tet  werben  lömtte.  (^)gl.  ^gen- 
rötber  629  f.  649  f. ;  Simar,  ®ctotffm  unb  (8e- 
toiffenSfrei^eit,  S^burg  1874:  Se^mbt^,  ®e. 
miftmS-  unb  gultufifreibeit,  in  o.  Stimmen  ous 
aR.-8aad&  XI  [1876],  184  ff.)  —  7.  (Eine  brüte 
SHd^tung  glaubt  ber  Sad^  ber  Xoleron)  bmi^ 
ben  ®mnbfa|  ber  Xrennung  Don  Staat 
unb  if  ird^e  S)ienfle  )u  (eiftem  URon  »eiStju 
bem  6nbe  auf  bie  SBobltbotm  (in,  meld^  beiben 
@ma\im  au8  biefem  Softem  im  norbamerifantp 
f d^m  greifiaat  ermad^f m^  bort  bejubelt  man  «,bie 
ffird^e  genau  ebmfo  mie  j[ebm  Sd^<!^ub  unb 
iebe  Zanggefe&fd^aft ;  bie  ^efter  ftnb  Dor  bem 
Richter  nid^tS  9nbereS  al8  beliebige  3)trectOTm 
einer  Sifenbal^n,  ibre  Stxtä)tn  finb  Skrfammlungl* 
fale  mie  anbere  aud^"  (D.  Xreitfd^te  I,  388  f.). 
allein  mmn  aud^  in  beftimmtm  (SinjelfSOm  bie 
ftird^e  tbatfüd^Iid^  auS  ber  Xrmnuitg  e^  9lu^m 
aI8  9ta(^tbeUe  jiel^t,  »ie  bie|  im  ongegogenra 
SBeifpiel  gutrifft  (Dgl.  Schaff,  Chorcli  and  State 
in  the  United  States  or  the  American  idea 
of  religions  liberty  and  ita  practical  effecte, 
New  York  1888),  fo  barf  bod^  bad  Softem  (nin* 
ci^ieO  fd^on  be|balb  nid^t  ald  bie  Jhtdt  uid> 
befte  StaatSform"  ge|>riefm  merben,  meil  e8  bie 
gan}e  d^rifUid^e  Zrabition  unb  ftird^enle^  gegen 
ftd^  l^at  (Dgl.  bie  encQQica  $iud'  IX.  QuanU 
cura;  Syllab.  prop.  55),  beS  Umftanbefi  gor 
ni(^t  }U  gebenlen,  ba|  bie  grunbfä|ßd^e  gaffung 
beS  ißrinci))8  in  le^ter  Sinie  nur  auf  |)oTitifd^en 
92aturali8mu8  unb  religidfm  SnbiffmntiSmu) 
binauSläufi  (Dgl.  Liberatore,  LaGliiesa  elo 
State ,  Napoli  1871 ,  131  egg.).  Sogar  Dom 
rein  naturred^tfid^m  Stanbpunfte  auS  unterliegt 
biefeS  Softem  ber  ernjlteften  Seanflonbung,  toie 
Xrmbelmburg  (a.  a.  O.)  l^roor^ebt :  «,S>ie  ^eorie 
Don  Xrmnung  ber  itit^  unb  be8  Staates  eiüfte^t 
nur  al8  9lotl(|be]^eIf  in  bm  S^iitn  imtoeifer  (Eon- 

flicte ;  ber  Don  ber  ffird^e  getrmnte  Staat  ifl  Der* 
tummelt  unb  ftirbt  geifiig  ob."  (Sgl.  no^  Mon- 
talembert,  L'6glise  libre  dana  Tetat  libre, 
Paris  1863;  (Eb.  Sdler,  Stoat  unb  ffird^,  Sei|)- 
jig  1873;  SRaa^m,  Ueber  freie  StitiSft  nnb  ®e« 
miffmSfreil^eit,  ®rai  1876 ;  Bas,  £tude  snr  les 
rapports  de  Teglise  et  de  T^tat  et  snr  leor 
Separation,  St.  Quentin  1882 ;  ^ugo  £2mmer, 
Snftitutionen  bed  taO^.  JHrd^nre(|t8,  2.  SufL, 
gfreiburg  1892,  437  ff.) 

b.  S)er  fatbolifd^e  Stoat  erfenni,  toU  fd^on 
fein  9kme  befagt,  bie  fotl^olifd^e  SeRgbn  a!8 
eingig  malere  unb  bie  latl^olifdge  ftir^  oü  einjtg 
bered^tigte  an  (f.  b.  9(rt.  StaatdRrd^e),  ^U  folg- 
lid^  bie  SuBübung  lebeS  anbem  SuItuS  inner» 
balb  feiner  ®rm)m  für  ein  Hebet  (DgL  SjOab. 


1869 


XoIeran}Qcte  —  SoIetuS. 


1870 


propp.  77—79).  ®Irid^tt)olft(  lonn  hai  öffent- 
lU^e  Stootftmo^t  bie  politifd^  Zoleran)  obet  gor 
bie  ^fianiSii  fieBmübet  otat^olif^m  SteligionS- 
geffOfd^ften  niJ^t  nut  fittlid^  erlaubt,  fonbem 
unter  Umfiänbm  oud^  gut  gebteterif(^en  ^flicl^t 
maä^.  Sundd^p  toirb  iebet  »erftönbige  ißolttifer 
onftanbtioft  einräumen,  oa|  fein  totboUfd^er  Staat 
aus  blo^  Stacbgiebigfeit  gegen  ben  Seitgeift  bie 
Detf affungfimfi^ig  conftituirte  StaatSfird^e  unb  ba- 
mit  feinen  fot^olif^  Sb<^rafter  ))reidgeben  borf, 
inbem  et  bie  SetigionSfreibeit  ol^e  9lot^  bort 
etnfü^,  100  fie  no$  nid^i  bejtebt ;  benn  au^  Jbit 
eiaubenSeinbeit  ifi  ein  gro|ed  ®ut,  bie  SBaftS 
unb  SBurjel  bet  @taat8ein^eit,  bie  bol^  ol^e  bie 
genägenbften  (Brünbe  unb  gegen  ben  Sßortlaut 
bet  $ertrSge  unb  obne  ben  SBillen  beS  SoÜefi 
nid^t  aufgegeben  »erben  (ann"  (^ettinger,  gun» 
bamcntoltbeologie,  2. 9ufl.,  greiburg  1888, 486). 
Set  SRoment  |iit  bie  gefe|Iid^e  Sinfübrung  ber 
Scitgionfifreibett  ifi  nad^  ber  allgemeinen  fiel^ 
ber  XljieDlogen  batm  gefommen,  uienn  bie  ®e» 
nrabmng  me^r  Shtj^n  aß  @d^aben  ober  umgelel^rt 
bie  Sedoeigenmg  mebr  @d^ben  als  9{u|en 
bringen  loflrbe  (ogt.  8.  Thom.,  8.  TL  2, 2,  q.  10, 
A.  11 :  BifcoB  infideliom  tolerari  posaunt  yA 
propter  aliquod  bonum,  qnod  ex  eis  proyeniiy 
▼el  propter  aliquod  malum,  quod  vitatur  . . . 
MdL  sd  Titandmn  scandalum  vel  dissidium 
...  Tel  impedimentnm  salutis  eoniin,  qui 
paulatim  sio  tolerati  convertuntor  ad  fidem). 
IReucrbingf  (at  $a))ft  Seo  XIU.  in  feiner  oben 
erttfi^ten  Snqllica  über  ben  Staat  Dom  1.  IRo* 
oember  1885  biefen  fatl^olifd^en  ®runbfa|  feier- 
nd befidtigt:  Ecdesia  nonideo  damnattainen 
remm  publicamm  moderatores,  qui  magni 
alionjuB  ant  adipiscendi  boni  aut  probibendi 
oansa  mali,  moribns  atque  osu  patienter 
fenmt,  ut  (diyini  cultus  varia  genera)  ba* 
beant  ««gwlA  in  dyitate  locum  (Denzinger 
IL  1726).  3m  ungemeinen  liegt  ^eutjutage  in- 
folge beS  VuSwonberungtoefenS  unb  ber  gfrei- 
{figigfeit  bie  @od^  nun  fo,  ba|  burd^  bie  ftaat- 
lid^e  (Semö^mg  ber  Cultudfreibeit  in  fatl^olifd^en 
Sönbcm  bet  SanbeSfriebe  nid^t  leid^  gefldrt  toirb, 
bajs  obet  umgefebrt  burd^  Sertteigerung  fd^mere 
Srf^fittetungen  bed  StaatSmefenS  mit  ®runb  be» 
färbtet  toerbcn  muffen,  fo  baf  ber  3ug  unb  baS 
iBeburfni|  ber  3eit  me^r  auf  Keligiondfreil^eit  a(6 
Stoong  ooer  Sefd^nfung  gerid^tet  ifi.  2)a8  ein- 
mal beilorene  (But  ber  (SlaubenSeinl^eit  barf  mit 
Gemalt  niematt  jurfiderobert  merben,  befonberS 
bort,  mo  bie  fiaatlid^e  Sulbung  ober  fßoritöt 
gefe|Iid^  Sinfu^ng  gefimben  bot,  fei  ed  burd^ 
bie  bef4imorene  Serfaffung  ober  burd^  auftbrudC« 
nd^e  ateligionSoertrage  ober  enbli^  burd^  langes 
^mommen,  baS  ®efe|efifraft  erlangt  fyit  Sie 
eefe|Qib   garantirte  eultudfreibeit   beft|t   beg« 

SIb  oUe  Sattere  eines  im  ®ett)iffen  oerbinS« 
^en  SertrogeS,  ben  nid^t  nur  bie  latbolifd^e 
StaatSgetoalt,  fonbem  au(^  bie  <Mrd^  mie  eine 
^{ge  SeurfffenSfad^e  }u  ref)>ectiren  l^t  (t)gL 


Becan.  Manuale  Controv.  5, 15  [Herbip.  1626, 
468]:  Si  cum  haereticis  pactus  es  aut  foedua 
iniisti,  debes  integre  et  sincere  servare  illia 
fidem  non  minus,  quam  catholicis;  MolanuSi 
De  fide  baereticis  et  rebellibus  servanda  I, 
Coloniae  1584,  29).  2)e^b<^Ib  mar  ber  Stber- 
ruf  beS  (SbicteS  oon  9lanteS  1685  burd^  Sub« 
mtg  XIV.  nid^t  nur  ein  f d^merer  ))oIitifd^  Sf^b^er, 
fonbem  aud^  ein  gemiffenlofer  SBertragSbm^  (f.  b. 
Srt.  ^genottm  VI,  368 f.);  bmn  „bie  uralten 
SRoralgef e|e  fmb  ber  IMrd^  ebmfo  l^Uig  mie  ibre 
(SlaubenSiebrm,  fie  bürfen  ebmfo  menig  al8  biefe 
tierle|t  merbm;  bie  Xrme  ift  eine  notl^mmbige 
@mnblage  ber  d^riftlid^m  (Befeüfd^aft"  (^ergm- 
röt^er  648).  (Sgl  nod^  Pelisson-Fontanier, 
De  la  tolörance  des  religions.  Lettres  de 
M.  de  Leibnitz  et  Beponses  de  M.  Pelisson, 
Paris  1692;  Petr.  Ant.  8anchez,  De  tole- 
rantia  religiosa,  Matriti  1785;  9Ies.  Sinet, 
greibeit  beS  religUfm  Sultud.  9u8  bem  gfranjöf. 
oon  aSoIbnann,  Seii>)ig  1843;  aßerHe,  2)ie3:oIe- 
ranj  nad^  fatbolifd^  $rinci))im,  Silingm  1865; 
Sluntfd^Ii,  @efd^d^te  beS  ffttä^M  ber  religiöfm 
Selenntni^freil^ett,  (Elberfelb  1867 ;  3.  (q.  9lrin- 
lenS,  SefTmg  aber  Xolerana,  Seipjig  1884; 
S.  Se9,  Stom  unb  bie  Xolermt},  Sanum  1890; 
SBilb.  9io(d^er,  $oIitif,  Stuttgart  1892,  886  bis 
890 ;  W.  E.  Hartpole  Lecky,  Democracy  and 
Lib^  I,  London  1896, 420—471 ;  ^.  pgge, 
2)ie  religidfe  Slolerang  gfriebrid^S  beS  ®rofm, 
aRain}  1899.  Sie  XoIeran)gmnbfft|e  ber  grie- 
d^fd^fd^iSmatifd^m  iHrd^e  f.  bei  91.  WlcA,  SaS 
ftird^enred^t  ber  morgenlfinoifd^m  ffird^,  überfe|t 
oon  0.  ^ft«,  3ora  1897,  604  ff.)     [?ßobIe.] 

9#Ietaiiiacfe  (2:oIerationSacte),  mglifd^,  f. 
(&iglanb  IV,  566. 

fobtmqeUd  im  römifd^en  Steid^e jm 
(Sunfim  ber  Cl^ftm,  f.  S]^fient)erf olgungm  m, 
213 f.:  in  DefierreidJ,  f.  3ofet)^  IL,  ob.  VI, 
1855  f. 

%Qtäui^  (Xolebo),  gftanj,  8.  J.,  (Earbinal 
tmb  beräumter  Xl^eologe,  mürbe  )u  Corbooa  am 
4.  Odober  1532  geborm,  mad^te  feine  gelel^rtm 
Stubim  }u  Salamanca  unb  mürbe  im  9(ter  oon 
23  3abrm  Selber  ber  ^l^ilofopl^ie.  ffurje  Seit 
nad^  feiner  ^riefiermeil^e  trat  er  (1558)  in  bie 
(Sefellfd^aft  3efu.  3m  anfange  beS  SloDiciateS 
(1559)  mürbe  er  oon  gtou}  Soria  naä^  Stom 
gefd^itft  unb  blieb  bort  bauemb.  XohtuS  bocMe 
am  tömifd^  CoIIeg  oiele  Saläre  l^inburd^  $bil0* 
fop^ie  unb  Xl^eologie  unb  mürbe  fpftter  mit  ber 
Seitung  ber  Stubim  an  biejem  SoDeg  betraut. 
93ei  bm  $a))ftm  $iuS  V.,  Tregor  Xm.,  Sic- 
tuS  V.,  (Bregor  XIV.,  (ElemmS  Vm.  geno|  et 
baS  l^bddfte  Sufeben.  ^iuS  V.  ernannte  i|n  1569 
}um  ))ö))ftlid^m  $rebiger;  biefeS  9mt  ocrmoltete 
er  24  gal^re  lang  unter  aUfeitiger  9nerlmnung. 
SefonberS  betbcUigt  mar  ZoIetuS  an  bem  3u- 
fianbelommm  ber  offtrieDm  9uSgabe  ber  SSuIgata 
(f.  b.  %rt.).  Sr  batte  gunöd^ft,  neben  SngeluS 
»occa  (f.  b.  Srt.),  bm  ®mdf  ber 


.Al„f*Jt 


w]tml(M    •• 


1873 


Xomofi 


1874 


Mt  iffd^tcbnt,  ba  bei  cüM^toa&t  SRonn  fU^ 
ton  fßitmobtm  unb  Sertroutm  itii|6roud^en  ne|. 
9Ht  beul  ^otriord^  S>ominicuft  Don  (Stobo  ge« 
fbt(  er  1320  in  l^^gen  Streit  »egen  bet  Vb^ 
üffmisol^I  im  SntoniuSRoflet  )U  ZDrceHo.  Xolo- 
«eo  ^e  bie  tmn  ber  9Rtnbet9eit  getofil^lte  9Ionne 
gontano  bdUHgt  unb  obgleid^  auf  9p))enatton 
bet  aubetn  ^^ortei  ber  ißQtriard^  ftd^  für  bod  gute 
Xed^  ber  Don  ber  SRe^rl^t  geud^tten  9lonne 
IBertoIa  entfc^leb,  liel  tro|bem  ber  8iJd^of  feine 
Sonbibatin  Qte  fKUf^n  einful^ren.  S)e|]^I6fu8- 
penbirte  i(n  ber  ^atriord^,  unb  baS  ^rooinjiol- 
concQ  oon  ®tabo  (19. 3uli  1321),  auf  bem  aud^ 
über  bie  SBerfd^iIeuberung  ber  (Büter  befi  SBiStl^umS 
Zorcdio  fHoge  geful^  tomit,  bebro^te  il^  mit 
ber  CscommunicQtion,  fols  er  nid^t  nad^gebe  (t)gL 
^te4hü}t»fler,  (Eonciliengefd^.  YI,  608  f.).  S)a 
et  l^artniAg  blieb,  umrbe  am  2. 9ugufl  1821  im 
^ßokiard^  (Brabo  ber  IBonn  gegen  il^,  feine 
ißedoanbten  unb  feine  Sertrauten  k)erHinbigi  (Erft 
1323  untenoatf  ^  ber  (SreiS  unb  toiberrief  am 
15.  aOtSr]  boS  )u  (Bunfien  ber  Slonne  gfontana 
QuSgeßente  SefUitigungdbecret  dt  ftarb  1826 
ober  Snfang  1327.  Xolomeo  binterlie^  folgenbe 
SBerfe:  Annales,  mify  Oon  1061—1303  reid^en 
nnb  anfd^enb  jtoifd^en  1800  unb  1307  Oerfa^t 
finb  (abgebrutft  bei  Muratori,  Ber.  Ital.  Scriptt 
XI»  MedioL  1727, 1249 sqq.;  neue, beffere SuS« 
Mibe  bur^  S.  SRinutoIi  in  ben  Doenmenti  [f.  u.] 
Ylf  35 sqq.);  Historia  ecclesiastica  nova  in 
24  eiligem  oon  Sl^rifti  ®eburt  bis  1294,  bej». 
n>enn  bie  oon  9Ruratori  nad^  einer  (latQOinifd^^n 
^onbfd^rift  oerBffentlid^ten  Yitae  ber  ^äpfte 
»onifatiud  YIIL,  »enebict  XI.  unb  Clemens  Y. 
M  3fortfe|ung  ber  IKrd^engefd^id^te  betrod^tet 
»erben,  bis  1314.  Sie  Yita  SonifatiuS'  Yin. 
iß  übrigens  fofl  nur  eine  SufammenfteÜung  oon 
Stoc^ricbten  au8  XoIomeo'S  Slnnalen.   Xolomeo 

g^rieb  baS  SBerl  stoifd^en  1312  unb  1317  ju 
oignon  unb  mibmete  eS  bem  oben  enodl^nten 
6arbinal  3BiIl|elm  oon  SBa^onne.  ®ebrudt  Hegt 
bie  ilir(^engef(^id^te  mit  bcn  Yitae  oor  bei  Mura- 
tori  L  0.  XI,  751  sqq. ;  bie  YiU  ClemenS'  Y. 
Ottd^  bei  Balnze,  Yitae  pap.  Aven.  I,  Paris. 
1693, 23  sqq.  lieber  XoIomeo'S  ftird^engefd^id^te 
urtl^Ut  3o^.  griebr.  IBö^mer  (f.  u.),  fu  l^abe 
tfUDäf  ^eute  eigentbümlid^e  SBorgäge  burd^  üürge 
unb  ®e^It  ber  2)arftenung  fotoie  burd^  Un- 
befongenbeit  in  ber  Suffaffung".  Sagegen  be- 
"fyiapMt  3anu8  (f.  u.),  Xolomeo  fotoo^I  toie  ÜRar- 
tin  OonXro))))au  (f.  b.  9lrt.)  bitten  bie  ®efd^id^te 
obpd^fli^  im  Sntereffe  beS  SßopalfQflemd  gefölf^t. 
Sem  gegenüber  bemerfte  fd^on  ber  ^roteftont 
8.  ftrfiger  (f.  u.)  7,  %nm.  3 :  „^toIomSuS  felbft 
^{iel^t  jtoar  ein,  ba^  er  bie  (Befd^id^te  nad^  ben 
Secretin  ®rotianS  erllären  unb  oeriftdren  mill; 
ober  ^imaa  gebt  nod^  nid^t  l^etoor,  bo^  er  ge« 
WHdft  i)at  Sfür  il^n  galten  eben  bie  Secrete  ®ra« 
tionS  ol8  unumfidpd^e  SBabrl^eiten ,  unb  mad 
benen  U)tberfj)rac9 ,  ttar  falM.  Sr  l^at  in  bem 
guten  ®Iauben  geißelt,  bie  SBol^rbeit  urieber- 


l^ujieOen.''  S)a|  Xolomeo,  koie  l^ier  angebeutet, 
neben  gefd^id^tlid^  ffiertbt)oaem  aud^  oie(  Unfriti« 
fd^  imb  SagenbafteS  bot,  erHärt  fid^  au8  bem 
®eijie  unb  ben  literarifd^en  Serböttniffen  ber  ha* 
moligenSeit.  —  SBor  feiner  Äirtbengefd^id^tebatte 
Xolomeo  eine  Historia  tripartita  Oerfa^t,  bie  er 
felbft  tt)ieberl^oIt  ciHrt;  über  ben  Snbalt  biefeS 
SBerfeS  ift  nid^tS  @id^erefi  belannt.  Sie  Extraeta 
de  chromca  Fr.  Ptolomaei  de  Luca  unb  bie 
Ezcerpta  ex  chronicis  Fr.  PtoL  finb  nid^t,  U)ie 
früber  oielfad^  angenommen  mürbe,  oerfd^iebene 
Sd^riften,  fonbem  ein  unb  baSfelbe  SBert  unb 
entlüften  9uS)üge  auS  ber  Hist  ecoL  nova 
unb  anberen  OueOen ;  il^r  Serfaffer  ift  ein  fes- 
terer Som|nIator.  Sor  Ausarbeitung  ber  An- 
nales  unb  ber  Eist  eceL  batte  Xolomeo  bie 
Sd^rift  De  regimine  principnm,  loeld^e  ber 
fjL  Xl^omoS  unooDenbet  binterlaffen  batte,  fort« 
gefegt,  unb  gu^ar  oom  5.  Sfopm  beS  2.  Sud^eS 
bis  )um  Snbe  beS  4.  Sud^eS  (abgebrudt  in  ben 
Opera  S.  Thomae  XVI,  Parmae  1865),  bod^ 
bielt  er  fid^  leiber  nid^t  an  bie  oom  bL  Xl^omaS 
im  1.  Sud^e  oorgejeid^nete  SiSt)0^tion  (ogl. 
Thoemes,  Commentat.  lit  de  8.  Thomae 
operib.,  BeroL  1874  [Diss.],  38  sqq. ;  9Rauren- 
bred^er,  XbomaS'  0.  9quin  SteOung  gum  SDBirtl^' 
fd^ftSfeben,  1.  ^eft,  Seit))ig  1898, 16  f.).  9tad^ 
SBuffon  (f.  u.)  märe  biefe  gfortfe^ung  gtoifd^en 
1274  unb  1282  oerfa^t,  mül^renb  l^rfiger  (63), 
aÜerbingS  auS  ungureid^enbenJBrünben,  fu  in 
baS  $ontiftcat  SBonifatiuS'  Ym.  Oerlegt  (betreffs 
ber  in  ber  Sfortfe|ung  fid^  finbenben  Sngcübe  über 
bie  Sinfe^ung  ber  fturffirfien  f.  b.  9rt.  YII, 
1255  f.).  Xobmeo'S  @d^rift  Exaemeron  seu 
de  opere  sex  diemm  tractatas  mürbe  1880  )u 
Siena  oon  ailofetti  ebirt.  (SBgL  SBöbmer,  Be- 
gesta  imperii  1198—1254,  @tuttg.  1849, 
p.  LXXTY;  3anuS  [SöÜinger],  Ser  ^jl  u. 
boS  eoncil,  Sei))jig  1869,  302 ff.;  Doenmenti 
di  Storia  Italiana  YI,  Firemse  1876,  5  sgg.; 
Suffon,  in  b.  @i|ung8ber.  ber  f.  f.  Stab.  }tt 
SBicn,  rtüof-'^ifL  ftlaffe,  IiXXXVill  [1877], 
724;  ftarl  Jhüger,  SeS  $tolomöuS  SucenfiS  geben 
unb  SBerfe,  ©öttingcn  1874  [Siff.];  Sietr. 
ffbnig,  Xolomeo  o.  Succa,  ein  btogr.  Serfucb, 
^burg  1878  [$rogr.];  @imonSfeIb,  in  b. 
Sforfd^ungen  }ur  beutfd^en  ®efd^.  1878,  314 f.; 
O.  Soreng,  Seutfd^L  ©efd^id^tSqueSen  f.  aRitte 
beS  18.  3a]^]^.  I,  3.  Suff.,  Serlin  1886,  84 ; 
n  [1887] ,  838 ;  €d^neib ,  im  Sobrbud^  für 
$bilaf.  u.  fpecul.  Xl^ol.  I  [1887],  285.  SBeitere 
Siteratur  bei  ^ottl^aft,  BibL  bist  med.  ae^i  11, 
2.  aufl.,  »erlin  1896,  945.)  [3edf.] 

fomafl  (Xommafi,  Xl^omafiuS),  äofepl^ 
![Raria,  ber  feL,  0.  Theai,  Sarbinal  unb 
namentlid^  um  bie  ®efd^id^te  ber  Siturgie  oer« 
bienter  ®ele]^rter,  mar  am  12.  September  1649 
)u  Plicata  auf  Sirilien  alS  aitefter  @ol^n  beS  pit' 
jogS  äuIiuS  oon  $alma  geboren.  3m  elterlid^en 
^aufe  febr  religiös  ei^ogen,  oeqid^tete  er  im  Sllter 
oon  15  Salären  ouf  aUe  meltlid^en  Siedle  ju  @\m» 


1875 


lonflftn  —  lonfur. 


1876 


flen  feines  ffingem  SruberS  unb  trat  aI8  9lot)ije 
bei  ben  S^eotinem  ein;  }ur  SBal^I  biefeS  OtbenS 
beftimmte  il^n  baS  ^A]pxtl  feines  Ol^eimS  eatio 
%oma^,  Melker  bemfelben  fd^on  feit  1642  an- 
gehörte. 3laäjl6m  er  am  25.  aRfirj  1666  }U 
Palermo  $rofe^  abgelegt  ^  mad^te  er  bie  p^üo* 
fo])]^if(l^en  @tubien  )U  SRefftna,  9lom,  fjferrara, 
iOlobena  unb  Bologna,  bann  feit  1670  bie  t^eo« 
logijd^en  )u  SRom  unb  Palermo.  9iad^  Stom  }U« 
rfldberufen,  erl^ielt  er  bort  1675  im  ^rofe^l^fe 
)um  l^L  Si^foefter  bie  ^rieflertteil^e  unb  ttibmete 
\xäi  nun,  burd^  bie  Oberen  k)on  eigentlid^  feelforg- 
H^er  Zl^atigfeit  biS))enftrt,  mit  befonberer  Vor- 
liebe unb  unter  eifriger  9enu|ung  ber  alten  ^nb- 
fd^riften  in  ben  römifd^en  Srd^ioen  unb  Sibtio- 
tiefen  bem  Stubium  ber  Siturgien,  ber  SBftter  unb 
ber  l^iligen  Sd^rift.  Sugleid^  übte  er,  tt)ie  audft 
fd^on  früher,  in  bemunbemStoertl^er  SBeife  SBerle 
ber  Srömmigfcit,  9läd^ftenliebe ,  fkengfier  9lb- 
töbtung  unb  2)emut]^.  9U8  gfrud^t  feiner  geleierten 
Stubien  erfd^ienen  {a^Ireid^e  SBerle,  grofent^eilS 
unter  bem  ^feubon^m  %  9R.  SaruS ;  bie  toid^- 
tigften  flnb  fotgenbe:  Codices  Sacramentorum 
nongentdfi  annis  vetaetiores,  Romae  1680; 
in  biefem  SBerfe  ebirte  er  oier  Sacramentarien, 
baS  Oelasianmn,  Missale  Grothicum,  Missale 
Franconim  unb  Missale  OaUicanum  vetus 
(f.  b.  artt.  Siturgien  VIII,  29.  86  unb  Sacra- 
mentarien  X,  1477  f.,  fon)ie  Sbner,  OueDen  u. 
gforfd^ungen  gur  ©efd^.  bed  SDliffoIe,  greiburg 
1896, 288. 240. 246);  Psalterium  juxta  dupU- 
oem  editionem,  quam  Bomanam  dicunt  et 
Oallicam,  una  cum  canticis  ex  duplici  item 
editione,  et  hjrmnarium  atque  orationale, 
editio  ad  veterem  eocl.  formam  ex  antiquis 
mss.  exemplaribus  digesta,  Bomae  1688, 
Yiennae  1735;  Besponsorialia  et  antipho' 
naria  Bomanae  ecclesiae  a  S.  Oregorio  M. 
disposita,  Bomae  1686  (bie  l^ier  beröffentlid^ten 
Siturgifd^en  SBüd^er  tomren  im  12.  Sal^l^unbert  }u 
Stom  in  ber  fßeterSfird^e  in  (Sebraud^) ;  Sacrorum 
Bibliomm  juxta  editionem  sen  LXX  inter- 
pretum  sen  B.  Hieronymi  Toteres  titnli  sive 
capitula,  sectiones  et  dichometriae  ex  majore 
parte  ante  annos  mille  in  Occidente  usii^ta, 
nunc  primum  edita,  Bomae  1688,  2  partes; 
Antiqui  libri  missamm  Bomanae  ecclesiae, 
i  e.  Antiphonarius  S.  Oregorii,  Gomes  ab 
Albino  [aicuin]  emendatus  una  cum  alüs 
lectionariis  et  Capitulare  evangeliorum  ex 
mss.  codd.  sive  primum  edita  sive  emendata, 
Bomae  1691 ;  Institutiones  theologicae  anti- 
quorum  patrum,  Bomae  1709—1712,  8tomi 
(eine  ^uSma^I  Don  SB&terfd^riften  gum  ©ebraud^e 
für  Sl^eologie-Stubirenbe).  9lm  19.  9Rat  1712 
erl^ob  Siemens  XI.  XomoR  gum  Sarbinal  mit 
bem  Xitel  @.  SRartino  a'  3Ronti,  eine  SluSgeid^- 
nung,  bie  ebenfo  fel^r  ber  (Selel^famleit  toxt  ben 
Xugenben  beS  OrbenSmanneS  galt.  Sr  tt)urbe 
j[e^t  aud^  2RitgIieb  ber  ßongregotbnen  ber  Sin- 
quifition,  beS  eonci»  t)on  Xrient,  ber  Sifd^öfe 


unb  Stegutaren.  SIS  Sarbinal  |)flegte  er  bie  Aate- 
d^efen  in  feiner  XiteOird^  felbft  gu  Italien;  fein 
Sinfommen  f)>enbete  er  gröfitenü^eilfi  ben  Smeiu 
(Er  ftarb  fd^n  am  1. 3onuar  1718  gu  9lom  unb 
mürbe  1808  burd^  $iuS  YIL  feiig  gef))rod^m. 
Sine  Sammlung  feiner  @d^ften  (mit  mand^ 
SBerbefferungen)  Deronftoltete  ber  Zi^tiner  SBeg« 
gofi  (»om  1748—1769,  7  tomi  in  11  voll.), 
nad^bem  eine  Don  Sofe^l^  SBiand^int  1741  ie* 
goratene  unDoHenbet  geblieben  toor.  (SgL  Bene- 
dictus  XIY.,  De  serromm  Dei  beaiäl  8, 31f 
12;  Vezzosi,  I  scrittori  de'  Cherici  regoL 
detti  Teatini  U,  Boma  1780, 860  sgg.;  Harter, 
Nomencl.  lit.  U,  2.  ed.,  944  sqq.)      [3tdf.] 

$Ollaen^  f.  Sütti^  u.  eert)attuS,  b.  1^1. 

9oiiMn,f.3nbienyi,  685ff. 

^onfttt,  baS  ben  Cleriler  k)om  Saien  vxAt> 
fd^eibenoe  6tanbeSgeid^en,  mirb  nad^  ber  gettenben 
$ra£iS  in  ber  SBeife  ertl^eilt,  ba|  bem  Sonbiboten 
beS  geiftlld^en  €tanbeS  tom  Sifd^of  ober  einem 
anbem  SBered^tigten  baS  ^Hiuptl^aor  an  fünf 
Stellen  abgefd^nitten  (gefd^oren)  tvirb;  baian 
fd^Iie|t  ftd^  bann  bie  Uebergabe  beS  geifiß^m 
ftleibeS.  1.  S)engefd^id^tli(^en  Urf|)runQ 
ber  Xonfur  l^at  man  unter  ^Berufung  auf  9)>g.  21, 
24  ff.  unb  1  Sor.  11, 14  auf  opoftolifd^  ^tu 
orbnung  gurüdp^ren  moQen  (c.  21,  D.  xxiil; 
Oregor.  Turon.  In  gloria  mariyr.  c.  27,  in  b. 
Mon.  Oerm.  hist.  Scriptt  rer.  Meroy.  I,  508; 
Isidor.  HispaL  De  eccles.  officüs  2,  4,  bei 
Migne,  PP.  lat.  LXXXIU,  779;  Aldehehni 
Epist.  ad  Oenmt.,  bei  Jaffö,  Monum.  Mogoni 
26;  Amalar.  De  eccles.  officüs  2,  5,  bei 
Migne,  PP.  lat.  CV,  1082).  (Srunblage  hierfür 
mog  au^er  ben  angeffll^rten  ©teilen  ber  ^ligen 
@d^rift  bie  Sage  gegeben  l^oben,  ba^  ^ßetniS  oon 
ben  Reiben,  benen  er  baS  ^ngelium  oeriflnbigte, 
gum  Spott  tonfurirt  toorbenjei  (Sophron.  Hiero- 
soljm.  Comment  litorg.,  bei  Mai,  Spicileg.  V, 
85 ;  German.  Gonstantinop.  Eist,  eeeles.  et 
myst.  contempL,  bei  Migne,  PP.  gr.XUVIli, 
891 ;  Beda  Yenerab.  Eist,  eccles.  5,  21,  bei 
Migne,  PP.  lat.  XCV,  278).  &  iß  iebod^  fein 
Sioeifel,  ba|  in  ben  erften  ffinf  Sol^^unberten 
allgemein  ben  SIerilem  nur  üerboten  UHir,  lang 
l^erabmaDenbe  f^aare  gu  tragen  (Optat  Miley. 
Contra  Parmenian.  2,  28,  im  Corp.  scriptt 
eccl.  lat  Yindob.  XXVI,  60;  Him-onymus, 
Gomment  in  Ezech.  44,  bei  Migne «  PP.  lat 
XXV,  487;  Prudentius,  Peristephanon  13, 
bei  Migne,  PP.  lat  LX,  578;  @Qnobc  tion 
«gbe  a.  506,  c.  20  [c.  22,  D.  XXUI];  SU- 
tuta  eccles.  antiqua  44  [o.  5,  X  8 ,  1$.    S)ie 
erften  beftimmten  @))uren  eines  tioSjtänbigen  StaiH» 
fd^eerenS  (Stafur)  beS  f^oupteS  bis  auf  bie  ^out 
gnben  fid^  nad^  bem  Vorgänge  ber  a9ä||eiibcn  M 
uRönd^en  unb  9bnnen  um  bie  SBenbe  b^  4.  gum 
5.  Sal^r^unbert  als  Stid^en  ber  Iffleltcnt^agiing  unb 
t^oüftönbigen  Eingabe  on  ®ott  (Paulm.  Ndan. 
Ep.  22,  im  Corp,  scriptt  eoeL  lat.  Yindob. 
XXIX,  155 ;  HieroDTm.  Epist  147,  M  Ißg&a, 


1877 


Xonfur. 


1878 


PP.  kt  XXn,  1209).  9iQ|4  \ä^nt  nun  ber 
IBxati<!^  Don  ben  9Rdn(|m  auf  bie  SIeriler  über* 
gegangen  )U  fein.  3)er  @runb  ttar  bei  tbnen 
»ob!  ebenfalls  bie  SBeltentfaoung  unb  bie  Ein- 
gabe in  ben  Sienß  (Bottefi,  Daneben  aber  f d^er 
ottd^  bo9  SBeftreben^  fid^  baburd^  ben  l^od^ange« 
Menen  SRön^en  gleid^juflellen.  Uebecbie|  merben 
biejienigen  Sifd^ö^,  toeld^e  bem  SRönc^ftanbe  ent- 
nommen hMtren,  bemttl^  gemefen  fein,  bei  intern 
SHdcefoncIerufi  bie  Xonfur  eiiuufu^ren.  9uf  ben 
SRofaifbObeni  trfAeint  biefelbe  bereits  feit  ber 
SRitte  beS  5.  ga^rbunbertS,  unb  )tt)ar  nid^t  nur 
bei  ben  f{i&teren  ^üigen,  Jonbern  aud^  bei  ben 
Xpofteln  unb  ^ro^^eten  (f.  ftrauS,  Steal-Snc^Do)). 
n,  908).  €elbftoerftdnbli4  l^t  fid^  aber  bie  Xon- 
fur beim  CQeruS  nid^t  auf  einmal  unb  überaS  gu- 
oleid^  eingebürgert  SBie  bemerB,  tt)urbe  nod^  im 
|[nfong  befi  6.  äal^r^unbertS  auf  ber  S^nobe  }u 
Vgbe  unb  in  ben  Statuta  eecles.  antiqua  nur 
b(ä  eomam  notnre,  bie  forgfältige  Haarpflege 
Derboten.  9ud^  b^tte  bie  Xonfur  nid^t  überall  bie 
gleid^e  %oxm.  tflan  nannte  bie  eine  gform  bie 
tömifd^  Xonfur  ober  bie  Xonfur  beS  1^1.  ^truS 
(oorona,  tonsora  coronalis,  Corona  unb  ton- 
anra  S.  Petri) ;  fle  beftanb  barin,  ba|  man  baS 
ganje  daupt  fabi  Mor,  ringS  um  ben  fto))f  aber 
einen  man)  oon  ^ren  fielen  lie^  Xonfur  beS 
^t  $etrud  bieft  |ie,  meil  9)etru8  fte  getragen  ^aben 
foH  ®ebröu^Itd^  loar  jte  namentlid^  in  Italien 
(Joannis  Diac,  Vita  Oregorii  M.  4,  88,  bei 
Migne,  PP.  lat  LXX V,  230 ;  Conc.  Boman. 
a.  721,  0. 17,  beiHardouin  UI,  1866),  fobann 
in  Sfrifa  (\.  88  God.  Theod.  16,  2),  in  @))anien 
(Iddor.  Hispal.  De  eecles.  officiis  2,  4,  bei 
Migne ,  PP.  lat.  LXXXni ,  779  sq. ;  Gonc. 
Tolet  a.  633,  c.  41,  bei  Hardonin  III,  588), 
enblid^  in  GaDien  (Gregor.  Toron.  Yitae  patrum 
17,  in  b.  Mon.  Germ.  L  o.  728).  S)a^  bie  r5- 
mtf(!be  Xonfur  i^ren  SBeg  aud^  nad^  Snglanb  fanb, 
ifi  alSbdIb  )u  bemerfen.  lieber  i^re  Verbreitung 
in  Seutf  dftlanb  l^at  man  junöd^ft  feine  9lad^rid^ten, 
beftimmt  aber  mar  fte  bort  in  ber  larolingifd^en 
Seit  fiblid^  (Conc.  Aquisgran.  a.  816,  L 1,  c.  1, 
bei  Hardonin  IV,  1060).  (Sine  k)on  ber  römi- 
Men  abmeid^be  fjfonn  ber  Xonfur  beftanb  bei 
bni  3ren  unb  Sd^otten.  S)ort  fd^or  man  baS 
IBorberbau)>t  oon  einem  Obr  }um  anbem,  Iie| 
ober  bie  ^aart  am  ^interlopfe  flel^en  (tonsura 
8.  JoanniSt  aud^  Simonis  Magi  genannt).  Sie 
fol  üon  einem  Sd^toetnebirten  (subnlcas)  beS 
ftönigS  Soigair  i^en  Urfprung  l^ben  (Ep.  Gil- 
dae  altera,  bei  Haddan  and  Stubbs,  Conn* 
cils  I,  Oxford  1869,  118:  auctorem  hnjus 
tcmsnrae  in  Hibemia  subulcum  Begis  Loi- 
gairi  filä  Neil  extitisse  Patritii  sermo  te- 
Biatur).  VIS  bie  rdmifd^en  3Rif jionare  nod^  6ng- 
lonb  tonen,  eröffneten  fie  einen  fd^arfen  ttamp^ 
gegen  biefe  Xonfur  (bgl.  Aldehelm.  Episi  ad 
6«rimt,  bei  J&S6,  Monmn.  Mogunt.  26  sq.); 
bomolS  mog  aud(  ibr  9iame  ^Xonfur  beS  Si- 
mon SRaguS''  aufgefommen  fein  (ogl.  Xäbinger 


X|eoL  Ouartalfd^rift  1840,  674  ff.).  <&urd^ 
bie  irifd^en  unb  fd^ottifd^en  SRilfunare  mirb  bie{e 
tSform  ber  Xonfur  aud^  in  gfranlreid^  und 
2)eutfd^Ianb  befannt  gemorben  fein;  bod^  l^at 
man  nur  für  gfronfreid^  einen  eigentlid^en  SBe- 
meiS  l^ierffir  (Mabillon,  AnnaL  Ord.  s.  Be- 
ned.  L  16,  n.  56).  S)ie  britte  Sri  ber  Xonfur 
ift  bie  in  ber  griedjiifd^en  ober  orientalifd^en 
ftird^e  ublid^e,  too  man  ben  gongen  ftopf  fd^or 
(ügl.  Beda  Venerab.  Hist.  eecles.  4,  1,  bei 
Migne,  PP.  lat.  XOV,  172).  3um  Unterfd^ieb 
oon  ber  rdmifd^en  Xonfur  ober  ber  tonsura 
S.  Petri  erl^ielt  bie  gried^ifd^  ben  92amen  tonsura 
8.  PauU,  ftd^  mit  SRudfid^t  auf  9lpg.  21,  24  ff. 
—  2)ie  in  ber  abenblSnbtfd^en  tüxd^t  aOmdlig 
allein  flblid^  römifd^e  Xonfur  erful^r  im  Saufe 
ber  3Ht  eine  93erfleinerung,  tro|  ber  ^emul^ngen 
einer  Steige  Don  @qnoben  feit  bem  11.  3abr- 
l^nbert,  tot\ä)t  unter  Snbrol^ung  fd^toerer  Strafen 
(SuSpenjion  üom  SSeneftcium,  äkrluft  ber  Slerical- 
tiritnlegien)  verboten,  eine  )u  Heine  Xonfur  )u 
tragen  in  ber  fS^orm,  ba^  nur  ein  Heiner  Xl^eil 
beS  @d^eitelS  gefcboren  »erbe  (S^nobe  )u  SourgeS 
a.  1031,  c.  7,  bei  Hardouin  VI,  849;  }U  fion- 
bon  a.  1102,  c.  12,  ib.  VI,  1865;  }u  Stouen 
a.  1190,  0.  5,  ib.  VI,  1905  [rid^tig  2905]; 
ju  $orI  a.  1195,  c.  6,  ib.  VI,  1931  [rid^Hg 
2931];  au  «Paris  a,  1212,  p.  1,  c.  1,  ib.  VI, 
2001  [rid^tig  8001];  ju  monipOHtt  a.  1215, 
0.  4,  ib.  VI,  2046  [rid^Kg  8046]).  S)ie  fpa- 
nifd^e  S^nobe  oon  Valencia  im  3.  1388,  rub. 
m  (Hardouin  VII,  1909)  Derorbnete,  ba^ 
bie  Xonfur  einen  S)urd^meffer  oon  oier  gfingem 
l^aben  muffe.  3nbe{fen  mar  eS  unmöglid^,  bie 
alte  gro^e  Xonfur  allgemein  burd^au(e|en,  unb 
be^l^oJPb  begnügte  man  fidd  namentlid^  feit  bem 
16.  3a)^r]^unbert  bamit,  gu  beftimmen,  ba^  bie 
SIertter  ie  nad^  ben  SQSeibegraben  eine  größere 
ober  Heinere  Xonfur  l^aben  foQten  (@9nobe  ju 
SBorcefler  a.  1240 ,  c.  21,  bei  Hardouin  VII, 
838;  )u  @enS  a.  1528,  c.  24,  ib.  IX,  1958; 
)u  IRarbonne  a.  1551,  o.  15,  ib.  X,  445;  )U 
SRed^eln  a.  1570,  De  vita  et  honest  deric. 
c.  1,  ib.  X,  1195 ;  }u  aßailanb  a.  1579,  p.  3» 
c.  6  [rii^Hg  4],  ib.  X,  1055).  ©efe^Iid^  bejiel^t 
biefer  Unterfd^ieb  nod^  l^te,  aber  er  lonnte  mie 
anbermörtS  fo  aud^  in  Seutfd^Ianb  nid^t  jur 
S)urd^fü]^rung  gebrad^t  merben.  Sie  urf^nräng- 
lid^e  gform  trögt  nur  me^r  ber  ^{i  tmb  ber 
SReguIorcIeruS. 

2.  Ueber  bie  99  eben  tun  g  ber  Xonfur  geben 
bie  bei  ber  2)arftenung  il^rer  gefd^id^tlid^en  Snt- 
midDung  bereits  dtirten  Sluctoren  Sluffd^Iu^,  na- 
mentlid^  Sftbor  Don  @et)iSa,  99eba  Sßenerc^üiS, 
unb  am  meiften  )ufammenfaf[enb  ber  englif d^e  Vbt 
SUbel^elm.  S^amad^  ift  fie  t)or  SSem  baS  3eid^m 
ber  iBu^e  unb  SBeltentfagung ;  fobann  baS  Vb» 
bilb  ber  3)omenfrone  Sbrifti ;  meiter^in  ein  9Iad^- 
bilb  ber  Xonfur  $etri,  beS  SteOoertreterS  Sbrifti; 
imb  enblid^  baS  8QmboI  beS  regale  sacerdotium. 
%a  ben  bei  Srtl^eilung  ber  Xonfur  t)om  Sif^of 


1879 


Xonfur. 


1880 


imb  Xonfutanben  gefpto^enen  SBorten :  Dominufl 
pars  haereditatis  meae  et  calicia  mei:  tu  es, 
qui  restitues  haereditatem  meam  mihi  (${. 
15,  5),  ge^t  l^erüot,  boi  bie  Rxxfy  bie  Xonfur 
anfielet  ald  baS  S^i^^^n  be8  SJerjui^ted  auf  bie 
Sßelt,  beS  Ue(ertritt8  in  ben  befonbem  Sienfl 
®otted  unb  bet  ^opung  auf  entf))red^enbm  Sol^ 
l^ierfür.  S)a|  bad  beutungdfrol^e  aRittelaltet  aud^ 
für  bie  Derfd^iebenen  gormen  ber  Xonfur  Der« 
fd^iebene  StuStegung  l^atte,  i{}  begreiflid^. 

8.  entf))rtd^enb  bief er  SBebeutung  l^at  bie  JKrd^e 
mit  ber  Xonfur  n»eitgretfenbered^tIid^eSBir(ungen 
Derfotnben.  SBer  bie  Xonfur  in  red^tmä|iger  SBeife 
em))föngt,  ^ört  auf,  Saie  gu  fein,  unb  toirb  bem 
©tanbe  ber  (Sleriler  einverleibt  (c.  7,  C.  XII,  q.  1 ; 
o.  11,  X 1, 14).  ebenbamit  erl^ölt  ber  Xonfurirte 
bie  iebem  Saien  abf  olut  ent}ogene  gf&^igfeit,  fird^- 
lid^e  93eneftcien  )u  em)erben  unb  an  ber  9u8« 
flbung  ber  ürd^Itd^en  SuriSbiction  tl^ötigen  9ln- 
t^eil  }u  nel^men  (c.  6,  X  1,  36).  ferner  »irb 
mit  ber  Xonfur  baS  SRed^t  auf  bie  ißrioilegien  beS 
eieruS  (f.  b.  Srt.)  ermorben;  bo(^  1^  baS  Xri« 
bentinum  (Sess.  XXIII,  c.  6  De  ref.)  ben  ®e« 
nu^  beS  Privilegium  fori  an  bie  ^ebingung 
gebifipft,  hai  ber  Xonfurirte  ein  Seneftcium  Ijiabe, 
ober  im  geiftlid^en  ©emanbe  unb  mit  ber  Xonfur 
im  auftrage  bed  SBifd^ofS  an  einer  ffirc^e  biene, 
ober  in  einem  SIericalfeminar  ober  on  einer  ^5^em 
€d^ule  mit  Srlaubni^  beS  Sifd^ofe  ftd^  auf  bie 
l^Sl^eren  Seilten  oorbereite.  Sine  oiel  üer^noelte 
gftage  ifi  bie,  ob  bie  Xonfur  ein  eigentlid^er  Ordo 
(f.  b.  Srt.,  n.  n)  fei.  SBö^renb  bie  frül^eren  Sano- 
niften,  befonberS  unter  SBerufung  auf  c.  11,  X 
.  1, 14,  fid^  foft  burd^ttieg  bafür  erflörten  (namentlid^ 
Fagnani,  Comment.  }U  c.  11,  X  1,  14,  n.  45 
ad  118),  fprad^en  i^r  bie  Xl^eologen  gr5|tent(eiI8 
biefe  Oualitat  ab  unb  eril&rten  bie  Xonfur  für 
eine  blo^e  IBorbereitung  auf  bie  Ordines.  Se|tere 
Snftd^t  ift  l^eute  allgemein  xtapiit  9uS  ben 
(Srünben,  meldte  für  biefelbe  fpred^en,  feien  fol- 
genbe  angeführt.  Urfprungßc^  mar  bie  Xonfur 
mit  bem  ßm^ange  beS  erften  Ordo  aI8  blo^e 
Dorbereitenbe  Serimonie  oerbunben;  nun  baDon 
getrennt,  ift  fie  be^toegenbod^  fein  Ordo  gemorben. 
SBo  immer  bie  Ordines  im  lird^Iid^en  @efe|  ouf- 
gegöl^lt  merben,  gefd^iel^t  ber  Xonfur  feine  Sr- 
iDäl^nung  (c.  1,  D.  XXI;  c.  1,  D.  LXXVII;  c.  5, 
D.  XCni).  9Rit  tebem  at^em  Ordo  merben  ge- 
miffe  gotteSbienftli^e,  auf  bie  ßud^riftie  irgenbmie 
be)üglid^e  gfundionen  übertragen,  mit  ber  Xonfur 
nid^t  Sad  Xribentimmi  unterfd^eibet  mieberl^olt 
in  befUmmtefter  SBeife  bie  Xonfur  oon  ben  Ordines 
(}.  fb.  Sess.  XXUI,  c.  6. 10  De  ref.)  unb  t^ui 
ba,  mo  e8  bie  Ordines  auSbrücflid^  aufgö^It 
(Sess.  XXm,  c.  2),  ber  Xonfur  feine  Srm&^nung. 
9ud^  ber  römifd^e  @))rad^gebraud^  (Dgl. ).  9.  bie 
SBuQe  @istu8'  V.  Sanctum  et  salutare  Dom 
5. 3anuar  1589,  §  2  [BuU.  Rom.  Taur.  IX,  64]) 
unterfd^eibet  genau  bie  prima  tonsora  oon  ben 
Ordines,  unb  bie  S^nooe  bon  9lOignon  a.  1725, 
1  82,  c.  2  (CoU.  Lac.  I,  539)  nennt  bie  Xonfur 


nur  eine  dispositio  ad  ordines.  Sngeftd^  bei 
in  0.  6,  X  3,  1  f}e](|enben  itemm  tondeatnr 
fann  bie  Unmieberl^olbarteit  ber  Xonfur  loegm 
eines  burd^  fte  erl^dtencn  eharacier  dericalis 
nid^t  bel^uptet  merben.  Qu  bemerfen  ifi  (ier  nod^, 
ba|  bie  l^eutigen  €taatSgefe|e  ber  Xonfor  fb 
il^ren  9le(^tfibe)irf  nid^t  bie  minbefte  SBtttung 
beilegen. 

4.  3n  tUbereinftimmung  mit  ben  fird^tid^ 
SBirfimgen  ber  Xonfur  betont  bie  IKrd^  aud|  bie 
Sßf  lid^t,  baf;  ber  einmal  Xonfurirte  bie  Xonfn 
fortmül^renb  trage.  SMe  3 wioer^onbebiben  ie« 
brol^te  fie  mit  fd^meren  Strojen  (DgL  bie  ob.  91l  1 
ongefül^rten  S^nobalbefd^lüffe).  S)ie  St^be  oon 
%t)ignon  a.  1387,  o.  46,  bei  Hardouin  YU, 
1630,  fd^reibt  Dor,  bo^  bie  Xonfur  oSe  SRonote  er* 
neuert  metben  f  oSe,  unb  bie  Don  1594  am  gleid^ 
Ort  (o.  82 ;  ib.  X,  1854)  Derlongt  eine  tDö<^ 
lid^e  (Neuerung.  9ud^  baS  gemeine  Sted^t  ent- 
l^ült  bie  beftimmteften  Sorfd^riften  l^eiüber,  bit 
nodi  l^eute  i^re  Geltung  l^aben  (e.  15,  X  8, 1; 
0.  7,  X  8,  8;  c.  2  dem.  8, 1),  mie  bieg  eine 
Steige  neuerer  @9noben  einfd^ftrft  (S^nobe  )u 
Sleim»  a.  1849,  t  12,  o.  1,  in  b.  GolL  Lac. 
lY,  128;  au  SQon  a.  1850,  deer.  16,  ib.  IV, 
474 ;  }tt  Sorbeaus  a.  1850,  t.  4»  c.  12,  ib.  IV, 
588 ;  jtt  Xouloufe  a.  1850,  i  4,  o.  4,  ib.  IV, 
1068 ;  )u  9taDenna  a.  1855,  P.  4,  c.  5,  ib.  VI, 
198 ;  ju  gSenebig  a.  1859,  P.  2,  o.  17,  ib.  VI, 
816 ;  )u  aSien  a.  1858,  t  5,  o.  8,  ib.  Y,  200; 
)U  ftbln  a.  1860,  t  8,  c.  87,  ib.  Y,  880;  )u 
$rag  a.  1860, 1 1,  c.  8,  ib.  Y,  428 ;  )U  IItre|it 
a.  1865,  t.  8,  c.  5,  ib.  Y,  909).  m^tO^ 
fyibm  fid^  in  biefer  SBejie^ng  fett  bem  Xriben» 
tinum  fotgenbe  Seßimmungen  beraufigAilbet 
2)ie  IBerpflid^ng,  bie  Xonfur  unb  bie  dericoU 
ff leibung  }u  tragen,  erflrnft  ftd^  auf  aSe  SRajiorijien 
o^ne  SuSnal^me  unb  auf  biejenigen  SHinorifim, 
meldte  im  Sefijfe  eines  SenefidumS  ftnb.  2)ie  ^» 
miberl^anbelnben  foflen  Dom  9ifd(|of  nod^  ein« 
maliger  Srmaldnung  mit  ber  suapensio  ab 
officio  et  beneficio  unb  bet  SBiberfirebcn  mit 
ber  privatio  beneficii  befiroft  toerben  (Trii 
Sess.  XIY,  e.  6  De  ref.).  2)ieienigen  Stino« 
rifien,  meiere  lein  Seneficium  ^oben,  finb  )u» 
Xragen  ber  Xonfur  nitbt  unter  |io{ttiD  ongärol^ 
Strafe  Derpflid^tet,  Derlieren  aber,  menn  fie  bie 
Xonfur  nid^t  tragen,  ipso  facto  boS  pririleginm 
fori  (Trid.  Sess.  XXm,  o.  6  De  ref.).  Sebo« 
gelten  i^nen  bie  übrigen  (Herifer^yriDilegien  ni^t 
Derloren,  unb  e9  bleibt  bem  fird^lic^en  9li(!^ter  ouj( 
unbenommen,  einen  fold^  Xonfurirten  für  baS 
lird^lid^e  gforum  )u  reclomiren  (Bened.  XIV. 
De  synodo  dioeo.  12,  2,  n.  1  sqq.).  Sei  ben 
ÜRaioriften  übt  bie  93emad^Iaf|igttng  ber  Xonfur 
unb  ber  geiftlid^en  ffleibung  mnen  ßnfluft  auf 
baS  Privilegium  eanonis  unb  fori.  3n  pfaiMit 
auf  oa8  erftere  aber  tritt  bod^  bie  ^Ige  etn»  oa| 
ein  fiaie,  ber  einen  Staioriften  mi|^belt  ^, 
mit  feiner  ßntfd^ulbigung ,  bo|  er  i^  koegen 
SRongelS  ber  Xonfur  nid^  exbmnt  ffcbt,  wt 


1881 


Zonfut. 


1883 


Oeri^t  gel^fitt  locrben  tmb  et)entttdl  )ur  eiblid^en 
Cr^&rttmg  berfelben  gugeloffen  »erben  inu|  (o.  4, 
X  5,  89).  ajon  ber  Ser^id^tung,  bie  Xonfur 
ju  trogen,  feefrett,  xolt  bie  (9eJ[e|e  fid^  oudbruden, 
eine  eausa  rationabilis  (c.  2  Clem.  8, 1),  tote 
^  na^  ber  Snfl^t  ber  (Eononiften  bann  Dor« 
l^onben  iß,  ttenn  boS  Xragen  ber  Xonfur  ber 
(Bcfunb^tt  fd^Hd^  nSre,  ober  »enn  bie  gurd^t 
»or  ben  Ungläubigen  ober  ^ftretifem  efi  rätl^Iid^ 
modelt,  ben  gelfUid^  @tanb  )u  terbergen,  um 
ft4  nid^t  bem  Zob  ober  einer  OM^l^anblung  ouS- 
ittfe|en.  Vud^  fann  ber  9)ifd^of  auf  (Bruib  ber 
Facoltstee  quinqueimaleB  pro  foro  exiemo, 
n.  17  Dom  Xragen  ber  Xonfur  unb  geifilid^en 
mdbung  bi8|)en|iren. 

5.  SBoS  ben  Sm)>f&nger  ber  Xonfur  on- 
iekngt,  fo  tourbe  Ie|tere  urfprünglid^  mit  ber 
crfien  SBetl^  ert^  unb  l^tte  bie  Sebeutung 
einer  ben  OrbinotionSad  begleitenben  Serimonie. 
Vbn  bereits  im  6.  Sal^rl^unbert  {tng  mon  an,  jie 
»on  ben  nieberen  Sffiei^en  )U  trennen  unb  burd^ 
eine  befonbere  ^nblung  }u  erteilen.  2)er®runb 
l^ierfflr  lag  in  ber  Sitte  iener  Seit,  ba|  Sltem 
i^  nod^  unmfinbigen  IMnber  bem  ftird^enbienfte 
toibmeten  unb  fie  bem  IBifd^of  jur  Srjiel^ung 
fibergaben.  2)a  bieje  aber  tt)egen  il^  jorten 
SIterg  nod^  unffi^g  toaxm,  bie  gfunctionen  ber 
SRinoripen  )u  flberne^en,  fo  erl^ielten  fie  aud^ 
bie  OrdmeB  miiiores  nod^  nid^t,  too^I  aber  bie 
Xonfur.  S)aburd^  unterfd^ieben  fie  fid^  menigftenS 
iainliät  Don  ben  Saien  unb  muroen  ber  $riDi' 
legten  be9  geifUid^en  €tanbeS  t^eil^tig,  fär  ben 
fle  bereitg  befHmmt  maren,  unb  in  toelqen  fu 
Mtet  eintraten  (Conc.  Tolei  ft.  531,  c.  1  [e.  5, 
D.  XXVIUJ;  Conc  Tolet.  a.  638,  c  24; 
Bjn.  Nicaen.  a.  787,  o.  14  [c.  1,  D.  LXIX]; 
Dgl.  bariiber  bef.  Mabülon,  Acta  Sanet  0.  8. 
Bened«,  praef.  ad  saec.  III).  SBor  biefe 
Uebung  nun  ffir  bamald  gmedfinä^ig,  fo  toor 
fie  fp^tter  bod^  fe^  na(^t|eüig  für  bie  fird^Iid^ 
S)ifici)>tin.  €eitnamlid^  bie  Xonfur  Don  ben  Or- 
dineB  nunoree  getrennt  ttxtr,  br&tgte  fid^  eine 
SRenge  ermad^jener  )u  bereu  (Em)>fang  ^u,  ni^ 
um  aus  Seruf  in  ben  geifilid^  @tanb  etnju» 
treten,  fonbem  nur  um  ber  mit  ber  Xonfur  Det- 
bunbenen  S(ericaI))riDiIegien  t^eilbaftig  ]u  mer> 
ben.  Sieb  Don  i^^en  ergriffen  <Aer  eine  gan) 
anbete  Sebentoeife,  tl^oten  iIriegSbien|le,  Der- 
tieirateten  fi(^,  fibona^men  bfirgerlid^  lemter 
unb  Stellungen,  fo  ba|  fie  |id(  Don  ben  Saien 
butd^  nid^tS  alS  bitrd^  bie  Xonfur  unteifd^teben, 
bie  fie  tro|  i^  meUßd^ien  SebenS  immer  micber 
in  emcuem  Detpfli^tet  maren  (o.  6 ,  X  3,1). 
Suf  biefe  Seife  tourbe  ber  geijUi^  €tonb  in 
^bem  Grobe  Dentnebrt  unb  ber  Sero^tung  preis* 
pcmbcn.  5M^  beßimmte  bie  ftird^e,  eS  f outen 
Siqenigen,  lodd^  eine  folil^  mit  bem  (DtxkoiF 
ftonb  unDcitinbare  SdenSioeife  ergriffen  l^fitten, 
bie  Xonfur  nid^  femci^tn  tragen,  oiber  bofnr 
oud^  feinen  Snf^inu!^  auf  ein  Senefictum  unb 
bie  (HericalptiDilegien  ffäm  (e.  7.  9.  10,  X 


8,  8;  e.  27,  X  5,  83).  Um  bem  Unfug,  fld^ 
blo|  bie  Xonfur  ertl^eilen  )u  laffen ,  nod^  mirt- 
famer  entgegenjutreten,  DerpfLid^tete  baS  Xri- 
bentinum  (Sess.  XXTTT,  o.  4  De  ref.)  bie  fßi» 
fd^öfe,  (ünftigbin  nur  fold^e  )u  tonfuriren,  Don 
nieldden  fie  bie  begriinbete  SQermut^ung  l^aben 
tonnten,  ba|  fie  fpater  mirRi^  in  ben  geijtlid^en 
@tanb  treten  tt)flrben.  Süperbem  Derlangt  baS 
Xribentinum  (L  c),  ba^  ber  Xon[uranb  fai  ben 
%nfangSgrünben  beS  ®IaubenS  unterrid^tet,  beS 
SefenS  unb  @d^reibenS  lunbig  unb  gefirmt  feL 
S)ie  Congr.  Gono.  erflärte  unter  bem  15.  SDlai 
1802  ben  Dor  ber  f^itmung  Xonfurirten  für 
irregulftr  (Biohter,  Conc.  Trid.  181,  9nm.  1). 
Ueber  baS  Slter  beS  Sanbibaten  fyA  baS  Sondl 
nid^tS  beftimmt,  eS  gilt  alfo  bierin  bie  öltere  ®efe^ 
gebung,  bie  baS  gurudfgelegte  fiebente  Sal^r  Der« 
langt  (o.  4  in  VL  1,  9).  3nbireä  forbett  boS 
Xribentinum  aud^  baS  Mente  2[a]^r,  inbem  bie 
girmung,  baS  nfitbige  Stequifit  für  bie  Xonfur, 
nic^t  Dorl^er  ert^eüt  merben  foD  (Bened.  XIY. 
De  eynodo  dioec.  7, 10).  SBor  bem  14.  äal^re 
lann  ber  Xonfurirte  aber  fein  SBenefidum  erl^alten 
(Trid.  Sesa.  XXHT,  o.  6  De  ref.).  3e|t  ttirb 
bie  Xonfur  geU)5bnUd^  mit  ben  nieberen  SBeiben 
ertbeilt 

6.  Spenber  ber  Xonfur  Maren  früher  neben 
bem  SBifd^of  aud^  $riefter,  S)iaconen  unb  felbf) 
Saien  (Gregor.  Tim)n.  Hist.  Franc.  3, 18,  in 
b.  Mon.  Genn.  L  c.  128 ;  Form.  Marculfi  1, 
n.  19,  in  b.  Mon.  Germ.  bist.  Leg.  Sect  Y, 
FormuL  Meroving.  et  EaroL  aeTi  55  sq.). 
^eut^utage  ift  an  ftd^  nur  ber  jur  Srtl^eilung 
ber  Ordines  competente  SBifd^of  }um  Xonfuriren 
berechtigt  (Dgl.  b.  %1  Orbination,  n.  2).  Sln- 
bere  lird^Iid^  ^erfonen  b^ben  bie  93efugni|  ba}u 
enttoeber  auf  (Srunb  beS  gemeinen  9led^tS,  ober 
burd^  fpecieOeS  pdpfüid^eS  $riDiIeg,  ober  enblid^ 
burd^  Delegation.  @o  ertbetlen  obferDan}ma|ig 
bie  (Earbinalpriefier  bie  Xonfur  an  i^re  fami- 
liären unb  für  ibre  XiteDird^en  (SuOe  Se- 
nd). XIV.  Ad  aodientiam  Dom  15.  gfebr.  1753, 
8  16  [BulL  Bom.  Oonim.  (Prati)  54];  DgL 
b.  Srtt.  Sarbinal,  n.  4,  Orbinatbn,  n.  1).  S)oS 
nflmli^e  Stecht  \fcibtn  gegenüber  ben  ibnen  untev» 
gebenen  ^feffen  bie  Sebte,  n»enn  fie  ^riefter 
unb  Dom  Sifd^f  benebidrt  finb  (DgL  b.  9rtt 
fibt,  n.  YI,  Orbination,  n.  1).  @d^on  bie  guieite 
e^nobe  Don  9Hcda  (787)  ert^eüte  i^nen  (c.  14) 
bie  Sefugni^  )ur  £KtoratSmeibe  in  ben  genannt 
ten  (Srenjrn  (f.  c.  1,  D.  LXIX;  DgL  c.  11» 
X 1, 14).  ®ie|  nmrbe  Don  ber  2)0€trin  auf  bie 
Ordinee  minoree  unb  feIbftDer|idnbIid^  mu!b  auf 
bie  Xonfur  auSgd)ebnt  9{ad^  bem  2)ecretalen- 
red^t  bunten  Jie  aud^  9loDi^  unb  i^rer  3uriS- 
biction  unterflebenbe  Baien  orbiniren  be}m.  iüW' 
furiren.  S)aS  Xribentinum  bot  ifyct  (Eompeten} 
aber  nAAn  auf  i^re  $rof ef{m  befdftrünS  (Sees. 
XXm,  o.  10  De  refl);  bÖA  Bei  eS  ben  ea| 
beS  gemeinen  ated^tSbepd^,  bc^berSbt,  meld^ 
nm  feine  Senändion  iKetmal  in  g^temenber 


1883 


Xorelli  —  Xorquemaba,  Jol^onnefi  üon. 


1884 


3Beife  Beim  Sifd^of  nod^gefud^t  fyxU,  oud^  ol^ne 
bte  t)ettt)eigerte  93enebtctton  %on]ut  unb  Ordines 
minores  ettl^eilen  bürfc  (c.  1,  X  1, 10).  Ucber 
etnige  fid^  l^ieron  {(^liegmbe  fpinöfe  grcigm  DgL 
^m^.  «ird^enrcd^t  I,  838,  «nm.  20;  fein« 
fd^iuS,  Äird^enrcd^t  t  82 ;  ü.  ©d^crcc,  ftird^cn- 
xtä^t  I,  328,  Slntn.  10;  Oasparri,  Tract.  can. 
de  Sacra  ordinat.,  Paris.  1893,  n.  953  sqq. 
Set  ÜRongel  ber  Senebiction  fann  beim  Slbte 
burd^  ))ä))ftltd^ed  ^rtoileg  eifert  toerben,  tote  beim 
^rieftet  bie  genereDe  Unföl^igfeit  gu  tonfuriren. 

7.  Sine  Seftimmung  über  OrtimbSeitgur 
Sttl^ilung  ber  Zonfut  befte^t  nid^t.  Sie  lonn 
an  iebem  onftänbigen  Ort  unb  gu  {eber  Seit  ftalt- 
flnben  (c.  6,  D.  LXXV ;  Trid.  Sess.  XXIII, 
o.  8  De  ref.).  IBorgunel^men  ift  fie  nad^  bem  im 
PontificaleRomanum,  TitDe  olericofaciendo 
enthaltenen  SRittiS.  S)ie  auf  imbered^tigte  Sr- 
tl^eilung  begm.  Sm))fang  ber  Ordines  gefegte 
€udpenfion  finbet  auf  ßrtl^eUung  begm.  Smpfang 
ber  Zonfur  feine  ^ntoenbung  (feiner,  Cenfuren, 
$aberbom  1884, 323 ;  anberS  ö.  Sd^erer,  ffird^en- 
red^t  I,  334,  Slnm.  44).  (SJgl.  nod^  Du  Saussay, 
Panoplia  clericalis  s.  de  clerio.  tons.  et  hab. 
LL.  XV,  Paris.  1649;  Chamillard,  De  cor., 
tons.  et  hab.  deric,  Paris.  1659;  Thomas- 
sinus,  Yetus  et  nova  ecclesiae  disciplina  I, 
2, 34  sqq. ;  Morinus,  Commentarios  de  sacris 
ecclesiae  ordinationibus,  Antverpiae  1695, 
P.  m,  ex.  15;  Ziegler,  De  tons.  clerio.,  Yit- 
temb.  1718;  Martine,  De  antiquis  ecclesiae 
ritibus  II,  Antverpiae  1 736, 40  sqq. ;  Sinterim, 
®enftt)ürbig!eiten  1, 1,  258  ff.)       [©ägmütter.] 

forein,  Suif e,  f.  ^ngelifen. 

forgatter  <)iri{Kef,  f.  Sd^mabad^er  ^rtifel. 

forganet  (Xorgifd^eS)  ^tti^»  f.  @QmboIifd^e 
©üc^er,  ob.  1062. 

^onpxtmaba  (de  Turrecremata),  3  o  1^  a  n- 
neS  Don,  0.  Pr.,  bebeutenber  Karbinal  unb 
©elel^rter,  ftammte  an§i  einer  alten  fpanifd^cn 
SbelSfamilie,  bie  fld^  nad^  bem  S)orfe  ^orquemaba 
in  ber  S)iöcefe  Valencia  benannte.  Sr  mürbe  im 
3.  1388  geboren  unb  legte  im  16.  ficbenSjal^re 
bei  ben  ©ominicanem  gu  SaHaboIib,  in  bereu 
Orben8[(^uIe  er  feine  erfte  93ilbung  erl^ielt,  bie 
feierlid^en  ©elübbe  ab.  3m  Srü^jal^r  1417  bc- 

8 leitete  er  feinen  ^roöingial  gur  S^nobe  öon 
fonftang  (f.  b.  9trt.).  SJon  ba  begab  er  fid^  gur 
Qfortfc^ung  feiner  ©tubien  nad^  ^ariS  unb  er- 
langte bafelbft  1424  ben  ®rab  eine«  fiicentiaten 
ber  Xl^eologie.  5Rad^  ber  Äürffel^r  in  bie  ^eimat 
tourbe  er  «prior  bc8  ff lofterS  in  SaDaboIib,  fpöter 
in  lolebo,  enblid^  burd^  gugen  IV.  1431  Ma- 
gister sacri  palatii  in  SRom.  3m  gebruar  1433 
erfd^eint  er  auf  ber  ©^nobe  gu  Sßafcl  (f.  b.  Srt.), 
tDobin  er  öcrmutl^Iid^  mit  ber  })ä<)ftlid^en  ©efanbt- 
fd^aft  im  ©ommer  1432  gcfommen  toar.  9118  bie 
S^nobe  burd&  gugen  IV.  am  18.  September  1437 
für  aufgehoben  erflärt  unb  eine  neue  nad^  {Jerrara 
ongefünbigt  würbe,  begab  pd^  Sorquemaba, 
toa^rfd^cinlid^  gegen  gnbe  jene«  Sal^reS,  bortbin. 


3m  ^erbfi  1488  erfd^eint  er  oK  Wt^iA  vm 
))öpftlid^  (Befonbtf ddaft  auf  bem  Seu^tag^  m 
9{ürt(berg.  !Rad^  ber  Stüdfe]^  caa  Seutfi^ 
betbeiligte  er  fld^  auf  ber  @9nobe  in  Slorä^  an 
ben  UnionSüerbonblungen  mit  ben  ®ned^  mb 
ben  Serbonblungen  über  ben  Sonflict  mit  bn 
SaSIem.  3m  fyxi^  1489  gniQ  er  mit  etna 
®ef anbtf d^aft,  meldte  ben  grieben  sU)if d^  Stonf- 
rei(^  unb  ßnglanb  vermitteln  jodte,  na^  btn 
9lieberlanben.  äBd^renb  er  bort  toeilte,  er^  n 
bie  ^aäjfdä^t,  ba^  er  am  18.  S>€cember  1439 
gum  Carbinal  ernannt  morben  fei  ämfolgoiba 
Sommer  mo^nte  er  ber  93erfommIung  ber  %taap 
gofen  in  Sourged  an.  918  (Sugen  IV.  im  3. 1443 
t)on  gloreng  nad^  Stom  gurücHe^,  beglettde 
Zorquemaba  i^n  obne  S^^etfel  tmb  na^  j^t 
feinen  bleibenben^luf entölt  in  ber  etoigenStoä. 
918  SarbinalStitel  toca  ^m  urfprünglii^  ba  m 
@t.  @i|tu8  ongeteiefen  morben,  tmb  er  fj^ 
be^balb  aud^  fortan  gemöbnlü!^  eorbinol  iKm 
@t.  SistuS,  obtDobI  er  biefen  Xitel  ftKiter  mit 
anberen  üertauf d^te.  !Rac^  einiger  Seit  et^  er 
nämlid^  gunöd^ft  ben  Slitel  Don  €.  SRoria  in 
XraSteoere  (nid^t,  mie  Seberer  [f.  u.]  angibt,  ben 
t)on  6.  ÜRaria  fopra  SRinerDa,  ber  [DgL  £nbel, 
Hierarchia  oaiholica,  Monasi.  1898,  38  sqq.] 
bamalS  SSem  nad^  nod^  gar  nid^t  esißtite). 
Solist  m.  übertrug  ibm  bc^  Sorbinalbttt^ 
SIbano,  IßittS  IL,  ben  er  1459  gum  (Eongrefc 
t)on  9Rantua  begleitete,  im  3.  1464  boS  um 
Sabino.  Su^er  bem  Sarbinalat  befa|  er  ia 
Commenbe  bie  9(btei  Subiaco  (f.  b.  9ri)  fourie 
gtoei  ^eien  unb  brei  93i8tl^mer  in  Stxmirn. 
S)ie  Sinfünfte,  bie  ibm  t)on  biefen  Stellen  gu« 
floflen,  fanben  eine  eble  SSertoenbung;  Xorqtit* 
maba  gab  ber  iKrd^e  ton  S.  Snaria  fo)mi  9Si- 
nerta  ein  neues  ©emölbe,  baute  bie  S>omimamfl> 
fird^e  in  SSaÜaboIib  neu  auf,  fHftde  1460  bie 
iBruberfc^aft  beQ'  Stnnungiata  gur  SuSjlottung 
armer  SKöbc^en  unb  enid^tete  für  fte  eine  ihtpdle 
in  ber  ftird^e  S.  9Raria  fopra  SJKnenxi  u.  f.  lo. 
Serül^mter  als  feine  Sauten  unb  Stiftungen 
mad^ten  i^n  feine  Sd^riften.  ^efelben  umrboi 
freilid^  oQe  burd^  ben  gfortfd^ritt  ber  SBiffenfc^jt 
mebr  ober  Weniger  überbolt;  aber  fie  lengen 
immerhin  für  ein  bebeutenbeS  Xalent  va&  m 
gro^e  @eIebrfamIeU.  3bte  3a^l  ift  febr  betrch^* 
Itd^,  unb  einige  finb  oon  er^blid^em  Umfang; 
Duötif  unb  Sd^arb  führen  i^rer  27  «bnidte 
unb  14  ungebrudCte  auf.  ^xd)i  toenige  ber  niteäa 
bangen  mit  ben  SontroDerfen  ber  S^it  gufamnin, 
inbem  Sorquemaba  bie  fünfte,  gu  beten  msnb* 
lid^er  Erörterung  er  t)eranla|t  ttnurbe,  oud^  fdSfnft« 
lid^  bebanbelte.  Srmöbnt  mdgen  toei^  bec 
Commentar  gu  bem  S)ecret  (SratianS  mib  Mt 
Summa  de  ecclesia.  fie^tere  @d^rift  entbälteine 
Darlegung  t)on  ben  Siedeten  bed  ^opfÜ^umS  nÜ 
ben  bei  ben  bamaligen  Surtaltfien  ge)o5bnItd^ 
Uebertreibungen,  unb  ift  baburcb  UmttftsilXKsSk 
ha^  bei  einem  Stüd  ber  pfeuboiftborifc^  Seoc" 
talen,  bem  erfien  Srief  bed  Clemens  anSooM, 


1886 


Zocquemobo,  Z^omofi  bon  —  Xoxtti,  Stxifi  be. 


1886 


iiU^  hU>i,  trie  nnurbingS  Sebem  (@.  261) 
mcbiie,  bte  Snocttboft  in  ber  gfrage  nod^  bct 
«bf^l^otfett  bc8  $o)»fie8  beonfianbet,  fonbetn, 
mie  matt  Rctt  tmnal^m,  mcgen  bet  obtoattenben 
fl^iu)Iogifd(eii  S^mierigfeUen  qiu^  bie  Sed^tl^ett 
btjtteifett  tDfat,  Sol^mS  k)im  Xorquemaba  ftorb 
am  26.  BpfixuAn  1468  im  Slter  Don  80  3a^rm 
tmb  nffiAi  in  ber  StopfBit  9nnun)iata  ber  ftird^ 
6.  SRorio  fotrta  OUneitxi  fein  ®rab.  (IBgL 
(SaooniaSy  Yitae  et  res  geetae  pontificam 
n,  Bomte  1677,  916—918 ;  Qnetif-Eohard, 
Boriptt  Ord.  Pr.  I,  Paris.  1719,  887-843; 
Scberer,  S)er  ftxm.  (Earb.  3.  Don  Xorquemoba, 
Steiburg  1879.)  [D.  gunl.] 

f#i)fimmka,  X^omoS  Don,  0.  Pr.,  fpo- 
nifd^  SnqnifUor,  ftommte  aud  ber  ndmlid^ 
Somine,  toel^er  So^onned  Don  Xorqnemaba  (f. 
h.  DOC  Vrt)  angehörte.  6r  mürbe  im  3. 1420 
tu  Solobolib  geboren  uiü)  mar«  nad^bem  er  in 
Den  Sominiconerorben  getreten,  22  Raffet  lang 
$riot  beS  MofierS  Don  @egoDia.  Seine  99e- 
rä^tl^  Derbonft  er  feiner  Stellung  olS  3nqui> 
litot.  Shtr^  S^binanb  unb  3fobeIlQ  bie  ftatbo« 
lifd^  mürbe  im  3- 1478  bie  3nquiiition  (f.  b. 
trt  VI,  774)  in  Spanien  mieber  b^efteOt. 
Sm  3-  1482  mürben  ben  erfien  3nqttifitoren 
einige  9bj[uncte  beigegeben,  unb  Xorquemobo,  ber 
M  unter  benfelben  befanb,  t^ot  fi^  f of ort  in  bem 
9to|e  ^tamt,  ba|  er  fd^on  im  3-  1488  )um 
(Senerol-  ober  ®ro|inquijltor  in  Saftilien  unb 
Srogonien  ernannt  mürbe.  Son  i^m  rü^rt  aud^ 
bie  Orgonifation  be9  beigen  Offlcmmft  in  St>a- 
vienb^t.  Er  erri^tete  Dier  Zribunale,  in  SeDilla, 
CorboDa,  3aen  unb  SBiOa  9leal  (begm.  Xolebo, 
mobin  ba9  Ie|tere  fp&ter  Derlegt  mürbe),  unb  gab 
bem  3nfütut  feine  sBerfaffuna.  (Begen  flbtbe  febic« 
Sebenft  }og  er  Heb  ^n  ba8  iHofter  Don  SDila  }u- 
rfld,  mo  er  am  16.  September  1498  ftarb.  (Sgl. 
QuAüf-Echard,  Scriptt.  0.  Pr.  I,  892 ;  Nouv. 
biogr.g^iijaiy,499— 503;  ®am9,iNrd^engef(b. 
Don  Spanien  m,  2,  »e^endb.  1879, 22  ff. ;  £.  de 
Moltees,  Doomnents  inödits.  Torquemada  et 
linqnisitton  etc.,  Paris  1897.)     [D.  gunl.] 

VraM,  !BartboIomAu8  be,  ftboIafUfd^er 
Zb^ologe,  mar  au  SlebiOa-bala^uer  (3)idcefe 
Burgofi)  geboren,  lebrte  an  ber  UntDerfitAt  Sola« 
manca  bie  ^bU^fof b^^  unb  erOSrte  ben  Scotud. 
S)ami  laB  er  20  3abte  lang  ju  91cald  Aber  ben 
btXbomal  S)en  bmrd^  (Belebrfamfeit  unb  from- 
men SBonbel  ouSgqeitbneten  SRann  nabm  ^ßbi' 
Qpp  n.  in  feine  tbeobgifd^e  Begleitfd^aft  auf,  alS 
et  im  Sommer  1554  jur  9}ermSbIung  mit  Iröni- 
flbi  SRoria  na(b  (Englanb  reiste.  Spöter  (1566) 
er^b  er  ibn  xum  SBtfcbof  ber  canariftben  Snfeln, 
OK  tmeitm  9lod^foIger  oefi  berübmten  SRelcbior 
Cano  (f.  b.  VrL).  ^ier  flarb  XorreS  bereits  am 
1.  Smuot  (Ot&i)?)  1568.  es  egiffat  Don  ibm 
ein  einziges  IBerf  Gommentaiia  inXVn  Qoae- 
stsones  pimae  Partis  de  ineffabili  mysterio 
88.  IVimtatb,  baS  in  mebreren  SuSgaben  er- 
fd^ien.  9ti(bt  gu  Dermetbfeln  ift  mit  ibm  ber  talent- 


DoQe  Siterat  fBartboIomftuS  be  XorreS  Slab^rro, 
meld||er  unter  fieo  X.  nad^  9lom  tam  unb  ben 
gröf^en  Zb^il  feines  fiebenS  in  3talien  )ugebrad^t 
bat,  beffen  poetif<be  SBerfe  iebocb,  a*  9-  bie  Pro- 

Salladia  (1520),  in  Spanien  gebrudt  flnb.  (Sgl 
ficolaus  Antonio,  BibliotL  Hisp.  nova  I, 
Matriti  1788,  202;  Eurter,  Nomencl.  Ut  I, 
2.  ed.,  2.)  [O.  fpfulf  8.  J.] 

9orrei0,  S'<^n),  f.  XurrianuS. 

9Mr«((au4  Torrensis,  Torrianns),  ^iero* 
ni^muS  be,  8.  J.,  Xbeofoge,  mar  1527  gu 
SRontalban  in  Spanien  geboren  unb  trat  1551 
in  bie  (gefellfd^ft  3efu  ein.  3u  Xom  laS  er  Aber 
SrifioteteS,  in  Sngolfiabt  mar  er  1567—1575 
9lad^foIger  SIpbonS  $ifano'S  auf  bem  SebrfhibI 
ber  f ibolaflifcben  Xbeologie.  Sr  ftarb  gu  ÖlAmben 
am  9.  3anuar  1611.  wberer  (Annales  Ingol- 
stad.  acad.  U,  Ingoist  1782,  26  sq.)  fpenbet 
feiner  Sebrtbätigfeit  unb  feinem  gangen  SBirfen 
bobeS  Sob.  Unter  ben  Derfd^iebenen  tbeologifd^en 
S(briften,  meldte  er  binterlajf en,  ift  bie  bemerlenS« 
mertbefle  bie  guerß  1567  erfcbienene  Oonfessio 
Augustiniana  . . .  ex  . . .  Augnstini  libris  . . . 
redacta,  in  meld^er  er  ben  92euerem  gegenüber 
bie  mabre  latbolifd^e  Sebre  beS  bl.  Suguftin  auS 
beffen  Scbrtften  Hör  b^tauSbob.  2)aS  SBerf  fyxt 
niibt  nur  mebrere  Su^agen  erlebt,  fonbem  audb 
Diele  9la<babmung  gefunben;]o  für  Suguftin  burq 
bie  f  ed^bötd)ige  Summa  Augustiniana  beS  Sau* 
rentiuS  ^Iticoggi  8.  J.  (Rom  1744)  unb  burd^ 
9RerIinS  Yöritable  clef  des  ouvrages  de  St 
Augustin  (^ßariS  1732),  für  bie  Sebre  ber  ffi. 
Cpprian,  ^ieron^muS,  SImbrofiuS  butd^  Rubere. 
—  3tDei  anbere  Sd^riftfteSer  mit  9lamen  ^iero- 
nt^muS  be  XoneS  merben  als  S^itgenoffen  ge- 
nannt, ber  eine  ein  Xbeologe,  ber  anbere  ein  ®f 
fd^id^tfd^reiber,  bcibe  in  Spanien.  (SBgL  Hurter, 
NomencL  lii  I,  2.  ed.,  152;  de  Backer, 
Biblioth.y  n.  öd.  par  Sommervogel  Yllly 
126  SS.)  [O.  $fülf  8.  J.] 

%MCti^  (aud^  Tuirianus),  Suis  be,  8.  J., 
fd^otaftifd^er  Xbeologe,  Derfab  gu  Slcala,  mo  er 
1562  geboren  mar  unb  fid^  1582  ber  (SefeOfd^aft 
3efu  angefd^Ioffen  b^tte,  80  ^af^xt  lang  mit  glön« 
genbem  Srfolge  bie  tbeologifd^e  Sebrfangel;  im 
(Bangen  mar  er  40  ^af^n  als  afabemifd^er  Sebrer 
tbätig.  6r  gaU  alS  febr  tüd^tiger  Xbeologe  unb 
binterliefi  ein  2)u|enb  gum  Xb^il  bebeutenber 
tbeologifd^er  SBerfe,  fomobi  bogmatifd^en  mie 
moraIif(ben  3nbaIteS,  meifl  mit  engem  VnfAIul 
an  bie  Sd^riften  beS  bl-  XbomaS.  Sr  fiarb  gu 
Wabrib  am  18.  gfebruar  1635.  —  SJerfd^ieben 
Don  ibm  ifi  ber  fpanifd^  Dominicaner  Suis 
be  XorreS,  ber  in  SurgoS  lebrte  unb  1692  gu 
9iom  geftorben  fein  fol,  unb  gleid^faÜS  als  tbeo« 
logifd^  Sd^riftfieÜer  belannt  ifL  Sin  $ortu- 
giefe  beS  gleicben  ÜtamenS  gab  1654  eine 
Sd^rift  politifd^en  3nbaIteS  betauS.  (Sgl  Hur- 
ter, NomenoL  lit.  I,  2.  ed.,  362 ;  de  Backer, 
BibliotL,  n.  M.  par  Bommerrogel  YJLIi, 
129  88.)  [D.^füIfS.J.] 


1887 


lorfelllnl  —  lortur. 


1888 


SorfdRlii  (TuraeliniiB),  f)0¥atio^  S.  J., 
kierbienter  Sd^ulmonn  unb  6d^riftfteOer,  toitrbe 
}u  9lom  im  9loDembec  1544  geboten  unb  trat 
1562  in  bie  ©efeDfd^aft  3efu.  (St  tm  22  ^al^ce 
lang  Seigrer  bet  fd^önen  aBif[enf(^aften  am  römi- 

i^en  SoOeg  unb  ftanb  bemf elben  SoIIeg,  mie  aud^ 
»em  Don  Sfloren}  unb  Soreto,  ^afj/tt  lang  aI8 
atector  Dot.  Sein  Xob  erfolgte  )u  Stom  am 
6.  Vpril  1599.  SlorfeUini  mar  Dorjuglid^er  Sa- 
tinift  utü)  gab  meistere  {e^r  etf  olgreid^  Sd^ulbäd^er 
l^erauS,  morunter  fein  turnet  aiMI  ber  SBelt« 
unb  fifird^engefd^id^te ,  9lom  1598,  on  erfter 
Stelle  }u  nennen  ifl.  Um  baS  Snbenlen  beS 
%  gfranj  Xaüer  (f.  b.  9rt.)  mad^te  er  \xd^  burd^ 
Verausgabe  einer  gro|en  Sammlung  k)on  beffen 
Briefen  unb  eine  auSfü^riid^e  SebenSbefd^reibung 
oerbient  %m  meiften  aber  lebt  fein  3lcaat  no^ 
ie^  fort  burd^  feine  grunblegenbe  (Befd^id^te 
beS  l^eiligen  ^aufeS  txm  Soreto  (Lanretanae 
hifitoriae  libn  quinque,  Bomae  1597).  (SBgl. 
Hist.  Soc.  Jes.  5,  24,  n.  52  [Y,  2  anctore 
Juvencio,  Bomae  1710,  821];  de  Backer, 
BiblioÜL,  IL  öd.  par  Sommervogel  YIII, 
138  88.)  [O.SßfüIfS.J.] 

^Ctbtx  (t)on  torqnere,  breiten,  quölen)  ober 
§f  0 1 1  e  r ,  bie  auf  ri^terli^e  Slnorbnung  erfolgte 
Suffigung  lhtpvAxi)n  Sd^merien,  lann  beim 
Sled^tSDerfal^ren  fomol^I  als  SBemetS-  mie  ald  Straf- 
mittel in  aSetrad^t  lommen.  3n  le^terer  ßinftd^t 
l^öngt  fle  gufammen  mit  ffirperHd^er  Süd^tigung 
unb  blieb  als  f old^e  menigen  Sölfem  fremb :  bie 
©raufamleit  ift  erfinberifd^  unb  mar  um  SRittel 
il^rer  SBefriebigung  nie  Verlegen.  Sßefentlid^  Der- 
f^ieben  t)on  il^r  ift  bie  Xortur,  menn  fie  gegen 
3eugen  unb  SngeÖagte  Dermenbet  mürbe,  um  ein 
@eftänbnig  }u  cr}mingen.  3n  biefem  gfolle  biente 
fle  dS  ergSnjenbeS  SBemeiSmittel  für  ober  gegen 
ben  angenagten  unb  mar  in  mand^er  ^infld^t  mit 
ben  ® otteSurt^en  (f.  b.  atrt.)  üermanbt.  2)od^  fln- 
bet  fid^  bie  3:ortur  ]^au))tfdd^nd^  bei  SSöIf  em,  benen 
bie  ®otteSgerid^te  unbelannt  marcn,  bei  Sleg^p« 
tem,  ®ried^en  unb  Stbmem,  möl^renb  umgete^rt 
baS  filtere  germanifd^e  Stecht  mol^I  ®otteSurt^eiIe, 
aber  feine  Xortur  fennt.  ^er  Tortur  mürben  bei 
®ried^en  unb  SUmem  urfprüngßd^  (fomol^I  in 
£iS)iI-  als  Sriminalfad^n)  nur  bie  SQaDen  unter- 
morfen,  um  fie  }u3eugni{|en  ju  k)eranlaff en ;  nur 
foQte  es,  gemijfe  gfälle  ausgenommen,  nti^t  gegen 
ober  für  ben  eigenen  berm  gefd^el^en.  S)er  ßigen« 
tpmer  beS  Sflaoen  odEam,  menn  leMerer  bei  ber 
Xortur  t>erle|t  mürbe,  eine  Sntfd^aoigung.  9uf 
®runb  eines  SoIlSbefd^IuffeS  bnnte  in  9t]^en 
oud^  ber  gfreie  gefoltert  merben.  3n  9lom  gefd^al^ 
bief  bei  e^rlofen  unb  fd^manfenben  Saugen,  be« 
f onberS  ober  bei  bem  SngeHagten  f elbft  3m  SU« 
gemeinen  aber  mar  gegen  bie  römifd^en  Sürger 
Die  Xortur  unjuläfflg,  unb  be^l^alb  tonnte  ber 
l^L  fßauIuS  bagegen  protefiiren,  alS  i|n  ber  Com- 
monbont  in  3erufalem  foltern  moHte,  um  )u  er* 
fal^ren,  megmegen  il^  bie  3uben  anflagten  (^pQ. 
22, 24).  3m  Verlaufe  ber  ftaiferl^errfd^aft  mürbe 


aber  bie  Xortur  immer  me^r  ouf  ale  SPeeien  aus« 
gebe^nt  9lur  ein)etne  Stfinbe  maren  )>rit»ilegirt ; 
inSbefonbere  maren  bie  Solboten,  bie  JDecurionen, 
bie  Sütter  unb  \pütx  bie  ®eiftlid^  boDon  be- 
freit, mofem  eS  fid^  nid^  um  StootSDerbred^ 
l^nbelte.  9Ber  bie  Xortur  uberftanb,  mürbe  frei- 
gef|)ro(^en.  —  Sine  eigent^ümlid^e  Snmenbung 
fanb  bie  Xortur  gegenüber  ben  ei^rifien.  SBo^renb 
fie  fbnjl  ein  ®eftanbntg  besmedtte,  foUe  fie  (ier 
eine  SSerOugnung  bemirien. 

2)urd^  bie  ®ermanen  unb  bie  iKrd^  erht|r 
bie  Xortur  eine  mefenilid^e  Sinfd^Snlung.  SSobl 
m^rnen  bie  ®ermanen  in  ibre  SoIKgefete^  bie 
nad^  ber  Croberung  beS  römifd^en  Xeid^eS  fallen, 
bie  Xortur  gegen  bie  SHaoen  auf ,  aber  bem 
eigentlidi  germanifd^en  $ro}e|fe  blieb  fte  fem.  S)ie 
JNrd^e  mar  ber  Xortur  ni(|t  geneigt,  obmol^I  fie 
bief elbe  nid^t  in  ber  nfimlid^  SSMfe  be{am))fte  mie 
bie  ®otteSurtl^eUe.  <&em  gbttlid^  ®efej^  ift  fie 
fremb,  unb  DergebenS  fud^ten  fpötere  Sertl^ibi^ 
ber  Xortur  in  ber  Sibel  nad^  red^tfertigenben 
Stellen.  Sie  miberfprid^t  au<^  bem  d^riftlidtp 
Seifte,  bal^er  bermarf  ber  I^L  SluguftinuS  (De  civ. 
Dei  19,  6)  fte  ent[(^ieben.  S>er  1^1.  ®regor  I. 
(Ep.  10,  29)  meist  auf  bie  Unfid^ei^t  ber  Xor- 
tur l^in,  maS  übrigens  au^  Ulpian  onertannt 
l^tte,  u^  empfol^I  fd^onenbe  Sel^anblung  ber 
Slngeflagten.  S)ie  iBifd^bfe  übertau|)t  galten  als 
bie  natürlid^en  SBefd^u^er  ber  @efangenen  unb 
Ratten  anerlannte  Sd^uirei^te.  3n  Den  meSIid^en 
®erid^ten  bulbete  jmar  bie  ftird^  boS  gfortbefie^ 
ber  Xortur,  bod|  Derbot  fie  lebe  Xl^eilnobme  mib 
fd^on  bie  blo^  Snmefenfeit  beS  <Bieru8  (Spnobe 
Don  Su^erre  a.  585,  can.  83),  mie  ia  vbnfyxapi 
bie  X^eünal^me  am  )>einlid^  $tD)eff  e  ben  SIerüer 
irregulfir  madbt  (defectoa  leoitatia).  9bu!i  in 
meltH(^en  ®end^ten  fd^dnt  bie  Xortur  im  9nittel- 
alter  Dielfad^  abgelommen  }u  fein.  3n  feiner  Snt- 
mort  an  bie  ^Bulgaren  (866)  fteiIt9iiIolauS  L  bie 
Sfotter  als  gleid^  unerlaubt  nad^  meltlic^en  mie 
nad^  göttlid^en  ®efe^en  bor.  ®regor  Vn.  erOarie 
gd^  gegen  bie  golterung  ber  Sfrouen,  bie  man  ber 
iBer}ai2berung  beS  SBetterS  anllagte  (Jaffe,  Mon. 
Oregor.  [Biblioth«  rer.  Germ.  II],  BerolizL 
1865,  413).  aSie  ottS  ®ratianS  S)ecret  (e.  1, 
C.  XV,  q.  6)  erl^eÜt,  mürbe  fie  in  fird^K^m 
® erid^en  nid^t  angemeTU)et ;  nur  bei  Snfldgem^  bie 
Derbad^tig  maren,  Iie$  man  il^reSlnmenbmig  offcsi 
(c.  4,  0.  y,  q.  5).  Sem  SngeBogten  mu&  bof 
germonifd^  Sted^tSmitiel  beS  Sieinigitn^eibeS 
(f.  b.  Sri)  gemö^rt.  SBie  ouS  bem  Sodftf en*  unb 
Sd^mabenf))iegel  unb  onberen  DueQen  l^erDorge^ 
brong  bie  Xortur  beS  amttelottcrS  ni^t  in  ben 
germonif d^  $ro)e|  ein  (DgL  ^lond,  S)aS  beotf die 
eerid^tSDerfol^ren  im  aRUtetoIter  n,  Srounf^meta 
1879, 144). 

OnberS  mürbe  bieg  mit  ber  Sinfu^nnig  bcfi 
3nquifitionSpro}effeS  gegen  fle|er.  ShmocenilY. 
mal^nte  1252  fmrft  bie  mettUd^  Otei^ett,  bie 
Xortur  geaen  bie  fte|et  onjumenben;  midxi^ft 
mürbe  biefe  ÜRol^mutfi  1259^  1265  unb  126& 


1889 


Xodcona. 


1890 


Sa  Vl^nbet  IV.  ben  getfUi^m  SnquifüionS- 
ri^tem  bod  ^riotlegium  getDöl^rte ,  ^  Don  ben 
ämgularitöttn  gu  obfoloiren,  fo  fonnten  Fte  aud^ 
bie  Stoxtur  omoenben.  %xt  Zortur  beftanb  übri« 
gcnl  ddfod^  nur  in  Sfaficn  unb  f^tec^tem  ®e- 
gifini^  (bgl. ^infd^iuS,  ffirc^enred^t  Y,  477).  Um 
aRi^bnlu^e  ju  t)trlj|inbem,  mu|tc  bei  ber  Xortur 
lote  in  rintgot  anbeten  %Wm  ba§  bifd^öflU^c  @e* 
rii^  nittoirf cn.  S)te  Xortur  foSte  nur  julöffig 
fein,  ttenn  fioxf e  Setbod^tögrünbe  ober  fd^ioonfenbe 
Ocflänbniffe  Vorlagen.  61^  man  )ttr  £ortut 
fd^rüi,  foEte  ber  SngeBagte  nochmals  jum  ®e- 
ftSnbni^  etmo^nt,  unb  »ö^renb  bie  goUerfned^te 
i^  ousnetbeten,  bie  9Ral^nung  tt>i£er(oIt  unb 
i^m  f(^Iie|Iid^  burd^  red^tfd^affene  9Dlönner  Der« 

Kert  u^erben,  ba^  er  t)on  brr  Xobeöfhafe  Der- 
mt  loerbe^  loenn  er  geftel^e«  SBenn  auf  bie 
3:ortur  fein  (Seftftnbni^  erfolgte,  follte  fte  ein-  bis 
jlDeimoI  nrfeber^olt  toerben,  xoq&  man  fceilid^,  ba 
ctneSBieber^oIung  Derbotenmar^  als  „Sortfelung"" 
ber  Sortur  ausgab.  Semirfte  bie  Xortur  ein  ®e- 
Unbnil,  fo  mu^e  ber  SlngeHogte  nad^  &ü- 

emung  ber  golterioerljeuge  Deronla^t  tonnen,  eS 
ret  au  betätigen.  äBiberrief  er  boS  ®eftänbni^, 
ö  fonnte  bie  Zortur  fortgefe^t  n^erben;  be^arrte 
er  tro|bem  bei  feiner  Unfd^ulb ,  f o  mu|te  er  frei- 
gtfaffen  werben.  9ud^  gegen  Sengen  lonnte  bie 
Zortur  angettenbet  merbcn.  3n  ben  ^rojeffen 
gegen  bie  Zempler  (f.  b.  ^rt.)  fpielte  bie  Zi}rtur 
eine  bebeutenbe  KoUe,  bemirlte  a6er  feiten  ein  ®e- 

dnbnil.  Sefonberfi  flarl  aber  mürbe  fte  in  ben 
enprogefjen  (f.  b.  %rt.)  gebraucht,  bie  nd^  ol^ne* 

in  mit  ben  änquifttionSprojefjen  nal^e  berül^ren. 

esen  (f.  b.  9Irt.)  gegenüber  mar  man  fogar  nod^ 
tiorft^tiger  otS  bei  ffe^em.  S)er  Sefc^bigte 
mürbe  entlleibet,  bamit  aUe  etma  oerfteAe  3auber- 
mittel  }um  Sorfd^ein  lömen,  yx  man  fd^or  i^nen 
bad  $aar  om  gangen  ftörper  ober  menigftenS  am 
^au)>te,  um  ben  3<niber  gu  bred^en.  93ergo|  einer 
bei  ber  Zortur  feine  Zoranen,  fo  galt  er  ol8 
übexfubrt  —  ein  ^Inflang  an  ©otteSurtl^eile,  bie 
nodd  fonft  ^infpielen  (Malleas  malefic.  p.  8, 
q.  15  sqq.).  3nt  übrigen  mürbe  bie  Zortur  in 
nr(^Iid^en  @eric^ten  üermieben  (dgl.  van  Espen, 
Jus  ecoles.  P.  m,  tit.  8,  c.  3,  n.  48).  Um  fo 
{iärfere  ^Inmenbung  fanb  fte  in  meltlid^en  ®e- 
rid^ten.  3e  me^r  baS  rdmifd^e  SRed^t  bi^  Sin« 
gong  fanb,  bejio  felbßDerftanblid^er  mürbe  bie 
Zortur.  3n  SDeutfd^Ianb  geftattete  jtarl  lY.  burd^ 
bie  golbene  SuUe  (ifap.  24)  gegen  bie  2)iener 
Don  SJlaieflötSDerbred^em  bie  ))einlid^e  Sfrage; 
SBengel  erlaubte  ben  fReid^Sftöbten  bei  SBerbred^em 
gegen  ben  Sanbf  rieben  bie  ^nmenbung  ber  S)aum" 
{(^tauben.  Snblid^  mad^te  bie  ))einlt^e  ®erid^ts* 
orbnung  ffarlS  V.  (1532)  bie  Zortur  gu  einem 
oQgemeinen  SemeifimitteL  S)ie  Siegeln,  bie  er 
für  itire  Snmenbung  gab,  entfpred^en  genau 
benm  beS  cononifd^en  3nquifttion§proge[{e§.  — 
6d(|on  im  17. 3abr^unbert  erhoben  fid^  Stimmen 
gegen  bie  Zortur ;  ats  einer  ber  erften  f(|rieb  1621 
ein  orminianifd^er  fßrebiger  ®reDiu8  bagegen. 

IHf^itlesUofk  TL  &  att(L 


abgefd^fft  mürbe  bie  gfolter  im  SuSgang  beS 
18.  unb  Einfang  beS  19.  Sal^bunbertS  in  aSen 
Staaten  Suropa'S.  (Sgl.  bie  3Berfe  über  @9^em 
unb  ®efd^id^te  beS  ftin$enred^tS,  beS  @trafred^ts 
unb  @trdproge{fed.  9uS  ber  großen,  im  17.  unb 
18.  äal^rbunbert  für  unb  miber  bie  Zortur  ent* 
ftanbenen,  übrigens  gefd^id^tlid^  mert^tofen  Site- 
ratur  feien  befonberS  ermdbntAngasün  Nicolas, 
Diss.  mor.  et  jurid.  si  la  torture  est  un 
moyen  sür  de  yörifier  les  crimes  secrets, 
Amsterdam  1682 ;  SQBieberl^oIbt,  Setrad^tungen 
über  bie  ))einlid^e3frage,  9Be^Iar  1739;  Gmpen, 
Observ.  jur.  crim.  de  applicatione  torment., 
Hannov.  1754;  SonnenfelS,  Ueber  bie  9b- 
f (Raffung  ber  Zortur,  3ürid^  1775 ,  alle  gegen 
bie  Zortur;  Leyser,  De  aequitate  torment.^ 
Wittenberg.  1740,  nod^  für  biefelbe.  Sine  gu- 
fammenfaffenbe  ®efd^id^te  gibt  eS  feine  au|er 
bem  altem  Sud^e  Don  Befb^al,  S)ie  Zortur 
ber  ®ried^en,  Sbmer  unb  Seutfd^en,  Sei))gig 
1785.)  [®ru|))).] 

90$mitii,  DormaligeS  ®ro|b^ogtbum  faft 
in  ber  SRitte  Italiens,  bilbete  urfprünglid^  baS 
alte  Strurien,  im  SRittelalter  übermiegenb  ZuScien 
genannt.  SaS  Sbriftentbtrai  mürbe  bi^  ftübe 
Derbreitet,  imb  nodl^  in  ben  erften  Sabr^unberten 
göblte  man  gegen  80  SBifd^ofSfifee  bafelbft  (Dgl.  b. 
51rt  gtalien  VI,  1053).  Jladji  bem  Untergange 
beS  meftrömifc^en  Sieid^eS  (476  n.  ßbr.)  berrfd^ten 
in  ZuScien  bie  Oftgoten,  fpöter  bie  Sangoborben. 
fie|tere  fteUten  Se^nSbergoge  auf,  meldte  gu  Succa 
reftbirten.  ffarl  b.  ®r.  mad^te  774  ZuScien  gu 
einer  fr&nfifd^en  ^oDing  unD  fe|te  9RarIgrafen 
binein.  SRebren  berfelben  übten  gegen  Snbe  beS 
9.  unb  in  ber  erften  ^älfte  beS  10.  Sabr^unbertS 
auf  bie  tird^lid^en  unb  )>oIitifd^en  Serböltniff e  ber 
Stabt  Stom  geitmeilig  einen  febr  ungünftigen 
Sinflu^  aus,  namentlid^  Sbalbert  unb  ®uibo 
(f.  b.  Srtt.  @ergiusni.  unb  SobonneSX.) ;  ®uibo 
mar  ber  ®emabl  ber  b^rrfd^füd^tigen  utü)  (after* 
boften  Sldmerin  SDlarogia.  3n  befferem  9nbenfen 
ftebt  ÜRarfgröfin  SRatbilbe  Don  ZuScien  (f.  b.  Sri), 
bie  IBefd^%rin  ber  ^ctpfle  im  SnDeftiturftreit. 
Sei  ibrem  Zobe  (1115)  binterlie^  fie  nebft  ibren 
übrigen  Sefi^gen  aud^  ZuSden  bem  $a))fte; 
bod^  entftanb  über  biefe  ßrbf d^aft  rin  langmieriger 
Streit,  unb  tbatfdd^lid^  gelangte  Don  ZuSrien  nur 
ber  f üblid^e  Zbeil  in  ben  Seft^  beS  römif d^n  @tub- 
leS  (f.  b.  ^rt.  JKrd^enfiaat  YU,  674  f.).  SBübtenb 
ber  mvxp\t  gmifd^en  ffaiferibum  unb  ^apfttbum 
im  12.,  18.  unb  14.  Sabrbunbert  ging  bie  poli« 
tifcbe  einbeit  ZoScana'S  unter,  unb  bie  ftäbttfd^en 
®emeinmefen ,  befonberS  Sfloreng  (f.  b.  Sri.  lY,. 
1561  ff.),  riffen  aSe  ®emalt  an  ftd^.  9Rit  legerer 
@tabt  lag  büufig  $ifa  (f.  b.  Sri.)  in  pfebbe,  meld^e§ 
fd^on  feit  bem  12.  3abrbunberi  eme  faft  unob- 
böngige  Stepubfif  mar.  3n  gfloreng  berrf d^ten  feit 
bem  15.  Sabrbunberi  bie  ))rad^t*  unb  funftlieben« 
ben  SRebiceer,  bie  SnfangS  gum  Zbeil  ben  köpften 
f einbfelig  gegenüber  fianben.  9{ad^bem  ibre  SRad^t 
ftetig  gugenommen,  mürbe  Ste^atü^er  Don  9Rebici 

60 


1891 


Xofe4>l$ta. 


1892 


I 


Don  ffaifer  Statl  V.  |um  erblU^en  ^»jog  ernannt 
(1580)  unb  Soflmo  I.  Don  aRebici  (1537  bis 
1574)  Don  $a))ft  $tu8  V.  {ogac  }um  ®ro|« 
]^)og  erhoben  (1569).  Sofuno  mar  bem  $a))fte 
el^r  ergeben :  nantentKd^  lie^  er  eS  {i(^  angelegen 
ein,  bie  xrienter  S)ecrete  jum  SoSgug  gu 
bringen.  Sud^  in  ber  golge  fud^ien  bie  ®ro|" 
l^rgoge  ein  dinoerftönbnil  mit  bem  ^tilx^tn 
€tu]^I  )tt  unterl^alten,  ad^teten  bie  lird^Iid^e  Im- 
munität unb  erbaten  ftd^  Snbulte ,  menn  fte  ben 
eieruS  )u  dffentlid^en  Saften  l^eronjogen.  @))öter 

iont  ber  Staat,  koeld^er  gemä|  bem  SBiener  gfrie- 
)m  Dom  Saläre  1785  nad^  bem  Sobe  beS  legten 
äRebid  an  ben  ^erjog  gfranji  &ttpfym  oon 
Sotl^ringen,  nad^malS  ffaifer  gfrang  L,  fiel  unb  fo 
eine  @ecunbogenitur£)efterreic^  mürbe.  t$^an}'I. 
gtoeiter  Sol^n  Seo))oIb,  ber  il^m  1765  ald  @ro^^ 
)og  folgte,  braute  jtoor  baS  Sanb  mieber  su  einiger 
Slute,  al^mte  aber  feinem  93ruber,  ftaif er  3of  ep^  11. 
(f.  b.  9rt.) ,  SU  fe^r  in  Seförberung  oon  Steue- 
rungen au^  in  firc^Iid^er  Segiel^ung  nad^.  IRament- 
lid^  feit  1780  traf  er  eine  »eil^e  fogen.  »eform- 
ma|regeln.  Sr  90b  1782  bie  Snquifition  unb 
Diele  ffI5fter  auf,  fummerte  fid^  balb  nid^t  mel^r 
um  ben  $a))ft,  [a  ging  fogar  fo  meit,  bo^  er 
)tt  @unften  ber  Sanfeniften  ftd^  in  ©laubenfi- 
jad^en  mifd^te.  iBifd(|oj  6ci))io  Slicci,  Sifd^of  Don 
$tßoia  unb  $rato,  ftanb  i^m  l^ierbei  treu  jur 
Seite,  unb  bie  berüd(|ttgte  @Qnobe  Don  fßiftojia 
(f.  b.  «rt.)  fönte  aQe  feine  9tef orm))iane  in'S  Seben 
fe^.  Stad^bem  Seopolb  1790  römifd^-beutfd^er 
ftaifer  getoorben,  folgte  il^m  fein  }metter@o^n 
Sferbinanb  in.,  ber  im  Sinne  feinefi  SBaterS  baS 
Sanb  regierte,  baSf elbe  aber  balb  an  bie  gfrangofen 
als  ftönigreid^  Gtrurien  Derlor.  S)a  biefe  baS 
93ermögen  aOer  nod^  beftebenben  IHöfter  unter 
Siegel  legten  unb  bie  meiften  aufl^oben,  fal^  fidd 
^binanb,  ber  nad^  bem  Stui^e  9lai)oIeonS  1814 
ben  X^ron  mieber  beftieg,  gegmungen,  1815  mit 
9lom  ein  Soncorbat  ju  fd^tte|en,  meld^eS  in 
15  Slrtifeln  namentlid^  bie  Orben  mieber  l^rfteOte 
(DgL  ®ami,  @efd^.  ber  ftird^e  im  19. 3a)^bunbert 
n,  ännSbrudf  1855,  663  f.).  ämUebrigen  blieb 
eS  möl^enb  ber  öfterreid^ifd^en  Secunbogenitur 
fajt  gans  bei  ben  alten  SSerl^altniffen,  aud^  bei  bem 
3of e))biniSmud.  2)ie  9iegierung  befolgte  ßeiS  eine 
Smeibeutige  ^litil,  bie  Seopolbinif^en  ®efe|e 
erhielt  man  aufredet  9uf  gf^rbinanb  HL  folgte 
1824  fein  Sol^n  Seopolb  11.,  ber  Diel  refonnirte 
im  (Seifte  feines  ©ro^aterS  unb  SaterS,  aber 
1851  ein  Soncorbat  mit  bem  l^iligen  Stul^le 
fd^lo^,  in  tteld^em  bie  Seo))olbinifd^en  ®efe^  }U 
®unf[en  grb^rer  fird^lid^er  gfreil^it  etmaS  mobi- 
flcirt  mürben  (®amS  U,  664  ff.).  ®etDaltige 
(Entrfiflung  im  proteftantifd^en  Suropo  erregte  in 
ben  Salären  1852  unb  1858  baS  aüerbingS  Diel 
ju  ftrenge  Sorgel^  gegen  bie  ißrofel^tenmad^erei 
beS  sum  ißroteftantiSmuS  abgefallenen  (Sf^tpaottSi 
SfronceSco  unb  Sofa  9)labiai,  meldte  }u  mel^ 
ial^rigem  ®eföngni^  Derurtbeilt  mürben,  infolge 
ber  2)ro]^gen  beSenglifd^en  ^SremierS  $almerfton 


(;,Sorb  Seuerbranb")  mürben  fie  iebod^  fd^on 
balb  begnabigt,  bann  aber  beS  SonbeS  Denoicfen 
(f.  f>ifi-})olit.  Slätter  XXX  [1852),  718  f.  unb 
XXXI [1858],  783ff.).  «od^ie|tmtrbbieferSor» 
faE  gegen  bie  fatl^olift^e  iKrd^e  tenbenjids  Der» 
mertl^et,  obtDO]^lfeitbem))roteftantifd^e9tegierusmen 
Diel  f d^limmere  Verfolgungen  gegen  bie  ftat^olnen, 
unb  itoax  nid^t  nur  gegen  einneble  ^  infcenirt 
baben.  Seo))olb  IL  banfte  1859  )tt  ®un|ien 
feines  Sol^neS  gferbinonb  IV.  ab ,  ber  1860  beS^ 
SbtoneS  Derlufüg  erBärt  tourbe.  9lun  fom  bie  )ne« 
monteftfd^e  SBerfaffung  unb  ®efe^ebung  inbiefem 
nan  ffönigretd^  3tolien  gefd^ilagenen  £anbe  )ur 
^errfd^ft.  äBoSbie  Krd^Iidi|enSerbaItnineXo8- 
cana^S  fui^  Dor  ber  SinDerleibung  in  boS  Adntg- 
reid^  3talien  betrifft,  fo  gab  cfi  bafelbft  feit  ber 
Srmerbung  beS  Heinen  ^e^gtl^umSSucca  (1847) 
auf  416  Ouabratmeilen  1 817466  Stxrtoobner, 
mit  ^uSna^me  Don  3500  lpetm)bo£en  unb  7412 
3uben,  lauter  ftatbolüen.  grür  bief elben  beflonbea 
4  SrgbiStbümer  (Sflorenj,  Siena ,  $ifa,  Stuca; 
f.  b.  Slrtt.)  unb  18  SiStbämer  mit  2691  $faf 
reien  unb  6757  SBeltgeifHid^  ®egemDörtt^ 
bilbet  XoScona  mit  bem  füblii^en  X^U  beS  feer» 
}ogtbumS  Sßobena  (Waffa-Sorraro)  ein  (fom^ 
))artimento  (einen  SanbeStbeiO  beS  ftönigreid^ 
Stollen  unb  gerföSt  in  ad^t  ^roDin^en.  Siadb  ber 
bei  O.  SBemer  (Orb.  terr.  catlt,  Frib.  Briog. 
1890,  37)  gegebenen  Statiftif  umfa^  baS  Com- 
))artimento  23  SiStbämer  unb  jablte  am  81.  S)e» 
cember  1881  2190555  ßinmobner  (1896  faft 
2  318  000),  2879  Pfarreien  mit  6416  öffentli^t 
Jhrd^enunbftapeUenunb  6232SBelt-ttnb  OrbenS- 
prieftem.  (Sgl.  Bohault  de  fleuiy,  La  TO0* 
cane  au  moyen  &ge,  Paris  1874,  2  vola.; 
a.  D.  Keumont,  ®ef4  ZoScona'S  feit  bem  (Enbe 
beS  florentinifd^en  gfretfiaateS,  ®ot^  1876  t» 
1877,  2  Xl^eile.)  [9lebet.J 

^$^itk^  ein  gur  talmubifd^en  fiileratur  ge* 
l^örigeS  Sammelmert,  befd^öftigt  fU^  mit  bem 
trabitioneüen  iübifd^en  ®efe^  in  ä^nlid^er  SBeife 
mie  bie  aRifd^na  (DgL  b.  91rt.  Xalnrnb) ;  iebod^  i^ 
fie  auSfubrlid^er  als  biefe,  infofem  fie  oud^  Sr- 
löuterungen  )U  ben  einzelnen  £e^rja|en  gibt  vmb 
oft  bie  gan)e  2)iScuf{ion  über  eine  ^ge  mit* 
tbeilt.  Sie  entbält  femer  mand^  Sebrf^  aus  ber 
SntftebungSjeit  ber  3Rifd^,  meld^  in  biefe  lektcre 
nid^t  auf  genommen  ftnb.  ^ierburd^  erfl&rtfidQber 
9lame  kpc^^fi  =  f^injufugung.  lieber  ibr  3cr* 
bftltnil  }ur  aJHfd^na  unb  bie  ®efd^id^te  ii^Snl- 
ftel^ng  ift  man  nod^  nid^t  einig  (DgL  oud^  2)mi- 
ner,  S)ie  Zl^eorien  iSber  9Befen  unb  Urflmtng  ber 
Xofepl^t^,  aimftedMtm  1874).  S>ie  ^en  glau- 
ben, fte  fei  aus  einem  filtern,  Don  9L  IRe^eminS» 
einem  Sd^üler  beS  9L  9fiba,  angelegten  Zo* 
fet|^ta-3BerIe  entftanben  (fo  ).  9.  SrüO,  9e» 
griff  unb  Urfprung  ber  Sofefta,  in  ber  Subel- 
fd^rift  )um  90.  ®ebtirlStag  Don  Dr.  S.  S^i^ 
»erlin  1884,  92-110),  «nbeit,  fie  eiübolte 
SRefte  Derfd^iebener  fittestn  9tt)<^nit-SammIuiiaeii 
(DgL  unter  SInberem  Hamburger,  Xeol-fgncfflio- 


1893 


loilotuS  —  Softl 


1894 


pdbie  für  SBibel  tmb  Xalmtib  n,  Stnli^  (Sei))- 
|id)  1883, 1225  ff.;  IBIoc^,  (Sinblide  in  bie  ®e- 
Mid^te  ber  Sntfle^ung  ber  talmub.  Siteratur,  SBieti 
188i,  54  ff.;  3.  aSinter  unb  «.  aBflnfd^e,  S)te 
iüb.  Sitteroto  Mt  «bfd^Iu^  be«  itononS  I,  Zrier 
1894, 143).  Sudetmonbel  meinie  fogar,  fie  fei 
ber  (nläfümnftfd^e  Sobes  ber^Iac^a,  bie  Wifc^na 
fei  ber  balglomf^ie,  eine  Snfid^t,  bie  auf  allgemeinen 
aBiberfprud^  geftü|en  ijt  (f.  @trod,  Einleitung  in 
ben  Zpolmub,  2.  älufL,  Seip^ig  1894,  58 ;  t)gl. 
ou4  }.  le.  Slod^  a.  a.  O.  47  ff.).  3n  feiner 
jelfigen  Sonn  entölt  bad  SBerf  iebenfaüs  Diele 
Se^rfft]^  imb  9luSf)>rü(i^e  ber  fpöteren  Smoröer 
aus  ben  Stuten  SBab^lonS  (f.  b.  artt.  9labbin. 
epxaä^  u.  Siter.  X,  706  unb  Slalmub,  ob.  1 175  f.) 
unb  ift  fomit  erfi  in  fpöttalmubifc^er  3eit  ent- 
fianben  ober  rebigirt  morben.  3u  bemerfen  i{l 
no<^,  ba|  ed  »eit  mel^r  fogen.  boggabifd^e  Se- 
ftonbtbeile  olS  bie  ÜRifd^na  l^at  S)ie  befte  aus- 
gäbe ift  bie  oon  9R.  @.  Sucfemtanbet,  $ofeoall 
1880.   Supplement  entbaltenb  Ueberft^t,  Sie« 

eifier  unb  ®Ioffar,  Xrier  1882—1883.  3n 
[goIini'S  ThesannuB  antiquitatum  sacrarmn 
XVn— XX,  Vonetiia  1755—1757,  flel^en 
31  XradQte  befi  SBerteS  mit  Ueberfe^ung  in'S 
Sateinif^.  Sinjelne  @tude  in  bcutf($er  Ueber« 
fe|ttng  geben  aud^  3.  Sinter  unb  9.  SBunf^e 
I,  145-177.  [3.  gfelten.] 

VafItiM (Zo^o),  VIfonS,  gelebrter,  aber 
migemeinu^eitfd^ioeifiger9tbeIcommentator,n)urbe 
im  9nfang  beS  15.  3a^rl^unbert8  }u  IDlabrigal 
in  Spanien  geboren,  ftubirte  ju  Salamanca  unb 
leierte  bafelbft  fd^on  mit  22  Sauren  $bUofopbie 
unb  S:i^eoIogie.  Spftter  tool^nte  er  bem  Radier 
ConcU  mit  SuSjeic^nuna  bei  unb  mürbe  oon 
$apft  SugenIV.  )um  SBif^of  oon  Soila  erhoben. 
%tt  fold^er  ftarb  er  1455.  Seine  gro^e  @elebr> 
famfeit  mürbe  fo  fe^  bemunbert,  ba|  man  ibm  bad 
Spitapbium  fe^te :  Hie  Stupor  est  mundi,  qui 
BoibQedisoatitomne.  Sftciltd^mu|man[taunen, 
mie  iemanb  mäl^nb  eined  fo  furjen  SebenS  fo 
t»iele  unb  oerfd^iebenartige  ffenntniffe  fld^  ermerben 
unb  fo  Diel  fd^reiben  fonnte.  Seine  SBerle  um- 
faffen  nämlld^  in  ber  SBenetianer  SuSgabe  t>om 
3a]^e  1728  nid^t  meniger  als  27  Folianten,  üon 
benen  24  oon  feinen  biblifd^en  £ommentarien  ein- 
genommen werben,  mäbrenb  bie  brei  anberenSBttnbe 
feine  Heineren  Sd^rtften ,  ).  !B.  ben  (Sommentar 
über  bad  ei^ronicon  oeS  6ufebiu8  unb  baS  SBerf- 
c^en  gegen  bie  concubinarifd^en  ®eiftlid^en  fammt 
benSeg^ftementl^alten.  SetneSibelcommentarien, 
meldte  fe^  Diel  auSfä^rlid^er  aI8  bie  befi  öltem 
berühmten  92icoIaud  oon  fipra  (f.  b.  9rt.)  Ttnb, 
entbalten  ober  aud^  ungemein  oiel  Ueberflüfftged. 
SBaS  nur  in  bie  entfemtefie  Sejiebung  gu  einer 
fBibelfteOegebrad^imerben  tonnte,  l^at  er  angeführt, 
alle  mbgli^en  ^fragen  unb  Sebenfen  gelöst,  unb 

fo  jobllofe  umtBt^ige,  menn  oudb  fe^r  gelehrte  unb 
(^orffinnige  ßscurfe  gegeben,  oa|  man  bie  6r- 
Ranxng  befi  eigenilid^en  Slested  faft  gar  nid^t 
finbet    S)ie  erfie  Ausgabe   feiner  2Ber(e  lie| 


ber  Sarbinal  XimeneS  (f.  b.  9rt.)  1507  au  ^t^ 
nebig  in  13  gfolianten  peranftolten.  (SBgl  Nie. 
Antonio,  Biblioth.  hisp.  vetus  11,  Matriti 
1788,  255  sqq.;  Nouv.  Biogr.  gen.  XLV, 
518  8.)  [D.  C^efele.] 

$0lti,  Suigi,  0.  S.  B.,  ber  befanntefte 
italienifd^e  ftirdt)engefd^id^tfd^reiber  ber  Sieu^eit, 
mürbe  am  13.  fjfebruar  1811  }u  9ieapel  aud 
gräflid^er  gfamilie  geboren.  2)er  ßr^abtei  SRonte 
Safftno  1819  gur  Srgiebung  übergeben,  beenbete 
er  bier  bie  l^umaniftifc^en  Stubien,  trat  1831  in 
ben  Orben  ber  SBenebictiner  unb  legte  1832  im 
itlofter  S.  $ao(o  fuori  (e  9Rura  ju  Stom  bie  feier- 
liche $rofe|  ob.  9{ad^  SBoQenbung  ber  tl^eolo- 
gifd^en  ^uSbilbung  unb  empfang  ber  $riefter« 
meibe  (1834)  feierte  Zofti  nad^  SRonte  Saffino 
jurüdf,  mo  er  bis  1842  ^l^Uofopbie  unb  Xb^o- 
logie  oortrug.  Son  ba  an  mibmete  er  ftd^  ber 
®efd^id^t§forfd^ung,  verfolgte  aber  ^ugleid^  mit 
ber  SBörme  eined  pbantafteooDen  ißotrioten  bie 
mannigfaltigen  Seftrebungen,  meldte  bie  ^erbei- 
fübrung  ber  politifd^en  Sinbeit  Stoßend  be}me(!ten. 
«IS  (Sefd^id^tfd^reiber  fud^te  er  bie  Sebeutung  bed 
apoftolifd^en  Stubled,  bcd  ÜJUnd^t^umd,  ber 
ddriftlid^en  SioUijation  unb  ber  SteSung  Stoßend 
im  Kulturleben  Suropa'd  )ur  ©eltung  5u  bringen; 
in  politifcber  Segiel^ung  mar  er  $apaßno  unb 
aBelfe.  2)iefe  beiben  ©eiftedric^tungen  Xofti'd 
treten  l^eroor  in  feiner  Storia  della  badia  di 
Monte  Cassino,  Napoli  1842—1843,  3  yoll., 
unb  no(b  ftörfer  in  feiner  Storia  di  Boni- 
facio  Vin  e  de'  suoi  tempi,  Monte  Cassino 
1846,  2  YoU.,  bie  er  mit  ber  abftd^t  fdftrieb,  ben 
$ap[t  gegen  bie  ^berben  Urtbeile"  2)ante'd  (f.  ^. 
X.  ffraud,  £ante.  Sein  Sebcn  unb  fein  9Eßerf, 
Serlin  1897,  747)  ju  red^tfertigen.  gine  3leu- 
geftaltung  ber  poßtifd^en  SSerbältniffe  Stoßend 
mit  bem  ^fl  an  ber  Spi^  bilbete  bad  Sbeal, 
beffen  Sermirflid^ung  Xofti  im  herein  mit  ben 
conferDatben  Elementen  anftrebte.  Sie  Unter- 
rebung,  meldte  er  im  S^ntuar  1848  )u  9iom  mit 
$iud  IX.  )u  biefem  3^c^<  b^^/  mürbe  für  ibn 
iBeronlaffung  sur  9lbf affung  ber  Sd^rift :  Storia 
della  lega  lombarda,  illustrata  con  note  e 
docmnenti,  Monte  Cassino  1848.  Sufolge 
i^rer  feffeinben  Sprod^e  ift  fie  bad  forbenretd^fte 
iBud^  Zofti'd,  meld^ed  man  toergßdben  bat  mit 
einem  Sturmminb,  ^ber  einen  großen  93ranb 
onfad^t".  S£>it  friegerifd^  ongeboud^te  Sorrebe 
mad^te  ben  Serfoffer  in  ben  b^b^  geiftßd^en 
ffreifen  Komd  ebenfo  mi^ßebig  mie  bei  ber  [Re- 
gierung in  92eapeL  SBäbrenb  ober  $iud  IX.  ^ 
mit  furjen  !Berbefferungen  aufrieben  gab,  ße| 
gferbinonb  n.  ben  SSerfoffer  nad^  9leape(  bringen 
unb  unter  9uffubt  ber  $oßgei  fteüen.  9tad^  Unter- 
brüdung  ber  KeDoIußon  manbte  fub  2:ofti,  in 
Befolgung  feined  urfprüngßd^en  ^rogrammd,  gur 
Se^anblung  ber  ffird^en-  unb  $apftgefcbid§te. 
So  erfd^ienen  bie  Storia  di  Abelardo  e  de'  snoi 
tempi,  Napoli  1851,  bie  Storia  del  concilio 
di  Costanza,  ib.  1853,  2  voll.,  bie  Storia 

60* 


1895 


Xoul. 


1S96 


deir  origine  dello  Bcisina  greco,  Firenze 
1856,  2  voll.,  unb  La  contessa  Matflde  e  i 
Bomani  Pontefici,  ib.  1859.  ^Oe  biefe  Slcbetten, 
tt)el(^e  ©efd^td^tgereigniffe  ber  Derfi^iebenfien  Spo- 
d^en  itfyxiibtla,  finb  getrogen  oon  ber  ®runbibee 
beS  fegenSreid^en  Sin^uffed  bed  l^eUigen  @tu^Ie§. 
(Sin  ©efd^id^tfd^reiber  in  ber  mobem-ted^nifd^en 
Sebeutung  bed  SßorteS  fonnte  Xo\A  bei  ber  ba- 
moligen  geringen  SuSbilbung  beS  italienifd^en 
9lrd^it)toefen8  nid^t  fein.  Seine  93or}äge  liegen 
im  @lani  ber  SarfteQung,  in  ber  feinftnnigen 
@d^ilberung  menfd^Iid^er  ©effil^Ie  unb  Seiben- 
d^aften  unb  ber  99etonung  Jener  gefd^id^t§»))^tIo- 
opl^ifd^en  ®eftd^tSt)un!te ,  »eld^  bie  göttlid^e 
IDBeltregiening  erfennen  loflen.  ©eit  1860  untcr- 
l^ielt  2:o[ti  freunblid^ie  93egiel^ungen  gu  ben  leitenben 
@taatdmannem  bed  ftönigreid^S  3tQli^n.  Stuor 
gelang  ed  il^m  nid^t,  ben  f^oE  ber  Sbtei  SRonte 
(Sofftno  ({.  b.  9rt.)  obaumenben,  toieberl^ott  ober 
fül^rte  er  unter  pöpftlid^er  ©enel^migung,  aber  nic^t 
of^cieO  Unterl^nblungen  mit  italienifd^en  SSe» 
l^örben  )ur  Verausgabe  bon  ftirc^engütem.  S)a* 
gegen  rief  feine  @d(|rtft  La  concüiazione  (1887) 
in  9tom,  mol^in  Seo  XTTT.  i^n  als  Unterard^ibar 
bed  l^eiligen  @tu](|Ied  bentfen  l^atte,  gro^e  Un« 
{ufriebenfeit  l^ert)or;  Zofti  fud(|te  benn  aud^  bie 
fird^Iid^en  iheiie  burd^  fieifhtng  beS  bom  ^opft 
t)er(angten  SBiberrufeS  gu  bef^ttid^tigen.  Un« 
geod^tet  bief  er  üerf  el^lten  ftird^enpolitil  l^at  Seo  XUl. 
ii^m  übrigens  fein  Vertrauen  nid^t  entgegen ;  bod^ 
erregten  bie  Vorgänge  beS  Sal^reS  1887  in  Softi 
ben  Sßunfd^  gur  ^eimle^r  aus  3lom  nad^  ÜRonte 
Cafflno.  3ßit  Heineren  literarifd^en  Slrbeiten  (g,  SB. 
Della  vita  di  8.  Benedetto,  Monte  Cassino 
1892)  befd^öftigt,  lebte  er  l^ier  bis  gu  feinem  am 
24.  September  1897  erfolgten  5>iufdbeiben.  6ine 
@efammtauSgabe  feiner  ^erfe  erfd(|ien  gu  !Rom 
1886  ff. ;  barin  fmb  eingelne  Schriften  entl^alten, 
bie  Dorl^er  no(^  nid^t  gebrudt  maren.  Srmäl^nenS- 
toert^  ift  nod^,  ba|  Xofti  bei  mel^reren  Don  feinen 
OrbenSbrübcm  Deranftalteten  literarifd^en  Unter- 
nel^mungm  eine  Srt  Oberleitung  l^atte,  f  o  nament» 
lid^  bei  ber  ©bition  ber  Segeften  ElemenS'  V. 
(SRom  1885  ff.).  (Jßgt.  Alfonso  Card.  Cape- 
celatro,  Commemorazione  di  D.  Luigi  Tosti, 
Monte  Cassino  1898;  SBeUeS^eim,  im  jfatl^oli! 
1899, 1, 186  ff.  ginige  intereffante  9?otigen  bietet 
QUd^  Bibers,  in  b.  @tubien  unb  SRitt^etlungen 
aus  bem  Senebidiner-  unb  bem  Kifterdenfer» 
orben  XVIH  [18971  721  ff.)  [«.  ©cUeS^eim.] 
?otit,  frangöfifd^eS,  ie^t  mit  SlnncQ  (f.  b.  «rt.) 
unirteS  SiStl^um,  trägt  feinen  9lamcn  öon  bem 
6au|)tort  beS  alten  gaUifd^en  SSoIfSftammeS  ber 
Send  (TuUum  Lenconun,  civitas  Leucorum). 
Sei  ber  Sl^ilung  beS  frönfifd^en  SReid^eS  51 1  fam 
eS  unter  bie  ßönige  öon  Suftrafien,  feit  ber 
gtoeiten  §älfte  beS  9.  Sal^r^nbertS  gel^örte  eS 
gu  Sot^ringen  unb  nal^m  Don  ba  an  lange  3eit 
Xl^il  an  ben  loed^felnben  @efd^id(en  biefeS  San> 
bes.  3m  3. 1552  »urbe  2j)uI  (loie  aud^  SKefe 
unb  SScrbun)  t)on  ben  grongofen  bef e^t ;  f örmlidl 


abgetreten  an  gf^onfreidb  mürbe  SiSt^um  unb 
@tabt  Xoul  iebod^  erft  tm  tDeftfälifd^  ^rieben 
(1648).  S)ie  @tabt  Xoul  (beutf(^ :  Xul),  ttm 
brei  äReilen  mefflid^  bon  9lanc9  am  linfen  fUlofel« 
Ufer  in  einem  lieblid^  ZfyiU  gelegen,  ga^tt  iejft 
tttoa  9000  Sintool^ner.  Son  nrd^Iid^en  ®ebau- 
ben  ftnb  erioal^nenStDert]^  bie  (Sat^ebraU  (@t. 
Stephan)  mit  üier  Xbärmen  unb  ber  otte  bif^of- 
lid^e  $alaft,  ber  ie^t  als  jtafeme  bient.  9i- 
fd^ofsfi^  ift  Xoul  jd^on  giemlid^  frä^e  getoorben, 
aEerbingS  nid^t,  tme  mittelalterlid^  Sd^riftjteller 
feit  bem  10.  Sa^rbunbert  bel^ut^teten,  fd^on  giu: 
3eit  beS  f)l  $etruS,  fonbem  erfi  um  bie  SRittc 
bcS  4.  3al^rl(|unbertS.  2)enn  toie  golmct  (Hist. 
de  Lorraine  I,  Nancy  1728 ,  p.  XXVI  ss.) 
nad^meiSt,  toax  ber  %  üRanfuetuS  (338—375) 
©rünber  unb  erfter  SBifd^of  ber  Itiri^  t)on 
Xoul;  bie  SoQanbiften  (f.  AA.  SS.  BolL  Sept 
I,  684  sqq.)  l^ben  bie|  burd^  anbenoeitige 
©ritnbe  beftötigt.  SHe  näd^ften  92ad^foIger  beS- 
felben  maren:  ber  ^I.  9(mmon,  bet  ^I.  Sld^aS 
(423?),  ber  l^I.  gelfm  (445?),  ber  ^L  «ufpiduS 
(478  ?),  ber  1^1.  Urf  uS  (unter  ber  tRegierung  S^ob^ 
toigS,  um  490),  ber  l^L  %pn  ober  i&oxt  (500  bis 
507).  fficr  berül^mtefte  Sifd^of  mar  SBnmo  (1026 
bis  1049),  ein  Setter  ffaifer  ffonrabS  TL.,  ber  unter 
bem  Flamen  Seo  IX.  (f.  b.  3lrt.)  im  gfebruar  1049 
ben  |)apftlid^en  @tu^I  beftieg  unb  in  bie  3(^1  ber 
^eiligen  aufgenommen  ift.  2)aS  SiStl^m  Xouf, 
toie  bie  gioei  anberen  lot^ringif((|en  SBiSt^mer 
9Jle^  unb  Serbun  (f.  b.  ^rü.),  toar  gkid^  ben 
bifd^bflid^en  ftird^en  im  beutfd^ien  Steid^e  mit  ht» 
bcutenben  Sefttongen  auSgeftattet.  S)ie  beutfd^en 
Könige,  betten  l^otl^ringen  feit  925  bleibenb  guge* 

gllen  mar,  l^otten  baS  Satib  gerftiicfett,  iene  brei 
iStpmer  botirt  tmb  ouS  bem  9teft  baS  ^gog- 
t^um  fiotl^ringen  gebilbet.  Sie  SBifd^öfe  iener  brn 
@i^e  erfannten  feinen  anbem  ^erm  alS  ben  jfaifcr 
an  unb  loaren  Sleid^fürften.  ^er  üon  Xoul  fü^e 
feit  ber  SRitte  beS  12.  Sol^r^unbertS  ben  Xitel 
„Surft  beS  l^eiligen  r5mifd^en  Keid^eS  unb  @rof 
Don  XouIoiS" ,  ben  er  MS  gur  frongöftfd^en  fftt» 
t)olution  beibehalten  l^at  9lid^t  leidet  l^aben  in 
einem  anbem  SiSt^um  bie  ^ifd^ofsma^len  fo 
lange  bauembe  ^Reibungen  unb  @treitigf eiten  ^er« 
bdgefü^rt  als  gu  Xoul  9)or  bem  beginne  beS  3n* 
t}eftiturftreitS  (f.  b.  9trt.)  mift^ten  fid^  bie  beutf(^ 
ff  onige  in  Sot^ringen  meniger  in  bie  Sßa^Ien  oIS  tm 
Snnem  beS  Steid^S,  unb  bie  (SxipM  in  ber  ftirc^en« 
proüing  Xrier,  gu  toel^er  oud^  Xoul  geJ^Srte,  Rotten 
frdere  £)anb  alS  anbermärtS.  iEBol^renb  beS  3n* 
üeftiturftreitS  aber  fanb  (1108)  dne  gmiefpaUige 
ma^l  ftatt,  inbem  ber  größere  X^dl  beS  fSjopitm 
ben  Slid^min  be  Sommere^,  ber  anbete  X^l  ben 
ftonrab  bon  ©d^toargenburg  lo&^Ite.  Se^eter  fonb 
Unterflü^ung  tjon  ffaifer  ^dnri^  V.;  ?Pa|yf! 
^afd^aliS  IL  entfd^ieb  ober  bal^in,  ha%  etflerer 
beptigt  mürbe,  ber  gmeite  ben  Xiltl  eincS  St< 
fd^ofS  Don  Xoul  bel^iett,  febod^  feine  bifc^öfli^ett 
t^fundbnen  oomel^men  burfte  (t>g(.  Mon.  Genn. 
hist.  Scriptt.  Vin,  631-648).  9M  «bfd^tt^ 


1897 


Xouloufe. 


1898 


beS  Salq^ifd^en  ConcorboiS  ai22)  flbte  bo9 
Sapttel  fafi  150  3Q^e  (inbutd^  baS  ^IMfin^i  un- 
gcfidrt  auS^  gab  aber  bann  im  3. 1271  burd^  an« 
bauembe  Uneinigfeit  im  SBol^Igefd^fte  ber  römi- 
fc^en  Curie  9nla|,  i^m  baS  SBa^Ired^t  fo^ufogen 
\ixx  immer  )u  entstehen.  ^19  nömltd^  im  Septem- 
ber 1271  Sif^f  SlegibiuS  be  @orc9  geftorben 
nnir,  toal^Ite  bod  (SapM  dermol  unb  lebeömal 
)toieft)aItig.  S)a  eS  jid^  nid^t  einigen  fonnte,  fo  lie| 
mon  ben  Stu^I  etma  {ieben  Saläre  lang  unbefe^t. 
$a|)ft  Sticalaud  UL  cajfirte  bal^er  bie  t)ier  SEBablen 
unb  conferirte  bad  Siitl^um  bem  gfranctScaner 
ffomob  ^robuft  oon  Slubingben  (Tübingen)  im 
3. 1278.  S)ie[er  fibertrug  1286  gegen  eine  be- 
ßimmte  Stente  oie  Sd^immogtei  (SSenoaltung  ber 
loettlid^en  ^o^eitSred^te)  beS  SiStl^umS  bem  ^er- 
)og  ^riebnd^  DI.  oon  Sot^ringen,  unb  beffen 
Stod^folger  behielten  biefelbe  bis  gur  fransöfifd^en 
Snneiion  im  16. 3<^r^unbert.  jtonrab  reftgnirte 
1295,  fiorb  aber  ft^on  2.  9Rai  1296  ju  9lom, 
unb  ^^ft  SBonifoj  YIIL  gab  i^m^  ba  eine  va- 
catio  in  curia  Dorliege^  ben  Sodann  Don  @irf, 
bisher  Sifd^of  Don  Utred^t,  iura  Ütad^f olger. 
9{ad^bem  biefer  im  3. 1305  geftorben  mar,  ber- 
liel^  $apft  Siemens  Y.  baS  SiSt^um  %o\d  juerft 
an  Situs  Senofa  (1805—1806),  bann  an  ®va) 
be  fernes  (1806—1807)  unb  enblid^  an  3acob 
Obo  Solonna  (1307— 1309).  S)aS  gapitel  tonnte 
nad^  iener  3^^  fein  eigentlid^eS  SEBa^Ired^t  nid^t 
nrieber  erlangen.  Sie  römifd^e  Sude  ernannte  baß) 
auf  ®runb  einer  yacatio  in  ooria,  bolb  tt)egen 
einer  translatio  beS  Sifd^ofS  auf  einen  anbem 
@i|,  balb  toegen  einer  gegebenen  S^pectan},  fd^Iug 
bem  (Sopitel  )ur  ißoftulation  bor  u.  bgl. ,  fo  ba^ 
baSCapitel  faß  nie  jur  Ausübung  beS  SBal^Ired^teS 
tommen  fonnte.  5Die^  ift  aud^  ber  ®runb,  toarum 
auf  ben  Stu^I  )u  %dv1  fo  Diele  ausmörtige, 
namentlid^  italienifd^e  9ifd^5fe  tamen.  SIS  am 
28.  Sfebruar  1495  Sifd^of  Slnton  Don  92eufd^&tel 
ae{brben  toax,  geigte  Sapft  SIesanber  YL  bem 
(Sa)ntel  }u  Xoul  an,  ba|  er  auf  baS  Dacante  93iS- 
^um  eine  S^pectanj  ertl^eilt  l^abe,  unb  itoox  an 
So^onneS  be  SRarabeg.  2)aS  Kapitel  bagegen 
tDd^Ite  trojjflbem  Ulrid^  be  SBIamont  gum  Sifd^of, 
bem  man  in  9tom  bie  Seftötigung  Dermeigerte. 
9IS  fiaifer  SRaiimilian  Ulrid^  protegirte,  ging 
ber  $apfl  fo  meit,  über  baS  SiSt^um  Soul  baS 
3nterbict  auSgufpred^en.  Um  ber  baburd^  in  bem 
9bel  unb  bem  Solle  entftanbenen  ärgerlichen 
Spaltung  ein  Snbe  gu  mad^en,  mürbe  bie  @ad^e 
enblic^  burd^  ben  munberlid^en  Vertrag  gefc^Iid^tet, 
ba|  ber  Dom  Sapitel  gemö^Ite  Sifd^of  Slamont 
unb  ber  Dom  $apft  ernannte  SRarabeg  bie  Sin> 
fünfte  glei^mö^g  t^eilen,  ber  erjtere  aber  bie 
bifcböfll^e  SuriSbictton  allein  ausüben  foUe. 
IB(amontfiorbam8.!IRail506.  9{ad^  mand^erlei 
9nftrengungen  (at  baS  Sopitel  im  3. 1544  eS 
bur^gefel^t,  bo|  ^ul  bem  SBiener  Soncorbate 
aggregtrt  mürbe,  jebod^  nur  mit  ber  Sat^ebrale; 
in  ben  übrigen  Airc^en  beS  SiSt^umS  behielt  baS 
(hnamm  butd^  bie  rbmifc^e  Surie  ben  bisherigen 


Spielraum.  UebrigenS  ^aben  Slom  unb  bie  ^er* 
goge  Don  Sot^ringen,  gang  befonberS  aber  feit 
1552  3franfrei4  fo  Diel  (Sinflug  auf  bie  Se* 
ff^iung  beS  bild^öflid^en  ©tul^IeS  Don  Xoul  auS- 
guüben  gemußt,  ba^  baS  Sßa^Ired^t  beS  gapitelS 
immer  ein  fe^r  bef^rönf teS  blieb ;  im  Saufe  beS 
17. 3a^r|^unbertS  begannen  bann  bie  frangöfijd^en 
ffönige,  i^r  fog.  ßmennungSred^t  für  bie  bifd^öf« 
lid^en  @i^e  au$  au^  Soul  auSgubcl^nen.  3u  ben 
^ergogen  Don  Sotl^nngen  blieben  bie  IBifd^öfe  Don 
Xoul,  beren  geiftlid^e  SuriSbiction  fid^  aud^  auf 
einen  Sl^eilbeS^ergogtl^umS  erftredtte,  nod^  1552 
begm.  1648  nal^e  in  Segie^ngen  (f.  b.  3lrt.  X^iarb 
be  SiffQ),  bis  1766  Sotbringen  mit  Sfranfceid^ 
Dereinigt  mürbe.  2)er  le^te  Sijd^of  Don  Xoul  mar 
Stephan  gfrang  Xaoer  S)eSmid^eIS  be  Santporcin 
(feit  1774),  meld^er  bie  SKeDoIution  unb  bie  9luf- 
l^ebung  feines  @i^eS  (1801)  erlebte;  er  ftarb 
1807.  Unter  il&m  maren  1777  burd^  $iuS  YL 
bie  beiben  SiStl^ümer  @t.  S)iö  unb  9lanc9  Don 
£ouI,  baS  bamalS  über  1400  ^faneien  gäl^Ite, 
abgetrennt  morben.  3nt  3*  1817  mürbe  ber 
SBifd^ofSft^  3:ouI  mieber  l^ergeftellt,  aber  nur,  um 
fofort  mit  5Ranc9  (f.  b.  9lrt.j  unirt  gu  merben. 
(Sgl.  B.  Picart  de  Toul,  Hist.  ecci.  de  la 
Tille  et  dioc.  de  Toul,  Toul  1707;  OaUia 
chrifit.  XIII,  956  sqq. ;  A.  D.  Thiery,  Toul 
et  ses  evdques,  Paris  1841,  2  toIb.;  Mo- 
roni, Dizion.  LXXIX,  11  egg.;  Garns,  Ser. 
epp.  635  sqq. ;  Eubel,  Hierarchia  cath.  med. 
aevi,  Monast.  1898,  530  sq.).         [9le^r.] 

Soiitottfe,  @tabt  unb  ÜJletropole  in 
tJfranIreid^,baS  f  el^r  alte  Tolosa,  Tolosatimn, 
mar  in  ber  Donömi|d^en  3rit  $)auptft^  ber  Volcae 
Tectosages,  mürbe  bann  Don  ben  9iömem  er« 
obert,  gum  Stang  einer  freien  @tabt  ber  Stepublif 
erl^oben  unb  gum  ^auptorie  ber  Oallia  Narbo- 
nensis  gemad^t.  SS  blübte  fd^neU  auf,  unb 
tro^  mel^rfac^er  Srobenmgen  unb  ^lunberungen 
mar  eS  au(^  im  4. 3übrbunberi  n.  d^r.  nod^  eine 
burd^  ^anbel,  Sleid^tbum,  JMinfte  unb  SBiffen- 
fd^aften  berül^mte  @tabt.  3n  ber  Sölfermanberung 
erlag  Xouloufe  ben  Sanbalen  unb  SBeftgoten. 
Sediere  mü^lten  bie  @tabt  gur  ftönigSrertbeng, 
Derloren  fie  aber  507  an  ben  g^tanlenfönig  Sl^loo- 
mig.  3ur  ^auptftabt  Don  Squitanien  erl^oben, 
mürbe  Slouloufe  unter  fränlifd^er  Oberl^errfd^ 
burd^  @rafen  Dermaltet.  3m  3-  681  marb  eS 
9le{tbeng  ber  C^ergoge  Don  Squitanien,  nad^  bem 
Untergange  ber  @elbftönbigfeit  ^quitanienS  aber 
mieber  SRittelpunft  einer  ©raffd^aft.  S)od^  mad^« 
ten  bie  ®rafen  unb  SRarfgrafen  ftd^  bolb  Don 
ber  fitone  unabhängig.  Serü^mt  gemorben  tft 
unter  il^en  befonberS  Staimunb  Don  @t.  ®iOeS, 
ber  iheugfa^rer,  meieren  Xajfo  unb  bie  Sbto- 
nifien  um  bie  Bette  preifeiu  @raf  Saimunb  YL, 
ber  ben  «Ibigenfem  (f.  b.  9ri.)  Sorfd^ub  lei- 
ftete,  brad^te  baburd^  über  fein  fianb  gro^ 
UnbeU.  @raf  Staimunb  YQ.  untergeid^nete  ben 
tJfrieben  mit  Submig  bem  f^^iligen  unter  ber 
Sebingung,  ba|  feine  eingige  Sod^ter  3o^na 


1899 


Zouloufe. 


1900 


beS  ftbnigS  Sruber  SllfonS  el^elid^en,  unb  bo^ 
in  ßrmanölung  tnännttd^cr  6rben  bie  ®raf- 
fd^aft  an  granfret^  faSen  joQte.  9IId  9IfonS 
no(^  finbcriofer  ß^c  1271  ftarb,  üereinigte  ^ßl^i- 
li))))  in.  bie  ©Toffd^aft  Xouloufe  für  immer 
mit  ber  jhone  granfreid^.  S)ie  ©tobt  mürbe 
nun  ^au)}tftabt  ber  fßroDinj  Songueboc,  unb 
unter  ber  Seiten  ®unft  erlangte  fte  mieber  il^re 
frül^ere  @ro^e,  namentlid^  blül^ten  Ihtnft  unb 
^onbel  mieber  auf.  S)ie  ®eneralftaaten  biefer 
$rot)in}  maren  berül^mt;  bis  1789  beftonben  bie 
^roDinaialftönbe  auS  8  (Er}bifd^öfen ,  20  93i' 
f  ^öf  en,  23  SSoronen  unb  68  ftöbtif  d^en  Seputirten. 
f)eute  ift  3:ouIoufe  £)au))tftabt  bed  Seportementd 
Obergaronne.  ^n  oiefem  „Stom  ber  @aronne", 
mit  127000  Sinmo^nt,  i&^tt  man  einft 
80  ffird^en.  Srfte  Sot^ebrale  mar  bie  über  ben 
Stetiquien  beS  erften  SBifd^ofd  gegen  ßnbe  beS 
4.  Sal^rl^unbertS  erbaute  ftird^e  @aint>@emin 
(©otumin).  gin  pröd^tiger  5leubau  mürbe  1096 
üon  $a)){t  Urban  U.  eingemeil^t.  3)er  (Si^  bed 
IBifd^ofd  mürbe  fpöter  in  bie  neue  Satl^ebrale 
@t.  @te)>l^an  t>erlegt.  Srmal^enSmertl^  fmb  aud^ 
bie  ffird^en  S)albabe  (9iotre  S)ame  la  IBIand^e) 
unb  S)aurabe  („bie  üergolbete");  bad  innere 
ber  le^tem  mar  frül^er  fel^r  reid^  mit  ÜJtofaifbil« 
bem  gegiert,  bie  aber  gr5^tent]^eil§  in  ben  Stür- 
men ber  9let)oIution  ^erftärt  mürben.  Snblid^ 
ift  aud^  bie  S)ominicanerIird^e  gu  nennen,  el^emalS 
eine  ber  fd^onften  unb  reid^ften  an  S)enfmölcm 
teber  ^rt.  3n  i^r  rul^te  ber  Seib  beS  1^1.  Z^omaS 
bon  Stquin  in  einem  golbencn  ffaften^  mit  einem 
))röd^tigen  Dierfeitigen  SRoufoIeum  übermölbt.  3He 
2)enfmäler  ftnb  berfd^munben^  bie  JKrd^e  iß  fe^t 
ffafeme  unb  bie  Uebenefte  beS  1^1.  £]^omaS  ^nb 
im  S)om  Dermal^rt.  93on  ben  t)ielen  alten  ffld« 
ftem  ift  bad  el^emalige  Sluguftinerflofter  mit  feinen 
ffreujgängen  gegenmörtig  alS  Sntilenmuf  enm  unb 
@emalbegalerie  benu^.  3)ie  bis  }um  18.  Sal^r- 
lunbert  in  fjflor  fte^enbe  Uniüerittät  mit  gfacultöten 
^r  »ed^t,  SRebicin,  ))l^Uofo))^ifd^-]^i{}orifd^e  unb 
matl^ematifd^  -  naturmi{fenfd^aftli(|e  SiSciplinen 
entftanb  1229  baburdd,  oa^  in  bem  gfriebenS- 
tcaciait  jmifd^en  Staimunb  YII.  unb  ber  Königin 
Slanca  t)on  granlreid^  ben  Xolofonem  als  SBe* 
bingung  auferlegt  mürbe,  eine  Uniöerfitat  ju  er- 
tid^ten.  2)iefe  jaulte  balb  eine  Stetige  Don  ©ele^rten 
unb  mar  ftarf  befud^t.  SteueftenS  mürbe  baneben 
eine  freie  !at]^oU)(^e  Uniüerfttftt  gegrfinbet,  für 
meldte  bis  jum  Saläre  1877  fd^on  1 824471  gfran- 
fen  beigefteuert  mürben.  @onjl  befleißen  nod^  ein 
S^ceum,  ein  großes  unb  ein  fleineS  Seminar,  eine 
92ormaI-  unb  Jhmftfd^ule,  ein  Zaubftummen-  tmb 
ein  SItnbeninftitut  unb  Diele  anbere  SSol^Itl^ätig- 
feitSanftalten. 

«IS  römifc^e  (Solonialftabt  l^atte  %olo]a  fdgon 
frü^  bie  ?luf mcrffomf eit  ber  d^riftUdjien  SKiffionare 
auf  ftd^  gebogen.  Unter  ben  angebtid^  Don  $a))ft 
t^abian  um  245  nad^  ©allien  gefc^idtten  fteben 
fflifd^öfen  mar  eS  ber  1^1.  ©atumin,  ber  250  ober 
etmaS  frül^er  als  erfter  Sifd^of  Souloufe  gu  bau* 


ember  9lieberIoffung  m&l^tte  (DgL  Stdblet,  $ei« 
figenlesiton  V,  217  ff.),  Cr  ftorb  nod^  unter 
S)eciuS,  aber  feine  Stiftung  uberiebte  i^n.  Sein 
9{ad^foIger,  ber  ]^L  |g^onototuS  (um  270),  orbi* 
nirte  ben  %  gfirminuB,  Sifd^of  Don  SmienS. 
®er  ^eilige  Sifc^of  ^ilariuS  tonnte  ben  Ort  ber 
Steliquien  beS  1^1.  Satumin  nur  burc^  ein  fieineS 
Orotorium  ouSgeid^nen.  9uf  SRamertin,  ber  314 
bem  Soncil  Don  SrleS  onmo^nte,  folgte  um  350 
St^oboniuS,  ein  entf d^iebener  ®egner  beS  9trianifi' 
muS.  (Sx  mürbe  mit  bem  1^1.  ^ilariuS  nod^  $^* 
gien  Derbannt  (356)  tmb  ftorb  bofelbft  (358). 
fiaifer  SonftontiuS  moUte  ben  3:ol0fanem  einen 
«rianer  als  Sifd^of  aufjmingen;  fte  aber  Der- 
l^ten  in  ber  S^eue  gegen  ut^oboniuS.  Unier 
bem  yi  S^lDiuS  (um  400),  ber  eint  größere 
JKrd^e  gu  Sl^en  beS  l^(.  Satumin  begann,  brei- 
teten fid^  bie  ^SciOianiflen  (f.  b.  «rt.  SriS- 
ciSian)  im  füblid^en  @aaien  auS.  S)er  I^L  dsfu» 
Jjerius  (405—415 ;  f.  b.  %xt.),  eine  geuzte  ber 
gaUifd^en  iKrd^e,  DoOenbete  bie  SafUifo  beS 
$1.  Satumin,  meldte  fein  Vorgänger  begonnen. 
3)er  bl.  ^eracHuS  (feit  484?)  mo^nte  506  bem 
&)ncU  gu  «gbe  bei,  mo  bie  iöl^Ud^  «b^oBung 
einer  Spnobe  befd(|loffen  unb  bie  näd^fte  noc^ 
Xouloufe  beftimmt  marb.  Sie  mürbe  aber  nid^t 
gebatten,  meil  ber  Xob  beS  ©otentönigS  WatU^  IL 
bie^  Dereitelte  (^efele,  Conc-Sefd^.  n,  2. 9ufl., 
660).  a)er  bt  ©ermeriuS  (511—560),  bem  bie 
®rünbung  beS  iHofterS  Shiret  gugefd^rieben  mirb, 
lebte  in  ftürmifdJier  3eit,  btieb  ober  buid^  feine 
munberbare  Xl^ötigfeit  in  befionbigem  «nbenfen 
bei  feiner  ^eerbe  (f.  AA.  SS.  BolL  Maü  m, 
591  sqq.).  SDlagnuIfuS  mar  8if(|of,  alS  ber  93a- 
fiarb  ®unbobalb  ben  £b^on  ber  ^ronfen  gegen 
ben  red^tm&ligen  99eft(er  erfirebte;  ber  Stf^f 
miberfeMe  ft^  unb  marb  ht^^alb  Derbannt  9lacb 
®unbobaIoS  Slobe  mieber  gurüdgefel^rt,  mobnte 
er  bem  Sondl  Don  Sßacon  585  an.  SBte  f^on 
im  5.  unb  6.  Sal^rbunbert,  fo  mar  aud^  Don  ber 
aRitte  beS  7.  bis  gum  9.  So^Tbunbert  megen  bei 
fricgerif  d^en  Sreigniffe  bie  Steibenfolge  ber  SBif^ofe 
Don  ^oi^oufe  öfter  unterbro^en.  Son  ben  fpö- 
teren  Sifd^öfen  Derbienen  Srmä^nung:  SfamuS 
(1074—1105)  als  9{eformaior  ber  fflofierbiS- 
ciplin,  ber  aud^  unter  Seibtlfe  beS  @rafen  SBÜ- 
belm  bie  £anonifer  ber  ^ouptfiriibe  gum  cano« 
nifd^en  Seben  Der|)f(i^e.  Unier  i^m  tarn  $apfl 
Urban  IL  nad^  Stouloufe,  um  bie  neu  errt^tete 
JHrd^e  St.  Semin  eingumeiben  (24. 3Roi  1096). 
äfamuS'  Stad^folger  «melius  Koimunb  Don  $iqi 
(1106—1189)  überlief  benSobannUem  bie  Sb» 
migiuSfird^e  gu  Xouloufe  unb  untetftü|te  ben 
fei.  Robert  b'arbriffel  DongonteDrouIt  0.b.«tt) 
bei  ®rünbung  eines  fflofierS  nabe  bei  Xouloufe. 
Unter  guld^ranb  (1179—1200)  mar  bie  @e- 
malt  ber  Sifd^öfe  burd^  bie  gin^nffe  ber  ®rogen 
febr  gefd^mdlert,  fo  bog  eS,  mie  äSBilbelm  Don 
^u^IaurenS  fogt,  bem  Sifd^f  o^e  i^re  befon- 
bere  Srloubni^  nid^t  gefiottet  mar,  bie  ^ar- 
teten gu  befu(|en.    2)ie  SmtSfü^rung  Siilco^ 


1901 


Zouloufe. 


1902 


Don  «oifeüle  (1205 -- 1281;  f.  b.  «rt.  IV, 
2098  f.)  totttbe  butd^  bie  XlbigenfetBetoegung 
gclrflbt  (f.  b.  !Rrt.  Slbigenfer).  Surd^  bie  93e- 
inüffungcn  be9  Sifd^ofS  untenoorf  fidjf  Xouloufe 
brm  ®Tofen  Don  SRontfort;  gulco  felbft  mu^e 
ober  bei  tRoinmnbd  SEBieberte^r  feine  SBifd^ofS- 
iiabtt)erIaffenunbftatbSBei^nad6tenl231.  Unter 
bem  Dominicaner  Slaimiinb  IV.  S^Igar  (1232 
bis  1270),  einem  feeleneifrigen  Sifddof  unb  ent- 
fc^iebenen  (Segner  ber  ^ärefte,  nmrben  Diele 
6Hf hmgen  gemod^t  unb  bie  Orben  beS  1^1.  gfron- 
ciScuö  unb  bed  ^I.  SemorbuS  begfinftigt.  Sein 
!Ro4faIger  »ertronb  be  I'äSle  (1270—1286) 
erbaute  ben  ledigen  Sl^or  ber  Sotl^brale  im  Ogi- 
tMiIftU^  ber  enbKc^  auc^  in  Sfibfranfreid^  (Eingang 
fanb.  @etn  bebeutenbefi  S3erm5gen  Dermacbte 
Sertranb  gan)  )u  milben  Sto^ct^*  ^^  %  Sub- 
toig  t>on  Sicilien,  ®ro^neff  e  SubmigS  beS  ^eiligen, 
€o^n  be9  ftöntgS  ftarl  II.  k>on  Snlou,  »eld^er 
bem  ^rimogeniturred^t  auf  bie  ffrone  9tea))efö  }u 
(Sunftcn  feines  SruberS  Stöbert  entfagt  l^tte  unb 
in  ben  Orben  beS  ffi.  gfranciScuS  getreten  toat, 
trug  aud^  afö  IBifd^of  Oon  Xouloufe  (1296—1297) 
ßetS  boS  OrbenSfleib,  prebigte  eifrig  unb  toirfte 
itnb  lebte  al«  ein  ^eiliger.  C^r  ftarb  1297  in 
feinem  (Geburtsorte  SBrignoIeS,  nur  23  Sa^re  alt, 
unb  n)urbe  Don  ^a))ft  Sol^anneS  XXn.  ben 
t^riligen  beigegä^tt  (AA.  SS.  Bell.  Aug.  m, 
775).  Ser  47.  unb  le^te  ^ifd^of  toat  ©atUorb 
be  ^ire^ffac  (1306^1317),  nad^  beffen  Zobe 
^uloufe  burd^  $apft  So^otmeS  XXn.  oon  ber 
JKrd^en))rooin)  9{arbonne  getrennt  unb  am 
26.  3Rai  1317  gur  3Rtttdpolt  erl^oben  mutbe. 
UnterfteQt  n)urben  il^r  bie  neu  creirten  SBiStl^fimer 
Apamiarum»  Mirapicensis ,  Montia  Albani, 
YaurenaiB,  RivensiSi  Lombariensis  unb  S.  Pa- 
puli,  bie  bis  gur  SteDoIution  bei  Xouloufe  Der- 
blieben.  (Srfter  «rgbifd^of  würbe  (9}ob.  1317) 
So^nneS  Siaimunb  be  Ö^omingeS,  SBifd^of  oon 
tRaguelonne,  ber  ge^n  Sa^re  fpäter  mit  bem 
$urpur  gefd^mfitftmorb.  (SiaconiuSergö^It  (Vitae 
et  res  gestae  pontifp.  II,  Rom.  1677,  455), 
ba^  na^  So^anneS'  XXTI.  Sobe  bie  Sarbinäle 
bem  ßrgbifd^of  bie  p&p\il\ä)t  SEBurbe  anboten 
unter  ber  Sebingung,  ba|  er  nid^t  nad^  Stom 
uberfiebte,  ttaS  er  aber  ableiste.  (Sr  ftarb  1344 
|u  ät)ignon.  9)on  ben  fpdteren  Oberl^irten  fei 
aobanneS  be  (SarbaiOac  (1379  —  1390)  er- 
U)(ibnt  j  er  lieg  bie  gro|e  (Slodfe  gießen,  meldte 
unter  feinem  9Iamen  lange  berul^mt  mar.  Unter 
ißetruS  be  €t  ÜRartial  (1391—1401),  bem 
Stoutoufe  mehrere  Stiftungen  unb  tt)ertbt)oIIe 
Sleliquienfd^reine  berbanft ,  mürbe  baS  b^ilige 
BdftDtifAsxif  in  ber  neuen  @t.  Stod^uSfird^e  gur 
SBere^rung  auSgefe^t.  SobanneS  IL  oon  Or- 
leans (1503—1533),  (Sarbinal  oon  SongueoiDe, 
unter  melc^em  baS  Sat^ebralca))itel  [äculorifirt 
lourbe ,  mar  Hug  unb  toll  ßifer ,  uno  bie  t)on 
i^  erloffenen  Statuten  mürben  lange  3(it  be- 
Dbad^tei  SBol^renb  beS  Sf ifcopateS  feines  92ad^ 
folgeis,  ®abriel  t^on  ©ramont  (1533—1534), 


taud^  ber  ^roteftantiSmuS  in  Sangueboc  ouf, 
be|f  en  @d^  j^rin  ÜRargaretl^a  oon  SSaloiS,  ff  önigin 
t)on  Waoarra,  mar.  2)ie  ^trlel^re  mad^te  gu  SCou- 
loufe  1552  gro^  gfortfd^ritte,  baS  Sutbertbüm 
mürbe  aber  balb  burd^  ben  (SoItriniSmuS  berbr&ngt. 
3n  ^am  fanb  bie  Steuerung  befonberS  gfdrbe- 
rung  burd^  Sobanna  Don  Sllbret,  meldte  eS  nid^l 
oerf^imübte,  bie  ftangel  gu  befteigen  unb  bie  Seute 
ibr  Srebo  gu  leieren.  3n  biefer  fel^r  bemegten 
3eit  beftieg  nad^  ©abriel  ben  (Ergftubl  Sorbinal 
ObetnS  be  (SbaHUon-lSoIigtiQ  (1534—1562),  ber 
Sruber  beS  ^bmiralS  (Solign^,  bem  er  attf  bem 
SBege  ber  ^trlelffre  folgte,  (ix  mürbe  1563  oon 
$iuS  IV.  abgefe^  unb  in  ben  Sann  getban  unb 
oer^eiratete  ftd^  1564  mit  SfäbeOa  be  ^uteOifie 
(Madame  la  Cardinale).  Unter  biefen  Um- 
ftönben  breitete  fld^  ber  SaloiniSmuS  im  Xou« 
loufer  @))rengel  febr  auS,  unb  bie  @tabt  mfire 
mol^t  gang  caloiniftifd^  gemorben  obne  ben  Sifer 
beS  treuen  (SIeruS,  in  beffen  9teil^en  äReld^ior 
glaoin  unb  SIbin  be  SeröS  einen  f^oxUn  Stomp] 
gegen  bie  92euerer  beftanben.  3n  baS  griil^ 
)a^r  1562  föOt  ber  Vufftanb  ber  ^roteftanten 
gu  Zouloufe,  mobei  eine  groge  Slngabl  t)on 
^onen  (oieSeid^t  3000)  auf  beiben  Seiten  um'S 
Seben  famen  (ogl.  ffatl^olil  1863,  I,  227  ff.), 
©lüdliddermeife  fam  in  bem  gelebrten,  entfd^ie- 
benen  unb  eiferooOen  (Sarbinal  ©eorg  bii> 
magnac  (1562—1577)  ber  redete  ÜRann  auf  ben 
Q^gftubl.  ßbenfo  gemanbt  im  meltlid^en  mie  im 
geiftlid^en  Slegiment,  oermaltete  er  bie  ißrooing 
im  IRamen  beS  ffönigS  unb  rief  bie  ^efuiten 
unb  ffartl^äufer  nad^  Souloufe.  9tad^betn  €(eorg 
b'Slrmagnac  (Srgbifd^of  unb  9Rit(egat  t)on9t)ignon 
gemorben  (1577),  übergab  er  ben  @i|  oon  £ou« 
loufe  bem  gelegten  $aul  be  3fot£  (Sarmaing,  ber 
als  föniglid^er  ©efanbter  in  Chtglanb,  SSenebig 
unb  Stom  fungirte,  aber  nie  oom  (SrgbiStl^um 
99efi^  ergriff.  (Sx  ftarb  1584  im  Stufe  böiger 
grömmigfeit  gu  Stom.  9uf  ben  tl^ötigen  grong 
be  äo^eufe  (1584—1605)  folgte  na(b  neun- 
jö^riger  @ebiSoacang  ber  friegerifd^e  (Earbinal 
9logaret  be  8a  Salette  (1614—1627 ;  f.  b.  Sri 
Vn,  1549),  eine  Sreatur  SKd^elieuS,  bann  ber 
gelebrte  unb  eifrige  ffarl  Don  ÜRontd^  (1628 
bis  1651).  S)iefer  fud^te  ben  (SIeruS  gu  oerebeln 
unb  bie  Sitten  ber  ©laubigen  gu  oerbeffem ;  gu 
biefem  Smede  befud^te  er  aud^  bie  Heinften  ©e- 
meinben  feines  @))renge(S.  9lod^  gefeierter  alS 
©elei^rter  ift  fein  9tad^foIger  ^etruS  be  SRarca 
(1654—1662;  f.  b.  »rt.).  3bm  httbcaOt  Sou- 
loufe  bie  ©rünbung  mebrerer  geiftlid^en  Snftitute, 
g.  S.  beS  Seminars  ber  Srlönber  unb  beS  ftlofterS 
SOtoriä  ^eimfud^ung ;  aud^  bie  ©enoffenf(^ft  ber 
^Sd^uPerbrüber''  (f.  b.  «rt  «entp)  fanb  bafeftft 
(Eingang.  (Srgbifd^of  SobanneS  Sopt.  ÜRid^ael 
(Eolbert  be  SBiOacerf  (1687—1710)  mar  glüd^ 
luber  in  ben  aßerfen  ber  d^rifüid^  Siebe  atS  in 
benen  ber  Sauhtnfi,  inbem  er  ben  bamalS  fiblid^en 
9)Ianfarb'fd^en  SSauftil  einfüge.  SlenatuS  grang 
be  SeauDau  be  Stioan  (1713—1719),  an  bem 


1908 


Xouloufe. 


1904 


bie  l^ol^  SBeiS^  unb  SSButbe  geru^  totrb,  liNir 
ein  93ef(i^ü|er  ber  SBiRenfd^aften  tmb  ein  ge- 
ttxmbtec  3fut|l;  bie  betom  befannten  ^ifloriter 
2)oin  be  Sic  unb  2)om  SSaijfete  erfreuten  ftd^ 
feinet  befonbem  @un{L  ^einrid^  be  9{e8monb 
(1719—1727)  erfe|te  ben  berül^ten  ^ed^in 
(f.  b.  9rt.)  in  ber  franjöjtfd^en  Wabemie  unb 
nmr  als  Siebner  gefd^^.  gfranj  (Eruffol  bOt^äS 
b'Smboife  (1753—1758)  leUete  1755  bu  ®ene- 
taberfantntlung  bed  SleruS.  2)er  92ame  bed  Cr}» 
bifd^ofd  «rt^r  9H(^b  2)Ulon  (1758-1763), 
bem  bie  StobtXouloufe  Diel  Derbanft,  lebte  lange  im 
SJhtnbe  fetner  S)idcefanen  fort.  Sorbinol  &tepl^n 
fforl  Somänie  be  SBrienne  (1763—1788),  fpftter 
StaatStninifter,  tourbe  1789  nad^  Send  tranS- 
ferirt  unb  leiftete  fpater  ben  6tb  auf  bie  SiDil- 
conftitution  (f.  b.  ^rt.  Stebolution,  fronjöftfd^e 
IX,  1134  ff.).  Sfrang  be  gontanged  (feü  1788), 
ber  menige  9Ronate  t)or  %uSbxuä)  ber  9ie)}oIution 
ben  @tu$l  Don  Slouloufe  beftieg,  ttar  3^g^  ber 
SEBirren  in  feiner  S)i5cefe  unb  mu^te  f[ü(i^ten. 
Sffir  il^n  lourbe  als  conftitutioneOer  Sif^of  ber 
£armeliten))ater  ^Qacintl^  @ermet  eingefe^t,  ber 
nid^t  fo  tief  fanf  n>ie  mand^er  anbete.  3n  ben 
fd^toeren  Seiten  fel^Iten  audd  im  @))rengel  Don 
3U)uloufe  pRid^ttreue  fßriefter  nid^t;  meistere 
fiarben  auf  Dem  Slutgerüft,  namentltd^  Dier  gu 
SaftreS,  beren  9Hd^ter  beinal^e  lebiglid^  au8  pro- 
teftantifd^en  $afioren  beftanben.  S)ie  banfbare 
£r}biöcefe  nennt  ben  W)f)6  S)ubourg  aI8  ben 
fteten  SRittelpunft  aQer  fird^Ii^en  Seftrebungen. 
änfolge  beS  SoncorbatS  (1801)  Dergid^tete  gfran} 
be  fJfontangeS  auf  ben  @t^  Don  Souloufe  unb 
nal^m  baS  Sidt^um^utun  an;  er  ftarb  1814. 
(Sfaubiud  gfrang  SRaria  Primat,  ber  fc^on  1802 
Srgbifd^of  Don  Souloufe  getoorben,  fud^te  bie 
SBunben  feiner  flHrd^e  gu  l^eilen,  ol^ne  ba|  il^m 
bad  DöSig  gelungen  lodre;  er  ftarb  1816.  ^tcm^ 
be  »oDet  (1817-1820),  feit  1791  Sifd^of  Don 
@ifteron,  tonnte  toegen  f^toad^er  ©efunbl^eit  Dom 
Srgftul^l  nid^t  lBeft|  ergreifen  unb  reftgntrte  1820. 
9uf  Slnna  ^nton  SuIiuS  be  SIermont>£onnerre 
(1820—1830),  Dorl^er  Sifd^of  Don  Sl^alonS-fur« 
ÜRame  unb  feit  1822  Sarbinal,  folgte  ^kiul  £e- 
rcria  ffiaDib  b'aiftro«  (1830—1851),  Sifd^of  Don 
Sa^onne  feit  1820,  garbinal  1850,  ber  beim 
9lu8brud^  ber  SieDoIution  Don  1830  ber  IKrd^e 
gro^  2)ienfte  leiftete.  Sr  toar  bagegen  »eniger 
glü^id^  in  ber  liturgifd^en  gfrage  gegen  Som 
©uöranger  (f.  b.  Slrt.).  SRit  meifer  fyatb  lei- 
teten bie  ßrgbiöcefe  Sob^^nneS  äRaria  äJlioIanb 
(1851—1859),  Dorber  (feit  1849)  goabiutor 
feined  IBorgangerd,  unb  t^rian  gelis  S)e3))reg 
(1859—1895),  ber  1879  gur  SBürbe  eine«  6ar- 
binald  erhoben  tourbe.  2)er  gegentoftrtige  ßrg« 
bifd^of  i{t  Sfrong  S)eftberat  9Ratbteu,  geb.  1839, 
Sifd^of  Don  aingerd  1893,  ))romoDirt  am  25. 3uni 
1896.  2)emfelben  untergeben  gema|  bem  Son- 
corbate  ald  @uffragane  bie  Sifd^öfe  Don  SKon« 
tauban,  ^amierd  unb  Sarcajfonne.  Sieben  bem 
SRetro^oIitanca^itel  gab  e8  früber  gu  Zouloufe 


I  nod^  boS  Sopttd  Don  SNHe-cn*3ourbain  unb  baS 
beS  ffi.  Selig  DOtt  (Eatomon,  beibe  Don  $at)fl  So« 
i  bonned  XXTT.  funbtrt;  fie  gingen  in  ber  KeDoIu- 
tion  ein.  SBeiter  gab  eS  1790  in  ber  ergbibcrje 
nod^  9  Sbteien,  barmitec  bie  beS  bL  @atuntin 
mit  ßapitel,  4  99end>ictt»er*$rtorate,  18  üRonner' 
tUfler  Don  ebenfoDielen  Oiben,  12  3^aueiA5ßer 
(in  Xottloufe  felbft)  unb  230  Pfarreien,  ^cute 
gibt  eS  für  bie  480  000  Seelen  beS  2)cpartemeni3 
|^aute-®aronne,  meU^  ben  Srgfprengel  bilbet, 
in  3  9nbibiaconaten,  4  SrtbipreSbQtetoien  unb 
89  2)ecanaten  7  Pfarreien  erfter  unb  37  gioeiter 
itlaffe,  508  Sucdfffalen  unb  61  Sicariate.  9leben 
bem  6eminar  be§  tatboltfd^en  3nßitute3  beßebt 
no(b  ein  Sidcefanfeminar,  loie  erftereS  Don  BvU 
))icianem  geleitet,  bann  )ttiel  ihiabenfeminarien 
gu  Xouloufe  unb  ^olignon.  9n  mannli(ben  9le> 
gularen  gibt  ed  nur  @<bulbrüber  mit  SloDicioten 
gu  Xouloufe  unb  gu  $ibnic  Son  ben  36  Der» 
fd^iebenen  tt)eibluben  Kongregationen  b^ben  bie 
8d^meflem  ber  Unbefledien  (lm))fängni|  boS 
IDlutterbauS  gu  Saftred,  bie  ®i^rDt\itm  Don  ber 
bettigen  gf^intilie  Don  Slagoretb  bad  ^Rutter^S 
gu  $Ian,  unb  bie  S^weflem  Don  ber  b^ifigcn 
SamUie  Don  SmienS  bad  ^uptbaud  gu  Xouloufe. 
@9noben  gu  3:outoufe.  Sie  erfle  micllii^ 
ateformf^nobe  ttmrbe  829  gebalten  (C^efele,  Conc- 
®efd^.  lY,  2.  9lufl.,  54.  69).  (Eine  S^nobe 
Dom  3abte  844  orbuete  bie  93erbaltnij)e  giDifd(^ 
»ifd^öfen  unb  $rieftem  (ebb.  110).  S)te  Dom 
Sabre  883  b^^nbelte  fiber  jHagen  ber  3uben 
megeu  erlittener  !Dli^b<>nbIuiigen  (ebb.  544).  S)ie 
S^nobe  Dom  3abre  1020,  loelcbe  über  bie 
Sebrudung  feitenS  ber  ®ro|en  bonbeüe,  loor 
mebr  S)iöcefanfqnobe  (ebb.  671).  2)ie  Don  !ßa|ift 
SBictor  IL  im  3. 1056  angeorbnete  @9nobe  er- 
bob  ftd^  in  13  Sanoned  gegen  bie  @imonie, 
fdddrfte  ben  Sölibat  beS  S^leruS  ein,  jügelte  bie 
©elüfie  ber  Xouloufer  ®rafen  unb  beftimmte  ha§ 
SUter  (30  3abte)  für  bie  epifcopoln^ürbe  (ebb. 
789).  Sie  XbäHgfeit  ber  unter  bem  93orfi|  beS 
bL  $)ugo  Don  (SlunQ  1060  abgebattenen  S^n? 
obe  i{i  unbefannt  (ebb.  842).  3m  3.  1068 
iDurbe  gegen  Simonie  IBefd^IuB  gefaxt  (ebb.  883), 
1079  unter  bem  ißorft^  bed  fiegaten  ^ugo  ber 
93tfd^of  Don  SUbi  koegen  Simonie  fudpenbirt  unb 
escommunicirt  unb  ber  neue  Sifd^of  Don  IRbobeg 
confecrirt  (^efele-ffnöt^fler,  6onc.»®ef^.  V,  55). 
Sie  SQuobe  im  3-  1090  fud^te  Derfd^ieboie 
aßigftönbe  gu  Derbeffem  (ebb.  200).  9uf  ber 
@9nobe  1118  mürbe  ber  ffreuggug  gegen  bie 
SRouren  in  @])anien  gutgebei^en  unb  befdri^ 
(ebb.  343).  Sie  Spnobe  Dom  3abte  1119 
leitete  $a})fl  galift  IL  felbfi;  im  britten  ber 
10  SanoneS  mürben  bie  Snlebrer  anatbemoti- 
firt,  meldte  baS  bnlige  9l(tard{acrament  Denoarfcn 
(ebb.  345.  385).  ^M  ber  S^nobe  1160  traten 
bie  fiegaten  SIesanberd  IIL  mib  beS  ®egen* 
pQf^^i  Sictor  lY.,  bie  ftonige  Don  gronfniib 
unb  Snglanb,  100  Sifd^bfe  unb  siebte  ]UQ?gen; 
Wesanber  mürbe  befiöügt  wib  Sidor  in  ben 


1905 


XoutnelQ. 


1906 


Sorni  gell^  (Ob.  594  ff.).  S){e  @9nobe  1219 
tetbot  bot  ftal^rem  irgenb  ein  9[mt  ober  eine 
fBennottung  ju  übertragen,  mtb  fd^orfte  bie  @onn« 
togSfeiit  ein  (ebb.  921).  3m  3. 1229  ffljMe  eine 
Sqnobe  bie  bifd^öflit^  Snquifüion  ein  (ebb. 
979  ff.).  3m  3. 1827  mürbe  aud  9nIo^  eineS 
befonoem  gaScd  bie  9b^oItung  eines  Zobten- 
oinled  für  einen  nod^  Sebenben  bei  Strafe  ber 
Sscommunicotion  t)erboten  (^efcle«ffn5pfler  VI, 
627).  3m  3«  1590  (ielt  ^rgbifc^of  glrong  H. 
be  3o9eufe  efate  Sqnobe  jur  aBieber^erfteüung  ber 
dericolen  SHficiptin.  9ud^  ßrjbifd^of  3o^nned 
Sttbtoig  be  IBalMS  be  Serton  be  CriUon  l^ielt 
1728  eine  S^nobe.  Sie  (e^te  $rot)inaiaIfQnobe 

tanb  1850  flott.  3n  t)ier  @i^tmgen  l^anbelten 
lie  mia  fiber  fird^Iid^e  ^ierar^ie.  Aber  ®Iaube 
unb  Sel^e,  fiber  Sultui»  unb  S)i9dt)lin.  S)ie 
IBef<I^Iäf|e  umf  äffen  oUe  bebeutenbenftird^enfrogen, 
namentlf^  merben  aud^  bie  3rrle]^  neuerer  Seit 
Detttorfen  (f.  OolL  Lac.  IV,  1027  sqq.).  2)en 
dd^t  fird^Iid^  ®eifi  biefer  9cten  (at  ber  Eilige 
Stülpt  mit  Sefriebigung  anerfannt.  Untergeid^net 
baben  au^er  bem  Srjbifd^oJ  b^ftroS  feine  brei 
Suffragane  unb  fein  (Soabiutor.  (Sgl.  Gallia 
chraiXIII  [1785],  1  sqq.  unb  Instr.  1  sqq.; 
Annales  eccL  du  dioctee  de  Toulouse,  Tou- 
louse 1828 ;  Moroni,  Dizion.  LXXVII,  9  sgg. ; 
SalTan,  Hist.  gen.  de  Täglise  de  Toulouse, 
Toulouse  1856— 1861,  4yols.;  Garns,  Ser. 
Epp.  637  sqq.;  L.  Duchesne,  Fastes  ^pi- 
scopaux  de  i'ancienne  Gaule  I,  Paris  1894, 
25.  295  88.;  Eubel,  Hierarch.  cath.,  Monast. 
1898,  515.)  [(@uerber)  IReber.] 

%9uxuttif^  ^onoratuS  (^onore),  berühmter 
S)ogmoti ter,  mürbe  am  28. 9uguf)  1 658  ju  SlntibeS 
in  ber  !ßrot)mce  aus  nieberer  f^amilie  geboren. 
%(S  ffnabe  bütete  er  bie  Sd^meine,  mürbe  aber 
megen  feiner  gISn)enben  @eifte8gaben  oon  feinem 
gei^Iir^en  O^eim,  bem  W)M  SRouton  )u  @t- 
©ermain-räuserroiS ,  nad^  $ori3  gebrad^t,  um 
bort  %fytolo^\t  )u  fiubiren.  3ni  3Q^te  1686 
mürbe  er  Soctor  ber  Sorbonne,  1688  erbielt  er 
im  Slter  oon  80  ^af^xm  feine  erfte  SnfteDung  aI8 
$rofeffor  ber  Zb^ologie  in  Souai  uno  entlebigte 

!id^  Dort  feiner  Se^raufgabe  mit  fo  großem  ®e- 
ifid  unb  Srfolg,  bo|  bie  Sorbonne  ibn  bereits 
1692  olS  Ißrofeffor  nod^  IßariS  }urüdberief.  (Sine 
äd^te  SicrbebiefeS  Sebrf  örperS,  oerblieb  er  24  Solare 
lang  in  feiner  ebrenDoSen  Stellung,  gog  ftd^  aber 
1716  onU^Iid^  ber  im  Sd^o^e  feiner  Sacultöt 
»egen  ber  SuIIe  Unigenitus  auSgebrod^enen 
Streitigfeiten  in^  !ßrioatIeben  jurudf,  um  nun- 
mebr  gon)  ber  Sur^orbeitung  unb  S)rud!Iegung 
fetner  bogmatifd^en  Sorlefungen  }u  leben.  Sin 
SRonn  t)on  ausgebreitetem  SBiffen  unb  ungeheurer 
SrbeitSfraft,  ini/ntU  2:oumel9  fid^  burd^  auf« 
ric^ge  S)emutb  unb  Untermürftgfeit  gegen  bie 
6tIo|[e  beS  l^dpfilid^en  Stuhles  auS,  meldte  er 
fai  fhtrmbemegter  S^t  mit  ebenfo  großer  Jtlugbeit 
olS  unbeugfamem  SDtutbe  gegen  bie  Sanfeni^en 
t)edbeibigte.  Sej^tere  freilid^  ^o|ten  unb  f d^möbten 


ibn  ebenfo  fel^t,  als  fie  ibn  ffird^teten,  ba  er  mit 
feinem  meitrei(^enben  SBiffen  unb  feinem  Sin« 
flu|  ibre  ^interlift  unb  %&dt  mebr  als  einmal 
burd^freujte  (f.  b.  9lrt  VpptUattttn).  Seinen  ein- 
bringlicben  SBemubungen  mar  eS  gro^entbeilS  }u 
Derbanfen,  ba^  bie  tbeolopifd^e  gfacultöt  1729  bie 
t)ielumf)rittene  SuOe  Unigenitus  (S[emenS'  XL 
enblid^  annobm,  unb  ba|  aud^  bie  iibrigen  Soc- 
toren,  bie  tbeilS  fd^manlten,  tbeilS  ftd^  miberfe^ten, 
anlegt  fafi  aOe  Der  ^öpfüid^en  fiebrauctorität  ßd^ 
untermarfen.  Zoumelt^'S  an  bie  Sorbonne  in 
biefer  Sngelegenbeit  gerid^teteS  (Suta^ten  oom 
15.  S)ecember  1729  (abgebrudtt  bei  Du  Plessis 
d'ArgenM,  Coli  judic.  HI,  1,  Paris.  1755, 
176  sqq.)  marb  t)on  ber  (Seneratoerfammtung 
beiföllig  aufgenommen  unb  beenbigte  ben  Streit. 
Seiber  foUte  er  ben  DoSen  Xriumpb  ber  guten  Sad^e 
nid^t  mebr  erleben;  benn  infolge  eines  Sd^Iag« 
anfaÜeS  ber  Sebhoft  beraubt,  fbirb  er  f^on  am 
26.  ©ecember  1729  im  «Iter  oon  71  ^f)xtxL  — 
SBeit  über  gtanfreid^S  ©renjen  binauS  b<^ben 
XoumelQ'S  Praeleciiones  theologicae,  Paris. 
1725—1730,  aSerübmtbeit  erlangt,  nad^  »obr- 
bad^cr  (Bist,  univers.  de  ri^glise  catholique 
Xn,  Paris  1876,  411)  „bie  befte  Dogmatü^ 
meldte  überbauet  in  g^ranfreid^  jemals  b^rauSfam 
unb  baber  lange  3^it  binburd^  „in  ben  befferen 
iheifen  in  gfranfreid^  maggebeitb  blieb,  bis  baS 
fd^Ied^tere  SBerf  oon  aSaiSq  fie  oerbrängte'' 
(Sd^eeben,  2)ogmati!I,  Sfrriburg  1873,  456). 
aßit  patriftifd^er  Selefenbeit  unb  ©ebiegenbeit  beS 
3nbalteS  oerbinben  biefe  SSorlefungen  burddfid^tige 
ftlarbeit  unb  b^b^  Slegou}  ber  Sprad^e.  3n  ber 
®nabenlebre  gebt  Xoume^'S  6au))tbeftreben  ba* 
bin,  bie  gan}e  ^oblb^i^  ^^^  SlaubenSmibrigfeit 
beS  j[anfenifiifd^en®nabenbegrip  (ber  delectatio 
coelesiis  victrix)  aufgubedten  unb  bie  bogma* 
tifd^e  SBered^tigung  ber  gegen  SajuS ,  3<ntfeniuS 
unb  OueSnel  (f.  b.  9rtt.)  gerid^teten  ]pa))ftlid^en 
SBuQen  bar}utbun;  bie  Sbarafterifüf,  bie  er  Don 
bem  b^u(blerifd^en  3onfeniSmuS  entmirft  (Prael. 
theol.  de  gratia  praef.),  ifl  überaus  treffenb 
unb  fd^arf.  3n  ber  ßfrage  fiber  baS  SSerbdltni^ 
Don  @nabe  unb  gfteibeit  betampft  er  ben  2:bD" 
miSmuS  ebenfo  entfd^ieben  mie  ben  SDloIiniSmuS 
unb  ben  SongruiSmuS  (f.  b.  9rtt.)  unb  rebet 
feinerfeitS  bem  fd^on  Don  ^fambert  unb  Ruberen 
Dertretenen  fog.  SQnfretiSmuS  baS  SBorL  9ud^ 
um  baS  S)ogma  Don  ber  fteIlDertreteiri)en  ®enug- 
tbuung  Sbrifti  b<tt  er  ftd^  gegen  ben  Socinia- 
niSmuS  Derbient  gemad^t,  mobei  er  aber  ben  SBe» 
griff  ber  Straf gered^tigleit  ®otteS  in  einer  Seife 
fiberfpannte,  ba^  er  mit  bem  bl-  Snfelm  (f.  b. 
%xt)  gegen  bie  allgemeine  Sebre  aQer  Sb^ologen 
bie  abfolute  Slotbtoenbigfeit  ber  Sncamation 
barauS  ableiten  mu^te  (De  Deo  q.  19,  art.  1). 
—  3n  ber  gfolge  DielmalS  aufgelegt  (g.  93.  ^riS 
1765,  SSenebig  1790),  mürben  bie  Praeleciiones 
Don  einem  anfangs  anonymen  93erfaf|er  (f.  b.  9rt. 
Sollet)  burd^  C)in)uffigung  ber  Snoraltbeologie 
betrSd^tlid^  ermeitert  unb  b^^nxSgegeben  unter 


1907 


lournemtne  —  SEouruon. 


1908 


bem  neuen  ®efammttttel:  Honorati  Toumelj 
CuTBUs  theologicus  Bcholastico-dogmatious 
et  moralifl,  Venetiis  1731—1746, 16  voll  (neue 
ausgäbe  ebenbort  1750  in  19  iBänben).  S)iefe 
benetianifd^  9(udgabe  l^t  bie  ßigentl^ümlid^teit, 
ba^  i^r  ^rauSgeber  ben  %b|(j^nitt  ühtt  bie  Atrd^e 
in  offenbar  tenben}id)er  Sbfic^t  ge!ür)t  unb  t)er« 
ftümmeli  fyii;  bie  ftölner  (Sbition  ton  1784  in 
9  93önben ,  f oioie  bie  je^nb&nbige ,  »eld^e  eben« 
bafelbft  1752^1765  gebrudEt  »urbe,  fntb  ein- 
lod^e  9lad^brude  ber  t>enetiani{d^en  mit  ber  Sort- 
ierung t)on  Sollet  (f.  ob.).  Se^erer  fertigte 
au^er  ber  Continuatio  oud^  einen  jmeibönbigen 
3(uS5ug  aus  2i)urnel9'd  SSorlefungen  an  ($ariS 
1744),  ein  Untemel^men,  in  loeld^em  il^m  bereits 
gloei  anbere  Xl^eologen,  ber  @ul})tciQner  äKontagne 
(ge[L  1767;  Fraelectionum  Toumelii  Com- 
pendiom,  Paris.  1731),  foR)ie  Urban  Stobinet, 
Soctor  ber  Sorbonne  unb  (Seneraloicar  oon  ^kiriS 
(gejt.  1758),  oorauSgegangen  mären.  9lu|erbem 
fei  nod^  bie  1735  in  ff  bin  erfd^ienene  ^toeibanbige 
MeduUa  theologiae  Toumelianae  ertoöl^nt, 
meldte  fid^  t)or}ugSn)eife  mit  ben  Sntel^ren  beS 
93aiuS,  äonfeniuS  unb  OueSnel  befaßt.  Sänge 
na(|  bem  Xobe  3:oumel9'S  erftanb  biefem  un« 
ertoortet  ein  heftiger  @egner  on  bem  99enebictiner 
ailougenot,  ber  fpedeU  gegen  beffen  ®naben- 
lel^re  baS  breibänbige  SQßert  rid^tete:  Tournelj 
convaincu  d'erreurs  et  de  mauvaise  foi 
dans  ce  qu'il  a  öcrit  Bur  les  matiäres  de 
la  gräce  (yoI.  I,  Gologne  1761 ;  vol.  II  etm 
[©rudort  unbefannt],  1771).  3nbe^  ^at  biefe 
®d^rift,  meldte  felbft  oon  ^rrtl^ümem  nid^t  frei 
mar,  bem  l^ol^n  Stufe  beS  Eingegriffenen  bei 
ber  Stad^melt  leinen  mefentlid^en  ^bbrud^  on}u* 
tl^un  bermod^t.  (SBgL  Biogr.  univers.  n.  ed« 
XLn,  47 ;  Hurter,  Nomend.  lit.  11,  2.  ed., 
1070  Bqq.)  [^Pol&te.] 

^wtnendne^  Stenö  3ofe))]^  be,  S.  J., 
umrbe  am  2. 9())ril  1661  }u  StenneS  geboren,  trot 
om  80.  9(uguft  1680  in  ben  äefuitenorben  unb 
flarb  ju  $ariS  am  16.  Wai  1789.  Stad^bem  er 
als  Seigrer  in  Oerfd^iebenen  Steigen  beS  SBiffenS 
fein  glänjenbeS  Xalent  bemö^rt  l^atte ,  mürbe  er 
1701  mit  ber  fieitung  ber  geleierten  S^ttfd^tift 
M^moires  de  Trevoux  (f.  b.  9rt.)  betraut,  an 
meld^er  et  ftd^  aud^  mit  gal^Ireid^en  t^rbeiten  be« 
ti^Uigte.  Später  ftanb  er  ber  99ibIiot^eI  beS 
^rofegl^aufeS  gu  $ariS  oor  unb  übemal^m  1725 
bie  gortfekung  ber  Bibliotheca  Scriptormn 
8.  J. ,  mobei  er  febod^  über  bie  SorbereitungS« 
arbeiten  nid^t  J^ittouSfam.  %uf  Hterarifd^em  ®e« 
biete  mirtte  er  burd^  Snregimg  unb  iBeförberung 
tunger  Xalente,  auf  teligiöfem  (gebiete  bur(| 
$rebigt,  ßj^ercitien,  fieitung  oon  SüngllngS« 
fobalitoten  u.  bgL  faft  ein  l^albeS  gol^rieunbert 
lang  überaus  fegenSreid^.  Sein  bebeutenbfteS 
miffenfd^aftli^eS  SBerf  ift  bie  9leuauSgobe  ber 
glofftrten  99ibel  feines  OrbenSgeno|fen  Stef^l^an 
^enod^iuS  (f.  b.  9Irt.),  meldte  er  mit  geleierten 
S)iffertaüonen  begleitete.  (Sine  oon  il^m  ge)}Iante 


unb  angelünbigte  fortlaufenbe  Ctflöntng  btr  ge« 
fammten  ^eiligen  Sd^rift ,  meldte  auS  ben  Som« 
mentaren  ber  beften  fatlifolifdeen  (EsfVtm  jufam* 
mengefteSt  merben  foUte,  fam  nid^t  gu  ftanbe.  ßs 
ift  betannt,  ba^  Xoumemine  üerf^iebenen  eitm« 
oaganten  3been  feiner  OrbenSgenoffen  ^rbouin 
unb  SerruQer  (f.  b.  9rtt.)  nid^t  nur  bur^  pnfdn« 
lid^en  ßinßu^  entgegeugumirfen  fu^te,  fonbeni 
aud^  in  dffentUd^en  Sd^riften  unb  ffunbgebungen 
gegen  biefelben  auftrat.  (tBgL  Lambert,  £Ü8- 
toire  litteraire  du  rfegne  de  Lonia  ZIV., 
I,  Paris  1751,  189  ss.;  Hurter,  NomeocL 
lit.  U,  2.  ed.,  1088;  de  Backer,  Biblio- 
theque,  noav.  ed.  par  Sonuneirogel  YIII 
[1898],  179  SB.)  [O.  *fülf  S.  J.] 

fonrttettx,  f.  2etoumeu|. 

fottmon,  ^tani  o o n ,  Sorbinal,  mel^I  bie 
fledenrofefte^erföntid^feitunierbengro^enStoatS« 
männem  tJfranfreic^S,  mdd^e  ben  römifc^en  $uz^ux 
trugen,  mürbe  1489  alfi  S^röpng  einer  ber  erficn 
SamUien  oon  fiangueboc  geboren.  Sein  ©efd^lt^t 
l^at  ber  ftird^e  oiele  äßürbentröger  gegeben,  unter 
biefen  im  16.  Scil^rl^unbert  gmei  8ijdif5fe  oon  9!^i« 
oierS  unb  gmei  ^ifd^dfe  oon  SSalence.  gfrani, 
feit  feinem  gmölften  äal^re  9luguftinct*£l^or^, 
mürbe  15 1 7  auf  baS  <Sr}biSt^iun  embrunbeförbcrt, 
meld^eS  er  in  ber  gfolge  mit  IBourge^,  Sudd«.  S^on 
oertaufd^te;  er  mar  aud^  3nl()aber  oon  13  SLbteien. 
3m  nnör)  1530  mürbe  er  oon  Siemens  YU.  |um 
^rbinal  erl^oben;  fpöter  &irbinaIbi)d^of  oon €0« 
bina,  mar  er  feit  IßiuS'  lY.  ^nttßcat  Sif^of  oon 
Oftia  unb  3)ecan  beS  ^ligen  SoDegiumS.  Seit 
1525  gel^örte  er  )u  ben  einflu^reid^ften  SRdt^en  ber 
franiöftf ^en  ffrone.  IBom  9Rabriber  gfriebcn^  ben  er 
als  ^auptunter^dnbler  oon  ftangöftfd^er  Seite  am 
14.  3anuar  1526  unterfd^rieb,  bid  )ur  Stanbe* 
oerfammlung  oon  Orleans  1560  unb  bem  Sfteli* 
gbnSgefprö$  oon  $oiff9  1561  OKir  er  bei  allen 
großen  Setionen  bet^eÜigt,  meldte  bie  ®efd^ide 
gfranfreid^S  berül^rten.  SBeim  (EinfaQ  beS  faifer* 
lid^en  ^eereS  in  bie  $rooence  1536  fieOte  i^n 
gfrang  I.  an  bie  S])i|fe  ber  gefammten  %tvt(^m' 
mad^t  unb  übertrug  i^m  bie  SanbeSoertl^eibigun^ 
eine  Aufgabe,  meld^er  ftd^  ber  (Krd^enfürft  mü 
Umfid^t  unb  &:f olg  entlebigte.  3n  ben  lej^  3e^ 
äußren  f^rong'  I.  mar  Xoumon  allein  ber  kitctü)e 
StoatSmann  gfranlrei^S.  Unter  ^einrid^  IL  oom 
^of e  fern  gel^alten,  oertrat  er  mit  glängenbem  Sr^ 
folge  bie  3nteref|en  feiner  Snonard^ie  an  ber  pQp\ip 
lid^en  Surie,  1547—1553  unb  obermalS  1555 
bis  1559,  t^eilS  in  au^erorbentlid^  aRiffum, 
tl^eUS  als  ßanbiger  (Befanbter.  (St  befoB  baS  Ser> 
trauen  ber  ^apjte  Slemen^  YIL,  3uliud'  HL  unb 
befonbersatiuS'IY.  %ud^  umboSSuftonbebrnmen 
beS  ClonciiS  oon  Xrient  i{l  Xoumon  Oerbient  3n 
ber  Sl^efd^eibungSangelegen^  ^einrld^  YIIL 
oon  Cnglanb  (f.  b.  9rt.)  ^atte  er  in  au|erorbettt« 
lid^r  Senbung  )u  Sonbon  unb  9tom  oexgebenS 
}u  oermitteln  gefud^  S)en  unglädBid^en  fftUg  ber 
(Soraffa  (f.  b.  9lrt.  ^ul  lY.,  ob.  IX,  1640  f,) 
l^e  er  bel^arrlid^  miberrot^en^  unb  bie  rofdjfc 


1900 


Xournon,  ftarl  Zl^omaS  ÜRaidarb  be. 


1910 


fiieblii^  IBeilegttng  mtt  )um  guten  tJ^  il^m 
}u  oerbonfetL  goß  n>&^tenb  beB  gonjen  Ißonti- 
ficoteS  $aula  IV.  l^ielt  er  jld^  Don  »om  entfernt 
an  onberen  Orten  ätoIienS  auf.  Sr  mar  ber  ent« 
fc^loffenfle  unb  gefärd^tetfte  ®egner  ber  religiöfen 
^Jleuerung  in  gfronfretd^  unb  n>u|te  ber  (Eonnttien), 
iDdc^e  gran)  L  bem  datoimSmuS  gegenüber  an 
ben  Zag  legte,  gefd^idt  entgegen^umirfen;  bur(^ 
i^n  iß  bie  Serufung  ajleland^tl^nd  (f.  b.  9rt.)  nad^ 
$arifi  l^intertrieben  toorben.  3i^ni  berbanft  aud^ 
bie  Oefefif  4aft  3efu  bie  Sulaffung  in  fjfranfreid^ ; 
er  mar  berfelben  bis  gu  feinem  Zobe  ber  treuefte 
t^reunb  unb  möd^tigfte  ® önner.  SDaS  reid^  funbirte 
fioQegium  gu  Zoumon,  bem  @i^  feiner  Sfomilie, 
äbergab  er  in  i^re  ^änbe  unb  molte  in  il^rer 
SoOegiumSfird^  bafcft(t  begraben  fein.  P.  $o- 
lonco  8.J.  mu|te  il^m  mäl^renb  ber  legten  Ifranf- 
(eit  )ttr  Seite  bleiben.  Zoumon  mar  ein  ^od^- 
gebitbeter,  t)ielfeitiger  (Seift  unb  eifriger  gförberer 
ber  etpenfc^aften.'  Um  bie  lönigltd^e  »ibliotl^ 
gu  $ariS  mie  um  ßrrrid^tnng  einer  föniglid^n 
2>ru(Ierei  l^otte  er  gro|e  SSerbienfte.  Sr  mar  gro^- 
mfit^iger  9Röcen  ber  (Belel^rten;  SRünner  mie 
9ßuret^  S)eni8  Sambin,  nad^mafä  professor  re- 
gins  gu  $arid,  $iene  SanH  Sifd^of  ton  2a» 
oaur,  93inceng  £auri,  ben  (Sregor  XITT.  felbft 
gum  Carbinalat  er^ob,  u.  %  fj/aäm  ifya  SBieIed 
gu  üerbanfen.  3^^  Stubienanftolten,  baS  SoQeg 
Don  9lu(^  unb  baS  bon  Zoumon,  ftnb  bon 
ibm  gegrfinbet.  99eim  Jhieg  in  ber  jßrobence 
1536  ^itt  er  f&r  Verpflegung  bed  6eere8  auS 
eigenem  Sermdgen  gro|e  Opfer  gebrad^t;  bei 
feinem  Zobe  manbte  er,  abgefel^  bon  baterlid^er 
gürforge  für  feine  2)ienerf($aft,  alleS,  maS  er  be- 
\ai,  firc^Iif^en  3tt>edfen  gu.  !Dlon  rül^mt  il^  aI8 
eingig  bafte^enbed  SBeifpiel  eines  Staatsmannes, 
mel(^er  «,89  ^offtt  lang"  unter  ben  aDerberfd^ieben- 
ften  SBerböItniffen  ma^gebenben  Sinf[u|  auf  bie 
@efd^ide  feineS  SaterlanbeS  be]^u))tet,  ftetS  bie 
9(d^tung  aud^  feiner  ®egner  befeffen  unb  niemals 
einen  burd^  bie  3ufunft  nid^t  als  gut  bemöbrten 
9lat^  gegeben  b^be.  ^ebenfalls  gehört  er  gu  ben 
bebeutenbften  !Dlannem  beS  16.  2[a(rbimbertS. 
Zoummi  jiarb  mit  ber  Qaren  SorauSjid^t  ber  Uebel, 
meiere  bie  bon  il^m  laut  getabelten  Soncefjionen 
on  bie  Hugenotten  bem  Sanbe  bringen  mürben, 
im  Ucbrigen  in  d^rifllid^er  gfrömmigfeit  gefaxt,  gu 
@t«®ermain-en«&i4e  am  21.  ^pxü  1562.  Sie 
Statuta  Synodalia,  Lugdnnil560,  ftnb  bon 
t^m  berouSgegeben ;  aud^  eine  ^nga^I  feiner  Srief e 
ift  fpater  in  berf^iebenen  Sammlungen  gebruÄ 
morben.  (SgL  Beomans,  Ben  Hisioria  Mo- 
nasterii  8.  Joannis  Beomaenais  in  tracta 
Lingonensi,  primariae  inter  Gallica  coe- 
nobia  antiquib^tis  . . .  collecta  et  illuatrata 
a  P.  Petr.  Boverio  S.  J.,  Paris.  1637 ;  Cia- 
eom*01doiiii,  Yitae  et  res  gestae  Pon- 
tificom  Boman.  HE,  Bomae  1677,  506  sqq.; 
GaUia  ehrist  I  [1715],  1002  sq.,  U  [1720], 
»7,  befonberS  IV  [1728],  183  sqq. ;  Ch.  Fleury, 
Hiai  da  Cardinal  de  Tonmon,  ministre  de 


Franoe  sons  quatre  de  nos   rois,    Paris 
1728.)  [O.  $fülf  S.  J.] 

^ttmott,  ftarl  ZbomaS  SRaillarb  be, 
Sarbinal,  belannt  bur$  feine  Zl^tigfeit  im  fogen. 
%ccommobationSftreit  (f.  b.  %tt.),  mürbe  gu  Zurin 
am  21.  Secember  1668  geboren  unb  entftammte 
einem  bomebmenfabo9ifd^en®efd^Ied^te;  feine  n&d^ 
ften  SBorfabren  trugen  ben  Zitel  <,®raf  bon  Zour« 
nonünbSRarquiSbonSIbi".  Seine  fömmtlid^en 
Stubien  modelte  er  in  Zurin.  2)er  fromme  SBaltl^. 
iSxnd,  feit  1691  in  einflu^reid^  SteQung  am 
))d)>{Uid^en  ^ofe,  1695  als  garbinal  fublicirt, 
meld^er  frül^er  als  Sicelegot  bon  übignon  Zoumon 
gu  92igga  fennen  gelernt  l^tte,  gog  i^n,  nad^bem 
er  $riefter  gemorben,  in  feinen  ^auSbalt  nad^ 
SRom.  eiemenS  XL  ernannte  i^n  gum  ))ö))ftlid(fen 
JFammerer.  9tod^  b^tte  Zoumon  nid^t  (gelegen- 
l^it  ge^bt,  in  einer  felbftönbigm  ]^5bem  Ser« 
maltung  ober  einer  biplomatifd^en  Sßiffton  ftd^ 
Srfabmngm  gu  fammeln,  als  bie  ®unft  beS 
^pfteS  bm  dSiö^rigen  SRann,  ber  fid^  burd^ 
eifrige  Z^eilnabme  an  ber  ^^Hfabemie  ber  Srcabier 
unb  öffcntlid^e  SSortröge  in  ber  $ro^aganba  be- 
merfli^i  gcmad^t  f^aftt,  gu  einer  f^mierigen  9Rif- 
fion  auSerfab.  3)er  Streit  megm  ber  malabari« 
fd^en  unb  d^inefifd^m  Sitten  (f.  b.  ^rt.  Sccommo- 
bationSftreit)  mar  burd^  ben  a))oftoIifd^  SSicar 
bon  Sotim,  bm  Sagariften  Cb*  SJlaigrot,  neuer- 
bingS  in  aller  gorm  bei  ber  Surie  anböngig  ge» 
mad^t  morbm  unb  batte  eine  SBmbung  genommen, 
mel^e  ein  (Singreifen  bon  ^öcbfter  StcDe  angu« 
ratl^m  fcbien.  Zoumon  mürbe  beftimmt,  als 
apoftolifd^er  Sijitator  unb  legatus  a  latere  mit 
bem  Zitel  eines  ^atriard^en  bon  %ntiod(|im  an 
Ort  unb  SteQe  bie  Sad^e  gu  unterfud^m.  S)er 
$a)){i  t>erföntid^  ertbeiUe  il^m  bie  bifd^öflid^e 
SBeibe  am  21.  S>ecember  1701.  3m  ütobember 
1708  erreid^te  ber  Segat  ^onbid^erQ,  mo  er  bon 
ben  9Riffionaren  auf's  guborlommmbjte  aufge- 
nommen mürbe.  9lm  Zage  feiner  SBieberabreife 
(11. 3uli  1704)  erlief  er  ein  3)ecret,  burd^  meld^eS 
er  bie  biSl^er  gebulbetm  malabarifd^m  Slitm 
furger  £^anb  berbot.  Sebor  er  nod^  im  gfrübiobre 
1705  in  (S^ina  lanbm  lonnte,  b<itte  aud^  bie 
rbmifd^e  (Kongregation  gu  ber  gfrage  Stellung 
gmommm  unb  burd^  ein  S)ecret  bom  20.  9lo- 
bember  1704  in  öbnlid^em  Sinne  mtfd^ieben.  3n 
Sbina  gelang  eS  ben  Semül^ungen  ber  Sefuiten- 
mif jtonare,  bem  SBertreter  beS  ^ßa))fteS  mit  feinem 
gangen  ®efoIge  bie  Srlaubni|  gur  Steife  nad^ 
geling,  eine  ungembbnlid^  e^rmboSe  Slufnabme 
in  biefer  Sleid^S^auptftabt  unb  eine  9teibe  bon 
^ubiengm  beim  jfoifer  gu  berfd^affm.  S)ageam 
fallen  ^e  f{(^  au^er  Staube,  ben  biplomatifqen 
Sniggriffen  borgubeugm,  gu  melddm  ber  mit  fort- 
möbrmber  Jhanf^eit  f ömpfenbe  $ralat  burd^  Un« 
fenntnig  ber  SBerl^ältniffe  unb  franfbafte  Snegt« 
beit  fid^  l^inrei^en  lie^.  WS  Zoumon  bie  gum 
^ufeiü^alte  in  geling  gemäj^rte  grift  ol^ne  SBei- 
tereS  um  mebrere  3Bo^n  überf^ritt,  barg  ber 
ffaifer  feinm  Unmutig  nod^  infomeit,  ba|  er  il^m 


1911 


Souron. 


1912 


aud^  ffir  bie  9iü(fretfe  ein  Sl^engeleite  }ur  Seite 
gab.  SIber  bie  SSerfünbigung  bed  S)ecreteS  t)om 
25.  äanuar  1707  (}u  9tan!ing),  meld^eS  unter 
Snbrol^ung  fird^Iid^er  (Senfuren  bie  (i^ine{tfd^en 
Siiten  unterfagte,  brad^te  ben  3oni,  ber  ftd^  {(l(|on 
Dornet  burd^  SBerl^aftung  mehrerer  SSertrauenS« 
mannet  beS  fiegaten  tunbgegeben  l^atte,  jum 
offenen  SluSbru^.  Xoumon  tourbe  auf  Sefel^I 
be§  IfaiferS  feftgenommen  unb  ouf  ÜRacao  ben 
$ortugiefen,  meldte  tt)egen  beS  ^tronateS  übet 
bie  d^inefifd^e  IDltffton  mit  ben  popftlid^en  Se- 
l^ötben  im  @tteite  niaten,  in  ©eioa^tfam  gegeben. 
Sin  9netBteien  bed  f))anifd^en  ©ouüetneutS  bet 
$^Uipt)inen,  il^m  }ut  gflud^t  }u  üetl^elfen,  fd^Iug 
bet  Segat  ouS.  St  toat  nod^  @efangenet,  aU  et 
bie  9tad^tid^t  etl^ielt,  ba^  bet  ^apft  il^n  am 
1.  Suguft  1707  gum  Sarbtnal  ernannt  l^abe. 
Snbeffen  nal^men  bie  föt|)erHd^en  Seiben,  toel- 
d(|en  ber  Don  f)au8  auS  bönflid^e  9Rann  t)om 
beginne  feinet  SReife  an  untermorfen  mar,  feit 
9lpxü  1710  ben  Sl^arafter  einer  töbtlid^en  jhanf- 
l^eit  an,  meld^er  er  am  8.  Suni  1710  erlag. 
Siemens  XI.  beftättgte  unter  bem  25.  3)e€ember 
1710  Xoumond  Secnt  bon  92an!ing  unb  fpen« 
bete  nad^  Eintreffen  ber  XobeSnad^ri^t  im  Son- 
ftftorium  Dom  14.0ctober  1711  bemSRut^e  unb 
ber  Eingabe  bed  Segaten  l^ol^eS  Sob.  XoumouS 
Seid^e  mürbe  burd^  ben  Segaten  SReggabarba  fpäter 
nad^  Stom  gebraut  unb  in  ber  ftird^e  ber  $ro- 
))aganba  am  27.  @e))tember  1723  beigefeM  (er 
^alte  bie  $ro))aganba  gur  UniDerfalerbin  feines 
SJermögenS  eingef  e^t).  S)ie  bef  onberen  SQntpatl^ien, 
meldte  Seiben  unb  ))riefterUd^e  Unbefd^oUen^eit 
bem  Serftorbenen  gugemanbt  litten,  fud^ten  bei 
ber  bamaligen  Srregt^eit  ber  @eifter  bie  gfeinbe 
beS  SefuitenorbenS  gegen  Ie|tem  auSgubeuten.  2)ie 
Sntfd^eibungen  SoumonS  l^atten  ftd^  in  erfter 
Sinie,  menn  aud^  nid^t  au8fd^Iie^Ii(^,  gegen  bie 
bis  bal^in  eingel^altene  $rasid  ber  S^fuitenmiffto- 
nare  gemenbet;  oom  erften  Srfd^einen  inSl^ina 
on  l^atte  er  offenes  9Ri|trauen  unb  eine  9lrt  An- 
tagonismus gegen  biefelben  an  ben  Xag  gelegt, 
l^nmieber  alle  ^i^erfolge,  meldte  bie  burd^  fort- 
bauemben  Jhanfl^itSguftanb  mo^I  erflarltd^e  Steig« 
barfeit  unb  ber  SRangel  biplomatijd^er  Umftc^t 
t^m  am  ffaiferl^ofe  gugogen,  ben  „gel^eimen"  Um- 
trieben ber  3efuttenmiffu)nare  gugefd^rieben.  9uf 
bie  ©erüd^te,  meldte  l^ierüber  in  Suropa  oerbrettet 
mürben,  antmortete  nod^  gu  XoumonS  Sebgeiten 
ber  Sice  -  $roüingia(  ber  Sefuiten  in  S^ina, 
P.  X^omaS,  mit  einer  auSfül^rlic^en  2)arlegung 
beS  gangen  Verlaufs  ber  Segation  (abgebrudt  in 
bejt  Letires  ödifiantes  et  cmieuses  XIV, 
n.  ed.,  Lyon  1819,  447  bs.).  Sudi  bie  3)rang- 
fale,  meldten  ber  Segot  auf  ÜJlacoo  ^d^  auSgefe^ 
fal^,  mürben  gum  großen  Zueile  ben  ^ge^eimen" 
Umtrieben  ber  Sefuiten  gugejd^rieben.  3n  biefem 
@inne  lautet  aud^  bie  Relation  abregee  de  la 
nouveUe  persecntion  de  la  Chine  tiree  de  la 
relation  composee  k  Macao  par  les  Mission- 
naires  de  l'ordre  de  St.  Dominique,  qni  ont 


ete  chassez  de  cette  mission»  Lyon  1713 
(in'S  ^rangöfifd^e  übertragen  na<^  ber  üalienif^ 
Ueberfe^ung  einer  fpanifd^en  Utfd^rift  beS  Fr. 
granciScuS  (Songaleg  a  @ando  ^ßctro  O.  Pr. ; 
oon  ber  italienifd^en  SSerfion  bietet  Qu^tif^Echard, 
Scriptt.  0.  Praed.  II,  780,  einen  SuSgug,  o^e 
j[ebo(|  fiber  beren  9utl^entie  genauere  Sngaben 
beigubringen).  Slud^  bie  faljd^e  Eingabe  nmxbe 
Derbreitet,  ba^  ber  Segat  auf  Olacao  im  ^oufe 
ber  Sefuiten  gefangen  gemefen,  unb  ba^  fein  3:oo 
Don  Seiten  ber  Sefuiten  burd^  Sergiftimg  ^bei> 
gefül^rt  morben  fei.  Sediere  Snfbige  fyA  fsok  i^cr 
DöUigen  ©runblofigleit  blinber  $artei]^|  bis  in 
bie  neuejte  S^it  immer  mieber  auf gemttrint ;  eine 
grfinblic^e  Sbfertigimg  finbet  fte  bei  i>vfft, 
3efuiten-SfabeIn,Sfreiburg  1891,429  ff.  Zoumon 
l^atte  feinen  eigenen  Srgt  bei  ftd^  unb  mar  bis  gum 
legten  Slugenbltd  Don  jpQnf  feiner  auS  3talien  mit- 
gebraddten  ©eföl^en  umgeben.  S>ie  Srtegung, 
tt)eld^e  an  biefe  Segation  ^d^  fnfl))fte,  mürbe  neu 
gemedt,  als  mäbrenb  ber  (elften  Stamp\t  Dor  ber 
^ufl^ebung  ber  ©efeUfd^oft  3efu  unter  bem  Flamen 
eines  Dielgenannten  @legnerSberfeIben,  beS  bereits 
mit  Xob  abgegangenen  SatbinalS  Ißafitonet  (f.  b. 
^rt.),  baS  Memorie  storiche  deUa  legazione 
e  morte  dell'  Em.  Mona.  Cardinale  di  Toomon, 
Venezia  1761—1768,  in  8  99änbd^en  ^u  et- 
fd^cinen  begann.  (B  maren  bie^  iebod^  feine  Don 
2:oumon  Derfa^ten  ^ufgeid^nungen,  fonbem  ein 
Songlomerat  Don  Slelationen,  Briefen,  9cten- 
ftüden  u.  f.  m.,  gum  großen  Xl^eil  einer  bereits 
1734  in  $ariS  erfd^ienenen  ©d^mäbfd^rift  gegen 
ben  S^fuitenorben  entnommen.  SQSeber  ber  tobte 
Sarbinal  ^fftonei  no(^  ber  tobte  Sarbinol 
Xoumon  l^atten  mit  biefer  Sd^rift  etmaS  gu  t^n. 
(tßgl.  Caduceus  Sinicus,  Modernomm  decre- 
tonim  explanatio  theol.  Apost  Sedis  judicio 
subjecta,  Colon.  Agripp.  1713;  A.  Ouarnacci, 
Yitae  et  res  gestae  Pontiff.  Born.  ete.  II, 
Bomae  1751,  141  sqq. ;  [®.  ^rapj  ®ef^ü^te 
ber  @treitig!eiten  über  bie  d^incfif(!^en  @€6r&u(^ 
I,  Augsburg  1791;  L-  Gardella,  Memorie 
storiche  de' Cardinali  etc.  YIII,  Eom.  1794, 
108  sg.)  [O.  ^fttlf  S.  J.] 

^ottTon,  Snton,  0.  Pr,  belanni  noment- 
lid^  als  OtbenSgefd^^fd^teibet,  mürbe  1686  )u 
(Stauntet  (S)iöcefe  SafireS)  in  gfranbetd^  geboren. 
9lad^bem  er  in  ben  S)ominicanerorben  getreten, 
mibmete  er  ftd^  nad^  grfinbli^en  @tubien  in  ba 
Xl^IogieDomel^mlid^  berfd^ftfieOeiifd^X^g* 
feit.  änSbef onbere  fd^b  er  ein  fed^SbanbigeS  2Berf 
über  bie  berühmten  Stonner  auS  bem  Somini- 
canerorben  (Histoire  des  hommes  Oloatres  de 
l'ordre  de  St  Donuniqiie,  Paris  1743 — 1749, 
6  vols.),  ein  Seben  beS  f/L  S>oiidnicuS  (^tiS 
1739)  unb  beS  bL  Xl^omaS  (^ßariS  1787),  fotnie 
eine  (Sefd^id^te  Smeribi'S  feit  beffen  Sntbfdbxng 
(Histoire  generale  de  TAmdriqne  deptxis  sa 
decouverte,  Paris  1768—1770,  14  Tola.), 
morin  bef onbetS  Süttffi^t  auf  bie  ftinJ^cngefd^iAite 
unb  baS  SBirlen  ber  ^miniamcc  in  Sbnmfa 


1913 


ZourS. 


1914 


genommen  i{L  Suletbem  betfa^te  er  jol^Iteic^e 
opologetifc^  unb  bogmatifc^e  @d^rtften,  unter 
benen  feine  9(6^blung  über  bte  göttli^e  93or- 
Mung  (Traitö  de  la  Providence,  Paris  1752) 
ben  gr5|ten  SBeifofl  fcmb.  Sie  SBerfe  3U)uron8 
geugen  überaD  Don  großer  Selebrfamleit ;  fpe« 
cieQ  feine  Siogra))l^ie  bed  1^1.  S|oma3  ift  eine 
ber  beflen,  bie  über  ben  großen  ßird^enlel^rer  ge* 
f^rieben  finb.  Sr  ftarb  )u  ^rifi  ben  2.  Sep- 
tember 1775.  (Sgl.  FeUer,  Dict.  hist.  XIU, 
Parifl  1824,  74;  Harter,  Nomenol.  Ut.  IH, 
2«  ed.,  164  eq.)  [t).  Soö  0.  Pr.] 

SMts,  @tQbt  unb  9netrot)oIe  in 
^ranlreiA,  toar  bid  }ur  Seft^na^me  burd^ 
bie  Stömer  Qouptft^  bed  Iriegenf^  leltifd^en 
Soüdfiommed  ber  Turones,  meldte  im  93unbe  mit 
SBerdngetorii  ben  Eroberungen  ber  Siömer  ein 
3tet  }u  fej^m  fugten,  ^ß  Säjar  bie  Stabt  er- 
obert botte,  erl^ielt  fte  ben  IRomen  Caesarodunum, 
fpSter  Turonnm.  Unter  ff aifer  ^onoriuS  morb  fte 
^ouptfiobt  oon  Oallia  Lugdunensis  m.  Salb 
bona^  lata  fte  in  bie  ©emolt  ber  Sßeftgoten,  bis 
Sblobmig  biefe  oerbröngte;  feitbem  mürbe  bie 
@tabt  tiebft  i^rem  ©ebiete  obmcd^felnb  burd^ 
aufhafifd^e  unb  neuftrifd^e  Surften  ngiert.  3m 
10.  Sol^rbunbert  befanb  ftd^  Xourö  qI3  ^mipt« 
ftabt  ber  £ouraine  in  ben  ^änben  ber  @rafen 
t>on  SBIoid,  unb  im  11.  in  benen  ber  ®rafen  oon 
%xiovL,  burdd  meldte  bie  @tabt  an  ßnglanb  fam. 
erft  W^^P  H-  9uguft  nabm  fte  im  13.  ^al^- 
Ijiunbert  ben  Snglönbem  loieber  ab  ttnb  oereinigte 
fte  mit  ber  frangdftfd^en  Jhone,  morauf  @tabt 
unb  ®ebiet  bis  tief  in  baS  16.  Sal^r^unbert  bin- 
ein  old  ^anage  ber  föniglid^en  $rin)en  unb 
$rin}efftnnen  biente.  ffarl  Vn.  unb  Submig  XL 
reftbirten  oft  unb  gern  in  ber  Umgegenb  t)on 
£ourg;  auc^  mürben  in  biejer  @tabt  bie  ®e« 
neralflaaten  beS  Keid^eS  mehrmals  oerfammelt. 
^eute  ift  SourS  SepartementSl^auptftabt  oon 
änbre-et'Soire  (mit  etma  60000  ginmol^nem), 
am  Unfen  Ufer  ber  Soire  gelegen.  S)ie  gotifd^e, 
im  12.  bis  14.  ^al^rl^unbert  erbaute  ß^atl^ebrale 
l^ot  jmei  70  m  l^o^e  Xl^ärme  englifd^en  UrfprungS, 
ein  prädSitigeS  portal  unb  trefflid^  gemalte  gfenfter 
im  S^or.  Unter  ben  fieben  meiteren  ftir^en  ift 
am  fe^enSmertbeften  bie  im  reinen  Ogioalftil  ge- 
baltene  ffird^e  @t.  Julien  auS  bem  13.  3abr- 
bunbert,  mit  fd^önen  gfreSlen.  Sieben  htm  Seminar 
befleißen  nod^  ein  fiQceum,  eine  SorbereitungS- 
fcbule  für  SRebicin  unb  ^^armade,  ©ernerbe- 
f^ule,  ^rrenonftalt,  brei  ^ofpitäler  unb  anbere 
SBol^tt^ötigreüSanfiatten.  —  S)aS  gl^riften- 
tbum  marb  jum  erftenmal  gegen  bie  !D2itte  beS 
8.  äabrl^unbertS  in  ber  Souraine  geprebigt.  ßrfter 
SBifi^of  mar  ber  ffl.  ©atianuS,  ber  angeblid^  t)om 
^Ugen  ißapft  gfabian  (um  250)  in  ©efeüfd^aft 
me^erer  anberen  9)hffionare  nad^  ©allien  gefonbt 
tourbe ;  bod^  fd^eint  bie  ©rünbung  beS  93ifd^ofS> 
fi|eS  in  XourS  rid^tiger  in  bie  3cit  SonftantinS 
gefegt  )U  merben  (ogl.  Duchesne,  Les  anciens 
estalogoes  episcopaux  de  la  province  de 


Tours,  Paris  1890,  23  s.).  ©eine  SReliqulen 
rubten  lange  in  ber  ^auptfird^e  gu  SourS,  mürben 
aber  1562  oon  ben  Hugenotten  entmeil^t  unb 
oerbramtt.  9iad^  feinem  Slbleben  (um  300  ?)  foQ 
ber  bifd^öflid^e  @i^  37  Sabre  lang  unbefeM  ge- 
blieben fein;  tro^bem  erbielten  ftd^  mand^e  (^briften 
in  ber  @tabt,  unb  ber  gmeite  93if d^of ,  ber  %  Sibo- 
riuS  (bis  ttm  372),  fonnte  fd^on  eine  JNrd^e  ba- 
felbft  bauen  unb  baS  ^auS  eines  Senators  jur 
SafiUta  mad^en.  Sektere  mürbe  oon  feinem 
9kd^foIger,  bem  bl.  9)IartinuS  (oermutblid^  372 
bis  897;  f.  b.  «rt.)^  oergrö^ert;  DitMä^i  legte 
biefer  bort  aud^  9leliquien  oon  ÜJlartQrem  ber 
Legio  thebaica  (f.  b.  «rt.  VH,  1619)  nicber. 
3Iu|er  biefer  ftircbe,  ber  iejigen  Satl^ebrale  ad 
S.  Gatianum,  baute  ber  bl.  SKartinuS  nod^  anbere 
jKrd^en,  fomie  bie  berül^mt  gemorbene  Slbtei  SRar- 
moutierS  unmdt  XourS.  Sediere  mar  bie  $flan)- 
fd^Ie  franlifd^er  Sifd^öfe  unb  i^r  9nfe]^en  fe^r 
grog;  im  12.  unb  13.  Sabrbunbert  mürben  i^re 
^ebte  }meimal  als  @d^iebSrid^ter  gmifd^en  6ng- 
lanb  unb  Srtonlreid^  erforen.  3n  ber  gro|en 
jtlofterfird^e  mürbe  au(b  ein  Heingolflöfd^^en 
(sie.  ampoule)  aufbema^rt,  momit  ^einrid^  lY. 
gefalbt  marb.  Ueber  bem  fieibe  beS  %  SRartinuS 
lieg  fein  ©dualer  unb  9tad^foIger,  ber  1^1.  SBric- 
tiuS  ober  SncriuS  (397—444),  eine  ffapeOe  er- 
rid^ten.  3Begen93erleumbung  mu|te  er  feinen  SBi- 
fd^ofSft^  Derlaffen ;  er  meilte  gu  9lom  unb  lebrte 
eift  iwcüi,  nad^bem  feine  Unfd^ulb  offenfunbig 
gemorben.  S)er  1^1.  (^uftod^iuS  (444 — 461)  t)er- 
mebrte  bie  S(^^  ber  $faneien  feines  @prengeIS 
unb  He|  in  SourS  eine  JKrd^^e  bauen,  in  melier 
er  bie  ^Reliquien  ber  bU.  ©eroafiuS  unb  $ro- 
taftuS  (f.  b.  9(rt.),  bie  fein  Vorgänger  auS  Stalten 
mitgebrad^t  l^atte,  nieberlegte  (AA.  SS.  BoU. 
Sept.  VI,  26).  ®er  1^1.  «ßerpetuuS  (461—491) 
fu^te  ®otteSfiird^t  unb  fird^Iidjie  3ud^t  in  feinem 
Sprengel  gu  beförbem;  er  baute  an  SteQe  ber 
t)om  bl.  93rictiuS  errid^teten  ffopelle  ad  S.  Mar- 
ünuin  eine  größere  prad^tooQe  ffird^e,  in  meldte 
er  ben  beilegen  fieib  beS  SBunbertböterS  übertrug 
(AA.  SS.  BolL  April.  I,  748—752).  ®cr 
bl.  SBoIufianuS  (491—498  ober  499),  ber  alS 
^reunb  unb  SBe{d^ü^r  ber  ^rmen  gerübmt  mirb, 
mürbe  bon  Slarid^  U.  feines  ^mteS  entfe^t  unb  ge- 
fangen genommen  (AA.  SS.  BoU.  Jan.  II,  194). 
9}on  ben  folgenben  SBifd^dfen,  meldte  ieber  nur 
htrje  Seit  regierten,  feien  genannt  ber  bl.  SalbuS 
(546—552),  Slatl^geber  beS  ffönigS  ßl^Iotar  unb 
Stifter  beS  SRetropoIitancapitelS^  ber  1^1.  Supl^ro- 
niuS  (556—572),  ber  mit  ber  ffißunbergabe  auS- 
gejeid^net  mar  (A A.  SS.  BoU.  Aug.  1, 336),  unb 
ber  ]^I.  ©regor  Don  XoiirS  (573—595;  f.  b. 
^rt.),  ber  ©efd^id^tfd^reiber  ber  Sfranlen,  ber  mit 
Sntfd^iebenbeit  unb  obne  f^furd^t  bie  Siedete  unb 
bie  gfreibeit  ber  ffird^e  mabrte.  Se^terer  Ue|  audf) 
bie  burd^  93ranb  gerftorte  ^auptfird^e  mieber  auf« 
bauen.  2)ie  }mei  iUn  genannten  ^ifd^öfe  maren 
berdtS  SJletropoIiten;  mann  iebod^  SourS  }ur 
9Retropo{e  erboben  mürbe,  mei|  man  nid^t  ftd^er. 


1915 


SourS. 


1916 


S)er  SDietropoIc  louri  unterjianbcn  bieSiStl^ümcr 
Namnetum  (5Rantc8),  Redones  (5Rcnnc§),  Ce- 
Bomani  (2c  ÜKanS),  Venetia  (SSanncä),  Ande- 
gavum  (^ngerS)  unb  fpätet  auä)  Alethum  (@t. 
TOalo).  3m  9.  3a^r^"'^bcrt  aber  würben  ber 
^letropole  burd^  baS  eigetimöd^tige  iBerfal^ren  bed 
^erjogS  9lomenoiu8  öon  ber  Sretogne  öier  ©uffra- 
gonbt^tl^ümer  entjogen  unb  biefe  mit  jmet  neu  er« 
rid^teten  jur  aWetropoIie  S)ol  uerehügt.  S)a8 
barauS  entftanbene  ©d^iSma  morb  er[t  unter  3n* 
nocenj  in.  befinitiö  geenbigt  (f.  boS  SBeitere  im 
«rt.  SenneSX,  1057).  3u  ben  biSl^erigen  ©uf- 
fraganaten  erl^ielt  bie  WctropoU  5:our8  bamoIS 
ble  ©uffraganate  Don  ®oI  nebft  biefem  felbft.  3n 
ber  unter  ^apft  3o^anne§  XXII.  angefertigten 
Notitia  merben  bie©uffraganbi§tl^ämerüon2:our§ 
fo  aufge^öl^U :  in  Britannia  Oallica :  Cenoma- 
nensis,  Andegavensis,  Briocen8i8(©t.SBrteuc), 
Macloviensis  (©t.  9KaIo),  Dolensis,  unb  in  Bri- 
tannia Britonica :  Redonensis,  Nannetensis, 
Corisopitensis  (Duimper),  Venetensis,  Leo- 
nensis  (©t.  $aul  be  2öon),  Trecorensis  (Sre- 
guier).  S)iefe  öerblieben  ber  ÜJletropoIe  %o\xx%  bis 
ÄurSRetoIution;  l^eute  unter  [teilen  berjelben,  nad^- 
Sem  SRenneS  (j.  b.  ^rt.)  felbft  ÜKetropoIe  geworben, 
nur  mel^r  ?lngcr§,  iatxii,  2e  IRonS  unb  5flante§. 
S3on  ben  Srjbifd^öfen  ift  erwäl^nenSmertl^  Herbert 
ober  ^erbemuS  (887— 91 6),  ^bt  ju  SWarmoutierS, 
ber  bie  SReliquieu  beS  1^1.  SWartinuS  öor  ben  9lor- 
mannen  nac^  %u|erre  flüd^tete  unb  fte  wieber 
jurüdbradite.  Unter  feinem  5Ra(i^foIger,  Robert  I. 
(917—931),  würbe  bie  »apfa  beS  1^1. 5marHn 
in  ?lfd^e  gelegt.  ®er  grjbifd^of  baute  fte  wieber 
auf,  jwar  fd)ön,  aber,  wie  Dbo  öon  glugn^  meint, 
nid^t  mel^r  im  alten  ©lonje.  Xl^eotolo  (931 
bis  947)  liefe  bie  öon  ben  9lormannen  einge- 
öf(^erte  ©t.  3uHan8fird^e  loieber  l^erfteEen.  ^US 
geleierter  Sbeologe  ragt  §ilbebert  öon  2aöarbin 
(feit  1125 ;  f.  b.  ?lrt.),  oor^er  »ifd^of  öon  2c  9JianS, 
l^cröor.  3o2ciu§  (1157—1174)  begann  ben 
9leubau  ber  9)ktropoIitanfirdee  ©t.  ©aticn.  Kar- 
binal  eiiaS  öon  SourbciUeS  (1468—1484),  oor- 
IJer  SSifd^of  öon  ^crigueuj,  war  gleid^  auSgejeid^nct 
burd^  SBiffenfc^oft  unb  2:ugenb;  fein  ganoni- 
fationSprojefe  warb  eingeleitet,  aber  nid^t  burc^« 
geführt,  ©imon  H.  bc  aKainö«<43re3e  (1554  bis 
1597),  öor^er  Sifd&of  öon  ajtotcrS,  wirb  als 
ftufeerft  öcrbienter  Dberbirte  gefd)ilbert.  gr  be- 
gleitete ben  Sarbinal  ffarl  öon  2ot^ringen  (f.  b. 
Srt.)  jum  Koncil  öon  3:rient  unb  war  in  ben 
burc^  Den  ^roteftantiSmuS  öeranlafeten  ffriegen 
bie  SJorfel^ung  ber  ^roöinj.  ®ie  Hugenotten  fielen 
in  feinen  ©prengcl  ein,  nal^men  bie  bifdfiöflid^c 
©tobt  (1562),  brannten  unb  plünberten  mit 
unerfättlid^er  SBut^.  ®er  reidf)e  ffirdeenfd)a^  ber 
Safilifa  ©t.  9)iartin  warb  ij^re  Seute,  baS  größte 
ßicinob,  ben  2cib  beS  ^eiligen,  übergaben  fic 
ben  Slanimcu  unb  nur  ficinc  Ueberrefte  würben 
gerettet.  ®er  öom  ffi.  eiigiuS  gefertigte  5Re- 
Iiquienfd)rein  beS  1^1.  ÜKartin  ift  bamalS  öer- 
fdjwunben.    2ubwig  3acob  be  &)apt  bc  Wa- 


ftignac  (1723—1750),  Dörfer  »ifd^of  öonloul, 
war  einflulretd^  burd^  Xugmb,  &eift  unb  So^ 
tbätigfeit  (Sx  {Kftete  baS  gro^  ^ofpitd  ju 
ZourS,  leitete  baS  (Seneralcopttel  ber  SJZoumer 
5U  SRarmoutierS  unb  fül^rte  ben  93orfi|  bei  ben 
®eneralöerfammlungen  ber  93if(^5fe  1747  unb 
1748.  %viä^  geigte  et  ftc^  atö  regen  Sett^' 
biger  ber  SuSe  ünigenitus  gegen  ben  3an- 
feniSmuS.  2ubwig  Soad^tm  Sfrong  SRomettiS 
^ilariuS  be  Songtö  (feit  1775)  emigrirte  in  ber 
frangöftfd^en  SlcDoIution  unb  ^taxb  gu  Srnperbom 
im  ^ai  1795.  Statt  feiner  nmrbe  als  conjtttu* 
tionetter  Sifd^of  ^er  ©ugor  aufgeildit  Sm 
3.  1802  beftieg  ber  Dormalige  Srgbifd^of  mm 
^i;,  Sol^onneS  Statmunb  SoiSgelin  be  Sice  ben 
Sraftul^I  t)on  3U)urS;  er  würbe  1803  mit  bem 
^urpur  gefd^mfidtt,  \iQxb  aber  fd^on  1804.  Sie 
frangöftf^e  Sfabemie  ^atte  il^n  in  i^e  SRitte  (mt> 
genommen,  ba  er  ftd^  burd^  mehrere  litezarij^e 
arbeiten,  namentlid^  burd^  bie  Ueberfe^g  ber 
^f almen,  auSgegeid^net  l^atte.  SSerüi^mt  als  ttm^ 
rebner,  l^ielt  er  nod^  qIS  Sr§bifd()of  t)on  %i;  bk 
Srauerrebe  beimXobe  beS  S)au|)l^tn,  beS  6o^ 
2ubwigS  XV.,  unb  bie  Xebe  bei  ber  ftr5nung  ix^ 
wigS  XYI.  2ubwig  aRattl^iaS  3ofe))(  IBonoI,  m 
ber  Stcöoluüon  Sifc^of  öon  Xro^eS,  1802  9i{(^ 
öon  9)}eaus  unb  1 805  Srgbif  d^of  öon  %owA,  tonrbe 
wegen  feiner  ©ewonbtl^eit  unb  9Biffenf d^  öon9la- 
poleonl.  als  baS  tauglid^fte  SBerfseug  $ii^m 
(f.  b.  9rt.)  gegenüber  benu^t  SBeil  er  wö^renb 
ber  100  Sage  bem  Srobmr  aOgu  willig  bd* 
p^iä)UU,  mu^te  er  bei  ber  Studie^  beS  ftönigd 
feinen  ©i^  öerlaffen,  reftgnirte  1815  unb  jkä 
1816.  ^uf  3obQnneS  93a))Hft  be  Si^illau  (1817 
bis  1824)  unb  2ubwig  9lugu{iin  be  aRontblonc, 
(Soabjutor  feines  iBorgöngerS  unb  Xitulorergbifi^ 
öon  ffartbago  feit  1821,  folgte  gran)  Säcolong 
aRagbalena  aRorlot,  Sifd^of  öon  Orleans  1839, 
nad^  SourS  tranSferirt  1843,  einer  ber  öerbietüejtai 
IBifd^öfe  f^ranfreid^S ;  er  würbe  1 857  grgbifc^of  Don 
$ariS  (f.  b.  ^rt.),  ebenfo  (1871)  fein  !Ra#)l8cr 
3ofep^  t^it'^'o^t  (Suibert,  öorl&er  »ifd^of  öon  9i- 
öierS  unb  1857  auf  ben^ftu^I  XourS  promotiit 
gclij  ^Petrus  grud^aub,  Sif  d^of  öon  SimogeS  1859, 
würbe  1871  nad^  £ourS  öerfe^t  unb  ftarb  1874. 
ffarl  %l)tohox  @:olet,  Sifd^of  öon  Su^on  1861, 
würbe  1874  nad^  SourS  tranSferirt  unb  ^ 
1883.  SBilbelm  SRenatuS  SReignan,  Sifd^  m 
g^älonS  1865,  bann  öon  ^rraS  1882,  !am  1884 
nad^  SourS,  würbe  1893  mit  bem  ^ur^mr  Be* 
fleibet  unb  ftarb  am  20.  Januar  1896.  Ser 
gegenwärtige  (gr^bifd^of  ift  SftenotuS  ^xax^  Snum« 
geb.  1844,  Ißifd^of  öon  ^mienS  1893,  promodixt 
am  25.  3uni  1896.  —  2)aS  alte  (grabiS^ 
2:ourS  j^atte  16  (Sapitet  unb  eoDegiotfir^en, 
1 7  ^Ibtcicn,  4  Sommanberien  beS  ^Ratt^ttoxtxBi, 
98  ^riorate,  450  funbirte  StopOitn,  46  SJlamier- 
unb  29  grauenflöfter,  gufammen  493  religio^ 
3nftitute.  ^eute  göblt  ber  baS  5)epartement3nbre» 
et-2oire  umfaffenbe  ©prengel  etttHX  340000  SeelcB 
in  36  Pfarreien,  253  ©uccuxfalen  unb  40  Sza> 


1917 


XouflaxtL 


1918 


tiateti.  So8  SUcefanfeminor  leiten  bie  Sagariften ; 
bafi  tleine  Seminar,  baS  SoUeg  @t.  (Bregoite  unb 
bie  greifd^ulen  &.  ®atien  unb  $otre-£aine  werben 
Bon  SBeltptteftem  geleitet  9ln  männlichen  Xegu« 
(oren  gibt  e«  Saaariflen  (mit  aitiffionS^uS)^ 
64ulbniber,  Srüber  t)on  @t-Saurent"fur'@^tnre 
tmb  Don  ber  l^eiligen  gfamilie.  SBon  iDeiMic^en 
Songregotionen  gibt  ed  mo^t  20  Derfd^iebene. 

SQnoben.  Sbgefel^en  ton  ben  Dielen  in 
Zotttd  ge^Itenen  Sidcefonfqnoben,  f omie  bon  ben 
$rot)in}iaIci)ncUtcn ,  toeldffe  bie  Sr}bifd^5fe  in 
onberen  Stäbten  gehalten,  ^nb  iDi(^tigere  6on- 
cilien.  bie  in  %owA  felbfl  gefeiert  ttiorben:  1. 2)aS 
unter  bem  ffi  $er))etuu8  im  3.  455  gelittene, 
ton  toel^em  nur  mel^r  ein  fuqcd  S^nobal- 
f^retben  t>orl^ben  ift  (C^efele,  Gonc-lSefd^.  II, 
2.  Sufl.,  583).  2.  Sag  unter  bemfelben  461, 
M  @elegen^eit  beS  gfefteS  Beceptio  domni 
Hartini  (bo.  in  coelum),  gefeierte,  xotlä^tS  in 
13  can«  alte  SJerorbnungen  erneuert  (ebb.  588  f.). 
gfemer  mürben  3.  im  %  567  jur  SBieber^erftel« 
Sung  ber  fir^Iid^en  S)idcit>Iin  27  can.  obgefo^t. 
4.  Sine  6Qnobe  unter  bem  ffi.  Gregor  581,  mo- 
bei  ber  ^eeb^ter  Siiculf  megen  feiner  (Sematt- 
tl^tigteit  gegen  ben  Sifd^of  unb  bie  ifird^e  abgefegt 
tourbe«  5.  3m  %  796  mürbe  Sifd^of  Sofepl^ 
Don  6Qen  obgef  e^t,  meil  er  fid^  ©roufomfeiten  gegen 
unge^orfome  ^rie^er  erlaubt  ^atte.  6.  Srgbifd^of 
3ofe|i(  L  bielt  813  ein  $rot)in)ioIconciI,  burd^ 
bejfen  51  can.  u.  9.  Dorgefd^rieben  mürbe,  jeber 
Sifd^of  folle  eine  gute  f)omiUenfammhmg  ^oben 
unb  fie  überfein  in  rusiicam  romanam  Imgnam 
ant  theotificam  (f^efele  in,  764).  7.  %uf  ber 
Siöcefonf^nobe  858  legte  Srjbifd^of  ^erarb 
feinem  SleruS  bie  k)on  i^m  gufammengefteSten 
140  oan.  )ur  {Ra^d^tung  oor  (C)efele  IV, 
202).  8.  S){e  S)iacefanfqnobe  Born  3al^  925 
crlebiate  3e^ntfireitig(eiten  (ebb.  588).  9.  S)ie 
@9noDe  1054  anotl^ematiftrte  SBerengor  (ebb. 
777  ff.;  f.  b.  «rt.).  10.  Sie  Dom  Saläre  1060 
iDor  gegen  Simoniflen  unb  Soncubinarier  gerid^tet 
(ebb.  840  f.).  11. 2)ie  (Senerolfpnobe  Dom  Saläre 
1096  unter  ^op^  Urban  n.  erneuerte  in  ^n« 
mefenl^  Don  44  Sifd^dfen  unb  siebten  bie 
trälleren  Sefd^lfiff e  UrbonS  unb  nal^m  ben  escom« 
mnniciiten  Sifd^of  Otto  Don  Strasburg  mieber 
in  bie  ffird^ngemeinfd^oft  auf  (defele-itnöpfler 
Y,  242).  12.  SHe  (Seneralf^nobe  Dom  3iabre 
1163,  Don  Sapft  Weianber  in.  berufen,  erfonnte 
in  9nmefen|eit  Don  17  Sorbinalen,  124  Si- 
fd^dfen,  414  Sebten  unb  go^Ireid^en  SIerifem  tmb 
Saien  Weianber  ol8  red^tma|igen  $a))jl  an  unb 
fteHte  10  S)iSci)iIinor>eanoned  auf  (ebb.  606  ff.). 
13.  S)ie  $roDin}taIfQnobe  unter  (Srgbif^of  3u- 
]^u9  be  aRotl^eton  1286  ))ublicirte  14  oan. 
(ebb.  1050).  14.  SMe  unter  bemfelben  Srgbifc^of 
Dom  Solare  1239  befd^äftigte  fid^  mit  ber  Steform 
be9  (Elerud  (ebb.  1083).  15.  ergbifd^of  3ol^annee 
be  Snontforeou,  ber  überl^oupt  Diele  H^roDingial» 
condlien  f^itlt,  erlief  1282  13  Steformbecrete 
(Öefele-Ihifi<)ffer  VI,  227).    16.  3m  3- 1510 


'  mor  eine  Serfammlung  Don  Submig  XU  gegen 
^[kipft  SuIiuS  n.  anberaumt  (f^efele-^ergenröt^er 
VUI,  432  ff.).  SBeitere  @Qnoben  fanben  fiatt: 

17.  unter  Srsbifd^of  Snton  be  Sabarre  1528; 

18.  unb  19.  unter  (Srjbifd^of  @imon  n.  1565 
unb  1583  Bur  SuSffi^rung  bed  XribentinumS; 
20.  unter  93ertranb  be  (Sfd^aus  1626;  21.  unter 
aSictor  le  Soutpier  1653;  22.  unter  ÜRattbauS 
^fore  b'^erDaut  1699  bei  ©elegen^eit  ber  (Senfur 
beS  9ud(|cd  Maximes  des  Saints.  23.  3in  3- 
1710  fanb  in  XourS  eine  bifc^öflid^e  ^roDii^ial- 
Derfammlung  fiatt  unb  24.  bie  te^te  ^oDinjtal- 
f^nobe  im  3. 1780.  (93gl.  0.  Cherreau,  Hist 
des  archövdques  de  Tours,  Tours  1654; 
J.  Maan,  Sancta  et  metropolitana  eeol.  Tü- 
ren., sacrorum  pontificom  suorum  omata  Tir- 
tutibus  et  BS.  concilioram  institutis  decorata, 
Aug.  Toren.  1667—1669;  Moroni,  Dizion. 
T.TYTY^  30  sgg. ;  Oallia  cbrist.,  contin.  B. 
Hauröau  XIV,  Paris.  1856,  1—337,  Instr. 
1—98 ;  Garns,  Ser.  Epp.  639—641 ;  Armand 
Jean,  Les  öyöques  et  les  archövdques  de 
France  depnis  1682  jusqu'i  1801,  Paris-Ma- 
mers  1891,  420  ss.;  Enbel,  Hierarch.  cath«, 
Monasi  1898,  531  sq.)  [9le^er.] 

9aitflirtti,  d^atlti  gfran^oiS,  0.  S.  B., 
gele^rted  ÜRitglieb  ber  9ßauriner*Songregation, 
mürbe  ju  %e)>aS  (S)ibcefe  @^a)  ^m  13.  October 
1700  geboren  unb  legte  in  ber  ^tei  3umiäge3 
am  20.  3ult  1718  bU  OrbenSgelübbe  ab.  9lad^ 
SoUenbung  ber  |)bitojo))^iid^n  unb  tl^eologifd^en 
@tubien  marb  er  nad^  9couen  gefanbt  um  ^bröifd^ 
unb  (Skied^ifd^  )u  lernen;  babei  betrieb  er  aud^ 
bag  3talienifd|e,  ba«  (gnglifd^e,  baS  3)eutfd6e  unb 
baS  ^oBonbifd^e.  3m  3. 1729  tourbe  er  ^riejier. 
aufgerieben  burd^  Arbeit  unb  Strenge  gegen  ftd^, 
ftarb  er  )u  @t.  2)eniS  am  1. 3uH  1754.  Sejüg- 
lid^  feiner  (ird^ti^en  9tid^tung  fann  Zoufiain  ber 
Sormurf  ionfeniftifd^er  @ertnnung  nid^t  erf))art 
bleiben.  Seine  Serbienfte  liegen  auf  bem  (Sebiete 
ber  SDBiffenfd^aft  SDHtlafjtn  (f.  b.  «rt.)  arbeitete 
er  befonberS  an  einer  Sudgabe  ber  äBerfe  Don 
Xbeobor  Stubited  fomie  an  ben  beiben  erfien 
99änben  beS  Nouveau  trait^  de  diplomatique. 
SBon  feinen  gebrudten  Sßerfen  fmb  l^orjubeben 
bie  Bemontrances  adressees  aux  r^vörends 
päres  sup^rieurs  de  la  congregation  de 
St-Manr,  assembles  ponr  la  tenue  da  chapitre 
gän^al  de  1733,  Paris  1733;  La  vörite 
pers^cntöe  par  Terrenr,  La  Haye  1738, 
2  Yols.  (eine  Sammlung  Derfd^iebener  äBerfe  ber 
SBater  Aber  bie  93erf olgungen  ber  ad^t  erften  3Q(t- 
bunberte);  De  l'autorit)^  des  miracles  dana 
l'E^e,  Paris  s.  a.  S)rei  Sriefe  S)om  Xou- 
ftainfi  an  3).  aitl^nafmS  $eriftiani,  Senebictiner 
Don  S.  eaaifto  in  9tom,  Deröffenüid^te  9hU 
Xougarb  in  b.  Melange  publice  par  lasooi^tö 
de  rhistoire  de  Normandie,  3^  sör.,  1895. 
(Sgl.  b.  Eloge  XoufiainS  [Don  Zaffin]  im  H.  9b. 
beS  NouT.  traitö  de  diplomatique,  unb  XaffinS 
®ele]^rtengefd^i(^te  ber  Kongregation  Don  St. 


1921 


XractartoniSmuS. 


1923 


Scnm^UfflgimB  unb  i^  @(fimu|cd  einen  irofi- 
bfcn  HnbluL  SoS  gotteSbienfilidjie  Seben  log  in 
Zobefipocre»  9liir  tt)emae  @tunben  toSl^b  bcr 
ffioAe  gefiffnet,  UHiren  Die  JKrcben  3ntgen  einer 
obccpc^H^en,  mit  ^oft  unb  tm  Seifein  einer 
ptojmnx  Su^drerfd^ß  DoOiogenen  Siturgie.  S)ie 
geier  bei  Sbenbmol^lS  ttor  feiten  unb  niurbe 
ottlerbem  ouf  ®runb  ber  i.Xeftacte''  (f.  b.  Srt.) 
Ott  OHttel  fax  (Eriongung  Bürgerlid^  9emter 
mi|brou4t  Wifi  einmal  bie  im  offideOen  ®e* 
bctbud^  (Book  of  common  Prayer)  entl^tenen 
®ebäeimb  (Slebroud^e  ou8  tot^olifd^er  S^t  fanben 
ein  tiefered  Scrjl&nbni|.  9lid$t  beffer  toor  efi  um 
bie  HEBiff enf d(Kift  ber  X^eologie  befteUt.  2hi  engeren 
ftreifen^  namentßd^  bei  eifrigen  unb  frommen 
fionbfrforrem^  erl^telten  fid^  (Erinnerungen  an  bie 
fotl^Itftrenben  ®ottedgeIe(rten  auS  ber  3tit  ber 
ietbcn  ftarl  (1625—1685) ;  inbe^  l^igten  bie 
Ideologen  fiberaiegenb  ber  latitubinorif^en  Slid^- 
tung  (f .  0.  Sri  Sotitubinarier),  ald  beren  üomel^m« 
fler  Vertreter  Srjbifd^of  XiOotfon  ton  Conter« 
iur9  (1630—1694)  galt.  ^S)ie  £^oIogie,  toeld^e 
man  üortrug,  rul^te  }mor  ouf  Silbung,  l^tte  ober 
me^r  toom  oemd^nlid^en  gef unben  SRenf  c^nDerftonb 
dd  rxm  tomßd^er  ®ete^rfamleit  an  ftd^**  (Church 
[f«  u.]  9).  Sie  befferen  (Elemente  beS  (SIerud 
baren feingd^ilbete^  im claffifd^en Sltertl^um be» 
monberte  SRAnner,  ober  entf^iebene  ®egner  ber 
Segetfterung  für  bie  l^oben  Smede  ber  iKrd^e.  S>er 
grblte  Zb^  beS  SleruS  fiflegte  bie  berfd^iebenj^en 
Smeige  mettric^en  SBSiffend,  nur  feine  Sl^eologie. 
3n  ber  ftird^  erbliÄe  man  ein  ber  englifc^en 
Station  ton  ®ott  üerliebened  (Sefd^enl,  gugleid^ 
aber  aaä^  einen  Sefionbtl^eil  bed  ©toatdmefenS. 
^dber  aI8  bie  SSerbinbung  mit  bem  SBifd^of  ftonb 
bie  ®unft  ber  mit  ber  9luStbeiIung  ber  bebeutenb« 
ften  ^frfinben  betrouten  @taat8minifler.  S)ie 
l^te  in  ben  Jheifen  ber  ^od^Hrd^Ier  mit  Sor* 
liebe  gepflegten  3been  Don  ber  mirOid^en  ®egen« 
»ort  e^rifti  im  SUtorSfocrament^  bem  $riefter- 
tbum  unb  ber  SDle^feier  lagen  ber  bomoligen 
@eiftlid^teit  ganjUd^  ferne.  SDlit  menigen  «uS- 
nabmen  ,,Ie^rte  ber  Slerud  einen  (alten,  b^i" 
tbbtenben  IßroteftantiSmuS,  meld^er  j[ebe  Segeifte- 
rung  erftidte  unb  ®efd(|id^te  unb  Vernunft  gegen 
fid^  bottt"  (Wmkeman  [f.  u.]  461).  S)iefe  ®eifteS- 
ti(|tung  Demü^tete  in  ber  Soienmelt  alle  Ste« 
gungen,  toüfy  ben  9udbau  beS  innem  SebenS 
unb  bie  Ausbreitung  ber  JKrd^e  l^ötten  förbem 
lönnm.  —  9leben  ber  l^od^fird^ßd^  Stid^tung 
no^  ber  (EDongelicaliSmue  feit  bem  Anfang 
M  19.  SobrbunbertS  in  ber  StootSfin^  bie 
üomebmfie  Stellung  ein.  3nt  €d^o^e  bed  Don 
ber  Xb^ologie  bcd  ArmimuS  be^errf^ten  ÜRetl^o- 
biSmud  (f.  b.  Art.  aRetl^obiften)  botte  ftd^  eine 
firengere  unb  etoe  mibere  colDinifd^  SRid^tung 
gebilbet  Sie  SnbSnger  ber  ledern  nannten  ftq 
€DangeticaIe.  ab«  Sigentpmlid^feii  befionb 
barin,  bo^  fie  nid^t,  »ie  SSeSIeQ  unb  SB^itefielb, 
Don  ber  Stoatfifird^e  fid^  trennten,  unb  bo^  fle  bie 
Se^ren  Don  ber  colDinifd^en  (Snabenmobl  unb 

fttntcntcxttim.  XL  2.  8tt{{. 


metbobiftifd^  (Ertoedhtng  DreiSgoben.  Sagegen 
liefen  fie  bie  l^ierord^ifd^e  Orbnung  ber  Staats« 
fird^e  unbeod^tet  unb  entfalteten  in  ber  ledern  il^re 
Xb^tigleit,  mo  immer  fie  eine  Sude  toobmal^en. 
SiS  tief  in'S  19.  So^rbunbert  bilbeten  fte  bo8 
@al)  ber  migßconifc^en  ffird^.  ®Iön)enb  nmren 
bie  Serbienfte  ber  (EDongelicoIen  auf  bem  ®ebiete 
ber  Sb<^rita8.  3u  ii^nen  gel^drten  SRönner  »ie 
SEBilliam  SBilberforce,  ber  @naDen>(Emanci))atot 
(1759—1883),  3obn  ^omorb  (gefi  1790),  ber 
Orgonifotor  beS  ®efangni|mefenS  (f.  Dietion. 
of  Nation.  Biogr.  XXYm ,  London  1891, 
44)  unb  aßrS.  ^nol^  SRore  (gefL  1883;  DgL 
Overfcon  [f.  u.]  H,  271—281).  Sod^  feblte 
eS  ber  Xbeologie  ber  (EDangelicoIen,  ttel^  i^re 
^ouptDertreter  an  SBUIiam  Stomoine  (1714  biS 
1795)  unb  3o^n  9lemton  (1725-1807)  be- 
fa|,  an  innerer  (Einbeit  unb  gfoldcrid^tigleit 
AIS  Religion  feinerer  ®efeaf(^ftöbeifc  1^  ber 
(EDongeltcoIiSmuS  ftd^  oQmälig  ben  Sebfirfniffen 
biefer  Sd^d^ten  angepaßt.  Seine  fßrebiger  moren 
SRönner  Don  ungebeu^elter  grömmigfeit,  ahn 
nid^t  feiten  Don  ))|antaftif(bem  Auftreten.  9n 
ibren  bärren  Anreben  mar  nur  Don  !Bu|e, 
nid^t  ober  Don  iBerbienft  unb  guten  SEßerfen  bie 
Siebe.  Sd^HeP^  bot  ber  (EDangelicotiSmuS  „bc& 
aSilb  einer  erfd^öpften  fiel^re  unb  eines  erlofd^ 
neu  entbuflaSmuS"  (Church  13),  er  l^e  feine 
Dormolige  Anjie^ungSfroft  Derloren.  —  ylo^ 
meniger  oIS  biefe  tbeologifd^  Slid^tungen  inner» 
bolb  ber  StootSürd^e  Dermod^te  eine  9ieibe  unob- 
bängiger  Seider  bie  SDloffen  )u  bel^errfd^en.  Sie 
moren  tbeiis,  mie  eonnop  Xbi^ImaU  unb  3uIiuS 
^Kire,  Don  ber  beutfd^en  $biIofol)b^  unb  ®e- 
f  d^id^Sforf(bung  beeinflu|t,  tbeilS  bobnten  fte,  mie 
bie^euoh«  beSOriel-eoUegS  in  Oiforb,  bie  fog. 
noetifd^e  Stid^tung  an,  ouS  meld^  ber  mobeme 
SiberoIiSmuS  in  ber  englifd^en  Zl^ologie  ft(b  ent- 
mideltbat.  Unter  ben  «Stoetilem'' ro^  olS  beren 
^au))t  Stic^orb  ffil^atelQ  (1787—1863),  ber  nod^ 
malige  ongliconifd^e  (Ergbifd^of  DonSublfat,  berDor, 
ber  nod^  Art  ber  gried^if d^  $biIof opb^n  burdb  geifi« 
DoDe  Untenebungen  religiöfen  Stoeifel  Derbreitete. 
An  morolifd^em  Sinflup  übertraf  ibn  Xl^moS  Ar- 
noib  (geft.  1842;  f.  Dietion.  of  Nation.  Biogr. 
n  [1885],  118),  Sorfleber  ber  Sateinf(^ule  in 
9tugb9,  ber  1833  in  feiner  CSmrch  Beform  bie 
Xl^ore  ber  StootSfinbe  oSen  SiffenterS  öffnete 
unb  ben  Unterfd^ieb  gmifd^en  ®eiplid^  unb  ätien 
befeitigte.  Stimmt  man  baju  ben  ftdgenben  (Ein* 
flu^  ber  Social*  unb  SRoroIpl^of o))bi(  Don  3ete* 
miaS  aSentbom,  toeld^e  ben  9Ra|Rab  ber  Wfiii^» 
feit  an  bie  (Erfibeinungen  beS  rebenS  legte  utd> 
bie  emigen  ®runbfd^  beS  Ked^teS  Dermifd^te,  bann 
]^  man  ein  Süb  Don  ben  ®efabren,  meldte  bcr 
englifd^n  tticäft  im  Snnem  brobten.  Ser  ®ang 
ber  $oIitiI  »or  i^r  ebenfo  menig  gimfKg.  Sei  ber 
Abfc^affung  ber  Xeflocte  ftimmten  1828  nid^ 
menige  9if(b5fe  im  Oberl^fe  für  bie  SiffenterS. 
Sie  jperiobifd^e  ißreffe,  nomentlid^  bie  Edinburgh 
Review  unb  bie  Westminster  Review,  fd^firten 

61 


19S5 


XroctariontSmuS. 


1926 


Unter  ben  Smoefniben  tagte  Stofe  (gefi.  1839) 
^or  olB  €tifter  unb  Seiter  beS  British  Maga- 
nne,  beS  i^cntptorgond  ber  gartet,  alft  conferoa« 
tiDar  X^eologe,  ber  ^ufep^d  Sud^  aber  ben  ber- 
moGgen  ^iaxib  ber  (nroteftontifd^en  X^eologie 
S)eiilf4Iimb8  oI9  Oiel  su  günfttg  ffir  bie  le^re 
angaffen  ^tte,  enblid^  dS  »armer  Snl^änger 
ber  Stoottfir^e  unb  treuer  greunb  ber  Osforbi^ 
Semegung.  S)er  $Ian  )ur  Stiftung  eined  93er« 
einfi  (ABsoeiation),  toeli^en  ^olmer  uttter[tfl|te, 
Sfronbe  aber  beläm)>f te,  fanb  feinen  Snllang ;  Da- 
gegen erreid^e  man,  oo^  bem  Sr)bif  d^of  Don  Sanier« 
bur9  im  gf^bruar  1834  eine  Vbreffe  mit  ben 
Unterf^riften  oon  7000  ©eifttid^en  fomie  eine 
jtoeite  mit  ben  Ütamen  üon  230000  Saien  mit 
ber  Sitte  um  9ef c^ü^ung  ber  bebro^ten  3nter- 
effen  ber  ftird^e  übmtxfy  mürben.  SBeiter^in 
entfd^ieb  ftd^  bie  Conferen),  entf|>red^enb  bem 
SQSunfd^e  SlemmonS,  gur  Verausgabe  jeitgemö|er 
Srof d^en  (Tracts  for  ihe  Times).  Sei  tnopptt 
S)arfie&ung  mürbe  grünblid^e  Sel^anblung,  offene 
tmb  freie  @prod^e^  Sermeibung  iebeS  beleibigenben 
9Iudbnuf§  f omie  ungetbeilte  Eingabe  an  bie  boben 
Sufgffben  ber  iKrd^e  oon  ben  9Ritarbeitem  ge« 
f  orbert  Sie  fieitung  beS  UntemebmenS  lag  in 
ben  ^Silben  9}emmanS,  melc^er  gleid^  ald  erften 
Siract  bie  ^©ebonfen  über  bad  geiftlid^e  9(mt, 
bem  £Ieru8  e^rfurd^tSboS  unterbreitet",  lieferte. 
^3^  bin  nur  einer  auS  euem  Sleiben/  %Dh  er 
an,  .yUnb  be^balb  verberge  id^  meinen  9tamen, 
bamit  i(^  nicbt  gu  toiel  auf  meine  @d^Item  nebme. 
Sber  reben  mu^  id^,  benn  bie  Srtten  flnb  böfe, 
unb  niemanb  fprid^t  gegen  fte."  SorSlIIemfud^te 
Slemmon  in  ber  ®etftlid|reit  bad  9emu|tfein  i^rer 
SSfirbe  unb  Serantmortung  gu  toedten,  gfür  bie 
breiten  6d§id^ten  ber  Seoößerung,  namentlid^ 
ffir  bie  in  Sngtanb  fo  einflu|reid^e  URittelflaffe, 
maren  bie  Xradö  nid^t  bered^net.  ^uf  angie^enbe 
Sform  mürbe  Sergid^tgeleiftet.  ff  eine  neuen  Sebren 
molten  bie  SSerfaffer  bortragen,  fonbem  lebiglid^ 
bie  9(nf(bauungen  ber  angliconifd^  lotbolifiren- 
ben  Sb^togen  beS  17.  3abrbunbert8.  ÜRit  ber 
IBetonung  ber  3bee  ber  ffird^e  unb  ber  SBebeutung 
ber  Sacramente  paatit  fid^  baS  Semfiben,  baS 
innere  Seben  beim  SIerufi  gu  förbem  unb  bad 
Streben  na4  Seförberung  burd^  ftaatlid^e  9e- 
börben  gu  bemmen.  SHerbeiligen  1884  erfd^ienen 
)u  Osforb  bie  im  Saufe  beS  SabreS  Deröffent- 
lid^ten  46  Xradfi  in  einem  93anbe  bereinigt.  S)em 
Umfang  nad^  maren  bie  erften  %xact%  gflugblötter, 
bann  nabmen  fte  bie  gform  oon  Srofd^üren  an 
unb  ttud^fen  enblid^  gu  tbeologifd^en  Slbbanb« 
lungen.  vlii^t  menige  befi^n  bie  gform  fpannen- 
ber  Dialoge,  mie  XractS  88  unb  41  (oon  9lem« 
man)  über  bie  Via  media  ber  anglicanifd^en 
fKn^e.  Vm  aufiffibrltd^ften  ifi  bie  Sebre  bon  ber 
mabren  ftird^  bebonbelt.  Xract  36  fteflt  ber 
StaotfiRnbe  baS  unbeimlid^e  (Semälbe  ber  fd^ier 

Sbltofen  @ecten  SnglanbS  gegenfiber.  2)urd^au3 
i  (Seifte  9lemman8  befaßten  fid^  nid^t  meniger 
als  ffinf  Zractä  mit  liturgifd^n  fragen  unter 


9nlebnung  an  ben  burd^  fird^Iid^e  Strenge  be* 
tonnten  SBifd^of  Xbotn^^däBilfon  bonSRan  (1663 
bifi  1755);  aud^  bie  2)igci))Iin  beS  gfaftenS  unb 
ber  9btöbtung  empfina  gebübrenbe  Sea(btung. 
9Rit  ben  SIractd  berbano  man  9iudgüge  auS  ben 
Serien  ber  alteften  ftird^enböter  in  englifd^er 
Uebertragung.  S)ie  XractS  mit  €teUen  au8  3te- 
näud  unb  XertuSian  über  bie  Siegel  bed  ©laubenS 
maren  geeignet,  bo8  gange  Softem  ber  Staatdfird^e 
in  feinen  Srunbfeften  gu  erfc^üttem.  S)em  erften 
8anbe  ber  XractS  ge^t  eine  Einleitung  borauf, 
meldte  als  3med(  bed  Untemebmend  begei^net  ^bie 
praftifd^e  S^ieberbelehmg  bonSe^ren,  mdd^e,  ob- 
gleid^  bon  ben  großen  Xf^tolo^m  unjerer  ftird^e 
borgetragen,  iejft  ber  üRebrbeit  ibrer  ©lieber  aud 
bem  Sinne  gefcbmunben  ftnb''.  Sei  aOebem  riefen 
biefe  feffeinben  Srofd^uren  in  bielen  Greifen  Ueber« 
rafd^ung,  @d^reden  unb  Abneigung  b^or,  in 
anberen  begegneten  fte  bem  SBormurf  be8  Stomanid- 

mud,  menngleid^  ber  Sh  ^^  ^^^  ^^^^^  ^^^ 
im  fteime  ^d^  regte.  —  Sentmfirbig  mar  bor 
^Ilem  ber  eintritt  ^ufeQ'd  (f.  b.  9lrt.)  in  bie 
Sleiben  ber  Xradarianer.  Sin  SJlann  bon  aus- 
gebreiteter (Selebrfamleit,  auf  beutfd^en  ^od^fd^ulen 
gebilbet,  als  Ißrofeffor  beS  ^ebrätf^en  unb  bom- 
ben in  Osforb  gefeUfd^ftlid^  einftu^reid^ ,  b<^ 
^ufeQ  ber  S^emegung  neuen  Sd^mung  berlieben. 
3ugleid^  fteigerte  er  bie  ^nforberungen  an  bie 
XractS  in  SBegug  auf  ßmft  unb  ©rünblid^feit 
Seine  XractS  (67-69)  über  bie  Xaufe  bilben 
eine  auf  patriftifd^er  @elebrfamleit  rubenbe  be- 
beutenbe  ffritil  mobemer  liberaler  Snfcbauungen 
über  biefeS  Sacrament.  SBeiter  mirtte  er  gur  Ver- 
breitung ber  tractarianif^en  3been  bunb  ^eran- 
bilbung  jüngerer  Xalente  fomie  bunb  eifrige  IBe- 
tbeiligung  an  ber  Ausgabe  ber  Library  of  Fathers 
of  the  holy  Catfaolic  Churoh  anterior  to  the 
Divbion  of  the  East  and  West,  meldte  er  mit 
9lemman  unb  fteble  beforgte.  3u  SOerbeiHgen 
1835  erfd^ien  ber  gmeite  SBanb  ber  gefammetten 
ZractS,  in  meld^em  mieber  bie  Sebre  bon  ber 
ffird^e  im  SBorbergrunb  ftebt.  SefonbetS  betont 
mürbe  ibre  Selbftänbigfeit  gegenüber  bem  Staate. 
Unter  ben  ,,SIättem  auS  ber  ffird^engefd^id^te" 
(Becords)  erfd^ienen  in  englifd^er  Uebertragung 
bie  Sbbanblungen  bon  SQprian  über  bie  Sinbeit 
ber  JKrd^e,  bon  XertuEian  über  bie  Xaufe  unb  bon 
Sinceng  bon  Serin  über  bie  «SBiberlegung  ber 
^arerien\  3n  einer  $rebigt  auf  bad  gfeft  beS  'flpo- 
fielS  aiiattbiaS  entmidelte  ffeble  mit  SEBiberlegung 
ber  proteftontifd^en  Sebre  feine  ^nfid^t  über  bie 
apoftolifd^e  Succeffmn.  erbitterte  ®egner  fanb 
biefe  fotbolifirenbe  Suffaffung  ber  Xradarianer 
bon  ber  ffird^e  an  XbomaS  %moIb  unb  Srgbifd^of 
Sßbatcli^  bon  S)ubUn,  meld^er  le^tere  fte  als  „Un- 
gläubige" unb  „Söbne  ber  S)unlelbett"  begeid^- 
nete,  obmobi  er  felbft  am  Snbe  feines  SebenS  beim 
fd^Iften  SatttubinariSmuS  anlangen  foHte.  3n 
Osforb  trat  ^rofeffor  ^ampben  ben  SractS  1834 
biud^  eine  Srofd^üre  entgegen,  meldte  Sefeitigttng 
ber  bon  ben  Stubenten  bei  ber  Smmotriculatbn 

61» 


19S9 


ZtoctacianidmuH. 


1930 


Setommg  ber  CtMmselien  unb  ber  gditlid^  !ßer{on 
C^rifK  lunbgab,  mfibrenb  ber  6oange(icnUSmud 
bod  SBert  g^  unb  bie  ))QuHmfd^  »riefe  in 
ben  Sorbergnmb  geftellt  l^atte. 

i.  (Hne  SBenbung  in  ber  Osforb-Semegung 
teiDixttf  SieoIouS  SBifemon  (f.  b.  9rt.)  }und(i^ft 
htad^  fdne  Ißrebigten  in  Sonbon  1836,  über 
iDel^e  Slmmon  im  S)ecember  1836  fd^rieb :  ^S)er 
Xomamdmud  ben^t  gro^e  SBa^r^eiten,  bie  toir 
l^ettte  fa{l  berge|fen  baben"  (Ward,  Wiseman 
I,  2il).  Sorni  t>a^a^  SBifeman  eine  9ieibe 
tion  Srtifeln  ffir  bie  Dnblin  Review  über  bie 
{Knnt)ben-Contro)?erfe  (I  [1836],  250),  bie  bod^- 
RnJ^Itd^e  X^eorie  ber  bogmatijd^en  Suctorität 
(m  [1837],  48),  bie  Tracts  for  the  Times 
(V  [1888],  285)  unb  bie  binterlöjfenen  ©d^riften 
(BemaiiiB)  St.  $.  groube'd  (VI  [1839],  416). 
Salb  folgte  ber  dofftfd^e  SrUfel  mit  bem  Ser- 
gleitb  jiDifd^en  ben  ^onatiften  unb  ben  Slngli- 
canem  in  tbrer  Stellung  }ur  römifd^en  ftird^e  in 
Angliean  Claim  of  apostolical  Saccession 
(Vn  [1839],  139),  Don  bem  92en)man  gegenüber 
9L  SBUberforce  bemerlte,  er  begrünbe  bie  $flid^t 
beS  9nf(6IuReft  on  Stom  (Ward,  Wiseman  I, 
832).  S)ie  Sd^ft  bedSractarionerS  SB.  $almer 
Treatise  on  the  Clhurch  mürbe  alS  minber- 
iDertbtg  ton  Ütemmon  fcborf  fritiftrt.  ßinen  legten 
!Berfw$  jur  Stettung  feines  Stanbpunfted  gegen- 
iÜer  SBifemon  ma^te  9lemman  tan  drittel  ber 
British  Cridc:  Catholicity  and  the  English 
Chnrch.  S)ie  3bee  ber  ungetbetlten  ftird^e  StomS 
Iie|  ibm  beren  3nf))rfld^e  old  unabmeiSbar  er* 
fd^einen.  (Seförbert  mürbe  ber  $ro}e^  ber  Sluf- 
Idfung  ber  Xractarioner  burd^  ben  (Segenfa^ 
imifi^en  rubigen  (Seiftem  mie  9temman  unb  ^f  et; 
unb  ben  iüngeren  ftürmifd^en  92aturen  mie  9B.  ®. 
Sßorb  (f.  b.  9ri),  fjfr.  Oatete«  unb  3.  99.  S)al- 
gaimS,  meldte  9lemman  )u  mäßigen  fud^te^  t)on 
benen  er  aber  im  ®egentbeil  fortgeriffen  mürbe. 
2)0}U  lam  bie  entfd^ieben  feuiolid^e  ^Itung  ber 
angficanifd^en  99tfd(|öfe  gegen  bie  Sractarioner. 
S)ief elbe  edlört  fid^  aus  ber  unbaltbaren  Stellung, 
met(be  bie  neue  9li(^tung  ber  StoatStird^e  }mifd^en 
9iom  unb  bem  feftlänbifd^en  $rotefiantiSmuS  ju- 
mied;  aus  bem  faft  unDermittelten  Uebergang  einer 
Xb^Iogie,  bie  im  $o)){t  ben  9(ntid^rift  erblidte, 
in  eine  burc^auS  romfreunblid^e  SteDung;  auS  ben 
XractS  72  über  baS  ®ebet  für  bie  SBerftorbenen, 
unb  75  über  baS  rfimifd^e  SBreDier  (Tracts  yoL 
m  [1836]).  S)ie  beftige  et)rad^e  9{.  ^.  gfroube'S 
gegen  bie  Reformatoren  in  feinen  Don  9!emman 
unb  ffeble  oeröffentlid^ten  Sd^riften,  fomie  bie 
übertriebenen  ihmbgebungen  ^ufe^'S  über  bie 
no(b  ber  5Eaufe  begangenen  Sünben,  bie  er  als 
faft  unoer^eiblid^  barfteUte  (ogl.  ^ift.«))oIit.  931. 
XO  [1882],  598),  enbli^  bie  tieffinnigen,  aber 
ber  groBen  ajtoffe  unoerftänblicben  XtactS  (87) 
oon  SBilliamS  On  Reserve  in  communicating 
religious  Knowledge  (Tracts  toL  V  [1888  to 
1840])  unb  Oon  ffeble  (89)  On  the  Mysticism 
attributed  to  the  early  Fathers  (1841),  trugen 


ber  !ßartei  fogar  ben  SSormurf  ber  Unebrlid^feit 
ein.  9iad^bem  9{emman  1839  tat  ber  British 
Critio  im  9rtifel  State  of  religious  Parties 
(Essays  I,  262)  woi)  einmal  feiner  JKrcbe  bie 
3utunft  Oerbeigen  unb  1840  in  The  Catho- 
licity of  Uie  Angliean  Church  (Essays 
n,  1)  bie  ©üIHgfeit  ber  anglicanifd^en  Sßeiben 
oertbeibigt,  f^rieb  er  1841  ben  90.  Xract, 
meld^er  bie  jeitgemft^en  SBrofd^üren  jum  Sb« 
fd^Iul  brachte.  3ur  SOSiberlegung  beS  SormurfS 
feiner  ®egner,  mie  aud^  mand^  ouS  feinen  iün« 
geren  Snböngem,  feine  fogen.  fotbolifd^e  Sebre 
fei  unoereinbar  mit  ben  39  ^Artileln,  fud^t  er  brei 
@ö|e  gu  bemeifen,  nämlicb:  a.  SBaS  tatbo- 
lifd^  ifi,  (äffen  bie  Srtifel  unberübrt;  nur  maS 
römifd^  ift,  lebnen  fie  ab.  b.  !Rur  bie  bei  ben 
fatbolifd^en  SoUSmaflen  tan  Sd^mange  gebenben 
äntbümer  foDten  burd^  fie  oermorfen  merben. 
0.  3)oS  Zribentinum  lonnte,  meil  frfiber  ent- 
ftanben,  bie  39  9rtilel  nid^t  berübren.  ^uf  meiter^ 
einmürfe  ermiberte  er,  eS  fei  $flid^t,  bie  9rtilel 
nad^  ibrem  SBortlaute,  nid^t  na^  bem  Sinne  ibrer 
Serfaffer  auSjuIegen,  unb  betonte  au|erbem  bie 
Xb^tfad^e,  ba|  beren  93erfaffer  }ablrei(be  SanbS« 
leute,  bie  fatbolifd^  geblieben,  fd^onen  imb  (xa 
SteOe  einer  fbrengen  Sermerfung  ber  rdmifd^en 
Sebre  einen  SuSgleid^  }mif(ben  i^r  unb  bem  Sal« 
otaitSmuS  fe|en  moOten.  —  SBöbrenb  bieSe^drben 
ber  ^od^fibtile  miber  bie  Xractarianer  vorgingen, 
unb  Stemman  entfpred^enb  bem  SOSunfd^e  beS  iQu 
fd^ofS  93agot  oon  O^forb  bie  Sfortfe|ung  ber 
XractS  einfteOte,  übemabmen  iüngere  Xractarianer, 
inSbefonbere  ber  ermübnte  903.  ®.  SBarb,  f  etaie  93er- 
tbeibigung.  Cr  ging  aber  über  9lemmanS  Xract 
binauS,  oermarf  in  feinem  93ud^e  The  Ideal  of 
a  Christian  Church  (1844)  beffen  ßompromi^ 
tbcorie,  forberte  baS  9ied^t,  ^rtifel  12  als  eoan« 
gelical  in  einem  nid^t  natörlid^en  Sinne  )u  unter* 
xeidEinen,  unb  befäm|)fte  bie  Sled^tfertigungSlebre 
ber^rtüel.  9!ml3.3feDruarl845oermarfbieUni- 
Oerfität  SßarbS  Ideal  Church,  mäbrenb  9temman8 
Xract  90  nur  burd^  baS  93eto  ber  ^rocumtoren 
ber  Senfur  entgfaig  (Chnroh  331).  Um  bie  nüm« 
lid^e  3eit  mie  !Remman  (October  1845)  traten 
oiele  feiner  gfreunbe  auS  bem  XractarianiSmuS  }ur 
fatbolifd^en  IKrd^e  jurüd.  2)od^  b^ben  bie  93or» 
gonge  oon  1845  bie  Partei  nid^t  gerf))rengt,  nur 
mar  fortan  Osf orb  nid^t  mebr  ber  bef onbere  Sd^- 
pla^  ibrer  Xbütigfeit,  menngleid^  ^ufe;  l^in  raft- 
loS  für  jie  mirlte.  Sie  lebte  in  anberen  Xbeilen 
beS  SanbeS  fort  unter  ber  fieihmg  oon  SRanning, 
».  3faac  SBUberforce,  ^.  908.  SDBilberf orce,  3)obS- 
mortb  u.  9L  3um  legten  3Rolt  einigten  ftd^  bie 
Xractarianer  1850  in  Sonbon  }u  einer  93er« 
mabrung  miber  bie  Sntfcbeibung  beS  ®ebeimen 
SRatbeS  im  ®orbam"3foIIe  (f.  Liddon,  Life  of 
E.  B.  Pusey  III,  Lond.  1894,  241.  272).  «n 
SteOe  ber  Xractarianer  traten  {e^t  bie  Stitualiften 
(f.  u.  n.  5),  ^ufepiten  unb  bie  jüngere  liberale 
Stbule  unter  9.  $.  Stanley  (f.  C)ift.-po(it.  99L 
CXIV  [1894],  397  ff.).  aOBennglcid^  alS  «Partei 


198S 


Xractud  —  ilrabition. 


1984 


Ourme  (SUerot.  Qanbloeifet  1896, 710  ff. ;  1897, 
587 J.) ;  bit^  fu^e  )u  l(KfHQen  ßrötterungen  in 
bcr  $re{fe,  toobuici^  bie  rituolifttfc^e  $ortei  nur  an 
@tfitb  getoonn.  ttn  i^  Bpiit  fte^t  Sorb  ^Kfas, 
hm  ^($  €ir  aBUUam  ^rcoutt  M  ^ntooli  ber 
6taQl8ttc(^  in  saj^lreic^en  Briefen  on  bie  Times 
cntgmnjlettte.  SDic  Siebe  bed  etjbifc^ofd  ttmpU 
ton  Santerbutt)  »ibet  bie  fatj^oliftrenbe  9uf- 

^ins  beft  Opfers  unb  Sltari^focramentS  feitend 
Smualiflen  (Month  XCn  [1898],  449  f.) 
)^  bie  onberen  fBifc^dfe  }u  fil^nlidien  ftunb- 
gebungcn  neronIa|t,  bie  aber  felbft  im  SSerein  mit 
ber  i^ero^  ptoteftontifd^en  SBerfammlung"  üom 
31.  Somior  1899  (Month  XCIH  [1899],  241  f.) 
ben  SRulb  ber  Stitualiften  gefleigert  unb  ]ur  boD« 
ftftnbigen  Sntoenbung  ber  fotl^olifd^en  ßerimonien 
in  ber  S^armod^e  1899  in  Sonbon  geführt  l^aben. 
^uxdt  Vnna^me  ber  SRe^feier,  ber  Ol^renbeidbte, 
SBertiefung  ber  Seigre  t>on  ber  Xoufe,  Pflege  bed 
ÖebelcS  unb  eine  SDlenge  aSceKfd^er  Uebungen 
l^ben  bie  Kituoliften  bie  Se^nfud^t  nad^  ber  lat^o- 
lifdden  ffiri^e  in  tonU  iheife  getragen,  aber  burd^ 
ibren  fyx%  gegen  ben  ^opft,  bie  gerabegu  wmüv 
bige  SBe^nblung  ber  anglicanif(^en  93if  (^6f  e,  regel- 
lofe  6eelcnleitnng ,  ben  ®eift  ber  Unbohnä^tg- 
fett  unb  bie  Sierftflmmelung  fat^olifd^er  Sd^riften 
no^  toeit  me^r  Seelen  Dom  Eintritt  in  bie 
Air(^e  abgebalten''  (Month  LXin  [1888], 
321:  Bttualifim  as  it  is).  S)ie  juoerläfjigfte 
(Sbtonit  über  ben  ®ang  ber  rituoliftifi^en 
Semegung  fpenbet  bie  (otbolifd^e  SBod^enfd^vift 
Tablet  in  Sonbon.  (93gl.  P.  Gallwey,  Twelve 
Leotures  on  RituaÜsm,  London  1879, 
2to1b.;  P.Martin,  Anglican-Bitaalism,  Lon- 
don 1881 ;  J.  H.  Blunt ,  The  Beformation 
of  the  Ghurch  of  England,  6^  ed.,  London 
1882,  2  vols.)  [«.  SeOedbeim.] 

f  vaclii0,  f.  SReffe  vni,  1323. 
^rabitiott  (traditio,  ftapadooic)  bejeid^nei  im 
Mgemeinen  eine  Sebre  ober  ßtnrid^tung,  totU^t 

iid^  Quf  irgenb  eine  9Beife  oon  ®efd^Icd(|t  gu  @t* 
^led^t  forterbt,  im  Sef onbcm  aber  eine  fold^e,  bie 
primSr  ni(bt  auf  eine  gefd^riebene  Urfunbe,  fon- 
bem  auf  munblid^e  SRittbeilung  al8  UrqueÜe  5u- 
t&dCgel^t  ().  fö.  (SemobnbeitSgefe^,  OrbenSfibcr- 
lieferung,  ffunjUibung).  3m  tbeologifd^en  Sinne 
terftebt  man  borunter  ben  Inbegriff  aller  über» 
natfirlic^  Se^en,  Seranftaltungen  unb  3:bat- 
fo(^en,  meld^  in  ber  b^iligen  @$rift  nid^t  auf- 
ge^eid^net,  mobi  aber  oon  Sb^iftud  unb  feinen 
^pofteln  ouf  münblid^em  SBege  ber  JHrd^e  als 
Srbe  äberma^t  morben  ftnb  unb  oon  biefer,  oß 
ber  gottgefe]}ten  S^ugin,  SRid^terin  unb  Sebrerin, 
imter  bem  befonbem  ^etflanbe  beS  b^ilig^u  ©eifieS 
iinDerfebrt  beumbrt ,  gegen  änlebren  oertbeibigt 
unb  in  lebenbiger,  unfehlbarer  Sebroerfünbigung 
bis  }um  Snbe  ber  3^iten  fortgepflanzt  merben 
(t>gl.  Yatican.  Sess.  III ,  cap.  2  De  revelat., 
bei  Denzinger,  Enchir.,  7.  ed.,  n.  1636).  L IB  e- 
griff  unb  SBcfen  ber  Srabition.  — 
1.  Unter  Uebergebung  ber  Xrabition  im  actit)en 


@inne  (beS  actus  tradendi),  meldte  bie  aber» 
Hefembe  Xb&tigfeit  beS  Krd^Ii^en  ScbramteS  (f.  b. 
9rt.)  begeid^net  unb  fraft  ber  oon  Sb^ftuS  feiner 
thnbe  oerliebenen  Unfebibarleit  (f.  b.  9rt.)  aUer- 
bingS  aud^  ben  UeberlieferungSinl^alt  feßer  aI8 
gbttlid^e  SBabrbeit  %ttoi!i^xiti\tti,  Derfteben  mir 
unter  Xrc^ition  b^r  tior  SHIem  bie  obiectiDe 
Ueberlieferung,  b.  b.  ben  überlieferten  Sebrinbott, 
baS  Ueberlieferte  (id,  quod  traditur).  ^nfofent 
bie  beilige  €d^rift  ebenfaSS  )u  ben  ®egenftönben 
gebort,  meldte  bie  Spoftel  ber  IKrd^e  unb  bief e  ber 
^aäftoüi  überliefert  baben,  umfaßt  bie  Zrabition 
an  ^d^  fomobi  bie  münblid^e  Sebre  Sbnfti  unb 
ber  Sipofiel,  als  aud^  baS  gefd^riebene  (SotteS- 
mort,  bedEt  ftd^  folglicb  logiftb  unb  tbeologi{(b 
mit  bem  apoftolifd^en  ®IaubenSbepo{ttum  über« 
baupt  (Dgl.  2  Xb^ff.  2,  15:  State  et  tenete 
traditiones,  quas  didicistis  sive  per  sermonem 
siye  per  epistolam  nostram).  äßeil  aber  ber 
gange  apoftolifd^  OffenbarungSfd^a|,  in  feiner 
münblid^en  mie  feiner  fd^riftlid^  tjform,  oon  An- 
beginn in  baS  Semu^tfein  ber  Stirbt  bineintoud^, 
in  ibr  als  SebrgangeS  M  oerfdrpernb  unb  burd^ 
baS  lebenbige  Sebromt  (tetSfort  fid^  oeriüngenb,  fo 
ging  bie  urfprünglid^  apoßolifd^e  Xrabition  in 
aOmäblid^  entmid^ung  t)on  felbft  in  bie  lird^* 
liebe  über  unb  fid^erte  ftd(|  burd^  biefe  „SBeitergabe 
oon  fymh  }U  ^nb"  (ogL  Trid.  Seas.  IV  De 
can.  Script. :  quasi  per  manus  traditae)  ibren 
eigenen  unoerfürgten  gfortbeftanb.  ^ierauS  folgt, 
ba^  in  ber  apoftolifd^en  tmb  ber  fird^Iid^en  hinter» 
läge  nid^t  tttoa  gmei  real  t)erfd^iebene  ober  gar 
gegenfä^Hd^e  Se^rinbalte  Vorliegen ;  betbe  ftetten 
oielmel^r  nur  gmei  »erfd^iebene  ©tabien  ber  einen 
apoftolifdben  Sebroerfünbigung  bar,  mit  ber  3)lai» 
gäbe,  boB  bie  apofiolifd^e  Urlebre  megen  ibrer 
Urfprünglid^feit  einen  queUenbaften  Sb^ratter  be« 
ftj^t,  bie  fird^Iid^e  ^interlage  bingegen  ben  eineS 
bloßen  jfanais,  melier  ben  apoftolif^en  Sebrftrom 
oou  in  ftd^  aufnimmt ,  unoerf ebrt  bemabrt  unb 
rein  burd^  bie  Sabrbunberte  fortleitet  (ogl.  !DlöbIer, 
@9mboHf  §  40;  Sd^eeben,  SogmatitI,  102 ff.). 
2.  änbeffen  mar  eS  fd^on  feit  ben  ölteften  Seiten 
Sraud^,  bie  Xrabition  in  engerer  93ebeutung  gu 
faffen  unb  auf  ben  Snbegriff  ber  münblid^en  91U« 
tbeilungen  Sbrifti  unb  feiner  Slpoftel  gu  befd^rftnfeu 
(ogl.  Tertull.  De  coron.  4,  bei  Migne,  PP.  lat. 
n,  80:  Hamm  et  aliarum  hujusmodi  dis- 
ciplinanun,  silegem  expostules  Scripturarum, 
nullam  invenies;  traditio  tibi  praetenditur 
auctrix),  mie  benn  fd^on  ber  ffi,  ^piauIuS  bie  un* 
gefd^riebenen  Ueberlieferungen  ber  ^b^nf^^c  ^'^ 
gefd^riebenen  ®efe|e  ÜJlof  eS^  gegenübergefteEt  batte 
(®al.  1, 14;  ogl.  TOattb.  15,  3).  ®abei  tritt 
bann  bie  beilige  @d^rift,  ba  fie  «.froft  ibreS  monu- 
mentalen 4^b<^raIterS  eine  eigene  obj[ectit)e  6|ifteng 
au|er  unb  neben  ber  Xb^^G'^i^  unb  bem  Seben 
ber  ftird^e  befi^t"  (Sd^eeben  1, 106),  ber  münb- 
lid^n  Ueberlieferung  alS  relatioer  ®egenfa^  gur 
@cite.  tiluf  biefer  fotbolifd^en  Slnf^auung  rubt 
bie  lanbläufige  Unterfd^eibung  einer  gmeifad^en 


1987 


Xrabttion. 


1938 


ifit  in  0bU^  SBeife  oie  ber  l^iligen  Sd^rift'' 
(^(ttinget,  Sfunbamentolt^eologie,  2. 9lu{I.,  gftei- 
burg  1888,  700).  Stnbeffm  ^t  boS  Zribentinum 
biefe  05ttlid^  Suctoritat  felber  miSbradltd^  ouf 
bte  ^(BIau6en8"unb@Utenfo(l^en'  befd^rfinft,  loenn 
fS  le^rt :  Synodus . . .  omnes  libros  tarn  veteris 

Sim  noTi  Testamenti ,  cum  utriusque  unns 
08  Bit  aneior,  neonon  traditioneB  ipsas, 
tum  ad  fidem  tarn  ad  mores  pettinenteB, 
tan^am  Tel  oretenue  a  Christo  Tel  a  Spiritu 
8.  dietatas  et  oontmua  successione  in  Ecde- 
BiacaUiolioa  oonservatas,  pari  pietatis  affectn 
ao  rev«rentia  suscipit  et  yeneratur  (Trid. 
Sess.  IV  De  can.  Script.,  bei  Denzinger, 
n.  666). 

4.  3)ct  Segriff  ber  tnünblid^en  Ueberlieferung 
fd^Ue|t  eine  fc^riftUd^  Slu^eid^nung  berfelben 
feincSmegd  oxA  (Dgt  Bellarmini  Controv.  de 
▼erbo  Dei  4, 2 :  Yocatnr  doctrina  non  scripta, 
non  ea  quae  nnsquam  scripta  est,  sed  quae 
non  est  scripta  a  primo  auctore).  SBie  efi 
unter  gebUbeten  9Ren{d^en  notürlid^  ifi,  bo^  {le 
für  oUe  Serbältniffe  bed  SebenS  fid^  ber  @d^riftfun{l 
bebienen,  fo  mar  oud^  für  bie  na^Q))o{lon{d^e  3^it 
ein  tief  empfunbeneS  99cbürfni|  Dor^onben,  in  epi- 
fiolorifd^er,  l^omiletifd^er,  esegetifd^er  unb  toiffen- 
f(^ftIi(^r@d^riftJle&ereibemiett)eUigen®IaubenS- 
ben)u|tfein  ber  ftird^e  aud^  einen  bocumentarifd()en 
Vudbrud  }u  t>erleil^  S)ie  gefd^riebene  Zrabition 
ijl  foljiin  nid^td  SnbereS  als  ber  9tieberfd^Iag  ber 
ungejd^riebenen.   @oId^e  Sufjeidbnungen  hielten 
inbe|  ben   lebenbigen  Strom  Der  münbßd^en 
Xrobition  fo  toenig  auf,  ba^  biefer  in  üoller  Un- 
abbängtgfeit  t>Dm  @^rifttoefen  feinen  gemobnten 
Sauf  meiterflol  unb  aud^  bonn  nid^t  uerfiegt  toäxt, 
toenn  oSe  SbobitionSurtunben  unmieberbringlid^ 
Derbren  gegangen  toättn.    Sielmel^r  trat  nun 
«rbiefe  gefd^nebene  tird^Iic^e  Xrabition  p  ber  fort- 
gelben  lebenbigen  Ueberliefenmg  in  ein  analoges 
—  allerbing?  nid^t  gana  gleld^efi  —  SSerl&ältniJ, 
roit  bie  opoftolif^  -  göttlid^e  [SibeHUrfunbe" 
(@(^eeben  I,  107),  infofern  au(^  fie  einerfeitd 
Dom  fird^Iid^en  (SlaubenSbemugtfein  getragen,  be- 
lebt unb  erüärt  mürbe,  unb  anbererfeitS  ouf  biefed 
felbft  n>ieber  orientirenb  unb  Rärenb  )uni(AoirIte. 
Sei  f Didier  SBed^felmtrtung  getoinnen  Domej^mlid^ 
bie  SoncilSacten  unb  bie  @d^riften  ber  fiird^en- 
Dater  für  baS  @IaubenSben)u^tfein  ber  lebenbigen 
(Begentoart  eine  überaus  l^o^e  SBebeutung.  2)ie 
oft  gefteSte  fSfnige,  ob  eS  nad^  ber  langen  bog- 
mengefd^id^tli(^en  Sitttotdlung   nod^  l^eute  auf 
blo^  münblic^er  Ueberlieferung  berul^enbe  Offen- 
(orungSma^leiten  gebe,  bie  ber  fd^rif tlid^en  gi^i" 
ntng  bisher  entfd^Iupften,  ^ätte  nur  bann  einen 
vernünftigen  @inn,  wenn  bie  lebenbige  Xrabition 
ein  DedoidEelteS  S3er}eid^ni^  Don  lauter  fertigen 
Se^rfajfen  barfleSte,  bie,  Don  Slnbeginnin  ben 
Uc6erUeferun^flrom  bineingeroorfen,  rubig  barin 
fortf(^mämmenunb  ieberjeit  mübelod  b^t(>u8gefij(^t 
»erben  tonnten.  Sine  fold^e  SBorfteQung,  toeldje 
von  ber  }>roteftantifd^en  fßofemit  bem  „tribentini- 


fd^en  Antl^oIiriSmuS"  grunbtoS  aufgebürbet  roixh, 
Dertennt  gan)  unb  gor  baS  SEßefen  bed  fatboli« 
fd^en  XrabitiondbegriffeS:  bie  Xrabition  ift  feine 
mec^onifd^  Sammlung  Don  l^ier  unb  bort  )er* 
ftreuten  Se^rfragmenten,  fonbern  ein  einbeitlicbeS, 
gefd^Ioffened,  orgonifd^efi  SEßabn^eitSgangeS ,  mel- 
d^,  einer  Sf|an)e  Dergleid^bar,  feine  inneren 
Derborgenen  fteime  triebartig  entfaltet  unb  erft  in 
allmäblid^er  ©elbftenttoidlung  )ur  DoOen  SReife 
unb  Sudbilbung  gelangt  (f.  b.  9(rt.  Sogmen- 
entttidHung).  @o  toenig  man  bie  )utünftiae  ®e* 
jialt  riner  in  ber  (Entfaltung  begriffenen  Jcnofpe 
ober  93Iüte  jum  SorauS  mit  ben  gfingem  greifen 
!ann,  ebenfo  ttenig  lö^t  ft(^  bie  entmidtelte  gönn 
aEer  ffeimmabrbetten  jum  93orou8  befd^reiben, 
»eld^e  embr^oartig  im  @d^o|e  beS  ddriftlid^en 
S)ogmenfd^^eS  eingef  d^Ioffen  ru^en  (Dgl.  Vincent 
Lirin.  Gonunonii  23).  Saju  fommt,  ba^  bie 
Xrabition  nid^t  fo  febr  in  SBori  unb  Seigre,  ali  in 
X^t  tmb  $ra£id,  inSbefonbere  in  SuItuS,  Situr- 
gie,  Sacramentenfpenbung  unb  93erfaffung,  ibre 
Serlörperung  gefunben  ^t  unb  be^megen  Don 
Dorneberrin  ber  fd^rif  tlid^en  gfisirung  grö^tentbeilS 
entratben  {ann.  93on  rrin  tl^eoretif d^en  XrabitionS- 
mabrbriten  bürfte  eS  freili^  nad^  ber  Dielbunberi- 
iöbrigen,  intenfben  Arbeit  ber  großen  Xl^ologen- 
fd^ulen  bnite  nur  menige,  h)enn  fiberbaupt  meld^ 
geben,  bie  aI8  traditio  mere  oralis  ibr  S)afein 
fortfrifteten ,  unb  aud^  ber  JheiS  ber  proftif d^en 
sBBabrbriten  (traditio  practica),  bie  biSber  ber 
fd^riftlid^en  SBegeugung  unb  tbeoretijd^en  Erörte- 
rung tttoa  entgegen  blieben,  ift  jebenfalld  bid  )um 
Serfd^toinben  enge  gen^orben.  SEßie  immer  man 
ober  oud^  biefe  an  ftdb  müßige  gfroge  entfd^eiben 
mag ,  fo  Diel  ift  gemi| ,  ba^  au^  bie  ettoa  nod^ 
ungefd^riebenen  Ueberlieferungen,  toofem  fie  nur 
gbttlid^en  Sb^talter  tragen  unb  in  ibrem  gött- 
lid^en  SEBefen  erfonnt  Jtnb  (f.  u.  V.),  an  objectiDem 
3eugentoerib  ben  gefd^riebenen  in  nid^tS  nad^fteben 
(Dgl.  Nicaen.  11 :  Si  quis  omnem  ecclesiasti- 
cam  traditionem  sive  scriptam  sive  non 
Bcriptam  [ica^av  luapaSootv  ixxXYjatavnx^jv  £7- 
7P290V  I)  fipa^ov]  rejicit,  a.  s.  [Denzinger 
n,  249]). 

5. 3n  ibrem  93er^tni|  gum  lird^Iid^en  fiebr- 
amt  betrad^tet,  barf  bie  Xrabition  Don  le^terem 
meber  Iofigeri|fen  nod^  au(b  bomit  ibentificirt  mer« 
ben.  Sebramt  unb  Xrabition  fteben  immer  in 
einem  ungertrennlid^en,  organif  d(|en  unb  lebenbigen 
Sufammenl^ong,  infofem  jenes  ber  ^aupttröger, 
^üter  unb  erficirer  biefer  ift  Snfolge  biefer 
innigen  Serbinbung  nimmt  bie  Xrabition  nid^t 
nur  an  ben  d^idmatifd^en  SSorjügen  ber  3n> 
befectibilitöt  unb  anfallibUitöt  tbeU,  mit  benen 
ebtiftuS  bo3  lird^Iid^ie  fiebramt  ouSgeftattct  bat 
(f.  b.  9Iri.  ffird^e) ,  fonbern  ed  [tnb  bicrmit  aud^ 
i^re  toeiteren  äSefenSmerfmoIe  ber  Spoftolidtät, 
Integrität,  ConKnuitöt  unb  UniDerfalitöt  bem 
^rinripe  nad^  Don  felbft  gegeben.  3Rxi  biefer  9(uf « 
faffung  flebt  baS  Dom  3anfeni§mu3  unb  9IIt- 
fatboIiridmuS  beliebte  SBerfabren  in  fcbneibenbem 


1941 


Xrabitiott 


1942 


Kacl^etB  an,  bat  ^1^  ^  ^Bigeit  6d^rift  nod^ 
rine  jtoeite,  felbflänbige  unb  ebenbürtige  ®(atiben9- 
queüe,  bie  Xrabttion,  toirdid^  esijKrt.  —  1.  Sie 
ttnentbe^tUd^feit  münblid^er  Untetmeifung  in  iebet 
SebenSorbnung  unb  auf  allen  Srfenntni|gebieten 
bObet  oon  panli  auS  ein  florfeS  ^töiubla  baffir, 
ba|  oud^  btt  (^rijitid^  Steligion  tot  Mem  burd^ 
lebenbige  Ueberlieferung  erhalten  unb  fortgepflanit 
iDerben  foOte.  Sd  gibt  feine  Don  ftonem  (Semein- 
beiDu^tfein  getragene  ®e{eSfd^ft,  meiere  beS 
Xrobitionfiprinci))«,  als  beS  Se^ifelS  i^refi  inner- 
^(Seiftefi^entrat^enfönnte:  Staaten  unb  Sölf er, 
Samtlien  unb  (Senolfenfd^aften,  @<i^ulen  unb  ®e« 
ru^e,  INbifte  unb  SBiffenf  d^aften  finb  nid^t  minber 
mie  baS  Snbüiibuum  Don  3lai\xx  ouS  auf  lieber« 
liefenmgen  angettiefen,  au8  benen  fte  f  ortm&^renb 
f4ö))f en  unb  i$r  geiftigeS  SlBef en  )u  uqpränglid^er 
$rif d^  erneuern.  Sndbefonbere  ift  audd  jebed  ))oIi« 
ttfd^e  ober  religidfe  @ebilbe  üon  großer  Son« 
cepHon,  auc^  boS  ml^rtbum  unb  ber  ealoinid- 
muB,  nid^t  auSbem  tobten  IBud^ftaben  einer  oorl^er 
ouSgertügeUenStiftungdurfunbe,  fonbem  ani  bem 
lebenbigen  9Doite  begeifterter,  tl^tfröftiger  SRänner 
entfpntngen.  Körner  unb  Sermonen  tt)urben 
3abr^unberte  lang  burd^  ungefd^riebene  &f 
too^nbeitSgefejje  regiert,  für  beren  Sleinerl^I- 
tung  münblid^e  Sted^itSuberlieferungen  forgten :  bie 
Sammlung  unb  Sobificatton  berfelben  burd;  bie 
auriften  fftlU  erfi  in  eine  Diel  fpätere  3eU  (Dgl. 
Montesquieu,  De  resprit  des  lois  19,  4). 
S)ie  gefeUfd^aftlid^  geglieberten  ^l^ilofopbenfd^ulen, 
loie  bie  )n^t]^goretfd(|e ,  vererbten  ben  ®eift  i^rer 
Se^e  buri^  mänbli^e  Srabition  ebenfo  n)irffam 
mie  bie  mittelalterlid^en  SBaubütten  ober  bie  Höfter- 
Xic^en  Snftalten  ber  großen  OrbenSflifter:  baS 
lebenbige  SBort  mar  juerft  ba,  bann  erft  fd^uf  man 
Urfunben,  beren  tieferer  Sinn  o^ne  baS  SRebium 
trabitioneiOIer  Auslegung  aud^  nad^  il^rer  Sibfaffung 
in  mancherlei  Sunfel^eiten  gel^ült  bleiben  mu|te 
(ogL  mSf^ln,  e^mbolif  §  88).  Selbft  beim 
oufifu^rlidften  ®efe|bud^ ,  auf  baS  ein  SSoIf  fein 
gamed  [octaied  Seben  fteUen  möd^te,  mu|  i^in  Dielen 
gföuen  ba9  Semo^nbeitSred^t,  bie  ^rasid  ber  @e- 
riddtS^öfe,  bie  9uffaffung  bed  Sled^ted,  ber  (Seift 
be9  ®efe^ed  u.  f.  m.  angerufen  merben,  SRand^ed 
ber  natärK<!^n  SiQtgreit,  bem  (Srmeffen  ber  9tid^ter 
unb  uber^au)>t  ber  audfflbrenben  SBe^örben  fiber- 
laffen  merben""  (®utberlet,  Sebrbu(|  ber  9))0- 
logeHtm,  SUlnfter  1894,  226).  So  ift  bie 
munbU<^e  Iteberlieferung  in  SBa^|eit  ,,ein  not^ 
menbmed  Sbment  bed  menfd^Ud^  SebenS  uid) 
ba9  Sanb  gtoifc^en  IBergangenbeit,  ®egenmart 
unb  3u!unft  j|ur  Vermittlung  ber  menf(^Iid^en 
(Erfenntnifl''  (Lacordaire,  Gonförences  I,  Pa- 
ria 1847,  178).  9ud^  im  SBerei(^  ber  fiber- 
natürKd^  SBabrbeitSerfenntnig  fonnte  fein  an* 
bere§  ®cfet(  malten,  no($  fyA  ed  jemals  ge- 
mattet. !BtS  auf  SRojeS,  ben  erften  iflbifd^ 
@d^rift|}eUer,tifIan)teftd^  bteOffenbarungSreligion 
intDerföIfd^t  bun^  baS  9Rebium  ))atrtard^Ufd^ 
Ueberlieferungcn  fort,  unb  biefe  Ouelle  Derfiegte 


aud^  bonn  nid^t,  als  gotterleud^tete  f)agtograt)ben 
ben  ®riffel  jur  ^nb  nahmen,  um  bem  alttefta« 
mentlid^en  99au  ein  feftereS  ®efüge  burd^  unDer- 
gänglid^e  S^riftmerfe  ^u  ftd^enu  93om  ®eifle 
®otteS  getriebene  ®eftaUen ,  mie  bie  $ro))beten 
9tatban  unb  Samuel  (f.  b.  ^rtt.)  ober  bie  Sel^« 
rinnen  2)ebora  unb  ^oHmi,  traten  aud^  fpäter 
bem  auSermöpen  Solfe  bie  großen  ®ebonfen 
3el^0Da'S  funb,  ol^ne  }um  Sd^riftmefen  i^re  3u- 
flud^t  )u  nel^men  (f.  b.  9(rt.  ^xop^d  X,  467). 
9laä^  attjiubifd^er  Suffaffung  gebt  ber  X^ora,  als 
einem  Derfd^Ioffenen  93ud^e,  bie  9)lif(bna  unb 
®emara  (f.  b.  %rt.  Xalmub)  ergöngenb  unb  er- 
flörenb  jiur  Seite,  unb  bie  mänbU(|e  Ueberliefe* 
rung,  fkilad^  unb  ^aggaba ,  f übrt  unmittelbar 
auf  SRofeS  unb  ^e^oDa  alS  i^re  Quellen  jurftdC 
(Dgl.  Strad,  Einleitung  in  bni  Xalmub,  2. 9ufl., 
Seipsig  1894,  46  ff.).  3a  bie  Sibel  felbft  more 
ol^ne  autl^ntif  d^e  Beglaubigung  il^rer  3nfpiration 
burd^  bie  iübif<|e  Xrabition  ein  rein  menfd^lid^eS 
99ud^  unb  bamit  für  bie  übematürlid^e  ^eilS* 
fteHung  beS  3ubent^umS  bebeutungSloS  gebluben, 
eine  Snoögung  Don  fo  elementarer  SDibenj,  ba| 
fogar  bie  ftaräer  (f.  b.  9lrt.  Vn,  143),  tro>  il^er 
bebentlid^n  Siebäugelei  mit  bem  Sc^riftprinci)), 
ber  ftinagogalen  Ueberlieferung  mi&ig  einen  $la| 
einräumten  (Dgl.  Engelkemper,  De  Saadiae 
Oaonis  vita,  Bibliorum  versione,  herme- 
neuüca,  Lipsiae  1897,  40  [Dias.]).  SoU  nun 
baS  Sb^ftentl^um  allein  eine  ebenfo  unnatürlid^ 
mie  unmögli^e  SluSnal^me  Don  ber  allgemeinen 
Siegel  mac^?  S)iefe  ftimlofe  !BorauSfe|ung 
f d^eitert  Don  Domeberein  an  einer  breif ad^en  ttlxppt. 
(Einmal  ift  eS  eine  notorifd^e  Xb<^tfad(|e,  ba|  ftird^e 
unb  Cl^iftent^im  nad^  Seigre,  Serfaffung  ui& 
3ud^  bereits  fefi  in  [td^  felbft  unb  im  Soße  ge- 
grunbet  maren,  el^e  bte  ^agiograpb^n  bagu  über» 
gingen,  unter  bem  ^Intnebe  beS  b^i^ig^  ®ei{leS 
bie  erften  neuteftamentlidSien  Sd^riften  ab^ufaffen 
(Dgl.  fieffing,  Sämmtlid^e  Sd^riften,  l^rauSgeg. 
Don  £a(bmann-aßundter  XIU,  Seipgig  1897, 
107  ff.  141  ff.).  S)ie  IKrd^e  marb  ni^t  auB  ber 
beiligen  Sd^rift,  fonbem  umgefe^  bie  ^ige 
S(!brif t  aus  ber  ffird^  geboren.  2)enn  «,bie  SDan« 
gelten  f e^n  bie  lebenbige  Ueberlieferung  DorauS ; 
bie|  ergibt  ftd^  fd^on  aus  ber  3^it ,  in  meld^er  fle 
felbft  abgefaßt  Jinb.  ...  Sie  fmb  ®ef4id^ 
büd^er,  i^ren  Stoff  l^aben  \xt  nic^t  juerft  ge« 
fammelt,  feine  Spur  meist  barauf  bin,  ba^  fd^on, 
mäbrenb  äefuS  lebte,  Sufgeid^nungen  gemad^t 
morben  mören,  ja  eS  miberfphd^t  bie^  bem  SBefen 
feines  Sel^renS  unb  3ufammenlebenS  mit  feinen 
Sn^öngem''  (S.  SBeijfädfer,  2)aS  apojiolifd^e 
Seitalter  ber  d^riftl  Stirä^t,  2.  ^ufL,  greiburg 
1892,  871).  2)aau  gefeSt  fu^  ber  mid^tigere 
Umftanb,  ba|  gegenüber  ber  reid^en  Spocr^pb^« 
Siteratur  (f.  b.  «rt)  bie  ®öttli4feit  ber  »ibel 
ni^t  mieber  burd^  bie  Sibel,  fonbem  nur  bunb  baS 
unfebIbare3<ugni|beriKrd^e,alfobur(^Xrabition, 
untruglid^  fefifte^t:  fo  entfd^ibet  alfo  ^nid^t  bie 
Sd^ft  smifcben  äd^er  unb  unäd^ter  Sebre,  fon- 


1948 


Xrobition. 


I9U 


bem  bie  überlieferte  Seigre  über  Sd^te  unb  unäd^te 
ed^rift"  (^etHnger  265).  (gefegt  ober  felbfi  ben 
unmirflid^en  %av[,  änfpirotton  unb  @d^riftcQtu)n 
liefen  ftd^  oud^  ol^ne  Zrobition  betoeijen,  fo  mürbe 
bo^  einem  oUen  SnterpretotionSlünften  ))rei8" 

«egebenen  IBud^e  bie  immanente  SRadbt  gebred^^ 
d^  im  miberlid^en  ®e}dnfe  ftreitjfidQtiger  ttt^ 
eiber  outbentifd^  auS)uIegen,  gegen  bäretifd^e 
SRilbeutung  jtd^  mirlfam  )u  fd^ü^en  vaib  feinen 
göttlichen  ^n^olt  ber  ganjen  Sb^P^b^  gegen* 
aber  ouctoritattD  }ur  (Geltung  gu  bringen  (ogl. 
9l))g.  8,  80  ff.  2!ßetr.  1,  20f.;8, 15f.).  3)q8 
Sebflrfni^  toaf^xtt  Sd^ftaudlegung  forbert  mit- 
bin fd^on  für  ftd6  oDein  gebieterif^  bie  ßiiftenj 
einer  lebenbigen ,  Dom  unfebibaren  Sebmmt  ge- 
trogenen Ueberlieferung,  bie  überbie^  bie  natur- 
gemäßere Untertoeifungdform  für  ftinber  unb  Un- 
Sebilbete  borfteüt  (Sgl.  tu>i  $.  ^le,  ^onb- 
u<b  ber  aOgemeinen  SReligionSmiflenfcbaft  II, 
gfreiburg  1887,  271  ff. ;  gf.  SBeber,  @9ftem  ber 
oltfqnagogalen  (mlftfünifd^en  XJ^tolo^t,  Seit»- 
gig  1880,  100  ff.;  e.  t.  Sunfen,  Sie  Ueber- 
lieferung,  ibre  ßntftebung  unb  SntmidClung,  Seip- 
ti%  1889,  2  9be. ;  ^.  3ul.  ^ol^mann,  Sebrbud^ 
ber  neuteflamentL  £^eoIogie  I,  Sreiburg  1897, 
86  ff.) 

2.  SHe  tbatfdd^lid^e  Sinfe|ung  eines  lebenbigen 
SebrapoftoIoteS ,  ald  beff en  toef entlid^e  Function 
^d^  bie  münblid^e  fiebrform  t)on  felbft  Derftebt, 
entfprid^t  genau  bem  SBilbe,  baS  fd^on  ber  gefunbe 
SDlenfd^enDerfianb  ftd^  Don  ber  Orgonifation  ber 
Rird^e  enttoirft.  S)od  9}eue  £eftament  fteQt  felber 
für  aQe  Seiten  bie  münblid^e  !ßrebtgt  aß  orbent- 
tid^ed  Organ  unb  SRebium  ber  fircblid^en  £ebr- 
Derifünbiguna  auf  unb  Derurtbeilt  fo  baS  ))ro- 
tefiantif^e  @d^rift))rincip  ald  unbiblif^.  Sor 
aaem  ift  bie  d^riftlid^e  Steligion  Don  ibrem  gött- 
lid^en  Stifter  burcb  SBortunb  $rebigt,  nid^t  burd^ 
Sd^rift  unb  Urfunbe,  gegrünbet  unb  Derbreitet 
morben.  9lirgenbd  berid^tet  )ubem  bie  93ibel  Don 
einem  auftrage  Sbrifti  an  feine  Spoftel,  gu 
fd^reiben,  fonbem  immer  nur,  m  „prebigen'', 
}u  „lebren",  ben  ^Snncn  baS  SDangelium  gu 
Derlünben"  unb  „S^ugniß  objulegen"  (Dgl.  SRattb. 
10,  7. 27 ;  28, 19.  SRarc.  16,  15.  8uc.  10, 16. 
a))g.  1,  8  u.  f.  h).),  h)ie  benn  in  ber  2:b<it  bie 
meiften  9{))ofieI  leine  @d^riften  binterlaffen  baben ; 
baS  ibnen  Don  SbnftuS  anoertraute  9lmt  mar 
eben  mefentlid^  baS  ministerimn  verbi  (at>g. 
20,  24;  Dgl.  3ob.  17,  20).  »om  „^bxm\ 
nid^t  Dom  Sefen,  bangt  beßmegen  bad  emige 
@eelenbeil  ber  SRenfd^en  ab  (f.  9iöm.  10,  17: 
ergo  fides  ex  auditu  [ii  dxo^c],  auditus  autem 
per  verbmn  Christi ;  Dgl.  aucb  SRattb.  7,  24. 
3ob.  5,  24;  12,  47  u.  f.  m.).  Sem  @ebote  beS 
^erm,  ^bin<^^)u0^b(n  in  oSe  SBelt  unb  baS 
Coangelium  gu  prebigen  )egK(ber  Sreatur "  (SRattb. 
28, 19.  ÜRorc  16, 15),  leifieten  bie  a))oftel  in 
bem  @tnne  %ol%t,  baß  fie  natb  ber  f)immelfabrt 
bie  eingelnen  ©emeinben  nid^t  al9  SibelgefeU- 
fd^aften  organifirten,  fonbem  alS  lebenbige  iBer- 


eine,  bie  bunb  bie  a)iofioIifd^  ^^tgt  gegrünbet 
unb  gufammengebalten  murbm  (Dgl  9laic.  16,20 
1  6or.  9,  14  ff.  (Bai.  1,  8ff.  2  lim.  4,2 
u.  f.  m.) ;  unb  für  ibr  münbnd^efi  9Bort  fotberten 
fie  unbebingten  ®Iauben8geborfam  (Dgl.  SÜm. 
16,  17.  1  £or.  11,  2.23.  2Sbeff.2,Uf.. 
8,  6.  1  lim.  6,  20.  2 um.  1, 13 f.;  8,  U|f.| 
4,  2  ff.).  9(ud^  nad^bem  ber  größte  Z^eil  bei  neu« 
teftamentlid^  Sd^riften  bereits  DoSenbet  ootlod, 
erlofd^  ber  Auftrag  (Slfnfii ,  baS  (EDongelium  ojrf 
münblid^em  SBege  fortgu))Pangen,  fo  menig,  ba| 
^aulufi  nod(  lurg  Dor  feinem  Xobe  feinen  Sieb- 
IingSf(bü(er  ZimotbeuS  f eierlid^  befcbmor:  .SBol 
bu  Don  mix  gebart  ja^  Dor  Diefoi  S^ugoi 

(8  ^xouaac  irap'  i^ftou  6t^  tcoXX<i>v  {lApruptt'»), 
baS  empfiebl  treuen  ÜRSnnem,  bie  geeignet  fein 
merben ,  %ibere  gu  lebren"  (2  Hau  2, 2).  SoS 
opoftolifcbe  Sebromt  mar  eben  nid^t  M  eine  Dot- 
übergebenbe,  fonbem  ptrmtauxdt  ^orm  bei  Se^ 
Derfünbigung  gebadet  (DgL  Spb-  4,  11  |[.:  Ei 
ipse  [GlffiBtaB]  dedit  quosdam  quidem  Apo- 
Btolos  . . .,  alios  autem  paetores  et  doeioree 
ad  oonBummatioxiem  Banctonim,  in  opus  mini- 
steril, . . .  donec  oocurramus  omnes  in  unit^ 
tem  fidei)  unb  gerabe  be|boIb  mit  bem  (S^anftna 
ber  Unfebibarfeit  für  oQe  3ufunft  audgeiüßet 
(ÜRattb.  28,  20.  3ob.  14, 16;  ügL  3f.  59, 21). 
S)a^  aber  neben  ber  mit  ber  6<brtftlebre  ^nb 
in  |)anb  gebenbm  Ueberliefemng  (traditio  in- 
haesiya  et  declarativa)  oud^  für  fold^  Zrobi« 
tionSIebren  Staum  blieb,  bie  fub  auS  ber  beigen 
@^rift  nid^t  begrünben  lajf m,  folgt  ni<bt  nur  aug 
ber  relatiDm  Südenbaftigfeit  ber  Sibel,  bie  tnä» 
fad^  nur  au§  ©elegenbeitSfd^riftm  bcftebt  (ogL 
3ob.20,  80;  21,25,  9ll)g,l,8.  1  Cor.  11,34; 
15, 1  ff.  1  3ob.  2,  21.  2  3ob.  53.  12.  3  3oi. 
93. 18),  fonbem  aud^  atA  ber  Dom  $roieftanti§- 
mu8  mibermifiig  eingeräumten  Zb^tfacbe,  ba| 
mand^e  mi(btige  ^ebren  unb  Uebungen  ber  Cb^j^en* 
beit  flcb  aud  ber  @d^rift  entmeber  gar  xdä^t  obei 
nid^t  ftcber  ermeif m  laffm,  g.  53.  ber  @d^tiftcanon, 
bie  ®ültiglcit  ber  ffinber-  unb  ite|ertaufe,  bie 
Unmieberbolbarfeit  ber  Saufe,  bie  ^idEitoerbinb« 
lid^feit  bed  e))eifeDerbote8  (DgL  9lpg.  15, 29)  unb 
beS  @ebote9  ber  9u|mafd^ung  (Dg(.  3ob.  18,  U), 
bie  tJfeier  befi  Sonntags,  bie  ^If(bbeit  btS  (Sf^Uki' 
mud.  63  ift  bamm  nid^t  gu  Dermunbem,  loenn 
neueftenS  3ÜI.  ffaftan  (®  ogmatif,  Sfreiburg  1897, 
74)  ftd^  gum  ®eftänbni6  gegmungen  ftebt :  JSM 
@d(frif^rinci))  barf  nid^t  feinblid^  gegen  bie  forg* 
fältige  93eod^tung  ber  Kribfid^m  SntmidKung  gc 
febrt  merben.  92ur  auS  ibr  fann  bie  S)ogmaHI, 
menn  fte  nid^t  b^iHofem  SubjectiDiSmud  Derfdien 
min,  entnebmen,  mie  mir  bie  unS  gegebene  Offen« 
bamng  und  angueignen  b^ben. . . .  Sn  unb  für 
ftcb  ift  ntd^t  auSgef^Ioffen,  ba|  mir  m^  al§  eoan* 
geIif(beSbtiftm!D2an^  aufibeuDorangegongenen 
g}erioben  ber  txtdjUxä^n  SntmiAung  ald  eine  ®obe 
®otteS  an  feine  Stitijt  angunebmen  b^iben,  ob» 
mobi  ed  nid^t  birect  auS  ber  beittgm  6cbnft  be* 
grünbet  merbm  fann/    (Sgl.  befonberd  Card. 


1945 


Xtabitioit 


1946 


n^ozelm  8.  J^  De  dmna  traditione  et  Serip- 
tora,  3.  ed.,  Bomae  1882;  bo)U  SdÜinget, 
C^riflaitl^um  tmb  fftrd^,  Xegenftburg  1860, 
156  ff.;  Chr.  Peeeh  S.  J.,  Praelectionee  dog^ 
matieae  l,  2.  ed.,  Fribnrgi  1898,  153  sqq.) 
8.  9)U  ottd^ri^Ii^  thxätt  l^at,  beii  in  ber 
adligen  Sd^rift  niebergclegten  @runbf&j^n  getreu, 
out  fot^olifc^  XxabitionSpttnci))  unDerbrfi^Iid^ 
fcfige^olten  unb  baSfelbe  in  Xb^orie  unb  Ptosis 
umuid^fi^tlic^  {itt  (»elhing  gebrad^t  «!Bon  ber 
oOeinlaen  Vntoritftt  ber  bettigen  6i^rift  »ei^  bie 
olte  Smf^  nid^tS:  in  bem  a))ofbIifd^  unb  no(i^« 
ot^oftolifd^en  S^iiolter  toox  eil  baS  trobitionelle 
SBort,  toel^eS  bie  ®emeinben  fo  grflnbete  aI8  in 
einbett  erbtelL  ...  ^k ^uctorUftt ber  Sd^r^t 
tubte  auf  ber  Sudoritit  ber  IHrtbe . . .,  bie  IHn^e 
loar  e8,  bie  ben  (Simelnen  bie  @4rift  ald  ibr 
beUigc«  Swb  fibergab,  ibr  (Staube  unb  Seben 
UKtr  bie  factif(be  SuSlegung  ber  @(brift;  bie  SBe« 
beutung  ber  &ifj^  als  ^tmai  M  (glaubend 

Sie  eben  ben  ftird^englauben  DorauS"  (ffabnid, 
tberif^e  Sogmatif  II,  l.Sufl.,  Seipjig  1864, 
25).  „@o  bo4  oud^  bie  @d^rift  ^eftellt  ourbe, 
fo  trat  bod^  bad  Snfeben  ber  Siabttion  bogegen 
nic^  in  ben  ^intergrunb ;  im  (Segentbeil  fab  man 
ben  ^dretifem  gegenäber  bie  Sd^rift  al9  unju« 
re{(benb  an ,  biefelben  ju  brföm^ ,  xoM  nur  im 
lebcnbigen  Snfdmmenbong  mit  ber  fir^Iid^ 
Ueberlieferung  bie  €d^rift  ibre  mabre  @telung 
bebält  unb  ibre  ri(!btige  (bem  (Seifte  ber  IHrd^e  ge- 
mft|e)  Interpretation  finbet''  (ff.  9t.  ^genbad^, 
Se^rbud^  ber  S)ogmengefd^id^te,  6.  Ilufl.  oon 
Scnrotb,  Sapila  1888,  62).  3um  ))ofitioen  Se- 
veife  fo((ber  (Seflönbni^e  auS  gegnerifd^em  IDhmbe 
iP  ffittom  nur  eine  brje  @fi))e  möglid^.  — 
a.  Unter  ben  orientalifd^en  fftrd^enoStem  oerbient 
iunid^  $apiafi  oon  ^ierooolis  (um  90  bis 
168  n.  (S$r.t  f.  b.  9lrt.),  „95rer  beS  3obanned 
unb  Qfreunb  oeS  $oIt)fart)uS"  (Iren.  Adv.  haer. 
5,  88,  4  pCgne,  PP.  gr.  Vn,  1214]),  befe- 
megen  (gttofibnung,  meU  er  nad^  einem  bei  (Eufe- 
btu8  (H.  E.  3,  89,  4)  erbaltenen  gfrogment  ben 
@rttnbfa|  audfinod^ ,  ba|  ^baS  aus  ben  Sfld^ 
jtt  (Erlemenbe  (xä  Ix  tcuv  ßißX(<ov)  meniger  nutf« 
Bringenb  ifl,  oS  »aS  ber  lebenben  unb  bleibenben 

Stimme  (td  icapoL  C(u9V)c  ^covrjc  xal  |i£vou^c) 

entnommen  toirb''.  €t)ftematif(4  bebanbelt  finbet 
fi4  t^ic  XrabttionSfrage  fd^on  beim  bl-  3tendu8 
don  SQon  (g^  202  n.  (Sfyc. ;  f.  b.  9rt.),  ber  feiner 
gonjen  9Ummg  nad^  bem  9RorgenIanbe  angebört 
SRit  @toI)  »eist  er  l^in  auf  feinen  }>erfdnlid(en 
UmoDing  mit  bem  bL  ^olQfatp,  bem  Sd^filer  beS 
SpoßelS  äobanneS,  unb  oerfid^ert,  ba|  fein  Sebrer 
,,nut  ba§  gelebrt  fyAt ,  toal  er  kwn  ben  9))ofie!n 
gelernt  botte,  mal  au^  bie  ffird^  fiberliefert,  unb 
»aS  allein  mabt  ifi''  (Adv.  haer.  8, 3, 4  [Migne, 
PP.  gr.  vn,  852]:  Sxalicapd  twv  'AicootöXcdv 
Ifiotdsv,  8  xal  '^  ixxX7)9(a  irapaSCSaiatv,  S  xal 
f&6va  iorlv  dXind^.  9I§  botte  er  fd^n  sum  SSor« 
au8  ben  $roteftantidmu8  miberlegen  tooKen,  fteOt 
et  bie  gfrage :  ^SBoS  aber,  menn  nid^t  einmol  bie 


9lpof[eI  uns  @d^riften  binterlaffen  bauen?  Wülte 
man  nid^t  bie  Orbnung  ber  Srabition  befolgen, 
bie  fie  benen  überliefert  b^ben,  meldten  fie  bie 
ffinben  anoertrauten?  S)iefe  Orbnung  befolgen 
Oiele  SBöIfer  ber  Barbaren,  bie  an  (EbnftuS  glauben 
obne  $apier  unb  £inte,  inbem  fte  baS  ^eil  burd^ 
ben  b^iligen  (Seift  im  ^erjen  eingefd^rieben  be« 
fi|en  unb  bie  alte  Ueberlieferung  forgföltig  be* 
mabren"  (L  c.  3,  4,  2  [Migne  ib.  855]).  9htr 
bort,  mo  ^bie  gSttlid^en  d^riSmen  binterlegt 
finb'',  b.  b-  bei  benen,  meldte  ^bie  a))ofioIifd^e 
9lad^foIge  beftkn",  feien  «toabrer  (Staube  unb  ge* 
fabriofe  @d^riftauS(egung  ju  finben"  0*  c.  4, 26, 4 
[Migne  ib.  1056]).  gnbem  er  eS  für  gu  mdt« 
läufig  erHört,  bie  ^^(mtSfolgen  aller  ffir^en  auf- 
{Ujübl^"/  i^^xmi  er  ^ber  größten  unb  ölteften  unb 
alUetonnten,  k>on  ben  beiben  glorreid^fien  Spoftebi 
$etruS  unb  ißauluS  gu  Stom  gegrünbeten  unb  er* 
rubteten  ffir^e"  einen  befonbem  Sorrang  ein: 
Ad  hanc  enim  ecclesiam  propter  potentio- 
rem  (potiorem)  principalitatem  necesse  est 
omnem  convenire  ecdeeiam  (I.  c.  8,  3,  2 
[Migne  ib.  849];  )ur  Siteratur  über  biefe  be- 
rübmte  Stelle  ogl.  93arbenbemer,  $atrologie, 
greiburg  1894,  125  f.).  92eben  (EufebiuS  (ogL 
Demonstr.  evang.  1,  8,  1)  b^bt  ber  bl«  Spi' 
liboniuS  oon  @alamiS  (gefl.  403 ;  f.  b.  9rt.)  bie 
(Sleitbfienung  ber  Zrabition  mit  ber  SBibel  beroor, 
inbem  er  fd^reibt:  Aetd^xalitapaS^aetxtxP^o&at, 

oä  if^p  icdfvta  dicö  Tijc  fteCac  TP^^TJc  ouvatac 
Xa|ißd(vsa6ar  8t&  tk  ^^  iv  ^pa^aic,  tk  tk  iv 
icapadöoei  icap^Scoxav  ot  Sr(va\  AicoaToXot  (Haer. 
61,  6  [Migne,  PP.  gr.  XLI,  1048]).  SBemt 
bem  bL  SapuS  überbauet  ber  (Srunbfa^  b^ 
mar :  ^9BaS  bie  bettigen  SBSter  unS  gelebrt  boben, 
baS  tbetten  mir  benen  mit,  bieunS  fragen"  (Ep. 
140,  2  [Migne,  PP.  gr.  XXXn,  588]),  fo  gibt 
er  inSbefonbere  auf  ben  Sorbalt,  ber  bosologifd^e 
3ufa|  ^mit  bem  beiligen  (Seifte"  (aljvTcptcveojtaTi) 
fei  ber  SBibel  fremb,  bie  treffenbe  Sntmort :  „aSenn 
nid^tS  SnbereS  angenommen  mirb ,  maS  nid^t  in 
ber  @d^nft  ftebt,  fo  f oS  aud^  bie|  nid^t  angenom- 
men merben ;  menn  aber  bte  meiflen  (Sebeimniffe 
(tflL  icXfitbra  Tcüv  (luonxwv),  obne  in  ber  @(brift 
)u  fieben,  bei  unS  Snnabme  fmben,  f o  moUcn  mir 
mit  fo  mand^em  Snbem  aud^  bie^  annebmen ;  id^ 
balte  eS  aber  für  apoftolifd^,  aucb  an  ben  nid^t  in 
ber  @d^rift  ftebenben  ueberlief  erungen  feftgubalten'' 
(De  Spir.  8.  29,  71  [Migne,  PP.  gr.  XXXn, 
200]).  SuSbrüddid^  oinbicirt  er  ber  götttid^en 
Irabition  ^baSfelbe  Snfeben*  (djv  airrfjv  io^ov) 
mie  ber  bettigen  @d^rift  (L  c.  27,  66  [Migne  ib. 
188]).  (Sine  lurge  Sufammenfoffung  ber  Sebre 
ber  gangen  gried^fd^en  ^trifiil  gibt  ber  bl.  3o* 
banneS  oon  2)amaB€u8  (f.  b.  Sri),  ber  lebte  grie« 
^if d^e  ffird^enoater,  menn  er  bemerft :  "A^pa^o« 

de  ivnv  f  irapdidoatc  aCrr)  tu)v  'Airoor^Xcov  *  icoXXd 
foip  dfpa^oic  ^fi^v  icapi6a>xav  (De  fid.  orUiod. 
4, 12  [Migne,  PP.  gr.  XCIV,  1136]).  —  b.  3m 
Ocdbent  entrollt  unS  ber  erfte  lateinifd^e  Sd^rift- 
fteller,  XertuOian  (f.  b.  91rt),  genau  baSfelbe  8ttb ; 


1947 


Stabition. 


1948 


itm  unfierBIid^eS  SBerl  De  praescriptionibus 
laereticomm  ift  ganj  bem  maä^totifi  beS  lot^o« 
Iif(^en  £rQbition8))rinci))fi  getoibmet.  SHeftin^e, 
Don  Anbeginn  im  unüerlierbaten  99eft(  bet  SBo^r« 
]^^  Dermag  fraft  \fyct&  unDeränlerltd^en  Ißrä- 
fcri])ttondred^ted  ieben  l^öretifd^en  Eingriff  auf  il^n 
Cigentl^umfttitel  fiegreid^  abguf dalagen:  «SBenn 
bem  fo  ift,  ba^  unS  bie  SBal^rl^eit  )uerfannt  toetben 
mu^,  bie  tote  in  berjenigen  Stegel  oer^rren,  meldte 
bie  Ihrd^e  oon  ben  Slpofleln,  bie  apo^el  oon 
e^ciftuS,  S^riftuS  oon  ©ott  em)>fingen ,  bann  ift 
unjer  Soj;  bargetl^on,  ba^  bie  ^ötetiler  )ur  SBe« 
tufung  Quf  bie  ^eiligen  @d^riften  gar  nid(|t  )U}U« 
laffen  {inb:  mir  Bemeifen  \a  ol^ne  Sd^rift,  bo^  fte 
nid^t  bet  Sd^rift  ongel^ören"  (De  praescript.  37 
[Migne ,  PP.  lat.  11 ,  50  sq.]).  S)ie  ätefor- 
motoren  fönnte  er  nid^t  em))finblid^er  abfertigen 
oß  burd^  ben  Sq^:  <,9lid^t  auf  bie  @d^rift  mu| 
man  jtd^  berufen^  nid^t  in  fte  ben  Streit  oerlegen; 
benn  ba  ifl  fein  Sieg,  ober  ein  unftd^erer,  ober 
beibeS  ift  unftd^er.  Senn  menn  aud^  bie  Sd^rift- 
benu|ung  nid^t  bal^in  fiil^rt,  beibe  Parteien  gleid^- 
jufteOen,  fo  oerlangt  fd^on  bie  Orbnung  ber 
S)inge,  bag  bie  und  jiej^t  befd^äftigenbe  gfrage  erft 
oorgelegt  merbe:  SBem  lommt  ber  ®Iattbe  felbfi 
)u?  SBem  gel^dren  bie  Sd^riften?  93on  mem  unb 
burd^  toen  unb  meldten  ift  bie  ®laubenfilebre, 
burd^  bie  mir  Sl^ften  ftnb,  übergeben  morben? 
3Bo  {id^  bie  äBo^l^eit  ber  Se^re  unb  befi  d^rifi- 
lid^en  (SlaubenS  ^nbet,  ba  ift  aud^  bie  SBal^rl^eit 
ber  Sd^rift  unb  i^rer  SluSlegungen  unb  oQer 
d^tiftltd^en  Ueberlieferungen"  (1.  o.  19  [Migne, 
ib.  81]).  2)er  gleid^e  (Srunbton  Hingt  in  ber  f^folge- 
jeitmeiter.  Som  1^1.  SluguftinuS  fyii  man  ben  be» 
rül^mten  €|)rud^:  Ego  vero  Evangelio  non 
orederem,  nisi  me  catholicae  Ecclesiae  com- 
moveret  auctoritaa  (Contr.  ep.  Manich.  5 
[Migne,  PP.  lai  XLH,  176]).  ®ie  fhrengen 
(Srunbfö^e  beS  1^1.  ^ieron^muS  ftnb  befoitnt  ge- 
nug (ogl.  barfiber  SSarben^emer  438  ff.).  Sine 
befonbere  ^eroorl^ebung  oerbient  aber  nod^  SSin« 
centiuS  oon  Serin  Q.  b.  SHrt.),  bejfen  434  oer- 
fo^ed  Gommonitorinin  (Migne,  PP.  lat.  L, 
637  sqq.)  einen  fortlaufenben  Sommentar  jum 
ZrabitionS)}rinci^  bilbet.  (Segen  bie  eingebiftete 
^Suffidena  ber  Sd^rift''  rid^tet  er  bie  meife  »e- 
merfung:  ^3)amirb  oieOeid^t (Einer  fragen:  9BeiI 
ber  (Sanon  ber  Sd^rift  ooßfommen  ift  unb  fflr 
fid^  SU  9(0em  mel^r  alS  genügt,  mogu  foD  man  bie 
auctoritüt  bed  fird^Ii($en  SerftönbniffcS  bamit 
oerbinben?  SBeil  nömlic^  bie  beilige  Sd^rift  ge- 
rabe  megen  i^rer  Xiefe  ntd^t  Me  in  einem  Sinne 
üerfte^en,  fonbem  il^re  9uSfprüd^e  ber  (Eine  {o,  ber 
9nbere  anberS  erllört,  fo  ba^  fajt  fo  oiele  SRei- 
nungen  barauS  abgeleitet  merben  lönnen,  atd  eS 
SRenfd^en  gibt  (quot  homines ,  tot  illinc  sen- 

tentiae) S)arum  ift  ed  fe^r  ttot^menbig, 

toegen  fo  großer  unb  mannigfaltiger  Srrtpmer, 
baf  bie  9li(^tfd^nur  ber  |)ro|)betifqen  unb  opo* 
ftolifd^en  Auslegung  nad)  ber  9lorm  beS  ftrd^« 
iid^en  unb  fatbolifd^en  Sinnes  (secundum  eecle* 


siastici  et  catholici  sensiui  nomiam)  geleitet 
merbe''  (Common.  2  [Migne  1.  c.  640]).  Xlfi 
jhiterien  göttlid^er  Srabition  galten  i^m  brei: 
tiniversitas,  antiqoitas,  consensio  (f.  u.  n.  Y). 
3n  ben  fo  Haren  tote  entfd^ebenen  (8runbf&|enStn- 
centiud'  oon  Serin  l^aben  bie  not^folgenben  3tit- 
alter  lebiglid^  bie  alte  (otl^olifd^e  Se^re  über  bie 
Xrabition  miebererlannt  (f.  b.Snal^fefeinefiSBerfeS 
bei  J.  Fessler- Jnngmann,  Institutionee  Patro- 
logiae  U,  2,  Oeniponte  1896,  105  sq.).  — 
0. 2)er  |)atripifd^en  X^orie  entf)>rQd^  t)on  SItert 
ber  bie  f ird^Iid^e  ^asifi  /  bie  f d^on  in  bem  be- 
lannten  (gntfd^eib  bed  $at)fteS  Step^nuS  gegen 
(SQprian  (f.  b.  9ri),  ben  unoorfid^ttgen  Sefhreiter 
ber  (Sültigleit  ber  ffe^ertoufe,  jum  SuSbrud  fam : 
Nihil  innovetur,  nisi  qnod  traditom  est 
9ud^  bie  oom  9lt))toteftanti3mud  onerfannten 
fed^  erften  bcumenifd^n  S^noben  ftü|ten  fU^  bei 
il^ren  bogmatifd^n  Sntfi^ibungen  me^r  auf  bie 
ai)oftonf($e  Ueberlieferung  att  ouf  bie  f^tüigt 
Sd^rift.  9lad^  einer  ^mc^ng  beS  ^L  gt^ana(iug 
^p.  ad  Afros  6  [Migne,  PP.  gr.  XXVI, 
1040])  beriefeit  {id^  bie  }u  !Ri€äa  im  3. 325  oet» 
fammelten  Sifd^öfe  )ur  Sted^tfertigung  bed  6}lo- 
ouoioc  <,auf  baS  3eugni|  ber  SBäter*  (Ix  Traxe^v 
IxovTEc  t9jv  (i.a(>Tup(av).  Sie  er{k  Si|ung  beS 
SoncilS  oon  (Ep^efuS  481  begann  mit  ber  Ser* 
lefung  oon  ^Sd(|riften  ber  beigen  unb  gotteS« 
furd^tigen  ißater  unb  »ijc^öfe''  (Mansi  IV,  1 184). 
^uf  ber  SQnobe  Don  (S^alcebon  451  brad^en  bie 
SondlMter,  nad^bem  bie  Epistola  dogmatica 
be8  $a))fte8  Seo  b.  (8r.  an  SfloDian  (f.  b.  9rtt.) 
atr  iBerlefung  gefommen  mar,  in  ben  begeifkrtcn 
atuf  aus :  «,2)aS  ift  ber  (Slaube  ber  Wttt,  bod 
ber  ®Iaube  ber  9())ofter,  unb  oerurtbeilten  bem- 
gemäl  bie  SRonop^Qftten  unter  ^äerufung  »auf 
bie  beiligen  Söter''  (f.  Denadnger  n.  134).  S)en 
b9}antinifd^en  SBilberftreit  Oecmod^te  baS  smeite 
9licünum  787  nur  ^auf  bem  föniglii^en  SBege 
ber  SBftterlel^re  unb  fird^Iid^en  XrabÜion  in  aOer 
Sid^er^it"  }u  fd^Iid^ten ,  augleic^  baS  9nat^ 
über  benienigen  auS{)ntcbenb,  ber  ,,)ebe  Xrv^ition, 
gefddriebene  ober  ungefd^riebene,  oermirft"  (f.  Den* 
zinger  n.  243.  249).  Sel^nlicb  DetfuJ^ren  oOe 
nad^folgenben  S^noben,  bis  ber  Xrienter  IKrd^en« 
ratl^  nod^  einmal  in  f eierlid^er  gform,  mie  boS  gute 
SRed^t  ber  l^igen  Sd^rift,  fo  baS  ber  XrabUion 
lel^mflid^  f efkfleQte  (Bi  qtiis  antem  libros  . . . 
pro  saoris  et  canonids  non  susceperit,  et 
traditiones  praedictas  sciens  et  prudena 
contempserit,  anathema  sit ;  Sess.  IV,  Decr. 
de  can.  Script.  [Denzinger  n.  666]).  S)(^Sati« 
canum  enbltd^  fyxt,  hvcc^  bie  mieber^olte  ^tonung 
ber  (Sleid^berec^tigung  oon  Sd^rift  unb  Xrobiiion, 
ben  ununterbrod^enen  Sel^rtufammen^ong  ber  (e* 
benben  Oegemoart  mit  bem  URittelalter  einer«  unb 
ber  apoftolifc^enllrlird^  anbererfeitSnod^matt  jum 
ftd^tboren  ^uSbrud  gebraut  0.  Vatiean.  Sees. 
lU,  cap.  2  et  3  [Denzinger  n.  1636.  16411). 
(93gL  nod^  fyxcmd,  Se^rbu$  ber  S)ogmengef(!bi4^ 
I,3.«ufL,8freiburgl894,152.819if.; 


1M9 


Xtabltion. 


1950 


Utg,  Se^tBttd^  her  ^ogmensefc^td^te  I,  Srlongen 
itnb  Seipjie  1805,  95  ff.  828  ^.;  n  [1898], 
1  ff« ;  OL  SBinBer,  S)er  £rabitiond(egriff  bd»  Ur- 
(^ftcnl^mS  US  Zerhinian,  Vlflnd^m  1897.) 

4«  liebet  bo9  l^i{iorif<l^-poIemt[4e  Srgument 
aus  bec  Oefd^i^te  befi  proleftantifd^en  @(^ft- 
(mncipeS  f.  u.  n.  YII. 

nL  UnsttIftnoH(i^(eitbetXrQbition 
ali  obetfler  (Slaubendieget.  SBie  bie 
SteformatDren  bie  ^tülq/t  @d^rift,Jo  ^tten  bie 
anfanget  beft  )93alentinu8  (f.  b.  mrt.)  i^re  ge« 
Reimen  Ztobttionen  }ut  einjigen  unb  ^bäfiitn 
SbrabenSnonn  erhoben.  Suc^  bie  Sanfeniften 
uwrhi  infofem  «^umgete^rte  fßroteftanten",  old  fie 
mir  bie  gef  (^riebene  Xxabition  old  Xrabition 
unb  (SlaubenStegel  gelten  liefen  unb  fo  «ben 
alten  unb  neuen  $roteftantiSmu9  Don  ber  SBibel 
auf  bieZtobiiiottfibertiugen''  (Sd^eeben  1, 163). 
Sei  folc^er  (Eng^eit  bet  SBegriffSfoffung  »ieber- 
^olen  unb  laufen  fi(^  aber  bie  S^^i^fi^ci^^/ 
torlc^e  ba9  protejiantifd^e  ©d^riftprincip  in  [t(^ 
birgt  —  1.  Der  meitaud  großen  ÜReqrl^it  ber 
Cbnflen,  inSbefonbere  ber  gugenti^unb  arbeitenben 
Seodtlerung,  ift  bie  Zrabition  nod^  nte^r  alS  bie 
(eilige  Sd^rift  einfod^  ungugönalid^,  moS  in  t>tt» 
fd^ärftem  aRa|e  inSbefonbere  fiir  baS  Stüalttx 
uor  erftnbung  ber  SBud^brudCerfunft  }ugetroffen 
ifl.  9bcr  felbft  bie  ®ebi1beten  befinben  fic^  laum 
in  einer  günjHgem  Sage.  Wü|ten  fie,  um  }um 
(Slauben  )u  gelangen,  erft  bie  S)enfmäler  ber 
Sorseit  bun!^fdrf(i|en,  fo  loären  fie  megen  ber  er« 
brüctenben  Stofffülle  ba)u  Derurt^It,  geitlebend 
im  Unglauben  ober  religiöfen  Streifet  ftecfen 
US  bleiben.  @^on  baS  Stubium  eines  einzigen 
iKr^cmKiterd,  3. 9.  beS  (t.  SuguftinuS,  üermag 
ein  gonjeS  Seben  auSguffltten;  gnm  Sii^tit  ber 
trobUion9mä|igen  gefifteäung  eines  einjigen  Sog« 
maS  l^t  ber  Xl^eologe  oft  eine  Stiefenarbeit  vi  be« 
toältigen,  oon  ber  er  flc^  beim  SRongel  an  ourd^« 
f^Iagenben  Socumenten  ober  negen  neitmeilig 
eingetretener  IBerbunlelung  bed  @(auben8ben)u|t« 
feinft  nid^t  immer  Srf olg  Oerfprid^t.  Sßer  foQ  in 
folgen  ^dllen  ben  Smeif  el  nieberf  dalagen,  tott  ben 
Streit  fddlid^ten?  S)ie  Xrabition  felbft  oermag 
d^  j|a  ebenfo  ttenig  aut^entijc^  auSjuIegen  toie 
ie  SibeL  golgtid^  mug  e«  über  ber  SBibet  unb 
Xrabition  nod^  eine  l^öl^e,  gottgefe^te  ^nfian), 
bie  iKrc^e,  geben,  loeld^e  nidfit  iVoat  über  baS  SBort 
(BotteS  Jelbfl  }tt  (Serid^t  fi|t,  mlfl  aber  baSfelbe 
in  unfel^Iborer  Sel^it»ertünbigung  mtdoritatiD 
auslegt. 

2.  SBie  man  unterfd^iben  mu^  )»ifd^en  cano- 
nifc^en  unb  opocrqp^en  Soangelien,  fixten  unb 
gefdlfd^ten  Sibeln  imb  SBibelüberfe^ungen,  f 0  aud^ 
)mif4fen  äd^ten  unb  un&d^ten,  unoerfel^rten  unb 
gefälf^ten  XrobitionSurfunben.  3n  ber  Zl^at 
(trculirten  fd^on  in  ber  Urfird^e  unter  ben  @no- 
flifem,  Sbitiflft^/  Ouartobecimanern  u.  f.  m.  un« 
Ad^te  Ueberliej^ngen,  bie  man  fälfd^Iid^  auf  eine 
opoftolif^e  Öe^eimlebre  ^urudffü^rte  (über  bie 
pfeiibo«apoflonf^en  Sd^riften  ogl.  IBarbenbetter 


E 


23—32).  3a(Iteid^<  <mbere  Sd^ften,  mie  bie 
oon  S)ion9fiu9  Sreopagita  unb  $feubo-3ftbor  (f. 
b.  9rtt),  totld^t  nod^  jur  Seit  beS  aRittelaUerfi  in 
l^d^ftem  Snfeben  ftonben,  finb  erft  in  neuerer 
3eit  als  una^t  ertannt  morben,  »ie  benn  über- 
(au)>t  bie  fritifd^  Si^tung  unb  Aufarbeitung  ber 
altdSirifilid^en  Siteratur  eine  ber  fd^mierigften  unb 
bringenbften  Aufgeben  ber  geitgenöffifd^en  SBiffen« 
fd^f t  bilbet.  @oO  bie  Xrabition  aber  eine  untrüg« 
lid^  CueOe  unb  9lorm  be§  ©laubenS  barbieten, 
fo  mug  erft  ibre  «ed^t^it  unb  UnDerföIfd^tl^eit 
unjmetfel^aft  feftfte^en,  eine  Aufgabe,  »eld^e  bie 
Iritifd^e  SBiffenfcbaft  aOein  nid^t  Idfen  lann,  am 
aOexioenigften  ben  ttntoijfenben  unb  Ungebübeten 
gegenüber,  benen  ber  ridjitige  SRa^fiab  }ur  99eur* 
t^eilung  ber  burd^  bie  Ihitif  gemonnenen  StefuI« 
täte  Mit.  hiermit  foS  notürli^  nid^t  gefagt  fein, 
ba^  bie  ftird^e  im  Staube  fei,  bie  (Sin3eli>robIeme 
ber  fritifd^en  SBiffenfc^aft  burd^  einfa^en  SRod^t« 
fprud^  }u  Idfen :  mo^I  aber  oermag  fte  über  ben 
Sn^alt  einer  Sd^rift,  gleid^Diel,  oon  mem  unb 
toober  fie  ftammt,  ibr  unfebIbareS  Urtbeil  ab}u« 
geben  unb  über  beren  Ort^obosie  ober  ^eterobosie 
auctoritatio  )u  entfd^eiben. 

8.  Selbft  unter  93orau3fe^ung  bed  SoIIbeftM 
ödster  unb  unoerfölfc^ter  XrabitionSfd^riften  bfei« 
ben  biefe  mand^mal  in  ben  U)id^tigften  S)ogmen 
oielfac^  unbeftimmt,  in  Spxai^t  unb  AuSbrudt 
bunfel  unb  mi^oerftönblid^,  unb  goar  um  fo  mel^r, 
ie  Otter  fie  finb,  b.  (.  ie  mebr  fie  einem  3<italter 
angeboren,  »eld^em  baS  fird^Iid^e  Sebramt  burd^ 
genauere  Sprad^«  unb  Segriffdformeln  (termini 
technici,  tesserae  fidel)  ben  ooOen  Sulfit  einer 
XrabitionSIe^re  nod^  nid^t  erfd^d))fenb  erfd^Ioflen 
l^tte.  Aus  biefem  ®runbe  bereitet  namentlid^  bie 
oomicönifd^e  $atrifti(  bem  2)ogmati(er  jumeifen 
nid^t  geringe  Verlegenheiten.  2>ie  ®efabr  unrid^ 
tiger  Auslegung  Don  Söterfd^riften  mirb  bef onberS 
grefl  beleuchtet  burdb  ben  )n)eimaligen  Streit,  ber 
im  4.  unb  6.  Sal^r^unbert  um  OrigeneS  (f.  b.  Art 
Origenifteuftreit)  entbrannte;  femer  burdd  bie  be» 
rübmte  93erfdbnungSfcene,  meldte  ber  fjji  At^« 
nafiuS  unter  ben  Sifd(|öfen  ber  SQnobe  oon  Ales« 
anbrien  862  ^erbeif  übrte,  f omie  burd^  ben  mono))b9« 
fttifd^en  SDtigbraudb  ber  e^ria^tcben  gformel  Una 
natura  Verbiincamata;  enblicb  burcb  bie  über« 
mütbige  Snonft^rud^nol^me  beS  bt  AuguflinuS  oon 
Seiten  ber  Saianer  unb  Sanfeniften.  2Ber  foS 
nun,  mo  oerfd^iebene  Auffaffungen  um  bie  $alme 
ringen,  ben  magren  Sinn  ber  Ueberlieferung  enb» 
gültig  fe{tfte!Ien?  9itd^t  bie  SRönner  ber  SBiffen« 
fd^aft,  benn  biefe  liegen  ia  mit  einanber  im  Streit 
Aucb  nid^t  bie  Xrabition  felbft,  benn  biefe  ift  an 
ftd^  ebenfo  ftumm  mie  bie  93ibel.  SBenn  fid^  mit 
ber  obiectioen  Zrabition  alf 0  nid^t  bie  actioe  Xra« 
bition  ober,  maS  baSfelbe  ift,  baS  unfebibare  fird^ 
Iid(ie  Sebramt  als  l^öbereS  Clement  terbinbet,  fo  ift 
ein  fefteS  gfünoa^rl^alten  ber  überlieferten  Offen« 
barungSmabr^en  auf  g5ttlid^em  ®IaubenSgrunb 
nid^t  m5glid^.  ^So  bilben  bie  beiben  9Romente, 
ber  überlieferte  ®IaubenSinbaIt  unb  bie  Art  unb 


i»58 


Xrabition. 


1954 


Sic  meifkn  Se^  leiten  juibem,  bun!^  inftinct« 

Ö^ung  bdPQJ^,  in  ben  ))raftif(i^en  Uebungen 
ttgli^ni  SuttuS  fort :  qu8  bem  Xouffombol 
(ntaritfclte  fU^  baS  ©laubenSffmboI,  unb  bie  lex 
mpplioandi  golt  )ugleid^  olS  lex  credendi  (Ugl. 
IFattenbnfc^ ,  S)od  a))oftoIi{(i(|e  S^mbolum  I: 
ftnmbgc^t  befl  Xonffi^mbolS,  Setpjig  1894; 
II:  Serbreitung  unb  SSebeutung  bed  XQufffimbott, 
Sci)>gig  1898)«  stimmt  man  enblid^  nod;  (in^u, 
ba|  bie  fiif(^  troj^  ber  tpl^mtan  Srfd^einung  ber 
Unonbiddplin  (f.  b.  Slri)  üon  einer  Unterfc^ei- 
bnng  )iD{f4cn  efoterifc^er  unb  (soteri[d^er  Sebre 
nid^  »iffen  »oOte,  fonbem  ibre  gan}e  Ueber- 
lieferung  unter  Senoerfung  (eber  (Skbeimlel^re  bem 
Muften  Zageäicbt  ou8fe|te,  fo  begreift  man,  ba^ 
owl^  einjtcbtige  ^roteftonten  einer  mit  fold^ 
Sürgfcbaftcn  umgebenen  Xrabition  ein  überaus 
bo^^  tpenn  aud^  rein  menfd^Ii(^e8  Snfel^en  bereit- 
miOig  guertennen.  Xreffenb  fogt  ®utberlet  (^o- 
logettl  m,  SRänfler  1894,  227)  bie  oorftel^enbe 
9^e{9fübnmgolfo}ufammen:  ^2)er  ganje  Sba- 
cafter  ber  ftird^e  ift  ein  burd^ud  confemitiDer: 
iffeine  Neuerung  !*  gfeftbalten  om  Ueberlieferten 
ift  ber  ®nmbt9))u9  ibrer  Se^re  unb  $ra£i8,  ber 
ftd^  unter  bem  (Sinflu|  beS  Xrabitionfiprincipd 
|um  tSfdl  unbettm|t  ober  infiinctmägig  audgebilbet 
bat  S)iefer  X9pud  bel^enfd^t  fo  febr  bo9  Krd^Iicbe 
6Qf}em,  ba^  nid^t  feiten  notl^menbige  9}erbef[e" 
Hingen  l^intonge^Iten  merben.  S)er  confett^otioe 
Cboratter  bat  nidSft  feiten  eine  9rt  Stagnation  in 
firj^lid^  fireifen  (emorgeruf en ;  er  ift  )um  Xl^eil 
Urfacbe,  ba|  ber  miffenfd^aftlt<|e  Sifer  bei  ben 
^oretifem  fiib  energifd^er  entfaltet  b^t  als  in  ber 
Kir<be.  6in  foId^eS,  faft  bis  jum  ÜRigbraud^  ge- 
triebenes Bfcfib^Iten  am  Ueberlieferten  mag  per 
aocidan»  mond^  9tad^t^eile  im  ®  ef  olge  baben,  aber 
für  bie  Keiner^altung  beS  ®IaubenSbe))ofttumS 
lami  eS  tein  mirffamereS  natürlid^  ÜRittet  geben/ 
2.  3^  biefem  menfd^Iid^en  @d^u|e  fommt  aber 
ber  g5ttli<^e  93eiftanb  ergönjenb  unb  DoSenbenb 
^nju,  inbem  er  bem  a|)oftoIifd^«fird(|Iid(|en  lieber* 
ReferungSfd^t  audd  feine  übematürlid^  Steinzeit 
»nb  UnDerfe^rtl^it  ftd^ert.  S)er  l^eilige  ®eift,  ber 
ben  mbftifd^en  Seib  Sbrifti  fort  unb  fort  belebt 
(ögL  30^.  14, 16 f.:  16,  18;  17,  20.  1  lim. 
8,  15)  unb  burd^  feine  Slffiftenj  in  ®IaubenS- 
imb  Sittenjad^en  Dor  ärrtl^um  bemabrt,  prägt  bie 
noiflrtid^e  (SHoubmürbigteit  einer  fird^Ud^en  Sebr* 
Vorloge  gur  übematürlid^en  um  unb  ergebt  baS 
ungejd^riebene  SEBort  Sl^rifti  unb  feiner  9))ofteI 

ßr  felben  SCDürbe  unb  Suctoritöt  mie  baS  ge- 
triebene ®otteStDort  (Ogl.  Tertull.  De  came 
Ohristi  2  [AGgne,  PP.  lat.  U,  756] :  Quod 
traditum  erat,  id  erat  yerum,  ut  ab  äs  tra* 
ditom«  quorum  fuit  tradere).  S)al^er  „^tx^i  fte 
traditio  divina  nid^t  blog  in  materieller  Se- 
fiel^ung,  infofem  \\t  gbttli^  geoffenbarte  Sebren 
enthält,  fonbem  aud^  in  formeller  ^infid(|t,  info- 
fcm  biefe  Sebren  Don  ber  Aird^e  unter  göttlid^m 
Scifionbe  getreu  fiberliefert  worben  finb"  ($.  ^le 

HMcnbsieon.  XL  2»9(nff. 


n,  418).  S)iefen  fatl^olifd^en  6tanb))unft,  ber 
bie  Um)ertt>einid^Ieit  ber  Xrabition  primär  auf 
ben  S3eifianb  beS  briligen  ®eifieS  jurildtffiH  ^e- 
acbten  freilidft  alle  bie  proteftantifd^en  ©elel^rten 
Diel  in  toenig,  toeld^  entmeber  ,,bie  äd^ten  mflnb" 
lid^en  Ueberlieferungen"  nur  bis  «)ur  SRitte  beS 
2.  äabr^unbertS"  fub  erfhedten,  oon  ba  ab  iebod^ 
«,ber  bierard^ifd^en  SBiKffir  Xbor  unb  Xbür  ge- 
öffner fein  taffen  (gfr.  9ug.  SB.  92i^fd^,  Se^bud^ 
ber  eoangelifd^  SogmatU,  2.  9ufL,  Sreiburg 
1896, 245),  ober  aber  arunbfä^Iid^  erflären:  M 
ift  einfad^  unmöglid^,  Da|  münblid^e  Ueberßefe- 
rungen  ftd^  Sabrbunberte  l^inburcb  um)eräid>ert 
erbalten ;  baS  gilt  aud^  Don  ber  apofblifd^en  . . . 
2)0]^  bebeutet  baS  Sted^t  beS  eDangelifd^  ^ßrin- 
ripS  baS  Unred^t  beS  XrabitionSprincipS :  beibe 
fd^Iie^en  ftd^  auS"  (Otto  ^ödOer,  ^bud^  ber 
tbeologifd^en  Sßiffenfd^aften  m,  8.  ^ufl.,  ÜRun- 
d^en  1890,  441). 

y.  S)ie  Kriterien  ber  «ed^tl^eit  ber 
Xrabition.  Unter  beftönbiger  S3orauSfe|ung 
beS  ^uptaiiomS,  ba|  ber  l^eilige  @eijt  bie  ftird^ 
Sbnfti,  als  eine  „Säule  unb  ®runbDefte  ber 
SBabrbeit",  gu  {einer  S^xt  im  @tid^e  Iä|t  unb 
ftetS  Dor  ärrt^um  im  ®Iauben  unbefledEt  bemal^rt, 
barf  man  )um  Qmtdt  ber  ^bfd^eibung  rrin  menf  d^ 
lid^er  Xrabitionen  Don  ber  apoftolifd^öttlid^ 
UeberlieferungSlebre  tUoa  folgenbe  Siegeln  ouf« 
fteSen.  —  1.  £ine  Don  ber  gegenn>ärtigen  ®e* 
fammtfird^e  als  ®IaubenSfa^  begeugte  uid)  an- 
genommene Sebre  lann  nur  auS  göttlid^er  Xra- 
bition ftammen ;  benn  märe  fte  fdfd^  ober  bIo|e 
„ÜRenfd^enfaj^ung",  fo  tourbe  bie  gange  ffird^e, 
lebrenbe  mie  l^örenbe,  im  ®Iauben  inen,  eine 
Sinnabme,  bie  mit  ber  Snbefectibilität  unb  3n- 
fombUüät  ber  ftird^e  (f.  b.  9rt  YH,  493  ff.)  im 
SSBiberfprud^e  [tebt  (DgL  Iren.  Adv.  haer.  8,  8 
[Migne,  PP.gr.  Vn,  848];  Tertull.  De  praesor. 
28  [Migne,  PP.lat.Ii;  40};  S.  Aug.  De  bapt. 
2,  8  [Migne  1.  c.  XLHI,  181]).  ISincentiuS  Don 
Serin  f ormulirt  biefeS  Kriterium  alfo :  Sequemor 
autem  universitatem  hoc  modo,  si  hanc  unam 
fidem  veram  esse  fateamur,  quam  per  totom 
orbem  terrarom  confitetnr  Ecclesia  (Com* 
monit  2  [Migne,  PP.  lat  L,  640]).  §ur  ben 
©laubigen  1^  in  fold^em  gfaDe  ber  SRüdtgriff  auf 
ben  ®Iauben  ber  SBergangenl^eit  fein  bogmatifd^eS, 
fonbem  nur  ein  toiffenfd^aftlid^  3uteref[e.  ^0ür 
ben  ^öretiler,  meld^er  ooS  lat^olifd^e  lßrind|)  ber 
Xrabition  Dermirft,  bleibt,  um  ibn  Don  bem  apo- 
ftolifcben  Sbarafter  beS  Snl^tS  ber  (ird^Iid^en 
Xrabition  gu  übergeugen,  nur  nod^  ber  SemeiS 
burd^  biftonfd^e  Xrabition  übrig,  meld^  aller> 
bingS  in  Diel  geringerem  Umfange,  aber  bod^  t^- 
fäd^Iid^  beguglid^  rineS  XbeileS  ber  (atl^oltf^en 
Sebre,  namentlid^  begüglid^  beS  !ßrind))S  ber  lat^o- 
lif^en  Xrabition  felbjt  unb  bamit  inbirect  für 
ibren  gangen  SnbaB,  mirif am  gef  ü)^  merben  bnui^ 
(Sd^eeben  1, 168). 

2.  Sine  ®IaubenSle]§re,  meldte  baS  gange  SIter« 
tl^um  auf  i^rer  @eite  l^at  (g.  SB.  ®ottl^t  (S^vJjix, 

62 


19SS 


Zrabitiüti. 


195« 


Zrinitat,  StK^fHe),  fami  nur  gSttlU^en  Ur» 
f^minge«  fein,  ba  Me  beiben  ÜRetfmote  ber  3n* 
befectibilitfit  tmb  3nfaatb{Iitöt  als  immanente 
Sigenfd^en  ber  tMl^  ml^äriten  unb  bei  Iteilifle 
Ofiß  in  leiner  3eit  t)Dn  i$r  mei<l^en  fmmte  (Dgl. 
Iren.  Adv.  haer.  8,  24  [Ifigne,  PP.  gr.  YII, 
966] :  Ubi  enim  Eoclesia,  ibi  ei  Spirrif»  Dei, 
et  ubi  Spiritus  Dei,  ibi  Eecleeia  et  onmig 

Eatia:  Spiritus  autem  verilasX  S)er  befannte 
mon  SimenAud'  lH)n  Sertn:  »Id  teneamus, 
quod  nbique,  quod  semper,  qaod  ab  oomi- 
bns  ereditom  est;  hoe  eet  etenim  yere  pro- 
prieque  eatholionm  (Gonunonit.  2  [Migne» 
PP.  lai  L,  640]),  ij!,  faBS  man  bie  btei  SRer!« 
male  ber  imiTersitas ,  antiqmtas,  censensio 
CDimlattt»  nimmt,  {e{6[toerf!&nbli(^.  SBflrbe  er  aber, 
nrad  SincenttuS  nbngenS  felber  niäj/t  üfxt  (ogl. 
1.  c.  8),  in  ej:dnfu»em  @inne  i^anben,  infojem 
lein  Sogma  als  öd^t  apoftolifd^  gelten  Idrnite,  bod 
nid^  {cne  bvei  SRerfmoIe  ^uglric^  on  fi(|  trüge,  fo 
tDdre  ber  Sonon  falfd^,  toeil  tJ^tföc^Iic^  niddt  alle 
Sogmen  (g  9.  bie  unbefledte  SmpfSngni^,  po^p^U 
Rc^e  Unfel^rlbarfeit)  aHerortft  nnb  j[eber)eit  im 
odualen  Seimi|tfein  ber  ®efammtfini^e  kw^anben 
»arm.  SS  fbibet  tAtfmtp,  nxi9  fd^n  oben  (f.  o. 
B.  I,  4)  betont  lonrbe,  im  objectitien  Gange  ber 
Zrabition  eine  organifd^e  ^rtbilbnng  beS  ber 
Subftang  nad^  unDeränberlid^  @IaubenSbe|>o* 
fitum«  burd^  bie  fird^Iid^efiebrt^gfeit  unb  tbeo« 
Iügi{(^  aßinenjd^f t  ftott,  bie  ie  nac^  ben  Sebarf« 
nlffen  ber  ^eit  ju  Sogmenbilbungen  treibt  (bgl. 
Vineeni  Lir.  1.  c.  22  [M igne  I.  e.  L,  667] : 
Badern  tarnen,  quae  Adicisti,  doee,  ut  cum 
iReas  nove,  non  dieas  nora).  3)egl^alb  bilbet 
baHSRerlmal  ber  antiquitas,  gerabe  toie  bie  uni- 
versitas,  fc^on  für  ft(^  aKein  ein  ft(^ere§  Ihitertum 
ber  9ed^^t  (»gl  ed^eeben  I,  §  28;  ®ittber(et 
in,  262  f. ;  Franzelin  (bes.  24). 

8.  Sine  twn  ber  gangen  ffird^e  anerfannte  tmb 
beobad^ete  Uebung  ober  Se^re,  bie  il^  Statur  nad^ 
nur  ®ott  felbfi  jum  Urheber  ^ben  fann,  beml^ 
auf  g&ttlid^r  Iteberlieferung  (j.  ».  bie  fftnber- 
loitfe,  3)i9))en8  ton  @e{iibben,  Söfnng  beS  matri- 
moniom  ratum).  @onft  mfi|te  man  fagen,  bag 
bie  JKrd^e  Sl^fii  Den  MrberUi^em  Jrrt^um  ge- 
fd^bet  nnlrbe  unb  folgli^  aufgel^drt  ^ätte,  bie 
mal^e  fftri|e  )u  fein ;  bieg  n)iberf|>rid^  aber  ber 
Se^re  unb  Ser^ei^ung  S^ifli  fe!ber,  ber  feine 
JKrd^  auf  einen  $dfen  gegrünbet  1^  unb  bei  {^ 
bleibt  ^afie  Zage  m  an"»  (Snbe  ber  SBelt"*. 

4.  Sine  Seigre,  meld^  bie  Mrd^tKiter  in  i^ 
eefammt^it  ober  Ste^beit  für  göttltd^  lieber- 
lieferung  erflören,  inbem  fie  ben  contrabictorifd^ien 
®egenfo|f  gleid^tig  bffentlid^  a!8  {)ärefie  üer« 
bammen,  ift  ald  ä^t  a^ofioli^e  Srblel^e  anju» 
nehmen  (üg(.  Tertull.  De  praescr.  28  [Migne, 
PP.  lai  n,  40]:  Getermn  quod  apud  multos 
inTenitur  unum,  non  est  erratom,  sed  tra« 
ditum.  Audeat  ergo  aliquis  dicere,  illos  er* 
rasae,  qni  tradidenmt?).  S)er  £onfen§  ber 
Söter  i{l  nid^  «nbere«  a»  ber  Siber^  ber 


fird^Iid^n  8e|ct)erfiinbigiimg,  bk  fcIber  ni^t  mc^ 
als  Stimme  ®otte9  gelten  fönnte,  »enn  il^  <&40 
3rrtbfiniIi4feS  berid^ete  (t>gL  8.  Aug.  Contra 
Julian.  2,  34  [Migne,  PP.  lati  XLIV,  698]  t 
Quod  invenerunt  in  ^oelesia,  tenuenist) 
quod  didieenint^  a  PatribuB  aeeepennit^  hoo 
filiis  tradidemnt). 

5.  2>ie  (BUmbenStrobition  einer  $articular« 
Rrd^,  bie,  t>on  einem  ber  »mblf  Vpoflel  (einfd^iet* 
lid^  bed  bl*  $auIuS)  gegrünbet,  in  ber  SrntSfoIge 
ibrer  Sifd^öfe  fid^  bi«  (inauf  ja  ibran  erften 
wmibtt  jurüdberfolgen  li^t,  mit  d^cmois  bit 
eifd^ofdßü^e  Don  (Sti^efuS,  Corint^,  Sntiod^ 
nnb  3erufalem  unb  ^e  bie  Cathedra  Petri  jn 
Slom,  bot  a»  däft  opofleßfc^  su  gelten  (ogL 
Bellann.  De  Tsrbo  Dei  4,  9 :  Id  tandera  sine 
dubio  credendum  est  ex  apottoliea  tradiüoDe 
deseendiese,  quod  pro  tali  habetur  in  ülit 
eeelesÜB,  ubi  est  integra  et  eentinuata  ab 
Apostolis  Buccessio).  2)er  Zrabition  ber  r5* 
mifd^oftoHfd^en  iNid^e  aber  gebu^  auf  (Srunb 
bed  pOppii^en  ^mate«  ein  gon)  befoabered  In» 
feben,  laxA  au^er  3ren&uS  (f.  o.  n.  U,  8,  a)  f d^ 
ZertuSian  geltenb  mad^CDepraeeer.  86  [Migne, 
PP.  lai  n,  49] :  Habes  Bomam,  unde  Dobia 
quoque  auctontas  praeeto  est  Isla  quam 
felix  Eeelesia,  eoi  totam  doetrinam  Apostoli 
euni  sanguine  suo  profademnt;  ulri  Pietm« 
passioni  dominioae  adaequatur,  ubi  Paulus 
Joannis  [seil.  Baptistae]  exitu  eoronatitr). 
(Sgl.  @d^ben  I,  §  28,  n.  IV;  baju  %  S.  «n^ 
brieft.  Cathedra  Bomana  ober  ber  apopolifd^ 
Se^rprimat,  Slaina  1872.) 

6.  SBenn  eine  Uebung  noebtneifind^  mcber  bvr^ 
ben  römifd^  fjßapft  noif  burd^  ein  ficumenlfd^ 
Sonett  eingeffil^rt  mürbe,  obf^on  biefelbt  ibrer 
9}atur  nad^  non  ben  fird^lid^  Organen  bAttt  ein» 
gefübrt  merben  fbnnen,  fo  ift  biefelbe  gtoor  ni^bt 
gbttfid^r  Einrichtung,  tooffl  aber  apo^fif«^ 
nrfpmnged.  S>ie  Xicbtigleit  beS  Kriteriums  er- 
gibt fid^  aus  bem  ^faftptionSbegriff,  ba  intcr 
ben  gegebenen  Sebingungen  fein  anberer  ttTf)|ntng 
benfbar  ift  (bgl.  S.  Aug.  De  bapt.  4, 24  {MigaB^ 
PP.  lat  XLin,  174]:  Quod  unirersa  tenel 
Eeelesia  nee  Coneilüs  instituhun,  sed  aempef 
retentum  est,  nonnisi  ouetoritate  apostoMca 
traditum  rectusime  cre^tur).  Seft  bogegcn 
bie  IRatur  einer  Hebung  eine  \päint  alS  bie  opo* 
ponfd^  Seit  DorouS  (g.  9.  Sef  u(b  ber  itatofembrn« 
Ihr^rfhrafen),  ober  tfigt  fid^  ber  Seitpunft  i^rtr 
Slnfubrung  ^iflorifd^  befümmen  (toie  beim  f$ro1fii> 
leid^namSfeft),  ober  ift  fie  nur  in  chier  (larticHlore« 
mrd^  ^mifd^  Ö*  9.  bie  t>ier  »i#otionen).  fo 
bat  man  e9  mit  einer  rein  firc^K^en  iSnri^^^rimg 
(traditio  humana  s.  mere  ecciesiastica)  fu 
tbun.  S)te  SBaJ^r^eit  beS  ledern  Kriteriums  liegt 
auf  ber  ^nb. 

Sorfiebenbe  Stegein  Rnb  sunfid^fi  für  ben  ®f 
braud^  ber  Zbeologen  fottrie  für  bie  ber  vnfebl« 
baren  Sebren^cbeibung  bonrnSgci^enbe,  rein  meitfdb* 
lid^  Zbätigfeü  btS  SlaubenStid^erS  brre^: 


li>57 


Ztabitioiu 


1958 


beim  bttfcr  kotf  jß  nid^t  imd^  freiem  IBelieben, 
fonbcm  lutt  in  fhtnget  iSeimnbenl^it  an  bo8 
Scpofttttm  {ehif  le^tamtlid^en  glaubend-  unb 
@ttteiieittfd^nbimgm  iteffen.  Wim  oud^  %ux, 
mte  beim  Sibelconon,  ift  unb  bleibt  oberfte  unb 
)fidßt  änftmi)  bei  ber  ßntfd^ibung  |tt)ij(i^n 
id^in  unb  unä^er  XrabUion  baS  fixc^Ii^e  Seit- 
amt felbfi,  bem  allein  ber  übematuclid^e  Seiftanb 
beS  b^iligen  ®eifteB  Derbei^en  iß,  unb  boS  aOein 
unmittelbares  Organ  Sb^fti^  nid^t  aber  Orgon 
ber  (Semeinbe  ober  ber  tl^Iogifcben  SEBiffenfdbaft 
ip  (l9gl.  Projp.  damnat  ab  Alexandro  VUI, 
a.  SO  [DeuEinger  n.  1187] :  Ubi  qois  inrene- 
rit  doctriDam  in  Angosidno  dare  lundatam, 
Qlam  abaolnie  potest  tenere  et  dooere,  non 
reapicnendo  ad  lülamPontificifl  bnllam).  SCBoS 
immer  alfo  bod  unfeblbore  Sebromt  siye  solemni 
jodicioy  siv6  ordinario  et  nniyerBali  magi- 
ateno  (Vatic.  Sees.  IH,  c.  8  De  fide)  olS  ä^te 
Zrobition  )u  glauben  beftebtt,  baS  i[t  fide  diTina 
ei  catholioa  (L  c.)  afö  &ottedmort  angunebmen. 
(8gL  pxm  Santen  Bellannini  ControY.  de 
Terbo  Dei  4, 9.) 

VI.  Sie  Duellen  ber  Xrabition.  2)er 
Ibeologifd^  3Bi[fenf(^ft  mie  bem  fird^Iicbcn  Bebt« 
omt  Men  i^Htrgeit  geniigenbe  CueUen  )u  @ebote, 
nm  ft4  über  S)o{ein  unb  änbalt  einer  Ueber- 
fiefenmgSlebre  gu  oergemi{|em.  Siefclben  lafjen 
fi(b  in  fircbli^e  unb  au|erfird^Iid^e  eintbeilen.  — 
1.  3tt  ben  fird^Iiiben  Zrabitionfi(|ueIIen  geböten 
a.  fömmili^e  S^bolifcbe  SBäd^er  (f.  b.  9lrt.  XI, 
1052  ff.)  ber  fotbolif^  Stitd^t,  koobei  notb  f^t- 
lN>rgrboben  gu  toei^en  Derbient,  ba|  aucb  bie  nicbt 
|ttr  ®(auben8fub[tani  gebörenben  SancilSDerbanb- 
btngen,  befonberd  beS  XribentinumS  unb  fßatxß 
conumS,  reid^  Srtenntni^mittel  )ur  SEBürbigung 
bed  fird^Iitben  (Erbfd^a^S  an  bie  ßanb  geben. 
S>a9  tribenHnifibe  eiaubenfibdenntnl^  (f.  b.  9rt. 
y,  682  ff.)  nimmt  in  ber  Dorliegenben  gfrage  eine 
mtd^ge  @tdle  ein,  tneil  ber  Sag  barin  Dorfommt: 
Apoetolicas  et  eoeleeiaaticas  tradliionea  re- 
liqoaaqae  ejuedem  Ecclesiae  obeenrationes  et 
eonstitutionesfinmBeiiDeadmitto  et  ampleotor 
(Desziiiger  n.  864).  SSein  au(b  auS  onberen 
omtlid^  Urfunben^  bie  an  ficb  hin  f9mboIifd^e§ 
Sttfeben  genießen,  toie  au8  ben  t>om  Sijdlof 
ot^tntobirten  itoted^Smen  unb  ben  Dom  römifd^n 
@tuble  einfad^  )ur  ftenntni|  genommenen  Sebr- 
bcfcblüjfen  oon  ^rouingiolf^noben,  la^t  ftd^  bie 
üribHibe  Srbbbre  fd^ö)>fen,  meil  eS  unbenfbar  er- 
fdbrtnt,  bo|  $a)>^  unb  (Epifcopat  in  freoentUd^ 
Stillfd^ipeigen  bie  IBerbreitung  non  ®Iaubenfi« 
tmb  ©itlenlebrm  unangefod^ten  laffen  foSten, 
bie  im  QMaubenSfd^l  enttoeber  gar  nid^  bitter« 
legt  finb  ober  bomit  im  SBiberftnmdb  fteben  (ogL 
a  8,  Dist.  LXXXni:  Enor,  oui  non  re- 
abtitnr»  approbator»  et  yeritaa,  quae  non 
defenditur,  opprimitur).  Sine  rei^e  ^unh* 
grabe  bUben  auger  bem  Corpus  juris  canonici 
a  b.9rt.)  aud^  bie  pSipf&U)tn  enc^nifen,  IBuUen 
unb  Steten,  ber  e^Oabud  (f.  b.  «rtt.),  bie  SSer« 


)eid^ni{{e  ber  Propodtionea  damnatae»  bie  bei 
gemiffen  Snlöffen  oorgefd^riebenen  ®IaubenS* 
betenntniffe  ().  SB.  bad  Sjrmbolum  Leonis  IX. 
[mek^eS  nod^  beute  bei  ber  Sijd^ofSmeibe  im  ®e« 
braudb  ifl],  bie  Fonnula  ab  Lmoo.  IIL  Wal- 
densibus  praesoripta,  bie  Confeseio  fidei 
Michaelis  Palaeologi,  bad  Decretum  pro 
Annenis),  bie  £ebrurtbeile  ber  Kongregationen 
be9  3nbec  unb  bed  beüigen  Officium^,  überbautet 
bie  Acta  sanctae  Sedis  —  lauter  @d^rift[tüde^ 
meldte  megen  ber  auctoritatioen  SteOe,  oon  ber 
fte  ausgingen,  menn  ^loar  nid^t  immer  mit  ©lou^ 
bendgeborfam,  fo  bod^  mit  religiöfer  Sb^l^rd^t 
auf^unebmen  finb  (ogl.  Sd^eeben  I,  §§  82.  84). 
—  b.  3n  ben  |)r(i^{(ben  Uebungen  bed  öffent^ 
lid^en  (EuItuS  fiettt  fub  ber  «rd^Iid^  überlieferte 
@toube  in  lebenbiger  Snfd^Iid^feit  oerlbi^ert 
bar  (p%L  Coeleetini  L  Ep.  ad  Episcopos  Gal* 
liae  [Denzinger  L  c  n.  95]:  Legem  credendi 
statuit  lex  supplioandi).  Sie  SBetoeiSlraft  bed 
(irddlid^en  CuItuSlebend  ifi  um  fo  l^bf^x  anju^ 
fd^kgen,  att  efi  in  ber  Statur  ritueller  ®ebrdu(be 
begrünbet  liegt,  bab  fid^  in  ibnen  ber  ®Iauben8« 

Sanbpunft  ber  Urfird^e  fojufogen  med^nifd^  fefi« 
bte  unb  allen  9lbbrddelungSoerf  ud^n  oon  Su|en 
einen  unbeugfomen  SBiberfianb  entgegenfej^ 
9lid^t8  ift  fo  febr  geeignet,  unS  ©tauben  unb 
fieben  unferer  d(|rifttt(ben  Soroäter  lebenbig  Dot 
Sugen  |U  fieOen,  old  bie  Setrad^tung  ber  uitbo* 
lifcben  Liturgie.  SBenn  burd^  bie  Slubrifen  felbft 
bie  Heinfte  ftbr)>erbemegung  bem  fprieftejp,  loie 
bei  ber  SRebfeier,  kwrgefcbrieben  unb  bie  geringfie 
9lbmei(bung  )»om  SiituS  ibm  unterfagt  ifl,  fo  tarn 
man  ftd^er  fein,  ba|  bie  beutige  $rasiS  in  a\Un 
mefentlid^cn  Stfidten  ber  ber  SSorjeit  genau  gleiibt/ 
in  iener  olfo  biefe  angefd^aut  mirb.  Sbenf o  mi^ 
tig  mie  bie  beUigen  ^nblungen  ftnb  bie  SBorte 
mb  ®ebete,  meld^  fie  begleiten :  in  ber  Xauff ormel 
mirb  baS  (Skbeimnib  ber  Zrinitöt,  in  ben  (Hn* 
febungdmorten  baS  $ogma  oon  ber  realen  ®egen^ 
mart  Sbnjii,  ber  Zrondfubfiantiotion  unb  ber 
beiligen  9Reffe  und  tfox  ^ugen  gefübrt.  ^rauA 
erbeOt,  einen  mie  b^ben  SBertb  ber  Slb^ologie  ben 
oon  ber  (Krd^e  gutgebeibeneu  Siturgien,  SütuaHen» 
Sreoieren,  SSenebictionSformuIarien ,  9u^»  unb 
SBeid^büd^,  @actamentarien  u.  bgl.  beimeffen 
{oH,  ^mal  menn  fie  burcb  ben  Sorjug  boben 
aUerd  fid^  audieid^nen«  Sßiafommene  |>ü{dmittel 
bieten  bie  litutgifd^  @ammelmerfe  t)on  9l{femam, 
Stenaubot,  äDtartöne,  SRuratori,  SRabiOon,  93ona, 
2)en)inger  (f.  b.  9Irtt.)  u.  91.  (ogl.  aud^  $robft 
S)ie  ditefien  römifcben  Sacranuntarien  unb  Or« 
bined  erQört,  SRünfter  1892 ;  S)erf.,  Siturgie  bed 
4.  3abrbunbertd  unb  beren  äteform,  !Dlünfter 
1898;  S)erf.,  3)ie  abenblonbifd^e  ÜReffe  oom  5« 
bid  )um  8.  3abrbunbert,  ÜRünfter  1896).  — 
c.  Sie  )mtriftif^t  fiiteratur  bilbet  eine  ber  er* 
giebigften  CueBen  für  Xrabitiondbemeife  (f.  b. 
^rt.  ftird^enoater).  Um  bad  @emid^t  ridfjtig  )u 
beurtbeilen,  meld^ed  bie  SSdterlebte  in  bie  SBog- 
fd^ole  mirft,  mu|  man  }mifd^en  ^rioat^erfon  unb 

62* 


1959 


Xrabiiian. 


i960 


ZrobitionSjeugen  iDol^I  tmterfd^eiben.  SBaS  bie 
JKrd^enüöter  in  Qai^m  ht%  S)ogma8  als  i^re 
^ritmtmetnung  ausgeben  (}.  9.  (Sregor  t)on  ^R^ffa 
in  feiner  ))Iatoniftrenben  ZrinitätSIel^re) ,  ober 
salva  fide  afö  bebattirbar  onfe^en,  ober  enblid^ 
unter  bem  Sinflu^  folfd^er  S^itanjd^uungen  in 
))rofantt)iffen{(^oftIi(l^en  S)ingen  oorbringen  ().  S. 
begügtid^  beS  ))toIemöifd^en  SBeltf^ftemS,  ber  ^nti- 
t)oben),  baS  fyii  für  ben  ffot^olifen  abfolut  feinen 
boctrineUen  SBertl^,  lein  binbenbed  Snfel^en. 
SnberS  geftaltet  ftd^  bie  gfroge,  ttenn  bie  Sßöter 
als  Xrager,  Seigrer  unb  Saugen  ber  a))oftoIifd^ 
ßrblel^re  auftreten«  3n  biefem  gfaHe  greifen  fol« 
genbe  ©runbfä^  $Iak  —  a.  jfein  einjelner 
IKrc^enDater  ift  für  fiq  aDein  unfel^Ibar,  ouS« 
genommen,  er  nmre  jugleic^  ein  ex  caüiedra 
lel^renber  ^a|){l  gemefen,  ober  feine  @d^ften 
l^ätten  bie  f  eierlid^e  ®ut^ei|ung  einer  5cumenifd^en 
@9nobe  gefunben  (}.  9.  CpriUS  ^natl^motiSmen, 
Seo'S  SSrief  an  gftoDian) ;  bann  fommt  il^m  3n« 
faDibüität  fibrigenS  aud^  nid^t  an  unb  ffir  ftd^  )u, 
fonbem  nur  froft  beS  ))a))ft(i^en  Se^rprimateS, 
be)tt).  ber  nad^tröglid^  ](|injulretenben  Selrerüörung 
ber  unfel^Ibaren  ftird^e  (ogl.  S.  Thom.,  S.  th.  2, 
2y  q.  10,  a.  12 :  Ipsa  doctrina  catholicomm 
Doctorum  ab  Ecclesia  auctoritatem  habet, 
tmde  magis  standum  est  auctoritati  Ecde- 
siae,  quam  auctoritati  vel  Angustini  yel 
Hieronymi  Tel  cujuscmique  Doctoris).  S)aS 
9nfe(en  eines  ein}elnen  Jfir^enoaterS  )i)a(|st  aber 
mit  feiner  ©elel^rfamfeit,  Srleud^tung  unb  ^eilig» 
fcit  (toie  bei  ^tl^anaftuS,  SuguftinuS),  fomie  mit 
feiner  l^ierard^ifc^n  Stellung,  namenflid^  toenn  er 
juglei^  ein  b^tDorragenber  Sn^aber  eines  be- 
riibmten  9))ofleIftubIeS  gemef en  ift  (mie  S^riQ  Don 
Semfalem,  ®regor  ber  ®ro^e)  ober  Dertrauten 
Umgang  mit  ^pofieln  ober  Slpoftelfd^ülem  ge» 
)>fIogm  bat  (mie  Ißol^farp,  3renöuS) ;  benn  aQe 
biefe  SDtomente  bieten  f d^on  ebenfo  oiele  natärlid^e 
Sfirgfd^aften  für  bie  Steinbeit  ber  Se^re  unb  bie 
@laubmürbigleit  beS  3eugnif[eS  ber  SBetreffenben. 
gfür  ein}elne  (SlaubenSgebiete  beanfprud^  gemiffe 
Söter  auSnabmSmeife  eine  befonberS  bob^  Sluc- 
toräat,  gumat  toenn  bie  ftird^e  biefelben  in  biefer 
Sigenfd^aft  eigenS  gelobt,  gutgebei|en  ober  gegen 
ainfd^margungen  in  @d^u^  genommen  fyä;  fo 
genügt  eS  in  ber  ®nabenlebre,  faft  nur  ber 
@d^riften  beS  Jfi.  SuguftinuS  unb  feiner  treuen 
Sd^üler  girofper  unb  guIgentiuS  (f.  b.  9lrtt.)  fid^ 
gu  bebienen  (ogl.  Mazzella,  De  gratia  Christi, 
Bomae  1882,  disp.  1,  a.  1,  §  4),  mdbtenb  (Sf^tt^ 
foftomuS  als  Doctor  Eucharistiae,  ^tbanafluS 
als  SBerfed^ter  ber  ©ottbeit  (SbrifH,  SajlIiuS  als 
«nnmlt  ber  @ottbeU  beS  beUigen  ®eifteS,  e^riO 
oon  Sllesanbrien  als  Sebrer  ber  bW>ftatifd^en 
Union  in  böd^ftem  ^nfeben  fleben  (Ogl.  Maranns, 
Praef.  in  Opera  S.  Jostini  pars  2,  c.  13  [Migne, 
PP.  gr.  VI,  98]).  —  ß.  ®ie  überrinfttmmenbe 
Sebre  aller  SJöter  bat  bagegen  oon  oomberein  auf 
unbebingte  Unf eblbarfeit  Snfprud^,  ba  fte  materieä 
ntd^tS  SnbereS  i{!  als  bie  a)}0^oIifd^-fir(bIi(be 


Srblebre  felber.  3)iefe  Uefiergeugung  loattete  bon 
SllterS  ber,  obne  iemalS  ouf  SSßiberfprud^  }u^|m, 
m  ber  gefommten  ftird^e.  ^ierauf  berubt  bod 
feierlid^e  Serbot  {eber  oötermibrigen  €(bc^uS- 
legung  in  ®IaubenS«  unb  @ittenfa4en  (f.  Yatie. 
Sess.  ni,  c.  2  De  reveL  [Denzixiger  n.  1637]: 
atque  ideo  nemini  lioere,  contra  huno  seiiBuin 
aut  etiam  contra  imaniineiii  oonBensum  Pa- 
tmm  ipsam  8.  Soripturam  interpretari;  ogL 
b.  S(rt.  (Ssegefe  IV,  1092  ff.).  3ur  einflimmtg* 
feit  mirb  inbe^  feine  matbematifd^e  Sinbeü  ge< 
f orbert,  eS  genügt  oielmebr  bie  moralif^,  tote  bit 
$rasiS  ber  allgemeinen  Concilien  fotoie  baS  Sei« 
f))iel  ber  ffird^enoöter  felbft  betoeiSt  SoS  (fy^ 
jtnum  431  begnügte  ji^  nttt  ber  SBerkfung  Don 
gmdlf  Eilten,  oon  benen  ißapß  S>ion^  unb 
Sion^S  ber  ®ro^  oon  9Ue£onbrien  auSbrütfTub 
als  „iü"  (iirfnouoi  d(>xaibi)  bc)ei<bnet  tmirbcn 
(ogL  Vincent.  Lir.  Oommonit  80  [Migne, 
PP.  latL,  682];  MansilV,  1188  sqq.),  toäb- 
renb  ber  b^*  VuguftinuS  (Conb*.  Julian.  2, 10 
[Migne,  PP.  lat  XLIV,  696  sq.])  ben  2ra> 
bitionSbetoeiS  für  bie  Srbfünbe  mit  ben  Setig« 
niffen  oon  elf  Tätern  Hir  erbro^t  an{ubt  %>^ 
oid  meniger  »irb  gur  litollgüttiglett  eineS  3ata> 
betoeif  eS  baS  gleid^geitige^eugeniierbSr  beSSRorgen* 
unb  SbenblanbeS  erforbert;  benn  bo  bis  gum 
@<biSma  beS  $botiuS  (869)  bie  ©loubenSeinbeit 
gtoifd^en  beiben  Aird^en  feine  emftlicbe  Stönmg 
erfubr^  fo  more  ein  bogmatifd^  SBtber|h:eit  fnu 
f d^  ber  latefaiif d^  unb  ber  gried^tf (ben  $atri|üf 
nur  benfbar  unter  ber  folfc^en  9)orau8fe|ung,  oa| 
bie  ffird^  (Sbrifti  felber  in  unbeilooOem  S^  ft4 
in  gmei  feinblid^  ^älften  gerfpalten  l^tte.  hier- 
aus folgt,  bag  aus  bem  einfümmigen  Sel^rconfenS 
beS  9lbenbIaTd)eS  ftd^  ein  S)ogma  ebenfo  toirffam 
bemeifen  Iö|t  mie  auS  bem  beS  SRorgenlanbcS 
(ogl.  8.  August  Contr.  Julian.  1,  4  [Migne 
L  c.  XLIV,  648] :  Pnto  tibi  eam  orbis  partem 
sufficere  debere,  in  qua  primum  Apostolonun 
Buonmi  Yoluit  Domintis  gloriosisaimo  mar- 
tyrio  coronare. . .  Non  est  ergo ,  cur  pro- 
Yoces  ad  OrientiB  antistites,  qnia  et  ipd 
utique  Ohristiani  stint  et  utritisque  partis 
terraruxn  fides  ista  ona  est).  9Q3o  ober  em 
3toiefpaIt  fid^  funbgibt,  ba  ifi  Oor  Mem  gu  unter* 
fud^en,  ob  er  ein  toirflid^er  ober  blo|  fd^barer 
ift  f^ftg  genug  erfd^int  ber  oon  S^aOöuS,  % 
(ElericuS  unb  SaSnage  fo  l^bbnifd^  betonte  dis» 
senstis  Patrum  alS  bloge  Cnontio^l^nie.  3fi 
bagegen  {eber  Serfud^  einer  Sereinbonma  aoSß 
ftd^tSIoS,  fo  finb  bie  mit  ber  onberStoober  emnnten 
®IaubenSn)abrbeit  in  Sonflict  gexntbenben  Sdter 
nid^t  mebt  als  XrabitionSgeugen  gu  betra<b^, 
fonbem  cum  debita  reverentia  (mSgugeben 
(ogl.  g.  S.  über  bie  bem  (SbUioSmuS  btdbigenben 
SBater  Eranzelin  L  c.  thes.  16  sq.).  (9}gL  no4 
B.  Maröchal,  Concordantia  Patrum  eodesiae 
graecae  et  latinae,  Aug.  VindoK  1769; 
!Rirf(bI,  Sebrbud^  ber  ^atrobgie  unb  ^oirifUt  I, 
aBlatng  1881, 7ff.;  Fefl8ler-JangmaQnI[1890], 


1961 


Ztabition. 


1962 


15—67;  Cair.Peßch  I,  S46— 859.)  —  i  SDet 

Jememfotnoi  iäutt  ber  X^eologenfd^ulen,  inf  onber« 
cit  bcr  mittdalterlid^en  Sd^oloftit  (ogl.  SyUab. 
>p,  13),  (bnmtt  in  bogmatifd^en  unb  Sitten- 
Igen  ilDor  ein  geringered,  aber  immerhin  be- 
Kbefi  Vnfel^  }u,  SEBie  bn  ben  Sötem,  fo 
befielen  mä^  )ttif($en  ben  einzelnen  Xi^ologen 
bebeutenbe  Stangunterfd^iebe  in  Selel^rfamfeit  unb 
Sb^tfd^affcn^eit,  in  bemä^rter  Sled^tglaubigfeit 
unb  llntermärfigfeit  unter  bie  le^renbe  JKrd^e. 
3m  Mgemeinen  ifi  bie  Sd^olaftit  al8  Srja^  unb 
9bUfung  ber  ooroudgegongenen  ^otriftif,  unb 
bie  neuere  Ideologie  otö  gortfej^ung  ber  @d^oIaftif 
gu  betrachten.  Unter  ben  sal^Kofen  ®ottedgeIe]^en, 
XDtläft  feit  bem  Ableben  ber  le^en  ftird^ent>äter 
gefd^rieoen  l^ben,  üerbienen  biej[enigen  unbebingt 
ben  9$or jug,  toel^  t)on  ber  ftir^e  nad^malS  heilig 
Qef))ro(l^en  ober  gar  feierlid^  gu  ftird^Iel^rem  er> 
loben  »orben  finb  (9.  SB.  9nfe(mu3,  SonaDen- 
tura,  Xb^ntaS  Don  Squin).  S)er  innere  @runb 
für  bie  3rrtbumSIofig!eit  bed  unanimiB  et  con- 
stans  theologorum  consensus  ift  nad^  einer 
breifo^en  SRid^tung  bin  gu  fud^en.  Cinmal  lägt 
ft(b  für  biefe  SinbeÜigfeit  in  einer  fiebre  feine 
oiU>ere  (Erfiärung  auftreiben  ald  bie  Coibeng  ber 
iro|  fonftiger  Sebr«  unb  @(bulgegenfö|e  gemein- 
fam  tertbetbigten  SBal^^cit  (Xbomidmud  unb 
ScotiSmuS,  Dominicaner  unb  Sefuiten).  Sobonn 
iDiegt  fdj|R)er  bie  innige  Serbinbung  gmifd^en  bem 
Sebrför^  ber  Sd^ule  unb  bem  ber  IKrcbe,  in- 
fo|em  biefer  oxA  ienem  einerfeitS  imaudgefe|t  ftd^ 
remitirt,  unb  ibn  anbererfeitd  fortmabrenb  be- 
aufftd^tigt  unb  controlirt.  Snblid^  barf  ber  Sei- 
ßanb  bed  beiligen  @eifted  nid^t  au^er  3I(bt  bleiben, 
ber  ol^ne  @efabrbung  ber  lird^Hd^en  Unfebtbarfeit 
bie  (Sefommtl^eit  ber  t^eologifcben  Spulen  un- 
m5gfid^  in  Srrtbum  faOen  laffen  fann  (bie  tiefere 
SBegrunbung  f.  bei  itleutgen,  3:b^oIogie  ber  Sor- 
jeit  I,  2.  «ufl.,  gjlünfter  1867, 115  ff. ;  ©c^eeben 
If  §  27).  9n  ber  confequenten  Sntfoltttng  be9 
S)ogmenfd^a^S  gu  immer  reid^erem  änbalte,  am 
9lad^meife  feines  3ufammen^onged  mit  onberen 
6Iauben8*  unb  SBemunftmabrbeiten,  enbtid^  an 
ber  ^eroorbUbung  ber  latenten  S<>l8<f(^6^  au8 
i^ren  leiml^ften  ^rincipien  l^atte  bie  @(bule  einen 
fo  bMorrogenben  Slntl^eil,  ba|  bie  „retd^e  tbeo- 
logifi^  Sntmidlung  ber  fatbolifd^en  äBabr^ett, 
tpoburd^  ba3  Soncil  oon  Xrient  fid^  Don  ben 
meinen  fruberen  Soncilien  unterfd^eibet,  nur  bie 
tJfrud^t  ber  oorangegangenen  tl^eologifd^en  Xbätig* 
leUioar''  (@d^eeben  1,177).  S)a8  fird^Iid^e  Sebr- 
omt  felbfi  bot  ben  IBerbienften  ber  Xl^eologen  baburd^ 
feine  Snerfennung  gejoHt,  ba|  ed  bei  feinen  Sebr- 
entf (Reibungen  ni(bt  nur  bie  Sebre  berfelben  berüd- 

ii(btigte  unb  Denoertl^ete  (Dgl.  Denzinger  n.  411), 
onbem  gerobegu  ibre  Sd^uIauSbrüde,  toie  forma 
eorporigp  SDloterie  unb  gorm,  XranSf ubftantiation, 
ex  opere  operato  u.  bgl,  felbft  in  feine  feier- 
litbcn  ©laubendbeftnitionen  oufnabm.  S)er  @(bul- 
confend  bebeutet  felbfioerftönblid^  aber  nid^t  bie 
Unterorbnung  bed  finblid^en  Sebramted  unter  bie 


Suäorität  ber  €d^u(e,  leinen  9ted^tSanf))rud^  biefer 
auf  ben  Sriag  ober  bie  ^intertreibung  Don  (Slau- 
benfientfd(|eibungen  burq  iened;  bemt  aud^  bie 
Xb^ologen  geboren  gur  Ecclesia  audiens  unb 
be^^en  nid^t  bad  Sl^riSma  ber  Unfebibarleit  mie 
bie  lebrenbe  jKrd^e.  (Ueber  bad  befonbere  91n« 
feben  beS  I^L  XbomaS  oon  Xquin  f.  b.  9lrt.  3um 
Sangen  OgL  nod^  Franzelin  1.  c.  thes.  17.)  — 
6.  S)ie  allgemeine  ©laubenSübereinfiimmimg  ber 
gläubigen  Sbtifienbeit  barf  in  bem  Sinne  alS 
OueOe  unb  ftenngetcben  ber  maleren  XrabitionS- 
lebre  gelten,  als  auS  ber  börenben  ff  ird^e  nur  bie 
laute  Serfünbigung  ber  lebrenben  ^erauSfcbaSt; 
benn  ber  actit)en  Unfebtbarfeit  beS  fird^Iid^en  fiebr- 
förperS  entfpricbt  als  ©egenftüdt  bie  pafftoe  Un- 
febtbarfeit beS  ©laubenSförperS,  infofem  beibe  in 
ibrer  Sereinigung  unb  S)urd^bringung  eben  ben 
Sinen  m^ftifcben,  oom  beiligen  ®eiffe  befeelten 
Seib  ebrifti  auSmad^en  (og(.  9tbm.  1,  5.  1  gor. 
3,  22  f.  epb.  4, 16);  bo^er  ,,ift  ein  «bfaO  beS 
gefommten  SoIfeS  t>om  @Iauben  nid^t  benfbar" 
(^ettinger  716).  Wt  beigenbem  Spotte  gei|elt 
SertuHian  bie  ^nma^ung  ber  ®noftifer,  meldte 
ftd^  in  ber  eitlen  Semubung  funbgab,  bem  d^rift- 
lid^en  SBoIfe  erft  ben  «.toabren  ©lauben"  beigu- 
bringen  (Nullam  [ecclesiam]  respexerit  Spiri- 
tus S.,  ut  eam  in  veritatem  deduceret,  ad 
hoc  missus  a  Christo,  ad  hoc  postulatos  a 
Patre,  ut  esset  doctor  yeritatis ;  neglexerit 
officium  Del  villicuB,  Christi  vicarius,  sinens 
ecclesias  aliter  interim  intelligere,  aliter 
credere,  quod  ipse  per  Apostolos  praedicabat: 
ecquid  yerisimile  est,  ut  tot  ac  tantae  in 
unam  fidem  errayerint?  (TertuU.  De  praescr. 
28  [Migne,  PP.  lat  U,  40]).  So  rül^renb  mie 
mabr  lautet  ber  9iatb  beS  1^1.  ^ulinuS  oon  9IoIa 
(geft.  431 ;  f.  b.  9(rt.):  ut  de  omnium  fidellum 
ore  pendeamus,  quia  in  omnem  fidelem  Spiri- 
tus Dei  spirat  (Ep.  23  [Migne,  PP.  lat  LXI, 
280]).  S)a^  mit  biefer  Seoorgugung  inbe^  fein 
^Saienregiment"  beabficbtigt  ift,  liegt  fd^on  im 
begriffe  ber  börenben  ftird^e.  SBie  auS  bem  Ser- 
fabren  ber  ffircbenDöter  b^orgebt  (ogl.  TertuIL 
De  praescr.  29  [Migne,  PP.  lat.  11,  41]; 
Basü.  De  Spirita  S.  29  [Migne,  PP.  gr.XXXII, 
199];  August.  Contr.  Julian.  1,  7, 31  [Migne, 
PP.  lat.  XLIV,  662]),  ift  ber  «ppctt  an  boS 
®IaubenSbemu|tfein  beS  93oIf eS  iebod^  nur  in  ben 
d^riftlid^en  (Srunbmabrbeiten  ma|gebenb,  meil  nad^ 
ber  ri^itigen  Semerfung  beS  SRel^ior  SanuS  (De 
locis  Üieologicis4, 6,  ad  14)  ber  großen  9Jlaffe 
für  ben  SReid^tbum  beS  (SlaubenStnbalteS  unb  beff en 
feinere  Unterfd^iebe  baS  Organ  feblt.  —  Sine 
bet>orgugte  fflaffe  ber  ©laubigen  büben  bie  unter 
bem  befonbem  Segen  Sl^rifti  ftebenben  Sefenner 
unb  Wart^rer  (confessores  et  martjres),  toelcbe 
in  ftanbbafter  Xreue  ben  ©tauben  bis  gum  £obe 
öffentlid^  befannten,  [a  freubig  ibr  93Iut  bafür 
oergoffen  (ogl.  SKattb.  10, 19.  32.  39;  16,  25. 
ajJarc.l3, 11.  Suc.12, 11).  Sie  Sd^riften  ber 
Sefennerbifd^öfe  fomie  bie  SRarti^reracten  biß>en 


196S 


Zrobitiott 


1964 


hofyx  foflBore  SenfmSIet  bet  (Sttit^tt,  befonber« 
t9enn  fie  unter  ^ufftt^t  bn  fttrdie  üerfa^,  im 
(gotteSbienf!  bem  SBoRe  Dorgelefen  tootben  finb  (f. 
barüber  Franzelin,  De  Deo  trino,  8.  ed.,  Bomae 
1881,  thes.  10;  t)gl.  b.  %rt.  Acta  Martymm 
1, 173  tf.).  —  3n  monttmentat«  (Scftolt  «iblidj 
tritt  un«  ber  ®Iaube  unb  bod  Scben  oer  Urfirdfte 
in  ben  SUbem,  3njd^ritten,  Soiitm  mtb  ®erat^- 
fd^Qften  ber  ffatalomben  (f.  b.  9rt.)  entgegen, 
beren  plonmft^ige  Srforfd^ung  burd^  be  9tof^  unb 
feine  Sd^ule  bem  €tubium  ber  fogen.  monumen* 
tolen  X^eologie  einen  möt^tigen  Suffd^mung  ge« 
geben  fyit.  S)ie  l^ol^e  SBt(^tig!eit  bie[er  neu  er- 
fd^Ioffenen  OueOe  foDte  j[ebem  einleud^ten,  ber 
enüögt,  mie  ed  gerabe  bie  Dom  IßroteftantiSmuS 
am  meiften  beftrittenen  2)ogmen  finb  (Sud^riftie, 
SRe^o^fer,  Vlarien-  unb  ^ligenderel^ng,  gfür- 
bitte  für  bie  fßerflorbenen  k.),  bie  un8  aus  biefen 
©ruften  in  ber  berebten  „Sprad^e  ber  Steine" 
als  äd^t  a))oftoUfd^  Se^ren  ))Iafttf  d^  entgegetueud^ten 
(Dgl.  bie  in  ben  9rtt.  Snfd^ften  unb  ff otafomben 
berjet^nete  Siteratur ;  baju  3of .  S!BiI))ert,  Fractio 
panifl,  bie  ältefte  3)arftenung  beS  euc^iftifd^en 
Opfer«,  greiburg  1895;  Derf.,  Die  9RaIereien 
in  ben  (SacramentSfapenen  in  ber  ffatafombe  beS 
1^.  (EaDiftuS,  gfreiburg  1897). 
2. 2)ie  augerfitd^Iic^enXrobitioniquelenfinben 

54  in  ben  @d^riften  ber  ^äretifer  unb  Ungidu« 
igen.  —  a.  3)te  ^äretifd^en  Urfunben  l^aben  für 
bie  (Ermittlung  ber  uralten  9pofteI-  unb  Srble^re 
borum  leinen  geringen  3eugenmert]^,  toeil  fle  in 
ber  gemeinfamen  Sert^eibigung  mond^er  Dogmen 
beren  Sllter,  in  ben  3errbilbem  ber  fot^oUfd^n 
Seigre  baS  ma^re  Urbilb,  in  il^rer  med^felfeitigen 
SWcl^bung  enblid^  bie  9leu]^it  il^rer  eigenen  9luf« 
fleuungen  miber  SBiQen  l^erDortreten  laffen.  ^üuftg 
liefert  bie  Uebereinftimmung  ber  böretif d^en  @ecten« 
fird^  mit  bem  fat^otift^en  @(ouben  ben  bfin- 
bigften  unb  furjeften  ^röfcriptionSbemeid  für  bo8 
opoftottfd^e  fUter  ber  betreffenben  fie^re  ober 
Oebung.  2)ie  bIo|e  Xb^itfod^e,  ba^  bie  fd^iSma- 
tifd^en  ®ried^en  iro^  i^red  6offeS  gegen  9tom  bie 
meiften  Dogmen  mtt  bem  mt^oIictSmufi  tl^en 
(f.  b.  «rt.  @5mboIifd&e  ©üdfter  XI,  1056  ff.), 
bilbet  bie  befte  Apologie  für  biefe  SBabr^eiten  unb 
(Sebräudge,  meiere  ber  ^rotefiontiSmuä  ald  „3Hen- 
fc^enfa^ung*  ocrpönt  unb  oer^ö^nt  (g.  8.  2Reffe, 
€iebenyibl  ber  Socramente,  93ilbert>erebrung, 
Irabition).  Shifofem  fid^  nun  aber  bie  glcid^en 
Dogmen  oud^  in  ben  Scctenfird^en  ber  ))atrifttfd)en 
^riobe  ebenfo  erbalten  baben  mie  feit  $f|otiu9 
(869)  in  ber  gried^ifc^en  ftird^e,  flebt  meUer  feft, 
baB  biefer  ©laube  oiel  älter  ifi  afS  baS  5.  3abr* 
l^nbert  unb  folglid^  bis  in  bie  ^Ipofieljeit  bin- 
unterreid^t.  ^ierauS  red^tf ertigt  ftd^  bie  Sebeutung, 
toeld^e  bie  Xb^ologen  neben  ber  Dogmen«  unb 
ffird^engefd^id^te  inSbefonbere  ber  ffe|ergefd^td^te 
beilegen.  —  9lber  felbft  in  ben  (Sntfteflungen  ber 
fatbolifd^en  SBal^rbeit  burd^  bie  ^öretifer  liegt  ein 
inbirecter  SemetS,  ba|  baS  Urbilb  mtnbeftenS 
ebenfo  alt  fein  mu|  mie  baS  3ctrbilb.  €o  legen  ber 


Xritl^SmuS  unb  ber  6abeOianiSmui,  ttofc  ibrel 
conträren  (Skgenfa^,  ein  glei^  t)o1bDi4tigel 
3eugni^  für  ben  Seftaitb  beS  XrinttatSbogmof 
in  ben  erften  Sa^rbunberten  al,  toä^enb  bie 
glei|nerifd^en  9lebeloenbungen  unb^rmeCn,  btres 
VriuS,  92eftoriu9  unb  ^lagiuS  fui^  gut  Ser- 
fd^leierung  i^rer  ®runbanf  c^auung  bebttntcn,  ni^t 
nur  bftrettfdb^  SBerfd}lagen]^eit  unb  6cimtude  mt* 
rietben,  fonbem  )ugleid(  bie  oer^fiute  IBabrbeit 
ber  «ottbeit  Sb^fti,  bejm.  ber  b^t^^l^tif^en 
Union  unb  ® nabennotbioenbigfeit  burtbfdbimmem 
liegen.  —  9tod^  unter  einer  anbent  9lu(t^<l^  t>er« 
bürgen  bie  @^riften  ber  ^retifer  bie  Csiftenj 
unb  993a^r^eit  ber  fatbolijd^en  Srble^re.  Ser- 
gleic^t  man  alle  ^arefien  mit  eimmber,  fo  toitb 
man  balb  gemabr,  ba|  nid^t  nur  feine  tteberttn« 
ftimmung  unter  i^en  b^d^  iH^-  Hegeeipp. 
bei  Enaeb.  H.  E.  4,  22,  5:  ""Exa^toc  C^a»c  xil 
£Tepa>c  ioiav  8^(av  -Raptv^firfv^),  fonbfm  bog 

bie  eine  !ßartei  boS  fdtqolif^  Dogma  gegen  bie 
anbere  Dertbeibigt,  unb  bie  eine  (Seite  bie  £e^ 
ber  @egenfeite  alS  ddrefle  branbmarft :  fo  n>erben 
bie  ^öretifer  felbfi  In  ibrer  polaren  iSegenfä^id^« 
feit  gu  ben  eifrigften  SBorfämpfem  ber  fatboii jcben 
SBabrl^eit  (t)gl.  S.  Hilar.  De  trinit.  7, 4  [Migne, 
PP.  lat.  X,  202  sq.] :  Dum  haeretici  omneB 
se  invioem  vincunt,  nihfl  tarnen  sibi  vincunt 
Victoria  enim  eorum  Ecolesiae  triumphna  ex 
omniboB  est,  dum  in  eo  [una?]  haepesis  contra 
alteram  [op-]pugnat»  quod  in  altera  Ecole- 
eiae  fides  damnat ;  nihil  enim  eet,  qnod  haere* 
ticis  commune  est,  etinterhaeofidemnostram, 
dum  sibi  adversantnr,  affirmant).  Die  fjfnubt« 
barfeit  biefeS  ©efu^tSpunfteS  tritt  un«  betfpietö« 
toeife  in  ber  ißolemU  jmifd^en  Dofeten  unb  Sbto- 
niten,  92eftortanem  unb  Wonopbpfiten  (i»gl.  b. 
betr.  Vrtt.)  bor  %ugen,  too  baS  eine  S^ßem  bie 
Sinfeitigfeit  beS  anbem  bcfämpft  unb  auf  boS 
f atboIi{(|e  Dogma,  atö  mabre  SRttte  stoifc^en  beiben 
Sstremen,  l^tnmciSt.  ^ud^  tft  eS  eine  bittere  Jronie 
beS  Sd^idCfalS  ober  beffer  prooibenüelle  gfügung 
gemefen,  menn  ber  SlltproteflantiSmuS  burib  bie 
äimabme  beS  Filioque  (f.  b.  9ri)  im  SQmbolum 
miber  baS  gried^ifd(^e  €(biSma  jeugte^  »äbrenb 
biefed  bintoieber  burd^  fein  oftentotioeS  f^eftlEK^l^cn 
an  oer  fatboIif(ben  9ted^tferttaungSlebre,  ^iligcn« 
oerebrung,  9Re^feier  u.  f.  m.  Dem  ^ßrotefiantiSmuS 
baS  SBtanbmal  bed  9(bf  aOeS  auf  bie  @time  brüdtt. 
—  Snblid^  liegt  in  ber  Srfd^inung,  ba^  tride 
ffe^erbäupter  felbft  tl^re  ab»ei(benbe  Doctnn  ouS* 
brädfli(b  als  „Steuerung''  erflärten,  nid(|t  nur  ibn 
eigene  Serurtbeilung,  fonbem  aud^  eine  Sefldtigung 
ber  ^Qgemeinbeit  unb  beS  UlterS  ber  entgegen» 
gefegten  fird^licben  ßrble^re  (ogL  Iren.  AdT. 
haer.  6, 20  piigne,  PP.  gr.  VII,  1 177] ;  Ter- 
toll.  De  praescr.  SO  sqq.  [Migne,  PP.  lat  U, 
41  sqq.]).  €o  "^i  Suiber  feinen  @a|  Don  bec 
„Ked^tfertigung  allein  auS  bem  (Stauben",  biefeS 
Dogma  ber  „fte^enben  unb  faOenbenffird^'',  oß 
eine  nagelneue,  bor  i^m  unbtfannte,  i^m  pei^dn- 
lid^  auf  ben  9eib  gefd^nütene  Seb^e  onerfomtt  (f. 


1965 


Ztabitidtt. 


t9M 


b.  «rt.  Mf)tt  ym,  811  ff.;  9t  eccfeecg  II, 
820  ff.).  —  b.  2)te  Serftiottung  d^rifUid^  €k- 
tdmni^  batn^  Me  Unfil&ubigen  (detbm,  3ubm) 
Mdet  cbenfofls  9nl^aUlpunfte  |itr  femittlung  bei 
a|ioßolif(!^  Uefeiliefening,  tmb  ^Mr  in  i^cer 
^ten  (S»eßalt  Snfotteit  bu  leibnifd^  $cofo^ 
nattoncR  und  m  motmmentalen  3>eidmAIent  er^ 
ftaüm  finb^  mic  boB  betonnie  auf  bem  f^äktOn 
aiif0efuid)eiie  6(»ttcrttcifis  mit  ber  Umfd^ft: 

äAsEä|Mvoc  oeßcToct    fttiv  (DgL  fflOttd,    2)a8 

€potiaucific  t)om  $QlaHii  unb  ein  neu  entbedM 
<Btafflt0.  S^retbuig  1872),  burfen  fk  oU  ffe^rbilb 
ber  aummncaiakn  Xb^Iogie  um  f  o  ^öl^em  SBettl^ 
bemif|ini(4eR^  meti  fte  axA  ber  ^cmb  ton  Sfeinben 
beS  ej^riften^umft  ßommeiu  SOSett  yil^retd^er  finb 
icbod^  bie  fd^rtftli^cn  Urbmben  auS  beibnifd^ 
Dber  ifibifd^cr  geber,  bte  baS  »etie  (gebiet  ber 
itUgiöfen  ^(emi(  nmfaffen^  unfi  iebod^  meiftcttfi 
nur  in  ben  SBtbedegungdfd^nften  ber  olteßen 
iKn^enbättr  unb  ^ipoloffitn  OuftinuS,  ZertuI* 
lian,  9ltl^ena0ora8,  Ortoenee  2c.)  brud^ftiidtoeife 
crbolten  fnib.  2)er  blo|e  ^tntoeid  «^  Flamen 
nrie  SdfuS  (gefl.  um  150),  Sudan  Don  ^omofata 
(120—180),  ^b^ftrotufi  (um  280),  $or)»b)^ 
(gefi  804),  3amUtd^  (geft  888),  Julian  ^o- 
ftata  («eß.  863),  f omie  auf  ben  Xolmub,  gefiattet 
einen  Ueberblid  über  bie  pde  Don  SetoeiSftoff, 
ber  ftt^  fflr  bie  Sled^^ett  unb  ®Iaub»urbi0leit  ber 
apoftolifd^  üxhUfyBt  oud  ^nbeS  SRunb  bei- 
bringen W'  (Sgl-  tu)d^  %  ^  Hl  ^^22  ff.) 

YIL  Xrabition  unb  ^roteftontiSmu«. 
S>a8  proteftonHfd^e  6(l(iriftprind))  1^  mabrenb 
ber  fafi  Dier  Sa^unberte,  in  boten  efi  ungeftört 
bie  ißrobe  auf  feine  %id^tigfeit  befiel  lonnte, 
in  ber  SnSgeftaitung  unb  oBmäblid^en  9ufldfung 
ber  SeformotionSfir^m  mit  erftf^enber  Offen* 
^  feine  innere  Umoobrbeit  borget^on  unb  bo* 
mit  bem  Xrabtüonfi)>rinci))  Don  9leuem  Geltung 
Derf d^fft,  »ie  fi(^  aus  ))rotef}anttfd^en  @elbf))eug« 
niften  leidet  bartbun  lä^  —  1.  SBäbnnb  bie 
^u)iter  ber  Sieformatton  nad^  ^toerfung  aQer 
äußeren  9udoritAt§f$ranten  ftd^  noif  in  ber  un« 
erfüQbaren  Hoffnung  miegten,  mit  ber  ,,93ibd 
oüein"  boS  tl^riftentbum  in  feiner  urfprüngUd^en 
Stetnbett  toiebcr  berfteUen  gu  fötmen,  l^i  baS 
@d^rif  ttnrinci|i  tbotfäd^Hd^,  fd^n  im  erfien  Slugen« 
bßtf  fetner  ^anb^obung,  ftd^  <d%  rine  Sßod^t  Don 
ungebeurer  Sprengfraft  ermiefen.  ,,@obaIb  im 
^riftlic^  SBetmifttfein  bie  eontra))oftüon  Don 
6d(rrift  unb  Xrabition  DoUgogen  toox  unb  ber 
fßrotefiontiSmuS  ficb  aufifd^Ueglid^  ouf  bie  eine 
Seite  gefieOt  botte,  uwr  bie  abenblänbifd&e  iKrd^ 
|erri{fen"  (6.  ^vL  ^ol^mann,  Canon  unb  Xrabi- 
tion, Subiotgdburg  1859,  14).  9iid^t  longe  aber 
bauerte  ed,  bid  ^in  baS  ^erlager  ber  SRef  ormation 
felb|}  boS  @d6r^rinci))  toieber  einen  IrUifd^n 
$ro§efi  bereinbracbte. . . .  ^ier  fagte  fid^,  »egen 
nid^t  ein^ufebenber  Sd^riftmä^igteit  ber  ftinber- 
iaufe ,  eine  energtjd^  Partei  Dom  großen  Strome 
beS  »roteftantiSmue  M;  unb  über  ben  fd^rift- 
temäpen  Sinn  bed  anbem  SacramenteS  (d^ud^* 


rtßie)  ging  »ieber  ber  oonferDoüDe,  fitäßäfi  ißco- 
tefiantiftmud  f elbft  in  anti  Smctionen  ouSeinanber^ 
fo  ba^  man  Mbl  fogm  lann :  bie  Sjiur  beS  Sd^rift- 
pKincxpi  ifi  bem  $rote|}ontifimud  in  feiner  Stark 
unb  in  feiner  Sc^toöd^e  oufgebrudEt"  (|^oi|mann 
ebb.  22).  Um  bie  auSeinanberftvebenbcn  SIemenie 
fflnfUid^  lufornmen^ubalften ,  fab  vum  jkb  }ule|t 
gegiDungen,  eine  äu^re  Sd^ranfe  bod^  mieber  auf- 
fturi^bten ,  nur  ba^  man  bie  {atboItf<^  Xrobition 
burd^  bie  „Siymbolifd^  mä^"  (f.  b.  «rt)  unb 
bie  lebenbige  Suctorität  ber  unfe$[baren  ftird^ 
burd^  ben  fc^Ibaren  »SummepifcotMUt"  ber  SanbeS» 
f ürflen  erfefete  (f.  b.  9rtt.  SanbeeKrd^  unb  itird^ 
Derfaffung).  3m  erftem  Srfo^mttiel  toarb  bcA 
$rinci))  Don  ber  „Sd(|rift  allein''  mieber  auf- 
geboben,  im  le^tem  aber  ber  S93iQ!nr  meUid^ 
3ürftengeu)alt  unb  SerfoIgungSfud^t  üfix  unb 
XbDr  geöf[nct  SBar  fd^on  boS  Sd^rift)irincip 
felbft  Don  fyaa  auS  auf  einem  flagranten  Qtß^ 
miberfprud^  aufgebaut,  infofern  boSfelbe  ab« 
fotut  nid^t  in  ber  Sd^ft  ftebt,  alfo  unbiblif(| 
tß  (über  ben  mi^ungenen  Sd^ftbettieid  Dg|L 
ä.  Sud^mann,  $o)»uIärf9mboIi{  I,  8.  9uflv 
aRain}  1850,  %  23),  fo  ftonb  anbererleilS  ber 
St^boliioang  mieber  mit  bem  S^ftprind^ 
in  unlösbarem  SBiberftreit  S)enn  ^eoangelifd^ 
Selenntnijfe  bürftn  nid^tS  Snbered  fein  looHen, 
als  menfd^Ud^  9ufileguugen  ber  beiligen  Sd^ff*; 
ba  fte  aber  mebr  fein  toclSm  M  bu|,  fo  i,fann 
ber  (ogifd^  3irfd  auf  feine  SBeife  gettiugnet 
iDerben :  gebt  bod^  bie  9b|t(bt  fird^Iid^er  Sebmtt* 
nigfonmin  babin,  ben  jtrittig  gemorbenen  2hi> 
balt  beS  SoangeHumS  ober  ber  bdiigen  Sd^ri^ 
)u  befiniren  unb  eine  für  bie  betreffenbe  (Semeiii' 
fcbaft  fortbin  binbenbe  SuSIegung  ya  liefern  — 
unb  eben  biefe  SuMegung  foU  nid^t  über,  fonbem 
unter  bie  Sd^rift  gefteUt  merben!  Sind  b^bt  b(tf 
Rubere  auf''  (iE.  g.  ffarl  ajluSer,  Spmbolil,  «^ 
langen  unb  2ü^m  I^^^/  ^^  f-)-  ^nn  gttKir 
geßiflentlid^  b^orgeboben  U)irb ,  bie  lutberif d^ 
Symbole  Deq) jlid^ten  nur  belb^Ib,  »eil  (quin)  fie 
mit  ber  Sd^  flbeteinftimmen,  bie  reformizten 
bogegen,  infofem  (qnatenus)  fu  bamit  überetn* 
[timmen,  f o  ifl  ba6  öftere  aQerbingS  „!ogif d^  con^ 
fequent,  ffibrt  aber  gur  Unfeblbarfeit''  (9Rutter  82), 
mäbrenb  baö  S^Deite,  inbem  eg  forttofibcenben 
Sorreduren  burd^  bie  nad^folgenbe  tiefere  gdr- 
fd^g  bie  Sabn  offen  läftt,  alfo  „ben  gfortf^riit 
nid^t  mtgfd^ielt''  (Sfr.  Sug. «.  SRi^fd^  251),  bem 
feften  ©lauben  an  baS  SBott  ®otte«  im  Strubd 
med^felnber  Auslegungen  für  immer  ben  99kg  Der- 
tritt  (DgL  e.  3brg,  ®efd^.  beS  ^roteftandSmuSin 
feiner  neueßenentmidlungl,  grdb.  1858, 114ff.). 
Sbmbolgläubigleit  bat  f olglid^  nur  Sinn  in  einer 
unfebibaren  Xrobitiondftr^e,  totl^  bie  Sd^rift 
unhügliib  auSgttlegen  unb  bie  ®töubigen  )um  un^ 
erf  d^utterltd^n  Stauben  an  ibre  Sebrentf  d^ibungen 
}U  Der))flid^ten  Dermag.  JUlit  Sudoritäten,  mefabe 
baS  Sogma  begrflnben,  finb  niebergenffen — mie 
foSte  fkb  ba  baS  2)ogma  aä  unf eblbare  Sebre  gu 
balten  Dermögen?  SBoS  aber  ift  ein  S>ogma  obne 


1989 


XrabitioiL 


1970 


m  fdbf}  tDibetfuntd^fiDoS'' ,  (ejie^  fid^  „ha% 
Snignil  beS  eeijicd  auf  ben  Snl^It  bet  Sd^rift, 
nid^i  01$  Vfnn  Urfpmng  ober  got  ouf  eine  @d^ul- 
b^re  über  bicfen''  (ftofton  52).  —  SEBoren  fo  bie 
biti  SBege  enrntol  grihiblfa^  für  immer  abge« 
Mnitten,  fb  l^olte  fofort  ber  Stationolitoud  (f.  b. 
flrt)  getDonnene0  ®pxtl,  b.  (.  ieneS  «unenbli^e 
ated^t  bet  6ublectioität'' ,  bo8  „ben  Slenfd^m 
Hon  ollen  cnbli^en  Vbl^dngigfeUen  befreit*  (ff. 
C^morj,  3ur  (Sefd^id^te  ber  neueflen  Xl^eologie, 
4. 9uH.,  Seipaig  1869, 418).  ^tte  fc^on  Sutber 
fdbß  iwrd^  bie  Seonflonbung  M  SocobudbrieM 
itnb  ber  XpO€QlQt)fe  oon  biefem  Siedete  einen  be- 
benllid^  ®ebraud^  gemad^t  (ogL  @eeberg  ü, 
287  fO,  fo  butfte  ou<^  ieber  Snbere  auf  biefed 
toorgeblid^e  Siedet  püfyn,  nod^  bem  berül^mten 
€Q|e  ZerhOUonS  (De  praescr.  42  [Migne,  PP. 
lat  n,  58]):  Idem  licuitValentiiiianis,  quod 
Yaleniino,  idem  MarcioniÜB,  quod  Mardoni, 
de  arbitrio  buo  fidem  innoyare.  3Rit  anberen 
SBorten:  bie  IBermerfung  Don  Xrabition  unb 
iKr^e  ffi^rte  (ogifdb  mit  Tlotb^enbigfeit  aurSer- 
tDerfung  oon  S^riftconon  uvb  3nfpiration,  unb 
eben  bamit  }ur  Semi^tung  ber  S3ibel  felbj}  als 
beS  lool^ren  (Sottedteorted.  „S)ie  Deformation 
1^,  Don  ber  ®efd^t(^te  felbft  gemiefen,  einen  neuen 
tlu9gang9punft  ffir  bie  9i(bung  bed  d^ripd^en 
®(attben8  an  bem  SBorte  ®otted  genommen,  unb 
fe  bot  oKe  Unfebibarfeiten  abgetban,  bie  eine 
du|ere  Sid^er^eit  ffir  ben  ®Iauben  bieten  lonnten: 
bie  unfel^Ibare  Organifation  ber  Itird^e,  bie  un- 
feblbare  Sebriiberlieferung  ber  Stixä^  unb  ben  un* 
feblboren  Sd^riftencobes"  (^arnad  m,  609). 
<,@o  fob  man  fid^  benn  genötbigt,  eine  $ofition 
naib  ber  onbem  )u  Derla^en ;  bie  SBerbalinfpiro» 
tion  mürbe  )undd^ft  auf  bie  auSbrudlidd  ald 
.aSort  ®otted*  eingefallen  Sprfld^e  befd^rönft, 
bann  DöDig  aufgegeben. . . .  9lber  oud^  bie  Un- 
feblbarfdt  ber  @d^rift  ttmrb  ©tfid  ffir  Stfidt  preis- 
gegeben; )uerft  fd^nlte  man  fte  auf  bie  beilfl- 
notbtDeid)tgen  Dogmen,  bonn  auf  ben  mefentlid^en 
Oebolt  beS  S)ogma8  ein''  (91.  %.  Sipjiud,  fie^rb. 
ber  eDang.-)n:ote{!.  Sogmatif,  3.  %xH.,  SSraun- 
fd^toeia  1898, 158).  «Hein  felbft  biefer  ffimmer- 
iid^e  ateft,  ieber  fd^fi^enben  UmmaHung  beraubt, 
iß  fd^on  feit  löngerer  S^t  in  ber  SSerpd^tigung 
begriffen ;  benn  .^bie  eDongelifd^e  ftird^e  mu^  mit 
ben  anberen  öu^eren  f atboltf d^en  9(uctorit(iten  oud^ 
bie  äußere  9uctoritflt  beS  gefcbriebenen,  ffir  un« 
febibar  gcboltenen  SBorteS  aufgeben''  (Ißamad 
m,  792).  „3e^t  ift  ber  ^roteftontiSmuS  bamit 
bef^äftigt,  bie  (egten  Sonfequenjen  feined  ^rincipd 
ju  sieben,  unb  fd^eint  mit  ber  Sntd^riftlid^ung  unb 
Ausleerung  be8  SbriftentbumS  fo  }iemlid^  }u 
6tonbe  gctommen  )u  fein"  (ßb.  D.  ^artmonn, 
S>ie  6e[bftaerfe^ung  beS  Sbriftentbumd  unb  bie 
tRellgion  ber  Sufunft,  »erlin  1874,  16).  3n 
ffinf  (Stap)>en  morb  bie  Snhmft  an  biefem  <Snb- 
}^ltt  auf  ber  fcbiefen  ßbene  erreid^t:  bieSer« 
loerfung  oon  JKnbe  unb  Zrabttion  fübrte  guerfl 
auf  bie  Serbalinfpirotion  ber  SBibel,  bann  auf  bie 


eine  S^tfong  ebenfaOS  ffir  infpirirt  gebaltenen 
,f9mbottf^  Sfid^er'.  3)er  unaudbleiblid^e  9lfid!- 
fd^tag  fiflrjte  junöd^ft  bie  Sudorität  ber  festeren, 
ri|  fobann  ben  Sd^riftcanon  nieber  unb  enbigte 
mit  ber  Serl&ugnung  ber  ^nfpiration,  fo  ba^  bie 
Sibet  )u  einem  rein  menf(bli(ben  Sud^  ^txab^ead, 
mie  ber  SomobaSbrief  ober  ber  iforan.  «Der^ro« 
tefiantidmuS,  ber  bie  ftird^e  oufbob  unb  bie  SBibel 
ebne  bie  ffird^  feflbalten  gu  tonnen  mfibnte,  bot 
mit  ber  ftird^e  jugleid^  aud^  bie  SBibel  Derloren ; 
bie  oöllige  Sdugnuna  fdmmtlid^er  Sfid^er  ber  bri- 
ngen @(brift  oon  Sutber  an  ...  bis  berab  )u 
@trau|  unb  ben  fibrigen  9Rfinnem  ber  »b^b^ni 
(tntiP,  beren  )erfe|enbe  Xb&tigtett  an  ber  Sibel 
nid^tS  mebr  übrig  lie^  aI8  —  ben  Sinbanb,  baS 
ift  nur  bie  confequente3>urd^fflbrung  beS  oberften 
(SrunbfakeS"  ($»ettinger,  Apologie  beS  (Sbrifien« 
tbumS  n,  2,  greiburg  1887,  429  f.).  —  3)er 
ffotboIicidmuS  bot  mabrlid^  leinen  <^runb,  mit 
Sd^enfreube  bem  trogifd^en  Sd^aufpiele  bet 
@elbftauflöfung  befi  $roteftanfldmu9  (f.  b.  9rt.) 
jujuf (^auen ;  benn  er  ift  m  tief  oon  ber  Ueber- 
geugung  burd^brungen,  ba|[  bod  ®effibl  ber  @oH» 
boritöt,  (Einbeit  nüb  3ntereffengemeinfd^ft  oller 
uberjeugten  (Eb^ifien,  mögen  fie  nun  in  ber  iKrd^e 
fteben  ober  brausen,  oIS  ein  getooItigeS  ®egen- 
gemid^t  miber  ben  fiberbanbnebmenben  Unglauben 
in  bie  SBagfd^oIe  gemorfen  merben  fonn.  SBeil 
aber  boS  Sbriftentbum  nur  in  ber  ftird^  fid^ 
gang  oerförpert,  unb  obne  Kird^e  meber  Xro- 
bition  nod^  Sibel  oor  ber  Semi^tung  fidler  finb, 
borum  fd^Iiegt  ftd^  ber  ffatbolif  mie  ein  bilflofeS 
ffinb  um  fo^jter  cai  feine  Butter,  bie  Ihrd^e,  an 
(f.  b.  9rtt.  C^gefe  IV,  1095  ff.  unb  ^ermeneutil 
Y,  1844  ff. ;  bagu  (Eb.  o.  ^artmonn,  Z)ie  ftriftS 
in  ber  mobemen  %f)toloq^it,  SBerlin  1880;  gr. 
I^ettinger,  3)ie  ffrifiS  bed  (SbriftentbumS,  $ro- 
teftantiSmuS  unb  fotbolifd^e  JNrd^e,  gfreiburg 
1881 ;  9.  Soaiger,  Sad  @d^riftprincip  ber  pro- 
teftantifd^en  tüxfy,  9arau  1890).  (Sgl.  ou^er 
ben  fd^on  oergeid^neten  SBerten  fomie  ben  bogma« 
tif d^en  Sebrbfid^em  Don  ^einrid^,  @imar,  @(|toe| 
u.  f.  m.  nod^  Mart.  Perez,  De  divinis,  apo- 
stoUcis  atque  ecclesiasticis  traditionibus, 
Coloniae  1549;  Th.  Stapleton,  Principiormn 
fidei  doctrinalium  demonBtratio,  L.  Y  et  YIII, 
Par.  1582;  de  Walenbarch,  Tractatus  gene* 
rales  de  controversiis  fidei  I,  Colon.  1670; 
Eilber,  Principia  theologica,  Herbipoli  1771. 
Unter  ben  Steueren  ragen  b^roor:  grieblieb, 
@d^rift,  Xrabition  unb  fird^Iid^  @d^riftau8Iegung, 
Sredlau  1854;  ^none,  2)er  $roteftantidmu8 
unb  bie  ®Iaubendreget,  StegenSburg  1855, 8  Sbe.; 
%  9.  aflöbm,  S)a8  ©laubenSprindp  ber  fotbo* 
lifd^en  ffir^e,  2Bien  1877 ;  2)erf.,  3)er  ^rotefton- 
tidmud  unferer  Xoge,  !ßaffau  1897 ;  Cl.  Schra- 
der,  De  theologico  testimn  fönte,  Paris.  1878 ; 
S.  D.  ^ammerftein,  Segrfinbung  beS  ®Iauben8 
m,  2.  ^ufl.,  Xrier  1896 ;  $.  @d^ang,  ^ologie 
beS  (SbriftentbumS  UI,  2. 9luf[.,  gfreiburg  1898, 
§11.    Son  $rotefianten  Dgl.  nod^  S)iedP^off, 


197S 


Xrani  -^  Xranftlation  im  cononifd^en  SBottfinne. 


1974 


Stnimann»  1>tc  tta.  Gt«tt  unb  Ue  dlg.  ftfapd^ 

1,  sripitft  1890, 17  ff.)  mm^-] 

Ytftsi,  stobt  itnbVletTopoIe  In  Unter* 
itolien  (^hoiHni  Sari),  €in|i  burd^  bm  9bel 
feinet  Sfii^er  utA  bte  ®[egan)  {einer  f)&ufer  be* 
rfl^,  toutbe  ber  Soge  nod^  ott  Trannin  ober 
Traniiim  Don  X^tremiS,  bem  Sol^ne  bed  5Dio» 
mebed,  gegtänbet  ftod^  bem  ftäifer  Srojan,  bar 
es  oerfil^önerte,  |if |  eS  eine  S^tlonn  ond^  Trajm« 
Qopolio.  epfiter  tl^eSte  e«  bo§  Sd^iilfal  Sab- 
italienS,  tan  on  bte  SB^yrntiner,  bonn  on  bie 
9tormannen,  »o  eS  einen  £^ett  bcS  C^^S' 
tl^mS  Vpußen  bUbete,  enblid^  on  bofi  ffönig« 
teid^  9leapel  3m  fRittetetter  »or  Xconi  oon 
groler  IBebeutung  oft  l^onbett)»(o^  mit  bem 
Otient  91%  bie  ^enetioner  um  bie  SBenbe  bea 
15.  Sol^rl^bertS  bie  Stobt  ben  Vrogoniem  ent« 
tiffen,  firömten  Diele  ouS  S))anien  bettriebene 
Suben  unb  Wouten  ^iet  gttfammen.  Der  ®Ian) 
XToni'9  nol^m  ober  mieber  ob,  tl(feitö  burd$ 
bte  bolbige  Settreibung  ber  Suben,  beten  leb« 
Softer  ^nbel  bie  Stobt  befonberS  em)wrgebrad^t 
$itte ,  t^il«  buri^  bie  Serfd^fittung  be9  ^f en- 
eingangs  burd(  bie  Senetioner.  ^ute  ^ft^It  Xranl 
etum  26000  Sintoobnet.  Unter  feinen  IHrd^en 
rogt  bie  fd^5ne  Sof^ebrole  6.  M.  Y.  AaMimtae 
(mit  großer  ftt9)rto),  ouS  bem  anfange  beS 
12.  3o(^nbertS,  l^ettior.  Sonft  finben  fid| 
bofelbft  ein  !ßrieftetfeminor ,  ein  ^mnoftum, 
eine  ted^ifd^e  Sd^ule  unb  Diele  SBobltbotigfeitS« 
onftolten.  —  SBifd^ofSfi^  tmtrbe  Xront  fd^on  }iem* 
Hd^  frü^e;  ein  Sifc^of  StebemtuS  erfd^eint  fd^n 
249  unter  ftoifer  SeriuS.  Sein  92od^fo(ger,  ber 
Ijii  92ognuS,  n)urbe  254  gemartert  (Dgl.  übrigen! 
StobCer,  |)eiOgentej.  IV,  «ugSbutg  1875, 47  f.). 
einen  tt)eitem  IBifd^of,  Q^t^d^iuS  (498—504), 
trifft  man  erft  )tt  Snbe  beS  5.  So^rl^unbettS,  unb 
an<^  Don  bo  on  ift  uegen  fciegerifd^  Unrul^ 
bie  9leibe  ber  ®ifd^^  bis  in'S  13.  ^ol^rbunbett 
oft  ttnterbrod(^.  !Dletro)iote  ttmrbe  Xtoni  im 
10.  ober  11.  äol^^nbert,  unb  jiDor  nod^  unter 
gtied^if d^et  ^rxfd^ft.  Ob  bie  beiben  etften  Don 
®amS  oufgeful^rtenSrjbifd^fe:  »ifonHuS  (1071 
bis  1096)  unb  UboßmS  (1098—1118),  fd^on 
Dom  Toteinifd^en  9tituS  getoefen,  ift  gmeifel^aft; 
no(^  ftnigen  mfire  erft  SBortl^lomäuS  (confecrirt 
1206),  on  tt)etd^en  ^nnocen}  m.  ein  Sd^reiben 
rid^,  für  ben  toteinifd^en  SlituS  beftötigt  »or^ 
ben.  tflS  Suffrogonen  erl^ielt  ber  neue  Wetro« 
))ottt  bie  Sifd^öfe  Don  Bolapia,  Vigiliae  unb 
Andria.  3)ie  unter  ^ßopft  SobonneS  XXU.  ge- 
fertigte Notitia  nennt  olS  Suffrogonen:  Vigi- 
lienois,  Andrensis,  Penensis  (?).  8al|ipia, 
l^eute  9tttinen  Salpi  om  Soco  bi  Solpi,  gmifd^en 
ben  fjflüffen  Ofonto  unb  6ora))eno,  botte  oIS  erften 
Sifd^of  ben  ^M^^iuS,  ber  465  auf  einer  römi- 
fd^en  S^nobe  »or.  So  bie  Stobt  olmütig  )er- 
fiel,  befaW  ¥o})ft  TOarttn  V.  im  %  1422,  ba^ 
bie  ®üter  unb  ®ere(btfame  (praedia  et  jora) 
MefeS  bomolS  unter  ber  (iRetropole  Sari  flebenben 
6i|eS  bem  (Er}bifd^of  Don  Zrani  jufaQen  f oUen. 


Kod^bem  eS  bann  Don  1528—1547  »ieber  9t^ 
f^afe  Don  Solpi  gegeben  botte,  mürbe  biefcSStS* 
tbum  bem  (fo^bistbum  Xroni  DoSftänbig  einDet« 
leibt  ein  dl^niid^eS  Sd^id^  bptte  boS  rniberc 
Suffrogonot,  Vigiliae,  b^te  Siifeglia  ober  fäiß 
fceglia,  beffen  erfier  Sifc^of,  ber  1^1.  aRonniS,  unter 
Roifer  Xra)on  gemartert  mürbe ;  erft  um  787  er» 
1^  er  on  ®eorgiuS  ober  SergiuS  einen  9lo4« 
fol%n.  9IS  ber  le|te  Sifd^of,  Solootor  ^ßoOco, 
ein  eöfefUner  (1792—1800),  geftorben  mar, 
»urbe  boS  SiSt^m  nid^t  mel^  befe|t  unb  1818 
für  immer  unter  bieSermoItung  beS  er)bif d^ofS  Don 
Zrani  geftellt.  Snnerbalb  ber  Svenjen  ber  Sldio« 
poU  Xroni  liegt  aud^  baS  (Er}btfi^um  Sorktto- 
aiojaretl^  (f.  b.  «rt.  I,  2018  f.),  rneld^  ^SDL 
1860  mit  Xroni  aeque  principalitor  unirte. 
S)ie  legten  Siqbifd^dfie  UMnren :  Submig  XroSmonU 
(179Ä— 1801),  ßttbmig  ^iretti  (1804—1820), 
eaiHanSfranci(1822— 1847),3ofe))bbeeiami^ 
2)ottuIa  (1848—1891),  2)omintcu6  ütorinangdi 
(1898—1898),  ber  am  8.  Sonuor  1898  jum 
loteinifd^en  ^triard^  Don  Sleionbrio  er^ben 
mürbe.  3b^  ^  Seite  ftonb  olS  Coabiutor  oum 
Jure  flucc.  3nliu8  SSoccoro,  Xituktr^ergbif^of 
Don  Xnctiro,  ber  ober  am  24.  Stör}  1898  gum 
Srjbifd^of  Don  Sari  emonnt  mürbe.  Xrani  er- 
bielt  am  felben  Xoge  Xl^omoS  be  Stefano  (geb. 
1853),  Dorber  SBtfcbof  Don  Shmo  unb  Sitonte. 
S)a6  9netropoIitanca))itel  Don  Xrani  |äblt  5Signi* 
taten,  18  Sononif  er,  20  Preti  denominati  parte- 
eipanti  unb  mel^rere  onbere  iSIerifer.  S)ie  Sr}- 
bibcefe  b^tt  na^  SDemer,  ftotl^oL  JKnbenatloS, 
gfreiburg  1888,  21,  in  6  (Bemeinben  ber  2^ 
Dinjen  Sori  unb  gfoggia  be^m.  in  8  Pfarreien 
106411  iSföubige;  bie  (Befammtsol^I  ber^rie« 
fier  beträgt  269,  einfd^IieBÜd^  ber  fßriefier  in 
ben  4  ^foneien  (mit  28  877  ®(öubigen)  ber 
2)id€efe  Sifceglio.  (Sgl  üg^elli,  Italia  aacra 
Vn  [1721],  885  sqq. ;  Moroni.  Diz.  LXXIK, 
80  sgg.;  Cappelleitiy  La  Chiese  d'  Italia 
XXI,  Venezia  1870,  47  sgg.;  Garns,  8er. 
Epp.  933  sq.)  [9lel^er.] 

Transflguratio,  f.  SSernärung. 

9taits(ii(i#ii  im  cononifd^en  Sßortfinne 
1^1  t  bie  93erfe|ung  eines  @eiftlid^en  auf  ein  an» 
bereS  (ird^lid^  9mt  burd^  ben  competenten  ftir- 
d^obem  (bei  (Spifco^mten  unb  Ißröloturen  burd^ 
ben  $a))ft,  bri  nieberen  ^Beneflden  burd^  ben 
99ifd^of).  2)iefelbe  erfolgt  entmeber  im  SBege 
nad^gefud^ter  ober  motu  proprio  Derfugter  Se* 
fdrberung  ober  aud^  ouS  obminiftratiDen  Süd* 
fid^ten,  b.  L  in  ßnoögung  ber  ))erfönltd^en 
ßigenfd^aften  beS  3nbiDibuumS  ober  in  Wx* 
betra<bt  ber  örtlid^  ober  bienftlid^  99efd^affen« 
fyü  beS  SImteS.  Sie  lann  bemnod^  ber  ^itte 
ober  bem  SBunfd^e  beS  Seförberten  entfpre^en, 
ober  gegen  ben  Tillen  beS  Serfe^ten  eintreten, 
nur  mtt|  (e^rnfoDS  ber  ^^nbe»  ober  Dienfi» 
med^fel  ein,  menn  nid^  für  ben  SBet^eiligten  Dor« 
t^eilbafter,  bod^  minbeftenS  feinem  frübem  Sin- 
lommen  öquiDoIenter  fein,  meU  er  fonft  ben  (B^* 


1975 


XianSIation  eines  geilt«'—  Xtan 


toftet  b«  StrQfBor|E|unfl  (f.  b.  9Iit.  itonSTocatton)  etnjtlnen  ftiri^ 

Annexen  loüibc  SDie  äranSIotion  einrä  ^rft-  UDiQcnommen. 

Iden,  inSbtfcnben  cineä  @r)biii^D|3  DbeiEBiTc^Dfi,  ju  beachten  pA 

\t^t  boS  SBor^onbenjein  btr  bringtnbfttn  llrfad^tn,  nii^t  bletbenb  f 

unb  tDO  bae  SBa^kDÜcg  baS  ®t{tgnationSrt^t  a  Carpo,  Kaie 

fyA,  bie  ^oftulation  (f.  b.  Slrt.)  DomuB.    ®(i  Ferrara  1875; 

hi^äja]  i[t  jui  SranSIation  cineS  ^famr^  auf  gt^b  eintretet 

eine  anben  ©teile  ßegnt  ben  SBiOen  bti  %etnf-  Dom  28.  3uK 

fenbm  in  bei  Siegel  nuT  befugt  untet  Stnbai^tung  Bemidaplicia 

eines  ptoceHuoIen  SJerfatitmS,  »orin  bie  ßegrfin-  na^me  ber  gefl 

bete  Urfad^e  jui  SJcrfe^ung  etuiefm  tciib  (Dgl.  b.  me^,  tote  efl  tri 

3lTt.  tßfanti  IX,  1959  ].) ;  hoä)  tann  au8naf|mS>  fonbem  alS  fe 

toeife  ou^  auf  bem  SBcge  bei  bloßen  abminiftia-  riit  merben  lu 

tioen  ÜSeroibnung  ein  ^fanci  ol^ne  feine  Sin-  fäatmn  dnplez 

»iligung  »etfeBtWKbmCoeconomicaremoüo),  (ollen,  ©ie  9k 

wenn    grnij    (;)eri(IIe  ®riinbe    eine    gebei^Iic^e  tuS  §e|iDfftciuti 

SBiitfamfeit  an  feiner  bt§^engtn  @teDe  unmBg*  nnt  g^iertage  j 

lic^  mai^en  (ogl.  betf^ieliuttfe  ben  Äualecta  am  Äalenbcrtae 

occL  IV  [1896],  335  sqq.  mügel^eüten  ^R).  Jioralotficien,  b 

iÄt  3:ianSlatiiin  ^at  in  bieftm  grille  nalüili^  unb  bie  EBtgiliei 

an  ^ä)  ni(^t  ben  g^aiaftet  einer  Strafe.    SBei  tage  iiUtuIgirter 

ben  @eifai(^,  bie  fein  ©eneficiuni  in  titulum  bie  SBigilien,  bii 

(UflL  b.  att.  TituluB,  ob.  1791  ff.)  befiötn,  tjöngt  an  bem  ddt^i 

bie  Serfejiung  Dom  Srmefjen  ber  bifii^flii^en  tage,  »eld^  in  ■ 

iBe^örbe  ab.    @te  lann  o^e  ben  wttn  btS  in  ber  WoiSft  u 

Seheffenben  unb  o^ne  Angabe  beS  @runbee  et-  S^fie  finb  auf 

folgen;  ba|  babei  nit^t  SiUIür,  fonbem  baS  freien,  b.  i  nit^ 

3ntenfft  be9  ftr^Itd^tn  ^ienftcS  ober  bcS  ju  Str-  ober  semidupl 

h^en  @eiftli^  alä  ^otiD  Dirft,  borf  toeniQ'  doi  bem  Si^Iu 

^n8  uorauigefc^t  ueiben.         [$ermanebei.]  fretet  Xag  Dotf 

9ntiis(i>tii>neincS9e^eS^ei|tbe|fen!Qn>  i^im  eigenen  Xo 

legung  Don  bem  i!)m  juficfKnben  Sage  auf  einen  duplicia  1.  et 

anbem,  falls  bie  griei  an  erpenm  üer^inbert  ifl.  Satte  bur^  ©i 

£ut(^  bie  jäfirlii^e  £ßei|c^iebung  ber  äßoii^entage  semidupl.  obr 

unb  Seftjeiten  fallen  nämlii^  bie  beuegliiticn  ^\lt  Xag  gefi^offen. 

beS  Ritd|en)abreS  (festa  mobilia)  oftnrnlS  mit  übrigens  baS  $ 

ben  einem    feften  ffalcnberbatum   jugetoiefenen  erftrnfieten^ 

geflen  (feeta  fixa)  gufammen,  unb  meiter^in  Tann  ^tnbening  om  i 

ein  allgemeints  ober  ein  porlicuIärcS  Seft  einen  ben  ober  einem ! 

lag  beanfprui^tn,  meli^er  bereits  mit  einem  Se^t  SBetbröngung  b 

btfe^t  ift.  Soburt^  entfielt  bie  fogen.  Occunenj  in  choro,  t^ftil 

(f.  b.  Sri.),  bei  nitli^r  bie  ffeitr  beS  einen  ffepeS  wttbenibaiuge 

bien  Siorrang  be^au^tet  unb  bie  beS  anbem  Der-  mit  €tptuagefi 

brängt,  fo  bag  It^tere  entmeber  gänjlit^  ausfallen,  ßefima),  baS  ge 

ob«  auf  eine  9!ebenfrier  (gommemotation)  bf  S[JaffionB-  bejB 

fi^tänfi,  ober  aber  reeilet  Derf^obcn  (tranSferirt)  ber  g^rmoetie), 

werten  mufe.  liefe  SBerlegung  ift  entreeber  nur  aRarienfefte  VI 

in  einzelnen  3a!|ren  burt!^  bie  Seflorbnung  beS  mu^  1)in  auf  bi 

betreffenben  3q^  Deranla|t,  ober  aber  für  jtbea  werben.  —  Tra 

3aI|T,  alfo  bauemb  gcforbeil.  ^m  leltem  ^llc  i^  aud)  grefttite 

bleibt  baS  i^cft,  baS  ben  ^onang  (praecedentia)  almae  dontns 

^t,  im  löefiije  btS  ffalenbertageS,  unb  baS  Der-  unb  Translati 

btängte  gtft  oirb  ein-  für  attemal  einem  btftimm-  Uebertiogung  l 

ten  2:age  (dies  fixa  [f.  b.  3rt.] ;  diee  assignata;  ®egenfa{ie  gu  I 

dies  propria)  jugemitfen,  auf  biefen  teponirt  bet  SBeije|ung  o 

ob«  ft£iri.    tiit  ftänbige  9}etlegung  {repositio  ^eiligen, 
festorum)  uttb  bei  bei  Siegelung  beS  t^eftfalenberS       fnmstKotJ 

einer  Siöcefe  ober  eineS  OrbenS,  btS  fogen.  Ka-  lotion  (f.  b.  «rt 

lendarium  perpetuura,  burc^  bie  Sütencongie-  aui^  fo  gebtQUi 

gation  «nb  bei  bet  fei'n.^ljTOi^^uwwx  ^t^tt  *nit(f(  l  wefentlift  baooi 
ben  Orbinariu4  \amt  m  W  ^w&mu%\s«\w«i«|ft!eÄjm.» 


/-> 


1977 


XtanSfubflanfiation. 


1978 


imb  fomit  |ttr  €trofe  Derfägte  8evfe|uiig  eincS 
(SttfUi^cn  cnrf  euien  nUtoeber  bem  (ird^Uc^ 
Stongpet^tniB  tuu^  obet  mit  Küdfui^t  auf  bafi  bis« 
^gc  Siimfltinlommeit  geringem  Soften.  Sie 
6txofocrfetung  toirb  in  ber  Siegel  noc^  fiud^tlofer 
Cmo^ung  tut  \oVfytn  ®eiftH^  Dorgenommen, 
loeld^  buxc^  SiScipIinar-  ober  ^mtfiDerge^en  il^irer 
(Bemeinbc  9nflo|  gegeben  l^ben  unb  ba^er  ni^t 
IDO^I  me^r  an  i^ret  Stelle  bclaffen  toerben 
Btamcn  (t)g(.  J^iequ  b.  Srtt  ^rioation  unb  Xe» 
fignation).  L$trmaneber.] 

VnmsfelfbwfUrfiM,  ber  feit  bem  SRittelalter 
in  Sufna^me  gebmmene  term.  teohn.  für  bie 
Sertoanblung  ber  Subfians  oon  93rob  rnib  SBein 
in  bie  €ub|lana  be«  SeibeS  unb  9(ute«  CbrifK, 
iDte  fte  nod^  ber  fatl^olifci^en  Se^re  bur^  bie  ptit^tf 
liäft  Sonfecrotion  bemirtt  mirb.  S)er  Sudbnul 
toill  bie  9rt  unb  Sßeife  anbeuten ,  »ie  bie  reale 
unb  tt>ef entließe  (Begenmart  Sbtifti  in  ber  l^iligen 
(iu^riftte,  über  bie  im  9rt.  SItardfacrament  boS 
Slibere  gefagt  ift,  )u  Staube  (ommt.  3u  bem 
Stotdt  mu|  )uerft  ber  Segriff  ber  eud^riftifd^ 
SSefenSioanblung  in  ffürge  entmidelt  merben. 
Sorni  mu|  eine  Ueberfid^t  über  bie  Derfd^iebenen 
Se^d^tungen  geboten  merben,  meldte  bie  XronS« 
|ubpontiationbeföm|)ftenobergefä^beten.  enbli4 
ifi  ber  bogmatif^  SemeiS  bafür  )U  fubren,  ba^  biefe 
Se^  offenbarungSgemäl  ift,  mobei  bann  jugleid^ 
bie  ndl^igen  (Erörterungen  über  bie  9latur  unb 
Solju^meife  ber  XranSfubfiantiation  beijufflgen 

nnb* 

L  S)er  Segriff  ber  eud^rifiifd^en  SEBefenS- 
iDonblung  umfd^Iiegt  brei  SRomente:  bie  reale, 
toefentlid^e  (Segenmart  Sl^rifK  in  ber  ^eiligen 
Suc^fUe,  boS  aufhören  ber  Srob-  unb  SBein- 
lubftan)  unb  bie  Sermanblung  biefer  in  bie  Sub- 
ttau)  bed  Sfleifd^  unb  SluteS  ei^rifti  unter  dr» 
Haltung  ber  (Beftoltcn  bon  9rob  unb  SBein.  2)ad 
Sufbören  ber  Srob«  unb  äBeinfubftan)  mirb  üon 
Seiten  ber  fird^lic^en  £^eoIogen  in  ber  Siegel 
nid^t  old  beren  SBemi^tung  (annihilatio)  gefa|t 
tinb  beseid^net,  toeil  eS  nid^t  auf  ein  reineS  $id^td 
abaielt  unb  binauSfä^rt ,  fonbem  auf  bie  (Segen* 
mart  befl  gleifcbed  unb  Sluted  (E^rijU  unter 
ben  ®eflalt(it.  S>ie  bejeid^neten  brei  SRomente 
fteben  oier  togifd^  betreutet  nid^t  in  einem  un« 
lödlid^  Sufammenl^nge,  fo  ba|  bie  Seja^ung 
beS  einen  fietS  au(^  bie  Seia^ung  ber  anberen  ober 
bie  Semeittung  beS  einen  ftetd  a\xä^  bie  Verneinung 
ber  anberen  mit  fid^  bringen  mü|te,  mie  bieft  an 
ber  ^nb  ber  ®efd|i^te  aSbalb  )ur  SerbeutlidQung 
lommen  foQ. 

n«Serfd^iebeneSe]^d^tungenberaItd^riftIid^en, 
mittelalterlichen  unb  namentlid^  ber  neuem  3(it 
^abm  eine  eud^artftifd^e  SBefenSmanblung  beS 
Srobed  unb  SBeineS  in  baS  ^eifd^  unb  »lut  3efu 
entmeber  gerobeju  geläugnet  ober  menigftmd  ge« 
fabrbet.  Srunbfft^lid^  mu^tm  inSbefonbere  bie 
gno^fd^  unb  monid^öif^en  SRid^tungm  eine 
fol^e  beftniten,  boJU  bie  SDlaterie  fflr  etmaS  SBöfeS 
anfa)^,  be|l^<db  fl^rifius  nur  einen  Sd^einleib 


ober  einen  bom  ^immel  mitgebra^ten  Atl^erifd^ 
Seib  jufd^rieben  unb  eine  SBanblung  irbif^er 
Elemente  in  benfelben  Dermarfen.  9ud^  9te{}oriu8 
lonnte  eine  euc^riftif  d^e  SBefmSmanblung  nii^t  au 
unummunbenem  ^udbmd  bringen.  S)a  er  eine 
b9)>oflatifd^e  (Einigung  beS  göttlid^n  SogoS  mit 
bem  Sfleifd^e  3efu  löugnete,  fo  muftte  er  um  fo 
mebr  eine  fold^e  mit  bm  eud^ariftifdpen  ®eftaltm 
beftreiten  unb  bötte  fo  naturgemäß  oabin  tommen 
muffm,  menigfiend  eine  9Befen8toanbIung  ton 
Srob  unb  SBein  in  Sleifd^  unb  Slut  beS  (Sott- 
menfd^m  )u  Idugnen.  9tad^  bem  Sendete  be8 
bL  e^nOud  (Adv.  Neet.  4,  4--5)  u.  9.  öußerte 
er,  ber  fyxt  fyAt  nad^  3o]^.  6,  54  gef)>ro^: 
^aSenn  i|r  nid^t  effet  bad  gfleifd^  beS  SRenfcben- 
fol^ned  unb  trinfet  baS  Slut  beSfelben,  merbet  ibr 
oad  fieben  nicbt  in  eud^  ^ben",  unb  ^uIuS  fage 
(1  dox.  11, 26) :  ^So  oft  i^r  effet  biefefi  Srob  unb 
ben  fteld^  triidet,  merbet  il^r  ben  Xob  beS  ^erm 
oerfflnbigen,  bifi  er  fommt" ;  $aulu8  fage  nid^t:  «fo 
oft  ibr  meine  (Sottbeit  effet",  fonbem :  Jo  oft  il^ 
btefed  Srob  effet,  beffen  (Seambilb  ber  Seib  ift". 
Skirauf  entgegnet  ibm  (E^rillud:  i,SBir  effen  niid^t, 
als  menn  mir  bie  (Sottl^eit  oerjel^rtm,  fonoem  mir 
effm  baS  eigene  Sleif^  bed  Sogod,  meld^eS  ein 
lebengebenbeS  gemorbm  ijL''  Um  alle  unb  iebe 
capbcnmaitifd^e  Soiftelung ,  alS  ob  ber  Seib  beS 
^erm  auf  {innenföQige  ^eife  irgmbmie  (Segen« 
ftanb  bed  (Senuffed  merbe,  grünblid^  im  bejeitigm 
ober  femjubaltm,  fam  im  11.  Sal^rpunbert 
Serengar  oon  ZourS  (f.  b.  9rt.  U,  393  ff.)  auf 
bie  e^hfem  entgegengefej^e  Seigre,  ber  eud^ariftifd^e 
(Smuß  gebe  auf  ben  Setb  bed  feerm  aß  fold^en  gar 
ni^t ,  meit  berfelbe  nur  im  pimmel  fubftantieQ 
gegenm&rtig  fei  unb  bloß  abbilblid^  in  ben  &tß 
mentm  beS  Srobefi  unb  SBeineS  auf  unf  erm  SItören 
gegenmdrtigmerbe,  nicbt  aber  fubftontie&burd^  berm 
9BefendmanbIung  (ogl.  3.  Sad^,  S)ogmmgef(l^i(bte 
beS  amttelalterd  I,  SBim  1873,  370  ff.;  3. 
Sd^i^,  Serengar  bonXourd,  Sßund^en  1890). 
S)iefe  Se^re  mürbe  burd^  SBicIif,  Stoingli  unb 
(£atoin  (f.  b.  Srtt.)  mieber  aufgenommen  unb  auf 
Derfd^iebene  SBei|e  f ortgebilbet  imb  in  bm  Sefennt« 
niffen  ber  reformirten  Aird^e ju  bogmatif(ber  9lu8- 
)n:ögung  georad^t.  3^  fteute  fid^  bie  (£onfub> 
ftantiationSlebn  SutbcrS  (f.  b.  ^2lrt.)  gegenflber, 
meld^  in  bie  Setenntniffe  ber  lutberifdjen  Aird^ 
überging.  Sie  befannte  gmar  in,  mit  unb  unter 
bm  Siäfiangen  bed  SrobeS  unb  SBeineS  eine 
reale,  mefenl^fte  (Segmmart  ber  Subftangm  beS 
gfleifd^eS  unb  Sluted  3efu,  läugnete  aber  eine 
Zrandfubfiontiation  ber  erftem  in  lefctere.  Sine 
old^e  bermarf  aud^  bie  in  mittebtterlidper  3eit  oon 
em  UnioerfttatSle W  äol^neS  oon  $ari9  (f.  b. 
Slrt.  n.  2)  aI8  ^9))ot]^efe  vorgetragene  unb  Don  bem 
lut^ifd^en  Xl^eologm  Vnbread  Ofianber  (f.  b. 
Srt.)  oieQeid^t  toieber  aufgenommme  Seigre  Don  ber 
Smpanation  (f.  b.  %ct,),  toetd^  annal^m,  baß  bie 
eud^riftifd^en  Subftangm  Don  Stob  unb  Sein 
mit  bem  gbttlicbenSogoS  in  ^poßatifd^r  (Einigung 
ftönben,  glei(|  bm  unter  ii^nm  gegenmSttigm 


i; 


1979 

€ubf)an)m  bcB  glt^ti^  ttnb  Sluttfi,  ofpu  tn 
Mo|cT  &)nfu6jlaiiliatiiin  gu  einirabcc  gu  fte^ 
S)K  ^RUelbbn  bcr  1786  obatl^atttnen  ^DUtct^n- 
fqnobe  non  SpiM»  (I-  b-  3tt.)^Ilttn  (Swa.  IV  De 
«icliari§tia,  n.  2)  bit  £e^e  auf,  ba|  naäf  bn 
ConftanHon  S^ftuS  ital  unb  fufiflantinl  nntn 
bm  fhtttlu^  @e^llnt  gtgennKlrltg  fti  unb  itt^t 
iUi  figfitlit^  ober  b»  ßrait  nai^,  unb  ba{i  bit 
gonje  SuB^j  btS  igrobre  unb  SlBancä  auf^5n, 
fugte  abn  bann  bit  Snnal)nung  bti,  mit  {[tjokfli' 
'fäfm  fragen,  toeli^  bit  ^rt  unb  Sffieijt  betnffen, 
tDtt  e^nftuS  imtei  btn  @e[lalten  ejijttre,  (oUtni 
M  in  ©Ute  unb  St^w  ber  ^Bätet  nttfpnt^enb 
oie  Sptantr  ntd^t  befdjättißen  unb  borüf«  ntc^lB 
twitiagen.  Sxt  bit  S^nobt  bei  XrtmSfubftantia' 
tton  (eine  ^nü^nuna  t^at,  fo  bcgünftigtc  ^ 
bcn  @(^iR,  aß  ob  fit  bit  3iani|ub^antiation  fiii 
eiiu  Mei  fi^alafti|^t  tlnjti^  ^Ite.  —  m&tptni) 
bte  ültfonnitttn  bie  utftnfwftc  @t9tnaart  befl 
gleif^te  itnb  EBIutt«  3c[u,  b<ri  Üuf^dien  bn 
©ubftanjen  non  tßrob  unb  aßein  unb  biren  äßtr- 
tDonblung  lAugnttm,  tttamtten  bit  Shit^ttantT 
[ammt  btn  Stttrtttm  bti  2lm])imation§It^n  bofi 
trftt  bitftt  biti  <Dlomtntt  an,  löugntttn  abtt  ba9 
gtwilt  unb  baS  bntte.  S)lt  ÜRttglttbn  btr  @qn- 
»bt  von  ^iftaia  trfannttn  tvo^l  baä  trflt  unb  boS 
Itveitt  an,  Ittgen  a&tt  ba3  bntte  augtr  ^ä)t  %a  bit 
bqeit^neten  (Ötomenle,  mit  f^on  erinnert  morben, 
logif^  bttio^tel  ni(i)t  in  einem  unlöSIi^en  Su* 
fammtn^angt  ftt^tn,  fo  lonntt  bit  Sejatiung  befl 
ttnen  tintnttn  Dl)ne  btt  Stt ja^ung  btS  anbtm  ober 
bie  3)trnttniing  bt<  tintn  o^e  bit  äJtmtinung 
bt9  anbtm.  SBtr  mit  btn  fiut^aronnn  bit  totftn' 
fy^  (gtgtniDart  btS  Sltif^tS  unb  S31uttS  3ifu 
bejahte,  mu$tt  baS  Suf  ^Bttn  bcr  %rob>  unb  SB<in- 
jubftang  utd>  beren  XtonSfubflantiation  ni^t  be> 
ja^m.  SDer  mit  btn  9)titgliet)tni  ber  @qnDbc  Oon 
^iftoja  blc  tDtftn^t  @egenKiad  bt4  3blf(^ 
unb  SBIuteS  3tfu  unb  ba§  9[uf[»enn  bti  ^irob- 
unb  Ktinfubfionj  bttaSle,  fonnte  beren  Sron»- 
{ubFtantiation  babinscfteHt  fein  laRen  cbci  gar 
Ifiugnen,  twiC  ein  @egenflanb  an  bte  Stelle  eines 
anbtm  au^  trtten  lann  bincti  bIo|t  ©ub^itution 
olint  3janS{u6ftantiation.  93fi  umgett^  mit 
bm  SRitglitbem  bti  S^nobe  Don  $iftoia  bit 
XronifutiftanHafiiin  ba^ingefteüt  fein  lit^  obti 
lihigntlt,  mugte  be|1^16  nic^t  boi  %ufb^m  btt 
Grob'  unb  ^tinfubltanj  unb  bie  nxlm^oftt 
etgtnnxtit  btS  gfltifc^  unb  EBIuttS  3tfu  ba^in* 
aefteQt  fttn  laf^tn  obti  Idugnm,  unb  ton  mit  bm 
vutfieranem  S^wiäfubf^anllattan  unb  baS  ^uf- 
^ren  ber  ©nib-  unb  SBeinJuiftang  löugnttt, 
bnnic^e  bt|^16  nid)t  au((i  bie  mefen^wfle  ©egen- 
niort  bt«  ijleifi^es  unb  aSIute«  3efu  ju  bc 
freiten. 

III.  1. 3)tr  tigmtri(^t  bogmatifc^t  Stloell 
bn  XranSfubftantiaHon  (onn  ouf  tKrf(Aitbmt 
!Keift  Qtfübrt  merben,  nömlii^  ».  au9  bn  tftitigtn 
€^ft.  Siie  Sinfetangenorlt :  vyk6  Int  li 
a&fiÄ  [jLou  unb  *.  ^iTtvi  Ivn  -A  rixfA.  ^u  tKjtidjnm 
nt^t  MofitiittnATU\(iit>nä)to^' ' 


XraxIfubftantiatioiL 


btSStibtStnib 
ouc^  tin  ^uf^ 
unb  bom  3Bai 
untn  bm  foxS 
unb  äBein  auf 
gt^Ä  onf 
unb  nmntbief« 
es  bf  }d(^et  n 
im  ^nnmtl  bej 
maa  3efu,  ni 

itidinrt  biitct  < 
btS^nmalSii 
unb  unttrbcm 
ranci  It^mt.  5 
in  SBa^r^it  fti 
traics,  auf  baS 
f^ittnie  obti  nu 
tonnt  ip,  ba| 
litgt,  @olc^ 
itmanb  eine  gc 
unb  foQt:  bitfe 
Däitigtng^ 
Don  Domt|cietn 
St^tmmung  ^ 
Dimf ^n  in  fl^ 
ft^ungfitDortt  I 
tDoSew^all^ 
aStfen  na<^  nid 
£eib  unb  aSIut' 
lii^,  mo^I  obti 
„toaSeui^alSS 
29tfmnad)nid 
fletört  ju  fein, 
^lut  getDoAen, 
SSän  Siob  ur 
Dor^nbtn  gtic 
mflnffl:  ,3>aS 
entfwltm  i^;  I 
99Iut  ent^ten 
,9it^mtt  ^in  ui 
StQe  auS  bitftm 
füi  SiiÜt  miib 
b«  Sünben". 
bit  ^uffaffung 
diBt;.ll,q.  3, 
ben  ScDti^ 
m^ftif^tti 
litfeiung  unb 
mitouBgefbroi!^ 
^tiTn,ronlbaS 
bom  aBtift  uni 
unb  £I3[ut  g^t 
au4ri<^gt»'b 
btSEdiobc«  nn 
mb  btS  IBIutt 
ßatlfinbm  muri 
tnblid)  audj  ni{ 
unb  aaiut  9in 
jei^noi  im  @i 
fie  oui^ 


1961 


XronftfubflantiatioiL 


198] 


Websio«  unb  fd^Ie^l^in  boS  dm  fhitt  bed 
onbem  gefr|t  unb  auSgefogt  kDerbcn  fOraite. 

b.  ata  ga^hdd^n  Seugmffen  ber  |)otriflifd^, 
lUurgifj^n  unb  monumentalen  Uebetliefentng. 
Bie  bie  Qdtvt  on  monil^fn  6teIIen  gu  erfennen 
geben,  bo^  fie  niil^  blol  ebie  teht  fi^mbolifid^ 
unb  »irtuefle,  fonbetn  eine  mefenbofte  (Seoentoort 
beS  Sfleif (^9  rnib  9(uted  3efu  anne^men^  f o  laff en 
tie  irtel^^  <^^  in  ebenfo  fkitet  SBeife  erfennen, 
bo^  {te  btefe  mefenbofte  Segenmort  al9  gfolge 
einer  Sefentoonbtungbet  euc$attfHf(^  (Sfemente 
in  Sleifd^  «IIb  9(ut  Sfefu  burc^  bie  über  jie  ge« 
flrrod^enen,  in  ber  ftnift  be9  b^Uigen  (skifted 
tvirf  enben  SonfeaotionSmorte  angenommen  baben. 
Sie  fiUefien  Sater  balten  ^^  bobei  no^  an  ben 
Gpracbgebrmt^  ber  beUigen  &l^\t,  obne  auS« 
bxädlid^  bon  einer  SBonblung  ju  reben.  @o  fogt 
SgnaKttd  (Ad  Bmyni.  7),  ba|  bie  2)ofeten  ft^ 
ber  Sud^rifiie  entbielten,  toeil  fie  nicbt  befennten, 
baft  bie  Cud^riftie  bo«  Sleifd^  unfere«  grlöferft 
defud  (Ebrifhid  fei,  ber  fitr  unfere  Sünben  ge* 
Ittien  babe.  2)ie  eud^n^ie  gUt  ibm  otS  gleifcb 
e^fH;  fie  gilt  ibm  niä^t  afö  tBrob,  maS  ^e  m>r 
ber  Segnung  tt>ar,  unb  ou^  nxift  o(§  IBrob,  unter 
wtld^tm  bad  Sflei^  (Sitx\i\  geteten  unb  genoffen 
isirb.  9u^  Suftin  begeugt  (Apol.  I  o.  66)  bie 
loefcnbofte  ®egentt)ort  bed  9Icij(!^8  unb  Sluted 
bed  ^tttn ,  vc&ma  er  fagt :  „9ii4t  mie  gemeines 
Srob  unb  gemeinen  2ronf  nebmen  mir  biefe 
®obe  ...  mir  finb  gelebrt  morben,  bo^  Jene 
^abrung.  Aber  meldte  burcb  bog  feine  SBorte  ent« 
baltenbe  ®ebet  bie  ^anff agung  gefi^ro^en  mürbe, 
beS  fififibgemorbenen  3efu  gleifcb  unb  IBfut  ift, 
mit  melibem  nnfer  gfleif (b  unb  99tut  burtb  Ser- 
monblung  genährt  mirb  (l^  ^c  atfia  xal  aapxtc 
xotA  (tetaBoX-^vTpefovrac)."  9uftin  miH  bictmit 
nurfagm,  baBüermitte»  bedgfleif^cd  unb9Iuted 
3ffu  unfere  9latur  genftbtt  mnbe  Xmxü^  äfeimonb- 
lung  in  eine  geiftige,  {meumatifcbe  9latur,  bunb 
Sorbereifung  berfelben  jur  Vuferftebung ;  er  rebet 
mobl  ni(^t  birect  üon  ber  eud(Kn:ifKf(ben  SBefend« 
monblung,  fe^t  ober  biefe  DorouS,  inbem  er  fagt, 
bag  8rob  unb  Xranf  infolge  ber  gonfecrotion 
SIetfcb  unb  eiut  3efit  feien.  «udbruAi^  f)m(bt 
^(^  befonberd  ber  bl.  Srendud  (Adv.  haer.  5, 2, 3) 
auf  in  ben  SBorten:  «,SBie  bo«  Srob  unb  ber 
SBefn  bur(b  3lufhabme  bed  SBorted  ®otteS  . . . 
bie  euc^ifHe,  b.  %  Seib  unb  »(ut  e^riJU  mirb 

XptoToo),  fo  merben  oud^  unfere  bunb  fie  ge* 
nabrten  Sriber ,  menn  fie  in  bie  Stbe  gelegt  unb 
bermedt  finb,  }tt  ibrer  Seit  einft  aufeij^eben,  bo 
ber  Sogod  ®otte9  ibnen  bie  9uf  erftebung  gemäbren 
mirb  Aur  d^xt  bc«  tDaferS."  3renöu9  fagt  nicbt 
Uo|,  ba^  bie  Cucbariftie  infolge  ber  Sonfecrotion 
SIeitt  unb  Slut  3ef u  fei ,  fonbem  au«  trbif (bem 
9robe  unb  Zronfe  f oI(be9  merbe,  betont  olf o  auS« 
brädlt^  mi^i  blofi  bie  toefenbofte  @egenmart  be« 
8f{eif(be#  unb  SluteS  Sefu  in  ber  «ucbarifHe, 
fonbem  aucb  ben  ^roje^  ibred  aSJerbenS.  Sr  be« 
ricbtet  au4  (Adv.  haer.  1,  18,  2),  ba^  ber 


QhiofHrer  OtoroiS  fiel  Serrirbtung  ber  emborifU» 
Mni  Sf^ier  ben  mei^  ÜBein  bunb  einen  tfiufd^em- 
oen  ftunftgriff  rotb  gefärbt  bobe,  um  für  bie  9ti* 
toefenben  oie  Sermonblung  bed  SBeinefi  in  boA 
9Iut  3efu  dufterli^  fid^bar  gu  macben.  ^rmit 
ift  ein  niibt  unbeutiiiber  f^inmeift  gegeben  oasS  ben 
bamott  b^rrffbenben  (Blouben  on  bie  eud^ripifcbe 
SSefenAoonblung.  ZertuQian  bebt  ferner  bnt)or, 
bo^  ber  ^rr  am  fohlen  Sbenbmaj^e  boS  SBrob 
gu  feinem  Seibe  gemacbt  b^be,  begeicbnet  alfo  bot 
Sßerben  beS  Ie|tem  M  ein  iSemirftmerben  (Ae- 
oeptuBipanemetdistribntiimdiscipiilisoorpaa 
illum  sonm  feoit,  hoo  est  corpos  menm  cti* 
cendo ;  Adv.  MarciozL  4,  40).  ^  b^  9xffAoox 
betont  meiterl^in  bad  ttufbbren  be9  Srobeft  unb 
SBeittdl  in  biefem  ttebergangdprogeffe ,  inbem  er 
fagt  (£p.  63,  9  [ed.  Hartel]):  Invemmus, 
eiüicem  mixtum  foisse  quem  Dominus  ob- 
tulit,  et  vinum  fbisee  qnod  sanguinem  dizit 
Slber  erß  bie  mubnic&nif^  Sdter  unb  ftircben- 
f<briftftdler  beben  in  ben  oerfcbiebenften  Sufi« 
brüden  unb  Sßenbungen  b^tf  or,  bob  badienige, 
vi>oS^  fruber  tBrob  unb  SBein  mar,  bie|  infolge  ber 
Sonfeaation  nivbt  mebr  ift,  fonbem  in  ^leifcb 
unb  SBIut  beft  6erm  oermanbelt  mürbe.  Sie  be* 
geid^nen  bief  m  uebergang8t)roge|  M  ein  ^(vtaftau, 
|xttaßc^XXe9ftat|  lAetanouidOat,  fAttafftoi^^uouo- 
dai ,  fieri,  eonverti,  ober  in  actioen  SuSbrüdm 
att  TCOtatv,  )irra«xtocl{Cctv,  }A6tQi^^o8fiiC<iv,  lietn- 
9Tot;(eiouv,  transfigurare,  oonfioere,  mntare, 
Converters,  transferre;  fo  Sqrill  oon  3emfoIem^ 
Tregor  oon  9t9ffa,  StbanafluS,  Sb^bfofioinmif 
Xbeobor  Don  9lo|^fuefle ,  Xbeoboret,  3ob<inne9 
2)ama8cenu9 ,  SmbrofiuB,  (Sdfariufi  oon  VrM^ 
^uguftinuS ,  9eba  ber  SbtU)ärbige.  Sie  fmben 
biefe  SEBefenSmonblung  gu  beleud^tm  tbeild  bur^ 
bie  in  ber  Statur  norgebenbm  Stoffoermonb« 
lungen,  tbeilft  bunb  bie  Sermanblung  ber  6))eifm 
unb  ®etr6nfe  in  unfer  gfletfcb  unb  »tut,  tbeil« 
bur(b  bie  munberbore  Sermanblung  oon  SBoJfer 
in  SSein  gu  Sono ,  tbei»  bmnb  bie  fcböiiferif^m 
^eroorbringungm  ber  göttluben  SUlmad^  ober 
bie  SRenfcbmerbung  bed  güttli^m  Sogo«,  ober 
bur^b  bie  SBermonblung  oon  SBoffer  unb  iBfoSma 
gn  faaamentalm  ^ilsmitlefo,  ober  bunb  bie 
Sermanblung  ber  fterbliibra  9Renfibennatttr  in 
eine  )meumatifd^  OerfUrte,  unflerblicbe.  SBii 
bie  Sftter  in  ibren  Srnttrungen  oon  9ob« 
ftap.  6  som  (Benuffe  bed  Sfleifcbeft  unb  Stute« 
3efu  bfter«  in  fpmbolifd^em  Sinne  ober  oom 
embart|Uf(bm  Qenuffe  berfeibm  nur  in  trtrtueDem 
Sinne  reb«n,  nid^Sbeftomeniger  aber  on  oielen 
SteSen  auf  febr  reoliftifibe  SBeife  fid^  auSbrfldm, 
fo  bo|  ber  ®laube  an  eine  mefenbafte  Q^egenmort 
be«  gbifd^e«  unb  Slute«  Sefu  in  ber  beiligen 
Snd^mnftie  ibnm  nur  oermftge  einer  gemoltfamen, 
fün^id^m  Auslegung  abgeforod^n  merben  Cann, 
fo  reben  fte  oielfacb  ba,  mo  fie  oon  einer  eucborifti' 
fd^m  SBonblung  fpred^en,  ntd^t  auf  fo  piM\z,  bc« 
grifflieb  ausgeprägte  SBeife  mie  bie  ncüblommen* 
ben  mittcldtterKd^en  Xbeologen,  inbem  fte  oft  nid^ 


19B5 


XronSfulbftQntiQtion. 


1986 


ttbättti  bc8  d^rijUtd^n  Wtertl^um»  in  tnettoürbi« 
flcr  0ef(^toffen(eit  il^  entgegenfiel^t  iinb  ein  ge« 
lobeju  unerfMtiftlU^  ^olISDert  für  Ue  ent* 
flf8cngefc|te  SmffQjfung  bttbet. 

SMe  toerfd^icbmen,  il^  @ntnb&eflonbt^en 
nad^  In  bie  ot^oflolifd^  Seit  gurfidCreiidbenben  Si- 
lutgim  0.  b.  9rt)  befi  9Rorgcn-  unb  SlbenbkmbeS 
geben  etnmfit^tgeft  3nigni|  fär  ben  (glauben  an 
bie  euibariPfd^e  9BefendtDanbIung ;  fo  bie  Si- 
liKgien  Der  a))0{itolifd^en  ConfKtutionen,  ber  ffitd^e 
ton  aentfalem,  bie  Sihtraien  bec  fjü  SBafUiufi 
unb  S^tQJofiomuS,  ferner  bie  j^rifd^  imb  Io)i« 
tifc^  Siturgien,  bie  armenifcqe,  bie  gried^f^' 
olesonbrinik^,  bie  öt]^to))if4e,  unb  a6enbliln> 
bifc^eitfi  Die  gaDicanifd^e,  bie  mDgarabifd^e,  bie 
gotifd^e  Sitnrgie.  S)ie  burd^  göMid^e  StxaH  fld^ 
Dodgiebenbe  Umtoanbtung  be«  Srobe«  unb  beS 
SBeinefi  in  gleifd^  unb  SBIut  3efu  wirb  in  i^en 

als  dro^aCvEtVy  Ttotetv,  ptetaßdtUstv ,  facere, 
eomnecrtere,  imitare,  transf ormare ,  trans- 
ferre  etc.  begeic^et.  SMe  Siturgicn  finb  ein 
9u8bmd  bet  betenben  ftird^,  mie  btefe  i^rerfeitö 
tDieber  ein  SluSbrudC  ber  lel^rcnben  iKr^ie  ijL  2)a- 
^  bilben  fie  einen  bogmaKfd^en  SemeiS  baffir, 
ba^  aud^  biejieniaen  SSter,  toetd^  in  )99etreff  ber 
fingen  Sucbarlftie  fid^  auf  mel^  ober  minbcr 
fl^irituarifKfd^e  SBeife  au|erten,  bie  reaßfüfd^ 
äuffaffungSmeife  l^ierbei  DorauSgefe|t  l^ben  im 
6inne  berjientgen  IKrd^e^  beren  icreife  fie  an* 
geb5rten,  bag  ^e  als  Sel^renbe  alfo  nt(^t  Uugnen 
ttwOten,  toaS  fie  ofö  Setenbe  belannten,  unb  für 
eine  fold^e  Stoeifeelentl^orie  nid^t  in  Snfprud^  ge- 
nommen toerben  lönnen.  äBie  lie^  ftd^  bie  fo 
gro^e  Sinmüt^igldt  aQer  biefer  Stturgien  ber 
r&umßd^  einanber  jo  femftel^nben  ffird^en  er- 
nüren,  menn  ber  glaube  an  bie  eud^farifHfd^e 
SBefendloanblung  nur  ein  aUmälig  unb  }ufajlig 
auf  bem  ilBege  ber  S)eScenben}  fojufagen  b^toud« 
geioad^fened  unb  angetoad^feneS  (Srgeugni^  h)to, 
o^e  in  ber  Se^re  Der  Spoftel  unb  ber  Se^re 
3eftt  fefber  )u  muqeln?  @elbfi  »enn  bie  (Sni' 
ftel^ung  biefer  Siturgien  ber  3^it  nad^  fo  meit 
olS  nur  immer  mdglid^  l^erabgebrüdK  mfirbe,  fo 
iDte  iene  fo  gro|e  einmutl^igfeit  berfelben  auf 
fold^e  SBeife  tro^bem  ein  unI5dlid^e9  Sldt^f et  Wt 
Stecht  fagt  XertuSian  (De  praescript.  28): 
Eoqui  yerifiimile  est,  ufc  tot  ac  tantae  [eccle- 
siae]  in  onam  fidem  erraverint?  Nullus  inter 
nraltos  eventos  nnus  est  exitus:  variasse 
deboerat  error  doctrinae  eoclesiarom;  cete- 
mm,  qnod  apud  multos  unum  invenitor,  non 
est  erratum,  sed  traditnm.  Slujser  ben  Samm» 
lungen  ber  Derfd^tebenen  Siturgien  Don  ®oar, 
Stenaubot,  Sffemani,  SDaniel,  £)en)inger,  SRigne 
XL  9(.  Dgt  Benaudot,  La  perp^toitö  de  la  foi 
de  r^Use  catholiiiae  touchant  reucharistie, 
Paris  1811;  S.  9.  {)oppe,  3)ie  eirtReftS  ber 
gried^ifd^  unb  orientalifd^en  Siturgieen,  €d^ff" 
laufen  1864,  49—92;  ^.  $robfi,  fiiturgie  ber 
brei  erfien  d^riftlid^en  Sal^rl^unberte,  Xübingen 
1870. 

itlr^cntcxiroa.  ZI.  &  Suff. 


Sie  rdmifd^en  Hkttolomben  (f.  b.  Sri)  entl^lteti 
gal^Ireid^e,  Dorn  2.  3al^^unbert  an  entftmbcne 
Slbbilbungen  bed  S)>eifettmnberS  mit  Sroben^ 
gfifi^  uiü)  Iförben.  Xl^eiboeif e  begegnet  unS  oud^ 
ber  Sfifd^  aOein.  Scad^tentoertl^  ift  nun,  ba|  in 
mand^en  altd^|tlt^  3nfd^nften  (DgL  b.  9rt) 
ber  eud^arifttf(^e  ebrijfati  gerobeju  felber  alft 
'IyMc  bejeid^net  toirb.  «berdufi,  Stfd^of  Don 
&tero))oIi8  in  $b^^gi^.  fogt  in  einer  Don  il^m 
Derfafiten,  ber  {meiten  ^ölfte  be«  2.  Sal^^unbertS 
ange]^5rigen  (Brabfd^ri^ :  „3)er  (glaube  nxir  mein 
{^ül^rer  unb  gab  mir  allerorts  gur  Speife  ben 
Mx&uc  aaS  bem  OueQ,  ben  großen,  ben  reinen, 
me(d^  bie  maleUofe  Jungfrau  gefangen  l^at  unb 
ben  t^freunben  immerbar  {um  (Sff  en  Dorje^ ;  fie  l^at 
tdftlid^en  Sßein  mit  SlBaffer  gemifd^t,  ben  fie  )tt« 
fammen  mit  Stob  barbietet"  (betreffs  ber  neueften 
über  bie  9(berciuS-3nfd^ft  l^anbelnben  Siteratur 
Dgl.  [Xübinger]  iS^tol  Ouartalfd^rift  1895, 526; 
1896,  666;  1898,  171  ff.),  fßectoriufi  Don 
Sutun  fagt  in  einer  mal^rfd^tnlid^  ber  erjten 
^Ifte  beS  8.  Sal^l^unbertS  entftammenben  3n» 
Jd&rift  (f.  b.  «rt.  «utun  I,  1735):  ^(fegreife 
Die  bonigffl|e  Speife  beS  (SrIöferS  ber  ^eiligen; 
genieße  l^ungemb,  ben  gfifd^  in  ^nben  ffaU 
tenb.''  Siefe  Sejeid^nungSmeife  beS  eud^fti« 
d^ien  (S^riftuS  bangt  {ufammen  mit  ber  Sluffaf« 
ung  (Ebrifti  felber  als  beS  gifd^eS  unb  ber  (S4ri> 
ien  als  ber  im  Saufmaffer  geborenen  gifd^kin 
Tertoll.  De  bapt  1)  unb  mit  bem  @ebrttud^e, 
burd^  baS  gried^ifd^e  SS^rt  'I^Ooc  in  ^rm  etneS 
Sfroftid^onS  3efuS  (i^n^%  alS  (SotteS  Sol^n  unb 
Sriöfer  }um  SluSbrudt  )u  bringen  (Dgl.  b.  9rt. 
@9mboI,  ob.  1044).  SRit  gutem  (Srunbe  l^ben 
belbcilb  tatbolifd^e  Itatatombenforfd^er  bem  3)ar* 
nidben  unb  bem  (Sffen  beS  Sfifd^eS  in  ben  oben  be« 
jeid^neten  ffatof ombenbilbem  aud^  biefe  Sebeutimg 
}uget]^eilt  (Dgl.  3of.  SBUpert,  Ißrincipienfragen 
ber  d^rifU.  «rd^öologie,  gfreiburg  1889;  3)»f., 
Fractio  panis.  S)ie  öltefte  SarfteÜung  beS 
eud^oriftif^en  0))fer8  in  ber  Cappella  Gfreoa, 
ebenb.  1895). 

c.  aus  ben  fird^lid^-bogmatifd^en  (Entfd^> 
bungen.  SfonoQafHfdb  gefinnte  SSifd^öfe  "^aiun 
auf  einem  754  gu  (Eonftantinopel  gebattenen 
(S:onctIe  bie  !Bere|^rung  ber  Silber  fOr  und^riftßd^ 
erOärt  unb  als  eat}igeS  ^ierDon  bie  ^ilige  (Sud^o« 
rifüe  ausgenommen.  Wogegen  |>roteftirten  Ue 
Säter  beS  7.  allgemeinen  (SondlS  Don  !ßicäa  787. 
3n  einer  gegen  tene  Sifd^öfe  gerid^teten,  in  bec 
6.  Si^ung  bafelbft  Deriejenen  @d^  l^ei^t  el^ 
u.  a. :  „(SS  ift  alfo  bemiefen,  ba^  toeber  ber  ^ert 
nod^  bie  ä[|)ofteI  ober  Säter  jemals  baS  unblutige 
OpUt,  meld^eS  burd^  ben  ^riejler  bargebra($t 
n^iro,  ein  SBilb  genannt  l^ben,  f  onbem  immer  ben 
Seib  unb  baS  Slut  Stoar  l^at  eS  einigen  SSötem 
gefaOen,  Don  einem  %t)puSi  Dor  ber  SoSenbung 
ber  (Sonfecration  }u  reben;  gu  biefen  geboren  (Su« 
ftatl^iuS  unb  SBafUiuS. . . .  3ene  (iBif d^öf e)  fflbrten 
aber,  inbem  fie  baS  Snfd^auen  ber  Derel^rungS* 
urürbigen  Siloer  befeitigen  molüen,  ein  anbereS 

63 


1987 


XtanSfubftantiotioiu 


1988 


»Üb  ein,  todc^c«  fcin  «IIb  ift,  fonbcrn  bcr  ficib 
unb  boS  SBIut  3e{u. . . .  @obann  fommen  fie  mä^ 
SSerlanen  ber  Süge  ber  SBaldrl^ett  luieber  eÜDaS 
nöl^,  bel^uptenb,  ba^  eS  ber  Seib  luerbe ;  toenn 
ed  iebo($  bad  ȟb  bed  Seibed  ift,  fann  eS  nid^t 
ber  göttlid^  Seib  fein''  (Mansi  Xm,  265-266 ; 
@d^tt)Qne,  2)ogmenge{d^i(i^te  ü,  806).  @elbft 
bie  ilonoflafüfd^  geftnnten  »ifd^öfe  befannten  ftd^ 
alfo  }tun  ®Iauben  an  bie  eud^ftifc^  SBefenS- 
toanblung,  menngleid^  fle  bie  Sud^ariftie  als 
eilb  (Sl^rifti  faxten ;  fte  fonnten  ftd^  babei  fogor, 
rocS  iene  SEßiberlegungSfd^rift  Derfannte,  auf  9(u8- 
{prud^e  ntel^rerer  ^öter  berufen,  totlä^t  nid^t  bIo| 
oaS  Srob  t)or  ber  Sonfecration,  fonbem  qu(| 
beffen  ©eftalt  nod^  ber  Sonfecrotion  qI§  »üb  ober 
®egenbilb  bed  SeibeS  gl^rifK  begeid^neten.  Sld 
Serengor  »on  Sourd  im  11.  Soi^rl^unbert  bie  eu« 
d^riftifd^e  SSBefenSmanblung  in  beren  eigentlid^em 
@inne  beftritt  fud^ten  bie  f^olaftifd^en  f  Ideologen 
vermittels  eined  einzigen,  nic^t  mi^beutbaren  91ud- 
brudeS  biefelbe  gu  begeid^nen.  3)lan  toöüfiit  l^ier- 
für  bad  SBort  tranasubstantiatio,  baS  ^ilbebert, 
CFrgbifd^of  Don  ZourS  (geft.  1137),  guerft  gebrandet 
baben  foU  (Serm.  93,  bei  Migne,  PP.  lat. 
CLXXI,  776).  ®a8  4.  Sateranconcü  (1216) 
fanctionirte  biefen  SluSbrudf  in  ben  Sorten: 
Transsubstantiatis  pane  in  corpus  et  yino 
in  sanguinem  potestate  divina  (Denzinger, 
Enchir.  n.  357).  3)Q8feIbe  tl^ten  bQ§  2.  (Soncil 
Don  S^on  (1274)  in  ber  Professio  fidei  Palaeo- 
logi  (Denzinger  n.  888),  bann  1439  boS  Deere- 
tum  Eugenii  IV.  pro  Armenis  (Denzinger 
n.  593)  unb  enblid^  ba3  Xribentinum.  Se^tcred  er- 
nörte  (Sess.  Xni,  cap.  4  unb  can.  1—2)  fid^ 
einerf eitd  gegen  bie  ref  ormirte  Seigre  Don  einer  bloi 
figärlic^en  ober  blo^  DirtueDen  ©egenioart  Sefufür 
eine  reale,  fubftontiale,  unb  gegen  bie  lutberifd^e 
Seigre  Don  einer  bloßen  6^onfubftantiation  für 
IranSfubftantiation,  unb  beftimmtc  anbererfeitS 
biefe  le^tere  ald  SSerteanblung  ber  gangen  IBrobfub- 
ftang  in  ben  Seib  unb  ber  gangen  SBeinfubftang  in 
baS  Slut  beS  ^erm,  fo  ba|  nur  bie  ©eftalten  Don 
99rob  unb  Sßein  gurüdbleiben  (manentibus  dum- 
taxat  speciebus  panis  et  yini).  SBaS  baS  £ri- 
bentinum  species  panis  et  yini  nennt,  b^^tte  bie 
ariftotelifd^e  @d^oIafttf  aud^  accidentia  genannt ; 
benfelben  SuSbrudC  i^attt  bad  ffonftanger  Gioncil 
gebrandet,  inbem  eS  ben  ©aj  SBiclifS  Dertoarf: 
Accidentia  panis  et  yini  non  manent  sine 
subjecto  in  eodem  sacramento.  ©egenuber  ber 
S)iöcefanf9nobe  Don  ^iftoja,  meldte  baS  SBort 
SranSfubftontiation  beifeite  liel  (f.  ob.,  n.  II)  unb 
baburd^  ben  ©d^ein  begünftigte,  aI8  ob  eö  biefe 
IranSfubftantiatbn  nur  für  eine  fd^olaftifd^e  9ln- 
fld^t  l^alte,  rid^tetc  ftd^  bie  SBuHe  Auctorem  fidei 
$iur  VI.,  meldte  (prop.  29)  jene  aufeerad^t- 
laffung  aI8  fd()äblic^  unb  ber  C^ärefte  SSorfd^ub 
leiftcnb  Dermarf. 

®urd^  bie  tribentinifd^e  ©eftimmung:  Per 
consecrationem  panis  et  yini  conyersionem 
fieri  totius  substantiae  panis  in  substan- 


tiam  corporis  Christi  Domini  nostri  et  totios 
substaniaae  yini  in  substantiam  sangnims 
ejus,  tDurbe  ftiUfd^meigenb  aud^i  bie  ebebem  m 
SuronbuS  (In  4  Sent  dist  11,  q.  8)  asf* 
gefteOte  Seigre  mit  Dermorfen,  ba^  in  ber  SBoib« 
lung  Dermöge  göttlid^er  maft  nur  bie  fu^ßaa- 
tieOe  gform  bed  SrobeS  unb  SBetneS  gu  fm 
oufl^re,  beren  SRaterie  aber  bleibe,  um  bmS^  t« 
@eele  3<fu  mie  in  ber  Smal^rung  gu  beffen 
gfleifd^  unb  93Iut  formtrt  gu  merbm,  fo  bii| 
Untere  einer  fortmo^renben  3u«  unb  WmoSpat 
untermorfen  mören.  S)en  Sinunrnb,  bie  Smu^ne 
einer  SRaterie  ber  Urperlid^ien  Z)tnge  fei  nur  eise 
naturt)]^iIofo))]^ifd^e  Slunol^me  ber  peripaietif^ 
Stid^tung,  iebod^  leine  ®Iaubenfifaiung,  olfo  fei 
ed  aud^  (ein  ©loubenSfo^,  bag  bie  SRoterie  bie§ 
Srobed  unb  SBeineS  in  ber  Sßonblung  gu  fris 
auf^dre,beanttDortet  ©uoreg  (De  8acrain.di8p.49, 
8.  3  in  fine) :  Per  se  et  directe  est  de  fide, 
hie  non  manere  particulam  aliquam  panis, 
quidquid  illa  substanüa  sit.  2)er  Se^re  hd 
Suranbud  äl^neln  bie  bed  Corte^d  (f.  b.  t± 
SUtardfacrament  I,  626)  unb  bed  mnton  Xodabn 
©erbaH  (f.  b.  9rt.).  Se^terer  äu|erte:  &  f^e 
mit  ber  latl^olifd^  Seigre  inSinflang,  ongunel^es, 
ba^  gmar  bie  gange  ©ubftong  bed  93robed  nnb  bd 
SBeined  in  gleifc^  unb  93Iut  3efu  DerttHmbdt 
toerbe,  fofem  fte  burd^  beffen  @eele  belebt  toed^; 
bod^  bilbe  fte  nur  einen  £1^  bed  gletfd^  usb 
Sluted  bed  ^erm,  mdl^renb  ber  onbere  Ufa 
im  6immel  bleibe  (Introdozione  dei  Vangdo 
di  Gioyanni,  Torino  1882,  lezione  87)l 
S)urd^  ben  pöpüHd^en  ©tu^l  umrbe  biefe  i^ 
am  14.  S)ecember  1887  (prop.  29 — 31)  ccn« 
furirt.  9(uf  ©nmb  bed  Zribentinumd  umrbe  au4 
bie  fiel^re  Dermorfen,  bie  Xnmdfubftontiation  be* 
ftebe  barin,  ba|  bie  Statur  bed  93robed  mit  SRo* 
terie  unb  gform  ald  il^ren  Elementen  o^ne  afie 
Seränberung  bleibe,  aber  ©ubftang  gu  fein  (n^ 
^öre,  meil  fie  nid^t  mel^r  in  ftd^  felber,  fonbem  is 
einem  ^nbem  ald  il^rem  Xröger  (in  alio  sostoi- 
tante)  fei,  alfo  gu  einem  übematurlid^  Hccibeni 
bed  fieibed  3efu  toerbe,  menngleid^  fie  biefen  mäj/i 
affidre  mie  bie  notärlid^en  9ccibentien  bedfelbm 
(Decisio  S.  Inqnis.  Dom  7. 3uli  1875,  bei  Den- 
zinger n.  1684—1687).  —  3um  Setteife  ber 
fatl^olifd^en  Seigre  Don  ber  eud^ftifd^  S^fenS- 
manblung  bient  aud^  bie  Z^otfad^,  ba|  bk 
Selenntniffe  ber  nid^t-unirten  orientalifd^  ffic- 
d^en  auf  ®runb  ber  Ueberlief enmg  in  DoIUm  Sof 
Hange  mit  berfelben  ftel^en;  fo  bie  C!onfessio 
orthodoxa  Don  1643  (p.  1,  q.  107)  unb  bie 
Confessio  Dosithei  Don  1672  ^ecretom  17; 
Dgl.  b.  3lrt.  ©^mbolifd^e  93üd^er,  ob.  1058).  SXr 
Sludbrüdfe,  beren  fte  fid^  bebienen,  ftnb  t^d  bie 
Don  ben  gried^ifd^en  SSätern  gebroud^ten,  tl^  ber 
bem  lateinifd^en  SBorte  transsubstantiare  naif 
gebilbete  ^udbrudt  ficToucnouv.  ^dienige,  nw& 
nad^  ber  Sonfeaation  old  fid^tbar  gurucfbleiM, 
nennen  fie  elSoc,  tw:oc,  aujtßepTjx^  too  ijptw 
xal  Tou  orvou  ober  gang  aSgemein  Td  ^aiv^fuvo. 


1989 


XtanSfuillantiation« 


1990 


Sie  benoetf en  AimSd^fi  bie  calbinifd^  Sbenbma^Id- 
leiste  MI  $atnardim  e^riSud  2ucari9  (f.  b.  9xt.), 
bie  Confessio  Dorithei  Dcrmixft  ou^bem  nod^ 
blc  luf^erifd^  Se^te  Don  einer  bIo|en  Con- 
fu&flantiation,  toeU^  fte  oß  3m{mnation  (dvap- 
tw|jl6c)  bejeic^ei  uitb  als  XCoiv  dtMida»c  xal  dftXdDc 
etbod^t  l^infieltt  (0gL  Eimmel,  Monmn.  fidei  eeoL 
or.  I,  Janae  1850,  179  sq.  456  eq). 

2.  Sie  |pecuIatU>«bogmatif(^e  93egrünbung 
ber  cu4ianftif4en  SBefenStuanblung  ^t  mit  bet 
Z^fad^e  )u  rechnen,  bo^  bie  XtonSjubftantiation 
in  ber  sef^öpflid^  aBett  iJ^reSglei^en  nid^t  l^at; 
eS  lonn  oon  beten  iprämiffen  ond  {omit  xA^i  ein- 
mal i^re  innert  SDUglid^Ieit,  gefd^meige  il^re  SBirl* 
li(^feit  ober  gar  Slotl^menbigfeÜ  betoicfen  werben. 
2)te  gefd^apfti^e  3Bett ,  um  in  J^oIojKfd^er 
@{>ra4toeiie  gnreben,  jeigt  enhoeber  SBanblungen 
ber  {ub|lantimen  9Raterie  einer  unb  berfelben 
SormCconyeraiones  materialesy  transmateria- 
tionea;  )•  9.  in  ber  Sm&^rung)  ober  SEBanb- 
lungen  ber  fubfiantiolen  gform  einer  unb  berfelben 
SRaterie  (IxansfonnationeB  subBtantiales)  ober 
SBanbtungen  ber  accibenteüen  gform  einer  unb 
berfelben  Subftong  (tnmsformationes  acdden- 
talea),  <^ber  leine  fflanblungen  ber  fubftontiolen 
SRaterie  unb  Sform  }umal,  oerbunben  mit  einem 
unnerSnbeden  gf^^rtbeftel^  ber  occibenteOen  gfor- 
men;  fte  »eidt  olfo  leine  eigentlid^e  unb  ooDe  SBe- 
fenSmonbtung  ober  XranSfubftontiation  auf,  mie 
Re  bem  Krd^Iid^en  ®lauben  gemft|  burd^  bie  prie« 
fierli(^  Sonfecration  ooU^ogen  loirb.  Sine  fold^e 
tfi  red^t  eigentlid^  ein  (SloubenSm^fterium,  oon 
ber  menfd^li(^en  Semunft  nur  in  analogifd^en 
Segriffen  er[o|bar,  burdb  du|ere  ®Iaubtoärbig« 
fei^runbe  oemeisbar  unb  auf  bie  Sluctorit&t  beS 
M  offenborenben  ®otte8  ald  ®Iauben8grunb  l^in 
über  VOed  gemi|.  Sie  gel^ört  nid^t  bem  Sereid^e 
ber  Staturorbnung,  fonbem  ber  gel^eimni^oOen 
(Snabenorbnung  an  unb  tourbe  oftmals  fogar  alS 
ein  9Bunber  gefaxt  uiü)  bejeid^net,  obtoo^I  fte  eS 
im  engem  tmb  ftrengem  Sinne  biefeS  SBortcS 
nid^  ift,  »eil  fie  nad^  einem  allgemeinen  ®naben« 
gefe^e  gumSBoSguge  (ommt  unb  nidbt  etmaS9uS- 
na^mSmeifeS  btibet  im  Sereid^e  ber  Snaben- 
orbnung. S)ie  9RögIid^(eit  ber  eud^ariftifd^en 
SBefenStoonblung  ift  burd^  unfere  Vernunft  nur 
conflatirbat  im  negatioen  Smne,  fofem  bie 
XranSfubftantiotion  unferem  logifd^en  teufen 
nU^t  toiberfprid^i  Senn  toeld^em  logifd^en  ®efe|e 
foute  eS  miberfpred^en,  bag  burd^  gfittlid^e  Sau- 
falität  eine  bie  natfirlid^e  SBeltorbnung  uiü)  beren 
S^orgSnge  flbenagenbe  Ummanblung  gefd^öpflid^er 
SttlMlangen  beloirft  toerbe  ?  3n  bief em  Sinne  ift 
bie  ^glid^feit  einguröumen  unb  oon  ben  fot^o- 
Iif(^en  Xfitüloffn  aud^  meiftenS  eingeräumt  kor- 
ben (Saarez ,  De  sacram.  disp.  49,  cond.  1), 
ba^  ®ott  OermSge  feiner  abf oluten  SRad^t  an  bie 
Subfianjen  k>on  Srob  unb  SBein  aud^  eine  bIo| 
^firlid^e  ober  bto^  otrtuette  ®egentt)art  beS 
gfleifd^  unb  IBIuteS  3efu  ober  eine  bIo|  confub- 
fiantiale  l^e  binben  Unnen.  —  ffann  man  nun 


aber  eine  SBanblung  t)on  9rob  unb  SBein  in  gleif  d^ 
unb  Slut  beS  ^erm  als  eine  Subftangenmanb- 
lung  bejjetddnen  ?  S)a8  93rob  ift  nämlid^  fein 
blof eS  9cahtr-,  fonbem  ffunftprobuct,  ebenf o  ber 
SBein.  fofem  er  ber  9uS})refftmg  bebarf ;  alf o  finb 
SBrob  unb  SBein  mie  aOe  llunflprobucte  nid^t 
Subfionsm,  fonbem  9ccibentim.  3)ie  SBanblung 
oon  Srob  unb  SBein  in  gleifd^  unb  SBIut  3efu, 
fo  tonnte  eS  fd^einm^  ift  alfo  nid^t  Subftanjm- 
ttxmblung,  fottbemSlcdbentienmanblung,  mäb^enb 
fie  nad^  lird^Iid^em  ®Iaubm  umgehört  Subftangen- 
loanblung  fein  f oS  ol^ne  aQe  unb  j[ebe  Slccibentien- 
manblung.  2)arauf  ift  )u  anttoortm,  ba^  93rob 
unb  SBrin   bejiebungSmeife   aDerbingS  ihmft- 

!)robucte  unb  infofem  Slccibentien  ftnb,  aber  un- 
td()tbare ,  biefm  Slccibentien  ober  Srfd^inungm 
gu  ®mnbe  liegenbe  Subftangm  oorauSfe^n,  tmb 
biefe  le^teun  ftnb  baSimige,  maS  nad^  f ird^Iid^em 
®Iauben  oerüxmbeU  mtrb.  —  Z)te  9rt  unb 
SBeife  ober  baS  SBie  biefer  XranSfubftantiation 
tann  burd^  ut^ere  Semunft  nur  oennittelS  irgmb- 
meld^er,  bem  natärlid^en  Saufe  unb  Seftanbe  ber 
SBett  entnommener  ^Begriffe  irgmbtoie  fa^id^  unb 
mal^rfd^einlid^  gemalt  toerbm.  3n  ber  gefd^öpf- 
lid^en  SBett  begegnm  unS  fort  unb  fort  SBanb- 
lungm  ber  fubftantidm  SDkterie  ol^ne  SBanblung 
ber  fubftantialm  Sorm,  ober  umgelel^rt.  hiermit 
ftnb  tmS  Slnalogien  gebotm  für  eine  burd^  bm 
fird^Kc^m  ®Iaubm  bezeugte  SBanblung  förper- 
lid^er  Subftangm,  bie  auS  beibm  gumal  befte^m. 
3n  ber  gefd^ö))flid^m  SBett  begegnm  unS  femer 
aud^  jal^Ireii^e  Xl^otfad^m,  meldte  befunbm,  ba^ 
biefelbm  SBirfungm  oerfd^iebmm  Urfad^en  ent- 
flammen lönnm ;  fte  bilben  Snalogim  bafür,  ba| 
aud^  bie  md^ariftifc^m  SIccibmtien  tro|  ber  SBanb- 
Itmg  ber  Subftangm  unoerdnbert  fortbeftei^m 
tdmtm,  mmngteid^  fie  nid^t  burd^  bie  närnttd^m 
unb  gleid^en  Urfad^m  im  2)afein  gel^iattm  unb  er- 
battm  merben.  —  3tu:  naivem  IBeftimmung  ber 
ZranSfubftantiation  na^  il^rem  begnfpid^mS&efm 
unb  iqrm  conftitutiom  SDtomentm  (ommm  in 
99etrad||t  i^  %uSgangS))unft,  i^r  3teltmnft  unb  ber 
Uebergang  oom  einm  gum  anbem.  SluSgangSpuntt 
berfelben  im  OoOm  Sinne  (terminus  a  quo  to- 
taliB)  ftnb  bie  Subfiangen  oon  99rob  unb  SBein 
unb  i^  @eftatten.  3i<lpunK  berfelbm  im  ooOm 
Simte  (terminuB  ad  quem  totalis)  fittb  bie 
Subftangen  beS  §Ieifd^eS  unb  SBIuteS  3efu  unb 
ime  ®eftattm.  S)a  nun  aber  bie  ®efiatten  feiner 
Sieränberung  ober  SBanblung  unterttegen,  fottbem 
nur  bie  Subftangen,  fo  bilbm  nur  lebtere  in 
f örmttd^er  SBeife  bm  SluSgangSpunft  uiu>  S^d» 
puvh  berfelben  (terminus  a  quo  et  ad  quem 
formalis);  ber  Uebergang  oom  einm  gum  anbem 
befleißt  im  Sufl^drm  ber  IBrob-  unb  SBeinfubftang 
tmb  im  ®egmmörtigmerbm  ber  gfleifd^-  unb 
Slutfubftong  beS  ®ottmm[d^  Siermanbeß  »er- 
bm  ntir  beftimmte  inbioioueQe  Subftangm  oon 
Srob  unb  SBein,  bie  aUgemeinen  Subftangm 
(9rtm  unb  @attungm)  nur,  fofem  fie  in  biefm 
inbioibueüm  fubftftirm.  Sie  merbm  Dermanbett 

63  • 


1991 


£ran8fu6|}QntiQtion. 


1992 


in  bic  ©ubponscn  beS  Stcifd&eS  unb  93Iute« 
3cfu,  mit  »cl^cn  fic  bic  9latur  förperlid^er  ©üb« 
ftanäcn  unb  beten  aBßefenSeigenjd^aften  gemeinjam 
^abcn.  S)ie  töcitere  Stoge,  ob  bie  unDemanbeltcn 
unb  bie  öerwanbelten  ©ubponjcn  ou^er  bem» 
Jcnigen,  toaS  jle  im  logijd^en  ©inne  gemeinfam 
laben,  nod^  ein  realeS  (Semeinfame  (tertiuin 
commune  reale)  forbem,  ift  Don  mannen  Xl^eo- 
logen  Demeint  morben.  903ie  aud  bem  !Rid^td  bad 
SttoaS  ol^ne  ein  beiben  gemein{amc§,  tealed  S)ritte 
burd^  ©d^öpfung  geworben  fei,  f o  f önne  SBrob  unb 
SBein  ol^ne  ein  fold^ed  bur^  bie  Sonfectotion 
gfleifd^  unb  IBIut  bed  ©ottmenfd^en  metben;  erftere 
feien  nur  ©orbebingungen  bcr  burd^  logifd^e  unb 
geitlid^e  ?lufcinanberfoIge  mit  il^en  oerbunbenen 
ife|tem  unb  teleologifd^  auf  fte  l^ingeorbnet  oIS 
Stelpunft.  ®iefe  ^nfid^t  ift  iebod^  Don  bebeuten- 
ben  ^l^eologen  nid^t  als  DoQ  befriebigenb  erad^tet 
tt)orben,  unb  tool^I  mit  Sted^t.  2)ie  ©d^öpfung  ber 
SBelt  au3  S^id^tS  lonn  alS  eigentlid^e  SBernmnb- 
lung  nid^t  gelten;  benn  )u  einet  fold^en  loirb  er- 
forbert,  baf  ein  ©eienbed  ftd^  anberS  Derl^alte  al§ 
frül^er.  9lud^  bie  blo^e  grfe^ung  eines  ©eienben 
burd^  ein  anbereS  ©eienbe  ift  no(|  feine  SSertoanb- 
lung ;  benn  eine  Baä)t  ober  ^erfon  fann  auf  eine 
onbere  folgen  unb  beren  $la(  einnel^men,  ol^ne 
burd^  Seüoanblung  au3  il^  entftanben  }U  fein, 
©ubftitution  Don  ©ubflangcn  ift  nod^  feine  Irans« 
fubftantiation.  ©oQ  Don  SQSefenStoanblung  im 
eigentlid^en  ©inne  bie  SRebe  fein  unb  nid^t  Don 
bloßer  äS$efenSerfe|ung,  fo  fann  ber  terminns  a 
quo  nid^t  DöÜig  aufl^ören,  ol^ne  bag  tixooS  Don 
i|m  fortbauert  im  terminus  ad  quem.  SBaS 
fann  aber  Dom  SBefen  be§  93robcS  unb  SBcineS 
nod^  fortbauern,  ba  eS  nad^  fird^Iid^em  ©lauben 
gang  Dertoanbelt  mirb  in  Qleifd^  unb  95Iut  beS 
|)erm?  SSaS  fann  beiben  auf  reale  SBeife  gemein- 
meinfam  fein?  ®ic  ^ccibentien  ober  ©cftolten, 
fofem  fic  unDeränbert  f ortbeftcl^en,  fmb  jtoar  ctmaS 
SRealeS,  aber  i^rem  Segriffe  nad^  nid^tS  ©ubftan- 
tialeS.  Sei  ber  eud^oriftifd^en  SBefenSmonblung 
bleibt  jebod^  aud^,  mie  bei  aÜen  SBefenStoonblungen 
auf  natürlid^em  ©ebiete,  toietoo^I  im  Unterfd^iebe 
Don  biefen  auf  eigenartige,  ja  einzigartige  SBeife, 
ein  ©ubftantioIeS  aurüd.  68  ift  bicfe  bic  95c- 
jicl^ung  (relatio,  habitudo)  bcr  ben  terminus  a 
quo  bilbenbcn  ©ubftanjcn  unb  bcr  ben  terminus 
ad  quem  bilbenbcn  ©ubftanjcn,  in  ttjcld^c  jene 
gang  Dcrtoanbclt  »erben,  ju  ein  unb  bcnfelbcn 
llccibcnticn  (munus  substandi  accidentibus  eu- 
charisticis).  SBie  bie  cud^ariftifrfjcn  llccibcnticn 
in  bcr  SBanblung  Derbicibcn,  fo  aud^  biefe  fub- 
ftantiale  »caicl&ung.  ©ic  ift  eine  fold^e  rüdffid^t- 
Itd^  bcr  (Scgenmart  bcr  ©ubftanjcn  unter  ben 
«ccibcnticn,  ob^ol^I  fie  auf  accibcntclle  SBeife  fraft 
beS  göttUd^cn  SBiÜcnS  ju  ©tanbc  fommt.  ®ie 
©ubftanaen  beS  SrobeS  unb  SBcincS  fmb  aüer- 
bingS  nid^t  bic  ©ubftonjen  bcS  Qacifd^cS  imb 
SlutcS  bcö  §crm,  ja  fönncn  biefeS  aufolgc  bcS 
2Bibcrfprurf)epnncip§  nid)t  fein ;  bod^  fönncn  fic 
auf  Dorbcjcid}nctc  äBcife  fold^c  merben,  in  fic  Der- 


toanbclt  iDerben  bttrd^  bie  fibematürfid^  tDtxfenbe 
©otteSfraft  Dermöge  bcS  SoufalitötSprincipS.  3)ie 
eud^riftifd^  Sccibnitien  geldören  Don  9^ 
n)cgen  nur  bet  Stob«  unb  SBeinfubflans  o6  eigen« 
artige  (species  propri&e)  an :  {le  flel^bb|nnt 
il^en  im  3n^ören)Derl^öItni|  unb  fSmien  in 
eigentlid^en  ©imte  Don  i^en  allein  ouSgejogt 
tocrben,  »öl^renb  fie  ber  Derflorten  g^eifc^i-  unb 
93(utfubflan)  2kfu  nur  auf  übematürlid^  ^^> 
nilDoHe  SBcife  angel^ören,  eine  frembortige  ^uUe 
(species  alienae)  berfelben  bilben  unb  rm  im 
uneigentlid^en  ©inne  Don  i^en  auSgefagt  toeiben 
fönncn  im  Unterfd^iebe  Don  ben  unter  biefcr^ülle 
Dcrborgencn  natürlid^9(cctbentien  berfelben.  3n- 
folge  beffen  ift  nun  oQerbingS  bie  Se§ie^ung  bet 
©ubftangen  }u  ben  9ccibeiüien  Don  Srob  unb 
Sßein  burd^  bie  eud^flifd^  SBanblung  et» 
anbere  getoorben;  gleid^mol^I  ift  fie  aber  eine  fub^ 
ftantiale  unb  infofem  biefelbe  geblieben,  ©iefooa 
mit  guten  ©rünben  im  Sinne  Dielet  l^rDorrogeih 
ben  Xl^ologen  aud^alS  eine  |)^9fifd^e  Serbbibung 
ber  ©ubftan§en  mit  ben  Scctbentien  gefaxt  nei* 
ben  unb  nid^t  blo^  als  eine  moraüfd^  m  @tn» 
Don  S)unS  ©cotuS  unb  Occam,  tteil  mt  fol^e 
nur  5U  leidet  in  eine  rein  occaftonoIiftifc^eft^Dct» 
licrt,  fo  ba|  bie  Seigre  Don  ber  XranSfubflimtki» 
tion  in  eine  blo^e  ©ubftttutionSI^re  fid^  DerflikJ^ 
tigt.  3ene  fubftantiale  SSegiel^ung  fdim  enbfii| 
aud^,  mie  eS  Don  Seiten  mand^er  S^ologen  ge* 
f d^el^  ift  (Dgf.  b.  «tt  aitatSfacroment,  n.  vn,  2), 
in  bem  ©inne  aufgefaßt  tt>etben,  ha^  bie  @eßaltai 
Don  Stob  imb  9Bcin  bie  tJ^eifc^-  unb  Stut- 
fubftang  beS  Detflätten  @ottmenfd^n  }u  Uftm 
loitffamen  Stögct  l^abcn  unb  nic^t  als  fogen.  ob- 
folute  Sccibenticn  butd^  bie  Jhraft  ®otteS  unmtttd« 
iox  im  ®afein  ctl^alten  wctben.  —  3ft  nun  bit 
StanSfubflantiation  i^tem  begtifflid^cn  SBefen 
nad^  auf  Dotbeseid^nete  SBcife  ^u  beftimmen,  fo 
cntftcl^t  bic  mcitete  Qfrage,  toie  fie  ifyctt  genetif^ 
©eitc  nad^  ju  bcftimmen  ift.  ÜRan  fönnte  fie  c^ 
flörcn  moEcn  als  Slnni^Uation  unb  ^uglei^  ^ 
©ubftitution,  eine  fiel^re,  bie  oielfac^  ffiunS  @a>« 
tuS  unb  Occam  jugefd^eben  mürbe.  So(4  ijt 
biefe  grflärung  nic^t  ouSreid^enb.  5Die  InmS« 
fubftantiation  ifi  nid^t  ^(nnil^ilation  im  engcrn 
©inne,  mcil  fic  gu  il^rem  Sicipunfte  nid^t  ein 
9lid^tS,  fonbcm  ein  ©eienbeS  1^ ;  toenn  man  in 
einem  ttjcitcm  SBortfmne  fd^on  boS  Hufl^ören  ber 
Srob-  unb  SBeinfubftan§  oIS  ?lnni^iIation  be« 
seidenen  moOte,  fo  l^anbelt  eS  ftd^  l^ierbei  lebigfu^ 
um  einen  SBortuntcrfd^ieb ,  njie  3o]&.  8ugo  (De 
euch.  disp.  7,  n.  200)  mit  SRed^t  bemetft  iM 
XtanSfubftantiation  ift  aud^  nid^  bIo|e  ©ubftiln- 
tion ;  fie  muf;  mcl^t  fein  alS  biefeS.  ÜJlan  fönnte 
fie  f etnet  im  ©inne  Don  SeHatmin,  3o]&.  Sugo  u.  8. 
5u  bcftimmen  fud^en  als  ein  ©egenmörtigtüciben 
(adductio,  introductio)  beS  Derflorten  S^fcbeS 
unb  SlutcS  3cfu  unter  ben  nadj  tÄuf^ören  ber 
Srob-  unb  SBeinfubftanj  aurüdgebliebenen  ®e« 
ftalten  biefer  festeren.  ®o(|  forai  biefe  nur  ein« 
geröumt  tocrben  unter  ber  Sebingung,  bag  bomit 


1993 


ZtanSfubftantiation. 


1994 


feine  ^etoortringung  neuer  @ubftan)en  oI§  et* 
fotbedic^  onBenommen  mirb^  Dielmel^r  ein  ®egen« 
kpärtigtoerben  bcS  t)erflärten  tlfleijd^eg  unb  SluteS 
3cfu  gemeint  ift  mit  ^etk)orbringung  (productio) 
einer  neuen  Seind-  unb  (Begenmörtigteitsmeife 
bnfelben,  nämlu^  einer  unouSgebel^nten,  facra- 
menlalen  unter  ben  irbifd^en  @efta(ten,  ol^ne  ba| 
üjft  notärli^e  6ein8«  unb  @egenU)ärtig(eitS- 
meife  im  ^immel  ouf^ören  mürbe.  93on  oome« 
herein  mu|  namlid^  bie  gfrage,  ob  bie  eu(^rifti{(^e 
SBefendmonblung  als  eine  9lrt  Don  actualer 
Schöpfung  bon  @ub{lan}en  in  beftimmen  fei,  oer- 
neutt  merben.  SBo}u  im  @inne  oon  fiefjiuS  u.  %. 
eine  fReufc^öpfung  ober  SBieber^eroorbringung 
(reproductdo ,  replicatio)  ber  ©ubftangen  bed 
Derflarten  8f{ei{(^e8  unb  SBIute«  3e{u,  ha  biefe 
f^on  pr&esiftiren  ?  Sine  üirtuale  @d^öpfung  ber« 
jelben,  fa&S  {te  nid^t  {d^on  pröesifUrten,  fonbem 
gan}  Don  Steuern  ge{(^aff en  merben  müßten,  lönnte 
aUerbingd  als  möglid^  eingeräumt  merben,  bod^ 
nur  unter  ber  Sebingung,  ba^  fte  mie  bod  9uf- 
l^ören  ber  39rob-  unb  SBeinfubftang  burd^  g5tt- 
lid)t  £]^ittgfeit  aSein  jur  SSermirflid^ung  fäme, 
fo  ba^  ber  ^riefter  nur  moralifd^-merf jeuglid^er, 
nid^t  pj^t^ftfd^mofjeugnd^er  SBetje  bie  Sonfecra« 
tion  DoUjöge.  9lber  aud^  bie  Sefiimmung  ber  eu' 
il^riflifd^en  SBefenSmanblung  als  actualer  Sr* 
(oltung  ber  {d^on  pröe^iftirenben  Subfton^en  beS 
gUifd^eS  unb  Sluted  3efu  im  Sinne  Don  Suareg 
bürfte  abgumeifen  (ein.  SBie  beren  ^immlifd^e  unb 
facromentale  @ein§meife  Derfd^ieben  ift,  fo  aud^ 
bie  Srl^oltung  biefer  beiberlei  SeinSmeifen.  S)ie 
Srl^oltung  ber  facramentalen  @einSmeife  berfelben 
f e^t  bie  ZranSfubftantiotion  DorauS,  begrünoet  fie 
nic^t.  S)ie  euc^ftifd^e  SBefenSmanblung  lann 
ou^  nic^t  )u  @tanbe  lommen  burd^  grgeugung 
(generatio)  ber  ©ubftangen  bed  gfleifd^eS  unb 
SBIuteS  bed  C^erm,  meber  burd^  actuale  ßrgeugung, 
meil  fte  fd^on  präe^ftiren,  nodi)  burdb  eine  Dirtuale 
Srjeugung,  meil  nac^  fird^(i(|em  ©lauben  feine 
SDlaterie  präe^iftirt,  aud  melc^er  fte  erjeugt  merben 
Unnten«  93on  (Einigen  mürbe  bie  eud^riftifd^e  9Be- 
jenSmanblung  aud^  }u  beftimmen  gefud^t  ald  9b- 
forbirtmerben,  S)epoten}irtmerben  ber  SBrob-  unb 
SBeinfubfiongen  bur(^  bie  Subftan^en  beS  gfleifd^eS 
unb  SluteS  bed  ®ottmenfd(|en,  alg  Srl^ebung  in 
biefe(ben  u.  bgl.  SS  mag  biefeS  gugegeben  mer- 
ben, menn  bmnit  nur  gefagt  fein  foU,  bo^  le^tere 
Subftangen  ben  erfteren  gleid^mert^ig,  ja  mel^r  atö 
gleid^mertl^ig  feien;  feineSmegS  aber,  menn  be- 
hauptet merben  moUte,  bag  fte  burd^  biefe  Der- 
mitteld  Derfd^iebener  (SonfecrationSacte  in  fte  er- 
l^obcnen  Subftangen  einen  3umad^3  erfal^ren. 
S)ie  Xrandfubftantiation  fann  rüdfftd^tlid^  il^rer 
Cntfiel^ungSmeife  burd^  a&^  bie  aufgefül^rten  (Snt- 
ftel^ungSmeifen  gefd^öpfltd^er  SDinge  unb  Vor- 
gänge ^  mögen  fie  natürlid^er  ober  felbft  über- 
natürlid^unberbarer  3lrt  fein,  bem  iBorauS- 

8e(enben  {ufolge  nid^t  auf  erfd^opfenbe  SBeife 
ejtimmt  unb  erHärt  merben,  fonbem  nur  auf 
me^  ober  minber  annal^embe,  analogtfd^e  äBeife, 


mie  e8  Don  Seiten  ber  Sater  unb  X^eologen,  be- 
fonberS  ber  nad^tribenttnifd^en  Z^eologen,  bis 
^tigen  XagS  aud^  Derfud^t  morben  ift. 

SBenn  bie  eud^arifttfd(|en  ^ccibentien  aufhören, 
fo  l^ört  nad^  fird^Ii^em  ®Iauben  aud^  bie  Ger- 
manen) ber  Subftangen  beS  fJfleifd^eS  uttb  SBluted 
3efu  tmter  ben  neu  eingetretenen  SIccibentien  auf, 
unb  ed  treten  il^nen  entfpred^enbe  neue  Subftangen 
ein.  2)iefer  Uebergong  fann  aber  j[ebenfalls  nid^t 
al§  XranSfubftantiation  im  Sinne  ber  eud^arifti- 
fd^en  aufgefaßt  merben ;  benn  eine  SBanblung  ber 
Subftangen  beS  f^eifd^eS  unb  Sluted  3efu  in 
anbere  Subftangen  fann  nic^t  eintreten  in  bem 
Sinne,  mie  eine  SQBanblung  ber  Subftangen  bed 
SrobeS  unb  SBeineS  eingetreten  mar,  ba  jene  nid^t 
}u  e^iftiren  aufhören,  mie  DomialS  biefe  }u 
ei;iftiren  aufl^örtetu  SBie  tdnnen  aber,  menn  bie 
eu^ariflifd^en  Slccibenticn  aufhören,  neue,  ben 
nunmel^r  eingetretenen  Sccibentien  entfpred^enbe 
Subftangen  entfielen,  g.  $.  burd^  SSerbrennung 
Sfd^e,  burd^  Sermefung  SBürmer,  burd^  ©öl^rung 
Slftg,  bur^  Cma](irung  organifd^ed  gleifd^  unb 
^lut?  Sine  Sßeinung  ging  bal^in,  ed  ^nbe  in 
fold^em  Sfalle  ein  3urädfebren  ber  Subftangen 
beS  SBrobed  ober  9Beined  fktt,  fo  ba|  auS  il^nen 
befagte  fförper  erjeugt  merben.  2)iefe  SReinung 
ift  iebenfaUS  unl^altbar;  benn  bie  Subftangen  Don 
SBrob  unb  SBein  fdnnen  nid^t  gurücffebren,  fo- 
lange  bie  eud^arifitfd^en  ®efialten  befielen,  unb 
menn  biefe  Dergel^en,  ebenfo  menig.  Sine  meitere 
Steinung  nabm  an,  bog  in  f oli^em  gfalle  nid^t  bie 
Subftangen  beS  Srobed  unb  SBeined  gurildtfe^ren, 
mobi  aber  beren  SRaterie  Don  92euem  erfd^affen 
merbe.  3)er  ^L  %i)oma§i  Don  Squtn  miU  biefe 
ÜReinung  nid^t  Dermerfeii;  ba  fte  au|er  ber  Son- 
fecration  aber  ein  gmeiteS  SBunber,  nömltd^  bie 
ßrf^affung  einer  IRaterie  obne  Stotl^menbigfeit 
annimmt,  fo  gtel^t  er  eine  aitbere  S^einung  Dor, 
gemö|  meld^er  @ott  bem  ^ccibenS  ber  9uS- 
bel^nung  (qnantitas  dimensiva)  in  ber  &)n- 
fecration  bie  IBefobigung  Derlieben  l^t,  jum 
3tDedfe  ber  Srgeugung  neuer  Subfiangen  als 
StellDertreterin  ber  fubftantialen  SRaterie  (sup- 
plens  yicem  materiae)  gu  bienen,  ntd^t  aber  alS 
ftofflid^e  Urfad^e  (materia  ex  qua)  i^rer  Sr- 
geugung  felber  (S.  Thom.,  In  4.  Sent.  dist.  12, 
q.  1,  a.  2,  q.  4;  S.  th.  3,  q.  77,  a.  5).  Hßand^e 
il^eologen  befötnpften  jebod^  biefe  SReinung  ober 
fanben  fte  menigftenS  für  fel^  erflörungSbebürftig, 
meil  bie  SuSbe^nung  rein  als  fold^e  bie  Stelle  ber 
SJlaterie  nid^t  Dertreten  fönne.  Sie  nal^men  ent- 
meber  nad^  bem  Vorgänge  beS  S)unS  ScotuS 
(In  4  Sent.  dist.  12,  q.  6,  n.  12—14)  an,  bog 
neue  Subftongen  (fubftantiale  SRaterien  unb  gfor- 
men  gugleid^)  in  obigem  gfalle  Don  ®ott  erfc^affen 
unb  nid^t  irgcnbmie  ergeugt  merben,  ober  fte  tml^men 
an,  ba^  nur  neue  SRaterien  erfd^affen  merben,  auS 
mel(!^en  alSbann  nai)  bem  ©efe^e  ber  naturlid^en 
äBeltorbnung  neue  Subjlangen  erjeugt  merben. 
Se^terer  !Dleinung  geben  nad^  bem  Siorgange  Don 
Suareg,  ^ol^.  Sugo,  ber  Salmanticenfer  u.  f.  m. 


1995 


%xappi\ittL 


1996 


blc  neueren  Il^eoloöen  ben  SBorjug.  gtne  fd^öpf e- 
rifd&e  3:5Qttöfeit  (SotteS  —  »enigflenS  im  ©inne 
biejcr  le^tcm  5Wcinung  —  »üb  immerl^n  ju  })0- 
ftuliren  fein. 

Qä^lU^Wi)  fmb  nod^  furj  bie  einwenbungen 
au  berühren,  toeld^e  gegen  blc  Seigre  öon  ber  XranS- 
fubftaniiötion  mit  Berufung  auf  naturmijf enfd^af t- 
lid^e  %fyx\]a6)tn  erl^oben  »erben  Knuten.  ®ie 
grfal^ng,  fo  fagt  man,  beweist  bafi  ©efej  ber 
gr^altung  ber  förperlid^en  SMaterie  unb  bamit 
gugleid^,  bo^  bie  biefem  (SefeJ«  gemäl  eintretenben 
SQSirfungen  aud^  l^ier  eintreten,  ol^ne  mif  »unber» 
bare  SQBeife  unterbunben  ju  fein.  ®ie  Crfol^rung 
be»eife  alfo,  ba^  eine  SSemid^tung  unb  IReu* 
fd^öpfung  förperlid^er  9Materie,  »ie  fle  burd^  bie 
SronSf  ubftantiationSIel^re  erf  orbert  »erben,  f  eineS« 
»egS  ftattfinbe.  3nbeffen  ift  biefer  6in»anb  burd^- 
aud  ab3u»eifen.  S)aS  burd^  bie  d^emifd^e  SSkige 
controlirbare  ®e»id^t§quantum  ber  fförper  bleibt 
oHerbingS  boSfelbe  in  qS'  bereu  SBonblungen, 
bleibt  boSfelbe  oud^  in  ber  eud^nriftifd^en  SBonb- 
lungj  SDrud(  unb  @e»id^t,  olfo  oud^  baS  ftopd^e 
®e»id}t8quQntum,  ift  aber  ein  ^ccibenS,  ein  blei- 
benbeS^cribenS  ber  »ed^felnbenSlccibentien.  ®t»a8 
ganj  Rubere«  ift  inbeffen  bie  SKaterie  in  fubfion- 
tialem  @inne.  5Diefe  fonn  als  SRaterie  be§  SrobeS 
unb  SEßeined  gu  ej^iftiren  oujl^ören,  anftott  i^rer 
lann  bie  eud^arijtifd^e  STtotene  beS  gfleijd^ed  unb 
SluteS  E^rifti  eintreten,  unb  anftatt  biefer  bin- 
»ieberum  !ann  bei  ^uflöfung  ber  eud^ariftifd^en 
Sccibentien  obermotö  eine  anbere  ÜKaterie  ein- 
treten, ol^ne  bo|  baS  ftofflid^e  ©emid^tSquontum, 
»eld^eS  p]^9ftfalifd^»d^emifd^erfeit8  meift  al§  ÜJ?a- 
terie  begeid&nct  »irb,  eine  3u-  ober  2lbna]^me  er- 
fol^ren  »ürbe.  ®ie  »ägbore  2Katcrie  im  6inne 
ber  pb9fifalifd^»d^emifd^cn  SRebe»eife  unb  bie  fub- 
ftantiale  ÜKaterie  im  ©inne  ber  mctopl^tififd&en 
unb  tl^eologifd^en  SRebemeife  fmb  »ol^I  ju  unter« 
fd^eiben.  3cne  ift  ein  ^l^änomenon,  biefe  ein 
SRoumenon;  »aS  öon  Jener  gilt,  baS  gilt  nid^t  eo 
ipso  t)on  biefer.  —  SQßeiterbin  beruft  man  fi(|  auf 
ben  grfa^rungSfaJ  Don  ber  grl^altung  ber  ftroft 
(ber  Potentialen  unb  actualcn  gnergie).  S)ie  öer» 
fd^icbenen  förperlid^en  SIBanblungen  —  »enigftenS 
auf  anorganifd^em  (Sebiete  —  feien  nur  öerfd^ie« 
bene,  einanber  gleid^mertl^ige  Umformungen  einer 
unb  berfelben  ßraft,  unb  eine  3«"  unb  Übna^me 
fold^er,  »ie  fie  bur^  bie  3:ran§fubftantiation§Ie^re 
erf  orbert  ȟrbe,  finbe  nid^t  ftott.  Slttein  aud^ 
biefer  6in»anb  trifft  nid^t  ju.  ©aS,  »aS  in  bie 
ßrfd^einung  tritt,  »aS  finnlid^  beobad^tet,  »aS 
birect  ober  inbirect  gemeffen  »erben  fann,  »ie  bie 
öerfd^iebenen ,  in  einanber  übergel^enben,  immer 
gleic^mertl^igen  förperlid^cn  Se»egung§formen,  ge- 
hört fammt  unb  fonberS  bem  Sereid^e  ber  5lcci- 
bentien,  ber  ftnnfäUigcn  pl^^üfalifd^'d^emifd^en  gr- 
fd^einungen  an,  nid^t  bem  sBereid^e  ber  nur  bem 
geiftigen  Semunft-  unb  ©laubenöauge  augöng» 
lid^en  ©ubftanjen  imb  Sorgönge,  gibt  für  Icjtere 
alfo  feinen  TOa^ftab  ab.  g§  gelten  l^ier  bie  SBorte 
beS  §9mnu8  eine§  f)l  Sl^omaS  öon  3lquin: 


Visus,  tactoB,  gostos  in  te  fallitar,  eed  ao- 
ditu  solo  tuto  creditur.  OBgl.  }ur  fpeodotb* 
tbeologifd^en  Seigre  Don  ber  XranSfubftantiation 
S.  Thomas,  S.  Ül  8,  q.  75  et  77,  a.3-6; 
Suarez,  De  sacram.  disp.  49  —  50.  54; 
de  Lugo,  De  eucharistia  disp.  7  et  10;  8al- 
manticenses,  De  eacharistia  disp.  5 ;  Fr.  X 
Wildt,  Explanatio  mirabiliuxDy  quae  divina 
potentia  in  eucharistiae  sacramento  Operator, 
Bonnae  1868 ,  29  sq. ;  Aemilina  de  AogQ- 
stinis.  De  re  sacramentaria  II,  Woodstock 
1878,  art.  5 — 6 ;  gfron)  ©d^mtb,  S^  Stflönmg 
ber  XronSfubflantiotion,  in  ber  S^ttf^r.  f.  fat^L 
Il^eol.  1894,  108—128.)        piL  6<^ib.] 

"^xappißm  ifl  bie  gebröud^Iid^  Sejeu^mmg 
für  biejentgen  Siflercienfer,  meld^  bie  Seform  beS 
Siftercienferflo^erd  Sa  Xxoppt  befolgen.  %a 
9tame  !am  erft  gegen  Snbe  bed  17.  So^r^unbeilS 
auf,  als  ber  bamalige  W)i  t)on  fiü  Xrappe  }un&(^ 
unter  ben  ©einen  bie  flrenge  3u(^t  ber  |ä.  ©tep^ 
unb  93embarb  (ogl.  b.  9rL  StflercienferorbeD) 
»ieber  einfül^rte.  S)ie  @d^redten§§eit  unb  bie  Se* 
ligionSanfeinbungen  »öl^renb  ber  gro^  %etH>« 
lution  fadsten  fobann  im  glöubtgen  Solfe  ben 
erf d^Iafften  93u|geift  fo  m&d^tig  an,  ba|  9a  %tQp\t 
feit^er  eine  ganje  9iei^  fllöfter  {Kften  fonnte;  bie 
äieligiofen  aller  biefer  ©otteSl^fer  tragen  mm 
aud^  ben  !ßamen  Srappiflen.  SSen  einem  „Stop* 
piftenorben"  lann  aber  feine  9tebe  fein,  bennt)orber 
ff ird^  finb  bie  Xrappifien  rdormirte  Sifierdenfer, 
fo  »ie  bie  unbefc^ul^ten  Sarmeliten  ben  refo^ 
mirten3»eig  be§  SarmelitenorbenS  Dorfiellen.  €ie 
ftanben  immer  unter  bem  ©el^orfam  beS  ©jier« 
cienfergeneralS  unb  ftnb  nod&  [tjfi  ßtfterrienfeL 
—  ®a8©tift  Sa  2rappe  (2)i5cefe@Äj  inber 
5Rormanbie)  »urbe  1140  bon  einem  ©rafenbiejer 
®egenb  gegrünbet  unb  ben  5)enebictinem  tum 
©aoignQ  übergeben.  Sediere  liefen  ftd^  aber  f^os 
1148  auf  bem  ©eneralcapitel  gu  Siteoui  Don 
^apft  ßugen  HI.,  ber  alS  ehemaliger  ©ftercienfft 
präftbirte,  in  ben  Eifterdenferorben  einreiben,  raib 
5»ar  unter  bie  ©tammlinie  beS  I^L  93embarb  Don 
ßlairt)auj.  ^M  erlebte  Sa  irappt  blühen!« 
Seiten ;  ftrenge  3«d^t  l^errfd^te  bort  mel^rere  ^cift' 
l^unberte  lang,  unb  obfd^on  ba§  fflofter  in  einem 
gan^  abgefd^Ioffenen  »Üben,  faft  un^ugöngltc^ 
Xbale  lag  —  c8  fofl  baüon  aud^  feinen  3lamm 
„Srappe"  b^ben  — ,  jog  bod^  ber  Suf  feiner 
gfrömmigfeit  95oIf,  ©eiftlid&feit  unb  Hbel  on. 
5Ke]^rere  3JlaIe  »urben  j»ar  bie  3Rbnä^  im  bm»* 
bertiöbrigen  ffriege  auf  längere  3^  t)ertrieben 
unb  fanben  bei  ibrer  SRüdBel^r  il^re  SSo^nung  ge* 
plünbert  unb  niebergebrannt  (14.  unb  15.  3ü^ 
lunbert),  aber  fte  bauten  materieO  unb  geijHg 
9lEeS  »ieber  auf  unb  blieben  i^rer  Siegel  fletS 
treu.  aKit  bem  Sabre  1526  beginnt  ber  9lieber« 
gang  beS  ff lofterS.  2)amald  ^en  beim  %dbt  bei 
3lbte8  bie  g^orprofeRen  nad^  ^erfömmlicberSBei^ 
einen  ber  S^rigen  als  Wtt  ermäblt.  ftönig  gfnmj  L 
bagegen  ernannte  gegen  olled  Sted^t  ben  (iaAmd 
S)u  ^eSaQ  jum  S^ommenbotarabt,  unb  t>on  ba  ob 


1999 


Ztappi^ttu 


2000 


gönn  et  mit  feiner  Reform,  bie  baS  3td  l^atte^ 
bie  erfte  SeBenSart  Don  (Eiteous,  foDiel  eS  Seit 
nnb  Umftänbe  erlaubten,  mteber  auf^nel^metu 
VM  tDurbe  mit  SRa^  unb  Ueberlegung  getl^an, 
xAäftfi  übereilt  Suerft  ftubirte  be  Stanc^  genau 
bie  alten  @ebrihi(^  unb  befolgte  fie  felbft  @o 
folgen  feine  Kdigiofen,  toit  bte  Stegd  eigenttid^  }U 
l^ten  fei,  unb  begel^rten  balb  Dom  9bte  bie  Sr- 
laubni^,  }u  tl^un  tt)ie  er.  %in  »urbe  Dor  ber 
Sonjen  ®emeinbe  bie  @ad^e  befprod^en,  unb  wenn 
^t  XEe  einftimmten,  fing  man  an,  einen  $untt 
um  ben  anbem  einllmetten  t)erfud^tt)eife  )u  fiben. 
(Bob  bann  bie  $nt£i8  leine  Sd^mierigleit,  fo  na^m 
man  befinitio  biefen  Ißutdt  aß  ObferDon)  an; 
fleOte  es  fid^  ober  berauS,  bog  bie  SBeoba^tung 
einer  €ad^e  laflig,  ftörenb,  geftmbbeitdttibrig 
aar,  fo  mürbe  fie  als  un))anenD  für  bie  neueren 
SSerbältniffe  aufgegeben.  @o  mürbe  nati^  unb 
nod^  ber  Ser^id^t  auf  ben  ®enu6  Don  £iem, 
Sfifd^en,  gfleifl,  gett,  SBein  für  bie  (Sefunben  jur 
Segel  gemod^t.  Sie  ^anbarbeit,  ein  gemeinfomer 
€($IoffaaI  fhtt  ber  ^rtoatjeUen,  baS  ©tiSfd^mei- 
gen  unb  bie  3ci<^mf)>tad^e  fanbeu  oud^  feinen 
SSiberftonb.  Sagegen  mürbe  baS  ÜRittagejTen 
nad^  4  U^r,  mie  eS  ber  pl.  Senebict  uno  Die 
frfil^eren  Ciftercienfer  an  i(Kr(^enfafttagen  bielten, 
nod|  gipeimoligem  Serfud^e  (1672,  1678)  auf- 
gegeben, ba  bie  ihäfte  fomobi  für  ben  ßl^orgefang 
olS  bie  ^onbarbeiten  nid^t  binreid^ten,  um  biefen 
^ßunfi  ber  Siegel  oudjubatten:  man  fe^te  bie  3RäfjH» 
}eit  an  gfofttagen  auf  12,  an  9li(|tfafttagen  auf 
11  Übt  feft.  @o  bouerte  eS  me^r  als  ge^n  ^oX^xt, 
bis  SHIeS  georbnet  mar,  unb  $a))ft  ^nnocen)  XI. 
lonnte  biefem  SEBerle  ber  SBeiSbeit  usd)  ber  gröm- 
migleit  rubtg  baS  @iegel  ber  ürd^Iid^n  ®enebmi« 
gung  oufbrüdten  (28.  SRai  1678),  nad(|bem  ber 
geiftreid^e  Soffuet  nur  fiobenSmertbeS  barin  ge« 
funben  batte.  $iuS  VL,  «ßiuS  VII.,  ©regorXVL, 
$iuS  IX.  faiü)en  oud^  nid^tS  UebertriebeneS  in 
biefer  Steform  unb  billigten  fie  bu^^oO;  bie 
Siftercienfer  OrbenSgenerale  Sarfd^er  unb  $errot 
{nriefen  biefe  SebenSmeife  bod^,  utü)  bie  Seit  bctt 
feitbem  bie|  Urtbeü  beftätigt.  S)ie  ateligiofen  Don 
Sa  ixappt  botten  biefe  Strenge  fo  Heb  gemonnen, 
bo^,  als  ibr  9Ibt  megen  OrbenSgefd^öften  löngere 
3eit  )u  Slom  Dermeüte  unb  ber  $rior  unterbeffen 
oerfud^te,  bie  3nd^t  etmaS  j)u  milbem  unb  gfifcbe 
auftragen  )u  loffen,  ber  gonge  SonDent  fid^  gegen 
ibn  erbob ;  ber  93ifttator  mu|te  ben  $rior  ent- 
fernen unb  erndren,  bog  er  oud^  nid§t  Sine  mi|- 
beCige  Stimme  gegen  bie  IReform  im  jtlofter 
vernommen  bcibe.  93on  9u|en  fretttd^  b^tte  eS 
be  Slonc^  an  @d^mierigteiten  bei  feinem  Sfteform- 
mei^  nid^t  gefeblt.  3n  bie  Seit  bis  1667  foQen 
fd^mere  ftäm))fe  innerbolb  beS  SiftercienferorbenS, 
mo  bie  Slefortkportei  ibre  93ered^tigung  gegenüber 
ber  milbem  ObferDong  unter  r)fubrung  beS  9bteS 
t)on  £iteou{  nur  mit  SRübe  bebouptete.  S)e  Koncö 
meilte  oIS  3)e))utirtet  ber  reformirten  Sifterrienfer 
iongere  Seit  in  Stom,  mu^te  aber  fd^He^U^  ein- 
geben, bag  bie  erfebnte  Steform  beS  gongen  Or- 


benS  ober  menigfienS  bteSelbflfinbigleitbetfirm- 
gem  ObferDon)  nid^t  gu  erreid^  feL  S)ic  befini- 
tU)e  (gntfd^eibung  SUesonberS  YIL  Dom  19.  l)>nl 
1666  unterfteOte  bie  ftrengere  Obfert>ons  ber  miU 
bem.  2)ie  ateformfibte  erboben  auf  bem  ®eneral« 
copitel  1667  nod^mols  $roteft,  enegten  aber  bo» 
mit  nur  ben  ttnmiOen  ber  römifd^en  Sebbrbcu 
unb  beS  ^fteS.  @eitbem  befd^ränf u  fid^  be  Stonce 
ouf  bie  Steformirung  feiner  Sbtei  2a  %tappt. 
aber  oud^  bogegen  etbob  ftd^  ein  @turm,  gumoi 
in  So  Ziappi  binnen  gel^n  aSonoten  (1674  bil 
1675)  peben  ÜRönd^e  infolge  ber  Strenge  ge- 
ftorben  fein  foQten.  2)ie  mie  nobm  becort ju,  bo^ 
be  Stonc^  mirDid^  einen  umgriff  fetned  CtbenS* 
generolS  befürd^tete.  919  er  bo^er  nad^  fd^merer 
jhonfbeit  am  3abteStoge  feiner  g^rofeffion,  ben 
26. 3uni  1675,  mieber  gefunb  an  ber  @{>i|e  feiner 
@emeinbe  ftanb,  legten  ttOe  boS  Serfprecben  ob,  in 
ibrer  SebenSmetje  bis  gum  Zobe  }tt  t)erbart)rn. 
@o  ging  boS  (Semitter  obne  Sd^oben  »oruber. 
3lm  griff  man  be  SRonce'S  ©d&riften  on.  3n  fei- 
nem Traito  de  la  saintet^  et  dee  devoirs  de  la 
yie  monastique,  in  feinen  Keben  unb  in  ber  Aus- 
legung ber  Siegel  beS  bl.  SSenebict,  befonberd  aber 
im  Traitö  des  öiadee  monastiqaes,  foQte  VDie§ 
übertrieben,  nicbtS  mebr  geitgemd^  fein ;  er  molle 
bie  9Rdnd^  in  bie  SBüften  ber  ZbeboiS  gunid- 
fübren  u.  f.  m.  S)er  gelebrte  9)labiIIon  (f.  b.  Sri) 
morf  ibm  Dor,  er  Deroiete  ben  OrbenSleuien  gai^> 
lid^  DOS  Stubium,  »oS  nie  gemefen  fei ;  ber  (Sei)} 
ber  ffinbe  Dertonge,  bo^  bie  SDtdnd^e  nii|t  meniger 
müßten  als  onbere  ^rufler,  um  ben  l^riefierfionb 
Dor  ber  9Belt  nid^t  betobgumürbigen.  De  Slonce 
ontmortete,  fhibiren  mü|ten  bie  W5nd^e  freiltd;, 
unb  bie  Siegel  befttmme  ibnen  3eit  bagu:  ober 
pto\ant  Stubien  tonnten  ibrem  Seirufe  nur  fd^oben. 
Alle  biefe  Snfeinbungen  lonnten  iebod^  ben  3u- 
brong  ber  (Sfäubigen  na(b  So  Zxappt  ni^t  bin» 
bem.  aBeltIeute,Seiftlid^e,OrbenSSeute,a3ifd&dfe, 
ßorbinole,  Sbelige  iebeS  SlongeS,  fogot  ®Uebcr 
ber  Idnigltd^en  gomilie  brängten  fi(9  ^etan,  nn 
nod^  ben  Slatbf^Ugen  unb  unter  ber  0emi|[en^ 
leitung  beS  frommen  SbteS  auf  bem  SSßege  beS 
6eüeS  Dorongufd^reiten.  9luS  feinem  einzigen 
fflofier  lonnte  man  Dor  be  Slonc^S  Zobe  ben 
,,99erid^t  über  boS  Sebm  unb  ben  2ob  Don 
55  Sleligiofen''  Der5ffentli($en,  beren  Xugmbm 
gong  "f^tm^äf  berDorleud^ten.  S)oS  nrot  bie  befle 
iEBiberlegung  ouer  ®egner  be  Sloncö'S.  —  Zocb^c- 
nöfter  moOte  ber  bemüibige  SRonn  nidbt  gmn- 
ben,  nur  bem  gfrouentlolter  SeS  doiretd,  boS 
unter  iJ^m  ftonb,  gob  er  feine  (Sonftttutionen 
(1689).  2)en  Sebten  Don  SeDtfonS^  JDrtKd^ 
Zamx6,  eb&tiUon,  bie  ibre  ftlößer  ou^  lefor» 
miren  moDten,  rietb  er,  gu  tbun,  toie  er  gelb<ui 
botte,  unb  felbft  b^rouSgufinben,  moS  für  ibre 
aRönd^e  boS  ^offenbfie  fei ;  fie  midben  menig  ton 
ibm  ob.  SRit  gunebmenbem  Alter  bur(b  ilfraol- 
beitm  gefd^öd^t,  lonnte  be  Stonc^  nic^t  mebr  ta 
ber  ^übem  Seife  fein  Amt  mobmebmen.  SD«  er 
befflrd^ete,  eS  mbd^te  boburd^  oSmaltg  eine  Eodk» 


2001 


%xappi\ttn. 


2002 


nmg  in  bet  3ud^t  eintreten,  fo  t^at  er  Sd^ritte  beim 
MtA%t,  um  feine  Sbbanfung  unb  bie  SS^a^l  eines 
feiner  IDtönc^  jum  regulären  9lbte  genel^migen  )u 
lafjen.  Subwtg  XIV.  unb  au^  $(q)ft  3nno- 
cen)  XIL  nol^men  ben  gemä^tten  Sbt  3i>P>nuS 
(äonuar  1696)  an,  unb  be  Siancö  (onnte  fid)  nun 
in  oler  9lu^  auf  fein  Snbe  Dorbeniten.  2)od^  re> 

Srte  ber  neue  Slbt  nid^t  über  smei  SOtonate,  unb  fein 
((folger  ®ert)aife  reftgnirte  nad^  jtDeiiabriger 
abminiftrotion,  fo  bo^  er^  9lbt  3acobuS  bie  lej^te 
6iunbe  bc9  greifen  Sleformatord  fa)^.  9lad^bem 
ber  gro|e  Süfer  auf  9(fd^e  Hegenb  bie  lej^tcn  @aaa- 
menle  empfangen,  bot  er  bie  ganje  ®emeinbe  um 
Qex)ei^ng,  munterte  fle  auf  }ur  Sebanlid^feit 
auf  beut  betretenen  Sultoege,  gab  t^nen  feinen 
kidterii<(en  Segen  unb  entfd^Uef  fanft  im  ^erm 
am  27.  October  1700,  ncü^eju  75  3a^re  alt 
SSoIIe  37  äa^re  l^atte  ber  t)or]^er  Denoetd^tid^te 
^5f(ing  ba§  Seben  t?on  Sa  Zroppe  ouSgel^alten ; 
ed  fd^ien,  ate  »oUte  ®ott  burc^  il^  felbft  feine 
SBtb^a(|er  überffibren,  ba|  bie  Zrappifienregel 
baS  Seben  nid^t  abtürat. 

3)er  rertgion§feinbIid^e  ®eift  bed  18.  Sal^r- 
(unbertS  begünftigte  (eineStoegS  ben  Seruf  ju 
ftrengem  SSugleben.  Sal^r  tonnte  Sa  itoppt  nur 
loenige  f^öufer  grunben.  Suon-@ola9}o  bei  glo- 
renj  tourbe  geftiftet  burd^  Softmo  UL  Don  Xod- 
cona  (1705),  Safamari  in  ben  JHrc^enftaaten 
aboptirte  bie  &)nflitutionen  be  Stancö'd  (1717)  ouf 
9(norbnung  (Sternen^'  XL,  ber  felbfl  in  9tom  gu 
@.  SHto  Xrappiften  l^aben  moQte  (1709).  @on[t 
loerbreiteten  fl^  bie  Zroppiften  t>or  1791  nic^t 
Leiter ;  boc(  (atte  Sa  Zrappe  im  Sergleid^  mit 
milberen  iHöftem  immer  oiel  mel^r  SRitglieber. 
S)aS  S)e€ret  ber  Sluflofung  aSer  ff  löfier  in  §ran!- 
reid^  (13.  gfebruor  1790)  trof  oud^  Sa  Srappe. 
Ser  9tot)i}enmeifter,  Som  ^uguftin  be  Seftronge, 
©pri^Iing  einer  abeligen  gamilie  au%  @üb« 
fronfrei<!^,  ber  in  feinem  25.  Sa^re  nad^  Sa  trappe 
gefommen  mar,  um  nid^t  ©eneraloicor  bed  Srg- 
bifd^ofS  ))on  SBienne  gu  merben  (1779),  fa|te  fo- 
gleid^  ben  Cntfd^tug,  Heber  in'3  SluSIanb  gu 
gießen,  att  feine  SebenSmeife  aufgugeben.  Sro^ 
aller  ^inbemiffe  fanb  er  fär  24  ajlann  Suf- 
nobme  bei  ber  Stegierung  oon  greiburg  in  ber 
Sd^meig  im  alten  ffartl^öuferflofter  93al'@ainte. 
92a^  erl^aUener  Srlaubni|  feiner  Orbengoberen 
goa  er  mit  20  feiner  SKitbrüber  bol^tn  (1791), 
unb  StSe  maren  gefinnt ,  il^r  SBu^Ieben  nod^  gu 
Derfd^firfen  toegen  ber  fdgtoeren  89ebrängniffe  bed 
SaterlanbeB  unb  ber  ffird^e.  Sie  nal^men  bie 
ptimitioen  Sfaften-ÜRittageffen  nad^  4  Ul^r  mieber 

S,  tranfen  nur  SBaffer,  fd&Iiefen  auf  Srettem, 
eiteten  6  @tunben  neben  bem  ftrengften  Cl^or- 
bienfte,  furg,  fte  leifteten  au^erorbentlid^ed  in 
S9u|toerlen  unb  übertrafen  meit  bad  erfte  Siteaus. 
S>etmo<^  famen  ga^Ireid^e  ^oftulanten,  fo  ba^ 
fd^on  1794  Kolonien  nad^  Spanien,  $iemont, 
S9e(gien  unb  Sanoba  ausgießen  tonnten.  Sßal- 
@ainie  mürbe  am  30.  September  1794  Don 
SßiuS  TL  gu  einer  Siftercienferabtei  Congrega- 


tionis  B.  M.  de  Trappa  erlfioben,  be  Seftronge 
gum  SSater-Slbt  aSer  feiner  Stiftimgcn  ertlart. 
9lud^  grauen  melbeten  fid^,  um  feine  Obferoang 
gu  befolgen;  er  grünbete  für  fte  baS  fflofter 
Sainte-SoIontö-be«S)ieu  (14.  September  1796), 
mo  balb  über  30  9tonnen  Derfammelt  maren.  Um 
biefelbe  3<it  Jd^uf  er  aud^  einen  S)ritten  Orben 
für  bie  Srgiebung  ber  SDBaifentinber.  3(De8  ging 
nad^  aSunfd^,  bis  1798  eine  ftnngöftjd^e  Srmee 
in  bie  Sd^meig  einbrad^.  9tun  blieb  nur  bie  gfluc^t 
übrig.  SS  maren  aber  bie^mal  nid^t  21  SDtann, 
bie  frifd(|meg  nod^  einem  anbem  jflofter  giel^en 
tonnten,  fonbem  250  $erfonen,  beren  größere 
ßölfte  grauen  unb  jlinber  maren.  Sin  beftimmteS 
3iel  litten  fu  nid^t ;  bod^  blieben  Mt  feften  unb 
froren  Sinnes.  3uerft  gogen  fte  nad^  SBaqem, 
überaQ  erbauenb  unb  überall  grogmütl^ig  unter« 
ftü^t.  9)urd^  Sd^mefler  SDtaria  3ofep]^,  eine  geborene 
$rmgeffin  Don  Sonb^,  bie  einft  ftaifer  Ißaul  I. 
Don  Ku^Ianb  im  Döterlid^en  Sd^Ioffe  gu  S^ntiQ^ 
bemirtl^et  l^atte,  erlangten  fie  Sufnal^e  in  SBeig» 
ru^Ianb  unb  Sitauen,  mo  il^nen  fflöfter  angemiefen 
mürben.  S)od(|  balb  marb  il^nen  baS  neue  ^eim 
getmmmen,  inbem  $aut  I.  Oftern  1800  alle 
grangofen  feines  SanbeS  oermieS.  9lun  badete  ber 
^bt  baran,  nad^  Slmerita  auSguioanbem.  3n 
SDangig,  Sübed,  Hamburg,  befonberS  aber  gu 
S)ar|elb  unb  SDriburg  in  SBefifoIen,  mo  i^re 
Stitbrüber  feit  1795  anföfftg  maren,  mürben 
bie  glüd^tlinge  freunblid^ft  aufgenommen.  2)ann 
t)ertbei{tcn  fte  ftd^,  inbem  Sinige  nad^  Snglanb, 
9nbere  nad^  Slmcrita,  mieber  Srä^ere  nad^  Selgien 
(SBeftmaHe  bei  ^ntmerpen)  gogen.  Sine  Sngal^I 
teerte  nad^  93aI«Sainte  gurüd,  unbelaftigt  oon 
92apoIeon,  ber  ie|t  (Semaltl^ber  in  gfrantreid^ 
gemorben  mar.  3n  ber  golge  nal^m  9lapoIeon  bie 
£rappiften  fogar  in  Sd^u^,  bis  1811  be  Seftronge 
öffentlid^baSSBerfa^renbeSffaiferS  gegen  $iuSVIL 
taoelte  unb  ben  Sib  auf  bie  Sonftitutionen  beS 
ffaifeneid^eS  oermeigerte.  Sogleid^  erfd^ien  nun 
ein  Skcret,  monad^  bie  Zroppijtentlöfter  im  gangen 
Sleid^e  auf gel^oben  fein  foSten ;  il^e  ®üter  feien 
eingugiel^en,  i^re  SSorftel^er  gu  Derl^aften  nnb  mili- 
törifd^  gu  rid^ten.  9{ad^  9{apoIeonS  Sturg  tamen 
bie  Stroppiften  fogleid^  nad^  grantreid^  jurüdE,  unb 
i^re  ^öufer  füllten  ft^  aOent^Iben  fo  fd^neO,  ba| 
f^on  ©regor  XYL  i^nen  einen  eigenen  @eneral" 
oicar  geben  mu|te  (3.  October  1884).  3n  ber 
golge  tbeilte  bann  gituS  IX.  (25.  gfebruar  1847) 
bie  Xrappiften  in  brei  Kongregationen,  Jebe  mit 
ibrem  befonbem  (Seneraloicar.  S)ie  Kongregation 
oon  SeptfonS  utü>  bie  t?on  SBeftmdle  (Selgien) 
l^ielten  fid^  an  bie  Obferoang  be  Stancö'S;  bie 
Kongregation  oon  Sa  Srappe  tam  einfad^  auf  bie 
urfprünglid^en  ®ebraud^e  oon  Kiteaus  gurüdE. 
Wit  brei  ftanben  unter  bem  Kiftercienfergeneral 
in  9tom.  Obfc^on  biefe  Trennung  bie  rafd^e  £nt- 
midRung  ber  Zrappiften  ni^t  lammte,  mar  fte 
bod^  gegen  ben  (Seift  ber  Carta  charitatis 
(f.  b.  art.  Kiflercienferorben  m,  376),  meldte 
bie  Sinl^eit  beS  OrbenS  nid^t  bIo|  im  Sorftanb, 


2008 


XxappifttxL 


2004 


fonbem  Qud^  in  ben  (SebtSud^  em))fie]^lL  S)e|« 
1^  berief  Seo  XIU.  auf  ben  1.  October  1892 
bie  Oberen  oller  Kongregationen  }u  einem  (Se- 
neraIca))iteL  S)ort  tturben  unter  ber  Ougen  Sei« 
tung  beS  CorbinoIS  SRagjella  oon  Men  oie  ®e« 
brauche  beS  )irimitioen  Sitemis  angenommen.  Ser 
^Pa)>fi  befKmmte  fobann,  ba^  bie  ^rat)))i{ien  nun« 
me^  il^ren  eigenen  (Benerofobt  tmab^gig  Don 
bem  früher  gemdl^tten  Cifterdenfergeneral  ^aben 

Sollten.  €o  Jinb  j[e|t  im  (Eifterdenferorben  gmei 
elbfiönbige  wnttaU,  einer  für  bie  milbere  Ob« 
feroang  (observantia  oommnnis) ,  ber  onbere 
filr  bie  Xrappiften  (obserrantia  Btrictior).  SMe 
lej^eren  l^ben  aud^  om  2.  October  (Stofenfron)- 
feft)  1898,  bem  o^ten  €ftcularia^re  ber  ®rän- 
bung  biefeS  fflofterd,  ba8  StommHofler  Siteaus 

sourguno  enooroen. 

2)ie  (Skbräud^  ber  Xra))pi{len  finb,  toie  oben 
erofibnt,  bie  bed  primitioen  Siteoui,  fooiel  eS 
bie  ie|igen  SSerl^tniffe  geftatten.  S)er  officieüe 
!ßame  ifl:  Ordo  GistercienBinin  Beformato- 
mm  beatae  Mariae  de  Trappa.  @ie  bilben 
im  gonjen  Sifterdenferorben  ben  gr5|em  3tt>eig. 
3(re  donftitutionen  erbielten  bie  le^te  |)fi))ft- 
li^e  Sefiatigung  om  25.  Suguft  1894.  SktS 
Seben  ber  Sroppiften  oerßuft  Xog  ffir  Xog 
mit  ber  größten  9legelmä^igleit.  @ie  fiel^en  um 
2  Ubr  9la4t8  auf  unb  geben  im  SBinter  um 
7  nbr,  im  Sommer  um  8  U^  9benb8  ju  SBette ; 
im  Sommer  i|t  aud^  eine  @tunbe  SRittogdfd^Iaf. 
S)er  Zog  beginnt  mit  bem  Seien  ober  Singen  oon 
SRotutin  unb  Saubed;  bem  canonifd^  Officium 
»irb  babei  no<l^  ber  alten  SBeife  bod  Officimn 
B.  M.  y.  oorongeftellt  unb  on  §eriattogen  boS 
Zobtenofficium  beigefügt.  9tad^  ben  aUetten  folgt 
eine  l^Ibftflnbige  Setrod^tung,  bann  bie  $rioat« 
meffe  ober  Stubium  oon  4  bis  5  Ubr  50  SRi- 
nuten,  too  bie  $rim  mit  bem  StopM  einfällt. 
93on  7  Vi  bl8  9  Ubr  i|i  f^anborbeit  ober  Untere 
rid^t  für  bie  (Eleriler.  Um  9V4  U^r  lerj,  bann 
^od^amt,  Sest  unb  (Examen.  Stuf  11  U^r  an  ge> 
tDbbnlid^en,  12  U^r  an  gfofttagen  iß  boS  SRittog- 
effen  fe[tgeje|t,  bann  ifl  freie  3eit  gum  Stubiren 
im  SBinter,  jum  Sd^Iof  im  Sommer  (eine  Stunbe) ; 
nod^l^er  9lon,  bann  freie  3eit  unb  oon  2  bis  4  U|r 
Arbeit  refp.  Unterrid^t.  Son  5  Ul^r  an  Sefper  unb 
Setrod^tung  (eine  SHertelftunbe),  um  6  Ul^r  9benb« 
effen,  bann  freie  3eit;  um  7  U^r  (Sompletlefung, 
eomt»Iet,  Soloe  Stegina,  @ett)iffenSerforf(^ung; 
um  8  U^r  9lu]^e.  3m  SBinter  ift  !Rad^mittag3 
aOeS  eine  Stunbe  früher,  inbem  bann  bie  9Rit« 
togfirube  »egföSt.  Somit  1^  ber  Xra)))rtft  }u 
ieber  3tit  7  ooOe  Stunben  jum  Sd^Iofen;  }um 
Sffen  brandet  er  l^bd^fienS  V«  Stunben,  bogegen 
über  7  Stunben  für  ben  Sl^orbienft;  8  Vi  Stun- 
ben finb  ber  Slrbeit  ref p.  bem  ftlaffenunterri^  )u- 
getoief en ;  eS  bleiben  il^m  olf o  gegen  5  Stunben, 
menigftenS  ftorfe  4  Stunben  jum  ^riootftubium, 
fo  ba|  man  nid^t  betupfen  lonn,  bie  Xtap^ 
t)ifien  bätten  nur  3eit  jum  arbeiten  unb  Seien, 
nid^t  8um  Stubiren.  —  ffiie  Zroppiflen  jerfaHen 


in  )mei  fDU^ungen:  in  bie  <El^otrcßgtofen  unb 
bie  Conoerdbruber.  3enc  ^ben  bie  ^efter» 
mürbe  ober  bereiten  fid^  bonmf  vor,  biqe  toib- 
men  fid^  ber  {kmbarbeit  Scflm  finb  toeig, 
Ie|ten  braun  gefleibet ;  fie  tra^  moOem  iflei« 
bung,  ndmlid^  einen  mei^  Shxf  nnb  ein  f (!^tDar|e8 
Scopulier  mit  Aomtge,  ba]u  einen  hbnnm  Gür- 
tel, lieber  biefer  ffleibung  trügt  ber  (S^orn(igio|e 
eine  ttei^e  (buvSk,  VMxm  er  nid^t  bei  bei  Srbett 
ift,  ber  (EonoerSbruber  liegen  einen  brounen 
SRonteL  Sie  Slooijen  b^  SforeS  trogen  einen 
meinen  SRontel ;  bie  (Eonoerfnoütjen  l^oben  flott 
beS  SRontelS  nur  eine  9rt  SRojette  mit  ttopv^t. 
9leben  ben  ei^orprofeffen  nnb  ConDeribrubem 
gibt  es  nod^  fogen.  Sonaten,  b.  b.  $erfonen,  bie 
aus  gemiffen  Urfo^t  leine  (Sklübbe  oblegen 
tonnen,  ober  bod^  im  fflofler  bben  tooDen  unb 
beffen  (Sebrüud^e  gu  befolgen  (oben;  mon  er- 
(ennt  fie  an  i^  lürjem  iReibung.  Wie  %cop» 
])iflen  effen,  f d^tafen,  beten,  arbeiten  mit  einonber ; 
bie|  unterfd^le&et  fie  Don  ben  ftor^fem  (f.  b. 
Srt.  ftort^duferorben),  bie  menig  gemeinfcbo^li^, 
fafl  ouSfd^iiefilid^  Oereinaelt  leben.  3m  Sd^Ioff oole 
l^t  jleber  Zra))|)ift  einen  9ltbt»en  mit  einem  iSett 
(b.  1^.  einem  Stro^fod  auf  SBrettem,  einem  Strob- 
fiffen  unb  moOenen  Secfen),  einem  Sßeibu'offer- 
leffeld^en  unb  jttei  frommen  Silbd^en.  SBü^renb 
ber  Sd^Iofjeit  fd^Iie|t  er  ftd^  ob  mit  einem  SBor« 
^ge,  ben  er  mieber  anfangt,  fobolb  er  l^inouS- 
gebt.  Sin  befonbereS  3iinnier  l^ben  nur  bie 
Oberen.  S)er  Xra))pifl  fd^Iöft  ongeffeibei,  er 
iitfj/t  bIo|  bie  Sd^ul^e  ouS.  3nt  e|)immer  fyA 
jieber  feinen  beftimmten  ißla|,  Dom  9bte  bis  s^ni 
testen  9loDi}en.  6r  finbet  bort  fein  (dljemcS  SBe- 
fiedt,  eine  irbene  2:rin!f4ale,  Seroiette  unb  Ster« 
früglein.  3u  SRittog  erholt  ieber  eine  Sd^uffel 
Sup))e,  eine  Sd^uffel  @emüfe  (früher  mit  aBoffer 
unb  Sola,  iej^  ouS  2)iS))enS  Seo'S  XTTT.  mit 
Oel  ober  fBiüter  gelod^t),  ba}u  ein  $funb  Srob, 
ein  l^cS  Siter  Sier  unb  etmoS  Objl.  SRilc^- 
f))eifen  unb  Rö\t  finb  in  ber  gfaflenjett  nid^  ge- 
ftottet;  gfifd^  unb  Sier  erhalten  nur  oieihninfen; 
boS  Sleifd^  iß  nur  ben  gong  Sd^müd^lid^en  be- 
toiSigt.  9US  Xbenbeffen  belommt  ber  Zrappijl 
eine  @\xppt  ober  ®emüfe  ober  Salat  ober  ge- 
lod^te  Sfrüd^te,  mit  Sier  unb  Srob.  SRorgenS  er- 
balten ade,  bie  eS  bebürfen,  ftoffee  ober  Bvcppt 
ober  9RUd^.  Sie  Sfoftengeit  beS  3:ra)))>iflen  bouert 
Dom  14.  Se))tember  bis  Ofiem.  —  Son  ber 
&mbarbeit  ifl  niemonb  biS)}enf{rt;  oud^  bie 
ftronfen  follen  nod^  ibren  ihdften  fid^  befd^ftigen. 
©orten-  unb  Treibarbeiten,  SRüQerei,  3nbufirien. 
doubtoerfe,  SBöfd^,  SOeS  toirb  im  XxaM>iften- 
nofler  betrieben.  3n  ber  Sie()ud^t  unb  bor  jtäfe- 
rei  fotoie  in  ber  ^Ibmirtbfd^ft  laben  bie  Ztop* 
giften  jid^  einen  9tuf  ertoorben.  —  SBoS  ober  ben 
£ra))))iften  befonberS  ttmvMftut,  ifl  baS  StiS- 
fd^meigen.  Um  ben  Skrfebr  mit  ®ott  ni^  gu 
unterbred^en  unb  um  bie  Dielen  Sünben  ber  3ungit 
m  Dermeiben,  muf|  er  boraufDeqid^ten,  mit  %nm* 
ben  fotpol^l  ttie  mit  feinen  URitbrübem  ju  ifben. 


2005 


3:Ta))))if}eiu 


2006 


Sr  borf  nur  mit  feinen  Oberen  f))red^en;  l^ot  er 

ibnfl  iemanbem  ettpod  mitjutl^aen,  fo  (ebient  er 
t4  ber  Seid^enftnradbe.    Srl^tung  in  ben  ®e« 
ifhpjtn  feoud^t  unb  fu^i  er  nie ;  fein  fieben  unb 
feine  9hi^  ifl  ttie  bie  ber  ^igen  in  ®ott  aQein. 
6ogar  ben  Meflid^  Seml^r  befd^ränft  er  ouf 
ben  9(nfianb;  SBefu^e  empfängt  er  nnr  bon  feinen 
ttU^fltn  Sertoonbten.  ®äfte  merben  im  iclofter 
aufgenommen,  befoi^S  um  geiftlid^  Uebungen 
in  fKSer  Stnfamteit  unb  Srbauung  }U  b<dten. 
3u  i^ren  S)ieitf[en  ftel^  ein  ®aftoort  unb  ein 
eigener  SBttd^teater.  Sie  ©efd^fte  tovAm  burd^ 
ben  $ater  gAoffner  beforgi  3n'd  9irid^  ber  gfa- 
beln  gehört  fibrigenfi,  roai  mä)  immer  ergäblt  unb 
gefd^rieben  Urirb  Dom  gegenfeitigen  Segrii^en  ber 
xra))))ifien   mit  bem  Memento  mori,   Dom 
e^Iafen  in  einem  Sorge,  oom  töglld^en  %xMttti 
an  i^rem  ®rabe  u.  bgL;  Don  aSe  bem  ift  in 
ben  ®dbraud^  Don  Sa  ixoppt  feine  Stebe.  3n 
ber  ffronf^eit  ^at  ber  Xra))pift  feine  abgefonberte 
fflo^mme,  Dftterli(^e  Seforgung,  fröftigere  9lal^- 
rung.  S5ie  @terbefacramente  ertl^eilt  man  i^m, 
loenn  tl^nlid^,  in  ber  IKrd^e  Dor  ber  Derfammeltcn 
®emeinbe.  9tan  beerbigt  bie  SSerfiorbenen  ol^ne 
Sorg  in  ibren  llleibem,  inbem  man  bie  auS- 
gemorfmt  Srbe  guerjt  auf  bie  Sfi|e  ber  Seid^e 
btnunterlSIt ,  bis  attmaltg  ber  ganje  Sthxptt 
bebedt  ifL  SHe  ®ef&nge  unb  Serimonien  babei 
flnb  fe^  ergreifenb.   Sie  ®emeinbe  l^ölt  bann 
ein  Zricenarium  für  bie  @eelenrul^  beS  SSer* 
blid^enen,  b.  1^  tdglid^  ermSl^nt  man  feiner  im 
®ebete,  fd^nft  ben  9rmen  ein  Slmofen:  bie 
$riefter  lefen  brei  l^eilige  ÜReffen,  bie  llebri- 
gen  beten  bie  150  ipfalmen  ober  150  Miserere. 
—  Sie  Sertoaltung  in  einem  Xra))))ifienfIofier 
ifl  gan)  familienarttg.  Ser  9bt  ift  ber  ^ouS« 
Dater;  et  regiert,  orbnet  StDeS  an,  ofyxt  i^n  ge- 
f^iebt  nid^td.  WS  ®e]^ttfen  fiel^en  il^m  )ur  Seite 
ber  ^irtor,  ber  @ubtn:ior,  ber  @(^affner,  ber  9lo- 
Disenmeifier  u.  f.  m.  SlOe  Jnb  Dom  9bte  ernannt 
unb  bilben  juglei^  feinen  Stat^ ;  ffir  toid^tige  9ln- 
gelegenl^eiten  mu^  er  fid^  übrigens  nadb  ber  Stim- 
menmehrheit ber  9Sa]^n»ered^tigten ,  o.  1^.  Jener 
ei^orpro^ffen,  bie  in  ben  l^öl^eren  SBeiben  fielen, 
riäfttn,  Ser  9bt  nimmt  auf  unb  entlaßt,  er  ))ro- 
moDirt,  er  fejit  ab.  Sr  geniegt  bie  Sl^renred^te  mit 
bie  siebte  üUxfyxapi  (Dgl.  b.  Srt.  Sbt,  n.  VI), 
trögt  anUra,  Stab,  SBru{HreU3  unb  Sting,  unb 
f ann  ben  Seinen  bie  nieberen  SQBeil^en  ertl^eilen. 
Sie  tSufjune^menben  fonbert  er  in  brei  fflaffen. 
3u  ebomoDijen  befKmmt  er  biefenigen,  meldte  fd^on 
ftubtrt  boben  ober  beS  StubiumS  nod^  fSl^tg  flnb, 
mit  einem  SQSorte,  bie  $riefter  finb  ober  eS  »erben 
Idnnen;  oIS  SonoerSnoDijen  merben  befonberS  bie 
fianbmerbr,  9ReIIer  unb  Säuern  gemöl^It;  biefe 
ftnb  bie  jial^Ireid^ften.  Sonaten  gibt  eS  »enige ;  eS 
müjfen  fitr  i^re  Sufnaldme  genügenbe  Ut|cid^en 
Dor^anben  fein.  9}ad$  jtoei  Salären  9{oDiciat  rnirb 
man  gu  ben  ®elübben  sugelaffen,  unb  jmar  Dor- 
etft  )U  ben  einfad^en,  brei  Solare  fpfiter  ju  ben 
feierlid^en  (Dgt   b.  Srt.  OrbenStwfe^).    Set 


S:rap))t{i  mirb  feiten  Don  feinem  ffbfler  in  ein 
anbereS  Derfe^;  er  gebort  ber  Siegel  nad^  bem 
fKxufe^  in  »efd^em  er  feine  ®eUibbe  abgelegt  l^at, 
mr'S  gan}e  Seben  an.  —  Seelforge  übernehmen 
Die  Xra))))i{!en  im  allgemeinen  nid^t ,  bod^  fmb 
fe  für  Stotl^föSe  jur  «uSbilfe  berett.  (Einige 
ibrer  ^&ufer  beforgen  aud^  aSBaifenfinber.  3n 
^eibenlanbem  üben  fte  gleid;  ben  anberen  Orben 
aRiffionStl^aHgfeit;  fo  l^at  SRariannp  (9latal) 
bereus  24  9RiifionS{iationen  gegrünbet;  aud^ 
99eagIe-Sa9  in  Sluftralien,  Sl'Sembu  im  (belgi- 
fd^en)  Songoftaat,  ^tdobate  in  ^apm,  3ang-fta« 
fl^ou  in  Sbtna  unb  anbere  arbeiten  an  ber  9e- 
fel^runp  ber  ^ben.  (Eigentltd^e  Siufgobe  ber 
Xra))))iften  ijt  {ebod^  ®ebet  unb  Uebung  ber 
SBu^e,  arbeit  unb  baS  gute  Seif))iel.  SBenn  in 
ben  gefenfd^aftlid^en  SBerbaitniRen  ®Ieid^]^it  unb 
SRöligfeit,  Untenoürflgfeit  uiü)  Döterli^e  9legie- 
rung,  ®emiffen]^ftig!eit  unb  9läd^ftenliebe  l^errfd^- 
ten  ttie  bei  ben  Xrappiften,  fo  märe  bie  foctale 
grage  gelöst  —  Sie  3abl  fömmtlid^er  ^toppi^m 
belöuft  ftd^,  laut  offlcieOer  Statijiif  ber  Histoire 
de  Citeauz,  Saint  Brieuo  1897,  auf  3472 
in  58  mdftem,  bie  burd^  alle  fünf  SEßelttl^eire  jer- 
ftreut  ftnb.  3n  Seutfd^Ianb-Oejterreid^  befteben 
6  SlieberlaRungen.  SBon  Oelenberg  O^ei  3JIÜU 
baufen  im  ®[fa|)  auS,  mol^in  1825  bie  Don  ber 
^reugifd^en  Slegierung  Derfolgten  Xra))))iften  auS 
Sarfelb  (SBeftfalen)  jid^  flüchteten,  mürbe  burd^ 
beffen  jmeiten  %bt,  Spl^m  Dan  ber  SReuIen,  1861 
baS  $riorat  }u  SRariamalb  bei  ^eimbad^  in  ber 
ßifel  mieber  befej^t.  9uS  biefem  ging  ber  fo  tl^at- 
fröftige  Som  gfran}  ^fanner  beroor,  meld^er  nod^ 
einanber  SDlariaftem  in  SoSnien  unb  SRartann* 
biß  (9{atal)  ftiftete.  Ser  ie^ige  WA  au  Oelen- 
berg, Som  ^tanciScuS  StrunI,  grünbete  1888 
bie  9rbeitercolonie  }u  SRariO'Senn  (SBeftfalen). 
9teicbenburg  in  Steiermar!  mürbe  1881  Don 
gronfreid^  auS  begonnen.  3^ntonico  bei  S^(^  in 
Salmatien  Derbanft  SDlariaflem  fein  Sntftel^en. 
9IS  einer  ber  %xoppi\ttR,  beren  9tame  in  »ei- 
teren Iheifen  befannt  gemorben  ift,  fei  bier  911. 3. 
®eramb  (f.  b.  9rt.)  genannt.  (Sgl.  über  be  9tanc^ 
beffen  fran}ö{tfd^e  IBiograpl^ie  Don  SuboiS,  $aris 
1866,  2  IBbe.,  unb  bie  beutfd^e  Don  S.  S^mtb 
0.  S.  B.,  JRegenSburg  1897.  Ueber  ben  Orben 
DgL  Gaillar^,  Les  Trappistes,  ou  l'ordre 
de  Giteaux  an  XIX*  siöcle,  Paris  1844, 
2  Tols. ;  H^jot-Migne,  Dict.  des  ordres  relig. 
m  [1850],  685  68.;  La  Trappe,  par  un 
Trappiste  de  Sept-Fons,  Paria  1870;  Pfannen- 
fd^mibt,  SDuflrirte  ®efd^id^te  ber  a:rat>))iften, 
$oberbom  1878;  Stubien  unb  9JlittbeiIungen 
aus  bem  Senebictiner-  unb  Sifierdenferorben 
1896  unb  1897;  ^eimbud^er,  Sie  Orben  unb 
(Kongregationen  ber  latl^olifd^en  JHrd^e  I,  gjaber- 
bom  1896,  244  ff.:  Süttgenbad^,  9RariamaIb, 
«od^en  1897;  Sluff,  Oelenberg  unb  ber  re- 
formirte  Eipercicnferorben,  §reiburg  1898.  Ueber 
bie  aOliffionStbötigfeit  ber  Xra))))iften  berid^ten 
bie  ^Äatb.  SRifponen*,  Sreiburg  1884,  79; 


2007  Srüppipinnen  —  Srout 

1889,  225.  247;  1892,259;  1893,67;  1894,1  Sage  (Sen 

236.)  [Sqii.  gjlüllrt  O.CiBt.Ref.]  10, 12.  3» 

^TüppifÜttvm^ti^tn.mt^^fnäftnh^itm^amtn  Aiittl7,  i 

Srotipijl  {[.  b.  Bor.  lürt.),  bie  rffcmntrltn  Eiftcr-  lönfler  (9iu 

cünftiinncn,  \aüd)t  bic  Siegeln  unb  ©cdiäii^e  BeU.  jud. 

uon  Sa  Xrap])!:  befDlgcn.    @ie  beoMc^ten  bie  Slmutrgebri 

)iä;i[llii^t  @lau|ui  iinb  ^tien  bicjelbc  JEIcibung  3crr(i^n  t 

Bit  bte  Iroppifien,  nur  trogen  Re  einen  ©i^Ieier  37,  SO;  44 

ftüH  btr  Stapuit.    3fjt  StDtd  ift  boS  rein  con-  2  Barn.  1,  : 

tempIaliDcSeben;  oIS  ^uptiäi^Iiii^e  Mittel  baju  4fiön.5,7 

^aben  fie  boS  ^^orgebet,  bag  Stinji^raeiBen,  $u|'  1  SSbi.  9,  f 

Übungen  unb  ^anbarbeit.   @ie  btiben  nial)i^a{t  2,  14 ;  3, 

btn  ^offtaat  beä  ^immli|d^en  iSräutigamä,  Don  14,  IS);  bi 

ber  Sffielt  nii||m  fie  toenig.    9Ibt  be  iRancö  «-  oawcot)  oui 

fomtirte  (1689)  Mti&  ein  Srauenfloflet,  ncmtic^  unb  {Jolten 

StS  etaiteia  bei  e^artteS  (j.  ob.  2000).  etfl  qI8  unb  burt^ 

S)Dni  ^lugufiin  be  Stftiange  La  Sainta  Yolonte  gelten  UU 

de  Dieu  Itti  Stiebia  in  bn  Sc^wetj  grünbetc  3  flön.  20, 

(1796),  bcnne^iten  fic(|  bic  Siappiflinnm  un-  3o6  16, 16 

gemein  rafi^,  fo  ba|  (i^on  1800  eine  (Solonit  2  Wa^  3, 

nac^  @top{'f?ill  in  Snglonb  unb  eine  gueite  naä)  Slpoc.  6, 1! 

S)arfelb  in  SESeftfalen  gog.  Sediert  nurbe  bunt)  bie|c«  ®mt 

Kopoleon  (1811)  uettriEben,  eetblieb  bis  1815  jmbrüden; 

ju  flöln  bei  bet  ebeln  Stau  ^im,  tt^rie  aber  ©ejfeeuen  \ 

beim  €tutje  i^reS  SQeifalgerS  naä)  Sarfelb  jurüd.  (1  @ani.  4, 

SDa  fie  jtboi^  balb  na<^b"^  i">"  ^'i^  pieu^ijctitn  2  @äbi.  9, 

SRegiening  beläfttgt  tourbe,  gog  fie  im  Januar  2,  10.  ßg. 

1826  no^  Oeltnberg  im  &]a%;  enblit^  (am  11,71.  23 

6.  Sccember  1894)  (anb  [w  ein  bleibenbeä,  {rifb-  Ipoc.  18,  ] 

Iti^eS  geim  ju  gigers^etm,  Station  2}od^[tein,  (Sj.  27,  i 

an  ber  SBuiin  uon  ©ttofeburg  noi^  aJiolä^eim.  (gj.  24, 17 

Stejeü  Jtlofter  trägt  ben  3iamen  bei  ua^n  SBaU-  (2  @ain.  I 

^at)rt  Don  U.  S.  iJrau  Don  Slltbronn.  ^e{onbeie  Bä)ttrm  b< 

auSgtbreitet^abenfi^bitXratipiftimieninSranf'  S^'c^t  ^ 

nid),  IDO  fie  te^  mtbeju  1300  iSlitgliebet  in  16,6;  41,. 

17  flISftem  gätilen.  9lu^  in  Spanien  befinben  8, 10.  Sffii 

f4  270  «mitgliebtr  ber  ftrengtn  ObjerOanj.  felben  (1  gf 

2)en  Xiappiftinnen  fd|Iiegen  fic^  meitcr,  als  (fiut.  18,  t 

fogen.  dritter  Ocben,  bie  ®d)U)c[tem  Uon  ÜRa-  metten  touit 

tionn^iU  on,  bie  1881  Dom  Slbte  granj  ^fannei  bieg  mat  < 

für  bie  3)itf{toncn  gcfliftet  mürben  unb  je^t  {i^on  3:rauembc) 

übet  400  ÜHitglieber  jaulen,  ©ie  fflirten  in  ben  81, 13.  2  < 

SKijfionSgebitlen  Don  iRatal ,  S)euli(%^i"iQfrira  10,  6  ff .  2 

unb  ©eigifc^-Sonflo.  Sbr  "i'''^  üieuiciat  ^ten  unb  Safficji 

Re  ein  3at|r  lang  in  gelben '$anningen  bei  14,2;  19, 

ißenloo  (^oKanb) ;  bann  folgt  noii^  ein  gnxiteS  legte  allen  i 

Satir  Ülobicidt  ju  ÜRariannbill,  beDor  fie  in  bte  Jon.  3,  6), 

anifllonen  geft^iilt  tDcrben.    3fire  flleihung  ifi  65.24,1?. 

rol^  mit  toeißem  ©i^leter  unb  fcbDarjem  Bca-  toeibti  (•"':: 

pulier.    36nen  ijl  felbpuerflänbli^  Oebtr  pflpfl-  renb  ber  3 

li^c  Sfaujur  nod^  ftrengeS  ©lilijt^nieiBen  auf-  Siouergtim 

«legt,  jie  legen  and)  feine  feierlicdtn  ©eliibbe  ab,  aue^  mit  * 

($gL  neben  ben  im  Dor.  Slrt.  cttirlm  Beden  9,23).  Slw 

naä)  Trappistines    de   Blagnac ,    Toulouse  flatt ,  toel^ 

1856;    ^tilgtrrcije   na(^  Oelenbcrg,    ÜDiünftrr  Xronemben 

l  Sß.  1852;  gifttrciinfer-Ebronit,  «regenj  16,5.  Ej. 
lünärj]  1896.)     [Sgn.  SDüUer  0.  Cist.  Bef.]  Snouiii 

braver  bei  ben  3uben  fanb  gcmö^nli^  fd^  Sterte 

pott  aus  anlag  Don  Sobeafäflen  ober  bei  öffent-  nai^i  bcm  5 
it^cm  Unglüi!.  mie  f^uit^erSnot^,  Krieg  u.  bgL  1 3n^mie  fei 
Sie  Xittuct  ^  jto'ftVt  "tJoartÄ  «v'tKi'Ä.tn^V^^^^**-  3'"*- 


2009 


Irouetreben  —  Iraumbeuterci. 


2010 


Sorf (i^rift  mar  il^eüS  bie  bem  Serßorbmen  f^- 
btge  ^d^tting,  t^eilS  bie  Serl^ütung  einet  turbatio 
sanguinis  (fr.  11»  §  1,  Dig.  8,  2),  ba  bie 
SBittme  bei  ßingel^ung  ber  gtoeiten  (Sf)t  t>\dld6^t 
no^  oon  il^rem  erflcn  üRonne  fd^wanger  fein  uid) 
f olglid^  bie  Paternität  be«  ff  inbcd,  nxnn  ni^t  ettoa 
me  3^  ber  ®eburt  bed  ledern  entfd^eiben  »flrbe, 
ni^t  mit  Sid^eit  ermittelt  merben  lönnte.  2)a- 
l^er  mar  benn  mid^  eine  SBittme,  menn  fie  nad^  bed 
SRonnefi  Sob  geboren  l^tte,  nid^t  geilten,  ben  Sb- 
Imtf  bed  Xraueria^reS  abjumarten  (fr.  11,  §  2, 
Dig.  S«  2).  3)iefe  ©runbfäfce  be«  rdmifd^en  Sted^tefi 
übet  \xa  Slrmterio^  ber  Sßittmen  ia\  aitd^  boS 
cononifd^e  Sted^  mitgenommen^  bie  Strafe  ber 
Infamie  ober  abgefdjafft  (c.  4.  5,  X  4,  21).  3n 
ben  Sanbefigefej^n  mirb  bie  Zrouergeit  ber  9ßtttme 
Derfi^ieben  normirt  nnb  fd^nxmft  }mifd^en  neun 
SDlonoten  unb  einem  3a^r.  gär  baS  2)eutfd^e 
9lei^  gilt  Dom  3a^re  1900  ab  einbeitlid^  bie  93e- 
fHmmung  be8  Sürgerlid^en  ®efe|bud^eS  (§  1818), 
toona^  ^eine  gfrau  erft  gel^n  ußonate  nod^  ber 
Httflbftmg  ober  9lid^tig(eitderßarung  i^rer  frul^em 
(Sfft  eine  neue  S^  eingel^en"  barf ,  „^  fei  benn,  bag 
fie  in^mifd^  geboren  ^ot  S3on  biefer  93orfd^rtft 
tonn  Befreiung  bemiDigt  werben" .  [^rmaneber.] 
%tMittebm  ^ei^en  Sieben  fiber  Serftorbene 

R  (Sprung  il^  SnbenlenS.  Sine  bef onbere  9rt 
elben  ftnb  bie  @rab*  ober  Seid^nreoen,  ffirjere 
9(nf)mtd^en  bei  Seid^nbeg&ngniffen  unmittelbar 
om  ®rabe.  S)er  Segrftbnigrituö  ber  {ot^olifd^en 
JKn^e  fd^retbt  f einerlei  Siebe  über  ben  SSerftorbenen 
oor ;  bie  S)iö€efanritualien  Verfangen  geioöl^nlic^ 
mnr  eine  Sitte  on  bie  antoefenben  ©laubigen  um 
boS  ®ebet  jflr  il^  S>a§  (>erimoniale  Epp.  ge« 
ioitet  eine  @ebäd6tnigrtbe  im  9(nfd^Iu|  an  bie  (Ss* 
equien  bod^geftelUer  ^erfönlid^feiten,  erfennt  ber- 
elben  aber  feinen  liturgifd^en  Sl^after  ju.  S)ie 
betreffcnbeSBeftimmung  (l,22,6unb  2,11, 10)  be- 
fogt:  Si  in  Missa  defuncionira  vel  in  laudem 
alieujns  magni  Tiri  defunoti  senno  extra* 
ordinarios  faabeator,  tone  ea  [sc.  missa] 
finita  ante  atmolntionem  accedet  sermocina- 
turuB,  vesübns  nigris  indutus,  sine  cotta 
nuUa  petita  benedictione  ab  Episcopo  etc. 
einer  6ntf(^ibung  ber  S.  R.  G.  14.  Jumi  1845 
)ufoIge  ift  birfe  Seftimmung  fflr  aQe  ffirdden  ma^« 
gebenb ,  unb  bei  Sieben  biefer  Sirt  ber  ®ebroud^ 
ber  @toIa  ni^t  gefiottet.  Ueblid^  maren  bie  Zrauer» 
reben  ton  Itljn  bei  Seflattung  Don  Surften,  ^&p» 
fien  unb  Sif d^öfen,  fomie  Don  auferorbentlid^en 
SBo^Itl^ötem  ber  ffird^e  in  bebeutungSDoHen  Stel- 
lungen. Su(^  mand^e  l^eiligen  Sdter  ber  ^en 
Sa^l^unberte, ).  9.  Softliu»,  ®regor  Don  Stosian), 
Gregor  Don  Jh^a,  SlmbroftuS,  Sl^foftomuS, 
C)ieron9mu8,  l^ben  folc^e  gel^oltrn.  S)em  ®eifte 
ber  SUcfy  entf))red^  aber  nur  ®ebd^tni^reben, 
iDeU^  fid^  bie  Ser^errlid^ung  ®otte8  unb  nid^t 
lebiglid^  9Renfd^encult  jum  letzten  3iele  fe^en. 
S>er  ouSgejeidQneten  ßigenfd^often  unb  ffierfe  ber 
SRenf i^en  f ofl  nur  gebaAt  merben  mit  Sonffagung 
gegen  ®ott,  Don  bem  aueS  ®ute  lommt.  93on  bed 


SSerflorbenen  Sugenben  ift  ju  reben  als  Don  einer 
nad^al^mungdmärbigen  ßrfüllung  ber  ^{lid^ten, 
bie  uns  ®ott  auflegt.  Siein  irbifqe  unb  nun  Der- 
fd^munbene  SSorjüge  f ollen  bem  Siebner  ]um  ^in- 
meife  auf  bie  SergöngKd^feit  aOeS  beffen  bienen, 
maS  nur  ber  natürlid^en  Drbnung  angel^ört.  — 
2)ie  ®emo^n]^eit,  bei  allen  Seerbigungen  ®rab- 
reben  gu  bolten ,  ift  nid^t  Dermerflid^ ,  aber  aud^ 
nid^t  mänfc^enSmertl^,  unb  foO  toenigftenS  bort, 
mo  fle  nid^t  befielt,  nie  eingef ül^rt  toerben.  ®rab- 
reben  foUen  au|er  einer  furzen  e^renben  enoäl^ 
nung  befi  SBerftorbenen  unb  bem  ^uSbrudte  ber 
Xb^ilnabme  gegen  feine  gfamiUe  ^u  i^rem  ®egen- 
flanbe  nur  eine  emige  S^a^rl^eit  nehmen,  beren 
furje  emfte  Se^er^igung  geeignet  ift,  bie  Snmeten- 
ben  }u  erbauen  unb  }ur  Sorge  für  il^  emtged 
eil  anjueifent  Uebertriebene  ober  ber  SEßa|r- 
it  )utt)iberloufenbe  SobeSerl^ebungen  fomie  fenti- 
mentale  9iffectbafd()erei  mören  eineS  ^riefterd  un- 
mflrbig.  @ittUd^e  VlSngel  bed  Serftorbenen,  ber 
bereits  Don  ®ott  gerid^tet  ift,  gur  Sprad^e  gu 
bringen ,  ift  nie  guläf ftg.  9hir  menn  ber  Xobte 
gro^ed  dffentltd^  Sergemi^  gegeben  l^tte,  unb 
bie  ®emeinbe  infolge  beffen  ein  emfted ,  mamen« 
bed  unb  fül^nenbed  SBort  ermartete,  mü^te  ein 
fold^eS  aud^  gefprod^en  merben,  aber  ftetd  mit 
gro|er  Umftd^t  unb  Stulpe  unb  m5glid^fter  @d^o- 
nung  ber  $erfon.  (Sgl.  €trobl,  SDie  Seic^ebe 
unb  baS  tird^lid^e  Xobtenamt,  Siegendburg  1861; 
^ttinger,  ®rabreben  ober  nid^t?  in  ber  Singer 
Zfftol'ptoXt.  Ouartalfd^rift  1882,  29  ff. ;  ®erf., 
S))]^oriSmen  über  ^rebigt  unb  ^rebiger,  gfretburg 
1888, 488  ff.)  [«Pruner.] 

f  nmmbdttarei,  eine  befonbere  Srt  ber  S)i- 
Dination  (f.  b.  9lrt.  SBal^fagerei) ,  beftel^t  in  ber 
jhmft,  bie  mirflid^  ober  Dermeintlid^  Don  ®ott 
eingegebenen  Xräume  rid^tig  auszulegen.  S)er 
®laube  an  einen  göttlid^en  6influ|  tn  bem  ))f9d^o* 
logifd^  ebenjo  ge^eimni^DoDen  als  nligiöS  be- 
beutungSDouen  Xraumleben  ifl  bei  allen  SöRem 
}u  allen  3wten  Derbreitet  gemefen.  —  1.  3n  ber 
Eiligen  @(!^rift  bienen  bie  Xröume  als  Sßittel 
ber  g5ttlid^en  iBorfel^ung  unb  Offenbarung.  3n 
beiben  göSen  ^aftet  bem  Snl^alt  beS  XraumeS 
etmaS  S)unaeS  unb  Siötl^feD^afteS  an,  baS  erfi 
burd^  bie  gefd^id^tlid^e  Erfüllung  ober  burd^  bie 
unmittelbare  g5ttlid^e  Srflärung  befeitigt  mirb. 
S)aS  6aut)tbeifpiel  für  bie  erfie  Slrt  Don  träumen 
bietet  baS  Seben  beS  ögtiptifd^  ^ofepb  (f.  b.  9rt 
VI,  1838  ff.),  ©ein  Sater  unb  feine  »rüber 
monten  aber  nid^t  an  bie  »ebeutung  feiner  Xrftume 
glauben.  2)er  Sater  fd^alt  il^n,  ^ermog  aber  bie 
Sad^e'',  bie  Srüber  ^nannten  i^n  einen  Xröumer'' 
(®en.  37, 11. 19).  3n  «eg^pten  beutete  Sofert 
bem  Obermunbfd^enl  unb  bem  Oberbader,  meld^ 
im  ®efangniffe  einen  Xraum^  jeber  nad^  ber  für 
ibn  eigent^ümlid^en  Sebeutung,  gel^abt  fyxttm, 
ibre  träume,  unb  olS  biefe  Seutung  in  SrfüOung 
gegangen  mor,  mürbe  er  Dom  $b<n:ao  berufen, 
meil  feiner  beffen  Xräume  beuten  tonnte.  Sofepl^ 
fagte  gu  ibm :  ,,9lid^t  id^  Dermag  eS ;  ®Dtt  mirb 


2011 


XraumbeutereL 


2012 


bem  ^l^OTQO  l^eilbringenben  Sntfd^eib  geben'' 
(®en.  40, 1  ff.;  41, 1  ff.).  9lad^bem  ber  Äönig 
ben  Srmim  etjä^lt,  »ieberl^olt  er :  ^3^  eraä^Ite 
ben  Seid^enbeutcm  ben  Sraum ,  aber  feiner  x% 
ber  fold^en  beute."  3ofel)]&  onhöortet:  JS)^ 
itöntgd  träumen  ijl  eined;  @ott  geigt,  »09 
er  tl^un  toiH,  bem  ^l^arao"  (®cn.  41,  24.  25). 
eine  öl^nlid^e  gqö^Iung  finbet  fid^  im  ^i^t 
SDaniel.  Ser  ffönig  9labud^obonofor  l^atte  ein 
Xroumgeftd^t,  aber  fein  (Seift  toarb  erfd^redt  unb 
fein  Xroum  entfd^toanb  il^m.  9hin  mürben  bie 
SBaMoflct,  SKagier,  Sauberer  unb  Kfyilbäer  gu- 
f ammengerufen,  bamit  fte  bem  jfönige  feine  Sr&ume 
erf d^Iie^en  f oQten.  2)er  ftönig  verlangte  Don  i^nen, 
ba^  fte  i^m  ben  Xraum  unb  feine  Deutung  an- 
geben foDten,  fte  aber  tooDten  guerft  ben  £raum 
erfahren  unb  bann  il^n  beuten.  2)er  ftönig  toit- 
terte  einen  betrug  bal^inter  unb  befal^I,  fte  umju- 
bringen,  obmol^I  fte  betl^uerten,  bag  fein  9Renf(i^ 
auf  erben  fein  ©ebot  erfüQen  fönne  tutb  nie  ein 
ftönig  einen  fold^en  ^uSfprud^  t)erlangt  l^be 
t)on  irgenb  einem  äBal^rfager  ober  ÜRagier  ober 
Sbalböer.  S)aniel  aber,  toelc^em  ®ott  SSerflänb- 
ni|  unb  aSBeidl^eit  gur  erfenntni|  iebed  ®eftd^t8 
unb  Zraumed  gegeben  l^atte  (2)an.  1, 17),  erl^ielt 
baS  ©ebeimnif  in  einem  ©eftd^te  ber  92ad^t  ge- 
offenbart. Sr  fprad^  gum  jfönig :  ß^(j&  ©ebeirn- 
ni^,  um  meld^ed  ber  ftönig  befragte,  fönnen  SBeife, 
SDkgier,  SBal^rfager  ober  3^id^cnbeuter  bem  ftönige 
nid^t  funbgeben.  ^er  ed  ift  ein  ©ott  im  ^immel, 
»eld^er  bie  ©c^eimniffe  offenbart."  Unb  nun  er» 
jö^Ite  unb  beutete  er  bem  Rönig  ben  Sraum,  toel- 
d^er  beffen  ©efd^idf  üorauSfagte  (3)an.  ffap.  2). 
ein  anberer  £raum  toirb  S)an.  ftap.  4  berid^tet. 
S)er  jfönig  er^öl^Ite  il^n  ben  SBal^rfagem  unb 
SRagiem  unb  gl^albäem  unb  S^id^cnbeutem,  aber 
fte  fonnten  il^m  bie  Deutung  nid^t  geben.  S)a]^r 
nal^m  er  tüieber  ju  Daniel  feine  SuPud^t.  Snbem 
unter  bem  ^uSbrude  Sl^affimim  alle  ^rten  Don 
SSBal^rfagcm  unb  3aubcrern  gufammengcfafet  toer« 
ben  unb  ®aniel  jum  Sorfteler  ber  ©ignin ,  bie 
Aber  alle  S^affimtm  gefegt  toaren,  erl^oben  tourbe, 
toirb  bie  ^raumbeuterei  al8  einer  ber  niid^tigften 
Sl^cile  ber  SBa^rfagerei  unb  Söuberei  bargcfteüt. 
Snitunter  fam  eS  t)or,  ba^  ©ott  im  Sraume 
benSBefebl  unmittelbar  funbt^at,  unb  gtoar  fo- 
100)^1  asroeliten  (®en.  31,3.  1  ©am.  3 ,  4  ff. 
aWattb.  1, 20  f. ;  2, 13. 19. 22)  al8  5Ri^ti8raeIiten 
(©en.  20,  3;  31,  24.  aWatt^.  2, 12;  27, 19). 
S)amtt  ift  fd^on  bie  et^ifd^e  ©eite  berührt  unb 
ber  propl^etifc^e,  für  bie  Offenbarung  bebeutungS- 
DoIIe  e^arafter  ber  Sräume  unb  i^rer  3lu8legung 
ongebeutet.  ®er  Xraum  galt  ate  ein  SKittel  ber 
$rop]^etie  unb  ber  erfenntni^  beS  göttlid^en 
aajiaenS  (©en.  15,  12;  20,  3  ff.;  28,  12; 
81, 11.  24;  37,  5.  63.  2,  9  ff.),  freilid^  al8  ba8 
gerinöftc;  Kum.  12,  6  wirb  für  ben  ^ropl^eten 
neben  bor  SSifion  ber  3:raum  als  SDlittel  ber 
Offenbarung  genannt,  aber  al8  9lieberere8  ber 
unmittelbaren  Offenbarung  ©otteS  gegenüber- 
gefteßt  (t)gl.  3ob  33,  15  f.),  unb  1  ©am.  28, 


6. 15  ber  Xraum  Don  ber  $ro))^etie  imterfc^idM. 
2)ie  alten  ^ropl^eten  berufen  ftd^  nfa^t  auf  2imnit- 
off enbarungen,  toobl  ober  auf  Off enbanmgea  iei 
5Rad^t  (t>gl.  1  ©am.  8, 1  ff .  2  ©am.  7, 4. 17).  %a 
$rop]^  So^nad  bemerft ,  ba^  er  fein  Scji^t 
aUKir  bei  Slad^t  (1, 8),  aber  mit  xoaä^  ©cele  (4,  l) 
gefd^  l^be.  2>agegen  l^ben  ftd^  bie  folld^ 
^ropl^eten  gern  auf  Xrotnnoffenbanmgoi  be* 
rufen  (S)eut  18,  1.  SccL  5,  2.  ecdL34, 1. 
3er.  23,  25  ff.  32;  27,  9:  29,  8.  So*  10, 2; 
DgL  Seitner,  2)ie  )iro))^etifd^e  Snfpiratüm,  %ai» 
bürg  1896  (IBiblifc^  ©tubien  1 ,  4  unb  5], 
24  f.  155  ff.).  2)te|  gab  Seronlaffuns,  bie  gott> 
eingegebenen  Xrdume  Don  ben  tiatörlid^  nab 
fünftlid^enjutmterfd^eiben.  2>ie3draeIitenfQniitei 
tool^I  baS  X&uf (^enbe  (3f.  29,  7  f.) ,  3n^oMecte 
(eccL  5,  2.  6)  unb  SKd^ttge  (3ob  20,  8.  ^ 
72,  20)  beS  Xraumed  unb  mußten  aud^,  ba|  bo» 
felbe  ber  SJegleiter  bed  ©d^merseS  (3ob  7,  U) 
unb  ber  gfreube  ift  ($f.  126,  1  l^br.). 

2.  SBie  in  ber  ©efd^id^  3ofe|)^  unb  %m& 
ongebeutet  ifi,  toaren  9[eg9)>ten  imb  S^albäa  \k 
^auptfi^  ber  3<ntberei  unb  3:raumbeutcrci,  0^ 
toobi  aud^  in  3nbien,  S^ina,  Saturn  unb  bei  ben 
92aturt)5Ifem  aQer  Sönber  bie  2)it)inatton  bun| 
Xräume  neben  anberen  Srten  berfelben  eine  gio^ 
»oDe  fpielt.  es  ifi  fe^r  maJ^rfd^einTu^,  ba^ 
eb^Iböa  mit  feiner  Sftrologie  ber  SuSgangSiniidl 
unb  baS  SSorbilb  ber  Xraumbeuterei  gemoriKu  ifL 
©eit  bem  20.  3abr]^unbert  D.  S^.  tDud)e  bet 
9lame  Sl^äer  für  bie  Xraumbeuter  gebriu^ 
Ii(^ ,  in  ber  Seit  gmifd^en  bem  8.  bi«  6. 3a^ 
l^unbert  \^\  fid^  bie  d^albäifd^e  Xraumbeuttm 
mettbin  Derbreitet,  feit  bem  3ug  ^lesanberfi  iomai 
biefe  Sbalböer  aud^  nad^  ©riec^enlanb  unb  Stom. 
3m  Sud^e  S)aniel  toerben  bie  (Sb^tlbaer  eni&Nto 
neben  ben  Sbartumin,  Slfd^pbin,  Sttefafc^^ 
unb  ©ajrin  (2,  2 ;  4,  4)  ober  aQein  ftatt  aÜIer 
ftlaffen  oon  2Babrfagem  (2,  4.  5. 10)  als  Zramn- 
beuter  genannt.  @ie  maren  ^riefler  (Diod.  Sic 
2,  29),  unb  gtoar  be«  93el  (Herod.  1,  181) 
)u  93abt)lon  ober  beS  ^tho  gu  Sorftppa,  tmb 
bie  einbeimifd^en  ^b^^^fop^^  (Strabo  16, 1, 6; 
Clem.  Alex.  Strom.  1,  15,  71 ;  AmTniRn  Mv- 
ceU.  23,  6,  25) ,  bie  ftd^  mit  «ftronomie  Qi 
47,  13;  Diod.  Sic.  1,  28)  unb  aud^  mit  9^ 
tiDitötSfieaerei  befd^öftigten  (Diod.  Sic.  2, 298qq. ; 
Sextus  Emp.,  Contra  mathem.  L  5).  S^ 
bat  neuerbingS  baS  gro|e  magifd^e  9Q3erf,  toeli^ 
bie  ©d^reiber  ^furbanipald  nad^  alten  9Ru^ 
l^rgeftellt  bitten,  in  ben  ffeüinfdbriftentafein 
mieber  entbedt,  leiber  ift  aber  ber  9bfd^itt  übet 
Zraumbeuterei  nod^  nid^t  entziffert,  ^ie  6M" 
böer  joHen  eine  einfad^  SebenSumfe  geführt  uob 
nur  ©erftenbrob  gegeffen  l^ben,  tooDon  i^r  6e« 
fid^t  befonberS  gefd^örft  morben,  toie  i^R  ©in» 
überl^atipt  fd^er  gemefen  feien  aB  bei  anbe- 
ren aRenfdden.  Sie  genoffen  ein  l^b^  9to* 
feben  unb  gelangten  mitunter  ^u  ben  b^ßen 
e|ren.  Sei  ben  ©ried^  unb  Stbmem  imixben 
fte  gemöl^nlid^  S^olbaer ,  aber  aud^  SRagicr  ge* 


2018 


Xraumbeuterei. 


20U 


nmuiL  £e|tere8  ifl  bie  affabifd^-mebifcfie  SBcjcid^ 
tumq  f&r  Die  $riefier  unb  ®ele^rten  oc8  mebo« 
|mrfi)(l(lm  ^üifi  (Lenoimant,  La  magie  ohez  les 
ChaidtoiB  et  les  origines  acoadiennes,  Paris 
1874  [beutfi^  3enQ  1878] ;  Sä^ani,  9())oIogie  n, 
2.  9lufl.,  gteib.  1897,  92  f.).  Später  sogen  bie 
C^olbfo  in  bcc  SBelt  untl^er,  um  für  (Selb  }u 
loeidfagen  unb  il^re  |kilmitte(  anjubieten  (Joseph. 
BelLJud.2,7,3;TaoiiAnn«  6, 18;  12,52.68; 
14,  9 ;  Platarclu  Marias  42 ;  Sulla  87  u.  9.  | 
D^  BSioli,  ®5^bienft  unb  S^ntbemefen  bet 
ben  alten  ^ebtöem  unb  ben  benachbarten  SBöIfem, 
Stegenftburg  1877,  81  ff.  88  f.).  2)urd^  bie  Snt- 
gifferung ber ffeilinfd^riften  l^t  manoufS 92eue 
ecfa^,  tteld^  Sebeutung  bie  Zräuine  unb  bie 
Xiraumbeutung  in  Sab^ton  unb  9tinit)e  bitten. 
S)ie  ®  btter  ec^^en  il^ren  ©(bü^Iingen  in  Xr&u- 
men,  um  fie  tot  ®efabren  )u  »amen,  il^nen  ÜRutb 
eln)ttfIö|enobetibnenibreSefe]^(e(m^3utbun.  Sie 
Gebete  entbalten  toieber^ott  bie  oudbrüdlU^e  Süte 
umguteXrSume.  Se^b^tlbflanbenbieXraumbeuter 
in  bob^m  finfeben*  SRon  tt)ei|  au8  bem  {)elben- 
gebi^t  bet  Sab^Ionier,  bem  ^imrob*  ober  (BU« 
gami{dK3ibttbar-)SpoS,  ba^  ber  ^elb  (SUgamifd^ 
unb  fein  gteunb  Cabani  burd^  Xrftume  aöe  entf d^ei- 
benben  Segebenbeiten  ibteS  gebend  toraufiabnen 
unb  einanbet  bie  Xröume  beuten.  3n  ben  Snnalen 
bed  9fttrbani|)al  »erben  }ablrei^e,  burcb  3{lar 
iKranIa|te  Xrdume  aufgejdblt^  in  meldten  ber 
SuSgong  mid^tiger  Unternebmungen  torauSgefagt 
nrtrb.  S)er  flönig  fyütt  einen  Sel^  (sabru), 
toeldbem  im  Xraume  bie  (Sötter  erf^tenen  unb 
ber  burd^  feine  Xrftume  feinem  ^emi  meisfagte. 
Se^Iid^ed  ttirb  ton  bem  Xraume  bed  ^rin- 
)en  Salbten  (Lenonnant  81  s.)  erj&blt.  Sie 
Xraume  beft  ffröfufi,  aifl^aged,  SQruS,  €aba- 
con  |tnb  aus  ^bot  (1,  84.  107. 108.  209; 
2,  189)  befonnt.  Sen  3draenten  toarb  biefe 
Xraumbeuterei  ftreng  oerboten  (ogl.  3f.  19,  8. 4 ; 
65,  4.  3er.  23,  82 ;  27 ,  9. 10).  3u  Sab^Ion 
fdbliefen  grauen  im  Xempel  ber  9I|>brobite  (3ar- 
ponit),  um  Xrftume  gu  erbalten,  toelcbe  man  bann 
rinregi|hirte  unb  auS  benen  bie  Xraumbeuter  bie 
Sufunft  oorauSfogten.  2)ie^  ift  ber  »itud  ber 
Sncubotion,  ben  man  in  Dielen  ^eiligtbümem 
91egt))tenS  unb  (Bried^enlanbfi  gteid^faDd  anoanbte. 
Sie  ^au  in  lBorfi))))a,  toeld^e  alS  9ettgenof{in 
bed  Lottes  (9lebo)  galt,  gab  Oralel  auf  (Srunb 
ibrer  Xrftume,  @d^on  l^erobot  tergleid^t  fie  mit 
ber  Srot>b<tin  ton  $atara,  bie  ebenfo  im  9lamen 
apouod  ))ro))btgeite.  Sa  in  (E^Ibäa  bie  Sttcad» 
ifdttn  ouf  bSmonifd^e  ßinPffe  jurfidfgefübrt  unb 
nidbt  burcb  Serüe,  fonbem  burd^  Sefdjittiörer  ge« 
beitt  nmrben,  fo  fd^Iiefen  aud^  ftranle  in  ben 
impda,  um  burd^  XrSume  aber  ibre  jhanfbeiten 
bebbrt  }u  metbcn.  €ad^  ber  Xraumbeuter  toor 
eB  bonn ,  bie  rid^tige  (Erflftrung  ber  Xraume  )u 
geben.  Sie  ftegptiter  batten  {loar  SIerjte,  räumten 
ober  bodb  bdmonifcben  ßinfiflffen  eine  gro|e  SBir- 
fung  ein.  Sie  VuSleger  ber  XrSume  »aren  bie 
$rie{ler  bed  @ero|)id.   SRebrere  Snfd^riften  er- 


mfibnen,  ha%  bie  (Sötter  ben  ^b^raonen  ibren 
SBiDen  in  Xräumen  geoffenbart  l^ben.  Sei  ben 
(Sried^en  gab  eft  eigene  SBabrfager,  bie  nidbt  einem 
Sott  ober  einem  Xmptl  beigegeben ,  fonbem  für 
baS  ganje  Solf,  für  elnm  gelbberm,  eine  Xrmee 
beftimmt  »arm.  Sie  übten  il^re  Jhtnft  auf  burd^ 
Seutung  ber  Seid^en,  beft  Qogelflugft ,  ber  (Eln- 
ge»eibe,  aber  aud^  burdb  Seutuna  ber  XrSume,  »e|« 
balb  {ie  Xraumbeuter  (dvtipoicoXoi,  jvcipoxpfrat) 

![enannt  »urbm.  9ei&omerem))fangmbie!Dlen> 
d^en  in  XrSumm  (Eriqeinungen  unb  SBamungen 
($attonod-9Id^iae8,  mtbene-lRaufUaa).  ipmeIo))e 
beRagt,  ba^  e9  aud^  trügerifd^e  XrSume  gebe 
(Od.  19,  560).  Sie  ©Otter  felbft  fd^ldCten  mit- 
unter bm  SRenfd^m  tSufd^enbe  Xraumgefid^te.  Sie 
ffunft  ber  Unterfd^eibung  unb  Seutung  »ar  @ad^ 
perfönlid^er  Xud^tigfett,  nid^t  ber  3unftbilbung 
(RalfyA),  unb  »urbe  unmittelbar  auf  Offen» 
bamng  jurfidtgefü^rt  (ißrometbeuS ,  Smpbiftton, 
^mt)biarau8).  Sie(Erforfd^ungber3uhinftburd^ 
XrSume  \pitUt  eine  gro^e  KoIIe  an  ben  Örafel- 
fiSttm  (pLavTeüai).  Sine  SRmge  ton  Oratel« 
f))rud^en  »ar  auf  berm  Seutung  begrünbet 
Selbft  bie  größten  SRSnner,  ^QtbaooraB,  Semo- 
Irit,  @ofratefi,  aEenopbon,  fßlato,  SlriftoteM  u.  %, 
glaubten  an  bie  Xraume.  (Se»if|e  @tSbte ,  »ie 
XelmiffuS  unb  (Sabed,  l^atten  burq  ib^e  Xroum- 
beuter  eine  SSerfibmtbeit  erlangt.  2fn  SRacebonim 
He|m  fid^  bie  ffönige  ftetS  ton  Sffiabrfagem  gur 
Seutung  ibrer  XrSume  begleitm.  äitgen  be« 
berbergte  eine  SRenge  ton  ©auflem,  »eld^e  um 
®elb  ()»ei  Obolen)  ben  Seuten  ibre  XrSume 
beuteten.  Stftmad^ue,  ber92effebe89IriftibeS,  gab 
feine  ))ro))9etifd^m  (S4)nfuItationm  nabe  beim 
%mpü  bed  Sion^foS.  Sie  Xraumbeuter  bebim- 
tm  fld^  ge»öbnli^  ge»iffer  XSfeld^en  (iTuprcxol 
icCvaxsc),  auf  »eld^m  bie  ^auptgegmftSnbe,  »eld^e 
im  Xraume  gefebm  »erben  lonntm,  mit  ber  (Er* 
nsrung  abgebilbet  »arm.  Sie  Oneirofritil  ober 
Oneiromantie,  ob»obI  feit  SIntijibmed  unb  Sio« 
gened  burd^  bie  fleptifcbe  $]^iIofo))bie  befSm))ft, 
»urbe  (Segmftanb  gelebrter  Slbl^anblungen,  nadb« 
bem  fie  einmal  ben  erftm  $la|  unter  bm  gebeimm 
SDiffenfd^aften  eingenommm  b<itte.  Sine  biefer 
Slbbanblungm,  baS  Oneirofrititon  bed  Slrtemibor 
au8  S^bim  im  2.  Sabrbunbert  n.  (Efft.,  ift  unS  er» 
baltm  (ausgaben  ton  Sieiff ,  Seipjig  1805;  ton 
^erd^er,  Seipaig  1864).  Ser  Serfaffer  terftd^ert, 
ba|  er  biefeS  Sud^  auf  (Sebei|  bed  ^poüo  ge- 
fd^riebm  babe.  Sr  batte  gro|e  ^eifrn  nad^  Sfun, 
(Sried^mlanb  unb  gtalim  unternommen,  um 
XrSume  )u  fammeln,  unb  gibt  genaue  %n»eifung, 
»ie  man  ton  ben  ®öttem  bie  (Se»Sbmng  eineS 
)>ro))betifd^m  XraumeS  erbtttm  foQe  (f.  bie  auS« 
fübrlid^e  9nal9fe  bei  Bouche-Leolercq  [f.  u.]  I, 
297  SS.).  Smn  man  bielt  nid^t  nur  bie  XrSume 
für  einen  SSerlebr  mit  bm  (Söttem,  befonberS  für 
ein  SBerf  bed  (Sotted  ber  9tad^t  unb  bed  Xraumed, 
fonbem  man  fd^tieb  bie  @mbung  ber  XrSume  bm 
@eelm  ber  sBerfbrbmen  ober  bm  (Sottbettm, 
»eld^e  über  biefclbm  »ad^tcn,  gu,  bem  ^f^d^o^om- 


2015 


Irouring  —  Irautfon,  grnft,  ©raf  t)on. 


2016 


poi  ober  OnelropomlJoS  (^veipotrojinÄc,  ^fH'^wp 
8vE(p(ov),  ^ermed,  ber  Srbe  (®öa«$9t]^on  hn 
alten  S)el))fi)  tmb  ben  fotad^t^onifd^en  ©ötteni 
äber(au))t.  Sod^  mod^te  man  einen  Unietfd^ieb 
)tiH{(|en  ben  rein  fqmbolifd^n  Xröumen,  bie  alfi 
gdttlid^  SRitil^eilungen  (YpT)pbati<7{ioO  galten,  aber 
ber  2)eutung  burd^  SBa^ager  Beburf  ten,  unb  ben« 
jenigen,  in  n)eld^n  eine  ©ottl^eit,  ein  ^eroS.  bie 
Seele  eines  Serftorbenen  bem  @^Ift|er  erfd^enen 
unb  eine  Offenbarung  mad^ten.  SDtefe  9rt  Don 
Xröumen  fud^te  nton  bei  ben  Orafeln,  fei  eS,  ba| 
nuin  in  ben  ^eiligtl^ümem  fd^Iief  ober  bie  Ver- 
mittlung bed  Sriefterd  ober  ber  ^riefterin  anrief. 
3n  einem  gaue  ber  Unfld^erl^eit  über  eine  mid^tige 
6ntf  d^eibung  fd^Iief  f  ogar  ber  ültagifirat  oon  Sparta 
im  %tmptl  ber  3no  ($afi)>]^e).  SBefonberd  gro^ 
mar  ber  Subrang  ber  ffronfen  )u  ben  Zempeln  ber 
^Igötter  (Sotered,  Stl^ene-WinertKi,  f^mitl^, 
^tSMop),  meldte  für  bie  Sncubation  ober  baS 
6d^Iaf  en  auf  bem  geS  eined  Opf ertl^iered  (@d^af  e§) 
bet)or}ugt  mürben.  SBeil  man  glaubte,  ba|  bie 
Seelen  berühmter  SBal^rfager  im  99efi^  i^rer  pro- 
p^jd^en  @aben  Bleiben ,  f  o  f d^Iief  man  gern  in 
ben  Orafeln,  meld^  in  ber  Stalle  ber  (Sröber  ber« 
felben  errichtet  maren  (9im))^iarau8 ,  Jfald^S, 
Smpl^ilod^uS,  SRopfuS,  Xro})]^oniu8).  SDiefe  @e- 
mo^^eit  ber  Stncubation,  meldte  bie  3nbo*Suro« 
t)Ser  aus  9fien  mitgebra^t  (atten,  oerbrettete  fid^ 
weit  in  ßuroiw  unb  felbft  in  afrifa.  —  3n  Slom 

i [alten  bie  Xröume  Diel.  S)ie  orientatifd^en  SBa^r- 
ager,  bie  Sl^Iböer,  l^atten  mit  ber  ^ftrobgie  aud^ 
ben  ®Iauben  an  bie  SBorbebeutung  ber  Xroume 
oerbreitet.  Selbft  ber  öltere  $IiniuS  glaubte 
baran.  2)agegen  oermirft  Sicero  mit  aOer  S)iDi- 
nation  aud^  bie  Xraumbeuterei  (De  diy.  2,  72). 
%ber  ber  SoIfSgtaube  mar  ftärfer.  Shnrd^  einen 
Xroum  mürbe  9uguftud  Deranla^t,  in  jebem  3a]^re 
einen  Sag  alS  93ettler  in  ben  Strafen  oon  Stom 
)u  erfd^einen.  ©alba  lie^  einen  tl^n  fingftigenben 
Siraum  f fil^nen ;  man  manbte  fid^  be^l^lb  an  bie 
®5tter  Soerrund  unb  brad^te  i^nen  SQBeil^aud^ 
unb  gefallenes  Opf erf c^rot  bar ;  aud^  Steinigungen 
mürben  vorgenommen.  SMe  Snfd^ften  berid^ten, 
ba^  bie  ®ötter,  befonberS  bie  3ftS,  i^ren  Ser- 
el^rem  l^fig  im  Sraume  erfd^ienen  unb  etmaS, 
gemöl^nlid^  ein  Opfer,  begehrten.  S)ie  f^mbolifd^e 
SrnSrung  ber  Sroumgefui^te  entmidFelte  fld^  }u 
einer  förmlid^en  SBiffenfd^aft.  S)ie  gefud^teften 
Orafcl,  mie  bie  beS  SSclepiuS,  beS  SerapiS,  beS 
aJlopfuS  u.  %,  ertl^eilten  i^re  SuSlunft  im  Traume, 
burd^  Sncubation.  Sin  SBilb  bat)on  entmirft 
Sudan  im  Sle^anber  oon  Sbonoteid^oS.  Slm« 
mianuS  aWarceÜinuS  f  agt  (21 , 1 , 1 2)  mit  «nberen : 
„Sie  &x6)ttf^  ber  Sräume  mftre  unbeflreitbor, 
menn  jid^  bie  Xraumbeuter  mit  il^ren  Sonj[eduren 
nid^t  töufd^ten.* — SudJ  bri  benSlorblänbem  fpiel- 
ten  bie  träumt  dne  gro^  SloSe,  maS  mit  bem 
©eifierfpuf  jufammenl^ng  unb  für  bie  ©eutung 
unb  Sül^ne  oft  t)erbüngni|t)oO  mürbe.  Z)ie  Sagen 
bend^ten  oiel  t)on  Xröumen  unb  beren  Auslegung. 
3eber  9Rann  unb  jebeS  SBeib  tonnte  Srftume 


beuten,  aber  Sinjelne  mürben  befonberS  beDot}ugt 
S)ie  Xraumbeutung  erfolgte  nid^t  nad^  bejHmmten 
Stegein ,  f onbem  mar  Sad|e  augenblidTu!^  3n« 
fpiration ;  be^^lb  mar  ber  Xröumenbe  mit  ber 
S)eutung  nur  jufrieben,  menn  Tte  feinen  9Bünf  d^ 
entfprod^.  S)ie  Jhinfi  ber  Xraumbeuterd  ^t  fid^ 
in  ber  StaiMA  (f.  b.  9rt.)  unb  ben  ge|nmen 
SSiffenfc^aften  bis  auf  bie  fpätert  Seit  fortgeerbt 
unb  fielet  oud^  f^nit  nod^  in  Dielen  ffrriicn  in 
(Sf^xu  2>er  Xraumguftanb  ber  fpiritipd^ 
9Rebien  unb  bie  Skutung  i^rer  Offenbanmgen 
^ängt  pfQddologifd^  mit  bem  Xroumleben  uiü) 
ber  Zraumbeuterei  gufammen,  mie  oud^  bie 
„Xraumfd^lüffer  unferer  Zage  ben  Xraumbü(^ 
(T^^vai  öveipoxpiTtxaO  ber  9llten  gu  t)ergleidjen 
flnb.  IRefromantie  unb  Ondrofritif  finb  nSi^  Der« 
manbt.  9Rit  ber  Sermerfung  beS  Aberglaubens 
unb  ber  Säuberet  fmb  aud^  bief e  ftünfte  Denirt^eilt 
(£inf  cnmann,  Se^rb.  ber  aRoralt^oL,  Sfrdb.  1 878, 
849).  SBeil  im  Sd^taf  bie  Seele  Don  ber^u^« 
melt  abgefd^loffen  i{!,  fo  entfalten  bie  Zbeile,  meld^ 
Dom  organifc^en  SterDenfqftem  beeinflußt  finb,  eine 
erböl^te  SBirffamfdt.  S)aS  ®emdngefü(l  unb  bie 
$b<^ntafie  geoen  gu  XrournDiFtonen  Sktonlaffmtg, 
unb  biefe  geftatten  oft  tiefe  SinblidFe  in  ben  3u- 
ftanb  beS  Organismus  unb  in  Singe,  DMld^  mit 
bem  Xröumenben  in  Sejie^ung  flanben  ober  ^e^ 
2)aburd^  erlangen  bie  Xröume  mitunter  dne  ^5^ 
IBebeutimg  unb  fonnen  oft  au(!^  f old^e  ^ßerfonen, 
meldte  im  SQgemdnen  Don  ber  ütid^tigfdt  ber* 

Selben  überjeugt  finb,  beunruhigen.  Sefonbei^  ijt 
)ie|  ber  f^E ,  menn  mit  ben  Xroumen  Stf c^ei« 
nungen  Serfiorbener  Derbunben  finb.  9uS  bem 
Seben  ber  adligen  finb  Diele  berartige  Zräume 
unb  SSifionen  befannt.  Sdfpietsmeife  fd  auf 
bie  in  ben  «den  ber  ffSL  SfelicttaS  unb  ^er« 
pdua  (f.  b.  art.  rv,  1807  ff.)  berid^ten  Der- 
miefen  (ogl.  aud^  b.  Srt.  ^riDatoffenborungen). 
S)ie  Süter  unb  Xl^ologen  mußten  fd^on  megen 
beS  V.  X.S  ben  propl^difd^en  (Sfyxtalitx  ber 
XrSume  anerlennen  (Sadan)).  XertuSion  giU 
eine  Unterfd^dbung  (De  anim.  46).  Sie  neu« 
platonif d^en  (SQneftuS)  unb  m^füfd^en  Xbeologen 
maren  bafür  eingenommen  (Thom.  8.  TL  2, 2, 
q.  95,  a.  6).  (Sgl.  Sbllinger,  ^bentbmn  unb 
äubent^um,  StegenSburg  1 857 ;  Mamy,  Histotre 
des  religionfl  de  la  Gröee  antique  II,  Paris 
1857 ;  Lenormant,  La  divination  et  la  sdence 
des  presages  chez  lee  Ghaldeens,  Paris  1875 ; 
Bouchö-Leolercq,  Histoire  de  la  diTination 
dans  l'antiquit^,  Paris  1879—1882,  4  toIb.; 
Se^ann,  tlbergtaube  unb  Scniberd  Don  boi 
ölteflen  3^m  an  bis  in  bie  ®egenmatt ,  Stntt« 
gart  1898.)  [!().  S(WaJ 

ttaurtetf,  f.  SMng  il  1. 
nmffon,  ®rafenDon,  }md  3uiflbi|($5fe 
Don  SBien,  Onlel  unb  9leffe,  nämlid^  1.  itin% 

§eb.  am  26. 2)ecember  1638  oK  So(n  beS  <8mfm 
[ol^nn  9^an)  unb  ber  $rinjefRn  SSdburga 
9}la|^miliana  Don  ^ol^enjollem.  (Sr  mat^tc  feäe 
tl^eologif  d^en  Stubien  in  Sßien,  er^idt  ein  gmutri* 


2017 


Ztüutfon,  3o]^anne8  3ofe))^,  ©tof  Don. 


2018 


cot  SU  Soljhirg«  fpfiter  mif  eins  ju  @tTa|(urg  unb 
nttd)e  am  24.  SRax)  1685  jum  gffirflbifd^of  üon 
SBien  enumnt.  Ski  infolge  beS  XätfeneinfoDeS 
1688  bie  Sinfanfte  befi  o^nel^  brs  botirten 
Stfit^untS  {i^  iebeutenb  Detringtrt  ^tten,  lourbe 
bem  Sifd^ofe  cmf  SSertoenbung  befi  ffoifetfi  £eo« 
4»Ib  L  Don  ännoceng  XL  geflattet,  bie  Som- 
(ermßelle  in  @al)burg  beijubel^oßen.  S)ennod^ 
iDU^te  Ztotttfon  onfel^nlid^e  Summen  )ut  9u8- 
fd^müdhmg  bec  (Soitedl^feT,  »orob  beS  @t  €te« 
)il^(inSbomed,gtt  erübrigen.  9uf  feine  Seranlaffung 
entflonb  bafi  ^Zr(mtfonfd^9Ranufcri))t'',  eine  mit 

Cl^Ireit^  SBoppen  ge)ierte  SufammenMung  ber 
ben  SBiener  ffird^en  bepnblid^en  Spitop^ien. 
S)icfelbe  1^,  ba  bie  Originale  jum  größten  Zl^Ie 
verloren  gegangen  fmb,  nod^  immer  SBertl^  für 
^{torifd^e,  genealogifd^e  unb  l^erolbifd^  gfor« 
f dangen,  gürfibifc^of  Srnft  ftarb  gu  SBien  am 
7.  akmuar  1702. 

2.  So^anneS  3ofe))]^,  geb.  am  27. 3uli 
1704  als  €o(n  beS  dürften  äol^anneS  Seo))oIb 
2)onat  unb  ber  (Sräfin  !Dtaria  Xerejta  Ungnab 
ton  SBeigentooIf.  Sr  n)ibmete  fid^  alS  pngerer 
Qptoi  ber  gamilte  bem  geiftlid^en  @tanbe,  mürbe 
5E)oml^  }u  Saljburg,  $affau  unb  Breslau, 
Stopft  }u  Srbogger  unb  ^bt  ju  @esarb  (SjefS^ärb 
in  Ungarn).  IBon  bem  Sfirßbifc^ofe  )u  $af{au 
3oJep^  ^mtnif  @rafen  Samberg  ttiurbe  er  jum 
Ofnria(  für  9t{eber5fterreid^  befieut  unb  tottJ^t  atö 
f  olqer  Confitcte  )mifd^en  Pird^e  unb  StaatSgemalt 
mit  Umfielt  auszugleiten.  t!lm7.2)ecemberl750 
iDurbe  er  nad^  längerem  Sträuben  )um  Soabiutor 
(omn  jure  auccedendi)  beS  greifen  Sarbinal- 
Sfürfterjbifd^ofeS  Don  SBien,  @igmunb  ®rofen 
JfoQonitf^  (f.  b.  Sri.),  ernannt  unb  am  SBet^ 
nac^tStage  beSfelben^al^eS  jumSituIar-Srgbtfd^of 
Don  Sartbago  gemeil^t.  SBenige  9Ronate  barauf 
<12.  9)>ra  1751)  ftarb  ffollonitfd^,  unb  Xraut- 
fon  bejtieg  ben  ersbifd^öflid^en  Stul^I  Don  SBien. 
3m  Sinne  feines  SorgüngetS  brang  er  auf  tour- 
bige  tJfrier  ber  ^eiligen  3Ref[e  unb  auf  genaue 
Seobad^tung  ber  fird^Iid^en  SBorfcfiriften  über  fflei- 
bung  unb  fiebenSmanbel  ber  ©eijllid^en,  benen  er 
Dorf(^b,  ,,baS  3al^r  l^inburd^,  mo  nid^t  öfters, 
iDenigfienS  einmal  benen  geiftlid^en  exercitÜB, 
reooUectionibuB  unb  geifüiti^en  Cmeuerungen 
a^umarten".  SefonbereS  ^tuffel^  meit  über 
Oefierrei^  ®ren}en  l^inauS  enegte  fein  Hirten- 
brief Dom  1. 3anuor  1752,  ber  urfprünglid^  latei- 
nif^  Derfa^  unb  an  bie  SeifUid^feit  feiner  2Hö- 
<ef e ,  inSbef onbett  an  bie  !ßrebiger  gerid^tet  toar, 
ober  alSbaib  Don  ben  ^Unfatl^olifdden"  überfe|t 
umrbe  (obgebrutft  in  ben  «»IRegeften  sur  ®efd^td(|te 
ber  SBiener  Sr^biöcefe",  ^erauSg.  Don  RopaM, 
n,  SBien  1894,  379  ff.).  Cr  betonte  barin  m^\ 
auSbrihOic^  bie  Sngemeffenl^eit  Don  $rebigten 
über  bie  SBere^rung  ber  ^riligen  unb  ®naben- 
bilber,  über  SBolIf alerten,  Slblöffe  unb  Sruber- 
f haften,  manbte  fu^  aber  in  entf^ebener  SBeife 
gegen  biejenigen  ^rebiger,  meldte  über  biefe  ,,gleid^- 
fultigen  S)inge^  meitf ^meifig  unb  mit  mand^erlri 

SHr^cnlciiCon.  XJ.  2.  Kufl. 


Uebertreibungen  prebigten,  l^ingegen  Don  Sl^rißuS, 
«bem  OueO  aller  ®nabe,  ber  ein}igen  Urfad^e 
unferer  Sted^tfertigung  unb  unfercS&eileS'',  fomie 
Don  ben  SlaubenSnxil^rl^eiten  fd^ier  nine  SDtelbung 
t^ten,  bie  aud^  gegen  bie  Stegierung  fel^r  l^i|ig  „loS« 
}ogen  unb  polterien"  unb  mitunter  in  einer  Sffieife 
f))rad^en,  meiere  ben  «.mutl^miSigen  niebrigften 
$ftbel  au  einem  lauten  ®eldd^ter  brad^te".  S)ie 
$roteftanten  glaubten,  freilid^  mit  Unred^t,  in 
einjelnen  Senf erungen  beS  Hirtenbriefes  eine  Sin« 
näi^erung  an  il^re  ^nftd^ten  erblidten  )u  bürfen 
unb  Derbrdteten  benf elben  eifrig ;  nod^  80  ^tt 
fpöter  befabi  So]tp^  11.  ((£rla|  Dom  28.  92oDem- 
ber  1782)  beffen  neuerlid^  SSeröffentlid^ung. 
SRand^en  erfd^ien  Xrautfon  gerabeju  alS  «.ge^dmer 
$roteftant'',  benn  er  befeitigte,  um  ben  unter 
Ötaria  3:erefia  nid^t  eben  gUm))fIid^  bel^anbelten 
^rotefianten  bie  SlüdUel^r  }ur  fat^olifd^en  Süxi^ 
ju  erleid^tem,  ben  Sib,  burq  meldten  fte  iJ^re  bis- 
herige Sonfefjton  fdrmlid^  ab}ufd^tt)firen  litten. 
@egenftanb  l^eftiger  Angriffe  mürbe  er  aud^  an- 
lä^id^  ber  Slufl^ebung  einer  Snjal^I  Don  gfejttagen 
(ffaiferlid^eS  Sbict  Dom  21.  3anuar  1754),  mo- 
gegen  ber  Sarbinal  ®raf  Xro^er,  Srjbifd^of  Don 
OImü|,  unb  bie  IBtfd^öfe  Don  ^{fau  unb  Salg- 
burg  Dergebltd^e  Sd^ritte  unternommen  l^atten. 
Selber  gelel^ri  unb  f$reunb  miffenf^aftlid^er  9e- 
trebungen  (er  mar  beS  H^braifcben  unb  ®rie^i- 
d^en  funbig  unb  mol^te  regelmö|ig  ben  SRonatS- 
Derfammlungen  ber  t^eologifd^en  gfacultöt  bei), 
fud^te  Xrautfon  aud|  bie  Silbung  beS  SIeruS  )u 
lieben  unb  erllarte,  feinem  Sanbibaten  bie  $rief!epi 
meil^  eril^eilen  ju  moQen,  ber  nid^t  angeleitet  mor- 
ben  fei,  bie  SBibel  im  l^ebröifd^en  ober  gried^ifd^ 
Urie^e  )u  lefen.  Siou  ber  il^m  fel^r  gemogenen 
ffaiferin  SJlaria  Xerefta  mürbe  Xrautfon  am 
27.  TlcA  1752  aum  Stubien))rotector  an  ber 
SBiener  UniDerjttät  ernannt  unb  in  ®emrinfd^aft 
mit  P.  Submig  2)ebiet  S.  J.  }ur  SluSarbeitung 
neuer  Stubienorbnungen  für  bie  tl^eologtfd^e  unb 
bie  ))^iIofot)]^ifd^e  t$acultät  aufgeforberi.  2)er  neue 
Sel^rplan  berüd$d^tigte  aber  im  Sinne  iener  3rit 
meniger  ben  miffenfd^ftlid^en  Setrieb  ber  eingelnen 
S)iSdt)Hnen  als  baS  praftifd^e  lBebürfni|,  unb 
mieS  in  ber  tl^eologif  d^en  g^cultftt  (bt\  übermäßiger 
9egfin{tigimg  beS  H^bräifd^en)  inSbe[onbere  ber 
Storal,  als  bem  Stubium  „Dor  iene,  benen  min« 
bere  9laturelS  ®aben  gur  l^öl^eren  ®ele]^am(eit 
feine  Hoffnung  mad^en'',  eine  unmürbige  Stdiung 
an.  9m  5.%prU  1756,  bem  Xage,  mo  baS  neue 
UniDerf^ätSgeboube  frierlid^  eröffnet  mürbe,  marb 
ber  gfürftergbifd^of  Don  Senebict  XIV.  }um 
Sarbinal  ernannt.  ÜRaria  Xerefm  fe^te  ifjßxt  am 
10.  3uli  in  ber  SurgfapeOe  baS  IBiret  auf,  unb 
bie  @eiftKd^feit  Don  St.  Stepl^an  mibmete  babri 
bem  neuen  Sarbinol  Xn  F^econia  scienüae  et 
pietatis.  9ber  fd^on  SlnfangS  Secember  beSfelben 
3a]^reS  mürbe  Xroutfon  Don  einem  Sd^IaganfoUe 
betroffen,  beffen  St)Igen  er,  erft  53  Sal^e  olt,  am 
10.  «Kära  1757  erlag.  Seine  »u^eftätte  unb 
fein  ®rabbenfmoI,  Ic^tereS  Don  feinem  iBruber 

64 


3019 


Xtauung  —  TräTonx,  JonrnAl  de. 


2020 


SofiontKl  SSO^Im  eni^ttt,  btfinbtn  fli!^  im 
Sfnnmu!E|OKtion®t.€t())9an.  SBcnngleid^Xnml- 
Jon  maii<^  St^ft^dlem  de  fnifinntQ«  Stft^of 
ttiü)  itotoriMKi  Qtegnn  btt  3efuiltn  gilt,  fo  6end^ 
ttfltMnic^  "'   "  '  "     ""      lit 

inbetgotatui  Ift 

boltune  ^ic  <  ^ 

utOrmrei^  !t, 

1786,00  lt.;  I, 

1870,  57 ff.;  ra 

u.  f.  n..  9Sin]  !). 

875  (f.) 


li^  S^matriM  auegtjoanu  Udunbe,  bu»!^ 
iDÜdn  baS  e^Iti^e  !Qcrfrältni|i  gUKtec  aitrfonen 
bttf^itbttim  @tf4lM^ttfi  in  öfpnlli^  (eQlauDigttt 
SBttftatttfHrtmiib.  Sie  au3iuffllltnbtn9lu6nftn 
beS  S^ntgiftnS  ent^Itm  in  btr  Stfld  Sauf-  unb 
gtomillmnamtn ,  hai  SIter,  bic  ^tligimt,  bm 
€tanb  unb  Zßolinort  bn  @ctrautm  fotnie  l^m 
Stugen,  boS  Saturn  bn  obTtgldtüi^ni  ^ciiatS* 
Itceng,  jofem  eint  jolt^e  nßt^ie  nar,  ncbft  Sf 
itmnunQ  Ott  iBeddioe,  ivelcde  bitfelbe  ausgefeilt, 
bonn  bie  3«it  unb  bra  Ort  btr  Irauuna,  beti 
Slamm  brt  ^forrti«  ober  btl(airtm  StdiDtrtretfra, 
bet  btt  So^tuktion  DoOgogm,  tnblii^  bic  Itgalc 
ffetttflung  bcS  S)ocumentte  mittele  ^forrfitgtie 
unb  Untarfi^itft  brt  ^foirtte.  (ißgl.  b.  ^rt 
Air^tnbiidMT.)  [^ermantbet.] 

f  MMmn,  f.  nmbroliuS  (SamatbulenfiB. 

ird(SlltsU|(  AlUUt,  f.  Quarta  Faloidio. 

Itemniiii  per  9tt,  f.  e^el^tibune. 

Treaga  Del,  f.  @otteehUbc. 

Tt^ooz,  Journal  de,  ifl  bie  obgetärgte 
Vtjct^utm  tinti  feit  1701  Don  Sefuiltn  ^ttoufl' 

SStlwnni  MDnatf(^r{ft,  bcren  ouBfü^rlii^n:  Xitel 
ämoirea  pour  l'hiatoire  des  ScieneeB  et  dee 
Beanx-Arta.  BecneiUis  par  Vordre  de  San 
Alt«SBe  Sä^niBBime  Honaeigneor  Prince 
SouTerain  de  Douibea.  A  TrdToux  lautet 
Xtötmui,  an  bn  @aOne  nQrblu^  Don  SQon  ge- 
Itgen,  roat  bie  {Mu^it^bt  be<  Sfinbc^  3}ambt6, 
Wtl^  Gubtvig  fluguß,  ^^og  oon  Snaine, 
€o^n  £ubDis«  XIV.  unb  bn  a)lonttfi))aii,  1682 
Ott  .fouMifinrt"  Säiftmll^  «(lielt;  bn  gfli^ 
oon  £)oinbee  foKtc  lum  A6nig  Don  g^nmbrii^ 
,fi^  nid)t  uie  ein  SofaH,  fonbnn  l»it  tin  OdnnK 
eouMtfin  )um  gidfiem  bn^Itm*.  Hugn  einem 
tigencn  ffütjln,  tintm  $arlainntt  unb  eigetun 
Qknnnl^ten  mit  alltn  biti  Stänbcn  befag  btm- 
Mtfil  3)ombee  auiS)  feint  eigene  3)nidnei ;  bitfe 
ntHtc  bec  bajog  atub  ffit  bot  S)nid  bn  Don  ben 
Stfuittn  (eimiflgegeMRen  Uemoiree  gut  Sn- 
fügung.  €tit  1781  rrf^ien  bie  3eitf4rift  teboi^ 

SS^on,  ba  baS  S^^Itnifi  gum  ^»ergog  Don 
aint  fi^  gtI5SI  ^e,  unb  olä  rt  fii^  1734 
iDiAn  onTnü^ftt,  nmibt  aI8  X)rudiiTl  ni^it  tuiebn 
XiAout,  fonbtm  $ane  gemä^It  X>d4  ^te|  A 


mtä)  i^t  no^  auf  bm  XilAIotl: 
d'Mre  impimte  l'an  1701  k  Trirain. ,  et 
dM^  fc  Son  AlteseeSer^nisume  Momaignwir 
le  Prinoa  SoDTerain  de  Dombes.  So«  Den 
bie  @iünbung  bn  Seitfi^  ongntgl  »mbe,  ft^ 
nii|t  feg;  t^Sioed  nui  bw  3)ntietuiia  bn  l(^> 
Itf^nt  @tunbfd|e  auf  Ittecarifi^  lütmett  gegen- 
übn  bn  Sntngt  Don  Jiroteflantifi^  obn  unent* 
f^iebenen  ^eitfc^fttn,  mdStt  fett  1655  euDpa 
übnfddiDnnmten  (f.  Uäm.  da  Tt^toox  171^, 
222),  3)n  !pian  bei  Unlnne^meid  {[t  in 
bmiBond>en  gu  ben  ^a^rgängen  1701,  1708, 
1712, 1734, 1746  borgclegt  3Bie  alte  bonoligtn 
gelehrten  3eltfc^tften  nattn  bie  H4moiraa  de 
TrJvonx  in  trßn  Sinte  SitenituAIatt  Uebn  aflt 
loiffenft^ftlif!^  SBeife ,  »tli^e  in  gang  SuiDpa 
gebnidt  isüiben,  foDtt  bui4  au8fü!^ilt^  Sltfeiate 
unter  Angabe  bM  ^aÜS  gnentüffig  berietet 
»nben.  Ikqi^  bem  uifiiiüngru^  $bnt  Dolltr 
man  fic^  babei  bn  ffrilit  gang  ent^aUen  unb  mit 
!8Dilie6e  Selbftonjetgen  bn  EÖtrfalJn  aufnehmen; 
bo^  mufite  mon  bicfe  @iunbf<itfe  fd^on  1712  als 
unbuTdifü^rbai  aufgeben,  S>ut(^  bie  ffiittEm 
Denoiifclte  man  \id)  aUeibinge  in  utelt  Slieitig- 
fciten  (mit  Secinc,  iBaSnage,  %)oil«m,  bc  Signole«, 
Seaufofite,  SPfaffic.).  3II9  ein  Sirtifel  Dorn  3amiar 
1731  unb  Sebnior  1732  bie  St^ttieit  gtwin 
nat^gtlaffenen  Sänften  SBoffuttiangegriffen  (alte, 
erlicl  bnen  ^etouSgebn,  bn  Sifi^f  oon  XzDqtS. 
{ogai  eine  eigene  loatraetjonpaietorale  an  Hijet 
des  ealomnies  avanc^s  düia  le  Journal  de 
TröTonz;  ee  lam  gu  einem  $TOgt|,  nnb  ber 
!ßTODin)iaI  unb  bie  Obenn  bn  bni  $ariftr 
3efuiten^uf«  mußten  Stbenuf  lei^  SiOxti 
ben  Snjdgen  toonn  ftibpänbige  SttiM,  VoAgen 
übn  ültüngtn,  ;)fiqf|talif^  Sntbeihnigen,  SVri^ 
übn  gcle^irle  Stnitigteitra,  Steaolegt  x.  ni^t 
ouegtf^toffen.  am  S^Iuffe  bn  etnylncn  fyfli, 
bie  bis  gu  200  Suobegfeiten  ^  Kurat  ^Igt 
itbeemol  (ine  Shibrit  Nourriles  littenürca  wt 
9ta^ri(^ten  aua  oUen  ÜBdlgcgtaboL  Shbn  bir 
©ntnblic^feit  bet  arbeiten  tooi  tS  anawnUii^  bit 
UniDerfalität  bn  Serii^tnftattung.  faui^  Kdäit 
bit  3eitf<i^itft  Don  XcäiDUS  fii^  bcbcntnüMS  «>• 
[eben  moarti.  .S)ie  günftige  tSdeflenbrU;'  fagt 
Wof  WJiti  (eifa^e,  übeifeft  von  Sicbn^t.  ni. 
Stüpm  1872,  166),  .titnoTifi^  mb  foi^ige 
91cui^eiten  in  Stfa^ning  gu  bmgpt,  wd^  bs 
URitgliebn  ieneS  CibenS  bcfagen,  wet  «h^ct' 
oibentlii^,  unb  ti  Iä§t  fi4  bcgtoti^s,  eb  fosn 
^tgutage  irgenb  ein  Sounul  fe  jObtott^K  fiör» 
tefponbtnten  in  allen  9BeItgeainba  bi^'  Sti> 
ftnelSmeife  bietet  bai  nße  ^eft  ooa  I7U  9^ 
rid^te  ouS  ^eteiebuig,  Ufifala,  Xäbarm,  tiniBl 
buig,  Senebig,  ^toilanb,  EBnmia,  SmÄd*, 
Smfte^m,  fieQben,  DuAec  l^raMMiMt  Sc- 
obod^tungnt  tomben  in  bn  SfitfA^  «A  Se&Bj 
unb  St  S)ominQo  ebtnfo  mHgrtViB  ■•  b» 
SnorfeiOe  obn  äBien.  Uebn  bOimait  Scdr 
utib  fe^r  ousfü^ili^  bcrii^,  fo  ibn  SdQaM 
unbBuinQi18^iiitntaffeiic&(|i^CMäB  17J*, 


2021 


Iribur,  ©9nobe  ju  —  Iribuum. 


2022 


1195—1230. 1860—1898. 1942-1979),  Ober 
Ou4tif-6(^M  Si6Iiojjra))^te  Qäim,  1722,  59 
4101 ;  1723, 750—784).  Sie&iter  beSUntet- 
ne^tnmS  toaxtn  Snfangd  (Satrou  unb  Xoumemine 
({.  b.  Sit.),  feit  1783  Kouill^,  unter  bem  bod 
Sminml  buc^reifenb  teformirt  umrbe  unb  einen 
neuen  9uffd^ioung  nal^m.  S)ie  bebeutenbften  9Rit- 
arbeitet  ffaib  Soud^ourS  (f.  b.  %±),  be  eülonio, 
Sonunire,  ^ibouin  (f.  o.  9rt.),  beflen  £stra« 
Doganjm  inbt^  oud^  gerabe  in  bem  3ounuiI  Don 
£rteous  be{äm)>ft  tturben,  SBrunwQ,  C^IeDoic. 
tBon  auSmörtigen  (gelehrten  fteuerte  ctaä^  £eibnia 
einen  Seitrag  bei  Seit  1745  betbeiligie  fuj^  baS 
3oumol  unter  ber  Settung  beS  P.  SBertl^ier  (f.  b. 
Sri)  befonberd  om  ftampfe  gegen  bie  dnaj/tiopä» 
biften  (f.  b.  9rt  Siberot).  »ertbietS  SBer^oIten 
biefcn  gegenüber  nnir  mo^oS  unb  gefd^idt,  feine 
(8rttnbfa|e  fprod^  er  in  ben  Mem.  1750, 1584 ; 
1753,  2664«  2676  auS.  9Rtt  ber  Unterbrudung 
beS  aefuitenorbenS  ingranfreid^  (1762)  batte  bie 
Sebeutung  ber  S^tfd^rift  ein  Snbe,  obnobt  jte 
unter  mfd^iebeiien  Kebacteuren,  )ule|t  mit  t>er« 
inbertem  Xitel,  no^  bis  etma  1782  il^r  3)afein 
friftete.  (SJgL  G.  Sommervogel ,  Table  mö- 
ihodique  des  Mdmoires  de  TrÖToox  1701  k 
1775,  Paria  1864—1865,  3yols.,  mofelbft 
93b.  I,  p.  I — CI  ein  Essai  historique  bot  les 
M^moires  de  Tröyoux  fielet)  [ftneüer  S.  J.] 
^tUitv,  S^nobe  )u,  bie  unter  ftönig  Ar- 
nulf in  ber  erften  ^Ifte  beS  SRonatS  9Rai  895 
mtf  ber  loiferlit^en  $f al)  Xribur  bei  SDtainj  ob« 
gelittene  SSerfammlung,  meldte  fid^  nad^  ^Berufung 
unb  3ufammenfe|ung  als  beutfcbe  Steid^fQnobe 
borfieOt  @ie  kourbe  auf  SBefebl  beS  ffdnigd  mit 
einem  breitägigen  Saften,  Sitoneien  unb  (Sebeten 
eingeleitet  mb  erlie|  im  3ntereffe  ber  Dird^enjud^t 
eine  SReibe  k>on  itapiteln.  Sie  Siden  liegen  in 
tierfdftiebener  gfaflung  t>or.  Ser  £est,  meld^er  in 
bie  Sonditenfammlungen  Vufnal^me  fonb  (neuer* 
bingS  Sulgata  genannt),  umfaßt  au^er  bem  $ro« 
bg  56  ffapitel.  Sine  streite  Sammlung  entbolt 
meniger  RapM  unb  biefe  in  lürgerer  Sfaf[ung, 
borunter  auüd^  einige,  bie  nxift  in  ber  SSuIgata 
fteben;  biefe  jtoeite  Sammlung  lag  Slegino  bon 
$rfim  (f.  b.  9rt.)  bri  Slbfaffung  feiner  Libri  duo 
de  synodalibns  causis  et  disoiplinis  eocle- 
siaaticiB  tor,  bie  etma  ein  äa^r^e^nt  nad^  ber 
@9nobe  entftanben.    Unter   biefen  Umfiänben 

Sloubte  SBaffertd^Ieben  (^Beitrage  )ur  (Sefcbid^te 
er  twrgratianifd^en  ftird^enred^tSqueUen,  Seip^ig 
1839,  1—38)  bie  itotitt  ober  bie  Don  SRegino 
benu^te  Sammlung  al8  bie  aut^entifd^e,  bie  tM* 
gata  aber  fflr  bIo|  DorbereiteiU^eS  Slctenmaterial 
ober  bie  prima  actio  ber  S^nobaloerbonblungen 
l^ten  AU  foOen.  Selftnlid^  urtbeUte  ^btHip^/  in 
ben  @i|ungSberid^ten  ber  SEßtener  ^fabemie  ber 
SBiffenfcbaften,  iß^iL-bÜ^.  ftlaffe  XLIX  (1865), 
713 — 784.  fhoufe  »ied  bogegen  im  Sleuen  %r- 
d^in  ber  ©efeUf^aft  füt  öltere  beutfd^  ®efcbid^t8- 
hmbe  XVn  (1892),  49—82.  281—826  bie 
Shilgota  oIS  bie  autbentifd^en  Xden  ber  S^nobe 


nad^.  2)od^  entbel^rt  aud^  bie  }toeite  Sammlung 
nicbt  ber  ^uctorität.  Sie  Derbanit  nad^  SQIem 
einem  ber  Sqnobalen,  DieÜeid^t  bem  Sr^bifd^of 
ßatto  Don  aRaiiu  (DgL  b.  9trt.  Y,  1527),  ibren 
urf))rung,  unb  IRegtno  sog  fte  ber  anbem  toobl 
megen  ibrer  fna))|)em  unb  Harem  gfaffung  k)or. 
Sie  ift  ilbrigend  felbft  mieber  in  mebreren  9tecen* 
funen  borbanben;  in  bem  erfi  neuerbingS  l^eran« 
gezogenen  Sobes  non  Sb<^Iond«fur-9)lame  umfa^ 
fte  85  nid^t  numerirte  ffapitel  (Dgl.  9leued  Slrd^iD 
XVni [18931 365  ff.  411  ff.;  XX  [1895],  289 
bis  353).  SBie  in  anberen  2)ingen  meid^en  bie 
beiben  Sammlungen  aud^  in  ber  Angabe  über 
bie  3abl  ber  9RitgIieber  ber  S^nobe  ab.  S)ie 
Sulgata  entbW  bie  Unterfd^rift  Don  22  Sifd^öfen, 
in  erfter  Sinie  ben  Srjbifcböfen  Don  aRain),  R'öln 
unb  Xrier  alS  ben  SJorfttenben  ber  Si^nobe.  2)ie 
anbere  Sammlung  rebet  Don  26  Sif^öfen,  mfb 
ber  C!odex  Diessensis  gibt  aud^  bie  IRamen  ber» 
felben  an.  3)ie  S)ifferen3  erflärt  fid^  tool^I  bor- 
auS,  ba|  bei  Untergeic^nung  ber  Scten  Dier  Si» 
fd^5fe  bereits  abgereist  maren.  2)ie  neuefte  unb 
befte  SuSgabe  ber  Seien  Deronftaltete  Uraufe  in 
ben  Mon.  Oenn.  bist.  Capit  reg.  Franc.  II 
(1897),  196  sqq.  (SBgl.  ^efele,  (SoncUiengefd^id^te 
IV,  2.  «ufL,  552-561 ;  S)ümmler,  OefdJ.  beS 
oftfrfinfifd^  «eid^  m,  2.  Slufl.,  Seip^ig  1888, 
395—401.)  [D.  Sunt] 

^xkafftmSf  ffarI3ofe))b^  f-  fia))U)iner- 
orbcn  vn,  130  f. 

9tikitttiit  be^eid^  in  ber  fird^Iid^en  S))rad^e 
eine  religiöfe  gfeier,  ®e6etS«  ober  aScetifcbe 
Uebung,  Dield^e  ftd^  aber  Drei  auf  einanber  fol« 
genbe  Xage  erftrecft  Triduum  sacrum  (au^ 
tiiduum  mortis  Christi,  tridnum  ante  Pascha) 
ift  ber  liturgijd^e  9lame  für  bie  brei  legten  Xage  ber 
Sl^armod^e  (f.  b.  9rt) ,  beren  Sfeier  berort  priDi- 
legirt  ift,  ba|  fie  bie  gfeier  ober  SRitf eier  Don  &ei- 
ligenfeften  DoKftanbig  auSfd^Ke^t.  S)ie  Xf^i\ai^m 
aus  bem  Beben  beS  f^erm,  meldte  biefen  Xagen 
entf))red^en,  berüdfid^tigt  baS  Officium  nur  in  ben 
atef^onforien  ber  SRatutin,  unb  jmar  am  (Srün« 
bonnerStag  baS  Seiben  beS  ^erm  am  Oelberg,  an 
ben  beiben  übrigen  Zagen  f etn  ffreujeSleiben,  feine 
®rabeSrube  unb  bie  Xrauer  um  feinen  Eingang. 
S)ie  9Ratutin  unb  bie  einaelnen  |)oren  beginnen 
nad^  ben  gemdbnlid^en  SSorübungen  (Pater,  Ave, 
Oredo)  obne  meitere  SinleitungSformcI  mit  ber 
^falmobie,  l^en  fein  Stopütl,  fein  furgeS  Sie* 
fponforium  unb  feinen  f)9mnuS  unb  fd^liegen  mit 
bem  $falm  Misßrere  tnd)  ber  nid^t  med^felnben, 
ol^e  SingangSgru^  unb  ol^ne  Sd^u^  gefprod^e* 
nen  C^tion.  3n  ber  a)le|fe  beS  ®runbonnerS- 
tagS  (f.  b.  9rt.)  teirb  beS  Öerm  ^IbenbmablSfeier 
begangen ;  ben  Wtarbienft  oeS  £b<^rfreitagS  (f.  b. 
9(rt.)  bilben  bie  aQgemeinen  gfüd^itten,  bie  Snt- 
büQung  unb  SSerel^rung  beS  Ihei^eS  unb  bie 
Kommunion  beS  Selebronten  (bie  misea  prae* 
sanctificatomm);  bie  SReffe  am  (SbotfamStage 
(f.  b.  9rt.  OfterDigü)  ift  bie  antecipirte  SDleffe  ber 
Oftemad^t.  9m  ®rünbonnerStage  ftnb  ^rioat» 

64* 


2023 


Xrient 


2024 


mcffcn  unb  jtoar  Dor  bcr  ^(nH)tmcffe  nur  bann 
juläffig/  wenn  auf  bicfen  Sag  baS  geji  ber  SSer- 
fünbigung  SWaria  einfällt;  am  gidarfreitage  toirb 
feine  unb  am  gj^rfamStage  nur  eine  SJleffe  unb 
jtoar  einzig  in  ben  ftird^en  gefeiert,  in  »eldjien  ber 
feierlid^e  g^armod^enbienft  ftattfinbet,  fo  bafe  bie 
Seit  t)om  @(^Iu^  ber  SReffe  be§  ©rünbonnerStagS 
bis  nad^  iener  bed  Sl^arfatnStagS  eigentlici^  alitur* 
gifd^  genannt  »erben  fann.  Sie  Seife^ung 
ber  am  @rünbonner8tage  für  bie  Siturgie  beS 
Q^l^arfreitagS  confecrirten  l^eiligen  ^o\i\t  in  einem 
eigens  l^ergerid^teten  Slaume,  Bern  fogen.  l^eiligen 
®rabe,  l^at  in  mand^en  ©egenben  ^eutfd^IanbS 
gubem  befonbem  ©ebraud^e  gefül^rt,  boS  ^od^ 
i^eilige  @acrament  im  l^Iigen  ®rabe  bis  jum 
Sl^arfamStage  ^u  belaffen  uno^bie  bem  römifd^en 
StituS  frembe  ^uf erftel^ngSf eier  bereits  am  Sbenbe 
beS  (S^^arfamStagS  )u  Italien,  flud^  baS  litur- 
gifd^e  Xifd^gebet  l^at  in  triduo  sacro  eine  eigene 
gagung.  [Ä.  ©d^robj 

ttUimaaeri^fe,  f.  SSerid^te,  Ürd^lid^e. 

«rimt  (ital.  Trento),  ©tabt  in  lirol  (f.  b. 
SIrt.)  unb  ©i^  eines  gürftbifd^ofs  unter  bem 
äJletropoUten  Don  ©aljburg,  ift  baS  alte  Tri- 
dentum  („Sreijadt",  ttjegen  ber  bafelbfl  öerel^rten 
©ottl^eit  9le))tun)  ber  Siömer  unb  toar  fd^on  in 
Dorgefddi(!dtIidder  3eit  fyiuptoti  ber  Stötier  (DgL 
ünterateiner,  Storia  antica  tridentina,  Mi- 
lano  1896).  3m  3.  15  t>.  gl^r.  !am  baS  tri« 
bentinifd^e  ©ebiet  in  bie  ©enalt  ber  Stömer,  meldte 
bef onberS  ben  am  redeten  Stf d^uf er  ftd^  erl^ebenben, 
289  m  l^ol^en  Sfclfenl^ügel  (vemica  =  bie 
SBarje,  fc^t  Doss  Trento)  befcjten  unb  beffen 
gan^e  Umgebung  unmittelbar  mit  Stauen  (b.  1^. 
mit  GaUia  cisalpina)  bereinigten  (bie  Don  ben 
Slömem  eingerid^tete  ^roöinj  Raetia  log  nörb» 
lid^  Dom  Trentino).  (Sgl.  ^ßaul^,  SReal-gnc^i- 
flopäbie  s.  V.  Tridentum;  $Ionta,  S)aS  alte 
IRäHen,  Serlin  1872,  25  ff.)  -  1.  ®runb- 
legung  beS  ßl^riftent^umS  unb  gut» 
toidCIung  ber ©iöcefeXrient  bis  1027. 
S)ie  unmittelbare  SBerbinbung  SrientS  mit  Stauen 
]|«tte  eine  fd;ncfle  SSerbrettung  beS  gl^riftcnt^umS 
im  l^eutigen  ©übtirol  jur  fjolge.  ©d^on  um  70 
n.  Sl^r.  foll  ber  l^eilige  Sifd^of  ^ermagoraS  üon 
Squilcia  3oöinu§  als  93if d^of  öon  Srient  eingefe Jt 
l^aben  (f.  b.  ^rt.  Strol  n.  1).  ®er  crfte  urfimb« 
lid^  nad^ttjeiSbare  Sifd^of  Don  Orient  ift  aber 
?lbunbantiuS,  ber  881  auf  bem  9)?etropoIitan- 
conctl  Don  ^quilcja  erfd^ien  (f.  Mansi  III,  699 
unb  Diptychon  ülrician. ,  in  b.  Mon.  Germ, 
bist.  Scriptt.  Xin,  369).  ^uf  xf)n  folgte  ber 
1^1.  aSigiliuS  (383—400  ?),  ein  ebler  SRömer,  bcr 
in  ^Itl^cn  ftubirt  fjaüe,  bann  mit  feinen  ffirübem 
Kloubian  unb  ajRngorian,  bem  ^riefter  Julian 
unb  feiner  TOutter  ü}kjentia  nad)  %nmi  tarn 
unb  bafelbft  in  jugenblid^em  ^Iter  8iWof  »urbe. 
6r  fönipfte  unerfc^rodfen  gegen  baS  ^eibent^um 
unb  bie  arionifdie  ^äxt\\t,  Derbreitetc  boS  6()ri« 
ftent^um  aurf)  in  ben  abgelcgenften  3:I)äIem  fei- 
nes aSirfungSfreifcS  unb  fanb  babei  im  Wenbena- 


tfyik,  mo  er  baS  lekte  ©ö^enBilb  in  bie  Soica 
toarf,  ben  aWort^rtob  (AA.  SS.  BoH  Jmi.  V, 
163  sqq.;  Besch,  Annales  Sabion.  I,  Aug. 
Vindel.  1760,  185  sqq.;  HgL  Tartarotti,  De 
origine  ecdesiae  trident.,  Venet.  1743).  9e* 
reitS  897  tearen  ibm  bie  Don  i^m  auSgefd^idtes 
©laubenSboten  ©ifinniuS,  aRorü^riuS  unb  90^ 
anber,  meldte  ben  nod^  grd^tent^eilS  ^eibni^ 
9lonSberg  d^ftianifirten,  im  SRcartQrtum  Donmd- 
gegangen  (bie  ^cten  über  biefeCbm  ht  b.  AA.8S. 
Bell.  Mail  Vn,  38  sqq.  unb  in  b.  Annmia 
Sacra,  Trento  1897,  23  sqq.).  2)ie  SSerd^nnfi 
beS  1^1.  SigiliuS,  beS  ^u))t|)atronS  ber  £i^ 
Xrient,  geigt  ftd^  in  ben  iJ^nt  gen)ei^ten  ftiz^ 
Sergen  unb  gfluren.  ®Ieid^|ettig  mit  bem  (L  %i> 
liuS  foQ  au^  ber  l^L  Sinfiebler  RomebiuS  mit 
feinen  @efä](irten  ^brol^m  unb  2)oDib  auf  ben 
9tonSberge  gelebt  ^ben  (DgL  3^d^nft  för  MffA. 
S^eologie  1888,  745  ff.).  Ueber  bie  baiiu% 
SiuSbel^nung  ber  SMöcefe  Soient  if!  im  Sri  %mA 
baS  9{öt]^ige  gefagt.  Son  ben  nöd^ften  Stod^I^ 
beS  1^1.  SSigiliuS  ift  »enig  befonnt  3^n  Soge 
toax  fel^r  fd^mierig,  meil  Orient  als  ftnotenimnft 
ber  nad^  Italien  fäl^renben  Strafen  gang  Befon» 
berS  Don  ben  ©türmen  ber  SSöffertoonberung  be- 
troffen »urbe.  IBifd^of  (Sn^pmfi  (404?~42$) 
meiste  bie  2)omIird^,  nield^e  ftüfftt  bem  ^ibcnta 
ber  1^0.  ®erDaftuS  unb  ^rotojiuS  geioei^  toar,  p 
eieren  feines  lifod^gefeierten  iÖorgSngetS  SigilniS 
ein  (%i,  Ihtnftgefd^.  Don  Xirol,  Sogen  1885, 
65).  Unter  bem  Sifd^of  ^eregrinuS  (458-499) 
entmidtelte  ber  l^eilige  SBanberbifd^of  SoIentiB 
(f.  b.  ^rt.),  Don  ^affou  Dertrieben,  feine  gefegnde 
aJHffionSt|ätig!eit  in  Sirol,  gumol  in  ber@^ 
Don  aiteran  (SKaiS),  mo  er  472  eineS  gottfeiigen 
SobeS  ftarb.  S)ie  fortmal^renben  )>oIitif(^  Um* 
mölgungen  (Dgl.  b.  9lrt  Sirol,  ob.  1755)  nnrta 
l^emmenb  auf  bie  fird^Ii^e  SuttoidHung  ber  Sid* 
cefe  Orient,  mo  burd^  bie  rüdftd^tSIofen  frei^ 
gröberer  ber  SlrianiSmuS  ßingong  fanb  (über 
ben  Sobtencult  ber  fiangobarben  in  Orient  t>gL 
SBiefer,  ® aS  fongob.  gürftengrob ...  bei  CtDe^öno, 
in  b.  3ettfd^r.  b.  gferbinanbeumS  1886,  281  %l 
2)ann  mürbe  99ifd^f  ^gneUuS  oon  Xrient  (576 
bis  603),  ber  ol^nebem  fd^on  einen  fc^toieriges 
©taub  botte,  meü  fein  »istl^um  burd^  bie  Sa* 
l^eenmgSgüge  ber  gfranfen,  hvxd)  Sroden^jeü, 
^eufd^reden  unb  ))eftartige  jhonf^eiten  ^" 
gefud^t  nmrb,  aud^  nod^  in  ben  bamoIS  fe^r  (efti§ 
gcfül^rten  Sreifapitelftreit  (f.  b.  Srt.  Hl,  2036) 
Dermidelt.  SJiit  ben  anberen  SSifd&öfen  Don  Cber» 
italien  trennte  er  fid^  f ogar  Dom  römif(^  @tu^e 
unb  Dert)arrte,  toäl^renb  ber  SRetropoIit  Don  2Rai« 
lanb  571  Don  ber  ©paltung  gurüdtrat,  mit  ben 
^atriard^en  Don  «quileja  (f.  b.  «rt  1, 1185  f.) 
l^artnödig  im  ©d^iSma.  Srfi  nad^  unb  na^  \6fnai 
eS  ber  jfönigin  ^l^eobelinbe  tmb  bem  fronnuen 
W)k  ©ecunbuS  Don  Orient  gelungen  gu  fein,  eiiie 
SSerftdnbigung  gmifd^en  ©ifd^of  Sngenuin  m 
IBri^en  unb  ^gneQuS  einerfeitS  unb  bem  $(# 
anbererfeitS  ^erbeigufül^ren  (Bosch  I,  466  sqq.), 


8025 


Xtient 


2026 


todf^renb  9qttile}a  I6is  jum  Sollte  700  im  @d^iSina 
Decl^arrte«  SBel^e  ^ttung  Sgnellud'  92ad^fo(ger 
hierbei  beobachteten,  ift  unbefonnt;  uberl^aupt 
fmb  Don  t^nen  tt&l^renb  {loeiet  Sa^rl^unberte 
(608—795)  faß  nur  bie  9{amen  betannt.  Um 
bie  SBenbe  beS  7.  3a]^r^unbert9  erlebte  Zrient 
fiurmifc^  3nten  unter  ber  &errfd^aft  beS  Sango- 
batben^r}0Q9  SOad^iS.  tiefer  «»Sol^n  ber  99oS- 
^tt''  geriet^  juerft  in  gfel^be  mit  bem  baprifd^en 
®iofen  bon  Sojen,  ben  er  DoQfiänbig  beftegte. 
2)ur(^  biefen  ßrfolg  übermüt^ia,  empörte  ft^ 
Slad^iS  gegen  feinen  eigenen  Ic5nig  Ißerctarit 
iinb  Derf(l^n)te  fiij^  in  ber  Surg  Don  Xrient. 
ihmibert,  $erctaritd  Sol^n  unb  SRitregent  unb 
lOaSß'  3ugenbfreunb,  fteOte  bie^mol  ben  Stieben 
jioifc^en  feinem  !Bater  unb  bem  (Empörer  mieber 
1^.  9la(^  bem  Slobe  $erctarit8  begann  9Iad^iS 
feine  X^ronnei  gegen  Soll  unb  SIerud  in  Xrient 
Don  92euem.  9(13  er  ftd^  aber  aucl^  gegen  ffuni" 
bert  auflel^nte,  befiegte  il^n  biefer  690  in  ber  m5r- 
berif^en  @<l^Iad^t  bei  Somate  in  ber  9{ö^e  t)on 
SSerona  (Paulus  Dlao.,  Hiet.Langob.  5, 36  sqq. 
[Mon.  Genn.  hist.  Scriptt.  rer.  Langob. 
156  sqq.]).  9)on  ba  an  l^fd^te  überXrient  fein 
ßerjog  mel^r.  SBä^renb  ber  SRegierung  ffönig 
Stu^rantd  (712—744)  mar  in  ber  ®egenb  Don 
SReron,  atfo  im  ®ebiete  ber  ledigen  3)idcefe 
Orient,  ber  bl.  (Sorbinian  (f.  b.  %rt.)  fflr  bie 
^ebung  beS  @Iauben8  t^ötig.  3u  einer  redeten 
Slüte  fam  baS  SiSt^ium  Orient  unter  ber  Sango- 
bodienl^errf^ft  nid^t.  SBie  im  langobarbijd^tn 
ftönigreid^e  überl^oupt,  fo  {am  aud^  in  ber  S)id" 
cefe  Xrient  eine  enge  Serbinbung  smifd^en  @taat 
unb  JKrd^  nic^t  gu  Staube,  unb  bie  93ifd^öf e,  bie 
fämmtlid^  romanifd^er  Sblunft  maren,  nahmen 
an  potitifc^enSngelegenl^eiten  leinen  Slntl^eil.  2)aS 
önberte  fi^  erft  aßmälig,  als  Xirol  nad^  ber  ttluf- 
I5fung  beft  Sangobarbenreid^eS  unb  ber  SBefiegung 
beS  boQrifdjien  ^erjogS  Xl^af jUo  unter  bie  ^err- 
f^aft  ber  gfronfen  fam.  9Bie  in  SBri^en,  fo  treten 
m^  m  Xrient  feU  biefer  Seit  Sifd^öfe  mit  beut- 
fd^n  9lamen  auf,  obne  jebod^  oorerft  eine  poH- 
tifd^  Stolle  jtt  fpieien.  SBdl^renb  aber  Sri^en 
butd^  bie  Serbinbung  mit  ber  IDletropoIe  @al}« 
bürg  (f.  b.  9[ri)  gang  bem  beutfd^en  Sinfluffe  gu- 
geführt  mürbe,  blieb  Xrient  fernerhin  im  SBer« 
banbe  mit  Sqtrileia  unb  gel^örte  aud^  politifd^  bi§ 
ia'i  10.  Sa^r^unbert  }um  ftönigreid^e  Stalten. 
3nfoIge  beffen  entmidtelten  ftd^  in  ber  2)iöcefe 
beutfdfie  unb  romanifd^e  SIemente  neben  einanber, 
nnb  fan  eigentlid^en  Xrentino  gelangte  nad^  unb 
nadi^  boS  3toIienif(^e  )um  ©iege.  Seit  bem  Snbe 
beS  9.  3abv(unbertB  getoann  Xrient  als  häufiger 
SSetfammlungSort  furfüid^er  $erfonen  (Sgger, 
®ef«%.  Xirott  I,  3nn8brudt  1872,  131  ff.)  poli- 
tif^e  IBebeutung,  unb  aud^  baS  Vnfel^en  ber 
99if^öfe  unb  i^rerSurie,  an  meld^er  unter  Sifd^of 
Seml^arb  L  (927—982)  bereits  ganonifer  er- 
fd^einen,  mu^S  um  biefe  3eit.  9RanaffeS  U. 
(933—957),  ein  Sermanbter  ffönig  {)ugo'S  Don 
3ta(ien ,  mar  Sifd^of  nid^t  nur  Don  Orient,  fon- 


bem  aud^  Don  SSerona,  SDlantua  unb  Vlailanb, 
ßrgbifd^of  Don  3lrIeS,  SRarfgraf  Don  Xrient  unb 
fogar  ßrsfanjler  in  Italien  (®ie{ebred^t,  ®ef(^. 
ber  beutfd^n  ffaifergeit  I,  4.  9ufl.,  Sraun« 
fc^mrig  1874,  369.  871.  882  f.).  S)ie  l^obe  poli- 
tifd^e  eteOung  biefeS  Sifd^ofS  fd^dbigte  aber  fein 
firc^Iid^eS  SEBirfen.  Seit  itaifer  Otto  L,  ber  mie- 
berl^ott  baS  tribentinifd^e  ®ebiet  betrat  (Sgger  I, 
145  ff.)  unb  baSfelbe  als  rtnen  Xlfieil  ber  ^9Rarf 
Verona"  mit  S)eutf<^Ianb  Derbanb,  flieg  baS  %n- 
fel^en  ber  Sifd^öfe  Don  Xrient  nod^  mel^.  Ulrid^  L 
(1006—1022),  ber  Ie|te  in  ber  Sleil^e  ber  bIo|en 
SSifd^öfe,  geno^  bereits  in  meiteren  iheifen  eine 
f old^e  %(^tung,  ba|  i^m  ®raf  Solfl^olb  Don  Sunt 
unb  ^uftert^al  bie  93ogtei  über  baS  Don  il^m  ge« 
ftiftete  SBenebictinerinnenflofter  Sonnenburg  über* 
trug  (Säger,  ®efd^.  ber  lanbftonbifd^en  Serfaffung 
XirolS  I,  3nnSbrudf  1881, 187.  274). 

2.$eriobe  ber  Sürftbif  d^öfe  mit  melt- 
lid^emXerritorium(1027— 1803).  ©urdj 
bie  (Sntfte^ung  ber  geiftlid^en  Xerritorien  in  Xirol 
(f.  b.  9rt.,  ob.  1758)  mürben  aud^  bie  Sifd^öfe 
Don  Xrient  )u  meltlid^en  iQtttm  in  il^rem  Xerri- 
torium,  moAU  feit  1027  bie  ®raf{d^ften  Xrient, 
Sogen  unb  Der  IBintfd^gau  gehörten.  3n  biefem 
®ebiete  übte  ber  Sif^of  als  reid^unmittelbarer 
gfürfi  l^eQoglid^e  Siedete  auS,  unb  fein  meltltd^er 
aRad^tbereid^  ging  fogar  meiter  alS  fein  geiftlid^er^ 
inbem  er  ftd^  ouf  X^eile  Don  Verona,  Qfeltre, 
99ripn  uno  Sl^ur  auSbel^nte.  SaS  SiSt^um 
Xrient  erftredte  fid^  norbmeftlid^  im  ßtfd^t^ale  bis 
gur  Raffer ;  im  !Rorben  (Sifadt^al)  bis  gum  ffor» 
baunbad^  einerfeitS  unb  bis  gum  Xinnebad^  bei 
fflaufen  anbererfeitS  (nac^i  einer  um  1050  Dor- 
genommenen  ®rengbeftimmimg ,  bei  Beech  n 
[1767],  700):  gegen  Süben  mar  bie  ©iöcefe 
burd^  bie  ßiSberge  ber  SIpen  Don  Somo  unb 
SSreSda,  bann  Don  Verona,  $abua  (!ßfane 
Srancafora)  unb  gfeltre  begrengt.  ißergine,  baS 
no(^  gur  meltlid^en  ^uriSbiction  beS  SBifd^ofS  Don 
Xrient  gehörte,  ftanb  fird^Iid^  fd^on  unter  bem 
93iStl^um  gfeltre  (Soltelini,  Seitröge,  in  b.  3eit- 
fd^ft  beS  SerbinanbeumS  1889,  12).  —  fjfürft- 
bifd^of  UWd^  n.  Don  Xrient  (1022-1055)  red^t- 
fertigte  Doflftönbig  baS  Vertrauen,  meld^eS  jfaifer 
ff onrab  IL  il^m  burd^  bie  Srl^ebung  gum  ijfärften 
bemiefen  ^atte.  Sr  ermieS  fid(|  gegen  ben  ffaifer 
mie  gegen  beffen  IRad^foIger  ^einri^  UI.  als  treu 
ergebenen  SafaOen  unb  leiftete  bef onberS  bem  I^ 
tem  in  StiUn  ber  ®efa^r  gute  S)ienfte.  Ulrid^  iL 
lie^  aud^  bie  92amen  feiner  Sorgönger  in  fein 
9RiffaIe  eintragen  (baS  fog.  Diptychon  ülricia- 
num  y  in  b.  Mon.  Oerm.  bist.  Scriptt.  XIU, 
369),  moburd^  er  ftd^  um  bie  S)ii)ce{angef(^id^te 
rin  grogeS  Serbienft  ermarb.  9(ud^  iQQiio  (1055 
bis  1068)  mar  bem  ffaifer,  bem  er  feine  Srl^ebung 
Derbanfte,  fel^  ergeben.  Sbenfo  geno^  Sifd^of 
§cinrid^  I.  (1068—1082)  baS  Vertrauen  beS 
beutfd^en  ffönigS  ^einrid^  IV.  felbft  bann  nod^, 
als  biefer  mit  $apft  ®regor  Yll.  in  ffampf  ge- 
ratl^en  mar.  SBäl^renb  aber  Sifd^of  Slltmin  Don 


2027 


Iricnt. 


2028 


Srljen  burd^  feine  einfciKge  Sel^cnStreue  einen 
Döttigen  Srud^  mit  ber  ffird^e  ^[erbcifü^rte,  nal^m 
ber  Sifd^of  üon  Orient  am  betud^tigten  Soncilia- 
bulum  öon  Srijcn  nid^t  Il^eil  (©teurer,  S)a8 
Konciliobulum  üon  Sriien  1080,  Srijen  1878 
[«Progr.],  16,  «nm.  5).  S)cr  gürftbifd^of  Oeb- 
^orb  (1106—1120),  oom  ffaifer  ^einrid^  V.  er- 
nannt, l^Qtte  jfömpfe  mit  ben  bürgern  t)on  3>Hent, 
bie  il^n  al§  Sifd^of  nid^t  onerfennen  moQten ;  er 
ühtt  bereits  alS  „®rof  bed  ganzen  SBiStl^umd'' 
fcenfd^aftSred^te  in  QfleimS  auS  (3äger  I,  230). 
S)ie  Dorgenannten  utü)  bie  nöd^ftfolgenben  tJürft* 
bifd^öfe,  mclpret  I.  (1120-1124),  aitmann 
(1124— 1U9),  «malb  (1149—1154),  (gber- 
|arb  (1154—1156)  fpielten  nad^  9lu|en  nod^ 
eine  gong  unbebeutenbe  SloHe  (t)gl.  Alberti,  An- 
nali del  principato  eccles.  dl  Trento  del 
1022—1540 ,  Trento  1860 ,  4  sgg.).  OKit 
bem  1^1.  meieret  II.  (1156—1177),  einem  3eU- 
genoRcn  beS  fei.  §artmann  üon  Srijen,  beginnt 
eine  gang  neue  ^l^afe  (ugl.  dod.  Wangianus,  ed. 
Eink,  in  b.  Fontes  Rer.  Austriac,  2.  W>t^., 
V,  SCBien  1852,  6.  IX  ff.).  Sereitä  im  Sep- 
tember 1156  erfd^eint  er  auf  bem  befannten  9leid^§- 
tage  t)on  SRegenSburg,  IDO  bie  Sßarfgraffd^aft 
Dcflerreid^  gum  §er  jogt^ume  erlauben  würbe.  3m 
t^rü^ial^re  1158  begleitete  er  gmei  ))äp{tlid^e  ®e« 
fanbte,  meldte  ben  gmifd^en  griebrid^  SBarbaroffa 
unb  bem  ^opfte  auSgebrod^enen  Sonflict  beilegen 
foQten,  Don  Xrient  nad^  Sogen.  Sluf  bem  SBege 
tourbe  er  mit  feinen  3leifegefä|rten  t)on  ben  ®raf en 
griebrid^  unb  §cinrid^  öon  gppan  überfaflen  unb 
mit  j?etten  beloben  in  §aft  gel^alten.  ^belpret 
entfam  auS  bem  ©eföngni^,  bie  übrigen  ®efan« 
genen  tourben  burd^  §cinrid^  ben  Sömen  befreit 
(ffinf,  ^fab.  Sorlefungen  über  bie  ®efc^.  SiroIS, 
3nn§brud  1850,  206).  gine  neue  ©efal^r  für 
ben  Sifd^of  entftanb,  atö  9llbrigct  öon  Saftelborco 
Sed^te  ber  Äird^e  üon  Orient  an  ftd^  ri^.  Sei 
beren  SSertl^cibigung  tourbe  ber  unerfc^rodEene 
Sifd^of  ermorbet  (ögl.  [Tartarotti,]  Notizie  in- 
tomo  al  vesc.  Adelpreto  di  Trento  etc., 
Trento  1760—1761,  2  voll.).  TOit  ^belpret  U. 
beginnt  überl^aupt  eine  Seilte  tüd^tiger  Sifd^öfe, 
benen  nad^  Beilegung  be§  langen  3nöcftiturftreite8 
(f.  b.  ^rt.)  bie  §ebung  fird^lid^en  ficbenS  am 
^ergen  lag;  babei  gerietl^en  fic  aber  oft  in  ffampf 
mit  bem  unbotmäßigen  9lbel,  gumal  mit  ben 
©rafcn  öon  Sirol,  toeld^e  im  12.  Sö^rl^imbert 
Sögtc  Don  3:ricnt  gcttjorben  toaren.  ^uf  5lbel- 
pretll.  folgten  ©alomo  (1177—1183),  ber  1179 
am  britten  Sateranconcil  tl^eilnal^m;  Sllbert  I. 
t)on  5Kobrugg  (1184—1188),  üorl^er  gl^orbecan 
unb  SSiccbom  (vicedominus,  b.  1^.  Oeconom)  beS 
bijd^öflid)en  §ofe8:  ffonrab  ü.  be  ©ifeno  (1188 
bis  1205),  ber  fid^  au8  Ueberbruß  an  ben  SBelt- 
l^änbeln  in'8  Senebictinerflofter  gied^t  gurürfgog 
unb  baielbft  1210  ftarb  (gl^ronif  Don  Siedet,  3nn8- 
brudC  1874, 17).  3)ie  Regierung  gfriebrid^ö  öon 
SBanga  (1207—1218)  begeid^net  eine  ®Iang- 
periobe  in  ber  ®efd^id^te  beS  SiStl^umS  Orient  unb 


gerabegu  ben  ^öl^punft  ber  ^ogüd^  IM/t 
beS  »ifd^ofS.  SObert  HI.  Don  Slrol,  ein  Sej|e  be§ 
Sifd^ofS,  erfüOte  au3  Sl^rfurd^t  feine  Sa^olai- 
pflid^t ;  oOe  übrigen  Sbeligtn,  tt>eld^  fu^  g^ 
ben  Sif d^of  empörten ,  mußten  ftd^  ber  Sendt 
beugen,  griebrid^  lieg  oQe  tnic^tigeren  Urfunbm 
feines  ^o^ftifteS  in  ben  fd^on  oben  citirten  fogen. 
Codex  Wangianns  eintragen.  &  begami  fo* 
ner  1212  ben  Sau  bed  gegentnartigen  ^nfid^ 
S)omeS  im  romonifd^en  Stile  (DgL  f^eiber  n.  f. »., 
9)»tteIaIterL  ftunjtbenhnale  beS  öfterreu^tit^ 
ffaiferftaateS  I,  Stuttgart  1858,  152  ff.),  liaiiii 
in  Xrient  ben  nad^  üfxi  benannten,  nod^  jc^ 
erl^altenen  SBanga-X^urm ,  grünbete  mä^ 
epitöler  unb  entmitfelte  aud^  als  Sifd^of  bsn( 
^bl^altung  Don  S^noben,  SBifitationen  unb  Unter* 
ftükung  Don  fflöftem  eine  fiaunen§U)ert^  'XJ^ 
tigfeit.  Seine  irbifd^e  Soufbal^n  DoOenbete  er  oii| 
einer  ^ilgerfal^rt  in'S  ®eIobte  Sanb  unb  |kb 
gu  SIccon  am  6.  9loDember  1218  (DgL  SRoIfaitl 
5.  bi  aSJanga,  Irient  1858  [^rogr.  b.  ©^mn.]). 
3n  bie  Slütegeit  ber  Xirolet  ftir^e  n>a]^renb  bei 
12.  unb  13.  3ü]^r]^unbert§  föOt  audg  bie  @iüb> 
bung  gal^Ireid^er  fflöfter,  beren  mid^tigfle  in  %sL 
lirol,  ob.  1760  f.  genannt  finb.  !Rad^  bemliAe 
Sriebrid^  Don  SBanga  begann  ber  flampf  bec 
tribentinifd^en  Sifd^Bf e  mit  ben  nad^  Unabhängig* 
feit  ftrebenben  SafaSen,  tneld^  le^teren  naä^  tmD 
nad^  ben  Sieg  boDontrugen.  S!)ie  Sifd^fe  tm 
Xrient,  no^  mel^r  bie  Don  Sri^en,  belebnten  frü^ 
geitig  toeItIid|e  S5gte  mit  il^ren  @raffd^aftoi  nab 
untergruben  baburd^  il^re  eigene  Tlaä)t  &it  bem 
Ütiebergange  ber  eppaner  @rafen  rtffen  bie  üoa 
Xirol  nad^  unb  nad^  aQe  Ttaä)t  an  ftd^.  3la(fi  bot 
3:obe  feines  DnfelS,  beS  gürfibifc^ofS,  »ar  ber 
oben  em)a^nte  albert  m.  noie  tungeteanbelt  snb 
lourbe  aus  einem  Sc^u|]^erm  bed  Si§t^iniä 
Srient  ein  rüdffld^tSlofer  ©cbrönger  bcSfcIben.  3n 
furger  3eit  toar  er  ber  möd^tigfle  ^err  beS  Sanbe§ 
gcttJorben,  unb  feine  9Jad^foIger  5Dlein^  L 
(1254—1258)  unb  ÜKeinl^arb  IL  (1258—1295) 
aus  bem  feaufe  ®örg  riffen  nad^  unb  nod^  ba 
größten  Sfeü  beS  l^eutigen  lirol  auf  ÄoBen  ber 
Sif^öfe  Don  3:rient  unb  SBrijen  an  fi4  & 
entftanb  bie  ^®efürftete  ©raffc^aft  lirol*  W 
b.  5lrt.  lirol,  ob.  1762).  Sifd^of  mbelpitt  IE 
(1219—1223)  »ar  fel^r  oft  auf  [Reifen.  6«m 
5Rad^foIger  ®erarb  I.  (1223—1232)  ^ieU  1224 
gegen  baS  Softer  beS  SoncubinatS  eine  6^be 
ah.  Unter  aibrigct  (1232—1247)  ernannte  «d- 
fer  tSfnebrid^  n.  für  Stobt  unb  93iSt^um  ©obeger 
be  ^ito  gum  ^obeftü;  berfelbe  erbaute  baS  Sa^ 
bei  Suon  ßonriglio  (SBögl,  in  b.  gjHttbeümtgm 
ber  f. !.  ®entral»6ommiffton  gur  €rf orf^ung . . . 
ber  . . .  ffienfmale  1897,  23  ff.).  Um  jene  3«^ 
lebte  in  Orient  ber  ^Dominicaner  19^1^oIomönS 
Don  Orient  (f.  b.  ?lrt.).  Sgno,  ®raf  Don  gppan 
(1248—1273),  feit  1239  Sifd^of  Don  SJrijtfl, 
mürbe  Dom  $apfte  gunöd^fl  gum  Sermefer,  1250 
gum  Sifd^ofe  Don  Orient  ernannt  Sr  befonb  fäi 
in  anwerft  fd^toienger  Soge.    3unä^  ^  er 


Munt  Mnt^  vät  Sta^^nMäfiU.  e^ttric 
«nfotm  Cjjrtino  ia  StDUumo.  ba  alfl  ®nif  ba 
SRoit  aittona  bcftcebt  nun,  tue  tribcnKnif<^ 
4MUt,  txd  ex  uiriMt^It  unltr  fur^ttNutn 
<BttueIn  mit  ftxtn  QfeijoQ,  an  {l^  )u  nilai 
<t>al.  fkama,  @t|4.  b.  ^D^mßaufm  IV,  S.  SufL, 
Stitijig  18S7,  252  ff.).  Zutm  fltiid^  (Efiiio 
nu^o^  in  Conflid  mit  bm  !Büietm  oon  xHaii 
imb  Ix^Hibal  mit  btn  @ra^  uon  Xirol  unb 
<IUi}.  ntli^  blt  2Ra4t  ba  £&i{{^5It  Con  Srient 
tun  tibtn  Otitis  ju  bred^m  fud^tm.  Stit  1271 
^  (EflKD  einen  a3)ct^bif<^i>f :  tS  mar  bei  erfle  in 
Ücf et  @genf4aft  @eeen  ^rii^  IL  (127S  bis 
1289),  einen  3}eutf(^iirbenetittei,  benahm  m 
tDIetn^  n.  ttD|  !Bann  unb  3ntnbict  fo  ge- 
iDoItt^lj  (^uBer,  @e[(!^.  Ct^mtÜlfi  I,  ®ot^a 
1B85,  613),  bd^  unter  beflen  91ad|foIset  Sßfii- 
fiw  Sonacol|i  (1289—1803)  bie  Waä)t  bet 
aiMöfe  Bon  Iriml  fle&tfl^tn  mar.  Sart^Dlo- 
maus  Ouirini  (1304—1307),  p^er  äBijd)of 
uon  SloDora,  brächte  enbli^  einen  SSergleiq  gu 
@tinibe,  bun^  neldlKn  bie  ^Stpit  3)iein&atb9 
fi4  bie  Sogtei  brtJhci^ftifttS  unb  bit  St^m 
ii)TeT  ^nen  bem  Sifd^ofe  QbertniQm  liegen. 
Sifd^of  Ouirini  gob  auö)  bei  ^üiQnjt^aft  bon 
Xrient  ein  €tabtir(^t,  nielt^  in  einem  gebe; 
vom  3fl^  1363  in  btutfdjer  &ptaä)t  ertniten 
ifl  OflflK  I,  698).  Via^  bieiiäferlgti  ©ebig. 
bOfttn)  tDoib  buid)  bai  Singieifen  Ifaifei  ^in> 
tii^  VII  bet  «&t  bea  gifteicienfeifliffeS  JBüIaifl 
(Solfiiinflen).  ^niidEi  in.  (1310—1336).  jum 
EBilqof  ci^oben.  S^iefet  lebte  mit  bem  Sonbe^- 
füiPen,  ^tiniic^  bon  ffämt^en,  bet  Dctüberge^enb 
(1807—1310)  ou4  fffinlQ  Don  ißil^en  geioefm 
noi,  im  tjiiebtn.  9ud^  einem  bio^cnben  Sem- 
flirte  mit  fiubmia  IV,  oon  ©apetn  fu[t)t(  ei  buit^ 
icc^tjeitige  gtuQt  auSjutoeiiticn.  3ui  ^bung 
beS  Rrcftli^en  fiebme  ^ielt  er  btti  ©pnoben  ab, 
von  benen  bejonbeis  bie  Itble  (1336)  tp^Ireid^ 
befui^t  war  ([©d^niler,]  ffit^e  beS  ^I.  ißigiliue 
I,  Sojen  1825.  137).  Unlei  i^m  ftaib  1310 
ttti  fei.  ^einii(^  bon  SSojcn  |U  Siebifo  rincfl 
frommen  Sobe«  (f.  AA.  88.  BoU.  Jun.  H, 
868  sqq.).  %ii)  Ipeinrit^S  m.  Sobe  loar  eine 
«njä^ge  ©ebiSootanj,  bann  folgte  auf  SBemen» 
bung  btS  SRaifgcafen  ffarl  bon  Su^mbuig,  beS 
nad)^eiigen  ffoifeiS,  <ßicoIau§  Slbietn  (1338  BiS 
1347)  au9  3)U^ien,  bei  befonbeiS  bie  3ntci(f|cn 
feines  mit  SRoigaiet^  SRauItaf^  beiefKli^ten 
SonbeSfütflm,  3o^nn  oon  99öt)men,  bertrat.  Sa 
her  Bifflof  au^  na^  ber  SBertteibung  So^nä 
<ml  Xttol  jur  bBf|mi[(!(|en  ^rlei  l^ielt,  uuibe  er 
von  Subnlg  bem  EBranbenbuigei,  bem  unicc^t« 
madigen  @ema^I  bei  SanbeSfärftin  3naigai(tE)a, 
ouf«  ^ig^t  beifolgt  unb  mit  SBeiluft  feinefi 
nieltHi^XeTTitDriumfibeftiaft.  ®Iei^jeitig^ete 
flm;I  Don  SB^men  fengenb  unb  btennenb  in  ©üb* 
tiiol  (^ber,  Seteinigung  Xiiold  mit  Oeperrtii!^, 
3miSbiu<!  1864,  45  ff.).  3)te  folgenben  9ifd|Bfe, 
©er^atb  IL  (1347),  3o^nne8  IIL  (1348),  bei 
balb  lu^  €|iolcto  ttonSfeiiit  nuibe,  unb  bei 


Dom  $a|>fle  eineef^  SReinlM>  bon  9B(men 
(1349—1360),  litten  unt«  bet  SerfotguneSub- 
nigS  Don  Staiüxnbutg,  bei  jtbem  Dom  vf'Pf^* 
enutnnten  Sif^ofe  mit  SBaffrägeualt  bie  %efi|- 
na^me  Dnue^dde  (fmbet,  Setetnigung  3:iioH  x. 
49.  68).  llntet  SBermittlung  UlSttt^tS  D.  Don 
Oe^eiiei^,  bet  tngDilii^tn  3.irol  in  feine  fianb  gu 
fingen  ftu^te,  nnirbc  na^  SJIcinliaibS  ^efigna- 
tion  ®iiif  Slbeit  Don  Oitenbuig  in  RätJü^a 
jum  EBif^of  gttDd^lt.  SMefci,  alB  SBifi^of  91- 
beit  n.  (1360-1390) ,  btle^nte  Shibolf  IV, 
bei  1863  £anbefifürß  Don  Xiiol  touibe,  mit  ben 
Sogteiieälenfeinefi^ot^ftifteS.  Stubolf  gab  bafiil 
bem  Sifoof  fein  biS^  oon  ben  aSittelSbod^ 
bcfett«  @äiiet  gutüd,  abei  unlei  fo  biädenben 
Sebtngrnigtn,  bä|  eS  einet  falben  @dailari^tung 
glei^ün.  S)ei  Sßif^of  fügte  ftt^  beteitnnuig  in 
ale  gfoibeiungen  beS  eneigif^en  fubsburgci*, 
bei  foitan  bei  eigentlü!^  Ober^en  beS  Stiftet 
ttwt  (©übet,  aubolf  IV.,  3nn8bruif  1865, 97  ff.). 
@eotg  L  oon  Sie^tcn^ein  (1390—1419)  nai 
ein  eneigif(!^ei  S^tmifui,  bet  bie  alten  Se^e 
feines  Stiftet  toiebei  gut  @eltung  bringen  toollte ; 
ba^  tonnte  ein  ßonflict  gnifdien  i^m  unb  bem 
Sanbee^etm  nii£l  miSbleiben.  Soibet^anb  fug- 
ten ieboi^  btibe  X^e  einen  3u)iß  gu  Detmeiben, 
neil  Sliio!  im  @uben  bu«^  bie  gunelgmenbe  ^SRa6)t 
bei  SiSconti  unb  bet  Senetianei  bcbio^t  tmt. 
aber  ein  (am  2,  {^btnai  1407)  in  Stient  gegen 
ben  99ifd|Df  oufigcbio^ei  Sufßiinb  gab  tJiieb- 
liii^  IV.  Don  Oe^eneit^  um  fo  metir  Seronlalfung 
gur  Sinmifc^ng,  ald  ei  Don  ben  Säigem  bon 
3:rimt  aI8  t^i  @(^u|^  um  ^ilfe  eifud||t  ȟbe. 
2  u  einem  longlniengen  unb  leiben* 

i^  p\t,  bet  f(l)Iicf|Iid|i  mit  einer  gong* 

(i  w  M  Sif^fe  cnbete  (feuber, 

e  1,494  ff.),  ©ettfibiebem^etgog 

öl  igen  gteigniffe  gut  Seit  bee  ilon* 

ft  bibetten  nullte  an  bei  ©ad^.  £)ie 

DoiauSgegongenen  Sinen  ^tten  beim  Xabt  be« 
äBift^ofl  eine  me^ä^rige  SebiBoacong  lurSfoIge. 
Smt  neue  Sifc^of,  31c{anbet  Oon  Staflobten  in 

Eolen  (1423—1444),  ein©i^aager  befl^ogS 
mp,  (ud)te  mit  ^riebrit^  IV.  ein  friebli^efl  Ein- 
Deme^menlieiäuftdIen,Qb(tetreitißteiten)mif(tien 
beiben  Tonnten  nii^t  ausbleiben.  9u$  mituiibot* 
mäßigen  SofaHen  unb  mit  ber  ©tabt  Xtient  ^attt 
ei  ju  (ämljfen  unb  beiloi  babei  (inen  S^til  feinet 
©ebieltS  (SiDa)  an  bie  SBenetionet  Qägei  11, 1 
[1882],  357  ff.).  !Ramentli(^  fü^r  bie  Steunb- 
f  c^oft  ait  janberB  mit  ftfinig  griebri^  DI.  gu  einem 
ffiitge,  nobei  3:nent  bon  ben  ©oHuten  ^eigog 
©igmunbS  Don  Siiol  mit  ©tutm  etobeit  touibe 
(3ä9eiU[1885],2,41ff.).  Ueitigei^ etnwtb fli^ 
Sif^Df  ?llejanbet  um  bie  EiBcefe  moni^e  SBei- 
bienfte;  et  ^ielt  14S9  eine  ©^nobe  ab,  mläft  bei 
beiü^mte  3o^anne9  »on  &i))iftiono  (f.  b.  ÜiL) 
mit  einet  glanjuotlen  Mebe  eröffnete,  fieibet  bet- 
ftridte  fttf)  b«  93if(^of  infolge  feine«  e^rgeigeB  in 
baS  but4  bie  Sollet  €t)nobe  ^erbingenifent 
e^iSma,  baS  nai^  feinem  Sobe  eine  jwtefpol- 


2081 


Zrient. 


2082 


tige  Sif^ofStoalftl  in  Xrietit  omtifad^te  Ooget 
n,  2,  62  [9Intn.  1].  72).  ®eorg  H.  fytdt 
(1446—1465),  auf  betreiben  SigmunbS  unb 
ber  SaSIer  €Qnobe  )um  Sifd^of  itmSfß,  tourbe 
er|t  t)on  gkipß  92ico(auS  V.  1448  BeßäUgt.  (b 
toQX  ein  bem  Sonbedfürften  treu  eraebener,  fflg* 
famer  Ißrälat,  ber  att  Sogt  beS  9tonnenfHfte8 
€onneiätog  otuil^  in  ben  cufanifd^  Streit  (f.  b. 
9rt  !RicoIaud  Don  (Eufa  IX,  310  ffO  Dermidett 
nmrbe  uiri)  babei  eine  Derf5^nenbe  SlittlerroQe 
f))ieUe.  9u(i^  bie  Semfl^ngen  beS  giapflefi 
$iud  IL  ffir  einen  lheu))ug  gegen  bie  Zarten 
unterfUj^te  Sifd^of  ®eorg  unb  erfc^ien  als  9b- 
georbneter  ftaifer  gfriebrid^  IIL  auf  bem  (Son* 

rffe  )u  SRontua  1459  (ftird^  beS  l^L  Sigttiufi 
,  251).  ®egen  il^n  erl^oben  bie  unjufriebenen 
^Bürger  oon  Zrient  1468  toieber  einen  Sufflanb 
Oöger  H,  2,  189  ff.).  S)er  folgenbe  Stfd^of, 
3o]^ne8  IV.  ^inberbad^  (1465—1486)  aud 
Reffen,  (Sefonbter  ftaifer  gftiebrid^  DDE.  on  ber 
römifd^en  Surie,  ttor  ein  tl^dtiger  unb  befonberS 
um  bie  Sßiffenfd^ft  l^d^berbienter  SRann  (aber 
feine  SBibliot^I  Dgl.  Seitfd^ft  be«  gferbinan- 
beumS  1893 ,  207  ff.).  S)a6  Serl^ältni|  be8 
gfflrfientl^umS  Zrient  }ur  (Braffd^oft  Zirol  tourbe 
1468  burd^  eine  jtoifd^en  Sifd^of  ^inberbad^ 
unb  bem  SonbeSffirfien  SigiSmunb  abgefd^Ioffene 
Vereinbarung  enbgültig  geregelt  Oöger  n,  2, 
228  ff.).    918  Sifd^of  brana  er  befonberS  auf 

eeflerlid^  SebenSmonbel  feines  SteruS  unb 
ibl^bte  mit  großer  Strenge  bie  IBu|bi8€i))Iin. 
Unter  feiner  {Regierung  umrbe  in  Zrient  (1475) 
bon  ben  3uben  ber  ftnabe  Simon  Unoerborben, 
alfo  ein  ^nb  beutfd^er  eitern,  umgebradbt  Sa 
ber  Sifd^of  bie  SDlörber  nad^  bomaligen  ®efekn 
ftrenge  beftrafen  lit%,  Denoidtelte  er  fid^  in  btele 
$ro)effe  (Alberü  352  egg.),  ^inberbad^  fekte 
oud^  bie  bon  SeneaS  SQlDiuS  (f.  b.  9rt.  $iuS  II.) 
begonnene  Siografil^ie  ffaifer  gfriebrid^S  IH  fort 
Ulrid^  in.  bon  gfnmbSberg  (1486—1498),  ein 
Srubcr  beS  beräumten  SfeIb]^au))tmannS  gleid^en 
9}amenS,  oenoidtelte  fid^  fd^on  Dor  feiner  9e» 
^gung  burd^  ben  lßa))fi  in  ben  benetianifd^en 
ftrieg,  in  toeld^m  bie  Ziroler  bei  (EaQiano  1487 
einen  glönjenben  Sieg  erfod^ten  (f.  ^rimiffer, 
im  „Sammler  für  Zirol*  n,  3nnSbrudC  1807, 
197  ff.).  3m  Uebrigen  „regierte  er  feine  Äird^e 
nur  (Urse  Seit,  aber  gut"  unb  l^ielt  1498  eine 
S^nobe  in  ber  S)omtird^e.  Ulrid^  IV.  oon  Sie^« 
tenjtein  (149&— 1505)  berief  ebenfaQS  feinen 
(QeruS  1496  unb  1497  }u  2)idcefanf9noben 
unb  forgte  befonberS  für  ein  iDiffenfc^aftlid^  ge« 
bilbeteS,  aus  Oeftenrid^em  jufammengefej^eS 
2)omca^eI.  ®eorg  HI.  oon  Steibed  (1505  bis 
1514)  betl^eiligte  ftd^  in  eigener  ^ßerfon  am  neun- 
iäl^rigen  Jhiege  aRoiimilianS  I.  gegen  Senebig 
(^uber,  ®ef(^.  Oefterr.  m,  369  ff.),  ©abri  ge- 
toann  er  baS  unter  Wesanber  bon  SDtaffobien  oor 
70  Salären  Oerlorene  (gebiet  oon  9üoa  »ieber 
gurüd!  unb  umrbe  fogar  bom  ffaifer  1509  jum 
Statthalter  oon  SBerona  eingefe|t  (3öger  11,  2, 


457).  2)urd^  baS  auf  bem  berühmten  „ojfema 
Sanbtag"*  (u  SnnSbnuI  1511  gefc^Iojfene  „Sonb* 
libeE"  mürbe  baS  ^od^ftift  Zrient  knie  Srisen 
oon  ben  Sieid^anlagen  befreit  unb  boburd^  mit 
bem  eigentßd^en  SanbeSl^errn  oon  Zirol  in  engett 
SerbitU)ung  gebrad^t,  ol^  ba|  bie  Siedete  bei 
Sürftent^umS  geopfert  mürben  Oüger  n,  2, 
460  ff.). 

eine  neue  fßeriobe  für  boS  StSt^um  Zrient 
bri(^  unter  Corbinal  Seml^b  IL  tum  (BeS 
(1514—1539)  an  (f.  beffen  9iogra)>^  im 
„Sammler"  V  [1809],  174  ff.).  Unter  i^  ftaslb 
Zirol  unter  flaifer  Slosimilian  L  unb  bef|ea 
(Snlel  g^binanb  L,  bie  bei  il^  grogattigen 
Stellung  nad^  9[u|en  bie  firengen  9nf))rüd^  ber 
tirotif d^en  SanbeSffirfien  früherer  Seiten  auf gabm 
unb  Dem  gürftbifd^ofe  in  ber  Sermoltung  feines 
ZerritoriumS  größere  grei^  gefiatteten.  ^\ä^ 
Seml^b  unb  beffen  Sßoclfolgcr  iBpAftopi  9la- 
bru))  maren  jubem  loegen  ii^rer  1^^  potitifd^ 
Segabung  bie  oertrouteflen  SBerat^  ber  brtt 
ffaifer  bejlo.  beS  SanbcSfürften  (ogl.  ^irn,  (^* 
^erjog  gerbinanb  IL,  1, 3nnSbru(!  1885, 293  f.). 
3)ie  Regierung  SBifd^of  Sem^orbS  fiel  in  bie  tief 

S geregte  3^it  beS  beginnenben  ^roteftantifimuS 
>  ber  bon  i^m  berinflu^ten  Sufftänbe  ber 
Säuern,  bie  im  Süben  beS  SanbeS  faft  no^  firger 
lausten  als  in  9lorbtiroL  SereitS  am  4.  ^bruor 
1524  gab  ber  Sifd^of  feinen  SSicoren  in  Zrient 
rinen  argen  SermeiS  megen  i^rer  JladftB^S^gjtüi 
gegen  bie  Verbreitung  proteftantifd^er  Siid^ 
(Bonelli,  Notizie  istor.*oritiche  III,  Trento 
1762,  303).  Sd^on  baS  3o^  barauf  mfit^e 
fafl  in  aOen  Zueilen  feincS  SiSt^S  ber  oon 
@eiSmair  genol^rieSauemfrieg  (PincinB,  De^itis 
pontificum  Trid.,  Mantuae  1546,  66  sqq.;  So« 
bumer,  SauemrdbeE  im  !RonS«  unb  Stä^berge, 
im  ard^io  f.  tirol.  &t\A.  IV  [1867],  85  ff.; 
Alberü  444  sgg.).  Sie  gan)e  folgenbe  Seit 
nal^m  ben  raftloS  tl^ötigen  Wann  für  bie  Stein- 
erl^Itung  beS  latl^olifd^en  (SloubenS  in  feiner  2)iö" 
cefe  unb  im  gangen  beutfd(|en  ffaiferrei^e  in  9ln> 
fprud^,  me^l^alb  er  ber  gioeite  ®rünber  ber  ftird^ 
oon  Zrient  genannt  mirb  (ftird^  beS  l^L  SigilinS 
I,  313).  (Er  mürbe  Si^angS  1539  ou($  ald 
Sifd^of  nad^  SBrifen  foffatliri,  flarb  aber  fd^on 
unmittelbor  nad^  ber  ®efi|na(me  beS  SiSt^untS. 
SBd^b  feiner  Stegterung  l^ieft  fid^  in  Zrient  ber 
gelel^rie  Sd^ulmrifter  3.  $.  $inciuS  auf,  ber  oüi^ 
eine  (Sefd^id^te  ber  Sifd^öfe  oon  Zrient  fd^rieb 
(f.  über  i^n  (Egger,  Ziro(.  (Sefd^id^tf^teiber^ 
SnnSbrud  1867,  8  ff.).  3)ie  fotgenben  biet 
Sifd^öfe,  fämmilidi  auS  bem  ^aufe  aRabru» 
(1589—1658),  UfiaupUtm  ben  Stu^m  il^rer  Sor- 
ganger. 9ber  unter  ber  Slegierung  Srjl^Dg 
gerbinanbS  H.  (1567—1595)  unb  sum  Z^ril 
nod^  fpüter  entftanben  jmifd^en  ben  Sif d^öfen  imb 
bem  SanbeSffirjten  neue  3^^ürfnif[e,  bie  iebo^ 
nid^  me)^  mit  SBaffengetoott,  fonbem  mit  ber 
gfeber  gefd^lid^tet  mürben.  S)abei  mürbe  nic^t  nur 
um  baS  meltlid^e  Zerritorium  ber  9if(^^t  ge* 


2038 


Zrient 


2034 


ftcütm,  fonbem  bie  (Enl^ec)5ge  griffen  au^  in 
bofi  fird^It^e  ®ebiet  in  bebenflid^  SBeife,  menn 
ai4  in  befiel  abfielet,  ein  (egger  ü,  227).  (Sbri- 
lopb  I-  ^on  9Rabntu  (1539—1567)  toox  troj^ 
einer  3ugenb  ein  »flrbtger  ^rfilot  Oanffen- 
\M^x,  ®efd^.  be0  beutfd^en  SoIM  Ym»  391), 
to^iatb  er  1543  ou^  }ur  Sertooltung  bed  9t8- 
t^mB  Krisen  berufen  unb  ein  3abr  borauf  unter 
(efonberS  ebren&oQien  XuSjeid^nungen  sunt  Sar» 
biml  er^ben  tpurbe  (f.  Bonelli,  Notizie  DI, 
822  Bg.).  Sen  (Slcmjpunft  feine«  bifd^öflid^en 
SBirtend  bilbet  unfireitig  bofl  in  feiner  Steftbeng- 
Babt  Zrient  abgeboltene  Soncil  (f.  b.  folg.  9lrt.). 
%>Q§  ^Mfom  Sriien,  baS  er  bei  feiner  groß- 
artigen Xb^gfeit  na^  Süßen  feiten  befuci^en 
lonnte,  Iie|  er  burd^  einen  Soabiutor  Denoolten. 
(Ein  aetoiffe9  Streben  mä^  (Sf^xtn  unb  SBürben 
iflber(Ebri|io))b  fteilid^  nid^t  gu  üerlennen.  3m 
3. 1555  erfd^eint  er  atö  @tattbalter  in  SRailanb, 
unter  $iu8  IV.  alS  Segat  in  Zintona,  oud^  er« 
iDorb  er  nod^  bie  Sidt^fimer  mba,  Qdbina,  ^ö- 
nefie  unb  $orto.  3m  3. 1567  refignirte  er  auf 
Zrient  }u  (Bunften  frlneS  Steffen  Submig  unb 
fiorb  ut  Zibur  im  3uli  1578.  eorbinol  Subtoig 
Don  SDlobru}}  (1567—1600)  burd(|Iief  f(i^on  in 
ben  3üngling8iabren  eine  e^renDoDe  Sabn.  ^oä) 
nld^t  18  3abte  dt,  »urbe  er  (1550)  Sertoefer 
beS  SiStbumd  Zrient  cum  jure  succedendi, 
fungirte  1559  olS  päpftlid^er  legatus  a  laiere 
Quf  bem  9lei(|§tage  üon  9ugdburg  (Sroun,  ®e« 
Uicbte  ber  ^if(böfe  bon  Augsburg  ni,  Augs- 
burg 1818,  448)  unb  tourbe  bann  Don  ffoifer 
Sferbinonb  L  ott  ©efanbter  nad^  gf^mifreld^  ge- 
ii^idCt.  Anfangs  1561  gratulirie  ibm  itotfer  gfer- 
oinanb  L  bereits  gur  SarbinalatStoürbe.  @^on 
im  beginne  feiner  Slegierung  geriet^  ber  Sar- 
binal  in  einen  langmierigen  Streit  mit  Crg- 
bttjog  gferbinanb  DL,  bem  neuen  SonbeSffirfien, 
über  bie  fiootSred^tlid^e  SteQung  beS  gfürfien- 
tbums  Zrient  gur  ©roffd^aft  Zirol  (DgL  ^im, 
im  ard^O  für  öften.  (Sefd^.  LXIV,  2  [1882], 
853  ff.).  SBenn  aud^  ber  Sifd^of  baufig  burd^ 
bipbmatifd^e  ®efd^afte  in  Anfprud^  genommen 
UKtr,  fo  geigte  er  bod^  für  bie  Steform  feines  tbeil- 
tt>eife  tief  gefunlenen  ^entS  mebr  Stfer  als  fein 
Onlel  (SfyAfiop^,  ber  feine  ffröfte  gu  fel^r  gerf))Iit- 
tert  batte.  (lieber  feine  SBemfibungen  gur  ßrrid^- 
tung  eines  ^riefterfeminarS  ))gl.  S\^ottt,  Zbeol. 
etubien  ...  in  Oefierreid^,  äßien  1894,  670  ff.) 
ifarl  ton  ÜRabrugg  (1600—1629),  feit  1604 
Quf  Senoenbuna  ftaifer  StuboIfS  II  ebenfaUS 
Sorbinol  (BoneUi»  Notizie  ni,  474  egg.),  mürbe 
mie  feine  beiben  9)organger  fd^on  möbrenb  ber 
Stubiengeit  gu  eintröglid^en  ßbten  unb  SBürben 
beförbert.  Aud^  $apft  giaul  V.  fenbete  ibn  als 
feinen  Segaten  a  latere  1613  gum  SRei^Stage 
nad^  ShgenSburg.  AIS  Sifd^of  Don  Zrient  erlieg 
er  ®efe|e  gegen  ben  SBucber,  forgte  mit  gifer  für 
bie  Sleinbeit  beS  fatbolifcben  (SloubenS,  fd^affte 
bie  graufomen  ^len^irogeffe  ab  („Sammler"  lll, 
272)  unb  übergab  fein  neugegrünbeteS  $riefter- 


feminor  ben  t>om  bl.  ^ieron^muS  Aemiliani  (gejL 
1537)  gefiifteten  @omaS(em  (f.  b.  Ari.;  ngl. 
3fd^ofte  673  ff.).  Unter  feinem  Steffen,  ffarl 
ßmanuel  Don  ^abruM  (1629—1658),  brad^  in 
Zrient  1630  bie  $eft  auS,  meld^er  ber  Sifd^of 
burd^  bie  ^luäfi  nad^  bem  9lonSberg  entging,  ßr 
bielt  bei  biefer  ©elegenbett  imb  aud^  fpäter  fleißig 
Sifttationen.  @ein  S|)tfco))at  mar  getrübt  burcb 
3ermürfniffe  mit  bem  2)omca))iteI  utü)  burd^  neue 
@treitigteiten  mit  ber  SanbcSregierung,  loel^e  gur 
3eü  beS  brei|igidbrigen  AriegeS  bie  bifd^öflid^e 
ffaffe  Abermalig  in  Anfpnub  nabm.  SRit  Ratl 
Cmanuel  erlof d^  baS  berühmte  (Bef^Ied^t  ber  9Ra- 
brugg.  Sarbinal  (Smfl  Alberi  ®raf  ^arrad| 
(1665—1667)  lonnte  erft  gemüb^t  merben,  alS 
ber  früber  erbobene,  aber  Don  Stom  nid^t  beftütigte 
ßrgbergog  Sigmunb  gfrang  Don  Ziroi  reflgnirie 
(egger  11,  421  ff.).  @igmunb  AlfonS  ®raf 
Zbun  (1668—1677),  bereits  feit  1663  Sifd^of 
Dön  Srisen,  fein  gfreunb  beS  $runfeS,  f ud^te,  un- 
belümmeri  um  SBiberfprüd^e,  3Ri|brSud^e  abgu- 
fteSen.  Unter  ibm  Uiit  gu  SRoDerebo  bie  gott- 
felige  Abtiffin  ber  Slariffen  3ob<^nna  ^ada  Dom 
iheuge  (f.  b.  Art.).  Sfrang  be  Alberii  (1677  bis 
1689),  ein  Ruger,  fd^on  bejabrier  SRann  unb 
gfreunb  ber  SBiffenfd^aft,  mllberte  in  mand^en 
Stüden  bie  Strenge  feines  Vorgängers.  3ofepb 
Victor  be  Alberti  (1689—1695),  auS  ber  Sinie 
Snno  unb  mit  feinem  Vorgänger  nad^meislid^ 
nid^t  Dermanbt,  Derbanfte  feine  Srbebung  gleid^- 
faUS  nur  ben  perfbnlid^  Verbienften.  Unter 
bem  reformeifrigen  3ob(ntneS  9Rid^aeI  Don  Spaur 
(1606—1725)  ereignete  ftd^  mäbrenb  beS  fpani- 
fd^en  (ErbfoIgefriegeS  1703  ber  frangöftfd^-ba^- 
rifd^e  ßinfaU  in  Zirol,  mobei  Zrient  belagert 
»urbe  (3äger,  Zirol ...  im  3- 1703,  SnnSbrudf 
1844,  347  ff.).  3)er  fonft  fromme  Sifd^of,  ben 
ftaifer  ffarl  VI  mit  bem  Zitel  Altezza  (^obeit) 
auSgeiddnete,  mar  nicbt  gong  frei  Don  IRepotiSmuS. 
3o^anneS  Venebict  ©entilotti  (1725)  regierte  nur 
gai^  furge  3eit.  Anton  S)ominicuS  ®raf  SBoRen- 
ftein  (1725—1730)  mar  ein  guter  ^vtt  unb 
Vater  ber  Armen.  2)ie  Stegierung  beS  Vifd^ofS 
©ominicuS  Anton  ®rafen  Zbun  (1730— 1758) 
fiel  bereits  in  bie  3(U  ber  abfoluten  f^ürftenmad^t 
unb  ber  beginnenben  falfd^en  „AufHörung''.  3n 
ber  erften  Seit  Derfab  ber  Vifd^of  fein  Amt  mit 
SBürbe  unb  ihaft  unb  gab  beilfame  Verorbnungen 
gur  ^ebung  ^riefterlid^en  2Banbe(S ;  aber  nad^  bem 
Zobe  feines  VruberS  Auguftin  unb  beS  äBeib- 
bifd^ofS  aSengeSlauS,  bie  ibn  Dortbeilbaft  beein- 
flußten, mar  er  mie  umgemanbelt.  Sr  fübrte  ein 
leiibtfertigeS  fieben,  befud^te  mit  feinem  gangen 
^offtaate  ben  SameDal  Don  Venebig  unb  ma^te 
Diele  Sd^ulben.  S)aber  nötbigte  ibm  baS  Som- 
capitel  in  ber  ^erjon  beS  Dfreiberm  Don  gir- 
mian  einen  treffltd^en  Soabjutor  auf  (Barbaoovi, 
Memorie  storiche,  Trento  1821,  168  sgg.). 
luf  Sfrang  Selis  @raf  Alberti  (1758-1762), 
ber  ein  guter  ^irte  mar  unb  mit  Jhaft  regierte, 
folgte  (Ebrifiot)b  II.  ®iggo  be  !RoriS  (1763  biS 


3087 


Zrient,  (Eoncil  Doiu 


2088 


Snumitd  (gefL  im  Octobet  1818)  toat  eme  fünf« 
ia^rige  SebidDocon).  dnnDifd^en  fanben  Set« 
j^nblungen  p(tt  giDifd^en  Aaijet  gron)  unb  bem 
$o)ij}e  ukr  SB<fe|uitg  ttnb  Flotation  be«  8tS« 
t^in9  mtb  beS  Somca)>itett,  ba9  in  3ubmft  qu8 
7  aOtttgliibem,  3  2)igntiQten  unb  4  Smtonilem, 
befiel  follte.  2)er  erfle  oom  ffotfer  enumnte 
Sut^ifil^o^  Sran)  Sottet  Sufc^in  (1828—1884), 
Rammte  Don  einfa^n,  bürgerlichen  (Eltem  ju 
Xainoi!^  in  JFbnt^en  unb  rang  ^  hwcäf  gletl 
nnb  Xugenb  in  bie  ^ft^  9}ad|bem  er  bie  Ser- 
^öttntffe  ber  SHdcefe  Orient  georbnet  fyxftt,  »urbe 
er  18S4  auf  ben  erjbifd^öflid^en  Stul^I  t)on  Sem- 
berg erhoben.  9ber  fd^on  im  Jal^  borauf  lie^ 
er  ftd^  als  ßribifd^of  nac^  (Borg  irandferiren,  too 
er  1854  ftorb.  3n  Orient  folgte  äol^neS  3ltp. 
Ifc^iberer  (1884—1860),  ein  treuer  ^irte  feiner 
f^eerbe,  ber  im  Stufe  ber  C)eingreit  am  8.  S)ecember 
1860  fiorb.  (Er  (atte  bie  gfreube,  1845  bie 
€AcuIarfeier  ber  Sröpung  bed  SondlS  bon  Xrient 
bege^  )u  fSnnen.  S)er  @eIigf)>red^ng8))ro}e| 
beS  e(rm.  SienerS  ®otte8  iji  bereit«  eingeleitet 
(og(.  SDtittl^eitungen  über  baS  fieben  be8  . . .  3. 91. 
Xfd^iberer,  Sojen  1876).  @ctn  92ad^foIger,  9ene- 
bict  öon  SKccabona  (1861—1879),  oon  Serona, 
»0  er  fett  1854  99if(^of  mar,  nad^  Xrient  tranS- 
ferirt,  l^iett  1868  in  gro^orHgfter  SBeife  bie 
SOOiftl^rige  Sdcularfeier  ber  Sd^Iie^ung  beS  tri- 
bentinifd^en  eoncilS  ab.  ^ßopft  $iuS  EL  »ar 
babei  burd^  ben  (Sarbinal  Sieifad^  (f.  b.  Vrt.)  Der« 
treten,  gfür  feine  Serbienfte  um  bie  JHrd^e  erl^ielt 
er  Dom  ^a))fte  bad  $aUium.  3n  ben  bamaligen 
mic^tigen,  fird^en))oIittfc^en  f^ragen  fd^IoB  ^d^ 
eifd^of  Senebict  enge  ber  p^ng  bed  SBifd^ofS 
DOtt  »rijen,  Sincenj  ®affer  (f.  b.  «rt.),  an.  «uf 
bem  Daticanifc^en  doncil  erlitt  ber  ffird^enfürft 
einen  @(^IagonfaII,  Don  bem  er  fid^  nid^t  mel^r 
Doaftönbig  erholte.  S)a]^er  fal^  er  ftd^  genötl^igt, 
in  ber  $erfon  bed  nunmel^rigen  Sorbinal-eq- 
bif^ofd  3o^nneS  ^aSer  Don  Salzburg  einen 
Coabjuior  onjune^men.  92ad^  bem  Xobe  Sticca« 
bona^S  (81.  SRär}  1879)  folgte  äo^nneS  3a- 
€ob  beOa  9ona  (1880—1885),  ber  balb  in'8 
®rob  fonf,  unb  bann  Sugen  ffarl  SSaluffi,  geb. 
)u  XalmaffonS  (Sqbidcefe  Ubine)  am  10.  gfebruar 
1887,  orbinirt  om  12.  gebruar  1860,  confecrirt 
unb  int^roniftrt  am  26.  3um  1886.  Sr  !öm))fte 
iro^  ber  il^m  angeborenen  SJlilbe  mit  aSer  Snergte 
gegen  bie  gefd^rlid^e  ))l^ilofo))]^ifd^e  Siid^tung  ber 
SRoSminianer  (Dgl.  b.  Sri.  RoSminl-Serbati)  unb 
befonberS  gegen  bie  fd^Ied^te  treffe.  3m  &tp* 
tember  1896  tagte  in  Srient  ber  befonnte  erfte 
9(nti'3freimaurercongre^  (Actes  da  I^  congr^s 
antimaconnique,  Toumai  1897).  SeibenDiel- 
fa^en  Qerfotgungen,  bie  fid^  ber  eifrige  Sifd^of 
8U)og,  bot  i^m  bie  Xreue  beS  il^m  ergebenen 
CleruS  unb  SoßeS  reid^en  Xroft,  toit  ftd^  befonberS 
bei  ber  gtdnjenb  Derlaufenen,  grogartigen  ^roteft- 
Derfammtung  in  Soaen  am  26. 3uni  1898  gegeigt 
fyit  Ad  mnltoB  annos !  —  2)ie  @eelen}a]^l  ber 


gan§en  Siöcefe  Zrient  betrügt  (1898)  564800, 
barunter  188400  S)eutfd^e:  in  ben  85  S)eco« 
naten,  Don  benen  10  )um  beutfd^  Snt^eU  ge- 
l^ören,  ftnb  162  Pfarreien,  248  (Euratien,  139 
(Scpoftturen  unb  77  Seneficien;  1086  Säculax^ 
pnt^tt.  barunter  290  beutfc^e,  708  Slegular» 
i)riefter.  S)ie  brei  SHgnitore  befi  SomcapitelS 
(Ded^nt,  $rot)[t  unb  Srd^ibiacon)  l^ben  burd^ 
SBreDe  Dom  29.  3uli  1864  im  gfaüe  ber  Serl^in« 
berung  beS  SBifd^ofS  refp.  ber  l^öl^  S)ignitüt 
ben  ®ebroud^  ber  fßontijicalien.  2)a8felbe  Sted^t 
auf  bie  $ontiflcaIien  l^aben  aud^  ber  $ro))ft  ber 
SoQegiattirc^e  Don  93o}en  unb  bie  Srd^ipreSb^ter 
Don  9rco  unb  StoDereto.  Ueber  bie  reid^e  (tnhoid' 
lung  bes  OrbenSkbenS  f.  b.  %rt.  Xirol.  (Sgl.  bie 
umfongreid^en  fiiteraturangaben  [bid  1866]  bei 
a^Qltt,  3)eutfd^  9nt]^eU  ber  Sidcefe  Xrient, 
»riien  1866,  87  ff.  Steid^eS  9RateriaI  bietet 
Sd^neUer  in  ber  3(itfd^nft  beS  gferbinonbeumS 
1894  ff. ;  ^ftorifd^e  9totigen  finb  ben  @d^matid« 
men  beigegeben,  gür  ben  italienifc^en  Sntl^eil 
meifen  bie  Siterotur  nad^  Oar,  Biblioteca  tren- 
tina,  Trento  1858  egg.»  baS  ArchiTio  irentino 
[feit  1882],  baS  ArchiTio  storico  per  Trieste 
e  ü  Trentino  [feit  1882]  unb  bie  Settfc^rift  Tri- 
dentom  [feit  1898].  [^belgott  @(^a|  0. 8.  B.] 
^tioti,  f  onrtC  90«,  l^i^  bie  Dorle^te  a& 
gemeine  JtirAenDerfammlung  Dom  18.  S>ecember 
1545  bis  4.  Secember  1568. 1.  SSor  gef  d^id^te. 
3m  Saufe  bed  14.  3al^r]^unbertS  l^tte  fid^  Dor 
SHem  infolge  bed  fogen.  bab^Ionifd^en  S|^d 
(f.  b.  9[rt.  ^ignon)  innerl^alb  ber  ftird^e  eine 
immer  ftarfer  geöu^e  Un}ufriebenl^eit  bemerüid^ 
gemad^t.  fKmt>tDeranIaffung  berfelben  bürften 
jmeifelSo^ne  bie  Derfd^iebenen  S^inangfünfte  ge* 
mefen  fein,  burd^  mel^e  bie  )>äpftlid^e  S^urie  bie 
not^menbigen  @elbmittel  bejd^affen  mu|te,  ba  bie 
SReDenuen  ouS  3talien  ausblieben.  ^Cagu  famen 
nod^  bie  Dielen  unb  Derfd^iebenartigen  äBirren, 
meldte  baS  nad^folgenbe  ungludDid^e  Sd^iSma  im 
lird^Iid^en  toit  im  ftaatlid^-forialen  Seben  ^or« 
rief.  @o  mürbe  bie  Ungufrieben^eit  immer  größer, 
ber  Stuf  nad^  einer  reformatio  in  capite  et  in 
membrifl  immer  aOgemeiner.  S)iefem  93erlangen 
fud^ten  jal^Ireid^e  S^noben  im  2aufe  beS  15.  ^a^» 
^imbertd,  angefangen  Don  bem  gro^n  ffonftan}er 
Soncil  bis  l^erab  gur  fünften  Sateranfpnobe  im 
Slnfang  beS  16.  3a]^(unbert8,  geredet  }u  merben. 
Mein  toaS  fie  (eifteten,  blieb  einerfeits  l^inter  ben 
Srmartungen  unb  aud^  hinter  ben  Sebürfniffen 
ber  3cit  meit  }urüdf,  fo  bog  bie  !Dli|fiimmung 
nod^  gefteigert  ftatt  gel^oben  mürbe:  anbererfeitS 
litten  bie  auf  eingelnen  @Qnoben,  fo  namentlid^ 
gu  ftonftonj  unb  Safel,  laut  gemorbenen,  tlEieil- 
meife  rabicalen  ^^orberungen  bei  ber  ))ä))ftlid^en 
Surie  ein  tiefeS  Sßigtrauen  gegen  fold^e  SSerfamm« 
lungen  l^erDorgerufen.  3)iefe8  JRigtrauen  unb 
{ene  SRtgftimmung  mugteit  nun  bie  ^nl^önger  ber 
burc^  Sut^er  im  anfange  beS  16.  3a^rl^unbert8 
l^rDorgerufenen  retigiofen  SBemegung  Qug  für  il^e 
3medFe  au8)unu|en.  SBenn  barum  Sut|er  fd^on 


151-  11  !3e  Sn  Ujsritnjn  am  3c  Satserjaij  '^tcza  ff-inr» 

fcr'e  lüi  CT  i-r^ide  {jOTüinaii  T!arc  ISsc-  roa^  3  icr 

■■^■rr.T    ^|T^  :iL»i>  £i=;si[zii;  riacq  sor.  jüT'^s  ^ir'i:.  Zcz  iiä 

agjz:!^  Sn-I^rii:  -i^a  ji  -irret :  'ra  jj-ät-  2^1  Css  icj; 

rc:  JLri^iliiÄi  :e5  7a=r::i=  ilsÄitr  ?r:L:  :c2'<l;«  =-.ti« 


für--i  —  i-  ±.  uiz^dj  ■:=z:=  -^a;^z:   wl^ilcj  r« 


rBa:^::.  Mos.  E^i.  Rissi:-:^^*  If^.  Söl:  ^r,-«.  tcli ir.;r 

©. t«=-.!, ir.rt  =-.  ft-^. V. :--  u=rr.  .c4-.i.TCi:  -._■>=:(  Seid 

6^-;  :<  iziz-i'.  &:.'-.  154*.  27j  .   ^tr.  yzttz  vtn*  tl 

'.-:;:!-  ijr/rir.s-r, .:•■=; ,  :k  :-:±  ::r  fi-i-n-  *<:i=c:(r  !ri 

fiir.u-;  "j  t:Lr-":  ür:  24.  jii^n;;:  1J30  =!-.r.!  i:e3  ;ä  i:«Är 

:iX'.:z  -jr.:  r:-  v;;':  i-±  i't  'ütii.-".:  t\r.si  ;iiifr. frerltn S 

;-r.:ir.  "t  i.r.ir.  iT:7.:V.  v.i  tTir-^crrc  tj:vat  mit  groiIrriÄ 


2041 


Xrient,  Soncil  t)on. 


2042 


manft  ouf  Scutf (^lanb  fül^  jum  9lutnberger  Sie- 
ligionSfrieben  Otmi  1532),  toorin  rädfid^tlid^  bed 
(Soncttfi  befütnint  mutbe,  ba^  bet  iKiifet  inner- 
(qI6  eiiiffi  leiben  3al^  ein  fold^  ouSgufd^reiben 
l^be,  boS  bann  ein  t(ä)t  borouf  geilten  tperben 
foUe.  Sie  IBebenfen,  mld^e  ftd^  ^fttid^erfeitS 
gegen  einen  \DUifm  Se{d^Iu|  regten,  fuc^te  ber 
ftdfcr  tl^unliii^fl  )tt  Befc^tDif^tigen  tmb  trat  nad^ 
fiegrtid^  Vbmijlt  ber  Zürfeng^al^r  fofort  xoxtin 
in  Unterl^anblungen  mit  bem  ^]te.  Suf  einer 
(loeitcn  Sufammenfunft  beS  ffaiferS  mit  bem 
i^fit  ja  Sologna  (13.  Secember  1532  bis 
ä3.  ^oruar  1588)  »urben  eingel^enbe  SBe- 
rat^gen  über  bad  beoorftel^enbe  Concil  ge))Rogen, 
bie  )u  bem  SBef^Iu^  ffll^tten:  ber  !|kiptt  foHe 
einen  9tunHu8  uxib  ber  Paifer  einen  93otfd^fter 
on  bie  beutf^en  gfürften  fenben,  um  bie  nöt^igen 
Einleitungen  jum  SoncU  gu  treffen.  9u|erbem 
folle  ber  $apjt  ein  meitereS  SreDe  in  Setreff  beS 
(EondlS  an  cme  (^rifUid^en  gfürften  erlaffen.  S)ie^ 
gefd^^  mu^  fofort  am  10.  Sonuor  1538.  Obi- 
gem SBefd^Iuffe  gemäg  »uAen  ber  t)d))fili^e  ütun- 
tiuS  SRongone  unb  ber  faiferlid^  Orator  Sriaerbe 
mit  eigenen  änftrudionen  (Laemmer,  Analecta 
[f.  u.]  24  unb  Mantissa  143)  nad^  Seutfd^Ianb 
gefonbt,  too  fie  )toor  freunblic^e  Slufnal^me,  aber 
ungünftigen  Sef^b  erl^ielten.  Sie  lutl^erifd^en 
XQeoIogen,  namentlid^  Sutl^er  felbfi,  antmorteten 
t)erle|nu) ;  bie  )u  Sd^maßalben  oerfommelten  pro- 
tefhmtif  d^  fSf  ifaiien  ermiberten  in  f o  berdauf ulirter 
gform,  ba|  fie  einer  %6Ie^nung  gleid^fam  Ouni 
1538;  Söttinger,  SBeitrögeü,  582  f.).  Xro|bem 
l^offte  man  boq  allgemein  auf  ein  balbiged  SondL 
Unterbeffen  mar  Clemens  VII.  geftorben  (25.  Sep- 
tember 1584),  unb  bei  ber  folgenben  $a)){ima^I 
\piüit  bie  SondlSfrage  eine  nid^t  unmefentlid^e 
SRoOe.  £8  mürbe  ber  bem  SondlSgebanlen  biSl^er 
flitS  gendgte  (Eorbinal  SUesonber  gamefe  als 
$kml  m.  (1584—1549)  gemö^tt.  Serfelbe  rief 
olSbalb  ben  bei  ftdnig  fi^binanb  befinblid^en 
91untiuS  $aul  SergeriuS  )u  ftd^,  um  Aber  bie 
Sage  in  Seutfd^Ianb  genauen  9luff(^Iu|  ju  er- 
l^alten.  SergeriuS  berid^tete,  baS  einjige  SRittel, 
bie  erbitterten  (Semätl^  in  Seutfd^Ionb  }u  be- 
fdnftigen,  fei,  ba|  man  i^nen  betoeife,  man  moSe 
rnimt^  ein  (Eondl  berfammeln,  unb  bo^  man 
nid^t,  maS  bisher  immer  ber  %cXL  geioefen,  gu 
gro^e  Sd^mierigtriten  mad^e ;  fobann,  ba|  man 
eS  ni^t  bIo|  beim  SBillen  bemenben  laffe,  fonbem 
baS  Kondl  aud^  mirfli^  gu  beranftalten  ftrebe. 
S)er  StuntiuS  fflgte  nod^  bei,  ba^  man  in  Seutfd^- 
fonb  aOgemein  ber  Sleinung  f d,  ber  ipafift  f ud^e  baS 
eondl  gu  ^ertrdben  (Pallavioino  [f.  u.]  8, 18). 
S)er  ^fiap^  fanbte  SergeriuS  fofort  mieber  nod^ 
S)eutf(^Ianb  mit  Scheiben  an  alle  fatl^olifd^en  unb 
prote^tif^en  Sffirfien,  fomie  on  fonftige  einflu|- 
reid^e  9Ränner  (Sluntiaturberid^te  auS  Seutf  c^lanb 
[f.  u.]  1.  abt^.,  I,  829  ff.).  91S  Ort  beS  (SondlS 
mürbe  9Rantua  borgefd^Iagen ;  bon  anbermeittgen 
IBebingungen  follte  nid^t  gcfprod^en  merben.  Xfytüß 
mdfe  fanb  ber  )>d))f!ad^  Segat  freunblid^e  Suf- 


nal^me ;  aUein  Sutl^er,  mit  bem  er  gu  Sßittenberg  eine 
SBefpred^ung  l^atte  (6.  9lot>ember  1535),  lote  aud^ 
ber  fturfürft  oon  Sad^fen  oer^ielten  fid^  burd^uS 
able^nenb  gegen  ein  Sondl.  Slro^bem  berief  ber 
^opft  nad^  erneuter  Seratl^ung  mit  bem  Jtotfer, 
ber  gu  Oftent  1536  perfönlid^  nad^  9lom  gelom- 
men  mar,  unter  bem  2.  3uni  1536  ein  aUge« 
mdneS  Sondl,  baS  fid^  am  23. 9Rai  fommenben 
3al^reS  in  ÜTlantua  oerfammeln  foDte  (Baynald, 
AnnaL  ad  a.  1586,  n.  85 ;  Le  Plat  [f.  u.]  11, 
526).  Um  aOe  d^ripd^en  gürfien  gur  Setl^eili- 
gung  an  ber  S^nobe  eingulaben  unb  gu  bejHm- 
men,  fanbte  ber  ^apfi  alSbalb  äberaQl^in  Segaten 
unb  Sd^reiben.  9}or  9IIem  l^belte  eS  fid^  um 
@eminnung  beS  ffönigS  oon  Sftmtfrdd^  unb  ber 
beutfd^en  $roteftanten.  Sediere,  bie  biSl^er  ftetS 
am  bringlid^ften  bie  Soi^t>^ntng  eines  SondlS 
erl^oben  l^atten,  berl^idten  ftd^  nun,  ba  Smft  ge- 
mad^t  merben  follte,  bired  ablel^nenb.  S)er  päpfi- 
lid^e  Sefanbte  $etruS  txm  ber  93orfi  mürbe  an 
ben  ))roteftantifd^en  gfürftenl^öfen  unfreunbKd^,  [a 
gerabegu  oerle^enb  bel^nbelt,  ^ftmifd^e  SaSquiOe 
gegen  $a))ft  unb  Sondl  mürben  unter  oaS  fßoVt 
gemorfen,  unb  auf  bem  €d^malfalbener  SBunbeS- 
toge  (Sfebruar  1587)  fprad^en  fid^  bie  proteftanti- 
fd^en  Xl^eologen  mie  Surften  fd^off  able^nenb 
gegen  dn  Sondl  auS  (Besponsio  Bacis  Saxo- 
niae  et  Confoederatorum  in  causa  concilii  ad 
oratorem  Imperatoria  [M.  Held],  Corp.  Bef. 
in ,  301 ,  unb  Cansae ,  quare  synodnm  in- 
dictam  eto.  reeusarint,  ib.  III,  318 — 825). 
3ugleidb  gab  ie|t  Sutl^er  auf  anbringen  beS  fäd^- 
ftfd^en  ^rfutfien  bie  23  fd^maüalbifd^en  Srtild 
l^erouS,  morin  bie  Sifferengen  fel^r  fd^roff  unb  in 
poltembem  3:one  l^eroorgel^oben  merben.  SiefeS 
merftoürbige  unb  bebauerlid^e  Sßerl^alten  ber  beut« 
fc^en  ^roteftanten  finbd  feine  Srfldrung  freilid^ 
nid^t  in  ftd^  felbft,  fonbem  1^  feinen  Untergrunb 
in  bem  frtoolen  Xrdben  beS  frangöftf^enitönigS, 
ber  mit  aDen,  aud^  ben  fd^Ied^teften  unb  bermerf- 
lid^ften  ÜRitteln  bem  ftaifer  Serlegenl^eiten  gu  be- 
reiten fud^te.  £ro|  oufrid^tigfter  gfriebenS- 
bemül^gen  beS  ftaiferS  unb  beS  $a))f)eS  trieb  er 
gu  frd)Iem  iMeg  unb  l^^te  mit  fatl^olifd^en  93e- 
tl^erungen  im  SRunbe  bie  beutf  d^en  ^roteftanten 
gegen  ^Popfl  utü)  ffaifer  auf,  ja  trat  fetbfi  mit 
ben  Surfen  in  offenen  Sunb  (ei^feS,  in  b.  Köm. 
Ouartalfd^  1898,  306—823).  2)a  augerbem 
ber  $apft  megen  ber  unerffiHbaren  Sebingungen 
beS  ^ergogS  oon  3Rantua  bon  biefer  Stobt  ab- 
fegen mu|te,  oertagte  er  unter  bem  20.  ^bpxü  1587 
baS  Concil  auf  ben  1.  9looember  jeneS  Sal^reS. 
Sttdn  bie  SBa^I  eines  ))affenben  OrieS  mad^te 
@d^mierigfeiten,  unb  fo  mürbe  eS  erft  am  8.  Oc- 
tober  auf  Oftem  1588  nad^  Sicenga  anberaumt. 
SBirllid^  ernannte  aud^  ber  ^fl  am  20.  SRorg 
1588  bie  Sarbinöle  £am))eggio,  @imonetta  unb 
Slleanber  gu  fßröfibenten  beS  SondlS  unb  fanbte 
fie  nad^  93icenga  (Theiner,  Acta  [f.  u.]  I,  15). 
%Mn  t$ranfrdd^S  f  einblid^e  Sßai^inationen  mad^ 
ten  au(^  ie^t  mieber  eine  93eriagung  notl^menbig. 


2043 


Xxxtnt,  (Soncil  Don. 


2044 


S)en  gecQbe}U  großartigen  Snftrengungen  beS 
$opfted,  ber  tro|  feiner  70  ^al^re  ))erfönli(^  nod^ 
%iS}a  niste,  um  )tDi|(]^en  ben  entstoeiten  9Ron- 
or^en  einen  gelEiniä^rigen  SBaffenftiajlanb  gu  er- 
toirten,  gelang  eS  f^He^Iid^  aatt^,  ben  fransöftfd^en 
Pönig  für  ben  enblid^en  SBeginn  ber  long  «rf el^ttten 
€Qnobe  gu  gewinnen.  @o  tonnte  Der  ^(kipft, 
Ott  er  burA  SuQe  oom  28.  3tmi  1538  oon 
(Benua  auS  oad  Sondl  OAtf  Oftem  1539  nad^  SBi- 
cen)aanberaumte,^offen,bcibergan}enfatl^oIifd^en 
Seit  Unterftül^ung  )u  flnben.  IlM^riften  obiger 
SuQe  gingen  an  aSU  (at^olifd^en  ^öfe  (Baynald 
ad  a.  1538,  n.  35 ;  Le  Plat  ü,  621)  mit  ber  brin- 
genben  ^nfforberung,  bte  !ßrölaten  ber  betreffen- 
ben  Sänber  auf  bmmenbe  Opern  )um  Srfd^einen 
in  SBicenja  ou^uforbem.  ffaum  mar  iebod^  ber 
frangöftf^e  ffönig  Don  9li}ga  abgereist,  fo  »oOte 
er  t)on  einem  Sonett  nid^tS  mel^r  l^ören ;  nad^  toie 
bor  ]^e|te  er  ^roteftonten,  Xürfen  unb  @eerftuber 
gegen  Den  itaifer  unb  beffen  Sruber  gferbinanb 
auf,  ia  laum  einige  IDlonote  ffiftter  lie|  er  bem 
Sd^malfalbener  SBunb  betoapete  ipQfe  gum  Sin« 
griff  auf  bie  fatl^oüfd^en  Stdnbe  in  auSftd^t  fieSen 
(3anj|en  HI  [1881],  381).  infolge  biefer  gcrabesu 
beifpiedofen  Xreuloftgf  eit  gfranfreid^S  bca(|  ftd^  bei 
ft5nig  S^rbinanb  loie  beim  flaifer  aSmSIig  ber 
(Sebanfe  SBabn,  ol^ne  ConcQ,  burd^  fogen.  Sieli- 
giondgef))röd(ie  bie  religiöfe  @))altung  in  S)eutfd^- 
lanb  }u  ieben.  3n  biefem  Sinne  tourbe  auf  bem 
Xage  gu  gfranffurt,  am  19.  ^ril  1539,  burd^ 
ben  faiferlid^en  Orator,  ben  (Ergbifd^of  Don  Sunb, 
mit  ben  ^roteftanten  eine  ißereinborung  getroffen; 
fo  lom  eö  gu  ben  9leIigiondgef})röd^en  Don  l^agenou 
Ouni  1540),  SBormS  (1540/41)  unb  Siegend- 
bürg  (1541j  f.  b.  9rt.  S)i8))utation).  f^ierburd^ 
lourbe  ber  6!onctt8gebanfe  Dorerft  in  ben  f^inter» 
grunb  gebröngt,  unb  ber  Sapft  mu^te,  ber  @ad^- 
(age  Sted^nung  tragenb,  baS  Sondl  auf  unbe« 
ftimmte  3eit  Dertagen.  S)en  fat^olifd^  dürften 
tourben  ^ierDon  Sßittl^itungen  gemad^t  unb  bie 
eauaae,  propter  quas  Ponüfex  prorogat 
nfiqne  ad  beneplacitom  sedis  apostolicae 
celebrationem  conoilii,  bargelegt  (Baynald  ad 
a.  1539 ,  n.  26 ;  Le  Plat  II ,  630).  Se|tere 
geben  ein  treffenbeS  99ilb  ber  bamaligen  3dt' 
läge.  SRit  bem  $Iane,  SleligionSDerl^anblungen 
gmifd^en  nid^tconi))etenten  $erfonen  |)flegen  gu 
laffen,  bnnte  fid^  ber  $a)){t  f elbftDerftänbli^  ni^t 
einDerftanben  erSören  unb  mad^te  l^eräber  bem 
ffaifer  mie  bem  ftönig  gferbinanb  räd  ^(tloS  !Bor« 
jieOungen.  9uf  ßrfud^en  ber  le^teren  fonbte  er 
iebodd  Segaten  gu  ben  SJerl^nblungen,  aber  mit 
ber  gemeffenen  SBeifung,  gegen  Verlegungen  beS 
l^eiligen  Stul^Ied  gu  protefttren,  ^^  nid^t  in  bie 
S>i3))utationen  eimulaffen  unb  über  a&e  mid^ti- 
geren  fünfte  an  ben  $a))ft  gu  berid^ten.  Wi 
fold^en  im  ©angen  gtei(^Iautenben  änftructionen 
erfd^ienen  in  ^agenau  SRorone,  in  SSBormS  Xl^o« 
mad  Sam))eggio,  93ruber  bed  SarbinalS,  unb  in 
StegenSburg  Sontarini.  %xo^  oDer  irenifd^en  ®e- 
finnung  unb  meitgel^enbßen  Sntgegenfommend 


Don  latbolifd^  6eite  bmnte  boS  gMebenBocrf 
nid^  gef örbert  merben,  ba  ber  l^nädige  @inn 
unb  bie  unbulbfame  Sted^tl^berei  ber  Surften  oie 
ber  Xl^obgen  auf  proteftontifd^er  Seite  aSe  (Eint* 
oungdDerfud^e  Dereitelten.  9u|erbcm  nm|te  boS 
fogen.  StegenSburger  9ud^  (f.  b.  9rt  änterim) 
loie  aud^  ber  Dom  flaifer  mobificirte  9iegen$burg(r 
Steid^dtagtebfd^ieb  (f.  SöSinger,  ^Beitrüge  I,  36) 
fatl^olifd^erfeitfi  gro|e  Sebeiden  mad^rufen  unb 
ben  SoncilSgebanfen  nrieber  emfUid^  in  ben  9or* 
bergrunb  rfldten.  ®Ieid^  nod^  bem  SegenSbiurgcr 
Xag  unternahm  ber  ITaifer  feinen  S^g  gegen 
9Igier,  toobei  er  mit  bem  ^ft  in  Succa  gu* 
fammentraf.  ^ier  umrbe  auf 8  üteue  über  boS 
Sonett  Derl^anbelt,  unb  fforl  erBärte  fid^  mit  ber 
Berufung  nad^  Sicenga  elnDerPanben.  hiergegen 
erbob  aber  ie^t  SBenebig  Sc^koierigleiten  mit  Stutf- 
ftd|t  auf  bieXilrlen,  ba  auf  bem€oncU  aud^  nber 
ein  aOgemeineS  Sflnbni^  gegen  biefe  Der^nbeü 
merben  foQte,  fo  ba^  biefer  Ort  mieber  fallen  gc* 
laffen  mürbe.  9lun  mu^en  bie  pip^x^^  Segaten, 
bie  nad^  Sfranbeid^  unb  S)etttfditanb  gingen,  in 
erfter  Sinie  für  SBereinbarung  eine9  oSgemein  ge- 
nehmen Orted  tl^g  fein.  Röntg  S^binanb,  bei 
meld^em  1541  an  Stelle  fDtorone^S  Serollo, 
SBifd^of  Don  Saferta,  ald  |)ät)filid^er  9hmtiufi  er» 
fd^ien,  Derlangte  gang  entfd^ieben  eine  beutf^e 
Stobt.  Sr  mar  nad^  toie  Dor  unermübfit^ 
für  frieblid^  9uSgIeid^  tl^ätig  unb  l^otte  bierfür 
befonberd  oud^  ben  gele^tten  9}aufea  (f.  b.  Sri), 
SBifd^of  Don  äBien,  gemonnen,  ber  burd^  eine  Xeibe 
treff lid^er  tDi{f enfd^aftlid^r  arbeiten  ben  Sleligionfi- 
Derbaid)Iungen  Dorguarbetten  fud^te.  ®ang  be- 
fonberfi  befürmortete  9laufea  bie  empii^c  Sn« 
angriffnal^me  einer  Steformation  beS  SIeruS,  ba 
beffen  fcientififd^er  toie  moraßfd^r  Suftonb  ein 
überaus  trouriger  fei,  maS  mtd^  bie  ^rilpfUic^ 
Segaten,  namentlid^  Sontarini  unb  Storone,  be« 
ftötigten.  Se^erer,  ber  bie  beutfd^  Serb&Itniffe 
am  beften  tonnte,  mürbe  mieberum  no^  SHeutfi^ 
tanb  entfenbet,  mo  er  am  23. 9Rftrg  1542  auf 
bem  ateid^tage  gu  Sptt^tt  bie  Sontittfrage  ober* 
malS  gur  Sprad^e  brachte.  3m  auftrage  beS  $ap- 
[te9  ptoponittt  er  als  Orte  gur  ^b^^ttung  bcS 
(Sonetts  Cambrai  unb  Xrient,  meld^  If|teie  @tabt 
ffönig  gferbinanb  mit  ben  btbolifd^en  9tdd^ 
ftänben  aaeptirte,  mö^renb  bie  |n:otefiantifd^ 
aud^  hiergegen  proteftirten.  So  f(!^rieb  nun  ber 
$a))f!  am  22.  SRai  1542,  „auf  ®otteS  oOmöd^ 
tigen  Sd^u(  Dertrauenb  unb  baS  |)eil  ber  ge» 
fammten  Sb^^f^enbeit  im  %tge  ^beiU)"'^  auf  bot 
1.  9loDember  beSfelben  3abreS  ein  aSgemetneS 
fl^nctt  nad^  Orient  auS  (Bajnald  ad  a.  1542, 
n.  13).  9lun  begann  ber  ftöni^  Don  gfixmhci4 
mieber  fein  friDoIeS  Spiel  S)ie  mi|lid^  Soge 
beS  ff aif erS  benutfenb,  rüfiete  er  trofe  oOer  8cgen* 
DorfteDungen  beS  IßapfleS  gum  ihneg  tmb  fuible 
eine  gro^e  Koalition  gegen  ffarl  unb  fföntg  fürr« 
binaiö)  gu  Staube  gu  bringen,  ^ur  D5fiigenSer^ 
nid^tung  ber  laiferlid^en  SRad^f*.  S)cr  i^oQer» 
d^riftlid^fte  König''  toor  fd^IoS  geraig,  mit  Soli« 


2045 


Xtient,  Soncil  Don. 


2046 


mon  einen  fSmlU^en  9unb  gegen  ben  ftoifer  }U 
ft^Iielen  unb  twc^  bie  tfirftfd^  gflotte  unter 
C^iftbbin  Sortoojfa  bie  {(jonifc^e  unb  Uolie» 
nijc^e  St&ftt  bronbfdQojfen  }u  laffen.  Zrofa  bed 
fiberal  entbrannten  ffampfeS  fonbte  ber  ^ft 
unter  bem  18.  September  1542  bie  Sijd^öfe  t)on 
Serono  unb  £a  Cotw  als  pöp\Ü\ä^t  SeDoOmad^ 
tigte  na^  Xrient^  um  bort  bie  ndtl^igen  Sorbe- 
reitungen  ffir  bad  eoucil  )U  treffen.  S)urd^  SuQe 
Dom  15.  October  fobann  befteOte  er  bie  Sar- 
binfie  ÜRorone,  ^kiris  unb  gtole  ju  ^rofibenten 
bcfi  Conciß  (Theiner»  Acta  1, 17),  bie  auif  am 
21. 9Iot)ember  in  Zrient  anlongten.  SBegen  ber 
unruhigen  3^  erfd^ienen  iebod^  oorerfi  feine  »ei- 
teren Soncildofiter  in  Zrient ;  erft  am  8.  3onuar 
1543  langten  brei  foijerlidbe  Oratoren  bafelbft 
an,  bie  am  folgenben  Xage  oen  Segaten  il^e  SBe- 
9)aubigung9fd^reiben  übergaben  unb  fd^on  am 
11.  iened  9Ronat8  koieber  abreisten  (Le  Plat  m, 
154  Bqa.).  3n  ben  SRonaten  9Rärs  unb  SRai 
toaren  einige  Sifd^öfe  unb  bifd^öflid^e  procura* 
taren  in  Xrient  ongelommen,  fo  ba|  ßnbe  ÜRai 
mit  bem  Sifd^ofe  be«  Orted  itffn  eondlSdöter 
bafelbfi  anuxfeno  toaren.  %m  2. 3uli  mar  aud^ 
ber  ffaifer  auf  ber  Steife  oon  SpoxAtn  m^  Seutf d^- 
lanb  in  Xrient  angefommen,  nad^bem  er  für) 
|UDot  mit  bem  ißa|>pe  }u  SBuffeto  abermals  eine 
Sttfammenfunft  gehabt.  Sej^terer  b^tte  im  !Dlai 
bie  beiben  Segaten  $ote  unb  $arid  )ur  Sericbt- 
crjlattung  na$  9lom  geforbert  unb  fu3))enbirte 
fobann  burd^  »uUe  oom  6. 3uli  1543  baS  Soncil 
ad  aliud  opportoniuB  et  oommodiua  tempus. 
Seranlaffung  l^iergu  toax  unter  Slnberem  aud^  bie 
tttifc^en  0ai|er  unb  ^ßapft  teegen  ber  Don  festerem 

Segen  S^nfreid^  beobad^teten  Üteutralitot  ent- 
onbene  Srialtung,  bie  ftd^  bann  infolge  bed 
SpeQerer  Sieid^tageS  Don  1544  gu  bebenflid^er 
@|)annung  fieigerte.  3m  Sleid^StagSabfc^iebe  oom 
10. 3uni  $atte  nAmlid^  ber  ffaifer,  burd^  bie  9lot]^ 
geitoungen,  ben  ^roteftanten  in  Steligiondfad^en 
loie  au($  besfiglid^  eined  9lationaIconciIS  unb  neuer 
9letigiond€onoquien  3ugeftänbnif[e  gemad^t,  bie 
aber  Die  SlegenSburger  nod^  meit  hinausgingen  unb 
(oti^olifi^erfeiis  geredfiteS  Sefremben  bert)orrufen 
mußten,  hiergegen  legte  nun  ber  Ißapft  in  einem 
jiemlid^  oormurfSDoDen  Sreoe  an  ben  Äaifer  Dom 
24.  Suguß  feierlid^  Senool^rung  ein  (PaUavicino 
5,  6;  Baynald  ad  a.  1544,  n.  7 ;  bagu  2)ruf- 
fel,  in  abbonbl.  ber  baqr.  Wab.  1877,  70). 
9US  boSfelbe  in  bie  ^önbe  beS  ifaiferS  fam,  botte 
et  bereits  mit  feinem  treulofen  ®egner  gfronj  L 
om  18.  @e))tember  1544  benf^rieben  oon  £reS))9 
gefd^IoRen.  Um  nid^t  auf  S  9teue  üon  anberer 
€eite  3emiärfni{fe  beraufjubefd^ttören,  lieg  ffarl 
baS  Snbe  mtbeantmortet ,  tl^at  bagegen  bem 
^^fte  burd^  feinen  ©efanbten  )u  miffen,  ba^  er 
cm  mSglid^ft  raft^eS  3uftanbe!ommen  beS  SoncilS 
lofinfd^e.  Sba  ber  erfebnte  gfriebe  oorl^anben  unb 
cnäi  ber  franjöfifd^e  fidnig  toenigftenS  äugerlid^ 
\M  £oncU  oerlangen  lieg  (Baynald  ad  a.  1544, 
n.  28),  obmo^I  er  ^imltd^  nad^  loie  Dor  bagegen 


mahlte,  fo  bob  ber  !ßa})fi  burd^  SuIIe  oom  19. 9lo* 
Oember  1544  bie  SuSpenfton  beS  &>ncilS  auf. 
92ad^bem  er  ber  greube  über  ben  jloifd^en  bem 
ffaifer  unb  gftanfreid^  enblic^  gefd^Ioffenen  gfrieben 
SuSbrudt  oerlieben  unb  feine  bisherigen  unab* 
läfftgen  99emubungen  für  baS  Soncil  eüoöbnt, 
f ünbigte  er  ben  enblid^en  Seginn  beSfelben  für  ben 
oierten  gfaftenfonntag  (15.  9Rärg)  1545  an  ju 
bem  breifad^en  StotSt:  Hebung  ber  religiöfen 
Spaltung,  {Reform  ber  d^rifllidden  ftird^e  unb  ge» 
meinfamem  jhimpf  sub  sanctissimo  omoiB  Bigno 
gegen  bie  Xürlen  (Le  Plat  m,  255).  9lm  näm- 
tidden  Xage  traf  ber  $apft  SBeftimmungen  betreffs 
ber  ^ftma^I,  falls  er  »öbrenb  beS  SoncilS 
fterben  foDte.  Sie  SBabI  fottte  bem  CarbinoIS- 
coUegium  allein,  ni(^t  etma  bem  Concil  {ufirben 
(Theiner,  Acta  1, 19).  Sm  22.  gfebruar  1545 
ernannte  $aul  IIL  )u  ^röftbenten  beS  SoncilS 
bie  (Earbinöle  bei  9Ronte,  !DlarceOo  Seroini 
tit  S.  Crucis  unb  Sleginalb  $oIe  tit  S.  Mariae 
in  CoBmedin,  benen  gugleid^  bie  SBoIlmaddt  Der« 
Heben  lourbe,  baS  Sonett  nötbigenfaDS  in  eine 
anbere  beliebige  @tabt  }u  Oerlegen  (Le  Plat  III, 
260).  ®Ieid(|  am  folgenben  Xage  oerliegen  bie 
Segaten  9lom  unb  i^xtüni  om  13.  9)lar}  unter 
ftrömenbem  SRegen  ibren  ßin^ug  in  Xrient.  Sa 
au|er  il^nen  feine  toeiteren  SonrilSOüter  erfcbienen 
nKiren,  fonnte  an  eine  (Eröffnung  }um  feftgefe^ 
Xermine  nid^t  gebadet  merben.  ^m  23.  SRör^  fam 
enbltd^  ber  foiferlidde  Orator  9Renboga  unb  am 
8.  Slpril  ber  Orator  beS  fiönigS  Sferbinanb.  9uf 
anbringen  ber  fiegoten  langten  in  Xrient  am 
29.  aRör)  pöpftlid^e  Sd^reiben  an  mit  ber  äOBei- 
fung,  baS  Soncil  ju  eröffnen,  fobalb  eine  irgenb- 
toie  nennenSmert^e  9n)abl  t)on  H^rölaten  erfd^ienen 
fei,  unb  auf  toeitere  Siorftellung  fam  einen  9Ronat 
fpöter  bie  ^norbnung,  baS  Sonett  am  3.  9}{oi  }u 
beginnen.  9m  25.  Slprtt  fobann  traf  ber  papft* 
Hebe  9lepote  Slleianber  Sfamefe  auf  feiner  Steife 
nad^  äBormS  gum  ffaifer  in  Xrient  ein.  Diefer 
beflimmte  bie  Segaten,  baS  Sonett  ol^ne  oorberigeS 
SinDemebmen  mit  bem  ftatfer  nid^t  gu  eröffnen, 
toeld^  Vereinbarung  unter  bem  4.  9Rai  autb  bie 
®utbei|ung  beS  $apfteS  fanb  (SRafforeBi,  bei 
©öttinger,  »erid^te  unb  Xageb.  [f.  u.]  75. 76. 78). 
Sd^on  am  25.  9Rai  traf  bann  oon  SBormS  bie 
SlittbeUung  beS  genannten  9lepoten  in  Xrient  ein, 
ber  ftaifer  fydit  eS  für  paffenb,  megen  ber  9Bei^ 
gerung  oer  $roteftanten,  baS  Sonett  gu  befd^icfen, 
bie  Sröffnung  beSfelben  gu  Oergögem.  6r  xottbt 
oerfud(|en,  bie  $roteftirenben,  loenn  irgenb  mbg- 
lid^,  gum  Srfd^einen  gu  oeraittajfen.  Stuf  @runb 
beffen  befd(|Ioffen  am  31.  SRai  bie  in  Xrient  an- 
»efenben  19  ^rdlaten,  bie  Sröffnung  nod^  gu 
oerfd^ieben.  3ubem  l^atte  fogor  ber  Sicef önig  Don 
9teapel  bem  Sonett  nod^  Sd^mierigfeiten  gu  be- 
reiten oerfud^t.  Sr  b^tte  nämlid^  ben  ^rölaten 
ber  ftctttfcben  9teid^e  bie  Steife  nad^  Xrient  Der- 
boten ;  nur  Oier  Sifd^öf e  »oQte  er  alS  ißrocura« 
toren  aQer  anbeten  ernennen.  Slatürlid^  pro- 
teflirten  bie  ficUifd^en  IBifd^öfe  gegen  biefen  (Se- 


2047 


Xrtent,  Soncil  fron. 


2048 


tDoItact,  bet  $a))ft  k)er(ot  fold^e  Ißrocurationen, 
unb  ber  ffaifer  DeranlQ^te  {einen  SBicefdnig,  Don 
biefem  Sotl^oben  Qbjuftel^en.  %uf  bem  beutfi^en 
Sletd^dtage  ober,  bet  auf  Sonuar  1545  nad^  SBormS 
berufen  ttorben,  jeigten  ftd^  bie  ))rotep:enben 
etönbe,  iDol^I  infolge  fran}5flf<!^et  Snftigation, 
nod^  ftörrifd^er  ald  [t  JuDor.  S)er  ffaifet  meQte 
front  in  Srüffel;  bem  Itönig  gferbinonb  ober,  ber 
in  ftortö  9lomen  ben  Steid^tog  eröffnen  vm^, 
onhDorteten  bie  Sroteftonten  betreffe  bed  6ondI8: 
^bie  pa))t[tifd^e  Serfommlung  }U  Orient  fönnten 
^e  für  lein  Soncil  erod^ten;  fie  müßten  eineS 
gfriebenS  oerfid^ert  fein,  ber  nid^t  on  ein  fold^eS 
Soncil  gebunben  fei  unb  fo  longe  bouere,  bis  bie 
SieligionSfod^e  d^rifUid^  t)ergti4ien  fei\  aBeld^er 
(Seift  bomoä  unter  ben  g^roteftonten  l^errfc^te, 
geigen  Sutl^erS  Sd^mäl^fd^riften  gegen  bog  Soncil 
unb  gegen  ,,ba8  ^ftt^um  su  9lom  Dom  Xeufel 
geftiftet",  „für  toeld^e  e9  eigentlid^  feine  fjfeber, 
Diel  meniger  eine  SrudEerpreffe  geben  foQte'',  bie 
ober  ber  Jhtrfürß  Don  @od^fen  ouf  bem  Keid^S- 
toge  )u  äBormS  Derbreiten  lie^.  9lud^  ber  ffoifer, 
ber  om  16. 3Rai  (jerfönlid^  nod^  SBormS  fom,  Der- 
mod^te  bie  tßrotefttrenben  nid^t  um}uftimmen;  fte 
Denoeigertcn  oud^  il^m  gegenüber  gonj  entfd^ieben 
bie  9nerfennung  unb  Sdefc^idEung  eines  SoncUd 

iU  Xrient.  ßS  ift  borum  leicht  begreiflt(^,  bo^ 
»er  Ifoifer  aHmöIig  }u  ber  Uebergeugung  fom, 
er  fönne  bei  f o  offener  unb  l^rtnädKger  SBiber- 
f))enftigfeit  nur  mit  aBoffengemoIt  Orbnung 
fd^offen.  Sine  fold^e  SDentuoIitöt  tt)urbe  bo- 
ber  bereits  )u  SBormS  ^mifd^en  fforl,  feinem 
Sruber  gf^binonb  unb  bem  ßorbinol  fSfamefe 
bef))rod^en;  auf  ÜRittl^eUung  bed  le^tem  fteQte 
ber  ^opft  fofort  feine  Unterftü|ung  in  9(ud- 
ftd^t  (aRoffareKi,  bei  S)5mnger  91 ;  9htnHatur- 
berid^te,  1.  VbÜ^.,  Vni,  170  ff.  202  ff.).  3)er 
ftoifer  iDoQte  ^ebod^  guDor  nod^  einen  legten  güt- 
lid^en  SinigungSoerfud^  mod^fen  unb  f<$rieb  im 
Keid^dtogSobfd^iebe  Dom  4.auguft  1545,  in  toel- 
d^em  beS  SoncilS  gor  feine  ßru^übnung  gefd^ob^ 
auf  ben  6.  Sonuor  1546  einen  neuen  Steid^Stog 
nQ($  9legen8burg  au§.  SDofelbft  f oOte  gum  3)Dede 
ber  (Einigung  nod^molS  ein  SleligionSgefpröd^  ge- 
bolten  merben.  ^iefe  iBebonblung  ber  religiöfen 
gfroge  Don  Seiten  beS  JtoiferS  Sngeftd^tS  bed  gu 
Zrient  beDorfte^enben  (^ncilS  erregte  geredetes 
Sefremben  auf  fot^olifd^er  @eite  unb  Dor  ^Qem 
in  Irient  felbft,  »o  mon  über  baS  forttoäbrenbe 
^inbolten  beS  J?aiferS  ol^nel^in  [e^r  mi^ftimmt 
tt>Qr.  2)08  SSertongen  beS  le^tem,  bod  (Sondt  nod(| 
toeiter  in  feiner  Untbötigfeit  l^ingubotten  unb, 
fon§  e8  enblid^  eröffnet  mürbe,  nur  mit  Sleform- 
ongelegenl^eiten  gu  befd^äftigen  (Snofforeli,  bei 
©öDinger  109  u.  146),  bebrol^te  nod^mott  emft- 
lid^  ben  gangen  Sonci(§^Ian.  2)ie  Segaten  Der- 
(ongten  nomlid^  ie|t  Dom  $o|)fte  in  freimütbiger 
SorfteQung  bie  Eröffnung  beS  (SoncilS  unb  bie 
§eftfe^ung  beS  ©loubend  bunb  boSfelbe,  ober  bie 
SBerlegung  nod^  einer  in  Stalten  gelegenen  ©tobt, 
m\ä)  le^terer  $Tan  einer  DöHigen  SSereitlung  beS 


(Sx^nc\Ü  gleid^etDmmen  toSre  CIRa{]areOl,6ei2)5i. 
Hnger  185 ;  Sluntiaturber.  1.  «btbv  Vm,  817  %). 
92ad^  langen  SBerbonblungen  f^kM  ber  ^oifcr  bie 
eröpung  in  Srient  ettblid^  für  genehm,  mtb  om 
7.  92oDember  tonnte  gämefe  ben  Segoten  tuu^ 
Xrient  berid^ten,  ber  ^Qp\i  gebente  boS  (Sondl 
beftimmt  no^  Dor  Sßei^d^en  eröf^  gulajjen; 
%aqß  guDor  fei  in  einem  eonftftorium  Der  brüte 
9bDent8(onntog  (13.  S)ecember)  att  (EröfjmingS- 
tog  beftimmt  morben.  (Sben  biefe  SSeifung  er> 
bielten  bie  Segaten  burd^  SBuIIe  Dom  4.  i^tcember 
1545  (Baynald  ad  a.  1545,  n.  8;  LePlatm, 
287).  3n  einer  meitent  SuJDle  Dom  5.  SbKmhn 
1545  gemattete  ber  ^Qp%  entgegen  einer  frü^ 
SBefiimmung,  benjenigen  beutfd^en  Sijt^Jen, 
mel^e  burd^  Sbmefenl^eit  ibre  2)iöcefen  @cfo^ 
unb  Sd^öbigungen  burd^  bie  ^oteftonten  quS> 
fe^en  mürben,  \\i)  auf  bem  (Koncil  bur^  $ro- 
curatoren  Dertreten  gu  (offen  (Theinery  Acta  I, 
25).  9lod^bem  fo  bieSBermirtKcbung  beSf^ncilS  in 
nöd^fte  Stolpe  gerüdft  mor,  tom  nod^  in  Ie|)ter  @htnbe 
eine  neue  (Bef  Abtbung  be§f elben ,  abermals  m 
gfronfreid^.  S)er  frangöfifd^e  ftönig  batte  nämru^ 
megen  SSereitlung  feiner  ^Öffnungen  auf  3Manb 
infolge  beS  Ablebens  feines  gmeiten,  mit  einet 
bobsburgifd^en  $ringeffin  Derlobten  @o^eS  ben 
frongöflfc^en  ^räloten,  bie  feit  bem  5.  ^ugufi  oI« 
mülig  in  Orient  ongelongt  moren,  fofortige  Vb* 
reife  anbefohlen  (9Ro{fareni,  bei  SöUinger  170. 
181.  185;  Theiner,  Acta  I,  24).  ^  mi| 
mieberbolte  unb  emjte  SorfteUungen  unb  Ser* 
l^onblungen  f om  für  bie  frongöjif d^en  ^rölaten  bie 
Srloubnil  il^reS  JlönigS,  gu  bleiben.  %m  $ct- 
obenb  ber  (Eröffnung  mürbe  auf  Snorbnmtg  ber 
Segoten  ein  Su|-  unb  Sitttog  gebalten,  um  buid^ 
^ften  unb  Ißroceffioncn  beS  ^immelS  Segai 
ouf  boS  nun  beginnenbe  ernfte  Wkd  berobgunifen. 
2.  (Erfte  ^eriobe.  Somorbennenbli^  lioi^ 
toufenb  @d^mierigteiten  unb  ^inbemijfen  bam- 
fd^iebenften  Srt,  ber  IBegimi  ber  long  erfeinten 
unb  Diel  Derlongten  Spnobe  getommen.  i&mSi 
ber  ZagS  guDor  gebaltenen  %erat^ung  Derjom* 
melten  fid^  am  18.  2)ecember  1545  (bem  brüten 
SlbDentSfonntog)  bie  inXrientanl(Dejenben(EonaÖ* 
Döter  in  ber  Stxxä^t  ber  oKerbettigfien  S)reifo(ti}« 
feit  unb  gogen  Don  ba  in  feierlid^er  $roce{{ton 
unb  unter  abfingen  beS  Yeni  Oreaior  Spiritoa 
nod^  ber  bem  1^1.  IBigiliuS  gemeil^ten  (Satbebrole. 
2>ie  Sol^I  ber  onmefenben  ßoncilSDöter  mar  frei* 
Kd^  feine  gro^e :  Qu|er  ben  S  Sorbinonegoten  nur 
nod^  1  (Earbinol,  4  Srgbifd^fe,  21  Sif^fe  unb 
5  OrbenSgeneroIe,  im  (Sangen  fomit  84  ftinim> 
bered^tigte  SDUtglieber.  Sogu  f amen  no(^  47  X^ 
logen  unb  SDoctoren.  3n  ber  (Eot^ebrale  celebrirfe 
(Eorbinal  bei  üßonte  boS  ^od^omt  de  Spiritn 
Sancto  unb  Derfünbete  am  €d(flu|  einen  üoU* 
fommenen  Sblo^.  hierauf  l^ult  ber  !Btfd^f  dor 
IBitonto  eine  einbringlid^e  ^bigt  (Le  Flu  I, 
12).  (ES  folgte  eine  Steige  Don  eröffmmg«' 
cerimonten,  morouf  bet  Stfd^of  Don  $eltre  bie 
IBuUe  Dom  19.  IRoDember  1544  (f.  ob.  2046)  tum 


2049 


Zrient,  Soncll  Don. 


2050 


bcr  fittnjd  «18  ttda%.  3)ec  fpmdf j!^  Z^Ioge 
mfond  3orifla  fibeneid^te  nun  ein  (Sntfd^ul« 
biftungSfd^ccibm  beS  taiferlid^  OcotoiS  ÜRcn* 
ho)a^  baS  n^egen  feinet  Ueberfd^rift:  Sanctae 
tmiveraali  synodo  niuTersalem  ecclesiam 
repraesentanti  (Le  Plat  in,  290),  enoftl^nenS« 
»ert^  ijt  Ueber  biefen  XM  entftanben  namlid^ 
gbi^  in  ben  folgenben  Xogen  }toi{d^  ben  Son* 
dttbätem  M^fi^  Sidputotionen ,  bie  fid^  bann 
fttfi  burd^  bod  gonje  64)ncil  l^inbutd^ogen.  3um 
6(^Itt|  (ielt  bel9Ronte  nod^  eine  ^er}I{d^e9nf|)rad^e 
an  bie  SSerfammlung  nnb  BefKnimte  bie  n&d^fte 
6i^un0  auf  ben  7.  Sonuor  1546,  toorauf  bo8 
Te  D&am  gef  ungen  tturbe.  —  Sie  beiben  f olgen- 
ben  @i|ungen,  n»ie  oud^  bie  barauf  oorberettenben 
Congregationen,  tt)etd^  lektete  in  bet  SBol^nung 
b(8  Satbinallegoten  bei  SDconte  gel^alten  ourben, 
befc^&ftigten  fi$  mit  ber  OrganifaKon  beS  Sou' 
cilS  unb  ixoox  fomo^I  nad^  9u|en  mie  nad^  ännen. 
(Bleich  in  bet  etfien  Songtegation  (18.  S)e€embet) 
btac^tcn  bie  Segaten  einen  (Earbinalpunft  in  9ln« 
tegung,  bie  gftage  nämlid^,  ob  guetft  bad  2)ogma 
Dbet  bie  Steform  Det^nbelt  metben  foUe.  2)ie 
Sotbenmg,  kktere  gu  beoorjugen,  l^otte  ftetSfort 
bet  ftoifet  gefteOt:  ba  bie  mtf^xioXfi  bet  SBötet 
fSi  gleid^faUS  bte(et  Snftd^t  }U}uneigen  f(^ien, 
bet  $a))f!  obet  gegent^eiliget  Slnftd^t  toat,  tt)urbe 
bie  gfiofi^  <utf  Snttag  beS  Sifdjofd  ton  äorea 
bontfi  t>ettogt.  SBetteffS  bet  öu^etn  Orbnung 
toutbcn  ben  9)&tcm  f  olgenbe  !ßuntte  gut  Stöttetung 
ootgelegt:  ^inotbnung  übet  bie  SebenStoeife  bet 
9Mtet  unb  i^tet  2)ienet ;  fibet  baS  Stefjelefen  bet 
9if d^5f e  unb  ^tieftet  unb  bie  S^l  i^tet  SHenet ; 
dtt^ete  €id(|et^it  bed  SoncUd ;  Suful^t  oon  SebenS« 
mitteln  vxib  Sotfotge  füt  paffenbe  SBol^nungen; 
SefteOung  eincd  (SetU^tSl^of ed,  bet  Soncildbeomten 
unb  eined  HxiM;  @otge  fät  bie  oerfd^icbenen 
Sutfagen,  fiit  f^d|ten  bet  @i^e  unb  fflt  bie 
Xangotbnung  äSitt  Sl^eilnel^mer ;  bie  Sntf^ei* 
bung,  n>et  berat^enbe  unb  ttet  befd^Iie^enbe 
€timme  ^ben  f oti ;  SBefhllung  eines  $tebigetd 
füt  iebe  @i|ung;  Sufttoal^I  bet  IQet^btungS- 
gegenfiftnbe  fut  bie  Songtegationen  nie  füt  bie 
oQgemetnen  @t|fungen ;  Seftimntung  bet  Xaged« 
oii>nung  fSt  bie  näd^fle  @i(ung  (Theiner,  Acta 
I,  81).  Uebet  aO  biefe  fünfte  foQte  in  bet  fol« 
genben  Kongregation  om  22.  Secembet  oetl^anbett 
metben,  aQein  bie  ®efd^ft8otbnung  wot  nod^  fo 
regeüod,  ba|  man  ft^  in  bem  SBitnoan  bet 
ajteinungen  gat  nid^t  guted^tfhtben  tonnte.  @eri« 
^anbo  (f.  b.  %tt.)  bemertt  au^etbem,  ba^  bie  9Rit- 
gtiebet  beS  SoncUS  nid^t  xoit  SBätet,  f onbetn  mel^t 
toie  ©d^Ifnaben  uitb  9{eulinge  fptad^en  (2)öl- 
Itnget,  Sendete  13).  @o  ttutbe  Die  gange  SBetl^nb« 
hing  auf  bie  folgenbc  Songtegation  betfd^oben, 
^etffit  abet  eine  SommifRon  Don  biet  SBötcm 
beftdlt^  meld^  übet  bie  vlnfid^tcn  bet  übrigen 
«eferiten  f oQten.  S)iefe  Sinrid^timg  bete&l^tte  ftd^ 
fofott  in  bet  folgenben  Songtegation  om  29.  S)e« 
cembet.  ^iet  einigte  man  fid^  tafd^  bettep  bet 
itttgetn  Otbnung  beS  (SoncilS,  fofetn  bie  Stegc- 

IKn^ealetifon.  XI.  2.  IbtfL 


lung  biefet  fünfte  ben  Segaten  übetlaffen  mutbe. 
3ut  $tflfung  bet  @ip  unb  Stangotbnung  mutbe 
eine  Sommiffton  Don  btei  Sdtetn  gunäd^ft  fut 
btei  aRonate  befteUt.  Sine  etnftete  2)ebatte  ent» 
ftanb  fibet  bie  ^ta^t,  tott  au^in  ben  Sifd^öfen  nod^ 
mit  betat^enbet  unb  mit  entfd^eibenbet  Stimme 
gugulaffen  fei  92ad^  longeten  SBetl^anblungen 
cntfc^ieb  man  fid^  in  bet  folgenben  ßongtegotion 
am  4.  3anuat  1546  gunöd^ft  bal^n,  ba|  ben 
anmefenben  fünf  OtbntSgenetalen  unb  \t  btei 
Siebten  gufommen  ein  becif  DeS  Sotum  gidommcn 
foUe.  3n  biefet  Songtegation  loutben  aud^  bie 
Detfd^ebenen  ConcilSbeamten:  3bDocaten,  %bbte* 
Diatoten,  9toioxt,  $tocutatot,  @ctutatot,  Seri- 
monienmeifiet ,  @ectetöt  unb  @d^utöen  i^% 
nad^  ))a))ftnd^et  Seftimmung,  t^eilS  butd^  SBal^I 
beS  <£onciI8  felbft  befteOt.  Bä^uifint  mürbe  bet 
®taf  @igiSmunb  Don  9tco,  @ectet9t  SRaffateSi, 
bisset  ®e^eimfd^teibet  beS  Segaten  SetDini  SBei« 
tetn  9lnla|  gu  3Reinung8Detf(|ieben]^eiten  gab  bet 
Antrag  me^retet  Sötet,  bem  Xitel  sancta  uni- 
versalis synodus  no(^  bie  SBegeid^ung  beigu« 
fugen :  universalem  ecclesiam  repraesentaiia 
im  ®eifte  obiget  Don  S^enboga  gebraud^tet  tHn« 
tebe.  S)iefem  Snttage  mibetfe^ten  ftd^  bie  Segaten 
mit  allet  9Rad^t,  toeil  er  ftatf  an  ffonjtong  unb 
9af el  erinnette ;  nad^  giemlid^  ettegten  ^et^anb« 
lungen  mutbe  et  benn  aud^  faOen  gelaffen.  Qxm 
@d^Iuffe  mürbe  nod^  eine  ))dt)ft(id^e  9uEe  Detlefen, 
moburd^  bie  ConcildDötet  Don  abgaben  befteit  unb 
gum  SSeguge  bet  ßinfünfte  aud^  in  absenida  et> 
möd^tigt  mutben  (Le  Plat  m,  377).  —  9iad^ 
biefen  Vorbereitungen  ttmrbe  am  7.  Januar  1546 
bie  n.  öffentliche  Si^ung  geleiten.  92ad^ 
bem  öod^amte,  baS  bet  Stfd^of  Don  (Softellamate 
celebnrte,  l^ielt  bet  Sifd^of  Don  San  9Rotco  eine 
glangDofie  $tebigt;  fobann  Detlad  bet  @ectetat 
im  äufttage  bet  Segoten  eine  Don  Satbinal  ^ole 
Derfa^te  einbringlid^e  d^al^nung  an  bie  Soncifö- 
Dätet  (LePlatI,  32—46).  J^ierauf  folgte  burd^ 
ben  Offtdatot  beS  XageS  bie  SBerlefung  bet  p&pft» 
Hd^n  SuQen  betreffs  bet  ^tocutationen  unb 
bet  ßtöffnung,  f omie  baS  S)ectet  übet  bie  SebenS* 
meife  unb  öu|ere  Otbnung  beS  ConrilS.  @ammt" 
li^eSSötetftimmten  mitPlacet,  bagegen  mad^ten 
neun  äRitgliebet  SuSfteUungen  betreffs  bed  2:itel8, 
meil  ^e  baS  oben  befprod^ene  universalem  ec- 
clesiam repraesentans  Dermi|ten.  Sie  nöd^fte 
@i|ung  tourbe  auf  ben  4.  gebruar  anberaumt. 
Slnmefenb  maren  neben  ben  8  Segaten  unb  bem 
gkirbinal  Don  Xrient  4  (Ergbifd^öfe,  26  Sifd^öfe, 
2  %tiU  unb  4  OrbenSgeneroie,  fomit  89  Sotet 
mit  @i^  unb  Stimme,  au|etbem  88  Xl^ologen, 
17  abettge  jc.  —  ©tütmifc^ct  ate  bie  (Eongte* 
gationen  für  bie  gtoeite  @i|ung  geftalteten  ftd^  bie 
für  bie  britte.  ©leid^  in  bet  etften  am  18. 3anuat 
1546  fom  ed  gu  fd[iarfer  9u8einanberfe|^ung  megen 
beS  bereits  Derl^belten  Seifa^:  universalem 
ecclesiam  repraesentans.  SBenn  oud^  nad| 
tl^ümeife  l^i^igen  (Erörterungen  ber  IBeifa|  fd^He^« 
lid^  Don  ber  9)2e]^r]^eit  abermals  abgemiefeit  mutbe 

65 


3051 


Xiicnt,  Concil  oon. 


(boc^  foDtc  oecnmemea  «t  generaUfi  synodns 
oefagt  tDabm),  fo  fysüt  ^  boi^  tint  {lailf  Opl>(» 
nrion  etidgt  (etnu  rin  Srittd  bei  mia).  SM 
Mt  anhüift  ntittm  fbanifi^tt  9M^efe  in  9uS- 
fi^  Jtanti,  trlu^m  oie  Stgatnt  i^ttrfritS  bnt 
Spa)i|i  um  Sufmbimg  tTgetKiüc  tlalteiit[d(|n  Sßrä* 
latnL  SHefe  Sec^blung  ^attt  bu  ganjt  &)n> 
([neafionfifi|ungin%i[l)iu^gniDinmtn;teDuibc 
mt  noi!^  ebu  liontmipin  Don  brti  ^lälotcn  bc- 
fblU  )ur  SßTÜfuns  bn  ^iDairatorinL  9IB  !Be> 
nt^mifitstgmflantt  für  tnt  folgetibt  eongiegalüitt 
(18.  3atniar)  bni^  bei  anontt  jutn  @(^luft  bü 
ttic^Qt  groee  in  iSoifdilas:  ob  baS  Concil  mit 
bnn  Sogma  obn  mit  bti  Sttfonn  obei  mit  bn 
S^riebmöftiftung  rnitn  bm  diriplüitint  gilrpai  bc- 
giiiiini  foUt.  ^itt  fKe^  bit  gtgmt^ciligtn  9n> 
^ten  lUH^  Wroff«  «uf  önaiüw  als  in  bet 
Mr^flfn  UonflrtflQtion.  ®re  ffiapp  wünftlöte 
lundc^ft  bie  iMiftdUing  bcS  @!au»nS,  imb  ^itr- 
füi  tiatm  ouq  bit  Scgalm,  untciftu^  Bon  bm 
Sianjoftn,  gonj  tntf^icbtn  ein.  S)it  ffaiftili^, 
unb  an  i^  ^^^1  ^  ßinbinol  Don  Xiicnt, 
tooIUen  )unil(^|)  bit  Sltfonn  in  üngriff  gcnommm 
Bifjcn.  Stjitnr  »ünWlt  aufetrbtm,  bie  ©ijnobt 
mÜ^  bit  btutf^m  ^lottflonten  no<$  btfonbtrt 
tinlabm,  luaS  bitftibt  als  unpaffnib  obltftntt. 
3)a  mi^  trßtit  geragt  du  Irinem  Sntfi^ib  fam, 
untriw  {it  auf  bti  foIgetüMn  lEongngfdion  am 
22. 3anuai  toeitei  tidtttrt  ^iei  tcgiiff  bti  iDlonti 
btn  Dom  !Bijctiof  «on  gtltit  gißtlUnt  Snttag  btt 

fleit^gtitigtn  ^ti^onblung  oon  Siogma  unb  9te> 
)tm,  bet  btnn  audi  mi)  tWIiwife  tmgtei  S3iB- 
culjion  )um  iBtf^Iul  nt|obcn  ttinbc.  Sement- 
ftm^b  folltm  in  jtbti  €i^ng  jopti  S)cttttt, 
eins  übt!  (Slaubtn  unb  einS  über  Ktfonnatbn, 
tmbliciit  lotibtn.  S)it[ci  ^tfc^Iug  {olUt  in  btr 
folgenbtn  (britten)  Sidung  ftierlit^  Dtrfünbtt 
UMiben.  ®a  auf  bit  anfragt  nad^  Stom  nD<!b  ttint 
Snttooit  (ingetrofftn,  fut^ttn  bii  fitgattn  gunöii^ß 
ben  Xtntiin  für  bit  näi^^t  Sijpmg  ^inauB' 
jurüdtn,  Dogtgtn  auf  bn  €qni)be  $nitijit  laut 
tmtibtn;  dS  bann  tine  Dcmtinenbt  Unttoori  ein- 
lief, fönte  bie  ^Temulgation  wo  mögli^  ^intei- 
tritbtn  nteiben.  SBegen  bitftt  SngeltgentKit  gab 
iS  tinigemol  MtiO'  Hufttiltt  im  ^oftt  ber  @Qn- 
Dbe.  €c^Iit^i(^  unirbe  noi^  Dminbort,  an  ben 
Spopfi,  ben  ffoiftT,  ben  beutf  c^tn,  btn  fronjöfifi^, 
brn  tiodiigiffif^ien  unb  ben  ))olnif^itn  ffinig 
€(^rtibtn  ju  ftnben,  fie  m&t^len  bie  $rJSIatcn 
i^  Sticht  noi^  Irient  f^idtn.  3n  ber  folgen- 
ben  (SongrtgoliDnSfifung  am  26.  Sonuai  (oHle 
bie  SrTQgt  tröiIcTt  merben,  mcld^  WobuS  bti  ben 
IBtT^anblungcn  eingehalten  rnttben  folle.  ßinen 

E'nblit^tn,   frtili^   efniaS   complicirltn  Sor» 
3g,  btr  aber  ftiätti,  nie  fic^  giigen  niib,  tio^ 
1  angtnienbel  mürbe,   Sötte  bti  auguffintf 
@tntral  ©ttiponbo  ßtmodit.    3)nma^   foKttn 

fuerfi  SI(toIogtn  bie  tinjtlntn  SRoterien  in  ge- 
Dttbtittn  3Jtrl)QnbIungtn  grünblic^  biScutiitn, 
bafi  fltmonntnt  St\tt\tol  \iÄit  ■«»,  ^EAkcb.  wt- 


Secietabgefa 
SHeftiSoi^ 
Stgoten  Itgttr 
nuaTjnmanb 
bur^S  SooS 
mai)l,  ober  i 
gleic^  mit  ben 
tröiteniunb  1 
obti  tfi  foIUe 
IMaffen  get^ 
£eitüng  eines 
(ftttt.  Sefittr 
89  €timmtn 
Wgtfügt,  boj 
Sonrailffiontii 
iBtrat^ungSfii 
fultot  bief er  i3 
congrtgation 
gtuünfl^^ 
folgtnbe  offen 
bei  £ongitga 
in  bti  biittt 
S^itibtnDoiT 
fheit  jntft^ 
fi^tn  ffönig  ) 
äitriefung  un 
ftnbung  ab. 
in  bit  tinjtlni 
lofftn  unb  m 
Mm  2.  gebru 
^ten(TheiE 
gt^tnb  unb  tl 
ob  bit  ^n 
beotttS  in  t 
foDe  obti  nii^ 
folgtnbe  Bffen 
ober  unbeßin 
^nlttnmibr 
}ugtiDitftn,  b 
fom  eS  )U  ^ 
ben  Stgattn  t 
Unteibntilmij 
@efc^ftfioibn 
fateS:  nnivei 
€4Iit|It4iin 
Stofu^timg 
(lublidit  uwr 
jßuntttS  lourb 
oecomeoica 
in  Spiritu  8 
9]a4  bitftn  !B 
Xagt,  ben  4. 
lit^t  ei|u 
ber  e^Mf^Df 
minitonti.  9i 
frü^titmStfd 
Dtiltitn,  toobt 
unb  Sabüfo}  < 
fe^Itiümt  nni 
fornie  t 


fleugt  unb  m/i,  &mxäi'^c!m'9KviS^iiim^\^ 


3058 


Xrient,  Soncil  üon. 


2054 


fitt^ntc  fi^  bd  SRonte  in  bet  folgntben  (Sencrol* 
amgcegotion  am  8.  getoiar  etiDoS  oerlHmmt 
Slod^bem  er  boS  SBotge^  ber  €9iu)be  bejflgli^ 
genannter  stoei  fünfte  einge^enb  motiDirt  l^e, 
gaiai  fld^  bie  !ßrotefiirenben  gufrieben.  W8  tioei- 
teS  2)eccet  mürbe  bte  Snffinbigung  berfolgenben 
ftffenäUM  €i|ung  anf  ben  8.  SprU  (S)onnerd« 
log  no^  bem  trioten  Sfaftenfonntag)  oerlefem 
Snmefenb  toaren  bei  biefer  @i|ung:  bie  8  Segoten, 
2  earbinSIe,  6  (Ersbif^öfe,  26  Sif  <(öf  e,  4  OrbenS- 
gemrole  unb  8  9ebte,  tomit  42  SSöter  mit  @i| 
wib  Stimme ;  boju  no(^  42  Zoologen  u.  f.  m. 
S)a  burd^  bie  biSl^gen  Ser^blungen  bie 
Gef^ftfiotbnung  ju  einem  gelDiffen  9Ibf(l^lu|  ge« 
fommen,  bfirfte  eft  onge}eigt  fein,  biefelbe,  »ie  fie 
im  ®ro|en  unb  ®an}en  loA^renb  beS  gongen 
Soncild  beobüd^tet  tDurbe,  f^itt  in  ftürje  barju- 
legen.  3n  ben  öffentlid^en  @i|ungen,  beten  im 
(Sanken  25  abge|Kdten  »urben,  foOten  nur  bie 

Eor  bef^Ioffenen  Siecrete  (mblicirt  merben.  S)ie« 
en  tDurben  in  Xrient  fämmtlid^  in  ber  Sot^e- 
(e  unter  bem  Sorftt^e  ber  t)öt>fUul^  Segaten 
obgebaltcn.  Buerft  mürbe  burd^  einen  ber  Eon- 
dKüäter  ein  %xtA  de  Spiritu  Sanoio  celebrirt, 
l^ietottf  folgte  bie  $rebigt  Don  einem  9Rttgliebe 
bed  ConcUd,  beren  3nl^U  ben  }u  promulgirenben 
Skcrcten  anget>a^t  mar.  &  folgten  eine  Keilte 
Don  Serimonien  unb  (gebeten;  oudnabmSmeife,  mie 
in  ber  L,  IL,  VI.  unb  anberen  @i|ungen,  ^ielt 
oudft  no4  ber  erfte  $r&fibent  eine  %n]pxaä^.  ^ier» 
auf  b<^tte  ber  Offlciator  beS  XageS  bie  )u  |)ro- 
mulgimiben  Secrete  Don  ber  ftangel  aus  gu  Der- 
(efen,  guerjl  bie  über  ben  (glauben  (de  fide),  bann 
bte  übet  bie  Sleform  (de  reformatione).  2)ie  9[b- 
ßinummg  erfolgte  nod^  jtd)>fen,  ntd^t  nad^  3la» 
tionen^  mie  gu  ffonflang ;  bie  Säter  ftimmten  ber 
Steige  nad^  mit  Flacet  ober  Non  placet;  bod^ 
fonnten  fie  aud^  moDificirte  SSota  abgeben,  beren 
änl^tt  Dom  ^rSftbenten  ber  Spnobe  betannt  ge« 
gebm  tpurbe,  mie  bie|  in  ausgiebiger  SBeife  in  ber 
XXI Y.  @i|ung  gef  (^(^.  3um  Sd^Iu^  folgte  baS  Te 
Denm  unb  ber  6egen  burd^  ben  erften  ^röfiben- 
ten.  Sie  in  ben  dffentlid^en  Situngen  gu  ))romuI- 

S'renben  Seaete  mu^en  iebodg  ^uDor  eine  Steige 
orberatbungen  ))af firen,  e^e  fie  bie  lekte  Raffung 
erbielten,  SHe  größte  unter  Mefen  mar  bte  (Seneral- 
congrcgotion.  3u  i^r  geborten  aOe  fiimmbered^- 
tigien  iBöter  fomie  bie  mit  confultatioem  Sotum 
auSgefiatteten  ißrocuratoren  abmefenber  $rölaten 
unb  bie  Vertreter  ber  meltlid&en  gfürften.  3n  ber 
erften  unb  peUen  ^ßeriobe  beS  SoncilS  maren  bie 
&t|unaen  tn  ber  SBo^nung  beS  erften  ^räftben- 
ten ;  o»  aber  in  ber  brüten  $eriobe  bie  SRU- 
gßebergabl  fi((  bebeutenb  mehrte,  mürben  bie 
©if^ungen  in  bie  Sßarienfird^e  Derlegt.  SBurben 
fie  am  SBormittag  abgebalten,  fo  mürbe  gu- 
WZ  eine  SReffe  de  Spiiitu  Sancto  celebrtrt. 
S>en  aSorftl  fährte  au($  f^xn  ber  erfte  ^räftbent 
ober  einer  ber  anberen  Segoten,  ber  aud^  bie  93e« 
rotl^ungigegenftönbe  Dorlegte,  entmeber  ^erfönlid^ 
ober  fc^riftli(!^  bunb  ben  @eaetdr,  meld^er  ledere 


aud^  bie  Sota  ber  (EoncttSDöter  notirte.  3n  biefen 
SBerbanblungen  tonnte  ieber,  aber  nur  ber  Steige 
nad^,  feine  Snfid^t  über  ben  Dorliegenben  (Segen* 
fionb  münbtid^  ober  fd^riftlid^  abgeben,  mobei  eS 
bismeilen  gu  emften  9uSeinanberfe|ungen  !am 
unb  mand^mal  tro^  aSer  Siebefreibeit  fd^arfe  3tDt« 
fd^enrufe  erfolgten,  mie:  Haeresim  sapit;  Hae- 
reticua  est;  £  congregatione  expelli  debet  etc. 
Stuf  (Brunb  biefer  Serbanblungen  mürben  bann 
bie  2)ecrete  abgefaßt  entmeber  Don  ben  Segaten 
felbß  ober  unter  ibrer  9lef))icieng  Don  ben  biermit 
beauftragten  SSätem.  lieber  aQe  gurSerbanblung 
lommenben  (Skgenfiänbe,  mie  überbauet  über  iebeS 
Sreignil  Don  irgenb  meld^er  Sebeutung,  erbolten 
ftd6  bie  Segaten  guDor  ftetS  3n{iructionen  Dom 
^opjie,  ber  alS  eigentUd^er  Seiter  ber  S^nobe 
galt,  ^iergu  mar  ein  regelmäßiger  (Sourierbienft 
gmifd^  9lom  unb  Xrient  eingerid^tet  morben. 
3n  ber  erften  unb  gmeiten  $eriobe  beS  (EondlS 
mar  nod^  eine  congregatio  praelatorum  iheo- 
logorum  unter  bem  SBorfi|e  beS  Seaaten  (£er» 
Dini  gebilbet  morben.  Siefelbe  b^tte  oie  in  ber 
©enerolcongregation  abgegebenen  UrtbcUe  genau 
gu  früfen  unb  baS  betreffenbe  beeret  bamad^  gu 
nbigiren.  SBaS  fie  Dereinbart,  tam  mieber  an  bie 
(Seneralcongregation,  bis  fd^Iie|tid^  Döllige  ober 
bod^  annäb^mbe  Sinftimmi^eit  ergiett  mar,  mafi 
man  bei  bogmatifd^en  gfragen  immer  erjhebte; 
nid^t  f 0  bei  Kef ormbecreten,  mobei  einfädle  @tim- 
menmebrbeit  entfd^ieb.  betreffs  le^terer  mar  äbn- 
lid^  eine  congregatio  praelatorom  canoniata- 
mm  gebilbet  morben.  SBie  mir  gefeiten,  mar  auf 
!Borfqlag  ber  Segaten,  mie  man  glaubte,  gur  Sr- 
leid^terung  ber  Serbanblungen,  bie  (Sefammtbeit 
ber  (EoncUSDäter  in  brei  iMaffen  mit  ie  einem  Se- 
gaten an  ber  @))i|e  abget^eilt  morben.  Siefeiben 
foQten  gu  gleicher  S^it,  aber  an  Derfd^ieoenen 
Orten,  bie  gleiiben  IDlaterien  in  ungegmungener, 
mebr  familiörer  SBeife  befpred^  unb  fo  ben  Stoff 
für  bie  Seratbungen  ber  (Seneratcongregation  Dor« 
bereiten,  aber  obne  ibn  in  ein  S)ecret  gu  faffen. 
Sa  biefe  Sinrid^tung  ben  (Srmartungen  nid^t  ent- 
fprad^,  fonbem  bie  Serbanblungen  ftatt  gu  be« 
fcbleunigen  Derlangfamte ,  mürbe  fie  Don  ber 
y.  €i^ng  an  mieber  faUen  gelaffen.  SBeit  praf- 
tifd^er  unb  erfprie^id^er  ermieS  ^^  bie  congre- 
gatio tbeologorum  minonim,  b.  b«  bie  Sßerfamm« 
lung  aQer  auf  bem  (Soncil  anmefenben  gelebrten 
if^tolDQtn,  meldte  nid^t  @i|  unb  Stimme  batten. 
3b^^  Si^ungen  fanben  am  Orte  ber  (Seneral- 
congregationen  fiatt.  Sie  gmifd^en  ff at^oltfen  unb 
^äretif em  controDerfen  9rtilel  mürben  ben  @d^nf • 
ten  ber  feieren  entnommen  unb  foKten  nun, 
obigem  Sorfd^Iage  @eri))anbo'S  entf))red^enb,  ebe 
Re  ben  99eratbungen  ber  fßöitt  unterbreitet  mür- 
ben, Don  gelebrten  %f^toloQtn  eingebenb  biScutirt 
merben.  Sie  betreffenben  fünfte  mürben  jemeilS 
ben  Xb^ologen  einige  Xage  guDor  gugefteKt, 
morauf  fie  ftd^  bann  in  ber  Serfammlung  barüber 
gu  äu^m  batten,  fie  Dertbeibtgenb  ober  beföm^f enb. 
Sie  (Srünbe  pro  et  contra  foQten  ber  b^iligen 

60  • 


2055 


Ztient,  SonctI  Doit 


2056 


@<i^ft,  bet  Xrabttion,  ben  SBeftimmungen  bcr 
Soncüien  unb  ber  ^pfte,  ber  ftinl^enoater  ober 
bem  consensus  ecclesiae  entnommen  merben. 
S)te  Setl^anblungen  maren  5ff entlid^,  unb  e8  tonnte 
m^ntn  iebermonn  anioo^nen.  2)te  Steuerungen  ber 
X^eologen  mürben  notirt  unb  ben  SJerl^onblungen 
in  ber  (Seneralcongregation  }U  ®runbe  gelegt. 
Son  ber  britten  Sonci(S)}eriobe  an  mar  bie  3ol^I 
ber  Zl^eologen  aUmöIig  fo  gro|  gemorben,  bo| 
man  fte  in  {eii^d  JHaffen  abtl^eilte,  mobei  ieber  Stla^t 
eine  befKmmte  Slnjal^I  Don  Srtifeln  jugemiefen 
mürbe.  S)ie  fflaffen  mit  ben  il^nen  gugemiefenen 
Zl^eologen  mürben  an  ber  Xl^üre  ber  ßongrega« 
tionSauIa  angefd^Iagen.  —  §ür  minber  mU^tige 
Sngelegenl^eiten  unb  fold^e,  melti^e  mit  ber  |^au|)t- 
aufgabe  nid^t  gufammenl^ingen,  mie  fßrüfimg  ber 
SSoQmod^tS«  unb  ßntfd^uIbigungSfd^reiben ,  9(b« 
faffung  oon  9(ntmorten  u.  f.  m.,  mürben  gleid^faUS 
eigene  S)e))utationen  befteüt.  S)iefelben  lonnten 
iebod^  leinen  felbftdnbigen  ^d^Iu^  M^;  bie  be- 
treffenbe  9lngelegen^eit  mu|te  immer  an  bie  fie» 

Säten  ober  an  bie  (Sefammtfqnobe  tommen. 
iefonberg  com))licirt  unb  minutidS  mar  bie  %b* 
faffung  ber  einjelnen  Secrete  unb  CanoneS  ge- 
orbnet.  hierfür  mürbe  jiemeilS  eine  eigene  2)e« 
(mtation  auS  tl^eologifd^  unb  au8  canonifltfd^  ge« 
bilbeten  Sätem  befteSt,  bie  baö  betreffenbe  2)ecret 
auf  @runb  unb  mit  Sermertl^ung  ber  in  ben  9}er<- 
l^blungen  abgegebenen  ©utad^ten  unb  Urtbeile 
abfaßten,  ^errfd^te  über  irgenb  einen  $unft  nod^ 
3ioeifeI  ober  Unflarl^eit,  fo  mürbe  bie  @ac^e  nod^« 
maI8  an  bie  Kongregation  ber  Xl^eologen  ober 
aud^  t)or  baS  !ßlenum  ber  @t|nobe  gebrad^. 
SRand^mal  liegen  bie  Segaten  fd^on  in  ber  @eneral" 
congregation  unter  99eibilfe  l^eroorragenber  Sl^eo- 
logen  bad  S)ecret  abfaffen.  SBaren  fo  2)ecrete  ober 
SanoneS  rebigirt,  fo  famen  fie  ju  abermaliger 
ißrüfung  Dor  bie  @eneraIcongregation,  mobei 
möglid^ermeife  neue  Senberungen  gemad^t  merben 
lonnten,  unb  fo  fort,  bis  enblid^  tl^unlid^ft  ßin- 
ftimmigfett  erhielt  mar.  3n  ber  britten  ^eriobe 
mürben  bie  Steformbecrete  oor  befinititier  9efd^Iu|« 
faffung  aud^  ben  93ertretem  ber  meltlid^en  fjfibrften 
gur  Segutad^tung  oorgelegt.  &  ift  leidet  begreif» 
lid^,  bog  bei  fol^er  Sebanblung  ber  @<id^t,  na- 
mentltd^  bei  fd^mierigeren  SRaterien,  bie  Sbl^altung 
ber  bffentlid^en  @i|ungen  oft  um  SRonate  l^inauS- 
gegögert  merben  fonnte,  mie  ).  9.  baS  S)ecret 
über  bie  Sled^tfertigung  erft  im  fiebenten  SRonat 
gum  9lbfd^Iu|  fam.  2)ie  Steformbecrete  fanben  fo 
giemlid^  bie  nömlid^  Sel^anblung  mie  bie  ®Iau« 
benSbccrcte.  SBie  früber  bemerft,  mürbe  bie  Re- 
form gleid^geitig  mit  ben  bogmattfd^en  fragen  unb 
im  engften  %nfd^Iug  an  biefelben  bebanbelt.  6o 
mürben ).  9.  bei  geftftellung  ber  Sebre  über  bie 
l^ige  @d^rift  gleid^jeitig  bie  Snigbröud^e  in  ^u8« 
legimg,  Ueberfe^ung  utä  StuSgabe  berfelben  be* 
l^anbelt ;  bei  ber  ^rieftermeibe  tonen  bie  SefKm- 
mungen  betreffs  Srgiebung,  %Iter  unb  Sigenfd^aften 
ber  gu  Orbinirenben,  ©eminarien  u,  f.  m.  gur  93er» 
banblung;  bei  ber  (S^  Sermonbtfd^ftdgrabe,  clan« 


befKne  Sb^  Comubinot  u.  f.  m.  (f.  Theiner,  Acta 
1, 1  sqq.).  Seit  ber  IV.  Si^ng  ging  bie  ^fnobe 
an  bie  fiöfung  ber  ei^entlid^  Vuf g(&,  unb  pn 
mit  einem  ber  b^d^und^tigen  @ad^  entfptei^^ibcA 
(Smfl  unb  Sifer,  mie  f ^on  au8  ben  goblrrid^ 
eingebenben  Seratbungen  ongunebmen  i^,  berm 
bi9  gur  nad^fien  bffentlid^en  @ikung  nid^  loemgrt 
als  16  abgebolten  mürben.  3n  ber  orflen  iBeneml* 
congregation  oom  8.  gfebruar  ^tten  bie  Sc^n 
als  nädtiften  Seratbungögegenftanb  bie^r^g 
bed  SanonS  ber  f^qm  @cbrift  tto)>onM,  oll 
beS  eigentlid^  gfunbamentS  unb  ber  CiuIU 
ber  ürd^Iid^  Sebre.  3ugleid(  f oDten  omb  bie  be- 
treffs ber  ausgaben^  Ueberfekungen,  SuSIegmig 
unb  SSermertbung  ber  beiligen  Sd^rift  etngen||enm 
SDligbraud^  abgefteUt  merben.  56ie  Srdrtenmgm 
begannen  fofort  am  11.  S^bmor,  unb  gmar  ^* 
bette  eS  fub  in  erfier  Sinie  inn  gfej^ettung  beS 
SanonS.  hierbei  tarnen  gunAd^jl  gmei  fünfte  gut 
Srbrterung :  foSten  bei  Sf^ftftellung  beS  Saw)nS 
bie  eingelnen  Scbriften  aufgefäb^  merben,  unb 
gmar  einanber  Döllig  gleid^ertbig,  ober  foSten  jte 
in  canonifcbe  unb  erbaulid^e  @d^riften  abgebt 
merben,  unb  meiter  mit  ober  o^ne  9tennung  be§ 
SBerfafferS?  Sobonn  gmeitenS:  foKten  bie  Snt* 

id^eibungen  ber  S^nobe  mit  (SrSnben  belegt  ton» 
)tn  ober  nid^t?  Se|tere  gftage  mürbe  notb  ein- 
gebenber  Srbrterung  negatio  enH(bieben,  unb 
ebenf 0  mürbe  bie  ^bt^eilung  in  t)erfdQiebene  fflaffen 
abgemief en.  S)aS  nad^  oielf acben  Serotbungen  üei- 
einbarte  S)ecret  gftbtt  a0e  Sd^ften  beS  Slten  unb 
beS  9teuen  XeftamenteS  auf,  fo  nrie  fie  baS  Son- 
ett Don  Sloreng  ermäbnt,  unb  gmar  foulen  afle 
pari  pietaüs  afiPecta  ac  revereniaa  angenom- 
men merben.  WS  britter  toid^tiger  ^unlt  mutbe 
bie  gf^age  nad^  ber  Xrabition  erörtert,  bie  oll 
gmeite  @toubenSqueIIe  begetd^net  mürbe,  pm 
mad^ten  fid^  oerf d^iebene  SnfUbten  geltenb.  Sinige 
mottten  bie  Srabition  ber  @d^rift  gleiib,  ia  über 
biefelbe  gefegt  miff en ;  Snbere  meinten,  bie  @4fnft 
aUein  genüge  gum  (Ermetfe  beS  ®IaubcnS;  toieber 
Rubere  mottten  gmifd^en  apofiolifcber  unb  fird^ 
lid&erXrabition  unterfd^ieben  unb  aud^  Ie|tere  oi§ 
an  aOßertb  nid^t  in  allen  fünften  gleid^fte^  ertidct 
mifjen.  3n  ben  ^uSeinanberfe|ungen  über  btefe 
$untte  fliegen  bie  Snfd^auungen  tbeitmeife  fibroff 
auf  einanber ;  namentlid^  ber  8ifd^f  Don  Sb^ggta 
öugerte  fidb  mand^mal  überaus  b^9-  ^^  ^ 
ajlebrgabl  ber  Söter  gu  ber  Sdffung  b^nnetgte: 
bie  Xrabitionen  ftnb  pari  pietatü  affeetu  ac 
reyerentia  ongunebmen,  erflärte  er  bieg  gerabcju 
für  impium,  meld^erStuSbruct  beftige(!^genbemc^ 
hingen  bert)orrief,  fo  bog  fid^  ber  SBtf<bof  gur 
Sid^tigltenung  Deranlagt  fab.  9laif  langen  Ser« 
banblungen  unb  bielfad^er  Slebaction  erbiett  boS 
S)eaet  fd^Iiegttd^  folgenbe  gpaffung:  Omnes 
libros  tarn  Yeteris  quam  Novi  Teatamenti, 
nee  non  traditionesipsaay  tum  ad  fidem  tum 
ad  mores  pertinentes .  • .  pari  pietatis  affeetu 
ac  reverentia  suscipit  et  Generator.  Sie 
@d^riften  felbß  mürben  eingeln  aufgefübtt,  pront 


2057 


Xctent,  Soncil  Don. 


2058 


in  eedesia  oiiholica  legi  eonBueyemiit  et  in 
▼eteri  vnlgata  bttina  editione  habentor. 
909  ]^au)>tfQ4It(^ile  amiflänbe  besAglid^  ber  ^- 
Hgm  €d^ft  lousboi  l^erDorgel^ben  bie  »erfd^ie« 
boien  tmb  fe^Ier^ften  ftuSgabcn^  toinfurlid^ 
Vttdbgtmg  unb  itn))aff  enbe  SBenoenbitng  btrf  elben. 
IBfjfiflli^  bed  XcsleS  ber  Eiligen  ed^rift  t)er- 
iDiefen  ehuge  Sfitei  auf  ben  ^bräifii^en  unb  grie« 
4if4ett  Uttest,  Ȋ^b  anbete  bie  alte  bxteinif d^e 
Uebtt{e|ung,  bie  Sulgata,  jenem  glei(l^gefe|t 
iDtffen  »omen;  jiaSinige  gingen  fogat  fo  meit,  au 
fagen,  bie  Sulgota  fei  burd^  eine  9lrt  3nf))iratii)n 
entfknben,  toaS  aber  aI8  )u  totü  gel^eiri)  feine  Stn« 
nal^me  f onb.  Betreffs  ber  gerügten  gfel^Ier  ging 
bie  «njid^t  ber  aRe^l^eii  bal^n,  ba^  biefelben  nid^t 
boS  SBefen  ber  Sd^rift  treffen,  foiä^em  mel^r  nur 
SlebenfSd^lid^ed,  unb  ba^  fie  nteift  burd^  9lad^Iäfftg- 
feit  unb  @d^lb  ber  S)rutf er  entfionben  feien.  @o 
ttmrbe  befd^Ioffen:  nt  haeo  ipsa  yetos  et  ynl- 
gata  editio,  qoae  longo  tot  saeculorum  neu 
in  ipea  ecclesia  probata  est,  in  publiois 
leetioniboa»  dispntationibuB ,  praedieaiioni* 
bus  et  expoBitionibiiB  pro  anthentica  ha* 
beator.  ^nttt  foQe  aber  nur  gefagt  fein  (fo 
iDurbe  in  ben  93er^nblungen  ouSg^ül^rt),  ba|  bie 
Sulgata  in  €adjim  bed  ©laubenS  unb  ber  @itten 
fcine  ärrtl^finter  ent^te,  nid^t  aber,  ba|  fte 
fpra^Iif^  ober  f ormdl  feiner  Serbefferung  bebürf  e ; 
festere  foQte  Diebne^  angeftrebt  n^erben  auf  ®runb 
guter  alter  ^anbf Triften  unb  nad^  bem  Urteit.  & 
U)urbe  bal^er  bef^Ioffen:  nt  haec  ipsa  vetus 
et  Tulgata  editio  quam  emendatissime  im- 
primator.  2>ie  @orge  ffir  biefe  Serbefferung 
ooOten  (Einige  bem  Sa|)fte  gutoetfen ;  9nbere  er« 
Härten  [te  für  @ad^e  bed  SondlS.  ßS  »urben  ba* 
l^er  ffir  oiefen  So>td  beiberf  eitd  Sommifftonen  ein* 
gefixt;  bod^  {am  bie  Sngelegenl^it  gule^t  auS« 
^(ie|tid^  an  ben  ^So))^.  Um  bie  Sestcorruptionen 
|u  ber^inbem,  foDte  tunftig  leine  9leuauSgabe  ber 
leOigen  @d^ft  unb  äberl^upt  eines  SBudbeS  reli- 

Siflfen  änbolts  ol^ne  fird(|Iid^e  2)rud(erIoubni|  er- 
digen bßrfen.  Sine  luftige  ^tiatU  entftanb  be- 
{figlid^  ber  Ueberfe|ttngen  ber  ^eiligen  @d^rift  in 
lie  SRutterfprad^,  namentlid^  jmifd^  ben  Sar- 
binölen  9Rabni)a  unb  ^ä^tto ;  erfterer  Dertl^bigte 
fie,  le^terer  ttoDte  fte  t)erboten  miffen,  S)aSgon- 
cU  ging  aber  gor  nid^t  ouf  bie  @adl^e  ein.  lieber 
bie  Auslegung  ber  l^igen  Sd^rift  mürbe  nur 
bejUmmi,  \>a%  man  fld^  in  @ad^en  beS  (SloubenS 
unb  ber  Sitten  an  ben  Sinn  ju  l^alten  ^e, 
quem  tennit  et  tenet  aancta  mater  ecclesia, 
unb  bo|  tfi  »erboten  fei,  bie  l^ige  Sd^rift  contra 
onanimem  consensum  patrum  )U  interpretiren. 
Vu4  bie  9Ri|bräud^e  im  ^rebigttoefen  moren 
bereits  ^r  gur  Bpxaä^t  gefommen :  bod^  mürbe 
hierüber  erft  [paUx  in  anberem  Sufammenl^nge 
8ef(^Iu|  gefaxt.  Sejüglid^  unpaffenber  SBermen- 
bung  ber  ^eiligen  Sd^rift  mürbe  unter  Straf« 
onbrol^ung  beren  (Sebniud^  )u  allem  UnJ^eiligen 
berboten,  oIS  ba  flnb:  $offen,  Sd^met^ebien, 
Serlannbungen,  Kberglouben,  Zauberei,  fBkSnf 


fagen,  fiooSmerfen,  Sd^möl^fd^riften  u.  bgl.  — 
am  8.  aprü  1546  mürbe  bie  IV.  öff  enttid^e 
Si|ung  gehalten  in  9lnme{enbeit  Don  5  Sarbt« 
nälen,  8  (Ergbifd^öfen,  41  »ifd^öfen,  4  OrbenS« 
generalen,  3  Siebten  unb  bem  $rocurator  beS 
ConcitS,  fomit  60  ftimmbered^gten  SRitgliebem, 
au|erbemnod^40X]^eoIogenunb2)oäoren.  2)aS 
^d^amt  celebrirte  ber  Sifd^of  Don  Saffari ;  bie 
^rebigt  l^ielt  ber  SerDttengeneral  ^onuccio,  ber 
änl^alt  berfelben  rief  aber  megen  mand^er  gmei« 
beutigen  StuffteUungen  (Le  Plat  I,  63)  SBiber« 
fpru($  b^rtior.  S)er  geleierte  S)ominicaner  Soto 
Deranla^  ben  Stebner  )um  SBiberruf.  93om 
Officiator  mürben  bie  Dereinbarten  beibenSecrete 
De  canonicis  scriptnris  unb  De  editione  et 
UBU  sacromm  librorum  Derlefen  unb  beren  3n« 
balt  einftimmtg  genehmigt.  S)ie  9ngelegen]^t 
megen  ber  auf  bem  Soncil  nod^  nid^t  erfd^ienenen 
$rälaten,  bie  man  f  d^on  auf  ber  Dorangegangenen 
®enemIcongregation  (am  5.  SpriO  in  contuma- 
ciam anflaaen  moQte,  mürbe  auf  2Bunfd^  beS  ftoi* 
f erS  Derfd^oben.  SS  erfolgte  nod^  bie  Sniflnbigung 
ber  nSc^ften  Si^ung  auf  S)onnerStog  nac^  Mngfhn 
(17. 2hmi).  SBö^enb  biefer  Xl^ötigfeit  beS  eoncilS 
}u  Slrient  mürbe  jmifd^en  ißapft  unb  Segaten  nod^ 
eine  anbere  mid^tige  gfrage  t)erbanbelt  $auIIIL 
l^tte  fid^  nömlit^  entfd^Ioffen,  bem  fo  laut  gemor« 
benen  Verlangen  nad^  Steform  ber  Surie  in  etma 
nad^gugeben.  6r  l^e  einen  bie^begüglid^en  9te* 
formentmurf  unter  bem  20.  3)ecember  1545  aus- 
fertigen laffen  (Cum  ab  ipso  nostri  pontificatos 
initio)  unb  ben  Segaten  gugefonbt  SDief e  ftnrad^en 
fid^  in  i^rem  Xntmortfc^reiben  an  Sarbinal  gfor* 
nefe  Dom  7.  9Rörg  1546  (Baynald  ad  a.  1546« 
n.  30)  fe^r  freimut^ig  auS.  S)en  päpftlid^en  Se- 
formentmurf  l^ielten  fie  für  ungenugenb^  ben  3rit« 
Derl^tniffen  unb  ßnoortungen  ber  S^be  nid^t 
entfpred^enb.  2)ie  9if(^öfe  Detlangten  gunödjift 
bie  DoSe  Sfrei^it  in  ber  Seitung  ber  il^nen  anoer» 
trauten  Seelen ;  biergu  gel^re  Dor  9&em  bie  Ißer* 
lei^ung  ber  Seelf orgeß^ien,  Orbinatbn  ber  Sie« 
riler,  aud^  ber  mit  Smmunitöt  Derfel^en,  %uffld^ 
fiber  ^rebigtamt  unb  SBeic^tftubl  aud^  ben  9legu^ 
loren  gegemiber,  DöSige  Sntfemung  ber  Sbla|* 
prebiger.  2)ie  römifd^e  Surie  l^otten  gmei  Uebe( 
bauptfdd^lid^  ber^a^t  gemad^t:  ^bfud^t  unb 
pompl^a^er  SusuS.  fßot  WUm  ahn  feien  bie 
$önitentiarie,  bie  apofblifd^e  ftanglei  unb  bie 
Satarie  gu  ref ormiren.  ®an)  befonberS  allgemein 
fei  baS  9)erlangen ,  ba^  bie  SeelforgjleEen  nur 
j old|^  Derliel^en  mürben,  mel^e  fie  au^  oermdten 
Idnnten  unb  l^iergu  miOenS  feien,  nid^i  aber 
SRiet^lingen;  ber  3c(nte  foQte  ermafigt  unb  bie 
allen  ärgerltd^en  Ssfpectangen  DöHig  aufgel^ben 
merben.  9lur  fo,  oerftd^erten  bie  Segaten  gum 
Sd^lul,  geminne  ber  ^eilige  Stul^l  mieber  bie  Siebe 
ber  gJrölaten  unb  ben  (Sel^orfam  ber  Söller.  S)er 
^ft  geigte  fid^  biefen  SBorfteQungen  gegenüber 
fel^r  entgegenfommenb ;  bie  Steform  fo&te  t|jun« 
lid^ji  geförbert^  baneben  aber  baS  SDogmatifd^ 
nid^t  Demad^läffigt  merben.  Obige  S)ecrete,  bie 


2059 


Xtient,  Soncil  Don. 


2060 


erfien ,  bie  Ü6et  (BbmBe  unb  Steform  |)uBIictrt 
ttmrben,  fanben  nid^t  fofott  bie  SiQtgung 
SlomS.  2)te  erOärung  betreffs  ber  aut^eitticitot 
bet  SSuIgotQ  l^tte  l^ier  einige  Sebenlen  erregt, 
unb  man  toat  ber  Snftd^t,  Jener  Crllftrung  l^ätte  eine 
SleDifion  unb  SSerbefferung  ber  Shtigata  Doran- 
gelten  mfijfen.  Sarbinal  6irlet  (f.  b.  %cL)  mod^te 
in  einem  @d^reiben  an  (SttoixA  ben  SBorfd^Iag,  eine 
(S4)mmi)flon  t)on  (geleierten  }u  ernennen,  bie  eine 
9let)ijion  naä)  bem  l^ebrftifilen,  gried^iUen  unb 
bteinifdden  Ze^te  k)or}une]emen  l^ötten.  !Dlit  Sted^t 
ertt)iberten  bie  Segaten,  ba^  boB  Concil  nid^t  mif* 

Senfd^aftlid^e,  fonbem  ®(aubenSfragen  )u  bel^an- 
\tln  l^obe.  Slod^  eingel^enber  9le(!^tfertigung  ber 
£egoten  erfolgte  benn  ou^  bie  9I))))robation  Don 
Seiten  bee  ^ßopftcS  (Baynald  ad  a.  1 546,  n.  58 ; 
Yeroellone,  Diseeii.  Accad.,  Borna  1864, 
60  Bg.  79  sgg.).  2)er  ftaifer  fud^te  bie  Xl^dtigfeit 
bed  SoncUd  beifiglid^  bogmatifd^er  gfeftftdlungen 
immer  nod^  oufgul^dten,  ba  er  f  ortmS^reni)  für  ®e« 
ttinnung  ber  ^roteftonten  t^ätig  mar,  nomentlid^ 
ouf  bem  SReligionSgefprftd^e  )u  %egen8burg.  Mein 
oud^  biefed  Kolloquium  fdrberte  fo  menig  mie  aSe 
vorangegangenen  bie 9lu8f5]|nung,t)ergrö^et)iel« 
mel^r  nod^  bie  @))altung.  Stamentlidd  bem  (Sondl 
gegenüber  geigten  fid^  bie  ^roteftanten  Don  9n- 

!ang  an  gang  befonberfi  unfreunbli(|,  toie  fintier 
elb{t.  2)er  Xob  beS  Ie|iem  (18.  gebruar  1546) 
änberte  hieran  nid^td,  ya  fd^ien  biefe  ®eflnnung 
e^er  nod^  gu  Derfd^örfen.  3m  auftrage  bed  fdd^ft" 
f(^en  ihirfürfkn  mu|te  SDReland^tl^on  fogar  eine 
Schrift  über  bie  SSermerfung  beS  ConcUS  aus- 
arbeiten (Corp.  Befonn.  VI,  19,  170.  Acta 
Gono.  Trident.  anno  1546  cum  adnotatio- 
nibuB  per  PhiL  Melanchthonem).  2)iefelbe 
loar  in  einem  Xone  abgefa^,  ba|  aSe  ^opung 
auf  Serföl^nung  fd^minben  mu|te.  2)ie  @t)nobe 
ober  arbeitete  unDerbroffen  »eiter.  Sd^on  in 
ben  SBer^nblungen  Dor  ber  IV.  @i^ung  toaren 
gmei  mid^tige  fünfte  gur  Sprudle  gelommen.  Sie 
lonnten  bamafö  nid^t  erlebigt  merben  unb  be> 
fd^öftigten  nun  bie  SSerl^nblungen  bis  mc 
V.  Si^ung;  eS  toxn:en  bie|  bie  Sebanblung  ber 
l^eiligen  Sd^rift  unb  baS  ^rebigtmefen.  2)agu  mar 
nod^  ein  britter  ^unlt  in  Slnregung  gefommen: 
bie  Sufftellung  einer  ÜJtetl^obe  in  Srfldrung  ber 
l^eiligen  Sd^rift  unb  bie  9bfa|fung  eines  flate« 
^iSmuS.  Següglid^  beS  le^tem  $un!teS  lam  man 
über  aDgemeine  SSorfd^Iöge  nid^t  l^inauS  (Theiner, 
Acta  I,  94) ;  um  fo  eingel^nber  toaren  bagegen 
bie  Erörterungen  über  bie  gmei  erften  $uit!te, 
maS  fd^on  barauS  gu  entnel^men  ift,  bo|  nad^  unb 
nad^  brei  oerfd^iebene  Snttoürfe  gur  IBeratl^ung 
lamen  (Theiner,  Acta  I,  90.  96.  102.  147). 
Sunöd^ß  fam  bie  ßrrid^tung  oon  Sel^rftül^Ien  f& 
CrCärung  ber  l(|eiligen  @d&rift  gur  @))rad^e.  ^ier* 
über  einigte  man  ftd^  im  Slugemeinen  baß).  Sd^mie« 
rigleiten  bereitete  bagegen  bie  gftage,  an  meldten 
IKrd^en  unb  mit  meldten  SRitteln  bie  Sel^rftfil^Ie 
gu  errid^ten  mdren.  2)od^  ergieße  man  aud^  ^xtx» 
über  in  Sdibe  Sinigfeit  bal^in,  ba|  an  ollen 


größeren  ftird^en((EatbebroIenunbeolIegioiftcd^) 
foldde  Stellen,  foIS  jie  ni^lt  fd^on  infolge  can.  U 
ber  4.  Soteronf^nobe  ({)efele,  £onc-®e((^.  V, 
2.  Sufl.,  885)  bor^onben  todren,  errietet  loeibcn 
Mten.  ®rd^  Sebenlen  erhoben  fidb  in  Sdtrjf 
oer  Heineren  ffird^  unb  oor  9IIem  ber  fiB jttr, 
toeU  festere  in  ben  geplanten  SBerorbnungen  eine 
Seeintr&d^tigung  ibrer  ^rioilegien  fo^en.  S)ie 
fd^Iie^id^e  gaffung  befHmmte,  boft  an  flebieim 
ftird^en,  beren  Sinlänfte  gering,  et  nbi  eadgna  est 
deri  et  populi  multitado»  toenigfienS  ein  Se^ 
ber  (Srommotit  ongufteUen  fei,  um  onge^enbe  (Be- 
rifer  unb  onbere  arme  S^ubr  in  ber  (BromtnotS 
unentgeltlid^  gu  unterri^ten,  bomit  fle  fpäter  gum 
Stubium  ber  beigen  Sd^rift  übergeben  tSmUtn. 
9ud^  in  Albftem  foOten  tüd^tige  fiectoren  ber  ^« 
ligen  Sd^rift,  unb  gmor  bur<$'  bie  (Beneral«  unb 
$rot)in}iaIca))iteI  bejtellt  toerben,  olerbingS  mit 
bem  93etf ügen :  nbi  commode  fieri  queat.  gau- 
mige 9ebte  fott  ber  S)iöcefanbif(!^of  o(S  Delegat 
beS  apoftolifd^  ©iubleS  bi^SU  in  paffet^ 
SSBeife  nötbigen.  ^tOe  biefe  Sectoren,  mit  Kug« 
nobme  berjenigen  in  ben  ftlöftem,  foDten  gu* 
oor  oon  bem  betreffenben  Siöcefonbifc^of  übet 
SebenStoonbel ,  Sitten  unb  ftenninifje  ^tpm^ 
unb  Qpprobirt  toerben.  ^eftigere  ^Debatten  ent- 
ftonben  über  ben  gtoeiten  q|}unft,  baS  ^rebigtoml 
2)0^  biefeS  in  erfter  Sinie  Slufgobe  unb  ${Iid^t 
ber  Sifd^bfe  fei,  gemdft  bem  opoßotifd^  SluS* 
fprud^  1  Sor.  9, 16,  blieb  unbeftriften,  unb  bon» 
gemö|  mürbe  oud^  bie  praedicatio  evangelii 
als  boS  praecipuum  monoB  episcoporom  be> 
geid^nei  Sbenfo  unbeflritten  Um  ober  aud)  bie 
Xb^od^e,  ba^  bei  ber  blutigen  StrbeitSIa^  bie 
Sifd^bfe  biefer  Serpflid^tung  tdd^t  immer  perfSn» 
lid^  nod^gulommen  oermdd^ten  unb  borum  für 
Ste&oertreter  forgen  mfi^en.  ®erabe  betieffi 
biefer  SteOoertretung  fiie^en  bie  Snfid^ten  t^il- 
meife  f  d^roff  auf  einonber.  ^infi^tli<!^  befi  SöcuIqt» 
cleruS  erbooen  fid^  feine  Sd^toierig(eiten ;  l^ltt  umii^e 
beftimmt,  bo^  archipresbytexi,  plebani  et  qtd* 
cunque  paroohiales  vel  alias  cnram  animarmn 
habentoB  ecclesias  obtinent,  felbft  ober  bur4 
geeignete  SteOoertreter  diebos  saltem  dominieis 
et  festia  solemniboB  plebee  Bibi  oosunissas 
pro  Boa  et  eomm  capadtate  paecant  ealn- 
taribuB  verbia.  Sd^mieriger  gepolteie  fub  bie 
erbrterung  betreffs  ber  SDlBnc^.  SinerfeitS  tonnte 
bem  SteguIorderuS  9leAt  unb  $pid^t  gum  $rä)igt> 
omte  nid^t  obgefprodpen  unb  ebenfomenig  bie 
Xbc^od^  überfeben  merben,  bo^  geröbe  in  ben 
legten  Sf^Ütn  oielfod^  bie  SÜnd^  allein  nod^  für 
bie  Untermeifung  beS  SBoIfeS  geforgt  bitten; 
onbererfeitS  dbtt  lagen  bie  fofoenfdb^oeren  Sti^* 
brdud^e  gerobe  t)on  Seiten  ber  Wbni^  gu  offen  am 
Xoge,  um  nid^t  nod^  Sbbitfe  gu  rufen.  9m  bef' 
tigften  trat  in  biefer&tnfubt  ber  Sifcbof  Don 
Sief ole  auf  (Le  Plat  m,  405),  ttdbtaib  Snbrre, 
mie  nomentlid^  bie  Segaten,  ^d^  ber  fd^mer  an* 
gegriffenen  SDlönd^  ongunebmen  fud^tot  Sie 
SRebrgabl  ber  SBaier  mar  iebod^  für  Sinfd^nSubmg 


2061 


Xtient^  Concil  t)Oit 


2062 


bet  betxejfenben  ^[htoUegieti  tmb  gtö^e  99«auf- 
RiJbiigmtgberaJUnd^burd^bieSBifd^öfe.  6d^Ke|- 
lUO  tmirbe  Dminbort,  aud^  in  ben  eigenen  ffloftcr- 
firi^  bütften  Kegularen  nur  ))rebigen,  toenn  iie 
jiAot  bon  il^en  Oberen  l^infid^tlic^  i^  Sebenfi« 
iiwnbe(0,  i^  Sitten  unb  il^rer  ftcnntniffe  ge- 
l^rüft  nnb  a))proUrt  »orben  feien.   SRit  beren 
(Erlaubnil  üerfeben,  JoDten  fie  {td^  bem  SiScefon- 
bif^of  {ieOen  uno  ^q  beffen  Segen  erbitten.  3n 
üir^en  iebod^,  bie  nä^t  )um  itlojter  gel^örten,  be« 
bftrften  bie  üRSnd^e  ou|er  ber  9bmif{ion  ber 
eigenen  Oberen  oud^  nod^  ber  fpecieOen  (ldaubni| 
be8  betreffenbenSifd^ofS,  bie  ober  unentgeltli^  }u 
nt^eilen  fei  (Segen  ^rebiger  ober,  mel^e  9erger- 
liä^  ober  3rrige9  t>erfilnbeten,  foOten  bie  SBif^öfe 
f of  ort  ol^e  Slüdmt  auf  irgenb  meldte  ^rtoUegien 
cinfi^eiten.  9etrd[8  ber  quaestuarii  ober  911- 
«ojeninrebiget  (f.b.ärt.)  gab  eSleinerleiaReinungS- 
ticrf4ieben^;  bo|  olle  privilegüa  quibuBcan- 
^e  non  obBtanÜbns  ab^ufd^affen  feien,  borüber 
(errf($te  nur  diaz  Stimme.  —  So  ^atte  man  ftd^ 
junö^f}  nur  mit  Steformfragen  befd^ftigt.  hier- 
bei bie  SQuobe  mdglid^ft  fefhul^alten,  mar  ba9 
l^outrtfSf^l^e  fBefireben  ber  laiferlid^  gefinnten 
^diäten.  S>ie  Segaten  bagegen  brongen  im  9(uf- 
irage  befi  ^ßo)>fle8  ouf  meitere  bogmatifd^  93er- 
l^nblungen  unb  brad^en  benn  aud^  am  21.  SRai 
bie  ffrage  über  bie  Srbfflnbe  üor  bie  Sqnobe. 
^ierbei  fomen  als  ^auptpuntte  pr  BptaAt: 
SBcfen,  gfolgen  unb  gfort|)fIan)ung.Der  Srbfänbe, 
SlUgung  berfelben  im  9Renfd^en  unb  SEBefen  ber 
<Eoncu)ndcen).  Selbftoerftänblid^  fönnen  mir  l^cr 
ben  SBer^onblungen  ni^t  im  Sinjelnen  folgen, 
fonbem  nur  bie  ®runb}üge  unb  Snbrefultate 
Dergeid^nen.  ®Ieid^  am  24.  unb  25.  SDlai  begann 
bie  eongregatio  Der  S^eologen  über  bie[e  9rtilel 
|u  ber^anbebt.   ^ieron  m^mtn  audd  bie  für) 
gubor  in  Xrient  angelommenen  3efuiten  Sdfond 
Salmeron  unb  gacob  Satne),  mie  ber  f(^on 
Idnger  anmefenbe  SlaubiuS  3aiu8  tl^eil.  Sillgemein 
toat  man  borüber  einig,  ba|  9bam  burd^  ben 
@ünbenfaa  bie  frühere  ®ered^tigleit  unb  ßcilig- 
Teit  bertoren  ^be  unb  jeiner  Statur  nad^  oeroorben 
toorben  feL  S)orflber  lebod^  beftanben  berfd^iebene 
@d^Imeinungen,  ob  bie  sanditaa  }u  feiner  ur- 
fprunglid^  %u8rä{!ung  gehörte  ober  al8  donuxn 
Buperadditnm  vx  faffen  fei.  &  mürbe  bal^  im 
@^Iu|becret  gefe|t:  sanotitateni  et  justitiam, 
in  qua  oonstitatusfderat,  amisisse,  incuiTiaBe- 
que  per  offensam  praevaricationiB  hujusmodi 
iram  et  indignationem  Dei  .  .  .  totomque 
Adam  per  ülam  praevaricatioma  offensam 
seormdam  eorpus  et  animam  in  deterioa 
«ommntatam  fuisse.  93erein)elt  mürbe  in  ben 
SDetl^nbbrngcn  ^ier  mie  anbermärtS  mol^l  aud^ 
ber  Skrfu^  gemad^t,  tiefer  in  baS  SBefen  ber 
Sftogen  ein)ubrlngen  unb  fo  ).  SB.  über  SBefen 
unb  Sfortpflonjung  ber  Srbf  ünbe,  über  baS  SBefen 
ber  eoncupificen)  unb  9lnbereS  eingel^enbere  ))Po- 
foli^ifd^^eotogifdbe  Unterfud^ungen  anjuftellen. 
f^lerbind^  l^&tte  ftd^  iAod^  bie  Sijinobe  in  unab- 


fel^bare  Streitigleiten  Dermidtelt ;  bie  Segaten  er- 
flörten  barum  mtt  9ted(|t,  bie  Sqnobe  l^abe  fefate 
miffenfd^aftlid^enUnterfud^ungen,  fonbem  lebiglid^ 
®üiuben8entf(beibungen  )u  geben.  Sie  gfoTgen 
beS  SünbenfaueS  für  9bam  maren  bereits  bar« 
gelegt,  bie  für  feine  !Rad^fommen  mürben  in  ben 
Sa|  }ufammengefa|t,  ba|  bie  Sünbe  nic^t  nur 
Sbam,  fonbem  aDen  feinm  9lad^bmmm  gefd^bet 
bobe,  unb  itoox  feim  nid^t  nur  bie  Strafen  ber 
Sünbe,  fonbem  bie  Sünbe  felbft  als  Steat  in 
omne  genas  humanuni  übergegangm,  unb  jmar 
propagatione,  non  imitatione.  SiS  f^ilmittel 
gegen  bie  Srbfünbe  marb  bie  Saufe  bejeid^net, 
burd^  bie  unS  bie  SBerbimfie  S^rifti  jugemenbet 
mürben,  hierbei  mürbe  bie  9totl^menbigfeit  bcS 
®IaubenS  Don  einjelnen  Sötem  in  einer  SBeife 
betont,  ba|  im  erften  ßntmurfe  bie  Saufe  gerabeju 
als  saGramentom  fidei  bejeid^net  mar.  9)Kt 
MS^äii  auf  bie  Jlinbertaufe  mürbe  im  Sd^Iu|- 
beeret  aber  gefegt:  baptiflnii  Bacramentom  in 
forma  eccleaiae  rite  collatum.  (EinfUmmig 
mürbe  fefigel^alten,  ba|  (B^rifü  Serbienft  bur($ 
bie  Saufe  alle  Sünbe  in  unS  tilge  unb  ®otteS 
®nabe  unS  mieber  gummbe,  unb  jmar  nid^t  blo| 
imputative.  Sbenfo  leierte  bie  St^nobe,  ba|  au($ 
bie  oon  getauften  SItem  geborenm  IHnber  ber 
Saufe  in  remissionem  peccatorom  unb  ad 
Titam  aetemam  conseqnendam  veraciter 
bebürfen.  ®rö|ere  SBerfd^iebenl^eit  ber  SReinungm 
jeigte  fid^  betreffs  ber  IBefd^affenl^eit  beS  SRenf^en 
mif  ber  Saufe,  ßinig  mar  man  borüber,  ba| 
aud^  im  SEBiebergeborenm  (örpertid^e  unb  geiftige 
SRdngel  unb  oor  Mem  bie  ConcupiScen)  jurüdf- 
bleiben.  Sd^mierig  mar  iebod^  eine  genaue  2)eft- 
nitton  ber  l^tm,  S)er  Sifd^of  oon  9RotuIa 
moüte  fie  baS  3RateriaIe  ber  Srbfünoe,  bie  pronitas 
peccandi  nmnen.  9tad^  mondän  iBerl^anblungm 
lautete  boS  Sd^Iuf^becret,  ba^  im  SEBiebergeborenm 
niddtS  jurüdbleibe,  maS  bm  mal^m  unb  eigmt- 
lxd)tti  (Efyxtaftn  ber  Sünbe  trage.  Sie  Soncu])iS- 
cett)  bleibe  freilid^  )urüd(,  aber  nur  gum  Raxap\ 
unb  gur  Semäl^rung ;  nur  uneigentlit^  fbnne  fte 
Sünbe  gmannt  merbm,  qnia  ex  peccato  est 
et  ad  peccatom  inclinat.  SBöl^no  biefer  SBer- 
l^anblungm  mar  oerfd^iebme  9RaIe  bie  unbefledfte 
Smpfängnig  9Rarid  gur  S|n:ad^e  gelommm,  unb 
Sarbinal  $ad^co  fud^te  bie  grage  gur  bogma- 
tifd^m  Definition  gu  brftngen,  fo  namentli^  in 
ber  Kongregation  oom  13. 2hmi.  Sine  onfel^n- 
lid^  Saffi  t)on  SBötem  mar  auf  feiner  Seite,  bie 
^Jttfmdffi  iebod^  moSte  für  ie|t  leine  Chitfd^ung 
gebm.  Sagegen  erQ&rte  bie  Sljnobe  im  Sd^bi^- 
becret:  non  esse  Buae  intentionis,  cornpre- 
hendere  in  hoo  decreto,  ubi  de  peccato  ori- 
ginali  agitur,  beatam  et  immaouiatam  vir- 
ginem  Mariam  Dei  genitricem.  —  Ißad^bem 
fo  in  21  eingelnm  SBeratl^ungm  bie  Secrete  oor- 
bereitet  maren,  mürbe  am  17.  3uni  1546  bie 
Y.'bffentlid^e  Si^ung  unter  bm  gemö^ntid^en 
Serimonim  gel^Itm.  Officiator  mar  ber  SBif(|of 
oon  $ienga,  bie  ^rebigt  l^It  ber  Sominicaner 


2063 


Zrient,  Soncil  bon. 


2064 


ÜRaroiS  SouteuS  über  Stamp\  unb  @{eg  bet  jlrei- 
tcnben  fftrd^c  (Le  Plat  1 ,  84).  hierauf  ttmrbe 
t)oin  Offidator  ba8  2)ecret  über  bte  (Srbjünbe 
ücriefen,  »obci  18  Säter  betreff«  ber  unbefletften 
(Empfängnis  ÜRaria  Steclamationen  erl^oben.  6§ 
|oIgte  bie  SSerlefung  ber  jn^ei  Sleformbecrete  De 
institnenda  lectione  sacrae  Bcriptnrao  et 
liberalium  artium  unb  De  praedicalaone  verbi 
Dei,  tt)obei  11  Säter  ))rotefiirenbe  Sota  abgaben, 
ftuf  Serlangen  beS  Srjbifd^ofS  üon  @affari  lourbe 
baS  pMtli^e  99ret)e,  beffen  bei  SRonte  XogS  }ut)or 
in  ber  ^eneralcongregation  Sm)a^nung  get^on, 
üorgelefen.  3)urd^  baSfelbe  l^atte  ber  $a)){t  bie 
Steformbefiimmungen  ber  Sipnobe  beftStigt.  S^m 
@(^IuS  t)erlangte  ber  $rocurator  beS  SondlS  bie 
Snftruirung  Der  Snfloge  gegen  bie  immer  nod^ 
föumigen  ^rölaten,  vorüber  namentfid^e  Slbftim- 
mung  erfolate  (Le  Plat  m,  427).  ^nmefenb 
tDoren  bei  oiefer  @i^g  ou^er  ben  3  Segaten 
unb  bem  Sarbinal  !ßac^eco  9  (Sr}bifd^öfe,  49  Si- 
fd^5fe,  2  $rocuratoren,  2  Sebte,  3  OrbenSgenerale 
unb  50  X^eologen.  2)ie  n&d^ße  Si^ung  iDurbe 
ouf  ben  29.  3uli  angefe^ft,  fpöter  aber  auf  ben 
18. 3anuar  1547  öertagt  (Theiner  1, 89—155). 
—  ©djmieriger  geflalteten  jid^  bie  »crl^ältnlffe 
jnrifd^en  ber  V.  unb  VL  Si^ung^  unb  jwar  fo- 
XDolfi  rüdf^d^tlid^  ber  ftu|em  toie  ber  innem  Sage 
ber  @^oe.  Sd^on  in  ben  Sorberotl^ungen  jur 
y.  @effbn  mar  bie  gfrage  ber  9ieftben}p|Ii(^t  a(8 
l^ouptf&c^Iid^fier  Keformpunft  in  9(nregung  ge« 
brad^  toorben.  Sie  Sifd^öfe  verlangten  in  erfter 
Sinie  ßntfemung  aOer  ^inbemiffe,  bie  i^x  im 
SBege  ftel^en,  m5gen  biefe  nun  Don  Den  ^riDilegien 
ber  Stegutaren,  Don  Seiten  ber  meltlid^en  Sfürften 
ober  Don  ber  römijd^en  Surie  auSgel^en.  Sie 
Serl^anblungen  brad^ten  t^eiltteife  gerabe}u  fd^t- 
enbe  SVti^ftänbe  )u  Sage.  @d  conftatirte  ).  9. 
Carbinal  ^$ad^o  Don  3a€n,  ba^  man  in  $am- 
plona  80  Sal^  lang  htnen  Sifd^of  me^r  gefe^en, 
ba  fämmtlid^e  Sn^aber  ber  bortigen  Satl^bra  )u 
Sorbinölen  erl^oben  toorben  feien.  Die  $rälaten 
erhoben  t^eilmdfe  bittere  fflagen  aber  bie  Dielen 
fd^öbigenben  $riDiIegien,  Q^emtionen,  Smmuni« 
täten,  SteferDationen  u.  f.  m.,  fo  ba^  bie  £egaten 
felbft  nad^  9tom  um  flbl^i^e  berid^teten.  Sin 
(ouptföd^Iid^er,  Don  ben  fpanifd^en  $ra(aien  auf- 
geworfener Strdtpunft  bilbete  in  biefen  Serl^b- 
lungen  bie  fSftage,  ob  bie  Steftbenjpflic^t  de  jure 
divino  ober  positivo  fd,  unb  bamit  jufammen« 
l^ongenb  bie  meitere  mid^tige  grage,  ob  bie  bifd^öf« 
lid^e  ®ett)alt  unmittelbar  Don  ©Ott  fomme  ober 
nur  mittelbar  burd^  ben  $apf},  eine  Streitfrage, 
tteld^e  ttä^renb  beS  ganzen  SondlS  nid^t  gur  Slt^e 
fom  unb  namentlid^  in  ber  britten  ^eriobe  fcl^r 
lebl^aft  Dentilirt  ttmrbe.  2)ie  Segotm  mußten  eine 
Sefd^(u|faffung  l^erüber  l^intanju^dten,  fo  ba| 
tro|  mieberl^olter  unb  tl^eilmdfe  }iemHd^  animirter 
Serl^blungen  bod^  fdne  Seflimmung  in'8  Ste« 
formbecret  aufgenommen  tt)urbe.  Ueber  bie  Sejtim- 
mungen  bed  festem  betnffS  ber  9lefiben}pfltd^t 
f.  biefen  9rt.  X,  1091.  Srojf  luftiger  ®egentt)e]^ 


ber  OrbenSgenerale  gab  l^ap.  8  b«3  9kform' 
becrete§  bod^  ben  8ifd!^öfen  bie  SDUmod^t  gurucf^ 
nid^t  nur  mt  SBettgdfüid^en,  fonbem  <ni4  bie 
au|er  bem  fflofter  lebenben  Siegulardertter  im 
t^aOe  Dorfommenber  Sergel^  ben  cononifd^ 
Seftimmungen  genä^  als  pfipftlid^e  ^BeDoSmac^ 
tigte  )tt  beftrofen.  Sbenfo  gab  jfap.  4  ben  Si« 
fd^öfen  baS  SifitationSred^t  aOer  ftird^  i^ 
@prenge(8  mit  Sufl^ebung  aller  bie|be}figli4en 
$riDüegien  }urtt(I,  tt)ö^renb  ftop.  5  ben  SBifd^fen 
bie  Ausübung  Don  ^ontiflcalien  in  fremben  Si5- 
cef  en  ftrenaftend  unterf  agt.  —  9Bo]^I  bie  f^mierigfte 
bogmatifqfe  gftage,  tt^eld^e  toö^renb  beS  gonjen 
ßondlS  §ur  Seratl^ung  fam,  wat  bie  übet  bie 
ate^tfertigung,  rotläft  bie  Segaten  am  21«  Sunt 
1546  ber  @9nobe  }ur  S)iScuf lion  Dorlegten.  Sie 
@9nobe  felbft  Der^le^tte  fid^  bie  bie|be}äg(i(^ 
gro|en  @d^mierigfeiten  in  leiner  Sßdfe.  Sa  bie 
gfrage  bisher  nod^  nie  einer  eingel^enben  tl^eolo« 
gifc^en  Erörterung  unterzogen  morben  toor^  nmr« 
ben  aSe  SKalnal^men  m  einer  umfaffenben  %e« 
rat^ung  getroffen.  9u($  in  Stom  tt^urbe  )u  biefem 
SmedC  eine  eigene  (Eommiffton  Don  fänf  £^eoIogen 
dngefe^t.  3Bie  ernfl  unb  aOfdtig  Der  ®egenftiuib 
bel^nbelt  xovLxht,  mag  am  beften  bie  X^aifad^ 
enodfen,  ba|  bis  )ur  enblid^en  @d^Iu|rebactlon 
beS  SecreteS,  gwifd^  21.  Suni  1546  tmb 
12.  Sanuar  1547,  61  ®eneraIcon^regotionen^ 
8  Verätzungen  ber  Sommifflon  fax  Sbfaffung 
be9  SecrdeS,  16  ber  congregatio  theologorom 
praelatonun  unb  mel^r  ald  20  ber  congr.theo- 
logomin  minorum  abgehalten  tturben.  Sie  93e* 
ratl^ungen  felbft  erftredten  fid^  auf  bie  Sorberei» 
tung  ber  Sted^tfertigung ,  göttlid^e  ®nabe  tmb 
menfd^ltdbe  Xl^ätigkit,  bie  einseinen  «de  berfelben, 
il^re  SrQaltung  unb  SSerme^rung.  Wit  biefe 
fünfte  mürben  in  ben  16  ftopiteln  bed  bogma« 
tifd^n  Secrded  näl^er  bargelegt,  todl^renb  in 
33  Sononed  bie  entgegenfte^nben  ^dretif^ 
9lufftellungen  abgett)iefen  »erben.  Sen  genauem 
änl^alt  biefer  eingel^nben  Se]^renttt>idDimg  f.  im 
«rt.  »ed^tfertlgung  X,  857.  —  «ac^  biefen  mfibe- 
DoOen  SBorbereitungen  tt)utbe  om  13. 3(muor  1547 
bie  VI.  feierlid^e  @i)ung,  tt)oZI  bie  ttid^tigfte 
ber  ganjen  ©qnobe,  gepalten.  Offdotot  mar  bet 
Srgbifd^of  Don  @palatro,  ^rebiget  bet  93ifd^of 
Don  @alpe  (Le  Plat  1, 105).  9la4  ben  getoö^n« 
lid^  Serimoniett  ti<It  oud^  bd  9Ronte  nod^  nne 
begeifterte  9nfprad^e  an  bie  S^nobe  über  ben 
3:e£t:  Surge,  ilhxminare  JeniBalem.  ^ifiauf 
DerlaS  ber  Offidator  boS  bogmatifd^e  Semt  vba 
bie  Sled^tfertigung,  bad  mit  Sinftimmigfeit  unb 
äubd  angenommen  tturbe.  Um  fo  größer  »at 
bagegen  bie  Serfd^benl^dt  bet  SRrinungen  betreff! 
beS  9ief ormationSbecreted.  9lur  29  Sötet  fUmmten 
jufammen,  möl^renb  bie  übrigen  in  Dof^iebene 
©nippen  auSeinanber  gingen.  6d^lieftltdb  «wtbe 
es  aber  bod^,  roxt  ed  Derlefen  mürbe,  als  §Befd^Iu| 
ber  ÜRel^r^tt  publidrt.  9nmefenb  toaren  au^ 
ben  Srafibenten  2  eorbinöle,  10  (&|btf4^^ 
42  Stfd^öfe,  2  ^rocuratoien^  5  OrbenIgeiitiiBle» 


206S 


Xrient,  Soitcil  üon. 


2066 


2  nefete  unb  48  Zl^Iosen.  Sie  SSerttcter  ber 
ipeUIi^m  Sät^  ^ttm  ftd^  femgel^olten,  meil 
bcr  IMfet  Me  Si^mtg  oerfd^ben  gctoünf^t  ^e. 
2)ie  nU^e  @i]pms  tourbe  ouf  bm  8. 9Ran  feft- 
oM/t  (Theiner  I,  156—881).  SB&^tenb  bie 
6Qtu)be  Sbct  bie  loul&Kgfien  t^ologif^en  ^' 
bleme  betotbWiagte,  l^otten  ^  bie  Serl^Itniffe 
na4  Stt^  in  menflid^  SBeife  Derfd^Iimmert, 
unb  il^t  pmtlf^et  SBeHenfd^Ias  roax  bis  in'8 
äitneie  ber  S^nobe  j^eingebrungen.  S)a8  ob« 
^inde  Serl^alten  ber  ^rotefhnten  m  SflegenS- 
bma  fottie  bie  bixecte  Sufle^nung  oer  Sici^S« 
fUUbe  g^gen  ben  ftaifet  l^tte  biefen  pl^^fifd^ 
unb  moToItfd^  )um  ffompfe  gejmungen.  @o 
hm  eS  9ttm  64nuilfalbifd^  ftriege,  ber  fofort 
in  feinem  beginne  bem  Soncil  Don  Ztient  be- 
bendic^  nol^e  gerüdt  mürbe.  @4on  am  10. 3uli 
^e  @4drt({n  bie  (El^enberger  Slaufe  eingenom- 
men, fo  bo^  fi4  bie  sater  in  Orient  bereite  }ur 
Sflud^t  bereit  Rieften.  S)tefe  £ktge  unb  Stimmung 
bed  CondlS  glaubten  bie  Segaten  benu|en  ^u 
foOen,  um  ben  längfl  gehegten  ^lon  ber  Verlegung 
ober  6u3)>enfion  ber  Si^nobe  oermirflid^en  )u 
Idnnen,  unb  nur  bie  gon^  entfd^iebene  Steigerung 
bc9  Jhtiferfi  uer^inberte  Sie  Sudftt^rung.  @d^on 
im  SRonot  SM  botte  bie  tbeiboeife  beftige  O|)))o« 

Stion  Don  Seiten  ber  f  aiferlt^en  ^ßortei,  namenttul^ 
er  f|>ani|(ben  $rälaten,  bie  Segaten  an  iBerlegung 
in  eine  itolienifd^  @tabt  beuten  laffen.  93er« 
fd^iebenemal  "fyol^vx  fie  fobonn  ben  ^a)9{t  um 
Senbinig  meiterer  itolienifd^n  ^laten  erfud^t 
unb  f(^Ue^i(l^  fogar,  frettiib  DergebenS,  um  Snt- 
bebung  Don  ber  Seitung  ber  @Qnobe  gebeten. 
infolge  ber  JFriegSunru^en  glaubten  nun  bie 
Segoltn  i^re  SerIegungSt>Iöne  Dor  bie  S^nobe 
felbfi  bringen  }tt  bttrfen,  fanben  ^tt  iebod^  b^f« 
tigen  aS3iberf|irud^.  9im  80.  3uli  1546  fam  ed 
ui  einer  äberaufi  ftfirmiftben  @i^ng^  fo  ba|  bie 
Segaten  unter  bem  1.  Suguft  Dom  !ßap{le  brin« 
genb  bie  SBerlegung  ober  @u8))en|ton  ber  S^nobe 
Derlangten.  S)er  ^apfi,  ber  93erlegung  fclbft  nid^t 
abgeneigt  gab  bem  SDrängen  ber  Segaten  gloei« 
mal  in  einem  Sreoe  nad^,  faOd  bie  SOtebrjabI  ber 
SoncilSDfiter  bofilr  fiimmen  foDte;  bod^  folgte 
jebeSmal  fofort  toieber  ©egenbefebl  mit  SSudtfid^t 
ouf  bie  Sro9ungen  befi  HaiferS.  aiÖmälig  legte  ftd^ 
bie  Sfurd^t  ber  93öter  mie  baS  drängen  ber  Segaten, 
unb  im  October  unb  SloDember  äußerten  ft^  lej^tere 
bem^ßapftgegenüberfogaringegentbeiligemSinne. 
SEßaren  fo  bie  SBerlegung8)}löne  für  bte|mal  ge- 
fd^eitert,  fo  tourben  onbererfeits  aud^  bie  Don  ber 
Idiferlid^en  ^rtei  gemad^ten  SBerfud^e,  bie  bogma- 
tifd^en  SBerbanblungen  binoud^usieben,  Dereitelt. 
9Rii  bem  beeret  über  bie  SRed^tfertigung,  bad  in 
SEBabrbeit,  obmobt  unter  fd^toierigen  Serbältniff  en 
u  Stonbe  gefommcn,  ein  bogmatifd^rd  SReifter« 
tü(f  gu  nennen  ifi,  b^e  bie  S^nobe  ben  ^öbe- 
pantt  erreid^t  S9  berrfd^te  benn  aud^  über  bie 
SßuMication  beSfelben  auf  ber  S^nobe  nur  Sine 
Stimme  ber  IBefriebigung.  Xud^  ber  $a))ft  jeigte 
{td^  febr  erfreut  unb  glaubte,  bafi  bb#end  nod^ 


i 


ffloA  Sefftonen  notbmenbig  toären,  um  ba§  Soncil 
fd^Iie|en  ju  Unnen.  SBirflid^  b<^e  bie  @Qnobe 
nur  mebr  bie  ßonfequengen  au8  ben  bidbfrigen 
Sefd^Iuffen  }u  }ieben,  koie  fte  aud^  folgerid^tig  fo- 
fort }ur  93ebanblung  ber  sanctissima  eccledae 
aacramenta  überging,  per  quae  omnis  vera 
justitia  Tel  indpit  Tel  coepta  augetor  Tel 
amissa  reparatur,  toie  in  ber  Sinleitimg  )um 
S)eaet  über  bie  Sacramentegefagtroirb.  SSonber 
YII.  bis  )ur  XXIV.  @ef  jion  galten  benn  aud^  bie 
bogmatif 4en  93erbanblungen  unb  S)ecrete  ben  ein- 
}elnen  Sacramenten.  3n  ber  erften  Kongregation 
am  15.  äanuar  1547  mürben  ben  93atem  bie 
bie|be}üglid^en  Serbanblungen  angefünbigt,  unb 
am  17.  äanuar  legte  Sarbinal  Seroini  14  pxf 
tbümer  über  bie  Sacramente  im  ungemeinen, 
17  über  bie  Xaufe  unb  4  über  bie  f^irmung  Dor 
(Theiner,  Aota  I,  888).  Sei  ben  bierüber  er- 
öffneten Erörterungen  fam  man  babtn  überein, 
ba^  bie  bogmatifd^en  S)eaete  nad^  fiüberen  con- 
ciliaren ©epflogenbeiten  nur  auS  SanoneS  befteben 
foUten,  b.  b-  aus  einfad^er  t^ft{e|ung  ber  latbo- 
Hfd^  Sebre  ober  Slbmeifung  büretifd^er  9uf- 
fleHungen  obne  meitlöufige  SemetSfübrung,  meld^ 
ledere  beimS)ecret  über  bieSted^tfertigungalS  notb* 
menbig  erad^tet  morben  mar.  2)er  Antrag  einiger 
Söter,  bie  Suctoren  falfd^er  Sebren  )u  nennen, 
mürbe,  meil  §u  SBeitenmgen  fübrenb,  abgelebnt 
unb  einfädle  äbmeifung  beS  SntbumS  bef d^Ioffen. 
^aä^  Dielen  SBeratbungen  ber  Üieologi  minores 
unb  12  ©enerolcongregationen  mor  enbltd^  am 
26.  gfebruar  ber  S)eaetSentmurf  fertig  gemorben. 
2)erfe(be  mürbe  in  ben  ®eneraIcongregattonen  am 
1.  unb  2.  aßär)  nod^malS  eingebenb  berotben,  unb 
fd^Iie|Iid^  mürbe  baS  beeret  mit  SSormort,  13  (Sa- 
noneS  über  bie  @acramente  im  Sügemeinen, 
14  über  bie  Xaufe  unb  8  über  bie  gfirmung  enb- 
gültig  feftgefefet  2)ie  Serbanblungen  betrafen 
bauptfad^Ii^  ^efen  unb  SBebeutung  ber  alttefto- 
mentlid^en  Sacromente,  Sieben^abl  (can.  1), 
SBefen,  Definition  unb  äBirffamfeit  (gratiam 
conferre  obicem  non  ponenidbos  ex  opere 
operato;  can.  6—8)  ber  Sacramente  beS 
92euen  fBunbeS,  character  indelebilis  Don 
Xaufe,  gfirmung  unb  Orbo  (can.  9),  @)}enbung 
burd^  Saien  (can.  10),  Intention  beS  @|)enberS 
(can.  11)  u.  f.  m.  a3ei  ber  Saufe  mürbe  bie 
^obanneStaufe  \ptdtSl  ermabnt  (can.  1),  alS 
Materie  aqua  vera  et  naturalis  beftimmt 
(can.  2),  bie  jh^ertaufe  im  ©eifte  früberer  9e> 
ftimmungen  fanctionirt  (can.  4)  u.  f.  m.  Sin 
Antrag  über  eine  «rt  £auf e  im  aRutterleibe  blieb 
unberüd(|td^gt.  Sei  ben  SSerbanbtungen  über 
bie  gfirmung  fam  bie  fd^oIafHfd^  Streitfrage, 
ob  aud^  bie  9))o{teI  bitten  Sacramente  ein- 
e^n  fönnen,  in  negatiDem  Sinne  jur  6nt- 
d^ribung.  SRüdfid^tlid^  beS  S))enberS  ber  fjfir- 
mung  Iie|  bie  Raffung  beS  SanonS:  Ordi- 
narium  ministmm  esse  solum  episcopum, 
bie  grage  ber  Spenbung  burd!^  bm  $rieftet 
offen. 


2067 


Xrient,  Soncil  bon. 


2068 


SBie  bie  Serl^nblungen  unb  SBefd^Iäffe  über 
bie  Sted^tfertigung  ben  ^öl^epuntt  bogmatifd^er 
Sfrogen  «i  Zrient  begetd^nen,  \o  betreffen  anberet" 
f  eitö  bie  Soroerl^nblungen  auf  bie  YII.  @ef  Ron  bie 
iDid^tigfien  ^fragen  ber  Steform.  SBöl^reiu)  ober 
bie  bogmotifd^en  SBerl^blungen  t)er]^äUni|mö^ig 
rul^ig  »erliefen,  führten  bie  Erörterungen  über  bie 
9teformt]6eiItDeife}ured^terregtenS)ebotten.8)ereit8 
onlöBIid^  ber  iBerl^nblungen  über  bie  Stefibeng 
l^otte  man  t)or  Mem  SefeUigung  ber  ^inbemiffe 
verlangt,  toeld^  einer  erf^riefdlid^en  SuSübung  bed 
bifd^flid^en  Slmted  im  9Bege  ftänben.  Um  l^ierbei 
gnlnblid^e  Sbl^ilfe  ju  fd^ffen,  foUten  bie  ein« 
{einen  Sifd^öfe  fiber  bie  in  il^ren  3)iö€e|en  Dor- 
liegenben  ^inbemiffe  on  bie  $rafibenten  be« 
ri($ten.  &  lief  oud^,  nomentlid^  Don  Seiten  ber 
fMnifd^en  fßrälaten,  eine  ftattlid^e  %n^a^l  Don 
Seftberien  ein,  toxt  benn  bie  Sifd^öfe  i^ren 
JHagen  unb  SteformDorfd^Iägen  offenen  unb  riitf- 
bolttofen  SuSbrudC  Derliel^.  3)er  ^fi,  bem  bie 
Segaten  l^ietDon  Sßtttl^ung  mad^ten,  bcDoHmfid^- 
tigte  biefe  {u  toeitgel^enbem  Sntgegenbmmen ;  nur 
bei  brei  ^nften  Dertoeigerte  er  feine  3uftim- 
mung :  bo|  bie  Stefiben^pflid^t  jure  divino  fei, 
bo^  Qud^  bie  (Eorbinöle  }ur  S^fiben)  gu  Der- 
))fltd^ten,  unb  ba^  biefen  bie  !ßluralitst  ber  Sene« 
ficien  )u  unterfagen  fei  So  ttntrbe  am  17.  ^a« 
nuar  Dom  Segaten  bei  3Ronte  eine  Sufommen- 
ftettung  ber  Don  ben  99ifd^5fen  geltenb  gemad^en 
^inbemiffe  Dor  bie  (Beneralcongregation  )ur  83e- 
rot^ung  unb  gur  SQi^ilfe  gebrad|)t   Sfi  tft  eine 
ftattlid^e  angal^I  Don  aRtMtönben,  bie  und  l^ier 
Dorgeful^rt  toerben,  ein  laut  rebenbeS  3^gni|  für 
bie  oilmölig  eingeriffene  Sorru))tion.  S)ie  9left- 
benj,  fo  besannt  oer  (Sntnmrf ,  gilt  allgemein  dS 
eined  ber  toid^tigften  Srforbemiffe  gur  SBieberJ^er« 
fleSung  ber  gerfaOenen  S)idcü)Iin.  ^iergu  ift  o^er 
Dor  SUem  not^toenbig ,  ba^  bie  Dielen  i^r  im 
SBege  ftel^enben  ^inbemiffe  befeitigt  merben.  S)te- 
felben,  ]^ei|t  ed  n^eiter,  rül^ren  tbeilS  Don  ber  r5- 
mifd^en  Surie  l^er,  tbeilS  Don  ben  toelUid^n  gfur- 
flen;  Don  erfterer  JFategorie  n^erben  36  9u8« 
fteüungen  eingebt  ongej^l^rt,  Don  legerer  40 
(Theiner,  Acta  1, 886).  @o  intereffant  baS  Silb 
loftre,  n)eId^eS  biefe  eingelnen  ißunite  in  il^r  ®e- 
fammt^it  Dor  unS  entrollen,  fo  fönnen  toir  fie 
^ier  felbftDerflönblid^  bod^  nid^t  in  extenso  Dor- 
fu^ren.  Siefeiben  n)urben  ben  SSerl^nblungen  gu 
(Srunbe  gelegt  unb  bilben  ben  Untergrunb  gu  ben 
15fta|)iteInbe«9teformationSbecrete8ber  YIL  @ef- 
fion.  Sei  93erlefung  ber  langen  Steige  Don  S)eft- 
berien  erfteal^Ite  bafi  9lntlit  ber  Söter  Dorgfnube 
(Baynald  ad  a.  1547,  n.  24);  vm  ia  ie|t  Hoff- 
nung, fie  aQe  abgefteüt  unb  bie  itird^e  fai  fCSa^f 
l^eit  in  capite  et  in  membris  reformirt  gu  feigen. 
Sofort  mürbe  am  20.  Sonuar  auf  Sorfd^Iag 
bei  SRonte'd  auS  ben  SBätem  eine  Commiffton  Don 
14  (Eanonifien  befteüt,  bie  unter  feinem  Sorftk 
bie  Heilmittel  beratl^  foOten.   SDoS  ßrgebni§ 
bief er  IBeratl^ungen  mürbe  f obann  in  ber  ®eneral' 
congregation  Der^anbelt,  toobei  ed  gtoifd^en  Suria- 


liften  unb  S)xmiem  nid^t  fetten  gu  l^eftigen  9tt$- 
einanberfe|ungen  fdm.  2)a9  Stejultot  btefer  9e« 
ratl^ungen  liegt  in  ben  genannten  15  iIa|)ittfaibcS 
Slefom&ecreted  Dor.  2)od  erfie  beridbcn  bcfiüimit 
als  notl^menbige  Sigenfd^ften  emeS  Sijdticff: 
e^elid^e  (Beburt,  gefej^eS  %tter,  {henge  Sitten  imb 
grunblid^eS  aSiff en.  3ugIeU^  erneuert  bie  S^nobe 
bie  SonfHtution  WesanberS  m.  auf  ber  Satenm- 
fQnobe  Don  1179,  bie  olS  gefe^  9Iter  bod 
80.  Sebendjal^  begeiAnet  2)afi  2.  ffapttel 
menbet  fid^  gegen  einen  t^mtitfrebdfi^ben  ber  ba- 
maligen  ^tr^e,  bie  ^luroßtOt  oer  Senefiden. 
3ebem,  meldte  SBürbe,  Kang  ober  Sudgeid^ung 
er  immer  einnel^men  mag  (bierin  Jinb  bie  &n- 
binäle,  menn  aud^  nic^t  auSbrudflid;  genannt,  {o 
bod^  ftiHfd^meigenb  mit  einbegriffen),  mirb  Dec- 
boten,  unter  maS  immer  für  einem  £itel  meiere 
ÜRetropoIitan*  ober  Satl^ebrolflrd^en  ongune^mcn 
ober  gu  bel^Iten,  com  valde  fein  eit  ille  oen« 
sendus,  eui  nnam  eccleeiam  beneyelfractooee 
et  cum  animamm  sibi  oonunissamm  salate 
regere  contigerit  SDaS  8.  Stapitü  Derlongt,  bo^ 
fir^Iid^e  Seneftcien,  befonberS  fold^  mit  cora 
animarum,  nur  an  märbige  unb  taugltd^  ^ 
fönen  Derliel^en  merben,  meldte  am  Orte  felbjl 
moldnen  unb  ))erfönlid^  bie  Seelforge  auSäben 
fönnen.  3u  biefem  S^oede  mürben  bie  (Eonfüts* 
tionen  9Ie£anber9  in.  Don  1179:  Qoia  non* 
nulli  (o.  3,  X  De  der.  non  reaid.  lU,  4)  unb 
®regor8  X.  Don  1274:  Licet  canon  (c.  14  De 
elect.  et  electi  potesii  in  VI,  I,  6)  erneuert. 
Se|tere  forbert  ald  eigenfd^aften  eineft  $fonerS 
gute  Sitten,  SBiffenfc^ft  unb  boS  gurüdEgcIegte 
25.  SebenSja^r,  Derpflic^tet  il^  gur  Sle|iben)  an 
ber  Sßfanfird^e  unb  gum  Smpfonge  ber  $nef!(> 
meil^e  innerhalb  eines  3a^re8  nod^  Serleibung  ber 
$frünbe.  StapM  4  Derbietet  bie  ^lurolüät  ber 
SeelforgS«  uvb  anberer  incomi^atiblen  Seneficien, 
mäbrenb  5, 6  unb  7  genaue  Unterfud^ung  für  etoa 
gu  SRed^t  beftel^enbe  Unionen  unb,  too  not^menbig, 
fofortige  Sbl^ilfe  burd^  bie  Orbinariote  anorbntt. 
SBie  RapM  7  für  unirte,  fo  orbnet  ffa))iteI8für 
aUe  mie  immer  e^emten  fftrd^en  ial^rni^  Sijita> 
tion  burd^  ben  Sifc^of  cxl  StapiUl  9  menbet  ^ 

Segen  ben  im  ÜRittelalter  meit  Derbreiteten  9Ri|' 
raud^,  ba^  Saien  Sidt^fimer  innel^en,  o(ne  ie 
eine  {ird^Ii^eSBeil^e  gu  em))fangen.  &  tourbebe* 
ftimmt,  ba|  feinem  ein  Suffd^ub  aber  6  SRonote 
gum  Sm|>fang  ber  erforberlid^  SBeibe  ert^It 
merben  bfirfe.  SbpM  10  regelt  bie  aufifklhmg 
ber  Simifforien  burd^  bie  ffat>UeI  aede  Taoante. 
3)ie  in  bamaliger  3eU  gut  S^eproDotion  be8  (Senil 
Diel  beitragenben  fogen.  facoltates  de  promo- 
yendo  a  quocunque  mürben  in  Ihxpitel  11  toe« 
f enüid^  eingef ^ranft.  SBeitere  SefHmmungen  bc« 
treffen  bie  Ispprobation  Don  yrdfentirten^  bieSs* 
emtionen  Don  SBelt«  tmb  OrbimdgetfUid^  in 
bfirgerlid^en  Streitigfeiten  lud»  bie  Sorge  für  bie 
l^ofHtäler. 

SBie  bereits  obenbemerft  ifl,  fam  cS  in  benetn« 
gelnen  Sierfammlungen  nid^  feiten  gu  me^  ober 


2069 


Xrient,  (Soncil  üon. 


2070 


nenioft  emfics  VuSefaumbetfelungen  pifd^n 
bm  Suxialiften  tmb  tl^  degnenu  Smer  bei 
l^gfim  beicRtigen  3ttfammenp|e  erfolgte  in 
bet  SeneralcongiegaKon  om  24.  gfebruor  1547. 
Sei  Detfd^iebenen  fünften  beS  Stefonnbecretcd 
otrb  gefagt,  ba|  bie  Sifd^öfe  ott  S)eleaaten  bed 
a|)oftoHt<l^  SmfM  l^onbeln  foSten.  hiergegen 
oetioo^  ft4  bet  Sifd^of  Don  Sfiefole,  bet  ft^  oe- 
fd^mcrte,  ba^  bie  Sifc^öfe  in  bet  eigenen  3)id€efe 
haft  ftembet  Suctotitat  ^beln  f outen.  S>o  bet 
Snbitot  ber  tiAt^fllid^en  Slota,  $igl^inu8,  l^ietouf 
fofott  heftig  ettoibette,  anbete  ^täloien  aber  fflr 
ben  9if qof  dbenfo  entf d^ieben  einttoten,  mfite  e8 
fd^Iie|Iid^  jm  ftrndid^em  Zumult  gefommen,  toenn 
rAäj/t  bie  Legaten  burd^  ftlugl^  t)ermittelt  unb 
bie  Serl^blung  »ieber  in  tul^igete  SBal^en  ge- 
todt  ^tten  (Theiner,  Acta  I,  452).  —  9tad^bem 
bie  S>ectete  il^te  Ie|te  älebaction  etl^atten,  nmtbe 
am  d.aRdq  bieVtLSeffion  in  fiUid^etaBrife 
abgegolten.  Offidotor  roat  bet  (ErjMfd^of  Don 
(forc^nt  Sie  $rebigt  fiel  ou8,  tt^eit  ber  Sifd^of 
t>on  San  SRorco,  ber  fie  übernommen,  »egen 

t eiferfeit  on  bet  @i^ung  nid^t  t^ilnel^men  (bnnte. 
)k  S)eacte  DetloS  ber  9if(^of  Don  Salpe.  3)aS 
bogmotifd^  2)ectet  fanb  allgemeine  SiDigung, 
m^enb  ^d^  gegen  boS  9lef otmationSbectet  mel^ 
^<^  Cin»enbungen  erl^oben.  SBon  70  anttefenben 
iBätem  matten  18  Derfd^bene  9uSfteSungen,  tote 
fie  fold^  f^on  tDSIjirenb  ber  SorDerl^anblungen 
Dorgebtod^t  Rotten :  namentlid^  galt  bie  O))))ofition 
ber  Segeid^ung  ber  SBifd^öfe  aä  Delegaten  beS 
^eiligen  €tu^Ied.  «IS  Xermin  fflr  bie  näd^fie 
€ef{!on  mürbe  ber  21.  ^Iptä  feftgefe|t 

9lit  ber  VIL  @effion  mar  bie  Spnobe  an  einem 
emfien  SDknbepmilte  angef ommen.  SS  folgten  nur 
nod9  brei  SongregationSfi^ungen  am  7. ,  8.  unb 
9.  Wxi  mit  unbebeutenben  9eixit|ungen  über  bie 
Sud^arifKe,  toomit  bie  S^nobe  bereits  am  8.  gfe- 
bruor  begonnen  l^tte  (Theiner,  Acta  I,  406. 
466).  9m  @d^Iuffe  ber  Verätzungen  beS  9.  aRörg 
brad^te  bei  SRonte  bie  Sierlegungfifrage  in  An- 
regung. IBeranlaffung  l^iergu  fou  eine  in  Zrient 
aiägebrod^e  Ihnmf^eit,  baS  $etefd^fieber,  ge« 
mefen  fein,  ^ierflber  finb  bie  Sendete  einonber 
bired  ttiberf))red^enb,  fo  ba^  bie  SSal^tl^eit  nid^t 
letd^  mitb  betauSjufinben  fein.  Sa,  mie  bemerft, 
f^on  löngft  bie  9bftd^t  ber  Sertagung  beftanb, 
biefe  %bfi$t  aber  burd^  bie  Dielfad^  red^t  erregten 
Serl^anblungen  Dor  ber  vn.  Seffton  nod^  Der- 

Sdrlt  merben  mu^e,  fo  mirb  )u  fagen  fein,  ba| 
en  Segaten  bie  (Selegenl^eit  iiberauS  gfinftig  lam 
unb  bie  Z^od^en  il^ttrfeits  fomit  gemig  nid^t  Der- 
Oeinert,  f onbem  der  oergröpert  mürben.  An  fid^ 
mar  jmeifelSo^e  hin  periculmn  in  mors  oor« 
^nben,  f o  ba|  eine  genauere  Unterfud^ung  unb  ein 
ftbmarten  ber  |)fit»ftlid(|en  (Entf^eibung,  mte  5ßa- 
d^  Derkmgte,  fid^  ted^t  mol^I  möglid^  gemefen 
mfire.  9[Iein  bie  Segaten  ffird^teten  offenbar  einen 
a^Iid^n  9tuSgang  ber  Qa^  mie  bei  ber  @(bärtHn- 
(Befo^r  (f.  ob.)  unb  moDten  be|]^Ib  bie  (gelegen- 
l^t  rofd^  benu|m.  S>aju  lom,  ba|  fie  ber  3u« 


fHmmung  bed  $a)){ie8  \ifyx  fein  tonnten,  ba  bie 
Spannung  Amifd^en  i^m  unb  bem  ftaifer  mieber 
acut  gemoroen  mar.  fiej^rer  ^tte  aegen  ge- 
troffenes ablommen  f ortmal^renb  mit  ben  $n)- 
teftanten  Derl^anbeß,  felbfi  unter  ^ereimie^ung 
nligiöfer  Sftagen,  o^ne  bem  ißapjte  irgenomeld^ 
aRitbeÖeiligung  }U  ermöglid^en.  ^ierbutd^  fübtte 
|id^  biefer  mit  Uced^  fd^mer  gefr&idt  unb  begann 
feine  Unterftutong  surfid^ugtel^en,  morüber  mie- 
berum  ber  Äaifer  fel^  aufgebrad^t  mürbe  unb  feinem 
UnmiOen  oft  in  red^t  bitteren  9eu^erungen  Suft 
mad^te.  Sucdlebemmarennod^gfamilienangelegen- 
l^eiten  beS  ^apfleS  megen  beS  ^ei^ogS  oon  $arma 
unb  fßiacensa,  fomie  Sßad^inationen  granbeid^ 

Sefommen,  fo  ba|  bie  ffluft  gmifd^  ißapft  unb 
falfer  ftd^  immer  mel^r  ermeiterte.  Sei  fold^er 
Sad^Iage  brad^ten  bie  fiegaten  bie  SSerlegungS-' 
frage  in  ber  Vm.  Seffion  am  11.  aKörj 
1547  nad^  giemlid^  enegten  SSer^nblungtn  }ur 
SLbfHmmung.  Son  56  anmefenben  Sätem  ftimm- 
ten  88  unbebingt  für  bie  SSerlegimg,  14  ba- 
gegen,  2  bebingungSmeife  ffir  Verlegung  unb 
2  mit  non  liquet.  hierauf  liefen  bie  fiegaten 
bie  papftlid^e  SoIIma^tdbuue  oom  22.  gfebruar 
1545  (f.  0.  2046)  oerlefen  unb  Oerlegten  traft 
berfelben  bie  S^nobe  nad^  Sologna,  mo  am 
21. 9)ml  1547  bie  nöd^fte  Seffion  gefeiert  mer- 
ben  f  oOte  (über  bie  XranSIation  ogl  Srtfd^ar  [f.  u.] 
1, 179  ff.;  Vermeulen,  S)ie  Verlegung  bed  SoncilS 
Don  Xrient,  StegenSb.  1890).  9m  folgenben  Xage 
oerlie^en  bie  fiegaten  Xrient,  um  nad^  Vologna 
u  reifen ;  bie  IDlel^qal^l  ber  Vater  folgte  il^nen, 
ie  taifetlid^  (Sefmnten  bagegen  blieben  jutüdt. 
So  mat  baS  glfldKid^  begonnene  Stef  otmationSmetI 
f  dornet  bebtol^t,  unb  fiatt  (Einigung  brol^te  Sd^iSma. 
SDie  ^Öffnung,  meldte  bet  franjöfifd^e  Votfd^oftet 
auf  btefe  Verfogung  fe^e:  ba^  fie  bie  (Entjmeiung 
gmifd^en  %a|)ft  unb  ßatf  er  beftenS  bef öä)em  merbe, 
fd^ien  leioer  nur  )U  febr  bered^tigt.  S)er  !ßa)){l 
}eigte  ftd^  anfönglid^  burd^  bie  Xl^atfad^e  un* 
angenel^m  übenafd^t,  befd^lo^  aber,  bem  Vor» 
fd^lage  SRorone'S  folgenb,  bie  Verlegung  anju- 
erfennen.  Suf  ®runb  eineS  (EonfiftortumS  Dom 

28.  9Rär)   fanctiomrte  er  bur(^  VreDe   Dom 

29.  fOlöxi  bie  Verlegung  in  aller  Of^rm.  2)et 
itaifer  bagegen,  ber  fd^on  om  16.  Sllär)  in  Ulm 
Don  ben  Vorgöngen  in  Xrient  ihinbe  erbalten, 
geigte  fid^  l^ierüber  überaus  ungebalten.  Sofort 
faiü>te  er  ben  in  Xrient  gurüdtgebliebenen  Zu- 
taten feine  DoQe  91nerfennung  imb  Aufmunterung 
gur  9uSbauer,  menn  er  oxiäf  Don  aSen  irgenbmie 
fd^iSmatifd^  erfd^einenben  £)anblungen  abmal^. 
3n  Stom  aber  lie|  er  burq  bie  (S^efanbten  SRen- 
boga  unb  VargaS  feine  tiefge^enbe  Verfümmung 
mie  aud^  feinen  feften  (Entfd^luB  fambgeben,  an 
ber  gfortfe^ung  beS  SoncilS  in  Xrient  luiter  ollen 
Umftönben  f eßgul^atten.  3)em))ä)iftli(l^en9luntiuS 
Verollo  gegenüber  namentlid^  f)irad^  er  feine  (Em- 
))finbungeninfogemef[eneraBeifeau8,ba|ber$ap{l 
Don  biefet  Verfümmung  beS  ffaiferS  Sd^limmeS 
beffird^tete  unb  möglid^fi  einjuknten  fud^  (SSbe- 


s 


2071 


3iitent,  (Eoncil  Don. 


S0?2 


flotm  nun  ein  lonQioitngtS,  bei^ii^ttil^HQmSiii^ 
t^ilneife  aiu^  unußrotgeS  ^in-  unb  ^ttonfyof 
bcin,  nobuTd^  bit  X^Kgfeit  btS  goncilS  junS^fi 
für  Ifingtie  3"t  tiinge^Iten  mürbe,  Me  fic  ^^lUi- 
li^  gang  in'S  ©todcn  [am.  S]er  ffoi|R  f afl  in  ber 
SJnltouns  bt«  (EoncUS  eine  @ef(^|ibung,  tneim 
nii^t  SSeieittlunfl  feine«  SedtnamerftS,  oct  Sßet- 
fO^ung  unb  ÜBicbeigeninnung  ber  Sßroteftantcn, 
oerm  Settoitnu^ung  ei  infame  befi  glüdlit^m 
99crlau^be3@4mo:Kalbi{^ffneaeena^^[)ffen 
binftt.  S)ti  $a))ft  unb  bie  firgaten  eiMidtcn  in 
bei  ERudle^r  mit  Xrtml  etnc  Sc^äbtgung  htS 
p&^\ÜUi)m  mte  beS  conctliartn  Slnft^cnS.  Um  aul 
biefem  3)Üemma  ^nouljuTommen,  oetfud&te  man 
flllc  mfigliditn  9Stge,  o^ne  bafi  fii!^  einer  gangbai 
geigen  toollte.  S]inää)\i  glaubtt  man  bte  in  Xdtnt 
gutüitgcbiietienen  iOälei  gütlich  Ibeftimmen  ju 
Unnen,  bol  fie  nad^  SSoIogna  gingen  obei  mit  bcn 
bottigen  $iälaten  an  eintm  brittni  Orte  jufam' 
mentämen,  um  balelbft  SBeiteie^  gu  bcfc^liegen ; 
nuin  uollte  bie  Sqnobe  fnSfcnbircn ,  fc^lie^, 
au4  no^  9iom  oerlegcn  ober  ntnigftmS  btibei- 
Mti  Sltfiutirte  bat|in  berufen,  um  bun^  fie  bie 
nefotm  berat^en  obec  lehteie  in  2)eut{d|Ianb  o^ne 
Concil  buti^  püpfilir^  Segaten  ober  Sluntitn  er- 
lebtgtn  gu  laljen.  UtbnaU  jeigten  fi^  iebod^  un- 
übtnoit&baTe  ©ti^mimeteiten,  |o  bog  bte  3ict- 
tegung  ^ä)  balb  genug  a[§  übereilte  Xi^ai  eitoieB, 
b^  fc^mitrige  i^olgen  nit^t  aUfeitig  genug 
Übeibad^t  morben  maren.  Sarbind  Sfoubtalo 
foUte  beim  ffaifer  oeifö^nenb  unb  begütigenb 
tntrfen,  berid^lete  itboc^  fialb  mä)  Som,  bofe  biejer 
Mn  ber  gorberung  ber  SHürflt^r  nfld^  Srienl  niqt 
(Ajubringen  |ei  SnbeTcr|eite  bemirfte  Wniboyn'i 
fefiefi  Suftirten  tn  Stotn,  ba|  Don  bort  nai^  Bo- 
logna bei  Sefe^l  »ging,  DDn  ©eiten  be3  Sonciie 
{eben  ouctontattMn  Siel  ju  unterlagen,  um  ben 
ergümten  Poifer  nid^t  auf  ä  ^cugerfte  gu  reigen. 
S)ie  ^ietburi^  neranlagte  Unt^tigtcit  bei  ©qnobe 
in  bei  Steforniioc^e  führte  gu  erneuten  Süetfu^en, 
biefelbe  einfcitig  auf  KeidiStagen  gu  regeln.  So 
bun  ti  auf  bem  am  1.  @etitember  1547  guSugS- 
tnirg  eiäffncten  Siei^tage  mteba  gu  91etigion9- 
oer^nblungen,  bie  fd^Iie^ld^  gum  fogen.  SlugS- 
bu^er  Sfnterim  fü^en  (bublicirt  am  SO.  Sunt 
1648).  SHefe  etnfeitigen  EHeligianSticr^nblungen 
urie  bte  ßnnorbung  beS  ^rgogS  ifomefe  i>on 
^iacengQ'^rma  (10.  Scbtembei  1547)  6rai!^ten 
bie  entfientbung  von  ^ap^  unb  Sai|er  fafl  bis 
gut  (Sibitlcrung ,  toobei  fiQnjQfif^e  ^ntriguen 
Dtebfium  in  leb^fter  3:bätigleit  maien,  um  ben 
^ofip  in  bit  franififtfi^  3nterefjen  gu  gieben. 
S)ie  DoDftanbigt  Sntläufc^ung ,  ntclt^e  infolge 
beffen  bit  nleloerlfndienbeSegalionbeS&nbinaß 
9)labiugj  »DU  Stient  naä)  ütom  (ißDöembet  unb 
ffiecember  1547)  bem  Patfer  Qtbraäit,  fülirte  ju 
einem  feieiltd^en  ^latefte,  ben  ber  Paijer  gu  !B0' 
logno  unb  in  Stom  übeneid^n  lieft  (äinuor 
1548).  ®ie  golge  ^ierOon  mar  eine  t^atfädilicire  I 
@u9ptn|ion  bc4  Sonciie,  bie  f^äter  aui^  formdl 
aidgefpto^en  »urbe.  3n  Stom  ^atte  anmilUg  bei 


a^oifi^Iag,  bie  beutf^  Sngelegtnteitm  p^ne 
Concil  bur4  Staaten  beitinigen  gu  lufjn,  loi 
mri^  €i)m)ia^|u  gefunben,  mtbeRiftits  mü^ 
bem  jfaifti  f  oldde  Segaten  mit  mSglii^ft  umfflfjai- 
ben  t>ai>ftli4nt  SocultiUtn  für  bie  3nlcra^> 
^onblungen  ülxrauS  emänft^t  feia.  €o  tut  d 
bcnn  aucq  naä)  langen  fBei^onblungen  unb  litd' 
feitigem  ^ntrigulren  fnnyiSfifdferfeitt  im  ^ertfte 
1548  gur  Sborbnung  fol^  9iuiilicn  mit  ^ 
Ueife  freilieg  ftorf  «tdaujulfrten  Sfocultölen  6e> 
tref^  beS  ^riepercdliboteS,  beS  Soienfeii^,  bet 
ßnlilu^ening  Don  ftii^gut,  bet  ga^engeüitt 
u.  |.  m.  3]ie  bctteffenben  ühmtien,  m^o]  f&tOm 
Don  J^no  mit  ben  iBifi^äfen  non  gecentim  unb 
Eßerona,  langten  Slnfang  1 549  in  3)tutfi^Imiti  an ; 
alletn  bei  ßrfolg  i^er  Se^ition  entfpiai^  totil 
nt<^t  ben  ge^egtöi  Hoffnungen.  3ubnn  tmubea 
bie  l£iinciI3lKrtianbmnBtn  bun^  bit  Viaceng» 
0rage  in  einer  Beife  Demridelt,  bab  bei  einjtgt 
9ueneg  bie  Vupfung  bei  €l)nobt  gu  fein  |4in, 
bie  benn  ontQ  oei  Sßof^  lurg  DOi  ftintn  Sjbt 
(geft.  10.  ÜioBeraber  1649)  beaefirte.  Ue^ntf 
nuren  bie  ESäter  in  Sologna  SnfongS  tcinel' 
toegS  unl^g  gelsefen.  Slomentlii^  Döi6mib  M 
^c^ttS  1547  Doitn  fono^I  tion  ben  Uieologi 
minores  toie  aui^  Don  ben  theologi  et  cuo- 
niatae  prselati  fomie  in  ©cntralcongngolionen 
ga^lreiqe  Seratgungcn  geilten  too^itn.  gj 
raoten  bit  Bxiltrtn  ÜRotttien  fl&tr  bit  &aciaiiitntt 

ei  bttreffenbtn  Sunontl 

gl  t  norben,  fo  über  bte 

fy  i|t,  bit  (etitt  Oelung, 

%  tnfo  Hur  üb«  bit  et^ 

\i  ib  eingeriffentn  SRi|- 

bi  »it  Stefen  unb  SBii- 

tt  Slbldfi,  Sommimion 

81  :|fe ,  clanbtfünt  iSS)m. 

ö|  cn  u.  Q.  (BaTnaid  wJ 

a,  nt  Siti^t  Don  Statten 

^te  bie  letitt  Kebaction  trotten  unb  lag  gui 
^ubiication  bereit,  aDtin  auS  btn  eben  angefüllten 
@rünbcn  (onnte  bie  S^nobt  feinm  auctoiitatiDtn 
31d  Donietimen.  @o  louibe  am  21.  9|)ril  1547 
unter  btn  ilblii^en  Setimonien  bit  IX.  €  e  f  f  i  n  d 
gebalttn,  aber  mii  ein  ^rorogotionSbecret  ^mbli- 
cirl.  3)a8giämIi(^eflef^6'nberX.etffiDnam 
2.  3uni,  unb  am  14.  ®e)kembcr  erfolgte  in  tinei 
©eneialcongiegation  eine  ^oiogation  auf  nn* 
be^mmte  3tit  infolge  ber  faifeilii^  $TOtcjla' 
tion  Derfügte  bei  ^fap^  am  3.  gebruai  154S  eine 
inteiimißifdie  Su8)>enfion  bn  Sqnobt,  fo  ba^ 
bie  condlioreSi^&tigttitDollftftnbigauf^itttt.  Sob- 
licEl  am  14.  eefitembti  1549  etfolgtt  bit  foimdlt 
Suflöfung  befl  goncUS,  bit  btl  Wontt  am  1 7.  €e|>* 
tember  ben  SSlem  funbgob.  S^^  «poien  in  iBo* 
logna  no4  8  ßt^if^^ft,  ß9  »if4Bft,  2  »cbtt, 
6  Ort>enSgtntraIe  unb  85  3>Dlogen  onsitfenb 
(SStrmtultn,  2)a8  19.  aUgtmtint  eoncil  in  Si^ 
bgna,  iRtgenSburg  1892). 

3ntitt   $tiiobe   vntei   $a|fi  3b> 
liuS  m.  Unter  btn  obtnoltenbeR  Strptnilfn 


2073 


Xttent^  Soncil  Doa 


2074 


mar  bie  Ba^  riacS  ^fleS  fiBerouS  f d^SDicrig. 
Vtit  biefcm  IBctDit^em  traten  bie  eoxbiiuUe  am 
29.  9l0Dembcr  1549  in"«  (Eondox^e,  baS  fte  erfi 
iui4  Umflu^  Don  fa{i  8  3Ronaten  nriebcr  oet* 
loffoi  folllcn.  SHe  9attt)tfraee  uxir  felbftoerfiänb- 
li^  hdA  SoncQ,  unb  bie  eari)in&Ie  ^tten  audd  in 
einer  9Ba^((0)ittukition  bie  alSbalbige  Sortfe|imQ 
bcfifdben  oerf pn>d^  SRit  9iudftd^t  |ierauf  mugte 
not  Ukm  ber  erfh  ^röpbtnt  beS  (EoncilS,  bei 
SRonte,  in  S^se  (ommen.  Seiner  SBal^l  loiber« 
fc]^  f4  0^  ^(0^  ^  Ser^enS  in  ber  Ser« 
legungSfrage  Me  foi^Ii^  $artei  gan^  entfd^ieben. 
^Iie|Ii4  fiel  bie  SBol^I  bod^  auf  feine  ferfon. 
2>trrd^  Serelnigunft  ber  gfronjof en  unter  gfül^nme 
beft  Corbinald  t)on  ®uife  mit  ber  Sortei  gfamefe 
umrbe  eine  Stoeibrittelmel^l^  Qef (gaffen,  ber  ftd^ 
f^ttelKc^  aud^  bie  ffaiferlid^  anfd^loffen,  fo  ba^ 
om  7.  gebruar  1550  «benbd  10  U^  bie  9Ba^I 
enblid^  )>erfect  mar.  S>el  9Jlonte  nannte  ftd^  3u- 
liuS  m.  S>er  neue  $at>|l  fu(^te  twr  ^IDem  gute 
Sc^ie^gen  ^um  ftaifer  l^er^uftellen,  bem  er  fd^on 
unter  bem  9.  gfebruar  in  ben  Derbtnblic^ften  gfor« 
Uten  feine  Qr^ebung  onjeigte.  SBie  $etrud  Don 
Zolebo  am  loiferlii!^,  f o  fottte  9bt  SRoffetto  am 
franjöftf d^en  pü\t  beS  neuen  ^fteS  guten  Wätn 
funbgeben,  oUeS  )u  tl^,  toaS  Stul^  unb  trieben 
ber  e^rtften^eit  bef5rbem  tiynnte.  3>er  ffatfer, 
»eld^er  am  28.  gf^bruar  in  gleidd  Derbtnblid^er 
SBeife  antmortcte,  brad^te  atöbalb  bie  (EoncilS* 
froge  in  Anregung,  vorüber  namentlid^  SRenboga 
mit  bem  ^ßapfte  oer^onbelte.  Se^erer  geigte  ftd^ 
ben  3Bänf (^en  bed  ff aif erd  geneigt  unb  befteüte  eine 
Kongregation  Don  fieben  &nbinälen ;  biefe  fprad^ 
fi^  am  23.  9pül  fQr  gfortfetung  beS  (Soncild  in 
Xrient  auS.  918  pap\il\äitt  Segat  foQte  $tg]^inuS 
)um  ftaifer  gelten,  um  bie  Dori^nbenen  Sd^aie« 
rigleiten  gu  befeitigen;  legerer  l^atte  feinerfeitS 
oldbatb  einen  Seid^tag  nad^  9ug8burg  berufen, 
xoü  bie  SondlSfrage  oerl^onbelt  merben  foQte. 
9{un  begann  ^einrid^  n.  Don  gtontreid^,  ber  tt)ür« 
bige  (£rbe  ber  Denoerflid^en  Ißraftifen  feines  Skiterd 
gfrona  ^  iV^'  81.  üRdr)  1547) ,  bie  bemäl^rten 
3ntriguen  »ieber  fomol^I  am  ))äi)filid^en  f)ofe  mie 
in  2)eutfd^tanb.  ^ig^inuS  reidte  auf  ben  am 
26. 3uli  eröffneten  Steid^tag,  um  bem  ffaifer  bie 
notl^toenbigen  Sebingungen  für  SBiebereröffnung 
beS  Soncild  in  Zrient  mitgutbeilen.  €oId^e  nxiren : 
bie  Zl^etlnal^me  gf^anfreid^,  bomit  bie  S^nobe 
nid^t  gu  einem  (logen  92ationaIconciI  ^erabfinfe. 
SDtit  Sfldftd^t  ^erouf  follen  auf  bem  SondT  nur 
bogmoKfd^  unb  biddpHnäre  gfrogen  )ur  &pxaä^ 
fommen,  aber  teine  fold^en,  bie  fiaatltc^e  SBer^dlt* 
niffe  betreffen.  Um  Sergögerungen  unb  frud^tlofe 
Ser^blungen  gu  Derbinbem,  foDe  ber  ftoifer 
auf  bem  Slei^^ge  bie  ^otefianten  gum  Sr- 
f^einen  nie  gur  Untenoerjung  unter  bä  Sondl 
Deranlaffen.  2)ie  bereite  getro|[enen  bogmatifc^en 
Seftimmungen  bleiben  ou|er  Serot^ung,  unb 
enbltd^  bfirfe  bie  Suctorttftt  bcS  l^igen  @tu]^Ied 
nid^t  Derle|t  »erben  (Laemmer,  Malet  [f.  u.], 
156).  3m  SOgemetnen  geigten  fi(^  bie  Xeid^ 


fiänbe  miOf&btig,  bad  Sefkeben  beS  ffaiferS  gu 
unterfing,  „bamit  angeregt  allgemein  frei  d^rift« 
lid^  unb  orbentlid^  oondlium  fein  fjbberlid^en 
fortgang  unb  conttnuation  gewinne",  ffurfütft 
9Kori^  Don  @ad^jen  Dagegen  b^tte  feine  SSeDoU» 
m&d^tigten  betrefj^  be§  (SonrilS  ba^in  inftruirt, 
ba^  ben  $roteftanten  freied  (Seleit  ertl^ilt  »erben 
muffe,  bie  SSerbanblungen  „nad^  göttlid^er  ®e« 
fd^ft''  Dorgenommen  »erben,  ber  Ißapft,  att 
Ißartei,  ni<$t  pröfibiren  burfe,  unb  bie  bereits 
befinirten  Srtifel  nod^malS  gur  93erbanblung  fom« 
men  folten.  S)er  Steid^dtag  fügte  ftd^  g»ar  in 
feiner  Sntfd^eibung  ben  äBünfd(^en  bed  ffaiferd, 
aflein  9Rori^  Don  Sod^fen  legte  $roteft  bagegen 
ein,  unb  Don  granlreid^,  baS  au^  in  ber  $ia" 
cenga-Sfrage  gegen  ftarl  intriguirte,  unterfiü^t.  Der« 
übte  er  el^rlofen  Serrat^  on  ffaifer  unb  SReid^. 
^ierburd^  »urben  aEe  t^offnungen  bed  ffoiferS 
Dereitelt  unb  bie  taum  begonnene  Xb^tigfeit  beS 
Sondfö  ddbalb  »ieber  in'8  €toden  gebrad^. 
S)er  $a))ft  batte  n&mlid^  unter  bem  14.  !RoDember 
1550  bie  änbtctionSbuQe  erloffen,  »onn  er  be« 
fiimmte,  bag  baS  ooncilium  in  eo,  in  quo  nunc 
reperitury  statu  resumendum  et  proaequen" 
dum  esse,  in  ipsa  civitate  Tridenti.  9111t  ben 
^uSbrüd en  continuatio  unb  prosecutio  »ar  ber 
ffaifer  g»ar  nid^t  gufneben,  fud^te  jebod^  bafi 
Soncil  nad^  Gräften  gu  förbem,  »dl^renb  S^rant- 
rdd^  ebenfo  angeftrengt  bemf  elben  entgegenarbeitete. 
S)urd^  Sefd^i^ung  ber  gfamefe  fud^te  ed  bem 
$a|>fte  in  Italien  Sertegenbeiten  gu  bereiten,  burc^ 
Sufftad^elung  ber  ^roteftanten  in  S)eutfd^Ianb 
bem  ftaifer;  enblid^  follte  bur(!^  Surüd^Iten  ber 
frangöftfd^en  $ra(aten  unb  Snbrobung  eiued  92a- 
tionakondlS  bie  ^bl^oltung  ber  Xrienter  @qnobe 
bired  l^intertrieben  »erben.  Xro^  aUebem  er« 
nannte  ber  $a))ft  unter  bem  4.  9)lörg  ben  Sar* 
binal  SreScentiuS,  ben  (Srgbtfd^of  $tgbinu8  Don 
@i))onto  unb  ben  Sifd^of  SippomanuS  oon  SSerona 
gu  $rafibenten  beS  ßondlS ;  gugleid^  Derfünbtgte 
er  am  26.  9l))nl  einen  3ubelabla|.  S)en  bis« 
l^erigen  Secretär  beS  SoncilS,  9Raffareai,  beftötigte 
3uIiuS  unter  bem  15.  Sl^ril  in  feinem  Slmte  unb 
fanbte  ibn  gldd^  am  folgenben  Xage  nad^  Znent, 
»0  am  29.  ^piü  aud^  bie  brei  ^röftbenten  ibren 
fderlid^enSingug  l^ielten.  ®Idd^  amnöd^ftfolgenben 
Sage  »urbe  bie  erfte  ®eneralcongregatton  gebalten, 
um  bie  erfte  dffentlid^e  @i^ung  Dorgubereiten.  ßS 
»urbe  befd^Ioffen,  boS  Sondl  formell  am  folgen« 
ben  Sage  gu  eröffnen,  bie  nad^fte  @i^ung  aber 
mit  Stüdft^t  auf  bie  S)eutfd^en  unb  na(|  bem 
SOßunfd^e  beS  jfaiferS  erft  am  1.  @e))tember  abgu« 
balten.  @o  »urbe  am  1.  9Rai  1551  unter 
ben  ubli(ben,  oben  angegebenen  Serimonien  bie 
XI.  @effion  (bie  erfte  unter  SuIiuSUI.)  abge« 
l^alten.  Sie  g»d  gu  publidrenben  S)e€rete  über 
bie  §ortf^ng  ber  @Qnobe  unb  9(nfünbigung  ber 
folgenben  @i|ung  DerlaS  ber  Crgbifd^of  Don  @af« 
fari.  9n»efenb  »aren  au|er  ben  3  ^räfibenten 
ber  Sarbinal  SRabrugg,  4  Srgbifd^öfe  unb 
10  Sifd^öfe.  2)er  $a4)ft  geigte  ftd^  erfreut  über 


2075 


Xrient,  Sonett  boiL 


2076 


ben  SBieberbeginn  bcS  Soticiß  unb  forgte  feiner« 
fettd  für  jol^IreidEien  SSefud^  bedjelben  (3)5Umger, 
SBeridgte  815).  S)te  etgentßd^en  conciliaren  SBe* 
rot^ungen  routitn  jebod^  no(|  nid^t  aufgenom* 
nten,  ba  man,  ben  SBünfd^ien  bed  ffaiferS  ent« 
flmd^enb,  gunäd^ft  auf  bie  Snhtnft  ber  beutfd^en 
9ifd^5fe  »Nirten  n)oUte.  meinbieSerl^anblungen 
ber  ^^roteftantifd^en  Xl^eologen  am  ^ofe  bed  IFur- 
ffirften  9Rori|,  bie  terfc^iebenUid^  entworfenen 
änftructionen  unb  SRat^fd^fäge  (S)ruffel,  »riefe 
unb  bieten  [f.  u.]  I,  658;  nf,  628  ff.)  »ann  fo 
geartet  unb  tl^eiltteif e  ben  pApftlid^en  Sebingimgen 
fo  birect  miberftreitenb,  ba^  felbft  ber  t)ertrauenS- 
feligfie  3[tenifer  an  eine  crfolgreid^e  93efd^d(ung 
befi  Soncilft  feitenS  ber  ^roteflanten  foum  glauben 
(onnte.  2)a5U  famen  bie  fortmol^ben  9Rinir- 
arbeiten  granlreid^S,  baS  nid^t  nur  bie  $roteftanten 
Seutfd^IanbS ,  fonbem  fogar  bie  Xärfen  gegen 
^))j}  unb  itaifer  aufreigte  (SöDinger  828  f.). 
Strohern  erfd^ienen  im  Saufe  beS  Sommers  immer 
mel^r  ^rölaten  in  Xrient ;  gang  befonbere  greube 
aber  l^errfd^te  auf  bem  Sondl  ilber  bie  Slnfunft 
ber  Jhtrffirften  oon  SRainj  unb  Xrier  am  29. 9(u- 
guft.  9m  81.  Sluguft  mürbe  eine  ®eneraIcongre- 
gation  gej^alten,  mobei  gunöd^ft  über  ben  9tangft| 
ber  jhtrfürfien  beratl^en  mürbe.  S)ie  S^nobe  er- 
fannte  i^nen  einen  (El^renfij^  gu.  9lad^  längerer 
Sebatte  mürbe  bie  nfi^jie  @i{fung  auf  ben  11.  Oc- 
tober  angefe^t.  2)ie  beutfd^en  $rälaten  nament- 
lid^  brangen  j[e^  auf  rafd^e  Seratl^ung  unb  9e- 
enbigungbefi  Sonetts  (Theiner  1,488).  @o  mürbe 
am  1. €e))tember bie  XIL  feierlid^e  @i|ung 
unter  ben  fiblid^en  Serimonien  gel^atten.  ^^ 
Sbl^Itung  beS  ^od^amteS  in  ber  Catl^ebraRird^e 
DerlaS  ber  Secretdr  beS  Sonetts,  ÜRaffareUi,  92a- 
menS  ber  $röftbenten  eine  Srmabnung  an  bie 
SSöter  (Le  Plat  1, 170)  unb  ber  6fficiator  baS 
SBertagungSbecrct.  hierauf  überreid^ten  bie  ®e- 

Sanbten  beS  ffaiferS  unb  beS  ftdnig^  gferbinanb 
)er  6Qnobe  i^re  ÜRanbate.  9tS  ber  frangöftfd^e 
SBotfd^after  Sm^ot  ein  ©(^reiben  feines  ftdnigS 
überreid^en  mollte  mit  ber  Ueberfd^rift:  Patribus 
conventns  Tridentini,  meigerten  fid^  bie  Segoten, 
baS  Sd^riftftüd  oIS  ntd^t  an  bie  S^nobe  gerid^tet 
auAune^men.  f)ierflber  entftanb  l^eftiger  Streit, 
fo  ba^  fid^  bie  Söter  gur  Sermeibung  beS  Serger- 
niffeS  gu  meiterer  Seratl^ung  in  bie  Sacrifiei  ^u- 
rfidfgogen.  C)ier  mürbe  bie  Serlefung  beS  Sd^rtft- 
PtfeS  gugeftanben  unter  Sinlegung  einer  $ro* 
teftation  gegen  etmaige  ber  €Qnobe  abträgßd^e 
Snterpretation  beSfelben.  9nmefenb  maren  au^er 
ben  8  Segaten  ber  Sarbinal  9Rabrugg,  bie  2  ftur- 
furften,  5  Srgbifd^öfe,  26  Sifd^fife  unb  25  Xl^eo- 
logen  (Theiner  I,  486). 

®lei4  am  folgenben  Zage  mürben  gel^n  irrige 
€a(e  über  bie  l^eilige  Sud^riftie,  mel^  auS  ben 
6d^riften  ber  fogen.  Reformatoren,  mie  Sutl^r, 
Sioingli,  OecoIam))abiuS  u.  V.,  auSgegogen  morben 
moren,  ber  congregatio  iheologorom  minoniin 
gur  SBerotl^ung  oorgelegt.  2)ief e  Srtifel  maren  fd^on 
Dor  ber  XranSlation  gu  Xrient  unb  bann  gu  So« 


Iognaberatl^morben,anetnmanbefd|Io^tto|bfm, 
aus  k)erfd^enen  (Brünben,  bie  Sec^bmgen 
gang  üon  !Reuem  gu  beginnen.  S)ie  Songtegotion 
beflanb  aus  24  ber  ^eroorrogenbften  Xleobgm, 
für  bie  (mä^  gleich  ein  modaa  procedendi  ie> 
flimmt  morben  mar.  Sie  SemeiSgrünbe  pro  et 
contra  f oQten  ber  fettigen  Sd^rift,  ber  a))o{ioIi{(^en 
Xrabition,  ben  anerlannten  SonciIien,ben  9r^- 
mungen  ber!ßSpfte,  benSdterfd^riften,  fotpie  bem 
SonfenS  ber  fat^olifd^en  Jlird^e  entnommen  loet- 
ben.  3)ie  SRitglieber  foHten  fid^  mi^Ii#et  fiüige 
befleißen,  aKe  fiberfliiffigen  unb  unnu|en  Sdrte« 
rungen  mie  aud^  t^ermegene  Seu^erungen  Beijäte 
taffen.  Sei  ben  Ser^onUungen  unb  S6^* 
mungen  foQte  eine  gemijfe  Orbnung  eingel^Um 
merben ,  f o  ba|  guerft  bie  oom  Sapße  abgeorb« 
neten  S^l^ologen  (eS  maren  bie|  bie  3efuiten  2ai* 
neg  unb  6aImeron),  bann  bie  Dom  Aaifergefanbtm 
(unter  biefen  9Re(d^ior  SanuS),  Igierouf  bie  SBcU« 
geiftlid^en  i^rem  Stange  nad^  unb  gulelt  ber  S(> 
guUircIeruS  fömen.  S)ieZ^eotogm  begonnen  i^ 
Betätigungen  am  8.  September ;  biefelben  bauet* 
ten  in  aqt  Songregationen  bid  gum  16.  6^> 
tember.  hierauf  t>er]^nbelten  bie  SoncttSDotet  in 
9  @eneraIcongregationen  t>om  21*^80.  6tt)> 
tember  aber  biefelben  ®egenfiönbe.  Sie  10  St« 
tifel  litten  folgenben  Sn^alt:  1.  3n  ber  fetd^a- 
rifüe  fei  S^riftuS  nid^  mol^^ft  mit  Seib  unb 
Seele  unb  @oitMt  gugegen,  fonbem  nur  jigü> 
lid^.  3n  Setnff  ber  entgegenftel^ben  2Bq^^ 
verbreiteten  fid^  bie  Zl^eologen  eingebenb  vbtc 
baS  XrabitionSprincip.  2.  e|rifiuS  merbe  in  bet 
Sud^ariftie  gmar  genoffen,  aber  nur  apiritaaliter 
burd^  ben  dllauben,  nid^i  totdüä)  sacramento- 
Uter.  Sem  gegenüber  betonten  bie  Xbcologm 
ben  mirflid^en  facramentalen  ®enu^ ;  bod^  UHtten 
mand^e  fflr  9lu|erad^tla|fung  biefeS  SrtihlS,  n^ril 
er  fddon  im  1.  entl^alten  [et  Str  8. 9ttiU  ent> 
bielt  Sutl^erS  £e(re  oon  ber  3m)xmation  (f.  b. 
Sri) ,  bie  namenttid^  in  SReld^ior  SanuS  einen 
fd^arfjinnigen  93etdm))fer  fanb.  3id)effen  ]^tte 
biefer  Sebenfen,  ob  gerabe  transsubstantiatio 
bie  paffenbe  Segeid^mmg  fei  fflr  baS  fnil^ete  con- 
▼ersio  ober  transmatatio.  4.  Sie  (^4<uxj& 
biene  blo^  gum  ®änbennad^(a|.  5.  Sie  %tietung 
Sl^flt  in  ber  Sud^riftie  f omie  bie  Ijitergu  bienm- 
ben  gfefie  unb  ^roceffmnen  feien  abergl&ubifd^ 
9Ri6bräud^.  6.  Sie  Suc^oriftie  fei  nW  im  Za- 
bemolel  aufgubema^ren,  fonbem  f ofort  gu  gcnie|en, 
unb  eS  fei  niemanbem,  om!^  bem  ^riefier  ni^t, 
erlaubt,  fid^  felbft  bie  Sommunion  gu  reid^ 
Snia^Hd^  ber  aBibertegung  biefeS  VrtifelS  toutbe 
erörtert,  ob  bie  Selbficommunion  ber  £aien  ni(^ 
in  casn  necesaitatia  m  geftottm  fei.  7. 3n  brn 
confecrirten  ^ojiien  unb  f^oflientl^ttd^n,  bie  nai$ 
ber  Kommunion  gurü(fbleiben ,  fei  S^tifK  £eiB 
nid^t  gugegm;  er  fei  unter  ben  ®eftaltennuc  u»4« 
renb  beS  SenuffcS,  ni^  x>ox  unb  nii^t  mS^  bem- 
felben.  8.  SS  fei  gottlid^  (BeBot,  bem  Sötte  usb 
oen  ffinbem  bie  ](|ettige  (Eommunfam  aiib  ntra^ue 
gu  fpenbm,  nnb  bie|emgm,  mrU^e  btejl  nu^t 


2077 


Zrient^  Soncil  Don. 


2078 


t(&tcn,  ffinbigten.  lieber  bie  ^fragen  megen  beS 
Soimtdd^eS  unb  ber  fthtbetcommunion  tt)urbe  fo« 
iDo^I  Don  ben  Z^Iogen  toie  Don  ben  Soncild- 
Dfitem  einge^nb  Dedonbelt;  nomentlid^  Solmeron 
Derbtcilete  ^  ounfi^rlid^  über  ben  Saienteld^ 
(Thainer  1,497).  Serfd^tebene  Stimmen  äu|er» 
ten  {Id^  für  ®c»fibrung  bedfelbcn  unter  gemiffen 
Sanmen,  boil^  tourben  Ulie^Iidb  Beibe  SrtUel  nad^ 
Höriger  (Sfai^olimg  eines  ))a))prid^  (Sutad^tend 
mit  Stfldftd^t  auf  bk  ^oteftanten  Dertagt.  9.  Unter 
Cbier  iSefioIt  fei  nic^t  fo  Diel  ent^oltm  toie  unter 
betten,  unb  ber  unter  (Einer  (Seftolt  Sommuni- 
drenbe  erholte  nid^t  fo  Diel  oie  berienige,  ber  unter 
Mben  (Beftolten  communtcire.  ßnblid^  10.  ber 
Öbmbe  QUetn  fei  genugenb  olS  Vorbereitung  )um 
CmDf onge  ber  Su^oriftie,  bie  Seid^t  fei  nid^t  not^- 
toetu^tg.  (Ebenfo  fei  Die  Ojhrcommunion  nid^t 
Deq>{Iid^tenb.  md^bem  olle  biefe  Srtilel  eingel^enb 
nnb  oUfeitig  berot^en  unb  befprod^en  ttaren,  fo- 
IDO^I  Don  ben  X^eologen  toie  Don  ben  $ralaten, 
Mritt  man  )ur  Sbfoffung  ber  bagegen  perid^teten 
Cononed.  3u  biefem  3>Dedte  tourbe  eine  eigene 
Commiffton  Don  od^t  ^[hrfiloten  befteOt,  toeld^e  im 
Sereine  mit  bem  Segaten  bie  SanoneS  abfaffen 
folUen  (Theiner  I,  519  sq.).  S)er  erfte  Cnttourf 
lombe  om  6.  October  ber  (Seneralcongregation 
3ur  ^rfifung  unb  99eurtbeilung  Dorgelegt  92a(b 
Derfd^iebenen  9teDtfionen  mürben  am  10.  October 
11  ganoneS  gebiEigt  3n  ber  ßongregotion  Dom 
6.  October  batte  ber  9if d^of  Don  SajteOamare  an- 
geregt es  foQte,  ber  SBid^tigfeit  beS  ®egenf)anbe9 
entfpred^enb,  äbntid^  mie  bei  ber  Sted^tfertigung 
ben  (Sanoned  no$  eine  doctrina  Doraudgefd(fidtt 
tt)erben.  Sa  i^n  bi^nn  mebrere  $rölatm  unter- 
ten,  mürbe  eine  fold^e  doctrina  abgefaßt  unb 
mebrfac^en  9}erbefferungen  am  10.  October  in 
8  ttapiithi  befinitio  feftgefe^.  9leben  ben  bog- 
matif(^n  mürben  aud^  Sieformfragen  Der^nbett. 
S)er  Kongregation  bed  6.  October  mürben  Der- 
f^icbene  fünfte,  bie  meiftenS  fd^on  in  ber  erfien 
SoncilSperiobe  gefammelt  morben  maren,  )ur  99e« 
ratbung  Dorgele^.  Sie  betrafen  b<nt))tföd^IU^ 
grö|ere  Sid^erung  für  bie  9mt8befugniffe  ber 
IBif^öfe,  ibre  äuxiSbiction,  (grfd^merung  ibrer 
Sttation  nacb  Stom,  änftangengang  ber  ^pel- 
lation,  Sigenfd^ften  ber  gegen  IBifd^dfe  Dermenb- 
baren  3^gen  u.  f.  m.  S^Iieglid^  mürben  oOe 
biefe  Sunfte  in  8  ffa|)iteln  ^ufammengefa^t.  3n 
ber^elben  Kongregation  mürbe  bie  bem  franjöit- 
\d^  ftfinige  }u  ertbetlenbe  Sntmort  Dorgelegt 
motouf  ber  Segat  mittbeilte,  ba|  bie  beutfd^en 
$rotefianten  au]  ber  S^nobe  erf^einen  moOten ; 
}u  biefem  3mede  erböten  fie  ficb  freied  ®eleit, 
gütiges  ®eb6r,  günjügen  Xermin  unb  Suffcbub 
ber  Ser^onblungen  über  oben  genannte  Srtilel  8 
unb  9.  Sie  S)e)mtirten  bitten  für  SemiOigung 
bief er  Sorberungen  geftimmt  namenUid^  fürSuf- 
\dfüb  ber  betreten  Serbanblungen  bis  gur 

gritn&d^ften  Seffion  am  25.  Sanuar  1552.  S)iefe 
nceffionen  mutben  aud^  Don  ben  ^ÜLitm  ge- 
billigt ~  9tad^  biefen  SorDerl^anblungen  mürbe 


am  11.  October  1551  bie  Xm.  Seffion  gefeiert. 
Officiotor  mar  ber  SBif(bof  Don  Sflaiorca,  $re* 
biger  ber  Sr)bifd^of  Don  SaRari  (Le  Plat  1, 174). 
3unfid^ft  mürbe  unter  großem  SeifaO  ber  SSSter 
bod  ÜRonbat  beS  ffurf  ürften  Soad^im  n.  Don  9ran- 
benburg  Derlefen^  morauf  eUier  ber  Sbgeorbneten, 
(£brifto)ib  Don  ber  Straffen,  eine  Stebe  bielt  »orin 
bie  Snerlennung  unb  unter{iä|ung  beS  SondlS 
fomie  mtfrid^ge  9)Htmirfung  )ur  görberung  ber 
Sieligion  Derfprod^  mürbe  CEtajnald  ad  ann. 
1551,  n.  41  sqq.).  hierauf  mürben  bie  8  2)e- 
crete  unb  11  Sanoneö  über  bie  Sud^ftie  Der- 
lefen,  fomie  baS  Steformbecret  ber  salyua  oon- 
ductos  für  bie  ißrotefianten,  bie  SSertogung  ber 
Srtifel  über  2aien!eld^  unb  JKnbercommunion 
unb  gute^t  nod^  bie  9ntmort  an  ben  Aönig  Don 
gfronfrei^.  3n  le^terer  f))rad^  bie  S^nobe  bie 
^opung  aus,  ber  ftönig  merbe  bie  ^{lid^ten 
eines  d^riftlid^en  ^errfd^erS  in  biefen  gefabrooDen 
3eiten  erfennen  unb  im  eigenen  Snterepe  bie  Sad^e 
ber  ftird^e  unb  ber  bebrobten  Steligion  b^b^ 
fleOen  als  ))erfönlid^e  Skrjümmung  unb  ))riDate 
9tngelegenbeit  ($arma).  3n  einbringlid^en  unb 
faft  bemegten  SBorten  mari)  ßeinrid^i  ermabnt,  bie 
$rälaten  feines  Steid^eS  ben  fo  notbmenbigen  unb 
mid^tigen  iBeratbungen  beS  SoncilS  nid^t  lönger 
fem  )u  balten ;  bie  9if(b5fe  felbft  aber  muri)en  an- 
gelegentlid^  gum  Srf  d^einen  auf  geforbert  —  freilid^ 
Dergeblid^  (Baynald  ad  a.  1551 ,  n.  84  aqq.). 
S)ie  f  olgenbe  Sikung  mürbe  auf  ben  25. 92oDember 
angefe|i  Snmefenb  maren  bie  8  Ißräfibenten,  ber 
(Earbinal  Don  Xrient,  bie  8  fhtrfürften  Don  ftdln, 
aOtain)  unb  Xrier,  5  ergbifd^öfe,  84  Sifd^bfe, 
8  Sebte,  5  OrbenSgenerale  unb  48  Xb^Dlogen, 
au|erbem  bie  Vertreter  beS  ffaiferS,  gferbinanbS 
unb  beS  fturfürften  Don  Sranbenburg.  äBie  an- 
lä|lid^  ber  SertagungSDerbanblungen  obiger  Dier 
Slrtifel  befd^loffen  mürbe,  legte  ber  Segat  am 
15.  October  bie  ben  SReformationSfd^riften  ent« 
nommenen  irrigen  Srtifel  über  SBu^e  unb  le^te 
Oelung  Dor,  morüber  gunäd^t  eine  eommifßon 
Don  88  ber  beroorragenbften  3:b^ologen  beratben 
foQte.  &  maren  12  SrtSel  über  bie  9u|e  unb 
4  über  bie  le^te  Oelung,  morin  beiben  ber  Sacra- 
mentSd^aralter  birect  beftritten  unb  abgefprod^en 
mürbe  (Theiner  1, 581).  3n  ^Betreff  ber  @efd^ftS- 
orbnung  foHten  bie  Dor  ber  XIIL  Si|ung  an« 
gefübrten  ®runbfa|e  gelten ;  nur  murbm  bei  ber 
Kangorbnung  ber  Xbeologen  nad^  ben  Dom  ffaifer 
Derorbneten  an  britter  Stelle  bie  Don  ber  Statt- 
balterin  ber  92ieberlanbe  gefanbten,  barunter  bie 
fßertreter  ber  UniDerfttät  fidmen,  iapptt,  SRaDe- 
fte^n,  ^effelS  u.  %.,  eingeigt.  Sie  Seratbungen 
ber  Xb^ologen  foOten  am  20.  October  beginnen 
unb  id)en  Xag  gmeimal  ftattftnben,  3JlorgenS  Don 
8—11  unb  92ad^mittagS  Don  2—5  Ubr.  So 
mürben  Dom  20. — 80.  October  19  SBeratbungen 
ber  Xb^ologen  abgebalten,  mobei  iebeSmol  2 — 8 
gu  SBort  famen.  92ad^bem  bie  Zb^^^Dgen  bie  ein- 
gelnen  %xiM  eingebenb  burd^beratben,  legte  ber 
Segat  am  5.  SloDember  baS  Stefultat  ben  ^öitm 


2079 


XxUni,  Soncil  Don. 


2080 


in  einer  Senerabongttgation  bor  unb  meinte,  bet 
ttüc^t  l^olbcr  foDten  fofort  bei  ber  SBefpreddung 
bie  doctrina  unb  bie  canones  forniulirt  koerben. 
Sie  aSäter  be((^fo{fen  iebod^,  ba^  caxä)  i^rerfeitfi 
in  eine  2)i8cujfton  einjutretcn  fei,  unb  f o  begannen 
om  6. 9fa)t)emoer  bie  ffiknerolcongregotionen,  beren 
bis  gum  24.  9Iok>ember  14  gel^atten  mürben.  3n 
ber  10.  (Seneralcongregation  am  15.  9lot>ember 
iDurben  neun  $rälaten  aie  2)e))utirte  mit  ber  9lb- 
foffung  ber  dootrina  unb  ber  canones  betraut 
€<i^on  in  ben  erfien  @i|ungen  loaren  bie  9  Ha* 
pük  de  poenltentia  mit  15  canones,  fon)ie 

8  ftat>itel  de  esctrema  anetione  mit  4  canones 
formulirt,  nmrben  aber  noc^  im  ©onjen  burd^ 

9  Si^ungen  ber  2)et}utirten  unb  4  ©eneralcon« 
gregationen  biScutirt  unb  reoibirt,  bis  fie  fd^Iie|- 
fid^  bie  Ie|te  9leba€tion  erhielten.  2)ie  ndmli($e 
Deputation  formuUrte  am  21.  9looember  15  ffa- 
fitel  de  reformaüone  (Theiner  I,  596),  Xodä^t 
Den  fUSdttn  alfibalb  gur  Segutad^tung  gugefteUt 
»urben.  3n  ber  Seneralcongregation  oom  28. 9lo- 
Dember  loitrbe  hierüber  oer^anbelt,  unb  bomad^ 
»urbe  baS  Kef  ormationSbecret  mit  einer  Einleitung 
unb  14  ttapMn  feftgefteUt  S)ie  ^au))ttenben)  beS 
gangen  SecreteS  ge$t  bal^in,  bm  SBifd^öfen  bie 
SrfüSung  einer  ü^er  mid^tig^en  ^füd^ten  gu  er« 
leidstem :  subditonun  omnia  vitia  redarguere, 
Oomel^mKd^  aber  bafär  gu  forgen:  ne  derici, 
praesertim  ad  animarum  curam  constitati, 
oriminosi  eint,  neve  inhonestam  vitam  ipsis 
conniventibus  ducant  2)a8  le^te  jta))ttel  be- 
stimmt, ba^  bie  näd^fle  @i|ung  am  25.  Sanuar 
1552  fein  foUe,  ttobei  über  DaS  ^eilige  3Rtfy>p\tt 
unb  bie  ^rieftermetl^e  gel^anbelt  unb  bie  Deforma- 
tion f ortgef e|t  merben  f oQte.  —  9lad^  frül^erer  93e- 
ftimmung  tourbe  am  25. 9lot)ember  bie  XIY .  f  e  i  e  r- 
tid^e  @effion  gelten.  Officiator  mar  ber 
Sifd^of  Don  Orenfe ,  ^rebtger  ber  Sifd^of  oon 
@.  iDtarco.  Ütad^  ben  belannten  ßerimonien  ber- 
laS  ber  ßrgbifd^of  oon  Saffari  bie  Sel^rfopitel  über 
SBu^e  unb  Ie|te  Oelung,  ber  Sifd^of  bon  Orenfe 
bie  betreffenben  SanoneS  unb  baS  SReformbecret, 
»aS  aUed  einftimmige  9))t)robation  erl^ielt.  Sn- 
loefenb  toaren  bie  8  $räftbenten,  ber  Sarbinal 
Don  Xrient,  bie  8  geiftlid^en  Jhtrfürflen,  6  Sq- 
bifd^fe,  40  99ifd^dfe,  5  siebte,  1  ®eneral,  6  $ro- 
curatoren  unb  51  Sll^ologen,  bogu  bie  (Sefanbten 
befi  ffaiferfi,  bed  rbmifd^en  JtönigS  unb  beS  Jhir- 
fürften  Don  SBranbenburg.  SBie  oben  angegeben 
morben,  foQten  in  ber  tommenben  @i^ung  bie 
Streitfragen  aber  SReffe  unb  ^riefienoeil^  ent- 
fd^ieben  merben.  S)ementft)red^enb  maren  auS  9le- 
formationSfd^riften  bie  bie^begüglid^en  ^aupt- 
trrtl^ümer  auSgel^oben  morbcn,  unb  gmar  10  9[r- 
tifel,  morin  ber  Opferd^arafter  ber  9Re{fe  befiritten 
mar,  fomie  StituS  unb  Sultud  berfelben  Dermorfen 
maren ;  f obann  6  meitere  Slrtif el,  bie  ben  @acra- 
ment8(|aralter  ber  ^rieftermeil^e  fomie  bie  eingelnen 
Stufen  ber  lird^Iid^en^ierard^ie  unb  biefefelbftlöug- 
neten  unb  il^erfeitS  nur  ein  ^rebigtamt  mit  99e- 
fteSung  bitrd^  baS  SoH  ftatuirten  (Theiner,  Acta 


1, 602).  3)ieie  Vrtilel  mürben  am  3.  l&ecanbcr  gu- 
näd^ft  ben  £b^oIogen  gur  Serotbung,  (EtMmtng 
unb  SBegutad(|tung  gugefteOt.  Som  7.-29.  S)e» 
cember  bielten  bief  elbm  29  9}erotbnngei^  unb  gmor 
meiftenft  toglid^  gmei,  morin  bie  eingelnen  Cinnen- 
bungen  genau  ge^irfift  unb  bie  fM^Ii^tn  Sc^ 
punfte  auf  ®runb  ber  anerbnnten  SludorUäten 
feftgefieflt  mürben.  3)a8  SiefuUat  biefer  9e- 
ratbungen  ber  Zl^Iogen  mürbe  am  2.  3anuar 
1552  ben  <S4)ncil8Dätem  Dorgelegt,  bie  Dom  7.  bid 
18. 3onuar  18  ©enetokongtegotionen  l^ielten  unb 
am  14.  äanuar  eine  Deputation  Don  18  Sotem 
befteUten  gur  Stebaction  ber  (EononeS  unb  bet  Se^ 
fopitel  über  genannte  @egenft&nbe.  S>ie  Z)etiu» 
tation  Derfa^te  am  15.,  16.,  17.  unb  19. 3anuar 
4  Sebrra))itel  nebft  18  iEanoneS  über  bofi  9te|- 
o|)fer,  fomie  8  8e^rla))itel  unb  8  SononcS  über 
bie  ^rieftermeibe  (Le  Plai  IV,  886  sqq.),  bie 
ben  Qteneralcongregationen  Dom  18.,  20*  imb 
21.  Januar  gu  nod^maliger  Seguto^tung  tfof 
gelegt  mürben. 

Sfflöbrenb  bie  @9nobe  eifrig  an  ber  Söfmig  i^cer 
Aufgabe  arbeitete,  litten  ftä  bie  iii|eren  iBer- 
baltniffe  aOmälig  mieber  red^t  gefd^robenb  gie« 
ftaltet.  Suf  ber  einen  Seite  fyxtk  ber  fhäf et  un« 
ermflbet  auf  Sefd^idfung  beS  (SoncUS  Don  Seiten 
ber  ^roteftanten  l^ingeorbeitet ;  ebenf o  unenmibet 
mar  aber  anä)  f^nfreid^  in  feinen  3ntriguen 
gegen  itaif er  unb  Soncil,  unb  fd^Iießfid^  trug  leibcr 
ber  frangdftfd^e  Jtönig  ben  Sieg  boDon.  9teben 
ben  ©efanbten  Don  Sranbenbnrg  maten  ÜRttte 
October  aud^  f old^e  bed  ^ergogfi  Don  SBfirtcmberg 
angefommen,  unb  am  21.  9toDember  langte  in 
Orient  Slribon  a»  9}ertreter  fflr  bie  Stobtt 
Strasburg,  Sinbau,  9iberad^,S6Iingen,9{aDend» 
bürg  unb  Reutlingen  an.  Unter  bem  12.  October 
1551  mal^e  ber  branbenburgifd^e  (Sefanbte 
Q^riflo))^  Don  ber  Straffen  fturfOrft  üßor^  Don 
Sad^fen,  feinerfeitS  ®efanbte  gu  fd^iden  unb  nid^t 
auf  feinem  Xro^  gu  Derl^arren,  .^biemetl  fid^  aOe 
nation  fo  gar  freuntUd(f  in  aOer  lib  unb  gebult 
gegen  bie  proiestanies  ergeigen''  (2)ruffet  I, 
783).  SBirnid^  langten  aud^  Don  i^m  ®efanbte 
in  Xrient  an,  aber  erft,  al§  er  bereits  feine  Der- 
rotbertfd^en  Sbmad^ungen  mit  S^anfteid^  getroffen. 
^fyc  auftreten  mar  oud^  feinedmegi  oertrauen- 
ermed(enb.  Sengftti^  Dermieben  fie  ein  3tf|<^>nen- 
treffen  mit  ben  ))ö(iftttd^  Segaten,  um  babur^ 
ia  {eine  ^(nerfennung  beS  ^opfieS  au3gtd))red^m. 
Sulerbem  fieOten  fie  tb^Umeife  unerffiSoore  9e* 
bingungen,  miemol^I  ber  $a|ifi  mit  S^ndfii^t  auf 
bie  SQBi^tigfeit  ber  Sad^  feinen  Segoten  bie  grd|t- 
möglidde  9lad^giebig(eit  unb  ieglic^  (Entgegen- 
fommen  anempfabi,  fomeit  ni^t  offenfid^tüd^  eine 
Sd^igung  Don  9ieIigion  unb  Rixi^  Dodiege. 
SMe  Sorbenmgen  ber  fdd^fifd^en  Sefanbten  maren 
in  fünf  $unfte  gufammengefa^  Sie  Deilangten 
1.  mit  degug  auf  ba8  Soiler  (EonctI,  boft  ein 
neuer,  genauer  f {xcificirter  (SeleitSbrief  ottSgeftdtt 
merbe ;  2.  ba|  bie  Serl^blungen  über  S)iffiaiRi9- 
))un(te  fomie  bie  SßuUicotion  bet  pr  bie  tom 


2081 


Zricnt,  Concil  bon. 


2082 


menbe  Sikung  tiotimiteten  fbtiltf  fett  )ur  Hn« 
fünft  bar  f^on  ouf  bem  SBege  (efinblii^m  |nro- 
tePontif(^  X^ologen  Dcrfd^oben  ofirben;  3.  ba| 
Vit  Sefc^Iüffe  frübem  6i|uii9en,  fotoett  {ie  Don 
bcr  Ao^tana  otoid^,  mieber  aufgenommen, 
uid)  ba$  hierbei  ou^  bie  ))rotcfiantifdben  Xb^o- 
lo^  gehört  ttürben ;  4.  ba|  olle  ouf  bem  Con- 
ril  tbäigen  Medialen  unb  Z^Iogen  gemft^  ben 
PonPanjer  imb  SBoSIet  Seaeten  oon  il^rem  bem 
f^^  geleifieten  Sib  cntbunben  koürben;  ba| 
bo^  5.  ber  $app  olle  ouf  bem  Sondl  be* 
finblU^  Verfonen  Don  fid^  ouS  i^  Sibed 
enibinbe,  bomit  ein  ttm^tK^ft  freies  Sondl  ent- 
ftAt,  toel^  bei  ber  gefommien  C^rifien^eit 
DotteS  Sertrouen  ftnben  I5nne  (Le  Plat  IV, 
464  sqq.).  9hn  SBef enfitd^en  glei(|tautenbe  gfor- 
berungen  bitten  oud^  bie  »flrtembergifd^en  ®e- 
fonbten  Dorgebrod^t  (Le  Plat  lY,  460).  Sie 
lourtemBergifi^en  oie  bie  fäd^fifd^  ®efanbten 
b<itten  {ugleid^  auäf  }e  eine  ))roteftaniif<l^e  con- 
feuio  }u  fiberreu^en,  iene  Don  Srens  (Le  Plat 
IV,  421  sqq.),  biefe  Don  SReland^tbon  (Le  Plat 
rv,  470)  Derfoli  ^loäf  pSipfaiä^  %nmeifung 
ie^onbelie  bie  @9nobe  oOe  biefe  flngelegenl^iten 
mit  mdgli^fiet  9hi^  unb  SuDorlommenbeit,  um 
il^rerfeitö  fotoett  immer  möglid^  bie  gfriebenfi- 
belhebungen  }u  ßrbem.  Slod^bem  fie  ^  gegen 
mbglii!^  ))rSj[ubtärIi(be  unb  il^tem  Vnfel^  ab- 
tröglicbe  Folgerungen  in  einer  f eierlid^  Srflfirung 
Denoa^rt  (Le  Plat  IV,  407),  mürben  bie  @e- 
foid^ten  in  ber  (SeneroIcongRgotion  beS  24. 3a- 
nuat  1552  empfangen.  S)ie  mürtembergifd^n 
^fonbten  entleoigten  fid^  il^refi  Stu^gS  in  ber 
Sormittag§ft)ptng ,  bie  fS^fif^en  9lad^mittag8. 
Seiben  anttoortete  bie  @Qnobe  in  aler  ftärje,  fie 
merbe  MeS  in  reiflid^e  Srmögung  giel^  (Thei- 
ner  1, 648).  3n  berfelben  @i|ung  tourbe  aber  bie 
XagS  )uDor  Derl^onbelte  Sngelegenl^  be8  ffir 
SRagbeburg  unb  ^alberftabt  ertoäl^Iten  €obncS 
b€8  ffurfurflen  Joad^im  Don  Sronbenburg  be» 
{d^Ioff en,  bie  erbetene  2)iS|)enS  unter  gemiffen  Sau* 
telen  bem  ^fie  m  em)>f  eitlen  (Theiner  1, 647). 
Sbenfo  mar  bie  S^nobe  ben  (Befud^en  ber  |)ro- 
tefiantifd^en  ®efanbten  i^unnd^ft  entgegengrfom* 
men :  ber  Derlongte  (Seleitdbrief  foHte  ouSgefiellt 
•itnb  bie  $ubIication  ber  betreffenben  S)ecrete  auf 
bie folgenbe Si^gDerfd^oben merben.  S)iefelbe 
toutbe  auf  ben  19.  atärj  ongefelt.  Um  bie  Seit 
über  ni^t  nu|Io9  )u  Derbringen,  foOten  ingmif^en 
bie  SBeratl^ungen  fiber  bie  S^e  aufgenommen  mer« 
ben.  —  ©0  »urben  auf  ber  XV.  ©ijung  am 
25.  Sonuar  1552  nad^  ben  äblid^en  Serimonien 
nur  bofl  93ertagungSbecret  unb  ber  ben  $ro- 
ieflanten  ertbeilte  neue  ©ebitsbrief  Derlefen;  bie 
@9nobe  Derfd^ob  bie  oben  genannten  Seaete  auf 
bie  bmmenbe  Si^ung,  um  bis  bal^in  bie  Stn« 
fünft  ber  $roteftanten  }u  enoarten,  ba  fie  nid^tS 
me^r  Xo&xi\d^t,  quam  ex  praestantissima  na* 
üone  Germanica  omnea  de  religione  dis- 
eensiones  et  aohiamata  tollere,  ac  ejus  quieti, 
päd  otioqne  oonsolere.   Snmefenb  toaren  bie 

IHn^cnlexiloti.  XL  &  «uff. 


8  ))fi)>fllid^en  Segoten,  ber  Sorbinol  Don  Xrient, 
bie  3  geißHd^en  ihtrfürften,  7  erjbifd^öfe, 
54  8if(^öfe,  51  Z^eologen,  bie  (Sefanbten  beS 
ffaiferd,  be«  ftönigS  gferbinanb,  beS  ffurffirßen 
Don  IBronbenburg  mib  einige  proteftantifd^e  Sino- 
logen. SBö^enb  bie  Sqnobe  in  gfriebenfiboff* 
nungen  ben  gforberungen  beS  ffurfurflen  9Jtor^ 
Don  Sad^fen  tl^unlic^fi  entgegengufommen  fud^te, 
batte  biefer  bereits  ben  fd^mfil^Iid^ßen  Serrat^  an 
ftoifer  unb  Steid^  begangen,  ber  bie  SBeitertogung 
beS  Sondtt  unmdglid^  mad^te.  9m  15.  äonuar 
1552  botten  bie  Denoerflii^en  ^altUen  il^ren 
9bf d^Iug  gefunben  burd^  ben  SBertrag  }u  Cl^m« 
borb,  mobi  ben  fd^mObfid^ften ,  ben  ie  beutf(^ 
Surften  obgef (^loffen.  Salb  liefen  beunrul^iaenbe 
ihiegSgeru^te  in  Srient  ein,  bie  immer  beoenl" 
lid^  lauteten,  fo  ba|  oEmSIig  bie  beutf d^  $r8^ 
loten,  fo  Dor  SQem  bie  fhirffirflen  Don  Zrier 
(16.  Sfebruar),  SRainA  unb  ftMn  (11.  aRftrg),  bie 
@Qnobe  Derlie|en  uiw  in  i^re  Sibcefen  jurüd- 
eilten.  @o  nmrbe  bie  concQiare  Xl^atigfeit  immer 
fd^mieriger,  bis  fie  fd^Iie^tid^  gan^  aufhörte.  9m 
5.  ÜRftra  maren  nod^  bie  ©efanbten  beS  ffdnigS 
Don  ^ortugal  angefommen,  moburd^  auf  bem 
Soncil  fofort  eine  neue  Sd^mierigfeit  entjianb: 
ber  atong^reit  )mifd^en  biefen  unb  ben  Oratoren 
beS  ftönigS  gferbinanb.  2)ie  Segaten  erlebigten 
benfelben  )unä(!^{}  ))roDiforifd^  in  einer  (Seneral- 
congregation  Dom  19.  SDlör^,  mo  jugleid^  oud^  bie 
XVI.  @i|ung  megen  ber  ftriegSunru^n  auf  ben 
1.  SRai  Dertagt  mürbe.  S)iefer  Serfammlung 
mol^nten  au|er  ben  3  ))ä))ftlid^en  Segaten  noq 
7  e^bifd^dfe,  52  »ifd^öfe,  3  Sebte  unb  3  Or» 
benSgenerale  an.  Unterbeffen  tooren  bie  gf^inb« 
feligbiten  Don  Seiten  ber  Serfd^mörer  unb  i^ 
SBunbeSgenoffen  bereits  begonnen  morben.  9m 
19.  SRär}  {ianben  {ie  Dor  gfronffurt,  unb  am 
5. 9))ril  mar  fd^on  9ugSburg  in  ibren  ^dnben. 
itaif er  Stoxl,  ber  fi^  nad^  ^nnSbrud  begeben  l^e, 
um  bem  Sondl  näb^ju  fein  unb  feinen  SieblingS« 
munfd^,  bie  religio  je  (Einigung  Seutfd^UmbS,  mel^r 

Eörbem  )u  lönnen,  fd^enlte  oOen  SBomungen, 
At  \fyax  über  bie  l^od^Derrätberifd^en  Umtriebe  ju- 
gingen,  leinen  ®(atdkn.  92amentli(b  lonnte  unb 
moute  er  burd^auS  nid^t  cai  ben  Serratia  beS  ftur^ 
fürjten  SRoril  glauben,  fonbem  meinte,  „bog  mir, 
mo  nod^  einige  menfd^Iid^  Xreu  unb  (Sfouben 
auf  Srben,  unS  biOig  onberS  nid^tS  benn  oDeS 
(Bel^orfamS  unb  alles  ®uten  ju  il^m  Derfel^ 
foEen,  unb  mo  ie  il^re  Siebben  etmaS  SnbereS  im 
(Semfltl^  unb  ^ergen  l^Stte,  €oId^eS  bei  beutfd^en 
gfürllen  niemals  mdre  gel^ört  morben".  S)aS  Un- 
glaublid^e  mar  aber  bo$  gefd^el^,  unb  fo  mu|te 
ber  itaifer  am  19.  SRai  bei  9}ad^t  unb  9lebel  miS 
ännSbrud!  fliel^en,  um  nid^t  feinen  Derrfttberifd^en 
gfflrften  in  bie  ^önbe  au  fallen.  9lori|  botte  il^ 
burd^  feine  fortmol^nben  SSerfid^erungen  unDer* 
brfid^Iid^erXreue  infalfd^e€id^erl^tgemiegt,  mie 
er  oud^  feinen  Slätl^  gu  Xrient  nod^  9nfang 
gfebruar  bie  9nmei{ung  fanbte,  barauf  l^ingu- 
arbeiten,  ba^  ben  ))roteftontifd^en  X^eologen,  bmn 

66 


2085 


Xtient,  (Eoncil  Doit 


308« 


Buun  et  remmiblioBiii  cfaristiaiiaoi  irrepsenint 
(Sufcl,  3ur  ^W  b.  eonc  k>.  Zrient  1 2).  &ttDä^Ü 
ttttrbe  am  26.  SÖtcmbn  bet  Sorbinol  Sol^anned 
«ngelus  SRebid  aus  SDlailonb  old  $iu0  IV.  (3:^. 
aRüQet,  S)aS  (EoncIoDe  $iur  IV.  1559^  ®i>l^ 
1889),  bcr  atu^  fofart  an  (^üaung  obiger  3u- 
fagr  ging.  @4on  am  31.  Scambtr  ettannte 
er  in  feier(i(^em  Confifiorium  gferbinanb  L  als 
rdmifd^n  ffatfcr  an  unb  erdärte  beffen  (Sefanbten 
leinen  feften  ffiiOen  }ur  Sb^hmg  bed  Concild 
(@idcl  a.  0. 0. 22).  (Steige  @efinnung  behmbete 
ein  Sd^riftfUM  üom  12.  9anuar  1560,  »orin 
ber  $a|ift  bie  ConcIoDeconDention  erneuerte  unb 
feiernd^  befd^ioor  (Le  PUt  IV,  613),  fourie  bie 
X^a^e,  ba|  er  fd^on  am  15.  Januar  eine 

Sp\üa^  Kef ormcommif fion  Don  fünf  Sarbinölen 
ieSte.  9ud^  bie  Derfd^iebenen  ®efani>ten  mußten 
mA  Korn  )U  berid^ten,  ber  $a))ft  tooUt  in  Saiden 
beS  Condä  emftlid^  »orgeben,  »änfc^  aber,  ba| 
{14  bie  fot^oltfd^en  ^^d^er,  \>ox  WLtm  ber 
Attifer  imb  bie  ftönige  Don  gftonlreid^  unb  @pa^ 
pkn,  gubor  barüber  einigten.  @erobe  lej^tered  aber 
Derurfod^e  gr5|ere  @(^mierigfeiten,  alS  ber  !ßa))ft 
anfttnglid^  too^I  nl^e.  SQBo^I  ^tten  9ranlreid{)  unb 
@)xmien  beim  ^ebendf(^Iu|  }u  ^4teau-6]am- 
brefiS  (^rU  1559)  einen  Srtifel  betreffs  bed  afi- 
goneinen  SoncUS  aufgenommen,  unb  anfängtid^ 
mürbe  bie  Obftdbt  bed  $a))f|ed  aud^  oKgemein  mit 
ftreuben  begrübt.  Sobolb  bie  @ad^  aber  greifbare 
(beftatt  onnel^men  foDte,  zeigten  ftd^  bie  oerfd^ieben- 
ftm  (lolittfd^en  Veredlungen.  2)ie  l^att))tfä(^Iid^fie 
Sd^mterigf  eit  btlbeten  bie  Sftage  nad^  9Ieuberufung 
ober  godlfe^ung  bed  bisherigen  Soncitt  unb  in 
3ufammen]^ang  hiermit  bieSBeftimmungbeSOrteS, 
bie  luctoritttt  ber  bisherigen  SBefd^Ifine  unb  bie 
IBe^nblung  ber  $roteftanten.  Sie  oerfd^iebenen 
änfid^ten  unb  Sorfd^Iöge  laffen  ^  nad^  smei 
9Kd^tungen  claffificiren,  mooon  eine  oom  $apft 
unb  t>on  Spanvoi,  bie  anbere  Dom  ftaifer  unb  oon 
Sfrontreid^  vertreten  mürbe.  Se^tere  moOten  mit 
Stfidftd^t  auf  bie  Sroteftanten  eine  9leuberufung 
unb  oementf)>red^enb  aud^  bie  Verlegung  oon  Strient 
meg :  bie  btSl^erigen  SoncilSbefd^Ififf e  f oUten  unbe« 
rikntd|tigt  bleiben,  unb  ben  ^rotefUmten  foUe  burd^ 
Sonceffionen  möglid^eS  Sntgegenfommen  gejeigl 
mexiten,  fo  namentlid^  burd^  (^möbnmg  beS  Saien« 
ttlä^  unb  ber  !ßriefierel^e,  burd^  (Erlei^erung  beS 
SfajlengeboteS  u.  f.  m.  %uf  bief  e  gforberungen  f  onnte 
bcr  ^fi  begretflid^rmeife  nic^  ol^ne  SBeitereS 
eingel^,  mond^e  au4  burfte  er  gar  nid^t  gemöl^ren 
ol^ne  preisgäbe  tird^Iid^er  (Srunbfd^e.  Snberer- 
feitS  aber  burfte  uitb  toolüt  er  ftd^  ben  latl^olifd^en 
SRöd^en  gegenüber  nid^  fd^off  ablel^nenb  k>er- 
Italien.  Salier  mäl^tte  er  eine  concUiante  unb  bila- 
torif  d^  93e](Kinblung  ber  betreff enben  fragen,  meldte 
\fyxi  ben  Sormuxf  ber  Unaufrid^tigfeit  unb  Unent- 

id^ieben^t  eintrug.  9lod^  Sage  ber  @ad^e  mu^e 
m  Sapft  unbebingt  borouf  beftel^en,  ba|  baS 
Concu  als  Sfortfe^g  ber  oisberigcn  SSer^onb- 
bmgen  )u  Betrad^ten  unb  barum  mo  möglid^  aud^ 
in  Xrient  ab)u|alten  fei,  obgefel^n  baoon,  ba| 


mand^e  ber  Dorgefd^fogenen  Orte  burd^uS  un^ 
geeignet  moren.  ®er  ftaifer  unb  ber  franko« 
ftfd^e  Adnig  brad^en  namlid^  StegenSburg,  ff5In 
unb  ännSbrutf,  Stierer,  ^genau,  SBormS, 
Zrier  unb  fiQon,  gang  befonberS  aber  Ifonftan) 
unb  SBefan^on  in  %orfd^Iag.  2)er  $at)ft  mollte 
gerabe  nid^t  j^rtnädKg  an  Zrient  f eftl(ialten,  f d^Iug 
aber  feinerfeitS  SerceUi  ober  eine  anbere  italie« 
nif d^e  @tabt  tior ;  f d^lieglid^  einigte  man  fid^  aOer« 
feitS  auf  Xrient.  3u  rafd^^rer  Söfung  fam  bie 
SerufungSfrage  burd^  bie  Sreigntffe  in  gtanlreid^. 
^ier  fyiüt  bie  Serfd^mörung  oon  Slmboife  ben 
$lan  eines  9IationaIconciIS  }ur  (Erörterung  ge« 
brad^t.  Um  ein  fold^eS  gu  oerl^inbem,  brcmg  bet 
^^ft  ouf  möglid^fi  rofd^e  SBerftonbigung  über 
bie  Serufung  eines  allgemeinen  d^oncilS.  3n 
rofd^er  gfolge  reisten  bie  ®efanbten  gmijd^en  9lom, 
SBien,  $ariS  unb  Xolebo  l^in  unb  ifn,  bis  f d^Iie|« 
Ii(^  in  ben  metflen  fünften  eine  IBerftänbigung 
ergielt  mor.  Obmol^I  jebod^  fomo^I  ber  ffaifer 
mie  ber  ildnig  oon  granfreid^  ben  äBunfd^  beS 
ißapfteS  gegenüber  fid^  ixtmlxd)  nad^giebig  geigten, 
blieben  immerl()in  nod^  unliebfame  ©d^toierigteiten 
befiel^,  fofem  erjierer  burd^auS  auf  9leuberufung 
beS  SoncUS  beftanb,  Ie|terer  aber  mentgftenS  bie 
9ieuberat(ung  ber  früheren  S)ecrete  oerlangte.  S)a 
odUige  Uebereinftimmung  nid^t  gu  erl^offen  mor, 
bie  Stimmung  ffir  ein  SoncU  cdber  tro|  ber  ge« 
mad^ten  SReferoationen  ftd^  alS  btird^auS  günftig 
enoieS,  glaubte  ber  $apft  via  facti  oorgel^en  gu 
foSen.  Um  15.  92ooember  1560  erflörte  er  in 
einem  Confiftorium  feinen  Snt{d^Iu|,  baS  Son« 
eil  ol^ne  Sergug  nac^  Orient  gu  berufen.  So- 
fort mürbe  eine  Sommiffton  gur  Slbfaffung  ber 
SuIIe  niebergefej^,  unb  f^on  am  20.  9looember 
erfd^im  bie  Sbla^buDe,  bie  jett^eilS  einem  allge- 
meinen 6onciI  t»orauSgugeben  |>|legt.  iQin  fo« 
mol^I  mie  in  ber  am  29.  9{ot)ember  publicirten 
änbidionSbuKe  (am  bie  X^tfad^,  ba|  bie  neu 
berufene  S^be  rine  gfortf  e^ng  ber  frül^  fein 
fode,  in  mdglid^fter  Sd^onung  gum  SuSbrudC, 
2)ort  mirb  gefagt:  UniyerBalem  synodujn  in 
eadem  civitaie  Tridentina  indicere  et  con- 
tinuare  ataduimus;  l^ier  b^i^t  eS:  In  civitate 
Tridentina  ad  sanctiBsiinuin  diem  Besor- 
rectionifi  dominicae  proxime  fatonun  indioi'* 
muB  (generale  conciUum)  etibicelebrandom 
sublata  suapensione  quacunque  etatuimue 
atqne  decemimuB  (SB.  SSog,  Sie  Serl^onb- 
lungen  $iuS'  IV.  über  9teuberufung  beS  Zribeni- 
tiner  SoncUS,  Seipgig  1887).  2)ie  (Einlabungen 
gum  Sondl  gingen  nun  in  gablteid^  S|em))Iaren 
(Ogl.  Baynald  ad  a.  1560,  n.  69  eqq.; 
Le  Plat  rv,  663  sqq. ;  Theiner  I,  666)  in  oOe 
2BeIt  l^inauS ;  oor  %IUm  aber  fanbte  ber  $a))ft 
gemfil  feiner  3ufoge,  er  motte  ben  ^roteftonten 
gegenüber  lebe  oöterlid^e  SRilbe  üben  unb  SlUeS 
tu  ®üte  mit  il^nen  oerl^beln  laffen,  fofprt  bie 
Segaten  S)eIftno  unb  Sommenbone  an  {ie  ab. 
3)em  Sunfd^e  beS  ifaiferS  f olgenb,  begeben  ftd| 
biefelben  in  Segleitung  faiferlid^er  €>efanbten 

86* 


2087 


Xrient,  Soncil  t)Otu 


auf  ben  ))rote{}Qntif(i^en  9ütftencont)ent  nad^ 
Slaumburg,  too  fic  am  28.  ^amat  1561  an- 
langten. 31^re  ^ufnol^mc  bon  ©citcn  bcr  ptott^an» 
tif d^en  gfürftcn  toar  falt,  ia  üerlc^b  unb  eröffnete 
für  ba8  eoncil  feine  gute  ^erfpectiöe.  S)ie  päpft« 
lid^tn  SBreben,  bie  fie  iebem  einjelnen  fjürflen 
nebft  ber  93erufung86uIIe  )u  überretd^en  l^atten, 
nmrben  il^nen,  als  fte  faum  in  il^re  ^erberge 
jwrüdfgcfel^,  uneröffnet  jurüd gefteHt,  mü  fie  bie 
Suffd^rift  trugen:  Dilecto  filio.  2)ie ^roteftanten 
lönnten  ben  ^ifd^of  ju  9iom  nid^t  als  i^ren 
SBater  anerfennen  unb  müßten  be^l^alb  genannte 
Sriefe  jurüdtoeifen.  Sud^  betreffs  ber  SerufungS« 
bulle  tDurbe  ben  Segaten  nad^  brei  Xagen  eine 
fd^roff  berle^nbe  Snhoort  ertl^eilt :  ^S)er  $at)ft 
^abe  fein  Stecht,  ein  SoncU  ^u  berufen  unb  jid^ 
}um  Stic^ter  über  firc^Iid^e  Angelegenheiten  auf- 
jumerfen  ...  fie  feien  f eineStoegS  gemillt,  fid^  bom 
^opfte  ®efe^  borfd^reiben  gu  Iaf|en.  31mx  bem 
römifd^en  Äaifer  ftel^e  baS  9ied^t  gu,  ein  Sonett  gu 
berufen"  (Seimonn,  in  ben  Qforfd^.  3.  beutfd^.  ©ef^. 
Vn[1867],245).S)ieSegatenanttt)orteten^ierauf 
rul^ig  unb  tbürbig  unb  berliegen  92aumburg ;  allein 
aud^  anbertbärtS  unb  bor  Mem  bei  ben  IBifd^öfen 
machten  fte  nid^t  biel  beffere  Srfabrungen,  fo  ba^ 
Sommenbone  nad^  9tom  fd(|neb:  Jiä)  glaube 
nid^t,  ba|  einer  bon  ben  93ifd^öfen  baran  benft, 
na^  Xrient  gu  fommen.  S)ie  l^öretifd^en  Surften 
bieten  AQeS  auf,  bamit  fte  nid^t  gelten,  um  bie 
9uctoritöt  beS  ßioncttS  fo  biel  als  möglid^  gu 
fddtböd^en  unb  gu  berringem."  Sro^  biefer  fd^Iim- 
men  Srfal^rungen  lieg  ber  ^apft  ben  9Rut^  nid^t 
finfen,  fohbcm  fd^ritt  rüftig  an'S  SBcrf.  9lm 
10.  SKörg  1561  ernannte  er  fünf  Karbinäle  gu 
Segaten  unb  ^röftbenten  beS  SoncilS,  nämlid^ 
^ercuIeS  ©ongaga,  ben  Sarbtual  bon  9Ran> 
tua,  Sacob  bu  $u9  (^uteuS),  StoniSlauS 
^oftuS,  Sifd^of  bon  Qiulm,  ^ieronQmuS  @eri- 
panbo,  ©eneral  ber  Auguftiner  unb  (Srgbifd^of 
bon  @aIemo,  unb  fiubmig  @imonetta  (Baynald 
ad  a.  1561,  n.  2).  S)iefcn  tourbe  burd^  Srebe  bom 
12.  3anuar  1562  ber  Sarbinal  SKarcuS  ©ittid^ 
bon  AltcmpS  als  fed^Ster  Segot  beigefettt.  fficg- 
gleid^en  befteUte  $iuS  bie  nöt^tgen  Beamten  beS 
ßoncilS  unb  traf  unter  bem  22.  September  1561 
S3eftimmungen  betreffs  ber  ffial^I  für  ben  gaH  feineS 
SblebenS  toöl^renb  ber  S)auer  beS  SoncilS :  bie« 
felbe  foflte  ben  Karbinälen,  nid^t  aber  ber  ©^nobe 
gufteben.  Am81.®ecemberl561  erlieg  er  eine SScr- 
orbnung  bal^in,  bag  nur  bie  anmefenben  ^Prälaten, 
nid^t  aber  bereu  $rocuratoren,  ©i^  unb  ©timme 
auf  bem  (Sonett  baben  foHten.  —  ®aS  Sonett  foUte 
an Dftem (6.  Stpril)  1561  eröffnet  »erben;  attein 
an  bem  beftimmten  Sage  »aren  nur  bicr  Sifd^öfe 
unb  feiner  ber  Segaten  in  S^rient  anwefenb.  @rft 
am  16.  April  langten  bafelbft  bie  ©orbinäle 
©ongaga  unb  ©imonetto  an  unb  mürben  feierlid^ 
empfangen.  %xo^  ber  fortmäbrenben  Slufforbe« 
rungen  beS  ^apftcS  beeilten  fid^  bie  Sifd^öfe 
bur^auS  nid)t  mit  bcr  Keife  gum  ßonctt;  bie 
Staliener  marteten  auf  bie  ©panier,  biefe  auf  bie 


grangofen,  bie  gfranjof tn  auf  bie  S>e!itj(|o  onb 
biefe  auf  bie  SSefel^Ie  bed  AatferS,  ber  flaijs  eler 
gögerte  megen  ber  ^roteftonttn.    @o  gingbä 
gange  ^al^r  über  forttDö^renbem  SBorten  b^ 
unb  erft  gu  IBeginn  bt»  3a^red  1562  toarm^ 
mölig  f 0  biete  ^rdlaten  erfd^ientn^  ha^  m  15.  Ja- 
nuar 1562  bie  erßeSeiutaXcongregotionge^ 
merben  fonnte.  3n  berfelben  befunbeie  (biitml 
®ongaga  a(S  erfter  fßraftbent  ^eint  gfreiibe  ük 
bie  enblid^e  Eröffnung  beS  Sonciljl  unb  na^ 
bie  SBöter  gu  @ebet  unb  öfterer  freier  ber  Hip 
©el^eimnijfe,  um  bed  ^immeld  @egen  auf  i|re 
Arbeit  b^rabgurufen.   @obaim  liejg  er  bur^  bm 
©ecretär  beS  Sonetts,  SRaff areSt,  bie  gtoei  fär  bk 
folgenbe,  am  18.  Januar  §u  feiembe  ©i^mig  hß 
ftimmten  2)eerete  gur  93egutad^tung  borlegen  nsk 
ein  päpfttid^eS  93rebe  borlefen,  tDonod^  bie  Song* 
orbnung  unter  ben  SoncilSüötem  geregelt,  U^ 
beftimmt  tourbe,  namentlid^  bog  bie  Primaten  !n» 
eigene  Stangflaffe  bttben,  fonbem  unter  ben  &}> 
bifc^öfenrangirenfollten.  S>emnad^tourbefoIgeQbe 
9tangorbnung  eingebalten:  $rafibenten,  SoiIa« 
nftle,  ^triard^en,  Srgbifd^öfe,  Sifc^dfe,  ^tbkm^ 
OrbenSgenerale.   3n  j[eber  eimelnen  Ston^Iaijt 
aber  folgten  fid^  bie  SBöter  nod^  oem  ^ßromotioi^ 
alter.  9tad^  biefer  Vorbereitung  ttmrbeam  18.  Sq- 
nuar  1562  baS  Sonett  mit  ber  XVIL  ©ilung 
mieber  feierlid^  eröffnet  Officiotor  mar  ba  erjte 
^öfibent,  Sarbinal  ©ongaga,  bie  $rd>igt  l^ielt 
ber  Srgbifd^of  bon  Sieggio  (Le  Plat  I,  809). 
9lad^  ben  üblid^en  Serimonten  berloS  ber  ©ecntör 
bie  anbietionSbuHe,  toäbrenb  bcr  ^rebiger  bie 
SDeerete  bon  ber  gfeier  beS  SoneilS  unb  ber  9ln* 
fage  ber  folgenben  ©i^ung  auf  ben  26.  gfebruat 
publieirte.    hierbei  legten  bier  SSater  gegen  bie 
SBorte  proponentibus  legatis  ac  praesidenti- 
bus  als  nova  et  non  necessaria  !ßrotejt  ein. 
Anloefenb  maren  4  Segaten,  1  Sarbinal,  S^ßotri« 
ordnen,  11  Srgbifd^öfe,  40  »ifd&dfe,  4  «ebte  unb 
4  OrbenSgenerale  nebft  34  i^ologen.    5hm 
mürben  nad6  früherer  ©efd^Sorbnung  bie  6e« 
neralcongregationen  mieber  aufgenommen,  afletn 
bie  iBerbanblungen  fonnten  nur   fel^r  langfom 
boranfd^reiten,  ba  bie  ©pnobe  bei  ben  übnau§ 
mifelid^en  S^ttberbältniffen  nad^  feiner  Seite  t>er« 
lekn  burfte  unb  bieg  aud^  nid^t  toollte,  tun  )ai^ 
obnebin  fd^toierige  Sage  nid^t  nod^  gu  berfd^Iim* 
mem.  98or  Allem  maren  bie  5Jn)teftanten  au§- 
gefprod^ene  ©egner  beS  SonctlS  (bgl.  Causae  etc., 
bei  Le  Plat  V,  48).  ©d^on  boS  Supanbefommen 
beSfelben  fud^ten  fte  t^unlid^ft  gu  berbinbem,  wit 
mir  bereits  oben  gefeben.    Sfodf^UloS  eiferte 
Sanbgraf  ^l^ilipp  bon  Reffen :  ,,eS  fei  gu  berate, 
mie  man  bem  päpftlid^en  Sonett,  baS  j[e^  mieber 
auf  ber  93abn  fein  fott,  einbettig  toiberfedjte  unb 
eS  nid^t  in'S  SBerf  fommen  laffe".  Siacb  3ufant- 
mentrUt  beS  SoneilS  aber  ging  bie  ouSgefprod^e 
Abftd^t  babin,  feine  ^bötigfeit  möglidf^ft  binton« 
gubalten  unb  bor  Allem  feine  Sefd^itfung  t^mi« 
lic^ft  gu  bintertreiben,  toenigflenS  bon  beutj^er 
©eUe  aus.  SJon  Anfang  an  mürben  alle  mog* 


2089 


Xrient,  Soncil  kjotu 


2090 


lid^en  Setletrotbungen  gegen  ben  ^fl  tinb  ^bie 
S^nobe  bed  SotonS"  unter  bod  ^oD  geworfen, 
um  Ie]|tered  in  forttt)ä^nbet  Aufregung  }u  er« 
boltm.  hierüber  f^reibt  Sarbinal  Otto  t)on 
mugdburg:  «mit  gto^  Sd^rntti  unb  Seib  l^be 
er  Demommen,  ba^  burd^  gonj  S)eutfd^(anb  bei 
alen  ^o^en  unb  nieberen  €tftnben  ol^  ollen 
(grunb  auSgegaffen  merbe,  ber  ^fi  beabfid^tige 
eine  blutige  (Esecution  bed  SoncilS"  (Ihtöpfler, 
im  ^ifior.  So^rbud^  1889,  555).  SBoS  ben  9e« 

ß4  beft  (SoncüS  fettend  ber  beutfd^en  ^rdloten 
traf,  fo  toor  obiger  99eri(^t  (Eommenbone'd  nur 
gu  toabr.  Sei  ber  brobenben  fniltung  ber  pro« 
teflcmtifd^en  f^ärflen  getrauten  {i(b  bie  9i|d^5fe 
nÜ^t,  i^re  SiScefen  )u  t)erlaffen.  @o  bend^ten 
Ue  brei  geifUid^  ffurffirfien  am  8.  üRär}  1562 
on  ben  ftaifer,  im  galle  ben  ))roteftanti[d^en  @tön- 
ben  baS  Concil  nid^t  angenehm  fei,  fte  ed  ober 
bod^  in  $erfon  befud^en  moUten,  ^^fo  mbd^te  ftd^ 
oDerbonb  mt|t)ertrouen  unb  Derbod^t  bei  ben- 
felbigen  {lenben  erzeugen,  oIS  ob  man  burd^  fol« 
iid^en  meg  bed  conoilii  bem  gemeinen  fneoen 
jugegen  id^teS  )u  erprocticiren  oorbette,  meld^ed 
mi^trouen  befio  mer  fid^  fterten  mürbe  uf  bie  bie- 
dere im  l[|L  reid^e  oufigebroitte  unb  burd^  böfe 
menfd^n  erbid^te  geitungen,  oIS  folten  proctidfen 

f legen  gemelten  conf effbndoermonbtcn  t)orgett)efen 
ein''  (eidel  o.  o.  O.  274).  eelbft  ber  IToifer 
mürbe  bired  ongegongen,  ftd^  ber  Sortfej^ung  beS 
SoncUe  mit  oller  Snergie  }u  miberfe^n  (@id(el 
0.  0. 0. 124  f.).  es  ift  bober  mo^I  oerftönblid^, 
menn  berfelbe,  ftbnlid^  mie  frul^er  fein  Sruber, 
)unä(^fl  auf  SSerf^iebung  bogmotifd^er  Serbonb« 
lungen  brong  unb  iebe  drüdrung,  bo^  bie  @Qn- 
obe  eine  Sfortfe^ung  ber  fräl^em  fei,  unterlojfen 
mflnfd^te.  hierauf  ober  brongen  onbererfeitS  bie 
€})onier  mit  oler  6ntf d^iebenl^eit ,  unb  ed  ift 
borum  gemi^  nid^t  ouffoDenb,  menn  infolge  ber 
%uSgtei(^erf ud^e  jmif  d^en  biefen  entgegengef  elften 
Strömungen  gunöd^fi  mehrere  $rorogotionen 
no]^menbig  mürben,  an  ^nbetrod^t  ber  3eitIoge 
griffen  bie  Segoten  no(b  Einleitung  bed  ^0})fteS 
junä^P  )u  meniger  mid^tigen  ÜRoterien  unb  legten 
tn  ber  (Senerolcongregotion  t)om  28.  ^onuar 
1562  brei  9rtitel  betre^S  be9  fd^on  in  Kom  Oer- 
l^onbelten  SSfi^^^tboted  )ur  Serotl^ung  t)or.  3)er 
erfte  betraf  bie  9Iufgei(^nung  oller  feit  ^uSbrud^ 
berreligibfenSemegung  oeröffentlid^ten  böretifd^en 
Sd^riftai;  ber  gmeite  bie  Sorlobung  ber  ^uctoren; 
ber  britte  bie  on  oSe  ^öretifer  gu  erloffenbe  Sluf- 
forberunggurStfidRel^runterSufagemeiteftgel^enber 
92od^fid^t  unb  ftd^em  ©eleiteS  (Theiner  I,  677). 
3uglei(^  mürben  nod^  gmei  (Sommifftonen  befteüt, 
bie  eine  ffir  SBef orgung  ber  bconomtfd^en  Sßerbalt- 
nifje,  bie  onbere  für  Prüfung  ber  ^ßrocurotoricn. 
lieber  obige  brei  ^rtilel  mürbe  nun  in  gel^n  mei> 
teren  Kongregationen  oerbonbelt,  unb  gmor  mürbe 
in  ber  näd^fien,  om  80. 3onuar,  guerft  boS  |)ö))ft« 
lic^e  Sreoe  tom  14.  Sanuor  1562  oedefen  über 
ElbfofTung  einefi  Index  libronim  proliibitoruin 
(f.  b.  9(rL).  9m  nfimlid^en  Xoge  langte  Sorbinol 


mttnofi,  ber  fed^te  Segot  bed  SoncilS,  in  Zrieni 
on.  93or  ben  SSerJ^onblungen  beS  6.  gfebruar  mür- 
ben bie  (Sefonbten  gferbtnonbd,  ber  ^rgbifd^of  oon 
$rag  (oß  faiferli^er  Orotor)  unb  ber  Sif^of  oon 
Pnpird^en  (ote  Orotor  für  boS  jtöntgreid^  Un* 
gom),  feierli^  empfongen.  Um  ben  unliebfamen 
Siongflreitigteiten  oorgubeugen,  erliefen  bie  fie- 
goten  om  8.  Ofebruor  eine  eigene  Stongorbnung  für 
bie  meltlid^en  unb  geiftlid^en  Orotoren  ber  melt« 
lid^en  Siegenten  (Theiner  1, 681).  3n  ber  Congre« 
gotion  t>om  9.  gfebruor  mürbe  ber  portugieftfd^e 
€)efonbte  eingefübrt  unb  om  10.  gfebruor  ebenfo 
ber  gmeite  loiferlid^e  Orotor,  @igmunb  oon 
Xl^un.  3n  ber  Songregotion  oom  12.  gfebruor 
mürben  obige  $unlte  bejobenb  beontmortet  unb 
bie  fiegoten  mit  Smennung  einer  Sommiffton 
gur  abfoffung  beS  2)ecreted  betrout.  @ie  er- 
nomtten  ^iergu  6  Srgbifd^öfe,  9  Sifd^öfe,  ie  einen 
9ibt  unb  OrbenSgeneroI ;  ou^erbem  foDte  biefe 
Sommiffion  no(b  belieben  meitere  Xf^^oloQm  gur 
Serotl^ung  beigiel^en  fönnen.  3n  ber  Songregotion 
Oom  13.  ^bruor  überreid^ten  bie  foiferUd^en  Se- 
goten gemä^  ber  i^nen  gemorbenen  Snftruction 
(@idPeI  252)  eine  2)enffd;irift,  morin  ber  @9nobe 
noddftebenbe  $unlte  nobegelegt  merben:  ed  möge 
Dorerft  feine  erflörung  betreffs  ber  gortfe^ung  befi 
Soncüd  gegeben  merben;  bie  folgenbe  @i^ung  folle 
möglid^ft  binouSgefd^oben,  unb  in  ber  3ioifd^engeit 
foOten  meniger  mid^tige  (Segenftönbe  oerbonbelt 
merben,  um  ben  ^roteftonten  bie  äb^Unobme  nid^t 
gu  erfd^meren;  ebenfo  fotte  bie  Augustana  oorerft 
nid^t  ouf  ben  Index  libronim  prohibitorum  ge- 
fe^  unb  Sorforge  getroffen  merben,  bo|  bie  oer- 
bonbelten  (Segenftdnbe  in  ben  (S^ngregotionen 
nid^t  in  bie  Oeffentlid^feit  lömen,  ebe  be^niHoe  SBe- 
fd^Iüffe  gefönt  feien.  Següglid^  oDer  biefer  fünfte 
mürbe  ben  ®efonbten  in  guoorfommenbfter  SBeife 
geontmortet  (Baynald  ad  a.  1562,  n.  15  u.  16). 
%m  17.  t$ebruor  legten  bie  Segoten  boS  oon  ber 
Sommiffion  obgefo|te  Secret  begüglid^  bed  Index 
bor,  morüber  om  20.  fjfebruor  berotl^en  mürbe. 
9m  24.  Sfebruor  übeneid^te  ber  Sifd^of.  oon 
t^ünflird^en  olS  ©efonbter  für  Ungom  fein 
!Dlonbot;  gugleid^  mürbe  ber  oom  $o))fte  für 
Xrient  m&btenb  ber  Souer  bed  SoncilS  oerliebene 
«Wo6  oerfünbigt  (Le  Plat  V,  37.  43).  —  «m 
25.  gebruor  enblid^  mürbe  bie  XVm.  @i^ung 
vorbereitet,  bie  folgenben  XogeS  in  üblid^er  Seife 
obgebolten  mürbe.  2)od  S)eaet  De  libroruin  de- 
lectu  et  Omnibus  ad  concilinm  fide  publica 
invitandis  oerlod  ber  $otriord^  Oon  Serufolem. 
2)er  gmeite  Xf^tU,  beSfelben  entbielt  eine  eble  gfne- 
benSgefmnung  otbmenbe  ßinlobung  on  bie  $ro- 
teflonten,  beren  SBortlout  für  bie  IBeurtbeilung  bed 
eoncild  bebeutungSooD  ift.  &  b^i|i  bo :  ^SBeil 
bie  nämlid^e  l^eilige  S^nobe  boS  oon  t^ergen 
münfd^t  uiü)  flel^entlid^  oon  ®ott  erbittet,  moS 
gum  Sfriebeu  ber  ftird^  bient,  ouf  bo|  9Ee  ouf 
Srben  bie  gemeinfome  SOtutter,  meldte  berer,  bie 
fie  gebor,  ni(bt  oergeffen  fonn,  oneifennen,  unb 
mir  einmütbig  ou8  ^inem  9Runbe  (Sott,  ben 


3091 


Xtitnt,  Concil  t)on. 


»»2 


aSatcr  unfcrc«  §crm  3efu  Kl^ripi,  oeil^lid^n 
mögen,  fo  labet  fie  um  ber  iimigften  Sorml^cräig- 
feü  btefeiS  @otted  unb  unfered  ^ertn  to'rSim  aHt, 
meldte  mit  unS  nid^  in  ©emeinfd^ft  ftel^,  ^ur 
eintrad^t  unb  Sßieberoerfö^uung  unb  baju  ein, 
ba|  fte  )u  biefer  l^eiligen  @9nobe  fommen,  unb 
ermal^nt  fie,  bie  Siebe,  tteld^e  bad  Sonb  ber  SoU« 
fommenl^eit  ift,  ju  umfangen  unb  ben  grieben 
Sl^rifti,  ber  bie  ^^ergen  mit  gfreube  erfüllt  unb  gu 
meld^em  fie  in  Cincm  fieibe  berufen  finb,  ju  offen- 
boren."  3u  riuem  jtociten  S)ecrete  mürbe  bie 
nftd^fte  @i|ung  bem  SBunfd^e  beS  IfaiferS  ent» 
fpre(^mb  t^unlid^ft  ^inauSgefd^oben  unb  auf  ben 
14.  ^ai  angefe^t.  Snmefenb  maren  5  fiegaten, 
ber  Earbinal  üon  Irient,  3  ^triard^,  16  6rg- 
bifd^öfe,  105  «ifd^öfe,  4«ebte,  5  DrbenSgencrale 
unb  50  2:l^eoIogen.  Um  ben  gemfinfd^ten  @eleit3- 
brief  für  bie  ^roteftanten  möglid^ft  rafd^  ge- 
molken ju  fömten,  l^atte  bie  S^nobe  au§brüdFIid^ 
befd^Ioffen,  ba^  berfelbe  aud^  in  einer  ©eneral- 
congregation  mit  boQer  ©ültigteit  ouSgefteUt  mer- 
ben  fdnne.  S)emgemä^  mürbe  am  2.  unb  4.  Snörj 
über  ben  ©eleitSbrief  Derl^anbelt,  berfelbe  feierlid^ 
ertl^eilt  unb  am  8.  SRörj  publicirt,  morauf  i^n 
bie  fiegaten  an  alle  ^5fe  k)erfanbten  (Raynald 
ad  a.  1562,  n.  22).  3n  ber  Kongregation  Dom 
4.  SRörg  l^tte  jugleid^  ber  @efanbte  bed  ^ergogS 
Slbred^t  Y.  Don  ^Bcii^mi,  @igmunb  SSid^ufen, 
fein  TOanbat  übcrreid^  (Le  Plat  V,  92).  «m 
II.  Stärg  begann  man  bie  93er]^anblungen  all- 
mälig  auf  bie  SReformfragen  überzuleiten.  3u- 
nöd^ft  lie^  ber  erftc  ^räpbent,  ber  ßarbinal  Don 
SRantim,  ber  Kongregation  12  Jleformartifel 
(Theiner  I,  694)  Dorlegen,  »orüber  bie  SSöter 
nad^  genauer  Ueberlegung  in  einer  fpätem  Kon- 
gregation il^re  ^nfid^t  äu|em  folltcn.  ®ie  näd^ft- 
folgenben  Kongregationen  mürben  burd^  Kmpfang 
Derfd^iebencr  ©efanbten  in  ^nfprud^  genommen. 
©0  übeneid^tc  am  15.  "SRäx^  ber  2Karqui§  Don 
?Pe8cara,  ©efanbter  beS  ÄönigS  W^^P  H. 
Don  Spanien,  feine  KrebitiDe,  am  18.  SWärj 
ber  ©efanbte  be§  ^erjogS  Don  3:o§cana,  am 
20.  SWärs  bie  Vertreter  ber  fteben  fatl^oIifd)en 
©d^meijercantone  unb  am  6.  äpril  bie  ber  un- 
garifd^en  ßird^e.  Knblid^  am  7.  ^pxxl  famen  bie 
4  erften  obiger  Seformartüel  gur  SJcrl^nblung, 
meldte  bie  Sefibenj  ber  Sifd^öfe,  abfolute  unb 
unentgeltlid^e  Drbinationen  unb  distributiones 
quotidianae  betrafen.  3)er  erfte  ^rtifcl  über  bie 
Äeftbeng  ber  93tfd)öfe  Deranlafete  fofort  eingel^enbe 
Debatten  unb  tluSeinanberfe^ungen,  namcntlid^ 
gmifd^en  ben  fpanifd^en  unb  ben  italienifd^en  Prä- 
laten, meldte  f\ä)  burd^  10  Kongregationen,  Dom  7. 
bis  20.  %px\l  ^injogcn  (^aleotto,  Ui  Theiner  II, 
550).  Krftere  erflärtcn  bie  SRcpbenj  für  jure  divino 
geboten,  momit  jugleid^  gcfagt  fein  foUte,  ba&  bie 
bifd^öflid^e  ©emalt  unmittelbar  Don  ®ott  ftamme 
unb  fein  ?lu§flu|  ber  |)üj3ltlid^cn  TOodjt  fei.  ^InberS 
erflörtcn  fie  bie  Staliener,  unb  9Wand^e  mottten 
bie  gragc  gunäc^ft  gurüdfgefleHt  miffen  bis  ju  ben 
Sßerl^anblUTifteu  über  ben  Drbo.  53ei  ber  9lbftim- 


mung  am  20. 9)jrU  ergoßen  fi^  66  Sii 
unb  71  Stimmen    gegen   bie  tluffoffos  ^ 
©panier  (fo  2KoffareDi,  bei  Theiner  I,T11; 
anberS  ^aleotto,  ib.  U,  555).    3n  genants 
Kongregation  hmrbe  fobortn  eine  Cmmn^fumtn 
8  Sdtem  befttOt  gut  Sbfofftuig  beS  SecntcS  iht 
genannte  SReformpunIte.  Sine  anbere  Kinnmjpoi 
Don  B  99ifd^fen  mürbe  am  24.  ^bpni  ttmA,  m 
bie  Srage  gu  ermägen,  ob  efi  töti^Itd^  fei,  fn  Ut 
Don  ber  englifd^en  ftdnigtn  gefangen  ge^dnam 
93ifd^5fe  gu  interütniren.  SBom  21. 9MmI  aiiwi> 
ben  fobann  bie  6  nxiteten  9tefDnnc^d(iLlO 
unb  11  über  clonbefüne  (S^  lourben  ^bie 
Serl^nblungen  über  bie  S ^  attfgef poit)  ia  tf 
ratl^ung  gegogen  unb  bie  SSer^onbhmgen  om^ 
28.  unb  24.  ^ApM  fortgefe^t  9lm  25.  ht^fin 
^notd  mürben  bie  Denetionifd^en  ©efaubtea«' 
pfangen  unb  am  28.  über  bog  Sd^teibenbeSfnof 
göftfc^  ©efanbten  Sottfac  Der^onbelt,  tum 
biefer  tmi^uffd^  ber  b^orfle^enben©i|s89e^ 
fud^te,  ba  er  berfelben  petfönlid^  angumoUn 
münf(|te.  3)ie  Sutmort,  toeld^e  am  80.  ^^ml  fr|k> 
gefteUt  mürbe,  lautete,  bog  bie  öff entlid^  angejagt 
©i^ng  gmar  gel^atten  toerben  muffe,  bie  $nlfi* 
cation  ber  S^eformbecrete  f otte  iebod^  auf  bie  nffi^ 
folgenbe  ©i^ng,  bei  ber  fionfoc  aniDefenb  jdi 
fönnte,  Derf(^oben  merben.    %m  gleid^  iegt 
maren  gmei  meitere  SeboIImdd^gte  beS  $er^ 
^Ibred^t  Don  SBo^em  in  Orient  osgelmnan, 
aiuguftin  Saumgartner  imb  3o^.  SaDüba  8.  J. 
—  9tad^bem  fobann  am  7.  unb  12.  StoibaS^ 
rogationSbeaet  feftgefteHt  morben  mar,  mmbe  ob 
14. 3Rai  bie XIX.  @i|ung  geißelten,  auf  tod^n 
neben  ben  Wanbaten  ber  Derfd^iebenen  @efaiibtn 
baS  SDecret  ber  Prorogation  auf  ben  4. 3mn  Der» 
lefen  mürbe,  ^nmefetü)  moren  ou^er  ben  f«j»> 
beuten  ber  Karbinal  Don  3:rient,  3  $ütnorte, 
18  Krgbifd^öfe,  181  »ifd^öfe,  2  ^tbtt,  40rt«s- 
generale  unb  32  ^b^ologen.    S)ie  etmaS  em^R 
^iScuf fionen  ber  9ief ormfragen,  namentlich  über!« 
Sefibeng  ber  Sifd^öfe,  litten  in  Äom  ernftt  8<> 
benfen  mad^gerufen,  bie  nod^  Derfc^^drft  nnizlNi 
burd^  bie  ©c^ilbcrung  ber  Sage,  meld^  bttit- 
gaten  burd^  ben  ©ecretor  bed  €arbinalS  Don  %>> 
tiia  bem  ^ap\it  mad^  liefen,   flu^erben  rom 
nod^  anbere,  ben  ^^atbeftonb  Dielfad^  über^eiM 
unb  entfteUenbe  äJ^itt^ungen  beim  ^^ß  m\ii 
beffen  3'^eff  en  Karbinal  Äarl  Sorromoufi  (f.  b.  &H 
eingelaufen,  moburd^  einzelne  SoncildDöter  Mes* 
mentlid^  aud^  bie  fiegaten  ®ongaga  unb  ©eripank 
in  ungünftige§  fiidbt  gcftettt  mürben.  S)er^|>a|i(fiei« 
ad^tete  bie  Baä)t  für  fo  emft,  bo^  er  gu  bieic 
3medfe  eine  eigene  Kommiffton  Don  6  Korbiaiks 
beftellte.  3J^an  fam  gu  bem  99efd^luffe,  3  wm 
fiegaten,  SDlorone,  ^rbo  unb  9loDagerD,  oa^ 
Orient  gu  fenben.  S)ie  92ad^nd^t  ^erDon  crfis 
bie  KoncilSDöter  mit  gro^r  %eforgni|,  bo  bie  Sil* 
fül^rung  be§  Sefd^luffeS  bie  Sage  beS  (SonriläuBW- 
fennbar  übcrouS  fritif  d^  geftalten  mufete.  S«iM* 
Derfa^te  fofort  eine»cd^ertigung«fd^ftunb  jo» 
fte  an  Karbinal  93orromöu3  mit  bem  (Erfä^A 


9098 


%tUxct,  CoiicU  Den. 


20M 


ben  $atifk  bolion  aRitt^ng  ju  moätttt  SRit 
SUktfii^t  auf  bie  Stimmung  in  3lom,  monihr  fie 
bunl^  Mid^iebene  Sd^reiben  l^inlanglid^  unlet> 
ci(|tft  ttNitm^  bo(^  bie  Segaten  nun  brnnm,  baS 
iofütl  übn  bie  Sefibeni  junAd^t  gong  )u  Aber- 
ge^;  oBein  Mc  Spanier  erl^obm  mtf^iebenm 
3Btbetj^tu(^  unb  bertongten  au^em  fofoctige 
feBdntng  betceffB  bec  ^ottfe^nng  beB  SancilS. 
Son  eincv  {old^e  n  Hc|  onbeterf ettS  bn  ftoifn  bntc^ 
feiiu  Oratoren  etnbringlid^  abnti^  unb  btoltite 
entgegengefclten  ^cßit%  mit  fofortigec  ^bentfung 
feinet  ^täMm.  Z)e«  biferfid^ea  fd^ffcn  ^ 
mi^  bie  am  18. 9Rai  ang^oagten  fxtm)öftfcl^ 
SeftoOmid^gttn  an.  Untcrbeffm  l^en  bie  2e* 
goieit  ben  SoncUStiäiem  am  25.  atol  9  Se^ 
f omoxtif el  »otlegen  loffen,  bie  in  b«r  folgenben 
ei|ang))uUicirt  metben  foflten  (Themer  1, 718X 
Iftieften  eft  ober  unter  obmoltenben  SSerpItniffen 
für  tejfer,  )una4ft  Don  iebct  ^ublication  obgufe^ 
S>a  langte  gnt  Seftür^ng  ber  Segaten  ber  |»t>{t' 
Itdjie  fb^^l  an,  in  ber  näd^ften  @i|ung.  bie  gort« 
fejping  befl  SoncitB  ju  (iromulgiren.  Sa  bieg  bei 
bet  Srfitomg  ber  (cnferlid^en  tmb  ber  fronjdfifd^en 
Vertreter  ber  Suflöfung  beft  Concitt  gleid(^mmea 
mu|ie«  bef  Aloffen  bie  Segaten^  bie  ))ä))ftlid^e  Wn^ 
mei^g  au|er  ^äj/t  )n  laffen  unb  fofori  ben  Cot- 
btflolligaien  Sltem))ft  an  ben  $a()ft  gu  jenben,  um 
ifjßn  bie  (Brfinbe  biefeS  !Ber|aIten8  iMurjulegen. 
(Bft  iebodl^  ber  Sarbinal  abreiste^  langte  in  Zrient 
ein  anberS  lautenbed  ))ä)iftlid^  Sd^teiben  an,  baS 
obige  ^Ißunfte  in  boS  SäeUeben  ber  Segaten  fteDte. 
Untnbeffen  maren  am  26.  ÜRat  bie  ^rocurotoren 
befi  Si^d^ofS  t»n  Salzburg  fomie  bie  franaöft- 
fd^n  Oratoren  fetedid^  enqyfongen  »erben,  kodd^ 
b|teren  burd^  ii^re  fd^arfen  StuSföSe  ben  Segaten 
neue  Sd^eri^eilen  bereiteten.  —  Siad^bem  in 
ber  (SennobongregaÜon  oom  3. 3uni  bie  nötl^i« 
gen  Sorberettungen  getrofjien  koorben,  muxbe  am 
4. 3uni  1562  bie  XX.  @  i  |  u  n  g  geleiten.  9lad^ 
ben  üblid^  gf^ierQd^eiten  mürben  bie  SKonbate 
ber  f  (^eijerifd^,  fdjburgif  d^en  rnib  franjöftfd^ 
Orotoren  unb  ^curotoren  neb{}  ben  begügßd^en 
Satmorten  foulte  baS  ^orogattonSbeaet  oerlefen. 
9n  Ie|tenm  mirb  gejagt,  „ha^  toegen  berfd^te* 
beiRt  Si^miengleiten ,  mit  au^  begmtgen,  ba« 
inl  SBeS  mit  größerer  ttcberlegung  feinen  gfort» 
gang  nel^me,  bol  nämlid^  bie  S)ogmen  gugbid^ 
mit  ber  SeiAeffenmg  berl^anbelt  unb  fdnctionirt 
mcrhcn  Dnnen,  bfe  nöd^  @i|ung  ouf  ben 
16.  3ult  angefe^t  toeäie,  bod|.  mit  bem  Seifügen, 
ba|  bie  S^nobe  biefen  Xermin  in  einer  Senerdp^ 
congregotion  abfurjen  ober  MrKingem  (5nne". 
Siefcm  Sbtmk  pmwka  aOe  Sätet  mit  a(uS- 
nal^me  bon  80  ju,  bie  megenSlid^rmö^ung  ber 
9lefibem  unb  ber  »gfoitfe|ung''  £infj|>tad^e  er- 
l^oben.  Unmefenb  maren  5  fiarbinoaegoten,  ber 
garbinat  wn  Zrient,  2  $atriard^en,  18  6t}^ 
bifc^Sfe^  187  Slfd^fe,  2aebte,  40rbcn8generale 
unb  28  Xl^eologen,  aulserbem  nod^  11  Oratoren 
Mitlittet  ^errfd^  Sm  6.  Sunt  1562  mürbe  eine 
(Beneralcongregation  gegolten,  in  mefd^er  ber  erfte 


Saxbtnallegat  bon  ÜRantua  bie  bei  ber 
XIY.  @i|ung  (f.  ob.)  mü  Xudtftd^t  auf  bie  Ißco» 
teftonten  surudgefteSten  fragen  aber  bie  6om^ 
munion  unter  fmi  ®eftalten  unb  bie  ff inbereom« 
numion  in  5  Strtifeln  )ur  Ser^b^ung  oorlegte 
(Theiner  n^  3.  7).  hierüber  foHten  nad|  Sor« 
fd^kg  beS  ^äftbenten  juerft  bie  X^eologen  unb 
bamt  bie  Söter  üffct  Snftd^  &a^mL  Sft  masen 
78Sdtcrmit  bemSorfd^gebeftS^oteaeinoerftonp 
ben,  82  bagegen  nur  unter  ber  Sebing^ng^  ttmm 
^gleid^  au$  aber  bie  Seftbeng  oerl^belt  mürbe, 
mie  bie|  ber  erfie  ^räfibent  in  %xi^äfi,  gefteOt 
l^atte.  SSA^Obm  32  Säter  rid^teten  unter  bem 
ndmlid^  6.  3uni  eine  fteimüt^ige  Eingabe  an 
ben  ^^%  morin  fu  i^  (Eintreten  für  bie  9)e^ 
ftbenjt^flid^t  als  auf  göttlich  SRed^te  begrünbet 
oert^big^  unb  bie  i^nen  unterft^ebene  Xenben}. 
gefliffcntOd^er  Untergrobung.  beS  pöpftßd^en  9ln# 
fe^S  f derlid^  unb  entfd^ieben  }urüdmiefen.  31^re 
Snftd^t  gel^  bal^in:  ie  me^r  bie  einzelnen  fird^ 
Kd^  Sinrid^tungen  befeftigt  feien,  befto  glängen* 
ber  trete  aud^  bie  ))apftli4e  9Rod^t  l^etoor  (L« 
Pkt  y,  199).  3n  ber  freunblid^  gel^tenen  9lntp 
ttort  oom  1.  2hitt  erKörte  feinorfeitS  bet  ^% 
bog  er  entfernt  nid^t  baran  oenle,  bk  SRebe*  unb 
S)id€uf{iondfrei]^eit  beft  eoncifö  irgenbmie  gu  be-> 
eintra4tigen;  nur  foSten  im  Sittereffe  ber  Si^nobe 
uttb  ii^eS  Snfe^enS  aUe  örgerU^en  Auftritte  oet» 
mieben  merben  (Le  Hat  Y ,  860).  Obige  5  Sr» 
tifel  mntben  nun  an  bie  theologi  minores». 
62  an  ber  ^üfL  {\fyDt  yUmea  bei  Theüier  II» 
87),  oermiefen,  bie  Dom  10.  bis  28.  Suni  ia 
21  Kongregationen  bie  ^fragen  einge^nb  oerl^f 
belten  (Theiner  11,  7—37).  So  Oerjc^ieben  bie* 
eingelnen  %nf d^auungen  »ocen,  «gab  ftd|  bod^atö 
fKm))tvefuItat,  ba^  bieSommunion  sub  «traquer 
mit  %ViS»a\jßm  für  ben  eebbrirenben  $riefter  teilt 
göttSHl^eg  @Mot  fei,  ba|  man  unter  einer  ®eftoIt 
f ooiel  empfange  mie  imter  beiben,  unb  ba|  ben  Uni* 
münbigen  bie  (Kommunion  nid^t  notl^enbig  feL 
Uebet  bie  ®emal^mng^  beS  Saietdeld^  bagegen 
gingen  bie  %ifid^en  ftorf  auS  etnanber,  me|l^Ib 
biefe  %taf^  gunad^ft  nod^  au^er  Setra^t  gelaffen 
nnb  nur  iiber  obige  brei  $unfte  4  SanoneS  formuf« 
lirt  unb  am  23. 3uni  einer  @eneralicongtegatioii 
borgelegt  mürben.  Ueber  biefe  4  (EanoneS  toutbe 
in  6  ®eneraIcongregationen  ber  ConcilSoäter  oom 
30.  2hmi  bid  4.  äuli  berot^en.  9uf  ®runb  btefet 
Serl^nblungen  mürbe  eine  9leurebactton  ber  @a^ 
neneS  befd^offen;  )tt  naiverer  Segrflnbung  ber- 
uften mftnfd|ten  mehrere  Sater  nad^  friil^erem 
Sorgange  eineauspirlid^e  Se^arfteSung,  toeU^ 
geeignet  »dre,  ben  @egenftanb  gu  erüären  utdi 
etmoige  (SemiffenS^meifet  )u  Befeittgen.  Sine  fold^ 
unirbe  fobann  in  4  If apiteln  obgefa^  unb  beibeS, 
doctrina  unb  canones  reformatio  ben  Sötem 
in  ber  (Sknerakongregation  t>om  4.  2^U  oor» 
gdegt  Udber  beibe  Sd^riftfüidCe  mürbe  nod^malS 
in  4  meiteren  Songregationen  am  8.  unb  9. 3uK 
oerl^onbeß  unb  am  14.  3uli  bie  Sd^Iu^reboction 
bocgenommen.   9leben  biefen  bogmatifd^  Ser« 


2095 


Xrient,  Soncil  t)on. 


201 


l^blungen  befd^ftftigten  bie  Sidnobe  in  biefet 
3eit  tu)$  }tDei  anbete  »id^tige  ^ngelegenl^iten, 
baS  fogen.  faiferli^e  SlefomtlibeS  unb  bie  93et* 
ßimmung  beS  $a)){ted  gegen  ben  erften  Son- 
cilSptöjtbenten.  S^on  unter  bem  1.  äonuar 
1562  ^atte  if oifet  9^binanb  feinen  Oratoren  auf 
bem  Soncil  eine  Snftiuction  }ugefteIU,  tt)el(^e  93ice- 
lamler  @elb  auf  ®runb  einer  1561  in  Oberdfter- 
ttxq  vorgenommenen  fflofiertnjUation  enttoorfen 
l^atte  unb  meldte  einige  Dom  SoncU  unumgäng- 
lich im  9uge  )u  l^altenbe  Steformpunfte  nam- 
l^ft  mad^te  (@i(lel  252  ff.).  9ß  fobann  am 
11.  aRöt)  bem  Sondl  obige  12  SteformartUel 
t)orgeIegt  kourben,  Iie|  ber  ffaifer,  fobalb  er 
baDon  ffenntni^  erl^en,  burd^  Vertraute  3täß^t 
unterfud^en,  inmietoeit  obige  Srtifel  genügten 
unb  intoieioeit  nid^t  9u8  biefen  Seratl^ungen 
ergab  fid^  baS  fogen.  Steformlibell ,  loorin  bie 
notl^teenbigfien  Steformgegenftonbe  naml^ft  ge- 
macht unb  jugleid^  näl^er  begrünbet  lourben. 
3)iefeS  Sd^riftftädC  fanbte  gferbinanb  an  feine 
Oratoren,  bie  eS  am  7.  3uni  gur  ifenntni^  beS 
Soncild  brad^ten  (f.  Steimamt,  in  gforfd^ungen 
jur  beutfd^n  ®efd^.  Vm  [1868],  177  ff.,  unb 
eidtel,  im  ^xd^\x>  für  öfieneid^ifd^e  ®efd^.  XLV 
[18711  3  ff.),  ffiie  toünfd^enSwertl^en  Meform- 
fragen  tourben  l^ier  unter  oier  ®efid^t§punlten  oor- 
geführt:  Sefferung  ber  Sitten  im  SIeruS  unb 
9of (Raffung  Derfd^iebener  9Ri^räud^e;  SBieber- 

?ett)innung  aller  ber  ihrd^e  Sntfrembeten ;  Ser- 
alten bejüglid^  beS  ber  ftird^  entfrembeten  Seft^ed 
unb  9tati^f(|läge  toegen  bed  Streites  über  bie  Ute- 
fibenj.  91m  auSfül^rlid^ften  tt)urben  bie  gtoei  erften 
^utute  bel^anbelt,  unb  namentlid^  beim  erften 
n)urben  14  einzelne  %rtilel  aufgeführt.  Um  aQe 
Sergemiffe  ab^ufd^neiben  unb  bie  fird^Iid^e  Sluc« 
toritöt  lu  lieben,  möge  ber  ^ap\i  bie  eigene  Sude 
ber  ^Reform  unterhielten;  bie  S<^ffi  ber  Sarbinöle 
foHe  auf  26  befd^ränft  »erben;  un})af][enbe  3)i8- 
))enfattonen  foÜten  unterloffen,  bie  Siemtionen 
aufgel^oben  unb  bie  ^luralität  ber  Senefirien  ab- 
gef^afft  merben;  bie  SBifd^öfe  müßten  i^r  9mt 
))erfönlid^  ober  bod^  toenigftenS  bur^  tüchtige  unb 
tauglid^e  ©teHoertreter  oerioalten,  unb  oor  5HIem 
foUten  aQe  fird^Iic^en  SSenid^tungen,  toie  Saufe, 
Sirmung,  Sud^ariftie,  Drbination,  ßtnfegnung 
ber  gl^e,  Seerbigung  u.  f.  to.,  unentgeltlich  ge- 
fd^el^cn;  gegen  bio©imonie  foüte  mit  ber  Strenge 
Der  alten  SanoneS  eingefd^ritten  toerben^  bie 
9Renge  ber  ürd^Iid^en  @a|uugen,  bie  aUmöItg  un- 
ertröglid^  geworben ,  foute  auf  ein  bemünftigeS 
SKafe  reburirt  »erben;  bei  SSerl^ängung  ber  65- 
comnmnicotion  muffe  fluge  SBorfid^t  »alten; 
fd^Iimme  SOßirfungen  l^abe  bie  Seid^tfertigfeit  bei 
gotteSbienfllid^cn  Serrtd^tungen,  auf  beren  3fcm- 
^altung  ©ebod^t  ju  nel&men  fei;  bie  fird^Ud^en 
Sudler  »ie  5KiffoIe,  Sreoier,  5lgenben  :c.  be- 
bürften  einer  SReöifion;  beim  ©ott^bienft  unb 
bei  ber  ©penbung  ber  ©ocramente  foÜtc  in 
paffenber  Sßeife  neben  ber  lateinifd^en  ie  nad^ 
Ort  unb  3fit  aud^  bie  SKutterjprad^e  jugeloffcn 


»erben ;  gait)  befonberS  müßten  ber  Saftet^ 
feit  bed  SIeruS  ©d^ranfen  gefegt  unb  cici| 
aud^  bie  entarteten  ftldfter  reformirt  »erben,  h 
jüglid^  ber  g»eiten  ftategorie  »orb  ^unod^ti 
auf  ]^inge»iefen,  »ie  ber  Smft  ber  3^  tt| 
SerüdCft^tigung  ber  oerönberten  Ser^alEiiffe  (b 
fid^tlid^  ber  fird^Iid^en  Serorbnungen  e^eijfe 
3n  biefer  ^infid^t  »urben  als  befonberfi  ^ 
oerfpred^enbe  SJtittel  in  Sorfd^Iag  gebtod^:  In 
ftattung  beS  Saienfeld^eS,  9RiIberung  ber  ^ 
geböte  unb  3ulaffung  SSerl^eirateter  sum  ^  ^ 
tl^um  tmter  ^m»eiS  auf  bie  altürd^^Ii^e 
SBeiter  »urbe  als  »ünfd^enS»ert1^  erflort  etnel 
gefaxte  @IaubenSbarfteüung  mit  befonbeiec! 
rüdftd^tigung  ber  berseitigen  Sontrot 
bie  Verausgabe  einer  neuen  paffenben  $o| 
eines  iBer)eid^niffeS  gefo^rlid^er  ^üd^er  mü) 
gemeinfamen  Jfated^iSmuS,  bie  Srrid^tung 
©eminarien,  um  für  3laä)\D\xäfi  eines 
SIeruS  )u  forgen,  enblid^  93erme^rung  ber 
tl^ümer  imter  ^eranjiel^ung  ber  ftlofter,  toiei 
Belgien  gef d^l^en.  Sejügli^  beS  buri^  bie 
93e»egung  entfrembeten  fird^Iid^en  93efttc8 
l^od^l^erjiger  SBex^id^t  angerat^en,  um  ^ö|||m,i 
®flter  )u  bemal^ren.  3um  ©d^Iuffe  »irb  is 
SReftbenjftreitfrage  ^ur  Sintrad^t  gemal^:  ' 
cordia  yeritatis  soror,  discordia  difisipat 
mater  (Le  Plat  V,  232—259).  äRand^ 
Sieformpunfte  fanben  bei  ben  SoncilSl 
unb  in  ben  Steformbecreten  Serüdtfid^tigung. 
ge»iffe  Unterftu|ung  fanben  biefe  faifedi^l 
formoorfd^Iäge  bur$  ^erjog  ^Ibred^t  V. 
Sägern,  beffen  Orator  in  ber  ©enerolcoi 
tion  Oom  27.  3uni  eine  bal^tn  gielenbe 
bielt.  S)arin  »aren  brei  gforberungen  entf 
Sieform  unb  tüd^tige  ^eranbilbung  beS 
3ulaffung  SJerl^eirateter  jur  ^riefterttei^e 
Sommunion  sub  utraque  (ffnopfler, 
be»egung  in  Sägern,  ÜHünc^en  1891,  96 
9tm  10.  3uli  1562  begann  bie  nod^molige 
ratl^ung  ber  am  25.  ^lai  jurücfgefteüten  9 
formfapitel  (f.  ob.).  ©icfelbcn  »urben  in  4 
teren  ©eneralcongregationcn  am  10.,  11. 
12.  3uli  oerl^anbelt,  »obei  eS  übor 
gragen,  »ie  ^bf (Raffung  fird^Iic^er  Xoien, 
mentlid^  bei  bifd^öflid^en  g^unctionen,  93erM 
foluter  Orbinattonen,  ^Ibfd^offung  ber  fogen. 
mofenfammler  unb  red^tltd^e  ©teOung  ber 
capitel  5um  Sifd^of,  ju  längeren  S)iScufftoiieal 
(Theiner  U,  51.  565).  ©d^Iie^d^  er^idtenl 
betreff enben  ©ecrcte  il^re  befinitioe  ®eftdüm§| 
^ublication.  SBö^renb  aQer  biefer  SSerbanbl 
auf  ber  ©Qnobe  »ar  einige  3eit  il^r  IBeftanb  1 
lid^  in  gragc  gcftcllt.  Um  bie  5Refiben§fnifle| 
ben  SugenblidC  ^ur  Shil^e  5U  bringen,  ^atte  ba< 
Sarbinallegat  ©on^aga  beren  Sefpred^ung 
ben  Serl^anblungen  über  baS  ©acrament  beS ! 
jugefagt,  »omit  aber  Rubere,  »ie  namentli^l 
monetta,  un^ufrieben  »arcn.  ®a  l^ierüber 
über  anbere  gragen  einfeitige  unb  beunrul^it 
IBerid^te  an  ben  ^ßopft  gelangten,  fo  ba|  Ie{ 


2097 


Xrient,  Concil  t)on. 


2098 


:  «  tDte  Dctbuiete ,  ctttMiS  mtlflimmt  aeloocben  fei, 
'    unb  ba  au^bem  bie  Sorbeningen  Der  tt)eUnd^en 

-  :^  S^ni  immer  bringlid^  »urben,  fo  befd^Ioffen 
•:r ;  bie  Segaten,  ben  ^{l  nid^t  nur  f^rtftlic^,  fon« 
-^  .  betn  miäf  mänbttq  über  bie  Sage  bed  Soncild  ein« 
r:^  g^^mb  )u  Orientiren.  3^  biefem  Stoede  fanbten 
.71  ]K  ben«r}bi{(^oft)onSQnriQnona(^9iom.  Unter- 

.  ^bejfen  (otte  ober  ber  $(M){i  bereits  ben  SBifd^of 

,  1.*' SiSconti  Don  IBentimiglia  nocfi  Zrient  entfonbt, 

:^  um  feinem  infolge  obiger  Sendete  entfionbenen 

::^!Sefremben  gegen  ha%  Soncit  ro\t  nomentli^  gegen 

>J!;^b<n  erfien  CarbinoIIcgaten  Sudbrud  geben  m 

^  Z  7  foffen.   Süperbem  tooren  no(^  ä^nlic^  loutenoe 

c  ;  ^  Sd^reiBen  Don  Corbinol  SRorone  an  einjelne  Son* 

.  .^  cißDoter  angelangt,  mell^Ib  (Son^aaa  bie  not(- 

1.^ ;-  A>enbige  Sonfequen}  l^ierouS  )og  uno  ben  Jßopft 

^  um  feine  Abberufung  bat.  Sei  bem  großen  Sn- 

..l'^*  f^^en,  baS  ber  Sorbinallegat  inner^lb  rnie  au|er« 

'Z:.r^<>^  bet  e^nobe  geno|,  »öre  fein  Slädtritt  fo 

.~~^^)iem(ü^  ber  Sluflöfung  berSqnobe  gleid^gefom- 

/*'men.    ^ierflber  berid^tete  Sarbinal  @imonetta 

,  .  ^^  fretmutl^ig  on  Sarbinal  Sorromftud ,  unb  ba 

;7-  "«ud^  ber  Srjbifd^of  Don  Sanaono  ben  ^ft  in 

:*  '^^«•dlMeg  fiber  ben  6a<!^Der]^It  aujRärte,  Denoeigerte 

:^'  ^efer  bie  (Senel^migung  Don  (dtoniaga'S  ®efud^ 

-''^  -mii  fanbte  burd^  ben  Srjbifd^of  fd^rifUic^  unb 

r^  --^minblid^  begfitigenbe  Aufträge  nod^  Xrieni  3u' 

; ;  -'tffeid^  mal^nte  ber  $a))ft  ^ur  Se{(^Ieunigung  ber 

'  >-'^erl^anbIungen  unb  gab  ber  Hoffnung  Au8- 

'---  tnui,  ba|  bis  @e)^ember  leneS  Sal^red  bie  @9n- 

'-  «be  beenbigt  fein  fönnte.    2)urd^  einige  (erbe 

i  -r.  iBorte  in  ben  Aeu^erungen  beS  $a))fte8  fül^Ite 

-  ^>^|i4  ber  Sarbinaüegot  tro|bem  gefrönit  unb  fanbte 
-^^  *^6^alb  feinen  Secretor  nad^  Köm.  S)iefer  brad^te 

-"."iefriebigenbe  AnttDort  }urädf,  fo  ba^  nun@on- 

-  -'<  )aga  ben  @ebanfen  beS  KfldtritteS  aufgab.  Sar- 
i"  r  iinal  @imonetta  erhielt  Dom  $a))fte  bie  SBeifung, 
c.'dle  nur  mbglid^en  9tudr|id^ten  gegen  @on)aga 

.c  '.r:\  )u  beoba^ten;  ebenfo  foQten  jid^  bie  übrigen  Se- 

:.!  ::!'4aten  in  aDen  öffentlichen  Sngelegenl^itennad^il^m 

-.i.'  -rtid^ten  (Sidtel  854  f.).  —  gia(|  genannten  S3or- 

r^"c:ierat]^ungen  tturbe  am  16. 3uli  bie  XXI.  5f  f  ent- 

=  :   .iid^e@i|ung geilten.  92ad^ ben üblid^en Ceri- 

s  ix  «onien  DerlaS  ber  Sr^bijd^of  Don  @))aIato  bie  2)e- 

::^  ^ete,  unb  {ttiar  juerjl  bie  Sebre  Don  ber  Kommunion 

cor  ^ctnter  beiben  (Seftalten  unb  Don  ber  ftinbercom« 

i^ytsnunion  in  4  ffapiteln,  fomie  bie  4  l^iergu  ge- 

iki:  ^lirigen  (EanoneS,  mobei  nur  6  SoncilSDäter  nod^ 

r^i^r'-itTje  Semerfungen  anfügten,  hierauf  lam  baS 

/iü  r  4ef ormbecret  in  feinen  9  ftapiteln  gur  SBer* 

>^^^un0,  ICarin  mürbe  Derorbnet:  bie  ßrtl^eilung 

S^lÄiier  aSei^en  unb  S)imi{forien  muffe  unentgeltlich 

i)^rj:j|eft(e|en  (1);  ol^e  geftd^erten  Unterl^It  foOe  nie- 

ril)rn;tlloiib  gemeint  merben  (2);  bie  distributioneg 

iäiK^notidiaiiae  foUten  neu  geregelt  toerben  (8); 

«pr.t6ra  großen  ^faneien,  mo  ein  @eif)Iid^er  ni^t 

gnri)f^luSreid^te,  foDten  $Ufd))riefter  angefteUt,  ober 

m^niii^d^  neue  ^faneten,  aber  mit  l^inreid^enber  S)o- 

jieniiciition  errid^tet  (4),  nbt^igenfaUS  aud^  mehrere 

ittßuvBeelforgdpfrunben  Dereinigt  merbcn  (5);  unmiffen« 

ba^Kf^  $fanem  mußten  SteÜDertreter  mit  einem 


Zl^eil  beS  SinfommenS  gegeben  merben,  fold^  mit 
ftrgerlid^em  SebenSmanbel  aber  foUten  entfe|t  mer- 
ben  (6) ;  bie  SBeneficien  auS  baufäDigen  Irird^en 
foQten  in  anbere  übertragen  ober  bie  betreffenben 
©otteSl^dufer  reparirt  merben  (7) ;  Sommenben- 
flöfter,  in  meldten  eine  OrbenSregel  nid^t  beob- 
ad^tet  merbe,  unb  ebenfo  alle  Säcular«  unb  Xe- 
gularbeneftden,  foOten  Dom  Sif^of  iä^rlid^  Difitirt 
merben,  ebenfo  auäf  oOe  ffföfier,  mo  bie  OrbenS- 
obferDan)  nod^  in  ihaft  fte^e,  faUd  bie  iflofier- 
oberen  il^rer  $flid^t  nid^t  na^fömen  (8);  9lame 
unb  ®ebrau<!^  ber  SImof  enfammler  f  oOte  abgefd^fft 
merben:  Abidffe  unb  geiftlid^e  ©naben  mürben 
burd^  bte  Sifd^fe  belannt  gemad^t,  baS  SImofen 
ber  ©laubigen  aber  foQten  gmei  Som^erren  in 
empfang  ne^en  (9).  Sieben  Sifd^bfe  litten  nod^ 
Semerfungen  angefügt,  aQe  Snberen  ftimmten  ein« 
fad^  mit  Placet  Anmefenb  maren  6  Sarbinäle, 
8$atriar((en,19er}bifd^öfe,14893if^5fe,4Aebte 
unb  6  Orbendgenerale.  Sie  nüc^fte  @i|ung  mürbe 
auf  ben  17.  September  angefett.  9m  19.  3uU 
mürben  jundd^ft  18  Artilel  über  baS  ^ilige  9Re^- 
opfer  Dorgelegt,  morüber  }uerft  bie  theologi  mi- 
nores ibre  Snfld^t  öu|em  foIÜen.  Somit  (entere 
nid^t  me^r  mie  biSl^er  bie  SBerotl^ungen  aUgu 
lange  l^inl^ielten  unb  fo  ben  Sätern  faß  leine 
3eit  mel^r  übrig  liefen,  mürbe  für  fte  eine  neue 
®efd^&ftSorbnung  feftgefteOt.  &  foOte  über  eine 
Staterie  nur  [t  eine  beftimmte  Snjal^I  Don  Xl^o- 
logen  fpred^en,  unb  gmar  auS  ber  3al^I  ber  Dom 
^ßapfle  gefanbten  nur  ie  4,  2  auS  bem  Sücular« 
unb  2  aus  bem  XegutarcIeruS ;  auS  ben  Don 
ben  Sfürften  gefanbten  foHten  bie  Oratoren  ie  8 
auSmäl^Ien ;  auS  aOen  anmefenben  Xl^eologen  beS 
SöcuIarcIeruS  foOte  ieber  Segat  ie  1,  auS  benen 
beS  XeguIarcIeruS  bie  einzelnen  OrbenSgenerale 
ie  8  mö^Ien.  ftein  X^ologe  bürfe  über  eine 
l^Ibe  Stunbe  fpred^en,  unb  bie,  meldte  nid^t 
gum  Sßorte  ISmen,  lönnten  il^re  Snfid^ten  fd^rift- 
lidf  bei  ben  Seputirten  einreid^en  (Theiner 
n»  59).  Um  3eit  )u  erfparen,  mürben  auS  ben 
Sdtem  fofort  2  Sommifftonen  befteOt,  meldte  ben 
@i|ungen  ber  Xl^eologen  anmol^nen  unb  alsbalb 
bie  Sel^rlapitel  unb  SanoneS  über  baS  l^eilige 
9ReBopfer  abfajfen,  fomie  bie  SDli^broud^  beim 
3){e|opf er  auf gcid^nen  unb  gufammenftellen  f oDten. 
Snblid^  mürbe  ber  eingeriffene  9Ri|braud^  ftreng« 
jienS  Derboten,  bei  Abgabe  gemi jfer  ®utad^ten  mit 
ben  %üitn  gu  ftampfen.  Sm  21.  guH  begannen 
bie  Seratl^ungen  ber  Xl^eologen  über  oben  ge« 
nannte  18  Slrtitel,  bie  in  14  @i|ungen  bis  gum 
4.  Sugufl  fortgefe^  mürben.  Siefeiben  maren 
gmar  bereits  unter  SuIiuS  III.  burd^beratben  unb 
aud^  fd^on  bie  SanoneS  nebft  Se^rfapiteln  fefl- 
gefteOt  morben.  Sa  aber  Don  ben  bamaligen 
70  SSatem  bermalen  laum  8  ober  4  anmefenb 
maren,  mürbe  eine  abermalige  Ser^anblung  be- 
fd^Ioffen.  9(m  6.  9uguft  mürbe  ben  SSatem  in 
einer  (Seneralcongregation  bie  Sebre  über  ba§ 
SBefen,  bie  %vxä^tt,  bie  (Sinfe^ung  unb  bie  Sar- 
bringung  beS  Eiligen  3Re|opf  erS  in  4  If  apiteln 


2099 


Orient,  Sonci!  bon. 


2100 


mbfi  12  Sononed  Aber  benfelkn  ®egen{)nnb 
t)argelegt  (Theiner  n,  74),  unb  l^iembn  toutbe 
in  9®fneraIcongre9attonen  Dom  11.  h\%  22. 3ht« 

Stfi  terl^onbeft  $m  le^m  Sage  toatm  bm 
öttm  einige  Strttfel  fibet  bie  Sommunion  sub 
utraque  ober  ben  Soienfehi^  gut  ftenntni^nol^me 
t)orge(egt  nnb  bann  bie  Seratl^ungen  über  bad 
aRe|o))fer  Dom  22.  btS  27.  augnft  fortgefe|t 
n)orben.  Sieben  biefen  Serl^onblungen  bilbete 
ber  Sointfeld^  einen  ]^mi))tfad^ltd^en  SeraH^ungd« 
gegenfionb.  Slod^bem  ber  9i{d^of  Don  Sfünf^ 
Hrd^  al9  Iaiferli<j^er  Orotor  eine  eingel^be 
Stebe  für  bie  ßonceffton  beSfelben  gel^alten,  be« 
gönnen  om  28.  Stignfl  bie  Serotl^ungen  l^ter- 
über  unb  erfhedten  flc^  in  16  @i(ungen  bis  )um 

6.  €e))tember  (Theiner  n,  96  sqq.).  Sie  ein» 
gel^bften  S)QrIegungen  über  biefe  ^^age  l^ben 
ttnr  Dom  Sefuitengeneral  Sainej  (Griaar,  Dis- 
pntat.  Trident.  11,  24  sqq.).  2)ie  meiften  Stim- 
men »aren  für  9b(e]^nung  beS  ©efud^ed  ober  für 
Ueberweifung  bedfelben  an  ben  ^opft.  9m  5.  unb 

7.  September  famen  bie  Sel^rfopitel  unb  CmtoneS 
über  bod  Vte^opfer  nod^malS  gax  Sprad^e.  9(m 
10.  September  nmrbe  hai  Sieformbecret  in  14  j?a- 
piteln  )ur  SBerotl^ng  Dorgelegt,  bie  aber  balb  in 
11  )ufammmge)ogen  tourben;  ebenfo  9  fßuntte 
über  bie  bei  ber  ^titt  beS  ÜRe^opferS  oudgumerjen« 
ben  ÜRiBbreiud^  (Theiner  11,  119).  hierüber 
mürbe  in  6  @eneraIcongregationen  Dom  10.  bi§ 
14.  September  Derl^onbelt.  9m  15.  September 
mürbe  über  bie  S^ffung  beS  SecreteS  über  ben 
Saienfeld^,  fomie  nod^matt  über  bie  )u  fhOenben 
Sebingungen  im  Stalle  ber  Conceffion  beSfelben 
berotl^en  (Theiner  II,  127).  «m  16.  September 
enbli^  erhielt  baS  2)ecret  über  ben  Saienfeld^  feine 
beftnittDe  ®eftalt,  mie  aud^  bie  übrigen  am  f olgenben 
Xage  gn  publictrenben  Secrete  Derlefen  mürben, 
mobei  ^ger  Streit  über  bie  (Einfejfung  beS  $rie- 

Stertl^umS  unb  bie  Serfc^iebung  Don  ean.  4  über 
)a8  We^opfer  entftonb  (Theiner  n,  129).  —  am 
17.  September  1562  mürbe  bie  XXH  Si^nng 
geilten.  9Ia^  feierlid^m  ^od^amt  unb  ^rebigt 
DerlaS  ber  Secretör  beS  Sondtö  baS  @{auben€« 
befenntni^  beS  affQrifd^  fßatriard^en  (Le  Plat 
V,  497  sqq.).  hierauf  »nrben  9  Se^rfopitet  unb 
ebenfoDiele  SanoneS  über  baS  l^ige  SRe^opfer 
pubKcirt;  baran  fd^Iog  fid^  baS  beeret  De  ob- 
aerrandis  et  evitandis  in  celebratione  missae. 
hierbei  mad(|ten  nur  9  SSäter  Sinmenbungen.  & 
folgte  baS  Sleformbecnt  in  11  Kapiteln  über  Seben 
unb  Sitten  ber  ®eiftlid^en,  über  bie  gigenfd^en 
ber  an  Satl^ebralfird^en  Sngufteflenben,  über  ^rä« 
fenggelber,  über  bie  an  Satl^ebral«  unb  Soüegiat- 
flr^en  ju  Dermenbenben  ©eiftfid^en,  über  S)i8pen« 
fotionSmefen,  über  Umonbermig  Don  Sejtamenten, 
über  SppeOQtionen ,  fromme  Sermäd^iffe  unb 
fromme  Orte,  über  bie  SJotorc,  über  StrofbejKm- 
mungen  gegen  93erle|er  Don  ftird^engütem  unb 
frommen  Stiftungen.  ßnbUd^  fom  nod^  ber  Se» 
fd^Iu^  betreffe  be9  fiaienfeld^S  gur  Seriejung,  „ba^ 
bie  gange  Sngelegenl^eit  an  ben  $ap{t  gemiefen 


toerben  f oOe,  bomit  berfefbe  m^  fetner  ms^^t 
beftimme,  ma§  ber  Sl^enl^eit  nüjpli^  mdy  bni 
um  ben  @ebroud^  beS  SMä^tS  SBitteiüM  ])etl{am 
fei".  —  3)ie  folgenbe  Steinig  nmrbe  auf  bm 
12.  3toDember  anberaumt,  fpöter  aber  oaf  ha 
15.  3ttli  156S  Derfd^oben.  V»  Ser^bn^ 
gegenftönbe  mürben  f efigefe|t  bte  Sacromente  ber 
^rieftermei^  unb  ber  ®^e.  Snmefeiriy  tooren 
182  fHmmbered^Hgte  SRitgliebcr. 

S)ie  Seit  gmif^en  biefer  vaA  ber  foTgenbcn 
Si|ung  iSj/ü  gu  ber  bemegteften  unb  gefa^olffien 
mü^renb  beS  gangen  (EoncSS.  3^^  Vlonait  lang 
mürbe  in  ^ftigen  9u8einanberfe|ungen  ge!om))ft; 
gel^nmol  mu^e  bie  Si|ung  Derfc^oben  loerben; 
gmei  ber  l^orragenbften  Sarbinallegaten  imb 
od^  meitere  ghäloten  (LePlai  VI,  189)  {htrbcn 
mö^enb  biefer  3^t,  unb  mi^erbem  fomen  no4  fo 
Diele  unDermutl^te  unb  mid^tige  Smifd^Pe, 
ba^  es  nid^t  mdgtid^  ifl,  im  fRol^men  eineS  orten- 
tirenben  9rti!ett  alle  Sreigniffe  ou^gSl^fen.  9hir 
bie  mid^ttgften  fönnen  SrmäWng  futben.  9bs 
18.  September  ttmrben  bie  3trtl^ümer  ber  9b« 
formotoren  betreffs  ber  $riefiermei]^e  in  jiebeR 
airtifeln  Dorgelegt,  unb  eS  foDten  barSber  gu« 
ndd^fi  bie  Üieologi  miBoreB  berof^  Sie* 
jelben  mürben  in  ^d^  ftloffen  geO^itt,  nooon 
lebe  eine  befttmmte  9Raterie  Der^nbeln  foDle, 
unb  itoat  foSte  je  ein  Dtebner  nur  eine  l^lbc 
Stunbe  fpred^en  (Theiner  ü,  138).  e]^e  bieje 
SSerl^blungen  begonnen,  Dertoigten  bie  fron« 
göftf(!^en  Orotoren  Don  ben  fiegaten,  man  foQe 
bie  bogmatifd^n  ßrdrterungen  bis  gur  %ntlmft 
meiterer  $r&(aten  unb  proteffamtifcber  Serlieter 
ausfegen  imb  fid^  gunäd^fi  nur  mit  9teform- 
frogen  befaffen.  S)iefem  fbtbringen  fd^Io^  fld^  im 
auftrage  beS  ftaiferS  aud^  ber  Stfd^of  Don  %w^ 
tird^en  an.  Sie  Segaten  mtefen  auf  bie  Oefd^^ 
orbnung  l^in,  bie  baS  Sondl  felbft  aufhelft 
unb  biSl^r  aud^  immer  etngel^Iten  ffobt.  fU^ 
renb  bie  Xl^eologen  Dom  23»  September  fni 
2.  October  in  15  Si|ungen  über  bie  DorgeUgten 
SrtUel  Derl^nbelten,  fam  fofort  mieber  bie  Diel« 
befprod^ene  Stefibengfrage  gur  Serl^anblung.  Sinige 
fponifd^e  Sifd^öfe  beRagten  ftd^  beim  iaämtA 
Seriponbo,  ba|  unter  ben  betrejfeiAen  ttIrtUebi 
feiner  über  bie  IRe^beng  bqm.  über  bie  3^ 
fld^  finbe,  ob  ber  Spifcopot  jure  divino  fei  S)tf 
Sarbinal  ttm^te  bie  gfrage  Kug  abgufennir,  mib 
nad^  Sd^Iu^  ber  Serotl^ung  burd^  bie  Xl^eotogm 
nmrbe  am  3.  October  auf  Sntrog  beS  gmeün 
(SondlSIegaten  eine  Sommiffton  fk  Sbfaftimg 
ber  Sel^puntte  unb  SononeS  über  ben  Orbo 
niebergefe^,  bie  il^  Arbeit  am  13.  Octoter 
Dorlegte  (Themer  TL,  151).  9n  11  Songrega« 
tionen  mürbe  l^erüber  Dom  18.-20.  Octate 
Derl^nbelt,  unb  ba  fofort  mteber  bie  Stefibcnf 
froge  oufgemorfen  mürbe,  polten  bk  Segoten  Dom 
^fte  genauere  SSerJ^tungSmalngebi  femoM 
über  biefen  Ißunft  mfe  ond^  über  boS  Mfcrliiie 
ateformlibdl  ein.  Sieben  ber  «nfdlauimg  bct 
^nifd^en  SBifdl^e  über  bie  Stertbetq  Ott  jure 


SlOl 


Ztient,  Gonctl  Don. 


2102 


ditiiio  cingefe|t,  fing  nAmlU^  bie  bet  gcgen^ 
t^Hgm  Suffafftmg  na^  teci  Sphingen  otiS 
cinaiiübec:  bie  (Efaifn  uoHten  cB  beim  2)ecreti 
^Pcmtt  ni.  bevenben  loffen,  Viibere  bie  gonje 
Vfigelegenbett  an  ben  $o)>ft  oemeif  en,  eine  btttte 
Ki^tung  tocikm^e  ein  nnieft  S)ecict  l»m  bet 
G^nobe,  ober  mtt  flnSIoffimg  beB  jure  divino. 
S>te  Vntmoftcn  ou8  9tom^  fotoobi  i>om  !|So))fi  att 
tooK  CoiMnoI  8onoman0,  (outeten  tflffid^lid^ 
beiber  fünfte  Mt  entgegenbinmenb  (ÖAbt^ 
Di^nt  Trid.  I,  894  sqq.).  91m  fd^ttrierigften 
tm  bie  gfroge  bdxeff«  bei  eteOung  ber  Ißifd^fe 
|um  $o^fi.  S)te  umfor|fenb{ien  vnb  eingebenbßen 
<irötterungen  tarnen  ou^  ^iefflbei  toiebtt  Dom 
Sefuttengeneral  Saine),  »ie  et  benn  in  ben  ein- 
seinen  @i|ttngen  bie  S^gc  nm  florften  beleucbtete 
unb  auf  bie  %fttet  fd^tltil^  gto^en  Sinfbil  au»* 
äbte  (f.  ^flbet  OriBur  1.  o.  1 ,  80  sqq.).  — 
9m  14.  Oetobet  »at  bet  ©efanbte  beS  mnigS 
€igi9munb  Don  ^len,  Sifd^f  ^bottb  Don 
$tem9«(,  in  Xrient  angefommcn  mb  tmtrbe  am 
28.  Oetobet  in  einet  denetoleongtegatbn  fetetliib 
emriongen  (Le  Pktt  Y,  582).  ^m  80.  Oetobet 
mmt  bie  oif  ®tunb  bix  bifi^gen  Serotbungen 
neu  tebigitte  doctrina  in  5  Jfapiteln  nebß 
7  eanones  »i  neuet  Set^onbbtng  Dotgeltgt  unb 
ei  toutbe  in  ocei  @i|ungen  Dom  8.-6. 9IoDembet 
botfibet  bi9}mtitt  9m  6.  SloDenibet  fobonn 
»urbe  ben  SoncHfibätetn  ein  3)ectet  übet  bie 
atefibens  Dotgefegt  (Tbeiner  n,  161).  !Bon  ba 
rnt  concenttitte  fid^  bie  Sidcufflon  in  taufenbetlei 
SEBenbnngen  unb  leibet  aucb  9Biebetl|oIungeK, 
mancbmaf  in  udfi  emgtet  SOBeife,  auf  biefe  ({toge 
unb  auf  caa  7,  bet  äbn  bie  bifd^öflid^  ®e- 
BNrft  b^inbelt,  md)  )og  fi(b  tt'ie  ein  totbet  Sf(d)en 
butd^  oBe  Kongregationen  binbutcb  bis  )um  enb- 
ß^en  abf4Iu|  in  bet  XXUL  ei|nng.  2)a  in 
bet  Sotloge  unter  3nliufi  m.  bie  SBotte  fkmben: 
epkoopos  jure  divino  institatos  esie,  Der* 
langten  maiube  Sätet  bieSBidier^eaung  biefet 
gfom  unb  beban])teten  getabeju,  fte  niöte  untet 
3ulin9  beteitB  befd^Ioffen  motben.  S)abet  crnöttt 
aRaffateOi  am  7.  92oDembet  att  (SondlSfectetät 
mtf  ®runb  bet  9cten,  ba|  botubet  ni^  einmal 
Det^nbett,  geft^ioeige  benn  befd^offen  morben 
fei  9m  18. 9loDembet  toarcn  enblid^  bie  lange 
enootteten  fnmjöfifd^  $tälaten  ongelommcn: 
12  SBifcbbfe  unb  8  Scbte,  an  i^et  €pi|e  bet 
Sotbinal  ®ui{e  Don  Sotbringen.  9m  28.  9lo- 
Dembet  toutben  fie  feietlicb  in  bie  Spnobe  ein« 
gefflbtt  (bie  bierbei  ge^Itenen  Sieben  f.  bei  Le  Plat 
Y,  549  sqq.).  Son  bet  9nfunft  bet  gftoi^fcn 
batte  man  eine  gbtbenmg  bet  SoncittDerbonb* 
lungen  etbofft,  allein  biefelbe  l^otte  bie  Sd^toierig- 
feiten  foft  notb  Detmcl^tt.  3u  ben  enblofen  (Et- 
iyttetungcn  befi  pro  et  contra  Siefiben)  famen 
irnmet  miebct  neue  9nttflge  unb  9banbetungen 
unb  ebenfoDiele  9nftagen  na<l^  Som,  f o  bo^  bie 
6i^ng  Don  einem  Zetmin  auf  ben  anbem  Det« 
fd^oben  toetben  mu^te.  9m  10.  SDecembet  »ot 
ein  neue«  2)e€tet  fibet  bie  SHefibena  Dotgelegt 


motben,  o^e  bo|  bie  9nftd^ten  fid^  mel^t  einigen 
»oDten  (Theiner  U,  196).  Uebet  biefen  fmd^b* 
lofen  Serbonblungen  ging  baS  3abt  1562  ju 
Snbe,  unb  baS  neue  fd(^n  leine  gtb^e  Uebetein* 
ftimmung  btingen  ju  »oOen.  @d(^on  am  2.  So« 
nuat  fd^titt  bie  S)iSat{ßon  übet  benfelben  (Segen« 
ftanb  in  ben  aüen  Sabnen  ttettet.  SDagu  tan 
nod^,  ba^  bie  gfnn^ofen  am  8.  Sonuat  ein  bem 
laifetlicben  SfyOx^  Slcfotmlibea  mit  84  9rti!elii 
(Le  Plat  Y,  681  sqq.)  einreid^ten  unb  in  Set« 
binbung  mit  ben  faiferltd^  SBerttetem  Dor  90em 
auf  bie  SleformDerbanblungen  brongen.  3m  galt 
bet  9Beigetnng  etfd^ien  im  f^intetgtunbe  beretil 
bie  Srobnng,  in  gftonfteid^  unb  in  Seutfüb^onb 
eigene  SonDente  )u  biefem  Smed e  )u  Detanftotten 
(@idtel  422  u.  424).  3a  im  Saufe  bet  »etbanb- 
lungen  »aten  bie  @egenföjfe  aOmälig  fo  fd^toff 
getooibeit,  ba|  beteitfi  miebet  bie  ^rage  nadb  bet 
@u)ietiotUät  Don  ßoncil  obet  ^ßa)yft  nnb  bie 
Sadfot  unb  glotentinet  2)ecnte  bidcutitt  mürben. 
Sarbinal  @uife^  9nfangB  in  bet  SetmitflenoBe 
^d^  gefaOenb,  mar  oDmilig  immer  mebc  auf  bie 
6eite  bet  @)xmiet  gebrftngt  motben.  3n  bet 
Si^rnig  Dom  18.  3<niuat  mar  et  mit  Cotbinol 
VtabruH  nebp  14  mciteten  ^rökiten  beouftragt 
morben,  ein  neue9  3)ectet  de  reaidentia  p 
f  otmuliren.  2)a  boßf elbc  Ue  bif d^flid^en  3ttäfit  ^ 
jure  divino  gcf otbett  etfUtte,  gefiel  e6  ben  Segaten 
nid^t,  mutbe  Dielfod^  abjuAnban  gefud^l  unb  nid^ 
auf  bie  ZogeSotbnung  gefe|l.  9etgalid^  barnber, 
ttat  Satbinal  ®nife  immet  mebt  auf  Seite  bet 
Oppofition,  unb  bie  SBetßimmung  nmtbe  alt* 
mdlig  f o  gro^,  ba|  bie  @i|ungen  gan^  eingefteU 
iDurben.  9m  8.  gfebruar  eröffnete  £arbinal  ®on** 
}aga  Don  SRantua  mieber  eine  (Senerokongte« 
gotion  mit  ben  SEBotten:  „SBit  finb  jmot  beim 
^i^ngStag  ongekmgt,  aber  mir  ftnb  nod^  nid^ 
}ur  Sintrad^  gelommen,  bie  bet  @T|ung  Dota»i 
geben  mul"  (Le  Plat  Y,  672X  St  beantragte 
nun,  bie  €i|ung  auf  ben  22.  9bril  }u  Der» 
fd^ben,  bie  fttittigen  Sftagen  &Ux  Keflbena  unb 
^rieftetmeibe  Dore^  beifeite  ju  laffen  unb  }»• 
nüd^fi  ttber  bie  (Sf)t  }U  Der^anbeln.  CS  f oOten  tag« 
lid^  gmei  Serfammlungen  fiattfinben:  SormittagS 
foUten  bie  Xb^ologen  Aber  9rtifel  bejfiglid^  bet 
(EV/  9lad^mittag8  bie  Sifd^fe  übet  bie  beim 
Sacroment  ber  ^riefterloeibe  Dorfommenben  9Ri^ 
brond^  berat^en.  SBon  176  anmefenben  SiStem 
fümmten  nur  9  gegen  biefe  Sorlage.  @o  mt> 
ben  gleid^  am  4.  gfebrnar  ad^t  ben  proteflantifcbm 
Sd^tfiften  entnomn^at^  9rtiifel  über  boS  @acta^ 
ment  oet  (S^  gut  Seratbung  Dorgelegt,  nnb  foat 
xa  Diet  JHoffen  eingetbeilt,  bamit  aBe  $unBe 
gfeid^ma^ig  bef|n:od^en  merben  fönnten.  @ömmt<* 
Kd^e  Xb^Dlogen  mürben  gleid^follS  in  Dier  ftlaffoi 
eingetbeilt,  Don  benen  jebe  nur  über  bie  x^  )»• 
gemiefenen  9rtifel  Derbimbeln  foQte  (Theiner  11, 
282).  9m  9.  ^ruar  begannen  fobonn  bie  93et- 
bonblungen  6ber  genannte  $untte.  ttnterbeffen 
batte  ber  ffaifet,  mie  fd^on  feit  <E)ecembet  1562 
geplant  mor,  bad  ^oflager  nad^  3nnfibmd(  Der« 


2108 


%xUnt,  Soncil  Don. 


2104 


legt,  um  ben  (SoncüSDerl^anblungen  na^et  au  fein. 
SSafjün  l^atte  er  eine  SReibc  j^eröonogenber  Sljeo- 
logen  entboten,  unter  oiefen  ben  85i|(^of  oon 
fifunffird^en  unb  ben  äefuiten  SoniftuS,  um  über 
bte  goncilsfrogen  eingel^enb  beratl^en  su  laffen 
(f.  ©itfel  427  ff.).  @o  gab  e«  gett)if|ermQ^en  brei 
eoncilsoerl^nblungen :  gu  Xrient,  )u  9lom  unb 
ju  änndbrud.  9lod^  e^e  ber  ^opft  oon  biefen  ißer- 
lonblungen  ju  gnndbrud  JFenntni^  l^aben  fonnte, 
botte  er  befd^Ioffen,  einen  Segoten  bortl^in  su 
fenben,  unb  jmar  nannte  ber  laiferli^e  ©efanbte 
in  Stom,  ®raf  %rco,  fd(|on  am  10.  gebruar  ben 
Sorbinal  SRorone.  S^e  ber  ißapfl  {(i^Iüffig  tourbe, 
knbten  bie  Segaten  in  Xrient  oon  fid^  aud  ben 
iSifd^of  Sommenbone  an  ben  ttoi]tt,  um  feine 
(Befimtungen  bejüglid^  beS  Soncild  auSjuforfc^en. 
Commenboneiourbejiebod^  mit  allgemeinen  (Rebend- 
arten  entlaffen  unb  erftattete  ben  Segaten  am 
19.  gfebruar  in  Xrient  einen  bemnad^  gel^tenen 
Seri^t.  9m  12.  gebruar  mar  au^  Sarbinal 
(Butfe  t)on  fiotl^ringen  nac^  ^nndbrud  gereist,  mo 
er  am  16.  anlam.  9teben  politifd^en  Sngelegen- 
l^en  lamen  aud^  überaud  mic^tige,  baS  goncil 
betreffenbe  gfragen  gur  Sefpred^ung  (Sidel  434). 
S)ie  3nn§bruder  (lonferen)en,  an  benen  fpöter 
aud^  ber  Sarbinal  Snabru))  oon  Xrient,  ber 
ftxmifd^  @raf  be  fiuna  unb  oerfd^iebene  2:]^eo- 
logen  unb  Staatsmänner  tl^eilnal^men,  mußten 
in  9iom  emfte  93ebenlen  enegen,  unb  ber  lßa))fi 
Oerfud^te  nun  bem  nid^t  ungeföl^rlid^  9leben- 
concU  bie  @pi^e  abjubred^  Seine  Seoollmöd^tig- 
ten,  namentlich  ber  offldette  Vertreter  am  ftaifer- 
l^ofe,  S)eIftno,  foQten  ben  ftaifer  ju  übergeugen 
fucpen,  ba^  er  be)äglid^  ber  9ieform))unfte  oom 
$a|)fl  aud^  nad^  @(§Iu^  bed  Sondld  toeit  mel^r 
erlangen  fönne,  als  oon  bem  oielföpfigen  Soncil 
felbfl,  baS  fd^Iiepc^  mit  ber  )}ci))ftli(^en  aud^  bie 
faiferlid^e  ^uctoritöt  untergraben  merbe.  S)en 
Segaten  in  Srient  mürbe  in  ücrfd^iebenen  @d^rei- 
ben  beS  garbinalS  SonomöuS  oom  17.— 26.  g-e- 
bruar  möglid^fteS  Sntgegenfommen  angeratl^en. 
SS  mürbe  il^nen  anl^eimgefteOt,  foiool^I  bie  fran* 
)öfifd^en  alS  aud^  bie  fatferlid^en  !Keformt)orfdi)Iage 
inSgefammt  ober  nad^  ^uSmal^I  bem  SoncÜ  oor- 
julegen.  ßbenfo  fofltcn  fte  meitgcl^enbe  3ugeftänb- 
niffe  felbft  jum  ^Wac^tl^cile  ber  päpftUc^en  gurie 
mad^en  bürfen.  SBirflid^  l^atten  bie  Segaten  aud^ 
Oerfd^iebene  fünfte  ber  faiferlid^cn  Sorfd^läge, 
fomeit  fie  biefclben  für  pa^tnh  erad^teten,  bei 
Serl^anblung  ber  äfti^bräud^e  gur  Seratl^ung  oor- 
gelegt;  anbere  jebod^  glaubten  fie  mit  SRüdfid^t  auf 
bie  l)äl)ftlid^e  mie  bie  faiferlid^e  «uctorität  surüd- 
Italien  ju  foHen.  Sei  ber  grud^tlofigfeit  ber  SSer- 
ijanblungcn  ^u  3:rlent  unb  ben  emften  Sebenfen 
gegen  eine  ©uSpcnfion,  XranSIation  ober  fofor- 
tige  ©d^Iiefeung  beS  goncilS  mufete  ber  ^^Sapji 
fd^Ue^Iid^  gu  ber  Uebergeugung  fommen,  ber  ein- 
jige  nod^  möglid^e  3Bcg  gu  erfprie^lic^em  Sort- 
gang unb  cnblid^cm  Sd^Iu^  beS  goncilS  fei  bie 
birecte  SScr^anblung  mit  ben  meltlid^en  tJfürjten, 
aQen  Ooran  mit  bem  jfaifer,  als  t>tn  etgentlid^en 


@tü|4)unlten  ber  Derfd^iebenm  ^ßorteien  auf  ben 
Soncü.  @d^n  l^e  er  bie  Sibfid^t,  ben  er^ 
Segaten  beS  SoncilS,  ben  Sarbinal  t>on  SRantod, 
megen  feines  gro^  Snfel^enS  unb  feiner  na^ 
Segiel^ungen  gum  ffaifer^ofe  mit  btelbegügli^oi 
Aufträgen  nad^  3nnSbrud  }u  f enben.  Wim  ha 
Sarbinal  mar  f  d^mer  erfrantt,  f o  ba|  ju  Xrient  dos 
25.  gfebruar  on  alle  ®efd^äfte  flodtten ;  caiäf^  ikf 
binal  Seripanbo  koor  erbanft.  9m  2.  Wöq  fb^ 
(Songaga,  unb  f d^on  am  1 7.  beSfelben  SRonatSf  o^ 
il^m  Seripanbo  im  Xobe.  Unterbeff en  Ratten  W 
SfnnSbruder  Serotl^ungen  greifbare  ®e|lalt  m 
genommen  in  einer  neuen  Snftmction  an  bk 
taiferlid^en  Oratoren  in  Xrient  uom  3.  SRötg.  ia 
@<j^iben  f^erbinanbS  an  ben  ^ßa))f},  an  bk 
SoncilSIegaten  unb  an  Corbinol  ®uife  (6idU 
446 ;  Le  Plat  Y,  690  et  694).  S)er  3n^ 
berfelben  unb  namentlid^  bie  SbHd^t  beS  ftaijnf, 
in  $erfon  unb  mit  Vertretern  Der  ^ßrotepantn 
baS  Soncil  befud^en  gu  moOen,  mu|ic  in  9tom  bk 
99ebenfen  nod^  fiteigem.  SS  bürfte  bie|  mefentüi^ 
bagu  beigetragen  ^aben,  ha%  ber  ^ßopß,  fobolb  er 
t)om  Xobe  beS  SarbinalS  Don  SRontua  ihrabe 
erl^alten,  fofort,  ol^ne  Seratl^ung  ber  Corbinole, 
fc^on  am  7.  SRärg  ben  Sarbinal  S^rone  an  befjcs 
@teSe  ernannte  imb  il^  mit  befonberen  So!« 
mad^ten  an  ben  ffaifer  gu  fenben  6ef d^(o|  (Le  Plat 
V,  774).  3ugleid^  mit  il^m  mürbe  no(|  Sorbtnal 
9laoagero  gum  Segaten  ernannt  9Rorone  oedicl 
SRom  am  23.  Sndrg  unb  langte  am  10.  9prü  in 
Xrient  an,  mo  er  am  13.  in  feierlid^er  fongre- 
gationSft^ung  Oon  feinem  9Imte  93efi]^  erg^. 
92ad^  Skriefung  beS  pöpftlid^en  fßxtot  l^ieU  a 
eine  furge,  bie  93öter  gur  (Sintrad^t  ma^nenbe 
Slnfprad^e  (Le  Fiat  VI ,  1  sqq.).  ©d^n  am 
16.  3lpril  Oerlteg  er  Xrient  iDteber,  um  gum 
ftaifer  nad^  SnnSbrud  gu  reifen.  3n  ber  Stoif^oi» 
geit  oom  Xobe  ©ongaga'S  bis  sur  Snfunft  ber 
neuen  Segatm  fiftirtm  bie  93ifd^öfe  i^  Se* 
ratl^ungen,  mül^tenb  ftd^  i^r  ©efinbe  auf  boi 
@tra|en  l^erumfd^Iug,  fo  ba^  eS  entmaffnet  unb 
bie  @tabtmad^  um  50  3Jlann  Derftärft  merben 
mu^te.  3Bo^I  baS  mid^tigfte  unb  in  feinen  gfolgoi 
bebeutimgSooQfte  Sreigni^  mal^renb  ber  brita 
^riobe  beS  SoncilS  mar  bie  äJerl^nblung  9Rc- 
rone'S  mit  ftaifer  tjferbinanb  gu  ^nnSbrud  ooa 
21.  april  bis  12.  SRai  1563.  2>er  (Sefd^idTtd^ 
feit  unb  ftlugl^eit  beS  SarbinalS  gelang  eS,  bn 
bereits  ftarf  mi|ftimmtm  ffaifer  DoQftönbig  §ii 
berul^igm  unb  über  aOe  mic^tigeren  2)ifferen^> 
punfte  eine  ßinigung  gu  ergielen ;  eS  loaren  bu^ 
l^uptföd^Iid^  bie  auSfd^Iie|lid^e  Snitiotioe  \>a 
Segaten  im  Sorfd^IagSre^t  unb  bie  93emegunQ§- 
freil^eit  beS  ßoncilS,  bie  3ufammenfe^ng  ber 
2)eputationen  unb  gang  befonberS  bie  %efoim 
aud^  in  ber  papjUi^m  (S,\mt.  92ad^bem  num 
fid^  über  biefe  t><nt)>tpun!te  Der^änbigt,  t»ir 
ber  Sergleid^  über  92ebenbinge  eine  leidste  €ad^, 
gumal  bei  ber  gegenfeitigen  3uoor!ommen]^ 
unb  bem  beiberfeitigen  guten  SBiOen.  S>er  fiai* 
fer  Iie|  ie|t  mand^  $untte   freimiOig  faüa 


I 

1 


2105 


Xrient,  Soncil  Don. 


2106 


unb  gdb  feinen  Oratoren  Me  SBeifung,  mit  ben 
pöplUi^en  Segoten  ein  gute9  Sinoeme^men  ju 
et^tten  (f.  eidel  491—507).  Suf  ®runb  befi 
Uebereintommenfl  mit  bem  Paifer  gelang  t%,  nod^ 
itnb  mäf  ottd^  &pcaAm  unb  gtonfreid^  me^  auf 
€elte  be«  $o)>{tc8  ju  bringen.  SRit  W^^P  ^on 
@|Kmim  iDot  bie  Sad^  feit  bem  14. 3uU  bc^nitit) 
ouAgegti^en,  mit  bem  Saibinal  üon  Sotl(|ringen 

iett  bem  19. 3uli,  fo  ba|  «)on  bo  an  baS  Sondt  )u- 
c^^nb«  feinen  ßnbe  sueilte.  —  SQBal^renb  SRo- 
tone  in  Shmftbiud  meilte,  xoat  ben  Sdtem  in 
Xrient  am  10.  Vlai  bie  Sammlung  ber  aRt|- 
briu^e  betreffs  bed  Orbo  in  17  Papiteln  jur  !Be- 
tot^g  DotgeUgt  tootben  (Theiner  n,  264  sqq.), 
tDOriiber  Dom  12.  SRai  bid  }um  16.  3uni  Der- 
^anbelt  mutbe,  nrie  über  bie  auf  ®runb  ber  9b- 
AnbenmgSDorfd^Ulge  beforgte  9leureboction  aber» 
mott  Dom  10.— 12.  3uli  (Theiner  II,  802; 
Le  Plat  YI,  126).  (Ebenfo  »urben  bie  Ser- 
^blungen  über  bie  Se^rfo^itel  unb  SanoneS  de 
sacrainento  ordinis  fortgefe|t  92a(^  SRorone^d 
Xfidfunft  fobann  mürben  bie  SSerbanblungen  in 
Xrient  mit  neuer  Xegf amteit  aufgenommen.  Segel« 
m&^ig  maren  iäfiiäf  )mei  Si^ungen.  Vnfanglid^ 
f am  e9  Derf  d^iebenflid^  nod^  ju  emften  SuSeinanber- 
[ e|ungen,  namentlid|  betreffs  gmeier  fünfte :  aber 
oä  proponentibas  legatis  unb  bie  Steftben) 
bejm.  bie  amtSfteQung  ber  SBifd^öfe.  lieber  Ie|tere 
Sfrogen  begannen  bie  SBerat^ungen  am  11.  Suni 
auf  8  9leue  (Sidel  540;  Le  Plat  VI,  102).  2)ie 
Spanier  biciten  gunft(i^ft  an  il^rer  9e]^u))tung 
befi  jus  divinum  nod^  }ä]^  feft,  gaben  fid^  jebo^ 
l^lie^id^  mit  einer  Sormultrung  jufrieben,  meldte 
tbre  SReinung  )mar  nid^t  birect  an9l\ptaä^,  aber 
mbglic^rmeife  in  i^rem  Sinne  interpretirt  mer« 
ben  fonnte:  episcopos,  qui  in  locum  apoeio- 
lomm  Buccesserunt,  ad  hune  hierarchicum 
ordinem  praecipue  pertinere,  et  positos,  sicut 
apoBtolns  aity  a  Spirita  Sancto  regere  eccle- 
aiam  Dei,  eoeque  presbyteris  superioreB 
eese  eto.  9ud^  be^üglid^  beS  erflem  fünftes  mürbe 
burc^  SonniDen)  bed  $apfteS  beiben  Seiten,  Se- 
gaten  unb  SonrilSDötem,  (Senfige  getrau,  fofem 
ieber  beret^tigt  fein  follte,  )u  f orbem  unb  }U  fagen, 
ttiaS  ibm  nad^  Sa^ung  ber  alten  Sonrilien  )u 
forbem  unb  ju  fogen  }uf!e]^.  (Sine  le^te  £r» 
RSrung  fanb  bie  Sngelegenl^eit  in  Stop.  21  bed 
9teformatbn9beaete8  ber  XXIY.  Si|(ung.)  Huä) 
nod^  eine  anbere  überaus  bebauerlid^e  Srf d^inung 
auf  bem  Soncil  Derlor  immer  me^r  an  Sd^Srfe 
unb  ^eftigteit,  nämlid^  bie  unerquidlid^en  ^rä- 
cebengfireitigteiten  gmifd^en  ben  Sertretem  ber 
einjetnen  meltlid^  gfirften.  Sin  Ie|ter,  aSer- 
bingS  nod^  überaus  l^iger  9uSbruq  berfelben 
erfolgte  am  fJefJe  ^petri  unb  «Pauli  (29.  3uni 
1563)  mä^renb  beS  feierlid^en  ®otteSbtenfteS  in 
ber  Katbebralflrd^  (Sldfel  556  ff. ;  Le  Plat  VI, 
116).  SB&^enb  bie  Serl^nblungen  in  Xrient  ibren 
Sforigong  nahmen,  tagten  bie  faiferlid^en  Son- 
ferenjen  in3nnSbrud(  meiter,  namentlid^  um  bie  Se- 
fornuxrl^nblungen  mad^  }u  erbalten  unb  benfelben 


eine  gemiffe  Sirectioe  )u  geben.  3n  biefer  ^inftd^t 
muri)e  rine  91ri  92eurebaction  beS  oben  befprot^enen 
XeformlibeUS  beforgt,  gemiffermo^  als  Orien« 
tirungSmittel  für  bieXl^ötigfeit  ber  faiferlid^Ora- 
torensuXrient(Sid(eI520ff.).  9lad^  aOen  ben  Dielen 
unb  Derf d^iebenen  fjäl^rlid^friten  tonnte  enblid^  am 
14.  3uli  1563  bie  le^te  Dorbereitenbe  (Seneral- 
congregation  unb  folgenben  SageS,  am  15.  3uli^ 
)U  aSgemriner  gfteube  bie  XXTTT.  Sibung 
gebalten  merben.  9lad^  ben  berfSmmlid^en  gfeier« 
lid^feiten  mürben  junöd^ft  burd^  ben  fteÜDertreten- 
ben  Secretftr  bie  pdppd^en  SBreDen  betreffs  ber 
Segation  SRorone'S  unb  92aDagero'S  fomie  bie  Don 
ben  meltUd^en  %&x^m  einaegangenen  Sd^teiben 
ber  Stei^  nad^  Derlefen.  »ierauf  fublicirie  ber 
Sifd^of  Don  $ariS  baS  Sel^rftüd  üDer  bie  $riefter- 
meil^e  tn  4  ifapiteln  nebft  8  SanoneS,  mobei  nur 
Reben  93&ter  nod^  Semerlungen  anfügten.  So« 
Dann  folgte  bie  9}erlefung  beS  SteformbecreteS  in 
18  StapMtL  ttop.  1  bebanbelte  bie  Diel  unb  ]^ei| 
umftrittene  9^age  bejügltd^  ber  Sieftben] :  ßap.  2 
Derlongte  Don  aUen  ^ölaten  ol^ne  SuSnabme,  ba^ 
fte  inner^lb  breier  SRonate  bie  Confecration  em« 
jifangen  mu|ten;  Rapp,  3^17  gaben  Sorfd^riften 
über  Smpfang  unb  Sril^eilung  ber  Derfd^iebenen 
SBeiben,  Ctgenfd^aften  unb  Srforbemiffe  ber 
SBeibecanbibaten.  ttop.  18  pMxä^  entl^ielt  bie  Se- 
^immungen  für  bie  Srgiebung  unb  SuSbilbung  ber 
ißriefieramtScanbibaten  unb  bie  ßrrid^tung  Don  Sie- 
ricalfeminarien  (f.  b.  Ilrt.  Seminar).  S)te  f olgenbe 
Sij(ung  tourbe  auf  ben  16.  September  angefe^t, 
bamit  bann  über  baS  Sacrament  ber  (Sfft  unb  oie 
gfortfe^ung  ber  Steform  Derbanbelt  merbe.  Snmefenb 
maren  4  Sarbinale,  8  ^otriard^en,  25  Sr}bifd^5fe, 
193  9if(bdfe,  3  9ebte  unb  7  OrbenSgenerale, 
alfo  235  $rftlaten.  9tad^  glüdRid^em  Scbluffe  ber 
XXni  Si^ung  mad^te  fi^  auf  pdpfUid^  Seite 
unDerfennbar  ber  SBunfd^  bemerflicb,  baS  Sondl 
nun  tbunlid^ft  rafd^  ju  beenbtgen.  Z)ie|  gab  ÜRo* 
rone  bem  Paifer  in  feinem  Sd^reiben  Dom  20. 3uli 
beutlid^  genug  gu  Derftel^  (Sidel  563).  Tlan 
lie|  ben  Paifer  miffen,  nad^bem  bie  mic^tigften 
bogmatifd^en  ^fragen  berrinigt,  foDte  nur  nod^ 
eine  mbglid^fi  allgemein  gebaltene  Steform  berotl^en 
unb  bef^loffen  merben ;  rine  fperielle  für  bie  ein* 
seinen  fidnber  fönnte  auf  bem  Sonril  megen  ber 
Derf^iebenen  Stnfid^ten  ber  Söter,  namentlid^  ber 
Spanier,  unmöglid^  burd^gefübrt  merben,  Ibnne 
Dielme^r  meit  bejfer  unb  grünblid^er  Don  ben  ein- 
}elnen  fianbeSfürfien,  fo  namentlich  Dom  Paifer 
mit  £)ilfe  beS  $opfteS  eingelritet  merben  (Sidel 
564  f.).  gferbinanb  mar  fold^er  99ef(bleunigung 
junöd^ft  nod^  nid^t  günftig  gefümmt ;  nur  unter 
ber  SorauSfe^ung,  bog  aQe  micbtigen  ^fragen  orb« 
nungSgemä^  erlebigt  mören,  mollte  er  riner  bal« 
bigen  ^eenbtgung  |ufttmmen  (Sidtel  569  ff. ;  Le 
Plat  VI,  166).  9lod^  größere  S^mierigfeiten 
fd^ien  eine  99ef(bleunigung  Don  Seiten  Spaniens 
5u  finben,  mo  man  meit  e^er  eine  SBerfd^leppung 
5u  munf^en  fd^ien.  2)arauf  beutete  menigftenS 
baS  9luftreten  beS  fpanif ^en  OratorS  in  Xrient,  beS 


2107 


Xtient,  (Eoncil  oon. 


21M 


®tofen  Buna,  Dor  9Uem  \m  bur^auS  oiberftnm- 
oer  Antrag,  bie  ^roteftonten  noi^maü  auf  boS 
Sondl  ein^ulaben.  Subem  mar  bie  in  SuSfid^ 
genommene  Stefoxmfroge  eine  bec  fd^ierigfien 
Slufgoben  bed  ganzen  CondlS  unb  erforberte  gco^e 
JHug^  unb  Um^d^t.  9wj^  bie  SBerl^anbbtngen 
über  boS  Sacroment  ber  (E^  lonnten  man(^ 
ftürmif^e  Smif^fftOe  bringen.  @o  fionb  baS 
(Sjomi  toiebenmt,  glüfllid^enoeife  )um  Ie|tenma{, 
tot  einer  früif^en  (E)»i{obe.  Sm  20. 3uli  nrnt* 
ben  ben  Sätem  in  einer  Senctalcongtegatüm 
11  (EommeS  über  boS  €aciamcst  ber  ^|e  Dor* 
gelegt;  bcqu  (am  ein  S)ecret  über  danbeftine 
&^,  iDorin  btefdben  für  nnS  unb  nid^tig  erdört 
ttmrbcn  unb  au|ieikem  gewogt  &Nir,  ba^  C|en  Don 
ftinbcm,  namdid^eilft  unter  18,  meiblid^eitö 
unter  16  3o^,  o^e  SonfenS  ber  Sltem  ge« 
fd^ffen,  ungiltig  fcfat  ^en  (Theiner  U,  B18). 
3n  ber  (Benerokongregatiim  tkom  24. 2hüi,  in  »el« 
i^  bie  Serot^gen  hierüber  begonnen,  übergab 
ber  fnm^ftf^e  Orotor  eine  CrBörung  ^tdiä^ 
SsSfcäM  (TheiiMr  U,  816).  3unäibfi  folgten 
14  Scrot^gen  liom  24.— 31.  Shüi,  beren  (Sr- 
gebm^  gu  einer  Keurcbaction  in  12  CanoneS 

Brie.  Im  meiflat  gingen  bie  Snfuj^ten  betreffs 
danbeßinen  df^  (M  einanber:  bie  (Einen 
gleiten  fie  für  nid^,  bie  flnberen  f&r  red(|t- 
mdftig;  bie  <Eincn  moUen  betreffe  ber  Solibitftt 
gar  in^tS  gefugt,  Snbere  nur  auf  Singel^ung  fol- 
<^  Sbni  f 4u>ere  @trafe  gef e^  mi jf en.  @ofamein 
neues  Zkcret  §u  6tanbe,  baS  mit  »udtjid^t  auf  bie 
ft^Iimmen  gblgen  bie  Ungultigleii  erDärte  unb 
MreffS  beS  elterli^en  (EonfenfeS  bie  Solare  auf 
90  unb  18  binmtfrfidte  (Thdner  II,  334  sq.). 
3ug(eic(  nmrbe  eine  Sammlung  oon  IRi^dud^, 
bie  (Bft  betreffenb,  jur  Scratbung  oorgelegt.  3n 
ber  Songrqjotion  twm  11.  Sugup,  in  ber  bie  9e« 
lot^ungen  i^ren  Sfortgong  naiven,  beantragten  bie 
Denetionift!^  Oratoren  mit  XüdEfid^  ouf  bte®cie« 
d^  bejüglid^  beS  S^brud^  eine  anbere  Saffung 
bc8  Simon  7,  meli^  aud^  erfolgte  (Theiner  U, 
838).  &  gab  nun  toieber  19  Seroibungen  oom 
11. — 23.  Vugufi,  an  beren  Sd^Iu^  abermals  eine 
Steurebaction  ber  SononeS  mie  beS  9tef  ormbecretcS 
erfolgte  (Theiner  n,  886  sqq.).  hierüber  lourbe 
nom  7.— 10.  September  in  7  @i|ttngen  tf 
ratben  (Theiner  II,  891  sqq.).  9uf  (Brunb  biefer 
Seratl^ungen  tourbe  eine  oierte  Sduiction  noÄ- 
menbig,  bie  am  13.  October  oorgelegt  (Theiner 
II,  424),  unb  morüber  am  26.  unb  27.  j[cneS 
SRonatd  in  8  Kongregationen  abermals  be- 
rat)^ nmrbe.  S)amit  mar  enblid^  bie  befinitioe 
f$affung  ber  12  dxmoneS  unb  10  9ieform!a)riteI 
über  bie  Cbe  fefigefteOt.  Sieben  biefen  Sed^nb- 
lungen  gingen  ebenfo  mid^ige  unb  tbeilmeife  er« 
regte  Seratbungen  betreffs  allgemeiner  Sleform 
einber.  9uf  ®runb  ber  oon  ben  Oratoren  ber 
etnuelnen  SReid^  etngereid^  Stcformforberungen 
batte  boS  Sonril  bie  fd^mierige  Sfrage  einer  @e« 
neralreform  in  Angriff  genommen.  %m  25.  3uli 
l^en  bie  £egaten  ben  meltlid^en  Oratoren,  na- 


meniScl^  ben  foiferßd^en,  ein  umfoffenbcS  Seform* 
beeret  in  42  fia))itdn  iur  ffenntut^j^me  üboß 
geben.  Sarin  moren  nad^  Snmc^ung  bcS  Cor» 
MnolS  SorromftuS  oud^  Scannen  betreffs  ber 
9Ri^brftud^,  Uebergriffe  unb  Seifekungett,  bie 
fritenS  ber  mettlid^en  «kmalt  IM^i^en  einriß« 
tungen  unb  (Bered^tfamen  gegenüber  bdidU  mür- 
ben, aufgenommen,  tlop.  39  entl^It  in  12  $unt' 
ten  nerjcbiebene  bal^  giekobe  Seformborf^^Ioge, 
morübo:  man  fld^  an  oen  meltlid^en  ^fm  ni2|( 
menig  betroffen  geigte.  S)ie  (aiferiid^  Ocatotet 
batten  ben  Xdformentmurf  unter  bem  8.  Sugu^ 
fammt  ibren  eigenen  SSemerbmgen  an  gfed)inaiÄ 

iefanbt  (Sidel  574  ff.).  Son  ba  on  mnrben  am 
faifer^fe  eingebenbe  Serot^ungen  ge|)Pb)gen,  unb 
es  entmitfelie  fic^  rin  bbbafter  Skrle^  fomo|( 
gmifd^en  SBien  unb  Xrient  olS  auc^  gmifd^  bm 
eingelnen  Oratoren  auf  bem  (Sonett  unb  atom. 
SHe  ^iQjt  maren  mebtfod^  Vbänberungea.  la 
20.  %ugufi  entbiett  ber  (gittoutf  tuNl^  86  StapM, 
unb  baS  Itj^  mar  bie  reformatio  aaecnUiinm 
in  12  Xrtileln,  morüber  oom  11.  @e|>tember  Vit 
2.  October  in  33  Kongregationen  bontben  nmrbe 
(Theiner  U,  871  sqq.;  eHd  682).  «a 
15.  September  mar  bie  6ijfung  auf  ben  11. 9to» 
oember  oertagt  morben.  %m  18.  Setiiembec  reiste 
ber  Siarbinol  oon  Sotbringen  nacb  Smu,  mo  er 
am  29.  ieneS  SRonatS  anfom  unb  mit  grö|ttr 
9luS)eid^nung  bebanbelt  mürbe.  SSon  ba  an  mMte 
{Buife  gan}  entfd^ieben  für  bdbigen  Sd^Iu^  ber 
@t^nobe,  unb  gemi|  mar  eS  nid^  am  menigfben 
feinem  Sinflufie  gutufd^reiben^  ba^  ftd^  fdblie|lid^ 
am  8.  Oäober  aud^  ftaifer  So^in^nib  Ifieaxtä 
rinoerftanben  erllärte  (Sidd  619),  fo  ba|s  @)xmien 
gule^t  notl^gebntngen  glridbfaQS  nad^ben  nutzte 
(6ideI631).  SIS  ©eftmgabe  erretten  bie  gürflcn 
gunod^ft  einen  %uffd^  ber  SSerbanblungen  über 
baS  Caput  reformationia  BaeouIarimB.  Sm 
8.  October  mürbe  be{d|)Iof{en,  non  bem  Scfoinu 
entmurf  gunöd^ft  nur  oie  21  erßen  iFa|riteI  gu  m> 
bonbeln  unb  bie  übrigen  auf  bie  f ))dtere  6i|un§ 
^oerfd^ieben  (Theiner  11,423).  @obann  nmrbe 
eine  S)etmtation  oon  18  ^rSlaten  beßellt,  bie  am 
22.-25.  October  baS  Xeformbecret  in  biefes 
@inne  umgugefialten  batten.  Sa§|elbe  touAt  ben 
Sotem  am  81.  October  gugefteUt  (Theimer  O. 
430)  unb  oom  8.--8.  Sooember  in  11  Co» 
gregationen  berauben.  Vm  9.  unb  10.  Slonenu 
ber  fanb  eS  bann  enbli^  f^fne  befinitiDe  gofp 
fung.  —  @o  fonnte  am  11.  SlDOember  bie 
XXIV.  et^ung  gebaQen  merben.  9lad^  ben  itt» 
Ii(bett  Sfrierlid^Iritcn  oetlaS  ber  Offidator,  ber 
aäifd^of  non  Xreoifo,  boS  £e]^rra)>ttel  über  bie  Cbe 
mit  12  SononeS  ncbfl  bem  Deeretum  de  re* 
formatione  matrimonii  in  10  ifa()itebL  9n 
ßop,  1  mutben  bie  danbefUnen  (B^  für  null 
unb  nid^g  erOftrt.  Sie  gültige  Eingebung  einer 
(Ebc  erfori)ere  Sbfd^ie^g  eonun  paroeho 
proprio  vel  alio  sacerdoie  ie  ipsina  vcl  ofw 
dinarii  licentia,  et  duobus  Tel  tribns  tecd* 
bu8.  SS  folgten  in  ben  mriteren  ffqiiteln  IBe« 


2109 


Zricnt,  SonctI  Don. 


2110 


fKnonunfl^  üBer  e(e]^bemif{e,  bie  mtfju^aäi  ein- 
Oefd^ft  taoAm,  vAtt  ©traf  en  ber  Srouenrauier, 
Amt  £^  Mit  Sagabunben,  gegm  bcn  Kon* 
cubinat,  gegen  SBteintoäddtigung  ber  gfceil^  bet 
«(efdVttfiwM^  enblid^  üba  bie  gef(^{{ene  3ett. 
.8um  @4Ittf^  folgte  boS  KefonnationAbectet  in 
20  Auittebi,  toeU^  Sotfd^ften  entl^teltcn  über  bafi 
Aetf  often  bei  StUrigung  bifd^dflid^  Stühle  unb 
aber  (toaMfim%  ber  (Eorbinöle ;  über  3lb^altung 
tum  !ßntti»ial-  unb  3>iJkef<inf9noben;  Aber  Sifi- 
Wiott  ber  SDiAcefen;  fiber  baS  ^tebigtamt;  über 
bol  geri^iU^e  Serfabien  gegni  93tf45fe;  fiba 
Snoetteniiig  ber  Uf^öflid^  3)i8))enfationft)oa- 
no^t ;  Aber  Uniermeifung  bc«  SoHeS  be)flg(t(i^  ber 
€acmmente  unb  ber  ^eiligen  3Reffe ;  aber  dffenUid^ 
ftinl^enbu^e  unb  aber  baft  Smt  eines  $önUentia- 
iiu8 ;  aber  SifHation  esemter  fftr^en ;  über  Sb^en- 
tUd ;  fiber  Sigenf d^aften  unb  ^flU^ten  ber  an  2)om* 
finben  9n)i4ieQenben ;  aber  Sereinigung  mebrerer 
^frunbm  unb  ben  ^rroerbonb ;  über  Srl^tung 
ber  $^nbegAter ;  über  fßfrunben  an  Satbebral« 
md)  (Ju)Uegiatftr4en ;  über  9)ertt)altung  ber  2)tö- 
ci^e  oedo  vaoante;  Aber  9bf (Raffung  bed  ou- 
mnlns  benefidomm ;  aber  SEßieberbefe^ng  er« 
lebigtet  ^facreien;  über  Slbfd^affung  ber  $rooi- 
ftonen,  Ssfpedatiomn  u.  bgl :  über  bad  fir(bH<b« 
<lkrul^tSoerf obren.  Sei  ber  Sbftimmung  mürben  fo 
»tek  motimrte  Soto  abgegeben ,  namentlicb  über 
btf  8v  5.  unb  6.  ffapitel  bcS  aDgemeinen  Slefor- 
motionSbecreteS  ^  hob  bie{elben  bie  erften  Zage 
xuOf  ber  @ibttng  ouf (grunb  biefer  Sota  )u  @un- 
fkn  mögti^^er  Unob^gigleit  ber  93if(^5fe  gegen- 
über ben  (Erjbtfi^iyfen  abgednbert  unb  in  biefer 
9orm  am  8.  S)ecember  pubHcirt  mürben  (Tbainer 
n,  468—476.  675).  S)ie  folgenbe  ©i^ung  mor 
auf  ben  9.  Secember  onberaumt  toorben,  bo(b  mit 
ber  Sollmad^,  ben  Xermin  aud^  abgulürsen.  3laä^ 
glfidlid^er  Seenbigung  ber  XXIV.  @i|ung  trat 
ber  fcbon  lange  gehegte  ilBunfcb  nad^  enbli(!^em 
€d^Iuffe  beft  (E4>ncU8  offener  beroor.  ©d^on  am 
18. 9ioDember  berief  ber  etfle  $rftfibent,  Sarbinol 
Olorone«  au|rr  ben  übrken  Segaten  unb  ben 
Corbinälen  9Rabru)9  unb  $ui{e,  nod^  25  toeitere 
^rfitoten  au9  ben  oerfd^iebenen  Stationen  }u  fid^ 
unb  crjyffnete  ibnen,  mie  notl^menbig  ed  fei,  bog 
Conril  mit  ber  folgenben,  am  9.  Secember  gu 
boBenben  6t^g  ju  f^Iie^  ^Betreffs  ber 
@acromente  fet  aUeS  Sldtbige  befd^Ioff en,  uid>  aud^ 
betüglif^  ber  Sieformotion  fei  fo  giemlid^  bad 
aSubtigfie  bereinigt.  9ud^  ber  ffiapft  münfd^e 
bringnib  mit  Slüdfid^t  auf  bad  augemeine  SBol^I 
ber  ftird^  bie  Seenbigung  ber  @qnc^.  2)ie{en 
Sntrag  unterftä|fte  mit  afier  Qntfcbiebenbeit  ber 
(Eotbinol  @uife^  inbem  er  in  löngerer  SRebe  aus« 
führte,  toie  bie  Sage  gronfreicbS  ben  balbigen 
€4Iu|  gebieteri{d^  forbere;  bereits  l^ätten  bie 
@tänbe  im  goOe  Ungeier  5Dauer  beS  SoncilS  mit 
einem  fron^dfifcben  Slationalconcil  gebrol^t.  tKud^ 
bie  übrigen  Prälaten  erflärten  fid^  mit  bem  IBor« 
fd^tag  eimierfianben  mit  9iädfft(bt  auf  bie  oer- 
fd^iebenm  ®efal^ren,  bie  fid^  infolge  beS  möglid^ 


ablebenS  beS  Sßopfi^  ober  beS  itaif erS  fomie  aud^ 
aus  ber  langen  Stbtoefenl^t  ber  9tf d^5f e  oon  ii^ren 
^ben  ergeben  mußten.  @o  mürbe  bem  SIntrag 
mtf  @d^Ii$  jugeftimmt,  bod|  foflten  bie  bereits 
uodiegenben  Steformbecrete  nod^  burd^beratbei^, 
betreffs  ber  rütffiänbigen  boamatifd^en  9^agen 
aber,  mie  Segfeuer,  Silber«,  {^eiligen«  unb  9le« 
liqutenDerelrung  unb  Sblafk,  foEte  nur  baS  auf 
fruberen  @Qnoben  bereits  Serbanbelte  unb  Se« 
fd^Ioffene  gefammelt,  ton  SiScufftonen  aber  ab« 
gefeben  merben  (Paleotto  bei  Theiner  II,  675). 
9ud^  bie  Oratoren  ber  meltlid^en  dürften  gaben 
\fyct  3uftimmung  ju  bem  Sorf daläge,  mie  ftd^ 
über^au))t  eine  Wci  Sbfpannung  eingeteilt  )u 
baben  f^ien.  @elbft  ber  fiaif er  befunbete  in  feinen 
Sd^reiben  nid^t  me^r  baS  frühere  Stntereffe  am 
SoncU,  unb  menn  er  aud^  einen  )u  baftigen  Bäfivt% 
gcrabe  nid^t  toün\dfit,  mie  er  in  feinem  @d^reiben 
an  Suna  fagte  (©itfel  645),  fo  arbeitete  er  ibm 
bod^  nid^t  entgegen.  9htr  Spanien,  unb  nament« 
lid^  @raf  Suna,  proteftirte  entfd^ieben  gegen  ben 
beabftd^ttgten  @d^Iu^  unb  ](|ielt  aud^  troj^  aller 
@egenbemü]^ungen  an  feiner  O|)))ofttion  unent« 
megt  feft.  S)er  @eneraIcongregation  oom  15.  !ßo« 
Dember  legte  nun  SDtorone  obigen  Sefd^Iu|  in 
einbringlid^en  SEBorten  oor  mit  ber  9ßabnung,  bie 
nod^  notbmenbigen  Ser^blungen  in  tbunli^fter 
fiür^e  )u  führen.  SS  mürben  fobann  }unä(bft  bie 
nod^  rfidfftönbigen  14  RapM  beS  aflgemeinen 
SieformbcaeteS  )ur  Serat^ung  oorgelegt.  Sejüg- 
Hcb  bcS  bereits  oben  ermähnten  caput  reforma- 
tionis  saecularium  bemerfte  SRorone,  bab  fld^ 
bie  St^nobe  mit  ber  9le(btlid(|feit  ber  gürten 
3ufrid)en  geben  f5nne,  unb  ba^  eS  beffer  fei,  bie« 
felben  burd^  guteS  93eif))iel  als  burd^  angebrobte 
Strafen  unb  ß^communication  gur  f^t^mmigteit 
angubolten.  @o  erbielt  baS  ftopitel  eine  giemlid^ 
bebnboregfaffung  (Theiner  II,  480.677).  Som 
15. — 18.  SIoDember  mürbe  in  6  ©enerolcon« 
gregationen  über  biefe  14  jta))itel  oerbanbelt.  9n 
k^rem  Xage  mürben  nod^  6  meitere  [Reform^ 
betrete  unb  Sorfd^riften  Dorgelegt  (Theiner  II, 
483).  am  20.  üflooember  mürbe  ben  fßäittn  baS 
bie  fflöfier  betreffenbeSHef  ormationSbecret  gugefteüt. 
S)aSfeIbe  umfaßt  28  Slrtifel  über  bie  Üßön^e  unb 
7  airtilel  über  bie^lonnen  (Theiner  II,  485  sqq.). 
^Herüber  mürbe  in  8  Kongregationen  oom  23.  bis 
27.  Slodember  berat)^  unb  fofort  bie  befinitine 
(Raffung  ))orgenommen.  gfür  Die  oben  berübr« 
ten  bogmatifd^en  ^fragen  mürben  8  Sommif« 
fionen  auS  ie  5  Jßrölaten  unb  ebenfooielen  Z^eo« 
logen  befteHt,  meldte  bie  betreffenben  SDecrete  auf 
(ärunb  frflb^er  SoncilSDerldanblungm  abfaffen 
mußten  (Theiner  H,  499.  676 ;  Sidel  641). 
SBäbrenb  fo  bieSerbanblungenftd^tlid^befd^Ieunigt 
mürben,  legte  @raf  Suna  am  27. 92ot)ember  ))Iä|« 
lid^  feierli^en  $rotefi  gegen  biefe  Ueberfturgung 
ein.  infolge  beffen  berief  9Rorone  am  28.  9ib« 
oember  abermals  eine  Spedalcommiffmn  auS 
Oratoren  unb  (SoncilSoatem  lu  ftd^,  mel^^ 
einftimmig  für  Seenbigung  beS  ßoncUS  marei 


2111 


Xrient«  ßoncil  t)on. 


2112 


giun  öerfammeße  2una  ble  unter  fpomfcl^  ^en- 
f d^  ftel^enben  ^räloten  unb  l^ielt  mit  i^nen  am 
29.  unb  80. 5Rot)eniBer  aSerfammlungen,  um  eine 
toeitere  gortfe^ung  befi  goncilS  ju  er gwingen.  Ob- 
XDo^l  nur  gonj  loenige  auf  feine  9nftd^t  eingingen, 
für^tete  man  bod^  bei  ber  ^artnddigfeit  fiuna'8 
eine  9(rt  fpanifd^ed  Sonciltobulum  (@idel  641). 
S)a  fam  am  80.  9{oDember  ^aäß  auS  9iom  ein 
Courier  mit  ber  Ütad^rid^t  an,  ber  ^a))fi  fei  nid^t 
unbebenüid^  erfranft.  Sie  ßDentualitat  eined  m5g- 
ßd^en  @d^idmaS  im  Solle  9(Meben8  beS  $a))fte8 
br&ngtejurafd^em^anbeln.  9(ml.S)ecember  mürbe 
unter  3uftimmung  fämmtlid^er  Oratoren  mit  ein* 
jiger  9(uSnalEime  Suna'd  bef  d^Ioff  en,  bie  Ie|te  @i|ung 
fofort  )u  leiten.  S)em)ufoIge  mürbe  am  2.  2)e- 
cember  bie  le^e  ®eneraIcongregation  geleiten, 
^ier  mürben  in  fic^tlid^er  6ile  bie  in  ber  legten 
@i^ung  JU  publicirenben  betrete  befprod^en  unb 
für  bie  Promulgation  l^ergerid^tet  SSkgen  bed  um- 
faf[enben  Stoffed  foQte  bie  @i|ung  auf  2  Zage 
ausgebe)^  unb  gleid^  am  8.  unb  4.  Secember  ab- 
gehalten merben.  Sin  biefem  Sefd^Iuffe  mürbe  f eft- 
gebalten,  obmol^I  nod^  t)or  93eenbigung  ber  Kongre- 
gation, bie  bis  fpät  in  bie  3la(t)i  l^inein  bauerte,  giln- 
^gere  92ad^riqten  über  bie  ftranfl^eit  bed  ^ßa|)fte8 
eiiüief  en.  @o  mürbe  am  8. 2)ecember  bie  XXY.  unb 
Ie|te  @i|fung  begonnen.  9Iad^  Seenbigung  be§ 
üblid^en  ®otte§bienfte8  imb  ber  Serimonien  ver- 
lad ber  Offtciator,  berlBifd^of  t)on@uImona,  ju- 
nöd^ft  bie  3)ecrete  über  baS  Sf^gfeuer,  bann  über 
Anrufung,  Serel^ng  unb  SReliquien  ber  ^ei- 
ligen fomie  über  bie  Ipeiligenbilber.  2)ie  be- 
treffenden Sebren  merben  nur  in  gang  allge- 
meinen Umriffen  gegeben,  unb  e§  marb  ouf 
einzelne  üRi^bräud^e  bingemiefen,  o^ne  ba^  Sa« 
noneS  l^ingugefe^t  mürben.  2)ie  S)ecrete  mürben 

Sft  einftimmig  gutgeheißen,  hierauf  mürbe  hafi 
eformbecret  über  baS  Äloftermefcn  üerlefen,  beffen 
S5eftimmungen  über  5IRönd^8-  unb  Slonnenflöfter 
in  22  ffa))itel  gufammengegogen  morben  maren. 
S)iefe  gaben  ^nmeifungen  über  bie  93eobad^tung 
ber  DrbcnSregel,  ben  Sepfe  ber  (Sinjelnen  mie  ber 
Kommunität,  3ö1^I  ber  SWitglieber,  über  6rri(^- 
tung  Don  fflöftem,  Elaufur  ber  tJraucnflöfter,  bie 
ßrmäblung  ber  Oberen,  SiRtation  ejemter  unb 
nid^t  ejemter  ftlöfter,  über  ©eid^ten  ber  fflofter- 
froucn,  Ausübung  ber  ©eelforge  t)on  ftloftergeiji- 
lid^en,  ©(^lid^tung  öon  ©treitigfeiten,  ©trafocr- 
fabren,  über  D^ootjen  unb  (Selübbeablegung,  Qfrei- 
beit  beS  gintrittS,  ©ebanblung  öon  ^Ipoftotcn  unb 
über  boS  gommenbcmefcn.  3)ie  mciften  Säter 
ftimmtcn  mit  einfotbem  Placet.  3)a8fclbe  mar  bei 
bem  aflgemeinen  Seformbecrctbon  20  Äo^jiteln  ber 
Sfafl.  ©iejelben  cntbieltcn  5lnmcifungcn  über  ben 
§au§balt  Der  garbinölc ,  bcjeid^neten  biejenigen, 
meldte  fid^  bQ«t»tiäd^Ud6anbie  ©eftimmungengegen- 
mortigen  goncilS  gu  baßen  bötten,  mobnten  gur 
SSorfi^t  beim  Scrbongen  ber  gjcommunication, 
trafen  ^Jlnorbnungcn  über  aKegftiftimgen,  über  bie 
Sifitation  ejemter  StapM,  Slufbcbung  ber  »n- 
martfd^often  auf  ürd^Iid^c  SBenepcien,  Sermal- 


tung  ber  Spitöler,  $atronat8red^t,  Sriebignoi 
t)on  Streitfad^en,  SSerpad^tung  oon  jKrd^engütent, 
Sntrid^tung  bed  3^bnten,  Segrdbnißgebubren,  9c 
ftrafung  geiftlid^er  Soncubinarier,  Sermoltungoos 
SeelforgSbeneficien,  öffentlid^eS  auftreten  ber  S- 
fd^öfe  unb  Verboten  bad  S)uen.  ff apitel  20  ent^ 
nod^  9Jlabnungen  an  bie  meltlid^en  Surften  bc 
treffe  bed  SSerbaltend  gegenüber  ber  ihrcbe  unb 
ibren  ©erecbtfamen,  unb  ffopitel  21  bte  Claufd, 
allen  SBeftimmungen  beS  SoncilS  gegenüber  na- 
neat  salva  Sedis  apostolicae  auctoritas.  tw 
mefenb  maren  außer  ben  4  ))ä))ftlid^en  2e^ 
2  garbinäle,   25  grabifd^öfe,   150  93ü(^ 

7  ^Att,  7  OrbenSgenerale  unb  11  Orotoia 
meltlid^er  gfürften.    92ad^bent  bie  @i^g  m 

8  Ubr  in  ber  gftübe  bis  gegen  5  Vü^x  flbenbs  gt> 
bauert ,  mürbe  fte  auf  ben  f olgenben  %ü%  ptsß 
longirt.    3Rebrere  ^rölaten,    namentli(^  &^ 
binal  (Suife ,  b^^tten  aud^  ein  S)eaet  üha  bs 
Slblaß  verlangt.  ÜJtorone  f^xtlt  ein  fold^jehot^ 
nid^t  für  angezeigt:  eine  nur  oberfIöd^lb$r  ft» 
banblung  mare  ber  @ad^e  uniDÜrbig,  mm 
gebenbe  verlange  gu  oiel  3eit.   Xro^bem  issik 
auf  Dielfeitigen  SBunfd^  nod^  möbrenb  beriet 
ein  foId^eS  ffiecret  abgefaßt  (Theiner  n,  680). 
3n  ber  grübe  beS  4.  ©ecember  berief  aRoroiie  |u» 
nöd^ft  eine  ®eneralcongregation  in  feine  SBo^ 
nung,  mobei  bie  nod^  gu  ))ublicirenben  2)eciete 
furg  befprod^en  mürben.  2:ro|  Tloxont'S  SBü)er« 
fprud^  mürbe  l^ier  baS  9blaßbecret  gebilligt  mit 
angenommen.  (&t\Da  um  9  U^r  gog  man  in  bit 
Katbebrale,  mo  ber  93ifd^of  t)on  Sotonia  bol 
^od^amt  bielt.  hierauf  mürbe  o^ne  meitere  gförm' 
lid^feit  in  ben  geftem  unterbrod^enen  publica* 
tionen  fortgefabrcn.    S)er  Dfficiotor  t)erla§  bo§ 
Slblaßbecret,  ein  S)ecret  über  auömabl  ber  Speifen 
unb  über  fjaft-  unb  Ofefttage,  ein  meitereS  über 
Verausgabe  beS  ^nbej,  beS  Aated^§mu§,  be§ 
SreöierS  unb  beS  9KiffaIc,  maS  olle«  ber  ©orgc  be^ 
^apfteS  Übermiefen  mürbe,  ©obann  erflorte  bie 
©pnobe,  baß  bie  ben  eingelnen  Oratoren  ber 
mcltlid^en  gürften  angemicfencn  Slangplaje  n^^ 
monbem  Ülad^tl^eil  bereiten  follten,  mie  aud^  barauß 
feincriei  SBorred^te  abgeleitet  merben  bürften.  S^' 
le^t  mürbe  nod^  baS  S)eaet  über  Snnabme  unb 
©eobod^tung  ber  93efd^Iüffe  beS  gonciö  öerlefwi 
SfJad^  früberem  SongregationSbef^Iuß  fottten  mm 
atte  ©ecrete  früberer  Si^ungen  nocbmals  oerUftn 
merben.  ®ieß  gefd^ab  in  ber  S58eife,  baß  bie  bog« 
matifd^enöonftänbig,  bie  SReformationSbecrete  aber 
nur  mit  ben  Suitien  oorgclefen  mürben.  5Rad^bcm 
bieß  beenbigt,  folgte  ba§  ©ecret  über  ben  ©^lui 
unb  baS  an  ben  $a))ft  gu  rid^tenbe  ®efu(b  mn 
©eftätigung,  morauf  oKe  Slnmefenben  mit  Placet 
antmorteten.  hierauf  erflärte  ber  erfte  ^räfibent 
SRorone  bad  goncil  fraft  t)a{)ftlid^er  IBoßmacbt  für 
gefd^Ioffen  unb  entließ  bie  95äter  mit  ben  Soor» 
ten :  Ite  in  pace  I  SS  folgten  nod^  bie  üblit^en 
^cclamationen  (Theiner  II,  507),  morauf  ber 
Officiator  üerfünbete,  baß  fein  ßoncilsoatcr  unter 
©trofe  ber  6|communication  Irient  üerlüifen 


S118 


Xiient,  Soniil  ddil 


SU4 


büift,  t^  tt  Mc  Sltcrtti  btt  @9nobc  tignt^nbig 
uiünj^tUbcn  ^tie.  Snbli(!^  [ttmmte  äüloione  boS 
Ta  Daum  an;  itad^  bellen  EBetnbtgung  nt^cilli 
R  bcn  @(Bin  unb  {^b^  mit :  It«  in  pace  I  Un> 
tttf^cttbra  wirbt  baS  eoncil  ooit  215  ßoncil«- 
DStccn:  4  Satbinallegaten,  2  ßatbiniUnt,  8  $<i- 
tciori^tn,  2S  Stjfitfi^äfnt,  167  »ij^afm,  7  Vtbtm 
unb  7  OrbcnVgtnnalen ;  ba  ju  lamnt  no4 1 9  $i^0' 
cutatOTtn  füi  33  obiDt|tiibt  $idlattn  (Theioer 
n,  609). 

^n  düfticfK  Sbf^Iul  bn  Srimtet  &gnobc 
ntudtt  in  iÜDin  attgtincine  Xtt^'bigung.  Sfi 
$aBft  Dibnctt  fofod  für  btn  15.  Sttccmtitr  eine 
gto^st  £aiit)incenion  on.  3n  bem  gon[iftDnum 
Dom  30.  SKcnnbtr  lobte  n  in  bcgtifletttt  Siebe 
btc  jmtdtnilgigen  unb  mol^lt^ätigen  Sefd^Iüf^c  bei 
SQAobe  unb  titlätte  feine  SercinDtlltgteit  nid(|l 
nur  jur  Stftätigung  bti[(Ibni,  {onbtnt  ouc^  ju 
genauer  SStloIpng  (Le  Plat  VI,  306  sqq.). 
3r  ttnem  meittr»  gontlftDrium  Dom  26.  Januar 
1564  legten  bie  beibtn  (jarbinaüegattn  bcm  Soh' 
cilSbel^lufje  gemäg  bem  $a|ifle  bie  Sitte  um  !BC' 
ftätigung  Doc,  wpTauf  biefe  in  bctSuKtBenedictns 
Dens  Dom  n&mli<^3)atum  auS9e())to(^  mürbe. 
91«  Stitpunft  für  ben  Anfang  jur  SJerfiinblidd- 
teil  btt  9tebnnDe|^Iüfft  Dui^  burd^  eigene  SBuSe 
bn  1.  <Dlai  1564  fenflelt|t.  ^nbli^  be^Dtt  ber 
Sa|ift  unttl  bem  2.  SuQiiß  1564  no^  eine  eigene 
Congngation  t>on  8  ISaibinälcn  (congregatio 
concilii  Tridentini)  |UT  Uebcrtoac^ung  unb  ^uB- 
UQung  bti  €i)n(il3bef(^lüf|e.  "Slit  Ctatorcn  bn 
ouf  bem  SonctI  wrtrrttnen  ncltlii^tn  gürften 
litten  am  6.  ^ecembei  in  3:nent  ein  foltiineS 
%ccti)tation3-3npniment  unlerjeti^nct,  nämlii^  bie 
®eianblen  i^binanbe,  ber  ff&nige  dor  ^olcn 
itnb  ^orhigol,  bei  ^ergoge  Dem  ©aDoqen  unb 
gliirtnj  (omie  ber  fieben  tatfiolij^en  ©Äiroeijef 
tontone  (Theiner  II,  516).  ^ie  itali«nifci)en 
Staaten  nahmen  fämmtli^  Seft^Iüffe  btS  Soncilä 
lo^lngl  an,  cbimfo  ffaijer  SRajimilian  U.  unb 
bie  lat^olifdim  Sürfitn  SeutfdiIanbS  auf  bem 
Sltli^tagt  tu  VugSburg  1566;  $^iltp|)  IL  für 
Spanien,  Neapel  unb  bie  91ieberlanbe  mit  otr 
Sloufel:  .unbtfi^btt  btr  tBniglic^  Sledite". 
granfrtii^  bagegen  ft|te  ben  9!^4Iüf|en  btS  tritn- 
ta  SoncilS  bie  gr&|ten  ^tnbemtffe  in  bm  SBeg. 
Sit  St^befHmmungen  würben  juut  ongenommen ; 
für  bie  StffoimationSbef^Iüne  Dagegen  erhielten  bie 
Sifi^le  tro^  Dteber^olten  9n{u^en3  bie  erlaub' 
ni^  ber  EßuMlcalionni^t;  aUetn  fie  {lublictTten 
biefelben  boi^  na^  unb  nai^  auf  ^rooinginIfQn' 
oben.  @a  ^attt  bie  grole  Xricnler  @Qnobr  ibren 
giütfli^  9tif<^Iug  gefunbm.  Aein  «oncil  batte 
fo  langt  gebauett,  leinee  mit  fo  oitl  @(^tDieTtg' 
leiten  noi^  3nnen  unb  na^  äu|en  ju  ISrnpfen 
ge^bt,  teine4  ober  auäf  für  @tauben  unb  Sitten 
fo  umf offenb  unb  noeb^Itig  gemtrH  mie  bo9  €on- 
dl  Don  3:rlent.  63  lä&t  fid)  »ogl  Dcrße^en,  loenn 
ben  Saicm  ^nm^äfii  beS  groften  9BecEcS  im 
Vagenbliife  bei  @(^tben9  Xfiiöntn  in  bie  klugen 
traten  (Theiner  II,  680).  9hin  tonnte  bie  fCinf)e 


neu  gejiSift  unb  Jefl  geeint  bit  i^  Don  ®ott  ge< 
fteSte  Aufgabe  unter  wrfolgcn. 

Sitetatur.  a. OucOennieiTe:  Äng. Tbeiner, 
Acta  genuina  ea.  oecumenici  concilii  Triden- 
tini ab  Angelo  Maeaarello  couacnpta.  Ac- 
cednnt  Acta  ejuBdem  conc.  aub  Pio  IV.  s 
Gsbr.  Faleotto  digeata,  Zagrabiae  1874, 
2  tom.  Saju  Srd^iD  für  lattioL  ffitil^enrtci)t 
XXXV  [1876],  189  ff.;  Le  Plat,  Monnmen- 
torum  ad  hlBtoriam  concilii  Tridentiiii  . . . 
amplisaima  coUectio,  Lovanü  1781 — 1787, 
7  tom.  (I  enthält  bie  ouf  bem  Soncil  ge^ltenen 
SReben;  H  Slocumente  jur  ffiorgefdii^ie  1518 
bis  1540;  in  35ocumenle  üon  1541—1548; 
IV  wn  1548—1561;  V  Bon  1562—1563; 
VI  Don  1563  unb  1564;  Vn  %[cten{lüde  über 
bit  Sttception,  Xagebüd^  bon  $iatanuS,  Xo* 
zeUüS  unb  feiner.  Acta  auS  WaffaitÜi,  £urttn> 
bnif^  unb  $falmSu8);  Baynaldus,  Aunalea 
eoeleaiast.,  ed.  Mansi,  gu  bcn  betr.  Sauren 
1545 — 1564;  Pierre  Dupuy  (Puteanua),  In- 
atnictione  et  lettres  concemant  le  concile  de 
Trente,  Paris  1654;  Le  Laboureur,  Mö- 
moires  de  Caatelnau,  Paris  1659 ;  Le  Vaaaor, 
Lettres  et  memoires  de  Franfoia  de  Vargaa, 
de  Pierre  de  Malvenda  et  de  qoelquea 
^TÖquea  d'Eapagne  tonchaut  le  concUe  de 
Trente,  Amaterd.  1699 ;  Sricft  btB  Aail  Vis- 
conti, Sifc^ofa  Don  93tntimtglia  (»cm  10.  'S)t* 
cembtr  1562  bis  24.  Stugnf!  1563),  bet  Baluzo- 
Mansi,  Miscetlanea  UI  (1762),  433  sqq.,  unb 
233  trieft  bcS  Srgbif^ofS  ealini  bon  Sara 
(3.  Octobet  1561  bia  6.  ffiecember  1563),  ib. 
IV,  192  aqq.  (Dgl.  ^ierQber  aut^  L.  Fä  d'Ostiani, 
MuzioCalini,  arciveacovo  diZara,  in  Archivio 
Veneto XXI [1881}, 232  Bgg.;  XXIII [1882], 
28  Bgg. ;  Qairini,  £pistolae  Reg.  Poli,  Brix. 
1744—1757,  5  voll.;  E.  8al.  Cyprian,  Ta- 
bulanom  ecclesiae  Bomanae  saec.  XVI. 
((5ontf()onbtng  beS  SorbinalB  §ofiu8),  Francof. 
et  Lips.  1743;  Labbe-CoBaart,  ConciL  XIT, 
Paris.  1672 ;  Tejada  ;  Bamiro,  Coleccion  de 
Canonee  y  Coucüioa  de  la  Iglesia  eapafiola 
IV,  Uadrid  1859;  Bibier,  Lettrea  et  m^ 
moires  d'estat  aoua  Franfoia  I,  Hemy  II, 
Fran^oia  11,  Blois  1666,  2  vols. ;  Lagomar- 
aini,  Qratiani  ad  Card.  Commendonem  de 
Jnlio  Pogiano  atque  ejoe  lat.  littaria  epist-, 
Bomae  1756 ;  6.  J.  Planck,  Anecdota  ad  bist, 
concilii  TrideuL  spectantia  (26  @ötlinflei 
gefiprogiammc),  1791—1818;  Morandi,  Mo- 
numenti  dl  varia  letteratura  tn 
di  Lodov.  Beccadelli  (grjMfi^ofa 
iDlitgliebS  beS  öoncilS  unter  ^iu 
logna  1797 ;  Mendham,  Memoira 
eil  of  Trent  etc.,  London  1834, 
1842;  Arist.  Sala,  Docnmenti  i 
e  le  geata  di  8.  Borronieo  III,  h 
Calenzio,  Documend  inediti  e 
letterarii  boI  concilio  di  Trente, 
Arm.  Bascbei,  Journal  do  oonci 


Ztttitt,  CDtlctl  »OK. 

nr  HB  uerttain  vAiitien  (VntSRlo  1888,  4  toIL  (I 
im),  Pbtw  1870 ;  Jm.  LuneE,  Dispa-  1885  f.);  Stili^a 

Tridantinu,  «d.  H.  Giiur,  Osni-  bnfmgtDifd^Se 
)86,  2  ToO.  llaju  bit  WJ^IrniBm  2X^.  3)it  fcSfy 
eitf^r.  fBt  lotl^L  X^ogic,  ShmSdud  biflt  ^t^rle  btS  I 
12  R. ;  1883,  89  ff.,  imb  1884, 458  jf.  XÜni  («tf^iAte 
i;  CoBcUinm  Tndenfamiim  I  (Xagt-  1846),  <95{^ 
ed.  Beb.  UerUe  (iBOmS^eOfi^fi),  0»^  alsrowin 
i8g.l900()ioI.au4$tflinif4cB3i4ib.  iRitfl  1840),  SSrf 
49  flOi  H.  LaenuDer,  Analects  Bo-  ^mtnlungni  bc3  ] 
j^poufnt  1861 ;  Ideiii,  Monomenta  panj  1840),  Stül 
K,  Fribnrg.  1861;  Idem,  llelet«ma-  Xiimt,  Wm^ 
D.l(*iitisu,B&tüb.l875;X^.eicItI,  aBoll^oll  tfl  bagi 
ti^  btS  eonci»  Don  Zrimt  (1559  btS  Wäfit  ba  «tgin 
[Bim  1872;  Swf.,  »Bmif^t  8ni^  I  MB  1838,  8  EBbe 
n  btit  9Bimn  @fiung6bn.  bn  9Iab.,  nier,  Etnde  bi 
iL  eiaffc,  1895  lt.  1896;  3.  SlBIIlnecT,  Trente,  Fam  1 

litt  polirifi!^,  fli^Ili^  inib  6uIhl^  unb  bie  beutfc^ 
( Oet  6  (tktnt  3iil^(unbntt,  WeemfibuTB  ®trf.,  £aS  Xriti 
n  1862—1882,  3  Sbc.;  3)ä(.,  lln-  reitinü^  in  Staun 

StrU^iR^  Xagcbfi^  )ur@c^4tt  147 ;  Snf.,  SStflr 
dtt  Don  Xrimt,   «Brbltngen   1876;  tbb.  1888,  801 ; 

Sritft  unb  «rten  gur  i&^äfii^t  btS  HnbtunbSted^tfti 
^Vunbotfi  (1546—1552) ,  Wm&tn  On^ibalifd^  ajtU 
[882,  S  Sbt. ;  Xxif.,  Päd  V.  vnb  bie  1563  (»tigobt  j 
Elttie  1544—1546  (ab^anblungm  bn  iit|),  1889;  H. 
'(ä).  bet  9BiITnifi]^.  1877  unb  1682):  oatliolioiBme  in< 
Bnnibi,HoniiiDrataTridetitiiiaI — ^Iv  religiense  an  27 

1545  MSSpril  1546),  9Rüni!^  1884  Leva,  Storia  d 
7 ;  StuntiablibRi^tt  mi8  3>nitf(l^lQnb.  oorrelasione  all 
,  9b.  I:  91untiatui  Sngerio'S  (1533  1863—1881,  4 
),lBot^l892.II:aRoT0nc'fi(1586btS  cbeeae, Le conci 
)b.  1892.  m  u.  rV :  aiMnbnfl  unb  Silo-  quest.  bist.  VH 
588  bte  1539),  ebb.  1898.  THI:  St-  ^nblungnt  eon  ( 
545— 1546),cbb.l8d8;2.9bt^.,iBb.I:  bet3»tf4T-  füif 
unb  S)tIfino'B  (1560—1561),  aßim  u.l882,438ff.7 
^lutlten  unb  Sinftgungen,  l^Q.  Don  btr  1883, 1, 142 ff.; 
ÜtfeKf (^.  I :  !Runtiatutbttid|te  aRoronc'S,  clero  eecondo  il  i 
m  Siittri^  (1539—1540),  ^abtibom  storico-critiche, 
Jon  bm  Canonee  et  decrets  Concilü  dins,  Le  ponvoi 
ni  CTfddim  1564  eint  offlcitllt  Vuagabt  Paris  1869.  <DI 
inial^itii!(it@tcrtotl))>auSgabni.33it@f  Sleidanas,  Dee 
inung  btS  (EoncilS  Don  Xricnl  aue  einet  Carolo  V.  Caesa 
Ht  befi  Dotican.  Sr^iDfi,  aSien  1871.  —  H.  Cbemnits,  ] 
qtfc^hmg:  Paolo  8arpi,lBtoriadel  Franccf.  1665, 

di  Trento,  Londra  1619  (ftonäfllift^  ^|if  I— UI  (f 
n  Don  St  «ouraqtr,  «mflerbcm  1736;  biB  XXXIX),  fiei 
)n  ^ttttiba^,  ^att  1 761  ff. ;  ton  SBin-  timgtn  über  fpani 
•tgtnt^eint  1889  ff.)-  Sm  ©egenfaSt  gu  flu|  auf  bcm  Xri 
■b  Sforza Pallavicino  B.  J.:  latoria  del  ^b^anblung  .!Bal 
lio  di  Trento,  Borna  1656  —  1657,  manticenfeiX^oIi 
1664,  Stom.;  ed.  Zaccaria,  Boma  Il(''16e4,II,495