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in nener SeatBeitung; unter SRittoitlung oielev (atl^oKfd^en ©elel^rten,
Begonnen oon
fortgtje^t Don-
\Dr. gratis Stiaüm,
tamtpxätaitn Ct. ttiliglcil bct Vaoßct, Vtoftffot btt Ztcolofllc in Sonn.
il AvfttbitU« te> t*i)». i|etta Ct}lilf4|ift >•« /teibati.
(Elfter Bani.
@ctil)it]tf Bis Srtent
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j^evber^fd^e 93erlag8]^anbtttug«
1899.
3ii)claiiid>eTlaffimftm in SSHen, CttaPucg, aRftndften unb 6t SouU, URo.
Imprimatur.
Friburgi Briagaviae, die 31. Maji 1901.
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4: Thomas, Archiepps.
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S)a8 {Red^t ber Ueberfe^ung in frembe Sprad^en toirb oorbel^alten.
S){e SBerlagS^anblung übt unb gentegt Ue Sted^te beS Url^eberS.
Wn^tudtttti bcc ^etftcr'f^cs »cibioB^aiMimg in 9fttbmtg,
s
@culptur.
l^erigen Sfonnen nid^t genügten, mu^te erj} bie
mi^pttdfmht 9form gefunben metben. Sie^ mar
bie aufgäbe bec erflen (ipofy, burd^ beren Söfung
in bec ^»eiten iipoi^t tovffUi^ eine SBIüte ber
Sculptur eneid^t tmtrbe, toie {ie burd^ ein ^ft-
^Iten and) bec ebelften gfocmen daffijd^n ^hmjt
obec btod^ eine XüdSel^c )u benfelben nie mdglid^
geiDefen mSre. Sie ^lofti! beS ecjlen 3qI^c-
taufenbd unb fogac bie bec jmei folgenben ^üU»
^unberte mag immec^in ben Sinbcud beS ^an-
gel^often unb Unbel^olfenen (ecüoccufen, ober fte
|eiQt Dod^ ftetS ben d^riJUid^en ©ebanlen unb beffen
uebecmäd^tigreü UebcigenS ift aud^ untec oen
bec]^&Itnigmä|ig wenigen SBecfen bec $IaftiI biefec
3eit toeld^e auf unS gef ommen, ein gro^ec Untec-
fd^ieb bec ted^nifd^en Sel^onblung ma^cgunel^men,
unb gac mand^ed beffece SBecf benfttlEl beceitd, mie
DocauSeilenb, bie lommntbe ©elbftänbigleit unb
Sottenbung. — m SSocbilb füc i^ce $Iafiif ^otte
bie altd^cipd^e 3eU gunöd^ft bie ftunft beS tem-
petS )U 3erufalem. S)iefe allein galt als l^eilige
jhinft unb Don ®ott gegeben (Dgl. £{. 31, 2 ff.).
S)ie eigenttid^ ftatuarif($e Paftit fonb tt)ie in bec
Ihtnft beS ZetnpelS fo aud^ in bec d^ciftlid^en
jhtnft am anfange ob bed leidet eccegten Sd^eineS
Don ^olQt|eidmuS leinen !ßlak. 9luc Decein}elte
!Rad^nd^ten Don @tatuen finben Jid^, unb nuc
gan) SBenigeS baDon ifi ecl^alten. SufebiuS (Bist.
ecoL 7, 18) beeidetet Don einec in Sc} gegoffe-
nen Statue Cl^rifti, »eldbe bie Dom Sfutfluffe
gel^eUte gfcau ju ßäfacea r^^ü\ppi gefHftet l^be
(f. b. act g^ciftuSbilbec HI, 296). einige gi-
gucen, toie bie !Dlacmocftatue beS I^L ißetcuS in
ben Doticonifdden ©cotten (Dgl. inbe| ihauS [f. u.]
I, 231 f.), bie bcS ^I. ^ippolQtuS in 9tom, bagu
einige Scon^eftatuen bed guten bieten, jinb auS
ben ecften ^al^c^unbecten bed S^riftentl^umS auf
und gefommen. S)agegen bot bie gonge Sin«
cid^tung beS XempelS in Secufalem bec fticd^e
eine güUe Don SSocbilbecn füc i|ce eigenen gotte^
bien{iU(!^en ©eratl^e, unb bie übec ben ßcbfceiS
fc^on Decbceiteten Synagogen enthielten in i^cec
oft pcöc^tigen Sludftattung, befonbecS bem Sabec-
nalel mit bec gefcönten Xl^ocal^, bem 2)ufan
obec Simal^ (^mbo), ben Stülpten bec Selteften,
ben einzelnen ©ecätl^en, ntd^t minbec toectl^DoUe
gingecgetge. S)ie gried^if(!^«cömif(^e ^(aftit tonnte
bei ^ecfteUung beS ^ItacS, bec Sat^ebca, bec
Smbonen, bec Seud^tec unb 2amptn, bec ffeld^e
unb ffcatecen, bec fßtim unb Siöud^ecgefö^e,
toaS il^ce gfocm betci^, toenig in SBetcad^t fom-
men unb nuc il^ce Xed^nil gu ©ebote fteUen.
©etoi^ befanben ftd^ a\x^ fcül^e untec ben $ei-
bend^ciften tüd^tige ftünftlec, meldte im Strnibe
loaccn, füc ben ©ottcSbienji bie ecfocberii^en
SJcbeiten gu Ucfecn: eS fei ^icc nuc crinnect
an bie l^eiligen Silol^auec, meldte untec S)io-
cletian gemactect unb in bec fficd^c bec Diec ©e»
fcönten gu SRom beigefejt morben ftnb (f. b. 9Jct
Coronati quattuor). 3umal nad^ bem Siege
bed e^ciftentl^umg , als bie ^cd^en übecaQ in
gcb|ecec 9Renge fid^ ecl^eben tonnten, \altU bie
ffunfl bec Paffit in allen Sänbecn eine ceid^ Auf-
gabe ; benn baS glänjenbe Seitoiel bec ^fte in
9iom, becen toftbace SBei^gemenfe bie IKcc^en
fd^müdtten, fanb oHetttl^ben oie eifcigfte 9lad^-
al^mung. Seibec ift aud^ Don biefem SReid^t^ume
nuc iDenig auf unS e^0t unb ba^ec bie 93e«
beutung biefec SSocfc^uIe d^riftlid^ @culptuc füc
il^e ßiümidttung nid^t auSceid^enb gemücbigt 9m
aa|Iceid^ften \vä> @ac(o))]^age Docl^onben, fo in
Italien gu 9lom, KaDenna, $ifa, 9)lailanb unb
^econa, in gfcanbreid^ aOein gu %x\a an 80,
Diele in ben ©egenben om 9l|ein unb an bec
aitofel, )umal in Zriec, bagegen nuc eine gan§
Qrine 3q^I im Ocient. 3(c $latecial ift SDlac-
moc, @anbftein, aud^ X(|on unb SBIei SDie S^"
{len bebienten ftd^ itoox aud^ fol^ec @ac(o|)]^e,
meldte in ^eibnifd^en SBecfftötten fectig ftanben.
unb ba)^ mit m^t^ologifi^en 2)acfle]Iungen ocna-
mentict toocen ; aSein balb (atten fie felbft ftünfUec
|uc Seefügung, toeld^e bie @acIo))9age in d^riftlic^ec
äBeife entmebec mit Saubmed, obec mit f^mboli-
jd^en Sigucen, obec mit Silbecn bed SIten unb
ißeuen £eftamented giecten. S)ie SuSfü^ng ift oft
mel^c ]^anbmec!dmö|ig, mand^mal abec aaä^ fünft-
lecifd^ in gocm unb Xed^nif (g. Q. bec befannte
@acg bed ^uniuS 93affu8 in »om [859]). Wt
bem 93in>ecfb:eite (f. b. 9ct.) Decfdgminben oud^
bie Sacfopl^age. Sal^Iceid^ imb nid^ feiten Don
übeccafd^enbec Sd^nl^eit {Utb bie ©coblampett,
aus gebcanntem Zl^n obec auS Sconge, mü bem
Silbe beS Rieten obec beS SammeS^ S^cifti mit
bem ftceuge, beS 2)cad^en mit bem Stiefel unb Dom
jheuge bucd^bol^ct u. ogl. 9uS biefen Uebecreften
ölteftec d^riftli((ec Pafti{ ift gu ecfe^n, ttie tcofr
öu^ecec t^emmniffe unb ^eitmeifec Untecbce^ung
bo^ eine ocgonifc^e 9BettecbiIbung Don ännen
l^ecauS fid^ gelteno ma^te. S)eutli(^ füc und ec«
^d^tlid^ ift biefe Dom 8. Sa^cl^unbecte an bis gum
@d^^uffe bec Spod^e, ba fid^ nun aud^ bie Sal^I
bec ec^altenen Senfmale meldet 9ud^ bie ftatua*
cifd^e paftif in Stein unb Scg ecfäl^ct in biefec
3ett eine umfajfenbece Pflege, menn aud^ gunadf^ft
nod^ mel^c füc meltlid^e S^Dedte (SRonumente ber
ffönige unb Surßen); ingleid^ bie SRetieffculptur,
gumal auf ßcgtl^ücen unb auf elfenbeinplatten. S)te
aus Spgang Dielfad^ eingcfü^cten eifenbeinfd^ni^'
ceien ^ten ftaccec feft an ben gcied^ifc^-römifd^en
^ocmen , geigen abec aud^ gecingece @elbftan>
bigfeit, tlm glöngenbften enttoidelte fu^ bie ocna-
mentale Sculptuc in Italien unb Seutfd^lanb on
ben Decf(!^iebenen Siltaccibocien Don Stein unb
SRetaÜ, an äietablen unb Slntipenbien, becen 9te«
liefS oft gco|en Soctfd^citt bec gfocm DeccoD^en,
an Ifeld^en unb Seud^tecn mit ceid^ec Secgiening
in getriebenec %cbeit, in ©caDicun^ unb email.
UebecaH tritt l^iec ein ScfinbungSgeift unb eine
te(^nif d^e gfectigfeit gu Zage, meldte becettS auf bie
beften Seiftungen bec folgenben C^oc^e (inmeifen.
2. 3taäf bem ecften äal^ctaufenb, in bec Seit
beS fog. comanifd^enimbgotif^enStilS^
J
@CUl))ttt(.
6
Ml fignoik €cul)rtttr in engere SBttbin-
l■^ «t bcr Sr^äfllttx |u treten tmber^Uba-
fs^ «i^ von m mäjiM gfelb, fonbein mt^
-xt htüiamient CW^tter i^rer Sntoidhtng.
!l0i Qfdpinlmng tfi e8, ber fte, |tunol üom
:^ i/Ufwabalt an unb im gotifd^en @ÜIe, il^te
Setwlwn MäMmtt 9to(l^ entiprid^ jloar im
iL vi I8L3«4t|iiiibcite bie (jaiffxt gorm menig
ees inmi 3tt0e mS^ Sergeiftigung, abtx nid^,
hUkmöak, «toett bte ftät^e ofle IBeaie^mtg
vtütii^^en 9Acn obgefd^nüteit l^'' (®e{d^.
9(c Wa 1, 8. «ttp.^ Sdp). 1880, 900), fonbcm
bk Sq^^mifl^ bcS übemotuiKd^ Sebenfi
Mtficlic^cn in Out gonj onbere getDorben
Hb nö |n einem anbem, ^51^ SuSbrude
!r ja^fes. Mü^cr mn!^ ]e|t nod^ ntd^t immer gleid^
f^niik«Qr|. e<i^ im 9nfang beS 13. äal^r-
utatu aI{o in ber 3»tt beS Ue6ergang§fiU8,
xiiiat M oloiaiig boS S^erbere bet (Beftalten,
n: 9A4in wxben »ei^ unb lieblid^, bie ®Iieber
BiitlpeiiB^g, bie ®eto(biber {liefen toentger in
t2QlkIfB tftt in leic^ 6eu)egten galten. 3nbenfoI«
r3äai9«(i4tnibciten aber ifcA bie ißlafül nunmel^
y= crWoiPfn Su«bnid ^rifUid^ (SkifieS unb
:t!«B$ gcfinbcn. Sie ^igen ®eftalten, mit benen
3 xn^n gfuOe bofi Simere unb baS Seu^ere
)e: gpiifitcK Slixdftn, gumol bie gto^oben unb
jF.r3de,Ji4f#nuden,)^benetttwdburd(|«ifiUeb^^
■cxtf idjtf mtb Seigafügtefi. (Hn freunblid^er
xul^ige {^oltung unb Semegung, nie
ittBt, »elc^e (S^rifhtS in ^^ trogen
^"^ 'jr 3>^ f4^n errungen, ein el^tmärbig Iteb-
ois4 in4^ immer {tnnlid^ fd^5ner
US ®e{k^ted, 2)emut^ unb fiegenbe
f^ed^ aus i^nen jeben m, ber jie
z*t d^rtfifiil^ein €tnnc betnui^et. 2)ie otd^i"
intb bie ornamentale @culptur folgen
SntuncnungSgefej^, nämlid^ bem
-i^ bet Cii^it Hon 3nnen unb 9u|en. 2)ie
sOaatm au§ ^ol) unb @tetn, bon ben roma-
T-'4ca SeloM« imb Xeliquienaltören anfangenb
^ J )B biB Rul^ 0cgIicbcrten gotifd^en gflägelaltären,
rx i^on iiHUH^nitett SBonbtabemofel unb l^od^
QoaamndSffiaUjim, bie ^eiltl^um-
, bit SRonpronjen, bie Jhld^e unb (Siborien
in fid^ ni^ nur baS einl^ettlid^e baulid^e
•;cnxnctkni^iriiicit>, fie nel^men gugleic^ ben
rrin Set^ft^nm fgurater SBerfe in Statuen
^i imefl oBä^beroil auf, oo bieje am gunftigften
^ ^Mteaig fommcn fönnen. Sie Omomenttf
rr^ rine ßetS ttKid^fenbe Stannigfaltigfeit
'-nttte nnb |»^anlo{teiM>fler ^formen, fottol^I an
c z«ta nnb t^rn einzelnen X^ilen al8 an
^ Am genannten filaftifd^en 9rbrtten. SDent«
'^a tan ba§ Serfongcn bc8 burd^ bod (SJ^riflen-
iirs oi^axgtm Seif ted l^ertor, bie gange @d^ö«
*j=^ to 2(in> unb ^flonjenmelt für bie @culp«
::: kstepxps^, oufi jul^ neu umjufd^ffen, )u
r^jjm tob fo au4 «J^ 3*« glett^am au
»iCnätt^eiL SRafe unb ®efe| ober, bie ©tüi-
'raö. er^ baS Onunnent an ber ard^iteftur.
• ±.
m Lk
Sief e Stiliflrung erlangt in ber ebenf o erfinbungS-
reid^en al8 tuo^rd^bad^ten, ben 9ilbung§gefe|en
ber @d^d))fung naddconftruirenben Oniamenttt.
beS ootif (^en @tild il^re SoSf ommenl^it. — SBad
bie Seiftungen ber einlebten Sönber betrifft, fo
eilten Seutf d^Ianb unb gfranfreid^ toie in ber Srd^-
teftur f 0 aud^ in ber Sculptur ben übrigen t)oron.
(Eine einfad^ SBergleid^ung bed Stlbeneid^t|um3,
ber bereits frfll^e bie (Eatl^ebralen Storbfronheuj^
fd^mudtt, ober ber 9Reta&gu|tDerfe Don S)inant bei
9lamur, ober ber @totuen unb Keliefd fo Dieler
ftird^en Seutfd^IonbS, j. 9. 6alberftabt8 mit ben
Dielbefd^riebenen KeliefS (S^rifü, SKarid unb ber
Spoftel, SBed^felburgS mit ben SBUbmerfen an ber
ftangel bafelbft, gfreibergS im 6r)gebtrge mit ben
bereits fel^r rein gebilbeten Statuen an ber fogen.
golbenen ^forte, ^ilbedl^eimS unb Saljburgd mit
il^ Sr}gie|ereien unter ber Seitung bed l^eiligen
SBifd^ofS Semmarb (geft. 1022) unb bed erj-
bifd^ofe £]^iemo (geft. 1101), mü ben gleid^}eiti-
gen Steinftatuen ober ben Silbern an ben Sronge-
t^flren italienifd^er ffird^, geigt, toie Doxtl^eiD^ft
burtb bie gr5|ere Sd^önl^eit be§ SludbrudteS unb
ber detoanbung, IRaturgemö^eit unb Sinnigfeit
fid^ erftere Dor ben legieren auggeid^en. (Sletc^«
mol^I finben fld^ aud^ in biefen Sönbem l^ie unb
ba fEkdt Don geringerer 9uSbiIbung, sumal in
ber ftguioten Ornamentil, unb faft immer ba, mo
ber mel^ f^olifd^e ei^after betont, nid^t aber
bad Stoturlid^e toiebergegeben loerben foOL Sie
$lafti( in SfKxnien unb £nglanb l^at gu ro«
manifd^ 3nt nid^t jene rafd^e SntnidCIung er-
fal^ren Arie bie 2)eutf(^Ianb3, unb im Orient loar
bereits biefelbe Srftarrung eingetreten, meldte aud^
bie fieifiungen ber äbrigen jhinfte toie ber 2Biffen-
fd^aft unb beS fiebenS d^rafterifirt. Sd^on im
13. äal^rl^unbert flnbet aber in Italien bie Scul))«
tur eine gebeil^Iid^ere Pflege, menn oud^ in anberer
SBeife alS in Seutfd^Ianb unb mit anberem Sr«
folge. 9licoIauS Don $tfa (geb. um baS 3al^r
1204) fu^te bie italienifd^ $lafK! }u l^ben, in-
bem er bei treuem gfeftl^alten an ber äberlieferten
(^fUid^en SarfteOungSmeife einer freiem vla^
a^mung ber Sntife ftd^ jutoanbte, mie fold^eS bie
Don il^m 1260 ausgeführte ffangel Don $ifa unb
nod^ me^r bie Don Siena (1266) mit il^ren Sie«
liefS bartl^un. Sie nömlid^e ätid^tung geigen bie
SBerfe feines Sol^neS ^o^anneS foioie bie beS
ainbreaS $tfano (1280->1345) unb beS ^nbreaS
Orcagna in gloreng (1329—1868), ber au^ olS
ailaler berül^mt mar. 93alb nad^ il^ncn erl^ielt bie
Sculptur Italiens einen immer mel^r bem 9tea-
liSmuS ftd^ guneigenben Sl^orofter, toxt er ber
fpötem 9tenaiffance eigen ift. j^onnte bie Slrd^i«
teftur in Stalten ^d^ felbft nid^t gur DoIIm Surd^*
bilbung beS trabitioneDen $nnci))S ergeben, fo
nal^m jie aud^ nie bie $IafKf in ein engeres SBünb-
niB auf unb gemalerte i^r bal^ aud^ nid^t, toie
in ben n5rbK(^en Säubern, ben auSreid^enben
Sd^u( Dor einer öu^erlid^en miUfürKd^en Se^anb-
lung. 3u einer munberfamen Slüte entfaltete jtd^
€cnltitut.
in btt ao^i^ Stü bü $IapUSrTanIni^, }. 99.
an btn So^ebmlen uon lE^oitrtB unb ODn 9uitre>
.3>ame )u ^Wie, an ba ^igm tlaJftSit ebtnbo-
ftOft unb anbeten; icbo^ oui^ nlc^ für (onet
genug, ba aud^ fit f^ Dom 15. 3aortnnibiit
on fl^ me^t in"« «tultili^e gu onlieren begann.
SMuetnber unb confequenleT Donjog fi^ btt gfort-
gana }ui SBoOenbung in 2)tutfc^Ianb. 9liiQenbS
^ DU Mlbcnbe Stm^ einen foli^nt !Rei^^
Don notäili^ein äSefen unb Ü6eniatüdtc^ wei^,
Don fiiüiii^n Snmut^ unb ibnilet ^o^, Don
nationalem unb bocg burc^totQ fir^Iit^nn (Sfa-
toIttT '^S) emingen al§ in Sltutf^Ionb. & feien
tmä^t btt @ailt)tunn am toeftIid)en Settntt im
S)oine gu ^taumfmiQ uiü) bie ge^n @tonb&i(bei
bei Stifter bcS 3)omee, uie bie ^oftelftatuen im
ffSlnti £Dine, bie tBUbwerte an btn aRflnpem gu
gitilnns unb &tia|bura, bie ^enfi^ S^iflxräi
am SübpDitale bei Oft^oiefi ju EBambctg, an
boi $DrtatInuten bet fiiebfrouennn!^, bei Aii^
Don SL @et«Ib unb @t. Soteng in Üliiniieifl unb
bcB 'Siomti in Sttgenfibuig.
8. Siie biittt epocfie btt leligUfen €cul)ittu:
umfaßt bie 3tit bon bet jogen. Slenaiffance
an. SHc 31enat|fanct unb Diclfad^ glrid^ in
ibrem Beginne als ein btrou^tea iBrei^ mit ber
£rabilion ber Airline «i^aftcriflit. .ÜRon nai
mübe gemorben," meint £üHe (ü. o. D. II,
525), ,im ftetgebta^ten Oeleife ber Srabition
an ge^, aßen tiefern ©rang nai^ grlenntnife
lUtc^ baS 3)ogina bet ffiii^t nieberfd^Iagm gu
lofftn." Mttn bei Da^it llifpiung bei Sie*
natffonce ift in bcm SBe^ebcn gu fu^en, bti
auf oHen ©cbteten fli$ anbiSngenbtn ÜtbtiiDuii^e'
fung beä ffonnelien, b« Seufierlti^lril, rin neueS
fiebm uiÄ eint neue fjorm entgtgmgufe|en,
uel^e man leibet nur in ber Stüdlt^ gu Dtn
daffifc^tn SBorEitlbtm ftnbtn gu tSnnen glaubtt.
nu4 in bei iScuIpEuT galt biefc Stüiftc'^i oIS baB
^ril unb bie aBiebergtburt bet flunft El^rifl-
lic^et ISeiji unb ctajjifc^ ^orm (ottten fi(^ in
Sing Deifdpinelitn. €S uutbt tiierbti ül>ti|e^tn,
ba| gerooe im S^ti^ent^mt bit Shm\i, unb bie
©cutptut iuSbeJonbert, bitft Slufgobe btttitfl ge-
löst ^Qtte unb ballet nur in t^iti SBciterentmicE'
lung JU falbem unb bor ^ufinü^fen gu plen
gemefen toüre. Statt btffen Sbeifprong man ein
3al6ttüujenb, um bort oufS 5REue ju beginnen,
mo begonnen moibfn. ®ie ©tringfdiäfeung aber
ber fptcifif^ i^riftlic^ Stiftungen führte gor balb
au<4 Don bcm @eifte ab, bei fle gtfc^nffen, unb
bttititttt gu einet anbem 9Ieu|ier(i(!^ftit unb ^OX'
malität, nelc^ füt bit ©culptut berbSngnig-
DoIItr Kiuibe, als jene ninr, auä ber man fit gu
trt)eben gtbai^tt. VloiS) roirfle 9Infang§ ber t^rifl-
lii^e (Seift, btt TOod^t ber Uebtrtieferung, bie ge-
btcgene Xtä^nit, bit SÖerbinbung mit btm bei
©ctilptur überaus günftigen gotif^tn Sauftilt
langete Seit na^, unb tbtn ba^er fann ben
fflietfen be3 16. 3alirbunbert8 Dielfat^ eint ge-
tDljle @togattigteit unb Itd^nifd^t iQoIlcnbung
pafya ttoben. 9BcU^ gniHtiJlinig
Öaülftm im 3)ienfit bet f;>ätai 9t^
ber StetodN unb Slococo ■SrAUdttit
ugte, liegt Dot Sugen. Slit <ni^^
Nenaiffance nii^ gum ginünfd^ SÜt
it, btSngtt in bet gtDtiten otilftt bei
% 19. SK^flunbttt gn noien Scifiul^
^o^vnma bctSfaitife tfneifeitf, onbtm*
SiäwianntüDfung an btt mittdalttrBi^
üßaS bit entmidlung bet Saä^tm
in tingeintn Sdnbem onge^, fo ifcät
bie entfii&iebent Stmeguna gut %ntttt
Ktt gefaxt ; glei^luo^l fleqt Die ffirn^
«go ©bibtrti (1378—1455) in ftintn
am SBoptifterium gu glbteng, felbft
ateno (1886—1466) in feinen SleTufS
ngcin gu €t. Sorengo in gfloreni, dntl
Stobbia (1400—1482) unb »nbita
bia (1437—1528) in i^ten t^n-
r SRei^ bei geitofa Dan $aDia (nn
1^ @culptuien bafelbß, unb fEnbtnt
innei!^ ott i^^ii^ ni^tung unb
m !Beiniette bit gönnen bet Stenaiffance.
ignttlid(i Satei einet Stenoiffance, toel^t
mit btt (^li^id^i tiobitionellen ftunfl
14 trägt, iß SHit^Iangelo (1474 bü
iein ©tteben, Me Slntile oIB bie eingige
c bei ^laftit gur @eltung gu fciingai,
ngmSngen dtitifSi^ ShtboItS in bie
!i Sintift, bit btetbtoni^ bdttngte D5Ilig
Suffaffung aud^ gang leügiflfer @tgtn-
nttt Üttitrtafi^ung unb @tounen er-
ii|tt aber fi^on bti ftintn Slaiiticifetem
r ausarten, bit nur mt^ bun^ ii^
fOngt unb balb bti ber Unnatm imb
n!^it anlangt. S)ie @cul;itui befi gongen
I Dom 16. 6i8 an^ 19. Sa^unberi
nur mtnigtn 9tufinabmm an biefen
1 einet un^tipli^tn aSiebtigtbuii Qon
:titett ^ bie Stenaiffonte ou^ in bit
Qnbti aus, xuxi^ g^tanftei^, @tunitn
inb, obgltid^ in btnftiben gttabe buti^
;bung mit ber Iflnger an^Ittnben goti-
oeift ouc^ bie Sculptui i^itn tiabitio*
loltei niciit fo fernen einbü|tc. ßifi im
). äa^^unbert unb in ben folgtnbtn
bit ©culptur Stutfi^IanbS Don ber
Inttft trfafef. %mS) butttn bit «tbeiten
nffraft (geft. 1507), Sßnt €tD| unb
^er in Hlütnbtig, eineS %egib Stiemot'
1 asaigbutg (geft. 1531), eines 91icla3
Serben {1467—1513), bet beiben
Ulm, beS aucd als aHoItt« lü^Iii^ be-
itii^nel ^aäftc Don EBnintil in Xiiol,
3)leifttr btr fäc^fif^ unb nitbtnbti'
^ult fii^ gang auf bem 39oben ber ei-
ipmtift trbalten. ^aä) i^nen abtt be-
j für btt beulft^t ©culiitui bie 3ett
falttS. @tßft in btn Ain^ nt^mtn
cn SSertt ben e^aialttr bei Ihmft So-
lini'S (1598—1680) an, btfftn «in-
I
f4»
€cttl))tttr.
10
t^coiniK^^ ogiienben (Skjklten, nodte
ts^d in i»ttigitaibcn @telluitgen, SItftre unb
^_*^«_ ^ ^^ öBciiJrucrimten unb uBer-
Adogm, Sinzid^tungdgegenftänbe in
no^ (Effect ^f d^ben formen, Oma-
bm iDiIOfidtd^flcn Symbolen unb Me*
pan JäJbm boS (E^otatterifHfd^ ber @cul))tur
xnc deit. Ibo^ ou^ ba nod^ burd^ t^erfd^iebene
terkSa ni fo manifyn (Sottedl^ufem SBerfe ge-
(^oTfK BBibm^ bie aBe Sneclennung betbimen,
m fsymifls^ aber ou^, ba| biefeS nur möglid^
sc . sca kbfe SRftnnec t>on fird^Hd^em ®ei{}e
iDib geleitet oacen. Sie Oerfud^e
3eit« bun^ tpteber^ülte unb beffer t)er-
Stiuffe^ )u eblen dafftfd^en Sorbilbem
r, befonbetS für profane Aufgaben, )u
I, mdgen nid^ ol^e Stf olg unb (Einfluß
ftnefa }nn; eine imd^l^altige SEBirfung lonnte man
jusm fid( Ktfi^ Dcrf ^rec^ ffünftler bief er 9Hd^«
ma maan ber Senetianer Antonio Sonotm
1757— JB32), 3. ß. 5)anneder (1758— 1841),
Slkä Z^oiBNiIbfen (1770—1844), ^o^. ®ott-
Tst 6Attlioo (1764—1850) unb 9tuboIf @d^-
t.3 (1766—1822) , e^ftian S)aniel SRaud^
i T77~I867X £libloig @d^nxint]^er (1802 bid
.^> a M. <Buiiftieer ut^ ed fid^ mit ben
'r^ in fftU/tt 3tit ouftoud^ben Seftrebungen,
i-rs mftcr oiqttfntt)^, \do burd^ bie Kenaiffonce
ts Smlptitr tum il^ eigentlid^en d^riftlic^en
frvMtDQ bAgimfkn oorben. 9iift bio| in
ieoäfUaib in bot SBerfen eines ftonrob ®&er«
Uid 11768— 1859), eines SBil^elm Sd^tenmmn
i?S9— 1884) IL %., fonbem aud^ in anberen
Li^eok, ffODtd in Scigicn, brang biefeS Seftreben
r: boR Skbcretttad^en lird^Ii^en (SeifleS unb
^2»i^ tKuii4 ^ot* unb in neuefter Seit erl^t
bea Sönftlem me^ unb me^r bie &n^t
bo^ nur bie StfldSel^r gum d^filid^en
«yide bie ^rtplid^ €culptur )ur l^öd^ften Sott-
c^ag todtoc fül^rtn Unnen.
m 9iiiii^ i^ Zed^nit loffen fid^ folgenbe
tCB te Sculptur unterf bleiben :
1. ^6teinfcul))tur^t)u allen Seiten
^4 ^»c]iiQlid^niaRateriaId fidQ beS 2RarmorS
ictat Cr 0iU oem SBerf^ am el^eften ben S^-
-Az bfft SRomtmentalen burd^ feine 2)auer]^af-
'^, bei Ocfc^etbigen burd^ feine Seinidmig«
"Ti M Bdcnbigen bwrd^ feinen ®Iang. 3n ben
uitX4cii Sdnbent Dertritt ber ffaß» unb @anb-
-73 niM f^ Stelle ; obniol^T ftoner unb leb-
^ dS ber SRormor, ocrträgt er ftd^ bod^ befjer
:=: fea 8Bma ttnb mit bem SRoterial ber Srdpi-
läxL 'Stt fiin^td^ Stein, Zerracotta, @tud(
Lhi^iat ebenjMIS fd^on ^el^ frfi^e ber ^laftif
f3 ndtttBaibdcS aRatcrioL @rie<^en, (StruSfer
e) JUncr Rotten in bet Zed^mt, auS bünnen,
mBjfm, ofmÄreien Zll^nfd^id^en größere unb
'jixa Cefojse^ iamp€n, StdiefS l^ersuftdlen unb
M ^eur }B ^firtm, ober f&r Statuen in ^ol^I-
Ne Z(onmiif|e tn eipd)erßd^ Sitfe ein-
IS
aupreflen, }ufammen)ufe^en unb m Brennen, eine
bebcutenbe gertigfeit erlangt. 3u ben erjlen d^rifl-
lid^en ^al^rl^unberten maren eS befonberS @rdb"
Iam))en, ®rabfteine, aud^ @ärge, meldte aud
Zenacotta gearbeitet ttmrben ; baS frül^ere SfHttel-
olter benujjte fte ju giguren unb SReliefS, g. ©.
an ftreugmegftationen , gur omamentalen ^uS-
fd^mfldung ber gfenjtcrlatbungen, gu öielfarbigen
Sobenfliefen. %ud^ ber @tud( ober @teingu^,
eine ÜRifd^ung Don @anb, ff all, ®i))d (SBeif;-
ftu(I) ober SKarmorftaub (©tudtmarmor), mar
Id^on ben tKIten belannt ; er mürbe befonberS fett
»er Slenaiffance [ur ieglid^e ®attung ber Sculptur
in (ird^Iid^er unb profaner ftunft gebrandet 9IS
UReifler in ber Xl^onplafti! mürben bereits genannt
bie beOa 9tobbia, als fold^e in @tud(ar6ett jeid^-
neten fid^ auS: ®ioDanni ba Ubine (geft. 1564),
®iuIto Stomano tn 9Rantua (gefi. 1546); in
2)eutfd^Ianb maren im 16. unb 17. Sal^l^unbert
meiftenS italienifd^e unb frangSfifd^e Stuccateure
t^ätig; aber eine gange ®enoffenfd^aft fold^er
ftün^Ier, beren SBerfe in Derfd^iebenen ffird^en
unb ^Idften 3)eutfd^IanbS unS begegnen, l^tte
burd^ mel^rere äal^rl^unberte aud^ SBeffobrunn tn
2. ObmobI aud^ in ben olteften Seiten bieSilb-
d^nij^erei in ^olg geübt mürbe, fam fie bod^
r eigentlid^ monumentale SBerle meniger in ®e-
braud^; um fo geeigneter aber mar fie gur 9(uS-
jtattung beS 3nnenraumeS. 3bt befteS SRaterial
ift baSienige, meld^eS burd^ SBetd^l^eit, gfeinfaferig-
leit uiü) ®Iötte ftd^ auSgeid^net, mie baS ^olg ber
Sinbe, beS S^omS, beS ffkfd^baumS, ber geber.
«US ber älteften d^riftlid^en Sett ift mo^I nur
SBenigeS Don ^olgf cul))tur erl^alten geblieben ; in
boS 5. ober 6. Sobrl^unbert mirb bie ^olgtbüre
Don @. Sabina gu 9lom mit SleliefS auS bem
«Iten unb Steuen Zeftamente gefegt. Sine ber
älteften ^olgfd^ni|ereten beS romanifd^en @tUS
flnbet ftd^ gleid^fallS in einer ^olgtpre, nämlid^
in ber ffird^e @t. aRariö auf bem (iapM in Adln.
31^ l^fid^fte Slüte eneid^te bie ^olgfculptur über*
^(xtüpi befonberS in ben ndrblic^en fiönbem im
14. unb 15. 3abr]^unbert, unb bie reid^engllügel"
altäre in @d^maben unb f^ranlen, g. 9. gu Stotben-
burg an ber Zauber (1466 Don ^rtebrid^ Serien
gefertigt), gu Slaubeuren (1496), in ber ffreug-
fird^e gu @mänb, in ber ffiltanSürd^e gu ^eü«
bronn, in ber ffird^e gu^erSbrud, in @t. 3acob
gu 9lümberg, femer am ^iebenbein unb in SBeft*
falen (g. 99. gu 3Eantm unb Salcar unb in ber
SacobSfird^e gu SoeSfelb), ber gro^e ^od^altar gu
«rafau (Don Seit ©tofe 1477—1484 gearbeitet),
gu @t. SEBoIfgang in Oberöfterreid^ (Don SRid^ael
$ad^er 1481 Derfertigt), ber ^od^altar beS 2)omeS
gu Sl^ur (Don gacob Sftöfd^ 1499), fd^Iie|m eine
fold^e gfüQe Don Statum unb SteliefS in ftd^, mie
fie fru|er nirgenbS in Sinem SBerle Dereint ge»
funben murbm. 2)aran reil^en ftd^ bie Sb^r-
geftüljle, g. S. gu Ulm (Don 3örg ©^irlin bem
«eltem 1469—1474 gefd^nijt), in ber Stifts-
U €eultitui. 13
lii^ gu ^niRibng (bon ^eitni^ S^^uib miSgrfü^ IBon bat Sq^icgan M 16. Jt^i-
1517), bit Aanjeln, bit Ißultt unb@i!)Täi^e, bie (unbtrtS in Sleutf^lmtb fnsi gtttannt fßdn
X^ürflügcl IL bgl. Sine Iiefonbm SBiifung tf ä)ifc^ unb Seil @to|; Don Upmm if tO
^itUcn bie <8tatum unb Stelie^ bei ^oIjfcuEptUT CKn^>t<I'n( t>aS@ni6iniiIb«t ^etboOiiaWn-
buK^ bie !ün[l[tril(^( (Sororinmö in Sorbe imb bere (eeotbeitet 1608— 1519) jumoö^iea M
®oIb. Sltr Silb^ouet aitidtete ftin SBnf [d^n im folgoibm ^alii^iiiibcrtt toutbc bei Sqin
mit IRüdfiii^t auf bic Solorirung unb bmitrtt bm noä) in DDtjÜQlti^ 9Bei[e gttiptgt, fo btfonbal
nultrif^tn Sffcd buii^ f i^ärf cie SBcrt^eilung Don für giD|art^t @ni6monumaite,j. fd. btS fta^
Sidil unb S^latttn cor. Vluä) mit bct (ür bic Submig in bn gftauenlin^e )u iRSiui^ (168^
S^ffung not^venbtgm @tunbirung, bti hat flltt- 3n ncucftei 3nt iP t8 ttmtfoltö bot WUm 9Ub>
betn mit bei Sifelirung, mußten bit ffünftlci im äjtn, Vcldirt bit jhm^ btS Sqguffce bifi gu n»
^touS ni^nnL Sinm tigenm Srntig ber ^ol)* ftü^ti laum errnc^ttn ^B^ fBcbnte. — 3)teibnfl
fculptur bilbft bic 3ntai|iatui, b. ^. bic ctngäegtt bes ScctbenS bcr ÜIMoHc aui ba ^onb (XomitiO
nifitit auf Onfdiiebinfaibistm ^oljt. Sit Aini^ni tou^t auf bei 3)e:tmbaiftU, u>cl^ befonbof bon
^eutf^IonbS unb Stoliena, nommtlitlg Cbei' ©nlbt, bem @Ubec unb bem StWf\tt eigen ifL
üaliinB , linb ungemein ttid^ an U^iftii^ltn, 9Kit btm ^ummei werben aue einer ^Idfte bon
Sßullen, SI)üien unb 9)ertä{elungen bei Sacri- ber Slüdfeitc bic nötigen tSr^iB^ngni fieiaut-
^tien unb ^ibliolfielen in ^enlt^en ^nlaifien, getrieben unb bann auf bcr SSorbeifnte bcrfcftm
mit fit Dom 14. bis 17. ^nEn^unbeit befonbci« in mit bem Sunden bit eingclnm SJoiiefungai btt
fllüfttm Iitrgcftellt Rrurbtn. ^IS ^emonagcnbc Sti^Rung miebei noi$ tintofiitfi gefd^Iogcn ; obet
Aün^Iei in Stolitn, unb juar im 16. ^Q^tiun- t8 »iib unmüttlbar über tintm 99nm}emobAe
bert, meiben genannt, Sra ffiomiano Ui Bergamo, boB Wttolt nitbtrge^mert. (£8 ßnnen in bitfer
gra SiDDcnni ba %)erona u. 91. äßeift aaitf grB|trt üBerb in X^'''™ gttriAcn
3. ®ie SJtelalljiIa^il umfaßt Derfc^icbtnt tncrhen, bit bann i^re 3ufauunenft|ung erhalten.
Xt^nilen, mit baS Siegen, baS Sirtiben, baS Sit ffunft btt aj)rcuttt flt(|l in'B ^^ ffltert^
@^mitbcn, ba§ 3i<btn unb ba3 @d)ntibtn be3 jurütf. 33it Ütai^cbten üb« (ilafüf^ ^ertt in
lEßttallS. S)ic in ^ttdH ausgeführten SBerte ber detail la|fen ober o^ nid^t erbimen, in tu» umt
Scultitut jtii^nen fic^ oor anbtren qu3 burd) bic %täjnit btS @it^enfi ober beS XrciBenS l^ier-
Qfepigteit, SlBetlerbeftänbigleit , jtoftbarltit unb btt gui SnDenbung gelommen i^ 3)ie Ktm*
*DIannigfaItig[cit. J^ür btn @u| tigntt flc^ bc- umtleibungen Don Silber unb @oIb, toic bie bim
|onbcr§ bae €rj, bie Srongc (eine ffupfetginn' @i)nftantin in bcr @t. $ttereFii^ ju 9tDin, bec
Itgirung), jeboc^ audi @Dlb unb Silber. ÜRtiftei filbetDcrgolbctc 9Uar btr ffi. $ul^ma (414), ber
beS SnttaKgufftS KKirtn bit ®mä)m, ober aaä) Eoftbaie giboritnaltar äuftinianS in bei @o|i^*
frü^ bit 9)blter btS Oriente. 3m Xempel }u titi^e gu €rinftantinopel, mäien uo^I olle gt<
3erufaltm befonben fii^ auS ©otb gegoffen bie tricbtne 51rbeit SBtrü^mt t|i bo8 Slüatfiontalt
beiben (^erubim über bei ^unbeSIabe (6;. 25, (bie poUa d'oro) in St SlmbiofiuS gu ^Sm^
18—21), bei fttbenaimigt Scu^ter (Ig;. 25, 31 lanb (835) ; ferner ein folc^ im Sftunßei gu
biS40), auiergbaSaSafi^beilen, auf gmMfjlin' 93af(I, Don ^Itinrü^ bem ^tgtn gtjltftit, g«
bem ru^enb (3 ffön. 7, 23). ^n ber d^riftli(^en ffombuig unb fonft Suid) Sjtibomtt tmnbcn
3tit mürbe bei grggu^ ftbr balb inbtnSHenft mei^au^biefoflbattn9teIiquitnf#ctine^i^iifftn,
bet ffiri^c genommen gu Statutn, SBafferbtden mie ber iBäfain ber l^igen brti Afiniat gu JHIn
uiüi gtögeien ©efäfien, Sit^tftünbem, S^üiBet- (1190), bie©(i^reine gu OSnabrürf, ^ttt>t«b«ni
Deibungen unb gangen S^ürflügeln. SineS btt unb anbercn Orten, ^e frönen Sitliquiaritn
bebeutenbften Srggugmeite ber elften Sa^r^unbeitt mannigfo^ftei gorm, bie ffel^, Siboritn unb
iß bie bcFannte Statut beS ^1. $etrue gu diom, übrigen @tfä|t, bit ®oIbbedtI btt tieiligcn Sü^et
meli^e jtjit aber einet Die[ fpfltem 3*it gugeroiefen u. f. f. geben Stugnig oon ber SerttgCeit ber
werben will. $apft ^ilaru5 (461— 468) liefe für mittelattetli^en ÜRtifter im treiben btr Wetnlle.
bit betben Orolorien be§ bnligen 3obannee @Dan* 9Iu(^ in bet 3cit ber Sttnaiffonce fonb bitfe fhmß
geli^a unb be§ ^iligcn ^o^anneS Solitifta ebeme umfaffenbe Uebung. €iner btr btiDonngenbflcii
atlüren mit ©ilbcrfaffung ^erfteHtn. ®ie ©ug- ajteifttr mar Öenoenuto geHini (1500— 1572).
merfebeSSIat^tner^DiünfterS, a^tX^üiflügilunb EOiäbrenb au3 bem 16. unb 17. 3abt^unbeit
ad^t ®ittttfd)ranten au8 bem ^Anfange beS 9. 3at)r- füQe ber t)errli(^Ften in @oIb unb Silber
bunbtrtS, geraten gu ben älteften unb fibBnflen SBerfe \\i) ttbalttn fyii, Dtrfiri im
bei BbenhlonbeS. ffieutfi^tonh mar übeiSaupt Imätig biefe flunft unb nual^te btm
frübt berütimt burtb berariige SBetfc, unb bei bti- cm Sßttffen unb ©tonHifen bun^ bit
Itgt ESifdiof tgemmarb Don ^ilbeS^eim übte in ßla^ erft in ntueftn 3"! nimmt bic
biejtr JTunfl mtitgnifenbtn ginflufi. Sbürflügtl : einen DerjiinQtenSuff(^un(|. — SM
mit reti^en SJeliefS, Saufbeden, ffionltud^ter, btS3)Ietall8imtt^i^obei{^iU€)iben
Sanbelabei, 6bQi!<^>^an[en, @rabp1atttn, @IO(ftn \l bem treiben Dtmanbt, unb U^ßtaS
XL a. mürben Dan ba an in S)eutfd^Ianb unb an- m^ als Sd^mitbcn begeiii^cL Xxil
bermärtS in ftete uoi^fenbet So^I unb S^Bn^it eigtntlid^ S^ttbtn beftt!^ barin, bem glü^enbtn
a
6€nI))tttT.
14
^itamuteii ffa« bammle ^xm §u flcBm,
^•;e^. unf^mdiboxtS Cifm iß ^ieifftt boS iefte
!Mr«1 (B fMb %cfoTa>et« bte ®itletiDerre fOt
fo^üAe «nb )^^e Sioedc fotoo^I im 3Rittet-
cMr flu m fpatexfn dal^^unbaien, toel^e burd^
ITA Sti^Öwn bcr Knloge toic burd^ bte ÜRon-
r^ottglMt vid) 3^^K4^ ber Omantcntining
zrm Soranbciung entgen. S)te SBerfud^e ber
sost drit fltttt beS <Eifengune§ toiebet bie Ihittjt
^ff g<)Ui«Äeita |u Bdebm, l^obm §u ben f c^nften
i^^oi BvfS^ — 3)a§ Siel^ ber 9Retaue )um
£10^ tnb beffeit Settoenbung olS tS^igtan l^t
r. ta Scnlptttr )toor nur imtergeorbnete Se«
>tzisng^ imnct^in aber fönfilerifd^en SBertl^. Sie
*bctb^ 0bct €Bberflange mürbe früher gur gfonn
csH t&ttg flarfen gfabend ouS freier ^anb
zi^aoaaat feit beut 14. Jol^r^nbert bttnl^ me-
öoimifte S^ianblimg g|e}ogen. Um boS 9i%^<^n
^nu$iäim, totäxa bte gaben je ttad^ Sebarf
fi^ijtbet anf einer Unterlage befeftigt ober aber
hff buni S>c^ung ttnb Sdt^g üerbunben unb
IS ^t^iAcjicn Omantenlen geformt. S)ad t$tti«
zrm fam itnebet mit bem Jammer nad^ ber
rttrv |u SIotttDcrf auSetnonbergetrieben unb ha»
;cz4 grdscirr SBed^M eT)ieIt merben. @d^onbie
U?:^ unb Sttudler leifieten im gftßgron Se»
bsKsbcf ; ebcnfD pnbet man eS ouc^ in 9lorb«
rü eibattopa f^^ in filtefier 3ett; bei mt^mtn
<*sm V^inA, tote ben 3nbem unb Sl^inefen^
.j^zQ c§ fn( in l^ö^er «usBtIbung Bis l^eute.
> "XT i^iifffu^ ftunjt bed 9IlittelatterS »urbe
"-^'it bcfonbetS jixr Omamentirung Don Sirag«
^wm, 9lefii|uten- unb anberen (Befü^n ober
-: Cntonsm angetoenbet. derrlid^eS g^igron
*j-i nn ffmi} im Sieliquienfqa^ )tt ^nnot)er,
:^ St UbztaSftcu) im Some gu Stegendburg,
:^ SAiDcxt bcd ^I. !Bllauritiufi unter Ben beut-
en: Sitrid^Mciiiobten. 9u(^ bie 9tamen einiger
SitjM pnb beftmnt; \o auS bem 13. SaBrbun-
-•tr Soiiü 6ixtiid in fiorid, ouS bem 15. pero
r %xao tu Sporen), auS bem 16. ^ttS muS«
tTjer m KtaibttQ. 9n netterer 3nt fSngt man
zn^ OB« mit ®Iütf aud^ biefer Zed^nif ftd^ gu
. Jtjant — fhtd^ bei aRetallfd^itted in ®oIb,
^iSaa, ttwfifn, 99^nge gur Anfertigung t>on
c ^alB, fRüit^en, Slebailbn aSer Art mag l^er
■^r»rtimng gef^el^. Sd^on in ber erfien S^tt
''i drt{iEä$nma begegnen und !DHlngen mit ben
^-*^ni bor itpoftd^ nrie bie belannte im Museo
^xMuo pi fkom mit ben if Spf en ber l^IL $etru8
-r.* ^caüxa. anbaim eigetttßd^e aJlebaiSen (Sn-
\ jTßi p. bi an.]) mit ©Embolen, bilbltc^ S)ar-
^s^m unb Snl^^en. <&ie aRümen bon
^ jcpRitiB cm jctgen ebenfoSS d^riftlid^e Smbleme,
TT k6 Vbnogromm iSffä^, au^ mit Alp^a
3^ Cmcgo, feit Sufünian baSSttb be9 erTÖjerS
. ^ ficr fdigprn Smtgfrou ; fil^tdidb im Sfrotden-
•n^ nxb ben nbxtfien d^riftlid^en Säubern. 9lur
Ir^etastet fei auf bie ffof^t fBoQenbung, meldte
:. jx II. 3o44mibett ot bie Ihmfi beS Siegel-
fied^g erreid^t unb burd$ bafi gftnge ÜRtftelatter
beibel^alten ^ ; bie Siegel ber d^rfpd^en pufften,
ber 99ifd^8fe, djopM unb ffttd^in {teb oft udl^tt'
aJlriflermerfe ber ©culptur. ©eit bem 14. Sal^r-;
l^unbert meieren ftd^ aud^ bie ^enliffüngm, be»
fonberS in Stallen ; fo jinb bie S)enfmüngen ber
eingelnen !ßMte feit äal^l^unberten tion gang l^er-
borragenber S^ebeutung. Aber aud^ Seut|($Ianb
]^t feine berühmten @tem))elfd^neiber unb 9)te-
batÜeurg^ unter benen ftd^ bie Stümberger unb
Augsburger auSgeid^nen, unb gioor bis gur
®egenit)art.
4. 3)ie SItenbeinfcuI))tur geioinnt \Sfc
SRoterial auS bem ©toBgal^ne beS (Sltp^cadm.
SiefeS üRaterial eignet fU^ burd^ bie gfefügfeit
ber ©tructur, burd^ bie gfeinl^it beS 3ugeS unb
bie SBeid^l^at ber gfarbe oorgüglid^ gu f laftif d^en
SSerfen. Seltener lommt ber 3<^^n beS grlu^-
))f erbeS, beS SSBalroffeS ober (Sebein beS Stenntl^reS
gur SSertoenbung. ©elbflDerftänblid^ benu^n bor
allen bie orientalifd^en SbDer baS Slfenbein gu
ben berfd^iebenfien S^tibn, mie benn aud^ @aIo-
mon feinen ^rad^ttl^ron auS Slfenbein mad^te unb
mit @oIb auSfd^müdtte (8 ffdn. 10, 18). 3ur
^erfteüung t)on ©tatuen gebraud^ten eS bie grie«
^ifd^ SReifter, inbem fie in ®oIb ober oergol-
betem Srg bie ©etodnber, in (Elfenbein bie nadtten
Zl^eile arbeiteten (Sl^r^felepl^antinen), ebenfo gur
SBefleibtmg t)on ^rad^ttl^üren unb Xl^onfefleln.
!Rod^ mel^r aber mar eS gur ftleiidunft bei €^rie«
d^en unb IRömem Dermenbet ; oorgüglid^ tourben
bie Confulor- unb $rt))atbiptqd^en, b. L größere
ober fleinere Sedel ber ©d^reibtaf ein , oft mit
reid^ Reliefe ober burd^brod^er Arbeit gegiert
S>er ®ebraud^ beS SlfeitbeinS ging aud^ in bie
c^ftlid^e Jhtnft über, unb l^ier toaren eS ebenfaSS
t)or ASem 3)ij)t9d^en mit Keliefbarfteüungen aus
bem AUen tmb 9{euen Seftamente, balb ro^ unb
J^aubtoerfSmä^ig, balb fünftlerifd^ fd^ön gearbeitet;
femer (Sinbanbbedel ber gotteSbienftlid^en Sfidber,
ueine Silbertafeln unb platten, Belege t)on Sa«
t^ebren unb Ambonen, eingelne ©efd^e, runbe
ober ooale unb ))ol9gone ^Qsiben für baS aller-
l^eiligße ©acrament, Aäfid^en gur Aufbema^rung
Don Reliquien, Sßeil^toafferfenel, Sifd^ofSftäbe,
OrbinationSfämme, $aciftcalta u. a,, mie fold^er
©egenftönbe nod^ eine bebeutenbe 3q^( aus ältefter
unb neuerer 3rit in ftirc^en unb 5IJhifeen bcr oer-
f(^iebenften Sönber fid^ ftnbet. SSon ölteren SRei-
ftcm in ber glfenbeinfd^nijfunft pnb befannt Su-
tUo in ©t. ®aBen (gcft. 912), Semwarb t)on
^ilbeS^eim, %f)itmo, Srgbifd^of t)on ©algburg,
fobann im 15. unb ben folgenben Sal^rl^un-
bertm, in meld^m aud^ bie §igurenf^ni^erei
(gmciflxe, l^eiligenftatuctten) in (Slfmbcin Sor«
gügltd^eS fd^f, Saccio geEini (um 1470) unb
»mebetto SSajano (ge[t. 1498) gu gflorcng, AI-
bred^t 2)ürer in 9lümberg unb gra Sligio in
(Sxipm (16. Sal^rl^unbert) , AScanio bei (S^fte
in Senebig (1624), ®eorg $etel in Augsburg
(gefL 1636) u. A.
15 6cttUetnS. 16
6. iAt &l\)ptit oba Ue €tefnf^ntribthmp beffm %r(ffia%a btjftc p ononificen; in bitfa
ifl bie ffuti|l, in tbien Steinen n^^ Silbci ^lific^l na:^tilc n aud^ btn egnobrnju Süim,
(eonutn) ob« Dotitftc (IBtmintn, äntoglini) ^- dluiftlb unb Sniifiburg bri (1610X %nn 3<i^n
mpdltR. %m (cßm eignet fi^ ^ Söineen btt toStei berief t^ fhiifüi|l 3of|anti Sigiemimb,
Cmtfi, beffen foÄige £agm ber AünfUei gut be* ber I6I3 bcS Kbenbnta^I Sffentlii^ na^ ffölji-
mi^ form ; föt @nmnen ou^bcm nid^ ju ^< j^er :^fe gtnonunni ^t, na^ ^(in. um ^
ebtlfieine, ©arbDnM,6antti)l, 6^Q(tebDn,SBeifl" [oiKt fltBfnßber ber parfni OppofHion Don
a[lall u. bgL S)ad ginf^neiben befi äntogliu Seiten bn trnmbenhngifc^ fiutberann; gu be-
: baS SDobeÜiien btS Siimeo gef(|it^ bun^ bienm unb i^n ebentucll in einem SJcIigionl»
€4Ieifen mittels be3 totirenbtn Sto^Ifliftei Qt^rä^ bm lut^fi^n Sl^eologen entgegen'
(S<5neibe- ober ©pijjriflfr), »eld^ mit öligem aufteilen. 218 1618 bie ntebettönbtj)^ Koloi-
S{t)ltif4mb)n; (mit @c||miigel, ieti mit ^a- ntflenbenffurfürftenDonbn^fa^umiBtfi^iduiig
mmiten^b) btfirit^ ifL 3n ^uSfü^ntng fold^ ber S)otbTt(!||ter Sqnobe (f. b. Sit) erfüllen,
gefd^nittenet Steine )u Siegeln unb SÜnoen unb tmute ScuItttuS nebft onbcien pfOljif^n X^*
anbeien &il^niutfgegen|tcM)ni Ratten bie @xUä)m logen bort^tn rntfanbt ; er bet^igtc fii^ on ber
unb 9)3met eine rninüierborc Seitiplett eirei^. 9<ftfttUunS ber garten calDinifd^en ^räbeftina-
^e ^rifUi^ ffimß bcbiente fi^ ber (Bemmen tionSlc^re unb fiel bui^ feine ^ufti^U gegen bie
unb (E<uneen in glei^ Seife, aber ou^ jur !Qet- SInntnianer auf. 3m3-1619 begiritete er feinen
jierung Don Siragoltüten, Eiligen ®etät^, 9)e> ^erm, ber au8 bei ^äiä) ber qe^ifc^ Xebeflen
liquiengefä^en u. f. ^., Uni^ ober aud^ fouobl im bie bS^mifd^ flSnigSFrone angenommen ^otte,
Ctient, Defonbert in Sqjon), Die im Occibent naä) $iag. Sort mai^te er fid^ bei ollen mi^t-
felbpdnbig bie feinden Stetnf^nitte ju f^ffen. calDinem belogt bur(^ feine ^OTiagenbe 9e-
3m Üütittelalter tourbc biefe ffunft Oeniger geübt t^ligung an bem duBcifl to^ SJilbei^unn, ber
imb erft im 15. Sabr^bert toieber bdebt, ju- auf SriebridbS Sefebl 6nbe 3>t(embet in ber
mal in QlDtenj, SBenebig unb SRom, »on Bio au8 ©d^Iofelin^ infcenirt murbt; fel^r bejeidtinenb ifl,
fie ji^ über grm^eid), Spanien unb Deutfi^lanb bafi ScuItetuS' SRägbe baS gertrümmerte S(!^i|)>
berbreitelc. Sie befi^Snlte fu^ ni^t mif ber* Uetf eineS großen (£ntdfiie9 in RSibe fradten tmb
fteHung Heiner SBerfe, fonbem benutie bie o^ in H gur gfeuerung in bie ffüii^e i^rtfi ^ecm trugen.
giBgemi Stütlen noifornmenben Steine oon Onijj 3n einer fd^imStiTit^ $tebtgt, btt er audd bruden
unb ftnifioB auc6 gu ganjen ^BUbnifjen oon lieft, fui^te ScutletuS bie Ser^rung ber, ®ö|en«
16—20 cm, gu fleinen ißü^en, gu grucifijen, bilbei" ju rcij^tfertigen. Sinige SÄonate fpiiler,
ju fftltbfi^Ien, gu @efä^ für bie bnligen Oele alfi tt^riebrii^ fid^ Jogor an ben Srbfeinb ber
ober äBci^mafier , Die fold^t no^ in mannen S^ften^eit, ben turfif^ Sultan, um ein Sünb-
ffini^f^ben Dor^anbcn finb, in geringerer Sfi^l nig gegen ben ffaifer geivanbt fyiüt, beuieS ber
au9 ben frü^ren Sa^^unbciten , bagcgcn üi ^ftir^igei (aorfc^ auS ba ^eiligen Sd^ft,
grÖ^"^ ouS ber 3tii ber Sjenaijfance unb bei baft eine StSiong mit ben Xürfen gulaffig unb fo-
17. aa^r^unbertB. (Sgl neben ber einfd||lflgigen gor lobenSmtrt^ fei. SB ouc^ biefe Spnbigt im
im 9rt. 31ialerei dtirten Siteratur not^ grang S)rud erf^ien, erflSrien lut^erifc^e S^eologen ber
Xioutmann, Ihmft unb ffmiftgemerbc com frütte- UniDerfität Tübingen in einer OffentCii^ ^e>
Pen 9KitteIaItet 6i8 gnbe bei 18. 3a^bunbert8, putaiion ben ©cuIttluB für einen Ktl^eipen. 9iai%
Sörblingenl869;SBnmoSBu(%er,iReQne^nber ber Sc^locftt auf btm SBelfien Serge (8. gto-
ffunftgeU)(rbe,3Btml8S4;a[bertftul)n0.8.B., Dember 1620) mugte er auS SSöbmen flicben; er
»ttgemeine (hmftgefc^it^te, einflebeln 1891 ff. [in fanb enblid) (1622) ein «f^l in Srnben (Oflfrieä-
Sief erungen] ; 9r. iE. ffrauB, @ej^. ber d^rifü. lanb), wo er alfl Sßrebign: ber rtformitten @e-
Äunft I, Sreiburg 1896.) [©. 3ücob.] meinbe btt ju feinem 1624 erfolgten Sobe t^tig
^cniittus (Sc^uIleS), Stbrabom, einfluft- mar. SionfeinenStibriftenfeienperno^eniiäbnt:
reii^er leformirier Xbeologe, Dar 1566 gu @ribt> MednUae theologiae patrum syntagma, Am-
betg in ©t^Iefien geboten, ftubirte an ben Uni- b«rg. 1598 sqq., 4 pak. (fpälere HuSg. Frau-
»erbäten Jfflittenfierg unb feeibelbeig unb trat oof. 1634; eine tenbengtöje unb naij^ ber ©itte
1594 in btr *|i|fllj in ben ftwi^bienft. 3m 3. bet 3eit fc^orf polemifcbe SJar^taung ber %^ta'
1600 ffiurbe er jum ÜJtitglieb beS ffirtibcnrat^eS logie ber ^äter) ; Annalium Evangelü passim
unb gum Snfpcdor ber ffirc^tn unb ©i^ulen be- per Enropam decimo qainto salutiB partae
fBiberi, 1614 gum ^fprebtger brS ffurfürfltn bocuIo renovati deoas I et U, Heidelbergae
StiebridiV., 1618 gum 9|>rDfe|lor ber S^eoloflie 1618—1620, 2 tom. (umfa&t btt gmti 3a^i>
mi ber UniDerfitiSt ^eibeßierg. Su(6 ougerbaß jt^te Oon 1516—1536). OBgl. Do curriculo
ber 5pfalj war er fut ben ßalDiniämufl tbätig. Titae . . , Abr. Sculteti narratio apologetica,
9(8 S^ü^t (£bri^an oon 9In[|alt-i8emburg gum Emdae 1625 [^utobiogra|i^ic] ; Bajle, DicL
General bei ©Ireitträftt IgranbtnburgS unb 9teu' b. t.; fl. 3. <Dttnjcl, bleuere @cf$. b. S)eutfdini
bürge in 3ütiÖ)-6Iet)e.Berg ernannt morboi mar, m, 2. »uff., SStealau 1854, 250. 362 f. 397 ;
begleitete i^ ©cuItetuS bortbin, um am 91itb<r> O. fllopp, SW brtiftigi&l^rige ftricg I, $aberb.
r^ haS reformirte Selenntnift auBjubteÜen unb 1891, 626 j H [1898], 868^ [3rf-]
17
6ctt))0l{ — @cutQrL
18
$a9»tt, Soren)o, febnnter ®eiftefi-
k|», not 1530 )u Otnmto in Sfibitolien ge-
bm« o^tett bie bomolfi gctodl^Ube Qä/iU
HboBB mri^ Ute Mi |u {einon )rier)ig{len Sollte
11 »dfik^ Sianbt Um boS 3a^ 1570 marb
o Sil bot bomdS )tt !Rca))eI lebenben, f))äter
^ grfiicDd^en SnbtcaS StodUnuS (f. b. 9rt.)
Mnnl nib tiot )tt @. $aoIo in ben Zl^eotiner-
«koL Suxd^ eifrige Srfung unb Betrachtung ge-
wn er gcole Jcenntni| beS innem Sebend imb
mA be^Degen Don {einen Oberen bef onberd jur
Srnndtsttg beft 9u|facramente8 beßimntt. Ser
ptit ^äaa!(, ben er als Seid^tooter aetoann, )og
Um Ddie( bdSmtlliae Serleumbungen ber fd^Iimm"
Pen trt |u, {o ba| er bf^rmit eine 2Birt{amIeit
n ben &elen fSr unoeteinbor l^ielt. Sr bat um
tee fdaubnil, fi4 in feine ßeDe gurädjujieben,
ob IiMe nur »ieber für feine Sefung unb Se«
ta^timg. S>ie gfrucbt biefeS geizigen @tiIUebend
WC bie €<i(rift n oombattimento spiritaale
(te ^^läft Streit), »eU^e er juerft o^ne
tantng feined SlamenS Deröffentlid^te, unb toeld^
Üb ra oOtJSptQiä^ flberfe|t tourbe, bef onberd
«(bcBi bcr bL Sfnm) kion SaleS fle nad^brüdHid^
(■|i|4(cn unb in tteite ftreife verbreitet l^tte. 3n
tairlien ^ t^r Serfaffer m 3bea{ gejeicbnet,
Bd^ci er )eI6{l doDbmmen )u t>em>irOi(ben fud^te.
ir lete in bcT Ucbung ftuferfier Slrmut unb be-
n^igPer Setbfbierläugnung, ebenf o fheng gegen
pd) \alft, mit freunbn^ unb getoinnenb im Um-
m nod^ btf )um a(bt)igfien Sa^re unb ftorb,
«ül^ciRger oere^ unb betrauert, am 28. Üto-
wter 1610. [Raulen.]
ieätai^ @tabt unb @itf eines erg«
lifitofS in aibonien ffitbli^ Don SRonte-
■po), bofi ülif Scodra, niqt ttieit Dom Scutari-
)b (Bit etB» 25000 (iintoo^nttn), 1^ in ber
ItoiiDtäanmuzbe mit 9ntioan abgemed^felt,
kl im 3. 1867 beibe aeque principaliter att
fcjMpmer Dereinigt, 1886 aber mieber ge«
taan unb oK )niei Sr^biSt^ämer conftituirt
anben. S)abci erbielt 6cutari bie €uffraga*
mä, oe^e frä^ SntiDari unterftanben fyxikim,
ükab le^tereS einfo^efi ßrabiStbum ttiurbe.
liier ber IKrd^nproDin) 6cutari gehören »u
Stoien te|t noc^ bie (^bidcefe Sura^jo (f. o.
ItL) mib ein 3:^ Don Scopia (f. b. %rt.) ; ba-
ffa $ SntiDori 1878 on 9Rontenegro gefallen.
ttc Kone ^Wbamtn" ijl fibrigend Don j[eber
■tr rme etbuofitofi^ifd^e att eine geogra|)bif d^e
t^p^mmg für boS Don ben Wbonef en bemol^nte
Met gncfeiL 2)ie SIbanefen, Don ben Xfirf en
faaain, in il^rer eigenen @tmid^e @Ii))etaren
(tcgbispobnerf) genannt, finb bie 9lad^fommen
todttm (^fixotm unb ail^rter. 3bre @e{ammt-
Id tB tBififd^ 9tdd^ n)irb ^ute auf 1 400 000
päfi^'y boitt fominen 250000 in ©riec^enlanb
t± 100 000 in Unierilalien. 3)er9leItgion nad^
rib banntKr ettoa eine SMion 9Ro^mmebaner,
Vw\&Q(KI «ne^tfiiHDril^obose; fatbolifd^ ftnb bie
'^ ~ ta3tttlien vnb etloa 120000 in Al-
banien felbfL Seitee, meifi in ben (Bebirgen tt)ob'
nenb, toie bie aRiribiten, S>ufaginer, Ißulati
(SBalbbettobner) unb IHementi, buben eine eigene
Stegienmg unter ber Oberbobeit ber ^oben Pforte.
3m 7. äabrbunbert Don ben @IaDen nad^ @üben
gdyrängt, blieben bie SIbanefen nad^ bem 6tur)e
ber SIoDenberrfd^aft im 11. Sabr^unbert unter
ben ffaifem Don S^ganj unb umrben gonj in baS
SdbiSma binelngegogen ; erjt 1250 traten einjelne
2)iPriäe mieber }ur fatbolifd^en JHrd^e über. 2)ie
ffotbolifen famen aber erfi red^t mpox feit ber
f^errfd^ ber SiniouS Don Üteapel in biefen (Se-
genben (um 1266—1272). S)ie langioierigen
ff$m))fe mit ben b^teinbred^nben 09manen, unb
felbft baS 25iabrige ^elben}eita(ter unter @eorg
ffaftriota, genonnt @!anberbeg (b. b- Sfürft 9Ie-
lanber), Dom 3abre 1448 an, fonnten e§ nid^t
Derbinbem, ba| nun fd^on aber 400 3abre bmg
bie Albanefen unter ber ^errfd^aft befi ^Ibmonbed
ßeben. @ie mürben um beS ©laubenS toillen oft
blutig Derfolgt, unb um bie SRitte beS 17. 3abr-
bunbertS begann namentlid^ im @üben unter ben
fd^iSmotifd^ ®emeinben ber SlbfaS gum 39lam;
bog in 9Rittel- unb 9brbalbanien fo gablreid^e
®emeinben bem fatbolif (ben (glauben treu blieben,
ifi eingig ber aufo))f emben £b^üfil^ ^ gfi^ancifi-
canermifftonäre gugufd^iben. Seit ber 9Ritte bed
15. 3abi^^unbert8 nfimlid^ ift SKbanien aRifftonS-
lanb gemorben, baS ber a))oftonfd^e @tubl )u
feiner ßeit Dergeffen bat SnSbefonbere ftanb bad
(SoÜegtum ber $ro))aganba ben jiungen SIbanefen,
meldte fid^ bem ^nefterftanbe mibmen moOten,
Don ieber offen, unb Diele eifrige $riefier unb
mürbige 93ifd^dfe mürben biet für bie SIbanefen
berangebilbet. 918 au^erorbentlid^ed ^ilfSmittel
orbnete (SIemend XL an, bab ber SrgbifdQof Don
9ntiDari, Sincen) SmaleDic, 1708 eine Siftta-
tion Don gang Sllbanien Domebmen foSte, bei mel-
d^er (Selegenbeit berfelbe eine IRationalf^nobe bielt
(Collect Lac. I, 288 sqq.), beren bieten 1705
auf ffoften ber ^ropagai&a gebrudt unb 1808
neu aufgelegt mürben. Unter Sind EL unb auf
feinen SQunfd^ trat 1872 gu ^cutari abermals
eine 92ationaIfQnobe gufammen, meldte befonberS
bie Dortrefflid^n SBefd^Iüffe ber @9nobe Don 1708,
bie aOmälig in Sergeffenl^eit gerat^en maren, auf 8
9leue beträftigte unb einfd^ärfte (Dgl. aud^ baS
intereffante S)anIfagungS)<breiben ber Derfammel-
ten 93öter, bed (£rgbifd^ofd unb feiner €uffragane
fomie ber &gbif(böfe Don 2)uraggo unb @co))ta
an bie (Sentralrötbe beS 3Berf eS ber (SlaubendDer-
breitung in ben ^Snnalen ber ©taubenSDerbrei-
tung'' 1872, 172 ff.). Sa e9 in Albanien an
ftir^enoermdgen gänglid^ fej^It, unb bie armen
Sintool^ner nid^t einmal genügenb für ben Unter-
bau ber @eeIforger, gefd^meige benn für bie neu
gegrünbeten Srgiebungdonftalten forgen Idnnen,
fo trat bis {ej^t meift bie $ro))aganba unter-
fiulenb ein. '2lud^ bie f. I. dfienei^ifd^e Regierung
fenbet iäbtlid^e Unterftü^ungen im IBetrage Don
tttoa 10000 ®ulben gemä^ bem Don atten
19
SeutarL
20
S^üm fiBctfotttmenen ^tectotot üitt bie toil^o-
lifd^en ©emeinben bed tütfifti^en Steid^. 2)e^-
tyAi ift es auä) ber öfiemid^if^e Sotf^afHr, ber
bei einet SSifd^ofdemennun^ üom Sultan baS
»erat, b. ^. bie eiDiUnfütutionS-Uifimbe begel^rt
([@a^b.] jfotl^. fftrd^enjtg. 1892, 385). — 3)a8
oben angegebene 93etl^öttni^ gn^ifd^en SntiDori
unb Scutori red^tfertigt ed, toenn erftered als
frü^e langiäl^rige SRettopote in Albanien ^er
jugleid^ fui) mitbel^onbelt toirb.
L grjbiflcefeSntioati SntiDari, f o ge«
nannt megen feinet Sage geaenüber 9ati (in
Untetitalien), liegt gunfid^ft ber ®ren}e bet öftettti-
d^ifd^en ^oiiin} S)almatten mü) bot einen ^ofen
am na^ Sbriotifd^en SReere. S)ie @tabt göl^It
8000 Sinteol^net unb fyd au|et ber (Satire-
btale @t. ®eorg nod^ eine jerfolene JKtd^e ad
S. Kioolatun. Sifd^oJ^jl| umrbe SlntiDoti im
9. äabtl^unbett uno Stetropote im 11. 3a]^-
l^ünbett, als bnrd^ $a|){t Slesanbet IL Siadea
mit SntiDati unirt mürbe. @eitbem mar Ie|tere8
^tttopoU für @Iat)onien unb Salmatien unb
$rimatie Don Serbien. Stftet Si^bifd^of mat
^ettttS, bet feit 1060 tegiette. S)ie3Q^I betSn-
titiati untetfttl^enben Sufftaganate mu| ben er-
baltenen 9{ad^tid^ten gema| im Saufe ber 3eit ftarl
gemed^felt l^ben. 3ule|t maten eS Scutati, 93el-
gtob unb Semenbtia, SIeffto, ^att, @a))))o;
nad^bem biefelben burd^ Sectet oet ^ropagonba
Dom 4. Odober 1886 Scutoti untetfteOt motben,
blieb antioari, mie fd^on eingangs beS %rtifelS
bemerft, einfad^eS gr^biStl^um. 93on ben früberen
Srgbifd^öfen ^ntioari'S Derbienen nod^ Srmöb"
nung: SolJanneS H. 0. Pr. (1248—1252), ber
eine SDiöcefanfqnobe l^ielt; bann Submig (Sf^xf
regati, ber 1551 bem goncil oon Orient bei-
mol^nte; SobanneS Ym., ber 1571 oon ben
2:ät!en ermotbet mürbe ; ^truS in., ber 1625,
unb SnbteaS HI. Smaieoic, bet 1674 eine 2)ib-
cefanf^nobe bielt, möbttnb Sincenj SmaieDic im
3. 1708 ein Ütationalconcil berief. 9lad^ bem
f^infd^eiben beS Srjbifd^ofS ilorl $ooten (ernannt
1855, geft. 3anuar 1886), ber bem Daticani-
fd^en Soncil beigemol^nt unb in ^o^em Snfe^en
bei bem Ofütften oon SRontenegto mie bei bet
^oben Pforte geftanben fyütt, erfolgten in ben
§)iöcefanoetbäItniffen gto|e ^enbeningen, in»
bem Xntiüati einetfeits @cutari unb bie ©uffra-
gane oerlot, anbetfeitS abet baS ganje neueftenS
bebeutenb oergrögerte SRontenegto erlielt, nad^«
bem bie er^bifd^öflid^e 9teftben)^abt aud^ }u bie«
fem gfürftentbum gefd()Iagen morben mar. Met«
bingS geboren oon ben 800000 (Sinmobnem
^Dlontenegro^S nut 9000 nid^t bet gned^ifd^»
ortbobosen ftttd^ an; barunter finb t5mifd^«
fatbolifd^ etma 5400. gftübet ftanben bie ffatbo-
lüen SJlontenegro'S untet bem apoftolifd^en SBicat
oon 99oSnien be^m. bet ^erjegomina. 2)er gegen*
roärtige etjbifd^of ton «ntioari (feü 1886) ift
@imon Snilinootc 0. Min. Obsery. 9lod^ untet
feinem ISorgonget 9Rfgt. Ißooten mutbe infolge
bet Seteintgung melieret fatl^ttfd^en Semein-
ben mit SRontenegto }um @d^tt|e bet teligiöfen
änteteffen bet ftat^ofifdt jmifd^en bet Stegietung
unb bem l^igen ^inSiiit eine am 18. Suguß
1886 untetjeid^nete eonoention abgefd^Ioffen
(ogl 9td^io ffit fatbolif^ ftfa»bented^t LVni
1887], 26 ff.). Z)atnad^ l^t bie fatbolifcbe a))0«
blifd^e tbmifc^e {Religion in SDtontenegto ibre
reie unb öffenUid^e Ausübung ; bet oom ^pfte
gu etnmnenbe Stjbifd^of mu^ persona grata
fein; in Ittd^Iid^en 9ngelegenbeiten b^gt et
bitect unb auSfc^Iie^id^ oom beiltgen ©tul^Ie ab ;
oon bet Siegietung etbdit et ben Xitel BluBtris-
simo Monsignore unb 5000 gfrancS j[dbtlid^eS
Sinf ommen. Sugleid^ l^at bet l^Iige Stubl nad^
^bfd^lu^ biefet (SonDention bet IHtd^ oon Snti-
t)ari ben (Sebtoud^ bet altflaoifd^en Situtgie ge«
ftattet 2)ie^ ift jebod^ nidbt ein neues 3ugeftönb-
ni|, fonbetn nut bie (Stneuetung einet fd^on
dltetn Sonceffion. g^ennbeteitS im oorigen ^abt"
bunbett bat Senebict XIV. in einet Sülle ben
t)alöoflaoifd^en 9tituS ffit ..ail^rien'' geftottet,
unb f))ätet büt $iuS VI. butd^ Sreo» ein befon-
bereS Officium ^r aS^rien apiptobitt SS fd^eint
abet non biefet Sonceffion menig @ebcaudb ge«
mad^t morben gu fein. Wi nun bet Sätft don
9Rontenegto biefelbe ffit biefatboltfd^e JKr(^e feines
SanbeS begel^e, fprad^ bet briltge @tu]^l bem
gfärftentbum , baS unftreitig einen 93eftanbtl^il
beS ootmaligen ^B^rien bilbet, bie genannte Son-
ceffion SenebictS XIY. gu. S)et palöoflatiifd^
9ÜtuS fanb iebod^ bei einet ^ttei im Sanbe
beftigen äßibetflonb. 9teueftenS ftellte nad^ biefem
StituS bie ^topaganba-Snidtetet eine fd^öne Aus-
gabe beS 9Riffale 1^, unb bet ^ft liej^ bem te-
gietenben gfiltften am 5. Octobet 1898 butd^ ben
Stgbifd^of ein Ssemplat übetteid^en (aud^ bem
ffaifet oon 9lu|lanb fanbte bet Stgbifd^of ein
(Esemplat). 3m ®tunbe befielet biefet SRituS nut
in einet Ueberfe^ung bet tömifd^en Situtgie in
bie altflaoifd^e @f)tad^e, unb bet Untetfd^ieb oom
lateinifd^en SRituS ift ballet nid(|t fo gto| mie bei
ben gtied^ijd^en unb ben anbeten orientalifd^n
[Riten, bei Denen ber gange Vufbau ber Siturgie
ein anberer ift (ftatl^. iKtd^engtg. 1887, 316).
2)aS 9Rif[ale matb guerfl mit c^ti&ifcben Settern
gebrudf t ; ba aber bie flaüif (^en Sd^iSmatifet ftd^
ebenf aSS biefeS StlpbabeteS bebienen, f o bef utd^tete
bet Sr}bif(bof oon ^ntioari oon biefet äbentttöt
bet @d^riftc^araftere eine fut ben ©Imiben feinet
3)i5cefanen gefäl^tlid^ iBermimmg bet Semfit^et
unb bat be^alb ben l^eiligen Stubl, bie fatbo-
lifd^en JKrcbenbüd^et in glagolitifd^er Sd^frift (f. b.
«rt. ©d^tift X, 1951) brudkn laffcn gu bfirfen,
maS mub geftattet mutbe (ftatl^. JNt^engtg. 1890,
456). Sie ffatbofifen 9Rontenegro^S finb in
10 gSfatteien eingetbeilt, oon benen 3 oon Sßelt«
unb 7 oon OrbenSprieftem geleitet merben ; bagu
fommen nod^ 5 Stationen, ^rd^en gibt cS 17,
ffopeSen 10, $rieftet nut 12 (ogl. Miss. eath.
1895, 110). 3laSf % 12 bet (Sont>ention mürben
n
SctttarL
22
Ol fen (tftni fünf Sqü^kch ]&^ilid^ j[c itoA, Don bo
an ic cm fDuainaA auf ftojim ber Stegienmg gut
tMWnuwB iui4 9bmi gtfonbt. gür ben gried^ii^«
Mf^aaSiStm CkmS Me^ ein ouf tufftfd^
tepm natrrVitottft ^nqlcttotsiar )u Cethnie:
^ 9 Mc Sinmii0 beS Soueft gering, obgIeU$
d fBJk in oOni Seiiifcn SolBlf^iüen gibt
IL Cr)biöcefe Scutafi 1. (Ein 9i8-
tbnv ScutQii mnl fd^on frül^ begtunbet
wtdan fein, iinb baeitd S87 umxbe bodfclbe gur
HktcDpoIe nbcx bie iU^rifd^ $toDin) Sräooli-
ma cx^ben; )tter|i gd^fltie ed )uc $tfanatie
IMMoid^, bom feit bem 6. Sol^punbert }u bet
S^sibo (f. b. 9xL). aa ©ttffragonate unter-
ecutaA bie Z^Ukefen 3)iocIea, SiffuB unb
i^dßdliaB. Slo^bem €€utari oon ben SBorboren
fopit »otbcn mor, nnnrbe (877) SHodea aReiio-
^k mb nod^ bef^ 3^tung (im 10. 3a^
bnbed) Xntioori (f. o.). $(# IQcsanber ü.
fn^ in einem @il^teiben Dom äo^ie 1062 Scobra
oB 6ttffnq0nat tnm antibori mtf . 3om7.3a]^
knibcd im tarnt man jebod^ bine {Bifd^öfe @cu«
md^ M gegen bie aJKtte befi 12. ^al^l^unbertd ;
bm f^^ateren (lateiniUen) SBif^5fen {inb }u
gfron» n. be @andiS (U71— 1491),
bem €cobfa oon ben Xuclen eingenommen
mbf (1478). S)iefe bulbeten ffin Umge feinen
SiHof, »c|^ ed jeittoeUig nurXituIai6if<i^5fe
um ^cobra gab. Sonn 2)ominicu8 IL fBMäf
(1677—1686), bet 1678 rnib 1682 gtoei S)id-
czfonfpobcn ffiäk, fotoie Snton IIL be 9ligriS
ri69&— 1702), ber gleid^aUfi eine Sibcefon-
imiobe ob^It unb oon ben Zfiztoi gemartert
«nabcL aa Sqbifit^m nmrbe Scutori 1867 unb
Ott SReftioiioIe 1886 mteberbergeße&t, mie )U 9n-
!an« bcd «ttifclfi erttft^nt ift. Crfier 6t}bif(I^Df
MBlbe am 23. October 1886 ber bid^ge feUfd-
bn40f be0 leiten drgbifd^offi oon «nitoari,
|kii4o(ift (Staerrini, feit 1879 Xttularbifd^f don
^^. Vig @€utari nod^ mit Sntioart t)et»
enrigi Mr, g^Ite man 28 806 ffatl^olifen in
17 ^fazreien; beute gibt eS unter 80000 9e-
mobittzn bei 6)>rengeld 27150 ffotl^Iifen in
25 Sfantien mit 29 ftir^en unb 11 StaptUm
(3 fitfiairteien nnnten )u 9(nttoari gefd^Iagen). Son
ben ^(Sfoxreien merben 17 »on SBeIt))rieftem unb
B nm StonriSconem tnrfe^en. 9BeIt))riefter gibt
cf 51^ unter bttfen 28 eingeborene^ bie SIeriler
nUfsäka Uftt SiQmng im Seminanum Pontifi-
cina Albaneose, bad 1887 oon ber $ro))oganbo
pi 6attati ecrid^et mürbe unb ie|t 41 älumnen
iQIL «n Xegularen gibt eft: 9)linoriten 14 $otrcd
nnb 8 Scotrei; |ie $iben erfi in iängfter 3eit )u
Zxoktoni eine Stubienanftalt gegriinbet, in totU
4er SungKtme, meld^ in ben gftanciScanerorben
entnlai moJbn, Unterrid^t in ben @qmnajial"
^äfon erbauen ; bie (12—15) Jünglinge ma^en
ibc IbtAaat wib ilßt b^beren @ttd)ien in einer
ber b^tatiMdfm Orbenfiprooingen unb feieren
Jlkuaf oH SRifffamore in il^re ^eimat gurüd
tDttn 9timcificancr-0(feroanten 1 ^ter unb I
2 Sfrotrcft ; Jefuiten 12 ^otrcfi, 5 (Stoiler, 9 So-
abjiutoren, meldte boS 1841 eröffnete GoUegium
8. Fraacioci Xayerii (120 Zöglinge) leiten,
ebenf 0 ein ®9mnofmm mit einem Surd ber $|iIo«
opbie. boS fie 1868 auf aSBunfd^ beS l^igen
eröffneten, unb mit bem balb eine ^anbelS-
fcbule (80—90 Sd^üler iäl^rli^) oerbunben mürbe.
Üätl^olifd^e eiementarfcbulen gab eS 4 mit 832
ftinbem ; ba8 äBaifenbouS (7 9Räbd^en) leiten bie
11 Bäfim^m a SS. Stigmatäbus, meldte owi^
in ben 6ibulcn tl^otig fmb.
2. Siöcefe 9lIeffio. S>ie Stobt «effto
(baS cAtt Lissus) im SSilaiet @cutari, lintt
om ^Mn unb IVf @tunben oon beffen 9Rün*
bung in ba8 Sbriatifd^ ÜJleer, 1^ 2000 (Ein-
»ol^, baoon ift '/• fa^olif 4 ; in ber Sotbe*
brale beftnbet fid^ baS (Srabmal bed Smauten-
furften ®eorg ffafhriota, genannt @Ianberbeg
(geft. 1467). S)er erfte belannte !Bifd^f ift Va-
lens, ber 843 an ber S^nobe gn @arbica tl^eil«
nabm. Siner feiner SSad^f olger, Sbnnenfi 3o«
fyxkaa, mirb oon ®regor b. ®r. ermö^. VL9
592 ber Sif d^of nadb SquiBace trmtiSferizt mürbe,
f d^eint er in 9lef jio reine unmittelbaren 9lad^f olger
mel^r ge^bt gu l^ben. S>ie erjhn 9if d^öf e ftanben
unter ber !Dletro)>oIe @cobra. 3m: 3rit ber oene-
tianifd^n ^rrrf(^aft, b. L feit Ausgang beS
14. Sobrl^nberig, erfd^einen in SDlejfu) mieber h-
teinifd^ Sifd^öfe. (Einer ber \pdkttn, Snnoceng
etoicinuS 0. S. B. (geft. 1621), ^ielt eine 3>i5-
cefanfi^nobe ab. S)er gegenmärtige 40. Sifd^of
ifl gfrang SRalcg^nSfi, 3ögling ber ^o))aganba,
geboren 1829, ermä^U 1870. Seine Stefibeng
ift Salmeti, 9 km Oon SOeffto, mo aus bie
eatbebrale S. Nicolai ift. S)er Sfirengel be^nt
iid^ im ndrblid^en Xl^eile Albaniens ouS, mo
>ie S^en (21 490 ffatl^oltfen) bie aRebrgal^I
bilben. @ie b^^ben fid^ oon ber 3^t ber o^enb«
Unbifd^en ^mfd^ bis auf unfere Xage er«
l^ten, fo ^öuflg tuib mannigfaltig aud^ bie 99e-
brudCungen fein mod^ten, benen fie feit einer
Stei^ oon äal^r^berten ausgefegt maren. ^or«
reien gibt eS 12; äBeltpriefter gol^It man 10,
Od)en8t)riefter 5, lauter eingeoorene, erftere
fömmtliib in ber ^ropaganba eqogen. Sie Or«
oenS)>riefter jinb gfrancidcaner ber fogen. epiroti«
l^en gfrandScanermiffion, meldte bie @tette ber
fnil^em albaneftfd^ $rooing einnimmt. SMefelbe
gdbite nad^ 9Q3abbing fai frübefter 3(it in ben oer-
fd^iebenen S)iö€efen Albaniens über 80 JHöfter
unb ^of))ige ; b^tte finb nur me^r 4 fibng. S)iefe
bilbeten bis 1831 bie Orben8))rooing unb mürben
aus bem einl^eimifd^en SIeruS befe|t. (Einfrember
^rooingial l^atte fie iöl^rlid^ gu oifitiren. 2)a je-
bod^ be^en Steifen mel^ f ofteten, als baS il^m auS»
gemorf ene Slbjutum betrug, fo mürbe bamalS bie
^rooing burd^ ))ä))ftIid^eS SreOe oufgel^oben unb
burd^ eine Obferoantenmiffmn erfe^t
3. 2)iöcefe $ulati. 3)er olte fyxvipiütt
beS gleid^namigen SHfirictS in Xürfifd^-SIbanien,
$ulati (Pulatiam), 12 6tunben norböftlid^ oon
28
Scpt^cn — 6ebaIbitS, ber %L
U
eaüan, ttntibe erp im 8. JK^r^imbeit @t|
diK4 SiftH^/ tt><^ ^"^ ^ VUtcopok ZHo-
dea fknb. Smn (Enbe beS 9. bis nod^ ber Slitte
bei 11. Sol^r^mibettS toirb btefer @t| nid^ mel^
cdDä^; birf; gefd^id^ erfl tmd^er in einem
edfwbm ^ßapft 9Ue{anberS IL an ben d^
bif^f $einiS Don IntiDon (1062), nnter befjen
Sttffrogonen aud^ ber Ep. Pnl&teiisiB aufae-
ffil^ mirb. Ki4 bem £obe beS Siji^ofS Sm^
cot) (S^iokKtneEi, ber 1656 biefen ettil^ beftieg,
aber tpeaen ber ^Uufereien ber Surfen nir^ in
^jtaloti felbß refibiren fonnte, tourbe 1667 nnr
mel^ ein QpoftoiiVfytt f&vcat cmfgefidit, lumd ba
OMdf bie 3^1 ber S)i5cefanen {e^ abgenommen
i^. VLi aber 1697 beren 3a^ ttneber {u-
oenommen, maS befonberS ben SRinoriten }u
banfen, bie fid^ feit 1636 ffia niebergelaffen,
imtrbe ber baimalige a|>ofU)Iif(^ Sicar, ^ßetrud
(Eoragid^, jum toirtlü^ 9if d^of unb ^ugleid^ ^um
Sbminifircdor ber Srjbiftcefc Scopia ernannt.
{Der gegenmdrtige 87. Sifd^f ift ber Slinorit
KteoIauS SRarconi, enoäl^tt 1891; er reftbirt,
lirie feine Sorgänger, gemdl^id^ in ber $farrei
dKooagni, loo aadf bie (hä^^tmxlt ift Sein
6)n:engel umfaßt etma 86 Ouabratmeüen^ meift
({kbirgSlanb, mtt 14800 Seelen, bie bis auf
iO fftmmtlid^ (atl^Kfd^ unb in 10 Pfarreien ein-
gebt finb. i>nttixd^ finb 10, baneben4fta-
pelun, ber ^ßriefier 7, unter benen nur einer ein^
l^elmifd^.
4. S>i5cefe @a))))a. Sie ehemalige Stabt
Boppa ift nur me^r ein Sfleden im ^fd^if
Gcutari, in ber m\^ bed Sbriatifd^ VleereS.
$a))ft SIeianber IL errid^tete l^ier 1062 einen
eifd^ofSftt, ben er ber VUttopoU Sntioari unter-
fkOte. Unter $at)fi (Eugen IV. (1431-1447)
IDurbe mit Soppa bie Dioecesis Sardensis
(€arba) nebft ber Dioecesis Daynensis (Sag*
nio) unirt S)er gegenm&rtige 89. Sifd^of bon
eappa ift (Skibriel 92eoiant 0. 8. Fr. (feü 1893).
Sr refibirt )u !Renfciati, unb bie bortige ^fan-
Rrd^ )um 9I. ®eorg, früher jum l^L 3Stxä^tl,
ifi feine Sat^ebrale. Sein S))renge( umfaßt
28000 SintDO^ner, t)on benen 20120 fatl^olifd^
inb. S)er Pfarreien finb 24, ber Secunbör-
iotionen 6; ber JKrd^ 26, ber ffapeOen 25;
WC $rie|ier 16. 9Jon ben Alumnen toerben 7
im Semuuir }u Scutari unb 1 oom Sifd^of
felber erjogen. Sie gfranciScaner (8 gfratred)
l^aben ein SoQegium ju Srofcioni (f. ob. n. 1).
5. Sie abbatia nullius bed l^L ^llesan*
ber ^ Orofci. %uf ben SSergen 9J^iribitienS, im
Umfange ber Siöcefe ^lleffio, mürbe eine %btei )u
&fctn beS ^L Slej^ber errid^tet. Sa ieboc^ bie
Sifc^öfe Don Slleffu) megen ber meiten Entfernung
bie ^aftoration ber SRiribiten fd^toierig fanben,
fo mürbe burd^ Seaet 00m 25. October 1888
Die ?lbtei mit il^ren 2 Pfarreien ber bifd^öf-
Wi^tn 3uri8biction entzogen unb biefer abbatia
nullius mettere 5 Don ber Siöcefe 9lleffu> ab*
getrennte ^faneien unterfiellt; baju tamen 1890
8 ^ßforreien ber Sibcefe Bctippa mb IBM nod^
5 ^ßfarreien Don 9Ueffto. 8n ber Stnjpe ber Vb-
botie ftebt ber ^Ibt ^pdm Socd^ ein Sbgfing
ber ^ropoganbo, ber jn Orofci zeftbtit 6ein
Segir! §ä^ 18000 Seelen, lanter SRiribiten.
SiefeS Beine, ober mertemängeSfiSd^ boSfi^
mit bem bfterreid^ifd^ ^ßcotectonit übet bie Ao«
^(ifen ber eutD|>äif d^ turfet neufftenS nn|u*
frieben geigte unb belbolb mm 8eo XHL unter
®ut]^^g ber f^üüt ber ^nriSbiction beS
«wteS Don St. «ueronbcr ouiu burocruffl unlft*
ftdit moiten ift (ftat^L SRiff. 1894, 22), ^
tto^ äa^ri^unberte langem iürfifcibem Snute,
mitten unter mol^ommebanifd^ ober gpiäj^^
fd^matifd^ StammeSbrübem,feinenfa^Ii)d^en
(Hiaubtn treu bemabrL SBobrenb bie türfm ein«
gelne albanif d^ Stamme im Snbm imb an ber
ffüfle )ur 9[nna^me beS SSIam §n bemegn tier>
mod^en, blieben aQe ibre Serfud^ in bem ton^
®ebirgdlanbe ber SRiribiten ofolglofi. S^
traten bie Semobner ber na^ (Ebene {umSSIam
über, bod^ nur au^id^; im (Mfdaua befolgten
fie nad^ 9R5gIid^ bie ®ebote ber fotl^rtf^
fftrd^. Son ben 12 ^ßrieftoi finb 11 »Ibanefen,
einer ein Salmatiner; ftird^ gibt eS 16, bo»
neben 13fta)>ellen. (Sgl über bie gan^eftird^-
(»roDing Scutari au^ SRoroni, (SkmtS unb
O. SBerner nod^ Farlati, Sljricom sacmm I,
Venet 1751, 751. 774; VH [1817], 1 sqq.
301 sqq.; ffatboL 9Riff. 1886, 6 ff.; StoufiS,
(Etl^nogr. u. fiatifL IRittbeilungen über Ulbanien,
in $etermannS SRittbeilungen 1884, 867 ff.;
Misaiones cath. 1895, 99 sqq.) [Rel^]
j^fffe«, ein Solföname, mit mdd^ bie alten
@ried^ unb Sldmer nur fel^ unbefthnmte Sor*
ieDuimen Don ndrblid^ mol^nenben, nomabi-
d^ Stömmen Derbanben, galten oütö 9letn:afen-
unten uncuItiDirter 3ufiönbe unb milber Sitten
unb merben als fold^ aud^ in ber l^igen S^ft
angefül^rt (2 SRod^. 4, 47. CoL 8, 11). ^*
bot (1, 105) erjft^It Don einer SEßanberung, melc^
bie Sc^t^ gur 3eit ber jßJbx]d^ ftdnige 9Ra-
naffeS unb 3oftad nad^ Süben unternahmen, unb
bei meld^ fle aud^ burd^ ^löftina gogen, bis
$fammetid^ Don %eg9))ten fte }ur Umlebr bemog.
auf biefem 3uge blieb eine gro|e Sngai^I berfelben
in Set^fan gurüdC, fo ba| biefe Stoot Don ba an
ben 9lamen Sc^tbopoIiS fül^; ben Stamen um«
fd^ibt bie Stelle 2 SRac^. 12, 29 eivitas Scj-
tharum. Sie f))dteren Stabbinen betrad^teten be|-
megen Sc^tl^opolid md)t als ^ubenftabt, fonbem
als Stabt eines unl^igen SoOeS {fyüotttamp gu
Jos. Antiqq. 5, 1, 22). [ffmtlen.]
^eluOMis, ber l^L, Sinftebler, M auS Sacia
ober Santa unb Don föniglid^em ®efd^Ied^te ge»
mefen fein. Slnbere mad^ i^n gu einem Sriten,
Sd^otten ober 3rlanber; in ber Sequeng feiner
Weffe mirb er genannt de Francis genitus.
Ser 9lame («!u$n auf ber See'' ober DieQeid^
gufammengegogen auS Sigtbalb, fiegeSlü^n) burfte
für germanijc^ ^eriunft f)nred(|en. Seine SiOmng
6ci«ti«aL
ccflTiOBMeas^^nL
w^ bcr6cki&»alb ^Btr
er ^
SM IL €cMbBS fiXgnf Q^ Bnb «nf-
r^V^ ti fecT ffhiwff M StänibffB i{i Mni nidoi
SSbbocqi bbuxivBL Bon twliftfn
M 1066 ge&^xtaKB IcOigai (Hnfl^laS S^bolb
(AA. SS. BoD. JflDn Y, 592) fu^ fbiben. €c-
K:..jaS %ßA bbi 19. IbigHp, boS 3o|t feiRdl
irdcSi^nßnigiaiigapf^ ^DteSoBmibt^iid^incn
Q» fcia Sräottcr bcA 8. 3o|r^iiiibcrt
OffaMomi iKifiu|t p( bk cni)eliicii Sor*
8cbm Soicn su gaoinnni, Ul|t
N3< Xr^c^o^ ober oimI vnbrfHinmL Snbere fe|ai
KtaiB Zbb befHaoRt in^ 3a^ 801; Sttnacb
lfdt§ t$ bcr fbifu^, bo|@<bonmfiinii)Deiitg nod^
^(T SeMicit ihidfi beS ®xo^, olfo nad^ 814,
in BBb bei SZumbctg g^m^igt ^obe. 3ebenf oOS
bcif BMB aBcr iiic^ Biit (Etnigm bis 1070 herunter»
gebot, boin Sombext Oon ^^exfifelb (Mon. Gemt
bist Soippt. V, 191) berietet )ii9i Sa^re 1072,
Ur$ boS @cbä4imf bcS ^L 6ebalb in 9lumberg
bc^geboltrn tmirbc imb tagß^ m großer Sulouf
M 80IM bo^ ftattfonb «.megen bet ^ilfe, tod^e
tejefbjl mm ®ott bcn Seiboibai l^ftg ge{))enbet
Bliebe*. Ueber bcr 9hi|eflätte btS Eiligen muä)e
im 9. äabid^unbert ?) eine @t ^elctdürd^ erbaut ;
iH bkfe buTc^ Slil^fc^lag abbrannte, mürben bie
Selupnen cinftureilen in ber @d^ottenfir(i^e §u
9&nber9 mib enblid^ in ber 1377 ooSenbeten
Ccbofiniinl^ in bem pro^tooDen (Srobmal bei-
gcKlt 0- b. «rt, 9lümberg IX, 563), »e^c«
^•det aSif^er in erjgul fertigte, eobanuS ©ejfuS,
todJKXOon 1526 — 15349iectorbed®9mnafmm8
in 9tüniberg loor, feierte bad ffunftoerf in einem
Ckbi^t 3)en ^eiligen felbß üerl^nlid^te ff onrab
SelteS in feinem Carmen de s. Sebaldo. @(^on
wi ber 2:randIatton aurben (1361) einige 9ie-
fiqtrim on ftoif er Sttxü lY. fär ben S)om ju $rag
geÖBja beg gittiüyB Biifc|ifc{.t ; fc Ibi 3. 1414
bca flcüir ei;tlBaB^. BS «L VKd 1442 ^«r-
bcsbim bbT 15c lB«ci 1489 »niBnäMiL
In ibrn fiK|i9 iB bk eiQbt CB* bcB «iiMcB
. BIB X>BB9CII§^ VKBB M fm
Ihbol %od|BBlbcr3Rl»
tBm ftni uoroBf^ebt. m^cb tBaabtt bmdklet
bk BB {eoKBi Srabe yfiM(B ^ab. 3bi 3. 1551
MBbe Bdt bm ibcigcB IKnbcB tBSinibcf| bb^
I bie BOB St. Snilb tORr fiofhnfMoi bciSBM,
^obcr bie ScfiqBMB folcB no4 i* dcaiBBie {(«.
€c{bfl Üb &it|cil|Bfli iß feine Ser^nott bm|I
gn} ctflBibcB (bg|L iS^ IWBTiyBlBfliBBi^ aMhnn«
bog 1868, 139^ Sbi« «nlle bm 26. «iii
1425 lotk fo|)9 IRoitiB Y. (wf «itte bei «üiB-
Dcrgcr ^wonoipe» geBeomigi, oct^ oqb fjifft ocB
l/L €cbdb, ^mddfa feit mtbr oIS 500 läolmi
dS f^riligcr mib fkrtnnt ber 6tttbt gcoi|ict* loib
OB feiBCBi Zobettoge, bcai 19. litguß, in feiner
flii^ bBn| eiB eigenes OffKiiUB Beic^ii Bvirb,
IB ber ganzen Aird^ (per BnirereaBi orbem)
on icncBi xoge ge^ftin ubo fcni joune in Die
WmtpiDlogieB onfgenoonncB VMsbe: bod( tbm
fein KoBK niilt in bie unter ^ßiui v . neu rtbi»
girten fitnrgifiben 8it(bcr, nur fär bol <Ec)btfitbum
Somberg nmrbe eS 1845 oIS festam proprinm
mit eigenem Cfftdumunb eigmerSReffe sub rita
dnplici gefiottet SßgebUbet miri) ber JfL Sebolbufi
alfi ^ger ; auf bem Qrobmole Bon Sif^er trfigt
er bad Wobefl ber i^m gemeinten ftird^ in ber
^b. (93gL Erdtmann [S. gönier, f. b. 9IrtO,
NorimbergB in flore OYitae Rom.-Gath. reli-
giomB,8.L1629,28qq.;AA.8S.BoU.Ang.in,
762 sqq.; üssermann, EpisooratuB Barn*
berg., 8. Blas. 1802, 282—286 ; ^tammingcr^
Franconia Sancta, 93ür)burg 1881, 534 ff., mo
»eitere ältere Siteratur angegeben ifl.) [SBeber]
^dafHBBl, eigentlid^ 3uan Sebajtian
be la ^arra (^^orridud), 8. J., manqmal,
tt)ennglei4 md^t ganj jutreffenb, «ber Spoftel
$eru'S* genannt, nwr 1547 in Siaroca (Vro*
gonicn) geboren unb trat 1566 in bie (SefeOfd^ft
3efu ein. Später lehrte er ^l^ilofop^ie in KoDoI-
comero unb X^ologie in Orcafla, mo er 1578
Slector nmrbe. Um 1580 ging er nad^ $em, nxkrb
ber 9lei^ nad^ Stector ber Kollegien Bon Sotoft
unb fiima, jmeimal ißroBinaial (1593—1599,
1608—1616) unb bann JBifttotor öon TOejico.
dt ftarb am 22. ÜRai 1622 in Simo; feine Ueber-
refte tourben in ber Sacriftei ber @t. IßauISKrd^e
in Sima beigefe^t. S)ie SBolföuerel^rung ftem))eUe
@ebaftiani in einem (heiligen, n)e|]^I6 er in
jÜteren 93iogra|)]^ien aud^ todfH 0I8 yenerabilis
angeführt h)irb. SugerorbentUd^e SBerbienfte er*
morb er ftd^ um bie JReugrflnbung unb ßebung
Bon OrbendcoDegien in ißeru, um Die Oföroerung
ber änbianermiffionen in Sbile, Xucuman, !ßara-
guai^ unb $eru unb um Die ^ebung bed tird^*
lid^en Sebend befonberS in Sima. S)urd^ l^in-
27
@ebQftianttett — 6eBaflianu8.
28
tteienbe ixtibt (dd^te et fld| bei bem furcj^tboren
Srbbeben (1586) unb bet il^m folgenben $odetf
e))tbemte in Sima ouS, in loeld^er 8 $atte8 im
^ienfte ber Jhanfen ftarben. Seine Siogra))]^ie,
Oerf Q|t ton P. granc. be ^tguetoo, liegt im Sr^iD
Hon Simo. 93on @eba[liani'8 Schriften ifl be«
foiü)er3 s^ nennen: De el Bien excellenoias
y obUgaciones de el Estado clerical j sacer-
dotal, Sevilla 1615. (ißgl. E. T. 8aldamando,
Lob anügnoa Jesuitas del Peru, Lima 1882,
328 Bgs. ; Nieremberg, Yarones illustres IV,
2. ed., Bilbao 1889, 62 sqq.; de Backer,
Biblioth., nouv. ed. par Sommervogel VI,
284.) [%. ^uonber S. J.]
^afHaittteii, f. Sonborra.
§ttaßütMf^9 ytomt meisteret f^eiligen, t)on
benen ber römifd^ SRarti^ter unter Sbcletian,
$otron gegen bie $eft, ber befanntefte ift. Sie
erhaltenen bieten biefeS ^eiligen (AA. SS. BoU.
Jan. n, 265 sqq.) rfil^ nid^t, mie SBoOanbug
meinte, t)om ^I. Smbro^uS l^er, fonbem flnb gegen
(Enbe beS 4. Sabtl^unbertd t)on einem geiftreic^en
dompiMot, mliftt bie Xrobition gmar gut, aber
mit großer gfreil^eit benu^te, }u einem lünftlerifd^en
®an)en oerbunben n)orben. 2)em {Kniptin^olte
nad^ itnb {le mol^I eine glaubttärbige Bearbeitung
beS OriginaltesteS, im ßinjelnen entlüften fte aber
Dide gfe^Ier. Seber ber in ben Scten auger @e«
baftian ermäl^nten 68 ^eiligen l^at eine imloug*
bore ^ifbrifd^ Ssifteng (P. Allard, La pers^
cution de Diocletien I, Paris 1890, 131 s.,
note 2), obmol^I SSermec^Iungen mit anberen
8 eiligen, ). SB. ben 5 ))annoni|d^en SRartprern,
uatuor Goronatd etc., oorfommen (Allard I,
24 s., note 4). 9lad^ biefen 9cten mar ber
^I. @ebaftian in 9Iarbonne geboren unb in 9Rai>
lanb erlogen morben. StlS &jid\t trat er in baS
r5mif(i^ ^eer mit ber %bji(|t, ben bebrängten
Sbnften mä^renb ber Serfdtgung Seiftanb gu
leiften. iBiele befel^rte er gum d^riftlid^en (Stau-
ben: Snbere, mie SRorcuS unb SQflarceEianuS,
ftörrte er im Sefenntniffe bedfelben. 2)a er aber
feinen (Stauben t)erbDrgen i^ult, lata er auc§ bei
S)iocIetian in f^oi^ (Sunft unb erl^ielt bon i^m
eine Sefel^fö^aberfteOe bei ber protorionifd^en
eol^orte. ^apft (Saiug (283—296) ernannte @e«
baftian }um D efensor ecdesiae (f. b. Slrt.). 9la(i^-
bem mond^e feiner gfreunbe baS SDlartprium er-
litten Ratten, befannte aud^ ©ebafiian ftd^ offen atö
(SfyA^. SBie bie Serfül^rungen ber ü))i)igen @tabt
bie äteinl^eit feines t^ergenS nid^t l^atten befielen
!5nnen, fo t)ermod^ten aud^ j[e^t bie 93er]^ei|ungen
unb 2)ro]^ungen 2)iocIettand nichts gegen feine
Stanbbaftigfeit im ®lauben. Ser ffai [er übergab
^n bel^alb ben Sogenfd^ü^en gur ^tnrid^tung;
biefe burd^bol^rten i^n mit fielen l^feilen unb
liegen i^ für tobt liegen. S)ie d^rifüid^e SBittme
3rene, tt>el(|e il^n beerbigen moQte, fanb i^n nod^
lebenb unb trug ben Sermunbeten in ii^r ^aud ;
bort genas er unb trat bann 5ff entlid^ ben ftaif em
S!)iocIetian unb SDlasimian entgegen, als fte bie
Xxtppt beS ^liogabdl em)}orfKegen. 2)tocIetian
befd^I, il^ in bie SAnmba^n beS ^aüeS gu fül^ren
unb bort mit Heulen )U tobten, ^ie^ gefd^^
nad^ SiüemontS Slnnol^me am 20. äanuar beS
Solares 288. S)er l^eilige Seid^m mürbe in eine
ffloale gemorf en. Ueber ben Ort, mo ber Seib beft
heiligen lag, munberbot belel^rt, foQ bie Sl^tiftin
Sudna benfelben erhoben unb am britten Sleifon*
fteine ber Via Appia ad eatacumbaa beigefett
^ben. Ueber bem (Brabe beS ^eiligen entftöiu)
eine ftird^e; mann unb t)on mem biefelbe erbout
mürbe, ift unfui^er. 9lod^ be SBoal (2)ie 9po^U
gruft ad catacombas, Stom 1894, 122) mar
übrigens bie ietfige ftird^e €. Sebaftiano nid^t gu
eieren beS bl. Sebaftimt erbaut, fonbem bem Vn-
benfen ber Bergung ber l^iligen 9l))ofteIf ürfien ad
catacumbas gemeibt. Segenbe ijt, maS .in ber
SBuSe Seo'S X. oom 3a^re 1517 ftej^t: & Lu-
cina virgo nobilissima, filia Hadriani Impe-
ratoris, corpus 8. Sebastiani in isto looo ae-
SeliYit et haue eodesiam in honorem qisiua
. Sebastiani constnodt (Dgt. be SBaal 1()9 IR.).
2)ie ffird^e, meldte l^eutjutoge ben Zitel 6. @e-
baftiano trägt, tturbe burd^ Corbinal Sorgl^e im
3. 1613 febt mobemifirt : fte ift eine ber jieben
^au))tfird^en KomS. 9ln ber 6teUe auf bem ^•
kttin, mo @t. Sebaftian ben aRartertob erlitt,
ftel^t ein ilutd^lein S. Sebastiano alla Polve-
riera ober aud^ S. Maria in PaUara genannt
(Lib. Ponti£, ed. Dnchesne 11, 319, not. 14).
@regor IV. (827-844) lie| bie (Siebeine beS
bl. Sebaftian nad^ @t. ^ßeter fibertragen : ^ono«
riuS m. (1216—1227) brad^te jie mieber nad^
ber Appia jurudE (dgL be SBaal 119 unb A. Bot-
tandier, La Platonia, in ben Aualecta jur.
Pontif. XXX [1896], 2015 ss.). ßinen %f^vl ber
Sieliquien erbielt 9bt ^ilbuin für bie StebatbuS«
abtei au @oiffonS im % 826 (MabiUon, Acta
SS. Ord. S. B. Saec. IV, 1, 383 sqq. ; Dgl. über
biefe XranSlation Mon. Germ, hisi Scriptt
XV, 377 sqq.). 2)iefelben mürben 1564 bei
!ßlünberung ber Sbtei ourd^ bie Hugenotten )er-
ftreut, aber mieber aufgefuiü)en. %ie Sterebning
beS C)eiligett toax in ben etften d^ftlid^en 3^sn
nid^t f ebr allgemein. Sie lateinifcbe ftird^e feiert
fein ^ am 20. Januar jugleid^ mit bem
38 Sabte früher, aber am nämlid^en Sage ge-
marterten $a))fte gabianuS (f. b. 9lrt.) ; bie grie-
d^ifd^e am 18. S)ecember jufammen mit aOen ben»
ienigen Ipeißgen, meldte in ben ^cten beS 1^1. @e-
baftian genannt merben. @t. Sebaftian gilt als
befonberer $atron gegen bie $eft. ^uluS S)ia-
conuS berid^tet, bog im ä. 680 bie gro^ $eft in
9lom oufl^ötte, nad^bem in ber ffird^e ber bl. Su-
bocia (b. i in S. Fletro in vinooli) bem |L @e-
baftian ein Slltat gemeint morben mar. 9lS möd^«
tiger SBefd^fi)^ in $eftjeiten jeigte ftd^ et. @e»
baftian aud^ in SRailanb im 3. 1575, }U £iffabon
1599 u. f. m. — S)ie atte d^riftUd^ ftunft fte&t
ben ^eiligen bar olS reifen, bärtigen SOtonn mit
langem SRantel, gefd^üdter ^ofttad^t, SHmbuS,
29
9titn — Qtcä^l
80
m Ux Sietten lin SbAem itogenb (SRofaifbilb
n & Pi«tio in Tinooli), loil^roib bie Stm\i ber
SoMdonce i]^ timg, notft unb mit Pfeilen butd^-
fe^ oft an cmen ^Boum gehmben malte {Stcaui,
SUDl-€ac9lIopftbic n, 747 f.). (Sgl. no^ TiUe-
■ooi, Mte. IV, 2* ^d., Paria 1701, 515 k
M6. 740. 746 ; 6t|ttne«6er. btr ffaijerl. «la-
temt bcr ffitfienM. Tau SBien], ^W'W- ^'
CVm [1685], 19-50; gidmW Ouortal-
>*r^ 1895, 409 ff. Sonftige Siteratut f. bei
CktTaHar, B^p. u. Bnppl. s. v. S^bastien de
Bmml) [S. ^Imling 0. 8. B.]
$<fai (6abcn, 6aMona), dUeter ^fiam ber
S)tMt Stisen (f. b. «ct.).
$<c#i, Sngelo, 8. J., einer ber gr5tten
l^cDuimni bed 19. Sal^^nbertfi, mittbe am
29. dmi 1818 gu 9leggio in ber Cmilia afö
So|n timS ^anbvcrbrfi geboren, befud^te bafi
3ffiiilengfQinniifiinn feiner Solerftabt unb trat
iibon 1883 Ott JUa>^ in bie (Sefellfd^aft 3efu.
JSttfebem er bte l^manifUH^ imb p^ilofop^if d^en
Smbini am rtoif^en lEoIIeg )urädgelegt unb
cnäse 3^1 ott Sepetitor ber $]^9pf ju Som unb
aü ^tofeffor berfdben }tt Soreto gemirtt 1^,
begann er 1844 bie tb«)Iogif4en 6tubien; im
6ctiteoiiet 1847 em)>fing a bie ^rieflertoei^e.
3ni Waxjk 1848 mu|te er mit feinen OrbenS-
^täitxn xom megen ber Sledolution üerlaffen unb
&tm no4 fux)em Vufentl^te in Snglanb dü Sf|i"
^Bst 9X P. (SnrIeQ 8. J., bem Sirector ber @tem-
tnottf yt Ocorgdomn bei SBof^ington. S)od^ blieb
er boxt nur bift jum @et)tember 1849, um bann
§a 9aäilfolgitt P. be SicoS (ge^ Sto&ember 1848)
bie StexnnNtrlc p 9tom )u fibemebmen (1850).
S^Dit ocrfloffen i^ bk {toanjig folgenben 3abre
m bcr^&tilk lofttofen gorfd^edebenfi; nur geit-
ocdige Itnlerfarec^uijaen mürben t)eranla|t bunj^
miffeBf^afili^^ 9leifen, amtlid^ 3nf))ectionen
L DgL 2>ttx4 ben Sin}ug ber ^iemontefen in
Sbk am 20. September 1870 geridb Secd^i in
ms fd^inone Sage; ben berflbmten %ffaonomen
ia^te bie neue Xegienmg burd^ Derlodenbe %n-
abtdBsgen, ). 9. Ucbertrogung ber (Senerol-
^iz«tiDn ollnr @temmarten ber |kilbtn{el, Ser-
leibung bcr €enatorenmürbe unter auä^rfidlid^
iKtfbcnbttng t>onx SerfaffungSfibe , gu löbem.
IBrxn &Kdfi tooHte meber an $iud IX., ber fein
ttösner unb 9Bobttbdter gemein, nod^ on fid^
ie!bß unb bem Orben, bem er angehörte, )um
Cad^ tDtrbtn, fonbem He^Heber eine Keilte
M paiSMid^ S^icanen über ^(b ergeben, meldte
^se Ie|tcn SebenStoge nid^t unerbebßd^ imrbitterten.
Md§m§ wagte man, aH infolge be« OrbenS-
(^k^A tum 1873 mid^ boS Sdmifd^ Sotteg ben
yjaom geraubt toorb, megen bed öffentlichen
ümiBaA, ber ümerbolb unb au^erbalb 3ta-
mä mä^nBred^ breite, boc^ nid^t, @ecd^i Don
JRKT Stenuoarte )U tMrtreiben. @o tonnte er
o^ Deücrforfci^^ btfi er am 26. gebruar
IbTH mau SBagenfibet erlag. — S)ie mtfjen'
l^i^r SBebeuhing P. €ccd^8 beruht auf fei-
ner Xbitigfeit als Vfironom, oIS $]^fifer unb
QU SReteorobge. Wi^ barauf eit^ge^en, ifl
bier ntd^t ber Ort & mttffen be^b<^ einige
Sinbeutmigen genügen. 3n ber Vftronomie m«
legte er fid^, nacbbem bur$ bie fürftlid^e ^freigebig-
leü $iuS' IX. unb reid^er OrbenSmitgKeber bie
Srrid^tung einer neuen @tenuoarte aber ber iNrd^e
bed bl* 3gnotiu8 ermdgUd^t morben mar (bie alte
@temmarte geftaltete er 1858 ^u einem magneti-
fcben ObferDotorium erften SRangeS um), feit 1852
auf bie 9iet)ifbn be9 großen Spppeljtem-ffatologd
pon Struüe (in S)or))at) ; bie SRefuItate erfd^ienen
in ben Memorie dal Clollegio Bomano pel
1859, 9{a4träge baju 1868 unb 1875. Die 9uf-
nabme aller lugelfbrmigen 9lebelfledten, an benen
er mifrometrif d^e 3Reff ungen Domabm, ging gleicb-
)eitig nebenber. 9ßertbt)oIIe gforfd^ungen über bie
$b9JU ber Planeten (inSbefonbere bed Saturn,
äupiter, 9Rar8) unb bc8 SrbmonbeS, erfd^ienm in
bem SBerle n quadro fisico del sistema solare
secondo le piü recenti ossenrazioni, Borna
1859. Sen beften %f^ feiner Ihaft unb 9Ru|e
mibmete Sec^i aber ber (fofotfd^ung ber Sonne,
mobei er al8 einer ber Srften bie ißbotograpbie in
ben 3>ienft ber S!Bif|enfdbaft nabm. CHgene mie
frembe gorfd^ungen über Sie Sonne "fyat er nieber«
gelegt in bem ^rod^tmerle Le Soleil, exposi des
prinoipales d^ouvertee modernes, Par. 1870,
2« öd. 1875—1877; beutfd^ Originaloudaabe
beforgt burd^ Sd^Oen, Srounfd^meig 1872. 9tid^t
minber b^ben bie Sforfd^ungen Secd^i^d über bie
^b^r^ ber Sisfteme ßpod^e gemad^t ; j[a er barf
gerabegu aß ber Sater ber ^9l{lrot)b9fU'' beseid^«
net mcrben. (Sx manbte guerft in großem Stile
(Dermittefö bed oon ibm erfunbenen ^iofpectro-
fcopd) bie SpectralanalQfe auf ben Stemenbimmel
an, moburd^ eS ibm gelang, fömmtlid^ S^^^i^
in ibrem pb9fi^<^if ^^"(bfniifd^ SBerbalten auf nur
oier X9t)en }urüdt)ufubren , meldte bunb M"
mitteinbe UebergangSformen mieber in einanber
übergeben tmb fo in einem innem 3ufammenbange
fteben. gür bie gftage nad^ bem loau unb ber
gntmiddung bed SBeltaas mar biefe ßntbedung
ebenfo grutälegenb mie bad 9lemton'fd^ ®efet ber
aSgemeinen SRaffenangtebung für bie red^nenbe
aiftronomie (Ogl. Secd^i, 2)ie Sterne. ®runbgüge
ber ^ftronomie ber 9i£fi^nte, Sei))gtg 1878
[»b. XXXIV ber intemat. mi^fAaftl. »iblio-
tbe!]). — 9lß aoteteorolog bat ^ecd$i fid^ fomobi
um bie tbeoretifd^e aI8 bie ))rafttfd^e SBetterfunbe
unDergftngHd^e 93erbienfte ermorben. SefonberS
belannt gemorben oud^ in ben ftreifen ber 9lid^'
Sdd^gelebrten ift ber bon ibm conftruirte ^SReteoro-
grapb" (1858), ein ^parat, ber auf ber ^ßartfer
äBeltauSfteHung 1867 bad größte «uffeben enegte
unb bem Srfinber bie gro^e golbene SRebaÜIe
fomie bie Ernennung gum Offigier ber (Ebren-
tegion unb gum (Sro^mürbentr&ger ber „golbenen
atofe" eintrug. S)iefe SBetterfd^reibmaf(bine regi«
ftrirt felbfttböHg aOe SBetterfactoren, mie Suftbrud,
Xemperatur, SBinbri^tung, SBinbftärle, gfeud^tig^
81
Sed^Stagewerl — ©ecte.
82
fettSgel^ott ber Suft, Stegenmenge, unb erfefft ein
ißetfonal Don gel^n Seobad^tem (f. Secohi, n
Meteorografo del CoUegio Romano, Borna
1870). — 9IS ^l^fUer enblid^ üerbanfte Secd^i
feine %u8biQ)tmg unb Segeiftenmg für bie 9latur-
toiffenfd^ften bem berül^mten ^ffißttt unb $]^iIo-
\op^m P. ^ianciani, bem er in bem Sd^tiftd^en
Iniomo alla vita e alle opere del P. Piaiioiam,
Roma 1862, ein Senfmal ber Siebe unb SSer-
el^rung fe|te. 2)ie $1^9ft! betrod^tete er überl^mipt
ton ^ilnfong an als fein ^ouptfad^, unb felbft als
er S>ire€tor ber Sternmarte gemorben mar, f^te
er bie Pflege bider Sßiffenfd^aft mit ungebrodpe«
nem Sifer fort. SemeiS beffen ift bie 1854 unb
1855 auSgeffll^rte geobätifd^e^uSmeffung ber tri-
gonometrifd^en SaflS auf ber Via Appia nad^
ber ^orro'fd^en SRe^metl^obe, ein ttntemel^men,
meU^eS für bie Xriangulotion beS JKrd^enfiaateS
unb SfibitalienS eine bauembe unb ^fie geo«
metrifd^e (Brunblage legte (f. Becehi, Mianra
della Baae sulla Via Appia nel 1854 — 1855,
Boma 1858). 3m Uebrigen interefftrte er fidg in
DieOeid^t nod^ l^öl^erem SRa^e fär bie tl^retifd^
^f)^% bie er mdd^tig förberte. 3n feinem glön-
genben 9Ber!e über ^3)ie (Sinl^it ber ^^oturtröfte"
(ünit& delle f orze fisiche. Saggio di filosofia
naturale, Boma 1864) \pxiä)t er (Sebanlen auS,
burd^ meldte bie l^eutigen 9nf(|auungen ber $1^9-
fifer tl^ettS onticipirt tl^eUS fogar aberl^olt finb.
%üid unterließ er eS aber nid^t, mit gro|em 9lad^-
brudCe bie Unmdglid^feit einer Uebertragung ber
med^anif d^en 9{aturerflörung auf bie Srf d^einungen
beS Seelenlebens l^eroorgul^eben unb oor ber 93er-
med^Iung ber med^anifd^en 9{aturauffaffung mit
ber med^anifd^en SBeltanfd^auung gu mamen ; im
leiten ffapitel ber „ein^it ber 9laturfräfte^
(beuifd^ Ausgabe Don Sd^ulje 11, 2t\pm 1^76,
344 ff.) giel^t er flar bie (Srenglinie, über meldte
bie fmetifd^e Stomifül niemals ^inauS (ann (ogt.
über Secci^i'S SBeltanfd^auung befonberS fein
@d^riftd^en „Sie @r5|e ber @d^ö))fung''. 3mei
IBorträge, fiberfekt oonffarl (Sattler, Sei))}. 1882,
fottie ^ol^te, im Äotbolü 1883, 1, 362 ff. H, 1 ff.).
(S3gL befonberS $o]^Ie, P. Sngefo @ecd^i, ein
SebenS- unb (Eulturbilb, RUn 1883 [®drreS-
DereinSfd^rift], unb Bricarelli, Della vita e delle
opere del P. Secchi, Boma 1887 [mit Angabe
ber ^au))tmerfe tmb ber mel^r als 800 in geleg-
ten Seitfd^riften gerftreuten 9uffä|e u. f. m.
©ecd^i'S].) [^ol^Ie.]
^e^toimttl^ f. C^ejaemeron u. @d^d))fung
X, 1868 ff.
^ediatt, SiSt^um, f. @ra} V, 1057 ff., mo
gur Siteratur mel^rere Sbl^onblungen in b. @tu-
bien unb SRittl^eilungen ouS bem IBenebictiner-
imb gifterdenferorben XIV [1893], 82 ff. 539 ff.
]^in)U5ufügen jinb.
^eAenboirJF, SBeit Submig Don, Dielfeitiger
©elebrter, bmmt bier nur als SieformationS^ifto-
rüer in Setrad^t. Sr mar 1626 }U ^ergogen-
aurad^ bei Sriangen geboren, ftubiäe oon 1643
bis 1646 an ber UniDerftttt Strasburg f^iß
fäd^Iid^ äuriSprubenj unb ®ef d^id^te unb trat bann
)u ®otba in ben 2)ienfl ^ergogS (Ernft beS gfrom-
men. @d^on 1652 muroe er jum ^of- unb 3u>
ftitienrot^ unb 1664 gum ftangler beförbert ; bod(
Dertaufd^te er nod^ bor Sblauf beS sal^rcS biefe
@tellungmit einer fib^Hd^en in S^, too er Dom
ßergog URorijf gum ffangler unb Sonfifiorialprfi-
ffbenten ernannt mürbe. 9lad^ beS ^ergogs Xobe
gog er fidb 1681 auf ein &vd bei 3[(tenburg gu-
r&d!, um ftd^ nun auSfd^(ie|Ud^ geleierten Stubten
unb literarifd^er Xbätigteit gu mibmen. 9tament-
lid^ befd^äftigte er ftd^ mit einer „aBiberteguna"
ber 1680 gu ^ßariS erfd^ienenen Histoire da
Luth^anisme beS ^efuiten SRaimbourg (f. b.
9rt.). 3m 3. 1688 Derdffentlid^te er gu Seipgig
baS erße IBuj^ feines Commentariua historicua
et apologetions de Lutheraniamo üve de re-
formatione religioniB; ein @u{)))Iement bagu
erfdbien ebenbafetbft 1689. Z)a er nod^ reid^ ur«
fmtblid^eS aßoterial auS ben föd^ftfd^en Slrd^iDen
erhielt, fo unterzog er auf ®runb beSfelben baS
erfte SBuq einer Umarbeitung unb Iie| baS gange
9Berf 1692 gu 0ranffurt unb Seipgig in 8 Sfid^
erfd^einen (neue SluSgabe Sei|>gig 1694). 2)aS-
ielbe bebanbelt bie Sntftel^ung unb ben Sortgang
»eS Sut^rtbumS Don 1517—1546 (alfo bis gum
Xobe SutbeiS). @e(f enborf bat 9RatmbourgS gange
©d^nft, in'S Sateinifd^e äberfe^, abfd^nittmeife in
fein Sud^ aufgenommen unb mit einem fe^r auS«
fubrlid^en ))Oiemifd^en Kommentare Derf eben. 9{S
ein Slepertorium i&er SteformationSgefd^id^te bot
baS SBert namentlid^ toegen ber gablreid^en ur*
tunblt(^en IRotigen aud^ b^ute nod; Sffiertb ; bo^
ftnb bie 9(ngaben über fotbolifcbe $erfonen unb
9$erbältniff e Dielfad^ unguDerläfftg (f. barfiber u. %.
Braunsberger, Beati Petri Öanisii Epistulae
et Acta I, Friburgi 1896, 623, not 1) ; oucb
Derratben bie Urtbeile beS SerfafferS fe^r Diel
Soreingenommenbeü Sedenborf ftarb am 18. 2)e«
cember 1692 |u Ipade, mobin er als ffonsler an
bie neu gegrfinoete UntDerftt&t berufen morben toor.
Srmäbnung Derbient aud^, bo| er gu @pener, bem
SBater beS $ietiSmuS (f. b. «rt.), in freunbfd^aft-
lid^en Segie^ungen ftanb unb aud^ in beffen @inne
literarifd^ t^ätig mar, obne jiebod^ ftd^ gong ber
))ietiftif(je€n Sticbtung an}ufd^tte|en. (SBgL ^rtu^
Sabrbüd^er XH [1863], 257 ff.) [3erf.]
$ectriari(it,))ö))ftlidee,f.euriem, 1257 f.
$ecrefe, f. SKeffe VIU, 1326.
$ecte (aecta, Don sectari = sequi) be^eid^-
net gunöd^ft ber StQmologie nad^ eine anjalbl Don
$erfonen (@d^ule, ^rtei), meldte einem be«
ftimmten !Dlanne als ibrem gübrer folgen unb
ftd^ Don feiner Sudorität leiten laffen. Sine ge>
böfflge 9iebe]U)orfteaung ift bem SBorte an pd^
^emb, öbnlub mie bem gried^. atpEow (f. b. ^rt.
^öreflf), als beffen Ueberfe|^ing eS beift)ieldtpeife
S^g. 26, 5 Dorfommt. 9(ud^ ber fonftige ®ebraud^
beS (at. secta (gleid^ Tp63toc, mos, agendi ratio
u. f . m. ; Dgl. Du Gange, Gloss. s. v.) geigt, t>ag
'A
^*
' -i
Secunbidnet — @ebectae.
84
itt siAt omnct on ciiit Zteimung unb 9lbf on«
t •-: »Ä «nbcan )u barfcn IfL Sttein aumol
li ..31 tefigtAfcn Qcbtde urttb bie einem ßinjel-
R ^^Injolr •Ocfolgf^^'' noil^enbig etnSegen-
«) {ZI ^efamnii^it^ fobalb cS ftd^ nid^t mel^r
ü: «B gaiq inUDcfenaid^ unb au|erlid^e Ser-
bien ^asibdt. ^afyx xft ^Sede" im tl^eo-
Sytod^cbtott^ gteid^bebeutenb mit
Wlmmen Sinne biefeS SBorted (»gl.
Vi 24. 5) ober mit ffe^erei, nur ba| ber ©pra^i«
^. .r3d) «^^ftcefie" mt\^ auf bie innere @eftnnung
r: r< Sc^i», „6ecte* auf bie äußere (SenoRen-
: r dto ^ßoitd ontoenbet. — Son ben faft
c ^ki 6eäni, bie im Saufe bet @ef d^id^te l^er«
t=-3ga. fmb bit toi^tigflen in ben betr. Sin^el-
c:te be^onbelt lieber bie fogen. fd^mörmeri-
" * Staat iß ber 9rt. Schwärmerei }u Der«
■Ja; bie fleineren proteftontifd^en Serien f.
. Sx ^^IrftontitouS, bie ruf jtfc^en im 9(rt.
.^Ei^nfieiL (9)gL jur Sit. b. %rt. ^ärejie V,
^f.; [Sd^reiber.]
Satsbunmr, f. Sorborianer.
SttuMms, 1. ein9Ranid^aerin9(früa,
-^to cicgm ben ^L SuguftumS f ^rieb unb baburd^
'* ficit Contra Secundinum Manioh. L. I
-p*. PP. lat. XLII, 577 sqq.) öeranlo^te. —
sdrldnber (oiid^ Sed^neOud unb Sd^g^*
£ fenmud), Sd^mefterfo)^ beS 1^1. $atriciu8
. Sit), ben er no(^ bei beffen Sebgeiten in
sz pi^mmA ner^errlic^te. Secunbinuil flarb
^ Si^Df tkon %omi\a6) (SunS^auglin) 448,
^ anDam Angaben 459 (f. AA. BS. Boll.
ax II. 523. 561. 576. 583). S)er ermäbnte
rTBins a^fihabeticus, ber no4 I<^9C ini SRimbe
;7 :^:&xto iDor, ifl abgebrudt bei Migne, PP.
k lüL 837 (ügl. aud^ fUlanitiuS, ®efd^id^e
^^r?Ux44alftnifd^ ^efie, Stuttgart 1891,
^ i. [®am8 0. S. B.]
SeooHi ober im SBoItemunbe meift «.golbenefi
^rntatttfrUänm" ^i^t bie IQieUtge SReffe, »el^e
cl*hffier am 50. Slo^rcStage feiner ^riefter«
tn^ böll, nnb toeitcrl^in bie gange gfeierlid^feit,
r:!^ |a btt^ Zöge toeranftoltet gu merben
r*Ä 3>r 9taine ^Secunbij" ift offenbar ge-
-'zSü im Scr^tnil gu ber 50 Saläre frü^ ge-
mm ^^ßfimia'' (L b. «rt.). «u^ barin ftnb
:^ye gleub. bQ% ^ tn liturgifd^er IBegiel^ung leine
üM^niffidlmig einnehmen unb ftd^ feinerbi
«.t-Tikgicn crfrcum. Uebrigenfi ober ift gegen bie
.ri tsaiUfu« eingeführte frierlid^eSege^ungbee
(.rrkrpiKlmanA nid^tfi eingu)Deid)en, inbem bad
''• idft ida boS ^dubelja^r'' (ügL Set>. 25, 10
\'i^\ ns^ blo6 ben $ne|ier felbft in erl^ö^tem
. :f^ iPOB S>ante gegen (Sott »erpflid^tet, fonbem
=:ä ^c» fccÜKingitcn fot^oK{(l^m Soße enofinfd^te
•f^fgenferit bietet , feiner Sn^ünglid^Ieit an bie
?z^ tat i^ 3)iener burd^ feftlic^ IBeranflal-
i^-aiB Cf{eiittül^ SuSbnidt gu geben. Sektered
tc. CB^ tto bie ®^g ber $erfon beS 3ubi«
tu ben ^3ort)eranmb tritt, um f o ttteniger
ber geeierte friejter in einem
XL t,WL
* n
:e<3
SebenSalter fte^t, mo man bie Uebenoinbung ber
SelbftgeföIIigfeit unb bie Srfenntni^ ber eigenen
9}i(^tigfeit menigftenS oorauöfej^en barf . 92id^t bad«
felbe lä^t ftd^ immer oon ber feierlid^en IBegel^ung
beS fogen. filbernen ißriefterjubilaumS (nad^ DoQ»
enbetem 25. ^rieftcrjal^re) fagen, abgefe^en bak>on,
bag aud^ bie S<^i^ ber Saläre in biefem gaUe ber
tiefem SBebeutung entbehrt 3n eingelnen Si5-
cefen ift (Kirticularred^tlid^ nad^ bem SSorgange ber
in einigen Orben beim 50. ißrofcgjal^re üblid^en
geierli^f eit für bie gfeier ber Secunbig ein eigenes
Formular gufammengefteEt (f. g. 93. pr bie ffölner
Srgbiöcefe baS Manuale Pastonim, cur. Pings^
mann, Colon. 1887, 249 sqq.), burd^ mel^eS
ber betreffenbe ^riefter getoifjermagen in ben
Staub ber Subilare aufgenommen mirb. Sefon-
bere Soned^te fmb bamit an fid^ ebenfo menig
berbunben, mie eine Erleichterung ber ^flid^ten,
ettua burd^ etninduUumjubilationis, toie e8 ge«
mol^nl^eitSgema^ SBeneftciaten nad^ 40j[ä^rigem
ununterbrod^enen Sl^orbienft begüglid^ ber ^flid^t,
im S^ore gu erfd^einen, t>om a))oftoIifd^en Stu](|(e
gemäbrt mirb (f. g. 9. Analecta eccles. II
[1894], 18 88. 846 8. 488). SBo^I aber |^at ber
3ubi(ar))riefter einen befonbem, in ber SUIigfeit
begrünbeten Snfprud^ auf f»ilfelei{iung in feinen
3lmtd))flid^ten, fotoett feine ffräfte ber 9Irbeit nid^t
mel^ gemad^fen finb. [9. Sf|er.]
|»rcttnbii$, ber (Snojiiler, einer ber be»
beutenbften Schüler bed ®noftiferS SaletttinuS
(f. b. art.).
$ebccia$ (r»:p";x, ««".?-»), im «. I. 1. ber
Sol^n £l6anaana% ein falf c^er lßro))bet am f)ofe
bed jübifd^ ftönigS 3ld^ab, SSorftel^r ober Spre-
d^er bed auS ben ^ropb^^n gebilbeten SoQegiumS ;
er gab im 3lamtn aDer übrigen, aß ^d^ab baS
Sd^idffal einer gegen 9lamot| ge))Ianten Unter-
nebmung miffen moQte, einen günftigen Sefc^eib
uiü> ^atte nad^ 9rt ber n)irflid^en Ißropl^eten fid^
eifeme ^5mer alS Symbole ber bemtc^tenben
(gemalt umgebunben, meldte ber Siorfto^ bed ftö-
nigS ^aben fottte (ogl. 3er. 19, 1. 10). 9ld ber
ingmifd^ ^beigerufene ^ropl^et 9Ri(^aa8 einen
anbem SluSgang oerfünbigte, fd^Iug SebeciaS
biefen (d^d^ in'8 ©efid^t unb erhielt als ^nt-
mort barauf bie SSorberfagimg Don einer i^m be«
Dorfiebenben, und nid^t gong oerßonbUd^en Strafe.
9iad^ Sofepl^ud (Antt. 8, 15, 4) foll er bem ITönig
als Seftötigung für bie SBa^rl^eit feiner Serfün-
bigung bie Xl^tfad^e angefül^rt baben, bog feine
^anb nid^t oerborrt fei, mie gemi^ gef t^el^en more,
menn er einen gottgefanbten ^ropl^eten gefdjilagen
l^ätte. (SSgl. 3 ff ön. 22, 1 1. 24. 2 ^. 1 8, 10. 23.)
— 2. ber Ie|te ftönig üon 3uba unb 3erufalem,
ber Sobn 3ofia8' t>on Smital (4 StöxL 24, 18) unb
ber leibltd^e SBruber beS ffönigS Soad^g (4 ft5n.
28, 31). er l^ie^ urft)rünglid^ SRottbaniaS, er-
l^ielt aber ben neuen !Ramen bon 9labud^obonofor,
als btefer feinen Steffen Soad^in nad^ SBabqlon
fül^rte unb i^n ftatt oeSfelben auf ben £l^on gu
äerufalem fe^te. ßr mar er{l 21 Saläre alt, alft
2
S5
Sedes impediti
86
er ]o an bte @))t^ einer ^(gelommenen 9Rod^t
unb einer Don Sert^eibigem fa)! gan^ entblößten
@tQbt gei'tellt u>urbe. S)ie fur^e S)cu:)Mung feiner
@ei(^i(^te, meiere fid^ in ben fiönigSbäd^
(4ftön. 24, 17 bis 25, 7), in ben $arali)>omena
(2 ^r. 36, 10—13) unb bei 3eremia8 finbet,
»irb oertiottpänbigt burc^ 3o)ep^u3 (Antt 10,
7, 2 sqq.). SebeciaS toar ein leic^tfinniger iunger
^enj(^, bei bem ein ebler @inn für boS ®ute
leid{)t bur4 Sureben unb 93etfpicl )u erfticfen nxn:.
9la4 3er. 27 u. 28 mar in ber erften Seit feiner
ftönig^berrfd^ft bur^ gon) Serien baS 33e[treben
oor^anben, fu( oon ber bab^lonifc^en ^errfc^oft
Si befreien. @ebecta3 f(^eint babei eine leitenbe
oUe gefpielt ^u fyibtn, benn im Dierten Sa^re
feiner ftönigS^errfc^aft maren @efanbte aller be«
naci^barten %tt\d^, S^ruS', @ibond, SbomS,
^oabd, an feinem ^ofe Derfammelt, um bie }u
faffenben ^Maßregeln ju berate (3er. 27, 3).
£ama(d mar @ebecia8 eben Don Sab^Ion )uräd-
gefommen, mo er Dermutl^Ii^ 9{abu(^bonof or (in-
fic^tli^ feiner Safallentreue in Sid^er^it gemiegt
^tte (3er. 51, 59). S^ie golge ber 93erabrebung
mar, baß Sebeciad ein SünbniB mit ^eg^pten
fd^loB, unb bieß fam einer ilriegScrflärung an
Siabqlon gleid^. €o üerftanb ben Sd^ritt aud^
9labu4obonofor unb rüftete infolge beffen ein ^er
5um ginfaile in ^kilöftina. 3in achten 3abre
(Sebeciaä' fyitit bie babplonifd^e Ttaä^i plünbemb
unb oermüftenb bereits gan) 3uba überflutet; nur
3ent{alem, l'ac^iS unb ^^ed^a tonnten no(:( i^rer
fefteu !Dtäuern megen fid^ galten. 3n5mif((en mar
au(:( ber ^i^rao aufgebrochen, um feinem ^tt*
bünbcten in 3uba ^iife ju bringen. Sei ber
9iad)riilit Don beffen ^eranfunft ließen bie &faU
bäer augenblidlic^ Don 3cnifa(em ab unb gogen
i^m entgegen; mie lange biefe SBaffenrube für
3erujulcm mäbrte, erfahren mir nic^L 9tur bad
mijjeu toir, baß am ^e^nten Sage bed je^nten !D2o-
nat« Don 8ebecta«}' neuntem 3abre bie S^albäer
mieber cor ben *Dioucrn lagen (3er. 52, 4). 3}on
ba an führte Die 'l^clagerung tro^ tapferfter @egen-
mcbt langiam, aber fieser )u einem traurigen ßnbe.
Xit i^toDt mar balD burc^ {Dkngel an allem
Vbt^menbigen )ur äußerften ^ot( gebracht, ya, ber
id) nod) Oiojep()ud DerDerbtic^e ftranf^eiten gc>
fUten, Mltid^mobl erfolgte erft na^ 16 f^red-
IcIku ^D^onateu bie lange DorauS^ufe^enbe ftata-
jlruptK. Vlm neunten läge beSDierten'DtonatS mar
e« Den (>f)<ilDäern gelungen, eine SSrefd^ in bie
oUe ebnuurDige ^Utuuer ber 3tabt )u legeiu Um
')J{ittrrnad)t, al«s bie erfc^öpiten $ertbeit)iger eben
Dir U^iibe gejuckt, brongen Die O'balboer im Xunfcl
bf r "jtnd)! in bie StaDt unD beje^ten Dor tUÜem
bfu l.rnipef, ber nun )um erften ^JJ^ale Don einer
rinDlid)rn ^)Hadi\ betreten rourbe. ^iluf fold)e cnt-
rl^liitje )hWije aud bem 3d)lafe geriffen, flob St'
briiiiii mit feinen Ttranen unbftinDcm unD einem
\;vnifUia tmtet 3olDaten burd) enge, Derborgene
i^Miii.ri .^11 bem Der '^reid)e entgegengefe|ten ibore
biiiiiii9, errrii^te, Don ben iteinben unbemerft, baS
gfreie unb fud^ie an ben 3orbän )u fornmcn.
^Dein auf bem SBege bort^tn morb er Don 3ubai,
meldte in ben Sdolböem übergegangen marcn,
erfannt; biefe melbcten fogleic^, ma§ fie gerc^,
unb beim erften SRorgenlic^te uxirb eine iltt^i*
üuig abgefc^idt, i^n ju Derf olgen. ^ddfi meit Don
3erid(o marb er eingeholt ; bie meijien fetner Se-
gleiter flogen nac^ allen Süi^tungen, mü) a felbn
mit feinen ^ngebörigen marb gefangen genommen,
^uf ge^ntagiger Keife mürben nun ^Ue nac^ 3ttb»
Mfyi gefd^leppt, mo flc^ bamal§ IRabuc^obonofor
auffielt. 9)lit raffinirter (Sraufamfeit ließ ber
d^böifc^e Pönig erft Dor €ebecia§' "klugen aUe
feine ftinber nieberbauen, bamt mürben tbm bie
pflügen auSgeftoc^en, unb er marb in ebeme geffdn
gef^miebet, bi§ er fpöter nac^ Sabqlon gebrai^
mürbe unb bort feinen 2:ob fanb. !Dtit i^m ging
bie boDibifdK Spnaftie gu @runbe. — 3. ein
@obn beS ßönigS 3oafim, ma^rfc^inlii^ no4 ^
3uba geftorben (1 ißar. 3, 16). — 4. ber Sobn
^JJkafta'S, ein falfd^er $rop(et gur ßeit bc4 ftö-
nig§ 3ebecia§, meld^em 3eremia§ eine furd;tbint
Strafe anfünbigen mußte (3er. 29, 21. 22). —
5. einer ber ^()flinge bed ffönig^ 3oafim (3er.
36, 12). — 6. ber UrgroßDater be^ $ropbetm
JBürud^ (SBar. 1, 1). — 7. Sobn SeDei'4, einer
ber iübifc^n Surften, mel(^e unter 92ebemic4
ben neuen Sunb mit bem ^erm unterfc^rieben
(2 e^br. 10, 1). [ffaulen.]
Sedes impedita mirb ber bifc^öfUc^e ter}-
bifc^öflid^e, ^^trtard)al-) Stubl genannt, menn
Der rec^ößige 3n(aber bedfelben an ber Uebung
feiner 3uriSbiction ge^inbert ift. S^amit auc^ in
biefem f^aUe bie Regierung ber Siöcefe in georb-
neter Steife fortgefübrt merben fönne, b^ bc^
canonifd^e 92e4t befonbere Seftimmungen getroffen.
9tid()t im 9lecbte Dorgefeben ift Dagegen Der ($üU,
mo ber apoftolifcbe Stubl felbft sedes impedita
im angeführten Sinne mirb. 6d müften bo^er
für biefeu gfaH bie befonbercn Seitimmungen
gelten, melcbe ber bebinberte Snbaber be4 pöpß-
iidfiti Stubled iebeSmal tnffen mirb ; anbernfall§
mürben meber bie pöpftlicben lBebi)rDen nod^ bie
$)if(4öfe ftcb sede apostolica impedita meiter-
gebenber SJottmad^ten alS fonft erfreuen. — Sie
recbtlicben ^norbnungen bei ^^inberung be^
^ifcbofä ftnb Derfd)teDen nac^ ber Derfcbiebenen
Sachlage. 1. 3ft 'Filter ober ftronfbeit @runb ber
bauemben (perpetuo) Serbtnberung, fo fann Der
93ifd^of mit Suftimmung ber SJ^cbrbeit beä ?om-
capiteld ]xd) auctoritate apostolica einen ober
gmei (EoaDjutoren mahlen. Steigert er fidb beffen
tro^ Antrags be§ SopitelS, io bat biefeu über Die
Sachlage an ben $apft }u bericbten, tiamit ber-
felbe gürforge treffe (cap. un. in VI, 3. 5). — 3ft
ber 3^if(^of mabnfinnig unb obne liebte "äugen-
blide, fo kmn ba» Kapitel auctoritate aposto-
! lica Dorlöufig mitSmeibritteU^^aioritdt einen ober
I umei (ioabiutoren mäblen, bat aber mie Dorbin an
. ben $apft )u beridjten. 3n beiDen gdllen ift bie-
i fen (EoaDjutoren lebe iBeröußerung, oud) Den ^Ir«
«
@ebuliu8, (Saeliud.
88
bTunMmfigm bei ftii^, untatfost ; Sted^mfd^oft
tebn fu beim flblmif i^ 93er)OQltung bem
Cqäüft, nmm bitfet ^ergcftellt mirb, ober bem
ß^itd« ober, iDemi cd US ba^in n^t gefc^e^en
& bmi nnitn fBi{<^fc ab)idegen (oap. oxl in
n L c). 3^ce ^gnijfe erlofd^ burd^ bie
;pcineQttne bHI SMofd ober buttj^ Sinlritt bet
gcbiäwcaii) ; Coaoiiüoren mit bem Sterte ber
üadf^rAgt botn nur ber ißapfl ernennen. SeAÜg-
lufe bK Ctgenf^often ber (toabiutoren^ beS um-
in^ei i^ SoOmm^, beS Srldf^end i^rer
tr«Kti8om geben bie allgemeinen Seftimmungen,
md^ bie iKr4engefe||e iiber bie Soabiutoren auf*
s^bfll b^bcn, in entf)»red^ber SBeife (f. b. 9[rt.
fiAibimor). Ob bie Snorbnungm bed cUirten
eapu «n. in VI atxif gelten, tsenn ber erhonlte
sder izrftnntge 9if<l^f einen (Seneraloicar (f. b.
to.) fpt, ifk controimf, bflrfte aber ju Beial^
*fis^ Bctt biefe 2)eaetoIe gang allgemein fld^ au9"
wr^ obgleid^ bomolfi boS Snftitut ber (General-
uiuiu f^on ocftanv*
2. Btrb ber 8if<^of oon Reiben, e^idmotifem
oder ^ärctifdm in bie ®efangen{(^ft geffil^ unb
tarn ow^ itii^t einmal mel^^ briefli^ mit feinen
Ztocffofien Derfe^ren^ fo ge|t feine 3uridbiction
3« bei ber @ebiSDacan) auf bad Copitel fiber
• c 3 in VI 1, 8; S. G. a 7. Aug. 1683;
iUnufä. XIV, De synodo 18» 16, 11). S)iefed
bit fofOTt on ben lßo)>ft gu berieten, bamit ber-
«.^ tfttrfory treffe^ gugleid^ aber nad^ Cono.
Ind. 8«s. XXIV, o. 16 De ref. imterl^lb ad^t
£flgr emm Sapitulattiicar fa befteDen. S)iefe
Ico^moig gilt ottd^ für ben gfau, ba^ ber ge«
isagenc Stfc^f einen (SeneroMcor jurüdgelaffen
bn, metl btc cttirte 2)e€retale biefen gfoll nid^
ortmnnnt^ obgleich bomatt bafi Snftitut ber ®e«
moloiaiR fe^t ^fig (a 2 in VI 1, 18) Dor-
fdca« imb toctt bie burd^ Jene SBefiimmung Dor-
sounrnme SuSpenfton ber 3uriSbiction bed
SivbDH ^ 9)otIniad^ten befi (BenerotoicorS Don
KiM not fnipenbirt Siefe S>eaetale barf aber,
cdl fk eilte gon) escepKoneOe unb ft^ecieOe Sled^tS-
asOfitt, ni^t auf äbnlid^ Solle ber Sebin-
aB§gd>e^ nicrben, fo namentlid^ nid^t auf
gidt tDo ein SKf^of bun^ bie eigene d^nft-
kidbe SUgtenmg oertrieben (8. C. Episo. 3. Maj.
lä6S fir bte ncapolU. fiibcefen) ober gefongen
ynmrnifB nrizb, f^lbp bann nid^t, toenn (toenig*
^zH m einem {Mtrilfitifd^en @taate) ber&mbeS«
ten obi^ßfcb ift [^bMt (SregorS XVL Dom
Sr mri 1838 in ber ftöbier Sngelegenbeit). 3n
rara foli^ groOe bleibt olf o bie Suridbiction
M 8if4ofS^ &>enn aud^ foctijd^ bebinbert, red^t-
;^ xn keift, fomtt aud^ bte femeS ®eneraloicarS ;
«ftt ber OeneralDtcor ebenfoQd gefangen gefegt
9te ^Btt berfeCbe, fo ^t boS gapUel fid^ an ben
cojblif^ 6ttt^ gtt menben. Sine vlenberung
te: Oefe^bimg in biefem ^un&e mar auf bem
aeissniJNlbeii (Sanol ge|)lant in bem @d^ema De
Mb «pieeopali racante o. 1, monad^ bei ber
bc^oteang bc3 Sifd^^ burt^ ®efangenfd^ft.
(Stttfemung (relegatio) ober SSerbannung bie
^Regierung ber 2)iöcefe burd^ beffen @enerab>icar
ober einen anbem oom Sifd^ofe befteSten 2)ele«
gaten fortguful^n fei; bei beren (Ermangelung
ober Xob aber foQe oom Sapitel ein Sa|)itular»
Oicor befteDt unb fogleidd an ben apoftolifd^en
Stul^l berid^tet merben (Coli. Laoens. Yil, 651).
3. Stirbt überbauet ber (Seneraloicor, möbrenb
ber 9if d^of fem oon ber 2)idcefe meilt, f o ift, meil
bie @ef e^ für biefen gaS bem (lapM feine fßoUß
madfi fibertogen boben, bie @ad^lage bem ^ßa))fte
oorgutragen, bamit biefer Slnorbnung treffe. 2)a8«
felbe gilt ouS bem nömlid^en @runbe für Den ^aü,
bof; bie 3uridbiction beS Sifc^ofS burd^ genfuren
bebinbert mirb, toad ia bie nämlid^e SBebinberung
ber SSoQmad^ten beS ®eneralDicar8 nad^ ftd^ jiebt
(Dgl. b. 9rtt. Sapitel unb Sat^itularDicar unb bie
bort citirte Siteratur.) [^eufer.]
^ebntiM» (EaeliuS (?), d^ftlid^-Iateinifd^er
S^id^ter in ber erften ddlfte bed 5. So^rbunbertS^
batte fid^ in früberen 3abren mit meltlid^ @tu-
bien befd^ftigt unb feine gfeber in ben S)ien|t un«
frud^tbarer @))ielereien gefteüt, bis er bie ^eim«
fud^ungen ber göttlid^en Sarmber^igleit an fU^
erfubr unb j,®ott ben Sult bed erleud^teten ^er-
jenS" )u mämen begann. @o berid^tet er |elbft
in bem SBibmungdfd^reiben, mit toeld^em er fernem
Döterlicben gfreunbe, bem ^reSb^ter Sßaceboniufi,
fein Paschale Carmen überreid^te (Sedul. Opp.,
ed. Huemer, 2 sq.). S)ief(d Selbftbefenntniß ift
bie etmige }UDerIäfftge 9lad^ridbt, meldte man Aber
ben SebenSgang bed Sid^terd befij|t. 3n bem lite-
rargefd^id^ttid^ SBerfe bed ^redbpterd (Seraiabiud
Don WarfeiOe ifl Don i^m nid^t bie Xebe. S)a«
gegen ift ben nod^ e^tenen 9Berien bed 2)id^terd
in alten unb guten Qanbfd^ften eine 9{oti) bei-
gegeben, nad^ meld^ @eouliud {uerft ald Soie in
atalien !ßbiIofo))bie ftubirte, f))ftter auf 9Racebo«
niud' atatb ald Sebrer ber aßetril auftrat unb in
Sd^aia unter Xbeobofiud bem Sängern (408 bid
450) unb Salentinian IIL (425—455) feine
@d^riften Derfa^te (f. Hnemer, De Sedulii poe-
tae vita et ecriptlB comment., Vindob. 1878,
21 sqq.). S)ie €Haubmfirbigfeit biefer Angaben
tarnt iebod^ begmeifelt merben; immerbin aber
burfte toenigftend bie Sebendgeit bed S)id^terd bier
rid^tig befümmt fein. 2)ie Slbfaffung bed ermäbn-
ten Paschale cannen barf ndmlid^ aud inneren
®rfinben mit großer 9Babrfd^einItd|teit Dor bad
3abr 431 Derlegt toerben. S)a| ber Serfoffer
^riefter getoefen, bejeugt Jftbor Don Seotlla (De
vir. ill. c. 20); fpötere 3eugen, loeld^e inbeffen
leinen ®Iauben Derbienen, mad^en @ebuliud f ogar
)um SBifd^ofe. 9ud^ ber 9lame Saeliud Sebuliud
tritt erfi fpäter auf unb ift nid^t binlfinglid^ Der«
bürgt. @eine Serübmtbeit Derbanit Sebuliud
bau|>tf&blid^ bem Pasohale cannen, toeld^ed in
{»esametem bie SBunbertbaten iSffA\d, tmfered
^fd^d (1 (Eor. 5,7), befingt. 92a4bem im
erften SBud^e einleitungdmeife einige SBunber«
ereigniffe bed ^en Sunbed jur 2)arfieQung ge«
89
@ebuliu8, ^enrtcuS.
iO
fotnmm, toerben in bcn öicr folgcnben ©ürf)cm
bic SBunbcrrocrfe bc§ §crm Don feiner gmpfäng-
ni^ bid )u feiner Himmelfahrt borgcfül^rt. S)ie
altteftamentrid^en ffi^unber l^obe ber SSater im
SSereine mit bem ©ol^ne unb bem ©cifte, bic neu-
teftamentlid^en l^be ber ©o^n im SJereine mit
bem 55ater unb bem ®eifte gemirft (Pasch, carm.
1, 291 8qq.). SDßenngleid^ bie Sierjal^I ber bem
$?eben 3efu getoibmeten SBüd^er ol^ne 3tt>cifel ber
Sier^Ql^I ber SDongelien nod^gebilbet ift, fo ent>
nimmt ber ©id^ter feinen ©toff bod^ öortoiegcnb
bem WQttl^u§«@))angeIium, teäl^renb bie onberen
Süangelien mtr }u Srgön^ungen ^erangegogen
werben. Xrifft ©ebuIiuS l^ierin mit feinem S5or-
gonaer SwöenaiS (f. b. ^rt.) jufammen, fo unter«
fd^eibet er fid^ Don biefem baburd^, ba^ er eben
nur bie mirabilia ouS ber ©efd^id^te be§ SebenS
äefu au§]^ebt unb nid^t fomol^I er^öl^Ien qI§ oiel-
mel^r erflören teiH. S)ie Xl^otfad^en alS befannt
DorauSfe^enb, ergebt er ftd^ in frommen 99etrQd^-
tungen unb aüegorifd^en ober m^ftifd^en S)eu-
tungen. 2)ie Bpxad^t geid^net ftd^ in ^o^em ©robe
bur^ ©nfad^l^it unb Sebcnbigfeit au8, ber 95er8-
bau überrofd^t burd^ Seid^tigfeit unb Sonect^eit ;
überaE befuiü)et ©ebuIiuS eingel^enbe Vertrautheit
mit ben römifd^en ©id^tem beS golbenen' 3«it"
alters, inSbefonbere mit SJirgil. ®a6 baS ©cbid&t
öor 431 gefd^rieben mürbe, ift be^l^alb fe^r mal^r-
fd^einlid^, meil ber ftrfhg fird^Iid^ gefmnte SJer»
faffer ben 9leftoriani§mu3 (unb ben 3Jlonopf^t)f\'
tiSmuS) ni(^t ermähnt, mä^renb er ben9lriani8mu8
unb ben ©abeUianiSmug nad^brüdflid^ befömpft
(Pasch, carm. 1, 299 sqq.). 92od^ einer merf-
n^ürbigen Unterfd^rift, mel^e ftd^ fd^on in ben
älteften ÜJlanufcripten finbet, l^at SurciuS SRufiuS
^IfteriuS, KonfuI bcö 3o^re§ 494, eine (neue)
Ausgabe bed ©ebid^ted oetanftaltet (f. Huemer
81 sqq.). 3n ber fogen, ©elofmnifd&en ®ecretale
De recip. et non recip. libris mirb baS ©ebid^t
fel^r gerühmt unb em})fo]^Ien (f. Thiel, Epist.
I^om. Pontif. I, Brunsb. 1868, 461), unb in
ben folgenben Sal^rl^unberten l^t eS fid^ einer
aufeerorbentlid^en 4)odöfd^ä|ung unb IBeliebt^eit
erfreut. 5ln SBerfen be§ Paschale carmen Der»
onf^aulid^te mon im frühem SKittelaltcr bic @e«
fe|e ber ©rammatü unb ber SKetrif (ögl. b. 9lrt.
Quadrivium), einzelne @ö^e famen al§ fprid^-
mörtlic^e ©entcnjen in Umlauf, anbere ©teflen
gingen in bie römifd^e Siturgie über (5. 93. ber
iÜnfang ber SKuttergotteßmcffe : Salve, sancta
parens u. f. tt).). 2luf SDIaceboniuS' grfud^en lie^
©ebuliuS bem Paschale carmen eine Ueber«
tragung beSfelben in rl^etorifd^e ^rofa (in rhe-
toricum sermonem) folgen, mcl^e gleid^faUS in
fünf 99üc^er abgetl^cilt unb Paschale opus be«
titelt ift. ®er 3n^olt be§ ©ebid&teS ift ^ier ju-
gleid^ erweitert unb öeröollftänbigt, namentlid^
burd^ mörtlic^eSBicbergabe ja^lrcid^erlBibelftellen;
bie burd^ claffif^e SKufter geregelte ©prad^e be§
®ebid^te§ aber l^at einer faft ungeniefibaren unb
unDerftönblid^en ©d^mulft unb ©cfd^raubtl^eit
toeid^en muffen. Süperbem fmb nod^ ginei ^m«
nen öon ©ebuliuS überliefert. 3)er eine, in SÄ«
ftid^en Derfa^t, wiE laut otm Singange iMS £ob
be§ Herrn fingen unb jiel^t ut bem 6nbe mamtig«
fa(^e parallelen ^toifd^en Dem ^Iten unb bem
9^euen SSunbe ; ber ^esameter bringt j[ebe3mal ben
altteftamentlid^en S^puS, ber Ißcntometer ben nen^
teftamentlid^en ^ntittipud, unb ber innere Sufmn«
menbang gmifd^en XppuS unb Sntit^puS xdxA
hnxd) ^nmenbung ber fogen. Sponolepftd oenm-
fd^aulid^t, inbem bie erfte ^ölfte bed ^lometof
immer aud^ bie }h)eite ^ölfte beS $ertonetct«
bilbet. 3Beit l^ö^em bid^terifd^en SBert^ beft|t ber
jmeite ^pmnuS auf baS geben beö ^^errn. S^etü
felbe Dcrlöuft in {ambifd^en 2)imetem, meU^ ft^
rcgelmö^ig am ©d^luffe reimen unb gu tnergeiligoi
©tropl^cn oerbunben fmb ; bie 9[nfang§bud||ftaben
ber 28 ©tropb^ entfpre(^en ber 9tei|enfo(ge bd
^lpbQbet§. 2)an! ber eblen Sinfad^l^eit beS Sid*
brudS unb ber Snnigfeit unb 9nbad^t ber Sm«
pfinbung l^at biefcr ^^mnuS gro^ Seifatt gc«
funben unb ift fd^on fdtb in fird^lid^en ®ebmu4
genommen morben; ba8 SBeil^nad^tdlieb A bcJib
ortus cardine unb baS Spip^onienlieb Oadelit
Herodes Deum flnb biefem f)9mnuS tnüdpat
(f. 3. ffa^fer, IBeitröge jur ©efd^id^te unb fo
flörung ber ölteften ftir!d^en]^t|mnen, 2. SufL,
^aberbom 1881, 337—385). S)ie neuefte unb
befte ©efammtauSgabe ber SSerfe beS Si^tol
lieferte 3* ^ntmn, SBien 1885 (Corpus scr^
eccles. lat. X). TOigne (PP. lat. XIX) bietet
einen ^bbrud ber Ausgabe f$f. ^reüalo'S, Son
1794. mql S. S. Seimbad^, ^trifüfd^ €tii-
bien I, ®o§lar 1879 [^ogr.]; «, gbert. Mg.
@efd^. ber fiiteratur bed 9mttelalter8 im Sbenb-
lanb I, 2. aufl., Seipaig 1889, 373 ff. SBeitw
fiiteraturangaben f. bei Engelmann-Prenss, BibL
Script, class. ü, 8. ed.. Ups. 1882, 572 sq.,
unb bei ÜJl. 9»anitiu8, ®efd^. b. d^riftl-loi ^oejie,
©tuttg. 1891, 303.) [93arben]&etoeL]
^bttfiit$, ^ e n r i c u 8 (^einri^ Don Sroom),
0. S. Fr., ein „aflfeitig gebilbeter ©elc^rter, ht»
fonberS in ber jhrd^engefd^id^te unb $atnjlif
(®aubentiu8, Seiträge jur ftird^engef(^idS|te bei
16. unb 17. 3abrbunbert8, »ojen 1880, 72),
mürbe 1547 )u Siebe geboren, ftubirte in bot
9licberlanben ^umaniora unb nal^m ben SfroBF
ciScanerl^abit guSötoen. 93crfoIgtt)onben@eufen,
ging er nad^ 3nn3brudf, Don mo i^t ber AmM«
fürft, Sr^b^i^B^g Sferbinanb, nad^ SRom fonbte, ba*
mit er bort bie @runbung einer neuen ttrolif(t(n
$roDin) feines OrbenS betreibe. Stad^bem er Me|
aud^ erreid^t, tourbe er felbft beren erfter ^^rortn»
)ial. ^ll§ in ben 9{ieberlonben bie Orbnung ttrie*
berbergefteUt mar, fe^rte ©cbuliuS, ber bie il^
me^rfad^ angetragene bifd^öflid^e SBürbe be^anfi^
au§gefd^lagen, in feine ^eimot gurfldC unb ftab
al§ ®eneralbcfinitor feincd OrbenS am 26. gt«
bruar 1621. ©eine ©d^riften finb am oui^u^
lic^ften oegeid^net bei Dirks, Histoire littdraii«
et bibliographique des fr^res MineorB M
41
@ebuHtt8 @cotu8 — Seehofer.
42
BdgiqBft «i dans les Pays-Bas, Anvers
158&. 132 s& 3n neuerer Seit »urbe @ebuliu8
benfiga genannt^ toeil er in feinem SBerfe Prae-
KxipiiiBiaB adversna haereses, Antwerpiae
16^<6, 210 aq.» ein ^cumeni Deröffmtliti^te, in
sfl^oB ber getDoIifame S:ob Sutl^ bel(iau))tet
sube. dn^oUlid^ l^ite bief eOe Se]^QU))iung fc^on
JH^I» 0. b. «rt) 1591 in ben Signia Eccle-
ai« onfgefldlt (Sgl bie 93iogtat)$ie bed @e«
Mini in bcn ^ifL-|)oL SUttem CXUI [1894],
4i6|f.) [9)iQiunfe.]
$ctafi«s $C9tas (6cottufi), ein ©elel^rter
■A Si4^er beS 9. Sal^^nbertS, fam um baS
^dfc ft48 att§ feiner ^eimot Srlanb (Scotia) mit
«CS 0efQ^iten nad^ Süttid^ unb isurbe bort t)om
:i^i$(WddstBar (840 — 854)freunblid^ mifgenom«
wn nermut^, ba^ er unter ^ortgor unb
leiümig au6 unter beffen {ßod^fotger granco
i8S4^901) an oer 2)om!d^uIe k)on 6t. Sambert
in nori^ ald 2c^ gett>irft ^be. Sbenjo }og
Um Sqbtl^^of ®unt^ Don ftöln, ber {e^r bie
I nttfnnp liebte^ jeitmeife an feinen ^of . Ob er
iväkt fi4 Ro^ Obmtatien getoanbt |at, ift gmeif el-
^, ba nii^ feftfiebt, ob bie ®ebi(^te an bie SRoi-
itnte ecjbifi^ofe «ngilbert IL (824—860) unb
xjßtü (860 — 868) Don SebuliuS felbft ober don
S^^ulini befifeCben ^exrä^en. 3n ber ®efd^id^te
>e SiierQtnr tfl @ebuItuS nomentlid^ afö S)id^ter
rra oB SBerfaffer eineS Sfirfienft>iegeI3 üon 93e>
»sinnig. 6eine iS^id^it, bie nunm^t, fomeit fie
s^adtin, va einer ®efommtauSga6e oorliegen
iMo«. Germ. hiat. Poetae lat^ aeyi Carolim
m, 1, 154 — 240), ftnb in mannigfaltigen SRetren
sefaii nnb tes(errli(^en )um großen ä^eile 99i«
S^if^ ^tnb anbere bo<i^ftel^enbe ißerfonen,
®unp \idf @ebuliu8 Jtd^tn moOte. (ginige
oc^ |)octif4e8 Sm|)finben unb guten
binsot, anbere bogegen fino pl^rafen^aft unb
id^iralpXQ. 3in Sürfienfpiegel (Liber de recio-
nbns efansüania [Migne, PP. lat. CIII, 291
ad 332]) legt er, )um Sl^eil mit onerfennenS-
BCRbcm Smmitfl^, bie $flid6ten eined c^riftiid^en
öcnf<tcr$ bor, ert^eilt SRoti^fd^Iäge für eine U)eife
Hegiersng ber Untertanen unb mamt oor ben
'd«fa(rrai, totU^ 0ürpen umgeben« S)aS SBerl,
A wi^cBi (na^ htm Sorbilbe ber @^rift De
MBsolaüone philoaophiae beS Soetl^iuS) bie
fc9$aij(^ Snrßeatmg hutd) eingefheute ®ebid(|te
lelftt iDirb, oor anf ^einenb an ff önig fiot^ar U.
fto OB Patfer Shibtttg IL gerid^tet. 93on ben
üngen Schriften @ebuliu8' feien enoäl^nt bie
CAlketaiiea in onmea B. Pauli epistolas
«IGgna 1 c cm, 9 — 270 ; bie neuerbingS au{-
«pSit 9eiaaptmtQ, Sti^b @imon beftreite bie
iamn^ b^ @ebuliiifi @cotuS für biejen Som«
mxm, ifi imrid^tig ; ber berühmte ©elel^rte erflört
tm Irielbfaffnng -bed SommentariS burd^ SaeliuS
cthsäaS [f. b. art-l \iix unmöglid^ [Hist. crit.
im princip. fsonunentat. du Nonv. Test,
fiotterdam 1693, 379]); bie Explanatiuncula
4» brevianonmi ot oapitnloram canonumque
differentia, fomie bie Expositiunculae in argu-
mentum secundum Matthaeum» Marcum, Lu-
cam (Migne ib. 271 — 290) unb bieExplanatio-
nee in praef ationes S. Hieronymi ad evangelia
(ib. 881—352). (Sin ](|anbfd^riftUd^ oor^anbeneS
umfangreid^ed CoUectanemn gu SRattl^äuS ift
nod^ nici^t gebrudt. @ebuliud^ Srnötungen )ur
beiUgen @<|rift fmb ben SBerfen Don ffird^en-
oätem entnommen; im Sommentar su ben pm»
linifd^en Briefen benu^t er aud^ bie Srllörungen
bed !ßelagiu8, ol^ne biefem iebod^ in ber ^refte
)u folgen (Simon 1. c. 380 s.). 3n neuefter S^it
i^at S. Xraube (f. u.) nad^gemiefen, ba^ SebuIiuS
aud^ ber 93erfa{fer ber in einer Suefer ^anbfd^rift
aus bem 12. Sa^rl^unbert Dorliegenben 6{cer))ten-
fammlung (l^erauSgeg. oon gof. fflein in ^Ueber
eine ^onbfd^rift bed 9licoI. oon ßufa nebft un«
gebrudtten gfragmenten Siceronifd^er Steben", Ber-
lin 1866) ift. aScmerft fei nod^, bafe mand^e
3Berte be§ @ebuliu8 eine ffenntni^ ber gried^ifd^en
@))rad^e oerratl^n, mie fie bamalS im Sbenblanbe
nemlid^ feiten mar. (SSgl. Sbert, «Ugem. @efd^.
ber Siteratur beS SRittelalterS U, Seipaig 1880,
191 ff. ; SeHedl^eim, ®efd^. ber tatl^oL ffird^e in
Srianb I, SWains 1890, 285 ff. ; Sraube, 0 Roma
nobilis, in b. Slbl^anbl. ber fgl. ba^r. ^fabemie
ber aSiffenfd^., $^Uofo))^.-))PoIog. glaffe XIX
[1892], 338 ff.) [3edt.]
^eefofer, lUrfaciud, Iut]^erifd^er S^eolog,
mar ju 5IRflnd^en geboren, ftubirte erft in Sngol-
ftabt, fpöter in SBittenberg unter SReland^tl^on;
oon bort fd^rieb er am 4. Sanuar 1522 jmei
Briefe an gframbe in fßar^tm, in meldten er be-
meifen moQte, ba^ ber ®Iaube allein jur Seligleit
genüge, unb ba| ber 9Renfd^ feinen freien SEBUIen
fabe (äBinter, @efd^id(|te ber @d^idffale ber eoang.
Seigre in . . . »o^em I, SKünd^en 1809, 306 ff.,
»eilage n u. HI). 3m §erbft beSfelben Softes
erlangte er baS SRagifterium ju 3ngoIftabt auf
^Betreiben beS Dr. 3ob. 6d nur unter ber S3e-
bingung, ba^ er fid^ eiblid^ oom Sutbertl^um loS-
fage. ®feid^mobI bi^It Seehofer fd^on im folgen«
ben 3a]^re eine Sorlefung über bie ))aulinifd^n
Briefe, oorgeblid^ nad^ bem bl- ^t^onaftud, in
SBirflid^feit aber nad^ feinem bei SReland^tbon ge-
fd^riebenen SoQegienbefte. SmSluguft 1523 mürbe
er bel^alb beim afabemifd^en Senate benuncirt
unb in ^aft genommen (ogl. b. Slrt. Slpel, 9iico«
lauS). ^uS feinen confiScirten $a|)ieren }og bie
tbeologifd^e gfacultät 17 irrige @ä$e auS (f. bie-
felben bei i\potoSi% grgula oon ®rumba^, aRün-
d^en 1801, »eU. XVH), »orauf ber afabemifd^e
@enat an ^er^og SBilbelm ben Eintrag fteute,
Seehofer foQe feine Iutberi(d^en Sebren oor oer«
fammelter Unioerfitöt miberrufen, ftd^ eiblid^ 0er-
))f[id^ten, biefem Srrtl^ume femer nic^t anjuböngen
unb bad als ®ef öngni^ ibm angumeifenbe fflofter
obne Segnabigung oon Seiten bed ^erjogS nid^t
gu Oerlajfen. Unterm 30. ^ugufl mürbe biefeS
Urtbeil oom C^ergog ratifidrt, am 7. @e})tember
leiftete Seehofer unter ^b^önen öffentlid^en Biber«
43
©eeler» — ©eete.
44
nif (helfen ffiotöaut Bei ßipo»«^ »eö. XVm)
unb tourbe nad^ bem Softer &tal in fKift ge-
faad^t. 3108^ ^on ©eel^ofere Sd^ütem tourben
mit Sarcer beftroft unb mußten eiblid^ ber lutl^e-
rtfd^en IBel^te abfagen. Siefed Sorge^en gegen
Seel^of er Deronla^te mehrere @trettfd(|riften gegen
bie UniDerjUät iDorauf bie ledere mit berSBeran-
ftoltung einer öffentlid^en S)i8)mtation {Wpxü
1524) ontttortett S)er SSerlouf bed Streites, fo-
meit er bie Sngolftäbter UniDerfität onging, ift in
bem citirten Irt. 9lt)el angegeben, ^ier ift Dor
Vätm xwä) bie Stoüe )u encä^nen, mlä^t in @ee-
l^oferS @t\ä^iijitt Srgula, geb. üon @tauff, ®e-
mafjiim bed gfreil^erm griebrid^ Don @rum6od^,
MegerS }tt S)ietfurt, jpielte, eine überfpannte
S)ame (naautula nennt f e 9Reberer), toetd^e mit
Sutl^er in Sriefmed^fel fianb unb fiffentlid^ )u
SHetfurt bem Solle bie neue Sel^e ))rebigte. Unterm
14. ©eptember 1523 rid^tete fie ein fd^mupgeS
Sd^reiben an bie Unioerfitöt ^ngolftabt, in loel-
d^em fie unter ^nfül^rung Dieler @d^riftfteDen @ee-
l^ofer in 6d^u^ nal^m, bie UniDerfttät aufforberte,
il^r bie @teSen aud Sutl^erS unb Sßelond^t^onS
@d^rtften anjugeben, n^eld^e le^erif^ feien, unb
enblid^ ftd^ gu einer S)iSputation mit ben Ißro-
fefforen erbot. Unterm 20. ©c))tember fd^rieb fie
ccää^ an ben ^er}og SBil^elm felbfl, inbem fte bie
untoal^rc 93el^aut)tung auffteHte, ba^ Seehofer ,,be9
2)rauung bed f^erS" jum SBiberrufe gebröngt
morben fei, unb fid^ eine fd^arfe Ihitil fatl^olifd^er
ßinrid^tungen l^erauSnal^m. 2)er ^ergog beauf-
tragte barauf^in feinen Sruber fiubmig, SrguIa'S
©emal^Ie bie Slbfe^ung Don feinem Smte anju*
fünbigen, totü er feine $rau Don fotd^em 93or-
gel^n nid^t }urfldfge^alten ; ^jog Submig bean«
tragte iebod^, gunöd^ft eine emftlid^e Sermal^nung
Dorangel^en gu laffen. Sluf alle il^re Sufd^tiften
erl^ielt Slrgula feine ^ntmort. 9lur ein ÜRagifter,
Solennes Don fianbd^ut, SRabemüer in Sngol-
ftabt, mibmete iJfyc ein ©pottgcbid^t in 130 Seilen,
n)eld^e8 fte burd^ ein tl^oIogiftrenbeS, mit Dielen
Sd^riftftettcn untcrmifd^tcS ©ebid^t Don 575 Seilen
beontmortete. 3)ie oHgemein Derbreitete Slnecbote,
ba^ Sd il^r al§ SIntmort einen @))innrodfcn }u-
gefd^idtt babe (Dgl. b. «rt. Sägern n, 120) , ift
in'd @ebiet ber Sage gu Dertoeifen, ba üd gu
jener Seit in Stom n)eUte. 9m „2)ien8tag nac^
9nbreä" (1. 2)ecember) 1523 fd^rieb^rgula aud^
an ben jhtrfärften tJfriebrid^ Don ©ad^fen unb an
äobann, ^falggrafen bei Sl^ein unb ^ttioQ in
^ai^tm, meldte fie mahnte, @tä|en bed „@Dan«
geliumS" gu fein; Sutl^er räumte fie be^megen bod^
(ffie SBette, Sut^erS »riefe H, Serlin 1826,
590). 3)er C^gog Don ^ar^tm bagegen Der«
bannte fte um'd ^ofyc 1530 aud bem Sanbe unb
entließ il^ren ©o^n ®eorg au8 feinem S)ienfte.
9Irgu(a ftarb 1554 gu SeUi^b^m in gtanbn. —
©eebofer entlam au8 feiner |)aft im fflofter (Sttol
unb n)urbe Don Sut^er gum ehemaligen f)od^- unb
S)eutfd^metfier in $reu|en gefd^idtt, 100 er 18 9Ro-
nate lang alS lutberif^er ^rebiger tb&tig toor.
Skmn lebrtf er nad^ SBiitenbetg gurfidC; 1535
mar er als Se^rer am lutberifd^en @t.«9lnna-®9m«
noftum in 9ugSburg tbitig, 1536 mürbe er Pfarrer
gu Seonberg, bann gu SBinnenben in SBurtemberg,
mo er 1545 ftarb. 3m S)rudEe erfd^ien Don il^m :
Enarrationee evangelionun dominicalinm ad
dialeodcam methodom et rhetorieam dis-
positionem aocommodatae, Aug. Vind. 1539.
3)aS Sud^ ftebt f^on 1544 auf bem änbes bec
©orbonne; im rj^mifc^en fte^t eS in ber oiten
Qilaffe. (infolge Don Sefe- ober Srudtoerfeben
bei|it ber ^uctor in ben älteren SnbiceS ©c^offer,
©d^opber, ©coffer, ©d^affir; erft 1747 ftnbet ftd&
bie S^orm ©ebofer; Dgl. Keufd^, 3nbe£ I, 231.)
3trtbümlid^ muroen©eebofer gugef(brieben : Stlidbe
S^ragftüdPe Don ben $au))t))uniien d^riftlid^ Re-
ligion ; bann Sinige @(blu|reben Don ber 9Re{|e,
Sfegfeuer unb 9bla| (ffobolt, Sapr. ®elebrten*
leiilon, fianbSbut 1795, 629) unb Palinodia,
Breslau 1520 (®anberS(oferS Slad^tröge gu ben
.^Srgängungen unb SBericbtigungen gum Ski^ri-
fd^en ®eIe$rtenIe£Uon Don StoMt" , SanbSbut
1824, 404). (SBgt. bie Slteratur im «rt «pcl,
92icoIau8, unb SBiebemann, tKrfaciuS ©eebofer,
im Oberbaprifd^en ard^iD XXI,. SRund^ 1859,
61 ff.) t3B«ber.]
§tAtt% (©ud^enbe), nad^ filterer Sluffaffung
92ame einer engUfd(|en ©ecte im 17. Sabtpun«
bert, bie einem gemäßigten StationaliSmuS \^vl*
bigte unb mebr ober meniger ben Unterfd^i^b
gmijd^en ®eiftlid^en unb Saien Dertoifd^ie; na<!b
SBemgarten (Sie SteDoIutionSfinben SnglanbS,
Seipgig 1868, 102 ff.) bagegen @))ottname für
SRfinner, me(d^ ber d^iliaftif d^en Sttd^tung on-
gebörten unb eine geiftigere gorm bed Cbrifien»
tbumS ermorteten/ aber feine beftimmte unb fefte
Organifation ttnb ftrenge genommen leine ©ecte
bilbeten. \%. Simmermann S. J.]
$eeb (anima, ^^yi[) ift nad^ Dulgörem unb
))büofo))bif d^em (^t^raqgebraud^ baS innere^rincip
beS 2ihzn^ in ben organifd^en äBefen. — 1. % e-
griffsbeftimmung. Unter Seben (f. b. 9rt.)
überl^aupt Derflel^t man bie „©elbftbemegung''
ober genauer bie ^.immanente Xb^^tigfeit" (actio
immanens), meld^er bie tranfitiDe ober gietenb
ubergebenbe (actio transiens) biametral gegen»
überftebt. SBeibe unterfd^eiben fid^ baburdji, ba^
bei erfterer ber XerminuS ber Xb^tigfeit im
tbatigen ©ubject Derbletbt, Don bem fie oudging
(g. S. SerftanbeSacte), mäbrenb bei Ie|terer ber
XerminuS ber Xbätigfeit außerhalb beS %y^%m
föQt (g. ». @to| einer 93Uiarbfuge{). ©e^t man ben
SBegriff bed SebenS in bie urf prüngliibe 3)e^nition
ein, fo toirb bie ©eele befttmmt merben mfijfen aI3
baS lefcte iprinci|) ber immanenten ZMtigfeit in ben
orgamfd&en ffiefen (^flange, Sbier, SKenfd^). SBon
biefer Segrifgbeftimmung ift bie berCÖmmlid^e beS
SlrifbteleS: lEvtsXevcta ^ i^pcuti] ocu^to^ <pu9i*
xou dp7avtxo5 duvap^t Cü>V ^X^vtoc (De anim&
2, 1) nur ber gorm nad^ Derf^ieben. dum 3)e*>
griffe ber ©eele gehören mitbin gmei ÜRomente :
45
Seele.
46
ca a^lBM, Mle^nib in ber „erßen Snteled^ie''
cii noan^km BeoenSgcunb, fobonn ein relattoed,
Mt^b in einet innemefentlic^ SBegie^img au
nm ^b9fi{<^^ otQonif^en, lebenSföligen Rbv
pa*, ofeS bcm Condoi bet @eele ; benn burd^ bie
€«4e fxft n>irb ber ttbtptx \übft lebenbig, befeelt.
In Mcnftmige ftotper fut {\(i^ oDem ^i|t
fnBitf4> »OrgattiSmuS", fpeciel bei SRenfd^en
S^fteren ,8eib* ; bo4 inDotoirt lej^erer fd^on
oezfiMfte Sejte^g )uc intormirenben Seele,
&a non «on einem ^cntfeelten Seibe'' (= Seid^e,
I^rAibob) fprid^t. ~ 9u8 ber angefül^tten Säe«
•ifffe&eftiminimfl ergibt {i(^ o^ne Stülpe ber 3Be-
foiSunttrfi!^ )mif($en Seele unb @etft (spirituB,
r^oftt). 0eift ift rin abfoluter 93egrlff, Seele
dB nkittoer. (Sott ifl @eift im abfoluteflen
9inne bcd SBortefi unb fann nur burd^ pon«
thrt^4e tBerfliid^tigung )ur ^aßeltfeete" l^erab«
frourbig^ tverben Q. b. firt ^ntbeidmuS). Sud^
hf Cogiel (f. b. Vrt.) fuib otd reine ©eifter un«
fi^g, in Scibem berfd^loffen gu merben mit ber
^iczdion, biefelben Don Snnen }tt bellen. Sine
&cle tß entocber blo^e Seele, mie bie Sfbmjen«
■nb Z^infeele, ober fte b^lt i^r Sein uno SEBirten
vjn ber sSrtfenfung in ben Stoff tbeilmeife frei,
me bie menfd^n<l^ Seele. 3m crftem ^tt ge^t
las ÜcbenSprinctp berort im Stoffe auf, bog ed
litt beoi 3äf olle be6 Organismus (Sob) bon f elbft
fitl in Gninbe gel^t 9lid^ fo bieienige Seele,
rtfdbe. bur4 il^ 2>enfen, Selbftbeu>u^tfein, freies
Sdhn n. f. u. über ben Stoff ^inauSragenb, ftd^
it^ri^ tfd ®ciR anfaubigt. So befd^affen ift aber
tx amf^Iiiibe Seele: in ber SRitte fte^enb gmi-
i±cn bCottcr @eele unb purem ®eift, toirb fte olS
irficf Subifct oon inieOectioer, f enfttiuer unb oege-
•mher Scben^t^gfett }uglei<i^ beibeS, nämlid^
e^otk mah deijl, olfo ®eiftfeele (ügl. ftubn, S)ie
tS^fT%llimgm ton Seele unb ®eift in ber ®e-
Hr4^ bei CulturoöIIcT , Berlin 1873; 3of.
S^tt^te« ^^ 99egriff ber Seele in ber em))iri-
ikn l^^logie, SBrisen 1895 ; ®. Sd^fitting,
^it nepc^ebenen ®nmbanfid^ten über baS SEBejen
£^6d^, 2. «ufL, Sangenfolaa 1896). S)a bie
giduauugrn über bie $flan)en- unb Xl^ierfeele
te 9tottttp^ilofop]^ie old ber metapb9fif<^en
bogmotifc^en Sßf^ii^ologie als Slufgabe }U-
fEÜ», fo f bnnen ^ier nur bie mid^tigften Probleme
ber iBÜe^ genannten 2)iSci))linen Slnfprud^ auf
tMcfiitltig^g erleben. (Sgl. Sd^neib, SRatur-
X^\ap%U bn (Beifie beS l^L Z^omaS, 8. Slufl.,
X^äbohom 1890, 240 ff. ; ®utberlet, SRoturpl^ilo-
(;eWe» 2. «ufl., 9Rünfier 1894, 221-262;
CScmM, XütX' unb aRenfd^enfeele. Sine neue
SSttMbiiiiim auf @runb eigener iBeobod^tungen,
rrocnffint 1896.)
2. Sie Cftßena ber Seele als einer tiom
&üfft ualftnüi^ nerf^iebenen Subftan} barf als
bmiiifm betroi!^t<t merben, fobalb ftd^ a^igen lö|t,
tci Me SRenfi^^ffele eine einfadpe unb geiftige
raifiini} ift, meU^ bie eontrar nttgegengefe|ten
^^nfd^aftm bcfi @to1fdl an fid^ trägt unb über
bie Xl^ienoelt burd^ 2)enhn, Selb|lbemu|tfetn^
freien SBUlen l^od^ eri^aben baftel^t S)ie piHo»
fopl^ifd^ SBen)eife für biefe SBal^rl^eit f. in ben
artt ®eift unb ÜRenfd^. ®egen bie ßiiften} einet
fold^en Seele rid^ten ftd^ bie Sl^fteme beS STlateria-
liSmuS, SenfuoliSmuS unb S)ar»iniSmuS, gegen
ibre Subftantialitöt inSbef onbere aber ber mobeme
$]^änomenaliSmuS , Don meld^em bie englifd^e
9lf]ociationS|)f9d^ologie eine befonbere Sbart bilbet.
06^1 ouS ber neueften Siterotur: Sßitte, S)aS
äBefen ber Seele, S^aUt 1888; glügel, S)ie
Seelenfrage, 2. «ufl., Sötl^en 1890; gr. Sd^ul^e,
SSergleid^enbe Seelenbutbe, Seipglg 1892, 2 S3be. ;
®utiberlet, S)er med^anlf(^e SRoniSmuS, !ßaber-
bom 1898, 156 %; gi^ilof. ^a^rbud^ ber ®örreS-
©efeHjd^aft 1896, 1 ff.; SBaSmann, 3ur neuem
®efd^id^te ber SnttoidflungSlebre in S)eutfd^lanb.
eine ainttDort auf SB. ^aadte'S 㨊)bp\mQ beS
aKenfd^en^ 9Kun[ter 1896.)
3. Sie ®eifti gleit bilbet o^negfrape ben
^au))tt)or)ug ber äJlenfd^enfeele; beim in il^r
»urgelt nid^t nur bie natürlid^ Unfterblid^feit,
fonbem aud^ bie 9R5glid^Ieit übematürlid^er
®nabenauSflattung. 2)aber ift bie ®eiftigleit Der
Seele fotool^I eine meta))|9ftfd^ gemiffe Semunft«
umbrl^eit (f. b. 9lrt. ®eift) als aud^ ein latbo«
lifd^er ©laubenSfa^. Unter legerem ®eftd^tS))nnfte
ift jie biet ju berudftd^tigen. S)er jloeite Sd^d-
))fungSberid^t (®en. 2, 7) gäp als ®runbbeftanb«
tbeile beS 9Renfd^en hpx „2tiV (Ümus terrae)
unb ben ^SebenSobem" (spiraculum yitae) auf,
burd^ beren S^nt^efiS ber „SWenfd^" (=!»:) ent-
ftanb, meld^er nad^ ®en. 1, 26 als „93ilb unb
®leid^ni| ®otteS^ fottiie als „^errfd^er über aQe
Zitiere ber ßrbe", b. 1^. als ein geiftig freies
SBefen erfd^ffen morben ift. Umgele^rt fommt im
Xooe ber „^toub" toieber )u feiner Srbe, ber
^®eifi aber le^rt )urüdt }U ®ott, ber il^n gegeben''
(SccI. 12, 7); gu ®ott, bem ®eiftfd^öt)fer, fann
iebod^ nur eine unfterblid^e, fomit geifttge Seele
gurüdRe^ren (ügl. Suc. 23, 46). 9luf ber ®eiftig«
feit berul^t gang unb gor, tt^orauf fd^on bie ffir-
d^em^ftter aufmerffam mad^n, bie 9R5gli^feit
eines übematürlid^en SnbgieleS in ber en)igen
Seligfeit, beS ®nabenftanbeS unb ber ®otteSfinb-
fd^aft, ber Sintoo^nung beS l^eiligen ®eifteS in
ben Seelen ber ®ered^ten, ber brei tl^eologifd^en
Xugenben u. f. m. S)e^l^alb beftimmt baS 93ati-
canum (nad^ bem SSorgange beS 4. allg. Sateran-
concilS) bie menfd^lid^e 92atur auSbritdUid^ als eine
S^ntl^efe ex spiritu et corpore constitutam
(Sess. lU. De fid. caihol. c. 1). S)ie funba«
mentale SBid^tigfeit biefer $rörogatit)e mirb nad|
flarer burd^ ben Umfianb, ba^ ber gläubige ffa*
tl^olif Derpfiid^tet ift, nid^t nur bie £b<2tfad^e, fon«
bem fogar bie jpl^ilofopl^ifd^e IBetoeiSbarleit ber
®eiftigteit feftgul^altm (f. Denzinger, Enchirid.
D. 1506). (9)gl. aus ber nm^ten fiiteratur:
Alaux, Th^rie de Täme homaine. Essai de
Psychologie metaphysique, Paris 1895 ; 0. T.
Ladd, Philosophy of the Mind, Lond. 1895;
47
Seele.
4a
(gnOkM, ®er 9M<4/ 1^ Urfpnmg tmb feine
(tntmdkmq, ^oberborn 1896; ^ füm, (gm*
lifinbeit imb £cnfeiL Sine p^ftologifc^ Unter»
ftul^mig tiber bie ^atax bed mmfd^ti^^ Skr»
fbmbed, &\tim 1896. Dogmengeic^ii^tlid^ f.
bei B^^ßsoant, 2)ogmengef<^te n, 2. 9ujL, giei«
hu:öl895,418ff.)
4. 3)ie Sin^eit ber SRenfd^feele (nüi^ gu
betn)e(^ieln mit ber (Ein^it be§ SRenfd^, f. n. 5)
tfl einer TOe^r^eit üon getrennten ©eelen entgegen-
flefekt. 2)en brei 2eben§frei{en : Semunft, ©inn-
li^mt, !BegetabiIUöt, entjprei^ im Wenj^
feine brei üerfc^iebenen Seelen, etma eine Ver-
nunft-, I^ier« unb ^flaujenfeele, fonbem bie
ÜRnt Semunftfeele tierfiel^ brei SebenSfunctionen
^uglei^, fo bo^ aSe§ Seben im SRenfd^en, and)
ba§ ftnnli^ unb oegetotiDe, auf eine ^om^,
ni^t ^riaS, gurüdgefu^rt »erben mu|. $Iato (f.
b. kxt) ^ulbigte freüi^ einer Srcifeelentl^corie,
inbem er ben X070C, ben Oup^c unb bie iw.bu\L(a
fubflantieU t)on einanber fc^ieb unb in ^upt,
©ruft unb Unterleib localiprte. S)er Sifd^of
%))oIlinori3 ber jüngere (f. b. ^rt) glaubte in
t)oIlfldnbiger 93er!ennung ber j^Qpoftotifd^en Union
bie perfönlid^ Sin^it S^rifti nur babur^ retten
)u fönnen, ba^ er bie menfci^Iid^e Seele Derftüm-
melte unb an Stelle ber mangeinben Vernunft
(voüc) ben SogoS felber fe^tc. 3in glcid^en gfa^r»
urnffer betuegt fid^ bie ^jQd^oIogie 91. ®ünt^er§
(f. b. ^rt,)/ tDona^ bie aÜem Stoff uüoefentlid^e
92aturpf9(|e ft<i^ mit bem felbftänbigen 9)lenfd^n-
geifte oerbinoen unb jum Sclbftbctou^tfein er»
toaä^tn foU. Vom ))]^ilojopl|if(i^ Stonbpunfte
finb biefe unb ä^nlid^e Sl^eorien abfolut oertoerf-
lid^, tt)eil fte nic^t nur gegen aEe miffenfd^ftlid^e
TOetl^obe bie Seelentoefen überfiüjpgcrtocifc öcr-
Dielfältigen, fonbem oud^ bie fubflantiale 9{atur-
einl^eit beS 9Kenfc^en gcnei^en (f. b. ^rt. Dualis-
mus, n. 3). & lögt ftd^ aber, oon ben oerberbltd^en
(Sonfequenjen abgefe^en, bie ßinl^eit htp>. ßinjig-
fcit ber 2Kenfd^enfeeIe aud^ mit birecten Vernunft-
grünben bartl^un, inbem man bie Sbentitöt ber
üemünfligen Seele mit ber fmnlid&en, unb bie-
jienige ber finnlid^en mit ber oegetatiöen aufjeigt. —
a. Unfer Veiougtfein berid^tet tmS gleid^5ettig
geiftige unb finnlic^e Seelen^uftanbe unb bejielit
beibe troj il^rer fo großen DualitätSOerfd^ieben»
beitcn auf ein unb boSfelbe 3<^: foIgIi(i^ muffen
beibe jtategorien bemfelben fiebenS))rincip an-
gel^ören, ba bie Veanftanbung ber Untrüglid^feit
bed Vemu^tfeinS bem Sfe))ttci§muS %\)üx unb
%\)ox öffnen mürbe, ^a^u fommt, ba^ mir burd^
SeIbftbeobad)tung bie rein geiftige Sl^ätigfeit mit
ber concret-fmnli^en SBal^me^mung nad^ Snl^alt,
Oualität unb Sntenfität auf's ©enauefte ju öer»
gleid^cn im Staube finb, mie namentlid^ bie 6r-
lolge ber neuern ^f^d^opl^^fif (SBeber, Sedf)ner,
SBunbt) bejeugen. ÜRun lenktet aber oon felbft
ein, ba| baS oergleid^enbe SgenS beibe 2:^atfad^en-
teil^en an fid^ felbft erft erfahren l^aben mu^, el^e
eS biefelben be^ufS Vergleid^ung in benfelben
Vfutlmiift einßdtt. S)ie ^ofi^ eineS toed^fel-
feiti^ @d)anfen- unb d^finbungSouStaufd^
fiDi\dfm gmei iier{(^id>enen Seelenmefen ifi gu ob-
gef(||inadt, als ba^ fie eine entjUid^ SBiberlegun^
oerbiente; benn nid^ nur baS untrüglid^ 3^9niu
unf eres Venm|tfeinS, meld^eS ntm einem f 0 ougen-
foSigen Ver!e|r nid^ met^, finrid^t bagegen, fon-
bem ebenfo unb nod^ mel^ bie innere Unmöglich
feit, boB immanente 9cte unb 3ufianbe auf ein
brau|m fle^enbeS Subieä fid^ übertragm laffen.
2)aS Argument $Iato% ba^ ber innere Seelen-
fompf auf eine S)rei^it Don Iam{)fenbm Seelen
jurüdmeife, bemeiSt gerabe baS ®egentbeil ; benn
mie folltm mir unS biefeS SBiberftreiteS bemuf^
merbim, menn nif^t bie ftnnli^m Strebungen bid)t
nebm bm geiftigm in berfelben Seelenfubftan^ }fyc
SBefm trieben? ©er Seelenfampf bietet für bie
Sini^ ber Seele einen um fo ftorfem S^üd^alt,
als nid^t blog Vemunft unb SinnUd^feit mit
einanber fompfm, fonbem oftmals aud^ Vemunft
mit Vemunft (5. V. 2)emut]^ unb Stolg), ja
Sinnlid^feit mit Sinnli^Ieit (3. V. SBoQuft unb
@aumenluft). SoEmanbe^l^albbieSerfpIittemng
beS SeelmtoefmS in'S Ungemeffme treibm? ©crabe
bie Veberrfd^ung ber SinnUd(|!eit burd^ bie Ver-
nunft t^ut am erfolgreic^ftm bar, ba^ nur Sine
Seele in unS mol^nt, bie sugleid^ finnlid^ unb t)er-
nünftig ift. ^n bie Unmöglid^feit, auf anberem
SBege a(S bem ber Sbmtificimng beiber Seelen bie
Sntftel^ung ber SlUgemeinbegriff e im ^bStractionS-
proge^ SU oerftel^n, fei nur hir§ erinnert. (Vgl
G. Gory, L'immanence de la raison dans la
connaissance sensible, Paris 1896.) — b. S)aS
Sufammenfaüm ber ftnnlid^m mit ber oegetatioen
Seele im 9)tmfd^m l^t nur einen Sinn in ber
VorauSfe|ung, ba^ eS gur Srflamng beS oege-
tatioen (^flangen-) SebenS über]^au|)t eineS be-
fonbem immaterieQm ^rincipS bebarf, mie ber
VitaliSmuS im ©egenfa^ gu ber med^aniftifd^en
fiebenSt^eorie mit Ütä^t »erlangt (ogl. 2. SDrejfel,
S)er belebte unb ber unbelebte Stoff nad^ bm neue-
ftcn gforfc^ungSergebniffm, greib. 1888 ; Le Dan-
tec, Theorie nou volle de la vie, Paris 1896).
9htn berftö^t eS gegen bie elementarften Kegeln ber
ödsten SBi^eufd^aft, eine eigene oegetatioe Seele
gu ))oftuIiren, menn bie geiftig-finnlid^e baS oege-
tatiDe Seben felbft gu beforgen bermag. S)er ein-
gige @mnb, oie^ gu löugnen, lönnte bod^ nur ber
fein, ba^ ber ijbf^tm 5Ratur ber ®eiftf eele bie Ver-
rid^tung ber niebem ©efd^öfte beS SpftangcnlebenS
miberftreite. ^Hein mon »ergibt, ba^ bie finnlid^e
Seele eine nod^ öiel innigere Verbinbung mit bem
Stoffe eingel^en mufe, um bie immanenten ^Icte
beS SinneuIebenS (Selben, §örm 2C.) gu ermög-
lid^en. ftann alfo bie geiftige Seele gugleid^ fmu-
lid^ fein, bann fann fte ebenfo leidet imb nod^
leichter mit üegetatiöen ftröften auSgeftattet ge-
badet merben. Ol^nel^in ift ja ber mäd^tige 6in-
flu^ ber geiftig-fmnlid^en Vorftellungen auf rein
Oegetatioe ^rogeffe, toie ^ergfd^Iag, Verbauung^
SDrüfenabfonbemngm, burd^ bie tagtöglidje 6rp
4»
Seele.
50
ic(raii0 Ul smn Htbctmo^ %e{ldtigt; ber geijHge
Stoiif^iicri unb bie tntcnfioe ®ottcdIie6e tna^cn
fA m Z^iönm i}X% eine |<!^Umtne Slac^rid^t ober
»i0|rt4e §mibe beeren bod ^). 2)o)u lommt,
>a8 bit nettere Vnotomie unb $^9JtoIogie bed
S2nt|4<n im Settbrofpmol« unb (Songlienf^ftem,
rcifcii iBci £ro0eni ber in grage ^el^enben iSox»
crnge, Sleicj^it ber 6tructur tinb d^emijd^-
pt9n^^f4^ Sufornmenfekung nac^gemtefen qat,
Xbotf CHl^, xatld^ mit 9Ra$t auf bie Belebung
!f{ccDen^Seme burd^ eine unb biefelbe @ee(e
3a älunften bedfelbnt @d(|Iu{fed U)irft
cnMi^ Me neuere (Embn;|o(ogie il^r Snfel^en in
>>rr Sogfil^e, toenn fie }eigt, bal Beim menfii^-
ä&ra Cmfapo boS fogen. begetatioe IBIatt ber
finaxfr^cifie pi^ oud betn onimalen fßlQii, nid^t
nsgeftebrt« entwicfelt 9luS biefer fra))panten SBe«
xtelytxiR^ cngumentirt ®utber(et treffenb : „2)ad
uscmle antmale Sierüenfi^fiem ift baS primum
oKrraiB bei ber SBUbnng beS gan}en Rörperd.
Ss3 antmale !Ren>enf);iftem ifi aoer informirt Don
>cr fmnlii^ €eele unb mirft in fhajt biefed
£etei|ihnd}>9. ^e SBilbung beS RbtptiA ijt aber
nz Svjultot bc« DegetotiDen SebenS ober bad bege«
tan» Stbai ^ft. 9IIfo ge^t bad begetatioe Seben
E^a ber fornlti^ @eele auS'' (®utberlet^ $f9<^0"
L-ar, S, «ttfL, SRünfter 1896, 292). — Som
tzqmaüfdfm @ef{d^tS))untte Iftgt fid^ bie ßin^eit
lr|3o. Sin^igfctt ber 9Kenfd^enf eele aI8 fjfolgef a| aud
>z Im^cniraitlicl^ Skturt^eilung bä Zridpoto«
ableiten, gleii^biel ob berfelbe in gnoftifd^-
i^f^er ober a))oninariftif^er ober @m-
t:<rf4er Raffung auftritt. Sad tat^oltfd^e 2)ogma
ifM ffl^metfdl^ft ben allein rid^tigen Sid^oto«
^tsBo^, bfm^ufolge ber 9)lenfd^ nur ou8 Seib unb
<9aftfieele beilegt: fo audbrutflic^ bie ad^te dcunte-
zi'cte Bipwht von Sonftantino))el 869 (f. Den-
iisg«r n. 274). SBenn bie l^eilige Sd^rift ju-
9nlm {tDtfd^ ®etjl (spiritus, icveufia, hin) unb
Zeii (anima, 4^ux^^ *^^=) unterfd^eibet, fo tt)ia
M CfmenfaU eine Sn'eifeelent^eorie Derfunbigen
:<! 9cbt.4, 12), fonbem tebiglic^ enlmeber boS
k^ Saturlebeti ber @eele bem niebem (SSer-
mmft, Stnnliil^ett) gegenuberftellen, ober nod^
t^janirt boS {meitmatifc^e Seben oüS bad fiber-
«turli^f gfonntmnctt> l^erüor^eben, in m^m
B!d bnrib meld^ed bie Aber fid^ felbfl l^inauS-
^'bsbne @eefe in &ott lebt unb toirft (ogl. 1 ßor.
'.:. li ff.). 2>te ^otrifüf berröt)^ i^ren bic^otomi-
nii^ €toiib)iunft boburd^, ba| fie ben 3)enf-
gc^ (i95c) o^ne SEBeitereS als Seele (^^xO
es^xi inib mit 3uftinu« ?Dtarttjr (De resur*
rKt fragm. 8) ben SRenfc^en befinirt als xh
a WjTfi jwtl «nufiÄTOC crovsor^c Cwov Xo^tx^v.
rir bie lolfinif^e ifird^e blieb bie @d^rift beS
l.'. lugiiPimid De anima malgebenb. (IBgL
IhauDm, Seflanbtl^Ue bed SRenfd^en unb %x
^^rimaSi }a einanbnr, Samberg 1846 ; 93roe^,
cjndatnx Qegränbung ber Sel^e ber fat^o-
Indra <hr4e u6tr bo9 SOBefen ber menfd^Iid^en
£«, Wte 1865 ; i?attc%HKJler, 3»<i SWen
ffir baS allgemeine Soncil, 2. Sbtl^eiL, 9legen9«
bürg 1870.)
5. 2)ad93er]^öltni|ber®eiftfeele3um
Seibe l^at gegen $etru3 SobanniS Oltoi (f. b.
«rt.) 1311 bo8 Soncil oon Sienne (f. b. «rt.) Icl^-
amtUd^ babin befitmmt quod anima rationalis
sive intellectiva sit forma corporis per se
et essentialiter (Denzinger n. 409). 3n biefer
(SlaubenSentfd^eibung fmb folgenbe Sel^rftüde ent-
leiten: 3m aRenfd^en gibt eS blo^ )tt)ei SQBefenS«
beftanbtl^eile , ben 2eib unb bie SJemunftfeele
(S)id^otomi8mu8)j Ic^tcre ifi „gorm bc8 Seibe«",
b. 1^. informirt, bcfeelt, belebt ben Äörper, unb
^toar ol^ne Vermittlung einer jioeiten (X^ier-)
@eele „burd^ ftd^ felbft" (per se) ; aud^ nid^t blo^
accibenteH burd^ 93ennifd(|ung ber {tofflid^en mit
ben pfpd^ifd^en ftröften, fonbem „ttefentlid^" (es-
seoüaliter). S)arau3 folgt ba| bie ©eiftfeele aI3
tt)a^rbafte „SEBefendform'' (forma substantialia)
be« Seibed gefönt »erben mu^ (über biefe fS^oI-
genmg ügl. Scluffini, Disput. Metaphjs. spe*
Cialis I, Taur. 1888, 400). 3ft aber bie 93cr-
nunftfeele als fold^e SBefendform beS SeibeS, fo
folgt unabn>eiSIid^, ba^ aud^ alleS jtnnlid^e unb
oegetatioe £eben im SRenfd^en t)on biefer Sinen
©eele ftammt ; fo auSbriidflid^ $iu8 IX. in feiner
autl^ntifd^en Snterpretation oom 30. ^pril 1860
(Liter. Pii IX. ad Episcop. Yratislav.). Unter
Uebergel^ung bed pl^ilofopbifd^^n !Rad^n)eife«, ber
in ben 9lrtt. 3)uaIiSmud ni, 2095 f. unb 9)7enfd^
Vm, 1277 ff. gegeben iji, brandet l^icr nur l^ertoor-
gel^oben }U »erben, ba^ bie S^enner Definition
nid^td atnbere« i|i als ber miffenfd^aftli^ formu-
lirte SuSbruA ber OffenbarungSte^re. O W nod^-
malS auf ben biblifd^en Sd^öpfungSberid^t gurüd»
zugreifen (®en. 2, 7), berufen h)ir und nament-
lidd auf bie großartige SSifion beS Ißrop^eteu
eaed^iel auf bem Seid^enfelbe (Sa. 87, 4 ff.). ^uS
einer forgfältigen Stnal^fe biefer SteOe gel^t l^er-
t)or, nid^t nur baß ber 9Renfd^ bi^otomiftif^ gu«
fammengefe^t ifi auS einem förperUd^en Subftrat
unb einer ber ®ottederfenntni| faltigen (®ei|l-)
@eele, fonbem namentlidb baß biefe oemünftige
Seele burd^ il^re SBerbinbung mit bem fförper
®runb unb Urfad^e alleS SebenS imb SBiffenS im
9Renfd^en mirb. S)ieß ift aber nur eine anbere
SBenbung für ben @a^ Don ber fubftantialen
SRaturein^eit beS 9Rcnjd^en traft ber £inen SBer-
nunftfeele. 2)ie ^atrtftif, tteld^e fid^ fd^on im
d^riftologifd^en Sntereffe mit unferem ^roblem
eigens befd^öftigen mußte, fprad^ fid^ am rüdl^alt»
lofeften in i^rer Sontrooerfe mit ben SpoUina*
riften auS. Serül^mt ift ber braftifd^e ^luSfprud^
SluguftinS über biefe ^ftretif er: Animam irratio-
nalem eum (seil. Cluristum) habere yoluerunt,
rationalem negaverunt; dederuntei animam
pecoris, subtraxerunt hominis (In Joan.
Tr. 47, 9). gr felbft l^ulbigt burd^ioeg bem ©runb-
(a|e : Ab anima corpori sensns et vita (De
ciy. Dei 21, 3, 2). Son eminenter Bic^tigfeit ifi
baS t>on ben ftird^enoötem gegen ben SrianiSmud
51 ©eele. 52
unb9IpolIittari8mu8uröirtcd^rijtoIogtf^e^rincip: erfcnttcn, ble mcrftourbifle Srfd^eimmg ber @edcn-
Verbum assumpsit camem mediante anima. blinbl^ett in einer potl^ologifd^ 93erfaf{img bei
5E)er Sinn ift f olgenber : 9htr unter ber 93e- optif^en ^parated ju ermittdn u. bgL S>ie feit
bingung, bo^ ber lOogoS eine S^entunftfeele an» 1870 mit nmd^fenbem Srfolge fortgefe^ten Soca-
nal^m, tonnte unb burfte er oiid^ förperlid^eö lifotionSöerfud^e burd^ Sritfd^, ^i|iflf Syrier,
gfleifd^ in ben l^^poftatifd^en Serbonb aufnel^men ; fBxoca, @|ner, gled^ftg u. 9. ^en m gad^freijen
benn feelenlofed ober t)on einer bloßen Xl^ierfeele immer allgemeinem Ünflang. Siefe C^rrungoi^
(^ux^ Co>Tix9) (SX070C) belebtes gleifd^ l^ötte ftd^ fc^aften l^ben baS ®ute gelabt, ba| fte Sorte^^
meber für bie ©ottl^it geziemt, nod^ ben Sr« melij^er ft^ bie einfädle @eete nur nad^ Sit etnd
löjungS^med erfüllt. S)Qnut mar ober ouS* IßunftlDefenS unb i^e (SegemDort im Seibe mir
gefprod^en, ba^ nur boS üon einer ©etftfeele qI§ in Sßcife einer ^nftgegenmart benfen tonnte, mif
ber SBefenSf orm befeelte t^eifd^ ben SRenfd^en ein« empirijd^em SBege enbgültig miberlegten. @id^
l^eitlid^ conftituirt unb nur foId^eS bie menfd^Ut^e füHt bie Seele mit il^rer jubftantialen Segemooit
9?atur gl^rifti ouSmad^t (f. b. 9lrt. ß^riftuS III, bo8 ganje (grofee unb Beine) ©el^im, »crai fcjl-
250 ff.). 3n ber %f)at »urben bie Söter feit ber fte^t, bop gewiffe SebenSfunctionen, bie freilid^ bau
orionifd^-opoUinariftifd^eneontroDerfentd^tmübe, (unlocaliftrbaren) 1^51^ S3erftanbe§- unb 9BiI'
gerabeju bie „SBemünftigfeit beS gleifd^eS" ju be- lenSleben nid^t angehören, primfir cm gong be*
tonen (fo ß^Qrill oon ^lesanbrien : ^u>|jLa «{/u/w- [timmte gelber ber grauen dlinbenfd^id^t örtlid^
f^ivvoepü)c;©op]^roniu8:2dp;?|x^ü7ocXo7txi5), gebunben fmb. 9lid^t 0I8 ob bie geiftigc Seelen-
natürlid^ nid^t im Sinne beS ^aitpf^^tömuS ober fubftan^ burd^ il^re röumlid^e Ausbreitung im @c*
©pinojiSmuS^fonbemeinjigim Sinne ber SSienner |im fi^ fetter materialifurte ober öerüielfältigle,
(SlaubenSentfd^eibung, totld)t f olglid^ nid^t fo fel^r wogegen bie Sinl^eit beS Semu^tfeind unb boi
au§ ber ^l^ilofopl^ie ald Dielme^r unmittelbar j^embafte beS 3d^geban!en§ ))roteftiren mürben,
aus ben DffenbarungSqueUen gefd^öpft ift. (SSgl. fonbcm bie in fi(| einfädle (Seiftfeele be^ fH
Liberaiore, Del compostoumano, Roma 1858, Dirtuett (nid^t formeS) in unb mit bem ®e^ini
2yoll.; SRorgott, ®eift unb^ktur imSRenfd^en, auS, eS innerlid^ befeelenb unb in fubftantioler
eid)ftätt 1860; S^neib, ®ie fd^olafttfd^e Sel^e Serbinbung mü il&m baSfmnfid^-öegetatioe geben
öon ÜMaterie unb gorm, 2. «ufl., gid^ftätt 1877 ; leitenb. ®ie Sdjolaftif 1^ für biefen @a| bie
b. SRetfd^er, G^ufalne^uS ^mifc^en fieib unb SSßenbung: Anima humaDa praesens est in
Seele unb bie barauS refultirenben pfQd^opb^f^' corpore definitive, non circumscriptiTe —
fd^en ^bönomene, S)ortmunb 1895; 9t. SBent- per contactum yirtutis, non quantitatis. Se*
fd^er, lieber pb^f^ft^^ ^^b pfQd^ifd^e Saufalität bod^ gebt bie d^ftlid^e ^bi^fof'b^^ confequent
unb baS Ißrinci)) beS pf^d^opbQfM'qen ^raDeliS« nod^ einen Sd^ritt meiter unb behauptet bie ®egcn'
muS, ficipjig 1896; H. Bergson, Matiäre et mart ber Seele nid^t bto^ im ®ebim, fonbem im
memoire. JBssai sur la relation du corps k gangen fieibe. Wxt anberen SEßorten: S)a8 Sein
Tesprit, Paris 1896; S. IRoIfeS, SDie fubftan- ber Seele ift fubftantieO toerbunben mit bem gonjei
tiale gorm unb ber Segriff ber Seele bei Ari- @!erebrofpinaI- unb ©anglienf^ftem in aOen feinen
ftoteleS, ^aberbom 1896.) ^ergn)figungen, freiließ mit ber Sefd^rönfung, ba(
6. 2)er Si( ber Seele ift Don Derfd^tebenen fte t^re fpeciftfd^en jhäfte nur in ben fpecif^
^b^tofopb^n Derfd^ieben beftimmt morben. 'ilaä) eingerid^teten Organen }u entfalten vermag {nlojL
SartefiuS fi^t bie Seele in ber 3ii^belbrüfe, nad^ 9t. SBeinmann , S)ie fie^re t)on ben fpeciftfd^
aSiUiS in ben geftrciften §ügeln, möbrenb bie SinneSenergien, Hamburg 1896); bie mid^»
neuere ©cbinipbvfiologie baS ©efammtgebim jum ftcn biefer Organe finb ©ebirn unb §erg. S)a
SBobnfi^ unb Organ ber Seele gu mad^ien geneigt ^auptfa^ Don ber ^ügegenmart ber Sede im gon«
ift SBenn nun aud^ bie ©aU'fd^e ^b^enologie gen Körper leitete bie Sd^olafüf unmittelbar aitf
unb ftranioffopie beutjutage mit Äed^t Dermorfen ber gormtbcitigfeit ber Seele als Sfolgening ob.
mirb , ba fte megen i^rer materialiftifd^en gför- $ünbig argumentirt ber bL Stomas : Si anima
bung mit SSemunft unb Srfabrung auf gleid^ uniretur corpori solmnutmotor, possetdici,
gefpanntem %u^t ftebt (ogl. Thomton, Phreno- quod non esset in qualibet parte corporis,
logy, on heads and what they teil us, Lon- sed in una tantum, per quam alias moTeret
don 1896), fo Iä|t ftd^ bod^ neuerbtngS an ber Sed quia anima unitur corpori ut forma, ne-
ÜKöglid^feit, in ben 9linbenfelbem beS @ro^biniS cesse est quod sit in toto et in qualibet parte
mentgftenS pfQd^omotori)d^e unb pfQd^ofenfortfcbe corporis ; non enim est forma corporis aoei-
ßentren nad^jumetfen unb fo bie Der jd^tebenen @e« dentalis, sed substantialis : substantialis an-
bimfunctionen örtlid^ feftgulegen, Demünftiger- tem forma non soltim est perfectio totias,
meife nid^t langer gmeifcin. @S ift gelungen, baS sed cujuslibet partis (S. Th. 1, q. 76, a. 8)1
Sprad()centnim in ber (93roca'fd^en) britten linfcn ©aju gefeilt ftd^ nod^ eine anbere Srmömmg:
Stimminbung gu localtftren unb auS ber SSer- ber menfd^Iid^e Seib alS ©anjeS mie in feinen
le^ung berfetten bie ^b^f^^ 3" erflören, bie äBort- ©liebem ift mabrbaft lebenbig. MeS Seben i»
unb IBünbtaubbeit in ber Störung gemiffer fen- fiörper gebt aber auS Don ber Seele oIS unterftem
forieüer 9{ebencentren in ben Sd^Iöf enlappen )u £cbenSgrunb : f olglid^ mu^ bie Seebnfubfkm}
SS
Seele.
54
tSiiigrii ehifr IBfatung in bie gfente fiBeraS ba
TrtMii« Bo fündig ober Degetatioe SeienStl^ötig-
'jit ü4 Att^, aQo im ganjen Mr|m:. (Sgl. auS
bc natc^cn Säetotiir: 6. Mingazzmi, U cer-
njlo m rdazkme ooi fenomeni iMsioliici, To-
Id99; ®. ^trt^, 3>ie SocolifationSil^eorie
auf t^pci^logif^ Sßrobleme, 2. 9ufL,
1895; SBifbermann, Sol^rb. ber 9latur*
S; Sreib. 1895, 297 ; ^. gle^ftg.
vv^n uib Cccle, 2. %xtfL, Seipüg 1896; 2)erf.,
S^ £0OBltfQtioii ber geifttgm SSotgdnge, inS«
K^Mirre bie €tnneSem))fiiibmigen beS SRenfd^en,
b!^ ia96.)
7. Ocbcr ben UTf))Tung bet Seelen butd^
mstL fttffii^ &^bjp\imqßact, nid^t burd^ elter«
:ite Soigmeaoct^ f. b. 9tri. ereotioniSmud. SBie
M Czioiiamdinufi ben fxmll^eiftifd^en Smanatid-
xsA (^ b. 9lzt) unb @enerotiomSmuS (aud^ Xro»
bcxm^ntS genannt) gleich totxffom Qu8f^te|t
i: f^M er and^ bem l^tifd^en $räest[tenitom8-
csl einm Siegel not. 2)enn entmeber Mt man
et l^ato itnb OrigencS bie ^destftens ber
^«den auf olS ein Dorleibttd^eS Seben fittlid^en
ctsqfi, )tt btffen €ubnung unb Strafe fnift ber
.^ixpag eine Sinbrierung ber Seelen in bie
erfolgt, über man oenlt fiii^ ben üorleib"
Sii^tamb oIS ein Seben ftttli(^er Xeinl^ett
itadnbiffcren;). SSeibeSnnol^menftnb Demunft«
Eib glasbrnAiinbrig. S)enn im erftern ^e mirb,
2K ^ (Einteftmng beS ®eifteS in baS ®efängo
ri Dcft Selbes nur a!d eine unnatilrlid^, gettmit*
xm Scrbinbung gdKxd^t tuerben lonn, bie fub«
xoKtmk 9Saiitrf9ni^e ju einer b(o| acdbenteSen
rdm, d^H4 ^^ M ber SBefeffenl^t, b^^^^b«
;nc«^^. 9Begen biefeS 3ufommen]^nge8 tDurbe
r« ttrtcpßcn^el^e non ber iHrd^e fd^on frfi]^-
^^ troDorfetL ®egen Origened (f. b. 9rt.) erlief
:^ (flndl Mn &>nfiantino))eI im 3. 548 (nid^t
Nsl algemetne Comil bon 553; f. ^efek, Sonc*
vXjdL n, 790 ff.) ben Canon : 81 qnis f abulosam
laiBBanm praeezistentiam et, quae ex illa
cccecqmtar» restitutionem (diccxaTaffiamv)
BMnuerit» anathema sit (Denziiiger n. 187 ;
:2la.l07). SOein aud^ bie }tt)eUe, milbere gof *
i^i ioift bem 2>ogma jutoiber. 3^ar ftujkte 9}e«
Ml» <V bL 9rt) biefe «nfid^it auf ben ®ninb,
.'4 eeü noilb trni fed^ten Sd^ö^^fungetoge feine
Sfidn mebe au9 nid^tS erfd^offe. 3ebo($ fd^on
:«i^^i&iniiS nrt^eilt: Haec dogmata, quibns
fctater anima ante camem habuisee ali-
uwsm, rtatmn bonnm et meritiun bonum, si
Uru aeacis; ezceptis anüqois haereticis,
fftan receiitiiis in PriBeülianistiB jam ca-
ÜjQüea (faunnaTit eedesia (De anima 8, 7).
^ fcctaf nur ber Srinnerung, bo| bie Seelen»
aattang (f. b. Sri.) ober aRetempfpd^ofe ($t)-
t>ifacaß, 9afUtbe9)^ fomie bie gnoolutiond-
urmr ßctbm)^ 2o^), monod^ alle Seelen be-
ins m fOMon crfd^ffen fein foOen, aß Slbarten
:« Cchs^enilei^ mitoenirtbeilt fmb. lieber
> s omibe Sonbenmfid^t 9lo«mini'8 (f. b. ^xt,).
ba| bie bon ben ßltem gezeugte fmnlid^e Seele
burd^ baS 9luf(eud^ten ber idea dell' ente nad^«
tröglid^ ftd^ ^ur SSemunftfeele umgeftalte, brandet
man fein 3Bort }u Verlieren. (Sgl. Girard, La
transmigration des &ines et r^volutlon in-
definie de la yie au sein de l'univers, Paris
1888; Dowd, The Soul, itspower8,migrationB
and transmigrations, S. Francisco 1888;
3. 9. ^nberjon, 2)ie Seele, ibre Stiften} unb
loieberbolte SSerförperung, beutfd^ t)on S. S)ein-
barb, fieipjig 1895). — 3m näd^ften 3uf ammen-
bang mit bem SreatianiSmuS ftebt nod^ eine anbere
£igenfd^aft ber Seele, n&mlid^ il^re 3nbit)i<
b u a I i t ä i 2)ief e ergibt ftd^ aEerbingS aud^ au8
allem, maS oben aber bie ®eiftigfeit, Sinbeit,
gformtbätigfeit unb ben Si^ ber Seele auS-
gefübrt morben ift. SBeber bie Se^re bed ^Derroed
(f. b. 8rt), ber ben vooc iroirjnxöc befi SlriftoteleS
?ur allgemeinen un|)erfönlid^ anteiligen} oer-
[üd^tigte, nod^ bie ))ant]^eifirenben SBabnoorftel-
lungen oon einer Xbeilnabme am gdttlid^en Sßiffen
ald oer abfoluten Semunft (^egel, Soufin, Onto«
logiSmud) loffen jtd^ mit bem CreatianiSmuS Der*
einbaren. SEBie enge biefer ledere in berXb^t mit
ber änbioibualitat ber Seele gufammenbangt, be«
toeiSt fd^Iagenb bie 2)efinition ber 5. Sateran«
fpnobe in ber 99uQe Seo'8 X Apostolici Begi-
minis Oom 3abre 1518 (Denzinger n. 621).
9Ba8 bie §rage nad^ bem 3€it|)unfte ber Sr«
fd^offung unb ßinbaud^ung ber Seelen betrifft,
fo folgte man im Mittelalter ber ariftotelifd^en
9nfid^t, toonad^ ber götuS juerft oon einer
^flonjenf eele , fobann t)on einer Xl^ierfeele unb
jule^t oon ber ®eiftfeele belebt merben foO. €ine
foldfie fuccefftüe ßntftebung unb SSerbrängung oer«
fd^iebener Seelen befl^t jebod^ toeber in ber oer«
nünftigen 93etrad^tung nod^ in ben Xb^^tfad^en
ftid^b<>Itige ©rünbe unb ift ba^er in neuefter 3(it
giemßd^ allgemein aufgegeben, ^eute tt)iegt oiel«
mebr bie tSnfid^t oor, bag fotoobi bie %e[eelung
beS Smbr^o mie bie Srfd^affung ber @eiftfeele
mit bem 9Romente ber Smpfdngni| ober Sefrud^
tung jufammenfaHen (ogl. Galassi, Bull' ori-
gine dell' anima umana, Bologna 1888).
8. Sie Unfterblid^feit ber Seele rul^t
|)bi(ofo))bifd^ einerf eitS auf ber 3ubioibuaIitöt md)
©eiftigfeit ibrer Subftang, anberfeitS auf ber etl^i-
fd^en Vlotbtoenbigfeit ibrer pofttioen Srbaltung
burd^ ben Sd^öt>fer, ba bie Seelenoemid^tung ben
Attributen ®otte8 nid^t minber toie ber ^atat
unb bem ®(ädtfeligfeit§triebe beS freien @eifted
toiberfprid^t (f. b. «rt. ffllenfd^ Vin, 1279 ff.).
S)ie unfterblid^feit ifi aber aud^ ein ®Iaubendfa^,
ben baS fird^Iid^e Sebramt feit ben ölteften Seiten
ge(d^fl|t unb f^oi^^tfyxUtn f^at ßufebiud (H. £.
6, 87) unb SluguftinuS (De haeres. 83) be-
rid^ten oon ber arabifd^en Secte ber ^9))nopf Qd^iten
aus bem 3. 3<2btbunberi, toeld^e ben )eitmeUigen
Untergang ber Seele, nämlid^ oom Zobe bid }ur
Sluferftebung, Icbrten (uitvoc, Seelenfd^Iaf; f. b.
Srt.); gegen biefe 3n:le^re foU aber Origened auf
©eflarclli — ©egeiu
69
Scrazmäi unb SSilbf , gepaart mit bet nötl^tgen
?ffTrla!f2 nnb gnrrgie. feer fid^ ni^t fclbft bc»
ifrnii, lonbrni btr natürlicl^cn Setbcnjcfyiftlid)-
!fä vixT rinrm mtflugen Uebereifer DerföIIt, ret|t
ricbfr, baut aber nU^t auf (ügL 3qc. 1, 20). —
z. ©uie* aSeifpiel burd^ äd^t pricftcrlid^en, un»
ic^cIbaftcn SSonbel imb bur^ gifer für bie SBcrfe
^f7 SSciigion unb ber Sann^erjigfeit Forma
facti gregis (1 ißetr. 5, 3) müjfen bic ©cel»
iDiger fein unb exemplum fidelium (1 Xim.
4, 12; ogL Sit. 2, 7), tüic aud^ ba§ 6i>ucil Don
irient (Sess. XXTTI, c. 1 De ref.) unter bie
burc^ praeceptum divinum bem @eeI(org§cIeru§
aufgelegten ^^jlic^ten bonorum onmium operum
exemplo pascere, paupemm aliarumque
miBerabüium personanim curam patemam
gerere auf ^ol^It
6. Sie t^irtcnforgfalt (S^riftt erjhetft pd^ auf
alle 92enfd^ o^ne l[u§na](|me, unb fo mu| au^
btr Siener ber iKrdde unb !J}ricfter g^rifti al§
©eelforgcr ^ SUen für üerpfiid^tet l^alten (SRom.
1, 14). dh: mu^ 93ater unb gü^rer gum Fim-
mel fein für Äinber unb ßrtoad^fene, Untrifjenbe
unb &ele^rte, Sünber unb gottbegnabigte ©eelen
u. i. tD. Selbfi bie SSerftorbenen finb no(^ Segen-
fianb feiner Siebe uiü) ©orge, inbem er für fie
®[bete unb baS l^eüige Opfer barbringt, ?[bläffe
if)nen $nipenbet unb ^en bicfe SiebeSgaben aud^
ton ben (Gläubigen erbittet. Sa aber bie Der-
idbiebenen klaffen Don Wenfd^en aud^ Dielfad^ Der>
^d)icbene 93c^nblung unb Derjc^iebene ^nioenbung
ber aügemeinen ^ftorationSmittel erforbem, fo
gib! e§ caid) oerfd^iebene Slrten ber ©eelforge. ©o
rcbrt man öon fiinberfeelforge, fhanfcnfeelforge,
böberer ©celcnleitung u. f. m. ^ud) l^at bie ftir^e
miiimter fperielle ©eeIforg§amter für einjelne
Glaffen üon ^erjonen angeorbnet, fo ganj be«
fonberS ba§ 33eid^tt)ateramt für grauenflöfter (f.
b. 2ln. gjonnen IX, 441 ff.), «ud^ bie Wilitar-
feelforge nimmt oiclfad^ eine ftngulöre ©tcttung
ein. Sic ifi entiDebcr jtoar bem Ortspfaner unter«
gcorbnet (tt)enignen§ fo lange bie Gruppen in
ifcrcn ©amijoncn liegen), aber bod) in ber 2i?eife,
bafe mit ibrcr 9lu§übung ücm SiöccjanbijAofe
ein ^^ricftcr bc§ ^arrderuS betraut wirb ; ober
fie unterliegt einer fpccicflcn, öon ber aügemeinen
©eeljorg^orbnung feparirten Crgani)ation. Sc^-
tercß ift ber gaÜ in ^Nreufecn unb Ccfterreicb, in
XDdd)en eigene 9?iid)r.fe für bie ?lrmee aufgcftcUt
fmb, Don meldicn bic 9?iiliiQrciirQtcn ernannt unb
mit Scelforgc für bic ©arnijoncn betraut mcrbcn.
Sem ?lrmeciii*of ( frclbpropft) liegt c« audi ob, im
ftricgsfalle bie SeclüirgSöcrbelnüJie ber 5 nippen
;u prbnen. 3n Stooten, in ir.clcl)cu bic jJiiliiär=
ücl'orge bcn Siöcejanbijd^öfcn uutcrftellt in, ircr«
r-rr. nad) Ucbcreinfommcu mit ber iEiaaic-ruvicrung
^eu'gci?:lid)e ernannt unb fccrcn Kcljorglid^c :)ifd)ic
3emein»*a»:Iid)r!onbfnSiid)öfcn fcitgcicja f?irt.61
r-er rfu:*diLnSHeid)i:Ucrjafinr.i; iu^l'.ci;: bic 'JJiiiiiär»
ürdicnorbnung Don ben nad) ber prcu^iidu^n 2)iili«
lörgeje^gcbung gu orbncnben ©egcnitünben aui).
9(IS gfelbgei^Iid^e »erben im beutfd^en Stetere )u*
nöd^ft biejenigen ^riefter gemault, toeld^e um iferel
geiftlic^en 9mte§ miUen nid^t aU SSBe^rpjiii^tige
)um Sicnfte mit ben SBaffen l^eranjugie^en fmb.
(9Jgl. bie im 31rt ^ftoralt^eologie IX, 1591
citirten äBerfe.) [grüner.]
^fflatein, f. «pojblifer 1, 1143 unb §rati>
ceflen IV, 1928 f.
^i^ ift/ gemöl ber ^erfunft beS 9Borte§
Dom lat. Signum, simöd^ft bad Iheuggeid^en, un6
„fegnen" I)ei^t bamad^ „etmav mit bem ffreu^e
bejeic^nen", um eS ber Srlöfung$gnabe t^i^oft
5U mad^en. 3m ©prac^gebrauc^ ^at jtd^ aber bie
iBebeutung be§ SBorted ^ngemö^ ba^tit erueiteit,
ba| ©egen (©egenertl^ung) iebe burd^ SBorte
ober burd^ ft)m5oIifd^e 3ci(^en (}. 93. 9u§breitmig
unb Sluflegung ber ^önbe) ober aud) burd^ betbe
HRomente jugleid^ au^gebdidfte Snmünfd^ung Don
göttlid^en Sttabengaben begeid^net ). 9. ber ©egen
ber Altern, bem (DgL gccil 3, 11) eine befonbm
jtraft 5ugefd^eben toirb. Saneben ifi ,,©egen'
aber au($ bie burd^ bie ^anblung beS ©egncnS
angemünfd^te ®nabengabe felbß unb fd^Iieglid^ in
gemiffen SBortDerbinbungen (g. 99. ©egen @otte$)
ft^Ied^tj^in foDiel une ^@abe (gotted". ©einen
eigentlid^en $Ia^ ^ ber ©egen alS nid^ bIo§e
^nmünfd^ung, fonbem ^ugleic^ »irffame Sermüt-
lung göttlid^ier ®naben in berSiturgie. 3n
^. S. mar eS Aufgabe bed ^riefterS, baS Soff
unter ^Inrufung Se^oDa'S unb 9nmenbmtg (k>
ftimmter SBorte (9him. 6, 24) ju fegnen, 3w»
liturgijc^en ©egen be3 92euen SunbieS ge^rt M
©egenSmort mit ber Anrufung ber l^Uigften Sm*
faltigfeit unb baS ffreuggeid^, boS mit ber ^onb
(SJlanualfegen) ober einer geheiligten ©ad^ (alla-
$eüigfte8 ©acrament, 6rucifi|j, Äeliquien, ^•
ligenbilb) über bie 5U fegnenbe ^ßerfon ober ä()e
gemad^t toirb. 9{ur hti bem ©egen mit bem aler>
beüigften ©acramente toirb, ba S^rijtuS feffij! ber
©egnenbe ift, eine ©egenSformel nic^t gefprod^
Sa alle ©egendgetoalt Don ®ott tommt, fo ijl
Präger berfelben nur berjenige, bem ®ott{ie mit'
tf)cilt unb ber bem 5U ©egnenben gegenüber aß
©ottc« ©tcIlDertreter erfc^eint. Ser Sitinrg fegnd
barum auc^ mit ber formet : Benedicat te Dens
ober mit ä^nlid^en SBorten, unb nid^t mit bes
Si^orten : Ego te benedico. SSerliel^ nirb in
ber JSird^e bie @emalt §u fegnen burd^ bie $rie>
ftcrtpcibe unb fpccieÜ burt^ bie ©albung ber Sönbt
t\c^ "ipricfiiTj (j. Pontif. Rom.: De ordinatione
Presbyteri [ed. typ. I, Ratisbon. 18SS, oöji.
Sic C^jbDrtütion Dor ber Sh^cifte l^ebt unter ben
9>c.Umad}lcn unb "ipilidöten beS IMejter« bo^
3cf.ncu cigcnfi bcrnor: Sacerdotem oportet
ofterre, bonedicore etc. Sie grolle ©egcn^
c;ciralt br'iut ber iMJdiof infolge feiner ßonjecw«
rirnunb hart feiner biiTavd&i^'Acn ©tcttung ; bie erfte
'lllmti. .i!iMi:ng, tic ber neu gciocibtc SBifc^of in mi»
nii:iti:\^riin ^^^.uiairanrnbangc m.it ber geier feiner
ßon^'ccration oorjuneljmen bot, ijt bie grt^KÜung
bcÄ ©cgcnS (f. Pontif, Born.: De consecr.
©eelenmejfe — ©eelenioanbetunö.
58
>m. 2, *i(L, arf|>jl8 1898 ; SJ^. Slel&en, Se^-
Mb bcc aBgemciiien $^ofogie, fiei|)}ig 1894 ;
LT, fBimte, 0nmbri| bet $fQd^oIogie^ fiei|)}ig
:$36; SD|r, Olebicmifd^e ißfqc^ologie imb $^9-
Us^ic ftcr @fele, neue «u9g., (Böttingen 1896 ;
r:^nmn, ^(^ologtf^e Briefe, 7. 9ufL, Setpgtg
1^96 ; St. 3obI, Se$rbtt<!^ bet Ißf^ii^ologie, @tutt-
.st 1696; 6. F. Btout, Analyido Psychology,
2 Tob^ Loadcm 1896 ; Mantovani, Peicologia
t5ii]ttgiea, MUano 1896. 3ur (äefd^^te bei
i^tifolo^ ogi. IF. 9Benier, (EnttoitflungSgong bet
zttKbdlecL ^«d^Iogie, SBienl876; Ohaignet,
fisttiir« de 1» Psychologie des Grecs» Paris
l^SS — 1893, Svols.; 9t. Sommer, @runb)üge
:^t^. bcr beittfidben $f9^o(o8^^ unb Seftl^etif ,
1892; g^os Seffoir, ®t\d^\d)U bet
tadfd^ 4if9d^oIogie, Serlin 1894. 3ur
Nigjautifd^ ^ßfi^d^ologie fei auf bie 2)ogmatifer
MDvfen; baSSDogmengef^tddtltd^e f. bet^. @tödl,
Sie {ptoDlaÜt« £e^re i>i)m SRenfd^en unb il^re ®e-
^tuäftc, aaSfirjiurg 1858--1859, 2 9be., unb
£<fi0Qiic, 5Cogmengefd^. I u. II, 2. 9ufl., gfreib.
1^2—1895. t^o^Ie.]
$tditmmilfe^ f. 99egrabni| unb Bequiem.
^iritefifCiif ($f 94o)>cmn9(i^te) mirb ber tmum-
cr^ 3ii9^ genonttt, ben nad^ bet Snfid^t ein*
vlorSdter, ber 92ef|tonmier, ber fd^iSmotifd^en
'innmifr, ber 9nntttioner unb ©ocinioner unb
rjUr mobmun ^roteflonten f ottrie ber Setenner
^^ ^Um bie €eelen ber SBerflorbenen }tt>ifd^en
ta tob ifiib bem SBeltgetici^t etleiben foSen.
zie fqeU^maig Tvifyct Don Sofoin l^er, tt)el(^er
:de dnfe^ eigenfi 6cf&mpfte (Tractatus de
^mhofMBnychiA, ArgeniorüLlb42), Satian
M {Ot. e. 18), bie €eeU merbe mit bem
^^T^ at^ffiö9t, totnn fie bie SBo^tl^eit nid^t
t±nat l)abe; i^r SU>b fei ober fein etoiger, fon-
tca fk ße^ am Snbe bcr fEBelt mit bem mr-
;{7 miebcr mif , um in Unfterblid^feit ben Straf«
ü^ pi emjyfangetu @ei bagegen bie Seele mit
!r ^rlhmtniB ®olleS auSgeruJtet, fo merbe fie
per 004 aiifgrlMt , toerbe ober beim (Serid^i
rra o5tni^ ®etfie aufmött« gefül^. 3ft ed
^nlJtimi itDetfeQMft^ ob Don einem mirflid^en
l:U ber 6edt ober Don einem @eelenfd^lafe bie
/.^ ^, fo ermft^nt £ertunion ou^bnidflid^ bie
itpt um @eelenf<^lafe , menn er (De anima
c. >?t mif ben SinUKinb gegen feine Seigre oom
ici^gbeaen 8oofe ber Seelen in ber Unterioelt
riiUn: JSBBad fott benn »öl^renb jener Seit
r>4ni. bo tmr in ber Untenoelt finb? äBerben
rc i^lflfcnl Sber bie @eelen fd^Iafen nid^t ein-
es! tn brn Sebenben."' ©ufebiuö (H. E. 6, 87)
^Mi twH einem ber SBa^r^eit fremben ®ogma,
rri« in Arabien aufgetommen fei, baft nämlid^
^ B&k mit bem Seibe flerbe unb bei ber Stuf-
ir^dBBig imt bemfeOben toieber auflebe. 9uf einer
vaSi Ochun SQnobc fyAt OrigeneS bagegen ge-
^wota rxA bie fln^änger beSfelben eined Seff em
Mfkt S* «nt^ ber Sll^neto^fijd^iten ipurbe
=^ «m ben fß^otinionem mtgenommm unb
]pQitt t)on eimelnen SBiebertäufem aß förmlid^er
Sel^rfa^ auf geftellt. S)iefe SReinung ift burd^auS
gegen bie peilige Sd^rift unb unt)erträglic^ mit
bem ©tauben an bie Utifterbliddleit ber Seele (f. b.
Slrt.). Slbcr au(^ bie Sel&re öom eigentlid^cn Seelen»
f(^Iafe tt)iberf})rid^t bem ©lauben. S^ax wirb ba8
SooS ber aogefd^iebenen Seelen im Sd^eol im
^Iten £eftament fel^r bufter bargeftettt , aber e8
tt)irb bo(^ bie gfortbauer beS SeiDu^tfeinS an-
genommen. 3m bleuen Xeftament mirb ber ®eift
nad^ bem leibltd^en £obe ald felbftbeiouBt unb
entmeber feiig ober unfelig infolge be§ Singel-
gerid^ted nad^ ben SQBerlen bargefteUt (fiuc. 23, 42.
43 ; 16, 22. 2 6or. 5, 8. «piftü. 1, 23. 24. Op.
14, 13). SBobl beginnt baS ooOe geben ber Selig«
feit erft mit ber Suferfte^ung bed gfleifd^eS, allein
bie Seele ift nid^t berartig oom gfleifd^e abl^öngig,
ba| i^re felbftönbige, feIb[tbetou|te t^ortbauer na^
bem Xobe nic^t möglid^ möre. S)ie 93äter maren
t^eiltoeife bon gned(|tf(|-römifd^en Slnfd^auungen
beeinflußt, koenn jie jmifd^en Zob unb Stuferftebung
für bie Seelen, mit ^uSnaf[me ber SRartprer, einen
9RitteI}uftanb an irgenb einem unbelannten Orte
amtel^men (Justin. DiaL c. Tr3rph. c. 80 ; Iren.
Adv. haer. 5, 31, 2 ; Orig. De princ. 2, 11, 6;
In Lev. Hom. 7, 2 ; Tert. De anima c. 58 ;
Apol. e. 47 ; De resnrr. cam. 0. 17. 43 ; Lact.
Inst. 7, 21 ; Aug. De praedest. sanctorum
c. 12; Encbir. 0. 109). «ud^ ber f)l SBem-
l^b mar biefer Snfd^auung. 3o](ianne8 XXII.
(f. b. 9rt.) ^atte fie früber angenommen, fpftter
aber oermorfen. Sie fd^iSmatifd^en @ried^en f)ViU
bigten i^r jum größten %f^dU; ibr Srrtbum
mürbe t)on Senebict XII. unb bem Sondl oon
gloreng Dermorfen (f. b. Srtt. 9lnfd^uung ©otteS
unb ©erid^t, göttlid^eS V, 396 f.). (»gl. ©edferS,
SJtittbeilungen auS ben merfmürbtgften Sd^riften
ber t)erfIoffenen Sa^rbunberte über ben Suftanb
ber Seele nad^ bem Xobe, SlugSburg 1835 bis
1836, 2 ^efte; SBünfd^e, S)ie SSorfteSungen bom
3uftanbe nad^ bem Xobe nad^ ^pocrtipl^en, Xal«
mub unb Jhrd^enDötem, in ben Sa^rbüd^em für
prot. ll&eol. 1880, 855 ff. 495 ff.; Simar, Sel^rb.
ber 3)ogmatü, 8. «ufl., greiburg 1893, 856 ff.;
aß. Sc^neiber, S)ad anbere Seben, 4. Slufl., $aber^
bom 1896, 195 ff. 375 ff.) [Sd^anj.]
$eeteitniaitbeniti0 ((jL^rsfi^/ux^^^O ^^ßt bie
angebliche SBanberung ber Seele bur^ oerfd^ie-
bene jförper, mobur^ nad^ ber Trennung ber
Seele Don intern fieibe eine religiöd-ftttlid^e Stei-
nigung ober pl^qfifd^ fi&uterung uno bamit bie
9)Uglid^feit einer emigen ©lüdfeligfeit ober einer
Bereinigung mit bem Unenblid^en erreid^t mer*
ben foE. S)er ©taube an bie Seelenttxxnberung
bitbete einen Seftanbtbeit ber nligiöfen 9ln-
fd^auungen (bei änbem unb Slegqptem) unb ift
etft in ber p^t^agoreifd^-platonifd^en ^bi^^f^P^i^
in eine pbitofopl^tfd^e SBettanfd^auung aufgenom-
men morben. Ob bie ©ried^en biefe Se^re,
mie ^erobot (2, 123) berid^tet, Don ben SlegQp-
tem ober gar oon ben Snbiem überfommen
59
@eelentt)anberung.
60
"fyAtn, U^ f$ gefd^td^tnd^ nid^t fidler befUm-
men. 3m SUtöemcincn ift ober ein ginflufe ber
orientolifd^en Steligionen auf ben Orpl^tSmuS
unb $9t^agorei§mud faum )u beftreiten. S)ie
^legqpter ^aben nod^ ^erobot bie Seigre t)on ber
@eelenn)aiü)erung oufgebrad^t. @te glaubten, bie
@eele fei unfterblid^ unb ge^e, toenn i^r jtörper
Dermefe, in ein anbered ©ejd^öpf ein ; loenn fte in
allen £anb>, SReer- unb geflügelten ^l^ieren l^erum-
iieloanbert fei, fo lomme fte luieber in einen 9Ren«
c^enleib. Siefe Umioanberung baure für bie
©eele 3000 Sahire, b. 1^. eine ©otl^iSperiobe. ©ie
gel^örte )u ben ©trafen ber 93öfen, toie auf ben
ÜJtonumenten ertt)ä]^nt luirb. 3nbeg l^at man
längft bemerft, ba^ biefe Seigre im äBiberfprud^e
fielet mit ber ftrengen ag^ptifd^en ©itte be§ Sin«
balfamireud ber Seid^name, unb meber bie Unter-
fd^eibung jlDifd^en ^riefter- unb SoIfSreligion
tu)d^ bie Überlegung beiber SorfteUungen in Derfd^ie-
bene ^erioben tann ben Sßiberfprud^ l^ben. S)er»
felbe ift üielmebr auf ein SRi^erftönbni^ ber
©ried^en gurücf gufül^ren. 3nt Zobtenbud^e l^anbeln
12 Rapxid Don ben 99{etamorp^ofen, ol^ne aber
bie ®aä)t beutlid^ }U mad^en. S)er Xobte nimmt
üerft^iebene (©perber», ©erlangen» u. f. m.) ®c«
ftalten axL 9Bad bie^ bebeutet, mirb nid^t gefagt ;
Da| aber nid^t an eine ©eelenmanberung ^u beuten
ift, gel^t baraud l^or, ba^ biefe SRetamorpl^ofen
nid^t auf Srben ftattfinben unb nid^t ben Sl^a-
rafter Don ©träfe unb Söuterung tragen, fonbem
im S^nfeitS gang freimiEig übernommen werben,
ßrft bie Fragmente l^ermetifc^er ©d^riften, meldte
eine bebeutenbe gried^ifd^e 3utl^at enthalten, lehren,
ba| bie ©eelen au3 ber ©emeinfd^aft mit ber ®ott-
l^it in baS irbifd^e S)afein einer ©d^ulb ober 93e-
ßedhing toegen Derfto^n merben unb Derfd^iebene
ißcrttHxnblungen (jieTsvjtüjiaTCDffic) in friec^enbe,
SBaffer-, Sanbtl^iere unb 9}5gel erleiben, bi§ fte
als ÜRenfd^en ben Anfang ber Unfierblic^fett em-
pfangen, 2)amonen toerben unb fo in ben Sl^or
ber ©Otter gelangen, ©id^er fiitbet ftd^ bie fie^re
Don ber ©eclentoanberung (©anfara) bei ben 3n»
biem, iDenn pe aud^ ben t)ebij^en Siebcm f remb ift,
ja in einem SBiberfprud^e mit il^inen ftebt ©ie bc-
berrfc^t ben 93ra^mani§mu8 (f. b. ^rt), fpielt im
©ubb^iSmuS (f. b. 5lrt.) eine »olle unb lebt bis
^te fort; namentUd^ bilbet fte in SSerbinbung
mit ber SrlöfungSlel^re bie ©ntnbföule ber pbili>'
jopl^ifd^en ©peculation (Upanifl^ben, SBebanta).
©ie mu^ alfo alten UrfprungS unb nid^t t)on
Linien l^reingebrad^t Sorben fein. Sagegen ift e§
nidt)t mögltd^, mit @etoi^eit gu fagen, mit fte ftd^
in ber inbifd^en %nf(^auung eingebürgert l^abe,
aber e§ genügt, an bie SBeltflüc^tigfeit unb ben
flreislauf in ber inbifd^en SReligion ju erinnern,
um bie Sebcutung ber 2!ran§migration )u er*
f ennen. S)er £h:etSlauf be§ £eben8, in feinen l^ö^eren
unb böd^ften mie in feinen nieberen (formen, gilt
als ein Üebel; bal^er ift bie Befreiung t)on ber
2BieberboIung ber Ssiftenj, fei eS auc^ in para-
bieftjd^eu ©öttenooldnungen, bad S^tl ber ©pecu«
lation. S)ie $]^iIofop^ fud^ ju geigen, ttrie bie
©eele il^er irbifd^n Seftimmungen (Upab^i) fiti
loerben lönne, Dergeid^nen bie Stationen goun,
burd^ meldte bie nid^t befreite ©eele auf i^ Seife
gu anberen Sj^iftengformen, l^ö^eren ober niebacn,
ie nad^ ben äBeiien, ttKmbem mu|. 2)ie gntn
unb böfen 9Berfe l^aben eine caufole SBirfung fir
neue Siiftengen, unb bie Seiften) l^ört in bec
toal^ren Sr!enntni| auf. gfür bie (Erlösten gibt
eS feine SQBieberf el^r ; auS bem ©trubel bed 2)afenifi,
ber erneuerten Sj^iftengen ftnb fie }ur 9ht^ ge-
!|e(angt. 3n ben ©iefejl^bü^em xotAm mdft wa
d^ioere ©trafen für bie ©ünber fef}gefe|t, fonbem
ed mirb aud^ ein 9(u8bIidC auf jpötere S|ifieii|n
mittels ber SranSmigration eröffnet 3)en SöjeR
unb ben ®uten merben t>erfd6iebene l^Sifd^ tat
l^immlifd^e SBobnungen in ^uöftd^ geßeU unb
für beftimmte ©ünben nod^ beftimmte Oualen n
nad^f olgenben S^iftengen angegeben. Sie ©d^Icc^
ten toerben in £^ierleibem, etma oIS SBurmer vaib
3nfecten, miebergeboren, imb aud^ gemiffe Seiboi,
S. iB. ber %uSfa^, meifen auf ©c^ulb in einem
oorigen Seben ^in. SBie aQgemein inbifd^ biefe
^nfd^uung ift, beloeiSt bie Sufna^me berfd&en
in ben Subb^iSmuS, ber bod^ feine inbix^ibnrOe
Sfortbauer ber ©eele annimmt, ia bad SBefen bec
©eele löugnet. S)ie ©eele ift il^m nur eine fltt*
lic^e Saufalitdt, bie ©umme unb boS Stefiiitat
beS SebenS, looburd^ mieber eine neue $erf5nfii^
feit entfielet. 2)iefe baS Sinaedeben beßimmeBbe
Wad^t b^i^t ffarma, unb bie Sufgobe befi^
barin, bief eS Jf arma gu üemid^ten, bamü feine nene
®eburt mebr oerurfad^t merbe (ogL S^ntepie be Ia
©auffa^e, SteligionSgefd^. I, gfreib. 1887 [2.14
1897] , 68. 293. 370. 375 ff. 415 ; ßarbl|,
S)er 93ubb]^iSm'uS nad^ filteren ^li- Serien,
aRünfter 1890, 54 f.; S)erf., S)ie Debif(^bn4-
manifc^e $eriobe ber Steligion beS olten änbiciä,
ebb. 1893, 326 ff. ; ©d^ana, Apologie n, 2. Infi,
greiburg 1897, 43. 49. 72). — ©ei ben (8rie-
d^en ]^at ^b^tef^beS Don ©^rod (um 600 o. (^)
auerft bie fic^re t)on ber ^Unfterblid^feit ber ©Mie',
b. ]^. ber ©eelenmanberung, DorgetroQen. Sos
il^m l^tte üe ^Qtl^goraS (geft um 500) fihc-
fommen. ©eine ©d^üler gaben biefe Se^ce fni
eine neue Offenbarung il^eS großen ^^pffdat
unb ^leifterS auS, bem munberbarertoeife bie @ak
ber Srinnerung an früi^eS ^fein in anbcnn
fförpem berlieben gemefen fei ^Qt^goroS feAft
glaubte, ba| bie ^enfd^enfeelen nad^ bem Xobc
aud^ in Xl^ierförper monberten; Don fid^ felbß ht»
bauptete er, ba^ er fd^on mebrmoIS auf Srben gt*
toejcn fei S)ie ©d^eu t)or Xl^iermorb unb bai
ißerbot beS Sol^nengenuffeS l^ongen bamit p
fammen, braud^en alfo nic^t auS 3nbien entl^
au fein. 3)em religiöfen S^arafter ber fiel^ p
mö^ nahmen bie ^^tl^goreer eine ^äesifkn) oec
©celen unb eine oorl^erige SBerfd^uIbung an. iM
©eelen tourben nac^ i^nen aur ©trofe in boA @rab
ober ben ßerfer beS SeibeS t>on ber @ott^ Der*
fe|t, unb je nad^ bem ®ebraud^e, ben fte oon bieten
(1
Seelforge.
62
^^a^nibe bct 9u^ unb Slttnigune maii^ten, tour*
Ist fk iio4 bcm Zobc iDieber ju bem l^öl^ein,
!:c9cifofm ^uponbe im ffo9mo8 er^obm ober )u
<acxR Stmft üi bcn Zartorud Qrfto|en, ober fie
»:|ai iSttt SSonbenuigen buni^ t>erf(^tebene Zitier«
nb Statf^^etber ^ri Smi^eboneS (geft. 432)
:äBte Wc 6cdaitDanbenmfl aud^ auf bie ^ftanjen*
idt aid» biK^ tonnte bie Manjenfoft notürlic^
zM gtek^ bem gfleifd^gniup oerboten toerben.
ta4 9inbat glaubte an bie Unflerblid^feit unb
Hl SttCeiUDonbennig; bie Seelen ber ®o!tIofen
omi ncufi i^ unjlöt uml^er. SBöl^renb ober bis
lobm rcfigiöfe SRotioe ttirffom nxiren, ttmrbe bei
Slito. bct iinter or{)btf4-pQtbagorei{d^em Sin«
tsf)t ^onb^ bie €ee(enn)anbenmg ein &)e|entlid^(d
s^jb fetner Skltonf^mnmg. (Er berbtnbet fie
:Bt bcr auB bem SoDSgloid^ aufgenommenen
SniMmig tnm einem 3uftanbe ber 99u|e im
6bM. CS gibt yl^ ®rabe ton SSkn^erungen
Fjn |f 1000 Sol^^ fo ha% bie @ee(e^ in ibrer
IBöcteofigen SBonberung i^r fiebenSlooS immer
tm Vtaaa in^Ienb, ibre 9u^e gel^nfad^ bü|t,
hft Jk fnblid^ jtt Idit>erIofem Seben bei @ott. jum
Unffl^aucn rnib )u ber 3beenioeIt l^eimfe^ren
Ssr bie {^^iIofo)>]^ifd^en @eelen bmmen mit
birimaßgen SBanberung )u Snbe. Sie
ftk^ Btdtn toerben nad^ il^irem erfien Seben in
kc UniaiDrlt gcrid^tet unb bü^en bort il^ Sd^ulb ;
vur 6ic Unbeäftoren merben auf etoig in ben £ar«
fnx# xmpsoim, t9&btenb bie @ere^ten bis }um
rztntle ia'S i^eüe Seben auf einem i^nen oer*
Kstett ®efKnie in feiiger ShiJ^e Oeüoeilen. Sei
>f BoBbaimg mälfen SRönner^ bie ein tmreined
btm pfü^, fidf ut bie Statur bed SBeibe« ber-
•aoMn, onb tDenn fte ba aud^ mieber f d^Ied^t leben,
fk ben ibrni @tlten entfjnrcd^ben £l()ierleibem
:cT2bffcigni (f. bie £itate bei SöUinger, Reiben«
.«3 imb Sttbenl^um, Segenfiburg 1857, 230 ff.
2»! f. ; «Ibetger, S)ie ^riftfid^ e^atologie,
'^nlasS 1890, 132 ff.X 9lriftoteIed fyd bie
^olaammbcnmg beflritten, meil nod^ feiner Suf «
^f^nag btf Scrl^filtniffed jmift^n @eele unb Seib
^ Sttie für einen beftimmien ffdiper bie gform
-t; Bitt ben SteitpotbagDreidmuS unb Sleuploto«
Täaaa bogegen erhielt aud^ bie Sebre Don ber
gukuiuutibcnmg im Sbenblaube einen neuen
tB^^^ovog. S>ie{»^iIofo{)bif4«®<i^uIeber@estier,
sid^ 094 mtfer ben erften ffaifem blül^, l^tte
:«& SMot ontmolifd^ Slal^rung, bie ^flid^t ber
SdSfpipcafnig imb bie £e]^e oon ber Seelenioan*
«nä bem alten !ß9t^agoreiSmu9 l^erüber*
SHe aSBetd^ bed 9))oaoniud oon
iepanb in tbcoreliMen Sebren über bie
IL gud^ bie gelten (S)ruiben) foBen
«mbentng gegloubt l^aben (t>gl. ba-
^fiiBger 559 f .X S9ei einseinen bualifti«
^Seclen(ihiztH>fraiianer,9)iarcioniten, SRoni*
$txktltam^m, ißoulidaner, Slbigenfer)
^!s M Se9^ biefe# <SUaubenS. See neuere Katto-
(2ft|fing, €4opcn^er)ttnbXb^ofo)>^i^'
bot mit |(^miio|2if <^ SiudmaluQg bief er Sel^
ben Srnfi beS (Sloubenfi an bie Unfierblid^feit ber
@eele mit bem ®erid(|te gu erfe^en gefud^t (f. %. 93.
9lnberfon, 3)ie @eele, ibre Ssiften), ßntmidlung
unb mieberbolte Serför))enmg, oeutfd^ oon 2)dn«
l^orb, Sei))aig 1895 ; ogl. SB. Sd^netber, S)ad an«
bere Seben, 4. «uff., ^oberbom 1896, 883 ff.).
äebenfoSS ifl ber @laube an bie ©eelenloanberung
ein SluSflu^ bed ©loubenS an bie Unfterblid^feit
ber @eele unb bie enige 93ergeltung, menn audb
irrigertoeife bie SBu^e unb Steinigung in bad
S)iedfeit8 verlegt unb bie Sebeutung ber Sebcng«
entfd^eibung für bod etoige SooS Derfannt tt)irb.
Sie mobeme SteligionSpbilofopbie toiQ im 9ni«
midmuS bie iBorau8fe|ung für bie SBanberung in
oerfd^iebenen Rbxpttn [inben. S)ie aRoroUtötS«
religion babe biefe antmiftifd^e SSorfteSung ber
@eele als eines oerfeinerten üßaterieKen, boS jebem
fförper einloobnen tonne, mit ber SSorfteQung
ber SBanberung olS eines 9RitteI8 ber Sergeltung
für bie Sefd^affenbeit beS oerfloffenen SebenS unb
ber Säuterung gu einem mettfreien SMfein, b. (•
}ur SrlBfung, oerbunben (Sral^maniSmuS, 93ub«
bl^iSmuS). Snblid^ b<<be bie ßrtöfungSreligion
ben ®Iauben an bie Unfterblid^feit ber Seele unb
bie ienfeitige Sergeltung borauS abgeleitet (f. @ie«
bed, Sebrbud^ ber SleligionSpl^ilofop^ie, f$reibuxg
1898, 59 f. 295. 423 f.). [$. Sd^ang.]
$eeCfotge (oura animarmn) bei|t noc^ bem
lird^Iid^n @))rad^gebrau(^e bie in ®emägb^tt ber
göttlid^en unb fird^Iid^ (Sefe^gebung unb mtf
®runb legitimer ©enbung geübte Xbötigfeit für
baS ^eil unfterblid^r Seelen innerbalb eines be-
ftimmten ftreifeS. 3n einem meitent Sinne ob«
liegt Seelforge aSen, beren Seruf eS in ftd^ fcbttegt,
SInbere in Slnfel^ung beS fittlid^en unb religiöfen
SebenS )u beiebren, }u leiten unb )u übern)od^en.
S)iefe aUe trogen oor @ott unb ber Jhrd^ 93er«
ontmortung für baS ^ett ber Seelen unb l^ben
ibre Xl^gfeit ju üben nad^ SRo^gobe beS gdtt«
lid^en unb Krd^Iid^en ®efe|eS ; fo bie Sttem, ^auS>
t)ater, Sebrer unb Srgiel^er. 3m engem unb etgent-
lid^ Sinne bagegen oerflebt man unter Seelf orge
bie burd^ baS ^rieftertl^um 3efu S^rifti in feiner
ftird^e geübte Zb^^iß^^^t mit ben oon Sl^riftuS er«
battenen SoOmadfiten burd^ Sermaltung ber ton
ibm eingefe^ten ®nabenmitteIorbnung ben un«
fterblid^ Seelen SBal^rbeit unb ®nabe gu il^rem
übemoturlid^en etoigen ^eile gu oermitteln.
1. SDte Seelf orge im eminenten Sinne U)or bie
SBirffamleit beS menfd^gemorbenen SobneS ®otteS
auf @rben ; fie l^atte nad^ a&en Segiebungen nur
ben S^td, burd|) Stettung ber Seelen ben emigen
SJater gu öerbenlidS^cn (Suc. 19, 10. 3ol&. 8, 50).
9lber aud^ bie gefammte SBitffamfeit ber beiligen
ftird^e mif Srben bis an'S (£nbe ber Seiten ift
nid^tS SlnbercS alS bie SBirIfamfeit (Sf^xi\ix, ber
immer in ibr lebt (SRattb. 28, 20), ber fte bie
Senbung, meldte er oom Sater l^at, DoQftänbig
mit i^m tbeiten lögt (Snattl^. 28, 18. Sol^. 20,
21) unb baS ^rieftertl^um fid^ felbft fubftituirt
fykt (Suc. 10, 16). S)ie ganje S^äligfeit ber ffird^r
eeelforge.
66
Q. b. VxL Sd^romt). 3)er 6eel-
it^et trcfitnbct nic^t bU (Stg^miffe menfci^Uci^er
:£^9bm^ ionbccn Ootted SBort^ unb swar alS
vScftatex «otM ; er ftu|t ft^ nic^t auf bie ftunft
bcr 9atb{am{ctt unb auf naturl^e läd^tigi^tt,
vi ita|C]ioeii unb )u übeneben (obgleid^ aud^
M/t »ittel nidftt Demo^o^ loerben bOcfcn),
:r2«ni auf bie (ErUuci^tung unb ftroft bed ^ei-
L^ «ctfM (bgl. 2 gor. 5, 20). ßr brid^t ben
M'^woi oB IWe^ bod Srob beS gdttliii^en
:&fnt^ snb er}icf^t mit biefec Idimmliid^en 9tal^-
onf bit dttgrnb gum DoOen SRannetelter bed
läHüi^cn ScbenS. Q^ lobet a& ^ebiger bie Un-
vnb Sunber butd^ ®otted SBort gum
«nb |ur IBu^ uub tritt mit Wlaä^t
IXafzfd^rMfen^it bem Qkijle bcr Suge ent-
srit bcm @djmxk bed ®eiftcS (6^. 6, 17)
optrmnua inoonfusibiUs reote traotaas
▼«ritatiB (2 Xim. 2, 15). Sßit ®otte3
tiirtct rr ben Unn^tnenbeti unb 3&^ifclnben
tyifirang. btnm, bte im gfrieben kben, Zröftung,
hm iSecbat^n Smunterung gur ®ebulb (9iöm.
Ib. 4. 5). S)tefr Se^rti^gteit ift ^eilige ^i^t
«yaufa bcr gangen ®emeinbe, ciogef j^öt^ unb
;n rriint (Sess. V, c. 2 De ref.). Sie i[t e3
c3r aan^ gegenüber jeber etngelnen Serfon unb
rvCDüie, »elc^ bcr Selef^rung uno S^ted^t-
Bofuag bcbarf (!ßri>iatfedifotge , ^oudfeelforge)
^1 ba aRabimitg beS %po\Ul^ 2 £im. 4, 2.
- ^ir iiDette unb i^rcm Objecte nod^ nod^ be-
ks^uK^ötUrt Obliegen^ bcr @eeI(orge ift bie
;=3^i<fte X^ätiglttxt in 3)arbringung bed ^ei-
:.« Cvfnd bcr SDIeffe unb @)>enbnng ber @acra-
uir jum 3o^dt ber ® nabenoennittlmig. äBal^r-
^-j sod dnabc Oob- 1/ 14) ftnb bie gioei großen
i^gft. womü QQ^fhid fein Steid^ ouSgeftattet
Wi Xie Sü^^it berettet auf bie frud^tbare 9ln>
i^noDij/üM an ber ®nabenDermittIung k)or unb
nun jor ®e^TrIi4feii in ber ©nobe : tejftere
rK^enun befefttgt bie @ee(e im 9eft];e ber
S:."^ snb gibt bie gum Seben unb t)anbeln
^Zi te oConnten SBa^r^eit unb gur (Erringung
'.T roQ 9ott oerl^i^enen $txont nöl^ige über*
\siciäit «tttft — SDie «ird^ als 2rägerin
:a £5aiu^ unb ®nabe ift enblid^ nad^ gött*
.1^ irin1c|xtng ein 9tetd^ unb bcbarf, mie icbed
^.:4). cmcr Sudoritat, roeld^e ®efe^ gibt, öoU-
tit uib auf beren ®runb ©erid^t l^ült. S)iefe
r.s ffjrnfhi§ er^aUene ®en>alt übt bie ihrd^
r^ *ist Ober^irtenomt unb t^eiltseife burd^
L^ nr:eRn €ce(forgdfimter auS, infofem biefe
r^' ^Ibonnene Xi^tergemalt im ^orum beS
»•^ioil, im äü^tm grorum ober menigfteng
1^1 <crsgni6 ber S)ireetion unb eine bcfd^rönlte
: ^tTiiiiuii^enxat in pc^ fd^Iie^en. Sie Scl^r-
^\fct unb bie Sflidl^tergemalt im ©cmiffcnS-
-i rrattift fub auf baS gcfammtc freie ^an-
. j . JDTii:^ bem im &e)Diffen binbcnbcn @c-
t- i«;Ä* btrtct ober inbircct untcnoorfcn ift.
I^vi 3c^ au(^ ber ®e|>orfom gegen bie 3luc-
torüät in ber menfdftlid^n (Scfeüf d^t (bt Somilte,
ftird^e unb @taat). S)icfclbe ^ in ber Sel^r-^
ergiel^ungS- unb »id^tert^tigfeit beS lotl^Iifd^m
giriefterd im {$forum bed SemiffenS il^re befte
@tü^. tJfur bog äußere gefcKfd^aftltd^eSeben l^en
bie nieberen ©eelforgeömter teine 3uriSbictian,
fonbem ed liegt i^nen nur ob, anguorbnen, maS
bie S)urd^]^ruug ber fird^Iid^ ®efe|e für bie
fird^Iid^e @efellf<^aft erforbert, bie S)alDiber]^n-
belnben ober gured^tgumeifcn unb burd^ onbcre ge-
eignete fflUttcl gur Drbuung gu bringen. (58 |ic^t
ifyxtn aber ouc^ gu, in allen Segiel^ungen beS
dffentlid^en SebenS, in xot^tn bie Sntereffen ber
SReligion ober ber d^riftlid^n (S^aritoS in gfroge
fommen, aud^ ou^r ber ftird^ belel^cnb, mo^
nenb unb nrnmenb, berotl^enb unb unter{!ü|enb
tl^tig gu merbcn.
5. S)amit bie @eeIforge nod^ aOen biefen 93e-
giel^ngen in erfpriepd^r SBrife geübt unb bie
^ftd^ten be« obciften Ißijd^ofS unb ^irten ber
Seelen, 3e[u Cl^rtfti, errei^t merben, ^nb Der«
fd^icbene SBebingungen gu erfiUIen. 2)ie totd^tigften
berfclben jinb a. ein Seben beS @ebded nod^ bem
SBeift^iele g^fti^ »eld^r in (gebet unb Soften
auf frin gottmenfd^Iid^ed i^ffentlid^ed 2Bir!en ftd^
Dorbercitete unb ftetS nad^ iBerid^t ber (£t)angelien
bod (ikbet in Serbinbung brod^te mit bem ^re«
bigen, SBunbermirfen unb mit feinem l^eiligften
Sribcn unb Srldfungdopfer. 2)a§felbe Seiipiel
gaben bie älpoftel (^|)g. 6, 4. 9ldm. 1, 9 u. f. m.).
— b. S)ie rid^tigeffcnntni§ ber @eeIforg8befobIe«
nen (cognitdo oviuin ; Dgl. Trid. Sess. XXni,
c. 1 De ref.). 9tid^t StteS pa^i für Mt, unb
nid^t für ^lUe iß bie gleiii^ Sßeife ber Se^onblung
gutröglid^. SDer @ecIforgcr bebarf bo^er einer ge-
nauen ifenntnil bed morolifd^cn 3uftanbe§ friner
(Skmeinbe, ber etngelnen gfamilicn unb i^rcr ©lie-
ber; ber Seelcnbebürfniffe feiner ^flegcbcfol^Iencn;
ber ©d^mieriglciten, iDcIc^e feinem SBirfcn ent-
gegentreten, foiDie bcffen, moS il^m förbcrlid^ ift,
Don Seiten ber SBermögenSoerl^ältnifie, ber ge«
merblid^en unb inbuftricOen 3uftönbe u. f. \d. —
c. S)ie gewiffenl^aftc (Erfüllung ber 9{efibcngpf[id^t
(f. b. %xt). — d. S)ie poftoreae ftlugbeit, beren
erfte Obliegenl^it ift, ba| ber Spriefter unoblöffig
bog l^ödS^fte übemotürlid^e 3^^^ ^or Sugen l^at
unb borouf allein oE fein 2:|un rid^tct, bie 93er-
l^enlid^ung ©otteS burd^ Stcttung unb Heiligung
ber ©eelen. O^ne ©egcn arbeitet, »er fid^ felbft
fud^tj ber ^ricfter mu| lernen, fid& felbft gu öcr-
geffen, er barf nie Don @I;rfud^t, ©cminnfud^t unb
@goiSmu§ geleitet mcrbni. SBirb bod^ niemonb
^riefter für fid^, fonbcni nur für @ott unb bie
©eclcn (Dgl. ^ebr. 5, 1). 3u bem eingig molaren
3iele müfjen ober oud^ bie gmedfmö^igfien 3J2itteI
au§gcn)äl)it merbeu. — e. Dpfermilligfcit unb
DoUfommener (Sc^orfom gegen bie fird^Iid^cn
Obcrl^irtcn unb bie ®cjc^c bcr ffird^e, foioo^I toaS
bie l^eilige Siturgic, bie ©pcnbung ber l^eiligcn
Socromentc unb ba§ gefammte fccIforgIid}c Sßirfen,
Ql§ njoS ha^ ^riDotlcben betrifft. — f. ®cift ber
3
»
©egw^^i-
70
Qccti in Spiseopum [ed. typ. I, 89 sq.]).
Xiefm SxfUtng^gen etned IBifqofS »ie au(^ ben
cnicft neu gmci^ten tßriefterd (^rimition-
ffi ct^attm, fittroddtcn bie ©laubigen als
Monbece (Snobe. S)eT ^ö^cre fegnet bm
viftan {ip^ 7, 7), bcr ^rieper bie 8aien, wnb
XX tuBctioitaenbc ^rieftet aud^ bie il^m ®Ieid^-
« neld^ an bcm (gottedbienfie t^eil-
UcfoigenS \^ nad^ ber fird^Iid^n %n-
bie Qcred^tigitng pim Segnen au<i^ Don
3sri§bicüon abl^gig^ bie @egm8genKiIi beS
^^ itnb bc8 auswärtigen fflifc^ofS if! in ber
^M^RUDozt b(d 3>idcefanbi[(f|ofd, bie be9 Sifd^ojd
7 ^«gaiioait febicS ersbift^ofS ober beS ))ät)fi-
it%en St^äm, bie SQer in Segenwart bed IßopfteS
tji^abizc foiDeit ti {i^ um ba9 öffentliche unb
^=kI4c Segnen l^onbelt unb ber Obere nid^t Don
«nm Sorrec^te abfe^ wiU (Dgl. Miseale Korn. :
RrciB eelebr. Mifwam 12, uid) Gaerim. Episo.
i, 4^4).
Sie er^etlung be9 @egen8 iß at§ liturgifd^er
%a Mxgcfd^eben am @cl(|Iu{fe ber l^eiligen Sleffe^
tat ftrr €{«nbung ber i^iligen Sommunion^ ber
ftcrBBBg unb ber etnsebien nieberen tmb ^ö^eren
&i^, bei ben Segnungen, iBei^ungen unb ben
vAm fn^dflid^m fS^unctionen. ©eftattet i{l ber
AznoQfgm am @<^lu{fe beS canonifd^en Offi-
(Caarim. Episo. 2, 1, 18 sqq.; 7, 5)
bcrlBolfdonbai^len. SDieSteOung, tteld^e bie
Sriai als IRorgen- unb bie &)m))Iet ofö 9t6enb-
::xT im XageSüfftchtnt einnehmen, bringt eS mit
'^, ^ fk mit bem @egen gef d^Ioffen werben,
:ei ber f^bbomabor bem iSfyox ober Die SBeteitbeh
'^ tefficr erteilen (ogl. b. 9rt. Benedioite). 3n
^T IRifjt unb ben Officien für SSerftorbene
licat ein Segen nid^t t>or. Ser ®egen, ber
>aO bot mü ber fKnib gtmad^te ftreu))eid^en
:;rf Wettert Seierltc^feit gegeben wirb, gilt als
.-ryxzs Segen ; in biefer Steife fegnet ber ^ricfter
li,Wvai fönen Segen bitten, unb ber SSifd^of
^s l^)2aii&igen, bie mit il^m t>erle|^ren, fowie iebnt,
is: öri ben Kturgifd&en Functionen il^m einen
r-icp ibä ber fHitibwaf c^ung , ^ncenfation)
ßzia SHt bcm Pteu^a^^^ f^gnen au(^ bie @Iäu-
rr« jt4 fettfL — SlIS feierlich gilt ber ©egen
»eaediedo aolexnnis), meld^er einer liturgi-
.^^^fier angefügt ifl ober eine eigene gunction
-.Ä erteilt i^ ber S3ifd(>ot, fo wirb er mit
r^^Jirflfrln eingeleitet unb mit brei ffreujjeid^en
.:::iXL %üt fx^ befte^enbe fjunctionen pnb
' : ^cgm mu^ ber Xrauung (in ber Missa pro
?ic25i) ei sponsa), ber Segen für bie SOSöd^nerin
1:1 Bom. 7, 3), ber Segen für ^ilger öor unb
-i 5eT Pilgerfahrt (Hit. Rom. 8, 11. 12) unb
*■-• Sah für Äranfe (Appendix Bit. Rom.
^i TP* Ratisb. 1 884, 63*]) ; bie ßrtl^eilung fie^
s k^mt 9U- ©«^ fefüid^en SSeranlaffungen
'-1^ bn ^pa4>fi aVLtn gläubigen in§geiammt
r^« «t orU) frierlid^ ben „opoftoHfd^en ©egen"
« Sd^ilbenmg bi<fer Seiet bei 6arb. SBifc-
vj fömienmgen an bie le^en üier gSäpfte,
Stbln 1858, 68 ff.), «ud^ Derleil^t er ben IBifd^öfen
bie SSoUmad^t, an l^oben geften nad) ber ißonti'
ficalmc) je in i^rer Satl^ebrale ben |>ä))filid^en Segen
mit 3uwenbung beS Dollfommenen ^blaffed ^u er»
t^eilen ; bie gformel ba}u fielet im römifd^en $onti-
ficale (ed. typ. Appendix 139). gür OrbenS»
i)rle[ter ift bie üon SBenebict XIV. ongcorbnetc
f^formel im Bit. Bom. 8, 82 entl^alten. S)er päp\U
lid^e Segm, beffen gformular bad Bit. Bom.
8, 81 aufweist, gilt für bie feierlid^e Sufl^ebung
be83nterbictS;ba8gformuIar ift unter UrbanVni.
Deröff entlid^t unb oon IBenebict XIY. inbaS Stituale
eingefügt worben (f. J. Catalani, Bit Bom.
comment. exomatum II, Bomae 1757, 129).
Seit SBenebid XTV. werben bie Drbinarim mit
bem SRed^te berSubbelegation beDoUmöd^tigt, ben
jhanfm ben ))ä))fllid^m Segen unb bamit jugleid)
für ben ^ugenblid beS SobeS Dolßommenen Sbla|
(bie fog. ®eneraIabfoIution; f. b. Srt.) ^u ertl^eilen.
Segen l^eigt audji ber furge @ebetS)prud^, mit
bem nad^ ooraufgefd^idtem Jube Domne (Do-
mine) benedicere (f. b. 9(rt. Benedicere) in
ber l^eiligen 9Ref{e bie SRedtation beS SDangeliumS
unb im cononifd^en Offidum bie Sedionen ein»
geleitet werbm; biefe S3enebidion ift ber bem
Sector burd^ ein SegenSwort beS Offidanten er-
tl^eilte Auftrag, bie flcction öorjutragen. —- Segen
nennt enblid^ baS 93oIf htrgweg befonberS fold^e
öffentlid^e Slnbad^tSübungen, bei benen baS aUer-
l^eiligfte Sacroment auSgefe^t unb ber Segen mit
bemfelben ertl^ilt wirb. [ff. St^rob.]
^egneri, $aul, S. J., einer ber auSge«
geid^netften ffangelrebner unb SRiffwnare ^td'
Kens, würbe im QJlärg 1624 ^u 92ettuno (am
t^nl^enifd^en 9Reere) auS einer ongefel^enm g^a-
milie geboren. Sdne erfte ^uSbilbung erl^ielt er
im römifd^en SoDeg ber ^beugen unter ber Sei»
tung ber ^efuiten unb trat, nod^ nid^t 14 ^al^re
alt, nad^ Ueberwinbung beS SBiberftanbeS Don
Seiten JrineS SatcrS am 2. S)ecember 1687 in
bereu @efellfd^aft ein. Stad^ DoÜenbetem 9loDi-
dat mad^te Segnen ben gewöl^nlid^en Stubien-
gang mit beftem (Srfolge unb würbe im 29. äal^re
feines SebenS ^um ^^nefter geweil^t. !ßad^ bem
legten ^robe^abre er](|ielt er, feinem 9Bunf(|e ge»
mö^, bie gwdte (Slaffe beS SoUegS in ^iftoja,
wo er aud^ an feinen fjaftcn^)rebigtcn arbeitete.
S3orBerdtct burd^ fleißiges Stubium ber l^dligen
Sc^nf t unb ber ftird^enDötcr, wie aud6 ber SRcben
ßicero'S, trat er bann auf ben bcrülftnitcften ffan«
jeln StalienS auf. 3nbeffcn l^atte ©ott i^n für
einen gan^ befonbcm S^Dcdt au§erfel^en, nämlid^
jum ü)liffionar in Italien, befonbcrS in SoScana
unb bem Äird^enftaat, unb fidler ift ber ffirfolg biefer
3:l)ätigfeit, Weld^e Segnen Don 1665 bis 1692 alS
ßcbcnSoufgabe betrieb, nid^t f o fel^r in feinem glon»
jenbcn Kebnertalcnt alS Dicimcbr jn feiner glül^en-
ben ©otteSlicbc unb feinem brcnncnbcn Seeleneifcr
ju f ud|en. ®a8 eigene Seifpiel bcr SBu^c foEte fdne
Sul^örer jur JReue ftimmcn, unb wenngleid^ eine
folc^c §anbIungSWeifc befremblid^ erfd^eincn mag.
71
f0 wAitwn knCifa imb bit
fi^, bit bot SRiüwiui bafitt Ii
twik 9twiiid>niiiig. €tQiKri I
wib btn gi^andlR fniKtSu^ftni
btntm, »cldfnt Saibnid bot &
nniibigen 3ni){ioiuTS, bei im 1
fUnaig eiiK ZlonunlniiK fcinnn <
obtr fnnt @tt)u]tnn nrit bei Qki
fmu 3n^Bm mai^ mugtt. ^
mtibcn ydmx\äji, bte ^rftigllni
fiitigt, imb btr (Sfift ba Suge
bm 3u^6rmi mit. ©d fontitt i
it^of Don $üicnija an btn O
n<f)ttt, btt bni SufpKKcf jumm <
hifütn SJäulbeni |tt)ni, mit ein
bchhbet mü) mit Somen betri
f^toerc Amije tmecnb. Sin an)
iavi)M, nie uriiibt er gegtaubt
gneri'e Ütiffionen Don jolc^m
oärni, bötte er fu^ mäfl feUi^ i
91ad|bem Segnen |o 27 St^re
iDirtt fyitit, übertrug i^m 3n
©tdle eine€ ^rtbigcri am ^äf\
ernannte i^ rtaä) bem Xobe 9
cino'i aud) no$ gum Xtieologe
@erid|t3^ofee. allein (d^Dn ii
3a^e3 1694 mürbe €eQncri Uoi
befallen, bie am 9. Setrmbtr je
Seben buri^ einen trbaaliäjtn 1
S)ie ißrebigten Segneri'S (II qi
Le prediche dette nel palai
Panegirici eacri) finb. Die er \
leben ju ben Saftcnprebigten unl
im a^ioftolift^en ^lafle bemeift,
SBerönbenma jo gebruiö, mie fie
36taBtrt6 gt^l au3 benja^lreii^
Dor, rocli^e jie erlebten (bie 5«
3talttni(i^tii allein iibtt SO). Sß
nod) wtgen i^re« reii^en 3n!|)Qlt<
tijt^en ^altung {e^r biaut^bare €
finb: II cristiano istruito (nc
beS aSerfafjaS boi'fti'i^li^ ei"
Sßriefttr beim Unterrichte be6 ä)]
L'incredulo seoza ecusa (eine
getU) ; D parroco istruito ; Ilpei
II Gonfeesore ietniito. Ston
©t^riften ©tgneri'S fmb bie D
devoto di Maria; La manna dt
jufl borous Bon 5liaul ©cgneri S.
be§ 91uctor3, geft. 1713) iinb bi
tiflijdi'quietiftiici^en IBeftrtbungt:
nd)tete La concordia trala fat
lieber bie einjelncn ^rudauägn
ieftiingtn ber Borgenannten ©djrij
Biljlioth. , nouv. ^d. par Son
[1896], 1050 SS. («gl. no^M
ven. servo di Dio, il P. Paolo £
1717; beuljdic Ueb«I. Bon Jl
»egeitäb. ISaS.) [Soj.
^eftnntisraber ffirdie, |.
unb Segen.
Segnungen bei ßii^t — Se^oa
72
$<gn (nn, Z&jtfa, £t]7^), ^ü^Sala
(y^i) ge^^, im %. X. eine umQc 6iut«niiter-
flobt in eübpaU^, mtib lucrft in ba &cfdf^
Vbafynai aU ein na|e ki «teotitni gdegna
$unlt ciiDi^iit («en. 13, 10). Skm 6Dkom k«
(8 ni^t »eiter, aU bo^ rnoK bte SKtfeniuns ||dU
f^ giü^li^t imb eomiaiaiifgmg ittiudleges
fonnte (Sen. 19, 15. S8); tS lüft olfD an (bo-
maligen) eübcnbi bei XoWnt VfamS gikgoi
gnocten tniL SRit Gobama, fSktmon^, fteMU
unb QAoim WMt cfi bie im %u(^ bei Seit
^ ao, 6) onftlntt $entapotifi unb »oc i«
eiidi bofelbcn in ben «en. 14, 2 bcri^tetm
ftritg gegen bie Cuti^mä^le BemiHltU. Sen
Untergänge, tocf^ei bit anbetrn €t(ä>le traf, ad'
ging c« räf Sitten SdB, bte fUft ba^tn p^
((Ben. 19, 20—22), nnb e^itU »cseB M oen
Sot twiöebro^ttn ®iunbcS ou^ ben nan
%nDtn 0B. 20). &pöia toiib Stgoc oB bei
$untt bejeit^, btS ju todi^ ^ bafi )Mlä'
ßinmfif^e Sonb eißm» (3)tuL 84, 8); c« er-
ft^cint im 9L X. obec Ott nuabiti(4e ©tobt (%
16, 5. 3a- 4», U). 3n btr SRa^ab^
ge^rtt tS geiltwilig )u bem Hon $ctni ma »
gierten «nibtrflaat (Job. AntL 14, 1,4). ^
m^ tarnt ti unter bem Atomen ZiLapa öter
Zoiip unb fagt (B. jnd. 4, 8, 4), ba^ bei »•
ti^altfee fi^ biS bort^in tt^rnfe. 3u lömtüa
3eit logen barin eqnites aagittarii indigenM
(de 99efa|ung (Not. digniL ed. Böoking I,
Bonsae 1839, 79. 346), eermut^ti^ um bie i«
ber fRä^t liegcnbtn fiScoliie^n $fianjungen MB
iBaljarnftauben unb S)attrl)xdmen gu f^ü^ (U-
garde, Onomaet sacrs, 2. ed., 135). ^tS inY
3RittelaIler blieb Segoi eine nam^|tc Stobt üb
mar ein £iji4o[€fig in PalaestÖna tertia; inf
bem Sondl Don €^oleebon toor ^tufoniuS oll
58iId&of Bon ©egor. 3m aRittelaUer ^iefe Vx
©tabt $dmena; i^ ©lätte i|'l feit tRoMn^
@egen|lanb ber gontroOeife , ba (Stnige fit im
Dloibenbe, ?Inbe» am ©ttbenbe beS jt^^gen tobkn
WtKti \iiä)tn. (!8gL Siaumet, ^Idftiiia, 3. 9^^
289; MerrUl, Eaet of the Jordan, LtmdoD
1881, 233. 286; Palast. Expl. Fund 188i,
178; 1886, 113.) [flauten.]
$<|ttft«, ^enricuS be, f. ^nrtd^ beSegt^iD.
^OR (-,h-D), im «. %. ein Äönig bei awf
ritet, nielii^er bm 33raeliten bei il^iem Sinjug ai4
gonaon im O^oibanlanbe in ben äßeg tnl,
mar offenbar ein ffliann ßon grofeei Energie nab
S^tfroft. 3!id|t lange »or ber Inlunft bei gs-
raeliten ^tte er, nad)bcm er au§ bem SBeftioAim'
lanbe über ben Sorban getommen noi unb ii
^febon (j. b. 9(i:t.) feine SRefibenj aufgef^Iagai
$atte , bte Woabiler in einer giofien ©^a^t B^*
f(^lagen unb {übiDärtS über ben ^mon juriüt
geniiefen (3ium. 21, 26). Wui^ bie Mmmonitit
t)attc er bei biejer @elegen^eit meil na^ Oßsi
jnriidgcbräiigt, fo ba| er bie ganjt £anbßrtde
jtDi)d)cti bem ^rnon, bem 3oi^ban, bem 3abK
unb ber älmmoiiitergienjc be^eirfdirte (vgl. äof-
75
@eI6ftmorb.
cafiratton mit SrregutaritSt Beftraft (dgl. c. 8,
X 1, 20).
2. ^inrid^tlid^ ber ©finbl^afttgleit beS ©cftp.
morbeg an ftd^ gibt ed toenigfienS für ben 3Rtn\ä)m,
xot\ä)n bie po{itü)e göttlid^e Offenbarung gläubig
onntmmt, faum eine unübenoinblid^e unb ent-
fc^ulbbarc Unmiffenl^eit. Snbefjcn ift eine irrige
^nn)enbung ber SBal^rl^eit, eS fei htgenbl^aft unb
unter Umftönben ftrenge ^fli(^t, für bie ®üter
l^öl^erer Orbnung felbft ba§ fieben gu opfern, mog-
Ud). ^anblungen, bie au8 einem f old^en Srrt^um
l^eroorgel^en, ftnb bann objectiD unb materiell im
2Bibcrfpru(iö mit bem ©ittengefeje, aber nad^ il^rer
formetten SWoralität unb Sntputation finb fie
fc^ulbfrei. ©o wäre eS Sntl^um, anjunel^men,
birecte SDeftruction bc8 eigenen ScbenS fönne ein
9JhtteI ber Su^e unb ©enugtl^uung für begangene
Sünbcn fein, ober fei erlaubt, um fid^ Dor ©ünbe
5U fc^ü Jen, ober ber ©efa^r, meiere ber SSirginitöt
brol^t, gu entgelten; ober fei ein SD^art^rium, toenn
man fi^ in ber ® etoalt berer befinbet, bie gum ^bf att
Dom ©lauben jföingcn motten; ober fie fei notb-
menbig, um großes Unglüd t)on ber fjfamilie, bem
(Staate ober ber jfird^e abjumenben u. bgl. ^C'
tifc^ fonn ein fold^er Srrtl^um unter befonberS
mäd)tigen ginmirfungcn gur fofortigen Eingabe
an bcn %ob brängen ; mitunter mirb er jum 3n-
mabnc, toeld^er attmälig bie gan^e 2:bii^g^^it ber
Seele auf ben ©ebanfen ber SJotl^menbigfeit, ftd^
baS ^eben ^u ncl^men, concentrirt unb enblid^ bie
Selbfttöblung b^^^beifü^rt. I^atfad^en ber frei-
miUigen 2eben§beraubung, meldte bie SSßelt- unb
ftird}cngefd^id^te rü^menb er^äblt, foioie biej[eni"
gen, beren bie beilige ©d^rift ermöbnt, ol^ne fie ju
öerurtbeilen, fmb auf bie ermöbnten Snrt^ümer
jurüdfjufübren; fo bie Sl^at bc§ JRajiaS (f. b. Art.).
^Jlnbere IBeifpiele, g. ©. bo§ ßleajarS, ber einen
glep^antcn töbtcte mit ber größten SBa^rfd^ein-
Itd^feit, biefer werbe in feinem ©tur5e aucb ibn
jcrmalmen (1 2)lad^. 6, 46), ober baS ©amfonS
(f. b. ^rt.), fönnen etma aud^ al8 erlaubte inbirecte
©elbfttöbtung bcurtbeilt toerbcn (Lugo, De just.
et jure, Disp. 10, n. 55). ^eilige Swngfrauen,
bie unter ber (Semi^b^it f^e fönnten ber ©ottlopg»
feit nid^t anberS entrinnen, fid^ in SCBaffer ober
gfeuer ober in einen ^bgrunb ftüräten,,baben geroi^
nur in belbenmütbiger fiiebe ber 3:ugcnb, mand^e
Dtetteid^t fogar unter b^bcrer Eingebung gebanbelt
(ogl. Aug. De civ. Dei 1, 26; Thom. Aq.,
S. th. 2, 2, q. 64, a. 5, ad 4).
3. 5Iu^cr ©elbfttöbtungen ber Icjterwäbnten
?lrt bleibt bie ©clbitt)crnid)tung be§ eigenen
2eben§ entfd^ulbbar im Suftanbe ber Unjured^«
nungSfäbigteit, mie er eintreten fann infolge öon
bodjgrabiger TOeIand)oIie, Söabnfinn, ©emütbä-
leiben, meldte ibren pb^lij^c^ @runb and) in
organifd^en fjebicni unb förpcriidjen ßranfbeitS-
juftanben ^aita fönnen ; lejtcre berubcn mitunter
auf SSererbung. 9iid^t fo leidet ift bie S^age ju
beantmorten, ob bie ©taat§auctorität bem jum
2:obe t)erurtl^eilten ^erbrec^er befehlen bürfe, ba^
er ba§ Urtl^eil an ftd^ felbfl t>üUiit^. £ie
G. c. Disp. 10, n. 12) fagt in biefer IBegiel^
Communis hoc negat sententia. 2)a8
©ouoerön t)on ®ott derliel^ene Siedet ber 2J
ftraf e ermäd^tigt ibn nid^t gu bem mibematuri
Sefeble, ba| iemanb fidjjelbft ftrofe, unb
in ber mibcmatürlid^ften SBeife.
4. S)ie Urfad^en freimiOiger unb gured^en
SDeftruction beS eigenen SebenS ftnb: Ung^
unb Sneligiofttöt , meldte bem äRenfd^en
SSerluft eines abgöttifd^ geliebten irbifc^en d
feine luSftd^t auf ein böbered unb emigeS
laffen, fonbem bem Unglüdtlid^en fomol^I bie €
beS @Iauben8 unb ißertrauenS auf eine all
unb attgütige göttlid^e IBorfel^ung unb bie l
nung auf emige 93elobnung gebulbigen A
tragend al§ aud^ bie ©tärfung burd^ bie :
natürlid^en ©nabenmittel rauben : femer Sd
überbrul infolge unerfättlid^er t^ingabe m
©itmenluft unb eingetretener Ueberföttigun
ibren ©enüffen. fBxä trögt ^u ber unlougl
erfd^redenben 3unabme ber ©elbftmorbe in ui
3eit bie materialiftifd^e Siteratur namentlid
bem ©ebiete ber ^oefie bet ^an beute g. 9
@oetbed ^ertberg Seiben" unb „Sßal^IderttK
fd^aften" unb bie mobeme SRomanliteratur.
5. S)ie Sermerflid^feit be§ ©elbftmorbeS t)Oi
©ittengefe^e l^ielt ieber^eit nur bie (^ftlid^ @i
lel^re, unb tu t)oQfter Seftimmtbeit unb Sonfec
aus bem natürlid^en unb göttlid^en ©efefee nu
fatbolifd^e ^braltbeologie feft ©elbftmü
meldte unbu^fertig fterben, mürben Don jeber]
bie j^irc^e mit Snt§iebung ber fird^Iid^en S^ei
geftraft. S)a fie bie fird^Iid^en ©nabenmittd
fc^möb^n, j[a bie DoUfte Trennung don (Sott
attentiren, muffen fie atö fold^e bebanbett tot
bienid^t mebr jurSinbeit mit ber jhrd^e gel^
©0 Verbietet baS gmeite Soncil t)on Orleans (.
c. 15 (Harduin II, 1175) bie ^nnal^me
Oblationen für fie ; boS jmeite Soncil Don 9
(563) c. 16 (Harduin UI, 851) erflärt fie
fird^Iid^enSegröbniffeS Derluftig. ^opft^RicoIo
(Besp. ad cons. Bulgar. 98, bei Migne,
lat. CXIX, 1013) erflörte, e8 burfe für Ä
beilige Opfer nid^t bargebrad^t merben. iB
für bie allgemeine ^nf^auung ber Jhrd^
au8 bem Corpus juris can. o. 12, G. X2
q. 5. c. 11, X 3, 28, unb für bie ®egen
Hit. Rom. 6, 2, 8. 9(ud^ baS meltli^ @
red^t Derbängte bis gur mttt bed 18. Sa^t
bertS ftrenge ©trafen über ©elbftmörber;
gemöbnlid^eren maren t)oDe ober tl^eilmeife ®i
confiScation unb entel^renbee 93egrAbni|. @c
Derftümmelung, 93erfu(b befi ©elbfhnorbefi
Cooperation jum ©elbftmorbe ttmrben gleid^
ftrafred^tlid^ geabnbei ®egentt)drtig ftel^t nur
©träfe auf ber ©elbfberftümmelung, n^em
gefd^iebt, um ftd^ ber 9QSebrpfIid^t gu eiägieben
2)agegen Ifiat ber ©elbftmorb feine 9krtbeibi(
gefunben in ber 3^ beS ^eibentl^umS bei
©toifem, toe(d^ freitDiQigeS @d^eibm oitil
@eI6{}morb.
78
ä»tt dl «yd loib t>on (8 ott getooEt, [a o» l^elben-
rjiÜs »ätl. tDtnn ^^ teine ©iögttd^feit me^r
i/wut, in txntt btx vernünftigen 9iQtur gemäßen
SfA obrt in b« eine« aßeijen wfirbigen SR4e
tx^ Unob^gigteU )u le^en (Seneca, Epp. 24. 58
> im 3, 15. De provid. c. 2. 6). aBeitcr]6in
'rActxA in bet <^f d^id^te ber ^ärefie im 4. Sa^r-
:3;>cd ctnc Vbati ber Sonotiften, bie (Sircum-
r lix^nea (f. b. %tt.) unb ^atridaner (f. b. Sit.
cfKBUu^ianeT), n>el(!^, nne ton bämonifd^er @t»
rzt gctncbm, bad t>eibienftKd^[te SBerf barin
rioMBim, ^4 bafi 2ebm )u nel^mcn (S. Aug.
I^ haer. md Quodynltdenm, n. LXIX). Unter
)n U«laai ^retilem begegnen toir gleid^faUd
Totoxa ber Schwärmerei ({. b. Vrt.) ergebenen
Seoen, lodc^ ol^Iic^en Srrt^fimem (ulbigten.
£*]r ^prpteflonttf^j^en 91atumd^tdle]^rer bed 16. unb
17. ^a^unbcrtö unb il^re fpäteren 9lad^6eter
T*2dam fi4 nielfod^ bie alien ftoifd^en 2)octrinen
p etgen. ober marrn tDenigftenS f el^r fd^manlenb
ai vabe^immi in il^ren Slnfd^auungen über 3u-
jcmgbtl bei @eIbfhnorbefi Dorn jtttUd^en Stanb-
imfii fli^; \ü ^ugo (SrotiuS, ^^ufenborf, SBarbe^«
Tcr« 8occ4ui§ u. 9. Sud^ ber 3anjeni{l S)u Serger
U tamoniie (f. b. «rt.), 9bt t)on 6t. S^ron, l^ölt
Opi'in brfKnniiteti göllen fär erlaubt. 3)er angli-
rznnii^ 2)ccan 3o]^ 2)onne ton @t. $aul in
UBdon nnb ber englifd^e SIeptifer Soüib ^ume
•'. 1 lit) ftnb Sertl^eibiger bed @eIbftmorb8,
dmo in Stenfrcid^ !D{au|>ertuid, SDlontedquieu
u> XüMffeoa (letzterer fd^t!Kin!enb). Sie Sncii|!(o-
:J^tfkn (f. b. 9lrt. S^iberot) Dertoerfen i^n menig*
•31 nii6t 3)ie materialifUfd^ ^l^tlofopl^ie fann
«>e (fdc^jle Snconfequen} i^n nid^t mi|binigen.
a jnbtmt Serluft bed Sebend ober eines
SifM bei Selbe« ober ber ®efunb^eit l^erbei-
bizoi f&efbfhdbtung) , ift unier ben t>on ber
^UtoUa^loffit frflgebnitenen Sebtngungen ber
idinldm 3u^<iffung befi Qöfen nid^t gegen baS
'c:^saigi^t^ S>tefe ^nb : bie ^nblung, au§i meld^er
te$ Sofe erfolgt , mu^ eine {)fIid^tmäBige ober
x-^nnd an fid^ fUtliil^ gute fein; eS muffen
t^xt ^K c6aifo ftd^er gute gfolgen beioirlt merben,
u^ tat fd^immen ^u furd^ten finb, unb nur auf
arm borf fiii^ bie Intention beS |^anbelnben
n:nn ; bie guten muffen im SSergleid^ mit ben
i^natni Don füld^er 33ebeutung fein, ba| man
S2i vo^vi^ fein fann, auf fie ju t>ttix6)ttn,
s ta aabern nid^ eintreten }u laffen. S)emnad|
c: ^ «nril €ünbe gegen boS fünfte ®ebot^ fein
fr^otWi^ Siidj(l^n>eifungen gu gefö^rben ober
*f du Zobefigefal^r ju einem Stoede auS^ufe^en,
ka ^nnsiEni IBert^ l^t oI8 baS Seien (fo ^aben
^h.Üi Vdpße ^ßiuS V., (Sregor xm. unb (Sie-
mes VUL ftrenge 93erbote ber @tiergefed^te er-
krknu tbet eS ip geftattet, ftd^ ber lobeSgefal^r
-.?vik^ mn ben !Ra(l^fien auS ber öu^erften
i ±it, b(ä noige ober aud^ bad leiblid^e Seben
fsirfinm. iu retten; ber l^tSl^omaS nennt biefe
piafMciamiiuimaotani rirtutis (In 3 Sent. d. 29,
t 1» MTL 5, ad 3), unb bie^ fie^t im Sinßang
mit ben Borten (El^rifti 3ol^. 15, 13. 92id^t minber
ift eS erlaubt, ba| iemanb ed unterlö^, au3 einem
ftttlld^ guten SRotite feine getoo^nten Sbtöbtungen
aufzugeben, obgleid^ er fürd^ten mu|, ba| er ba>
burd^ fein Seben ablür^t, — ober au^erorbentlid^
fd^merjltd^e, !o[tf;)ieItge ober bem Sd^amgefül^Ie
jutoiberlaufenbe O))erationen ober jhiren an)u«
tt)enben, burd^ bie er gerettet »erben tonnte. 3n
biefen SfaQen finbet aud^ eigentlid^ teine felbft-
t)erurfad^te ®ef ä^rbung beS SebenS ftatt, fonbern eS
toirb nur unterlaff en, inbefonberer SCBeif e ba§
Seben ju Verlängern; gum le^tem ift aber niemanb
t>er))Pi(^tet, er mü|te benn burd^ ®ered^tigfeit ober
Pietät obligirt fein, )um IBeften beftimmter anberer
^erfonen für SSerlängerung feined SebenS Sorge
5U tragen. ßS ift femer erlaubt, au8 loabren
Xugenbmotioen einen ftrengem SebenSberuf gu
mäl^Ien, burd^ meldten baS Seben f d^neHer tierbrau^t
mirb. Ungered^tfertigt möre eS, in unflugem lieber*
eif er feine ® ef unbl^eit gu f d^äbigen, ol^ne ba^ l^öl^eren
äntereffen baburd^ gebient mürbe. 3n mie meit
eS guläfftg ift, gur ß^it ber Sßerfolgung ber Sl^ft«
gläubigen ftd^ freitoillig bem SDtart^rium bargu-
bieten, lögt ftd^ nad^ ben obigen ^rincipien be«
antmorten; eingel^enb bel^anbelt biefegrageSene«
biet XIV. (De serv. Dei beatif. 8, 16 et 17).
— SSielfod^ enblid^ mirb eS fogor »erufspjlid^t,
gu l^onbeln mit groger ©efäbrbimg bed SebenS,
fo namentlid^ für ben @oIbaten, 9rgt, @eel-
forgSpriefter.
ftann eS aber aud^ j[emafö gered^tfertigt merben,
nid^t blog bad Seben gu gefä^rben, fotü)em aud^
gu einer ^anblung ober Unterlaffung fid^ gu ent-
fd^Iiegen, meldte unmittelbare Urfad^e bed ZobeS
fein mürbe? Wi $rinci)) mug mibebingt feft-
gel^alten merben: mad einer birecten @elbfh)er«
ni^tung gleid^fommt, ift unter allen Umftänben
füiü>baft unb Selbftmorb. SDie SBeurtbeilung
febo^, ob bieg in eingelnen beftimmten gfällen
gutrifft, ift nid^t immer o^ne ©d^wierigfeit. Sei«
f piele finb unter anberen : bad eingige Stettungd-
brett, bad man im @d^prud^e bereitd im 9e^j^
l^at, einem Snbem äberlaf|en mit ber ©emigl^eit,
bog man im näd^ften Sugenblide notl^toenbig er»
trinfen »irb ; — im ßriege einen ll^urm ober ein
@d^iff in bie Suft fprengen mit ber ©emigbeit,
bag baburd^ ben gfeinben groger @d^aben gugefügt
mirb, aber qud^ obne aQe Hoffnung, felbft bem
Xobe gu entrinnen. @d mirb oon mand^en 9luc-
toren bie Srlaubtl^eit ber ^reidgebung bed Sebend
anä^ unter fotd^en Soraudfe^ngen t^ertbeibigt,
toenn man nur in feiner SBeife ben eigenen 3:ob
beabfid^tigt; bie gegentbeilige ^Infid^t ift aber jeben-
faHd bie beffer begrünbete (ögl. 8. Alph. Theol.
mor. 4y 366; Aug. De civ. Dei 1, 21: nee
Samson aliter excusatur . . . nisi quia spiritus
latenter hoc jusserat, qui per illum miracula
faciebat). Unerlaubt fann ed enblid^ ntd^t fein,
ftd^, um bem unmittelbaren unb gemiffen Xobe
gu entgegen, einer anbem Xobedurfad^e preidgu-
geben, neben meld^er bod^ nod^ nid^t alle ÜRüglid^»
67
©egarclli — ©cgcn.
69
©onftmutl^ unb üRilbe, gepaart mit bcr nötl^igcn
gcftigfcit unb gncrgie. 2Bcr fid^ ni^t jclb[t bc-
l^errf^t, fonbem bcr natürlid^cn fieibenfd^aftlid^»
feit ober einem unflugen Uebereifer öerfäflt, ret|t
nieber, baut ober ni(|t auf (Dgl. 3ac. 1, 20). —
g. ®ute§ Seifpiel burd^ öd^t priefterlid^en, un-
tabell^ften SBanbel unb burc^ ßifer für bie SBerfe
bcr SRcIigion unb bcr Sarm^erjigfeit. Forma
facti gregis (1 ^etr. 5, 3) müjjcn bic ©eel»
forger fein unb exemplum fidelium (1 %m.
4, 12; ögL %it, 2, 7), mie auci^ ba§ goiicil öon
Sricnt (Sess. XXÜI, c. 1 De ref.) unter bie
burd^ praeceptum divinum bem @ceIforg§cIeru§
aufgelegten $flid^ten bonorum omnium operum
exemplo pascere, pauperom aliarumque
miserabilium personamm curam patemam
gerere aufiäl^It.
6. Die §irtcnforgfalt g^rijK crflrcdft ftd^ auf
aUc ÜJ^enfd^cn ol^nc liuSnal^mc, unb fo mu^ audd
bcr S)icner bcr Äird&e unb ^riefter g^rifti als
©eclforger ftd^ allen für ücrpflid^tet l^altcn (SRöm,
1, 14). er mufe 95ater unb fjü^rer gum Fim-
mel fein für Äinber unb gnoa^fene, Untoiffenbc
unb ©clcl^rte, @ünbcr unb gottbcgnabigte ©eclen
u. f. tt). ©clbft bic SScrftorbencn ftnb nod^ ©cgen-
flanb feiner Siebe uiü) Sorge, inbem er für ftc
©cbctc unb baS l^cüigc Opfer barbringt, ?lbläffc
i^nen gumcnbct unb $ncn bicfc SicbcSgaben aud^
oon ben ©laubigen erbittet. S)a aber bic öer-
f d)iebcncn Slaffcn Don SRenf d^en oud^ oielf ad^ Der«
ic^icbcne 33ebanblung unb Derf c^iebene ^nföcnbung
bcr aUgemcinen ^ftorotionSmittcl erforbem, fo
gibt e§ aud^ Dcrfd^icbenc ^rten bcr @eclf orge. @o
rebct man Don iHnbcrfecIforgc, Äranfcnfcelforgc,
^ö^rcr ©eclenlcitung u. f. m. ^ud^ l^t bie ftir^c
mitunter fpecicHc ©ccIforgSamtcr für einzelne
6(a))cn Don ^crfoncn angeorbnet, fo gonj be«
fonbcrS baS 93cid^tDatcramt für Ofrauenftöfter (f.
b. %x\, 9ionncn IX, 441 ff.). Sut^ bic 5militär-
fccljorge nimmt Diclfad^ eine fingulörc ©tcttung
ein. eic ift cnttt)ebcr jtt?ar bcm Ort^pjaner unter«
gcorbnct i^njcnigfienS jo lange bic ^nippen in
il^rcn iJiünüjoucn liegen^ aber bod) in bcr Di'cife,
baß mit ibrcr "Ausübung Dem Jiöcc)anbijd)ofc
ein "i).'ricftcr bcS ^^.MarrclcniS betraut unrb ; ober
fic unterliegt einer ipccicücn. Don M allgemeinen
Secljonvjorbnimg fcparirten Crgaiüjation. l*c|i-
terc* ift ^er (Vall in ^|Nrcufeeu unb Cfftcrreid). in
ivcld)cn eigene *^iid)ö{e für bie "Jlrniec aufiicficllt
fmb. Don iDcUtcu ^if '}?iiliiärcuvatcn ernannt unb
mit vSccljorge für bic ÖHirnu'oncu iKtrom trcrbcn.
Tem '?lrmecbi»*diof (jYclbpropft^ lic*\t c<4 oiul) ob. im
Äriciv^foUc bie *2ecliorg*Dcrbv^l:ni»!e bcr Jv.un^cn
\\\ orbncn. 3u Staoten. in u-dduMi ^ic WJiliivU'
iccl'orge baKTiöceianlnülHMiU untai:cU: pi jvcr-
^l'll nad) Ucbcreinfommen mit N*r >^:iU:^v»v,;icvuuii
(vc:^l^'il:lid)c ernannt unb bereu vcliinHUid\' :>\odMc
iKmcinüt.attlid)Uonbm'i?iid\^«cn KMtac»;',;t \^\\\\ (\l
^er ^^l:'dnu iKeid)oncr!amr.:,; »i*o:;.i;; b;.- ?\';;;:,u-
lirduMuubnnng Don ben nad) bcr pit;;i;;i^i;n ^}^'^u•
lärgejetgebung $u orbnenben iMcgcniianbcn awiS^V
9118 f^clbgciftlid^e tecrben im beutft^tn Seu^ |o^
nöd^ft biejenigen $riefter gctoö^It, loeU^ um t(^
geiftlic^en ^mteS miUen nid^t ald Se^xpfli^ögt
sunt S)ien)te mit ben Soffen ]^fnm)ii}ie^ jiili
(Sgl. bie im Sri ^afbraltl^Iogie IX, 1591
citirten SBcrfc.) [^Jnmtt:]
^eflarein, f. ^ojblilet 1, 1143 unb ^
cetten IV, 1928 f.
$€gett ift, gemög bcr ^erfunft bed SBotkl
Dom lat. Signum, gunöd^ft ba§ Arra^ek^, läb
„fegnen" l)ei|t bamad^ ,,cttt)a3 mit bem fliaqe
be^eid^ncn", um cd bcr Srlöfung^gnobe t^cil^
5U mad^en. 3m ©prad^gebraud^e ^ fu^ ober Mr
99cbeutung bc§ 9Bortc§ j^ngemög ba^ edodtst
ba^ ©cgcn (©cgcncrtl^cilung) iebe bm^ Sedr
ober burd^ fpmbolifd^c 3ci(^cn (j. S. 9uSteÜB|
unb Sluflcgung bcr t)änbc) ober aud^ bur^ Mr
aRomcntcjugleid^ audgebrüdte ^nmunfd^ m
göttlid^cn ©nabengabcn bcgcid^nct, ). 9. bcr eep
ber @Item, bcm (DgL Sccil 8, 11) eine bcfoito
Äraft jugcfd^ricbcn toirb. S)ancBm iji A^
aber au$ bic burd^ bic ^anblung beS ©e^nl
angemünfd^tc @nabcngabe fclbft unb fd^ie|ßd( ii
gcmifjcn SBortDcrbinbungcn (g. 95. ©cgcn Sottel)
fd^Iec^tj^in foDicI lote ^@abc ®otted'. 6ciaa
cigcntlid^cn $Ia| 1^ bcr ©cgcn als md^ blote
^nmünfd^ung, fonbem juglcic^ »irffame Scrmitti
lung göttlicher @nabcn in berSiturgic 3a
9. %, mar cd Aufgabe bed ^ricftcrS, baS Soff
unter 9[nrufung Sc^oDa'S unb ^mocnbung h*
ftimmter SBorte (9him. 6, 24) gu fegnen, 3"»
liturgi|c^en ©cgcn bc§ 92euen 93unbeS gcl^tt hol
©cgcnSmort mit bcr Anrufung bcr l^iligficnSin'
faltigfcit unb bad Jhcuggcid^cn, baS mit bcr ^
(9)tanualfcgen) ober einer geheiligten ©ac^ (olla»
^ciligflcd ©acramcnt, 6rucifi|, Äcliquten, ^
ligenbilb) über bic gu fegnenbc ^ßcrfonobcrSo^e
gemad^t mirb. 9{ur bei bcm ©cgcn mit bcm olo»
^ciligften ©acramente mirb, ba S^rifhtS fcEbfl ber
©egnenbe ift, eine Scgcndformcl nid(ft gcfproi^
3)a alle ©cgcndgcmalt Don ®ott tommt, fo %
3:rägcr berfclbcn nur bcrjcnigc, bcm ®ott jtc nril«
tbcilt unb ber bcm gu ©cgnenbcn gegenüber aH
(Sottcd ©tcHDcrtrctcr crft^eint. ®cr Siturg fegnd
barum auc^ mit ber g^ormcl : Benedicat te Dens
ober mit äbnlid^en SBorten, unb nid^t mit ben
m^orten : Ego te benedico. 3$crlic]^cn toirb in
ber ffinbe bie ©cmalt ju fegnen burd^ bic $rie»
ftcrircihe iinb ipcciell burrf) bic Salbung bcr §änbe
bc»5 ^rii'tcr»^ ^f. Pontif. Rom.: De ordinatione
IVobbyiori [od. tvp. I, Ratisbon. 1888, 55J).
rtc irrbrriaiiiMi oor bcr 22eibc ^cbt unter bat
i'oUniltifn i:t;b l'fliAten bc« S|}ricftcrS bo§
>Ji\;i;cn c:.;env i':r*jcr: Sacerdotem oportet
otVorro. bonodicoro otc, 5^ie größte ©egenl«
OiMimU \My. ^a• 'o.M'o* irJolgc feiner gonfecnt«
iKMt»iv.>:;/':»;*::!f:V;:;v.:ct:j**cn3teEung;bieerftf
\\v.-.;o. /.••.^;v.:;;; Mc ^:^ ;:a: a::rcibte Sijc^of inun»
{;\rM;\v.;;;; ;V.;'»::;::::"Nv.:.:f ;i:it ber gcier feiner
l>or/ca\iiu>n i\^v5»:::ci::"e:: tzx, ift bic grt^ilung
N^ cei\cn* 0- ^^^utit, Rom.: De conseer.
II
@elb{ifttd^t unb Sellbfioerldugnung.
82
l&Bbm ttdb WiifSäf^ ^cmge gu 99efrieb{guTigen
9Bi4 ^ Qk^p^ unter ^Xnmalutig )Diberre^t«
iici €AilVntt^Ml. *Skt ^ ®rcgor (Mor.
Sl, tt. 87) iMjeit!^ |le att soperbia im »ette«
isi SImtt bf« SotM tmb fogt oon il^r, fie fei
ntioroB vegiiim. S)cr 1^1 Sonat>mtitTQ (BreviL
A. ^1 mnict fie in gleid^ @tnne unum peo-
«aionan actnaKom initinm. Ser ffi. Zl^omofi
i^r a. e. q. 77, m. 4), fle fei bb Urfaii^ ieber
2. ^BM^ja^" im engem Sinne, al8 Sejeid^«
wmQrtiw* engem fftetfeSjänbl^fietSteigungenunb
Srnohmgai nnb gleic^oebeutenb mit (SgoiSmnS,
Wlc|t in unberechtigter (Beltenbmod^migber eigenen
Cierion gegrnubct ben OKtmenf d^en, meld^ )uf olge
SM omicr beg^ imb fid^ bemül^t, ben Vorrang
Btrtai anbeten ga %aim, unb onS Sllem Sottl^
% Sfl^ IE 3»^, au^ unter SRi^ac^tung ber ^tn«
teBenutatn ber Öeted^tigf eit unb ber Siebe. SDief er
i^rUnsi^ Crnnt leine @<^onung ^nberer, forbert
ite für M i<bt mä^^ unb ergebt \\^ mit
^Sffn Cnpfinblid^feit gegen bie geringste toirf-
htt obtt ringebiOtete flfräniung. Ser Sgoifi
itreKt bomm^ tH>x iebem Opfer gurüA ; er ftellt
figme Sefriebigung über bod (Semeintool^I
tScT Vnctoritdt unb ®ef e| (bief em gegenfiber
bie Sigenitebe )um SigenniDen). ^a, ber
ivtp fn^t fnlb f^Ibft fogor in feinen ^ugenben ;
/a^ebt ft4 raMc iVL ben reinen 9Rotit»en be§
^Kfifldnfi (Siebe ®otte8 unb be§ Slöd^ften unb
M nqjtm übcnuitÜTlid^ ^eiQ [ er möd^te immer
"liRt^ gcrtf&aren Sortfeil für fid^ finben, unb
231X11 {inb C^ nor ben SRenfd^en, irbifd^er ®e»
not unb alMi, nxA bem finntid^en 9Renfd^en
^«9t bie näd^tigflen unb gettöl^nlid^ften Srieb»
Sota fecae§ fMinbelnS.
n. tte eigenliebe unb SelbfHud^t alS ber Ur*
K^ ofler e&nbe fieb^ bie au8 Siebe }u (Sott ge-
iH ScCbfberfdugnung aI9 3udgong§{mnft afler
Ii^eRZälnDig gegenüber (Dgl. bie fd^önen SBorte
log. De ciT. Dei 14, o. 28 : Fecerunt ita-
^tm dvitates duas amores duo, terrenam
tdirel amor sm usqne ad contemptum Dei,
▼ero amor Dei usque ad con-
Denique illa in se ipsa, haec
M Doinino gloriatar. Bla enim quaerit ab
i^-^BstabfOB gloriam: huie autem Deus, con-
«fxastiat iestis, maadma est gloria). 3)a aber
>r eefb^c^t Q» bo§ aRoterioIe ber Srbfünbe
a fhm IRenfd^en (!ERaria aQein ausgenommen)
i6 hibef, fo f^at oud^ ieber bie €elbftt>erlöugnung
n^sogl notbttcnbig (ügL SRattl^. 11, 12. ^o^,
U . fSX fttm nimmt aber bie @elb[ifnd^t in
}etei rtnt befonberS l^erDorrogenbe 9it(^tung an,
je sdl brr naiürlid^en SBeranlogung unb S)i3'
rrbun ber 6ecle (tigL 3oc 1, 14; S. Th. 2, 1,
^ e, a.4, ad 1). S)ie Selbftüerldugnung mtig
*i toi^ mt^, um i)^ 3i^ S^ erreichen, immer
* xVtiiCj^rm Aani|>fe gegen biejenige 9(eufterung
x: ^dbflfiKi^ ober ungeocbnete 9{eigung toenben,
rdite bie Seele al8 bie möd^tigfie erfennt. @ie
mu| geübt toerben auf (Stnnb rld^ger Selbfi-
erfenntnig, §u meld^er beftänbige ttebedoad^üng
unb Srforfddfung feiner felbft unter bem Sid^te ber
göttlidden ®nabe fü^rt. gf^eilid^ ifi gerabe bie
red^ (Erfenntnil ber fd^Iimmen Veranlagung ber
eigenen @eele i^ baS ©d^mierigfte. S)ie eigen-
liebe Derftel^t eS, ftd(| }u )}er]^üaen unb ju ver-
bergen; ed gelingt tl^r, bem Unerlaubten ben
@(^ein beS Unfc^ulbigen, j[a fogar bed Xugenb-
haften unb felbft bed $flid^tgemö|en ju geben«
Unb felbft tt^enn man ben §einb edannt l^at, ift
bie Selbfifud^t unb Sigenliebe nid^t verlegen, bie
nunmebr gegen il^n angumenbenben Kampfmittel
als unnötbig, ungeeignet, unflug bar}uftellen unb
fid^ in il^rem IBeftj^e }u bel^aupten. 9Ulen biefen
Siegungen gegenüoer mu^ @elbfta)erlftugnung ge-
übt merben aOe Sage; [a e9 gelingt (einerlei
Xugenbmerf o^ne Ueberminbung unb Sctläug-
nung feiner felbfl. Senn alle Xugenb ift Siebe
®otte8 ober lüiebe beS 9läd^ften ober Siebe feined
eigenen emigen ^eileS; feine biefer Srten oon Siebe
fann ftd^ aber bel^aupten ol^ne Kampf gegen bie
ungeorbnete (Eigenliebe ober Sinnenliebe. 2)aS
ftd^erfte Kriterium, }u erfennen, mie meit man in
ber Sugenb oorongefd^ritten ift, bleibt ber ®rab
ber @elbfUlbertt>inbung unb ber Opf erfreubigteit,
ben man erreid^t l^t. 2)arum ift aud^ {ebec 9lct
ber Selbfiübenoinbung , mag er an fid^ nod^
fo gering fein, überaus loftbar : er ift ein neuer
f$fortfd(|ntt jum etoigen 3id^* Unb gerabe burd^
Zreue im Kleinen unb burd^ fleine Opfer ermirbt
ftd^ bie @eele ÜRutl^ unb Kraft gu immer größeren
Opfern, unb ^mmelt fle einen reid^en @d^| oon
SSerbienften. Sebanlid^e Uebung ber ©elbftDer-
löugnung bisponirt }umeift für bie Sufnal^me be-
f onberer ®nabenermeifungen, bie ©ott mit größter
Sfreigebigteit ber @eele ju Xl^eil toerben lü^t, »eld^e
opfermifttg f{d| felbft @e»alt antbut „3e me)^
bie 92atur gurud'gebrängt unb übermunben mirb,
befto größere ®nabe mirb un8 cingegoffen"
(Slad^folge ffi^r. 3, 54, 17). ®ie erften ©naben,
meldte mir im Seben empfangen, befielen immer in
göttlid^er Anregung unb ^ilfeleifhing, un§ betenb
3U ©Ott |u ergeben unb gugleid^ ben eigenen
äBillen unb baS ungeorbnete Segel^ren ber 9latur
gurüdEgumeifen. SBefonberS mirffam ift bie @elbft»
überminbung im Sieben, Slbtöbtung ber 3unge.
3)ie inneren Steigungen fammt unb fonberS gtel^en
Sla^rung au§ bem, mag man fprid^t unb l^ört.
SBer nid^t rebet, toenn er fid^ gerabe befonber§ baju
angetrieben fül^lt, l^at in ber Siegel ein frud^tboreS
Xugenbmerf voUbrad^t. Senn biefer Srong l^at
faft immer nur ba§ eigene 3d^ aum Url^eber ; eS
ift bie Sl^rfud^t ober Zabelfud^t ober gefrönite
^pftnblid^feit ober fd^limmer SSonoi^ ober nod^
^ergcreS, maS SBefriebigung fui^t im Sieben unb
^ören. — ©elbftöerlSugnung im Sinne ber innem
Sbtöbtung imb bie Seberrfc|ung ber Sinne unb
ber 3unge ftnb unumgänglid^ notl^menbig, aber
au^ möglid^ für «tte. Sli^t jeber fann SBBerfe ber
ou^em ^btöbtung üben bur^ Saften, nid^t Mt
r -::aiicr. S4
•..:: Ufcterc bi» 311111 2obe, fo fpl;i: fie Sicl:
.:• r.ad) aiirf) in ^cll ciuiijcn o-::^ i- 2::
. c:.::iuirb bcA :}iccl)t, ivcnn er ^•.l '2.^:\\...:
. .■•: r.ijcruidv bic \.vllc bcs iUJcr.\Ii::i ::.:::::: i::
•: ::::: irbiiclie in\v kiwc ctricjc v>.-^ac. 2-.v.-:i :'":
:••:: :ie Sclb|'incriäiu^,inmc| ber 0>nint> ai: f.ir.::
• r..:..:Mt in ^V'u uiib Irnnf^fcil. „'^inr übcr.ri:::-::,
\.:\ fjill irf) 311 eficn i]cbcii üom '^^aiiir.c :m- i'c*
;.!•-£•. uicldiiT ift im '-i^arabicjc meines (^i:r:.e
C^"l\ -, 7). -- Ahiim man ober *:;> nid't ü\:'":
• ::.*,:cbcn unb iHrläuiiniii, ironn nu:r. iu:: ind". : .:::
•: ..::j;cfii)iiffenen unenMiitcn Öhite, <'•);::, lüiu::;:.
.: :.:'.^- finben luir uni in iinn allein uuiliiliaii U'i.:.:.
• ., r.jdibem wir in re.";ein unD eniuem 2:xci\:\ :::..:
;■. : luiienb nn5 jelbfi abjKfrorbcn fiub, fo y.chi v:u,:i
;.:• 3clVluerläui^nnni^ ihre 'Jiabrumi auv ticr l'u:^
.-.-} v.^ülU§. Tie (■tnn^amcnIalmitlc^alicr 2 cl ;■:::■•::«
. ;:::•. liiuiinnnii finb bahcr C^)cbet, '^Inbcnlen an l\)Ctr, 4*--
:•:« irart)tuni'^ C>)ottc5, bcr äi^erfe feiner l'ieiH\ aber a::ä
- o.-i; feiner ÖnTicl)te, i^e.^ie^nnn «H unjerer ÜH^-rfe cv:
&oti alij nnfern cin^io^en Ürfprnnci nnb C'••^^Al^:i.
•• •:::'':= Airiiltiiinm^ nnfercs C(m\c\\ Üi>efen^ Mxd) bie bd*
; • "r:l. " licjen 3acrai:iente. IHii allen biefeu 'l'iitidn :::::?,
;• ; "...iu '• nnlüöbar lUTlnmben jein trene \>i»iV^t)e an 0):::»r
• • :■ ::nb '. Ijeili^en Üi^iUen nnb lebenbio.ei: '^^erirauen a\v :?.
:-V.?cn ! ii5ttlicf)e '-I'orKlnmc^, in irci-iem inir i:lbn in aller.
c : :vi!l Vciben nnö Irübfalen eine Jpeimfndinni^ Nt
; •. •. -.l'nin ! '^Hiterliebe Önntc» crfennen, bie \m» mel)v r.n^
;." : irill, I mebr lo»5madien null von nni^eorbneter Cv^ir^cn.icle
'. .-^ "hw ' nnb ergeben 3nr allein befelio^cnben CriniiViinf» m::
-»;T.L';Tudi. I Wott, ber unovnief;iid) reid)cii Crrfau gibt jiir üue
.••.•/■.:'i?U[ici9eid)ajfenen Öiiter, lueldjcn bic ^elbfiindu v-'
vcnn fic geiucnbet ift. I'l^rnncr.]
\ •;: \iiaben.
nnferc
^efeucta (l's/.s'jxs'.a), in bcr beilivicn Sd^iu
'Jianie bey non Helenen« 'Jiicator iiCiirünL>c:iM;
•: : : 3elb|> I Seeliafenv für '<)lntiL\1)ia. S^un Untcrfdnib iKw
\ :-..:;nüffcn J au)t anberen 3tablen, meldie nart) bcm 'Jur.r.cr.
■»v
%
V -'^c jinb, ; bec- nämiidien fi-rifd)en AUMiii^s g-.nannt i'oarcn.
:::•. unürci; bief; biefcs 3elencia 7; ra&alia/.ajj-''/ ( 1 '}}lc\a\
, '• 'inb nn^ i 1 1 , b^ ) ; es Uli] an ber lUiinMuu^ bcv C rontcc- imö
• .. : ; -.Mid) ent= , nuirb and) "i^icria mec^cn bcv iibcr bie 3tabt au»»
.. \ ?!.-> beiligen 1 rai^nben i^cn^cv '4-^ieria fu'nannt. i'on borr fctieli-:
. ,\' :!:nnerbar |berbI.'!VUinluönaili(n)pernC*iV(1.13,4). [.^ianicn.]
» ,1 c'-"'. 5""^ Sefniciaiicr, a,nofii)M^.c 3ccte in (^3alaiicn iumi
• •'*!;*. ^, 5 ; I uniieiriffer ^Scit, battcn anvjcbiid) ibrcn 'Jur.ncii
> C'-^M be5 ' non ihrem •'oanpic 3ilcitcn5. iKad) ^er (rruiblnr.ii
>• • *^Vcnfdicn beo 'l^Iiilafiri::':- iLilior de hin.'ri'sii'iis c. "».".. :>i\\
• :::.i\*n bnrd) , Übten in Oialulicn v.v:i Ö^vetilor. 3ilencuv unb
'.Vnj 8in>tine' Vermiai:, meldic jrUM::-: onUiircn anifidltcn:
<...'>;;;" v.i r.nemiOiott fei ein lorpcilidvc' liinüm, ijuidi eii>iii mi:
* xx Vu rr.'V-''«^"' ' ^^)'" '^^^ -Viatcric, a\ii ircLtcv bao VIll ivfduiffen
' X " .».- ."wi fin't* I uun-ben ; bie 'JJunfaicniecün »eien nidit \)on öiot:.
*a
©eicuciben — Scligcnflabt.
86
^ ^ÜfBOL Ue UtArtflel^g ber lobten in ber
^ryogims ber fttnbct be^e^ ; enblid^ üertüatf en
^ dir JBfliicttaute, loett na^ gDlarcu§ (1, 8) 3o-
^fUBi^ bc^ X6u|aft 9lQd^folQer mit g^uer unb
jcft brilism deifie toufen tcerbe. — S)ie{e @a^e
^Btes tat größte 93enDanbt{d^aft mit ber Seigre
K4 ^KnnoseneS (f. b. ^rt.)/ ber au (£nbe bed 2.
3:^ ftnfanfi beft 3. Sa^rl^unbertö lebte unb na*
szsMi4 oon Xerttdlian betampft tourbe. S^ej^l^alB
Stnige, ba| ^^ilaftriuS, ber bed ^er-
ionfi nirgenbd im Sefonbem ermahnt,
feine fie^e betid^te; ja ßinige Italien ben
*>eaMtfb0 otDä^nten ^ermiaS für eine unb bie-
k£t€ ^Serfon mit f^ermogeneS. S)agegen aber ift
ia hiimftu, ha% mand^ ber obigen @ö^e fid^ mit
2^ßt bcd C^ormogeneS nid^t t>ereinigen laffen,
}. 9. bie £e^ Don einem förperlid^en (Sott
Mi »ifti felbß guoeilen Url^eber bed S3dfen fei
K. {. SL (B i{l boj^er anjune^men, ha% ^^ilaftriud
tier ton einer eigenen @eäe berid^tet, bie aber
satt mir ein Sbleger Don ^ermogened ift. —
?<xic£be ^SbilaftriuS berid^tet (c. 56) »eiter, ba|
SdencnS imb ^^enniad @d^er gelabt, »eld^e
X^rrclumitcn (nad^ Aug. De haeres. c. 60 unb
s^ Praedesdn. 1, 60 oon ißrocIinuS) unb ^er-
3ioTitm (ton f)erinta§) ge](iei|en. S>ie{e l^ötten
z >ea oben enno^en ärrtl^ümem no^ nieitere
rr^ugcfugt; u. 9(. lougneten fte aß Soleten bie
vx^rmmg iSfynfti im ^eijqc. 9ud^ berid^tet
9^i2tf|lnii§, ba^ fie fid^ in ®alatien aufgehalten
33 ^llib Diele 2cuU Derfü^rt l^ötten. SSBie
nd ^ienm SBo^reS fei, ift bei bem URangel an
c^cnMttigen SZac^ridbten nid^t ju beftimmen.
•?^ Bald^, i?e|er-^iftorie I, Seipjig 1762,
c<^ ff.) [©aifeer.]
^dimdbem^ 9Zad^f omnten bed ferifd^en ff 5nig§
SdataS L JHcaiox^ bilbeten eine ^^naftie, tocl^e
M nab fOigtmber^ beS ® ro|en Sobe entftanbene
T^ Sei4 i'on 281 bis }u feinem Unter gange
6t t, C^. bei^errfcl^te. 3n ber ^eiligen @d^rift
-^Qten befonberS 31tiiiod^uS 11. X^eoS (2)an.
!I. 5ff.), «ntiod^uS III. ber (Srofee (San. 11,
U 12h Sntio<4uS IV. Gpi^l^aned (S)an. 11, 21.
1 3M- !• 1 1 ff • 2 S)lQd). b, 1 ff.), antiod^uS V.
hi^otor (1 !Dlac^. 6, 15 ff.), «ntiod^uä VI.
,1 SIhKt 11^ 39 ff.) unb mntioi^uS vn. (1 maä),
\y 1 %) misefü^rt. OBgl- b. 9rt. ^ntiod^uS I,
MH) [Äoulen.]
S<(i|ea|lftM, ehemalig eSenebictiner«
t),u\ cm VZain, im 93i§t{ium 9Itains unb ber
css^glü^ ^efftf^^ ^rooins ©tarfcnburg
!ci(j)i^ Don @tHgenftabt, jie|t Oftermie!, bem
da 5i|e bed Sifd^ofS Don jpalberftabt [f. b.
tn.]). bie^ Vnfongd Mülinheim superior gum
Qoridl^iebe Don Mülinheim inferior, bem l^eu»
rxa HSo^l^m bei Offenbad^ a. 9Jl. ; f pöter er-
ina^ d tmter ben ÜSomeii ©oligunftat, @elgun-
äi. 6cl^ftebt ^eligenflobt. 2)er Ort mar ur-
^^rmü&^ ein S>oinania[gut, momit Submig ber
SaoBirim3. 815 &xnfyixb, benSauintenbonten
z) Sioaiopl^ feines f aif erli^en SBaterS ffarl.
belel^nte. S)urd^ Otto n. fam bie Sbtei 980 an
baS @t. 9arti|oIomdugfKft )U granffurt, 1002
ale @(^enfung ^einrid)§ IL. an baS aSiStl^um
SDßurjburg, 1 063 an baS ßraftift üRains. ®ie ^btei
Derbanft il^ren Urfprung bem ebengenannten Sin«
l^arb, melier mit feiner ©emal^Iin @mma (3mma)
bafeSftft SBol^nfi^ nal^m. SDie oon @in](|arb ermor«
benen ©cbcine ber l^ciligen SDiartprer SKarcettin
unb «Petrus (f. b. «rt. MarceHinuS VIII, 655),
toeld^e aus ben ffatafomben guerft nad^ SJlid^eU
ftabt im Obenioalbe (bie l^ier erbaute 93ap!a ift
nod^ in Stuinen bei ©teinbad^ im Obentoalbe
ft(^tbar) famen, mürben burd^ Sinl^arb nad^ Se*
ligenftabt übertragen unb bort in einer nod^ er*
l^altenen, für biefelben erbauten SBafUifa guerfi
9BeItgeiftIid^eu, bann SBenebictinern gur Obl^ut
anoertraut. 9tad^ (£mma'§ Xobe (836) mürbe
ßinl^arb als erfter ^bt gemö^It; alS fold^er ftarb
er am 14. 3RQXi 840 (feine unb Smma'S @e«
beine rul^en in einem @ar!o))bctge in ber Sin»
l^arbSbafUifa). Sl^m folgte Siatleic (889 bis
853), einft fein @d^reiber, bann fiubmigS beS
2)eutfd^en ffangler (ogl. SDümmler, ®ef$. beS
oftfranfifd^cn SReid^cS U, 2. «ufl., Seipgig 1888,
432 ; äBattenbad(|, S)eutfd^IanbS ®efd^i(|tSqueaen
1, 6. auf!., SBerlin 1893, 188. 222 f.). 3m Sal&re
875 fonb }u @eligenftabt eine gfürftenoerfamm«
(ung, 1022 eine gro|e ©^nobe (^efele, (Sonc-
®efd^. IV, 2. «ufl., 671) ftatt; 1045 erl^tclt bie
äbtei baS 9)lün)- unb 9Rar!tred^t. IBon ^eroor-
ragenben SRitgliebem ber W)iti auS bem ÜJlittel'
alter fei genannt ber ]^eüigmä|ige SRönd^ SlaruS,
meld^er 1043 ftarb (f. Potthast, Bibliotheca
bist, n, 2. ed., Berol. 1896, 1245) ; 1150 trat
ber SSifd^of 3BaIter Don Augsburg, ein ^falggraf
Don Tübingen, als SRönd^ ein. 3m % 1206 oer-
liel^ ^p]i 3nnocen} III. bem Slbte bie bifd^öf-
lid^en Snjignien. ^d^Iimme 3^^n famen im
16. unb 17. Sal^rbunbert, inbem baS Softer im
IBauem- unb 30j[ä]^rigen ftriege fel^r mitgenom-
men mürbe. 93ei ber ©öcularifation (1803) fam
©eligenftabt an baS ®ro|]^ergogtl^um |)e{fen,
beffen gürft jebod^ bie 91bteifird^e ber latl^olifd^en
Pfarrei überliefe (1812); gjtbliot^e! unb ftoft-
barfeiten famen nad^ S)armftabt Ser le^te Sot,
5Karcemn 11. (2RoHtor), ftarb 1815. SBefonberS
gur Sl^re gcreid^ten bem Älofter im legten ^afyc"
lunbert W)i Slöd^inger, ber ben SSerfaffer beS
Chronicon Gottwicenee, ©ottfrteb Oon 93effel
ab. art.), als ^rofeffor in'S fflofter berief; 3ob.
SBeinfenS, Serfaffer geleierter ©d^riften gur Er-
läuterung ber ffloftergefd^id^te (f. ©d^unf, Sci-
träge jur aRaing. ©efc^it^te ÜI, SDkinj 1790,
843); gu ©eligenftabt ftarb aud^ 1782 ber
P. 3ofep^ gud^S, aSerfaffer ber „^Iten ©efd^id^te
Don aWainj" (granffurt 1771). (SBgl. bie Site-
rotur gut ©ef^id^te beS ftlofterS in „Jhtnftbenf-
mälcr im ©rofe^erjogtl^um Reffen", ffreiS Offen-
bad^, l^erauSgeg. oon ©. ©d^c^er, S)armftabt 1885,
229. S)aS Seraeid^nife ber Pfarrer feit 1635
nebft Urfunben üom 9. — 18. Sal^r^unoert f. in
87
@eligfeit
ber SKolnjet aJlonotfd^rift 1791 , 996 ; anberc
Urfunben unb Sintegijlcr m 9lcucn ^frd^iö ber
©efeaid^oft für äUere beutfd^e ®e{d^t(^t§funbe
Xni [1888], 607. ein fe^r dtc« JKart^ro-
logium au8 Eccardi Seligenstadensia [in ber
fgl. ©ibliotl^ef ju fjannoDer], ^ernuSgcg. oom
Unteracid^ncten, f. bei ^id, SKonatfd^rift für rl^in.
®efd^. m [1877], 269; bie Recordatio fratrum
defimctonnn inter monachos Selig, fratemi-
tatem habentimn, in ben gorfd^ungen jur beut»
fd^n ®cf4 XIV [1874], 613. ®ic Annales
Seligenst l^ben il^ren 9kmen nur t)on ber $ro«
öenienj ber §anb{d^rif t au§ ©eligenftabt.) [galf.]
$mgftm ^etgt im t^eologifd^en Sprad^ge-
broud^e ber 3wflanb ber SSoUcnbung eine» öer-
nunftbegabtcn 3Befcn§, infofcm eS feine Soll-
fommen^eit ju ernennen unb @enu^ in il^r ^u
finben Dermog (S. Thom. Summ, theol. 1, q. 26,
a. 1). gt^mologifd^ toirb \)a^ beutfd^e „felig"
(oltl^b. sällg) gerne mit boUus, Zlo<:, gonj, in
IBerbinbung gebrod^t; boS lot. beatus ift t)er-
n)(mbt mit bene ; ba§ gried^. {taxaptoc ((Jiaxap)
wirb ie^ öon ber iBJurjel jiax, Inng fein (ögL
fiaxpoc), abgeleitet, 5U toeld^er aud^ baS lat. mactus
gel^ört; boS im ^Iten Xeftament entfpred^nbe
SBort 'y^^. gel^t auf einen @tamm jurüdt, ber als
Sßerbum bie 95ebeutung „gel^n, öormärtS gelten,
gelingen'' l^at unb bem ba§ affqr. äSur, „einem
§eil »iberfal^ren laffen", entfprid^t.
I. griäuterung be3 ©egriffeS ber
Seligfeit in SSe^ug auf ®ott unb bie ®e-
fd^öpfe. — 1. ©eligfeit in ber oben angegebenen
Sebeutung fommt t)or Mem unb im l|ödE)ften
®rabe ®ott }U; er ift \a bie ^öd^fte SSoQtom-
menl^eit unb bie l^öd^fte SJemunft; er ift „ber
©elige unb einjig SDRöd^tige" (1 %m. 6, 15).
Sßenn ®ott baneben nad^ bem freien dtatl^fd^Iuffe
feiner ®üte, ber e§ eigen ift, Don ber innem SfüÜe
nad^ 9lu|en mitsutl^eilen, burd^ fein aÜmöd^tigeS
SBort anbere Demünftige SBefen au§ bem 9^i(|t3
in'S ®afein gerufen unb fie jur Sl^cilnal^me an
feiner ©eligfeit beftimmt l^at, fo ift bod^ afle
©cligfeit, ttjo immer fie ftd^ au^cr @ott pnbet,
nur ein ^bbilb unb ein ^uSfiu^ ber göttlid^en
Seligfeit (ogL Theodoret. In Ps. 1, 1, bei
Migne, PP. gr. LXXX, 867). — 2. S)cr erfte
unb l^öd^fte ämedf beS göttlid)en ©d^affcnS (ögl.
b. Slrt. ©d&öpfung X, 1862 ff.) mar bie eigene
Serl^errlid^ung; biefelbe mirb bemirft, inbem
bie öcrfd^iebenen ®cfd)öpfe bie mannigfaltigen
göttlid^cn SoÜfommenl^citcn in fid^ ausprägen unb
gur S)arflettung bringen (objectiöe gl^re @otte§);
inbcnt bejonberS bie Demünftigen SBefen ®ott
erfennen unb anerfennen unb i^m aI3 bem l^öd^-
ftcn ©Ute, bem emigen Sol^ne imb bem obcrften
^erm in Siebe, grcube unb ©cl^orfam ftd^
Eingeben (formelle g^re ®otte§). 3)amit ift
bann öon felbft gegeben, ba^ bie ©cligfeit ber
Demünftigen ®efc|öpfe ebenfalls 3wed ber Sd^ö-
pfung ift. ®ieje ©eligfeit befielt ja in nidjtö
änbercm als in jener grfenntnife unb Siebe,
meldte aud^ bie (formeSe) QS^ (SotteS wOsmä^
IRatürlid^ ift aber biefe Seligf^it Don (Bott an
erfter Stelle geioollt olS ®ut ®otte8, alfi feine
Serl^cnlid^ung; erfl an gtt)eiter StdDk a(9 @ttt bcc
®cfd^öpfe, als i^re Seligfeit. 2)eim ®otteS un-
enblid^e ^eiligfeit loiQ SlleS au8 ben ebdjten
Sctoeggrünben , miQ MeS megen beS l^öc^
®uteS, baS er felbft ift 92id^tSbefbmeniger ift,
toie bie Sl^eologen betonen, bie Siebe ®otted gegen
uns eine burd^auS uneigätnü^ige unb bie 2ie6e
beS reinften äßol^lgefaUcnS, ba er Ja Don unfern
Seltgfeit feinen eigentlid^en innem 9hi^fn 1^,
fonbem nur öu^ere S^re, möl^renb aller %u|en
auf unferer Seite liegt. — 3. 5lud^ bie Seligfett
beS URenfd^en ift alfo ber 3^^/ um beffenttsiOen
®ott il^n gefd^affen 1^, unb gerabe fie oirb in
ber l^eiligen Sd^rift mit93orliebe erm&^nt £1^
boret (1. c. 868) ^nbet eS mit Sted^t bebeutungSDoI,
baf; ber gottbegeifterte Sönger beS ^ten SBunbeS
feine ®ebete unb Sieber eröffnet mit bem ®ebanftoi
ber Seligfeit (^f. 1, 1) ; mit bemfelben ©ebanfen
beginne aud^ baS SDangelium beS 9{euen IBunbeS,
inbem ber göttlid^e Seigrer auf bem Serge ®ali*
löa^S feine IBelel^mgen mit ben fogen. ad^t Selig«
feiten anhebe (aKatll^. 5, 3 ff.). S)iefe Seligfeit
ift nad^ ber obigen Srflarung unfer DoUenbeteS
@ut ; fte ift ein 3iift(ntb, in meld^m unS nid^
mel^r ju tt)ünfc^en übrig bleibt, alfo nad^ ber lanb*
läufigen Suffa^ung ein 3uftanb, toorin man Don
jebem Uebel frei unb gugleid^ im lBefi|e aQeS ®uten
ift. S)e^]^lb befinirt fte Soetl^iuS als „einen burd^
ben 93efi( aQeS ®uten Dollfommenen Suftanb"
unb ®rcgor Don K^iffa als „ben Snbegriff aOeS
®uten, bo nid^ts fel^lt, maS man münfd^t" (Boeth.
De oonBol. phil. 3 , pros. 2 ; Greg. Nyss.
Orat. I De beatit., bei Migne, PP. gr. XLIV,
1196). 3ur Seligfeit gehört nad^ bem ^l. J^o-
maS ber SBeft^ alles ®uten, baS ber 9Renfd^ Don
9latur aus erfel^nt; bie ^Ibioefenl^eit ieglid^
UebelS, benn biefe gel^ört )u ben ®ütem, toel^
unfere 9?atur erftrebt; bie ©ctoi^l^eit ber beflän»
bigen S)auer biefcS 3"patibeS, meil bie ?Fnrd^t
Dor einem möglid)en SSerlufte ber Scligfeit ein
großes Uebel märe (S. theol. 1, 2, q. 5, a. 4).
S)amit ftimmt ber 1^1. ^uguflinuS überein, wenn
er befinirt (De trinit. 13, 5): Selig ift, mer alleS
]^t, maS er münft^t, unb nid^ts Serfel^rteS münf^.
3n etmaS Scrfel^rtcm, in einem fd^cinbaren ®ute,
baS ber SKenfd^ mill im 9Biberfprud^e mit feiner
gefunben 5Jatur, fann ein reiner, DoUfommener
unb beftönbiger ®enu5 nid^t gefunben »erben; ba
mir für baS SDßal^re unb ®\\it gefd^affen finb, mirb
uns baS Sd^led^te unb Unmolire ftetS abfto^en
ober menigftcnS nid^t auf bie S)auer feffeln fönnen.
n. ©rreid^barfeit ber Seligfeit für
ben 2Renf d^eu 1. im irbifd^en Scben. 6ine
eigentliche unb Doflfommene ©lürffeligfeit mirb
auf grben nid^t gefunben. g§ ift nur eine un»
Dollfommene Seligfeit, meldje ber 3Kcnfd^ l^ie»
nieben beftjcn fann. Sie bepelzt barin, ba§ mir
burd^ ein Seben nad^ bem ®eifte unS bie ^nmart*
»
S-eligfeit.
90
«Ml fliif Me iidwrittge, teSbrnmem €elie{eit
afliiQici «nb v> Metdbe bcr ^opung nad^ f^on
1^ Mi|m («tu bei bof^rnng freubift''; 9Um.
U, 19; fk iß alfo ein SSocgefd^mad ber Dott-
edigfitt be§ ^mtneI9. @Ie^ ber
^ 0x0^ f^on ein 89e{ij^ QiotM ge-
n&nO^ ein Sefit^ burdfi ertenni^
vidfiBBie Siebe vnb l^ige j^eitbe. @o enge
dta «a^ Mefe Seidbtnbmtg mit ®ott va i^
üxmcbcMB, oft au|erga96i^i(^en @r«ben unb
eoqien »abcsi nag (DgL b. Sit. äRqfiit)^ \o
läAt fle bo4 fletfi «seit entfernt boDon, unfer
<BUhI )tt |ein. ^ienieben miib bei
k dU, 0114 bie bered^gtften äßunf d^
fclm, nie inm oOem Ueoel frei fein,
Uer bie IBeftfinbi^ feines ®lüded
k^fB ^ UmoL 1, 2, q. 5, a. 8). — 2. im
«sbers Sebcn. S)teS)o|>)|eIfccige, ob eine umbie
oft MUboraieiie ^(igfeit übei^upt möglid^
imääbfii bc» aRenf d^ OiiOid^ in 9uSfid^t ge*
tp» miib tnm Senumft nnb (Sfambe bejo^b
lUe SRenfd^ ol^ne SnAnol^e Idolen
i^Bon SBtffen begiänbctm imb be|^Ib
£iieb noS^ bUibenber ®(ädfelig-
fea S>«6 kseiict Me (irfol^rttng. 2)ei Slnblid
te aawO&nQmesicn ®utei um nnS oedt gon)
ms fidbß bie SorfteHung etaed iwOfommenen
Mdii^ Urfn Stfftonb fonn man ober nid^t
ka^m, u^ i^ gu nriinfd^. Se^olb l^at bie
fliitfMtt f on ie^ bad SBoibanbenfein biefed
UEbkM conftatiit (Aug. De trin. 18, 8. 4).
ft 9 mm umndglid^^ bo| biefem Xriebe ni^t
fie aottbHmcne @dSgIeit olö ttniStii^ errei(|barc6
j&l futi|ne<tc ; beim ein Koturtrieb fann niemals
madfc fdiL S)e^]boli {^iKn tirir aud^ bie 8)enler
te bqist itic^ bcntü^t, )u beioeijen, ber QHudt«
«agUntM f dime nid^ unmäl^r fein. S)a8 festen
if d( fUbpnerfldnbltc!^ Dotoud unb fragten bIo|,
Bnter fo Dtetoi ®utem ber ®egenftaiä)
Sdßglrtt fei (ngL hierüber Hontheim,
«odioaeae, Friburg. 1898, n. 862 sqq.).
In Cncid(^baxfeil ber DolUommenen ®Iiidtfe(ig-
to ogflit M aud^ oud bei 9iDt|toenbigfeit einer
mjHibrn &aaetum beS @tttengefe|ed, bie barin
mbH, ba| besi Zugenb^ften bie @eligfett als
fi^Btt. SXidfen^e folgt aud ber Ueberetn-
dkl Sölkt, tDcId^ bartl^ut, bag eS ftd^
Si^ l^bctt, toeld^en bie Stimme ber
f.ico Urt^ unb ber f omit nid^t irrig fein fann.
ti, büqr &d^ft le^rt bie (Sneid^barf eit ber t>on-
•rrsnm Seligfeit in bei ffirtfe, bafe fie biefctte
di te 8d^ barflent^ toeld^er ben 9luSern)ä]^Uen
tarn ^t tisn Sittbeginn ber SBelt unb ben fie
\::t^ iriangen locrben (Watt^. 25, 84. 46).
iIL9egenftanb ber@eligfeit. 3nber
ietigtot faon man stoei Elemente unterfd^eiben :
•T Otegjadf^anb berfeO^cn ober ba§ @ni, burd§
^''^ 9^ nrir glüdlid^ tserben (bie obiectiüe
cfl^fint)« unb brn 99efi^ biefeS ®egenftanbeS
'Kjfstm ober formcOe ©eligfett). S)ie 9r<>B^
id^ bessi Gegmfionbe ber ©lüdjeligfeit fyxt au^er«
l^b ber geoffenbarten Sleligion bie t^erfd^iebenfte
93eantmortung gefunben. Sie tiofllBtl^mlid^en
9nftd^ten barüber ftnben fid^ in ben SKQtl^en bei
eingeluen Sölfer niebergelegt (Dgl. bayt C^munb
®(>ie^, SntmidlungSgefd^i^te ber SiNcftellungen
t)om Suflanbe nad^ bem Xobe, 2ttna 1877 [mit
weiteren Siteraturongoben] ; ftnabenbauer, S)ad
3eugni| be§ SRenfc^engefi^Ied^teg für bie Unfterb-
lid^feU ber @ee(e, greib. 1878 [6. (Srgönsungdl^ft
)u ben Stimmen oud SRoria-SaodH). Slud^ fäi
bie Ißb^M^^^^ ^^^ i^i^ S^CKge no^ bem ®egen-
fionbe bei (Slüdfeligfeit fietö ein beliebtes Si^ma
(Ogl. Laetuit DiTin. Instit. 8, 7; Sat^rein,
aRoioIpliitofopbie I, 2. 9ufl., gfreib. 1898, 98).
es ift Hol, ba^ fein gefc^affeneS, enblid^eS ®ut
®egenftanb bei QHudtfcIigfeit fein fann; boS lä^t
fid^ leidet im Sinjelnen geigen twn bem Keid^tbum,
bei ei^ie unb ben ttbiigen irbifd|en ®ütein. %bei
aud^ obne biefen Ummeg )u mad^en, begieift man,
ba^ bie über a&eS Cnblid^e l^inauSgel^be Sdl^ig-
feit beS erfennenS, SiebenS unb 9^e^renS bei
einem befd^r&nften @ute nid^t ftel^ bleiben, in
ibm feine ooUe SBefriebigung finben fann. SS gibt
olfo eine unenblid^e SBol^r^it unb ®ut]^, beren
Srfenntni^ unb Siebe unfcre @eligfeit auSmod^
(Ogl. Aug. Confess. 1, 1). 3ubem ifl eS Sott
aud^ feiner (£^n fd^ulbig, bo^ er bie tiemiinftigen
®efd^ö))fe, meiere ii^n )u erfennen Dermdgen, auf
fid^ als ibren legten 3^^ l^inorbnet, in bem aQein
ße i^r &IM finben. Sublid^ ift bie 6elig|eit beS
9Renf d^en feine ^öd^fte IBoOfommenl^it ; burd^ ^
gelangt er alfo )ur grd|ten il^m möglid^en ©ott^
dl^nli^feit. S)iefe erreid^t aber ber ÜJlenfd^ in
ber Crftenntni^ unb Siebe ©otteS, mobuid^ fein
Seben bem göttlid^en Seben am nöd^ften tritt.
®egenftanb biefer Srfenntni^ unb Siebe unb fo-
mit ®egenfitanb ber @eIigfeU ift ®ott. 3)aS ift
aud^ boS Slef uttat, koeld^eS ftd^ miS ben Suffd^Iuffen
ergibt, bie in ber l^eiligen @d^rift bejüglid^ Der
Seligteit geboten roerben (t)g(. 9l|berger, ^SAt
d^iiftlid^ SSd^atoIogie in ben @tabien ibrei Offen-
baiung im % u. 31, %t%, gfreiburg 1890).
IV.S)ie übernatürlid^e@eligfeit. l.Se»
griff unb (Stiften) berfelben. 2)er SRenfd^
ift bagu beftimmt, nad^bem er biefe Srbe derlaffen
fyit, in einem }ulunftigen Seben in bie innigfte
®emeinfd^aft mit^ott gu treten burd^ Srfenntni^
unb Siebe. Siefe ®emeinfd^aft mit ®ott fann
eine gtoeifad^e fein, unb bemgemö^ muffen mir eine
nattirlid^e unb eine übematurlid^e @eligfeit unter-
fd^eiben. SBon 92atur ift jebeS Demünftige ®e-
fd^öpf unb fpecieQ ber ÜRenfd^ S)iener unb ftned^t
@otteS ; er ftebt il^m unenblid^ fem unb Oermag
i^n nur mittelbar nad^ Snabgte ber gefd^ö))fltd^en
SDinge )u erfennen. SlHein ®ott l^at auS bem freie-
ften Sntfd^Iuffe beS Ueberma^eS feiner Siebe, ol^ne
ba^ h)ir irgenbmie (au^; unter SBorauSfe^ung ber
S^opfung) barauf ben geringften Infprud^ Ratten,
uns als Söl^ne aboptiren motten, bomit mir, mie
ber emige (So^n ®otteS, ben mir in ber b^"
tigen 2)reifalttgfeit anittm, }urunmittetbarenSr-
91
Seligfeii
92
fenntnig ©otteS gelangen (logl. b. 9trt. ^njd^auung
®otte§). SBlr pnb alfo berufen gu einer toa^r-
l^Qft übemotürltd^en Srfenntnt| ®otte3 unb bamü
5u einer übematürlid^en 2iebe, ju einem über-
notürlid^en ©enufje ©otteS, ju einer übemotür«
lid^en @eligfeit. S)urd^ biefe wirb ber notürlid^
®IüdfeIigfeit§tric6 nid^t blo^ in genügenber SBeife
befriebigt, fonbem meit l^inauS über j[ebe3 3Ra|
unb IBerl^öItni^, über iebed natürlid^e Streben unb
6e^en erjüttt unb überfüllt (ögL 1 gor. 2, 9).
2)ie natürlid^e Seligfeit, föeld^e in ben einzelnen
5Kenfd^en üerfci^iebene ®rabe entfpred^enb ben Der»
fd)iebenenauf Srben erworbenen Serbienften l^aben
toürbe, fommt bem gegenüber nid^t mel^ in Se-
trad^t, ba an il^re Stelle in ber gegenmörtigen
Orbnung ber S)inge bie übematürlid^e %nf d^auung
@otteS getreten ift; nur benfltnbem, loeld^e ol^ne
perfönli^e f^el^ltritte niegen SRangelS ber Saufe
in ber grbfünbe l^infd^eiben, wirb im 3enfeit8 ein
3uftanb iu%f)tü, totlä)tt ber @ad^e nad^ eine
öollfommene natürlid^e ©eligfeit barfteOt (ogl. b.
artt. erbfünbe IV, 768 f. unb SimbuS).
2. SBefentlid^e Seligfeit unb SBefen ber
Seligfeit. SBie in ber natfirlid^en, fo ift aud^ in
ber übematürlid^en Drbnung ®ott ber ®egen-
ftanb unferer Seligfeit. ®amit er unS wirflid^
befelige, mufe er in SJerbinbung mit unS treten,
unb biefe SSerbinbung gefd^icl^t, Wie oben gefagt,
burd^ Setl^ötigung beS l^öl^em SebenS in Sße«
jiel^ung auf ®ott. 3ene Il^ätigfeitcn bilben bie
fogen. wefentlid^e Seligfeit. & fmb 9lcte ber 6r-
fcnntnift, ber Siebe unb ber Qfreube. ®ie 6r-
fenntnife/ weld^e mit ®ott öerbinbct, ift in ber
gegenwärtigen Orbnung bie übematürlid^e, flare
uiU) unmittelbare Snfc^auung ®otte§. tluS il^r
ergibt fid^ not^wenbig bie uneigennü^igfie Siebe
beS SBol^IwoIIenS gegen @ott, fo ba^ ber Selige
®ott als feinem greunbe aOeS ®ute in reinfter
tKn^önglid^feit wünfd^t. SBcil ber SSBille feinem
SBefen nad^ baS ®ute fud^t unb ba§ Uebel fliel^t,
ift e§ unbenfbar, ba^ ber 3)^enfd^ baS unenblid^e
®ut flar erfcnne unb bod^ nid^t liebe, ba ®ott
guglcid() bo§ rcinfte ®ut ift unb fowobi an fid^ alä
für ben Seligen unter feiner SRürffit^t atö Uebel
erfd^einen fann. %n britter Stelle folgt bann bie
greube über ben 93efi^ ®otte8. ®cnn natumot^«
wcnbig finbet ba§ Seben ®cnnp an feiner Se-
tptigung ; je öoüfommener biefe ift, befto größer
ift ber ®enu5 an i^r. ^nfdjauung unb Siebe
®otte§ ftnb bie benfbar l^öd^flen ScbenSll^Qtig«
feiten ; fic fmb be^l)alb auä) bie gcnu^rcici)ften.
S)ic|cr ®cnu6 ift aber jugleidE) eine greube über
ba§ eigene ®ut, infofem c§ ba§ eigene ift, unb
barauS folgt, ba^ in bem Seligen au^er ber Siebe
bcÄ SBö^IwoUcnS aud^ bie uneigcntlid)e Siebe ftd^
finbet, wclcl)c ®ott liebt aU bie Dueüc be§ eigenen,
nienfd[)licf)en ®lücfe§. 3ft biefe Siebe aud) nid)t
ber l}öd)fle 5(ct, bcffcn ber mcnfd^lic^c fflille fä^ig
ift, fo ift fie bod) eine fel^r gro^e Soüfommen^cit,
i|t bem 53ienfd^en bur^auS natürli^, entl^ält ab''
fohlt nid^tS SSerfel^rteS unb ift bem Staube ber
Seligfeit ganj angemeffen. Selbfiöerfldnblid^ öcr*
binbet ^ä) im Seligen mit ber gfreube über ba§
eigene @lüd bie t^reube ber wo^lWoEenben Siebe
gegen ®ott, inbem er fid^ über bie Seligfeit
®otte§, wel^e er anfd^aut, freut, eben weil fte bQ§
®lüd ®otteg ift, ben er liebi gS ftnb bemm«^
fünf ^cte, welche bie wefentlid^e Seligfeit au&>
mad^en : ^nfd^auung ®ottc§, gwei ^rten Don Siebe
unb gwei ^rten Don gfreube. — ®ie Il^eologen
l^aben fid^ oft eingeljenb mit ber Qfrage befa|t,
weld^er t)on biefen fünf wefentlid^en ^cten ber
Seligfeit ba§ SBefen berfelben auSmad^t. S)a§
SBefen ber Seligfeit bilben, wie fid^ auS bem 99e-
griffe beS SBefenS überl^aupt ergibt, jene inneren
Elemente berfelben, wel^e gleid^fam bie er^
Sßurgel ftnb, auS ber aOe übrigen (llemente natur«
gemö^ tmb mit 92ot^wenbigfeit refultiren. Sor*
nad^ fd^eint eS flar, ba| bie Snfd^ouung ®otteS
(f. b. Irt.) allein baS SBefen ber Seligfeit ift;
benn au§ i^r folgen Siebe* tmb gfreube. SSiucJ^ in
einem anbem Sinne mu^ bie %(nfd^auimg c^ein
als SBefen ber Seligfeit getten. Sie ig nomlid^
baSjenige ßlement, burd^ welches ber Stonb ba
SSoHenbung ftd^ oom Staube ber Prüfung unter*
fd^eibet. ^ienieben befi|t ber 9Renfd^ bereits bie
Siebe ; eS fe^lt i^m nur bie flare grfenntni| ber
Seligen, bie Hnf(|auung.
3. etgenfd^af ten ber Seligfeit. 9QS wi4|-
tigfte gigentl^ümlid^feit (Proprietät) ber Sefigfeit
ppegt tnit Siedet ^eroorgel^oben gu werben i^re
S3eftönbigfeit. 2)iefe Sigenfd^aft fommt ber Selig*
feit mit innerer S?otl|wenbigfeit gu; benn Selig-
feit ift tmbenfbar ol^ne ®ewig]§eit ber S)auec,
biefe @ewi^]^eit aber fe^t Seftönbigfeit ber Selig«
feit öorauS. Scfeligenbe ßrfenntnife, fobalb fie
wirflid^ befeligenb ift, enthält alfo eine in ii^
liegenbe, Don @ott il^r eingeprägte 93egie]^tmg auf
ben SBillen ®ottcS, fie gu erhalten. — ®ie SSe-
ftänbigfeit ber Seligfeit äußert fid^ barin, ba| 6r»
fennen unb Sieben nid^t blo| ber Anlage na^
ober l^abitueE ftetS atif ®ott gerid^tet, fonbem
felbft continuirlid^ fmb, ba Jebe Unterbred^ung als
Uebel empfunben werben mü^te. 3m SJefonbem
fd)lic6t bie Scftänbigfcit alS weitere ^roprietöt
ber Seligfeit bie Unf ünblid^feit ein ; benn bttrd^
bie fd^were Sünbe würbe bie Seligfeit öerwirft
unb mithin aufgel^oben; aud^ liebt ber Selige
®ott notljwenbig mit gangem §^rgen tmb fann
fid^ alfo nid^t burd) bie Sünbe tjon i^m abfe^ren
ober überl^aupt in bcu gcringften ®egenfaj gu ben
®efejen ber Siebe ftcflcn.
4. 3)ie accibc 11 teile Seligfeit. 3« ber
Wefentlid^en Seligfeit tritt bie accibeutette l^injiu
3ene bcftcbt in ben oben aufgcjäljltcn ^^b^tig*
feiten ber Seele in Scjug auf ba^ i(}r gegenwär-
tige imenbliri)e ®ut; biefe wirb gcbilbet burd^
®üter, weld)e ber wejcntlidjcu Seligfeit als notb-
wenbige ober angemciicnc ^vgän3ung beigegeben
werben. S)ie|elbcn bil^cn aber nid)t eine befon-
bere Duelle ber Seligfeit in bem Sinne, alS ob
©Ott nx(!t)t genügte, imS gu beglürfen ; fie fmb bcni
93
@ettgteit.
94
i^maKc ®ottc§ bttt^S untergeorbnet, fie ftnb
;=i Ilektilte|cn bet Snfd^ommg ®otte8, eine
CnniSaning ber^elbeu mc^ oBcn ©eüen ber be«
Cedgtni Cmtur. Won untetfd^eibet babet ®ütet
Nr Stüt, ®ütet beS SeiBeS unb äußere (Sflter.
9M <Sütct ber €eele bleiben mand^erlei tSnlogen
>< jf^cntDdrtigen fiebenS: bte beiligmod^enbe
Smbf^ bir (Sktben bet b^Iigen (BeifteS, bte über-
isizzüd^ Xugenben, ber Sbotalter ber Xaufe^
>Trvxing unb SBci^ in benienigen, xotläft auf
4ht» biffr €oaamente emt^fongen l^aben (bte
Qanioutto. jL IB. bie (Saht ber $rop^eHe, t)er-
Vtvinbm). SBemt attd^ mattet üon ben ftttlid^en
logenbcn fic^ ntc^t me^r im gangen Umfonge, ben
^ auf Sibai ^en, befugen fönnen, {o bleiben
ct=ns bo(^ nod^ geniffe ^tmctionen. ^ie Xugenb
r<r SSdItgitng |. !B. Qat feine Segterlid^feit me^r
^ ve^mpf en ; jie freut fid^ ober über bie ^anb«
tsim, mef^ fie in biejem Seben geübt, tt>egen
yc üsnen dpent^umlid^en Sb^borfeit. 9lailf @tKt"
'^x Mftbt bie Zugenb ber Hoffnung (f. b. 9rt.)
>rr Sidlifiit nad^, über nid^t me^t al8 fomteOe
KK^rmmß eine« a&koefenben @uted, fonbem }ur
Ji^sng be§ 9cte« ber uneigentlid^en Siebe gegen
^oa; aadf cmbtrtn Xi^eologen t)erfd^toinbet bie
Artnumg gdnjfi^^ toie baS na^ aQgemeiner 9n-
'4: Der gdfl t^ mit bem ®Iouben, ber in @d^uen
xf^t BU^et übet Meibt bie Siebe. — 3m
^«Tiaibe ber Seligen Ift lein Srrtbum. Sie
.'.cam jnwr SBaJ^rfd^einlid^feitdurtl^eUe Btlben;
c:^ MM bt^aupttn fit nie bie @ad^e felbft, fon«
ya nnr ben Grab il^rer SEBa^fd^einlid^feit, fo
\i fnxL drrl^m eintreten fann. 9ud^ toiffen fte
1^ woS fie fii tDtffen begel^en nnb tcaS i^nen
'1 rtffrn ixgenbmie ndtl^ig ift. SSon ben gefd^affe-
rr. fingen fyihtn bte ©eligen eine breifadde Sr«
*T-'ani. SJieleS offenbart ftd^ i^nen in ber SBefen-
^ <ik>ct§. meli^ fie anfd^uen. SSiefed erfennen
': :s2z4 bie €pede€, melcl^e fte in biefem Seben
rr^oiicn boben. 9)iele9 tDtffen Re aud^ (toenig-
*» m boi bte gett>5|)nnd^ere uno beffer begrün-
>s ^ft(bl ber 3:]^ol09en) burd^ eigenS ein-
-ytst Silber; benn biefc grfenntnt^bilber
'jTJZB pir imturgemäBcn ^ufiftottung be§ 9$er-
:r^{§ |tt geboren, ivelc^e bie Üßenfd^en im ^D-
zT^jB auf Crben ntci^t enterben fönnen unb
!v r>riialb burc^ göttlid^ed Eingreifen ergän}t
7T^ ^on^cS erfennen alfo bie ©eligen in }tt)ei-
j^: !Sme: in ber SBefcnl^elt ®otte§ unb burdd
* ^yst Specie§ (cognitio matutina ttnb ves-
; -jm; DgL Aug. De genes, ad lit. 4, 22, 89).
L.Ti an4i bie auf Srben enoorbene flenntni^
A Hv »erben bod^ bte il^ b^enieben anbaften*
: V^angX befcttigt ; 3rrtbünter loerben berid^-
: Dlennmgen unb 3tt>«f«I bringen jur ®c-
r-.;:ix turfi; bimfled ©rfennen wirb flar; na»
crtii) gtlt bo9 ouf beut ©lauben bcni^enbc
. r jTi^Siitcn |ur einjid^l über. — 3m SBillcn
■.-: rtik|fn IJ leine iraurigfeit, feine nngeorbncte
1- r^o, fnnt Sd^tDtcrigfeit in Uebung ber 3:u-
t:. ^jltSBunfd^ ftnb befriebigt. 9luc^ ijiiebcr
Selige jufrieben mit bem ®rabe ber ^errlid^feit,
ben (Sott il^m nad^ jeinen Serbienften üerlte^,
felbft menn er fie^t, ba| anbere einen b^bem ®rab
einnebmen ; fein S3i&e ift ibtn gong gleid^f örmig
bem äBiUen ®otte8. — Ueber bie ®üter beS SeibeS
tmb bomit gufammenbongenbe g^gen ift ber %rt.
^auferftebung be8 Ofleiftbeö" )u öergleid&en. Sn
äußeren (Süttm fmb gu nennen: ber Umgang mit
ber 9)2enfd^b(it e^rifti, ben Sngeln unb ^eiligen;
bie ^^Ud^feit ber bitnmlifd^en SBol^nung unb
ber gangen @d^d))fung, mie fte befonberS nad^ ber
SSottenbung ber 3^iten fein wirb.
5. SDie fogen. dotes ber Seligen. 3n ber
übematürlid^en @eligfeit Dereinipt ftd^ ber SRenfd^
auf's ännigfte mit g^rtftuS. S)iefer unauflöSIid^e
Sunb gmeier menfd^Iid^en Ütaturen mirb Don ben
Stbeologen im ^nfd^Iuffe an bie ^i^t Sd^rift
(Offb. 19, 7; 21, 2) alS m^füfd^e ßbe begeid^net,
fo ba^ bie @eele mit bem ®ottmenfd^en als i^rem
Sröutigam t)er6unben erfc^eint. Sementfprecbenb
rebet man aud^ t>on einer ÜJlitgift, ben doteB, loo»
burd^ bie Seele gur SSerbinbung mit SbrifhÄ ge-
bül^renb auSgeftattet unb t)orbereitet mirb. SRatt
gäblt au|er ben t)ier doies beS SeibeS (OgL b. 9rt.
Suferfiebung beS gfleifcbeS 1, 1600 f.) brei doies
ber Seele auf, meldte ben tbeologifd^en Xugenben
beS SrbenlebenS entfpred^en. 2)em ®Iauben ent"
fprid^t bie Snfd^ung ober t)ielmebr baS fte Dor-
bereitenbe lumen gloriae. S)er Siebe entf))rid^t bie
delectatio, b. b- ber ^bituS ber Siebe, infofem
er ben SeligleitSgenul t)ermittelt S)er Hoffnung
entfpriddt ber SBefi| (comprehenBio), Weld^er bier
nichts SlnbereS begeid^net alS bie Serbinbung oon
lumen gloriae unb delectatdo. 3m Singeinen
finb übrigens bie SReinungen ber Xb^ologen über
comprehensio unb delectatio febr getl^etlt (t>gl.
S. Thom. Summ. theoL Supplem. q, 95).
6. 9$erfd^iebenbeit ber^eligfeit. SieSe»
ligen ftnb nid^t gleid^ an ^errlid^feit. 3unäd^ft
bat bie toefentlid^e Seligfeit, fpecieH bie Vnf d^auung
®otteS, t)er{d^iebene ®rabe, j[e nad^ ben auf Srben
enoorbenen S$erbienften. Sber aucb bie accioentelle
Seligfeit geigt 9)erf(biebenbeit. ^ierl^in gebort gu-
näd^ft bie breifa^e Aureola sanctonun (f. b.^rt.).
3m ^nfd^Iu^ an ÜRattb. 13,28 unterfd^eiben auger-
bem mand^e 3:^eofogen einen breifod^en fructus :
ben brei^igfältigen für bie ßb^Ieute, loeld^c ftanbeS»
gemö|e ^eufc^l^eit geübt baben; ben fed(|gigfättigen
fiir bie SBitlmen, weld^e in ber Seit ber SBitttoen-
fd^aft bie ge§temenbe Sntl^altfamfeit gepflegt; beii
liiunbertfältigen für bie öonfommcnen Sungfraucn.
Unter biefem fructus ift, fagen fie, eine befonberc
acdbenteflc grcube gu ocrflcl^en. Slnbere %\)tO'
logen Oerfteben aber, unb loobl rid^tiger, bie SBortc
Sbnfti einfad^ Don ben oer[d^iebenen ®raben ber
^ciligfeit unb toefentlid^en ©eligteit, tocld^e baS
SSort ® ottcS in ben 9Kcn jc^cn crgcugt (ögt. S. theol.
Suppl. q. 96, a. 3—4; Suarez, De lütimo fine
disp. 11, sect. 3, n. 5).
V. Seligfeit unb ©ittlid^feit. 3um
Sd}Iuf je finb nod) einige Semerfiingcn über bie Se»
96
@eUgfeit
«6
betttttag ber (SlädlfeligfeUdibee für boS freie imb
fittlid^ ^Hinbeln beS SOtoifd^en beizufügen. l.Sebe
freie ^miblung gel^t interpretative auf bie @e«
ligfeit als t^r UkitS S^^ ; beim wenn ber SBiUe
ft^ in Segug auf ein Obfttt betl^tigt, fo ift burd^
bie ben l^dl^eren Säen eigene 9ie^e|ion bte{e
aSillcnSt^ötigfeit \tlb\t gemoOt, unb ber SBiSe fin-
bet greube an \t\mt Z^gfeit unb bem t)on il^r
gefugten (Begenftonbe otö on feinem @ute. @o
ge^t ber SBUIe, »enigftenS nebenbei, ftetö auf
ttmaS, tDoburd^ toxc unfer 93ege]^en tl^ilioeife gu
faltigen ]()offen. SDtife ü^eilmeife Sättigung ift
aber il^remäBefen na^ unb gemäg berSbftd^t ber
Statur , mag Der ^anbelnbe baran beulen ober
nid^t, ein @^tt jur t)oUen Sättigung, )ur Selig-
feit. 2)iefe inter)>retatit)e 99e}tt)edfung ber Selig-
feit finbet fid^ inbe^ anberd in ben fittlid^ guten,
anberd in ben üecioerflid^ ^anblungen. 3ene
bringen in SBal^rl^ ber Seligfeit näl^er, biefe nur
fd^einbor : iene ge^en auf bie t>oSit 99efriebigung,
infofem ^ mirflid^ in ®ott gefunben U)eä>en fann,
biefe auf bie Seligteit, infofem fie irrtl^mlid^ unb
t>erife]^rtenoeife au|et @ott gefud^t toid) ; iene ge^en
auf ben loal^ren (Sott, birfe auf ein 3boI, baS
göttlid^ ober Seligf^itbringenb erfd^int. 2)enn ber
Sünber trennt in feinem oerfel^en Segel^ren baS,
tocA objectit) ungertrennlid^ i{l: ®ott unb Selig-
feit. Sie Seligleit fud(|t er, gegen (Sott lel^nt er
ftdd auf. SDer Sünber fud^t @ott nid^t ber ®e-
fmnung nad^, aber bod^ gemiffermagen ber Sad^
nad^, infofem er bie Seligfeit fud^t, bie nur bei
®ott ift. — 2. 3u einer ftttltd^ gutm ^nblung
ift nic^t erforberlid^, ba| ber SRenfd^ fUir an bie
Seligfeit unb ®ott benfe unb fo gang auSbrüdtlid^
feine ^nblung auf baS lejfte 3i^I begiel^e. (£8
genügt, ju erfmnm, bie ^onblung fei angemeffen
ür bie Se4e, ben Seib ober bie öu^erm ®üter,
ie fei aud^ nid^t unerlaubt, b. 1^. bem SReufd^m
als oemünftigem SBefm miberfpred^nb. Snbem
bie ^nblung auf ®runb biefer Srfmntni| ooll-
gogcn mirb, ift fte oirtueU, mmn aud^ nod^ fo
bunfel unb implicite, auf ®ott belogen, burd^
beffen SBiUen unb Suctoritöt bie Siegel ber Ser-
nunft i^re binbenbe Jhaft l^at. S)ie bunflc ®otted-
erfenntnif;, nield^ nötl^ig ift, um mit mirflid^em
^flid^tgefül^Ie gu l^nbeln, ertoirbt ftd^ ber 9}{enfd§
f^Iu^meife mit größter fieid^tigfeit, fobalb er gu ben
Sauren ber Unterf^eibung gtoifd^m ®ut unb Sö3
gelangt ift (Ogl. Hontheim L c. n. 391 sqq.). —
8. Sie 93e)ie]^ung unferer ^anblungen auf bie
Seligfett tl^ut ber Steinj^eit ber £ugmb feinm
gintrag, toie mand^e ftoifd^e S^fteme behaupten,
mit bcnen man in befonbcrS tugeubleercn S^iitn
imb ftrcifcn gu parabiren j)flegt. ®enn c§ ift ein
burd^auS fittlid^ guter 3lct, au§ uneigentlid^er Siebe
gegen ®ott, b. ^. toegen ber §offnung auf Selig-
feit, bie 3:ugcnb gu üben , fofcm man nur jcbe
Sn^änglid)feit an bie Sünbc au§jrf)üc^t unb (lüc-
nigfteuS iraplicite) bereit ift, bie 3:ugenb aud^
bann nid)t gu oerle^cn, menn fie bie SuSfid^t auf
£o()n t)er(öre. Sic begcl^rlic^e Siebe fann fe^r
mo^I mit ber retnfttn Siebe be« SBol^oHtiiS gegen
®ott Derbunbm fein, loenn aud^ im ein|elnm
SaOe ber SRenfd^ oft nid^t gu biefem ^^
SRotiDe fortfd^reitet. SBir braud^ den tnU^
immer {ebe Zugenb unb gerabe bie bolffommaipr
gu üben, fonbern mir üben balb biefe bolb [m,
ie nad^bem bie Umftänbe eS oerlangen uab xrir
uns angeregt fül^Im. Sie uneigettUid^ SiAe iß
femer eine fel^r gute ißorbereitung aitf bie tH)S«
fommene, meil fie boS grdgte ^inbemi^ bcrfeOeR,
bie Snl^uglid^feit an bie Sünbe, loegraumt Gk
fann be|l(|alb auf bie Sauer fid^ nid^t galten« off»
ha^ bie noViommmt Siebe bc^u tritt; bad ge*
fc^iel^t um fo not^menbiger, als bie gu lange Se^
nad^Iöfftgung ber t)o&f ommenen Siebe f ünbl^ uxk
fomit aud^ ben gforbemngen ber eigcnnu|tgm
Siebe gutoiber ift. SRan unterfd^eibe olfo too^ bie
oermerflid^e Sol^nbienerei unb bie georbnete ^Aß-
liebe : iene ift in f ünb^after SBeife bereU, boS Söfe
gu tl^un, fobatt) eS ol^ne Sd^aben gefd^e)^ lömite;
biefe treibt alle berfel^rtm 9teigungm auS; iene
mad^t baS eigme 3d^ gum legten 3iele unb DOß
löugnet ))ofitio alle böigeren 9Rotioe, biefe l^oiM
aud einem gutm, mmn aud^ nid^t au8 bem l^p»
SRotioe, unb oerfd^Iie^t ftd^ nid^t gegm ^bfim
iBemeggrünbe, \a fte big))onirt bafür in uräd^an*
fter aaßeife; Jme migfoUt ®oü unb mirb befhoft
fo ba^ ber Selbftfüd^tige ba§ 3iel bem er «M
unterorbnet, gerobe be^l^aß nid^terreid^t; biefe iß
®ott angenel^m unb breitet bie Seligf^it oor. —
äßie bie begel^rlid^ Siebe gum äBol^tmoIkn ^ti-
treibt, fo ift umgefel^rt bad SBol^lmoIIm ^
irgenbmie oon begel^rlid^er Siebe begleitet; boS $
ia, mie oben gefagt mürbe, bei ieber ^iOenSregmig
ber t$Qn. 3sne beibm Srten bilben alfo bme
®egenf ä|e ; fie Jtnb organif d^ mit einanoer tK^
fnüpft ; eS ftnb Sd^eftem, meld^ fid^ gegenfeitig
fud^en. Sie gegentj^eiligen Seclamationm ber
altm unb neuen ^toifcr beml^m auf einer groben
Sermed^SIung oon Sol^nbimerei unb georbneter
Selbftliebe unb auf einer uöUigen 9}erfenntmg bec
elementarftm $rinci))ien ber menfc^lid^näBiflenS-
betl^atigung. ÜRitSted^t ^ be^l^lb bielKrd^bie
äiel^auptung eines irregeleitetm ÜKpfHciSmuS üet*
morf en, melier meinte, eS gebe einen ®rab ber SSoI«
fommenbeit, burd^ toeld^en bie uneigentlid^e Siebe
®otteS unb bamit bie Slugenb ber Hoffnung aufi-
gef^loffen fei. Sa§ ift felbft im C)intmel ni^t ber
gfaU, merni aud^ bort bie uneigentlid^e Siebe nii^
ben Kl^arafter ber Hoffnung, fonbern beS ®enuf^
l^at. — Ser 9)knjc^ foll in feinem ^anbeln ®ott
nad^al^men. ®ott l&at au§ Siebe gu fid^, gu feiner
e^re bie SBelt ge)d[)affcn ; babei lic^ er in Unter«
orbnung unter biefe*3 l^öd^ftc 3icl bie oiclfältigften
anberm Mürffid^teu gelten. Scniciemä^ ip boS
böd^jte *!KotiD mcnfd)lid^cn ^onbclui bie reine Siebe
gegen ®ott unb ba§ uncigeunüljiöc Sud^en feiner
&)xt. Saneben gibt eS aber uiclc aubere fitt-
lic^e aWotioe, mclcl)e bie ^anblung leiten fönnen.
Siefc geben i^rer Üliatur nad^, oud) oljnc 3utbun
ber menfc^lid)en Sutciition, auf bie gl^rc ©otteS;
©ellftlelten, btc ad^t — SelbagBlo.
98
e iBcf biiftt Q^rie «loHb nfafit troptiö cmÄ-
j!4MkB Äthm, locnn^tet^ bie iftenfd^Iii^ «e-
Qu II tat (B^P^n 33ciDeggcixnb }n beiuni iittb
xis m in ergeben. Sutocflen oBftbfng», be«
jM fft »egiim bcd mtH<^ SebmS, iß eS
sdti. ooftriUIU^ ^ Im ^jim 9lotio« }u
ÄCR Bsb boS gome fiden In bejffn ©tenft
sfrfjB. _ 4. »ie eeltj^ btd TOrtifd^m il
.±tkngaaBdjft unb nöd^^ 9tonn bed fttffi^
CCS nb 9dfm, ober, nafi fd^Iicb baSfelbe be-
n^ ta llitSil^ «ut^eit tmb S^Ied^it befte^
^ txinl borin, bo^ eine ^mtblung bie Selig»
^ %itctt ober frinbert «UerbtnB« ft&fjt Jebe
Jm3:xzli4 gute X^ irgenbnHe gut SeTi^eü
be. ob bk bSfe ffi^ Don i^r ab. 9ber bo9 if!
sr Me gUlge etneS mit bem 9cte Detbunbenen
SsMfta ober 9Hgi>erbten{ie9, toeld^ feiner»
m anbenag bie fitüüf^t Gutbett unb Sd^IeAt-
id! maatyr^^ miAt abet fonndl ouSmtK!^
&m nenig m bie p>rmelle fS^ @o\M, toel^e
ci ttt 6efigfht ber DemunfHoen defdböpfe reeO
tet3# tt, Ott 9}orm ber eitili^fdt )u be-
r^ML 6^ fdmite mon Derhid^ fein, bie ob-
ste C(r <Soitdl (OS f dI^ 9kotm in Vnf|iru(b
a Ktnen ; b^tn Jebe oute ^aidE)Itmg t>ttooU*
teuf boS CbenMlb ®otte« in unS, möl^enb
n ^ (f oenmflaltet. 2)<mtlt tt)trb ober bie ob-
•» Qre 9otM, f omeif efi on ber gfreibett bed
:Min bot, gefdtbert ober oebinbert; benn
Tit fbce Qottefi tfl ia nitS^tS ^nbered dS bie
vcdomaxni^eit ber ®efd^Öpfe^ infofem fre ein
titi> btt ooltlÜ^ nrt}onbmmenbeh ifi. 3n-
^ )at! acmbe bte im SRenfc^en ouSguprfiaenbe
^tteS bie oemünftige 9Ren{^en-
. tarn ongemeffene Sonfoinmen^eit Jt^ ifl,
\:i ib^rr €li&tmg im aSBeltgangen )ur Storni;
>a «dbot nnrb biefe fi^^re ®otte8 bargeftellt
T !SnMm , miber9 im Stjengä , onberd im
~2r:il. Somit tfi ober eben biefe SRenfd^ennatur,
^ nb i^ le|tcd 3iel, »ie immer ed gefo^
rrt. Ott nft^fte unb eigenflidb^ !Rorm ber menfd^«
:±nStmi^cit bemmmt (t>gt. (Sotl^rein, Storol-
.i:l:v)pbir I« 216 ff- ; ^^iIofo))]^ij(l^ed Sabtbud^
/«, 121 %). — 5, 5>ie ©eligfeil ip bo8 Siel,
w ^dfm (Smi^mtg bem Sltenfd^en bie gfrei^eit
nä^oi tvmbe ; isnr f ollen unS burcb Hebung ber
Iiaeab in^ ft oorbertiten. Se^b^Ib befte^t gtoi-
*br. kn fttflii^ Seben unb ber sufünfKgen
9tr^ cni bnxi^ ben SBiOcn ®otte8 oermlttelter
."-lannkmo- ®ott ffoi nämlid^ bem Zugenb-
:.--!i «ü iobn bte SeKgteit oerf proben, tt)%enb
- "^^^ ^<felbe berlieren toirb, unb jwor ent
r hoL «toben beS ^erbienfteS unb aRi|-
«TftL's&eS bif (grabe beS £obned unb ber Strafe.
Mr^od boben, bo in ber geoenmürtigen Orb-
=;X2 ber 2nige unfer 3iel bie übematilrlid^e
z't^^SEit ifk, nr übemotürIi(!^ gute ßanblungen
^nSeoung för imfcr ^eil ; bem iDlenfqen ftebt bie
> '^zr Hebung notbtoenbige @nobe ^inreid^enb
3 Soifagang. ^Domit biefe ^nblungen jlreng
XI. 2. 9ta^
b^bienfilt^ feieh, ifl fiberbie| ber ®tanb ber M'
ligmad^enben @nabi erforberlid^. — Su8 bem ®e«
fagten folgt feinedmegS, mie mir fd^bn erRfirten,
ber aRenf($ fblle ftetd im ^inbfiif auf ben Sol^n
arbeiten, er fann, itnb bifimeilen mu^ er, ]u»
oörberft au8 anberen unb (Oberen SRotiüen bon-
beln. (Sgl. au|er ber angefnl^tteifi begm. in ben
oben citirten 9rti genahnten Siteratur Angu-
stiniiB, De beata Tita; De isrinit L 18; De
ciTii Dei 1. 10; B. Thomas, Summ, theol. 1,
2, q.-l — 5; Suppl. q. 98 aqq. ; SauJ, I)er ^im»
mel, aRains 1881 ; Odmalb, edAotoIogie, 5. ^ufl.,
^aberbom 1898; Chr. Pesch, Frael. dogm. HI,
Friborg. 1895, 217 sqq.) [3of. ^ont^eim 8. J.}
^eUgtrtten, bie aqt, f. iugenb.
f'^ßffl^e^im^ f. Seotification.
fite, hn a. X. 1. (n-.^) ^erfoneraumte für
ebie ber beiben Sfniuen beS ffainiten Sameiib (®en.
4, 19. 22). — 2. («»0) Ortsname für ibie un-
bekannte Stelle in Serufolem (4 ffön. 12, 21).
^elbin (oti>v), im f[. Z. 1. ber SlUrber bed
Uittn ffbnig« au» Sel^'d ®ef$te$l, ber felbfi
für einen 9)?onat dS jtbtttg in Sanuuia regierte
(4 «ön. 15, 10). - 2. ber fonfl Soad&aj (f. b. «rf.)
genannte ftönig obn 3uba, melier oermutl^Iid^
bei feiner Xb^onbejleigung ben 9tamen änberte
Oer. 22, II. 1 ^r. 8, 15). — 8. fünfjcl^
meitere $erfonen, bereift blole Shmten in ben
fpfiteren Sudlern M ailteh Zefiamented ongeffibtt
m^ben. [ftauien.]
^efoa^io, Julius Sorenj, berühmter
d^riftlid^er SItert]^um8forfd^,murbeam lO.Sugufl
1728 lu JltQptl geboren. 2)ur$ einen Unfall
erbielt er cHi elQabnger ihiabe eine Sr^öl^ung
auf ber red^t^n ®(!^ulter, bie boA Stbmen beengte
unb i^n in einen f^b^ leibenben 3uftanb brad^te.
ÜRan ermartete menig t)on feinen Xalenten unb
oerfpracb ibnt (ein langed Seben; aber unter ber
fiebeooQen Mege feiner SRutter erftortte ber
fd^müd^Iid^e irnabe nad^ ünb nad^ um) lag nun
mit gtübenbem Sifer bem Stubium ob. 3m 3.
1744 eiüfd^Iol er ftd^, in ben getfifid^en @taiü)
m treten, unb fanb Slufna^me in baS Seminar
Des Sr^bifd^ofS oon ^toptt 2)ort geid^nete er fid^
oor aOen Slerilem burd^ feine SEBigbegierbe au9 ;
er oeranfialtete dfterS 2)i8^tationen unb gelehrte
Uebungen mit feinen @tubiengeno{fen. 9U3 er
im 3- 1752 $riefter gemorben mar, befd^Io| er,
bie geborten ^dctpltnen t)on 9}euem t)or}unebmen
unb baS Srlemte fid^ tiefer einju^rdgen, maS er
für bie 93ebtttgung meitem gfortfcbrittS erad^tete.
gr las, ejcerptrte unb f d^rleb f aft beftänbig, unter-
bielt ftd^ gerne mit ben gelebrteften Önännem 92ea-
pe(3 unb bereid^erte feine biftorifd^en unb pb^^'
logif d^en ffenntniff e, bef onberS in ben orientalif eben
Sprad^en. @ein t^oiq^tftubtum maren aber bie
d^riflfid^en SHtertbümer; ber gelehrte 5Ko§ocd^i
batte l^ierin auf i^n großen StnPu^ geübt, ^abei
lad Selooggio töglt^ einige S^apitel ber beiligen
Scbrift, lebte fireng unb fporfam unb fu^tc nur
feine ^riüatbibliotbef ju mebren. In ber 1759
4
99
©cm — ©cmei.
toieberl^ergeftenten SHabemie ber neo))ontani)d^m
(SetftUd^en nal^m er ben t^ötigften Slnt^eil unb
l^iclt l^icr mcl^rerc geleierte SSorttägc. 9lud^ Derfa^tc
er gried^ifd^e unb lateinifd^e ©ebi^te unb berbiente
fo bie il^m frül^c ju %fy:ü gettjorbene gl^re, ba^
er jum ÜJittgltebe ber ^rcabia erlauben »arb (in
biefen ®ebi(i^ten f^at er befonbcr§ bie unbeflerfte
6m^)fän9ni6 ber ^eiligen Jungfrau üerl^errlid^t).
Defter a\i^ prebigte er bem SJoIfe mit gefcgnetem
Grfolge ; bei Senebictä XIV. 3:obe l^ielt er eine
aufigc5cid)netc ^raiierrebe. SBalb »urbe 6ctoaggio
5um' er^bifd^öflid^en Süd^crcenfor unb barnod^
3«m S^nobolejaminator ernannt. 9ll§ in !)kapel
burd^ SioieHi eine italienifd^e Ueberfe^ung ber mit
Dielen ^Jbten öon % Ü3jQclaine öerMenen englijd^cn
tÄußgabc Don 2. 2Ko§^cim§ (f. b. 5lrt.) ßird^en-
gefd)id[)te erfd^ien, erl^iclt ©elüoggio ben Auftrag,
burd^ neue Söemerfungen bie bcbeutcnbften lBer[töf e
ber l)roteftantifd^cn ^iftorifer ju corrigiren; er
bebaucrte l^ierbci nur, bofe il^m |o menig 3eit für
bicfe Arbeit öergönnt njar unb feine Seiftungen
tt)eit l^inter feinen eigenen ^Inforberungen jurüdC»
blieben. 3m 3. 1764 ernannte ßarbinal ©erfale,
Srjbifd^of öon 9}eapel, ©elöaggio jum üiod)foIger
be§ gelehrten ftarl S8(a§cu§ ouf bem Sel^rftu^Ie
be§ canonifc^en 3{tä)i^, gür feine ©c^üIer lie^ er
ein furjeS Sebrbud^ brudfen, Institutionum ca-
nonicanim libri III, Neapoli 1766, moöon
1770 bie att)eite öerbefjerte ^^luflage, 1771 ein
IRad^brudt in $abua erfd^icn. ©eit bem 3a^re
1769 mufete ©elöaggio ben ßlerifem aud^ Sßor-
träge über Siöilre(|t l^alten. 3nimer ttjufete er
unter ber Sugenb ein regeS tt)iffen)d^aftlid^e§
©treben anzuregen unb erioarb ftd^ bie öoUe Siebe
unb 5ld)tung feiner Subörer. 9lm meiften mad^te
er ftd^ aber um bie d^riftlid^e^rd^äologieöerbient;
er njor ber erfte fatl^olifd^e ©d^riftfteller, ber biefeS
reid^e ©ebiet in feiner 5:otaIität umfaßte. 3uerft
bad)te er baran, baS SBer! be§ ?lnglicaner§ 3- Sing»
l^am (f. b. ?lrt.) neu unb in fatl^olijd^em ©inne
ju bearbeiten; injttjifd^en fam il^m baS angefangene
(Iciber unöollenbcte) SBerf bei Dominicaners
9)iamad^i (f. b. ^rt.) ju ©efid^t ; er gögcrte nun
mit ber §crau§gabe feineS Serfud^^; al§ aber
5DMmad}i'§ Sfortfe^ung lange nid}t er jd^icn, be[d()Io6
er, ein eigenes, für.^ereS SBcrf gu liefern, ©o gab
er 1772 gu 9leapel ben erften 3:bei( feiner In-
ßtitutiones antiquitatum christianarum l)er-
au5 ; uor 9)oIIenbung be§ ganzen S)rudö aber er-
eilte i^n ber %oh im 5^oöcmber 1772 in einem
Filter Don erft 44 Solaren, ©ein Sfreunb, ber
(£anonicu§ % 3K. i?alep^ati, ber au^ einen ben
meiften ^i)lu§gaben öorgebnidteu Commentarius
de vita et scriptis J. Selvaggii üerfaf>te, bot
fobann ben 9ieft be§ 9}^anufcripte§ öeröffcntlidjt
(1774); ba§ SBer! umfafet fo üier93üd)cr in ]cdß
Octaübänbcn (!)kd)bnid gj^ainj 1787). ^lujjer
biejem, tt)enn auc^ in meljreren fünften öon
^eÜiccia'S (f. b. ^Irt.) ßeiftungen übertroffencn,
boc^ immer mit 3Red)t gcfd)äjjten 2Bcrfe*unb bem
genannten Sebrbudjc be§ ffir(t)enred^t§ l^atte ©cl-
Daggto 1770 oud^ ein Sompenbtum bed Si
re^t§ brudfen laffen, morin er bie Elementa ji
civilis J. G. Heineccii )u ©runb legte utd)
neapolitanifd^c ©efe^ebung naiver erörterte ;
fonberS uiertl^DoII i)t feine l^iftorijd^e SinleiJ
über bie oerfc^iebenen $erioben ber £egi§Io
beS Jt5nigreic^§ betber ©icilien, in ber ölti
3eit, unter ben SRömem, 5Rormannen, gwnji
^ragoniem unb unter ber öfterreid^ifd^en
bourbonifd^en S^naftie. — ©elöaggio toar
ftreitig einer ber bebeutenbften ®elet)rten 3taU
bei IrÖftigerer ©efunbl^eit unb längerer 2tb
harnt i)ätit er, nad^ feinen befannt getDorb
arbeiten ju fd^Iie^en, ber fird^Iid^en SBiffenf
bie größten ®ienfte gu leiften Dermo(^t. (SJgl.
Dorgenannten Kommentar über ©etoaggio'S 8
unb ©c^riften.) [3. 6örb. ^ergenrötl&er
^etit, in ber ^eiligen ©djrift ber erftgebo
©ol^n 5Koe'8, bem 93ater erft nad^ 500 Seb
jal^ren gefd^enft (f. b. 9lrt. Patriarchen IX, 16
©em mar 98 3ö^te alt, Der^eiratet, ober
!inberlo§, al8 bie gflut Ifiereinbrad^. 9la(§
felben erl^ielt er mit feinem SSater unb fe
©rübem, tool^I aud^ mit ÜKutter, Qfrau unb ©c^
gerinnen ben ©egen ©otteS unb trat in ben i
d^ifd^en ©unb ein (®en. 9, 1. 11). Stod 3
fpäter marb er 93ater Irpbad^fobS (®en. 11,
unb bamit ©tammDater ber ^atriard^ tmb
auSermö^Iten ©olfeS. 9Iu8 meld^er Urfad^ 10
^elam unb ^ffur Dor biefem genannt toer
bleibt unflar, tt)eil ba§ Ißrinci)) ber gefomt
^Inorbnung in ber ©ölferiafel nid^t gu S:a9e i
9Wit feinem ©ruber 3Qp]&et übte ©em ben
ber $ietät unb Süd^tigfeit gegen ben ffioter,
bem &)am (unb Sanaan) ftd^ au8fd(|loffen (t
9, 21 ff.). 3n bem ©egen, ben !Roe be|iw
über bie beiben ©rüber auSfprad^, erl^ielt ©etn
3ufage, bag in feiner Sinie fid^ bie porUiDe 0|
barung fortpflanzen unb ber Srlöfer erfd^
merbe. ©em ftarb im Älter Don 600 2M
^ad^ ben Angaben ber ^nliqtn ©d^rift 1
üKetbufalem, ber in feinen erften 243 3ü^ren i
mit ^bam gleid^jeitig mar, nodj faß 100 3h
nad^ ©em§ ©eburi. 9llS biefer ftarb, loat 91
l^am 148 3<^^re alt unb 3f<ioc feit 9 Sauren :
heiratet ; bie Suben bel^aupten, ©em fei ber ^91
ber ©ered^tigfeit" SReld^ifebe^ getocfen, ber 91
bam fegnete (©en. 14, 18). 918 Don ©em
ftammenb ober aI3 femitifd^e ©ölfer neimt bie
lige ©d}rift b^^uptfäd^Iid^ bie Slamiten, 9fh|
2i)hux, ^Iramäer unb Araber. S)er Sönbeifn
n)eld)en bie ©emiten einnal^men, liegt mi
jmifd^en ben Don ben Sl^miten unb ben So)
t^iten eingenommenen SSol^nfi^ unb erftreA
in ununterbrod^ener Sinie Dom SRittelmeer biSj
inbifd^en Ocean. (©gl. 1 «ßar. 1, 4. 1 7 ff. C
49,19. 2uc. 3, 36.) [Äaufau
feinet (•-«)=), im 9. %. ber ©o^n (Seca'd.
©ermanbter ©autö, ber ben Äönig S>
feiner glud^t Dor 9bfaIom mit Säpern
©teinmürf en begleitete unb nad^ bem auS^
n
©emela, ©emetaS — ©cminor.
102
i?ilm XmribS bonm bon beffen ^nl^gem nid^t
Kt^mbectiDtxbtnbutfte (2 Barn. 16, 5 ff.). 9tQd^
ctoibigimg bei SrnpStung erl^ielt er für eine
»ütbi^ llbbüte ton S)ot>ib SSerjet^ung }uge-
iiMsim (2 €Qm. 19, 23). 9uf betn Sterbebette
ziamxt tdMx S^otoib, bo^ er in biefer ®üte }U
wzz grgpngen fei, unb überlief eS betn Smteffen
rclmnoi^, bcti |$ebler tmeber gut }u mad^en.
J.*i eolomim loarb Semet ^u Sferufalem inter*
.72t mb^ aI6 er baS @ebot ni(^t od^tete, gum
£rbc srnnt^Ut (3 ftön. 2, 86 ff.), «uger
ri*tm «xtben nod^i 17 anbere ^erfonen mit bem
in ben (gefd^t^tsbüd^em bed aiten
croöbnt, o^ne nöl^er bemd^net )u
[ffaulen.]
^OKdus (n^yxp), im 3(. £. 1. ein
9opbet^ bcr ouf OotteS (Be^ei^ SalomonS @obn
JEffroom obnuibiten mu^te, mit 3uba unb SBen-
ben Ihrieg gegen 2leroboom unb bie gel^n
Stamme oufgune^men (Sftön. 12, 21 ff.).
— 2. ein faifc^ ißropbet }u 3eremia8' 3«t, mit
Seinaxnen: ber ÜVe^lamtter, ber beffen 9Bort
^ mafyn fuc^te, inbem er beim $ol^«
&opfy>niQ& ouf SBeftrofung beSfelben an-
rag; t^ mu|te 3eremiad bef wegen ®otted
Sinfr oalinibigen (3er. 29, 24 %). — 8. nod^
:s antec ^ßetf onen, beren blo^e Flamen in ben alt-
xtsaaillii^ Süd^iem ermaßt merben. [Raulen.]
SesnüTem f. ffurlonb Vn, 1260 %
Semmonrr (Upuapeiot) (ie|en im 4. 3a^t-
isa^rit diejenigen (Segner beS nicönifd^en ®Iau-
acs&etaninified , mel^e ixoax ben SluSbrud
.xviisioi unb ben ^I. Vtl^aftuS, aber ^ugleid^
^ ben ft^ffen SrianidmuS (SnomöidmuS)
yfam^toL m§ Partei treten fie erft nac^ 855
:Tm, a(# bie ^rianer ban! bem faiferlid^en
ts5»tliguiu8 auf ben @t^noben ju ^rled unb
! Inlfflib gefiegt ^Krtten unb nun bie €ecte fid^ }u
'Mkn begoim. 2)te t^eologifd^e Slid^tung, mlä^
ic £<miflrianignmg tiertrat, fyiiit übrigens fd^on
^zUr Dl bcr %iavt€i ber Sufebianer fid^ geltenb
grar^r (Sn 2^eil ber @eniiarianer badgite un-
.2eirfi^ oitbobo; unb befömpfte baS 6(ioou<7toc
CT Cf^ädb^ loeil e§ aud^ fabeHianifd^ gebeutet
ae:te Cöime; anbere @emiarianer ttHiren bageaen
TjäfAm ^oxttiitT, }. 9. bie ^neumatomaqen
i ^ lcL).9Fäbrenbber@emiaTioniSmudIe]^rte,ber
c:^ fei bem Safer bem Sßefen nad^ ül^nli^, gab
^ I •£<* feem ^[nomöidnmd ^rt)or9egangene SRittel«
: 3)r. 2xt ^ombet nur eine ^lebnhd^feit bem SBiflen
'^ tL Ucber bie ®efd^id^te ber @emiarianer f.
: ialrianidmud I, 1285 ff. [gfri^
S«i«rf^9 f. Srefte IV, 1393 unb Offi-
{. 2)at)ibi8 m, U22.
lat/sexninarium, ^ffongfd^ule)
>« giiic5u41id^ Segei^ung für Snftalten,
* ]ox ^eronbUbung gemiffer Serufgftönbe
yzLBid fa^ Skid Sigentj^ümlid^e berfelben be-
'^ » gro^ ®onaen barin, ba^ i^re S^gHnge
irr ^kta Vuffl^t luu^ einer beftimmten ^uS-
orbmmg gemeinfam leben unb nad^ einem feft-
fte^enben $lane ftd^ il^re ^ulünftig nötl^ige Stibung
aneignen. 3n S)eutfd^Ianb tragen ben 9iamen
„©emiiiar" borjüglid^ bie ^nftaltcn, toeld^e bie
(Sanbibaten bcd SJolfSfd^uHel^rer-^mted au^bilben
(f. l^ieruber b. Sri Sd^uÜel^rerfeminar), fomie bie
3nftitute 5ur Vorbereitung auf ben Sßriefterftanb,
toeld^ ledere iebod^ nid^t überaß gleid^ma^ig be-
}eid^net merben. Officieüe fird^Iic^e 93e5eid^nung
ift „@eminar" (seminariuin dericorum) für bie
dericole SilbungSanftalt, meldte ben 93oi-]d^rifteu
bed goncUS t)on Orient (Sess. XXIII, c. 18 De
ref.) genau entf))rid^t unb be^^alb moI)I jum
Unterf^ieb ^Xnbentinifd^ed Seminar" genannt
merben fann. Samit foU aber nic^t behauptet mer*
ben, ba| geiftlid^e Seminare erft feit bem Xriben-
tinum entftanben feien; benn bie @runb}üge ber
9)orbübung, meldte ber @eeIforg§))riefter al§ 93er-
Kinber beS göttlid^en SQ3orte§ unb alS ^irte ber
i^m anvertrauten Seelen nötl^ig l^at, maren fd^on
frü^e ©egenftanb ber ürd^Ud^en ©efe^gebung.
9lad^bem f obann bie d^riftlid^-Iateinifd^e Sultur bie
IBöSer be§ SbenblanbeS aDmöIig burd^brungen
batte, n)urbe eS immer mel^r möglid^, ber $rie*
fterbübung aud^ in ben einzelnen 3ügen einen
fatbolifd^en S^arafter )u geben. SDaS Soncil Don
3:rient fd^lie^Iid^ beftötigte ba§ fd^on beftel^enbe
®ute, be)n). erneuerte bad S^TfaHene unb orbnete
baS SSemad^Iäfftgte in 93egug auf bie ^eranbil-
bung ber ^riefteramtScanbibaten. (£S empfie]()(t ftd^
bemgemö^, üor ber Sel^anblung beS ,,Seminar3''
nad^ tribentinifd^er IBorfd^ft einen jufammen-
faffenben UeberblidC über bie t)ortribentinifd^en
Snftitute jur 93ilbung beS (SIeruS gu geben.
I. 3nber Dortribentinifd^en 3cit laffenftd^
breifßenoben ber geiftlid^enSilbung unterfd^eiben,
je nad^ benSnftituten, in meieren fid^ biefelbe Dor-
^errfd^enb üottjog. — 1. ©er 53oben, in meldten
®ott baS Samentom bed (S^riftentl^umS gefenft,
mar burd^ bie gried^ifd^-rbmifd^e Sultur gefättigt;
bie boppelte Aufgabe, biefe S^ultur ber d^riftltd^en
}u affimiliren unb bie ©laubenSmal^rl^eiten miffen-
fd^aftlid^ )u erfaffen, fiel bem SIeruS )u. greilid^
trat bief eö 3i(^ ^h^ 9^^) l^erDor, nad^bem bie IKrd^e
ben au|ern gfrieben bem Staate gegenüber erlangt
l^atte unb me^r unb mel^r baran beuten vm^tt,
md) t}on ben ^.SSarbaren" ein fßolt nad^ bem
anbern in tl^ren Sd^op aufzunehmen. SDamit
mud^§, mie bad SSebürfni^ nad^ einer großem Sa^l
öon Pfcrifem, fo aud^ bie ^Rotl^mcnbigfeit tieferer
Wiffcujc^aftlid^er Silbung. S)ic ffird^c ber ?lpofte(
tonnte ben nbtl^igen geiftlic^en ^lad^tonäß leidet
aus ber So^V^ ber 9leubefe^rten beden, unb menn
aud^ l^ol^e fittlid^e SInforberungen an bie gu Orbi-
nirenben gefteHt mürben (ögl. 1 Sim. 3. %\t
1, 7 ff.), fo erfe^te i^r ber Seift beS ^flngftfefteS
burd^ bie (Sl^aridmen unb befonberS bie ®abe ber
$rop^etie bie üieOeid^t mangeinbe SSorbilbung.
pr bie erfte nad^a))oftoIif d^e Seit fianb bem Sifd^of
eine größere Snga^I befäl^igter, jum Zl^eil in ben
^eibenf deuten gebilbeterSünglinge gur Serfügung,
deaitnar.
104
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. . :.Cmu .Uiotlanb.
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« '». ! ;u:i,wn ff ird^c
\. fi. .in? bi4 in'ä
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•«•ni'ij mit fteib»
^?!tcn fnt)d)ei«
•'^»*i;i«.*ilutjc Schill»
...■.,... •;; Mifinfüljnmo
\ -fv. v.'aiionica ßive
>.M o>-i ^v:Jcctifd^cn
N \'t>.t »Ci.^wn feinen
». .f"i A-rtiniijte. S^ei
.. ^. .V. irci^ »eine ^InflQlt
, ,,;., .;' .vMi.vt in 'Jlfrifa,
> , ;n :cv»c'i u^erfcbwemmt
. ,.H..-.uM ^^^^^^ ^« norb-
. ?Av..M iftO OHiÜien. 3n
. N . .H' ^*lv.,;u»iinu^ mid^
; ^ .M.. V- :;»i. XXXIX,
^ \»
s
:r :en finii- consaetndo balb eine be^immte tJfomt (t>gl. Se>
w9«? oo^ iin- nifle, S)ie UniDerjitäten beS SRittelalterS I, Ser«
: . n . :r • »ptiine» Lin 1885, 716, 3lnm. 174). Sine Trennung
J :nO "yr. )Dij(J(fen inneren unb auBeren Spulen, mie fie the
• :x.. r« er oqen. Üad^ener ©pnobe 817 anftrebte, f<!^eint nur an
:•' . :jra., Hom wenigen Orten ^ur 3lu*fü^runa gefommen ^u fein.
!»,C*'ur:ax?cbr.j), Seben bcn fllofterfd^ulen blie"b jeboc^ auc(| h^
. . n.-iriTtwnu im i|}atriardjium bejm. gpijcopium befleißen; freiließ
-r liiäütibung fonnten bie 93ijd^öfe, gumal in größeren 3)iöcrjtn.
ii::u ;n: ider-;p«|& perfönlid^ bemfelben nicbt mcbr fo toibmfn
.,. -.n ;luntcigen'tt)ie in friil^crer 3"*. S^eßbalb tarn baS Äint
:• c a. .iartel). | bc5 fpäter jogen. ©omfc^olafter (f. b. 9lrt.) auf,
» f lencjl" j ber unter Oberauffic^ be§ SSifd^ofÄ bie S(^Ie )u
leiten l^tte. Seit S^obegang (f. b. ^Irt.) traten
bie S)omf(^uIen neben bie ftloücrfc^ulen al§ eigene
SBilbung§ltQtten für ben glerud. !)2ebenber be-
ftanb Dielfad^, namentlid^ in ®aQien, no(^ eine
SJorfd^uie für (Slerifer in ben ^farrbäufem, inbem
nömlic^ nod^ bem Soncil Don Saifon 529 jeber
Pfarrer bie ^^flid^t f^attt, junge fieute in feinem
^aufc im ipfalmengefang, in ben fir^lic^en IV
fungen unb im @efe^e beS ^^erm ju unterritbten.
ftarl ber ©rofee erneuerte biefe SJorfc^rift unb
fud^te bie gan5e ßinrid^tung ju erweitern. Son
bef onberer SBebeutung für bie Silbung ber glerifer
fmb bie Serorbnungen, »eld^e burel) bie genannte
*2ia(^cner ©^nobe (f. b. Art. ^at^en I, 4 f.) ju
Staube famen be^m. gefammelt unb ^ugänglic^
geniac^jt Würben. %u\ bie weitere fintwicf lung ber
vorgenannten SilbungSftätten braucht tjier ni(^t
näf)er eingegangen §u werben (ogl. b. ?lrt. 3)om-
unb fffoftcrfc^ulen, 9J2itteIfd^uIen, Ouabriöium).
ffiJaS bie t^eologifd^e Ȇbung felbft betrifft, fo ijt
für biefe Seit bie 3)urt^fd^nitt8bilbung, wie fie
für bcn ©eelforgecIeniS nöt^ig war, unb bie t^eo«
logijd)e Öclcl)rfamfcit, bie nur in ben fflöftem
unb größeren Schulen eine ®\ixttt finben fonnte,
au^einanberjubaltcn. S^enn wäbrenb fid^ an ben
Sd)ulen bie Sdjolaftif (f. b. ^Irt.) al§ 33iffen-
fc^aft mit ^ilfe ber ju ©ebote ftc^enben gort»
bilbuugSmittcI ausbilbete, fehlten lejtere bem
©ecljorgccIcruS Döllig. ®ie ffmntniffe, bie oon
bicfcm Dcrlangt würben, bc)rf)ränften ftd^ oorob
auf baS proftifc^ 9?ötljigc : ^rflännig be§ SBater»
uufcrS, Srcbo'Ä unb ber Iilurgifd}cn j^ormulaie,
einige Äeuntnifj ber ffauoneÄ, bc§ ^4-^önitcntioIe,
ber f ird)lirf)eii jcitrcd)miug (Computus), bc§ litur-
giid)cu Okjangcs, bie Jyäljigfcit, Urfuuben imb
il^ricjc .yi jrt)reibfn u. bgl. • 3^er bc^cidjnete 3)il-
bung^grab bc<J .Ä'cutpricftcr*" ift jebod) inner-
I)olb ber bamaligcu ÖcjcUfd)aft burd)au§ nitöl
N » '.
% >•
...Nu '^.V. • •.'..:::?: warb bie
.. «ru t^ ^ ••..•.^isiüiilt au(b
, •/•:: .".^^^'-t'.u'nliAber nicbrig ein^ujdiäUcn , ^umal ba barmif gejcbcn
' \ ' •••:* ^-.' )tl.^'ifvidnilcu I würbe , ba^ bie WcifilidKu im Staube^ feien,
/; • \-'. *i»,*rM'grunb. . bem 3.^olfc bie wid)iiii[tcn ^l)cilc ber ^eiligen
"'^ ''■' .- • »V..'".-*A»J*^'^ unbi2d)nft, uor 'Willem bcn ^^^faltcr ,^u crflärcu;
\.'..\ i\'^*/.V-»if UMriiimjbaü biejc 5^cror^m;lul aud) burd)gcfübrt würbe.
• m',.^- V:V.i:tf i4- itiebr. *ib- • bcwcijcu bie crliiiltuicu nltbcutulicn C^Uül"Ien 0".
.V.'- ^l•.•'.^^lfV\^Mul)C 5u'b, Vlrt. V, 71h. (yuic 3ammlung fird)lifber
, ' '* .-.. ^vi: Iv.ivNn. Tay i^orjdmftcn für bac- tbcoloiiiülic £tubiiim fiiibci
' ,'. ■ * • ••• ••V*> o».'.^"^*'»»'"^ ^^'^ i^^' "" Wratiiuiiühcn Teeret Dist. :W) sqq. — 55e*
r ". '".wii dlvr bi^iJ alv ■ jonbercä L^kwidit leiste auf bie gcifllidK Crr5icl)ung
Itt
Seminar.^
106
m biq» flkriobc bct ]^ei% Stu^; (Eugen U.
|KS6) nb Sco IV. (853) forbertm ctfriec Pflege
kr pifffii^ 6i^iilcn (^fele, (Eonc.-iSk{<i^. IV,
1 1Ui|L M. 185). «uf bem britten Sateranü
anü 117» fu^tt fUtsonbet HL bm bereits
aa^tt^finm UAdftftnben ab)u^ftn; et betorb«
«k, )M^ on bcn 3Rct(Dt)obn loieber ein SOtagifier
Iff We Ghrilet imb onne Schalet Bepfrünbet
foQt, WA Snnocen) m. auf bem oiexten
1215 auf anbete l^inlönglid^ teici^e
ttsAcR anlbcl^ ; boneben foOte abet iebe SRetto-
rHanaHntc ito^ einen Xb^ologen füt ben Unter*
li^ ta farr Eiligen S^^ift unb bet Seelforge
W« (fecfek V, 715. 885). Xrok oOet @org-
ntit m^tfen jctod^ mit ber june^menben SBet«
PrttfB^nnfl bc8 (Qerui unb ber Stifte feit bem
II. nib 12. 3Q^^unbert bie bifd^öflid^en ttie bie
Cbjliifd^uleii ; cd fe^Um bie fiej^ret unb balb
xäk ftk &^er, inoem 9UIe8 an bie oufblül^enben
Svoaptoim Pc5mte. dugletd^ ttat mel^t unb
■4r iier (Bfgmfo| smifd^ OrbenS- unb SBelt»
äaaä iftoot, uns bie neu entjknbenen Otben
^■ntyftwi tdttt ^öuint'' Schule mel^t füt bie
Bdigriplii^eH^ foiü>eni fugten audb an ben Uni«
w^tätm gtt| ga faffen. S>ie 9enebictinetfii^ulen
fanien^ tio|bem ftd^ einigenette()u9ec, @L Sictot^
Cip»xb, gfiiaa u. f. m.) gu jnroBem 9htl(ime et-
Ite mb tro| enteuetter S)iS€ipIin feit bem
II 3a|tt0Bbctt, bie aüt »ebeutung ffit ben SSfclt-
dasAtädjftwvAexnkaiQen ; bienotbbeutf^engfran-
3ianorMitIat nrie bie 6^^^ ^ Srubet Dom
aniiimin Beben (f. b. 9rt. Sftoterl^etren) UKtren
a ftkfier 9egic(iiii0 ebenfoDd nid^ f o einf[u|reid^
m tk fdüittm Ploflerf d^ulen.
1 Sit tan aufbltU^ ber Untoetfttäten (f. b.
fuj tegianf eine neue ^(kriobe für bie tldeolagifii^e
KbBig nnb bie S^ ht» beftnüiüen SetfattS für
Ib äüm Cni^ebmlfd^ulen. SS toSxt übrigens
nsf, oiQimc^en, bie Uniüetfiläten l^en fi$
od ben IHoflcr« imb S)omfd^uIen enttDidelt; tl^at«
Ufit Q^ fu^ nur bei einigen (j. 8. $ati8; f.
I. In.) ein \oUfytt Sufammen^ng no(!^meifen.
\3t nntt^er ift bie «nftii^t, bie Xl^eologie fei
fzk^ Mm boi Cot^ebtolfd^ulen an bie Unioerft-
K» obcdiagm morben, unb beten SSortrag
jtzM a& &6lu%flein ober fletn bet mitteloltet»
r^ lisiBctfitöl begeid^net »etben ; benn f actif d^
Bo m maß Ol« ber C>dlfte bet 46 bid 1400 ge-
piCMcK ^o<i^<l^uIen ber Untertid^t in bet 21^0-
t^ «4 onSgef^Ioffen unb fein Sebätfni^ baju
KäoBten (Doiifle I, 708). €o gto|e 9)one(^te
As ca4 bm l^logtf^j^en gacultöten (aumal
)2 Icnft) ua ben fpäppen su X^eil toutben, fo
kcrta leitete bod^ onbererfeitfi auf ßrl^altung
ks akaA^^dtm Cot^ebtolfd^en. benen (Ste-
ril, nnb ^onortttft IV. biefelbm ^tittilegien
K hia IbnlKifit&ten DerHe^n ; $tot>in3toIcün«
cäB ift XMcnce 1248 ; 9loignon 1837 u. a.)
^B^B anf Cz^ollung bor Seminare, baS Soncil
^ta^ liMfiftiste fUb (8688. XXXI, decr. 2)
Et kna »itbet$rr{leimng, unb nod^ baS fünfte
Satetancondl (SesB. IX De re£ coriae) fa|te
einen 9ef d^Iul be}ügli(!^ ber SReform ber geiftlid^en
Silbung. £ro^ ber lird^Hd^en SSorfii^tiften mat
abet ber f(^on mit bem ^ufblul^ ber !ßarifet
Unit)erfitat beginnenbe 9}erf (U niii^ au^u^alten ;
bie %n)iel^gdhaft beS t]^eoIogif(^en Studium
generale ttmr eben gu übermöd^tig, unb auc^ bie
2)omcat)iteI gaben ber Seitrid^tung nad^, inbem
}. SB. baS dapM )u Brügge iä^rlid^ fteben $funb
ausfegte für Stubirenbe ju $arid (f. Sohreyel,
Eist, du semin. de Brugea I, Brnges 1883,
128), mäl^renb anbere gerabegu bie SeminarfonbS
gr Stipenbien unb $räbenben t)ertoanbten. ^n»
m fo bie tl^eologif^e SSUbung me^r unb mel^r
an bie UniDerfitöten überging, entglitt fie )ebod^
feineSmegS ben ^önben ber innige, mit ber ja bie
mittelalterlid^en »oc^fd^ulen in engfter 93erbinbung
fianben. Sad^Iiq mar aud^ ber Unterriii^t an ben
neuen gfacultöten in mannen 9e}iel^ungen fidler
beffer dS an ben Somfd^ulen. SBad aber unter
ber neuen Orbnung litt, bad mar boS emfte unb
)urud[ge}ogeneSeben unb bie ))raftif(i^e ludbilbung
für bie Seelforge ; aud^ (raufte ber ©tubienplan
ber l^od^fd^ulen an bem Stange! eines regelred^ten
©ongeS unb eines feft beftimmten Sbfd^Iuffed.
®en Sd^üben beS UniDerfUötSmefenS fud^ten nun
bie Seften ber Seit abgu^elf en. 3laä) bem aRufter
ber Orben, bie i^re Angehörigen an ben Unioerft-
töten in SoÜegien t)ereinigten, mürben gumal für
Srmere (Sd^olaren fogen. Surfen (f. b. 9rt. Surfa)
gegrünbet, in benen ein gemeinfamed Seben nad^
einer beftimmtenl^auSorbnung gefü^rtmurbe. S)ie«
Selben umf a|ten meift Stubirenbe aUer gfacultiten,
lod^ gab eS aud| einj)elne nur für SIerifer (§. S.
in ^eutfd^Ianb baS ©eorgianum ; Dgl. @(^mib,
Sefd^id^te beS @eorgianumS, SlegenSburg 1894,
72). SBiffenfd^aftlid^ ftanb in biefer 3eit ber auf-
blübenben Unioerfitaten bie %f)tolü%xt auf il^rer
^ö^e ; es mar bie Slütegeit ber @d^oIaftif (f. b. 9rt.
X, 1185 ff.). 9ber mit beten 9{iebergange geigten
äf bann aud^ um fo mel^r bie Schaben, meiere
er nuSbilbung beS SIeruS in biefer SBeife an»
lüfteten. SBenn aud^ im 14. unb 15. ^ol^rl^unbert
an geleierten ^rieftem unb Siebten (ein SRangel
mar, fo ftanb bod^ bie SBilbung beS SIeruS im
®angen nid^t l^dl^er als Dor^, unb aud^ bie ftttlid^e
f)altung biefeS tmgenügenb oorgebilbeten SIeruS
lie^ aüentl^alben üiel gu münfd^en übrig. SSon
ben SeelforgSgetftlid^en maren fdeiie^tid^ bod^ nur
menige an ben UniDerfitüten gemef en ober fie batten
biefelben balb oerlaffen, um babeim eine $frünbe
gu erlangen. SHe attemotbmenbigften tl^ologifc^en
ffenntniffe ermarben mand^e privatim ober an ben
no(^ fortoegetirenben Satlebralfd^ulen. Züd^tige
Seigrer mürben aud^ an ben Unioerfttäten immer
feltener; als bann im 15. Sal^r^unbert bie Don
Stauen ouSgel^enbe J^umaniftifd^e Stid^tung (f. b.
9lrt. ^umantften) bie UniDerfitöten eroberte unb
in l^eftige Oppofttion gegen bie biSl^r befolgte
SRetl^obe ber tl^eologifd^en Silbung trat, (am gu
ben borl^anbenen Sd^äben nod^ bie gfreigeifterei
i
»r
Seminor.
108
^ in Vit Xet^n beft Skn^. So tDozb ber
m^ftliclKn ateoohition ber $ob<n bcrtüet Scr«
otcbliti) batttn bte ^Ictcbsettigm e^noben loie tin-
jdne JKänner übet btt nuutgelbane Sübung unb
Vit tktmma^miq b(§ eieru§ geflagt unb ajliitcl
bü^egcii üorgetcljlag«. Sü4 Uebel bouertc fort,
tt)dl Kinc ülHir.jel nk^ entfernt umrbe; lejtere
lüg in bem 4%laf?en beS oltfini^Iid^en ®runb-
fufe*, bafe ber b^rantrac^fenbe 6Ieru§ nur unter
beul Äuge be<i 3Jif(i^o|§ gcbeil^t. §ier ^t erft
bii^ Sribentiuum SBanbel gcjcl)affen. (Sgl. ^nx
Viterütur für bie Dortribentinijc^e geiftlid^e 93ü«
buiig bie in b. ^rtt. ®om» unb Älofterft^ulen,
IHittclfdjuIen, Cuabrioium unb Unioerfttöten an«
gcfübrten äßcrfe.)
IL 3nbem tribentinifd^en ©eminar»
beeret l^t man baS tn'§ ^roftifd^e umgefejte
Äejultot ber fd^on länger bauembcn SReaction gegen
bie mangell^Qfte %u§6ilbung ber ©eiftlid^en ju
erbUden. ^tten fid^ f(^on frül^er monnigfad^
Stimmen er^ioben, »eld^e nur in ber Deformation
ber (SeiftUd^feit eine C^opwng für bie Sufunft
erblirften, fo mufetc in biefer ^infi^^t bie fird^Iid^e
SKeoolution beS 16.3a]&r§ur.bert§ aud^ bentoeiteften
Greifen bie Äugen öffnen. Sie golge ber 5Ki6»
adbtung beS gciftlid^en ©tanbeö war ein allgemeiner
Wurfgang, ia ein förmlid^er Untergang beS t^eo»
logtjd^en @tubium8 an ben meiften beutfd^en
Unioerfitäten ; SOSien l^atte g. S3. 1549 feinen
^rofeffor ber 2:]^eoIogie mejir, Sngolftabt 1548
nur nod^ einen. ®em entfprid^t t%, bafe fid^ j. 95.
aus 2öien in ben Salären 1534 — 1554 nur jtoei
neugeroei^te ^riefter nad^tt)eifen laffen, unb balb
l^errjd^te in S)eutfd^Ianb mie in Snglanb ber
brürfenbftc ^ricftermangeL ®a8 ju erftrebenbe
3iel bie §eranbilbung eineS neuen, ben ^efal^ren
unb ©d^toierigfeiten gewad^fenen KleruS, ftanb
aQen Sinfid^tigen t)or Äugen ; oom SSßoIIen )um
SBerben war freilid^, befonberS in ben Don ber
öärefic angeflerften fiänbem, ein fd^mieriger SBeg.
©eiüiffcrma^en al8 Vorläufer beS tribentinifd^en
S)ecrete§ fiub ju nennen bie SBefd^Iüffe ber 1534
oon ^ul III. (f. b. Art.) ernannten Weform»
congregation ; bie Sorfd^Iäge, toeld^e Äarl V.
auf ber SegenSburger Sonfcrenj 1541 jur SDßieber-
berfteUung ber ßatl^cbral-, ßottcgiat» unb S)om»
f(^u(en machte, unb bie ^u Äug§burg 1548 Dor-
gejd|)Iagenen SKafena^men jur SRcform be§ Uni-
t)er]itätS|tubium§ im latl^olifd^en @inne; bie Don
anberenweltlidjienSffitflen^namentUd^ben^erjogen
uon ^^ai^em unb Äaifer gerbinanb auSgcl^enben
*eftvebungen jur Weform ber geiftlid^en Silbung,
bctvejfiJ beren ^ier beifpietömcife auf bie oon Äug.
^^uniigurtuer, bem Vertreter Älbred^tS V. bon
\Hrti)ern, ju Orient am 27. 3uni 1562 gel^altene
wel«l)eit«OoUe Kebe oertoiefen fei (f. biefelbe bei
li« l*lat, Mon. ad hist. Conc. Trid. etc. V,
Lovan. 1785, 835 sqq.). SKel&r al8 biefe Sc-
(d)lüf|e unb *cftrebungen geiftUd^er unb weit»
lid)er iPebbrbeu erreidfeten gleid^jeitig erleud^tete
3)tönner aud bem @|)ifcopat unb bem gleruS,
meld^ auf bem SBege ber %fyA dorgingen. 3o
grünbele 93if(^of Ctto oon Äug§burg 1549 in
Ailingen ba§ CoUegium Hieronymianom, mU
c^e§ fid^ aüerbingS an bie bi^bcrigen Änftaücn
anjc^lo^, beffen Statuten j[ebo(^ (Insütutio et
Statuta Colleg. Hieron., Diling. 1557) gonj
tribentinifc^ @eift at^n. S)a§ Sorbitb fik
ba§ ©eminar nad^ tribentinifd^ Intention bilbete
aber ba§ Colleginm Grennanicum in 9tom (|. b.
Art goEegien IH, 625 ff. unb ©teüil^uber, ©ej*.
be§ SoUegium @ennanicum ^ung. in %om, %m*
bürg 1895, 2 93be.), toel(^e§ 1552 mit 19 Zög-
lingen eröf^et ttmrbe. ®ie ©önner biefer Änftalt,
barunter bie garbinöle SKorone, geroini (fpotet
^ft aKarceEuS IL), !ßio, Ätooreg, ^le, Otto
^rud^fel u. Ä., ttxnm aud^ ju Orient unter ben
eifrigften SBefürtoortem ber neuen ©eminor»
orbnung.
1. Sem 3uftanbef ommen beS trtbentinijd^
93ef(^Iufje§ gingen reiflid^ IBeratl^ungen ber öe^
fammelten S3öter oorauf, bi§ fc^Uef^ic^ am 15.3uli
1 563 in ber XXIII. ©i|ung baS betreffenbe S)ecret
erlaffen lourbe, nemine fere discrepante. 3^'
loeilig "f^aüt man, namentlid^ auf Smpfe^lung ber
italienifd^en 93ifd^öfe l^in, an eine Erneuerung ber
alten Sat^ebraljd^ulen gebadet; allein bagegen
mad^te eine Änjal^I oon Sift^öfen auf bie gro|en
Unstifömmlid^feiten aufmerfjam, toeld^ auS ber
SSetbinbung einer allgemeinen ClcriferbilbungS-
anftalt mit ber Sat^ebrale fic^ ergäben (f. Ana-
lecta jur. Pontif. I [1885], 671). 3n ber
%fyii lata man balb Oon biefer Serbinbung ab,
obfd^on nod^ Keginalb $ole fte in bem elften Xe*
formbecret für Snglanb im 3- 1556 oorgefe^
unb gerabe barin ben 92amen Beminarinm on«
getoetü>et unb in Aufnahme gebrad^t ^tte. ®o8
Xribentinum glaubte bem ©eminor eine unob«
bdngigere ©teQung (nur in Unterorbnung unter
ben ^ifc^of) unb einen mxittn 9Birfung§frei§ geben
gu muffen. @§ beftimmte bemnad^ (Sess. XXTTI,
c. 18 De ref.), ut singulae cathedrales, me-
tropolitanae atque his majores ecclesiae, pro
modo facultatum et dioecesis amplitndine,
certum puerorum ipsius civitatis et dioecesis,
yel ejus proTinciae, si ibi non reperiantnr,
numermn in coUegio ad hoc prope ipsas ee-
clesias vel in alio loco convenienti, ab epi-
Bcopo eligendo, alere, ac religiöse educare et
ecclesiasticis disciplinis instituere teneantor.
SamU fteUte alfo baS SoncU für bie Sifd^öfe bie
93 e r )) f I i d^ t u n g 3ur ® rünbung oon ©eminarien
auf, unb um biefe befto me^r gu urgiren, gab efi
ben Sr)bifd)5fen be^to. ben ^rooingialjqnoben ben
Auftrag, bie ©öumigen „b^ftig ju tabeln* unb
}ur ÄuSfübrung be§ ^onci(bejc^Iuf{e§ ^u 5n)ingen.
(Kn 3njeifel an ber Scrbinblid()feit be§ ffiecreteS
an unb für fid^ fann nid^t beftel^en; bteB toirb aud^
Oon benen anerfannt, bie ber ©eminarbilbung
nad^ tribentinifd^em ^D'^ufter nid)t in ÄQem boS
SBoä reben ju fönnen glauben. gfretHd^ b^^nbeü
edfid^um ein biScipIinäreS, alfo nid^t unter
109
Seminar.
110
JoL UmPfinbrn vnDerinbetHd^ (Bef ej}, unb ferner
ks. ipoi ^ooorge^tei ju »erben Derbient, baS
SzdMBfmnm oo^I bie ^i{4|5fe gur Srric^tung
WH Ccminatitn üerpfii^tet, bogegen weber bie
»xt^eOang bcr Vt^S^n SBei^ nod^ bie Ueber«
sagaira eines ftir<!^enantted Don ber ßrgiel^ung in
CT ecminar ob^angig itmaö^t ; benn bei ben
•a^e^mbcn Sorf^riften für bie Orbinirenben ijl
^2ml tone Xebe, SBod olfo in biefer C^inf^^t in
^co dn^ebicn 2)i5cefen Sted^tenS ift (SBorfd^rift
nur hefttonnten llufent^oItSgeit im ^idcefan«
ukm II. bgL), beruht nid(|t cmf tribentinifd^er
^qi^rift. fonbern auf porticuI5ren Slnorbnungen.
^9ii4 bie Xed^tSüerl^ältniffe ber neuen
Saaoan fdnben burc^ baS Soncil i^re eingel^enbe
Jbsttung; einjeliie fünfte {tnb fpöter burd^ Sr-
tEJxngm ber Gongreg. Conc. näl^er erläutert
rxiboL SB Ort für bo9 Seminar mirb ber
9ffibof^ bffiimmt ; baS Seminar foQ bei ber
€<t9e!mlfin!^ fein, unb totm ber Sifci^of eS für
fit fnbct. meiere Seminore in ber 2)i5cefe gu
eatititBi« fo muffen a&e Don bem bei ber Satidebrde
Ims&fi4en ob^ängig bleiben unb mit i^m red^tlid^
rzr Cinlbeit bUben. Unter biefer SorauSfe^ung
^^bcr eine Zbeilung ber «nftolt in baS ^Heine"
« ttB^ba^) unib boft »grole" ($riefier>) Seminar
ferne S^&rierigMt. 3in goOe obfoluter Unmög-
bAfot ein gr5|erefi Seminar mit tbeologifd^em
Uatczntllt ßa unterhatten, fyA bie Congr. Conc.
ll Ferrans, Ptompta Biblioth. b. y. Semina-
D, n. 104) bie Srri^tung memgflenS bed
ibrnfenrinatf betont unb auc^ fär biefen f^aQ
Sbi^ anf bte Seminartose ald befte^enb er-
lern Sifd^of bleibt e8 unbenommen, neben
S)töcefanfeminar anbere SoSegien (Sonoicte)
iäx Cbrifier rnib meltlicl^e Stubenten )u enic^ten.
Heber bie Vufbringung ber ÜRittel )um Unterl^alt
taä gftttOTg gibt boS tribentinifd^e S)ecret ein-
fMie Sotfcbriflen, namentlid^ betreffs beS f ogen.
Soimaristioiim (f. b. Srt. ^Ibgaben I, 79); eine
3iißnicti0n aber biefen $unft, bie oQerbingS
^ StoHen red^tSDerbinblid^, aber bod^ afi»
rot bcn^tenStoertb ifl, gab 99enebict XIII. auf
dfiab bcr Sedarationen ber Congr. Conc.
41101111000 sopra la tassa . . . per I'istituz.
« oDieii. dei sein., bei Ferraris 1. c. 181).
& SfatOSadita, ^rbotiDobltbätigfcit, tiorl^an-
tai €tifhaiQen ben SBebarf beden, cefftrt bie
€cauiüita4e, Stellenneife befielt auf ®runb
e^nobolbefd^mffe bie ^flid^t, ba| au«-
ET entfallene €eminarißen pr bie auf«
Aofien erfa^flid^tig fmb. 3m M-
i^ eine fold^e ^flid^t nid^t toorl^anben,
Rnieiiica ftnb oie betreffenben Statuten ober
6i: ^r^tttai bie Stiftungdudunben ma|gebenb.
%^ falb «m ber Slufna^me nid^t ouSgefd^Ioffen,
^£11 Ar anf eigene Ifofien Derpflegt merbim ;
ear fea panpo-es, bie aimäd^fl Sufnabme fin*
kf VUb, fiab Srme nad^ canontfd^em Segriffe
«rÜBiBtai, eigenllid^ mendicanies nmrben nad^
na fbrgange be9 ^I. If oil SonomAud burd^-
meg abgemiefen. ^ufnal^me in baS Seminar unb
(Sntlafjung barauS, ^nftellung ber fie^rer, bie
innere Orbnung u. f. xo. faQen bem S9iid)of lu,
bem als Seirötl^e ^mei Sanoniler nad^ feiner eige»
nen SBa^I 3ur Seite fielen. 2)ie Seminarien
erfreuen ftd^ im allgemeinen ber ^rioilegien ber
Äird^en unb ^eiligen Orte (f. b. ^rt.). gjcmtion
t)om ^farroerbanb bat gemeinred^tßd^ ni(|t ftatt,
fann aber oom SBifd^of oerfügt loerben. S)ie fiei-
tung ber Seminarien !ann nur mit t)ö;)ftli^er
Seniilligimg OrbenSleuten übertragen werben,
jelbft »enn ein Orben allgemein für biefen S^td
approbirt ift. Smmer muffen aber babei oie SRed^te
beS SBifd^ofS unb fnner ^aü)t gema^rt bleiben.
3. SBaS bie innere Sinrid^tung beS tri-
bentinifd^en Seminars betrifft, fo bat baS Sonett
einen gerabe nad^ ber ))raftif(^en Seite mit aQer
münfd^enSmertben Sorgfalt, ©enauigfeit unb
itlarl^eit ausgearbeiteten $Ian für bie neue ^inftalt
aufgefteQt, nid^t bIo| eine tbeoretifd^e, aQgemein
Sebaltene ^nmeifung gegeben. 2)er leitenbe ®e-
an!e ift unb bleibt ber, ba^ ber ange^enbe Sie«
rifer fd^on frube, nid^t erfi im orbinationSfäbigen
9Itter, bem Sifd^of )ur SBilbung, Seauffid^tigung
unb Prüfung anoertraut fein utü> bleiben foQ. SDie
3a](|I ber auf}unel^menben gmölfjabrigen, legitimer
ßb^ entfproffenen Söglinge richtet ^d^ nad^ bem
99ebürfni| ber S)ibcefe. SBefentlid^e Sebingung
finb Anlage unb Seruf )um prieflerlic^en Staube;
Slementarbilbung mirb t)orauSgefej^ S)aS Se-
minar bietet neben ber religiöfen Srjiel^ung ben
niebem grammatifc^en unb ben labbern t^eologi-
f(^en Unterrid^t. S)ie Aufteilung ber Seigrer imb
bie SBeftimmung beS SebrfloffeS ifl, mie be«
merlt, Sad^e beS 93ifd^ofS nad^ 9nbbrung fei-
ner Stätbe. 9lad^ ber S(äjH, bem SIter unb ben
gfortfd^ritten ber 3bglinge mirb ftd^ eine ßin-
tbeilung berfelben in Iflaffen oon felbft ergeben.
9IS öugere Seid^en beS emften SBiOenS, in ben
geifUid^en Staub )u treten, tragen bie Slumnen
bie Xonf ur unb geiftlid^e ff leibung ; gur ;>raftif d^en
SSorübung für fpäter betbeiligen fte fid^, nament-
Ii(b an f^efttagen, am ffird^enbienfie. Xöglid^er
SBefud^ ber l^igen ÜReffe unb monatlid^e SBcic^te
bienen bagu, ben ®eift oer ^rdmmigfeit lebenbig
gu erbalten. 2)ie| ftnb bie ^aut)tfö^Iid^ften %n-
orbnungen beS 3:rü)entinumS, bereu Specificirung
begügli^ beS SeminarlebenS imb beS Stubien-
betriebS ben Sidcefanbifd^5fen fiberlaffen blieb.
3m (Sangen ooDgog fid^ biefe innere ÄuSgeftal«
tung giemlid^ gleicbmö^ig, maS b^tföd^Iid^
bem ßinfluffe einzelner berfil^mten Seminarorb-
nungen (oom Ifi. ffarl SBorromüuS u. f. to.) unb
bef onberS in aScetif d^er Segiebung ber 9}ad^b^ung
ber äefuitenco&egien gugufd^reiben ift. ®runb-
gefel für bie ßrgiebung bilbete bie fd^on oom
bl. Sb^]of^<>»iuS (Adv. oppugn. Titae monast
8, 17, bei Migne, PP. gr. XLVn, 378 sq.)
als bie befte em))fobIene ^rdoentiometbobe : 99e^
mabrung oor bem Sbfen burd^ Slbfd^neiben ber
(Selegenbeit bagu unb burd^ Uebung im ®uten.
bamit 011^ bn XBun{4 noi^ UiuiIanUan untn-
ii&Ai tDtibe; (SftDBtrnung an 9RS6i^, Sibcit
imb Orbrnma, on ein gefantmeltee Stirn, an
©trSpt^atidm in Unttrortnunfl unte Dorötl^rie-
Um SufgoKii, an bncittotUigni SSt^oiImn, an
flrmgt Stl6{}jiiii(it u. f. m. 2>tn gtaenfcitigm
fßtttt'^ ToQ b» ®ei|I bti Siebt Be^rij^ unb
bct Xon bn aulen (SejeSfd^aft iracln. Stniut,
aber uStciIi^UebensaiJ^unQ f^Iieft bie mfiglidotn
@[{a^ beB 3iüeniatt9 auS; ou^ iDä^itrib Mi
^aim, bie, tDenn mSglid^, Qemeinfani Derbrac^
werben fpKrn, jle^t bei etnw inbie&eimal enl«
[dflene Seminniifl untei befonbeiei (äintiole be8
OrtSpfunerS, huxä) bejjtn 3niQnig ei fi^ bei ber
Küdftqi ouSjuiDtifeR qqI. — 3n SBegug auf bcn
©hibfenbftridi beabfii^tigte bai Xribenliiium Itine
Senbening an ber befte^tnben SilbungStoetfe ber
Unioerfttatf n ; ble htappen, Dom Soncil in biefer
fiipfi^t erlaijcnen !Borfd^n|ten bcbuiften unb
^nben bo^ei in bet golge i^ ptoflifdie SIuB*
gepaihtng. 3:^atfaii^e ift, ba| bie Seminarftubien-
Siläne üböaK ^B^eie Snfoibenmgen ptQen (f. ^in-
ifeiuS, im^enn^t IV [188B], 505, Snin. 3),
unb bail boB !Rib(au bct t^eologif^en Silbung
ß'^ fettDetn, aUeibingS unter ÜJtitiiilfc gflnftigei
mpanbe (g. 9. SerbiQlgung bei St^imtttel bui^
bteSu^bnidetfunfl), peligbab. aTlet^obilc^ blieb
Siar bn l^ologifc^e Si^ulunttrrid^t noc^ lange
ben alten ®elei(en, allein bie jort|d(|nilenbe
tMogif^ 9Bi()en)4aft , toel^ ft^ gegenüber
bem Humanismus, ber .Sleformatiim", bemffci-
ticiSmue u. f. m. cor immei neue Aufgaben ge|!el[t
fa^, biSngte an ben Seminonn tote an ben Uni*
tMifitSten Don felbft auf eint Sitoeiteiung unb
Umgeftaltung beS Sc^ipIoneS. £ag bicfn bcn
Seiton^älfniffen unb bc^e^tnben SScbürfniffm
^ee^nung trägt, i^ ganj bem Seifte btB Sri-
benlinumfl enlf pted^eno , unb baS ftarre Sefl-
^Iten am ^tten in btefn Sejie^ung fanntc nur
jum Schaben ber t^eologifdden SBilbungSanftalt
auSfd^ragen. !8on buri^ffiblagenbn Sebeutung für
bie beutf^e tbeologifd^e iBilbung, aber au$ Don
Einfluß für gtnnfteit^ unb Stallen mutbe bn
auf Diei 3al|re fmeddnete Stubienplon. melden
am 3. CctDfin 1774 gunä(f|)l für Offienric^
als „SJerfafiimg ber t^Dlogijtiifn g«culläl" pro-
mulgiit unb 1788 elinaS mobificirt (auf bretjöb-
rifltS Stubium eingerii^lct) mürbe. Serfaffet beS«
felben »ai ^r. St. ffloutenprau* (f. b. ülri.). 3>it
roefentlicöen IReuerungen borin fmb bit Sinfü^rung
ber lirttilii^ Citeratutgtit^idife , ber flircben«
geidli(I)te unb bet biblifi^cn ©ilfaniitfenfdioften,
ärennitng bn Spoftoral non ber ilKotnl «nb btm
Snijtnttäjt, jqftemalij^ie ^Dorlefungen übn Tog-
matif unb 3JloraI, bann aufKiorbenlltctie ^Irr-
lefungen über femitifi^ Sialette, Slic^ologie,
S;ogmengef(^ii^tc ti. f. n. S:ei ^lan EHautcn*
tliaud^ jeugf »on gto&tm ©d^rffinne, tnifiält
ieboi^ aud) bielt fdtiiefe ^uffaffungen unb fanb
me^ad) enngiidien !&>iberft)ru^, namtnllti^ oon
Griten beS (SatbinolS OTignjjt (f. b. 9ltt.}. SBo^-
itar. 112
tmb abn bit €eititii R^
bitftm Stubitn^Iaiit bie
Oibtn, nomeiilli^ bi nl-
fhibitn am Ewttomnu t a
befditibcnrm Umfongt i^t
unb biblifd^ SJiSdpIinnt Dtniu.
4. 2)it @ef c^i^te ba SuSfü^nntg btf tri-
benltnif^en SMntel leigt, tple gnlen %iDana
baSfelbt aefunbtn ^ €[^on am 23. 3urt 15fi3
nlif^ Die Sätti }u Xrient ein Qdpäim m
Sap^ $iuB IV., uorin bit Slottiiwnbtgtcit bs
Dulbigen 9!eroirflii^ung btS bef^Ioffenen €tiii-
narS betont murbt. Sei ^opft gii^ tmt gutoi
99eifpiele Doion , inbcm er 1565 MS iftnif^
@emtnar eröffnete. SUent^CEiffl tui{|inm m mm
au^, laum ba| boS 3)ecrtt ogftngen uoi, \n
Sqnoben mit großem Sifn bn So^t oti; bie
trflen, Deli^e eS DenDtiflii^ten, toaren mojl ber
gaibinal ^Imulio Don Stielt m^ SiJ^Df SRoitii
Don @c^umburg in Siiidftfitt, bit DtteitS 15M
€cminait eiBptten. fßon btn Dielen Jhi^i^
füiften, bie |ii^ feigem um bie gföibtnmg bn
Seminaifo^e Dnbient matten, mflgen (|ier ndtn
fafi aSen nai^tribtntinifc^ ^ipßen bit Sotbi*
nfilt $Dlt, Xiu^feg, ^ri^Iomäufi Don bot
ÜJlartgrem, jfoil ^onomÖuS, ^opuS unb @u^
Don Sot^ringen; Don UHltlit^en oiüi^ ^tAÖF
nonb I., ajtajimtlian IL, bie ^eqQge Wmif
unb SBil^elm V. Don So^icm, ffSnio SuIh
mig XIV. genannt loerben. !BSeitetl^i|i finB aa^
fu!iren ja^liei^e Sifc^Sfe, uie ?Inl)itae unb m-
pDlb Don Spaur in 33ristn, bit Ungarn Soft,
Sippaq, Spelcpcfenqi unb ^Oimonp; im 3at>
alln bcS SofepbiniSmuS QMien eifrige !Berl^>
bigti btr Kic^Iid^tn ßrjie^ng befl CleruS bit
€oibinÜIt 3}tigajji unb ^ranleu&crg, in unfenm
3a^i^unbert darbinal Don ®eiffel unb im ,CuI'
turfampf ber gefommte beuifi^ CptfcopaL Via
au(!^ einfa^ @fiftti(^e imb ftlbft Saun ^c^
Dielfa^ buTC^ Stiftungen bie tribcntinifc^en €t>
minan ju förbtm gefud^t ; fo J^Ke im 3. IMl
bei Senator ^}auI ^JUtatoicIi btm SBtfi^f twii
£ulm einen $alap für baS Seminar, ja jüngfl
(1895) fogar ein ^roleftant bem eijbif^of Oon
St. $aul in Winncfota einen prdt^tigen SBou }um
felben 3roeJc. ?11S Sörbnn ber ©tminarngie^ung
üerbient enblit^ ntÜ^ eine befonbert ßrmäönung
eine EReiV »»n iDtänncm, bie buit^i bie Stiftung
Don ©cnoffenfc^aften bie dericale Sijit^ung )u
ffltbem juiittn, tftfiie unter Utbema^me ber En-
tung Don ^töccfanicminaicn, t^eilS bun^ ßm^-
hing [tlbpönbigct Slnftalttn na^ tribentini[i^
3?otbiIbe. ^itr feien Don franjöilfttien genannt
bie Songregalion beS ^brian ^ouiboife (1584
bi§ 1655) mit Seminarien ju ^llariS, ^eauDaiS
unb S^aitrtS (ogl. Darche, Le saint abb«
Bourdoise, n. 6d., Paria 1884, 2 Tols.); btä
Oratorium beS garbinali Don ^ScniKc (f. b. ^ri.) ;
bie Seminare, meldie nat^ bcn Dom bl- 9)inccntiuS
Don !ßaul (f. b. 3rt.) aufgcftcUtcn Kegeln gtitittt
mnben, bercn bis )ur franjüfifc^en SttDoIution
118
Seminar.
114
54 isfiim vth 9 Oeineie esitfiaiiben, ttnb bereit
ie|t etiiKi 20 größere unb 12 Oeinere in 0raidreid^
unter ben Sajortfien leMen; bte Seminare ber
flpobißen (f. b. Sri) ; bie ihuibenfeminare bed d^on-
derguefi, beren beim Xobe beS Stifterfi (1691)
Moii 38 Dorl^onben loaren : t)or 9uem aber bie
Seminare ber Sulpidoner (f. b. 9rtt. Oter u. @t.
Sttipice), tadä^t faum 50 Saläre nad^ i^rer @tif-
imm bie meifien 2)i5cefan{eminare in gronfreid^
in ^änben bauen unb nod^ {ej^ mel^r oIS 20 gn>^
Soiinare leiten. (Eine ft^nltc^e KoDe auf beut«
\lfytm Soben fpiette bie Kongregation t)on SBelt-
)nne{ieni, meiere IBortl^. ßol^^ufer (f. b. 9rt)
grünbete. 3n Italien imte bie oom 1^1. ftarl
SornraiftuS ge^ftete Kongregation ber Oblaten
({. b. Srtt Smbroftaner I, 690 ff. unb Oblaten-
Congregotionen IX, 615) einenJegenSreid^en Sin-
1^4 ouäf auf bie Seminare. Soenfo übernahmen
Ue gunftd^ für anbere Stotdt geftifteten Kongre-
gationen ber $iari{len, S^tari^en, Sl^eatiner, fSax»
nobiten, SomaSfer, Saftitaner (f. b. betreff. %rtt.)
unb felbß bie filteren Orben mit ))ö))ftUd^r Kr-
kaibmi oielfad^ bie Seitung Don Seminaren. —
Itt eine Befonbere 9rt oon Seminaren muffen
ferner bie fog. fiäpftlid^en, bie englifd^en,
bieirifd^en unb fd^ottifd^en foioie bie an-
beren {lur 9R i f f i 0 n 8 g m e d( e uber]^ait))t (efitmm-
ten genannt merben (ogl. b. 9ri 9Riffu)n YIII,
1594 ff.). SBenn aud^ biefe, gum Xl^eil unter
ttmierigen 33erl^tniffen entftanbenen ^nftqBen
oen reinen Xt^mS beS tribentinifc^en Seminars
n»^ on fid^ tragen, fo ifi bod^ aud^ in il^nen ber
tribentinifc^e (Sebmife nad^ 9R5gIid^feit Dermirf-
Bd^, unb fie erfe^ ober ergöngen baS bifd^öflid^e
S«ninar. Ueber bie })ö)){tli^en Seminare in 9iom
f. b. 9rt KoOegien UI, 624 ff. Sie seminaria
ponüficia au|ier^alb StomS ftnb nur gum %f)til
^{idnbige Konoide, meift ftnb ed SfreifteQen-
Stifttmgen in äefuitencoUegien ober bifd^öflid^en
Seminaren. Unter ben für ftd^ befte^enben pöpft-
fid^ Snfialten ber 9lrt ftnb t)iele fpecieU errichtet
für ggnber beS äRiffbnSgebieted, fo bie Don Tre-
gor XHL in Stom gegrüttbeten fec!^ ortentaIi)d^en
Seminare, baS fd^ottifc^e Seminar in 9iom unb
^rid, bte englifd^en in SeoiQa, SSoIIaboUb ti. f. to.,
oaS irifd^e in Siffabon tu f. lo., ba§ tS^rif^e
in SoRto, baS türfifc^e in IBargtno, mehrere für
bte SRoroniten u. f. m. Unter ben (ni(i^t))ci))[t-
lidftn) englifd^en Seminaren auf bem ^eftlanbe
ifi Dor V&m baS 1568 oon Karbinal Tillen (f. b.
9rt.) gu 2)ouai gegrünbete gu nennen, t)on bem
fpoter anben aud^ in Knglanb felbft ausgingen
ober bod^ ibre erften Seigrer begogen (ogl Selleä^eim,
aBil^hn Karbinal ^Een, 9){aing 1885, 83 ff.).
Um bie Stifttmg irifd^er Seminare auf bem gfeft-
lanbe l^cAen ftdji befonberS bie fpanifc^en Könige
oerbient gemad^t. 2)a8 bebetitenbfte oon allen
tmnrbe bofi Beal Colegio de Nobles Irlandeses
pi Salamaitca (gegrünbet um 1600), aeld^eS bi§
1767 üon Sefuiten geleitet unb bann burc^ irijd^e
SBdtgeipIi^ fortgefü)^ tourbe. 9(nbere irifd^e
KoOegien tooren gu Sebtla (gegrünjbet 1612) unb
p 9Rabrib (gegrünbet 1629, fpöter ein ^ofpH
für beimfebrenbe 3ren). 3n ben StieberUmben er-
marben fi^ bie irifd^en SBettelorben gro|e 93er-
bienfie um bie Krl^altung eineS nationalen Kle-
rus; brei irifd^e KoUegten befianben aQein in
Sömen. äBeiterbin gab eS fold^e in gfranfreid^,
too u. 9. Snna oon Oefterreic^, bie SThttter Sid)«
loigS XIV., ein foId^eS gu ©orbeauj (1654) grün-
bete, beffen ©ebäube erft 1886 befinitio oeräu|ert
mürben (Ogl Bertrand, Hist. des söm. de
Bordeatix et de Bazas I, Bordeatix 1894,
321 SS.). Süd^Hge aWiffwnare für Srianb liefer-
ten baS gfranciScanercoIleg utib baS 2)omini-
canercoüeg in SRom, ieneS burd^ SucaS SBabbing
(1625), biefeS burd^ ben DrbenSgeneral Slnton
oon SKonro? (1667) gegrünbet. 3n 3rlanb felbft
mürbe 1795 baS Kolleg gu aßat^nootb eröffnet,
loeld^eS bis ^mit me^r alS 6000 ißrieftem Kr-
giebitng unb Unterrid^t gegeben ^t (ogl. Healj,
Majmooth College , its oentenary history,
Dubbn 1895). — Um bie Krrid^tung fd^ottif^er
Kollegien auf bem gfeftlanbe mad^te fi^ befonberS
Stinian SBinget (geft. 1592 alS %it in StegenS-
burg) oerbient ; bie banbf d^riftlid^ erl^altenen Sta-
tuten beS Seminarium Scotorum ad S. Jacob,
gu KcgenSburg (ogl. b. 9lrt Sd^ottenflöfter X,
1906) tragen übrigens erft bie Seftötigung Oon
ber ^anb beS SbteS Semarb aus bem Sa^re 1723
(k)gL Edgar, Hist. of early Scottish Education,
Edinburgh 1893, 219 ff.).
Sei aSV biefen Seftrebungen aber, meldte bie
3bee beS tribentinifd^en Seminars t^eilS Oertt)irf-
lic^ten, tl^eilS förberten, fehlte eS anbererfeitS nid^t
an entgegengefe^ten Strömungen. S)ie SuSfüb-
rung beS Koncilstitfd^IuffeS (teilte Slnforberungen
an bie Knergie ber Sifd^öfe unb ben 0))ferftnn
ber ^frünbeinl^aber, mel^e nic^t überaQ freubigen
SBiber^aQ fanben. 2)agu famen in ben eingelnen
Sönbem nod^ locale Sd^ioierigfeiten. So loar bem
©eifte beS ©oHiconiSmuS uitb fpäter beS 3an-
feniSmuS in t^ranfreid^ baS Seminar meniger als
bifd^öflid^eS Snftitut, tool^I ober alS gorberung
SlomS oerba^t. 3)iefe mibrigen Umftönbe mürben
gioar im ßaufe ber ^di groftentbeilS übermunben,
allem ooUftänbige Seminare, meiere aud^ ben
gangen Unterricht l^aben, blieben aüentbalben nod^
lange feiten ; bie meifien Seminare auS frül^ercr
3eit unb üiele nod^ in ber ©egcnnjart fd^lie^en
fid^ für ben Untcrrid^t einer tl^eologifd^en gacul-
\di ober einer DrbcnSfd^ule an. ^Bebenflid^er für
ben SÖeftanb ber Seminare tturbe ober ber 5In-
[türm, loelc^er unter Scil^ilfc ber StaatSgetralt
als eine gfolge ber rationaliftifd^en ^ufflärcrei im
18. 3abrb"nbert loSbrad^. 3l^rcn auSbrud fonb
biefe Kid^tung aud^ auf ber S^nobe oon ^iftoja
(f. b. 3lrt.) in bem »efc^lu^ oon ber „SReform"
bcS clericalen 6rgic]^ung§tt)cfenS. gi^ilid^ »aren
in ben romanifd^en Säubern jfird^e unb Staat
nod^ gu eng unb t)ielfad^ oerbunben, als ba^ eine
Suflöfung biefeS SSerböltniffeS burd^ einen gemalt-
108
6eminat.
104
als beten natMid^ SttMmgipmte für ben fnrd|-
\\ä^ 2)ienfl b«d fyM be« Stfd^fd (bo« Sf i-
fco|mim) erfd^ien. SvHtbem auftreten berOrdines
inmoreB (DgL b. 3lrt. Ordo IX, 1032 unb ^r.
äBielonb, Sie genetifd^ (&ntoDiHmq ber fogen.
Ordines minores in ben brei erflen ^al^^., Stom
1897 [7. OnfplmtnO^ jur SUntOnartalfd^.]),
bie eine löngere unb ftufenioeife Sorbeceitung auf
ben $re4Sb9terat an^gen, nol^m bie 9udbilbnng
ber SIerifer einen mel^ geregelten ®ang an; ed er»
fd^einen aud^ förmlid^ ^ßritfungen beim Sufßeigen
|ur l^ö^em SBeij^e (Dgl. Gjpr. Ep. 29 ed. Hartel).
yleben bem (£))ifco))ium, bem Urbilb beS Sleticol«
feminard, iDoren dbtt aud^ bie ölteflen d^riftlid^
@d^ulen gu Sleionbrien, (SÄ]axta, ebef^a, Ütijibid,
äeruf olem u. J. ». im SRorgenlonb unb gu ÜRoitonb,
9IoIq, 9[qttUe|a unb 9tom im SCbenblonb im 2Bef enl«
lid^n ^riefierbilbungSftatten, beren einf[u^, maS
Stoff unb SDletl^obe ber tl^ologifd^en SBiffenfd^aft
betrifft, fid^ überoS geltenb mad^te. 9lQmentIid^
boS lateranenftfd^ Ißatriard^m erfreute fid^ fd^on
frül^ eines befonbem9htfe8(t)gI.LiberPontil, ed.
Dnehesne 1, 396). gfreili(!^ moren biefer @d^ulen
mit mefentlid^ d^riftUd^-l^umaniftif d^ Sl^ofter gu
toenige, old ba| fie bem SleruS ber gangen jKrd^
birect Rotten gu gute fdmmen fönnen, unb bis in'8
5. 3a]^r]^unbert mag man fid^ bie granratatifd^
rl^orifd^ SBilbtmg burd^e|enb8 in @d^ulen mit
l^eibnifd^et Xrabitimt unb loo^I Dielfad^ mit l^ieib-
nifd^em Sl^after erl^olt l^ben. Sinen entfd^-
benben Stritt für baS praftifd^geiftlid^ @d^ul-
toefen t^t ber 1^1. ^ugufKnud mit ber Sinfül^nmg
beS gemeinfamen Seben§ (f. b. Srt. Canonioa sive
communis vita), moburd^ er baS 3beal adcetifd^en
SebenS, tt)ie eS in ben aufblül^en ftlöftem feinen
$Ia| l^atte, mit bem ))raftifd^en 99ebürfni| gal^I-
reid^en 9la(^n)ud^feS an glerüem Dereinigte. Sei
bem l^ol^en ^nfel^en beS ^eiligen fanb feine %nf!alt
na^ unb fem 92ad^]^mung, gunöd^ft in 9fri!a,
bonn, als biefeS Don ben SSanbalen überfd^memmt
towcht, huxä) bie Derfd^Iagenen SIerUer oer norb>
afrifonifd^cn Äird^c in Stolicn unb ©aHien. 3n
bem auguftinifd^enmonasterium clericorum mar
für bie ffird^e baS fruchtbare SSorbilb beS f))ötem
SIericalfemtnarS gegeben, bei ^uguftinuS aud^
(Senno 355 sq., bd Migne, PP. lat. XXXIX,
1568 sqq.) SBeg unb Siel ber geiftlid&en »ilbung
Dorgegeid^net.
2. 2Rit bem beginnenben Mittelalter toarb bie
jf loftedd^le alS bie centrale SBilbungSanftalt aud^
bie ©dpule beS SBcItcIcruS. 3m Orient mar bie§
für bie gange Solgcgcit fogufagen auSft^Iiefelid^ ber
gall, im 5lbenblanbe traten bie Älofterfd^ulcn
menigftenS für lange 3«* in ben SJorbcrgrunb.
So fa^en äal^rl^unberte fang fflofterfd^üler unb
©äcularclerifcr auf berfelbeu ©d^ulbanf, mo8 um
fo meniger anftö^ig erfd^cinen fonnte, je mel^r, ab«
mcid^enb Don ber frühem SRegcl, bie SWönd^e gu
ben ^ö^eren SOßei^cn gugela^cu tourben. S)a§
©d)ulmefen bilbetc gmar nirgenbS (Scgcnflanb ber
flöfterlid^en ©efc^gebung, erl^ielt aber bod^ als
consuetado boD) eine bettiuuwle gfotm (bd. i)e*
nifle, Die UniDerfit^en beS SRittdoOer« I, Sa-
lin 1885, 716, 9nm. 174). (üne inmmq
gttrifd^ inneren unb ftttteien@d|ulen, urie fk bte
llc^^ener S^nobe 817 (fitfMbte, fd^etnt nur <m
menigen Orten gur SuSfül^rung gdbmmen {u fem.
Sieben ben JKofterfd^en bltä jjebod^ oii^ M
$atriard^m begm. £tnfco)»ütm befte^len; fre^
lonnten bie 93ifd^dfe, gumai in grb^eren 2)tScefn,
fid^ pti^fnüiä^ bemfelkn nid^t mel^ fo imbomi
mie in frül^rer 3^- ^tffyiSb temi boS Ant
beS ]p6kt fogen. S)emfd^I#er (f. b. 9tt) osf,
ber unter Oberauffid^ beS Sifd^ofS We€d^ gi
leiten l^e. Seit S^begong (f. b. Stt) tralm
bie S)omfd^en neben bie fflofterf d^en oK etgrae
SilbnngSftätten fär ben SieniS. 3iAnäfa be-
fianb Dielfod^, namentKd^ to (BoOten, nod( ei«
Sorfd^e für Slerifer in ben ^farr^fii^em, inb«
nämlid^ nad^ bem Soncil Don Skrifon 529 feber
Pfarrer bie $f!id^ l^atte, pmge Seuie in feines
^aufe im ^folmengefang, in ben fhd^Iid^ Se*
fungen unb im ®efej^ beS ^erm gn unterrid^
Aorl ber @rD|e erneuerte biefe Sorfd^ft unb
fud^te bie gange Stnrid^tung gu eimeitem. Sim
bef onberer Sebeutung fiir bie IBilbung ber (Qerifer
finb bie SBerorbnmigen, meld^ burc^ bie genomrie
aod^er @9nobe (f. b. Srt. Vod^n 1^ 4 f.) |ii
@tanbe famen begm. gefdmmelt unb gugftngb^
gemad^t ttmrben. %tf bie meitere entmicQnng ber
Dotgenannten SilbungSftötten btaud^ 1^ tdä/t
nöber eingegangen gu merben (Dgl b. 9rt. Som*
unb Iflofterfd^en, SRittelfd^en, OuobriDium).
SBaS bie t^logifd^ Silbung felbft betrifft, fo i^
für biefe Seit bie Surd^fd^nittSbilbung, mie ^
für ben @eelforgecleruS ndt^ig mar, unb bie t^
logifd^ ©elebrfamfeit, bie nur in ben iMöftem
unb großen @d^ulen eine Stätte finben Iimnle,
auSeinanbei^ul^lten. S)enn möl^renb fid^ an ben
Sd^ulen bie Sd^ofafHt (f. b. «rt.) als SBifflm-
fd^ft mit C^ilfe ber gu ©ebote fhl^eid^en gort-
bilbungSmittel auSbilbete, fehlten le^tere bes
SeelforgecleruS DöHig. 2)ie ffenntniffe, bie Don
biefem Derfangt mürben, befd^ränften fid^ Dotob
auf baS tn^xftifd^ Stöt^ige: erflörung beS Sater*
unferS, Srebo^S unb ber liturgifd^en gformuloie,
einige ftenntni^ ber &moneS, beS $önitentiale,
ber ftrd^Ud^en 3eitred^nung (Compntus), beS litmt-
gifd^en ©efongeS, bie f^b^gfeit, Urfimben nnb
©riefe gu fc^reiben u. bgl.' 3>er begei(^nete Sil»
bungSgrab beS ^ßeutpriefterS" ift jebod^ inner-
balb ber bamaligen ©efeHjd^aft burd^auS ni^t
niebrig einguf(^ä|en , gumal ba barauf ge^b^
mürbe, ba| bie (SciflUd^en im Staube feien,
bem 9)ol!e bie mid^ttgftcn Xl^eile ber Eiligen
Sd^rift, Dor ^flem ben ^faltcr gu erfläreu;
ba^ biefe Serorbnung oud) burc^gefü^rt mürbe,
bcmeifen bie crl)o(tcncn altbcutjd^en ©loffen (f.
b. 9lrt. V, 714). 6ine Sammlung fird^lid^
95orfd^riften für baS t^cologifrfjc Stiibium finbet
S'iä) im ©ratianijd^en ®ccrct Dist. 36 sqq. — ©e-
onbercS (Semic^t legte auf bie geiftUd^e @rgiebung
117
Seminar.
118
fclJtra mS/t vm bie TOitkl imb guter ffiitte bei
>n eopttdit, ^oiü>em aud^ geeignete ^riefter mc
r innig ba Vitflottm. ©o tonnten tro^ bcr Söe-
'£%unc bct 6qnoben non VugSburg 1566, fton«
ffflu 1567, eoljbuTg 1569. 1573. 1576, SreS-
kn 1^92. ^09 1605 il^ Seminare nur erjt in
hittiben^cc gorm Volten, fo bo8 ßid^jtötter
ÄjT. 1564), ba« aBurjhirger (gegr. 1570), ba«
(ts4Umet (gegr. 1571) u. f. tt. Sinbere entftanben
kzcfm im 17. unb 18. Sal^rl^unbert, bie meiften
n". cB bte 1luf()ebung beS 3e{uitenorben8 bie
i:^ Taigen €i!^Ien Demid^tete. Äleine Seminare
ekViwen ^ 1718 )u Sreiftng, bann in ÜRied-
bfi^ Smggritfi unb Sorf en unter ber Seitung be9
SorfpfoixttSw Sie Seminore ju SRunfter 1610,
fetE 1615^ ^g 1631, Strasburg 1682, 9le-
MSbnxg 1687, SSien 1759, ffonfian) 1760,
t^atetocn 1777 ftnb fafl burd^gel^enbS nur %n-
iaiage. S>te oUrfien Seminore im Oefterreid^ijd^en
fis^ bie in Sriettt 1580, SoTjburg 1582, @url
l$SS, «inj 1591 (DgL 3{d^oRe, 3He tl^eol. @tu-
bcc Ttnb Snflaltcn ber lat^. INrd^e in Oefterrei(!^,
Sua 1894). Zn)| oQer Semu^ungen beS apofto-
fjiänt Siu^IcS gelang eS, mie oben bemerft, aud^
B Biifeicm do^r^iinbert nid^, in ben beutfd^en
Unten bdi tttn tribentinifd^e Seminar burd^-
9pnbitn . unb bie be{le|ienben Snftalten flanben
zj4 mt tm unter bolb milberer balb jhengenr
ranTnftcr flufftd^t. 3n ber oberrl^ni^d^en ftir-
tnipanräii Uteben bte 9nftalten )u 3Ram) (iebod^
Bit Osteiim^ung ; f. b. «rt. vm, 523) unb
ftdba befk^ ; ba& ^^ttb^rger Seminar mürbe
■oft 6t $dxr im @c$n)ar)malbe oerlegt (1841),
:=3bnrg a^idt ein Seminar, 9lottenburg ba-
ftfii behielt neben ben IhtabenconDicten in ^bin«
^ «^ XoHtoeil boS mit ber UniDerfttät Xfi-
kügsn oeitenbene flootlid^ SBil^lmSftift unb
scnbcn ein Ißriefierfemtnar ^u Stottenburg mit
c3{;i|ngem <luirfu§ (t>gL !Brüd(, ®efd^id^e ber
Iah ttndft in 2)eulfd^Ianb im 19. ^a^r^unbert
IL^Rniil 1889, 419 ff.). 3n Sägern )ö^tt bo8
Stiigioiiicbitt oon 1818 bie Seftimmungen über
tx gdpfi4™ SilbttngSanfialten gu ben ©egen-
cinben »gcmif^ter ^lotm", tro| beS Soncorboted
feOR 1817, Uftldfe» tribenttnifd$e Seminare oor-
rsts. %)k Slegientng bottrte nur Seminare mit
nrt^trignB eurfud; jfiuibenfeminare an ben ftaat-
iite Qmnnafien imb Sotttiicte on ben ftaattid^en
toUgiidben ^ecn muffen bie Sifd^öfe felbft
■flantdtw SeJ^tiii^ lag bis )um Sulturfampfe
^ &4e in ^ßmt^en,, xdü bie 9ifd^5fe ebenfalls
ei ngnsn IRitteln imb bo^u gemibmeten ^ritiat«
fda Cimmde neben ben ^riejierfeminarien ftif-
f^BL In birfen Ser^ltniHen l^ben bie Denl-
OTÜn ber botifd^en Sif^iöfe k>on 1848, ber
ns#f^ tmn 1849, ber boQrifd^en oon 1850,
kr dtacbciRif (^ Don 1851 nid^td SSefentltd^eS
aöbcm uecrnod^, imb iu>d^ 1864 oer^inberte
hf httfdfd^ Stegiexung mit &ttoa\t bie Sr-
fmBß eines Mf d^öflid^en Seminars in S)>eier
dai! m. 369 ff.). @^ Suf^ebung ber Sul-
turfam))f gefe^e ift bie Srgtel^ung unb miffenfd^aft-
lid^e Silbung ber jufünftigen Klerifer in $reu^en
im ©onjen auf ben frül^em Stanb jurüdgefe^rt,
inbem ber Unterrid^t in ben S^mnofialfäc^em
mit abfd^Hcfeenbem ßjamen an ben öffentlid^en
®9mnafien ftattpnbet, toäl&renb ber gac^unter-
rid&t t^eiß an ftaatlid^en ^nftalten (Unioerfi-
täten ju SBonn unb SreSlau, 3lfabcmie ju 5IRün«
fter, fi^ceum §ofianum in SraunSberg), tl^eils
an bifd^öfltd^en gracultäten begm. Seminaren er-
tl^eilt »irb, fofcm biefe oom SKinifter aI8 baju
geeignet anerlannt jinb. SBo nid}t ber gange tl^eo-
logifd^e Unterrid^t bis }ur ^riefteüoeil^e im Se-
minar abgemad^t mirb, tritt ein SurfuS im fogen.
^riefterfeminar nad^ minbeftenS fed^Sfemeftrigem
Sl^eologieftubium ^ingu. S)ie (Srünbung oon
ihtabenconoicten mie oon Conoicten (Kollegien)
für bie Stubirenben an ben Unioerfitäten ift Sa^e
beS Sifd^ofS. «Qe lird^Iid^en «nftalten, meldte
ber Sorbilbung ber ©eiftlid^en bienen, [teilen unter
9[ufftd^t beS Staates, bie aber nur bie allge m ein e
fein fon, mie fie ber Staat über aQe Srgiel^ungS-
anjtalten beanfprud^t Statuten unb ^auSorb»
nung, 92amen ber Setter tmb Seigrer an ben Semi-
naren finb bem SuItuSminifter mitgutl^ilen. Sel^-
lid^ lauten bie Seftimmungen in 99aben, mo als
Srfa| für baS frül^er oerlangte „StaatSesamen"
ein Xeflat über ben Sefud^ oon ))]^iIofop(ifd^
93orIefungen gef orbert mirb, unb im ©ro^^igog-
tl^um Reffen. Sad^fen Oerlangt Qbfoloirung beS
©QmnaflumS unb breijäl^gen Sefud^ einer beut-
fd^en StaatSunioerfUöt, an beffen Stelle aber ,,biS
auf meitere SBeftimmungen" baS Stubium im
menbifd^en Seminar in $raa treten borf. 3n
Sägern unb SBürtemberg ift Der obm gegetd^nete
Suftanb geblieben. — 3n ben Seid^SIanben (SIfa|-
fiotl^ringen ifl ben »if^öfen bolle Sfreil^t für bie
^öl^re SuSbilbung beS SleruS in ben Seminaren
gu 9Re^ unb Strasburg nadji ber 9nnesion be-
laffen morben; ber g^mnofiale Unterrid^t fielet aber
aud^ l^ier unter StaatSaufjid^t, unb bie Srrid^tung
oon ftnabenfeminaren marb geitmeilig unmögliq
gemad^t. — 3n Oefteneid^ befielen gmar an ben
Unioerfxtötm burd^meg lat^lifd^-t^eologifd^e gfa-
cultäten, unb feit 1870 geigte fid^ mel^rfad^ baS 93e-
fhreben, bie bifd^öflid^en tl^eologifd^en Se^ranftalten
aufgul^eben; inbeffen ftnb bie 1874 in ^uSfid^t
gefteStenbefonberenSBeftimmungenüberbie^eran-
bilbung beS SIeruS nic^t ergangen. Sei ber ®e-
legenl^eit erllarten übrigens bie Sifd^öfe ftd^ bereit,
nur biejienigen in il^re ^dl^eren tl^ologifd^en 9tn-
iaiten aufgunel^men, meldte baS @Qmnaftum ab-
oloirt litten. Sine SujammenfteUung beS für
)ie ^ranbilbung ber ®et[tlid^en in 2)eutfd^Ianb,
Oefierreid^ unb gfranfreid^ geltenben StaatSred^teS
f. bei ^infd^tuS, fftrd^enred^t IV, 554 ff. — JBerle
über eingelne beutfd^e geiftlid^e Seminare e^tftiren
für Samberg (0. Sd^mitt 1857, unb SDleJner,
1885), SraunSberg (IBenber, ®efd^. ber pl)ü. unb
tl^eol. Stubien in (Srmelanb, SraunSb. 1868), S)i-
lingen (o.lpauSmann, 1888), (gid^ftatt (0. Suttner,
110
Seminor.
IM
1859), greibuxB (ftSnig, 3ur (Bcfd^id^ ber il^L
SacuUöt, SftetB. 1884), Sßünd^ (@<^ib 1894),
$aberbom (S^ionif, 1877), ^f^u (oon Sbtec-
munbt, 1834), Zrier (Snbred, IBantuSfeminat,
Zrier 1890; tki^u «r^rüfung" 2C Don Sd^ffgm-
Sager, ebb. 1889 ; ^6tn SBort'' u. f. id. [ano-
nym], ebb. 1890, unb «Sed^tSgefd^. u.]. tD." Don
Souerlonb, ebb. 1892; Steu^, ®aS btf(i^5flid^
^riejierfeminQt in Irier, ebb. s. a. [1890]), SBien
(im SBiener ©iöcefonblatt 1869—1870): eine
(Sejd^id^te beS ^riefierjeminarS in ftöln (Don UnfeO
i{i tn Sotbereitung. sßon anbeten l^ierl^r gel^öri-
^en @d^riften feien genannt (äBittmann,) 92a(^-
ri^ten Dom geiftlid^en @eminarium in StegenS-
bürg, 9{ämberg 1803; gfrint, S)arfieaung ber
l^öbem aSilbungSonflalt für SBeltpriefler ... in
äBten, aBien 1818; SBeber, ©efd^id^te ber ge-
lehrten Spulen im t)o4lftift ^Bamberg I, Bam-
berg 1880; Sraun, ®efd^id(|te ber ^eronbilbung
bed (SIerud in ber 2)idcefc SBürgburg, SBür^burg
1889. — lieber bie SeminorDerböItniffe in 9torb-
0 m e r i ! a gibt fär bie ältere S^it 93u|, 2)ie notl^-
ttenbige Ste^rm u. f. »., @d^ff]^ufen 1852, 206
Sudfunf t ; Diel befd^öftigt l^ben ftc^ mit ber Se-
minarfrage bie iüngften ^roDinjialf^noben. 9tad^
£)offmann8 Directory für 1896 löifit man in ben
bereinigten Staaten 106 Seminare unb 9 Uni-
Derfttoten mit 3681 Xl^eologie-Stubirenben (DgL
baju 3inunermann, 2)ie UniDerfitöten in ben 93er-
einigten Staaten [Srgän^ungSl^eft 68 ber Stimmen
aus ÜRaria-8aa(!§], greiburg 1896, 63 ff.). —
betreffs ber für bie SRiffionelänber be-
jUmmten Semmarien ift bereits oben auf b. %rt
iDtifllon Yin, 1594 Dem)iefen morben.
5. 2tn ber Seurtl^eilung bed äBert^ed ber
Seminarbilbung, namentlid^ im Serl^öltni^ )ur
UniDerfttötdbilbung, gelten bie 9){einungen aud^
unter ben fird^Iid^ geftnntenXl^eoIogenau^inanber.
Xro^em ba| bie Erörterung ber SontroDerfe für
Seutjc^Ianb praftifd^ toenig Srfolg Derfprid^t, mirb
fie feit Sauren bod^ Don S^it 5U 3(it ftetS mieber
Don Steuern aufgenommen unb barf bal^er ^ier
menigftenS in it)ren ©runbjügen nid^t übergangen
merben. Selbftoerftänblid^ bleiben bie Stimmen
aller berienigen au|er IBetrac^t, loeld^e principieU
®egner ber f i r d^ I i d^ e n ßr^ie^ung ber 2:^eologen
finb unb in ben Seminaren nur „^erbummungd-
anftalten" erblicfen. S3on ber Derpflic^tenben Jhaft
bed tribentinifd^en Seminarbecreted ift oben baS
9löt^ige gefagt; ba| e§ @rünbe geben fann, loeld^e
Don ber ftricten ^Befolgung bcSfelben entbinben,
braucht nic^t erft beioiefen ju toerbcn. 3)l\t ber
Sntd^tung ber Seminare tooUit bie ffirc^e aber
i^re Stellung gu ben UniDerfttälen nid^t önbem,
inSbejonbere loar ed nid^t bie ^bfid^t be§ ^riben-
tinumS, bie tl^eologifd^ien gacultöten aufjubeben
ober labm ju legen. 3m @egent^eil Derlangt baS
ürc^Iid^e Stecht nac^ »ie Dor für gemiffe Seneficien
afabemifd^e @rabe, unb ^ßapfte loie IBifd^öf e ^ahtn
nie aufgehört, bie UniDerfitöten ju förbem, felbft
neue ju grünben ober SoHegien baran ju errid^ten.
2)ad £onciI nemü femcc ott & bie Gtwkmt
}unad^ft in IBetrac^t tommenbe oAgßnflt Ue pan-
peres, um bamit gerobe ben hcvktm tmb g^
funberen SSoDSfd^idbten ben Sugong lun ^|Mi^
t^um )u eröffnen ; bie 9ki(^ f olUni xAoA bont
nid^t ouSgefd^Ioffen fein, ba fie entnmer eoenfoU
in ben Seminaren 9ufna]^me finben bmnim ober
i^nen anbere SSilbungSmege )u (Bebote paäxa,
loeld^e (h)ie bereite ob. 109 bemerft) ben on^cnbci
Sl^eologen burd^auS nid^t grunbfä|Iid^ Derfpcnt
merben foOten. 92eben bem ibealen (Stfi^tfipinft
einer guten Srgiebung tritt eben bei ber Stoti^ ber
bamaligen Stü ber praftifd^e 93ort]^ ber neua
Seminareinrid^tung bei ben SoncilSbötem ftad
beroor. 9lad^ bem Sor^ergefagten ifl bo^ bk
grage, ob Seminare ober t^eologifd^e gfacultätai
Dorju^ie]^ feien, im Sinne bed XribentinunI
eigentlid^ Döllig überflüfftg. Sie gemtnni erß 9e*
beutung mit SRüdftc^t auf bie mobeme Stooll«
uniDerfitöt unb baS ftaatli^ Unterrid^tSmonoinL
S)ie ®efabren, meldte bie ie|igen UniDerfitälm
für iJpx Stubenten überbau))t bieten, muffen mit
ÜtotbtDenbigfeit baju bröngen, bie %fyto\o^
Stubirenben bagegen gu fd^ä|en. S)ie6 fofl ättt
lebenfaES nid^t babur^ gefc^e^en, baf man bie
tl^eologifd^en Sfacultftten gan^ trennt Don benllni^
Derfttöten, bie bo(^ bie SBrennpunfte »iffenfd^
lid^er Setbotigung bleiben, an benen aber eben
belbolb bie Zb^ologie als äBiffenfc^aft ber SBif^a^
fd^aften nid^t fehlen barf; fonft mürben bie anbercn
afabemifd^ ©ebilbeten nur ju leidet bie Slb^logje
Derad^ten lernen. 3ubem bebarf bie Xb^l^gie
felbft ber pbjung mU ber äßiffenfd^aft ber 3eit,
ba gro^e ®ebiete berfelben bie profane gforfd^ung
nid^t au|er ^d^t laffen fönnen. ^uf boS &bea
ber ^od^fd^ule unb bie birede fjf^Iung mit ba
atabemifd^en 3ugenb Derjid^ten, bi^^ ^inen ^
baS 9Bir!en ber IKrd^e f e^r mid(|tigen ßinflu| preis-
geben. S)abei ift natürlid^ DorauSgefe^t, ba| bie
tbeologif^e f^facultät mirflid^ bie fatbolifd^ Skm*
benSmiffenfd^aft repröfentirt, alfo alS fird^i^e
änftitution erfd^eint. SBo bem Sidcefonbifd^
bei SefteOung ber ißrofefforen, ^luffteOung bei
Se^rpIanS, Uebertoad^ung ber Se^rer fein ober nur
ein minimaler Einfluß geftattet ifi, entbehrt bie
tl^eologifd^e gfacultöt beS hrd^lid^en Sb^milterS
unb fann ba^er baS 9)crtrauen loeber ber furd^lid^
93ebörben nod^ beS fat^olifd^en 9$olfeS befi|^
Unter fold^en 8$erbältnt|{cn bröngt bie Sage bagu,
ben tbeologifd^en Unterrtd^t Döllig an bie Seminare
5U Derlegen ober freie fatbolifd^e UniDerfitöten
)u grünben. SBaS fpecieU bie b^ftigen SSonoüife
betrifft, meiere öfter, namentlich in ben Sultur-
f ampfbebatten, gegen bie Seminare erhoben mürben,
als ob biejelbm nur eine einfeitige unb mangel-
l^fte Silbung ermöglichten, fo berufen biefeloen
im ®runbe auf bem falfc^en $rincip, ba| bie
menfd^lid^e Sntmicilung ftcb befjer in ber greibeit
als unter fteter 3ud^t DoUpbe. f^ür ben Unter-
rid^t aber fommt nid^t foDtel auf ben 92amen ber
^Inftalt, ob Seminar ober Unioerfttöt, als Dielme^
in
Seminaristienm — 6eTn{{)e(ag{ant8mul
122
csf Mr MAnften 9^th8fte unf ben fa (SnmM
iÄ|>«8rj^lfln Ol; in Mefer Sejte^ng ^oM
isk SminoR itf|ctc Stfolgc aufjiitöttfm etil
ifik^ Itiologift^ Qfctciiltittti. 9Seitn femet on
M Ufllbci^itAtcn hux^ bit jngd^Örigtn Sibfio*
^efo. btr SufUKil^I bet Sekret auS grö|eren ®e-
siORi, tei Sttfammenflrdmen ftrtbfomet SttJ^öret
tc viffaMoffl^e Sttrieb ein tegeret x% fb ifi
Bclv in nm 6aRixuirtn beffet gefotgt für eine
dSgeneine «A ntfd^^tige SBttffomfeit M Unter-
tI|I1 Sit ben «»eitern Serfof g bet (SontroD^rfe
fi onf Mc tfftcffcnbe Siferochn ftertmefen, cniS ber
}m in nrnnen finb : ^^iertnger, S)ie SCl^eoIogie
te «Dr» nd) ajetoeit, 2. 9nfl., Sonn 1869,
& EC; ^ngenrdt^er, im C^ilioneum. 9teue
JMgff I (1869), 488 ff. : »eufd^, S^feol. gfacul-
Aa eher €emmate? Sonn 1873 (StectotatS-
oN); 9tniAifi Z^miftor (^fniboti^m), 2)ie
^Sboig m^ Srjicl^g bet ®etftH(^en n. {. to.,
ItStß IBM, mit ber ®egenfd(|tift oon 3ufititnd
gikftiimmu OPfenbom^m), VoAen 1884, nnb ber
ftnfift a^rti^ 9ntaort tl^emtflor9, Zrier 1 884 ;
btS&itct, hr ben ^-))0l. SUitem C (1887),
in ff.; «>exf.^ Ximot^etiS, 2. «ufl., äfreiburg
1^9-7, 147 ff. : i^^^lS, S)a» Stubtum ber Sl^eo^f
togtr fMiß iinb jefft^ 2. «nfl. , ^relfiurg 1890
anoeulSiibe) ; €(^1I, S:)er ftat^oliciSmuS att
f»iac9 be< af<n#^tfefi, 8. trä., SBürsburg
I3W, 30 ff, — Sföt öperreid^fi^e Serl^ftltnifle
)nmm jpeädl fai !BeftQd(|i (©injel,) 3)ie IM-
aiibini in OePerreid^ nnb Ü^re Keforfn, SSicn
!873. «nb bir ®^enfd^riften ton ^xäfl, ffifit«
sigtng ber Mf^öfl. eitricalfeminarien k., SBien
IS73; (efonontf,) Sixr Sneform ber tl^eot. 6hi«
rioi tD Ccfiemi«!^, ®ra) 1873; @täta, 3ur 9le-
Tic3 ber hi^M^oL Se^nmfioHen in Cefterreid^,
§^ 187S. — 3ür Gnglonb f. ou^ Mamxing,
Tbr 0fll6e of the Charit in higher eatholic
D&£«tiaQ« London 1885. — S^m gonjen ^rt.
9f»t.St4i9t.fat]^.MT<i^nteditLXYI(1891),
l A % nWb in ben Siegiflerbönben s. ▼. @emi-
n, feiner IGhalvfi, A papnevel^ tOrtönete
s eho^ete (®ef$. unb x^orie ber ^efierbil-
fca^v Bndipest 1896. lieber bte ffnabenfemi«
toiMn: @mebbind^ S)ie ihtabenfeminarien,
1846 ; S>te Sinffi]^rung ber ffnoben«
Dom tix^üd^ffftolo%i\d)m Stonbpunfte,
g6tl{biinfctt 1848 : S>te fir^Iid^en ffnobenfemt"
ttt9.2.«nfL.fianb9^1862. [@tebengattner.]
Se^mmisticiun, f. 9lbgaben I, 79.
fmifiÜB^Umismns Vfi bie fpütere Segetd^-
rxai fir eine {ttrifd^ pelagianifc^er unb ougu-
^2n^6nri)cnIe]^Tf t>erfud^te SKtttelfteUung (Dgl.
?tHf, Aquit, O. CoU. c. 3, bei Migne, PP.
tiL LL 221) , n^eld^e ^to]ptt bon ^quitanien
rcpcg äH ^Ueberrefte beä ^elogiamimud"
^aae tl Ang. Ep. 225, 7, bei Migne, PP.
tu nxm« 1006). ®egen bie oiiguftim)^e
nrr,f Mn ber unbebingten Sorl^befiimmung
'ji (leib mib ber ffyc entf))red^enben ©naben»
unb ®nobenn>trffant!eit erl^ob ftd^ ju»
erf! in ^ftifa, borni oStt a«% t^btt« i« 6ab-
gaUien ein nid^t unerl^ebliqer SBibetftm!it!^. Sinige
!Dlön(^e bM fflojierS }u Sbtntnef ntetiiten, ha*
bnrdb roOtht bie menf^fi^e gfret^eit nitb ©otted
geregtes ©eridbt in gfroge gefteOt. 2>Qr(mffiin oer-
fagie ber fjt. ^ugu^nuS um 42i6 ober 427 baS
Sud^ De gratia et libero arbitriö, boi er nebft
dmxh Segleltfd^eiben an ben Ate SSotentin unb
beffen 5Dlönd^c fcmbte (Migt(e', PP. lät. XLIV,
878). 3n lekierem uximf er bot bem ÜRi^btaud^,
ben man leiqt au8 feiner Se^re jiel^en tonne tinb
im fttofler ]u Sbrumet mirflid^ gebogen l^be. SBie
VU Salentin an 9uguftinud beratet (Migne
ib. 911), bentl^gten ftd^ nun bie ÜRünd^e orö^ten-
tl^itt ; nur einige fleifii^ßd^ ©eftnnte gogen falfd^e
Sd^tnffe aus ber Sd^rift. ^nge|td^td ber äBeS be^
tohfenben ©nabe, meinfen {ie, fei bie 3^ed^«
meifung oon Seiten ber Sorgefe^en nu^iod unb
üBerftüfflg ; fle Idnnten l^d^ftenS nod^ bie ttn-
el^brfamen ermahnen unb für Jte beten. 9ugu«
tnuS oerfa|te nun an biefelbe weffe txtit n^ue
3d^ De correptione et gratia (Migne ib.
915 sqq.), »orin er feine 9nftd^t bon ber $rS'
befUnatton nod^ koetter entnridfelte rnib geaen
OHIberftänbniffe bertl^ibigfe. — SuS berfelben
3eit ftammf toal^rfd^einliq aud^ ber Srief beS
^eiligen an SitaltS bon (Sortl^go (Ep. 217,
bei Migne, PP. lat. XXXfll, 978). ffiicfer
tebrte, ber 9(nfangbed ©toubend imb bed guten
SBetfed gel^e Dom 9Renfd^ au8. SBied matt i^n
auf bie SibelfteDe l^in, monoti^ ©Ott in unS ba$
9BoIIen uitb boS SoSbringen loirle, fo memte et,
ber SDlenfd^ [timme eben ber t(m burd^ bie Ser«
(finbij^mig ber Seigre (Sl^tip juoorfommet^en
©nabK mit feiner ^rei^eit ju unb erlange oi^
©runb biefer gläubigen 3u]nmmung bie Shd^t«
fertigung oon ©ott. S)er 1^1. Sugufttnu? erl^ob
ftd^ mit a0em 9iad^btud! gegen biefe ^trlel^e unb
bemerfte u. St., eS fei alSbann, mie ed bod^ bie
ftird^e nad^ l^erfömmfid^et Sitte tl^ue, aud^ nid^
nötl^ig, ben Ungläubigen bie ©nabe ber Sefel^mng
gu erpe^. — 9?ad^l^oItiger mar um biefefte Seit
ber SBiberiprud^ gegen einzelne @ft|e ber augufti«
nifd^ ©nabenle^re xm füblic^en ©ollien. f)ier«
oon mürbe SuguftinuS burd^ i^ei feiner bortigen
SBerel^rer, $rofper unb ^Ucabxi, in {e einem
befonbcm Sriefe in Äernitni^ gcfcfet (f. Aug.
£pp. 225. 226, bei Migne L c. XXXUI,
1002 sqq.). S^rem Senate }ufotgc maren eS be«
fonberS ^Dlönc^e in unb um 3Raffuio (ba^er aud^
ber Slame SWaffifier), mel^c bieje fpätcr „fcmi-
))elagianifd^'' genannte Stid^tung einfd^Iugen unb
unter t^feftl^altung ber gegen ^elagtuS erloffenen
fird^Ii(|en Seftimmungen mand^ed Sd^roffe an
ber Seigre 9(uguftin§ oerbejfem moSten. 2)ie oon
le^terem betonte Sorl^erbeftimmung jum enrigen
Seben ol^ne SRüffid^tna^me auf bie Seroienfte f d^ien
ibnen namentlidp au3 praftifd^en ©rünben gefä^r-
lid^ ; fie meinten, baS emige Seben koerbe nur oon
benienigen erlangt, ttield^e freiwillig an ©Ott ge*
glaubt unb burd^ i^re SereitmiOigfeit ju glauben
123
©emipelagiontdmud.
m
(merito credulitatis) aud^ ben Seiftanb ber
©nabc cmj)fangen l^öttcn. 3n§bc}onbcrc gcl^örc bcr
©loubcnSanfang bcm 9Mcnj(^cn allein on, SBäl^»
reub fie fo bie ©nabenauSmal^I auf bie ^röjciens
bcr menfd^Ht^en Scrbicnftc jurüdfüW^W/ ncfcn
fic bei ben Äinbem unb bei ben ga^lreic^en Söl-
fern, bie öom ßl^riftentl^um nod^ nid^t^ gej^ört
l^aben, bie SSorauSfid^t be§ Sebinöt«3ufünftiöen
5U ^ilfe. ^u|erbem roax nad} x%mn anä) bog Se-
larren in ber ©nabe bis jum 6nbe nid^t eine be»
fonbere ®nabe, fonbem ©ad^c be§ freien SBiUenS.
®er 1^1. ^ilugufttnuS antwortete 429 in ben jtoei
on ^rojper unb §ilariu§ gerid^teten ©d^riften
De praedestinatione sanctorum unb De dono
perseverantiae (Migne , PP. lat. XLIV,
959 sqq., unb XLV, 993 sqq.). 3n le^terem
SOBerfe gibt er al§ fie^re ber S&lafftlier furj an:
Initium fidei et usque in finem perseveran-
üam sie in nostra constituunt potestate, nt
Dei dona esse non putent (ib. 1019). @eine
§opung, bafe bie ü)iafftlier il^ren SSttierjprud^
aufgeben würben (De praedest. n. 2), erfüllte
\\ä) nid^t. äBö^renb $rofper unb ^ilariuS nur
nad^ münbU(^en ^uSfagen berid^tet l^atten, er^ob
man nun aud^ fd^riftlid^ gegen bie auguftinifd^e
Xl^eorie 6infpra(^e. 3to^anne§ gaffianuS (f. b.
9lrt.) I^ielt im ©cgenfa^e ju ^uguftinu§ on bem
UniDerfoIiSmuS ber ®nobc unb ber Berufung feft
(CoU. 13, 7, bei Migne, PP. lat XLIX, 908
[ed. Petschenig 369]), on lefeterer nur infolge
ber göttlid^en ÜSorouSfid^t beS Ofreil^eitSgebroud^d
(ib. 17, 26; ed. Petschenig 17, 25 [494]).
SSejüglid^ ber groge über boS iBer^öItni| ^toi«
fd^en ©nabe unb greil^eit blieb ftd^ Saffian nid^t
confequent. ^n einigen ©teflen fprid^t er oon ber
obfoluten ^lot^wenbigfeit ber ©nobe ju allem,
tt>o§ gut ift, unb ber 9lid^tig!cit oDeS menfd^«
Iid)en SScftrebenS ol^ne fte (ib. 4, 5). 6r nennt e§
olbem unb gotteSIafterifd^, irgenb etwoS öon ben
guten SBerfen unferer SSemül^ung ftott bcr ©nobe
unb §ilfe ©otteS bci3umef|en (ib. 3, 16). 9^id^t
allein bcr Einfang bcr SBcrfc, fonbem oud^ ber
guten ©ebonfen fomme au§ ©Ott ; er jIöBe un§
bie Anfänge be§ ^eiligen SBittenS ein (ib. 13, 3),
unb bie Senifung gum §immclreid^e gcfd^cl^e öon
©Ott ol^nc icgli^eS oorouSgcgongcne Sßerbienft
öon ©citen be§ ^enfd^en (ib. 1, 15). ^ud) ouf
bie ^Rotl^wenbigfcit ber ©nobe ber Sc^arrlid^fcit
wirb flar genug l^ingewicfen (ib. 23, 3). Ruberer-
feitS ift bod^ oud^ fi^er, bo^ ßoffion bie Anfänge
bc§ §cil§ (initium fidei) wcnigftcnS in cinjclncn
tJfäUcn ber 2BiÜen§frei^cit jufdjreibt. ^uf bie
Sroge, „ob ©Ott fid^ unfer erbarme, weil wir il^m
ben Anfang be§ guten SBiÜcnS geboten, ober wir
ben Anfang bc§ guten SOBiücnS erlangen, weit
©Ott \\ä) unfcr erbarmte", gibt er eine 5lntwort,
weld^c iebcnfallS bie ©cjol^ung be§ erften 3:§eile§
bcr gfroge nid^t auSfd^Iie^t. ©o fonnte, fogt er, ber
Anfang be§ ©uten bisweilen al§ oon ©ott. Wie
bei SJ^ott^öuS unb ^ouIuS, bisweilen oIS Dom
2Kenf(^en felbft ouSgel^enb, wie bei 3öd^äuS unb
bem ©d^od^er am Jheuje, gebadet totAta (ib.
18, 11). SlnbcrSwo fogt er gerobeju, ba| bis-
weilen ber SJlenfd^ per naturae bonum qnod
beneficio Greatoris indultmn est, in ful^ ben 9bi«
fang beS ©uten erzeugen fonne (ib. 13, 9). SBUl
er au(^ in biefer unb onberen ©teilen ft(^ l^oupt-
föd^Iid^ ;, gegen bie ^nnol^me einer DöEigen fUt-
lid^cn Unföl^igfcit" wenben (ügl. ^od^, Se^ bei
3oj^. gafpanuS, Sreiburg 1895, 57, «nm. 2), fo
bleibt boc^ immer wol^r, ba| er ein rein menfc^Itd^
SSerbienft leierte, boS Sic j^ö^cre ©nobe ju erwerben
im ©tanbe fei ^^ no^ bem ^poftel ©ott felba
„SQßoIIen unb SSolIbringen wirft", wirb ^icrburt^
ebenfo in groge gefteUt wie bie völlige ©rotuitot
ber ©nobe, mag fid^ biergegen S^offton aud^ no4
fo fcl^r öerwol^rcn (Coli. 13, 13). — 3)er bL^u«
guftinuS war nid^t me^r am Seben, alS Safpmt
feine Collationes l^crouSgob unb bomit in engeren
unb weiteren Greifen nidjt geringes Sluffeben er-
regte. $rofper oon ^quitonien übemol^m beg^
ben ftompf unb führte i^n auf ber ©runbloge ber
©c^riften ^uguftinS mit ebenfouicl Sinpd^t als
©efd^idf. 9tad^bem er in bem ©d^reiben <m einen
fonft unbcfonntcn StufinuS über ben ©egenponb
tmb bie Tragweite beS ©trciteS berid^tet fyiAit
(Migne, PP. lat. LI, 77), begab er ftdj mit
feinem ^^eunbe ^iloriuS noc^ Stom ju ^ßap^ So*
ieftinuS, um feinen ©ciftonb jur Unterbrüdhmg
ber neuen Srttbümcr onjurufen. Ser ^^ft e^
lie^ ein SJlol^nid^reibcn an bie Sifd^öfe ©ollienS
(f. Migne, PP. lat. L, 528), Weld^eS ben «ifer
ber Seiben in böigem ©robe oncrfennt, boS 9n-
benfen beS f)l ^uguftinuS mit warmen SBortm
öcrtbcibigt unb ben Scrieumbem bcSjelben ©tifl»
fd^weigen bcficl^lt. Unter ben ^breffoten wirb
bcr Sifd^of oon aJlorfcUIe juerft genannt, wojl
ein SBinf, boj er öor ^Ilcm in feiner näd^ften
Umgebung SBanbcI fd^offen foflte. 3n ber golg^
trat $rofper olS ber Dom opoftoüfd^en ©tuble Cc-
ouftrogte S^ertbcibigcr beS ©loubenS auf (Resp.
ad object. Vincent, praef., bei Migne L c. Li,
178) unb öcrfo^te gegen bie 3Waffilicr jol^Irei^
©(^riften (f. borübcr b. 9lrt. $ro|per X, 47^.
^nerfennenSwertb ift bie weife SKöftigung, mit
weld^er er oerful^r, inbem er mond^eS ^arte an ben
grörtcrungcn feincS iERciftcrS milberte unb boburd^
eine 9ScrföI}nung ber ©cmütber erleid^terte. ©o
räumte er ein, bo^ bcrjcnige durius rebc, weldjer
foge, ©Ott wolle uic^t, bo^ oIlc SJ^enf^en, fon»
bcm nur eine ^n^alfi ^räbeftinirter fclig werben
(Besp. ad object. Gall. 2, 8, bei Migne ib.
LI, 172). Sementfpred^cnb mod^t er ouc^ bie
^räbeftinotion obI)ängtg oon bcr SJorouSficbt beS
greibcitSgebraud^S (ib. 2, 7) unb erflärt auSbrüd«
lid^, ba| oud^ bie Serbommten präbcftinirt wor»
ben wären, l^ätte ©ott i^rc Seborrlid^feit im
©Uten oorouSgefeben (ib. 1, 12; Resp. ad ob-
ject. Vincent. 12). 6inc üerföl^nenbc ©tcHung
nobm oud^ bie ©d^rift cineS Ungenannten De vo-
catione omnium gentium (Migne, PP. lat
LI, 647 sqq.) ein, inbem fie bie §armonie jwi»
la
Scmler — ©enbgetid^te.
126
[trt S^n^ unb Qnabe Oorlegte, bie etnjelnen
i^cüe bcr ^tcigt genau untetf^ieb unb ^He^Iic^
M lIicsfBtfi^Üc^tht her g5ttlul^en »atl^fd^Iuf fe mit
'^ nb Sßuibe betonte. Slid^tSbeftotoeniger
ose bcr @tcnt nod^ foß ein gonjeS 3a^r»
(nibuic^ fort. — 9{ad^ (Soffian toor
\zxiD^ Dan Stelt (f. b. «rt.) ber bebeutenbfte
:=jt bot !Bertrctem beS Semipetagiantömud.
ctmt gegen bcn ^rdbeftinotianigmuS be§ goEi»
«SU VncficcS SucibuS (f. b. 9(rt.) gerid^Ute
E4cift De gratia et libero arbitrio libri dno
^C^ie. PP. lat LVm, 783 sqq.) betöm))ft
rz^n^iitt bot ^lagioniSmud (1 , 1) {otDie ben
ics^efttnatiiniidmuS (1, 4), befennt ftd^ abet an-
^ SBefentlu^en su bem t)on Saffton Der-
e>c]ni|)elagianidmu3 (1, 11. 12). SBol^I
in bem nor ber fraglid^en Sd^rift üerfa^ten
fhn 0» eudbtiS (Migne, PP. lat. Lm, 683)
7.^ emcr gpraüa praecedens, Derjlel^t aber unter
rroi luSbrnct lebiglid^ bie Qu|ere ®nabe (De
CTtL 1, 17) unb Dergleid^t benSSiDen mit einem
^^fifiBi ®riff^ (per quamdam yoluntatis an-
eiilua), bun^ bm bie ®nabe onge}ogen toirb.
lad beftmtet er buni^ud bie Snnafme einer
ntia personalis int @inne ber ougufiinifd^en
jf^^odefifaiatiim (ib. 10) unb tritt fiber^aupt unter
yem Bd^iat , ben ^röbefKnotianiSmuS ju be-
SaKpfen. jodDdbrenb gegen ben ifi, ^ugufiinuö
a Die &9ranfen. ^ie @<j^rift bed gfauftuS er«
sds pierft SBiberfprud^ in ®allien. ^bituS Don
^nntt (f. b. 2(rt) |»oIenii{irt gegen i^n in einem
:<r«ffe an Stonig ®unbobalb (Ep. 4, bei Migne,
r? laL LIX, 222), unb «bo oon Sienne (f. b.
£r I beftountet, berfelbe l^abe gegen t^uftuS ge-
Zr/Mn (Chron. ad a. 492, bei Migne, PP. lat.
< Hin, 107 ; ogL inbefe «. Rod) [f. u.] 56 f.).
'iZBi^ta^ bagegen lobt bodSu^i beS gfauftuS
il>e ecxiptt. eccL 85, bei Migne 1. c. LYIII,
!:•<'); aOrai bie Urtl^ctle biefed ed^riftftenerS
icT lütgttftinuS (]. c. 38) unb ^rofper (ib. 84)
-oiehl unb über SobcmneS &if|tan (ib. 61)
;rd<isjHtS laffen aud^ an il^m eine femipela-
rjsßüit ^cnttoeife erfennen. — yioä^ i^eftigere
sv^gmei fanb bie ®<!^rif t beS S^uftud in Sonftan-
rr.^ an boi jog. fcQt^ifd)en Sßdnd^en, beren
SxTütptr cm gen)i){er ^ol^onned mit bem Sei-
uam fRointliud tnar (f. bog 92Q]^ere im ^rt.
!^Gndui^j. ^cr nieüete SBerlouf ber ft<!^ baran
^i iiknbcn Streitigfeiten Qidb %nlag, bag gful-
cmra& oon 9tu§pe (f. b. 9rt.) fteben ^üd^er gegen
>c&p£ l^nnA (Vita 8. Fulg. c. 28, 54 , bei
MjCTe, PP. Ut. L.XV, 145) ; bod 3BerI ift ober
suk ottf nnS gefomnuiu 9la(^ feiner Stüdtfebr auS
sn ^ f^rieb ^fuIgentiuS 523 in Slfrita brei
9ctn De Teritate praedeetinationis et gra-
ta« D« ad Joannem et Tenerium (Migne ib.
*•!■ mfi^j, nnb in baSfetbe 3a^r fällt mä^ bie oon
.lilgenmift iMTfa^ unb ebenfalls an go^anneS
»b9enenid gaUlftttt B^istola synodica ber
c'dmi^dfm Sifdg^fe über bu ® nabe unb ben freien
£slai nS^gp» ib. 485 aqq.X Ueber bie gfrage.
ob ber unter ben tSbreffaten ber jtoei }ule|t er»
ioQl}nten @d^riften genannte äol^anneS mit So-
lennes 3)2a{entiud ibentif d^ fei, ogl. b. 9lrt. aRa2;en-
tiud). SQBie e§ fd^eint, l^at ber SlBiberfprud^, ben
ber ongefel^ene fie^rer gegen gouftuS er|ob, ^nla|
gegeben ju einer Serurt|ei(ung beS @emipelagia-
nigmuS auf ber jtoeiten S^nobe )u Orange (f. b.
3lrt. IX, 958). (9SgI. 51. ftod^, S)er 1^1. gauftuö,
Sifd^of üon »iej, ©tuttg. 1895, 39 ff.) [?Petcr8.]
Remter, ^ol^anneS @alomo, ber^aupt-
begrünber beS SiationaliSmud (f. b. tDrt.) in
2)eutfd^Ianb, tourbe 1725 gu Saalfelb in ^ü'
ringen geboretu 3u ^aSe, too er feit 1744 ftu-
birte, blieb er )uerft in ber pietiftifd^en SRid^tung
feines glteml^aufeS, fd^Io^ fid^ aber balb an @ieg-
munb 3acob 93aumgarten (f. b. 5lrt.) an, burd)
beffen Sefüm)ortung er nadd furgerem Slufentl^alt
}u ftoburg unb 5lItborf im 3. 1752 eine tl^eo-
logifd^e ^ofeffur gu ^aJDLe erl^ielt. 3uerft erftredCte
fic$ feine gelehrte 3:|ätigf eit nad^ bem Statine 93aum-
gartenS auf ba§ @ebiet ber l^iftorifc^en £]^eoIogie,
unb bieg miurbe inf of em loi^tig fiir feine meiteren
@tubien, als il^m fpdter aud^ bei ber Q^egefe unb
S)ogmatif bie l^iftorifd^e Setrad^tung baS erfte
mar. @o tourbe er für 2)eutfd^Ianb SSegrflnber
einer „^iftorifd^-fritifd^en" Slid^tung tmd^ bem
IBorbilbe beS OratorionerS SRid^arb @imon (f. b.
^rt.), nur bog er biefen mie feine anberen 93or-
gönger an miSfürlid^en Slufftellungen, namentlid^
be}üglid^ beS (SianonS, meit übertraf. 2)ie 3(it,
mo @emler baS größte ^Infel^en genog unb in be-
ftructioer 9lid^tung bal^nbred^enb mirfte (ogl. b.
Slrt. 5lccommobation I, 154), maren bie 5ol^re
amifd^en 1760 unb 1780; )ule^t blieb aber aud^
il^m bie (Erfahrung nid^t erfpart, bag er oon feinen
anfönglid^en 92ad^betem als „überl^ott" betrad^tet
mürbe, namentlich nad^bem er fid^ 1780 als SSer»
tl^eibiger beS Sl^riftentl^umS gegen bie 9BoIfen«
büttlec Qfragmente (f. b. 5lrt.) aufgefpielt l^atte.
er ftarb im 3. 1791. 53on feinen mc^r alS 170
gebrudtten ©d^riften maren bie metftett fd^on bei
feinen Sebjeitcn Dergeffen; eine jmeite ^lufrage
laben nad^ X^olud (in pergogS 9tea(»Snct)nopäbie
^r proteft. 2^eoL u. Äird^e, 2. 9lup., XIV, 118)
überl^aupt nur gmei berfelben erlebt, ^ier genügt
eS, beifpielStoeife bie „Slbl^anblung oon ber freien
Unterfud^ung be§ KanonS", f)allc 1771—1774,
4 Sbe., unb bie beiben Apparatus ad libera-
lem Nov. bejw. Vet. Test, interpretationem,
Halae 1767 bejm. 1773, gu nennen (fömmtlid^e
@d(|riften t)er}eid)net eid^^omS ^Qgem. Sibliot^.
V, 2eipjigl793, 184 ff.). (Sgl. nod^ Mgem.
beutfd^e »iogr. XXXIH, 698 ff. [mit Siteratur-
angaben].) [©djireiber.]
^entfiinaOant, f. @ilbert n. 8.
^enbgetu^fe (©Qnobalgerid^te), ein ^nftitut
ber fird^Iid^en 9tec^tSp{Iege im 9J{itteIaIter, nal^men
il^ren Urfprung aus ben S)iöcefan-lBifitattonen,
bie fc^on in ben erften ^al^rl^unberten ber ffirc^e
oon bem S9if(^ofe, anfangs in eigener ^erfon,
fpäter unter SBei^ilfe eigener SHfitatoren (f. b. 3lrt.
127
SeAbämtr.
i88
CÜcitaitHteä) iefotftftS fÖt Mc Sünb^ftneinben,
aißtfjoäm nmtben. 31^ A^thSiAt 9u§Mlbung
ergfelt^i 6ie Senbgeric^te im Sfdenblanbe im
Sfanfe b>8 9. So^tlM^^rtd, mie md ben SKjita-
tioifdDrbhmtaen beS VbM Stegino bon ^m
(De syxiödaiibüs cansis et discipHnis eccL 2,
2 sq^.) irftb bed Stsbifd^offt ^incmor t)on 9teimd
(Gapitola, qtdbufl de rebuA magistri et döcani
per sin^as ecclesias inqmrere et episcopo
renimtiafe debeant, bei Migne, PP. lat. GXXV ,
777 sqq.) ju entnebmm ifi. 9tamtnHid^ mürben
in ieber @emefaibe neben ober meiere unbefd^ol«
tene, gbubmSrbige 9Ränner oK fogen. S^nobol-
}eugen ober @enbf d^öffen (testes synodales) au8-
gemäl^lt unb beeibtgt, meldte auf bie 9ä)flrfni{fe
unb SRftngel ber Jmd^en, Sd^nlen 2C. p ödsten,
baS fittlid^e unb religäfe Seben ber (Bemeinbe ^u
fibermad^en unb anf ber vStf^tRäf (AjttbttHetd)^
@enbe bem Sifdbof^ bctrSber jn nferiren litten.
Sor bem 93ifd^o^ 1^ reiste getobl^nltd^ ber 9rd^
biocon ober ber ^rd^iortöb^ter (f. b. flrtt.), itt
bie nal^e Snfunft bed SiMofli melbete, bie $a-
rod^ianta itx einjebien $fatreien jnr Stvbt oor-
lub unb QednJBl&gigl^ ftigelegätbeiten bereits im
Sonmd maimiSi beS 9i{d(|0f8 ertebi^e. ig^ierm^
terfamm^Ite fid^ bie (Sfem^tnbe }ur fe{igefe|ten
Stit, unb bie Senb^eugen rnnfit^ ttun auf 99e-
fragen bed Sä^WofS tl^re anliegen oortnmen unb
bie i^nen beronnt gemorbenen $erbreqen unb
Safter ber einzelnen ©emeinbegliä^er be^ufd ber
canonifd^en %iefirafung berfelben )ur fln^eige
bringen. 3nbe| mar ed nid^t immer ber 93if(^of
felbft, ber biefe Unterfu^uhgen oomal^, fonbem
er beauftragte bamit bedien aud^ ben Srd^i-
biacon (Begino 1, 9); unb fpoter, als man bie
Siöcefen großem UmfangS in mehrere Srd^ibia*
conalbanne getl^eilt uiu) bie SmtSgemalt ber ^rd^-
biaconen Jid^ fo Jel^ ermeitert l^tte, bag fu eigene
©erid^tSinftanj oilbeten, mürbe bie SSifitation ber
S)iöcefe unb bie ^bl^altung ber Dorgefd^riebenen
@enben ein orbentlid^eS 9lmt8red^t ber legieren,
meld^ed fte aüiöl^rlid^, jeber in feinem Sprengel,
übten (A. Schmitt, De synodis Archidiac. etc.,
in beffen Thesaur. dissertt. jur. eccL III,
Heidelb. 1774, 314 sqq.). & gab aber bie IBer-
fd^iebenl^eit ber @tönbe balb Seranlaffung, ba^
td^ bie l^ö^eren @tönbe Don biefen ^rti^ibiaconat»
feiü)en eiimirten unb auf einer eigenen @enbe un«
mittelbar unter bem IBifd^ofe ^ufammenTamen;
fotoie l^inmicber bie Ärd^ibiaconen felBft baö ^uf-
jid^tö« unb S3ifitation§rcd^t über flcinere ©iftricte
t^reS SSejirfeS ober über einzelne S^l^riftianitöten
(b. i. fianbbecanate) ben ^Ir^ipreäb^tcrn in ber
ßigenfd^aft bon 6ommif{arcn übertrugen unb
ij^nen mand^mal auc^ baS DoUe @enbred^t balb
über beftimmte Drtf(!^aften auf bem Sanbe, bolb
über beftimmte niebere Slaffen öon ©emeinbe-
gliebem einräumten, ©o gab e3 benn (menig-
ftcnS in mond^en ®iöcefen ®eutfd^Ianb§) eine
breifad^e 3lrt öon ©enben, bifd^öflic^e, ard^ibia«
conalc unb ßrjpriefter-Senben (ögl. ©ad^fen-
foiegel 1, 2 PTtAgcAe tMm f/MSk, 7. 9ufL,
SeilMifl 1895, 14]). SBie Ue Streiti^kÜen bei
®eipd^ in geifSid^ Sk^^tSfo^eil mb bie
Unterfud^ung ber 9mt«f3](ntng tmb beiB flttlid(|m
SebenS unb ttricfiefli^en ffionbctt ber flerihr
auf ber S)i5ce|aitf^)be il^ Sriebigung faiibai,
fo mürben bie oor bai geifotte gforum ge^Sren«
ben @treitigteiien ber Serien fomie bie fin^Ii^es
IBergeben berfelben regelmS^g auf ber €enbe ge-
rid^tet (CaroU M. Capii a. 794, e. 6 ; Ca^
a. 813, c. 1 [Mon. Oerm. hiiH;. L^. 1, 72. 188]),
mb bie Senbjeugen f ofotl ^rent Sibe gemfi^ auf
bie i^nen oomlegten fragen bem IBifd^fe SMd^
erfiatteten. Sine föl^ Sibedformd ber Senb>
fc^öffen fiOfi in ©rötiahi ffiecret c. 7, 0. XXXV,
q. 6, beB^Ieid^ bei Be{g;ino 2, 3, mo orn^ c. 5
ein Sergetd^mg ber il^neit oörgdCegten S^gen ent"
morfen i% ®ef}ahb nun ber Sngefc^ulbigte, ^
ttmrbe er mit ber betreffenben Sfro^ bdqt;
Bhtgnete er, fo fonnte er, menn er ein gfteier md)
nid^ f d^h frül^ etheS Serbred^end |aI6er biffauid
obet bemrt^rt mm; bttrd^ einen dib mit Sibcf-
belfem (f. b. 9rt.) bie Auflage befeitigtn; im ent»
g^engefekten ^foSi mnfife er fid^ burqi ein Orbole
(f. b. m Sott^uttbeHe) reinigen. 2)iefe 9n>
](8ffhiffe erlitiSen fid^ ]um 2:1^ nbd^ genmme
Seit, nad^bem fji^n baS bffentHd^ Setfo^
me^r unb me^r bem änqMfitiönS^nrogefle gem^
Amr; unb bie 9rd^ibia;conaIfenben baunfteit Ifit
unb ba nod^ fort, ungead^tet ber Sefhrebimgen ber
Sifd^bfe, bie flmtSgemalt ber immer anm^senber
gemorbenen 9rd^ibiaconen )u befd^rftnfen; bemi
nid^ überaQ t)ermod^ten fte beren Sinßnl i«
bred^n. Srfl burd^ bau tribentinifd^ Soncu,
meTt^ed bie IBifltation ber Srd^ibioconen unb an-
berernieberen^rälatenoonberbifd^dftid^engrlaiit«
ni| abbangig mad^te (Conc. Trid. Sees. XXIY,
c. 3 De ref.), mürbe baS orbenflid^ Serbfiltn^
mieber allgemein b^gejiellt, bemgemö^ nur ber
Sifd^of entmeber in eigener $erfon ober bur^
einen Don ibm fpecieH SeDoQmödbtigten boS bi-
fd^5flid^ 9ufftd^f8- unb ©enbred^t üben foOte.
2)er Sform nad^ bauerten biefe bifc^flid^en €enb>
gerid^te bid in'8 18. Sabr^unbert "^ttah, oimfji
ibre praftifd^e 8ebeutfamfeit feit bem oOmOIigen
aufboren ber öffentlid^n 9u|en tmb befonbnf
burd^ bie Sinfübrung ber flönbigen Remter ba
©eneraloicare unb Officiale ftcb immer mebr
t)erbr. (©gl. ^illipS, ftird^enret^t VH, 144 ff.
177 ff.; 3citWrift für ffird^cnred^t IV [18641
1 ff. 157 ff.; V, 1 ff.; ©ombufd^, in ben «n-
nalen be§ biporifd^en ©ereinS für ben 9iieberrbetn
XXX [1876], 97 ff. ; ^infd^iuS, ffird^enred^t V,
SBerlin 1895, 425 ff.) [^ermaneber.]
^eitboittir (©anbomir), ebemalS polnifd^e, je^
rufpfd^e ©tobt an ber obem SBeid^jel, nabe ber ga-
li§if(ben ©renje, ift in ber neuem ftircbengcfcbitbte
befannt burd^ bie bort 1570 3n)ifd)en ben 2utbe»
ranem, Keformirten unb ööbmijdjen Srübeim
ber polnifd^en ^roöinjen getroffene Uebereinfunft
(Gonsensus Sendomiriensis). 3toed( berfelben
129
Senbung — @ennac^eri(.
180
. Wt «KtaeSutttcitungbeS {ßroteftontiSmuS
II fdctcca mtb {eine Wa<l(|t ber fot^oUjd^cn ftird^e
Gisnmte |u {ttrfeiu 9la(l^ dotbereitenben £on-
iBzn)m traten im %^ 1570 }U Senbomir S)e-
I Tcnne te bcci (Eonfcfftbnen )u einer S^nobe gu«
isafs^ unb in ben IBcr^nbtungtn, bie Dom
». W lUB 14. 9)>nl bauerten, gelang eS, Sc-
*^ti^ |a €tanbe ju Mngen, »eld^e bie Sel^t-
3irrWtbc imifd^ ben Sut^eronem nnb Kefor-
zirmt, nommflii^ in Sejug auf bie Mgegenmort
tJkiM vnb bafi ^benbmo|l, Derbedtcn. 2)iefe
^kittoffe (obgebnidt u. 91. bei D. gfriefe [f. u.] U,
*. 4i6 — 162) fpra(^i ouft, ba| bie bni (Sonfef-
mn ta bcr fic^re Don ber (eitigften S)reifaUig-
L-it, ber 9tcnfd^»erbimg^ ber Ke^tfertigung unb
IS anbcnn ^Mnt)it)iunlten (Sineö ®Iauben8 feien«
cVoislsA hn 9benbma^I81e]^e einigte man fid^
^tz bno^ine ber betreffenben Stelle in ber Don
^^iiiflubt^im (f« b. «rt. YIII, 1210) Derfo^ten
iUpHiAio Coafessionis Augostanae, mona^
.k bfr Kommunion (El^ftud nm^r^ft unb
9eKmi]i& (Tara et substantialiier) gugegen iff"
•C«9|t^ Siie Oefcnninigf Triften ber (üt))roteflan«
pdUn fftx^ 3)cutf<!^IanbS, ftaffel 1855, 449).
tv Seimtixtcn mod^ten M on^fd^ig, i)^
^fambciiigcnoffen )U biefer iBereinigung )u fiber-
ctOca imb fie gu Deren IBef 5rberung ^bef onberd burd^
94ftntng beS göttlich SBorteS unb ben ®e*
taflOMl^ b^ befligen Sacromente, |omo]^I bei ber
asB flu bä ieber anbem ®emetnbe^ bod^ mit
SribeMteiig bier iHrd^gud^t unb ber (Bebrftud^e
idcr ffird^' eingnlaben; ^benn biefe (Sebräud^
nb Ccnoumten (fo ^|t e8 Leiter) kffen mir bei
hricr Scceiaigung einer ieben ffird^e frei". S)ie
cBifi4tcbaun£ut^oner maren mitbengefd^roubten
gdnneiii biffcS Sonfenfufi, bie ieber Xl^ett nad^
tenom 9dleben beuten tonnte, menig guf rieben ;
% crlUidm tl^ Confeffion f flr äberliftet unb be-
stirnt btr Sefeüigung ber Sefd^Iäffe; nur mit
SRcbc gctoifi cd ouf bo: SQnobe gu Sbom 1595,
\m tTügomxnq beS SonfenfeS burd^gufe^en. %tt
fMubiebenye aBibccfad{Kr befifelben, ber $ofener
Bribiger ffaiul ®cTi(e, mürbe feinefi 9mte9 ent-
iql nb momumnicirt; obmo^I bie gange ®e«
Rmbc |n i^m \fiA\, foiu) er eS fpdter geratl^en,
^iofSi jfi t>crlaffen unb inSBreSlau eine $rebiger-
^ale aa|tinc^en. Zro^mand^erSteibereienbotte
hHb fx^ boS ^liebreif^e Steligionegefprad^" (Col-
logoimn caritad^um) gu S:$om 1645 (f. b. Srt.
^isrutotion m« 1853 ff.), mo ber (Segenfa^
^j4m SutVranem unb Keformirten dii^erft
i^üf bcrupitittt^ gut Sfolge, ba^ bie Sutberaner
ftA wn bcm (Eonfenfud lodfagten. (Sgl. Strime-
noa, Copwmfl. Sandomir.» Franoof. ad Yiadr.
1704; 0. Briefe, Septräge gu ber Sieforma«
^bnävi\»Wt in ^len n, 1 , Sredlau 1786,
426 ff. 11^ 2, 198 ff.; Center -S)en(f(^, Sel^r-
M ker 6i)nibolif, Xabingen 1876, 170 f.;
iSciegeci] ^üfd^t. ffitJKrd^gefd^.XV [1895],
3« t) [Sed.]
^aäbmmg (mijnio eanonica), f. Se^ramt.
1
^emiitnr (levaap, Sennaar) ober @inear
(-^3|:v), im 9. X. bie SBene gu beiben Seiten beS
Supbtat, baS fpotere Sabplonien ober Sl^Ibaa,
bal^er 3^4« S/ H t)on ben LXX 7?} BaßuXcuvoc
übcrfcjt. 5Der Warne ix:» fd^eint au8 ber norb-
babQlonifc^en S)ialeftf orm Sunger für Sumer gu
ftammen unb Don ben SSraeliten DeraUgemeinert
für bad gange babqlonifd^e Sanb gebrandet morben
gu fein. SDcr ^ftönig Don ©ennaar" ®en. 14, 1
bebeutet neben bem Jcönig beS in SSab^Ionien ge-
legenen ßlafjar (Ponti) Dermut^Iid^ ben @ugerain,
Don bem eine %nga!^I anberer jf önige abhängig mar ;
bie^ möre burd^ bie babplonifd^en ®efd^id^t8benl-
male beftötigt, menn mir und unter bem biblif d^en
9mra))l^el einen 9}ad^foIger beS ©rflnberd ber iia»
b9lonif(|cn 9Ronard(|ie, jpammurabi% gu benfen
l^ätten. (Sgl. ©darüber, fteUfd^riften unb «IteS
teftament 1 18 ff.) [Raulen.]
$ettltltlkril (3**-thde, SewaxTip^K-l '^^ 91. 3:.
ein afft^rifdper ftönig, bo: @o]^n bed Ufur|>ator8
@argon. 9lad^ ber ßrmorbung feines 9}ater8
(705 D. Cl^r.) batte er guerft an ben Derfc^iebenen
©teSen befi Steid^eS bie ouSgebrod^enen Sm))5rungen
niebergumerfen. 3m 3. 704 mar in Segqpten ein
haftDoUer Ißl^ao mit 92amen X^rafa gur {Re-
gierung gelommen ; mit biefem l^atte ftd^ ber \ia*
b^Ionifd^e il5nig SJlerobad^-SBalaban unb auf
beffen Setreiben aud^ Sged^iafi Don 3uba nebft
einer Steige f^rifd^er f^ürften Derbünbet, um baS
affqrifd^e 3od^ abgufd^ütteln. 9lur $abi Don 9c-
caron blieb ben liffqrem treu, mürbe begmegen
Don feinen @ro|en gefangen unb an ffönig (SgecbiaS
abgeliefert. Sl^e {ebod^ bie Koalition gerfiftet l^tte,
erf^ien fd^on Sennad^erib in $]^dnicien, marb
aber fiinf Saläre mit ber Belagerung Don X^rud
l^ingel^Iten. 93on bort manbte er ftc^ nad^ 3uba
unb na^m bie feften $Ia^ bed Sanbed ein, um
ttngebüU>ert gegen 3trufalem giel^en gu fönnen.
3m orften Sd^redCen Derftanb ftd^ Sged^iaS bagu,
$abi freigulaffen , abbitte gu leiften unb bem
äflQrer Xribut entgegengufd^idfen; aSetn @enna-
d^erib fanbte feinen Oberfelbl^erm mit einem
ftarfen ^eere nad^ 3<rufalem unb lie^ beffen
Uebergal^ forbem. 2)iefe Dermeigerte ßged^iaS im
Vertrauen auf (Sott utib feinen ögQ))tifd()en 93er-
bfinbeten; benn biefer rüdte mit feinem ^eere
beran. Slod^mald gur Uebergabe aufgef orbert, mei-
gerte (Sged^iaS, Don 3fata8 ermutbigt, fid^ nod^«
mald, fo feldr er oud^ Don ben gro|;)pred^erifd(|en
Officieren ber 9j|qrer in bie Snge getrieben
mürbe. 3n ber 9lad^t aber erfd^Iug ber Sngel beS
^erm, fei eS burd^ eine @eud^e ober mie immer,
185000 9Rann im afft)nfd^en ^eere, unb fo
mu^te @ennad^erib bie Belagerung aufgeben unb
in fein £onb gurüdflebren. %üx eine Steibe Don
3abren mar er nun mit Untemel^mungen gegen
SabQlonien, beffen ^au])tftabt er DoUftänbtg ger-
ftörte, unb anbeten abgefallenen SafaÜenrei^en
befd^dftigt, l^ielt ftd^ aber, mie aud^ bie l^eilige
@<^rift f agt, nil^ig in StiniDe auf ; bort marb er
im 3* 681 Don gmeien feiner Söl^e bei einem
6
181
©ennen — Sen8.
m
f eierltd^m £)))fer erjd^Iagen, tmb an feine Stelle
trat ber iüngere fBruber Slfarl^bbon. (ISgl. 4 Sthn.
18, 13 bis 19, 86. 2 «por. 32, 1 ff. 3f. 86, 1
bis 87, 38 ; Si^tcäytt, «etlinfd^r. u. 31. S. 285 ff. ;
SRc^er, ®efd^. bed «ftertl^. I, ©tuttgart 1884,
464 ff. ; SBindler, @efd^. SabQlonienS unb 9ff9-
tienS, Seipaig 1892, 128 ff. 249 ff.) [«aulen.]
^ettimi, ber 1^1., f. 9bbon unb ©ennen.
^ett$, JKrd^en})tobin} in gfronfreid^, um-
fo^t bad er^biStl^uni gleid^en 92amen8 unb bie
©uffroganote XroQed, 3lttitt^ unb aRouUnS.
I. ©tabtunber3biSt]^um©en8. 3)ie
alte, Dielgetl^ürmte 9lCTonbiffement8-^auptftabt
©enS an ber $onne, einft aI3 Agendicum ©tabt
ber ©enoneS in Oallia Lugdunensis, jäl^It l^eute
14 000 giniDol^ner. Unter ben 14 ftird^en ragt
bie Satl^ebrale ©t Bitpf)an f^tfoox, xotl^t, m
gotifd^normannifd^en ©tue erbaut unb mit treff«
liefen ©laSmalereien gefd^mäcft, gu ben fd^önften
in Sfronlreid^ jöl^U. S)ie ©runbung be§ Siid^ofS«
ft^eS iDtrb bem l^L ©aDinian jugefc^rieben, auci^
©abinionuS mCb ©abinuS genonnt (Martyr.
Rom. 31. Dec), tocld^er einer ber 72 3ünger 3efu
getoefcn fein fott. ©iefe ifl inbeffen eine in nid^tS
begrünbete ^nnol^me. S)a nad^ ©iboniuS ^pofii-
noriS (Ep. 7, 5) im 3. 475 «groeriuS ol8 18. »i-
fd^of Don ©enS genannt toirb, ^glaubt ®ud^cSne
(Eastes episcopaux de Tancienne Gaule I, Par.
1894, 11) ben erficn «ifd&of ber ©tabt etwa bem
Anfang beS 4. 3al^l^unbertS jumeifen ju muffen.
SBann ©enö TOctropoIe gemorben, ift nid^t avili'
gumad^en ; nac^ SBiltfd^ (Jhrd^l ®eogr. u. ©tatiftil
I, »erlin 1846, 109) märe biefe toenigftenS feü
ber aKitte beS 5. 3a]&r]^unbert8 ber gou gemcfen.
3unäd^ft ftanben unter biefer aRetroi)ole bie 93i8-
tl^ümer Parisii , Aurelianum , AntiBiodorum,
Tricasses (Trecae), Camotumy Nivemum,
Meldae unb Donum ober Gastrodunmn ; le^
tereS, im 8. Sal^rl^unbert errid^tct, l^atte nur ginen
SBifd^of. S)ie{elben ©uffraganate 5ö]^It aud^ bie
unter ^pft Sol^onneö XXII. gefertigte Notitia
auf, iDoju bann nod^i SSetl^Iel^em-SIamecQ fam.
Kad^bcm im 3. 1622 «ßariS (f. b. »rt.) jur
SRetropoIe erl^oben unb biefer ßl^artreS, SReaui
unb Orleans als erfte ©uffraganate mitgegeben
morben maren, blieben bei ©enS nur nod^ XropeS,
Äupene, 5leöerS unb Setl^lel^em-KIamec^. S)aS
Soncorbat Dom 3a]^re 1801 unterbrüdfte bie
anetropole ©enS fomie bie IBiStl^ümer 92et)erS,
^u^erre unbSSetl^Iel^em-SIamecQ; t)on ber gangen
JMrd^enproDing blieb nur baS ^iStl^um ^ro^eS
befte^en, !am aber unter bie "VlcttopoU $ariS.
erft baS goncorbat Dom 3a^e 1817 (1822)
ftellte ©enS mieber alS üRetropoIe l^er mit ben
oben genannten ©uffraganaten ; 9lujerre mürbe
jmar au(^ mieberl^rgeftettt, aber fofort mit ber
SKetropoIe unirt, fo ba| ber ßrgbifd^of öon ©enS
gugleidd aud^ ben Xitel eines 99ifd^ofS Don ^u-
jene trägt. SBeiter fül^rt er nod^ ben jtoljen litel
eines „IßrimaS Don gam gfranfreic^ unb S)eutfd^"
lanb''. 3m 9. 3a]^|unDert umrben nämlid^ bie
Sr}bifd^5fe Don ©enS boburd^ oufigqcid^net, bo|
$a))fi 3ol^eS YIIL (872—882) bem (gq-
bifd^of SnfegtfuS feine ©tdlDertretung unb ben
$rimat über @aSien unb (Bermonien guerfamite.
^S im 11. 3ul^t]^unbert ber Sr^bifd^f DonS^os
$rimaS aud^ über ©enS gemorben, Sagten bk
drjbif d^öf e Don ©enS DergebenS bei ^fl UrtenlL
(1088—1099) bagegen; fte rul^n aber mu^,
bis fie fid^ mieber frei gemod^t l^en, loaS nad^
SßUtfd^ n, 45 fd^on Dor ber ÜRttte beS 12. 3c^
l^unberts gefd^a)^. ©eitbem, menigftenS feit ben
15. 3Q^t^unbert, fül^ren bie (l^bifd^fe Dt»
©enS ben oben genannten Sitel mieber olS lieber-
reft einer el^emaligen ®rö|e. — S3on ben (S^•
bifd^öfen Jtnb su nennen: ber l^L UrficimiS, mit
bem 1^1. ^ilariuS burd^ baS Gonciliabalam Bi*
terrense 356--360 Derbannt, ber um 886 em
fflofier ber 1^0. ©erDaftuS unb $rotaftitf grünbdt
^n ben I^L «groeciuS (455-487) fd^rieb 6t-
boniuS 9[})oUinariS (f. b. 9rt) ben fd^on oben c^
toäl^nten iBrief. 2)er 1^1. ^eradiuS (496 bis no^
515) mar, Don feinem gfreunbe, bem 1^ Slemigisl
(f. b. 9lrt.), eingelaben, bei ber Xaufe (SfioM^
anmefenb. ßr mar ein t^atfräftiger 9if(|of, Dol
l^eiligen SifetS für Ausbreitung unb ^5|mig
ber jhrd^e; Don i^m mürbe aud^ bie ftird^ mib
baS fflofter ©t 3o]^ann in ©enS (AA. SS. BoIL
Jun. U, 69 sq.) erbaut, ©ein Srubcc mib
!Rad^foIger, ber f)l $auIuS (ge^ um 525), foqtr
in glei^er SBeife für baS Siad^St^um iniD ik
Slüte feiner ftird^e. 3)er % £eo (geft. um 541)
mol^nte bem jmeiten Sonett Don Orleans (588)
burd^ feinen ©teüDertreter OrbatuS mü) ben
britten (588) perfönlid^ an. 9lud^ feine 9M-
folger gonftitutuS (541—578) unb ber ^ «b-
tl^emiuS (579—609) maren bei mel^reren Kon»
dlien zugegen; ber fie^tgenamtte mürbe Don S5ii%
@untram als ©efanbter an €l^Iotar gefd^iA, ^
megen ber ungered^ten ßrmorbung beS l^ißgm
Sijd^ofS $räte|tatuS au befd^meren. 2>er ^L Supuft
ober Seu (609—623), einer ber berül^mtejten (&§•
bifd^öfe Don ©enS, mürbe unter Sl^lotar n. Dcr-
trieben unb mar 614 bei bem Sonett in $ariS an«
mefenb (AA. SS. BoU. Sept I, 248). S)rt
1^1. SBBuIfram (f. b. 3lrt.), feit 692, repgnirte fdjon
695. 2)er 1^1. Sbbo ober Abbo regierte na4
feinem Öl^eim, bem 1^1. ©ericuS ober ©oSrioiS
(696—710) , bis ettoa 733. ®urd& fein 6e-
bet erlangte er ben ©ieg über bie ©aracenen,
als biefe ©enS belagerten (AA. SS. BolL Aug.
VI, 94). auf ben 1^1. §onobertuS (geft 738)
folgte beffen SSater, ber fjji. ^onuIfuS ober 3Jfe»
ruIfuS, ber 743 refignirtc (AA. SS. BoD. Jan. I,
288). artl^obertuS mürbe 743 Don bem 1^1. SBoni-
fatiuS Don Wam^ gemeil^t. S)er 1^1. ©umbertuS obet
©onbebertuS (geft. 786 ober 787) aog fid(i baß) oB
Sinftebkr in bie SSogefen jurü^, mo er ein lllojhc
grünbete, ffiüibolb (787—792) mürbe Don ^jl
|)abrian I., unb Kagtmbert (798—800) Don
$apft fieo m. gemeint. ÜKagnuS (801—818)
ftanb bei ftarl b. ©r. in ^ol^em 9nfe^en; tM)n
A «
6enjttalt8mu8.
138
I. n 9an)itoerttetn be9 €enfuQli8mud a>
im Vltcit^itni bk filteren, loni(4m !Ratur-
.t^fap^cn (im 6. So^^unbert o. S^r.), xotlä^t
ia% SOel, oud^ bte menf^It^e 6eele mit
Cmpftnben unb ^enleii, nur Untmanblung
jzA gidibcii UrdementcS {et Skimadd toäre fo*
K^I bot fiiiiilti!^ qI8 ba8 bemünftige Sttennen
rr CRH Btaprriid^ Xl^gfett. 2)erfelben Snjlc^t
K.:!«gtni bin4f^ntttlt(^ bte jüngeren Ütahit-
^Ii^fop^ bcS 5. äali^imbertS. (Em))^oned
^ 490 V. iEfyt.) eiflfirte oEe (Srfd^einungen,
aft baS 0«i^ mm\äjH\^t Srf ernien burd^ 9Rif(^ung
x5 Catm^ii^g ber oier (Elemente. ®ie fmnlid^e
rci^fnibiing entfielt burd^ Eintritt Don „3u§-
'if m* att§ bm Stbxpim in bie $oten bed fum-
^^ts: Osgaitf « bie oetter üorbringenb ouä) bad
£c2iai ocnmloffen. Se|tered ijt rein ))|^9{^f(i^e
^csnbmmg ; fetn Zroger ifi bad Slut. in bent
h2 vier CBtemente j^ormonif db gemifd^t fmb. 9lad^
kr xflbanifd^cit Staturouff offung SemofritS (geb.
460 0. 69r.) unb fieuftpps ift bie men{(4-
Eeele ein Somples bon feinen, leidet bemeg»
Üomm. SaS ftnnlid^e unb bemänftige
trflel^ einzig in SevegungSoerönbe-
Der Serflanb al8 l^öl^ereS ^Jermdgen
»5 boS biir4 bie Sinne Srfagte )u beuten, boS
yoK bie (Sötter ju erfd^Iie|en, Slidte in bie 3u"
t^ fu t^ttR. Se^id^ tel^rte fpdter ßpifur (geb.
*4i ft. 8^)« tDcI(^ bie Seele einen au9 feinen
ItiBCR bffici^diben f cuerortigen ff ör^er fein lie^.
fr am^ aadt juetft ben Serfuc^, in feiner ^Sa«
raf bai Aenn)eid^ toa^er Srtenntni^ auf-
cüdm. ffräcrhim oDerSBa^r^it feien bie ftnn-
aäa Sa^nn^mimgcn ; fie feien unn)iberrufli^, bo
)cr9crBiDift» bie goit) auf fie (mgett)iefen fei, l^ö^ere
IssDcüdt uld^ jufomme. 9Bol^r feien bal^er alle
KeaDingeR« Ue bun^ bie finnli^e C^rfa^rung Be»
t:ri$tiimd>cn; UMi^t aber au(^ bieSnna^en, bie
ptt üba bcn Sereid^ beS finnlid^ (Srfannten
isKa^pagjta^ ober )u beffen SrKörung notl^menbig
tsm U. S. aber bte @ötter, bo8 fieere). Sm flarften
ks Ol VtaX^fim bo9 f enfuoIijHfd^e $rindp !ßro-
a9tcaS oon 9bbera (geb. etna 480 b. S^r.)
ber t}on neueren Senfualiften, be*
ooQ S. £aa8, gerabeju aI8 ^!Bater bed
cemTsimti^ gefeiert tvirb. 9lad^ ^(oto unb
trnt<ife# ifl feine Se^re folgenbe: Sinjig unb
Joz bie fuDiIt^e Smpfinbung unb bie ourd^ fie
ü t^kxsäbt braimenbe SReinung ifl SBiffen. 3ebem
i Bobt, liKiS unb vm t& ifyn hm^ feine Sinned«
-ismrii of^eint JWin S)inge !Dla^ ift ber
^^jsÜL ber feimben^ bo^ fie ffad), ber nic^tfeienben,
'j€i ^ id^t Itnb." 2>er unmittelbaren ftnnlid^en
ttif^nag gegcnSber gibt eS fein tt)efentli(^ üer-
*:^dcm§ Mbp&nbigcd ^Denlen. — Ob $rota-
ptf babei nii^t >Die man getoöl^nlid^ annimmt,
)n myäam 9Rcnf<^en, fonbem bielmel^r bie in
xnd^ Vnno^en übereinfommenbe ©efammt-
r=r.4Ärit gam Vta% ber Singe gemocht, ob er
itannftiminimg ber fnnlid^en Srlenntni^ mit
JA ZTsgen an fi$ be^u)>tet, ob er, mie Slrifloteled
il^ Dormirft, fogor baS SBtberf))rud^))rin€i)> ge«
läugnet u. bgL, bad ftnb }um %i)ül noc^ ftrittige,
belonberS bon 6. SaaS angeregte Of^^agen, bie
inoe^ fein fenfualiftifd^eS ©runbprincip nid^t be-
rühren. — 6rft feit ©ofrateS »arb bie grie^ijd^e
%^tIofop](|ie in il^ren Unterfud(|ungen ftd^ ber
©eiftigfeit befi SerftanbeS War beioufet. Sber ou(^
nad^ «riftotele« fe^rten bie ©toifer (3eno, file-
ant^ieS, e^r9ft))))u8 u. f. m.) nochmals ju materia-
Iiftif(!^-fenfualifttfd^en ^nft^ten aurüdl, toenngleic^
fie mand^mal, i^ren ^rincipien untreu, ba8 Object
beS SerftanbeS erioeiterten. ^aä^ i^nen ift aUed
SBirflidde fförper. ^ie Seele ift baS $neuma,
ein feuriger ^aud^, ber au8 bem IBIute aufbampft.
SQed SBiffen gel^t au8 fmnlid^er SBal^mel^mung
l^eroor. 3)a8S)entDermögen, ba§ nur ber menfd^«
lid^en Seele eigen ift , bübet au8 ben flnnlic^en
ßinjeleinbrüdten unb ber (Erfahrung bie allgemeinen
Segriffe (Jwotat), burd^ 3w[tiwttiung ju ben 35or-
fteUungen unb Segriffen entftel^en Urt^eile, au8
{^nenSd^Iüffe,bie erft baS molare SBiffen begrünben.
3n ben Sd(|Iäffen fann ber Serftanb über bo3
bon ben Sinnen Srfannte l^inaudge^en unb baS
SBeltganje ergrunben. „S)ie Stoifer mad^en fo
ben Anlauf m einem confequenten Senfuali8mu§,
finb aber in ber SuSffi^rung i^nr ßrfenntni^Ie^re
ge}mungen,bieIfad^rationaliftifd^e@(emente^inein«
ju^ieJ^en" (tlebem)eg-^ein}e, (Sefd^id(|te ber ^l^ilo«
]op^\t I, 7. «ufl., Serlin 1886, 251).
Sie d^riftlid^en ^l^ilofopl^en bed aRittelalterS
Irielten jmar inSgefammt bie (Seiftigfeit ber menfd^*
lid^en Seele unb be^l^alb ben mefentlid^en Unter«
fd^ieb beS Serftanbed bon ben Sinnedfäl^igfeiten
fefi, befd^rönften aber guu^eilen ben 3n|alt be8
geifiigen SrfennenS me^r ober meniger auf baS
®ebiet be8 aud^ t)on ben Sinnen Srfennbaren«
Slamentlid^ bie fogen. 9iominaIiften unb Soncep»
tualiften räumten ben Uniberfalien leine Stealität
au|er bem ©eifte ein, fonbem betrad^teten fie nur
aI8 SBort ober l^öd^fted fubjectibeS ©ebilbe beS
SerftanbeS. Snfolge beffen löugneten fie ben ob«
iectiben SBertl^ ber meiften Segrige, loeld^e ber
menfd^Iid^e Serfionb beft^t. 3n Sejug auf bie
Urtl^eile liefen fie gmar bie erften ^rincipien )u,
toenngleid^ inconfequent unb au|er Staube, i^re
abfolute ©ültigfeit inbuctio auS ber Srfal^rung
)u bemeifen, fd^röuften aber bielfad^ bie Xrog«
toeite beifelben ein (f. für baS SBeitere b. ^rt.
Unioerfalien). 9uf ®runb il^er Seigre lamen
manche 9tominaliften entmeber birect mit bem
Sogma in Streit (j. S. »oScellin [f. b. 9lrt.]),
ober be]^u))teten , um ben SBibcrfprud^ 5U oet*
bedTen, bo^ tl^eologifd^ tttoa^ toal^r fein fonne,
tt)a8 t^Pofop^ifd^ falf^ fei. Sie 92ominaIi]tcn
l^aben o^ne 3tt)eifel mannigfach ben ffret8 ber
burd^ bie blo^e Sernunft ermeiSbaren SBal^r«
Reiten berengt unb t)or}ug8tt)eife auf bie ben
Sinnen gugönglidden, förperlid^en Singelmcfen be«
fd^rönft, unb nid|t mit Unred^t fonnte ber ^I. 9ln-
jelm (De fid. trin. 2) SRoSceUin unb feinen 3ln-
bängem bortoerfen: ,,3n il^ren Seelen ift baS
139
@enfuali8mu8.
140
Senfen fo Don IdtperlU^en SSotjieaungen um-
\famd, bog ed ftd^ oud ti^nen gar nid^t ]^erau§5U-
toinbcn üermaö."
3n ber Slcugcit tritt bcr ©cnfudiSmuS cnt-
tDeber unter ber allgemeinen gfomt irgenb eined
me^r ober toeniger einfeitigen ßmpiriSmuS, ober
iDieberum in rein materialtftifd^em ©etoanbe, ober
oI3 fogen. $ofttit)i3mu8 auf. a. 2)er empirifti«
fd^en ©eftoltung beS @enfualigmu8 bal^nte 93a-
con t)on 93erulam (f. b. 9rt) bie SBege. 9lur
auf rein em))irif(i^em Sßege, lel^rt er, burd^ DoS-
ftonbige Snbuction, bie, Don ben ftnnlid^en ßin^el-
bingen au§ge]^enb, feine SRittelglieber überfpringt,
fönnen mit @id^er]^eit bie dlgemeinen $rin-
cipien erfannt toerben. Srft bonn !ann bie SJteta«
pi\)\xl bie erfannten allgemeinen SBal^l^eiten afö
^d^ere $römif)en }u 2)ebuctionen Dertoertl^en
unb gur (Srforfd^ung beS SDBefenS ber Singe,
ber ©eiftigfeit ber Seele, @otte§ Dorbringen.
Sacon felbft ift nid^t reiner Smpirifer, tt)o]^I aber
ber „SSoter" beS mobemen Sm|)iriSmu8, inbem
er im fd^roffen ®egenfa^ gur alten ^l^ilofopl^ie
aQe 9$iome nur em^irifd^ betoal^rl^eitet toiffen
too&te, bie teleologifd^e SBetrad^tung ber 9iatur
oertoarf, baS natürlid^e Srfenntni|gebiet bed
mcnfd^Iid^en (Seiftet in 93e5ug auf ©ott, bie menf d^-
lid^e @eele u. f. tt). bebeutenb einfd^ränfte. ©affenbi
(f. b. 9lrt.) ging balb toeiter, inbem er ben ©en»
fualiSmuS Spifurd, ieboc^ mit ^u§fd^Iu| be§
SD^aterialiSmuS, erneuerte. S)ie ©inne fmb il^m bie
Cuelle aller 6rfenntni| ; ©innedempfinbung befielt
nad^ il^m in rein med^anijd^en Vorgängen. S)abei
^ölt ©affenbi aber bie fubjectiDeSSerfd^iebenl^eit ber
SBerftonbeSfraft oon ben ©innen fcft: er ftelU ffoca
baS rein fenfualiftifd^e ^rincip auf, oa^ bie ©inne
aUeS Srfennen Dermitteln, gel^t aber inconfequent
meit barüber l^inauS. ©Qftematifd^ auSgebilbet
mürbe ber fenfualiftifd^e Sm))iri§mu8 burd^ ^ofpx
Sodfe (f. b. %ci. unb ^ertling, 3o)^n £od!e unb
bie ©d^ule Don Sambribge, gteiburg 1892).
2)enfen ift il^m nid^t§ %tü)ered al§ actiDe Um-
bilbung ber ©inneSempfinbungen. Sleu^ere unb
innere ©inneSempfinbung fül^ren ald alleinige
Ouelle alles menf(i^Itd^en äBiffenS ber ©eele ^u-
nöd^ft einfädle Sbcen ^u, bei bereu Sufnal^e fte
fic^ nur leibenb Dcr^olt. ®er SJerPanb ift nur bie
firaft, einzig unb aEein bie Don ber ftnnlid^en
Srfal^nmg gebotenen Elemente mannigfaltig ^u
trennen, ^u Derbinben, ^u Derarbeiten unb fo auS
il^nen Dor Mem ^ufammengefe^te Sbeen )u bilben.
S)cm ^rincit) nad^ ift Sode reiner ©cnfualift, in«
confequent greift aud^ er über fein $rinci^ ^inauS.
Ob ber SSerftanb, fubjectiD betrad^tet, nur ein
böigerer ©inn ober ein geiftigeS IBermdgen ift, l^at
er nid^t mit DoDer ftlarl^eit auSgefprod^en. 2)aDib
^ume (f. b. ^rt.) betrautet mit Sodfe äu|ere unb
innere ©inneöcmpfinbung al§ einzige 6rfenntni|«
quelle, bilbet aber fiode'8 ©enfualiSmuS ^um DoQ-
ftoubigcn ©fepticiSmuS (f. b. Sri.) in Se§ug auf
bie S)inge an fid^ au§. ©id^er erfennen mir nad^
il^m einzig bie t^atfad^e ber öu^em unb innem
©inneSttxtl^mel^ung, nid^ aber bie (Es^fbiq einer
Don unferer SSorfleuimg unabhängigen %!^
melt. etienne be eonbiOac (f. b. fLxL) Derein-
fad^te Sodte'8 ©enfualiSmuS, inbem er toenigf^nS
in ber legten gf^^ffung jeineS ©qftemS olleS &
fennen in paffme Umbiloung bn äußern ©innci*
mal^mel^mung aufgel^ Tvt^ 9nä) bie fogm.
geiftigen Sr!enntni|t^tigleiten feien nur Usi*
geftaltung ber öxi^mi ©inneSempfinbimg. M bcc
bie ©eele ftd^ leibenb Der^te. Ueirigenfi liKtgli
SonbiEac e8 nid^t , feine Seigre in DoOen ^^
ticiSmuS auslaufen )u laffen. Sie ©enfatioaeit
mü^en Don Urfad^en unb ffroften in ber 9x^
melt l^erru^iren, bie auf einen erßen llrl^ber i^
Orbner ber 3BeIt fd^liegen laffen. 9n SmibtBac
fd^Ioffen ftd^ ÜReld^ior @ioia (gefL 1829) )iem-
lid^ DoEfiänbig , S)om. Stomagnofl (gefL 1835)
unb $. Saromiguiäre (geft 1837) H^meije (na
Umönberung Don beffen XranSformationflel^)
an. — Sud^ in Seutfd^anb DoEgog fid^ in b«
Ifantfd^en ©d^ulen burd^ bie ÜRod^ ber Seit«
ftr5mung ein aSmöIiger Uebergong jum Srnpirtt-
mu8. Sem (Sinfluffe jf ant8 (f. b. 9rt.) if! eS }»
gufd^reiben, ba| bort baS erfenutnigtl^räif^e
SIement in ber ®eftaltung ber 9nftd$ten j^aau»^
tritt SS genügt, einige ^Bertreter ^mo^vfyiaL
ebuarb 93ene!e (gefL 1854) betrautet bie fimf
lid^e Srfal^rung als OueQe unb 9tbfd^ht| (dbS
SßiffenS. Sie gonje ßrfenntni^ gel^e in üier
(Srunbprojeffen t)or ftd^. 3n ben ©inneSiDO^
nel^mungen mürben Steige burd^ UrDermögen anf-
genommen ; meitere UrDermögen bilbetot |U§ ; bie
fo entftanbenen pf^d^ifd^en @ebilbe glid^ ^
mannigfaltig auS, gleid^rtige |ögen ^dl^ an unb
Derfd^mölgen ftd^, uiä fo entftänben Segriffe, Ib
tl^eile, ©^lüffe. Sie menfd^Iid^e ©eele fei baS3n^
einanbergreifen aUer biefer !Berm5gen mü) Säe;
fte fei Don fmnlid^-geiftiger 9latur im ®egenf(4e
5ur Sl^ierfeele. SaS ©ein ber innem 9Ba^
nel^mung fei ftd^er. 9lad^ ber Analogie beS eigenes
©eins f^Iöffen mir auf eine fförpertoelt au|er nnl,
aus bem aümoligen Srftarfen beS innem ©eda*
lebenS auf bie Unfterblid^feit unferer ©e^, ouS
bem Unbefriebigtfein ber ©eele bei ber Sr!enntn$
beS Snblid^en auf ®ott, bm Unenblid^en, aber oSeS
biefeS immer nur mit l^ol^er 9Ba|^rfd^einIid^!eit, niil^
mit abfoluter ©id^erl^eit. feeinrid^ Sgolbe (g^
1878), Einfangs 3)^aterialift, toiberrief fpäter »
Snftd^t, ba| ftd^ „auS ber SRaterie Srnpfinbungen
unb ©efiil^Ie ableiten laffm" , unb untemal^m e8,
nad^gumeifen , „ba^ unfere finnlid^m SBa|rm^
mungm imb baS borauS entftelfienbe Senfm einer
objectiDm 3BeIt aÜerbingS nur fubjectiDe &fd^'
nungen, aber in einer biefe ji'örpermelt biinl^
bringenbm unb mit i^r med^anifd^ gufammen'
^genbm, unenblid^en, auS Smpfinbung unb
©efültllen befte^enben SBeltfeele fmb" (f. ü^olbt,
Sie ©renjm unb ber Urfprung ber menfd^Iid^
grfenntniB, 3ena-2eipaig 1865, ©. lU. VJ).
Mt pfQd^ifd^en Sorgönae mia ggolbe im ©inne
SonbiäacS auS ber au|em ©enfation ableiten.
141
SenfuaUfitnuS.
142
x«l Scfe| bec Ci^dtimB bet Proft gette oud^
T3 Mt dieiiiitm^ @pcamhSfte feien oor^nben
.Bettfede" : j^ tmitben bur4 bcftimmte
pcci gemad^, unb fo mtftel^e
MCdnoML
K BidbcRttDcder bc§ materioliflifd^ @en-
^■ütal 9 X^oiit ^obbe« (f. b. «it.). VM
B^jßn tommd mSf i^m bon ben Sixmen, bie
bmffoOegnffe {den nur bie Summe Don dielen
^i^icterpKllitii0en. Urteilen fei Sbbinn ober
Mm SBotfknungen. 6innedem^ftn"
fdm mir SBemegimgea t>on SrpetUd^en
dmfo bie fogen. geifiigen £(|dtigf eiten.
inqerei ftdtper {ekten bemegenbe
&>Q4eii «ob Ic|tlii!^ eine erfte Ur^ic^e oorauS, bie
aJel wa^ nur Mrper fei Serftonb fei SinbU-
taagßttB/ft bcrbunben mit bem Serß&nbnig bet
BeoL an 6oVbt% MIoffcn fid^ in Snglonb
SfliL Qoiflc^, 2h>f. $neflle9; in ^ranbeidii be la
üidm. JDtbeoot, ^doetiuS, ^olbad^, (Eabanid ;
a 3talkn Z^mmafi, Sarini; in Seutf^Ianb
titagAofh Sogt Kobfi^tt, SBud^ner, SBiener,
cmM m.fLm. (SgL b. Sri. 9Raterianemu8.)
c S>cr fofittDt{Kf^ €enfualt8mud trat oß
^ .;aK DocMn inafi bur^ lug. Somte b<ct)or.
l-mti oBcf SStflmg ift i^ nur bie öu^ere
etmeieifBbcmig ; ni((t einmal SReflesion aber bie
f^nr Z^NOügfett fei möglid^. Srfennbor feien ein-
f j fnoiltil^ Zlbtttfo«^ unb Xl^a(l^ncom))Iese,
i^B^Kibim fden die Unterfud^ngen übet bad
t,'<^ bcr S)tngf, il^re VMafyn, über Sott,
cttU tL f. 19. wit $ph)fo))bie, toeld^e nunmehr
£. tkr SRonittioHcr eingetreten fei, bütfe fid^ nur
mit 34Qtfai!(icn bef(^ftigen, bie Don ben
Sinnen btohad^M merben Idnnten. gfir
nnb über bie ^bi^ofop^m, loeld^e \\d)
JK Coadf «fd^ff en, iß bet 9(rt. ^ofitit)i«muS ju
2L Set 6cnfualigmud in allen üorgenannten
n ifk jur Stflornng bet ibotfäd^Iic^en ntenf^
günmiiiife burc^aud luqureid^enb. 9Ba8
loi icm nuztcrialifttfcben 6enfuali8mu9 angebt,
\9 beließ inrifc^ bü)| fiofflid^en Serfinberungen
ab feen pnnltil^ inü> nod^ me^r bem t)emunf-
sagn fiürnnm eine unäberfteigFid^e ffluft. 9Re-
äaqiii, p^nfifcibe, dbemifd^e Serönberungen be«
^kum Cmtifinben tiiu> S)enfen, i5nnen aber oß
ixift nie nnb ntmmet ber Srlenntni|act f elbft fein.
ten ^ilf^ßäRi^ ^^okti tom }ur Smi>finbung,
pa Oibanfien »{»otenatrt' memn. Srfennen tft
^a linr 9019 unb gor anbere, bi^metoeit t>er-
Motenr« fß^m Z^dHgfdt (f. b. «rt 9RotenotiS«
ns vm, 1001 ff.), ebenfotoenig befriebigt ber
n^Btt&bt SenfualiSnmg, bet {toar bie €bined-
tb^f^ aaa einem ^b^ ^rincip berleitet, aber
^Bfiba faiHinben unb 2)enf en feinen loef entlid^en
'dste:\d^ma^ S>ie{tanaidbeemtifinbungfann
■ff fa^Ktft^e Sinjetoefen barfteOen : beim bie
^aiO^SSbi^M ifi «ne otgonifd^SAbiglcit, ibre
3di finb ^nrii fdb^ organt{<9 unb ouSgebe^nt
csft ßnnm oIS f oU^ nur ausgebeizte (Ein)elbinge
in ftd^ au8))rögen. 9lun ifi e8 aber eine unlöugbore
Xbatfadffe, bie t>on feinem @enfualiften in Sbrebe
gefteut rotthm laxm, ba^ unfere SerftanbeStbötig«
feit über aufigebebnte ßinjelmefen mannigfaltig
unb mefentlid^ bi^cntSgugeben vermag. 2)er Ser«
ftonb ergreift bie Sefenbeit ber Singe, bie öS«
gemein unb unabböngig Don ber 93ertpirQid^ung
im esifKrenben Singelbinge flnb ; er erf ennt Sin«
fad^ed, Utddr))erlid^e8, Ueberfmnlid^ed ; er edennt
^rincipien, bie ben Cl^aratter beS allgemeinen,
92otbtoenbtgen boben, fd^Iie^t auf unbefannte Ur«
fad^en, beberrfd^t unb controlirt bie Sinne, bie
mand(imaltäufd!ienunbin3rrtbumfäbren. SRögen
mand^e Senfualiften bie ®ültigfeit biefer ßrfennt«
niffe läugnen : ba^ fie )um Seft^ftanbe bed menfd^«
liiben CbfennenS gebbren, fann DemänftigenDeif e
ni^t in 3n)etfel gebogen merben. Sie göbigfeit
aber, bie ftd^ fo iUber ben IBereid^ ber @inne bo(b
erbebt )u ttefentlid^ Derfd^iebenen Objieäen, mu|
jel^ft aud^ Don ben @inne8fröften mefentlid^ Der*
fd^ieben, mitl^in nid^t organM, fonbem immate«
riell unb geiftig fein. Ser SBerftanb ift alfo fein
potenjirter @inn, S)enfen ift aud^ nicbt blo|e
actiDe Verarbeitung beS SnbaltS ber Sm^inbung
burd^ Xrennuna unb Serfnüpfung ibrer Elemente
im @inne fiodrö, toaS aud^ einer organif d^en Sr-
fenntni|fraft möglid^ toäre ; nod^ meniger ift eS
blo^ paffiDe Umbilbung ber @innedempfinbung,
mie SonbiOac moUte. Senfen ift eine mefent-
lid^ b^b^e erfenntnil afö iebe fbmlid^e SBabr-
nebmung. 3ft aber bie ®eiftigfeit beS SSerftanbed
enoiefen, gebt fein ßrienntni^obiect aber baS ben
Sinnen }ufommenbe ®ebiet binauS, fo ift eS un-
ftattbaft, feinen ®egenftanb obne ®runb m be-
fd^räidm, unb fomit f öUt aud^ bie lejbte uno mil"
befle fifaffung beS SenfualidmuS. mt Unred^t
l&ugnen Slominaliften unb Sonce))tuaIi{ten bie
Cliften) ober ben objiectiDen Sßertl^ ber UniDerfal«
begriffe, ba bod^ aUe SRenf d^en, fte f elbft nid^t aus-
genommen, beftänbig mit biefen ^Begriffen ope-
riren, fte beftänbig in Urtbeilen, bie Don aller Sßelt
al9 mabr anerfannt »erben, ben Singen felbfl
juertbetten, flberjeugt, ba^ fie irgenbtote in ben
Singen Dem>irflid^t ^nb. Sie erften $rinci))ien
beS Siberftmid^d, beS b^^tj^^^n ®runbe8, ber
Caufalität u. f. tt). tonnen nubt blo| SrfabrungS-
n>ertb b^^ben, jie muffen immer unb abfolut not^-
toenbig mabr fein. Sie6 in Smi\A sieben, b^ilt
ber SSemunft ben XobeSfto^ Derfe^n. Sief e $rin-
dipm ffibren ben Serfianb fiber bie @inne8tt)elt
binaufi, binein in^d innere ber Singe, binauf
)um erften Urbeber bet enblid^en SBefen. 9lUbt
nut baS Safein, audb mand^e SSoIIfommenbeiten
beS Urgrunbed ber Singe erfennt ber IBerftanb
mit binreid^enber ftlarbeit unb Sid^erbeit. S9
brdngt ben menfd^Iid^en ©eift mit @etoaIt, bte
legten (Srünbe ber Singe gu er^rfd^en; e§ ift
gegen feine Statur, mit ben IßofitiDiften Don biefen
fragen abfeben )u motten. Somit ift b(r @en-
fualiSmuS in aSen feinen ^ofttionen unbaltbot
unb Derfeblt. (SSgl. befonberS SU^iS Sd^mib, (Er-
:«
Septiformia litanift — 6e)>timiu8 6et)ecttS.
146
», «Bib ^ »90 Sogud «rid)er iu i^itm Warnte
aiaiA (€(. IS, 2 %\ Son iJ^ ]fakna
tk^iüa Unit bit ^e^e €4rtft nü^tS mit;
iii % Mc SfanL 12, 1 taDQSfatt i^ScH^pttrin"
^, i^ ixiig^ ba fie iNm Vbto^ ab«
(cMit)il^ ZfSt l^m)it{e]ft : «2)eiin
cnf^iüifd^ SBcib genommen'' (too^I
^ Si^tam^ 2«bc). [ITauIen.]
SetütenBis UtaaU, f. »itttoge n, 895
^ £iaR Yn, 2103.
^cpfisiM ^ap«fW, x5mtfd^ fiotfer (198
9« lll\, pmoBte osS einer in Sfrita anfaf{tgen
nb iDar 146 ju (8ro|-Scptt3 ge«
Qn tef 3tt^ 172 tom et )ur SoIUnbung
(namentlich in ber äurispntben))
cr^ett Don SRarc 9ure( fenotori*
Sri flitSbruc^ berZ^rontoirren naä^
bei Aüifei« ^ertinos (28. SRat) 198)
ff Soffit m ObetiKinnonieif unb mürbe bort
a Cxonnitiai} Don feinen Begionen jum ftoifer
(Er (oüe tnbeB feine Jhrone gegen bret
!■ Dcdbeibigen. Vm (ei^teflen entlebigte
r ü bei |K Xom Don ben ^ötorianetn erl^o-
a tMaä 3ulianu«: in luqer 3<tt ftente er
s ber {Nffiptflabt bie Orbnung miebet ^er unb
x% kam inr Seficgung feines gefalirlid^jien 9te"
)cx±4Kat, bcS ^peScenniud 9cigec, nod^ bem
Sr^gmlaBbe. 2)€TfeIbc mutbe in iKeinafien unb
Ser» kftcgi unb tarn auf ber 8flu(i^t um (Snbe
iH\; hoif Dcxf^eibtaten ft(^ no4 Sn^Snger bed
US inm Suli 196 in bem feften SB9-
i^ Ic|t(r SHDoIe, (Elobiud Slbinud,
er InfiBngS bur^ Serlei^ung beS eofartitetö
(otte, unterUig in ber Säfiaä^i bei SQon
197). 3n bemfelben äal^e 197 brad^
& CoäiagD eine C^fienDetfoIgung aud, bie aber
mU fidfi bttxi^ ben ftaifer , t^nbem burd^ bie
Uäteuma bcB (eibnifd^en SoIIed Deranla^t mar.
CmSofd^rim nod^ eiditt bamott eine %n^a^l
Orf^en ben TOartprertob. aüeOeid^t mar bie Sr-
»pag bei SoffcS bun^ bofi Ser^ten rigoriftifd^
rraotn (Beritten (erMrgerufen , meld^ fid^ mei-
»Rt i» iBftm beS fiegreid^ ffaiferS i^e |)du-
«; mib Xtiixen pt betr&njen unb }u beleuqten,
aal ^ jpU^t Seronfiattungen ffir ^eibnifd^ l^ielten
•^sL XesdtiTanid ft>dierc Sd^rift De idol. 15).
ryen am biefefbe 3äi fyxltt gu Xom SeptimiuS
oemd bie So^alUdt d^rifUic^ aRönner unb
fcsara 00 bon 6enotoren{ianbe anerfannt unb
iu an toutVnben Solfe SBebrol^ten in @((|u^
tfUEiunen (TertoIL Ad ScapnL 4). 9Iud^ gab
:i m fräicsi ^ofe <S|riften, ). 9. ^rofeneS unb
faxGiiai, oel^er lej^tere einfl ben ffaifer burd^
Cd gi^nlt ^oile (ib.). @e^ )u ftatten (am ben
Cftn:öm ein fnatürlid^ ni(!^t i^retmegen erla|fene8)
Sz»3i^» morin @epttmiu8 bie ben coUegia te*
(ftmoraticia, SBegrftbniBgeno j|enf(^often
eentt; f. b. 9rt. ftatafomben YII» 215 f.
:Bfi 3. ^ fitrf4, 2)ie d^riflL SuItuSgebaube in
ia Domm^astinif<!^ 3eit, in ber geftfd^nft
1100}d4rigen 3ubildum befi ü<mpo Santo,
^u^eg. Don @t ebfcfi, Sfteib. i 9. 1897, 6 ff.)
bereits früher burd^ Senatfibef d^Iug gemolken IBer«
günjtigungen beftotigte (Dor September 198). 3n-
^Ige beffen conjUtukte fid^ bie römifd^e Sl^riflen«
gemeinbe unter !ßa))fi S^^^^nnuS alS Segrdbnig«
bruberfc^aft unb mürbe nun Sigentbümerin eined
gro|en Sömeteriumd, beffen erfter Sorfte^er Cal-
liftuS (f. b. «rt. ealij^ I.) mar. Sie Serfagung
bed ftaiferS galt fibngend nic^t blo^ fttr Stom,
fonbem aud^ für Italien unb bie ^roDinjen. 3m
3. 202 iebod^ eitiifeffelte ein faiferlid^ed Stefcrtpt
eine (eftige SSerfoIgung. S)er Ifatfer Derbot näm-
lid^, als er anlä|(id^ bed ^artl^rfrtegeS mieber im
Orient mettte, bei fd^merer Strafe ben Uebertritt
}um äubent^um (DieOeid^t bloft bie SBefd^neibung
ber 92id(|tiuben) unb }um Sl^flent^um (Hist.
Aug. Sev. e. 17). Somett lettered in Setrad^t
fam, mar bie Serfüguna mo^I Deronla^t burd^ bie
gemaltige Ausbreitung oeS Sl^r^entl^umd, bie im
SRorgenlanbe befonberS beutlid^ Dor bie Sugen
trat. 2)aS neue fltt\ct\pt traf junäd^ft bie ffated^u-
menen, aber nid^t au8f(^Ue^Iid^, ba ber S^riften«
1^^ baju fübtte, ba^ aud^ bie 9krorbnungen Xra-
land unb SRorc 9unld mieber fd^ angemenbet
mürben. Sie Verfolgung mütl^tebefonberS^efttg
xu9Iesanbrien (Clem. Alex. Strom. 2, 20 [Migne,
PP; gr. Vm, 1070] ; Euseb. R E. 6, 1 sqq.),
mo u. 9. SeonibeS, ber Sater beS OrigeneS, unb
bie Stungfrau $otomiSna }um ÜRort^num ge»
langten, unb ju Sart^aao, mo Perpetua, Sf^UcitaS
(f. b. 9lrt.) tmb il^re Senoffen pm Xl^ierbmpfe
Derurtl^eilt mürben unb Diele anbere (S^riften ben
3U>b burd^^S Sfeuer ober burd^'S Sd^mert erlitten
(über bie f$frage, ob ber lateinifd^e ober ber grte-
d^ifd^t £est ber Passio Perpetuae baS Original
ift, DgL bie neue Ausgabe beiber Siebte burd^ gfrand^i
be^ SoDalieri im 5. ßrgönjungSl^eft ber SRömifc^.
Ouartalfd^rift [1896], 9 ff.). Sie SBerfoIgung
erftretfte ftd^ au(| auf Serien unb ffleinaften, fomie
auf Stom unb ©aUien; mal^rfd^einlid^ erlitt bamalS
SU S9on ber Sifd^of 3renäuS (f. b. Art) ben SRar-
t^rertob (Dgl. Hieron. Comment. in Is. 17, 64
[Migne, PP. lat. XXIV, 623]). 3n ben leiten
3al^ren beS SeptimiuS SeoeruS mar bie Verfol-
gung erlofd^en; ber jtaifer ftarb auf einem gfelb*
5Ug in Britannien am 4. Ofebruar 21 1. 3crt^üm-
li(b l^t man frfil^r aud^ bie ^inrid^tung ber
fdlitanifd^en SDlortljrer (f. b. Art. VUI, 952 f.),
fomie bie Verfolgung beS Scn))ula, ^roconfulS
Don Afrifa, in bie 9legierungS}ctt beS SeptimiuS
SeoeruS Derlegt ; inbe^ erfolgte erftere f^ion im 3.
180 unb le^tere (feit 9Jlai 211) foEt in bie 3eit
Saracaüa'S. (Sgl. de Ceuleneer, Essai sur la
vie et le rägne de Sept. Sev., Bmx. 1880;
B. Anbö, Les chrödens dans Tempire Romain
[180—249], Paris 1881, 53 ss.; P. Allard,
Hist. des persöc. pendant la prem. moitie du
trois. siöcle, Paris 1886, 1 ss.; ff. 3. ^Jltw
mann, Ser r5m. Staat unb bie aQgemetne ff ird^e I,
Sei^)aig 1890, 95 ff. ; ÜRommfen, in b. ^ift. 3cit-
f dftrift LXIV [1 890], 889 ff.) [3ecf .]
147
Septimuß Über -^ ^^|)tua9into.
148
Septimos über, f. Liber septimus.
^epf ttateflma (nod^ bem 3nttoitu8 aud^ Do-
minica Circumdedenmt) nennt man ben brüten
@onntog t>or ber t)oröftetUd^ gfoftenseit. 3)a8
gelajionifi^e unb gregortonifd^e ©acramentorium
geben i^m fd^on biefen ^tarnen. 9Rit i^m beginnt
bie aSorfeier beS OjletfefieS. S)a biefe SBorfeier
eine 93orbereitung8}eit ift, mö^renb tt)eld^er ftd^ bie
®I&ubtgen beS %A^^ unb ber bußfertigen 6in-
!e^r in ^d^ felber mit bop))eItem Sifer befleißigen
foOen, unt tofirbige Oftem )u feiern, fo beginnt
mit Septuogejima eine 99uß}eit, obn>o]^I nod^ nid^t
in ber Strenge, in ber fte bom tHfd^ermitttood^ an
geforbert ttirb. Salier fommt e8, boß t)on @eptua-
geftma an alle Melufa fottol^I in ber SReffe al8
aud^ im canonifd^en @tunbengebete bis Oftem
unterlaffen (f. b. 9rt. 9nieluia-®efang) unb alle
3:em|)oraImeffen (abgefel^en Don bem Sribuum oor
Oftem) in buletter f$farbe gelefm merbm. Die
am Sonntag @e))tuageftma angeorbnetm Sefe-
abfd^nitte in ber SReffe, nämlid^ bie Section Don
ben SBettläufem um bm @ieged)n:ei8 (1 ^x.
9 , 24 ff.) unb baS SDangelium Dom ®Ieid^«
niffe beS &erm, ber Arbeiter in feinen ffleinberg
fud^te, ftnb gleid^faüg in ber 9rt gewählt, baß fte
iebem toubigm au Derftel^en geben, eS fei {e^t
Die 3rit angebrod^en, in ber man eS fid^ bef onberS
}U %vcsM^ nel^men foQ, ben $fab beS ^eileS
auftufud^en. SBo^er ber Slome „©e})tuagevimo''
fommt, ift nid^t ganj üar; bie mal^rfd^einltd^jte
grnamng f. im Srt. ffird&enial^r VH, 591. Slad^
ginigen, j. 8. Sttmin (Ep. 80, bei Migne, PP.
lat. C, 261), beutet ber !Rame an, baß Don biefem
(Sonntage jel^n Sod^m bis jum @d^Iuß ber Ofter-
lood^ fmb. Ueber bie 9lamen, toeld^e ber Sonn-
tag @e|)tuageftma in mittelalterlid^m Urfunben
fu^rt, f. Seift, Urfunbenlel^re, 2. «ufl., 2ei})gig
1898, 244. [S. X. Sd^mib.]
$cviiiagiitia (LXX), SBeseid^nung für bm
älteften (alesanbrinifd^en) gried^ifd^m Zest bed
Snten XeftammteS , ))aßt feinem Urfpmnge nad^
nur auf bie Ueberfe|ung bed $mtateud^8 , mürbe
aber feit frfll^er 3rit auf fömmtlid^e in Dord^rift-
lid^er 3rit au8 bem ^ebröifd^m begm. S^albäifd^m
in'S ©ried^ifd^e übe^e^m unb fogar auf bie ur-
fprünglid^ in grted^ifqer Sprad^e gefd^riebmen,
altteftamentlid^m Sudler auSgebel^nt. — 1. ®ie
Sntftel^ung einer Ueberfe^ung be8 Sllten Xefta-
menteS in baS ©ried^ifd^e , unb gmor gu %Ie|an-
brim, mar burd^ bie ßiiftmg Don gal^lretd^en
äubmgemeinbm in Sleg^pten begränbet. ^ortl^in
manbertm fd^on mft^mb be$ bab^Ionifd^m ß^tß
Diele 3uben au8, bmen fid^ SeremiaS unb SBamd^
miber aBlflm anfd^Iießen mußten (3er. 48, 1 ff.).
9118 Slejcanber ber ©roße bie na^ il^m benannte
©tobt in 9leg91)ten anlegte , flebelte er bort Diele
3ubm an; aud^ $tolemöu8 Sagi Der))flangte Diele
3ubm na(^ Derfd^iebmen Orten ^eg^ptenS (Jos.
Antt. 12, 1, 1), mo biefelben faft ummterbrod^en
religiöfe t$rei^eit gmoffen unb mand^e poUtifd^e
iBomd^te befaßen (ib. 14,7, 2). ^uptfi^ ber
fig^pttfd^en guben mar bie ^uptfkbt 9tgi}))lenl
unter bm ^tolemäem, Wesanbrim, mib i^te
3a^I mar bort eine nid^t uner^eblid^. %^ bie
@tabt ber @ammelt)la^ ber grie^ifd^m ©elel^ttm
mar unb DoÜflönbig unter bem Cinfluß gried^t j^er
SBilbung ftanb , f o fonntm aud^ bie 5uben fi^
biefer ©cifte8rid^tung nid^ entgie|m unb nol^en
bie gried^ifd^ Spraye in ber t$orm ber xoiW| M-
X&xToc an, obüon ba8 ^ebröifd^ nod^ immer
Dielm äubm bcfannt blieb. 3ur DoSft&nbigen
Befolgung be8 altteftamentlid^m „©efejfeS" ge]^5rtt
Dor SUem ba8 SBerftel^m unb baS fiefm beSfelben,
unb fo mar bie !Rotl^)bmbigfeit einer Ue(erfe|ung
für Die ägqptif^en 3ubm balb gegeben. S>al^er
muß bie Uebertragung be8 !ßentatmd^8 in botS
alejanbrinifd^e ©ried^ifd^ in eine gietnlid^ fr&l^
3eit nad^ bem Sufttmunge WesatSbrienS falletu
SHe aitefte ^ofltiDe 9lad^ri|t l^ierüber reid^t giem«
lid^ ](|od^ l^inauf: ber ale^anbrinifd^e $]|iIofo|i]{f
ariftobul (in ber'erftm dälfte be8 2. ^o^l^un-
bertS D. S|r.) berid^tet (äem. Alex. Strom. 1,
22, bei Migne, PP. gr. YUI, 898; Euseb.
Praep. ev. 18, 12, 1 sq.; DgL ib. 9, 6, 7),
bereits irp6 t^c *AXeEiv$pou xal [IspjttSv ^m-
xpa-njdEojc fei Singelned aue bem 9ttm Xefta«
mmt, ba8 gange ©efe^ fei aber unter ißtole-
möuS ai]^iIabeIt)^uS (285—246) auf SSeran-
laffung be8 S)emetriu8 ^I^alerm8 flberfe|t morbm.
2)mfelbm nennen ^l^ilo (Vit. Moys. 2, 5) unb
3of e^^u8 ; Unterer bemft ftd^ (Antt. 12, 2, 2 sqq. ;
Dgl. Prooem. 8) auf einen ^ol^ ^Beamten am
^ofe beS $toIemäu8 $^ilabelpl^u8 9lameni ^rt>
ftea8 (IriftäuS), meld^er in einem 93riefe ^iXi feinen
SBmber Diele ßingetl^eitm über bie )SeranIaffun(
unb bie Ausarbeitung ber Ueberfetung beS ^n<
tateud^S mitteilt (f. ^iRori| Sd^mtbt, S)er SBtU
beS «rifteaS, in SHeri' Arc^iD für mi^enfd^afttid^
Srforfd^ung beS ailtm ieftamenteS I [1869]
241—812; ber £est beS Sriefee ftnbet fui^ ebt
258 ff.). %m 9riftea8 folgm im SBefentlid^eti
ol^ne i^n aber gu nennen (f. baS DoSftonbig
SBergeid^niß bei Gallandi, Biblioth. II, Yenei
1788, 805 sqq.), u. «. 3ufttn SR. (Coh. ai
Gr. 13. bri Migne, PP. gr. VI, 265—267
glemmS 9Ie|. (Strom. 1 , 22 , bei Migne 1. <
Yin, 889) unb 2^renöuS (G. haer. 8, 21, 2, b
Migne 1. o. VIT, 947) ; femer Epiphanias, D
mens, et pond. 8, bei Migne, PP. gr. XLII
242 (Dgl. be Sagarbe, Symmicta U, ©öttingi
1880, 155); ebenfo ^ieron^muS (Praef. i
Pent., bei Migne, PP. lat. XXVHI, 15(
Comm. in Ez. 5, 12, bei Migne 1. c. XXY, 51
— S)er 9»rief be8 9Iri{!ea8 ift gmar eine f$rölfd^uti
unb Diele ber in i]^m mitgetl^Üten Singelj^citen f ii
erfunbm, aber in ber %tgabe über bie 3cit t
ßntftel^ung ber tßentatmd^-UeberfeiiunB gibt
eine rid^tigeXrabition. Un^iftorifd^ iff t>ot%a<
bie S3e]^au))tung, ber iübifd^e ^o^et)rieftei: <£l<
gar l^be 72 ©elel^rte (auS |ebem Stamme 6)
^toIemduS !ß^ilabel))]^u8 gefanbt, meld^ bie Ucb
fe^ung angefertigt l^ätten. SKd^tSbeftotnenieer ]
149
@e))tUQginta.
150
dir|c SRUtnlang bct tUleriekung ben Slamen
\ t£w i^ltafjxavta 7pa^ (ol eßdopii^xovra, ol 6,
tftio aepbuifpnta viromm, Beniomin ; sep-
i0|;mte (interpretee), Sefiiuaginta, LXX) ge-
9ekiL 9hir infofcm ^ biefe {Rad^rid^t einen |i-
tetf^ Amt, dtfi bieUeberfe^ung bed ^entateud(|8
M SerfSRcj^rarei tf), loorauf i^re SBefd^otfen^eit
toDciftL 2yic Sftage , loann oie Ueberf ekung beS
Stntoteii^i cntponben \% Iö|t jt^ na^ oem Sri-
teOncfe nib iio<!^ ben anbern 9ta(^nd^ten in
id^aibct IBcife befihnmen. 2)emetriu9 !ß^Iereu8
«i bte ccfle Sctontoffung }u bet Ueberfej^ung ge*
■ncft jcm. ^erfelbe U)tme in Slesonbrien unter
ftfilinaiKlEogt (305—285); «ßtoIemSud $]^ila-
N!^^ mtfontc i|fn oom ^ofe, unb stDor gleid^
w tbifange friner Stegieiung. 9lo(^ ^tenduS unb
OzBEcnft Vlfs. (L c.) mürbe bie tleber{e^ng nid^t
nur 1|tolandufi ^^ilabebl^, fonbem unter
«Qm Soltr angcfntigt. S)iefer batdte 285 ab,
tn» ober crp 288. SBm^toIrmftuSWIcibelpl^uS
ao4 mcfrt att fein Sater bie gried^tfdle Silbung
n Skpmbrien jdrberte, |o nmrbe in ber ft»ötem
,^ bi» für bie 3uben fe^r oid^tige Ueberfe^g
il4 bcA Sexf befi bem ^QenidmuS ergebenen
Sbäabelp^S ^ingefle&t, toäl^renb fie in aSHrQüi^-
tnx in bif 3rit feines !Batcr8 bejm. beS SemeiriuS
malomi fdOL ^id^i oiel anberS liegt bie @ad^e,
cnm an^noininen toid), bie Ueberfetong fei un-
tt fF^flobelp^uS entftanben, mäl^enb fein Sater
oA Ictte. SiefeS beutet Snatoliud au8 Wesan-
Scan (gegen 270 Sifd^of Don Soobicäa in @Q-
zx3t OB» tDoin er in feinen Kavivec icspl tou
rar/« fl. Euaeb. H. E. 7, 82, 17) fagt, iü-
Dcjdie Oele^ ^dtten bie belügen Sd^riften ber
)aben für ^toIemauS ^^ilabelp^ud unb beffen
Sabrsbcrfe|t f[ud^ bie Seit ber (Entfte^ng beS
IrifledtfviefeS IS^ fi^ in etnxi beredten. Sr
i^nd^ nur tum bor Ueberfe|ung bed ^entateud^S,
;i}a^ bogegen nid^tS oon ber Ueberfe^ung ber
sfbaoL 6d4^^ bie nad^ bem Prologe )um Sud^e
fcIrfiapioiS goiq ober )um Z^eil um 180
OL C^ Dor^mben mor. ^efelbe esiftirte dfo
stdt nidK^ olfi ber Sri||eodbrief gef daneben mürbe,
ibs BMir fetiinn Serf affer ni^t mid^tig genug, bo^
c enoai bariiBer fagte. 5!)ie 9lüti) be« Sriftobul
finmt im fBefeittlicl^ mit bem SrifieaSbriefe
tkmn; {U fIrifKobuId 3eit gab eS mitl^in fd^on
onZiabttion Aber bie froglid^e Sngelegenl^eit.
Itt firt^rafbrief fieOt fid^ alS eine amplincation
ber bei Üflobtd n^ttenen Angabe bor, bie nod^
Bor 130 bk icttge Sroffung er^Iten l^en mu^ ;
et tp mxi^oiQBiUb au Vrifbbulfi Seit entftanben
mib ^ olcSrid^t Den S^^f )>en Übeln (Einbrud
p wvQ^cn, ben bie 9htbent)erf olgung in 9eg^-
3ft nmer ^ßtofemduS $^üo)mtor (221—205) bei
te yi^bctil^ 3ttbcn gemod^t (otte. 9uS biefer
fai^ne lobbe fU^ erfl&ren, morum bie in
S9)ptea entfbmbene Zrobition ben ))toIemäifd^en
temgn eine ^eü>orragenbe Setl^eiligung an ber
QdnHfnng |ttfd^retbt , n)d^renb in SBtrfUd^feit
)« ftot^menbigtett einer gried^fd^en Ueberfe^ung
burd^ baS religibfe 99ebärfniB ber beS ^rdifd^en
unfunbigen ober nur unDoQftdnbig mäqtigen 3u«
ben in ^leg^pten l^eroorgerufen mürbe. — ?(uf
bie Ueberfe^ung befi $entoteud^8 mirb bie ber
anberen Sudler balb gefolgt fein. 3m ^rolog
}um ecclejlajticus if[ oon ber Ueberfe^ung bed
i,@efe^. Der ^ropbeten unb ber übrigen @d|nf«
ten* in einer SBeife bie Rebe, ba^ man annel^men
mu|; ba^ um 180 D. S^r. bie gried^ifd^e lieber-
fe^ung bereits mijfenfd^aftlid^en Setrad^tungen
untenogen mürbe, yba „@^, bie ^xopfyitn unb
bie übrigen Sd^riften" eine ißeaetd^ung beS Eilten
XeftamenteS nad^ feinen brei Xl^etlen ift , f o mu|
ber SBerfaffer {eneS $roIog8 eine gried^if(!^e Ueber*
{e|ung aSer bebröif(^en be^m. d^albftifd^en Sudler
unb Steile bed üllten XeftamenteS aefannt l^aben,
bie jum Canon gered^net mürben ooer bie eiiftir«
ten. — 3n neuerer 3eit ift für einige Sucher bie
3eit il^ter Uebertragung in'8 @ried^ifd^e näl^er
unterfud^t morben. Um 150 maren nad; 3. greu«
bentl^I (^eDeniftifd^e etubten, ^eft 2 , IBredlau
1875, 185) bie ITönigdbüd^er, bie ^kiralipomena,
3ob unb mal^d^einlid^ aud^ 3ofue gried^ifd^ Dor*
banben. Sie Ueberfetong Don2)anieI ift um bie«
f elbe Seit angefertigt (Aug. Bludau, De Alexan-
drinae interpretationiB libri Danielis indole
critica et henneneutica I , § 1 , Monasterii
1891). Sie Unterfd^rift beS grie^ifd^en fBud^eS
ejtber (93ulg. 11, 1) entl^ält eine Seitangabe
über bie Ueberfe|ung eines fleinen S^eileS bed
Sud^eS , bie aber für eine d^ronologtfd^e Sered^»
nung leinen fidlem 9n]^alt8))unft bietet; inbe^
barf aus liturgifd^en ©rünben (2 SRad^. 15, 87)
bie Ueberfe^g beS SBud^eS ßftl^er Dor 132 an-
gefe^merben (nad^ Seml^. 9{eteler, in b. [Xübinger]
Xbeol. Ouartalfd^rift 1875, 505, finb in jener
Unterfd^rift $to(emdu8 (Sp\pf)axttSi [205—181]
imb fileopotra I. gemeint ; nad^ 3atob, in b. Sett-
fd^rift für altteftamentlid^e 9Bi{fenfd^ft 1890,
274 ff., fönnte bagegen nur $toIemäud Soter [1 17
bis 81] inSetrad^t fommen). — 3)er gried^ifd^en
Ueberfe^g beS Sitten XeftamenteS mürben jene
Sudler beigefügt, meld^urfprünglid^ in gried^ifd^er
Spxaäft gefd^neben maren, baS 9ud^ ber SBeiSl^eit
unb baS }meite 9ud^ ber 9Rad^aböer. 3n biefer
aud^ bie fogen. beuterocononifd^en Sudler etn-
d^Iie^enben gaffung ijt bie @e))tuaginta baS erfte
td^ere SeugniB für ben Umfang beS SanonS bei
>en äuben, meld^er bem Dom Sondl ju Orient auf-
gefieSten (Sess. IV, Decret. de canon. Script.)
gleid^ ift. Sa aber aud^ baS britte 93ud^ SSbraS
unb baS brüte 9ud^ ber 9Rad^abäer bei ben 3uben
mie fpfiter bei ben (Sl^riften großes 9nfe^ ge»
noffen, fo mürben fle öfters ju jener Sammlung
gebogen.
2. Sie IBerbreitung ber gried^ifd^enUeber-
fe|ung beS Stten XeftamenteS erfhredte fid^ nad^
unb nad^ fo meit, a(S eS gried^ifd^ rebenbe 3uben
fEXXTjvuTtaO gab, benen fie ben Urtext erfe^te;
fetbft ben Eßpalbi btteb jle nid^t unbefonnt. Sie-
feS malerte bis lange nadg Sl^riftuS (f. Justin. M.
151 Stptui
ApoL 1, 31; Dialog. 0. Tryph. 72. 137; Tertnll.
ApoL 18). 9Iuf bn 3ii[cl Iß^roS murbt (ogai
oUiatlili^ «n OT^ olB äinbtnfen an bit emftttiunQ
bn giin!^i{(^ lUbec[e^nQ Qtftitrt (Phfl. De vit
Mo^a. 2, 7). £ie lähMt 3ttl\Qioidip\iÜo\op'^it
in ätgp))tcn Ic^c fit^ fo^ auSjd^lieVi<^ an bnt
piti^ildjtn Stjt an ; Sßtiilo (J. b. Strt.) war ni^t
linmnl btä ^ebräijiiim mäi^tig; |((6ft 3oftp6uB
benuMt bnt griic^il^ni Xtgl in glci(t)n SBtift toic
bcn OriQinaltcft. Abneigung gcgm ba§ griei^if^
alte Jtflament trat bei ben äuben nfl infolgt bn
€ontrot»rfe mit bm l^n[ten tin; bic anfängt
baODn fancn {^on in bic 3cit 3ufttnS bri iSlar*
t^rne (Dial. c. Tryph. 68 ; Bgl. 71) ; üflmätifl
ftrigerte M W\tibt jut uoUftönbigm !ßtrnicr[ung,
XDtlä)t aia ddi btm 5. 3a^iC|iuibeTt nidit oUgc
mtin bui^gefü^ iDurbc (Meg. Taan. f. 50;
Soph. 1, 7J. SWS aitf itftamtnt in feiner grie-
(^ijiilfn Ueberfegung ifl auc^ ben Siertretem ber
gri(d|t|ä)en 9Sif|(n|^[t btfannt gemorbm, ha
ni(^t isenige bnfelben f^on toä^renb ber olcsun-
briniji^en ^eriobe ouf bie 2fuben ätüctfiii^t ncl^men
(Sreubent^Qt 178 ff.).
3. Sliie @))ra ciifD im bn giid^if^tn lieber-
fe^ung bcf SUtn XeflamenteS [onie bei bamit
Dnbimbenen anbnen Säüd^ec ift hcA alejanbri'
nifc^e @rie(t)ifi$ in 5)nbinbung mit grammoti'
Ialtj[t|en unb lejifalt[[^ Sigmtt|ümlic^ feiten btS
^ebiäifd^en. ^a bie gricc^ifc^ lebenben 3uben
im ©egenfobe gu i^ttn liebräifi^ ober aramätji^
fliittlienben ©iQubenSgmotlen „^elloiifieii" {DgL
a\iäj b. 3Irt) C)te|t>i, fo ntrb baS @ne^if^e befi
9Uttn SeftamenteS (toie baSbefi bleuen) boS^el-
leniftifific genannt.
4. 3)ie UeberfeSungSmeffe bneinjelnen
Säd)er bn LXX ift fe^r ungleiä). Säfon auS
bieftm @iunbe aSein mu| e3 al3 tin ^igtin-
ftänbnig bejeii^net tonben. Kenn im Slteit^um
Stoeilen bie SBe^ouptung auffleftellt mürbe, öHe
üi^ei bee IQUen 3:eftamenl3 feien jur 3<it beS
$Ii)IemäuS(Sagi,$^iIobeIp^u3)inbaS@iie(l|i{i^e
fiberfe^t (foariftobul, beiEuseb.Praep. ev.l3,
12, 2; Bgl. 9, 6, 7 ; JuBtin. M. ApoL 1, 31 ; Iren.
C. haer. 3, 21, 3). Sm beften ifl bn^ntatnic^
iiberfebt; aut^ übn bie anberen ^^orifi^en fS&äjtx
(ann(£ft^n,@§braS unb Üie^emiaS ausgenommen]
eingünftigeäUrt^eil gefällt merbcn. ^c^ ber ®üte
ber giitd)tfc^en Uebeifetung gnifipiren btefelbm
P^ in obfteigenbn Orbnung fclgenbmno&en :
bie iSüc^er Spatali^iomena, bie SBüt^er Samuelä
(biefe entölten uielc S}o))^eIübnfctfunQen, meldde
ahn )um Xfyü nic^t uifprünglid^ finb), bie bn
ßünige, ^ofue, Sti^tn, Shit^ S)ie prop^etifdien
SBü^n finb mBiflid)«, qK üon einer guten Uebei-
jegiing enooitet toerben botf. 2)ie Ueberfejung
btS ^ud^eS 3eremiaS ift in bn @e^Iuaginta an
mandien €tellen tiitjei alS bn ^cbiäif^c Xtff;
cS fel|Ien fono^l cingelne SBoile unb cinjelnc $!nfe
als au^ meiert SBnfe natfieinonbet. 'Sia Uttin-
fcjn bc« !8ui5e83>oniel twii me^r bes aramflif^en
al^ bef ^cbrätfc^enfimbig; ei entfernt fic^ fe^roft
iginto. 152
burc^ toilOürli^e Snociteiungcn Don bn SSoriage.
2)a^n »uibe biefe Ueberfe|nng Don bei bed S^
botion (f. b. art »ibeluberfejungen TI, 715)
Derbiitngl, fo bag fle tr^ im Doiigen 3a](ii^unbeil
in einer eingigen &mbf^itft (Cod. Glüsianiu)
niebn entbedt nurbe. 2)ie ^giogroti^ jtigtn
eine fc^r grofit SSerfd^ieben^ett. 3)er $räiigei if)
bifl gui UnDnftSnbli^feit DSitlic^ üt)erfe|t, gang
nadd bei ftlaOifi^tn Utbeife^ngfioit SquilaS' 0.
b. Vrl. iBibeliiberfe^ungen II, 714). ttuiti bie
ft<^ oft gu febi an bofi 3Boit btS
an, geigen aber f onft eine Qcfunbc,
ung bc3 €inneä ; bic $falmciK
gen looren auc^ ben giui^if^en
. nii^t me^r Derftöi^Iic^. Sidt
t bal a9u4 3ob; meißentlictH
falf^e Huffaffung beS Oiigiiul!
n ber ^loDcibien ifl im tSÖngcn
L>ie Utbnft^gbtS &o^ SitM
öllig. 3a^Iiei$t Slbmeu^ungeii
Dom ledigen ^ebiüifi^en Xesle boben i^ren Sninb
in einer anbem, oft beffem SesteSform (bieftS gilt
befonbnä Don $f.21, 17 unb 109, S ; t^Kilnitiit
auc^ Don ben 3abl<nangaben ®en. 5 unb 11,
10—26) ober in einer gang beflimmttn Sftgefc
b(8 fjebräifc^en SejleS. 3ür bie ffluffaffung ein-
geinn SBortt i^ öftnS bn Dom biblift^ debtäf^
abtoeitl^enbc Spiaäiztbmii^ btS ^lomäifqen ma|>
gebenb geraefen. 3u bemerfcn ifl übiigenS, boj
ein Unheil vba ben modus inteipretaiidi be
©tfh"'9inta fw^ nur im atigemeinen fdüen W^;
im ßingelnm mu|i bie Doifte^nbe (S^iaFteriitnoig
mobtficiit toeiben, je na^ bn XenteSrecenfton,
nelc^e man in'S ^uge fagt. — Sn^oltli^
fyu\äit gwifc^en bn @e|}luaginta luä bem nutfo-
rttbifi|tn Xejte im ©rofeen unb Sangen Utbni>
(inftimmung; bic Iritifd|cn Siffnengen obet
finb ungemein gablreit^. ißon ben Dielen Cini^*
Reiten abgefeben, treten biefelbcn uoi Mcm ^nwt
bei bn Sü'^lung ^a tpfolmen 9. 113—115.
146—147, Dcld^c bic Stfjtuoginta anbete tmmt
unb Dnbinbet als bei mafoietbtf^e Xtgt; im Si^c
ber S^iric^narltr, no mancbe ißerfe fcblen, mel^e
bn mafoiel^ift^e %t^ ifat, anbernfeita bieftöi
gegenüber \ii) Snocitcrungcn finbcn unb me^inc
abfd^nittt in onbnn Stcibenfolgc ftt^; im S^u^t
3nemiQS,tnbembieÄapp.46 — 51inbn@e)>tua>
SintQ naii^ 25, IS, unb gmat voi^ tn anbntr
tcibcnfolge fielen. 33itfe Xfyit^aittm gtoingen gn
bem Sd^Iuff c, bafi bn ben gruc^tfc^ Üeberfelem
Dorliegenbe %tff an Dielen @tülen noä) nii^ bit
fefte @eftQlt batte, in foiläjt n fpdtn Don bm 6e>
pijtnm, 3;almubt^tn unb SJtaforet^en gebiti^ i^
5. 2)ic ©ef rfiii^tt bt« ©tptuagintatejtt« ip
D3efenlli(b bnrcfi baS Slnfe^n bccin^uftt, umIc^
biefe Uebeife^ung bei ben Sluctoitn bd ^Ituea
Seftamenta unb bei ben 6b"P"t (ieno|i. SSom
aud^ bie ntutcftomentlt^cn €<^riftflellei boS Vit
Xeftamcnt im Urtejtc gebiau^tcn, fo ifl bo^ ebtnfo
fit^er, büfe fie fii^ oud) bei grit^if^n UtberMnina
bebienten. SDefitialb unb infolge bn SBethiettung
1&3
@e))tUQginta.
154
5ct fiiM^Hi^cii €)^t<ul^ in ben etfteti ^riftlid^en
9Q((r1|uiibrctm gmg Me €e))hioginta in ben oQ*
pratciiim Qkmca^ brc S^riften )U religiöfen
cnb gii tt{ffen|<^fili<j^en S^aytitn über. WS nodd
OBl^Rt gtu4iJ4t Uebetfe^imgen entftanben (ügl.
b. Ixt Sibelüberfelungcn II, 714 ff.), erl^ielt
%t pm Unler^d^iebe Don biefen qu(^ ben 9iamen
r-^ vf, In^o^c ober blo| xotviq (Vulgata editio,
VulfttU). 3ßtt bec SetDielfaltigung ber Siem-
^dn ^idt bte Sntfenmng Dom %rd^U9puS gleid^en
ciintt infolge unabfic^tUc^r unb, loenn mtd^ gut
^BBciuUi^ bod^ bUKJ^meg nid^t rid^tiget, obftd^tli^er
Smbcmngm, |o bQ^ )ur 3nt beS OrigeneS eine
gosc IBerf^ieoenbeit }mtf(i^en ben gried^if(^en
lfit€Usnnplaten bejlanb unb }ugleid^ bte Sifferenj
pDi|4cn bem grie^tfd^en unb bem ^ebraif d^en Xe|te
timar gro^ tourbe. S)tefed mar benjenigen
3nb(n, meldte als »iffenfd^aftlid^e (Begncr beS
^^bnitot^umd auftreten, eine mitUomniene @e-
trqEf"^* bte Snftd^t ou83uf))re(l^en, ba| bte grie-
<tn4^ SiMöbeifetoing ber C^riften bem Original
m4t cntfinöd^e. Skiber fab ^ Origened t)eran-
loBt. ben gried^ifd^ Sibeltest einer nad^ feiner
tnji4t gt&bli^en SeDifton gu unterjiel^en, unb
fo entftonb bte ^a|>(a (f. b. 9rt. OrigeneS IX,
106S f.)^ iDdi^ ouf bie Xejrtedgefialt ber @eptua-
gmla bot aOcraid^tcn Sinplug auSgcfibt l^at, ein-
ad bmd^ bic SBibeffriti! bed OrigeneSjelbft, bann
bccd^ bte Sebottblung^ loeld^ fein SBerl Derfiel.
ttnn OrigeiteS b^tte }iDar baS Seftreben, ber
€qrtuagtitta i^re tiifprünglid^e Xe^tform urieber«
^igcbcn, unb bo^ i^tn biefeS in mand^en gföDen
gelang, fkitm iti^t gelougnet »erben, menn er
|. S. offenbore Sd^tetbf e^Ier nad^ eigenem Srmeffen
•ba nof^ brn anberen gried^ifi^en Ueberfe|ttngen
«erbcfitrtc Slber burd^ feine friftfd^ ÜRet^obe
nttfinitt et ft<^ md^ Dom urfprungHdften Zeste,
d^ er fUb ii^m naberte; benn ald aRa^ßob für
tu IIebcrfetong§treue ber Septuaginta galt ibm
Sna bebrdifcber 5it^ ; biefer aber umr in fritifd9er
9i|itbttng bem ^cbrdifd^enZeste, ber benUrbebem
ttt S<|}iiuigi]tia oorlag, fe^r unäl^inlicb gemorben.
^icpat fftsttm einen Sibeltest in altl^ebräifcber
€dnfft bemi|t Sltit fär ba« Sobefopropl^eton
*.tcint ein %qf in oramdifd^em Suctud bie 93or-
läjc gebObrt px ^ben; bie Sebaiiptung, baS
9H|e 9Ule Zrftameni ober anbere SBücber alS baS
^cr Kod(f tieinen ^ropbeten feien Don ben Ser-
fonmi Der olesan^rinifd^ Ueberfe^ung in ara-
lamlte 64rift benit^t, tnug Dorläufig nod^ Der-
ma iDcibcn. 2)ie Umf d^reibung beS %tpt^ nun in
ev Ciiobrotfd^ft nuxr Don Dielen fritifd^en IBer«
oteungen begleitet toeld^e burd^ bie Semübungen
tcr &)pb^rnn unb Slatmubiften, ben fteHenmetfe
a4 finfftgenZ^ in eine feft obgcfd^Ioffene gorm
fu hingen, oenne^tt »urben. Objd^on OrtgeneS
» fbifii^ nMur, ba^ bie €eptuagtnta infpirirt,
^ ^caifd^ Zest bagegen Derberbt fei, fo b^t
ei ttnnod^ fbat^^lid^ bei feinen fritifd^en Sr-
brjm riat moglic^fl gro^ UebereinfHmmuiig
jij lern bebittif^en Ze]^ irntq/t gebrad^t. S)ie
burd^ ben SfieriScuS bejeid^eten Stellen, meiere,
teenn eS ftd^ um ^bbitamenta geringem Umfanged
banbelte, meiftenS au8 bem SBerfe äquiIa^^ tt)enn
fold^e großem Umfanged in gfrage famen, au^
aus bem SBerfe ^quilaS', me^r aber au8 bem
IbcobotionS entnommen loaren, fteflten in ben
weiften götten eine 3)i8corbonj mit ber gricd^ifd^cn
Urform bar. ffiaSfelbe trat ein, ttenn er an ben
©teEen, an benen bie Seibenfolge ber SBorte in
ber ©eptuaginta bem ^ebräifd^en nid^t conform
»ar, ftiflfd^tocigenb bie Uebereinftimmung mit bem
^cbräifd^en einführte ; ebenfo menn gonge SSerfe
ober größere ^bfd^nitte in ber @eptuaginta eine
anbere Sietl^enf olge batten al8 im ^ebröif (^en, utri)
biefe tiad^ bem ^ebröifd^en georbnet mürben (g. 9.
es. 36, 8 bis ftap. 40 ; nur im IBud^e ber @prid^«
tDörter (at OrigeneS biefe UmfteEung nid^t Dor«
genommen). 9Bar eine ©teile ni^t rid^tig überfe^t,
fo fügte Origene§ gumeilen bie richtige Ueber-
tragung bei, bie er mit bem SlfteriScuS Derfal^,
lieg aber bie unrid^tige Ueberfe^tmg fteben utU>
bejeid^nete fie mit bem ObeluS. ^ud^ biefeS IBer*
fahren mu|te ber Urform ber ©eptuaginta febr
gef öbrlid^ merben, menn bie fritifd^ 3^i^ni nic^t
mit biplomatifd^er ®enauigfeit abgefd^rieben mür-
ben, ämmerl^in aber gemöbrte bie i^tj^apla megen
ber Iritifd^en 3^i<^cn ein getreueres Silb Don ber
eigentlid^en ©eptuaginta, alS biefeS fpäter bei
bem fogen. ]^j;aplarifd^en Xej^e möglich fein
fonnte. 2)ie gfolgen ber Sibelfritü beS Ori-
gened traten nämlid^ balb gu Zage. S)er @eptua-
gintateit be9 OrigeneS mürbe auS ber ^e;apla
escerpirt : SufebiuS Don (Eöfarea unb fein g^teunb
^mpbiluS (Hier. Praef. in 1. Paralip. ; ApoL
ady. libr. Ruf. 2, 27 ; De vir. ill. 75) gaben ft^ in
biefer 93epbung gro^e ÜRübe. Snfänglid^ mürben
bem feparat gefd^riebenen b^aplarifd^en ©eptua-
gintatest bie fritifd^en S^xä^tn beS Origened bei-
gefügt; fp&ter lieg man biefelben beifeite, befonberS
menn Kopien au8 gmeiter ^anb l^ergeftellt mürben.
Sebenß man, bog aud^ i^itx jene gfebler nid^t Der»
mieben mürben, meldte bei bem Sbfd^reiben über-
](iaupt eintreten, fo ergibt ftd^ bie (Sonfequeng, bag
ber lanblduftge j^e^aplarifd^e Xe^t Don ber ur-^
fprünglid^en ©eptuaginta febr meit entfernt ifi. —
Sie jrritif ber ©eptuaainta blieb auf OrigeneS
nid^tbefd^rönft. fturgeS^tnad^i^muntemabmen
^f^d^iud (f. b. Srt. V, 1972) unb SucianuS (f.
b. Slrt. vm, 198 f.) ibre bibeffrittfd^en «rbeiten.
Ueber bie Slecenfmn beS ^efpd^iuS lögt fid^ nid^tS
©idl^ereS fogen; SomiQ (t)aS 9ud^ beS ißropbeten
eged^ieI,Seipg. 1886, 78f.)batDerfud^, einer ^anb-
fd^riftengruppe, meldte im SBefentli^en mit ber
Albino ftimmt, benXejt beSf^ef^d^iuS gugufpred^en.
2)aS iBerl^ältnig ber Sucian'fd^en Stecenfwn gu ber
bed OrigeneS ift nod^ nid^t DoEftönbig nargeßeSt ;
man mirb behaupten bürfen, bag Sucian Don
OrigeneS unmittelbar nid^t abl^öngig ifi,
menn er aud^ bie anberen gangbaren gried^ifd^en
Ueberfe^ngen benu^te. S)te Eingabe bei @uibaS
(Lex. s. y. Aouxtav&c 6 [kd^^), Sudan l^be
155
Septuaginto.
156
ben l^eBräifd^en Ze^t imnifi, finbet burd^ feine
93i6e(recenfbn il^re 93eftatigung ; üermutl^Iic^ l^t
er aud^ bie ^efd^ittl^o ({. b. ^rt.) gu ^atl^t %f
gogen, ebenfo bad Sargum bed OnfeloS ; sutoeilen
ftimmt bie Stecenfton Sudans mit ber alten
lateinifd^en Ueberfekung gegen ben Codex Vati-
canus überein. Seine Slb^öngigleit Don ben
gried^ifd^enUeberfe^ungenunbDonbem^ebraifd^en
ift nid^t fo grog toie bie beS l^ejoplarif^en Xt^itS,
bie Stecenfton ^el^t ber Urgeftalt bal^er naiver al§
ber l^e^QpIarifd^ Xe^t. Sin enbgüItigeS Urtl^
fonn aber gur 3dt nod^ nid^t geföUt merben.
3n neuerer 3dt ift bie 93e]^au))tung aufgefteEt,
bie fogen. 99ibel Sudans fei fd^on lange Dor Su«
dan Dorl^nben gemefen (Sbam 3Rt^, S)ie Stbel
be« Sofepl^uS, SBofel 1895). — ©er Sejt Su«
danS tourbe tnelfad^ copvci, menn aud^ nid^t fo
oft als ber ]^a))Ianfd(|e; baneben mürbe aber
aud^ bie Don OngeneS nid^t überarbeitete Sep-
tuagtntaabgefd^neben; enblid^ entftanben Ssem-
plare, meldte einen 9IKfd^te£t auS ben genannten
gtoei ober brd SRecenr^nen boten, bereid^ert burd^
3ut]^aten auS einer ober auS niel^reren ber anberen
gne(^ifd^en Ueberfe^ungen. ^uf biefe äBeife ift
eine gro|e, bereits gu Stütn beS 1^1. ^ieron^muS
eiiftirenbe 93erf d^iebenl^eit in bie !IRanufcri))te ein-
gebrungen, mel^e DoHftönbig nie entfernt toerben
fonn. 2)ie SibeUritil ^at bie Aufgabe, ben über»
lieferten Zeit nad^ ben brd ^ou^trecenfionen gu
f onbem unb bann Don bem Dorl^esoplarifd^en Xe^te
gu einer möglid^ft getreuen ®eftalt ber Urform
emporguftdgen. «,9Rit ^ilfe ber fpdfd^en ^t^apla
unb beS Sk^canuS lä^t fid^ ber ©eptuagintote^t
aus ber 3dt !ur^ Dor OdgeneS feftfteOen; l^öl^er
l^inauf merben totr nid^t mit @id^erl^eit lommen"
(©ilberftein, in b. Seüfd&nft für bie alteft. SBiffen-
fd^aft 1893, 15). — »on ber ©et)tuaginta gibt
eS Dtele Xod^terüberfe^ungen: bie alten latdnif^en
SJerflonen; bie !o))ti{d^en, bie ät]^io))ifd^e, gotifd^e,
ormenijd^e, georgifd^e, Derfd^iebene f^nf^e unb
arabifdge, bie ))erfifd^en unb bie flaDitd^en Ueber-
fe|ungen; aEe biefe ftnb für bie ffriti! Der Septua«
ginta Don (aOerbingS Derfd^iebenem) SBertl^e, am
mdften bie alten lateinifd^en Ueberfe^ungen unb
bie f^nfd^^l^aplarifd^e Ueberfe^ng (f. b. Srt.
Sibelüberfetungen ü, 720 ff.).
6. 3nbibelfritifd^er unb ejegetifd^er
IBegiel^ung l^at bie Septuaginta Don aüen alten
Ueberfe^ungen ben größten SBertl^, ber aQerbingS
burd^ i|re med^felDoQe ©cfd^id^te l^erabgeminbert
ift. S)er ^ejaplarifd^e %^ ift naturgemäß gur
(joncctur beS maforet^d^en XejtcS meniger taug«
Ii4 als ber Dorl^e^oplarifd^e, aud^ ber lucianifc^e
leiftet bcffere S)ienfte als jener. SEBie jebe lieber-
fejung ein l^crmencutifd^eS §iIfSmitteI bietet, fo
t^ut biefeS aud^ in reid^l^altiger SBeife bie Septua»
ginta, inSbefonbere ift il^r bie tt)pif(i^*meffianifd^e
^uff affimg mand^er ^ttUtn beS 9llten XeftamentS
nic^t fremb. ©ie !ann bal^r Don bem gjegetcn
ebenfo menig entbel^rt merben alS Don bem fintifer.
— S)ie tJrage nad^ ber3nfpiration berLXX
bagegen, toüi^ frül^ nad^ bem Sorgange $]^3o'S
bef onberS Don gne^ifd^en unb lateinifd^ ^MUm
beja^enb beantwortet tourb«, brandet ^eutgutage
nid^t me^r biScutirt gu toerben. 2)abet bleibt inbe$
ber aut^entif ((e Sl^rafter ber Septuaginta befie^,
toie inSbefonbere auS bem S)ecret beS ^fteS
@i£tuS Y. gur Editio Sixtdna unb auS ber ^ro^S
ber unirten @ried^en, toeld^e bie alesonbxMfd^
Ueberfe^ung gebraud^en, gu erfel^ ift.
7. 2)ie 3a]^I ber ^anbfd|riften, loeld^
ben Xest ber ©eptuaginta bieten, ift übermiS
groß. Unter ben me^r als 400 SRanufcripten finb
bie toenigften (39) UndaC^anbfd^riften , loeU^
bis auf dne Dor bem 10. ^a^r^unbert entfionben
ftnb; nur u^enige barunter (ungefdl^ 10) ent*
leiten baS gange ^Ite Xeftament. S)ie Undd*
l^nbfd^nften »erben burd^ römifd^e Siff^nt ober
burd^ lateinifd^e Undalen, bie SRinuSfeG^onb*
fd^nften burd^ arabifd^ Siff^nt ober burd^ fidm
loieinifd^e SSud^ftaben begeid^t: bie 9rt ber
Segeid^nung ift jebod^ niqt fo fefiflel^enb loie id
ben gried^ifd^en SRanufcripten beS SReuen Xejltt-
mentS (f. b. Srt. »ibeD^anbfd^riften n, 673 ff.).
2)ielDi(^tigftenUndaIl^anbfd^riftenftnb: berCodex
Vaticanus (B), gu berfeSben gfamilie ge^5ri(|
toie ber bem OngeneS Dorliegenbe @eptuagintatcst;
ber Codex Sinaiticus (k ober 8), meld^r beieäl
fteUenmdfe Dom ^e^aplonfd^en Xe^te obl^öngig ip;
ber Codex Alexandrinas (A) mit f^aplca^^
Xe|t ; ber Codex Ephraemi rescriptos (C), ber
bie ^itte gtoifd^en bem Codex Vatdcanus mb
bem Codex Alexandrinns l^t. — Son bca
SDlinuSfeD^nbfd^nften bilben biejenigen eine ber
f onbere if laffe, meldte im SBef entlid^en ben Sudoni*
fd^en Xe£t entl^alten, nömlid^ nad^ ber S^eui^
nung Don Holmes-Parsons n. 19. 82. 93. 108.
(= Cod. Vat graec. 330) 248 (= Cod. Vai
graec. 346 ; auS ben gmet lederen if} ber Xest
in ber Somplutenfer Ißol^glotte gefloffen) ; für bie
propl^difd^en Sudler 22. 36. 48. 51. 62. 90. 98.
144. 147. 233. 308 (Dgl. $au( be Sagarbe, Kn-
fünbigung dner neuen ausgäbe ber gried^ifd^
überfekung beS alten teftamentS, ©öttingen 1882,
3 ff. ; Id., Librorum veteris testamenti cano-
nicorum I, Gottingae 1883, Y sqq.). Der
!{kntateud^ in ber Editio Aldina ftimmt mit
Holmes-Parsons 29 überein ; gu berfelben ffloffe
gel^ören bie Codd. 68. 120. 121. 122. Ueier
bie UnciaH^anbtd^rijten gibt bie unten gu nennenbe
Ausgabe Don Tischendorf-Nestle 1, Prolegg.
41 sqq. ^uSfunft; über bie Undal» unb ajlinuSfd-
]^Qnbf(|riften Dgl. bie Praeff. ber Ausgabe Don
^olmeS unb ^arfonS (f. b. 9lrt SibelauSgoben
n, 596 f.).
8. 3n ©etrcff ber ^ u S g a b e n ber ©eptuaginto
fd l^ier gunöd^ft auf b. ^rt. SibelauSgaben II,
596 f. Dertoiefen, wo bie mid^tigeren alteren unb
neueren SDnidte ber gangen @eptuaginta auf*
geführt ftnb. S5on ber bort erttäbnten ^luSgoie
beS S. Dan Sg erfd^ien (burd^ 9teftle) eine neoe
@tereotQp-9uSgabe, Seipgig 1887; guberfdil^
157
Septuagtnta.
158
Fnifirtio ftaib (pttt Prolegomenft üto bie
Si9tiiag|iito«eänahtr l^ugefug^ (aud^ feporot
oaer bin £iid Ad Yetos Test, graeo. prole-
IQBflna 6t milogomenA» LipaiEe 1887). fßox
Ziffer lal^ibe l^i bk Xifd^borfft^ feinen
MwiHiiiwil]^ SoT|Ug. S)ie ftebente Ausgabe
la lejitgoiaiiiileii bcforgie 6. 9leftle (Seip). 1887),
kr oncn Vn^KOifi (Vet Test graec. Codices
Tstie. ei SinaiticiiB com iextu recepto col-
kti [out fetKOot]) ^}ufugte. 9US neuefter
ixnd bd ec))äiastntateste8 (ouf (Brunb bed Cod.
yaüflL) fß }it nemun The Old Test in Greek
eeeonlmg to the Septaagint, . . . b j Henry
BarcliQr 8wete, Cambridge 1887 — 1894,
i voIb. 2. #& 1895 ff. (mit einer guten IBarianten-
tenlnng unb Suffd^Iüffen aber ben fritifd^en
I^manit in ben Sorreben ber einjetnen Sonoe).
fxat icfenbe» SteUung unter ben @e))tUQgtnta*
^JirtjAftcn nimmt bie unDoQenbete be Sogorbe^d
tm: Ufaramm Yet Test oanonicorom pars
frier srmaoe . . • edita, Gottingae 1883 ; fle
tieaet km Zcsl SurionS ber mä^tt (SenejU bis
fpto. <Bcmd^id^ oirb angenommen, bie Edi-
tM Ssüna nom ^ioül/tt 1587 fu^e mtf bem Co-
4eai Yatieaniis; unaS&rbar bleibt aber nad^
:«js SnMt bie Z^ad^e, bog biefelbe eine
'iappdSba^fi;anQ bed Sud^ed |»abacuc bietet, bie
lA nur in Codex Barberinos finbet (Dgl. aud^
L nosfcaimaiin, Analecta, 1895, 50). —
SOi (tkaelnen Zivilen bed gried^ijd^en 9Iten
Iffuimurt fnib ju ettoabnen: Genesis graece.
Z fid» editioiua Sixtmae ... ed. Paulus
Anunäam de Lagarde, Lipsiae 1868 (am
S4Nf^^ Bieroojmi quaestionea hebraicae
a ISoo €reneeeo8); Brooke and M* Lean,
Ike Book of Jndges in Greek according to
t^ text of Cod. Alex., Cambridge 1897. —
I € ^^iäimtn auS bem Codex Yaticanus unb
)CB Sniaitieiis in Fsalterium Tetraglotium
. carmnt Eberliardus Nestle, Tubingae
1 379 ; Heniy Barclay Swete, The Psalms in
üntk. Aeoording to the Septaagint, Cam-
ridlge 1891 ; Pauli de Lagarde Novae Psal-
editionia spedmen in b. %b-
ber fteiflL eefefltd^gft ber aSiffen*
pi GdttiiigenXXXin, @öttin^enl886;
Li, Faeltorn sraeci qninqoagena pnma, Got-
^M^m 1892. — Daniel seenndum Septua-
cuta eK ieiraplis Origenis nunc primom
«&BS e smgulaxi Chisiano Codice annorum
«oprm 1 3CCC (a Simone de Magistris), Bomae
ITT 2; bccfdBr Xcst (berbeffert) bei Jos. C!ozza,
aaiamiun BibMomm Tetostissima iragmenta
pMca «i lalina III, Bomae 1877 (bamad^
3 ta eben cxttrten 9uSgabe oon Smete ; burd^
:«ic peei 3)m4fe ifi ber Xest im IX. Sanbe ber
lii4faDorf|4^ @et9tuaginta - SluSgobe über«
Moi — Die Sinjrloudgaben ber beutetocano«
cte 9udKf f. im SLrt SibelauSgoben n, 597.
- Des facftmilittcn ausgaben ber mid^-
€c)rtmigciiio^önbfd^riften ^nb }u nennen:
«m
Yetus Test, graeo. e codice ms. Alexan-
drino . . cura . . Henrici Herveii Baber, Lon-
dini 1816—1828, 6 toIs.; Facsimile of the
Codex Alexandrinus, Old Testament, London
1881—1883, 3 vols. ; Codex Ephraemi Syri
rescriptus sive fragmenta utriusque Testa-
menti e oodice graeco ... ed. Constanti-
nus Tischendorf, Lipsiae 1845; Bibliorum
Codex Sinaiticns Petropolitanns ; ed. Con-
stantinos Tischendorf, Petrop. 1862, 4 voll. ;
Bibliorum sacrorom graecus Codex Yati-
canns oollatis studiis Caroli Yercelloni et
Josephi Cozza editus. Carolum Yercellone
excepit Cajetanus Sergio I— lY, Bomae
1869—1872 ; »b. Y, böö Jlcue leftamcnt ent-
IJaltenb, erjd^ien fd^on 1868 (an »b. HI— Y ift
@ergio nidgt betl^eiligt) : Sb. YI erfd^ien )u 9{om
1881 unter bem Xitel: Bibliorum sacromm
graecus Codex Yaticanus cum Prolego-
menis, Commentariis et Tabulis Henrici Fa-
biani et Josephi Cozza editus. — H IIAAAIA
AIAeHKH. Yetus Testamentum juxU LXX
interpretum versionem e codice omnium anti-
quissimo graeco Yaticano 1209 phototypice
repraesentatum . . . curante Josephe Cozza-
Luzzi, Bomae 1890, 8 991., 617 Xaf. in 4 ÜRaV-
pttL 9teueften8 erfd^ten Yet test graeo. codicis
SarraTiani-Colbertdni quae supersiut . . .
phototypice edita, in b. Codices graeci et
latini photogr. depicti, duce G. N. du Bien
I, LugdL-Batav. 1897. — SJon ben Koncor-
banien }ur Septuaginta finb bie beiben ölteren
im 9rt. Sibelconcorbansen IT, 644 ff. genannt.
9leueftenS (ommt ba}u E. Hatch and H. Bed-
path, A Concordance of the Septuagint and
the other Greek Yersions of the Cid Testa-
ment, Oxford 1897, 2 vols. (SSgL bie ^anb-
büd^er ber SinleitungStoigenfd^aft^ befonberd bie
j)on ffaulen, 3. «up., gfreiburg 1890, 87 ff.,
unb Comely, Introd. in Y. T. libros sa-
cros I, Parisüs 1885, 319 sqq. lieber bie
gablreid^en l^ierl^er gel^örigen 9Ronogra))]^ien f.
@trad(, Einleitung in baS 9tteXefiament, 4. Sufl.,
ÜRdnd^en 1895, 185 f. 3u nennen ftnb au^erbem
Joannes Petrus Nickes, De yeteris testa-
menti Codicum Graecorum familiis, Mona-
sterii 1858 ; @al. Sledtenborf, Ueber ben SBert)^
ber aIt&t]^io))ifd^en $entateud^äberfe|ung für bie
Sleconftruction ber Septuaginta, in b. 3citfdE)rift
für altteftamentlid^c SBiffenf^aft 1887, 61 ff.;
A. Schulte, De restitutione atque indole
genuinae versionis graecae in libro Judicum,
Lipsiae 1889; % 3. grondtl, ©tubien über bie
Septuaginta unb $efd^ito ju 3eremta8, 93redtau
1873 ; Slubau, SDie alesanbrinifd^e Ucberfe^ung
bed IBud^eS S)antel unb i^r SBerl^ältni^ gum maffo»
retl^ifd^en Xest [Sibltfd^e @tubien, l^erauSgeg. Don
SBorbenl^ewer, ü, 2 unb 3], grcib. 1897. Ucber
bie XestauSgoben orientirt aud^ Le Long-Masch,
Bibliotheca sacra 11, 2, Halae 1781, 262 sqq.
93on ben f))rad^Iid^en Hilfsmitteln für ben S)ioIeft
159
Sepulddrum -— ©equengett
Ifl
beS griec^ifd^en Sllten ZeftotnentS feien l^er Der«
^eid^net : Novus thesauros philologico-criticus
sive lexicon in LXX et reliquos interpretes
graecoB ac scriptores apocryphos Veteris
TestamentL Post Bielium et alios vires doctos
congessit et edidit Job. Frieder. Schleusner,
Lips. 1820—1821, 5 part.; Viereck, Sermo
graecns, quo Senatus P. R. . . . usi sunt,
examinatur, Gottingae 1888 , Hatch, Essays
in Biblical Greek, Oxford 1889 ; SBiner, ®ram-
motif bcS ncutefmmentl. ©|)rQddibiomtv 8. 5lup.
bon SB. ©ddmicbcl, (Söttingen 1894 f. S)ie übrigen
l^ierl^er gel^örenben SBerfe f. bei §crmann ßremer,
SBiblifd^'tl^eologifd^ed SBorterbuc^ ber neutefta-
mentUc^en ©rarität, 6. «up., ®oif)a 1889,
Xni ff.) [§oberg.]
^nrnb^rttm, f. SItar I, 591. 598.
^eqitetqeii nennt man gemiffe Sobgefänge,
XDü^t im 9RitteIaIter ben ÜRe^geföngen sufa^meife
beigefügt unb qI8 gortfe^ung oeS SUeluia tot
bem gDangelium eingef d^oltet tt)urben. S)er 9tame
ift of^m 3n)^if(I auf biefe ©efonge übergegangen
t)on ben „Sequemen" Oubilotionen ober 9teumen
[f. b. Srt.]) nadQ älterem römifd^en ©ebroud^e,
b. ^, ben reid^en 9ReIobien bed ^Qelujia (Haec
jubilatio, quam sequentiam vocant ; Pseudo-
Alcuin, De divin. ofiQcüs 89, bei Migne, PP.
lat. CI, 1245; Amalar. Met., De eccl. offic.
8, 16, bei Migne 1. c. CV, 1123), an bercn
Stelle bie Sequenj oft trat unb auS ber fie il^re
erften mufilalifd^en Elemente bejog. SBarum biefe
Sitbilationen aud^ Sequenzen ]^ie|en, ift unftd^er.
S)ie Berufung auf baS Sequentia s. Evangelii,
h)omit bie Süangelienlefung eingeleitet mirb, unb
^lel^nlid^eS ift offenbar unftatt^aft; anne](|mbarer,
XDtnn and) nid^t fidler, ift bie Srflörung, sequen-
tia fei eine Ueberfe^ung bon dxoXou&ta, meld^eS
(in ber Sebeutung bon elpp-^c) eine georbnete
9lei]^enfoIge bon Xönen begeid^ne, unb l^ange mit
ber gricd^ifd^en Sroparienbtd^tung gufammen (f.
ß^rift, in b. ©iJungSberid^ten ber fgl. ba^r. Wa»
bemie ber SBiflenfd^aften ju SDWind^en 1870, Ü,
88 f. [feparat aI8 „©eürägc aur fird^I. fiiteratur ber
Spmtincr", «Künd^en 1870]; bgl. aud^ Christ
et raranikas, Anthol. Graeca, Lips. 1871,
p. LVII). ®iefe alten Subelmelobien ober „@e-
quenjcn" mürben aufgelöst, unb au§ il^neii mürben
bie Söne ober SWotibe genommen, »cld^e man ben
Sejtftlben beS neuen ®cfange§ in ber SBeife ju»
t^eilte, ba^ auf jcbe ©Übe 6tn 3:on fam. SBc-
nigftenS mürbe biefer ©a^ al§ ^rinci^) bon 9lotfer
aufgcftellt, freilid^ and) bon il^m nid^t immer bc«
obac^tet, ba er felbft mitunter brei« unb biertönigc
fyiguren auf eine ©ilbc legt. Uebcrl^aupt mu^
f eftgcl^alten merbcn, ba^ jene ^luflöfung ber 3ubi«
lationen mol^l bIo| im ^Infange ber ©cqucnjen-
bid^tung 2)ienfte Iciftete, unb fclbft ba lä^t fid^
ein 3ufammen{)ang jmifdjen Subilotion unb ©e»
quenj nur in ben 5lnfang§tönen nad()meifen. 6§
gcl^ört aber 5um (SE)arafter ber ©cquenj in il^rer
neuen Sebeutung als Sobl^pmmiS, bafe fie im
®egenfa^e yx ben in ber Siturgte borongel^enbi
itxd) melobiflrten @eföngen (©rabuole unb 90
Iuj[a) einfad^ com})onirt ift S)abei l^errfd^t in k
erften $eriobe ber ©equen^enbid^tung ber fa
©prad^rl^Qtl^muS , möl^renb in ber gmeiten i
©equenj aUerbingS 5um ftropl^ifd^en Siebe mid
aber bom ^^mnuS ft^ tqctlid^ bur^ bie bret)eili|
trod^öifd^e ©tropl^e, muftfalifd^ baburd^ unte
fd^eibet, ba^ j[ebeS ©tropl^enpaar eine eigene SR
lobie erl^ölt, mäl^renb im |)9mnud aUe ©tropl^
nad^ einer SWelobie burd^gefungcn merben. — ffl
©equengen merben aud^ ^rof en genannt, offa
bar beg^alb, meil biefe ®efönge in ber eqh
ißcriobe mie ^rofa auSfa^en; ber yiamt bli
bann aud^, als fie in gebunbene ©prad^fot
fibergingen, unb ift nod^ gebröud^Iid^, befonbe
in granfreid^ unb Snglanb. — 1. ®en Q
fprung beS ©equenjengefangeS miE man fd^on a
Snbe beS 8. S^al^rl^unbertS finben (f. @ueran«
@efd^. ber Siturgie, überfe^t bon gfludt, I, It
genSburg 1854, 267 ff.); bie Bafy ift aber md
als smeifel^aft. Sine 8equentia de Sancto II
chaele, quam Alcuinos composuit Earolo ii
peratori, beri^ffentUd^te 3)ümmler in ben Mo
Genn. hist. Poet. lat. I, 348 sq. ; bie^ mjb
bie 3u^(i^löfftg!eit ber ^onbfd^rift borauSgefd
bie öltefte ©equen) (bgl. Chevalier [f. u.] I
n. 19735). S)er größte ©equensenbi^ter in b
erften ^erbbe ift Slotfer ber ©tammler, 9Rön
bon ©t. ©allen (f. b. 5lrt. 9bt!er, n. 1). 6r g^
il^nen bon Anfang an mit einer Seftimmtljir
meldte bem ®enie eigen ift, bie §orm, meldte i
SBefentlid^en baS ganje SRittelalter l^inburd^ U
bel^alten mürbe. Sin $erS, gumeilen ein Sbopp^
berS, bilbet bie Einleitung ; bann folgen eine Xei
bon )}aarmeife unter berfelben ÜRelobie gufammei
gelfienben SSerfen ober ©tropl^en (3—6), totk
meift ein berftörft gel^altener ©d^(u|fa| abntnbe
Einleitung ober ©d^Iu^ fel^Ien ^umeilen ober fii
burd^ eine fleine tei;tUd^e Srmeiterung ober muj
falif^e SSerftärfung erfejt. S)ie SSerfe finb off
metrifd^eS ©d^ema gebaut, gleid^en ben iBerfen b
$falmen unb gelten nad^ bem natürlid)en ©d^ril
beS XejteS unb ber SJIelobie in fogen, freie
SR^^tl&muS. ©ie ©ilbensa^l ift feine fefte, 9lii
feiten ermeitert 9lot!er ben gmeiten ^^araflelf«
ober lö^t bie ©ö^e berfd^ränft anftatt ))aarme
folgen, alfo nad^bem©^ema ab ab ftatt aab
(5. IB. in feiner SBeil^nad^tSfequenj Laudes Si
vatori fünfmal). 2öic er fo mit fidlerer §anb b
©equcnj bie ret^te gorm gefd^affen, fo gab er i
aud^ tcjtli^ mie mufifalifc^ eine ^ol^e SJollenbiui
©eine ^oefie, iul^altlidi ganj auf reid}Iid^e S3c
trautl^eit mit ben ffir^euüätem gcgrünbet ui
bon ifircn Sbffn gctränft (bal^cr aud^ bie „m
ftifd)c ©ebanfenjcftmere", ©rcöeS, Anal, hym
[j. u.] Vn, 2), crjd^cint au§ 03^angcl an SRci
unb mctrijd}er gorm für ben erften ^InblidC c
unintereffant, unb bod^ mu^ fic ju ben bebeute
bcren bcS 5Dättelalter§ gcred^net merben. ®a
nad^ ber eigentpmiidjen, nod; menig bead^tet
m
Sequenjen.
162
f^ hd itai)d^11iüi))l^norB ael^tten, ift {ie
fliq»ni^o§ i^Ud^, Qbec geJ^Itoou unb ebel ; {ie
iitf ttixgienbft baS Hundaige, l^t nid^td 3(u|er-
ittcatG^ |U fagen, liebt clQf{if(^ed 9Ka|, feine
Stnteiigm, beqmfd^e Effecte, ^öl^ nod^ W
^tftsf 9hi^; er i{l ein 6anger Don @otted
•Saiden. Seine !Dlu{U, immer Domel^m, nie in'S
vt<!Di&^i4e ^nfenb^ mit Sorliebe bem Sorten,
Onsiigen |iigcnxuibt, bod^ oft audd mdd^tig jd^toel-
lend. tft ßongreiij^ unb formenreid^, babet ganj
zß titmlfdftm e^orolboben gemaclifen unb mit
fngortamtAcm Geiße erfüllt. 9lotfer ift ber erfte
aD bf^ Siorolifl Seutfd^IonbS, unb menn feine
SMobiai tpiAer mit riqtiger Interpretation ge-
nagm vitbm, tourbe man über bie ungemol^nte
^c^ unb ffroft mit Sted^t Dertounbert fein.
Isn^ t^ ttntrbe bie Sequeng bad Sal^riieid^en
te pB^firi^ SUiae, bofi Ttturgif $e gfefUieb, in bem
coi frott Smibe audfang. 3m gfrü^officium
Vber 9efle befHmmte ber $rälat auf Sefragen
M fiantocS^ oelc^ @equen) }u fmgen jei ; ^rälat
4te SoRtor ^immte fie im ^odbamte feierlid^ an,
ob tmtrr bem ®elftttte dUin @lodtn mürbe fie
s Sed^fdd^te gefangen. Sufi biefer liturgifd^en
UTrffgtninfl im ^odl^cant erllSrt fid^ man^eS in
ta §001 ber Sequesijen, bafi ben gforfd^em auf-
E&g gdDe&cn^ tou bafi SBieber^oIen ber 9Relobie
a to iHiriten @trop]^. Su^bem fang man
«Icr 004 Srofen |u ben Sountagfiprocefjtonen unb
B Sdm t^ SRetten. Sie Stotfer'fd^en @e«
iBBgea mod^tm einen fd^neOen Sroberungfigang
kst teff ^ipcifaU^ aOBelt ; bafi fd^öne ^fingftlieb
Staed BpintoB ). S. tmtrbe nodb um 1500 in
ISO 3)i6cffcn unb Orbenfiaenoffenf duften ge-
tageo. S)a^ er aud^ 9lad^b^er fanb, bie ent-
n^ in feinen SRelobten neue %tjstt bid^teten ober
a {ancm StOe Xect unb 9ReIobie erfanben, ift
k; ber Mieb^eit beS Slotfer'fd^en @equen)en«
tfwgei lei^l begxcifiid^. Sie Serfo{fer mand^r
nrpi^ &^fifyunMn blieben unbefonnt; ge*
une Serben iner SUnd^ üon @t. (SaDen, ber
Xfom Bditimn, Sdel^rb I. unb ü. unb ber
IM 9cni0 Mm Steid^enou. Sine freiere 9rt Don
geonmieBbid^ftung t>erfud^te ^ermann Sontroctufi
1^ 5l 9i1) ^ Serfaffer mehrerer gerügten 6e-
caeo^ni; er ecreid^ aber meber fprad^Iid^ nod^
TiOifiM Wc dde (Sinfad^l^ unb ben SSBo^IIaut
"jtidrti »tdme^r ^ fein Xest gelehrt unb fleif,
«ra fwdobie fd^n^erflüffig imb gefud^t. Stnen
a^Rtl ttodb onbccer Stiftung t|^ fein Seit«
ber SRötu^ ^nrid^, in feinem Dielgefun«
At» prmeclAra maris Stella, unb ba|
9ieM ein glüdDtd^ mar, begeugen bie
JbdMnnmsrn unb bie burd^ Sa^rl^unberte
Stfcbt^tt fnnefi Siebefi. Sie Spröde
T eaM» wnsfi^ümlid^; bie ÜRelobie f dalagt
ran Zmi cb, ber nid^t mel^r Derflingt : eS öffnet
i4 bk %3fin aus Dem gregorianifd^en Steid^e
trviS in^ nenfieUIid^e Xongefül^t. 9ud^ ^tn-
c^ nt^no^IiS^ @d^er ®obefd^ üei^a^
— gcmab Don biefer fd^mübi-
fd^en ®xuppt liturgifd^er Sid^ter mu| aud^ im
meftlid^en granfrei^^, )u Simogefi im Klofler befi
% 91{arttalid, ein ftreiS Don Sid^tem beftonben
l^ben, ber in öbnlid^er SBeife mie bie in @t. ©oiSlm
unb mol^I Don il^nen beeinflußt t^ätig mar. 3n
16 Srotmrien unb @equentiarien befi befagten
iKofterS, bie bem 10., 11. unb 12. 3a]^rbunbert
ongel^ören, ftnbcn fid^ 265 ©equenjen, meldte ben
El^araftcr ber erftcn ^ßeriobe tragen, ©ie ftel^en
aber ben Sequcnjen 5Rotfer8 nad^, ^inl^altlid^ burdj
eine feid^tere auffajfung . . ., in formeller ^infid^t
einmal burd^ ein fni^jeitigerefi unb flörferefi hin-
neigen 5ur Snbalfonan}, . . . anbererfeitfi bur(^
einen gan} aufigeprögten eigenartigen @ti(, beffen
materieQe ©eite bie in mel^r benn einer ^infid^t
merftoürbige SatinUät" ift (SreDefi VH, 2). Sie
@rammatU mit il^ren Sfl^ionfif ormen unb ®enufi-
regeln mie aud^ bie ©pntas finb ftarl Demad^-
läfjtgt. Sntfd^äbigt mirb man bafür aber burd^
eine IraftDoue &ptaift unb merfmürbig energifc^e
t$r5mmigfeit. Sie Serfaffer l^aben offenbar nid^t
bie clafftfd^ ©d^ulung burd^gemad^t mie bie @ön-
ger Don @t. Sauen ; fie fpred^en nod^ tl^eilmeife
im DoRfitl^ümlid^en, etmafi barbarifd^ gemorbenen
Satein, l^ben fid^ bafür aber eine gemif|e Ur«
fprünglid^feit unb 9tatürlidf|feit bemal^rt. (Ein
meiterer ©equenjenbid^ter, ben eben genannten
geijtig Dermanbt, iß aBit)0 (f. b. 9rt.X ein ge-
borener Surgunber, am ^ofe Ifonrabfi IL unb
jpeinrid^m. Don 1024— 1048 lebenb. Cr leitet
in feinem berühmten Oftergefang Victimae pa-
sohali au ben gönnen ber }meiten Seriobe über;
bie Serfe ftnb gleid^maßiger, ber 9(eim ift aufi-
gebilbet. SBipo ift ein ©änger Don tmgemö^n-
lid^er ftraft unb mirflid^ ftürmifd^Segeifterung;
fein Sieb ift ein aufjiauii^jenber Ofteriubel; ba^er
tnb feine @ä^ furj unb fielen o^ne ISerbinbung :
feine SRelobie gel^t in meiten ©d^ritten, l^olt tief
aus, fteigt ]^o4 em))or unb Hebt fc^arf betonte
Sccente. Ser erfie ZJ^tü befi Siebefi bemegt ftd^
in lül^nen Sutitbefen, ber jmeite mdd^fit in'S Sra-
matifd^e mit lebboften ^fragen unb Sntmorten.
Siefefi ftiirmifd^e gebaren oebingt freilid^, ba|
SBipo an (Ebenmaß unb clafrtf($em geingefül^l
binter ütotfer gurüd(6Ieibt. Sa| er aber bie redete
©aite angefd^Iagen, bezeugen bie 92ad^a]^mungen
(im (Sangen 10) unb bie meite Verbreitung ber
©equenj. 9ud^ gab fie 9nla| )in: meitem Sufi-
bilbung ber liturgifd^en Ofierfpiele unb fpöteren
SRqfterien, inbem fie in fflöftem unb Somtird^en
bei ber ^rocefjion gum billigen (Srabe am Ofter-
morgen gefungen, %tt fragen unb Slntmorten an
Derf^iebene ^fonen Dertbeilt unb meiter aufi-
gejponnen mürben (f. Sauge, Sie lateinifd^en
Ofterfeiem, SKünd^en 1887, 59 ff.). — Jlad^ einer
anoem©eite l^in originell ftnb bie 17 ©equengen
ber 1^1. ^ilbegarb Don Singen (f. b. %rt.). Sie
©eqiiengenform ift l^ier nur im Sugemeinen feftge-
l^oHen; ber Zeit, t^eilmeife gereimt, ift bunfel, un-
DoQjUnbig im @a|, mie bun^ ein Uebermaß ber (ge-
bauten um) (Smpfinbung gd)rängt unb mieberum
6
168 Stqutnjtn. 164
fit^tnL ^tnt SRdobioi, ft^ mi!^ auSgeffattttt, gfoiUogt ntiml t^ bm €401» bc« SRütdidltrt,
jtnb nodiDHä^ ofSbnXtit fn^KttD, fuilitin- trab in btr X^ nimutt, tnit P. 3)MMt fugt, bi«
Ht finb ein bmme 3ubUtnn brt @tde oon im- güCt frauS 9iiSbni(l8, bn ndobiüt tfdi M>
fagfurtt 3art^ ^em ^L |ltlbebert (f. b. 9tL), nrrStrftanfaU|[tti 3)i4ttT. S}mwS ipbällaa-
ISi}fitf(^of Doti XohtS, pobcmtnt »ii räie Qtqami jnigung, ba| bu latnnif^t Pit^c fcfani Si^itt
auf brn ^igm ®ap (Sancti Spiritus pie pars- fyil, btm nt^t %uin bie $abnc ^teitig nu^t; er
clyt«): ou^ btm ^L !|irtiu6 ^amiinti, ifulbnt b<^^Mbit@e(ttuiiintpn>)i^ttnbbm9triBiBil
Don S^aitiee (f. b. SiTtt.) unb ffBnig Stöbert mer- bennrnbemSiDal^ SRciß^^oft ■ b^ tatcinifitt
bm Scquenjfti guget^ncEini, Icjitmm itrtiiiun- ^fradfi Diib mitte jttnrr fyxjä) m gattj nntt
lU^wniKife baS Siotfcr'fi^ ^fingfUieb Sancü 3biom: {oI<^ Shic^^ttm, fo%n So^ÖCaiB
SpiritüB imb baS offnibar 150 3at|n fpätn cnt- IclKint juooii^ni^btfcffnt jiu^tmt. 3)<MiP
panbnu Teni sancte Spiritiu. S)cin ^ ^dn- Wxm ein ticffmniget X^Iogt in^ ein tnni{^4n
luiibui (f. b. 9rt) t^ man oitlTo^ boS ftj^ ^fKter, bn bie fprBbcn Stoffe bn l8ottäte{n
L&etabimdua gu. mit jpiiltnbn Sdi^gteit tioe<if4 bargttfldbn toeQ.
2. 3n bet jiDeiten ^niobc bn @eqiun}tnb{^ aSärc bie aRupt bnn Xtflt entfpm^, fo ^
tung iß bie giD|e ^outitfiQUi bn ^porifn S^i> man a&feitiQ oodenbete ffunfbimfe- leibrr ifl
i)m 9bam Don @t. SJiclot (f. b. grtunb 3)reDc6, %bam abn, fo gro^ atS 3>i4tn, ein mttt^nd^
in b. Stimmen auS Vl.'£aa(^ XXIX [188&X Snafiln. 3)ie Wtlobien, tixl^ in ben ß/if
278 f|. 416 ff.), ben fyiQp von St. fflidor [(j^n M^em bn Sittortnn äbn feinen leitra ^Oia,
1139 einen egregias veraificator nennt. Sein unb bie man iwnigßenS HS auf genauere Utdtt-
Xob faat in'e 3at|i 1192 (obn 1177). 3u if^teiBen Itmn (MS^ fitdt ^ »^
^bamS 3ett tfenfffite in Stonfreii^ ein ^otiicnl- n Unteintiiiineten ouS Drei ^jm^
uidelteS geifügel Seben. S)m V- Smiliarb Don opiif), qaben, einige mnigc 3*|t
eiaiiDauj mag 9bam Bftti gefe^en fyibm; bie c^t Diel OrigbiäleB. Sbomf^
bciben gn>|en Sd^rift^elui, bie ju btn gifi|ten gefällt p ^ben ; bom n gtiblfi^i
^E}entein be6 3)IiU(laltne ge^Bren, bei Sogma- Wü^t. Diele SBeifen ga a^oM,
tifcT ^ugo unb bet Sn^ftiler Siidiatb Don €t. iBic« geno^iii^ oft jn Dtrf^iebaii
tot (|. b. 9Ittt), »oren feine ^SgenoRen; fein lejten biefettt 3Kelobie obn B|t, wenn i^iii
ffloftn, einei bn angefet|enßen uiä blä^enb^en fonom €a| gelungen , bieftn oft tDieberfe^
b<e SanbeS, loaib bur^ feine CcnBnetuiliiie8 für jeigt fii!^ VMxfyailpt auf einen engem Pittt M
ba§ innere Seben feinet OibtnS ou^ in fernen ^tiUcn befd^iänft. Seine bc^e Sßelobie, bie M
Sänbcm Don maggebenbem Sinflul. %on bicfn Lux jocnnda, ifi jUBIfmalg^nm^t, unbao^
Sni. oon biefn Umgebung getrogen unb gcbobtn, btm taueben Snllänge obn etrqelne X^tOe bön
biditete ?IbQm feine giebn, au9 benen bie SBtgei* in anbeten Sequengen auf. ®nabe bf« genandi
^etung, baS @ebet, bie ^eiligteit einn bn fdidn- SHelobie ift flicfenb unb DoHtönenb, I&|t obn to^
^en Seiten bn ffiid^e tmebtrflingt St^ unfete bie Sntt^tt utÄ feine Swn^bilbungjxr Kottp
Seit I|at biefelben niu^ längetn $ngeffenbcit Don f(^ SBeifen bermiffen. Wit biefem iRongel »fat
feuern }uS^tcn(ommenla[ftn,inbem1Ibl@ue- efl guf ommen^gen , ba| felbp filttcc fßorifer
rangn (f. b. ?Irt.) Diele in fein „ffit^enjo^r" feanbfc^tiften pott bei Dennut^Ki^ uiU>ribigfi4'<'
aufna:^ unb S. Soutin gut eiflen ^luSgabe bn $ictonntt-!D?<lobie anbete ^b«i,uti))oa|VbMrt
Oeuvres poätiques d'Adam de Strvictor, Sequenjen gtBBtie Sßetbieitutie befonboi ba
Paris 1858, 2 toU., Dnanlagte. ^13 biefetbe fanben, aI8 fie in ben StiBmeflen gelirottiftt iw
Don mbbe !Dli|fet (f. 3>euee a. a. D. 283 ff.) ben Tonnten. Sejeii^nenb ifl aui^, ba$ bie TariH
ubermäfiig Mtifi^ belämpft nnitbe, Detonftaltete preceB(8. ed., Solesmie 1892), eine Snl^Iogie
@autin eine 2. Auflage (ParJB 1881), in toel^ gutnmitteIaItnIic^et€^OTaIfö|e,lt)otin|umei^
er 9)ielee corrigirte, abn oü^ feinem @egnet }u Pate ^bom'fc^K Sequenjen mit SRufif Dotfov
Biel iiadigab; Oon ben früheren 117 Sequenjen men, unln neun Shimmem btei mit gang neBOi
merben nut noc^ 45 alS unjnetfel^aft, toettne !DtelDbien btingen. SlefeS mufifalif^ Seficü
36 mit Oetf^iebenftufiger SEDa^rfti^einlit^Ieit Ibam liegt in bet Seit ; ti gelang bamale nm no^ onl'
jugef^rieben. Slieoaliet bagegen nimmt 51 bn nabtnBmeife.uatii Sinter e^oialartgucom^wniniL
erften, 38 bn jneiien ffategorie an; ®teDe§ 8]flan mug fid^ alfo begnügen, Sbröi all Stt^*"*
(a. a. O. 426 ff.) teil^net ungefähr 8 weitete ju fütflenjubeniunbnn, uubflftbefi^ettien, WjniB
ben ächten, ^ie Sac^e ift nod) unfidier unb bc auf mufitoIifc^emStbieteunb tno^IfelB^imlitn*
baif loeittm OueQen^biumS. Ültit äbam gie^t gifdten @efammtn)ert{)e bn Sci^gen, M bevn
ein neuet ®eift in bie litutgift^e $oefte ein. 3Bie natüilid) bie ^annonifii^e ESerf^mdgung unb Bau-
Dotter peigt er mit lofcfeen ©(firitten übet feine enbung Don SBott unb äßeife in bie fflagf^t
Sßorgänaec ^imiuS unb bleibt in feinet §B^e ben fällt, gurütftreten foHte. (S^eoaliet }^ItinSnn^
Dlattifolgetn unettei(!^bar. gt ift nad^ @u^rangn reii^ 133 jfit^en, »eli^e Sboml Siebet bi t^n
unb ben Snglänbem XrendEi unb 9iealc bn grBgte Situtgie aufnahmen ; banad^ folgt gunAd)^ SMtt-
$id)tetbeBanitteraItet6;cbenfDuttViIttRambai^. lanb mit 14 Piri^en. gli^toDöu« famndtt fftt
1€S
@equen)en.
166
irm Baddaloriam 36 ecquenien SbamS. —
ttr 9ii4folttrc fOxmii fhib nid^t fdten, il^
SoMi nnMuini* S)n&c8 fanb in ben Simufitter
fcijaiim dntblktrt in hm Anal. hymn. Tu)
^ 9ffwnfflng ^to^^d^imflen^ oeld^e et ber fc^on
tiMiuiim S>i4tctf4iile lufd^teiBen mfld^te. 9uf
kxSBcidKbcrSrit, litmZI^eil no^anbie pi^ere
temibe M anb^ncnb, fte^ Sbälorb (f. b. «rt)
Btl {fter Seqnen) Mitfcit ad yirgmem (SRelobie
kt 9. eißgd(t, (Be^. berPird^mmufit, Stegen»-
ta« 1B71, 232 f., imb Yaiiae preces 129).
^^ IL Z^omad tion Squin nimmt fid^ fär feine
^s^Blfti^namSfcqtten) Landa Sion Sbomfi Lau-
Braeis attoUamus )um fßotbiübt, ecreid^t
ottl^ btn 1^^ gfliig beS SictorinerS, toeil
M^ nod^ beffen Steife boS gto^(Be]^etmni|
«üb in gto|em Stile gu befingen. Sine
Vit in SEBott imb Sana — nad^ beiben
du 9Rciprcpd — f($Iögt bie ^ßfinsft-
k^aaq Yeni sancte Spiritiui an, bie mon jejft
cSgfenetn Snnoccng DGL lufd^eibt. S)er fu$ne,
litfi/Bittof ^itg« mit bem Sbom in feinen fiiebetn
Qn procMfiB ab ntroqne unb Lux jocunda
9{iB8pfrft Mt^Iid^, lüumt ben ^a| einet
nah ffamigm änbtänfügfeit; bie neue
yimWmuqq Uittet Ue 3<it bet ^i^anciScanet-
3n ber nof^olgenben 3eit toetben bie
oSinfilig md^ gu gemSl^id^ Siebetn,
^ «ngd^tt iommen paSiaU Siebet gut Set*
sstaag aB 6eq|iien)en, toie bie^ beim Stabat
mttr bet Stnopone ba Xobi (f. b. Sri) unb
Im in» (f. b. fbt) bed X^omoS Don Selono
Vv^eibciii finb (US @equen)etd)id^tet
SeittSgen gu nennen bet fei. 91-
9llbig]itt§^ bie beiben Sf^andSconet Sono-
w& Z^omafl Dmt (Ea)ma, (Buibo Don
Sonior in (S^oIond-fur-SRotne (gefi.
imi IbAat ®coffetefte, SBifi^of t)on Sincoln
y4t 1S58), Smnbccan @caccobim)gg{ bon SRoi-
lab<9e^ 129SX «Eorbinol SBil^elm Don SRon-
k^ (ge^ 1321), 3o]^anneS (SoIUcuS Don
B^hng (gt^ 134D), ^einrid^ $iftoritt8. Seiltet
n bn Scftbonnt (um 1415), gftong @at§berget,
«tiaet 9eam (grfL 1529), unb SrntrentiuS,
BäA doiboit. Som 14. äol^l^unbett an
Bxdb bit ^ßsobnclion fpdtlid^et ; bet innete Sd^of-
^ fldb onSgeUbt, baS aSebätfnil ift ge-
Sie (cäige ^Di^tbrnft »enbet fU^ bem ge-
Offkinm unb bem ftommen Siebe gu,
boi mif^Ob bc8 GottefibieitfteS in fHSet SeEe
telsM^ nS^tt, ein eOkt, auf bem fi^ be-
i4aC^ AnItidiifeT nnb einige Senebictinet au8-
ffir bie gfefh bet SocoIfKittone unb
SAJir^iÜfe entflanben nod^ @e-
^ am on weift unb fftaft; anbete et-
• griIpBcfi <BeItmtgSgebtet äbet ein gonge»
•ber im Sereid^ ebicdOtbenS. 3n9lug8-
bsf h|tt(s man no^ 6i (BaOet 9tt ben 1^1. UI-
•lAmb b« IL V^ttt; gn %aSfm fingt man nod^
We m Ibomi SBctfe Urbs Aqaensis, urbs
^!^aSa; bk gaiDifi!^ flinken fangen gu (g^
bet 2)otnenItone Florem spina coronavit obet
0 gloriosa laoiyma, fotote gu Sitten beS ^I. Sub-
SDtg Begem regmn ; @atagoffa tü^mt ben ^I. 3a-
cobud in bet @equeng Pangat choros, bie fjfton-
riScanet il^en l^eiltgen Stiftet butd^ ba» Laeta-
bundu8,S)eutfd(rIanbbie]^eUiget]6ütingtf(!^e3füt[tin
im Gaude Sion. 9Som 13. SaJ^t^unbett an beginnt
bie beutfd^e Seatbeitung bet @equengen, toeld^e
bet Snttotdnung be» fitd^Iiii^en SSoIlSUebe» Diel
götbetung btad^te; bet „3Rbnä^ Don @algbutg"
(um 1865) nimmt l^ietin eine befonbere ©teile
ein. SRan fang im Soße bie @equeng[tropl^en
aud^ abtoed^febib lateinifd^ unb beutfd^. äBie fel^t
bie @equengen DoIfStl^umlid^ gemotben tooten, et-
^eUt batau», ba^ Sutl^et in feinet Formula Mis-
sae einige Sequengen gulä^t unb bie @otte»-
bienftotbnung füt ba» ^gogtl^m $teu^ 1525
bem Stotlet'f^en Grates nunc, bem Yictimae
unb Yeni sancte Spiritus Staum gemä^tt ; bet
le^te 9lad^flang bauett in einigen ))toteftantifd^en
@egenben bi» l^eute f Ott in ben „Ouempad" (Quem
pastores laudayere), lateinif^en unb beutfd^en
aBeibnad^t»Iiebetn (f. ^tfbt.-))olU.99Iöttet 1897,
CXIX, 820 ff.). 3n ^olbetaabt fang man @e-
quengen bi» gut 3eit be» fti^nig» 3^6me Don
SBefljalen (f. Daniel [f. u.] Y, 99 not).
3. 2)a8 iBetbteitung»gebiet bet @equengen
maten bie nötblid^en S^et^ befonbet» Seutfd^-
lanb, gftanfteid^, Snglanb. 3n Stalien fanb biefe
$oefte menig SnOang; italifd^e 3DtiffaIien ent-
lüften geiDöbnlid^ nut 2—4 @equengen, g. fß. ba»
|flt Sotengo äßagnifico ))tad^tDott gemalte 4, ein
tn SRailanb gebtudtte» 2. 3n Spanien fd^Iie^en
bie ®ebiete, meldte bie mogatabifd^e Situtgie
Iftnget bemalten, bie @equengen au»; anbete,
toel^e im ÜRittelaltet tömifd^ maten, gemolken
il^en teid^Iid^ ätoum (SRiffale gu @atagoffa Don
1485 ^ 5). 2)ie Siftetdenfet unb j^attl^äufet
nal^men (eine @equengen in il^te Situtgie auf.
2)et 1^1. Obilo Don Slugt^etteid^te nut mit 9Rül^,
ba^ im 93eteid^e feinet Jcloftetunion ba» Sancti
Spiritus Siotfet» gefungen toutbe; nad^ Ultid^
8end^ (Gonsuetud. Cluniao. 1, 11, beiMigne,
PP. lat CXLIX, 656) fang man bott bunbett
Sal^ f))ötet eine @equeng nut an ben l^d^ften
gfeften. SlnbetSmo bagegen mud^» bit Sofft bet @e-
quengen unb fd^tooE mit bet 3(it bi» in'» Uebet-
mai ; fo l^e ba» aRipe gu fttalau (1532) 164
@equengen, ba» gu $ot( 163, ein t$tanci»canet-
miffale ($ati» 1520) 162, ba» gu 2)ublin
(Ckmbfd^. 14. 3a^t^.) 122, gu Coutance» (1499)
110, gu atenne» (1492) 97 @equengen. Sie
beutfd^en Shffalien fd^ioanfen Don 60—80 ; ba»
gu ei#att (1485 unb 1517) 1^ 63, gu 3)»inftet
(1489) 64, gu aRoabeburg (1480 unb 1503) 70,
batuntet 25 Don 9cotfet, gu 9fiegen»butg (1510)
83, gu SlugSbutg (1489) ettoa 90 @equengen
(leitete @tabt 1^ in einem atutipl^onat be»
12. äal^tl^unbett» 47 @equengen, in einem fi5ftet-
Ud^n ÜRiffale feine» Stabtbegitfe» Don 1490 nut
10, bagegen 1550 gu ben 90 au» bem ^äfyct 1489
6*
M7
Sc4aca}C)
168
gcüyiiiiift':» m äaite9pU|cB ^14. dcbdti Svc
1^.
fbnS 2iac KimlI^ jffnyfaLlyB tTirtff m^ inrafeaft 9^901
fm asia üngrc^ Ieokb lo^mi Sittxs fK^a caoqgJiujLilmjBL ideb^ i^fe«^ €täilr
ta: CI1BCK £iBdlesvB^ bietet
Itnäjo, an ffiSscs l^afssawx fs iwdmi. £^
K&cs [|flS ncB 2*ui cx^er tai fir Sclssg fo*
irhngifg Scipnqea cctar caoeidjvfSKt, vdd^
BBT fsr te irTEc^Sflii^' ^ßniNEti2BiDa4t iB ba
StüiMne biesm foCfita, mt haS ftnlaKr IRp-
isk (IS^j isst : geqiuuiUir prosae anomillai^
4909« poMiiBt pro derodoocr per ecMniitaB
did. £ie Samdaner Sic^ jekN^ friae Se>
cueiq ia ber ^ONiliucvie |a, efvaai wuu% bk
4. £if Sevona be$ Dämite 00a 1570, mäiß
^taS T. tütmaSfKL, bnitda^ bie ^^I ber Sc»
^TaeafraaiiffBBf: 'VlcriBiae puriiiH fir Ctea,
Veni Banet« Spiritiis für ^ftagAen, Landa
8ioB fnr ScoM^u^D^na, Subai auder fir bie
@dj|0Kr)ai3frpe ber (Botteteatter, Dies irae fir
bie 2übtaiaief(e. Vloaßd^ beboiieni bleu aab
lU^ra bie (at^0lif4t ftin^ eiaer ^eitai etreagt
an iümui, 9aitf4). (ft gay frafi<t mna
^iSonic^en nnb djU^etiH^ea Staabfnoiflt aa§ |b
umnfc^ea feia, bo^ eint^ €ec|nen}ai aie^, ncni9«
ßenS ^icnliattD , fielen Q^iebea ttiien , etaw
einige ber iKflen Mm 9Iot(er nnb Sbon; in Soiqen
id>o4 ^ii>< ^"<°^ ^^ ^ tlnSoier^nnQ ber niden
fri^mn @ei|nen|en fufridMi fein, ba einerseits
toeit^oDe €tnde ed^oUen ftnb, onbererftüS bie
großen @<^iDterigIeilen, oelc^ bie Serldngemng
bed ®otleSbinified nnb befonberS bie nmfifolitc^
Seile ber €ad^ ^u^jutoge brmgen nmrben, ge«
iifobm ftnb. 3n gfnnilreic^ be^tt num on^ n^
te genannten 9kf orm bie @equeii|en t^eiüpeife
bei, ging bann ober in bem gro^ litiorgij^cn
9^011 nnb 9leuerung$fieber be9 18. 3o^r^-
bertS bon biefem burci^auS legalen SmtferMttiSmnS
€b nnb lie^ bun^ bie (rfeuboliturgifd^ Sid^
jener 3^ neue Sequenzen bid^ten. %c& Wtfjale
Don $ari§ (1776) ^ 48, ba§ bon 9le| (1778)
46; bie iKr(^ bon £qon behielt in ber burd^
(£arbinal Sonalb borgmotnmenen nnb bun^
^Jiu§ DL 1866 gebilligten liturgif^ 9leuorb'
nung 20 Sequenzen bei, leiber feine and bem
Mittelalter, fonbem nur tjfabrilate auS ber Ke-
naiftonce. 9u(^ einige Sequenjen, iDeld^e bie
8. Kit Congr. in neuerer 3^ toieber jugeponben
\^X, ftnb nur Stüde bon geringem @el|alt.
5. Xer SBert^ ber ©equenjen ift berfc^ieben
beurteilt toorben. ®ie älteren Siturgüer (5Bona,
l^omaft) be^nbeln fte geringfc^lig: £ebrun
nmirt^eilt fie in ^rben ?luöbrüden. ®ie tabeln-
bcn Stimmen, meiere ftd^ f(^on fru^, x>om 6nbe
gaanigpi QskdL SV c$
& 9
bie 6ieQuen§ett
\, 9. MW
ooK aab aerbenerteB
ber aiabjffigen 6^
jonoDES ttfflfn cncS
\nt Siluigie*
in bca @c*
bie
acTUftH^tet |n emea
ia uujeiex 3^]b
EBS ia i^cn einen
iilfirfen, ber isoäi
taag MibifBS, eb5 bv gcp^ca £cipifn|encDB«
imüaeii ^obca flBuriti ndf eiaee S^RapIa| in
ber Caffaryatdlle, 9b^ aber am^ fiab bie
Seoam^ca lar bca flaE^ofiha, afiarfii^ eine gol"
adige C^kaboiaag bcf fiiij^j|en SebeaS, ein
lUciiil^aanai bei fin^lk^ea ftbeu^jUmaeS, eis
duatf ber aBam Aoofl ■ijeirf SoOefiu ^icr
ient aua, nie bie Siwffllna beteten , {ob^b^
pibefifB ; ana fic^ ob^» ^^ ¥^ ^ litnygij^en
^naaa Qoa gefiafig norca. Cab&4 nun^ Me
€e<paa| ia i^na aai^ .^^liiea fcyngnijjgi
bca Ucbctgpag |an mi&tadiil^en Sid> tabk*
rcitcte ber nubeiant Wafü bca Sobca. Cnt*
l|>m!^eabberaeaea8BciHfif|a|aBgber6fqiaeiiyi*
bttJ^taag ^obcaM benaaai^ bciafeuefleanrii
aaicrcr ^/äx boaul eifrig bcfi^aftigt. S)ie est*
ponbeae Slnutai i^ foneit fie bie Zcste oakagt,
eine fe^ rci^e; bogrgea iß fir bca aiafiMifi^gi
2)etl aod^ fo^ fOle§ |a ^na. 80a XestfonD^
InBgen feian genannt : Saqpentiae ei hjamipa
totom anaaai, Goloniaa 1505; 8eq[aientiaede
temp. ei sanci., Aigeotinae 1518; Hjnm
ei proeae eccL Tolgo Seqnentiae dic^ae, GoL
1541, Antwnp. 1562 ; Neale, Seqoenttte er
missafi collectae, Londiiii 1&52; Ofane,
£ateintfi^ ^9mnen bc8 SKttdotterS, SteChni
1853—1855, 3 9be.; Daniel, Tlieaaiirai
hjmnolog;icas net Y, Lipeiae 1844 ei 1856;
Woid, 9joL {^^mnen be« Wittelalterg, ChifiMi
1868; Ae^iein, icL eequm)en beö aRittdaM,
nain) 1873; MnrJmaf.k, Hjmni ei Se^Mi-
tiae I^ Haue Saxonnm 1886 ; Poneelei, ift b,
AnaL BoDand. VI (1887), 353 sqq.; 9Mi,
2at ^9mnen bed Wittdalterg, %tg^urg 1888;
liGssei ei Weale, Theo, hymnolog. . . . si^
plem. , Londini 1888 (Analecia liiargiea,
fasc. m, Insulis ei Brugis 1889); Sreort,
AnalecU hjmnica YII—X, Seip^ig 1889 ül
1891. Sa^u fommen bie Sbitionen ber 66
quenjen ein5elner fiin^, mie Norman, Hym-
narium Sarisbor. , Liondini 1851 ; Klan-
ming, Hymni ... in regno Saedae, Stockh.
1885 sqq.; Dankö, Vetos hymnarinm eod.
Hungariae, Budapest 1893. (SgL nod^ Jo^
Adelphus, Gomment in Seq., Argenior. 1518;
ClicbtoYaeus, £lucidatoriam eccies., BasiL
1519; Selbiger, Sie Songerfcj^ule @t. (SaDeiii,
einftebeln 1858 ; Sartfd^, S)ie lot @eq. b. Olittd>
»9
SetaieDo.
170
SoM 1868; Srincifi, S)ie ixopm», $rofeif
innige inr QkM. unb (Erfldrung ber otten
fta^^ei49iniim n, $obeAom u. SRünftet 1886;
GMior, Hiatoire de la po^ie litttrgiqne I,
Paris 1886; (Bi^, SHe Sequenjen beS rdm.
nr^ta^d, Sieibuxg 1887; Julian, Dict of
Hjmnologj, London 1892; ChoTalier, Re-
^crtoriam hymnologioinn, Loayain 1896 et
1^7, 2 woSL ; iBfmn, Oudlen imb gorf^ungen
9sr Ocfil^ bcd Misaale Boul . . . Iter Ita-
Lkm, Stett. 1896, 485. SRanc^ einf^Iägige
tx bm iinifi^cf<^(l(tltd^ SBetlen üon Herbert
osb VaAco#, f oiDte in ben SBerf en vbn ha% beutf (^
Sn^cnfltb [f. b. Srt] Don ^offmann, 9Bader-
»9rf BBb aaumftr.) [Smbr. JKenleO.S.B.]
^cw|g>ei» ftir^enprooin) inSodnien
aab bcr ^ercegoDina^ tierbonft Qftt Snt-
iebung in 3. 1881 ber Occupotion biefer t)Of
mZft Üxfif«^ ®ebiete buTd^ bie 5|ierrei(i^ifd^«
o^irifc^ Skgienmg (1878). Sotl^ beftanben
)ort Me o^oßolifd^ Sicoriote SoSnien unb ^ce«
pmL 9o9mm ttKur im VttttOfamt ein X^eil
jlbriaif ; Don Jßonnonien unb Solmotien^ tl^il-
Kife intij^ oon (ätn^ontinopel aud tourbe eS frfil^e
Sit bem Bj^iHlcim^ttme befonni gemod^t, aber
Ukoi va^ rmx t^eilbeife d^ftionifiift« Son einem
{i|Jkofift|e bofelbfi iß ouS ben eqlen äal^rl^un-
Mn nuQtfi bebmitt 92ad^ Sinigen toöre im
1 jnJT^itnhfTt ein Sif^of in biefen (Seaenben
«fm (iugL b. 9faet. Sgram I, 349f.); tn ber
tfiftnpflnbcntng» too 99o8nien burcl^ üerfd^iebene
Wbqt^o^fkn fc^toer ^eimgefud^t unnrbe, mar
dngoifbcrSteflbcSSI^tiftent^Suntergegm^
£«9 jeii eHiRt eoo n. S^. üonSIotien unb flaDi-
fiiien dflyricm htwo^ßit Sonb ftanb balb unter
balb unter frootifd^ ftönigen^ bis ed
bie O6ec$o^ett ber b^jontinifd^en ffaifer fam
ob am ba an immer mel^r in bod @(^iSma
fcaeamqogcn nnsri)«. 9tod^bem ftdnig Sela IL
tsR nngorn (1181 — 1141) mit ihoatien aud^
ftSnm fi4 imtenoorfen, erbielt le^tereS einen
i^BKn 1^ Bosnienaia, ber eine Settlong fd^id«
asjA toor; auid^ l^ielt er e8 ^mlid^ mit ber
Bsat bcr ^ßalariner (f. b. Sri), gegen meldte feit
1253 neben ben ^Dominicanern befonberS äRif«
jbnsre onS bem gf^micidcanerorben auftraten.
Ses bem 12. 3c^r^unbert (otte baS £anb ftd^
isaff^ miflb^fingig gemod^t unb mürbe Don etn-
brar^ ^äxfim regiert, meld^ ben Xitel «San''
Kam. 3m 3. 1876 erOftrte fU^ San Xmortfo
^B Um% Mn Sodnien. Salb iebod^ entftmtben
tbiaiiPKäia^iten^ infolge beren 1401 bie Xürfen
clfenbgrtnfen mürben; biefelben befe^^ten eS
i»it aar te^e 3^/ eroberten ed aber gmifd^
14(3 ttsb 1489 bmteittb. €o mürbe SoiSnien
u emer i&üfd^ ^^bing, unb im 3. 1488
teile Me ^^crcesobina boSfelbe Soofi. 9tefid^ber
V^dno^ 9Mof unter ^ft 6ugen IV. im
):^ 1445 mit Stom bereinigte« mürbe er bon
ben Xurten bertrieben. Unter Stol^mmeb IL
muri>en 100000 SDlenfd^en aI8 Sflaben meg«
geffi]^ unb SO 000 ffnaben unter bie 3anitfd^arm
gejiedt. Siele SoSnialen nal^mm bm SSlam an
unb mürben nun bie Ferren beS Sanbed ; l^eute
nod^ ge^rt ®runb unb Soben }umeift ben
9tad^!ommm biefer Slenegaten. 9lur ein fleiner
Xl^eil bon SoSnim mürbe Don ben Ungarn be«
l^tet, unb in biefen pd^tete ftd^ ber Sifd^of,
ber Don 1469 an feinen Sijf in ^iatoDar auf-
fd^Iug. S)amald l^atten bie S^andScanermiffio«
nare fd^on über 80 iFIöfter gegrünbet ; biefelben
mürben aber Don ben Xürfen bis auf bie brei Don
gfoinica, IhefeDo unb SutiSca jerftört. äBegm
ber (Sraufamleit ber (Eroberer nal^m bie 9udman-
berung ber Katbolifen nad^ älagufa unb über bie
bamaltgen (Brenjen beS türfifd^n Steid^ed fo gu,
ba| @uUan SRo^mmeb IL befürd^tete, bad gonge
Sanb fönnte entDöDert merben. 2)e|^alb fol^ er
ftd^ Deranla^t, gegenüber bem bamaltgen Obern
oer Sfrancidcaner, P. Slngelo 3DiboDic, in einem
Sferman, bem fogen. Ad-Nahme, bem Orben unb
bm ftatl^olilm @d^u^, @id^er]^eit unb greil^eit
bed Glaubend gugu^d^em unb felbfi bad ®Iodtm-
gelöute gu geflatten. SDagegm gmang S^oSreD Seg,
Seglerbeg Don SoSnim, f oft bm gangm bodnifd^en
9bel burd^ Sertilgung oer ®eburt8- unb Sefi|«
urtunbm^ bm 3dlam angunel^mm, meld^em Sei-
fpiele boft gange ©emeinbm folgtm. 9lur bem
£influffe unb ben Semül^ungen ber fJfranciScaner^
bie fietS ben treu gebliebmen ffatl^olifm feelforger-
(id^ S)imfte leiftetm, Don meld^m aber Diele ben
9Rartertob erlittm, i^ eS gu bauten, ba| tro^ ber
^rtefim Serfolgung ber fat|oIif(^e (glaube in
SoSnim nid^t Dertilgt mürbe. 2)ad Sanb blieb
aud^ in ber ^olge ben fJfronciScanem anoertraut.
3m 3. 1785 mürbe ein eigmer apoftolifd^er Sicar
fürSodnim ernannt; bemfelbm mar bis 1852
aud^ bie ^ercegoDina gugetl^eilt, bie Don ba ab
ein felbftönbigeS Sicariat btlbete. Sie SuffteOung
eines apoftolifd^en SicarS mar notl^menbig, meil
bie ffat|oIifm^ bie im ndrblt(^ unb norböftlid^ien
X^ile SodnimS bie alte @tammbeDöIferung bil^
bm, eigentlid^ unter bem Sifd^of Don SoSnim-
S^rmien l^ätten ftel^m foOen, ben bie türfifd^e
^Regierung aber alS auSIänbifd^m Sifd^of in ber
Ausübung feiner SuriSbiction l^inberte. gür bie
über baS gange Sanb gerftreutm ffatl^olifm, meldte
fid^ feit ber Occupation SoSnimS burd^ bie
Oefierreid^er (1878) fel^r Dermel^rtm, metft burd^
(Einmanberung Don latl^oIifd^enSauern ober ^anb-
merfem aus Oefierreid^-Ungam, forgtm bis 1881
(mit 9(u8na^me Don 7 ^forreim im @übm ber
t^ercegoDina, bie mit SBeltprieftem, frül^ unter
ber Sunfibiction bed Sifd^ofS Don SRagufa, feit
1880 unter ber beS Sifd^ofd Don SRoftar, befe}t
marm) bie gfranciScaner. ffaum Vi ber $far-
reim l^atte aber nur ffa))enm, unb gmar fe^rarm«
feiige ; ber @ottedbimft mu|te meift unter freiem
^immel in Siegen uid) @d^nee gefeiert merben;
baS Merl^eiligfte mar nur in bm mmigm fflofter-
@erQiebo.
174
!s^ mi^aäx6%i
bmibidMfteiim ngdtiifilig nuc tyco))ottio-
ao^ ba:go^i^%eIenner, ^tth getoöl^ren
|i foBciL &o bÄ {ü tiule ort^bose ftird^en Doli-
aidgrpottct luib lUurgifd^e Sudler für
bmAn loffen^ meil cd fonß ol^ne fd^öb«
tt0c Sinfluffe IdoI^I ntd^t abgelten
idMt Sto^^icen umtben burd^ fie neu ge-
SoS bte iimecen SUbungdmittel betrifft, f o
htf ta Cqbtfcj^f für fommtlU^e @eelforger, aud^
Kff ^miKiacttncr , bte fpafbralconferenjen , bie
iaaSbkiumi' imb ^farrconcurS- Prüfung ein-
grfs^ tt]iifiegiiinethigen@tubiuman)uf))omen,
xffAalpe o: toeiter Den einzelnen Pfarrern bie
Ufmottfmmbtgücn IBäd^er unb gründete ein SDiö-
nrtotWfltt. ic|t Sigentl^um beS S)omcQpttel3^ aud^
te S^nacitaiiier geben für ii^ S^oede ein eigened
Platt (ennti. 3)ie| fanb Stad^abmung bei ben
irUffhotrn Gonftfbrialr&t^en, toeld^e gleid^faSS
fsi fii4Ii4<i ^^ti ^ausgeben. Um ben reli-
fiSfcn 61im beS SoIbS )u beben, fbrberte ber
ti^ijitpf ben briiten Orben beS ifl. gtoncid-
Cii. Me ^a}*3efu-9nbad^t , ben bäufigen 6m-
^ä§ bcr ^igen Sacromente, lie^ oon ibm
tibi 0ccfa|^ Süd^ oertl^ilen unb betrieb Sie
^»üuibuna eincö febt tooblf eilen SoIföblatteS;
bfxjig Wdt er oud^ »nen J^omberm auf Sieifen,
BB bir bt^Iifd^ 9nfiebler in ber &iQf))ora
fi pujhniiaL €ein $lQn , Stebemtorifien als
i*ici2» SKffionare an)uflellen, »urbe leiber t)er-
udL SBofi boS S^uIiDefen betrifft, fo l^en
lie FP. fStandScamt fd^on t>or ber £)ccu))ation
m pidca Osten eigene confeffioneSe ^forr-
iü^gka gegiänbet; bte a))ofloIi{d^en Sicore l^aben
1610 fnt 1871 atoml^jige @d§tt)eflem auS
S^jflD ffODünntn, bie nod^ Dor ber Occupation
« fio^ Cslen itd^t mit Sndbd^fd^ulen errid^tet
Un. Skn^ fd^on (1869) l^otten bie Zrappiften
ke fbaiaMa fid^ angefauft, koo fie jekt über
lüO anoe ARaben ergid^en unb }u outen dl^flen
nb guiea 9U6rttem ^etonbilben. Sleid^ nad^ ber
Ccni^Ktfion tarnen nod^ @(i^meftem oom bßbaren
Stüe aus Subbetitfd^Ianb, bie in ber Dtä^e t)on
ft^^ffff^ bie Obforpe über arme SBaifenmäbd^en
ünsabmcn. Seil aBteber^etfteSung ber ^ierord^ie
Ukä tan» bie JBorml^exgigen Sc^aefiem t>itt,
bz nnn bflbosen 93(ute brei neue Snftitute ge-
asBhd; lubcm ifi nod^ bie Songregation ber
li^ iwn ber d^ftlU^ Siebe pr SoSnien
^Eraaen loorben. gfür bie ftnaben l^aben bie
^tcaadkaiier Don iel^ @rogartige8 geleiftet, unb
ici 18dl entfielen Don 3a^t gu 3al^ neue @<^ul«
^izifccL llffle Schulen ftnb Sommunalfd^ulen für
iMa aller Conf ef^iten^ tocA bie bunt burd^
ftmte gmif^te 93eoöI!entng ^u forbem fd^eint;
fiM ouft den @clbulbüd^etn glaubt bie Stegie-
la^ aD<§ ffat^Kfd^ , la aOed Sl^riftlid^e au3-
i7c4en |tt mof^ UebrigenS geftattet fie, con-
\mdU Silben auf eigene Soften }u grün-
la. wA aber bei gönftlü^m Mangel an SRitteln
o^ (Bd onberen »runben bisher nid^t gef d^el^en
S)er Sel^nblung ber ein}elnen S)i5€efen mbaen
bie iDid^tigfien ftatijUfd^en Angaben bejüglid^ Der
fSttoo^ntt SoSnienS unb ber ^ercegoüina üorauf-
gefd^iclt h)erben. SaS gonje in S^age ftel^enbe
@ebiet gäblt (1891) auf 51110 qkm 1454365
ßinmol^ner mit Sinfd^Iu| be§ aRititörd. 3)er %h'
ftammung nad^ fmb f a{t aOe ®Iat)en unb \pxt(S)tn
gan} biefelbe Sprad^e: bie ffatbolilen bebienen
fid^ aber ber lateinifdjen, bie Ortbobo^en ber
d^riSifd^en ©d^rift. S)er ^Religion nad^ gibt e3 feU
Sabrbunberten brei Konfcfponen, nömlid^ (1891)
aßo^mmebaner 506 000 (1 885 : 492 7 1 0) ; ortbo-
bose ©ried^en, ©erben genannt, 622000 (1885:
671250); ÄatboIi!en293000 (1885: 265788);
bann 7000 3uben (1885 erft 5805) unb 700 «n-
l^onger anberer 9leIigion3beIenntni{fe(1885: 538).
Sediere ünb meift eingetsanbert, unb itoax Sutbe-
raner, (&aloiner, Snglicaner , Slagarener u. f. tu.
Sie SRol^ammebaner, unter benen eS fel^r menige
eigentlid^e Xürfen gibt, b^ben in iebem grögem
Orte einen ^ogia (®eiftlid^en), ber Sie ©d^ule bält
unb nebenl^er ein ipanbioer! betreibt; in ber Sd^ule
iDirb aber nur formeller Unterrid^t im ®ebet unb
in ben mol^ammebanifd^en Serimonien ertbeilt.
S)ie ©ried^en l^aben ein Si^biStl^um in @era)et)0
(SBodna"@eraj), ba§ feit bem 15. Sal^rl^unbert
befielet, unb jmei SiStpmer }u 9Roftar unb Xe-
Domtf (frül^er ffliffura). ai^re Sifd^öfe l^aben ben
Xitel SBIabSa unb fielen unter bem $atriard^en
Don Sonftonttnopel, Don bem fie aud^ ernannt
U)erben(t)gI.nod^ bie „Seclarationbed öcumenif(ben
$atriard^en in Sonftantino))eI betr. proDiforifd^e
^Regelung ber Serböltnijfe ber gried^ifd^^orienta-
Hf(ben ftird^e in 9o§nien\ im Srd^it) für fat^.
«ird^enred^t LXV [1891], 437 ff.). ®er ©tatuS
ber latl^olifd^en ffird^e ift im 9trt. Oefterreid^ IX,
749/50 tabeÜarifd^ mitgetl^eilt ; im Singeinen ifl
i^folgenbed }ubemerlen. — 1. Archidioecesis
YerhboBnensis. S)ie alte @tabt SoSnaoar,
VerhboBna, Yarbosania, towcbt 1263 Don bem
ungarifd^en ©eneral Sotroman gegrünbet; auf
il^ren unb ber ©tabt jfotor Xrümmem tt)urbe
bann 1465 bie l^eutige ©tabt erbaut, loeld^e nad^
bem Don bem ))rad^tliebenben Sl^oSreD 99eg er-
bauten $alaft (©eraji) ben 9iamen 9odna-©eraj[,
©erateDo erbielt. Son iel^er &au^tft| be§ bod-
nifd^en Sbeß, lourbe fie Don ben Oefterreid^em
aud^ 1878 }ur fianbe8]^au))tjtabt erl^oben. ©ie
l^atte 1885 26268 Sinmobner, 4 latbolifd^e
unb 2 gried^ifd^e ffird^en, 2 jtlöfter ber granciS-
caner unb ber Sarmbergigen ©d^meßem, bann
106 Sßofd^een, 6 mol^ammebanifd^e itlöfter unb
3 ©^nagogen. 9leben bem latbolifc^en Srjbifd^of
refibtrt l^ier, toit fd^on oben gelegeiültd^ bemerft,
nod^ ein gried^ifd^-orientalifd^er ÜRetropoIit unb
ber Steig el-UIema. 9u|er einem ObergQmnaftum
befielet ein SuSl^ilfSlebrer^SSilbungScurS; femer
gibt eS 55 9}oIf3f(bulen. ©egenioörtiger (erfter)
Sifd^f ift Dr. 3ofcrt ©tabler, geb. 1843, con-
fecrirt 20. 9loDember 1881. 2)em Somcapitel
(4 SRitglieber) mürben 1885, im SinDemebmen
175
@etaietio.
176
mit bem ffotfet tion Oefierreid^, Dom l^igen
Stuhle Snftgnim t>ernel^, unb )tDat rin an
golbener Htttt l^genbeS flen^5nnige8 Jhreu) mit
giDri VteboiHonS, auf bem einen boS Silb beS
göttli^ ^erjenS 3efu, auf bem anbem baS
9ilb beSllQifeiS fjfrana Sofepl^, als beS (StflnberS
MefeS SomcopitelS (ffot^. ^rd^eitung 1885,
176). 2)ie erabiöcefe umfaßt ben dfilid^ Xl^
SodnienS unb jäl^It unter 858 661 Seelen
160 000 Patl^olüen in 75 Pfarreien, bie in 9 Sice-
ord^ibiaconote einget^eUt fhib unb Don 8 SBelt-
unb 86 OrbenSgeiftlic^en ))a[toTirt merben. IKrd^en
gibt eS 87, StoptUm 36, ^üielfad^ nur auS ^ol)
gebaut unb mel^r einer @d^|eune gleid^enb"* (Stcdf^.
tRijfionen 1882, 218). Unter ben Dor^enen
Stegularen fmb bie gfronciScaner ber bodnifd^
$n)t)tn) auerft )U nennen; Sefuiten gibt eö ju
XraDnif , tt)o fte bad ^abenf eminar leiten ; toeiter-
1^ 93arm]^er)ige @d^tt)eßem, tt)e(d^ Sd^Ien leiten,
unb Xdd^ter ber göttlid^en Siebe, toeld^e bie meib-
lid^e 3ugmb er^iel^en. 3n ber (Sqbidcefe befielet
au(^ bie ul^ilitärbe^irfSpf arrei @eraiet)0 mit 1 ^ar«
rer, 1 Surat unb 10 Stapl&nm.
2. Dioecesis Banjalucensis. %üx
ben toefilid^en Sl^il 93o3nten§ tourbe 1881 ein
39iSt]^um errid^tet in ^niolufa, ber fd^önften
@tabt SoSnienS, bie an ber ©teile beS Ad Ladios
ber SUmer [tel^t ;^tf^lO 000 Sintool^ner unb
neben 44 9Ro jd^een nur eine fleine bif d^öflid^effird^e.
Srfter Slbminiftrator tourbe ber Pfarrer ÜRorian
TOarfoOiö 0. S. Fr., geb. 1840, als litularbifd^of
Oon S)anaba confecrirt am 4. 9Rai 1884. @ein
@))rengel umfaßt in 4 Secanaten unb 32 $far"
reien 46 000 ffatl^oltfen. 2)er Sifc^of mu|te in
ben erfien Sauren ben (Sottedbienft in einem l^alb
jerfaQenen @d^u))£en Italien, bid enblid^ ndben
Der Keftben} eine neine ftird^e gebaut loorben ifl.
3n ber 3!)i5cefe ftnb neben ben^tanciScanem, toeld^e
aud^ bie Pfarreien Oerfel^en, €ra))))i{}en im Softer
ÜRariajlem bei Sanjalula (feit 1 869) mit infulirtem
3lbt unb tJilialen §u 3ofei>]^8burg, in ber Eolonie
StubolfStl^al unb ^u SJ^arienburg in ber Solonie
SBinbt^orft tl^ötig. IBon 9Ilariaftem aud tourbe
im ^erbfte 1893 aud^ in ber m\^t oon 3ara in
S)almatien eine neue iRieberlaffung gegrunbet ; alS
ber erpe 2lbt, P. Sonaoentura (3of. Sgnaj SSaier,
geb. 1816 5U Smorbad^), ein bur(^ l^ol^e anteili-
gen^ unb SBiÜendfraft augge^eid^neter !ßrdlat, ftd^
bal^m begeben moUte, ertranf er burd^ einen Un-
glüdSfatt im SBeer au giume (13. ©ecember 1893).
9Beiter ftnb oor^anben : Sarml^er^ige @d^h)eftem
oom 1^1. SSincena Don ißaul, fotoie @(^n)eftem
oom f oftbaren 93Iute 3ef u mit ©j^ule für SKobd^en ;
fte l^aben unter anberem eine f$iliale gu 2Binbtl^orft,
einer burd^ 92ieberlaffung beutfd^er Soloniften
entftanbenen Pfarrei (4 ©d^toeftem).
3. Dioecesis Mandatriensis et
Dumnensis. Sie el^emalige ^atiptftabt ber
Öerccgooina, jc^t beS gleichnamigen ftrcifeS, ÜRo«
ftar, löngS ber S^elSabl^önge beS $obt)oIeg unb
^am, om linfen Ufer ber 9larenta, mit 1 8 000 6in-
i
möllern, 42 Wofd^, ieeiner b^fifd^mb einer
grie^fd^ ffird^, bem €i| eincS gritt^ifd^-orienF
talif (^ Sifd^ofS, toor oenmiüp^ fd^ fräl^ Se-
fibena eines Sifd^fS. S)emt Mostaria, ober tok
ed frül^ ^ie^, Andrecinm, Mandretimii, Ifam-
datrimn, foO bad alte Ghalnda ober Ghdiiiraiii
fein, beff en @i^ nad^ IRorom (DizioiL LXXn,
202) balb nod^ ber (Errid^tung auf bie Stobt
9larenta (Narona; j[e|t ein denbeS S)orf in
balmatinifd^en ifreiS Spalato) übertrogen kooiben
ifl (ogl. baju b. 9rt. 2)almatien in, 1852). Jb^
ber ÜRetropoIe gum bL Step^ nannten ftd^ Ue
Sifd^öfe, }. 9. SoSmaS, ber afö Suf^cogan rm
3)Qn^a^ium 879 bei ber SQnobe beS $(otiuf
mar unb ftd^ alfi Ep. StephanensiB unterj^^
SIS 9tarenta, bejto. baS alte Cholnua, feit bn
14. äal^rl^unbert einen lateinifd^ Sifd^f er^
mürbe ber unter S)ura)3o {lel^enbe Si| oon SMbo,
ber längfl untergangenen ^uptftabt ber ^ek^
namigen fianbfd^ft, in ber 9t^ oon Sroia, in
^fd^alM Sfittari, bamit oereinigt. 2)er et^
lateinifd^e Sifd^of $etruS 0. Praed. (1863 W
1366) nannte ftd^ be^l^Ib £p. BendensiB ei
Stephanensis. 9ud^ ^riSca ooer $riSna, tocSftß
fd^einlid^ in ber 3iäf^ beS heutigen gteM
$refa ober $re| in SUbanien aeleg^, morb 1»^
mit oereinigt 9Rit bem }toöIften Sifd^f, 3o-
bann SoDeftuS, ber ftd^ Ep. Albanensis nanittr,
daliegt bie Steil^e ber IBifd^öfe oon Stefanbxo:
iefeäen maren feit bem 16. Stol^lN^bert nrip
nur Sitularbifd^fe ; bie Sat^brale toari) jndclt
nad^ SRoftar, ber Snfiebelung an ber atten mm
(most stary), Oerlegt Um 1630 mürbe bm
baS 93iSt]^um ülZoftar mieber errid^tet, aber b«
Sifd^of oon üJiacarSca gur 9bmini{tration über*
geben. ÜRit SRoftar mürbe aud^ ber atte Xitel tum
2)umno ober ^uono oerbunben. ^efe Stidit
mar auf ben Stuinen Oon Dalmimny Dalmmimn,
Delmium, Delmitarum urbs, fpdter Dmnni,
im 3nnem oon SO^rien, }mifd^ Verona unk
Sequum ober gmifd^en Ißarona unb Snbretbm,
entftanben unb gab mal^rfd^einlic^ bor ^otn|
S)almatien ben yJamen. S)er gu %uSgang bd
6.3a]^rbunbertS l^ier gegrünbete 99ifd^ofSf^mar|it'
erft Sttffraganat oon Salona, bann oon Spaldo.
ßrsbifd^of $eter IX. oon Spalato (1297—1821)
ßeQte ben jeitmeilig eingegangenen Si| mieber ^;
ber Sifd^of reftbirte aber einige 3eit in Alminimn,
einer Stabt in ber Stalle beS alten Dalminm, l^enie
SHmifja, im balmatinifd^en ftreife S))al^. &m
ber 93ifd^öfe unterfd^rieb pd^ 1355 als £p. AlmiB-
sensis seu Dalmatiae. ^18 (um 1470) Suono
oon ben Surfen erobert mtnrbe, marb ber Sifd^ofS«
ft( (1485) aeitmeüig mit SKacarSca unlrt. Son
1490 an ftiiben ftd^ bann nod^ einige 93ifd^5fc oon
3)uOno, bis biefer Si^ um bie amtte beS 18. ^o^
bunbertS mit Spolato unirt mürbe. S)a8 1880
mieberl^ergeftellte IBiStl^um SRoftar imb ^Mm>
umfaßt ben n5rbli(^en Xl^eil ber J^ercegooina unb
5dblt in 5 S)ecanaten unb 70 Pfarreien 80 000
ffatbolifen. Sifd^of ift feitbem ^d^IiS 9u»
,lf
@eta|[>l^im — 6eta)){oii oon Sntiod^ien, ber H
178
a^^ O.&Fr^ «A. 18M, confeciirt all Zitulor-
li^MiVfaig^l880 utib iiit^nifM 80.9M)riI
Isih SkK^fKi^ 9icfiben) iß irid^ in SRo^t
iM. fMten in bem na^ xl^e SuIot)boL
te 9^<M V>i c^Bcn ^TOtricot imb einen Secretdi
p ecäi. 64 OtbcnS)nrle{ler finb in ber Seelf orge
4ctis. Sb Sigidaren gffit efi gftandScanet unb
acmjNliy G^mcßem, Me fl^ mit Sugenb-
kilniu^ tefqAftigen«
4. DioeeosiB Haroanensia etTri-
kaniemaia. Znbinje, bad alte Terbuniiim,
Tnbmxmn, Tribuninsi» oud^ Tribolinm,
ilBadi (Mnqrtßobt beS gur^tl^um« Xerbinia,
y|2 Se^Apobt in SoSnien, IheiS IRoßor, om
^3^ txAmiica unb bnm ad^t Stunben Don
%agi^ mit 1700 Sinmo^nem, nntrbe Idngftenfi
a 970 ei| rtneS IBifc^ofl; no^ (Einigen möre
0 i^ra 771 Suffroganat Don Snociea geloefen.
So^ taiiii4 ttnrb es att Suffrogonat üon %n*
asri atfgcfil^, unb um 990 treffen wir eS
eil oidrr Sfagufo fb^enb. S)ic f))äteren !Bif(!^5fe,
^ M 1792 ooilommen, ttKiren faft burd^
{fci9ig mir Zttulorbifd^dfe. Surd^ Stille Apo-
Dofid nnmaria t>om 20. September 1880
wsxbt Me Dioecesis TribnnienBis et Maroa-
für Sbrninißratur bem Sifd^of t)on9iagufa
l brr Xreiinie übrigens f^on fett 1819
soaM kattt, Z)aS alte Marcannm ober Her-
btffim Zild 1830 mtt Xrebinie oerbunben
mr iDo^d^nlui^ ein Sifd^ofsftft auf ber
9ii^I Vtatama, m ber itüfte »on i>aU
grgmitbfr ton StogufoSeccl^ia. S)ie l^eutige
Ücrfe» bot fBbltc^en XfjüL ber ^erceaomina ober
iixfifA^yoImaiien umfofknb, mirbfett 1890 Dom
Cnbf aon IRoflar obmintflrirt ; er l^at für biefelbe
osii flEDPicDr in Zrebinie. S>er gonge Sprengel
iBIl ia 9 9fiarrden 16 500 ffotJ^oISen, bte oon
5 fcvflsn iNiftotirt iDcrben. (SBgl. nod^ ^ifior.«
tstx, SS22tcrXCVn [1886], 427 ff. 519 ff.;
0 Wffser, Orbis terr. cath., Fribnrg. 1890,
119 s^; «L $<4af , etatiftif ber gefammten {atl^o-
tata iKti^, 15. Sol^rg. [Seilage gu gfromme'd
ftikaber ffit bcn lot^olifc^ QeruS 1892/98],
SsB 1§93, 82 f. ; Miss, cath., Bomae 1895,
^ «qq. Heber SMnienS Serl^öltniffe im «D«
amnjBL nnicctu^ten @trau^, SoSnien, l^ifior.-
^bsgc-g^grapl^l. €^ilberung, 3Bien 1882/83,
Itsü. unb CapujB, A travers la Bosnie et
~ 16. fitudes et impressions de
1896.) [9«e^er.]
(s-B-to, plnr. oon c;-;^) im alten
Iitannil Jlümt t»on Sngelioefen, toeld^e ber
IfeDfi^ 3|riflfi bri feiner Berufung um ®ott
r4wt M Of . 6^ 2). er befd^ibt fie als mit
)3i SttgeMMoren audgerujiet^ beren eineS jur
testtilgen Scbecbing befi 9ingeftd^teS, ein anbereS
m {B^toen Scbecfimg ber gfile, ein britted gum
^js^n taule. 9lad^ Mefen Angaben muffen fie
3 SM^rnstfkifi crfd^ienen fein, toormif oud^
Sc fOBfl^nmio ^^ Stimme (9. 3) ^tnmetdt
Ir totri^ f^^rdbt i^en eine gmetfod^e Z^ätig«
Mi )u, ndmlid^ ben unabl&ffigen 2ob)n»id ber
^)erriid^reU®otte8, ben fte in anti^]^narem®efang
ooügogen, unb bie Sennittlung goif^en ^tmmel
unb ßrbe, inbem einer berfelben mtt gUil^nber
Kolkte bie Don bem $ro))]^eten fetbfi fflr unrein er»
Körten 2\ppm reinigte unb bamtt il^n entfunbigte
(S. 6. 7). SBetterefi tl^eiU bie l^ige @d^ft und
nid^t mtt. 2)ie fpätere @))ecuIation tnüpft bei
3i6en unb S^riften an bie etQmoIogifd^e Sebeu-
tung bed 92amen8 an, toeld^er im l^bröifd^en £q^
aud^ bie 9lum. 21, 6 genannten Srennfd^Iangen
begeid^t. S)a q-D^ nur ben Sinn Don ^Der«
brennen" l^t, fo toerben bie Seropl^im aß bte
Zröger reuifter SiebeSglut angefel^en, meldte SOleS
mit gleid^er ®Iut entflammen mdd^ten, unb aI8
iotd^e ebenfo in ber Sftangorbnung ber Sngel an
»ie @px^ ber euigelnen Sl^öre gefleOt finb, »ie
bie Siebe ben SBorrang unter ben Zugenben be«
l^uDtet. [ffaulen.]
9€X^lftf^ ^tben, Segeid^nung für ben
SfnmciScanerorben (f. b. Sri.).
^erqrto, f. Bablna.
$€ra|rtonDon9ntiod^ien, ber]^I.,99i-
fd^of um bie SBenbe beS 2. Sabrl^unbertS unb
ffird^nfd^rifHieller, ifi boufitfäd^Iid^ auS SKtttl^ei-
lungen bed fKrd^enl^ifiorilhd SufebfatS befannt.
£r mar ber ad^te Sifd^of ber f^rtfd^en ^au))tfiabt
fett ben Zagen ber ä))ofteI, be|liea ben SBifd^ofS-
ßul^I gur 3ett ber Regierung bed ftaiferfi Sommo«
buS (Ena. Chron. ad a. Abr. 2209 [ed. Schoene
n, 174] ; Hisi ecd. 5, 19, 1 ; 22) unb erlebte
bie Sl^riftenDerfoIgung unter Septimiud @eDeru8
(Hist. ecol. 6, 11, 4; 12, 1). 9. ^madt (2)ie
3ett beS ägnotiuS unb bie Chronologie ber an«
tiod^ifd^en Sifd^öfe bis ZQrannuS, Sei))gig 1878,
45 ff. 62) bered^et bie Sauer ber bifc^öfltd^en
SQ3ir(fam!eit @era))ionS auf etma 190 bis 209,
SB. be SudE (in ben Acta SS. Oct. Xin,
248 sqq.) auf 190 biS 211. Ueber feine Zl^tig-
lett berietet (SufebiuS (H. £. 6, 12) nur infomeit,
als biefelbe fid^ auf Itterarifd^em ®ebiete beioegte,
unb nennt als Sd^riften @era))ionS, bie gu feiner
ilenntni^ gefommen feien: einen Srief an einen
gemiffen DomninuS, toeld^er gur 3ett ber Ser«
folgung Dom Sb^ftentl^um gum iübifd^en Aber-
glauben abgefallen mar ; einen IBrief an bie Krd^
lid^ SJlonner ^ontiuS unb SaricuS, anbere
SBriefe an SSerfd^iebene unb einen Srief an bie
(S^riftengemeinbe gu Stl^offuS (an ber f^rifd^en
fffifte, ntd^t toett Don Sntiod^ien) aber bcA fogen.
$etruSeDangelium (Dgl. barüber b. 9rt. ^etruS
IX, 1876].). SS fei toal^rfd^einlid^, ffigt (SufebiuS
bei, ba| ^erapion nod| me^r Sd^ri^en hinter«
laffen lyAt. 3)er SBrief an ^ontiuS unb SaricuS
mar nad^ einer anbermettigen 9lotig (H. £. 5, 19)
ber 93efdm|)fung beS SRontaniSmuS g^mibmet unb
mtt ben Unterf^riften mehrerer IBif^öfe Derfeben,
fteSte alf 0 mol^I ein Si^nobalfd^eiben bor. ^iero-
npmuS (De vir. Ol. 41) l^at feine fdmmtlid^en
!Rad^rid^ten über @era))ion auS SufebiuS beräber«
genommen. S)agegen mu^ bie !Bemerfung bei
179 @trat>ioii Don X^siuiS, bei (L IM
®ociatt9 (Hist eccL 3, 7), Stcaifim fri in fttnm !Bif(^of8fl|t Mrtridnt woitta ; bitg baif bcg^
©lüften für bcn Qtaubm cingrtttten, ba| 2ttfu9 Mimut^it mtibm, mdl auf bti Sqnobe ju €f
e^ftiiS cmd^ tine mmf^Iii^ @telt flcl^Hibt ^bt, leucia im 3- 859 rin aximi\ä)a Stfd^f $to(f
auf eine anbcnOudltiUTÜtfetfü^ ntriKn. Sit mäuS Don a:^ui3 jugtßm Dar (Epiph. Haa.
fagni^fteR9iigabniii6er@crapioninbtt{qnf(!^ 73,26). Ullttn 9nf d^inc iiadd ift bicf n Stohnöal
Doctrina Addaei (Tb« Doctrise of Addai by ein ginbiringlins gemtftn, Ucl(^n ficg bc< 9i>
G. Phillipe, London 1876, 52 Ekjoi. 50) jciQtn, ft^fSftu^Ice btmä^tigte, al3 @napbn fii^ ia
ba$ ©tiopionB Diame nc^ langt in frifd^et Sr- 1^ fitfonb. 3)a| ItfteTer S59 nni^ untn bn
inntnuig blieb. (Sögt, bie SufammenfteUunfl brr Cebtnben Weilte , btmti(en bit fünf gritfe M
Seiignifft bei Slllerl^ume bei Bonth, Beliquiae ^L ai^naftuS an i^ (Migna, FP. gr. XXT,
BacrM I, 2. ed., Oxou. 1S46, 447 eqq., unb 685 eqq.; XXVI, 529 sqq.), uelc^ in bei
betMignfl,PP.gr.y,187lBqq.,fouieo(mia[I, ^afiien 358—362 gef^ben fein nüfin;
©ei^i^tebeioItii^flli^cnSiteraturbilSiifebiuB übiigcnS ent)iel|t ficg boS Sahun feintS Xobd
I, Sopi'S 1893, 503 f.) [i8atben||etDer.] einer nähern ©eflimmung.Utbet ©na|)ÜMiSfitrift'
^eniyioit D D n X ^ m u i e (in UnleiägQplen), fteUenf d^ aBiifjamteit berietet f)iennURnuS G- «J:
bei 1^1. , Sifi^of unb ffh^nf^rift^eUeT um bit Edidit adTersom Manichaenm egregiom jh
ÜRitte befi 4. 3al|i!)unbert§. not t>ot ftbiei @> bnim et de pgalmorunt titulJB alinin et ad fr
bebung auf ben ^i|^ofäftu§I Siorfttfiti einer veraos utiles epietolas. 9)onbief«i^tfenjiik
großen 9)lÖni^9genofftnfd|aft (S. Äthan. Ep. ad bisset nur (mei an'8 Sic^t gejogm Worten, rii
Dracont. c. 7). 9!ad^ einem amm^men l£{Cti^te fuijeS Xtoftfi^ieiben an einen ^Bif^of Subotnd
duS bei „eiiriftli^en ®ef(^i$te" btS $bilt)ipuS (A. Mai, Claseici auctores V, Romae 183S,
@ibetee (bei E. Dodwelloe, Dieeertatioaee in 364—365; Migne L c. XL, 923—926) od
Irenaenm, Oxon, 1689, 488) Joti ©etotiion ein umfonartii^tS 6nnunierung8|(^rtiben an olf
gegen 6nbe beS 3. 3at|r^unbert§ bie olejanbri- janbrinif^ ünön^e, eine btgeifteite !8ntea>
nifd^ ftatei^etenf^ule geltittt ^abm. (Segen bie lidgung beS gottgeWci^ttn £tbenS (Mai, Spicil»
Ki^tigfeii biefei Angabe erfreben fi(^ jebDcb fc^mere Born. IV, Rom. 1840, Praef. XLV— LXVII,
Sebenlen (»gl. b. art. ^tltjanbtinif^e Sdiule I, of. XLI ; Migne I. c. 925—942) ; einige SBmfc
526. 528). SBenn ^ierßnflmuß berii^tet, ©tro- „auB bem 23. SBrieft be« (iL ©eroljion" iw
pion Iiabt feiner feinen ^ilbung n»gen (ob ele- iSffentlidite ßarbinal ^itra (Analecta sacn Q,
gautiam ingenii) ben Binomen S^IaflicuS typ. Tuscul. 1884, Proleg. XL; Analed*
erlialten (De vir. ill. c. S9), fo iß (TjoKaoTix&i eacra et claaaica [Analect. sac. V, Bomit
ni(f)t |o biel als Scfiulmann, fonbem ]d Diel dH 1888, 1, 47]). SqS EQu^ über bit $|oIitn>
@clebrter (ugl. b. Slrt. @i!^otafticue). Sie Beit überff^riften f^eint uerloien gegangen ju feiL
ber Erhebung ©ercqjione jum SBiidjofe lä%t fid) Sie ©d)rift gegen bie ÜKanidfaet ift erllaUen g^
nic^t genau ermitteln. 9nber@qnDbeju@Qrbica blieben unb fc^nn ffiieber^oll gebruttt, aber ei^ In
im 3. 343 ober 344 liaben jWti agpptif^t igif^afe ben legten ^a^ien bcn folgen eineS W^geftpU
inamena @frQ;)ion tbcilgenommen, Wel^e beibe ratn{|en werben, unter Welkem fit Sa^i^nndMnt
für atbonafiuS unb bt||en fitbre ^rtei ergriffen lang ji^roer gelitten ^ot. ©ie nnurb grit^fitj»
(Äthan. Apol. c. Arian. c. 50) ; einer beifelben erft bermiSgtgeben Don J. Basnaga, Thessnnii
war jebenfollS @era))iDn Don Sb"!"'^- ®i^I'>^ b<it monumentorum eocl. et hist. I, Antrwp-
aud) in ber i^olgejett feinem großen SanbSmonne 1725, 35—55 (abgebrudt bei Gallandi, BiÜ
treu jur Seite geftanben unb in (ircfili^enlheiten vet. Patr. V, 52 — 62; Migne L c. IL,
fict be3l)D($ftenanjeben9 erfreut. antoniuSb.QJr. 899—924), unb jWttr natd einer fe^r iungei
(f. b. art.), ber llJalriart^ bet Q ^anbfi^Tift ber ^mburger StaatSbiblbt^ 3«
it|m feint äifimtenmttjut^eileni bitfer t^orm btibtt bie @(^rift ein ied|t bütftigrt
bei frinem ^infc^iben eines feine !Öü(I^Icin, lDc%i bie wid^tig^ Sogmtn btl
gewänber, nä^rcnb baS onbtre EDtani^üiSmuS ni^t einmal cmd^nt, gef^nicigi
(Äthan. Vita S. Ant c. 82, benn wiberlegt. gS brängte ficb unobwciäboi bit
betraute Seropion mit ber 0ü^t Ißermutbung auf, bag bie ^mburger fMnbf^rifl
f^aft, melcbe er 355 an itaifer Son^ntiuS ab- bie Si^rift ©erolpionl nic^t DoH^änbig biete, mfi
orbnete, um bemftiben bie ^itfitigleit ber Don ben an giner Stellt menigftcnS, in ben ItÜen SBcitm
Ülrionem erhobenen ^Infi^ulbigungen barjutliun beS c. 25, jeigte ber ittt auä^ untierfennbai rin
(Sozom., Hist eccl. 4, 9). ©DjomenuB, ber Sude. 3ni3. 1859ertannte nunbe£aflatbe,bBl
@eR)äE)rBntann, nennt bei biefer ©elegenl^eit ©c baS genannte ^mburger Sltanufcript oU 9^
rapion einen „SRonn Don grägter ^etligleit beS ftanbtE)eiI ber Si^rift bcS Sifd^offi XttnS m
i'tbenS unb aufierorbenüii^er ^erebfamletl", ^toftra gegen bie Wanid^der ein umfangnti^
jt^weigt aber über bcn Srfolg ber @efQnbtf<^aft. Stüd entt)ält, Wel^ in Sßa^^it nt^t )U bei
Oiercn^muä bagegen btjeugt, bafe Seropion unter SituSfcEiritt geb&rt, oietme^r buti^ einen 3nl^
Äaifer gonffantiuä bie '4.lalme beS SSetennertbumS (SÖerlauft^ung einiger SBlaltlagen im St^tbrinl
erlangte (in confeseione inclytna fuit; Hier. beS ananufcrit>tee) an feine ie^ige Stelle sero^
De vir. ilL c. 99). SJieHeii^t War er Don feinem fein mu|. 3n feinte ^uSgobc bei XUulf4nft
@erariud — Serbien.
182
iif
j narr
Iti fktmU ■ iil quae ex opere oontrs Mani-
e£to in eodiee Hamburgensi servata
graaee, e reoogn. P. A. de Lagarde,
1859) utmit» bc Sagarbe biefed @täd otö
cincc onbectDeÜigen S^rift gegen bie
in einen Sn^ng (69—103; Ugl. UI).
tuui^ ber 3u0^dn0^ ^ @täcled,
be fiagarbt ni^t eingegangen ttxtr,
5^ S)iaf cf e (®efommette iKitriftifd^ Unter«
, fDtona 1889, 1—24) bol^in beani-
pi finncn^ \>o% eS fui^ um ben Stefl einer
bct Vzioneril Qkorgtud bon Saobicea
3ngBrif(^ ^tte aber (Sorbinal $itra
bcm 11. äa^l^imbert angel^Srcnben
jnati^iifi bcr Sibtiotl^I ber Congregazione
ome nrbana di San Carlo )U®enua
tokemp^ bc9 Hamburger SRanufcripteS ent«
hm 3i40lt bie^ 9rd^)m8 oergeid^net unb
X. Sl Cellatioiten )u ben beiben 6(j^en bon
nnb nnn Zihifi mitgetl^ (Analecta
^e2na8ieaLal,44Bqq.). 9mtC^üfeber
^onbfd^ft f onnte nun enblid^ 9. Sbrinl*
f 2k €tniH(9rift bcS Seropion t>on Zl^ntuifi
btt SRomcpöet, in ben Si^ungSberid^ten
>r ^ ptmi. fUabcmie ber aßiffeitfd^. au Berlin
;*^ 1. ^äSbaab, 479—491) fefHielten, ba|
3tf ata & Sogarbe auS bcr XituSfd^rift auS«
-^ztatt 6tuft in bie @d^ft @ero^nd ein«
c ctefen i^ £S tfl ein Ouotemio ber ^anb-
crrt, ocniuf^Iid^ beim Ctnbinben berfetben an
^.^xüqa erteile eingefcbaltet, unb bomit jinb
ix. SicdEf bcr Sd^ft ©eropiond in bie XituS-
^TTt ^iaeingetmeeii morben. Sei nd^tiger 9(n-
irmg bcr Ouoricniionen mirb bie S&dt beS
sbedobcn Ztstcd (c. 25 gum päfin^) auf baS
:«:i0siBKnflr ondgcfuHt, imb bie Sugel^örigfeit
ji$ Simftt |nr @cl^rift @cropiond toirb überbie^
.ni He f^dftßcaenf d^ akrmanbtfd^ft beSfelben
s fiev anbcm @tüae fomie burd^ ein unter 6e«
:=.rfid Samen eingeführtes alteS Sitot aud bem-
IxB (bct Pitra 1. c. 1, 48) au|a Stt^fel ge-
1^ Ibn^ bie Unorbnnng vaä> Sermimmg,
sa4^ in bcm crflen Xieilc bc8 einjufd^iebenben
cäicd ^cnjfd^t, ^ SBrinfmonn in ber befriebi-
j!i»kn SBctfc crfldrt unb gelben. SBenn l^ier
1 ciebct^Üen SRalcn bcr 3ufammen](fang ge-
^ tft, eine ®cb<nilenrci^ plö|lid^ obbrid^t unb
s aadcn gnij nerfd^ebene ebenfb un&ermittelt
.-:^bc» |o giünbct Me| lebiglic^ borin, \>a% ber
-^To^cnbe Ouotexnio ber ^ponbf c^ft eine Ser*
feiner inneren unb äußeren 9bitt(ogen
onb ein 93Iatt eingebu^ (ot Sine Meine
nl! ql olfo ou4 l^ ^^ Doi^onben. Sd ift
'M ha Cd^nft ©ecopionfi ein @tu(f »irud*
ey>ai,ipeii^ bcneigienlfi^cnflenibedSangen
)«ikli nnb ni^t blo^ ben Umfonge, fonbem
Od bcm 3ni»ailr mk^ loeit bdMutfdmer iß ofö
k(^t^ba:betanite€tuiL 3)<£Uxt^be8bI.&ie'
fSKraBi (egregiam lüirvni) et^int nunmehr
se^ttBü gnd^tfertigt ; bie @^ befamt^ft bie
Umm^iam bcft mami^itc^ 9ifügion§Ä^ftemd
nid^t bIo| mit großer Snergie, fonbem oud^ mit
Diel (Seift unb @(i^rffmn. — $. SRartin (bei
Pitra, Analeot. eacr. IV, 214—215. 443-444)
l^t brei Ileine f^rifd^ gfrogmente (exhomilia de
virginitate, ex epistola ad episcopos confes-
sores unb ein Sfragment incerti loci) unter @e*
ra))ü)nd 92Qmen l^rauSgegeben, beren^ed^l^it nod^
ber Unterfud^ung bebarf. [Sorbenbemer.]
$etann!(, 9licoIauS, 8. J., i^ielfeitiger, be«
fonberS oIS ßseget befonnter Zl^eologe, tourbe im
3. 1555 )u StomberDiUerS in ben 93ogefen ge^
boren unb trat am 3. 3Rä^ 1573 in bie ®efdi-
fd^aft 3efu ein. 9lad^bem er feine @tubien }u Adln
unb 9Bür|burg gemod^t, übemal^m er ber Sflei^e
nad^ bie Sel^rftui^le für Ißl^ilofo^bi^, fd^olaftifd^
Xl^ologie unb Sjegefe an ben Unioerfttäten
9B3ur}burg unb !Dlatna. ^ugerbem mar er dd
@d^riftftdler rofilod tl^ätig, unb feine bie|begüg«
lid^en Seiftungen bejeugen in gleid^er SBeife feinen
gro|en Seeleneifer mie feine umfaffenbe @ele^r-
famleit. Sieben gefd^id^tUd^en unb opologetifd^
Sbl^blungen fmb ed l^auptföd^tid^ esegetifd^e, bie
feinen Flamen meitl^in belannt mad^ten. 6r f d^rieb
S)iffertationen über biblifd^e 2;|^mata, beröffent«
lid^te Sommentare )u f oft allen l^iflorif d^en 93ü(^em
beS SQten £eftamented unb gu ben Briefen ber
9l})ofteI unb gab eine Einleitung in bie ^ige
Sd^ft l^erauS, meldte Salmet dS opus eziminm
begeid^net. SBeniger breit ald fonft bej^onbelt @e-
rariu§ l^er fi^rffinnig unb burd^auS gränblid^
bie einf^Iögigen Oftagen. aufgerieben burd^ bie
oiden arbeiten, ftorb er am 29. ober 30. SRai 1609.
@ein Josue ab utero ad ipsum usque tumu-
lum eMoysisExodo, Levitico, Numerifl, Deu-
teronomio et e proprio ipsius libro toto ac
ParalipomeniB LL. Y explanatoB, erfd^ien in
2 Sönben gu 9Rmng 1609 unb 1610, au $ari8
1610, im felben Sa^re aud^ gufföln; Judices et
Buth explanati in 9Rain} 1609, in ^rid 1611;
Prolegomena biblica et commentaria in
omnes epistolas canonicas inlDlatn^ 1612, in
S^on 1704; In LL. Begmn et Paralipomenon
commentaria posthuma in ÜRain^ 1617, in
S9on 1618. aSortrefflid^ ifl nad^ Söl^merS Ur»
tbcü (f. Sonjfen, 3. fjr. »öbmerS «riefe I, gfrei«
bürg 1868, 524 f.) bed @trariu8 @efd^i(^te bed
Slainger Srgftifted (Moguntiacanun Berum . . .
LL. Y, Mogunt. 1604 u. ö.). Sine 43 9{ummem
umfaffenbe auöfül^rlid^ie Sifte ber SBerle bed @e«
rariu3 f. bei de Backer, Biblioth., n. ed. par
Sommerrogel Yn, 1134 es. (Sgl. aud^ Hurter,
NomencL Ut. 1, 2. ed., 196 ss.) [SR. 6tiege(e S. J.]
$ertien, itönigreid^ fett bem ^al^re 1882,
mit einem Sfläd^eninl^It Don 48590 qkm unb
(Snbe 1893) 2250712 (Sinmo^nem, bilbete
unter ben Stömem, bie eS für) oor Sl^rifti Ge-
burt untermarfen, einen Xb^il oon 9Röften, unb
^mar SBeft- ober Obermöfien (Moesia superior).
^d ffaifer ^urelian (270—275) bie $robin)
S)acien auf bem linfen 2)onau«Ufer nid^t me^r
bebauj)ten fonnte, Deroflanjte er bie römif(^en 99e«
183
Serbien.
184
iDol^ner berfelben auf bte red^ Seite ber Sonau
unb nannte bieten in ber 9Ritte 9R5ften8 gelegenen
Strid^ Dacia Anreliani. Sei ber Xl^eUung bed
atetd^eS tarn STUfien aI8 ein Xl^il t)on SUqrien
an Oft-9b)m. SOßöl^renb ber 93dlfem)aiä>erung
übei^ogen bie ^unnen, Oftgoten unb Songo«
barben nod^ einanber biefeS Sanb. Um 550
brad^te eS ffaifer Suftinian unter feine ^err-
fdjaft; feinen Jladjfolgem entriffen eS bie Slüoren,
meldte eS }U einer Sinöbe mad^ten. Wi auf bie
Sinlabung bed ffaiferS ^eracIiuS um 630 bie ffib-
flaüifd^en SSoßSpmme ber Serben unb ffroaten
3um @d^u|e beS gried^ifd^en Steid^ed gegen bie
^Daren mq SQ^rien lamen, bebielten fte bie nun
nac^ ibnen benannte^ befreite ^roDing für jid^.
Unter ^rem Oberbaupte^ bem ®ro|> ober Ober-
3u))an, fpäter 3ar ober ffralji (Aöni^ genannt^
oeld^er fteben Supana als ^äu))tUnge ber fieben
Se^irle unter ft^ b^tte, Verbreiteten fidg bie
Serben aümölig t)on ber SoDe unb S)onau gegen
ben Sflben bis S)9rrbad^ium ; l^ier tourben fie j[e*
bod^ oon ben ^(banefen mieber t)erbröngt. Seit
780 bemöd^tigten ftd^ bie ^Bulgaren mel^afö ber
Oberl^erd dffaft über Serbien : beren 3od^ mürbe aber
mieber abgeworfen. %xä^ Die gried^fd^en ftaifer
oermod^ten bad Sanb nid^t unter ibrer ^)errfd^aft
}u balten; !aum bitten ^e ed 1019 jur ^roDin^
gemacht, fo touAtn fte fd^on 1043 unter Supan
Stepban Sbobroflato lieber vertrieben. Bitpfymii
Sobn aRid^ael (1050—1080) nabm ben Sitel
eines ftönigS an unb lie^ fid^ benfelben Don $^ft
®regor Vn. befiötigen. Um biefe Seit behüten
fid^ bie ®rengen beS SanbeS bis tief na^ Bulgarien
unb ÜRacebonien l^n auS; allein neue jhiege mit
939}an) unb innere 3crtoürfniffe Demid^teten balb
bie Slüte beS fianbeS. SRit Stephan 9lemania,
ber fid^ 1165 )um Surften Don Serbien auf-
gefd^mungen, brad^ mieber eine beffere 3Ht an,
unb 180 Saläre fpöter nal^m Stepban 2)ufd^an
(1336—1356), ber größte aller ferbijd^en t)err-
f(ber, ber aud^ über Stacebonien , Albanien,
£b^fi<^^i^/ 92orbgned^enIanb unb Bulgarien
berrfd^te, ben 3:itel Kjar ober Äaifer an. Unter
feinen nöd^ftcn Slad^folgem verfiel aber baS SReid^
loieber, unb alS nun bie ffömpfe mit ben Xüifen
begannen, murbeh biefe burdd ben Sieg auf bem
^mfelfelbe, auf ber ^oc^ebene Don Ißriftina,
mo neben bem Jlönig Sajar aud^ Sultan 9nu«
rab fiel (1889), ^errfd^er über ben größten
%f^t\l Don Serbien unb 1459 über baS gange
fianb. SSon ba an blieb Serbien, mit furjer
Unterbre(bung (Don 1717 bis 1739, ba bie Defter-
rei(ber bie gepung Seigrab innel^atten), eine tür-
fijcbe ^roDinj. ®ie Sebrüdfungen bur(| bie Sur-
fen enegten 1801 einen ^ufftanb unter ®eorg
$ctrott)ilfd^ (S^^ixtit), ber fpäter als prft Don
ber iJJforte anerfannt »urbe. 3m 3. 1816 be-
miUigte bann ber Sultan nad^ bem itotütn fer-
bifcben ^freib^itSfriege unter ÜRilofib Obreno-
mitjdd au(b bie eigene Sertualtung. ^ie Familie
Cbrenowitfd^ erbielt bie erblid^e gfürfienwürbe.
mu|te jioar 1842 ber gfamQie Parageorgiettritfib
ben !ßla^ röumen, lonnte aber ^Skctmbk 1858
auf ben %fycon gurüdRel^ren. 3m 3. 1867 iw-
lie|en bie Surfen boS Sanb, »eld^ 1878 bm^
ben ^Berliner gfrieben für unabhängig tdM
mürbe unb 1882 ben Stang eineS ifönlgreii^
erl^elt. 2)ie inneren Streitigfdtenbmtem feite
fort ; nad^ Su^en enbigte ber jfrieg mit Sulgaria
(C^erbft 1885) unglfidtlid^. 2)ie| unb bie ttKnig
erbaulid^en gomilienDerl^tnine beS ftönigS 9tt*
lan (1868—1889) fübrten beS ledern unfiei-
mi&ige Sbbanfung l^bei Seitbem ^errf(^ niet
Serbien ftdnig 9k|anber, guerft unter Sonrnrnb*
fd^aft, feit 1893 felbftönbig.
S)ie Serben, meld^ auf ber SoÜonl^Qlbinfd
in compacter SRaffe ben 9lorbtDefbn einnahmen,
mürben nod^ im 9. 3<4rbunbert, aI8 fie miter
ben ^Bulgaren ftanben, mm S^l^riftentbum bcU^
Sie l^atten 9n[angS fatbolifd^ Sifd^; b^
aber mürben bau) in baS Sd^iSma J^ineing^^ogeii.
SIS in Sonftqntinopel jebod^ baS (atem^
jfaifertl^um begrünbet mürbe, trat Serbien jett-
meilig mieber in SSerbinbung mit 9tom (Baj-
nald ad a. 1220, n. 37). 3)er ^L Sabbol,
ber Sruber beS ffdnigS Stepl^ n., mürbe ber
erfte Srgbifd^of Don Ufd^i|e unb ^maS Don gas}
Serbien. Sr reftbirte gu 3pef ober $etj[ (Pechia),
ber alten ^uptftabt Serbiens, unb fe^ 12 9^
fd^öfe ein, meldte il^re Si|e in ffld^ncn ed^ofta
foQten (f. Dositheos, De Fatr. HieiosoL 8, 18,
bei SBütfd^, SnxäjjL ®eogr. n, Berlin 1846, 886).
3)a ftd^ aber bie Serben balb nid^t me^ nit
einem einfad^en $rimaS begnügten, f^idt Sjar Sle>
pban Sufd^ 1351 eine S^nobe ju SereS, auf
meld^ ber SRetropolit Serbiens jur 9Bud)ecini
^atriard^en erboben unb felbftDerftönblid^ ott v»
abböngig Dom ^atriard^ Don Sonftantinopdo^
flärt muri>e. Se^erer belegte ben ferbifd^ $atri>
ard^en unb aOe Serben mit bem Snatbem, mk
nur mit 9Rübe tonnte gfürft Safor, unterfUl|t Mi
ben gried^ifd^en Jtaifer ^löologuS, 1376 bie 3»*
rüdfnabme beS SanneS unb bie Snerfeimung bd
f erbif d^en ^tricord^ateS ermirfen. 2)ie 3ttrittmn
oeSfelben erfhttfte fid^ bamalS nid^t bIo| Skx
Serbien unb Bulgarien, f onbem felbft übn eim
großen £]^eil Don aRacebonien. 6S blieb au4 b-
fteben, nad^bem Serbien 1389 unter tMfite
$errf(baft gefommen, unb felbft bmm noc^, oB
1690 ber ^atriard^ SrfeniuS nad^ einer mt|-
glüdten Srl^ebung ber Serben gegen bie türl^
|)errfd^aft mit 37000 gkimilien (etma 200000
Seelen) nad^ Ungarn auSmanberte, dnberten Kc
Surfen nid^tS an bem 93eflanbe beS ^triard^
Don 3pef. 3)agegen mugte jie|t ber $atriard^fietS
ein ®ried^e fein, ber feine Stelle Dom Sbirom in
Sonftantinopel erfaufte. 93iS )um 3abre 1717
ftanben unter bem $atrianben )u ^pd 1 1 Vlelnw
polen : Scopia, fßriSrenb, Urficia (Ufd^), Sla»
riblob^, SSoSna-Serai, Seigrab, SoKpa, le-
meSDor, Bnmtunio, (Sarlomi^, Strenb (bie Jinf
le^teren inUngant) ; bann 5 SrabiSt^ümet: €aMCI
in
Serbien.
186
jta SammOk^, CcRentUb, 9H{fa, 6eBotS ober
6chVB, fhlbtt ; cnblU^ 4 StStpmer : Xsetine,
fmtk tiba 3miot>olt, 3ttlia«Si))obi, fßoaiera. 3m
3. 1731 finb bUSeretnifittng ber ferbifc^en 9)letro*
ptSitsk wm Sd^Tob unb 6arIotDi| ftatt (ogl. bie
^zsftcpQ^U^ ed^ tton 3. ^. ed^toider, SBien
:^l). 3m 3. 1765 ober 1769, afö ber ^trtard^
SKJtX fi4 naO^ Sht^Ionb flüd^tete, »urbe bod
fctancd^ bafi ba ^triard^ Don eonj}anttno))eI
im^ Aoasf «ieber an fic^ gebrad^t, gftnglid^ ouf«
^rfdtai tnoi nü bem oon SonftonKnopel oereinigt
i*^ Scctai cfl^Iten nun gried^ifd^ 9Retro)>oItten,
BOT g0Dö^ic^ f ol^e, bie bem ^triard^
to ^rte om meiften boten. 2)amQl8 gab
f§ iK often €c3rbien nur me^r bie tter ÜRetro«
mm Seigrab, 9lifd^, Ufd^ijfe unb 9looi-
•^tiSnnb^ loeld^ ober feine Suffragone
fi^ ^attm. aa im 3. 1808 Serbien mieber
%w^bm cri^elt nmrbe ber SOtetropoIit Don
Ott Ober^u)^ ber ferbifd^en ftir^e an«
Cr^ 1830 nmrbe burd^ Surft SDhlofd^
dn fcOipdiibiger aRetrot)Olit fär Serbien er-
;; bbfcr ^attt feim Slcfibcna )u Seigrob. Son
l^iS a id«e ber aDletro|>oIit nid^ mel^r nad^
isapasaHnopd, tun bie SBeftötigungju erlangen;
3r Mr 6(raiga&c bed neugemöl^tten SRetro))oIiten
m ten 9alriim^ (300 2>ucaten) ifl geblieben.
1&a4 ber nciK^ ISerfaffung fiU^ baS Oberl^t
ber fobiK^ StationaWaO^ pu Seigrab ben Xitel
.VbtaopotÜ non gong Serbien". US burd^ ben
teSacr gticb« 1878 an Serbien Don ber Zflriei
UWqkm mit 506 984 Seelen abgetreten lour-
hR, kmm aii4 bie atoei fai biefem ®ebiete be«
rrjmbca Süt^tfaner ^ßirot unb SBrania ju @er-
ha. Boibeii o&er fofort aufgehoben unb mit bem
iüUfm SM oecemigt^ f o ba^ ber Stetro)ioIit
mx Me jnet Oif^öfe bon 9lif^ unb 6d^it{d^a
^iü^) mier f«^ poi. ShnfBereinmitbiefenbilbete
e lätcr bie aXctrot^oIttonf^nobe, oor meld^er oOe
(^M^oi foiDie oQe a9efd^»erben gegen bie Ser«
Kttmig imb Xcgiening beS aRetropoIiten oer>
ket^bmiibcn« lociuiiiidbtbieSac^burd^Idnig-
iMengie^ien^nre <Eriebigungfanb. (Segenmdrtig
I0bct ber Qfa^otiolit vxit ben beiben Sifd^öfen bie
^ariiMMifipiahg^ ^^'^^ J^^ ^^^ oberfle iHrc^en-
k^im dll{i^i4 in Seigrab Derf ommelt unb mit
is Oicraiifft4t über bie Rrd^tic^en Sngelegen-
Wtm betcaitt i^ Unter ber SHationalfqnobe fte^t
M l^tpeflotionSconfiltorium }u Setgrob^ beffen
«^ aifftid^ SHit^ieber fid^ glei^oHd einmal
n jiSn tKffammeln unb unter bem Sorfi|f eined
I» Itt S^nobe geip&^tten unb Dom Mnig be-
ttfltai Sifd^fS bie t>on ben brei Spor^ial«
tsfdtibiim Ott crfler Snfkmj Derbonbelten 9n-
pisgo^tttm in »loeiter 3nftan) erlebigen. Ser
ItsBX^Oat \üvt bie itoA SBi{(^öfe merben Don ber
ÜnäsaalfiiRobe (bift oot Slurgem Don bem Solle
^Ui!f^d}t imb fieitung bc9 3ufK^mtnifterd)
bet cttmebotenen tKoftergeifültd^fett gemäJ^It
^ 8om S»nia beftättfit ; fie f d^einen aber gang
vt ber 9tc8»enroa ab^oiigig }u fein. aBenigjlend
fd^rieb ber aRetropoIitüRid^ael am 8. 3ttm 1889
bem aßetropoliten Stoman SRiron Don SarIotoi|,
ba| 1881 einfeitig ein uncanonifd^ed ®efe^ Don
ber Regierung erlaffen morben fei, xoüäfti ber
ftird^e i^ Steckte entstelle unb bie lird^Kd^e Se-
börbe ber ajidglid^f eit beraube, ftd^ in il^ren eigenen
eom|)eten^freifen frei }u betoegen, aud^ bie ®etft«
lid^fett mit einer fimoniftifd^en ©teuer belüfte, in-
bem es Derffige, ba| für bie SBeüJen unb ben ober-
btrtlid^en (Segen Xo^en ju erlegen feien, unb fo
bie beiüge ftird^e Don ibrer göttlid^en ^ö^e in ben
Semöl^nlid^en menfd^Iid^en 3uftanb binabgerre (f.
^otl^. JKrd^en}ettung 1889, 512; Dgl. aiub ebb.
1891, 662). ©er übrige «leruS befielt auS SBeU-
geiftlid^en (bis 1870 nod^ etma 900) unb mtS
SDUnd^en, meld^ le^tere in ftlöftem unter felbft-
gemäpen Oberen jufammenleben. Sel^u^ ber
Senoaltung finb bie brei Spard^ien in 25 ^roto-
))re§b9terate eingetbeilt. S)ad Unterrid^tSmef en be-
treff enb f oOten fioox, obne ba| Sd^ulgmang l^errfd^t,
in allen (Semeinben mit menigftenS 200 fteuer-
ja^Ienben Sürgem ®emeinbe{(|ulen befiel^ ; e8
gab beren aber 1888 nur 608 ffnaben- tmb
60 ÜRäbd^fd^en mit 49 780 Sd^ülem unb
9136 Sd^ülerinnen; an amttelfd^ulen befleißen
6 Oberg^mnafien unb 2 Oberrealfd^ulen mit j[e
7 iHaffen, 16 Unterg^mnafien mit ie 4 unb 2 Unter-
redfd^ulenmit ie 2 Rlajfen, fomie 1 l^öl^ere Zbd^ter-
fd^ unb 2 Se^bilbungdanftalten in Selgrcd)
unb 9Hfd^. ^dl^ere Sel^ftalten ftnb bie Unioer-
fit&t mitpf^ÜD^op^]^, iuri{iifd^erunbted^nifd^
Sfdcultdt, bann eine tbeologifdbe Sel^ranfialt )ur
SuSbilbung ber'gried^ifd^-ort^obo|en®eiftIidiIeit,
beibe }u Sdgrob.
aSaS bie fatl^olifd^effird^e in Serbien be-
trifft, fo maren bie erften Sifd^öfe beS San-
beS fotl^olifd^. aRan fennt einen Sif^of Don Sei-
grab au8 bem 9. 3a]^]^unbert , unb ^fi 3o"
bonne« Yin. (872—882) beOagt fid^ in feinem
(108.) Sriefe an ben Sulgareiddnig aRid^ael,
ba| ber !ßfeubo-Sifd^of ®eorg einen abgefegten
SRdnd^ uiü) $riefter, Sergiufi, )um Sifd^of Don
Seigrab gemeil^t b^be. 9bid^ Sinigen more Sei-
grab an ber Stelle ober menigfienS in ber 9täbe
bed alten Singidunum erbattt, mo unter Sid-
niuS jmei d^riftlid^e Sßart^rer in ber S)onau er-
trftnlt (Mart^rr- Bom. 18. Jan.) unb mo 867
eine arianifd^ie Sqnobe gellten tourbe, ein Se-
meid, ba^ l^ier baS Sb^ftentbum fd^on frübe Der-
breitet mar. S)ererfte Mannte Sifd^of Don Singi-
bunum mar ber Sr}]^aretifer Urjaciud, etma feit
385, ber gmeite unb le^e Secunbian um 381 (f.
Oams, Ser. Epp. 428). Srfi um boS 3abt 1334
erfd^nen mieber lateinifd^e Sifd^bfe Don Seigrab,
bie mit fuqen Unterbred^ungen l^ier refibiren
bmüen bis auf SucaS 9tataltd 0. 8. Fr., er*
nannt 1709. Siefer fd^Iu^, al8 ^[irin) (Sugen
1717 Seigrob belagerte, fernen Si| in Semen-
bria, füböftlid^ Don Seigrab auf, mo gleid^fottS
lateinifd^ Sifd^bfe Don 1544—1624 refibirt
litten. 3m 3. 1728 ober 1729 »urben bann
l»
SetgiuS m., $at)fi.
190
ii^ta Sri» iDdO^en ®to^ tmizben bann
Mn SqUfd^of 2)roeo tion 9Re|) bie
bcB ftaifetft gefien bie 9ldmet lebl^
9Üabgaiu4t fLIfiSubtoig fd^Iie^Itd^forberte,
V| ta 9a}yfi unb bie tfimifd^en ®ro|en il^m
<ii0iS. <üi ft5ntg t>on 3toHen) ben Sib bet
l^dm« neigeite fU^ 6ergiu8 bcffen unb
Olli ben 9i5niem nur bem Stai\tt Sot^or
f^BD^ittt. €o gefd^]^ eS oud^. S^orauf
bet !|ßapp ben flioifetfo]^ mit ^igem Oel
sx flftmg bct 2ongobarben unb umgürtete ii^n
st bem e^toette. 3n}n)ifd^ l^tte boS ^eec
- ab nril fiubiDtad aBiOen, ifi jtDeifell^ajt — in
x: idsifi^ Sonbfd^ mie in geinbedlanb ge*
S; |d baft €ergiud gendtl^igt xoox, bie Xl^ote
£l^ üor ben gud^tlofen Sd^aoren }tt tiet*
Stod 9o|te }|)öter (846) mari) baS
6c6iel Don röuoerifd^ @ctracenen, bie
n C<^ ddonbet iDoren, ^eimgefud^t. 2>ie Sa«
^.Jq bei C^M>jlcIfifa:fien unb ebenf o bie SaulSttrd^
aagaavM unb üetmüflet. ßrft als, t)om
Seni^^ C^OO ®uibo üon Spoleto mit
tBt/fmi Songobarben l^etbeieilte, mürben
witabai orctriebcn. @ergiuS fiarb am 27. 3a-
car 847. (QgL Liber Ponia£ ü, 86 sqq.;
hvieafS Treo. AnnaL ad a. 844 [Mon.
Gen. lamL Seripa 1, 440] ; Jaffö I, 827 sqq.
a 702; ». Srumont^ (Befd^. ber €tobt 9lom II,
:% f.; 6. S^ümmler, ®efd^. beS oftfrfttdif^en
idbei I^ 2. «ufL, Seif^sig 1887, 249 ff. : ^eim-
iBteI491f.>
eitgiuft HL (904—911), ein Römer, mar
« Siq'Vin ^- S^m 3)iacon gemeil^t, fpäter
fi^2 ober 698) Don gformofue gum SBifd^of oon
|jBf coBfecrirt tpotben, angeblid^ per tim; bod^
&» IT bcft Sa:^ bie bifd^flid^en guncibnen
m, bann bfyctt er (mo^I ncid^ bem Xobe beS
tevDfnS) ium <Btobe eines 2)iacon8 }urüd.
,^ 1N^ iDittbe er fd^on nad^ Xl^oborS n.
leae gnoä^tt (Sitbe 897), aber tumultuarifd^
eiler bm SHifTuffe einer $artei (»al^rfd^einlid^
lff!sSci{4en). Sk^^olbertannte berffaiferSam-
hs! üfn tai/t an, lenfte Dielmel^ bie SBal^I auf
ta Benebidiitcr Sol^neS (als ^{t 3o-
^tsacft GL). 6ergitiS fonb ein Sf^I bei bem
a>tttynfen SbdEbert oon ZuSden. VIS bann
!■ 3l 903 ber Ufurtxitor ei^rifto)i]^oruS ben
^ntm lloiQfoIger 3ol^nneS' IX., ben trepd^en
ieo y.« gr^ä^t ^atte, fe^rte @ergiuS nad^ 9lom
wM^ amxbe mit ^ilfe ber tuSdf (^ Partei auf
xi ^iirpad^ €ti^! erleben uno am 29. 9a«
SS 904 amfecrirt Sl^ftoj^l^oruS Iie| er in'S
^'^ipüfc wtg\m unb ongeblid^ bort tfibten;
4nne mi4 SalgorittS (ogl. Liber Pontif. U, 285,
lei. I ) aiäb Sco V.^ loDfi^tenb legerer nad^ ^oboarb
•^ JiH^ 1, 444) fc^on t>or ber Srl^ebung beS
eetgni im ftesfer geworben mar. WS ^ft mar
Soigiid IIL sen5t|tgt, in Slom fid^ auf bie mäd^*
tfk 1Ebcll^(mi9te ju pfl$en, beren fyeapi Sl^eo-
MLflct nttZ^boxa Der Heitern iDerl^iratet mar.
k bea aonie^men ftretfen ätdienS l^errf d^ten ha*
mals, ol^nlid^ mie ]p6kx um baS ^al^r 1500,
ftu^erß ausfd^meifenbe Sitten, unb Suitpraid) (f.
b. 9Irt) bel^ouptet, SergiuS m. l^abe im ßl^ebrud^
mit einer Xod^ter ber Xl^oboro , ber befannten
9Raro}ia, einen Sofpx gejeugt, ber f))ftter (931)
als 3o]^eS XI. ben römifd^n Stul^I beflieg.
%n fid^ oerbient biefe Eingabe menig (glauben, ba
{id^ fiuitpranb über @ergtuS fel^ fd^Ied^t unter«
rid^ a^Qt; fo Iö|t er (AntapodL 1, 29) €ergiuS
gleid^jeitig mit gformofuS (ftott mit ^ol^neS IX.)
um Die $a)iftoürbe fid^ bemerben unb meiterl^in
(ib. 1, 80) @ergiuS (ftatt Stepl^an YL) bie be-
rud^tigte Seid^enfi^nobe l^n. 3nbe| nennt mSi
Seo SRarftcanuS (Ohron. monast. Casin. 1, 54
[Mon. Oenn. hist. Scriptt VII, 619]; Ogl. b.
9lrt. Ostiensis, n. 2) ^ol^anneS XI. @ergiuS'
@ol^n; belgleid^en eine in ^Hnibfd^riften beS
11. unb 12. 3a]^]^nbertS enthaltene 9lotu beS
^opfRotalogeS (bei Watterich, Pontif. Born.
Yitae I, Lips. 1862, 88, unb im Liber Pontif.
n, 248 : ex patre Bergio papa). MerbingS ift
eS möglid^, ba^ biefe beiben Sengen oon Suitt)ranb
abhängig |inb. 2)ie Sngabe S>ambergerS, anbere
alte Quellen nennten ^ol^nneS XI. einen Sol^n
aiberid^S, ift unrid^tig. Samberger (S^n^ronifL
®efd^. IV, »egenSburg 1852, ftritU^ft 200 f.)
citirt für feine Sel^ouptung jmei Sudoren, Seo
9Rar{icanuS unb ben Snon^muS SalemitanuS ;
beiber Angaben begiel^en jtd^ aber, mie ber 3u"
fammenl^cmg geigt (Mon. Genn. hist. Soriptt.
Vn, 623, unb m, 553), gar ntd^t auf 3o-
l^anneS XL, fonbem auf 3obanneS Xn., ber in
ber Sl^at ein @o]^n Sllberid^S 11. mar. — Sin
äbleS 9nbenfen l^interlie^ €ergtuS aud^ burd^ ben
leibenfd^aftlid^en fyi% ben er gegen ^apft gfor-
mofuS unb beffen ^nl^ger au|erte. SrbUtert
aber baS Unred^t, baS il^m nad^ feiner ÜReinung
oon gformofuS felbft unb fpäter (%nl 898) burd^
Serbonnung auS Stom Don einem Snl^dnger beS
^rmofuS Ool^anneS IX.) gugefägt morben mar,
bemirite er burd^ ben ärgften XenoriSmuS, ba^
auf einer rBmifd^ S^nobe (904) bie oon gfor-
mofuS ertl^en SQSeil^en für ungültig etliärt
mürben, unb gmang bie oon biefem Orbinirten,
fld^ abermals meil^en gu laffen (^ergenr5tl^r [f. u.]
n, 369 ; ^efele IV, 577); eine bogmatifd^e gnt-
fd^eibung mürbe iebod^ fe^ ebenfo menig mie unter
bem oon SergtuS l^od^Dere^rten &ttpfym VI.
(al. vn.) gegeben. 3)ie IBefc^Iüffe iener @9nobe
mürben oon 9u|iIiuS unb 93uIgariuS (f. b. Slrtt.)
inmel^reren ^ftigen Streitfd^riften be!äm))ft. 9lud^
in einem @d^reiben an 9i{(^of SmeliuS oon UgöS
( Jaffö 1 , 446) fomie in bem S))ita))]^ium auf
Stepl^an YL (Watterich I, 84) oerungIim|>fte
@ergiuS baS Slnbet^ beS gformofuS. S)e^>
gleichen foO er gformofuS' Sntfd^eibung in bem
Streite gmifd^n ff5In unb iBremen-ipamburg
(f. b. airt. n, 1228) umgeftolen l^aben; inbe|
mirb bie betreffenbe SuUe Don ßoppmam unb
S)e^io (f. Jaffö I, 446) für gefOIfd^t refp. unäd^t
erllärt. lieber beS $a)>fteS (Sfatgreifen in bie SSer-
ISO Setgiud L, ^airiard^ bon Sonj}Qnt{no))eI — €et{))anbD.
194
iiSb mk fkilm^tocignt — 3>te fd^on frül^er 6e-
banta Vdm übet Me ^D. @ergtu8 unb Sacd^ufi
i;a büraiMe Paaäo in btn AA. 88. BolL
OtL m, 863 Bqq. unb bie gricd^if d^ 9cten beS
€9Won Okiq^^toficd bei Migne, PP. lat OXV,
l'>05 sqq.) Onnen auf ^ißorif c^e Simetldfftgfeit
tnicR mbcbtngttn 9n{)nnid^ ncid^ ; il^nm fyd
Ut CingoneS cttoä^nte Paamo )ur (Stunblage
fr^indL (gutt fe^r freie f^rifd^e Ueberfe^ung ber
kftcm f. bei [Be^jan J AA. Hart et Sanct.
m, Paris. 1892, 283 88. (IBfiL nod^ 3. SBoIf,
^oUgen ÜRört^rer SecgiuS unb SBac(^u8,
)u ffieujebet, (Söttingen 1828;
Mml geniL bist Poet lat. aev. Gar. U, 418 sq. ;
XiOaa, KaL maxu I» 2. ed., Oeniponte 1896,
t». 460. 485.) [a Keimling 0. 8. B.]
^tt^tm^I^ ^otriar^tioneonftonti-
>^P*U f. ^onoriuS VI, 233 9. unb SRonotbeleien.
$<S|Mi» bWontinif^er ®ef(bid^ti(^teibet,
0 nni nar burc^ eine furje !Roti) Don $]^otiu8
m ffsaer Bibfioiheca, Cod. 67 (Migne, PP.
fr. cm, 164) befonnt, »omad^ er ein ®efd^id^t8-
oof ibcr bie od^ erften StegierungSiabre befi
AniatOKd^ beS@tommIerd(820— 829) t>er»
licte. 3« bcnfelben braute er foioobl bie poli-
n4m Ott bie fin^Iid^ Creigniffe )ur S)arfteEung
ob Mxbctttde fid^ ou^ über bie tl^eologifd^
€ftflung bc9 ffaifeiA. 9u8 ber »eitern IRoti) btS
$totm6^ bot ber ®efd^idfttfd^iber bis auf bie
;$nmbctCoii{iaiitinu8eo))ron9muS(741— 775)
Fnädgina^ tft iridU dar erjid^tlid^, innrfetoeit bie
Satfi<nmgy§cit biefeS ffaif erS Don @ergiud berfidt-
fdiitfi nmxbt. XuffaSenbenoeife ifi biefeS ®e-
itebeSMif , bcm $^otiu8 in lUerarif d^ 8e)ie^ng
U4e# Sab ftienbet (er begeid^net eS geraoegu aß
ISufkR ber IM^en^fbrifd^en S)orfteIIung), f^Iod
pi (Dnmbe Qrgongen. $^otiu8 gibt bem Serfaffer
ki (^(reiitilel 6|&oXorp)Ti{c« ben bie S^jontiner
cit 90dk6c ben 9Rar^rem unb SSetennem beS
tMbcrailM beilegen. 3n ber Xl^t Oerel^ bie
fik^^ JKrii^ am 13. SRai einen ZImoc 6|jio-
^«Tist^, ber für ben SBUbercuIt im 6sil ftozb.
In bff Sbnttitäi ber beiben IRamenStröger lann
bam gqiBcifdt loerben, toenn Siicobemud C^gio-
ntti (Xo^otfioLptar^ twv d(68exa |i,t)V(uv tou ivt-
«sTM m« Zanthe 1868, 37) feine SebenSjeit
nAttg in bir ^Regierung be8 PaifetS X^eop^iluS
1^2^—842) ücrIegtjboS Menologimn Basilii
4)n^iM, FP. ^. GXVn, 454), boS ibn unter
tte DL C818— 820) in"« C^ ael^en Id|t, ftel^t
Haat m^ im 9Btberf)mtd^. [91. e^rl^b.]
$agbm ^mntas^ ber rAmifd^ $rocon{uI
ti4 C^pm, ben ber b(. tßoulud (f. b. 9rt.) auf
Vtncr ofhn 9Rtffion8reife befe^e (9))g. 18, 7 ff.),
ift&n ncMf^ einer f)Ȋiem ZrobiHon, bie fid^
ofA im liar^. Born« (22. 9Rär)) finbet,
V Der 9oIge ott 9egleita be8 ^I. $auIuB nad^
5Unboniie giefammen unb bort Don bem Spoftel
8fi crfter Sifdbof {urfidgelaifen toorben. Sin
S^fi^of Mm Ka^ime 9iomen8 ^ßaulu8 toirb
iB erjlec Ober^crte biefts Stobt Don (Bregor Don
%owA (Hist Franc. 1, 30) genannt , aber in
bie amtte be8 3. 3al^r]^unbert8 angefe^t Srft
feit bem 9. Sa^rl^nbert toirb biefer $aulu8 al8
diflcipuluB apostolorum bejetd^net; Don ba bi8
)ur Sbentiftdrung mit bem biblifcpen @ergiu8
$aulu8 marbann nur ein Sd^ritt (SBgLb. 9lrt.
SRorfeiOe Vm, 905 unb ba}u Duchesne, Fastea
^piscopauz de Tanoienne Qaule I, Paria
1894, 310 88.) 3n ben bieten, tteld^e bie ^oU
lanbiften (Hart. HI, 371 sqq.) über Sifd^of
^ßaulu8 Don Storbonne geben, ift Don beffen Sigeup
fd^ft aI8 apoftelfd^aierS feine Siebe. 2)ie au|er-
biblifc^en Stellen , an meldten be8 neuteftament«
lid^ Sergiu8 $aulu8 Snoöbnung gefd^iebt, f.
in b. 3nn8brudter 3eUfd^nft für fotb. Xbeologie
1888, 584. (Sgl. nod^ Duchesne L o. I, 24 s.
291 8.) [«. eifer.]
^erglM 9v4i(tt^f f- ^aulicianer IX, 1648 ff.
$erqNlitb0,9ieron9mu8,O.Erem.S.Aag.,
Sarbinal unb au8geaeid|neter SJ^oIoge, flammte
au8 l^od^beligem nea))oIitanif(^ ®efd^Ied^te utib
tmtrbeam 6. 3Rai 1493 geboren. Segeiftert burd^ bie
ißrebigten be8 9uguftiner8 9egibiu8 Don Siterbo
(f. b. Sri), trat er 1507 in bie auguftiner-gon«
gregation ber CE^nrbonaria )u Siterbo ein. 92ad^bem
er feine ))biIo|Dt»bif4^ unb tl^eologifd^ Stubien
DoSenbet unb fid^ namentlid^ aud^ burd^ ftemtt-
ni| ber gried^ifd^eu unb ber ^ebräifd^en Sprad^
auSgejei^net l^e, berief ber Orben8generaI ibn
gur tt)eitem 91u8bilbung nad^ älom unb ernannte
ibn 1514 aud^ jum Secretdr be8 Orben8. Suf
bem ®eneralca()itel gu iSenebig 1519 marb Seri*
(Kmbo mn 9legen8 ber Stubien in ^Bologna beför»
beä uno erbielt balb barauf burd^ ben ^a)>ft ben
3tangeine8aRagifter8 ber Zoologie. 3m 3. 1528
mal^lte man ü^n gum ®eneralDicar ber SlugufKner-
Kongregation ber Sarbonaria gum Jjl. 3ol^ne8,
toeld^e er gmei 3al^re mit großer fflugbeit leitete ;
1538 mürbe er Dom $a)>fte Ißaul lU. aI8 ®eneral-
Dicar bed gangen OrbenS aufgefteDt unb 1539
auf bem Oeneralcapitel gu Sleapel gum OrbenS«
general gemä^It. 2)iefe8 9mt beReibete er gmbff
3a]^re lang ; er leidte ben Orben, inbem er gugleidj
Men Dorleud^tete. SI8 Orben8generaI reiste er
1546 gum ConcU nad^ Xrient ab, mo er Dorgüglid^
für ^rfieOung eines reinen SibeltesteS tl^ötig mar.
^nbererfeitd Dert^ibigte er aDerbingS aud^ eigen»
tbümlid^e ÜReinungen, befonberS begflglid^ ber
Srbfünbe unb ber Sled^tfertigung. S)urd^ bie
Sienfle, meldte er bem SoncU leiftete, mürbe [ein
92ame fo berühmt, ba| er Dom ^fite an Den
ffoifer ffarl Y. unb an ben ftönig Don Sfrattfreid^
als ®efd^äftsträger in Setreff ber englifd^en 9n-
gelegenbeiten abgefanbt mürbe, infolge beffen er-
nannte i^n ber mifer, ber ibn bereits in ^tapA
fennen gelernt fyxiit, gum IBifd^of Don 9quila.
Seriponbo nabm aber biefe SBürbe nid^t an, bat
Dielmebr 1551 auf bem ©eneralcapitel gu IBoIogna
au(^ um Sntbebung Dom ®eneralat Suf Sitten
ber Sürger Don Sleapel mu^te er 1553 im Sntereffe
beS gangen ffönigreid^ 9lea)»el eine bei feinem
7
.''lI
©ctranufi — ©errp.
196
. .,.w...iiiu "Jtli« hjt il^n M^iWftlid^e Seife aum
....\\ lu^ii. N'c nc|) bamald in3)elgienbefanb;
. .i..w\; 'uuiiMiii) aufüicnonimen unb eneid^te
\.. >?i^s%t 'Ciucr cenbung. 9iun ernannte i^n
\*-«{u»hi Ulm v?r5biid)of »on ©alemo. 3u9lom
in libcuiüljm SerU)Qnbo bie SScrwoItunö
Xs'' eiiM^Oum«. 3m 3. 1560 berief ^apft
V»»*^ IV lön nad) Äom, tt)0 er al8 Sonfultor bei
.iua ^v;.:^reöution t^Kitig »ar; im 3- 1561 tourbe
u Kuw v^arbinal mit bem ^ite( ber 1^1. @ufanna
^^\^clt. 2^ann ging er oIS jtoeiter Segat jum
vv.Muil uacb Orient unb trat nad^ bem ^obe beS
^^al^lnal^ (Sonsogo on beffen ©teile als erfter
\\o.iU. ^odf> präfibirte er bem goncil nid^
luiuK 3eit, inbem i^n bereits im 5IRörg 1563 ber
i i>t^ binroeguQl^m. 9lad^bem er juerft in ber 9lu-
auftinerrird^e ju Xrient begraben toorben toar,
K{tte man feine (Sebeine fpöter in ber 9Iugu[tiner-
hrd)e 5U Dieapel bei — Seripanbo ift ber 95er-
f affer einer Slnjal^I Don Sßcrfcn, meldte ^um größten
Stl^eile nod^ ungebrudCt üor^anben ftnb. $on ben
im S)ru(Ie erfc^ienenen mögen genannt merben:
bie grflörung aSer ^Briefe bed ^poftelS $aulu§
unb ber fteben canonifd^en IBriefe, Antwerpen
1567, 93enebig 1569; bie grflärung beS Sömer-
unb beS ®alaterbriefe8 mit SRücffid^t auf bie 3rr'
lel^rcn, l^erauSgegebenoon $. gf. 9RiIenftuS, 92eapel
1601 (mit einer SBiograpl^ie Seripanbo^Ö); bie
Sonfiitutionen feincd OrbenS mit Sommentar,
Senebig 1549, Som 1558; ^rebigten über baS
apoftoUfd^e ®Iauben§befenntni|, Senebig 1567,
Mom 1585; SRebe bei ber fieid^enfeier ffarlS V.
(lat. unb ital), 5RcapeI 1559. SBon feinen 93rie.
fen an P. ^offmeiftcr (f. b. ^rt.), Äeneralöicar
ber beutfd^en ^uguftiner, unb an anbere Stugu*
ftiner ftnb einige gebrudt, unter Ruberen bei
31. ^JauIuS, ® er auguftinermönc^ Sol^anneS ^off-
mciftcr, greiburg i. 95r. 1891. — Sßon ben im
SRanufcript t)or|anbenen SBerfen bürften Don
SlMc^tigfeit fein: bie Srflorung ber Soangelien
ber Duabragefima ; 67 Qfragen betr. bie Snlel^ren-
ber 3cit ; brei 93üd)er über bie SRed^tfertigung beS
SRenfd^cn ; eine ^bl^anblung über bie grbfünbe ;
eine 5lb!)anblung über bie ©ercd^tigfeit unb bie
d^riftlit^c grci^eit ; über bie 93üdber ber l^eiligcn
©d^rif t ; über bie ©acramcnte im allgemeinen unb
inSbefonbere über bie 3:aufe, über bie girmung,
über bie ®nabe, über ben freien SQBiücn, über bie
Sorl^erbeftimmung ; SJerfd^icbcncS über bie 9?er»
l^anblungen beS goncilS, über bie (Segcnftönbe,
bie unter $aul III. ju Xrient unb 5u 93oIogna
bel^anbelt tt)urben ; Slbrife ber ©cfd^id^te be§ ^ilu-
guftinerorbcnS; ®cnftoürbigfeitcn, bie fid^ auf ba§
€oncil Don Srient bejicl^ (lateinifd^ in ber mebi«
ceifd[)en SBibliotl^ef). (5?gl. öon ben jalilrcid^cn
©d^riftftcüem, meldte ©eripanbo'8 gebcnfen, be«
fonberd Ossinger , Bibl. August. , Ingolstad.
1768, 836 sqq.) [«ßiuS ffeUcr 0. S. Aug.]
^manns^ 3 o l^ a n n , f . l^ainbert, ^m\^.
Senf,^9acint^,0.Pr., eifriger t^omi)lifd}er
*c unb (Sontroderftft, tt>arb gegen 9)titte
beS 17. Sal^r^unbertS ju £ouIon geborm, IDO feit
ißater Sngenieur unb !gL 9Rarinebeamter unk.
anfangs marb er Don feinen SItem gleiii^folls fb
bie Snarine beftimmt, aber nad^ einer gef afjrvonai
Seife Derlie^ er ben ©eebienft unb uxmbte ^
ben ©tubien gu. Sad^bem er mit beftcm (Srfolge
bie ^umaniora DoUenbet, trat er in ben Somini*
canerorben unb fe^te nad^ Kblau^ bed 9tomciatel
unter ber £eitung beS großen ^ittoriferS SatalÜ
^lesanber (f. b. ^rt.) gu $ariS feine ©tubien foit
S)ort emarb ©errq bie Iritifd^e SKetl^obe ber (Bei
fd^id^tsforfd^ung unb bie oft fc^rfe, aber treffenbe
^uSbnidfSmeife, freilid^ aud^ bie 5un)eUen etnul
)u meit gel^enbe Sad^giebigleit gegen bie banudl
in gfranfreid^ übermächtige gaUicanifd^e ^oitel
Sa^ Ablauf ber pbilof op^if 4^n unb tl^eologif^n
©tubien begann ©en^ ben Alumnen feined C>
bcn§ gu $ari§ $^iIofop^ie Dorgutragen. 3u feinet
©d^ülem gö^Ite ber fpätere befonnte ^iftorifec
§9ac. Don ©raöefon (f. b. 3lrt.). 3m 3- 16M
berief i^n ber OrbenSgeneral nad^ Korn, flmn
bort angcfommen, erl^ielt ©errQ bereits einen Sq
an bie UniDerfitöt Don Ißifa, um bort ben Sel^rffai)!
ber Xl^eologie eingunel^men; man lief^ i^n inbeffm
in Som ni^t giel^en. Sr »arb nun Sonfultor bcc
Snbqccongregation, S^eologe mel^rerer (Sorbinür
unb Dorübergel^enb beDoUmöd^tigter (Sef^öfH»
tröger ber ^rifcr Unioerfttöt in ©ad^en ber M>
gifd^en IBifd^öfe, bie gumSl^eil einefeinblic^C^
tung gegen Jene eingenommen ^tten. ®egen (IN)e
beS 3ül^reS 1696 feierte ©errQ nad^ $ari8 guriÜ
unb empfing bort am 23. HRörg 1697 bie S)octor>
mürbe. Sun erl^ielt er einen Suf ber SepuUt
ißenebig an bie UniDerfttöt $abua, bem er arit
Srlaubni^ feiner Oberen folgte. S)ort blieb er M
gu feinem im % 1738 erfolgten Sobe. — Uete
©err^'S £el^ri^ötigfeit fagt 3qc. g^ccbloti ii
ben Fasti Gymnasii Patavini, Patavü ITS?»
pars II, 255 : ^ jtein S^eologe l^t in biefer ©tott
meber gu unferer nod^ gu unferer SBäter 3<tt<tii
gri^^erem Suf geftanben." ©errQ befag bei feiaea
reid^en SBiffen gugkid^ eine überaus feffelnbeSfn^
trag^meife unb ftanb bal^r bei feinen ©d^ülm ii
l^öt^fter SSerel^ning. Unter ben etma 50 Don ita
»erfaßten ^Ibl^anblungen ftnb mel^e Don kß
beutenbem Umfang. 2)ie fogen. d^ineftfd^Stiiai
(f. b. %ci. ^IccommobationSftreit) fanben on fSß
einen entfd^iebenen ©egner. ©err^'S SBerlie n»
faffen faft baS gange @ebiet ber Z^eologie, Mr
meiften aber finb ber 93ert]()eibigung ber (SrndM*
Ic^re beS 1^1. ^^omaS gemibmet. ©ein ^kmpttsflt
fmb bie Historiae congregationum de anxilui
divinae gratiae LL. IV, bie pfeubonpm im}
1700 gu SötDcn ertd^ienen. (St fyxttt fte badi
molarere ftcincre ©c^riften gegen oerfd^iebe*
®cgncr gu üert^eibigen , namentlid^ gegen !^
t)inu§ bc ^et)er, ber fid^ in gumeilcn fel^ f^oifil
^u§brücfen gegen baS SBerf ©errp'S nmrit
unb il)m biftorijd^eSrrtl^ümernad^gumeifenfuil^
®e^^alb fud^tc ftd^ ©err^ gu red^tfertigen in eiwr
neuen Auflage ber Hisioria, in totl^ er ii
191
SerDatittS, htx l^L
198
B» ^ttgefflsten fünften Xl^etle bie 9n-
vWbiginif^ fcined ^nsreiferS »iberlegtc, ol^ne
^ita^ ^yiämxid^ bie SontrotKtfe |u beenbigen.
Ao&i mixi^tiQ iji, bo^ 8eic9 feine Historia
ip Somdur bem Sanfeniften OueSnel (f. b.
Scti mitbni ^be. S)er X)H)ogra{)^ (otte ol^ne
Bcjiai ixnb SBUkn Setn^'d ba8 aRonttfaipt
Cacfind nat^tqjt, bomtt biefer ein UttlgeU über
bt mbKi|fiS)i9leit bed Sud^eft abgeben foQe. 3ur
(fittr €eno feine Arbeit Ouednel f^on
tan <Bntnbe nid^t übergeben, totü legerer
9mibaile^ üerixot, bie berjenigen Bttt^'i
cidg^gefe|t ift. Sbenfo ift e& un-
artig« bol bie Veten ber Gongregationes de
aaxüas, lotr ^e t>on Xfjomai be SemoS (f. b.
Izl) osfgffitticben mürben unb 6err9 als Ouelle
febtcnt ^/abm^ bnnj^ ein 2)eaet ber Congregatio
oft imgloubtDfirbig bejeic^net toorben
SoS bdirff enbt Decret ift nid^tS Snbered
iä bv Czflamn^ ba| bie berf d^tebenen bis babin
rxbiidztm Vden ott omtlid^e Ausgaben nid^t
p Unadßm ftioi ^ imb ba| Jomit ntemonb »er*
lA^tct ftt^ t^Rot Glauben beigumeffen. 2)iefe
fzfSännig 1^ ober ber ®IaubkDÜrbigjfeit ber be-
nffsabcn Vdot cot fid^ in leiner SBeife Sin-
ei}. — @citi^^ fBerle erfd^ienen gefarnmelt in
rti Sofmbavbm lu it^on 1110. (93gL Qu^df-
Uhud^ Seriptt O. Pr. ü, 808 sqq. ; Steujd^,
isUi n» 1261; Harter, NomenoL lit U,
1 edU 1084 sqq.) [^ßouIuS be Sofi 0. Pr.]
Set bL/ Sifd^of Don Xongem,
imd^ bell fitteften ^nbf d^riften, bie über
Sänt berichten, aus onfel^nlid^er gämilie unb
ni4 ber Ueberlieferung ber ^aaStric^ter
ftcdle (Yei. Brer. eeoL S. Servatii, 18. Maji,
AOL 6> in Sxmenien geboren. Sie über il^n erl^ol-
an Sbgmp^ten bieten toenig Su^^IafftgeS unb
^ Mdb bcm Ibil^eile ber Souanbiften unb XiSe«
sotl fioüei SobtixL 9lur für ben Ie|^en Xb^
)emS iAnSi geben alte, neuerbingS toieber auf-
cranbeoe &nibf^^rtften (f. u.), meldte tl^ilneife
^ ib'S 8. 3abrbimbert »irüdgel^n, bejf^^ 9tad^
3^^ wdd^ äbttgcnS uibattlid^ unb }um Xf^ü
«Dt fonnell mit ber betreffenben Srjäl^Iung bei
Qnan von Zotttd (Bist. Frano. 2, 5) überein-
ÖBaKB. 3ut ^auptf od^ ifi bal^er unfere ftennt-
uB ton bcS 9L eeitMttuS erfier Xl^äti^eit be-
^liaiufl auf bie loenigen ütotijen, loeld^e ber
'^ HfbanafiuS unb €idpiciuS @et)eruS gelegent-
Uk ^AtxL ^iexno«!^ aor ber (I. @ert)atiuS auf
hcB Qmal ju Sozbica (848 ; f. b. Srt.) gu*
«jcB (AUuul. Apolog. o. Arian. n. 50), )U*
^ ttü %ttpjftatt& (f. b. 9rt) toon ftöln, ben
IT S36 in Xxict in GegenttKtrt beS ]^I. Atbanoftud
fx geflbaftai om iatf^l\\fyn (Stauben emtabnt
Ktk. 3n ber Sad^e beS genannten Slfd^ofS nabm
e haa, mt bie Sctrn ansmeifen, an ber ftölner
zsübt oon 846 t^; im 3. 850 befanb er ftd^
« ^fe bei ftaiferS <Eonftantiud, gu »ebbem ibn
%d33xiiüufi mt! einem onbem ga&ifd^en SSifd^ofe*
ffi^ ^attc Huf biefer Steife berührte er aud^
^Ile^anbrien unb begrüßte ben % Sltl^anafiuS
(Äthan. Apol. ad Consiant. n. 9). 3ur 3^%
als Julian, ber Setter beS gonftantiuS, in (SaSien
gegen bie Don Often anftürmenbenSBarbaren tbott^
mar (feit 855), btelt fid^ @ert)atiuS nii^t in feiner
S)iöcefe auf. 3m 3. 859 mar er auf ber @Qnobe
oon attmini, too er gu ben eifrigften SSertl^eibigem
beS ortbobosen ©laubenS göl^Ite (Sulp. Sev. H.
Saor. 2, 44). SuS feinem fpatem Seben mirb
nod^ berid^tet oon einer SBaUfabrt beS Mligen
nad^ 9lom (ad limina S. Petri). S)ie Segenbe
ergöblt nömlid^ (f. Greg. Tur. Hist. Franc
2, 5), bamald l^abe fid^ in ©attien baS ©erüd^t
oon einem beoorftel^enben ^uimeneinfaS oerbreitet
@eroatiug l^be ®ott um Sbmenbung ber broben*
ben @ef al^r gebeten unb fei, um eber Srbörung
gu finben, mäf Stom gum (grabe beS Slpoftelfürften
gemaSf abriet ; ba fei ibm burd^ ben bl- ^etruS
mitgetl^eUt morben, ba| ber (Einfall ber f)unnen
in ®aUien loegen ber @ünben oeS SSoIfeS un-
abönberlid^er »atbfd^Iu^ ©otteS fei; bod^ foOe
©eroatiuS jelbft baS Unglüdt nid^t mel^r erleben ;
er m5ge eiltg gurüdtfel^en unb fid^ auf ben Xob
oorbereiten. Sa bei ®regor oon XourS oon
p,|>unnen" bie Stebe ift unb Slttila'S Xcuppm erfl
70 3al^re f))öter nad^ ®a]Iien famen, fo bat man
toobi bie obige Srgäblung auf einen gmeitm
Sifd^of @eroatiud begogen. Snbeffen liegen bagu
leine (ä^rünbe oor, menn man ben gangen Vor-
gang atS oon @eroatiu8 oorauSgefel^n , aber
nid^t fofort eingetreten betrad^et, ober beffer mtt
fturtb annimmt, ba| in ber Segenbe eine SSer-
med^Slung ber belannteren f^unnen mit ben mel^r
oergejfenen Sanbalen (3erftbrung XongemS bui^
biefelben 406) untergelaufen fet (f. G. Eurth,
Le Pseado-ArayatiuB, in b. Anal. Boll. XYI
[1897], 164 sqq., gegen «mbt u. Shn\ä), in b.
Mon. Germ. lust. Seriptt. rer. Merov. I, 66.
790, begm. ftrufd^, ib. m, 88, meld^ ber
SeSart Axavatius ^ait Servatios ben SSorgug
gaben unb annal^men, bie ergöblungen ®re-
gorS begbgen fid^ nid^t auf @eroatiuS, fonbem
auf einen Sifd^of ^raoatiud um bie üRitte beS
5. äal^l^unbertS, ber f))äter mit SeroatiuS oer-
me^felt morben fei). S)er bL @eroatiuS ftarb gu
aßaaStrid^t, nad^ ber bortigen Xrabition am
18. aRai 884. ©ein ®rab mürbe nad^ ®regor
oon XourS (De gloria conf. c. 71 [al. 72]) nie
oom @d^nee bebedtt (Ogl. Martyr. Born. 18. Mail).
Sifd^of aRonuIp]^ lie^ 562 bie »eliquien in bie
oon il^m erbaute ))räc^tige ffird^e beS b^- @^t»
oatiuS überbringen ; eine ßrl^ebung berf elben f anb
am 7. Sunt 726 burd^ ben 1^1. Hubertus ftatt.
SBei ber Selogerung SRaaStrid^tS 1579 mürbe ein
großer %f^ü ber Steliquien beS 1^1. @eroatiu8 ge-
raubt unb ging Oerloren. (Sgl. AA. SS. Boll.
Majim, 209 sqq.; Mon. Germ. hiat. Seriptt.
XII, 85 sqq. ; Analecta Boll. I [1 882], 89 sqq. ;
Proost, 8. Servals, Paris 1891. lieber bie oben
ermöbnten neu aufgefunbenen {)anb{d^nften f.
AnaL BolL I, 85 ; G. Xurth, Deux biogra*
199
€ett)atu8 Supu9 — @erbeL
200
phies inedites de 8. Servals, Li^ge 1881;
Le m^me, NouvelL recherches, sur S. Ser-
vals, Liege 1884 [ügL bo^u mic^ Mon. Genn.
hlst Scriptt rer. Merov. in, 85 sqq.]. ©on»
füge Siteratur Der^eic^nen Chevalier , Bep. unb
SüppL s. V., fotoie ^ott^aft, Bibl. bist U,
2. 3lufL, 1570 f.) [taibftbtnqf S^m.]
^ntHitms ,£mims, f. Su^uS YUI, 301.
^tvwet {Bttüctü, (BcTDebc), 2Ri(^aeI, 3liiti-
trinitarier, btr fu^ auf feinen Sc&nften nad^ fetner
tDhitter, einer 3fran|öftn, aiiä) XeoeS unb nad^
bem catalonifd^cn Sorfe 9?iIIanoDa, bem 8tamm-
ft^ feiner t^amilie, SSillanoDanuS nannte,
tDurbie 1511 (1509) ^u ^ubela in ^ragonien ge-
boren. Seine er[ten Stubien machte er in (Sara-
goffa; 1525 trat er alS "Rmanuenfia in ben Sienft
be§ faifeTlid)en ^ofgeiftliAen äuon be Cuintana
unb tarn oIS ^gleiter besfeCben 1528 nac^ %du'
loufe, XDO er ber ^uh^pruben), §uglei(^ ober bem
(Stubium ber Eiligen Schrift fub tnibmete. ^hi
Cuintana teerte Seioet 1530 ber ffrömmg
£arl^ V. in Solagna unb l^emac^ bem Steic^tage
Don %ug§burg bei 3m Iperbfte ime§ 3a^reS be*
gab er fic^ nac^ Safel, too er mit Cecolampabtu§
über feine t^eo(ogif(^ tllnficbt Derbanbelte, bann
na4 Strasburg, too er mit 9u^ unb Sopito
berfe^rte. bereits im 3. 1531 trat er, jn^on^ig«
ober ^meiunb^aanjigjäbrig, mit feiner ontitrini«
torifc^en fiel^re literoriicb beiDor, inbem er in
^genau bie Sdbrift De trinitatis erroribus
libri Septem veröffentlichte. S^iefelbe beftebt au§
mehreren 3tubien. S^a3 erfle 99u(^ ift mobi nod^
in Souloufe entftonben. Sie anberen ^äd^
tDurben in ^fel unb StnxBburg t>erfaBt unb
burc^ ben IBerfebr mit ben bortigcn ^Reformatoren
angeregt; bie beiben Ie|;ten enthalten eine IBertbei-
bigung gegen bie Sintrürfe, meld)e lektere gegen
feine Sebre erhoben. SBei bem jugcnblidben ^Iter
be§ $erfaffer§ ift feine ganj einbcitlic^e unb ab-
gefdbloffene ^nfd^ung )u enoarten. Sie firc^
litbe ^hnitöt^Iebre loirb ^mar bunbneg oenoorfen.
6bnftu§ ift für eerüet mefentlic^ Ü}^enf(^, n^enn
au(b 5ugleid) eobn ®otte§, ireil burc^ bie firaft
@otte4 au§ ^ITloria geboren, unb @ott, meil mit
ber Snabe @ott€3 erfüllt unb ber ftüUe ber @ott-
beit t^eübaftig gemorben; ber bcilige @eift in nac^
ibm eine Sispofition, Ihaft unb ®nabe @otte4,
eine SBirfung ober 9?en»egung. ^Umölig aber
fud)te Seroet baS Rohere iD^oment in ^briftus
mebr jur Geltung ^u bringen imb bem fircblicben
Spradbgebraucbe fid) mebr anzubequemen, ocrirrte
neb babei jcbod^ in ben @ebanfcnfrei§ be§ ^i'an-
t^'iemuS. ßr le^rt fcblicBlicb audb eine Sriiiitot,
fnilid) nur in ber Cffcnbarung. Söä 9i^prt
Ö)ciii'5, ber änbcgriff ber 3bcen aller Singe, ur-
iDrüncilid) oon (j>ctt nid)t öerfcfcicticn, fei bei ber
Ü?eltfil3rpfung qI» bcren llricAe Dcrfiicben oon
i^Joti aufcietretcn , bann in ben 5}ropbc:en unb
Öeiliaen öe« 'ülltcn 2?unbe5 endjienen unb cnMid)
in 6hriftu5 {yUvdi geworben, irofetem erfcöicn
boä iskxt ben SKeformatoren al§ ein @reueL Ceco«
lampabiuS forberte SSibemif, unb um i^ ju bc»
friebigni, Deröffentlidbte Serbet 1532 ^u^geium
Dialogomin de trinitate libri dno ; de jnstitii
regni Christi capitula quattnor. iSx qjtffi, (fiec
in ber SBürbigung ß^fti mieber etttKid loeiter.
@ein gleifc^ fei ^mor burc^uS Dom Selbe lud»
@eb(üte ^kria*d, aber boc^ oud) burc^auS ^mm*
lifcb, ber anenfc^ 3efu§ @otte§ §Ieif(^ unb Sbit
^uf ber Kücffeite beS ^itelblatted erflört er mu^:
Qnae nuper contra receptam de trinitate
sententiam septem libris scripsi, onmia
nunc, candide lector, retracto. Sa er aber bei»
fügt : NoD quia falsa sint, sed quia imperfecti
et tanqoam a parvulo parvulis scripta ete.,
fo beftanb er me^r auf feiner %nf(^auung, alS er
fte ujiberrief. 3ttbem gab er berfelben in ber
Schrift einen neuen, menn aud^ milbem ^u§bn4
unb fo mochte i^m bei ber Srfa^rung, bie er gtp
mac^t, ber »eitere 9lufcnt^lt in Seutfd^Ianb,
für einige 3^ <nt4 bie ^fc^aftigung mit ber
^^ologie, Verleibet fein. Sr begab fic^ n)enigßail
unter bem 9?amen SHflaiuoanuS nad^ ^rid, in
bem 8tubium ber !Dhbicin fic^ ju toibmen. Sot
bort ging er 1534 nac^ Spon, mo er alä Gomdor
für bie 3:nd^fePf(^e Srucferei Sienfte letßete mk
1535 bie @eograp^ie bed $toIemäud ^enmggok
'^alb aber na^m er feine mebicinifc^ Stubioi
micber auf, unb ni(!bt o^ ßifolg: er betfotlr
1537 bie Sdyrift S^Taporum nniversa ratio,
emiarb 1538 ben mebicinifc^ Sodorgrob, od»
bedte au(b ben ftreiälauf bed %lute8. 9Ut i^B
aber feine ^nficbt über bie geric^tlid^ Sebentmg
ber ^ftrologie Ißerfolgung su^g, UKmbte er p4
nadb Sborlicu im füblic^en ^nmfreid^ unb Tieft ^
1540 in $ienne nieber, U}0 ber &^bif4of $0d*
mier, ber feine Sortröge in $arid ge^rt IjiDik,
\xd^ feiner freunblic^ annahm. Serbet niibmeteJMl
nun bem öi^tlic^ Berufe, blieb aber liteioriH
tbatig. 6r oeranftaltete 1 541 eine ^toeite ^
I gäbe beS $toIemäuS unb 1542 eine neueSnSgok
iber lateinifc^en 9?ibelüberfe^g bon &M
^^agnino (f. b. Sri). Suglei^ befc^ftigten iti
laucb loieber tl^eologifc^ fragen, unb cl o^
' ftanb aUmälig fein ^>auptmerf, in bem er car
SBieberberftellung bei nac^ i^m bereits jur jdt
ber alten öcumenifdben Soncüien feinem urfpnng'
lieben Sl^cfm cntfrembeten (F^nftent^umS imtfp
nimmt. Qx correfponbirte barüber in ben 3a)nt
1545 unb 1546 mit ^aloin, unb obmoI/IcrM
ibm unb anberen protiftantifc^en ^bigem ol
i^^iberfprud) ftieB, bcborrte er bod^ bei fet»s
'4>laue. Sa^ 31'crf erfc^ien (in $ienne) )u Snfn{
be« i^abre« 1553 unter bem Sitel : CbristiaiiiBü
restitutio. Todus ecclesiae apostolieie i'
sua liroina vocatio, in integrum Testitafei
cognitione Dei. fidei Christi, justifieatioDii
nostrae. regenerationis baptismi et eoeii*
Domini manducationis. Bestitoto deni^
nobis regno coelesti, Babylonis impiae eij^
' tivitate soluta et Antichristo com suis pett*
. tus destructo. MDLIIL Ser Snubrt ifi vW
208 Serri S. Mariae matris Christi — Serttitext 204
ßl£ brn Scrfb bfnclbm um ein ©utatfctcn ju er« hu&tm f. prtt I^Iogie 1881, 284 jf.; S^onuÄ
liubflL Sic annroncn bei^e^ Sbcüc, irnai au4 t^rn 3lqiitn bcr Sebrer 9R. Sarrtä, in bcr 3A-
Mf ^c§ Soibr* in cmmS 5urüdbQlinü>ercr gciMung, lArin f. »iücnicbünlicbc Sbcologic 1892, 220 jf.
Imacim dir cmf giulb unb ftrcncic ©cgcntPfbr, 3S93, 171 ff., 1S94, 261 ff.) [o. gunL]
tic ^rT ^brrlrgm^ielr auc^ cul2^^ucIli(^ auf Xoh. Seiri S. Mariae matris Christi lumnta
2}iii tii>rn ^länmgcn mir ba^ 3dbi(!ial SrtDctS fü^ bit 'riiiglie^cr rtneö nü^t mit ben (Secüüen
wücnb* mpdricbm. ?iur ein SGJibnruf toraue if. b. ?ln.l siu Denrccbielnbm Crbend, ber im
Dmic;f:en§ baä^cuBcrne abipcnbcn. Sa^u trcUie ^«. 1257 ;u 2?icnriIIe emfionb unb Dom 9i?(^oje
CT ÜÄ über ni4t Dcricbcn. Sie SJiirigfcit feiner bic'er5:a!):aufpcrnli(^anrpeiiungDom26.Scj)-
X'ebrc fumb ibm ni&i iDenigcr *c'i oiä g^lrine icmber 1257 ,,cine bcr orprobirten Segeln" a*
Sebre Meiern, unb ebrücbe lleber^cugung ifx ibm ballen feilte: ber $ifdwf gab bem Crben borauf«
nid3: a^>l:i;?rfd)cn. irie man cucb frnü übrr feine bin bie ÄucrJrincrregel unb $apit ßlemenS IV.
amdwuung benfen mag. 2a5 Unbcil curbe am orrrcbine bm^elben" am 13. TOai 1266. 3n
26. Crtrber gefprrien : cm 27. Crtrber folgte pcxis, nrrulbn biefe 2iener b« ÜJhitter Öotiö
bie SPcUfircdung. {rcrcl, ben (Falrin cur ücufanne ^±rn 125S ein Öau5 erriiielen, nannte man pe
babeigerufen, um ben Un^lücflidicn cu* t>an lct::en r^egm ibrer CT>n;§!rc±t ..Si^eiBmäntel'' (Blajics-
@anc;e ^u begleiten, gab f.:b o^ilt 3?iübe, einen Mani«anxi. 3:trn balb aber machte ba§ Srcnt
33ibem;f ?u eT5iclen. I5s xrar rergeblii : Seipei bc4 (ärnrllr rrn iJpon 1274 (^c. un. inTI 8,
Wirb au* bebarrÜA, cl§ man i^m rrr *3lbfü^^Ing 1 7 1. bcr: rrjen Crben ein 6nbe. SoS flioper in
5ur Äicfcriine bie 3en:enji peT^-n^i^, unb clr i^nil ^l:^^e Itn 25:lhelmiien (f. b. Art.) übo
(furel auf bie ¥ine, buii bc§ Siuren, n:±i ir:e»en ^129S» unb ben ^S^iBmömcIn* cufge-
bur± bcä (n'uer fierben ;u bürfen, erücne, bie geben, ju jenen überzutreten ober baS Äloßer ja
©nebe rerb-e ibm nur fu ibeü i?erben. trenn er rerlc»"ctL tSfgl.Heljot-Migne, Dict des ordne
feine Siulb aricbe unb Seue uigc. ^;u^ bem reüs. L Paris 1S47. 507 s.) [51. &ler.]
2i^ge 5ur Äiir'iine rief er : .C ©rtt. rtne meine Scrvttni i.r^.cieH Ordo Serroram B. M. V.),
Seelel C Je^u*. 3 rbn ^e« erigen ©rntr, bebe reli^iefer Crben, be'^en Orünbung iukJ
(rrbormen t::it mir!' ircrel ermab:ue :bn cm ben iJrrren Ser'rXIIL in ber ^)eüigfpre(:^uti33«
2d»eiterbuU*en . Oen:§ (5tr.^":ur nirt mebr clr bulle ?er f.eben bsL'.ien Ipjter unb na^ Vv^
Srbn bf4 enrigen l>>r::e*. frnNnt d« etrign: ren (rrHcrunccn ?.rm* ber feiigfien äungirau
£ri:n iSctter anr.:r.:'f:: ; ber üpenrn^^üte rrr« felb'': jUu:'±r.eb-:n «r^<n muß, cntftonb }u glo«
treigene e4 cber. r^^l:! beBnrer.en. teil er bcrin rcnji im 0- l"-40. Sithen romebme Mönim,
einen ^?:^eIrJ^ e:!c:"j::e. ^Is er ben S*ei:fr« J^rnnliu* Sirnciri. o-b. biS^onagiunta (5Bmia-
bcu'en cr;i:n^fn 'c^. '::iB er einen her jjserreiver.^en im:::;:'», Sene^enr ^ell' *nteUa f})2anettu§), Säüi*
3±rciau*. iJ-.cCuil ^cnene hne b-lbe Srjn^e. ::l:meo bcgli Xm:N: i^lmibeu*)^ äticooeto M
&5 ging bc$ ^^fn:±:. (Fclrin t^:^f. bintii einem. Ugurrlrne vV-r^'- ^^«rjTbini? bi Softegno (So-
[Wn'rer rerb-Tgen. cn bem rcurlgen S±cu'r:ile '"rineuri im^ "Siler^s irilcrnieri, jogen fi^ einet
fein *-.".£ gerei^el Irin ri-irei" ^f-r^-? -•r- -^^ l^'-' i^»cnc c-.mmelfcbrt 1233 gehabt«
bc^.:: n:±: rrr: bCr ö>in;±: v: cbcr :::±: u::= i':»:rn juvlge n-i gjrmorjia bei (ylo^cR} ^
gl-iibbon. 5^eben»cll5 lc'5: biT öc^. m:: rem r^r •riier cu» :en ?^jr.:e Senario (4 etunbendon
.:X:\rr.a:cr' u::± n:<!: b;n Schien rir:!.:::. rii i/lrrenj» y^l±. J-rä eine fnfdxinung bs
2::: l"^gr;:v.± eri ::r.:n. (?r reuiüe bie ö--* ':l::':en Jung^-- rur>en fie bort gegen i^re nr»
•■■••"' ^** "*/- !*•• * ■ "' ■•*"■• •"• ^ -^* if"f N... ^ ;....... i.':^. >M.^.... .«« •m..i~iw^^m MMM. Orhfii int
• •••■-«• *•. «.. 4k«> •>......•.«. ■••• ^««. *•■...., «...V»' *_ •..•^•.h^ k ^^..ab.a. .K .. »l .....•«•&, %*lt(ll S^^LU»II .jW*
..;.^ «.. .: :.. 4...^ : ^»7 ci.-:.- .:.;i.' . . o« «..e ~ •<• «...»<m.^. ^d cen ^(Dmex^en aAu"
i:m :^:r::= r::^ ::--.. r;T. hw.-: il:rr.±:ir. r.'.zA r.i ;u '"r.^rr.: b^r;.re »cUre nac^ ber XegelM
gil::n. C:l. Ac:« liu rrocts de M. S-rrve: bl. «-gu'"::nu4 liben. ein finrorjeS ftleib (Scü|ni«
15ÖO. :m Corpus Kciomiatorcr: XXXVI. !:::■ n-jr^^T. im^ ,Crren ber Siener ffioriä'
Brjrsvi^ae IST". r2l s*. : i\:4^::m. 'Ülr-.rer- b:.^:r.. 2er bcmcl:ge 2?:'±rf Pon ^rbren), 8t*
rr.::.:;: '^-erur r.r.:z r:-'-:::.::r. 'j::: ::r.rir- ::r.:.^: ir::n. c-i rcr jrcmilie [roraboSiJi, warb
:::::-r:n Ä-^ii^-'i., cslm':::: 1745: Saisi^ct. ::: \^' jrmer un^ erl-ubre ibnen cuij in berStoM
M. Srrve:. ^a docirine et &a vie. ::: ^er Ecvje •;.:'": ::r.* l'".:::'erl2"ur:g. ci:» irelAer fwö ^no^
■irt.ieuxmcnicsXXr 1^4^\ö^■^ js.:Pür.;cr. r.c* v b.rj-mre Kl.^^er 5. ^nnunjiata ent»
Dr y. ^r.-vr-.i 'iocrrina. Jenae >7?: Will-;*, n::i:l::. 2rcn 1243 erbieli ber Crben eine
frr\T:u? ari Cdlvin. L:nd:n 1>77: r.r.: .-ir.-i:; 'fl::r::l::"-r.g ;:: £:iT.j unb jS Uiftoja, im fol-
-■....■ _....■■_■- ...x '......„ ....s ^ - — ~.... -"^ . ...i «...X ...>...,.,, ...4. .,. «31 •■>«• ^ ^r ^ i4iim Mni9(N
rir..::.: r;":r.:e:r: 5 : :r-;:'r n ■.:■.::;■.: 'jr.^ Ju« "-"r •±:r. bcl^ m jrrige ge^tclll 5a fein, ba gegen
3:::-rr:-: *-: -.'Lili: :.'.::: IS7.? :::: r:e il-:::::r:::-:::r. ^£4 rterten i^otenmconnU
l-l? vr:: :.-4 ::'::n ^rnrll* trn Spon 1245,
reif ::; vrr-n^u-g nr-er Crben uttterfagten,
;.:::::: .::r.-i: r-.:Tr:n, :?iur bie ^mü^imgen
\::::f;- l^^l . •JTr' ^. : :.v k.'^r:v'r.:u;"::.'rr ilNrr.ir i^unnr (f. b. "fttt),
3int;s r::-\:l,-:vÖ£ Ä'irt.rei, ir. ben 0--^ isjc:::: r.n:: 4*e':.:r.gung beS CrbcnS fllei^»
80^
€ert)iten.
206
Imncnbe )rifc)>pd^ Sriaffe, befonberS Don 9Ie-
fsOM IV. (26. Slai 1255), »or %Üm aber boS
mcfe^ bcS funfttn Oibendgenerald , & $^t-
fofpui 9aiitiud (f. b. 9tt.). bei nod^ bem Xobe
f inniä' IV. 1268 nur burd^ bie gflud^t jtd^ ber
SAl {tmi ^3<ip{i< enhogen l^tte, retteten bie
€fiöctni Mr ber Sufl^bung i^red OrbenS. 3ladf
In S^bc bei ^I. $]^ai)>pu8 (1285) erl^oben ft^
>t Etunnt ouf692cue; einjelne tBij(i^öfe verboten
tu Mu^naipnt ber 9b)Dt)en, bie Slbl^tung beS
<t0tl(9Mnt(leS u. f. ID., unb fo gefd^ia^ ed, ba|
WS 1288 Don ber großen 3a^I ber SRitglieber
fr« follcn bcxtn gegen 10000 gemefen fein) faft
to brüte Z^I ben Orben in ber 9Reinung^ ber-
Htbt befiel niti^t mit Stecht, Derlie^ unb enttt}eber
iz «nbece Orten eintrat ober olS ßinftebler lebte.
Stt Stnm legten ftd^ aOmdKg, al8 ^apfi 9lico-
fcnd rv. einige SonDente unter ben @d(|u^ bed
myoUoßfäim 6tu^eS na^m. $a)){t SBenebict XL
eieblttfi eit^te bem Orben bie förmliche lird^«
hat Seßoligsng burd^ bie 99uDe Dom levamus
Ko 11. gcbruar 1S04. 9tun Derbreiteten ftd^ bie
6ennicn mfd^, befonberS in ätolien, too fie \x6)
m elf ^roDinjen glicberten. 3u Stom erhielten fie
1369 bie Collegiatf ird(|e @. SD^arceUo (ata Sorf o),
Sb balb ber Orbendgenerd feinen @t| auffc^Iug;
ez yoeilci ffloftet in 9lom (@. ÜRaria in 93ta)
Scnten fk feü 1568. SSon Derfd^iebenen köpften
ciilim fie gtD^ ^riDilegien, befonberS Don
3uu»cni§ VUL (Mare magnum) 1487 ; War-
tm V. ^Ut fie ben SRenbicanten bei ; Urban VIIL
k^mimte ft< cdd Setd^tDdter beS |)a})ftli(^en ^ofeS
ifuDiÜBa pontificiae) ; jtteimal im Sa^re, nam-
tji^ «n gefte ber π)^anie unb am fßaffionSf onn-
uqt. foEUc i^r (Seneralprocurator in ber )>ä{)filid^en
ft^dle ^rebigen u. f. m. 3m 3. 1411 t^eilten
fih bte eerptten in }tDei 3n)eige, in fogen. Ob-
fnaoitni unb (SonDentualen. P. Slnton Don @iena
htma ndmlii^ im neu re^aurirten fflofter bed
Sonte €cncn1i) eine Sleform (^Songregation"),
ktm Cünfhtutionen Don Sugen IV. beftdtigt
BssdeiL S>er eintritt beS iBif^ofS Don fBitetto,
tscDn 3acDbf, Derfdjiaffte berfelben bebeutenbeS
tnM^« unb fie verbreitete fid^ rafd^, befonberS
a; Cbcrüafim, IDO fie unter Ruberem bad bem
fttf^krfwn aa^ S^or^enftift @an SUeff anbro in
9tMü (14S1) unb boS beiu|mte ©anctuarium
ISonttScrico beiSicengo (1435) erl^ielt. 2)ie (Son-
grrgBltDa bcS SJlonte @enario l^tte einen eiaenen
ftcaeotoicar ; bie Drieber^olt gemad^ten 93er|u(^e,
fosi fdbpanoig gu »erben, mißlangen. S)iefe§
ttiMcnfi tocgen, unb mo^I oud^, toeil bie Obfer-
«atm fdbß mieber in mehrere 3tDeige fid^ tl^eilten,
sanidgte !piitfi V. 1570 fömmtlid^e Stoeige toie-
kr ftt emcm (!ktn gen, mod guerft in SBenebig unb
bem oQaiälig ou($ in ben übrigen fflöftem burd^-
fiStüt tmtrDe. — (Sin anberer 3tDetg ber @er-
tm EBorm bie (Eremiten (Sarfü^er) beS IBergeS
€iasio. 3^ Url^er ift SBem^orbin Don Sliccio-
isL tx tfoUt bei ben (Sumalbulenfern baS CFre*
nmlrben fdmen gelernt unb baSfelbe mit Sr-
toubnift eiemenS' Vin. unb beS ©eneral» 8äliu&
1593 unter ben SerDiten bed genannten IHofterS
eingeführt, ^ul V. fd^enöe biefcn grcmitcn gro|e
?lufmerffam!eit unb SBcgünftigungen. S)ie Sar»
f üfecr jeid^neten fid^ burd^ ©trenge ber flöflerlid^en
3ud&t, burd^ fjrömmigfeit unb aufecrorbentlici^e
SBupbungen aus. 2)er ®enu| Don gfleifd^fpetfen
nmr baS gange 3al^r unterfagt, bad Sl^orgebet um
SWittema^t bauerte jioei ©tunbcn. ©ie l^otten
in 3talien meljrere Sliebcrlaffungen, fo gu Eibona,
aWonte Saxano, ©t. ®corg bei ^iola. 3luS i^nen
ging bie fpötere beutfd^e ObferDong berDor (f. u.),
mäl^renb fte felbft ben !Reuerungen bee ®ro^«
l^ergogS fieopolb Don Xodcana (1778) erlagen.
S)er ^aut)tftamm beS Orbend blfil^te Dorgügac^
in Stalten^ unb menn aud^ feine SBirffamfeit bem
bemüt^igen (Seifte bed Orbeng geniä^ Dtelfad^ o^ne
©eröufdSl unb ^uffe^en blieb, fo gö^Ite er bod^
Diele burd^ äBiffenfd^aft unb Jhtnft l^od^berül^mte
aRönner, toeld^e aud^ fiel^rftül^Ie an ^fabemien
unb UniDerfitaten (befonberS g. 93. }U $tfa bei-
nahe ftabil) einnal^imen. ©pörr (f. u.) fü^rt in
feinen «^fiebenSbilbem'' 400 SRänner beS OrbenS
an, bie nid^t bIo| alS 3ietben mondftifd^eu Sebend
burd^ {^eUigteit unb ald ©piegel bed (£iferd in ber
©eelforge unb auf ber Rartitl, fonbem aud^ ald
©ele^rte, als ÜRönner ber SBiffenfc^aft unb Jhmft
fid^ auS5et(^neten. SBar aud^ ^einrid^ Don @ent
(f. b. art.) nid^t SKitglieb beS OrbenS, mie man
früher allgemein annahm, fo l^at ftc^ bod^ ber
Orben burd^ bie Verausgabe unb burd^ Kommen-
tare feiner Sßerfe Diele Serbienfte ermorben. ^on
©erDiten, bie als Zl^eologen ober $l^iIofop]^en
einen SRamen l^aben, feien ermdl^nt : P. Solennes
a gonte SImati (14. Sabrbunbert), ^les. SBoIano
(geft. 1431), «nbreaS Siani (gcft 1423), ber aud^
in Tübingen ^bi^ofop^i^ trabirte, ^mbrofiuS
©})iera (geft. 1454), Siuguftin 93onnucci (gcft.
1553), ber auf bem goncil Don Orient l^eroorragte,
$]&Üi})t) gcrrari (geft. 1626), ©cralb 93albi (geft.
1660), genannt theologus eminens, Slngelo Sa-
naii (im 18. Sa^r^.) unb gonftantinSBatttni (geft.
1832), beffen fed^Sbönbtge 2)ogmatif fel^r ge-
fd^a^t iDirb, u. % S)ie ^rincipien beS entarteten
©arpi (f. b. 9lrt.) fonben natürlich im Orben feinen
meitern Slnflang; im ©egentbeile Derf a^te ber @e»
neral Stnton SSiooIuS mit fünf anberen X^eologen
beS OrbcnS 1607 eine gjolemif gegen Jenen, ^e-
rül^mte JKinftler xooxtn u. % ^rfen. ÜRaScagni
(geft 1634), Don bem ]. S5. bie frül^eren grcSfen
beS ©aljburger SDomeS l^errül^rten ; 3lle£anber
aneKino (geft. 1557), Don fieo X jum g^or^
meifter ber Daticanifd^en ftopeEe ernannt; Sol^.
gjinc. gafali (geft. 1500), §ofbaumeifter beS
^erjogS Don SRebici unb drbauer ber Slennbal^n
unb beS ftönigSbafenS gu ^Itaptl.
3u Snbe beS Dorigen Sa^r^unbertS fanben fid^
in Stauen }e]^n ^roDingen beS ©eroitenorbenS,
meldte burd^i bie [ettbem fid^ mieberl^olt erbebenben
KeDoIutionen unb ffird^enftürme gegentoärtig auf
Dier, n&mli^ bie toScanifd^e, römifc^e, {)icenifd^
907
6ett)lt^^
208
unb piimütdf^\dn, |ttfammnieefd^moI)m finbJ
I)o)U fommen no(^ eintae unmittelbar unter bem
Orbeniflcnrrat fte^bc ßlöfter. 3m (Sonjen flibt
ei In Stallen etwo 40 »löfter be« Orben«. —
3n Qfrontreidii fonben ble Sctülten, begünftlgt
uom })l L^ubmtg IX., fi^on )ur 3eit ber ^eiligen
etljter Klngang. S^r J{(ofter }u $arid mu
Mh \)itU Quegeui^nete (Üelebrte unter feinen
lüemobncrn, |. xB. Clemenft Srunacci, $rior
1U09, einen ber 50 Soctoren, »eld^e bte Se^re
bei SKoimunb ÜaUuft (f. b. 9lrt.) präften unb
Qpt^robirten. Sie IBlütejeit bed OrbenS in biefem
Uaube mäbrte iebo(^ nid|)t lange. Z)ie franjöftfii^en
Getuiten Derftridten flc^ in bas ©d^isma für 6,le-
mene VII. gegen Urbon VI. unb erfc^ienen jeit
laHO x\\^i me^^r |um (äeneratcapitet. @ie fd^mol-
)cn immer mebr jufammen unb traten 1631 i^r
lelficti ^aul in ^arift an bie Sormeliten ab.
(ÜlilctUt^er mar ber Orben in @übfranlrei^ ; bort
blübie bie Jogen. Prov. Narbonensis mit einer
ficmlldDcn 9ln)abl oon ftlöftem, beren bebeutenb»
M in a)lar{elUe ficb befanb. 3ur Seit ber fc^red-
Icben %^eft (1720; f. b. 9lrt. ajlarfeiSe) mürben
in bicftr 6tabt aUe Orbendglieber bid ouf )met
oU Opfer ber 'Jtäd^ftenliebe binmeggerafft, unb au^
in beu übrigen lllöfteni ber ^^ßroDinj fielen bie
nKlftcn bic|(r ftranfbeit anbeim, fo bag 17i0 im
(^n)cn nur mebr 20 ^^ßriefter übrig maren. 2)a
Vi(bmig XV. ibnen »erbot, ÜMoot^en aufsunebmen,
loartn {ie bem ^udfterben preisgegeben, unb im
3abrc 1770 würben ibrt Süter, no(bbem ben
nocb Uebrigen , )>on benen ber iungfle 55 äabre
jabitt, eint i^nfton oitiHtemorjtn morben mar,
anbeten htxblicOcu i>onb« incorporirt 3m 3. 1877
oeriudbttn bie <^ii>Uen in $oucouleurd fi(b nieber*
)ulai>n« mu^ aber \^n 1S79 ald md)t auto-
njm wiebct abjieben. Sbafür baben fte eine Diel«
lK(U'tt\trnbc ^uberlQ jfung in ^fkl ern<i)tet —
^n ^i^ttieM würbe ber <£<nutmorben unter bem
)i^>:'ttnCi^eniH)eiieTQL.^nton Wamtcci, 1873
>iii\t ^tll ape)h>liMKii i^n^igcr P. Sucoü be "^koio
tiK.^*'..^ vnb ^^la^lte bolb ioarobl in <cpanim alj
«I tVir-val |e*ie*i ÄUmäc Um aber bei bem
W^> ^£^lut entncn^cw1l $nobn abenMiinM'Jben
^tiiSM nt^4 au^ in ^abr )U b»c:s:ai, ^e]n
1l\Ä>ir'tt aiv>i:^:n^ »le ^tt franjon'ctwi Cr»
i^rtt ;^<»i;rttt $» >« €<rtiÄ« i:Nfr5:erKtti>ai
l\ er.rcÄÄl iäMta ^et Cr^ea tx c^is:«t^ wr^
« IJosr*^ r;f>nr cü:.^^.in cö c;:* >fa v?e«
iKtu^^i::;.H Ick^ü etat ttprae Cr>»Scr:r-ji5L. ^«
3^f)t^nbert mar e8 »orbel^en, bemfelben bott
d^ingang gu Derfd^ffen, inbem 1864 in Sonbon
unb fpater ju IBognor unb gfoi^bingSbribge filöfter
gegrunbet mürben. 93on Snglanb aue touibe
1870 bad Plofter }U SRenafba in Storbomcttta
gegrunbet, melc^ed fpdter nod^ Sbicago übertrogm
mürbe. Sin jmeitefi fttofter in biefer @tabt,
toecieU )ur ^ftoration ber Italiener, fomie ein
britteS in ber 9läbe oon ÜRilmaufee, folgten bolb
ber erftgenannten Stiftung. — 3n ber nften 3eit
bed OrbenS treffen mir au(b Spuren einer griep
d^tfcben $rot)in}. 2)iefelbe f(^eint iebo(^ ber
Sürfeneinfälle megen gegen baS 6nbe befi 15. 3q]^-
bunbertd bem CSrlöfd^en nabe gemefen ju fein. 3m
Sobre 1488 janbte ®eneral SUabanti P. SBect^.
3lDt>äia mit meto, um bie jerftreuten Sleligiofcn
im mieberbergefteQten @t $auIu§flofter ju üet«
einigen. Unter ©enerol ^ierom^muS Smibei
(1528-1535) finben mir P. 93afiUu8, $riot
Don ffreta unb Vic. Gen. per Oraeciam. 93alb
barauf iebocb Derfd^minbet ber Orben mieber in
ienen ®egenben, meldte faft gonj in bie ^be
ber SRoSlim gelommen maren. — ^lud^ nacb bem
fernen Orient batte ber bl- $büippud Senitiuft
OrbenSgIid)er gefanbt, melcbe in ber Xatatri unb
in 3nbien eine gefegnete SEBirffamleit entfalteten.
Unter ben 9RartQrem, meli^e ber Orben in ienrn
Sönbem )dblte, fmb befonberS berubmt ^ritbeu^
9RaIfe^i, glemenS, gomeliud (geft 1408) unb
Skninca^ Stoppacioat (entbouptet 1416). Seiber
feblen anbert Stocbnd^tm über bie CrbcnSentfal»
tung bafelbjL 9lur foDtd ifi fuber, ba| 1536 ein
P. Üna^aftufi Don 3nbien ^um @fnetdcapttel et-
; fcbien unb tion ^ßoul UL einige 9enbcnmgen ber
j CrbcnSconfHtutümcn für jene @fgenbenfi(b erbat
^u(b luxb 1600, grlegenüid^f bei großen 3ubt-
. laumd, Ionen oon bortbet CrbenSmänner na(b
9b>m nnb Sloroi), mo ^ ft^ angebgcnütib um
boft debortsbana bed IjlL $t)Uippit5 SenitiiiS er-
tunbigto. ^Ecitbcn bot fU^ i^ €piir verloren;
maliridieinlij!^ ftnb iommtiic^ SHeboloffungen in
bcs ftcb mi£^trtclalbal Stumm unb Serfol«
gun jcn in @zm^t gegsncieH. Sä VHf^onare
fx.d ito4l |n »Rua P. ^omioiaiS gabri unb
P. ecncccaf i^m. wdijt Sn^ongl bcA 18. Sabr«
bar.>K^ iB i^Miica. P. flnc^dul SIIi|nnnbi imb
P. ö:n?:^=:::l. cvJbe in ttfiifa bes (Stauben
tvttTcöccc. — ^cd £r.n>.V.T3b cnbli^ lamm
^:< g<it «:a «rCirrTihÄra ^eacent) bimb &ie
»ci bKLvr: e-r^ft ^szrisTiä siö Uguccio iowie
^sri >s ^^ V-: -- r-s ix-ma* tsilb fbl^ct
n^ tcu %r.:x Tirr "yr ^iiirü^^zz^m , ooa
mx tiAJ^ '„v,. c5v il.S::v'x ^ v-i y-X'C ^x
icSf«^:^ t'mir'Csrj:.
1171
209
@ert)iten.
210
ettomteB i486, atorieniVd Bei €d^dnt(al
(Sofern) i486, (germerSl^eim (Sofern) i486,
Slabehirg (Sad^fen) unb (Srogenl^im (Sod^fen)
1318. S)a biefe ffI5[ter faß aQe \\6) in benieni-
gm S&nbem befonben, in benen bie ^Sleforma-
tton" am ärgjien l^udte, ifi e3 fein äBunber, ba|
fte fSmmtlid^ untergingen. 3tn 3. 1548 erfd^ei«
«n bie beutfd^en ^eroiten beim ©enerolcopitel
noc^ Dertreten, aber 1586 xoax in 2)eutjc^Ianb
naä^ ben OrbenSannalen .agerservitanus ex-
siceatiiB". Sod^ ber ^err forgte für bie SBieber-
bekbung bed OrbenS in 3)eutf(|lanb. 2)ie SBitttoe
bcS Srs^ogS gerbinonb t)on 2:iroI, Snna Ratfyi^
rina, tDurbe in 3nn§brud gelegentlich ber 2)urd^-
reife bed P. t^elini ton Sremona mit bem Orben
bcfannt unb befd^Iü|, benfelben in Seutfc^Ionb
iDieber einzuführen, unb jtDar §unäd^ft ben meib-
lid^ 3meig bkfelben in einem S)op))eIflofter gu
3nn§bnul, melc^ed fomol^I bie eigentlid^en @er-
mtinnen (fogen. DerfperrteS jflofter) aI3 aud^ bie
Sertiorierinnen ({ogen. 9legcl^au§) aufnal^m; fte
klbft mit il^rer XodE|ter SJ^aria trat in bad fflo»
fter ein. 9Ia(^bem i)^ tBeit^tooter, ber ffopu-
)iner 9ticoIau8 Sard^i, mit ^äpftlic^er S)iSpenfe
1611 5u ben @ert)iten übergetreten mar, legte
jie 1614 in genannter @tabt aud^ ben @runb
)u einem 9Rannerf(ofter beS OrbenS; baSfclbe be-
jogen }una(^)t fünf $nefter unb brei trüber auS
ber ^roDing 3Rantua, bie aber balb auf SEBunfd^
ber Sr^l^r^ogin Don brei $rieftem unb einem
Sruber ber ftrengen Obferüan^ bed SJlonte @e«
norio abgelöst mürben, Sa biefe bie neue 9lieber>
I^^ifung größtenteils nad^ ben Statuten il^reS
WutterflofterS regelten, entftanb bie nod^ l^eute be-
fte^nbe SSerldtiieben^it im ^eußern jmijd^en ben
italienifdtien unb ben beutjd^en @ert)iten, inbcm
biefe bell 93art fte^n laffen unb aud^ einen etmaS
Don ben erftereit oerfd^iebenen ^abit tragen. 3nt ä.
1617 mürben bie erften beut|c^en Ü^oöijen ein«
gefleibet, unb 1621 erhielten bie @ert)itcn fd^on
bie erfte f^iliale am SBallfa^rtSorte SBalbraft ; im
3. 1626 rid^tete aud^ ^pft Urban VIU. an ßai-
fer t^erbinanb IL ein Schreiben, morin er i^n gur
Sßiebereinf Urning bcS einft inS)eutfd^Ianb blül^en-
ben OrbenS ermunterte. S)ie Sfolge boüon mar
bie erridt)tung beS filofterS @t. Onic^ael in $rag
(1627). SBeitem 3umad^ erhielten bie bereits
1635 als eigene $rot)ing erfldrten beutfd^en @er>
otten burd^ bie filöfter ju £uggau (ftämt^en) 1 635,
auf bem jlreu^berge bei SBonn 1637, ju SQßien
1639, gu Sto^ing (Ungarn) 1644, ju Sangegg
1644, au @d)önbü^I 1669 (beibe in !)aeberö|ter-
rei4). S^nen fc^Ioß fic!^ nod^ eine [tattlic^eSteil^eüon
92ieberlafiungen in ben öfteneid^iid^en Säubern an,
fo baß ftd^ aus ber @aat ber frommen gürflin
am Snbe beS 18. Sa^r^unbertS mieber gegen
30 SerDitenflöjter bicSfeitS ber ^Ipm enüotcfelt
^en. Sie neu entfte^nben j^lofterftürme Der»
ni^fteten jebod^ mieber Diele berfelben ; l^eute be«
fte^n nur nod^ gmei ^rooinjen, nömlid^ bie ttro«
li)(|e unb bie dfterreid(|if(^«ungan)(^e, mit filöftern
}u ännSbrudt, SSktlbrafi, IBoIberS, SRattenberg,
SBeißenftein , fiuggau, ftötfd^ad^, gro^nleiten,
@ra^en; SBien, @utenftein. Sangegg, @d^ön*
bül^I, Scutenborf, $eft, griau, gorc^tenau. —
2)er @ert)itenorben fd^enfte ber ffird^e 10 ^ei«
lige, eine große 3^^! t)on Seligen, 14 Sarbi-
nöle, jal^Ireid^e grjbifd^öfe unb Sijd^öfe. SKand^er
ber bemütl^igen Siener QRariä b(it l^ol^ ffird^en«
mürben abgelehnt. Ser Orben erbeut ftd^ be^
Sefi^eS Dieler SBaSfa^rtSorte, unb P. ftarl Dom
bl. SlloiS fonnte in ber 1. 5lufl. beS »irc^enleji-
f onS X, 98 mit SRec^t fd^reiben, ber ©eroitenorben
^abe ftd^ mit einem ©iegeSfluge über gan^e Sänber
ausgebreitet unb in Dielen SRiUionen Üßenfd^en
bie Ißere^rung gegen bie @otteSmutter ermedK ober
bod^ neu belebt.
©er meiblic^e Smeig beS ©erDitenorbenS, bie
©eroitinnen, aerföflt in jmei ©attungen^
nömlid^ in bie eigentlichen ©erDitinnen bcS 2. Or»
benS unb bie fogen. SRantellatinnen ober ©er«
Ditcn»3:ertiarierinnen. ®er Urfprung ber erfteren
mirb l^crgeleitet Don jmei löüßcrinnen, Helena unb
t^lora, meldte Dom ffi. $]^ilippuS IBenitiuS für)
Dor feinem ^obe befe^rt mürben unb ftd^ bann im
äSereine mit ©leid^gejinnten in ber 9lä]^e Don Sobi
)u einer flöfterlid^cn 92ieberlaffung na^ ber Siegel
ber ©erDiten entfd^lo|)en. 93alb entftanben aud^
öl^nlid^e ^Inftalten in anberen ©tobten, befonberS
in ©poleto, mo man 1581 gegen 100 9tonnen
Söl^ltc. ^eute gibt eS 372itglieber beS 2. OrbenS ber
©erDitinnen nod^ ^u Sobi, ^erugia, SDbnted^io,
9lScoli ^iceno, Wonburia, «eoagna (©poleto),
©. ^ngelo in 93abo, Senebig; ©a^agun unb 3Ja-
Icncio in ©panien, Sognor in Snglanb, ^rco in
©übtirol, TOünc^en (Öerjogjpitolj , meldte, mit
^uSnal^me einiger §äujcr, in benen bie S^it-
Der^ältniffe i^nen anä) Untcrrid^t aujbrängtcn,
ein rein befd^aulid^eS Seben füj^ren. — Ser anbcre
Smeig ber ©erDitinnen, in Italien SRantcEatinncn
genannt, Derbanft feinen Ur jprung ber bl. Suliana
gfalconieri (f. b. 3lrt.), meldte 1284 baS fflcib beS
3. OrbenS Dom 1^1. $^ilippuS SenitiuS erl^ielt ;
bod^ fmb ©puren eineS fold^en 3. OrbenS fdjon
1255 unb 1279 erfid^tlic^. Sie Verbreitung bicfer
©erDitinnen mar bcfonberS in Stalien äiemlic^
ftarf; in Seutfd^lanb bcfaßen fie in flöln, ?ln-
bemad^ unb Sinj am Kb^iu §aufer. ©ie befcf)äf»
tigten fid^ Dielfa^ aud^ mit @r5ie^ung unb Werfen
ber d^rifllid^cn SJod^ftenliebe. §eute fiuben fid^
filöfter berfelben in Siom, in Sloreng (2), Succa,
Siaraggio, ©. $ietro ^gliana, $c]aro, GreDal»
care bei iöologna, ©olujjo, @a^ta, SiDorno unb
außerhalb StalienS 5u Se Siaincp bei ^^JariS, ßuDeS
bei Glermont, Sonbon, ^runbel (gnglanb), TOa-
brib, ü)iontreal (ßnnaba), ©ro^en (lÖöl^men), im
©anjen gegen 40 ßlöftcr.
gnblid^ baben bie ©erDiten mie bie meiften
mittelalterlichen Orben einen brüten Orben
für SBeltleute, meiere bem 1. ober 2. Orben
nid^t beitreten fonnen, ober bod^, enge bamit Der*
bunben, ber ©d^merjenSmutter il^re befonbere
211
Servitia communia, i^^^liuta — ©efac
212
Scrcl^rung roibmen ttoBen. ©ein Utfprunfl gcl&t
ouf bic 3eiten ber ^eiligen DrbenSftiftct jurüd.
©ie erftcn anfange pnben fid^ gu Perugia 1255.
S)er 1^1. pUippuS IBenitiuS unb bie 1^1. Suliana
gfalconieri organifirtcn i^in, $(H)ft aWartin V.
ertl^eUte il^m bie fBeftatigung; Seo XIII. ntobi-
ficirte benf eI6en öldnlid^ bem 8. Orben bed ^I. gtan-
ciScud. <£r ift befonbetS in Stolien, fperiell in
Orten, »o ©eröitenflöper fmb, ftarf öerbreitct
unb aäl^It a\xä^ geiftlid^e ^erfönlid^feiten (Sifd^öfe
unb g^orbinäle) unter {einen SDtitgliebem. 3n
Bpanim unb ilmtrSa, befonberS in 9ßesico, too
baS 93oIf iämfyx\xpt }u bett ©d^merjen SRariä eine
gro^e Sere^rung trägt, blül^t ber 8. Orben ber
©eroiten fe^r. Ueber bie bem Orben eigenll^üm-
lid^e Sruberfd^Qft, baS gfeft unb bad ©copulier
t>on ben fteben ©d^merjen ^Roriö f. b. 9lrtt. 9ru-
berf(^aftcn, aKaricnfefte Vm, 819 f. unb ©coj)u-
lier. (SSgl. Annales Ord. Serv. B. M. V. auc-
tore P. Arch. Gianio, 2. ed. cur. P. AL Garbio,
Lucae 1719—1721; oont. a P. Plac. Bon-
frizzerio, ib. 1725, 8 tom.; Soulier, Vita di
8. Filippo Benizi, Borna 1885; @))örr, Sebend-
bilber auS bem ©erDttenorben, 3nnSbrud 1892
bis 1895, 4 93be. Serfd^iebene Catalogi Ord.
8erv. B. M. V. fmb in ben legten Sol&rje^nten ju-
gleid^ mit t)ielen l^iftor. Ütoti^en, Urfunben ic. I^er*
ausgegeben worben.) [©en-fflla^r O.S.B.M.V.]
Serritia commimia, minuta, f. abgaben
I, 76 unb ffan^Ieitosen.
Servus Del be}eid^net 1. bei alten ffird^en-
fd^riftftellem, in SoncilSacten u. bgl. einen SIerifer
(). SB. Conc. Germ. a. 742, can. 2) ober einen
!Dtönd^ ; namentlich in festerer SBebeutung ifl eS
gerabeju tt^pifd^er IRome (Dgl. b. Strt. Servus ser-
vorum Del), in bem baS SRönd^Sleben alS baS
3beal ber servitus Dei (Sccli. 2, 1 ff.) erfd^eint.
(93gl. Du Gange, Gloss. s. v.) — 2. in ber rd-
mifc^en Surialjprad^e eine ^erfon, meldte im ®e*
rud^e ber ^eiligfeit geftorben ift unb gu bereu
93eatificatian bie einleitenben ©d^iritte gefd^e^en
finb be^m. gefd^el^en foSen. Servus (Ancilla)
Dei mirb eine f old^e $erfon fo lange genannt, bis
baS SeftätigungSbeaet über ben t)on il^r emid^ten
eminenten Xugenbgrab Dorliegt ({. b. 9rt. Sea-
tification U, 145 ff.) unb bamit ber 93etreffenbe
als Yenerabilis erHart ift. OBgL Bened. XIV.
De servorum Dei beatif. 1, 87; 93angen, Sie
röm. gurie, SWünfter 1854, 215 ff.) [%, gffer.]
$enm$ Pei, 9lame eines nid^t tDeiter befann-
ten Sifc^ofS, ber um 407 ein 99ud^ gegen bie
SReinung berj[enigen fd^rieb, meiere behaupteten,
ß^riftuS l^abe ntd^t Dor, n)o]^( aber nad^ feiner
^immelfal^rt mit leiblid^en Sugen ben SBater ge-
^^en. SS mar bie^ eine Sinfc^rönfung ber Dom
^l StuguftinuS (Ep. 92 [ad Italic.]) auf gefteHten
Seigre, ba^ fein leiblid^eS 9uge, aud(| baS Sl^fti
tixäfi, im ©taube fei, baS göttlid^e 2Befen an ftd^
gu feigen (ogl b. 9rt. 9nfd^auung ®otteS). SDie
(verloren gegangene) ©d(irift beS ©erouS S)ei fud^te
bagegen auS SBibelfteÜen unb Semunftgrünben I
nad^iutoeifen, bagei^iflus feitfeineremt)fSnQni(
infolge ber ]^9))of}atif(^en Union ben Sater unb
ben ^eiligen ®eift mit leiblid^en Slugm geflaut
l^abe. (IBgl. Gennadius, De Script eccLc.87;
Tülemont, Mfyn. XIU, Paris 1710, 408. 603 s.
861.) [@amSO.aB.]
Servus servonun Dei, ein Xitel, toel^en
bie köpfte jld^ f elbft in feierlid^en 9uäfertigungen
beilegen, foU nad^ So^anneS 2)iaconuS (f. b. Sri.
n. 2) }uerft bon -©regor bem ®ro^en ongetoenbet
tDorben fein, unb gmar mit IRädftd^t auf btt @elbft"
äberl^ebung beS 93ifd^ofS So^onneS üon Sonftan«
tino))eI, ber fid^ episcopus universalis nannte
(f. Migne, PP. lat. LXXV, 87). S)em gegen-
über mürbe aber mit Siedet in neuerer 3eit geltenb
gemad^t, ba^ ber Xitel ft^on im 9pril 591 ju
älnfang eineS Srief eS @regorS an Stfc^of Seonber
Dorfommt, mäl^renb ber $a))ft erfi 595 ben ffampf
gegen bie 9lnma^ung beS ^atriard^i t)on Son«
ftantinopel begann. 9m nä^ften liegt be^^Ib bie
Slnnal^me, ba| ®regor einfad^ bem Seifpiele an«
berer Sifd^bfe folgte, meldte ftd^ auS S)emutl^ bie«
felbe ober eine ö^nlid^ %e)eid^nung beilegten, mie
ftd^ benn }. 9. ber bon (Sregor ]^od^t>ere]^rte ^l 9u-
guftinuS Servus servorum Cluisti genannt l^attc
(Epist. 217 [aUas 107], bei Migne, PP. lat.
XXXm, 978) unb aud^ nad^ ®regor nid^t nur bi(
lßä))fte, fonbem aud^ Sifc^öfe j[ene ©elbftbe^eid^*
nung gebraud^en ; oft nennt ftq fo beifptelSmeif i
ber 1^1. »onifaHuS in feinen Briefen (Ja£fe, Bibl
rer. Germ, in, Mon. Mog. , BeroL 1866
157. 177. 179. 180. 183) unb nod& im 3- 112!
ber Sr}bifd^of bon Kobenna (Muratori, Antiqc
ital. V, Mediol. 1741, 177). eine anberc 3)eii
tung beS XitelS berfud^t iß. dmalb, einer ber iQt\
auSgeber beS Begistrum Gregorii I papae (Moi
Germ. bist. Epist. I). dt mad)t im „9Uu(
9lrd^ib für öltere beutfd^e ®ef(^id^tSIunbe'' 11
[1878], 545 barauf aufmerffam, bag ®tcgi
nid^t erft im 3. 591, fonbem f(^on in einer @d^ti
fungSurfunbe bom Sa^re 587, als er nod^ ^laci
mar, fid^ Servus servorum Dei genannt ^ab
ba nun Servus Dei (f. b. Sri) ein „t^pifd
IRame beS aRönd^S" mar, glaubt ßmolb ^nx Q
Horung beS XitelS auf bie Sejiel^ungen ®regc
gum 9)tönd^Smefen bermeifen ju foHen. SBie b
aud^ fei, jiebenfaUS mürbe fpäter ber Xitel ein )
köpften fo mefent(id^ angel^5renber, bo^ eine %u
morin biefer %(uSbrud( feblt, für unäci^t ge^al
mirb (^^impS, ftird^enrcd^t V, 608). 0ßQl, t\
®rifar, in b. [SnnSbr.] 3eitfdjr. f. tatt)oU %l^
IV [1880], 475.) [©d^röbl.
^tfac (pvy), im % %. ein Sßl^arao t>on ^cg
ten,3umeld^emfi(^3eroboambor©alomonf!üd;
(8 ftön. 11, 40) unb bei bem er bis ju @aIom
Xobe blieb. 3m fünften SlegierungSia^rt 9tobo<
untemal^m ©efac mit einem unge^ureti ^i
iebenfallS infolge ber burc^ Seroboam ben>tx
93er]^ältnif|e, einen ffriegSgug gegen Stoboont
3uba, eroberte beffen geftungen, na^m 2t
falem unb führte bie ®oIbf(i^ä^ ©alontond
2ia
6cti — ©eton.
214
W CA l»n. 14, 25. 26. 2 ?por. 12, 2ff.). 6r
Mr bei rtiic ftfinlg ber XXH 2)i^nafHe unb ffi^tte
ta ScgiinFicn bcn Jtatntn ©(^efc^onf. S)a feine
timdni fqt gong gu ®runbe gegangen finb, fo
9 Ali rin^mif«^ gefc^riebenen Duellen über
In flncg|}tig tuk!^ 3uba nid^tö )u entnehmen.
im XfiRpd |u J^omof {ebod^ }etgt ein groged
Sbfkf , Die Umon unb bie @tabtgöttin oon X^eben
Hefca ^fUforoü 156 Oertlid^ireiten in il^ren 9{o-
nraxingm aI9 untertootfene jufü^ten; barunter
ft oiii^ rint ^enge befonnter 9iamen aud ^lä«
rma« nnb loir erhalten fo einen monumentalen
»eoei4 bafür, ba| ber biblifd^e Sendet ^iftorifd^e
SkBbitKÜ entölt. (Sgl. SEBiebemann, ^egppt.
Sciifttibte n, ®ot^a 1884, 548 u. @tM)pI. [1888]
63; i:^., ®ef(^i4te oon Slt-^egQpten, Salm u.
Stattgoit 1891 , 151 .) [J?ouIen.]
$ci( (^«X im 9L X. ber britte @ol[|n 9lbam8
mib SBcIn ton (Enod. S>er @inn feines ^Ramend
t9 «Sxfe^cr', toeil er feinen SItem ben Don itain
tiigblelini Sbel erfej^n mu|te. Sem entfpred(|enb
im er aod) in bie gotteSfür^tiae ©eftnnung Slbetö
flu unb Dcrrrbte biefclbe ouf feinen @o^n SnoS,
wdä^ iuer^ öffentlid^e, gemeinfame Anrufung
^ttiS^ mefleic^ bei einer ecolesia pressa, ein-
fubdc Sie Tidmlid^ ©eftnnung erl^ielt ftd^ bei
bn Setzten, fo ba| btefelben aud^ fd^Ie^tl^in
.ßotiedfinbfr' im ®egenfa^e gu ben nur nac^
9lczff(Ui<l^ fhebenben ffaimten, ben ^ÜRenfd^en-
hobeni*« genannt metben fonnten. (Sgl. ®en.
4, 25 f.i 5^ 8. 6. 1 ^r. 1, 1.) [ftaulen.]
Set^Umet (€et^iten), eine gnoftifd^e, ben
Cptntrn (f. b. Sri) oemxmbte @ecte, meldte brei
^^nadpten : oben baS fiid^t, unten bie gfinftenü^
sab als Smnittlung }tt>ifd^en betben bie bemegte
XBft, annagln. 9u8 ber Xl^ötigfeit unb Ser«
mf^^mg ber brei Elemente liefen fte ein brei-
^ihA Oefd^Ied^t üon SRenfd^en entfiel^en: bie
C^lifd^ btt ^fqd^tfd^en unb bie !ßneumatifd^en.
£am, tUfd unb @et^ finb bie brei StammDäter
biekr teei ®ef<^Ied^ter. SBril biefe ©noftifer ftd^
|tI69 mturlic!^ als bie $neumotifd^en erflörten,
Y^m fte €ct^ianer nad^ il^em Stammvater 6et(
vnb läuten ftc!^, unter bem befonbem @d^u^ ber
knnmlH^^ €o^^ia ju ftel^en, meldte ben @et]^
9£b9Tcn ^attt unb fomit eigentlid^ il^re l^immlifd^e
"üRutBtr tDar« Vüt ^eiligen unb ^ommen beS
titen Siinbed tooren @et^taner; in ber $erfon
3^ iixi^ beS erlöferS enbltc^ ifi @et^ tt)ieber
caf wunbeibare SBeife in bie äBelt gefd^idCt to)or-
UtL, um ben Seinen }u l^etfen. ©enauered über
Secte ftnbet man bei ^ippolQt (Philosophu-
5, 19—22) unb bei S))i)}^aniu§ (Haeres.
39). 2^e ^0^ Setel^rung gegen il^en angeblid^en
^tsaanoatcr mad^t ed begreif lid^, ba^ bie @etl^ia«
ns n^ aui!^ bed 99efl)^ Don @d^riftm bedfelben
dbmlni QL b. 9rt. %lt)ocr9p](|en-£iteratur I,
1^064). [Seüler.]
$ctt« (ewiX in ber Sßulgata bed 91. %. bei-
HNrfloifr (ebräifd^ fßlurol Don nw, ^^fa^ie".
tiä &aü fie^ (tg. 25—88 unb 2)eut 10, 3
ou^fd^Iieglid^ in ber SSerbinbung ligna eetim bei
C>enid^tung unb «uSftattung ber ©tiftsptte. 3m
^[ebräijc^en Sejt ftcj^t ctar, immer mit bem 9lr-
tifel, aud^ ald abfurjung Don ft«?" ^a« (abel-
satim; 9lum. 88, 49) 5ur Sejeic^nung einer
®egenb in ber moabitifd^en €bene; au^ bie^
l^ot bie SBuIgata beibehalten, fo ba| Setim an
Dier ©teilen (Kum. 25, 1. 3of. 2, 1; 8, 1.
aKid^. 6, 5) bie betr. Oerrtid^feit, bie „^Wagicnau"
bebeutet. [ffaulen.]
$efon, eiifa, SonDertitin unb ©tifterin
einer Kongregation, ber „löd^ter ber d^riftlid^en
Siebe'' in ben bereinigten ©taaten, tourbe )u
9iem ^orf am 28. Sluguft 1774 geboren unb er«
l^ielt Don il^ren Sltem, Slid^orb Sohlet) unb ffatl^-
rina gl^arleton, eine ftreng ))roteftanttfd^e Sr«
giel^ung. ©leid^mol^I befunbete fte fd^on al§ JKnb
eine auSgeprögteSSorliebe für fat^olif^e @ebrftud^e
unb Sinrid^tungen. Sm gfru^jal^re 1794 Der-
möl^Ite fte ftd^ in ^m ^or! mit bem reid^en jfauf«
monne SBilUam SRagen ©eton, mcld^em fte füttf
ffinber fd^enfte. 93alb na^m fte ®ott in bie ©(^ule
ber Prüfung, ba il^r ©emal^I einen großen Xfytil
feines Vermögens burd^ ^anbelSfrifen einbüßte
unb au^erbem Don einer fd^Ieid^enben Jhanf^eit
befoUen mürbe, gu beren l^eilung bie SIergte eine
Steife nad^ Stalien anorbneten. ©eine gfrau be«
gleitete i|^n nad^ XoScana, mo fie il^n 1803 burd^
einen frül^en £ob Derlor. 2)er reiche liDomeftfd^e
ffauf^err, meld^er ben ^anbel ZoScana'S mit
Slmerifa faft aitdfd^Uepd^ bebenfd^te, orbnete bie
geitlid^en aSerl^öItniffe ber SBittme, führte fte aber
aud^ gugleid^ in ba§ IBerftönbni^ ber fatl^olifd^en
Sleligion ein, für beren £e^ren Slifa ein fteigenbed
Sntereffe an ben Zag legte. 9}ad^ ^Imerifa gurüd-
gele^rt (1804), fe^te fte il^re ^orfd^ungen nad^
ber maleren SReltgion fort, Derfiel aber balb einer
gdngltd^en Zroft- unb SRutl^Iofigfeit. 2)a Deran«
lagte bie Seetüre einer Untermetf ung SBourbaloue'S
über baS SSerbalten ber brei SBeifen bed SRorgen-
lanbeS gur S^^, olS ber ©tem il^ren klugen ent-
fd^munben mar, Slifa, mit bem .SBifd^of SarroS
Don iBaltimore unb bem $riefter (nad^maligen
99ifd|of) be &^tt>ttn§i in 93erbinbung gu treten.
S)iefe a))oftoU)^en ÜRftnner gerftreuten i|re Ie|ten
3meifcl, worauf fie am 14. TOärg 1805 in Siett)
^or( baS fatl^olifd^e ©laubenSbetenntntB ablegte.
$a fte megen biefed ©d^ritteS Don il^ren 93er-
manbten gurücfgefto^en mürbe, übemal^m fte, um
bie ndt^igen 9)UtteI gu i^rem t^ortfommen gu ge«
minnen, in 91em ^orl bie Seauffid^tigung Don
©ddultinbem. iBon ba gog fie 1808 nac^ ^ar^«
lanb, mo fie 1809 mit Senel^migung beS Srg-
bi(d(|ofä Sarrott gu (SmmettSburg bei Sialtimore
eine @^eno{fenf(^aft unter bem ©d^u^e bed l^L 3o-
fep]^ für llnterrid[}t unb g^aritaS errichtete. S3e-
reits 1810 ertl^etlte ber ßrgbijd^of ber neuen Kon-
gregation bie Siegeln ber Xöd^ter ber d^riftlid^en
Siebe be§ ffi. SBinceng Don ^aul (f. b. ^rt. ©c^me«
ftem, 93arm^ergige, n. 1), jebod^ mit einigen ^b-
Änberungen, toie fte burt^ amerifanifd^e Serl^iölt-
215
©cüennlf^e ^ropl^etcti ^ ScüerianuS.
216
niffe geBoten toorcn. Untet eiiJa'S einfici^tsooflcr
Seitung gemonn bad Suftitut einen ungeahnten
Sluffd^toung, fo bol bte ©d^meftem im Kriege bcr
Union mit (Snglanb (1812—1815) er^cblic^^e
2)ien[te leiften tonnten unb in ^l^ilobelp^ia unb
9{en) ^orl bie Seitung großer SBaifenl^öufer uBet«
nal^men. Sie 1817 erfolgte ftootlid^e ^netfennung
fieberte bem Snftitute aud^ feinen materiellen 93e-
ftanb. 3um britten SRale 1818 burd^ bie Sßal^I
ber ©d^weftcm jur oberftcn SSorfle^erin berufen,
ful^rte eiifa @eton i^r fd^uereS %mt bid 1820
fort, an biefem äal^re befiel fte ein fd^Ieid^enbeS
©ied^t^um, bem fie am 4. Sanuar 1821 in 6m-
mettsburg erlag, ^eute ift bie ®enof[enfd^aft in
Dielen S)i5cefen ber Union verbreitet unb jöl^It
1500 anitgUeber, loeld^e in @d^ulen, C^of))itäIem
unb äBaifen^äufem il^re fegenSreid^e £^tig!eii
entfalten. S)ie bebeutenbe 9lieberlaffung ber Son«
gregation in 9leh) $or{ mürbe mit ©enel^migung
giiuS' IX. 1847 Dom SRutterl^aufe losgetrennt
unb gu einer b»fonbem ^bt^eilung erl^oben, meldte
l(ieute 850 ÜRttglieber l^at. (Sine anbere SSergmei-
gung entftanb 1859 in Sflemarf, ju bcffen SWutter-
|aud 700 @d^meftem gel^ören. (93gl. C^el. Don
SarbereQ, Stifabet)^ Seton unb bo§ (Sntftel^en ber
latl^ol. ftird^e in ben SSer. Staaten, beutf d^e Ueberf.
SRünfter 1873, 2 S^Ie. ; John O'Kane Murray.
A populär History of the Cath. Church in the
United States, New York 1876; Thomas
O'Gorman, A History of the Roman Caiholic
Church in the United States. New York
1895; Hofimann's Catholic Directory, Mil-
waukee 1895.) [^. SBeUedl^eim.]
^tovxvX^S^t 9t099^e]t, f. Samifarben.
I^moriaiier, 1. bie ^nl^änger bed Snfratiten
©eDeruS (f. b. ?lrt (gnfratiten IV, 631 f.) ; 2. bie
f onft aud^ ^l^tl^rtolatren genannten 3Rono))]^Qrtten
(f. b. art. Vm, 1793), meldte bem «patriard^en
SeDeruS Don Slntiod^ien (f. b. ^rt.) anl^ingen.
$e9eria]itt$, SBif d^of Don ® a b a I a bei Sao-
bicea in Serien unb Jtird^enfc^riftfteQer um bie
SBenbe beS 4. gal^rl^unbertd, gel^örte p benjenigen
93ifd^öfen bed Orients, meldte tl^re eigene S)i5cefe
DerUe^en, um in ber ^au))t« unb Sleftben^ftabt
Sonftantinopel il^r ®Iäd ju Derfud^en. SeoerianS
^rebigten fanben bort großen SeifaU unb er«
loarben i^m bie befonbere ©unft ber faiferßd^en
aßaieftöten. Sud^ ber 1^(. e^rt)foftomu3, bamafö
ißatriard^ Don Sonftantinopel, brad^te SeDerianuS
unbebingteS SSertrauen entgegen unb übertrug il^m
fogar, aI3 er felbft im 3. 400 in fird^Iid^en 9n*
gelegenl^eiten nad^ Jtleinafien reifen mu|te, bie
gürforge für bie @emeinbe ber ^auptftobt. @eDe«
rionud l^ingegen Ue| nunmel^r fein SHittel un«
Derfud^t, um bod SSoII unb ben ^of gegen g^rQ-
foftomuS einzunehmen unb für fid^ ^u geminnen.
(Sleid^mol^I marb Sil^r^foftomuS bei feiner SRüd-
lel^r mit großem Subel emt)fangen, mdl^renb @eDe-
rianuS balb nad^l^er einem o^gemeinen @turme
ber Sntrüftung meid^en unb 6^onftantino))eI Der»
laffen mu^te. jfaiferin Subosia aber rief ben
Sflfii^tKng alSbalb toieber jurudt unb hnt^te aud^
eine getDiffe ^uSföl^nung smifd^en il^m unb S^rp-
foftomuS JU Dermitteln (Soor. H. E. 6, 11 ; So-
zom. H. E. 8, 10; Dgl. g. Submig, S)er ^I. 3o-
l^anneS Sl^rQfoftomuS in feinem SSerl^öItni^ }unt
bpsantinifd^en ^of, 93raun§berg 1888, 51 ff.).
3n ber golge iebod^ ermied SeoerianuS ftd^ al§
einen ber unDerföl^nlid^ften unb }ugleid^ gefolgt«
lid^ften geinbe beji 1^1. S^rQfo{iomu§. %uc^ auf
ber berüd^tigten Sid^enf^nobe bc8 Sa^red 403^
meldte S^r^foftomud ber $atriord^enmürbe Der«
luftig erllarte (Dgl. b. Slrt. 3o^. ßbtQfoftomuS VI,
1614), fpielte er eine StoUc. Sr ftarb (aut ®en-
nabiuS (De Tir. ill. c. 21) unter ber Siegienm^
S^coboftuS' n. (408—450). ©ein fd^riflfteüc-
rifd^er 92ad^Io^ bebarf nod^ fel^r ber genauem St«
forfd^ung. 2)a| er eine nid^t unbeträd^tlid^e ^»
yä^ Don Schriften, ^uptföd^Iid^ ^omilien unb
SBibelcommentare, DeröffentUd^t l^at, ift burd^ eine
Steige atter unb burd^ouS glaubmürbiger S^gniffe
Derbürgt (Theodoret Dial. L II. III, beiMigne,
PP. gr. LXXXTTT, 80. 210. 808 ; Gennad. Do
vir. ill. c. 21; Cosmas Indicopl. , Topogr>
Christ. 1. 7. 10, bei Migne 1. o. LXXXVHI, 373.
417 sqq. u. f. m.). 9Iuf unfere £age boben fid^
iebod^, mie e8 fd^eint, nur ^omilien @eDeriand
gerettet. Siefe ^omitien aber pflegen in ben
|)anbfd^riften bem 1^1 S^r^fofiomuS beigelegt )u
merbcn unb finb erfl auf ®runb ber ermahnten
3eugniffe uno innerer ÜRerfmale il^rem magren
Serfoffer jurfidauerftotten. 3ur 3eit laffen fid^,
tl^eilS mit Sii^erl^eit, t^eilS mit SBa^rfd^inlid^feU,
folgenbe ^omUien als Sigentl^um @eDerianS Be«
^ei^nen : Orationes sex in mundi creationem
(Migne L c. LVI, 429—500), Oratio de ser-
pente quem Moyses in cruce suspendit (LVI,
499 — 516), In illud Abrahae dictum Gen.
24, 2 (LVI, 553—564), Deficu arefacta (LIX»
585—590), Contra Judaeos (LXI, 793—802;
Dgl. LXV, 29 sq.), De sigillis libronim (LXm,
531 — 544), In Dei apparitionem (LXV, 15
ad 26), De pace (LH, 425—428). 2>ie le^-
genannte, bei ber 9u§föbnung SeDerianS mit S^rQ*
foftomuS im % 401 gehaltene ^omilie De pace,
meldte SRigne nur in lateinifd^er Ueberfe^ung unb
nur brud^ftüdtoei|e mittl^eilt, ift DoQftänbig unb
im grie^ifd^en Urtexte Don 9L ißapabo))uIoS«
fterameu9 ('AvdtXexra {epo^oXufi.i'nx^c oxa^^uo*
XoYiacI, ©t. «Petersburg 1891, 15—26) l^erauS-
gegeben toorben. S)er Sßed^itbarifi % 9. %[ud(}er
$at fd^on 1827 }U SSenebig eine Sammlung Don
15 ^omilien unter bem ütamen @eDerion8 in olt-
armenifd^er Ueberfe|ung erfd^einen laffen (Seve-
riani sive Seberiani Gabalorum episo. £me*
sensis homiliae nunc primum editae, ex an-
tiqua versione armena in latinum sermonem
translatae). 3^ri ber Dorbin genannten ^o«
milien , In illud Abrahae dictum Gen. 24, 2
unb De fictt arefacta, teuren in biefer @amm-
Iimg mieber (9ir. 7 u. 9lr. 13). (Sin Retned gfrag«
ment unter ©eDerianS Flamen ol^e Ueberfdf)rift
217
©cöetln, ber 1^1
218
te CasUnal ^fXtta (Analecta saora et olassioa
; AuL sacr. T|, Bomae 1888, 1, 71 sq.) ge-
^d nad^ bet tßennut^ung be§ ^erauSgeberd }u
ta in bm Parallela Bupefac^ldina (Migne
L e. XCn, 5S3) citirten ^omilie SeDerianS
Centn ha«reticos. [Sorben^ener.]
SfMfls, ber H / Sif^of Don Stbln, xoat bet
flo4ffDl0Cf bed (hipffiatt^ (f. b. art.), on beffen
€txQf itt treten er nad^ ber alten SBiogtopl^e Don
dm §imtf4Kn 9i{(^5fen für wütbig ero^tet nmrbe.
-riefe Siogtnp^ie, toeld^e @uriu8 in üerfüi^ter
netanrfiettiing bietet, finbet ftd^ Doflftänbig in ben
iüL SS. BolL Oet. X, 56 sqq. Sie bohrt oud
htm 10« ober 11. 3<Ki^^tntbert unb berul^t, roit
(k Wbfl fogt, niil^ auf f^rifflid^en OueOen älterer
jeit fonbetn auf munblid^er Ueberlieferung, bo
nfiat bei best einfalle eined unglöubtgen SSoÜed
(^nmun) twmic^tet ober burd^ gierige @aibenten
emiMiibet »orben. Uebrigend toxxb ber Zeitige in
Stm flalcmbarien unb SRartproIogien, yotlä^ nod^
ben ecjlfii 3o^rtQufenb ongel^dren, audbrücüid^
dflfgefn^; bei Sßonbelbert ). 99. l^ei^t er ber
^^dpaaDol f^ctltge, ber ftral^Ienb auf bem @ip]tl
UA erjim Xtmptl^ l^inabfd^aut auf feine ffolner"
«ricliery, ßpicü. H, Paris. 1723, 54); baö
Ufoaxb^ctie unb toS SugSburger SRadqroIogium
eemen i^n epiacopue et confessor, ba§ ^in-
tam*\d^ rinfo^ episcopns. S)a^ SeDerin fc^on
oxf ber SUlntz S^nobe )um 92ad^foIger beS Su-
^tnM enoo^ft toorben, fd^eint ber Siogro))]^ ben
Gegta s. Servsitii (f. Mon. Genn. bist. Scriptt.
XXV, 22) §u entnehmen, »eld^e er aud^ für bie
SQüt^uiig aber ben ^nneneinfaD als Ouelle
oafttbrt; birfe Geüta ftu^en fid^ aber felbji n)teber
«af bie fielen bed jf ölner Sonci£S, bie bamafö no^
E«bl oenoffentlid^t »aren. S^nt 99eU)eife für bie
^Igfrtt beS !Bif<^ofd SeDerinuS werben Derfd^ie-
^eae (h^Iimgen beigebracht, ). 99. tote er auf
iemem Xunbgange $u ben ffird^en ber @tabt einen
l^ebfül^ Sngelgefong gel^ört unb burd^ ben b^l'
Lt^n (IkiH etfdnnt ffaU, ba| ber I^L TOartin Don
Sjnai im ^Qmn eüüfi^tafen fei, Jobann teie er
^m& fem ®c6et bemirft ^be, ba^ oud^ ber il^
te9l«ttnbeflrc^tbtocon(SDergidIu8?) biefen €ngel-
^riong ^rte. Offenbar ift biefe Stjä^Iung faft
ciillid^ on^ @regor ton Xourd (De mir. b. Mar-
tini 1. 4) entnommen, wo @eDerin Goloniensis
ciTiftatia epäaeopoa, vir honestae Titae et per
cxmeta laudabiUs l^|t. SRortin Don 3j)urd
jaob 401 (nai^ SaroniuS 400). SBenn @eDerin
bxsofl ttiMb lebte unb jugleid^ mirflid^ ber un-
rütelban Stei^folger be€ (^^roteS tüax, fo ntu|
^«e Sauer fetned ^ontificateS ald eine ungett)ö]^n-
tife kuige b^id^net koerben ; nad^ Ruberen (Dgl.
b txt ftfln Vn, 831) mare ber IBifd^ofSfi^ nac^
€xpbti^ mebrert 2K&^ge]()nte DenoaiSt geblieben.
SiiM^bcaf bie Siogropb^e nod^ ö^nlid^e Segenben
cfxr Icn bL 6e»ertn mitgetl^It, melbet fle fd^Iieft-
:df, ber f^Sige fei tan Sbenb feines SebenS burd^
m Zxaamq^ii^ gemabnt morben, nad^ feiner
(yinut Sinbeau( ga reifen, mo il^m Sifd^of
3lmanbu8 mit (SIeruS unb SSoII feierlid^ entgegen«
gefommen fei. 2)ort l^abe bann ber l^eilige ®reid
eine 3cittang mit jugenblid^em fjeuereifer baS
9Bort ®otted Dedünbet, Siele bur^ ^rebigt unb
SBunber befelftrt unb fei bann pIöJK^ geftorben.
©eine Seid^e l^iabe man ju Sorbeauj in ber ftr^pta
ber Äird^e feierlid^ beigcfejt, unb biefe fei Don ®ott
Diele Sa^re lang burd^ gal^Ireid^ie SBunber Derl^en-
lid^t morben. SDiefer Kad^rid^t Don bem Empfange
bed ^eiligen gu Sorbeaus unb feiner bortigen
tDunberDoHen ffiirffamfeit liegt offenbar eine Ser-
med^Iung beSfelben mit einem anbem SeDerin gu
®runbe, ber nad^ ®regor Don XourS Pe glor.
conf. c. 45) aus bem Orient tarn unb Don bem
Sifd^of SimanbuS gu Sorbeaus bie Sermaltung
feiner 3)iöccfe übertragen erhielt ; fd^on bie SBorte :
De partibuB Orientis ad eandem destinatur
urbem, bereifen, ba^ an ben ftölner Sif d^of nid^t
{u benfen ift; aud^ föQt nad^ ben 3u)ä^en gu
Ifuarb ber ^efttag beS Sorbeau^er ©eoerin auf
ben 21. October, loäl^renb ber ffölner am 28. Oc-
tober Dercl^ toirb. SSßegen bicfer Sertoed^SIung
Italien SRond^e bie »eife beS ffölner Sifd^ofS in
feine f)eimat Sorbeoui unb fein tSlbleben bafelbft
für eine pure ^iction, aber mol^I mit Unred^t.
S)enn bie 3urücfbringung feiner ©ebeine Don
Sorbeaus l^öngt mit ber Salamitöt beS 3tegen«
mangels unb ber allgemeinen 2)ürre, für beren
^bbilfe ber f^eilige bis auf ben l^eutigen Sag alU
gemein Derel^rt mirb, gu enge gufommen, als ba^
man aud^ biefe als pure @age aufgufaffen befuc^
möre. ^er Siogropl^ ergä^It nämlid^, ba^ bie
jfölner aUmöIig il^rcS l^eiligen Sifd^ofS Derga^en;
ber ^unneneinf au erinnerte fie gtt)ar Dorübergel^etd)
an ben foftboren @d^a^ feiner SReltquien, aber fo«
lange bie 9lotl^ fie ni^t gmang, badeten fie nid^t
baran, benfelben gurüdgul^olen. S)a brad^ über
baS ganje SiStl^um eine faft breij[ä]^rige S)ürre
l^erein. SEBä^renb SIeruS unb Solf burd^ Seien
unb gfaften ben ^immel um Stegen aufleimte, er-
l^ielt ein ^riefter burd^ einen Sngel bie ffunbe,
ba^ bie 2)ürre eine Strafe fei für bie Semad^-
läfftgung ibreS Sifd^ofS @eDerin, beffen ©ebeine
fte in toeiter gfeme unbead^tet liegen liefen, ^ati
befd^Io^ ba^r, biefe gurüdEguboIen, morouf balb
nad^l^er ber ermünfd^e Stegen fid^ einfteüte. 2)ie
@tabt Sorbeau; aber, bie fid^ bereits nad^ bem
^eiligen castellum 8. Severini benannt l^atte
(nod^ b^ute ]^ei|t ein Xl^eil Saint-Seurin), mar
anfangs nid^t millig, ben el^rmürbigen @d^a^
^erauSgugeben; erft nad^ langem ©treiten lie^ fte
^d^ mit einem X^eile beSfelben abftnben. ^un
brad^ten bieXräger unter ^^mnen unb Sobgefangen
bie ^eiligen ©ebeine nad^ fföln, mo fte in ber
ffird^e ber l^eiligen ÜRart^rer SomeliuS unb Sq-
prianuS unter großer Setl^eiltgung beS SoIfeS
beigefe|t mürben. 2[n jenem 3abre erfolgte eine
fo grof e gfrud^tbarfeit, ba^ ber @egen beS @d^u^«
^eiligen unoerfennbar mar unb eS fprid^mörtlid^
»urbe: „@t. ©eDcrin ift mieber gu ^auS" , ein
@prid^mort, meld^eS $apft Seo III. auf feiner
219 ©eöerin, bet l&I., 9lt)oftcI üon 910^1^^^ _ ©eoerina, ©anto.
220
Steife }u Roxi bem ®ro|en nad^ !ßaberbom (799)
Dercmlalte^ gegen feine fonft auf ber Steife beob«
ad^tete ©eiDO^^eit, bie @t. @et)ering!ird^e ju be-
fudften (f. b. art. »öln VII, 826). SBann bie
XtonSlation ber ®ebeine beS l^L ©ederin Don
Sorbeaus nad^ fföln erfolgte, fielet urfunblid^
nid^t feft. Sebenfoüd toor ed lange oor ber S^it
Seo^ö in. ; benn nad^ ber SBiograpl^ie fing ba-
matö ber Sraud^i ber ftölner, iebe fßoäft bie
©eDerinSfird^e }u befud^en, bereits an, inSer-
geffenj^eit ju gerat^en: aud^ tturbe bamoIS fd^on
bie ftird^e nad^ bem 9iamen bed 1^1. ©eoerin ge-
nannt, obglei^ fie urjprünglid^ ben l^eiligen 9Rar«
tqrem SomeliuS unb SQ))rianu8 getoei^t mor
(f. b. 9rt. Stöln YII, 826). SBenn nun ßra-
bifd^of aBigfrieb im 3. 948 berid^tet, bag er auf
g5ttlid^e SKal^nung in bem ))om b^ ©et)erin er-
rid^teten fflofter ein Oratorium gu beffen ßbte
errid^tet unb bei ber Sintoei^ung bedfelben bie
®ebeine feineö b^iligen 93orgänger8 auft bem
morfd^ geworbenen ©greine l^auggenommen unb
in einen beffem Derfd^Ioffen unb Derfiegelt l^be,
fo gel^t barauö ]^ert)or, bap bie SReßquien beS^ei«
iigen bort fd^on mel^rere Sabr^unberte Dor SSig-
frieb aufbeteabrt unb n)abrf^einltd^ im 6. 3abr-
bunbert, too baS Sbnftent^um am 9lieberrbein
<inen mad^tigen Suffd^mung nabm, nad^ Pöln
gunidtgebrad^t »orben tooxtxi. (^gl. gu ber im
9rt. fföln YU, 893 angefubrien aUgemeinen Sit.
nod^ itleinermannS, Sie ^eiligen auf bembifd^öf-
lid^en begU). ergbifd^öflid^en ©tu^Ie t^onjtöln, Jtöln
1896, 21 ff.) [PejfeL]
^eoeriit, ber bL, Spoflel DonStoricum,
f. ^ttn n, 98 ff.
$eoeriitit, ©anta, italienifd^e ©tobt
unb SRetro^oIe in Solabrien, auf einem pfeifen
am redeten Ufer beS 92eto, ift baS uralte Sibe-
rena (2ißepT)vi^) , oud^ Syberona ober Sjpe-
rona, eine ©tobt ber Oenotri in fBruttium. Sie
erbielt ibren neuen 9!amen nad^ ber ^eiligen 2Nng-
frau unb ÜRartprin @. ©eoerina (t)gl. AA. 88.
BoU. 8ept IV, 2), loa^rfd^einlid^ im 8. 3abr«
bunbert Surd^ t)etfd^iebene Iriegerifd^e UeberfäUe,
eine fd^redQid^e ©eud^e um 1529 unb ein nod^
fd^redlid^ereS Srbbeben im 3. 1787 lam bie ©tobt
febr berab, fo ba^ fte ^mU (eine 2000 Cinmobner
mebr göblt. 2)ie Satbebrale )ur fjlL 9lnaftajta
birgt einen 9rm biefer b^iligen üRart^rin, ein
®efd^enl oon Stöbert ®ui8carb. IBifd^of dft^ mürbe
©anta ©eüerina gur 3(it ber gried^ifcben ^en*
fd^aft in Unteritalien; ber erfte SBifcbof $etru8
erfd^eint um 981. 99alb bamad^ erbob ber ^a«
triard^ t)on g^onftantinopel bie ©tobt aud^ gur
ÜRetropoIe, benn in einer Sonftitution beS $a«
triard^en ©ifinniuS aud bem 2iabre 997 loirb
99ifd^of SaftliuS oon ©anta ©eoerina Srgbifd^of
genannt 91IS Unteritalien unter bie Stormannen«
berrfd^aft gefommen unb ©anta ©eoerina lotei«
nifd^eS iBiStbum gemorben mar, mürbe bie SRetro-
|)oUtanmärbe beSfelben ntd^t fofort anerfannt; in
einem S)ocumente bed ^ergogS Stoger oom Sabre
1096 toirb ber erfte lateinifd^ Oberbirte @te))ban
nur als SBijddof aufgefübrt. S)agegen bngt in
einem anbem 3)ocumente beSfelben |)ergogS Dom
äabre 1116 ber 9tad()foIger ©te)7banS, eonjlantin,
ergbifd^of. SBabrf(beinIi(b tourbe auf SBttten be»
genannten ^ergogS ©anta ©eoerina aud^ Don
Stom aus dS ^ItttopoU anerfannt. S)erfelbtn
unterftonben nad^ ber Notitia Goelestini ald
©uffraganate: Dioec.£briacenBiB, TropiensiBv
Neocastrenais, nacb ber unter ^obanneS XXII«
gefertigten Kotitia ober: EbriacenBis vel Um*
briaticensis, StrangulensiB vel StromensiB
vel Insulana, GeneocaatrenaiB vel Grenico-
castrensis, OerenttnenBie , 8. Leonis. Stb»
meicbenb Don beiben Stotitien fagt (EanteliuS (Me-
trop. urb. hiat, Paris. 1685, 432), biefe
!ßroDing, meldte fid^ toett über (Ealabrien er«
ftredte, bpbe nad^ bem Indiculus Provinciae
elf SBiStbümer umfaßt. 93on biefen »urbe bie
im 10. äabrbunbert errid^tete Dioeo. 8itamen8ia
im 12. äabrbunbert, nad^bem bie ©tobt ©itamum
gerftört mar, mit bem SiStbum 3foIa Deninigt.
Wt bemfelben SBiStbum mürbe gu gleicber 3eit
aucb baS furg beftanbene giorentino (Florenti-
nensis) unirt. Wkio unb ©. SRarco, bie beute
nod^ unmittelbar unter bem beiligen ©tuble fteben^
maren fd^on bamalS (na^ ßanteliuS) immunes,
©an fieone, gmifd^en Sotrone unb Santa ©eDc«
rina gelegen, beffen erfter IBifd^of SucaS 1349
ftarb, mürbe 1571 burcb $iuSV. oufgeboben^
unb aSe Siedete biefeS burd^ bie ©aracenen ger«
ftörten ©i^S mürben auf bie SRetropoIe über*
tragen (Ughelli, Italia sacra IX, 512 sqq.).
©0 maren gur 3eit beS (EanteliuS ber SRetro*
pole ©anta ©eoerina nur mebr fünf ©uffragatt«
ftüble geblieben j baoou mürbe Sebaflro (Bei-
castrum, Bellicastrum , urfprünglicb Geneo-
castrum, gmifd^en @anta©eDerina unb Satangaro,
norböftlid^ Don Ie|terem gelegen), beffen erfter
SBifcbof im 3. 1122 genannt mirb, 1818 ber
SDletropoIe incorporirt (üghelli IX, 494 sqq. ;
Moroni, Diz. IV, 285). (Sariati (Cariatam,
Chariatom), beffen erfter Sifd^of ^ßotqcbroniud
um 1099 erfc^eint, mar Don 1342 an einige Se«
cennien binburd^ mit ©erengia unirt unb ift b^ute
baS eingige ©uffraganat Don ©anta ©eoerina
(üghelli IX, 498 sqq. ; Moroni X, 28). ©tron-
goli (8trongylum) , an ber ©teBe beS alten
PeteUa ober Petilia erbaut, erbielt 1178 an
SRabiuS feinen erften Sifd^of : im 3. 1818 mürbe
eS mit Sariati uniri, mie auq (Serengia unb Um«
briatico (Ughelli IX, 516 sqq.; Moroni LXX«
200 sgg.). Se^tereS, füblidji Don Cariati gelegen,
bie^ früber Brystacia unb mar als 93i|d(|ofSfi|(
Stad^folgerin beS alten i|kibemo (Patemum), bon
wtlfym man fd^on 432 — 440 einen SBifd^of fennt,
unb beffen SBifd^of SlbunbonHuS 680 alS Segat
beS $ai)fteS Ugatbo gu Sonftantinopel fungirte«
Slad^bem Sßatemum bur^ bie ©aracenen gerftdrt
morben, mürbe an feiner ©teSe baS blutige €iro
(Crimisia) erbaut (Moroni L, 102). S)er erfte
S21
€el»erinuS, $a))fi — @et)etu8, (ßatriard^.
222
9iKof oon Umbrioiko toor (SettoofmB um 1122
(Ughim IT, 525 sqq.; Moroni LXXXIU,
97 agg»), (Screnjia ober Serenja (Oeruntia, Ge-
rafithim), norbtoefUid^ bon Sotrone^ ted^tS am
:i^. WB^ dncm Serge^ »utbe fc^on 960 6t| eines
Siv^ofS^ Um 1342 imimte fid^ SBifd^f iRicoIouS
X« Crnnja tmb (Soriott unb eine QtxÜan^ mar
wniu oiu^ €uffraganat k>on Stoffono (Moroni
H^ 9S). 3n 3foIa (Insnla), am Sa))o bi da-
inme, foböfUi^i ))on Santa Setterina, etfd^eint
ter crfke laicinifd^ SBifd^of «rnulf um 1046.
ti^ 1818 aufge^bene SiStl^um mutbe mit
(otrosie^ in bo Pirc^nproDin) SReggio unirt
^Xr^dtelli IX f 505 sqq. ; Moroni XXXVI,
147 «g.). fyuk ]^ bie aRetro))oIe Santa @ek)e-
na^ me bemrdt, nur ben einzigen @uffragan-
ibU Coriati unter {id^. 2)ie legten aRetropoItten
scni: ^tni^f^ibeltS ®rifoIia (frit 1797); Sal-
»mc Oitfria ^tgnatlaro (1815—1823), ber nod^
oKmia trcmifcrirt mürbe; Submig be ®aIIo
0. Cajk (1824—1848) ; ^nibal Siafael aßon-
tddm a 88. B. (1848—1862 [1864?]); We-
loaber bc SKfio 0. BS. B. (1872—1896). S)er
cfsnuDortige aKetrofioIit tft 92ic ^iccirUIi (feit
im 30. Kooember 1896). Seine ftird^enproDin)
ff^mll fic^ twm Golf Don SquiSace bis gum
äoif oon Xorosiio. 2>ie Sc^biöcefe umfaßt 14 ©e»
nöUiKn ber ^rotiins Satanjaro in einem Um-
^zqr oon 50 SKtgtien; in ben 22 ißfarreien,
^n 9 in ber @tabt felbft, ad^It man 30 524
ceelm, oel^e Mn 87 ^rieftern {»aftorirt merben.
Sd& <liii<i>nunm bcd Gribifd^ofS, auf 193 ftam-
sqpilbcn taj^, betrögt 4000 S)ucaten. S)aS
SOkt^fsakapUtl W 6 S)ignitaten, 18 Sanoniter
M^ aabnt ^^rirfter unb SIerifer. S)aS Suffra-
omt Sariati, bo8 1 6 (Siemeinben ber $rooin}en
ir^aqa unb Sotonjaro umfa|t, l^t 133 ^riefter
oO tn 23 Pfarreien 38 354 Seelen. (Sgl.
«4 C^peUatti, La Chiese dltalia XXI,
^miadm 1870« 1^5—251 ; Game, 8er. Epp.
r2L% [Kel^r.]
gcaeriwtf» $at>|} (638—640), einSiömer,
»ozbe olf balb nad^ bem 3;obe ^onoriuS^ I.
11^ Cctobct 638) gemault. 3)ie (Sonjecration
ras» tnbe^ fiber anbertbalb 3o^e l^mauSge«
^^obm loerben, meil burc^ bim S^artuIariuS 9Rau-
txzxs nib ben raDennatifd^en Sjard^en 3faac in
Scom Dnru]^ erregt mürben unb gubem bie mono-
Wctijd)« ^ngdeenil^ett eine Serjögerung toemr*
kiu. 2äflmi nad^ bem lfitd^enfd^a|e, belagerte
!x ^ab^ 638 baS uon aßauritiuS aufgereijte
tdci)^ f>ccr ben Zoloft (!{hitriard^ium) beS fia-
tnoit iDd^ l>ergebenS Uon SeoerinuS unb beffen
iR^finneai üertbetbigt mürbe ; ber nod^ 9lom ge-
fi)ik(i;^ad^ tMcbannte bann angefe^ene Snitglieber
ts tbmqd^ SIeruS unb bemäd^tigte ft$ beS
&ka|eS, ben er jum %S^\l bem ffaifer ^eracHuS
t\ &. «n) fonbte. Um bie SBefiätigung ber $o|)fi-
»41 pL erlangen, ^diidte ber SleruS ®efanbte
r^ &nfiantino^ S)iefen erflärte man bort,
cj Sefiatigung fei nur mdglid^, toenn ber r5mifd|e
SleruS bie im % 638 erlaffene (Slt^flS (f. b. Sit
ajlonot^eleten YIII, 1802) beS ^eracIiuS unter»
geid^ne. SDie ®efanbten gingen fd^einbar barauf
ein, unb fo mürbe SeOerinuS beftätigt. 9m
28. 9Rai 640 mürbe er confecrirt, l^atte aber baS
$ontificat nur 2 3Jlonate unb 4 Xage inne, benn
er ftarb fd^on am 2. Suguft. 6r oerurtl^eUte in
einem S)ecrete bie Sftl^efiS beS |)eracUu8 unb ba-
mit bie SRonotl^eteten, inbem er ftd^ gemö^ bet
IBefd^affenl^ett ber p)d Staturen aud^ für gmei
SBUIen unb }mei SBirhmgStoeifen in S^riftuS er-
flärte. (Sgl. Lib. Pontif., ed DucheBne I,
328 sq.; Jaffe, Eegest. Ponidf. I, 2. ed.,
227.) [®amS 0. 8. B.]
$eiient$, rdmifd^er Aaifer, f. Slesanber
SeoeruS.
$e9entö, ^atriard^ oon Slntiod^ien unb
mono))]^9fitifd^er Ißarteif ü^rer in ber erften ^älfte
beS 6. äal^rl^unbertS^ ftammte au8 SogopoIiS in
^iftbien, nibmete fidQ }u 9l(e|onbrien unb )u
SerQtuS iuriftifd^en Stubien, lebte bann langete
Seit als 9Rönd^ bei ßleut^eropolis in 3ubäa unb
begab üd^ oon bort nad^ Sonftantinopel. Sr ge>
mann oie ®unft unb baS äJertrouen beS mono-
p^qfttifd^ geflnnten JtaiferS SnaftaftuS I. (491 bi»
518) unb marb 512 gum ^triard^en oon 9n«
tiod^ien erhoben, nad^bem ^atriard^ S^aoian oero
trieben morben mar. 3m 3. 518 aber marb er
burdö «aifer 3ufHnu8 L (518—527) beS ^a-
triard^enftul^IeS entfe|t unb fläd^tete nun mit oielen
anberen abgefegten monop^^fitifd^en IBifd^öfen
Syriens unb ffleinafienS nad^ ^lesanbrien. Sd^on
febr balb, n)ie ed fd^eint, brad^ )u ^lesanbrien ein
erbitterter Streit unter ben Sflü^tlingen auS, mel*
d^er }ur Sfolge l^iatte, ba^ bie 9)bnop^9fiten \xä) in
}mei Parteien fpalteten, Seoerianer unb 3ulia^
niften. Seoenid unb feine Snl^änger oertraten bie
Se^re, ber fieib Sbnfti l^be oor ber Slufecfte^ung
bie allgemeinen Sc^mäd^en unb Seiben bed menf d^
lid^en Seibed get^eilt, möl^enb Sifd^of SuIianuS
oon ^aUcamaffuS unb feine Sn^anger ben Sa|
oerfo^ten, ber Seib Sl^rifti fei aud^ fd^on oor ber
Suferftel^ung ber SermeSlid^feit unb überl^au^t
ber Korruption (fdopcQ nid^t untermorfen gemefen
(über bie mannigfalttgm Sejeid^nungen ber beiben
^Jarteien ügl. b. 3lrt. aRonopl^pptniVni, 1793;
über bie Seigre SeoerS ogl. gfr. SoofS, SeontiuS
oon S^Dong 1 [Se^te unb Unterfud^ungen u. f. m.
m, 1-2], Seipaig 1887, 30—32. 54-59).
ffaifer Suftinianl. (527—565) trat nod^ einmal
in SSerfanblungen mit SeoeruS unb berief i^n
nad^ Sonftantinopel. 2)ie gro|e conftantinopoH«
tanifd^e S^nobe bed Sa^red 536 belegte iebod^
SeoeruS unb feine Sd^riften mit bem Slnatl^em,
unb ber ftaifer beftätigte biefed Urtl^eil. Seoeru9
%og ftd^ mieber nadd Sleg^pten }urüdE unb ftarb
bort um 539. (SSgL % (Suftrattod, Seu^poc 6
|jtovo7uafTT)cnaTptapyT]c 'Avtio^efac, fieipj. 1894.
Steid^e Ütad^rid^ten über baS frühere Seben Seoerd
bietet bie oon duftratioS nod^ nid^t benu^te, 1893
oon 3. Spannt^ in fprifd^er Ueberfe^ung l^eraud-
^28
6ebertt8, Sif^of — ©et)eru§ @anctu< Snbeled^iuS.
224
flegcBenc Siogtartic ©eücrS öon feinem Sugenb-
freunbe 3a(^ariQ8 Ml^etor.) ©eberuS »ar ein l&er-
DorragenbcS Xolent, ein ouSge§eid^netcr SRebner
unb ein öufeerft frud^tbarer ©d^riftfteDer. SHe
IBefämpfer beö SKonopl^^fitiSmuS im 6. unb
7. Sal^rl&unbert nel&men fofi ol^ne ^uSnal^me be-
fonbere SKirfpd^t auf ©eöeruS. ©eine ©Triften,
^omilicn, bogmatifd^-polcmifd^e ?lb]^nblungen,
öibelcommentare, ©riefe, finb im gried^ifd^en Ur-
it}^t ju ©runbe gegangen, abgefe^en öon jal^t-
teid^en Sftagmenten, weld^c in antimonopl&tifiti«
fd^en ©treitfd^riftcn unb in ejegetifd^en ßatenen
angeführt toerben. Vorarbeiten ju einer ©amm-
lung biefer gried^ifd^en gragmente lieferte A. Mai,
Script, vet nova coli. IX, Bomae 1887, 725
ad 741 (tVragmente au8 einer gatene über SfaiaS
unb SjediieO» Glassici auctores X, Bomae
1838, 408—473 (grogmente jum SucaSetmn-
gelium unb gur 9l|)oftelgefd^id^te), Spicilegium
Born. X, Bomae 1844, pars 1, 202—205
(gragmente ou8 einer ßatene über baS 93ud^ 3ob).
S^al^rfd^einlid^ gel^ört aud^ bie Oratio II de re-
surrectione Domini unter ben SSerfen ©regorS
öon gflpffa (bei Migne, PP. gr. XL VI, 627 ad
652), ein SBerfud^, bie Serid^te ber göongeliften
über bie ßrfd^cinungen beS 9luferftanbenen mit
einanber auSjuglcid^en, ©eöeru§ an (ögl. SRartin
bei Pitra, Analecta Bacra IV, Paris. 1883,
Proleg. VII sq., not. 3). gine fel^r beträd^tlid^e
tBnjal^T öon ©(|riften ©eöerS aber ift in fprifd^en
Ueberfe^ngen erljittlten geblieben. ®ie 125 A6701
iizi^piwioi ober lv&povt9Ttxo( , b. i ^omilten,
toeld^e ©eöeruS otö ^atriard^ ^ielt tourben um
525 burd^ Sifd^of $aulu§ öon SallinicuS unb
toieberum im 3* 701 burd^ ^acob öon Sbeffa
(f. b. art.) aus bem ©ried^ifd^en in'8 ©prifd^e
übertragen unb finb in beiben S3erfu)nen ouf unS
aefommen. ®o(^ ifi öon biefen ftirifd^en Xejten
mf)tt nur öerfc^toinbenb menig gebrudft toorben:
eine Saufliturgie, ^nixotxpm 1572 (ogl. % SRefd^,
^gropba, au^ercanonifd^e Söangelienfragmente
[a:ejtc u. Unterfuc^ungen u. f. m. V, 4], Seipjig
1889, 361—372); einige ^omilienfragmente bei
E. Nestle, Brevis linguae 8jr. grammatica,
Garolsr. et Lips. 1881, Chrestom. 79 ad 83;
bie ^52. ^omilie", über bie mad^abäifd^en 93rü«
ber, in jwei üerfd^iebenen SJerfionen bei Bensly-
Bames, ^e fourth Book of Maccabees
and kindred Documents in Syriac, Cam-
bridge 1895, 75—102 (ogl. bie englifd^e Ueber-
fejung ber erften S3crfion XXVH- XXXIV).
ffia^u fommen einige auS bem ©prifd^en in'8 2a-
teinifd^e überfejfte ©tüdte, bei Mai, Script, vet.
nova coli. IX, 742—759 (oier ^omilien), Spi-
cil. Bom. X, 1, 169—201 (eine ©d^rift gegen
SitliamiSöon^alicamaffuS au§5ug§n)eife), 212 ad
220 (eine §omilie über 3Karia). (Sgl. Smith
and Wace, A Dict of Christ, biogr. IV, Lon-
don 1887, 637 ff.) [Sarbcn^emer.]
I^eoents, Sifd^of ber 3nfel ü)iinorca
in ber erften §älfte beS 5. Sa^rbunbertS, l^interlie|
ein umfangreid^ed Slunbfd^reiben De virtntibiis
ad Judaeorum conversionem in Minoricaun
insula f actis in praesentia reliqniamm S. Sie-
phanL 3m ^ecember 415 maren gu ^erufden
bie 3leliquien be§ fjlL ©tepb^nud oufgefunbei^
unb ein ^b^il berfelben mar burd^ ben öon $aIS*
ftina beimfebrenben fpanifd^en fßredbQter OrojU
(f. b. ^rt.) nad^ SOlinorca gebrad^t morben. Sott
riefen bie ^Reliquien eine möd^tige religidje 9e>
töcgung b^töor; ed !am }u erbitterten @tra|ei^
fämpfen guifd^en Sl^riften unb 3uben, bad äib>
ergebnig aber mar bie Sefebrung ga^Ireid^er Shiboi
5um Sbriftentbume. 3)ie (Sefd^id^te biefer 9c*
februng bilbet ben @egenftanb bed öom 3^1^
418 batirten, nad^ montier ©eitel^inintereffaiUm
SRunbfd^reibenS. SBaroniuS l^at badfelbe feinen
^nnalen (jum ^a'f^xt 418) einöerlcibt, bie 9K(m»
riner baben e§ in ibre SiuguftinuS-^uSgabe (In*
bang gu 93b. VII) aufgenommen, unb beibe ®i»
tionen finb bd 9Rigne (PP. lat. XX, 731—746;
XLI, 821—832) abgebrudft. lieber ben Snjoft
be§ ©d^reibenS ögl. $. 93. ®am8, 2)ie Stici^
gefd^icbte öon ©panien n, 1, 9tegenSburg 18i64,
406 f. ; über bie ©prad^e be§felben ögl. S. ^ßonder
in ber Seitfd^. f. bie öperr. ©pmnapen XXXII
(1881), 481 ff. [95arben^e»et.]
lateinifd^er SRb^tor gu Snbe bed 4. S^^b^bunbeiil,
ift Sierfaffer eined anmutbigen ^irtengebic^eS De
mortibus boum, aud^ De virtute signi cnidi
Domini genannt. S)ret f)irten treten rebenb auf.
93ucoIu§ f^ai infolge einer SRinberpeft bimien pi
Sagen feine gange ^eerbe öerloren: Xit^ruf (ot
burcb ba§ jheuggeid^en, mitten auf ber ©timebcr
%f)uxt angebrad^t, feine ^eerbe gerettet, unb anf
eine Selebrung iiber biefed 3^i$m ^in entfc^«^
ftd^ 93ucofud unb fein t^freunb %egon gur %xnäißt
be§ ebtijlentbumd. 2)ie 9lamen ber f)irten päb
ißirgilS gelogen entnommen; baS Serdma|ta
33 ©tropb^n ifi ba§ fogen. metrom Asdepii-
deuuL lieber ben SJerfaHer liegen nur fc^ bitf*
tige 92ad^rid^ten öor. 3n ber ingmifd^en öerfiboHe*
nen ^anbfd^rift, au9 meltber $. $itb5uS (Vete-
mm aliquot Oalliae theologomm scr^ta,
Paris. 1586, 144) bad ®ebid^t guer|l b««"^
gegeben bat, lautete bie Ueberfd^rift: Indpit eu-
men Severi Sancti id est £ndeleiehi (sie)
rhetoris de mortibus boum. 2)te auffSEgp
SBenbung id est bürfte bal^in gu edRfiren fen,
ba| ber Ißerfaffer früber ben 9lamen Snbde^
gefübrt unb unter biefem 92amen eine gemiffe 9e*
rübmtbeit erlangt, fpäter aber (etma nad^ feinem
Uebertritte gum Sbtiftentbume) ben 92amcn €e>
öeruS ©anctud angenommen ^e. @e^ nx^^
fd^einlid^ ift ber Sierfaffer Jener Snbeled^iuS, ID^
d^er laut ber Unterfd^rift einer ^uleiuS-^Kmbfd^
(bei Seuffel-©d(|n)abe, ®efd(|. ber r5m. £iteiotir
n, 5. «auf!., Seipgig 1890, 926) im 3. 895 jtt
Stom als fie^rer ber 9lbetoriI mirtte. Sermutpl^
barf er aud^ ibentificirt merben mit Jenem S^jrtj^
Snbeled^iud , meldtet mit ^ulinuS mm Wk
»•>
©eöcruS, ©ulpiciuS.
226
»ffmniM iiKir imb Testern im 3. 894 jur 91b»
hhxaq vm^ (txrioxeu fleganflencn) llJöneg^riniS
ai 8ü^a X^obojiuS dercmla^te (S. Paulin.
5. EpL 28, 6). «fiem Knfd^eine nod^ ift biefer
^cnnib ^ßonlrnS ein Squitonier getoefen, iinb on-
lemfrüS nu| boS (Scbi^t too^I in @übfranfreid^
xnaia vorben fein^ loeil na^ ber fed^ten Strophe
!a XinbcitKfi )ttnad^ft Don ^Selgien" (!Rorb-
Tssftzii^) cni9 in bie peimot ber Ritten einbrang.
?n SJhgnf (PP. lat XIX, 797—800) ift ba§
•.vbi4t iuu!( GaUanbi (Bibl. vet. Patr. VIII,
>*Tfiq.) abgrbnidt. Steuere ^luSgoben t)er5ci(^net
^sgetmim-^rtu^, Bibl. script. class. 11,
>. tbftL^ 591. ^ie neuefie 9lu8gabc f. in ber
JLntbologia latina I, 2, ed. Biese, Lips. 1870,
3i^-3ia [SBarbenIcwer.]
eulpicius, ^rieftet unb ^r-
om bie SEBenbe bed 4. gal^rl^un-
l iDoib etoo 363 in Slquitanien ald iKnb
wmieftmen fHntfeS geboren (Gennad. De
rj-. ilL c. 19). 9lo4 Slitt^eilungen ieineS äßem
,}m»te§. bcS ^L $ouIinuS Don 9ioIa (Ep. 5,
*^-6), tmbinrtr er f\ä^ ber j[uriftif(i(|en fiaufbal^n,
eciri» fi4 9^f als berebter Sad^toalter unb burfte
:i ied^tn tma teilten Sonfularenfamilie ^eim«
^.:niL ^odf verlor er feine f^^rau fd^on balb
t^ ftnm frühen 34)b^ unb ))Iö^Iid^ (repentino
mfeUi) Dertoitfcfyte er boS f^orum unb ben 9{eid^>
üza mit ber einfontfeit unb ber Slrmut eined
;::nibä. !Bie et felbft eraä^It (Vita S. Mart.
/ 1^>, war e3 fein Geringerer alS ber gro^e
Mirl bcS SUnd^lebenS , tDlartin oon XourS
/t \ 3xt.), ivelddier il^n gemal^nt ^otte, «ben
rrfsngoi unb ben Safien ber SBelt'' \\ä) ju ent-
.v>Ri mtb iencd ^roi{(^e Seifpiel o5I(iger @inne§>
r^ fcbendanbenmg nac^jualdmen, burd^ loelt^eS
f^x^innf üon Slola bie ^enmnberung be§ ganzen
JL^nibknibeS ^ennt§geforbert ^atte (ogl. b. 9lrt.
Ecdinod Don 5lo\a IX, 1658). S)q| @eoent§
^ jßmjkr gelDorben, begeugt ®ennabtu§ (1. c.)
.isiiudliit. unb biefeS S^ugnt^ toirb nid^t
iiiUb fnetSgegeben loerben bärfen, toeil in ben
^i*m Kamins von 9{oIq bon bem ))riefterlid^en
rtjzbe BoMxS nid^i bie SRebe ift. 9lud^ bie gleid()'
^1^ dbin ftie^enbe tmb etn^aS feltfam flingenbe
iiJjiiit bei OkmiabiuS, SeocruS l^abe jid^ in
Tzsrns Htter oon ben ^elagianem bet^ören lQ|{en
^ na^yttm er eingefel^n, ba^ er burd^ @e-
ifcr^iqiett ^eblt. ft(^ jur Suge für bie 2)auer
?rx$*^(beR§-Sd)tt>eigen auferlegt loirb be§]^ifto>
r-^ufcimg nid^t entbel^ren, nienngleid^ fte jd^on
sn Ißi Smbcrt oon @embIou; (geft. nac^ 1212)
X fssr eigenen Apologia pro Sulpicio Severe
Sda^ tavAt. ®uibert bemiec^felte @ulpiciu§
ScKia§ mii bem Srsbifd^ofe 8uIpiciuS oon
f9Btge§ (f. ^, 2>ele^a9e, in ben Acta Bollan-
kanM Vn [18881, 274 aq.; in ber Revue des
t»^oiuhiBtori«iae8XLVI[1889], 90). 2)er
Iv^ 9mr$ mag in bie ^ol^re 420—425 au
yr froL (SgiL bie etnlö^Ii^en Unterfud^ungen
ido bid Sehen SdKtd bon ^. be ^roto in feiner
ZX 2. tliifL
«uggabc ber ©d^riften ©eberS [f. u.] I, Praef.
LV— LXXXIL)
2)ie bebcutenbfte ber erl^oltenen ©d^riften @e«
OcrS ift eine frö^cftenS 403 abgefd^Ioffenc Kljironi!
(ChroDicorum libri duo), njcld^c laut ben 6in-
gangawortcn „bie in ber I)ciligen ©t^rift über-
lieferte ®efd&id}te üon ^tnbcginn ber SSBclt an furj
aufammenfaffcn unb unter genauen Zeitangaben
bis auf bie ©egenloart l^crab im Umri^ erjällen"
»in. ©er Snl^alt ber goangelien unb ber %po»
ftclgefd^id^te loirb übergangen, „bamit ber SBürbc
biefer S)inge burd^ bie fnappe g^orm bed SBerfeS
fein «bbrud^ gefd^e^e" (Chron. 2, 27, 8) ; ber
fird^enge|d^ic^tlid^e Serid^t, ttcld^er fid^ an bie ®e«
fd^id^te beS 3!Itcn ShinbcS anrciljit, erftredft fti^ bis
aum erpen (Sonjulate ©tilid^o'S (2, 9, 7 ; 27, 5),
b. i. bis 400. SDie ©d&rift ift fein forfd^enbeS ®e-
fd^id^tStoerf, fonbem ein gefd^id^tlid^eS £e|ebud^ fiir
gebilbete (Sänften, geigt iebod^ aüentl^alben auf bie
beften OueDen gurüd unb geugt nidgt blo^ bon
großer ©cioiffeni^öftigfcit, fonbem au(|'bon Igifto-
rifc^em unb fritifc^em ©inne. SSon großem äßert^e
für ben Ijieutigcn Qforfc^er ift namentlid^ bie ®ar-
ftettung ber priScillianiftifdgen SBimn. ßincn
befonbem 3lei| Igat ber Serf affer, bem 3b)edte beS
SudgeS entf prcd^enb, auf ben SuSbrudf berlocnbet.
6r bcrfügt über atte 3)Kttel icncr r^ctorifdgen SU-
bung, burdg meldbe ©allien unb )umal Slquitanien
in ber gloeitcn t^älfte be§ 4. SalgrlgunbertS bie
anberen fiönber ber lateinifdd rebenben ätomertoelt
überftralglte, unb l^at mit ^erborragenbem ®efd)id
feinen ©til ben anerfannteften römifdgen ^ifto-
rifem, inSbefonbere ©aUuft unb SacituS, ,,ab-
gelaufdgt". Snbeffen warb fdgon wenige Saläre
nad& JBeröffentUdgung ber ©dgrift bie literarifd^
Slüte SlquitanienS burdg ben ginfall barbarifdger
SSölferlgorben für immer gcfnidt, unb bie fom-
menben ©efd^Iedgter Igaben an ©eberS S^ronif fo
wenig @efdgmacf gefunben, ba| fidg nur nodg eine
cinjige §anbfdgrift berfclbcn bis auf unfere Sage
gerettet |at, 6ine ebenfo feinftnnige Wie gelel&rte
äBürbigung ber ©d|rift lieferte 3. SemapS, lieber
bie (SIgronif beS ©utpiciuS ©eberuS, ein ^Beitrag
gur ©efdgidgte ber claffifdgen unb biblifdgen ©tu-
bien, ^Berlin 1861 (wieber abgebrudft in ben ®e«
fammelten ^blganbl. bon 3. IBemaQS, b^rauSgeg.
bon §. Ufener II, Serlin 1885, 81—200). —
Sinen weit burdgfdglagenbem Srfolg ergielte eine
Sei^e bon ©rfiriften, weldge ©eberuS ber SSer»
!^errlid^ung beS l(|l. 9)lartinuS wibmete. Sine Vita
S. Martini Igat er nodg bei ficbgeiten beS ^eiligen
(geft. 397) gefdgrieben, aber, wie auS bem SSor-
Worte erlgeüt, erft einige 3cit nadg ber Sbfaffung
ber Deffentlidgfeit übergeben. ®rei ©riefe. Ad
Eusebium, Ad Aurelium diaconum. Ad Bassu-
lam parentem (bie ©dgwiegermutter ©eberS),
laffen fidg als 9iadgträge }u ber Vita begeic^nen;
aUe brei l^anbeln bon ^artinuS, bie beiben legten
bon feinem Sobe. 3toei Dialogi enblidg (in ben
2)rudCen ift mit Unredgt ber erfte S)ioIog in gwei
gerlegt) wollen bie SBunbcrtlgaten beS ^I. 5DkrtinuS
8
227
SeOiKo.
228
mit bmitniQen ber dg9|)tii(^en TOönc^ üergleid^tn
unb {ugleUl audgtfprod^trma^ bie Vita er«
gönjm CDulL I * , 23). Sieje t)on Einfang an
für bie aO^affe beS SoÜed beftimmten @(^riften
^Ben atöbolb bie meitejle Skrbreihing gefunben
unb ga^Ireid^ fpöteten S^orfiellungen beS SebenS
unb ber 9Bunber bed ^ 9lartinu§ (Don !ßaulinud
üon $etricoTbia, 93enantiuS gfottunatuS u. f. tu.) qI8
(SrunbrageunbOueüegebienL SnberS^ter^ö^Ien
biefelben in onmutJ^iger unb gum S^U fef)elnbec
^otm ben intereffanten8eben§Iauf einer bebeutenbrn
$erfdnlid^feit. ^Dagegen fommt ber bie S^ronü
burd^me^enbe ^iftorifd^e Sinn l^ier Diel toeniger gur
Geltung, inbem bie fc^tDormerifd^e SSere^ng für
feinen gelben ben (Sr§a^Ier gu großer Seid^tglaii^ig-
feit unb SSunberfud^ Derleitet, mie benn aud^ fci^on
Don 3^tgenoffen ber Vita S. Martmi ^nunu^e
fiügen" DorgetDorfen tourben (Dial. I», 26).
^udf ber ^uSbrud geigt eine anbere gforbe; Se»
Denis rebet, toie er in bem Sonoorte ber Vita
felbfi erflort, l^ier nid^t bie Bpxadft ber K^toren,
fonbem bie ©prod^ ^ber %x\diti", entf^loffen,
„über @oIdci§men nid^t gu enöt^en". (^gl. gu
btefen Schriften über ^J^ortinuS % p. SteinfenS,
«9)}artin Don £our8, ber »unbert^ätige ^bndj
unb «ifd^of, SreSIau 1866, 258—274.) Sieben
onbere ©riefe unter bem Flamen ©eDerS toerben
meift in IBoufd^ unb 93ogen ald unac^t Dertoorfen.
Kiddtiger bürfte e§ fein, bie gwei erften unb um«
fängli^ften biefer Sriefe, Ad Clandiam sororem
suam, De ultimo judicio unb De Tirginitate,
qIS äc^t gelten gu laffen. !Rad^ ®ennabiu§ (1- c.)
l^Qt @eDeru8 Diele ^Briefe erbaulid^en Sn^altS an
feine Sd^toefter gerid^tet, unb bie aUerbingS nid^t
§u Derfennenbe 93efonber^eit beS @tiIeS ber ge-
nannten ^Briefe toirb auS bem befonbem ®egen»
panbunb 3*Dedf erflärt »erben fönnen. ®ie bei
®ennabtu§ ertoöl^nten SSriefe @eDer3 an $auUnu§
Don 9loIa u. % finb Derloren gegangen. 9}tit Un-
recht ift iüngft (Don ®. SRauft^en, Sa^rbb. ber
d^riftl. ftird^e unter bem ftoifer 3:i^eoboftu§ b. ®r.,
fjrcib. i. SSr. 1897, 463) auS ^leufeerungen ^n-
Uns (Ep. 1, 4. 6) gefolgert »orben, ©eDeruS ^abc
eine Apologie be§ ^önd^t^umS gegen Unglöubige
l^interlaffen. — ®efammtau§gabcn ber ©d^riften
©eDerS beforgten namentlid^ IBictor ®ifelinu§,
Antwerpen 1574 ; ^ieron^muS be ^roto, Serona
1741—1754, in 2 93bn.; g. ^olm, SBien 1866
(Corpus Script, eccles. lat I). IKigne (PP.
lat. XX) bietet ben Sejt ber Ausgabe be ^rato'S.
(93gl. über SluSgoben einzelner ©d^riften unb fon»
füge fiiterotur gu ©eDeruS D. Sarbenbemer, Metro-
logie, greib. 1894, 423.) [Sarbenbcloer.]
^evilTa, fpanifd^e ©tabt unb ©i|
eines grgbifd^ofS, baS alte Hispalis, ift bie
eine ber beiben großen ©tobte, meldje gur Kömer«
jeit am ®uabaIquiDir nur 4 km weit auS ein*
anber lagen. 3!)ic anbere, Italica, oberhalb, bei bem
l^eutigeu S)orfe ©antiponte gelegen, mar ein Don
©cipio gegrünbeteS unbmitSSeleranen beDöIferteS
^JJlunicipium im $!anbe ber 3:urbuler, ba§ bis auf
einige fpörlid^ Zrummet (SeDiOa la Siqa ge-
nannt) untergegangen ift Hispalia bagegn,
nad^ (Einigen baS alte Tartessus, ^ ft^ oft
römif(^ Colonie, Golonia BomulensiBy tn^
^uptflabt Don Sotica bur^i allen SBcc^fel bs
3eüen alS blüM^ ®ro|ftabt ermatten. Is
enbe beS 4. So^rbunbertS »uri)e fte @i| bd
SicoriuS, mar alfo politifd^ fMniptftabt Don
©panien unb obne 3tt)eifel aud^ bie beDöfleitPe
©tabt biefeS &inbeS. Son ben 9Rauren 712 o^
obert, mürbe ©eoilla fkniptftabt beS numrifc^
fiönigrei(!^S gleid^ 92amenS, morb aber 844 tm
ben 9iormannen gerftbrt SIS 3SbiIia mar eS feit
1026 ©i^ ber maurifcben S)Qnaftie ber Xbarbitn,
fam 1091 in benSeft^ ber SImoraDiben unb 1147
in ben ber SImobaben; bamalS gablte bie 6td)t
300000 Sinmobner. 3m % 1248 nad^ o^t*
gel^onatiidJKr Belagerung Don gferbinonb HL
Don Saftilien erobert, ging fie alS fpanifd^ €c"
Dilla bunb baS 9(ufblüben Don Sobi) gurüd, iji
aber aucb ^te nod(^ eine ©tabt Don bo^ ^W
tigfeit mit 143 000 Sinmobnenu 3bt mtrb Dm
ben fpanifd^en jfdnigen ber £itel «,bie fe^r eUe
unb febr getreue ©tabt ©eDUta* beigelegt Unlec
ibren etma 75 (früber 170) ftird^ be^nben fi4
28 $farrfird^ unb eine SoOegiatftnbe; mtai
einer SRenge pracbtDoQer $alöf!e b<^ fie 44 e^
malige ^önd^ unb 33 gfrauenflöfier. Unter
ben ftird^ ragt bie Satbebrale 9Raria be \a &k
berDor, eine ber größten unb fd^önfien fl^t^
ftird^en, an ber ©teDe einer ebemaligen iRof^^
1401—1519 erbaut, mU 5 ©d^iffen, 82 mü^otl-
reicben jhmftfcba^n gefd^müdften ©eitenfapcHfi
(®emalben Don SRunllo, SBeIaSque§, 3ui^
XU f. m., fomie berrlid^en @IaSmaIereien) unb einer
atiefenorgel ; baneben liegt bie fogen. ®iraIbo, ein
114 m bol^er Dierecfiger ©lodtentburm mit 22 ^
monifd^ geftimmten ®Iodten. S)iefe Sotbcbnik
mürbe, ba ber biSl^erigen ber 9iutn brol^te, 1401
begonnen. Um für ben fSan, ber foDiel aß müg-
lieb ber ®rö^e ber ©tabt entfpred^ foDte, Ue
not^igen Tlitttl gu erlangen, ^ogen ft(b bie &*
nonifer unb ber übrige SleniS ber Pird^ in ein
fleineS ^uS in ber M^t ber Satb^mile jund
unb fübrten unter ben größten Sinfd^rünbmgeR
ein gemeinfd^aftlid^eS Seben, mobrenb fie oD i^r
Sinfommen für ben 33au ber IKrd^ DoEe 105 So^R
lang bis ^ur SBottenbung beS tBaueS ^in^ikn
(Dgl. ®amS, jlird^engefd^i^te Don ©panien ni, 1,
a^egenSburg 1876, 399 f. unb bie bafelbp on^
gefübrte Siteratur). 3n biefer Satbebrale mirb bei
@otteSbienft mit fold^er $rad^t gefeiert, ba| ^
©eDiUa ben Stubm ermorben fyst, au^n Son
fönne man feine pröd^tigeren fird^Iid^en gfundimKn
feben alS in ©eDiüa. 3n ber ^b^t mog eS txX/i
faum nocb eine ifird^e geben, beren ©<^ bk
Entfaltung eineS fold^en $ompeS geftotten. Sal
®efög ). S., in meld^em bei ber Sfro^nteid^nanS-
proceffiou baS ^Herbeiligfte l^erumgetragen Urirb,
ift 1750 $funb fd^mcr, Don mafftDem ©Über xoA
erforbert 20 ißerfonen, um getragen merben |tt
229
@ct)illa.
230
tonnen. S)ec {UBeme 5UbimoSä bed ^od^altorS,
Don Meutenber S>imen{u)n, ttinfd^Iic^t einen an»
bem t)on retnfietn (Solbe, bec bann erft bad lofl-
toe, mit Sbeißeinen gef(i^müd(te Siborium ent-
(filt @e(b{t ber @d^luffel, loomit ber Zabemolel
|uc flufbema^ng bed SOerl^iligften am ®rün-
bonnetStag t>erfd^Ionen toirb, ift t)on reinflem
(Bolbe unb mit Sbel(letnen gefd^müdt. S)er 3Jlut^
mib bie JHug^eit bed aRetn)))oIitanca))itefö l^at
bie ed^^ ber got^brale, bie auf ca. 25 mu
Konen SRarf gefd^ö|t merben, felbft burd^ bie
$criobe SRenbi^aboIS unb anbetet ftitd^entöubet
«rettet SBie bie ftitd^en, f o l^t aRutiOo aud^ bie
ffidfter feiner SSaterftabt mit feinen SReiftettvetfen
gqiert ; untet ben 24 Spitälern bebad^te et be«
fonber§ baS üon einem feiner fjfreunbe geftiftete
^fpital be la Satibob. S)ie im 3. 1504 mit ®e-
ne^igung bed ftönigS unb beS $a))fte3 t)on bem
Sttiillaner ^inonicud Kobrigueg gemanbe) San'
todhi geftiftete unb oom ftönig mit benfelben
^ßrioilegien mie bie UniDerfitaten Don ^Icala,
Solamanca unb SSaQaboIib befd^enfte UniDetfttat
fpi Dier gkicuUaten. Sieben ber 1750 geftifteten
Uabemte ber fd^önen ffünfte befielen nod^ Dier
iDcttere Slabemien, ein S^ceum, eine Snbuftrie-
{d^uk unb oerfd^iebene Soüegien, barunter ein
Collegio mayor.
lieber baS Sl^flentbum bejm. eine d^riftlid^e
(Bemeinbe ^u SeoiJDb gibt ed für bie erften brei
Si^^nberte tdne beglaubigte Xrabition unb no(^
tDcniger eine Urfunbe. 3)ie feDiUanifd^e ffird^ett-
girf^k^te beginnt im @runbe erft mit ben l^S. 3ufta
mib 9hifina, meldte am Snbe beS 8. ober IBeginn
beS 4. Sfa^r^unbertS in ber (SSor-) @tabt Xriana
ben SRartertob erlitten (@amS I [1862], 284 ff.).
damals mar SabinuS I. Sifd^of, tool^I berfelbe,
ber auf ber @Qnobe oon Sloira (300 [fo 2)u-
(^ne]) antoefenb mar. Sie bis gum 3a^re 400
genannten Sifc^öfe ftnb fe^t gmeifell^aft. Um 400
erf4«int bann SRarcellud, ber an gtoeiter SteQe
nad^ ^ßatruinud baS Soncil oon 2U)Iebo unter-
fd^rieb (@am8 H, 1 [1864], 414), toa^rfd^einlid^
als 3RetropoIit Don C^ifpolid. S)amaI8 mürbe
nömlid^ bie fird^Iid^e !Dtetro))oIitanDerfa{fung ber
untet Sonflantin bem (Stoßen ootgenommenen
Seic^nt^ilung nad^gebübet Untet ^ijpaliS
als SRetropoIe ber $roDina Sötica ftanben bis
jum 7. Sabr^unbert bie SiStbümer Sotbuba,
(HiberiS, lucci, 3talica, eiipa, ^ftigiS, ggabro,
Ibbera, SRalaca, ^fibonia (ogl. bo^u aOBUlfd^,
ffirc^I. ©eogr. u. ©tatiflifl, »erlin 1846, 296 f.).
@eit 409 (am unfaglid^eS Unglüdt \\Ux ^ifpa-
Ii§; eS mutbe 425 faft gan) jetftött; aUx fd^on
428 fc^ieb ber Sanbalenfönig ©unberid^, ber feine
^nb gegen bie JKrd^e biefer @tabt ouSgeftredt,
au§ bem Seben. 93ifd^of SabinuS IL, bet 441
oertrieben mürbe (an feine Stelle trat SpipbcmtuS
,burc^ »etrug, nic^t mit Sed^t"). warb 461
mieber reftituirt, unb bamit lehrten beffete Seiten
für bie ftirc^ oon ^ifpaliS gurüdf. 3la(i) Oron-
tiuS (462-472) regierte 3eno (472-486);
unter il^m erhielt ber Stu^I Don SeDiUa eine
SluSgeid^nung, meldte bis bal^in feinem f))anifd^en
iBifd^ofe 5u Xbeil gemotben. SSßegen feinet pet-
fönlid^en Setbienfte mutbe namlid^ 3^no s^m
Yicarius Papae in Hispania et^oben. Sen*
felben 2:itel erhielt aud^ SaluftiuS, bet 516 obet
517 5um Yicarius per Baeticam et Lusi-
taniam rogatu coepiscoporum suorum et«
nannt mutbe. 3n menig oetlöffigcn Katalogen
metben noc^ fieben Sif^öfe genannt bis auf
bie beiben bijd^öflid^en 93tübet, bie Jfii, Sean-
bet unb Sfibot (579-599 ba». 599 biS 636;
f. b. ^ttt.). S)iefe beiben fyihtn ben Stu^I Don
^ifpaliS am meiften Det^ettlid^t ; untet fieanbet,
bet aud^ baS a))oftottfd^e SJicatiat Don Spanien
etbalten, fd^Iog ftd^ eine lange ^etiobe Don ^tü-
fungen füt bie bifpalenftfd^e mie füt bie fpanifd^e
JKt^e. Sine ttautigete foDte nid^t aEju lange
nad^b^t füt biefelben miebet anbtetben. SS folgten
auf ben ^I. Sftbot bie Sifd^öfe ^onotatuS (636
bis 641), Antonius (641—658), guIgentiuS,
SStacatiuS, glotermbuS (feit 682), gfelij (693
nad^ Solebo ttanSf etitt) , gauftinuS, ®abtiel
unb bet angeblid^e SSatetlanbSDenätbet OppaS.
gemietet foQ mit ben Söhnen beS ffönigS SBitiaa
um 710 bie SKauten auS ^ftifa b^nibetgetufen
(Dgl. übrigens ®amS n, 2 [1874], 442 f.) unb
fo bie ttourige ^tüfung übtt bie fpanifd^e ftitd^e
betbeigefübtt beiben. SeoiKa mat balb in bet
©emalt bet 9)lauten, ffitd^e unb Sifd^of in ibter
ffiiafür. ®odö Derboten fte auS polittfd&en JRüdf-
fid^ten feineSmegS bie Ausübung beS d^nftUd^en
SuItuS; aud^ bie Sifd^öfe butften no^ in bet
butd^ fie untetjod^ten Stobt i^teS ImteS malten.
So fonnten nod^ bis 1144 bie 93i|(böfe i^ten
SiJ innebalten, bis auf ben nur etmäbtten ßle-
menS, bet um 1144 Dot ben ^Imobaben nad^
SalaDeta ftob unb bafelbft ftatb. S8on ba an fep
füt ein DoÜeS Sa^rbunbett aüe meitetc ftcnntni|
Don feDüIanifd^en Sifd^öfen. S)ie fübUd^en $to-
Dinsen maten balb in d^riftlid^en, balb miebet in
maurifd^en ^önben, unb fo mögen fid^ mo^I immet
nut ouf hitje Seit Sifd^öfe in SeDiÜa aufgebalten
baben. @nblid^ fam bie Stobt 1248 bauetnb in
fpanifd^en 53efi^ unb bamit, mie fd^on ißapft §o-
noriuS III. 1218 füt ben gaU bet ßtobetung
beftimmt batte, olS gtjbiStbum untet bie ^rimatic
2:oIcbo'S. 3ut Satbebtale mutbe eine ptad^töofle
SKofd^ee umgcmanbelt unb 1249 ^bi^^i^P/ ®obn
beS ftönigS gfctbinanb, alS „^tocutatot" (^b-
minifttator) bet ftitd)e Don SeöiHa beftätigt.
Stftet Stjbifd^of mürbe bann SRaimunb (Diamon)
be Sofanna 0. Pr. (1259—1286), öorbet «ifd^of
Don SegoDia. S)te Weibe bet Srjbijcböfc, meiere,
obmobl mibetftrebenb, hm gräbijd)of üon 5:oIebo
als ^rimaS üUx \\6) anerfcnnen mußten, mutbe
nun nid^t mebt untetbrod^en. ^uf Kaimunb folgte
getbinonbl. ^ßctej (1287—1289), bannÖntcia
©utiettej (1289—1294), meldtet bet erftc Sar*
binal auf biefem Stuble mar. Sotbinal mat aud^
^ettuS ©ornea be mbomoi, ber 1369 Don Ciffa-
R*
281
©cötlla.
232
bon f)kx^n tranSfcrirt njurbc unb, uad^bcm er
1371 bcn ^urpur crl^alten lEl^tte, rcfignirte.
^ctniS ©omcj Sarrofo (1380—1390) mu^tc
jur Seit $cbro'§ bc§ ©roujümcn ©ponien Der-
laflcn ; nod^ öicrjä^rigcr ©cbiSDocanj bcfticg bcn
€r5)"tul&l ©onsQlo bc 3)hm t) 5RoöIq§ 9Saröa§
(1393— UOl), mö) befjen %otft bcr »ou bcr
neuen EQtl^ebrQlc begonnen ttjurbe. $etru§ be Suna
(1401—1403), bcr in ©eöilla nie refibirte, tourbe
nod^ 5:oIebo tranafcrirt, ?lIfon§ bc gjca (1403
bis 1417), Dorl^cr Sijd^of öon 3amora, »ar nur
Administrator perpetuus. S)ibacu§ be ^na^o
\) ajialbonabo (1417—1433), öorl^er Si)döof bon
ßuenca, tt)urbe öon $apfl 2)?Qrtin V. obgefejt,
aber balb jür jd^ulbloScrflärt; er florb alöSituIar«
Sr^bifd^of bon %t)x\x^ auf bem (£onciI gu Safcl
(1437). ®utierrc5 ^Ibarcj bc Jolcbo (1439 bi§
1442) toax ber le^te bon bcn Sononifcni ern)öpe
grgbijd^of ; bie feit ber §crrf(^aft ber fatl^olifc^cn
ffönigc l^crgeflelltc Serbinbung bcr ftird&c mit
bem ©taate l^attc nämlid^ aümölig sur 92omi-
nation bcr IBifd^öfc bur^ bic ffönigc geführt.
Sarbinal toax aud^ bcr überaus n)o]^It{)ätigc 3o»
ponncS bc ßcrbontcS (1449—1453), toeld^cr in
feinem bäterlid^cn |)aufc ein ^ofpital für 80 Ä^ranfc
enicbtetc. 6inc l^crborragcnbc ^erfönlid^feit war
ber ^tbminiftrotor ^etruS ©onjalej fflienboja
(1474—1482), fc^on feit 1473 (Sorbinal, fpäter
grjbifd^of bon Solcbo. (Sarbinal £ibaai§ §ur«
tabo bc aWcnboja (1486—1502) »urbe na^bcr
^^atriard^ bon ^lejanbrien unb florb gu 5KQbrib.
S)cr bon gorboba auS promobirte ^IfonS be
Wanrique (1524—1538) würbe 1531 mit bem
^urpur gcfci^mütft; jcin 9lad^foIger ©orcia be
Soa^fa 0. Pr. (1539—1546), bor^er Sij^of
bon ©igucnja, loar fd^on feit 1530 ßarbinal.
gerbinanb SoIbeS (1546-1568), glcid^faüS
bon ©iguenja au8 promobirt, grünbetc 1558
ein ginbcIboiiS. Sorbinälc waren ferner bi§ jum
19. Sa^rbunbert: ffoSpar be Suniga (1569 bis
1571), SRobericuS bon Eoftro (1582—1600),
gerbinanb 9iina bc ©ebara (1601—1609), 3)i-
bacuS ©uämon (1625—1631), juglcid^ ^otriord^
bon Snbicn, fiaSpor bc ©orja i| fficIaSco (1632
bis 1643), gorbinal fc^on feit 1611, «uguftin
©pinola (1645—1649), aud^ bereits feit 1621
mit bem ^^urpur gefd^mürft, S)ominicuS ^imcntel
(1649—1653), gronj ©oliS gold^ (1755 bis
1775). S)er 9lQd^foIgcr beS le^tem, granj Xaber
©clgabo (1776—1781), roax augleid^ aud^ ^-
triord^ bonSnbien. 5lIfonS3DlarcoS2lQncS(1788
bis 1795) eröffnete 1792 eine öffentliche »ibiio-
ll^ef. ^Intou ©cSpuig l; ©ometo (1795—1799)
fom bon Valencia nac^ ©ebiüa. 6r toax ©toats*
rotl) unb ging, nadjbem er auf bcn ßrgftubl ber«
gid)tet unb bofür baS ^atriard^ot ?(ntiod^ien er«
baltcn batte, oIS fpanijc^er ©cfanbtcr nad^ 5Rom.
Sic CorbinoISmürbc erbielt er 1803; er würbe
mit bcn onbcren „fd^ttjorjen (Sarbinölcn" 1810
in S^onfreidö feftgebolten unb ftarb nad^ feiner
greiiafjung ju Succa 1813. 3^m war in ©e-
biüa ber unwürbige Subwig Sourbon, (Eacbinal
3:oIctanuS, gefolgt, bcr alS ^räfibcnt bet »egent-
fd^aft bon ©cbilla, bann bon Cabii, bic 3ii-
quifition obfcbafftc. 92ad^bcm noc^ SRomuoIb In«
ton TOon 9 Sciarbc bcn ergfhi^I 1816—1819
inne gelobt, blieb er bis 1825 DetiDatSi S^om
bcfticg ibn ber Sifd^of bon ^b\^, granj Harn
SienfuegoS, bcr 1826 gum Sarbinal er^Bes
würbe. (Sx würbe cincS ber erflen Opfer ber 1898
beginnenben ©cwaltacte, weil man feinen Sibcr*
ftanb fürdbtete. Srft noc^ bem ©turje gsparterol
warb er 1848 wieber gurücf gerufen unb mit Ifd^
ebrcn gefeiert; er ftarb ju 9IIicante 1847. Sob
feinen 9?Qd^foIgem würbe SubaS Sofep^ Komo H
©amboa (1848—1855) 1850 gorbinal, aHamT
3oad^im Sarancon (1857—1862) 1858 nk
Subwig be la Saftra t) guefta (1868—187«)
1863. Sood^im Slud^ t) ©arrica O. Cann.(3ik.
(1877—1883) l^at bcn $urpur nicftt er^
bogegen Wieber (1884) ^epl^rin ©ongoIeS 9 Stil
Xunon (1888—1889) unb 1893 Senebict@ai}
\) gforeS (1889-1895). 2)er gegcnwörtigr txt
bifd^of ift aRarccÜuS ©pinola 9 TOacftre, gel.
1835, borber feit 1880 Xitularbifc^of bonSHb
unb ^ilfSbifd^of bon ©cbiOa, bann ^if(^f M
Soria (1884) unb ^alaqa (1886), prmnotmt
am 2. S)ecember 1895. ^IS aRetropoIitrn ep
fannten bcn Srjbifd^of bon ©ebilla bor ber €001-
lorifation bie ©uffraganbifd^öfe bon 92aIon
Sabif, bcn canarifd^cn Snfeln unb Seitta an; jre
bem neueften Soncorbate bomSa^te 1851 mikf
ftebcn ildm bie Sifc^öfe bon IBabaiog, Sob^
(Seuta unb Sorbobo, bie ber canarifd^en Snfeiii
($Qlma) unb bon ©. Sriftoforo be Sagmia (oif
Teneriffa). Sie ersbiöccfc gö^It 716300 6ecta
in 280 ^fancien, Wcld^e bon ca. 1200 ^(Wcftaai
paftorirt werben. S)ie erjbifd^öflid^e 9RenfQ bcbtigt
beute nur 150000 Slcalcn, gegen fru^ 400000
©cubi (al. 28000 ©ucaten) ; fie nxir im 15. ^dfc^
l^unbcrt auf 5000 ifammergulben to^ IM
äRctropoIitancQpitcI befielet auS einem Sfto^
5 (bejw. mit bem Capellanus Major S. Feri-
nandi 6) 2)ignitäten unb 4 Canonici de officio^
28 Canonici de gratia unb 22 Seneftddoi
SDaS l^cutige Sapitel fann ftdji mit btm frü^ii
feiner Sc^ic^ung bcrgleid^n, benn baS (Emfomaa
bcS le^tem war auf 140000 S)ucattn gej4i|L
unb eS aäl^ltc 11 2)ignitöten, 40 SononiA
40 ^röbenben unb 20 ^albpröbenben, 20 fitt|4i-
neien, 5U benen bcr S)omcantor nominirte, «nk
20 anbere, beren Snbaber berpflid^tet waten, ba
canoni)d^cn Tagseiten ju affiftiren. SoS So|W
nominirte au^erbem nod^ SU 11 ^farreia, (r|
nannte 8 jFapIöne, wcl^e beftimmt Waten, U
jfronfenprobifionen bcn SBalbad^in ju tnign;
5 anbere j^oplönc waren bom Sapitel avfoepWi
um wöl^renb beS OfficiumS über baS ©tiflnMi-
gen in ber ftird^c gu wad^en. Sdglic^ mmi
funbatioiiSmä^ig 800 9Reffen geirfm vcm,
wobon natürlidd ein großer Xl^I htm ubonl
jal^Ircid^cn ©tabtcIeruS }ur ^ßerfotoirung ita*
^w
©ejoöejimo — ©ejt.
234
»«rbe. (?5gL Florez, Espana sagr. IX,
1 «U Madrid 1777, 84 sgg.; Diego Ortiz
i* Zuniea, Annales eccl. y seculares de la
Ciödad S. (Don 1241 bis 1671), Madrid 1677,
i^xVAÜoa j eorregidos por D. Ant. Mar.
lApoftosa y Canel, Madrid 1795/96, 5 vols.;
: yrmi. DijL. LÄVH, 112 sgg.; Garns, Ser.
mp. 72 — 74.)
, Xte S 9 n o b e n , meldte ju ©eolHo pattl&attcn,
^ felöfnbe: 1. eine ?ProDinsialfenobe Dom
.^iirt 590 unter htm 9}orfi^ bc9 ^I.Seonbcr mit
•^ e)ii^gannt gab ©eftiinmunaen (capitula)
*te b« &uSKrunq beQ Äird^enötrinögenS gegen
M&rfiifte Sd^mtungm bcr »ifd^öfe, über ^Äb-
t:k fcrr Si^ntm , «uf ftettung bif^öfli^er ®e-
kiH jdjritt^ SBifttoHon bcr ©iocefen u. f. lo.
•OrUr.fofiiL-@efd^. III, 2. "aiup., 56 f.). 2. 3)ie
$nwittitaiT9iu)be im 3. 619 unter bem ^l. Spbor
«äatigtf btr rcd^tgldubige fie^ire über bie jwci
imm in e^flo unb gab ^iöcitjlinarbeftim-
nag« obfr bm Sefud^ ber fproöinjialjpnoben,
ijffÄßfla, abfe^ung Don ^reSbptem unb 3)ia«
S ^"<§^^g""0 »on ^reSb^tem öon ber Sc-
kpriB, gttwffr, hem !Bifd^of referüirte gunctionen
«rjueboten (€>efele III, 72 f,). 3. 2BaW4ein.
ai 7S2 Derfammede Sßrimad eii|)anbu8 öon
>i(bo in ScDtOa ein <£oncil toegen ber @ecte ber
Äijöurner (f. b. «rt. amaetiud). 4. fegbifd^of
>:ijÄlieU 1352 ein ^roöin^ialcondl, ba8 erfte
fü öff Sicbcreroberung ber ©tobt ; man Xot\%
^aoo mir, baB e« bie 3a]^I ber laufpot^en auf
m irf^ronlte lutb einige ünt^Mudpe bei 9b-
Äitung ber (E^ abf c^K^ffte (t)ef ele-ÄnöpfIcr VI,
%*:; 5. 2)a§ 5Prot>inaiaIconciI unter Srgbifd^of
?:^ 2)c|Q 1512 DerlKinbelte in 64 ea))itula
•Da lycrf^iebcne SHdci^iIinargegenftönbe. 3n erfler
.:nc mbe ein gro^^i^ 9tac^bni(I auf einen ge-
1291 Umon^t ber erft t>or Ihtrgem bete^rten
'z^CTi gilben unb SRauren gelegt; bie Slergte
-. ^ bte ftranCen §unt (Empfange ber Socramente
ridkn; bie <SIaubigen toerben t)or ben ga^I-
tztaSte^nogem nnb 3auberem gcUHimt. SEBeiter
rx5 ins 3a^ ber ttrc^lic^en S^fttoge angegeben
^T $A> unb 52 @onntage) ; feine |eilige ^effe
*!. au|ed^ bcr iKr^K gefeiert, aud^ bie Sb^
r^ ott^ct^olb bexfelben gefd^Ioffen »erben.
B^u^li^ toetben bie lEonftitutionen beS frül^em
r*^n6D^ S^fibacuS ^urtabo be SRenboga be«
tj^^l^cHe-^ergenrdt^ VIH, 546 ff.). 6. 3m
3. 1572 fanb unter ^rsbif d^of e^nfto))b be Sioiad
te U)^ etQiiobe ftott. [9{e^er.]
MUfffklwi (nad^ bem SntroituS Dominica
ixJRzrc«! tDicb in ber abenblänbif^en Ifird^e
SLX VSK63L Sonnlag bor bem ^fcbcrmtttmod^ ge-
zzü. Stl^n bie Spnobe bon OrleonS im 3.
^\ te. 2) Iiiiisite biefen 92amen, ebenfo baS ge-
cmxT^ unb grtgorianifd^e @acramentarium.
n v«k einer bcr bret ©onntage, bie, obne mit
tBo4!^ t^on gur gfoftengeit im ftrengen
: iM ge^rtn, n>enigftend bie ©laubigen gu
^(^SccÜgen Sinne attff orbem (Ogl. b.. 9rt.
Septuageftma). 2)en Flamen @e|agejima fü^rt
er uietteid^t gum ^nbenfen baran, ba| in frül^crcr
3eit diele dl^riften baS Doröfterlid^e ^faften mit
bem 60. Xage t)or Ojtem begannen. Sticuin
(Ep. 80, bei Migne, PP. lat. C, 261) unb ?ln-
bere red^nen bie @e|cageftma Don bem genannten
Sonntage bis gum pascha medium, inbem fte
nod^ bie 4 erften 2:age ber Oftermod^e gugö^Ien,
um bie runbe 3a|^I 60 gu befommen. S)ie ma^r«
{d^einlid^fte Srflärung beS 9{amen§ f. im 9rt.
Äird^enjal^r Vn, 591. ®ie Oration unb bie
epiftel biefeS Sonntages, meldte ftd^ auf ben
bl. $aulud begießen, begreifen fid^ auS ber
9lotig t)or bem 3ntroitu§ Statio ad S. Pau-
lum. Snittelalterlic^e urhinbUd^e SBegeid^nungen
für Sesogeftma unb einige ber f olgenben SBod^en-
tage f. bei Seift^ Urfunbenle^re, 2. Slufl., Seipgig
1893, 244 f. [fj. X. ©d^mib.]
$exprA0ettbariit$, f. @tift.
$exf (Sexta, sciL hora), bie gleite ber fog.
a))oftoIif(|en ober fleinen ^oren bed canonifd(ien
Officium^, bie dom 1^1. $etrud in Soppe beob-
ad^tete ©ebetdftunbe (tpg. 10, 9), entföttt i^rem
!Ramen gemö^ auf bie fed^dte Zagedftunbe nad^
altrömif^er 3öl()Iioeife, ben äJlittag ; fte bient ber
©ebetdmeibe für bad Dollenbete gmeite Siertel ber
XageSarbeit, toie bie ber @e£t entfpred^enbe gleite
Woctum für bie gleid^e Seit bcr Wad^t. 3luf bie
9Rittag3geit meidt ber ^pmnuS audbrüdtlid^ unb
mit ber WXt ^in, ba^ ®ott aUe fünb^afte ©lut
in und audlöfd^en tuoEe. Sterben bie eingelnen
toren auf baS Seiben Sj^rifti begogen, fo gilt bie
e{t ber SSerel^rung feiner ffreugigung (Sexta
cruci nectit) , eine ^uffaffung , bie fd^on ber
bl. S^prian (De erat, dominica 34, bei Migne,
PP. lat. IV, 541) l&eroorge^oben l^at. 2Bie bie
übrigen Reinen ^oren beginnt bie @est mit Pater,
Ave, Deus in adjutoriam, tooran fid^ fogleid^
ber ^QmnuS (Bector potens) anfd^Iie|t. 3ur
!ßfaImobie \o!i baS römifd^e unb ambroflanif(^
Officium töglid^ biefelben fed^S Octonare beS
$falme3 Beati immaculad (^f. 118, 81 biS
128), bie als brei^falmenbel^anbelttoerben; bad
monaftifd^e SBreDier beftimmt für ben Sonntag
unb SRontag je breiOdonare biefed $falmed unb
für bie übrigen Sage berSEBod^e bie^^jalmen 121
bis 124, toeld^e au|| im fleinen marianifd^en Of-
ficium ber @e^ angel^Bren. 2)ie 9Intip^on ift für
bie freie 3ctt (per annum) im ^falterium an*
gegeben; an ben Sf^ften imb in ben gfeftgeiten tritt
bie britte Sntipl^on auS ben SaubeS ein, teenn
nid^t eine eigene üorgegeid^net ift. ^n bie furge
@4nftt^fuug (capitulum, im ambrofianifd^en
Sreoier epistolella) fd^Iie|t ftd^ baS IRefpon«
orium an, baS in ber Duabragefimal«, ^af-
tonS« unb Oftergeit fomie ^n ben S^eften auS bem
: Berf uS ber gmeiten !Roctum gebilbet ift ; barauf
folgen bie XageS- ober gfeftoration unb bie gemöbn«
liefen Sd^Iu^Derftfel. €n ben gemö^nlid^en gferien
(feriae per annum) unb an bem festum sim-
plex fou bie Se^t ber SonDentualmeffe Doran-
235 @e|tud 3uItuS ^fricanuS — Sfonbrati, Sölefiin. 236
geticit , an bm Sonntogen unb an ben Sfefien, fetten) ber UntoerfUöt )ur Cenfurirung vorlegte,
bmn 9{anQ semiduplex ober duplex ift, un> fc^rieb (Sfonbrati fem Regale Saceitlotium Bo-
mittelbar auf iene folgen. [^. Sd^rob.] ; mano Pontifici assertnm et quatnor propoa-
^tMtns Julius jtfticaiuiS, f. SuliuS 9lfri- tionibus explicatum, auctore Eugenio Lom-
canud. I bardo, s. L (S. Galü) 1684 (aud^ bei Rocaberti
Sextus Über, f. Liber sextus. : Bibliotheca Max. Pontif. XI, 307 sqq., wo
^fonhxatU e ö l e ft i n , O. S. B., gfirftabt jeboc^ ber über ben »egalienftrett l^bdnbe %\^
t>o\\ St. l$$aUen (f. b. '^Irt. V , 62) unb 6ar- h)C9g6la)fen ift). IBoIb barauf erfc^ien bie Gallii
binal, loar 1644 ^u l^tailanb alä ^Jieffe beS vindicata, in qua testimonüs exemplis^
l>arbinal$ %^aul Sfonbrati (). b. '^rt.) unb 9kr- Gallicanae praesertim ecclesiae, quae pro
ntanbter btd ^VipfteS (Srrgor XIV. geboren, regalia ac quatuor FarisienBibus Propositio'
Scbon in feinem ^loölftcn ^^afyct aurbe er ben nibus a Ludovico Maimbnrgo aliisque pro-
^enebictinern i^on Sx. Ökllen jur ^r^iebung an» ducta sunt, refutantur, S. Galli 16S8; bie
Mrtraut; fpüter trat er felbft in biefen Cröen ein 2. Auflage (St. (Sauen 1702) ift au3 bcm ^onb-
unb 3dct}nete ]\d) in ben 3tubien fo jebr au§, tcfiriftlicben Ü^acl^IaB be^ bereite Derftorboien dac
biii; er nod) oor Empfang ber ^^-'neitenoetbe oon . binals ergän3t unb ertoettert (t^ümeife abgebnub
leinen Cberen ben ^luftrag erbielt, in Äempten bei Roccaberti 1. c. VI, 729 sqq.). Sfonbrot:
rauf bone er Die V^^aUicaner tiertbeibigt
an ber Uniperjitiit Salzburg (f. b. "Jlrt.) ba^ Jus toiefen. 5?efämpft touröe oor Mem 2. Ttavä'
eanouicum 5U erfläreii. 'Wdj feiner Äürffebr bourg (f. b. 'Jln.), ber infolge fetner galliconif^
in bie SctitreU rertranMc man ibti eine 3"^tlung Sdjrtften auf aurbrücflidjen sBefebl beS $apnc«
in ber Seelfcrge; in riefe ivrric'^e f.:llt bie W> $nnDcen,j XL üu§ ber (8<fett?cl&aft 3e?u tntUities
Tjfmngbe^Cunsus philosophiou* :Sans:allensis. tucr^en mar. 3o'«fel=ü6ne batten einzelne anbifrt
ber erfi fpäter :St. L^^allcn loS^^. 2, 'JUirl. 1690, *riirgtiei)«r benelben Öefeüfc^ft, toüd^ metr
o 3?be.) ge:>nii!r trurOe. i?ann iriir^e SfonUrati ^ranjofen als 3efuiten njortn, im Xegalienüniie
^urn^ÄcneralPiw^:: be4'2lbtt>i iinD InWö rcr. iVorft äbniiie 'Änficbien oertreten wie ÜDtaimbouig.
Jr.iu\*eru XI. ge:;cu feinen *iL^ill:n 3:1^1 3?:»i;cT '2l^^e^e^e:ts ging iebccö aiafi Sfcnbrati }u iwii,
Po:i "ÜcOüüra enianr::. tlL'^ljKn^ er f:i c^er ]iiz trenn er «TobI verleitet burdj bie Briefe be§ (Sa«
"Jtbnri'e uadj 5ri:;ien an»d3id!rc, ^"tarb ^er 'ÜIU: rcn p:x:'jiciir4 (Jirle Don IJamier? [f. b. ^IrtJ bie
>st. ^>>aäen, iiiiC' n:in rj-::Oe er U6c>7^ eirtlT^^iig cdjul^ Der 5in feinen bisweilen jur SdiulD bet
V.: Denen iKadj^^Ic;« enrc::lr. 1-ii: i^rlautnis ^e4 ^ar^^m ®encT~en»rf;cft fj ma^en fdjien. iH nwijt
^ls:p»:rf rcr;:.tucte er au' '"ein 2?i-:*r!:u3i unb r.titrr. ui:er Dem eDeln Ätrdjenmrüen alle 6^, ba| er in
Dchi: Die ^i:?>irci:rDc an: at'cr »icri er. 12. Je» ^erParaene^is praevia ad Lectoremjur 3. Snf*
cem\r 16h'o Derli:b i'm 'iWrr'": C^r.ruwr..? XII. i-c:e De4 K»fg:ale Sacerdotiam ( 5t. ©ollen 1698;
in ^njcbiirig »'eii:-:: beben ^i^cr Dien '"tc nni ^ie }tiric 4. '2lü^i. ecO. I7i9' ausDrücflbi ncft bagegeniw*
unD Den L:?L>''io;i*^c!: ^ru-:: De:: i^:::r::r u:iD i:'::4 rabr:, als bcl:^ er Der iSefell^djaft 3efu im (Sonjai
ibrn al5 ~Ii:::lLr:r'.r.::o ^. yicÜLi \:\ ircsrjrcrc jinen i^crrur niuiien njüUen; überböupt n)erbr
»::•. Jri S::v. v:c::::::i 'ci:'.:: Di;r Ti-tiri^'ien *Jl:=« iz in itwai^en Tinrngra 'üufLigen oM bei
l:ci:c!t: \iZ:::\ :.:'.::i: Di:''ci!:*': ::'.;tE?;:i:ri::i. rn-^ r.:4li:''cn . xo^ er vti »einen 3Serfen ju irgnib
:r .::: r« rrä:'.!:/.'. '.i:iD ':u:L' 'cw: x::i ^.. ^erc-^mjcr •Mxr.De-Ä llncbrc gefagt babc; cä bonDle fi(b för
l'.''..'ö c:*': >- 0---- -••■ i'^c r'.'.^c }>iv.z'"ci':: rc:: :.:ri n:^t um ircr'ünen, »u^nDcni um bie eo^e. 3n»
CI. r'v:.!:!i "'i:: ":»:'. •ci:!c::5 i^Dc 'l' crm. Dir; .er ..13 ju r.:icr lettufrcn (JjnrroDerfe gab S^onbnni'l
IsU"'. ^:c i-e'.;:-.i>.r ::'?:■: -vu :i'n:'::::n m::^::. Jic :r: nuifj ü-inent lüDe geDmiftc äirift Sodns
v.'cicl:c *uü:D ::i ^. >»c:\a L^e: :c'll?:, rjc L\:':'..4 V'-"*^''^^*^'^^^^-'"^ ex ss. litteris doctrinaqw
•c'.M Ci;ci:ii. u5.:r'?iru:i 'L'A:iücf-ii^::::. cnc \:'.yic ^6. A-iJiusrin: ec Thomae. quantum homini
5i '..!: i ';..:: c .je ' : i ; : Di ; i .M : : i . — c ä' : t :^ r ■ : ; i j : iii -j =» '. icc c. üssoi'-::; us. Iw mae l o9 7 . I er ötmünnniit
:,'i;'.'i::e '.iriD .ui:,*ii:':"cic 'h^rf: jirjcri \:i:i\ i'.ic'.; :« i*er'i:''cr4 ::'r ijinliinglidj gcfemijeidjnet burl
; ::■: ■..: -.sm-ie ^c': -mw] \\\: -iii::,: i::: :\j'i m:-:^ ^C'j :?cr::eCi:'.iu*rL- i-ijra. n)elcfje4 einem SriefiW
■. ' : v." • I *i»A V '. ':). i-r : •! : vji 'v:». . iii: Ji ■.■. ücii u:i c»l' ü : m Der ; .u. f»rt::i ", jü 11 c^iu-^ niXnc mmen ifi : Sentantii
.: •.:i:-; ...ii-.- ■:![ re'.:ic OL'iiiT-: 'ccDi'ir.iUi; jCir 'a\» -Jla dn::«;:iicaw. :«uavit;ate ac Scriptxxrannn
^. " i'iv ?;. ri:joci.'ii":a v:j|.ijcii:a jDli" Xr \.ic]- "ij::'--^ .1 :i,'corica:ö aobilissima Je praedesQ-
: ■•>. Du;; Dcv ji. i'K'iiiiiy 'jca 'Jl ;:i'.:i Die :iii- -jaiii.ni.' ui j:l<.Tiam po6C praevisaoperasane
::": :t. >:n.- ^: :'.»;:! :j .Vr.::'i: \\:x':x. x<^i iäiji üu'i; -:rn::sfei;iia riir. «(ui nimirum eam sem-
:.'. ji:.'i':[ii'.:t:u; :ti-r :u.-)i.'i"i:ii'M ^iii-.U"';'i:ui-'.:. rjur -.ii. 1 ».'i 'ni^L-ri'.'oriiaeec Jxafciaemagiscon•
l[:^ x ;.;';l*lvv ■:l-.i:'tOi?i iiiu:;.::! Du' .LJViiiu *f n.a:jt.'a:ii. vyr.urera ic omabiliorem esisti-
*!».»i V 'X ? V -: u L\- ! i i^v V ' i; '• r. -:•.•'..•:• ?i :{••:■ J i ' i:; lu .HMi :iui:. i ;.:• j i i -.^ g iam tan risper in libello de
cv:i;.>ui;i :lv .Miv *:l:'.-.A'. Div j[i;ili.;ii!-i:.e'i \*:^:c airiopj 'J'ei :jiiiitjavi. Xr3| Der erbiöettfxcn Sn«
.U'iu c^öt- : .^S2 *. D. *ilrr. v>SiiaiL-.iin*a}c ^rci- 'ciaöungcn :ueid]e Die ciörirt ntm SeüiaL bet
!S7
©fonbtoti, granj — ©IJafteSBur?.
238
jcRiemilcn ofu^^ unb itofc ber anfhrengungm,
oAdft ane nad^Kge ^ßortet in gfronlrtiA , mit
&?mKt bot exabtj<^fen Don S^M unb »teimS,
ks öii^^dfcn Don SmienS unb %na8 an ber Spi^,
a Som mo^, um eine Serurt^eilung berfelben
kc^niafn^tm ^ gelang ei bod^ ni<!^t, baS 99u4
sf ben 3iibcs }tt bringen (f. fRtn\äf, 3nbes 11,
^:?3 if.X S)i( Don Sfonbrati Dertretene Seigre fanb
7.Mncbc m Xom unb anbeno&rtd bie getoanbtejien
3mbribigcr» |. 9. in ber Don ßaxbinal ®q-
:mfli pcifa^ten, aber anonym erfd^ienenen 6(^rift
In^ymoetio notamm XL, quas soriptor ano-
STVM» Em. Card. Goeleetim Sfondrati libro,
€^ acnlBs: Nodos . . ., inuasit, CoL 1698. S)ie
i^jn^ ftxirürn bed Nodns ^nben {id^ in ber
Ks Cncfind unb feinen gfreunben I^erouSgegebenen
£ jaunlung Auguatiniana Ecclesiae Rom. doc-
trioa a Canl. Sfondrati Nodo eztricata per
Tsioa 8. Avig, discipuloB, CoL 1700. (Sgl.
:xif Sattln, «foOectoneen-lBIätter jur ©ef^td^te
kr cdcmolig«! 9enebictiner>UniDerfttät @al)burg,
ihB^ten 1890. 237 ff. ; Hurter, Nomencl. lit.
n, 2. ed^ 378 sqq. 509. 595.) ß. »löjer S. J.]
^fmknrfi, Sarong, (Sarbinol, entflammte
fba rfii^ begüterten $otriaerfamiIte SremonoS
jd war 149S geboren. 3lai^ glänjenb burd^-
423^tni 6hibten lehrte er an üerfd^iebenen
Inzieriitdten (^bua, ^Dia, Sologna, SRom
31» £urin) bie Sted^tSniiffenf^oft. Somol^I bei
ftsij 6fo(^ üon SRaitonb koie aud^ nod^l^er bei
i:xi V. ftaab er ^d^ in (Sunft; Ie|terer entfanbte
'^ oB Stattetet in bafi Don ttilben ^artei-
'ir^ifen otg ooifgeregte Siena, too il^m bie SBe-
Tr^ung ber ®einät$er unb bie SBieberl^erfteÜung
hr cfrnrfliiten Orbnung fo gut unb fo fd(|neQ
^^rag, boB ^ »01 ber Stabt mit bem Särger-
!car un5 bem Xitel «.Sater be9 Saierfanbe«''
Mftt wmbt, Vla^ bem 2U)be feiner @ema]^Un,
£rti Sita>iitt^ tDeld^ ibm 5»et Söl^ne gefd^entt
äB3e. unter birf en ben f))ätern ^ßapft ®regor XIV.,
V.3s£ Sfonbcati bie fir^Iid^e £aufba^n. Seine
inzxnigenben GeifteSanlogen, feine gro^e @e-
^^TTBinieit^ bie reid^e Srfo^rung, meldte er ftd^ in
ir 3<nDaÜuttg cTOorben, bie unbefd^oltene 9led^t>
*:^frii, bie i^er ieben SSerbac^t erl^iaben toar,
hfiitvften i^ |ii ben ^bc^ften lird^Iid^en %emtem.
:r Ut S^ fibertnig i^m $ouI m. fe^r bolb
tal täiälmni Santo, bann baS <Sr}bt§t^um ^malfi,
rae ^«taiatt>iöcefe Sremona unb fc^müdte i^n mit
hs ^a|ifsr. aBiä)er^oIt fam er als Segat beS
rncTifd^ Stuhles nad^ 2)eutfd^Ianb: einmal
'sm Sctd^^oge nod^ @peter, bann mieber, um
ui Oaiiet {uin Sbfdl^lu^ beS griebend mit grant-
936 )U bcJEodtoünfc^n, unb enblid^ 1548 nad^
%3^ha% ber CaxbinolSinjigmen ; baS 9ug8-
^^rtdnteriin iu ^tntertreioen, gelang i^m jebod^
rJb:. lu^ fd^riflfteOerifd^ toat gfrana @fonbrati
^Ftx fluHer ben Sertd^ten über feine ©efanbt-
^sTtni ^ ein Qr5^e« ^elbetigebid^t De raptn
po6ina heroicum, libritree, erhalten.
^tb eis Sifd^of fetner Saterftabt in
(Eremona felbft am Sl.äuli 1550; baS ®roBmat
in ber bortigen Sot^ebrale ift Don feinen beiben
Bbl^mn, $aul unb IßicoIauS, gefegt. (Sgl. Cia-
conius, Vitae et res gestae pontificum III,
Bomae 1677, 700 sq.; Nouv. Biogr. gen.
XLm, 855 s.) [3. »lö^r 8. J.]
$fotibrafi, $aul, garbinal, mürbe 1560
)u 9Raüanb als Sol^n beS SruberS ®regor XIV.
unb ber @igiSmunba Don Sfte geboren. Sie
erfie Srjiel^ung empfing er bei ben Söl^nen beS
1^1. $l^Ut)))) 3lm, benen er geitlebenS befon-
berS gemogen blieb. Später manbte er ftd^ ben
Sted^tSftubien ^u, lourbe ^riefter unb marb im
2)e€ember 1590 Don feinem Obeim ®regor XIV.
5um ^irbinatat erl^oben. 2)ie i^o^ ^lemter,
meldte ber Sarbinalnepot nun )u beReiben botte,
Dermaltete er mit großer ©emiffenbaftigteit unb
mit Sinfe^ung aU' feiner ftröfte unb fjfö^igleiten.
9tad^ bem frä|en Xobe feines Ol^imS, beS ^ap«
fteS (1591), mibmete er fid^ auSf^IieBIi^ guten
3Berfen. SBöl^renb er felbft in ^ö^fter Sinfacb^eit
lebte, Dertoanbte er bie reid^en Sinfünfte, bie er
als Segat Don Sotogna, als Sarbinat unb als
Sifd^of be}og, gur Unterftü^ung bürftiger OrbenS«
genoffenfddaften, }um Unterhalte ber Slrmen, be-
fonberS aber gur SluSfd^mädhtng ber ®otteSböufer.
92eben bem ^eiligtbume Don fioreto mar eS feine
Xitularfird^e, bie JKrd^e ber bl. eäcilia in ZraS-
teDere, ber er feine gange Siebe gumanbte. Sei
Gelegenheit einer grünblid^en Steftauration biefeS
®otteSbaufeS 1599 botte er bie bobe greube, ben
Eiligen Seib ber jungfräulit^en SOtart^rin nod^
unDerfel^rt Dorgufinben unb Derel^ren m bürfen (f.
b. 9lrt. eicilia U, 1647). «IS ber garbinal am
14. fjfebruar 1618 ftarb, fanb ftd^ ein Don feiner
l^anb gef d^riebeneS £eftament Dor, in meld^em er
bie Srmen unb bieftird^en §u feinen Srben einfette.
(Sgl. Ciaconius, Vitae et res gestae pontif. IV,
Rom. 1677, 224 sqq.) [3. Slö^er S. J.]
§l^aHestnxftf «ntbont; «fble^ Sooper,
britter ®raf Don, pbi^ofop^ifcber @d^riftfte0er, ben
man mit Ked^t einen Sorlöufer SoItaire'S (f. b.
Srt.) nennen fonn, mürbe 1671 geboren. (£r
ftubirte gu SBind^efter 1683—1686, gehörte bann
eine 3eitlang (1700—1702) bem ^Parlamente an,
trat aber beim {Regierungsantritt ber Königin «nna
Dom öffentlid^en Seben ah unb Derbrad^te ben 9teft
feiner 2:age*(biS 1713) in ber Surüdfgegogcnl^it.
Obgleid^ @bafteSburt)'S Srgiel^ung Don bem $^i*
lofopb^i Sode (f. b. «rt.) übermad^t morben mar,
fo befömpfte er bod^ ben SmpiriSmuS beSfelben
unb betonte im ©egcnfafe gu ^obbcS' (f. b. «rt.)
X^torit ber @elbftfud^t baS unmittelbare SBobl-
gefallen om ®uten. @o großes @emid^t @\)a^M'
burp aber auf ben religiöfen, jebem SDleufd^en an-
geborenen @iun legte, fo mar er bocb nid^tS
meniger als ein glöubiger Q^b^f^- xS^^ bie großen
9Raffen lie^ er bie Sieligion mobi gelten, perfönlidb
befannte er ft(b gu einem mit «gnofticiSmuS Der«
quidten SeiSmuS. @ein @til ift Rar unb lid^t«
DoU, aberDielfad^ ^od^trabenb unb gegiert; überall
2\\
@^afefpeare.
242
obten trab @Tiinbbefi^ emorbttt, befleibcte in ber
'.^nfdim9.^<noaUun9 mehrere Remter imb iDor
156^/69 fodor ^ig^ SBaUiff ber Stobt, ßs ift
S;bn tanm ein S)»eifel, bag fein So^n eine l^ö^ere
Slulbilbimg gcnofe, Cnbe 1582, erft 19 3al&re
;ti. (dtoMe SB^iniam bie um aäjt äal^re ältere
aaiu ^o^fatDo^^ tt)el(^ il^m 1583 ein 3:öd^terd)en
* £uvmiia ) unb 1 585 ein 3ti>iIIingdpaor (^amnet
nbOubil^) fd^entte. Um 1585 ober botb |ernQ(^
iürint er \tint Skiterftabt Derlaj)en su fyaUn, um
}^ m £onbcn einer @d^ufpielergefellj(^aft an-
iTxtlifBen. 9US @c^ufpieler fd^ulte er ft^ gugleid^
äi20btbtffts|(i7 jum @(^oufpieIbi(i^ter J^eron unb
»le an ]D\äfn fo glänjenben Srfolg, bog er nad^
teil dcugniffe beS S^ramotiterS ®reen fd^on 1592
cic }aae S^übeioerber uberflüdelte. 9luf Seftie-
&j7t^;fn |u ben ^dd^ften ^efcUj^oftdlreifen beutet
trj i^ibmung t}on gtoei e))ifd^-It)rt{^en S)i(i^tungen
Ycniuand Adonis (1593) unb Lucrece (1594)
a ben Scnfen €out^mpton. 3n ber 1598 er-
i:inienm Palladis Tamia, Wit's Treasury be§
Zinnien SnmciS STIered ift bie einzige genauere
f zigabe über Sbofefpeare^S erfte Sramen entl^alten.
.Sif lUdittiiS unb ©eneca", fagt er, ^für bie
*.-tfn tddftn ber ifontobie unb Zragöbie unter
>ci iiakincm gegolten toerben, fo ift Sl^afefpeare
rc ffiifgeaeic^iicifle in beiben (Sattungen unter
Iva gngjänbem; baS bezeugen in 9)etreff ber
<}:30bie Stüife toie bie ^bellcute Don SSerona,
ttjmmgcn^ ber Siebe üerlorene SRül^e, ber Siebe
aanaitnt SRü^ (iDa^rf d^einlid^ AIl's weU that
eodb ireD)^ ber €omniema(^t8traum unb ber
•'.'ufnami Don SBenebig, in Setreff ber Sragöbie
A-iiirö IL, Sttd^orb III., ^einri«^ IV., ftönig
j; >iBn^ Zitu§ VnbronicuS imb Stomeo unb Sulie. "
> gcbnidten Cuart^^udgaben ftnb au§ ben
•^tjwa 3abren folgenbe @tüde feparat erl^alten:
.Vui Sinn um nid^tS'' (1600), ^ftöntg feeiu'
-- IT. 3iDdter X^U*' (1600), ,»önig §ein-
-4) T/ (leOO), .,S)ic luftiöcii ffieiber öon fflinb-
-r' «1602), .^mlet" (1604) unb ^ffönigfiear"
.lt<^S>. .Ctbello'' erfd^ien in Duart 1622.
!:>cn Stude flnben fie^ ^^ in ber gfoIio-^uS*
rk mm 1623» barunter b:e ftomöbien ,,9BaS
rmoHt"^ ^SBic e« ciic^ ßiiaat", „®er JBJiber-
•:c:rittflrft 3ülfmvmQ'' , ,,S)a8 SBintermärd^en",
.2<r Sturm" j bie ^iflorien ^^einrid^ VI. grfter
li^V. ,^miTxd) VI. 3n>eiter i^eil", „C>ein>
ri VL a^ntter Xbe«"^ ^^inrid^ Vm." ; bie
iaiobiai »Suliud Gäfar", „SWacbetl^", „Simon
t:Blthen*, ^«ntoniiiS unb ßleopotro", „ßorio»
kl/. ^ZnäluS unb 6reffiba", ^g^imbeline".
^:tfrlWt ift e^afefpcare'S «utorfd^oft beS „^'
nW . ^rinj oon iprxiö" ; fed(|8 unter feinem
^itsam gc^be 2)ramen tourben als unö(^t fd^on
in brt %olw»%uSQßbe feiner SOßerte auSgef^toffen.
^iSammhaiQ üon 154 Sonetten, meift t>on
'^Tsms^dfofl unb fiiebe l^nbeltib, bie @]^afefpeare
3ir Jemen ^ttunbm circuttrcn ließ, tturbe 1609
^ jdn 3utffun gebrudt. Sei bem ÜRangel an'
^loamentt iat man DielSRü^e oufgett)enbet.
biogra))^ifd^e§ Material barauS 3U getoinnen; ba
aber jeber ftd^ere |[u](|aUdpunft fel^It, ift man nid^t
übergemagtelRoman-^qpotl^efenldinauSgefommen.
Sejeugt ift bagegen, 00^ er al§ @d^aufpieIbirector
toie oI3 Sd^aufpielbid^ter großen Srfolg l^atte, ba^
er mieber^olt oor Ifönigin SUfabetl^ jpielte, ba|
feine Sruppe Ui ber 2]()ronbefteigung Jacobs I.
(1603) a(d «föniglid^e ©d^oufpicler" (The king's
players) prioilegirt lourbe, bag er felbft fo Diel
Selb erioarb, um eineS ber größten ^öufer ^u
@tratforb unb anfebnlid^en @runbbeft^ faufen ^u
tonnen, ba| er aUiä^rlid^ feine f^amilie ^u i^trat«
forb befud^te unb f\ä) in feinen legten fieben§j[a^ren
bal^lin gurüd^og. ^13 &d[}aufpieler toirb er ^ule^t
im 3. 1603 ermdl^nt. 3" @tratforb mad^te er im
aRärj 1616 fein Seftament, ftarb bofelbft am
23. %[prtl unb tourbe om barauf f olgenben 25. %pril
begraben.
@]^afefpeare tear im aUereigentlid^ften Sinne
S^eaterbtd^ter. @eine @täde ftnb fömmtlt^ un*
mittelbar für bie SBül^ne gefd^rieben unb fd^Iie|en
\[ä) in 9e}ug auf (Stoffma^I, allgemeine öu^erc
tjform, fcenifc^e Sed^nif, gum ^tbeil auc^ ©efd^mad
an bie bamalige Sonboner 33ü^ne, mie fie ftd^,
t^ilS unter bem Sinflu^ ber Slenaiffance, t^eilS
unter bem ber fpanif(^en unb italienifc^en 9to-
Dettiftit, aus bem DoIfSmö^igen Snqfterienfpiel
l^erauS entmidelt l^tte, frei oon ben ^t^eln ber
ariftotelifd^en Siegeln, (ebiglid^ auf bie Sd^auluft
unbUnterl^altung bed^ublifumSbered^net. Seinem
fd^öpferifd^en @eniu§ gelang ed inbeg nid^t nur,
bie nod^ unbel^olf ene gform ber l^öd^ften SSoQenbung
entgegen^ufü^ren, ^iatog, Sprudle unb 3$er§
mujtergültig ju geftalten, mit ben bürftigften
Sül^nenmitteln Stücfe gu enttt)erfen, bie ber g(ön-
genbften^udftattungStec^nif fpäterer 3^it gen)ad^feu
maren, fonbem au($, bem profanen Xl^eater einen
ibealen ®eboIt, eine et^ifd^e äBürbe unb einen
poetifd^en Steid^t^um ju Derleil^en, »ie er feit ber
3eit ber großen gried^if(^en SragUer nie mieber
erreid^t morben toax. Öbmol^I bie 3sitgenoffen
@]^afefpeare'S gange 93ebeutung nid^t erfaßten,
oermod^ten fie fic^ bem Sinbrude feiner Ueber-
legenl^eit nid^t gu entgie^en. ^ol^e fiobfprüd^e toie
neibifd^e Angriffe fignaliftren il^n al§ ben.erften
englifd^en Sramatifer feiner 3sit. Unter ben
SBirren ber SReooIution »urbe inbe| bie toeitere
Sntmidlung beä £beaterd loie bag Serftänbni^
feiner Seiftungen gurüdgebröngt. Unter benStuartd
geloann mit ber ^errfd^oft frangöftfd^er $oIitif,
Sitte unb SJiobe aud^ ber frangöftfc^e Siteratur»
gefd^mad bieCberl^anb über ben nationatftenatter
englifc^cn SDid^ter, fo bog berfelbe na^e§u in 9}er>
gefenbeit geriet^. Srft ber Sd^aufpieler Stome
lenfte burd^ eine beffere iejtauSgobe (1709) toicber
bie allgemeine 3lufmerffamfeit auf il^n, toorauf
^ope,S^eobaIb,©teeoen8,berberübmteDr.3ol^n>
fon unb anbere ©elel^rte fic^ tritifd^ unb commen»
tirenb mit ibm befd[)äftigten unb bet Sd^aufpieler
(Sarrid (1 716— 1779) feine ^auptftüde aügemein
populär mad^te. ^uf bem geftlanbe fanb er aud^
248
€i6a.
244
crjt fpüter üotte Snerlennung. SSoItairc nod^ crflörte
©l^fcfpcare für ein ^bctnmfciieS ®cnic*, gricb-
ri4 IL t)on $reu^ Dtrabfd^eute feine @tü(fe
al§ ces mauvaises pi^ces anglaises, aud^ 92a"
poleonl. Derftanb i^n nid^ S)agegen ^atSeffing
feinem S5erftänbni| in S)eutf(^laiib 93abn ge«
brodden; ber ©d^ufpieler gr. Subw. S(i^röber
mad^te if)n auf bem beutfd^en X^eater ein]()eimifd^,
®oet^e unb @d^iSer bilbeten ftd^ an i^m, bie
Somantifer f^rieben i^n alS ben ^©rö^ten" neben
Sante auf i^r 93annet, %itd unb @d^legel mad^ten
il^n burd^ il^re Ueberfekung gemifferma^en pm
beutf c^en Slafftfer, unb fd|Iie^Ud^ f^at fein Sinflu^
aud^ in gfranfreid^ , Stauen unb Spanien bie
frühere ^errfd&aft beS franjöftfc^en glafpciSmuS
übcmunben. S)aS ?lnfe^en, baS er erlangt, fyii
]\(t^ in jo^llofen 2lu§gaben feiner SBerfe, eigenen
©^ofefpeare-SJereinen unb 3«itfd^riften unb in
einer unabfe^boren 6^a!efpeare«2iteratur üer-
förpert, fo bafe ©ötj&e^S ^uSjprud^ ^©^afefpeare
unb fein gnbe" fprid^iDörtlid(| geworben unb ge»
blieben ift. 6r ift ni(^t nur in bem weiten Sereid^e
ber englifd^en @prad^e in beiben Srb^älften al§
ber erfte ßlofftfer öerbreitet, fonbem aud& in aße
neueren Siteraturfprad^en überfe|;t, giemlid^ aK»
gemein al§ ber größte ©ramatifer ber ^Reu^eit
anerfannt, Don unerme^Iid^em Sinftu^ auf bie
gefammte neuere Siteratur unb ffunft, SEßifjenfd^aft
unb fieben. 9iad^ Sarbinat SBifeman l^ben nur
jmci ©id^ter öor i^m ^eine gleid^e Stellung er-
rungen", nämli(^ §omer unb S)ante (Karb. SÖife-
man, SB. ©l^afefpeare. 5lutor. Ucbcrf., Äöln 1865,
33 ff.). — S)ie fogen. ©l^afefpcare«SBacon«§9po«
t^eje, jufolge ber ©acon üon SJcrulam (f. b. ?lrt.)
bie ©türfe ©l^afcfpeare^S öerfafet Ijaben foll, gcl^t
t)on Dbllig unrid^tigen 9Jorau§je^ungen au§ unb
l^at bis l^eute feine miffenfd^aftlic^e 93egränbung
gefunben.
Cefter erörtert tourbe in neuerer Seit bie tJrage,
ob ©l^afcipeare ftatl^olif gemefen fei. ^lügemein
unb o^nc oa^ bicfer ?ßunft weiter unterfud^t worben
wäre, f|at er bi§ in'§ 19. Sal^rl^unbcrt l^inein al§
^roteftant gegolten, obwol^I jc^on au§ bem 3a^re
1688 (72 Sa^c «Q^ bem 5:obe beS ®irf|ter§, ba
eine ©nfelin bcSfelben noc^ lebte) bie Eingabe eine§
proteftantijd^en $rebiger§ vorliegt, ha^ er qI§
„^apift" geftorben fei (he dyed a papist). ßl^a«
teaubrianb fc^eint ber erfte gewefen ju fein, ber
in i^m einen ftatl^olifen öermutl^ete. 51. g. Kio
(Shakespeare, Paris 1864, überfe^t ton ff. Seil,
grciburg 1864) ^at bann im 9lnfc^Iu| an ^rtifel
be§ gnglönberS ©impfon (in ber Seitfd^rift The
Rambler, 1858) ben S3ewei§ ju fül^ren gc)U(^t,
ha^ ©t)afcfpeare wirflid^ ffat!^o(if gewefen fei.
©injchie ©c^wäd^en, bejonberS eine ent^ufiaftifc^e
Ueberfc^wenglid^fcit feiner SeweiSf ül^rung, erleid^«
tertcn e§ Tl, 33emaQ§ ßal^rbud^ ber ©l^ofefpcare«
(»ejcUjc^aft I [1865], 226 ff.), and:) bie fad^Iid^en
SWomente berjelbcn jurücfjubrängen unb in ein
mgünftigeg 2\ci)i ju rüdten. ^ine ©erie üon
rtif ein (wa^rfd^einlic^ üo:i ft. 3cll, in ben §iftor.-
polit. »lättem UV [1864], 81 ff. ; LIX [1867],
821 ff. 393 ff.; LX [1867], 513 ff. 589 1|.
665 ff.) brad^e baS Dor^onbene SemeümoicnaE
inbe| mit me^r 3urü(f^Itung, aber ou^ nit
grofierer ©d^e }ur @eltung. Sine toefentlt^
93erfiarfung erhielt ba§felbe btm^ 91. Stei^titSperger
(9B. ©^efpeare, inSbefonbere fein Ser^tmB
Sum ÜRittelalter :c, 9)lünfier 1872), fytM
Xl^urfton (The Religion of Shakspere, in Tlie
Month XL, London 1882, 1 ff.) unb befonbo«
3. m. Siaid^ (©^fefpeart'S ©teüung gur m
9teligion,9)kins 1884), wo^b berproteßontif^e
Smerifaner ®eorge SBilfed (Shakespeare from
an American point of view, London 1876) Me
SeweiSfraft bei Dor^anbenen 9RateriaI3 unmi'
wunben anerfamtte. SBert^DoUe Singelbeiten um
fat^olifd^em ©tanbpunfte au§ bieten ^ fniger,
S)ie ©röfee ©^afefpeare'S, Qfreiburg 1873; SH,
©l^afefpeare'S SCBerfe für ^u8 unb ©d^e, gm«
bürg 1877 ff.; g. ^arb?, ^amlet, gronff. cW.
1881; 3. ©panier, S)er ^^ift'' ©^efpea«
im ^amlet, ^rier 1890, wenn aud^ bie ip^pot^
be§ lejtem gum Sl^eil nod^ weiterer Prüfung Uß
bürfen. gfa^t man aQe Dor^anbenen 9Romente js«
fammen, fo erf^eint e§ gerabegu unmöglich, ©^
fpeare al§ einen überzeugten %ln^ger ober gar k>
geifterten 93annertröger be§ $roteftanti8muf( Qn e§
in ber i$orm beS $uritani§mu§ ober ber englif^a
©taatSfird^e) gu betrad^ten. S)agegen legen (dar
langiä^rige Il^gfeit al8 ©d^aufpielcr, ©d^
fpielbic^ter unb ©d^aufpielbirector, feine 9qie-
l^ungen gu ben ftttenlofen $of« unb ^belsfreifo,
fowie bie Haltung feiner ©onette, feiner epif(^
i^rifc^en @ebid^te unb mand^e ©teilen feiner S^n^
men bie Sermutl^ung nal^, ba| er zeitweilig oft
red^teg SBeltfinb fid^ nid^t oUguDiel um bie nligtoja
gragen unb kämpfe feiner 3eit gefümmert ffoba
bürfte. 5lnbererfeit§ öerbictet e§ ber 6mft, bie
Sbealitöt unb pofitiü-d^riftlid^e ©efinnung, tod^e
feine gefammte S)ramatif be^enfd^t, i^n für friwl
ober inbifferentiftifd^ 5u l^alten, unb fo blefttfauin
etwas Ruberes aI3 bie ^nna^me übrig, ba^ er
mitten in ben SBirren ber 3fit unb eineS weltli^
^l^eaterlebett§ bie fatl^olifd^en Erinnerungen feiner
3ugenb unb bie fatl^oUjd^en Slnfd^auungen fetnei
93orfa]^ren im SBefentlid^en feftge^alten 1^ unb
wirflid^ als „^apift" geftorben ift. gm S)i4te
be§ ffat^oIiciSmuS wie fiope be Sega unb golbenm
fonnte er in einem Sanbe nid&t werben, wo |eber
^^.^riefter mit ©algen ifttb SSiert^eilung , jeber
offene Sefenner be§ firdjlid^en ©laubenS mit ben
prteften ©trafen unb Verfolgungen bebrol^t war;
fowcit aber ein Ärtipto^ffatl^oUf jener 3«* We
Sbeen unbSbeale fatboIifd^erSBeltonfd^uungonf
ber ©ü^ne einer proteftantifd^en ^auptftabt jur
Sarftellung bringen fonnte, l^at e§ ©]()!afefpeflie
getl^an. [51. ©aumgartner S. J.]
$i6a i^T^), im % %. ein el^emaliger S)iener
©aul§, weld)cn Saöib 9)lip]^ibojet]^, bem lahmen
©o^ne feines üerftorbenen greunbeS Sonat^m, )»
beffen Pflege unb SBartung beigefeUt l^tte. W
MS
€t69lHntf<i&e SBäd^er.
246
idoib MC Vbfalom flieVn mu^te, untcrfiu^te il^n
ciM» Hofitt balei ober feinen bamoUgen ^erm
n. fo baläym^E^oinb bef|en fammtlid^cSeft^ungen
m^nu^ S>iejtn DoreUtgen SBefd^Iu| no^m er
utibcr^ Ott Vlip^ibof et^ fl4 }u red^tf ertigen f u<i^te,
nr tbrilBcife {ttcütt ; fär gan^ unfd^ulbig inu| er
Jb SSip^itefei^ nid^t gesotten l^ben, unb Sibo
actb nur ^r bie Uebeitreibung mit ber 93erfär-
rjag fcinii Stnfominenfi befiroft, inbem ^Dib
:v gmtbc frme9 Sieged bur^ ftrenge SRa^regeln
:zifi tcSbrn iDoOte (2 Sam. 9, 2 j|. ; 16, 1 ff. ;
19. 17- 34 ».). [ftaulenj
$iff Ifan^ 9^^4^» eine Sammlung iüM-
'Dcr inib oÜ^nfUi(^ 9}ro))betien, beren Qtame
a tau ftfuHon ber (eibnifd^en SR^t^oIogie an-
hüfft Iil^uAAa (Dielleid(|t Dom öoIifdEien 2(&c
»Jt, = Aiic ßoüXij, Ql?o ^©otteflratJ^fd^Iul'')
t^ tu Scrfünbcrin ber Stat^fd^läffe ber ®5tter
irer boS S^idfol ber Stöbte unb ber Keid^e, eine
vrz^^ »elc^ on ®ett)Sffem unb in gfelSfläften
7ctnn. Sie dltrren Sluctoren fennen nur Sine
?t>cflf^ Me fpaicten unterfd^eiben mel^rere. Sarro,
{CT ^irmib iittto% »ei| (in bem bei Lactant.
DtT lastxt 1 , 6 angeführten gfragmente) bereits
riz perff(id>eiit @Sitßtn nam^ft }u mod^en.
£im fn»b# juerfl, mie ed fd^eint, in IHeinaften,
Tuben Sammlungen ongeblid^er Sib^Qen-Oratel
3 Dolauf geffj^^ unb eS ift befannt, ba| ju SRorn
Tx bemxüge Sammlung im Xem))el beS copito-
jskbcn 3ii)nirr aufben^a^rt tourbe, um bei U)id^-
r.*fa Bngclf gm^tten , nomentlid^ bei Eintritt
.^utßdfa IbigQicfdf AOe , gu Slot^ gegogen }u
r.iDfiL iUnig Xorqttimud Superbud follte biefe
cdomfimg burd^ Ihiuf t)on ber auS ff^me in
Cnnflfieii na^ Sumä in Com^xmien eingeman-
bmm Sib^flc crtDOtben l^ben. %Id im 3. 88
>. 1^. baS Qapttol unb mit il^m bie libri Sibyl-
izi 'xm Seuer jum Opfer gefallen »aren, orbnete
kr eenat im 3. 76 D. (S^r. eine ©efanbtfd^oft
^ ftleinafim ab^ um bie bort curftrenben @i-
x^dnilel SU fommeln. 3u SrQtbrö an ber
rnn^ ffüfle unb an anberen Orten fanb man
rza 1000 Serfe fib^Üinifd^er SBeiSfagungen,
r^'d^ abermals auf bem Sapitol l^interlegt tour«
kt togjL Lactantins L c). S)iefe unb anbere
roaahmgcn btibnijd^er Sibptten-Orafcl fmb }u
tenbc geginigen, aoqt^tfyxi oon ben menigm unb
c^it^eiibni Sxud^ftäd en , meldte Don alten
g>'jii<t{itflfnt getegentlid^ citirt merben. @eit
am ivD€ittn t>on!^TtItd^en Sal^r^unbert fmb aud^
n S4io^ bcS aubentl^umS SibpOen aufgetaud^i
llfpoidttiiiif^ 3uben DeröffentUdjiten unter bem
KiTMoi ber SibQÜe SBeiSfagungen , tueld^e bie
9k\iinii ber aCBelt uon ber Sd^öpfung bis in bie
L:^ tti tcoKtllgen SSerfojferS l^inein beleud^tetm,
t^ infonfi bcd üReffioS unb bie ^errlid^feiten
ta Sit6e$ ber 3ufunft f d^ilberten unb bie gö^en-
•^nznfdkn viü> (afterJ^oftm feeibenüölfer gur SBu^e
VcA enbftd^ finb, oieSeid^t fd^on im 2., jeben-
*:Lä aber im 3. SoJ^^unbert n. (^r., Stiften in
.% fiu^^tapfni bct 3uben getreten, inbem fte nid^t
nur iubifd(|e Orolel in d^rijUid^em @inne aber-
arbeiteten, f onbem aud^ f elbft neue Oralel fertigten,
meldte birect auf 3efuS Cl^riftuS lauteten. SBie
bie jübifd^en für baS Subentl^um, fo teoOtm bie
d^riftlid^en fßrop^etm für baS g^riftentl^um ^ro-
paganba mad^en.
Sine nid^e Sammlung ifibifd^er unb altd^rijt-
lid^er Sib^ttm-Oralel in ad^t Süd^em ift burd^
mel^rere Ipanbfd^riften überliefert unb fd^on 1545
bur^ äE^ftuS IBetuIeiuS (Si^tuS Strien) l^erauS-
gegeben morben. S)ie anonyme SJonebe, toeld^e
biefer Sammlung beigegeben ift, ftammt DieOeid^t
aus ber 3eU SuftinianS (527—565). 3u Ein-
fang biefeS 3a^r]^unbertS l^t Sarbinal a^ai auS
anberen ^onbfd^riften nod| Dier »eitere Sudler
fibqllinifd^er SßeiSfagungen an'S Sid^t gegogen,
meldte als 11., 12., 18. unb 14. fduä) begei(|net
fmb. Mem ^nfd^eine nad^ fteOen biefe bier Sudler
nic^t einen anbem Xl^eil ber Dor^in genanntm
Sammlung, f onbem bm SReft einer anbern, iüngem
unb umfaffenbem Sammlung bar. 2)ie neueren
ausgaben pflegm bie aä^t unb bie oier SSfid^er gu
einem @angm unter bem Xitel Oracula Sibyllina
gufammengufaffen. — Wk biefe Orafel pnb grie-
d^ifd^ gefd^ebm, unb gmar in ^esametem unb
im fogen. l^omerifd^en 2)ialefte, ofneS^feM be^-
^alb, toeil bie alte l^bnifd^e Sib^Oe bie Sprache
Römers gerebet l^atte. Singeine Sbfd^nitte erl^ebm
fu^ aud^ gu mal^r^ft poetifd^er S(^ön]^eit. S)er
Snl^alt befielet gum grö|em Xl^eile auS einer in
bie ^ülle ber ^ßropb^tie gelleibet^n Srgöl^Iung über
SSergangml^eit unb 3ufunft oon Sölfem unb
SReid^en, Sönbem unb 3nfeln, Stäbten unb Xem-
peln. ^anb in ^anb mit ber ^ropl^etie gelten
SJlal^nungm, S)robungm unb SSer^ei^ungen.
^ber n)eber bie ad^t erftm nod^ bie oier legten
Sudler bilben eine gefd^Ioffene Sinl^eit, unb aud^
nid^t iebeS eingelne Sud^ ift ein gufammengel^öri-
geS @ange. tjfaft ungö^Iige SRale ift ber 3u-
fammmbang beS ®eban!enS unb ber Sfortfd^ritt
ber S)arfteIIung burd^ frembartige 3tt)ifd^cnftüdfe
ober aud^ burd^ auffö&igeSüdCenunterbrod^entmb
geftört^ in einem unb bemfelben IBud^e ift SiettereS
unb jüngeres, Sübifd^eS unb S^riftli^eS in bunter
ünifd^ung aneinanbergereil^t, mehrere Stüde fom-
men gioeimal in Ocrfd^iebenen Sudlern oor. 3)a^
eS ber jhitif gelingen merbe, biefe rudis indi-
gestaque moles t)öllig gu fid^ten unb gu orbnm,
ift fd^on oft begmeifelt tt)orben. S)ie Unterfc^ei-
bung ber fübifd^m unb ber d^riftlid^en Slemente
ift tiid^t feltm mit grofem Sd^toierigfeiten Der-
fnüpft, meil auSf^Ite|lid^ auf innere jhiterim an-
gemiefm. 93ei Seftimtnung beS tSIterS mand^er
Stüde leiften Sitate bei bm älteften fttrd^mft^rift-
fteQern, toeld^e an ber göttlid^en ^erfunft ber
luS[))rüd^e ber Sibi)IIe nid^t gegioeifelt unb na-
mmtlid^ gu opologetifd^m 3n'(dfen gerne auf biefe
^SuSf))rü(|e Segug genommen l^aben, toid^tige
Sienfte. — ®ie gtoei erften SBüd^er laffen fid^ info«
fem als Sin ®angeS begeid^nen , als baS gmeite
SBud^ (847 aSSB.) eine gortfejung bcS erftm
247
SibQlIiuifd^e Sudler.
248
(400 S593.) barftcm. SBeibe 93üc^cr cnttialtcn
tf)eil§ Sertd^lc über bic ältcftc 2BcIt- unb Sßölfcr-
gcjd^i(f)te, t^eilS SBeiäJQgungcn über ba§ SBirfen
beS aWejjiaS ober be§ ©ol^neä ®otte§ auf grbeu.
SDiefe 2Bci§fagungcn tragen ftettentpeife (1, 324
bi3 400 ; 2, 34 — 55 u. a.) unöcrfennbare TOcrf-
male d^rifllid^en Urjpnmg§; bie umfangreicheren
aefd^id^tlid^en Ausführungen l^ingegen, in meldten
9eibnif(f)e SK^t^cn mit ben 3cugni|jen be§ Alten
Xeftamente§ auSgeglid^eu merben, fd^einen im
©rofeen unb ®anjen auf eine iübifd^e §anb ju«
rüdt^ugel^en. Sermutl^Ud^ liegt olfo eine jübijd^e
©runbfc^irift in d^riftlid^er Ueberarbeitung üor,
unb bie Ueberarbeitung bürfte erft in ber jweiten
ßälfte beS 3. 3a^r^unbert§ erfolgt fein. ®ie
Äird^enf(^riftfteUer ber brei erften Sal^rl^unberte
Derratl^en feine ffenntnig be§ 3n^alte§ ber beiben
erften Sudler. »Seit älter ift ba§ brittc »ud^
(829 5393.). S)a§felbe bringt l^auptföd^Iid^ eine
@efd^id^te ber grauen 53or3eit, eine Sieil^e t)on
©traf» unb UnlfteilSöcrfünbigungen gegen l&eib-
nifd^c S3öl!erfd^aften unb eine auSfüljirlid^e S)ar-
fteÜung beS meffianifc^en §cil§. Anerfannter«
ma|en ftnb biefe Drafel, wenn nid^t fämmtlic^, fo
bod^ grö^tentl^eilS j[übifdjer §erfunft, unb wenig«
ftenS bie SDfiel^rjol^l berfelben ift fe^r wal^rfd^ein*
lid^ au§ einer unb berfelben geber gefloffen. 3)a
nun breimal öerfid^ert toirb, unter bem fiebenten
j^önige AcgpptenS auS l^eHenifd^em ©efd^Iec^te
»erbe ber Ü)kffta§ ©erid^t über bie ^eibenoölfer
Hten (3, 191 ff. 316 ff. 608 ff.), fo barf e§
faft als fidler gelten, bafe ber 93erfaffer unter $toIe»
maus VII. ^pi^^afon (145—117 ö. 6^r.) in
9legt)pten gelebt l^at. ginige SSerfe beS britten
SSud^eS werben bereits Don 3ofe))]^u§ gfIat)iuS
(Antt. 1, 4, 3) als AuSfpm^ ber ©ibtjfle an«
geführt. Aud^ ein großer %\jvX ber patriftifd^en
©ibt)üencitate finbet fi^ in biefem Su^e mieber.
Stoei öon 2:^eop]^iIuS öon Antiod^icn (Ad Autol.
2, 36) citirte Sib^Henfragmcnte (jufammen
84 SScrfe), Weld^e in warmen unb fd^önen SBorten
für ben ©lauben an ©inen ®ott eintreten, fom-
men in ben fib^Hinifd^en Suchern nid^t Dor, l^aben
aber i|öc^[t wa]^r)d()einlid^ urjprünglid^ an ber
©pije beS britten Suc^eS geftanben. S)aS oicrte
SSud) (192 9393.) ift ein in ftd^ abgerunbetcS, ein-
l^citlid^eS Drafel, weld^eS öorwiegenb in ©traf»
anbro|ungen gegen 93ölfer AfienS unb guropa'S
öertöuft. 9)üt ftets warfjfenber Uebereinftimmung
wirb baSfelbe oon ben neueren gorfd^em alS iübi jc^
bejcid^net unb um baS 3a^r 80 n. (Sl^r. angefc^t,
weil eS baS im % 79 bei einem AuSbrud^e bcS
93efuöS in Stauen erfolgte (?rbbcben in einem
Sufammenl^ange weisjagt, weld^er auf ein 6reig-
nift ber aUcrjüngftcn SJergangenl^cit l^inbeutet
(4, 130 ff.). Auf 93crfe biejeS 53ud^cS beruft fi^
fd;Dn SuftinuS TOart^r (Apol. I, c. 20). SaS
fünfte 93ud| (531 9393.) entbehrt fe^r beS innem 3u-
fammenl^angeS unb ift jebenfallS ein gonglomerat'
öon öerjd)iebcnen Drafeln unb Orafelfragmentdi,
welche jebod^ fämmtlid^ auS jübifd^en ffreifen ftam-
men bürften. S)er ^Dlel^rja^I nad^ finb eS ge*
fc^id^tlic^e Sr^öl^Iungen auS üerfc^iebenen Sanbmi
unb 9iei(^en in ber O^orm t)on Sorl^erfagungm.
^ie ben Eingang bilbenbe ®efd^id^te ber romi*
fd^en jfaifer reicht bis auf ^abrian unb feine brei
^Jlad^folger. S)ie brei f olgenben 93üd^er (6, 7 u. 8)
bewegen fid^ in d^riftlic^er @ebanfenfpl^are. %&
fed^Ste 99ud^ ^ä^It nur 28 93erfe unb enthalt emen
^QmnuS auf S^riftuS, einen SBe^eruf über ba#
„fobomitifd^e 2anb" (3ubäa) unb einen SobprriS
beS ffreuaeSl^olseS. SactantiuS (Div. Instii 4,
13. 15. 18) l^at Wieber^olt oon bicfen SSerfea
®ebraud^ gemacht. 2)aS fiebente 93u(^ (162 %$.)
fe^t fid^ aus ©trafanbrol^ungen gegen ungläubige
Sönber unb 9BeiSfagungen über bie le^en Seiten
unb ben bereinftigen äOüeltbranb gufammen. @
fd^eint mehrere Orafel Derfc^iebener ^erfunft |u
umfaffen, in (&,vx feinen X^cilen aber auf d|ri|>
lid^em 93oben erwad()fen gu fein. S)aS oäi/it ^d^
(501 9393.) l^ebt nad^ einer fur^eu 93orrebe mit
einer gerben ©trafoerfünbigung gegen boS ^o(^
mütl^ige 9tom an, als befjen le^te ^errfd^er (of«'
lic^ Wie im Eingänge beS fünften Suc^eS) ^obrum
unb feine brei 9}a^folger genannt werben, itom
biefeS ©tüdf ebenfowo^l oon einem 3uben tote
t)on einem S^l^riften gef^rieben fein, fo geigen ftd^
bie folgenben Orafel beS ad^ten ^ud^eS, l^aupt«
föd^lid^ über ben fommenben 3ont ®otteS unb
baS Snbe ber Seiten l^nbelnb, fel^ ftcui Doft
d^riftlidien Anfd^auungen beeinfluß 93. 217 ff.
fte^t baS berül^mte Afroftid^ auf 'Itjtou; Xpeistoc
(sie) Osou üioc «jcodjp (TTaopoc, beffeu eingebe
93er je SactantiuS (Div. Instit. 7, 16. 19. 20) an«
fül^rt, unb weld)eS AuguftinuS (De civ. Dei 18,
23) bereits in lateinifc^er Ueberfe^ung fennt %A
elfte %ud^ (324 9393.) entroUt eine ©cjd^id^te M
alten Aeg^ptenS bis gum 93eginne ber Xömer^
]^errjd)aft, eine @efd^i(|te freili^, meldte uon W
lüdenbafter ffenntni^ ber Xl^atfad^en geugt Sit
S)arftellung bleibt fo neutral unb farbloS, '^^ Me
gfrage nad() jübifd^em ober d^riftlid^em Urfpntnge
fid^ nid^t entf d^eiben lö^t. 9[Bal(|rfd^einli(^ ift ieboi^
baS elfte 93ud^ mit ben 93üd^em 12 unb 13 )tt
giner fortlaufenben SBeiSfagung gufammenp
fafjen unb einer unb berjelben t^eber gu^uweijoL
S)ie 93üd^er 12 unb 13 (299 unb 173 S8.)
bringen nämlid^ eine aUerbingSDielfad^ mit anbei*
weitigen ©egenftönben untermifd^te ®ej(^i(!^te ber
^errjd^cr SRomS Don AuguftuS bis auf ®aQianii.
S)er 93erfafjer biejer beiben 93üd^er ober gibt jid|
wieberljolt als S^riften ju erfennen unb l^t ol^
3weif el in ber gweiten §älf te beS 3. Sa^r^unbertt
gelebt. Ueber baS öierje^nte 93ud^ (361 $95.)
jc^wanfen bie Urt^eile in äl^nlid^er SBeife une
über baS elfte Sud^. 93ermut]^lid^ ift aud^ baSDie^
je^nte 93ud} bem 9}erfafjer ber ^üc^r 12 unb
13 jujueigncn. ®en ^auptinl^lt beSjelben bil»
ben Wieberum @r5äl)lungen über ^err jd^er 9iom3,
graäl^lungen , weld^e iebod^ jum großen Jä^
offenbar rein erbid)tet finb unb aüer gefd^ic^tUe^
äBal^rl^eit jpotten. ^ebenfalls fann biefeS Dier}e^
:49
Sicorb, Sifc^of t)ou Sremona — Siceleg.
250
t2ik nidit twt ben It^xn 2)ecennien beS 8. 3a^r«
: .lemi cittPflnben {ein. 2)ie entfte^ungS}eit ber
'lOmtl«^ ^viifyt loärbe bemnod^ rtlDO fünf
^;£^ityiiiibcTte urnfponnen.
jtü^bcn bicfer ^üd^er Deronftalteten in ntxxe*
-T 3«! «. «Ujanbre, ^ariS 1841—1856, in
. %^a.. ttnb iDieberum ^ßarid 1869, in 1 9be.
.*iitio altera ex priore ampliore contracta,
iiverra tamon et passiin aucta, multisque
T<t» ratracteta); 3. ^. grieblieb, Seip}ig 1852;
*L %^, aSien 1891. 2>en beiben ausgaben
i.i^jaitm'% ifi tmt melrifcbe lateini((^e, ber 9u8-
c:x f^tidüidid eine metrif (^ beutfd^e Ueberfe^ung
. :jgie9ebrn. S)te fe^r )erj|plitterte Siteratur über
iT nb^ütRiffl^ SBüd^er ift forgfdltig Derseic^net
kr CL S<fium, @ef4 bed iübijd^ SiolfeS im
.idjoltrr defu S^rifti n, fiei))2ig 1886, 806 f.
vmqt mtitm Slbbonbhmgen auS bem legten
c^hieliitl jinb namhaft gemalt bei 9b. fyxmaä,
•reii«. ba oUi^ftl. fiUeratur btd Sufcbind U, 1,
incm 19^7^ ^^1 ff- Sin umfaffenber friKfd^er
^c-smadox übn bU gange Orofeijammlung liegt
t^ BOT» [SBarben^cttier.]
Sioiti, Sifi^of Hon Cremona um bie
Srtibc bei 13. 3o^^unbert8, bebeutenb qI8 ®e«
^*4ti4ctibrr, &nu)nift unb fiihnrgifer, ftammte
^tomoiui unb gtoar ongeblid^auSberbortigen
rrsttmcn (^URti^i^ Sogalana. Kac^bem er ju
i=ir Jltt4binmng einige ^al^xt in aRainj k)er*
ziiii tfotk, Durbe er 1183 Don ^opft Sudud III.
;^ Subbtocon geweil^. ßinige 3cit ft)ater erhielt
r fion Ctfvebud, ^ifci^of Don tremona, bie $rie-
YTscib«. imb als berfelbe 1185 fiarb, tourbe er ju
•-im i^Q^ifolger gemä^U. SBie bei ben Rupften,
: rumb et oui^ bei Paifer §rtebrid(| I. in ^o^em
iTtUn, nnb 1186 gelang ed feiner iBermitt-
.^. bte }ioif4en IBarboroffo unb ben Sremo-
«rcB beßebcnDen S^nbfeligreiten }U be{ettigen.
%2 Infmig bed folgenben 3o^r^unbert§ meiUe er
r:;;m 3a^tt im Orient; 1203 erfd^eint er al3
^t.riter beS SarbinaUegaten ^einiS in ^r»
r rjn vnb urirttc für ^erftellung beS gfriebend
r:«ta bem bortigen i^önige unb bem (trafen
n Inpoit^; im folgenben 3a^re fem er mit
:ir cnunmrcn fiegoten nad^ (Slonftantinopel. @t-
jzt pöb }U Stemona om 8. Suni 1215. Ser-
*T bot et ein Chronicon, ttcIt^eS na(^ ber @itte
^ taaaliffn 3eit mit <Srfd^ffung ber 3BeIt
i^rsit nb ein gebrongtcS, aber überftd^tlic^ed
tli ha gcfammsm @efc^i(f)te bis gum 3a^re
:jl.i gibt ; oon bef onberet 9Bid^tigfeit ftnb feine
\^r*CBi fibcr ben Ihreusjug Oriebrid^ I. unb
1.C M bomaltgen SBer^ltniffe Sremona'S. Sine
»^ MBgelbafte 91u#gabe lieferte Wurotori in
2;rfam ItaL Soriptt. VU, MedioL 1725, 521
«i f.^ (ivicbcrl^lt bei Migne, PP. lat CCXIU,
4r;— ^0). ^c für bie Mon. Germ. hist. in
' akenita&g bc^blii!^ neue 9u3gabe beS Chro-
iKcn ibM» i>Dtau6f\^tli4 v. 91. aud^ barüber
wSfe^ Mngm« ob bie \t1ft mert^oollen Wa-
tm CodoL Estenaia 5U Wobena, mel^e
gried^ifd^-orieutalifdle ßreigniffe betreffen, toirflidii
Oon @icarbd ^nb flammen; benu|t finb biefe
aWaterialicn oon ÜJiuratori in ben 5joten feiner
^uSgabe. ©leid^faUS f c^on ebirt ift @icarbg Ittur-
gifdied SEBerf Mitrale seu de officiis eccleBia-
Bticis Summa, baS in 9 Sucher get^eilt ift
(Migne I. c. 13—436). dagegen no($ nid^t ge-
brudft ift bie gu ^Dlainj entftanbene Summa ca-
nonum (OoHenbet }toifd^en 1179 unb 1181); bo(^
l^at 0. @d^ulte (@i^ung8ber. ber faif. Slfabemie
ber ffiiff., t)^iIof.-l^ift. Klaffe, LXm [SBicn 1870],
337 ff.) na^ einer ^anbfd^rift ber fgl. SBibliot^eC
)u iBamberg audfü^rlid^e Angaben über biefeS
SBer! @icarbd gemad^t. 6r be5eic^net e§ (®e{(^.
ber OueUen u. l^it. bcd can. IRec^td I, Stuttgart
1875, 144) al8 ben erften Serfud^, nad^ bem
@9fiem oon ®ratiang S)ecret ein freies Se^rbu^
beS canonifd^en SRed^teS 5U liefern. (SJgl. nod^
ß. ffomoromSfi, @icarb, Sifd^of oon Sremona,
ftönigSb. 1881 [©iff.]; % g^rouft, Sageno,
Ansbert unb bie Eist. Peregrinorum , {^xai
1892, 83 ff. 192 ff. SBeitere Literatur bei «ßott-
^afi, Bibl. bist. med. aev. II, 2. ^ufl., 3)erlin
1896, 1014.) [3ed.]
^küxb, eiaubiuS, S. J., aRiffu)nar unb
Orientforfd^er, mar ju ^lubagne (lBou(^eS«bu-
at^öne) am 4. 9Rai 1677 geboren, trat 1692 in
bie @efellfd(^ft 3efu unb befletbete eine 3citlang
bie Stelle eines ^rofefforS ber Humanität unb
K^etorif JU 2^0x1, 3m 3. 1706 »urbe er in bie
orientalifd^e 9)Hffion berufen utib loirfte mit apo-
ftolifd^em Sif er erft in Serien, bann in Segtipten.
3)aneben enoarb er fid^ bie größten Serbien)te um
bie Srforfd^ung beS 92illanbeS 00m S)elta bis ju
ben ffataraften, ber Ufer beS rollten ^eereS unb
ber @inai-^albinfel. Sin großartig geplantes
äBerf über ^eg^pten, morin @icarb baS retd^e
IBeobad^tungSmaterial feiner Sieifen unb feines
oieliöl^rigen Slufentl^alteS bafelbft jufammenju-
f äffen gebadete, oereitelte leiber fein allju frül^eS
^infd^eiben, inbem er fd^on am 12. ^pril 1727
3U Cairo im S)ienfte ber ^eftfranfen ben £ob
fanb. Seine jal^lreid^en Sriefe unb anbere Heinere
arbeiten ^iftorif(^en unb geogropl^ifd^en 3n^altS
erfc^ienen gefammelt ju S^on-^ariS 1845 unter
bem Xitel Description de TEgypte par le Pere
Sicard, suivie des Memoires sur l'Ethiopie.
^u^erbem fc^rieb Sicorb nod^ gmei 99üd^er po-
lemifd^en 3n|altS in arabifd^er Sprad^e. (9}gl.
Biogr. univ. XXXIX, 282 ss. ; de Backer, Bi-
bliothäque, nouv. ed. par Sommervogel YII
[1896], 1185 BS.) [Sfr. 4>iUig S. J.]
$Uebg (^'iH»)/ im a. %. uralte ©tabt im
Sübmeflen oon ^löftina, mirb guerft 3of. 15, 31
als canaanaif^e Stabt im Süblonbe ermahnt,
meldfie ben anfommenben Gröberem auS 3uba an-
fiel, warb bann aber nac^ 3of. 19, 6 bem Stamme
Simeon gugelooSt. 93ei ber nöc^ften 9{ennung
erfd^eint Siceleg alS Sigent^um ber $^ilifter;
eS marb auf S)aoibS Srjud^en biefem oon ^c^iS
}um ^ufentl^alt unb Ctgent^um angemiefen, fo
251
Std^em.
252
bol e3 Don ba an immer bei ben ffönigen Don
3uba blieb (1 ©am. 27, 6). S)at)ib l^ielt fid^ ju
@iceleg 1 ^af^i unb 4 SRonate (nad^ bem l^ebröi'
fd^en Sejt) auf unb lie^ in biefer 3fit bie Smale«
fiter bafür bü^en, bofe fie eS toä^renb feiner Sb-
mefenl^eit Derbrannt litten (1 ©am. 30, 1—20).
3u ©iceleg empfing er bie 9lad^rid^t Don ©aul§
unb Sonat^anS %oh (2 ©am. 1, 1 ; 4, 10), unb
Don l^ier brad^ er nad^ Hebron auf. ©eitbem tovcb
©iceleg nid^t mtfjx ertoäl^nt, bis nad^ ber babqlo-
nifd^en ©cfangenfd^aft bie yt&dU^x ber 3uben aud^
in biefe ©tobt erjälilt toirb (2 gsbr. 11, 28).
S)ie Sage ©icelegS ift fd^toer gu beftimmen; fd^on
SufebiuSf d^eintbief elbe nid^t mel^r gefannt gu l^ben.
Ob ber Ulmer gelig gfabri (Evag. [f. b. 3lrt.
SReifewerfe X, 996] 11, 359) Siceleg amifd^cn
^ebron unb ®aga gefunben l^at, fonnte 9tobin>
fon nid^t beflätigen ($aläft. II, fyj&t 1841, 647).
3Die Steueren l^ben nur SSermutl^ungen Dorge«
brad^t. [Raulen.]
$Mem (c?v), im ^. %. 1. ^rfonenname für
ben lü^emen unb gemalttl^atigen ©ol^n beS ^eDöerS
ßemor, ber mit feinem SSater Don ©imeon unb
2eDi jur Sad^e für eine an i^rcr ©d^mefter be-
gangene ©d^anbtl^at umgebrad^t D)urbe (®en.
34, 2). — 2. Ortsname für eine ©tabt, toeld^e
früher ©alem l^ie^ (Euseb. lak^\L n6\iQ 2ixi}j.cüv,
i^Tic l<Td SüyrifJi., tt»* ^Tjjtv f^ 7pa9T^. Hier. Salem
civitas Sicimomm quae est Sichern; Lagarde,
Onom. Sacra, 2. ed., n. 291, 84; 149, 15; Dgl.
»itter, iJJaläft., 3. «up., Seipaiß 1850, 144,
5lnm. 128). ©ie erl^ielt ibren fpätem 9iamen ent»
toeber Don i^rem frühem Sel^errfd^er (®en. 34, 2)
ober Don il^rer Sage auf einem ^b^ange beS @e>
birgeS Spb^^^itm ^mifd^en Sbal unb ®ari)im Qof.
20, 7. 9ti(|t. 9, 7). m§i 5lbra^am juerft in 6anaan
erf^ien, beftanb fie nod^ nid^t; er 50g nur „bis ^ur
©tätteDon©id6em" (®en.l2,6). 3ur3eit3acobö
aber mar bafelbft fd^on ein SBol^nfi^ mit Flamen
©alem, bei bem er fid^ anfaufte (®cn. 33, 18. 19),
unb in beffen !Rö]^e er aQe göknbienerif d^en ® egen-
ftänbe aus feiner gamilie begrub (®en. 35, 4).
^ierl^er marb 3ofepb ^^^ Sater ^u feinen iBrübem
gefd^idt, bie injtoifc^en meiter gebogen maren
(®en. 37, 12. 13); ben ®runbbefi^, meldten
3acob Don f)emor eüoorben, Dermad^te er bei feinem
«bfterben 3ofep^ befonberS (®en. 48, 22). «ei
ber SRüdfebr ber Israeliten auS ^eg^pten marb
3ofep]^ l^ier begraben (3of. 24, 32), mie er eS Dor
feinem Sobe beftimmt l^atte (®en. 50, 24). ®ie
©tabt felbft marb jur grciftabt ernannt (3of. 20, 7.
1 ^ar. 6, 67), bem ©tamme ßpb^^aim jugetl^eilt
(3of. 21, 21. l'^ar. 7, 28) unb ben fieoiten
aus bem ©tamme 6aat^ angemiefcn (3of. 21, 20);
in ibr bielt 3ofue feine ?lbfc^iebSrebe an baS SSoIf
(3of. 24, 1). XroJ feiner emften grmal^nungcn
unb ber baran gefnüpften Serfpred^en marb baS
9Solf febr balb mieber manfelmütbig, fo ba^ in ber
üeDitenftabt ©id^em felbft ein 3^empel beS Saal«
beritb crrid^tet tt)urbe (SRid^t. 8, 33 ; 9, 4). TOit
bem ®ö^enbienfte fd^eint aud^ bie ©ittenlofigleit
bort eingebogen gu fein. 3u ©i^em ^atte @cbetm
einen iUegitimen ©obn 9bimeled^^ ber mit ^Ufe
feiner Sertoanbtfd^aft bie Semol^ner ber ©tobt leiil^
bagu berebete, il^m bei ber Ausrottung aller feim
Srüber bel^ilflicb gu fein unb i^n felbft als Ädnig
anguerfennen (SRi^t. 9, 1. 6). SSergebenS \uäfit
3oat^am Dom Serge ®arisim l^ab bte| gu Mf
l^inbem (Stid^t. 9, 7). Sine Aenberung !am bsn^
Abimeled^ felbft, inbem berfelbe in breijöbriger
t^rannifd^er Slegierung fid^ ju ©id^em grunblü^
Der^a^t mad^te unb einen Aufruhr l^erporrief, bei
beffen 92iebertt)erfung er ©id^em DoUftonbig }rr-
ftörte, aber felbft baSSeben einbüßte (»ic^t 9, 2B%),
3n ber gfolge marb ©i(^em feiner günftigen äge
megen mieber aufgebaut, ©(^on unter S)aDib toiib
es ermäl^nt (^f. 59, 8) unb erhielt mü ber 3*
eine mel^r als gemö^nlid^ Sebeutung ; benn ffia
Derfammelte ftd^ nac^ ©alomonS ^obe boS Sülf,
um bem neuen ffönige gu l^ulbigen (3 ftön. 12, 1.
2 $ar. 10, 1). 3eroboam fd^Iug ju ©id^em feine
Steftbeng auf unb baute bie ©tabt bemgemö| vm;
fte blieb bie ^auptftabt Don 33rael, bis bie Idnig*
lid^e 9teftben3 nad^ ^l^erfa Derlegt tuarb (3 Aon.
12, 25 ; 14, 17). Unter ben $erfem toorb ©i^em
ber SWittelpunf t beS ben ©amaritanem (f. b. %1)
eigentpmlid^en SultuS, unb gur 3eit 9ksaiibci§
b. ®r. marb auf bem ®arigim ein Xempel erbont
3n ber gfolge ermähnt ber Serfoffer bed Scdc
fiafticuS bie Semo^ner Don ©id^em al8 ein «m«
DerftönbigeS SoR" ((Sccil 50, 28). S)cn Xaapd
auf bem ®arigim gerftörte 3ol^anneS ^vrcomid,
nad^bem er faft 200 3cib^ beftanben l^tte (Joi.
Antt. 13, 9, 1). Aleianber 3onnau8 loarb bd
©id^em Don 2)emetriuS DoOftonbig %f\ifiagai
(ib. 13, 14, 1). Sei ©id^em (©id^ar; 3ob.4,5)
l^tte 3cfuS bie Unterrebung mit ber ©amotitE*
rin, unb er blieb infolge berfelben )tDti Xoge p
©id^em. Unter SeSpafian (72 n. (äft.) VOKiSb 01
©teÜe Don ©id^em baS rafd^ aufblül^enbe $Mt
92ea))oliS (f. b. Art.) gegrünbet; bie Setootncr
nannten bamalS bie befte^enbe ©tabt SRabott^a
(Jos. B. J. 4, 8, 1) ober ÜJiamortlJa (PliiLH.K.5,
13 [14]). 92eapoUS blieb gur römifd^ ftoifeiieit
eine ber bebeutenbften ©täbte in ^aläfttno (Amn.
Marc. 14, 8, 11). S)er alte 9iame ber &sM
lebt ie|t in ber gorm 9{abluS fort, bem SBomen
eines S)orfeS, in toeld^em ftc^ nod^ eine nehteSe-
meinbe Don ©amaritanem finbet. 3uftiiutiS Vtoatb^t
mar l^ier geboren ; ber b^gantinifd^e ftaifer 3^
baute auf bem ®arigim eine Snarienfird^, 3uPi'
nian fteQte fünf abgebrannte JKrd^en ber ©tabt
mieber l^er. 3n ben Dormol^ammebanifd^ ^äff
l^unberten mar ©id^em ©i| d^rifilid^er Sifd^fe,
meldte auf ben Soncilien erf(^ienen unb unte»
fd^rieben, g. S. gu 3erufalem 536 C^ansi VIII,
1173); gur 3eit ber ffreuggüge tourbc ber »•
fc^ofS)i| erneuert. %uf ginlabung ber ^SeiDO^
mürbe ©id^em Don Suftac^iuS, bem Sruber (Sott*
friebS Don SouiUon, unb Don ^ancreb be^|t, fpfiler
mehrmals, g. S. gur 3eit gulco'S Don 3erujoIe«,
1 burd^ bie ©aracenen erobert unb ge)>Iunbert (f.
iSS
Sicilianifd^e aJtonard^ie — etcilien.
254
»iiiDcfan. Tyr. Hiet. rer. transm. 9, 11 ; 14,
iVi, ober ^fta Don ben Cl^ften toieber genom«
«ff. btS t9 feit ehDQ 1244 in ben &önben ber
Tb^umnäMiiicr blieb. Slo^ ^eute ift 9{obIu8 be-
dcitmb buzt^ Snbufirie unb ^anbel; bie 6in*
seiner ftnb anxnbtg unb tDtbetfpdnfiig unb ftel^en
3kr ibcm eigenen @d^etf^8; fte machen bem
(^ite }u 9)oiiui§cu3 üiel }u fd^offen, »enn er fie
a Cidiiuiig fKxIten totO. (Sgl. Stobinfon, $ala-
rsa m, $alU 1842, 315 ff.; !Reue bibl. gfor-
^n^goL Scriin 1857, 168 ff.; Appel, Quaest
:!^ rtl»« Samarit. [Dis9.], WratisL 1874, 26;
'. »sd9, in Palest. Explor. Fund 1877, 149 f. ;
•loQ^er andKitehener, The survey of Western
MemoirsII, London 1882, 203 ff.;
; 0ef4i(4te beS iübifd^ien SJoßeS gur Seit
yrc fBfOß I* Seipgig 1890, 546 f.; »ö^rid^t,
BxibotfL geogr. Palest., Serlin 1890, 734.
*>i.» [ftaulcn.]
SidUadf^ ^^lum^e, f. Monarchla Si-
^tdOudf^ 9e^ar l^i|t bie Mutige gr-
Adung ber StcOianer gegen bie gfranjofen, bie }U
uJono (1282) begann, unb gmor ber Sage ju-
*:49r bd bem ®IocfengeISute ^ur Sefper. SSon
!)e ^wif^tftobt bstttetc fi(^ ber Vufftanb über bie
f3}e3nfel oitS, iinb j?arl Don ^njou, bem ftönig
a.3 Jliopd unb @tcUien, gelang eS nid^t, bte-
t^ »tebrr )U ccobtxn, Sbie ßr^ebung ber @ici-
rxir gegen eine l^ronnifd^e Sfremb^errfd^aft ift
c bep^Un 9e)ie]^ung oon unioerfalbiftortfd^er
Siistigpcit 3tterfl, iseil fic ber 9u8bc]^nung fran-
t^iäfn f^eirfd^oft nadb b^m Often l^in in bem
S-^eobfide ein 3i^I feftte/ a(S fforl ^on 3(niou
^ o^eie^ Sonflanttnopel ben !ßaIäoIogen n^ieber
fsaa^^nm unb bie in @rie^en(anb (bamalS
ftrqzaxdm^) f^on Beftel^be fran}öfifd^e $en-
'6m neu |tt begnmben. Sann, toeil fie mit einem
fXiU Sküim aum aRiltelpunfte ber $oIitif aller
Lnraj^oaten ber fiMiniJd^-italienifd^en SBud(|t bed
SnzMmecrcS nuu^te, bte bebeutenbften @taaten-
^ctSixäfft dnberte, bie Srogonefen bleibenb nad^
izü3a füide« bie Srtonjofen, meldte toit in
YhM fe oodb in ^eutfd^Ianb ben SKeifter fpielen
a£kx. sioong, fid^ ooc bem SBe{}en in 9d^t ju
x^Bn. eiibfnt^ bie erbtfidenbe @d^u|^mad^t, teeld^e
ye ncB^iilantfi!^ ftönig bem römifd^en @tuble
gdtenb mad^te, ollmälig erleid^terte.
'^^ OSETonbcnrngen rief aber baS SlUcn un-
(Emgni$ in SBejug auf (irc^Iid^e Ser-
ffovoT. Snnocenj lY. b^tte felbft bie
er Paifer Sfricbrid^ 11. aufgerufen,
^ te alte ffrttl^eit mit SBaffengetoalt mieber
z eaPRben. 9» am 31. 9Rära 1282 bie $a-
cxttier über bie Sfran^ofen b^tfielen, am
:• ipiü aiulb BReffina^ boS eine Seitlang ge-
boür, fidb gegen bie Slegieruna t)on Tieapel
bie €tabte fti^ eine repubUfanifd^e Ser-
gpben unb bann @icilien unter baS 2)o-
ber zömir^en Riv^ {ieSteu, nal^m ^opfi
TV., ber^nmiofe, biellntertocrfung nid&t
an. ^uf bieg l^in loanbten fid^ bie SDe))utirten ber
@icilianer an ffönig $eter oon Siragonien, ben
Srben ber @taufer, utü) biefer na^m bie i^m an»
gebotene ffrone an. 3e^t mürbe bie @orge ber
^äpfte getbcilt, feit in i^rcm SRüdCcn biejer ^anU
opfel ber @eemdd^te niebergefaUen mar. I?arl Don
9lniou mar formell red^tmä^iger ^errfd^cr ©ici-
lienS gemefen, ber blutige Sufftanb trug ben S^a-
rafter ber Sm))örung, bie Stnnabme ber jhone ben
ber Ufurpation an fid^ ; bie giöpfte befanben ftd^
fomit in ber Sage, ben Sortl^eilen entfagen ju
muffen, meldte bie (Empörung bar^ubieten fd^ien.
3a fte mußten bie Siedete ftarld oon^niou fd^ü^en,
beffen S3crfabren fic fclbft, menigftcnS bie bcftcu
unter ibnen, l^öd^lid^ mi^iUigten. @o !am eS,
bog in SBe)ug auf baS SSerfal^ren gegen @icUien
eine betna|e oollfommene Uebereinftimmung ber
$ä)}fte l^enfd^te, obmobi aud^ bie{e @icilien nid^t
mebr unter baS 3od^ ber ^niouS jurüdCbrad^te.
fieiber liejs ber im SBeften entftanbene @treit unter
ben @eemö(^ten, bie Spannung, in meldte 3talien,
gfranfreid^ unb Spanien oerfe^t morben maren,
bog beiKge Sanb in einem 9Jlomente im Stid^e, mo
eS, am l^eftigften angegriffen, bie unfehlbare Seute
feiner ®egner merben mu^te, menn ni(|t eine !raf t«
ooOe S)ioerfion in ^frifa, ein nad^brüdfli(^er 3ug
in ben Orient gefd^ab. Sd^on neun 3abre na^
ber ftcilianifd^en Sefper pel ^tolemais, unb bie
ftüfte ^alöftina'S mürbe oon ben ftegenben 97toS-
lemin mit £rümmerl^aufen gerftbrter Stäbte be«
bedCt, um ben ffampfpreiS jiDifd^en bem Orient unb
bem Ocribent mertbtod unb unl^altbar ju mad^en.
^ber erft smölf ga^re nad^ bem gfaDe oon ^tole»
maiS erfolgte bie SuSföl^nung Siriliend mit bem
römifd^en Stuble (3uni 1 303), nad^bem ber ftrieg
20 äabre gebauert, oier gro|e Seefd^Iad^ten, brei
gro|e Sanbtreffen geliefert, ber 3ebnte Oon gang
Suropa, ber ©d^a( ber $ap{ie, bie 93eifteuer ber
guelfifcben Stabte Italiens, an 300000 Ungen
^olbed, baS 99Iut oieler 3:aufenbe frud^tloS ber-
geubetmorben. Sidlien blieb unbegmungen; $apft
©onifQtiuS VIII., meld^er enblid^ ben gfrieben
gefd^Ioffen, marb einige 9Jlonate fpöter oon ben
gfranjofen bis auf ben 3:ob mi^b^nbelt. äBieber
fünf Saläre, unb oer römi(d^e @tubl toar in bie
aoignonefifd^e ©efangenfd^aft abgefubrt morben.
(9$gl. bie Siteraturangaben bei Lozzi, Bibl. ietor.
deUa . . . ItaHa 11, Imola 1887, 258 sgg., unb
^ottbaft, Bibl. bist. med. aeyi 1, 2. 9uf[., Berlin
1896, 230 f.) [0. S)öfler.]
^»icitien, bie größte oon ben Snfeln beS mittel-
länbifd^en ÜReereS, nad^ il^rer geogropl^ifd^en Sage
)ur italienifd^en ^olbinfel gebörig, l^at in polt-
tifc^er Segtebung bie mannigfaltigjien ißerönbe-
Hingen burd^gemod^t. Sine eigene S^^naftie unb
eine felbftänbige politifd^e Stellung erlangte bie
3nfel nie. SHc längfte 3eit (feit bem 11. 3abr*
bunbert) blieb fte, iebod^ nid^t ununterbrod^en, mit
5leapel (f. b. Slrt.) alS ^Äönigreid^ beiber Sid-
lien" bereinigt (ogl. aud^ b. Srt. 3talien), bi§ fte
1860 bem neuen l?dnigreid^ Stalten aI3 $robin;i
255
©icilien.
256
einDcrIcibt tt)urbc. ®ic Slnfänge bc§ El^riftcn-
tl^umS ouf ©icilien lafjcn ftd^ auf ®rimb bcr
bcrjeitigen Ibiftorifd^cnDiicIIennid^t üor bcftimmen.
2)0^ ber 1^1. $QuIu8 bei feinem furgen ^ufentl^olt
in ©9racu§ bort trgenb eine SRiffionStl^fttigfcit
entfaltet l^ötte, unb fomit Don ha an bie S^riftiani-
firung ber 3nfel ju batiren wäre, löjt ftd^ bem
3:ejte ber apoftelgefd^ic^te (28, 12) in feiner SBeife
entnel^men. SBo^l ober ift eS fiicrouS ju erflären,
toenn bie ftcüianifc^e ffird^e, nod^bem fie einmal
organifirtwar, il)reerftcn Anfänge in bicapoftolifd^c
Seit gurücfjiibatiren fudEjte (f. b. ^rt. Stauen VI,
1053). yia^ ber fi)racufanifd^en Socaltrabition
l^ötte nämlid^ ber \)l ^etniS üon 9Intiod^ien au§
bie nenbefel^rten Syrier 9Karcianu8 unb ^an»
aatiuS al§ ^oftel bed SoangeliumS nad^ @icilien
gefanbt (AA. SS. BoU. April. I, 237 ; Jim. II,
788), unb jener l&ötte bie ©emeinbe Don ©^racuS,
btefer bie Don ^auromenium gegrünbet. S)iefe
Segenbe ift in einer ben ßrcigniffen ju fem ftel^enbcn
Seit entftanben, al§ bafe fie ®Iaubn)ürbigfeit be-
anfprud^en fönnte; wol^I aber bürfte l^ierburd^ bie
l}i[torifd^e ^l^atfad^e jum ^uSbrud fommen, ba^
bie erften ^riftlid^en ©laubenSboten Dom Orient
nad^ @icilien tarnen. ®ie^ beftötigen aud^ bie
ölteften d^riflliti^cn ©enhnöler unb Snfd^riften ber
Snfel (f. S3. ©djul^e, ^rd^äol. ©tubien, SBien
1880, 121 ff.; 3of. pl^rer, (Sine wichtige ©rab-
ftötte ber ftatafombe öon ©. ®ioöanni bei ©ijra»
cu§; mit einem 9lad^trag: ^wc ©rabfd^rift auf
®eobata, 5Künd^en 1896; ögl. aud^ AA. SS.
BoU. Jul. VII, 176). S)agegen f priest frcilid^ ein
©d^reiben be§ ^opfte§ Snnocenj I. Dom Saläre
416 an SBifd^of ©eccntiuä Don ©ubbio, loomad^
©icilien Don SRom au§ d^riftianifirt toorben tt)äre.
S)er $apft fd^reibt barin : Manifestum (est), in
omnem Italiam . . . atque Siciliam et in-
sulas interiacentes nullum instituisse cccle-
Bias, nisi eos, quos venerabilis apostolus
Petrus aut ejus successores constituerint
sacerdotes (f. Migne, PP. lat. XX. 552). ®er
Srief bürfte jebod) n)eni9cr ein 3f"9niB für bie
eigentlid^c 5Kijfion§gefd^id^te ©icilicn§ enthalten,
ol§ Dielmcl&r ein 93eleg fein für bie bamaligc
römifd^e 3:rabition. ®a§ crfte !)iftorifd^ Derlä^-
lid^e S)ocument über bie ficilianifdje ffird^e ift ein
Srief ff aijcr 6onftantin§ Dom 3a^re 314 an 93i«
fd^of e^rcftuS Don ©tjracuS (Euseb. H. E. 10, 5,
21) ; bcr ^ifd^of tt)irb barin jum ßoncil Don ?lrle§
eingclaben, tt)o er aud^ eine I)erDorragcnbe KoUe
fpielte. S)arau8 ergibt fid^, ba^ bamal§ bcr Sifc()of
Don ©pracuS bereits eine überaus angefe^ene
©tcUung cinnal^m, unb bafe ba§ gl^riftcnttjum
barum auf ber 3")el Idngft fcften Scftanb l^abcn
mufete. hierfür fprid^t aud^ baS in bcr becifd)en
ß^riftenDcrfoIgung ju Eatania erfolgte SJlartijrium
bcr 1^1. ^Igatl^a (f. b. ^rt.), beffen ®efd^id^tlid}feit
ou^er grage ftcl)t, tt)nm awd) bie ^ctcn mand^eS
UnjuDcrläffigc cntl^altcn (Dgl. and) ®örre§. Siein.
e^riftcnDetf olgung , 3ena 1875, 80). Slu^er-
bem bered^tigt gemi^ ber blül^nbe ©tanb ber
gegenübcriiegenben afrifanifd^en SHcd)t tnie ber
Italiens ^u einem biegbejüglid^en 9tä(ffd^Iu| cvii
©icilien. ^iemad^ mirb man bie erften llnfdnge
be§ S^riftentl^umS auf ©icilien gan§ nal^ an bä
erfte d^riftlic^e 3al^rlj|unbert ^leranrüdfen bürfen.—
%n bem xa\ä)m ^ufblül^en ber JKrd^e im fn*
gemeinen unter unb nac^ (Sonftantin na^
freilid^ aud^ ©icilien ^l^eil ; bie 93dIftrioanbennu
bagegen hxa6)it, toie über anbere S^nber, fo onj
über ©icilien Derl^cerenbe ©türme, ©d^on Um
437 an begannen bie arianifc^en SBonbdto Don
nörblid^en^lfrifaaug i^re Staub« unb ^lünberungl*
güge nad^ ©icilien, bis fd^Iie^Iid^ 455 bie gan)e
Snfel bem Sanbalenreid^ einoerleibt »urbe (Vict
Vit., Bist, persecut. Afric. proyinciae 1, 4).
S3on ba an t^eilten bie ffat^olifen ©icilienS bot
traurige SooS i^rer ®IaubenSgenoffen unter ber
^errfc^aftberunbulbfamenunbDerfoIgungSIujKgen
Sanbalen (f. b. 5lrt.). ginige ©efferung ImSfit
für ©icilien bie Dflgotenl^errfd^aft unter bem
großen X^eoborid^. ^US bann ber bp^ontirnj^
gelbberr Selifar 535 ben ffrieg gegen bie Djt-
goten begann, !am ©icilien lieber an ©93011}.
Sro^ ber traurigen äußern Sage ber ficüifflrf^
fd^en jKrd^e nal^m biefelbe boä) lebl^aften 9»
tl^eil an ben inncrfird^Iid^en tbeologifd^en flön^
pfen jener S^tt. ©0 pnbcn toir auf ber Diettei
allgemeinen ©pnobe ^u Sl^Icebon (451) eim
ficilianifc^n ©ifd^of, ^aSd^afmuS Don 83^
böum, als Segaten $apft Seo'S beS ®n)|aL
— SWit ber b^jantinifd^en §crrfd^aft famen für
bie ftcilianifd^e ftird^e tt)ieber beffere 3:age, nib
biefelbe fd^eint fic^ Don ben Irrten ©d^I^en bei
Danbalifd^en Verfolgung rafd^ erholt 3U ^oicn.
3n biefe 3eit ber 9teftauratton burften at^ Mi
befonbcrS innigen ©e^ie^ungen gurüd^ubdires
fein, in benen Don ba an bie ftcUianifd^e ttixSft
jur römifd^en ftc^t. 3m Saufe beS 6. SaWnm
Berts erlangte bie römifd^e Äird^e auf ©iciftai
einen ganj auSgebel^nten ©efij, ber unter ©regorL
(590—604) jwei Patrimonien umfaßte, UA
fpracufanifd^e (im ©üben unb Often) unb M
panomütanifd^e (im 92orben unb SBefien), nit
gufammen 400 ^öfen (f. ®rifar, in ber S^W^-
für !at^. Ideologie I [1877], 828 ff.). 3urSef
loaltimg biefer ©efi^ungen befteUten bie P|rpe
SRectoren (f. Lib. dium., ed. Sickel, n. 51—54),
meldte Dielfac^ in ber Sigenfd^aft Don pöppl«!^
Segaten juglcid^ aud^ bie ürd^lid()e Oberouffi^t
führten (Dgl. Gregor. I. Reg. 1, 1 [Mon. GÖin.
bist. Epist. 1, 1 sq.]). S)ie ficilianif d^en SiStp«
crfd^einen bamit in ber ©teUung ber fog. fuintrii^
cor ifd^en Xitel alSSRom unmittelbar unteiftent^bo^
Dcrblieb bem fQracufanifd^en !93ifd^of feine fniten
bcDorjugte ©teUung, unb jur 3cit ®regorSL et»
f d^eint IBif d^of 9J^a;imian alS vicarius apostoliete
Sedis (j. Gregor. I. Reg. 2, 8). ffiiefe tnräB»
33e5ie^tmgen smifd^en 9lom unb ©icilien ougetteA
fid^ aud^ barin, ba|| in biefer 3^t eine 9tei^ Hm
©icilianem ben römifd^en ©tul^I befHegen, fo
Slgatl^o (678), Sco IL (682), (5Dnon(686), ^
i"
©teilten.
258
^-i l '657). Sie Setbinbung €icUten8 mit
Lr ssxtc okr pld^ti^ gctDoItf am jeniffen burc^
^ 5a«fteü (T. b. «tt.). Um pd^ am ^^\i
ks tzttn |UsM4 S^ tfid^cn megen bed SBibet«
^e$ 9egn 5m Silber^unn, janbte ftaifer £eo
*:;ic78r7S2 etneSlotte naq Stalten, lu^ bie
rces^Wrinumim auf Sidlien für ben gfiScud
rA-1, vi Mf SiSt^umer eicilienS tote bie
sscjMI loib bcr ^roDins SO^rien k)om 93er-
^ ia Sosi Io0 unb unterftellte fie bem ißa-
TztiwttConjlontinopel S)teferer](|o&6QracuS
r S^zopolc for SicUien mit 14 €uffroganft^en;
»ja: «mibe ijeml Xro^ biefer böjantinif^
!kttita! (dttm bie fird^Iid^en Sejie^ngen
iztsä fa Som iiid^ auf, toenn fie aud^ felbft-
cTic^ü^ ttbcxaiift orf c^n^ert maren ; bie Spä))fte
;*r tatoi tist foitiofil^tenber Sieclamattonen
:! Ssfo^ Ute iDuber ju i$nm frütiem SBefi| auf
r.x^» tonnm. UcbrigenS bouerte bie bpjan-
Tifc ^orftMi auf 6ictlien nid^t mel^r aa}U
r^ e^on feit SJlUte beS 7. ^al^rl^unbertS
iiifilst Mr 9cfimna befi 3SIam Dom naiven Sfrif a
2i mA bcr frönen 3nfel fRouh unb $Iünbe-
-z-pffigt, iDfb^txm 827 an fid^ ju organiflrten
^sdooglittgen gefhitteten. Xroj^pelbenmütl^iger
«esoD^ ba d$rifUt(^ Semol^ fiel @tabt
r 'S:abt in bie ^anbe ber fonatif^en ÜRodlemin,
1 $Q|m oitfctU^be C^ilfe nid^t ju leiften Der-
rsOL Stil bcm fJfoSe ber 9RetropoIe SpracuS
•ri vor bie Srobenmg bcr Sufel fo gut toie
.iddd SM e^idKoI ber c^riftlid^en IKrd^e
r &cSm Bwr mm lo jiemlid^ baSfelbe toie tn
ia aitan nm^cunineoanifd^ {)errf d^ft unter-
sdsa Sbibcnt. Ihzd^ unb iMöfter mürben
^äixtt, fpSbxt, entmeil^, in SRofd^een oer*
sMt; bcr i^rifm^e (Sottedbienß in bie 93er-
.T3a4(ü||ifttdgebrQngt,bie9eIennerbedffreu)e9,
ac h md^ opoflatlrten, l^elotiftrt unb taufen-
»k: J^EBtiimcn unb Unbilben ausgefegt. Sie
■na^eüm Scrfuc^, bie bon 999}an2 mie t)om
s^iäm Sbrnblanbe ou8 gemacht mürben, bie
.nA ba uuoitrbisen Sflaoerei mieber )u ent-
^, p^itm mdflenS nur }u nod^ ](|drterer 99e-
tzinq ber |icQianifd^ Sl^rifien. Srfi baS
V^vf 9oK ber 9lormonnen brod^te ber gefned^-
s: Jht^ «4 €KriIien enblidf) bie ^reil^eit mieber.
ia% ber nur^rttn ®emaltt^aten unb ®raufam-
1^ Qon Seilen bcd ^IbmonbeS tonnte namlid^
1*:^ (Inflnii^ttm auf ber 3nfel bod^ ntd(|t ganj
«sgR^Oet mcrbetu Ueberall fanben fid(^ nodQ
f iäai mb iiielecortd aud^ d^rifütd^e (Bemeinben.
fememSricgSgug, ben ber bQjantinifd^e @tatt-
VK^QntiritafieitS 1087 nad^ SicUien untemal^m,
^^m er 15 000 d^ftlid^ Sflooen au9 ber ®e-
"3|5i|4aft 9h>4 tfiudlid^er mar ber Stottl^olter
!j&ixci in 3- 1089 , inbem er @Qrocu8 er-
'«3, bfs »cl^er Gelegenheit bie ®ebeine ber
L Ärio (f. b, ^xL) aufgefunben mürben. Sei-
ys^jcogtn oOe biefe Sifotge burd^ bpgantinifd^eS
>:a9mleni(um ebenfo roftj^ mieber oerloren.
'^ bffi f^ibfiftigm Olormonnen (f. b. 9rt.)
gelang eS, bie Snfel bem Sl^riftentl^um mieber
oo&ftönbig gurüd}uerobem. Sm 3. 1016 maren
40 normannifd^e Stitter, oon einer ^ilgerfal^rt
nad^ ^löftina }urüdlfe]^renb, in Salemo ge-
lanbet, als bie @tabt eben oon einer faraceni-
fd^en gflotte l^art bebrönat mürbe. Sofort griffen
fie mutl^ig in ben Raxnp] ein, fd^Iugen ben geinb
unb retteten fo bie @tabt. 2)iefe erfte glfidElid^
SBaffentl^at verbreitete rafd^ ben Slu^m ber nor-
mannifd^en gelben unter ben oon ben SRoSlemin
jieiS bebrol^ten Semol^nem UnteritalienS, unb
tl^rem SBunfd^e entfpred^enb (amen oon 1017 an
immer mel^r 9iormannen nad^ Unteritalien, ^ier
grünbeten fie burd^ il^re Xl^atfraft in SBöIbe baS
^ürftentl^um 9berfa unb oerbrängten oon ba au8
fomoldl bie einl^eimifd^en lombarbifd^en Surften
mie audb bie b^gantinifd^e ^rrfd^oft nad^ unb
nad^ oouflänbioL, fo ba^ bie beiben Srfiber Kobert
@ui8carb unb Stoger fd^Iie^Iid^ ^erten k)on gan)
Unteritalien mürben. S)a| i^r friegerif d^ Xl^aten-
brang fte bon ba fd^lieflid^ aud^ nad^ Sidlien
Si^ren muffe, mar felbftoerftönblid^. 6d^on bei
en bQsantinif^en Untemel^mungen ber 3a^re
1037 unb 1089 litten 9lormannen mitgefömpft,
unb le^tere foDten bie gfrfid^te ernten, meldte bie
b^gantinif d^en Sntriguen Derf d^ergten. S)em eigenen
Verlangen ber 9tormannen ifam innerer 3mift ber
faracenifd^en Sfürf^^ <^f @icilien förbemb ent-
gegen ; jugleid^ fanben erftere Diel Unterftü|ung
ourd^ bie nad^ Srlbfung feufgenben Sl^ften, bie
in Dielen @tftbten nod^ }iemlid^ gal^Ireid^ maren,
fo gu Catania, SpracuS, Palermo, 93icari, $e-
tralia. 9m meiflen Sitten fanben ^ im bfi-
lid^en X^eile ber gnfel in SSalbemona, fobann in
ben mefUid^en X^ölem befi SRabonia-Sebirged.
93on einem faracenifd^en gfürften gerufen unb Don
ben bortigen (El^rifien l^ei^ erfel^, begann 9loger
im gfrfll^ial^re 1061 feine SroberungSgüge auf
Sicilien, mo er im SBerein mit feinem ioruber
Stöbert bie normannifd^e ^errfd^ft in mut^igem,
auSbouembem Kampfe immer meiter au§befnte.
3m 3. 1072 mürbe ^lermo genommen unb fo-
fort mieber in eine d^riftlid^e @tabt umgemanbelt.
Ser bisher im Serborgenen mirfenbe Grgbifd^of
mürbe feierlid^ in bie frül^ere Qxttl^ebrale geleitet,
bie aus einer SRofd^ee mieber gu einer d^riftltd^en
ffird^e eingemei^t mürbe. 9ud^ anbermörts mür-
ben ie^ mieber btfd^öflid^e @i^ errid^tet, unb
1088 beftätigte @regor Vn. bte fftrd^en))roDing
talermo (f. b. 9rt.) mit ben i^r gugetl^eilten
uffroganft^en (Jaff^, Reg., 2. ed., n. 5258).
aiKt bem tjfalle $aIermo'S mar gmar baS @d^id!-
fal beS ftcilifd^en SilanbeS entfd^teben, allein {Roger
^atte bod^ nod^ ein fd^mereS @läd( Arbeit, bis er
in gal^Ireic^en £in}e(!öm)}fen bie faracenifd^e Ttaäft
au^ im Süben gebrodfien unb bamit Do&ftänbig
Don ber 3nfel Derbrängt l^atte. 2)ie^ gefd^Q^ im
3. 1090 burd^ groberung bcr Stöbtc !Roto unb
SButera. 9Rit ber ))oIitifd^en ßroberung ging aber
aud^ bie retigiöfe ^anh in ^anb ; benn Stoger er-
ad^tete ftd^ infolge beS glüdRid^en ^ortgongeS
9
259
Sicilieiu
260
feiner friegerif d^en Untemel^munöen otö ein bef on-
berefi SDBerfaeug in ber C^onb ®otte8 gut SBieber-
l^erfteDung bed long tmb graufam t)erfoIgten
S^rtftentl^uniS. UeberoD erftanben neue ftvt^m,
alte tourben rejiaurirt, S)iöcejen ctrid^tet, Sifci^öfe
unb $rie[ter ongeflettt, furg feine SKül^e unb feine
Arbeit gef(i^ut, um baS (^^ripentl^um auf Sicilien
in früherem ©lanje erftel^n gu lafjcn. ©o fann
%oger mit gutem Sted^te nid^t nur aI8 Befreier
ber Snfel, fonbem oud^ alS SReorganifator beS
bortigen Sl^riftent^umS unb ber jhrd^e angefel^en
werben. Son biefem ®efid^tdpunfte auS begreift
eS ftd^ leidet, tDenn fo l^onagenbe SJerbienfte
f irddlitficrfeitS gong bef onbere ?lnerfennung fanben.
@oId^e tDurbe SRoger m Sl^eil burd^ bad il^m gu
@aIemo 1098 t)on urban IL Derlie^ene ^riiii-
leg, tt)oburd^ er unb feine Söl^ne auf SebenSgeit
3U opoftolifd^en Segaten für @iciUen ernannt
tpitrben (f. Gaofr. Malaterranus, Hist. Sicula
4, 29, bei Muratori, Scriptt. rer. ital. Y, Me-
diol. 1724, 602; Jaffe n. 6562; @entiS, S)ie
Monarchia Sicula, gfreib. 1869, 246). ^nberer-
feitS l^tc fd^on Stöbert ©uiScarb gegenüber 9Hco-
Iau§ II. (1059), bann auf's 5Reue gegenüber 3lle-
lanber II. (1062) unb ©regor VH. (1080), »ie
für Unteritalien, fo aud^ für ©icilien bie Ober«
le^enS^cnlid^feit beS $a|)fteS anerfannt unb burd^
il^n bieSelel^nung empfangen. Sel^Iid^ tl^aten Stö-
berte 92ad^foIger. S)ie^ in SSerbinbung mit obi-
gem ^riDüeg UrbanS IL fül^e gu forÜ)auemben
Derl^ngni^Doüen ffömpfen gtoif^en ben ^ßopften
unb ben ^errfd^em Don @icilien unb dlmölig
}u einer fird^Iid^en ^uSnaldmefteDung ber 3nfel,
mie fte fd^Iie^Iid^ im 16. ^a^rl^unbert in ber
fogen. Monarchia Sicula (f. b. ^ri) il^re angeb-
lich redS)t§fröftige @eftalt gefunben l^t StogerS
gletd^namiger Sol^n, ber bem SSater im 3ult
1101 folgte, üereinigte 1127 Unteritalien mit
€icilien, ertt)irfte ftc^ 1180 oom ©egenpapft
5lnaclet n. ben Sitel eine« ^ffönigS üon ©i-
cilien", ben il^m, troj anfänglid^ f^roff« ^b-
le^nung, fd^lie|Ii(^ aud^ ^nnoceng II. 1139 be«
[tätigen mu^te. !Sßon ba an toerben bie beiben
Kei^e bieSfeitS unb jenfeitS beS gfaro al§ politifd^
§ufammenge]^5ngeS ©anje betrad^tet, tro( geit-
»eiliger b^naftif^er Srennung. Selbft bie größten
5(nftrengungen fonnten ber Snfel nie mcl^r i^re
©elbflönbigfeit erringen; bagegen beioal^rtc ©i-
eilten in fird^cnpoIitifd)er ^infid^t eine ©onber»
fteEung, toelc^e nod^ ungünftiger toar al§ bie
SteapelS, fo gro|e g-ortfd^rittc aud^ l^ier ber 6ä-
fareopopiSmuS mad^te. @o entl^ielten bie fogen.
Dier ilapitel (Appellationen, Segationen, SBa^Ien
unb ßoncilien ; Ogl. Watterich, Vitae Pontif.
n, Lipsiae 1862, 352 sqq. ; ©entiS 248 ff.), bie
WogcrS U. ©o^n, SBil^clm L, 1156 ^pft
^abrian IV. im fogen. ßoncorbat öon Seneoent
abtrotte, für ©icilien nod^ ungünftigere SJeftim-
mungen al§ für baS SReit^ 3teapcl. ©crabe um
biefe öier ffapitel unb baS ^riöileg UrbanS n.,
beren Sted^tSinl^alt, ©ültigfeit, aJtobiftcationu. f. xo.
brel^te ftd^ ber ial^rl^nbertelange Stampf jjan^äfm
ben ^[iopften unb ben ^errfd^em ©icUtenS, tucA
immer für einer S)9naftie bie lederen au4 on»
geboren mod^ten. — 3m Sai^e ber Sa^unbeile
folgten ftd^ nömlid^ in ber fyxx^ä^ft ©idfienl
oerfd^iebene S^naftengefd^Ied^ter. 93on ben Nor-
mannen fom baS SRei($ burd^ (hbfd^ft beS ffotfof
^einnd^ VI. an bie ^o^enflaufen, Don bicfn
1266 burd^ pöpftlid^e Skrlei^ung an boS ^
Slnjou. Sie SSBillfür^rrfd^ft ber Ie|teren fü^
1282 gur fogen. ©icUianifd^en Setoer (f. b. «rt),
tooburd^ bie Snfel alS eigenes Ifdnigreid^ tm
92eapel loSgeriffen mürbe unb an boS SgcaA
Aragonien fam. fie^tereS ti)u|te ben 9efi| ber
Snfel gegen bie ^ßöpfie unb Sf^^^utgof^ nfold*
reid^ 5U oertl^eibigen unb 1442 ouc^ baSSRcid^
92eapel, bidl^r „©icilien" genannt, miebermitbff
Snfel, bie feit ber aragonifd^en ^errfdgaft bm
Flamen Znnacrien trug, gu k)ereinigen. 92a4 ben
fpanifd^en Srbfolgefrieg tourbe bie Snfel ©irifim
im Sfneben oon Utred^t 1718 auf tuqe 3ett 6a-
ooQen gugefprod^en, fam aber fd^on 1718 aa
Oefterrei($, baS 92eapel bereits befa^, aEein f^os
1735 burd^ bie fpanifd^en ^Bourbonen auS beibm
SReid^en Derbröngt mürbe. Snblid^ erfolg 1860
bie Sinoerkibung „beiber ©icilien" in bol
flönigreid^ 3taUen. — 2)ie Sage ber ftird^ &>
cilienS mar unter allen biefenDerfd^iebenm2)9itt>
ftien immerfort giemlid^ gleid^ ungünjüg. SHeooi
ben 92ormannen eingeleitete omnipotente ffird^
ftaatSbob^it tourbe k)on allen folgenben S)9na^
forgli^ beibel^alten unb t)erflanbni|inntQ meittr»
gebilbet SBie bie fiaatlid^en, fo muri>en au4 ^
^oberen unb einflu^reid^eren JKrd^fieOen Rgd-
mö^ig an 9(nge!^örige unb SonbSIeute ber ie*
treffenben S)9naften hergeben, b. 1^. an 9t(n>
mannen, S)eutfd^e, granjofen unb @)xmter. 9bi4
jal^rl^unbertelangen Slnftrengungen erl^ietten Me
3nfulaner enbli^ t)on ffarl V. bad 3ugeßfinbi$
ber ©leid^berec^tigung mit ben ©paniem, fo ba|
iebeS einzelne SBeneficium abmed^felnb mit ein«
©icilianer unb einem ©panier befe|t merben jdUt
^ber aud^ bie je§ 3ugeftanbni| mürbe t^idjoqv»
gangen unb tn ^ölbe toieber DöSig au^ l^t
gelaffen. ©rft Uarl III. befttmmte am 4. 8|»nl
1738, ba| bie 93i§tpmer, Abteien, eonoiM
unb anberen Seneficien nur ©icüionem oerli^n
merben bürften. 9lud biefer Sel^anblung fird^Fu^
Seneftcien erflört ftd^ aud^ bie fird^enpoGtiji^
©teUung ber ftcilifd^en Prälaten, ©c^on M
bei ber erften (Eroberung ©iciUend burd^ biexor-
mannen mar bie JHrd^e ber Snfel mit nic^So«
tationen bebad^t morben; baburd^ muä)eii b»
^irölaten, öl^nlid^ mie in anberen germanifil^
©taaten, ju einfiu^reid^en 93afaDen bed nomoB-
nifd^en ^ubalftaateS. S)a]^er erfd^einen fie baa
5ttr 3sit ber Ütormannen- unb ^o^enflaufdi* wt
Qud) ber ^ragonefen-^errfd^aft an allai toiÜir
tigeren ©taatSangelegenl^ieiten actio beteiligt ind^
bei ben ©treitigfeiten ber f^fürften mit ber rSsn^
fd^en gune ftetd auf ©eite ber erfleren. Su^ W
in
Sidingen.
262
Vuttateiie bct Steiii^etf ajfimg berblieb
htM l^dSktoi oK elftem Stonbe ft(t3 ein üBet«
BJfqmbrr Cinfbi^ unb ber (l^bif^of t)on ^a«
isi» ftt^ tn ^loment ngelmälig ben 93or«
f|. SÜc anbete Sorone beSSmibed, leifieten aud^
2u ^Mtotm bcm ^enfii^et ben Sel^enSeib unb
^rh 6pxengeln bie cbile tote criminale
Sie üielfad^ Serfud^e ber zapfte,
iMcn SiWfe oi^ biefem Se^enSDerbanb
ha Damit ocdunbenen jbiatitdden Slb^ängig-
M Vrniiigittrilgn, untren bie ^errfd^et immet
fsdbäi |u pozolQJixen unb untDidfom )u mad^en.
£y hu miaaaka 6iciIienS in amtlid^er 99e-
pEtxn^ füfi &5fltg oom ffönigt||um ref|ortirten,
c »iBlin fi4 bie ^errfd^er aud^ in üermögenS-
yWrdjfr (^tnp4t eine faß ebenfo unumfd^rdnfte
Bcfo^l on. @4on bie Stormannen betrad^teten
Vs!» vie oU Seber, fo aud^ al8 Ie|te unb oberfte
Sowltcr beS fod^Od^en SeftteS. 9!od^ n)inifir«
^te oecfu^mi in bief er C^infidpt bie ^ol^enftauf en,
zs> Me gnaijofm überboten leitete Q>om5g(id^
ut in fgfßcnuittfd^er 93eraubung bed iKrd^en-
piEl; bk Srngonefen ober traten in mürbiger
Brqie^ bie Sii^ßoffen i^rer Vorgänger. @o
IJA etdlien feil ber 9tonnannen}eit burd^ a&e
jflWgwbfrtr (lerob in Krc^Iid^er £)tn|id^t in einer
tikuitoiptULunQ^ nie {ie ft^ a|nli(^ in feinem
.MUänbtfc^ Xeid^ mieberfinbet. (Erft bie
adm UflUDOIjimgen brachten aud^ biefen ab«
coua ^ildnben ein befinitiüeS ßnbe butd^ bie
Sdk ^isT IX. Snprema t>om Saläre 1864,
/ fsüidä 1667 (f. b. Sri Monarchia Sicnla).
.jjtalfa^ ber forttPdJ^renben Setgemaltigung ber
iz^^ ttii^ maren neben Ruberem gong be-
i^t)c§ oud^ me ^o^treid^en l)oIiti{d^ unb fird^en«
nütifd^ Aomfife, bie nomentlid^ unter ber ^ro-
^wpi'^fit^ifyijt bie fc^öne 3nfel an ben Kanb
>$ ScttccbenS bindeten. @icilien mor )ur ^o-
x^ gesotbcn inii htm 9tamen eines ftönig«
i^Mr mn fpomfd^ €tatt]^altem ober SSicc-
^n^iegtftt. <E3 »urbe alS fpanifd^e S^epenbenj
>ttaäf6A unb be^anbelt. Me Semü^ungen ber
Ji^xkner« bie 3nfel mieber }u einem felbftön-
:qRi 9aSft mit einem eigenen, in @icilien refi«
xstbea ftönioe gu er^boi, blieben erfolglos,
S3£ bun^ bie SinDerleibung in bad Aönigreid^
oään Dnxben alle bie|be)äglid^en ^opungen
xam^U^tlid^ für immer gu Srabe getragen. —
T» g^gunoottige S)idcefaneint^eilung ber 3nfel
cKSka ifi im fUL Stoßen VI, 1104 angegeben.
'!t^ mxl^ RAftliti« Pimis, Sicilia sacra dis-
I ^uBttonOma et notitüa illustrata, 8. ed.
nn MongüariBt Panormi 1733, 2 yoU.;
' t/ticiins, ThdBaoroB antiqoitatmn et hi-
I ftorMum 8ieiU»d» Sardiniae etc., Lugdmi.
I KauT. 1723 — 1725 , 15 voA.; K Amari,
I HaoM dfit Mnstilinani di Sicilia, Firenze
is>4 , 4 ToIL ; Moroni, Diz. LXY, 111 sgg.
'12 a^^; %. S. ®raf t)on @d^ad, @efd^. ber
izmsmcn in @icilicn, @tuttgart-Sei))gig 1889,
i 9dc ; Soft, ^einemonn, (Sefc^i^te ber !Ror-
mannen in Unteritalien unb @icUien bis ^um
auSfierben beS normannifd^en ftönigSl^aufeS I,
fieipäig 1894.) [ffnö})fler.]
$idiittgett, 3ran)t)on,ber ftreitbore ® 5n-
ncr ber rcligiöfen Neuerungen unb geinb ber hf
ftejenben Keid^Söcrfojfung , tourbe am 2. SJtai
1481 auf ber Sbcrnburg bei Jheuanad^ als ein-
jiger 6ol^n beS hirpfälaifd^en Dberften unb §of-
meifterS ©d^ioeifarb üon ©idtingen unb ber SDlar-
garetl^a Don ^ol^enburg geboren; }n)ei feiner
©d^weftem mürben ffloftcrfraucn, jioei l^ciroteten.
51IS fein JBater 1505 gcftorben mar, trat granj
ben bebeutenben f)auSbejt| mit mehreren feflen
Surgen an. 3nfoIge feiner ®ienftoerträge mit
ber $f al} unb mit SRain} fyittt er ftetS eine bebeu-
tenbe Snjal^I Don SanbSfned^ten unb SReitem bet-
fammen; aud^ aa ©efd^ü^ fe^e eS il^m nid^t. ^ber
burd^ feine amtlid^en^pii^ien in f ärftIid^enS)ienfien
lie^ er fid^ nid^t be^inbem, auf eigene gfouft fjfel^be
p pl^ren unb, unbelümmert um bie gntfc^eibung
Der orbentlid^en ©erid^te, in Sted^tSftreitigfetten
ein}ugreifen. @o führte er Dom Saläre 1514 an
Sfe^be gegen bie @tabt SBormS, mo eine ^naal^t
Don bürgern megen Smpörung gegen baS @tabt*
regiment ejilirt toorben mar, unb mad^te beren
@ad^ }u ber feinigen. Um 9d^t unb Sberad^t füm«
merte er fld^ ni^t unb ging auS bem Kampfe
mirßid^ als Sieger l^erDor. S)emnad^ fd^ien er
feinen ©tanbcSgenoffen gang ber SKann ju fein.
Die 3nterrffcn beS äbelS ben gürften gegenüber
mit getDaffneter |)anb }u Dertreten. @o mad^te er
auf 3[nregung beS ®rafen Don ©eroIbSed im
3. 1516 einen «ngtiff auf einen JReid^Sfürjien,
ben ^erjog Don Soti^ringen, belagerte il^ in 9Re|,
erpreßte Don il^m ein fd^toereS Söfegelb, trat aber
fd^Iieflid^ gegen einen Sa^reSfoIb als Ofpcier für
ben JhiegSf ou in beff en S)ienfte. @elbft aum S)ienfte
beS ff5nigS Don gfranfreid^ Derpflid^tete er fld^.
aber ntd^t blo^ in SermoItungS« unb Sted^tSfragen
griff @id(ingen ein, fonbem er mifd^te {id^ auf
Anregung feitieS greunbeS Ulrid^ Don ^utten (f.
b. Vrt.) anä) in bie tetffenfd^aftli^en Streitfragen
unb fud^te fie mit bem @(|toerte ju entfd^eiben;
er bot Keud^Iin (f. b. 9(rt.) eine 3uflud^t auf feinen
Surgen an unb bebrol^te (im 3uli 1519) bie
2)ominicaner unb ben SRagiftrat Don StUn, mel-
ä)tt auf beren Seite ftanb, mit gfe^be. 9ud^ mit
ber tJfeoer mar er tl^iätig; er fd^rieb (1522) an
Seinen Sd^ioager 2)ietrid^ Don ^anbfd^ud^S^eim
len ^Unterric^t Don etlid^en ©laubenSartifeln",
um i^m bie (utl^erifd^en Seigren annel^mbar )u
mad^en, für meldte er felbft burd^ f)utten gewonnen
morben mar (f. 3Ründ^, granj Don @id(ingen n,
Stuttgart 1828, 132 ff.). — SidfingenS Qfe^be
gegen ben ^er^og Don iuotl^ringen mar nur eine
erfte Qieu^erung ber bamalS in ber Sleid^Sritter-
fd^oft l^etifd^enben Stimmung geioefen. 2)iefe
Siitterf^aft ftanb Dor einer entfd^eibenben jhifiS;
fie mar burd^ bie 3luSbiIbung ber tJfürjienmad^t
in eine untergeorbnete SteQung gebrftngt mor-
ben unb fud^te nun loieber einen großem ßinflu^
9*
263
@td(tngen.
264
fic^ ju erfämpfcn. Swnö^P foKten bie geift«
lid^cn Surften üemid^tet tocrbcn, gegen toeld^c bie
^ejereien ber „Reformatoren" o^inebie^ eine S3er-
ftimmung l^eroorgerufen Ratten ; bann follten bie
iDeltlid^en dürften an bie Steil/e tommen. Sro^
beS oft prociamirten SonbfriebenS betrachteten eS
Diele SUttet als il^r guted Siedet, Don SRaub unb
iBronbfcl^a^ung )u leben; aud^ Sidingen übte
bie| )n:afttf(i^. ml^er ^atte bie @öculariftrung
ber iKrd^engüter in fein ißrogramm aufgenommen.
I^iefer ©runbfaj ber „Sieformation" unb baS
@treben ber Derarmten Slitterfd^aft, ftd^ ber ©üter
ber für unnü^ erflörten fflöfter )u bemöd^tigen,
Derf|)ra(i^en \xq gegenfeitige gorberung , fo ba|
eine Snnöl^erung ber beiben SetDegtmgen ftd^ Don
felbft ergab. SBenn aud^ ber bi))Iomatif(l^ Dor-
fic^tige SRelanci^t^on fpöter in Slbrebe fteOte, ba^
£ut^er @icf ingenS getoalttl^ütigeS SBorgel^ billige,
fo Idat ber „Reformator" in feiner ©d^rift „S3on
loeltlid^er Oberfeit, tt)ie toeü man il^r (Sel^orfam
fd^ulbig fei" (1. Sanuar 1523) bo(^ nur bie
©runbjö^e au§ge{prod^en, ml^t @idmgen fd^on
löngft tiraftifd^ befolgt ^tte. SBäl^renb beS Steid^S-
tagd in SBormS (1521) toar bort am SRat^l^aufe
ein Sattel angej^Iagen tt)orben, 400 Dom Sbel
l^ötten ftd^ für fiut^er Derbünbet, unb @idingen
l^tte gebrol^t, „er merbe ben @d^Iu^ be§ Rei^S«
tagS mad^en". ^ber im entf d^etbenben Slugenblicf e
Derfagte er bod^ ber SteDoIutionSpartei feine Snit-
loirfung: er »ar nämlid^, nad^bem er fd^on 1517
Don ber 9leid^3ad^t befreit tt)orben, Dom ^aifer be*
auftragt, ein ^eer gegen Robert Don ber 'SJlaxt gu
fü^^ren (3uli 1521), »eld^er im 3ntereffc be«
Jtonigd Don granfreid^ in bie Rieberlanbe ein-
gefallen mar. S)er Selbjug l^atte inbe^ feinen
günftigen Srf olg ; ber Itaifer toar Derftimmt gegen
@idfingen, unb biefer mi^ergnügt über ben
ßaifer, toeil er feinen @oIb nod^ nid^t em))fangen
^atte. SBöl^renb beffen erlief ^utten Don ber
Sbemburg auS feine S3ranbfd^riften. ausgetretene
SJlöndfje unb apoftafirte SDBeltpriefter, mie 53u|er,
OecoIampabiuS, ©d^mebel, Slquila, fanben ^uf-
nal^me auf @i(ftngen§ IBurgen unb mirften im
(Sinne beS fiutl^ert|um3 ; u. 9. fül^rte Oecolam-
pabiuS ein, ba^ in ber l()eiligen 3)hf[e Spiftel unb
(SDangelium beutfd^ gelefen mürben. Sutl^er felbjl
l^atte @idtingen Don ber SBartburg au8 am
1. 3uni 1521 feine ©d^rift über bie Seid^te ge-
mibmet. 3n ber auS bem ©idtingen^fd^en jhetfe
ftammenben Sflugfd^rift „®er neue Äarftl^anS"
n)irb in bem S)iaIog ^mifd^en bem Säuern ffarft«
fyxn^ unb Sfranj Don ©icfingen ber Sunb beS
^belS mit ben 93auem jum Umfturj ber befleißen«
ben Orbnung gef orbcrt. 51I§ ffarl V. nad^ Spanien
obgerei§t mar, erad^tete eS Sidingen an ber 3cit/
in großem ©tue loSjufd^Iagen. 5lm 13. ?luguft
1522 fanb eine Serfammlung ber rl^einij^en
Diitterfd&aft ju Sanbau ftatt. S)er ßmetf ber l^ier
auf jed^ Sa^re gcfd^Iofjenen „brüberlid^en Ser-
einigung" mar, „fid^ Don frember ®erid^t§barfeit
ju befreien", alfo bie Reid^Derfafjung umju»
ftürgen: baS |»auptmittel ba}U foOte fein, hei
„man bem SSßorte ©otteS bie Xl^re öffne", boS
\)xt^ im ©tUe jener S^^, bag man über bie gdfl^
liefen Surften l^erfaUe. gfranj Don ©idingen
mürbe jum ^auptmanne gemü^ü Sdngflfij^
l^tte er einen unDerföl^nlid^ ©roS auf hm^
fürften Don Xrier, Rid^b Don ®reiffenflan pt
SoUratl^S, gemorfen, meld^er auf bem Xeid^Slage
3U 3lug§burg 1518 ein emfUid^eS (Einfc^teitn
gegen ©idtingen unb bie Don beffen Seite bro^
ben ©efal^ren geforbert l^atte. ©idingen 1^ bk
jhdfl^eit , Gruppen im Ramen beS Attifeil p
merben unb baS Steidjidbanner gu fuhren. ©leid^
gefmnte Slbelige maren feine ^»ouptleute; m
apoftaftrter gfrandScaner, ^einrid^ Don mia>
bad^, Derfagte einen Aufruf, in toeld^ er Vk
fianbSfned^te aI8 „Ritter e^rifti" gegen bie „gdi^
bed (SDongeliumS", nömlid^ bie Sifd^öfe mib
^riefter, anrebet. ^m 27. «ugufl 1522 e^
©idingen unter ben nid^tigflen Sonoflnben ei»
ÄriegSerflörung gegen ben ffurfürflen. ©ei«
©iegeSgemi^l^it toar fo gro^, ba| er nad^ ber
Sinnal^me beS fef!en ©t&btd^enfi @t. SQSeiibd bn
gefangenen SbeÜeuten offen feine £)offmntg anl*
fprad^, „jhirfürft Don Slrter unB tio<^ JMf»
rereS", namlid^ StMQ am Rl^ein unb in gfronfn
gu merben. %m 8. ©eptember erfd|ien er Dor
2:rier ; nad^ beffen Sinnal^me follie efi gegen ^c|[b
gelten. %ber ber Srgbifd^of, unterfti^t Don ber
toadttn SBürgerfd^aft, leiftete tapfem SBiboffanA.
Rad^ fünf Dergeblid^en ©türmen l^ob ©üfogoi
am 14. ©eptember bie ^Belagerung auf, DertDÜMe
aber auf bem Rüd^uge toeit^in ba8 Sanb. w
10. October mürbe er burd^ boS Reid^lr^Biiiial
in Rümberg aI8 fionbfriebenSbred^ tmcber ott
ber Reid^i^d^t belegt; er ad^tete fie fo Mdg,
ba| er Snbe October boS futpfdljifd^ int
ffaiferSlautem branbfd^a^te. ©d^on &ibe 6^
tember fyxüm fid^ bie gfürften Don Zrier, ^cffn
unb ber $fal} Derbünbet, um gemeinfam gcga
©idfingen Dorjuge^en unb bei ber SRad^tloftm
beS Reid^Sregimented felbft Orbnung )u fd^f^
3)ie SriebenSDermittlung bed faiferli^en €iatt'
^alters, beS (Sral^erjogS fjferbinanb, («übte Uas
erfolg: ©idingen erfidrte, er fei ein DonSett
jur Seftrafung ber ©eiftlid^feit aufierm&^teS flBaf>
5eug ; er ermarte fiarf en Sujug au8 Seiüf^Ub
unb t^ranfreid^; er fyiU befd^Ioffen, bcA aal*
gufül^ren, mo^u xfyx ©ott berufen l^be. Vier Me
ermarteten SunbeSgenoffen blieben auS; bie M*
bünbeten dürften fc^Ioffen i^ auf feiner 9v|
fianbftul^I ein; am 29. ?lpril 1523 begann bfe
Sejd^ie^ung, an beren brittem Xage ©idinni
burd) einen jerfplitterten Salf en fd^mer Demmm
mürbe, ^m 6. 3J?ai capitulirte bie Sefa^g, ob
7. gogen bie t^ürfien in bie SBurg ein usd) fonbei
©idingen ftcrbcnb in einem fugelft(^em S^
gemölbe. Rad^ furjer 3lnfprad(|e entfernten fi4 ^
dürften ; ©idingen beid^tete feinem ffapUm vnb
[tarb, mö^renb biefer baS Süerl^eiligfte ^oltt, ein*
jam unb Derlaffen. "Slad^ einem anbem Setiditi
»s
Sioali fasti — Stbott
266
ya
^ttlnt Vuffocbentng, at Beizten, oBgelel^:
ff bik fiott in feinem ibetjen geMd^ : bec
Aolffli )Dfle Qm mt bie Sofolttüon geben. Seine
isAc ra!be in bcr ItixSft |u Sonbffat^I beia^ekt
,^ 9oä Vpx vkäfi afibetufen" , f^ceibt etn
yiliaDn^ ber 9o§Ier Aortl^ufer @eorg (SoSler
ODDaital, Bet^}. 1872, 385), «fo tDfirbe6i<Iin-
|S bo ^ir^tn gcfigettS Unl^I gebiod^t (oben,
ü anjl SniiimneiS 3i^ta bem ff öni^reid^ Söl^men
na^p4f^* ^^ Si^ebung bei Xilter ttxtc Qe-
; rrittt 6<I^I5f^ iputben im^träglid^ fie-
tide CbeOcule mu|ten qI8 (Bead^tete in
mamg^en. 9tit €i(Iingen unb ^utten,
mnige Wmate fodtet fiaib, fanf ber @e-
W9 Orab, mit ^Ufe ber Slitterfd^dt unb
^Stfonaotion' 2)eutf<i^Ianb urnjugenallen.
${L nboami, Scon) üon Sidingen, Sel^gig
:«7i. mb oft <Ec||dn)ungni ba}u tUmmuid üxtitü
e kr «00. bciit^l^ »iogt. XXXIV, 151 ff.,
ick donffai, «Befc^i^te bcS beutfc^ SJoIfed n
liSTJ.) [ffieber.]
Seidi Iksti, f. Ohronioon paachale.
$ttts (i^*«*^X in ber l^igen Sd^rift eine ber
bin ^b^Mdf^tn Stäbie, auf ber f d^molen Sbene
cnta bem fiitoion unb bem mitteQänbifd^en
Shse gdcgen. 3n fpäienr S^% bo @{bon nur
sr t^niS 0. b. Sri.) jufammen geiumnt nnrb,
dnt ci an Sebeuiung l^iitter biefem )urud«
roabm mib inm bemf elfien obl^ngig gettief en ju
s; iirfprAngK4 ober be^mttitete eS unter allen
;;^h)cxf(^ 9tieberlaffimgen ben ßauptrang. Son
;s oom bie dtteften p^nicifqen Stäbte ge-
rate; mif feinen SRünjen nennt e8 fi^ bie
Ibtiajiabt oon SlQrufi unb SrobuS. 92ad^ 3u-
Kil (HiflL 18, 3) iDor X^ruS t>on Sibon fui^
c: ben tn>i^inifd^ ftriege gegrfiid)et »orben;
^sä wrbe giifdnimenl^gen , ba^ bie Syrier
rs: 6ibomcr (f. b. Vrt), bie Sibonier aber nie-
bS toricr genannt ttMtben. Sa^ bie X^rier
itsr Ite ^[Kctät unb Unterorbnung Dertoeigerten,
fke bcr SRnttexfiabt f Aulbig gettef en mören,
14 tS tvniü^e aRünsen mit ber Umf(^rift
gibt (®efeniu8, ^ebr. unb ijoXb.
8. ▼.), bcmeiSt uol^I nur, mie
bun!^ feine fingulftre Sage gemor-
^SAt gcD|e Sebcutung, tot^t Sibon
^ , oB bie äOefte 9HcberIaffuna ber ^b^-
Z7 befoiL nm^ tum Sielen aud^ ald Urfad^ bed
lau w\ i^mx, Sidon magna Qof. 11, 8;
i 2S) , ongcfe^en* obmo^I bie affprifd^ ün-
jAMyn iDoliTf d^einltc^ mad^en, ba^ man gmif c^en
!as Ofincn ttnb einem großen @ibon unterf d^ieb
^"^ c fteUinfd^r. u. % %. 108). ffier »e-
SibonS cntf pred^enb , ift 9tid^t. 18, 28
no^ gelegene Xprud, f onbem Sibon
-4 )ie oBt meinen nt fürd^tenbe Stobt genannt.
I** Haam ctlUlst 3uftinufi (L c.) nad^ Sefeniud
^ ,^S«fdMcng*; bie Sötfertofel ber (SenejtS aber
^•c. 10, 15) nernit Sibon ben Srftgeborenen
^mm^. fo ba| We Stobt mit i^rer SBeoöDerung
4 K^ ben €tanmtMter genannt 1^ (Dgl. Job.
W.U0
Antt. 1, 6, 2). 3u SRofeS' Seit f(^eint eS nod^
bie bebeutenb^e Stobt in ^b^nicien gen)efen ju
fein, ba bie Stid^tung nad^ Süben üon ^ier aui,
nid|t üon S^ruS, angegeben ttirb (®en. 10, 19).
9ei ber SSertbeilung bed Sanbefi unter 3ofue »arb
Sibon mie Xi^rud bem Stamme Slfer jugetoiefen
(3of. 19, 28), ol^e bo^ biefer Stamm iemold Der-
fud^t ^e, ftd^ in ben §Beft| ber Stobt su fe|en
(»id^t. 1, 81). 9ud^ gur Seit 2)at)ibd log Sibon
nod^ ou^bolb ber ©renken t)on beffen Steid^
(2 Sam. 24, 6), unb ZQrud fd^int bamald fld^
gur Hegemonie in $^önicien em)>orgef(^tt)ungen
gu l^en. 3ur 3eit SoIomonS übte Itönig ^irom
t)on Xl^rud eine auSgebe^nte ^errfd^aft ou§, fo
ba| feinem SBiOen oud^ bie Seaobner Don Sibon
unb Don SBqbluS gebord^ten (3 ff5n. 5, 6. 18);
nod^ md^b ber %Iäte beS aff^remid^eS mugte
Sibon Seeleute nad^ XpruS liefern (Sg. 27, 8).
2)iefe Slüte ber Stobt X^ruS nxnrb Don Sen-
nad^b gerflbrt, als er biefelbe gur 3eit beS
Sged^ioS fönf 3o^re belagerte ; bamolS errid^tete er
in Sibon, al8 ber 9lebenbu^tenn Don X^ruS, mte-
ber ein SafaUen-ffönigreid^ mit fed^ obbdngigen
Stäbten, bod er feinem ©ünftlinge ätbobol Der«
lieb (SBindQer, ®efd^. SabpL unb 9(ff9r., Seipgig
1892, 252). Unter SeremioS beflanb nod^ bie
felbfi^ige ^errfd^ft Don Sibon, nod^bem biefeS
mieber Don Sff^rien obgefaOen unb Don Sfar«
babbon 678 bofür gegü^tigt ttorben xdqx (3er.
27, 8). WS XQruS 18 3abre lang Don Stabu^o«
bonofor Dergeblid^ belagert xooxhtn toax, tonnte
Sibon feine Selbftönbigfeit nid^t gegen Sabqlo-
nien bebaupten: eS nxtrb ober ttieber nur ein Sa«
faHenftaat, ber feinen itonig unb feine Serfoffung
bel^ieO. So blieb ed aud^, als bie bobplonifd^e
Slkltmad^t ben $erf em gu^el ; iebod^ bebauptete
Sibon ben Sorrang Dor X^ruS unb ben übrigen
))]^önicifd^en Stäbten (Herod. 8, 67). Unter 9lrta-
sersed 9Rnemon ober empörte ftd^ Sibon, Der-
miä^Iid^ Don ^legppten oufgereigt, gegen bie per-
!ifd^e ^errfd^oft 9Der ftönig XenneS Don Sibon
dblug guerft bie $erfer ; ober nun fom 9rta£erseS
Od^uS felbft an ber ^pi|e eines müd^tigen ^ereS,
unb bie ftarf befefügte Stobt übergab ftcl frei-
»iOig auf Derrftt^erifd^en »otb l^in (Diod. 16, 45).
S)a ^rtttserseS grmtf ome Städte nol^, Derbrannteii
bie Sinteobner ftd^ felbft mit ollem, ttKiS fte botten
(851). S)ie Stobt marb nod^ ^Ibgug ber ^erfer
gmar mieber aufgebaut unb fübrte ein felbflönbigeS
Regiment ein, erlangte ober feine anbete Sebeu-
tung mebr, olS ba^ bie l^ier gefertigten ®(afer unb
^orfümerien überol gefuc^t n)urben (Strabo,
Oeogr. 16, 2, 25). Sie bebielt inbefe einen un-
auSlöfd^Iid^en ^a^ gegen bie ^erfer, fd^Io| ftd^
bober bei ^IqronberS beS ®ro|en (Srfd^einen fo-
gleid^ an biefen an unb lieferte ibm bie ingmifd^en
neu gebauten Sd^iffe auS. 3la6^ $lIe|anberS Xobe
blieb Sibon bei nomineller Selbftönbigfeit in bie
SBeddf elf dOe ber S)iabod|ienberrf d(|Qft Derftridtt, ttorb
ober aSmöIig mieber bebeutenber. «^X^ruS unb
Sibon'', fogt Strabo um ei^rifti ®eburt, „finb
2G7
Sibonie bon Söl^men.
berühmt unb refa^, le|t e(enfo xoofjH aI8 frü^;
miä)t k)on beiben man bie ^u|)tftabt k)on $^ö-
nlclen nennen foD, Ift fd^rocr juentfd^eiben'' (Sfcrabo
16, 2, 22). SRit bem fletgenben ateid^t^um
f^aitt awä) bie Sittenlofigfeit tt)ieber il^en Stn-
}ug in @ibon gej^alten, fo bo^ 3efu§ biefe Stobt
ald 9eifpiel ber Unbuf^fertigfeit auffteUen tonnte
(3RQtt^|. 1 1 , 21). ©ibon toox bcr nörbli^fte
$unft, bis }u totld^m mä) bet l^eiligen @d^ft
bie Seifen 3cfu f«^ erftredten CBlarc. 7, 24). 3n
biefcr 3«t war ganj ^l^önlcicn bereits ber gric-
d)if(^en 9)ilbung uerfallcn; in Sibon iDar ber
@it ber 9)latl^cmatif unb Slftronomie (Strabo
16, 2, 24). S)a8 S^riftentl^um fanb frü^aeitig
bier (Singang (fiuc. 6, 17. «pg. 27, 3), unb bie
@tabt nxirb jc^on fc^r frül^ @i^ eineS (^riftlid^en
!i)i((^ofS. Sie blieb bie^ eine Steige k)on 3a^r-
^unbcrten ](;inburd) ; SBi(d)öf e Don @ibon ftnb unter
beit UnterAei^nem ^u 'ilkäa (325), Sonftantinopel
(:(81) unb ei^K^Icebon (451). Spater tl^cilte fte
bo8 «efd)i(f Don ^^Jalöftina (f. b. ^Irt. IX, 1291).
Unter arabifc^er ^errfd)aft loirb ein Sifd^of $au"
hiS als SBerfaffer uieler apologetifc^cn Sd^riften
für baS Sl()ri|tnit]()um genannt (Le Quien, Or.
chrhst II, Paris. 1740, 818). 3m 9MitteIalter
fann bie 9{eil^e ber latcinifcben 93i)(^5fe bis in'S
14. 3«l)rl)unbert oerfolgt werben. 3"foIge ber
Jhtu^jüge luarb 6ibon 1111 Don ^Ibuin ein«
^Knommen unb blieb bis 5um3a]^re 1291 in ben
^^nben bcr ßbriften; »äbrenb biefcr 3"t war eS
unter bem ^){aincn Saictte (Sagitta) eine Dom
iT5uig Don Oi^rufalcm abbüngige l^e^cnSbcrrfcbaft
mit belli Sietbte eigener ^JJhinaprägung. Si^frt liegt
iDcjtlid) Don bcr Stelle bcS oltcn Stbon am ^tittcl-
mcerc bie türtifdje Stabt Saiba mit 10000 ffin»
toobncni unb unbebeutenbem ^"»anbcl; biefelbe
Mübtc bcfonberS im ^Anfange bcS 17. ;[\abr^unbertS
Ol« Sicjibcnj bcö Trufcnfürften gtidjr (rbbin unb
iil4 «\\ijen Don ?ama<}cu^ , bis am i^nbe beS
18. iübrbunbcrtS bie lüniairrcn^ S^cirutS ibren
Staubet Dtnüv1)ictc. ;Jn bec ?idbe jinb alipböni«
üübc 'Jiccropolcu, in bcncn bcjonbcr* bcr v^arfo-
Vbag ^c^ fiboniicbcu ff öniivi^ l^jdimunc^cr mit einer
Unu{en ;>Wuiciid;en „Xniiljrift gc|uiibcn würbe (j.
*<?ibUniiiiiuui, Tic iujcbr. irfÄm.*sJ, ÄöutctS ber
^it^onicr. :piiUc ISOS). O-i'^l- Äobinfcn, initäft.
Hl. S.V.IIC 18 {'2, tW» ff. : S'trrf., Ti^wt iPiM. itor-
fvbuni;cu 4ö f.; IWn'cr'S. ^'ic ^'Ijonicicr II, 1—3,
^i^onii l S4^> 1 8:>t> ; ^i^ru§. ^2UiüJ t^böuicicn, l'cip j.
ISTti, yS »f.: Ck Kawliiisou, Rist, of Phof-
uu-ia, London 1S89, :»79: 3i?l;rid)t, i>ibIioth.
g*vi;r. Talaest., ^i^ctUn 1890. Tot».) [Äaulen.]
2^ti>4)air u*^^*-*»'"*- D i» n 4^ ».^ Ij ni c n , t^i: beilt'^-
iriüK!;;.c VliK-maUin ^llbi. vt':-J ^^Voc^Titcn. iVr^^
511 £-Ox.i:tcn uIl^ Nxmii £ri*.r:'.rriirii:::er ^cr ait'ccrini»
ivi:r^c am ^4. *?i;Te[:'.L\'C 1 U9 ^jctcrvn. JIn:
'i'.::-:', :•^^xx ^cr ttarfrürtiv^* O^ocrc; iJc^ic!::u^ er»i
ii:r::r Vl:^;'i;J:•.* t*o'':!3UtiiU!iJ l^ccriccr Nri'üit^er.
ipeiiljc 5iir Aftcnc :i:;>:}mcn5( gcbt^ctcn, ^ann feit
beS iungen IMnigS frfi^ Zobe (1458) bunt
SQBal^I ber ®ro^ beS SM^ fdbft Ziftgec biefcr
ihone. SSerwidelte Sel^enSberi^tniff e, toel^e \m
Sdnber ber wettintf d^ gfürfien mit Sö^men \mß
fnüpften, füllen bolb emfte ConfKctf ^imf^ni
ffönig (Seorg unb bem fftd^fifd^ fturfit^
Sfriebrid^ btm Sanftmütigen ^beL Um bie
OueÜe biefer immer ftd^ toieber^Ienben W^
l^eHigfeiten }u Derftopfen, bemul^ten ft(^ gtemibe
beS furfürftlid^en fkrufeS, nomentlid^ bn puA^
finge SDlarfgraf Slbreti^t %(^iIIeS Don SBxonbc»
bürg, burd^ eine ^eirat ben ®ntnb }u einem ^
liefen SSertrauen jwifd^ ben ftreitenben ^^aädoi
5u legen, ffdnig ®eorg ging auf eine i^ unb fciK
Sfamilie in l^ofem 9Ra|e e^nbe ^ebatSDedn-
bung mit bem )|)aufe Sad^fen ein. Seine »kl
nid(|t gan} jel^ialngeXod^ter @ibonte, auS feb»
erften Sl^e mit Ihmigunbe Don Stemberg, touAt
in ber @tabt Sger am 11. 9{oDember 1459 odt
bem fed^3e](inj[a^ngen9llbred^, bemgtDeiten6oiK
beS Intrfürften griebrid^. Dermalst. SibonietaB
als gfriebenSbote in il^re neue f^mat; We jo(^
l^unbertelangen Streitigfeiten jWifd^en 95(iin
unb @ad^fen würben burd^ einen Sertrag cnbi
gültig gefd^Iid^tet, ia eS fam fogor auf bem tagt
Don Sger eine fog. Srb-ßinigung stoifd^ Mbei
$?änbem )u Staube. 2)ie SuSbilbimg i$nl
®eifteS unb reid^en ©emütl^ DoDenMe \k
iugenblid^e @ibonie unter ber Seitung i^ t[#
U($en Schwiegereltern. 3n ber fhtgen unb a»
gif 4tn Snargaretl^e Don Oefierreid^, ha (Bmd^
i^riebrid^ beS 6anftmüt(|igen, fanb fie eine toifßt
^Uutter. t^reilid^ waren bie unbefriebigoibe ^
tung, wel^e ®eorg ^obiebrob in ben utitttii#
fct)en 6änbeln einnal^m, fowie bie ni^ ^afSUlt
tUbfunft beS ffönigS Ur^a^e, bQ| bie SeriM»!
^IbredjtS mit Sibonie bei bem föd^f^oi SA
5uerft llnflol erregte ; allein eS roSfyctt rdäj^ laf,
bis bie gewinnenbe ^erfönlid^fett ber imwi
ttürftin unb tbre feltenen ßigotfd^aften UeSc
mütber Dottfommen berul^gten. 3lad^ bem o
7. September 1464 erfolgten 3U)be beS ffutfntjtai
^'(riebh^ regierten bie beiben Srüber üoalft nk
'2llbred)t nabcju )wei 3abr5e(nte (inburd^ geneii'
fcbuftlid) bie ererbten Sauber, unb unDerio(ifCi)e
^cugniffe lafjen auf eine fe^ innige (Sinbat^
fcblic^en, wel^e bie Srüber fowie il^pre QmxäßaKi
MTd) ff inber mit etnanber Derbonb. Sdb no^ ^
^beüung beS SanbeS (1485) begann für ben6c>
mabl Sibonten4, ben ritterlich ^Ibted^, isba
ffrici^cn bcS AaiierS unb beS Setd^ eine [0 obI'
gc^cbnte :Sbvitigfeit^ bas er nur feiten inu) bini
auf nur hir^e jeit Da^ i^ieiBner Sonb, xodSfA JÜfn
c['i Vcc3Ci:tbum bei ber Sbeilung gugcfaUm Jan,
rcii\:cvci. ^uf feinem bceyer 3üge uxir SSuA
an K'inec £ette ; anA nacb §rteSianb, do er oB
^^ubcniiuor im 'Jiamsn bcS ftatferS länger fit
i!:itl:ielt. letnte Sibonte cS ob, t^ ju ' ^
?ie»c ^üVrtt^cnaig, DoS SooS ibrcS in ben
Utcn^en IVitnneS )vl tbeilen. finrn ber fcDOBUB
gürjhn, wellige on bie fhUe Sammhmg i^ eis"
7»
6ibonier — SiboniuS, S^oIIinatil.
270
f)0n«Biiiig gfl95^t VMX, nid^ ctnflKd^
tUft &ben nxir bon it^t ab einjlg
te Urtwayn bct 9^mmigfeU ui& ber toerl-
Mrtgm 9U4flaitteb€ gettribmet. Sie tpollte batum
ni^t fat ^nften, am ^fe il^ed Sol^iufi
te bclfm fejh unb ttnte eonb bie Qk]i^iit
gdfgt motcit, fonSem in 3Rtiim,
bcr Ufd^ffk^ (Eot^taU, i^rm 9Bo]^n{i|
SBit fibcKflüfiige (Slanj ttmrbe dbqtOjm
Z^ Om {H>n^^^ ^^ Simer mt-
dm SRn^ aufi entfoHete @ibotiie einen
t^äfm Sriefoe^fel mit ilftrem ®emal^
ob i^mi Stmtm, ttomd^id^ bem erfigeborenen,
f>enog Scorg. Vul bief en ga^Iteid^en SBrief en
Chi imrigcS (Bemfit^ (erbot, abei aaä^ ein
r. gibilbder Serfloid). Veu|er{i getBonbt in
>cc 9^nrm. iier{k^ fle e8 meijletttd^, ebenfo fol*
tasg^itul gu ma^en, a\§ ]ä^cXtfya\t ju bitten;
tamn «fc^iat fle als umjld^tig, erfc^ren unb
{Kmg fffge. SBo^I fuib eS meift ton ber l^oben
folitir a^ria üegenbe (Begenßfinbe, loie ga-
wßtnemgiaifit , fitd^Ii^e Qorg&nge, ffiaSixäft
^B^m, oeld^ in biefen IBriefen )ur @)>ra(i{|e ge«
Hagen; afiftn fic getonten einen Haren Slid in
Me detoe^aiiniffe unb bringen {d^|bare !Bei-
tngt für bb S^raffetifHI ber |i{lon|(9en !ßerf 5n-
bUnta i^tiei Scma^ unb il^rer Söl^ne. SRel^r-
■iB iB>4 (0tte Gtbonie bafi ®Iu(f, ben ob feiner
ttit^U^aim ^i^efeietten ®emo]^ mieberjufe]^;
Iv Si^ ferner, meldte i^ 6obn ®eorg mit 9ar-
lon^ bcr £od^ Aönig (EafimirS IV. oon $oIen,
1496 tiMoftr tDtitbe für bie gemflt^Sreid^ grau eine
Cttfic micr Snttreffen unb reinfter gfreuben.
^lAbem 9Ibrc<!^l 1500 )u £mben in gfriedlanb
ffifeiiai nnb feine Scid^e in ber Sflrjiengruft befi
Smei fn aXfigm 6d0efe|t morben tt)or, )og fld^
&)omt oB 9SithDt ouf ba9 ftiUe aSalbfd^Iol
2)«mnM vir in eine Hfiflerlid^e Sinfamfeit gurfidt
Ol te^roi^ bofelbfl ben Sleft i^reS gebend.
€« fbib am 1. gfebruar 1510. %n ber Seite
ftm Orm^B nt^ fle int Some ju Weiften;
fur tenfiil^, au9 ber SBerfßatte beft Slumberger
filriliM JMer Sifdl^ l^orgegongene (Siffilaftt
htSt 4r 9xäb. 2>ie C>^i09^n Sibonie galt fd^on
fed &b|(tltn o» tint l^eiligma|ige grau. Sl^re
gdmiflni ifl t9)»if^ für bie ber fog. Keforma-
n» mmtüdbar Doronge^be Seit, in loeld^er fie
\An; tmaS^Iie^, oft tief rübrenbe 3fige i^rer
tiMUJli edmd^tcten^ ddl^t d^filid^en ®ottedfurd^t
ectxiUcn bie me^ad^ enoal^nten Srief e. Stbonie
atm eine gro^ Sere^rung für bie 1^1. Slifabetl^,
■6 m nnul^ Ißunlten l^t boS Seben ber l^ei-
ftfCB Sanbgriffin oon Zl^ütingen — aud^ Sibonie
1^ btrfoi ^^nrftentUel — tief Sel^nlid^eS mit
tat e^UQoIm bcr ®ema&Iin 9Ibredbt8 bed Se-
iten. SM oSbcrtlnif d^ Sßma ift mtt »ed^t ftolg
egf feint VM^ni. ft5nig ^ol^nn oon Sad^fen,
oM^ bem QkiRc nodl^ ein ftd^ter 9lad^fomme @i«
iBcmi^ gnfamte i^ )u (iifttn ben Sibonien-
i^bo for 9<do%inniB loeiMid^er Xugenb unb
Inbtci^ (StfL %. %. t). Sangenn, 3flge aufi
bem Sfamilienlcben ber f^ogin Sibonie unb il^
fflrplii^en SBenoonbten, in ben aRittl^ungen befi
fgL fftd^Rfd^ Wtert^mfioereinfi. ^ifiorifd^
^fym I, S)refiben 1851; Sf. O. Stid^ort,
®alerie ber föd^pfd^ f$firftinnen, S^m 18^7;
6. fflein, Sibonie, öergogin gu Sad^fen, 3>re9«
ben 1892 [SetKiratabbrudf aufi bem @t. SBenno-
«alenber 1892].) [g. «lein.]
Ijibonier (Q^3i-rs), in ber l^eiligen Sd^rift
1. bie eigent(id|en SBemol^ner oon @ibon (1 $ar.
22, 4. 1 (gfibr. 3, 7. «})g. 12, 20). — 2. im
ungemeinen bie Setoo^ner oon ^l^önicien, »eil
bief eS Sanb unb fein fßott }uerft burdb bafi uralte
unb angefebene Sibon (f. b. 9irt.) nad; 9u|en be«
fannt mürbe, ^omer nennt beilegen bie $^5«
nider unter bem 9tamen Sibonier T:oXudat$(£Xouc
(IL 22, 743) unb icoXuvdOlxouc (Odysa. 15, 425)
unb lobt bie ))böni€i{^ SBebereien alfi i^a
Ifuvaouuv 2tdov{(üv (H 6, 290). 3n ben früberen
Sfid^ befi alten Xeftamentefi finb unter 2id<ovioi
überoQ bie ißb&nicier infigemein gu oerfteben (toie
3of. 13, 46. »id^t. 8, 3 ; 10, 12 ; 18, 7. 3 Äön.
16, 31: 17, 9). $)ierauf begiebt ftd^ aud^, ba|
aCftarotb ober aftart^e eine ftbonifd^e @dttin
(8 ffdn. 11, 5. 83. 4ftön. 23, 13), ßtbbaol
(3 MxL 16, 31) ein fibonifd^er «önig genannt
mirb. an ben beiben SteOen Seut. 3, 9 ; 3f . 23, 2
fe^ bie LXX bired Oofvexec für ^Sibonier''
befi Urtestefi; anberfimo (gg. 32, 30) umfd^iben
fie biefefi SBort mit otpatvifoC 3m allgemeinen
fann man bemerfen, ba| bie ^b^^i^ier bei i^rer
inbuftrieüen Xb^i^d'^it Sibonier genannt toerben,
m&b^nb fie, menn oon i^rem {Kinbel bie 9td)e x%
eanaaniter beiden i&px. 31, 24. 3f. 23, 8
bebr.). [ffaulen.]
$i60nini»,9))ollinarifi, mit feinem oollen
9tamen (Eoiufi SoOiufi 9Robefhid a|)oainanfi
Siboniufi, Sifd^of t)on Clermont-gferranb unb
Sd^riftfieOer in ber gtoeiten ^Ifte befi 5. 3abr-
bunbcrtfi, entftammte einem ber oomebmften @e«
fd^Ied^ter (SaUienfi unb marb um 430 gu Spon
geboren. @d^on fein ®ro^ater SpoEinarifi batte
fid^ gum Sbtiftentbume belannt. Siboniufi bei"
ratete eine Xod^ter jenefi Soitufi, meld^er ftd^ Snbe
455 gum meflrdmlfd^ «aifer aufmorf , unb alfi
er am 1. 3anuar 456 im römifd^en Senate einen
^ßaneg^ricuS auf feinen Sd^miegerDoter oorgetra-
gen, erbielt er gum Sobne eine ^ilbfäule auf bem
Xrajanfiforum inmitten ber Statuen ber berübm*
teften aitdnner. 3m ^erbft 456 marb Sttitufi
burd^ SRicimer unb 9Raiorianufi geftürgt, unb nad^
erfolglofem SSiberftanbe mu^te aud^ ber gattifd^e
Soel fid^ 9Raj[orianufi untertoerfen. Siboniufi
feierte (Enbe 458 gu fiqon ben fiegreid^en @egner
in einem ^anegqricufi unb fd^eint fid^ feitbem ber
befonbem ®unft befi neuen ftaiferfi erfreut gu
baben. 92ad^ ber Srmorbung SDtaiorianfi unb fei*
nefi 9la(bfoIger8 Seoerufi mürbe 467 antbemiufi
gum meftrömifd^en «aifer erboben, unb alfi Si-
boniufi am 1. Sanuar 468 gu !Rom nun aud^
antbemiufi mit einem ^ßanegQricufi bulbigte, mürbe
271
SibonlttS, SRid^oel — @{eBenbfirgeiL
S72
et )um ^dfecten ber Stobt Stom enumni 9lid^t
lange no^l^er, 469 ober 470, lourbe er, unertoortet
unb iDiberftrebenb, }um Sif d^of ber urbs Aryema,
beS l^eutigen Qlermont^Sftnanb, ertoöl^ unb ba-
mit gugleid^ jum t)0liHfd^ ^aixpit ber 9tü)ergne
befteüt, mlqt bomoIS burd^ ben Sßefigotenfönig
Curld^ bebrol^t nxir. 9lQd^ l^elbenmfltl^iger (Segen-
rotfjic fiel Slermont-Sferronb 474 in bte 6&ibe
Surid^, unb @ibontu8 mu^te m^8 Ssil unb ht'S
®efdngni^ ttonbem. Sr loarb inbeffen fd^on balb
mieber in Sfteibeit gefe^, »enngleidd er erft nad^
längerer 3^tt bie Srloubni^ erhielt, auf feinen
Stf d^ofSft} jurüdfjulel^en. Sr ftarb, tDie ed fd^eint,
um 482, nad^ @regor Don Xourd (Eist Franc.
2, 23) oon feiner @emeinbe tief betrouert. 3)ie
f(!^nf tf[eneri|d^e Sl^öttgfeit bed ^od^begabtenüRan-
ned |ai ^toei ißerioben burd^Iaufen. 3n ber erften
^eriobe l^at fte ftd^, fotoeit unfere 92ad^rid^ten
reid^en, auSfd^Iiepd^ in gebunbener gform betoegt.
S)ie umfongreid^jten unb lool^I oud^ bie bebeutetä"
ften unter ben 24 nod^ erl^altenen carmina ftnb
bie brei Dor^in genannten fiobgebid^te auf Sloitud,
SRaJorianuS unb ^ntl^miuS. S)ie gan}e fiteber«
fammlung aber trägt rein toeltUd^en S^arafter
unb seigt überbie^ in il^rem leu^em, inSbefonbere
in ber g^ülle ber nt^tl^ologifd^en Silber, burd^auS
l^eibnif^eS ©epräge. SlaubiuS SIaid)ianu8, @ta-
tiu8 unb SStrgtl fmb ed, loeld^ie @iboniu8 fid^ gu
SBorbilbem genommen, ol^ne f einerfeitS ein l^öl^ered
3iel gu fennen afö SBortgeflingel unb möglid^fl
gefud^te ^uSbrudStoeife mU) ^öufung rl^etorifd^r,
bialeftifd^er unb metrifd^er jntnftftädfe. @eit bem
beginne bed 5. 3<t^r]^unbert8 ging äber]^u|)t bie
gaStfd^-r5mt{d^ Siteratur, faft gleid^en @d^ritteS
mit ben baS Sanb überflutenben barbarifd^en
iBößerjd^toörmen, il^rem ißerfaUe entgegen, unb
@iboniu§ felbft l^at bie Sage ber Singe treffenb
gefenn§eid^net, toenn er einem um ein |)od^5eit§-
gebid^t bittenben Sf^eunbe anttt)Drtet, eS mangle
il^m bie bid^terifd^e Stimmung, feit er ben ®efang
eines burgunbif d^en 9{immerfatt (qnod Burgondio
cantat esculentus) alS ergebener Untert|an gu
loben l^abe, unb bte 9Jlufe fyiU fein SSerftönbni^
mebr für bie fed^S gfüge bed ^e£ameter§, feit fie
ftd^ büdfen muffe Dor fieben gfu^ l^o^en 99arbaren-
geftolten (Carm. 12). SWit ber 3lnna]^me ber
Sifd^ofSioal^l Icnfte ©iboniuS aud^ fein fd^rift-
ftellerifd^eS SBirfen In eine neue Sol^n. ®ie ^ocfie,
U)ie er jte bid bal^in gepflegt, fd(|ien il^m felbft mit
ber SSSürbe bed neuen @tanbed unoertröglic^ (ab
exordio religiosae professionis huic princi-
paliter exercitio renuntiavi, Epist. 9, 12;
ogl. boS ©ebid^t in bem Sriefe 9, 16, v. 55 sq.:
clerici ne quid maculet rigorem fama poetae),
unb er loanbte ftd^ nunmehr, @Qmma(^uS unb
^liniuS fid^ ju 9)luftcm ttjö^lcnb, ber gpiftolo-
grapl^ie ju. ginjcin ober in Heineren ©nippen
Deröffentlid^te er nad^ unb nad^ neun Sudler
^Briefe, ^nfong§ SSriefe, meldte längft oorl^cr an
bie ^breffaten obgefanbt morben toarcn, fpätcr aud^
^Briefe, weld^e nur für bie ©ammlung gum 3»Dedfe
ber iBeröffentlid^ung gefd^ben iDOiben. %u
änbolt ift febr bunt uiä> mannigfaltig; iriek
@d^iben fmb f örmlid^e Sobreben auf ben Vtn^
faten ober einen 9nbern: boS gonje f cd^ 9iii|
ber Sammlung ift an Sifd^öfe geifi^tet Bodi
reid^ unb gebanfenarm toie bie (Sebid^te, finb M^e
Snefe gleid^mol^I als nid^ cuUurgefd^td^Bnicl
3eitgemalbe Don großem unb Dielfeitigem Sntoi
effe. UebrigenS b<rt bo^ mul^ ber Stfd^of Siboidal
ber Sid^tfunft nid^t o5IIig entfagen lönnen. Sa
93rief fammlung felbft ftnb gelegentüd^ aud^ imcbct
©ebid^te eingeftreut, pm 3:^^^ freilii^ nid^ id^
Hd^en, fonbem geiftlid^en (Kffoao&vA, änfd^ri^
für neuerbaute ftird^en, (Epitaphien auf fomne
(priften u. bgl. 2)ie Sbitd^t, bie ÜRartqrec {9dß
lienS) in ö^mnen )u beftngen (f. baS (MASj/t jm
bem Briefe 9, 16, v. 61 sqq.), ^ eibonml
nid^t mel^ }ur SuSfübrung gebrod^ fbibeti
Sd^ften finb gu ®nmbe gegangen. 9hid^ feinec
eigenen Angabe (Epist 8, 3) f^ SiboniuS ei»
lateinifd^ ueberfe^ung ber Don ^bi^firatuS Deri
faxten SebenSbef d^reibimg bed angeblid^ SBmtoi
tböterS SlpoDoniuS Don S^ana (f. b. 9rt) icri-
birt unb corrigirt 9iad^ einer anoenoeitigen 9tß
merfung (Epist. 7, 3) fyxt er contestatiiinealM
bictirt, obne ba^ iebo^ erftd^tlid^ »fite, ttoia
unter biefem SBorte Derfte^t (Sregor Don XonI
fteOte aus ben Don SiboniuS Derfa^ten missM
ein IBud^ gufammen (librum de missiB ab eo
compositis conjunximuB, Hist Franc 2, 22),
meld^eS inbeffen caxä^ ntd^t auf unS gebmmen i^
S)ie Sebeutung beS SBorteS missae ift gleidptt
febr gioeifelbaft. — S)ie befte ®efammtatäg(^ba
Sd^riften beS SiboniuS marb Don (Sl^r. fii£tio^
beforgt unb nad^ feinem Xobe Don gfr. &o unb
^b* aRommfen ab^efd^loffen, SerHn 1887 (Mon.
Oerm. Aucl antiquisa. Vlll). Sine loUDbiii*
mene Heinere 9udgabe lieferte ^. SRobr, Setpfig
1895. 95ei 9Rigne (PP. lat LVni) ijj 3. 6i^
monbS Ausgabe, ^riS 1614. 1652, ab^bmdt
3)ie reid^e Siteratur über Siboniud Deqeidnia
Xeuffel-Sd^ioabe, ©efdjiid^te ber römifd^ Site-
ratur n, 5. 3lufl., 1199—1200; Chevalier, Bcpi
et Suppl. 8. Y. [99arbeiti|enKt.]
^ibonbis, aJlid^ael, f. SDUd^ael SibonioL
^ietentörgen, früber ©ro^fürfteiübum ii
Oefterreid^, ie|ft in ftaatSred^tlid^er unb abmiai^
ftratiDer iBegie^ung DoUftönbig mit Ungarn ocr*
einigt, b^t feinen beutfd^en ytamen Don {Uei
f)auptburgen alS @i^ Don fteben ©erid^tSbcgidni
ober nad^ ^2lnberen Don bem alten Iateinifil^9la>
men Cibinium (Sibinburg) ber f)auptftabt ^
mannftabt. S)en ungarif^en 3tamm Ebrdäj er>
bielt eS Don bem Untftanbe, bog eS für Ungoni
ienfdtS ber SBöIber liegt, baber feit bem 12. ^
bunbert bie kteinifd^e Benennung Terra nlka
Silvas, Partes ulirasilyanae , fpfiter Tran»*
silvania (Dgl. Sgli, Nomina geogr., 2. Snflv
Seipgig 1893, 850 f.). (Sinft geborte biejeS 6ei
biet gu S)acien; na^bemSrajan ben S)aciecf&ii^
S)ecebaIuS befiegt l^tte, mürbe cS rbmifcbe $n>*
Siebenbürgen.
274
&ä Um 3o^ 274 goBen bie SUmer baS
änb «ttt, vib btt 6tfitine ber SSQertoanberung
baifm iba bolfdbe l^ndn. SS matb nad^ ein-
tet Oflgoten, ^nnen, ®e)>iben unb
ia Oc{i| gcnomnen. 3» 9. äal^rl^unbett
cft btt tbigam, tourben ober bolb butd^
te^etj^^uttgrn ouft ben Snnem beS 2<mbe8 na^
gebanst einige oud^ nad^ ben bftlid^en
sbiqieiL 3m 10. 3Q]^r(|unbert jhdmten
ibK^ oedKt&ngten Ungatn ttieber gurüd,
Me ^tfd^egen unb nal^men €ieben-
obcnnoU unb \Sa immer in SBefl^- @i^
(eote iu)4 att bie eine ber brei auf ge-
9rbictea iso^enben «Stationen'' beS
ciiifii Sknqitbe^anbtl^il ber aSeüdRerung
, in €ieoen6uraend ouS. SSon ben jur 3eit
^ßitfi^cncgen bofeM Derbliebenen Ungarn,
P4 n<tt ben )iafiageblie6enen @e))iben Der«
x|d^ taltm^ {lommt bie gmeite 92ation ber
.SfEfkr' (Sx&elj, ®ren)||üter) ; biefe l^aben
fü^ bn iiiiQa:iiM^ aRunbort unb ttol^nen im oft*
bifin Ztetk eteienbflrgend. 3)ie britte Station
^ ^ ^foi^ftMc''. ftönig ®eifa ü. berief nöm-
td^ 1143 in ben tmröbeten Säbtl^eil bed fianbeS
Ol gknbita, fotote Dom 9RitteI- unb 9lieber«
4en 9n)icblfr. (Ebenfo Derlieb SlnbreaS IL bem
hea^fyoL »tttfiotben im 3. 1211 bad gleid^faÜS
ksB Smjenlanb« meld^er bafifefbe aud^ mit
iatfd^ bcfUbette. S)erfeae ff5nig fid^erie ben
botfl^en SfailDanbercm tt)id^tige Siedete ; ^e l^oben
hä bätat beS Sonbed unb grfinbeten eine Steil^e
ta SlobtoL StaufknS lam eine Dierte Station
hipi. btt ber Sbtmönen ober Sßalad^en (Ofi-
Ibmaam)* 3)a fie ^eute bie flbermiegenbe 9)le]^r*
|äZ ba 9(09nimmg bilben, fo toar ed nur
k2f , bas ber Simibtag Don Siebenbürgen im
jL Ia60 ber rmnanifd^ Station |)oIitif($e unb
i^igidfe Stru^bcrcd^tigung mit ben onberen an-
dbaata Stationen ertöte. SBaS bie ))oIitifd^e
ctfling Siebenbürgens angebt, fo »urbe e9
X 10. Sobr^tmbert burd^ eigene Surften re-
sai; 1008 eroberte e8 ber fjjl. ^Upl^an Don Un-
^ wob ßeg dl tmrd^ SBoiaoben ober Statt»
Uiar ocdDotten. 92acl^ ber unglüdDid^en Sd^Iad^t
k: TlotiaA (1526) befriegie ber bamalige SQBoi-
K^ ^bonn Sopplga old (BegenI5nig ben ff önig
SaHnmbL oonltngam, ein 3enDürfnt|, totlä^tH
9 bngikgl Rinrbe, bof Siebenbürgen burd^ ben
gndenlfib&i6 »om 3a^ 1535 aß felbftän-
H9< pr^t^um Sofoa^a guftel. Seine 9tad^-
«•ä föbricn oft, melft unter türfifd^m ©c^u^,
fticg Stgen bie Ihrone Oefteneul^, bis @ieben-
tofa enbfid^, nod^ ber !Riebedage bed $räten-
kita Snni »agocjQ, im 3. 1718 ftd^ an Oefter«
T^ogobL um 1 765 nmrbe c8 bann unter 9Jlaria
lojk jum ®ro|ffirflentbum erhoben. 3m 3.
3(^ mäü eine Union mit Ungarn in Anregung
r««^f Dcld^ ober bie Sod^fen unb biejabl«
le^cii SBoIoi^ bcunoIS nod^ Dereitelten. !Rad^*
a |tbo4 bie 9Ras9CErm im Sanbtage baS Ueber-
räifi obmsi Ib^^ttoi , nmri)e bie Union 1866
befd^Iojfeit unb burd^ baS ISniglid^e %e{crt{)t Dom
3abre 1867 tl^atföd^Iidb DoOgogen.
Ueber bie «Infonge ber (S^riftianifirung
Siebenbürgens barf iej^t als auSgemad^t gelten,
ba^ biefelben nid^t f^on in'S 10. , fonbem erft
in'S 11. 3ab^bunbert faOen, unb nid^t Don ber
gried^ifd^en, fonbem Don ber latetnifd^en IHrd^e
ausgingen (Dgl. 0. Fejer, BeligiomB et eccl.
Christ apud Hungaros initia, Budae 1846).
92ad^bem ber % @te))ban, ein @o^n ber latei«
nifd^en JKrd^e, baS noc^ l^eibnifd^e SiebeiAürgen
im 3. 1008 erobert batte, mar feine erfte Sorge,
bie Setoobner beS eroberten SanbeS aud^ bem
e^rifientbume }U)ufübren. 3n biefer ^bftd^t ftif-
tete er bafelbfi ein SBiStbum mit einem Sapitel
}U ffarlSburg (f. b. 9(rt lloloqa YII, 989), unb
Don biefer ^flan^fd^ule auS mürbe Siebenbürgen
d^riftianifirt. SBeiter mürbe im 12. 3abrbunbert
unter ben oben ermäl^nten @ad^fen eine ^ropftei
}u ^ermannfiabt gegrünbet, bie als tj^mi Don ber
3uriSbiction beS @iebenbürger Sif(^ofS unter bem
erjbtfd^of Don @ran (f. b. 9rt.) ftanb. SIS ftd^
f))äter ber Sifd^of ÜRUIoDinuS Dor ber SSutb Der
SCflrfen unb ber fdgiSmatifd^en (Sried^en auS ber be«
nad^barten Sßalad^ei unb SRoIbau bier^er pd^tete,
Dermaltete er mit ©ene^migung ^apft 3uIiuS^ II.
als Sicar beS 6r}bifd^ofS Don ®ran bie Secanate
ber Umgebung Don ^ermannfiabt.
3nbie „Steformation" mürbe baS Sieben-
bürger @a(^fenDoII infolge beS lebhaften 93er-
lebrS f^txm^tiq^tn, ben eS Dermöge feiner natio-
nalen SSerbinbung unb }u ^anbels^medten Don
ieber mit ben ibm Derf d^mtfterten S)eutfd^en unter-
lalten botte. itaum maren bie erfien Sd^riften Don
Sutber erfdgienen, alS fie fd^on 1521 Don ffauf-
leuten mie in Ungarn fo aud^ in Siebenbürgen
Derbreitet mürben, unb balb Derfünbtgten au(^
amei frübere 3ubörer SutberS aus Sd^Iefien, bie
entlaufenen S)ominicanermönd^e SlmbrofiuS unb
®eorg, baS neue Soangelium. Sie bi^K^ in
^ermannftabt für bie föd^ftjd^e Station ben @otteS-
bienft in beutfd^er Sprache unb läfterten babei
bie 3nf}itutionen ber latbolifcben ftird^e. S)ie
fäd^ftfd^en ffauf[eute, meldte fd(|on in S)eutfd^Ianb
ben neuen Sdrm mit eigenen Obren gebort, nabmen
blinbeifrig ibre Sebre an. S)ie itatbolüen be-
nad^rid^tigten nid^t bIo| ben ßrjbifd^of Don @ran
über bie Steuerungen, fonbem flagten aud^ unter
Berufung auf bie Dom ffönig äJlattbtaS miber bie
Äe^er gerid^teten ®efe|e bei ftönig fiubmtg 11.
tiefer erlieg ben Sefebl an ben SDlagiftrat Don
^ermamt^abt, ba| er SutberS 93ücber Don ^uS
)u ^auS auffud^en unb auf bem offenen SDtorfte
Derbrennen fo&e. S)effenungead^tet mürbe bafelbft
Ed^on 1524 eine lut^erifd^e Sd^ule eingerid^tet,
^enn bie 3abl ber Sleuerer mar bereits fo grog,
hai bie ffagenbe ©eiftlid^fett bem Srgbifd^of fd^rieb,
felbft in ber Stabt, mo Sutber mobne, ßnne bie
iutberif d^e Sebre ntd^t ftärf er berrf d^en. 2)ie Steuerer
magten aucb bereits, bieffatboHIen bei il^ren dffent-
lid^en Umgügen )u befd(|im{)fen. Sxoox erlief mie
275
@ieben&fitgetL
276
Subttng II. fo oud^ ber fRüäfiiai {henge SSerorb-
nungen ; allein ha unter SBIabtölatt) U. unb fiub-
»ig IL baS föniglid^e ^Injel^en ungel^er gejunfen
toQX, blieben f otool^I bie 93rief e beS ftönigS oie aud^
aüe 9{ei(l^§ge(e|e erfolglos. S)a3U !am nod^, bo^
baS Vorbringen ber Surfen bie Sorgen Mer in
9lnfprud^ nofm. Unter bem ©d^Je beS ©ad^fen-
grofen WatcvA ^empflinger, unter melc^em ber
^bel bereits nad^ ben @ütem beS SleruS griff,
unb ber bie neue Se^re mit Slot^ unb %f)ai f örberte,
üerbreitete fid^ biejelbe immer tt)eiter. ®ie S^ie»
tratet beS dürften 3o](Kmn 3Q))ol9a mit ffönig
gerbinonb, bie^efd^lagnal^me beS SSiStl^mS bur^
ben SBeltlid^en !ßaul (Srons) 99obo unb ber SRangel
on ©eiftlid^en, bereu Diele im Sürfenfriege
umgefommen tooren, bilbeten lauter Umftonbe,
meldte bem $rote[tantiSmuS in Siebenbürgen
DoDenbS Ipr unb 2^or öffneten, ©d^on 1529
folgte ber gange fRoßf oon ßermannftabt ber Se^re
fiutl^erS, unb nod^ im felben Saläre mürben bie
®om]^erren, bie ÜRönd^e unb 9lonnen bafelbft unter
9Inbro]^g ber Sntl^auptung auS ber ©tabt t)er-
trieben, ftronflobt, »o fpäter (feit 1534) ber
f rebiger Solenn t^onter (f. b. Slrt.) t)5IIig bie
crrf^aft l^atte, folgte bem Seifpiele fofort. 3n
einem großen Sl^eile beS SonbeS toarb bie 9Reffe
abgefd^afft unb ber Saienfeld^ eingefül^rt. S)ie
gange fö(|fifd^e ^Ration entfd^ieb fid^ 1544 auf ber
@9nobe öon SKebiafdJ (Kebg^eS) für bie 3lugS«
burgifd^e ßonfcffwn, unb ber Sefd^Iu^ beS Sanb-
tagS }u Älaufenburg (1557) geftanb ben IBe«
fennem biefer (Eonfeffion, tocld^e 1552 ben ^Jkml
SSiener auS fiaibad^ alS ©uperintenbenten gemö^It
l^atte, gleid^e Siedete mit ben Itatl^olifen gu. S)amit
l^tte ^6) baS genannte 93efenntnig neben bem
fat](|o(ifd^en ®Iauben fiaatlid^e ^nerfennung er-
rungen. Um 1554 brang aud^ bie Seigre SaIt)inS
in ©icbenbürgen ein, befonberS burd^ 2Rartin üaU
mancj9, frühem lut^crijd^en $rebiger gu Seregl^»
fgaSg, bann }u Sebrecgin. Sinen mö^tigen Se*
frfjüjjer fanb er an $etrot)icS, bem SBormunbe beS
minberjöl^rigen gürften ©igiSmunb S^olt)a,
©eine Sln^ängcr meierten fi(^ fo rafd^, ba^ fie fid^
1564 oon ben iButl^cranem trennen fonnten. 9lod^
in bemfelben ^af^xt erl^ielten bie ©aloiner ober
Wef ormirten ju Cn^eb ööllige 3lner!enmmg unb an
©ion^SSDf^abaraSj einen eigenen ©iH)erintenbcnten.
Um bie mit ben ©ad^fen l^altenben ungarif(^en
Sut^craner für fid^ gu getoinnen, nannten bie
ßaloiner il^re 2tfyct ben „ungarifd^en ©lauben" ;
bie fiel^re £utl{|crS l^ie^m fic ben ,,beutfd^cn ©lau»
ben", wäl^rcnb bie ff atl^olifen ol^nc Untcrfd^ieb ber
9?ation il^rcn ©Tauben fcl)r rid^tig als „toal^ren
©lauben" begcid^neten. ßnblid; famen aud^ bie
Unitaricr (f. b. ^rt. ©odnianer) l^ingu. 3rre-
gcfül)rt burd^ ben ^rgt unb fpätem 3:^eologen
Ölaubrata (f. b. 9lrt.) unb ben §ofprebiger
t^frang 3)at)ibi8, ber Don ben Sutbcranem gu ben
^alüinem unb üon biefcn gu ben Unitaricm über-
getreten , oertl^eibigte Sol^ann SöJJoI^a'S ©ot;n,
gürft Sodann ©igiSmunb, bie Seigre ©orinS, unb
burd^ il^ begfinftigt, eri^ielten bie Umlarier 1571
freie SleligionSübung unb einen eigenen @ulx^
intenbenten. S)ie So^l berfelben txxmdjitk fUl
nod^ baburd^, ba^ bie ouS $olen t^ertriebemi
Unitarier nad^ ©iebenbürgen flüchteten. S)anclci
gab eS mä) SBiebertöufer, roit bie gegen ^ cr>
laff enen ©efe^ bemeifen, imb anbere BkUu, l 8.
©abbatarter (f. b. 9rt. X, 1443). mfyct& fk
baS gfürftentl^m ©iebenbürgen gum Xunmicl'
pla^ aOer möglid^en ©ecten geiooi^en mar, tm'
ben bie ffatl^olifen, nunme^ in bie 9Ru[dici}a|I
gebrad^t imb aller ffird^engüter beraubt, faß gm^
unterbrfidtt. Um ben!at^olif(^en®laub(naii^i4t
gu tt^oitm, erad^tete gfürft g^rifio))]^ ^M^oA bie
ßinfül^rung ber 3cfuiten für unumgüngltd^ mSfr
menbig (1579). 3|^r Sefel^gSeifer nuid^ pe
iebod^ bei ben Derf d^iebenen ©eden fo tftifyx^, bd|
fte 1588 burd^ ein 2)ecret „ben ©t&nben giduf
mieber entfernt toerben mußten. 91S fle fd^naf
fteben Saljiren mieber gurüdffel^en, ftürmten bk
©ectirer baS SefuitencoDegium gu
tt)obei einige ^atreS üenounbet unb bie Vifign
©egenftönbe auf bie empörenbfie SBeife ixniii*
el^rt tourben. ^ter Immanuel 9teri, ber feian
Säbel bagegen auSfprad^, ttmrbe bofür getBbht
SS l^alf menig, ba| bie ^Bürger f d^on im folgcnboi
äal^e burd^ ben faiferlid^en ©efanbten aur Sieb»
aufnal^me ber Sefuiten gegtoungen tovcmn ; le|tai
mußten innerl^alb 20 3a]^re nod^ brei« Mi Dur*
mal flicken unb tonnten aud^ nad^nudS (eine fi^
Ssifteng in ©iebenbürgen erringen. Srft oB bol
Sanb 1688 unter öfterreid^if d^ Oberl^^ tn^
tt)urbe bie SBieberbelebung beSlhtl^oliciSnniiw:*
fud^t. Slud^ bie Union ber ©ried^ mürbe bdrUn
unb gmar burd^ 3efuitenmiffionare ber boc^i
$rot)ing, nid^t ol^e (Srfolg (f. b. 9rt fSogaa^
2)ie ffatl^olüen meierten ful^ mieber, nomevtB^
feit ein fatl^olif d^er iBifd^of in ©iebenbürgen fettp
(feit 1716) repbiren fonnte (f. b. «rt ttOxf
YU, 939 f.). einer ßigent^mlid^ ber p»
bürgifd^en fatl^olifd^en ftird^e ift l^ier nod^ befonbof
gu gebenfen. S)ie fatl^olif d^e SRinberl^t, im Snbe
gerftreut unb gmifd^en ^nberSglöubige eingdriB;
lernte frü^geitig ibre Sntereffen maljren mü) •«*
tl^eibigen. ©d^on feit ber ©lauben8trennmiggdii>
beten fte unter bem SBorfi| il^reS »ifd^fS eoMi
©onberlanbtag, unb bis gum 3o^ 1767 mo^ta
bief e fatl^olifd^en ©onberconferengen @r. SRoiePft
megen Sefe^ung beS 93i)d^ofSftu]^leS einen ifmo*
oorfd^lag unb fül^rten bie 9ufftd^t über IMfiL,
©d)ulen, Srgiel^ungS- unb ißerforgungfi^Safet,
fotoie bie ißermaltung ber ©d^ul- unb iHn|n'
ftiftungen. 3m 3* 1775 mürben gmar dt
latl^oUjc^en ©d^ul« imb IKrd^enangeJegenMia
einer bureaucratifd^en fogen. fatl^l^d^ CM"
miffton übertragen; feit 1848 aroeitcte Mi
aber an ber SBieberJ^erfteUung ber !dt^fi{4>
Autonomie, bie 1878 formeE unb burd^ &bIM'
gefc( geregelt mieber in'S Seben trat oIS JUSß'
\i\ä)tT ^utonomiecongre^" ober oß ^&il»
bürgifd^er römifd^-fatl^olifd^ ©toltif'. IblB
in
€ieienf4Iftfct, bie l^IL
278
I$^i4 feine QknetalDerfammtung }u
AsKfcnfang, gaiq unaBl^ngig bon (ebem gou»
miifirntnlcii <Bnflu|. 3)aneben fungirt ein
SuBCtioRlasiifil^l QUft 8 ®eifiltd^fn unb 16 mlU
Sskoi n^^dieni mit einem geiftUc^en unb xotlt»
hdm ^lipioilCR. ^GofiSrnt bedetftem bfflelbet
ftA te fa^oiifc!^ 99l{(^of ; ber mibere toirb Don
tai Viiifd(tt9 geiDd^tt. ^ineQuS28^ragta))]^en
kHekcRbe dnßnidion (efKmmi unb regelt ben
E^zSangfOnA bc6 SirectionfimtSfd^uffeS, beffen
|»39ctt0iifltaiicr auf brei Solare fefigefe^ 9n*
;iiWi4 tritt cfai S)rittl^il ber a)«tglieber oud;
:tnc(Bai fihmcn ober miebet gettcU^It loerben. S)er
£^::!tin^tmt Mef ed 2)irecttonSrQtbed erftredt ft^
of olci« iDQfl, ou|er bem Sereid^ ber 9n-
^k^aäftitm bei GImtbenS, ber Siturgic, beS
t-u^frcatmatteft unb ber fird^Iid^en S>i9ci))(in
Vfnib. Me gdfUi^en unb uieltßd^ (gläubigen
patuifttm intextfftrt, indbefonbere auf ^erfonol-
tamamgm fäc ben Unterrid^, ouf latl^olifd^e
Siol^« imb 6<I^IfDnbS unb Stiftungen, fotoie
jif alle bad pebenbärgifd^e fot^olifd^e SBidtl^um
ksej^nhen, mit toeltlid^en S>ingen im 3ufammen-
bcagi pr^enben Sngelegenl^eiten. Der ^uSfd^u^
äs jtan SitffamMt unter Snorbnung unb Son-
trdt ber ScnmildeTfammlimg; er fibt bie Siedete
boiiibcn in intern ütomen uiä Auftrag auS, l^t
änfM^Iuffe oiiSgufäl^ren, t>em)altet baS ®emein-
rc35gmb<irdmifd^fat^oIifd^en «^StatuS", orbnet
tr Blffol» unb Snie^ungSongelegen^eiten unb
zrr^ ibe^aapt in oue Angelegenheiten ein, meiere
r^ auf Me €clbft&eitooltung beS römifd^-fatl^o-
n>±sB ^Btatta^ besteig 3ebe8 SRitglieb ifl ffir
ik fricienigen 9cf t^läjf e, on beren gfaffung ed t^U-
paomnKn, pnfbiüiäq Derantmortli^. 3u einer
dJtgcn Oe^u^faffung ift ffir gemö^nlid^ bie
txncfen^ Don minoeftenS fünf 9RitgIiebem, mit
^xnfiÜa^ bcS Sotftj^nben, erf orberlit^ ; bei mid^-
rjrcu, namentRd^ materielle ^fragen betreffeitben
IrgHfgniVttttt ^11 t>ie 9nme{en^eit üon minoeftenS
Tti lUtglicbcm, o^ne ßinrec^mmg beS !ßräfl-
Vxlai« iiDt^iociibig, mie neueftenS bei ben 93er-
M32ibiRgcii S6er bie Congrua ber (Seiftlid^en unb
^nfeifocRL ^>cA Sermögen bed ,,@totu8'' be«
^ (18M) Dome^mlid^ auS folgenben 8fonb9
« jte hm Ursprung berfelben Dgl b. Art. Oefter«
rzsb n, 751 f.): tReligionSfonbS 815 278 fl.
< fa. ; etiibienfonbd 1 403 328 ff. 12 h. ; @ti-
9HbMonb$ 889 810 fl. 76 fr.; gfbnbd ber Xe«
n^R-fBrnfimf^er 388 571 ff. 14 tr. ; Slemen-
iKidMaifonbd 148 895 fL 42 tr. ; $enfion8-
feOl fii tote Soffifd^uUe^er 153 588 fl. 16 fr.;
tafioiäfonbi f&r bie (S^mnoftotprofefforen
92IM fL 5 tc; ®Tof 9lemeSfd^er @ti))enb{en-
\9M 24052 fL 82 fr.;jufommen 3913117 fl.
tS ft^ iDoju niM^ hau (fotrdgni^ breier großen
tcvönen iiril ctL 218 000 fl. ia^rlid^ fommt (ogt.
ia3t»L ffir^msfttung, &il]burg 1890, 684).
- Uefar ben ^tigen Stonb ber fatl^otifd^en
Ib^ü in Stebcnburgen ftnb bie 9(rtt. ffoloqa
Vir, 940 f., OeflerreidJ IX, 741 ff. unb Ungarn
ju bergleid^en. [We^er.]
^Uttnf^ttfet^ bie l^Il, nad^ ber Segenbe
fteben oome^me Süngtinge )u Sp^efuS, ißogen
im !ßalafte beS ffatferd 2)e€iu8. Sl^re Slamen
foHen SJtoi^mianuS, SMd^ud, ÜRartinionud, S)io-
uQfiuS, gol^anned, Seropion unb &)nftantinuS ge«
toefen fein. 918 2)edu8 im % 250 nad^ Spl^efuS
fam, orbnete er aUgemeine ®ö|enopfer an. f^
bie gonje Stobt ^gte fld^ bem Sefe^Ie, nid^ f o
bie fteben Sünglmge. S)eciud lie^ biefelben oor
fid^ füllen unb gab il^nen nad^ angefteQtem !Ber«
l^öre fo lange SBeoenfgeit, bis er mieber nad^ Sp^e-
fu8 gurüdfomme. ffaum b<itte er bie @tabt Der«
(offen, als bie Säuglinge foft SUbS unter bie 9(r»
men oertl^eilten unb fu^ in eine &öble bei (Spl^efuS
berborgen. SRoId^uS beforgte peimlid^ ouS ber
Stobt bie nat^igen SebenSmittel. gineS £ageS
erful^r er, bo^ ber ffoifer Don bem 93efud^ an«
berer Stöbte nod^ Spl^efuS gurfidCgefel^rt fei unb
fie fud^en lo^e. Unter Xl^rdnen boten bie Sieben
®ott um feinen Seiftonb. S)er SUImäd^tige er»
]^5rte il^r ®ebet unb nol^m ^re Seelen j^inmeg
(suscepit animos illorum). S)eciuS lie^ bie
^öl^Ie, meldte i^ren Sufentl^alt bilbete, jumouem
(t)g(. Allard, Histoire des perseo. II, 2« öd.,
Paris 1894, 416, not. 1). 9IS nad^ etma
200 3obren unter Zl^eobofiud b. 3. eine Secte
bie Suferfte^ung ber Xobten löugnete, mürbe
burdd SufoD iene ^ö^Ie geöffnet, unb ®ott
gab ben ßntfc^Iofenen boS fieben )uräd(. SHe
neben Jünglinge glaubten nur eine Stod^t ge«
fd^lofen )u boben. SRo^^uS ging feiner (Bemobn-
^ gemö^ in bie Stobt, fonb jebod^ gu feinem
8rd|ten erftounen Med Der&nbert : boS 3eid^en
^brifti leud^tete i^m Don ben StobttJ^oren ent«
gegen, $riefter unb SoH eilten in bie JKrd^en,
feine 9)hln)en mürben oIS foftbore Sd^ä^e ouS
©eciuS' Seiten betrad^tet. ®er erfd^rodCene 3RaI-
d^uS mürbe gum Sifd^of unb gum StQbt))räfecten
äeffi^rt, mo fid^ ^OeS aufflorte. Sifd^of unb
(oifer )ogen )ur i^bffit unb fanben SRoId^uS'
SuSfogen beftätigt. 9lad^ mond^en Sieben, unb
nod^bem ÜRortinionuS ben jfoifer im ©louben an
bie Siuferftebung ber Xobten bejiörft botte, ent-
fd^liefen bie Sieben mieber, unb ber ftoifer He|
bofelbft eine SBofilifo erbauen. — So berid^tet bie
f^rifd^e Segenbe nad^ ber loteinifd^en äBtebergobe
@regord üon ZourS (f. B. Erosch, Passio SS.
MM. sept. dorm, apnd Ephes., in b. Mon.
Germ. Mst. Scriptt. rer. Merov. 1, 2, 847 sqq.,
unb Annal. BoU. XH [1893], 371 sqq.). m
fru^efie Sluf jeid^nung berfelben gilt bie bcS Stirer«
3acob üon Sorug (f. b. Srt.), femer eine »obl
ouS bem 6. Sobrbwnbert ftommenbe fprif d^e iprofa
im ÜJlonufcript (f. Land, Anecdota Syr. I,
Lugd. Bat. 1862, 38). Son größerem äntereffe,
toeü ouSfübrlid^er, ift eine 95erfu)n beS S^rer«
©ion^ifiuS SelmabarenflS (Ohronic. 1. 1, ed. Tull-
berg, Upsal. 1849, 167 sqq. ; Assemani, Bibl.
Or. II, 98. 344 sqq.). «18 (Srgän jimg biefer tbell-
279
Sieben @d^met)en 3RariS — Siegburg.
280
i
loetfe nod^ mongeH^aften Ueberlieferungen tritt bie
DoUjtänb^ere grie^ifc^e ^Bearbeitung bed @qmeon
9)teta)){|rafted in ber befannten loteinifd^en Ueber«
fe^ung bon @uriu9 ein (AA. SS. BolL JuL VI,
892 sqq.). 3n biefen k)erfd^iebetien 2)QrfteQungen
bec Segenbe fbib Diele ^meid^ungen Don einanber,
0 befonberd in Sejug auf bie 3<i^I ber ÜRartqrer,
ie Sd^reibmeife i^rer 9tamen u. j. tt). S9ki8 ben
aefd^icbtlid^ maleren Snl^It ber Segenbe angebt,
jo mul eüDöbnt werben, ba| Sarbinal SBaroniuS
in ben ^nmerfungen }um römifd^en ^tortpro-
logium (27. 3uli) fein Urt^eil fdnt, mö^renb er
in ben Annales ad an. 853, n. 61 bie Sieben*
fd^Iöferlegenbe aI8 ^dbü be^eid^net, ol^ne bie IBe«
tt)eife bafur anjufül^ren. Sl^m tritt ^{fenumi (BibL
Or. I, 386) en^egen. 3u einem befriebigenben
Snbrefultate lommen beibe ©elel^e nid^t. iBiel*
fad^ mürbe bie Segenbe al8 reine @age obne hr-
genb einen l^ifbdj^en Htm als in baS Steid^ ber
^R^tl^ologie gel^örig betrad^tet unb anberen Sagen
Dieler iBölfer Dom «.langen Sd^Iafe'' gleid^geftellt;
0 neueftenS in ber gelehrten ^b^anblung Don
. ffod^, ber iebod^ felbft gugeftel^t, ba^ ^mand^e
feiner ^uSfül^rungen erft ber Seftätigung burdd
pl^ilologifd^ genauer ebirte Ze^te bebürfen'' (f. Stod),
S)ie Siebenfd^Iöferlegenbe, il^r Urfprung unb il^re
iBerbreitung. Sine m^t^ologifd^-literaturgejd^id^t-
lic^e Stubie, 2t\pm 1883, 203). SSoQe 93erec^-
tigung l^t ber @d^Iu|fa( ber geleierten ^udein-
anberfe^ungen bei ben IBoQanbiften (AA. SS. 1. o.
887) : Traditionem tarn communiter receptam,
tot soriptorum literis consignatam, tot di-
yersanim gentium linguiB celebratam sine
evidentibaB testimonüs aut ceiÜBsimis ratio-
num argumentis non temere esse negandam.
SDie ^erebrung ber b^iKg^ Stebenfd^Iäfer ift
in ber tateinifd^en unb befonberS in ben orien*
talifd^en ffird^en fel^r Derbreitet. 2)ad Martyro-
logium Bomanom gebenft il^rer am 27. 3uU;
bie Orientalen feiern i^r gfeft am 2. ober 4. ^u-
guft (Nilles, Eal. I, 2. ed., Oeniponte 1896,
234) ; bad MenoL Basilii jun. ermöl^nt fte am
22. (23.) October, atö bem Xage ber ginmaue«
rung. S)ie fqrijc^en Staroniten begeben il^r ^n>
benfen am 7. Snär^. $tlger, bie ba§ beilige Sanb
befud^ten, gingen an ber trotte ber Siebenfd^Iöfer,
bie man nod^ b^ute am gu|e beS $ion jeigt, nid^t
Dorüber (AA. SS. L o. 378 ; Stimmen auS 9Wa-
ria-Saad^ LI [1896], 476). 3to6) tmixf^ni fei, bafe
aud^ bie ünobommebaner bie Segenbe fennen (Ko-
r&n, Sur. 18, 8—24) unb bie Sicbeufd^Iöfcr al8
bejonbere Scbu^l^eilige Dere^ren. Slud^ Sprid^-
mörter (ebnen ftcb ^^ bad geft ber Siebenfd^Iäfer
an (f. SBanber, Sprid^mörter-Sej. IV, Scipjig
1876, 554 f.). ®ie d^riftlid^e ihinft fteflt bie
^eiligen in einer §öble fd^Iafenb bar. (SgL
bie reid^en Siteraturangaben bei flo(b a. a. O.
pass.) [S. ^clmling 0. S. B.]
SifBen ^Amtvitn 9tariä, f. Warienfefte
Vlil, 819f.
^tetfitf Äger, f. Sabbatarier, n. II.
^^9 Seft 9Rariä Dom, f. aRorien^
Vni, 818f.
^teglnrg, frul^ere SenebictineroUei im fa*
biStbum Rbln, mürbe Don (grgbifd^of 9mu) U.
(f. b. 9rt.) 1064 auf bem Dom $^|grafen ^
rtd^ abgetretenen Siegberge gegninoet unb id
(Einmeibung ber ffird^ 1066 unter ben 6(^
bed erjengelS ÜRid^ael gefteOt. 9IS %mo fpäter
megen einer gegen ibn gerid^teten fHage fid^ no^
atom begab, befuc^te er aud^ bo8 fHofter gfnictiiom
(in ^iemont), unb bort gefiel i^m bec flrenge, bs
OrbenSregel DöQig entfpred^enbe SBanbel bs
ajldnd^e fo fe^r, ba| er bei feiner StüdSe^ (1070)
einige Don i^nen mit nad^ 2)eutfdeianb na^ nib
ibnen baS neue fflofter auf bem Siegberge oi*
mied. S)ie bisberigen Semobner beSfe&en, bie a
aus St. SRasimin berufen batte, fanbte er, amS
fie fid^ ber Steform nid^t fügen moOten, el^onttwl
nad^ Xrier ^urüd (Lamb. Hersf. AnnaL id
a. 1075 [Mon. Germ, hist Scriptt V, 238]|.
Snno'd Srmartung, ba| bie neuen SRdmbe ii
Deutfd^Ianb ein SSorbüb Ilöfterlid^er 3^t ffii
mürben, erfüllte fi^ DoQfommen, unb ber m&btidt
IKrd^enfürft füblte ftd^ niemals gludnid^, ott
menn er in feiner SiebUngSftiftung meilte unb n
ben frommen Uebungen ber OrbenSIeute tbeiUmta.
Seiner Snorbnung gemö| mürbe er nod^ jeiini
3:obe (4. Secember 1075) in ber SbteUinbe bei-
gefegt. Unter bem 3. (ober 4.) 9bte, ftimo I,
ber aus SlegenSburg ftammte unb Don feira
gfreunbe Slupert Don 3)eut (f. b. 9rt) oIS Taue-
rabilium studiosissimus literamm, et qiMrf
majus est, monachicae colmnna reHgioiui
gefeiert mirb (Mon. 1. o. Xu, 637, not 70),
füftete fid^ ^einrid^ IV. am 24. 9h)Dember llOS
^u Siegburg ein 3n]^rgebad^tni| (SacombUt, Ib"
funbenbud^ für bie ®efd^. beS 9tieben^ 1,
S)üffeIborf 1840, 171). (Sin 3al^e^ \pito
(1115) fam 9torbert (f. b. 9rt) Don Xanten, bs
fpotere Stifter beS ^römonftrotenferorbenS, »4
Siegburg, um fid^ bort im geifUid^ Beben p
DerDoUfommnen. Süngere S^^ <^ 9fa)Aert o»
freute fid^ ber Seitung beS auSgejeid^neten SM
ber obengenannte Shipert Don Jbeu|, ber ftit
1113 etma 4—5 3abre in ber Sbtei metBe n*
bort eine Keilte trefflid^er SBerle Derfa^ fltt
jhino, unter bem bie S^b^ ber 9Rdnd^ in Sifg*
bürg Don 60—70 auf 120 flieg, mirfte angeU^
fpäter als Sebrer ju $ariS (Chronic. Waldsa«.
Ottonis Prioris, bei Oefele, Ber. Boic. Sor^tt.
I, Aug. VindeL 1763, 55); 1126 mürbe erb«
in feiner SSotcrftabt »egenSburg (f. b. «rt I,
910) aum Sifd^of gemöblt. Unter bem 9bte 6»
barb I. fanb gu Siegburg 1183 bur^ päv9^
Segaten Slnno^S ^iligfpre^ung unb bie St^Ani
{einer Reliquien ftatt Spöter muxbcn Ic||ta^
)omeit fte nicbt an anbere ffirc^ unb itlöfter DO*
fcbenft maren, in einem überaus bftbaren SdM*
oufbemobrt, ber, mie anbere nod^ erhaltene lhm|t>
merfe (Steliqutarien unb Zragaltdre), mo^ in bs
^btei felbft angefertigt morben i|}. Snd^ tttcn-
21
Siegel.
282
z?6 ^oben bie tBntebictiner auf bem @ieg(erge
h^ idlioftigt nosnentU^ butd^ bte Tita Annonis
«^•m. L c XI, 465—514), bie mif IBeronlaflung
M UM Stcgin^b Derfa^t »utbe (1105), unb
M um rincm 9ugen}eugen (um 1185) gefd^rie-
hoen anfi^aiilü!^ Seri^t aber bie lYuislatio
a AnnamB (lion. 1. c. XI, 514—518). SRand^e
aad^ boS becu^mte tlnnolieb in bei %6tei
{ein O. not, @efd^. ber beutfd^en Sitera-
U, fBoTm 1896, 105). 9tr)d^ Diel rfi^mlid^er
bie Sl^dHgleit, totli^ bie SUnd^e ga^rl^un-
bcxir ^iobiir4 in bcr IHofierf d^e entfalteten. Sei-
let fiam abn gegen (fobe bed SRitteloIterS aud^ in
eie^mH bte llnfttte auf, faft nur Sbelige in ben
foaoad au^une^men ; bfirgetlid^e 9ebte gab eS
bort \^tm frn 1950 nid^ mel^r. S)er redete Ot-
>cstetß mtb cbenfo bie Siebe {um Stubium unb
jcn osiierni^ ging nun aUmöIig oerloren, unb
Si BxinirM Sti^itng toutbe immer mel^r eine SSer*
VtgiiDgSanffailt (Snnalen [f. u.] XXX, 124).
SM Stxtbm ha obeligen ^tbtt rocx auf Sr-
lapguno bcr SReti^unmittelbarfeit gerid^tet, bie,
cir ei Jd^nat, oon ftaifer SRasimOian I. auf bem
Sbütiäage pt ftöln 1512 betoiSigt mürbe. Solb
kznorf ^rn bie 9ebte einen f dJ^meren ftompf mit
ha ^cotetbisitiSmu« gu beftepen, meld^er in ber
ttat ualcrgcbcnen Stobt Siegburg fid^ Singang
im^affk ^c ; bte neue Se^re f onb namentlt^ in
te |B gxD|et Scbeuttmg gelangten X5|)fer)unft,
«sär in rrg^ gefd^dMidben SBegiel^ungen )U ))ro-
t^Bnti|(bcn «^tobten {iono, t)iele Snl^önger. SRit
Clft be# 6d^inntiogte8 ber 96tei, bed ^rjogS
Sälfdm oon SOßi^-SIcbe-Serg, gelang eS ben
fjbim ^amaxm IL t)on SBad^tenbond (1549 bis
:>76) unb eottfrieb t)on (SqO (1576—1587),
ftoi ttotffianliSmufi aSmoIig mieber au8 ber
Stobt px oerbrängen tmb bie unbotmäßigen Unter-
teon fun Oe^otfom |u Bringen. 3m f olgenben
«Xft^x^unbett braute )unöd^ ber breißigidl^dge
Krieg on4 uBer €iegburg fd^mere Srangfale.
Sor Den ocrbfiiibeten @4tt^^ unb ^f|en mußten
sa 9. 1632 Vbi ttnb SRöndbe mit ben ftoftbar-
Hn 5er Hbtci nod^ ffStn flfid^ten; bie fjfeinbe
)iäkn fofl biet 3a^ in Siegburg unb l^auSten
:sn ydtnSXü^. fimim toar bie Sd^mebenplage
txsbcx« ba crfd^tn 1636 ber berud^tigte fur-
*.,mV Comnxiffor Dr. juris gfranj Suirmann
:zt ie|te eint allgemeine ^enDerfoIgung in
^ca. »td ba^ ^e bie ^Säuberet" ber
,*tfei#faJmng bdl Senb unterftanben unb mar
as^cailgnaBig tmbebeutenb geo^nbet morben.
^ ta 3. 1629 l^e 9bt SBertram Don 99eDing-
\oU^ Auflage o^ne SBeitereS nieber-
ixnb gmor, mie eS im ^rotofoü
%^^ . 9CÜ bte &aSft burd^ boS ©eflöffe miß-
:rsh§si SBcibet erfunben fei. Sn ber 3:^at l^ielt
^^ Ur Wbt mit faft bem gefammten SIeruS bon
'.«a k^aabpolwi treiben bed ^esencommtfjari
ns /Hnnolen XXK« 97). Unter bem Derfd^men-
ttnb tftf elttjttgen 9bte So^anned Don 9od(
Ut «biet tbtt ftetd^umnittelbarleit ein;l
biefe mar Don ben ^erjogen Don Serg, bie im
Gebiete ber 9btei lanbegfürftlid^e Siedete bean«
fprud^ten, faji beftänbig angefod^ten morben, unb
im 3. 1676 gelang eS bem ^erjog ^W^p SBtt-
l^elm, ben Sbminifirator beS „©otteSl^ufeS Sieg-
berg" unb cbenfo ben Sbt jur Sergid^tleiftung auf
bie „prätenbirte ämmebietöt" )u bemegen. Sinige
dolore Dorl^er (1671) mar in einer Sapitulatton
eine alte Unfttte mie folgt beftätigt morben: „5?ur
Tiri nobiles erl^alten bie Sufna^me in baS So-
fter .. . S)ie afpiranten muffen i^re Agnaten
probiren unb auffc^mören unb fed^ SEBod^en Dor
ber Sufnal^me }ur Prüfung fieuen." Unter bem
9bte Qfranj Beonarb Don aSefliem (1706—1735)
lie^ ber ßrjbifd^of Don Adln infolge eingelaufe-
ner Sefd^merben etne SSifitation in ber 9lbtei ab-
l^atten, bie für ben SebenSmanbel mand^er Sapi-
tulare ein ungünftiged Slefultat ergab, ^m 9ieu-
ial^rStage 1772 brannte bie (Don W>t 3ol^anne8
Don IBodt umgebaute) Xbtei faft gang nieber ; bo(^
mürbe fie mit ^ilfe Don SBopl^ätem au8 bem
l^öl^emiSIeruS unb bem Sbel mieber aufgebaut S)er
Slegendburger Keid^beputationSl^auptfd^Iu^ Dom
25. gfebruar 1803 brad^te aud^ bem abeligen Stift
@iegburg ben Untergang; e8 mürbe burd^ ben
ffurfiiirften 3RasimiIian Sofepl^ Don Sägern, ber
gugleid^ ^ergog Don 99erg mar, fftcularifirt. 2>{e
einfünfte bed iHofterS beliefen fid^ auf 50000
Seid^Stl^Ier , auS benen auerbingS bebeutenbe
@d^ulben }u beden maren. Setter Sbt mar 3o-
l^nneS Spe^art Don SBoerben (feit (1787), ber
ftd^ fpfiter nad^ Süffeiborf gurüctjog. Unter ber
preu^ifd^en [Regierung mürben bie ®ebftube ber
Dormaligen Sbtei Don 1825—1879 für eine
ärrenl^eUanftalt benu|t, nad^ beren Verlegung
man fie (1897) au einem 3ud^t^<nife umbaute.
(93g(. 3)ombuf d^, tn ben 9nnalen beS l^ifL SSereinS
für ben Weberr^ein XXHI [1871], 60 ff. ; XXX
[1876], 75 ff. 83 ff. ; etubien unb SRittl^ilungen
aus bem SBenebictiner- unb Siftercienfer-Orben
1888, 461 ; 1889, 492 ; 9tömifd^e Ouartalfd^rift
1895, 90. 296 ; 2)elDoS, @efd^. ber 9ifarreien beS
SecanateS Siegburg, Pöln 1896, 86ff^9l. ^eine-
lamp, Siegburgd SSergangenl^eit unb (Segenmart,
©iegburg 1897.) [Scdf.]
bieget (eigiUa) nennt man bie burc^gangig
mit einem €tem))el ($etf(^aft) in einer metd^en
9Raffe l^eraefteHten 9bbrädfe, meldte an ober auf
Sd^rtftftüaen }u beren ©id^erung angebrad^t ftnb.
SQiie Derf d^iebene anbere Sinnd^tungen beS ff an}Iei-
mefenS, l^at fid^ aud^ ber ®ebraud^ beS Siegels
aus ber rdmifd^en ffaifergeit in bie d^riftlid^e 3eit
l^erüber erl^oltcn, aber im Saufe ber Sa^rl^unberte
Derfd^iebene SBanblungen burd^gemad^t. Sie Ser-
menbung beS Siegels bei Sriefen unb Urhmben
mar bei ben römifc^en ftaifem mie bei $riDat-
perfonen eine fe^r b^ufige, unb eS mar Aufgabe
beS SorftanbeS ber laiferlic^en ffanglei, ben Siegel-
ring beS ffaiferS gu Derma^ren. S)aS Siegel bienie
in biefer 3eit aber nid^t etma jur ^Beglaubigung
ber Unterfd^rift, fonbem lebigli(| }u fidlerem
:S3 SreqeL 284
iwint ai ci-nei :TiJnM:-3 nir .fr cnnr-r::« .er ose 3av»i jeiqea ^la 3erKi§ unter ftönig $i|rin;
:rr;inn.» ann^^ni 3nr:.e Tl^ts :nx hxe :iT -^iccit ja fnce ^ 3. inö Üafong l>€* 10. da^r^un*
nae^rnitit. sfLise )ie Zizrzcnr: ::.er Zrrzzzizsn :cn5 :ser yiit 3ie &!Dr»fnift Öe4 Siegdll für
;.'>am^t.itein. 'tc -ur 'liifna::^:: :er cxnft li^m ina^qeseno. ?Li:(tniKs&i::rbi£bfttml2.3a^
i^.ttTT :t >it :^Jfne -umnixcniiKim. ^.aT; :::iie nncen Ja= irgyllnm non abolitum nee ab-
>!^ :iMitfr.neT r.rr. ',fT Tti2.:i .rter J?er::r;cR :er .tlsqzxi leque in jüqoa parte Tidatam boS
c^eqei Sil Cn::i»n irt" Ij: in :n;: ::!cn :cr i^jiin nsKiLCenae fiegaroiL^ungämittcI für Me
5.t»rrt .mmn.^LiiS Dar. Wim-, -..läKiire .!?':r:urr:s Sismiici: ::iier Idanfie. 3a ö« glei^KA S^ äa*
mirr.i? iPthi^tioUer! ilS nz S. oUizrnmicerr in Jene "im Me feficmmg 2e§ Siegels aud^ für Me
B^pÜ.» ^r /i}iiöctaTein i:ii:::ru5» nie 2-jr=a» Srnjoziriuiuen. 3a iifcluc i<§$erfaIleSfccralnt■
T^«^T^^.:llPn TaMTi. 31 :e ä?r:c:-,Äiii:iq mzcz cnin icKi ^cncrcrEtacrst ^ei^'ilüe unb xoMify
vr c::r.er.mi^ /er 1ed:t&e:t irjz irninäe :e:m. ^^nne im \uz ^etjiauätipiig t^rer Urhoiben bcr
ilj| 5.tii:^Tn:nel ^eqen jre -^«TäiFcanq lercifren. -tqenen Seqei JeauxuEn. xwt Uebixng jeigt jü^
X'pi'e J^«»V!:mxu:Ti^ viixtit :as sreiiei iiuiüinfr :erra5 :2n >. c^wöiiaier:, »ienjo^I bcr Sejuge-
iii«-n n vn \r.i 'nv/xanücun t2inziitiQV\zcn. .unc :nter 'Jrfinue bt^ cr'§ 12. 3a^^uiU)ett ia
^e^^fimiACT 2"uar?n ute n 3er otntliffien iirme :k: ircrrr^crcncn jr^Lfodj feine SnDö^mmg g«»
•■« Ttijpttrt^R Im itiK jur ^uiiUTm irm -u iiaesi oneni. f in iiiünfmes ipeifswl für Diefen CnODvt*
^•-f^Tiniini^vAriHen 3«: imUioien Erriliuxi; 2er ^nq^atsu^ Jissz \m§ rie l^uiitijrr Sgnobc nn
3<»r*on n^iitie ;^ 'üfirte. 2o ixxi3er iimi :as ric' ?i*-:*. ro n !:ner UrftmCe für iie ftlöfter Coroq
\ti in }!)ri*r.;miTii]err?rm ^eiicaumr jani «äniue. ixio Tjernara 3c^ Stc-^jei 3« (rrjbifd^ofS Siuttot
10*1 len ^PT-^oqen ina Jen Äraren jün^ ä« jun !Jiinn.i m irrile :er Unierfii^rift tritt, fßäf
O'in^^ ihr: Jon Jen üifcören. 2l:i jssarz rmier mü jes 1 }. inO Ji= i\tne Öe4 11, Sa^r^unbciä
T.vi.T^n:'^ im .*! ' r.n i.tjr::l3en. Turn s zcxii: uiro "uöonn 2ie ieneaelcng ftr^Iit^ Urfunba
-i '^^i«rit.er itfno4i!irid '^äcrid -^pLäroiad ie iiLiESicTn iäiid . ste ^ÜB bie feit SRitie b(4
iTiiiiD 7.>f4tr) .nrra ^KZT.arod. sLii uiicä jznni- 1!. ^oörfninCertä •.nraier joilreif!^ toerbenba
r.^'li« tiriffannir "^foa. 'rim. iiisTi. Zjijsrini jene-^iren Uriinßtn icn $r}Bif(^5fen, 8ift5öfcii
j*?''*!.^ rr. ".apii;. ?^. 7.iac. I. 2 . .'.'n iieimer Kernen y.iä4iircnn:g;5cren Alöftem, Sapiteb,
X:V-ie -nirjM y.a '.iZ'iT^LA z^jjmdZdA n-r-i z^mr ionrtifaa x ". ao. jei^en. SaSfeTbe gilt ote
.n«»Tii1ai:it«art let y^erf^T if.: icm ii'iic'l-.iatn ziä "ir xeiüüSe Jirrien unb (Sro|e. 3*
5;v.:fl vrrV'ie:! ■>;!. Sc :e-r^r.: iuic Hcnjüe 15. Joijrfjunier: ^^en n^ fobcnn bei nieW«
i-^.i A.Vifivi^-'ur'S'it*,«« 3C11 Tj^ijri *1:- >:. 1-t: ^ertn IriiiiSen Sürienriigem, Die £om|n:fip>
/.•*^>",7*w pr'.pr.«* '.i>:o Ü3i:sai: a*i ilinzi Ten. Jeirram. ;a 'ciifi bei genötnlic^ ^ffarreni,
.r..r/»n3 . ha.-,*r,!r. l;r.Ärad . in zzizm itiz tiz'Oi Sw^ei. '.zi^ r*j4 tiie etäbte, Ja einjetae
-..%x,Ma*.p!Hiv-,pi *t;ciTi:.i:iipla:ni:«: ■jzpr'fsca. i:±:^ !:i;!:t:i fin ii^fni* Siegel. Ue(er(auft
Tl. VW .*'-,sT.-.*m 'it 'Ai.hu.s inT*n:ii. ;:i:ica :l::: :^» .>dir.z'^ «:r.£!sr!^raen Siegels im SKW"
f*i>q a^r..wr; p<i8äi::, .-^cipiauGr. 2cn :rr.« i,^:: f:r.«n:ec4 il= Scriicfct irgenbmelt^er |»än»
Vi ri?:'r*.7 B-^'-iTTc 'crz'jt ij i:±t't ::« 2'!-: jr^-nzz 5:ir:e. »jn^em ftonb iebem ju, betpi
.. ■■. :/-,n !?^^.r.'i :.:.v?I: ici"": "Tlu:^:--:! L :c3 ^-t ii SieÄ ^zrr^en labten ttoüte. ^gegni i?
v '^-frA-v-n ^r. :5" cor.r.r» morem 7.:±: :j» '■ili^er^jr^lii. ^CB Jte recfttlic^e 93ebeiilimg
■v^vr y. Vr 'J*fF*, ft^sf.. 2. ed. n. 27' J*. -i-:*:'. :<r räelnjn äie-^«! «in« CiniUbene ttar. Crjfiitt
>■•>:;, ^'f Tf ^/>'\T.^^%z\t:\.ztX'irziTZ-:ziz'^irZ J^reuir.^ e:jne:« naiürlid] Dor tSDcm bem iI5>
■.v-, >,>:/' V -.m ''■^>:t^J*.:ric:l^r. -v 5. "-ün-. ~:-4':«-£ir »:^:m Der. bifc^cflic^en Siegeln, btt
.-•,■■ V» v: .!-;,:,♦ -.eä ^r^*" ^^ii-z^'rA ur.: :« S^'^^ln ?^r Ur.irerniJicn, Ijcröorragenber finj»
V ■>"■♦' -r '*. 3 .v< 5rv^*r:.e öan: csrls:»:: :i±c: gcrrcrüitonen u. f. id. S^ie gäUe finb nutt
.,'.% •■'ir.- .'•■•f, .r*V'*rn7 i.:;-^;>n auf tie Ur.:er- üli-r.. c?d Si'ir^'e ttie out^ anbere fir(^|li(^ ober
'*^^V f i-'^'-'; vt "'■■•-* - X^r r)i>Lr«uf: :-:4 rclzliie *2?iJÄ:i:aber tfceilmcife in Cnnongdung
u*f Wrf ;r%»f'. ■/J'/.f,r»?f, >3 iifii,TiJiT;:i:c^ Die vlec^t« llrfun^e anbringen ^u lajicn. 5Ramcntli(ft pflegt»
ViWi»r ilff.iprit/jiM'f^iijjen (,'jrj^ ioIlteeS ipäter|bie büAöflidjm Cfficialale feit bem 13. SoJ^
'.«•1* /N VVi» ^ MO M i f n. i?i- i? oiejer Sortbil- j ^unberi Mc t»or iönen öerftanbclten 9led)t8gef4ä|te
f""i'.»-».r ;^i; ii'f; oflrrröfifj hnllioqen, tt)tc büS ! burc^ beficgeitc Urfunben ju beglaubigen. Seit
•".i'f 'ii;(VrfiMniinn/'.iiM'Vn ii-benber eigcn^ön- bcm 13. ^aljrl^unbert toiirbe eS fobann übfid),
'liii'ii Iliilrrirf;rijf (rj^trrf mid; unb na(^ OÖUig
nurirtiiiritr imri ^iint nllriti iiinf{(;cbenben ^^emeiS"
riiilffl iniiihf, [fijit (irf; uii^ l'^iii(jcl nn ^JJiateriüI
iii(l;l inf(;r \\\is (Vlimriiip »icrtolflfn. Souiel ftef|t
tr|l, 'hi\\\ birjrr l^iiMfi» bei bei ^önig^urhmbe
(IUI ^if\\)\\\\\ hrr ^JJteintDinnerjcit begann unb am
einer Urfunbe burc^ mel^rere Siegel mö^tiga
Ferren befonbere i^eierltd^feit unb bamitebenau4
nrö^crc ©laubroürbigfcit 5U k)erlei^en. ^VL^t^
j(()Iog bic !DiitbcpiegcIung einer Urfunbe oud) eine
^(rt 3"ltininningecrflärung )u bem Sn^alte in
fu^, unb in biefem Sinne finben fic^ im fpäten
»
Siegel.
286
BttAtts M» 891k tti^t fetten, ba| Utfunben,
I» iK um Vian ^cifon oudgefieDt finb, bod^
■teen Siegel tragen. €o bilbete fid^ oamältg,
MMüim ahn Kü bem 18. Sa^t^unbert, ber qQ*
saftige 9lc4ttfa| auS, ba^ baS Siegel ein
(Ei:H^ä)enn| für bie Setoeidtroft einer
ri. ein Se^tlfc^, ben ber 9Ragifter fton-
aft M« SRnce in feiner Stunma de arte pro-
<f. OueSen u. (Erörterungen )ur (apr. unb
«cf^IZ, 1 [1868], 459) um 1275 in
M Sorten an9f^n4t : Et tota credulitas litere
4Kfaide4 in sigillo antentico bene cognito
«< fiitiMMio Son einem sigülam authenticum
aii4 eine S>ecreiale 9(Iesanberd in. unb
el cdä Scioctdmittel einem ^Rotoriotöinjlru»
glri^ ober eigenllid^ fiber boSfelbe (f. o. 2,
I a, 22). Heber bie mii^tige gfroge ober, toeld^e
^iyf oB oni^mtifd^e ^u betrod^ten ftnb, gelten
Ic ti^^en bei cononif^m unb bei bürgerli^en
i9^ an§ ctnonber. Sie ®Iof{atoren beS ca-
«sHAcs Sh^M fagcn (Olosa. ad 1. c.) : Au-
theuiea ngiDa Tocantnr, qoae publica authcv-
rOMtm iaenmta Tal indulta sunt üb, qui im-
ftnam ral offieiiiin publicnm geront, ut ea
se geatia ad fidem publicam
ipponant. Unb ber genannte ffon-
c» mn Vhm {agt (L e. ^. 475) : Et eoce
fran« sunt, nt episoopi et eorum pares
vri v^enanm, quonun sigilla in foro con-
noMO antenticA reputantur. Autentica non
AM, fäfct er ^rt, qnibus in judioio fidem
«i ccgnnur «dhiberey fugt aber am Sd^tuffe
b6 OL boft cft billig jti, in fidnbem, mo ed feine
nadi^ai Solare geoe, oud^ bie Siegel fold^er
Icimni für ou^oitif d^ ju botten, qui longe mi-
lAm qnaeopis, habent tarnen aUquas digni-
7ßm eoefeaiatftieas et personatos. ^ben fo-
ri no^ canofiifd^an Siced^te nid^t autbentif^e
72|el Ctimtlci SBetodfitraft, fo loirb nod^ ttelt-
^m Si^te miterfci^ieben jtoifd^en SemeiS in
^an vnb in fccmber &aä^ S)a nod^ loeltli^em
ssifit bk 6icgelnia^igfeit in feiner SBeife be-
^2sXL i^ fo fann ieber, ber ein Siegel fübrt, in
"^^zcer €q4< ftegcin, unb l^ier ift fein Siegel
:s6 biBciälrd|tig. SnberS bogegen in Jrember
c,tM\ Via ^bcn imc bie Siegel beS $a))fted,
:« fthd^ ber gciftlic^ unb h»eltli(^en Suiten,
v: ifitaSikn^ Co)iUeI unb Sonoente unbebingte
v<a«fliun (ogL Sd^ttKibenf)>iegeI, l^rSg. t)on So^-
5% a. 159« unb OueUcn u. Srört. JX, 2, 982).
n sf Wbfmecfionbltdb, ba| Urfunben unter btm
vo^ttgcc ^Ikrfonen ungteid^ größere
oCl f oI<|e mit bbfom $rit)atftegel.
OB^ bot yi^ei^e Soriommen Don Ur*
e^an UrC trofe ber nic^t mibetrod^tlid^en
bie )ßx Seftegelung bon Urfunben ent«
wn matten. — Unerlä|(id^e Sebingung
Sil 5k SeiRtthaft beS Slegetfl loar beffen Un-
mib SoUflänbigfeit 9Bor biefe t)or«
|b ^onb ber urtunbenbemeis bem S^ugen-
^fn^ ia er xoat flärfer aü biefer ; btefe
Sted^tSanfd^ung 1^ )ur ffolge, bo^ 3^g^n
bei Urfunben nid^t eigentlid^ oI8 SBemeiSmittel,
fonbem mel^r olS Sefräfttgung bienten. fEio bo-
gegen, mie namentltd^ in 3toIien unb on ber päp\i»
fielen lEurie, bad 3nftitut ber 9lotare in 9Iute
fionb, geknate boS Siegel aI8 IBemeiSmittel nie
SU bol^er unb umfoffenber Sebeutung, unb boS
oDmaltge Sinbringen bei 9lotariat8 Don Stolien
noc^ S)eutfd^Ianb Dom 14. Sobrl^unbert an Der-
ringerte oud^ bort bie SBebeutung bed Siegels al§
Urfunbenbemeifed toieber, fo ba{5 eS immer mel^r in
feine frül^ere unb anfdngltd^e Stellung eines Sc-
fennungS^eid^enS uno eines Sd^u^mittelS gegen
SBerf dlf^ung ber Sd^riftfifide )urfld(gebröngt mürbe.
3BaS bie ted^nifd^e Seite beS Siegels anlangt,
fo unterf(beibet man Siegel in SBad^S unb in 9Re-
iaSi. ßrftere maren Dorl^errfd^enb im Sßeften im @e-
braud^, leitete befonberS im ofirömifcben 9leid^ unb
in Sdnbem, bie mit biefem in Se^iel^ung jianben.
SaS SBad^ mürbe meifl mit Derfd^tebenen Stoffen,
^ar), !ßed^, gfett u. f. m., Dermifd^t SEBd^renb
man anfänglid^ ungefärbtes SBad^S Denoanbte,
ftnben ftd^ fpdter bie Derfd^iebenfien Sorben: mei^,
gelb, grfin, grau, braun, rotb. 9tamentli(^ Dom
12. 3al^r]^nbert an liebte man gefärbtes, unb
par Dor Mem grflneS unb rotl^eS Sßod^, unb
tm auSgel^enben SRittelolter Dom 15. 3o^r^unbert
an galt eS oIS Sorred^t, mit rotl^ 9S)a(bS ftegeln
)u bürfen, baS ftd^ Steid^SpröIaten unb fogar ftur-
fürjlen Dom ffaifer Derlei^en liefen; aber aud^
Sieael mit grünem unb gelbem SBad^S miurben
priDtlegirt. Sie Anfertigung ber SBad^fiegel ge-
fd^ab anfanglid^ mit bloßer ^anb ; f)>öter, nac^-
meiSlid^ Dom 18. Sal^rbunbert an, famen eigene
ältobette in ®ebraud^. 2)er (Sinfd^Iu^ ber Siegel in
ffa))feln (buUa; Dgl b. Art. iBuDen unb SSteDen)
aus ^ol) ober SHetaS mar in Seutfd^Ianb Dor
bem 15.3a^r]^unbert nid^t fiblid^; in Stalten finbet
er ft(^ Dom 12. S^b^bunbert on. Mmälig nannte
man nun aud^ bie Siegel felbfi Süllen. IBon
ben SRetaQen fommen für bie Siegel nur Slei
unb ®olb in Setrad^t. Sie Sleiflegel flnb burcb-
meg, bie aus ®olb bagegen nur bJ^d^ft feiten maf-
ftD; regelmäßig beftonben le^tere auS ^mei bünnen
©olbbled^en, bie Derfd^tebentlid^ mit einanber Der-
bunben mürben. SarauS begreift fid^, baß bie 9ln>
gaben über ben SBertb ber ©olbbuÜen fe^r Derfd^ie-
ben lauten. Sie IBleibuHe mar im bQjantinif^en
Steicbe bie gemöbnlid^e unb ibr ®ebraud^, mie ber
beS SBad^sftegelS im Abenblanbe, uneingefd^rdnft.
%vid) in Stalten marb i^r ©ebraud^, mobl infolge
ber lang anbauemben b^jantinif d^en C)errf(baft, ein
allgemeiner. Sie ißapfte bebientenl^td^ Don An-
fang an ber Sleiftegel, ebenfo bie ßrjbifd^öfe Don
SioDenno, aber au(b Aebte, ^reSb^ter unb 9iotare.
3m fpötem 9J2ittelalter bilbete ^d^ bie Anftd^t,
baS Ked^t mit 9lei }u ftegeln, fei als ein $riDi-
legtum Dom ^opfte gu erbolen. Seltener alS in
3talien maren bie IBleiftegel jenfeitS ber Alpen.
Ser erfte abenblönbifd^e ffaifer, ber fid^ beS Slei-
ftegeU bebiente, mar nad^m.eislid^ Submig n.
287
€iena.
(850—875). gjonba an finbel pd^ boSfcIbe aud^
bei onbcren «aifcm biS in bie 9Rittc bc8 11. Sal^r-
l^unbertS. Um biefe Seit ücrfd^winbet baS SIei-
ftegel lieber oxA ber Steid^fan^ei, unb bie golbene
SuIIe fommt au8)d^Ue|Ii^ in S^ertoenbung. %xä)
bei ben beutfd^en 93i{(i^öfen fommen IBIeiftegel nur
Dereinaelt bor bont 9. bis }um 13. Sal^rl^nbert;
fpötere Seifpiele ftnb bis ie^t nid^t befannt ge-
morben. 2)a8 ältefte befannte ißapftftegel ift baS
tionSgapet (535—586). SSäl^renb im (Sebraud^
ber SBod^S- unb iBIetftegel erft fpöter eine gemifle
Sinfd^ränfung eintrat, galt eS t)on Anfang an als
@nmbfa^, ba| ©olbbuüen nur bon fouDerönen
gfürften gefül^rt unb nur für beoor^ugte Sm))fänger
ober in ttnd^tigen Sngelegenl^eiten gebraust toer-
ben foflen. — ®aS S^ftrument jur foerfteEung
ber Siegel mar für bie SBad^fiegel ber Stömer ber
Siegelring^ ber aud^ in d^rifUid^ Seit in Uebung
geblieben ift. S)erfelbe erl()ielt freilid^ aflmälig
eine ®rd|e, ba| er nid^t mel^ am Ringer getragen
merben tonnte; gleid^mol^I blieb bie Sejeid^nung
anuli impressio. 9luS biefem bergrö^erten Sie-
gelringe bilbete fid^ bann ber @iegelftem))el, baS
Spparium, unfer l^tigeS $etf(^aft. 2)ie Siegel«
ringe maren regelmäßig auS ®oIb, bod^ mürbe
bie Siegelplatte aud^ au8 Gbelfteinen, @Ia8,
Silber imb 3tnn berfertigt ; aud^ antue ©emmen
finben fid^ bermenbet. 3ur ^erfteSung ber 9Re>
taUbuQm benu|te man eifeme Stem))el. SSßibalb
bon Stablo fpnd()t 1152 Don ferramenta ad
bullandum de auro. 9ud^ bie Stempel )ur
^erfteüung ber pöpftlid^en SuHen maren auS
Sifen, unb gmar maren bie ^ur )mei{eitigen ^rö-
§ung bis in'S 12. Sal^rl^unbert nid^t ^u einem
Inftrument Derbunben. 2)iefe Siegelfiempel litten
bie l^bl^eren ffanjieibeamten in sBermal^r, ober
in (Ermangelung einer ffan^Iei ber SuSfteOer ber
Urfunbe felbft. IBeim £obe beS ^apfteS mürbe
Dom 12. äa^l^unbert an ber eine Stempel, meld^er
ben 9{amen beS $apfteS entl^ielt, in ©egenmart
beS SSicefanAlerS gerbrod^en, ber ^poftelftcmpel
bagegen muroe, mit bem Siegel beS SicefanglerS
berfe^en, bem ffämmerer übergeben }ur ^ufbemal^-
rung bis gur SBal^I beS 92ad|foIgerS. S6enfo mürbe
ber Stf d^^ng, ber Stempel für bie SSßad^Sftegel ber
Sreoen, feierlid^ jerbrodden. SoId^eS Serbred^en
beS Siegels bei ber Slbfe^ung ober bem ^obe beS
Snl^abcrS finbet ftd^ im fpätem Snittelalter Diel-
f od^ aud^ bei Sifd^öfen unb meltlid^en gürften. —
£)ie SBeftempelung gefd^al^ einfeitig ober gmei*
feitig; leJtereS mor bei ÜKetaÜbuflen immer ber
Safl. 9Jur bei ben ^PopftbuDen mürbe feit 3nno-
ccng ni. gmtfd^en SBal^I unb Sonfecratiou ober
Sntbronifation bloß ber 9lpoftelftempeI gcbraud^t,
mQl}renb bie SRüdf- ober SkmenSfcite unbeftempelt
blieb (bullae dimidiae). SDaS SBad^Sfiegel mar
jclbftoerftänblid^ einfeitig, fo lange baSfcIbe auf bie
Urfunbe oufgcbrütft mürbe; jmeifcitige SBad^S»
fiegcl finben fidj) erft, alS man biefelben mie 3Jlt»
tallbuflen an bie Urfunben l^ängtc, maS Dor bem
12. Sal^rl^unbert nid^t gefd^al^. 3fi beim SBad^S-
ftegel ber SlüdPflempel mit bem SorbccPempd
gleid^ groß, fo ^eißt eS i^^Rünjftegel"; ifl er Biet"
ner, „SKid- ober ©egenftegel". 3n ber Kegd ge»
l^ören bei gmeifeitigem Siegel beibe Stempel einet
unb berfelben $erfon an, bod^ finben ^ta^
Soppel^egel Don jmei berfd^iebenen ^ßerfmun, fi
namentlid^ bei ÜRonn unb gfrau. Sld Z^pca fiiii
ben jid^ Dermenbet beftimmte SQmboIe, SBofpa^
93ruft« unb ^ortrfttbtlber u. f. id., regelmäßig wä
einer entfpred^enben Umf d^rift (Segenbe) am öKßoi
Staube. S)ie fogen. £l^ronfiegel (gange ^^on m
boSen Ornat) finben jid^ bei jouDeränen ba^
fd^em, ppften unb Sifd^öfen. (Eine gemtffe #oi|i
bUbung lößt {id^ beim p&pftlid^n SiüIenfiiBgd te*
obad^ten. Son Slgapet bis Seo IV. (geß. 855)
trögt ber SberS ben 3lamm beS ^ßap^ gen^
linig in SRajuSfelfd^rift in ber ©enitiDform, oioi
bon einem flteuje überragt ; auf bem SteoerS flä/i:
Papae. 93on 93enebict m. (gefL 858) W
Seo IX. (geft 1054) iß ber 92ame beS ^[hipptf
in ©enitiDf orm runb um ein in ber 9Rttte bepsk^
lid^eS ffreu) gefd^eben. IBon Seo DL bis 9»^
fd^aliS n. (geft 1118) finben fid^ berfd^itee
SQpen, aus benen fid^ ber pöpfUid^ SuflenPoB^
l^erauSbilbete, mie er Don ^f^iS IL bis (eak
in Uebung blieb : ber StoerS geigt bie Silber hr
apoftelfürften ^ßetruS unb $auluS, mä^renb te
SteoerS ben 3lamtn beS SopßeS im Stomintlil
trögt mit ber betreffenben S^il, bie il^ unirr bot
gleid^namiaenSSorgöngem )u!ommt — S)ieSoai
beS Siegels ift regelmäßig runb , f o bor Ibi
ftetS bei ben $öpften unb fouberönen 93r|ki;
fpöter f üben ^d^ aber aud^ oblonge unb ote
miUfürlid^ geftaltete ^formen. SEBoben m^nt
Siegel an einer Urfunbe angebrad^t, fo gefd^
bteß in einer beftimmten Stangorbmtn^ bteiid^
fteigenber Sinie bon red^tS nad^ linfS ober mm te
anitte aus gel^t. pr bie SBe^ftigung ber 6iegi
ober SBulIen galten, bor 9IIem bei ftaifer» nl
^apffatrfunben, beftimmte, Dielfac^ übermtfi tarn
plicirte formen. (93gl. MabiUon, De re d^
matica LL. VI, 3. ed. Neap. 1789 ; SeUa»
berger, Sigillographie de rempire byiO'
tin, Paris 1884; (). Sreßlou, panbbud^ ht
Urfunbenlel^re I, Seipgig 1889; Lecoj dek
Marche, Les sceaux, Paris 1889, 928 a&;
A. Giry, Manuel de Diplomatique, Paris 1894,
622 SS.) [ftnbpficr.]
^ieuüj Stabt unbüRetropole inSlittcIi
italien ^oScana), l^öd^ft anmut^ig ot^ einai
^ügel 7 Vt 9ReiIen füblid^ oon gfloreng gelegen^ $
baS alte Saena, Senae, Sena in (Etrurien. SB
römifc^e 9)UIitarcoIonie l^ieß eS Colonia SeneM
ober Sena Julia. Stad^ bem ß^oB. beS römiHs
9teid^eS fam Siena an oerfd^iebene 6men, Mil
fic^ enblid^ feit bem beginn beS uRa^OUna
ßrbfd^aftSftreiteS (1115) au einer ber ^errf^cita
Stöbte ^oScana^S emporfd^mang unb gleid^ $iK
Succa unb t^Iorenj nad^ unb nad^ alS 9lcpuiO
Don ber faiferli^en Obcrl^errfd^aft fid^ DöDig vaA
l^öngig mad^te. 3m 12. äal^r^unbert betraf ffU|
£^
@tena.
290
:id wUfi%, VBifyak Me @tabt befonberS qu4 an
IKC km^a^ngen fyüttt jmif^en ©uelfen unb
i.iÜdliitcQ Ifb^ten Snt^eil, tourbe aber burd^
I^TiHtmigrii im 3nnem, tpcld^e üon bfn mä}
to berrl^oft Ihcbcnbm Parteien ber ^Ibeligen
g^ 9mgedkfyn \o oft ^eruorgenifm tuurben,
*/d bcsimifyigl, h\& fte cnbliii^ 1557 unter
ic^ Cofiino L mit 3Mcam bereinigt tourbe.
sdfivm fiai Bitna bie @d)i(!fale btefed ®toated
'^*tät 3vr Seit ber 9)lüte ber Kepublit um
ri «rate bei 14.3a^r^unbertS, adelte bie @tabt
tir^i Ute 100 000 Sinmo^ner, l^eute nur etma
i4 000. 9Icbeit ben 16 ^forrfird^en flnbet fid^
*u prö4)ttgr, ber ^immelfal^rt 3Ranä gemeil^te
-iitctcalf , eine ber f^onften gotif(^en Kird)en
^^ikt^, begonnen 1229, t)oQenbet im 14. 3a^r-
ratel 3n i^ fhib ütele fel^Stoert^e ®emälbe
nb Scslptunen, fomie ber burc^ feine (Sroffiten
aiftnil^Mig SRarmorfugboben , toetd^er auego-
r^ §igiiini unb €cenen oud ber l^eiligen ®e-
-tJiit barfldL Unter ben el^emaligen Itlöftem
•leiten fii^ bun!^ B^^e Srad/t aud ba§ ber So«
imiafr iinb bai ber Sarmeliten. aiu|er ber
-^ an» Unioerfttöi , gegrünbet 1821 , beren
£3ruten bun^ Pttifer ftorl IV. im 3. 1357 be-
-r^ Darben, gibt eft nod^ ein er}bif(^öfIid^eS
;t3insfminar, meutere Wabemien, ein berül^m«
^ cMigei Contiict (CoOegium Xolomei), bann
13 ZoabßnmnKninftitut , gfinbel^auS, gro|ed
(tivstoi ttnb onbete SBo^It^tigfeitSanftalten.
a» f ji Solrrfiabt bon bier Zapften : fllejan-
m UL, ^iiiS LL^ Stu3 HL unb %tesanber YIL
^Jof &dfii^ (Eelebritäten, bie oud @iena
L^raicn. fhib bk $1. ffat^rina, ber ](|I. %em«
)a^a^ Colooibini, ber Stifter ^ber 3efuoten
:. tlctt). Xtu!^ fai bct fihinfigefd^id^te nimmt
£ u etnm 4en>ürrasenben 9tang unter ben
issun dtolicnS ein. €eine fd^on im 13. 3a](|r-
s)ed cnfßimbctte 9RaIerf(^uIe jä^It über 800
^liiir, uattt bcncn ®bbonni Antonio Saggi,
^fl eobonta'' (1477—1549), ber be-
3n bct SBilb^uerei leifteten bie
Einefni gfei^folIS (Sroged, unb tmn i^rer Xl^öHg-
Vi ta ber Sosiimfl legen bie ^enlid^en S)enfmäler
n SiflM« bqonbctd bie gablreit^en mittelalter-
-^ Bflib 91etialffance" Sauten, ein glön^enbefi
%TinB ftb. Solbonare ^eru|}i, einer ber grdg-
^ lij>iteteu ber Scenaiffance unb jugleid^ ber
^-^ S^ecomtionSmoIer |ener S^U, tt)urbe
.^^r^nt geboten.
S» vt» boS S^tiflentl^um )u 6iena }u-
*n Kilfirikt loorben, ifl unbefannt; baf; bie^
tSK ftn^ gr{4K^# beioeijen bie im 8. 3o(r-
ton gemarterten Sl^riften. 2)er erfte
91146^ ift Surifer um 806; |ein !Rad^-
fftfynim toat 818 auf bem SonctI ju Stom.
, Ctt^biuS, erf^eint erft unter bem
^flvft&llarua, um 465, bann faft 200
^^ t^ttt iKautnd (685— 649) • Don ba an
-t te ^lei^^lse uminterbrod^. Unter 99i{d()of
(1087—1068) tmtrbe im Odober 1058
^pft 9licoIau8 IL Don ben )u @iena oerfammel«
ten Sarbinölen ertoä^It. %enea§ SiloiuS $icco«
lomini, ber 1449 Oom SiSt^um Xrieft auf ben
Sifd^ofSftul^l feiner SBaterftabt tranSferirt morben,
erl^ob benfelben, nad^bem er 1458 $apft gemorben
mar, am 28. ^Ipril 1459 jur SBütbe einer 9Jletro-
poU unb ernannte feinen !Wcff cn Slnton ^iccolomini,
ber aber nod^ im 3. 1459 ftarb, gum erften gr§-
bifd^of (ogl. ßaynald. ad ann. 1459, n. 12;
1464, n. 33). S)ie neue aßetropole erhielt als
©uffragaubiStbümer aJlajfa 9}iarittima, TOontal-
cino, ®roffeto, Sl^iuft, @oana, meldte mit ^uS«
na^me oon SRontalrino, baS ie^ mieber unmittel-
bar unter bem l^eiligen @tu|le fte]()t, nod^ l^eute
Siena unterfteben. S)er gmeite Srgbifd^of, gran}
9lanni XebeSd^ini !ßicco(omini, beftieg glei^faflS
ben poppd^en @tubl aI8 $iuS IIL (1508).
@ein 92ad^foIger 3ob<inn ZebeSd^ini ^iaolomini
(bis 1529) mürbe 1517 mit bem $urpur ge*
fd^mudt. S)ie legten SRetropoIiten maren: ^nton
Sfelij 3onbabari (1795—1823), 1801 gleid^fallS
(Earbinal; 3ofep]^ SWancini (1824—1855), ber
1850 eine ^rooinjialfQnobe obbielt (Collect.
Lacens. VI, 255 Bqq.); gferbinanb Salbanji
(1855-1866); ^einrid& feinbi (1871—1876);
3o^annc8 ^ieraUini (1876-1888); göleftin
3ini (1889—1892). ©egenmörtiger erjbifd^of
Don @iena ifi Senebict Xommafi, geb. 1889,
))romooirt oon gfiefole am 1 1 . 3uni 1892. @eine
ßrjbiöcefe umfaßt 7 ©emeinben ber ^roDinjen
®iena unb ©ro^eto mit 56 681 Seelen in 102
Pfarreien, meldte in 12 Yicar. foran. einget^eilt
finb. 2)aS aRetrot)oUtanfa))iteI gäl^lt 6 S)igni-
töten, 18 Sanoniler unb au|erbem mebrere ^an*
ftonarii, ffapläne unb anbere Slerifer. (Sgl.
C. Orlandi, De urbis Senae ejusque episco-
patus antiquitate, Senis 1575 ; G. Gigli, Dia-
ne Sanese, Lucca 1723, 2 voU. ; J. A. Pecci,
Storia del Vescoyado della cititÄ di Siena,
Lucca 1748; Ughelli, Italia b. III, 523 sqq.;
6. Cappelletti, Le chiese d'Ital. XVII, Ve-
nezia 1862, 367 sgg. ; Moroni, Dizion. LXVI,
7—63 ; (Jams, Ser. Epp. 752 sq.) [IBe^icr.]
$iena, @^nobe oon, l^ei^t bie fd^mac^-
befud^te IKrd^enDerfammlung , meldte k)om 3uli
1428 bis W&xi 1424 alS gortfe^ung beS Son-
ciis oon ^ia tagte. 9lo$ gu ffonftang batte
äRartin V. a(S SBerfammlungSort für bie näd^fte
aUgemetne Sqnobe, bie inner^ fünf 3abre
gebalten merben f oOte, bie @tabt ^aoia begeid;net,
unb feit 1418 forberte er Metropoliten unb IBi-
fd(|öfe mieberbolt auf, guoor auf ^rotiingialconcilien
iOerbefferungSpIäne )u entmerfen unb barüber )u
beratl^en, maS ber allgemeinen @Qnobe oorgu*
f dalagen fei Um ber (entern )u präfibiren, er«
nannte er oier Segaten, ben Srgbifd^of 2)onatuS
Don (Sreta, ben 93ifd^of 3acob t)on @poIeto, ben
W)i $eter t)on SRofaccio unb ben S)ominicaner*
generalfieonarb, unb orrlieb il^nen bie auSgebebn-
teften SoIImad^ten, nud) baS Siedet, bie Sqnobe
in eine anbere @tabt 3taIienS, menn eS nötbig
10
291
@ie9^8.
292
fem fönte, )u Derlegen. 2)a8 Soncü mürbe am
23. %ptü 1428 au $at)ia eröffnet, toat iebod^
fel^r bürftig befud^t; t)on ber italientfd^en Station
mar au^er ben pöpfUtd^en ^röftbenten auä) nid^
ein einziger $rdlat anmefenb. (Sf^ nod^ nennenS-
mertl^e Sefd^Iüffe gefaxt maren, nötl^igte bad Um-
fid^gretfen einer ))eftartigen @etid^e bie fßrölaten,
bie @9nobe nad^ einer anbem @tabt )u Derlegen.
SJlan mäl^Ite in ber @i|ung Dom 22. 3uni @tena,
unb ber ^apft beftötigte fofort ben gefaxten 9e-
fd^Iu^ ; aud^ Ue| er mit ^bgeorbneten ber Stabt
Siena über bie ©id^erl^eit bed Soncifö unb bie
"Äufnol^me feiner SJlitglicberunter^anbetn. lieber«
bie^ fanbte er Sd^reiben an bie d^riftlid^en t^ürflen
unb bat fte, bie Sifd^öfe il^rer SReid^e bod^ in mög-
(id^ft groger ^njal^I nad^ @iena }u fenben. %ud)
iptadj er ben Sntfd^Iug au3, felbft bal^in gu fom-
men unb bem Soncil perföulid^ )u präftbiren.
S)ie Sienefer @9nobe begann nun am 21. ^uli
beSfelben 3a^re3 (1423) unter ben ^räfibenten,
meldte aud^ ^u $aDia ben 93orft^ geful^rt l^atten.
Sie beftötigte unb erneuerte bie Serbammung ber
micliffitifd^en unb l^ufttifd^en Srrtl^ümer, belobte
bie änorbnungen, meldte ber ^apft gur SSerfoI-
gung ber fte^er getroffen, gemöl^rte allen, meldte
jur Unterbrüdung ber §ärefie l^Ifen mürben, Der«
fd^iebene @naben, bebrol^te bagegen iebermann,
ber bie l^artnödCigen jfe^er irgenbmie unterftü^e,
mit ben l^ärteften Strafen unb ermal^nte aOe 6^ri«
ften, an ber Ausrottung bed großen Uebefö ju ar-
beiten. 3n§befonbere f(|eint bog Soncil eine fold^e
Srmal^nung an ben jf 5nig Don $oIeu unb an ben
^er^og Don Sitauen gerid^tet unb beibe gebeten
ju ^aben, im näd^ften Sommer mit bemaffneter
'iälaä)i ben ftönig SigiSmunb gegen bie ^ufiten
gu unterftü^. Sßeiterl^iin lieg ber $afifi bem
Soncil mel^rere Slctenftüdfe über ben @tanb ber
Union§Der^anbIung mit ben ©ried^en Dorlegen
unb audfü^rlid^en Sendet barüber erftatten. S)ie
9}erfammlung gemann barauS bie Ueberjeugung,
bag meitere Unterl^ianblungen für [tifi erfolglos
fein mürben, unb befd^Iog barum, nunmel^r o^ne
Serjug gur SRef ormfrage überkugelten, ^aä) langen
Seratl^ungen einigte man fu^ bal^in, bag jebe auf
bem Soncil Dertretene 92ation i^reSReformDorf daläge
eigens einreid^cn fotte. 3)ie tJranjofen, unter benen
als ßiferer für SoncU unb Seform namentlid^ Si«
fd^of SBertranb Don ©t. glour unb ber ^rofeffor
unb 2)e))utirte ber $arifer UniDerfitöt, SobanneS
Don SRagufa 0. Pr., ein Dalmatiner, l^erDor-
ragten, fteÜten nun Sßorfd^Iäge auf, bie nament»
Ii($ in ^egug auf bie Ernennung ber Sarbinöle
bie pöpftlid^en 9ted^te ju fel^r befd^ränften. S)ie
Legaten arbeiteten beS^alb ben Seftrebungen ber
ejtremcn JReformfreunbe entgegen, unb fo traten
Spaltungen fogar unter ben granjofen felbft ein.
Da unter f old^en Umftönben über bie ^auptpunfte
ber SRcform feine Sinigung ergielt merbcn fonnte,
bielt man eS für gerat^en, bie Sad^e einem fpötem
allgemeinen 6!oncil sugumeifen, unb mö^lte (am
19. gfebruar 1424) als ^erfammlungSort für
biefeS bie Stobt Sofel. Sie £egaten bepöüg»
ten biefen IBefd^lug Traft ber ibnen Dom $apji
gegebenen Sottmac^t, ba fonft gu befün^
mar, bog eine fnmgöfifd^e Stobt gemaj^ loiäe.
Au(^ beeilten fie f^d^, el^e ein Xermin für bie
näd^ftfolgenbe S^nobe feftgefe|t merben Imk,
im 9lamen beS ^apfteS bie tluflöfung beS (Eon-
cilS Don Siena gu Derlünben (7. 9Rörg 1424),
unb reisten nod^ am nümlid^en 3:age ab. Sic
Stationen mußten in ibrer SSerfammlung om
8. ÜRörg, menn fte nid^t ein Sd^iSma b^rbei^fi^
moQten, bem SBitten beS ^pfteS nac^eben. Um
jebod^ bem ISerlangen ber €briftenl^eit nod^ Sei^
befferung ber fird^lid^en 3uftönbe entgegenyifon-
men, erlieg SRartin Y. im folgenben ^ofyct (1425)
ein Decret, baS eine SReil^ fel^r (etlfämer 9^
men Derfügte. Xro| ber SRigftimmung Stoitf
gegen bie S^nobe Don Siena gaben ioq fotto^
ajlartin V. als Sugen IV. t|r boS $cdbiait
generalis. (Sleid^eSgefd^ab Don Seiten beS Sofia
SoncilS ; anberS aber urtbeilte bie fpatert ttixfy,
unb beibe S^noben, bie gu $aDia imb Siena, xooß
ben ben allgemeinen nid^t beigegablt. (93gl q4k
SRa^nalbuS [ad a. 1423 et 1424] bie Sngoia
in ber Sd^rift beS oben ermöi^en ^ol^anneS uon
9tagufa : Initiam et prosecutio Basil. Omcfl.
[Mon. concil. generaL sec. XY, I, Yindob.
1857, 12 sqq.] unb ^efele'S eoncUiengefc^ Tu»
389 ff.) [D. C^efefc.]
$ie9e$, Smanueläofep]^, ghiblicifiinb
Staatsmann, mar am 3. ajtai 1748 gu gteidl
geboren. Sr moEte ftd^ ber militörifc^ Sflsif-
babn mibmen, ergriff aber auf Sröngen feiner
f^amilie baS Stubium ber Xl^eologie, tmobe
^riefter unb erl^ielt 1775 ein &iiu)nicat fi
Xreguier in ber Bretagne, fpSter gu S^artnl,
mol^in er bem iBifd^of Suberfac bei beffen Scr«
fe^ung (1780) gefolgt mar. Sie^^' t^ofitif^e
Sb^g^it beginnt mit ber frangbftfc^en SÖo«
lution. !Rad^bem er im 3. 1787 gum 9R^iA
ber ^roDingialDerfammlung Don Orleans eclDJp
morben mar, fud^te er feine 3been fofoit oiil
literarifd^ geltenb gu mad^en. 3m Sommer 1788
mürben bie Yues sur les moyens d'ezecnlioi
dont les representants de la Franoe ponr
ront disposer gebrudCt, bie Seröffentlid^unQ cte
auf baS nad^fte ^af^x Derfd^oben. 3m StoDemtcc
1788 tx\d)mx gu $ariS ber Essai sur les Pri-
vileges, im Sonuar 1789 bie berül^mte m«
fd^üre Qu'est-ce que le tiers-etat? bie im Sonfe
beS SabreS nod^ gmei meitere Auflagen erlebte mib
für ben Anfang ber SleDolution gemifferma|en W
Programm bilbete. 91S SieQäS bmm bio^ ba
britten Staub Don IßariS in bie ®enetaIpoata
gemäblt mürbe, erbielt er ®elegenbeit, meiter ein-
gugreifen. Sr batte gunöd^ft an aSen beboitenbca
^^a]m ber SntmidQung ber S)inge einen fftiw^
ragenben ^ntbeil, an ber Sereiniguna ber boi
Stäube, am Sd^mur im SaQl^auS, on ber SdD*
rung ber SReuf^enred^te, an ber neuen Sint^
lung tJfranfreid^S. S)agegen trat er Don ber Ic|lni
»
Siftib — SigeBert üon ©emblourS.
294
feioke bor con^ituiunbcn Serfontmluns an auf
.aqat 3nt |ixtüd; er beobad^tete ein tlugeS
^rü^wtgni. gab aBct gu oQen tebolutionären
flivs^dn feine Stimme. SRitben Sauren toud^d
rzäeffm fein %n^eVn toieber. S)er SRotl^ ber gänf«
ocitniit^ i^in ui^tige Stcbeiten an, unb
bcB Sttm^lici^ Dorn 1 8. gfructibor (4. @ep*
> 1797 gab er, ber fegenben gartet fid^
xx&Ia|mb^ ^ine Surud^altung tpieber ouf.
V:t^CK er ein ^tüft btng bie Stelle eines @e-
v^rxm m 9crßn belleibet, »urbe er im 9)ki
:7:>9 in bq§ S>nrectorium berufen, um Stett^beQ
e^ c^pteu Sein Streben toax, gfrontreid^ eine
tar &itaffnng |u geben. 3n ber 2:bat »urbe
vs Suwiuiuim bolb geftfirgt unb @ie9ä8 jum
rrm 5er brci ^notiiforifd^en £onfuIn ernannt.
»■ Solf UKxr aber bamit fo giemlicb gu Snbe.
cc3r 3bem tamai in ber folgenben Serfaffung
c7 ^bc loeiiig gitz ®tltam, unb 9lat>oIeon, ber
ifr eis o^ fonfui jur SRod^t gelangte, brängte
Ecgi^* (EnifbiB juriid, inbem er il^ }um Senator
rsnniK. 6{NÜrr nmrbe er ^räfibent beS Senates
^ n bcn (Brofenftonb erhoben. Stad^ ber 9lfld-
'±r bcx gointenen megen feines SotumS für ben
lO iatwigß XVL l^rofcribirt, )og er flil^ nad^
iiäjil imwf , bis i^m bie SleDoIution t)om Sa^re
;£JO0ieber bie ^imotbffnete. ßr ftarb 88iabrig
.2 90l 3Qm 1636 in «ßöriS. (Sgl. bie im «rt.
.izflntton^ fnuijofifd^, Dergeic^nete Siteratur,
=1 NooTttue biographie g^örale XLIII
::i^i 960—964.; [o. fjunf.]
$iM^ rntttcfolleriid^ @efd^t(i^tfd^reiber, toor
^ M 3a^ 1800 $forrer in erog-SBaOl^aufen
)r. Bci%ei^ (Sl^uringen). Srrtbumlid^ ttmrbe
r fE^er tndfoc^ alS Ftesbyter Misneneds be-
ratet; ebenfo imrid^tig ift OuetifS Slnnabme,
Ttt £iamiittam<r getoefen. Sifrib oerfagte eine
3rf)9tidbi<bte fHisioria universallBy au^ Com-
mdSraii hisioiiamin genannt), toüä)t in gtoei
^ssbeinutgcn Dorliegt; bie eine fdjilie^t mit bem
):kt 1304, bie anbete mit 1806. aUS Sefd^id^tS-
;>&: 9 ba9 S&erl nid^t befonberS »ert^DoD, ba
cinb ober jcine eigene 3(ii nur bfirf tige SRit»
%uaigen bcmgt. X^eüe biefer UnioerfalgefdEiid^te
x:a.JL obgebnidt inMon. Germ. bist. Scriptt
av, 679—718, (SSgl. O. ßorenj, ffieutfd^-
Qtfdbidbidquellen U, 3. Sluß., Säerlin
7, 09 i) [®amS 0. 8. B.]
Doit (SemblourS (©emblou;;
Oemblacensis), 0. S. B., nament-
Mzoni old (S^ronift unb tird^en))oIitifd|er
:» TDor um boS 3abr 1030 in Srabant
nib er^iett feine unffenfd^af tlid^ SuSbil-
bem filo^et (Sembloutil (2)i5€efe SätHd^),
«B SlötUb angehörte. (Er galt gu feiner
^ iii du ®ele^dtr üon ®ei{i unb ausgebreiteter
"^^^-^^^^ fettfl für einm guten ®id|ter; bei
dl mar feine S^ronil nieit über @e«
fp4i|d« (Sm 3eitlang lebte Sigebert im
K BL 9iiicni| }tt SRek, mo er mel^rere Sa^re
«ntertul^tete mib boburd^ }ur ^ebung
I
ber gefunfenen 9ßi|{enfd^aft SHeleS beitrug. Slion
l^ier begab er ftd^ um 1070 nad^ @embIourS }u>
rüdf, mo er bis ju feinem 1112 erfolgten Slobe
Derbtieb. Seine Xalente, noc^ me^r DieUeid^t bie
fiobeSerbebungen, n7el(i^e man benfelben gollte. Der»
ftridften i^n in baS 9{e| ber Sitelfeit unb Selbft-
erbebung unb liefen ibn ben ®eift feines StanbeS
berma^en Dergeffen, bag er bie Partei beS fd^tS»
matifd^en unb fimoniftifd^en ^einrid^ IV. gegen
bie Zapfte ©regor VH., Urbon n. unb ?paf^a-
liS IL ergriff unb aud^ als @egner beS ßöIibatcS
auftrat. UebrigenS bing bie|e feine SRid^tung eng
}ufammen mit bem unfird^Iid^en ®eifte, ber ba-
malS in ber Süttid^er S)idcefe berrfd^te. Son feinen
SBerfen feien edoöbnt: 1. Sine ^"f^tomt, Dom
3abre 881—1111 reid^enb, als gortfe^ung beS
gleid^namigen SBerteS beS bl. ^ieron^muS (Mon.
Genn. bist. Scriptt. VI, 300—374; Migne,
PP.lat. CLX, 57 sqq.). ^uS ber erttäbnten Partei-
nabme StgcbertS für ^einrid^ IV. »irb eS be-
greiflid^, ba| man ibm bei aXitn fold^en 9lad^rid^ten
nid^t trauen barf, tt)eld^e ftd^ auf bie Streitigfeiten
ber köpfte mit biefem ffönige belieben. 92ad^
SigebertS Xob fe|ten mebrere ©ele^rte bie Sb^o*
nif fort, u. a. SSobert be Sorign^, ^bt oon
9Ront-St.-SKid^eI in ber Jlormanbie (geft. 1186;
Mon. 1. c. VI, 480—535). 2. Vita Deode-
rici L, Metensis episcopi (beS Stifters beS
aSincenaHofterS; in ben Mon. 1. c. IV, 461—483).
3. Vita Wieberti, monasterii OemblacensiB
fundatoris, et Gesta abbatmn Gemblacensium
(bie Gesta fübrte SigebertS Sd^üler ©obefd^alf
Don 1050-1136 fort; f. Mon. 1. c. Vm, 504
bis 557). 4. De Bcriptoribus ecclesiasticis
(im legten ffapitel gibt Sigebert ein Ser^eid^ni^
feiner Iiterarif(ben arbeiten; f. Migne 1. c. CLX,
547 sqq.). 5. 9uf iSeranlaffung beS Süttic^er ^rd^i-
biaconS ^einrid^ t)erfa|te er brei fird^enpolitifd^e
Sd^riften: bie erfte (oerloren gegangene) fud;te
ein Sd^reiben ©regorS VII. an SSifd^of ^ermann
t)on ÜRe^ (über bie 99ere(btigung beS ^apfteS, aud^
ffönige gu escommuniciren) }u miberlegen; bie
gioeite (fpäter auf ben Snbes gelommene) ift be«
titelt: Apologia ad Henricum imperatorem
contra eos, qui calonmiantur miseas conju-
gatomm presbyteronun (f. Mon. Germ. bist.
LibeUi de lite n , 436—448) ; bie britte ift
gegen ^ßafd^aliS II. gerid^tet (f. Mon. 1. c. II,
449—464). 6. 3»ei an bie glerüer in Srier
gerid^tete 91bbanblungen De differentia qua*
tuor temponun, b. i über bie banialS nod^ Diel«
fad^ b^rrfd^enbe SSerfd^iebenbeit in Segiebung auf
bie 3eit ber Ouatemberfaften, fpecieü ber grüb-
lingSquatember ; biefe Scbrift (Migne, PP. lat
CLX, 813 sqq.) ift für bie ®efd^id)te ber Oua-
temberfaften Don Sebeutung (3:^Ibofer, ^anbb.
ber fatb. ßiturg. I, 1, 2. »ujl., greib. 1894, 83).
7. lieber SigebertS ®ebid^te Passio S. Lnciae
unb Passio SS. Thebeorom f. Slbbonblg. ber
»erliner ^fab., pbitof.-biftor, Ctaffe, 1898, 1 ff.
(9}gl. S. Hirsch, De vita et scriptiB Sigeberti,
10*
295 Sigel^orb — SigiStnunb, beutfd^er ffdnig u. rSmifd^er ftaifec 296
Berol. 1841; SBattenbod^, 2)mt|d^Ianb§ ®e«
id^idbtSqufüm n, G. ^ufl., Scriin 1894, 155 ff.
^IBeitcre fiilcrahir f. bei ^ottfyx\t, BibL bist. H,
2. 51ujl., «crlin 1896, 1016 ff.) [©üj.]
^igeQarb, Wönc^ bc§ @t. WaitmtnnoflerS
5u Srier, lebte bafelbft jur Seit bc8 ^bte§ 9Bi(f cruS
(957—966), mif befjen ©rangen er fcer üon 8upu§
überarbeiteten Siogra^j^ie bc§ 1^1. ^ojtminuS
(f. b. ^rt.) einen jtociten 3:^il (Miracola S.
Mazimini) onfügte. (Sx er^ö^It barin, toa^ Upxi
bcr ^U unb ^Inbere al§ glaubtoürbig berid^tet
batten, inbem er o!^ne Sinbaltnng bcr Sbtono-
logie äJ^nlid^e G^reigniffe mit cinanber öerfnüpft.
Einige 9lbjd)nitte ber ©d)rift fmb für bie ©e»
fc^td^te fiot]^ringen§ unb feiner fflöfter nid^t un-
niid^tig (f. biefeiben in ben Mon. Germ. bist.
Scripte. IV, 228 sqq.). S3ei ben 95oUanbiften
finbet \\d) ba§ SBerf 8igcI)Qrb§ im tMnfcl^Iu^ an
bie Vita S. Maximini (AA. SS. BolL Maj.
VII, 25 sqq.), audft bei Migne, PP. lat
CXXXIII, 965 sqq. (Sgl. SBattenbad^, S)eiitfd^-
lonbö ©efdjict)t§queUen I, 6. ?luf)[., Serlin 1893,
^64; fonftige Siteratnr aad) bei Chevalier,
Rep. ß. V.) r®otnS 0. S. B.)
^igi^muttb, ber 1^1., Äönig bon 93ur-
gunb, ©o^n beS arianifdjcn, aber benffatbo-
lifcn frcunblid^ gefinnten ffönigS ©unbobab
(f. b. 9lrt. ©urgnnbionm II, 1532 ff.), befannte
fid^ fd;on öffcntlid^ jnm fatbolifd^en @Iauben, als
bie 9)?ebrbeit feineS SSoIfeS no(^ arianifd^ war.
er foU hwxä) ^üitnS (f. b. 9lrt.) öon Sienne un-
tfrrid)tet ttjorben fein, ber fid^ aud^ um bie ©cfeb*
ning ®unbobab§ fc^r bemühte unb über eine mit
bicfcm gebobte Unterrebung an ©igiSmunb be-
rid)tete (Ep. 23 in b. Mon. Germ. hist. Auct.
antiquissimi VI, 2, 55). ®iefer Serid^t fyi\
fpöter bf m Oratorianer ^ieronpmuS Signier (geft.
1661) al§ ©nmblogc gebient für bie ^erfteßung
ber fogen. CoUatio episcoporum . . . coram
rege Gundobado adv. Arrianos (Mon. 1. c.
161 sqq.), meldte jefet al8 {Vö^fd^ung nad^gcttjiefen
tft (f. 3"I. $Ql>ct in ber Biblioth. de l'ecole des
chartresXLVI [1885], 239 ss.); bamit föttt
benn and& ba3 ganje „SRcligionSgefpräd^" §u Spon
(angeblid^ um 499) in'8 (Sjcbict ber @ejd)id}t§-
fabeln (bicrnad^ ift baS in ben 9Irtt. 5lDitu§, 95ur«
lunbionen II, 1534 f. unb Cpon VIII, 379 ®e-
agte ju bcridjtigcn). 9iod) oor ber 5:btonbefteigung
teilte ©igiSmunb (um 515) ba§ jerfaUcne fflofter
©t. 9)^onJ (Agaununi) im SBalliS ttjiebcr l^tx,
botirte e§ rcicblid) unb bcööifcrte e§ mit Ü)iönd^en
nu8 Conbatc, ©rigni) unb Serin. ?U§ er nac^
be3 93ater8 Sob 516 bie Wcgicnmg ontrot, ging
er mit C^ifer baran, fein Solf jum fatbolijc^cu
Wlauben ju führen unb baburd) ber Ko^cit ju
entreißen, in meldte eS üerfunfcn ttjar. 3m
©cptcmbcr bc8 Sob^eS 517 liefe er unter bem
Sorftjj beS b(. ^DituS eine ©pnobe ju gpaon
(j. b. 9Irt.) balten; eine jmeite ©^nobe fanb in
bemfclben Sobre ju g^on (f. b. «rt. VIU, 379)
ftatt. ^lud^ ©riiiilen grünbetc ber ffönig, in »et«
- d^ er burd^ befolbete Se^rer latetnifc!^ unb g^^
6)\]fy Siteratur Dortragen liefe ; femer i>erbe|erte
er ba§ ©efe^bucb feineS Satcr§, bie lex Grondo-
bada (loi Gombette). Sin bunller gfof in
feiner Regierung tft eine Sfamtlientragöbie, iDek^
in ber ©efd^ic^te fener 3^t oÜerbingS nu^ Mi*
einjelt bafiebt. SBon feiner erften ©emo^Iin, bcr
oftgotifdben $rin}effm Cftrogota, ^e er eines
©obn ©igerid^. S)iefer bebanbelte bie t^m im|-
günftige ©tiefmutter, loelc^e ftammerfnnt fra»
eigenen 9}lutter getoefen mor, oud| feinerfeitS ge«
ringfcböt^ig unb beleibigenb. 9lu§ SRac^ flogte
biefe ben ©tief fobn beim SSater an, er ftrebe ifot
nad^ 2:bron unb Seben. 3n ber er^en Sufregni
liefe ©igiSmunb (522) feinen ©obn im &l/i&k
erbroffeln. WS er aber balb einen Sinblid m bie
ibm gefpielte Sntrigue gemann, begab er fid^ {i
ftrenger 98ufee in boS ßlofter ©t. 5mori^ 3)oarit
fübnte er fein SSerbred^en üor ©ott, ob« bie jA«
lic^e ©träfe blieb nid^t aud. 2)ie Ianberfu(^gei
ober aud^ Don ibrer burgunbifd^n ^Dhttter ((^
tilbe (f. b. ^rt m, 168) ^ur Slutrac^e gebejjtai
t^ranfenfönige Sb^bomir Don Orleans, S^iflK*
bert Don ^riS unb &jiio\aT I. Don ©oiffonS ttbc^
gogen ©igiSmunb fd^on im folgenben 3o^ nt
Jhieg, an n>eld^em ftd^ audd bie Oftgoten |n
SBlutrad^e toegen beS ermorbeten @tgeri(!b iei|eiF
ligten. ©igi§munb lourbe gefd^Iagen unb fln^Mr
nad^ ©t. DJ^ori^, xoo er mit feiner ©emobfin nk
feinen ©ö^nen ©iScIabab (®iftalbu§) unb Sva*
bobab gefangen unb tmd^ Orleans gefübrt oinbt
^18 bed Königs trüber ©obomar bie jerftirengla
Surgunber jum erneuten ftampf gegen bie gfnm*
fen aufrief, liefe Sb^i'bomir feine ©efangencn er»
morben (524) unb bei bem ©töbtcben SoulBiieil
(Galumpnia) in einen Srunnen merfen. 3)m
3abre fpöter erbielt ber W)i SmbrofoiS M
©t. SRori^ bie Srlaubnife, bie Seid^en in fetntr
^bteifird^e beijufe^en. S)ie JKrd^ Derebrt bot
bl. ©igiSmunb al§ SJlartqrer; ha§i MartjroL
Rom. bot feinen 9lamen am 1. Wlax. gfünf 6("
meinben in ^^ranfreid^ unb ^mei in Xirol füftni
nad^ ibm ben !Ramen ©t. ©igtSmonb (@t &f
munb). (Ißgl. Greg. Türen. Eist Frane. S,
5. 6; 5, 18; Idem, Gloria Martyr. e. 74;
AA. SS. BoU. Maji I, 83 sqq. 3u bet fonjüga
im 9(rt. Surgunbionen n, 1536 gegebenen £ä("
ratur fommt binju ff. S)abn, Urgef c^icbte bcr ga>
manifd^cn unb romanifd^en SSölfer IV, SBÄa
1889, 111.) [SBeber.]
$tgt!>innnb (©igmunb), beutfd^er ftöni|
unb römifcber Äaifer (1410 beg». 1411
bi^ 1437), mar am 14. Februar 1868 alS p^ff
rcr ©obn Rai\n Staxl^ IV. geboren unb ettM
nadd bem ^obe feineS SJaterS (1378) bie SRoit-
grafjd^aft Sranbenburg. Shtrd^ bie 93er(obiii|
mit 'D^aria, ber grbto^ter Submigd be9 ©io|ti
Don Ungarn unb $olen (geft. 1382), eriangtecc
md) bie TluSftd^t auf bie 92ad(|folge in bkim
9{cid)cn. S^ie S3ermablung mit SRaria tmnbe
1385 Dolljogen; aber nur nac^ Dielen 93c4fd>
2>:
Siatfitnunb, beutfd^er ftönig unb römif^er jfaifer.
298
%Sa, vi^rtnb müiftn ec fogot einmal in ®e«
WK^päifO^ pxitä^, tonnte SigtSmunb ben Seft^
ha «ogaii)<l^ Ittonc ^ fi^enu S)ie $olen
tegegm cdonntm M^i gat nid^t aß ftdnig on^
lT^eal ma^^tm i^ SRei^ Don Ungom unab-
laijie. 3m 3. 1896 unternahm @igi§munb
nani 3»S Q^flcn bie Xurten, etKtt aber am
ii5. 6c^lcinbcr bei 91tco))olid eine (c^tt)ere {Riebet-
JB9L SbH^ bau Zobe 9hipre<i(|td Don ber $^I)
f'ld fR« 1410) bemarb er fi^ um bie beutjd^e
ttamt unb mibe am 20. September burd^ ben
fs)f»t|tef SBcmer Don Zrier, ben ^falggrafen
ssoonQ ttnb bcD Qurggrafen griebrid^ oon ^äm-
Iri9 aü fetnen Sctt^ttmddptigten für Sranbenburg
cfsä^ mä^venb eine anbete ^rtei feinen Setter
;]iofe9 mm 92ö|rmt n>a(Ue unb eine btitte an bem
tiqtk^Un Soiiel (eigiSmunbS Stubet) feft^ielt.
£kr 2^ 3oifid (8. Sanuar 1411) befeitigte ben
ttcn to^enben ffrieg, unb @igi8munb n^urbe,
•a^bai er fi^ mit 9Ben)eI geeinigt l^tte, am
2L doli 1411 nod^malS einftimmig gemöl^lt
9% GdfoBn, Sie 93ki^I @igmunb8 jum römi-
^ Sttm^ »resrou 1875; %. Ifaufmann, 2)ie
BoV A&mg Gigmitnbfi Don Ungarn )um römi-
ttn Steige, ^rog 1879; S. Ouibbe, Jtdnig
e^nab unb boS bcutfi^e Steid^, I S)ie SBa^l
B^noM, ®5tttngen 1881). SBegen eines
ftreged mit Senebig tonnte er no(^ nid^t in^S
tnd^ ftimmen unb toiirbe be^l^olb erft am 8. 3lo»
wabtr 1414 gu Sachen gefrönt. 3n bie Stegie-
nagjHeit Ststdmuiibd fiel baS (Snbe beS großen
dBMdiibtf<^ @i^fimas (f. b. 9lrt. X, 1794),
Sr bef^ Seenbtgung er n^eniger burd^ feine per-
tod^gldt Ott infolge ber 3ettoer^ält-
cine 0co^ Stolle fpielte. SBie fein Sater unb
€^7DicgenKitcT ^It @igiSmunb Dor feiner ftönigS«
rata fur Obebtm} bed römifd^en ^a))fied. 3u
'v&gor XQ. flonb er in guten Sejiel^ungen unb
xm boS eondl orni ^ifa (f. b. 9lrt.) t)ttf)\tü er
li tbet dble^cnb olS freunblic^. Sber fofort
K* geftmnttoetbcn ber aßa^I SBoItl^affar Soffa^d
Qrtomcfi xxm) trat er auf beffen Seite unb
pz^i^oitcr Obebietig ; Coffa legt in einem f))ätem
c^crtai {eine Sctbienfte um ba§ 3uftonbe!ommen
kl So^l eigtfimttitbS in Seutf^Ianb bar, unb
1 >fr3^ tit^prai^ ber ledere nad^ feiner jmei«
tx Sa^ uxCimbltfl^, oon niemanb Ruberem feine
fy'iingiingiui^lufud^KnaldOonäobanneSXXin.
"An beffen tcd^magigem 9la(^foIger (junger,
fi Qkf^t^tc ^ft 3D(anne3' XXni., S3onn
\^7^, 31 ff.). eUeid^mo^I ift bie SBa^I fpöter
bA nter bcm 13. mdxi 1415) oon ®re-
•:ic Xn. a|»|iC0birt toorben (Finke, Acta I [f. u.],
116—192)« aoi^bem biefer $a))ft, um fid^ SigiS*
fB n&btxn, f^on oorl^er ben garbinal 2^0-
Sominiri (f. b. 9rt.) alS Segaten nai)
^t^idt fjokt; büä^ i^ über ba§ SRefuItat
>s Sei^aiiblmisen ni(^t8 befannt. 2)a ber Sini«
^Bgtafii4 bfd eonci» oon $ifa DoUftönbig
-s^SttA W€x , tii^teten bie 3eitgenoffen me^r
je f!fn Hugm auf ben itaifer, beffen SSer-
pflid^tung gur Seitegung ber @|)altung fd^on
mel^rfad^, toenn aud^ übertrieben, betont niorben
mar. Siefer (Srioartimg fitd^te @igidmunb um fo
lieber }U entfpred^en, ald feine für romantijdde
$Iäne empfönglid^e 3latux ftd^ leidet in bem (Se»
bauten einer faiferlid^en SÖgemalt gefiel. ^13
beutfd^er ffönig na^m er fofort, ermuntert burci^
ben für bie Union unermüblid^ tbötigen ffarl
3RaIotefta oon Stimini, ben Soncifögebanfen auf
unb fud^te aud^ bei ^einrid^ IV. oon (Engloiib
bofür 5U mirfen. S)ad oon ^ol^anneS XXIII. für
Sprit 1412 auSgefc^riebene römifdje (Soncil be«
achtete er nid^t toeiter, menn er auc^ anfönglid^
anberS über baSfelbe gebadet l^atte (ogl. Sit. ^anb-
n)eifer 1896, 206). 9lad^bem baSfelbe im m&t^
1413 Oertagt mar, bemühte ftd^ ©igiSmunb mit
Cifer für ein neues, toirflid^ allgemetneS, mie aud^
bei feinem 3uge nad^ 3talien im ^erbft 1413
neben ber lombaibifd^en gfrage bie ^onciföplöne
eine ]()en>orragenbe SRoUe gefpielt l^ben. S)iefelben
mürben benn aud^ bei biefer ©elegenbeit ber Ser»
mirflid^iung näl^er geriidft. ßmifd^en il^m unb ben
©efanbten So^anneS' XXni. mürbe ftonftanj als
Ort unb ber 1. 9looember 1414 ald 3ett be^ neuen
SoncilS oereinbart, )u melc^em er am 30. October
1413 bie gefammte gl^riftenl^eit einlub. (Snbe 9lo-
oember traf er mit 3o^anned XXIII. in $iacen3a
unb Sobi ^ufammen unb ermirfte, bog ber ^pft
am 9. 2)ecember bie SerufirngSbuIIe erlief, gür
baS Soncil entfoltete er eine rege, aUfeitige Xl^ätig-
feit, fo ba^ man mit ooHem Steckte fagen fann,
„ba| obne i^n unb obne fein einen ftarfen 3ug
oon 3ugenbfrifd^e geigenbeS Sorgel^en, baS au^
oor einem erftmaligen SRigerfoIge nid^t gurüdf-
f^dte, baS ßoncil j[e(t nod^ nid^t gufammen-
ge&eten möre" (Pinke, Acta I, 170). gr trat
mit ®regor XII. ttnb $etruS be Suna (SBene«
biet Xm.), mit ftarr VI. oon granfreid^, §ein*
rid^ V. oon Cnglanb unb Oferbtnanb oon Sra-
gonien, mit ber ^rifer Unioerfität, fogor mit
bem gried^ifd^en ffaifcr üKnnuel in SScrbinbung
(»gl. §efcle, gonciliengejdtii^te Vn, 19—23;
ginfe, gorf^ungen [f. u.], 1 ff.). ?ln ber ©^nobe
felbft, auf mel(^er er nad^ feiner Tönung gu^od^en
am 24. Secember 1414 eintraf, nal^m er tl^ätigen
Sntl^eil; ©regor beoollmäd^tigte i^in unter bem
13. 9}lärs 1415, für i^n auf baS ^apfttlftum gu
Oerjid|ten (Finke, Acta I, 270). Um bie fponi-
fc^en ffönige gum %nfd^Iu| an baS goncil unb
SßetruS be Suna gur ^bbanfung gu betoegen,
uitternal^m @tgt§munb 1415 eine Steife nad^
©übfratifreic^, ctrcid^te aber nur baS crftcre, ob-
mobi er mit ^etntS be Suna gu Dkrbonne ttnb
gu ^er))ignan perfönlid^ oer^anbelte. lieber feine
fonftige Xbätigfeit auf bem gonc« f. b. art. fton-
ftang VII, 980 ff. 21IS ©igiSmunb nad^ aBen^elä
2obe (16. 3tugu|t 1419) grbe oon ©öl^men »urbe,
batte er mit ben ^ufiten einen langmicrigen ftriei]
gu beftel^en, fo ba| er erft 1486 ald ffönig oon
Sö^men anerlannt marb (f. b. 9lrt. ^ufttcn VI,
480 ff.), daneben liefen nod^ unglüdClid^e ffömpfe
299 Sigia — ©ilD. 800
mit bm tMm in URsam. %}^ tuä^b bet 1 2|ejl. 1, 1. 2 X^cff. 1, 1) i^ aii Silooniil
ipufitcnhicgi }og SigiSmunb na^ Italien unb tin|ü^Tl. ^inauB barf jef^nen uwrixit, bol <r
iDUibt am 25. wiOemba 1431 ju !DMilaiib mit tin 3ubt l^Otmßifi^ SiOnntg toor, UMli^ tm
bei eifnntn ffronc gctrint. ©cgm iiaS goncil römi{^nt Planten tuctflne^if^^SStiftaUü^;
COR iBaftl (f. b. 9iL I, 2089 ff.) na^m nr aunäc^ft Ute ber ^I. SßouIuS toor » tBmtft^ 9)üi9(i(%
eine frtunbhd^ ^Eluiifl tin, um bit ftaiierfcßnunß 16, 37). ©ein ^nfe^en in ber ©emeinbe nediaillt
unb bie ^wtftclliing be9 griebeni in Söfimtn ju er bei j)iciti^(ti|(^fn ©abe, wüäft i^ rigen mt
eüongcn unb bie JRtform berlHr^e burd|ju[e|en; (^pg. 15, 32). 911B boS ^oltdcpitnl fi^aa^
fo bcflQtEte ti bie XticUne^mei am &3RcU in ber folem gehalten tnoiben tooi, tod^Itc bit 9)cifaini>
OppDfition gegen (£ugen IV. Sie ^lie^ungen lung neben Subaa £Sarf<^S aaify @iliit jum
gum ^apftc UUTben \o geffiannt, baß man in UcbeTbnnQerbtaSqnoboU>ef(^Iu|fe8na(^9ntiD4tii
Sbm bereits Dom iBonne gegen SigiSmiuib fpiac^, unb }um Segleitei ber ^H ^kmbiS unb Sanabiil
an bellen SleQe ^ricbiitl Don Oeftemic^ treten (?l))g. 15, 22). (Ra^ fßotknbung bicfci Süj^
joUte. Anfang 1433 näherten ji^ jebo^ $a))ß <or, in Snlioi^ luiüdjubleiben, nd
unb If i^nig miebti einanbei, unb SigiSmunb riet^ oOein Jiaä) ^enifaftm ^imle^; do-
ben SaSicm entfdiieben, auf bie entgegenlommen' lar tS bie $eifon bed ^I. ^oM,
btn ©t^ritte be§ Spopitefl einzugeben. 51a(^hem «fielte, unb melil&er er mit Irtuet 1»
er am 7. ^lil 1483 buri^ ^bgeorbnete bcm eigtben blieb. ^18 bo^ SanuM
^Ißapfte bie ddi bei Aaijeihonung übli^en Sibe auIuS jc^ieb, mäl^Ite birfn Silol p
geleiftet i)atte, tmöfing er am 31, !D)ai in ffiom leiter auf bei jneitcngn)|en< '
bie ffaifeifione. Scn Korn jog er nat^ !Ba[el, reife (apg. 15, 40 ff.), »ei b« g
wo er am 11. October eintraf unb metireren ^L ^Paulus Don ^erBo Wieb ©iloS mit lii
@i|unßen beiwohnte, o^e jebDii) fräftig für ben bafeßift jurüd , raö^renb ber üpo^ ft^ in^
$apft einjutielen. ^am begab ei ftc^ nad) Söt)' 9It^en toanbtc (^g. 17, 14), unb traf siil biqai
mcn, mo er tro^ ber Sneiftnnung no^ Diele ecjt niebti jufammen, alB btrfelbt in Soindt
SBibriglctten }u cibulben ^ttt. Seine Ie|ten toirttt (9Ipg. 18, 5). ®ort blieb n längen 3>it
-^ge nuiben Derbitteit bur<$ bie @nlbedung als @e^ilfe unb Snitorbcitei beS üpoßeU (2 Cx
einer SJerfc^tDürung mit bem Stoetfe, itin ju ent- 2, 19. 1 X^ejf. 1, 1. 2 X^f- 1- 1)- «n* *
fe|tn unb ju tübten, an meli^er aut^ feine ®f Srabition macgt i^n jum cr^eu Sifc^of DOD fp
ma^Iin ^Barbara Don SiDp bet^eiligt Dar. SigiS' riut^. ^Bon ba an btrfd^binbet er ouS bei Uo-
munb ftarb gu 3naim am 9. ^ecember 1437. gebung bc« SlpoftelB, bieÜei^it loeil er gUISil^
3u feinen guten ^igenfi^ften gefi&ren !Httterlid^' famttit unter ben 3uben jurüdlc^Ttt. So fants
feit, *Dhit^, ©eiPeSgegentoart, giBmmigleit, fieut- rec&t gut beijenige SilOonuS frin, tstl^ ka
feligleil ; ©(^aHenfeilen an il|m maien ©enu^judit, erflen SBrief beS 1)1. SpetruS an bit teinafiattfi^a
Serjdinjenbung , üeibenfi^aftüc^feit. Sie 9Inße- ©emeinben überbrückte (1 Spett. 5, 12). iÄ{j*
legenbeiten 39ä^men3 unb be3 uon ben Xürlen teren au^biblifc^en Ülad^rid^ten über i^ fbd)
bebio^ten Ungarns nahmen feine S^ötigleil ju o^nc 3Sertb. [ffouitn.]
fe^r in Slnfpruc^, als ba| ei fui ba8 9teic^ etmoS Silentium obseqniosaiii, f. SanftmniVI,
'SebeutenbeS I|ätte t^un lünnen, toenn i^m au^ 1226 ff.
guter SSiille nii^t abjufinedien ift. Sr laai bei $Ue|bt£, HngeluS, f. ec^effltr.
le|le Äaifer aus bem §aufe ber Cufcmburger. ^Uo {n=T), eigentlich S^onat €ilo (f. i
C^gl. 9[f(t|ba<f), ©efc^ic^te flaifer ©igmunbs, ^it. @<!(|iIoI|), uralte Stobt in Sonoon, btn
;gamburgl838— 1845.4a3be.;®eutf^e9tei^S- Sage 3ti*t. 21, 19 beftimmt tirirb alS .nüiWi^
taglacleu imter Raifei Sigmunb, t)eiauSgeg. Don Don bei Stobt iBetfiel, Qftlic^ Don bcm 9Bcge, ta
3). fleiler, 2)!ün.^fn unb ®ot^a 1878—1886, Don iSttbel no^ ©i^em fü^, unb fflbli^ a»
3 50be.; eber^art SBJinbede'S SJenlmürbigleilen ber Stobt Sebona". 5)emna^ lag Silo onf b«
jur ©efi^ii^te beä Seitallere flaifer SigmunbS, fpötetnÖebirgegp^roim, im ^wjen bcflgeJoto
^eraulgeg. ton SB. ^Itmonn, Berlin 1893; Re- SanbeS. ISieUei^t »or biefe centiab Sa« mt^
geeta Imperii XI, Sie Urfunben jfaifer ©ig- bem ^o^en ^Iter ber Stobt Urfac^e, ba| Sit
munb§, Derjeii^net Don 3&. Iflltmann, SnnSbruiI mä^renb bei !Rid)teijeit bet politifc^ unb idi-
1896 ff.; ginre, SDr)d)iingm imb Clncllen jiir giöfe SDlittelpuntt beS iSroelitift^ ©tmtimBefml
©eidjiite beS ffonftanjer ßoiicilS, ÜCaberbom blieb, ©obolb nümlic^ 3ofut an eint fifteO^
1889; Scrf., Acta Conc. Constanc. I, SDtünfttr nung unb SSert^eitung beB SonbtB bentm bnok,
1896.) [Säurm.] Karb bie ^unbeSIabe noiJ^ €ilo stbro^t (Stf.
Sigla, f. SlbbreDiatuien. 18, 1) unb blieb bofelbft biB gut 3ett SomA
Si^atura gratiae, jnstitiae, f. 6urie 3njn>ifc^en loar Sib S^upla^ btS 3ng'
III, 1251 ff. frouenraubeS, meieret ben Senjaminittn s^^tOt
$Uas (^^iXaO, eine ^eroorragenbe Sßerfänlic^- tourbe (fflii^t. 21, 19 ff.) unb bunft bit ßop l«
feit in ber eiften Äirc^e (5lpg. 15, 22), erfc^einl Stobt mSglii^ mar. feine gro6e SBtbeutaio *•
in bet aipoflelgefdjic^te fletS mit bieftm (iirjem gonjen Sanbe geroann Silo bun^ bie ®otttSq|e»
'Jtamen, mötirenb ber ^I. $auluB (2 gor. 1, 19. barungen an Samuel (1 Sam. 3, 21)^ bn M
UA
€iIoe — @tlueriu§, ber 1^1., ^ap%
302
r •■
Ciü nk te etiftd^ütte koeUte ; bie Serbred^en
cto. tsOäft mgm fyW^ ^ßflid^tüerBeffen^eit ge-
tclm» fo^itm ba}u, bog @Uo Don (Sott Det-
snira mäM (^v 77. 60. 3er. 7, 12; 26, 6)
L>2 btt QimkMeSlabe anbm Stcmborte erl^ielt
I. SoB. 4, 4; 5, 2 ff.; 7, 1. 2 ©am. 6, 2 ff.).
3etiba& fd^gt bie ^aitge Sd^rift fiber @t(o.
«in 3cit bcS y. f^teronQmuS (og ed f^on DoO-
in Xrinnmem : mittelalterliche 3tiben
bk ®cab€c ^Ii'« unb feiner Söl^ne nod^
3n netterer 3eit toarb bie Stuinen-
imttt bcm 9lomen @eilun 31 km nörblid^
i:n äecuioltm buxtl^ SLobinfon »ieber aufgefun-
^a. [ftaulen.]
^Uie (ns«, fpcUer r{tv^ ItXcoa», in ber |ei-
ixü €4nft ein Zei(^ gü Serufalem, mo^I ber
Vmjk nntcr diat ben SBafferbel^öUem, toeld^e bie
Vütgc Slatrt }Q^It« 6r ift eine ber menigen
•Etrsnt. übet bmn 3benti^cotion man niemals
^fpnltcn ^ ; er lag unb liegt noä) jtoif^en @ion
ab SRom^ om Snbe be§ Zpropöont^alcS, mie eS
öEoa, auler^Ib ber 3Rauer. 3n ber l^eiligen
cAcift cffi^dnl er aud^ a(8 ^unterer Seid^'' (3f.
il 9X aI4 «Xetd^ s^{<^^ t>^ }^^i ^Dtouem"
y* 22^ 11) itnb als ^fieitung befiffönigS'' (oer-
aäfid^ (^^^toT ; 2 Sdbr. 2, 14). S)en ledern
oetbient er« neil er fein SBajf er burd^ einen
hl bot greifen ge^uenen ®ang ouS bem
^äffn ff. b. %xt.) ober ber SRarienqueHe erl^all,
?dde. obgleich httermittirenb, bennod^ toegen
s^stmtqß gcfegenet 93affind nur in rul^tgem Saufe
x% Xddb eirei^t. f^ierburd^ erflört fid^ einerfettd,
x§ Ofouif Don bem «ftiO flie^enben SBaffer ®i«
xV fißd^ Of . 8, 6) ; anbererfeitS, hai 3o-
(BelL Jad. 5, 4, 1) @iIoe eine OueHe
6iloe entfenbet ben lleberflu^ feines SBof*
'^.'boAtt oiid einem ^dl^er gelegenen SBoffm er*
:Jt. in Hefer liegenbe ©orten unb meiter }um
•röcjxRf^Ie. ^urc^ biefen Z^tbeftanb ift bie
r -f log^df^ ®d)eutung feine« IRamenS gered^t-
m^ji; wddfe 3ol^. 9, 7 gegeben ift unb bier mit
.-rm bec gpc>en SEBunber 3efu in SBerbinbung
." I*a4t »ixb. ^eute ift ber Xeid^ faum im Staube,
:*i^ Baflerergüffe }u unterl^alten, ba bie ge*
-zLstt ^ifoffung, nod^bem fie in ben ftreug-
iL;jF. ctnctiert morben, ooUftönbig ruinirt ift.
ih .^^iinn bei ©iloe"^ Don bem SefuS (Suc.
:<>. 4 t fprid^, tDor oermut^Iid^ ein SBeftanbtl^eil
vr aobr gelegenen Stabtmauer, t)on meld^em fid^
!tx! bi^imf<$e ffunbe erl^attm l^al. 3n neuerer
*^ tfi bie tmterirbif d^e Seitung ou9 ber SRorien-
.:vlf Ckgntftanb forgfaltiger ard^öotogifd^er
Irnftti^nnigcit gemefen, befonberS feitbem 1 880
ftnaben am fäblid^en 9udf(u| bcrfelben
^nffbctft^ ocrmut^Iid^ aus ber 3ett beS Königs
. enibedtt ^ben. S)iefe berühmt geloorbene
etloainf(^rift ift in att^ebrftifd^en $Bud^-
~£^<n «nge^uen unb fagt uti8, ba^ ber betreffende
,xal an beiboi Snben jugletc^ begonnen mttrbe,
73 tu Sfetn^oiuT fu^ |ufammen fanben. Sem
nad^ ifl biefi, nad^bem bie eine %[b«
^.^
tl^eilung einen langen Ummeg gemad^t l^atte, auf
baS ®e^5r l^in nad^ mel^reren t)ergd)Iid^en Ser«
fud^m erreid^t toorbm. 2)a8 S)en!mal ber SSoU-
enbung l^at für unS unfd^ä^borm SBertl^ als ältefteS
bebräifd^eS @d^riftftüa, baS bem ^Iter nad^ nur
oon ber Snfc^rift beS jf önigS a)lefa (f. b. Slrt.)
öbertroffm mirb. (Sgl. ftau|fd^, S)ie @iIoa»
üifc^tift, Seitfd^r. beS beutfdden ißaIaft.-93ereinS
1881, IV, 102 ff.; ®ut]^e, ebb. 250 ff. 1882,
725 ff.) [ftaulen.]
$i(iietiit0, ber 1^1., !ßat){t (536—538?),
toax ein @o]^n beS ^fteS ^ormiSbaS, ber oor
feinem ^rieftertl^um oerel^elid^t getoefen mar. 9llS
Slgopet I. (f. b. 9lrt.) mäbrenb feines Stufentl^IteS
in Sonftantino)}eI geftorben loar, beeilte fi^ ber
Oftgotenlönig Xl^eobat, ben @ubbiacon ber rö-
mifd^en IKrd^e, ©iloeriuS, )um $a))fte mahlen gu
laffen, um bie Srl^ebung einer Sreatur beS ff atferS
SU oerl^inbem. Sin Sl^eil beS römifd^m SIeruS
fügte ^d^ gleid^ bem SßiQen beS ^errfd^erS, unb
nad^ @iIt>eriuS' Sonfecration (8. 3uni 536) untere
geid^neten aud^ bie bisher renitenten ^riefter baS
üblid^e SBal^Ibecret. S)er neue $a{)ft tierftanb
eS, burd^ fein oerföbnlid^eS auftreten bie Unregel-
mö^igfeit bei feiner SEBal^I in SSergeffenl^eit gu
bringen, unb er tourbe bal^er aud^ nad^ bem Suf-
l^ren ber gotifd^en ^enfc^iaft in SRom meiter als
red^tmö^iger ^ßa))ft anerfannt. S)a^ er ben ftönig
X^eobat bur(|| 99efted^ung )u feinem Sorgel^
beftimmt l^abe, beratet ber gegen bie ®oten imb
SiloeriuS äu^erft ge^öffige Serfaffer beS erften
Xl^eilS ber Tita im Liber Pontificalis, lann aber
auf ©laubtoürbigfeit leinen ^nfprud^ mad^en (ogl.
üb. Fontif. ed. Duchesne I, 293, not 2).
9US im S)ecember 536 ber laiferlid^e gfelbl^err
Selifar SRom befe^te, mürbe er oom ^opfte freunb«
lid^ aufgenommen, tjfür biefen begannen aber (e^t
bie SBerfolgungen, bereu Urbeberin bie ben Snono-
pb^ftten gemogene ftaiferin Xl^eobora mar. @ie
batte SiloeriuS erfud^t , ben aRonopl^Qftten ^n-
tbimuS, ben el^emaligen Ißatriard^en oon Son-
itantinotjel, in fein 3lmt mieber einjufejen. ^IS
)er$apftftd^toeigerte,fd^idteftebenrbmifd^m9)>o-
crifiar SSigiliuS, bem fie für SBiebereinfe^ung beS
SlntbimuS bie ^äpfllid^e SBürbe oerfprod^en, nac^
Italien unb fd^rieb an Selifar ben Sefe^l : ,,@ud^e
®elegen]^eit gegen bm $a^ft ©iloeriuS, ba| bu
i^n abfe^eft ober toenigftenS fidler bier^er lieferft.
^ier 1^^ bu ben 9lr(|ibiacon SBigiliuS, unfern
liebften Vlpocriftar, ber unS Detfprod^en bat, ben
^nt^imuS jurüdfaurufen.*' SBelifar fül^rte biefen
Sefebl nur ungern auS. 9ber t)on feiner @atttn
^ntonina, bie ftd^ ber ffaiferin geföSig ermeifen
moUte, aufgeftad^elt, begann er bie gemünfd^ten
SKa^regeln gegen ©ilberiuS ju ergreifen; bie SSer-
antmortung für aQeS Unred^t gegen biefen fd^ob
er SSigiliuS ju. 6S mürbe ein ©rief angefertigt,
morin ber $a))ft bem ®oten!önig SBitigeS 0er-
fprad^, ibm ein ©tabttl^or öpen gu laf jen unb
fo SRom in feine ^änbe gu liefern. SKan fiel nun
über @iloeriuS l^er, entril il^m feine oberbirtlid^en
308
©ilöcfier — ©imcon.
SM
(Semnbe unb toarf über il^n einen ^^öud^S^abit;
bcm ißolfe oerlünbete man, ber $apft fei abgefegt
unb iURönd^ getoorben. Sitoeriud xoaxb Don 93t-
giliuS in @t\DQMam geleiten, unb nad^bem le^-
terer burd^ bie (bemalt bed ^elifar jum $ap|t
gemod^t n)orben (f. b. 9lrt. ißigiliuS, ^ap\t),
Dcrbonnte er ben red^tmö^igen Obec^irten nad^
'*:&aiata in Speien (mäxi 537). ai8 ©iloeriuS
bort angefommen, begab ]\^ ber Sifd^of Don ^a-
tara ^um ffoifer unb Dertrat bei biefem einbring-
lid^ bie ®ad^e beS ^opfteS. Suftinian befahl,
@ilt)cnud nad^ Stalien )urädE)ufül^ren unb bort
bie @ad^e auf^S 9ieue §u unterju^en; nenn cd
\\ä) 5eige, bag ber oerröt|erif c^e Srief unterfd^oben
fei, bann foUe iBiltcriuS feineu @i^ »ieber ein-
nehmen, aber bie jfaiferin fuc^te ed ju l^inter-
treiben, unb aud^ 9}igtliu§ mar in großer ^wc^i,
fo bag ber ^ßopft, aI3 er in Stauen lanbete, Don
93elifar gmei Vertrauten be§ 93igiIiuS übergeben
mürbe, bie il^n nac^ ber Snjelgruppe $ontta im
tpnl^enifd^en Speere brad^ten, unb ^mar nad^ ber
3n{el ^Imaria, mo er (angeblid^ be§ ^ungertobcS)
geftorben ift (538 ober 540). ®ie ff ir^e feiert
feinen 3:obeÖtag am 20. 3uni. (Sgl. Lib. Pontif.
1 , 290 sqq. ; Liberatus , Breyiarium c. 22 ;
Procopius, De hello Gothico 1,25; Marcel-
linus Comes, Ohronic. [continuat.] ad a. 536
et 537 ; AA. SS. Boll. Jun. IV, 13 sqq.; Jaffö,
Regest. Pontif. Rom. I, 2. ed., 115 sq.; Re-
vue des quest. hist. XXXVI [1884], 374 ss.
379 s.) [^olamartl^.]
^itvtftcx, f. @9befter.
^ifoiits, ^rang, f. @t|lDiu§.
^intron (".'•'E?), ^erfonenname, I. im 91. S.
1. ber gmeite Sol^n bed $atriard)en Sacob unb
2ia'8, ber leibliche Sruber SRubenS, Seoi'S unb
3uba'S (®cn. 29, 33). ®erfelbe mar üon gl^a»
rafter rafd^ unb graufam, fo ba^ er fpäter, um ge«
beffert §u merben, üon feinem ©ruber 3offp^ einer
befonbem ©ebulbdprobe unterjogen mürbe (@cn.
42, 25). Seine ungcbänbigte fieibenfc^aft bemieS
er befonberS, a(§ er mit feinem Sruber 8eüi feine
äd^mefter S)ina an ben ©id^mitcn rodete (®en.
34, 25) ; eine Sd^anbtl^at, meldte i^m Don feinem
erjümten SSatcr bei beffen ©terben bie SSorl^er»
fagung eintnig, ba^ ba3 fünftige @efd^id feine§
illbftainmeS mad)t(ofc 3crftreuung unter ben üb«
rigen 33roeliten fein merbe (®cn. 49, 5—7). —
S^er ^32ame @imeon bejeic^net 2. eben ben Don
3acob§ @o^ne ^erfommenben Stamm (92um.
1, 6; 26, 14), an meld^em bie S3ermünfd()ung 3a-
cob3 fetjr balb offenbar murbc. Sa er nic^t, mic
ber Stamm 2eDi, ben greDel be§ ?tf)nberm fül^ntc,
fo traf i^n überaQ Ungemad), baS feinen t$ort*
beftanb in Sfrage ftellte. S)ie 3a^l feiner maffcn»
fähigen 9}Jänner, meldte bei ber erften Söl^lwng
noc^ 59 300 (5Rum. 1, 23) betragen l^atte, mar
bei ber ^meiten fd^on auf 22 200 (9lum. 26, 14)
^erabgefuufen. Ü)2ofe§ b^ttte bei feinem ^Ibfd^iebe
Dom &ben feinen Segen für Simeon, mie er für
StuBen, 3uba unb 2eDi (3)eut. 33, 6-11) ^atte.
Sei ber Sl^eilung beS SonbeS Sonaan butd^ äofoe
erldielt ber Stamm Simeon (3of. 1 9, 2 %) mr
geringe Sefi^ungen angemiefen^ toüdjt inno^
bed SäejirfeS Don 3uba an ber Steetebene iaqrn
unb anberSmo (3of. 15, 20 ff. 1 @om. 80,27
u. f.) mieberbolt ald la 3uba ge^rig bc|ek^
merben. SS l^ing bief mit Derfd^iebenSm Uifo^n
Aufamm.en. 3uerft bequemte ber Stamm Simeon
fid^ nid^ 5ur fe|]^en SebenSDMife, fonbem 6c>
l^arrte bei feinem nomabifd^en Um^erf^eifieii, M
i^n fpöter meit nad^ Süben unb bid über ben So)
^eg^ptenS l^inüber führte; bann aber fj/aik er jir
93eft^nal^me ber erlittenen Sntbeile fid^ mit ba
meit ftörfent Stamme 3uba Derbunbet (Sit^
1, 3), fo bog er fpöter nur eine untergeoiMr
S^oIIe in beffen Serritorium fpielen fonnte; aA"
lid^ mar er, mie au8 ben ^nbeutungen Qol
46, 10. e|. 6, 15. 1 ^r. 4, 24 l^erDorge^, tnOi
9Jü|beiraten me^r oIS ein anberer Stamm friicr
iSraelitifd^en Sigent^ümlid^f eit Derluftig gegangn.
3mmer^in aber führte er bie Xic^ter^eit ^tnbu^
befonberS meil er baS berühmte t)eUig^tnn 9»
fabee befag, ein felb)länbiged S)ofein, fo ba( n
S)aDib bei beffen Srbebung jur iMnigSniäibe
7100 Streiter jur IBerfügung fteOen fonnte (1 ^
12, 25). 3ur 3^t SRoboamd mürbe Simeon ni^
mebr aI3 felbftönbigcr SSolfSt^il gered^net, fo»
bem mar gan} in 3nba oufgegongen ; br|iMgai
gilt Don ibm DorjugSmeife, mad 3 ffön. 12, 17.
2 $ar. 10, 17 Don benienigen S^roeltten beri^Kt
mirb, meld^ in ben Stöbten Subo'S mo^ifin.
SDurd^ nomabifd^e Sitte Don ben ubngoi 3i>
raeliten bouemb gefd^ieben, fud^ten fpöter einfcte
%f)dU bed Stammes \\d) anbere SSo^nft^ (1 $aL
4, 38 ff.), moburc^ fie ber nationalen (Sean»
f^ft Döüig entfrembet mürben. Seit ben 3<i|n
be§ ffönigS Ssed^iaS gibt ed über Simeon fm
^lac^rid^ten mel^r, unb nur nod^ einzelne fti*
gehörige bedfelben merben fpöter unter ben a^
rigen 38raeliten ermähnt (Subitb 6, 11 ; 9, 2). -
S)en ^amen Simeon tragen im^UenXeflttmatt
nod^ 3. einer ber 3uben, meldte auf (BbxQ§' 9f
treiben ftd^ Don ibren l^ibnifd^en grauen f^ciln
mufeten (1 gsbr. 10, 31) ; — 4. ber ®ro^Dotet W
$riefter8 ^at^atl^iaS, be§ 93aterd Subod' bcfi 3Ro-
d^abäerS (1 ffliad^. 2, 1). (SSgL ®raf, ©er StoniB.
Simeon, TOcifeen 1866 [?rogr.].) [ffanlen.]
IL im 9i. %. ber nadj) Suc. 2, 25 ff. bei Jw
S)arfteIIung 3cfu Dom l^eiligen (Seifie in bm
Tempel geführte fromme S^raelii, meld^er inbcm*
felben l^eiligen @eifte bie 9tatur unb ^ftimsang
be§ ftinbeS unb ba§ sufünftige Seib ber Wuttcr
DorauSfagte. Sr mar bamatö, mie fid^ anS te.
2, 26 unb 29 ergibt, ein @reid. SBeitere ftto
D^ad^rid^ten über ibn fel^Ien. 3m apooppts
Soangelium be§ 92icobemu8 (Tischendorf, Ef.
apocr., Lips. 1876, 389) bei^t er «^
priefter", im ^rotoeoangelium bed 3acobufte.24
(1. c. 48) blofj „^riefter*. SBeibe« ma^t aba We
gans allgemeine IBemerfung ^ein SRonn' bei Sic
2, 25 ameifer^aft. SBenn Simeon f^on bei ber
JDS
©imeon — Simon.
806
fhteit ^cfü CIA ®tei« toat^ fo fonn er nid^t mit
)m Sbftbkin. Simemi^ bem So^ne bed @amaliel,
teitiM fnn (Sehottgen, Horae hebr. et tal-
I, Dread. «t laps. 1733, 263), ba biefet
PB Stqldniim beS Zempclft lebte. (Ebenfo
(oben ifibif<j^ unb ^riftlid^e (Belebrte
cril cincai (M So^ ^eI8 unb Sätet ®a«
I bctei^nrten Stabbon Simon bermed^felt,
CnPco] überj^ufit frogtoürbig ift (üqI.
e^vm^ <8cffl^ bcft ]äb. 93oUeS im Seitalter 3efu
itnfh I, 2. 9ufL, Seipg. 1890, 465 ; U [1886],
S^ fX ^M cdmif(^e SRait^roIogium je^t boS
» bd OmfirS €imeon auf ben 8. Octobet.
(SfL HÜeroont, Mäm. I, Paris 1701, 424;
UL 8Sw BoIL Od rvr, 4—23.) [3- Sfeltcn.]
Snbcre bed92amen§, (.Simon
i (ii«^j^ bibüfd^er ^ßerjonenname I. im
L dB 0ficb bcfi €tainmeg 3ubQ,t)ontt)eId^em
vrte befamU ifl (1 ^at. 4, 20). — 2. ein
ih^ ^foierpritfltr, her gtteite bicJeS SRamenS,
iem3^192tL g^r. flarb unb (gccll 50, 1 Ijo^e
L-^pd^ nim (DgL Jos. Antt 12, 4, 10;
5 ni4 2, i;. — S.btT jtocite Solfin be§ §o^n-
fzitfi IKatiatffiaS, mit bem SBtinamen £]^aft,
kl in Pnfimbc fBain ipegen feiner Umftd^t unb
ty^ä^tUiiidi oflcn 99rüb€m oI8 fieiter unb
9r:aibct oiinniifQ^^L ^r erfe|te feinen Sntbcr
CsrtM ntc^ bio% in ber Süegierung ber %uf-
bid(J4(n 142 D. S^r. ^ fonbem au$ in bem
k: ^coKT gfamilie olltnälig entftanbenen Streben
■l^£eIbfldnbi9ffiL SBöl^^renb er eifrig an ben
>.^3nqai Subda'S bauen lieg, fanbte er eine ®e-
oXK&afi <m ben fQrifd^cn ftönig S)emeh:iu8, um
tan Sonbe ^teucrfreil^cit gu enuirfen, erl^iielt
rrrfbe jttgtfogt unb «^nnl^m fo baS 3od^ ber
CricR 0011 3$rdel'* (1 ÜRad^. 13, 41). 3ubäa
TMh haaat poUtifc^e @elbftanbigteit, unb man
rr.im mm eine eigene 3<itred^nung, bie aera
sisKmis (1 9Rq(^. 13, 4:2). ©eine |)au))ttbaten
aeca Die Saberung ®a^axQ% bed alten ®e)er8,
.-£> üt Scrtxetbung ber f^rif^en SBefo^ung auS
^/zSfia, mbem er fie biird^ junger )ur Uebergabe
=12;} (1 Sladb- 13^ 50). 3n ben Salären ber
*:y «nb btd Erlebend, iDelc^e er baburdb ^erbei*
i=x, ioiSte et \m geiftige unb materielle 3Bol^I-
"Jd bt^ SonbeS , für ftrenged Sted^t unb für
I-^^bnmg beS JLÜbifc!^en @efe^e8, unb bo§
«.%«! gab ibm )eine ^anfborfeit funb, inbem
Ul i. (Bp^ naäjlbtsx ^etnetriuS bieg fc^on ge«
2a, »bU ^ubcn vaah i^re ißriefter einwilligten,
^*\ a ^t t5urft unb ^o^erpriefter möre auf
%SB. btl ein glaubhafter ^rop^et unter if^mn
.rrÄiäle* (1 ÜRae^. 14, 41). S)amit würbe eine
nf to^e^c^U^ uiib fürftlic^e S)9nQfiie, bie
"^7 coisBonaer« begmiibet, welche batb oud^ Don
VT Hooimi anerlanut tourbe (1 9J7a(^. 15, 15
ks i4>. StMüttr iDequd)te Slntiod^uS Sibetcd, Si-
n viebec fur %nctf ennung ber f^rifd^en Ober«
^Int 91 i^Dingen, oüein Simons taf)fere Sö^ne
.'::;fci:d ;nib ^obaun<8 mad^ten biefen 9lnfprüd^en
burd^ IBeftegung beS f^rifd^en gelbl^erm Senbe-
baud einSnbe. So lange Simon lebte, l^atten bie
äuben oon äußeren gfeinben feinen Angriff mel^r
)u befürd^ten. 3nbe| [tarb ber finge ^enfd^cr
135 O.Sl^r. eines gewaltfamen XobeS, inbem fein
eigener Sd^wiegerfol^n ?ptoIemäu8 (f. b. %rt.
X, 625) in ber ^ftung S)of il^n mit jmeien feiner
Söl^ne umbringen Iie|. SOtit i^m ftarb ber te^te
oon !KQt]^at^ia8' Söhnen. (SBgl. Jos. Antt. 13,
6—7 ; Sd^ürer, ®efd^. beS iüb. «olfeS I, 2. «ufl.,
Seipäig 1890, 190 ff.). — 4. ein beniaminttifd^er
Serrät^er, meld^er wegen Streites mit bem ^o^en«
priefter bem f^rifd^en Stattl^alter 9l|)oIIoniuS 9e*
rid^te über bie in Serufalem oorl^anbenen Sd^ö^e
^interbrad^te unb fo bie ^bfenbung beS &eIio«
boniS 5ur ^lünberung berfelben bewirfte (2 vRaö).
3, 4). [ftaulen.]
n. im 92. £. 1. einer ber 3I))ofteI, Sol^n beS
3onaS, beffen !Rame oon 3efu felber in ^etruS
(f. b. tHrt.) geänbert würbe. — SJerfd^ieben Oon
il^m ift
2. ber 9))ofteI Simon, mit bem Seinamen
ber Eiferer (CTjXtDTTfic, Suc. 6, 15 [ogl. 9!pg.
1, 13]) ober (SKattl^. 10, 4. aJlarc 3, 18) xava-
vawc (nad^ anberer SeSart xavavtTjrjc), waS mit
CtjXcuti^c gleid^bebeutenb ift, ba eS bem c^alböifd^en
K9J? ober ^»la entjprid^t (ogl. Sd^egg, Soang. nad^
SWarcuS I, aRünd^en 1870,292), ®a& ber ^oftel
}u ber namentlich auS bem iübifd^en ftriege be-
fannten S^Iotenpartei gel^ört l^abe (fo nod^ Siefen«
tl^al, SaS l^ilige goang. nad^ SRarcuS, ÜRünfter
1894, 165), folgt auS bem Seinamen nid^t; man
oerftebt oielme^r im 91. X. barunter einen (liferer
für bie iübifd^e Steligion unb bie Seobad^tung beS
®efe^ (ogl. «pg. 21, 20. ®al. 1, 14). 3rrigcr.
weife l^aben ber 1^1. ^ieron^muS u. %. baS äBort
xavavaio? oon bem Orte Sana in ®alilöa, Rubere
(ogl. ÜKe^er, Ihit.-ejeget. ^anbbud^ über baS
goangelium beS Sllatt^öuS, 7. Sufl., ®öttingen
1883, 238) ^üon irgenb einem Orte" abgeleitet.
Offenbar unrid^tig ift aud^ bie ^nftd^t beS !Rice-
pl^oruS (H. E. 2, 40), Simon SananöuS fei erft
nad^ feiner Sefe^nmg jum SIpoftoIate, in wcld^em
er einen glü^enben Eifer für 3cfnS unb bie Se-
obot^tung aller Sorfd^riften ber Stcligion an ben
Sog gelegt f^aht, 3eloteS genannt worbeu. Enblid^
werben gar (f. Cotelerius, Patres apostolici I,
Amst. 1724, 274, not. 6 5U Const. ap. 2, 63)
mitimter ^wei Simon, ber Eonanöcr unb ber
Eiferer, als oon eiuunber unterf (Rieben, angeful^rt.
Son Simon berid^tcn bie Eoangelien weiter ntd^t§ ;
fein 5Wame finbet fid^ nur in ben ^ofteloerjeid)-
niffen (SRattb. 10, 4. «Ware. 3, 18. fiuc. 6, 15.
^pg. 1, 13). lieber feine fpätere SBirffamfeit
lauten bie 92ad^rid^ten Oerfd^ieben. ^licepl^oruS
(1. c.) lögt i^n in SRauretonien unb anbercn
Slbtilen ^frifa^S unb bann auf ben britifd^en
3nfeln prebigen, aber mit Unred^t; benn bie
einjige altere Ouelle l^ierfür ift ber Wenig glaub-
Würbige !ßfeubo-S)orot]^euS, ber bem Snfc^eine
na(^ im 6. So^tl^wnbert fd^rieb (ügl. AA. SS.
807
Simon.
808
BolL Oct. Xn, 425 sq. unb Si)){tu8, 2)ie opo«
cn^pl^en ^I^oftelgefd^id^tett unb ^oftellegenben
n, 2, SBraunfd^tocig 1884, 147 ff.). SBo^I aber
f^ai ber Slpoftel maJ^rfd^inlid^ in ^egt)pten unb
bamad^, tote baS römifd^e ^J^ort^rologium fogt
mit Subad XJ^bböuS (f. b. 9lrt) unter großem Er-
folge in ^erfun geprebigt unb in le^teremSanbe ben
^{ort^rtob gefunben; {o berid^tet oud^ Ado, Lib.
de festivitatibuB SS. Apostolorum (Migne,
PP. lat. CXXIII, 185 sq.), bem pd^ Ujuarb
in feinem ÜKartt^roIogium (ib. OXXIV, 629)
anfd^Iie^t, unb Pseudo-Isidor., De Tita et obitu
öanctorum (bei SipfiuS II, 2, 147, Snm. 4; ögl.
ebb. 1, 213), toäldrenb aWofeS öon E^orene (Hist.
Armen. 2, 84) blo^ Don @imon8 Xl^ötigfeit in
^erften ^pxxäjit 3)a| bie ölteren SRart^rologien
fein ÜJlart^rium in eine ©tobt ©uanir in ^erfien
oerlegen, xoit Wban Sutler (Seben ber SSäter unb
3Kärt^rer, beutfd^ Don SRöfe unb SBeiS XV, 9Kaina
1825, 542) fagt, ift unri^tig (Dgl. Acta SS. L c.
427 sqq.). Snigertoeife »irb ber ^Ipoftel ©imon
5un)eilen ibentiftcirt mit 2(ubaS Xl^bbauS unb
bem iBifd^of Simon (S^meon) Don Serufalem,
fo in einem Snl^nge 5U Hier. De viris illu-
stribuB (Migne 1. c. XXIH, 721), ttJO eS
^ei^t : Simon Cananaeus, cognomento Judas,
frater Jacobi episcopi, qui et successit Uli
in episcopatum, unb in einer fiifte ber }tt)ölf
^poftel am Snbe einer SDangelien^anbfd^rift (f.
Cotelerius 1. c). f^ür bie ißcrme^dlung be§
3lpofteI§ mit bem Sif^of ©imon f. aud^ Pseudo-
Hippol3rt. De duodecim apostolis, bei Migne,
PP. gr. X, 954, unb Pseudo-Isidor. De vita
et obitu Sanctorum (SipfiuS II, 2, 147). —
3. ber Sniber be§ SacobuS, Sofepl^ unb
3uba§, ber bei TOattl^. 13, 55 unb a«arc. 6, 3
„»ruber 3cfu" Reifet. SDiefe Dier ftnb ©ö^ne beS
ÄIoi)o9' (3lli)]&äu§) unb aWaria'S, ber ©d^toeftcr
ber ©otteSmutter (Dgl. b. ^rtt. ©rüber 3efu unb
3acobu8 ber 3üngere). SBal^rfd^einlid^ ift biefcr
Simon berfelbe, mcld^er bem 1^1. 3acobu§ auf bem
bifdf)öfli(^cn ©tu^Ie Don Scrufalem narfjfolgtc.
§egefipp nennt il^n (Eus. H. E. 4, 22, 4) „©ol^n
beS DnfelS be§ §erm, ©o^n fflopaS', Setter beS
§erm" (dvet^i^v toü x-jpiou) unb (ib. 3, 32, 6)
„ffinb beS DnfelS bc§ §erm, ©^meon, ©ol^n
.'?lopa§'", iDäf)renb 3acobu§ einfach „©ruber beS
Aperm" l^cifet (ib. 1, 12, 5 ; 2, 1, 2; 2, 23, 1 2c.).
ÖierouS fönnte man aUerbingS (fo 3. ©. Light-
foot, St. Paul's Ep. to the Galatians, Lond.
1 892, 276 ff.) bcn ©d}Iu^ jic^cn, bafj ©imon blofe
aia leiblicher 5Reffe beö 1^1. 3ofepb. 3acobu§ aber
als cigentlid^cr D^effe ber ©otteSmuttcr Setter 3efu
toar. ^Allein (gufebiuS fügt (ib. 3, 32 ; Dgl. 3, 11)
bei, ba^ nad^ bem ©eric^te be§ C^egeftpp jf lopaS
ber ©ruber Sofcpl^S mar, unb ber ©if^of ©i»
mon Don 3erufalem ber ©ol^n bc§ fflopaS fei,
ber aud^ im ©Dangclium ermäl^nt tuerbe. ©omit
fc^eint er fflopaS alS ©ruber 3ofep5§, unb TOaria,
feine grau, alö ©c^mefter ber 3Jlutter 3cfu an»
äufel^en. Ob bann meiter au8 ber ©ermeibung
ber ©e^eid^nung ©imonS aI8 SocobuS' ©ruber
gefd^Ioffen merben barf, ba| biefe beiben nic^
flinber berfelben SRutter waren, ift nid^t jn er«
fennen. Spipl^aniuS (Haer. 78, 14) nennt Si-
mon blo^ einen ©etter 3acobud' bed ®ered^
^ud^ ber ©erfaffer ber Constit apost 7, 46 k-
jeid^net „©qmeon, fflopaS' ©obn", als 9la4-
folgcr „äacobuS', be§ ©ruberS beS §erni*, raf
bem bifd^öflid^en ©i^e Don 3^rufalem unb fßt
bemgemö^ ©imon unb 3acobu8 nid^ für Srü"
ber (über bie ©enoec^SIung ©imonS mit Subol
f. 0. n. 2). ^uf bem ^ftngftfefte umren au4
bie ^©rübcr ^t^u" mit ber l^etligcn 3inigfnm
unb ben SIpofteln zugegen (^pg. 1, 14). Si-
mon mar femer bei ber Srmorbung bed I^L ätt*
cobuS im 3* 62 anmefenb unb tabelte be|a
Woxhtx (Epiphan. 1. c). 9lad^ biefem 9Rorbe
mürbe ©imon felbft einmütl^ig ju Socotef
92ad^foIger ertoöl^It (^egeftpp , bei Eus. E E.
3, 11). Sr l^atte aldbalb ben ©d^merg, )u fe^
ba| fi^ Sl^ebut^iS (f. b. 9lrt. (gbioniten IV, 84),
meil feine t^offnung auf ben Spifcopat getöuf^t
mar , Don ber ©emeinbe trennte (Eus. E &
4, 22, 5): 9IS bie Sl^riften beim ^udbnid^ bd
jübifd^-römif d^en ßtiegeS auS Serufalem nad^ $dA
flol^en (Eus. H. E. 8, 5, 3; Epiph. Haer. 29,7;
30, 2), ging ©imon ol^ne 3iDetfeI mit i^nen, näk
er mirb mo^I burd^ feinen ^ufentl^t bafelbfl ba
9tad^forfd^ungen ©efpafmnd (Eus. H. £. S, Itj
unb 2)omitian§ (ib. 3, 19) nad^ ben W>W!a»
lingen 2)aDib§ entgangen fein. 9)agegen mu| b»
bingefteOt bleiben, ob ©imon fid^ bem X^ ber
^l^riften anfd^Io^, toeld^er \xi) naä) bem Unteigin|
ber bciligen ©tobt auf ben %uinen berfelben 1»
ftebelte unb eine big gur 3^t ^abrianS hlSüfok
(Epiphan. Lib. de pond. et mens. n. 15, W
Migne, PP. gr. XLIII, 262; Eos. Demonstr.
evang. 3, 5) @emeinbe bilbete. Ueber ben Ziib
©imonS berid^tet ^^egeftpp (bei Eus. EL £. 8, S2,
3. 6), ba| er im 9Uter Don 120 Solaren unter bn
ffaifer Xrajan unb bem ©tattbalter Sttiail m
^alöftina (ogl. barüber ©d^ürer, ©ef^. be« jO.
©olfeS 1, 541) Don ©edirern angeflagt tmirbe, eil
9lbrömmling beS &aufe§ SMDibS unb ein (E^p p
fein. @r fei tagelang aUerbanb ^foltern, bie eront
erftaunliddem ^ut^e ertragen ^be, untmpolfai
unb5uIe^tge!reu3igtmorben. Unter ben »©ectircn'
finb fid^cr 9Kitgliebcr ber fieben Don ^egefipp W«
meilen ermähnten ©eden (f. Eus. H. E. 2, 23,8;
4, 22, 7) Derflanben, bie im SBefenttid)cn iübift
maren (ba§ Chron. paschale, ed. Dindorf 1,^71,
nimmt irrtpmlid^ bie bei Eus. H. E. 8, 28, 29
ern)ö(}nten Serintl^ unb 92icoIoiten alS Qcgpff
©imon§ an, inbem e§ nid^t bead^tet, bo^ Me |0
erflörenben SBode nid^t Don SufebiuS, fonberaM
^egefipp l^errübren; Dgl. Lightfoot, TlieApMi
Fathers II, 1, 2. ed., Lond. 1889, 66). M
^art^rium be§ ©if d^of § ©imon Don SrntfalemfiB
etma in ba§ ^a^x 107 n. (Si)x. (Dgl. Eub. Chna
ed. Sclioonell, 162sq. unb ba§u Lightfoot II, Si
451 f.). S)a§r5miid^ea)lartQroIO0ium fe^feing^t
w
Simon, Stid^otb.
310
of ta 1& ^dforn (ttgl. AA. BS. BoU. Febr.
ai,SI-5S; TiBemontL o.n, 186—190). —
L Hr aRttni .oaft C^rnie", melc!^ bie Sol-
le». al§ cc jöom Sonbc'' bin (üRorc. 15« 21.
3c 23^ 2S) aad^ ciittm i^nen }ufte^ben gro^n-
-!de j^Bonicii^ craoem portar« post Jesuin
,ic 0. CL Ol^« 9:m ^^ nU^t, ba^ er baS ftreuj
j des dam, defuS oI>er an bem üorbem Snbe
ra tvie on^ in IRortind oon Sod^em ^Seben
j=i £sdcR SB|nf9 femn 3efu (E]^ri{ii\ SRain}
^71, 649 fle|^ fol&ent ba| ec mit bem ganjen
•n3|e ^ada 3ffii8 folgte. S)enn bafSr \pitä^
*^ ^tcfie bd SRotl^. 27, 32 unb SRorc. 15, 21
n^ t«e dHaxinigeii bet meiften WAtt unb ß|e-
-la. Siet ®iii)^i!cr SofUibeS lie^ fogot @t«
telt a<fu9 bcn JheujeStob erleiben (ogl.
a faaer. 1, 24, 4, beiMigne, PP. gr.
TU, 679). 92ai^ bem Soangelium 9ticobemi
Imdbmäorf^ £▼. apocr., 302) l^dtte 3efu8
'^ boS fltrai !nd an'« SÜ^or ber Stabt ge-
r^QBi, mepi IRatt^. 27, 32 po|t. SBenn Simon
3 ^asn Zcfrommt dS ^ber C^rener" bqeid^net
: r), |f foS btcfct 93etname o^e 3meif el mif feine
ySa$ ffltf Cyrrae in ^frifo l^intoeifen, »ofelbft
rA y^Mfu» (Anti. 14, 7, 2) Oiele Suben
= «n, ®lf 1^ onberen t>on bort fiommenben
loa (9p^ S, 9) f<^tnt and^ er in Serufolem
r«j gnorjcn |u fein, mag er nun t)on einem
"c^ru ober vom Vlder }U 3efu gebmmen fein.
>x3tf. fimticofiufi unb Snbere (og(. Gorn. a
j^ Comm. m Mattk c. 27, 32) nel^men an,
zn dex^mpt fittn 3itbe gemefen; bagegen fprid^t
^ Vlbn fjdn 6i^ idraettüjd^er 9tame. 2)a^ er
;c Si2zc 15, 21 nS^ (dd SSaler oon StufuS (Dgl.
X«. 16« 13) mü) Slcjonber begeid^net mirb,
;sxt bannf ^in, ba^ btefe beiben ben d^riftlidjien
i-ss ftct (EDongtlcumS tool^I befamtt toaren.
srx2 2aeg^ bie Sccmut^ng na^e, ba| aud^ Si-
u leSäifl €|(rif) gemorben ifL (Er mor efi ober
^Mwm }d^n bamalS, olS bie römifd^en Sol-
i^ pDoxig/ai, baS i^reu) ju trogen (@ro-
:^ E. 1.x 9Ro9Jt<6 ifi (»ie £e SamuS, Seben
^sr!f ^ont 3cf tid ei^nfhiS, uberf . oon £. jf epp-
r. IL SsRHog 1895, 488 annimmt), bo^ Si-
r^ Iß. ben Stmßc ge^mungen mürbe, meü er
i;j3 tac^ feoif fkiltung 9RitIeib mit 3<fu an
^ £«l ligtt- allein na^ liegt bie Snnal^e, ba^
Qcgm fdnm SBiOen bad theu} tragen
}Mnn airf bem ffreugmege Sngefid|t8
wib Srgeben^it 3efu bie ®nabe
flMtxT mimd^ SRonnem auS Sirene
§s Z^a mürbe (Slpg. 6, 9 ; 11, 20).
tacd^ bafi ffreu) )um fyxttu Z)ie un-
9lik^n4t«i, ba^ Simon oom ^I. ^trud
gmrt^t morben, mit feinen Sö^en
SMngelittm geprebigt l^obe unb
fei, fieOt eomeliuS a Sopibe
27, 32) unter Berufung auf baS bem
aa^ im 17. ^a^rl^unbert gefölfc^te an-
Dextri(f.bteStene beiMigne,
302 unb ogt. b. «rt. Dei^) unb
— *»
=>
Branlio, Additam. ad Ciuronicon Maximi (f.
Migneib. 274, n. 4) }ufommen. — 5. ber SBater
befi 3uba8 gscariot (f. b. «rt). — 6. rin aI8 ©er-
ber be}ei(^neter Cbnft }u 3oppe, oon meld^em %pg.
9, 43 (ogl. aud^ ^pg. 10, 6. 32) berid^tet mirb,
ba| $etruS eine S^ttlang bei il^m mol^nte. —
7. einer ber Seigrer unb ^ropl^eten ber ffird^e ju
Sntiod^ien, ber uitter bicfen Spg. 13, 1 an jmeiter
Stelle genannt mirb. ffien jweiten 5Ramen „Säger" ,
meldten er bort fül^rt, ^at er oie&eid^t nic^t fd^on
oon feiner @eburt an getragen, fonbem erft fpöter
beim SBerfe^r mit 9{td^tj[uben erl^atten ober an-
genommen ; alle Sd^Iüffe auS bem Seinamen auf
Simons Hautfarbe ober auf feinen afrüanifd^en
Urfprung fc^meben in ber Suft. Sr ift bismeilen
mit Simon Don (Si^rene ibentificirt morben (ogl.
ben Kommentar jum angeblid^en Chronicon
Dextri, bei Migne, PP. lat. XXXI, 273). —
8. ber 3ube, in beffen ^au8 }u Setl^nien !D^aria
ben ^erm falbte (ogl. ÜRattl^. 26, 6 ff. SRarc. 14,
3 ff.), er filierte ben 3unamen ber »9udfö|ige'',
loaS fd^merlid^ gfamilienname ift, benn fold^e
maren bei ben 3uben nid^t in ®ebraud^; toafft»
f d^einlid^ ^tte er frül^ ben 9luSfa| gel^abt unb
mar, mie ^ieron^mud gu SRatt^. 26, 6 meint
(Migne L c. XXVI, 191), burd^ Sefum ge-
l^eilt morben. 9Rit ben meiften Ssegeten ^t man
bie in feinem ^auf e bei einem Saftmal^Ie ge«
fd^el^ene Salbung als ibentifd^ mit ber ^ol^. 12,
7 ff. bon ÜRaria berid^teten angufel^en. Sa^ nad^
3o^anneS aud^ SajaruS anmefeim mar unb üßart^
»biente", erflört ftd^ bei einem gu Sl^ren 3efu
gegebenen (Saftmal^I leidet, aud^ menn bie ®e«
f d^mifter blo^ !Bermanbte unb gfreunbe beS IgHmfeS
Simons maren. Smmerl^in märe eS möglid^,
ba^ Simon SagaruS' SSater (fo unter ^Berufung
auf apocrqpl^ 92ad^rid^ten NicephoruB , E. H.
1 , 27) ober ÜRart^a'S ®atte (fo g. 93. ^g-
ftenberg u. 91.) gemefen more. Suf leinen gfoll
liegt ein @runb oor, i^n mit bem folgenben
gu ibentificiren. — 9. ber $^faer, in beffen
IpauS gu ®alilöa bie Sfinberin beS ^erm %ix%t
albte (2uc. 7, 86 ff.). ®iefe Salbung mar 0er-
d^ieben oon ber inSetl^nien oorgenommenen
bgl. b. ?lrt. SWaria Vm, 735), unb bemnad^ aud^
ber l^ier genannte Simon Oon Simon bem SluS«
fähigen in gSetl^anien (f. b.oor.9lr.). [3.9felten.]
$inton, SHid^arb, ber Segrünber ber „l^i«
fiorifd^-fritifc^en" «nleitung in baS «Ite unb
9leue leftament, mar gu ©ieppe am 13. 9Jlat
1638 geboren, mad^te feine Stubien gu ©icppe,
»ouen unb ?PariS unb trat in lettcrer Stobt 1662
in baS oon «Earbinal be 93eruue (f. b. Slrt.) ge-
grunbete Oratorium ein. 98on feinen Oberen er-
hielt er bie ßrlaubnife, ftdj oorgugSmeife bem
Stubtum ber orientalif^en Sprad^cn, ber ^jeiligen
Sd^ft unb ber ffird^engefd^id^te gu mibmen; t)ot-
übergel^enb mufete er aßerbing? gu Suill^ ^^tlo-
fop^ie bociren. ®ie ^ftermei^e empfing et gu
^ariS am 20. September 1670; in bemfelben
3a]^re oeröffentlid&te er (anonym) feine ctfie
311
@imon, SRid^arb.
812
Schrift, in ber er bic Swbcn Don 2Re^ gegen bie
^efd^ulbtgung, ein €^n|tenftnb gctöbtet 511 ^aben,
in @d)U^ naljm (Factum, servant de responce
au livre intitule Abröge du procez fait aux
Juifs de Mets, Paris 1670). 3u feinem Un-
glüde Derborb er ed biird^ fmti »eitere @d^riftcn
rait ben äonjeniften unb ben SRourinem unb
motzte fid^ namentlid^ ben »großen" 9lnton 3lr»
noulb (). b. Slrt.) jum unöcrfö^nlid^en fjeinbe.
3in 3. 1678 joHte gu ^ariS ein öon Simon lange
oorbcreiteteS, auf umfaffenben ©tubien berul^nibeö
SBcrt bie Histoire critique du Yieux Testa-
ment, erf (feinen; fte war fd)on beinat)e im SDrud
DoÜenbet, oI3 ftd^ ^rnaulb bie iBorrebe unb bad
Sn^altöDerjeidjniB t)erfd)affte. 2tn Unterem lad er :
Molse ne peut Stre l'auteur de tout ce qui est
dans les Uvres qui lui sont attribuds. 3)ie^
benujte er, um ©imon ber §eterobojie ju »er»
böd^tigen unb ben einflußreichen IBifc^of ^offuet
gegen bad Sud^ einjunel^men. Sefeterer Deranlaßte
einen StaatSratl^befd^Iuß Dom 19. 3uni 1678,
laut befjen bie gange Auflage Demid^tet merben
f oUte ; in ber %fyit entgingen nur toenige S^emplare
ber iBerbrennung. @o fel^r man aud| biefeS Ser«
fal^ren bebauem muß, fo barf bod^ nid^t überfeinen
merben, baß @imon3 SBerf burd^ fül^ne $9po-
tiefen unb eine bamit gufammenl^ngenbe ratio-
nalifirenbe Äid^tung (ogl. barüber 3. 99. b. 9Irt.
^entateuc^ IX, 1795) ben (Segneni allerbingS
manche SlngriffSpunfte bot. ®egen ben SBillen beS
93erfaffcr§ öeronftaltete ber Suc^brudfer Cljeoir
gu ^Imfterbam nad^ einem geretteten gjemplare
1680 einen ^bbrud, ber aber toenig conect roax
(Derboten burd^ bie Snbejcongregation 1683);
nad^ biefer fel^terl^aften ^uSgobe ift bie Iateinif(|e
Ueberfe^ung angefertigt, ttjeld^e guerft ju 5lmftcr«
bam 1681 erfd^ien (über bie Derfd^iebenen aus-
gaben unb Siad^brude Dgl. Bemus [j. u.] 5 ss.).
Sine conecte Ausgabe, meldte Simon felbft be-
forgtc, ttjurbe ju SRotterbam 1685 (jugleid^ mit
einer Sert^cibigung be§ SBerfeS) öeröffentlid^t ; fie
enthält eine fritifd^c ©eft^id^te be§ iejteS, ber
Ucbcrfejungcn unb ber förflärer be§ ?Uten Slefta-
mcntcS. Sie Eingriffe auf bie Histoire critique
l&atten fd^on im 3. 1678 bie öngftU^cn Ora-
toriancr öeranlajjt, ben SSerfaffer auS i^rer Kon-
gregation auSjufc^Ueßen. Simon 50g ftd^ auf bie
^^forrfteUe 5U SoUeöille (9iormanbie) jurüdf, bie
ibm im 3. 1676 Derliel^en toorben tear; bod^
id)on 1682 refignirte er unb l^ielt ftc^ öon nun
an, auSfd^Iießlid^ mit literarij^en arbeiten be-
fd^öftigt, gu S)ieppe, SRouen unb ^^JariS auf. 3n
ben Sauren 1689—1693 publicirte er brei SBerfe
jur ©efc^id^te be§ 5Reuen SeftamcnteS, »eldje nod^
bebcutcnber alS feine Histoire critique du Vieux
Testament, aber bod^ Don ben oben angcbeuteten
©djttJäd^en nid)t frei fmb : Histoire critique du
texte du Nouveau Testament, Rotterdam
1689; Histoire critique des versions du N. T.,
Rotterdam 1690, unb bie Histoire critique des
principaux commentateurs du N. T., Rotter- 1
dam 1693. ^ud^ biefe arbeiten tomben jiibi
%\)dl fd^arf angegriffen, unb ^mor \oXDoffi oon h-
tbolijd^er toie Don proteftantifc^er, Don ^rifUi^"
gläubiger toxt Don rationaliftifc^et Seite; bk
beiben erftgenannten Schriften famen 1700 «f
ben römifd^cu 3nbe£. 3n ber }h)etten ^olfte btf
18. 3cinrbunbert3 tturben fie auf Seronliiffing
SemlerS (f. b. ^rt.) burd^ gramer in'S Scs^
überfcfet (^üe 1776—1780, 3 Steile) uab
— febr gegen Simons Sntentiou — Don bot
beutfdjen SRationaliften in i^rem Sinne rxf
n)ertbet. ®egen bie Histoire critique des prin-
cipaux commentateurs Derfaßte 93o)|uet, hbf
tt)iUig über bie aUerbingS mitunter pietatSlofe9e-
banbtung, meiere Simon bem 1^1. ^ugufünulS ja
X^eil merben ließ, bie Defense de la traditioii
et des saints päres, bie aber erft longe na^bcS
IBifd^ofS Xobe au ^mfterbam 1753 erft^ien (f. b.
^rt. IBoffuet U, 1140). (Sine ergan)ung ju ben
beiben erftgenannten arbeiten bilbet bie mit %ppco'
bation beS $arifer erjbifc^ofS t$- bc fytdm, »
fddienene Sd^rift Nouvelles observaüoos nr
le texte et les versions du N. T., Paris 1695^
tDorin namentlid^ bie ianfeniftifd^e Ueberfe|unQM
92euen Xeftameuted (f. b. ^rt. ^Jibelüberf^mvi
II, 748 f.) fritiprt »irb. SBenig SBerbreitung jß
Simond eigene Ueberfe^ung bed 92euen Xeftmunl
(Le N. T. de nötre Seignenr J^us-Chrii^
traduit sur l'ancienne ödition latine, ane
des remarques literales et critiques bot Im
principales difficultez, Trevoux 1 702, 4 YokJ;
fte mürbe auf SBeranlaffung SoffuetS bur^ bn
garbinal-erabifd^of be 92oaiae8 (f. b. Irt) M
^riS Derboten , unb 93offuet felbf} griff fk v
mel^reren Instructions an; 1704 !am fie anf ka
römif^en 3nbe£. Sin rul^ig abtoögenbeS VUlfA
über Simond Seiftungen auf bem ®ebiete bs
biblifd^en 3Biffenfd^aft unb jugleid^ auc^ über feix
angeblid^ Sd^ulb an ber proteftontifd^natiomfr
ftifc^cn »ibelfritü föttt SBcIte in bem «tt 6»
leitung, biblifc^e, ob. IV, 317 f. — Simon ji«*
in feiner ißaterftabt 2)ieppe am 11. 9pril 1711
S)ie Angabe, er l^abe für} Dor feinem Siobe al
Slngft Dor ber 93e](|örbe su S)tep))e feine gefaa-
melten literarifd^en Sc^ö^ Derbrannt, ifl folH;
Dielmebr Dermad^te er fie (^onbfd^riften unb Sttja)
burd^ Xeftament ber Satbebrale Don Soucn (t
Nouv. Biogr. gen. XLIV, 8). (Sgl. no4 &
monS Siogropbi^ ^^^ Sruaen be Ux SRartiniter
in Lettres choisies de M. Simon I, nouT. AU
Amsterd. 1730, 3 ss. ; Straßburger Seiitfige fß
ben tbcol. SBiffcnfd^. I [1847], 158 ff.; SBenw,
®efd^. ber cüpol. u, t)oIcm. Siteratur IV, ©jifi'
^mijcn 1865, 717 ff.; V [1867], 808 f.;
Sieftcl, ©cfd^. beS % 2., 3ena 1869, 852 f.;
SHcufd^, 3nbej U, 1, 422 ff.; Hurter, Nomand.
lit, Oenip. 1893, 755 sqq.; H. Margiytle,il
ber Revue d'hist. et de litter. relig. I, Pirii
1896. Sämmtlid^e Sd^nften Simons vaäb \am
(Segner Der^eidjnet A. Bemus, Notice Ymo-
graphique sur R. Simon. B&le 1882.) [Std-]
i
315
@imon ÜRoguS.
S16
flammte qu8 bem Sorfe Songl^om in ber ©rof-
jd^aft Stutlanb. a)lit großer ^(u^acid^nung leitete
er 13 So^re l^inburd^ bie berül^mte 9Be)tminfter«
^btei, iDurbe bann 1362 Sifd^of t)on ßlQ unb im
folgenben Saläre ffangler beS ffönigrei^S. 3n bie
3eit feiner })oUtifd{|en SBirffamfeit fällt ber Kon»
pfict ^önig gbuarbd in. unb bed Parlaments mit
Urban V. megen beS fiel^en^injed, bejüglid^ beffen
ber $apft fd^liellid^ nachgab. 3m 3. 1366 er-
!)ielt Simon baS SrjbiStl^um Santerburp unb
ging nun, mie fd^on früher als iBifd)of Don &\),
eifrig an bie ^bfteEung üon SRi^bröud^en ; aud^
fofl er bamal§ 3ol^n SBicIiff (f. b. Art.), ben ber
Dorige Srjbifd^of jum iBorftanb beS SoUegiumS
Santerburq-^aE ^u O^orb befleüt l^tte, auS
biefem «mte entfernt ^aben. ^Ö $a})ft Urban V.
il^n 1368 gum Ö^rbinal ernannte, Derjic^tete Si-
mon auf baS SrgbiStl^um unb ftebelte nad^ ^oignon
über, mo er 1376 ftorb. Ueber feine ©d^riften f.
Tanner, Bibl. Brit-Hib., Lond. 1748, 465,
unb über ^Briefe ber 1^1. ftat^arina oon @iena an
il^n Eggs, Purp, docta I, 2, Monachii 1714,
423. (SSgl. nod^ Dict. of Nation. Biogr. XXXH,
Lond. 1892, 99 f.) [®am8 0. S. B.]
^imon 9tagits, nad^ ber ^nfid^t ber alten
JHrd^e ber Urheber unb Sater aller ^örefie, ftammte
nad^ Suftin (Apol. I, c. 26) urä) aÜen älteren
|)öreftoIogen au8 bem famaritanifd^en gtedten
Q^itton (bei Pseudo-Glemens , Hom. 2, 22:
rexdwv, Oethonom); er ift aber nid^t ibentifd^ mit
bem bei gl. 3ofep]^u8 (Antt. 20, 7, 2) ertoäl^nten
©aufler Simon auS Supern, ber beim ^irocurator
i^elis in Säfarea ftd^ aufl^ielt. 9{ad^ ber Slpoftel-
gefd^id^te (8, 9 ff.) l^atte Simon a^aguS, ald ber
^iacon ^l^üippuS nad^ Samarien fam, ftd^ be-
reits einen großen ^nl^ang Derfd^afft burd^ feine
fie^re, er fei bie gro|e ftraft ©otteS, fomie burd^ ma-
gif d|e 3ouberfünfte. S)ie $rebigt beS ^l^ilippuS unb
beren tt)unberbare Srfolge mad^ten aud^ auf il^n
Sinbrud, fo ba^ er fid^ taufen lie^. ^Rad^l^er aber
bot er in oöüiger ißerfennung ber übematürlid^en
(Snabengefd^enfe ©otteS ben ^pofteln $etruS unb
Solennes, als fie ben Don $](|iIippuS ©etauften
(in ber girmung) burd^ ^änbeauflegung ben ^ei-
ligen ©eift fpcnbeten, ®eü) an, bomit pe axid) i^n
bie „ihinft" leieren fottten, burd^ §änbeauflegung
ben ^eiligen ©eift mit^utl^ilen. S)afür aber erhielt
er Don Simon ^etruS eine fd^arfe Stüge unb bie
^lufforberung jur Sufee, fotoie eine propl^ctifd^e
S3ertt)amung öor feinem d^riftuSfeinblidden treiben
in ber 3u^nft. ^o6) fc^einen bie SBorte $etri
auf Simon tiefem Sinbrudf gemad^t 5u l^aben, ba
er Die ^poftel um il^re gürbitte auflebte. 3« biefer
Sr^äl^Iung erfd^eint Simon nid^t bIo| als ü]?agier,
fonbem aud^ frf)on alS eine ^rt ^feubo»6^ri|tuS,
inbem er ftd^ alS eine ^}^a]t ber fid^ offenbarcnben
©ott^eit, bie .grofee ftra^ ©otteS" ausgibt.
®iejcS ©epräge bleibt ibm in ber golge in ben
Sc^ren, bie i^m in ben ^feubo-SIementincn ju»
gcjd)riebcn »erben, unb in ber ganzen, allerbingS
oielfac^ fagenbaften SBirffamfeit. ®ie ^poftel»
gefd^id^te felbf} ertoäl^nt feiner in ber Spige mäft
mel^r, fteUt aber Simons l^ftorifd^e Steolüot bi^
bie Sine Sr^äblung DöUig aufter gfrage für jAen,
ber bie Sanonicität ber ^poftelgefd^id^te onerfamt
3ubem ift bie ©efd^id^tlid^feit beS {omoritmiifc^
Magiers burd^ eine SRei^e anberer alter S^giäje
verbürgt. Sd^on 3uftin mad^t eS (ApoL t
c. 26 et 56) ben {Römern }um IBonourf, bo| ^
bie Sl^riften Verfölgen, fold^en aber, bie fi^ nf
eintrieb ber 3)ämonen für ©ötter auSgeboi, Ne
böd^jlen S^ren eüoeifen unb Statuen errü^iai,
mie bem Samaritaner Simon ouS (Sitten. t6m
ermäl^t er aud^ ber ^elena, bie, a(S Su^leria
oom SRagier befreit, bie erfte Srmoia besfdDb«
als ber „großen ffraft ©otteS" fei. Won \fä
fmca in neuerer 3^tt bie ©laubttürbigfeit ber
Ülad^rid^ten 3uftinS beftritten auf ©runb te
9loti) über bie bem SRagier gett)U)mete Silbffinle.
S)ie bejüglid^e Säule (aufgefunben im 3. 1547
auf einer XiberinfeQ fei nad^ i^rer 3ni4cqt
(Semoni Sanco Deo Fidio Sacmm etc.) beä
etruSfifd^en ©otte Semo SancuS {ujuerfamcL
allein biefer Sinmonb ift nid^t fo fe^n: begrunbet
bag bie Angabe 3uftinS als unl^ijtorif^ cSißif
miefen merben mügte (ogl. ffunftmann, in b. ^»
pol. Slättem XLVU [1 861], 530 ff. ; 3. &fn^
$etruS in 9tom ober Novae YindiciaePetniiH
fiugem 1892 , 106 f.). 2)ie Selbftoergöttenni
Simons unb beffen 93ebauptuna, freiem {r
bie erfte Snnoia beS oberften @lotteS, etBbt
3uftin als unmittelbare Eingebungen beS X»
felS. 3renöuS (Adv. haer. 1 , 23 , 1) fi|t
als neues ÜJloment bem ^erid^te SuftinS H
Simon l^abe in feiner SelbftDergöttenmg gdcH
ba| er unter ben 3uben als Sol^ (©otteS) eri
fc^ienen, in Samaria als 93ater unb unter ba
peibenoölfem als ber b^iUge ©eift oufgetrettn fcL
daneben b^^be er S^orciSmen unb Soubemniki
angemenbet, SiebeSmittel gegeben, Xrdnnie »
beutet u. f. m. (Iren. ib. 1, 23, 4). 9m ouSfnl^
lid^ften unter ben d^riftlid^-fird(|lid^en Sd^riftpdbn
berid^tct unS ber 93erfaffer ber PhilosophuiiMn
6, 7—20, namentlid^ über baS auftreten SrnM
in SRom unb feine f einbfelige ^Itung gegen Wt
^oftel $etruS unb $auIuS. gktruS leifirt iH ^
burd^ feine magtfd^en iKnfte Siele Derfübit (ot
äBiberftanb, unb baS ^nfe^en beS ÜRagierS f^»»
bet immer me^r, fo ba| er Stom Derld^ unb infam
^eimat ©itton ^urüdffel^rt. ^ier fud^t er feinen oliai
Nimbus miebcr^ugeminnen, inbem er fu^ ona»
bietet, fi^ begraben ju laffcn unb am brittenSop
tt)ieber aufjuerfteben. Seine 3ünger begraben $i
toirtlid^ , märten aber oergeblid^ auf feine 9i^
erftebung, „benn er mar nicbt C^nPuS" (PhSm.
6, 20). einen öbnlid^en 9uferf!ebungSliciH
ber aber mittels groben SetrugS noc 9ieiD iii"
fcenirt n^orbeu fei, berid^ten bie Acta Petriik
Pauli (ogt. SipfuiS, S)ie opocr^b^i 9|)0JM^
gefd)id&ten II, 1, «raunjd^meig 1887,30. 801 f.).
Sd)lie^Ii(b gebt Simon bei bem gflugDerfud^, ben er
oor 9lero jum ^meife feiner ®ott^eituiileiiümwt>
317
Simon ÜRaguS.
818
iasunerlU^ )u (äninbe; benn auf baS ®ebet bed
^ßetruS (in ftiirjt er auf baS @tro^eupfIa{)er SiomS
^mab, )er{df|(öQt ba feine ©lieber unb ftirbt eineS
raffen SobeS (Act. Petri et Pauli c. 77 ; CyrilL
Hierosol. Cat 6, 14 sq. u. fonft ; tftoai anberS
bei Amob. Adv. gent. 2,12 unb Gonstit Apost.
6, 9). Srofc biefer a^UQnifje ift feit SBour (®ie
d/riftL (SnoH Tübingen 1835, 305 ff.) burd^
bie f og. Irttij^e @d(|ule bie l^iftorif ^e Steolitot beS
Simon äßagud öfters in ^brebe geftellt morben,
luib ber «.fingirte" Simon tt)urbe baS ^Zittel, ben
Denneintli(!^ @egcn|afc oon $etrinidmu8 unb
^anliniSmuS einigermcBen ^u ftü^, Simon 5ur
Saricatur $aulu§' umjumobeln, ^^^etruS^ Begeg-
nung mit bem 9Ragier in Stom ju löugnen
unb ben ^ufent^alt bed Slpoftelfürftcn bajelbft
über^u|)t ^u beflreiten. SJZan berief ftd^ ^um IBe-
Toeife auf ben tenben^iöfen, romanl^f ten S^rofter
ber pf eubo-clementinifc^en Sd^rif ten (f. b. 9lrt. Sie-
mentinen). ^Qein biefe Sd^riften bilben feine ein-
I)eitli(^e literarifd^e @iuppt, burd^ bie ftd^ ettt)a
bie als Simon bejeid^nete $aulu3caricatur tt)ie
ein rotier gaben burc^jte^t unb toeld^e bie Zenbenj
ffai, mit ^ilfe ber Simonfage $etruS (ald
(Segner t»on ^auIuS) nac^ 9lom ju bringen. Slud^
laBt fn^ aus ben Slementinen feine berartige
®runbf(^rift reconftruiren, unb ^ubem reid^en bie
übrigen (fird^Iic^en) 3^gniffe für bie Slntoefenbeit
bcS ^L ^truS in Stom weiter l^inab, als eine f olc^e
vSntnbfc^rift'' mit irgenbmeld^em Stecht l^inab-
gerüdt »erben fönnte (ogl. baju Sd^mib 92 ff.).
UebrigenS tt)irb bie ®ef^id^tlid^feit Simons in
neuerer 3cü <^^^ oon fold^en toieber anerfannt,
loelf^ fte früher fd^ beftritten iabm (f. a. $. ^i(-
genfelb, 2)ie ffe^rgejd^id^te beS Urc^riftentl^umS,
Seip^ig 1884, 182).
ein Spftem ber Se^re Simons ift fd^mer
jufammenjuftenen, ba bie yiad^xid^itn barüber bei
ben Jlirc^enfC^riftflellem nur fpörlid^ fliegen. Sller-
bingS Doflen bie pfeuboclementinifd^eu Schriften
boS gan}e Se^rf^ftem beS ^tagierS miebergebcn ;
allein bie auSgejproc^en b^retifd^e ^enbenj biefer
ipoter entftanbenen „SlemenS-SRomane'' gebietet
Sorfid^t in i^rer Senoenbung. Sie Sd^rift aber,
loelc^e bie Simonianer i^rcm Stifter unb Se^rer
3uj(4rieben (11 jjl£7<£Xt) a-o^aotc), ift offenbar ein
ipätereS (bem 3. — 5. Sab^bunbert angcbörigcS)
^IRac^niert. 9IS f)auptgrunb|ä^ Simons fönnen
aber bo(^ folgenbe aufgefteUt toerben. SJor Mem
bat feine Sebre einen auSgefprod^cn gnoftifc^en unb
jpncntifti{(ben gb^^^ter. Sr nimmt äd^t gnoftifcb
einen b^cbf^^^ oerborgcnen ®ott mi unb unter-
bleibet Don ibm bie auS i^m b^^ouStretenbe, ficb
offenborenbe @ottbeit, bie perfönlicbc {is^o/.t] oo-
va^i;. Surdb biejen SR^röjentanten f)abt fidf) ber
unbefonnte, oerborgene @ott ben 3uben als So^u
OotteS offenbart, alS meld^er er in 3ubäa )cf;einbar
litt (ZofetiSmuS), ben Samaritanem als 9}ater,
ben übrigen Sölfem als b^iliger @eift (ber n^ab»
ren ®nojtS). So Derfud^te Simon bie ^aupt-
geftalten ber bamaligen Religionen, bie jübifc^e.
bie famaritanifd^e unb bie d^rijUid^e Keligion, mit
^ilfe aleianbrinifd^-tbeofopbifd^er Sbeen in Sine
Sßeltreligion ^ufammenauf^toeigen, in toeld^er bie
(Sine (Sottbeit (unb i^re ficb offenborenbe SReprä-
fentan^) in t)erf d^iebenen t^ormen unb Stabicn oer-
cbrt mürbe. SQßäbrenb Simon als icrrcu^ ficb als ben
Untoanbelbaren bejeid^net (Hom. 2, 22), ift nad^
ibm §cIeno, jeine ^Begleiterin, bie swoia, ber erfte,
ber Urgcbanfe ber (^ottbeit. S)urd^ fte l^at ®ott bie
Sngel, %tontn unb foSmifd^en 92öd^te gefd^affeu,
bie aber tbcilmeife feinbjelig gegen bie Iwoia ge-
finnt maren unb fle in menfc^licbe fförper Der-
bannten. So erfd^eint fie als bie trojanifd^e
^clena unb mirb fcblieglid^ in einem {d^Icd^ten
^aufe in SpruS gefangen gebalten. 2)a fteigt 5U
ibrer (unb ber ^Dlcnjcben) grlöfung bie [Lz-^dj.r^
duvafjLic auS ben ^immelSregionen b^i^^^b, befreit
fte unb Oerbinbet \x^ mit ibr (Seeinflufjung beS
S^ftemS burcb ben altpbönicifd^en ^ftartebienft).
t$ür bie anberen SRenfcben batte Simon in Suböa
(fd^einbar) gelitten, im UebrigenooUjiebt \\ä) — unb
bier Derfennt Simon toieber ben ©nmbfador beS
SbnftentbumS, bie (SrlöfungSgnabe (S^b^fti, in
Jd^rojfftcr 2Beife — bie ßrlöjung burcb ^^^ ^^ofee
Srfenntnig, b. 1^. burcb bie ^21nerjfenitung ber Sebre
Simons als ber b5d(|ften ©otteSfraft; nicbt burd^
äBerfe, fonbem btird^ bie @naben, bie er mit
^elena ben an fte ©laubenben fpetibet, toerben bie
S^enfd^en feiig. Seine anticbriftlid^e unb pfeubo-
meffianijd^ 9tid|tung befunbet er aud^ burcb
feine antinomiftifcbe ©eftnnung gegen baS ^Ite
Xeftament be^m. beffen (Sefe^, bur^ baS bie ilRen-
fd^en nur gefnecbtet toerben foUen. Siefe %h*
neigung rietet fid^ bei ibnt tro^ t)ielfac^er gegen«
tbeiligen ^eugeruitgen (in ben ^omilien unb 3it*
Cognitionen) attcb auf baS cbriftlid^e Sittengefe^,
unb er trögt fie in feinem unfittlicben S^erböltniß
mit ^elena rüciftcbtSloS jur Sd^au. So ift Simon
auf bcm etbifd[;en Stonbpunfte ^Intinomift. Seine
^nbäitger muffen auf bicfcm SCBcge rafd^ fort-
gefcbritten fein, benn (gufcbiuS (H. E. 2, 13) u. 'H,
nennen fte bie t)ertt)orfcnften unb unftttlid^ftcn
Wcnfd^eti. ®leid^ioobl maren bie Simonianer im
2. Sabtbunbert nocb jablreid^, cbcnfo nod^ in ber
erften ^ölfte bcS 3. Sa^rbunbertS ; üon ba an aber
finb fte in entfcbiebenem 5ßiebergnnge begriffen.
?lm tneiflcn tierbreitet maren fie in Serien, ^i)n)'
gien unb SRom. Sie Secte perfid balb in t>tv
fcbiebene Parteien, oon bcncn bie beS SofitbcuS
unb beS 9Kenanbcr (f. b. ?lrtt.) baS meifte ^iln-
febcn genoffen. Safe Simon fclbft fein ^ebrfnijem
in Scbriften firirt babc, ift faiun ju glauben, iit-
bcm bie bejüglicbc ^eugerung bcS b^- ^ctruS (Re-
cogn. 2, 38) tiicbt mobl bicfem, foitbem bcm
fpötem SSerfa^cr ober Ucbcrarbcitcr ber SRecogni«
tionen jujufcbrciben ift. (9}gl. nod^ C^ilgerS, in
b. »onner 3eitfd)rift für fatb. 3:beol., 21. ^eft,
ffoblcns 1837, 47 |f. ; ^agcmamt, ®ie römifcbe
ßirdjc, JVrciburg 1SG4, 665 ff.; §ilgcnfclb,
in b. 3eilfd)rift f. iüi|jcnfd)aftl. ib^ologie 1868,
357 ff.; 3)erf., »efccrgcfdjidjtc (f. o.), 163-186.
319
Simon Don SRontfort — Simon Don XournaL
320
Ueber bie Sebeutung ber clementinifd}en Sd^riften
unb il^re Schleifungen iivc gangen @tmon§frage
t)gl. QU^er ben im ^Irt. glementinen angeführten
ääerfen nod^ Frommberger, De Simone Mago
I, DeoriginePseudo-Clementinorum, Vratisl.
1886 [Diss.], unb 3- Sangen, S)ic glemenS-
romane, il^re dntfte^ung unb i|re lenbenjen, auf S
9(cue unlerfu^t ©otlja 1890.) [3. ©c^mib.]
^intoit öon SKontfort, f. Slbigenfer I,
434 ff.
^imon DonSpeier, 0. Carm., tl^eologi«
fd^cr ®ocent unb ©d^riftftetter, l^ie^ mit feinem
SfamiliennamenSniUj^Ien unb ftammte auSSpcicr.
?II8 Drben§mann toar er feit 1358 ficctor ber f)n»
ligen ©d^rift gu ^ariS unb erlangte bort 1367
bie tl^ologifd^e S)octortt)ürbe. Später (feit 1375)
war er lange Seit Sector ber itieologie gu Stbln ;
1389 bet^ciligte er fid^ an ber Sinrt^tung ber im
Saläre üorl^er bon Urban VI. genehmigten ftötner
Uniöerptät. 6r tturbe ^rofeffor ber S^eologie
unb nad) bem Sobe be§ erften S)ecand ber t$facu(-
töt beffen 9^a(^foIger. Simon ftarb gu J7öln am
7. 3anuar 1403. 6r Derfa6tefoIgenbeSd)riften:
In epistolas D. Pauli Postilla ; Contra Judaeos
libcr ; In Sententias libri lY ; Sermones ad
populum habiti. (Sgl. Bibl. Carmel. 11, Au-
relian. 1752, 748 sq.) [®am8 0. S. B.]
^iniDit ^f 0(6, b e r 1^ I. (aud^ Simon SngluS
genannt), feister @eneraIprior ber Sarmeliten unb
Segrünber ber Sruberfc^aft Dom l^ciligen Sca-
pulier (f. b. ?lrt.), ©urbe gu ^ertfort in ßent
(ßnglano) im 3-1164 oon angcfeldenen filtern
geboren. 9Kit 12 Salären begab er fid^ in bie
Sinöbe imb nal^m feine Sßol^nung in bem ^o^Ien
Stamme einer fiid^e. S)a^ er aber be^l^alb ben
Seinamen Stod empfangen, \)altm bie gelehrten
SRauriner für nidf)t glaubmürbig ; U)a^rf c^einlid^
xoQx Stod fein gamilienname. 9118 gu 33eginn
beS 13. 3(i^tl^unbert8 gmei au8 bem l^eiligen Sanbe
l^eimfel^renbe englif c^e i^orbS Sinftebler t)om Serge
^rmel mit nad^ Snglanb brachten unb gn)ei
j^löfier gu ^olme in ^Rorbl^umberlanb unb gu
9t9te§forb in Acut griinbeten, fdf)lo6 fid^ Simon
ben fremben ^Inad&oreten an (1212), ttjeil beren
ftrcngc 2eben§tt)eife unb eifrige Screl^rung ber
feligften 3ungfrau ibm gufagte. 5lad(| 9lblegung
ber OrbenSgelübbe fanbtcn bie Oberen ben ctma
öOiä^rigen Simon gum Stubium ber Il^eoiogie
nad) Djf orb. SDlit ber ©octormürbe gegiert, fe^rte
er in fein jtlofter gurüd unb mürbe 1225 gum
Soabiutor beS DrbenSgeneralS ernannt. 3ni fol-
genben Sa^re reiste er nac^ 9iom unb erlangte,
ba fidö gegen ben neuen Orben 93ebenfen erl^oben,
oon ^onoriu« III. bie erbetene Seftätigung ber
Drbenöregel (ogl. b. 9lrt. Karmelitenorben II,
1968). Son SRom begab er fid^ gu feinen 2Wit«
brübem auf bem 3)ergc garmel, mo er fec^S Saläre
ein iBeben be§ ®ebcte§ unb ber ffletrad^timg führte.
9(18 aber mcgcu ber Unterbrüdung burd^ bie Sara»
cenen ber größte Sl^eil ber fiinfiebler nad^ guropa
gog, fe^rte Simon aI8 Slfftftent be§ fünften ®ene-
rafö, 9llanu§, mieber nad^ Snglanb |urüd unb
mürbe 1245 als ®reiS oon 80 Sauren gum @e*
neral beS OrbenS gemault. S)iefeS 9lmt Denmüdr
er 20 3al)re mit SBeiSl^eit unb gfrommiglnt.
Unter feiner Seitung breitete fid^ ber Orben ii
gang SSeft- unb Sübeuropa auS, bef. in Sng-
lanb, mo er gu Sebgeiten beS ^eiligen 40 AlößR
unb Sinfiebeleien göl^Ite. Simon ftarb auf eias
SifüationSreife gu Sorbeaus am 16. Wai 1265,
100 3a^re alt ; fein Seib mürbe in ber (Sat^ebnk
beigefe^t. 92icoIauS III. erlaubte ben Sarmelito,
in i^rer ftird^e baS f^eft beS C^^iligen am 16. 3Kd
gu begel^en ; $aul Y . bel^nte biefe Sdaubnig onf
Ben gangen Orben auS. Son SBerfen, bie Siaum
oerfa^te, merben auger ^omilien Canones officä
divini, eine ^(bl^anblung De poenitentia chii-
stiana unb gmei ^qmnen auf SD^aria geiumnt
(Fabricius, Bibl. med. et Inf. lat VI, Flor«i-
tiae 1859, 487). Ueber bie i^m gugefd^rieto
Sinfü^ng beS ScaptilierS f. b. ^rtt darmelileB-
orben II, 1968 unb Scapulier. (Sgl. no(^ AA.
SS. Bell. Maj. lU, 653 sq. VH, 790; Hist fiti
de France XIX, 66—68 ; % ffllonbrun, 8rf«
beS f)l Simon t;on Stod, überf. Don P. Sen^.
0. 1^1. Sacr., SRegniSb. 1 888.) [2. Stoder 0. a R]
^imoit oon Xournai, berühmter Z^loge
gu $ariS, ben aber für feinen @eIe(rtenbniM
fid^tbare Strafe @otteS getroffen ^laben jol,
ftammte aus Xoumai im ^ennegau, mo er f|iäler
aud^ SanonicuS mor. ^uS feinen gegen (JEnbe brt
12. 3a^r]^unbertS gu $anS gel^oltenen Sortrfini
gingen mel^irere SSEkrfe l^eroor, oon benen Me Mi
beutenbften, eine Summa theologiae unb eine St
positio Symboli (Athanasiani), ftd^ ^nbfd^rifli
lic^ auf ber 92ationalbibliot^! gu ^riS befinbOL
3n biefen Sd^riften citirt er u. Ü. ben ^1. ^iiori4
ben 1^1. ^uguftinuS, ben Soetl^iuS, ben Sol^nKl
ScotuS Srigena unb bie $]^fi! bed ^riftoteiei
Seibe SBerfe finb burd^uS ortl^oboi; bod^ \iißM
er in ben münblicben Sortrögen gumeUen bn
S)ialeftifer, ber %UeS bemeifen fann, l^orgebtrt
gu boben. SNattbäuS $ariS (Hist. AngL, ü
a. 1201) berichtet, einft l^be Simon in eittB
^ebroortrage fid^ gerühmt, er fönne bie gaiue idfBt
3efu miberlcgen. ^a fei er plo^lic^ ber Spraiie
beraubt morben unb fortan ünbifd^ unb muM»
ftönbig gcmefen. ^er Sb^^^M'^ fügt bei, er ffsk
biefe ®efd^id^te auS bem S^unbe beS Wogijicrt
9^icoIauS oon f^Q (Sem()am j gefL 1258), jpdifr
Sifd^of oon S)urbam, ber felbf! gefeiten ^|dbe, wk
Simons Sobn fid^ bemühte, bem Soter uMci
baS Saterunfer beigubringen. Xl^omaS Don Cor
Hmprö (geb. 1201) lägt auf ö^nlid^ SBeife SoM
befiraft merben, aber locgen ber gotteSIöfterli^d
SBorte : brei Setrüger, ^bfeS, SefuS unb «•■
bammeb , bitten bie SEßelt getäufd^t (f. b. 9tL
Impostoribus, de tribus VI, 624). lUbflWg
(®ejd^. b. ^U)ilof. n, 7. ^ufl., Serlin 1886, 259)
Oermutbet, Simon babe unter bem ßinflu^ ber otip
ftotelifd^en S)octriu unb il(frer ooerroiftifAenS)»"
tung ben fir^ltd^cn ®lauben mit gleid^ Seid^igMl
i:i
Simon 3«Iotefi ~ Simonie.
822
- ^axfijai\ oIS tDQ^c rnib (inSgel^eim) ott un-
ixiß ]u cnD^ifen g^ud^t Semerft fei nod^, bog
3 einem yvifd^ 1176 unb 1192 gefd(|riebenen
v^iiffe 6^^)|an4 t»on Zoumai (f. b. ^flrt.) an ben
»•n>i^of IBtQielm t^on SleimS lekterem ein ^^rifer
. .::ifttT Simon em))fo^Ien loitb^ ber woffi iben-
•t ip mi! Simon Don Xountat; oon biefem
c^iün, lobfb gefogt ba^ il^ auetoritas momm
«c pmttji liifirarum em{)fe^len8n)ert^ mod^en.
•?^ Banr^o, Hxst. de la pbil. bcoI. II, 1,
X iri* 1 SSO, 58 68. ; Denifle-Ghatelain, Chartul.
coiT. Pkris. I« Paris. 1889, 45. 71.) [glo^.]
SimM 9fbfes, f. Simon im 91. Xeft.,
$immU» 93e§ei^niing fär eine Sunbe begm.
nn lynfiltd^ Serbredfien, ift nod^ ber getoöbn-
:Xtn SefinttTon atudiosa volnntas emendi aot
'f3d«iidi afiqnod spiritaale vel Bpirituali
4a2>exiim pro pretio temporali (ogl. bie ®Ioffe
;« DfcreL Grat C. I, q. 1), ober genauer (nad^
.^Tü}. im Wtc^iD für tot^. ihrd^enrec^t LXXVll
iI^^TJ^ 2681 ^bie geäußerte 3lbpd(|t, über ein
V>oinii sopematorale ober [ein] f olc^m mute^ed
tamrab enttoeber für natürlid^ed ®ut ober bem
>rcdbmgef^ Suoiber oerfügen )u moDen". 3b^n
.::itcn nimml bie Simonie ber oon bem Simon
l^£|ti$ 0. b. 9rL) ber a}>ofteIgcf<(td^te, ml^n
i tt^ 8^ 14 ff.) i^on ben 9))ofietn bie ®abe, ben
tniifcn Oeip |U eribeilen, um ®elb erfaufen
rdlle. Xto% ber über i^n oom bl- $etruS aud-
td^rv^Qttn Sliofbrobung (peoimia tua tecom
et in perditionem) bot biefer erfte „Simonifi"
ts ber ftin^ ^Ixtvi^ 9ladi|abmer gefunben; ia
Yc§ tkbd ber €imonie fai ibren Derfd^iebenen ®e-
rjjungcii mar jettUMtlig berart ou§gebreitet, ba^
tl firtobqu am SRorfe ber iMrc^e gebrte unb nur
^-sdb cncrgtf4e4 Smfd^reiien unb unter ferneren
•L^ailim dngebdmmt merben tonnte (t»gl. b. 9rt.
^»fhnizlbnt). SBeftimmungen gegen bie Si-
c»e traf f^on bie römifd^-d^rifttid^ Ifoifer-
g^lybunfl^ mrl<^ biefe§ Serbn^n ben SDlaie-
^jsnrbrt^cn gleid^fleute. Spater nxirb ed als
y.:fan bdnu^tct Seit ber ftaroltngerjelt fab
ft bk IHmb« gendtbigt, gegen immer neue ^uS-
cji^fe {imoniftifd^r Vrt eingnfd^reiten unb (na-
rvaflu^ fett b<r gtoeiten ^älfte be« 11. 3abrb.)
r^ ^l^f VnifHfen oIS Simonie im meitem
catm fa ba|idncn^ »eld^ bie ®efobr ber eigent-
.i^oi Simonie mit fid^ brachten. 2)omit n>ar ber
luuctf 4i^ oon dmonia juris divini (naturalis)
st> simonia jimfl ecclesiastici in baS Stecht
rn^btt 3bren abfcblufe fanb bie Wec^tS-
mnliuiig im Oongnt mit ben 2)ecretalen ®re«
\r^ UL (tit. De simonia X 5, 8) ; oon fpäteren
^c^tBraiungen ftnb nomentlid^ bie gegen bie si-
rxida ooniidentialia gerichteten (f. u.) berüor-
L 3um3:(aiBe{}anb ber Simonie gebort
t:i fhnfanbeiTfcni eined breifod^n 9lomente^,
tiali^ einer merx aimoniaea, eineS pretium
frifffi^^mw ftnb ctntc intentio simoniaca
(be}tt). eines pactum simomacum). — 1. Unter
merx simomaca begreift bie canoniftifd^e SBiff en*
f(baft bie fogen. dona spiritualia unb spirituali-
bus annexa, b. b* eigentlid^e geiftlid^e @üter unb
meltlid^e, ober mit geiftlid^en oerbunbene ®üter.
2)ie erfteren fpecificirt man meiterbin als spiri-
tualia per se (j. 9. bie beiligmad^enbe ®nabe),
spiritualia causative (3. 93. bie Saaamente)
unb spiritualia effective (§. SB. bie SoUation
eines SeneficiumS). Spiritual! annexum aber
fann ein @ut fein entmeber consequenter, inbem
baS ®eifttid^e gleid^fam bie @runblage für baS
SBeltlid^e ift (s. 99. bie gfrüd^te beS geiftlid^en
beneficinm), ober antecedenter, inbem mit bem
für ftd^ esiftirenben SBeltlicben nad^trftgli(b baS
®eifaid^e oerfnüpft mirb (s. 93. confecrirte ffeld^e),
ober enblid^ concomitanter, inbem baS SSeltlid^
unb ®eiftlid^e mefentlt(b ober {ufällig gleid^jeitig
oorbanben fmb (3. 99. bie gemöbnlid^e bejm. au^er-
gemöbnlicbe Arbeit bei geiftli(ben Functionen).
Unter biefe Kategorien faUen eine gange 9leibe Don
SingelfdOen, bie im ff ird^enred^t oufgejöblt fmb,
g. 99. f ilr jeitlid^en ®eminn bie beiligen SBeiben unb
anbereSacramenteem))fangenoberau8fpenben(c.9.
14, X 5, 8 ; Gono. Trid. Sess. XXI, c. 1 De ref.),
überbauet ^ftoraloerrid^tungen, mie SBeibungen,
Segnungen, finblid^e 99egräbniffe k. oontebmen
ober maS immer für einen 9ct ber SBeibe ober ber
geiftlid^en ^uriSbiction üben (c. 9. 21. 29. 41,
X 5, 8); 99efied^ungen bebu^ ber ßrlongung
geiftlid^er Semter unb ^frünoen bei ben be|-
faSfigenSBablen, bei99eftätigungenfoId^raßabIen,
bei Srriddtung t>on ffircbenämtem, bei ^röfen«
tationm unb freien Kollationen, bei Steftgnationen
(c. 26. 88. 37. 88, X 1, 6; c. 6, X 1, 35;
0. 5, X 3, 19; c. 44, X 5, 3), eigenmöd^tige
93ertaufd^ung oon 99eneficien, ober Unterbanb-
banblungen in 93eneftcialftreitfad^en obne ®eneb-
migung berffir^enoberen ober mit 93orbebaIt beS
m^ered^teS, beS 9ln- ober StüdftrittS (0. 4, X 1,
36 ; c. 5. 7, X 8, 19 ; Conc. Trid. Sess. XXV,
0. 7 De ref.); enblid^ bie 9!ufnabme in einen
retigiöfen Orben unb bie Slblegung ber feier«
lid^en $rofe| gegen einen Kaufpreis , ober
93erfauf oon SebrfteUen an Satbebral« unb Sol-
legtatfHf tem unb ff löftem, ober oon ftird^enoernal-
tungSamtem (c. 8. 19. 25. 38, X 5, 8; c. 1. 2.
3, X 5, 5).
2. Unter pretium (aud^ munus) simoniacum
mirb iebe geitlid^e ®abe oerftanben, aeld^e al3
^equioalent für eine geiftlicbe bebonbelt mirb.
9Iad^ ber gebröud^Ud^en Unterfd^eibung, bie ftd^
f(bon bei ®rcgor I. finbet, fann baSfelbe ein
munus a manu (®elb ober SelbeStoertb)/ ein
munus a lingua (@unft, Smpfeblung u. bgl)
unb ein munus ab obsequio (Uebemabme ntd^t
gefd^ulbeter S)ienfte) fein.
3. Surd^ bie intentio simomaca begto. boS
pactum simoniacum mirb bie unerlaubte 93er«
binbung gmiid)en ber merx unb bem pretium
bergeftellt. Simonie liegt ndmlid^ bann oor,
11
(
823
Bxmptxi — 6im})Hciu5, bet iL
324
tDcnn enttoeber bie innere W)\\6)t eines Uffo.
beiber ^anbelnben ober bie »enigftend einfeitig
geäußerte unb onbererfeitS occeptirte W)\\ä)i bejn).
eine anSbrüdlid^e Uebereinfunft bol^in gel^t, gegen
ba§ göttlid^e ober firc^Iid^e 3itd)t ba§ geiftUc^e
qI§ ^equiDoIent be§ tteltlid^en ju geben. S)amQ(l^
unterfd^eibet man bie Simonie al3 mentalis unb
conventionalis, lueld^ le^tere eine incompleta
(pura), imperfecta (mixta) unb perfecta ober
realis x\i, je nadjbem bie Ucbereinfunft öon feinem,
öon einem ober öon beiben ^^eilen au?»jufül^ren
begonnen ift. 6ine befonbcre Untcroil ber simo-
nia conventionalis ift bie simonia confiden-
tialis, bie il^ren Jiamen öon einer befiimmten,
confidentia genannten ^rt ber Uebereinfunft trögt,
©ie befielet nämlid^ borin, bofe ein Scnepcium
einem ©ritten auf eine canonifd^ suläjfige 5lrt
öerfc^afft toirb, aber mit einem gemifieu 3}or»
bel^It, nömlid) a. unter SReferöation eine§ be*
ftimmten 3:^eiIeS ber ginfünfte, b. unter ber 93e-
bingung, bafe ber 3nftituirte unter geroiffen
Umftanben gu ©unfien einer beftimmten ^erfon
refigniren mug (simonia per accessum), c. in
ber SBeife, bap jemanb auf ein il^m übertragene^
©eneprium öor ber 93cfijergreifung refignirt,
unter ber 93ebingung fpötem SlücIfaDeS an il^n
bei SBacanj beS ^eneficiumS (simonia per in-
gressum), d. bei fd^on in SBefife befinblid^em
^eneficium burd^ S^efignation unter vlu§bebingung
fpötcrer Siüdgabe beS SeneficiumS (simonia per
regressum). — 3(18 ni^t fimoniftifd^ müfjen f oId)e
t^öUe gelten, bei benen ein geitlid^eS @ut nid^t al8
gntgclt für ba§ geiftlid^e gegeben »erben foB,
fonbem bei ©elegen^eit ber 5lu§übung einer geift-
iid^en t^unction unter anberem Xitel (). S. titulo
sustentationis bei ©tolgebül^ren u, bgl.) bar-
geboten mirb. ^n biefer Sejiel^ung fommt e§
äu^erlid^ öiel auf bie ©etool^n^eit, innerlid^ auf
bie Sntention be§ ©ebenben Up), ßmpfangenben
an; in mand^en gfäUen, bie an fid^ gmeifell^aft
bleiben fönnten, entfd^eiben pofitioe SRed^töbeftim»
mungcu ber ftird^e (ögl. Lehmkuhl [f. u.] I,
n. 396 ; Anal. eccl. IV [1896], 464 sq.).
n. S)ie ©traffölligfeit ber ©imonie ift
unter bem boppelten ®eftd)t§))un!t ber ©ünbe unb
beS fird()Ud)en 9Serbred()en§ ju bctradjten. 3!)a8
©ünbbüfte bcrfelben befielt in ber ©Icid^ttJertl^ung
be§ 3ci^Ii<J)fn wnb be§ (Seiftlid)cn, unb fie ift be^«
balb, meil barin ein großes Unred^t gegen ®ott unb
ba§ (Söttlid^e liegt, al§ peccatum mortale ^u
be^cid^nen. ©abei ift aber im Unterjd^ieb jur si-
monia juris divini (f. o.), bie feine parvitas
materiae ^ulä^t, bie simonia juris ecclesiastici
nur peccatum mortale ex genere non toto. —
3nfott)eit bie Simonie fird)lid^e§ SJerbrcc^en ift,
werben gemiffe göHe berfclben mit fird^lid^en
Strafen gea^nbet. Unter biefem ®efic^t§punft
fommt natürlich bie nur innere Simonie (sim.
mentalis) nid^t in 93etrad^t nac^ beu allgemeinen
'Jied^t^grunbjö^en. ^ber aud^ für bie simonia
conventionalis pura unb nac^ ber rid^tigem
^nftd^t für bie simonia conveni mixta fe|tbi6
gemeine SRed^t feine befonberen Strafen fefl; nur
gilt ber Sa^, ba^ alle fmioniftifc^en ^^anbiungm,
ßrmerb u. bgl. re^tSungüItig finb, unb bag boS för
; ba§ Spirituale gegebene Xemporole gurüdgefinc*
bert werben fann, be^m. jurüdgegeben rotäm
mu^. jf ird^Iid^e Strafen ftnb angebro^t für Üe
simonia realis unb simonia confidentiaiis;
biefelben ftnb tl^eilä ferendae, t^eilS latae sen-
tentiae. ^uf bie erfleren, bie nac^ ber^ttl«
je in Sfrage fommenben ftmoniftifc^cn ^»anblungS*
meife öerfc^ieben ftnb, braud^t ^ier im Sin,)elnn
nid^t eingegangen gu »erben ; für Ie Jtere gilt ie|t
bie $ulle Apostolicae sedis moderationi ({. b.
^rt.) öom Sa^re 1869, meldte bie bem $a)jp
einfad^ referöirte gjcommunication feftfe|t fll,
n. 8 — 10) für bie reale Simonie in ^BeiKfidol*
fachen, be^gleid^en für bie confibentiale Sinunir
in fold^en unb für reale Simonie beim gintiitt
in einen Drben; bicfelbe Strafe trifft (ib. n. 11)
biejienigen, welche mit Sblöffen unb geijtfii^
©naben ^anbel treiben unb (ib. 12) bieiemgn,
loeld^e aus bem Sammeln öon 9Re|fti|)enbtt]i m
ber äßeife unerlaubten ®eU)inn gie^ , baft jir
biefelben für ein geringered aI3 baS gegebene @t^
bium celebriren laffen. Sine anbere, befonbcriM
^d^l^önblem angetoenbete $ra;iS, auS ta
Sammeln öon SRe^ftipenbien ©ewinn gu jietaL
würbe burd^ 2)ecret ber C. Conc. öom 25. 9U
1893 mit ber bem SBifd^ofe referoirten C^pco»
munication bebrol^t; über ©eiftjid^ ifi in bicfai
f^aUe bie bem ^apfte öorbel^ltene Sudpcnpoi
öcrböngt (f. AnaL eccl. I [1893], 270 sq.; 11
[1894], 209 sqq.; IV [1896], 374 sqq.). («flIL
au§ ber auSfül^rlid^en moraltl^ologifd^ ind
canoniftifd^en fiiteratur beifpielsmeife Lehmkoli
Theol. mor. I, n. 386 sqq.; Marc, InstitB*
tiones morales I, n. 584 sqq.; Fenaiiii
Prompta Biblioth. s. ▼. Simonia; dinff^
ffirc^cnre^t V [1895], 161 ff. 703 ff. ttete»
Senfuren aud^ feiner, S)ie Senfuren, $abciioa
1884, 196 ff.) [$ermaneber (ä. (g^).]
^intyerf (Sintbert), 1. IBifd^of öonSnsi-
burg, f. «ugßburg I, 1619 f.; 2. «ifc^iof M
9tegen§burg,j. StegenSburg X, 904.
Simplex, f. gefte IV, 1393 f.
^imptUiany ber ^I., er)bif(^of öon Hat-
Ianb,f. «Diailanb Vm, 494.
^xmptictns, ber ^I., $apfi (468-488),
ein Xiburtiner, Würbe wöl^renb feineS ^ntifkoliS
nanicutlid^ burd^ bie monopl^^fitifd^en ffitnen m
Orient in ^njprud^ genommetu ^u8 bot cdm
Salären feiner ^Regierung ift nur beldmit, it$ix
bie IBitte beS bt)aantinifd^en ffaiferd &o, Ue i«
28. Sanon beS g^akebonenfe bem ^ßatrioi^B
öon 91eu«9{om gewährten Siedete )u bejiätign»
abfd)lägig bejdiieb. 3m 3- 476 trat er bei be«
Ufurpator $afiii§cu§ für ben ortboboirenSr}tif44
2:imot^eu3 Salopl^afioIuS öon We^anbrieR cn»
ber öon bem ^onopl^^ftteu Ximot^eud IcfinA
öerbröngt worben war, unb ermahnte Ue $ricPff
■s
Simultoneum.
32$
T-^ fUte }a 1Eottjlaiittno|)eI fottne ben boctigen
.'nbqAof iUaciui (f. b. Sri« n. 5), an ben ®lau-
.- ubeütmmnngm beB Sonrild Don S^kebon
'jSif, torbcrte Simpltriud Don iim, Simotl^euS
Msmft |u Dctbanmn unb @alo))^aüolu3 toieber
r;3ic|ai; on^ Der^ngte er bod 9lnatl(|em
:xT bu ^orctiter $aul Don S))]^efu3, $etru§
;^ (f. b. 9rt) unb 3ol(|Qnned Don Slpamea
t77>. So €dop(QfioIu8 frül^ ouS gfurc^t Dor
)a ^^nßpf^vfpim ben 9lamen 2)io§cutS (f. b.
iff.i in bct SReffe ^tte recttiren laffen, erftel^te
Ti fx^t er bie aSersei^ung bed $a))fte§ (478).
IncT trat oud^ gegen ben neuen monopl^^ftti'
ica Stbeiim^rr Don @a(o^l(|ofioIuS, ^ettuS
..?ngn§ (f. b.9rt), au^. Se^terem gelang ed in«
h-- iio4 bcm Zobe fetneS ottl^oboien ®egnerS
^?I) bei boit inijuDerläj^gen unb ränfeDoüen
a^Bxs^ unb biml^ biejen beim ffaifer 3tno bie
£artieniuiiig dlS ^trion^ Don ^llesatärien )u
tingcn; bagtgen ^ett SimpIiciuS $etrud
?.ragii$' SentTt^eilung aufredet unb forberte
«hrdiä Dergcbend) Dom JFoifer unb Don ^caciud
*v S^cfcitigusig be3 ^äretiterS (482). 9Rit ber
^yiinguno bc8 Don Un ffat^olifen Sle^anbrienS
rTnMrra $otriüx«j^ Solennes Xalaja f^itlt er
^8o4^|itzä(f^ bober ftaiferbenfeIben(tDenn aud^
rr llope^t) bei ÜReineibd befc^Ibigte. SQSie auf
her Cfttnt^ fydtt @im))Itciud bad tt^ad^fame 9ugc
1^ of ben Cccibent gerid^tet, um fo mel^r, nl§
.»raoB tm ffimiblanbe fein einjigcr (nt()o(ifcf)cr
^^ onf eiiinn Xl^one ]a% inbem aud^ Stalten
r6i in bie ®enKiIt eined arianifd^en ^\M\itn
•CiMieii) gtCoonnen nwr. SimpIiciuS mufstc
4^2 einem Uebergriff beS IBifd^ofS 3o^annc§
r: SoBcmia entgegentreten. Der äßutina als
rj SsjfmgonbiSf^tnn beanf)>rud^te unb beSl^alb
:? Siiit beS Sifd^ofS ®regor Dorgenommen
^liL ^üx tdi|Mmten ernannte ber ^apjl ben
^ X'ss^ 3au> Mii 6cDina jum a))oftofif(^n SBicar.
cn^iTdofi ilarb am 10. War) 483; alsjpei-
:n inib er in ber ffird^ie am 2. ober 3. SRär)
rzCrt ßjQL Thiel, Epist. Rom. Pontif. I,
:-;-iBftb. 1868, 174 sqq.; Liber Pontif., ed.
Lisdiesne L. 249 sqq.; Liberatus, Breviar.
f ir»9qq.; Hvagriüs, H. K 3, 4 sqq.; J^e,
i>^ PontiL Born. I, 2. ed., 77 sqq. ; ^ergen*
-xt. ^ottu9 I, Segensburg 1867, 114 bis
.• [Sd^röbl.]
bejeid^net im neuem @taatS
♦ .»>
•^•Ammftt !• im »fitem Sinne bie gleichzeitige
'^ tf cidiiUAigeSto^tigung )tteier ober mel^rerer
TrfÜT^ta ftonieRtonen jur öff entlid^en 5Iu8übung
— *^-'-|bn in bem^elben Territorium (simul-
aifErcttiiim [publicum] religionis);
9m 6ume bie Sered^tigung berfelben
is 9kuiyma^igai Senulung Don Seböuben ober
CcrüAkimi (ftit^, ftit^^öfm u. bgl.), meldte
-^bitfidKn ^«nttionen bejKmmt ftnb. Seibe
wn @imttltancum ^gen in ber SSeife
"-" bo^ bie jiDette in ber erfien il^rc 83er-
I f
anlaffung unb SBur^el l^at ; bmn ol^ne ein simul-
taneum exercitium religionis in einem be«
[timmten ®ebiete ift ein @tmuUange6raud) Don
fird^Iid^en ©ebouben u. f. ». nid^t benfbar. 3ur
SBürbigung be§ SimuItaneumS im meitern unb im
engem @inne foQen bie folgmben ©eftd^t^punlte
bienen.
I. S)aS Simultaneum im lo eitern Sinne.
1. Sieginl^eit berSteligion überhaupt, inSbejon-
bere aber bie (Sinl^eit ber maleren IReligion in
einem Staatsgebiet, ift nid^t blog Dom re(igiö§*
lird^Iid^en, fonbem aud^ Dom focialpoliti{d)en
@tanbpunfte au8 ein unfd^ä^bareS ®ut, loeld^eS
gu fd^ü^en bie StaatSgeuialt nid^t blo^ tai 9te^t,
fonbem unter Umftönben fogar bie ftrenge $flid^t
fyit, fomeit bieg o^ne SSeeintröc^tigung ber @e-
miffmdfreibeit im engem Sinne gefd^cben tann.
S)ie %id^tig!eit biefed Sa^eS ergibt fic^ b^nftd^tlid^
ber mabren Sleligion nid^t blog a priori au§
beren 9tatur unb SESefen, infolgcbefjm fie un-
möglid^ bem rid^tig Derftanbenen Staat^tntereffe
mtgegmgefe^t fein fann (Dgl. Syllab. prop. 40),
fonbem ift aud^ Don bm berDorragmbften ©taotS«
red^tdlebrem unb StaatSmönnem auSbrüdflic^ aU'
er! annt. So bejeid^net SBalter (92aturred^t u. $oIttif
im fiid^te ber ©egenmart, 2. Slufl., 93onn 1871,
377, n. 496) bie Sinbeit be3 @Iau6m3 nid^t blo^
für bie ßird^e aI8 ^ein uner(ä|Ii(^e3 grforbernig",
fonbem aud^ für ben Staat als „im l^öd})ten
@rabe tt)ünfd)enStt)ertb", „nid^t bIo| megen feiner
93egie]^ung sur JKrd^e, fonbem aud^ auS rein ))0-
litifd^m @runben". „ßS ift bal^er burd^ baS
StaatSmobI gered^tfertigt, bag bie Staatsgewalt
inSSereinigung mit ber ftird^e ©laubenSneuerungm
mSglid^ft ^uDorfomme unb im jteime ju unter«
brüdm bemüht fei." S)icfelbe ^nfd^auung liegt
aud^ ber 93emrtbeilung ber Prop. 77 unb 78 beS
S^DabuS SU ®mnbe, nad^ meld^m eS in unferer
3eit nid^t me^r nü^Iid^ fein foQ, bie fatbolijd^e
Religion als einzige StaatSreligion unter SluS-
f$Iu| aller übrigm Suite feftgubaltm ; im ©egm»
tbeil fei eS fogar eine löblid^e 99[norbnung, mmn
ben in fatbolifd^e £änber Sinmanbernben Don
Domberein bie öffentlid^e SluSübung jeber Sieli«
gion gefe|lid^ gugeftd^ert merbe. Son ber biefm
Sntbümcm entgegengcfe^ten Ucbergcugung ge-
tragm, btelten fomobi bte d^riftlid^ gcmorbenm
römifd^en flaifer als bie feerrfd^ier in ben ']pä*
term abenblänbifd^en Steid^en eS für eine i^rer
erftm ?ßpid^ten, bie Don i^nm alS mal^r er-
fannte unb begb^^Ib als Staatsreligion erflärte
d^rififatbolifd^e SReligion gegen unbemfene ^teuerer
unb unmbige Sectirer berart )u fd^ü^en, ba|
loobl eine prioate SteligionSübung mebr ober
minber gebulbct. niemals aber bie öffmtli^e Aus-
übung einer abmeid^mbm 9ieIigion gugelaffm
mürbe. S)aS simultaneum exercitium reli-
gionis publicum unb ber bierin murjelnbe Si-
multangebrmid^ ürd^Iid^er ©ebäube unb Oerttid^«
feiten morm fomit Dor bem 16. 3a]^r](|imbcrt oU
Sted^tSsuflanb nid^t belannt.
11 •
827
©imultaneum.
828
2. 2)ie rertgi5§-))oIia|(i^e Umtoölsung bed
16. 3a]^r^unbert§ üenitjad^tc in cinscincn Sänbcm
beS %benblanbc§ (gnglanb, ©öncmarf, ©(i)ioebcn,
9iortt)C0cn) einen üollftönbigen SBed^fel ber ©tootS»
religion, in anberen, inSbefonberS im römifd^en
tReic^e beutfi^^cr Diation, bie ©leid^bcrec^tigung
5unäd^ft ber unmittelbaren ^leid^Sftönbe ^infic^tlic^
be§ exercitium publicum religiouis unb be§
togen. SeformQtion§red&te§ innerhalb il^reS Scrri»
toriumS. 2)iefe ®Icici)bered)tigung »urbe bereits
ongebal^ut im ^affauer Serttag üon 1552, au8«
brüdliti^ anerfonnt burd^ bcn ?lug§burger SReli-
gionSfricben öon 1555 (f. b. ?lrt.) unb enblid^
nö^er präcifirt unb tJ^eilweife eingcfd^ränft bur^
bie Scftimmungen be§ SBeftfälifd^en gfriebenS (j.
b. 5lrt.) öon 1648 (I. P. 0. Art. 5, § 31. 32;
Art. 7, § 1 et 2). ^icrnad^ follte bo8 bereits feit
Sangem geübte jus reformationis (f. b. ^rt.
SRef ormationSrc d^t) ber reic^Sunmittelbaren ©tänbe
h)o()I Qud^ fortan nod^ gelten. ?lber ber S3efi^«
tanb beS fogen. 9lormaliabrc§ (1624; f. b. 5lrt.)
oÜte injof em eine unüber jd^rcitbare ©d^ranfe für
befjen ^hiSübung bilben, als ben ffatl^olifen einer-
f eitS unb bcn ^nbangem ber lut^erifd^-reformirten
@ionfejfu)n anbererfeitS bie SleligionSübung in
bem Umfange, in wcld^cm fie ju irgenb einem
3eitl)unfte beS ^tormaljabreS, fei eS alS öffentlid^e
ober priDate, l^ergebrad^t toat, t)on ©eiten beS
etma anber^glöubigen SanbeSl^erm aud^ in 3u«
fünft ungefrönft foUte belaffen werben ; bagegen
foQte binfid^tlid^ beS SSerl^öItniffeS ber Sutl^eraner
unb ber SReformirten unter einanber ber gur 3cit
beS gfriebenSfd^IuffeS felbft beftel^enbe Suftanb
mafegebcnb fein (L P. 0. Art. 7, § 1 et 2).
SefonberS toid^tig, unb alS ^auptqueUe für baS
©imultaneum im engem ©inne in S)eutfd^Ianb
onguje^en, ift bie toeitere SBeftimmung, ba^ l^in-
ftd()tlid^ beS SigentbumS an @ütem, Jhrd^en-
geböuben unb @d[)ulen ber factifd^e Sefi^ftonb
am 1. Sonuar 1624, alS bem !RormaItage, für
bie 3w^»nft auc^ red^tlid^ majgcbenb fei.
II. S)aS ©imultaneum im engern ©inne.
1 . ®ie äußere SScranlaffung jur SBcgrünbung beS
©imuItaneumS im engern ©inne loarcn bie 6in»
giebung Don Äird^cngütem burd^ bie ^roteftanten
naä) bem ^ugSburger JReligionSfricben unb bcren
tbeiltoeife Stüdfgabc an bie jfatbolifen infolge ber
©egtnreformation unb bcS SReftitutionSebicteS
Dom 6. SDlärj 1629; fobann bie Serfügung ein»
5clner Sanbe^bcrren in i^ren ^Territorien auf
(Srunb beS 5Reformation§red^te§ ju (Sunften ber
Gonfeffion, »eld^er fie angcljörten ober ju »eld^er
fie übergegangen toaren. ScftereS gab gu ber
t^eoretifd) öielfad^ öentilirten unb praftifdd nid^t
untt)id^tigen Pontroöerfe ^nlo^, ob ber £anbe§-
berr bei einer S5crfd^icbenl)eit feiner gonfejfion
Don ber feiner llntertl;anen befugt fei, ben ^iln«
böngem feiner ßonfeffion bie freie ^JietigionSübung
über bas Wa^ beS ^außgottcSbienfteS binauS ju
geftatten, felbft bann, menn biefe im Siormaljabrc
eine fold}e md}\ befeffen fyitUn (Dgl. J. H.
Boehmer, Jus ecclesiast. Protestantiiim I,
2. ed., Halae 1720, 64 sqq. ; ^o)^. ei^.9Rqc^
3)eutfd^eS geiftUcbeS ©taatSred^t 11, Semgo 1773,
260 ; ptter, ^iftor. entwidlung ber ^euHga
©taatSDerfaffung b. 2)eutfd^9teidEieS II, 8.^4.,
©öttingen 1798, 226 ff., unb SSiefe, ^nbM
beS gemeinen in Seutfd^Ianb üblic^ Sttcif»
recbtS m, 2, ßeipjig 1804, 104). 5)ie Sn|C
mu^te, foÜte baS reid^Sgefe^id^ anerfannteSlefn»
mationSrecbt über^itpt eine Sebeutung (atan
unbebingt befaßt »erben , fo lange eS bei te
bloßen Sinröumung einer freien, öffentli^KU, skr
baS 9Ra^ beS !Rormalj[abreS l^inouSgebenben S»*
ligionSübung (bem fogen. exercitinm religion
innocuum) Derblieb ; fte mugte ober auf @nai
ber SReid^gefe^e Demeint loerben, »enn mit (g»
röumung biefer meitergebenben SReligionSütai
aud^ bie Sutoeifung beS SigentbumSred^tiS oks
aud^ nur beS SRitgebraucbeS an qottefibienpfi^n
©eböubm ober OertUd^feitm, toeld^ auf (SninbM
92ormaItageS auSfd^Iie^id^ ber anbem Sefigiool*
Partei gugebörten, Derbunben fein foOte (baS \n
exercitium religionis nocuum). Srf} ber Wiß^
beputationS-^auptfd^Iu^ Dom 25. ^bmar 1801
entfd^ieb biefe Streitfrage gefe^^ ^u ®iajhi
beS fogm. exercitium religionis innftfirH
inbem er in § 63 feftfe^te: ,^it biSl^ettge 9*
gionSübung eineS iebm SanbeS foQ gegen ft^
bebung unb Ihonfung aQer Stt gef4ü|t
inSbefonbere ieber Steligion ber Sepk iw
geftörte @enu| ibreS eigentbflmlidben ftm
oucb ©d^ulfonbs nad^ ber 93orfd^ft bd wP*
f ölifd^en SfriebenSungeftbrtDerbleiben ; bernSoh^
berm fte^t iebod^ frei, anbere XeligionfioeiMM
)u bulben unb il^nm ben DoOen ®enu^ ber lui|ff>
lid^en Siedete gu geftatten.''
2. IBom ©tanbpunfte ber fätlbonf^m fii#
aus ift ber gemeinsame @ebraucb tion flbt*
geböuben ober fird^lid^n Oertlid^^iten vät^j»
tifem ober ©d^iSmatücm gmnbfö|lid^ unpufPl
S)mn ffird^en unb iTir^b^fe gegdren »4 ^
Sebre unb bem SRed^te ber ffirdbe (SJlfd^ phi
res sacrae. Sin gleid^geitiger imb glei^nStilfr
@ebraud^ berfelbm mit ^öretifem unb G^
matifem ift baber fcbon eine commnmeatiiil
sacris im toeitem ©inne unb fe|t bct 644^
einer communicatio in sacris im engen 6te
fomie ber ©efabr einer ^rofanation bcS Uff*
beiligften (beS aUerbeiligften ^tarSfaciaittBli
mie ber briligcn ^efje) auS. gemer iß bcrSi*
multangebraud^, obne öu^erfte 9lofi^ JUflcMK
nur 5U geeignet, benSnbi^erentiSmud^ufiMaii
bie^ ijt aucb ein ^auptgrunb, iDarum bte itß^
lifcbe Rixd)t b^nfid^tlid^ beS ©imuItangcfeoiW
inSbefonbere Don Jhr^en gegenüber nmoi k
ibrem ©d^oge entftel^nben ©ecten fhengffW
fabren mug, als gegenübet ben öttnen d^ttpfi^B
ateligionSgefeUfd^aften, meld^ fid^ im iarift Is
@efcbid^te nid)t blo^ ftaatSretJ^tlid^ 9mrbioaBL
fonbem fogar ftaatSred^tlid^e (SletdbfMbmg wt]
ibr ermngen baben. 3tne iDoIIen bcc VtaMSsB^ß
29
Simultaneum.
830
tt (BqtaSfom oUcofeen obn bod^ burd^ ben
f ixii|Kbfaii4 anbfmfetben i^Te SBered^tigung, aud^
sA bit^lifdt) }ii \m, bort^un. 3^nen aud^ nur
bei (Sexttigflt in btefer 9e)ie]^mg freitDiSig ju-
^^ffhlm, tt&te ente t^atjac^tic^ ^nerfennung
.^a «kit^bm^tigung (Dgl. Steoe $tud' IX.
r.r. 1S79 ^intt(^tlt4 bcr SUfatl^onfen im «rd^io
t IsÜL ffiz^t. XXIX, 434). anberS ftel^t eS
CS ecn Simultomum jtotfc^m ben ffotl^oltlen
23^ 5m f^tcfionten feit bem meftföltfd^en fjfrie-
kKSfdUiifle. &it V>t bie ftaatlid^e S)i))Iomatie
ik hvzdf bic dciDQlttl^aten bec $rote[tanten feit
^Stt^titger SteUgiondfrieben bis )um SRefti-
cinetfeitd, unb burd^ biefed Sbict
=rt Me fln boSfelbe fid^ anfnüpfenbe fat^olifc^e
jiracaon anbercrfcit§ oQerbingS red^tlid^ foft un»
gnootbcne groge nac^ bem Sigentl^umS»
an IMnl^geböuben unb fird^K(|en Orten
aaMfifoui geldft Imrd^ bie SfeftfieUung beS „92or«
^•^10«*' (I. Januar 1624) : ber factifc^e SSeft^
sx btrfcm Zuge foflte Don nun on ald IRed^tStitel
9teiL SKcfcS aRad^ttDort ber beim »eftfälifd^cn
rabtn^^me betl^Iigten Surften gnong ben
r-
i^ctbolftn tmc bfn ^roteftanten ben Simultan
Mhaud^^ bqonberd in ben f ogen. gemifd^ten Orten,
fxs^ auf. unb too^l ober übel mußten ftd^ Beibe
brfefiioncn, um ni^t SDeS ju oerlieren, bem
nirfdbaffairn reiil^grfe|[id^en 3uftanbe gemä^
rs^c^en fud^ ^erfelbe förberte nun Der«
itf^Bottige, oft red^t fonberbare SBerl^dltniffe ju
la^ 9r ben dntn Orten fiel baS ®ebraud^3>
=<e an einer unb betfelben ganzen ffird^e ben
iA^filim unb $totef}anten glei(^mö|ig gu in
kr Scifc^ bog lebe Sonfefflon i^ren bcfonbem
.nstlu^en QotteSbienft ju Derfd^iebenen @timben
!i^ logH (}, 9. bie Ifat^olüen oon 5—9 U^r
fVonitta^ unb bon 2— S Ul^ Stod^mittagS, bie
^Tvirjiantai b0n 9 U^r SormittagS unb Don
• Hbr Sto^ymittagd an) l^ten burfte. 9n anberen
Crtm tDuä)c ha% S^or ober baS fogen. ^reSbp«
mm brn l^al^oItfen gur ou^fd^Ite^id^en !Be-
rrtimg ttbrrtoffen, aol^renb ben ^roteftanten ber
.^D^e X^tl ber iHrd^e berblieb. ^ie unb ba
vaU boim im Saufe t)er Seit ba§ ^reSb^terium
^xif) eine ^^« bis 2um (Semolbeanfo^ reid^enbe
tvxicr oom Schiffe abgetrennt, tt^ie bte^ 3. IB.
Y c^ninizbtgeii ehemaligen S)ome gu SBe^Ior
^ im 3. 1862 btr Ofatt ttmr. Siegt übrigens
cxs fol^ Hbtmtmtng, fei ed be§ ^reSbQteriumg
/wc: tautStopdlt bor, fo lann Don einem @tmul>
im itgnitHcJ^en Sinne nid^t me^r bie SRebe
In mand^ Orten, too eine ber beiben
:aA£§rfe|tt4 onerfanntm gonfejfionen au^er
Mit^mib tmb toegen ber geringen Slnjol^I il^rer
Süi^iiiber aaä^ au$er Staube mar, fic^ eigene
irnbrn snb iKrd^^öfe gu bejc^ffen, mürbe ben-
«:>ai dftn4 Don ber ^errfd^enben Olel^rl^eit, fei
5 oattogSmift^ig ob« auf Siuf unb äBiberruf
^pftcMiio modo)«, ein 9)litge6raud(| eingeräumt,
%^ k|tcttr l^oufig inSbejonbere burd^ Die !Bei-
ceirnttg bcr SRoibcx^it gur S)edung ber Rird^en-
baulaft im Saufe ber 3<it gu einem DöHigen 3itä)it
auSmud^S. (Snblid^ Derorbnete an manchen Orten
bie Staatsgemalt infolge ber „%iufflörung" beS
Dorigen Sal^rl^unbertd unb beS im öffentlid^en
Seben fid^ geltenb mad^enben 3nbifferentt§mu3 für
bie öltere, bi^b^r im ungeftörten 93efi^e unb SRed^te
befinblidjie Sonfeffton gmangSmeife einen fold^en
Simultangebrauc^. 3m auSgebebnteften Wa^e
gefd^ab bie^ btnfid^tlid^ ber fiird^l^öfe (f. b. ^rt.
Vn, 721 ff.); man betrad^tete btefelben, o^ne
SRüdfid^t auf ibren religiöfen ^^axatttr, nur nod^
als bie aUgemeinen 93egrabni^ftötten, in meieren
ieber ber politifd^en @emeinbe ^ngebörige bei«
gefegt merben foHte.
Sie ^uSgeftaltung bed SimuItaneumS fpiegelt
fid^ in ber ftaatlid^en ®efe^gebung gegen ha^
gnbe beS Dorigen unb gu änfang unfcre§ 3abr-
bunbertd, unb gmar gunöd^it im $reu^if(f)en
Sanbred^t (U, 11, §§ 309-317 incl.) unb in
ben biermit ber f)au()tfac^e nad^ übereinftimmen-
ben !Rormenbe3 fogen. bat)nfd^en9leIigion§ebicte3
(n. »eilage gur gSerf.-Urrunbe §§ 90—100 nebft
§ 103). ®ie biftorifd^ "f^tx^tbta^l^itn Simultan-
Derl^ältniffe merben burd^ btefe, im Sldgemeinen
(au^er begüglid^ ber gfrieb^öfe) bem Siedete unb
ber ©iHigfcit entfpre^enbcn 93eftimmungen an-
erfannt unb gur 93ermeibung Don Streitigfeiten
genauer gu regeln gefud^t. S)ie 93e)eitigung be§
SimuItaneumS mirb erleid^tert, beffen 9{eubegrün-
bung erfd^mert (Dgl. § 95 be§ bat)r. 9leItgion§-
cbicteS unb 11, 11, § 315 beS ^reu^. Sanbred^tS),
menn aud^ nid^t au§brüdtlid^ Derboteu, mie bie^
burc^ baS babifd^e (SonftitutionSebict Dom 14. SRai
1807, § 10), elfo^-Iotbringifd^e unb franjöfifd^e
(Organ, art. 46 : Le mSme temple ne pourra
dtre consacre qu'ä un möme culte) 9ied^t ge-
fd^ie^t.
3. 3ur SBcurt^eilung be§ Simultaneum§ feiten«
ber fatbolifd^en JKrc^e gilt ber ©runbfaj^: 6tn
fatl^oUfd^eS Äird^engebäube barf niemals frei-
min ig Don fatbolijd^en ffird^enbebörben unb
Organen nid^tfatbolifcben Sbtiften, feien biefelben
^äretifcr ober Sd^iSmotifer, gum Oebraucb für
i^ren @otteSbienft eingeräumt merben. SDie äJlit-
bemi^ung Don flird^en, meldte Don ^äretifcrn
ober Sc^iSmatifem gur Slbl^altung ibreS befon«
bem ®otte§bienfteS gebraud^t merben, ift, aud^
menn biefelben ebcmalS fatbolifd^e ftird^en maren,
für bie Äatbolifcn nur im 92otbfaIIe gur 83cr-
meibung cincS gröfeem UebelS guläjfig (menn g. SB.
f onft iebcr fatbolif dfte ®otte§bienft ouSfallcn mü&tc,
ober, mie bei ben ilir^böfcn, infolge ber 3mnn0S=
anorbnung ber StaatSgemoIt) , aber aud^ bann
nur, menn b^f^bei bie communicatio in sacris
im eigentlid^cn Sinne Dcrmieben mirb, unb bie
näd^fte ©efabr ber görbenmg bcS SnbifferentiSmuS
auSgcfd^Ioifen ift. ScfetcreS trifft gu beim biftorifd^
bergebrad^ten Simultaneum ber jfatl^olifen unb
^rotcftanten, nid^t aber bei bem Don bcu fogen.
^Itlatbolifen beanfprud^ten. S^e^b^^b mar eS gang
ben firdbUd^en 9led)tSgrunbfd^en entfpred^enb unb
381
©in — ©inaL
832
nid)t, toic §infd^iu§ (ftird^enrcd&t IV [1888],
373 ff.) bar^utl^un fud^t, inconjequent blo^ qu§
Cj)portiimtäl§rüdfici^tcn l^crüorgegangcn, tDcnn
$iu§ IX. in feiner oben ertt)ä^nten 3nftruction
tjom 13. imöra 1873 an ben 5^untiu§ in aMünd^en
üerorbnct, bic ben Üieul^ärctifern öon ber ttelt-
lid^en @en)alt ttroa gngeiDicfenen fiird^en, menn
beren ^erou^gabe tro^ aller ^mecfmö^ig ange-
manbtcn Steclamatiouen unb 9{ed)t§mittel nid^t
erreid^t merben f önne, feien öon ben SBijd^öfcn für
bie üiaibolifcn ju interbiciren. ^llerbingS liegt
in ber ^^ib^altung einc§ l^äretifd^en ober fd)iöma-
lifd)en @ottc5bienftc§ in einer fatl^olifd^en flirc^c
nctä) ber conftanten ürd^Iic^en 9iec^t§anfd^auung
iDcbcr eine pollutio nod) eine execratio bcrjelbcn
im ftrengen !ird)cnrcd)tlic^cn ©innc. ®al)cr treten
and) bic an bicjc ^cte gctnüpftcn SRed}t§foIgcn
(SinftcÜung be§ ®ottc«bien|lc§ u. f. xo.) infolge
ber ^ibbaltung oon ^ürctijdien ober f(^i§malifd)cn
Öoltesbienflen nid^t ipso jure ein, unb e§ ift
and} eine neue (Jonfecration ober feierlid^e SRe«
conciliation einer fold^en ßird)c ober cine§ öon
einem ()äreti]d)en ober fd^iömatifc^en $riefter bc»
mibtcu ^Utare^ nid)t nöt^ig (c. 2 , X 1 , 16).
VI ber bie oben crtoäl^nten ©rünbe rcd^tfertigen
öollfommen bie Dom juftänbigcn ffirdjenobem
5U öcrfügenbe ginfteHung be§ ®otte§bienfte§ für
bie ftütl^oUfen.
4. 2)ic tJrage nad^ bem SRed^tsfubjcct be§
©imultan=^®ebraud)§red;t§, bcjm. nad) bem rei^t»
lid^en Xräger be^felben, bürfte ttjol^l am bcftcn gu
Öuuftcn „ber localen firc^Iid^en ©tiftung al§
jurifiifd^c $erfon gebadet" ju cntfdjeiben fein
(ögl. ^infd)iu§ IV, 369), tt)orau§ fid^ bann
öon felbft ergibt, tia^ bereu fouftigcr redjtlid^er
Vertreter (aljo bei ben ßatl^oUfen 5unäd)ft ber
©celjorgSöorftanb ber fimultan bercd^tigten ®c»
meinbe, bann ber Sifd^of) aud^ bie au§ bem
©imultaneum fid^ ergebeuben SBeredt)tigungen ju
tta^rcn befugt uub öcrpflic^let ift. (5>gl. im M«
gemeinen bie bcutfd^en ÄHrd)enred)tvI)anbbüd^er,
in«fbcionbere ^in)d)iu§, ftircl)cnred)t IV, 358 ff.
5^ie i'itcrütur, mcldje bie ^rincipicu binfid)tUd^
be^ ©imultaucumö grunbfä^Iid) erörtert, ift red^t
fpärlic^; jablreid^cr finb bie ©d)riften, welche öon
concreteu ©treitjragen au^gcljenb aud^ ba§ ^rin«
cipicUc in il}reu ^ereid) Rieben. Saljin geboren
*:.ir)d;cl, S^ic red)tlid;eu ä^erbiiltniffe bejüglid) ber
©imultniifird)en, im 9ivd}iö f. fütf). itirdjenrecbt
XLVI [1881], 329 ff.; ®erf., ®a§ firdjiidje
5Pcrbüt für ftatt)oIifen bejüglid^ be§ TOitgcbrauc^C-
ber ben fogcn. Vlltfatbolifcn jur Scnu^img ein«
geräumten iHrd)eu, im JlatljOliV' 1875, 1, 362 ff.
uub jeparat, ÜJiainj 1875; Scufd), ^a§ 9?er»
fabreu beutjd)cr 93ijd)öfe bejüglid) ber ben Vllt-
fatl)0lifeu ^um 5!}2itgcbraudö eingeräumten ftirdieu,
a3onn 1875, unb ?lnti*9icu)(I) ober juriflijd^eS
Urtbcit u. f. tu., Kegeuaburg 1875. ,^um ©imul«
taneum im lucitern ©inuc ögl. ö. b. Vlurad), Sie
firc^lid)eu Simultauöcrboltuiffe in ber ^>falj am
SRt)eiu, 3Diannbcim 1866; §artung=gugell^arbt.
3)a§ fird^I. lüii^i ber ^roteflonten im öormolign
^erjiogt^um ©uljbad^, griangtn 1872; R.ih\ta,
^ird^enred^t ber eöangelifd^en Stizd^ b. @ro^
berjogtbumö Reffen, Sarmftabtl884; ©.Keto
mann, ®efd^. b. Simultaneum religionis exo^
citium im öormaligen Jg>er^gt^nm ©ul^bot
SRcgen§burg 1897.) [ffiienboifer.]
^iti (roy LXX irrt^ümlid^ 2aU unb ^^vi^
im ^. %. Ortsname, 1 . megen ber ©nntbbcbeutms
„fiotl^'' gleid)bebeutenb unb gteid^mert^ig mit $^
lufium (abgeleitet öon Tn)X(5c) ^bic fiot^ftabt", ci«
alte ©tobt im nörblid^enäegi)pten, an beröftli^jto,
nac^ ibr benannten ^Rilmünbung (65. 30, 15. 16j,
mitten in ©ümpfen, bcncn fic i^ren 9^amen bb*
banfte (Strabo 16, 2, 33). ^IS ©c^Iüffd M
Raubes mar fic ftarf befeftigt, loarb bcfetoegen oR
belagert unb fal^ gro^e ©d^lad^ten in i^rer fläfL
(Herod. 2, 141; 3, 10). Sic 3:rümracr l«
©tabt l^eigen je^t ^ine^ unb fmb nod^ nid^tn^
untcrfuebt. (9?gl. SBicbcmann^ ®e)(|. öon **•
5legi)pten, galm 1891, 195.) — 2. ber ffiüpni
ftricb 3n)ifd^en Slim unb Stap^ibim ober hm
©inai, „SBüftc (öon) ©in" (65. 16, 1 ; 17, L
92um. 33, 11 f.; LXX Siv), fo genannt iih*»
fd^ciulid^ nad^ ber 9}Jonbgottbeit ©in. — 3. {1^
V3f) eine SBüftc an ber ©üboflgrciijc öon fi#«
naan, in h)el(j^er 6abe§ lag, bie ^ortfe^ung ber
SBüfte ^aran. ©ic l^cifet bei ben LXX :Si^ ml
Ivrl, 9ium. 34, 4 aber Sewdtx, 'Ewax (in ber
Sulg. Senna). [ftaulcn.]
^ino, in ber l^eiligcn ©d^rift 1. (-.s) bie in
öorljergel^euben %vi, unter 3 genannte SB^
(3oj. 15, 3). — 2. ungenau für ©inai OwbiH
5, 14. $f.67, 18. gccli.48,7. 34)Q.7,30.81
®al. 4, 24. 25). [«aufat]
^htai (-ro, 2iv5f), im a. 1. 9ioine W
S3erge§, auf n^cld^em ba§ mofaifd^c ®efej^ gegte
mürbe. €r l^atte biefcn 9tamen nnil^rfd^nlüt m
ben beibnifd^en ^cmobncm ber ©egenb er^oltai
meld)e bafelbft ben!D^oubgott@inöere^Tten(^
fc^rift ber beutid)eu morgcnlönb. ®ejdli(^. XU
[1865], 244) ; fouft ttarb er, als ber bebeiriabpr ^
JiBcrg feiner Umgebung (Jos. Antt. 2, 12,1),
öorjugSmcifc §oreb („ber bürre SSerg*) genont
mic man bic gefammte sugc^örige S^ergEUJjr
nannte, ißon je^cr ift bicfc in ber |)Iutonij(tai
@ebirg3bilbuug crblidt morbcn, meld^ ben Söba
ber ^albiufel ^mijd^en ben ®oIfen üon ©ue j nb
öon '^Ifaba au^tüUt. 3)iefe beftcl^t aud brei mä^
tigen, öon D^orbmeft nad^ ©üboft laufenben fie*
birg^ftöden, an meldte ftd^ im 92orben bie to^*
gelegene (^bene öon 3tQi)a\) fd^lic^t, unb Stei^
mie @^£egeten l^abcn öorjugStteife l^ter wut ber
^öl}e gejud)t, auf meiere bic öerfd^iebeiun ta^o«
grapbijd^cu eingaben in ber beiltgen @d^rift)wifeL
3n ben älteren djdftlid^en ^oi^rl^unbertcn Mt
man anberer ^J^cinung unb l^xtU, U)eU man bod
befinblid^e Sujd^rtften al3 iSraelitifd^ auS ber
^üftenjeit anja^, ben vmUx tot\üiä^ %fkgnai
©erbal für ben ®cfefee§berg; eine Unfi^t« f«
meldte fid^ in neuerer S^xt nod^ Sepftud unb CM
SS3
©Inolta — ©inccurcn.
334
tl. 0.) ouSgtflno^ IfiUn. €on|ji i)t man ie^t
tUaym bei lUbct)ntgtxng , bo^ ber biblif^c
ctruii in bcm mittlem oon ben oben genannten
ii'^btrgjljtMtn }& fud^en x\i, befonberS and^, »eil
er bimct ctn bie ^nbige Sbene er-SRabab flögt, in
to sunt bif Stnainüfte (ߣ. 19, 1) gu {tiefen
:-r. Ziffer Qrrgiücfen fleigt in ixoti gewaltigen
r..ri;i{»fein cntf: )u einem nötblid^en Don faft
iy '^ IM m ^^, tDet^er t)on ben Arabern 9t&d ed
cü'-^re^, Don ben (^^riften ^oreb genannt loirb,
n^ ivsum fitbfid^ über 2200 m bob^n, meldtet
£ ^Kbcl 9Rtifa, »SiofeSberg" bei^t. S3on biefen
:r.£cn bot Sobinfon ({. ii.) ben erfletn alS ben
trfrmuben (df|e|e3berg angefel^en, mobrenb bie
: :I;T>ibl ba (Siegcten {idfi für bie gmeite £)öbe
ernttnbfl, iDcIi^e no(b @üben mit einer faft fenf»
zj^jjoi Sonb abftäxit unb fo bie 6$. 19, 12 f.
er\iünK 9ff<^ffenbeit befi^t. Seil nun biefer
^^a9 bux4 bie ®ottedoffenbanmg ber ®e{e^«
t.hmg gebeiligt loorben, nennt ibn 9}}ofe§ ftets
t ztrr: eL 3, 1 ) ben ©erg ®otte». 3n ben nad^-
rr-Kf4^ 3<iten be§ ^Iten Xeftamented toirb ber
c:r.ji nocb einige THalt poetifcb oerberrlid^t ober
az<^nt (SlicftL 5, 5. !ßf. 67, 9. 2g§br, 9, 13);
c ^te ®ci({)i(^te tritt er nur ein, ba Slia§ in
; ri-: räur ivunberboren @|>ei{e gu feiner Söu»
tT-.ng 40 Zöge itnb !Röd^te burd^ bie 3Bäfte
zjxiuct^ bis er gum ^oreb gelangt, ben er gu an»
^'■ :n 3n>etie oiel e^ b^tte enei^en lönnen. SDie
t.. r^<c Deriegt auf ben Sinai ba§ @rab ber
L Katboiina, beren l^iliger Seib boilbin oon ben
•rroffn getrogen werben fein joH (f. b. 9lrt. fta»
rkmo Vn, 338). ©eitbem bie ©tätten ber
CfmbflTung 3i^lp"nfte frommer unb gclcbrter
1 ;^:r geiDorben fiiib, ift auc^ ber ©inai ungöblige
Halt Don 9lbenb« unb ÜRorgenlänbern be)U(|t
tcxtm ij. b. Art- 3ieifen)erle). ®abei iftnamcnt-
:^ t(S Don grie^ifd^en SRönd^en bemol^nte,
l-.nuQ^crtige unb goftfreie ffatbarinenllofter, mel-
^zi ix: einer @c^lud^t tt)eftlid^ Oom eigenttid^en
'csui logt, feiner alten, Oemad^läffigten IBüd^er»
'iznrJimg wegen betül^mt getoorben; ^ifd^enborf
'rit bort bie uratte gried^ifd^e iBibelbanbfd^rift,
-zilU feitbem aüer SBelt al§ Codex Sinaiticus
:lj-m geworben ift (f. b. %rt. 93ibetbanbfd^rift'en
U ^»75); in neuerer 3^it entberften englifc^c
Sisim Oofelbfl \>a& alte f^rifd^e Soangelium, oon
z::Um im ?lrL !pef<]öittl)o IX, 1826, unb bei
. aiicn. Stnleitinig« 4. 9lufl., 127 bie SRebe ift.
1^'^ Leon de Laborde, Gomment. geogr.
^n* l'Exode ei les Nombres, Paris et Leipzig
\^li lRDhm]on unb ©mit^, $aläftina unb bie
'^/^ angrrnsenben Sönber I, ^alle 1841, 176;
i^fml, Steife pon Xl^eben nad^ ber ^albinfel bc3
€(X4f. 8ctUn 1845 ; graaS, tiluS bem Orient,
€tittgart 1867« 5 ff.; ^Imer, S)er ©d^aupla^
:.-: 40]abrtgm SBonbenmg 3§rQeId, ®otba 1876 ;
'fiai, t£ur4 Öofen }um ©inai, 2. 9ufl., Seip*
-jls^l.) [ftaulenj
'SimrilA, Seinantc mel^rerer 3Rönd^e beS ©inai-
l'-^rx^, in^^cfcmbctt bc$ 1^1. SlnaftofmS (f. b.
^rt. I, 792) unb beS 1^1. ^ol^nneS glimacuS
(f. b. art.).
$inbott (ri (Tivdwv) begeid^net bei ben ©Qnop-
tifem (aKatt]&.27, 59. 9Karc. 15, 46. 2uc. 23, 53)
inSbefonbere baS Sinnen (-rdt di^^via, linteamina,
3o]^. 19, 40; 20, 7), in meld^cS ber fleid^nam bc«
^errn gel^üUt unb in bem er im ®rabe beigefe^t
tt)urbe (bei SDlarc. 14, 51 ift dtvSwv ein leic^-
ted ®emanb). 2)a in ber Siturgie ber ^Itar unb
feine SluSftattung oon SllterS \)tt fpmbolifd^ auf
ba3 fieiben bed ^emt belogen h)urben, f o galt baS
aitartud^, fpecieÜ baS 6:orporale, al3 !Rad^biIb
bed Seid^entuc^eS (lila sindon, quae sab divi-
norum donorum ministerio expansa est, Jo-
sephi Arimathensis est ministerium ; S. Isi-
dor. Peluß. Ed. 1, 123, bei Migne, PP. gr.
LXXYIII, 293 ; Ogl. 6. Durandus, Rationale
div. off. 4, 29, 4) ; felbft ber 9iame „©inbon"
ging im Ordo Bomanus II, n. 9 auf bad
9lltartud^ über unb bat fid^ in ber ambrofianif d^en
Siturgie infofem erl^alten, al§ ba3 ber ©eaet bed
römifc^en 3)hffald entfprecbenbe @ebet oratio
supra sindonem genannt mirb (Acta Eccles.
MedioL, Mediol. 1599, 743). ®a8 Seid^entud^
beS ^erm (S. Bindon, la s. Bindone, le
8. suaire), eine ber ^affionSreüquien , fd^enfte
im Anfang bed 12. 3a]^rbunbert§ ber @ro^«
meiftcr ber Sobanniter bem ®rafen üon ©aoo^en,
3tmabeu8; ed lam 1253 nad^ 93urgunb unb
1353 nad^ g^amberq. ^m 3. 1578 brad^te man
e§ nad^ Surin, um beffen Serebrung bem bl. ffarl
iBorromouS ju erleid^tem, imb bort oerblieb c3
fobann; feit 1694 ift e§ in einer il^m }u @bten
erbauten Äird^e beigefe|t. S)ie le^te feierlid^e Su§-
fteEung fanb 1868 gelegentUd^ ber ^od^jeit be§
Jhonprin^en ^umbert ftatt. ©eit 1506 mirb ba§
geft oom l^eiligen ©rabtud^e in (Sb^i^^^^Q am
4. ^Rai begangen; im 93ereid^e beg ffönigreid^eS
©arbinien (in tota Begis Sabaudiae ditione)
l^at ba§ tS^ft feit etma 60 ^al^ren ben Sang eine§
duplex 1. classis mitOctao. Unter ben$affion§-
officien (f. b. ^rt.) ift bem bed Seid^entud^eS ber
Sreitag ber ^roeiten gfaftenmod^e jugemiefcn. (©gl.
BenedictusXIV., De serv. Dei beatif. etc. 4,
2, 81, 17, unb über ba§ 3:uriner unb anbcre
©rabtücber beS §erm Ch. Bohault de Fleury,
Memoire sur les Instruments de la Passion,
Paris 1870, 225-244.) [ft. ©d^rob.]
$inear, f. ©ennaar.
I^inemren (oom lat. sine cura) l^eigen fold^e
^frünbeu, mit benen gar feine Obliegenbeit ober
gciftlid^e gunction üerbunben ift, alfo Seneficien,
an benen entgegen bem ©runbfa^ c. 15 in VI 1 , 3
fein officium b^tftet. 9^icbt ju oermed^fcln fmb
bie ©inecuren mit ben beneficia sine cura ober
incurata, bie geloö^nlid^ beneficia simplicia
genannt werben (f. b. 3lrt. ftird^enamt VII, 516).
gigentlid^e ©inecuren finb bem ©elfte ber fird^«
lid^en ®efe^ burd^auS jumibcr ; bod| fanben ficb
berglei^en früher }. 93. an ©tiften infolge oon
SBal^lcapitulationen ober aud^ burd^ Kumulation
839
mufetc für 5lDc ein aHittcl ßcfunbcn tDetbm, ^^^
»elc^cS er Don bemfelbcn auSflenotntnen wetDen
fonnte. Sa nun bie ©träfe burc!^ eine glut per»
beigefül^rt merben foflte, fo tonnte iencS 9Iltttei
fein anbered fein als ein mol^toerpid^ter, t)on oben
erl^ellter ^oljbau, bcr fid^ mit feinem gefammtcn
Sn^alte über bem SBaffer erhalten mngte. 9lad^
®otte§ Slnmeifung marb ein fold^er ^oljbau, bie
n>egen il^ter ffaftengeftalt fo genannte %:^t (f. b.
^rt. 9loe IX, 420 f.), üon 5Roe gel^orfam ^er»
gefteHt; mir bürfen amtel^men, ba| barüber bie
120 Saläre üerftrid^en, meldte aI8 ©nabenfrift ge-
geben maren. 2)ur(^ bicfe Vorbereitungen marb
9ioe für baS mttlebenbe ©efd^Ied^t ein „^rebigcr
bcr ©etcd^tigfeit" (2 $etr. 2, 5); freilic!^ erfal^ren
mir t)om ^eilonb, ba^ biefe ^rebigt ol^ne SBirfung
blieb, unb bafe !Woe^8 S^itgenoffen „aßen unb
tranfcn unb l^ciratctcn, bi§ bie ^\v\t tarn unb atte
l^inmcgraffte" (Suc. 17, 27). 2118 nämlid^ bie
Seit ber fiangmut)^ üerftrid^en mar, brac^ bie glut
auf gmei SScgen herein. S)ie ^eilige ©d^rift be»
jeid^nct biefelben bal^in, ba| „alle OueUen bed
großen Ocean§ aufgeriffen unb bie ©d^leufcn beS
^immelS geöffnet mürben". 6ine Ueberfd^mcm»
mung eutftanb alfo baburd^, ba^ Dom Tltttt l^er
fid^ SBaffcrmaffen über ba§ trodfene 2anb ergoffen,
unb ba^ ein molfenbrud^ortiger Siegen, meld^er
nad^ 7, 12 fed^g SBodjen lang unaufbörlid^ bauerte,
üom §immcl nieberftrömte. ©o ftieg unb fticg
auf grben ba§ SBaffer, auf meld^cm bie Slrd^e
fd^manun, unb erreid^te enblid^ eine ^öl^e, meldte
über bie l^öd^ften SBergfpi^en l^inauSging. ^uf
biefem ©tanbe blieb ba§ SBajfer gan^e 150 Sage,
fo bag alles Sebenbe, baS nid^t im Sßaffer feine
6ji|ten3 fortfcjcn fonnte ober nid^t in bcr ^trd^e
geborgen mar, ju ®runbe gelten mu^te. ©iefeS
entfe^lid^e ®otte§gcrid^t biente inbc^ nid^t blo^
ber (äcred^tigfeit, fonbem aud^ ber Sarml^ergigfcit
©otteS; benn 2lngeftd^t§ be§ unau§meici}barcn
Unterganges bcfcl^rtcn fid^ nod§ aWand^c, meiere
öorl^cr in f rioolem Unglauben öcrl^arrt maren, ujü)
erlangten burd^ bie Söu^c, bafe fie bcr ßrlöfung
3efu tl)cil^aftig mürben (1 ^JJetr. 3, 20). 3(l§
enblid) bie 6rbe, mie in einer großen Saufe, öon
ben förcuelu ber ©ünbc geföubert mar, lie^ ®ott
bie natürlidien ffräfte mieber gur ©cltung !om»
men, burd) meldte ba§ ^luf^ren bcr glut bcmirft
murbc. 93cim ©infeu be§ SQäaffcrS fa& bie ^Ird^e
„auf bcn ©cbirgcu 2Irmenien§", alfo, meun natur-
gemäß bie l)ö^fte öcrgfpi^c berfclben gebod^t
mirb, auf bem großen 2lrarat auf, unb öon bort
aus naf)m boS neue 2cbcn auf Erben, baS menfd)-
lid^e mie baS tbicrifd^e, feinen 2lnfong. greilid^
bauerte eS nod) mebr als ein l^albcS Sa^r, bis bie
(irbe mieber bemol^nbar mar; bann aber ergoß
ber ©trom ber in ber 2lrd^e geretteten Scbemefen
fid^ aümölig über alle Kontinente, auS meldten
nad^ ber fjlut baS Qfcftlanb ber grbe bcftanb ; benn
über bicfe grftlingc einer neuen SDBclt auf grbcu
erging baSfelbc göttlidjc ©egenSmort mie am
©diöpfungStagc; „SBad^fet unb meieret eud^ ouf
340
^J^ 6rbe!" (8, 17.) ©aß bie auS ber fjlut gc-
.^ttcte 5Dtenfd5il^eit ebenfo mie bie untergegongenc
W ®afein Dermirfen merbe, blieb nad^ ben ®e«
Atmungen, meldte fte on ben Sag legte, nid^t §u
befürd^tcn ; benn ibre erfie Sl^at auf 6rben mar
bie ^luSübung ber ®otteSuere^rung, burd^ meldte
fie ftd^ baS SBoblgcfallen ®otted ermarb (8, 20.
21). Safür erbielt fie ben ©egen ®otteS, unb htt
^en fd^loß einen SBunb mit il^r, moburd^ er bie
®emöbr gab, baß feine neue angemeine glut übet
bie Srbe fommen merbe. 211S 3eid^en biefeS 93un-
beS marb ber neuen SBelt ber {Regenbogen ge-
geben (9, 11—17). Snfofem biefer ein not^-
menbigeS Srgebniß berienigen ))]^9fttalif(ben Ser-
l^öltniffe ift, meldte ie^t auf ßrben berrf(^en, tonn
biefe 3ufage ®otte8 uid^t anberS Dcrftanben toer-
ben, als baß bie ie^igen 3itftönbe auf Srben
immerfort beftel^en follen, unb baß eine neue ©int*
flut burd^ bie natürlid^en äSerl^ältniffe auf Srbett
unmögli(|l bleibt.
Sei biefer Darlegung ift als SorauSfe^ung ber
oberjle ®runbfa^ ber @segefe feflgel^alten, monac^
bie SBorte ber l^eiligcn ©d^rift in i^rem eigent-
lid^en ober gemö^nlid^eu ©inne üerftanben merben
muffen. 2)ie Uniöerfalität ber fjflut, meldte nad^
biefem ®runbfa^ ungmeifeD^aft anjunc^men ift,
mollcn freiließ manche neueren Srflärer ni^it S^*
geben, meil bie l^ierauf giclcnben ^luSbrütie im
®eifte ber orientalifd^en 9lnfd^auung olS ^^per«
bolifd^e aufsufaffen feien unb bie SUgemein^eü
als eine relatioe betrachtet merben muffe, hierfür
mirb fein onberer ®runb angegeben als bie 9lnct*
logie ö^ntid^er ^uSbrüde in ber l^eiligen ©c^rift,,
namentlich ®en. 41, 57. ©eut. 2, 25. apg. 2, 5,
an meldten ©teilen eine ooÖige SUgemeinl^eit nid^t
angenommen merben bürfe. S)er „©prad^gebraud^
ber beiligen ©d)rift" mürbe an fic^ feine Snftana
bilben, ba üielmelir nur ber mofaifd^ ©prad^-
gebraud^ in %etrad)t fommen bürfte; inbeffen ba
aud^ jmei ©teilen auS bem ^entateud^ ^eratt»
gebogen merben, unb ba ber ^uSbrud ber fpätereii
biblifc^en SBüd^er Dielfad^ burd^ bcn ber früheren
beeinflußt ift, muß man ben Sinmanb fd^on gelten
laffen. lillein ganj gemiß ift an ben fraglid^en
©teilen eine biStributiüe SoOftanbigfeit, wit fie
fonft burd^ «icber" beseid^net mirb, nic^t in'ö
^uge gefaßt; bieß mirb burd^ eine SBebingung
öerbinbert, meldte fo fclbftt)erftänbli(^ ip, baß fte
nic^t auSgebrüdt ju merben braud^t. SBenn
®en. 41, 57 gefagt mirb, baß ^alle Sanbe nad^
^egppten famen", fo liegt in ber 5Jatur ber
Badjt bie 3)cfd^ranhtng auf bieienigen Sanbe,
benen ^eg^pten befannt unb }ugöuglid^ lt>ar«
6benfo ift ^u Spg. 2, 5 bie iBemerfung Don
Kcufd^ (»ibcl unb Sßatur [f. it] 290), er fenne
feinen @|egeten, ber annäbme, eS feien aud^ S^t-
nefen unb 92cufcelänber bort gemefen, uic^t ju-
treffenb, meil nur an Sölfcr gebaii^t merben barf «
bei mcldien fid^ 3-uben mirflid() aufstellen. &me
foldde Se)d)ränfung ober Sebingung ift bei allen
öldnlid^en ©tcUeu DormiSjufegen; an ber ©teile
!ST
etntflut.
388
«4 kern in 9bL 8 mb 4 ®ef agtm ale niii^t funb-
k(t ober cdft pabbaft cmjufe^. [ffirfi^fam)^.]
^imtftat (Qc^tntflut) ifi bie ie|t miebet
iää$ goDOtbcnc ilrotm für bat lange im ®pxaif»
QÜgfmcm gcmefene SBoitSünbflut,
m aud bem altbeutf^en sinvluot unb
mittflbditfc^ aintfluot, sindflut l(|erauS-
^itfiMt ^itle. SoS aSort i\t gur fte^enben 99e-
fcäbmiiig fnr bie oUgemeine Ueberfc^toemmung
^raottei^ iDcld^ jitr 3^ beS ^triim^en 92oe
9w Cibc bctiojfcn ^t. Unfere itenntni^ biefed
nrijnincS cntftnniigt au8 feiner anbem Ouette
it^aaibm Script bec (SenefiS 6, 9 biS 9, 17 ;
ym bie IRiemims, e8 befleiße bei ber gejammten
2?^4^ ouf <lrben eine Xrobition über ben
Mir^inibai Sorgong, bot ftd^ oIS ebenfo irrig
cnrnfCB, nie bie Se^uptung, bie ®eoIogie toerbe
>ciib 4^ Srfn^nmgen )ur tlnnol^me einer etn-
T4ni oUgcmetneii Ueberf<^tt)emmung auf Srben
vciü^igt erftfte «nficbt ift längfi burd^ Sr-
ficmrang imferer etbnologijd^ ffenntniffe be-
titigt inbean nid^t nur bei Dielen SBöIIem bie an«
cbtobc Xnibiüon jid^ an locale Ueberfd^mem-
ismgcn aii(mi)}ft, fonbem auif Sölter genug be«
teott goDorben ftitb^ »elcbe feine f^tutfage be«
r^ai. Sei ber ledern 3(ngabe ift ber Umfianb
irrfattaib gemefen, ba^ bie Sintflut in ber Sul-
agki dflaYinm genannt mirb, unb ba^ auÜf bie
^rxtigr gcoIog;if(bc SBi^fd^aft eine jüngere
lifT^ ber ^bbUbung £ilut)ium nennt, n)ö^-
tssk) bod^ icne bonutter eine innerl^alb eined Sal^red
SCTlaiifem Statafttüp^, biefe einen Vorläufig nod^
.jintgboceli 3۟obf(^mtt Derfte^t. Med alfo,
3£i mau über bie Sintflut n)if|en fann, beruht
ozf ber tii^Hgm ßsegefe be§ betreffenben mofai-
ten f[bfi&nitieS, )u bent nod^ einzelne SteEen beS
Jiemn Zcftomented binjujunebmen finb. SS ift
liasbinb, ii>ad Vlan^e annel^men, ba^ biefer 99e«
3bt ein felbfidnbiged ättereS ed^rtftftüd! ift,
mddt^ IRofcd in feine eigene ©efi^ic^tlerjäl^Iung
cn^efügt fyxt ; nur mug bobei feftgel^alten tt)erben,
läS bem tDunberbar )>ragniatifd^en Sufammeu"
la^ btt @eneft8 bomit fein eintrug gefd^iel^t.
z*zr4ait§ mroginotif^ ift aud^ bie Cinfügung
•fIK geidbeben, inbem ber einfachen Srjablung
renn ^ergange ber allgemeinen ^Ini ein Slb«
twtt (6, 1—8) öoraufgefd^idCt ttirb, ber bie
^nnm Urfad^en ber ffatajtropb^ oufbedt. 9[I§
'zinia unxb junöcl^ft angegeben, ba^ bie gefammte
V'xa)diffeit (r^^n coüediöifd^ 6, 1), beren ®c-
^i^ubte tn ber<8niefi§ bis su 11, 9 üerfolgt mirb,
^sm 3^ i^urd Sofeind abgetoid^en tt^or. 9i§
^qMr toor cht %^ii berfelben t)or biefer 93er«
ffnuig bctDübrt geblieben, toeil eine ftrenge @d^ei>
»ung fwi^äiai ben ®otteSfürd^tigen (ben „@otte§«
htdaa') unb ben @ottlofen (ben „%Un)d^en«
fmficm') bfftonben b^tte. 93eiberfortfc^reitenben
Sensebnmg bei !KRenfd(|en war bie trennenbe
e^ibeioanb Dor ber fteigenben Sinnenluft %f
h^, unb bit ^gmntfd^ten g^en" jn^ifc^en ben
idMtn SRenf^enböIftcn botten aur golge, ba^ „ber
ÜRenfd^ gfleifd^ geworben" (6, 8), b. 1^. ba| burd^
ungezügelte Sinnlid^feit ba§ tl^terifd^e Clement in
ibm über oQe geiftigen, auf ba§ Smige gend^teten
Seftrebungen bie Ober^anb geioonnen ^atte. SBad
aber für fpdter alS ftet§ wieberfel^renbe Srfabrung
feftfte^t , bad geigte fid^ aud^ fd^on bamolS : mit
ber SBoUuft üerbanb ftd^ ®tau{amfeit unb ®e-
walttbätigfeit, unb wie ber Sinn für baS ©eiftige
unb ewige fd^wanb, \o erfiarfte ber Eigenwille,
ber fidd über Siedet unb Örbnung binwegfe^te.
S)amatö gingen aud jenen Derwerflid^en SJerbin«
bungen bie SReden b^or, welche aud^ im An-
beuten f))aterer ©efd^Ied^ter wegen ibrer ©ewalt«
tbätigfeiten fortlebten. S)a^ bie LXX unb bie
SJuIgata biefe cVBa ®iganten (f. b. Art.) nennen,
t)erf(|iebt ben 99egriff für bie fiefer; benn nid^t in
riefenbafter jtör|)ergrö|e (weld^e übrigens feine§-
wegS audjufd^Iie^enift), fonbem in rober, auf bie
dgene Ihaft trojfenber äBillfür mu| baS Unter«
fd(|eibeiü)e biefer Uteden gef ud^t werben. SRiefenbaft
würben fie erft in ben Sagen ber alten SSöÜer, in
weld^en eine utdiare Erinnerung an fte forilebt.
So war nad^ 5Wei Stiftungen bin ba§ äJlenfc^eu«
gef(bled^t Don ber urf))rünglid§en 3bee @otte§ ab*
jewid^en unb \)atit bamit ba§ Sted^t feines 93e«
tebenS verwirft. S)ie| brüdEt bie b^Uige Sd^rift
0 aus, ba^ ®ott „bereute, ben SRenfd^en ge«
d^affen )u l^aben". 2)er entfe|Hd^e Zb^tbeftanb
auf Erben, burd^ weld^en ber 3wedt ber Sd^öpfung
tbeilweife oereitelt war, forberte @otte3 ©ered^tig-
feit in fold^em 9Ro|e berauS, ba| aud^ bie Siebe,
weld^e ©Ott au feinen ©efd^opfen trögt (6, 6), ben
SRatl^fd^Iu^ nid^t aufbalten tonnte, ben SJlenfd^en
fammt aOem, waS um feinetwiQen gefd^ffen wor«
ben, wieber au oeriilgen. S)a aber ©otteS Straf«
uril^eile ftetS bPt'i^tbetifd^ ftnb unb burd^ bie 9u|e
beS Sd^ulbigen umgewonbelt werben föunen, b^^tte
©otteS 93armbcraigfeit t)on Domberein eine gfrift
oon 120 3obren in AuSftd^t genommen, wöbrenb
weld^er baS äJerberben b^itte abgewenbet werben
fönnen. %nä) gab eS t)on ber ^Qgemetnbeit ber
ftttlid^en SSeriommenl^eit Eine SluSnabme. 9{oe
(f. b. %xL) batte nid^t, wie bie übrigen SRenfd^cn,
©otteS ©ered^tigfeit b^^^^uSgef orberi , fonbem
„©nabe bei ©Ott gefunben" (6, 8), unb fo war
nid^t blog er oon bem ©eridgte © otteS auSgef d^Ioff en,
fonbem aud^ berjenige Xb^U ^^^ Sd^i)))fung, wel-
d^er mit feinem IBefteben berwadbfen erf^ien. S)a«
mit ift für ben SBerlauf ber Eraöblung f^on eine
9tu8fid^t eröffnet : wenbet bie Sufee nid^t bie Strafe
ah, fo mu^ bie ganae irbifd^e SQBelt au^er 9toe unb
bem au ibm gebörigm Sbril au ©runbe geben.
S)ie beilige ©efd^id^te lä^t feinen Zweifel bar-
über, ba^ bie Sebingung, unter weld^er baS Straf«
geri(bt »erbütct werben fonnte, nid^t in ErfüEung
gegangen ift. S9iir bürfen imS borüber ni(bt wun«
bem, wenn wir erfabren, bag auf ber ganaen Erbe
unnotürlid^e gfleifcbeSfünbe einbeimifib geworben
war, unb ba| barum eblere ätegungm unb ©e«
finnungen fem gebalten würben (6, 11. 12). SBar
alfo baS SSerberben nid§t mel^r abauwenben, fo
839
©intflut.
340
mu^tc für 9loc ein WxM gcfunben »erben, burd^
tDeld^eS er Don bemfelben ausgenommen toerben
fonnte. ®a nun bie ©träfe burd^ eine fjlut ][ier«
beigefü^rt toerben foHte, fo fonnte jeneS SWittel
fein anbereS fein al§ ein tool^lüerpid^ter, ton oben
erfreuter §ol3bau, ber fidj mit feinem gefammtcn
Snljolte über bem SBaffer erl^alten multc. SJad^
©otteS 5lntoeifung toarb ein fold^cr ^oljbau, bie
toegen il^ret ^oftcngeftalt fo genannte ^rd)e (f. b.
5lrt. Tioe IX, 420 f.), öon 5Roe gel^orfam ^cr«
geftcllt; toir bürfen annel^men, ba| borüber bie
120 3a^w ücrftrid^en, toeld^e alS ©nabenfrift ge-
geben toaren. ®urd^ biefe Vorbereitungen toarb
9be für ba§ mitlebenbe ®cf(f)Iecl^t ein „^rebiger
ber ®crcd^tigfeit" (2 ^$etr. 2, 5); freiließ erfahren
wir oom §eilanb, ba^ biefe ^rebigt ol^ne SBirfung
blieb, unb ba^ 9ioe'8 Scitgenoffen „ajien unb
tranfen unb heirateten, bi§ bie glut fam unb alle
bintoegraffte" (?uc. 17, 27). tUlS nömlid) bie
Seit ber Sangmutl^ oerftrid^cn toar, brac^ bie glut
auf jtoei Siegen herein. S)ie l^eiligc ©d)rift be-
jeid^nct biefelbcn bal^in, bafe „alle Ouettcn beS
großen Dccan§ aufgeriffcn unb bie ©d^leufcn beS
§immel§ geöffnet tourben". 6ine Ueberfcä^toem-
mung entftanb alfo baburd^, ba^ oom ü)leere l^er
fid) Sßaffcrmaffcn über ba§ trocfcne 2anb ergoffen,
unb ba^ ein toolfenbnid^artiger Megen, toeld^er
nad) 7, 12 fcd)§ 2Bod^en long unaufbörlid^ bauerte,
tom ^immcl nieberftrömte. ©o ftieg unb ftieg
auf (?rben ba§ SBaffcr, auf toeld^em bie ^rd^c
fc^toanim, unb crreidjtc enblid^ eine ^öl^e, tocldje
über bie böd)ftcn Scrgfpijcn ]^inau§ging. *2luf
biefcm ©taube blieb ba§ SÖaffer ganjc 150 Sage,
fo bnfe alles fiebenbe, ba§ nid^t im Sßaffer feine
ßjiftenj fortfe^en fonnte ober mdji in ber ^Ird^e
gebovo^en toar, ju ®runbe gelten mu^te. S^iejeS
entfet>hd^e @otte§gerid^t biente inbe^ nid^t blop
ber ©crcd^tigfeit, fonbem auc^ ber ©arml^erjigfeit
(SottcS; benn 5lngefid^tS be§ unauStoeidjbarcn
Unterganges bef ehrten fid^ noc^ 9)knd}c, toeld^c
oor^cr in frioolem Unglauben üerl^ant toaren, unb
erlauotcn burd^ bie ^u^e, ba^ fie ber (Srlöfuug
3c)u tl)dlbaftig tourben (1 ^etr. 3, 20). 511«
enblid) bie (^rbc, toie in einer grof5en 2aufe, üon
bcn förcueln ber ©üube gcjäubcrt toar, lie| ®ott
bie ualürlid)en Älräfte toicber jur ©cltung fom=
mcn, ^.urd) tocldje t^a^ ?lufl)ören ber ^hit betoirft
tourbe. 9?ciin ©infen beS SSaffcrS fajj bie 5lrc^e
„auf bcn föcbirgeu ^InucnienS", alfo, toenn natur-
gcmöf; bie ^üd)fte Sßergfpi^e berfelben gebadjt
toirb, auf bem großen IJlrarat auf, unb öon bort
uuS ual)m baS neue £cben auf @rben, ha^ menfd)=
lid)e toie baS tl)icrifc^e, feinen Einfang, t^rcilic^
bauerte eS nod) mebr als ein IjalbeS ^al)x, bis bie
(rrbc toicber betool^ubar toar; bann aber crgo&
ber ©trom ber in ber 5lrd}e geretteten Sebetocfen
fic^ aUmiilig über alle ßontinnite, auS toeld^en
nnd^ ber ^lut baS geftlanb ber ^rbe bcftanb ; benn
über biefe ö:rftlinge einer neuen äöelt auf 6rben
erging baSfelbe göttlidje ©egcnStoort toie am
©djöpfungStage: „SBad^fet unb meieret eud^ auf
ber grbe!" (8, 17.) 3)a6 bie au« ber gflnt ge-
rettete 9)}enfd^l^eit ebenfo toie bie untergegangene
il^r 2)afein tertoirfen »erbe, blieb nod^ ben 6e*
ftnnungen, toeld^e fte an ben Sag legte, nvSj/t pt
befürdjtcn ; benn i^re erfte %fyA auf Srben bot
bie Ausübung ber ©otteSuerel^rung, hvxä^ todSß
fie ftd^ baS SBoblgefallen ©otteS ertDorb (8, 20.
21). 2)afür erhielt fie ben ©egen ©otted, unb ber
^err fd^lo^ einen %unb mit i^r, toobun^ er \k
®etoöbr gab, ba^ feine neue allgemeine glut über
bie Srbe fommen toerbe. %U S^i^^ biefeSSm*
beS toarb ber neuen Sßelt ber ^Regenbogen ge*
geben (9, 11 — 17). Snfofem bicfer ein nüi^
toenbigeS €rgebni^ berjcnigen pl^pftfolifd^ Sei*
bältniffe ift, toeld^e je^t auf Srben ^rrfd^, Ion
biefe S^tfage ®otteS nic^t anberS ))erf!aiü)en iiki-
ben, als bog bie ie^igen 3uf)önbe auf Srbei
immerfort befielen foUen, unb ba| eine neue @iBt>
flut burd^ bie natürlid^en 93er](|altniffe auf Sxbn
unmögli^ bleibt.
Sei biefer S)arlegung ift alS SSorouSfe^ung ber
oberfte ®runbfa| ber ß^egefe fefigel^Iten, iDona(|
bie SBorte ber b^iliG^n ©^nft in i^rem eigeni*
lid}en ober getoö^nlid^en ©inne Derftanben toobes
muffen. S)ie Unioerfalitöt ber t$flut, toeld^ nol
biefem ®runbfa^ im5toeifel]^ft on^une^men ip,
toollen freiließ mand^e neueren Srflärer ni^lt )»
geben , toeil bie l^ierauf 5iclenben ^udbnute ii
@eifte ber orientalifd^en ^nfc^auung alS fßfl^
boli|'d)e aufjufaffeu feien unb bie ^flgemebtH
als eine relatioe betrachtet toerben muffe, ^ierfir
toirb fein anberer ®nmb angegeben olS bte Sno*
logie öl^nlid^er ^uSbrüde in ber Eiligen @4ii^
namentlich ®en. 41, 57. ®eut. 2, 25. a|)g. 2, 5,
an meldten ©teilen eine oöEige ^Ugemetn^eitid(tt
angenommen toerben bürfe. S)er „©prad^gebrant i
ber ^eiligen ©djrift" toürbe an fu^ feine Snpoi^ !
bilben, ba t)ielmebr nur ber mofaifd^ ©{iia^
gebraud^ in 93etrac^t fommen bürfte ; inbeffen ba
aud^ 5toei ©teilen auS bem ^entoteud^ f^naa^
gebogen toerben, imb ba ber tQuSbrud ber f|>ätera
biblifd}en Sudler t)ielfad^ burd^ ben ber frü^
beeinflußt ift, muß man ben €inmanb fd^on gdtai
lafjen. ^)lllein gau) getoiß ift an ben fragilen
©teQen eine biStributiDe SSoOftänbigfeit, mit {k
fonft burd^ „icber" be5eid^net toirb , ni^t in^l
i)luge gefaßt; bieß toirb burd^ eine Sebingniq
öerljinbert, toelc^e fo felbftuerftänblü:^ ifl, büB^
nid()t au^gebrüdt gu toerben braud^t. SBaa
@en. 41, 57 gefagt toirb, baß »alle fianbe im^
tllegppten famcn", fo liegt in ber 9latur brr
^ad)t bie 33efd^rönfimg auf biejenigen Sanbe,
benen ^legt)pten befannt unb ^ugönglid^ wl
ßbenfo ift ju ^^)g. 2, 5 bie Semerfung w»
Mcufd) («ibel unb 9latur [f. u.] 290) . er hm
feinen 6:fegeten, ber annähme, e§ feien aud^ Sti*
nefcn unb ^^eufeelänber bort getoefen, ni(^ §»•
treffcnb, toeil nur an Sölfer gebadet merben bi|,
bei toeld)en fid) Suben toirflid^ aufl^ielten. Sine
fold}e $efd)ränfimg ober 93ebingung ift bei dies
öbnlic^en ©teilen DorauS^ufe^ ; on ber ©teSi
TM
©intflut
842
SroL 2, 25 i^ fit a&er inflructiDenDeife l^inju-
«tt|t: J^i^ Urin 9ngfi unb Sfurd^t Dor btr legen
cof Ine Ö^Uer unttt bem gongen ^tmmel, meldte
ton bir ^öreiL* 3m Sendet über bie ©int-
fiit tfl eine fol^ ©teEe ®en. 7, U, tuo bie 3u-
nrffia^ninQ btd „ole" ouf bie 6, 19. 20 ange>
kW« 3q1)1 gan) felbfioerflänblid^ ift. Slid^t
i:MiKr^äfibli4 aber, fonbem gerabegu ouSge-
i:iü>nni ip eine folc^e »efc^rönhmg 7, 19—23,
VC bu li^ectottfirte Sufj&^Iung unb ber @egenfa^
Kilos Noe et qui cum eo erant in arca ben
iVr^^iiff etnrr oottflänbigen SHIgemeinl^eit bemtrfen
U^L (Eme miRenfc^aftlidde @s<0<f< ift ctifo ge-
riüngr . on^uerfrnnen, bo^ ber ^eilige Serfa^er
^^ iv^fnefis bie f$Iut )ur Seit !Roe'd olS eine DoQ*
tntMg ober, toie man aud^ fogt, oß eine geogra«
^tnf4 ttxnofrjelU bargefleQt fyit 9Bie l^ötte er
4DC( onbeif gefonnt, baalledX^tfä^nd^e, baS er
berii23trt, trine anbere Suffolfung erlaubt? SSor
SQciD i^ bin ber 9iat^fd^Iu| ©otteS 6, 7 au ur-
qmn: I>e]ebo hoiDinem, quemcreavi, afacie
\tm9L. SBdrf bamalS oud^ tiod^ ntci^t baS ganje
,l3lli) btr Srbe" Don 3Renfd^en ben^ol^nt ge«
ven n. fo l^otte bo(^ bie Semid^tung ber gefammten
iUsfdb^ butd^ eine ^ut aud^ nur auf Sinem
ffntinrnt«, loie ji(^ fpäter geigen Wirb, eine uni»
Tci^cHc Ueberf(^n)emniung ndtl^ig gemad^t. 2)er
OQuptbeiDetö aber liegt in bem 9}httel, toüä^
@l0tl gixr Rettung 92oe^3 unb feiner gfamilie an-
aegftai b<^. SBöre nid^t bie gange Srbe unter
f»afkt gefe^ morben, fo loöre bie SBal^l einer
Ix^f urMtflötiblid^ ; in ber üorbereitenben S^it
»OH 120 3a^ren bitten ja bie gu rettenben !Dlen-
•ten auf ben ßrbtbeil, ber oon ber glut oerfd^ont
Kfü»en foOle^ auSmanbem fdimen, unbbieXl^iere
zyüiUtt )tt bem namlid^en STlittel burd^ i^ren Su"
»mid geführt nwrben fein. Sßeiter fagt bie ^ei-
^iv Sdynft, ba% burd^ bie f^Iut aud^ fämmtlid^e
^ir^fnDtn Xbitre^ loeld^e nid^t in ber ^rd^c toaren,
m 'ärrnibe gingen (7, 21. 28); bie^ nöre un-
iictiTnthcü), foü* eS noä) ®egenben auf Srben ge-
9rtjen (ätlr^ h)el(j^e oon ber f^ut nid^t eneid^t
mtrbcn. ^oner ßiirb bemerkt (7, 24), ba^ bie
£^4firr jid) auf (Erben 150 Sage lang bel^aupteten.
üiiit bcn 6tfe^m, meldte bie ©tatif ber glüjfig-
UuevL frftpriii, tft bieB unbentbar, o^ne bog ber
Sntm&aut ber SSai^ertl^eile eine SBer[d^icbung
omfi UTH ben CPrDförper bemirft ffitit ; grog genug
cor bafär rinr SBaffcrmaffe, tocl^e über bie ar-
sanid)ni ®ebirge l^iinauSging. ^ie Snatbematil
fnm r^tefe emi%i)eii aud ber ^id)tigreit beS SBa)-
'ct, brm tmiö^ai ^o^enftanbe beSjelben unb ber
<Hit3< ber 6rbob«rflä(^€ bered^nen ; efperimentctt
f^cüfii nurnadbgeniiefen tt)erben, falls eine tropf-
ban Siun^ff^it Oürlf^anben toäre, beren SojEiäfion
u brr Des 9ßoffer3 in bemfelbm SBerbäItntf)e
nesbf vni btr !S)urc^meffer eines ®(obuS gum
St^un^meffer, unb ivenn babei bie t^lngiel^ungS-
twt Der ^rbe aufgehoben »erben fönnte. din
ifiunbrr nbn, wit ha% bie SBaf{erma[fe il^rer
"Süm mlgrgen auf einem Steile ber @rbe geftaut
morben mdre, ober bag rtngS um bie äBaffer-
menge eine Sinfriebigung gefd^affen morben möre,
burc^ meldte ber ©eitenfd^ub gel^emmt morben
märe, magt uiemonb angtmel^men, tro^bem bag
febr oorurtl^eilSlofe igforfd^er geftel^en, bie mo-
faifd^e ©intflutSgefd^id^te fei o^ne ^Innal^me oon
Sßunbem ntd^t gu begreifen. Sntfddeibenb enb-
lid^ ift baS 93erf))red^en ®otte§ 9, 11: ne-
quaquam ultra interficietur omnis caro aquis
diluvii, neque erit deincepa diluvium dissi-
pans terram, unb SB. 15: non erunt ultra
aquae diluvii ad delendum uniyersam car-
nem. Offenbar moQen biefe äOBorte bebeuten,
ba| eine folc^e f^lut, mie eben gemefen ift, nic^t
mieberfe^ren mirb ; partieEe Ueberflutungen aber
fmb feitbem nod^ oft, aud^ in großem SRag-
ftabe, miebergefebrt unb bilben nod^ immer eine
©eigel für bie bemol^nten Sl^eile ber Srbe. 9}ad^
allem biefem mug als unumftöglid^eS Stefultat
ber (Siegefe feftgebalten merben, bag ®ott ber
^err gur 3eit 9toe^3 bie SRenfd^l^eit burd^ eine
geogra))^if^ allgemeine gflut oemtd^tet unb re-
generirt l^at.
9Ran barf mol^l fragen, marum ber ®lauBe an
bie geograpl^if^e ^Hgemeinfieit ber noad^ifd^en
gflut eine fo groge äQBid^tig!eit beanfprud^e, bog
berfelbe mit allen ÜJlitteln ber Ssegefe gu ft^ü^en
fei. S)ie großen religiöfen SBa^r^eiten, meldte
aus ber mofaifd^en ©iiUflutSgefd^id^te gu geminnen
fmb, mürben unS ia unoerfürgt entgegentreten,
menn für bie fjflut eine fogen. antl^ropologifd^e
^Ugemeinl^eit angunel^men möre, b. b- menn bie-
felbe fid^ nur auf bie mirflid^ oon äJlenfd^en (unb
2:]^ieren) bemol^nten Zl^eile ber @rbe erftrcdenb
gebadet merben mügte. 9lud^ baS Urtl^eil @otteS
®en. 6, 7 märe baburd^ ooUftönbig gu feiner ®el-
tung gefommen. S)ie Slntmort l^ierauf liegt fel^r
nabe. SBir muffen an ber geograpl^ifcben Unioer-
falität bergflut feftbaltcn, meilfieunS offen-
bart ift. 3)ie ®egner bicfer 9lnerfemtung fagcn
freilid^ gern, bog bie SKeinung Oon einer pav
ticEeu Ueberjrf^memmung gur Seit IKoe'S bogma«
tifd^ unücrfönglid^, bafe fic oon ber Äird^e gebuJbet,
bag fte oon bebeutenben ®ele]^rten oorgetragen
unb oertbclbigt fei; allein eS l^anbelt fid^ bietnid^t
um bie ffla^rung bogmotifd^er Suläjfiöfeit, fon-
bem um bie gnnittelung einer ejegetifd^en SBabr»
beit. ®egen baS fatl^oltfd^e S)ogma mürbe aud^
nid^t oerftofeen, mcnnSubitl^ 7, 6 oon einer SGßa)jcr«
leitung auS bem Xbal auf ben $erg binauf erflört
mürbe, unb bod^ magt niemonb eine fo ungereimte
SWeimmg Oorgubringcn. SiS gum 17. S^^r^un-
bert bot aud^ niemanb in ber j{ird}e ber Weinung
oon einer |)artiellcn ©intflut, meldte bie unb ha
auftaud^te, boS SBort gu rebcn gcmagt{ogl. ©tim-
mcn aus W.-2aad^ XVI [1879], 163 f.), obmo^l
im ^Itcrtl^um mie im ÜJUttclalter cjacte ftennt-
ni^ genug oorl^anben mar, um bie fogen. „freie"
5luffaffung beS btblifd^en ffierid^teS üon ber ©int-
flut als oon einer ))artiellen Ueberfdjmemmung gu
üertl^eibigen.
©intK
343
SBäre oBer aud^ bie|e grnätunij iviS!(^i» \^ \
bod^ burd^auS bic SKdnung ju üemet|m, ö»
fönne bcr Sud^ftabc bet l^üigen ©d^ri^t aiifl
baJ^in öerftanben wetbcn, ba^ nur ein S^eil bet
aRenfd^^eit in bcr ©intput ^u ®runbc gcßanflen
fei, unb ba| neben 92oe ein anberer Sl^etl auf ben
nid^t überfd^memmten Gebieten ftd^ aber bie S^^^^^
ber t$Iut l^iniibergerettet l^abe, meld^er eDentuett in
ben amenfanifd^en, au^alifd^en, ofrtfantfd^en Ur-
beiDOl^nem fortlebe. S)ieje Meinung ift abfolut
auSgcfd^toffen burd^ bie ^Infünbigung @otted ®en.
6, 7 : delebo hominem, quem creavi, toeld^e nur
burd^ 93. 8 : Noe vero invenit gratiam coram
Domino, eine (^infd^ränfung erfal^ren ^at. ^ud^
ift ber 93unb, tüeld^en (Sott 9, 9— 17 aufridjtet,
nad^ änl^alt unb gfornt mit aßen fünftigen SKen«
fd^en gefd^Iofjen ; md^ 9, 8 aber ergebt er ad Noe
et ad fiUos ejus cum eo. Sine IBefd^rönhmg
biefer ^Ugemeinl^eit ttürbe, loenn and) baburc^
feine bogmattfd^e Ofi^age angeregt toürbe, bod^ bie
Ungereimtheit gur fjfolge b^ben, bo^ nad^ 9, 8
nur ein Xl^eil ber SRenfd^en auf gfleifd^genug an-
geiDiefen, ber anbere atfo ^um $egetarianiSmu§
beftimmt geblieben möre. Smmer ift oud^ bie
©teile 1 $etr. 3, 20 ba^in üerftanben »orben,
ba^ nur ad^t 3Reufd^enleben t)om Xobe gerettet
tDorben ftnb. (Sgl. I^ierüber ©d^ang [f. u.] 1, 658.)
^uf ben erften ^M R)ttrbe ed fd^mer üerftönb-
lid^ erfd^einen, loarum aud^ fatl^olif (|e (Selel^rte bie
befprod^enen %nftd^ten, meldte innerlid^ fo menig
ma^rfd^einlid^ ftnb, feftl^alten unb ftd^ bafür etnjig
auf bereu bogmatifd^c Unt)erfänglic^feit berufen,
allein ber ©runb j^ierfür liegt in bem ©lauben,
man fönne fd^mermiegenben Sebenfen, toeld^e bie
eiacten 9tatum)iffenfc|aften gegen bie 3ut)erlöffig«
feit beS biblifd^en ISerid^teS erl^eben, baburd^ bie
©pi^ oibiitäfm, ba^ man bem SBerid^t bie an-
gegebene „freiere'' S)eutung gibt, ^ierburd^ ift
}unöd^ft eine principieSe fflarfteOung gefordert.
Sei aäer ^nerfennung, loelc^e bie bef^reibenbe
9{aturtt)iffenf(^aft megen ber ^uibel^nung unb ber
©orgfamfeit il^rer Seobad^tungen Derbient, mu^
man bcrfelben bod^ ba§ Siedet (S>\pttd)tn, il^re €r«
fabrungen auf bie 3cit oor 9?oe anjumenben. S)ie
bamaligen pb^fif^lifd^^n Serbältnijfe maren nad^
bcr bcilig^n ©d^rift öon ben l^cutigcn aufecrorbent«
lic^ ocrji^ieben, fo bag (Srfd^einungen, toeld^e liijlt
al§ älefultatc ber natürlid^en Sinrtd^tungen an«
gefebeu tocrben müf|en, nid^t ol^nc ääcitereS für
bie oonioad^ifc^c Seit präfumirt toerben fönncn.
®cr größte Unterfd^ieb bcr beiben ^crioben ift
fd^on bamit bejeid^net ba^ eine aQgemeine gflut
öor 9ioe möglid^ war, jefet aber unmöglid^ ift.
S)iefe Unmöglid^feit l^ängt Damit jufammen, ba^
jcjt SBolfenbilbung unb Segen fortmäl^renb ftatt-
finbet, toäbrenb oor ber ©intflut nadft ®cn. 2, 5. 6
bie oon ber grbe auffteigenbe gcud^tigfeit , toie
jc^t ber %f)a\x, einen unmittelbaren Slicbcrft^lag
bemirfte. S)ic| folgt nämlid^ auS ber Sl^atfad^,
bal erft nacb ber ©intflut ber SRegenbogen auf
erben erfd^ienen ift. SBill man fagen, ber Segen»
344
^^^ fei aud^ fd^on üor ber Sintflut bageuefen,
7^^ erft nac^ berjelben §um ©unbeSjei^en er-
^6en morben, fo ftel^t ber Sßortlaut beS Eiligen
^cjteS entgegen, ©urdj bad Sort -nfcpjji »irb
^ie ganje folgenbe Sebe in bie 3ufunft t»erlegt ;
ol8 }ufünftig ift alfo aud^ "rin: in 9, 13 aufui«
f äffen, unb nid^t bieSebeutung, fonbembie
@rf(^einungbe8 StegenbogenS toirb bamit an«
gefünbigt. gfür eine folc^e Sßeränbernng bei 3u"
ftänbe auf ber Srbe f|>red^en nod^ anbere ®rtttd>e.
SBöl^renb bem SReufd^en urfprünglid^ nur ba§
^flanjenreic^ )ur 9{a]^rung angetoiefen xootUxi
ift (1, 29), mirb er nad) ber glut (9, 3) au^ auf
tbierifd^e Sa^rung angetoiefen, j[ebenfaU§, toeil btc
eingetretenen Ser^ältniffe einen fold^en äBed^fcl
oerlangten. Sn ber ©teile 8, 22 femer fünbigt
©Ott an, bog in 3ufunft „ber äBec^fel oon ^aat
unb grute, R<t unb ^i^e, ©ommer unb SBinter^
Sad^tunb2:ag niqt mel^r auf^önn foU'' ; er
l^t alfo einmal aufgehört, unb bie| fann nad^
S. 21 nur mä^renb ber ©intflut gefc^e^en fein.
Sßir merben baburd^ gu bem ©d^Iu^ geführt, bo^
bie jtataftropbc ber ©intflut einen todmifd^en
Vorgang bebeutet, bei welkem bie fjflut nur eine
fecunbäre SoQe gefpielt l^at. SieUeid^t toarb ba*
malS bie ©teSung ber drbad^fe )ur &tl\püt eine
anbere; oicQcid^t b^gt mit biefer Jtatafiro))b^ bie
Seränberung berfflimate auf Srben gufammen ;
icbenfaQS ift bie Serönberung ber ))l^9iUalif(^en
3uftönbe auf ber grbe eine ungel^eure getoefen.
^iemad^ ift bie Semerfung ber|enigen ©eologen
gu toürbigen, meldte gegen bie ©laubtoürbigfeit
einer allgemeinen glut bie ®r5ge ber iEBaffermaf^e
anführen, toel^e bagu nötl^ig mar, unb fotoo^l
für ba§ grfd^cinen als baS Serfd^minben einer
jold^en Snenge bie SJlöglid^fcit löugtien. Sigentlid^
löu^ l^icr eine 3:äuf^ung unter. Sienn unS gefagt
mirb, ba^ biefe SSafiermenge in ftubifmetem nur
burd^ eine 3^^! t)on 20 ©teilen auSgcbrücft mer-
ben fann, fo mirb nid^t l^eroorgelfioben, ba| biefe
3a^l, meldte a b f o l u t f o unge^euerlid^ erf c^etnt^
relatio auf bem fo oielmal großem Srbball
nur toenig bebeutet; auf einem @lobud oon
0,5 m SDurd^meffer fönttte einer fotd^en SSaffer«
malfe nur ein Üebergug oon ©d^reibpa{)ier§bicle
entfpred^en. gfür bie ^erfunft ober ben 9)erbleili
einer folc^en Sßoffermengc laffen fu^ Don ber
SBiffcnfd^aft toobl 9Röglic^feiten ouffinben; mir
muffen unS aber befd^eiben, über ben mtrflic^en
Ipergang ber Singe nid^tS gu mifjen, ol^ne bafi
begmegen bie buc^ftäblid^e erdärttng ber bibli jc^en
Srgöblung ald innerlid^ unmöglich begeu^net tDer-
ben bürfte. So^ielbe ift in ^egug auf anbere fön«
reben gu fagen, toeld^e bie 9Sif[enf(baft oorbringt.
SEBäre bie gaitge Srbe überfd^memmt gemefen unb
aUeS auf bcrfelben Sebcnbe gu ®runbe gegangen,
fo fönne nid^t erflört toerben, ba^ man^e ^^eile
ber Srbe, toeld^e nur auf bem SBaffermege gu er-
reid^en feien, g. 93. 9{cuboIIanb, i^re eigent^üm«
lid^e Xbi^tmelt erbalten b<tben. ®cmtp fann
l^icr bog Sactifc^e biefcS SSorganged nic^t erflört
45
SintoiSmuS.
346
«oben; bk SttglU^Teit aBer tthtgefKi^td analoger
«Bctfiöilbarrr !CV^4^n gu be^meifeln, etjc^eint
unvifffnfil^Uf^« 9liemanb laun angeben, auf
txi^ fBcije SBcuteÜ^iere nac^ oceanifd^^n Snjeln
fcfbmmrn jinb^ no fie ftü^er nid^t maren; fo
tan tnt Slaturaiilenfc^aft ütele autfattenbe %i^ai'
foAcn bl0^ amjtotiten, nid^it erffaren. 93etta^tet
w^m ober, oie Vhmd^ t^un, bie unfein OceanienS
lA tnt ^Berggipfel eineS berfuntenen SontinentS,
i^a timmt man bie ©eid^tigteit ber @unba*@ee
c\^ Saofid bon einem frühem Snfammenl^ng
isR^fbcn Vlalaüa, Sumatra, 3[at)a unb 9leu-
^:»ilaiib^ fo la|l fu^ mol^I bie SBrüde |inbeu, auf
rclAer bie t^ierift^ SeDöIfenmg Don Qleu^oDanb
^/n Scg WS& Armenien bortl^tn gefunben l^t.
IMier 6»k9cifett bie 9Bfffenf(^aft, ba| bie un>
rt^one wtnqe ber befannten X^ierarten, info-
^mx fte buR^ 9Baf{er gu ®runbe ge^cn mujste, in
^ ^sKi ober ^ebcn Vertretern in bie Src^e auf«
yuomjuni toerbcn tonnte, ol^ne ba| e8 an Staum
ordnu^. 9{a4 gütiger Se^re über bie ^nconftans
ia ^Läta wäxt cd aber unmiffenfd^aftlid^, angu-
Ktmoi^ bQ| alle iej^t befannten Xl^erarten fd^on
a 9IjK^i 3<tten üor^nben uxtren, ober ba| bie
iSoti ber 9bnen, n)ot>on bie ledigen Xl^ierarten
«tpiaiinnm, m<^ eine fel^r befdbrönfte l^atte fein
önaoL ffid^ie Sorfel^ngen aber Don (Sott ober
St€ fldroffm morben jtnb^ um bie einzelnen
Xtuxt in bie Sr^e IM führen, toie in berfelben
^rabe loiffien ben fid^ fonft belam)}fenben
ibtcifii erbolten loerben fonnte, mie für Süftung
sab Scnili4rEeU in ber tSrc^e geforgt tourbe, roie
tx KOtbnxnbige Slol^ng auf bie Sauer eine§
5atee§ bcf^offt ober mitgeful^rt kourbe u. bgl. —
bd ^ab otogen, bie ueber beantmortet tonbtn
fönten« md^ aufgetoorfen merben foDten; barüber
ät unl nii^tf offenbart, unb bie menf c^Iid^e 3Biff en-
\taHi md^ pit Seantmortung m^ ^in. Jpier
finn nur ber <8Iaube an bie emige SBal^^eit bed
{Otfcnbocten OotteSmorteS in fein ^tä^i treten
tsib^bte SrnNDtung audgeftnrod^en »erben, ba| bie
SiTicttf^ft in t^m Sfortgange nod^ 9Ranc^e3
ergntnben nrizb, vorüber fte bis ie^t feinen ^2(uf-
>dilBb geben tont. Sucl^ bei allem, mag fd^on je^t
im ^MUnbnil beS biblifd^en Sintflutberid^ted
9e|agt oerben bmn, bürfen toix nid^t üergeffen,
bsft BüS in bemfelben eine göttlid^e Offenbarung
ttizßegi^ ber mir junäd^ft (Slauben f^ulbig ftnb.
Hebet bie Stnjelbeiten beSfelben ^aben tt)ir Don
ha {hn|K feine Srflöning erbalten, unb l^ier bleibt
bie SBiffenffboft in il^m Siedet. €8 erfd^eint aber
nu&t blo^ unberechtigt, um ber ,;SBij]enfd^aft''
tmOa bcm Sttf^ftaben ber l^eiligen @d^rift gu be*
m^tm unb ben tfaren Sinn beSfetben mit einem
geänfieltcn gn t^ertouf d^en , fonbem aud^, ben
frtMifdken Stalfbildberid^t burd^ bie l^ieute Don ben
qactm SBtf^fdraften gewonnenen ffenntniffe ge-
hthai §u beiieii^en. Se^tereS ^at neuerbingS
P. St. ednber (3>ie Sünbflut in il^rer SBebeutung
Vtt Mr (Erbgef^iif^te, SRünfter i SB. 1896 [@e-
^mmbbnicf oui i»9latttr unb Offenbarung''])
Derfud^t. 3m Uebrigen ifl bie Siteratur über biefen
©egenftanb unüberfel^bar. (Sä tanxi l^ier genügen,
auf SReufd^, 93ibel unb Statur, 3. 5lufl., grciburg
1870, 284 ff., unb boS barin befiubUd(|e „95er-
gcid^ni^ ber benujtcn ©d^riftcn* gu Denoeijen;
biefen ift axiä iüngfter Seit angurcil^en ©d^anj,
3l^3oIogic beS g|riftentl^um8 I, 2. ^u^., Sreiburg
1896, 641 ff.; ©d[}öpfer, ®efd&. be§ 5lltcu Xefta-
mentS, 2. «ufi., S3ri|cn 1895; S)erf., »ibel
unb SBiffcnfd^aft, »rijen 1896, 201 ff.; Hum-
nielauer, Gomm. in Genes., Parisiis 1895,
223 sqq. [ffaulen.]
$iitt0{$ntit$ nennen bie 3a))aner il^re alte,
mit ben tatanfd^-mongolifd^en ^Religionen nal^e
Dermanbte Steligion. S)ie Segeid^nung Sinto
(®ei[terbienft) geigt, ba| fte biefelbe ber d^inefifd^en
an bie Seite fteUen, benn oud^ biefe ift Donoiegenb
S)ienft ber ®eifter (Sbin). S)er j[a))anifd^e 9tame
ift Jfamino-mitf(^i (©eiftenoeg). SDer l^dd^fte ®ott,
ber im ^immel toobnt, l^ei^t toie bei ben tata*
rtfc^-mongolifd^en SSöIfem €enfa, ber d^inefifd^e
Sien (§immcO. S>ie fintoiftifc^c SemjjeleinridJ«
tung betoal^rt nod^ tro| bed ftarfen bubbl^iftifd^en
SinfluffeS bie urfprünglid^e Sinfad^^it, toxt bie*
felbe einer abStradenSibee entfpnd^t. SaS^eilig*
tl^um entl^olt ben ^Itar mit ben Seud^tem unb
bem l^eiligen Spiegel (Symbol ber Sonnengöttin),
aber tteber Ungel^euer nod^ ®ö^en loie bei ben
SBubbl^iften. Unter Zenfa ftel^en anbere unftd^t-
bare l^immlifd^e ®eifter, bie aber ben Sapanem
für bie IBerel^rung Diel gu erl^aben fmb, toegl^alb
bie planetarifd^en ®eifter alS Sßittelmefeu ein-
gefd^oben merben. Sod^ nierben geioö^nlid^ nid^t
bie ®eftime, fonbem bie ®eifter, meldte birfelben
be^errfd^en, Dere^rt. S)agu fommen bie einge(nen,
Slaturerfd^einungen unb 9laturfröften Dorftebenben
Sddu^geifter, bie ®eifter ber SBinbe, S^üffe, 99erge,
S9üume, X^iere, Stöbte, ^ufer u. f. to, @nblid^
&)erben Dergötterte ^erfonen ber SSorgeit unb aQe
Serftorbenen, toeld^e ber 9Rif abo al§ ber SSerebrung
toürbig begeid^net , Dere](frt. Obniobl ber S)ienft
ber mQtl^oIogifd^en ©ottl^eiten ftreng feftge^alten
mirb, ift bod^ ber gro^e menf<i^Iid^ Seftanbt^eil
ber Sintoreligion bie SBerel^rung ber SSorfal^en.
Sie ®dtter unb ®eifter gelten aber nid^t blo^ al8
9laturmöd^te, fonbem jtnb audd bie Urheber unb
äBad^ter bed Sittengefe^eS. 2)ie Japaner glaubm
an bie geredete Vergeltung be§®uten unb be§93öfm.
2)eg^lb balten fie ftreng auf förperlid^e unb fitt-
lid^e Sleinbeit. Sie bringen niemals blutige Opfer,
fonbem ©elbopfer, ^apierfd^ni^cl, buftcnbe« ^olg,
Speere, Sd^ilbe unb ^el^nlid^eS bar. S)ie ®ebete
begiel^en ft^ ebmfallS auf bie Steinigung Don
Süube unb Sd^ulb. f^ür befonberd mirfungdDoU
gut baS ®ebet beS 9Rifabo, loett er ®ötterfobn ift
unb für baS gange SSoIf betet, gfür ben öffent«
lid^en (SuItuS bebienen fid^ bie Sintoiftm gen)iffer,
übrigend fe^r Derönberlid^er Siitualien. $en l^ei-
ligen SDienft bcforgm $rieftcr unb ^efterinnm.
2)ie fiaien betreten bie Tempel nic^t, fonbem beten
Dor benfelbm. S)ie einfad^ gebauten, mit Strol^
847
@
InueW
©ioit
348
b€bc(itcn2cml)el l^abcn mä^ einem jeuauen
qjlttttet
^ergcftettte, ben einäcltien ©öttctn ßett)exi)te i^öt
»ege (3:orii) jum ©^mbol unb finb mit Dielen,
oft mcl^rcrcn 3:auienben tiou fiampen oetjcqett,
üon benen jcbc !Ra^t ein Sl^cil angegünbct wirb.
®ic ©intotftcn l^oben auä) Sänjc unb bramatift^c
SSorftettungcn mit rcligiölcr Scbeutung. 3)er
SQaxipiitDtä ift, lote Bei aSen totorifd^^mongo»
lifd^en SSöRem, bie SSefampf ung ober ^bmenbung
ber f>b]m @eifter. 3u ben mic^tigften Xempeln
merben SBaUfa^rten gemad^t, befonberS sum t^ei-
ligt^um bet ©onttengöttin in 3je. anbete l^eUtge
Orte fmb IRago^a mit bem l^eiligen Sd^merte unb
Stora, bie el^emolige ^auptftobt bed Steid^eS. (S3g(.
aWo^nife, ®tc 3apaner, SRünfter 1872 ; Reed,
Japan, its history, traditions and religions,
London 1880 ; g^ejd^, S)er ©otteSbegriff in ben
l^eibnifd^en JReligionen ber 5Reujeit, Öfreiburg
1888, 48 ff.; ©aufjage, KeligionSgefd^. 1, 2. «ufi,,
greiburg 1 897, 78 f.) [$. ©d^ans-]
^inueffa, angeblid^e ©Qnobe Don, f.
SKarcettinuS Vm, 662.
^xon {v*^, 2wüv) ^ic^ urjprünglid^ bie fcfte
Surg bed alten ^erufalem, bann mit immer er*
meiterter Ableitung ber 93erg (Lagarde, Onom.
Sacra, 2. ed., 154. 296), auf meinem ieneftanb,
bad gefammte l^ügelige @el(fänge, meld^eS bie
beilige ©tabt trug, biefe ©tabt felbft fammt il^ren
93ett)o]^nem, enblid^ baS ©otteSDoIf im ^eiligen
fianbe unb in ber 3etftreuung. S)abei l^aben alle
biefe Ableitungen ben Segriff ber ^eiligfeit ge«
metnfam, fo ba^ ©ion im uneigenüid^en ©inne
aud^ burd^ sanctus erläutert mirb. — 3)ie SBurg
Alt*3entfaIemS mar eine ^mar Don ber Statur be-
günftigte, aber fünftlid^ angelegte ©d^anje ber Dor-
iSraelitifd^en Semol^ner biefer @egenb, bie nac^
ber Sßeife anberer ©d^ansen aud einer Stingmauer
(LXX TcapsfißoXi^, SSuIg. arx, rid^tiger moenia)
unb einem Snnenbau (LXX axpa, ^Ig. mello,
rid^tiger arx , ba «V'« 2 ©am. 5, 9 nod^ fein
Sigemiame ift) befianb, ben man ftd^ nad^
2 ©am. 5, 17 auf ber erl^öl^ten SDtitte, ober mi^
2 ©am. 5, 9 angelel^nt an ben UmfreiS, DieQeid^t
mtd^ afö tin ©tüdt ber ^cripl^erie (fo j. S. Hum-
melauer, Gomment. in libros Samuelis, Paris.
1886, 803) benfen mag. ©er Sraienbau, öon
©olomon (3 Äön. 9, 15. 24) ju großem Mx^^
fallen bc§ Solfeö (ebb. 11,27) ertoeitert unb öon
Saed^iaS (2 $ar. 32, 5) au§gebeffert, bilbete baS
©d^Io^ ber ©tabtfefte, meld/eS im ®egenfa| ^um
©d^Io| ber 9tac^foIger ®aDib3 auf bem %tmptU
berge (3 Äön. 7, 2. 3f. 22, 8) fpäter „§auS
Smeflo" (4 Äön. 12 , 20) ober geftungäfdtiloft
](|ie^. ©leid^ bem m'f^mUo bei ©ic^em (Sticht. 9,
6 f.) mochte fpäteftenS feit ®at)ibS Seiten (2 ©am.
5, 9) biefe gefie mit il^ren Sin« unb Umbauten
einen befonbem ©tabttl^eil au3, ber nad^ ber Sle-
ftben^ biefee ÄönigS in ber Slfropole ber befiegten
Reiben balb „ffiaöibsftabt'' genonnt muroe. —
S)em Auftürme @efammt-3§raeI3 unter 3)abib
»aren bie Sebufiter nid^t gemad^fcn (f. b. Artt.
5iebufüer unb 3emfalem VI, 1315 ff.); fie »er«
loren im erften 3Baffengangc bie ©tabt unb bei
einem gmeiten Anlauf burc^ eine glängenbc SBaffen-
tl^ot 3oQb§ (1 $ar. 11, 6) au4 i^re ftarfe35urg.
^amit mar ©Ion ber Xl^ron Se^ooa^S inmitten
feines 93olIe§, fomie ber 9ßo^nfi|^ bed tl^eofrati«
fd^en Äönigg gemorben. SBeld^e Sebeutung bem
Seft^ ©ionS ^ufom, erbeut au§ bem fur§m 99e-
rid^t über ben ftegreid^en Aufgang beS ÄrieggjugcS
S)aoibs (2 ©am. 5, 7); benn obmol^I ©tabt unb
^urg erobert mürben, ift nur berSurg ©ion al^
beS mid^tigften X^eileS eines ©anjen gebadet, ba4
mir nic^t ^u beiben ©eiten eineS %t)aU^ (beS SBabi)
auf jmei Derfd^iebenen ^ö^en, fonbent auf einein
unb bemfelben 93erge }u fud^en l^ben. S>ie an
gfeftigfeit bie ©tabt übertreffenbe Afropole I)ie6
5ur 3eit^ nlfi 2 ©am. b, 7 gefd^rieben mürbe,
eigentlid^ «,©ion'' unb uneigentlid^ ^3)üt)ib3*
ftabt". 2)ie l^äufige SBel^auptung, ber urfprung-
tid^e 9lame ©ion fei bamoIS bereits Dergeffen ge«
mefen, entbehrt ieber fidlem Unterlage unb toxzh
burd^ 3 Äön. 8, 1 unb 2 $ar. 5, 2 auSgefd^loffen.
S)enn fo menig l^ier gefagt fein miO, ber 9tante
SDaDibSftabt fei oeraltet ober auger 93rau(^ (Bevue
Biblique 1892, 30) gemefen, fo menig ift 2 ©am.
5, 7 bejm. 1 $ar. 11, 5 bie| t)on ©ion bend)tet.
SBir erfal^ren Dielmel^r, bag bie Oberftabt Don ^e*
rufalem gmei "Jlamtn ^ttt; ber längere, ^SodibS«
ftabt", Der^ält fid^ jum altem ^©ion" etma »ie
Suc. 2, 4 ber S^nname „©tabt SDauibS" §u
bem geograpl^ifd^en 9lamen 93etl^(e]^em. Urfprüng-
lid^ maren aUerbingS bie ©renken ber S)aDibSftabt
bie ber ©urg ©ion ober A!ra (Jos. Antfc. 7, 3, 2>
auf ber S^b^t ber ©tabt. S)a jebod^ lebigltd^ bie
äteftbeng S)aDibS ben ©nmb ^ur ^Benennung ab^
gegeben l^atte, fo Derbiente Ic^tlid^ bie ©tabt nic^t
minber ben Sl^rennamen „SauibSftabt" alS berett
Alropole, unb Jene jül^rte i^n mit ber 3eit in
bemfelben ermeiterten©inne, in melc^em jte poetifd^
aud^ ©ion l^ieg. Unbeftreitbare Sll^atfad^e ift, ba^
3ofep]^uS unb feine 3eit nid^tS me^ Dom engem
©inne ber Segeii^nung „S)aDibSftabt'' miffett;
für le^tereS fe|t Sofcp^uS immer Serufalem (Anit.
7, 15, 3 Dgl. mit 3 Äön. 2, 10), ia er fül)rt^
o^ne irgenb einen 3Biberfprud^ p fürd^ten, biefe
ermeiterte Sebeutung bis auf 2 ©am. 5, 7 }urücf
(Antt. 7, 3, 2). S)ie l^eiligc Scbrift bagcgen
brandet in ben l^iftortfd^en SBüc^ern (©om., Äön.,
$ar. unb 2 gSbr.) beibe $cjeid}nungen neben
einanber, nur bog 2 SSbr. 12, 36 (ogl. 3, 13 >
\iciH ©ion bie iBe^cid^nung „©taffein ber S)aDibc-^
ftabt" fielet, b. 1^. ber fertige 9lame für eine engere
Oertlid^feit auf bem ©ion, mit mcicbem fld& ber
eigentlid^e 9{ame ber Afropote nic^t mo^I Dcrtru^.
S)ie boppelt benannte ©tabtfefte ©ion*i)aDibe»
ftabt ober ^aDibSftobt»@ion befanb fid(), tro^ ber
lauten Sinfprad(|e, meldte feit brei S&ecennien er^o bc ix
toirb, auf ber SBergfuppe (nic^t ^Jpfotte), aitf
meldte fie bie Xrabitlon aller Seiten Derlegt (at. S> er
Augenfddein unterftü^t biefen Singer^eig ber Ueber»
lieferung. S)amoc(| ift bet @übmeftf)ügel 3eruf a-
M9
@ton.
850
ki^ oRcnbot bcx getignetfie Zräger bet {labtifci^en
^arg, |o ba^ bcn ®egnem nad^ eigenem ®eftanb-
üi fcmbe btc Xenainoer^ältniffe ben ÄQin))f
fc^tn ben ^aBminUd)en ^ärrt^um" erf(i^tDeren.
€^iaiiiiüid^ 64)riftftelltn, meldte birect ober in«
ixs^a bic Sage b^ Sion aufhellen tonnen, laffen
f i> ntt ba ubalieferten Inna^me in Sinflong
kmQciL dagegen fmb bie to))ograp^i{(^en gunbe,
Tsidbe btft ic|t {ufdUig ober planmäßig in unb
in ba ^cüiam 6tabt gemad)t »urben, }u oiel»
kernig unb fpdxfid^, ald bo^ fte irgenb in @ad^en
Sion jmingenbe Schlaffe erlaubten ; fte toiber-
aber tro^ gegent^dliger 93erftd^erungen in
Stüde ber trobitionellen SBeftimmung {einer
Sie ^SBefi^ügelt^eorie'' toax be^alb oud^
in trie nttiefte 3^^ bie oUeinl^ertfd^enbe, unb
1864 ^tte bie @Ieid^fe^ung beg @ion mit
@ubioefl^üge( )u ben menigen fünften,
.über nelibe aEfcitige Uebereinftimmung ^errfd^t,
sabet notüilic^ Sbmeic^ungen einzelner Ouer«
Ls>f7« bie SDeö auf ben j^opf fteUen, nid^t in
i^nadst (ommen fönnen" (%moIb, in ^erjogS
ücol-i^ctinopabie xvin, l. %u^., 620 ; »gl.
XirUer. Topographie oon Serufolem I, Berlin
2-^53. 44). eeit^ aber ift ein magrer litera-
v^djKz Pam)if um bie ^^SionSfrage" entbrannt,
as^bem tmzäf S^. Cb. SaSpari'S Sbbanb»
Isng «3ion unb bie Sfra ber S^rer'' (Xl^eol.
BtMtn fmb ffrttilen 1864, 309 %) bie fogen.
X^bögeU^rie'' in bie SBiffeufd^aft eingefül^rt
Tuzbe. CaSpori glaubte nömlid^ betoiefen su
!>9bm« bai „hex 3ion nid^t ber @ubtoeftpget,
L-Kbem ber SDlorio fei", mobei er oon ber „^fra
ber S^m" bei Sofepl^uS (Antt 12, 5, 4) au8-
fiA^ bk „m^ ouf ber norbmeftlid^en ^o^e, fon-
ksn Dieberum om Xempelberge gefugt merben
rufk*. Wian 3ofep]^u§ oerbrebt an biefer Stelle
bfi brr ^^onip^afe üon 1 9Rad^. 1, 85 ben @inn
n4t bCo6 babnn^, ba^ er ftatt ^£)at)ib3ftabt''
jSionj ^bieSurg («fro) in ber Unterftabt" jejt,
bn beim Sc^ilbexung il^m nad^ anbermeitigen
S&fT^lüffrn über 3erufalem8 SBurgen bie 9ari§-
tmonia oocfc^ebt; er Iä|taud^bie2)at)ibd[tabt»
Via in Sibetf pruc^ mit feiner Sorloge neu bauen,
c%cn5 fie mir in eine 3n)ingburg t>ertoanbeIt
crrbt. imb fa^l fte om ßnbe fd^Ieifen unb »iber«
nmogciiDfifc fammi bem Serge, auf bem fte ge-
scabcn bobcn foU, abtrügen, n)ä^renb 1 ÜRad^.
13. soff.; 14, 37 ; 15, 28 i^ gfortbcftanb auf«
Aorfie mi^gcfproi^en iß. Obne SBebenfen ift )u-
pgaoi. bo6 btc ,,^)at>ib$ftabt'' 1 9Radb. 1, 35
cbcr bu enrrtbutg tbetitif^ ift mit ber Saoibd«
^iM-Ston 3 Pdn. 8, 1 (t>gl 2 €am. 5, 7). @o
amtg ober lej^tere bie Unterftabt oon ^ebu§>
Widern toor, fo toeitig lag bie erftere, »ie 3o-
Hrtnii fintTOgt^ «in ber unterftabt". 3)ie fqrifd^e
;)Q0ibSftabt«9lfra 1 SRod^. 1, 35 ift bie einzige
Sgq 3<ni)olanS in ben 3Rad^bäerbüd^em. $ie-
)t&t log f^on oud ftrategifd^en ®ränben bort, mo
p fnan Sdt ein« SSurg fel^Ien lonnte, nämlic^
«f Hr itaf^ beS Subtoeft^gett. 9lu(^ barouS,
bog fie „baS Ie|te geloefen i{l, baS bie 3uben
na^ fo üielen Siegen eroberten" (ögl. 1 ÜJfad^.
13, 50), folgert man mit SRed^t, ba| biefeS (Eaftell
in ber obem ©labt, auf bem SSergc ©ion, erbaut
»ar. 3« biefem grgebnil mu^ überl&aupt bic
Ssegefe fommen, n^eli^e beiben ^uctoren ber
9Ra^abderbüd^er bog SBort lä^t unb ben Itd^ten
biblifd^en IBerid^t nid^t burd^ beS Sofepl^uS 93er-
für^ungen unb Snoeiterungen trübt unb t)ertoiCTt.
S)ie ©tetten 1 aJiad^. 4, 86 ff.; 12, 36;
13, 49. 53; 14, 37; 15, 28 ücrmeifcn bie mit
ber ®at)ibSflabt«©ion 3 ßön. 8, 1 ibentifd(|c
®ai)ib§ftübt-«fra 1 SKad^, 1, 35 in bic Ober-
ftabt (bie ^ropofttionen napa unb 61:0 in 1 9Rad^.
13, 52 unb 2 maä^, 4, 12 bürfen ntd^t tenbensiöS
gepreßt merben), unb fomit bctjölt bie Srabition
»ed^t (ögl. b. 9lrt. 3erufalcm VI, 1321). dagegen
finbet bie ^OftPgeltl^eorie" il^re fd^cinbar fefteftc
©tü^c im erften Sud^e ber 9)!a^aböer, too utilöug«
bar ber ^uöbrudt „Serg ©ion" (nie „©ion"
aUcin) ftetS (4, 37. 60 ; 5, 54 ; 6, 48. 62 ; 7, 33 ;
10, 11; 14, 26 [27]) nid^t auf ben ©übmeft«
pgel gel^t, fonbem nad^ bem Zcmpclberge toeiSt.
^Üein „Scrg ©ion" ift bem Scrfaffcr bc8 erften
9){ad^abäerbud^c3 nid^t ber ganje Slempelberg, fon-
bern nur baS ST^ittelftüd, ber £ e m p e I p I a ^ , bie
einfüge Xenne beS SebuftterS ^reuna (biefe ift
bon ber alten Sebuftterburg burd^auS üerfd^ieben ;
f. b. «rt. 3erufalem VI, 1317), ber nad^csilifd^e
Zempel^of, meld^er lange t)or ber befonbem „9lfra
be3 ^eiligtl^umS" ben eigenen 9iamen n'^'^s ober
»ariä führte. Surgname ift „SariS" beato. „^n-
tonia" tmd^tueiSbar erft feit bem fiebenten S)ecen-
nium 0. Sl^r. „93erg ©ion" fielet alfo nid^t im ur-
fprünglid^en, fonbem in übertragenem ©inne, unb
nur mit bem logifd^en fjfel^ler ber SBerboppelung
bed IBegriffed fann {emanb bel^aupten, baS erfte
SRad^abäerbud^ bejeid^ne ben £empelpla^ alS ben
©ion. S)en abgeleiteten ober übertragenen ©inn
l^at „©ion" unb „Serg ©ion" aud^ 4Äön. 19, 21
tmb 31. SBie bort beibe SuSbrüdte gemö^Ite
^ejeid^nungen ber l^eiligcn ©tobt ftnb, fo ift im
erften 9Ra^bäerbud^e „99erg ©ion" gebobene
Segeid^nung ber l^ciligen ©tätte, meldte in fd^merer
3eit ben wunbcrfräftigen SDlittelpunlt unb er-
mittbigenben Slüdf^alt ber opfem)iIIigcn ftämpen
im ©treite für bie ©ad^e @otted unb ber 92ation
bilbete, nad^bem bie altcl^rmürbige ©tabtfefte
il^rem S^^^^ entfrembet tmb burd^ ]^eibnifd^e§
Untoefen entn)eibt toorben mar. ©e^r begeic^nenb
bei^t bie Untere in ben anad^abüerbüd^em 2)at)ibd-
ftabt-afra, nie ®aüibSftabt-©ion. ®ie „©ion"
ift ^abgefunfen jur „^fra", i^r feblt baS Mo-
ment ber äSotttoo^IgeföDigfeit uttb ^eüigleit. —
tJfragt man, Don loeld^em Orte bie Uebertragung
„Serg ©ion" auf ben Zempclpla^ ausging, fo
liegt nid^tS nöl^er aI3 ber ®ebanfe an ben @üb-
meftpgel, ber allein Don 3erufalem8 ^ügeln ben
9Ramen 99erg oerbtent. 2Bie 2 ©am. 6, 15 bem
eigentlid^en ©ion eine bie nöd^fte Umgebung bo-
minirenbe, erl^abene Sage jutoeiSt, f 0 rüdfen 3 Hbn
851
&\xs
352
ff. unb 2 !PQr. 5, 2 ff. bcnjelbm toett ^^M teriftifd^e 3u9 einer ©ene ober Sflod^e flün^I^;
bcr 3:cnq)elQrca. ®en nbtl^taen ülaum jW fo »efenüid^ aber gehört )u ©ion im t9J)if(^en
8,1
Don ber ^em))elQrea. S)en nötl^tgm
bie (Entfaltung beS SfefljugeS gelegentU^ bet
Ueberfüj^rung ber fflunbeSlabe ouS ber SaüibS»
ftabt @ion mä) bem neuen %tmpt\ gewinnt man
nid^t, menn man ber baoibifd^en @tift3l)ütte
irgenbnjo ouf bem Serge 5IRoria, mit bcn meiftcn
SBertretem ber Oftpgeltl)eorie füblid^ Dom Sem«
))e(pIo^e, auf bem fogen. Op^tl, i^re Stelle on*
meist; man l^at il^n aber, mcnn man mit ber Xxa»
bition ben Umgug oom @äbme)tl()ügel auSgelfien
Iö|t. Sie eteUe 8 Aön. 8, 1, meldte fagt ba^
bie iBunbedlabe „^inaufgebra^t" mürbe, fprid^t
ni(^t bagegen. 3>enn einmal ging eS megen bee
ftäbtifd^n S3innent]^I8 aud^ oon ber @tabtfeite
}um %txaptl hinauf, bann aber bebeutet baS
§il)]^il oon rrsy nid^t Mojj „l^inauf-", fonbem
aud^ „]^inüber"tragen. ßbcnfo wenig barf man ■'i;
)u ©unften bed Dpi^tl mibematürltd^ pt^ttu SBie
bei ^\y baS 3iel f o ift bei "»i; ber aufigangSpunß
ber 93emegung eine ^öl^e.
Diefelbe entf(^eibenbe Sebeutung, meldte bie
Sinen „ber Slfra ber ©^rer'' beilegen, fd^reiben bie
Ruberen (fiagrange, in ber Revue Biblique
1892, 82 88.) bem „®i^on im £^ar (2 ^r.
38, 14) SU ; fei biefer feftgeftettt, fo fei aud^ bie
Sat)ibeftabt-^ion (3 ftön. 8, 1), bie Sage ber
einftigen ^ebuftterburg, gefutU)en. S)er „Sil^on
im ZfyiV gibt jebod^ nur bann Suffd^lug über
ben @ion, menn mon eine Steige bon gf^agen,
meldte felbft mieber controüerS finb, atö erlebigt
t)orau§fe^ (t>gl. barüber im Sin^dnen {Radiert,
2)ie Sage beS SergeS eion [f. u.]). 2)ie @(^rift-
fteOen, meiere ben ^iftorif d^en iBä^em entnommen
merben, fagen jmar nic^t birect au8, mo eigentlid^
ber @ion gu Serufalem lag; fie betätigen aber,
fomeit fte mit Sted^ angerufen merben, burd^meg
bie flaren Angaben ber Srabition, ber le^tlid^ in
ber Siondfrage mie in Dielen anberen bie @ntf(^ei«
bung juföSt. 9lid^t minber beuten bie ©iond*
ftellen ber )n:op]^etifd^en ©d^riften unb ber ^agio-
grapl^en unDerfennbar nac^ bem im ©übmeften
auffpringenben ^ügel unb nid^t nad^ bem Zem-
|)el^ügel. & befielet unlöugbar ein innerer 3u-
fammenl^ang jmifd^en bem ©ion ber gefd^id^tlid^en
unb bem ber nid^tgefd^id^tlid^en Sucher: ed ift
ber ^mifd^en SBirflid^Ieit unb 99ilb. S)emnad^
mug l^ier bie t^rage lauten, ob baS 93ilb Dom
mirfli^en ©ion, meld^cd bie nid(|tgef^id^tlid^en
Säd)er f))iegeln, ^um trabitioneüen ©übmeft^ügel
ftimmt, ober ob eS n'ötl^igt, jur 3:em))elflad^e unb
Sum fogen. 0))]^el überzugeben. 9lun mad|t ber
2;emt)clberg fammt feinem terrajfirten 9lbfatt im
©üben, fei ed Dom Öelberg. fei eS Dom SaDibd»
t^urme ou8 gefeiten, feit ^toei Sal^rtaufenben ben
Sinbrudf eine3 ber grölen $lä^, ben irgenb eine
©tobt aufsumeifen l^at. Slud^ im erften Sal^r-
taufenb Dor Cl^riftuS mar ber %tmptlhtxq jeber-
Seit ein Reinerer ober größerer $la^. 2)agegen fel^It
in bem topogropl^ifd^en Silbe, melc^ed bie poetif d^n
©ionSfieSen geben, ber für ben Xempelberg d^araN
unb entferntem tropifd^ ©inne bie Sorftettung
Don einem „Serg", ba^ belanntlid{) fogar in ben
menigen ©teilen feierlid^en©til§, met(^e unoerfenn«
bar auf ben Zempelplo^ gel^cn^ bie Sejeic^nung
„©erg" nie fel^lt. S)er „SBerg, ben @ott gu feinem
©i^ erforen l^at", mirb mit bem ©inai Derglic^en
unb infofeni über jenen gefteQt, old ®ott nid^t
Dorübergel^enb, fonbent für immer ouf bemfelben
thront («Pf. 67 , 17 ff.). S)ie »unbcSlabe auf
il^rem „|^^en©ij'* fte^t überSerufalem (®. 30),
bog auf bem ©übmeft^ügel liegt. 3n $f. 47, 2.
132,3(op7)2M«)v[8wete])iftDon„©ion8©ergen''
bie Siebe. 3n beiben ^Uen bejeic^net einerfcttS
„SBerge" bie unebene gfelSjunge, auf ber ^erufalem
liegt, anbererfettfi ijl ©ion „bie ©tabt ®otte§"
(Dgl. $f. 47, 1). 3)a^ aber bort sunöc^ft an bie
l^ö^fte ßr^ebung ber OfelSjunge gebadjit ift, geigt
„bie ftattli(^e S!uppt\ meiere ber l^ebraifd^e Xt;^
„©ionS »erg" gufd^reibt (48, 3 l^ebr.), fomie ber
aSergldd^ mit bem ^ermon ($f. 182, 3) ; bai l^ier
äerufalem gemeint ift, erl^eilt auS ber parallele
„©ionS SBerg" unb „löd^ter 3uba'«" (47, 12),
mel(^ „SionS Setoo^ner'' (Serg fqnefbod^ifc^)
mit ben Semo^nem äuba'S sufammenftettt @o
ift ©ion baS tl^eolratifd^e ^erufalem, fo oft e§ im
@enetiDDer^öltni| gu „Serge^ ober „Serg"' ftel^t
unb aud^ im 1 9Ra(^abäerbu(^ nid^t ber £empel-
l^of mit ^uSfd^lug ber jel^oDatreuen ©tabt. — ^a«
gegen ift ed eine unermiefene fBelj^auptung, ha%
„Serg ©ion" Jebe^mal unb „©ion'' mitunter
ber Xempelberg fei (Bev. Bibl. 1892, 27). ffriner
ber Sluctoren ber l^eiligen ©d^rift brauet ben
Flamen „©ion" ^ufiger aß ber $rop]^et 3faia§.
3n 93erbinbung mit „Serg" ift bie ^öbc gemeint,
auf meld^er bie Xod^ter ©ionS »o^nt (3f. 10, 32
u. ö.); ber „iBerg, auf meld^m bergen mol^nt"^
trägt aud^ bie „Sinmo^nerfd^aft Serufalemd"
(8, 14. 18). 3a(lteid^e ©teilen betoeifen, bag
„©ion",„g5erg@ion", „©tabt ©ion", „loc^tcr
©ionS", „Solf in ©ion" boS t^eotratifd^e
äerufalem begeid/nen. S)iefelbe ißaranetifimng
Don „©ion", „SSerg ©ion" unb „3erufalem*' ,
meldte bereits 4 ffön. 19, 21. 81 Dorliegt, finbet
fid^ bei 3oel unb 9Ri^äag. iBei le^terem treten
3, 12 (3er 26, 18) „©ion", „3«ufalem" unb
ber „Serg bed ^ufeS" (®otte8) beutlu^er aus»
einanber als fonft bei einem ^ropbeten. ©oUte
jemanb ^ier in mibematürlid^er SBeife „©ion^
unb ben „99erg bed ^aujeS" Derbinben moden^
fo ift biefer „©ion, 9)erg beS |)aufed" no(( lan^e
nid^t ber Xempelberg. ^^aii^ ®otted" mar gletd^
„Xempel" früher a}e)ei^nung ber ©tiftSl^ütte al^
beS falomonifd^n Sem))el§ (Dgl. g;. 84, 26.
?Pf. 5, 8; 10, 5; 17, 7; 26, 4; 28, 9; 64, & ;
67, 80), unb ber %erg 3erufalem8, melc^er bie
Sunbedlabe trug, e^r ber ©übmeft^ügel old bie
Xenne Sreunad ober bie berfelben Dorgelagerte
^albe (Dgl. ^2lbb. 16 unb 17 mit 3^4 8, 3>.
©ion bei 3eremiad, in ben fflageliebetn (5, 1 3
CTiS
6ion.
354
/
cäqftmwmaCi unb 8orud6 immer ol^ne Jßttq"
-n ti4tcn{d^ Scyi^ung SerufalemS (eBenfo bei
iatavA dftet« foner ^oIkI. 3, 1 1 . ßccIL 24, 1 5 ;
4>. 27); tfismcüni ift eS |>erfomficirt aß 3n-
bgiqf wn 3cTufaIem gebadet. SBenn nmi ber
(ncx bkfci ^Simt" mit Siedet imb ©erec^tigfeit
tmSt, ^JOüfpsk er in bet ^öl^e'' (3f. 33, 5). S)te
caiU «ccIL 48, 20 (Oßl 4 ftön, 18, 17. 3f.
>^. 3« 11 ff.) messt sioingenb naä^ ber ©übtoeft«
:.«V. fc^em 9tcbface§ feinen @tonbort ^bei ber
li^iffcxintung bed obem ((BiJ^on*) Xeid^ed" t)or
Scfitbote ^atte.
tteipcrbtf einmol^netfd^aft SionSerl^alten
OR ütclm SteOen ^uffc^Iu^ Sd too^en ba
mm <Botl fcfotenen 9Renf (^en unb @ott.
r fiiib 0» .SoO (Sotted^, baS in @ion fi^t,
Soittehc o» «Zoster Siond" beaeid^net (3f.,
^ jnogcL^ 3m4. Sopl^on.). Stäl^er^in fmb
^ »Sa^' unb ^Xi^i^ter" @ion9. S)a6eiifi unb
^ 3ttiffalem «Se^oim'S Stobt, bie @ion beS
CÄige» ui 38taer (3f. 60, 14), »eil Sel&oüa,
^ vom er «ouf beim Serge @ion mo^"
O« 8^ 18), in ber Sergftobt Serufalem tl^ront
:}{ 2, 3. 3fr. 8, 19; 14, 19; 31, 6; be-
iS W. Ö, 12. 15; 13, 7: 19, 3) unb mi«
dl« foli^ feine ®nabe f))enbet (3f. 31, 9.
4, 7. 8). <B ift borum ber auf 3eru-
ürrftogene 9{ame €ion ftetS bie l^ilige
. t^ bie ^ige etabt mit ginfd^IuB bed
ieniidbogeS (3er. 31, 12), ift aber nie ber
les^dbeig be^m. bad bortige (Botted^auS, mit
«:Mla| ber Stobt ($f. 109, 2; 132, 3; 184,
J. 3f. 18, 7. Soel 3, 17 [22], t)gl. 2, 32
-.. S. 16 [21]. 3a4 8, 3). Sinen fad^gemö^
)>^lnt ftnbet bie ßrmettenmg beS uneigentlic^en
^^ffe4 €toii, tocnn ^bie Sod^ter Siond" in
iff %näMt^ jiir Zod^ SbomS (IMagel. 4, 22)
l^fr ^bte &^mt SionS" im ©egenfo^ gu ben
&tnm ®rie4enlaiibd (3ad^. 9, 13) ober ^eion"
z Scxbinbimg mit ber Zod^er SabelS (3ad^.
: 7). aa4 mit 9«bd unb Sbalbaa (3er. 51, 24),
Kxn «6ton' att ber Snbegriff Don 3uba unb
nriun (Sm^. 9, 13) ober o^ne Sßeitered (3f.
•*J. 16; 52, 7. 3er. 14, 19. Wid^. 1, 13 u, ö.
^. !25. 1 ; 127, 5) fid^ att bad ®otteSt)ol! im
y-licm imb (Sor. 4, 24. Cccli. 36, 16) unb
xsr ben {^en Hßf. 125, 1. 3er. 3, 14 u. ö.
>. 40. 9 n. B. 3ad). 2, 7. 10), olS boS ibeale
>:jd (KdiiL9, 33) atiSmeiSt, menn «Serg ©ion""
? Hxnlenben Stixtf^, ^ivx (Semeinbe ber Srfi-
•zkcrnoi. bie im C^immel oufgefc^rieben rmb**
r^L 12, 22 f.)^ »Dirb, ^gum l^immllft^ 3eru-
•jfr* (ebb.), ouf beffen ^SSerg" ba« lomiifbereite
.änraa faftt" (SJifb. 14, 1), gleid^mU 3f. 81, 4
.^(m ber £>eerfci^aren nieberfteigt, um ouf
«9 9rfg &um unb feiner ^d^e gu fheiten".
rrpn^eiib ber Ue&cTtraQung beS StamenS @ion
d tu beStgf €tabt, bie Serufolemer unb 3ubder
7^fyimat imb im Ssit ifl bie Don ber Stuppt
^ tcn Sera 6iim CSRid^. 3, 12) unb auf bie
ßaMii4e ^cliittiige (^f. 182, 3), metter
ouf 3uba OPf. 77, 68) unb boS gelobte Sonb
(3er. 51, 24. fflagcl. 4, 22. «or. 4, 9. 14.
3ad&. 9, 13). 3ft fd&on in ber Sdirift »erg Sion
fo t)iel mie baS gon^e felftge Stobtareol, fo lonn
eS nid^t tounbemcbmen, »enn feit bcm 8. ^a^v
^nbert (Pseudo-Hieron. Ep. [ad Paulam et
Eustochium] De Assumptione, beiMigne, PP.
lat. XXX, 122) bie Soge beS anariengrobed im
3ofa))]^tt]^I Derfd^iebentlid^ »/)>t)ifd^en bem SSerg
©ion unb bem Delberg" angefc^t wirb, »enn feit
bem 4. Sa^rl^unbert (Hier. In MaUh. 10, 28 ;
ügl. In Ts. 8, 6 [Migne L c. XXVI, 66 et XXIV,
119]) bie ©üoequelle in ben Stetfeberid^ten oiel-
fdltig am Sion ftott on ber !DlQriaft>i(e .^ftie^t''.
Sion ift l^ier mie in ber l^iligen ©d/rift bie ge-
neigte gfdfdmoffe, meldte bie l^eilige Stabt trägt.
S)03u fommt bie muc^tige @rö^e unb ber offectio«
neue Sßertl^ bed efibtoeft^ügelS, ber nid^t nur boS
^ram begm. ben 3u))iter))Ia^ beS ^abrian be-
tröd^tlid^ überragt, fonbem beffen Xröger oud^
t)on ©üben 1^ pd^tlid^ }urädfbröngt. 3)ie feit
Sa8))ari (o. o. O. 316) ftereot^)) geworbenen jmei
SBelege, bo| ^ieron^muS „jmeifeKoS an einzelnen
©teilen ben Xempelberg ,@ion' nenne" (Snü^lou
bei SRie^m, ^nbmörterbud^ ©.1841 9nm.), ba|
^bie otte Xrobition unter 3ion nie bie Ober-
ftobt üerftonb'' ober bod^ menigftenS ber Opf^U
tl^eorie «nid^t l^inbemb im SBege fteJ^t", be-
bürfen Dorerft ber fritifd^en ©id^tung. 2)te ©teile
^3Ranengrab"©ion" ^jarticipirt an ber feit 6ra8-
muS (Migne, PP. lat. XXX , 122) ermiefcnen
Unöd^t^eit ber ©d^rift De Assumptione. SDie
onbere SBelegftelle „@iIoe>©ion" ober läuft mif
eine Ungenouigfeit l^inouS, ber man bis in'9
18. 3fi^r]^nbert begegnet. — S)ie bis gur ©ttmbe
oudgefprod^ene Snfid^t, „bie oltefte noc^biblifd^e
Zrobition" verbürge glet(^ „ber ©prod^e beS ^Iten
Zeftomented" bie Soge beS ©ion auf bem fübltc^en
Sbeil bed XempelbergS, entbehrt fonoc^ ieber ^tfto*
rifd^en ©tü^. QieronQmuS, ber ^^ilger bon %or-
beouf« CSufebtuS (Lagarde, Onom. sacr. 248,
22) unb bie gefamnite „alte Srabition" fekeu ein-
mütl(|igben©ionaufbcm©übmefil^ügeIan(f.b.%rt
3erufalem VI, 1312). 3»cdtto8 ift bie ttiflfür-
Ud^eUnterfd^eibung jmifd^en „bem ©ton 2)at)tb8''
unb bem „d^riftlid^en ©ion'', toeld^e bie wenigen
Sn^onger ber Opl^eltl^eorie machen, benen etwoS
on d^ftlid^en ©onctimrien auf bem ©übweftbügel
gelegen iß (Bev. Bibl. 1895, 445; D. Stieg,
»ibel-atloS, 3. «ufl., greib. 1895, 34). 9lur mtt
ben ©iouSüberlieferungen im ©on^en lagt fub ber
d^rijUid^e Xl^eil berfelben l^olten. Sie oolle Con-
fequeng ber Oftl^ugeltl^eone l^ot gleid^ ber SBe-
grünber rid^tig gebogen, ber mU bem SoüibSgrob
oud^ boS Sönoculum unb bie ®eigelung8föule auf
bem SRorio „unterbrod^e'' (eoSpori 319). SS
bleibt überhaupt nur bie SBo^I, bie gefommte
Xrobition über ben einen „iübifd^en" unb „d^rift-
nd^"* Serg ©ion für „irrig" (©iegfrieb unb
©tobe, 4|ebr. SBörterbud^, geipjig 1893, b. v. ^*irL)
gu erBoren ober old rid(|tig f eftguJ^Iten. 3)ie 93er«
12
355
Sion, »iSt^tttn
^irtciu
8, ber (I.
856
loerfung bet Xrabiiion lommt bem SSerjtddt alet(!^'
fid^ mit ben od^tungStDertl^eften ](|i[tori{(^en 3^6'
nijlen, bie MS aur Ueberfe^ung ber LXX l^nouf-
reiqen, oudeinonber su fe^en. 3uglei(^ betDctfen
bie nid^tigen SSermut^ungen ( J. 3eitf ^r. b. ® eutf d^en
$aläfttna-33erein8 1879, 24) über bie ^Ueber-
tragung" beS angeblich falfd^en 9lamenS @ion auf
ben ©übme{!^üget ba| ba8 aufgeben ber l^err j^en-
ben ©tonSDorfteSungen ein unldSbored Kötl^fel etn>
fd^Iicfet. ©ieeinjigcbead^tenSwertl^ »SJermutl^ung''
über bie Sntftel^ung beS angeblid^ ^al^rtmtfenbe
olten ^Srrtl^umS" über ben »erg Sion ftfl^t ^\ä)
ouf bie SEuflon, eine Suben- unb eine K^riften-
gemeinbe öor ber ©ionSmaucr ber aefia l^ätten
fidj nad^ 9lrt gewifjer m^iftifc^en ©ecten ber neuem
3cit in ben etwas bunflen 3ö^ren üon 2itu8 bis
6onftantin um bie SBette bie ^wo^re ©ion'*
genannt, unb red^net mit ber Voreiligen ^Inna^me,
bie ältefte ffird^e ^mitten im freien gelbe" beS
au6en-©ion (CyriU. Hier. Cat. 16, 18) babc
nad^ bem angenommenen 92amen ber bortigen ®e-
melnbe ^4)agia ©ion" gebei|en. 3n SBirnid^feit
toirb fie guerft als „©otteSfird^lein" imb bonn
olS „^oftelürd^e" (Epiphan. De mens, etpond.
c. 14 ; Cyrill. Hier. 1. c. 16, 4) bejeid^net. ®cr
9?ame ^^agia ©ion" gehört erjt bem Icften 3a5r-
bunbert öor ber arabifc^en Snöofion cot ßtinera-
rlum beS gSfeubo-SBirgiliuS, b. i. IbwbofiuS 9lrd^i-
biaconuS, beS SntoninuS IDiart^r, 3ob. ^f)oM,
ßufebiuS ^atriard^a [ögl. b. «rt. SReifetoerfe]).
Sabrbunberte Dörfer (Itin. Burdigalense , ed.
Tobler et Molinier p. 17) biej baS TOauertoer f
auf ber jhtt)))e beS ©übmeftbugelS nid^t nad^ ber
d(|rifUid^en®emeinbe unb berenffird^e, fonbem nad^
bem altberfömmlid^enflocalnamen ^©ionSmauer".
(Sgl. jur Siteratur im allgemeinen b. Sri 3eru-
falem. 3ur ©ionSfrage geboren au|er ben fd^on
®enannten Glarke, Travels in various coon*
tries etc., London 1811 u. ö.; 3- ÖlSboufen,
3ur Sopograpl^ie beS alten 3erufalem, Äiel 1883 ;
J. Fergusson, An essay of the Ancient Topo-
graphy of Jerusalem, London 1847; J. F.
Thrupp, Ancient Jerusalem, Cambridgel855;
Warren, Underground Jerusalem, London
1876 ; 31. ö. Kt% »iblifd^e ©eograpbie, grei-
bürg 1872; g. 3immermann, ftorten unb Ouefien
)ur 3:opogro))bte beS alten 3eru{alem unb Se-
gleitfd^rift, «afcl 1876; M. SouUier, Le Mont
Sion etc., Tülle 1895; ©epp, 5Reue bod^mid&tige
(EntbedEungen zc, SRünd^en 1896; Fr. Lierin
0. S. Fr., £tude topographique, Jerusalem
1891 ; (Satt, 2)ic §ügcl öon 3erujalem, greiburg
1897 ; Slüdert, Steife burd^ $alöftina unb über ben
Sibanon, aRoing 1881 ; S)erf., Sie finge brS SBergeS
©ion, in »iblifd^e ©tubien IH, 1, greib. 1898,
fomie eine Steibe k)on 9(rtileln unb IBemerfungen in
ber Scitfd^r. beS ©eutfd^en ^ßaläftina-SSercinS, ber
Seitfd^r. ^S)aS IJeiligc £anb^ beS Pal. Explor.
Fund, ber Bevue Biblique unb anberen 3^tt"
fünften.) [Ä. 3üidfert.]
$t0n,93iSt^um,f. ©itten.
$ioii, Kongregation Unferer Sieben
Vtau \>Dn, l^tiii eine religiöfe ®enof|enf(^ft,
toeld^e 1848 in $ari8 burd^ bie Srüber SRoria
3:beobor unb 9Raria SllfonS KatiSbonne (f. b. «rt.)
gegrünbet mürbe )um S)anfe für ü^re Serufmig
aus bem 3ubentbume )um maleren ®Iauben.
Hauptaufgabe berfelben ift baS (gebet für bie Se-
februng ber 3uben unb bie (£r}ie^g ber 3ugenb,
befonberS ber meiblid^en, mit Seüorgugung ber
3ubenlinber. SBon bem SRutterl^auS imb ütoDidol
}u $ariS auS Verbreitete fid^ bie (Kongregation in
biete Sauber, aud^ in frembe SBelttl^ile; ber
©d^toerpunft il^rer SBirffomfeit liegt aber im
Orient unb namentlld^ in Serufalem. P. ^IfonS
StatiSbonne Derpflau^te fie in bie l^eilige ©tabt
1856, fünfte baS SRuinenfelb beim (Scce-^omo*
iBogen an unb erbaute bier ein ftattlid^eS jtlofter,
5U beffen Sfu^enmauer ber bie 6tra|e übermölbenbe
genannte Sogen eingelaffen iß. ^ie tbeilmetfe in
ben Seifen eingebaute einfädle breifd^if fige SHtä^t
mürbe 1868 eingemeil^t; t)or einem alten SRauer-
tract fielet ber ^oc^altar, unb ber Heinere nörb*
liebe 92ebenbogen beS £cce*Homo«39ogenS btibet
gleid^fam fein Xrcofolium ; in bol^er Sogennifci^e
ftebt barüber eine (Scce-^omo-Statue auS 3Rax'
mor mit ber Unterfd^rift: Sangnis ejus super
nos et super filios nostros. ^ier mie in oüen
ffird^en unb HoptVim ber (Kongregation loirb
tdglicb nadb ber betligen SBanblung breimal baS
(Sebet beS ^eilanbeS Suc. 23, 34 für bie 3uben
gebetet ober gefungen. SaS ©ionSftofter in Seru«
falem iji eine Sfflaifenanftalt unb eine Zöd^terfd^ule
mit 3nternat unb (Sitemat : in Unterem flnben
aud^ ffinber anberer (Konfefftonen, iübif^e unb
fogarmol^mmebanifd^e, 9lufnabme. gfürSBaifen«
fnaben mürbe bie ^nftolt @t. ^ter nabe bei
3erufalem, Dor bem 3aff<it^or, gegrünbet unb ba«
felbft aud^ eine Ihinftler- unb ^onbmerferfdbule
eingerid^tet. 3m 3. 1860 ertoarb P. «Ifon«
au^ ju ©t. 3obann im ®ebirge (9lin ffarim)
ein Xerrain Don 10 ^eftaren, unb erricbtete bort
eine gfiliale mit ftlofter, SRäbd^enmoifen^auS unb
ftird^e ; bis )u feinem Sobe mibmete er alb feine
ffraft biefer feiner SieblingSfd^öpfung. Stnbere
9{ieberraf|ungen bet (Kongregation befinben Jid^ in
Sllesanbnen, ©m^mo, (Konftantinot)eI. 3n SRün-
d^en grünbete t^reiin Xlitxt\t ton (Sumppenbetg
1865 ben befonberS in IBa^em verbreiteten ©iotiS«
Derein ^ur Unterftiiäung ber SiatiSbonne'ff^i 3n«
ftitute im beiligen Sanbe. (SSgl. bie Siteratur im
^2Irt. StatiSbonne, femer bie Annales de la mis-
sion de N. D. de Sion, feit 1876 bon 9. 9iati§*
bonne berauSgegeben, unb bie feit 1865 erfd^einen-
ben ^3ab^^beri(btebeS@ionSt)ereinS''0 [ffe)){)Ier.]
$ionita^ f. &abxid V, 4.
^iontten, SlonSbotf et, f. (Euer.
$tp9ra u. ^iyftri, f. ÜRibrafd^ THI, 1506.
^itad^f f. (EccIefiafticuS.
$iricin$, ber H. ^a^ß (384—399),
mürbe im ^eccmber 384 ein^immig jum 92üc^»
folger S)amafuS' I. gemä^It. 3n einem ©d^eiben
w
SiriciuS, ber !^I.
858
ü kB fpAlRii eiobtyififeden ^inion \ptaif
aä^ Saknttnkm n. am 23. Sebniat 885
inl)i§ bie Unnfennunfl beS 9{eugeoä^Iten auS
=^ cä^atc bej{cn8töminigfeit (Migne, PP.lat
im, 593 sq.); (in befonberer ©runb gu einem
Scfcri)^! Io0 be^bfllb tot, xovl ber (Segen-
Ih^nii« (|. b. %rt 2)amafud m, 1860)
Snftniulb^ nodd immer nid^t oufgegeben
3» bcn «rficn Smidl^nblimgen bed neuen
qAMt ok 9eanttt)ortung bed Don 99i"
*^ fKüKtiuS Don Zorragona an S)amafu8 ge«
6d^mbai§, melc^ 15 gf^agen über
inoefegen^en entl^elt unb erft na<^
Imtiontritt in Stom mtgetangt mar
3tt6alt beB 9ntmortf ^reibend , ber ölte-
MÜfiaiilrifi etbaltenen ))ä))fUi(i^en S)ecretale,
I m %xL ^tmermd). gür bie (Sefd^id^te bed
Kpftluf^ ^pm^cec^ted ifi biefe Dom 10. gfe«
)ur 385 botirtc Secretole be^l^b Don SBid^Kg-
fa: mä €irictti9 ben ftionifc^ SIerilem, bie otö
^ia ober i»eimal S^eiroiete unred^tm&|ig in
m piftTi^m 6tonb eingetreten nxtren, geftottete,
s unrein Orho |u berUeiben (Migne ib. 1145,
1. 19). Sca^tmdtDertb ift mi(^, toie jtarf in
)K Sckfc @tnciufi' Ueber^eugung , bo^ ber
::Kxfl^ Sff^of bo8 Ober^n)>t ber gongen ^rd^e
R wb feine allgemeinen SDecrete Don allen 6in)el-
beobo^tet »erben muffen, }um Sudbrud
(»qL Migne ib. 1188, n. 1 et 2; 1142,
a. Li; 1146, n. 20). 3m folgenben äol^re (am
«. ^uaua 386) ^telt ber ^ft su Stom eine Don
- . Siff^öfen befu(^te @qnobe, auf toeld^er äl^n«
jO iK in ber oben ermäbnten 3)ecretale Altere
loftengrfele neu eingefd^rft mürben. 2)urd^ ein
Jbodf^Frciben ü^alk SiriciuS bie IBefd^Ififfe ben>
.rr^ Stff^dfien mit^ melil^e auf ber @9nobe ^u
TSlrinen Dcri^inbcrt loaren. Srbolten ift unS biefed
^^toboffc^rrtben in ber pform, mie eö nad^
iKila q/ianqjt ifl (Migne ib. 1155 sqq.). 3ur
Sa^^iniening ber SBeibe unmürbiger ^ifd^öfe
sb $ricßcr riil^e ber $a)>ft an Derfd^iebene
i^ifO^ iio4 ^ befonbered @(|[reiben, in beffen
fsigaag tx bttont^ t>a% ifjim bie @orge für oUe
hd^ obliege (Migne ib. 1164, n. 1). 9lud^
'a c^nobdlf^cribtn an bie gaUifc^ Sifd^öfe,
yt AenfedlA eine Sei^K Don fragen über ^iS-
^^finaqnnifte an ben a|>oftoUf($en @tu]^I gerietet
besten« wob wn (Eoufiant (Migne ib. 1179 eq.)
a> IRaoffen (®ef d^i^^^ ber Quellen bed cano«
c^^ 9a^ ly ®raa 1870, 242) 6iriciud gu-
iiibnebcn, oabrcnb onbere (Belege bie Secretale
a die Seit ännoccnj' L oerlegen. (gif er für Äuf-
T^te^aüana ber Atrd^engefe|e fd^eint @iriciud
2^ ocnuio$t |tt fyibm, ^ulinuS Don 9)oIa (f.
. Stt) grgrnäbo; olS biefer 895 nad^ 9tom !am,
^i^^orikfl^aUiino iu beobod^ten (Paulini Episi
1,14: urbid pmpBB snperba discretio); bei
:öSet(e btS iL ^^mtlinud looren ndmlid^, aller«
>2^ ß^M brffien 9krf d^ulben, mcl^rere Unregel«
cffiigfkttm oorflefommen (Sufe, $aulin Don
iukiX Scgenib. 185^, 198). Sbenfo energifd^
mie für Seobad^tung berj£)tdcit)ttnarcanone8 trat
ber $a))ft aud^ für bie Steiner^Itung bed tot^o-
lifd^n @lau6en8 auf. 9fö ber abtrünnige 9Rönd^
SoDinian (f. b. Srt.) in SRom feine ^rrle^re }u
Derbreiten fud^te, ^ielt 6iriciu8 um 892 (Sloufd^en
[f. u.] 878 f., «nm. 6) eine S^nobe unb fd()lofe
ii)n unb feine ©enoffen au8 ber JKrd^e au8. ^om
$a))fte über biefeS Urtl^eil benad^rit^tigt (Migne
ib. 1168 sqq.)^ berief ber SiriciuS eng befretm-
bete Sifd^of SlmbrofluS Don Snailanb eine $ro-
Dingialfqnobe, toeld^^e, mie fte felbft in i^rer ^nt«
mort on ben $a))ft fagte, gemä| beffen Sntfd^ei«
bung (secundum Judicium tumn) bie neuen
grrlel^nn Dermarf (Migne, PP. lat. XVI, 1128,
n. 14). 3laä^ bem Liber Pontifioalis ift SiriciuS
aud^ gegen bie SRanid^öer in Stom eingefd^ritten
(öbnlid^ »ie ]päitt 8eo I. [f. b. 9lrt. VII, 1749]).
^nfd^einenb ifi mit biefer Angabe bed $a)>ftbud^e»
gemeint, ba| er im 3. 389 bie ffaifer X^eo«
bofiuS unb Salentinian n. bemog, ein ®efe^
}u erlaffen, meld^eS gegen bie SJtoni^öer baS £kU
Derbängte (1. 18 Cod. Theod. 16, 5). 9lad^
3. Sangen (f. u.) 633 mören bier unter ben 9Ra-
nid^oem bie ißriSciQianiften gu Derfte^en, bie in
ber Xf^at banuüS Dielfad^ fo genannt mürben, ). 9.
fd^on in einem aud^ fonft bemerfenSmertl^en lint*
modfd^reiben bed UfurpatorS 9Rasimu9 an ben
ißat^ft. Sinfcbeinenb t^oüt ibm @iriciu8 baS eigen-
mäd^tige unb graufame SBerfabren gegen ^riSciOian
unb mehrere Don beffen Slnböngem gum Sormttrf
gemacht ; ^u feiner Sted^tf ertigung überfanbte 9Ra£i*
muS (im 3. 885) bie Steten beS ^rogeffeS gegen
bie ^SRonid^äer" (Migne, PP. lat. XIH, 592).
9Rit ben 3tbacianem (f. b. 9lrt. $ridciaian X,
419 f.), meldte bie Untbat beS UfurpatorS Deran*
Io|t l^atten, unb be^bolb aud^ mit bem Don ibnen
erl^obenen Sifd^of gfelis Don Zrier, einem fonft
febr mürbigen äRanne, brad^ SiriciuS (ebenfo toie
Martin Don ZourS unb SimbroftuS) bie ®emein-
fd^oft ab (Migne ib. 1121 ; f^efele, gonc-iSefd^.
n, 2. aufl., 45. 51. 85 f.). 3n ©ad^en ber $riS-
ciEianiften rid^tete er aud^ einen 99rief cm bie \pa»
nifc^en Sifd^öfe, in toeld^em er (öbnlid^ mie ^m*
bro^ug) ben 9iatl^ ert^eilte, biejenigen Sectirer, bie
fid^ befebrten, unter beftimmten SBebingungen in
bieffird^engemeinfd^aft mieber aufsune^men (Har-
duin 1, 994). Se^üglid^ eineS mit äoDinian geifted*
Dermanbten ^öretif erS, bed 99ifd^of9 SonofuS Don
Sarbica (f. b. 9rt.), begnügte ftd^ ber $apft ba-
mit, beffen ^rrlebre )u miberlegen; baS rid^ter«
lid^e ßinfd^reiten gegen ben ^retifer überlief er
bem SSifd^of Don 2:beffaIoni^ unb ben übrigen
macebonifd^en 93ifd(|öfen, ba biefelben Don einer
S^nobe gu Sa))ua (891) afö Siebter über 9ono«
fud befieUt morben maren (Migne ib. 1176 sqq.).
@e]^r Derbad^t fyd man e§ bem $a|)f}e, ba| er
gegen ähifinuS, afö biefer in Stom feine lateinifd^
Ueberfe^ung bed bogmotifd^ ^auptmerfeS Don
OrigeneS Derbreitete, nid^t einf d^ritt ; im (Segen-
t^eil fieSte er il(|m unb einigen feiner gfreunbe, als
fie 898 atom Derliegen, 99riefe auS, morin i^nen
12»
Kl
Sirtnium.
362
^ um 9tom xmi^ Xtimt ging, aud^ t^on @Met
Oft €4ntbcn fibet bte bogmatifd^en unb biSci))!!'
dmi giogai^iDdd^ bod Soncil thm befd^äftigten.
Scn;MBi>o DetmcTte gerobegu, @irlet l^obe, ob*
wata n xn 9Loni jutfidblieb, bem Soncil mel^r
'Skt^ gciripct, aä 50 ^rolaten tne^r in Xrient
«ifr^ (attm leisten f5nnen. 3lad) SBeenbiaung beS
hitS& UMcrb @trld )ttm fio^ne atif ben SBorf d^Iag
!H Cocbtiuad SonomäuS am 12. SRclr} 1565
'.ssix bcBi Qr^oQ beS ganzen SüDeghtmS gum Sat>
röol mtAnnL Sm 6. September 1566 ernannte
i^ $a9fi ^hiS Y. )um SSijd^of t)on @an aJlarco
n Calabriro unb ert||etlte i^m felbft bie Stjd^of^
Mibe. 9i XDot @irlet aber nur furje 3<it Der-
jDvnl. in femer ^cefe gu meilen unb bort ffir bie
r«d^^ng bcr trtbenttntf(i^en SSefd^Iäffe t^ötig
;:i leciL 9alb berief i^n ber @toat§fecretör nac^
:<3m paüd, ao man feiner für bie »ifjenfd^ofts
iiAm Atfgobcn ber 3^it beburfte. @o blieb er
El Som, iDdbrcnb fein 9leffe aßarceSuS il^n im
Si^fbam SquUIace, auf »eld^eS @irlet 1568
Cinisfrrirt mirbe, i^ertrat unb il^n burd^ ftanbige
ftrid^ iibcr alb toid^tigen gfrogen in ber SDiöcefe
merrii^tete. 3u Stom , tt)o er 1570 Sorbinal-
kUiot^eto tmirbe^ leitete @irUt im auftrage beS
$a;rfit§ ber Steige nac^ alle bie gelehrten 9(ufgoben,
3MfAe bo^ Xribentimtm angeregt unb befc^Ioffen
Icfle. S^mä^fi mar ibm bie SRitarbeit unb te^te
tibtttion bcd GaieehismiiB Bomanus anber»
soat; bonn tsar er ^ert)orragenbed ÜRitgtieb unb
^iUHt ^foupi ber 6ommiffton, tteld^e für bie Sie»
-zn br( romifd(Kn SreDieiS unb SDtiffale eingefe^t
w. !Rai^ Q3eenbigung ber 9tet)ifu)n mürben bis
1^ kmnn &benSenbe mle auf bie beiben iBüd^er
ab übrg^aupt auf Siturgie unb Stitud begüglid^en
tafmgen üom $at>fte an feine Sibreffe gemiefen
'>jL [XübJ X^I. Ottortalfi^r. 1884, 451 ff.
6n ^; 1886, 468 Ä. 624 %). gbenfo ftanb
er an ber Spikt bcr Sommiffton für bie ffalenber«
nfotn (OgL ^ift So^rb. ber ®drred-@efellfd^aft
IbSl, 888. 543; 1884, 52), leitete bie 9ieu-
texrbeüung unb 9uSgabe bed Martyrologium
fionuanm unb war in ber Snbe^congregotion
eroBcnib^§ eine 3uf[ud^t für bie ©elel^rten. 2)en
^Eten Smflut b^tte @irlet unter ben Correctores
Eonani (f. b. iixt), fomie bei ben Vorarbeiten
psx bu CEaienbation oon Septuaginta unb 93ul-
gota. Sri SoterauSgaben, j. 9. ber Slmbrofiud-
flc^gqbc bcft SRontalto (Sistud V.), marb fein
Sfitb ottSf^^Iogaebenb. SRit anberen geleierten
(acbinitlm tbcute er bie @orge für bie rö-
tacjfift nnberfttdt (6at>ien^a). um ben Orient
moarb er ^ bie größten SBerbienfle nid^t bIo|
hmb Vk S^rbexung aUer auf bte Union be^üg«
hätn Seftrcbungen, fonbem aud^ ald SRitglieb
her Commiffldn »für 9teform ber ©ried^en", als
6n)trctor beS !BafUtanerorben§ unb beS gried^tf d^en
bBegS fai Rom, burd^ bie Sorge für 92euau3gabe
ked ^rnitinumS, t^ Uebcrfe|ungen bed Cate-
cLisoraa Romaniia, bcr Ganones et decreta bed
bndls von Zdeni, unb für bie gregorianifd^e ffa«
lenbenef orm. S^urd^ ben Sierfe^r mit bem Orient
erhielt @irlet ^ugleid^ gried^ifd^e 3nanufcripte für
bie SSaticana unb feine eigene Sßibliotbef. ^Id
^rotector ber Steopl^Qten baute er bie Ifird^e
SDlaria ai SRonti unb orbnete bie ^ngelegenl^eiten
ber 3uben im Äird^enftaate. 2Kit Dielen bcr l^er-
borragenbften latl^olifd^en ©elel^rten ätalienS,
Sfrantreid^d, S)eutfdeianbd, ber 9lieberlanbe, Sng-
lanbS ftanb er in brieflid^em SSerfel^r; ßanifiu§,
@uriu§, ^ofiuS u. %. oerbanften il^m SSeitröge gu
il^en gelegen SBerfen. SlfleS bie^ leiftete @irlet
tro^ mannigfad^er flranf^eiten, bie i^n l^eim«
fuc^ten. ©d^on beim Sobe «piuS' IV. (1565)
batte Sirlet gu ben papaUln Sarbinölen gel^ört
unb märe beinahe burd^ bie Semül^ungen beS
bl« Hatl }um ^opfte erhoben morben. 3n ben
Eonclaöen (SregorS XIII. (1572) unb ©ijtu§' V.
(1585) bereinigte er Diele Stimmen auf feine
$erfon. Sarf man feinem Siograpl^en glauben,
fo märe er im lefetem SoncIaDe fd^on gemöblt ge-
mefen, unb nur unpägttd^Iett l^ätte bie ^boratiou
Derbinbert. 3m nämlid^en Sa^re, am 6. October
1585, ftarb ber Sarbinal eineS glüdtfeligen XobeS;
ber bl. ^ilippuS giert (f. b. ^rt.) leiftete il^m in
ben legten Xagen feinen Seiftanb. S)er Seid^en»
feier, meldte in feiner Xitelfird^e @an fiorengo in
ißanispema ftattfanb, mobnte $a))ft @i^8 V.
felbft bei unb mibmete i^m im Sonftftorium
marme SBorte bc§ 9{ad(iruf8. Sin einfad^eS S)enN
mal mit ber ÜRarmorbüfte beS (SarbinalS an ber
^intertoanb red^tS Dom Eingänge begeid^net l^eute
in feiner Xitelfird^ feine le^e Stubeftätte. S)ie
SBibliotbef be§ Sarbinafö lam, nad^bem fie mieber-
bolt ben Sefi^er gemed^felt fyxüt, fd^lie^Iid^ al3
Ottoboniana in ben 93atican. Porträts Don @irlet
finben fid^ im ^aufe bed Sifd^ofS Don Squil«
tace itnb im @tubienfaate ber ^aticana; eine
^bbilbung mit fui^em £eben§abri^ gibt Albi,
Eloges lustoriques des Gardinaux illustres,
Paris 1653. Sine genaue Siogra))bie beg (Sar-
binalg @irlet mu^ ftd^ gang auf l^nbfd^riftlid^em
Snaterial aufbauen. SBertbDoHe ^Rotigen finben
fid^ bei Dejob, De Tinfluence du concile du
Trente sur la litterature et les beaux-arts,
Par. 1884 (DgL bagu bie Siecenfion Don 92oIbac,
in ber Revue critique d'histoire et de littera-
ture XVm [1884], 457 ss.) unb bei Batiffol,
La Yaticane, de Paul in k Paul V, Paris
1890. [3of. ©d^mib.]
^imttniit» @tabt in $annonien, beren
ätuinen nodb ie^t bei Snitromi^ in ber ®egenb Don
^etermarbein Dorl^anben fmb, mar unter ffaifer
donftantiuS oft @i( bed ^ofeS unb baber ^Iu§>
gangSpunft ber $Iäne gur Unterbrüdung bed ni«
cönifd^en ©laubenS. 3u bem 3^(dfe fanben ba«
felbft mebrere ©^noben ftatt. S)ie erftc bcrfelben,
gmifd^en ben 3obren 847 unb 349 (Dgl. ^efele,
Sonc.»®efd^. I, 2. Sufi., 640), in ©ad^en beS
!ßb<>tinu3 (f. b. 9rt.), fu^te baS nicönifd^e 6fio-
ouTio? in SRigcrebit gu bringen, ba eS ben $l^oti-
niSmuS unb ©abeOianiSmug förbere. ®ie gmeite.
368
©irmonb — @ifata.
S64
im 3. 351, fteUte ein un(e{timmt gel^altened @Qm*
bolum auf, loeld^ed fammt 27 Ünat^emotiSmen
oIS bie erfie ftmtij^e gformel bejeid^net mirb
(Äthan. De Syn. 27, bei Migne, PP. gr.
XXVI, 735); baö meifte baran ift ortl^oboj, aber
bag 3Bort opLoouotoc nmrbe bermieben. SBetI $^o-
linu§ bie gformel nid^t unteqeid^nete, \ä)idtt ber
ffaifer il&n in'S gj« (Socr. 2 , 30). Um bie
3IHtte be§ 3al^te§ 357 tourbe ^u @irmium eine
neue S^nobe gel^alten, auf meldtet bie flrengen
^rianer übertoiegenb Uiaren. 3n bem l^er unter
bem 9(amen ber gleiten fnrmifc^en gformel auf«
gefieUten ®Iauben§befenntni^ n^irb ber @o]^n al§
geringer benn ber SSater unb biefem imtcnoorfen
begeic^et (Äthan, ib. 28). ^ilariuS nennt biefe
Formel eine blasphemia (De Syn. 11, "bei
Migne, PP. lat. X, 487). S)a bie ^Inomöer nun
il^e 2e^re jd^ncll öerbreiteten, oerfammelten fid^ bie
femtarianifdf) gefmnten Stfd^öfe ^ftenS gu Slnc^ra
furj cor Öftem 358 unb fdEjidtcn il^r ©pnobal»
fd^reiben an ba§ £)ofIager naö) @irmium, um ben
(?influ|, »eld^en oie ^Inomöer auf ben Äaifer ge-
wonnen l^atten, gu bred^en. 3n ber Sl^at nmrbe
ju ©irmium 358 bie britte furmifd^e gormel ge«
nel^migt, tDelc^e ein ortbobo;e§ (aber ba§ 6p.oo6jioc
entbel^renbc^) @t)mboIum ber antiod^enifd^en @Qn-
obe Dom 3a^re 341 erneuerte (Sozom. H. E. 4,
15; ögl. b. ?lrt. 2iberiu§ Vn, 1951 f.). gnblid^
brad^te ba§ 3a]^r 359 nodf) eine oicrte firmifd^e
gormel ju ©tanbe, bie ben ©ol^n „gcmäft ber
©d^rift" als in Willem bem 93ater äl^nlid^ erflärte
(Äthan. 1. c. 8. 694). ®ic ©efeitigung beS
aaäorlcS oöffia tt)urbe l^icr mie in ber öorl)crge]^en«
ben gormel angeorbnet [^eterS.]
^inttonb, Sacob, S. J., einer ber beben*
tenbften ©clel^rtcn beS 17. Sal^rl^unbertS, mar ju
SRiom in granfreid^ im Dctober 1559 geboren
unb trat 1576 in bie ÖefeUjd)aft Scfu ein. ^laä)
SoHenbung feiner pl^ilofopl^ifd^en ©tubien mürbe
er 1581 al§ $rofeffor ber claffifd^en ©prad(|en
nad^ ^"aris berufen, mo er fid^ in ben fünf Salären
feiner Xptigfeit eingel^enbe ftenntnip beS fiateini-
jcften unb ©ried^ijd^en unb ben auSgejcid^neten
©tu ermarb, meldte il^n gu feinen fpäteren groß-
artigen Seiftungen auf patrologifd^cm ©ebiete be-
fäl^igtcn. 3« feinen ©d^ülem gä^Ite bamalS u. %
ber 1^1. Sranj öon ©alc§. ®a§ auf bie ^arifer
Söirffamfeit folgenbe ©tubium ber fd^olaftifd^cn
2:i6eoIogie öerbanb ©irmonb mit einem ebenjo
grünblid^en ©tubium be§ c^riftlic^en ^lltertl^umS
unb feiner Literatur, fomcit fie il^m bamol§ ju»
gönglic^ mar; er überfe^te md} eineSReil^e gried|i-
idjcr ^uctorcn in'§ Üateinifd^e unb bearbeitete bie
SBerfc be§ ©iboniuS 9lpoUinari§ (f. b. ?lrt.). ^m
3. 1590 berief il^n ber Drben§gencral ^quaöioa
nad^ 5Rom, mo ©irmonb 16 3ai)re lang baS ^mt
beö ©cl^eimfecretärS beficibete, babci aber nod^
reid^lid) 5}k6e unb in ben großen SibliotJ^efen
bie günftigfte ©elegenl^eit fanb, feine l^ieblingS-
'befd^äftigung, bie grforf^ung be§ ^^Itert^umS, gu
^<gen. Sie größten SDienfte hierbei leifteten il^m
feine engen Serbinbungen mit (Sd^dm Bi
SeHarmin, XoIetuS unb ^erroniiifi, iwr Uoi
aber feine innige 93egiel^g )u Sorbinal Saconl.
ber il^n überaus l^od^fd^^ unb i^ {BMlRili
arbeiter on feinen Snnalm omial^m. So^kn
©irmonb 1608 nad^ $ariS gurüdgcf^ Mi;
mürbe er 1617 SRector b€8 boxtigen ScHnl»
coOegiumS. ^IS fpoter $a)ifi Urbcm Vm. ba
(Selebrten für Stom juräcüierlangte, ec^ Mi
mig XIII. t)tm gfranfreid^ erfolgreül^ Cin{pa4e
bagegen unb bemieS bie 1^1^ SRemung, toäift s
Don ber Sinftd^t unb gfrdmmigfeit €ixiudM
begte, baburd^, baß er il^ im 3- 1687 in fön
Seid^toater ermö^Ite. 3m 3- 1610 mar boiafle
SBer! unter ©irmonbS ÜJomen im 3)tml a>
fd^ienen; ber SSerfoffer aäl^Ite bamoB knü
51 3al^re. 9htn Derging aber aud^ fäum eiA3i|;;
in bem nid^t bie eine ober bie anbere ®djiülft abk
Oeffentliddfcit trat, bis er, fajl 92icl^ \m
ftaunenSmertbe literarifd^Sl^tigfeit mittel
ausgäbe ber Disquisitio de Azymo h^ftfis^. 6
ftarb am 7. Odober 1651. SBeitauS bie ik^b
unb umfangreid^ften ber Don ©irmonb l^etn^
ben ©d^riften maren ber Sbition atter fiidl»
fd^riftfteller gemibmet, bie er burc^ ^fnmedmyi
commentirte unb eDentueS in'S Satetmfd^ Acp
fe^te. 2)iefe ausgaben fammt ben beigegtai
Kommentaren fmb noc^ b^ute Don bem ffHÜBL
SBertbunb!önnen,abgefebenDonnetneren9Uii^
(3. 93. bem gfeblen genauer Angaben mi &äm,
mo ber ^erauSgeber eine Dom l^nbfd^rifffi^
%tlt Dariirenbe SeSart Dorgegogm), in 9e^ flf
©d}arffmn, ©enauigfeit unb gefuidMS VS^A
no(^ b^ute als SRufter bienen. 3m Oibcnlkki
jeid^nete fid^ P. ©irmonb auS bitrd^ ferne txm
in ber IBeobad^tung aller Stegdn, bttrd^ feine Sde
5ur religiöfen tirmut, fo boß er ftd^ auf^in^riMi
i^öd^ften ^Iter feine ^uSnabme Don ber gtrtt»
Ud^en fiebenSmeife feiner SBrüber gefloitai Mtt;
Dor5ÜgIid^ aber hnxö) feine mit gemimiienbcrSkiaiRl^
lid^feü Derbunbene ©elbftloftgfeit Seioeil Mir
fmb bie Dielen 93eitrage gu fremben SBerfoi* ^
Selebrung unb Aufmunterung, meU^ er iebcqiit
bcreitmiHig feinen SoHegen im go^ }uZ^M^
ben ließ, o^ne eine®egenlei{hmgguenoadaii,iR
Attem aud^ ber eble Anflanb, mit bem er ii fntf
))oIemifd^en ©d^riftenben miffenfd^fÜtd^Svv
bcbanbelt. — Sine Sufgäblung ber eiqdtf
©d^riften ©irmonbS, meld^je größient^efli ak^
Opera varia, Paris. 1696, 5 volL, unbT«0t
1728, 5 voll, (um gmei ©tüdfe Derme^), «fv
melt erfd)ienen, f. bei de Baoker, BSnoA^
nouv. ed. par Sommeryogel VJl, 1287*
(93gl. bie ben Opera varia Dorgetaidk Dio*
grapbi^ unb Harter, Nomenolat. lit 1, 8. A
449 sqq.) [gr. ^ig 8. J.]
^ifata (K-^p-e), im «. 1. 1. ber JU ©oflW
©ojim mobnenbe ^eerfübrer beS canomntiHo
J^önigS 3obin, melc^er gur 9iid^ter|eit in Vß
berrf d^te. SBei einem gfelbgug gegen bic nbMiß
©tömme 3Stoe(S morb er g^d^en mib oitf btf
•
m
»5
©ifinniuS, ^ap\t — ©ittorbuö.
366
;^aaifi «DQ bcx Qmtterin Soel getöbtet (Stid^t. 4,
2 tl. 1 ©am. 12, 9. ^|. 82, 10). — 2. ein
fafilRt bcr 9iai^inaer in bet nad^c£iß)d(|en 3ett
ll tot. 2. 53. 2 esbr. 7, 55). [Jtauleit.]
$<RinrtttS» $Qpfl(708), ein S^rer, folgte
«if 3olKnmfd Vn. nod^ breimonottid^er ®ebi§-
mm), ngttxte aber nur 20 Sage nnb fiorb, toie
Hm annhniiit, om 4. gebruar 708. iHad^ bem
UIjl Poatif., ed. Duchesne 1, 388, iDeil^te er einen
Sti^ fÖT Cotfica imb traf ^nftalten }ur 9Bteber-
cstaiiuift ber Vlotiem StomS. [®Qm§ 0. S. B.]
$i(hniitt$, noDatianifd^er SBifd^of }u
C0ofiBiitmo))e(, nKxr als 9Ritfd^ü(er SuIionS beS
SMcunmgen tfon bem ^^ilofojp^en 3Jla£imti3 ge-
§ilbd uwrbcn unb in ber l^iligen @d^rift tt)ie in
icB|yroftiiunSBt{fcnfd^ftengIet(l^betDanbert. 9lQd^-
brv CT 2täm bcä Sif^ofd ^flgeliuS gemefen, bann
SnS^itT grmorben, folgte er bem not)atiani{(^en
:9iMof TOorcion im 3. 395 ald 99if(!^of feiner
ftt Conf)antino))eI. 2)ie SBeric^te beS @o-
iinb 6o)omenu9 über @ifmniu9 taffen i^n
oü rincn grifheid^cn, in feinem äBanbel untabel-
doflni Slmnt rrft^nen, ber aud^ atö Sd^riftfteQer
cnfttat, gto|em 9hi^m aber als Xebner ermarb.
0egra <S^^fo|tomu9, mit bem er äber]^au))t in
•4sftni log. fd^rieb ©iftnniud ein 9Bert über bie
; atidb »erfoBte er einen enc^Hifd^en 99rief
bie 92ef|alianer. (Sgl. Socrat. H. E. 5,
10. 91« 6^ 2L 22; Sozom. H. E. 7, 12. 8, 1 ;
PhottUB, Cod. 52, 4; Slaufd^en, ^al^rbb. b. d^rifil.
«Ttd^. Srtib. 1897, 605.) [®am8 0. S. B.]
^ftfktaAus I», ^atriard^ Don Sonftan-
rinopel, »ar ber 9{a(^f olger beS StticuS (f. b.
9it) laib regierte meniger als jmei ^ol^re (426
ifS 427). SocratrS (H. E. 7, 26. 28), auf ben
die fpatercn ÜRod^nd^ten }urfid(gel§en, berid^tet, ba^
ex rni bem SBoSe ben beiben übrigen Sanbibaten
% ben Sifri^ofeftu^I megen feined frommen unb
*9o(^bdttgen Sinned üorgejogen tourbe. (giner
bir^ Sfibm toor $^aip))ug SibeteS (f. b. 9rt.),ber
ftt^ in feiner Dcrioren gegangenen «S^riftlid^en ®e>
Ttfcii^e'" fo un^ftli<$ über @iftnniuS' Snoöl^Iung
ixetntt^ bo^ @ocrote8 fid^ nid^t baju entfd^Iiegen
tmit, btf fe 3itDedtt)e mitgutl^eilen. S)en jmeiten,
^toda^ (f. b. Srt.), ber 434 tbatfäd^Iid^ ^atriard^
non Simftantittopel ttnirbe, mxf)iz ©iftnniuS gum
Sifd^yf uon S^sicuS ; bie SintDol^ner ber @tabt
fifl^men üfn ober nid^t on, fonbem mäl^Iten fxd)
Mt frincr eilten SRönd^ , IRamenS S)aImatiuS.
€tffamiii3, ben @oaate^ ald dnpaYiAovIoTepoc
bc^uJl^, mar nid^t ber SRann, biefen 3Biberftanb
pi Indftn ; er jog fid^ bal^er ben Sormurf ber geig-
trtt wn Seiten berienigen }u, n^el^e baburd^ baS
f irfe^ ber Stixd^t t>Dn Sonftantinopel, ol^e beren
^ßiinnximg fein Sifd^of gemeil^t merben burfte,
(rf^nmlert \aSfm. ®ie gried^ifd^e llird^e nal^m il^n
dn linier i^re ^eiligen ouf unb üere^rt i|n am
II. Odober. [«. ebt^otb.]
$i^Kiiists II-9 ^atriard^Don ^onftan-
linotiel C995 — 998), mx oor feiner ffieil^e
tqt getnefen unb ^tte ftc^ ald fold^er eines
großen SRufeÖ erfreut. SIS 5patriard^ griff er in
ben Streit ein, ben bie Setragamie Seo'ö VI. (f.
b. art. VII, 1811) l^ertorgerufen l^atte. ®a8
3)ccret, worin bie oiertc 6^c })rinrij)iett üerboten,
bie britte nur unter SBebingungen geftattet mürbe,
gehört aber nad^ ^ergenröt^r ($]^otiuS IH, %e«
genSburg 1869, 725 ff.) e^er feinem Sorgonger
9{icoIau§ an, beffen Seftimmungen @iftnniuS
burd^füj^rte. eincjroeite, im 3. 996—997 erlajfcne
Sntfddeibung verbot bie Sl^e t)on gmei Srübem
mit gmei @$meftem ; fte ift gebrudt bei Migne,
PP. gr. CXIX, 728 sqq. auf gbefad^en bcgiel^t
ftd^ aud^ eine britte umfangreid^e Ecthesis cano-
nica, aus ber $itra (Spicileg. SolesmenBO IV,
Paris. 1858, 464 sq.) einige Seftimmungen be-
fannt gegeben l()at ßinen oierten @QnobaIact beS
SifinniuS über bie Sermeigerung ber Xrauung
bcrer, bie eine gmeite @^e eingeben, ))ubUcirte
Pavlov, Vizantijskij Vremennik 11, Petersb.
1895. 162—159. »IS ©omiletifer ift ©ifinniuS
befannt burd^ gmei Sniomien auf baS SBunber beS
bl. SRid^el in g^onü (f. AA. SS. BoU. Sept.
Vni, 41—47) unb auf bie SKart^rer ger^cuS
unb Sulitta (nod^ ungebrudt). @ifmniuS gehört
enblid^ aud^ gu ben menigen SQgantinem gmijd^en
^^otiuS unb SJlid^ael SäruIariuS, bei benen ber
(Segenfa^ gmifd^en SRom unb Sonftantinopel Ute«
rarifd^ )um SiuSbrudte fam ; ber betreffenbe Srief
ift no(9 unebirt; er mirb Don a. ^emetrafo*
))uloS (Graecia orthodoxa, Seip^ig 1872, 5)
ermähnt. [9t. g^rbarb.]
$iff arbtts (g^tl^orbuS), SRat 1 1^ i a S , 0. Pr.,
faiferli^er ^ofprebiger, ^t^ eigentli^ gfd^e,
nannte fid^ aber gemö^nlid^ nad^ feinem (S^eburtS-
orte, bem ©tabtd^en @ittarb (im ^oDänbifd^en
Simburg), mo er am 2. gfebruar 1522 geboren
mürbe. Um 1538 trat er gu ^lad^en in ben ®o-
minicanerorben unb entmidelte als ^rebtger in
biefer @tabt, bie il^m gur jmeiten ^eimat gemor«
ben, oiele äal^re l^inburd^ eine böd^ft fegenSreicbe
SQBirffamfeit, 3nt 3. 1557 begleitete er ^erjog
Sßilbelm oon 3ä(id^ auf baS SBormfer gottoquium.
Stoei 3a]^re fpäter nmrbe er oon jf aifer gferbinanb
als ^ofprebiger nad^ SSien berufen. S)ort mar
man mit ber getroffenen SBobl fcbr jufrielöen, unb
©ittarbuS öcrbiente in ber %^at bie ^Inerfennung,
bie ibm in bem neuen SBirfungSfreife reid^Iid^ ju
%fjt\i mürbe; benn er gehört unftreitig gu ben
beften ifanjelrebnem beS 16. 3cibrbunbertS, mie
bie ^rebigten bemeifen, bie er 1563 über ben
erftenSobanneSbrief gebalten unb bienad^ feinem
Sobe öeröffentlid^t mürben. SBoS feinen fird(|Iid^en
©tanbpunft betrifft, fo befürmortete er jmar bie
Semilligung beSSaienfeld^eS; bod^ lonnte il^m ber
ftreng fatbolifd^e 9ieid(|S]^ofrat]^ Dr. @eorg Sber
tiod^rübmen, ba^ er ^^ftetS ein gan) entfd^iebener
Sorfämj)fer ber fatl^olifd^en SBal^rbeit gemefcn".
aud^ als IBeid^tDater befa| ©ittarbuS baS t)oae
Vertrauen gerbinaubS, unb als biefer 1564 ftarb,
l^ielt ibm ber Dominicaner, in befjen Slrmen er
Derfc^ieben mar, bie Seid^enrebe. S$on bem neuen
867
©it*V
86S
«Qiiet SWojimaian IL »urbe SittatbuS al8 feoj'
Jirebigcr beibel^olten ; jeinem befd^eibenen, nialj*
t)oIIen Senebmen gelang ed, auf ben l^in unb
l^er f^monfenben gfürften einen für bie latl^olifd^e
Jhr(^e üortl^eir^aften 6inf(u| ouSaimben. S)a]^er
freuten ftd^ au^ bie Sectirer, aß @ittarbu8 am
81. October 1566 frubjeiHg [torb. (Sott babe ibn
äeftraft, fangen fte jubelnb, „bo6 er ben frommen
^aifer (SRosimilian) alfo in bad ^ftt^um Der-
fenft fyibt". (Sgl. Sammer^, in ber ffatbolifcben
3eitfd&rift für SBijfcnfd^aft unb ffunft 1845, II,
806 ff. ; 91. ^Paulus, in ben §ift.-l)oI. »I. CXVI
[1895], 237 ff. 329 ff.) [5». ^aulufi.]
Ritten (lat. Sedunam, franj. Sion), fd^mei«
jerifd^eS SiSt^umimäBalliS, touroe gegen
Snbe bed 6. Sal^rl^unbertd S)iöcefanmittel^unlt
infolge SBerlegung bed Sifd^ofSfi^ed }u SJlartinad^
(Octodurum). 3n ber ölteften ^t\i toax boS
aBaSiS Don feltif^en SBöIferfd^aften (SBeragrem,
@ebunem, 92antuaten u. 9.) beioobnt, toeld^e Don
Sdfar ben Slömem unterworfen mürben. 2)a3
Sbnftentl^m fanb l^ier am frü^eften in ber
Sd^mets (f. b. 9rt. X, 2078) Eingang, unb 381
erfc^eint al3 erfter Sifd^of ber @d^mei}, Don bem
mir }uDerIafftge ftunbe l^ben, Xb^^i^i^ ^^n Octo»
burum (SRartinad^) im SBaUid; er nal^m im ge>
nannten 3abre an ber @9nobe }U ^quilefa unter
bem 1^1. SlmbrofmS X^eil unb mal^rfd^einlid^ aud^
390 an einer @Qnobe ^u 3RaiIanb. 3lad^ ßud^eriuS
Don SQon (f. b. %xt.) fammelte Sifd^of Zl^obor
bie ©ebeine ber tl^eböifd^en Segion unb errid^tete
bie erfte JKrd^e )u il^rer Sl^re. 3m Uebrigen fyxt
bie Segenbe i^rem SanbeSbeiligen Diele gabeln on-
gebid^tet; fte nennt il^n Zb^obul unb mad^t i^n su
einem S^itgenoffen AarlS b. @r. , ber il^n unb
feine 9lad^foIger }um ^röfecten unb @rafen Don
SBaHiS gemad^t l^abe. Sein gf^fttag mirb am
16. 9luguft gefeiert. S)ie fiifte feiner unmittelbaren
DJad^foIger ift fel^r lücfenbaft, SDlit (Semiöbcü
Iä|t fid^ um bad ^al^r 450 $rotafiu3 I. anfe^en,
meld^er ben Seib beS f^dlx^tti £]^ebäer§ SnnocenttuS
auff anb unb in ©t. TOoriJ beifejtc. ®er % Xl^eo-
bor n. fteQte mit jfönig SigiSmunb 515 ober
516 bie ftird^e Don @t. SRori^ mteber l^er unb
fammelte barin bie (Sebeine ber Sl^ebäer. @ein
9lad^f olger S^onftantiuS erfd^eint auf ben SoncUien
Don gpaon (517), SarpentroS (527) unb Orange
(529). S)er 1^1. ^eliobor, xotl^tt auf bem S^oncü
in 9)kcon 585 burd^ einen Slbgeorbneten Dertreten
mar, Derlegte ben bifd^öflid^en @i^ Don SRartinac^
nad^ @itten, um größere Sid^er^eit gegen bie
Ueberfd^memmungen ber 3t^ont unb 2)ranfe unb
gegen bie @treipge ber Sangobarben ^u ge«
minnen. 9luf ber @Qnobe gu $art§ 614 unter-
f d^reibt neben bem fräbem 99ifd^of Seubemunb aud^
2)racoaIb Don ©itten (^friebrid^, ©reiunebirte Eon-
cilicn aus ber SDlcromtngerjeit, 93amb. 1867, 37).
Unter ber fränfifd^en ^errfd^aft geid^nete fid^ befon-
berd SBifd^of 9BiI(|ariu§ auS ; frül^er ßrjbifc^of Don
Sienne, toarb er Don ben Saracenen Dertrieben,
mürbe ^bt gu @t. !D{ori^ unb Sifd^of Don @itten
(764—780). «ud^ feine giad^folgerWtl^u»,».
balong unb IpeiminiuS (825) maren jugleid^ Sebte
bon @t. 9nori|; übrigens ifl eS nic^t me^r mSg-
lid^, jflarl^eit in bie Dertolrrte 9lamenreibe }u
bringen («bei, äa^rbüd^er beS fränlif^en »eid^
unter ftarl b. @r. I, SBerlin 1866, 802. 461j.
SSon ben f))öteren Sifcböfen ifl befonberS l^ugo
(998—1017) )u ermdbnen, ber mit 9lotfer Sabeo
(f. b. art.) in aSriefmed^fel fianb. 3m 3. 999
mad^te i^n IRuboIf HE. Don Surgunb gum ®rafen
über bad SBafliS. SBie bereite ermähnt, botirte
man bie &erfunft biefer SBurbe auf bie Seiten
HoxlH b. ®r. }urüd(, unb biefe angebtid^e donatio
Carolina, meldte Don ftaifer ffarl IV. 1865 be«
ftdtigt mürbe, marb Diele 3aj^tbunberie ®egenfiQnt>
oed Streites unb OueUe politifd^er gfel^ben. Snbere
l^orragenbe lBifd^5fe beS 11. 3ci|^^unbertd finb
gberborb (1018-1087), «imo I. (1087 bt«
1053), nomentlid^ aber ^ermanfrieb (1054 bi#
1084), ffangler beS ftönigreicI^eS Surgunb unb
Segat breier Ißäpfte. Sr ging alS ®efanbter bed
$a))fteS an ben engtifd^en ^f unb frönte Ott
Oftem 1070 SBilbelm ben (grobererau SBin(|efter.
3m 12. 3ai^t^unberi regierten SBiOencuS ober
©ülengug (1107—1116), »ofo I. unb «uari-
nttS(6u^rin; 1138 biS gegen 1150). £e|terer
^atte Dorber alS ^bt beS eifterdenferRofterS ^ulp»
in @aDOQen bafelbft eine SReform burc^gefü^rt,
für meldte i^n ber il Seml^arb in einem eigeneti
©d^reiben febr lobt; bie Siftercienfer rechnen t^
gu il^ren OrbettSl^iligen (f. AA. 88. BoU. Jan. 1,
347). 3tn 3. 1156 nabm griebrid^ »orboroffa
^o^burgunb aü baS Srbe feiner ®emal(|Iin SBeotrij;
an ftd^ unb Derlie^ Sertl^olb IV. Don Säbrirtgcn
bie @d^irmDogtei über bie ^d^ftifte (Senf, Sau*
fanne unb @itten. S)iefer tnu^e aber, btird^ ben
SBiberftanb beS IBifd^ofS unb ber SEßaüifer ge-
amungen, feine ^nfprü(|e an ben (Brafen ^um*
beri IIL Doit 9Raurienne abtreten, meld^ beti
Zitel eines ©raten Don SaDol^en annahm. Sei«
tbolb IV. Don äü^ringen marb 1211 bei @t. UU
rid^en Don ben ObermaIIi|em gefd^Iagen unb ent»
rann mit !Rot^. Sifd^of Ihtno fd^Iog 1179 mit
bem @rafen ^umbert Don SoDo^en einen Ver-
trag, betreffenb bie Stegatien unb bie St^erung.
ber 9nt)enftragen; bod^ bouerien bie ffömpfe {toi»
fd^en ben beiben ©emalten tu)d^ lange fort. tHId^
„@raf unb ^räfect" befa^ ber Sifd^of bebeutenbe
^ol^eitSred^te in ben oberen, Don äbermiegenl^
germanifd^er SBeDdtlerung eingenommenen Sanb-
f duften ; er fübrie baS @d^mert, übte baS SBegno«^
bigungSred^t, fd^Iug eigene 3Jlän)e. 3bm gegen*
über ftanb baS ^auS @aD0Qen, baS ftd^ frül^ettig.
in ber untern romantf(ben S^Iftufe f eftgefe^t batte
unb feitten ßinflu^ nad^ ben beutfd^en (Sebieten
auS}ubebtten ftrebte. Sine Sereinborung Dorn
September 1260 jmifd^en Sif^of f)einrid§ L Don
Siaron (1243—1271) unb bem (Srofen $eter
Don ©aDo^en fe^te boS ^lügd^en 9Ror[e (9Rorge>
unterbalb Sitten oä ®renje jmif^en foDOQifc^tn
unb bifd^öfliibem @ebiete fefi 9}u|en auS ben
«69
Sitten.
370
finiifm 1»^^ @ol)o9en unb bem 99if<i^ofe
pffn rimnal bie jol^Itet^ feubolen ^etten-
ffd^«^ (Qon X^utn, Don @ason, Don SRaron
s. V n«)» vkU^ oSmt^dlbm ü^re Kaubnefter auf
nBctrigli^relfelMdpfe festen; fobann oiid^SoIfö-
iknaU, iocid(^ eS butc^fe^tm, ba^ bie Stabt
SüicR tannrr mc^ )ur @elb{länbigfeit gelangte
nb 1SS8 unb 1339 umfa[{enbe $rit)i(egien er-
Mt mb bo^ bte fuben ^iftride, bie man f))äter
jdiätm nannte, um bie Jnitte beS 14. 2[a^r-
kaibcxl»anfe^nrul^))0liti{(j^e9{ec^tebefa6en. S)ie
t^ntilff eUttnS fan 13. unb 14. äa^r^unbert
^oim mc^ (8)eDettte auS ©aoo^en. Stubolf oon
galpcfli» unb f^rid^ ü. oon SRaron regierten
■s teie 3cit. 9luboIf $eter üon Oronb , ein
Soohtmnbet (1274—1287), »ar 9leffe bed
(L $dntfi ton Xorontafta ((. b. %rt.). 3u feiner
$ak Jfiüt flc^ (Odober 1275) $a))ft ©regor X.
Bif bcr Südreifc oom S^oner gondl, nac^bem er
|i Sttafdune eine 3ufammenfunft mit SRuboIf
m ^M&itrg geleiten l^tte , mel^rere Xage in
€üifii auf imb reiste über ben @im))Ion na^
Ssnfiai fithtit. Sifd^of Sonifag oon S^aÜant
(1290--1808) koeibte 1290 bie neugebaute ^rd^e
S6t SRoril^ 3u Srieg grünbete er für bie über
i &mpiün Seifenben ein Spital unb brad^te
coKO fdi^often Skrfe^r über biefen $ag in
e^Brans. €etn %id(|foIger «imo II. (1308 bis
1S2$I fltlüe bie jerfaUenen JKrd^en oon Sitten
m^btt k^ Himo HL oon Xbum (1323—1338)
trsctt 1331 ein jfortbauferfiofter gu @enmben.
^tjatcab («ui(^b) XoDem (1342—1375),
Ktfe unb gütig, aber ängftlid^, batte in fd^aerer
jeü foitod^tenbe ftämjife }u fuhren. Sr ftarb
enS mpoUfamen XobeS burd^ bie ^anb feines
5tefM^^nton oon 2^um, totlfyx ibn f ammt feinem
Aoplon omS* Suguft 1375 auS Sern gfenfter beS
€(^tjc6 eeta in ben Slbgrunb toerfen Ue|. S)ie
nmtel rief eine Sr^ebung beS SanbooIteS b^roor,
&d{6e§ ben ^teDler auS bem Sanbe trieb unb feine
Sorg }etfl5rte. 2:Q0elIi^S ^lad^folger, Sbuarb Don
Saxnytfm (1875 — 1386), ttKir oor^er Sifd^of oon
ScQe9 getoefeiL &dn SBeftreben, baS Sanb an
c<mDQen ^u bringen, »ar bie Ouelle oieleS Un«
ctüifs für fetn SiSt^um ; 1386 tourbe er auf baS
^i^iSUMim Zorontatfe 6ef5rbert. 3n ber gfolge
frag ber 6if(^flic^e @tiibl beinahe an bie Sfamtlie
lonm ober, bertn ®Iieber mit bem Seife feft ju-
ioBmen^ielim. Sm 3. 3uni 1403 fd^Ioffcn 93tf(|of
SCAcIm Y. 0on Siaron (1402—1417, geft.
1431 i onb bie Said)Ieute oon SBalliS ein emigeS
Sioib« uid> fianbred^t mit Uri, Untertoalben unb
iisfxn. mobiir4 für bie Solgejeit toid^tige poli*
itf^ ^klfvmgifn ongefnüpft toaren. S)a aber
Hf §aoil[ie SKoron su bebro^enber SHad^t auf
sdtlü^ nrif ftrc^ltd^em ®ebiete gelangte, ent-
itnib eine SRitfttminung )unäd^{i gegen ben [tollen
Sdflbf^bauptniami imb ^SertDoIter ber bifd^of lid^en
«ün, 0u^carb (Sßitfd^arb) Don Siaron. (Sr
C3xb 1417 i^etttvthax, unb {ein 92effe, ber Sijd^of,
iottr bo§f(e!be edfi^al, »egioegenbaS Sonril don
ftonftang baS unterbiet über baS Sanb auSfprad^.
^Qp\i SDlartin V. fe^te 1418 SlnbrcaS be ©ualbo,
Srjbifd^of t)on ffalocfa, ^um SiStl^umSDermefer
ein, unb biefer tourbe nad^ bem Xobe SBUl^elmS
Oon SRaron beffen 9la(!^foIgcr (1431—1437).
Sifd^of aSBalter H. Su})eriaj (1457—1482) cnt-
n^ 1475 Saoo^en bie |)errfd^aft über baS Unter«
toaSiS. Sd^mieriger geftaltete fid^ bie Sage unter
feinem !ßad^f olger Soft oon Silinen auS Uri, ber,
um 1435 in jlü^nad^t am %iermalbftötter See ge«
boren, feit 1469 ^ropft oon Seromünfter, bann
biplomatijd^er Unterbönbler im S)tenfte gfranf*
reid^S unb feit 1479 Sifd^of oon ©renobte mar.
SBäbrenb er in ben inneren ^ngelegenbeiten beS
SBaDiS mand^eS @ute ju Staube brad^te lag er
mit bem ^er^gt^ume ÜRailanb anbauemb im
ffriege. 2)abur(| erregte er ben Unmillen jeiner
Untertbanen ; bie ®egen))artei unter ®eorg oon
Superfas Oörg uf ber t^üe) oeranlagte einen
aOgemeinen ^ufftanb gegen i^n, unb er mu|te baS
Sanb räumen; er ftarb ju Som 1497 (ogl. Sütolf,
3oft oon Silinen, im ©efd^id^tSfreunb XV, gin-
lebeln 1859, 143 ff.). 9«S Jlad^folger 3oftS be-
tätigte ajapft aUejanber VL ben üon Superfag
gum Sifd^of auSerfebenen 9IicoIauS Sd^inner
(1496), ber aber fd(|on im September 1499 )u
@unften feines !Reffen SRattbäuS Sd^inner (f. b.
3lrt.) repgnirte. ©iefer, ein in jeber SSejiebung
bebeutenber SOlann, toarb leiber gar gu febr in
bie politifd^en ^nbel oertoidelt; feine öftere ^b-
mefenbeit unb baS miSfürlid^e SRegiment feiner
Srüber n)anbten bie SolfSftimmung gegen ibn,
fo ba^ er 1518 fein SiSt^um oerktffcn mu|te.
Um bie S)iöce)e batte er ftd^ oerbient gemad^t burcb
^ebung ber JKribengud^t , burd^ Srbauung ber
gatbebrale unb ber St. Sb^obulSfird^e in Sitten
unb burd^ gf^^berung ber fird^Iid^en SBautbätigfeit
unb ber Aunft. Sud^ grünbete er Solfsfd^ulen
unb mar ben bumaniftifd^en Seftrebungen ^uge-
tban, mit beren |)äuptem (Stoingli, @(arean unb
namentlid^ SraSmuS, ben er 1522 gerne nad^ 9tom
gebogen bätte) er jeitlebenS auf freunbfd^aftlid^em
gfu^e ftanb. Unter ben beiben nöd^fien SBtfd^öfen,
^ßbilipP n. be la «place (1522—1529), ber bie
pöpfllid^e aSeftätigung nid&t erbielt, unb *2lbrian I.
ton SRiebmatten (1529—1548), mad^ten pd^ aucb
im SDBafliS einzelne „reformatorifd&e" 9leigungen
bemerfbar. f^örberung fanben fie burd^ bie oon
bem getoiffenlojen Sitter 3örg uf ber glüe be-
toirlte Slnarc!bie in ^rd^e unb Staat; bann burd^
bie im SuSlanb, namentlid^ ju Sem, 3ürid^ unb
S3afel, gebilbeten Sebrer, meldte bort üon ben 3n-
lebren angeftedtt maren unb biefelben gu ^aufe
meiter gu oerbreiten fud^ten. ^m belannteften
unter biefen ift %f)oma^ glatter, ber ju SUifp
Scbule bieÜ, aber mit SEßeib unb JKnb balb toieber
auf bie SBanberung geben mu^te. 3um ®titd(e
mar baS gemeine sSoII in biefen ®ebirgStbälem
üiel gu abgefd^Ioffen üon ber übrigen SSelt, üiel
gu einfad^ in feinen Sitten unb gu ergeben bem
alten fotbolifd^en ®Iauben, als ba^ bie neue Sebr^
371
gu^v
872
Dielen jünbbaren Stoff bn i^mtoorfle^inben^litt«-
3ur er^alhmg bet fatl&oUfd^m SRettgion j^Ioflen
ber ©ifd^of, baS S)omca})itcl, Hauptmann unb
Sldtl^e unb gemeine Sanbleute ber ^eben Sehnten
mit ben fatl^olifd^en ftantonen einen 8unb, ber
am 12. 9Rör3 1529 }U @tanbe fam unb am 21. S)e-
cember 1538 in Sugem geflegelt tooxb. Sin
^outitamed beS SBünbuiffed toax, bie fätj^olifc^e
Religion in fömmtlid^en Gebieten ber 93erbünbeten
üu erhalten unb ju betoal^ren. 93on 3^it }u 3<tt
mürbe biefed SBunbni| mit großem $omp er-
neuert, 1565 ju Sujem, 1578 ju Sitten, 1625
SU gfreiburg, 1634 ^u Solotl^um u. f. m. Suf
@runb biefed Vertrages b^Ifen bann aud^ bie
SEßaQifer ben Urfantonen bei jfappel, auf bem
®ubel (1531) unb bei SUmergen miber bie
3tt)ingli{d^en. 3m UntermaDiS fanb bie Stefor-
mation entfd^Ioffene @egner an ben bebten 99ar-
tl^oIomSuS SoftioniS (1521—1550) unb ^ol^.
TOüeS (»itter; 1550—1572) ju ©t. aRoriJ, im
obem Xl^eile an bem fröftigen 93ergDoIfe, Dor
Mem aber an ber unermübeten S^ötigfeit beS
genannten Sifd^ofä Sbrian t)on Stiebmatten, ber
nid^t nur bie SBunben, bie unter Sifd^of Sd^tnner
bem Sanbe gefd^Iagen morben moren, mieber l^eilte,
fonbem bem SSotte aud^ baS l^ol^ Srbgut feiner
IBäter, ben fatbolifd^en ©lauben, bemal^rte. Suf
i^n folgten So^anneS 3orban (1548— -1565) unb
^ilbebranb öon SRiebmatten (1565—1604). Unter
le^terem leifteten bie ffa))U9iner @ro^e3 für bie
(Srl^altung bed ©laubenS. 3m 3. 1602 famen fte
na^ Sitten unb begeifterten burd^ il^re jal^l»
reid^en unb gelungenen 9)liffu)nen ®et[tlid^!eit
unb fBoft }ur £reue unb Stonb|oftigIett im fatl^o-
lifd^en ©lauben. ^Ifo vorbereitet, Derfammelten
ftd^ bie SBallifer, ^ol^e unb 9{iebere, in ^affe am
24. Se))tember 1603 auf ber Ponta-ßbene gu
Sitten, um aber bie SReligion einen baS ganje
fianb binbenben ISefd^Iu^ }u faffen. Spanien unb
bie fatl^olifd^en Sd^nieijerfantone einerfeitS, ©rau-
bünben unb bie reformirten Orte anbererfeitS
maren babei in entgegengefe^tem Sinne tl^ätig unb
auf ben Ausgang gefpannt. 9Rit ungeheurer
9Re]^r^eit fiegten bie Ratj^otifen ; man fagte ftrenge
9Ra|regeIn gegen bie ^äretifer unb räumte i(}nen
eine gfri[t t)on gmei SRonaten ein, um gum latl^o«
lifd^en ©lauben }urüd}u!e^ren ober ba§ Sanb gu
üerlaffen. S)ie !at^olifc|cn ffantone, öorab fiugem,
janbtcn tüd^tige gjriefter, meldte als SKiffionare
mit apoftolif^cm gifer unter ben f(^toicrigften
SJerl^ältnifjen mirften. Sie religiöfcn Streitig-
feiten gingen glüdPIid^ vorüber, ol^ne ba^ ber izii'
meilig bro^enbe Sürgertrieg gum ^uSbruc^ fam.
99alb aber begannen bie kämpfe ber peben 3c^ntcn
gegen ben Sifd^of megen ber ^o^eitSrec^te üon
iReuem ; ber SBifd^of Sbrian II. üon 3licbmatten
(1604—1613) ftarb öor SSerbrufe barüber (7. Oc-
tober 1613). gr l^atte ftd^ befonbere Serbienfte
crmorben um bie SReformation innerhalb ber
fttrd^e gemö^ ben Sefc^lüffen bed gondlS Don
irient, inbem er bie Äird^cnjud^t bei glcruS unb
^oR toieberl^erfiellte unb felbfi ba8 SeifDidl apo«
Polifd^en gifere unb ftrenger Sitten gab. Sein
5lod^folger ©ilbebranb 3oft (1618—1688), ber
Sreunb unb 93ertraute bed 1^1. gfran} SaleS Don
©enj, ber bei fetner gonfecrotion (27. 92o-
Dember 1614) affifttrte, Derlebte in SertDurfniffen
mit bem Sbel unb ben Sorftänben ber S^^ntm
leibenDoQe Sollte in SBel^uptung feiner firc^Ud^en
unb loelttid^en Siedete. 9ud^ er gab aß IKrd^en'
fürft baS IBeifpiel ftrengfter Sbtöbtung unb feltener
Srömmigfeit. SDaS fd(|önfte 3tugni^ gab if|m ber
letlige 93ifd^of Don ©enf, al8 er bei ber Kad^rii^t
ber erfolgten grmdl^lung ^ilbebranbd )um Sijd^of
Don Sitten DoQ g^teube audrief : «,34 banfe bir,
0 ^err, meil bu ed nid^t gugelaffen, ba^ bad Sid^t
in Sion auSlöfd^e." Um bie Streitigfeiten megen
ber ^obeitSred^te )u enbigen, gab ber Sifc^of am
12. 3)ecember 1680 ben SBiberftanb auf; mad
er an »eltlid^er SJtad^t Derlor, gemann er in ben
bergen ber ©eiftlid^feit unb bed SBolfed burd^ feine
reformatorifc^e X^ätigteit. 3^m folgten nad^ ber
furgen ^Regierung beS Bartholomäus Superfoi
(1638—1640) brei 5Ramen8 «brian Don Sieb-
matten: abrianm. (1640—1646), «brian IV.
(1646—1672) unb «brian V. (1672-1701),
meldte burc^ SßeiSl^eit unb £ugenb fufi auSjeid^-
neten. 9lud^ im 18. Sol^rbunbert ^atte Sitten baS
@lüd(, lauter mufter^te Sifd^ofe )u erl^alten. gi
entftanben fatl^olifd^e Se^onftalten, namentlich
3ef uitencollegien in SBrieg unb Sitten ; 1 744 mürbe
ein ^riefterfeminar in ©erunben erriii^tet. So
marb bie 3ugenb Dom Sejud^e frember Sd^ufon
abgebalten itnb proteftantifdgen ginflüffen entzogen.
3m 3. 1798 mürbe fflaUiS gur ^elDetifc^en 9te-
publif gefddlagen unb bamit bie melttic^e ^o^eit
beS S9if d^ofg, bie im Saufe beS 3aVbunbert8 immer
mebr gefc^munben mar, gan} aufgehoben; Sifd^of
3o). «nt. «latter (1790-1807) )og fld^ na*
9{oDara jurfid. 9?apoleon trennte 1802 ba8
äOafliS Don ber Sd^mei) imb Dereinigte eS 1810
mtt bem franjöfifc^en Steic^e al3 Departement
Simplon. ®ie reltgiöfen Drben würben unter«
brüdft, mit SluSnabme be8 ^ofpijeS auf bem
St. Seml^arb, baS mtt ber Sbtei St. 9KoriJ Der-
einigt mürbe, imb berUrfulinerinnetiunb®rauen
Sd^meftem in Sitten. 3m 3- 1814 mürbe ffiaüi*
ein ffanton ber gibgenoffenfd^aft unb geno| nun
9ht^e bis 1830; bann aber brad^ Don 9teuem ber
alte ^aber mieber auS unb fticg bis gum Sürger-
friege. 3ni UntermaHiS mar bie gemalttl^Ütigr
firc^enfeinblic^e gaction ber „3ungjdbmcij" cnt»
ftanben, meldte Dom Sifd^of mit bem Sänne belegt
unb Don brn Sacramenten auSgefc^loffen tourbe ;
am Irientfluffe erlitt fie am 20. 9Ral 1844 eine
blutige 92ieberlage. 3<n felben ^af^xt marb bem
ffanton eine IBerfaffung gegeben, meld^ bie 9te«
pröfentatton beS gleruS im fianbrat^e Dcrme^rte,
beffen 3nimunitöten förmlid^ anerfannte^ aVitn
Unterrid^t ber ftirc^e uberlie| unb ben protejlan«
ttfd^en ©otteSbienfl unterbrüdtte, Slber fd^on einige
3abre fpäter mürbe biefe Serfaffung unter bem
3:s
Sitten.
874
^tTudt hn dbgnidnifd^ Soionette bur^ eine
oiibm« .GbctQU', etfejt, nad^bem infolge bc8
SDobcifonbtneQcd (f. b. 9rt. Sd^loeis X, 2098)
eine tobtcoh Stegierung im SEBottid on'S Sluber
getonmcn toaz. 2)er 9ifd(|of, bad S)om€a|)iteI
nnb blt Stll^ l^Qtten gro|e Gummen }U erlegen;
irpnt entgingen mtr mit 92ot]^ ber ^luflöfung.
iKe getjUi«^ ®ütet nmrben meift )u fe(r nie-
brigm ^^fen on grennbe ber nenen Orbnung
lolgef^lagen. 2)od Sal^r 1852 brod^te mieber
cnn Sfcfonimg^nberungin gemöligterem Sinne,
imb ali 1856 bei ben Sßa^Ien boS confertxiti&e
<F]encn! gönslid^ S^P^t ^atte, leitete man fofort
ntt bcm (SlavA Untet^blungen ein, toeld^e burd^
int lluge Umft^t unb bod bereitn)inige Sntgegen-
bmmen befi ^ifd^offi ^ter 3ofe))^ Don $reus
flS43— 1875) ju einem günfttgen »efultate
fübrirn. SBtnn auc^ lein förmltd^er Vertrag }n)i-
(d^ Staat unb Stitd^ abgef d^Ioffen »arb, fo trat
bod^ tin tmmblid^ed Ser^Itni| ein; mehrere
fird^cnfeinblid^ Secrete mnrben auger jhaft ge*
fc^t unb nai!^ nid^t oeröugerte Siegenfd^aften il^rer
nii^^rünglic^tBeftimmungjurücf gegeben. Sifd^of
uon $reui crrid^tete in ber 9lö^ bed SomeS unb
bei btf((öf(i(^en SBol^nung baS ftattlid^e ^riefter-
ieminar, nod^bem ein foId^eS bon 1818 bid 1870
auf Det tBurg IBaleria oberhalb Sitten in engen
Serboltttiffen beftanben b^^tte. S)er gegentoörtige
!8tl40f, ber 87. in ber Keil^enfolge Dom 1^1. Xl^eo-
bor an aerec^net, ift Sbrion Sarbinier, geb. ben
15. ^pA 1808, em^öblt ben 28. September,
confccrirt ben 5. ^ember 1875. 3^m jur Seite
fle^t olfi €oabiutor mit bem SRed^ie ber Stad^folge
Julius Hbbet, geb. 1845, ttto&ffit im October
1895, confecrirt am 2. gfebruar 1896.
Sttlen ill, feitbem eS 1512 Don ber 3JldtopoU
Soxoniaife getrennt marb, ein Smmebiat-SiStl^um.
i^xe SBobt be« IBifd^ofd gefd()ie]^t feit 1638 burd^
ben V^ro^ Slotb ouS einem SiereiDorfd^Iag beS
SomcopitelS. 2)aS Somcapitel beftanb früher
aiA 24 refibirenben 2)omberren, Don benen bie
rtnr ^Ifte auf Saleria unb bie anbere in ber
Stobt Sitten loobnte ; im Stnfang be§ 19. gabt'
bunberit Xßvxtt bie 3abl ber ^räbenbare, toeld^e
ben C^oibienß in ber @4itbebrale }u Derfel^en
f^obm, auf bie j^olfte Derminbert; bie übrigen 12
Leben onf Derfd^iebenen Sanbpfarreien aI8 ^aner.
Stgnitfiten ftnb bie SteOen beS 3)ombecan§,
SomaxjbS unb 2)omcantord. 3m bifi^öflid^en
Seminar lehren 8 geiftitcbe ^irofefforen; ein ®9m-
nafium mit 7 geifllid^n $rofefforen befielet in
Sricg. — Sa« maM aoblte bei ber le^en offi-
ciefltn SoI!S}ab(ung 1888 101985 (Sinmobner.
9im bieten ^nb 101 108 ftatboIUen, 825 $ro-
teflanlen^ 1 Sdraetit unb 51 anbem iSefenntniffed;
ottlei^cm gehören nod) im ffanton Sffiaabt bie bei*
ben fotfiolifd^en ^Jfaneien Sigle unb SBes mit tfxoa
600 flatfy)tittn }um IBiSt^um Sitten. S)agegen
fiebt 6t ®ingoI))b / tDeld^eS polttifd^ balb ju
^mnbtti^. ^alb jum aßani§ gebort, ür^Iid^ unter
ber S)iocefe Snnec^. S>ie S)iöcefe Sitten jäl^It
ettoa 280 ^riefter unb 108 $torlird^en, hon
benen 21 Orben§geifUid^en unterftel^en. S3on ben
fflöftem im Umfange bed Siidtbume ift baS öltefte
nid^t nur in ber S)i5cefe, fonbem äberbau))t bieS«
feitd ber 9Ipen, baS 9uguft{)ier-eborberrenftift
St. 9)1 ori^ an ber ©renge Don SSßattiS unb
Sßoabt, bort, mo bie ^f^om fid^ ^mifd^ l^oben
Sfetömönben burd^^möngt. 9(n biefe Stelle Derlegt
man bad alte 2:amaba ; iebenfaUd ]^ie| einft ber
Ort Sgaunum, unb erft feit bem 9. 3abtl^unbert
trögt er ben je^igen 9lamen gu (Sf^xm beS ffi. üßau-
ritiuS, bed SfübrerS ber Sl^ebäifd^en Segion. ÜRan
glaubt, bog feit uralter 3cit fromme Sremiten
fi(b l&ier anpcbelten. 6ine jebr bebeutenbe grmei-
terung unb SBereid^erung ge]d^ab burd^ ben beiligen
ftßnig SigiSmunb (f. b. 9rt.) ; bamals morb ber
ununterbrod^en Xag unb 9{ad^t anbauembe Sob«
gefang (laus perennis) eingefübrt. Unter jfaifer
Subn)ig bem ^frommen tt)urben aber bie 9Rönd^e
megen il^red örgerlid^en SebenSmanbelS Dertrieben,
unb mit ®enebmigung bed ^apfted Sugen II. marb
ein Stift Don 30 Kborbcnen enidjtet (824). m
aud^ biefe im Saufe ber Seiten ausarteten, man-
belte ^mabeuS III., ®raf Don SaDo^en, baS bis*
ber toeltlid^e Sb^^b^^nftift mit ©enebmigung
bed !ßa{)[teS ^onoriuS U. in ein fold^eS nad^ ber
Segel beS b^ 91ugufiin um. ®regor XVI. Derlieb
burd^ SreDe Dom 3. 3uli 1840 bem 9bte &tpfym
IBagnoub ben Xitel eined Sifd^ofS Don Setblebem
für ibn unb feine 9Jad^folger. ffiie Slbtci bepjt
auger foftbaren Sieliquten merfmürbige Stltertbümer
unb einen reid^en Aird^enfd^a^ mit ©efd^enfen
jfarls bed ®rogen, SubmigS bed ^frommen, ben
jfeld^ bed SarbinalS Sd^inner, Stab unb 3nful
bcS ®egenpaj)j}eS gelij V. u. f. ». ®ie etwa
40 ftloftergeiftltd^en beforgen ein ftar! befu(bte§
®9mnafium unb Diele Sanbpfarreien. — fein
ItotiU^ befannted Sb^^b^^^f^f^ ^^ 9i§t]^um
Sitten ifi baS C^of))t} auf bem ®ro|en
St »ernbarb, bie ®rünbung beg % SBem-
barb Don lIRentbon (f. b. 9rt.). Napoleon nabm,
als er im 3. 1800 ben ®rogen St. Sembarb
überfd^ritt, baS Stift in feinen befonbem Sd^uj^;
bogegen bebrdngte eS bie SBaHifer 9iegierung nad^
1847 mit Kontributionen unb ®üterDerföufen,
benen nur burd^ Dajmifd^enlunft ber franjöfifd^en
Regierung §alt geboten »urbe. 3)a8 Sti^ beftebt
gegetmörtig mi§i einem $ropft, ber 3nful unb
Stab fübrt, einem ftlofterprior auf bem §Dfpia
unb etwoS über 40 ?Prieftem. S)ie älteren unter
ibnen beforgen bie Seelf orge in tttoa 10 ^aneien ;
4 ober 5 ttol^nen auf bem Simplon-^ofpi^, mel-
d^eS Don JlopoUon I. ben OrbenSleuten auf bem
®rogen St. SernbarbSberge übergeben unb Don
1825—1835 neu oufgebaut tourbe ; bie übrigen
meift iüngeren unb rüftigeren Sborl^erren finb
immer auf bem St. IBernbarbSberge, tbeild }ur
Seforgung beS @otteSbienfted, tbeilS um baS gange
3a^r binburd^ bie Sleifenben ju beberbergen. ^ier
ift aud^ baS 9loDiciat unb bad tbeologifd^e Stu»
bium für bie Sleriler, mlä)t nod^ ni^t ^riefter
859
©irlet
»0
bezeugt lourbe, bag fte mit ber SHxfy in ©emein»
Waft ftönben. ^icron^muS (Ep. 127, n. 9) fü^rt
btefeS SSer^alten auf bie Sinfalt beS @inciu§ ^u-
rücl, ber anbete nad^ ft^ felbft beurt^eilt l^obe.
^nbeffenbotteia 9hifinu§ tro| oEerSBertl^fd^ä^ung
bc§ DrigcncS bcjfcn Srrt^ümcr fcineSmcgS Der«
t^eibtgt fonbem toax un^iDeif ell^aft felbft ortl^obo^
imb erfreute fld^ oud^ fpöter nod^ in ^quilejo ber
^Id^tung l^eröorrogenber 93ij(^öfe (f. b. 9lrt. SRu«
finu§ X, 1354 f.). ©urd^ feine g^rofteriftt!
beS ipapfteS ©iriciu§ ift ^ieron^muS ben 93er»
bienften beSfelben nid^t geredet geioorben; er-
üörlid^ toirb bieg burd^ fein feinbli^e§ Sßerl^Itnig
)U SRuftnuS, unb aud^ tuol^l baburd^, bog ^iero-
nQmu§ nad^ @iriciu§' Amtsantritt feine einflug-
reid^e @tettung al§ pöpftli^er Statl^geber Derloren
I)atte. Semerft fei noc^, bag bie getoöl^nlid^e
^nnal^me, ©iriciuS l^be 9hiftnu3 gebeten, 9tom
burc^ feine ©egenmart ju eieren, auf irrtpm»
lid^er S)eutung einer Aeugerung be§ 1^1. ^iero-
n^muS berul^t (f. Sangen 651, Anm. 1). lieber
ben tHnt^eil, ben @inciu3 an ber Beilegung
beS meletianifd^en @d^i§maS gu Slntiod^ien $atte,
f. b. ?lrt. a)Metiu8 Vm, 1233. ertoä^nenSttjertl^
ift nod^, bafe in biefcr grage ber Ifi. AmbrofiuS
(Ep. 56, 7) bem Söijd^of Xl^eopl^iluS Don 9ln-
tiod^icn geratl^en f^atit, über bie Angelegenheit an
ben romifd^en 93ifd^of ju berid^ten. @iriciu3 ftarb
am 26. T^oDember 399 (nid^i, mit ber Liber
Pontificalis irrtpmlid^ angibt, am 22. gfebruar).
Scnebict XTV. ^at i^n auS alten SWart^roIogien
als confessor in'S Martjrologium Bomanum
(26. ^HoDember) aufgenommen unb biefe fd^cinbare
Steuerung in einer bem äJ^art^roIogium t)orau§-
gefd^idften Slbbanblung eingel^enb begrünbet. (9}gl.
iu)d^ Liber Pontif. I, ed. Duchesne, CXL sq.
et 216 sq.; 3. Sangen, ©efd^id^te ber römifd^en
ftird^c I, S3onn 1881, 611 ff.; SRaufd^en, Sa^r»
büd^er ber d^riftlid^en ffird^e, gfreiburg 1897,
605.) [3ctf.]
$itfef, SB i 11^ e Im, Sarbinal, einer berge-
leljrtcn ftird^enfürften, toel^e, in ftiüer SSerborgen»
^eit Iebenb,bod^ burd^ ibre tt)iffenfd^aftli^e ^^ötig*
feit möd)tig in bie ^eitbemegenben f^ragen beS
16.3abr^unbert8 eingriffen, tt)arl514äu ©uarba-
t)aUe bei @tiIo in Salabrien als @ol^ eineS
ArjteS geboren. 3)en erflen Unterrid^t geno| er
im Döterlid^en ^anit burd^ einen fein gebilbeten
@ried()cn auS Sanbia, befud^te bie @d^u(en Don
^kapel unb fam bann, arm an ©lüdSgütem, aber
reid^ an Salcnt unb ffenntniffen, nadl^ 9iom. S)ort
fanb er alsbalb Aufnal^me im ßreife ber römifc^en
©elel^rten unb etmaS fpöter aud^ unter ben ^amu
liarcn beS CarbinalS SKarceUo Seroino, beS nach-
maligen ^apfteS ÜKarcefluS II. gr ftanb bem
(iorbinal in beffen Xbätigfcit treu jur ©cite unb
bcjorgtc bemfclben namentlid^, al§ ßeröino 6on-
ciispräfibent in Xrient gemorben mar, über
fämmtlid)e auf bem Soncil öcrbanbelte gfragen
eingel;cnbe Söerid^te; in biefcn trug er auS ber
§3ibUot^cf bc§ garbinalS unb fpäter auS ber
SSaticana bie SemeiSflenen beS d^rifUU^ 9Ba^
t^umS gufammen, meldte ben betreten tM^
5U ©runbe gelegt teurben. SIS SerDtno tD^onb
ber (Srfranfung beS ^röfeden ^ugufKmtS €te
d^S (f. b. %tt) seittDeÜig bie Settung bei %fr
cana erl^ielt unb nad^ beffen Xobe gnibiMl
bibliotl^efar mürbe, mar eS eine feiner cijki
Sorgen, @irlet als Suftoben in bie SBibrt0i^a
bringen. 2)iefer ging nun baran, ein beftmSS».
pertorium namentUd^ ber gried^if d^n ^onbfd^c^
5U bearbeiten, in meld^em 93anb für Skmb aof
bem ganzen Snl^alt bef daneben mar, unb n^l
bIo| mie biSl^er baS an ber €))i|e fte^enbe 8b4
genannt mürbe. 9}ad^ ber SRüdEfe^r beS Soririaol
Dom Soncil begann Sirlet bie Dorbereitenbaiiik
beiten für bie gu Orient befd^Ioffene ^bifair
Verausgabe ber SSuIgata (f. b. Srt). Sugln^iffi
fagte er einen l^anbfd^ftlid^ in ber Sotianita
baltenen Sommentar gu fämmtlid^en 9üd^ kl
bleuen XeftamenteS, in tDeld^em er namaMihm
^enberungen beS SroSmuS unb SktOa gcgnfc
bie SeSarten ber iBuIgata Dertl^eibtgte. &n (b»
mentar gu ben Ißfalmen fonb fpäter ^ufnol^ii
bie ^Intmerpener $ol9gIotte. (Sin fernerer €(tlv
für @ir(et mar ber frül^ 3U>b fetned Sünol
9JtarceIIuS n. (f. b. 9lrt.); allein ein ^müf^ji
^ct ber @eIbftDerIaugnung, meldtet }u baiO|Ri
$aulS IV. gelangte, Derf d^offte i^m au4 bie 9^4
biefeS ^apfteS. S)erfelbe berief @iriet in \m
Umgebung , ernannte il^ gum ^[h»>tonoliir wä
Dertraute t^m bie Srgie^ung gmeier St^ria
an. S)er eine berfelben, ^ntonb Satafo, ftä
megen feiner unter @irlet ertoorbenen goU*
lid^en ffenntni^ beS ®rie(^ifd^ f))ätet oi kr
@pi^e ber Sommiffu>n, toelc^ bie Sufigok kr
©eptuaginta gu beforgen l^tte. @trlet bUcbki'
berühmten @d^üler geitlebenS ein Döterlid^gMl
unb SBeratl^er. Pr ben $a))f} felbft Dcr^ et
mel^rere geleierte Zractote, fo über ben fBaan
ber ißeterSfird^e, bie @imonie, bie gefie haOt
thedra PetrL 9lamentlid^ ttxirb ibm ber tt4N^
in bem befannten Streite über bie Vbbodlai
ffarlS y. unb bie ©ucceffton feines SnibcrtS»
binanb baS miffenfd^aftlid^ SRoterioI }u \mik
meld^eS bie pöpftlid^en «nfprud^ bei ber ftttiicnll
begrünben f oEte. @irlet foE oüä^ mit Sobonlai
Sntf d^lul $auIS IV., bie fd^ulbigen 9te|iotii M
^ofe gu entfernen, beeinflult l^ben. %4 ^
^be beS ^ajpfteS gog ftd^ @irlet in'd JHoPorkr
3:]^eattner bei San SilDefiro auf bem OöM
gurüd^ unb ertl^eilte ^ier neben ber unemdUfs
gfortfe^ung feiner Stubien Unterricht in bcc |a^
d^ifd^en unb ber l^ebroifd^ S\mä^. ^ \am
Sd)ülem gel^örte u. % ^gelliuS Q- ^ ^
Dor ^2IUem aber ber 1^1. Pari SorromAuS, wSlß
bantbare SSerel^nutg unb Sfreunbf^oft MI P
feinem 2:obe mit feinem Seigrer Derbonb. lifki
fieud^ter mürbe SirletS ®elel^om(eit gf^ '
baS Soncil Don Srient gum brüten IRife H
Derfammelte. Sen SarbinaUegoten 6cripiil.
Simonetta unb SRorone brad^ foß fcbcr fMift
<iTi
SistuS IV.
378
a^lib.Pimtif. (I, 232 sqq.) ettOQ^nt öon il^m
ttd) «mg^ toetterc S^ätiflf cit bicfer «rt ; ebcnfo
tehAttl « iion cuicT hinflöge, »eld^e ein öetoiffcr
^^ gtSen ben ^o^ft erl^ob. Sei ben burd^
nAowa (f. b. «rt) öcranlafetm ©trettiöfeitm
mt Sirtuft HL befonberd um bie SStebetl^erftel-
iQnj} bct (^inttof^t )mifd^en &)rUI itnb ben ^n«
tiiKfcrmni (f.b.9lrt. €))WuSIV, 673 ff.) bemüW
il ItMy Beg. Pontif. I, 2. ed., n. 389 sqq.).
Z(B ^tiiati^en ^oclud t)on Sonftontinopel
<l bi ^ct) gegenüber l^ielt er ßleid^ feinen
Sofgongetn bie pQf^liä^m Siedete in Sdqricum
M. bi «tt VI, 612 f.) aufredet (Jaffe I,
& :^93 aqq,).
SiStttS IV. (1471— 1484X »or^er granj
Nüa ^iKtr, aitfiommte einer alten, aber Der«
«iBsIni gomilie ßigurienS unb mürbe 1414 ju
(^/fle bei Sodono geboren. 9Rit neun Sauren
lern Sttmcäkanerorben übergeben, ein))fing er in
bicfem fditt Silbung unb oibmete i^m bie erfte
Soiobc fcbieft SebenS. !ßa(^ SoÜenbung ber
6tiibini unb Cm)erbung ber afabemifc^en ®rabe
orixfic er an Derfc^iebenen Uniüerfttöten unb in
vrboettn Stäbten ofö fie^rer unb $rebiger ; f ))ater
m^ er ißrocunitor bed Orbeu§ ju 9tom, ^ro-
voisial Don Sigurten unb 1464 (Seneral. ^ul 11.
aüm^ frtne Xut^tigfcit an, inbem er ir)n am
l± ^icptcmber 1467 in baS l^eilige @loQegium
berief unb att 2tteUir(i^ i^m @. $ietro in
SincDß ocrltcb. ^m 9. Suguft 1471 mürbe er,
UH^ Vax breitagtgem <EoncIat>e, gum ^ßapfte ge*
acbit, am 25. 9luguft gefrönt. S)ie erfte gro^e
lufgtfbe iDor i^m bur^ boS in ber leken 3^it
«rfo^te Sorbringen ber Surfen Dorgcjeic^net. Sd
"sor fem ^lon, bie eurot^öifd^en Surften ju einem
aflgenemen 9änbni| gegen biefen geinb gu be«
rimmciL 5E>o man über ben Ort ber SBerat^ung
n4 nu^ einigen fonnte, fd^idte @i^g Segaten
aiA, II» bif einjelnen Sölfer 5u einem ftreu}3ug
aufjurnfciL Suc| biefe SDta^regel l^tte nid^t ben
«rbofften Srfolg. Zro^bem fej^te ber $apft bie
SemülruiH^ fort unb rüftete 24 ®oIeeren auS.
Surd^ bie iBerbinbung mit Senebig unb 92ea))el
wüdß bie Jhiegfflotte auf 87, mit ben }mei
Galeeren ber Xbobifer auf 89 Schiffe. SS mürben
itmge llntenie^ungen gegen ffletuaften aud-
ofnbrt; Qd>eutenbere8 mürbe aber, ba bie SBer-
tnnbeten ba# Su:u>eme]^men nid^t bema^rten, nid^t
ctmäfi, unb nadf einiger 3eit geriet)^ @t£tii§ in
Zaffiltni^^ bit i^m felbß nid^t me]^r geftatteten,
<inf grd|fre unb erfolgreid^ere X^ötigfeit in biefer
^tic^tung gu entfalten. — kleben folc^en lobenS-
scxt^en ^ttebungen geigte @i^is IV. Don^n-
intg fftmr Xegterung an eine gro|e unb un»
abübtfti^e Siebe gu feinen ga^Ireid^en Sermanbten.
^oTttft am 16. 2)ecember 1471 mürben gmei
9;fNr beibe ^rancitoiner, )u Sarbinälen er-
nmnt unb fofort mit Dielen unb reid^en $f rünben
tcbo^t, Sultan beSa Sobere, fpöter $a))fi 3u-
hss IL (f. b. Sri), unb SetruS Siiario. S)er
ispnt, mefd^r Bei feiner (Srl^ebung 25 3a^re
sohlte, mar ber eigentlid^e Siebfing beS !ßa))fted
unb geno^ beffen ®unfl in öoHem ÜJla|e. ©eine
iäl^rlid^en ginfünfte befiefen fid& balb auf mc^r
atö 60 000 ©olbgulben ober 2 400 000 gronfen,
unb glcid^mo^I l^interlie^ er, al% er am 5. gfebruar
1474, ein D})fcr feiner ©d^melgereien, ftarb,
60000 ©ulben ©d^ulbcn. ©ein 9lad^la^ unb
gum X^eil aud^ fein ^inffu^ ging auf feinen
Sruber ^ieron^muS (©irotamo) über. S^erfelbe
mar 1472 }um ©rafen oon SBodco erhoben unb
mit einer natürlid^cn £od^ter beS ^ergogS t)on
ÜRailanb bermöl^It, 1478 mit 3moIa belehnt
morben. S)a er im SBeft^ biefer ^enfd^aft fiä^
nid^t fidler unb in feinem ©treben na^ ^u8*
be^nung berfelben fid^ gel^inbert fül(|Ite, fo lange
bie gfamilie oer 9)2ebici in Sfloreng berrfd^te, fann
er auf beren ©tur}. 6r oerbanb ^d^ ju btefem
3med(e mit gfrang oon ^ajgi, SSotftel^er ber SBanf
biefe« ^oufeS in SRom, ber ein l^eftiger ©egner
ber !Dtebici mar, unb mit bem gflorentiner @al«
Diati, Srgbifd^of Don $ifa, beffen Srl^ebung burd^
©i^tiiS bei ben Webici längere S^it 3Biberftanb
gefunben b<^e, ba feine Haltung bei ben befon«
beren Ser^öltniffen beS ©prengefö ber l^errfd^enben
Partei gu menig ©id^erbeit bot. ©i$tu§, ber
feinerfeitS ©runo gur Ungufriebenl^eit mit ber
gfamilie l^tte, gab ju bem SSor^aben bie 6in«
miUigung. S)abei fleUte er }mar bie auSbrüdßid^
Sebingung, bog bie ©taatdummälgung obne
93lutt)ergie|en erfolge; bie^ blieb inbeffen unbe-
ad^tet unb Iie| ft($ aud^ nid^t leidet befolgen,
menn ber 3med errcid^t mcrben foEte. S)ie $er-
fd^morenen befc^Ioffen, bie SBrüber SRebici gu er-
morben. S)ie ^uSfü^nmg ber Zl^at erfolgte am
26. SlprU 1478 im S)ome ma^renb be8 ©otted-
bienfted, bei ober balb nad^ ber äBanblung.
Julian t)on ÜRebici erlag bem S)oId^e; Sorengo,
leid^ oermunbet, rettete fic^ in bie ©acriftei. S)aS
Solf nal^m aber fofort für bie IBebrol^ten Partei,
unb fo fd^Iug baS Unternel^men gum Serberben
feiner Url^eber aud. gfrang oon $aj||i, ber €rj-
bifd^of ©atoiati unb einige anbere 93erfd^morene
mürben nod^ am Sage beS IBerbre^end aufge«
fnüpft. Soifittiä^t ^inric^ttmgen folgten. S)er
18iätirige Sarbinal Slapl^ael ©anfoni-Stiario,
©(^mefterfol^ bed ©rafen ^ieron^muS unb oon
biefem al§ unmiffenbed unb miüenlofeS SEBerfgeug
gebrandet, mürbe in |)aft genommen. S)a3 Attentat
batte eine meitere unb größere ißermidHung }ur
^olge. 2)a baS unmittelbare Sinfd^reiten. gegen
bie betl^iligten ©eiftlid^en eine Serle^ung ber
Immunität entl^ielt, f orberte ©i^S ©enugt^uung
unb gfrcilaffuug be« (^arbinalS, feine« ©rogneffen.
SBeil er aber gugleid^ bie IBerbannung Sorenjo'S
oerlangte, fo maren bie fSflorentiner nod^ meniger
als fd^on t)or]^er geneigt, auf feine g^orberungen
eingugel^en. 93ei ber l^errfd^enben Seibenfd^aft unb
(Erbitterung l^atte au^ ber Sann, ber am 1. Sunt
über Sorengo unb bie übrigen Seiter ber Slepublif
auSgefprod^cn mürbe, feine größere SBirfung. S)er
Sarbinal mürbe mo^I nad^ einigen Xagen ent-
879
@
ift** iv
laffen ; im Uebriflen Hieb man W bct able^nenb^J
Haltung, unb mi^ baS Sntetbict, wcI^eS am
20. 3uni jur (fecommunication l^lnjutrat, bto^te
feine 9lenberun0. & tarn }um Stieg, unb bie
gfeinbfeligfeiten l^ielten, obmo^I man aisbolb t)on
Derfd^iebenen Seiten um ben gtieben ftd^ bemühte,
über )tDei ^ol^re an. S)er ®raf Sttario unb ber
ftantg t)on 3ltQpt\, ber SJerbünbete beg ^opjied,
maren für Unnac^giebigleii SnbererfeüS oer«
morfen bie gflorentiner bie Sfrieben§t)orf(i^Iage,
tt)eI^e©ii;tu8im3frü^ia]^rl479mod^te. S)aaber
bie 2)tnge fid^ für fie immer fd^Iimmer geftalteten,
fo einigte fid^fiorengo mit bem Jfönigt)on9lea))eI,
unb burd^ ben 9bfall feines Serbünbeten fal^ ftd^
rntd^ @istu8 }um ^rieben genötl^igt. %m 8. S)e«
cember 1480 mürben bie t^lorentiner t)on ben
lird^Iid^en&nfuren loSgefpro^en. 2)ieSerföbnimg
mar um fo not^menbiger, ald bie gfeinbfeligfeiten
fid^tlic^ benZürf en gu gute lamen, bie am 1 1 . Suguft
1480 bie @tabt Otranto in Spulien eroberten.
2)a8 Unglüd rief gu neuen ^nftrengungen gegen
bie gfeinbe auf, unb ba ber @ultan 3Rol|am«
meb 11. balb nad^ iener äl^at ftarb unb nun
Uneinigfeit in feiner f$amilie entftanb, fo mürbe
Otranto am 10. @e))tember 1481 mieber ge-
monnen. Slber meiter fam man nid^t Sofort
trat bie 3tt)ietrad^t jmifd^en ben Slbenblänbem
mieber l^erüor, unb bie SRa^nungen beS ^apfted
gur Sintrad^t frud(|teten um fo meniger^ meil er
burd^ feinen !ßeffen mieber )u einer unl^eUooQen
^olitif ftd^ beftimmen lieg. - 3m ^erbfte 1480
mar eS bem 9tef)oten gelungen, bie ©raffd^aft gorli
gu ermerben. S)er Srfolg fteigerte feine ©ier: er
fa|Si ed auf gaenga ah, [a n moQte fogar ben
jtönig t>on Tleopel t)ertreiben. 3n feiner Srbit»
terung gegen biefen gfürften lie^ ftd^ ber Ol^eim
für ben ^lan geminnen. S)ie ^et)ublif Senebig
foUte 93ei^ilfe leiften, unb um fie xn'& Sünbnig gu
giel^en, t)erfprad^ man i^r gerrara, gegen meld^eS
eS an fflagen ebenfaSS nid^t fel^Ite. S)ie Stepublif
ging tro| ber Slbmal^nung ber älteren Statine auf
ben Antrag ein, unb im gfrül^jal^r 1482 begann
ber ihieg, inbem ber jfönig don ^Itaptl feine
2:rup))en gegen ben ffirddenftaat fanbte. S)ie £age
mar um fo gefäl^rlid^er, meü in ber legten 3eit bie
alten kämpfe gmifd^en ben gfamilien golonna
unb Orfini fid^ erneuert l^atten, bie golonnefen
fic^ auf bie Seite ber gfeinbe bed $a))fte§ [teilten
unb ber Srjbifd^of SnbreaS Samometic (frül^er
fäWid^ anbrcaS Succalmaglio [f. b. Slrt. I,
837 f.] genannt) öon ®ranea fteute ifronia in
Albanien, an ber ©renge Don Sl^eflalien) in Safel
gegen @i|tuS ein (^oncil gu t)eranftalten unter-
nal^m. S)ie Söpftlid^en ftegten gmar am 21. Suguft
1482 bei (Sam))o äßorto in ben pontinif^en
Sümjpfen. S)a aber il^r gfelbl^err Stöbert IDlala-
tefta in 99albe ftarb unb bie SSerbünbeten löffiger
mürben, aud^ bie Uebergeugimg unb Sefürd^tung
ftd^ fBai)n f>xaä), ba| SSenebig burd^ ben fiampf
om meiften geminne unb gu einer gefa^rbrol^enben
SDtod^t l^anmad^fe, fd^Io^ Si^tuS am 12. ^e»
380
I ^ber mitüteapel unb feinen I8erbünbeten, 9Roi-
^^b unb Slorena, (Sfrieben. Sie SBaffen famen
BMd^mol^I nid^t gur 9lu(e: fie manbten ftd^ nur
iiod^ einer anbem Seite, ixt Senetianer moSten
bon bcm f^rieben^ ber ol^ne fte gefd^Ioffen morben
toor unb ^e, ba er bem ^ergog Don gerrara feine
Staaten gufic^erte, ber gfru^ i^rer biSberigcn
Snftrengungen beraubte, nid^tS miffen, imb fo
fam ed gegen fie gum ffampf, in bem ber Ißapft
Don Steapel, 9RaUanb unb f^Ioreng unterftu|t
mürbe. Selbft mit geiftUd^en Saffen mürbe ge-
ftritten. Si^tuS Der^gte über Senebig am
24. 9Rai 1483 baS unterbiet, mogegen bie Sie-
publif on ein fünftigeS €oncit appeUitte. 3u*
gleid^ bauerten bie ffömpfe gmifd^n ben Or^ni
unb Solonna in Rom fort^ unb mie l^ier, fo be*
l^aupteten ftd^ bie ©egner bed $apfte8, ba aiai«
lanb ftd^ Don feiner Seite gurücfgog, auf bem
auSmärtigen Jhiegdfd^aupla^. Ser grriebe Don
SSagnoIo Dom 7. ^uguft 1484 fiel gang gu ©unjlen
ber SSenetianer oud unb brad^te Si|tud eine groge
2)emütbigung. S)a er ol^l^in fd^on feit einiger
3eit frönflid^ mar, Derge^rten ihtmmer unb ©ram
DoIIenbS rafd^ feine legten Ihöfte. Sr ftarb caa
12. Suguft. — So Diele ffriege ber $ontiftcat
Si^tuS' IV. aufmeidt, fo fe^tt ed bod^ aud^ nid^t
an einer febr erl^eblid^en friebUd^en X^ötigleit.
gfür bie ©efammtfird^e ift fte aÜerbingS Don ge«
ringerer SBebeutung. SBad für bie Üteform gefd^l^^
befd^ränft ftd^ im S^efentlid^en auf bie Orben unb
ift nid^t frei Don SinfeiHgfeit, ba Si£tu8 aß Dor-
maliger Steligiofe bie Orben gu fe^r begünftigte.
S)en ^randScanem inSbefonbere mürben in bem
fog. Mare magnum am 31. ^luguft 1474 nid^t nur
bie alten auSgebel^en ^riDilegien beftStigt, fon*
bem aud^ Diele neue Derliel^en. Se^r beträchtlich
aber ift, maS unter SictuS für benPird^enftoot unb
befonbers bie Stabt Stom fomie für gförberung
Don aQ3iffenf(4aft unb jhmft gefc^al^. Sie befud^-
teren Strafen ber emigen Stobt mürben burd^ Snt«
femimg ber SBorbauten erbreitert, neue Stra|en
unb neue $Iä|e angelegt. 2)er Sliber erbielt eine
neue 93rüd(e, ben nad^ SistuS benannten ^otite
Sifto. S)ie gro^e 9Baf[erIeitung ber 9(cqua $irgo
mürbe mieberbergefteüt, ebenfo baS Derfattene
^ofpital Don S. Spirito. S>ie jhr^en mürben
reftaurirt unb Derfd^önert, aud^ einige neue et«
rid^tet, mie S. ÜJIaria bei $opolo unb S. 9)laria
beHa $ace. SDie Daticonifd^e Sibliot^ef mürbe
erl^ebli^ Derme^rt unb gugleic^ bem oUgemeineti
©ebraud^ er&pet, bie einbcimijd^en ©ele^rten
unterftü^t, ber ^umanift ^latina (f. b. 9rt.), bec
©efc^id^tfd^reiber ber ^ap]tt, gum IBorftanbe ber
SBibliotbef ernannt, berDonagenbe ©elel^rte t>on
ausmärtd berufen. 3m Sßatican entftanb femer
bie nad^ Si^tuS benannte ftapeOe, an beren 9u3«
fc^müdtung bie bebeutenbften ÜRaler tl^ätig maren^
S)omenico ©^irlanbap, Sonbro SBoticeSi, Soflmo
StoffeQi, petro $erugino, $inturic(^io. SS)er
SBeröbung ber (Sampagna mürbe gu fteuem tmb
aud^ anbere ©egenben ber £uttur mieber gu ge»
Sgl
®i|tu8 V.
882
i^fiA cn^diü luu!^ bleuen Seiten ^in in einem
lanjnüwi ai^ awbeflm »or fettji bief e I^ätig.
txü md}t oVnc ©d^tten. Um bie (Selbmittel gu
«KVMNr y»^^ \xt etlf^eifd^te, mürben bie Uuf-
t4ni flemter ocrme^rt, bie Snnoten gefieigett
zBJb temtt bcr bereits in leiten Greifen gegen
kB tdaiii^ etu^I befte^ben ÜRi^ftimmung
arae Sb^nni^ gegeben. 9tod^ me^r aber toaren
tiotta bie tnegenjc^ Unternel^mungen fd^ulb,
a btt fii( @tStu8 burd^ feine IRepotenltebe unb
rnoabccf bun^ feinen {Reffen ^ieron^muS SRiorio
^setmieben Ht|^ itnb bie feinem ^ontificate me^r
IUI bcm icgenb ctned feiner Vorgänger einen tt)elt-
ti4ieii cWoBcr Derlei^ (9$gl. % D. Steumont,
tVeidit^tf bn etabt Slom UI, 1, Berlin 1868,
161 ff.; S.Sron|, @istui IV. unb bie Stepublü
ifionoi, XegcnSbturg 1880; ^efele-^ergenrötber,
§0iiriliciigcf(^cbte VIU, 191 ff.; $aftor, ®e-
^idfii her f^tle n, 2. Stuß., Sfreiburg 1894,
427 if. ; (SttgoroDiuS, ®ef<i(|td^te ber @tabt Stom
n iRtttelaUer YU, 4. «ufl., Stuttgart 1894,
2i{0 %i 3. @(ble(^t, ainbrea Samometic, $aber-
kca 1894 [SHff.]; S)erf., 6i£tud IV. unb bie
rmtfcbeiilDnufer in 9iom, bei e^feS, Sfeflfd^rift ^um
tiibiaü>crtiäbrigen Jubiläum beS Sam|)0 Santo,
{Jcnbnrg 1897, 207.)
Sittuft y. (1585—1590), Dor^r gelis
ftam, tDor am 13. Secember 1521 )u (Srotta*
WBtt in ba SRarl Sncona geboren als @obn
exacS dastnerfl, bcffen SBorfal^en auS 2)aImotien
u jtolien etjigeOKmbert moren. Stit neun Sala-
mi tmt er in bem benad^barten SRontalto in ben
^tsnaSamcrorben unb )ei(^nete fi<j^ balb als
f^cediger unb benrn oIS iRofterregenS auS. ^laä^'
Des er Sonfultor beS Ideiligen OfficiumS gett)efen,
maä^ t^ ^iuS V. 1566 gum Sifcbof t)on Santa
l^ttfbc^ 1570 gam Sorbinal unb 1571 jum SBi-
«£of Don gcrmo. VUe feine Remter oermaltete er
szt9iiS|rii^ttng; gleiqtoobi marereinetoettcren
ftmfcR anbcfaimie ^ßerf önlid^feit, oIS er mä^ bem
Xode 0ngord XTIT. in viertägigem ßoncIaDe am
:4. 94ml 1585 iura ^apfie genm^t niurbe, fo
ba^ brc fnni|5ftfqe 9otf(^after in einem SBabl-
beriiib^ mm Ufox alS «einem SRönd^, einem ge-
mffen SRonlallo" fpri^t. S)ie^ l^ing einmal mit
imicr nkbcni Sblunft jufommen, moburd^ er gu«
na^ auf eine untergeorbnete Xl^ätigfeit bef d^ränft
nzbe; bann aber Dor SOem bamit, ba^ no^ $e-
tcttiH Ittfnabme in'S l^eilige SoOegium (Bre-
m JnL i^i Don ben @efd$öften ferne geleiten
iatbL Seine Zud^tigleit blieb aber ben onberen
Coibmalm nti^t verborgen, unb feine raf d^e fBiaffi,
Mßi fic mc Slncrfennung. SBenn fein ^ntificot
«b imr fSail ^iofyct toä^tit, fo l^at eS hotfy eine
böte Scbcutung. @tstuS Y. toar eine DoSenbete
Oeirffbanalixr, nie bie S^t il^rer beburfte. 3n
3bn ^m^lt bie größte Unftd(|erl^; Sia;tuS l^atte
M fiffibinol ei felbft etfabren, alS er einmal nur
Mit Vtui€ bna Xobc entging, toöbrenb fein 92effe
ÜaaaSco mnotbet nmcbe. 9lod^ fd^Iimmer flanb eS
in ben ^roDinjen. ®er JKrd^nfioat »ar üoD ton
großen unb fleinen Sanbiten ; ibre 3a)^I fd^manfte
in ber legten 3eit ^ifd^en 12 000 unb 27 000.
S>aS Uebel mar fo gro^, bog eS baS Safein beS
Staates in gfrage {teilte. SS ttar unbebingt 9lb-
l^ilfe geboten, unb inbem Si^tuS bie ^einbe ber
Sefe&fd^aft a&entbalben mit blutiger Strenge oer-
Solgte, aud^ bie übrigen Surften unb Staaten für
laS Untemel^men gemann, tourbe bem Unmefen
auf einige Seit gefteuert. !ßid^t minber erl^eblid^
ift, maS er für bie SBerfd^önerung StomS tbat. S)ie
Stobt erbielt mehrere neue gro^e Strafen unb
mürbe burd^ Srrid^tung ber Acqua Feiice mit
reid^ltd^erem SBaffer oerfel^en. S)er im Sd^utt be«
grabene ObeliSf 9lero'S mürbe oor St. $eter
aufgefte&t, bie ^eterSfird^e mit il^rer gemaltigen
fiuppel gefrönt, bie oaticanifd^e Sibliot^ef ermei«
tert unb )ur beffern StuffteUung ein prad^tooQeS
©eböube aufgeführt, ber fiateranpalaft oou ben
©runbfeften auS erbaut, ber Ouirinalpalafi in
größeren SSerptniffen J^ergefteUt, ber {$flügel beS
ißatican, melier oon ben köpften bis l^eute be-
mo^nt mirb, nod^ in Singriff genommen, bie ffird^e
unb ba8 ^ofpi) oon San ©irolamo begli Sd^ia*
boni unb baS gro|e Spital am $onte Sifto er«
rid^tet u. f. m. (Sbenfo gefd^al^ SBebeUtenbeS mc
SBerbefferung ber SBermaltung ber JKrd(|e unb beS
JKrd^enftaateS. 9ln bie Stelle ber bisher ublid^en
Sonfiftorien (f. b. Srt. Sonftftorium), in benen
ber ^opft einfad^ unter ^nbörung unb SJtitmir-
fung ber ß^arbinäle feines SlmteS maltete, troten
bur% bie SuOe Imniensa aetemi Dei 1588 gur
Seratbung ber oerfd^iebenen ©egenftdnbe 15 Kon-
gregationen, oon benen bie mit ben geiftlid^en %uf«
gaben betrauten fid^ bis b^ute erbalten ^aben. SS
Inb bie Kongregationen ber 3nquifttion, bereits
urd^ $aul HI. errid^tet, aber burd^ SijtuS neu
organifirt; ber Segnatura, )ur $rüfung oon
®naben unb SSergünftigungen; für Krrid^tung
oon ffird^en unb Confiftorialprooifionen ; beS
UeberfiuffeS, für bie Serprooiantirung ber Stabt
SRom unb ber ^ßrootn^en; ber Stiten unb Sere«
monien; ber gflotte; beS Snbes; beS SondlS Oon
Xrient : beS allgemeinen ^olfSmol^IS im ffird^en-
ftaat; Der Sapienga, gur Seitung ber Unioerfttöt
biefeS StamenS; ber Stegularen ; ber Sifd^öfe; ber
Strafen, SrücCen unb äBaf[erIeitungen; ber oati-
canif^en StaatSbrudCerei ; ber StaatSconfuIten
(ogl. bie betr. ßingelartt. begm. bie %rtt. Son«
gregationen III, 933 ff. unb Surie). S)urd^ bie
Sutte Postqnam verus (1586) mürben gugleid^
neue SBeftimmungen für baS btilige SoHegium er-
laffen unb bie 3o^I ber garbinale auf 70 feftgefej^t.
9lud^ bie arbeiten für bie 00m Concil oon Orient
angeorbnete Ausgabe ber SSuIgata mürben emft-
lid^er betrieben, unb baS Serf erfd^ien 1590 in
feiner erften, balb aber mieber unterbrüdften 9uS«
gäbe (f. b. %vt, SSuIgata). Seiner bolzen SteDung
entfpred^enb rid^tete $ap{t Si|tuS Y. feinen 93IidE
nod^ auf oiel ®rö|ereS : Ueberminbung ber Un-
gläubigen unb ^retifer mar fein 3i^I/ unb ba|u
i
883
Si^tud t)on €iena.
384
foQte l^uptfäd^Itd^ oud^ ber gro^e Sd^a^ bienen,
bcn er anfammcitc. grcilid^ öcrfannte er in biefer
©cjiel^ung bie Sage. 6in lürfenfricg tarn nid^t
5u Stanbe; bie ^rmabo, tueld^e $l|tli))p U. t>on
Spanien ({. b. ^rt.) gegen Snglonb au§fanbte,
ging unter. ®6enfo ertt)ie§ pd^ bie Hoffnung, bie
Königin Slifabet)^ burd^ SBefel^rung in bie fatl^o-
Itfd^e itixä)t 3urüd)ufü]^ren, ald eine eitle. 3n
t^ranfreid^ fing bie SSenDirrung fogor an, ]()ö^er
}u fteigen olS je; benn mit bem ^obe be§ ^ei^og§
Ttronj t)on ^njou, beS legten @prö^(ing3 be§
Stammes 95aIoi§ (1584), entbrannte berreligiöfe
ftampf aufs 9leue, ja erreid^te ben äu^erflen ®rab,
inbem bie in ^uSjid^t ftel^enbe S^l^ronbefteigung
^einrid^S Don 92ar)ana baS Snbe ber fat^olifd^en
Seligion in bem jfönigreid^e gu bebeuten fd^ien.
S)ie ^llngelegenl^eit bereitete Si^tuS bie fc^merften
©orgen. Snbem in ber Sigue (f. b. ?lrt. 2iga
5ftr. 2) eine befonbere fat^olifd^e Partei in t^ran!«
reid^ ftd^ bilbete unb balb ebenjo mit bem fiönig
^einrid^ III. \\ä) ent5tt)eite, als fte Don Spanien
unterfiü^t tt)urbe, fa^ ber $apft einem maleren
jfreu^feuer Don gforberungen ftd^ auSgefe^. %m
9. S)ecember 1585 erlie| er eine Sufle gegen
^einrid^ Don 92aDana unb ben ^rin^en ^einrid^
Don Sonbe, in ber er fie als rüdtföflige jfe|er Der«
urt^eilte, ber 2:]^ronan{prüd^e für Derluftig erflörte
unb i^re SSafaUen unb Untcrt^anen Dom Sibe ber
Ireue entbanb ; bie SKa^regei entbehrte ober ber
ermarteten SBirfung unb mürbe Don Si^tuS felbfi
jpäter als SO^i^griff bebauert. 2)er Derurt^eilte
T^ürft behauptete ftd^ in feiner 9){ad^tfteQung.
3u)ijd^en §einrid^ ni. unb ber Sigue entftanb
aHmälig, }umal nad^ ber am 23. unb 24. 2)e«
cember 1588 erfolgten Srmorbung beS ^er*
§ogS ^einrid^ unb beS SarbinalS Submig Don
@ui)e (bie Siebe beS ^apfteS bei bem ^obe beS
garbinalS j. in b. Anal, eccles. IV [1896],
465 sqq.), ein unbcilbareS S^tmürfni^. 3)er
ffönig fc^log unter biefen Umftönben am 3. ^pril
1589 mit ^JiaDorra einen SBBaffenftittftanb, Der-
le^te aber baburd^ ben $apft in einem (Srabe,
ba6 biejer am 24. SWai ein SWonitorium gegen
ibn erlieg, gemög meld^em er ben @iarbina( Don
IBourbon unb ben Sr^bifd^of Don fiQon, bie Don
i^m gefangen gel^alten mürben, freigeben unb
binnen 60 3:agen perjönlid^ ober burt^ ^rocu«
ration in SRom erjd^cinen jollte. %IS |)einrid^ III.
am 1. Suguft but^ ben S)ominicaner Sl^ment
ben Job fanb unb nun 5WaDana alS §einrid^ IV.
(]. b. 5lrt.) ben Sl^ron granfreid^S beanfpru^te,
näbertc fi^ ©iftuS ber Sigue unb Spanien, ^itte
S)eccmber erl^ielt ^l^ilipp II. Jogar beftimmte
SJorf daläge gu einem Sünbniffe; benn ber (Slaube
fc^icn in Qfranfreid^ nur mittels ber §ilfe Spa-
niens gerettet toerben )u fönnen. S^tgleid^ aber
mar Sij^uS auf bie ßr^altung beS ^önigreid^eS
unb bie ^Ibmel^r einer UniDerfalmonard^ie bebod^t.
dx bel^ielt fid^ barum bie oberfte Seitung beS gelb-
5ugeS Dor unb {agte ein größeres Kontingent Don
Gruppen au, als boS fpanifd^ fein merbe. 2)a
inbeffen ber ®ang ber S>tnge ben $Ian ni^t
red^tf ertigte^ Der(ie| er i)^ aQmalig loi^, um jo
me^r, alS er baS ^pfttl^m in eine Döltige 9b>
l^öngigfeit Don Spanien p bringen bro^. fik
Sc^menfung Derurfad^te i](im aber eine peinfii^
Sage. 3m Sktican fom eS )u förmlid^ pofiti*
fd^en Sd^Ia^ten; ber fpanifd^e Sotj^Ktfter tet
^IleS auf, um ben $apfi 5ur (Erfüllung feiner 3»
fage an^u^alten, unb forberte ungeföumte Scg*
jenbung beS ^^v^oq^ Don Sujcembinrg, ber ta te
legten S^ii in 9b)m ftd^ eingefitnben l^e, um für
^einrid^ Don 92aDarra gu mirfen. (Segen legten,
ber bereits Don einem gro^ Xf^ü beS ftaafjBifi^
fd^en SlbelS a(S ffonig anerfannt xoat unb bcjjoi
Sefel^rung in ^uSftd^t ftanb, Derlangte ber ^i»
nier neue (Srnoningen unb bie Sicommunicotioii
ber il^m anl^genben ffat^olüen; er molte {ogm
einen öffentlid^n ^roteft gegen baS 93ene)m
beS $apfteS erlaffen. 3nbe|{en erflarte fi4 V4
eine Kongregation Don Sorbinolen, bie ab^iS^
nur aus SRitgliebem ber fpanifd^en Partei |»
fammengefe^t mürbe, gegen bie fpanifd^ ^t^
rungen, unb alS ^einrid^ Don SloDorra <m
14. möxi 1590 bei 3DrQ einen gro^n Sieg skr
feine ©egner boDontrug, mar eS no^ menigec m
gezeigt, auf fte einjuge^n. Spanien ful^inbefjn
mit feinem 2)röngen fort, imb fo tarn eS a
19. 3uli gmar }u einem SopituIationSenhomt
Si^S Dermeigerte aber feine Xatificining, ni
bie ßreigniffe gaben fd^Iie^id^ feiner ^oÜia%
Siedet, menn feine nöd^ften Ülad^folger aui( eim
anbere ^olitif befolgten. Sl^n felbft entrudle te
£ob balb metteren Sd^mierigfeiten, inbem er «■
27. ^uguft 1590 ftarb, möbrenb eben ein^cfHgrt
©emitter ftd^ über Kom entlub. Sein fSfyaOtt
unb feine Xl^ten maren ganj bagu anget^ Ue
Silbung Don gal^Ireidden Sagen über i^ ^ mp
anlaff en. ®urd^ ©regorio Seti (Vita di Sisto T,
Losanna 1669) mürbe baS folfd^e Süb ia kie
Siteratur eingeführt unb burd^ mehrere ^xf^fagM
unb Derfd^iebene Ueberfe^ungen feineSSBcrfeSttcit
Derbreitet. 2)er gfranciScaner 3:enipe{K fu^te ii
feiner panegprifd^en Storia della vita e gestedi
Sisto V, Borna 1755, bie äßal^rl^eit ^lufMof.
Sine nod^ rid^tigere S^id^nung lieferte Shmfe, Sk
römifd^en^äpftel, 6. ?lup., Seipjig 1874, 285f.;
II, 133 ff. S)ie befte SRonogropl^ie Deijofeli
51. greil^err Don §übner, SijtuS ber gfun^
Seipjig 1871, 2 93be. (guerfl «ßariS 1870 fwf
jöfifd^ erfd^ienen). Memorie autog^afe di pap
Sisto V. Deröffcntlid^te Sugnont im Arcfaino
della Societä Romana di Storia patria V
(1882), 1 sgg. Sonft Dgl. nod^ Xeumont (Sc
fd^id^te berStabtSRom IH, 2, g3ernnl870,575|;
Srofd^, ©efd^. beS ffird^enftaateS I, ©otl^ 1880,
266 ff. ; Capranica, Papa Sisto, storia SA a*-
colo XVI, Milano 1884, 3 voll. [D. gfunt]
|^tjrftt$ Don Siena 0. Pr., berühmter StM-
forfc^er, mürbe ju Siena 1520 Don lübifd^ 6^
tent geboren unb bis sum 3üngIing8oIter im
SubaiSmuS erlogen. S)ann conDertirtc et {ff
ni
Sfarga.
886
U|d^4nttfari^ «lA trat vMj/t taiot naäfinn in
Im Odim te SHnbctbtfibec eitt ffiott üerlegte
IS ^ mtt B^Q^nn Sifer ouf bofi Stubium bec
\m¥^ »H^fl^Kiftni, xooiti « (f. feine «uS-
l^e ift bct Bibliotheea Banoto, Colon. Agripp.
11526, 288) «tnbtoffail Cat^atinuS (f. b. «tt)
pn Mm tjottc ^ontad^ \äfAxd efl, ia% Siihifi
IM fciom Oibcnfiobetn na4 S^on gefd^idt toot*
taiiMr, »0 (Eat^arinuijid^ l^on 1584—1548
flvtjkii oiif^iUtt. Sei oflet ®e(e^rfomfeit unb
HfigttMluii uaäf in ber geifBi^en SBerebfomleit
mfioMbt M SistnB ober in ocrfd^iebcne, fogar
Itetif^c asTtbfimet. Obfii^ et fle balb ab-
tenpt« fM er DoA nad^ fuqer Seit öieber in bie
OMk tmäd «10 nmrbe oe^l^alb Don bet tömi-
itai 3ttqu]fttion, ha et l^itndcflg blieb, )um
{Senettobe oenntl^. S)et Sominicanet SRid^el
<Mfi«&cri (^idto ißQ)>fl $iu« V.). toeld^et bomole
^temlcDonninot ber rbmijd^ JnquifiHon loat,
bcoglf f^Mf aMiäf ben ^itdnädigen Sinn belS
ficmitVittfii vnb eriongte für i^n t)on 9ßa)>fl
:J^aIiiil IDL SBegnobiotmg. 9hm ober eraAtte
6i{tBl» t»0 ftbendfiberbtttl unb niebetgebrfidt
am bcm iBAcadm, haitt in feinem Orben bod^
^ sd! cbier geioilfen @d^anbe bebedt fein mütbe,
bie (tagnoUgtmg nid^t anjune^men, unb nur mit
fUbc bnmle (SbiUini i)^ umftimmen, inbem et
9m Mfd^Iitg, mit pöpi&xfyt Srlaubni^ in ben
StoarimomecDri^en ubetptreten. 3)ie| gefd^b
bm auäf ttntet Sinttillimmg äuliufi^ m., olfo
frdlefleni SnfongS 1556, ba SuIiuS m. im aRörj
btffet 3<4iit ^atb. 3m Srd>igerorben jeid^ete
^ &ita§ aus bindd taoellofen Sebendmonbel
si^ 9Mi4ett ber Se^e, tuk burd^ feine mac^t»
tOm ^p^igltta, »eld^ in oerfd^iebenen Ißio«
ompi3lnneiiSgn)|eSrfoIgeenteIten. ®^idlieri
Mienk fi^ feinet audb trielfad^ in @ad^en bet
|. S. fd^iote et il^ nad^ Ccemona,
eiapfiplak l^aretifd^er unb tolmubifd^er
fittmtar^ nm me DetbetbUd^ SBä^et )u Der«
mäßOL «et Mcfiet ®elegen^t fud^e Sistu« bie
fit bit SBiffenfd^ft nfi|Ii<^ SBud^er )u etl^Iten;
ff tfticte an 2000 Sa^emplote mtS ben f^dnben
ler fpcnifd^ €oIbaten. 9lad^bem fein Ißtotectot
^apfl geiDOtbcn (1566), Detb^entlid^te Si^tud gu
Senäkig 1566 feine gto^ BibUotheca Sanota,
Ht er fiiui V* mibmete. 9Hd^t lan^e mijif^, im
9. 1669« Poib crgu (Bemrn im S)ominicmtetRofiet
& Hbrk be eafielo, mo et mtd^ begraben
tnobe; ftoi l»or feinem Zobe berbrannte er feine
BD^ sngebotAen fBetfe, fo ba| bie Bibliotheea
fSooeU bof eingige unS erl^Itene ifL Siefelbe
bsnbelt fat a^ fdiättxn mit gto^ Srubition
ite Me (eüigot IBudtac befWten unb beS 9leuen
Xe(tamcnM, beten Qerfaflet, Anlage, &ptai^
■nb OegntfUbibe; femer über bie berfd^iebenen
Sgietyretuligniniey^ben, über bie Sommentatoten
Is ^d^gm G^rift, angefangen Dom 8. So^r^
laiibcit t. Vft. Md ouf feine 3(it; fiber ben€inn
liaer gn^cn ftngoi^I Xejte auf beioen Xeftamenten.
an ka betben Ie|ien IBfld^ bef|)rii^ Sistufi
jammtlid^ t^dx^m, bie auf bie l^eUige 6d^rift im
Ulllgemeinen ober auf befonbere Sfld^er unb Xesftt
Sejug l^en, totberlegt biefelben fotto^I au8 ber
Sqrtft nrie burd^ bie Auslegungen ber l^eiligen
SSdter. S)a8 großartige SBerl erntete jal^Iretd^
Sobftnrttd^e unb mürbe für bie nad^bmmenben
Sibelforfd^er eine ergiebige Sfunbgrube ; efi erlebte
htifyäb Diele Auflagen, u. a. brei )u ffdbt (1576.
1586. 1626), eine )u fUtoptl (1742), mit friU-
fd^ unb tl^Iogtfdfren Snmeriungen Don P. 9Ri"
lanteO.Pr. Unter ben Demid^etenSSerfenbefanben
ftd^ nad^ @istu8' eigener Angabe (Bibliotheea
878) eine Sd^rift De usu Concordantiamm;
Quaestiones astronomicae in Tarios Scrip-
turae looos; Quaestiones geographioae in Ta-
rios Scriptorae locos; Quaestiones phjsieae
in varios Scripturae looos; Problematioae
Epistolae in Yarios Scripturae looos ; Sophias
Monotessaron seu ex quatnor libris Sapientia-
libus ProTerbiorum, Ecolesiastae, Sapientiae
et EcclesiaBtioi liber unus Sapientiae. (SBgL
Quetif-Eohard, Scriptt. Ord. Praed. ü,
206; ftaulen, (Einleitung, 4. Aufl., gfreibutg
1898, 9 f.) [Anbr. ©djmtit 0. Pr.]
$ftatga, $eter, S. J., nä^ft C)ortuS (f. b.
Art.) ber l^onageubpe latl^oltf^ ^Reformator
^olenS, megen feiner 9ereb|amleit au(^ ber „poU
nifd^e Sl^rqfoftomufi'' genannt, fyxt in ber 3^
nad^ bem (Eondl Don Xrient j|ur 93eföm))fung ber
bdrefte unb beS @d^ifimad unb )ur SBieber»
belebung beS ffatl^oIiciSmuS in $oIen in l^etDot^
ragenber SBeife burd^ SEBort unb Sd^rift unb burd^
fein ]^Iigmä|ige9 Seben beigetragen. (Sx tomrbe
1586 ju ®roiec, einem 6tabtd^en in SRafoDien,
in ber frfil^em Sibcefe $ofen, geboren unb mar
Don bfirgerlid^er ^erhmft ; erft fein Sruber gfron}
erl^ielt Dom ff5nig SigiSmunb IIL baS Abett«
bi^Iom mit bem Beinamen ^om^ffi (Przegl%d
Powsseohnj, Krakow 1892» 187 sqq.). S)ie
Sttem Derlor er frfibjeitig ; bie SRutter fiarb 1544,
ber Sater 1548. 92ad^ ber (SQmnafialbUbung im
6eimat8orie be^og er im 3. 1552 bie Afabemie
fftafau unb kourbe bort jmei Saläre fpSter gum
BacoalareuB artium {iromoDirt £ie ^od^
ad^tung, meld^ er ftetfi ber ihofauer UniD^ät
betoal^rte, bringt er in ber Vita beati Cantü
(AA. BS. BoU. Oct. ym, 1044) )um AuSbrud.
9lad^bem er )mei ^afjitt (1555—1557) bie €d^
in SBarf d^ geleitet ^e, etmfi^Ile il^ bet ))0lni{d^
€enatot unb SajleOan XfQ^fiffi Don ihatau }um
ergießt feine« diteften So^ne«. (Et blieb btei
3a|re am f^ofe beS (EofteOanS unb begleitete batouf
feinen S^gting nad^ SBien, mo er gmei 3a]^ Det»
meilte. Att er bann nad^ $oIen gurüdtf^l^, na^
fid^ feiner befonbetS ber (Srgbif d^of Xarto Don Sem»
berg, ber feine Salente unb reinen €itten tannte,.
liebeDoU an, beßimmte il^n jur SBabI befi geifi^
lid^en @tanbe9, ertbeilte il^ 1568 bie @ubbia-
conatS«, 1564 bie S)iaconat8- unb ^reSb^teraifl-
meibe unb ernannte il^ jum S)om))tebiget an bet
(Eatl^btole in Sembetg. Salb batauf etl^elt et Dom
18
©ta^
887
Crjbtfd^of ein KQnonicot tmb Don ^elmm ©Ott*
tier Secs^fiffi ble nntraglid^c Pfarrei tnÄo^t^ti;
mtf le^tere Derst^tete er inbe|i nad^ hti^cr 3^^^^
um ft^ gan) unb ungetl^eiU feinen ^mtöpfli^ten
in Semberg gu toti^^m. Sr l^atte fd^on bomals al8
^rebtger einen großen 9iuf^ fo ba| aud^ SLnberd-
däubige feine ^rebigten befud^ten unb Diele ftd^
Meierten. SSefonberS ift gu vttDäfyim bie SBe*
lel^rung ber gfrau bed SBoiemoben Sieniotoffi, fta-
t^orina, Xod^ter beS gfltften SRobgimU:}, tmb beS
(Srofen Sol^ann Xomohiffi, in beffen ^aufe er fld^
bod gonge ^ofyc 1567 aufl^ielt um il^n gegen Die
iDeiteren Sinftüffe ber ^dretif er gu fd^fl^ , i^n
auf einen guten Sob Dorgubereiten unb gugleid^
bie gange f^amilie im fatl^olifd^en ©lauben unb
Seben gu bef eftigen. 9{ad^ bem Slobe Xamotoffi^
beffen gfrau ©opl^ia auf Slnregung unb burd^
ajermittlung eforga'S im 3. 1572 baS Sefuiten«
coDeg in Saroflah) grünbete, leierte er nad^ Sem-
6erg gurfid, aber nur ouf fiirge 3eit. 3m 3. 1568
entfd^Io^ er fid^, in ben 3efuitenorben eingutreten,
ber bamolS in Ißoten gttiei 92teberlaffungen l^atte :
3u SraunSberg in ber Z)iBcefe Srmlanb (1565
Dom Sorbinal ^ofluS gegrfinbet) unb gu ^ultufl
in ber S)i5ceJ[e ^ocl (Dom IBifd^of 9toffotDfK 1566
aegriinbet. Vluf ber Steife nad^ SRom, )do er in
Das 9ioDiciat eintreten toollte, führte er ben ^etmon
unb SßoietDoben Don ^obolien, 9RieIech, Dom
SolDinidmud unb feine gfrau SUfabetl^ Dom Suben»
tl^um in ben @d^o| ber fatl^olifd^en IKrd^e;
le^tere, eine £od^ter beS befonnten tJflrften SVico«
lauS 9labgimi}}, bed einffu^reid^en Sefd^ü^ ber
<SalD{ner in fiitauen, toor Dom CatDiniSmuS gur
€ecte ber Socintaner unb gule^t gum 3ubent]^m
fibergetreten. 3nt Sanuar 1569 traf Sfarga in
9lom ein, würbe Dom ®eneral ber S^fuiten, bem
^l. gfrong Sorjia (f. b. 9rt.), in ben Orben auf*
genommen unb begann am 2. t^ebniar fein 9{o-
Diciat in ben 9Rauem Don San ^nbrea auf bem
Cuirinal, mo fein fianbSmann, ber 1^1. @taniStauS
Sto^ita, ein l^cJbed ^af^x Dorl^er fein engelgleid^eS
£eben befd^Ioffen l^atte. 3)er Stector unb SSeult«
Dater Sfarga^S mar $ebro be Stibabeneira (f.
b. 3rt.), ber gu ben erften ©dualem unb ®enoffen
bee 1^1. SgnatiuS gel^drte. @d^on nad^ einiöl^rigem
9toDiaat mürbe er gu ben t^eologifd^en @tubien
jugelaffen unb am 0. a))nl 1570 Don gSiuS Y.
3um @ro|p5nitentiar an ber ^eterSfird^e befon«
berS ffir bie polnifd^en $5nitenten ernannt. 3m
3. 1571 fanbte il^n ber l^L gfrang SBoria m^
$oIen gurädt, mo unter bem unbeftänbigen ftönige
©igiömunb IL «uguft (1548—1572) bie t)ro-
teftantifd^en Secten einen bebeutenben^nl^ngge-
funben litten (f. b. «rt. ®ifpbenten IH, 1867 f.).
Suerft mar ©!arga in ^ultuf! unb feit 1573 in
J)em Dom Sifd^of ^ßrotafgemiq 1569 gegrünbeten
SefuitcncoSeg gu SBilna, ber lpau))tftabt SitauenS,
i^uptfäd^lid^ als ^rebiger tbäiig. 3ugleid^ mieber-
l^olte er genauer bie fd^olaftifd^e Sl^eologie unb
legte im 3. 1575 als ^rofe| bie Dier ©elübbe ab.
3n Sitauen mar ed mit bem ffatl^oIicidmuS l^d^ft
fia.
888
traurig BefieDt. 3)er€alDini8mu8unbba8€d^iSma
tDaren im Sanbe Dorl^errfd^enb ; babei befionb unter
bem fßoVlt, baS nod^ an mand^en Orten bem
©ö^enbienfte ergeben mar, eine gro^e Unwiffen*
^eit in religiöfen unb profanen Singen. S)a er*
öffnete fid^ ben 3efuiten ein meiteS ^ für i^re
apofiolifd^e SBiitfamfeit (Serabe in fiitauen iat
ber Orben für bie JTird^e 3efu (S^rifti unb für bie
SiDilifation beS Sanbe§ in »enigen So^ne^nten
®ro^e8 geleifiet; an benSSerbienftenbedfelbenl^at
M Starga bur^ feine mebriäl^rige Xbätigleit in
iütauen einen mefentlid^en SLntl^eil ermorben (Za-
tcski 8. J.y Czj Jezuioi zgubili Polskf , Kra»
köw 1888, 298 sqq.). Seine fßrebigten, ouf
bie er fid^ forgfältig burd^ Stubium, befonber§
burd^ Sedüre ber |eiligen Sd^rift, unter ®e»
bet unb SBerfen ber Sbtöbtung Dorbereitete^
gogen aud^ Diele VnberSgtüubige axu Unter
ben gal^Irei^en IBefel^rungen, meldte biefelben Der«
anla|ten, fei ^ier befonberS bie 3uräd(fü^ng
ber Dier Sdl^ne bed oben ermdl^ten Sffirfien
!RicoIau8 KabgimiH in ben &ä)o^ ber JKrd^e er«
mäbnt. 3)aburd^ mürbe bie eine Sinie beS reid^
begüterten unb möd^tigen 3fürftengefd^Ied^te§, bie
fiinie 0}Qcfo-9tieämie^a, bem magren Glauben
miebergemonnen , mäbrenb bie onbere Sinie, bie
Sinie IBirgaAffa, im SalDtniSmuS Derblieb. 2)er
filtefte Don ben Dier befel^rten Sonnen, 9lieoIatt9
Sl^riftopl^orue, mit bem Seinamen Sierotta, Der»
manbte gro^e Summen gum Auflauf unb lut
SBemid^tung l^retifd^er Sqriften, befonberS ber
Don feinem Siater 1563 gu Sttft l^eroudgegebenen
99ibelüberfe|ung ; im 3- 1584 grflnbete et eine
9lieberlaffung ber Sefuiten in 9lie6iDieik. ^er
gmeite Sol^n ®eorg ermöl^Ite ben geifUid^en
Staub, mürbe 1579 SBifd^of Don äBUna, Car-
binal unb 1591 SBifd^of Don jhafau. 9(ud^ 911«
bert, SRarfd^aS Don Sitauen, unb StaniStauS«
Staroft Don Samogitien, maren eifrige SMi^Om
lilen. Stn 3- 1574 mürbe Sfarga für Dier Soibte
Sicerector beS (SoSegd in SBilna, ba ber Dortreff«
lid^e 9teäor SBorfgemicfl im Suftcage beS ^fte§
®regor XIII. nad^ Sd^meben ging, um bort bie
3ntereffen ber latl^olifd^en Jhrd^e ma^rgunel^mcn»
3m 3- 1579 marb Sfargo für einige S^it aud^
bad %[mt beS S3ice))roDingiatt übertragen. S)er
ta))fere unb eble ffönig Stepl^an Satbot^ (1576
bis 1586; f. m, 1859 f.), meld^er 1678 bie
oud^ Don ^äretilem unb Sd^iSmatilem befud^te
3efuitenf^ule in Sßilna gur 9(fabemie erboben
^tte, grünbete in bem Don i^m eroberten ^•
locf in SBriBruglanb 1580 ein neues 3efuiten-
coKeg ; Sfarga mürbe ber erfte SRector. 918 im Sl.
1582 ber me^qö^rige ffrieg mit Übt^Ionb burd^
einen ^rieben beenbigt mürbe, infolge beffen Siü»
lanb unb SBei|rugIanb an $oIen gurudCfielen«.
fud^te ber ffönig in ben miebergemonnenen Sön-
bem ben latbolifd^ (Stauben mieber^ergufteQeiu
Sr lam felbft, unter Snberen aud^ Don Sfarga
begleitet, nad^ SiDlanb unb übergab in Xiga baS
ftlofter unb bie ^d^e be9 I^L SacobuS ben Sefuiten
S89
Sfargo.
890
» iW«B. She «wri^tung beS Stto^M liefe
lli^y^t QiiQdeaen fein, inbem er mel&rere
tmovronm auft ^ounSberg unb cmberen
5W» Jw^. *u^ ©etmanifer eilten IJetbel
\\. 8, 80^ WA ^ti)te, Ouobranttmi» aus
Sc-Stoniacb Itt SBcftptcttfien, Ärane ouS SWün-
ct).»m Ol bm mäl^oQen, ober fegenSteid^en
Mcücn fttt bie €o(!^e 3efu Cl^rifti tl^ettjunel^men
iätti4yttbcr, i&t\S^ beS CoUeg. German. Hmi-
gmL t Sftftbtttg 1895, 821). SBotlftorQ ernannte
in Gtott^et Hon SiDlonb ben oben ertodl^ten
iitdft^ hon IBibuk, ®eorg Stobaitoitt, ber auf
tiacft Steifen Imrd^ bad £anb meifl Sforga 0I8
Segleito rnttno^ ; mit (Senel^migung befi !ßQ))fted
«ceaot Xm, crrid^tete ber ftfinig im 3* 1582
V teA Sonb, tn mU^m gur Seit ber fogen. 9ie-
Hcsatlon Ue Cot^Iif^e ^ieror^ie mit bem 6r)*
Mätam SKga (f. b. tri) unb oier Sist^ümem
TEJeiyaüagen toor, boS SBiSt^um Siülanb mit bem
««tHtefiftt m ber Stobt SBenben. 3)ie fat^olifd^e
fftr4e tecitete fi4 in (nrger 3rtt — S)onf ben
cnngcB Semul^ungen be§ Stattl^alterS, ber Se«
ladrn unb ber (ecbeigefommenen SBeltprießer —
m floBBbc oitSw 3m 3. 1588 ermitlte Sforga Dom
ftonge nodf bie (Briinbung beS 3efuitencouegS in
SffpoL Selber gemann ber ^roteßontidmuS im
£nbe mä ^ilfe ber Sd^meben om anfange beS
17. Stt^rbimhcrti »ieber bie Ober^b. Xro^
bs anqepungtm o^oftolifd^ Zl^otigfeit in 2i«
tnni wib Siolonb fonb €farga nod^ 3cit gur
nMfnu mehrerer €^riften, um ben lot^o«
Bim, waobm gegen bie ^örefie unb boS
e^iigio }u ncrt^igen unb unter ben ffot^O"
bta fdbfl boi teRgi^fe Seben 3U förbem. (Segen
SsbrmS Solanui (geß. 1610), haereticae
füo Ziringlio-CalviiUBtanim in Lituania
arriiüniHiaücm» f<i^rieb er im 3^ 1576 fein
Pro saeraÜBsima encharistia eontra
Zwingltanam , unb auf bie Segen«
ilnS biifelbai anttoortete er im 3- 1582 mit ber
S^xifl Artas dnodedm Saoramentariorum;
cn Intag mtil Mben in polrA]^x Sprad^e ift
He SäMt 8iadm filaröw, Wilna 1582. 3m 3-
1577 ofAicn fefai SBert O jedno^ci Eo6cioJa
BftiǤo (OAa bie (Ein)^ ber ftird^e), in loeld^em
c bis Stot^BKiibigeett berSinl^ be« (glaubend
wi ber rdiitif4i«rai^K|4en IKrd^ nad^meiSt unb
Ml Sst^cnen |iir fBeremigung mit bem a|)ofloIi-
ib« Stahlt ouffotbert Sbrga 1^ juerft ben
«cbonfai ba Uidon, bie fiii^ 1596 au Sreft (am
tfoq) ooliog, angetegt SaS 9ud^ mar bem fd^iS-
Bo^^ gdrflcn CDfbogftt bebidrt, ber einen jel^r
poien €tnflu| ficfo^ (^piatron oon etma taufenb
ibo^m) vnb anfanoB freunblid^, f)9&ter ober burd^-
o» feinbli^ bex unton gegenäberjianb (^elefg,
Sefd^ ber Utdim ber tut^nifd^ icird^e I, SBien
169)1, 512). S)tt @4rift Storga'S mad^te einen
ysoUigm Cinbrud : ba fie aber oon reid^n
^^fluttfcm ottf^rlottfl unb oerbrannt mürbe,
B ixcB et im S. 1590 eine neue 9u|bge erfd^einen,
sd4e bc» ftatD8(@tei9munbIILaBafa (1587 bis
1682) gemibmet toar. SSielen Segen 1^ bid auf un-
tere Reiten baS mit J^omerifd^er (Einfad^l^eit unb Sn-
fd^aulid^leit, aber gugleid^ mit mal^r^aft d^rifUid^er
€albung gefd^riebene 99ud^ iywoty Bwi^tych
(2eben ber ©eiligen) gejHftet, baS juerft 1579, bei
feinen Sebjeiten über|au))t in 9 9uf (agen unb au'
lejt im 3. 1882 in 24. Auflage erjdjienen ijL 3m
3. 1584 marb @!arga in einen neuen SBirlungS«
freid t)erfe^t, inbem er als @u))erior mit ber Sei»
tung ber 3efuitenrefU)ena ad S. Barbaram in
ftrolau betraut mürbe. $on ben milben (Saben,
bie il^ reid^Iid^ aufloffen, renoüirte er bie JKrd^e
unb errid^tete bad 92ot}iciat ad S. Stephanum.
S)abei mar er unermüblid^ im SBei(^t{fai](|(, auf ber
ffanael unb im Qefudb ber Jhanfen unb (be-
fangenen tl^fttig. S)urd9 feine $rebigten gemann
er aud^ l^ier eine Slnaa^I b^onagenber ge-
nfer, a- 93. ben cabinifd^en !ßrebiger fto))id^, ben
(Eafteflan 2)ul{fi, ben Sutberaner (Smjt SQBeQber,
ber f))dter SBoiemobe bed SuImerlanbeS mar, ben
(8ro|fanaIer oon Sitauen, Seo Sapieba. ?{ud^
ber Sefuit SandduS (l:^ caQcfi), bcx Suctor oor«
aüglid^er aScetifd^er Sd^riften, oetbanit ibm bie
SSelebrung 00m (^IbiniSmud. SefonberS finb bie
oon @Iarga iu Jhafau in'8 Seben gerufenen 3n«
ftitute ber d^nftlid^en (Sl^ritaS a^ erm&bnen, bie
bis l^te mit reid^en gfonbd in f egenSreid^er SBirf-
famfeit fortbefiel^n. Suerft gränbete er im 3- 1584
oaS Bractwo Mitosierdaa (SBruberfd^ ber
99arm]^er|igleit), meldte bie Unterp^ung ber oer-
fd^ftmten ^rmen unb ffranlen aum Stotät l^tte
unb aud^ balb in atü)eren Stöbten bed Steid^eS
eingeführt mürbe. (Sroerfa^tefürbiefelbeClzTtania
((Seiftlid^e Sefungen). 2)aran fd^Io| ftd^ bie (Sr-
rid^tung bed Buik poboiny (Mona pietatia),
um ben SBebfirftigen unentgelttid^ gegen ein $fanb
(Selb au teilten, unb ber Skrzynka 6w. Mikotaja
(Area S. Nicolai), meldte nad^ bem SBorbübe ber
oom (Earbinal Xurrecremata im 3- 1^60 au Stom
errid^teten Sereinigung au Sl^ren ber Annunt
B. M. y. beftimmt mar, bie £5d^ter ebrbarer^
aber oerarmter gfamilien mit einer angemeffenen
aRitgift auSaujtatten. SRagnaten unb ^rölaten
fteuerten reidglid^ au ben genannten SBobßb^g«
leitSamedlen bei. — 3ubet{en l^tte (Sott fdnen
S)iener nod^ au C)5l^erem beftimmt. 3m 3* 1588
erma^Ite ber 21|dl^nge {unge ffönig @igiS«
munb m ben 52j[ö]^rigen @Iarga, ben gereiften
a))o{bIif d^en 9Rann, au feinem ©o^rebiger — ge»
mi| eine gute SEBabl. Sr Oermaltete biefeS mid^tige
unb oerontmortungSDoOe Xmt 24 ^a^t bis fm^
Oor feinem 3i>be im 3. 1612. Ol^ne @d^meid^elei,
bie ibm burd^S fem mar, oerlfinbete er mit Xact
unb SEBärbe, aber augldd^ mit a))ofbIifd^em gfrd«
mutige bie d^ftlid^en SBc^rl^eiten unb (Srunbfö|e
oor bem ff önige unb oor ben (Sro^en bed Sleid^ed.
2)en ftönig ermabnte er, bie greibeiten unb Siedete
bed Sanbed au ad^ten ; bie Sldd^dftönbe mamte er
mieberbolt unb dnbringlid^ oor einer aägellofen
ftrdbeit, meldte bie SRod^t unb bad Slnfelen bed
mnigd untergrabe unb ben 9luin bed Saterlanbed
13*
891 @^^
l^erbelffi^müfete. a»ieIcttic«,becOrben8-unb'
lungert 3eÜ0cnone Stego'», ^d^rdW in feinem
mertl^DoIIni Historicmn Diarimn domus pro-
fessae S. J. ad S. Barbaram Cracoviae ab
a. 1579 ufiqae ad a. 1689 (bid ie^t 8 IBbe., ebtrt
Stxaha 1881, 1885, 1889), ffit »eld^e er nod^ bo8
ingteifd^en tiertoren gegangene Xogebud^ @farga'8
benu|en bnnte, über bie Xl^tigleÜ bed ledern
Ott ^ofprebiger alfo: Regfs juyentutem ita
dirigebaty ut nullus nnquam rumor mall
exempli yel apud subditos vel apud extemos
auditus faerit. Imbuebat cor Begis mazimo
fidei amore. Decem et ooto Generalia Begni
Comitia, quae ipeemet in sno Diario annota-
Tit, Concionibus suis instraebai, oontra hae-
reaes, schiBinata, leges impias, MaehiaTelli-
stagy contra promoventes impiam cum haere-
tiois Confoederationem, contra oppreasionem
panpenim, contra peculatum ac infinitaBegii
fisoi et Beipublicae furta ferventer et effica*
eiter invehebatur maximo fructu Prudenti
übertäte magnoa in Bepublica vires saepe re-
prehendebat (m, 78. 80). @farga tttoitd ber
iKrd^e unb bem Saterlanbe in feiner neuen @tel»
lung gro^e Dienfte. VÜ @igi3munb bei ber 3u-
fammenfunft mit feinem SBater, bem Könige 3o-
l^n t)on 6d^n»ben, )u SteDol im 3. 1589 ben
Sntfd^Iu^ fa^te, nad^ Sd^meben )urfi(l)ule]^
unb $oIen bem öflerreid^ifd^en Sr}]^og Smft
ju fiberlaffen, brod^te il^ ]^u))tfftd^liq Sfargo
k)on feinem iBorl^ben ob unb beual^rte fo fein
SktterlanbeDorneuenStumuItenunbSedDimmgen.
Obgteid^ er fid^ nid^t in bie rein meltlid^ tln-
gelegen^eiten einmifd^te unb bie Stenenjöger,
loeld^ i^ um feine IBermittluna bei ^ofe an«
f)>rad^n, prfldtoied, fo mad^te er ooc^ ba, mo bo8
äntereffe oer Sleligion in grage ^anb, feinen (Sin-
flu| beim Ifönige geltenb. (Er Dert^cibigte unb
fd^u|te baS lat^olifdde Sanbüolf gegen bie religiöfe
SBergettioItigung feitenS ber l^retifd^en ÜRagnoten
(Reinen ff önige, krölikowie), bie fid^ freili(| l^ier-
bei auf bie Sonföberation (ben SleligionSfrieben)
Don SBarfd^ou (1578 ; f. m, 1858 f.) mit i^rem
temerflid^en ®runbfa|i' Cujus regio, illins re-
ligio berufm lonnten. ^iefe &)nf öberation, meld^
gegen ben SBiUen ber polnif d^ SBif d^bf e )u Staube
getommen mar, beföm^fte @Iarga in mebreren
6d^riften(Proce8 nakonfederacy^; üpomina-
nie do ewanieliköw ; Dyskurs na konfede-
rac7%). S)en ffat^olüen, meldte im Senate unb
ben mid^tigflen Remtern Dielfod^ jurüdfgebröngt
ttaren, fud^te er teieber einen grb^em Sinflu| im
fiffentlid^en fieben gu Derfd^affen. Petras Skarga
omnes intendit neryos, ut in posterum hae-
retiei Proceres non ita freqnenter ad munera
publica promoverentur, maxime oiun non
deessent Gatbolid aeque idonei vel etiam
frequenter magis idonei. Nee irritus ejus oo-
natus fiiit (Wielewicki 1. c. 78). SQBeim nun
aud^ SigiSmunb UL caeteris paribus bie ffa«
tbolüen beDor^ugte, fo vergab er oud^ meiterl^n
So.
892
U)ä^renb feiner gonjen 9legierung an bie Stffi-
benten einflu^rriqe Stellungen in großer 3<4I. —
2)ie SEBieberuereinigung ber Shitl^enen mit ber !a«
tl^oHfd^en JHrd^e lag @!arga ganj befonberft am
^i^en, unb er mufte oud^ ben ffdnig für biek
3bee }u geminnen. 9Id enblid^ fein SBunf^ fiq
reolifnren foQte unb bie @Qnobe }u 9reft Dom
.6.-10. October 1596 ftattfonb, na^m oud^ er
baran X^eil unb ](fielt beim S)anfgottedbienfie bie
Sd^Iu^prebigt Aber bie Stnbeit ber ftird^e unb bie
SBoblt)^ ber DoSjogenen Union. Son @fargo,
meld^er „um baft 3uftanbefommen ber Union bie
meiften IBerbienfte l^e" ($elef) a. a. 0. 1, 551),
l^oben mir aud^ bie erfte Sd^rift über bie Union
}u Sreft (Synod Brzeski, Krakow 1597).
@egen bofi ßnbe feined Sebend trat er nod^ ein-
mal als fßertbeibiger ber Union gegen ben Sd^ifi«
matiler ÜRdetiuS SmotqufH auf, ber unter bem
9lamen Xfjjtop^il Ort^olog in jd^öner Sprad^
unb mit binrei^enber Serebfamnit im 3. 1610
feine Dielgelefene Sd^rift Bp^voc ober Lament
gegen bie Union beraudgcgeben l^tte. Sfarga oer»
5ffentlid|te gegen ^ in bemfelben 3a^re fein
Sud^ Na Threny i Lament Theophila Ortho-
loga, do Bus! greckiego Naboftehstwa Ptze-
stroga (Contra Thraenos et Lamentationes
Theophili Orthologi, ad Bothenos Oraeeae
religionis cautela). Ser begabte unb rü^g^
Smotrg^fli, melier bei ber SBiebeterrid^mg ha
fc^iSmaKjd^en ^ierard^ie unter ben 9httb<nen burd^
ben $atriard^ iJ^pfym^ oon Jerufalem im 3.
1620 §um fd^Smatifd^ (Srgbifd^of Don ißolocfge»
meibt mürbe, Derfd^ulbete l^ufitf^d^ü^ burd^ feine
99ranbfd(friften bie Srmorbung beS ffi 3ofap](|at
ffunjemitfd^ (f. b. 9lrt.)^ bed unirten 6r}bif d^fd oon
$o}ocI, im 3. 1623 ; inbeffen beM^rte er |i(^ nod^
l$er, oertl^eibigte in mehreren Sd^riften bte Union
unb ftarb im Sd^o^e ber römifcb-totboUfd^ett
JHrd^ 1638 (Likowski, ünia Brzedca, Poznaii
1896, 286. 853. 888 sqq.). SBie befanni,
batten bie Socinianer (aud^ 91rioner genannt) eine
Suflud^tSftötte in $olen gefunben. Shrga 6e-
fampfte biefe bj^ten Sludtäufer ber neuen 5drefte
mit aDer Sntfd^iebenbeit. (Er begann ben mvnp^
mU einer $rebigt am gfefte SS. Trinitatis 1604
in ftrotau. 3n bemfelben gabre erfd^ien feine
Sd^rift Zawstjdzenie Aiyanöw (CbnfkiBio
Arianonim), aldbann im % 1608 Wtore
Zawstydzenie Aryanöw (Oonfusio seounda
Arianonun) unb enbKc^ im 3. 1612 Mesjasz
ncvirych Aryanöw (Messias novorum Aria-
norum). SDie bie innige Siebe gur mabren JNrd^
3eftt (Efydfd Sfarga antrieb, in gablreid^n
Sd^riften §u il^rer SBertbeibigung gegen bie 6dtefte
unb gegen bafi Sd^idma in bie Sd^ianien )u
treten, fo beftimmte ibn bie treue flnbänglici^feit
an bie ^efeUfd^aft 3efu, in »eldder er fein ma^ircS
Sebendglüdt gefunben l^e, bie Eingriffe unb 93er»
leumbungen, meldten bie 3e{uiten f^n frübaetttg,
mie in anberen Sänbem, fo au^ in ^len oud«
gefe|t maren, in mehreren Sd^riften )urü((}utDeifett.
S9S
€Iarga.
894
Ce^ bm ^j^xger 3)aniel Stcamtt fat Stettin,
mäfa in Slif^Mtung einer ^rebigt Sforga'd
jß mtm 1601 bte ^nüm in einet bieloetbtei-
S^ctft (cftig angegriffen l^atte (Si Jesuitam
omnia Tiüa dixerifl), ))etfa|te Sforga
9. 1602 eine Oeine @d^rift, toorin er ben
Zcct feiner $rebigt tt)ieberg0fe unb ent-
Qemexbtngen jur Sert^eiSigung feiner
Qcx|Bii iznb feines (DrbenS beiffigte. IBon größerer
ixagmtk toaxm Me Angriffe, roüAt in $oIen
1606 qfq/tn bm 3efuitenorben gerietet lourben.
^ 3« 1606 nnb 1607 tmpbxtt fid^ ein Xl^eil
M Itbdf unter ber SfC^rung beS SßoietDoben bon
Sc^fe^bomf ti unb bed catoinifd^en Surften
SabgimiH gegen ben ftönig ; ]^u))tfäd^-
Ut »Uli SHfftbenlen an ber StebeSion beteiligt.
Zu Viff^onbifc^en verlangten in il^ren gal^Ireid^en
•nMoniia unter Snberem oud^ bie Entfernung
ks defsitm nom ^je beS Stbni^, bie Ser-
feeteng ber itid^tpolnifd^en OrbenSmitglieber auS
kB fintbe, fott^ie bie t^eUmeife Sufj^ebung ber
^nntnAoflet. Jesoitae, quia se in negotia
iaccnloriA et publica in aula Regia ingenint,
•telntom damrninni in ooncionibos Buadent,
^otates» jurEv aliosqne modos procedendi
m pnbfieae reprehendont, ad tumultus sedi-
ÜDBMqne hommea ooncitajity statim ab aula
iepM ablegsntnr etc. (Wielewidd 1. c.
11197). %tf bieje fd^iDeren Angriffe onttDortete
Stxgß in jener oerü^mten $rebigt, bie er am
17. September 1606 )u SBi^ica (in ber SBoietoob-
ttsft Soabpnrir) nor bem itönige unb trielen Se«
idstra ^füSt uidi mld^e il^n unb ben Orben in
^iBfobn fBeife retl^tf ertigte ; biefelbe erfd^ien
kJb banmf in SJnid. Sine auSfü^rlid^ Ser-
AKdtgBngSfc^frift fiofi er olSbann im 3. 1607
asr ben Zttel IVdba Zakonu Societatifi Jesu
(IVobstio RelfgioniB Societatds Jesu) l^eraud.
tu^ biefen |io(entif ^en @<^f ten l^ben n)ir nod^
Ib Boean.e dsieje Ko^ciehie, Krakow 1603,
nn SvSlug ao§ ben Annales beS 93aroniud in
«B qaüm Sßavbt, unb gans befonberS feine
SoEbigten )u mod^en, bie ftci^ ourc^ eble $o))u-
loifät« Aloi^ unb (Sebonfenreid^tl^um , haft«
iQie 6|^rQi^ imb ^ige Salbung auSjeid^nen :
I» ^sÄiBtcn auf bie @onn« unb gfefttage (ftra-
iBi 159^; betriff^ Beorbeitet t)on Stoientef,
fie^oB 1871), bie foted^tijd^en girebigten aber
bi $dca Socjacuncnie (ftralou 1600), ©elegen«
^Bteben. 3n i^etorif^^ Segiel^ung nel^men bte
^ etde bie SMd^togSprebigten (ftralau 1600)
ei^ loddft Tcfi^t5d-potttif^en 3n]^aItS finb ; bie-
«am fbd» ^d^ft ONZ^f^inlid^ in ber gform, »ie
h wAeitfpfi^iteBen , niemals gellten ttorben
(Fra^d PoLdd, Krakow 1887, 152 ; %xä)\x>
zz etao^ ^^lologie, »erlin 1890, 164).
kitik9UUlfilü^^ftAiq\m rei^t ftd^ in^altlid^ an
WtTYaaie do ^okuty obywatelöw koronj
pyd«}, 1610 (likTitatio ad poenitentiam in-
«ImuB B^gni Poloniae et Magni Ducatus
UnaniaA}, baff geifUid^e 93ennäd^tni| Slarga'S
an $o(en, in meld^em er nod^ einmal bie Sr*
mal^nungen, tocld^e er frül^ bereits feiner Station
gegeben, in tief ergreif enber äBeife aufammen«
faf t. Mt Sd^riften @farga'S (etma 40), bie man
m bogmattf(i6»})oIcmifdJe, ]&omiIetifdS|e, l^iftorifd^e
unb aScetifd^e eintl^eilen lonn, erfti^ienen gefam-
melt 1610 )u 3Büna in öier golianten (I. ij-
woty ä wigty ch — ^Vitae Sanctorum ; II. Boczne
Dzieje Eo^cielne — Compendium Airnftliiim
Baronii ; IQ. Eazania na niedziele i 6wi§ta
— Conciones pro Dominicis ac festis diebus;
lY. Eazania przygodne — Conciones extra*
ordinariae et reliqua minora opera). @ie flnb,
ausgenommen Pro ss.Euchari8tiaunb}meianbere
polmi\ä)t Sd^riften, fämmtlid^ polnifcl abgefaßt.
Sfarga ^at, mie aUgemein anerfannt mirb, gur
ßntmidHung ber polnifd^en @pra(^e unb beS poU
nif(i^en @tiIeS in l^ol^em üßa^e beigetragen. Seine
Sd^riften fmb aud^ infofem tt^ertl^üoD, als fu
mistige Seiträge jur t)otttifd^en 3eitgefd^id^te do-
lens entl^olten, fo ba| SlamotoSfi (Flsarze poli-
tyczni XVI. wieku 11, Eraköw 1886, 27 sqq.
385 sqq.) @brga unter ben politijd^en @d^rift>
fteüern oeS 16. äal^rl^unbertS eine 9ert)orragenbe
eteUe }umeiSt. S)er äBarfd^auer (Sqbifd^of äBo«
roniq (geft. 1829), einer ber bebeutenbften ))oInt»
f(!§en ftan^elrebner, fagt t)on il^m : «SBtQft bu ein
guter Aanjelrebner merben, fo lieS @Iarga ; ein
Xl^eologe, lies Sfarga ; ein $oIitifer unb ^ifto-
riler, lieS @farga; ein ^eiliger, lieS @(arga.^
S)er Sl^aralter @farga'S fielet fo lauter ba, ba|
felbji bieienigen ))oImfd^en @d^riftfteSer , koeld^e
bem Sefuitenorben ab^olb finb unb benfelben
mit Unredbt für ben Untergang $oIenS mitDer«
anttoortUdg mad^en, il^n utü) einige Slnbere Don
bem aQgemeinen Sänne auSnel^men (Szujski«
Dzieje Polski III, Lwöw 1864, 245). SS
more aud^ ein S^i^ großer Unbantbarfeit,
gegen einen SRann, melier $oIen in feinem
|)er}en trug unb Tillen MeS gemorben ift, einen
fold^en Sormurf }u erl^eben. WU @tänbe um«
fagte er mit ber gleid^en Siebe eines 9))of}eIS.
S)em ftönige unb ben ®ro|en beS äteid^eS mar
er ein bemäirter ^üffwc auf bem SBege beS
^eileS ; für bie %xmm unb Sebrdngten mar er
tetS sugänglid^ unb fam il^nen burd^ feine 3n*
titute ber d^rißlid^en SBarml^igleit gu ^ilfe;
ür bie @oIbaten ))erfa|te er baS mieberl^oU ge«
orudtte treffliche Sud^^c^erskienaboiefistwo»
t. j. nauki i modlitwy i przyklady do tego
stanu stui^ce, Eraköw 1606 (Militaris de*
Yotio, h. e. Insfcructiones et preces et
exempla huic statui conyenientia), baS er ben
berül^mtenSfelbl^errenSl^obliemic} unb 26}fiemffi
mibmete, unb baS A5nig Sol^ann @obiefIi im 3.
1688 auf feine ftoften in vierter Auflage erfd^inen
Iie| : ben frommen Seelen unb bejonberS ben
fttofterfrauen em))fa]^I er bie ))oImfd^e lieber^
fe^ung (1604) beS Dom italienifd^en 3efuiten
gotQ gefd^riebenen SBerteS «.über bie Sbtöbtung
ber unorbenUid^en Steigungen" in einer befon«
895
€Ie))ticidmu8.
896
bem SJorrebe an bie l^od^üerbiente Steformotorm
bcr Scnebictincr-Konnenflöftcr in $oIen, 9)la9»
balena öon SWortangcn (f. b. 5(rt. 6ulm); bic
itrenben ^tat^olüen fud^te er ntd^t vi et dolo,
h)te ü^m DorgetDorfen tourbe, fonbem burd^ bie
SBaffen beS ©ciftcS, burd^ fein SBort unb feine
€d^riften, burdd @ebulb unb Sanftmütig unb
burd^ fein ®ebet für bie jhrd^e gu gewinnen.
SBenn ber polnifc^e ^bel, ber sal^Ireid^ ^ur ^ö-
refte abgefallen mar, bi§ ^um Saläre 1612 in 6e*
träd^tlid^er 3^^! lieber gur Ricä)t gurüdßel^rte,
fo gebül^rt @farga baS ^au))tt)erbienft @!arga
ftarb 5u Jhafau ]^iligmä|ig, teie er gelebt, reid^
an SSerbienften, am 27. September 1612, nad^*
bem er einige SJlonate Dörfer t)om fiönige auf
feine mieber^olte 93itte Don bem ^mte alS ^of-
prebiger entbunben loorben h)ar. ©ang $oIen be»
trauerte ben SSerlufi eine§ feiner ebelften unb
größten IDtonner. 2)er bebeutenbfte bamalige
fi'angelrebner nad^ft @farga, ber 2)ominicaner
Sirfotoffi, l^ielt bie Sraucrrebe mit bem Seite :
£t surrexit Elias propheta, et verbam ejus
quasi facula ardebat (€ccli. 48, 1). (9}gl.
au^er ben angefül^rten Sd^riften baS mertl^dolle
SQBerl Don Rychcicki, Piotr Skarga i jego
wiek [^eter ©farga unb fein S^italter, ffrafau
1850, 2. aufl. 1868, 2 Sbe.] ; Mecherzyhski,
Historya wymowy w Polsce 11, Krakow
1858; ©ttmmen au8 SKaria-Saad^ X [1876],
417 ff.; Pelczar, Eaznodzieje Polscy, Krakow
1896; de Backer, Biblioth., nouv. ^d. par
8ommervogel VII, 1264 ss.) [Stofentreter.]
ßttpüdsmns (öon axE^^rs(J^a^ fud^en) ift bie
rtilofortift^« SHd^tung ber fogen. ©feptifer, b. 1^.
berjenigen ^l^ilof opl^en, »elc^e ber SWcinung finb,
bie SBal^rl^eit fei no(^ nid^t gefunben, fonbem muffe
erft gefud^t toerben; man bürfe be^l^alb, loeil bie
©rfinbe pir bie entgegengefe^ten ^nftd^ten gleid^
fräftig feien, feine beftimmte 5(u§fage mad^en.
3|[nen gegenüber ftel^en bie ®ogmatifer ober Sel^r-
))^iIofop]^en, xoüä^tm bentt)iffenfd^aftlid^en3fragen
f cfte Sel^auptungen für möglid^ erflären unb tl^at-
f öd^Iid^ auffteüen. S)er eigentl^ümlid^e ©tanbjjunft
ber ©feptifcr tritt in ben Derfd^icbenen 9^amen
l^eröor, toeld^e il^nen beigelegt su toerben pflegen :
^IporetUer, b. Ift. Unentfd()iebene, Weil fie gtoifd^en
ben entgegengefejten Seigren nid^t glauben ent=
f d^eiben ^u fönnen ; gpl^eftifer, »eil fte bieferl^alb
bie Surüdfl^Itung üon jebem fategorif d^cn Urtl^eile
(iiroxiQ, d<pa(j{a) üben; ^rrl^onüer, toeil il^r erfter
Vertreter $9rr|o »ar. 3n furjen SRebenSarten
gaben fie toofii x^u pl^ilofopl^ifd^e Stellung funb,
toie „Um nid^tS mel^r" (oöö^v jiaXXov), b. 1^. um
nid^tS mel^ gilt ber eine @aj mie fein ©egentl^eil;
„9lid^t8 befHmmen* (jnr)5iv 6p(Jetv), ober man
bürfe nid^tS beftimmt befiaui)ten, „MeS ififalfc^",
b. ]^- Wner ber Don Den 2e]^rp]^Uofot)]^en auf«
gefleHten ©ä^ ift alS toal^r gu bejcid^nen. Um
ober bem na]^eIiegenbenSintDanbeber2(nconfequem
Dorjubeugen, erMärte bie ftrengere ©fei)ft8 aud^
felbfl biefe fategorifd^ Kingenben 9u8fagen nid^t
be
;r unjtoeifeT^ malere @d|e, fonbem nur ds
m SuSbrudf ber Unmögli^feü fefler Se^aupt
tungen. — 1. S)ie Urfad^ bec SfetyfiS pib
mannigfaltig. 2)a8 Suftoud^en ber Derf(^täMMi
einanber befel^benbm, {a l^äufig bired URbo"
fpred^enbm @9fieme ber S)ogmati!er, urie bet
^eraHitifc^n ^l^ilofop^ie Dom gfluffe aller Siip
unb ber eleatifd^m Don ber IBemegungSIofigiei
unb bem ©tiüftanb bed M, bereitete ber ffelitiHa
©timmungbieSBege. S)agufttmberf^^azfe(8cg»
fa^, teeld^m mand^ ^J^ilofopl^ Voi\fyn ba
2)en!m unb ber fbmlid^m äBol^me^mung off*
gerid^tet l^atten. 2Ran ^atte Dor Witm stmfita
bem 2)ing an fid^, bem @egenfkttbe bed2)eiib4
unb ber f mtlid^m Srfd^einung etnm unlöSioia
SBiberfprud^ angenommen, g^n bief em ongeHiitfli
SBiberfpmd^e befa^ ber ©feptifer, toeld^ Don bcr
92otl^iombig!eit einer UebereinfHmmung betberbs
Stid^tigfeit ber SBeltanfd^uung ab^ngig vaaSßt,
eine ftetS bereite SBaffe gegm bie fid^rpl^Uofol)^
Snblid^ toax bie Don bem ©opl^iften $rotagonl
auf gefteüte Seigre Don ber SRelatiDitöt beS Sifanai
toel^e ftd^ auf bm ^eraüitiSmud ftü^, umf»
maltigem Sinfluffe, ja fte gilt afö ber eigeiiflii|r
SuSgangSpunft ber ©fepfiS.
2. ^nl^önger einer me^r ober minber toeitg»
fmben ©fepftS finbm ftd^ Jebergeit in ber 0^
fd^id^te ber ^^ilofopl^ie. a. @(etd^ nad^berSQlN
geit ber gried^if d^en ^l^ilof o))]^ie erfc^int oB bs
erfte gielbett)u|te ©leptifer ^rr^o Don(Sfit(9()L
um 270 D. e|r.), über beffen Sifyct fein &ßa,
ber „SrOoQXQpY 3:imon auS $^Hu8, und Ibak
gibt. Sud bem ©d^oge beS bogmatifd^ ^Uo*
niSmuS felbft gingen ©feptifer fttüot, bie fUft^ot
ber |)ö]^e platonif^er ©peculation nid^t )u Ma
Dermod^ten, Dielmel^r ba§ Don ©olratefi, hmiäia
$Iato% gur ©d^u getragme 9Kd^ttDiffm ptodt^
mirten. 3m ®egmfa|e gur ©toa Denoocf bk
neuere Slabemie, bereu l^erDorragenbfte SecMr
SrfefüauS (315—241) unb ftameabeS (214 W
129) ttKiren, bie Don einer feften Uebenengni
begleitete SSorfteHung ber ©toifer (<pavcaota xoa-
XYjTmxi^); fte leierte, man fönne nid^t boS fBUfi,
onbem nur ba3 äBal^rfd^einlid^, unb gtoor ismp
d^iebmm @rabm, erfmnm, gab aber \äfliißi^
toal^rfd^einlid^e, ba^u nod^ unbeonfkmbcte vA
enblid^ fogar aüfeitig geprüfte SSorfleOuiuai ai
S)iefer äbfd^toäd|ung ber urfprünglid^ Bkffi
trat SleneftbemuS, ein jüngerer 3^itgenof[e Ctceöir
entgegen. SDerfelbe untema^m eS in feinen bc^
loren gegangmm ad^t Süd^em i.^Qrr^oneiftt'
Unterfud^ungen", bie dd^te Seigre beS erfkn 9V^ ^
fd^en SJleifterS teieberl^enufteSen« Sr fotode ^
jum ©emeife ber Unl^Itbarfeit beS abgi "
©fepticiSmuS barauf bemfm, bag berritS
Dierte unb fünfte Sfabemie in $]^iIo unb
bem bogmatifd^en ©tanb))unfte ber ftoifd^S^
fid^ genöl^ert l^atten. S)er um baS Snbe beS {»Kttn
d^riftlid^en Sal^rl^unbertS lebenbe Vxfi Bf^tai ip
ber iDid^tigfte Serid^terftatter über bie SnfAoi*
ungen SmeftbemS unb feiner Stod^folger. w
S9;
@{e))ttci8muS.
898
Sdntraic Sm^incuS beutet an, hai er einer mit
ber &t^ t>etttQgU(!^, t>on bamaltQen ^ergten
»iffc^lagcntn ÜRetl^obe anfing. 2)urdi @e|tud'
Sijrittoi^ ferner imr$ bie oon Sicero l^auS-
(f^ebnun fUabcmico unb bie ton ^l^otiuS unS
gtfttdea 9{oi!^fric^ten lennen mir baS SBorgel^en
te teoamiim SIcptiler tmb i^e naiveren 9n-
^drtm. 6te imfod^ten il^ren @Ie))ticidmud mit
:aäfgtm ®riinben ber Surfidl^Itung ober SBeifen,
te3>M^ in m^tfertigen (tp^icot, t5icoi, \6^oi).
H^^scnb Venejibem od^t folqer Grfinbe auf}d^It,
^Sttt «in gmlffer ^qAppa biefelben auf fünf }U"
nd« «nb anbcn 6fe))tifer faffen fte in }nei ^au))t-
Sänbm ivfammm. 9Ran I5nnte fogox fagen,
dixl rin (faijigcr 6a| ^bie (Srunbloge ber gangen
€MfiA bObete, bo^ nSntlid^ Sntgegengefe|ted in
DqU^ung auf baSfelbe erfd^int" . &ie 93erf ^ieben-
kdt bir bbcnben SBefen, inSbefonbere ber SRen«
'^t<n, Vk !Berf(^iebenbeit ber Sinnesorgane, ber
Ua||etaji0 unb @telung bed (Eriennenben u. f. tt).
cslften not^n)enbig Derfd^iebene Seurtl^eüungen
tosonufcn. Sorum koif[e man nie, n)a3 baS
Zis9 an fn^ fei« fonbem nur mie e§ bem itBol^r«
v^enbcn exfc^tne. Süperbem mar eS baS Se-
Gnfai ber SCeptUer, bie Don ben 3)ogmatiIem
cBgcnsrnmenm Urt^ISmittel ber Uebergeugungd«
Cn^ pt cnl&riben. 9Ran berief fid^ auf ben bei
tai S^^Uofopben bejlebenben (Segenfa^ ber 9e-
Ssaptaigen oosf t^oretif^em unb praftt{(i(|em (Se-
he)»« Bc^gfii!^ gbttlid^er unb menfd^Iid^er S)tnge,
c& cm unerfd^iäfterlid^eS 3cugni| für bie @fe^S.
^ beoen Scuri^eilung fel^r lel^rreid^ ift bie 3u-
atertf ong ber Sormurf e, mit benen fie überhäuft
czsbe. Sicr ^)au{itDom)urf oon ber unoereinbar»
Irtt bä 6tephäSmu9 mit bem menfd^Ud^en Seben
eäb Idil^ eittbäftet S)er@fet)tiler löugnetjtoar,
m bie ftgcnilUbe 9{atur ber Singe ju miffen,
nsmt aber bie Cinbrude berfelben unb i^e 6r-
f^ebnmgen loa^ unb rid^tet bamad^ fein Seben
esL Vtab eben tteil er ben abfotuten Sbarafter
ta S^inge, ob fte an fld^ gut ober f d^Ie^t fmb,
mßfi |u tennm glaubt, gewinnt fein ®eift bie
Ibkinfbctt (dxapa^) unb trägt ^reuben unb
geififntnel trister, ^miffenfd^apf^egforfd^ung,
i» inizb «an loctlcr bde^rt, merbe burdd Ißqnl^o^S
Svjiesi tdSj/t ^crflört ober gel^emmt, fonbem ge«
abqn gifiri^ett, »eil ber @(e^tiler, nod^ nid^t im
Stjae ber SBo^t^, u^btl^ft Setetiler (gforfd^en-
tcr)let, odtrcnb ber 2)ogmatUfer bereits in ber
Bo^ibeit in nt^en ttfl^. 2)er @Ie))ti!er räl^mt
M« «bol serobe ifya biegforfd^g unbefd^ränft fei,
ttcif er üüS/^, toiba be§au))timb nod^ beflreitenb,
tu 3)00010 oufftdle'. Sffir i^n gibt eS nid^t fefte
94anptungni« ober mobi 1)erfdnlid^e Snjid^ten,
to^ iWr cdbfofixfe SBabr^, aber bod^ empirifd^e ;
et berfi^icf begb«^ ^W i»<^ ^^ empirifd^e
finnditcl ber Srf(4einungen als fold^er unb bereu
trMf4ni Qebnmid^ im Seben''. Sleid^mol^l ift
hfgjp SUptidamaS unl^Itbar. Obglei^ er an-
flMd^ jAc fcfb VuSfage oble^nt, bient gerabe bie
ftm^ bis @a|ed^ bo^ SBiberflyred^enbeS oon
bemfelben nid^t auSgefagtmerben bilrfe, als ^aupt-
DorauSfe^ung feiner Snfid^t. Sßie ber SfepticiS«
muS in ber Sfabemie in abgefd^ioöd^ter f$form auf«
trat, ging er f))äter nod^ mel^r in bie 2)enfmeife
ber 2)ogmQtifer ein unb mad^te einer eüeftifd^en
»id^hmg ^\ai — aSeS 3eid^en ber Unl^altbarleit
beS ©9ftem8. — b. 5luf ben SWebcrgang ber
Sd^oloftil folgte gleid^fam als Uebergang in bie
neuere $l^iIofo))bie bie @Ie))flS einzelner franko"
ftfd^en $^iIofo))ben. SR. SRontaigne (1583 bis
1592 ; f. b. art.), $. ßbanon (1541—1608;
f. b. art.) unb S. ©anc^ej (1562—1632) er-
ad^teten ben Stoeifel als ben rid^tigften äBeg
gur äBabrbeit beS ®faubenS, in toel^em unfer
Seift, nod^ 9}ertrei6ung aOeS ^nbem, (Sott, baS
^bd)\tt, em))fange. ^ffct @fe))fiS jeigt einen
gan} onbem, einen mel^r religiöfen unb m^ftifd^en
^^xoSitt. 3m SSerein mit ben alten ©leptUem
erbeben fie oielfad^ biefelben fflagen gegen bie
trugerifd^en ©inne unb ben auf bie ©inne an«
gemiefenen Serftanb. S)ie ©d^olaftü ift i^nen bie
bod^mätbige,bünfeIbafte9Biffenfd^aft. S)ermenfd^
lid^en iBemunft gejieme bemütl^ige 9nerfennung
ibrer ©d^mäd^e unb sugleid^ Ipingebung an bie
SDBobrbeit, bie in ®ott i^ren ©ij babe. — SKog
aud^ oon biefen ©feptUem bie utüdtfid^t auf ben
®Iauben nod^ f o fe^r betont merben, i^r ©lepti-
ciSmuS untergrub mit ber SSemunftmabrbett bie
SSorauSfe^ung beS ®IaubenS. ©omit mu|te ber
Stoeifel aOmälig in'S ®IaubenSgebtet btnüber-
greifen, unb ßrfd^einungen toie bie beS $. SBapIe
(f. b. «rt) flnb nid^t übenafd^enb. — 3m ®egen-
fa^ ju ben ®enannten ift ber oon i^nen Dielfad^
beeinflußte eortejiuS (f. b. 9rt.) fein eigentlid^er
©feptifer. fe flc^t im 3»rtf«I ben ffiurd^gongS-
t)unft mc xoa^xtn ^fßo\opixt , fein Qmx'itl ift
fein abfoluter, fonbem nur ein metbobifd^ ober
»iffenfc^fttid^er. 3n SBirnid^fett ift er ein ©og-
matifer oon reinftem SEBaffer, ber bie Ssifieng
®otteS unb bie beS bmfenbm 3d^ als bie ge«
miffeften Xbatfad^m bMteKt. S)er metbobifc^e
3weifel felbp, »of em er nid^t willfürUd^ gebanb-
babt mirb, tft auq burd^auS bered^tigt ; bmn er
forbert, baß man nur boS unmittelbar Süibente
unb mittelbar Semiefme als mabr annebme. —
c. 9IS SBertreter ber ©fe)){iS in längerer Seit gilt
buribgSngig S). ^ume (f. b. Slrt.). ©eine p^\U^
fo^bM^c Sebre ift burd^auS Don ber Sufd^auung
Der alten ©feptifer Derfd^ieben. (Sx ging oon ber
bogmatifd^m SorauSfe|ung auS, ba| bie ©inne,
unb ixoat biefe allein, bie OueHe afleS SßiffenS
f eim ; baber red^net ibn jtant )u ben reinen Sm«
pirflem. Sber burd^ feine 3tt>eif el am obj[ectiüen
@einS)ninci)) ber Saufalitöt, tt)orin ibm ©estuS
6m|)irimS oorangegangm mar, burd^ bie ^erab«
milrbigung biefeS ^rincipS jum oSeinigm 9uS»
bmd( einer fubjiectiDen ®etoobnbeit unb Steigung
bat ^ume ber Sßiffenfd^aft baS Sid^t geraubt, ben
2)ingen unb Xb^tfacben biefer SSklt ben innem
item unb Sufammmbana entriffm, baS tranS«
f cenbmte ®ebiet bem aJtenfd^n DöSig Derfd^Ioffen.
899 SfetioV^tjtai
hiermit tt)ot6€fonberSbieUmn5(^ti^feU atiettmu^'
ba« fubftontiale ^^ unb baS g5ttli^ Sein iU et«
fallen, SRon Bnnte ©ume »o^I ben a^oben
<8egenfa| bec fr(ms5ft{d^en STepttlei nennen. 3Baft
biefen am ftd^erften nnb über aOen 3tt>eifel er«
l^oben ift, bie e^iftetu bed götüid^en aBe|end, ift
Bei \^m bie ungetDi{|e{te unb jtseifefooOfte, [a un-
erhnnbare Zl^atfad^. — S)te|e neue f(e))ti|d^e
S^d^tung^ in totld^tt ber Smeifel bejuglid^ ber
dgentßqen Probleme bec ^tiapff9% befonberS
bed Urgrunbed aSer S)inge, geltenb gemad^t rovA,
ift QXLä) bei ftant (f. b. ^rt.) }u finben, ben nacl^
eigenem (Seftönbnifle gerabe ^umeS 8Ber{e fel^r
beeinflußt baben. 3)er ftönigSberger $biIofot>6
be|d^tönft ba« t]^eoreti|d^e m^ta auf bie (Sr-
f^einungen, unb au$ bie{ed ift naA i^m nur auf
(Brunb a{)riorif<i^er gformm mdglid^. S)ad S)ing
«on fld^" ift unerfennbar ; bie |ubftantielle @eele
unb ®ott flnb nur reguIatiDt ^been. S)amit lann
ber na4 SBa^l^eit bflrftenbe 9)lenfd^engeift fid^
nid^t aufrieben geben. 2)ie| jeigt bie »eitere gfolge
bed Don ffant eingeleiteten SbealiSmuS. @eine
Sd^uler leieren bereits eine «inteHectuefie 9nfd^-
ung'% mit meU^er ber für beS SReifierd t^eoretifd^e
SSemunft unfaßbare Urgrunb ergriffen merbe. —
d. SBie nad^ bem Seri(^te beS €^tu8 Sm))iricu8
bie bamalige @!e))ftd ber empirifd^en SRetbobe
nol^e ftanb, fo miH unfer Jabr^unbert (Sm{)irifer
ouf, tt)eld^ in ben oid^tigften fragen auf ffepti-
fd^em SBoben fteben. S)er ^ofttioiSmud (f. b. 9lrt.)
lennt nur Zb^^f^^^n ber Srfabrung, bie er unter
letd böbere unb aQgemeinere ®efe^e jufammenju«
äffen beftrebt ift. @on)obI immanente aI8 tranS-
cenbenteUrfad^finbibmunbetannt. S)aS lieber«
innlid^e ift nur Sinbilbung ber SRt^tboIogie ober
Dletopb^fi^ ^^W ben }ipei er|ien ßnttoidlungS-
ftufen ber (Sefellfd^aft unb bed ShtbiDibuumS ent«
fpred^en, ben »obren pojttioen SOBiffenfd^aften aber
toeid^en muffen. 3n Snglanb merben bie Sin«
bänger Somte'g unb bed $o|itit)iSmu8, )u benen
3. Stuart 9RUI unb SemeS geboren, Sgnoftiler
genannt, »eil |te gegen aSeS Ueber^nnlid^ fid^
f!epti|d^ Derbalten. - (ögl. über bie äßere
@Iep{tS Sexti Empirici PTrrhonianim in-
stitutionam [Hjrpotyposeon] LL. HI [beut|d^
Don ^appenbeim in fttrd^mannS fßbilofopbifd^er
93ibIiotber, Seipsig 1877] unb Adversus Mathe-
maticoa [über bie Sufigaben f. Uebermeg-^eit4e,
®runbrtß b. ®efd^. b. Sbil0fot>bie I, »erlin 1894,
§ 60] ; Cicero, Aoademica. 3ur Erläuterung
bient $. 3laioxp, gforfd^ungen }ur (Sefd^id^te beS
(ErlenntnilproblemS im SUtertbum, »erlin 1884.
lieber bie Sebren ber franaö|if(ben ©feptifer f. bie
3BerIe berfelben, befonberd Montaigne, Essais,
unb Charron, De la sagesse, für bie übrige
Literatur f. b. betreff. SIrtt Sine eingebenbe
»ebanblung beS ©fepticidmuS finbet ftd^ bei
%. ©d^mib, Srfenntnißlebre I, greiburg 1890,
62ff.) [Dtten.]
»lleit^9f Dil bie| ein Offictal ber orientali*
fd|en ftird^e, bem in ber lateinifd^en ber sacrista,
@tIaDereL
400
^^stos eoclesiae entf)nid^t. 3bni ttorenbie ^«
Ugm ®efäge, (Serätbe unb ^nimente anDertraut.
%iitt ber Benennung &tmpfyfiixi finben ftd^
nod§ bie 92amen wi}LrjXii^yyic, 9^X0$ x&yt xst-
(i.v)X£at>v (Sozom. H. £1. 5, 8) unb xpa-coiv tk
oxsuY) T^c IxxXvivfaf (Codin. De offie. e« 1, bei
Migne, PP. gr. CLYH, 25). SRU fUmt^i mtf
bie b^Uid^/ ibnt onDertrouten ®egenft&nbe toac
baS 9mt bed @feuo))I^Ias ein angefebeneS unb
»urbe in (£onfiantino))el meifk Don einem !ßre8«
bQter befleibet, feltener Don einem 2)iacon ober
Sector. ffaijer C^eracltud (610) ernannte für bie
@o))bienIird9e 10 Sfeuopl^^Iated, nämlid^4 $re8-
b^ter unb 6 Siaconen (Oretser, In Codin.
Commeni, bei Migne L c. 125). Unter ibnen
batte ber „(Srol^Sacriftan" Ot^^ac (nceuo^uXciO
ben bbd^ften Kong Don allen Offtcialen unb
\ai auf ber ©Qnobe neben bem $atnard^en. @o
oft ber ^atriard^ baS fßontifica(amt bielt, flonb
ber Sleuopb^IaS t)or ber @acriftei (icapdt t&c
dupac Tou Txsoo^uXfltxfou), unb ))öar in ber grie«
d^ifd^en JKnbe red^tS ober auf ber ^angefien-
feite, toäbrenb linK bie ^rotbefiS (dtaxovtx^v)
für bie Oblationen mar; er reichte bem |ßa»
triard^en bie ®efä^e, SBüd^er unb alle n5t^igen
Sntargerätbe (Gretser 1. o. 143 sq.). — 3n bem
Aatalog ber Offidalen an ber großen ttüi^t ju
Sonfiantinopel (bei Goar, EnohoL, Paris. 1647»
272) nimmt ber ®rog-®acriftan bie britte ©teSe
ein, unb nad^ il^m fiebt on Dierter 6 i^^y^c X^F<>*
(fikai; festerer mag aber (Dgl. b. Sri. (Ebarto«
pWad on Heineren (Satbebraten nidbt feUen ju«
gfeid^ ®(euo))b9las geioefen fein. — 3)er Sfeuo«
pfjitfiag l^tte au^er bem 9Dien|l müb^^nb beft
feiernden Qod^amteS unb ber ^ufftd^t über bte
beiligen Utenpen baS 3nDentar )U fübren unb
bem SSifd^of Sled^enfd^aft borüber gu geben, bie
(Serid^tSbarieit in ®treitig{eiten über 2)inge, bte
in fein 9le|fort geborten, iVL l^nbbaben, enb-
U4 bie «uffid^t über bie Sintünfte ber iKrd^e
unb beren sBertbeitung an bie Sbriler (Ch>ar
1. c. 276). 92ad^ Simon £^e|faL fübrte ber
Steuopbi^Iasaud^ bieOberaufftd^t überbeninrd|en«
gefang (xä tdiv 5}iva>v), machte bemnad^ über
aueS, maS jum Officium ober jur Siturgie geborte.
S)ad (TMuo^oXoExtov Dertrat in ber grieibifdbeti
IHrd^e unfere ©acrifiei (f. b. 9(rt.) ; e8 mar ber
SRaum )ur Sluf&emabrung bet beiligen ®er(tt^e
unb 2um Snfletben (9Rutatorium) ber $rie{ier ;
feine ©teile mar auf ber (foangelirnfeite (Ooar
1. 0. 16). (Sgl Ducange» Gloss. unb Soicer,
Thesaor. s. y. ; Bingham» Orig. ecd. IX, HaL
1725, 78; ©interlm, ©enftoürbigleiten IV, 1,
189 unb 1, 2, 15.) [Ihieg, in ftraud' Keabnc^fL}
ma»€tn mirb iurifUfd^ befinirt als «3u-
fianb eines anenfd^en^ meld^er feiner yerfbnlid^en
Sfreibeit beraubt ift, old @a(be bebonbelt mlrb
unb ate fotd^e im Sigentbum eineS Stnbemjie^t"
ober „Snftani einer ald red^tlod unb aß (Bgrn-
tbum angef ebenen ^erfon''. 3n ber ftird^e ifl
üblid^ gemorben )u erflären : Status sabjeotio-
401
etlaberel
402
na jNapaUius, qno qaiB teneliir pro ali-
ncot» omiM operas suas alten praestare.
etUtttcei i9 m i^mn ticfften ®nmbe, uie
Kr ^ SiiBBJkui vxib bie @9nobe bon Sad^en
^IT oBdrm. cbu Zoi^ter bcS SOnbenfalld, eine
Biifaim bct \aa^ Ufa ^orgentfenen 6errfd^-
Mt r V^ljMt unb ®rau{QmIeU. @te Ttammt
S «R «tiege unb ber ftriegSaefangenfd^ft,
Sta^nip unb 6eenmbe, enoIU^ aufi ben
(axtm 6tnif« unb Sd^ulbgefe^. fhrieg
Stafe teiü^m ^^ im grauen Sltertl^m
jcftr woSjß ; cft Inil|>ftc fU^ immet aRmfd^enroub an
2a ft^t <u>4 in qi^rifd^ 3eit trteBen bie
S^tairicr unb \ifSkt i^re Kac^f olger, bie ^tain,
:f™en 9Raif(^enraub unb aRenfd^en^nbel. Sa«
aikm iR ober oud^ bie @d^ulbfne^tfd^aft als
Ciidb bcr €&aoeret nid^t )u überfeinen. Sd^on
fen ben 6hteiui5Item folgt ba bet 3ina ffir ge-
tatmH Sie^ bis 100 $rocent fieigt, bie @na«
aort (dnfijB bcr Serfd^lbung, unb nod^ ^figer
d bo* Um Vdotou, )u beffen Setrieb immer
ex geviffer 9efi| ndt^ig ifL S)er Sflaoe ging
ix Isi SoOeigeittlttm bed ^erm über, unb ba bad
sift Stt^ biam Unterfd^ieb in @ad^ unb {ßer-
iiKii man^ (bcr römiUe Segri^ dominium
nfo^ fon>oy bie ^errfd^ über Sa^en, toie
der §iBiirn, Ainber unb ffned^ieX fo ttHir ber
SQOit bcr aBUDQr be« ßemi flberlief ert, er f onnte
fi9R ibni gtfDlteit cingeft>errt unb getobtet toerben.
fdeu^teit timrbe biefeS Soo9 nur ourd^ ba8 eigene
3fKi^ unb aüenfoSs bur4 eine l^umane ®efin-
ingbcf^^ctni. S)tegriednif(inen,fpecieIIbieatbe"
tnim SlUxotn fianbcn beff er M bie r5mtf d^en ;
B Stben tDor bie toilHärlid^e Z5btung fd^on fel^
fcäc ocrboten unb nmrbe beftraft, mä^renb in
km a^ biic4 bie ffaifer bie aBtUfar befdbrSnlt
aarfiL 2>fr unfli^cre, mtOfuriid^e 3uftano, in
ta bie &lai)m fid^ befanben, niirfte ebenfo
i$adlu$ auf ben ^erm ald auf ben &l0üm unb
aanääU m jenem eine be8)>otifd^^ in biefem
Rse gciirme (SeftnnungSmeife. S)er@Rat)efannte
ET jioct Zriebfebem feindS Xl^unS, gfurd^t unb
Bmdidßdt, unb ba8 mad^te il^n einerfeitd feige,
tedoib, ^mtudifdb unb Iflgnerifd^, anbererfettd
arftd^ trunBiebeno unb überouS moÜfiftig. 2)a
ff tamcr einem frcmben Sßillen, aud^ im Sc^Ue
tt crgficn Sttmut^ungen blinblingd bienen mu^te,
^snbe cc burcJ^ouS d^mroltertod, unb ie d^rafter«
^ bif 6DiU9en looren, befio leidster erwarben
U bie 0ttn{l i^itf ^errn. 3n ben Ferren ent«
sddlf bie unüccmtitoortlid^e (Senxilt ben Ueber»
»4 uob Me Aribenfc^aften, fie xoaxtti X^rannen
3 fibincn. SHefe fd^Iimme SBirfung auj ben
^Wofter bcr Herten fa^en felbft bie tteifeften
lüm ni^t ein. SesfiflliA ber Serberbtbeit ber
SkOHn obec tommt VriftoteM, inbem er boS,
Mf grmotben ifl^ dU noturgemä| bebonbeß, )u
» 6^b^4f^ # ^^ ^ geborene SOaben gebe,
M ia Ziigenb unb SDkiSbeit nid^ f d^ig feien ; unb
:7t notttitten ^äf |u feiner Seit bie ©Rooen
äift caa Stegecif ^ f onocm meifienS aul gebilbeten
IBößem. 3n ber Hrmut unb bei ber arbeit,
meint ?{riftoteIed, lönne bie Zugenb nid(|t ge«
beiden. 6rft als man Don ber Srmut unb Srbeit
anbere Segriffe erbielt, fonnte fid^ eine 9(enberung
in ber allgemeinen Snfd^uung ooD)ieben. @o
lange bie| feblte, b^lfen alle moblgemeinten 9n«
fd^ungen oer f))ateren ^bilofopben, }. 9.
©eneca'd, Don ber natürlid^en ®lei(^]^it ber 9Jten«
f d^en menig. Smmerbin mürben baburd^ bie 5ff ent«
lid^e 9leinung unb bie Aaifer gfinfüg beeinflußt
9uguffat8 (ni^t 9lero) üermieS bie Jllagen ber ^fla-
Den an bie öffentlid^en Se^örben (Seueoa, De
b€UQe£ 8, 22) unb na^m ben Ferren baS SRed^t,
Sflaoen }ur Srena ju oerurtbeifoL SlaubiuSer«
Harte ben alter8fd^tt>ad^ Sdaoen, meldten ber ^err
audfe^, fflr frei babrian nabm bem ^erm baS
»ed^t Sflaoen nad^^SEBilfflr ju tobten, unb oerbot
bereu Serfauf )u fd^önblid^en (Bemerben. Snto«
ninuS $iu8 ermeiterte bad IfQlred^t, unb Sep«
timiuS beftrafte bie aoti^bc^nblung eined &fUü)ta
mit Sbtloftgfeit. S^a^u lam, baß ben SQaoen
baS Sfamilienred^t unb einbeftimmteS SigentbumS«
red^t jugefprod^en mürbe ; bie Sflaoenf amilie burfte
nid^t getrennt merben, unb au8 feinem ßrfparten
fonnte fid^ ber Sflooe loSfaufeit — Xroj^em
beruht bie Sebouptung, ba| bie rdmifd^e Sled^tS«
entmiddung oon felbft bie ßmancii)ation bet
@Raoen bmNbgefe|t ffdbtn mürbe, menn nid^t
im 4. unb 5. 3abr^uiü>ert aDe Quellen beS poli«
tifc^en SebenS oerjiegt mftren, unb baß baS
(B^riftentl^um faum etmaS }ur Sbfd^affung, ja im
®egentbeil biel gur redeten Sefeftigung ber Sfla«
oerei beigetragen b<tbe, auf einer gonj falfd^en
t)rincit>ieDen ißorauSfe^g unb auf einer falfd^
Sluffaffung ber Xb^tfod^en. ®efeb unb SRed^t mar
im antifen 91tert^m nidbt in bem €inne refor«
matorifd^ mie in ber (i^riftlid^en 3eit ; ed brad^te
bloß )um ^nibvxiz, toc& Sitte unb Qiemol^nbeit
beraudgebilbet l^atte. SBefonberS Don ber fociden
unb ciDilifatonfd^en SÄeutung ber römifd^en
itaifer barf man feine bo^e SReinung begen. Su*
erfi mußten bie Sitten anbere merben, bann
fonnte aud^ baS Sted^t feine mobltbatige SBidung
ausüben. S)ie Xb<^f<^^en bemeifen, oaß eS um
bie SflaDerei im 3. Sabrbunbert ni^t beffei
als im erfien befteüt mar. Unter SluguftuS be«
fd^Snfte bie Lex Aeüa Sentia unb bie Lex
Furia Ganinia bie ^reilaffungen, bamit nid^t bie
®efellfd^aft burd^ bie ungebeure 3^(1 ber gfrei^
gelaffenen mit ibren SfloDenlaflem alUufebr Der*^
borben mürbe. Unter 9tero embörte ftd^ einmal
baS SBoß bag^en, baß nad^ bem olten fhenaen
9ted^ in bem ^aufe, mo ein nid^t }u ermittelnoet
@flaDe feinen ^erm ermorbet J^atit, fftmmtlid^e
400 SDlitffloDen bingerid^tet mürben, aber ber
Senat blieb unerbittlid^, unb bie (Ssecution mürbe
DoQ)ogen. Selbft ber milbe ^brian, meld^er bie
SHißl^blung Don SflaDen Derbot, fkd(| einem
SIIaDen mit einem ©riffel baS Suge auS. Sie
(Stabiatorenfpiele nabmen eber )u als cib unb
bilbeten eine trefflid^e €d^ule für bie graufam
403
©IlaDereL
404
rofftnirtc Scl^anblung bcr ©flatjcn, toic fic m«
tnentltd^ ben t)ome]^men S)amen mit il^ren ©floDen-
l^eeten nod^gefcgt toirb ; nod^ c. 5 be§ 6onciI§ Don
eiDim (300) fe^t t)oxauQ, ba| bte Spanten nid^i
feiten i^te SWägbe gu %Dh quälten, flein SBunber,
tnenn 2)amen, bie regelmö^tQ Sefud^erinnen bet
@lQbiatorenfäm))fe tearen, {id^ baS $rü)att)et*
gnügen einer Keinen ajlejelet öerfd^affen »oEten;
bei ieber Ungefd^icüid^feit ober xuxä) Saune Der«
lounbete bie ^errin il^re @flat)innen mit bem
©tuet, unb wenn fte jemonb jur SRebe [teilte, ont-
toortete fie toöttijd^: «3ft benn ber ©flaöe ein
mtn'iä^r mo^ s«r 3eü beS 1^1. gl^r^foftomuS
ioor boS gebröud^Iid^ , unb ber ^eilige fd^ilbert
broftifd^, xoit man ouS Dielen ^öufem bie Sßutl^-
fd^reie ber ^errin Dermifd^t mit bem SBel^egefd^rei
ber ©ÖaDin l^ören fönne, wie bie grau fogar il^ren
SKann ju §üfe rufe unb bie entblößte Wienerin
on'S Settenbe fef|eln unb fd^Iagen laffe. — Segen
f old^e SBerl^öItniffe l^If en rec^tlid^e Serönberungen
wenig ; baS erfte, waS 3loÜ) ifyxi, toax einerjeits
ha^ S)urd^bringen einer l^umanem ©eftnnung
unb anbererfeitä bie redete SBertl^Jd^öJung ber
Arbeit 2Ba8 le^tere Betrifft, fo Derbrängte bie
©flaDenorbeit faft Dottftänbig bie freie Arbeit; ber
freie Sauer unb ^anbttjerfcr Derfd^wanb in bem-
felben ®rabe, als ber ©ro^betrieb ben fliein-
betrieb auffaugte; be^l^Ib glid^ aud^ bie ba«
malige fodole fiage ber gegentrörtigen. Rettung
brad^te erft baS Sl^riftent^um, föel^eS ja wefent-
lid^ bie Seligion ber Firmen unb ?lrbeitenben
war unb Dor ^Eem Singang in biefe fflaffen fanb.
9Iu8 benffatafombeninj^riften unb gfiguren fann
man fd^Iiegcn, bag jal^IIofe^anbtoerfer ber jKrd^e
ongel^örten: ©d^miebe, Simmerleute unb ©tein«
mefeen, SBeber, Saftträger, Silbl^auer, SKaler unb
©djreiber, aber aud^ Sanbleute, SBirtl^e, fträmer
unb grud^tl^önbler ([. ffrauS, 9leaIenct|fIopäbie,
SIrtt. ^atü)merfer unb Snfd^tiften). SBenn babei
ber ©flaDend^arafter nid^t betont wirb, fo ift ba§
fein SetoeiS, ba^ biefe ^nbwerfer feine ©HaDen
waren, ba bie IBejeid^nung servus grunbfä^Iid^
Dermieben wirb, ©e^l^alb fann freilid^ audfi nid^t
bie gfrage entfd&iebcn werben, ob t>a^ gl^riften-
tl^um frül^er unb ftärfer in ben Seilten ber greicn
ober Unfreien ßingang fanb, ober aud^ ni^t, ob
bie ^auSfflaDen, b. l bie ©flaDen ju perfönlid^en
ffiienften ober bie 3lrbeit8ffIoDen am eifrigften
bad (Sl^ftentl^um ergriffen. 9Ran möd^te wol^I
onnel^men, bag bie SlrbeitdfflaDen jal^Ireid^er Der-
treten waren, ba fie nid^t fo unmittelbar unter
ber giftigen Sltmofpl^äre beS corrunH)irten römi-
fd^en ^ouSwefenS ftanben unb wol^I etwas freier
aeftettt waren ; aEein in SBirflid^feit fd^einen bie
^auSfflaDen mel^r als bie C)önbwerfSffIaDen uiü)
biefe wieber mel^r als bie SderbaufflaDen (coloni)
Dertreten gewefen ju fein. SBie bieSBauem waren
bie Colonen nod^ lange nad^ Sonftantin Reiben;
baS goncil Don ßlDira fe^ DorauS, ba^ bie Sanb-
arbeiter d^riftlid^er Ferren nod^ fo ja|lreid^ bem
^eibent^ume anl^ingen, unb ba^ fte nid^t einmal
5ur Sefel^rung Deranla^t werben foimten. Sol
&l(iriftentl^um mu^te Dor Mem auf baS gfamiliah
leben unb bie ©tobte oIS bie @i^ beS ^eibnifi^
93erberbenS einwirf en; l^ier war ber ^fM aa^
fe^en, um bie ©floDeret innerlid^ gu übenoinbo.
S)ie^ gelang il^m oud^ in ber 2:^ f o gid, b4
gerabe baS ^uSfflaDent^um, bie SJlhtifteriaGtfl,
5um SuSgangSpunft ber @fIat>enemond|Kdiai
würbe. 2)aS ^uSfflaDentl^um gelangle ju eas
SBebeutung uno gu einer ©telluiiQ, beten 801^
t^eile aud^ ben SdterbaufflaDen gu gute famen. Sir
anbere Sebingung ber Cmanripotion war bcr
Uebergang, Wenn man fo fagen will, ber KSft
gur 9tatural- unb ^auSwirt^fd^aft, woDon tteitR
unten 5U l^anbeln i]t.
S)aS S^riftentl^um 1^ an ber rec^tTtd^ 5Ia*
tur ber ©flaDerei bired nid^tS geönbert, ob^
nad^bem eS Dom S^itolter ber SSerfoIgung in bai
ber ^errfd^aft überging. 92id^t bto| bie Xpopd,
fonbem aud^ bie fpöteren JKrd^enDöter ((te
Don ber einfügen DöOigen Slufl^ebung ber &»
Derei nod^ nid^t gefprod^en. 2)iefe war tlüß
mel^r baS SBerf einer langfamen Wirt^f^
lid^en SntwidQung. 2)er Unterfd^id) )Uri(^
|)err unb ©flaDe galt bem ^L IßauIuS nu^ind
anberS als ber jwifd^en SRann unb SQSeib, 9rie^
unb Sarbar. SBenn einer aud^ oIS ©tbwe b>
rufen fei, fagt er, fo folle er fid^ nid^t bcmim fS»
meni, fonbem ftd^ beftreben, oIS ©floDe benis
5u werben aum Steid^e ®otteS (1 Sor. 7,21t.).
S)ie ©flaDen werben ermal^nt, i^ren ^ettea 9^
f)ox\am 5U fein, ben l^arten wie ben mi&n, bomb
wie bie ßl^riften überl^aupt erinnert werben^ w4
ber ungered^ten Obrigfeit )u folgen. S)ie 4#
lid^en ^enen aber werben erma|nt, tl^re Sb*
Den, feien eS l^eibnifd^e ober d^riftßd^, }tt ie^
l^anbeln, alS feien fte feine ©floDen. 2)ie gDif
bigen ©KaDen foQen Don aSen ©emeinbegenoffn
als gleid^bered^tigt unb alS ebenbürtige ftü*
ber in Sl^rifto angefel^en Werben, benn in (^
gebe eS feinen Unterfd^ieb s^ifd^en Reiben nb
3uben, ©flaDen ober greien (1 Kor. 12, 18).
2)ie ©flaDen würben bemt oud^ gon) ^
bel^anbelt, unb eS fonnte fogor DottommOr
ba| ein ©flaDe, weil bereits getauft, tmVn'
nem nod^ im ffated^umenat ftel^enben ^etm m
SSorjug geno^, ber gfeier ber l^eiligen Q^ei»
niffe bis }um ßnbe beiwol^nen 3U bürfen. Sk
©flaDen würben mit ben ^freien )um Stak>
mal^I gugelaffen unb mit il^nen beftattet, unbirint
@rabinf^rift fennjeid^net il^ren (S^orofter. Sul
ber Sutritt ju ben b^iligen SBei^len tmxAt op
nad^ bem ©iege beS Sl^riftentl^mS Don bec S^*
ftimmung ber Ferren abl^öngig gemad^. S)e^
^alb l^ielt eS bereits SgnatiuS für nöt^ Vt
©flaDen 5U ermal^nen, ba^ fte wegen ber &tt^
l^eit mit il^ren Ferren nid^t übennüt^ig neibci
ober gar begel^ren foDten, auf ®emeinbeCo|ienIoi"
gefauft ^u werben. 3lai^ OrigeneS modele stf
eS bem Sl^riftentl^um ^um SBorwurf, ba| el fUt
ber ©flaDen ju fel^r annel^me, unb ba| el \mt
40S
@IlQberel
406
^« SBown ftd^ fai blc gamUlc etnbrfinge imb
ftöBoi wtb ftüibct ju umgonwii fucije. Snfolge
toiixuibl&i^gcn^picbigt lourben un}öl^Iige@nat)en
frdgdafien. S4^on unter Xraian {oE ber ^räfect
Smnl, fKmxtA, &et feiner Xaufe 1250 Btiar>m,
Oonoäitt unter S^iodetian 1400 €nQt)en auf
ROBAi frcigeloffen ^aben. 3l(iä^ biefen fd^önen
Inpngm ^j^ mon toon bem fiegenben (S^riften«
tsam oUcdring^ eine rafd^ete 99efeitigung ber
£flaBctci enoaxten foSen, qI8 fie tDirflt^ eintrat ;
son f^ai fkm ba§ )um SoriDurf gemad^t unb bie
^(otfacl^ bauiit fai Sufommen^ang gebrad^t, ba|
^r Sthäß ubei^outit Dettteltltd^t fei. WUin biefe
iM^Q^umS ge^ t>on einer falf d^ SSoraudf e^ung
eil, iiib<m man ber ftird^e mel^r 9Jlad^t juf d^reibt,
cB fb tDtrSid^ ^atte. ^S ^eibent^um rocx nod^
}aßgt nt^t ütonmnben, unb bie JKrd^e mugte
8d4 |c4(r^unbcztelang l^ibnifd^e Sitten getniffet-
HA^ iiberfe^en. Sine fold^ reoolutionöre 9Ra^«
ies4 voit bb Vuf^bung ber SHa&erei mftre mebec
Tt^tlk^ nod^ mtr^fd^oftlidSi möglid^ gemefen. Sie
Jhx4e fbimte nur an ben ^eien SSBiOen ber ^ttttn
«ppeOicm unb auf gefe^Iid^e SRilberung ber @fia-
sctri bringen. SktS tpat fie aud^ in t)oQem üßa^e.
8d^ SodontiuS 6e}eugt, ba^ )tmfd^en ^enen
xab Stktom nur nod^i öu|erli^ Unterfd^iebe be-
llobciL 6aIoian im 5. Sc^^^unbert fagt, töglid^
siztet eHotoen mit bem SBurgerreÄt befd^enlt
rat nS^mfB mtl^ ttaS fie fid^ im ^au8 il^ed
^ffxm exfpoxt Rotten. 9lad^ ®regor tion St^ffa
$5fd^^ bie meifien Sreüaffungen ju Oftem. —
Zm ütnfluft beS (E^rifient^umS ift ed l^oupt-
(ä4li4 iujtt|d^ben, ba| aud^ bie meltlid^e ®e-
kfgdmiQ mtlber gegen bie @nat)en lourbe. Son«
nantin ber ®ro|e übertrug bie Unterfud^ung
stet bie magen unb Aber bie SSergel^en ber
SfloMt an bie orbentlid^en SRid^ter^ belegte bie
eoRjcfncn (8raufam!eiten gegen bie SHoüen mit
mm^oftcr Strafe, Derbot, fie ju freujigen, filierte
(ine Mcnt^ leid^tcre unb einfo^ere %tt ber gfrci«
lojpiog dn (bie manmnissio in ecclesia), be«
gunftigte fibe^mipt bie gfreilaffungen aud reli-
gtdfcr <Sefimntng, im (Segenfa^ )u 9uguftu3,
tcr fie befii^vSntt l^tte^ berbot ben 3uben, d^ft-
ü^ SBoben gu ^aben, unb unterfagte, einem
cnilau^nen Sßanen boS F. H. E. (= fiigitiTus
kie «st) auf bie 6time }U brennen. Sine Ouelle
ber 6flaDerief^ iKnberaudfe|ung unb ftinberber-
ffflif « fud^te er ebenfaOS burd; ®e]e^e ju der«
ftopka. 3ni ndmli^en (Seifte toirlten bie fol-
Qd^ li^frifin^en ftäifer, namentlid^ Suftintan,
ber mamS^ otte ®efe|e gegen bie @lIaDen, loeld^e
ean^anttn no^ ^otte beße^ laffen, im 6. Sal^r«
losbect oufl^ob, unb ed mar nun nid^t mel^r
^dtm, ba^ @fiatien oud^ in ben geifütd^en Stanb
emtoiftetu atifolge biefer ®efe|gebung fel^Ite ben
Slboen nur nodb bie Sfreijfigigfeit , ber freie
bmaib unb bie freie Serfägung Aber il^re ißer«
loa, dlfo imuietl^in mertl^one 9ted^te, bie aber
f^t^ädfiü^ bomois ni^ gor fo ^ gefd^t
MUbCIL
ßtgentlid^ übemmnben mürbe bie ^HntSfllaberei
erft, mie jd^on oben angebeutet, burd^ bie poUtifd^e
unb mirtlQfc^aftltd^e Ummäl^ung unb bie Slüdfe^r
gur 9latural- unb ^uSmirtl^fd^oft, meldte ftd^ mit
ber Eroberung beS römifd^en äleid^ed burd^ bie
©ermanen berbanb (ögl. b. Slrt. Seibeigen-
fd^aft). Samit l^örten bie !a))itaKfti(d^en ®ro|*
betriebe ebenfo auf mie bie lusuribfen IpauS-
baltungen. Sie ®ermanen litten gum perfbn«
lid^en ^auSl^alte nur fel^r menig ©HaDen, ein
germanifd^er lg)of aber bilbete eine gefd^Ioffene
SBirtl^fd^aft, mo foft nur für bie eigenen iBebärf-
niffe, nid^t für fremben äbfa^ gearbeitet mutbe,
mo aber aud^ ausmörtige Angebote entbel^rt mer»
ben tonnten. 9tur bie retd^eren unb bomebmeren
SSoÜSgenoffen b^^tten ^uSfnaDen, nämlid^ bie
toötcr fogenonntenaRinifteriaIcn(aKarfd^aII, ©ene«
fd^on, ffömmerer, Sd^enf, Xrud^fe|, ftod^ unb
Sädfer, gaöncr unb Säger). 3e öomebmer ber
^err mar, eine befto größere iBebeutung erlangten
biefe ^auSbiener ; jie erbielten 99eneftcien (Se^en)
für ibre S)tenfte unb fd^mangen ftd^ fpdter fogar
über bie ^beugen tmpox. SRinifterioIen mürben
balb aud^ na^geborene Sö^ne t)on ^beugen.
3bnen junäd^ft ftanben bie ^ofbanbmerler, unter
benen ber @d^mieb befonberd gefd(|a|t mar. S)ie
gro^e SJlaffe aber beftanb aus ^ of b au er n,
Colonen, Siten : fie maren beff er gefteSt als bie
alten @nat)en, ba fte gmar ein fe^r geringes Sr«
merbSred^t bitten unb bed Srbre^teS entbehrten
(tobte $Hinb), in ber Stegel aber ein eigenes
^auSmefen führten unb i^r eigenes ©ütd^en be-
dien. vlud9 im römifd^en Sleid^e mar bie 9ln«
öffigfeit (glebae adscriptio) ber Colonen unb
ein fidlerer Sanbbefi| eingefübrt unb freie Ser«
öu^erung ber Colonen abgefd^afft moroen (1. 2,
Cod. Just. 11, 47 ; 1. 1. 2, Cod. Just. 11, 49),
aber bie rdmifd^e ^ofmirtbfd^aft mar bem äBefen
nad^ eine anbere als bie beutfd^e. @ie arbeitete
auf einen ffopttalgeminn bin/ unb baber mu^
bie familia servonun ben &of gemeinfam be«
fteQen (Tac. Cterm. 25). ^ie| mußten nun
)mar aud^ bie beutfd^en coloni tbun, aber fie
burften bie f)älfte i^rer Seit (brei Xage in ber
SBod^e) bem eigenen ®ute mibmen (Lex Bajuv.
1, 18; Lex Alam. Hloth. 22, 8). SBie bie
JKrd^e baS SooS aud^ ber Colonen )u mtlbem
fud^te, }eigt ein b^Iid^er Srief (Ep. 1, 44
[al. 42]) @regorS beS ©rogen; er fd^ilbert barin
aOe bie IBebrüdhtngen, meldte auf ben 99auem
lafteten, unb betreibt ibre SKilberung ; öor Mem
oerlangt er, ba^ benfelben ein mirflicbeS Crbred^t
bemilligt merbe. Sei ber förmlid^en gfreila^ung
ber @nat)en gaben ftlöjter unb ®eiftlid^e über«
bau))t baS befte 99eif))iel. 3uer{t maren eS grie«
d^if^e ifI5{ter, meldte burd^ auSbrüdflid^eS Statut
leine ©Sauen auf ibren ®ätem bulbeten : burd^
Xb^oboruS CantuarienfiS aber fam biefe bumane
Sitte im 7. Sabrbunbert aud^ in'S Sbenbtanb.
9lad^ i^m mirfte im 9. äabrbunbert bef onberS ber
^l. Senebict Don 9niane für gfreilaffung alUr
Süaaerei. 408
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LLr TJ -"n cfl-ren ime bic grcigelaffcncn iDurbcn md;i dl
jl: . -IT rn:cr i^^ntltic 'Jlnnägcr unb 3c"9cn jugclamii io«»-:l«
III. 7'!. 101. 574. 582. (511), b. ^. f.e irartn
rcr. cffi'utlidjeii ©cric^t ausgcfc^loifcn unb Dam
::5 "\c r/.;r:enil*rit?at=ober^iJktriinonialgerid)tun:crfifLt.
'.z, :ai 2:i Öerictiieunfäöigfeit erhielt fic^ in cinigjnök«
:zi .:::* j.'r.:en i j. i^. in SJölimcn) bei bcn SPauem bis ^un
-. Jl::'L 3r:.;B bwi uorigcn 3Qbr^unbert§. 5lnb«crieiE
:::: ::: !r::cr:anb bie ftircfcc auf ba3 (rntfdücbcnfie ben,
: ::.:t.:v.. res greie unb grcigclaffcnc jU Sflapcn ßerisii:
^.: ' W-«: ru:::n. 3^^»3r gcftüttcte fic, bas 5- JB. IKiiDwcr.«
i-r/^tT.« rr^rcr 5U 3flüDen gemacht, unb bic grcigclannun
' :.::r.: :«: «irAc, wenn ]ic 'i'rcneftc gegen bie kiiin
:*.j.;.::4- ^-irtcn ober fonfr nnbcripänftig traten, roieöcrin
:•. }::> :r:n frülicrn Sumb ^urüdDcrjeft würben. SSfnn
»lA über ein greicr jclbü in bie'Sflaöcrci oetfau^
haue, fo oerorbnete bie rtirdie, ha^ er wicber fni
U'in joUe, füll» er bie Summe edefe (C>cfele III,
71). iWer einen greicn al^ Sflaren öcrfcufte,
:inirbe gleid) einem l^icr^er beöanbelt (Oefde
IV, 58bj, luer einen iJrei9:Uv"^encn, mit jdjiccKa
...". .ru::c:: 3?uüen belegt. (?bemo i±nn Die ^tirdje gegen bßi
. •.•; ::c ::i::::; iWerti5ma{jigen 3flaDir.ta::>el ein. SaBSHaren
.. .::c r^f als iüld;e öeröuficrt rcurDen, fcnnte fo irenig rer*
;.....';•:. lic binbert toerben, loic noimul* Die 3kr:auiditHir?ci:
..-. .:i:i::vdi, bcr Seibeigenen. "Sie Öcnr.aneu Dcrfaumn er»
....;..:c::; »ie beutete Sflaüen in großer 3--1. ein Stamm an
: •....: ''\z\i» : bcn anbern, mci|ten3 aber in'» rcmiiic unD bnwn«
:. vc:::: üe linijd)e 5Kcid}. 2ie Äird-e bat nun Dor Am
,*: ::iv:rüd= > bcn 33i|d)öfen Verboten , Süaren ^u Derfaufcn.
• .\' c: iaben ] ebento bcn ^-JJrieftcrn, Sflaoen an 3"ben ^u Der«
• . ii^enn | bandeln. 2a 3uben unD andere 5iid):djn]irn.
...::c cüwDt'n j ipüter bic ^^Iraber bie getüerbsmaBi^en Sflaren»
..-.• Ti'clilidie, ' l)änbler loarcn, fo oerorbneten Simonen urJ)
.' .. ^a-j aus p4-'iip|tc, bafj fein c^ri[tlid)er S flaue an i\ii)en
...".. — i'onjunb Suben öcrfauft »erben biirü, imb biejcni-
?i») Sil»*jen- ! gen , bie \\d) bereit» in fold:er Sflaucrei be«
.:i v::c Unfreie ' fiinbcn, losgcfauft werben tonnten (to ). 3?. c.l6
":•'.. So i;rDB ' bc^ (Joncils üonMacon 551, t>ai bifiimmt, jeitr
.:i? *ii?ettien, :■ If f)rift tonne jeben Sflatjcn, hai ein JutJc iobt,
c*'..ivcn su|um 12 Solibi il)m abfaufen, fei es, büB er [bcr
..*;'! .*::ne L^r- ! CJlirift] bcm Sflaoen alsdann bie trreibeit geben
.;• crmalmte ober ilin fclbü al^ Sflaoen bebalten loolie; »enn
...» .C*:cr l'cute aber ^er i\it>t feinen diri|ilid)en Sflaren jut
. . i\l:;ii frei» 'Jlvoftafie oerleitcn tooUe, fo lüer^e ber Sflaüe frd
i..:\:i. Ou'Unb ber iube geftraft). Tic 644 ju (>liäIon5«
;..i /trcie \\i fur=Saiine ücrfammclten Sifdjöfe feften c^ beim
..» >.c w^eIivKn iioniii l5l)lob«)ig II. burd>, baß in'^nfunft fein
^ ...';ii;c': u. a.). diri'':iid)cr Sllaue au« bem granfcnreicbe ^inoisl
•. ; ;.4: l^Jilbc« ' ocrfauft tocrbcn bürfe. 3)ie 3"ben foUtcn nü(|)
> . ..lii) t'.v.'lKid) nncberliollcu ii5cnimmungen überhaupt feine ä^\l'
.1 H;\- '.ö'.'ti) lid)eu Sflnucn Imben (f. Öcfclc III, 37. 52.
..;.'..•. .\i^ gc= I 75. .^G. 31^. .'»If'-j. 9?crfcbiebcnc SSerorbnungcn
^ ^ ... . .i. \»i \^:ircn. gegen bcn Sflarcn^anbel cntenertc baä ifoncil
X N ..■.•".•:::vi:r> ion 'Ficaiii; >4.''», u. '^l. bie toletanifd)e SSerorb-
...,.,. \! iTt-vocn nung, ^aü auci) fein beibniidier Sflaoe anUn«
^,. * ' \v x\ :•: *2ln gaüil'i.;e ocrfain't uvrbcn bitrfe, fonbem nur an
*^ \ ..,.. V i N Jf'-U'c l^l:i;fiiu. bair.ii feine !^efel)ning mögli(^ fei.
v/» i'i^N*». -r^*;.'->"i ^'f^'inh"^ revbot fjlion Imnbert 3öl)re früher eine
' ^"* fe**»»» «i^ ct:.:;\*n. romiül]eSiMioöeunier'4Japft3öd^üriaSim3.743
«»•
«m
SriQDerei.
410
dim C^pA|km, irgoib einen ©Hoom ober eine
a&BBiin an einen Suben |n Dcrfaufen; Aarl ber
to^ nXnViQteftlerVntpt, einen @BQt)en ou^ec-
Wft te Dtöct |n nedaufen, unb t)erbot leben ge-
trtincn Qcrfimf . ^t^iTui^ l^rte ungead^tet Jol($et
M4e bes tBoteuf ber SflaDen an 9li(i^t(9ci{ten
^ mifL noKie onf , unb namentlid^ befd^öftigten
M bomit fettma^cenb bie SBenetianer, oogletd^
ten ^f^jjL 3Qri^ario8 bei Strafe ber ßscom-
MBifistiDn täboi, einen d^jilic^en SHokien an
te Sto^nnmebotier , loo^ fie il^ren ^upt-
a&f8| Wtcn, }n oerbufen. €<i^on unter ber
ite«^ Xtgiccmg SubimgS beS gfrommen nabm
tet 8llaDcn^nbel midier bebeutcnb ju. 2)a trat
IgDbni», Sfif^of ton St^on, hfiftig bogcgen auf
iBb IMe im Sesine mit onbcren 8if d^öfen, au^
tot oOkb 6fte ge^tt, um ie 12 ©olibi üiele
iaimlitte @naoen ber 3uben au8, toeld^e ftd^ im
fednfi{<9en 9M4e ^en taufen laflen. 2)ie3uben
i^ bei bem itatfer, befiad^en fetbft
toaUMiim SRiniper unb ermtriten f o boS
9Aot, man bfirfe feinen SQai^en ol^ne Sin-
«ffligniig fietne3 f^erm taufen. Sgoborb berief ftd^
äogefpn oisf boS 9eif)iiel ber lllpoflel; ob er
ta^mmg, iß ntd^t fidler, aber toal^d^einlid^, ba
nmr ben fpdtcren (9efe|en fidb loo^I bad SSerbot
isbd» einem SHaDen o^ne 3uftimmung feines
peixn btt ^tgen IBeiben }n crtbeilen, über 6r-
tMbag ber 3tinife ober nid^tS me^r gefagt i{L
3b Otaqen moxb erreid^t, bo^ gegen Snbe bed
10. Sobt^bettS ber SHooenbanbel ftd^ t)ermin*
menn oud^ nic^t gon) aufhörte. S>ie 3uben
Senbcr Mten nod^ bad gange aRittelalter
ioban^ bm fumbel mit @flaDen fort; nocb
■niet unnben (Sbriflen oerftümmelt unb als
fmaibcn nod^ 6onßantino|)eI oerfaufi SDaS
Smunafie ober mar^ ba| ein d^riftlid^er ItSnig,
tienirvl IV., ben @OoDenbanbeI ber 3uben be«
flfaifHgtr %n ber ftoblenger 3oOgt^< mußten
^ 'jäia Sflaoen 4 S)enore gegablt meroen : ^ein-
n4 IV. befUitigte biefen SoO 1104. 9Iod^ 1238
BBBoi SBiener äuben im 9efi|e oon beibnifd^en
eifflDRL Snbeterfeitd tni]pXQäf eft freilid^ oud^
9B bcR befonbeitn Umftönben^ nid^t aber bem
4t<pP<ben <Bct^, ba| man nod^ 1089 bie grauen
kr Seiptiben gennilHam in bie Stiaoerei Der-
fr|ft vab fKdmPz («efele V, 195; ogl. ebb.
904X Sknge banerte ber €nat)enbanbel in (Eng-
Mb fmt, jb bo^ »ifd^M SBuIftan oon SBor»
oAir f.gpqL 1C96) ju SBriftol unb in ber 9}ad^-
bo^a]^ mteberbott feurig gegen f old^e Stud^Ioftg-
bsi tntbigte. Soraufüerbot aud^ bie Sonboner
e^nobc iwn 1102, aRenfd^ gleid^ Vfimn )u
scAnfcn; aber erft im 3. 1171 gelang eS ber
S^mbf ]tt Snnog^, bie SBefreiung aller 6flo«
vcn oucb in drkuU) )u beioinen, unb feit biefer
Sita Ifttt mm auf ben britifd^en unfein Don fei-
asm SIcDfd^enncrfmtf mel^. Shi @d^n>eben l^örte
kr 6llaorn(^aiibeI feit bem 18. Sal^bunbert auf.
Sog^gen viib im bo^cuttioirten 3talien felbft
flpd^ in 14. itnb 15. 3al^rl^bert@flaoen]^bel
ermäbnt, ein SSemeiS, ba^ bad tSufbbren ber
Sflaoerei unb bed Sfloocnl^anbeld tuentger mit
bem Sfortfd^reiten ber loeltli^en etoilifation aU
mit religiöfen unb mirt^fd^aftlid^en ttrfad^en )u-
fammenbängt. 3n ®enua fofiete beifpietttocife
1884 eine tatarifd^e ©flootn, „frei Don allen ge-
beimen ftranfbeiten" , 1049 Sire, 1389 eine
anbere 1312 Sire.
3m fibrigen 6uro))a befianb bie @f(aDerei nur
no($ in ber gform ber Srblid^feit unb ber mil-
bem Seibeigenfd^ft begm. |^drigfeit. SHe
Sigenleute QiomineB proprii, homines de oa-
pite, de corpore) lourben }lDor b^uf^g <nt(b
@tIaDen (servi) genannt, aber fle unterf (Rieben
fid^ bebeutenb Don ben alten SflaDen. @te bil-
beten nSmlid^ einerfeitd bereits eine ffafie, eine
(Sefellf d^aftdclaffe , menn aud^ bie unterfte, unb
bie Seibeigenfd^^ t^Panjte ftd^ nur burdb bie
Srbttd^eit fort; anbererfeitd Derfd^ffte bie iHrd^
ibnen Siedete, bie man nod^ im 8. unb 9. Jabr-
bunbert ben @fIaDen abgefprod^en botte, inSbefon-
bere baS (Sb^- unb (Serid^tdre^t 6te erflärte bie
eben bet ^Mgen filr &bte (Sffm, fprad^ ben Seib-
eigenen bie gäbigfeit )u, fld^ mit f^freien ju Der»
betraten, unb Dertbeibigte bie ©ultigfeit ber obne
Suftimmung ber Seibberren gefd^Ioffenen ditn
(6. 1 sqq., 0. XXIX, q. 2; c. 1, X 4, 9). S)ie
Seibeigenen ber IHrd|e mürben bei ibren ®erid^ten
unb bann fpöter oud^ bei ben meltlicben ald
Seugen felbft gegen Sfreie gugelajfen. (Snbßd^
brang aaii ber @runbfa^ buc^, ba| ed ein Sigen«
tbum an ^krfonen nt<bt gebe ; bie ^ßigenfd^''
nmrbe burd^ bad ®ut, auf bem ber lg^5rtge fa|,
burd^ bie glebae adsoriptio Dermittelt unb ftatt
einer ))erfonaI- eine realred^Üid^e. Sud SRobtIien
mürben fie fo }u ^mmobtlien (c. 5, X 3, 18) unb
aud SBirtbfd^aftdgebtlfen fleine SBirtbfd^aftdldter.
9Id fold^e erbielten jie aud^ ein SRed^t auf ibre ßr-
rungenf^aft unb fDnnten bie 9nf))rüd^ ber Ferren
an ibrer 6rbfd|aft mit bem 3:obfoII, bem 99eft-
bau))t, ablöfen. !Bon gflnftigem ßinftuffe für bie
Seibeigenen mar ed aud^, baf neben ibnen fafi bie
ganje bduerlid^e 9eD5Iferung b^^rig mürbe. 2)a
gab ed febr Derfd^ebene 9rten Don |)5rigfeit; aber
bief e Unterfd^iebe Dermifd^ten ftd^, unb servi imb
rostiei mürbe gleid^bebeutenb, mie umgefebrt frei
unb abelig beinabe für badfelbe galt. S)ie Sßtf
fned^tung bed einftmald freien Sauemflonbed bat
man ber JKrd^e )um S^ormurfe gemad^t; aber mit
Unred^t, mie bie neuefte gforfd^ung lebrt. 93dDig
frei maren nur bie menigften äSouem, unb im Se-
fibe bed ®runbeigentbumd fafi gar feiner. ^bcA
Sigentbum fomobl am bebauten old unbebauten
SBoben mar Don Slnfang an @ad^e ber ®runb-
berren ober ber Oefammtbeit (vicini). SIEerbingd
baben bie Souem nad^meidbor in großer 3abl
Dor unb nad^ ftarl b. ®r. ibr ®ut unb ibre $er»
fon in ben @(|u| Don ®ro|en, namentltd^ gerne
an geifllid^ ®runbbenen gegeben, um ben Setben
unb Saften bed ffrteged p entgeben. %ber biefe
Suftragungen (Sommetwationen), infolge beten
411
©t^^'^tei.
412
bo8 ®ut jum SBittM^ (preoarium) wutbe
^abm nur fortöejejt unb etoänjt, toaS ^d^out^at«
gd^Kd^ beftanb. 9luf biefe Seife tourbe bie gto^
taffe ber Säuern ]^5rtg, unb olS I|5rtg nm^ten
fle, au(i^ menn jie nur SBogteileute (üRuntmanen,
oensuales) toaren, Slaturalabgaben unb Sienjte
leiften (bod gertngfte SRa^ loor brei Xage im
Saläre). IBielfad^ tDurben fte aber fpöter aud^ gum
^eftl^aupt unb anberen Seiftungen gejmungen,
toeld^ebem Seibeigenen auflagen. 3Ran nannte ba-
l^er im 14. unb 15. 3a]|r^unbert ^ßigenleute"^ im
18. «yCrbuntertJ^nen" überl^upt aSe unfreien
Säuern. 3^i{4^ bem 11. unb 13. ^al^r^unbert
l^ben jid^ biele Seibeigene freigefauft, fotool^l in
2)eutfd9lcmb als in Sftanheid^ unb (Snglanb ; ber
greilauf beftanb mand^mal in ber einfod^en 9uf«
gäbe ber l^örigen ^ufe. Siele porige lie^ i^r ^en
ouStDörtS, }. S. in einer @tabt arbeiten gegen Se»
jal^lung einer ffopffleuer (capitagium). Slnbere
entzogen ftd^ ber Seibeigenfd^aft burd^ glud^t unb
fanoen namentlid^ in ben @töbten uiä jf löftern
eine 3uflud^t. 3n ben @täbten mürben fte ^anb-
toerfer unb bamit frei; benn baS ^anbtoerf l^otte
jid^ fd^on im 13. ^o^rl^unbert Don ben le^en
iRe{}en ber ^ofl^örigfeit gelddt, mit ber e8 an bie
grol^nl^öfe ber Sifd^a^ unb fllöfter, ber Surften
unb Ferren gebunben mar; bie i,@tabtlu^ mad^t
frei"*. 3n 2)eutfd^lanb erleid^terten audb bie gro|-
ortigen Solonifationen befi OftenS unb bie terri-
toriale 3^tf))litterung ben SBegjug ober bie gflud^t
ber porigen. 2)ie Sanbf[u(|t mar in einigen
Sieid^en fo gro|, ba^ bie Könige einfd^ritten,
ben @täbten bie Sufnal^me Don porigen unter«
fagten ober bie bereits Derliel^ne Sfreijägigfeit
mieber jurfidhuil^men, mie bie^ SigiSmunb unb
Sltattl^iaS SorDinud mit ber 1351 in Ungarn
oerliel^enen S^eiuigigfeit tl^ten. 9lber baS be«
beutete bei ber @^möd^e ber Sentralgemalt nid^t
Diel. 2!)a]^er liefen Diele ^enen il^re adrigen
fd^mören, bag fie nid|t ftiel^en mollten ; mand^mal
mußten aber oud^ bie Ferren f d^mören, ba| fie bie
gflüd^tigen nid^t Derfolgen mouten, unb menn biefe
bi @töbte enttarnen^ legten bie @tdbte ben ^enen
ben Semeis auf, ba^ bie gflüd^tigen il^re hörigen
feien. 3m Mgemeinen mu|ten bie ©runol^erren
)ufrieben fein, menn fte geniigenb ^5rige jur Se-
bouung il^rer fjfelber litten, unb mußten, ba fte
oft fremben 3ufd^u^ brandeten, günftige Se-
btngungen fiellen. SaS mürbe befonberd nötl^tg
nad^ bem 3erf aOe ber alten @runb]^errf d^aften unb
^o^erfaffungen unb ben Snföngen ber ®elb-
mirtl^fd^aft, bie in'S 12. unb 13. ^al^rl^unbert su-
rudCreid^en. S)ie Ferren Der))ad^teten il^re ®äter in
größeren Somple^en an porige, freigelaufte unb
frembe Säuern unb Derlangten einen ftorfen
$ad^t}inS. SDie $äd^ter (fogen. Colonen, 3infer,
SRaier) maren ))erfönlid^ frei, l^atten aber ein
fd^led^teS Seft^red^t; bie porigen auf Ileinen
®ätem in ber Siegel ein beffereS. 3mmer aber
bauerte bie fiarfe Semegung beS SuffteigenS unb
<Em))orringen8innerl^ ber SeDöHerung fort. 3m
)4. aal^r^unbert fdjreibt Slot^e Im ^JKtterfJjieger
(^erauSgeg. Don Sartfd^, in b. Sibliotl^el b. literar.
SBereinS au Stuttgart LEI [1860], 109 f.): ^S)cr
eigene SRann fann burd^ bie ^nb beS ^erm frei*
gegeben merben unb bann, feftft menn ernid^tein
gfreigut ermirbt, dlS frommer 3tnSbauer leben.
Seine Jhnber jiel^en in bie Stabt, mehren bad
®ut im @d^u^ ber Stabtfreil^eit, unb mieber il^
ftinber reiten in einen ^enenl^of ttnb treten m
ben 2)ien{t eineS Sbeln; unb flnb fie braud^«
bar bei gfed^ten unb Streiten, fo belel^nt ^
ber $en mit einem Freigut, baS il^m burd^
ben Xob ber Sefi^er {ufdUt" 3n Snglanb mür-
ben Unfreie l^ouftg Suraermeifter unb S^eriffS.
aRit bem ^ufd^meOen ber (Belbmirtl^fd^aft, ber
SluSbreitung einer fünft« unblusttSliebeid>en£iDUi>
f ation, bem Sinbred^en beS römifd^en SHed^teS unb
ber Serftnberung beS^eermefenS Detfd^Ied^rte m
bie Sage ber untertbanigen SeDölIerung. SDer
®elbmert]^ fanf, bie @elbbebflrfnif[e fteigerten fi^
aber unb Deranla|ten eine Steigerung ber 3)tenfk,
moruber Dor bem Sauemiriege Dielfad^e Stlo^m
laut merben. S)aS r5mifd^e Siedet mu^e ni£iS
Don einem Untereigentl^um, unb man erflärte bager
bie porigen oK bIo|e 9bi^nie|er, in SS^men Der»
einjelt f($on im 14. Sa^rgunbert (^lad^, @efd^.
Don Sö^en n, 2, ^g 1842, 32). ^ferner
gab eS feinen Ueberflul an Sonb me^, unb fomol^I
bie 9)larIgenoffenfd^ften unb bie ©runbl^errfd^f-
ten als bie ftdbtifd^en ^onbmerfSjänfte fd^loffen
ftd^ ob. Salier mar fär lanblofe Seute mn: bie
aJUglid^feit, Sötbner, ^äuSler unb Xaglöl^
(1351 gibt es in Snglanb fd^on eine Sol^ntose)
ober Seibeigene )u merben. Unter bem Srud biefer
Ser^ältniffe, gereijt burd^ baS SDongelium Don
ber Ofreil^it beS Cl^ftenmenfd^en , erl^oben ftd^
1525 bie Sauem (f. b. 9trt Sauemfrieg), ober
il^re Sage mürbe nid^t beffer, fonbem f^le^ter.
5DaS rdmifd^e Sted^t mürbe immer rfidfiqtSlofer
}ur Snmenbung gebrad^t, unb bie alte SRoDerei
fpufte mieber in ben Stbp^tn. Slamentlid^ im
9lorben rid^teten bie ®runb^erren mieber ®ro^-
betriebe ein, bie Sauem mürben Dertrieben (ge-
legt) unb bie S)ienfte ber bleibenben in'S un-
gemeffene gefteigert. StmoS bef(er mürbe eS erft
im 18. äal^rl^unbert, in bem in ben meiflen Stoaten
baS Se^^red^t ber Sauem gegen miüfurlic^e Set-
treibungen gefd^ü^t, fobann bie Sisimng ber
S)ien{te betrieben mürbe. ®egm bm Sd^tu| beS
18. äal^rl^imbertS beginnen bie Serju^e, ben
Sauem baS (£igent(um am Soben gegm Snt-
f ddobigung beS ®runb]^erm gu Derf d^aff en, S^ienfte
unb aibgc(bm in ®elbrentm unb SblfifungS-
annuitätm )u oermanbeln. SoQenbet unb gefe^-
lid^ ergmungen mürbe bie SIblöfung 1848.
3m 3Ritte(alter bilbetm ftd^, mä^renb in Cu-
xdpa burd^ bm d^riftlid^m ®eift bie SfhiDerei auf-
gel^oben mürbe, im nörblid^m Sfrifa SarboreSTen
ober Slaubftaatm, meldte bie d^rifUi^m ftüflen
Dlunbertm, Sd^iffe ber Sl^riftm foperten unb
Die ®efangenm ju StlaDm machten. ®ro^arttge
41»
@ItQt)ereL
414
griwlbrwfl^wngm |ttc SoSloufune biefet unglüd*
tOm tlfc^ %uf ot^eiungen frommer Sifd^öfe,
Secmabiiiig bct fttrj^oütet ol8 Söfegelb k.
Iittn mr »odiäU tDO^tt^ttge golgen. Uni-
Kit&ot ^ V^ffte bet um'S 3. 1200 ent-
gbOmb Orim Oft Wotl^itriner ober Xrinitarier
a b. Set), bct %iA in bte (Skgenioart totrffam ge«
)üdcs^ €iiten gern) 8^i(^en Orben loie Den
^ IRaf^iiriiirt grfinbete 1228 ber (L ißetruS
i»Ucal Q. b. Vrt) ffir €Miien unter bem
!L3iai ^bex fjL Snngfrau tton oer (Bnabe (Maria
ii ■Boreede)'' für Sofilöufung d^rifUid^er ®e-
vigfEam aufi mo^ommebonifd^er SHooerei^ unb
^artr ^M^ tto^tipiae Orben Uul^e bis im
^. 18S5^ uro bie f^tfd^e Slegierung unter ber
Hnigiii V^pine feine Sefijpingen einbog. €eit-
äCK tat er nttz me^ ttenige ^ufer m Stalten,
gküini unb tbneri&L Snblid^ gebildeten oud^ bie
aeBft^ OftaDttIten bet 6fl(tt>erei ber Sl^riften in
Ihäi ein (Enbe ju mod^, unb fd^on im 3. 1270
idCtfficm CiiQlanb unb gfronlreidb l^erju eine
bäZt^e Vntoi^ nic^t o^ne (Erfolg» Sbenfo ttmrben
tabcd 3a^ fpdter (1389) bieSBorboRSfen ^on
/ Sronjofen, (Benuejen
mb Bmetionem ge jüd^gt, nocb me^t jutfdpen
:vi)6— 1S09 bttrd^ Sforbtnanb ben IIat90li{d^en
(^. b. VrL) ; boc^ litten bie 9tiubereien, Don ber
itiM tmtniifilt, nid^t auf . Sermftd^tigeffaifer
ttd y. iätU bieleid^t bem Untoefen ein Cnbe
Tmatft, dbcr gii(t|t ^mte il^n bie Sif erfud^t ber
Snmokn, unb nod^malS gerftörte ein Orlan
IHl fei» 9io^ @eit biefer 3eU fd^amten
^ Me <^ri|ffi4ca Staaten Surotia'fi nidgt, !Ber-
sAp int bcn a^oubftaaten ab|ttf ^lie^en, um ba-
tjfb ftftt Ilntert^en Dor @BaDetei gu Mttn,
üb j09Bt Zribttt gu begaben. Sber »ieoet^olt
nftni fii (nt4 erleben, bo| foU^ Sertrdge Don
)a SAnbcm toiebet gebro^en n)urben, toorouf
ma väSfi fdten englif^e gflotten burd^ einen
anmiemegcn fKiUung ber SBerf pred^enjeihDeUig
eq^DOBgiai, fo bcfonberS im 3. 1816. Scod^ mel^r
wSk bit Cto&cntng eines ber ^au)ytraub{taaten,
lämBdf ngfer«, bttrd^ bie gfrongofen feit 1829 ;
ikr sp4 ncneßcnd bmmen Dereingelt S^e Dor,
a» Jtaifpixatm' tvaop&i]^ Sd^iffe foDem unb
ik Qkfm^smm fcft^Iten, um für fid^ Sort^eile
aeqtoingm. Vn bor longen fjfortbauer ber »ei^en
SSocrn waaxa bie d^jUid^en Staaten felbfi
iWb, ba fU mit ben Sbmbftaaten nid^t bIo| sBer-
ii%r tSffd^ffm, fönbem aud^ SReufd^en^anbel
nta ttnb mbunl^ bie SHaDerei begänftigten.
A nazbe <BIdil^ mit Oleid^ Dergolten. Sie
(|nPm (falten e0 nicl^t fiir unerlaubt, Xurf en unb
1^, 9mt unb Sfnbioner ol8 StloDen ju ge-
maioL ^n Sponien unb Portugal, denua
a5 VtoptJ, ja felbfi in 9lom, toenn bie Angaben
tesiflttiS in ber Bassegna setiimanale [1879]
räfii finb« gab eS nod^ SflaDen bis in'fi 17.,
«za^ bis in^ 13. dal^rl^unbert, unb bie (Ing-
fekrDennitftcIien MS in bie neueßeSeit ben Sieger»
^^(Slfltttic) ito^dfyta Sftila unb Smerifo.
SDloraltl^eoIogifde iDurbe bie @RaDerei aI8 )>er-
fdnlid^e Sienftbarfeit unter ben ^Begriff bed Stgen«
tbumS gefteSt; al8 Sted^tStitel galten @efangen«
fd^aft in einem geredeten ffriege, iBerfauf ber
eigenen Sfi^etl^eit, ®eburt in ber SOaDeret unb
Serluft ber gf^etl^^it infolge eines ißerbred^enS.
Sl^e man biefe 9ie(^tfertigung als ein .,3cid(|en beS
und^ri|Uid^n unb unl^umanen ©eijteS ber rbmi«
[d^en ftird^e" Derurtl^eilt, foUte man bebenfen, ba|
Die servi ber angeffll^en 9lrt tl^tfäd^Hc^ nid^tS
Ruberes toaren als lebenSUnglid^e S)ienftboten,
bie um ffojl unb ftleibung bienten (Dgl. Bona-
cossa. De servia, Yenet. 1575), unb ba^
mand^e mobeme SrbeitSorbnungen bie 9Ren-
fd^en nid^t beffer fleOen als bie SflaDerei, ba^
namentlid^ auf norbbeutfd^en ®ütem nod^ l^eute
eine ^örighU blfll^t, bie fd^Iimmer ift als bie
mittelalterlid^e, unb ba| nur mit ßilfe beS Sen«
trumS in bem neuen bflrgerlid^n ®efe|bud^ eine
Seftimmung fortblieb , bie eS gemattete, |id^ auf
SebenSgeit gu Derbingen. @id^ für bie gange SebenS«
geit gu Derbingen, xdqx feit^er in 9lorbbeutfd^Ianb
m5glid^; maS i{t aber baS ber €ad^e, tt)enn aud^
nid^t bem Flamen nad^ SnbereS alS SflaDerei?
De^uegen foS eS freUiA nid^t entfd^ulbigt toerben,
loenn 9licoIauS V. bem König Don Portugal 1452
unb 1454 bie Srlaubni^ ertl^iKe, bie entbedttm
Sdnber fid^ gu untertoerfen unb il^re 9ett)obner in
bie €RaDerei gu Derfe^. 9ud^ bie SuSbrüdte,
mit benen SIeianber YI. ben @)xmiem 1493 baS
SroberungSreAt über Smerifa gutheiße, Bingen
nid^t immer d^riftlidb. Sber baS Serfal^ren bei-
ber entf|)rad^ bem oamaltgen 9elDu|tfein uid>
Siedet; gubem bat $aul III. 1587 bie gfebler
feiner beiben Vorgänger reid^Iid^ loieber gut ge-
mad^t (f. u.). Sfreilid^ b<^ben bie Spanier lange
genug mit fener ))A))ftnd^en Silaubni^ 9Ri|braud^
getrieben unb il§re (Eroberungen mit bem 9iamen
beS !ßa)>{ieS gebetft aber bie ^roteftanten ^an»
belten in ber Segie^img nid^t bef|er, im (Segen*
tbeil Derfubren fie Diel rabicaler. S)ie ^onönber
unb SnglSnber ^ben bie Urbemobner nad^ 9R5g*
lid^feit alle ausgerottet, tt)ftb^enb bie Spanier
unb Sortugiefen fie blo| Derfned^teten. 91S ber
fonft fo miß) gejlnnte unb geiftig fo bod^ fte^enbe
(EolumbuS 1495 Don ^aiti auS nid^t meniger als
500 ffaraibenfnaDen gum SBerfauf nad^ SeDilla
abfäbren lie^, lehnte fid^ bagegen baS d^ftlid^e
(Semifjen b^orragenber %S)toio%vx auf, unb bie
Adnigm SfabeHa Jd^enlte ienen Sflaoen bie gfrei*
beit. gür bie (Kolonien felbft mar inbe^ ein
SOaDenDerbot nid^t burd^gufübren ; bie fpanifd^en
(Eroberer unb Snfiebler eqmangen fid^ baS Siedet,
SOaDen m bedien, nur tourbe bie eigentlid^e
@flaDerei bunb ^ine milbere gform, bie fog. (£om-
menben (encomiendaa), DerbüHt. 2)ie (Eommen-
ben unb KipartimientoS bebielten ber flmnifd^en
Stegierung baS (EigentbumSred^t Dor, gemdb^en
aber ben (loloniften ben 93efi^ an Sanb unb Seuten
«unter ber SBebtngung, bie Seute in ber d^riftlid^en
Sebre unb ben übrigen Seftanbtl^eilen beS l^eiligen
415 ® ^^erel
lotl^oßWen GttouBen« ju untertodK- ^f^
ßloubte man feinem ©ettiflen genügt |U 9^?^*
ober e8 toar bo^ tn ben meiftm ^mvx rmi%
Snbere« alfi eine t^tOappit &ioXMxA. Smrd^
\p(äm 9RUberungen »enoonbetten ^ bie Som«
menben jioor in eine 9lrt ^5rig!eit imb pt^bn»
li^e SDlenftboiieit (senioio persoDal). aber
iuti&iß roax bie ^fud^t ber Snfiebter ju gto^,
d« ba| fle ftd^ mit aßenigem begnügt ^^ten.
SBo^I fe^en {ic^ bie Dominicaner mit großer
Unerfd^odenl^eit unb tl^eitoeife l^elbenmut^igen
0))fem }um S3etbruf|e felbft ber SRegierungd«
beamten qu$ bem CommenbentDeJen entgegen,
tDÖ^renb ^äf bie groncidcaner gleiqgültiger oer-
l^ielten. 9ber fie mutben guerji felbft t)om StM^
im etid^ getanen, bi0 Sa8 CafaS (f. b. 9rt.) bie
€ad^ in bie «lonb nal^m unb l^ietbei Don 3Eime*
tu« (f. b. 9(rt.) unterftälft mürbe. Sine rabicale
Sbf^offung ber ©Haoerei bielt er für eine Un«
tn^gliqleit; erbad^, bie [(i^möd^en Snbianer,
bie in ben 99ergmer{en erlagen, burd^ Üteger gu
erfe|en, beren SrbeitSbaft auf baS SBierf a($e ber
dnbionerarbeit gefd^^t mürbe. 3)ie 9legereinfu^r
toor guerfl geßattet, bann mieber verboten moroen.
Ximenee l^ett att Steid^fitiermefer üon &pmkn
baS Serbot aufredet. 2)er Slegerl^anbel mar ie-
bod^ ffir Spanien nid^ UnbelannteS, unb eS mar
meniger au9 f^umanität alfi oielme^r auS politi«
f d^er Sorge, ba^ Ximenefi gegen bie Stegereinfu)^
mar; er f unstete, bie üteger mürben Unrul^e ftiftnt
unb bie @itten ber ^nbianer t>erberben. Srft nad^
XimeneS' Xobe btang ber $Ian beS Sa§ Safad
burd^. ftarl V. ^tte f^onju XimeneS' Sebjeiten
für bie 9lieberlanbe Den Scegerl^anbel geftattet;
er ert^eilte im 3. 1517 olftmifd^en @d^iffem bad
$ritii(eg, aaiftl^rlid^ 4000 afrifonifd^e @aat)en in
Vmerüa eingufü^ren, unb biefer fog. Slfftento*
l^onbel mürbe an t)erf c^iebene ^beldoöRer, 1580
<m bie (Senuefen, 1702 an bte gfranjofen, 1713
an bie Snglänber vergeben. Sd^on lange oor 1713
betl^ttigten fid^ bie Snglänber am ©flaDenl^anbel,
ttnb bie Königin Slifabetl^ begünftigte il^n, mie
überißt aOeS, maS (Snglanb SRod^t unb ®elb
brad^te. 3n ben brei 3af rl^nberten, feitbem ber
mnerSanifd^e @Rat)en]^atü)eI befielet, foHen nid^t
meniger att 30 SMionen Sfrüaner att SHoben
in bie neue SBelt gefd^Ie))))t morben fein.
Sid }um Sd^Iu^ beS 18. Sal^l^unbertd mar ed
ouSf d^(ie|Iid^ bie fat^otifd^e ftird^, bie fid^ ber 3n-
bianer unb Steger annal^; bie))rotefiantifd^elKrc^e
Hfyat fo gut mie nid^tS bafür mit ftuSnal^me einiger
@ecten (ber SRennoniten unb Ouüfer). ^ßaulm.
trat in ber berühmten SBuHe oon 1587 gegen bie
3nbianerfnat)erei auf unb l^ob mit Snerfennung
l^emor, ba^ ffarl Y. burd^ aOgemeine« ®efe| fte
unterfagt ](|abe. Srfolgreid^ freilid^ att oiefe
SuHe mar baS SBirfcn ber äefuiten in pottu»
gieftfd^en ©ebieten, befonberS in SrafUien; fie
fe^en bie Semül^ngen ber 2)ominicaner mit
nod^ größerem £)elbenmttt]^ unb me^r (Sefd^ict
fori ®ro^ SSerbienfte ermorben fid^ bie patres
416
VIonfo Sonbobal unb ^tntf (Haber 0. b. Xrt.)
in Sartagena, mobon ber eine 80 000, ber anbete
300 000 SlegerfKaoen taufte. S)en größten 9hi^
aber ermarb fid^ bie ®efe&fdMt 3^u burc^ bie
Slebuctionen in ^araguo) (f. b. mrt.), beren patn»
ard^fif^iefi Stegiment unb ebenfo bumone mie
glfidtlid^ 8enu|ung ber änbianeraroeit bie 93e*
munberuna au4 ungl^biger @eifter erregte ; leibet
mürben i^re 9tieberlaffungen Don tuxo}fi^ä^
SKaoeniftgem (SDtomeluden) fort unb fort be*
unrul^igt 9or Wkm ben ^efuiten mar eg ond^
8U bauten, ba^ bie $ä|>fte $tu8 Y., Clemens Ym.
unb Urban YQX gegen bie Sftoerei auftraten.
Urbon mieber^otte feierlid^ bie SuOe ^ßoulS in.
unb escommunicirte ben, «»ber eS magen mürbe,
einen Snbianer, gleid^oid ob d^rifUid^ ober nid^t,
)um ©Oaoen ju mad^en, gu oerbufen ober }Ukm>
taufd^en, oon SBeib unb IKnbem gu trennen unb
feines Sigentl^um8}u berauben". Stt bie 3efuiten
mit biefer 99uQe in %merüa ouftraten, entfionb
ein 9ufftanb ; fo tief gemurgelt mar bie ^fud^t unb
9tol^eit. 3tt>ar l^örten infolge il^r Semü^gen
aSmälig bie f ^flematif (^en Sflooenjagben auf, aber
nod^ immer mürben freie ^nbianer }u ffned^»
bienften unb @Rat>erei gejmungen. 3n feurigen
^ebigten Derbammte ber 3efuit SHeixa (f. b. 9rt.)
bie 9[udnü|ung ber 9nbianer unb ermfarftt eine
üRilberung ber gfrol^nbienfte unb bie gfreilaffimg
oieler miberred^tli^ SBerfned^teten. £8 folgte eine
Stei^ oon ftaatlid^ Qerorbnnngen, mel(|e ben
Stoedf l^atten, bie SnbianerfHaoetei einjufd^rfinren
bid fie 1755 burd^ ftdnig 3ofep( L oollftftnbigmif-
gel^oben mürbe, nad^bem ^[kipft Senebict XIY.
nod^matt feine Suctoritftt ui bie Sßogft^ ge-
legt l^e.
2)agegen bauerte bie 9{egerf Ilaoerei in Sme*
rila bis in bie neuere unb tl^eilmeife neuefte Qüt
Jort. Snglanb 1^ im IS.Sal^^unbert mit t>er-
\opptUm, (Eifer feine @d^uß) gut gu mad^ ge-
[ud^t 3uerfi maren ed bie OuSfer, meldte mit
frommem Sinn gegen ben und^filid^en SRenfd^en«
^anbel unb gegen bie SßaDerei auftraten: 1718
oeröffentlid^te ber Duäfer SBil^. Surling bie erfie
Sd^rift gegen bie SQaoerei. Sl^m folgten anbete
feiner $arteigenoffen, namentlid^ ffliUiom fßenn
(f. b. tirt.)^ unb in bem oon i^ gegrünbetes
Staate Sermf^Ioanien in 9torbamerib mud^ bte
SHaoeret guer^ abgefd^afft £aS (Bleid^ gefd^
balb bara^ in bem fleinen Stoate S)damate unb
in aSen (Kolonien, meld^ bie Ou&fer befa^en.
Sugleid^ forgten biefe 9R6nner ffir 9tegerfd^eiu
Son nun an, b. ^. feit ber gmeiten ^ftt beft
oorigen ^al^rl^unbertd, oerfiummte ber Stuf nai^
&ncbt für bie Sieger nid^t me^ in (Engbnb, unb
^rebiger unb (gele^, 2)id^ter unb Staats«
mftnner fü^en offen unb früftig bie Sa^e ber
aRenfd^Iid^teU. $itt, gfoi, SBilberforce, (SrenoUlc;
Suston unb flnbere mad^iten fic^ baburd^ unfierb-
lid^e 9lamen. Sie erfte gfnid^ koor ein mUbeceS
Sflaoengefel Dom S^^re 1784, mdd^ bie
Xdbiung eineS 9legerfi bei XobeSfiraf e bcibot unb
^1
419
tÄÜÄwttft Mefe« ©otibett a^S^ tnm citt«^^^*
SSicIe« ; oBer ein t>öttifte§ »et j^toinbm \\l m ^^^
Iftinoufi unmöflUd^; ernörte bo* Sfibit »»^5*
itod^ 1889 bie «bfii^Qffuni^ ber @na&m\ in W^
übet^u})t für unmöölid^. — 3m 3. 1876 »utbe
in ber %vlxU\ unb 1877 in Segqpten uttb SRaba-
godcQz bk SnoDerei gefejfli^ Qbgefd^fft Set
otoi ertDöl^nte Vertrag Dom 3a^re 1841 )mifd^cn
(£ng(anb, Oeftemid^, ^reu^en unb Stu^onb jum
geg^nfeitigen Surd^jud^ungSred^t bei @d^iffe mürbe
1890 auf bet SBräffelet Sonfereng reüibttt, boS
S)ur(l^fu(i^ng8re(j^t Derfd^rft unb boS Sbbmmen
toon 17 Staaten angenommen. Slud^ bie Songo«
acte erflärte ftd^ gegen bie SflaDereL Sinen möd^-
tigen 3mpuI8 brod^ten bie SBemä^ungen Sabigerie'S,
meldtet 1888 in fßarid, Sonbon, 93ruffel unb Si{-
fabon SSortröge |ielt unb gum ffreugguge gegen
ben Sltenfd^entaub unb 9Renjd^n|anbeI aufrief.
3n bemf elben Saläre mürbe ba8 Sultanat Sanftbar
Don Snglanb unb 2)eutfd^Ianb aß ein ^au)»t]^erb
beS SOoDenl^anbelS blotirt, im beutfd^en SReid^d-
tage eine gegen ben 9leger]^be( unb bie Sflaben»
iogben geri^tete Xefolution SQSinbtl^orfiS ange»
nommen unb bie (^pebition SBi^mannS nad^
Oftafrib, meldte oud^ auf bie 93efäm|)fung bed
SQaüenl^anbelS gerid(|tct mar, genel^migt. SBer-
nid^tet merben aber fann bie SflaDerei nur burd^
eine gufammenmirlenbe Sl^ätigfeit Don Staat unb
ffird^, SRedjit unb Sieligion ; baS l^ben bie j[üng»
ften SBorgänge mieber bemiefen. SEßaS l^Uft bie
gefe|Iid^ ^bjd^ffung ber SflaDerei, menn ben
Solonifatoren ber ®eift bed S^riftentbumd fel^It,
unb menn fic eine örgere SKaoerei einfäl^ren, atö
fte ie bejlanb ? (SBgl. SRöl^Ier, Srud^fiüde aug ber
(Befd^iddte ber Suf^ebung ber SflaDerei, in ber
Xfib. S^ot. Ouartalf^. 1834, 61 [aud^ @ef.
Sd^riften II, SRegendburg 1840, 54]; ^efele,
ISeitröge gur ffird^ngefd^. I, Sübingen 1864,
212 ff. [mörtlid^ abgebrudt au8 ber 1. Auflage
beS ftir^enlesif onS , obmobT bie ingmifd^en er»
fd()ienenen erften Sonbe ber Sonciliengefd^id^te ein
etmaS anbereS Silb geben]; Troplong, L'in-
fluence du chnstianisme but le droit des
Bomains, 8« ed., Paris 1868; Ooerbedf, lieber
baS Sevbältni^ ber alten IKrd^ gur SRaoerei im
tdmifd^en Stei^, in ben Stubien gur @efd^id^te
ber alten ftird^e, 1. C^eft, Sd|Io^-e^emni| 1875,
158 ff.; Allard, Les esclaves chretiens,
Paris 1875; 3a]^n, SflaDerei tmb (S^riftentbum
in ber alten aßelt, ^eibelb. 1879; Foumier,
Les afifranchissements du V® au XIIP siäcle,
in ber Revue bist. XXI [1883], 1 ss.; See,
8ur les classee serviles en Champagne, ebb.
LVI [1894], 225 ss. LVn [1895], 1 ss.; 3n-
gram, ©ef^id^te ber SHaöerci unb ^örigfeit,
beutfd^ Don ftaifd^er, SDredben 1895. Se^r firmen»
feinblid^ ftnb: Sugenbeim, (Sefd^id^te ber ^uf»
bebung ber Seibeigenfd^aft, St. ^eterdburg 1861,
unb Srcd^t, Äird^c unb SflaDerei, Sormen 1889.
— lieber neuere SHoDerci b^nbeln: 3Morgraf,
«ird&e unb SflaDerei, Tübingen 1865; g. «fein.
"^^tn.
420
Carbinal SoDigerie unb fein afribnifd^ SBert^
Strasburg 1893. [®rupp.]
^Uann ijl bie fibtid^ SoDectiDbegeid^mmg
fiir eine gemiffe lBöaergnx)»pe inbogermanifd^en
Stammet im bfUid^en Suropa. — 1. Urfprüng-
lid^ biente biefer 9lame, meld^er bei ben alteren
Suctoren in ben fjformen IxXaßiQvoC, SxXaßivoC»
2xXaßoi, SldXaßoi, Solavini, Sclavi, feit bem
11. Scib^l^unbert oud^ Slavi, einl^eimifd^ Slovje-
Dini, Slovan^ unb öbnli^en Dorfommt, nur
gur 93egeid6nung eineS eingdnen Sm^i^ biefer
®xuppt, mäl^enb ald öltere ®efammtbegei(bnun(^
ber 92ame SEßenben (Yenedi bei ^liniuS, Yeneti
bei SacituS , Yinidae bei SotbaniS) gu betraf*
ten ift unb mobi ein nod^ älteres Snred^t bierauj
ber9^ame Serben (ein^eimifd^ ^Srhi*, Serbi bet
!ßliniu8, lepßoc ober 2tpßoi bei ^tolemäu«,
2ir6pot bei ^roco^iuS, Sorabi, Servi unb Servii
bei S))äteren) beonfprud^ fann. SorbontS
fagt (De origine actibnsque Getarum 5, in
ben Mon. Germ. bist. Auci. antiquissimi V,
62), ba^ norbmeftlid^ Don Sacten, Don ber
SBeid^felqueOe an bie Doüreic^e 92ation ber 9Beii-
ben ftd^ ausbreite, beren ibauptßSmme bie Slawen
unb bie Slnten feien. $rocot)iuS berid^tet (De
belle goih. 3, 14), ba| SIoDen unb Snten x>on
ben eilten gemeinfd^aftlid^ Sporen genannt toor-
ben feien, meil {le fporabifd^ in Selten mo^nten ;
offenbar l^t ^ier ber gried^ifd^e ^uctor ben i^m
nid^t munbgered^ten 92amen Srbi einer unpaffenben
et^mologifd^en SrHärung guliebe in Sporoi um«
geftaltet. S)er9{ame „Serben'' (bieäSanbemben?)
ift nur einem Xb^ile ber iOprifd^en SIoDen bis
au^ bie (Segenmart geblieben, möbcenb er nodb im
SRtttelatter au(^ unter ben müteleuropäifi^en
SlaDen Dorlommt; „Senben" (gotifi!^ = bie
SQSeibenben) merben Don Seiten ber Seutfdb^n
mä^renb be9 SDlittelalterS aOe flaDifd^en 9lad^*
bam, l^ute aber nur mebr bie SIoDen in ber
Sauft|, meldte ftd^ ieboc^ felbft nod^ immer Serben
nennen, unb in ber 92ebenform „Sinben"' bie
SIoDenen in ber ^minbifd^en Sßarf " (Stetermarf ^
ffomtben, ffrain) genannt «, SlaDen" ober ber
einbeimifd^en gform entf))red^enber „SIoDenen''^
b. ]^. ^bie (Derftänblid^) Slebenben" (ogt. cged^ifd^ :
slovo = SBort, slouti =: l^ei^en) nannten ftc!^
urfprünglid^ Derfcbiebene jlaDif c^e Stamme§gmeige,
mäbrenb {ie bie ibnen mmber Derftanblid^ gemor«
benen Sprad^Dermanbten mit befonberen 9lamen^
bie gang unoerftänblid^ rebenben 9}ad^bom aber
als ,,ftumm" (cged^ifd^ : nßmy = fiumm, N^meo
= ber 2)eutfd^e) ober olS «,ftammelnb'' (valali
[Dgl. ßapßapoc] = mölfc^ ; «ed^ifd^ : Ylach =
ber Staliener ; SBalad^en = baS SRifd^DoI! ber
Shunönen) begeid^neten. S)en 5{iIidSien Sntcn
gegenüber {inb bie Sclavini (SlaDen im engem
^inne) aß bie meft lieben S(aDen gu betracbteru
!Rad|bem bann mäbrenb ber langen jhiege gmi*
fd^en S)eutfd^n unb SfoDcn feit bem 10. Sa^r*
bunbert jtdSi ein lebhafter ^anbel mit floDifd^en
iFriegSgefangenen, bie gumeift burd^ Suben nad>
m
SlQDen.
422
tai cBtofSiU^ ftüftndSTibcm f^in betfouft ttmr-
tei, cntoiadt Vatte, unb Me Sloüen AMoupt
fsBi gpVni XV&( utünjiO^t ttmrben, nal^m ber
%tm BokTi (enoDe) Douenbd bie Sebeutung
m fem» axt Uebtigmfi mag oud^ bad (atei-
cildbi temis tadleid^t ni^t nur gufällig mit
toi attm 6Unmmamtn Srb gleic^Iautenb fein ;
latm bod^ aud^ 9l5mn unb ©riechen i^re Sfla*
tct aoS l^^oncn unb ben @lat)enlönbem, unb
Mf ia dcnfo in bet 9daTen)eit baS Soo9 b<t
sn^lm 6Iat>nu)5tfeT ein SfloDoiIood.
2. tfk fiUefkn ielannten SBol^nftte bet €I(»)en
a Cnmpo finbcn {Id^ im Gebiete be8 ^tigen
Sfisloiib nno (Solijien, bom 3)on bid l^tdxitt an
frtr floipat^ unb norbtoärtd bis in bie SISI^ ber
C4t|rc f^ f feinen fie lange ein friebli^eS, bem
t^edwu unb ber Sie^jud^t getoibmeteS fieben
feftt^ lu ^abau 2)ie nörblid^ Don ben ffar-
^axbea tto^enben mürben um bie SRitte bed
4. J^^y^mbcitS t)on ben ®oten unter Srma«
mxidi untrctDorfm (Jordanis L c. 23 [Mon.
^ 89]). €cit bem SinfoQe ber ^unnen in
^ssopa geridbcnbalb aud^ fdmmtlid^ ®Iat)en in
Sooeigttna. @d^on bor Seginn beS 6. Sal^r»
taibcctl oaren gemaltige @d^aaren berfelben
■epUHUig tü an bie ßlbe oorgebrungen^ meniger
eipbcsnb« oB in bie üon anberen SöKem^ SBan-
bäat, Ouoben, 9lar(omannen unb fonfKgen
^eaaaam, gerOumten (gebiete nad^rüdtenb. 68
185 bte^ bie Setzen ober fßolen, bie Xjd^ed^en,
as 9tinn9anen ober SRd^, bann bie $oIaber
ota dkflaticn (oon po = an unb Labe =
efe)« unlcr totlfyn fpöter befonberd bie Sorben,
Sä}m ober 2o!6gx unb Obotriten ober SBobriger
rotn hodrf = ta))fer) {Id^ bemerfbar mad^ten.
Haben Gtrdme ergoffen fid^, minber frieblid^,
vbmdrts an ber untern Sonau fiber bie ©renjen
M ofltdmifd^ Seid^, unb nod^ mft^renb bed
€. dol^rbimbertd marb X^acien, SRacebonien,
^gnKjyellaftüonil^enbefelt. ^r ißeloponned
ecbtttt rant f^ ben Kamen 9Rorea (mofe =
neex) unb biteb über 200 Sofytt gan} in il^rem
(teft|c SfaKü^ bebeutfamer mürbe bie Slaoen-
kiD^nng fSr €ubeuro)Ki in ber StKxrenjeit. 9lad^-
bie StNiren fc^on feitSeginn il^rer ßroberungS-
|o(lnidbe €taoen oor fld^ l^getrieben unb
jidk fprtgcriffai l^en, rief Cl^ SBajian gegen
i$3 tote eiobencn au8 SDUften }ur gförberung
iöacr Sbßi^ten gegen bie granfen unb Sango"
taba ^ixbd, iDä^renb er um biefelbe 3rii oud^
Ott SloDm in Qdbo^en unb ben 9tad^6argebieten
)cn gld^cii S^otätn bienfibar ma^te. S)ie @Io«
xttm tamm unb befe^ten binnen menig Salären
w ZboIgeMef ber <&rau unb Wur bid nad^ Sirol
tm»^ IDO fie bann fd^on 593 mit bem Sa^em-
^a^ Xboffilo ni ftompf gerietl^en. gfoft gong
tanatm, Canmtonten (Steiermort unb ^dmt^en)
sb fmnien (Camia = Wort, flat)ifd(| Erajna,
Amn; imicbm jegl für längere Seit flaotfd^, unb
iu teitmm &lanm l^ifsen ba^ oud^ Sarantonen.
Ibdfmm tont tin ftarter 3u}ug onberer Slaoen
nad|; als gegen 620 auf Sinlabung beS ftaiferS
deracIiuS ffroaten unb Serben Don ienfeitS ber
ffarpatl^ aufbrad^en; bie itrooten ((E^oroaten,
Sl^baten) nahmen ben Soaren gang fiibumien
unb einen großen Xl^eil 2)aImatienS m ber ffufie
ab, möl^renb bie Serben nad^ furgem ^ufentl^alt
in ÜRacebonien Dom ftaifer baS anbere balma«
tinifd^ fianb gmifd^en ber 2)onau uid) ber Sbria
angemiefen erlEiielten. Sie feit 560 in ber SRolbau,
SBalad^ei, Sübungam unb Siebenbürgen ange«
fiebelten, oon ben Snten abftommenben Stoen
mürben jmar im legten SSiertel beS 7. 3abr-
l^unbertS oon ben l^unnifd^en Bulgaren über«
munben, bod^ nal^men feitoem bie ^Bulgaren, bie
bisher öl^id^ mie bie Soaren aroe Slaoetibebrüdfer
gemefen maren, felbfi flaDifd^e S))rad^e unb babei
au(^ milbere Sitten an. So mar bei bem mäd^tigen
Sm^orftreben beS gfranlenreid^eS, baS feine 9Ra^t«
grenge bereits unter Sagobert I. (geft. 638) gegen
$9}ang bin auSgubel^en Steigung gel^abt ]^(Ute,
Don ber Ofifee l^erab bis gur Sbria ein breiter
(Surtel mit flaoifd^ SBeoöDerung gmifd^en beibe
Stetd^e gelegt, unb eS mugte barum bie Haltung
biefer Sölto in ))oIitifd^er mie nod^ mel^r in
religidS-fird^Iid^er SBegiel^ung für beibe SReid^e Don
gr5|ter Sebeutung merben.
8. 9BaS religiöf e ^nfd^uungen betrifft, f o maren
bie SIat)en oor il^rem SBebmntmerben mit bem
(S^riftentl^um einem einfad^en 92aturcultu8 o^ne
Xemi)el unb ol^ne fßriefter ergeben. Sie oerel^rten
einen (Sott beS fiid^teS, ber als Sonnergott $erun
genannt mürbe ; au^erbem mürbe im Süben mie
im l^b^n 9torben oud^ SmantoDit als Sonnen-
gott l^od^ oerel^rt. Saneben b^e ber 9lorben
aud^ dnen Sielbog als ®ott beS Sid^teS unb einen
Sgemobog alS ®ott ber fjfin{iemi|. Stabgaft mar
ber IhiegSaott ber SBenben, galt aber anbermörtS
als (Sott ber @aftfreunbfd^aft. fSfemer gab eS
eine griU^lingS- unb eine SQMnterSgöttin unb
oielerlei, fomol^l gute als böfe ^auS- unb gfelb»
geifter (f. &anuf4, Sie aßiffenfd^aft beS flat).
an^tbuS, Semberg 1842). Opfer mürben burd^
bie StammeSölteffen in |)ainen unb auf 99ergen
borgebrod^t; babei legte man 0|)f ergaben unter
bie gel^eiligten 99öume ober Derbrannte gefd^lad^«
tete Xißtiz ; 9Renfd^eno)>fer famcn mol^l me^r nur
in ^txitn Dermilbember jhiege Dor. SaS ge-
Sammte fittlic^ Serbien ber SlaDen mirb Don
)en bqgantinifd^en (Sefd^id^tfd^reibem ungünfHger
gefd^ilbert als Don ben fpöteren beutfd^en; bie^
rül^rt mol^l baDon l^r, ba| ber Srudt ber ^aren«
unb iBulgarenl^errfd^ft aud^ bie SloDen im @f
biete unb in ber 9{ad^barfd^aft beS oftrömifd^en
Steid^eS milber unb rol^er gemad^t l^atte. SaS
(S^riflent^um nahmen fte im Süben miHiger an
als im 9lorben. Um bie Einbürgerung beSfelben
unter i^nen bemühten fid^ au|er ben köpften
guerft bie beutfd^en 93ifd^ö^ mit Unterftü|ung ber
frönfifd(ien derrfd^er unb erft etmoS fpäter aud^
bie bQgantintfd^en Jhxifer. ißom loteinifd^ SBeflen
aus mürben ber Steibe nad^ befel^rt : bie Saran«
423
@Iat)ifd^e Siturgie.
424
tanen (f. b. Srt ffämtl^tn); bte ©erben tmb
Kroaten (f. b. ^rt. Jhoatien); bie Slawen in
^iannonien unb SRol^ren (f. b. Slrt.); bie in
93ö^men unb in $oIen (f. b. attt.). ®ie ©loben
IRorbbeutfd^Iattbd mürben Dor i^rer enbgültigen
Sefel^rung in ben langen ff äm))f en mit ben 2)eut-
yf)m }um£]^eile aufgerieben; bie übrigen teurben
burd^ baS beutfd^e SoIonioIfQftem mit ber S9e-
fel^rung gugleid^ germaniftrt, ben geringen Sleft
ber Senben in ber fiauft| ausgenommen. S3om
bQsantinifd^en Steid^e auS erl^ielten baS S^riften-
tl^m bie 93ulgaren (f. b. 9lrt. Bulgarien), t^eil-
loeife aud^ bie ©laoen in ^nnonien unb ^Dlöl^ren
(ügl. b. %rt. e^riOnd unb SRetl^obiuS) unb }ule|t
bie SRuffen (j. b. «rt.). SRit bem g^rifient^um
nal^men bie ©loDen aud^ bie (Sultur ber ©ried^en
unb ber ©ermanen an, ol^ne eS bi§ auf bieneuefte
Seit barin ^u bebeutenberen felbftönbigen gort-
fd^ritten }u bringen; gur iEBeiterberbreitung beS
@t)angelium8 fyihtn \\t, bie Xl^eilnal^me $oIenS
unb SSöl^menS an ber Sefel^rung $reu|enS ab-
gered^net, nie erl^eblid^ beigetragen, ©egentoörtig
red^net man Don ber ©efammtjabl ber ©laoen,
bie auf mel^ aI3 95 SRiHionen beziffert tovch,
ungefäl^r 73 IDiillionen (Suffen, ^Bulgaren unb
©erben) }ur gried^i{d^»fd^i3matifd^en, 20 ÜRiQio-
nen }ur grie^ifd^ > unirten unb ^ur lateinifd^en
ftird^e, l'/t SWiHionen (meiftenS SOßenben) jum
^roteftantiSmuS unb faft 1 9)liIIion sum 33-
lam. (Sgl. 3eu&, ®ie ©eutfd^en unb bie 5Rad^-
barftämme, SKünd^en 1837: ©d^afafif, ©la-
t>\\fy aitertl^ämer , beutfd^e Üeberfe^ung , Sei))«
gig 1843—1844, 2 93be.; 3ireöef, gntftel&ung
d^riftl. Steid^e im ©ebiete beS l^eutigen öfterr.
ftaiferftaate«, SBien 1865; ©frörer, S^jantin.
©efd^ic^ten H, ©raj 1873, 1 ff.) [2u!|d^.]
^tavif^t <$ttiitgie, flaoifd^en 9lituS
nennen bie Sinen bie ))aIäofIat)ifd^en gotte3bienft>
lid^en 93enid^timgen ber älutl^enen, ^Bulgaren,
Sluffen unb ©erben, bie Slnberen bie canonift^en
©cbcte unb öffentlid^en SIRe^ämter, weld^e in
Ärootien, ©almatien unb Montenegro nad^ gla«
goIitijd)en ffirc^enbüd^ern gehalten »erben, lieber
Snbcre bie nad^ ben froatijc^ tranSjcribirten alt-
flaoifd^en Vorlagen aufgeführten Dfficien, ober
irgcnb »eld^e anbere S)inge, oon benen bie bar-
über ©d^rcibenben offenbar feine flare Sorfteflung
l^bcn. Ueber]()aupt gibt e§ tt)obI auf bem ©ebiete
ber Siturgie unb ^eortologie faum gmei anbere
SluSbrüdfe, bie fo oft faljc^ oerftanben unb ange-
toenbet werben wie biefe. demgegenüber mu^
t)or anem betont »erben, ba^ eS feinen flaoi-
fd^en SÄituSgibt, fonbem einen gried^if^en
unb einen lateinifd^en mit altflaoif^er
ftird^enfprad^e. ® er griedjif t^e SRituS, unter
ben oricntQlijc^en überbauj)t ber öcrbreitetfte, ber
nid)t nur im gried^ifd^en Original, fonbem aud^
iiod) in üier anberen liturgifc^cn Sprachen (ara-
bifd^, flaöifd^/ rumänifd^ unb georgifd^) befolgt
löirb, jä^It in Dcfteneid^-Ungam über 7 ÜJül-
lionen Sefenner t^eilS mit rumänifc^er, tl^eils mit
altf(at)ifd^er €t)rad^. Sie Serfdj^teben^rit ber
©prad^e bered^tigt abernid^t, t)on einem flaoi{d)en
ober rumantfi^en StituS )u reben ; aud^ ift eS ni^t
ftattbaft, bie Don ben ^nbangent bed grie^ijd^
SRituS in flaoifd^er ©))rad^e gel^tenen gotttd*
bienftlid^en SSerrid^tungen einfad^^in ald bie {kh
t)i]d)t Siturgie ^in}uftenen, meü biefer 9bin
gleidtifaUS ben in ber nämlichen oltflatn}^
©prad^, aber nad^ lateinifd^em StituS Dorgeno»»
menen liturgifd^en Functionen }u!ommt Sir
©laoen bed lateinifd^en loie bie beS gried^tf()a
SRituS gebraud^en eine unb biefelbe paläojIoDcniHe
ffird^enfprad^, nur mit bem Unterfd^iebe. bolbie
f(aDifd^en ffird^enbüd^er ber ©riechen mit c^rSB-
f(^en, bie ber Sateiner mit glagolitifd^en Settai
gebrudK ftnb (f. bie ©d^riftproben beibcr bei
Nilles, Kai. man. utr. eccles. I, 2. ei,
Oenipont. 1896, 508 aqq.; II, 294 sqq. et
441 sq.). S)abei l^t eS mit ber grie4i)^
Siturgie in flaoifd^er ©prad^e nie bejonbm
©d^toierigfeit gel^abt, ba fte mit ber poIfiofliMi"
fd^en Ueberfe^ung bed gried^ifd^en Originals M
Don f elbft gegeben toax unb Don j[e^er au4 M
ber Jhrd^e für alle fIaDifd(|en Stationen, bie ^
gum gried^i d^en StituS befennen, ald gu fMjt tc-
ftel^enb anerfannt unb gebiDigt tt)orben ifl Snbol
bagegen Derl^ölt eS ftd^ mit ber loteinifd^ Sitip
gie in flaoifc^er ©prad^e, toeld^e nid^t, toie bb
gried^ifd^e, burd^ aUgemeineS @efe| gonjenSsi
tionen geftattet ift. Snner^alb beS Iattiinf4a
atituS bilbet fte ber lateinifd^en ©prad^ g^
über eine ^uSna^me, ein ^rioileg unb untaTMil
begl^alb nac^ allgemeinem ^rincip ber reflnctiM
Snterpretation. S)iefe (ateinifd^-flaDifd^ S^qik
nun ift eS, »egen ber j^eutgutage fo Didegto*
gen unb 3n)eifel betreffe il^rer Segitimitfit, SU*
bel^nung u. f. m. in 93fid^em unb 3<U^Mpa
ber betreffenbcn Sauber aufgetoorfen iDcrboL Sa
red^tmägigen Urfpnmg unb Seftanb biefer lol»
nifc^-flaDifd^en Siturgie befunben, au|er trida
anberen 3^ugniffen , bie 99ef!atigung§biinen kr
ppfte Urban Vin., Snnocena X. unb 3nf-
ceng XI., meldte ben glagolitifd^en JtirdJKnbüit»
Dorgebrudft fmb (f. NiUes I, 502 sqq.). Wim
be)onber§ fett bem ^a^it 1828, mo am) Ik
©lagoliten im tl^eologifd^en Sentrolfemtnor |i
3ara in S)almatien gum 93efud^e ber Idteisifdla
93orlefungen unb praf tifd^en Hebungen angedda
unb baburd^ Don bem fortgefe^ten @tid)iiiii te
an unb für ftd^ fd^mierigen glagolitifd^ ©d^t^s
abgegogen mürben, begannen bie il^rer oltfkoiH«
©^rift entmö^nten ©eiftlid^en bamü, bte glogi"
litifd^en ^e^te guerft mit lateinifc^n Settmi ii
froatifc^er gform gu tran^fcribiren, um bie 9iä
bei ben öffentlid^en gotte§bienftUd^n93errui^üti|B
in gegiemenber SBeife geläufig lefen oiinjniß
gu f öniien ; bann aber bef^rönften {tc^ aludDl
93icle baraiif, blo^ biejenigen Xf^tüt ber Süuq^
bie nad; ben 9}ubrifen laut gefprod^ nxdm
müfjen, flaoifc^ gu beten, möbrenb fie cdM Udrip
lateinifd^ recitirten; enblid^ tt>utbe Idfiufig kB
42&
SIeibanud — SlotanuS.
426
tUM^fifX ^U)m We a^flenwörtifle frootifd^e
?<jllHpta«K \\ibfl\tuut {]. NiUes I, 505 sq.).
€61^ %ummßen gegenüber »arcn bie Sl-
^^ ^&Qlinolttnft ^eit 3)ecmmen Um^t, baS
d:e)tTOibiee, in \txnn 9rt einjig baMenbe
t^npfleg i(m ftii^ in Sejug auf bie @prad^e
m kma tnrf (»ittngUt^ Sleinl^it ju erl^olten. Qni
turiitung biefeft Si^eS nxrrm aber brei @tütfe
efoibczt: eine neue %u8gabe beS längft t>tf
giffesen glagotitif^ 9Re^bud^ed, ein S)ecret ber
xamam^Rgotton über bie flQt)ifd^e @prad^e bei
beai fitazgtf<!^ Functionen unb gmecf entf))re4enbe
nfiifdf^ SoDsugSüetorbnungen feitenS beS S))i-
bMieS. VDed !am in enoünfd^ter 9Beife )u
Sioabe. «3um emigen Snbenlen cai bad iBifd^ofS-
tnbdffism beS $atifted'' tt)urbe bie neue SuSgabe
M glogotitifc^en SRipe im 3. 1898 ju 9lom
krg^ü!; ctn3)ccret ber Slitencongregation üom
^abu 1892 bcflimmte, ba| bei ben gotteSbienft-
&tai Sexrii^ngen nur bie Qltflaoifd^e Itird^en-
pood^ gebrandet werben burfe; enblid^ tt)urben
OB Cflofrfie beS Sol^reS 1894 burc^ ben ba«
aoTtarn Sifti^bf ton 3^gg, {ewigen 6r)6ij(i§of
mh llgtom, ®<org ^ofilooiö, bie erforberlid^en
iailHj4en Kegeln feierlid^ Derfünbigt naä) benen
Y^nan bei SbboÜung ber iQteinijd^-flaüij^en Si*
ezgif notjuge^ ifi (Dgl. Nilles I, 506 sq.).
SiK f^cniodTtige SuSbefnung ber jlaDifd^en Si-
ugif iji noi^ ben ^{Ui^en Srloffen }u bemeffen,
al4e ben glogolitifd^en ffir^enbüd^em Dorge*
hsxft jfaib. $ief elbe gilt nämlid^ aß ein altererbted
frimleg ber fübn)e{Uid^en ober iü^rifd^en @Iaüen
be§ obriatift^en itfiflenlanbed unb fou in biefen
Ergraben uberaO oU gu 9te<!^t befiel^enb onerlannt
nstta, mo ^ fdi untiorbenRid^en 3Hten gefeiert
!3Dibcn i|! ; jum ®ebiete bed (SlagäitidmuS ge-
tteen untrr Stnberem bie IHrc^enfprengel^ara, Sta-
ßjcL, epoiato, €e6cnico, Seglia, S^^i'^ohxuli,
fiotmegco (nad^ einer SBejHmmung Seo'8 XTTT.
( 3. 1887) imb nmnentlidf bie alte ^tonciScaner-
Xctimicr-^totiinj mit bem ßauptfl^ in 3aro,
seÜK fU^ ^etfi ald fid^ered 9fQi unb treue Sterin
^ (glogoßHStnixa enoiefen ^cit 2)a| bie @Iago«
\sm au4 tn fremben« nidj^t glagoIitiMen {Krisen
ton 4mn ^tteibg (Sebrau^ mad^en burf en^ loirb
ttjt oSgemfin angenommen ; be^^alb ift eS aud^
WifinelADctfe ben Jüngeren glagolitifd^en ®eift-
hdxn, iDd^je bcm ^tubium berXI^eoIogie an ber
lIxiDccfttftt Snnifeud obliegen, nid^ oenoel^rt,
ti %m\ flonift^ )tt cclebriren ; fie burifen aber bie
Vtan solemnis tn einer loteinifd^en IKrd^e nid^t
a fiasi^fyT Bpradfc fingen. [9liDed S. J.]
^bmmiis» 3 0 ^ a n n e 8 , (nroieflantif d^er ißar-
fc^^tflorilirr, etgentltd^ 3o]^. $l6ili))pi, aber meift
nt irtnem ®efoirt4orte 6d^eiben in ber Sifel
HEBätaü, tpor 1506 ober 1508 geboren. Cr be-
nies bie tumanipifdjien €tubien in Sfittid^, ffdin,
£Sb«i nnb %^att9 vnb nmtbe in Otleand )um
fitoirialen b^ Siedete ernannt. Sd^on um 1580
icr er vom fof^ollf^en ®Iouben abgefallen unb
Mamtr fi<s|^ af# euicn cnt{4id)enen fln^dnger ber
neuen Seigre. 3tn 3- 1^37 trat er in ben S)ien{i
beS i^roteftontifd^ geflnnten ^arifer Sarbinal-Srj«
bifd^of 8 3o^onned bu SBeOaQ unb oermitteUe beff en
SSerfel^r mit ben beutf^en fßrotejianten. 9ud^ bei
Äönig Qfranj L, in be|fen @oIb er jianb, toar
@Ieibanud für bie religiöfe Steuerung tl^dtig,
ebenfo tote er in Seutfd^Ianb Dielfad^ fär fran-
}öft{d^e Stoedfe bemfil^t toar. 3nt 3* 1^45, nad^-
bem er ftd^ bauemb in Strasburg niebergelaffen
^atte, erbielt er auf ßm))fe^Iung SBu^erd eine
f brmlid^e SBeftaSung afö ^iftorifer ber t)er6ünbeten
j)roteJtantifd^en gürten ; bie SBunbeS^dupter legten
il^m hierbei bie $f[id^t auf, nid^td ol^ne il^re !Be«
loilligung )U oeröffentlid^en. S)aS offtcieQe ®e-
id^id^tsnerf erfd^ien 1555 }u Strasburg unter
lern Xitel Commentaria de statu religionis et
reipnblicae Carole Y. Caeeare. S)a8felbe er«
regte ein ungel^eureS Süffelten unb fanb eine
ungemein' gro^e Sßerbreitung ; Don oen ettoa
80 ausgaben, toeId|e ed erlebte, ift bie t>on 9m
gnbe, 8ranf^lrt a. SW. 1785—1786, 3 Sbe.,
bie befte. Sie Arbeit SleibanuS' ift in einem
reinen unb flie|enben Satein gef d^rieben ; aud^ ^ot
ber »erfaffer „alle ßeftigfeit in ffiorten" oer-
mieben. Sie ^arftemtng ift inbeffen l^dd^ft pax»
teiifd^ geleiten; befonberS iftSIeibanuS einStei*
fter in ber jhmft beS Serfd^tteigenS; toaS bie
^roteflanten in ungünstigem Sid^te erfd^einen laffen
fönnte, fiberge^t er mit StiSfd^meigen. 2)a feine
angaben ni($t feiten gan} unrid^tig finb, l^at il^
ftatfer fforl Y. toieberbolt als einen Sügner be«
j^eid^net. SemerfenStoertl^ ifl aud^ baS Urt^eil beS
))roteftantifd^en Staatsmannes Sl^rifto))]^ (Sorlo*
tt)i(, ber unter ^intoeiS auf bie gal^tlofen falfd^en
Angaben ber oietgelefenen Sommentare }u fagen
))flegte: ^SleibanS iBud^ l^t mir aEeS Zutrauen
3U ben frül^eren (Sefd^i^tSioerlen geraubt'' (baS
toenig befannte Urtl^eil ift mitgetl^eüt im ffatl^olit
1895, n, 573 f.). SIeibanuS ftarb am 31. Oc-
tober 1556. (!BgI. %^. $aur, 3. @IeibanS Som«
mentare über bie StegierungSjeit ftarlS Y., ^ifto«
rifd^-tritifd^ betrachtet, Seipatg 1843; Sf. SB.
ffampfd^ulte, lieber 3- Steiban als (Sef^id^t-
id^reiber ber Sieformation, in ben gforfd^ungen )ur
»eutfd^en (Sefdbid^te lY [1864], 59-69; ^.
SBoumgarten, Ueber @IeibanS Seben unb Srief«
»ed^fel, Strasburg 1878 ; ffierf., ©leibanS SBrief-
med^fel, etra|b. 1881 ; 3Qnffen, ®efd^. b. beutfd^.
gjorfeS Yn [1893], 287—296.) [5R. «PauIuS.]
^Manus (€(|rottanuS, oan ber @Iooten),
SobanneS, 0. Pr., ißolemifer, war auS®effen,
einem Sorfe bei ^jogenbufd^, gebürtig unb toxti
baber bi^ unb ba aud^ 3o W^ ®effen genannt
Um 1525 trat er )u l^öln in ben ^Dominicaner«
orben, ttnrfte juerft längere ^af^it als !ßrebiger
unb tt)urbe bann ^rofeffor an ber ftölner ^od^-
fd^ule, nad^bem er 1554 }um 2)octor ber Xl^eo«
logie promot)irt xooxhtti xdqx. 3ud^ ttmrbe er um
1554 $rior beS ffdiner SonoentS unb ^atte als
foU^, gleid^ feinen 93orgängem, baS Smt eines
pdipfai^ 3nquifttor8 ffir bie d^bibcefen ftöln.
427
@inatQgbu8 — Smi^rna.
428
aOtain) unb Xrier ju t)erfe]^en. 918 SNuifttor
mitrbe SlotonuS in einen Streit temidelt mit
bem geleiten ©d^tDärmer 3uftu3 iBelTtuS, ber
1556 toegen feiner l^öretifd^en Seigren Rbln t)er-
laffen mu|te. S)ie l^eftigen Sd^riften, toeld^e SBel«
ftud nad^ feiner SluSmeifung gegen bie jtölner
SP^oIogen Deröffentlid^te , betoogen SlotanuS,
5tt)ei SBerle l^auSjugeben, loorin bie Don SelfiuS
unb anberen 92euerem beftrittenen Sel^rpunfte mit
guter Sod^fenntni^ erörtert werben. 93erf(i^iebene
anbere bogmotifd^e unb l^omiletifd^e Sd^riften, bie
ber S)omimcQnerprior in ben Sauren 1555 bis
1559 erfd^einen Iie|, ftnb l^eute nur nod^ Don ge>
ringem Sntereffe. ^emerfenStoert)^ ift iebod^ ein
S)iaIog De barbaris nationibuB convertendis
ad Christum, tteld^er 3^gni| ablegt Don bem
regen 3Riffu)n8eifer bamaliger frommer DrbenS«
mönner. SlotonuS, ber felber in feiner äugenb
ben SBunfd^ gel^egt l^tte, fid^ aI8 SUifftonar in
bie neuentbedften fionber gu begeben, ftorb gu ßbln
am 9. 3uU 1560. (93gl. Qu^tif-Echard, Scriptt.
0. Praed. II, 175 ; SWeufer, 3ur ©ej^id^te ber
ftölner Xl^eologen im 16. ^al^rl^unbert, in ber
Äot^. 3eitfd^r. f. SBiffenfd^oft unb ffunft, ftöln
1845, n, 79 ff.; ^luS, ftölner ©ominicancr-
fd^riftftetter a. b. 16. ^oi^xf^., im Äat^olif 1897,
n, 238 ff.) 131. «Paulus.]
$liuiragihi$, ixoti @d^ripeller ber forolingi-
fd^en 3«t: 1. ©maragbuS 0. S. B., feit 805
abt beS ÄlofterS gaftefiton (®iöcefe SSerbun),
loeld^r 809, alS bie ^tage U)egen beS Filioque
S. b. 9lrt.) lebl^ erörtert würbe, im auftrage
arlS beS (großen biblifd^e unb ))atriftifd^e @teaen
über bie Seigre Dom SluSgange beS l^iligen ®ei-
fieS (Migne, PP. lat. XCVUI, 923 sqq.) fam-
melte unb mit bem Sifd^ofe Don SEßormS unb
bem Slbte Don SorDeQ 810 }u 9lom ber S^nobe
beimol^nte, bie ftd^ mit bem enoöl^nten 3ufa(fe
}um @9mboIum befd^öftigte. Unter fiubmig bem
frommen, bei bem er ebenfattS in l^ol^em Sn-
fel^cn ftanb, grünbete er (819) baS Älofter
©t 3Rif)kl an ber ^Roa^ unb fiebelte bortl^in mit
ben meiftenSKönd^en über. 6r ftarb im 3. 3a^r-
}e]^nt beS 9. Sal^rl^nbertS. iBon feinen ©d^rif-
ten (3um Zl^etl abgebrudtt bei Migne, PP. lat.
Cn, 13sqq.) feien b^r ertoä^nt: Commenta-
rius in evangelia et epistolas in divinis of-
ficüs per anni circulmn legenda (ein um«
fongreic^ ©ammelmerf ouS ben Dorgüglid^ften
JKrd^enDötem) ; Diadema monachorum, eine
iB(umenIe[e Don ^uSfprüd^en ber SSöter über bie
$f(id^ten ber OrbenSIeute ; Via regia (über bie
^ßflid^ten bed ftönigS) ; Expositio in regulam
S. Benedicti (ouS 9lnta| ber ftlofteneform ber
^ad^ener ©qnobe Don 817) ; Grammatica major
Beu CommentariuB in Donatum (bemerfenS«
»ertl^, toeil ber Serfaffer, um baS ©tubium ber
®rammatif anjiel^nber ju mad^, bie Seifpiele
aus ber ^eiligen ©d^rift, ben ürd^Iid^en ©d^rift-
ftellem unb ben bamaligen 3"tDer]^Itniffen ent-
nimmt). (9}gl. Geillier, Hist gön. XU, n. 6d.,
254 88. ; ebert, ®efd^. ber Siterotitr bcS WUß
alters H, Seipj. 1880, 108 ff.) — 2. ©marog-
buS (ober arbo) 0. S. B., Se^iec im fllofto
Slniane (norböftlid^ Don 92arbonne), ber mit f»
nem Slbte 93enebiä (f. b. 9rt n, 325) 794 ber
©^nobe }u gfranffurt beimol^nte unb 814, iB
SBenebid Don ilaifer Subtoig nad^ ^afya boifa
tourbe, 5um SSorftanb ber 9lbtei beßeDt mä.
3laä) 93enebictS Xobe fd^b ©maragbnS oif
Sitten Don ÜRönd^en beS ftloflerd an ber SiAe
(Somelimünfter) eine fel^r mert^DoQe Vita Bene-
dicti AnianensiB (Mon. (xerm. hisi. ScripH
XY, 1, 198 aqq.). (Sr ftarb am 7. Slfir) 843
unb mürbe in feinem hofier alS l^iger Det^d
(!BgI. Mabillon, Act. SS. 0. S. B. Saec lY,
P. 1 , Parisüs 1677 , 589 sq.; ßat H
346 ff.) [®amd 0. S. B.]
^miftna^ ©tabt unb TltiiopoU ii
ffleinaften, ftetS ein berül^er ^)anbelSpIo| sib
im Slltertbume nad^fi Spl^fuS, Don bem el of
gerabem SBege nur 8 geogr. SReilen ei^femt fai
ber bebeutenbfie Ort ber $roDins Asia, me
Don ^eoliem gegrünbet unb gel^örte }uerp p
öolifd^n, f))öter ^um j[onifd^en Sunbe. Simba
iQbifd^en ffönige ©ab^atteS um 630 D. (B^ i»
ftört, lag ©mt|ma lange müfte, bis eS m^ w
lanberS beS @ro^en 3U)be Don SntigonuS unekcr
als Smyma nova aufgebaut ttiurbe. S)ec ttef*
lid^e ^fen begünfttgte boS SBad^tl^um ber Soll
bie ftd^ balb burd^ @rö|e, ©d^önl^ü unb Sctrtt-
famfeit auS^eid^nete. 3b^e SBIüte bauerte auil^mriB
ben atömem fort, ©ie litt }tDar me^rftu^ bni
erbbeben, befonberS 178—180 n. (B&r., mbe
aber fd^on balb loieberl^ergefient. SegentMifii
bat fu unter bem 92amen 38mir 200 000 G»
mol^ner, barunter 14000 ITatl^oIilen. — Sbi^ba
©tiQfd^meigen ber ^oftelgefd^id^te unb ber ofo>
ftolifd^en Briefe }u urti^eilen, 1^ ber 1^ ffaM
©m^ma nid^t berül^rt; bafur tnenbete ber t(iB|t
SDangelift Solennes tiefer ©tobt feine befnte
©orge su, wie auS Dffb. 2, 8— 11 er^ t»
erfte Sifd^of biefeS unter ber üßetrofiole i|#l
ftebenben ©i^ foQ ber I^L ^petteS miS berM
ber 72 jünger unb ,,ein Semöl^er in 0^'
(9löm. 16, 10) gemefen fein. 9uf iJ^Jolgiai:
^rifto I., ©tratöaS, ^rifto IL, ber 1^ fMA
ber f)l ^oltflatp (f. b. Slrt.). aBa(rf4»A|
unter 92icetaS (879) ober unter feinem 9ldmp;
bem })l 3:i^eobor, mürbe ©m^ma aRetn>|»lr, off
au^er Sla^omene, ÜRagnefta ©ipQli unb $ti(ii
bie bamalS neuerrid^teten @i^ Sneltum, tJJF
angeli, ^fiicat, $etra unb ©ofonbria untaftB
mürben, ^eute nod^ ift eS gried^ifd^fd^iftnaÜH*
er^biStl^um , aber obne ©uffraganate. SB We
Senetianer im ißereine mit ben (SenuefeniB^
1344©m9ma erobert l^atten, errid^tetedematf'VL
bafelbft ein lateinifd^eS SrabiStbum (1846) «*
jugleid^ in bem na^en tSofxa (Phoeaea) ciw
©uffraganftubl, ber , als Xamerlon 1404 Mi
©tabt serftört l^atte, mieber einging. Son 1656
an mürbe ©m^ma nur Don einem a)wfioIif4ai
KA
6ob(i — Soccotl^.
4S0
«qkminIM. %xM yn. pente am 18. SRäq
1818 teS CaqiKfit^in toteber ^ unb errtd^tete
ffgMy ein a)M)^U^^ IBiconat fflr AMndlcn
<;. bL «iL Vn, 7B9), XDü^ ber ietDeillge (Et}«
l^tef u abmiiü{ixircn ^t. &pättt mürbe il^m
«£l euffniQonot Cmibia (f. b. Sri. Srela) unter-
Mt ^ lekte Qpoflottfd^ Sicar bon Smqma,
te Stmorit Subttig ^oria SorbeUi, «ourbe erfler
(qHfM ; et icflgnirte 1880. 9luf ben mbmtni-
teor 3ttUan ^etau (bi9 1835) folgten ^ßeter
^ässO&n Sonomie (bis 1887), jutwr erjbifd^of
Sä&Qlon; Vnton ÜRunabini (gefi 1861);
Spacca))ietrQ (geft. 24. 9loüember 1878) ;
tig ijl (Eqbtfd^of t>on Sm^rna Snbreo«
Sintfmi« iUDor Öifd^of t>on @cio. S)te 3a^I ber
aof^oiaen fefatefl 6|>rtngeld betrögt 15 500. Sd^on
aatcr aRufjobmi 1^ ft4 bie 3^91 ber ffatlgoIUen
kSift ^cxme^^ tmb er ]^interlie| dud^ blfil^enbe
S^tikn, bk ben »or}ügtt<^n (Segenftonb feined
^üiEBgifeiS ouSmod^ten. SbenfaOS l^tte er, ba
eme enlfprt^cnbe Cotl^brole fehlte, einen (rnffen-
kn 91a| ^ju enoorben, ober erft fein 9lad^-
folga tonnte am 27. S)ecember 1862 ben ®runb«
fate Ifgen nnb am 25. 9Rai 1873 bie erftef^eier-
täfitü in ber bomoIS nod^ nid(|t gan} ooüenbeten
faftffcrnlf polten (ftotl^ol. 9Riffionen, gfreiburg
1973, BS). S)te ganje Srjbificefe fyd 8 fNrd^en
mb ebcnfotitcte Otoptim; Sriejler gibt e9 56,
boruBtet 17 SBeltgeiftlid^e. ^ie Sojariften unter-
baltm ein CoOeg mit 100 Sdglingen, bie Sd^ul-
hBbrr rin fol^eft mit 155 ; bösere SRäbd^fd^uIen
iBiit 3nlrtnat) tterben oon ben Sionefd^toeftem
nb ben SoeoTB de la chariie geleitet. Xu^er«
bm gibt e6 aud^ eine 9[n)a]^{ Slementarfd^ulen
fix ftnobcn unb VUbd^en. Srjbifd^of ©pacca-
9cdm tDcrnnigle att )>ä|)ftlid(er S)elegat im 9Rai
1S99 Me <Er)bif4öfe oon 92a|oe unb Sorfu unb
ha Sifi^fe oon @€io, @9ro, @antorin, XinoS
«nb &iium )u einem Sondl, bad b^tlfame 99e-
Wif\i für jene boIbjerftMen Pird^en fo^te (f.
CoIL Lac. VI, 561 sqq.). 2)er 9lmne beS gegen-
voitigm erjbffd^ofS ift in ben legten äabren in
€m9|Ki mim^ott genannt morben anld|li6 ber
Mitaux^m über baS angeblid^ ®rob SJcoriä
bei ep^ui. Snbifd^of Zimoni ftanb an ber
6^ ber Cornmiffton, meldte im 2)ecember 1892
}ar llufl^dlimg ber betreffenben gfrage an Ott unb
&dLt to)>ogza|>(tfd^ Unterfu($ungen oomabm
mb boS Ctgebnil in einem amtlid^en Seri^te
intbedrgte (f. SBegener, SBo i{l bod ®tab ber l^ei-
Icgen^gfrauStaria? 3Bürsb. 1895; 9lirfd^,
l5o& &tab ber {leiligen 3ungfrau 9Raria, aJloin}
1896; <Berf., im Äatl^olit 1897, n, 309 ff.;
1 %atiä, in ben Stimmen ouS aR.-Saad^ LI
11S961 471 ff.). (!Bgt. nod^ Le Qaien, Oriens
dinst I [1740], 787 eqq. IH, 1075 sqq.;
Voroni, Diz, LXVn, 122 sgg. ; Miss, cath.,
RooM 1895, 153 sqq.) [9Ie(er.]
^t§M 0^*f^ Zoupd, 2 ^ 8, 8 Snba), eigent-
ßi Svrin Sote (m^s ^), on ber Stelle Subitb
d/l f^icrfofl eptia Gold genannt, im 9. X.
Korne einer ber Smtbfd^often, in »etd^ Serien
Serfid. 3^re Soge ift (d^mer gu beftimmen, tool^r»
fd^inlid^ erftrecfte fte fld^ oon (Sölef^en n5tb(id|
unb norböftlid^ bem Oronted entlang gegen ben
(ivipfjiCQt l^in. 2)er %ome teiä) juerfi in ber ®e*
fd^id^ ©mag enoöl^nt (1 @am. 14, 47) ; ju biefer
3eit serfiel @oba, toie ed fd^eint, in eine %naal^
felbftönbiger Staaten. Sinige oierjig Saläre fpäter
^atte bie Sanbfd^aft einen einzigen ^errf^er %bo*
re^er, meld^er bem f^rifd^en ®ebrau^e gemft^ mit
Xbou, bem Mnig oon Smat^, ftneg fül^ unb
eine Snaal^I fieinerer f^rif d^er ÜRad^l^aber gu feinen
lBa{a&en jö^Ite (2 @am. 8, 3 ; 10, 19). 3)erfeae
erlitt Don 3>aoib, für ben er ein g^öl^rlid^er ^aä^»
bar mar, eine gro|e 9lieberlage, unb al8 bie Stitier
oon SomoScud ifm ju 6ilfe famen, mürben aud|
biefe oon 2)at)tb fo oouftftnbig gefd^lagen, ba|
S)ama8cuS 2)at)tb8 Ober^ol^it anerifennen mu^e
(2 Som. 8, 6). Ob @oba nad^ biefer S>emutbi«
gung feine Selbftönbigfeit Ufyxv^ittt, ift nid|t
dar; a&ein einige Saläre fpöter mürbe ed miebet
oon ben Smmonitem gegen S)aoib unter bie
Sßaffen gerufen. Son ^ab gef^Iagen, mu^te eS
ftd^ 2)aoib mibermittig untermerfen; immer aber
blieb @oba für gSrael ein unguoerläfftger unb
geföl^rlid^er 9tad^bar. (Einem Sanbenfübrer au6
@oba, Samens Stason, gelang eS, fid^ }u 2)a-
maScuS auf ben Xl^ron }u fd^mingen, unb biefer
bilbete, fo lange Salomon regierte, eine ftete ®e-
fal^ für beffen 9teid^. SBie eS fd^int, mar @alo«
mon felbft ]U einem 3nge gegen Soba genötl^igt
(2 ^r. 8, 3): feitbem oerfd^minbet eS au8 ber
©ef^id^te, unb nur nod^ auf einer jfeilinfd^rift
bed affprifd^en StM%% SfurbanifKil erfd^eint eine
Stabt Subit, meldte für @oba angefel^n mirb.
^gl. eb. SRe^er, ®efd^. beS «Itertl^umd I, Stutt-
gart 1884, §§ 287 ff.) [JFaulen].
$dcc#f9, $0^0^, $O(0f9 (>^'>3;)/ Orts-
name im 9. %., begeid^net 1. eine uralte Stabt,
meld^ guerji bei ber Srgäblung oon SacobS ^eim-
reife auS 9Refopotamien ermäbnt U)irb (®en.
33, 17). S)er mam (t)üttenfiabt) mirb bal^er a»^
geleUet, bo| 3acob bafelbft fefien «ufentbalt für
feine g^milie unb fein fßxtif gefd^aff en l^e. 9lad^
bem ^ege, ben ber ^triar^ na^m, lag Socot^
gmifii^en ^l^onuel (f. b. 9rt.) unb Sid^ (f. b.
Sri), ni(^t meit oon ber gfurt burd^ ben 3aboc
2)iefe Sage fUmmt genau mit ber im Slid^terbiid^
angegebenen, als ®ibeon ben ÜRabioniterfürften
3ebee unb Salmona na^fe^te unb Soccotb für
Sermeigerung ber Unterftü|ung }fld^tigte (SRid^t.
8, 5 ff.), es lag nömild^ auf ber Oftfeite beS
äorbanS unb mar bem Stamme ®ab guget^It
(3of. 13, 27). !Rod^ einmal mirb Sod^ot^ ge-
nannt als in ber M^ ber Stätte befinblid^,
mo Salomon feine Srggie^reien angelegt b<itte
(8 Wn. 7, 46. 2 ^r. 4, 17). — 2. ©ie
etfie Station ber Israeliten bei ibrem SuS-
guge aus 9leg^pten, offenbar nod^ auf ög9)>ti-
fd^m@ebietegelegen(es.l2,87;13,20. 9lum.
33, 5. 6). [ftoukn.]
4SI
Sod^o — Sociale Stage.
4S2
$01(0 (n-'i^), im 9. %. ütome jmeier @töbte
im Stamme 3uba, tooüon bte eine auf bem ®e-
Kröe (3o|. 15, 48; Vulg. Socoth), bte anbere
in ber Slicberung tag (3o[. 15, 35). Sejtcre be-
l^errfd^te bie Strafe au8 bem ^l(|iliftertanbe unb
n)ar begmegen in ben JJämpfen Der Israeliten mit
ben $]^Uiftem öiel umftritten (1 ©am. 17, 1);
StoBoam lie^ bte @tabt befeftigen (2 !ßar. 11, 7),
oQetn unter ^äm toaxh fle t)on ben ^l^tliftem
genommen (2 $ar. 28, 18). SSter @tunben oon
IqAxoxi entfernt liegen l^te nod^ audgebel^nte
Ruinen biefer @tabt unter bem 9iamen Sd^umeüel^
(3lobtn[on, ^löfl H, 599). [ffaulen,]
$ociab ^rage l^eigt baS nod^ ungelöste $ro-
Uem unferer 3stt/ tote Sie l^eutige ©efeEfd^aftSorb-
nung fo umjugeftalten unb }u oerbelfem ift, ba^
fie ben bered^tigten S^orberungen ber entsmeiten
gefeEfd^aftlid^en @tanbe unb ^arteten entfprid^t
unb bauemb allgemeinen gfrieben unb SBol^Iftanb
fid^, fomett bie^ bie UnooIIfommenl^eit menfd^-
iid^er SSer^ältniffe 5ulä|t. Sie ift ba§ not^ioenbige
<Ergebnt^ ber mobemen u^irt^fd^aftlic^en, politt-
fd^en unb religiöfen Sntn)idlung unb lö^t ftd^
letneSmegS auf bIo|e fünftUd^e iBerl^e^ung gurüdC-
ffi^ren, obmol^I aud^ biefe il^ren Intl^eil baran
l^t. ^ud^ in ber SSergangenl^ett fyxt e§ gro^e
Uebel gegeben, loeld^e oon ganzen SDlaffen ber ®e-
feßfd^aft als unertröglid^ unb ungered^t empfunben
n)urben; aQetn bie Ueberjeugung Don berUn^a(t"
barfett ber t)or]^anbenen 3uftönbe toax faft immer
auf einzelne jhreife befd^rönft unb iebenfaüS nie fo
o&gemein oerbreitet mie l^eute. 3n unferer 3^tt
bagegen fte^t bie „focialet^frage" im IBorbergrunb
aller Erörterungen, ol^ne Unterta^ merben neue
Steformoorfd^Iöge gemad^t unb jur 93erat^ung ge-
ftettt, unb eS l^anbelt fid^ bei ber entftanbenen $e-
toegung um SBeftel^en ober 9tid^tbefte]^en ber ganzen
©efettf^aftSorbnung. 6ine frieblid^e, unblutige
Söfung ber focialen gfrage barf nod^ gehofft toer-
ben; eine fold^e l^erbeifül^en 5U l^elfen, ift Dor
Vätm Aufgabe ber fattiolifd^en Socialpolitif, bie
Don bem @ntnbfa^ auSgel^t, ba| nur auf bem
Soben beS Sl^riftentl^umS unb ber fttrd^e Seffe-
tung ber unläugbar oorl^anbenen SJii^ftänbe mög-
Hd^ ift. — 3um genauem SScrftanbni^ ber focialen
grage ift junäc^ft auf beren gntftcl^ung, b. f^. auf
bte Urfad^cn ber l^crrfd^enbcn Unjufriebenl^eit ein-
guge^en ; fobann ift bie Steflung ber Oerfd^iebencn
^Parteien ju t^r gu ffigairen; enblid^finb bie Srunb-
3üge ber fatl^olifdien Socialpolitif barjulegen.
I. ®te Il^atfad^e einer ticfgel^enben Unju»
friebenl^ett in ben toeiteften flrcifcn ber Kultur»
Dörfer, bei benen bie mobeme Snbuftrie jur 93Iüte
gefommen ift, lä^t ftd^ nid^t läugnen. 3n ben
breiten ©d^id^ten biefer SSöIfer l^errfd^t bie Uebcr-
geugung, ba| bie bermaligen gefellfcf)aftli(^cn 3u-
ftänbe »cber ber ®ered^tigfcit nod^ bem ©ernein-
mo^I entfprcd^en. Unftreitig l^ben ja öanbcl unb
Snbuftrie mit ber 3lu§nu^ung ber S)ampffraft
unb ber Gleftricität einen großartigen luffd^mung
genommen, unb infolge baüon finb aud^ ben unter-
flen SSoHSfd^id^ten (Benfiffe jngSngfi^ gquo^t,
loeld^e frül^er unbefannt ober nur baS Sorrcd^
ber Steid^ften unb SSomel^pen toaren. SBemmni
tro^em in ben unteren unb mittleren SolfSOoffcs»
bie nal^egu neun 3^^ntel ber SeDöIfenmg aaSi
mad^en, eine große, anbauembe Ungufri&i^eit
l^rrfd^t, fo fann ber (Srunb biefer Srfc^eimni
nid^t ber fein, ba| l^ute bie SebenSful^nmg bei
SlrbeiterS ober fletnen SDlanned in Segua ca|
ffletbung unb 9ia^rung allgemein fd^ted^ jn oB
in frül^eren Sitten. S)enn baß Ie|tere§ ni^t ber
gfaU ift, behaupten nid^t nur Dtele (Skfc^ü^
forfd^er unb SSoIfSmirt^fd^aftSIel^rer, fonbem le>
{tätigen aud^ bte neueften ftatiftifd^en Sr^bungn.
3n Sad^fen g. S. betrugen im 3. 1879 bie eis*
gefd^^ten p^Qfifd^en $erfonen, beren ßinfonnn
geringer toar als 300 3Rarf, 7,11 % oller (üof
gefd^ö^ten, im 3- 1B94 bagegen bloß mel^ 5,61 */«.
Sbenfo fanf ber $rocentfa| berienigen, beren (^
fommen unter 800 9Rarf mar, Don 69,28 of
59,69 l^erunter. S)agegen ift ber i|iroceiitfa| bct
ginfommen Don 800—950 ÜRarf Don 5 JJ7 of
8,96 unb berientge ber Sinfommen Don 900 W
1100 Tlaxt Don 3,66 auf 5,83 geftiegen. Vx4
ber lßrocentfa| ber Sinfommen Don 1100 M
2800 ajlarf ^t angenommen (dq(. b. art Ci»
fommen im „^nbtoörterbud^b.@taotStt>ijfenf4.\
Supplementbanb 1, 3ena 1895, 280 ff.). S)aß ii
(Snglanb bie SlrbetterDerl^öltniHe feit 50 Safni
beffere geloorben finb, l^t ber IBerid^t ber eigeidl |ir
Uuterfud^ung ber ^rbeiteroerl^altniffe eingefcjjtai
Sommiffton (Beport of the Boyal Gommiuiai
on Labour, London 1894) gang ungtDet{dl|fl^
gemad^t. „S)ie Srl^ebungen", l^ßt eS bann,
„baben gu bem attgemeinen Sinbrudfe gefä^, bai
ber Sol^n mö^renb ber legten 50 3abre iebenicib
Seftiegen ift, fotool^l in 93egug auf ben 9b)ininal*
etrag als aud^ (mit SluSnabme oer ^auSmiettt
in großen Stöbten) l^inftd^tltd^ ber ftouffroft gegen»
über bem Sebarf . 3n fanitärer ^inftc^ ftnb kk
^rbeitSguftönbe beffer gemorben.'' S)iefeS Utt^
ber Sommtffton mürbe Don brei ber bebeutenbpoi
^rbeiterfül^rer SnglanbS (X\. fßwci, (L %xm Job
3. Sumett) untergeid^net Sine au8 Dier SrbeÜBi
beftebenbe äRinberl^eit, bie mel^r ober meniger gm
©ocialiSmuS neigt, fanb gmar ben SerU^ ukr
bie Sage ber Arbeiter gu günftig, gab aber alß
brüdHi^ gu, baß Don einer iBerfd^led^terung ber
Sage ber ^21rbeiter feine Siebe fein fönne. JSi
glauben im ©egentl^eil, baß bie burd^fd^nittfite
Sage ber Sol^narbeiter bur^ bie gefe^i(|en vi
anberen Stcformen ber legten 60 So^re ftdig Kr*
beffcrt morben ift" (f. ©^mibt, ^Beitrage gut fr
fd^id^te ber gemerblic^en Slrbeit in Snglanb, Scfli
1896, 178). SS laßt üd^ baS burcJ^ ßotipt^
Angaben erhörten. 3n Großbritannien unb S^*
lanb mürbe baS gefammte Sinfommen berSdÄ"
ferung im % 1851 auf 600 ÜRittionen ^
©terling gejdjö^t, moDon 260 ÜRtSionen oof bie
ginfommenSflaffe über 150 $fimb entfielen. S^
baS 3. 1881 mar nad^ ber S)urd^fd^ntttSf(;iä^
4»
Sociale gfrage.
484
kt (mtiiMm^€tQtiptct bai (Stfammteitdom«
«R ttixi 1200 !nUltonm ^fttnb, baS (Sinlommm
M fflaffm mü fibec 150 ^funb 540 aRiUionen
fhab. fft cntftd al^o auf bie niAtfteuerpfli^-
r?ni ftlaffoi im 3. 1881 ein grd|erer SBetrog
J& 1551 auf bie ®efammtbtt>5rtentng, unb no^e«
p ^appM \o irifl att ibt (Sefammteinfommen in
Mim UltanSo^e bettug bei einet SeüöRenmgS*
«nbm iMm ctUNä fiber 26 %. USon biefer !Be«
K^osnf^unabine entfaOt ein fe^r großer Sbeil
ci tm müticccn Sintommensnaffen. S)ie Jer-
rys mit einem Sinfommen üon 150 — 1000
f fosb Mnne^en ft^i Don 800 000 auf 990 000,
3b }mar ijl om ftärfften bie 3unabme bet !ßer-
tarn mit einem Sinlommen oon 150—600
9^mb. Unläugbor bat p«^ alfo in ber 3eit t)on
1S51— 1881 bet SBobifionb bet SeodDetung be6
Kniaigtcn JKnigni^d gehoben. 9ud^ bie St-
bntofbiffe ip babei nid^t (eet auSgegangetu Se^-
fttd mid^ bttn^ bie fiobnftatifüfen beftatigt (ogL
SoAdt ^xapä 1897, 948). 2)ie angefammelten
r ?nb3 bft fa^ nur and ^itbeitetn beftebenben bejto.
heaiften UnteiftütfungH @t>at-ttnbSBittl^f(^ft8-
:<rtianbebctnigen9nfang 1897runb 280000000
Tfmib etcriing (5,6 ÜRiaiorben SRarf). 3m
3. 1895 beflanben in ^nglanb 1711 (getoetf-
fenoT^f^oftrn mit 1 414 158 Witgliebem imb
czann Aopftol ton 21,2 ÜRilliouen $]unb @tef
loQ (424 SRiAioncn !D2atf). 6elbft befonnenete
6onalbemofroten, o^ielB. ©d^önlanf unb SB. Sieb-
iaeäfi, qitbeti benn au(b auSbtüdlid^ )u, bie 93e-
boc^txmg iH>n bcr „ftetig june^menben 3ier-
cknbtmg'' brr Srbeitermoffen Ia|]e ji(b nid^t me^t
cuhn^t erhalten (Sonoättd 1897, 9ir. 106 unb
141>. Tloxi rebct fd^on in ber erften Suflage
lonei .ftapüal' (I. SBanb ^omburg 1867,
2T3> mm einer fid^ bemerflid^ mod^enben ^))b9*
fmbm vnb moralif^en SBieber^eburt bet Sfabrif-
fl^Süet'' m Cnglanb. — S)te Ouellen ber
Pfitocrbceücten^ bauemben Unsufriebenbeit mä|fen
fib anbete feiiL 3unä(b{t ift l^iet binjutoetfen
auf bir tkbetuugung, bie ficb in ben unteten
fcb mKdctm SJoU^Haffen feftg^e^t bat unb aucb
m tiefen Snttitem bet 9Bif{enfd^ft getbeilt
w&b, ba^ Ue (äitiDidnung bet ^robuction unb
he Sed^eOung ber ^robucte ni(bt gleid^en
gitilü gebolten l^oibtn, baft jtoat bie $to-
teion bie ^o|attigften gfortfcbtttte gemad^t bat,
b4 ober bie Sertbeilung eine aOju ungleiche
$. l^ieefSr fd^en miebet bie fiatiftifd^en
IxsSpben }u fptecbcn. 3n $teu|en }. SB. gab
tf fir bat eteueriabr 1894/1895 bei einet
fiManniilbd»dffenmg Don 80887 831 fföpfen
«1283024 ^erfonen^ bie ein fteueifteieS, alfo
vüt äbn 900 Vlaxt bettogenbeS Sinfommen f elbft
fanjofen ober miS (Etniommen biefet Krt untet-
6a!lm toinfecn, imb üon ben Scftruerten fyxtttn
»7 V» ein iBvtommm imier 8000 Warf ; alfo mebr
eä pBd St^el bcr Seüölfening eineS hit blübenb-
io mib cittttt>ütrf!en fi&nbet kben in jiemlid^
kifiigen Sct^aitmff en. Sogegen bot eine geringe
3abt oon $etfonen gan} ungebeute SBetmbgen.
3latfy ben erftmaligen SßeranlagungSergebniffen )ur
))reu|ifd^en SrgänaungSfteuer (1895) befa^en bie
{toei oberften Stufen ber SenjUen, bie aJltDio-
nöre (5256 an ber 3a^0/ 1621 150000 ÜRarl
mebr als bie }toet unterften Stufen, beren 3<^b(
fld^ auf 767204 belief. S)aS jinb geioi^ feine
befriebtgenben 3uftanbe. !Bon Snglanb fogt ber
oben enoöbnte Serid^t ber 3Rinberbeit ber ffönigL
Sommiifton: „Ungead^tet ber geioaltigen 3u«
nabme bed SSoIfSreid^tbumS finb breite Sd^id^ten
beS SoIfeS, 3um minbeften fünf aRtaionen, nid^t
im @tanbe, unter Sebingungen gu leben, bie ibre
®efunbbcit unb fieiftungdfäbigleit ftd^er fteOen.
SEBal^rfd^einlid^ toerben iebeS 3abr gtoei 9Jliuionen
gelungen, in ber einen ober anbem gform bie
öffentlid^e Srmenunterfifi^ung gu begebren. 3n
Sonbon, ber reicbjlen unb probuctioften @tabt
beS Srbbans, begieben nad^ Charles Sootb 82 %
ber SBeOößerung meniger ald eine @uinee regel«
mögigen SQSod^enlobn, ol^ne ben eine gfamilie nid^t
gefunb unb ebrbar befleben fann. Unb toenn mir
f nben, ba| in beftimmten Segirfen ber S^ctüpt»
ftabt bie feftlf te. ia felbfi brei pnftet ber »eo5Ife-i
rung in oiefe (Ütvippt faOen, unb biefer @tanb
ber 2)inge oon feiner ungetodl^nlid^en Stotblage
berrü^tt, oielmel^r baS Srgebni^ einer burcb
50 Sabre anbaltenben flänbigen Serbefferung bar«
fieQt, fo mäffen tt)ir bie Sage al8 eine fold^e be«
getd^nen, loeldge bie emftlid^fte Snoägung ber 9te«
gierung b^otruft.'' Slebnlid^e 3uftänbe mie in
Snglanb unb $reu^en befleißen aud^ in anberen
änbuftrielönbem. 3n @ad^fen g. fß. botten im
3. 1894, tro| ber im allgemeinen gegen früber oer«
befferten Sage ber unteren SSoIfSfd^id^ten, 65,80 Vo
ber ßingef d^ö^en ein (Einfommen unter 800 ÜRarf .
es ift begreiflid^, ba| fold^e 3uftdnbe bei febr
oielen bie 9Reinung ergeugen fonnte, bie 93er*
tbeilung ber $robucte fei beute eine gang unbillige,
ia oielfad^ gerabegu ungered^te. SefonberS tief
feftgefekt bat ftd^ ber ®Iaube — unb gett)i| nicbt
obne obiectioen ®runb — , ba^ bie reblid^ Slrbeit
im 9)ergleid^e gum ffapital bei ber Sertbeilung
beg $robuction8ertraged gu fuq fomme. Sie
mobemen ted^nifd^ Srfinbimgen f^htn bem
ftapitalbefti ober bem Seft^ oon ^robuctionS*
gfitem, namentlid^ bem ®etb, ein möd^tiged Ueber«
gemid^t über ^erfönltd^eS können unb SßoSen
oerlieben. SBer Hapüal beft^, bem ift ber SBeg
gu immer größerem Sleid^tbum oerböltni^mö^g
leidet gemalt, mäbrenb bie fletnen Seute, »ie bie
^anbmerfer unb bie geloerbliiben Sobnarbeiter, mit
^ül^e um ibr Safetn ringen tmb faft immer oon
oomberein oon einem ßmporfommen in ber
Stufenleiter ber GefeUfd^aft auSgefd^Ioffen ftnb,
aud^ menn eS an gflei^ unb ®ef^id( feinedmegS
feblt. — (Ein weiterer ®runb gut Ungufriebenbeit
ift ber Umftanb, ba^ bie moberne bfonomifd^e
Sntmidtlung fe^r oiele bis babin felbfionbige (Esi-
ftengen in ibrer Selbftönbi^eit bebrobt 9liemcmb
oergt^tet gern auf feine grei^it unb SelbfUnbig«
485
Sociale gfrage.
496
feit, um ein abl^giger Sol^norbeiter }u toetben,
feßft toenn baburd^ fein Sinlommen nid^t ge«
ringer toirb. Sie äRafd^ine brol^t aber im ^unbe
mit ber unbefd^rönften ©etperbefreil^tt mand^e
Deinen felbftönbtgen ©etoerbe gu t)erbröngen utü)
bie ateil^en ber unfelbfiönbigen Sol^narBeiter gu
k)enne]^ren. 3)er SRenfd^ !ann ftd^ in 93e)UQ auf
®x6^, S)auer unb Stegelmö^gleit ber ihaft«
leiftung nid^t mit ber SRafd^ine mef[en, unb in
benienigen ©etoerben, tt)o eS gelingt, bie menfd^«
lid^e 9lrbeit burd^ SDlafd^inen )u erfe|en, mirb bie
legiere bie Ober|anb bel^Iten unb ben Arbeiter
tum Snl^öngfel ober Siener berSRafd^ine mad^en.
|)ierburd^ erpit boS jta))ital baS oben enoöl^nte
mftd^tige Uebergettid^t über ))erfönlid^ed ©efd^idC
Ser ®ett)erbetreibenbe, ber nur über perfönlid^ed
fiönnen unb SBoQen Verfügt, unterliegt in ber
Soncurren^ mit bem jfapitalbeft^, bem ed ein
Seid^teS ift, fid^ bieSDlafd^inen, boS nöt^ige 9RateriaI
unb bie erforberlid^en ^rbeitdfröfte gu oerfd^affen.
Sener mu^ alfo in benSienft be§ jtapitalbefl^
treten ober fein ®ett)erbe aufgeben, ^ud^ in an-
beren ®en)erben unb SSerufen, im ffleinl^anbel,
SBerfel^rSttefen brol^en reid^ ifa))italbefikr burd^
i^re großen ®efd^äfte, SBaarenlager, SRagajine
u. f. tt). ben üeinen SKitbetoerbem ben Sang ah»
julauf en. — SSicHcid^t mel^r aI8 burd^ aKeS Slnbere
toirb bie Ungufriebenl^eit in ben Jheifen ber fiol^n-
arbeiter genäl^irt unb gefd^ürt burd^ bad ©efül^I
ber Unftd^er]()eit ber eigenen (S^ftenj. 9Rag aud^
bie Sage bed Arbeiters in Segug auf Slal^rung
unb ffleibung frül^er nid^t beff er ober f ogar f d^Ied^ter
gett)efen fein aI8 l^eute, fo fyitk er bod^ meiftenS
eine geftd^erte @teQung unb infolge baoon baS
©efül^I feines ftd^em S)af eind ; er brandete nid^t
au bef orgen , bag il^n f d^on ber nöd^fte Zag ober
bie nöd^fte Sßo^e brobloS mad^e. SInberS ba-
gegen l^eute. S)en SBeltmarft, für ben bie l^eutige
3tä)uftrie ))robucirt, ^u überfd^auen, ift öu^erft
fd^toierig, befonberS ba er l^aufigen, oft faft plö^«
lid^en @d^toan!ungen unterliegt, bie ftd^ nid^t mit
@id^er]^it OorauSfel^en laffen unb immer ba§ S)a-
jein be« «rbeiterS in Qfrage ftellen. Iritt 3. S5. in-
olge oon Ueberprobuction @efd^öft3ftodhmg ein,
0 toirb ber Arbeiter oielfad^ entlaff en ober er mu^
id^ toenigftenS Sol^abgüge gefallen laffen, tt)o-
burd^ 92otl^ unb SIenb in feine gfamilie einjiel^en.
«nberStoo Arbeit finben, ift nid^t leidet, unb jubem
ift fd^n ber Umftanb, ba| ber SIrbeiter fo oft ge-
gnmngen ift, feinen 3Bo|^nort gu med^feln unb oon
Ort ju Ort um Arbeit ansufpred^cn, geeignet,
i^n ju erbittern, inbem er il^m beftönbig jum
^ett)u^tfein bringt, bag er ein l^eimatlofer Prole-
tarier ift, loeld^er oon frember ®nabe lebt — 3u
biefen oolföioirtl^fd^aftlid^en OueSen ber Unju-
friebenl^eit gefeQen fid^ bann nod^ anbere, bie auf
geiftigem ®ebiete liegen. Saju red^nen toir bie
öorgefd^ttene 93ilbung ber Arbeiter, bie natur-
gemäß baS SSerlangen nad^ einer l^öl^em Seben^
Haltung unb gefeSf d^aftlid^en SteEung toad^ruft ;
bann bie t>tdt^ütn 3been oon gftei^cit unb ®Ieid^-
l^it, bie ber StbeialiSmuS in Umlottf gefekk )i
unb bie, folgerid^tig burd^gefül^, j[ebeUeber> nk
Unterorbnung unmögfid^ mad^; locitec^ bk
mit bem S^minben beS d^rijUid^ ®Iaital
toad^fenbe @elbftfud^ unb ®emi^fud^, bie jif^
rüdffid^tS(o§ über fmnbe 9l^te unb 3ntenf{a
l^inmegfe^, ttienn eS bem eigenen Sort^eile bot:
enblid^i ben imfinnigenSuptd, toüäfoi bkran
emporgefommenen reid^en ffopitolifkn in fe
gefid^te ber barbenben Arbeiter gut @<^ tmgoL
— aOe biefe ®rünbe unb SSerpttniffe l^obca p^
fammengeioirft, ba^ namentlid^ stoifc^ ben 81*
fi^nben unb Seft^fen, Itapitaliften ttnb $ai^
tariem eine tiefgelfienbe ftluft fid^ aufget^ t^t;
bie Proletarier brol^ mit Umfhtrj ber gnaa
^Ia))italiftifd^en'' ®efeaf(^, bie flü|riäiia
fe^n oielfad^ il^e Hoffnung auf VHIitömuu^ nA
SuSnal^egefe^e, um bie Proletarier nidKip
l^K^Iten. 63 l^nbelt fub bei ber mobemen focudtt
gfrage nid^t me)^ bIo| um bie ^rbeiterfroge, kk
aOerbingd bereu mi^tigften X^il ouSmad^, {»
bem aud^ um bie ßi^ifteng ber ^onbioecte, fli
bie Sgrar- unb Sigentl^dfrc^ , bie %aif
nad^ Orbnung bed ^rebitmefenS, unb ou^ te
reUgiöfe gfrage fpielt binein. IRiemalS jUDor. m^
felbft bei ber gro^ Keoolution bed zotigen 9d|p
^uubertS, too man oorgugdmeife ))oIiti{i]^ UlcIniBi
oerlangte, ftnb bie ® runblagen ber ®cMf d(Knt, ii^
bef onbere aud^ ber Sigentl^mS« un^ $robadioii^
oerl^öltniffe, in fo umf äff enber SBeife in gfroge |r
fteUt morben. SBie foE gmifd^en ben »t)Wiki
Parteien, namentlid^ }toifd^en ben Sertretcnta
^(rbeit unb benen bed fla))ital8, ber Sfriebe fb Kl
Sauer toieberl^ergeftellt merben ?
IL 3ur 93eantmortung ber eben gefidlien gtaf
mu^ iebe Partei im mobemen Staate Stdbm
nel^men, benn bie Sel^auptung, toeld^ SanMIi
oor itotx 3a]^)e|^nten in ber ftonsöfifd^ Stmm
tt)agte, ba^ eS feine fodale grage gebe, tmfaAelaIr
jeben blolfteüen. Smein gerabe bie Srt ttnb Bnf^
toie iebe Partei fid^ gur f odalm Srage pdt, |i^
am beften bie 3erf(üftung unb 3tcfalftr(n)cit hr
l^eutigm ®efeEfc^aft. — Sei ber folgenbcn Qi*
rafteriftif ber einaelnm ift felbfitierfÜUtbUi^ inapn
Sinie Seutfd^Ianb berüdtTtd^tigt; im W^aBUjß
liegm bie ^arteioerl^ältniff e in onberen änbnjU»
lönbem öl^nlid^, nur ba| Wk» nad^ ben (ß|»
t^ümlid^feitm ber betreffmben Said)er aa^ ^
eigentl^ümlid^eS ®e))räge annimmt
1. Ser änbioibuaUdmuS ober Vkak
OeconomiSmuS (9Rand^ef|tert]^um) ttriQ bkjocMfc
t$rage aEein burd^ freie ^oatt^gfeit tmbwl^
|Ufe löfen. Ser Staat foS ftd^ bomtt begnlM
^Oen bie gleid^e gfreil^ ber Semegung wAm
gleid^m Sted^tdfd^u^ gu gemöl^rm, unb bolUfMl^
ber ^rioott^ötigfeit überlaffen. Siefe «uf{^4N
mx bis tief in bie gtoeite ^fte biefd 94^
l^unbertd faft aDgemein berbreitei thifgebaoMi
ift fle burd^ bie ))^t)ftofraafd^e @(^, tnd^e M
ber Slnnal^me ausging, bad gefdlfd^füi^c f^
tt)erbSIebm merbe oon beftimmten 3ttaiuijntif
4X1
Sociale gfrage.
438
W^eci^. hsOi Hielte Ue (SkfeUfti^ft Don felbft
p oncr grolom ®lüde Qt\öfyci tottht, toofem
r^ ^cr BtatA {cbec Sinmifd^ung entölte, bie
ito tat Blo^ »e^tdjd^ l^inauSgel^ (f. b.
tit ^S^i^frdni). 3n Snglonb unb t^ronfreid^
X/ü bsfr tLnfU^ nod^ V^e loiflenfd^aftlid^e 93er-
nxter. 3a Sieutfc^Ionb toax eS namentltd^ bie
jtti^iuibdf 5^ule , toeld^e unter ber Säl^rung
an $riiicff«eoritlt (aeji. 1874 gu SBerlin) biefen
M^ommgen proBtfil^ ®ettung ju Derf(i^affen
nttt. Suf bcm Soben biefer itü>ioibuaIiftifd|en
Sai^uniitg filmte S<l^ul|e-9)eli|f4 burd^ ®nm«
dsag mm @|mrfaffen^ Sonjumoereinen unb $ro-
^tt:!tD£pu>|fEnf<!^aften bie fodole S^age gu löfen ;
-.f^en tlm loaiibte ftd^ mit Detnid^tenbem Spott
iw aiffoSe. S)te befte Pritil biefer »eftre-
id^a ^ tie Crfo^rung geliefert : fte fmb faft
anftmftiloB im 6onbe üerloufen. %iA lie^ fid^
cHb Mnmf fd^, benn fte ^Ifen gerobe benen am
«origficn« mel^e i^ am meiften bebärfen,
tJanSäf bot Sxbtittnt, bie nid^td )u fparen ^ben
nb bann mithin bie Sl^ilnal^me an (£onfum-
aadneo unb ^[tobuctiDgenoffenfd^aften unmdglid^
ijL €ie fttftcn ow^ auf einer oiel )u engen Suf-
Htas bei etuotSimedeS. 3:batfäd^Itd^ l^aben fid^
fOe nohernen Staaten burd^ oie inbioibualiftifd^e
i)Bork nii^ ab^tten laffen, SRand^ed gur pofi-
occa Sfebcxung beS Slrbeiter- unb 99auemflanbed
^ flfasL (8^ ilber ben liberalen OcconomiSmuS
eünmen aa& 9t-Saa^ XLUI [1892], 113 u.
233 % ; ealJ^tein, 3Roratt»l^of. I, 2. Slufl., grei-
»xa 1893, 448: 9. äBagner, ®runb(egung ber
^otiLOecoitomieX 8. SnjI., £ei{))ig 1892, 5 ff. ;
fxAux, Sit Arbeiterfrage, 2. ^ufl., ^Berlin
LÖ97, 185 ff.)
2L Sf^cxnbiT Dom liberalen 3nbioibuaIiSmu8
pstoof c^i^ben unb bod^ il^m nal^ oermanbt ift
laMnavtlbiSinuS, ben man mU Sted^t ben bid
^ 6nbe gdM^ten SiberoIiSmuS genannt ^at.
8clbßwxftäiibUd|^ ift (ier nid^ ätebe oon ben
%Matdp$iUi, xofUdft bie 92euge{!altung ber ©efeS-
fteft nur mit Sd^redtmitteln, 99omben unb Sltten-
tcten }tt Stonbe bringen tootten, fonbem oon ben-
fengen Vn^gem beS tlnard^iSmuS, mel^e ben-
r^btn Ott eine eigene fociale X^orie oert^eibigen.
BnwcISm bie greift unb (Bleid^^eit aSer SRen^
i^ im Donfoinmenflen Sinne boburd^ üenoirl«
lüften, bo| id)e iHaflen^errfd^aft unb bie eigent*
l4e Surgel berfelben, bad ^rioateigentl^m an
^^a^ucKondmüieln, befeitigt merben unb aud^ iebe
Süsknmg mü (Sendet, $o(i}ei unb Sntlitär oer-
KTvinben foQ. Stetlidl^ moDen aud^ bie Snord^iften
rme |Kw(e Ocbming , aber biefe toerbe ftd^ nad^
i)cnr 9nfn4t iH)n f elbfl noA ber Sefeitigung ber
IIloffeni(enf4oft (erfieOen burd^ freie gkiDatoer»
aägr unb bod oOgemeine SoIiboritätSgefäl^I SOer.
3d^ iKi^ dfcrfäd^itig baruber nKK^en, bag
fbtm fdttt mIU Sfrei^t ge»a^ bleibe, grei
Hztef fU^ Ue 3)tenf d^en }u ^robuctiondgruppen
Hmnißm, um gemcinfddoftßd^ bie ^robudionS«
ntttf |u nennerti^ ^ ber erfte 3:]^eoretifer
bed Snord^tSmuS barf ^. 3. ^roubl^on angefe^en
toerben, aber erft Safunin formulirte ein anard^»
ftifd^ed Programm gur Orgonifation ber Arbeiter.
Son ben l^eutigen Snard^iften feien nod^ erioö^nt :
Surft Ära|)otRn, gliffc SRecIuS unb 3. äRoft. —
S)er 3{nar(^idmu8 berul^t auf einer unglaubßd^
o))timiftif d^en ä^erfennung ber menfd^Iid^en Statur.
SBenn fd^on baS liberale $rinct)) beS allgemeinen
©etodl^renlaffenS auf bem ^oben beS 9ted^tSfd^u|eg
fid^ burd^ bie Srfal^rung aI9 DöHig unjuretdbenb
ermiefen f^at , f o mu|te bad nod^ Diel mebr beim
anar(|iftifd^en ^rincip ber gaS fein, meld^eS oud^
biefen 9ied^tSfd^u| befeitigen milL (SBgl. ®. Slbler,
^. ^nard^idmuS im ^^anbmörterb. ber StaatS-
toiffenfd^oftcn" I, 3ena 1890, 252 ff.; Stammler,
X^eorie beS 9nard^iSmud, SBerIinl894; ^I-
ner 387 ff.)
8. SDen f d^r off en ® egenfa| gum SnbioibualiSmuS '
btibet — toenigflend auf mirtMd^oftlid^m @e»
biete — berSocialidmuS. S)ie Socialiften,
befonberS bie Sn^önger oon ff. SOtars (Social*
bemofraten), bie bier b<^u))tfäd^Iid^ )u berüdfid^
tigen finb, erbßden bie OueÜe aOer f ocialen Uebel
ber (Segenmort im $rioateigentl^um ber $ro-
buctiondmitteL Sad ^rioateigentl^um, fagen fte,
l^otte feine Sered^tigung, fo lange ber ^robucent
(ber Slrbeiter) felbft Sigenipmer ber ^robuctionS-
mittel n^or. Seitbem ftd^ aber infolge ber itäym^
id^en -Sfortfd^ritte bie Xrennung Der Arbeit oon
len ^robuctionSmitteln ooD^ogen l^at, fmb biefe
im $rtt)atbeft]fe gum i,ffa))ital" getoorben, votU
d^eS fid^ fortmöbrenb nad^ immanenten ®efej^
auf ffoften ber Arbeit oermel^rt unb eine immer
größere 3^^^ ^on ^rioateigentbümem „e{|)ro«
t^riirt" , bid f d^Iieglid^ nur noq wenige ff a))itaUften
übrig bleiben, bie nun il^rerfeitS Don ber 6^e-
'fammtl^ett e|))ro))nirt merben. S)ie $robuction8-
güter geben bann in ben audf d^Iie^ßd^en IBeft} ber
@efammt]^it über ; an Stelle ber b^tigen $ro-
buctionSanard^ie tritt bie ]planmä|ige Orbnung
ber $robu€tion burd^ unb für bie (Sefeüfd^aft;
bie Ißrobucte merben nad^ irgenb einem 9){a^ftabe
(ber geleifteten Arbeit ober bem Sebürfniffe) an
bie einzelnen ©lieber oertbeUt. S)ann toerben „bie
S))ring(|uenen bed SebenS reid^Iid^ fliegen'
(9Rars), unb ed beginnt „bie 9era bed allgemeinen
©lüdS" (83ebeO. — Slttein ftatt beö aEgemeinen
®IüdS mürbe ber SodaliSmuS bie allgemeine
ffned^d^ft bringen. Seber mürbe aß ©lieb mit
eifemen fflammern an bie nationale $robuction
gefd^miebet unb mü^te fid^ oon ibr bie Sutoeifung
beS täglid^en 3(rbeit8t)enfumS unb fetbft beS Sluf-
entl^altSorteS gefallen loffen. S)enn ba| ftd^ bie
ganje nationole Ißrobuction ein^itlid^ unb ^lan-
ma^ig organifircn taff e ol^ne obrigf eitli^c StoangS-
gemalt, mie Sebel unb 9lnbere bebau))ten, ift nur
bie anard^iftifd^e Utopie in anberer ^orm. 3n
einer focialifiifd^en Orgonifation toürbe ed aud^
am antrieb gu fleißiger «rbeit, gu fparfamem
®ebraud^ ber ^obuctionSmittel fel^len, unb bie
oon ber (Sefammtl^eit oorjunel^menbe SBert^ettung
489
@0C
UW
^fraße.
440
bct »robude toäre eine BeilftnblBe OudU ^
Unjufriebenieit imb aRi^flunjl ©leSe^ouptunft
ber ©orioUften, bie l^euttge (Sefeaft^aft xoaifyt
Don felbft in ben SodoIidmuS j^inein, xovl traft
innerer 9lot]^ioenbigteit bie j^eutigen $robttdion9«
Derl^öltniffe }u einer oSniäligen Suffaugung oller
deinen unb mittleren ^Betriebe burd^ bie Groß-
betriebe fä^re itnb mithin ber Stittelftonb tier-
fd^minben müffe^ ijt in i^er Sllgemeinl^eit un-
tid^tig. gfür einige 3nbuftne}toeige mag man eine
iold^e Xenben^ jugeben, aber man l^at fein Siedet,
At 99e]^ut)tung ju oeraUgemeinem. S)a8 ^anb«
toerf ift nod^ feineSmegd oerloren, mie unten ge-
geigt tt)erben JoH SSon ber fionbmirtbfd^aft ge-
flanb felbft ®. D. SSoSmar, ber pl^rer ber
baprifd^en @odaIbemofraten, auf bemfodalbemo-
fratifd^en Parteitag in gfranffurt (1894) : „S)em-
nad^ ermeist ftd^ ber (Großbetrieb in ber l^eutigen
Sanbtoirtl^fd^aft — too ni^t aitSnal^mSmeife Ser-
^ältniffe Dorl^anben finb — im SBettbemerb feined-
tt)eg8 als fo allgemein überlegen, unb baS tro|
aller il^m fo rd(|(id^ gugefd^onjten SSortl^eile auf
ffoften ber Mgemeinl^eit. 3ft bieß felbft beim
ffömerbau ber gfaQ, fo ganj inSbefonbere bei ber
Siebjud^t, tt)eld^e bei Unrentabilität beS (Setreibe-
baued unb beim Sor^nbenfein eines SBelt-
marfteS naturgemöß in ber %u8bebmmg begnffen
ift. . . . 3m Mgemdnen gilt, baß bei ber inten-
jtoen Siefgud^t, tt)eld^e eine »a^re !Bie]^|)f[ege ift.
Die gerben nid^t über dne getoiffe @tüd(gabl l^in-
audgel^en bürfen; 60 bis 70 ©tfid bflrfte baS
|)ö^fte fein. @o enoeist fid^ bie Sie^gud^t als
für ben SRittel- unb Ifleinbetrieb befonberS ge-
dgnet S)aSfeIbe gilt im allgemeinen für ben
Sau t)on Obft, Sieben, ®emüfe unb fonftigen
^nbelSgemöd^fen." Se^nlid^ urt^dlen bie bebeu-
tenbften !RattonaI5conomen, 9. ©d^äffle, ^. SBag-
ner, ©ering, SBud^enberger, ©d^moüer, |)erfner
unb Rubere. 3n Segug auf bie lanbmirtbf^aft-
lid^en Setnebe laffen aud^ bie (Srgebniffe ber fta-
tiftifd^en (Srl^ebung feine tenbeng gur SSermel^rung
ber ©roßbetncbe auf Äoften ber fleineren unb mitt-
leren ^Betriebe erfennen. 3n Preußen ift ber $ro-
centfaj ber ©roßbetriebe unb i^rer ©efammtttnrt^-
fd^ftSflöd^ oon 1882 bis 1895 surfldCgegangen,
toie aus ben SBerufSftatiltif en ber betreff enben 3abre
erfid^tlid^ ift. 93e)eid^nd man bie fBdnebe mit
einer ^ä^t bis 2 ha als ^arceüenbetriebe, bie
Don 2—5 ha alS fidne, bie oon 5—20 ha alS
mittlere, bie Don 20—100 ha als größere Sauem-
güter, fo loar
im 3. 1895 im 9. 1882
bie 3q1^ ber Oarcenen(eiiieBe . . 8 285169 8061881
. • M neincn Sauen^fttet .
« • • mittleren Saucmgflter
* * * p^ft'*^ OcutemgiUer
• • • wro^bctricbe ....
SBö^renb alfo bie Sal^I ber ©roßbetriebe unb
ber größeren Bauerngüter faft unDeränbert ge-
blieben, fyit bie ber mittleren ^Bauerngüter um
72 100, bie ber fidnen um 34 882, bie ber $at-
cellen um 173 888 angenommen. — 3)en «ntl^dl
1016289
998701
281784
25057
981407
926 605
281510
24991
Qn ber lanbttirtl^fd^aftlid^ benufften ©efammtfld^e^
ben bie oerfd^iebenen SetriebSgruppen einnobmen^
gibt bie f olgenbe ZabeOe an :
8aitblDiri(f«afUi4
besnltc (SfUl4e
id. 1895
ha
SarceOen ....
Icleine Sauemgfttev .
aHittlere Sattemsftter
•rbfterc IBauemg&tex
9ro|betriebe . . .
1807870
8285720
9720985
9868867
7829007
i3.188B
Cf cvtflclcii
anoHoBlOOliA
isnbtDirtV*
fcbaftliib bc«
ttuttr fpääft
aufbie em|eU
nett 0etrieD8«
gnippenim 3»
1895
1825988
8190208
0158898
9906170
7786268
5^
1041
29,90
80^
24.08
1882
hm
5.73
10,01
88,74
31.09
24.43
Snf ammcn : 82 511 899 , 81 sM MS i IM 7^^
SS ift mitl^in ber Snt^eil ber Steinen unb mitt*
leren ^Bauerngüter an ber gefammten lanbairt^*-
fd^aftlid^en gflöd^e gemad^fen (unb ixoox oon 10,01
auf 10,11, fomie Don 28,74 auf 29,90 $rocent),
toie benn [a aud^ bie Snjabl ber ^Betriebe in biefen
(Sruppen zugenommen fyit, tDogegen ber 9nt^ei(
ber großen ^Bauerngüter unb (Sroßbetriebe, bertn
3a]^I onnöl^emb unoerdnbert geblieben, fi($ um
dmaS Derminberi l^at. — 3u ben aRittelßänben^ bie
für immer befielen bleiben, muffen enbltd^ au(!^ bie
ga^Irdd^n Vertreter ber liberalen Berufe, Setter,
^erjte, äuriften, IBeamte u. bgl. gerechnet werben.
Sin oUgemeineS Serf d^minben ber 9Rittetftönbe ift
fomit nid^t gu beforgen, felbft menn man baS ob*
folute ®efd^e^en(a{fen als ben ®ipfel ber SßeiS«
^dt anfel^n toollte (Dgl. jfteinfööd^iter, %a9 Sin-
fommen unb fdne Sertl^eUung, Seijpgig 1896).
®egen bie Uebermad^t beS ffa))itaIS beginnt aber
fd^on dne mäd^tige Steadion bet unteren Stonbe,
bie obne Stodfd }ur @tdrfung bet SRittelftfinbe
Diel beitragen mirb. OBgl. de LaTeleye, Lo
Boeialisme oontemporain , BruxeU. 1881 ;
@d^aff(e, «uSftd^tStoftgfeit beS eocialiSmuS,
4. «ufl., lübingen 1898 :«. SBogner I, 751 ff.;
iQ. !ßefd^, SiberaUSmuS, SocialiSmuS unb $nft*
lid^e ©efeDfd^aftSorbnung I, greiburg 1893, 1 ff.;
Satbrein, S)er SocialiSmuS, 6. 9ufl., gteiburg
1894.)
4. Son ben ehernen Sodaliften finb }u unter«
fd^dben bie Stgrar- ober SBobenfocialiften^
meldte baS ^riüateigentbum an ®runb unb Soben
für oDe l^eutigen Uebel DerantmoriIi(^ mad^en unb
beßl^alb ®runb unb SBoben als ®emdngut ort*
gefeben unb be^anbelt miffen moDen. lieber bie
äri unb 9Bdfe, mie bieß gu gefd^e^en babe, geben
bie Slnfid^ten aus einanber. S)ie mdften 9gror«
fodaliften tt)oUen bie @runbrente, bie ^te ben
®runbdgent]^ümem gufiteßt, burd^ eine birecte
®runbfteuer in bie @taatSfaffe flberfül^rtn ; ben
®runbdgent]^ümem bliebe nur berienige Sll^eil
ibreS l^utigen SinfommenS, ber ouf Srbeit unb
ftapital gurüd gufübrm ift. Surcb biefe SlaßregcX
mürben, t>erfi(b^ man, oOe übrigen Steuern^ bie
beute auf ber Arbeit unb bem ffopital laflen,
überflüffig; bie eingige @runbjteuer (single tax)
mürbe bem Stoate überreid^e oRittel gu ben tief-
411
Sociale gfrage.
442
faQtabpBi foctdim tBerbenerungen Itefem. 3n
SzdamftOa toor 1U§ üot ftutaem ^. ®eorge
1^ im Cctoicr 1897) bei gfuJ^rer biefer Se-
«eSBit» in £^4Ianb ftt^t SR. gflurfci^eim,
^ dcjnbcr beS «Settlnfi f& Sobenbej^«
:i$:cm*« ot bet 6pi|e bctfelben, in Oefterteid^
ca|ii. &|^cnr orgamftrte eine @|))ebition an
)a fitnio in Sfrifa, um bort eine nad| ben
Aciz6la|m bei 9grarfociQlidmu8 eingerichtete
iz^stit fä giunbcn mtb bur^ bie %f^t bie SRea^
bcr agrorfocialiftifd^ SBeftrebungen
SBcnn bie XogeSbUtter rid^tig be-
xft bcr Serfii^ Hfifi^i^ gefd^eitert, »aS
t^ nrii €i4(i^ oorauBfel^en Iie|. S)er Soben«
^-osüSnmS tft mir eine ^161^. Seine ))raftif d^e
Soirizf&i^img vfirbe mit 9Iotl^tt)enbigIett fd^Iie|-
14 paa (ctianrn Socialidmud f übten. 9ud^
aänra ii4 foß oOe ®rünbe, mit benen er bad
^nDsegpcanbeigcntj^um bef äm))ft, gegen iebed |ßri"
s:iR9est^iim, 2)te Srbö^ung bet ©runbfieuer
9irte cnbUd^ in ben meifien Sönbem bie Sanb-
sr^fd^ imfdUbar ju ®runbe richten. (Sgl.
^aäfoAitgia, mgrmnoefen unb tSgrotpoIitit I,
«ö^ 1892, 240 ff.; ^ecfnet 854 f.; Sat^rein,
x^ SßiiDatgnmbeigentbum ttnb feine @egner,
I. ^iaffing, SZoiitxred^t unb ^oaQl)9oIitit , in
g:zim 6i$rifien jur Sntgefd^id^te unb ^olitU,
trnteBB 1897, 248 ff.)
h. Bdtft foinmen in Setrad^t bie fog. Staats-
&ibCat(eberfoctaIif}en. fie^tere 9e}eid^
ttxfptSngTtc^ nur ein S))ottname, mo-
ikt Sn^fingec beS liberale^ änbbibuoIidmuS
^«iangm Sociolpolittfer (meiftenS ißrofefforen)
tqei^ndm, loelc^e grunbfd|Iid^ bad aKgemeine
(zkBd^trnlaffai ouf toirtbfd^Iid^em (Sebiete Der«
oibdltm imb axbS^ ouf bief em ®ebiete bie flttlid^en
Mote lur^crtfd^ bringen unb burd^ ftaotlid^e
!Copui(inen ben toirtl^fd^ftUd^ 6d^n)öd^eren )u
iSH fontmen ooBten. i>tt 92ame „Sotl^eber-
rdafifkn" ift ^rute toenig me^r im ®ebraud^ ;
cm nmat bie Vn^ger ber betr. Slid^tung iefet
rii$ ^6toat§fodaItften''. S)iefer Stame umfa|t
ckz SRtencr tu>n kift t)er[4iebenen Stid^tungen.
Im mt^ttn nfi^em ra ben Sodaliften % Sd^ffle
uib ft. Sagna« hoq unterfd^eiben fie ftd^ Don
tenfdbm ivcfcitlKi^. 2)enn fie Derlanpen nid^t
groLb^i^a^ Me 9Cbfd^ffung bed $rtt)ateigen-
t;iii§ on fStobuctionSmitteln, tooOen ))ielmebr
du emj^cibimg baxüber, mie rotü ®emeinbeft|
od BemciuiPtritft^ft ^Io| greifen foQ, bem Der-
sanüi^n Stmeffen ber ieoeiligen Staotdlenler
ikxldffoi. & b^fit biefe ainfid^t mit ibrer Suf-
iifiiiig bei ^MootetgentbumS }ufommen. SEBie fie
i^a^nitrt fein 92atune(j(|t anenennen unb oue
jitSfit oom Staate b^Ieiten, fo fel^ fte aud^ bad
tcwteiflienifttnn oXA eine Sib^pjung ber Staats-
fnniltan. S>er ffo)ritalbcft|er b<it ben Sbarafter
Ǥ dffniffic!(^ SertDotterS, ber feinen SBeftj^ im
S^oge ober toenigiftenS mit Srmdd^tigung ber
«domsH^ bci9tctM<^tet mib gerabe fflr biefe
^unction ben JtotyttaljtnS beanft)rud^en barf. !Bon
biefem Stanbpunfte auS ift felbftrebenb eine nad^-
brüdlid^e ^lämpfung beS SocialiSmuS unmög-
lid^. 2BaS ber Staat gefd^affen bat, fann er aud^
toieber abfd^affen. UebrigenS ift bie Snnabme,
bad ^riDateigentbum berube auf einer 93erleibung
Don Seiten beS Staates, unbaltbar. Obne $rit)at-
eigentbum mürbe eS aOgemein an bem erforber-
n^en Xriebe jur Arbeit unb }um Sparen feblen.
S)aS änbiüibuum unb bie f^amtlie mit i^ren
notbmenbigen Siedeten flnb ölter als ber Staat,
unb }u biefen SRed^ten gebort aud^ baS S^ed^t beS
SigentbumSermerbS. — S)ie gemö|igteren Staats-
focialiften, mie ®. Sd^moEer, S. Srentano,
®. Sd^önberg, ^. b. Sd^eel, $. ^erfner u. %,
moSen bie ricbtige 9)litte balten jmifd^n ben Ss»
tremen beS SnbiDibualiSmuS unb beS SocialiSmuS.
Sber Vergebens fud^t man bei ibnen einen ftd^em
9RaMtab für biefe aRitte; fd^Iie^id^ fommt MeS
auf fubiectiDe Steigung an. %id) tritt bei ibnen
ber religiöfe ®eftd^tspunlt Diel )u febr in ben
^intergrunb; fte b<tben ftd^ aOe bebeutenbe iBer-
bienfte um bie fodale grage ermorben, aber für
bie religidfe Seite feblt ibnen baS redete 93er-
ftänbni^. 3nbeB ift eS ein 3rrtbum, ^vl meinen,
bie fd^meren Sd^äben, an benen bie beutige ®e-
feUfd^ft franit, feien gu b^Uen obne religiöfe
Siebergeburt, bie nur Don ber If ird^e ausgeben
fann. (93gl. ^. D. Sd^eel, Unfere focialpotitifd^en
Parteien, &ei)))ig 1878, 100 ff.; Sd^moQer, 3ur
Social- u. ®en)erbe))oIitif, Seipaig 1890; Se^iS,
„JfatbeberfocialiSmuS'', im «.^anbmörterbud^ ber
StaatSmiffcnfd^ften" IV [1892], 667 f.)
6. 3)ie ßDangelifd^-Socialen ober
Sbtiftlid^-Socialen 2)eutfd^IanbS unter ber
gffibrung StöderS (nid^t }u Denoed^feln mit ben
Sb^ftli^Sorialen Oefteneid^, Don benen fpöter
bie 9tebe fein mirb) unterfddetben ftd^ Don ben
StaatSfocialiften bauptföd^Iid^ burd^ ibre ftärfere
Setonung beS ^Soangelifd^en" ober „(Sbrift-
Iid^en\ 3m 3. 1878 grünbete Stöder, bamatt
6ofprebiger in SBerlin, bie „Sbnftlid^-fociale Ar-
beiterpartei'', bie ftd^, mie eS im Programm ber-
felben b^^t, auf ben IBoben beS d^riftlid^en ®Iau-
benS unb ber Siebe ju Jt5nig unb Saterlanb fteHt,
bie Socialbemofratie als unpraftifd^ unb und^rift-
Ixi) Dern^irft unb burd| eine frieblid^e Organifa-
tion ber 9lrbeiter bie Verringerung ber ftluft gmi-
f d^en Arm unb Steid^ unb bie ^erbeifübrung einer
großem öconomifd^en Sid^erbeit erftrebt. Sinen
mö^tigen Auffd^mung erbielt bie d^riftlid^-fodale
Semegung burd^ bie laiferlid^en Srlaffe im gfrüb-
jabre 1890, toeld^e eine emftlid^e Socialreform in
AuSftd^t fteOten. Um bie Semegung in »eitere
jhreife }u tragen, lourbe auf Anregung StödferS
frit 1891 iäbrli(b ein «eDangeUfd^»foriaIer 6on-
greg'' abgebalten. Auf bemfelben traten aber fo
gro^e äJleinungSDerfd^iebenbeiten b^Dor, ba| er
bis b^ute menig prahifd^e Srfolge ergielt fyA,
Sd^on in Sejug auf bie Setbeiligung ber ftird^e
an ber Söfung ber fodalen fjftage geben bie SRei-
443
Sociale gfrage.
4M
nunoen tDcit auSeinonber. fHaä) ben Sinen foS
bie Icird^e \\ä) %Io| auf bie eigentlid^e @eeIforge
befd^röt^en, nad^ ben anbeten bagegen foQ ^e
unter baS IBoIf gel^ imb energifd^ an ber Social*
reform mitarbeiten ; nad^ ben Sinen foQ ba9 po*
fUtoe ei^ftentl^um, indbefonbere ber @Iaube an
bie (Sottl^ e^rifti, bie @runblage unb ber 9(ud-
gangSpunft ber Socialpolitü fein ; nad^ ^nberen
ift biefer Stanbpunft oiel ju eng unb ftimmt vxä)t
mel^r ju ber freiem Sluffaffung bed S^riftentl^umd,
bie in toeiten eoangelifd^en jheif en löngft berrf d^enb
getoorben ift. — Son ben ^ßDangeUfd^-Socialen"
laben fid^ in neuerer 3cit bie 9^ationaI"@o-
cialen unter ^aftor 9{aumann, $. ©öl^re u.^.
obge^toeigt. SSad biefe ^rtei Don ben „St)an*
gelif^-Socialen" trennt, ift ein S>reifad^e8, tt)ie
«ß. ®ö^re felbft (Sociale $raji8 1896, 9flr. 10)
erflört: «,ber S>rang auf fraftooKere ))oIitifd^e
Set^ötigung il^rer %[nfd^auungen, eine unbebingte
ftarfe ^Reigung für ben SmancipationSlampf bed
,t)ierten' Stanbed unb ein ftarfer ©cgenfa^ gegen
ben Sonfert)atioiSmuS be§ fi^&ifd^^ OftenS''.
SDaS in Srfurt (1896) Vereinbarte Programm bed
„9lationaI-fociaIen SSereinS" forbert auf beutfd^-
nationalem Soben „eine $oIiti! ber ÜJlad^t nad^
tlufecn unb ber Seform nac^ Snnen''. 3)ie „9ia-
tional-Socialen* ttoKcn „eine SSergröfeerung beS
Äntl^cilS, ben bie Arbeit in il^ren üerfd^iebenen
^rten unb formen in Stobt unb Sanb unter
Snönnem unb f^rauen an bem ©efammtertrag
ber beutfd^en SolfSttirtl^fd^aft l^at, unb emarten
biefelbe nid^t Don ben Utopien unb S)ogmen eine3
reoolutionären mar^ftifd^en Sommuni^muS, fon-
htxn üon fortgefefetcr politifd^er, getoerffd^aftlid^er
unb genoffenf(^aftIi(^er Arbeit auf ©runb ber
Dorl^benen S$erl(|öltniffe, beren gefd^id^tlid^ Um«
geftaltung wir ju ®unften ber Slrbeit beeinfluffen
»oUen". S)iefer lejte Sa^ ift fel^r unbcftimmt
unb foD mo^I bebeuten : mir tooücn bie 3islc bed
SocialiSmuS auf frieblid^em SEBege unb im natio-
nalen Slal^men erreid^en. $. ®ö^re, neben 5Rau-
mann ber ^auptfü^rer ber „Dlationol-Socialen",
l^t ben So^ auSgefprod^en: „68 muß ber ®runb»
fa( burd^ uns ^ur ^l^atjad^e toerben, ba| aud^ ein
Socialbemofrat gl^rift unb ein gl^rift Social-
bemofrat fein fann" (S)rei TOonate gabrifarbeiter,
geipjig 1891, 216). S)iefer «uSfprut^ fejt eine
arge SSerfennung bc8 innerften SBefenS beS ©ocia-
liSmuS oorauS. Die «bfid^t ber „^ational-
Socialen'', ben Socialiften baS S33affer abzu-
graben, ift gcioi^ löblid) ; aber fie tooBen SBaffer
unb geuer mit einanber auSföl^nen. 93orau§-
ftd^tlid^ wirb ber SocialiSmuS baS 9laumann'fd^e
(Jl^riftcntbum aufjebren; bcnn Ic^tereö ift äufecrft
loäfferig unb öerfd^mommen. ®crabe bcpl^alb l^at
man im Programm ben d^riftlidjcn ttbaraftcr
bc§ SSereinS blofe in allgemeinen ^iluöbrütfcn er-
\mi)n\, um bamit aUen 9{id)tungen, aud) ben
ÄatJ)oUfcn, ja felbft ben 3ubcn, ben Zutritt
ju ermö9lid)en. (SPgl. ^. D. Sd)ccl 90 ff.;
O. ajoumgarten, „Sociale Keformbcftrcbungcn"
[Soangelifd^-fociole] , im «^Mntbmiyrtecbii^ ba
StaatSttiffeufd^ften- V [1893], 762 ff.; ^
ner 382 ff.)
7. mSol^red^ ber fot]^olifd^eii6oi
cialpolitif , wenigfienS für 3)eutf4Iaiib, gS
gfrei^. aSill^. Immanuel D. ftetteler, IBifc^ M
SDtain), ber bun^ t)erfd^iebene@d^nften unbS»
tröge, bef onberd aber burd^ fein Sm^ „^ l^
beiteltrage unb bad S^ftent^'', aRaini 186i
für löngere 3(it bie ®runbtinitn beS tati^ofi|4'
focialen $rogrammd gejeid^ 1^. 9Rüuiib«iB
i^m betl^igten ftd^ fd^on um bie 9Ritie hl
3al^r]^unbert8 an ber SocialpoUtif im fotl^Iif^
Sinne 3. 3. 9to|bad^, 2)omcatntuIar Sfamfim
Sbm. 3drg u. «. 9lu^ bie iöl^id^ Attfi^oN»
oerfammlungen befaßten fid^ feit ben fnn^
2^](iren eingel^b mit focialen gfrogen unb goki
mand^e Anregungen, befonberS in bei ftiSä»
unb t)anbtt)er!erfrage. ©ang befonbetS äbenn|i
bie SentrumSfraction im Xetd^ag unb ja. in
Sanbtagen S)eutfc^Ianb8 bie gfiU^rung ber Mf^
lifen in ber focialen gfrage. 3n Oeftectei^ }ß
fid^ bef onberd gfrei^. k). SSogelfong (gejL im if
Dember 1890) um bie lot^olifd^e SocioIjiaGi
Derbient gemad^; in neuerer 3^ ^ben boitik
„ei^riftlü^- Socialen", loeld^e in ben nrijki
ißunften mit ben fatj^olifd^ SocidIpoStitai
2)eutfd^Ianbd übereinftimmen , ein ngeS 8ta
entfaltet unb nambafte ßrfolge erlieft. Son ka
lebenben fatl^oUfd^ Socic^olitifem ScbQI^
(anbS unb Oefterreid^, bie fd^riftftdDkrif4 |oi
oorgetreten finb, feien nod^ genannt ii. Tttß,
®. 0. C)ertling, 3fr. £)i|e, e. 3öger, ®. Sx^Ik
3. SBeinanb, 2B. ^o^off, 9L SnUI, iQ. Wir
%. Sel^mhOiI, %. m. SBei^, SB. ftdmpfe, (8.flA
Sieberladt, Sd^id^, 3. eofta-9b)f{dtL — fh
einbeitlid^ered, gielbemuf tereS SSorg^ ^en ber Uli*
(ifd^ Socialpolitüer in ben Derfd^id)enen SSatai
mürbe 1891 burd^ baS l^rrlid^ Stonb^^ntta
Seo^S Xm. De oonditione opificmn qngrtntit
baS mobi für lange 3eit bad (Srunbgef^bcr 1^
tbolifd^en Socialpoliti! bilben mirb. 3nSciiiH>
lanb unb Oefterreid^ menigftenS ifi man feit kB
ßrf d^einen be§f elben in ben grunblegcnben fjtofä
einig, nur nod^ in ^fnmfreid^ unb Selgicn n|t
ooQftänbig. Me JtatboIUen neigen giDor «4
bort bie genannte Snc^clifo jur ®runblage, ris
nid^t menige (bie fogen. S(|ule Don Sngol ia
®egenfa^ 5ur Sd^ule Don Süttid^ ; bgL & 9#
1, 480 ; Antoine [f. u.] 224 ss.) möd^ bk Onl-
famfeit be3 Staate^ auf ben blo^ Sted^fiftilh'
fd^rönfen unb meinen, bielKrd^eo&ein fei |iir|i"
fitioen Söfung ber focialen Sfrage berufen. SMI
Dcriiert feit ber SSeröffentli^ung bc9 p&|#|ei
Sttmbfd^reibenS bie Sd^e Don Sngetft inrr
mcbr an %oben ; bie franjöftf d^ unb bcfaiHB
Öauptfocialpolitüer ftimmen mit ben beutfd$aiii
äBefentiid^en überein, namentlid^ ®taf kt Vtm,
9)2ar(fuig Sa 3:our-bu-$in, $. be $afical, be6i-
gtir-fiamoignon, S^. %[ntoine u. 9. 3n (Sngak
ift mol^I e^. S)ei)ad ber bebeutcnbflc Mfiffßß
4a
6«c:£!e ^r<§c
tixir t«t|cli«^cs S»cicl9tli:it
— JL Crma¥|i§c eiset Ict^cli*
MeBeoci«U«litiL LS«
B«lii| fi lül tVfiffcni Im
2)v CmkiaDig pff
BiBiihiuie bet
_ §t|Cil^M|, vidi bo$ BÜ^OI
|B MBeORl 9B** ^^0MDfll Oie JClIsDe ttS OCt ^DtOn
Witt tir 8«itir fäfr ><w fhrtt QrtWTltr Iwflnttni
^■01 MS Ctott |iigdMe|am
2BDCB 9CBBBB ■wO «SiUQBB» 3NIRI HDDI m*iH
Wm CBODOCt hhO SB OCB CQBQhCB •jhOv*
iBcntflnDer SduDbc ooct ocfli ^ufini
SOCf OCC vSObQK 09OiQQCB UCDBOHUDk ttDedflirCB
fsri^ i9 HM HKni^cieQi bcn Scnofw bcro^ulioil^
ti bie CctdUi^afl yleigik iiiibWe6ncu(inig frincr
miifclm n ^oD^e gepdtt. Seint SBciS^eii ndt^igt
fä tat IbnKi^Me, ba( c8 ein oI^|(ilüxS, iMni ®ott
IPmBM Scü^Sttni^ SiU, in toeb^en biefe Sit"
iRii§miu|iiiyui fönen, «nefcs wcv^utniii nutuiit
he U^oitfil^ 6ociiiIpo[ttif fax tSntnblage unb
pB fMfliintftpmfte ; boSfdbe olfeiKg ^ er*
*B<I^ «äi teraif nik( ben 9b{i(l^ beS @(^p«
liEi iKiteijubauen, fi^ fie aI8 bie ^Qn|»taitfgQbe
i^bnx X^älvQfect an. 6te iß fibergeugt, ba| nur
«Bf bicfer aaalblagt boS SBol^I ber (SefeDfd^
gd)(t^ tonn. Bsflleid^ l^t fie ober bod letfte
nb ^a«^ 3tel bcS SRenfd^ mibenudt not
Ittgcn. Wb gef dlfii^afüii!^ fBeranpalhmgm {Inb
na bcS SAmf 4m iDüIen ba, fte f ollen il^m gu feirä^
k^SiOt ielfiim f«n, rnib bicfeSStel ifi, ba^
er tJewebm ®ott biene unb boburd^ gut eioigen
etfigint im Senfei^ gelange. S)ie Srbe ifi fein
Me&cnber Sufen^tt^ fonbmi ein Ort ber ^•
haq unb ^tlgetfc^aft, »o ed immer Seiben unb
S^QJneii geben itiü> iin^ ^crj nie boDfbmmeneS
Sfiiit ^nbot vctb. S)ttr^ biefe Suffaffung mirb
fr m>n mmi^cicin i>or ollen t^örid^ten unb über-
^oimtm gMn:bcnmgen betDQH ^^ ^^ nun ein-
aaf CdMft ni^t erreid^ lajfen.
^oaglcL £irfcpttE2^lcrltaä«ti%MitS0tt
ber gonlü «■Wim ,i n^ k:s dr fEMbct
WcibaL «TO fnbcni fk b«e «itctaoi bcft
^S^iMlesQacbBsi ai bcs ^^Cüi<wtm^nciiiB^
id^tachoaXädb ItsBiltit (Act bieiel ^TMletgeiK
itam ftm aAbl»s^«4ieS |n fein; »klBe^ bani
Mtai bcH ^ß»Qln$c«tbuM CisielMt «ndb bti
SeaKOKignabni beft SlMtcl, ber SewUtbem
uftD fliBDeicr ^c^pftTtiiTftBm beuc^eiL ^^le forwers
b<db bie fVflicbiuigQi fiMDO^ bet Sociolißfft cd§
fsiwwfi'tiMiinwn , ooi wimnOiQriUCQe «IMI
gn^ ber fBällur bei Stoolel yrec^ogebciu SM
3nbn>ibiPm mb bie ^cnnttie finb üUer oll bec
@ImL K^I üb i^ Sterte mb gtei^cita gK
olfen^ fonbciR m für biefäbes 64tt| mb fHte»
benng fß finben» nereintgai fid^ bie SRenfd^es
nbcrol |B QknKiiiiMftu ; bc^^olb beginnt bie
€|i^dit beS floatüd^ SingreifenS erß boc^ tto
M bie yrinott^gWt paa Sefarnrnttto^ e dl
rnipilongru^ emejgt £iefer®rmb{d|bilbetei»e
filtere @d(n|iDe^ gegen bie pootücl^ UUtgtererei,
bie ben (Siöelneii nur {bbiel 9ie<i^ unb Sfreibeit
Ifi^, oä i^ gut f^eint OnbUd^ treten bie P^
teilen ein f& bie Sr^oltung beft ttnterj^iebeft
ber Stäube, {o fe^ |tt onc^ ben f^rojfen degen»
\a^ beBogen, in ben bie oecfd^idSenen Stfinbe in
einnnber getreten {inb. Sti^t unbebtngte ®(eiQ>
fjifä, fonbern gegenfcitige Sd^htng unb Siebe nod^
ben Snforbentngen beS O^rißentl^umS i{l i{fre
Sofmg. 2>ie focialifüfd^ Sorberung bAIiget
(SHeid^lbered^tigmg fle^ in SBiberfpntd^ mit ber
menfd^lü^ Btotur, ber d^fUiAen Offenbanmg
unb bem mUjitta fEkiffit ber ®e{eOf(^ft SRit
biefer ® lei^l^itdf orbenmg fällt bon f elbfi bie toei«
tere focialiftifd^e gforberung ber obfoluten gleich
l^id^ S)emofrQtit S)ie Sociolifien lönncit
grunbfä^id^ nur bie extreme 2)emolratie M be»
red^tt^ onerfennen. San focialiflifd^e ®emeln-
ttefen iß ia nid^ts olS eine ungel^eure SßrobuctionI»
genoffenfc^aft gteid^bered^tigter (Senoflen, unb bie«
jel&e fonn nur bemofrotifd^ fein. S)te ^tl^olifcn
bagegen finb grunbfätUd^ meber ®egner ber
ÜRonord^ie nod^ @egner ber !Re))u6Itf. Sie {teilen
ßd^ gong auf ben Soben ber \tm\li in einem
Staate )u Siedet beftel^enben SBerfaffung. SBo bie
Tloxmdixt befielt, fmb fie treue 9ln^änger ber
SDlonard^ie; mo l^ingegen bie 9le))ubtit befielt, finb
fte Snl^önger ber Sepubltf.
8. anit berfetben Cntfd^iebenl^eit tpie ben foda-
KfKfd^en gforberungen treten bie fatl^olifd^ So-
447
@0
claU
?^
tage.
448
clalpolttlfcr ben (Srunbföfcen befi liberalen ^f^^\
öibualiSmuS entBegen, ber bie ©taatSj«»^** *^^'
ben bloßen @d^u( ber $rU)atred^te, inSbejonbere
ber SSertrogSfrei^eit befd^ränlen unb aOefi Uebrige
bem freien Spiel ber dconomifd^en ftrdfte ober
bem nnbefd^önften SBettbetDerb überlaffen »iE.
Sie Staatsgewalt l^at nid^t bIo| bad Sted^t }u
f(i^ü^en, fonbem au^ baS ©efammttool^I pojttiD
gu förbenu S)er Staat foD burd^ {eine gefefegebe-
rij^en unb abminiftratiDen SRaffregeln mithelfen,
bie Sd^äben )U befeitigen, an benen bie ®efell-
fd^aft l^eute franft unb totiä^t bie Urfad^e ber koett«
verbreiteten UnjuMebenl^eit jinb. äRit bem Staat
ift aud^ bie IMrdQe berufen, an ber Teilung ber
®efeEf(^aft mitgul^elfen. 92ur baS eintrad^Kge
3u{ammentt)irlen fann eine SBefferung ber 3n-
ftänbe l^erbeifül^en, toie bie| bie beutfd^en SBifd^öfe
in il^rem ^irtenfd^reiben t)on gfnlba (Dom 1. Oc-
tober 1890) treffenb auSbrfiden: ^aJtöge bor
Mem burd^ ®ered(|tigteit unb SBol^ItooIIen biefed
\o notl^menbige 3ufammentoirfen jiDifd^en Staat
unb IKrd^e erftarfen, unb aSeS, n>a8 bie Sinl^eit
ftört, femgebalten »erben. ÜJlöge aud^ bie ein-
fettige Sluffaffung ein für aQemal auSgefd^loffen
bleiben, eS foue bie Jlird^e oQein ol^ne ben Staat,
ober eS foHe ber Staat aQein ol^ne bie ftird^e bie
f ociale gfroge )u Idfen fud^en ; unb nod^ U)eniger
möge bie Snfid^t iemalS Geltung gewinnen, eS
gel^e biefe gfrage n>eber ben Staat nod^ bie IKrd^e
an, fonbem ^ier fei aQed ber ^riDatt^ätigfeit, bem
freien Spiel ber ftr&fte ober gar bem »ffampfe
um'8 S)afein* gu überlaffen.* — So not^toenbig
aber bie SRit^Ufe oon Staat unb ftird^e )ur Söfung
ber f ocialen gfroge ift, fo bleibt bo^ immer baS
erjle Srforbemif , ba| bie Strbeiter unb fleinen
©etoerbsleute fi^ burd^ eigene energifd^e Xf^ä»
tigfeit felbjt }u l^Ifen fud^en. Ol^e biefe Setbft-
b^ätigung merben aud^ bie beften 9)la^regeln bed
Staates ober ber ftird^e loirfungSlod bleiben.
3foürt Dermag ber Strbeiter freilid^ [e^r toenig }u
leiften, aber in ^Bereinigung mit anberen ttirb er
ftarl. 3n biefer Sejie^ung lann Snglanb als
SOtufter bienen, mo bie Arbeiter burd^ ©etterf*
vereine ol^ne ^ilf e beS Staates aEmöIig V^xt Soge
um SBieleS gebejfert l^aben unb eine SRad^t ge-
n)orben fmb, mit ber bie jtapitaliften red^nen
mäff en. S)iefe 9}ereinigungen ftnb aud^ ber @runb,
toorum bie engUfd^e Arbeiterbewegung oon Anfang
<xn einen focial-reformatorifd^en S^aralter on-
nabm unb ftd^ t)on unmöglichen fodaliftifd^en
^imgefpinnften biSl^er feml^ielt. 3n 2)eutfd^Ianb
i^rd^tet man oQerbingS Don getoertfd^aftlid^en Ar-
beiteroereinen ©efal^ren fär ben Staat, tt>eil bie-
felben tbatfäd^Iid^ bielfad^ unter bem Sinfluffe
ber Socialbemofratie fte^en. Aber baran ftnb
bie beutfd^en SRegierungen felbft fd^ulb. ^ötte
man friH^jettig ben Arbeitern SoalitionSfreibeit
gegeben unb bie getoerffd^oftUd^e Setoegung in bie
rid^tigen Salinen }u lenlen unb barin )U f örbem
oefud^t, fo bätte bie Socialbemofratie nid^ ben
€influ| auf fie erlangt, ben fie nun t|atfdd^Iid^
W. ®erabe weil man oSe Arbeiterbereinigungen
tnit 9Jti|trouen be^anbette unb i^nen eine re^t-
mö^ige Sntmidlung unmöglich machte, ^at nion
fte auf Abwege gebrSngt.
B. Sociale Aufgabe bon Staat unb
ßird^e im Singelnen. 9lad^ 2)arlegung ber
leitenben ®runbfö^e fat^olijc^er Socialpolitit
foEen l^ier im Sinjelnen einige ber wic^tigften
ÜRa^ai^men befprod^en werben, burd^ weld^e
Staat unb IHrd^e bie fiöfung ber focialen grage
bewerffteUigen fönnen. 3unä# ift 1. bU 3:^6-
tigleit beS Staates gu betrad^ten. — a. ^er
brennenbfte Z^ ber focialen gfrage ift unftreitig
bie gewerblid^eSol^narbeiterfrage, b.l^. bie
Sfroge, wie ben gerechten iftagen oer in ber ®to|«
tabujtrie (Gabrilen, ^ütten unb IBergwerfen) be-
f d^äftigten Sobnarbeiter abjubelfen ift Sie fidfung
ber Arbeiterfrage fann offenter nid^t barin gefud^
werben, ba^ man auf bie unidugbaren Sortbeile
beS mobemen SRafd^inenbetriebeS bergid^tet unb
bie patriard^alifd^en 3nftänbe längft bergangener
Seiten wiebcr l^erbeijufü^ren fudEft, fonbem borin,
ba^ man bem Arbeiter ouf bem Sobm ber mo«
bemm Snbuftrie ein menfd^enwürbigeS SE)ofein
berfd^afft Aud^ ber le^te Arbeiter mu^ ein an-
ftanbigeS Safein fähren unb ben feiner Arbeit
entfpred^enben Z^eil an bm Smmgenfd^ften ber
beutigm Sultur genießen fönnen* Sagu ift bor
AQem erforberlid^, ba^ man i^m ein orbentlid^eS,
d^riftlid^eS gfamittenlebm ermögtid^t. Um biefm
einm $unft taffm ftd^ f aft aUe gorbemngen grup-
pirm , bie man }u ®unftm ber Arbeiter gellen
mu^. 9{ad^ bm bermaligm Sufiänbm ift ein ge-
orbneteS glüdtlic^eS gfamilienleben in bm Arbeiter-
freifen bielfad^ faum möglic^. Sie unbef(!brftnfte
Soncurreng gwingt bie 3nbuftrie, mögliddfi wobl-
feil gu probuciren. 3Rcax fud^t be^Ib bie wobi"
feilere gfrauen- unb {{inoerarbeit l^erbeigugte||en
unb bie AibeitSgeit möglid^ft gu berl&ngenu So
wanbem !lRann unb fSfrau frül^ beS üRorgmS in
bie gfabrif unb fommm erfi am Abenb mäbe nad^
^aufe, um bort AQeS ungeorbnet burd^inonber
gu finben, wie fte eS am 9Rorgm berlaffen l^ben.
Sie SBol^nung ift unreinlich unb im SSBinter tdt,
baS effm wirb f (^neE unb f d^Ied^t bereitet, fo ba|
es bem Arbeiter gu ^oufe nie red^t wo^I unb be*
baglid^ wirb uno er lieber in einem Sd^onflocale
feine drl^olung fud(|t. Solche 3uftdnbe gu beffem,
ift erfte Aufgabe ber Sorialreform, wenn fte (Er-
folg babm wiE. Sie ^amilte ifl bie bon ®ott
gegrünbete Ißflangf^ule ber ®efeEf(^oft, weld^
ftd^ aus jimer fortwft^renb ergängt; fte i{l bie
9Burgel unb baS SBorbilb oEer gefeEf^a^ic^m
Organifationen, bie OueEe, auS ber i^r immer
nmeS Seben guftrömm mu|. AEe focialm 9te-
formen nfi^en fd^iliejjtid^ wenig, tomn eS nid^ ge-
lingt, in ben Arbeiterfreifm ein georbnetes, gtüdf-
lid^ gamilienlebm wieberl^itfteEen. Sogu ifi
aber bor AEem nötl^ig, ba| bie grau ber gfamilie
wiebergegeben Werbe. O^ne beftönbige Anwefm*
beit ber fjfrau im ^aufe wirb bofdDbft nie bie
40
Sociale gfrage.
450
CztoBig« Sdafi^bst unb Se^gfid^t rinl^rni,
tod^e btt Soiotti^claiig erncS gludli^m So«
RlnditfBt ftnb mb dlem tiad^ ber Soft bed
iMfü bcft fRann an fein ^im gu fefjeUt Der-
rftgoL S)cr Cnmxinb, ba| ber gönälUtie 9n9-
"^bccSnnibcrSamaie einen X^bcSnötl^i-
eiit}te^, iß oflerbmgd luu^ ben
fio^ODer^tniifen rii^tig. Mein bie
laflcn ^ nobenetn, unb ou|etbcm toirb
filmen mieten, ber grau bim^ arbeiten,
IK fk p ^onfe Denix^ toin, einen Ütebender«
nsrt |tt ncrfd^aifnL 6S genü£^ aber nid^, bie
%mi bet Somilie uriebergugeben ; fte
\ifon in i^cer Sugenb für i^ren fönfUgen
Sinif oli (Saitin nnb SRutter ))orgebUbet unb
opgra vcxben. @erobe an biejer Sorbilbung
SdoAt tS (tute bei ben Sfabritarbeiterümen. <E8
ccd mo!^ nie oeluigen, bie Slabd^en gang Don
btr Sdbrifarfctt anfi)u{((Ke^, n)ol^I aber foU in
booeiClsr aScffe für bie gutänftige üRutter geforgt
antm. ütftnA foS man für biefelben bie fttt»
&iai Qc|B^rcn mdglid^fi befettigen bur^ toQ-
|2dbige Srnoning ber @ef(^Ied^ter (getrennte 9r-
ks^. SBofd^ unb Pleibenöume, getrennte Sin-
nb TüiS^ünge u. bgl) ; benn ein fittlid^ Derfom«
aneft Slobd^ lonn nie eine treue, tugenbbofte
0atmi nnb aObitter n>erben. @obannfo&tenenig*
ps& bt§ gooi t6]Ienbeten 18. 3a(re bie Srbeitd-
fii Der 9Rab4<n in ber gabrif bebeutenb ein«
fd^dall iDerben; baS xoäxt nid^t nur ein @d^u^
fx tbce ®efunb]$ett unb Sittlid^Ieit, fonbem
■ixDf tollen oüd) ®elegen]^eit bieten, }U ^oufe
Der Sbittet bei ben b&u8Iid^en arbeiten an bie
ipoib |tt ge^ unb fid^ unter iJ^rer Seitung praf tif d^
of ibm fi^em SBeruf Dorjubereiten. S)ie Srbei-
DiTiraniSofpiy , in benen man l^eute bie iungen
ifaModieiterinncn n)äbrenb ber freien Stunben in
ta ^ottfiacbeüen gu unterrid^ten fuddt, ftnb getti^
sSkt Snctfcnnung oert^ unb leiften unter ben
segtennSer^dlhiiffenSortrepd^ed. «berfteflnb
De« ein 9b)t(6e^If , ber bie gfamilie, bie erfie unb
kflf , ma non Sott felbft eingefe|te Srgiel^ungd-
«ijkB, nif^ erfe^ tonn, (gelingt eS, bie gftau
gCB} ber gamilie oiebergugeben, fo vovcb e8 oud^
Bi4t me^ fo nfttbig fein, bie ftinber, um fie nid^t
0^ Suffi^t SU ^ottfe }u laffen, ben JKnbergörten
0Dcr ScxiDQ^ifc^Ien anguDertrauen. — 3u einem
^d&fyn Sfamilicnleben gebbrt femer ald n)ef ent-
&4ci 6tforbemi| eine ))af[enbe, bel^oglid^e SBol^-
«sng. fi^ ift iXDOX fAon iRatid^ gefd^el^en, um
ttt fi^nicnbften SDtigßdnbe in ben Srbeitenpol^«
fongm |d befettigen. 9iber bad reid^t nod^ bei
Seücm ni^t aus. 3n SBien gab eS im 3. 1890
2Si»21 Bo^ngen mit nur einem SBol^n-
iBum, loib iiDor beßanb biefer Sßobnraum aus
<mer ttu^ bei 306 , ou8 einer mmmer bei
14B14, Httft einem 3itnmer bei 8801 SBobnungen.
tii SM^ bet «SbetDöÜerten" SBol^nungen, b. b-
j^ldfo^ in benen auf einen SBobnroum 4 unb mebr
Vaknun tarnen, nm 12485 mit 90331 Se-
pdiamL V^iük^ SBex^dttniff e beftel^en in faft
2. KsfL
oOen ®n>Bß&bten tmb ft^otten an mand^en Orten
ieber Sef^reibung. S)ie Snbuftrie gie^t gro|e
Srbeitermaffen cai bemfelben Orte )uf ammen, uiü>
f 0 feben [xtfy bie Arbeiter genötbigt, um nid^ einen
oOgu gro|en Xb^il ibred Sintommend auf bie
SRietbe )u Dermenben, elenbe Sd^fminbl auf-
)uf ucben, bie burd( i^re Sage Gm fieOer ober unter
bem ^aäji), burd^ i^re armfelige Sefd^ffenbät
CRiebrigfeit, SRangelbaftigfeit beS lobend, ber
Senfter unb Xböten), ibre Smnielbeit unb Sng-
bett oft mebr ^ö^Ien oIS menfd^Iid^n SBo^nungen
gleid^en. ©anj befonberd merben folt^e SBob«
nungen bad ®rab ber Sittlid^feit, menn bie gfO«
mtlie ft(b genötbigt fielet, 3ur leidstem Sefd^ffung
beS SKietbsinfeS fioft- ttnb Sd^lafgonger aufgu-
nebmen; in fold^ Serbältniffen fd^b^ft ^
feufcb gu bleiben, erforbert faft ein SBunber. SiOtg
mare eS, bag bie Arbeitgeber felbfi für ^ffenbe
SBobirnngen forgten, biefelben )u niebrigen greifen
an bie Arbeiter Dermietbeten unb ibnen guglnd^
bie 9R5gIi(bf eit gemabrten, bunb aSmälige ämorti*
fation eigentbümer berfelben gu U)erben. Sobalb
ber 9Renf$ irgenb etmad SBertbDoQed fein Sigen
nennt, mirb er bid gu einem gemiffen ®rabe con-
ferDatiD. Sod^ barf nid^t ^berfeben nierben, ba|
fold^e Sinrid^tungen fid^ leid^ bagu mi^braud^en
lajf en, ben Arbeiter in ungcbübrlic$e 9(6$öngigfeit
gu bringen, namentlid^ menn bie S5{ung bed 9r-
beitSDertrageS aud^ bie Söfung bed SRietbäDer-
troged luid^ fid^ giebt. Se|balb l^at man in mel^
reren @töbten burd^ Arbeiter -SBauoereine (®e>
noffenf^aften mit befd^ranfter $ah|)f(id^t) bie
aBobnungdfrage gu lojen gefud^t. S)ie Arbeiter
büben eine ®enoffenfd(|aft, meldte felbft ^öufer
baut unb biefelben an bie 9RitgIieber Dermietbet.
Sin fold^er SouDerein, ber 1885 in ^annoDer
Don 70 unbemittelten Arbeitern gegrünbet tourbe,
batte am 1. October 1894 bereits 40 gro|e
Käufer mit 325 SBobnungen; bie SRitglieberg^I
beUef ftd^ am 1. f^ebruar 1894 auf 2807 unb bafi
SBermogen ber ®enoffenfdHt betrug 1893 über
958 000 SRor!. 2)erartige ®enof[enfd^aften üben
au^ einen nid^t gu unterfd^d^noen ergieblid^en
6inf[u| auf bie Slrbeiter au8. SBo bie ^rioat-
tb&tigfeit nid^t auSreid^t, ift eS befonberd an ben
®emeinben, f^xn nac^gubelfen, fei eS, ba| fte ben
Arbeitern leidste unb biQige gfabrgelegenl^eit in bie
nad^ftgelegenen Orte beforgen, ober ba| fie felbfi
Srbeitermobnungen bauen unb tt)obIfei[ an bie 9r»
beiter Dermietben. ^od^ bürfen fold^e SBobnungen
feine 9rbeiterfafemen fein, unb lebe äBobnung
foHte mo mbglid^ Upcm eigenen 3ugang b^^en.
(@. bie Sienfjd^rift [bed Serbanbed ^Slrbeiter^
mo^r'], Aufgaben Don ®emeinbe unb Staat in
ber SBobmingdfrage, Äöln 1897.) — lieber ber
Sorge für bie ^udfrou barf bie @orge für
bod Igaupt unb ben ßrnöbi^ ^^ 9(rbeiterfamUie
nid^t Dema^Iofftgt merben. @ie mu| fid^ auf
®efunbbeit unb Seben bed Srbeiterd, auf feinen
Sobn, auf bie OueOe feined Sinlommend, bie
Arbeit, utib enbUd^ auf bie @tftrfung ber Ddter«
15
US
Sociale grage.
454
to^^*^«öj«Vn fmx, bafi M bei Unfall
tai4 « €öpuo beS VrbeitCTS jugetrögen, ober
*(c wm \a^ bie SBetftc^enmg als einen Set
WnaH&Sfx ^^oi^otQ^ für ben 9rbniet auf, tt>ie
Uli in Scutfd^lonb (®efe| oom 6. 3uni 1884)
g^Wed 3m Ic|tom Sdle oerpRid^iet ber Staat
Mr 9ihitg(!)CXe nne beftimmte Summe fax Ser«
bcx buxtb UnfaOe betroffenen Arbeiter
[inu Su^ fOr bie 3eU ber (trant^eit,
3i0caibil&t unb bed alters mu^ bem Arbeiter
OH ontsri^cnbe Unterfiä^ung fid^ fein ; bie SBe«
ct^b^iSnng fax SUcrSoerftd^erung borf aber nid^t
o^ wäx bon 70. 3abre eintreten, fonft toirb fte
IST tai ^Mctterßanb foft »ertl^IoS, ba bie meiften
aibciUi ifym Dorber fterben. (Sxibliä) foSte aud^
far bfet 3dt tmoecfd^eter arbeitslofigfeit ber
Ufeito bofl gam S)afein für ftd^ unb bie Sei«
«sjm Stot^cnbige baben ; benn einer ber tiefften
Sd^obfa ber (eiäigen (BefeOJd^ftSorbmmg ift,
M Mos frü^ bcmerft, bo8 (Sefübl ber Unfid^er-
belt bq^ii^ feiner esif^enj, meld^eS ben Arbeiter
bfpfinbi^ bxncfl.
«n cigoiüiil^ »Xed^auf «rbeU^ ^eilid^, »ie
■BncftbmStbeiter beigelegt, gibt eönid^t. SDBobl
ubnhat müa Umfi&iben bie (BefeQfd^ (Staat
BDb ecmcfanbc) im Sntereffe ber Selbfterbaltung
bis ^ii^^ box Srbeiiem Sef^äftigung )u k)er-
üaffm. 2)cim in ber &u|erften Ißotb boben bie
trbcütr haä 3Uäfi, ftd^ boS gum Seben 9lotbtoen-
blgr |B nebmeo, mo fU eS finben, unb loer tDilt
d ^intn oetn>cbreii , M )u biefem 3&>^d(e mit
eäMabcr gn oerbinbeni 9n8 einer foI(ben Sad^
logr Bwibm fidb kid^ bie f d^toerften Uebel für bie
BefBauutftdi e^bcn, unb be|b<^Ib bat bie Obrig-
int bb $flui^t , bcrfelben )ut)orguIommen. 2)er
ti^tifit Seg |tt biefem S^A ij^ ober nid^t baS
Uoi^i, fonbcm bie (Semfibtung lobnenber Ar-
beit Scnntt bcx Srbeiter bie oorbonbene SirbeitS-
fdegntbdt ftnbd, tß bringenb }u munfd^en, ba|
ber Srbcüimutmctt irgenbtoie organifirt merbe^ fei
ti butdb bie fhcbeiteroereine felbft (mie bie| für
maaift <EniKrbftUDeige in Snglanb ber gfaU tft)
fite biir^ bie äemeinben. Siefe 9(rbeiter» ober
tkmätMmxtan lofirben ald SrbeitSbörfen fort«
ki4n>b SngAol unb 92ad^frage fiotiftif d^ f cftfe^en
mih Bfemilm fo leiibt ben %beit9lofen 9ef <|d|tigung
Mrf^of^, oefonbexd menn fte burd^ ein Sentrol«
buBttu bcPinbiB mit einanber in Serbinbung
PbiteL 3ii Si^Ianb fibemebmen oiele ©etoert«
waaat au<b bie Vrbeit§oerftd^erung, inbem fie fid^
grgm beffinunte Seiträge 0er|)flid^ten, ibren SRit-
apebers cntmeber Srbett m oerfd^en ober für
ttc 3cit ttnoecf^ttlbeter arbettMoRgfeit eine Unter«
liimig |u gem^ten. Sold^e Sinrid^tungen ftnb
WQcn ibotxr ergiebliclb^ SBirfung auf ben Qfyi-
ta&s tA 9xbettrr§ ben fiootlid^en Serfid^erungd«
opottro ODtjusieben. 3ft auf onbere SBeife leine
Ittot ftt ftef^^fi^/ f ^ f^O^ ^i^ Semeinben ober
ta BtatA fielbfi gemeiniiülige arbeiten auSfübren
kfjm (ßau wn Strafen ober Kanälen vu bgl.).
" ttiut ^aiit>tftftge ffir bie Arbeiterfamilie ift
bie Sobnfrage. (B gibt gett)i^ Diele Arbeiter, bie
einen fo rei^Iid^en Sobn erbalten, bog fte mit ibrer
gamilie anftänbig baoon leben unb nod^ einen
S)>arpfennig jurüdlegen Ibnnten, »enn fie nü(b"
tem unb fparfam fein moQten. S)aneben gibt
e8 aber aiub eine gro|e 3abl anberer, oQer«
bingd meifl ungelernter Arbeiter, beten Sobn fo
fdrglid^ ift, ba| fte faum notbbürfttg bat)on leben
unb bie 3)tietbe bqablen, gefd^toeige benn etUKiS
erfbaren lönnen. Aud^ bi^^ tnu^ gebolfen toerben.
S§ ift eine gorberung ber ©ered^tigfeit, ba^ ber
Sobn in normalen Serbältniffen mtnbeftend nid^t
tmter baS SRa^ bef[en berunterftnle, )oaS bem Ar-
beiter }u feinem eigenen anfiönbigen Unterbaue
notbnienbig ift. SRand^e feben ed f ogar atö eine
^orberung ber ®ered^tigleit an, ba| ber Sobn in
geabbnli^ SBerbältniffen gum Unterbalte beS
Arbeiter^ unb feiner gfamUte auSreid^e. 3Rag
man biefen beibftid^ten ober nid^t, iebenfaUd ift eS
bie Aufgabe ber SoriaI|)oIitif, ben Sobn aud^ bed
lej^en Arbeiter^ nad^ !DUgIid^IeU auf bie ^fib« }u
bringen, bie nad^ bem Staube ber ®efellfd^aft }um
anfiftnbigen Unterbalte einer normalen Arbeiter«
familie genügt Someit ed }um Sd^u^ bed Ar«
beiterS gegen ungered^te ober unbillige Ueberoor«
tbeilung notbnienbig ift, \^ bie Obrigteit ba§
Siedet, bie unterfte Sreuje bed Sobned CDlinimal«
lobn) ober bie oberfte ®rense gemiffer ^forberungen
(Xa^en) feftgufe^en, mie fte bie| nod^ b^ute in ein«
ulnen gföSen (§. 9. bei 2)rojd|lenfutf (bem, ^^m«
oenfübrem il bgL) tbut. @egen biefe obrigteit«
lid^e ßinmifd^ung beruft man fid^ oon Seiten beS
3nbit)ibuali8mu8 mit unred^t auf bie SSertragg«
freibeit. äßie bie übrigen ArbeitSbebingungen, fo
mü^e aud^ bie Sobnböbe nur burd^ freien SBertrag
nad(| SRalgabe oon Angebot unb 9tad^frage be-
itimmt loerben. ADein ed ift fd^on nübt rid^tig,
)a^ ieber Sertrag oöDig in bad belieben ber ^n-
trabenten gefteUt ift. S)er SSertrag mu| ber @e-
recbtigfeit entfpred^ 3)er Arbeiter miS (&fx
feine Arbeit nid^t oerfd^enfen, für getoöbnlid^ barf
er baS nid^ einmal, mett fte bie einzige Sintom«
menfiqueQe für ibn unb feine gfamtlie ift. S)e^-
balb mu| ibm au8 ©ered^tigfeit ber bem SSertbe
ber Arbeit entf))red^be Sobn gegeben toerben.
Sie Snt}iebung ober SBerlür^ung biefeS SobneS
gebort ju ben binimelfd^reietü)en Sünben. So«
bann i$ bie Arbeit nid^t eine bIo|e SBaare mie
bie onberen. Sie ift afierbingg infofem aud^ eine
Sßaare, als fte rinen in ®elb abfd^ö^baren SQBertb
bat unb bis )u einem gemiffen ®rabe bem ®efd^
Don Angebot unb 9ia4ftage unterliegt Aber fte
ift nid^t eine bto^e SBaare. Sie b^ngt unjer-
trennlid^ mit ber ißerfon bed Arbeiters jufammen.
Unb mie ber SRenfd^ überbau))t nid^t ber feen
Sbzt feine eigene $«:fon, fein Seben unb feine
®efunbbeit, feine ©lieber unb fjföbigfeiten ift, fo
aud^ nid^t über feine ArbeitSfraft. «r bat blo^
baS 9Iu|nieBungSred^, baS einem vernünftigen
SSermalter juftebt ; er barf alfo nid^t fein Seben
unb feine ®efunbl^eit beliebig ber ®efabr auS-
16 •
455 Sociale Srage. 456
fc^iu Sobann aber ift bic S5ertrag§frci^eit öon I, 259 ff. ; iQtxtntx [f. o.] ; SWcngcr , ©aS Sed^
Seiten bc3 2Irbcitcr§ oft nur eine formcflc imb auf bcn öollen SlrbeitScrtrag, Stuttgart 1891.)
fd^einbare, in äBirtlid^feit ift er burd^ bic 5Rot^ b. 5Reben bcr Sol^narbeiterfrage ift bie ^anb^
ge^mungcn, feine 9Irbeit3fraft um ieben $rei3 ^u toerferfrage ein toid^tiger X^il ber fociota
k)erbingen. So l^at eS ber Arbeitgeber in feiner gfrage. Sine ^auptforge ber Socialreform nnf
(Setoalt, il^m bie brücfenbften Sebingungen auf« bie Srl^altung unb Stärfung ber SJtittelftönbe
^ujtoingen. Sc^^alb ift bie öffentüd^e ®e)oaIt an fein ; biejenigen Staaten fuib immer bie gludDi^
'^q bercd)tigt, einen SJ^inimaÜol^n feftjufe^en. ften gemefen, in bencn bie Snittelftönbe übo^
tJfreilid^ ift eine obrigfeitlid^e ^Regelung ber So^n« toogen. Sotool^I übermäßiger Steid^^um dl
l^öl^e l^eute öußerft f(|n)icrig, nio nid^t unmöglid^. übergroße Armut unb ^oif) finb eine OueSe btf
^§ foQten beß^afb über £o]^nftreitigfeiten gemifd^te fittli^en Serberben§. 2)aß nun bie ÜRütelftänbe^
©erid^te entfd^eibcn, bie 5U gteid^en Steilen auS mie fie bi^l^er beftanben, geföl^rbet, [a t^eUtoeife
Arbeitern unb Arbeitgebern unb au8 einem öjfent- \ö)on in ber Auflöfung begriffen fmb, ift leiber
lidden IBeamten aU SJorfi^cnben befleißen müßten, unbcftreitbar. @S foS ^mar bafür ein neuer URittet
Aud^ bie fonftigen auf ben Arbeit§Dertrag be^üg* ftanb fidf) bilben, befte^enb au^ ben Keinen Stcüfi^
lid^en S^ifferen^en 3n)ifd^cn Arbeitern unb Arbeit« tauften, ujeldfje Don i^ren in Sparfaffen ober
gebenifoIltenberartigenSemerbegerid^ten^urSnt- iBanfen angelegten j}a))italien ein mäßiges SinF
id^eibung übertoiejen loerben. S^ie in 2)eut{d)Ianb fommen bejiefjen. S)aßedfoIc^e!IeineJfa))itaKfta
»eftel^enbcn ©emerbegertd^te l^aben biSl^er nod^ nidjt gibt unb i^re 3al^I in mand^en Sönbem im S8ad^fen
DoDftänbig ben gel^egten Erwartungen entfprod^en; ift (5. 53. in granfreid^), fott nid^t beftritten tooß
t)iele Arbeiter magen cd nid^t, fu^ an bie ©etoerbc- ben; aber biefer neue SRittclftanb ift nid^t beqentg^
gerid)te 5U menben, n)ei( fte l^interl^er Don ibren beffen bie ©ejeUfd^aft bebarf. 2)er ed^te unb re<$ti
ArbeitSfjenen gemaßregelt 5u merben fürd^ten. S)ag DJUttelftanb ift berjenige, M bem jfopitol tä^
ift aud^ ein @runb, manim ftd^ bie Arbeiter nod} ^^(rbeit mit einanber Derbunben fmb. 93ei i^m
)u wenig an ben 2öaf)(en für bie ©cmerbegeridjte bei]()en bie foliben bürgerlid^en Xugcnben
betl&eiligen. ®er cin.^elne Arbeiter ift ben 53c= bcftcn, meil er ju beftönbigcr emfter Arbeit gc«
omten gegenüber mad)tlo3 ; man muß il^m beß» 5n)ungcn ift, bie il^n oor bem fd^ablid^en 9Räß^"
Idalb ba§ liKed)t geben , fid^ gur SQI^al^nuig fetner gange bewal^rt, il^n an fieib unb Seele gefunb er*
loirtl^fd^aftlic^en Snterefjen mit anberen 5U Der* b^It unb il^m als Sol^n poax feinen großen Steid^
einigen. 9^ur als eine gefd^lofjene Organi- tl^um, wol^I aber mäßigen äBol^Iftonb in AuSfid^
fation oermögen bie Arbeiter ftc^ billige Arbeits- ftelit. S)em ©ebeil^en beS ftttlic^en SefienS unb
bebingungen 5U erzwingen. 3n gnglanb l^aben eineS feften, unabl)ängigen El^arafterS ifi fem«
bie ®ctt)erföercine oiel gur §cbung ber Arbeiter« nid^ts förberlic^er alS baS ©ettjußtfein einer felb«
läge beigetragen unb gerabe baburd^ biefelben ftänbigen Gyiftenj, ju beren Sid^crfteBung man
Dor ben unmöglid^en Träumereien ber Socia« nid^tS brandet als reblid^e Arbeit unb ben Segen
liften bemabrt. 3u S)eutfd^lanb liegen bie 33er- (SotteS. SiefcS 53ctt)ußt]cin fann ber Heine fiapita«
l^altniije etwas anberS ; l^ier fmb bis in bie lift nid)t l^aben, ba il^n über 9{ad^t mirtl^fd^Iü^
neuere 3cit bie gemerf)d()aft(id^en Crganijationen ffrifen, gewagte Sfcculation ober 93etrug um feine
faft gan3 in ben ^önben ber Socialbemocraten (f infommenSqueUe bringen fönnen ; todffi ober
gewejen. 3:rotbem fmb bie zielbewußten güljrer fann eS ber felbftänbige ^anbwerfer unb Sauer
berfelben, wie SBebel, fiiebfned^t u. A., ben ®c» l)aben, unb jwar ol^ne bie ©efalir ber Selbftuber»
toerfDcreinen nid)t befonberS bolb ; jroeimal wäre ^ebung unb ©enußjuc^t, bie fo oft bem SReid^^um
eS aud) beinalje auf ben jocialbemocratifd^en ^ar- auf bem ^fuße folgen. — S)aS ^anbwcr! war im
teitagen ^u einer Spaltung gwiidjen ben ^(n- Mittelalter in Innungen ober fünften organifirt
Iflängem ber ^politifdjeu" unb ber „gewerf )c^aft= SSonAuSnal^menabgejelien^burftennurSnnungS»
lid^en" Bewegung gefommcn. S)ie gewerblid)en mitglieber baS §anbwerf ausüben, unb biefelben
SBereine rid)ten naturgemäß il)r Augenmcrf auf bie niußten außerbem bcn oorgejd^riebenen SilbungS«
junäd^ft erreidjbareu („möglid;en") Siele; fo ge- gang als i^cl)rlinge unb ©ejeüen burd^gemac^
ratl^enfic — wie manil)nenDonber „politifd^en" haben. So fountc baS ipanbwerf nur Don ge«
Seite Dorwirft — leidet in baS „fleiubürgerlid^e |d)ulten gad^leuten ausgeübt werben. Aud^ oIS
gal^rtoafjer", Dcrliercn bic focialiftijd;en Siele auS 5)ieiflcr blieb ber .^^^aubwerfer in feinem ©ewerbe
ben Augen unb werben conferDatiü. Sollten bic bem SnnungSDorftanbe untcrtoorfen, bem in ben
Socialbemocraten baS Cioalitionsrcd)! gegen bie Angelegenljeiten bcS §anbwerfs bie unmittelbare
beflcl^cnbe Drbnung mißbraudjcn, jo läßt fid^ ein ©erid)t5bnrfeit über bie ßunftgenoffen juftanb,
folc^er 9)hßbraud^ aud) ol^ne 58cfd)ränfung bcr unb bcr nad^ außen l^in bic Sntcreffen bcr Sunft
6oalitionSfreil)eit Derl)inbeni. ®ic Arbeiter finb ju oertretcn battc. Auf biejc 2BciJc gelangte baS
fjcutc 5u weit Dorgefd)ritten, als \\a]^ man il;nen Jpaubwcrf ^u bobcr 5?lüte, unb unter ben §anb«
auf bic Stauer biejc greil^cit Derweigcru föunte. Werfern bil^ctc fid) ein flolseS StanbcSbewußtfein,
(93gl. über bie Arbeiterfrage befonberS '§ij^e, Sd)ujj baS fowol)! in wirtl)id)a|tlid)er als f itllid^^rcligiöfer
bem Arbeiter JU^ln 1890; S)erf., Art Arbeiter- Sejiclnmg eine mä^tigc £c^uJ;>we]Ör für baS 2Bobl«
frage, im StaotSlcjifon ber ©öncS^Öcfetlfd^aft Deri^alten ber 3unf tgenof Jen war. Auc^ war bafür
ti;
Sociale gtoge.
45S
&üt^, ^ Im Vleifler bie anbeten burd^ feine
CfOennad^ eibiüdcn wib itoblod maifm fonnte.
^ frai^fildK 9lcüoIution begnägte jid^ ni^t ba-
sr. Me flR^btäu^ absufteUen, bie ftd^ aamAIig in
M jvnftiwfen etngefd^lid^en ^tten, fonbem t)er>
rdttir mit einem Si^lage bie gonge Organifation,
^^ fo^ ftit einem So^oufenb bcftai&cn ^atte.
Son ^mnlrefa^ ouS mad^ten oie liberalen 3been bie
Shm^bun^aOeCttlturionber. 9bfoIute®eti)erbc*
fm|eü wA ^retjügigfeit nnir bad SofungStoort
>r iifltoi 9ii4|tung. 3eber S^fd^ lonnte fein
^tiif im ^anboeif Derfud^en. ^iergu fam nod^ ein
^inrnncttr iSegno: beS ^anbmertS, bie SRafd^ine,
zri {(bon o6en ouSgefubrt. S)aö ^anbnert ift in»
<rl^ tMüon in ber Sluflöjung begriffen^ unb üon
des Seiten tönt ouS ben ^nbtoerferfreifen ber
Sbif mi4 fiootlit^ ^ilfe. 9luf bie gfroge, ob bem
Oanbmtcf nod^ gu ^Ifen fei^ antworten bie @o-
culiften mit einem runben Stein. @o muffen jte
tTn t^cem Stonb^rnnRe antworten; toenn alle
9cDtadionSmitteI nnb bie gange !ßrobuction
^wgcfcflf^aftet'' merben f ollen, fo ift für ein felb«
laiMgei (Hinbmed ebenfo menig $(a| mel^r toie
^zr einen felbpönbigen SBauemftanb. %ud^ oiele
IrcnxIeR ^(itifer unb SBirtbf^aftSlel^rer ftnb ber
^imdü, bie Seiten be§ ^anbtöerfd feien für immer
Mübex. 3nb€ffen ift biefe Slnpd^t gu pefftmiftif d^.
^BÜid^, ton bafi ^robuciren afö bo9 eingtge 3itl
MStet^fc^Kxft^ebend anfiebt, bem fannber Unter-
(um bc3 ^nbmertS gleid^gültig fein, mag aud^
c^ fo Diel ttKi^ted menfd^li(|ed @IM unb bürger-
Jt^ tugenb bomit gu ®runbe gelten. Slber biefer
einU^mnfl ifl falfd^, unb bie 3uhmft beS ^anb-
aoH ifi feinc§n)egS l^offnungdloS. 3)a8 bemeist
^m bie X^tfac^e, ba^ no^ b^ute tro^ ©etoerbe-
^isrit m S)eutf4(anb bie ^nbwerfer mit i^ren
Ssge^örigen aber 6 SRillionen ouSmad^en. 2)a3
Tl OSip b
bie »Untcrfud^ungen über bie Sage be§
öciibsofi&'' feitenä bed „fßtmni für ©ocialpoli-
^ (ßrlpjifl 1895—1897, 9 «be. über ©eutfd^-
.C8b,9b. X über Oeßerreid^) genügenb barget^an.
^1 gibt aSerbing^ SrmerbSgmeige, in benen bie
Xmiitnc b(d ^nbtoerf f d^on gang ober faft gang
mbcosgil bot, unb biefen S^atbeftanb mieber um-
loboL |u tooDen. mdre oergebtid^e 9)Hi]^e. 2)ie
^igrlfc^miebe, @tminer, ^^rber, SEßeber unb
f?:i9cnmad^et finb f(!^on faft gang oerfd^mun-
kn unb finb n>obI unrettbar oertoren. Sludft bie
toferfil^ebe, @d^Ioffer, Xifd^Ier unb @d^u]^«
BJia finb ftorf im Studgange begriffen. S)a-
^^ babcn fi4 hit ®en?erbe ber Sadfer, gfleifd^er,
Hänmu^ Sorbiere unb gfrifnire unb ber Qeinen
tou^onbrncrfer Oraler, Sad^bedter, Sd^omftein-
^ u. {. m.) niii^t nur erhalten, fonbem (räftig
sotrr entnriifielt. Sei Dielen ^nbmerfen ift über-
boirt iMgen ber öüti^tn Snpaffung unb 91n-
tegmg ber !D2af4inenbetrieb einfa^ auSge»
Aijjfm, j. SB. bei tHxt ÜRaurem, lapegierem,
!Ueni, Doi^bedem. @obann ftnb bem ^anb«
acTfr au($ gonj neue ®eblete erfd^loffen Sorben,
f 9. m ber ^itfiaDation Don ®od- unb Sßaffer-
toerfen, in ber $]^otogra))]^(e. Snblid^ toixh aud^
baS Jhmftbanbtoerf, bei bem eS ftd^ um Sefriebi-
gung befonberer ©efd^madSrid^tungen unb ))er>
fonlid^er fiiebl^abereien l^nbelt, nie Derfd^ioinben,
Oielmel^r mit ber Verfeinerung beS (äef^maded
el^er gune^men. SBenn alfo baS ^anbnerf fid^ gum
guten Xb^ile nod^ erbalten unb fogar meiter entx
midelt fyit, obn)o^l eS loebrloS ber freien Son*
curreng ))rei3gegeben mar, fo ifi um fo mel^r gu
ermarten, ba^ ed erftorft, loenn ed gefe^Iid^ ge«
f(bü(t tt)irb. S)ie @d^n)ierigfeiten biefeS gefe^Ud^en
®äfn^ finb nun aEerbingS ni(!^t gering. @d^on
bie SegriffSbeftimmung bed f^nbmerfg bietet
Sd^mierigfeiten. Ob jemanb me^r ober toeniger
®efellen l^be, mad^t leinen mefentlid^en Unter*
fd^ieb; ebenfo loenig bie Sßermenbung ber 3Ra-
fd^ine, ba mand^e ßanbtoerYe fc^on beute 3J2afd^inen
gebraud^eu. 9113 befted audfd^Iaggebenbed 3sid^en
bed ^anbmerfS bürfte man mobl baS SBonoiegen
ber ))erfönlid^en Seiftung über bie Xb^tigfeit ber
SOlafcbine anfeben: beim gfabrilbetrieb bient bie
menfdllid^e Sirbett ber SRafcbine, beim ^anbmer!
I^ingegen unterftü^t bie äRafd^ine bie menfd^Iid^e
Arbeit. 9tud^ bie ^rbeitStbeilung fann man als
unterfd^eibenbeS SRcrYmal beS gfabrifbetriebeS auf-
jieSen. Stellt ber Arbeiter allein baS ^robuct
fertig, fo liegt ^nbmerf Oor; arbeiten aber meh-
rere gufammen tn ber SBeife, ba| j[eber nur einen
Zl^il beS ^robucted fertig fteOt, [o ift bie| eine
Sabriftptigleit. 3n 93egug auf bie gftage, mie
bem ^onbmerl aufgu^elfen ift, ftimmen toobi aQe
tatbolifd^'conferoatioen @ocialpolitifer barin über*
ein, ba^ bad ^anbtoerf organiftrt toerben mu|,
ed ^agt fid^ nur, ob burd^ freie ober burd^ 3^<ingS-
innung. S)a3 Slid^tige bürfte toobl bie 3n)ang3*
innung fein, inbem ieber ^anbtoerfer gefe^Iid^ oer*
pflid^tet mnrb, ber an feinem Orte beftebenben
Innung angugel^ören. 92a(b ben bisb^ngen €r-
fabrungen genügen bie freien 3nnungen nid^t,
meil gerabe biej[enigen ^anbmerfer ibnen fern
bleiben, bie am meiften gur ^ebung berfelben bei«
tragen lönnten, aber ibrer am menigften bebürf en.
SßemgflenS foHte man bort bie S^oangSinnung
burd^fubren, mo bie SRel^rl^eit ber ^anbtoerfer fte
verlangt. SDer Staat ift gu einer fold^en 9Ra|«
reget bered^tigt, meil fte gur Srbaltung eineS gabl«
reid^en unb toid^tigen @tanbed, oon bem bag ®e«
fammttoobi abbangt, notbtoenbig ift unb aud^
oon ber IDlebrbeit ber ^anbtoerfer bringenb ge«
forbert teirb. @oQte bad ^anbmerl gu ®runbe
geben, fo märe ha% ein weiterer oerbängni^ooQer
@d^ritt auf bem SBßege ber Sermebrung ber un«
felbftänbigen Sol^narbciter. gbenfo entfd^ieben alS
Die 3tt>a»^9Sinnung forbern bie ^anbtoerfer bie
einfübrung bed SBefabigungSnad^toeifeS. 92ur
berjenige fott baS §anbmerl ausüben bürfen, ber
baSfelbc gelernt unb bie SKcifterprüfung üor einer
(au§ 3nnung§mitgliebem beftel^enben) ßommif fion
beftanben bat. Saburd^ toürbe bie goncurreng in
etma oerminbert unb ber ^anbmerferftanb mo«
ralifd^ geboben. ®ic meiften ^anbroerfer ftnb ber
459
Sociale Sf^age.
460
Snftc^t, ol^ne bm SBefäl^igungSnot^tDeiS feien oDe
Serfud^e, boS ^anbtoer! )u l^ben, umfonfi
fkmb in ^onb mit ber ßinfül^nmg ber Snnung
vmiltt bte 92eiu)rbnung beS Sel^rlingS« unb ®t»
idlenmefenS t)or ftd^ gel^, indbefonbere ber ®e«
eHenprüfung. @e]^r Diele ^nbmerfer verlangen
aad) einfd^tönfung be§ ^uftr^anbefö , Sefei-
tigung ber 3tDt{(^^ager ^r bie Srjeugniffe bed
^lonbtocrfg, foioeit fte Don 92i(^t]^nbtoerIem ge-
leiten toerben; enblid^ bie @rri(^tung Don ^anb«
merfdfommem ^ur SBertretung beS ^onbtterfö
gegenüber ber SRegierung unb ®e{e|gebung burd^
©utad^ten, SRotl^fd^Iage u. f. lo. 3)ie Innungen
lönnten leidet mtd^ bie gemeinfame Sefd^affung
Don 9^o]^[tof[en unb Wafd^inen beforgen, unb gong
befonberS lie|e ftd^ bann ba§ SSerft^erungStoefen
(jhanfenfaffen, äEBittn)en« unb SiaifenDerforgung,
^rbeitSDerjid^erung) burd^ bie Innungen organi«
äiren. 6ine ©efal^r jebod^ ift mit ber Drganijation
)ed ^anbmerfS unb mit 2tnnungen Derbunben. t$af)
überall in 2)cut{d^Ianb ift l^eute bie 9eD5tferung
religiös in mel^rere Selenntniffe gefpalten. @o
ift man genötl^igt, bei ber Sinrid^tung ber
Innungen bie ^Religion au^er ^ä)i ju laffen, ja
gerabeju bie Erörterung rcligiöfer ffragen au8»
gufd^liegcn. ^olfi m6)i mit Unred^t befürd^ten
Diele Don biefer religionS- ober confefftonSlofen
Organifation eine Segünftigung bed religiöjen
3nbiffcrentiSmu8. (93gl. über bie ^anbioerfer-
frage O. ®ier!e, S)a§ beutfd^e @enoffen{dgaft§-
red^t I, »erlin 1868, 358 ff. ; ©annenberg, S)a8
beutfd^e ^anbiDcrf, Sei^jjig 1872; ©rofte, Sie
fcanbmerferfroge, Sonn 1884; ^i^e, ©d^ufc bem
fHxnbioerf, ^abcrb. 1883 ; g. 3ägcr, ®ie ^anb-
toerferfrage, Serlin 1886—1887, 2 93be.; ©tein-
berg, S)ie ^anbioerferbemegung in S)eut{d^Iatü>,
Stuttgart 1897; ^efd^ 553 unb 663 ff.)
c. 3« bcn bcibcn Dorgcnannten ^fragen fommt
als britte bie Agrarfrage. 3n no(| l^ö^erem
©rabe al§ ber ^anbiocrferftanb bilbet ber Saucm-
ftanb eine feftc ©runblage ber ©ejcUfd^aft. 6r ift
nod^ ftcutc einer ber jal^Ireid^ftcn ©tänbe. 9?adb ber
preufjijd^cn Scruf§= unb ©cnjerbejälllung Dom
14. 3uni 1895 gcl^örtcn Don 6644098 $au§-
l^altungm 3331659 ju ben £onbtt)irt]6f<|aft§»
betrieben, b. ^. jebe ämcitc ^ouSl^oItung in Preußen
ift gu einem Xl^eil i|rcr toirtl^fd^aftlid^en Sutereffen
mit ber Sanbwirtljfd^aft Dcrfnü))ft Son 1882
bis 1895 l^ben fid^ in ^rcufecn bie Sanbttiirtl^a
fd^aftSbctriebc um 291 463 ücrmel^rt. 3n Defter-
reid^, gronfrcid^ unb 3talien ift ber ^rocentfa^
ber SaubbeDöIferung nod^ gröfjer. Sein ©taub
ift ferner fo ferngejunb an Seib unb ©ecle, l^ölt
fo ^ä\) an ber Keligion unb ben l^ergebrad^ten
©itten, miberftel^t fo aBen Umflur^beftrebungen
als ber Sauernftaub. ©eäeid^ncnbertoeife l^at in
®eut)d^Ianb bie ©ocialbemofratie auf bem Sanbe
faft gar feinen Anl^ang gcfunbcn. gS mu^ befe«
balb AUcS aufgeboten toerben, um ben jo mi(^=»
tigcn ©taub ju erl^alten. S)aij er in feinem
Seftanb emftlid^ bebrol^t ift, beweist fd^on bicl
agrarif d^e SetDegung, bie in S)eutfd^Ianb, Oeflec>
reid^, gftonlreid^ unb 3talien bereits feit mehreren
3a^rse]^nten befielet unb forttoöl^renb im SBod^
begri^en ift ; eine fold^e ßrfd^einung l&|t fid^ mit
fünftlid^er lßer]^e|ung nid^ genügenb etfl&en.
®aS betoeist femer bie tiefe SSerfd^uIbung bd
fianbbeft^. 3n $reu^ l^ot bie SBerfd^idbmig
beS @runbbeft|^ Don 1886/87 bis 1894/95
ungeföl^r um 1,5 SDtiQiarben SRorl gugenommen.
3m 3. 1896/97 »urben in ben Smibgemeinbc«
unb ©utSbegirfen ^reu^enS (ol^ ^o^enjoOent)
79 133 Senftten mit einem Sinfommen Don me^
als 3000 SKarf, mit einem ©runbDermdgen dob
9,69 !DtiEiarben unb einer ©d^enlaß Dim
3,44 9)Ziaiarben nad^gemiefen. 2)ie Sd^ulbcii
betrugen mitl^in 35,51 % beS ©nmbDermögeiiB.
©ünftiger liegen bie SSerl^altniffe in Saben, m
bie IBerfd^uIbung beS 93obenS 17,7 % beS ge-
\ä^^im unb 25,4 % beS ©teuerfa)ntaIU)ed$eS
betrögt (Dgl. 3a]^rbüd^ für Ütationoldconoime
unb ©tatifttf, 3. golge, XI [1896], 754). 2Ni
SBürtemberg ftnb in 126 unterf ud^ten ©emeinben
bie ^fanbf^ulben Don 33,8 SMionen SRaif is
3. 1874 auf 42,1 ^RiKionen aRor! im 3. 1884
unb 47,5 aJtiUionen matt im 3. 1894 gcfttege«
(3al^rbüd^er ebb. 756). 2)aS beioeist enblii^ bk
relatioe %[bnal^me ber SanbbeDöUerung. fMfxtt
man gur lönblid^en IB^öIferung oQe Orte mit
meniger als 2000 &intt)o]^nem, fo gehörten bei*
fpielSioeife in granfreid^ im 3« 1846 Don |e
100 Sinmol^nem 75,58 gur lönblid^n unb Hoft
24,42 gur ftöbtifd^en »eDöIferung, im 3. 1886
bagegen nur mel^r 64,05 gur länblid^ unb
35,95 aur ftöbtifd^en. Slud^ in Seutfd^lanb l^obctt
mir eine öl^nlid^e Serfd^iebung. 9}on 100 Sin-
tool^nem lebten im 3- 1871 in Orten mit loenigec
als 2000 ©eelen 63,9, im 3. 1885 bagegen
nur mel^r 56,3 unb enblid^ im 3- 1890 nur me^
53,0. yiaä) ber Berufs» unb ©emerbejol^Iung
Don 1882 gel^örten im <E)eutjd^en Sleid^e 41 %
ber 93eDöIferung bem Hauptberufe naä) gut Sanb«
toirtl^fc^aft (einfd^Iie^lid^ ber pforffaoirtbfd^);
nad^ ber Berufs» unb ©emerbegöl^Iung Don 1895
bagegen nur mel^r 34 %. ^Ifo eine befi&nbige
^bna^me ber lönblid^en 93eDöI!erung gegenüber
ber ftäbtijd^en. SBäre ber 3uf4anb ber Sonbnnrt]^
fd^aft ein befriebigenbcr, fo Uefee fid^ biefe SBon«
benmg Dom Sanb in bie ©tobt nid^t genügenb
erflaren. ©ine ^auptquctte ber Ucbel ijl bie
^Riebrigfeit ber $reijc ber lanbmirt^fd^aftlid^
^robucte, namcntlid^ bcS ©etreibcS, bie ibren
@nmb in ber auSlänbijd^en Soncuneng unb in
ber Sntioertl^ung beS @elbeS l^at. ^iergu fommt
bie juucl^menbe SSertl^euerung ber 5lrbeitSfrafte
auf bem Sanbc. 9lber aud^ ber Sanbmirt^fc^ft
ift uod^ in tttoa unb aHmälig gu l^elfen, Sie
^grarfocialiften freilid^ l^alten biefelbe für Der«
loren unb rebcn ber Serftaatlid^ung Don @runb
unb ©oben ober menigftcnS ber ©nmbrente baS
SBort. ^Inberc Derlangen, um bie greife ber
lanbmirtl^fc^aftUd^cn ^robuctc, befonberS beS ®e-
461
Sociale Sroge.
462
tBette^nüxä mit bcm %u8Ianb, bamit bet Staat
te 9aife |U (Sktn^ ber Sanbtoirtl^fd^ auf
brr dfoibcrU^ai ^51^ l^atten tdnne (Sntrafi
AamlK ^)aft ifl aber rine f odoliftifd^e aRalregel ;
■il bcmfclten Se^t Bnnten aud^ ^btoerfer unb
Stu^Ltatt SifOify^ ^aianopoU gu tl^ren ®unften
einSobicot- obetUnitoerfall^eUmittel,
bcr Sonbtoirtl^fii^ft in futaer Sfrift l^elfen
bntt, gU CS nw^l iti^t, man mu| fid^ alfo mit
Irimtii S4ti|ma|regeln unbXef ormen begnügen.
fiopt ge^ct iHit Säcm ein mö^iger 6d^tt|)oO. 3n
Ifli ic|lDafli){fenen3a]^ »raren bie @etretbe))reif e
ۥ bcr Scrlincr Sfirfe burt^fd^nittlid^ l^dl^ al8
A bcr ^(knifcr^ 9bno ^orler unb Sonboner. SDaS
qt 1D0|C bem bcutfd^en S^du^^II )u banlen. Sin
ottafd ^Qftaittel )u (Sunften ber Sanbmirt^
M^ i$ du eigenes 9lgrarre^t, inSbefonbere ein
^offenbifi Cibrei^t 2)a3 Srbre^t mu^ ftd^ aQer«
bingS ben bcfte^ben Sitten unb Snfd^uungen
iiBeft SoIM anbequemen ; aber im ^lllgemeinen
iüt fid^ olfi erunbfatf auffteOen, ba| bod (grb«
a^ ock Souem bie STUglid^teit geben mu^, fein
fhit o^nc aU§tt fd^ere Selaftung in feiner gfa«
■ilk fo crbalta. SBie für anbere Stäube, fo ifl
Minnitfii^ für ben Souemftanb bie So>an^
^fä^ßiidiunqtia.ünf^. Sud^inberSefteuerung
fpfiic oiif Mf f^er gebrüdte Sanbmirtbfd^aft mel^r
Sudfkbt genommen Serben. Rubere Wittel gur
^icftiam bcr £anbkDtttbf d^oft ftnb eine beffcre Od)-
mig bcS end>itmefend, SBerlebrSerletqterungen
B. hgL Sin^ ßnnen unb f ollen bie Sonbmirtl^e
ieOP tmt^ 9u8nu|ung ber neuen ted^nifd^en dv
jmbmigni unb über^u))t burd^ rationeOere SBe«
VQttffiiM^iing« gan) befonberS aber burd^ gegen«
rrttiflt Sctetnigung unb Unterftü^ung t)iel }ur
t^tbung i^ Sag$ t^un. 2)ie fd^on ie|t fe^r an-
gfeuBfiiauicrt^ Sctjfaingen ber ..Säauemoereine"
m Seiitf41<>nb toerben feigen, toenn biefe 33er»
ftae a&m&fig ben gonjen Sauemftanb in ftd^
anfm^üBcn ttnb ben Iheifi i^rer Xl^tigleit er-
vntem buxi^ Uebemabme ber SSerftd^erung auf
ttegenfrittglcttr burd^ (Srünbung t)on 2)arleben8>
S^« btnr^ gemeinfame mol^IfeSe Sefd^affung
ton SRnfd^titfn, Sungmitteln, guten Sämereien,
teoib Stl^^ntng, bur($ SBertretung ber 3ntereffen
te £anbiDM^dbt^ gegenüber ber Stegierung unb
4kfc|grbmg. S>ie eigene Xl^ötigfeit ber Sanb-
tfixt$t oitb immer baS 6r[te unb SBid^tigfte
Uobea, mie not^enbig aud^ bie fiaatlid^e SOtit-
tüfe tp. SMringenb ju U)ünf^ m&re ed, ba|
na ben Sanbmtrtben mie ben ^anbmerfetn eine
figmr offiddle lEkrtretung gäbe, äbniidd mie bie^
Mira in Scfug mif ben ^anbelSftanb in ben
^bclttunmem bet Soll ifl 3m 9Infd^Iu^ an
jpU^ ftammcm ne|c ftd( ttie&etc^t oDmälig eine
Bettge(enbe {»lüif^e Snterefjenoertretung an«
kl^ In ber SBcife, ba| neben ben auS aS-
0EBenttr WBä^l ^ecKiorgegattgenen ißolföDertretem
m^bm (oofyftfad^lid^^en äntereffengruppen eine
olffni^aäbt Scrtrrtung in ber @efe|;gebung ge-
jid^ert märe. (Sgl über bie Agrarfrage t>. Sd^r«
Iemer-9(fl, Sage be« Iänbli(^ @runbbefi|e8,
amtnfter 1868 ; Stol)), (Sr^altung bed SBauem«
ftanbed, Berlin 1879; ^tfyc, t>. SSogelfang,
9tot]^menbigIeit einer neuen ©runbentlaftung,
SBien 1880 ; S. 3äger, Agrarfrage ber @egen«
mart, Berlin 1882— 1898, 4 Sbe.; 9^a|inger,
Sie Srl^altung beS SauemftanbeS , $reiburg
1883;$ud^nberger[f. 0.].)
2. 2)er Staat, beffen mid^tigfte fodalpolitifd^
Aufgaben im SBorigen furj angebeutet fmb, fonn
butd^ feine 9)2a^regeln nur baS äußere ®efäge
ober gad^merl ber gefeSfd^aftlid^en Organifatton
liefern. Ol^ne ben innem belebenben ®eift, ol^ne
ßmeuerung ber ®efmnung bleibt bidelbe ftan
unb leblos. S)iefen neuen (Seift bec ©efeQfd^aft
ein^aud^en lann nur bie bon Sl^riftuS geftiftete
ft i r d^ e , meld^er ju bief er il^ anoertrauten bimm*
lifd^en Aufgobe ))on il^rem göttlid^en Stifter alle
eiforberltd^en SRittel gegeben finb. S)a}u gehört
oor ASem a. bie SBerfünbigung ber ^eilSlebre,
beren t)on SbnftuS befteUte unfebibare ^üterin
bie Stixä^ ifl Sine ber ^auptqueUen ber b^tigen
Uebel iß bie ma^Iofe @ier nad^ irbifd^en SBefijf
gutem unb ©enüffen als bie notbtoenbige gfolge
Dom Sd^minben beS ddriftlid^ @IaubenS unb ber
d^riftlid^en Hoffnung. S)aS ^er) oerlangt nun
einmal mit milbem Ungeftüm nad^ ®Iüd, nad^
ooUfommener unb bauember Sefriebigung. ^
eS aber ben Som))a^ beS d^ftUd(|en ®IaubenS
oerloren, ift i^m ber Stern ber d^riftlid^en Hoff-
nung auf ein beffereS ^enfeitS nat^ ber $Iage
biefeS SrbenlebenS gefd^munben, f o mirft eS ftd^
mit ungejügelter ®ier auf bie irbifd^en ©enüffe
unb fu($t in ibnen fein ^er} )u befriebigen. SS
mirb bie ©lüdCIid^eren l^neiben, in Armut unb
9)UBgefd^id murren unb Hagen unb ftd^ mit Sift
unb @emoIt feinen Antbeil an ben ßrbengütem
gu oerfd^affen fud^en. So entbrennt ber rüdtfid^tS-
lof e Stamp\ um'S S)afein, in bem ieber ben anbem
aus bem gfelbe )u fd^Iagen unb feinen felbftfüd^-
tigen Q^^i^ bienftbar )u mod^en fud^l 9led|t
unb @ered^tigfeit merben mit Sfü|en getreten, mo
es ungeftraft gefd^eben (ann. ^ier lann nur bie
jfird^e Reifen ; baS ift i^r eigentlid^fter !93eruf , unb
bejsbalb verlangen aSe ftatbolifen unb au^ bie
mabrbaft conferoatioen ^roteftanten bie ooUe
gfreibeit für biefelbe. S)ie ffird^e mug ben md
beS ^enfd^en mieber »on ber (Srbe binauf }um
^immel lenfen. 2)aS abgebrofd^ene focialiftifd^e
Sd^Iagmort, bie jtird^e motte bie Arbeitermelt nur
mit einem „SBed^fel auf baS SenfcitS" oertröften,
ift itoax falf(b, aber bie JHrd^e mirb bod^ immer
an erfter Stelle bie SBabrbeit oerfünben, ba| biefeS
Seben nur bie 3eit ber Prüfung ift, auf bie eine
emige iBergeltimg beS ®uten unb beS 93ofen im 3en-
f eitS folgt, unb baB eS mitbin bie erfte unb böd^ße
Aufgabe beS SDtenfd^en auf Srben ift, burd^ bie
Seobad^tung ber ©ebote (S^otteS unb bie !Rad^
folge Sbrifti fein emigeS ^eil }u mirlen. Srft
biefe SBabrbeU beUt bie bmtleln Slätbfel biefeS.
463
Sociale ^rage.
464
£cbcn8 auf imb läjt alle S^inge In il^rem »al^ren
2Bert^ crfennen; namentlich jeigt fie uu§ bie rechte
IBebeuhing ber Setben unb SBefd^merben biefeS
fie6enS. ^ud^ bie Serf(f)iebenl^eit ber @tänbe unb
Sefi^gütcr wirb im Sid^te biefer SBal^rl^eit leidet
üerftönbUd^. S)ie 92eid^cn unb Firmen fntb auf
einanber angemiefen unb foQen fid^ nid^t al§
®egner betrachten, fonbem al§ ftinber be§je(6en
^immlifd^en 9Sater§, meldte ju bcmfelben gnbjicle
berufen fmb. ©ie l^aben gegenfeitige ^^flid^ten ber
©ered^tigfeit. ®ie 55[rmen foUen bie S^ienft-
Ieiftungen> ju benen fie burdd Scrtrog ober red^t»
mäßiges ^erfommen gel^altcn finb, treu erfütten,
fie foUen bie 9teid^en n\d)i bcnciben, i^nen md)i
ungered^t ba§ Sludge entmenben ober gar ju ®e>
loalt unb ^ufru^r ij^re 3wPu^t ncbmen. ©elbft-
t)erftanblid^ iji e§ i^nen ni^t üenocigert, nad^
SSerbeflerung i^rer Soge ju ftreben unb mit allen
erlaubten 5DHtteln il^re Ked&te ^u ocrfolgen, unb
ber Staat ift oert)Pid)tet, fie — bie tt)irtl)jc^aftlid^
©d^roäd[|eren — in i^ren bered^tigten ^^Infprüd^en
gu fd^ü^en unb 5U unterftü^en. Sie S^eic^en l^in-
gegcn fotten bcn ®ienpboten unb ^^Irbeitem ben
geredeten fiol^n ni^t oorentl^altcn, fic nidji mit
Arbeit überlaben, nid^t leichtfertig il^r Ücben unb
i^re @efunb]^cit ber ©efal^r ausfegen ; fie f ollen
il^nen mit ^ild[|tung unb äBo^lmolIcn begegnen, ba
ne ebenfo gut toie bie 9tcid^en JHnber @otte§ unb
Srben beS ^immelg fiub. S)ie unucrfd^ulbete
Sirmut ift je^t feine ©c^anbc mel^r, nacftbcm ber
@o^n ® otteS, ba er reid^ xoax, um unjcrctmiDen arm
geworben ift. gbcnfo toenig ift bie^ bie N^anbarbcit.
S)a§ ^eibcntl^um Derad^tete fte unb I)ielt fie be§
freien 5Kanne§ unttJürbig, K^riftuS l^at fie burc^
fein Seijpiel gcabelt unb gefegnct unb boburc^
ben ®runb gelegt jur Sefeitigung ber ©flaüerei
unb 5ur SBIüte be§ ^anbmerf§ in ben d^riftlic^en
ßulturlänbcm. — %ber nid^t blo^ ^pid^tcn ber
®ered^tigfeit, fonbem aud^ ber Siebe fc^ärft bie
ffird^e ben !Reid[)en ein. Sin gemeinfameS ^anb
merftl^ötiger Siebe foll alle SRenfd^cn al§ ©lieber
einer großen ®otte^famiIic um)cf)iingen. ®an-|
befonberS liegt biefe ^flic^t ben SRcid^cn ob. '!Raä)
d^riftlic^cr 9luffafjung fmb bie Meid^cn fo5ufagcn
bie gottgefe^ten SerttJalter ber irbifcijcn ©ütcr.
®icfe foUen in Sejug auf ben ®ebrauc^ irgenb«
tt)ie ^tten gemeinfom fein. ®a8 ift ni^t fo 5U
öerftel^en, al8 ob bie SRcid)cn nid^t ttjalire gigen»
tl^ümcr wären. ©aS gigentl^um ift nun einmal
notbttjcnbig unb befel^Ib oon ®ott geiooUt. 5lber
bie Seid}cn foUen ttjcnigftcns oon i^rcm llebcrpiiB
gern ben Firmen mittljeilcn unb gcrabe baburd)
bcn ©enufe ber ®ütcr in etioa ju einem gemein«
fdöaitlirf)cn mad^cn. 3e größer bie 9bt]^ ber
Firmen, um fo bringenber ift and) bie SJ,^fIid)t ber i
SReid)en, if)neu bci^iuipringen. (go lange ber '^Irme '
genmb ift, fotten il)m bie Meid^en nad) liUiglid)» !
feit lo^nenbe 93efd)üftigung geben ; fann er nid)t |
me^r arbeiten, fo f ollen fie \\)n burd) ^Imofcn.
unterftü^en, unb jnjar nid)t im ©eiftc beö §od}- j
mutl^eö , fonbem in bem ber ^od^a^tung unb '
Siebe, ©er Sl^rijl erblidt in bem %rmm S^jtul
felbfi; er fpenbet be^^alb baS ^Imofen in bs
fci^onenbften SEBeife, bie nid^t befd^ämt unb tp
bittert, fonbem jartfül^Ienbe Siebe oerröt^ imbniie
linbember 93aljam baS nmnbe ^erj I^Ut unb d
mit feinem Soofe auSföl^nt. SefonberS toic^ ip
ber perfönlid^e SSerfel^r mit ben ^rmen, bie ptf
fönlicj^e 2)ienftleiftung, ju ber nur bie d^{ttu(e
Sl^ritaS beföl^igt ©ro|artig ift, xoa^ bie ftii4e
auf biefem ©ebiete, 3. 3). burdd bie ja^lieii^
Sßincen§- unb glifabet^noereine, t^ut — Sie
ffird^e leiert nid^tblog, fonbem b. fie fpenbeton^
bie oon Sl^iriftuS ben ^lenf d^en ennorbene ©nobe,
bie }ur ^Befolgung ber d^riftlid^en Sc^re nöt^ig i^
unb leitet biefelbe burc^ bie Jtanole ber ©ocn*
mente in alle Jheife ber ©ejeUfc^aft. So |ii( ber
fatl^olifd^e Sleru§ unb Orben§)lanb infolge bd
SolibateS beftönbig auS allen Sd^ic^ten bei 3^
fettfc^aft ergönjen unb fortmal^renb mit ben*
felbm in 93erül^rung bleibm, fo bilben fie eil
möd^tiged Sinbeglieb ^mifd^m ben Derfc^iebcRai
Stäuben unb tragen fel^r oiel baju bei, bie fc^j^
©egenfä^ auSjugleid^en. Sin guter @eeIforgrr
ift in einer fat^olifc^en ©emeinbe mie ein gunr
^irt ober tt)ie ein IBater unter feinen ffinbem. So*
mol^l in geiftiger al3 in leiblicher Se5ie^ung foigt
er für bie Snterefjen ber il^ ^nDertiauten, leitrt
fie an jur ^rbeitfamfeit, TOäfeigfeit, ©jxnr^mlrit,
©ered^tigfeit, 9Mc^ftcnliebe unb Sd^tung Dor bct
red[|tmä^igen ^uctoritöt, unterftü^t fte in ber
3loi^ burd^ SRatl^, Smpfel^lung unb 9Unu)^
2)er äBeltclentS ^t bie ^flic^t, fein einfonuM
aus bem @eelforg§amte, fomeit er ed nic^t 31Q1
eigenen ftanbeSgemößen Unter^It gebrauch, ]i
frommen 3ivedEen, befonberS }ur Unterftüjpmg
ber ^Irmrn p oermenben, unb er lommt im M*
gemeinen biefer $flic^t gemiffenl^ft noc^ Sk
£rben§leute l^aben um ber Siebe S^rifh nnfln
^lle§ in ber SBelt oerlaffen, um in ^rmut, ffenY>
l^eit unb ©el^orjam fid^ ganj bem S)ienf)be @otnl
unb bem geiftigen unb leiblid^en SQBo^Ie i^
DJ^itmenjdfien ju tt)ibmen; i^r Seifpiel ijl eine
berebte Srma^nung für unfere genu^füd^tige, ^
gierige, unbotmäßige SBelt. Siel nrirfen bie
CrbenSleute ferner jur Srl^altung bed d^rijtli^ai
©laubenS unb SebenS burd^ äBort unb S^i^
bejonberS burd^ 9)?iifu)nen, S^ercitien, ^ßrdigö,
©cid}tl|ören, 3ugcnbunterrid^t u. bgl. Sieben biiiif
geiftigen Xljätigfeit entfaltm bie fat^olifd^mOitai
eine aüjeitige unb allgemein anerfannte S^otigfnt
auf bem ©ebiete ber leiblid^m 99ann^er§i^
S^ie fatl)olijd[|e j{ird}e jä^lt mel^rere ^unberttou^
CrbenSleute, unb Oon bief en mibmet fid^ biegn^
^2el)r3a(}l ben SBerfen ber iBami^gigfeit äi
Sienftc ber ßranfen, ber Spileptifd^en, ber 3n*
unb ^löbfinnigen, ber ^Iteräfc^mac^m uiü) 3ta*
Daliben, ber Sinbelfinber unb SBaifm, berSttfijh
linge, ber gefallenen ÜJ^öbc^en iL f. m. 9}ick \aifai
bie ßtnber ber ^Imien in ^äuSlid^en SBernd^tmigm
ober in ^anbioerfen 5U untermeifm; bieDonSom
9)oSco gegrünbeten ^^Inftaltm für orme tuA Kn*
465
Socinianet.
466
«OitloSte aUib« (f. b. Srt. ealeponer) untcr-
tiAtm )(l^i4 mcl^e ^unberttaujenb ffinber in
vfi|Li^ ^nbtDeitnu @o gibt ed faft feine 9lot^
n^ trin eiaib, fut tDeld^e bie fatl^oIifdSie iHrd^e
nd^ datn eigenen Orben gut Stefle l^ötte. Unb
Me Oä«iSleutc loibmen ftd^ nid^t tttoa 6Io|
feitDetltg unb t^ioeife bem 3)ienfte ber Sinnen
»b ihsnhn» fonbcm l^ben SQeS in bet Sßelt
>Kiaf}a^ um ^d^ gang unb unget^eilt bem Sienfte
C^tifli in feinen leibenben ^Hebern §u loeil^.
Su viel ttuiben bie Orben erft mitten gut 9e«
^Rtignng bct fociokn 9lotl^, toenn fte ^ei unb
mg^emmt fid^ entfalten unb il^rer Zl^dtigfeit
tltiigai Bunten ! (SBgL über bie fociale Xl^tig-
Iiit Der SHsdtt % SIbertuS, 2)ie SocialpoIiKt ber
ffttd^ XegoiSburg 1881 ; Sd^ei^, 2)er glerud
Brib bie fodole ^rage, ännSbrud 1884; S. D.
(MUttrfleni^ SBinfrieb ober baS fociate SQBirfen
hr fiix^, Zrier 1890; ^etnrid^, S)ie fociale
SifSl^tgung bct flird^e, SBerlin 1891 ; $. $efd^,
£tc SBo^^gfeitSanfiatten ber d^rifil. Samt-
hetiiqfät in SBicn, gfreiburg 1891; 9. SrüU,
liL Sociale SefDtmbefitebungen, fotl^otifd^e, im
«^onbmiyrtntn^ ber StoatSlDiffenf duften" V,
750 ff« lieber baS fodole SBirten beS et)angeli-
ttfu Scbnutniffc« Rubeln Stöder, ei^nftlid^-
fxiale Strien unb Suffä^e, Sielefelb 1885;
48, II^Il^Gni^ S>te d^jU. StebeStl^atigfeit, @tutt-
^ 18a2--1890, 8 »be.; ®. U^II^om unb
C. QousiBorten, 9rt. Sociale 9leformbeftte"
Isngni« ctHxngtlifi!^ , im „f^anbtoörterbud^ ber
aaatfnnffaif^Qftm" Y, 758 ff.)
£i( Siteratut über bie gange fociale gfrage ift
fiie f^ mtfigebel^nte unb toäd^t t>on Xag )u
iog. 9u|cr ben fd^on im Zeit angeführten
Bctfen frim tiod^ enoäl^nt fjfr. $i|^e, S)te fociale
9tagf. ^kxbfxbom 1877; S)erf., S)ie Ouinteffen}
bct jodolm Stage, $aber(om 1880; SDerf.,
hpital unb Srbdt, ^abetbotn 1881; @. t).
t^ertlinfl^ Viifia|(e unb Keben focialpolitifd^en
9n^« Stttbisre 1884 : %. 3R. ilBeig 0. P.,
Socittle $tnge uidi fociak Otbnung, gfteibutg
1892 (9)wlügte beS S^tiftent^umS lY); ®.
«a|m0ft» Z)ie SoIKioirtMd^aft in i^ren fittlid^en
Oxunblogen^ grreibuig 1895 ; S)ie fociale gfrage,
Wemj^ biot^ bie «Stimmen aud ÜRaria-fiaad^}",
fNbotS 1895 ff. , bisher 11 ^efte ; 2)et)aS,
(»ntnbf&|( bct SoHsmirt^fd^aftSlel^e, fiberf. u.
karidtrt üon ttämf^t, greiburg 1896; An-
tdiae S. X, Cours d'öconomie sociale, Paris
1S96. [33, (Satl^rein S. J.]
$fdsfanm; STKtglieber einer antitrinitarif^en
6edr im 1& da^unbert, tragen i^ren Flamen
MO ^außud 6ocinu8, beffen Oldeim Sö-
Üii4 6o<innd nur infofem mit ber fociniani-
^ 9etor0ttiig in SBerbinbung gebrad^t tottim
bm, als ^ SIeffe fid^ l^au^tfd($Iid^ nad^ feinen
6bifim grNIbrt ^otte. S)er ältere Socinud mar
152:9 m 6ima aI8 Sprößling einer Dome^men,
}fim OD 14. 3a^uttbert blfil^enben gamiHe
poomi berät SRUglieber fid^ befonbetS auf
bem ®ebiet bet SutiSptuben) auSgegetd^net litten.
Sud^ et mibmete fld^ anfönglid^ biefen @tubien,
mutbe abet butd^ bie teligidfe Setuegung betSeit
)ut X^eologie l^ingefu^ unb geriet)^ infolge fei«
net ffe))tifd^en Veranlagung balb auf Stitoege.
9)2it 21 äabtcn teiSte etnod^ Senebig unb fd^eint
auf biefet SReife mit ben antittinitatifc^en 93et-
fammlungen ju Sicenga befannt gemotben gu fein.
S)a in Italien namentlid^ feit ben Dietgiget 3o^"
ten bed 16. gQ^t^unbettS bie teligiöfe Semegung
jitenge niebetgel^Iten mutbe^ t)erße| SöIiuS fd^on
1547 fein 9)aterlanb unb reiste butd^ ®rau-
bünben nad^ 3ärid^, mo er ftd^ ]^au))tfad^lid^ an
SuOinger (f. b. 9Irt.) anfd^Io^. ein unftöte«
SBonberleben btad^te ben untul^igen Sflann mit
betfd^iebenen ^öu))tetn bet 9tef otmationSpatteien^
ein längetet Sufentldalt in SBittenbetg aud^ mit
SReland^t^on u. ^. in SBerül^tung. iBon (e^tetem
bem ffönig SigiSmunb II. Don $oIen (f. b. ^Jltt.
2)iffibenten HI, 1858) em|>fo]^Ien, teidte et
1551 bortl^n, um aud^ bie bottige reformato«
rifd^e Semegung fennen )u lernen. 3n nod^ nöl^ere
Sejiel^ung trat er gu biefet auf einet gmeiten
|)oInifd^en Steife im % 1558. Sin iBetfu(|[, fein
S^milienoetmögen, beffen fid^ bie ^n^uifition in
6iena bemäd^tigt, toiebet ju etl^alten, blieb etf olg-
lod. Son 1559 an lebte Söliud in 3ütid^, mo et
fd^on 1562 in bet 9Ifite bet ^it ftatb. %xi>%
abmeid^enbet Snftd^ten l^tte et ed in fttittigen
iJragen oetftanben, |id^ öu^erlid^ bet ^ertfd^enben
))toteftantifd^en Stnftd^t an}ubequemen, maS ^d^
aud^ in feinen oetöffentlid^ten Sd^tiften }eigt
(DialogOB inter Calvinum et Vaticanum;
Mini Celsi Senensis De haereticis capitali
Bupplicio non afficiendis ; Dissertatio de sa-
cramentds ad Tigurinos et Genevenses) ; ba*
gegen f ptad^ et in ben bintetlaf[enen 9Ranufcti))ten
fd^ätfet feine Slnfid^t übet Xtinüöt, Sotetiologie,
@actamente unb SSd^atoIogie au8. 3n feine €n«
fid^ten l^atte fid^ fein Steffe g a u ft u 8 ganj l^inein-
gelebt. ßt toat 1589 ju Siena geboten ald bet
^ol^n Don SöIiuS' ältetem 93tubet ^lepnbet unb
müttetlid^ctfeitd Detmanbt mit bem betü^mten ®e'
fd^Ied^te bet ^iccolomini. %vx% DettoaiSt, geno^
gfauftuS eine nad^Iäfftge ßtgiel^ung unb ebenfo
ungenttgenben ^ugenbuntettid^t, beffen Sfiden et
tto^ glönjenbet ^Begabung bod^ nie gang auSju«
fallen Detmoc^te. ^em SBeifpiete bet ^l^nen fol-
genb, mibmete aud^ gfauftuS fid^ 9lnfang8 bet
»ed^tsmiff enf d^aft^ befd^äftigte ftd^ abet balb, tl^eifö
aus eigenet Steigung, tl^eilS butd^ feinen O^eim
Detanla^t, mit tl^eologifd^en gftagen. Sie im 3.
1559 übet feine gfamilie oerl^öngte Setfolgung
bet änquifition jmang il^n gut gflud^t auS bem
93atetlanbe. St ging nad^ S^on unb Don bott
auf bie jhinbe üon bem Xobe feines ObeimS 1562
nad^ 3ütid^, um beffen l^intetlaffene ^apiete, füt
ibn ein bftbaret ©d^a^, in ©id^erl^eit }U bringen.
SBie meit biefe ^apiete gleid^ in bet etften @d^rif t
Explicatio primae partis primi capitis Evan-
gelü Joannis, meldte gfouftuS fd^on im % 1562
467
Socinianer.
468
anonym Deroffentlid^te, SBermertl^img fanben, lögt
fid^ nW^t bcftimmcn. S)ie näd^ftcn jtoölf Sa^te
(1562—1574) oerbrac^tc gfaufluS am §ofc be8
i^n l^od^f^Q^ben ^cr^ogd t^ranj be' Stebici 5u
^ren), gang in bte Unt^ötigfeit bed ^oflebend
Derfunfen, toie er fpäter flagte. 2)oc^ t^erfagte er in
biejer Seit eine fleine tl^eologifd^e ^b^anblung De
sacrae Bcripturae auctoritate. S)er S)rQng
nod) freier tl^eologifc^er ^or jd^ung veranlagte il^n,
ol^ne nad^gefuc^te Sntlafjung greuben unb S^ren
bed ^oflebend, ia felbft ba§ 9}aterlanb ]^eimlid(|
»t Derlaf Jen. Sr begab fid^ nac^ %a{el, too er im
93er!e^re mit älteren 93c!annten an ber toeitem
^uSbilbung feine§ (S^ftemS arbeitete. 3n biejer
3eit entftanben ^tuei feiner bebeutenbften 3Ber!e:
De Jesu Christo Servatore unb De statu
primi hominis ante lapsum. SDhtten in biefer
§:ptigfeit traf il^n 1578 bie Sinlabung Don
9)lanbrata (f. b. %rt.) nad^ Siebenbürgen ^ur
Sete^rung beS ^onaboranten 3)at)ibiS (f. b. Slrt.),
bie i^m aber nid^t gelang. S)er tuegen be§ ge-
maltjamen Serfal^renS gegen le^tem auSbred^enbe
^aber, fomie eine im £anbe mütl^enbe ^eft be*
ftimmten gauftuS, (Siebenbürgen ft^on 1579 wie-
ber 5u Derlaffen unb nad^ ^olen ^u gelten, ^ier
voax er nun bis gu feinem Sobe unermüblic^
t^ötig, bie t)erf(^iebenen 3)ifferen5en unter ben
Unitariem au§5ugleid^en unb aUe ^rteien 5U
einer großen @emeinfd^ft ju vereinigen. 3^^
tt)urbe i^m anfönglid^ toegen Sermcrfung ber
SBiebertaufe unb anberer anabaptiftifc^en @runb*
fä^e bie ^ufnal^me Dertoeigert, allein er mirfte
treuem unermüblid^ in S&^ort unb Schrift, auf
@pnoben unb in Unterrebungen für ben Unita-
riSmuS unb l^tte fd^liegUc^ bie @enugt^uung,
feine Zl^ötigfeit mit Srfolg gefrönt gu fel^n. fßox
Mem tourbe bie anabaptiftifd^e 9iid^tung auf ber
@9nobe 5U ätaforn 1603 auSgemerjt, unb aud^ in
anberen ^^.^unften fanben @ocin§ ^nfic^ten immer
großem ^21nflang. Sr b<2tte sunöc^lt in llrafau
^ufentl^alt genommen, ücriieg e§ aber 1583 toxt^
ber au§ ^md^i vor poIitif(^en Verfolgungen unb
fiebelte fic^ in einem na^cn 2^orfc an. öicr ^ei»
ratete er bie 3:ocI)ter bc§ abcligen Sorfbcfi^crS,
moburc^ er bebcutenben SinfluB unter bem pol-
nift^en ^bel gcmann. Snr 3. 1585 fc^rte gauftuS
nac^ jhrafau gurüdf, von tvo er 1588 bie vS^iwbe
}u Sreft in Litauen bciuc^te, bie feinen Sinflug
auf bie Unitarier bauenib befeftigte. ginige äa^re
f))äter (1594) mürbe gauftuS iSocinuS von einer
%TUp\it mmäx t^ätUd^ migbanbelt unb 1598 :
am ^immelfabrtStage, ba er franf gu 9)ette lag,
von Jhafaucr @tubentcn überfallen, b^lbnadt
burd^ bie 8tabt gcfc^Icppt unb nur burd^ bad
(ringreifen eine§ UnivcrfitälsprofcijorS vor ber be«
abfi^tigten ßrlrönfung in ber Sli^fid^fcl gerettet,
^ä^rnib biefeS SumuIteS mürben alle £(t)rif>
ten unb 9)üd^er, bereu man in feiner Si^ob-
nung l^abl^ft iverben tonnte, auf ben 93tarftp[a^
gefc^leppt unb bort Verbrannt. Unter benfelben
befonbcn ftd^ mand^e, bereu SiBiebererlangung
@ocin, mte er fagte, mit bem Seben tdauft Ifiait,
fo namentlid^ eine @d^rift gegen ben ^t^dnniL
SfauftuS fanb nun eine 3ufiu4|t in bem Sotfe
Suclamice in ber 9ta^ ftrafau'd, too et ob
3. anöra I6O4 ftarb. 3)ie ia^lmd^ SSecIe bd
vielverfolgten 9){anned mürben von feinem Ke^
3Bi§3omat9 gefammelt; fte füllen bie jtDdei^
Sönbe ber Bibliotheca fratnim Polononm,
Irenopoli 1656 (aud^ imter bem £itel Famti
Socini Senensis opera omnia in duos tonM
distincta). 92eben vielen polemifd^ @<^ifn
unb jal^treid^en IBriefen (Biblioih. I, 859 sqq.)
finben fic^ SQSerfe bogmotifc^en unb e^egetif^ii
SnbalteS; }u nennen fmb aiiger ben bereits »
mahnten bie Praelectiones theologicae, {i^
fagen bie Loci beS @ociniani3mu8 (unvolIeiM);
bann bie ^au^itfd^rift @ocin8: Ghristiaiitt
religionis brevissima institntio, per inter
rogationes et responsiones , quam vulgt
catechismum vocant (Biblioih. I, 651 sqqOi
gleid^falltf unvoüenbet, bie SSorlage für benfp^
9tafom'fc^en ftated()i§mu8. 3)a8 UxÜ^ ite
gfauftuS @ocinu§ ift verfd^ieben ausgefallen, a
^erbften von feinen ort^obo£«proteftanttfd^6cr
nem, bie il^n ald einen @enbUng bei ^öDe oi"
fal^n. S)a^ er mit feinem ^erfe^ben SIcpticil*
muS unb oberflächlichen StationaßSmuS bie gniF
bamente beS S^riftentbumd untertoü^Ite unb {d
von aüen Sleformatoren am beftructivften urixBi,
geben felbft feine SBerel^rer ^u. 2)er antittiin-
tari§mu§ ift übrigen^ bie logtfc^ Sonfequeiq bff
^Reformation beS 16. Sal^rbunbertS. 92ad^ bie
9ieformatoren bie firc^lid^e ^uctorttot jerfc^ogn
unb auf religiöfem @ebiete bem Subjectimlml
freie 99a^n gcfd^ffen, mar eS ein ebenfo inoNH
fequenteS alS vergeblic^edSSeftreben^ ber lefigiöim
Steuerung miSfürlic^ ©renken gießen unb bie
eigentlich tbeologifc^-d^riftologifd^ Dogmen n*
verönbert von ber fat^Iifc^en JHrd^ ffttSbo'
nel^men )u moQen. & fonnte xii^t fe^Ien^ bii
mebr fpeculativ veranlagte (Seifter bei Mifer
3nconfe()uen3 nic^t fte^en blieben, fonbem öf
(ärunb bed aufgefteaten ©ubiectiDitatSprindyl
5ur Sefömpfung auc^ biefer Se^ä^ unb bi>
mit bis 5ur 9tegation bed S^riflentl^uinft fnl*
f d^ritten. @o zeigten ftd^ benn auc^ \d^ün in bn
Stanmilänbem ber Steformation, in Se^f^bob
unb ber (Sd^mei) , alSbalb antitrinitarifd^ 9c>
gungcn, vertreten iwcä) Snönner »ie ^^, StA
^au^, 3ob. Sampanug u. %, »ö^nb bie Sei^
treter fold)er ^mmgcn in Stalien, too ber Qrta
burd^ bie S^enaif jance für bie religidfe 9teixnn|
l^inlänglid^ vorbereitet mar, boc^ bei ber (8cf#
im eigenen Saterlanbe meifienS aufiioärtt üm
3upud^t fud^ten unb bamit für atibere SfiHber
rütjrigc ^Igitatoren mürben, fo Slonbrata in 6k*
benbürgen, t^uftuS Socinud in ^len. Snl
le^tern crbielt ber UnitariSmuS einen bebentewhci
^;)luf jc^mung unb gelangte fogar ju einer gdviila
3)lüte. $alb nad^ SocinS 3:obe erf^ien (1605)
ber von i^m in ®emeinfc^ft mit feinem grambc
469
@ocinianet.
470
StBtffiM MMdNxttttte (Refatt unb gto^) fogen.
«fldtenr^ SteM^ttmuS in polnifd^ @ptai^t
•V taute b. 9rt e^tnboHfd^ Süd^). Statoto,
Ott oft 1569 gtgrfinbete 6tabt ct^b ftd^ tafd^
a giolrt Stät unb tmtrbe boft etgentlidder
<cBbQlil| bcS @ocmiantStnu8, boS f ocmiantf d^
Btttcnbag ober ®cnf. Ultfi^Iui^ t)erfammelte
^ ^ Mt QcneralfQnobe, gufammengefe^ auS
iteBfliitai Qktj&^en, 9eltcflen unb Siaconen
tafociiiifliti1<^(Bememben. Unter bet @enetal-
liB0be ponbcn bie ^ßorKctdorf^noben einselner
Üejizb. 3ki8 gu Stab» gegtflnbelt ®9mnQ{lum
Mbde fUb balb )U einer tdrmlid^n ^od^f^ule
Ol . OB ber tiU^tige SRannec ttnrtten unb aus«
Mi4>Bfte <Bei])It(^ l^on0ebtß)et tourben, bie
«nenffiil^ iurSScberung beS SocinioniSmitS bei*
ftnyoL S^ bitfen J^erüortogenben Socinionem
{flltoi bcr \i^ genannte Solentin Sd^malg
otf Oot^a (gefL M $rebiger unb £e^er in SRo-
I» 1622), ergiebiger |>oIemifd^er Sd^nftMer;
SoffBom 9ölUi oud ®rimnui (geft. 1618), ber
1585 imn 6oriniamdmu8 übertrat unb fi^ old
iitoeatger <Se^ @ocin8 beffen befonbered 3u*
tamm cnmirb, Skrf ajfer einer (9 jtemotif d^en ^Sxvc
fldlting beS focbtiant|d^ Sel^begriffS De vera
refigioM oon fofi f^mbolifd^m ^2lnfe^en (l^erauS-
fogäcn 1104 feinem Xobe Don Sol^. CreU, Statom
1630); e^itopt Oftorobt au8 ®o§Iar (geft.
1611), 1585 in bie unitarifd^ ®emeinf<i^ft auf-
mommm, ^outrtfäf^Iid^ Vertreter beS anobaptifti-
ikn (Sanmteft^ bod er in Derf d^iebenen Sd^riften
kiboifc^fitb Mt^eibigte; ^ieron. aRoSfor-
§o»iri (g^ 1625), feit 1595 SRitglieb ber
Omtoricr, ber eine an ben potnifd^ ftMg unb
Ccnoi 8fri<ltl<te ^V))oIogie ber ©ocinianer" Der-
fo^: do^ami Stell auS detme^^eim in t$ran-
fm, jA 151S ^feffot in Slotom, 1616 »ector
ber bodtgm 6(^Ie (gefL afö $rebiger bafelbft
16S1)^ ein aberottfi fru^tborer S^ftfteQer, beffen
Secfle ben HL unb IV. Sanb ber Biblioiheca
frstcPoIosu fallen; 3ona8@d^Iid^ting, ^eb.
1592 nab in jRoIoio erlogen, ber alS rül^ger
l^ftd bcS €ocinianidinu8 in $oIen unb
eietaiMfargai tvirfte. S)e« ledern 1642 lateinifd^
mf oiteS fociniontf d^ed ®laubendbelenntni| tourbe
1617 auf aSefie^I beS Steid^tageS }tt SBarfd^ou
ta^ C^cnffetf ^onb Derbrannt tro|bem aber in'd
Bolm^, ^oBdnbi^d^, S)eutfd^e unb Sftongöfi jd^e
äbafe|t ileben biefen feien nod^ als b^rDor-
mgoter fodidamfd^eXb^ologen genonnt: 3Raf
ünSsarstouA ^ol^ein toegen feiner Dielfeitt-
gm, nammüiäf fprod^Iid^ ffenntniffe, ber nad^
eöfsi jdpSfaBttmm Seben §u Strodjin nol^e bei
Staqig 1657 ^m, unb unter beffen gal^Ireid^en
&biifteB Ue 9mnertungen jmn Stafom^f c^en jlate«
(^tani Bott Sebmtung finb; bie beiben @teg-
nans^ JBoter unb Sol^n, beibe afö $rebiger tl^tig,
«^ jn iRaufenbinQ 1638 bejn). 1678; Submig
Jcei^ ttm SBoIgogen au8 Oefterreid^ (geft.
Ml), bcr aiS Sseget l^erootrogenbed Snfel^en ge-
v^ Sefonbered Sccbiotft um ben SocinianiSmuS
enoorb ftd^ SnbreaS 9Bi8}OlD at^ (geb. 1608),
mütterlid^erfeitd ein ßnfel Don gauftuS @ocinu8.
3n 9ia!ott) unter SluaruS unb SreU gebilbet,
mad^te er im Sntereffe feiner Steligiondgenoffen
»eite Steifen in $oIen, S)eutfc^Ianb unb ben mt»
berlonben, Snglanb unb gfranfreid^. Sin berebter
unb geiftooller 'HtmcHt ber Socinioner, loirfte et
unermäblid^ ald !ßrebiger unb ald Sd^riftfteQer.
93on ben 62 il^ ^ugefd^riebenen @d^riften ift bie
bebeutenbfte bie Beligio rationaüs seu de ra-
tionis judicio in coniaroversüs etiam theo-
logicis ao religiosis adhibendo tractatos.
9[u|erbem oeranftaltete er mebrere Sudgaben beS
Stafoto^fd^en Jhited^iSmuS unb bie Sammlung ber
Biblioiheca fratr. Polen. 3laä^ efaiem rul^elofen,
mül^e« unb famfif erfüllten Seben ftatb er ju ^mfter»
bam 1678. gnblid^ fei nod^ ©tonidlauS Suü
bieniecli erttidl^nt, ber }u9la!om 1623 geboren
mar unb nad^ einem DerfoIgungSreid^en Seben in
Hamburg 1675 ftarb. Sr ifi bebeutungSoott teegen
feiner Historia reformationis Polonicae, bie,
einfeitig im Sarteiintereffe gefd^rieben, unooUenbet
blieb unb erfl nad^ feinem Xobe 1685 )u Smftet*
bam erfd^ien.
3)urd^ bie Xl^ötigf eit ber oorgenannten unb cav
berer SRänner f anb ber @ociniani8mu8 feine f Qfte-
matif d^e SudbiÄung, größere SRaff en aber Dermod^
er tro^m nid^t für fid^ gu begeiftem. 2)urd^ feine
rationalifirenbe Serfej^ung mirfte er für baS tiefere
@Iauben8leben mel^r jerftörenb als auferbouenb
unb fonnte barum im eigentlid^ SBoßSIeben nie
red^t SSSurgel faffen. gfactifd^ fanb er aud^ not»
l^enfd^enb unter ben ©elel^en unb Sbeligen feine
Slnl^anger. 918 barum unter SigiSmunb IIL
(geft. 1632) in ^len bie fatboUfd^e Steaction be«
gann (ogl. b. 9rt. 6(arga, ob. 392), mu|te ba8
focinionifd^e ifixd^entl^um , ba8 im 93oß binen
feftem ^alt l^atte, balb gufammenfUii^en. Sfm 3-
1627 mürbe eine ber bd^eutenberen fodnianifd^en
®emeinben, nömlid^ bie ju Sublin, aufgelöst ^er
f d^merfte @d^Iag aber traf ben polnif d^n @ocinia-
niSmuS burd^ 3^idnmg feine8 SentroIft^8 in
StalolD. infolge ber SSerl^l^nung eine8 eru(>
f^;e8 burd^ Stabmer @tubenten erging 1638 ba8
Urtl^eU, ba^ bie @d^ule bafelbft auf gelbst, bie
ffird^e ber @ocinianer gefd^Ioffen, ibre S)rud(erei
auf gehoben, bie Seigrer unb ^rebiger Derbannt
toerben foHten. S)er bamtt oorbereitete XobeSfio^
erfolgte befinitio auf bem 9teid^tage ^u SDkttfd^
1658, too baS fodnianifd^e SBelenntni^ bei XobeS-
firofe oerboten mürbe. S)amit mar ber SociniO"
niSmuS in $oIen oemid^tet ; in anberen Sänbem
batten [td^ oorüberge^enb einzelne fodnianifd^
®emeinDen gebilbet, unb biefe erbielten jie|t burd^
bie ))oInifd^en Spüanten einigen 3utoad^8. —
3n2)eutfd^Ianb mürbe Dor Mem bie Uni-
oerfttät SItorf bei Slumberg burd^ bie Umtriebe
beS ^rofefforS ber Stebidn Smfi @oner ein
^erb beS SodnianiSmuS. 918 aber nad^ beffen
£ob (1612) bie @ad^e rud^bar nmrbe, erfolgte
burc^ ben 9tatb Don 9lümberg SuSmeifung ber
471
©ocinianer.
472
Sorinianer unb SScrbrcnnimg i^rcr ©d^riftcn.
3n ©c^Icficn fanbcn bic polnijd^cn ßjulanten für
einige 3fit Untcrfunft namentUd^ ju ftreujburg
im ©cbiete be§ ^tt^oq^ oon 93rieg, too fie 1661
unb 1663 fogar ^mi (Sqnoben abl^alten fonnten.
SSon l^ier au8 erwirftcn pe fid^ bei Äurfürft
ßaxl fiubtDig Don ber ^fal^ ben ^ufentl^alt 5U
39^onn^eim, mußten aber fd^on 1666 wegen il^rer
^rofel^tenmod^crei boS 2anb wiebcr üerlaijen. 3n
ber SWorf SBranbenburg fonnten bic Socinianer
nur Dorübergel^cnb eine @emeinbe ju AönigS«
iDQlbe bilben. $ier wirfte @omucI SreU (geft.
1747 ju ^rnftcrbom), ber aber ben foriniani»
fd^en fiel^rbegriff in arminianifd^em (Seifte um-
geftaltcte. %vid) in ipreufeen bilbetcn fid^ focinia»
nifd^e ®emeinben, fo namentlich 5U S^anjig unb
ftönigßberg. 3:ro^ fortmöl^renber Verfolgungen
ttjufeten fic fic^ l^ier in fpärlic^en Uebcrreften bi§
in unfcr So^rljunbert berein ju erl^alten. konnten
fo bie Sorinianer al§ ©emeinben in ©eutfd^Ionb
fid^ nirgenbS auf bie 3)auer erl^alten, fo ift ibre
rührige ^l^ötigfeit in SQßort unb @d()rift bod^ nid^t
erfolglos getoefen, fonbem jeigt ftd() in bcm ä^atio»
naIiSmuS beS 18. unb 19. 3a!)r^unbcrt§ nad^«
toirfenb. — ©ünftiger toaren bie ffierl^ältnilfe
ben ©ocinianem in ben 9UeberIanben, tt)o
fie burc^ ^nfd()Iu^ an anabaptiftifd^e unb armi»
nianifc^e ißarteien mel^r §alt fanben^ wenn fie
aud^ l^ier niemals freie SteligionSübung erlangen
fonnten unb fc^Ue^Iid^ mit anberen 9teIigion§-
genoffenfd^aften öerfcbmolsen. Unter tm bafelbft
befonberS tl^ötigen @ocintanem finb 5U nennen :
ei^r. ©anb auS Königsberg (geft. 1680 ju ^mfter-
bam), beffen Bibliotheca antitrinitariorum
(1684 5u ^Imfterbanx erfc^icncn) für bie ®e-
fd^id^te ber 8ocinianer t>on 33ebeutung ift, unb
®aniel Swidfer ou§ ©anjig (geft. 1678 ju
Smfterbam), SJerfoffcr bcS Irenicum Irenico-
mm, baS ben Obrigfeiten unb gciftlic^cn ^öup«
lern aller ßonfeffionen gewibmet ift unb al§
bie brci ©nmbnormen aller S^cUgion bie gefunbe
SScmunft, bie rid^tig aufgelegte billige ©di^rift
unb bie »abre 3:rabition auffteUt. — Sft in ben
genannten l'änbcm ber ©ocinianiSmuS beute al§
eigene fird^lic^e ©emcinfd^aft öcrjcbttjunben, fo l^at
er ftd^ in einigen anberen, menn aud^ toefentlid)
mobipcirt, al§ UnitariSmuS erbaltcn. 3unöc^ft
ift biefe in Siebenbürgen (f. b. ^Irt.) ber
gfall, mo bie Unitarier ^toai gegen ben Diamen
©ocinianer proteftirten , im ai^cfcntlicljen aber
mit ibncn übereinftimmlen. ^er ©treit jroifd^cn
^boranten unb Diidjtaboranten burc^ ölanbrata
f)aik mit ööUiger Unterbrütfung ber Ic^tcrcu
gecnbct. Siefer ©djlog fotoie fortioäbrenbe Scya-
tionen Don ©eiten ber reformirten i^anbe«»
rcgicnmg unb bie ©trenge bc§ ÄiaifcrS ßarl VI.
oerringertcn bie 3a^I ber ©ocinianer tocjentlicb
burd) sal^Ircidjc Uebertritte jur refonnirten ftird)e.
Unter ber tolerantem Kegicrung SofepbS II.
erftarfte bie unitarifd^e ftirdje mieber tixoa^ unb
beftel^t nod^ f;eutc unter bem Sonfiftorium ju
fflaufenburg in ber S^bl t)on etma 60000 9Ri^
gliebem. — 9lad^ Snglanb brangen fdbtm
unter ^einric^ YIIL unitorifc^e Jbeen« a&eiB
bie Sefcnner berfelben mürben ebenfo groujam
oerfolgt wie bie Äat^olifen. Zro^bem fonb hn
UnitariSmuS }a]^Irei(^e Sln^nger; Dor 9([lai
aber verbreitete fid^ ber 3)ei§mu3 im Dorign
Sal^l^unbert in einer SBeife unter ber ongltcam-
fd^en ©eiftlid^feU, bai aI3 bie Unitarier 1813
ben übrigen S)iffenterS gleic^gefteUt nmrben, Ue
alten ©efe^e löngft wirfungSIoS geworben wato.
C)eute aö^lt ber UnitariSmuS etwa 300 000 9c-
fenner. — 33on 6nglanb brang berfelbe feit ha
Glitte be§ t)origen 3abr)^unbertS aud^ nod^ 9{or)h
amerifa, wo er ftc^ inbe^ unterfd^iebSloS alt
ben Derfd^iebenen reformirten Senominationa
ücrmifd^te. ßrft atö ledere fett 1815 gegea \k
Verbreitung antitrinitarifc^er Sbeen rtogiztOp
fam e§ ^u eigentlicher ©emeinbebilbung ber ltin>
tarier. 3^t f^auptopoftel würbe ^^cobor ^^ada
(geft. 1860) burd^ feine Dielgelefene ©d^rift A Dir
course of Matters pertaining to Beligioo,
London 1846. Ueber SSerbreitung unb 3f¥ te
amerifanifd^en Unitarier laffen ftc^ genaue Sa*
gaben nid^t mad^en. 3nt ^ßgemeinen jö^t nn
gegen 400 ©emeinben, Don benen bie meifitnii
^affad^ufettd ftd^ finben. ^uptfüi^^nmlt ks
Unitarier ift bie 1825 gegrünbete American üm-
tarian Association inlBoflon, fowie bie blü^ode
^arDarb-Uniüerfttöt in Sambribge. Organ bo^
felben ift ber Christian Examiner. 2)er tfiit
nod^ beftel^nbe Unitari§mu3 ift iebod^ feinefimegl
ibentifc^ mit bem alten ©ocinianiSmuS ; feinS^
in!)alt \)Qi unter bem @influ^ beö mobernen Slt^
tionali^muS aUeS ©upranoturale abgeftreift, vA
unter alleiniger Sfeftl^altung ber abdtracten ßin"
l^eit ®otte§ ^t er ber f og. freien 3:^eoIogie ben nxi*
teften ©pielraum eingeräumt. 3)er Sultud i|l Kl
)ur ^ennlid^feit einfad^ ; aud^ l^ier finb bie nu»
nigfaltigften S^ifferen^en geftattet. S)ie !Beifaf{ia|
ift bemofratifd^.
S)er ältere focinianifd^e Sebibegrifflö^H
auf @runb ber oben angeführten DueUen, no*
mentlid^ beS Stafow'fd^en i^otec^idmuS, folgenbe»
mögen f!i55iren: 1. @Iauben§queUe ift bie (eiligE
©cbrift, bereu 93erfaffer nac^ ©ocin divino sp-
ritu impnlsi eoque dictante gefcbriebcn ^bcn.
S^iefe ^cbcutung ber l^eiligen ©d^rift wirb icboi|
wefcntlid^ burd^ bie ber äJemunft eingerönk
©teüung alterirt, bie fouoerän entfd^iboi bott
wa3 als äd)ter ©d)riftin^alt gelten foa. 2. ük
i'cbre Don (Sott ift abstracter Hßonoti^iSnmi
bcm bc5üglid; ber ©d)öpfung ein Derftecfter 3)ni"
It^nuiS )ur ©eite ge^t. 3. (SJ^rifhid iß Vfißt
'^Uniä) , übentatürlid} empfangen , Dor feiM
öffentlicben auftreten in ben ^immel tciohi
(raptus in coelum), wo .er bie Se^ren empfragou
bie er ben D3knjd)en Derfünben foUte. äS^
feines DoUfommenen ®ef|orfamS unb fuiibdb|a
Gebens würbe er wieber in ben ^immel aufgauÄ*
men unb mit ber göttlichen SSkltregieningbetml
473
6ocot^ — @ocrated.
474
tHiOsctwift), We ifyai ober rin V^x\ ber Unitorier,
W ^bmdboiontai^ t>enseieerten. 4. ©er TOctifdJ
ijs »m ©Ott mit untoetttetbater gfrei^ett ouSge-
xti%rt. bcc sulttbc ^ogot bie göttliche SOmiffen^eit
b^dpUtUDob. (Bne (gtbfünbe gibt eS ni^t, bod^
ofDigtf bie |UDot fd^on Dor^nbene noturlid^e
eiesbii4hit infotot beS 6änbenf oSee aai Slot^«
M^igbit S)ie «otteSebenbObltd^Ieit befielet in
ba C^cszf^K^ bed ^JRenf (i^en über oOe niebrigeren
SeioL ^ ttnirxf^ibuitg ton ®ut unb Söfe
issnnt bcr9tmf<^ oon fu( auS, bie religiöfeäbee
«te ml i^ oon 9iu|en betgebrad|[t merben.
& Sie Sotoiologte ift ben d^riftologifd^ unb
an4B9|ioIogi{i^ ^romiffen entfpreci^enb mefent-
£4 pcfagionifd^. Sinen @ä]^netob Cl^rifti unb
tat fMoattitivbt ®enugt(uung burdb il^n gibt
rt «i^t S)ie <Edbfung befte^t barin, ba| ei^riftuS
cal harä^ Stfyx unb Seben ben SBeg )ur ©eligleit
ffigt ; 6a4c bcfi Stenf (^ ift eS, Sel^e unb Sei-
^tM Qrifii )u folgen; oereinjelt ^nbet birede
9&tflt(j^ Untoflulung ^att. S)ie @acraniente,
Sdofr vnb Sbenbnial^I, ftnb leere Serimonien, oIS
i^nnttbigr (Ekbrfiud^ aber bei^ubebalten. 6. SDie
^isAitoXogu ber @odnianer ift giemlid^ burftig.
«cJäugnct oirb bie Suferfiel^ung bed gfleifd^ed
aab Ut UnftcrbO^feit ber (Sottlofen, bie fantmt
ben Mfen Cngdn oblUger 93emi(!^tung onl^eim-
fattm. 9hir I& fSfrommen xotxhtn emiger @elig-
tat t^eÖQ^aftig. (Sgl au|er ben bereits oben
ooba be^ri^netcn, non Sodnianem oerfa|ten
Sntm noi4 F« 8. Bock, Historia Antitrini-
tannmm, nuudme Socinianismi et Socinia-
Aonim, Begiom. 1774 aqq., 2 voll.; O. Sfod,
So €ocxmam8muS noc^ feiner Stellung in
kr O^ammtenttoidlung beS (i^riftlic^en (SeifieS,
nid^ }dntm ^ifiorij^en SSerlauf unb nad^ feinem
^^rtegriff, iKel 1847, 2. m>i^. eptcxO, über
hat mobemeti UnitoriSmud l^belt [neben bem
^m goionnten Dörfer] J. D. Bupp, He pasa
An original Hisioiy of the reli-
loimnationB at present existing
in tiiB United States etc., Philadelphia
1B44.) [Ihiöpfler.]
^•C^ f. eoccotl^.
Sf$€xm^9 ftir^enl^ifiorifer oud (Eon«
icsimopü^ umrbr vad^ ben fpörlic^en eingaben
ika \üai Sebendumflänbe, »eilige ftd^ feiner ftir-
tegcf^d^t» enlne^en laffen, in Sonftantinopel
sAooen unb crjogen (H« £. 5, 24). S)a er al8
Sube («o)ud$ v£oc (Sv) ben Unterricht ber iroti
iftimkkm Onnnmatifer Srnmoniue unb ^eUa-
töd gpsoi, Me 389 auft SIesanbrien nac^ ßon-
ftaiitmo|K( fUf^ (L c. 5, 16), fo tt)irb man
%xiif debttit m ben ^f ang ber ^Regierung Zl^eo«
hmf L (um 380) verlegen bärfen. 3n ber
bfi4rift {einer fthrd^engef^id^te nennt fid^ @o-
aM fobp axoXaoTix6c, b. 1^. @ad^tt)alter, 9b'
MQot unb IBoIcibA glaubt ouS H. £. 7, 1 f d^Iie^en
^ tö^, boft er fi$ in ber Sd^ule beS Sopl^iften
Iiffibii M X^ftinr ouSgebilbet l^be. 3n ber
a^toloqit jeigt er feine eingel^enbe, faii^männifd^e
Srubitbn ; bie einfd^Iägigen ^erid^te f^ieinen ben
benu|ten SQ3erfen med^anifd^ entnommen mie anä)
auf gelegentlid^e munbli^e Seratl^ungen gurüd*
Sufäl^ren )u fein. 9Rit Siedet bemerlt jd^on $1^0«
tiuö (Cod. 28) \>on il^m, iv xotc 867tJ.aaiv oi
Ufiy IotIv dixpiß^c. ^ierauS barf tt)ol^I gefd^Ioffen
tt)erben, ba| bie Seranlaffung mx 9bf affung einer
IKrd^engef d^id^te »eber eigener 9ieigung nod^ eige-
nen Stubien, fonbem äußerer Anregung }u banfen
ift, unb bie^ beftötigt @ocrated felbfi 3m $ro«
5mium bed 6. Sud^eS (ogl. auc^ 7, 48) Jagt er:
T^ |ilv Ijtka'^ai oou, & tepi tou 6eou av&pcmrs
de^dcDpe, . . . dteicoyT]9a(teda. S)iefer nod^ einige*
mal genannte, fonft aber nid^t naiver betannte
93ifdE|of Z^eoboruS l^at fomit @ocrateS gur Stb«
faffung feiner ftird^engefd^id^te oeranIa|t. So«
croteS' Xob toirb in baS ^al^r 440 ^u berlegen
fein, ba f id^ fonft fein ®nmb abfeilen Iö|t, marum
er bie Ifird^engefd^id^te nur bis 439 fortgeful^rt
l^ben foUte. — S)a3 SQBerl felbft anlangenb, fo
l|at ftd^ ber «uctor über $tan, Stotd, ^nl^,
Serankffung unb OueQen ^inlönglid^ flar unb
beftimmt auSgefprod^en, fottol^I in ben SSoneben
gum 1., 2., 5. unb 6. Sud^e, mie aud^ am ®d^Iu|
oon 7, 48. 3laäf eigener Angabe (1, 1) niottte er
bie iKrd^engefd^id^te beS SufebiuS oon Söfarea
f. b. WA.) oon beren 9bfd^Iu| bis auf feine 3eit
fortfe|en. S)a aber Sufebiuö bie 3nt Sonftan«
tind in beffen Yita als ^aneg^riler unb barum
ungenflgenb bel^nbett, aud^ ben SrianiSmuS nur
obenl^in geftreift l^abe, fo foSte feine @efd^id^tS-
erjöl^Iung nid^t mit bem äal^re 325, fonbem mit
ber 9lbbanfung SiocIetianS im 3. 305 beginnen.
Son ba an fül^rt er bie ©efd^id^te in 7 Sudlern
bis gum 3abre 439. SlngebUd^ miS SocroteS nur
über bie ®efd^i(!^te ber mrd^e berid^ten (tot irepl
täte iKxXTjatac ^ev^pieva ouT^pdf^at icpo&^|i.evot;
1, 1), u>ie er oud^ bei Sonftantin nid^t beffen
gan^e Xl^ötigleit auf jöl^Ien ttiS, fonbem ^<7ai (npdt-
|etc) (i6vov itepl Totc ixx).Y)a(ac ^YevovTO (1, 18);
ja er oerfid^ert fogar, faQS in ber ftird^e feine
©palhxngm oorgefommen, l^ätte er gar nid^t )ur
geber gegriffen (ib.). £ro^em ift feine iKrd^en*
gefd^id^te gerabe in bogmengefd^id^tlid^er ^infid^
feineSmegS befriebigenb, unb betreffs ber profan«
gefd^ic^te erflört er anbenoortS (L. V., Prooem.)
felbft, ba^ er f old^e aufgenommen, tl^eilS um bie
£efer nid^t burd^ bie forttoö^renben ©treiti^eitm
ber Sifc^öfe ^u ermüben, tl^eils aber aud^ aus bem
®mnbe, meil burd^ Sorf ommniffe im Staats«
lebm oielfad^ aud^ bie fiird^e in Sßitleibenfd^aft
ge}ogmmerbe. 9tid^t leere, nu^Iofe @d^önrebnerel
(xaXXiXeEta ; L. YL, Prooem.) fei ber Stoeä feiner
Arbeit, fonbem tool^rl^itSgetreue SarfteDung ber
Segebenbeiten. SocrateS mil burd^ feine ®tß
fd^id^tfd^reibung baS gemöl^nttd^e SSoIf erbaum
uitb nid^t bur^ leereS ^l^rafmgeflingel unb im-
toürbige Sd^meid^elei bto| )u gefaOrn fud^en. S)ie
OueOen, meldte @oaateS )ur Sammlung beS ge-
fd^d^tlid^ Stoffes bmuj^te, laffm fi^ feinem
m
Sol^ar — ©olibaireS.
478
wUlt ^n^ M bm Ccmocmitem ublid^ »arm
(Qo. 18, 18; 18, 20), fo loirb hoä) ber »eairf
l«i|a etSbte aitfbtüdti^ Dom £anbe (Soiuum
i^nfi^dbm ((ftoL 13, 12); bec fflo^nort ber
CanooDta beginnt erft „ars^txfyHb @oboma,
6onn^ Vbaxna unb Sebohn" (®en. 10, 19).
Dd ber iiiS^litnB eined jhieggjuge, ben tAn
fnahe Afiidge gegen bte $enta))oIiS untemal^men,
Itmil ot4 bk äUere SBeftöOenuig befi gefammten
CSioibcailanbed mit ber ^entopolid gemeinf d^oft-
b^ €aSit gonod^t ju l^aben (®en. 14, 4. 5).
lUtn bie gnume £age t)on Soboma ift nod^ (eine
Cn^unigWi crtielt 9lur boS ift ftd^er, baf; ed
wak bot äMgen Stobten nid^t, ttne alter %ber-
itaAc ȟl, in ber Xief e bed ie^igen tobten SReereS
log. Sir Silbmig bed tobten SReereS iinb befi
3eibdnt||oId, mag fie burd^ tmllämfc^e (^eiung
n ber ^äxaha ober burd^ einen Srbftur} erfolgt
«Ol (danifrn^om« in ber 3ritf d^r. bed Seutfd^en
fkdap.-SereinS XIX» 1, Seip}ig 1896), fallt
j^bca^süfi in eine oorgefd^id^tlid^e ^eriobe, unb
Sobomct'd Untergang ftel^ nur baS {iiblid^e
bei tobten ÜReered in SBerbinbung (ogl.
b. «rt- TOeer Vm, 1179). Ueber bie
h^^fidftt eobomo^fi i{t nid^tS belannt, als toaS
te Mige 6(^rifl borüber mitt^eilt: ba^ eS
fs5lf 3«^ unter frember ^rrfd^ft ftanb unb
HB bciii^Dlen boS äod^ obfd^ättelte (®en. 14, 4) ;
te| cS iDtgen ber Safierl^ftigfeit feiner Se>
moffna mit boi fibrigen Stöbten au^er @egor
p emnbc ging (6en. 18, 20 ff.), unb ba|
fiäbm ber Kmne @oboma nur a(d ^nbenfen
OB eint fd^tmme Entartung (S)eut. 32, 82. 3f.
1, 10) imb ein fur^tbare« 0otteSgeri(bt (3ub. 7)
fllt [ftaulen.]
$^«, f, ÄaMaU vn, 6.
j^fitSHS^ ber H^ f- S^(^} @o(Qno.
^fCeMU» (beiSabtö, S)et). @ar^e), Stamm«
flt^ ha festigen frans^fifd^en SBenebictiner-
oqgngotiim, towkit 1010 atö $norat berSene«
KtSiembtei 6t ^eter tum Se SDland gegrünbet,
alflgte jdKK^ ctß ist l^- Sal^r^nbert SBebeu«
tfflQ. Vni ffftner frül^em (8efd^td(|te fei ermähnt,
y$ t§ 1556 |u einer Sommenbe gemacht, 1657
ter SDfamxiaercimgregation einoerleibt unb 1790
QB^^ciotai tontbie. Semerlendmer^ ftnb bie
6nii|ituTfn ber Sbteifird^e, ein Dietgenannted
Bcif ber Sräticenaiffance, begonnen um 1490, be«
obet bno^ ben tilld^tigen $rior 3ean Sougler
I50L aOi 1882 bie Deröbeten ®ebaulid^teiten
be( iRoflnf |inn Seilauf e fomen, ermarb fte ber
pnge ^rieper ®ueranger (f. b. 9lrt.), ba er ben
^lOD )cgle, btn SBoiebictinerorben auf bem SBoben
fNntei^l nricber mt^urid^ten. @eit 1887 9bt
ion€okinu0^ toibmete er fid^, ttiein bem citirten
faütf f<^n be8 ütäi^em bargelegt »orben ift,
mit großem Sxfolge ber SBerbirflid^mg ieneS
9ioau§^ inglriA ober cntd^ feiner gmeiten SebenS-
oqgBbe^ ber IBicberetnfül^ng ber rdmifd^en
jbogic in %ttadxüä^ Sfir bie Sulunft feines
Sott loar ed tnm grolcr 93ebeutung, ba| er in
feiner 9tbtei bie totfleufd^ftlid^ Stubien fel^r
begünfügte. Sinige Jeiner SRönd^e ttaren fd^on
bebeutenbe ©elel^e oei il^rem (Eintritt ; bie Sifle
ber burd^ fd^riftfteaertfd^e Sbötigteit j^eroonagen-
ben Senebictiner oon SoIeSmeS ift eine gro^e ;
bie toid^tigften 9tamen ftnb : SBerengier, Sl^amarb,
®amier (prooen9aItfd^er Sid^ter), ®u^))in, 2e«
bannier^S'^uillter, Sßaquelin, $ioIin(geft.l892),
^itra (f. b. ?lrt.), ^ot^ier, $Iaine, SRabonj, in
neuerer 3ctt Sabrol unb 3)tocquörau (Herausgeber
ber Paleographie musicale; f. Hift."))oL 931.
OXn [1893], 247 ff.). Slä^ererS ]. in ber unten
genannten SBibliogropl^ie. infolge beS auc^ in
^ronfreid^ auSgebrod^enen ßuIturfampfeS tourben
bie 9t5n^ oon @oIeSmeS aus il^rem ff lofter ver-
trieben (6. 9toDember 1880) unb biefeS mie aud^
ii^re IKrd^ unter Siegel gelegt. @ie leben nun
im S)orfe @oIeSmeS in einzelnen Käufern unb
feiern ben ©otteSbienft in ber $farr!ird^e, in
rul^iger ßrgebung beffere 3^ten ertoartenb. 2)ie
oon SoIeSmeS ausgegangenen Zöd^terflöfter fmb
bie abteien: @t. 9Rartin oon Siguge (1853,
1. Sbt 1864), €t. 9RabeIeine in 9)larfeiae (1865,
Sbtei feU 1875), @. 2)omtngo be @tloS bei
SurgoS in @))anien, bie ^ßnorate ®IanfeuU
(1888), SfontaneDe unb SQBiSqueS bri 6t. Omer
in Slorbfranlreid^. S)er $erfonaIbeftanb belöuft
ftd^ auf 228 »eligiofe, barunter 137 $riefter.
Slonnenmögen eS ungefähr 100 fein. (93gl. bie in b.
9lrt ®ueranger citirte Siteratur, fomie Chamard,
St. Martin et son monast^re de Liguge,
Poitiers 1873; Oraison fanöbre du trto-rö-
verend Pdre Dom Prosper Gueranger par
rövdque de Poitiers» Paris 1875 ; A. Guepin,
Solesmes et Dom Gueranger, Le Mans 1876;
Gartier, Les moines de Solesmes [Expulsions
de 6 Nov. 1880 et de 22 Mars 1882], Le
Mans 1882; Bibliographie des Benedictins
de la Gongrögation de France, Solesmes
1889.) [3lmbr. »ienle 0. S. B.]
^oühabM nennen fid^ bie SRitgüeber gemiffer
antid^ftlid^en Serbänbe in Selgien, f^ftonfreid^
unb Stalten, meldte ftatutengemö^ fid^ foliba-
rif d^ oer))fIid^ten, o^ne ben Seiftanb eines ®eift«
lid^en, ol^ne Empfang ber Sacramente }u fterben,
ol^ne religiSfe (Serimonie ftd^ begraben su laffen
unb gegenfeitig )ur Srreidbung btefer Sibftd^t fid^
beigufte^n. ^en Snfto^ )u einem fold^en oer>
rui|ten Sunbe gab ßugen @ue. @d^on 1844,
als er ben Jnif errant l^erouSgab, ber in 19 libe»
ralen S^itungen SelgienS nad^gebrudCt U)urbe,
überreizte eine liberale S)eputation bem 9loman«
d^ftfteUer in $aris eine 9RebaiIIe, bereu Sorber-
eite fein SBruftbilb unb bie 2^f d^rif t : Les lib^ranx
>elges k Eugäne Bne unb beren Städffeite mit
Sliijtral^I unb geber in ftreugform bie Snfd^rift
l^atte: Sa plome foudroie l'hydre qni brava
Borne et les rois. Janvier 1845. Sine SBod^e
f))ftter fanbte il^m bie Soge Perseverance in Wid'
tt)er))en eine golbene geber unb erl^ielt baffir eine
em))^atifd^ Sufforberung^ „ber ultramontanen
479
Solitaires — ©ollicitation.
480
imb rü(i)d)rittlid6en SScrcinigung ^crj^ft entgegen»
antreten" (f. Thonissen, La Belgique sous
le rägne de Löopold I, IV, Liöge 1858,
217 8.). 3n ber öffentlid^en Koncfponbenj mit
(Sbgar Duinet, ber Don ben SBerfen be3 calöini»
jd^cn ganatiferS W^^P ^n aWamij (f. b. ^rt.)
eine S)oI!§QU§9Qbe Deranftaltete, empfol^I @ue brei
4)ra!tifd^e ÜJlittel ^ur SBefömpfung ber ftird^e, nam-
Ii(i^ Ausbreitung be§ ätationaliSmuS burd^ einen
Serbonb t)on äßönnem, bie fid^ t)er))Pid^teten,
uon bem @ni{)f ange ber (Sacramente fid^ oUjeit fem
gu l^alten unb tJ^unlid^ft aud^ bo^in gu mirfen, ba^
il^re t^familienglieber bie (Sacramente nid^t em«
pfingen, nomentlid^ nid^t bei ber ®eburt, bei ber
ebeltd^cn Sierbinbung unb in ber SobeSftunbe;
^Verbreitung ber proteftantifd^en @ecte be§ Uni«
toriSmuS: Ausbreitung beS ^roteftontiSmuS über»
baupt (93. 2)cd^mp§^ S)ie gfreimaurerei II,
fünfter 1868, 21 f.). ©eit 1857 mürben biefe
Sorfd^Iäge in'ä SBerf gefegt. ®en Anfang machte
man mit ber ®enof|cnjrf)aft ber ©oliboireS. 3n
Süttid^ Derprlid^tet ftd^ iebeS Witglieb be§ 33unbe3
burd^ ein „iDionbat" in brcifad^er Ausfertigung,
^ou^erl^alb ieber pofttit)en äieligion fterben ju
moUen unb burd^ feinen @eiftli(|cn feine legten
Augenblidfe ftören ju laffen". ®abci muffen jwei
noml^aft gemad^te 372itgUeber mit ber genauen
AuSfül^rung biejer äßittenSmeinung beauftragt
toerben; biefclben l^aben ben Auftraggeber in
iobeSgefal^r gegen jebe religiöje Seeinfluffung
(Obsession) feitenS ber ©eiftlid^en unb anbcrer
^rfonen gu fd^ü^en, ftd^ im ^aufe nieberjulaffen
imb als ^enen in allem ^u befel^Ien, maS bie
^^ierfon beS unter il^rem auSfd^Iie^Iid^en @d^uk
(tuteile absolue) ftel^enben Auftraggebers betrifft,
imb nötl^igenfaUS bie Auctorität beS ©erid^teS an*
gurufen. gnblid^ mufe jcbeS SWitglieb teftamen-
torifc^ öerfügen, ba^ eS o^ne religiöfe ßerimonien
begraben fein loill, unb miebenun baS 2}litglieb
bejeid^nen, tueld^eS bie AuSfül^ning biejcS 2:cfta»
menteS 3U bejorgcn b^tt (f. Deschamps, Les
societes secretes III, Paris 1883, 464 0.).
S!)aS bürgerliche Scgräbni^ erfolgt auf ff often beS
SereinS, an ben jcbcS 9}MtgIieb monatlid) 10 Ken-
timeS entrid^ten mu^ ; nad^ Art. 6 gebt bicfe SJer»
günftigung öerlorcn, wenn ein 5Dlitglieb ober
beffen gamilie ein fird^Iid^eS Segröbnip ttJÜnfd&t.
3n »elgien ejiftirten im 3. 1882 ettoa 20 ber-
artige Ableger ber Freimaurerei. Aud^ in Qftan!-
reid^ unb ^talim fanben bicfelben geeigneten 93o»
ben. — 3für bie Art unb SScife, lüie bie ©e^eim-
bünbicr ibre Srreligiofität infceniren, fann ber
SobeSfall beS Srüffeler Aböocaten unb ©olibaire
^cter 3:beobor 93erbägen (1796—1862), eineS
^nau^)teS ber liberalen ^4.^artei ^Belgiens unb (feit
1854) ©ro^meifterS beS Grand Orient deBelge,
als 5:9puS bienen. 3m ©pätbcrbft 1862 roax
bcrfelbe mit ^od^ftein unb Dan ©c^oor nad^ Surin
gereist, um eine Serbrübcnmg ber belgijd^en unb
ber itülicnijdjen Sogen bcrbeijufübren, »elc^e i^m
aud^ gelang!. Auf bem 9tü(!tt)ege Derbrannte er burd^
ein ftebenbeS ®etrdnl, meld^eS er ottf bem 9KoM
SeniS mit $aft btnabfc^ludte, ftd^ ben ©^lunb
unb ftarb infolge beffen in Srüffel am 8. 3)ecenüxr
1862. Sl^iefrQ unb bie genannten ^oc^fiein nob
Dan ©d^oor umlagerten fein SobeSbett unb ficBa
ibr ©cblad^topfer nid^t auS ben Augen, beoaffMt
mit einem Xeftament, tt)eld^eS bie ftinber für bn
^\l beS SBiberftanbeS mit Enterbung bdnotiL
^erbögenS gfamilie mar empört über eine foUjr
©emalttbötigfeit. 2)em Xobe na^e, fd^rie bÄ
l^eulte ber Unglüdflid^e unb ftieg greuli^e Se^
tt)ünf(bungen gegen ®ott unb alle ^Religion osi
fo ba^ man bie gfenfterlöbcn f d^lie^ mu|te, n
nid^t einen Auflauf auf ber ©tra^ ]^erDot|urn(n:
enblid^ ftarb er mit einem glucke gegen Sott of
ben Sippen. S)ie ©olibaireS l^otten „t^ tsi^
trag erfüllte ©tatt ber ©eiftUd^fett erfd^ieimW
bem Seid^enbegängniffe bie gfreimaurer mit i^
Ab^cid^en „Don ^led^ unb ©d^ofSUber'. Si
groge SDlenge brad^ bei biefem faftnac^tSmo^
Aufzug in ©elod^ter auS ; emfte Scanner xoem
aber empi^rt über ben ^o^n, ba| in biefem %tk
alle ©itte unb Sieligion mit Sü^en getreten unsbe.
(SSgl. A. ©tols, Afasienjmeig für bie gfretmaas^
Srciburg 1863, 52 ff.; S)er ^rogefe be Sii
2. Aufl., Sreiburg 1865, 10 ff. ; aUgem. ^
bud^ ber ^freimaurerei III, 2. Sluß., ui|i|i|
1867, 409.) [Soi*]
Solitaires, 3lamt ber Sinfiebler in ^
»o^al, f. ^ort-Ko^al X, 204 ff.
^atax\ns, f. ^l^UippuS ©orttonufi.
^fRMaüm (sollicitatio proprii
tentis ad turpia) bei^t im ürd^li^en Sled^ b9
9[ni^braud^ beS IBu^facramented feitenS cW
IBeid^tDaterS, meld^er fein Seid^tünb }u iigal
meld^er fd^n^er fünb^aften fei^ellen UnfittG^U
anreiht. 3ltbm ibrer aOgemeinen ©ünb^iA^
als eines AergemiffeS eignet einer fold^ «a^
lungSmeife nod^ bie fpecieOe 93oS]^it, ba| bäm^
baS Su^facrament mit feinem unburd^bnngSla
©ebcimniffe auf baS ©rbblid^fte gur IBefriebigfll
ber Seibenfd^aften mi^braud^t tDirb. S)e|^H
ber römifd^e ©tul^l burd^ ftrenge SBetotbiuai»
bem Sinrei^en eines folgen UebelS DorgtibaHK
gefud^t ; in 93etrad^t fommen babei befonbeti ik
gionftitutionen Universi gregis ®regoif IT.
(30. Auguft 1622), Sacramentum PoeniMiM
»enebictS XIV. (1. 3uni 1741) unb AfO^
licae Sedis ^MuS' IX. (12. October 1869).
I. 3"ni 2:b(itbeftanb ber mit fintm'
©träfe bebro^ten ©oUicitation gehört 1. ■
äußerer Act beS SSeid^tDaterS (^nblung^M
3ctd^en), meld^cr an fid^ ober nad) benUn|Mi
baju bient, fein (mönnlid^eS ober n)etbli(l^)8#
ünb 5u irgenb meld^er fc^meren ©ünbe g#>*
fed)Ste ober neunte ®ebot an^urei^en, W*
biefe Anrcijung erft auS bem fpätem ®Wf*
fennbar mirb. ©leid^gültig ift, ob bie 6olBdPj|
Dom ©cid^tDater birect ausging ober oi ^
auf Anregung beS ^önitenten boju fon, M^
ob es fid^ um eine ©ünbe jtoifd^ 9dSfi^^ ^^ .
V
X
>s
«l
©olminHac — ©oIotl^uriL
482
^n^fftaib, tAw um SSnbe beS lettcm mit einem
^dttni Vn^eUe. ms^i unter ben »egtiff bet
csiidlBäon iMtgegm ^oOt bie Snreijung )u an-
rotn 0» ben tonttoä^nten ©ünbcn. — 2. ®ie
ioSicttatum inu% gef ^l^en fein in Serbiid)ung
mt bim^%tQccamente, b. 1^. Don einem ^tieftet,
•ufatpid ob et bte SuxiSbictbn befa| ober nid^t
iah in Mta, oocasione ober sub praeiexta
eonliasioiiifi, ober enbliii^ äber^upt in confes-
«cHUÜi nv6 in alio loco ad confessiones au-
itokäBB deetinato yel electo com simula-
tun» ftodieiidi eonfesaionem. SBaS im 6in«
unter biefe ftotegorien ]SHi, erörtern bie
IL Sed^ilid^e gfolgen cntftel^en mtS ber
^ix^cncn ©ollicitation 1. ffir baS foUidtirte
.^(t4Mllb unb febe ^^on, totlä^t oon bem £]^t-
Mttab Anmtnil erlangt l^at (aufgenommen,
«um bie Baä^t lemanbem mitgetl^eilt ift, um
ton Qpn 9lat^ gu erl^olen), inbem bteje unter
idtmxfr €unbe oettflid^tet jinb, ben f^ulbigen
^fiiite fnnem 9i|<^ofe gu benunciren. 6ine
filzige genagt nid^t ißrimör obliegt
SoSirithten bie etmö^nte $flid(|t unter ptt'
SorfkUung beim Sifd^ofe ; nur im f^olle
cn^ edfünm^Urt ifl ber fi^ftlid^e 9Beg gu
txJ^IeK« ber aber bonn ffir geroö^nlid^ nur bie
ratntung (um meitem mfinblid^ Serfal^ren
hlbct SMjiert ft^ bofi Sei^tttnb abfotut, feiner
l^i^t noil^ufommen, fo lann eS nid^t abfotoirt
vd^cn; ocrfcbiebt f& bie Senunciotion fd^ulb«
texvrtfe über einen Qlonat nad^ erlangter ffennt-
riB oon fnner SBerpflid^tung , fo oerföUt ed ber
ntt t^ftolrtcn Sscommunicotion (SuSe Apost
i^cdis lY , n. 4). — Seigi^gen ifl l^ier, bo^ eine
cnfrnflut foIf^K S)enunctotion ein bem Ißapfte
syiOM&mämo modo oorbel^Itetter StefetoatfaQ
lü 1^ ta. «rt Steferootföfle X, 1078); eine
rtxrfimi (6. Vugufi 1897; f. Anal. eccL Y
[l^T], 382 sq.) erlaffene ^nftiuction ber
$. C Iiurait. trifft SRo^egeln, um bie ^Innal^me
nbrgcunofter Sitflogen megen ©oQicitation }u
ocxiimbfm. — 2. %iit ben foAidtirenben Seid^t-
int* Dellen xufolge Secreted SBenebidS XIV.
va 5.9uguft 1745 ald Strafe treffen perpetua
hhabflitaa sd inisBae celebrationem, inter-
&tio pefpeina confessiones excipiendi unb
jfiTatio cwnninTn facultatum unb nad^ ber oben
üPdbiüni Conftitution ®rcgord XY. suspen-
flo ab csdcatione ordinmn, privatio bene-
^omm, dignitatnm etc. unb privatio vocis
utiTae et pasBhrae, si Begularia fuerit SlUe
fm Stro^ ftnb aber ferendae eententiae. —
A fm jeben 99dd^ttK2ter, ber ffenntni^ oon einer
ofte^enen 6oIItdintion in ber Sdd^te erlongt,
staR i^ mib gravi obliegt, mtf bie S)enunda-
iTTiSpjli^ unb bie eoentueS eintretenbe Senfur
opiterfforn ju mad^en, ober aud^ l^ingumeifen atif
?ifStnifrberoerIrutiiberif^enS)enundation. 3m
fi^lmn iß Ua Scffo^/ ^I^^ ber !8d^t-
«ttr jn bcobac^tat 1^,. fai ber 3nftrudion ber
fk4caf<Sfl0iL Xlm 2. Httff.
5. C. Inquia. oom 20. f$februar 1867 (Acta
8. Sedis m, 499) oorgefd^rieben. (Sgl. bie
Woraltoerfe, j. 93. S. Alphonsi Theol. mor.
6, 675 sqq.; Lehmkühl, Tlieol. mor. II,
n. 975 sqq.; Marc, Instit. mor. I, n. 1854.
n, n. 1794 sqq.; femer Ferraris, Prompta
Bibliotli. B. y. Oonfessarius, art. 5, unb SoUi-
citatio; unb Berardi, De sollicitatione, Fa-
vent 1886.) [$runer.]
$oCiitbii9iic, 9 1 a n u 8 b e, beiligmögigerSi«
fd^of oon ßabord, loar 1598 auf bem @d^Iof[e
Sekt bei Ißerigueus geboren unb ergnff ald 3üng«
ling anfangs bie militdrifd^e Saufbal^n. ©pöter
trat er bei ben SRegutarcanonifem oom bt Sugu«
ftinuS m unb mürbe 1623 9bt beS ftloftexS
S^anceSabe. 9lad^bem er 1)\tx bie in SSerfou ge«
ratbene 2)idci))Un mieberbergefteüt fyütt, mirfte
er aud^ mit ßrf olg ffir bie SRef orm anberer ftlBfter
feine« OrbenS in @übfranfrdd^. 3m 3. 1636
mürbe er auf SSeranlaffung beS SarbinalS Stid^eHeu
oon ftönig 8id)mig XTTT. gum Sifd^of oon Saborft
ernannt mCb im folgenben 3abre )u ^riS oom
(Srgbifd^of Oon £ouIoufe confecrirt. 3m (Sdfte beS
bl. ftorl 93orromöu8, ben er jicb sum Sorbilbe ge-
nommen, mibmete er fdne Xb^%^^ ^^^n gang
bem ibm anoertrauten Sifitbum. ßr gritnbde ein
^nefierfeminar, ein Jhantenbaufi unbgtodäBoifen*
böufer, lie^ oiele in ben Sürgerfnegen gerftörte
^rd^en mieber auf&ouen unb forgte aud^ ffir IBoßS*
miffionen, bie er burd^ fdne frfiberen OrbenS«
genoffen abbalten Iie|. ©olminibac ftarb am
81. Secember 1659. 3m 18. 3abrbunbert regte
bie frangöfifd^e @d{Hi(^reit mieberbolt }U Stom
bie (Eröffnung beS Seoti^cationdproceffed an ; bod^
unterblieb biefelbe infolge bed 9(uSbrud^e8 ber
frangSjifd^en tReooIution. (9$gl. Gallia christ. I,
Paris. 1715, 151 sq.; Moroni, Dizion. I,
175 sgg.) [3e(!.]
^oto^ntn (Salodonun, fron). Soleure),
Sifd^ofSfi^ an ber 9are, mu)>tftabt be»
gldd^namigen @d^meiger(anton8, ift o^ne Sti'dfel
ein Ort Mtifd^en UrfprungS. 3n römifd^er ßdt
beftanb bier ein Safirum, in bem UrfuS unb Sßidor
aus ber tbebäifd^en Segion ben ÜRartertob erlitten
(f. b. «rt. Legio thebaioa YH, 1624) ; aud^
Oon ber b^%n 3mtgfrau Serena boben fid^
@))uren erbatten. 3ladf ber S5IIertDanbemng
liefen ftd^ gu @oIotbum bie Surgunbionen
nieber ; bie ffönigStod^ter ©ebeleuba ße| Steliquien
bed bl. SSictor in bie oon ibr gu ®enf bem ^ei*
ligen erbaute SBaftlifa fibertragen (f. b. %tL SBur-
gunbionen n, 1534). 3n ber gtodten f^ölfte beft
8. SabrbunbertS grfinbde bie fränfifd^e ffönigin
Sertbraba, ^ipinS ©emabßn, in Solotbum ein
©t. UrfuSmunfter ober -nofter, baö im 3. 870
M ber Xb^i^it^G beS lotbaringifd^en Steid^eS ut^
funbßd^ ermahnt mirb (f. Tromllat, Monuments
I,Porrentruy 1852, 116). 3m 10. 3abtbunbert
foO Sertba, bie ®emablin beS ff bnigS Slubolf oon
Äldnburgunb, burd^ rdd^e Sergabungen fidg alft
gro|e SBobttbfiterin ermiefen f^obm ; man ebrt fie
16
487
@omer — @omnambuItdmu8.
488
ber {Regel beS ifi. 9(ugufiinu8 ouf ; im folgenben
Salute legten bie erften \tdß ©oina§fer bie ge»
iDöl^nlid^eii bret OtbenSgelübbe unb al3 toeitereS
baS ber Stabilität ab. @e]^r günftig ertDieS fid^
betn Drben ber % itaxl 93orromäu8, ber il^m aud^
JHrd^e unb SoKeg ^um 1^1. SßaioluS in ^oDia
gef(^enft unb fo Seranlafjung 5U bem oben er«
n)ä^nten 9lamen ber (Senoffenfd^Qft gegeben l^otte.
3m 3. 1626 beftörtgte Urban VUI. bie Statuten,
toeld^e ber ®eneraI))rocurator be§ OrbenS ^linuS
gefammelt ^atte. 3n)ed ber ®eno[{enfcl^aft ift
^^flege ber SBaifen unb ßrjiel^ung ber Swgftib in
©eminarien, öffentlid^en ®t)mna|ien unb 5lbel§»
coSegien ; au§ biefem ©runbe xooUtt bie @e{eU"
fd)aft fpöter il^re Käufer n)0 möglid^ in großen
©täbten fyiUn. 3)ie Organifatimi ift bie gemöl^n-
lic^e mobeme: ber General unb otte Seamten
tDcrben auf brei Sa^re Don bem nad^ gleid^er gfrift
berfammelten ©eneralcapitel getoö^It. ^u|er ben
€Icrifem unb fiaienbrübem nimmt man aud^ fogcn.
Aggregati in bie ©enofjenfd^aft ouf, Saien unb
^riefter, bie \iä) burd^ ein ^anbgeliibbe t)or ben
Ohtxn 5um S^ienfte beS ^aufed t)erpf[id^tcten. 3nt
3. 1616 marcn bie franjöfifd^en S)octrinarier
(f. b. art. m, 1874 f.) alg eigene ^roDinj ber
©enoffenfd^af t angcf d^Ioffen morben ; Snnocenj X.
jcbod^ löste biefcn SJerbanb toieber (1647). ®cr
f olgenbe ^af ft, 3llejanbcr VII., tl^eilte ben Drben,
ber ft(^ tnjtoifd^en bebeutenb ausgebreitet ^atte, in
brei$rot)in)en, eine lombarbifd^e, eine Denetianifd^e
unb eine römifc^. ©eit bem 6nbe beS öorigen
Sa^rbunbertS |at ft^ {ebod^ infolge ber @inn)ir-
hmgen ber franjöfifc^en XeDoIution auf Stalten
unb fpöter infolge ber t)iemontefi)d^en fiird^enpolitif
bie 3abl ber fflöfter fe^r öerminbert. 3tn 3. 1862
batte bie ©efeUfd^aft 19 ^ävi\tx, ie^t nod^ 10
(roonad^ ^eimbud^cr [f . u.] ju Derbe j|em ift); jmei
liegen in Kom, ba§ ffiaifcnbauS ©. $Diaria in
^^quino unb ba§ 93Iinbeninftitut ©. ^Icjfio auj
bem ^loentin. (Sgl. Acta SS. BoU. Febr. II,
217 sqq.; Holsten-Brockie, Cod. Regul. III,
199 sqq.; Helyot-Badiche, Dict. des ord. re-
lig. III, 567 SS. ; Vita di S. Girolamo Miani,
8. ed., Roma 1867; ^ubcrt, ®er 1)1. ^ieronpmuS
3lcmiliani, SÖ^ainj 1895 [£cben§bilber fatbolifc^cr
grjiebcrlV]; §eimbud)er, Sic Orbcn unb 6on»
gregationen ber !at^. ßircbell, ^abcrbom 1897,
259 ff.) [?lmbr. fticnic 0. S. B.]
^onter (1«. ??), f. ©amaria.
^oinitaiitBun$i»u$(©omnoIi§mu§), in neue«
per Seit mcift §l)})noti§mu8 genannt, bejcid^-
nct bie grjd^cinungen unb Urfad)en, bie Unter«
fud)ungen unb Srflörungen beS fog. |omnam6uIeu
ober bWnotifcben 3wftanbe§, öfters aud) bie Jen
merfmürbigen }d^lafäbnlid()cn 3iipQ"b allein ; ber
Icfitcre beifet 5tuto(3bio«)jomnambuli§mu§, ?luto»
ÖQpnofe, loenn er fic^ oon jelbft, b. b- ot)nc bie
QPiniüirfung eine§ 9}lagnetifeur§ (^ioguetopatbcn)
ober §t)pnotijeur8 einfteUt. I. ® e | d) i cb t e u n b
Verbreitung beS ©omnambuIi§mu§. ®ie
(Scfd^id^te aUer Sitten unb SSöIfer mei^ Don felt-
famen ©d^Iafjuftönben gu berid^ten, bie eniiDdtt
Don felbft eintreten ober balb gu ^eügtoetfen, balb
in gauberifd^er ^bjld^t fünjtlic^ If^erDorgrn^oi
tt)urben. 3n ^egQpten unb ^ritd^enlanb f^ttojBt
man bie ffranfen in ben Xempel tineS ^eilgotlei
gu bringen, tt)o fie eingefd(|Iafert tourben tmb in
Traume Offenbarungen über ben @i^ unb bie
Teilung beS UebelS empfingen. Sie ^ßnejiir
legten bie Zröume auS, unb toenn foU^ caaSß
blieben, legten fte eigene Xröume unter. 9dß
Dem)anbt mit bem ©omnambuIi§mu§ fiiib Vk
93ergüdhingen ber ]^eibnifd^en3<ni6erer, ber Sota,
^^eurgen unb Orafelbiener bed SUertbuntf n
ber ©d^amanen ober SRebtcinmönner unier bot
9iaturDölfem. ©d^on ^lautud bot bie «mognti*
fd^en ©trid^e" gefannt, unb bie ög^tifc^en n
bie inbifd()en Sauberer maren bereits mit bem So»
fabren Dertraut, baS Sraib 1841 fo eifoIgnk|
eingefül^rt bcit. 2)ie ^riefter ber SSiti-Sninlona
fd^auen eine 3^itlang rul^ig unb fdbmeigfam oif
einen ©d^mud au§ S)elpbingabnen, um in f onmoiH
bule SSergüdfung gu geratben unb bann mit \n
©eiftern in Serbinbung gu treten. 9ebniU|i
Wittel mit gleid^er Sßirfung finb auf SatUi
^axüaxi tmb anberen Snielgruppen beS €t3ki
OceanS, beggleid^en bei mebreren 3nbianeifU»
men, bei einigen 9{egerDölfem unb ouftidifta
Sorben im @ebraud^e. ®a3 merftourbigc 60>
baren ber in bie SRpflerien ßingcmeibta, bs
^efpd^aften (f. b. 9rt.) ober «^ßabelfc^awr', bff
©d^marmgeifterunb „Srleud^teten", trugebenfdl
einen tbeilmeife fomnambulen S^aralter on JH|i
S)cr Don felbft entftebenbe ©omnontbuIifimuS Iß
^mxdjt in ben SSerbad^t ber SleufeldbefcffeaH
Rubere in ben Stuf au^ergetoöl^nltd^ bcgiMbekr
©eelen gebrad^t. Ungegöldlte Opfer ber ^csv
Derfolgung ftnb ebenfo unter bie ©omnamMn
gu red^nen n)ie bie „intuitioen" SRebienbefincoBi
@eifterfpu!e§ unb bie l^^fterif d^en ©eJ^eriram wä
SCßabrfagerinnen.
S)er ©omnambuIiSmuS begann eine gn)|eSbfe
gu Ipielen, nad^bem ber ^rgt S^ang Snton SM'
mcr (1734—1815), burd^ ältere ©d^riften o»-
regt, auf ben tbierifd^en, b. i in ben Scbcwfa
Dorbanbenen 9)Jagneti§mu8 ein neucd ^cito
fabren gegrünbet b^itte. gb^f^ntet be $^yfeg'
„entbedtc" im 3*1784 ben magnetifd^Sonitti"
buli§mu§ unb erflörte ibn oIS einen mogtHs
Suftanb, bellen gntftebung er nid^ »ie SM»
auf ein magnetijd^c^ gluibum, fonbem orfMr
^iUen^fraf t be§ 9}2agnetiieur8 gurüdfül^ite. 9#
lebte ftd) in ba§ 93eu)u^tfein ber Seid^gIäili|HL
bie 9}orftclIung ein, bie 9}erfud^8perfon iDCtbcM
einem frembcn SffiiHen DoBfommen beberrfdQ^ &^
bcni n)urbe ber ©omnambulidmuS ein )e|r er*
giebigeS t)lrbcit8fclb für imarftfd^reier, *■*»
unb S&unber)üd)tige. Siebbaber bed @elbcf ^
bünbeten ficb mit f (blauen flöpfen, bie ful^ auf Wc
jhmft Dcrftanben, fomnambuIeSrfd^einungeniMl
Söcliebcn bcrbeiguf übten ober gu ^d(|dn. Snb»
beißen {kämpfen, totld^t unter ben iun&# is^
4S9
@omnam£uIt§mu8.
490
fSfOtOL aicbidnmi ouSBrod^en, bell&cüiötfn p<%
^ ^Uo^op^cn unb X^eoloflen in ni(^t gc
raget Inja^L @d^on dot einem S}iertelia|r»
luatot bqitjntt f\(^ bie Siteratut über biefen Diel-
txnfIxidnicniSeQcnftanb auf 10000 ^ntä|d^rif ten
(i^9la;.^[kctq, ^ie in9{li|d^en Srfd^einungen ber
nmfi^luj^ Statut 1, 2. ^ufl., Seip}. u. ^eibelberg
1>72. 161); Don 1880—1890 ip fie um nmb
1100 Siumment (Dgl. 9RasS)enoir, 93ibUogra))^ie
M mobctnfn ^Wnotidmud, ^Berlin 1888; Sierf.,
filkt So#rtt0 jutSibliograpl^ie ic, ebb. 1890)
nah ftitbcm bis l^eutt abermafö bebeutenb ge-
vai&fciL ^e ptaftifd^e tote bie tl^eoretifd^e SBe-
ionbluitg bcS mognetifti^en @omnambuIi8mu8
wstbt burd^ bat englifdien Srjt 3ame8 SBraib
(ijtji 1860) in anbete Salinen gelenft. SDiefer
nc4t( itämli(l(^ an ftranfen, bie er Deranlolte,
nnrn Odnen Uuc^tenben @egenftanb etmoS über ber
gemdMi^^ @eVnc^tung mit größter Shi^e unb
^imnecf(ain£tit ouAuftarren, bie überrojd^enbe
Satmebmung« ba| fie in einen ßuftonb fielen,
ber bem fomnambulen burd^ouS gli^. 9Rit einem
9r!Dd^ii^ ih>ffetfd)lüffel er§ielte er biefelben
Igifolge« mie bie SOtagnettfeure mit i^rem gfluibum
Aber t^icem SBiüendeinfluffe. S)er eintritt beS
64Iaf^ toax offenbor bie Oolge einer entfd^iebenen
fatusbigung, bie feitenS ber Serfuci^Sperfon als
Msibcrfbeblt«^ Sd^taftrieb em))funben mürbe.
3n cmer fktfon Don ^inreid^enber (Srregbarfeit
Me fipc Sooortung beS Sd^IafeS ermeden, l^ei^t
its {OT btptmmten 3^it l^erbeifül^ren. S)iefe3
fiucfift^e Cinf^Iafem nannte man ^Qpnotifiren.
infolge btS ^QpnotiSmuS rildte an bie @teOe ber
ittigird^ fttaft beS SJlugnetifeurd bie ffraft ber
Smagtnotion oeS |^9))noKfirten, unb bie Sin-
»itfimg eined fremben ®eifted ermied M olS Sin-
bißnmg bcS eigenen ©eifteS. 2)amit pörte baS fo
oft ongcftaimte ^SRagnetiftren in bie ^imt" auf,
an (Be^inmi^ gu fein. ($gl. J. Braid, Neur-
ypnology, London and £dinb. 1843; 2)erf.,
t^KmotäimtS. SuSgem. Sd^rif ten, l^eraudgeg. Don
fi. ^^eQcr« Serlin 1882.) (Sine 3eit(ang mürbe
bri Sm^ämnd ebenfo Derlad^t, mie Dorbem ber
ObäRcri^SmuS t)erfpottet morben mor. ^Qmälig
«btr fing man in (^glanb unb gfranheid^ an, i^
emcr mtffcnf^faftlic^en Unterfud(|ung gu märbigen.
On)§e^ 9uf}ieb<n erregten in ben fteben^iger 3q]^-
mi bie b9pn^^f4<n 9)erfu(!^e Stiqetd unb Sl^ar-
csti in $ariS: (S^^^tmal in $rag l^atte fold^e mit
fifo(g an X^ircen angefteüt. 2)te beutfd^en gfor«
fd^ onf i^r Dontel^men 3uruct]^Itung l^eroud-
fdoA |n (üben, ijl l^au))tfö(i^Iid^ bad SSerbienft
ha bMfir^cn SRagnetifeurS ftarl Raufen, ber
1879 in aUcn ^auptfidbten S)eutfd(|(anbS, mo il^m
^mbetmffe ni(^t bereitet mürben, meSmerifd^e
Süipdlimgai gab. Sr Derfe^te bie S3erfud[|§-
pofonen fat edfiaff^ii unb Starre, fo bo^ er fte
cif eine aBo^^ftgnr ober mie ein ®tfld ^olg be-
toihr^ tormle^ unb Derfül^e fte bann su ben
a^iüMm 6innc&tau{<^ungen. S)en ^rofefjoren
Sogar, 0xu|ner, ^etben^tn, ^re^er, Sliil^Imann,
SBein^oIb u. 9. gelang eS, bie |mnfen^fd^en Sei«
ftungen nod^ }u überbieten. 6§ ergab ftd^, ba^
gleichförmig miebcrl^oUc ©inneSrcigungcn, g. 93.
längeres ^nftarren eine§ glöngenben@egenftanbe8,
leife Zafteinbrücfe infolge fanfter @trei^bemegun«
gen über bie ^aut, gleic^mö^ige @d(|aQreige, mie
baS SidtadC ber Ul^ir, ben eintritt ber §9pnofe bc-
günftigen ober Deranlaffen. S)a biefer aber nid^t
erfolgt, menn bie Slufmerffamleit ber SSerf ud^S«
))erfon anbermeitig in ^2lnf{}rud^ genommen ift, fo
mu^ ine URitmirfung feelifd^er jhafte gugegeben
unb Dietleid^t aß bie ^au))turfad^e angefel^en mer«
ben. Sei befonberd Deranlagten $erfonen foS bie
lebhafte iBorfteQung Dom ^erannal^en ber $Q))nofe
im @tanbe fein, ^e ^eroorgurufen: ein iBemeid
für bie SRad^t ber @eele über ben fför))er. —
3ur 3^ ftnb brei ^auptarten fünftlid^er Sin-
fd^Iöferung im ©ebraud^e. S)ie ^eilmagnetifeure,
bie fid^ in S)eutfd^lanb feit 1888 ajlagnetopat^en
nennen, befolgen ba3 93eif))iel ÜRedmerS. @ie
preifen ben SebenSmagnetiSmuS, für beffen S)afein
unb SBirIfamfeit neuerbingS $rofeffor D. 92u^-
baum in IRünd^en eingetreten ift, nid^t bIo| ald
bie Dorgüglid^fte ^eilfraft, fonbem aud^ al8 baS
einzige SRittel, |ene l^eUfe^enben Somnambulen
unb geifterfel^enben SRebien l^erangubilben, bie Don
ie^er ben @tolg ber SDiagnetifeure auSmad^ten. @ie
führen bittere fflage barüber, ba^ bie ^Qpnofe
öfters mit bem Atomen unb ^nfel^en beS magneti«
f(^en Sd^IafeS gefd^müdft mirb. S)ie ©d^ule Don
9tanc9, Dertreten burd^ 93ern]^eim, 99eauni§, fiiä«
beault unb fiiegeoid, benen fu^ Sforel, ÜRoQ,
S)effoir unb Diele 9lnbere angefd^loffen fyihm,
fpottet über baS magnetifd^e gluibum unb fprid^t
überhaupt aOen ßinmirfungen, bie Don Sugen l^er
auf bie 9lerDenenben ausgeübt merben, bie ein-
fdl^löfembe ffraft gänglid^ ab. @ie ermartet Diel-
mel^r ben Eintritt ber ^ppnofe einzig unb aUein
Don ber ©uggeftion, b. i. Don ber eingegebenen
SSorfteUung, ba| er mirtlic^ erfolgen merbe, unb
begeid^net bal^er ben l^tipnotifd^en 3uftanb als
fuggerirten @d^laf ober als eine burd^ @uggeftion
gefteigerte @ugge)tibilität. 9lur bem natürlid^en,
nid^t bem fünftlid^en Somnambulismus miU fie
eine @onberftellung guerfennen. Sie @d^ule
Sl^arcotS ober ber Salpötriöre in ^riS beob«
ad^tet bei ber Sinf^löf erung gern baS Sraib^fd^e
Sßerfal^ren, bebient ftd^ aber au^ beS SebenSmagne-
tiSmuS unb anberer Mittel. @ie ftel^t im fomnam«
bulen 3uftanbe ben ^öl^epunft ber ^Qpnofe unb
bringt biefe in SSerbinbung mit ber §9fterie,
mo^ingegen bie ©elel^rten Don 9lanc9 bebaupten,
bog mtnbeftenS 80 ^rocent ber SRenfd^en I^Qpno-
tifirbar feien.
U. @ r f d^ e i n u n g e n beS Somnambulismus.
SWel^r Sluffe^en nod^ als bie Teilungen, über bie
febr unglaubmürbige ergöl^lungen Derbreitet ftnb,
enegten gemiffe SBortommniffe beS Seelenlebens
bei ben Somnambulen. Um biefelben gu grup»
piren, l^at man Derfd^iebene ^rten ober @rabe beS
fomnambulen ober l^^pnotifd^en 3uftanbeS unter*
491
©omnamBuIiSmul
492
f(]^icbcn : jcbod^ laffcn pd^ f d^rfe ©rcnjcn atoifd^en
il^nm md^t jicl^cn. ffiä^rcnb ber erftcn ^ämt beS
iQufenbm ^al^l^unbertS pflegte man mq bem
Vorgänge ö. gfd^enma^erS (Serfud^, bie jd^etn-
Bare SKagie be« tl^ierifd^en SKagnetiSmuS auS
})]^9floL unb pf^d^ol. ©rünben ju erflären, Stutt-
gart u. Tübingen 1816; ®erf., aW^fterien beS
innem ScbenS, Tübingen 1830) brei gnttoidC-
lungöformen amunel^men: bcn liefid^Iaf, ben
Sßad^fd^Iaf ober baS Sd^Iafmad^en unb ben ^od^-
ober SBohnefd^Iaf. 99ei allen Somnambulen liegt
bie Siei^fd^meUe ungeioöl^Iid^ l^od^, fo ba^ felbft
ftar!e Sinnenreize, fogar bie fd^merjKd^ften 6in»
brüdte t)on ^u^en feine Sm))^nbung auSIöfen.
Stu^crbcm fommen bereits auf ber unterften Stufe
fiöl^mungen unb eine gro^e Smpfönglid^feit für
ßinflüfterungen (Suggeftionen) jum SSorfd^cin.
Sie SBad^fd^Iafenben aber foHen im Staube fein,
ouS einem gefddloffenen Sud^e, ba§ il^nen auf ben
SWagen ober ben Küdfen gelegt toirb, ju lefen, mit
ben Singer» unb gujjfpi Jen ju fel^, mit ben Äugen
)u l^ören u. bgl. Slu^er biefen Seiftungen, bie mit
bem (Sefcfee ber fpecififd^en SinneSenergie nid^t
oereinbar fmb, würbe unb mirb i^nen ein erftaun-
lid^eS f)ell- unb Qfemfel^en (clairvoyance), ein
untrüglid^eS Sor- utü) IRüdjd^auen (second unb
retrospective sight) jugefd^rieben. Sie feigen
Mar bie inneren SwPönbe unb SSorgönge il^reS
Äör})er8, ben SiJ, bie Urfad^e unb bie Heilmittel
il^rer ffranfl^eiten ; mand^e öon il^nen befi^en eine
fold^e Srfenntni^ aud^ begüglid^ anberer, felbft
entfernter ^rfonen. Sie löfen bie fd^ttjierigften
Aufgaben unb erHaren 2)inge, bie il^nen bis ba^in
nid^t einmal bem 92amen nac^ befannt toaren. 3m
fogen. äod^fd^lafe enblid^ treiben bie abenteuer-
li^ften mQucinationen il^r bunteS unb nedfifc^eS
SpieL ffiie Somnambulen biefer Stufe erl^eben
pd^ in ba§ SReid^ ber ©cifter unb pflegen einen
innigen SSerfe^r mit ben Seelen SSerftorbencr.
®ur(^ einen unfid^tbaren „^ül^'^er'' (spiritus fa-
miliaris), ber feine ^Intecfcnl^cit burd^ allerlei
Spuferfc|ctnungcn bejeugt, Werben fie in bie ®e-
l^eimniffe beS 3cnfcit§ eingemei^t. Unter feiner
ßcitung mad;en fie Keifen in frembe grbt^cile,
fogar ju ben ©eftimen. 6inc ber befannteften
folc^er Somnambulen ift bie „Seherin öon ^re»
Dorft" in SBürtembcrg (grau^auffe, 1801 bis
1829). Sie befa^ öon ffinb^eit an ein fel^r Icb-
l^afteS ai&nungSöermögen, gro^e SReröenreisbarfeit
unb Steigung jum ©el^eimnipoollen. 9ll§balb nad^
il^rer Serl^ciratung fiel fie in ein fd^mercS gieber
unb unterbielt in il^ren ^aHucinationen einen
regen Serfel^r mit ber ©eiflertoelt. 5luf il^ren
eigenen SBunfd^ würbe fie magnetifirt unb fpäter
bem öielgenannten Dberamt8ar5te SuftinuS ßenicr
in SSBcinSberg jur Sel^anblung übergeben. Sl^re
©efid^te unb Offenbarungen entjpro^cn ben ^n»
fd()auungen, in benen fie aufgewad^fen war (ögl.
3. fferner, ®ie Sel^erin öon ^reöorft, 5. Aufl.,
Stuttgart 1878). ©iefe ©attung öon Somnam-
bulen liefert bie f|nritiftifd^en SWebien erften
SiangeS, unb bie ^fierie forgt bafihr, ba^ fun^ft
auSftirbt. Sr^niwirfung unb tSfeniemtij^nbiaig
(Seiepatl^ie), uberfinnlid^e ober unmittelbare 6(>
banfen- unb SSiQenSäbertragung (suggeftkni
mentale) finb l^eu^utage beliebte SenennnnKi
beS Heu- unb f^emfel^enS, )ebod^ nid^t in oun
gättm jutrcffenb.
Seid^t unb wie öon felBfl brängt fid^ bie So*
mutidung auf, ba| entweber an ben Sifd^eimmgei
be§ gef d^ilberten Somnambulismus ober an itpn
Seobad^tem unb 3^9^ ^^ ^^ in 3tti^
feit fei. 9lm meiften öerbdd^tig ftnb bie SRebio^
bie ben Somnambulismus als ®ttonh€ ober oB
(Spott betreiben. 2)ie ^al^Ireid^en entUntnmga
mal^nen 5ur äu^rjten SBorfid^t unb Sd^ergläi»
bigfeit. 2)iefelbe ift aud^ ?lutofomnambiiIen gra»
über burd^uS geboten; berni bie92eigun^guCiiii
bilbungen unb ^aSucinationen, fowie bu Sn^i,
mittels Zöufd^ung Äufmerffornfeit unb Z^
nal^me ^u xotdm, fmb befannte 93egIeitSecjd^
nungen ^od^grabiger C)9f^^c- SnbererfeilS im
eine gniubfö^Hd^e IBemeinung ber %l^ai^aSf»
frage ein Än5eidden unwiffeufd^faftlid^er Siig^ei)i|^
feit, bie baS Unerflörbare mit bem Unmdgli^
öerwed^felt unb ftd^ möglid^ft bequem an bon bc>
müt^igenben ©eftönbniffe öorbeibrüden wil, bot
fie mit if)rem Sßiffen ju Snbe fei 3)ie Snnol^
baf; bie lange Steil^e einwanbfreier 3^9(tt, ji
benen aud^ geiftlöugnenbe Sfo^fd^^ d&^Ien, b«
^Betrüge ober ber Selbfttäufd^ng §um Op^ y*
fallen fei, f orbert nid^t minber ben 3K»eifd ^
aus, als bie merfwürbigen iBorgönge, für Um
Sl^atföd^Iid^feit j[ene il^ren 92amen unb Shif 111^
fe^en. 6ine SRenge berartiger Gegebensten ort
ber neueften 3^it finb mitgetl^U Don Goiimj,
Mjers and Podmore, Phantasma of tho &
Ying, London 1886; femer in lal^Ireic^ do^
fd^riften, a- 93. ber „Sp^inj-* ((Sera), ben ,f ji-
d^ifd^en Stubien" (2cii)3ig), ber Reviie k
rHypnotisme ($ariS) unb ben Proceedings d
the Society for Psycbical Research (Soiäoi^
3n ber Seftimmung unb ^Benennung ber ^n#
erf(^einungSformen beS fünftlid^ erzeugten &(l4
guftanbeS wcid^en bie neueren ©elel^rten t»n ba
alteren, aber aud^ unter einanber ah. daiak
unterfd^eibet brei Stufen beSfelben: Setl^aigk
(Sd)Iaffud^t), jfatalepfie (Stane) unb Somno»
buIiSmuS (l^fterifd^en Sieffd^laf). Sein ®cgw
IBeml^eim nimmt öiele an, bie beffen Sd^er goid
Wieber aitf brei einfd^rönft: Somnoleng (@^
tigfeit), t^Qpotape ober Sl^arme (Iti^ter @4I4
unb Somnambulismus (Zie^d^laf mit (SriiD»*
rungSloftgfcit unb mit SuggeftionSwirfungennfl^
bem ßrwad^en). S)ie ^t)pnotifeure ber (SegeBMRi
meffen ben @rab ber ^Qpnofe am Srfolge ba
Suggeftiou, in ber fie baS 3ciubermittel öcn(nir
nid^t blo^ bcn Üorptv, fonbem auc^ ben (Seift bcc
iBer)udf)Äpcrjon faft öoUfommen bel^rrfd^ p
fönnen. SBer fid^ auf bie ßingebungSfimfi Mv
fte^t, bem ge]^ord}en bie förperlid^en ©lieber ml
Sinne, fo ba^ er nad^ 99elieben Semegimgcanb
m
@0tnnam6uli8mu3.
498
n bca ftfii^ct, loT)!bcxn In bie Seele unb geBen
itr IwiWomcn .maftijc^c Ätoft". ©ieSupud^*
jK bieder x^ etenfoUS ein SSefenntnife bcr Matl^-
l0^it Set Wavbt on eine mogifd^e 9ega6ung
M 9lni{4(iieeifie& ^t oon alters 1^ eine gro^e
SbOf e^pittt« inäbefonbere nod(|bem ftd^ im
15u ^d^ttiibat oufi ber Serfc^meüung ber fai-
^cfta icnb bcr figQptif^en SRogie, oer iübif^en
ftaitel4 (f. h. €rt.) unb ber neuplatonif^en
Itiinatf mit Ux ^laiurforfd^ung bie «n)ei|e"
fitogtc im <8(g<n|ake gut ^jd^toarjen'' Slagie
N^KScm) entnndbtt |atte. Sgrippa Don 9letle§'
kna^ 3o^camcS Xrit^emiuS, X^eop^raftuS
Sancdfiid unb at^cmojiuS ftird^er (f. b. 9lrtt.}.
CSU bcncn (e|terer unter ben ölteren Ser*
tsiem bkkr Xi^hing DieOetd^t ber gelel^rtefte,
l^csfoOft oer hfonnenfie iDor^ fmb ber feften
thtecjo^ping gctoefen, bie Seele oermöge ourd^
he niit&It4t 9Rad(|t ber S^mpatl^ie unb ber
^mgiBOÜoa bie Si^ranfen beS Slaumed }u flber-
Boibau unmitlelbor in bie S^me ju mirten unb
Kl oiibcmi Seelen }u t)erfe^ren. %xä^ S^ong
n «oabcr^ 3* 0* ®örreS (f. b. «rtt.), Sd^ubert,
g9ifla0t, Sd^efling, Sd^openl^auer, 3. ^. ^xä^tt,
1Bczt9. ^offmonn^ S<^inbler, S)aumer, bu ^rel
K. TL Ifafm fid^ jum @Iauben an bie magif(|e
ttsA hefimnt Sie foRen bie Seele dS ein wZ)op-
pel-^c^* auf unb f<!^reiben bie geioöl^nltii^enX^atig*
faxm, bdi togmod^ Seiou^tfein unb Rubeln,
tat pgeoteinen" Sd^ )U, bogegen bad ^eQfe^en,
balSecntirirfen«'bie9)er||ü(Iungii.bgL bem i^magt«
»ten' ober i^m^fhfd^en'' äd^. 3n biefed verlegen
pr ficn Si^tDetpunft beS Seelenlebens, unb bog
beam^ (bbmun begeic^nen fte als Slad^t- ober
timmmntßaxfKiL So^Ireid^e Bearbeiter bed
lopaotiiiintS nbcrtragen bie 9Bunberfraft, toeld^e
jxBber bcr 3inoginotion angebid^tet loorben ift,
•uf bie Simgeftion. !&ie 9rt ber ^JorfteQung Dom
acgij^eii mnnen ift felbfiDerftönblid^ burd^ bie
bejbnberc SBelt» tinb Seelenonfd^uung bebingt.
Sintge eibltden in il^m eine natürliche, Dom
S^^ifer oetf te^e 9Ritgift ber Seele, 9(nbere eine
Cfirebmms ber SQgottl^it ober ber baS Wl
biadrfla^cttbfa Sßettfeele ober beS unbemu^ten
91-Siaen. SHe €toffglQubigen feigen in il^m eine
(nnrfmft unb eröffnen burd^ bie SBunber, meldte
u O0it oir|er mootten, eine tb^iä^ ^udftd^t : fte
beben ben no^cliegenben Sd^(u| gegogen, ba|
^h^aäi unb flBtIle, ttie ouS bem Stoffe entftan-
kn, ^ aui^ ni i^ guzudDenoanbeln fönnen unb,
m b« SairtUDctt flbergel^b, allerlei Sput an-
li^tra. S^ Senl« unb SBiUenSfroft, in i^xxn»
ob ^anbfcoft ningefe|t unb aud bem ftörper
asiflffat mütte bis fieiftungen aller Sauberer tief
Bgij^ottoi fielen unb toäre allem Snfd^eine nad9
^u bcmfen^ im ^(em Kulturleben eine äl^nlid^e
UMipdluoe einsune^men, toie fie bie S)amt)f*
haft auf bem Seblelc ber 9laturbe|errfd^ung be*
ifl#t 3nbeffcn ifl mit ber Slufjieuung einer
H^^Araft fiSr nrt^enfd^ftlidbe SrRärungen
a^ flltumnmu 2BiIl mon bie buttiSen Seiten
ber natürlid^en Seeleniröfte als magifd^e Anlage
begeid^nen, f o ift bagegen nid^t Diel eingutoenben ;
man barf fie aber nic^t alS ©runblage einer aben«
teuerlid^en Seelenle^re Dertoertl^en. Unfer gemöl^n«
lid^eS 3d^ bulbet fein magif(|eS 3d^ als gleid^«
bered^tigten @enoffen neben, gefd^ioeige alS @e«
bieter über fid^, unb boS SeiDU^tjein eines S)o))«
ptU^ä) ift Sierrüdt^eit. Snblid^ loerben burd^
eine magifd^e ftraft, tt)eld^e ben SRenfd^en gum ge-
borenen SBunbertl^öter erl^ebt, aQe loal^rl^aft au|er«
unb übemotürlid^en Vorgänge in natürlid^e auf»
gelöft. — 4. Steuere SBertreter beS ^QpnotiSmuS
glauben an eine au|erftnnlid^e ®eoatt(en* unb
äBiUenSübertragung. SRel^reregil^ilofopl^en, g.99.
3. iQ. gid^te, |)uber, UMd, ^agemann, leieren
bie 9R5gIic^Ieit einer unmittelbaren Sinmirhtng
Don Seele auf Seele. SS foQ bie 3n5glid^!eit
nid^t beftritten werben, ba| in einem Suftanbe, in
meinem baS Sanb gioif d^en ftörper unb Seele franN
l^aft gelodfert ift, bie le|tere eine größere t$reil^eit
ber 9en)egung gen)innt unb ol^ne 93ermittlung
ber Sinne gu einer onbem Seele in Segiel^ung
tritt ; aSein aud^ mit biefer Snna^me fann man
ni(^t allen Srfd^einungen beS Somnambulismus
beifommen. (S3gl. gu biefen ßrflärungSDerfud^en
aus ber gmeiten ^älfte beS laufenben Sal^rl^unbertS
au^er ben bereits naml^aft gemad^ten SBerten nod^
9leeS Dan SfenbedC, 93eobad|tungen unb SBetrad^«
tungcn auf bem @ebiete beS fiebenSmagnetiSmuS
unb SitaliSmuS, Bremen 1853; Ashbumer,
Electrobiology and Mesmerism, London
185B ; Sc^margfd^ilb, SRagnetiSmuS, Somnam-
bulismus, glairDo^iance, ffaffel 1853—1854,
2 Bbe. ; gfreil^err Don äteid^enbad^, S)er f enfitiDe
ajlenfd^ unb fein Berl^lten gum Obe, Stuttgart
unb Sübingcn 1854—1855, 2 SBbe.; S)erf.,
Slpl^oriSmen über SenfUiDität unb Ob, 2Bien
1866 [bagu ®. X]^. Sfed^ner, Erinnerungen an
bie legten Xage ber Oble^re unb il^reS Urhebers,
Seipgig 1876]; g. &. (SaruS, Ueber SebenS-
magnetiSmuS, Seipgig 1857; ^. Sd^inbler,
2)aS magifd^e ©nfteSleben, SSreSlau 1857;
L. Figuier, Histoire du menreilleux dans les
temps modernes, Paris 1860; Morin, Magie
da XIX® siäcle, Paris 1860 ; Gougenot des
Mousseaux, La magie au XIX® siöcle, Paris
1861 ; % Secanu, @efd^id^te beS SatanS. 31uS
bem gfrangöfifd^en, »egenSburg 1863; SW. ?ßert9,
S)ie Kealitöt magifd^er Jhöfte unb SBirfungeu beS
SWenfd^en, Seipgig u. ^eibclberg 1863; S)erf.,
SBlidfe in baS Derborgene Seben beS aJlenfd^en-
geifteS, ebb. 1869 ; ®erf., ®ie m^ftifd^en (Srfd^ei-
nungen ber menfd^lid^en 9iatur, 2. 9uf[., ebb.
1872, 2 SBbe. ; ffierf., S)er je^ige St)irituaIiSmuS
unb Dertoanbte Srf^einungen ber Sergangenl^eit
unb ©egentoart, ebb. 1877 ; S)erf., S)ie ftd^tbare
unb bie unftd^tbare Sßelt, ebb. 1881 ; Ziegler,
Le fluide vital, Mulhouse 1866 ; Alir. Rüssel
Wallace, The scientific Aspect ofthe Super-
natural, London 1866, beutfd^e Ueberfegung
Don aaSittig unb affäfom, Seipgig 1874; Th. H.
M)5
@onnencuIt
506
oÄ |ti tirc^bcnm Selten manniafad^c SBcrönbe-
TtB^ nio^ctiL Xcin finbet fte fid^ nut ha, too
ssB bk ^vne anbetet unb bet ßrbe 0))fei
ccnM; aber c§l&^{i(j^ im einzelnen f dornet ent-
tZ'jtibai^ ob bit Anbetung ber Sonne als fold^er
• il tbcr obbiefdbe erf! eine obergläubifc^e gfolge-
rzK| mit dnet ^5^eni Sorfie&ung ift. 3n %egq)}ten
rie in ^)ciu leiteten bie ^ertf(](|er i^ren Urfprung
r» bet ^oitne ob. in Sopon mirb baS ^enfd^er-
t j:2$ auf bie etmnengBttin surudgefül^rt ; in 3n«
^ai Kfie in Orie^enlanb (^i))))ol9t unb ^bäbta ;
^ärHsnj nmAtn htm ^io8 Opfer unb |)ulbi>
cxaq bmgebrcul^t; bei ben 3taniem uiirb SDUtl^ra
Tt 9. Uli) lum Sonnengott, bem Ißferbeopfer
cevJbxnci lorrben »ie bei ben ©etmonen^ bmn bei
dnbogermonen fä^rt bet Sonnengott feine
anf SBaqat mit fil^eUen, feuerf^nauben-
Ses Soffen ba^tn ; ober mäi bei ben ScQtl^en unb
eä^am tnnmifdSlen Sdffem moren ^ferbeopfer
kbßd^ Sri ben Semiten fallen bem bo^el^renben
fkmüU ber Sonne sa^Ireid^e SRenfd^en )um
Cpfer^ bei Dielen milben Stämmen mirb baS
Isittmbr ZageSgefiim göttlid^ berel^rt. 3m
$olfid finb ed namentlid^ etlid^e, nod^ in 93oI!8«
ceMii4eii fortlebenbe Sfefte, loelci^e bie Serel^-
z=9 ber Sonne in il^rem ^al^reelaufe behtnben.
3n fegnilen tmb Serien, in (Sried^enlonb unb
tditf^kiib, fafl SbezaU erl^alten bie SBenbepunIte
M SomunlmiffS, xotlä^ f&x bie Sanbmirtl^fd^aft
« 9itr§er 9cbcntung finb, einen religiöfen, feft-
ii±ea C^oroftcr, obmol^I eS unrid^g ift, ba^ bie
inbaatnbm fßlUtx oormiegenb SonnenDerel^rer
nen (S4ttl|e, ^<^0; t>enn in S^ina ). 93.
nzb »0(1 ber ^unmel Derel^rt, aber bennod^ ftnb
•I gembr md^t bie leud^tenben Srfd^einungen on
dm« iDcI^e bie Slufmetffamfelt gefeffelt fiaben,
vw-sn ait4 neben bem f^immel im Sanken Sonne,
1!tonb. ^lonf tm, Stembilber, SOBinb, Stegen,
Srolta« S)ointer oere^rt, ber Sonne unb bem
fbobe eigene Xtmptl errid^tet merben. 3m
aUgemrinen Uft fu^ fagen, bo| bei ben 3nbo«
getmoRen bie reinere Sbee beS Sid^teS, ®IangeS,
Ht 9hqcf)öt Ott VitSbrud bed göttlid^en SBefenS,
M ben 9egi|9tem bie Orbnung im töglid^en unb
;ä^ruben Amfe beS ^mmelS al§ Silb ber Orb-
nmg mtb Sin^tt beS @dttlid^en (über bie fjfal^rt
^ SominigotteS IRa auf einer Sarfe oon 9benb
yä Siorgen in ber Untermelt f. SBiebemann, %xt
jCiftfümbcr alten 9teg9i^er, Otflnfier 1890, 40 ff.),
In tan €$oIbdo«9lff9riem unb anberen Semiten
'feäcn ber Cffenborung bed gbttlid^en SBefenS im
^Hfjflfluntpfuifiiiftrm^ l^onberd im planetaten, bie
Sittang ber Soime auf bie Srbe afö Symbol
ice Siäung beft attmod^tigen ®otte8 jur S)ar-
'iluiig fam. Sie d^aIböo«9ffQrier betrad^teten
tsmm nnb 6tcme olS »o^re öu|ere ÜRanif ejia-
rstitn unb modalen borauS bie fid^tbare erfd^ei-
;zng ber jötUi^n^ ^poft^nt, meldte ouS bem
il^^dokn Sdn ernannten, tiefer fiberifd^e %an«
t^miö ortete obec beim Solf in groben SabäiS«
aS unb obcxglSubtf eli^ 9Rogi8mu8 aud ; bie ou8-
gebilbete Sfironomie tourbe j|ur 9Ragb ber Slftro»
logie emiebrigt. S5ei ben öorberafiatif d^en Semiten
aber galt bie Sonne alS eine SDtanif eftation SaalS,
beff en grganjung SBaoItiS, ber TOonb, ift ; bcnn
mie bei ben mciften SSöIfem, mit nur tocnigen
9lu8na]&mcn (3)cutjd^e, Hottentotten), gilt il^eu
bie Sonne als männlid^, ber SJlonb als meiblid^.
SBeibe, Sonne unb SRonb, bebeuten bog emige
entfielen unb Sßergeljen, Scugung unb Sob.
S)arauS entmidtelte ft(| ber ausfd^meifenbe Sult
ber Semiten, meldtet neben ber ®raufam!eit eine
d^arafteriflijc^ Sigent^ümlid^feit ber Stoffe bilbet.
S)er 2)ienft biefer leud^tenben ©ötter gel^dtt }U
bet bunfelften &eite bet 9)2enfd^engefd^id^te, unb
bie mi|i)etftanbene teligibfe ^flid^t fül^tte pxc
Unterbtüdung bet ebelften unb l^eiligften ©efül^Ie
in f d|anbli(^en Sn^ftetien unb grauf amen SRenf d^en*
opfern. 93et ben $](|önicietn, Slmmonitem unb
9Roabitetn mat !DtoIod| (f. b. Stt.) bet Sornien«
gott feinet f einblid(|en Stid^tung nad^, oetgel^tenb unb
teinigenb, unb loutbe burd^ ISetmunbung bet tan-
jenben unb l^eulenben ^rieftet (ebenf o tt)ie bet ®aSi
bet Spbele unb l^eute nod^ afrilanifd^et2)ett])tfd^e)
unb anenfd^enopfet befanftigt. 2)ie SBetel^ng
bet Sonne alS $telfatt unb SlbontS ijt Dettoanbt
mit bet ögQptifd^en Steligion unb bejiel^t fid^ auf
ben idbrli^en ihreiSIauf bet Sonne im %S)\txttA%.
3)agegen etfd^eint im % %. bie Sonne butd^auS
als ein SBetf @otteS. S)ie Stmäl^nung im oietten
Sd^öpfungSmetf foQ maJdtfddetnlid^ Don bem Son-
nencult abl^atten. 9IIS ein petfönlid^eS, lebenbeS
SBefen fommt bie Sonne nut in bet ^oefte t)Ot,
ol^ne abet itgenbmie ben SDtonotl^eiSmuS ju be*
einttödötigcn (gjf. 18, 6—7). ffiafe bet „oet-
ful^tetifd^e Steig beS SonnencuItS" oud^ bie 3S-
taeliten mituntet bejaubert l^at (3ob 81, 26), ift
ma^tfd^einlid^, bod^ etfd^eint bet Sonnenbienft als
ein ^bfaU gum @ökenbienft (2)eut. 4, 19 ; 17, 3).
So im SaalSbienft, too bie Sbee bet geugenben
jhoft bie 3bee beS Sonnengottes flbetföog (4 ftön.
17, 16 f.; ogl. b. artt. «ftatotl^ unbSaal). »e-
fonbetS tt)irb oou SRanoffeS betid^tet, ba^ et im
au^etn unb innetn SempeD^of bem t)immeIS]^eer
aitöte etric^tct l&abe (4 ftön. 21, 8—5 ; 23, 12.
2 ^ot. 83, 3—5). 2)et Sult beftanb DotgugS-
meife im Stöud^etn auf ben 2)ad(|eni (4 ftön.
28,5. Set. 19, 18. Sopl^.1,5). goftaSid^affte
eS al unb lie^ bie Stoffe, meldte bie ,,^ömge
Suba'S'' bet Sonne gemeint l^atten, unb bicSon«
nentoagcn megfd^affen (4 Aön. 28, 11). Sine
Sntmeii^ung beS Stempels butd^ Anbetung bet
Sonne gut Seit beS SeberiaS betid^tet Sg. 8, 16 f.
Uebet bie ßntftel^ung beS SonnencuItS ftnb
bie Slnftd^ten ie nad^ bet teligionSpl^ilofopl^ifd^en
SteOung fe](|t oetfd^ieben. SDie gmei ^auptrid^«
tungen bet mobetnen SteligionSpoilofopj^ie ftel^en
oud^ l^iet einanbet fd^toff gegenübet. S)ie m^t^o«
logifd^e Sd^ule, beten ^iouploetttetet SRas SDluUet
ift, leitet, mie bie Steligion übetl^aupt auS Statut-
einbtäden, fo ben Sonnencult inSbefonbere oon
bem Sinbtud!e 1^, meldten bet etfte leud^tenbe
507
@onnenc9c(tt§ — €onniu8.
50
bie atenfd^en baS Untnblid^e fu(^en, bietet fic^
{^nen gerabe om pmmd in ber Sonne bog
f^önfie ISüb bedfelSen bar. gfeuer unb Sonne
fpielen fd^on in ber ölteften arifd^en SteKgion eine
Qro|e Stoüe. SRoSpero fud^t ou^ Bei ben ^tff^p»
Uxn unb S^oftaem ben Sonnencult an ben An-
fang SU fteUen. äBäl^renb bie SRaber ben SRonb
Dere^rten, l^en bie (Sl^oftäer bie Sonne borüber
gefej^t unb boburd^ ben gefd^Ied^tlid^ SDualidmuS
eingefül^rt. 3nt Mgemeinen feien bei ben Semiten
ber Sonnencult unb aftronomif d^ begriffe pxxmat.
— Wogegen gel^t bie onimiftifd^e Schule boüon
aufi, ba^ bie Sieligion mit ber Sefeelung ber
%atnrgegenft&nbe ongefongen 1^. Sie^ l^be
bo}u gefü^, aud^ bie ®eftime, Sonne unb 3Rovb
old befeeü, oIS Sfctifd^e )u betrad^ten. SQBeil man
aber aud bem S^nen« unb Seelencult }ur Ser-
el^ng göttlid^erSSkfen fortgefd^ritten fei, fo l^obe
man aud^ in Sonne unb Otonb ttie in Statur*
gegenftönben unb g^fd^en Seelen oon Xobien
angenommen unb Sonne unb üßonb )u ®dttem
gemad^t (S^iencer). So vM Sm^ineau aud^ in
%egq)]iten burd^ SSerfe^ung ber Sinnen in bie Sterne
ben ^immelScult emdren. SQein mie bie 9ieIigion
aus bem SnimiSmufi allein nid^t erflart merben
fann, fo reid^ aud^ ber Sonnenm^tl^ufi )ur (Sx*
Ilörung nid^t auS. IRid^t bIo| bie euIturDößer
mad^en )mifd^ ben ^dl^eren ®ottl^eiten unb ben
nieberen ©eifern einen Unterfd^id), jonbem aud^
mand^e SBilbe unterfd(ieiben bie fommelfigdtter
t)on ben Seelen, ben irbifd^en @eiftem unb ben
gfetifd^en. 9ud^ bie Snbianer Smerito'fi, rndd^
ben SDunencuIt mal^rfd^einlid^ k>on ben mongo*
lifd^en SSöIfem 9brbaften8 eri^Iten l^oben, er*
Uiden in ber Sonne bad oSfe^enbe Suge ber
(Stottl^eit ben großen ®etfi, meld^ bem (Sott ber
!Dliffu)nare gleid^e. S)er 3nca oon ^^an, SQmn^
dopat (geß. 1525), fanb, ba^ bod Xageigeftim
unmdglid^ ber Sd^5))fer aller S)inge fein fönne,
meil mäl^enb ber Slad^tgeit bie ßnttoidRung bed
Sebenbigen ol^ne Unterbred^ung fortfd^reite. S)ie
Sonne afö Sinnbüb bed Steinen unb ftforen toar
aber bef onberS geeignet, gur C)ebung beS fttüid^en
SemultfeinS unb gur Orbnung im menfd^Iid^en
SBerfel^r anzuleiten, »eil fte ein Sßerl beS l^öd^ften
eeifted ttar. So lö^ fid^ nid^t einmal bie Sieli-
8ion ber 9laturt)51fer aud bem SnimiSmuS mit
;infd^u^ beS SonnenculteS, gefd^meige benn ber
a3eft^ ber SttOuroölfer auS biefer OueHe aOein
ableiten. Sßeber bie Snimiften nod^ bie SR^ti^o-
logen fömten baS Siät^fel ber Steligion lafen. %tt
iBegriff ®otted mu^ irgenbtoie oorl^anben fein,
menn man il^ auf Sl^en ober 9laturfört)er Aber*
tragt. 9lud^ bie Sonne nmrbe erft aUmölig apo»
tl^ofirt, inbem fte mit bem ®ott, ben fte oerftnn-
bilbete, 9. S. »a, ibenttftdrt nmrbe. SBie oHer
^olQt^eiSmue unb 9iaturalidmu8, ift aud^ ber
Sonnencult ein Slbf au beS ÜRenf d^ Dom Sd^ö))fer
jum ©efd^pf (SBeiS^. 18, 1 ff.). (9Jgl. g^an-
tepie be la Sauffa^e, Sel^rbud^ ber Stteligioitfl-
gefd^id^te, 2. %uf[., ^reiburg 1897, 1, 398. 1
512; Sd^onj, 9t))ologie bed S^ftentl^umS £
2. «ttfi., greiburg 1897, 761.) [$. Sdjianj
$0ii]teticodJtti,$M«eiiiafr, f.3eitrcd^nuni
SfimeiMMhit (9lret)urbd, Sreoorbier), eii
menig belannte armenif<4e Secte, gel^orten nt^
mie man frül^er Dielfa^ annahm, )u ben $aul
cianem (fo nod^ neuetbingd gf. S)ubotS, ^
93ud^ ber Sieligionen, Stuttgart 1890, 448), foi
bem ftammten auS bem |)eibent^um. 3ur 3<
beS ^IMriard^en Stofed IV. (geft. 1173: f. I
9rt. IX, 161 f.) bemühte fld^ eine «ngo^l %r
t)orbier, namentli^ ou8 ber Stabt Samofoto, ai
nationalen ©ränben um Sufnal^me vx bie onni
nifd^ ftird^, unb ber ^atriard^ entfi^rad^ i^tei
SBunfd^e. 9lu8 bem »riefe 9lerfeS' IV., toortn bi<
berid^tet mirb, erfolgen mir, ba^ bie SreDotbti
Sorate, 3Jlotd) unb Sterne anbeteten unb jubei
ber ^ppd 1^0^ Serel^rung ermiefen. 2)er $atrtati
forberte fie be|^ attf, nic^t gu mSI^, ba| ^bc
ftreu} e^rifti auS ^pO^li gemad^t'' fei; tM
mä)x foSten fie ben $iat)^elbaum fogar für gi
ringer als bie anberen Söume ^ten. 9u(^tri<
bie Secte, mie auS bem 99riefe l^rDorgel^t, mm
d^lei Smtberfunfte. Stoxaptt (f. u.) oermui^e
ibr <Sult ge^ auf bie Steligion ber iBabQlonii
Surfidt, beren (Einfluß auf bie S5lter bis tief i
bie d(|riftlid^ 3^t l^inein fld^ bemerfbar mad^
3m 3. 1395 foO Xamerlan auf feinem &
oberungS}uge atidji oier 2>5rfer Don ^ceDorbiei
t)on ®runb auS jerftört l^ben; nad^^ (fo fo)
ein fpaterer Serid^t) litten fid^ jebod^ bie
„©b^enbiener" burd^ ^fatanifd^e ßmr^" iDiebi
oermel^. 3Re^rfad^ l^at man ben opoftafirten 9t
fd^of äacobuS Don ^arP (um baS äa^r lOOC
hm Sonnenlinbem gugegäl^lt; berfelbe gel^5rt a6(
jur Secte ber t^nbratier (f. b. Srt.). (StoLitc
XQpti 3:er*3R{rttf4ian, SHe ^ßaulifianer, Seipai
1893, 101 ff. 158 ff.) [3ed.]
^oimifai, f. Sunntteti.
^oniiitts^ granciScuS (eigentltd^ gfron
Dan berlBelbe), Derbienter niebetlanbifd^r9if4£
unb Xl^eologe, mürbe am 12. %uguft 1506 }
3on bei Sinb^oDen geboren, ftubirte )uer|i }
Utred^t unb ^eqogeiäuf(^^ bann }u Sbmen ii
Stonbondt-CoEegium^ tto er 1527 )um ißrimu
))romoDirt mmbe. 9lQi^ btqem SWium U
SDtebicin manbte er fi(^ ber Xl^logie ju, i
loeld^ er aud^ am 12. Sunt 1586 bie Sioentioteti
mürbe unb am 23. September 1589 bie 2)oct0]
märbe mit bem $rofefforentiteI erlangte. 3u
ttäd^ft Pfarrer in ^rbeef, bann an ber Sdtoene
St. 3acobSf ird^e , mürbe SonniuS 1548 juii
atector ber bortigen UniDerfitot unb 1544 )ui
orbentlid^en {ßro^ffor ber Xl^ologie ernannt. Sn
auftrage beS Sifd^fS Aarl be SroQ Don ^ootni
mol^nte er Dom 18. 2)ecember 1546 bis gui
2. 3uni 1547 ben Si^ungen beS (EoncilS ai
Orient bei Später (1551) mar er mieber borl
gefanbt Don SRaria Don Ungarn, Sbgenttn be
Slieberlanbe, unb ns^m an bet 18. tmb mo^t
509
Sonntag — So^l^io.
5ie
nod^ an on))mn 6i|unBcn %\al (Cod.
Com. Trü, Antwerp. 1779, 89. 181). 3n-
ptf^Snok 1DQC ^miitt« yam (S^nonicud ber Ut»
id>Kt SaQ^dtntok cournnt ttwrben unb (ottc bo-
fdbft |iig(ri4 t^ ^benbe an ber douptfird^
tn Gt Wattin etV^Uen, traft ber $^^^8^^
to etooKs 6o4i^. 918 bo« Xrimter Soncil
jvi trittm 9tal taufen tourbe , betatl^f^Iagte
«Ol bombcr, 6onniii8 abermold bal^in ju fenben.
^KMca^ ^itt er au^ (15&7) am SBormfer
$aqb99iqf!lfit6d^ (f. b. «rt. «Diftfutotion HI,
I$i3 f ^ fU^ bet^igt unb feine Demonstr. relig.
«hmt «X Torbo D« LL. in Mfa^ (ret)ibirt
>aaii4Mgc6en «ntnwrpen 1562). — Sin ^upt-
Ktbin^ cxioarb fi(^ €onniu8 att (Befanbter ißj^i-
ItppilL bei ber 9}ettorbnttng ber nieberiönbif(l^<n
SdlMmrr (f. b. Sri. Selgien U, 277) unb ber
trnnwnfl bct belgif d^n fflöfler ton ben beutf d^,
ba in If^nm bie Srrle^re getooltige {jfortfd^itte
Aux) t>or $(fli)>|)8 Sbreife na4 Sponien,
K. 9hi0tfft 1 559, tonnte er bem j^önige )u !BHf -
ben glüdluteH Srfolg feiner Senbtmg na^
3bm Kittbettcn. 3ttr Selo^ung erl^telt er burd^
«ne pipfUl^c tBuOe Dom 10. ÜRto 1560 ben 99i-
fi^fl|iii^ mm ^cQogenbufA • bte Sonfecnition
■K^fmg er ober «i! 1 562 burdg (fori>inal ® ronoeSa
\l D. Ixt) unb ^tt bann einige Soge Jpöter feinen
Wcdi^ Ciniug in feine bifdböfli^e SRefibens.
Itt mitt Wfd^of ergriff oldbalb 9RQ|regeIn )ur
tengoi Ssiubnig ber S)i8ci)din in feiner S)iö-
orli Cr ernnbeie einen tirdl^Iid^n ®erid^tl^f,
^mätbt 1564 bie pApfUid^e »emmmung über
Me Otntioi bei 8tSt^m8 unb befud^e luq bor«
«n} cfte f csxrr geifUii^ett Ob^t amiertrouten Orte.
tB 88. Odobcr 1565 (f. b. »rief an Sigliud, bei
^ Kam, ColL BynoA, I, Meohlin. 1828, 268qq.)
MfB (r bie Scßimmungen be8 Xrienter (£onciI9 oer-
in Skrbinbung mit einer Steil^ näjüid^
fiit ba8 Qttt^m, tro| be8 aBiber-
jbahaS frirns SomcopUett ; ba§ IBoIt freute fid^,
bei Mc apo^Iifi^ SuQe oon einem tn nieber-
iiadifdtier€|»o4eabgefaBten€d^eibenbeS ftönigS
k^fämwat, €etn SiSt^um t^e SonniuS in
ioMStftncle; ffi^Iid^ fanb eine ffierfommlung
ber ^^nrer id)tf SHßricteS unter bem $rafibium
4b« Seomift pntt Snm (Bebroud^e feiner ®eift-
ii^ftit bei btt Setunpfung ber ffe^erei Derfs^e
ei bie SoDOJBoift ddinoortnitio orroniin cob-
CmMiL reeem per hM regiones
jovan. 1567. 3n ben ferneren gfrfic^-
fcinr rifrtgoi IBirlfandUt gehören bie Sor«
Mrffini, bie er am 4. %ot)ember 1569 erlieft, unb
ftR t^eUiMtfc fpjttrr gänrudtte Unterrid^t, ben er
W iu ^criogntbuM crtbeilte über bie ^upt-
IHllr ber «eolüoifdben aBiHenfd^afi %xl^ fonft
tacA er ft4 grole SBcrbienße um fein SBiSti^m
Iv^ 0cänbutts üon IHrd^ u. bgl. — Sine am
UwSUq 1669 cdäffenepöpftUc^Sune ernannte
6mni |iim crimen SBifd^f oon llntmerpen;
ftirli« Sfmt trat et Mt 26. 9(prit 1570 an. 3m
J.1570 mib »ieberum 1574 ttol^nte er ben }tt>ei
erften S^noben ju SRed^n bei^ nod^bem er aud^
auer äBal^rfc^inlid^feit nad^ bad SDtemorial oom
3o]^1569farbiea9ifd^feoorberatet]^tte,toorau8
bie bei ber ^roDin^ialf^nobe in )8etrad^t gu }iel^
ben Srtitel entnommen maten. 9ß ber eqte unter
ben )um Si^bidt^um Wiltä^dn ge]^5rigen ffird^en-
förßen ffinbigte er in feinem SiStl^um eine S)id"
cefonf^nobe an ; neben biefer erften oom So^re 1571
fanb gu feinen Sebgeiten nod^ eine gmeite am
22. aRai 1576 ftatt ©onniuS fiarb am 29. 3uni
1576 ; fein fier) mürbe in bie Qibtei ooti @t. Sem«
l^orb on ber ©d^elbe gebrad^t, ber Setd^nam aber
in ber 9ntmerpener Catl^brale beigefeM. 3in
3. 1616 lie|en baS S)omcapUel unb bie ftftbtifc^
93el^5rbe il^m ein prS^tigeS ®rabbentmal errid^ten.
(Sgl van de Yelde, Synopsis monumentonmi
III, Gandavi 1822, 742. 888 sqq.; van Oils
en Coppens, Nieuwe Beschrijv. v. h. Bisdom
Tan 'sBosoh I, Hertogenbosch 1840, 218 f.;
de Qam, Eist. Episc. foeder. Belg., in b. Re-
vue caÜL 1859, n, 889.) [merbtngl %^xM
$m«t0g, f. Aird^nia|r YII, 582 f . ; @ o n n-
tag, ber mei^e, f. Oeftertid^ 3eit IX, 726.
$ev9{a, 9iame mel^rerer ^eiligen,
nftmli^ 1. jtoeier römifd^en grouen, bie mel^rfod^
mit einanber bermed^felt morben ftnb. a. SDte
eine booon ift bie SBitttoe Sopl^m, aß beren
Xbd^ter $iftiS, (SlpiS unb 9gape genannt »er-
ben ; fie merben fämmtlid^ als 9Rart9rer oerel^rt.
Sfreilid^ l^aben bie gried^ifd^en ^en bei SReta-
pbrafieS (Migne, PP. gr. OXV, 497 sqq.), bie
lateinifd^en beS ^redbt^terS 3ol^nned oon ÜRai«
lanb (Mombritins, Vit. Sanct. II, Born. 1497,
204), fomie anbere nod^ betannte Säen unb Se-
genben teinen ^iflorifd^ aSBertl^ (f. AA. SS.
BolL Aug. I, 19, n. 16). S)ennod^ mu| man
an ber gef d^id^id^ (Esiften) biefer bl- Sophia
unb i^ Xöd^ter fepjolten, geftu]^t auf un-
be^ttene unb ooOen (glauben oerbienenbe 2)oat-
mente. @o ift burd^auS juoerlöf jtg boS Seugnlft
eines im 7. Sal^rl^bert Oerfa^ten unb in einer
^nbfd^rift Don Salzburg auf unfi getommenen
Stinerarö, bad bie Snort^rergrOber SomS in ber
Xeil^enfolge auf^äbtt, mie fie ton ben pilgern
befiul^t mürben. SuSbrüdHid^ mirb l^ier bemerft^
ba^ in ber iKrd^ beS 1^1. $ancratiuS an ber yia
Aurelia longo sub terra unb in antro s. Sobia
martyr et duae filiae ejus Agapite et Pistis
martTres ru^en (Bossi, Born, sott I, Bobl
1864, 182). einen jmeiten Semeid entl^ ber
topograpbifd^ gleid^fallS mertl^üolle 3nbes ber l^i«
ligen Oele, meldte }ur S^t ®regorS bed ®ro^
übt 3ob^ce in ben Sömeterien StomS fammelte
unb bie beute nod^ ju 9Ron}a aufbemal^rt merben
(ogL Ihaufi, Steal-^nc^tl. II, 522). 3n Ueber-
einftimmung mit bem $ittaäum einer ber 9m-
ptmen ton Stonga oerjeid^net berfelbe oleum
8. Sofiae c. tres filias suas (Bossi 1. c). Snb-
lid^ )öbtt aud^ bie fpdter oon SEBU^. oon fOlaU
medburp in feine Gesta Begnm Anglomm
(Migne, PP. lat. OLXXDC, 1808 sqq.) auf-
811 ^opi'ia, Siautn uon btt H — 6ot)(ieRlit4b tu
fltnomtnme Motitia portanim et«, gu ben 6t- 1)frtini|eitnnnini)pn8§oO«i6ri3üIt>i4oilta
lü^mtmüJIarlqrrai, DirinbtiJfUi^tbeel^L^- 9nfatig beS 13. äa^r^uiibntfi. SmSntdltit
ctotiu« mlftn, bic t|I. ©apimtia c tribua filia- 9btti ^ftttba<^ ge^fM tttnbt (1194), kMt
buR Fide, Spe et Gharitate (Bosai I, 183). ©o^^io in bnn iBnidiictintrimniJtopg 2«^
Unläfilidi b(i gisfien Sltanilotiontn im 8. unb tilgen gu Sonn. 3RU €rlau6ni^ %a Gtan
H. Sa^r^unbett iDUtbnt bie Utbtne^c bit|K mit trat fit in baS gnr fhcngm 6iptuitii(tut|cM
bni Slcliquitn cidtr anbntr feeiligen ouS bm gt^5rigt Alofter äüWbtrbng (Mona 8. Wit
fubutbantn SBmctrntn in bie Slabt übertragtn ; bnrgis, jutft^ iBoim imb Stöbt) vba tnA k|k
ein SttliquinfSiibc; gu 8. Silvmtro in capite ba{tlbft ^Toft| ob. Söngnt ^ü tnor |it ■
unb in btr Basilica Vaticana enthält bit Siarnm SBalbtrbnrg ^riorin ginn @tgm bcr jungn, ■
@pfia, ^i\m. eibiS unb Slga^t (Mai, Scnpt 1197 gtfttfttten inDfttrgtmcinbc^ SStgta ^M
vet. V, 44. 58). ®üi g^ft bit(tr ^I. ©Dpbia l)ciliB"i SebtnS »utbt fit gm tifim ^Uitijpi M
ffitni 8iiti|ifc6-jlaBifc^e flaltnharitn am 17. ©tp- ^ODen (gtarünbet 1208) btniftn ; in biiftt Sh^
ttmbei (NilleB, Kai. man. I, 2. ed., 280); lung tmitS fit fi^ bur^ aSott ttnbStiftiidA
bie l'Qtcin» tiatttn H, nad) ganbfi^nften tan tine untnnfibltd|t ißtTft^trin ber ngitliRi tt
ffnlrubnTicn, rotldjc @ioigi (Martyrol. Ädonia fnMng bcS 6if)ttcitnftn>Tben8. 3^ XtÜlgif
U, llom. 1745, 370)dtirt, am 30. ©eptmbcr. ift tDa^'i&'inlii^ 1221. gint gftftfnn ^ot fit k
— b. I)it grotitt ^1. ©op^io gu ffiom ift hiejfnigt, giptrcltnttroibtn miitrt. (iBgl. Ai 88. BoL
twldjt mit bnl Ötfäfirltnnen im Sömtttrium btfi Sept. VI, 4 sq.; Manriqne, AmuL fäiLV,
f)l. ((.alltflul an b» via Appia ni^t. S^itHlamtn RatiBb. 1739, 331; Jananschek, Orig. GU,
blfitr Bitt aRortgrinnm mtrbtn gtttiß^nlit^ in Vindob. 1877, 278.) [&. aRoIUot 0. & ^
lattlnl|d)(i &pra(!^e unb in folgtnbtr älti^ic Qn> itcn uon bei (L, f. €iH
flttilf)it : ©Qpientta (Sophia), ©ptl, i^ibtS unb
(t-baritaS. Sä^itnb bit % ©op^ta bei via in Sonftanftnoptl, to
Amulia auSbiüdli^ alS SJtuttei bti ^iftii, SIpid inian tiri^tett unb btt t](i
Hiib IBflapt angtgeben wirb, ft^tt biti itbt SBc ftiiS) gtlnei^, M tSiaiM
mertiiitg, bit auf tin !8tmanblf[^aft3DtT^ltni| ßnt^tbau, ift bit 9(o4f«I|n
frtjIieEltn lit^c. S^ti 3nbt{ b. oleonim unter- einer gltic^namigtn, Don ISonftantin btn SÖtR
fdjtibet tiai beibe @nipptii (Roeei I, 180. 182) ; auf bem gonim eonfiantinoptli nbauttn SMfi
\ot\tm 3)ttDei[e fär biefe gmeitt yi. ©opliia bitten nieli^t im 3. 404 bun!^ rintn 93ianb gua Xfil
Itottui II, 171 agg.; Allard, Hist. des per- jerftBrt morben mar. 9}cK^btmbitftIBt i«3.4U
B^ut. pendant les deux premiers aiäcles, DonS^eobofiuSII. emnitil, tm3. 532abtitBi
2* ed., Paris 1892, 221 s. 3)ie ©rit^tn ^aben ^uei micbti ju ©lunbt gtgongm n»i, itfM
ttin 0tft, bie £attintr Dtrefiien fit am 1. Slugiift, Sufttnian, fit gang ntu gu rtbaam a am
utitiK^ffln abti Dielfai^ an bieftm Sagt beibe ßtrüfie unb ^la^t, Da| fit aQt fKn^ bii M
(^rupptn (fo tin Sobej beS Hartyr. Adonia übtttrüfe, Sine ^tfi^rtitntng bitft8 btbntiaa
[Giorgi II, 370] unb bamof^ Ufucrb). 3)Qi SßJerfeS (irttiUdier atd^ittHut Oertwnltn vbif
Martyr. Eom. ^t jum 1. 91uguft bie fieiligtn fDnbtiS btm 1029 3ttt(e «mfüffenbtn gnt^H"
Sungfrautn gibeS, ©pti, fUjarita^, „wel^t unttr ©ebic^lt bt8 SpauIuB ©ilenttariufi, (Sc^tiidn»
jüaifer ^abiinn bit flront be€ ÜHart^numS ti- täiS bteiFaiIer§3u^nian(abgtbruitt brilbpii
langttn", unb gum 30. ©eptembei bie betCige PP.gr.LXXXVI,2,2119sqq.). attVn^iUi
SBittmeSDp^io, „ÜButltr btr belügen 3ung|tauen beritf btt floiftt Slnt^miuä Pon Ztddlt
ftibtS, ©pfä, ßfiarital". — 2. tiner römifc^tn Sfibot uon ÜHilet. Sm 27. a5tttmbn 5S7 n*
Jungfrau unb !Dhrlt;Tin, bertn Steliqiiien ©er* bie ffirc^e eingtraei^t; unb als i^it ffuppd il
fliuS II. (844—847) mit ben Selbem Dieler 3. 558 infolge eine« erbbtbenS tinfi^t(,Sj
«nbtrtn ^eiligen auS ben rBmtfit)tn gömeterien 3iiftinian burc^ tintn Wtffm b(8 QtnonidniSf
natb ©' ÜJtartino ai <Dionli übertrug (f. AA. SS. bor Don Wilet bicfelbt aUfoeleit^ auf wifiUi
BoU. Maj. III, 464; Lib. Pontif., ed. Du- ^ogtniinbSBibcrlagtm unb noc^ um7mdl|l
cheene II, 93. 103). — 3. ciuei Sitngfrau unb niieber aufnieten. Sit EBtbtutung bteftf o»
*Diarl?rin ju gtrmo (Martyr. Rom. 30. April. ; nierfeS ni^t in ber gliitflic^tn 2öf«no bnVflfyfc
AA. SS. BoU. April. UI, 733). — 4. einer ben für ben ttr^Ii^en ®Dlte9bitnp Bonu^
Jungfrau unb iDJartqrin, bte al§ 5ßatroniii ber geeigneten ©arililtn- ober SängSbcoi (f. b.UL
Sfabt ©ottino auf ©icilien am 23. ©eptember fflafilifa unb iöouftil) mil btm fi^on on^ li
DtTtdrt niirb. — 5. einer ^eiligen, uielt^e mit Siömer gepflegten, auä) in (^ftlul^ Seit ^
3rcnt Don ben @Tied)en am 17. unb 18. ©cp- Cccibcnt unb not^ me^r im Oiintt MmaMl
leniber, im Martyr. Rom. cm 18. ©eptembei pompBfem Zentralbau mBglidi^ rin^titß^ ■*
gejeitrt mirh. — 6, tiner ^eiligen, beren grit- pratfift^ gu oerbinben. 5Dit ÜDlitte M 8«*
iljifdje 9)ienäen nm 20. (22.) Sllai grtoü^nung bilbet ein Cuabral jroifi^en oitr mSi^gia Ä*
i^im; (ie ioll in btr ^eiltunbe erfaliren geiDtjen lern, wtti^eDDngereQlligfnöogenDeibinibtBp*
lein. — 7. tintt bti btn Soflanbifttu unter ben S)te 9Iorb- unb ©iibfeitt biefeS äBitrttfl f^M'
.Utbergaiigtntu" aufgtfü^tn Sbtiffm btS (£i- eint jiDeiftbdigt golonnabt unb borÜtcntw
US
6o)i]iienIit$t
5U
gcapon ten^btoj^ S^nnrnb oB, gegen Oft
anb SBcß üin ^c|t {i^ ber SBou in ber Sftnaen-
ti^iniB foü i«ib enbei in ittei &ilbfreifen, bem
d{Di4m mit bet (faiouSitetenben ^M, bem meft-
&^ mit bem in ber gangen Srette ber ftird^e
Sloct^ änner^Ib biefer jbou^t-
|ctgt ber (Brunbril nod^ mehrere 9leben-
f&r Derfd^tAene So>tdt, aumol auf ber
Stal^ nab eäbfeite. Wü ben UmfaffungSmauem
bilbct er m^ba faß ein Ouabrat, 77 m in ber
fttngc tmb 76,70 m in ber SBreiie. S>er 9ttfri|
ter 6oii9iaiBti^ ift überau§ großartig. Sie
^ofOuppd über ben bier ^fettem beS 3nnen«
cnobniM V>t 81 m im S)urd^mener nnb erlebt
(M^ ibcz ben umfangreul^en Sd^ilbbogen att ^aK-
tagd auf einem frfiftigen ftronggefimfe, toeld^ed
bot Ikbcigang beS Ouabrated }um iheife ber»
nittdt. ICoS 9tt8)et4nenbe biefed ihi))|)eIboue8
Hegt fotDo^I in ber Originolitöt feiner Sonfiruc-
üßK old au^ borin, ba| er »irKid^ baS gonge
3iQKtr ber imd^ be^errf d(it on iebem fßunlte, oud^
M Songl^feS, bollfiänbigen (Einblid gemalert
nb tu fdncn 40 gfenfbem einen molken Si^tfhom
ber gefonmlni ftfanfie gufu^rt. 9ud^ bie t^Ib«
tuppdn ber gro^ ooMieife, tteld^ \xä^ on bie
fcnnyfftippeC anfd^Iiefen, l^en fil^id^ <£onftruc-
nsfl. — Sld aRoterioIien , »eld^ beim Sau ber
So^^iniKr^e oennenbet tturben, enoäl^nt ißmtluS
edcsüartits Siegel mit einer eigent^fimlid^en 9rt
SnUnbioig unter einonber foloie ouS ben berjd^ie-
hoipm tinb cnifendeften Sftnbem l^erbeigefäl^rte
SBcmotarten ffir bie UmQeibung, für bie @&ulen
nib^onbcrtlBauli^ile. — SBeilerrüi^mterauS*
fßSfdUf bie Sier unb bie Sinrid^tung bed (Sangen,
bm futnSd^ Springbrunnen im Strium mit
faan BdfoU caa 3oS))i8, ben Siei^tl^um beS
Sebtnbdc^, ber SBänbe, ber ®e&)ölbe unb ber
GbäoL SDcn Stoben bebedteSRofoitbon buntem
Stomor^ gtun tinb rofenforbig, fUbenoei^ unb
pmpvtiwO^^ Dioldt unb golbig ober bunt geobert ;
Ik Bdnbe be&eibdm aRormor))Iatten unb äRofai!
■it 8bia»ioocrr, IB5geIn in ben 3tt>eigen, ^SXb'
Ißaan iL bgLi aui) bie @öulen umranfte gleid^er
Gdfmai; bie dttDbibt übergog SRofaägoIbgrunb,
kn^lnib wit bie Gonm, ober )>ured, (unftooQ
badmUM&Ubet. Ueberoa an poffenben Orten
fnn^teten bie Silber bed ÜReufd^gemorbenen ober
bs (immtif«^ ^eerfc^ar, ber {ßro))]^eten, ber
1^^iaibber(Slottc6mutter3Raria. 3)a8Wtar-
dboriom trugen üier filbeme Sdulen mit bier
Sogn, m^ aber t^m, in'S Sd^ted ubergel^, an
bn lUeigongjleden mit Saubgetoinben unb lünfl-
fitoi Sintern otiS Silber umgeben, erl^ob fid^
ÖKS Jdrgtf gleii^ bM ^d^ bon fUbemen, nid^
lojKita pattcn ; on ber @))i|e enbigte eS in
ins Slmiienfelid^^ toeld^ bie ßtmmeßfugel unb
M 8xtm ^dL S)cr SUtor f eäft rul^te ouf gol-
taff Svpft uab Ieta4iete bon Sbelgeftein ; golbene
&aktt fä^m feine Küdf eite ; f oftbare SBela, in
tan Mr §f0urm CE^fti, SRoriä, ber a^oftel
ptaä toA %kaüuS in ® olb unb @eibe mit ffunft
8. «all.
frei auf gefüdtt nxiren, ol^ne bo^ ber Stoff burd^bol^
»urbe, uml^flOten il^n. Sfur bie SBeleud^tung bed
9nnem ber JKrd^marreidblid^ burd^ manuigfad^
Sid^tgefä^e geforgt %n icetten, bon einem ®e«
fimSborfprunge gum anbem gegogen, l^ingen
ftronen, bie über ben $äu|>tem ber ®I&ubigen
überaS »ie @teme beS ^immeld i^r Sid^t er-
goffen. 9[uf aOen SBonbbönfen felbft ftanben gal^I-
lofe 2omptn, an anberen Orten beS Saued Sid^t-
l^er in gformen bon @d^Ien, @d^iff en, Areugen^
Sonbelabem unb qpreffenöl^nlid^en Daumen. S)er
SBefd^reibung bcS burd^ ben ßinftui^ ber it\ippd
leiber lieber gerftörten Stmbo mibmet !|iaulu8
@ilentiariu8 eine eigene S)Vi^tung bon 804 ^esa«
metem. 3n SRitte bed %ta\pü§i, bod^ mel^r gegen
Oft, erl^ob fid^ ber Smbo auf breitem SRarmor*
funbamente, l^oülbtreisfdrmig auSgebaud^t. Stufen
fflj^rten gu ü^m mpox bon Oft imb SBeft, mit
reid^ burc^brod^enen (Belfinbem umgeben unb ge»
bedt mit einem auf fofibaren Söulen ruj^enben
S)adk ; aber bem (Sangen aber fUeg auf bier bon
ber icunft beS @teinme|fen fd^bn beqierten Säulen
ein X^urm txafox, ber lonifd^ in mel^rfad^ ab-
gefegten Greifen fd^Io^ unb mit Seräftungen unb
Slattgeminben übeqogen erfd^ien. Sie Sorben«
prad^t ber feltenften l^iergu benoenbeten ÜRarmor»
arten gu fd^ilbem flnbet ber 2)id^ter fein (Enbe;
ba er beibe SDid^tungen felbft in ®egenmart beS
ifaiferS unb bed ^triard^en bortrug, barf man
annel^men, ba| feine Sd^ilberungen ber fESciSjitf^
entfored^.
Sie Setounberung für bie So))l^ienItrd^ 3u«
jUnionS mar fo gro|, ba| fie fortan meniaj^enS
im Oriente ald baS 3beal einer d^riftlid^en jcird^e
betrad^tet mürbe unb ffir biele ftird^enbauten ber
folgenben ^ol^rl^nberte, aud^ nod^ in ber rufftfd^
ffin^e, benbleibenben p^pvA äbffib, ol^ne übrigens
einen meitem gfortf Aritt gu begrünben. 3m Occi-
bente mar bie| nidgt in gleiqer SBeife ber gfaS;
(ier erl^ielt bie SBafUita il^re gang eigenartige uno
organifd^e, menn au^ meniger rafd^e Sufigefial-
tung, unb gtoar bis gu einer Sinl^eit beS ®angen
unb ber Zl^eile, unb gu einer Harmonie beS ännem
unb 9eu|em, meld^ in ber Sopl^ientird^e ber«
gebend gefud^t mirb. ®erabe im ^eu^em biefer
ffird^e tritt ber ÜRangel an Harmonie am beut*
lid^ften l^exDor ; ber Su^enbau erfd^eint nid^t ent-
fernt in Uebereinftimmung mit bem Snnenbau
unb feiner reid^en ®Ueberung, unb ed mare
aud^ unmbglid^, eine fold^e SinJ^eit l^ergufteEen.
2)arum bilbet bie Sop^ienfird^e mol^I ben glön*
genben Slbfd^Iug eineS 3al^r(unberte bmgen
Strebend; aber jie ift nid^t gum SluSgangd-
puntte einer frud^tbaren entmidlung bed ftird^en-
baueS gemorben, bielmel^r erfd^eint fte nur atö ein
ard^iteftonijd^ ftunftmerf genialer SBoumeifter,
an bad fidp unmittelbar ber Verfall ber b^gan^
tinif(^en 9rd^iteltur, baS (Srftanen ieber felbftön-
bigen fd^öpferifd^en Xl^ötigleU Inüpft. — Sie
Sd^idfale bief eS ^errlid^en Sauefi finb med^f elboIL
3m 8. Sal^rl^unbert l^atte er unter bem gerfibrenben
17
517
Sopl^toniuS, bet I^L
518
aäiak Cqmi iKm Vtesonbricn gegenübet bte Se^
^«£ C^cdMmaiH, 3n betfelben Slngelegen^eit
httfA n ^ on^ no^ donftontinopel, um, fteilid^
cW mdm Cxfolg« mit bem bortigen ^triard^en
Srxgiiil, bau ib^bet ber monoü^eletif^en @lrei-
tiAOni^ }ii occ^Qiibetn (ogl. b. 9xt, SOtonotl^eleten
TUI, 1801). Salb mdfytt, 634, Warb bet
QdtMomlät unb fetneS ftommen ßiferS
fcbr erfi^ftkte 9R6nd^ mif ben ^ßatriatd^en-
cibi tton Sktufolem bentf en, unb feine erfte S^ot
tä IßaiAcBc^ roax bet Stla| eined @9nobaI-
Mmbcni , loeb^ed in gritnblid^ unb toeit auS-
fr^^oiber 9)orfcgung fflt bie Seigre x>on }mei
tmmpm ka C^]Iiä eintritt (f. Mansi XI,
461 sqq.) , »noi^egn bie mi^tigfte Utfunbe im
MSfa SRonot^denfheit'' (^efete , &)nc.-®ef(i^.
OL 2.SufL^ 159). 2)q| bet^otriard^ @op^ro-
nö tm «nbmr ifi als bet Wi&nd^ beS XJ^eo-
fiofboSIffPaft, loiib, mie {d^on bie SoQanbiften
tantm (AA. 8& Hart ü, 68), but^ baS übet-
anpanmaibe 3eugni^ f aft bed gefammten gried^i-
jöm fataOjma ax^ 3meifel gefteUt. SBenn
^. Odicr (aus 9nla| eineS milüetftänblid^
^-«efbnufi b« alten Vita 8. Joannia Moschi)
die atentctat beS SRönd^ed unb beS ^atriatc^en
Soi^EDinufi gfambte beftteiten )u muffen (f. ^i-
§911 Sf^iäft. LXI [1889], 4), fo l^at et f))ätet
teOP friiifn Sinffmi^ )mtii(tgenommen (in bet
fs^qfibt bcr Yita 8. Joannia EleemoBjnarii
sm fieontiufl non Stcapolid, gteib. u. 2^i. 1893,
113 f.). 5Dcm ^[k^ttiard^en Sopl^oniuS maten
^4iB« Za0t &e^tä>en; et mot 3euge aS beS
Sc^» Biel<$!3 bie Stabet übet $aläftina btad^ten,
sBb vu^ 637 bie ^eilige @tabt bem ff^atifen
onSfiefmL 9ufi ®tam, toie e8 ](fei^, ftotb
6S8 (ogl, b. «tt. 3etufQlem VI, 1826).
— fM^tfoi^Ii^ olSSRond^ bat @o{)btoniu8 eine
sR^r unb tnelfeitigc litetarifd^e S:^atigfeit ent-
avfeft, bcicn 3^^^^^ oDetbingS )um Xl^eil bem
^(obne bcr 3^tt gum Opfet gefoEen finb. Sin
919^ fBerf gegen bie 9ßonoti^e(eten, meld^eS in
SBäd^em SOOStugjii^t altetetftitd^enfd^rift-
fur ben S>90tbeleHdmud entl^ielt, ift, fo
cfful^id^^ ititr nod^ oud bet gelegentlid^en
ftniä grxeimbed beS pL Sopl^toniud, bed
Sifitiv^ Bttp^on don 2)ota in ^alöftina (in beffen
rifl^obe an Me Soieronf^nobe »om Salute 649, bei
Htts X, 895) , Mannt. (Stbalten baben fid^
«ecncbmlixI^^iligcnleBen, ©ebid^te unb^tebigten.
IicDen Cocbinol üRai geplante ®efammtau8gabe
(T. Mai, Scariptt. vet. nova colL X, Bomae 1 838,
iVaaf. ZXIv ) tarn ni^t )u @tanbe ; abet bie
«exnni bcr InSfyx belonnt gemotbenen @d^riften
to !Rai juer^ an'9 Sl^t gegogen. S)ie umfaffenbfte
Sommbnig« unter Sersi^tauffritifd^e Sid^tung,
tedd Migne, PP. gr. TiXXXVU, 3, 3147 sqq.
igf ieqiomxpifi^dfan ®ebiete betoegen fid^ ein
iDi|iiitgitii$cft SBcxf fiber bie bH. Si^tuS unb 3o-
^omtti ttob cbte S!e6cnS6ef (^teibung bet ^l. 9Raria
MS Vegonitn Ö- ^- %tt.). SqiuS unb SobanneS
kttm unta 'SHodeiian au We;anbrien bie SRot«
t^tetftone etlongt unb etfteuten fid^ in gan)
Seg^pten einet befonbetn SBetebtung. 3m etften
Xbeüe feined SBetteS (bei Migne 1. c. 3379 sqq.)
befcbteibt Sop^toniuS baS Seben unb Selben bet
f^eüigen, bie ä3ei)e|ung il^tet Setbet unb bie
fpötete 2:tan8lation betfelben, im jmeiten Steile
etjüp et 70 butd^ bie SSetmittlung bet ^eili«
gen beioitite SShtnbetbeilungen; ba§ le^te btefet
daujjLata ift bie Sttettung beS 9)etfaffetS felbft
aus bet (Sefol^t gän^Itd^et Stblinbung. 2)te 2)at-
fteUung leibet fe^t an @d^h)ulft unb Si^^^^i*
9lu^ biefem SBetfe l^at 9Rai nod^ jmei anbete
fut}e Vitae bet bU* SQtuS unb gol^onneS betauS«
gegeben unb gleid^faÜS ©opbtoniuS gugefd^eben
(Migne 1. c. 3677 sqq.); bod^ untetliegt bie
SRid^tigfeit biefet 3ueignung begtänbeten 3ti>etfeln.
S)ie ®ebid^te beS 1^1. SopbtoniuS finb bejeid^nen-
betmeife menigftenS gtb^tentl^eild nid^t tl^^tl^mifd^,
fonbetn mettifcb gebalten. Seit bem 5. ^ab^^^bett
^atte in bet gtie^tfd^en ftitd^e bie metrifd^e Sid^-
tungSfotm bet t^Qtbmijd^en SBeife baS gfetb
taumen muffen; nut in (^elel^ttenfteifen lebte bie
Smitation bet alten ÜJlettit nod^ fott. SBaS 9M
au|et ben analteontifd^en Oben (Migne 1. o.
3733 sqq.), beten Stecenfion übrigeng üRafd
SRitatbeitet , $. SRattanga, befotgte, nod^ an
tbQtl^mifd^en ©efängen, Sanoned unb Xtiobien
(Migne 1. c. 3839 sqq.) untet bem Stauten beS
^I. Sop^toniuS Detbffentlid^t bat, gel^bri, mie
SR. ^otanUad (in ben Si^ungSbet. bet f. ba^t.
2lfab. b. 3Biff. 1870, n, 63—74; aud^ in
^ßotanifaS' Seittögen gut b^jantinifd^en Sttetatut,
3Ründ^en 1870, Iff.) gejeigt bat, nid^t ©opl^to-
niuS, fonbetn 3ofepl^ bem ^Qmnogtapl^en (im
9. äol^tl^.) an. Sie anafteontifd^en Oben CAva-
xpe6vreia), 23 an bet S^% fmb bou^tföd^Iid^
bet SSetbenlid^ung (itd^li^et gfefte gemibmet, finb
abet Don ^uS auS nid^t f ät ben gotteSbienftlicben
(Sebtoud^ beftimmt, fonbetn nut |üt einen aud«
etmäblten fiefetfteiS beted^net gemefen. 3)et bid^-
terifd^e SSeril^ betfelben ift üetfd^ieben beuribeilt
motben; im (Stoßen unb ©angen finb fte nid^t
fomol^I ßtgäffe eine? matm empfinbenben $oeten
als Dielme^t uRebitationen eines gelebtten 2)og-
matifetS (ogL bie Sbatalteriftif bei E. Bouvy,
Poötes et Mölodes, Nimes 1 886, 169 ss.). !Bon
ben btei Oben, meldte in bet Don SRattanga be«
nu^ten ^anbfd^rift gang obet tbeilmeife feblten
(9lr. 14-16), ift eine (Sit. 14) Don S. Cbtbatb
in einem ©tta^butget @9mnoftaIptogtamm Dom
Salute 1887 Detöffentli^t motben. S)ie Obe
9lt. 4, auf baS ^tijl ÜJlariö Steinigung , tt)utbe
aud^ Don f$. ®. % ÜRuUad^ (Conjectaneorum
Byzantinorum LL. IE, Berol. 1852, 18 sqq.)
l^etauSgegeben; bie Oben 9lt. 9. 13. 20 mutben
Don S|rift unb ^atanifaS in ibte Anthologia
graeca carminum ohristianorum, Lipsiae
1871, 43 sqq. (Dgl. ib. p. XXVH sq.) aufge-
nommenj bie Obe 91t. 20, übet bie ©cbnfud^
beS Sid^tetd nad^ bet l^eiligen @tabt, mutbe
Don ®. 91. 9{abet (in bet Mnemosyne N. 8.
17 •
S19
Sop^ronittS, ftird^eiifd^riftflellet — 6orbonne.
520
XIX [1891], 1 88.) ciii0e^ commetiitit 2)er
$nbigtm bed (L @op]^omu8 toetbcn M Stigne
OL 0. 3201 sqq.) nrim orjdl^tt; eitrige berfelSen
merben febod^ nur in loteuiifd^et Ueberfe^ung mit«
getl^t unb Don ber fiobtebe auf 3o]^onneS ben
(bongeliften merben nur jtDei Heine gfrogmente
geboten, gfaftalkbiefe^rebigten gelten fird^fi^^
heften unb fmb reid^ an bogmotijd^em (Behalte,
m(^t minber freUu^ ou^ an oratorifd^ ®e*
)>range. S)ie Siebe auf SJlariaSerlünbigung ragt
lote bem Umfange, fo aud^ bem 3n(alte na4 be«
fonberS (eroor. So>A ber bei 9Rigne nur lateinifc^
Dorliegenben 9teben ftnb in)nif(^en t>on f^. Ufe-
ner im gried^ifd^ Urte£ie Deröffentlid^t morben,
bie 3tebe auf äSei^d^ (Migne 1. c. 3201 sqq.)
fan X^n. 9Rufeum f. ^l^ilol., 91. g. XLI (1886),
500 ff., bie 9tebe auf bie Sarjleflung bed ^errn
(Migne L c. 3287 sqq.) in einem SBomter Uni«
berfitdtSprogramm |um 3. 9ugufi 1889. S)ie
aBeü^d^tSprebigt iß am 25. S)ecember 684 ge«
IjiaBen morben, aß bie Araber bereits bie Sanb-
fd^ft um Serufolem burd^ftreif ten, Setl^Iel^em be-
fe^ l^ielten unb ed ber ierufalemifd^ ®emeinbe
benoel^rten, nad^ gen)0^nter Sßeife baS ®eburt3-
f ejl bed ^erm an ber ®eburtfiftätte felbfi au be-
Sel^en (t>gl. Ufener, Sleligiondgejd^id^tlid^ Unter*
t^ungen I, Sonn 1889, 826 ff.). Ufener 1^ auäf
(f. SBonner UniDerfttfitd^gramm jum 3. Suguft
1894, p. IV eq.) ben SBemeiS crbrad^t, bag bie
Siebe auf ben perfifd^en ÜRart^rer SnafiaftuS,
toeld^e bislang (Seorg bem ^iftbier (f. b. 9rL)
lugefd^ben tourbe unb unter beffen 9lamen bei
aJligne (PP. gr. XOn, 1679 Bqq.) gebrudtt ift,
nid^t @eorg, f onbem @o))]^roniu8 angehört ; aI8
OueDe unb Vorlage fyd biefer Siebe ber (Don
Ufener a. a. O. ebirte) Seric^t fiber baS £eben
unb fieiben beS l^t. 9nafia}iu8 gebient, meld^
balb nad^ bem Xobe beS Eiligen (22. 3amiar
628) oon einem SRdnd^e bed 9naftaftudflofier8
bei äerufatem niebergefd^rieben mürbe. Ungu«
gönglid^ maren bem $)erf. biefeS L. de Saint-
Aignan, Vie de St. Sophrone, patriarche de
Jerusalem (Acad. de Sainte-Groix d'Orleans,
Lectnres et m^oires V, 1886, 229 ss.), unb
bie rufftfd^e Slbl^anblung Don St. ^opoDiö, @o-
pl^ronioS, ^atriard^ Don äerufalem, afö Zi}to»
log unb SSerfaffer Don ^rebigten unb IKrd^en-
geföngen (in ben „Slrbeiten ber geifllid^en Wa»
bemte )u iHem'' , 9uguft 1889 bid September
1890). [Sarben^emer.]
^oy^toitiM, gried^ifd^er Aird^enfd^riftfieaer
}u Snbe bed 4. Sol^rl^unbertS, ift nur au8 einigen
Seu^erungen bed 1^1. ^ieron^muS belannt. 9lad^
Hieron. De vir. ül. o. 134 mar er ein feldr ge«
lel^rter SRonn, meld^er fd^on als Jüngling ein
99ud^ )ur Serl^enlid^ung Set^Iel^emS unb \päitt
ein au8ge}eid^netee 9ud^ über bie Serftörung beS
@era))idtem))eI8 (gu Slesanbrien im 3. 389, mie
eS fd^eint) fd^rieb unb au^erbem einige @d^rtften
beS 1^1. l^ieron^muS, ben Srief (Ep. 22) an ^-
ßod^ium über bie gungfröulid^teit, oaS Seben beS
Vlönd^ ^ilarion, fomie bie UcbetMnngm ber
^folmen tmb ber ^ro^^eten nad^ bem ^Aräifd^^
in fel^ gelungener SBeife ouS bem Sotemtfil^ tn'S
(Sried^fd^ übertrug. 3)ieUeberft|ungber^oInieii
nad^ bem debrSif^ 1^ ^icronQmuft kntt ber
Sorrebe auf Sitten feines gretmbcS 6o)^^iiiuS
unternommen unb biefem ou4 geioibnd; unb
uienn ^ieronqmuS in ber Sorrebe ber lieber«
f e^ng oeS 9ud^ SSbroft ben vnbanZboren fio«
teuiem Dorl^olt, ba| (Bried^Ionb mit Sfi^<u^>^
feine Ueberf e^ngen fi^ oneigne , f o ^oben i^m
nad^ ber treffenbenSermut]^ung93aOarfi'§(8. Hier.
Opp., ed. alt. IX, 1525 ; Dd. II, 952) tto^I beS
Sopl^roniuS gried^if(^ SBet^nen ber $falnieii
unb ber $ro))|eten Dor Sugen gefd^mebt <B tu
gibt ftd^ aus ben angeführten SteQen, bog @o-
|)^roniuS ein ®ried^ mar unb tn $ala{iina, Diel*
leid^ }u Setl^Iel^, unb )mar iebenfoDs nod^ jur
3eit ber «bfaffung beS Sud^eS De Tir. ilL, b. ^
392, lebte. Me feine €d^riften finb gu ®nmbe
gegangen. 9Rit Unred^t iß bie Don Sia§mu&
(Safel 1516) l^erouSgegebene gric<(ifd^ Ueber«
fe^g beS 9u^ De vir. ill. niu^ bem 93or-
gange beS ^erauSgeberS bis in bie (Begenmoit
hinein Dielfad^ Sopl^roniuS {ugeeignet morbcsu
@d^on SaÜarft (1. c. H, 817 sqq.) micS ühcf
}eugenb nad^, ba| biefe Ueberfe^ung oufi Diel
fpaterer 3^ fiammen muffe, wSb mngHi fteOte
ftd^ ^auS, ba| SraSmuS nur auf Q^nmb einer
Dorfd^Qen Kombination ben 6o))]^oniuS ald
ben ueberfe|er bejeid^nete , mäl^renb in ber i^m
Dodiegenben &anbfd^rift fein Ueberfe|er genannt
mar. O. d. ®ebl^rbt fe|t in ber Don i^m Der*
anflalteten fritifd^en 9uSgabe biefer ^anbfi^rift
(f. ®eb^arbt«|Kima(I, X^ unb Unt^ud^ungen
aur @efd^. ber aUd^fiL Sit XIY, 1, fieipaifi
1896, Vn ff.) bie entfie^ung ber Ueberfejping,
in DoOfler UdbereinfKmmung mit SSaOarfi, in baS
7. äal^rl^bert. S)ie Sermutl^ng Don Sobri*
duS, ba^ @o|)^roniuS mit bem gleid^namigen
Serfaffer einer Derloren gegangenen, Don ^l^otiuS
(Cod. 5) fel^ gerul^ten Sd^^ft Pro Basilio
contra Eunominm ibentifd^ fei (Fabridns-
Harles, BibL gr. IX, 160), f^mebt Döllig in
ber Suft. [SBarben^er.]
$ovf omte, urf|)rünghd^ Slame eineS an ber
tl^eologifd^en gfacultät ber ^rifer UniDeiMt be«
ftel^enben SoQegiumS, marb in ber gfolge Sejeti^«
nung für bie $ari{er t^eotogifd^e gäcult&t über»
l^aupt. Urfprung unb Stamen Derbanä baS (Kol-
legium ber @orbonne bem SanonicuS Stöbert,
meld^er am 9. October 1201, nad^ ber gemöl^n«
lid^en Snnal^me )u @orbon, einem Reinen Sorf e
in ber S)iöcefe SleimS, geboren mürbe. Slocl^«
bem er (EanonicuS Don (Eambrai, \p6kt tta^
plan SubmigS beS ^igen gemefen, mürbe er
Snbe 1257 ober im 3. 1258 CanonicuS px
^riS. 9lad^ feinen unS erl^attenen Sd^fteit er«
f^eint bie miffenfd^füid^ SBebeutung SlobextS
nid^t gro| ; aber er ^e ein ebleS ^er) unb einen
Haren , ))ra(dfd^ Serfianb. SieOeii^t 1^ er
521
Sorbonne.
522
Ubft toS^RRb ^timt €faiMeiuett mit ben @orgen
ys gnofi^nl^m SdbenS gu taxap^tn gelabt unb
teft nttg in tbm bm (Sebonten an eine Stiftung
for arme Gtuoirenbe ber ^Ideologie an ber ^a«
ims fMN^il^ gemedt ^ben. SBie man onS
ft^afm «ab Schaltungen « totl^ in bie ^al^re
1347 — 1254 Mm (ogl. Denifle - Chatelain,
CksTtnlmiim I, Paria. 1889, 271 sq., n. 242),
j;fti:xien bmn« ^te Stöbert fdbon um biefe 3^t
bea $IaR in Msiem SBerfe gefa|t. %fö @tiftung8>
szfBi^ ba «ffbonne fann ein 9ct Subwtgd IX.
fitsm, bardb toelt^en er Stöbert im gfebruar
ilS7 dam tKitt|ercom))Ies in ber Strafe Coupe*
SoKttk gcgenä&er bem ^lafte bed Sb^rmeS
(aste polatinm Tbermanun) fd^enft, auSbrüd-
6i> ml ber 99e{limmung ad opus scolarimn,
qni inibi moraturi annt (Denifle -Chatelain
t M9. a. 302). SBie ber 9tame ber Strafe an«
bRdft, afmde bte (Begenb, in »eld^er biejelbe lag,
i&b mü^ \päkt baS berüd^tigte Quartier latin
SD^« ^ f<bon bomalS nic^t be§ befien SlufeS.
Se^boffi lottxbe Stöbert aud^ »ol^t 1259 bie I5nig-
&ic CrloiAnig ert^eUt, bie beiben Strafen,
»ddke feinen SBefi| begrenjten, be9 ^tad^tS }u
i4tk^ ; ba&on erbielt bie @ira|e ßoupe-SueuIe
ka Sbmen Bae dea deux-portes, unb bie
Ssrbimntflen tourben be^^alb aud^ pauperes
Ba^ifftn da Tieo ad portas genannt — Stid^t
ko^ nod^ ber 6c^fung Submigd tt)irb bie
Sctfnmg in^d S^ben getreten fein, unb wenn
t^emjlc (L e* I, 875) meint, biefeQe l^abe im
9bii 1258 noi^ ni^t beftanben, fo bärften bie
Boxte, Mt er pm Seioeif e bafür anfül^rt, fid^ un-
9r|iinmsöi «it ber eben erft erfolgten, nod^ unooK-
bmaonen Oriinbung oereinigen laffen. Urfprüng*
bif mar b^ Coüegium gur flufna^me oon 16 in
ecafOEf^oft lAenben burftigen X^Iogie-Stubi-
fobin, fion ie eier ouS ben eingelnen 9{ationen,
brmmsit ftbn fd^on balb nmd^ baS SBefi^l^m
m ba Strafe Sdupe^SueuIe unb bamit aud^ bie
^ ber SRitgHcber bed eoOegiumS. 3m 3. 1259
lanfir Stöbert Don ben SRatl^rinem mel^rere
fäufer gegenüber bem ^ßalafte beS Zl^ermeS ; in
bcB^Oen 3a^re unb 1268 taufd^te er mit ffönig
tttbBig Seftf^mgen^ bie er in anberen ®egenben
ber Stobt bo^e, mit Käufern beS lettem in ber
5E^e ferner Stiftung; femer erl^ielt er felbjt nod^
giybuitbiclfiB mdjt toeniger M fteben {)dufer, unb
m 3. 1271 Iknifte er ein gro|eS (Srunbftäd, auf
x((bem ba9 CoUegium ObIyI, bie fogen. fleine
Sorbonne, ofil eine SorbenitungSanftalt für bie
qimtit^ca t^togifi^en Stubien errid^tet mürbe.
3m 3. 1264 mnmn pei Surfen ^u (Sunften
fKm SRogiper ouS oer 3)ibcefe Smiend ge-
gmM. unb 1268 fcbenite ber Vrc^ibiocon
StcobuS non %omnai Stöbert 500 SioreS, für
wüSjt er oÜiäfy^fU^ fOnf ber flümifd^en Sprache
fitUige SRogiller in fein ^nftitut aufnel^men
n^ Ciniee 3^4« tt>äter ftiftete ber »ifcbof
m Sonnuri fioA Surfen für j^mei SBaQonen avL%
innr Statut tAet S>Ukefe. Stöbert Oon S)ouai
l^atte fd^on burd^ Xefiament Dom 3. 1258 ber
neuen^n{taItbieanfe]^nIid^e@ummet)onl500$aii.
rif er Stores oermad^t. S)ie$anferllmüerfttätför-.
berte StobertS Untemebmen auf jebe äßetfe, unb
aud^ bie $a))fte ermiefen bemfelben in bob^nt
®rabe ibre ®unft. 3m 3. 1259 menbete ft4 ^le»
sauber IV. an bie ^rölaten fjfranfreid^d mit ber
bringlid^en Sufforberung, bie Sorbonne )u unter-
p^en, nad^bem er für) oorber Subioig ben ^ei-
ligen als Stifter gelobt unb ermabnt botte, in bem
guten SBerfe fortsufabren. Urban IV. emt)fabl
im 3. 1262 bad eoQegium StobertS bem äBobl-
sollen ber gmtjen ßb^ftenbeit, unb berfelbe
^apft gab im f olgenben Sabre bem 3nftitut bie
Srioubnil )ur Srrid^tung eined eigenen Ora-
toriums. 9u|er bem ftönige Submig maren eifrige
®önner unb tSfbtberer ber Sorbonne äBtlbelm
oon Sl^artreS, SanonicuS oon St. Ouentin, ber
fd^on genannte Stöbert oon S)ouai, (SanonicuS
oon SenliS, bie fpöteren Sorbinöle (Sottfrieb oon
9ar, S)ed^ant oon 9totre-2)ame , unb SBilbelm
oon 99rai, 9rd^ibiacon oon Steimd. — 9U8 Stö-
bert am 15. aiuguft 1274 ftarb, fielen gemäg
feinem Seflamente oom 3o^te 1270 (Denifle-
Chatelain I, 485 sq., n. 481) feine 3mm0"
bilien tobter batib (quae tenet in manu mor-
tua) an feine Stiftung ; bie übrigen mit SuSnabme
eines ^aufeS famen an ©ottfrieb oon 8ar, mel*
d^er biefelben aber fd^on balb nad^ bem Xobe be8
ßrbtafferS ebenfaSS ber Sorbonne fd^enfte. Sei
StobertS Xobe fonnte fein SBert äu^erlid^ aß f eft
begrfinbet gelten; aud^ bie innere Serfajfung unb
bie Statuten (Denifle-Chatelain I, 505 sqq.,
n. 448), bie aenigftenS im SSefenüid^en in ber
gonjen Sfolgegeit befteben blieben, merben oom
Stifter l^errübren. S)ie pöpftlid^e Seftötigung
batte bie Stiftung bereits burd^ ßlemenS IV.
1268 erl^alten. Sie bie^ urfprünglicb gemöbnlid^
CoUegimn (Congregatio) paupemm magi-
strorom PariBius in theologia atudentium;
ben Stamen Sorbonne fübrte fte nid^t oor bem
14. 3abrbunbert. Um SRitglieb beS 3nftitutS )u
toerben, mubte ber Semerber baS tbeologifd^e
Saccalareat b<tben unb eine £b(f^ (thesis Bo-
beridna) oert^eibigen, ober in ber artiftifd^en gfa-
cultät bocirenber SRagifter getoefen fein. 2)ie
9RitgIieber ber Sorbonne unterf(bieben ftd^ in
hoBpites unb socii. 2)ie erfteren fyiäta ^ntbeU
an ben äBobltbaten, meldte baS ^auS bot, aber
nid^t an ber Sertsaltung beSfelben. Sie mußten
eS aud^ oerlaffen, loenn fte ben S)octorgrab er-
langt bitten, unb burften nur ben Xitel Bacca-
lareus ober Doctor domus Sorbonae fübren,
möbtenb bie Socii Baccalarei ober Doctores
domus et societatis Sorbonae l^ie^en. 3n ben
^önben ber lederen lag bie SSenoaltung beS
ganzen CoKegiumS. Unter fld^ l^ielten fte ben
®runbfa^ oöUtger ©leid^b^^t aufredet, »eld^e
Stellung fte aud^ einnebmen mod^ten (omnes su-
mns sicut socii et aequales). 3)ie h)obIb^en-
ben Socii — in ber golgejeit bemarben ff*
VSi
6ortento.
526
bidici^: Borbomiciis ad bibliothecam non
•«cedai oiai omalxiB toga et pileo quadraio.
Sdda^ faä>d \x^ fai ben Statuten SSerfd^ie-
teid , bcfim Qcf otgung !Bemt|em Don SBiblio-
tidm um ttbtr^au^t fremben Sudlern aud^
1^ iio4 tt^t bringenb ringefd^örft teetben
ftiofic. — 6in nnuB Ql&n}enbe8 erim Derbanfte
fek ^Qcbomic bet ^nificen} oefi Sarbinofö
K^cfieu. 9ttf feinen SBunfd^ toorb becfelbe als
SifdM tmi £u9on im 3. 1607 ton bet ®eno{fen"
fi^aft (habita latioiie ejus dignitatis episco-
fmXm) dlS ^ofpeS unb @ociu8 jugletd^ auf*
fßgumam ; ffiater nmrbe er ^roüijot unb gebadete
tM {o^|er buti^ einen feiner emsigen SRad^-
Mimg in Sfnmfrei^ tt)ätbtgen g&n)Iid^ 9}eu«
tc& bÄ Coüeginmfi feinen Flamen }u Deremigen.
Soole Vntdufe ein>ettetten ben alten 93e|t^, unb
am 18. 1K&) 1627 tourbe oom erjiifd^of k)on
Sonen im 9{amen SKd^elieu'd bet ©runbftem )u
ben itfum OeKtube gelegt, ba8 fid^ in betfelben
•cgod), mo boS aße geftanben, erleben f oUte. 3m
3« 1635 Ugte bet 9Rintftet felbft ben (Srunbftein
)a bcs )rtod^t>)oOen ffitd^e bet @otbonne, in bet
er ^p6tn feine lefete Stul^eftötte fanb. Xto| mand^et
SriteniiiBen, toelc^e bie Sorbonne nad^ feinem
tobe (1S42) mit feinet 9li(^te, bet {)er}ogin oon
Itgoillott^ borSenoaltetin feinet ^intetlaffenfd^aft
a^ab bcr Vtinbetjiäl^tighit beS eigentli^en
fetm« vegca bcr jum Sau nöt^igen ©elbmittel
^fltti; imtrbe berfdbe bod^ glüAid^ ooQenbet. 3m
ofien Btodt be9 ®eböubed befinbet fid^ du mit
gseifm unb Statuen teid^ gefd^mädteS 9mp]^i-
t^Dotcr^ bta me^r olS 1500 ÜRenf^en fa|t. 9tu|er-
bon tnOfiü ber Sau S&Ie für Sorlefungen unb
Sexiaminlungen, SEBo^nungen ffir bie 36 SDoctoren
Ut Soridöt tnü) für eine 3[n)a^I oon ^ofpiteS
IL f. D. S>ic IHrd^e ift, mol^I bie einjige in gfranl*
tei4^ bcr IfL Utfula unb i^ren ©efdl^ttinnen ge-
wdifi, — 90ctn atS bie Sotbonne nunmel^r im
äu|an (Blonjefo ^nlid^ erfha^e, ttar bie Seit
aiTcr too^ SBInte bereits ooriibet. S)ie äd^t
ftntli4< Si^ng, einfl iJ^t l^öd^ftet Stul^ unb
eine fyiuptqtulU il^ted Slnfel^enS unb ßinftuffeS,
fpin oOmöIig einem fird^Iid^en SiberaliSmuS
iDci4cR muffen. Sd^n ^tte fte fi(^ bem äefuiten-
otben feinbltd^ ermiefen unb beffen Sinfül^rung in
§mnfm4i (1562)^ freilid^ bergeblid^, ju t)er$in«
bon gefud^L Sbenfo nmrbe fie Sertl^eibigerin beS
flüHtcimiSmitd imb Der)>f[id^tete fpoter fogar il^e
Soctoien auf bie Dier goKicanifd^en Slrtifel (DgL
kVxteofliconifd^eSreil&eUen V, 71). Suf biefe
Seife fonf i^ IB^eutung mel^t unb me)^. SßaS
pr Ol Snfe^ m>äf befo^, fud^ten bie 3fteiben!er
M 18. Sa^rj^nberte, oor allen Soltaire (ogl.
brffRi Sitrift La toznbeau de la Sorbonne)^ in
tarfTifi^ $a|k burd^ bie giftigften Angriffe gu
ierfiteen. S)er gtu^lt ^^Id^e ber oon Ie|teren auS-
gr^ufm Sdot cntfpro|te, ber frangöfifd^n Sie-
oolutim, foOtc oud^ bie Sorbonne )um 0))fer
\aSlm: buxdi Skcxet »om 5. ^pM 1792 matb
|ie aufge^otac S>ie Sibliotl^f mürbe ou8 ben
alten Staumen erfiSnbe 1795 fortgefd^^; bie
gebrudten Sudler ttmtben an bie oerfd^iebenen
öffentKd^en Sibliotl^efen oertl^eilt, bie SRonufcripte
(etroa 2000 gobiced) erhielt bie 9{ationaIbibItotH
— Sei ber 9leuerrid(|tung ber ißarifer Unioerfltät
burd^ 9}a))oIeon I. erhielt biefelbe i^ren ^au))tfi( in
bem ®ebäube ber frühem Sorbonne, unb bie il^
eingeglieberte tl^eologifd^e gf^^cultöt ful^rte ben
Flamen il^er beriil^mten Vorgängerin meiter.
3eber Sif^oJ unb Seminarprofeffor foHte bei il^r
bie 2)octonourbe erlangen, unb ein ^öl^ered JKr«
d^enamt fonnte nur einem ®eiftli(^en oerlie^
merben, meld^er an il^r feine Stubien t)oneiü)et
l^otte. OblDol^I nun jugleid^ ben Sif c^5f en baS SRed^t
eingeräumt umtbe, menigftenS für bad erfte 9RaI
ber ^Regierung für bie tl^eologifd^en $rofef{uren ie
brei Soctoren )u |)rftfentiren (fpöter mürbe biefeS
SRed^t bis auf 18^0 prorogirt), fo mar bod^, me-
nigftenS feit bem Stuqe ber napoleonijd^en ^err«
fd^aft, ber Sefud^ biefer gacultftt em öu^erfl
fd^mad^er; bie t^eologifd^en ®rabe l^t fte nur feiten
ertl^eilen lönnen. S)er ®runb baoon lag "fyxüpU
föd^Iidb in bem Umftanbe, ba| fomol^fl bie $rofef«
foren ber gfacultftt afö aud^ bieienigen, meldte bei
i^ bie ®rä)uirung nad^fud^ten, fid^ auf bie Srtitel
ber goEicanifd^en ftird^e oer))fIid^ten mußten. Sie
San}öfifd^en Sifd^öfe, bei meldten aOmftlig ein
mfd^mung in il^ren Snfd^auungen über bie gal«
licanifd^en f^tei^eiten oot fid^ ging, )ogen ed ba-
llet mit 9ted^t oot, i^re Xl^eologen in ben burd^
bie Orbonnanjen t)om Saläre 1814 unb 1815 bem
6))ifco))ate }urüd!gegebenen unb i§m aSein uttter«
ftel^enben Seminarien auS}ubitben. Snblid^ mürbe
im 3. 1882 bie tl^eologifd^e Sfacultöt auS „Spav
fomfeit'' gan) aufgehoben. Sreilid^ mar ^e aud^
DoUeubS überflüfftg gemorben burd^ bie im Oc-
tober 1874 }u $arid gegrünbete freie latl^olifd^e
Unioerfttät (f. b. «rt. $ari8 IX, 1517). (SgL
bie im «rt. $ariS IX, 1516 angefül^rte Sitero-
tur ; femer ^^uoemet, ®efd^td^te ber Sorbonne,
aus bem gfranjöfifd^en , Strasburg 1791 f.,
2 Sbe. ; Notice sur la Sorbonne, Paris 1818^
Möric, La Sorbonne et son fondateur, Paria
1888.) [ged^irut).]
$oneitfo (Surrentum), SRetro^oIe in
Unteritalien auf einer ^albinfel im ®oIf
oon Sleopel, ifi bie dte ^auptfiabt ber Ißicen-
tiner. Später mürbe eS römifd^e Solonie, erl^ielt
nad^ bem SerfaQe ber römifd^en ^errfd^aft eigene
Surften ober ©ergoge, fiel bann an bie Sfior«
mannen unb bamit an baS ff i^nigreid^ 92ea))el. 3u
unb bei Sonent foHen bereits im 3. 60 n. (Sfyc.
Sd^Ier beS 1^1. ^etruS ben ®Iauben geprebigt
unb einen Sifd^ofSpJ errid^tet l^oben. S)er erfte
mit 9lamen ermäbnte Sifd^of ift aber erft ber
Iftl. SRcnatuS (tttoa feit 424 ; gcft. um 450), beffen
Historia prodigiosa bie SoQanbifien iebod^
(AA. SS. BoU. Oct. III, 380 sqq.) für mcl^r
als mard^enl^aft erüören , unb %fyü\aä^t ift nur,
ba^ er feit unoorbenHid^en Seiten }u Sorrent am
6. October oerel^rt mirb. SIS }meiter Sifd^of mirb
s»
©oter, bet H — Soto.
530
• • com priTÜegiat siiigaloriuii non
poiHUit CuMre iMem oommunem. 3ebmfaII§
w« ha QttamiJQ bet Bortes consnltatoriae
aniaiibt. Mim n jlatt tmtev infi&nbigem Gebete
|B Cott oidmc^ aufi fttDier Sleufiier mit aber-
^iäbiMm Soteoucn in bie getDö^tten Seid^
^elb^ mlmioinincii iDÜtbe. Sin fold^ @orti>
j^pam Mit tetner Vbergfotbe, ttaS namentlid^
Mü bcn fag. aortea Sanctorom (so. bibliorum)
5i^, bu im OorpiiB joris canonici mel^rfad^ er«
kbnt Mxben (».9. e. 6, G.XXVI, q. 5). SBie
sfill4 bie b^ibnif^en fSMxätm imb Körner miS
sam oflfi (Skn^^o^I aufgefd^Iogenen SSerfe
Mft ^oncr ober !BergiI einen Singerjeig ffir il^re
^aidbbaiflBiDdfe |u entminen fudfften, fo looHten
asn^e C^nflcn aud bem erfien ober gtoeiten u. f. m.
Serft cfaur beliebig oufgefd^Iogenen €eite ber
Stbei flbet fim« iKh^enOoterS ben SBillen ®otte9
nbcB: \ä^an bu fog. Q)>ofb)Iif(^en Confütutio-
(7, <Q cxlttrm bergleic^en für ein «obgdttifd^ed
Begj^mcn'. 9lS eine 9rt aom cononltatoria
bsb otib Vk fogen. ®otte8urt^eiIe )u betrod^ten,
kam ober im <8egmf<4 )tt ben betbnif d^en Orba«
in ttefent&4 ^ ®Iau6e cm ®otte8 aStoaltenbe
So^eril ju Srunbe lag (ogl. b. 9rt (SotteS-
nfbefl V, 92B ff.). — 9n fid^ bed 9(bergIaubenS
mntgfieiid obfedio nid^t oerMd^ttg i{l bie oben-
fornnte aors diviioria, tooburq nad^ lieber*
dsfimfl ber (einigten ^ßorteien eine Sad^e einer
ba^ bot Sooft jtt befümmenben ^erfon jufäOt.
tvfrt W<44in ^SBerloofen" genannte Ser-
fabott iß momliRb erlaubt^ [ofern nid^t Ungered^«
n^ im Serf oofen felbp mtt unterläuft ober bod
raiitxDe Ste^t für bejnmmte plle auSbrfldlid^ baS
t»fm oerbiclet; lektereS ift ). 9. ber gfaD be-
ij:gti4 ber omonif^ SBol^Ien (c. 8, X 5, 21),
tax benm neqne ex aortibaa neque ex foituitis
dreamaftantösy aed ex electione entfd^ieben
soten foQ a ^7» Cod. 1, 3). Stottboft ^ baS
S^ojot bogcgett in Xed^tdja^, too bei ber Un«
a^tidWeit, eine @od^ btmb SetteiStill^ng )ur
ci^ttxlk^ <EntMeibung ju bringen, oaS )tt)eifel«
^ Xe^ lutdp Uebereimunft ber ^arteten bem
rauB oba onbcm Streitige burd^'9 SooS }u«
^jpcD^cn UKtben barf , ebenfo bei ber fogen.
:btlmc (f. b. 9rt. @piel) unb in fibnlid^
^äinu [$ermaneber.]
$«fec, b e r (L , $(# (165—174 ?), fiammte
md^ bem Liber Pontificalia aud Sampanien unb
Mit Stom berSloc^oIgerSnicetd. Cr fd^rieb
Sridf an bie Corint^er, totldftt, mie man
uä ben S>anffdbteibm bcd Sifd^ofö S)ion9rtuB
«a Vonnit etfubt, bort (ebenfo roit ber erfie Ste«
mOrief) €onsiiog9 bffentlid^ oorgelef en ttmrbe
(Enwb. H. E. 4, 28, 11). @ebr gerühmt »irb
loa eiHHS>ion9fhÄ bie SRilbtbfitigteit SoterS,
«mmlfii^ gegenfiber ben {u ben Sergmerfen Oer-
BltdJIm gtiä^ff^en SBetennetn. 2)ie Sngobe beS
AiadeiitiiAtaa (1, 26; ogL 86), ®oter ^abt An
8e4 gßgm bie SRontoniflen gef c^eben, ifl f cl^r un*
I8(itf$raifi4 unb befliß oo|l mtf einer SBertoed^
i
lung bed @oter mit bem Sifd^of @ota8 oon Sn»
dbialud (Eoseb. 5, 19, 3). SBenn baS $a))ftbud^ ein
S)ecret @oter8 ermäl^nt, burd^ loeld^ed ,,aR5nd^e''
oon ben fifunctionen ber eierifer ouSgefd^Ioj^m
loerben, fo ift biefe 9loti} teobi nid^t blol fagen-
1^, fonoem tenben^idd. 9tod^ Euseb. 5, 1 re-
gierte @oter 8 äabre, nad^ bem fiiberionifdf^en
$a£ftfataIog 9 3al^re. ©ein 9lad^foIger mar ber
bl. Sleut^eruS. (Sgl. Liber Pontif., ed.Duohe8ne
I, 135; Jaffö, fieg. Pontif. Born. I, 2. ed.,
9 sq. ; Sipfiud, ßl^ronologie ber r5m. 93ifd^dfe,
ftiel 1869, 188 ff.) [@d^r5bl.]
$ofo, 9lame )meier f)xmifd^en Xb<oI<>g^/ ^i^
mand^mal mit einanber oermed^felt merben, ba fie
gleid^}eitig lebten, bemfelben Orben angeb5rten
unb t^eUmeife in benf elben Slngelegenl^eiten tl^ätig
moren. 1. SominicuS be ®oto, 0. Pr.,
nambafter 2)ogmati!er, marb im 3. 1494 }u @e»
gooia in @))anien geboren, mo er aud^ feine erften
@tubien madbte. Sr fe|te biefelben an ber neu
gegrünbeten unioerfttät )u 9IcaU unter bem
|l. Xi^omaS Oon SSiaanooa (f. b. Slrt.) fort, ging
aisbann nadb ^riS unb ermarb fi^ bort baS
Saccalareat oer $biI^fot)^i^. S)arauf begann er
u aUcali im Couegium be« I^L 3Ibe))QonS ^l^ilo«
opf^it oorjutragen. @ein Stuf a(8 Xb^ologe mar
fd^on fefl begrfinbet, als er ben 6ntfd^Iu| fa^te,
OrbenSmann ju merben ; er trat gu 93urgoS in baS
bem 1^1. ^uIuS gemeinte SominicanerOofter unb
legte bort am 23. 3uli 1525 bie (Selubbe ab.
3m Orben beOeibete @oto oerfd^iebene $ro«
feffuren, biS er am 27. 9loOember 1532 einen
Se^rffatl^I ber Xl^eologie }u @alamanca erbielt
unb bort 16 3a]^e tbötig mar. 3m 3. 1545 er-
nannte ibn ffaifer ftarl V. }u feinem Xi^toloffn
ffir baS Xrienter Soncil. Sort mar er oorgugd-
meife bei ber Sbfaffung ber bogmotifd^en S)ecrete
unb ber Sdfung oer auftaud^enben tbeologifd^en
Sd^mierigfeiten t^ötig. S)en oier erfien €ijiungen
mobnte er )ugleid^ als Vertreter feines OrbenS
bei, ba ber OrbenSgeneral tHIbertuS SafauS oor
Srdffnung beS foncilS geftorben mar; in ben
f olgenben @i|ungen oertrat er ben neu ermoblten
®eneral gftanciScuS IRomäuS. 3n Xrient fd^rieb
@oto au(| fein SBerl De natura et gratia, mel«
d^eS er ben SBätem beS &)ncUS mibmete ; eS ent-
hält bie fiel^re oon ber Srbffinbe unb ber ®nabe,
mie fte ber ffL Xl^maS entmidfett unb mie ^e oon
ben Sb^ologen beS S)ominicanerorbenS ftets fefi«
gehalten morben ift. 9IS bie Si^ungen beS Son-
etts im 3. 1547 unterbrod^en merben mu|ten,
berief ^n ff arl V. }u ftd^ nad^ S)eutfd^Ianb ; bort
mürbe er Seid^toater beS ffaiferS. S)aS il^m an-
gebotene SiStl^um Segooia fd^Iug er auS. 3nt 3-
1550 erlaubte i^m ber ftoifer, ficb in baS fflofter
feines OrbenS )u Salomanca gurfldfjujieben; bort
mürbe er nod^ im felben 3abte )um $rior ermdblt,
unb gmei 3a^re fpdter marb er auf ben erften
Sel^rftu^I ber Xb^ologie an ber bortigcn Unioerfttot
berufen, nad^bemfeinOrbenSgeno|fe9ReId^iorSano
(f. b. Sri) biefe SteOe niebergelegt l^otte. (Er flarb
sn
Soutl^cote, 3ol^oniia — 6o}omenud.
584
lafja; tr biQnm bamit erß/na^betn i^ 1597
VieBoA YUL aufibtüfflid^ oufgeforbert ^tte.
68 ai4yimm oon i^ ein Sommentar girai iQof^m
aä iSif^bon 1&99 ; üia^ttftge ba}u $ariS 1611)
nb gpmmqücte lu bot beiben Ximotl^Sbriefen
Hb {tim SttuOdirf (^ßoriS 1610). @otomaqor
Nikimd. 1610. (Sfil. Quötdf-Echard, Scriptt
0. yt. H, 874 sq. ; Nie. Antonio, Bibl. hisp.
wr. n^ 6&J) [@^5bl («. (Sffer).]
$nt(C9ie, 3o^QnnQ, {. @abbataner X,
^MfHKf (gettid^td^ 6ottDeI, urf))ränglid^
Socon), 9lat^onaeI, S. J., befonberS befonnt
dl 8afaf{et rincr (Belel^rtengf fd^id^te feines Or-
bm, »or 1598 ober 1599 in Sbrfolf geboren.
fcoli^ 1617 txol er |u Storn in baS englifd^e
ififleg ein, 100 er ouc^ ben 9lomen Soutl^tteÜ an«
B^j 1624 ober 1625 toor er mieber in Sng-
%ub an 3rfmtennoDicial, fe^e ober balb nod^
bm iiicuit unb beüeibete fett 1627 bie Stelle
ftnel 9<0€unrtotä om englifd^ CoSeg. 93on
1647 — 1668 toor er 6ecretar beSOrbendgeneroIS ;
taim bOd er o^e Sntt bis ^u feinem Xobe (1676),
BB kiar gunte Seit ber SlbfQJfung fetneS großen
BerM fiibtioiheca Scriptt. 8. J., Born. 1676,
mtatcn |u fötmen ; boSfelbe bejeid^nete fid^ f elbft
oB eine ^drtfe^g ber gletd^Qrtigen ^d^riften
M $etni9 SRibobeneiro unb beS SHegombe (f. b.
litt) Uft gitm aubilöurnSia)^ 1675. 9lu^erDem
dbt ei iNm &OMXfytodL no4 einige ungebrudtte
6d^riftcn^ bonmter Ephemerides meditatio-
soni in rnngnlos anni dies, toot)on eine eng-
fiMe Ueberfe^g Sonbon 1669 erfd^ien. (Sgl.
de Baeker» Biblioth., n. ed. p. Sommervogel
Vn, 14088.) [».ejfer.]
§md$md[. Stöbert, S. J., Opfer ber ftot^o-
BMtKtfoIgtmg in (Snglonb, entftammte einer tool^I-
kgücrtenitnb ongef ebenen lotl^oUfd^enSamine ber
•foffibaft 9totf Ott. er»Qrim3.1560)u^orf^m
BL Sd4 (3 SReilen hon 9tom)id^) geboren.
In fdtb auf bie Unioerfitöten S)ouai unb $ariS
waJb tral 1578 in bie (SefeSfd^ft 3efu ein. 9iad^-
hea er bie vSßifyn p^\\D\opfii\Q^m unb tl^eologt-
ttm Gtnbien gu 9tom burd^gemad^t unb bie
^lieftaiuetbt empfangen l^t, ttnirbe er }um
Sn|«ctm beS cngllfd(fen CoQegS bafelbft ernannt.
6Aon laaee iAer icAtt Soutl^men baS Verlangen,
m ber inbJif<b<n SUffion benoenbet ju totthtn,
ttü er boft ben SRartertob ffir Sl^riftud ju ftnben
M^. 6ein 9Bunfd^ foHte, freilid^ in anberer
BeiqCr in Sxfullwtg geben. Sluf feine Sitte toorb
er |u bo 1580 gegränbeten englifd^en SRiffton
fDjdaffcn imb lanbete (Enbe äuli 1586 mit
P. fidndib (Bomett (f. b. Srt.) in ber 9lä§e Don
SfDoec ZxDtbem gerobe in ienem Salute bie
At^IttEnoerfoIgung auf's ^eftigfie loätl^ete, ge-
Ing cd ibm, iffiSÜ oon feinem Serftede auf bem
&^t ber <Bf6fin Srunbel auS, t^eilS in Sonbon
fd^, tidA bitr unb bort im Sanbe l^nim eine
agr apopoCf^ Z^tigfeit gu entfalten, fo ba|
fix C^n Ojn in feinem Sendete an ben @taats-
fecret&r SecU ben ^auptagenten ber $apiften in
ßngtonb nennen tonnte. 9{ad^bem er auf infame
SBeife am 5. 3uli 1592 an ben benid^tigten
Sommiffar Xopcliffe Derratl^en toorben, tturbe
F. Soutl^meO je^nmal auf's gfurd^tbarfte gefol-
tert , bann in ben Zoxotx gebrad^t. S)ort erlitt
er eine l^arte SBebanblung, bis i^m auf Ser*
»enben feines SaterS einige (Srleid^terung ge*
toSfyct tturbe. Ungefähr brei 3<il^re blieb er fo
im ©efängnt^ ; als er Don (Siecil »erlangte, ba|
man i^n Dor ein (Serid^t bringe, entgegnete
biefer, menn eS i^n fo fel^r brönge, gel^enlt )u
ttierben, folle er fein Verlangen balb erfüllt feigen.
SBenige Sage barauf mürbe ©outl^men in 2Beft»
minfter alS fatl^olifd^er ^riefter Derurtl^eilt, am
21. gebruar 1595 nad^ X^bum gefd^Ieppt unb
bort nad^ ben barbarifd^en Sttafbeftimmungen
jener Seit gel^enft, geoiertl^eiß unb berftümmelt
— aiud^ burd^ feine fd^riftfteUerifd^en Seiftungen
bat @outbtt>eQ ftd^ einen bleibenben 9tamen er-
morben. $rofa«SBerfe Don il^m finb Derbältni|«
mafiig meniger erl^alten: meiftenS Sriefe utü)
9}oti)en, bie ein burd^auS geläutertes ®emütb,
ein retd(feS inneres Seben unb einen glül^enben
Seeleneifer befunben. SBon feinen ©ebid^ten ift
baS langfte ^@t. $eterS Alage'', meld^eS in
132 formDoUenbeten ©tropl^en bie Seelenftim-
mungbeS ^oftelffirften nod^ ber Serlöugnung beS
6erm Dorfü^rt. Sebeutenber fmb feine lürjeren
©ebid^te, obgleid^ aud^ l^ier burd^ ^öufung ber
©egenfö^e, S^ortfpiele unb gefünftelte (Sebanlen*
Derbinbung bem ©ejd^made ber 3(it in etma
Sted^imng getrageit mtrb. lieber bereu Sd^ön^eit
im ®an}en, nad^ gform lote Sulfit, fmb aOe
Jhittfer einig ; fie mürben benn aud^ ni^t meniger
als 24 fOtal aufgelegt, unb gmar tl^eilmeife auf
ftoften berjenigen, bie i^n el^ebem l^atten l^inrid^ten
lafjen. (SSgl. W. Jos. Walter, St. Peter's
Complaint and other Poems by the Bev.
Robert Southwell with a sketch of the au-
thor's life, London 1817; Alexander B.
Grosart, The complete Poems of Robert
Southwell S. J. , Blackbum 1872. Sonftige
Sit. f. bei de Backer , Biblioth. , n. öd. par
Sommervogel VH, 1412.) [9t. ©ttegele S. J.J
$otomeiiit5 , f)ermiaS @aIaminiuS,
ftird^enl^iftoriler, ftammte auS einer be-
güterten Sfamilie ^alöftina'S, meldte au ^etl^
bei ®o}a anföffig mar. @ein ©ro^ater mar,
mie er {elbft (H. E. 5, 15) eraäbU. nod^ C)eibe,
trat aber mal^rfd^etnlid^ aur 3^t beS SonftantiuS
mit feiner gangen gamtlie gum Sl^riftentl^um über.
SSeranlaffung l^ierau mar SSurion (f. b. ^rt.), ber
$atriard^ beS paläftinenfifd^en ÜJlönd^t^umS, ber
einen Don ber 93e{e{feul)eit befallenen S^milien-
ange^örigen 92amenS ^llapl^ion burd^ 9uS{pred^en
beS 9tamenS 3efu beilte. S)a bie 9ieube(e^rten
bie erften S^riften ber bortigen ©egenb maren,
erbauten fie auS eigenen 9)litteln jnrd^en unb
Alöfter unb geigten großen ©laubenSeifer; ia auS
einaelnen 9Ingabeit beS @oaomenuS (5, 15; 6»
585
SpagnoH — @))Qlatin.
82 ; 7, 28) barf man xoclffl, fd^liegen, ba^ Der-
fd^iebene fl^tnUienange^örige bad SRönd^Ieben
eitDöl^tten. 9Jlit melieren berfelien l^atte €030-
tnenuS in feiner Sugenb nod^ Umgang ge))fIogen,
unb ed fd^eint, tfag er unter bem Sinflu| biefer
frommen 3Rbnä^ in @aia er}ogen tt)urbe (1, 1,
Sinl.)/ tt)ie er aud^ gro^e Serel^rung für baS
monaftif d^e Seben befunbet (1 , 12 u. a.). Iluff allenb
ifl baS t)öQige ©d^toeigen über feine SItem, \dö^*
renb feines ®ro|t)ater3 als eined ^ert)orragenben
Snterpreten ber l^eiligen ©d^riften lobenbe 6r-
möl^nung gefd^iel^t (5, 15). Später erfd^eint
SojomenuS in Sonfiontinopel als @ad^malter
(2, 8) ; über bie luiffenfd^aftHd^ SSorbilbung )u
biefem Seruf erföl^rt man nichts. SaleftuS nennt
itOQx aß Ort feiner iDiffenfd^aftlid^enStuSbilbung
Seirut, aber ol^ne 93ett)eife hierfür an^ufül^ren.
SBie über bie 3^it feiner ®eburt, fo fehlen aud^
olle 9{ad^rid^ten über baS 3U>beSia]^r beS €030-
menuS. SRan loei^ nur, ba^ er feine ftird^en«
gefd^id^te nad^ 440 gefd^rieben l^aben mu|, ba er
©ocrate« (f. b. art.) auSfd^reibt, unb üor 450,
ba er feine 3lrbeit Sl^cobofiuS n. »ibmete. —
3laäi ber bem SDBerfe DorangefteUten Sßibmung
foD baSfelbe bie greigniffe öon 824—439 in
9 Sudlern barfteQen, unb ^iDar 93ud^ 1 unb 2
bie 3eit SonftantinS, IBud^ 8 unb 4 bie feiner
@dl^ne, Sud^ 5 unb 6 bie 3eit t)on Sulian bis
SalenS, SBud^ 7 bie 3eit beS ffaiferS X^eo-
boftuS I. unb Sud^ 8 bie beS ^rcabiuS ; enblid^
99ud^ 9 bie 3eit Xl^eobofiuS' H bis aum Saläre
489. 3n ber unS erhaltenen ®eftalt brid^t baS
2Ber! aber mit ben Sreigniffen ber 3al^re 428
bis 425 ab; fomit mu^ ber @d^lu^ beSfelben
t)erl()ren gegangen fein (f. Vict. Sarrazin, Com-
ment. philolog. Jenens. I, Lips. 1881, 166).
9uS ber eigenen Angabe beS ©ojomenuS (1, 1)
lö|t fid^ entnel^men, ba^ bie IxxXTjoiatmx^
f<7rop{a S^ortfe^ung eines verloren gegangenen
äBeifeS fein foQte, meld^eS in 2 Sudlern eine
gebröngte @efd^id^te t)on ber Himmelfahrt Sl^rifti
bis gur (Snttl^ronung beS fiicimuS entl^ielt, iDie
eS f^eint l^uptjöd^lid^ auf @runb Don t^ege-
g})puS, 3ul. ^fricanuS unb gufebiuS. ®ie 9lb-
fid^t, biefeS SBerf f ortguf e^en, mu| aud^ als eigent-
lid^e Seronlaffung für bie ^bfaffung ber ftir^en-
gefd^id^te angefe^en loerben, benn eine anbere lä|t
fid9 fd^led^terbingS nid^t auSfinbig mad^en. 9{ad^
9uSfül^g unb Snl^alt fd^lie^t \\ä) nömlid^ @o-
jomenuS fo ftarf an ©ocrateS an, ba| fein 9Ber{
nur fel^r geringe felbftönbige 93ebeutung bean«
f))rud^en fann. 2)a| bie gal^ilreid^en gemeinfamen
äbfd^nitte beiber SBerfe, »elc^e fd^on iBaleftuS in
feiner SluSgabe beS @ogomenuS notirte, notl^-
loenbig auf eine Sbl^öngigfeit beS @o}omenuS
t)on @ocrateS unb nid^t etma auf beiben gemein-
fame CueQen jurüdtgufül^n ftnb, ergibt ftd^
et)ibent auS Stellen, tt)o SocrateS ben SufebiuS
ergön^t (3. 99. Soor. 1, 10, k>erglid^en mit Soz.
1, 22), ober mo SojomenuS bie g^e^ler beS
@ocrateS mit abgefd^rieben fyxi (mie Soor. 2, 82
unb Soz. 4, 7; bg(. bie im Krt 6oaahi
citirte 9b^anblung t)on 3ee)i 141). 3)tefeS«al>
fd^reiben t)on SocrateS feitenS @o)omemii 1
für le|tem um fo fd^limmer, olS er genibe Mqe
feine ^auptqueUe nirgenbS nennt, ia mäfi cnoMi
anbeutet Snbeffen ift Sojomenud ntii^ mm
Pagiator, fonbem l^at aud^ felbfldnbtge &aß
bien gemad^t. Sinmal fyst er SocrateS' Onelai
oielfad^ felbfi nad^gefd^lagen unb 9Rand^, skr
le|tem l^inauSgel^enb unb unobl^öngig iHm 9ß,
feinem SBerfe einDerleibt; fobonn tiermcnbct «
oerein^elt SBerfe, bie ftd^ bei SocrateS nul^ finba;
f 0 f ennt er 3. 9. bie Vita Martini non SuQikbi
(8, 14), SBerfe Don ^UariuS t)on ^oitierS (5, 19^
mie er fid^ über^upt über Vorgänge im Vbo^
lanb beffer unterrid^tet 3eigt als SocrateS unb ffldi
aus Sonftantinopel mand^eS 3U berid^ten 0c^
maS fid^ bei SocrateS nid^t finbet. 3n biifK
Sejie^ung bürfte er SOtand^eS ber nubdAfa
Ueberliefeirung entnommen ^oben; ryom^^ßS^
merben bie Derf d^iebenen Serid^te auS bon Wuh^
leben auf biefe Ouelle ^wc&dqitfytn , iDoid M
@03omenuS aber t)ielf ad^ als etnmS 3uleld^^aal^
3eigt. @ein @til ift 3mar eleganter M 60c»
teS^ @ttt, aber ol^e ba^ berfelbe toirflii^ fifii
märe ; unDortl^eill^aft bagegen unterf d^eibet er M
t)on @oaateS burd^ feine b^santinif d^ @d^mefa^
bie ftd^ bef onberS in ber S)ebication tDiberfid^ M
mad^t. — Herausgegeben ttmrbe bie AU!»
gefd^id^te Don @03omenuS mel^ad^ in 93eiMidn|
mit ber Don @ocrateS (f. b. Slrt.) ; feporot M
Huffc9, Oiforb 1860. (SgL au|er 3tep ß- •]
187 ff. no^ ®ülben)>enning, jfaifer XiftMIt^
ber @ro^e, Haue 1878, 25 ff., unb bie in U.
@oaateScitirte@d^riftDon9laufd^en.) [flnd|rfta.]
^poinoR (Spaniolus), f. ^ßaptifki, 3o|anMl
9)lantuanuS.
^IHidtfiit, ®eorg, H^^^n^^ß ^ntb pstUf
fiantifd^er ^rebiger, mürbe geboren um 148S fi
Spalt bei 9lümberg; fein gfamiliennome MC
Surf^rb. 3m 3. 1497 fam er auf bie Sebolbi«*
f d^ule in 9lümberg ; im f olgenben ^cäftt befog ff
bie UniDerfität (&t\wct, um ftd^ 1502 nad^Sitt»
berg 3U begeben, mo er9Ragifter ber freien IHta|r
mürbe. 92ad^ Srfurt 3urüdfgef el^rt, Derfol^ er en^
3eit bie ©teile eines @r3ie^erS in einem Dorm^
Haufe, bis er 1505, banf ber Sntpfe^bmgM
Sl^üringer Humanifien ffonrab SRutionuS (ü^t
Srt.), 3um Seigrer im naiven ffloper @tovga0
ernannt mürbe. 3m 3. 1508 mürbe er na^Zt^
gau an ben furföd^ftfc^en Hof berufen als Q^p(|B
beS Srbprinjen Sodann g^riebrid^. 2)er ffiafk|i
S^riebrid^ fd^enfte il^m balb DoUeS Sertraucn, wä
@palatin beim ^uSbrud^e ber religiSfen ffiiini
benu^te, um biefen g^ürften für Sut^ $ci|li
günftig 3U ftimmen. 9lad^ bem SDobe beS 8»
fürften griebrid^ (1525) mürbe Spolotin $fasa
3u Slltenburg, mo er ftd^ nad^ einigen Slmioki
Derbeiratete. 3n ben folgenben 3ül^ren uxir fc
aud^ auf SReid^Stagen unb JKrd^enDifltationen Didk
fad^ für bie neue Se^re t^Hg. 9» e(^rpdkr
€))angen(erg.
588
:nige
.utibig
i.itcnbcr
acn iebod^
* .^crfd^iebene
L)ie traurigen
^ icnSbifle tDeoen
^ " :ai erlaubten Cpe,
rt^ gef oQeit )u feto,
: unl^eilbare @c^U)et»
lubbrad^te. Srftarb
i4$0(. Chr. Sohlegel,
\Utini, Jenae 1698;
lin unb bie Sieformation
.;u 3u ^Itenburg, SUtenburg
I . vSpalatinft Seben, in aReu«
^^dier bet lutl^. ftird^" III,
tcecll^eim, Spalotin old fäAjt«
: b, |)aUe 1876 ; ®. 3Min, inber
-.^(^t.XXXV.lff.) [9l.^aulu«.l
. ^tdtl^um, f. 2>almatien ni,
;ii(l« ^JJlortin äol^ann, Srjbif^of
.:u.xt, unube am 2d.a)bii 1810 untoeit
. .*a im Stoote ilentud^ (Stoäumierifa)
.1. -Seine Sorfol^ten tsaten Uon um bie
- :e§ 17. 3a]^utibettfi au8 Snglonb efai«
f ^<rt 3n bet SSilbni^ begann bei gemedte
.U kitu etubien unb fe|te fle im @i 3ofe))]^8-
. :.t^pL Socbdtotmi unb fpäter im @t. aRar^'fi«
. M^ timocit Sebonon fort. Jlaif einem oorüber-
x^täxn tiifcnQdft im @eminor gu SorbBtonm
Buzftc er 1830 nad^ 9bm an bie $ro|iaganba
ge^äitft wob cc^ieQ bofelbft ben Soctorgrab.
5bi4 bcr ^rieftakoei^ (1834) feierte et unbet»
tigli4 in M< ^mat )urüd unb ttitfte an
ha Cotfedmilt oon SarbStottm unb an bet
6L ^fxBRz^ bon £q;ington mit großer ^in*
gfäm A 6ccIfotget; boräbergel^ loar er )koi-
jl^aäfa Ott ^ßxriiefpt am !ßrieflerfeminar unb
bäta (1888—1840) oI» Sorßanb be§ @t. 3o-
ferti-VoOcgH tj^äüg- S<«^ mar i|{m bie 9e-
iletOtinig on ber faV^Iifd^ Xagedliteratur; er
aäsfbüt bcn Caihdie (ahiarduui, leitete ben
Calhoiie Advocate unb Bdrtente bie Minerva
nib onbcxe toi^olifd^ Seitfd^riften freigebig mit
^eaMgoL 3m % 1865 beröffentlid^te &poi'
bteg fam (lokmif^ai lüscellanea, fänf ^afftt
\fSit M» Hiatoiy of the Protestant Befor-
Biatkm. IBmi bm SortrAgen, bie er in ben
Batfxmonata ber ScSftt 1844—1848 in ber
Aufteile Mm SottifioiOe l^lt, erfd^ien bie erjle
Serie cboifofli im 9>tud (Evidenoes of Catho-
Mfy, LoniaTflla 1847 u. ö.). €))aIbingS @tU
ob ftbii IDorPeUungSmeife Bebmben ben ge«
aasMen Xdmer: auf eelel^nmg ber SRaffen be-
o^Rct, ftab fdne €(l^ften Hör, berßänblid^
nb eüibtudimdL — 9m 10. @e]ptember 1848
18$^ €ipalbisig ,vm Coabiutor fefaiefi l^od^
kiagfm 9tf4ofS gloget ernannt^ bie bifd^bf-
lid^e Sei^e; am 11. gfebruor 1850 toarb er
mit gflagets Xob mtrHid^er 99ifd^f bon Souifi-
bille. aßit l^ettigem Sifer forgte ber neue Ober*
l^irt für bie ^bung beS religiöfen SebenS in
feiner f)eerbe. Sr {elbft gab bie erften Sser-
citien für feinen (BferuS; bie bifd^öflid^en Si^o^
tionen geftatteten ftd^ )u SDlifjtonen, unb bie ge*
monnenen Srfolge tt)urben burd^ Stnffi^rung
frommer Uebungen unb burd^ ^ebung befi tatl^o-
lifd^en ©d^uItoefenS geftd^ert f^ür ben Unterricht
mürben 3efuiten^ 3Eoberiudbriü)er unb Orbend-
frauen berufen. S)enfelben Stfer für bie fatl^-
ttf d^e (Ergiel^ng ber Sugenb mibmete er fpöter ber
(Srjbidcefe Baltimore, auf beren Stul^I er am
81. 3uli 1864 als Stad^f olger er)bifd(|of ftenridK
trai^eriri mürbe. S)a8 ^lau))tberbienft atö Srj-
bifd^of ertomrb fid^ @palbing aber burid^ bie 93e«
mül^ungen für bafi 3^tanbeIommen bed )metten
PenarconoIS bon ^Baltimore (^erbfi 1866)^ an
meld^em unter feinem f&ox^ 7 Srgbifd^bf e, 88 Si-
fd^bfe, 3 infulirie {Hebte utü) über 120 X^eologen
tl^eilnol^men. 9}ad^ feinen rigenen Sßorten foUte
ber S^tä beS SondlS fein, eine (Srunblage für
baS einl^eitlid^e ißorangel^en ber norbamerifanifd^en
ffird^e burd^ met^obifc^e 3ufammen{ienung a&er
bis bal^in erf d^ienenen, ouf biefe iKrd^e begüglid^en
(Entfd^ibungen unb betrete }u fd^affen; ba| btefeS
erreid^t murine, mar mieber bor 9uem frin ißer»
bienft (f. b. Scten beS (SondlS in b. Coli. Lar
censis UI, 823 sqq.). 9uf bem baticanifd^en
Sondl ernannte ber ^eUige SSater ©palbing )um
SDlitglieb ber Sommiffion für Ißoffatlata; bie
Stimmenmel^l^t ber SBifd^bfe mftl^Ite il^n aud^ in
bie £ommiffion über ben ®Iauben. )93on i^m
ging ber Sorfd^Iag auS, bie Definition beS Un-
G^IborfeitSbogmo^S implicite burd| Serbammung
r entgegenflel^enben Srrt^flmer )u boII||ie]^en.
Sr glaubte baburd^ eine f oft einfHmmige IBeitrittS-
erllörung ber SondlSbäter l^erbei^ufübren ; (M
baS nid^t gelang unb man i^n für baS fympi ber
abritten ^ariei" ausgab, nal^m er unter SBer-
mal^rung gegen bie unrid^tige Seutung feines
$oftuIatumS entf d^iebene Stellung )ur Vorlage ;
am 18. Juli gab er baS Sotum placet ab. 6in
3a^r nad^ feiner ^imfel^r bom (£ondI befiel ben
Srjbifd^of eine ftranl^, meldte am 7. f$ebruar
1872 feinem fegenSreid^ SBirfen ein (Enbe mad^.
@))albing mar nid^t bIo| ein l^eroorragenber
ffird^enfürft, fonbem bereinigte aud^ in frinem
Sl^rafter bie Sid^tfeiten beS 9lmeri!anerS, uner-
müblid^ ed^affenSfraft, ®efd^dftSgemanbtl^rit,
meiten »lidt unb )UIbettm|te Xl^ötigfeit mü
einer tiefen, mal^r^ft fat^olifd^en Steligiofitüt.
(Sgl. J. L. Spalding, The life of the Most
Bey. M. J. Spalding, Arohbishop of Bal-
timore, New York 1873; „«at^ol«'' 1874, H,
72 ff.) [Sr. ÖiHig S. J.]
^alfiiiM in ber ffird^e, f. Sd^iSma.
^patiitmtj f. Sooperator.
$fan%intitt9 Suguft ®ottIieb, f.
3injenborf.
S41
@))onieiL
542
SittKloBa. fottlDai^inib buxd^ bte Suben gejäl^-
ki; ja ^ tfttfUen rim 93erf^önmg mit t^en
MmbcnAgaiofHn iA%frila an unb toirlten \piütx
34 arii bm Saioccncn junt 93erberben bed d^rift-
i^a Slanidifi. — 9la((bem boS tDej}goti!d(|e
ki4»it» iM^nie ffitttba (701—710) in gto|en
MdL «at^, bemSqtigten bie Saracenen au8
Itnfii (L bu Set aRotntn) feit 711 fi^ balb bed
fäitOL S^rilA bcr dolbinfel, unb nur ber Ileinete
«cftfo^e Vfta Dablieb noA ben (E^riften. iEBo
IB BoiffciigielDalt cnt^ieb, ba ourben bon ben
IbtamnAoncxn bie ftit^en aberoS Der^eert.
£%'9iWyfe, todäft ft<l^ in i^ren @ij^n bei bem
süoi Inbtang ber (Eroberer nid^t l^atten lonnten,
{eben in bie Serge, U)o il^re 9iad^foIger bie in
dm ^teben bcr UnglSuBi^en beftnbliii^ 9i8«*
güoer bribe^eUen, bep. bte Xitel ber{e(ben fort-
iuuiHL 3n oOen 6täbten bogegen, nield^e burd^
9axiog an bie Eroberer übergingen, tt>urben bie
flsijte Mxfd^nt unb i^nen nur batte abgaben
cioCegL 6o bcflanben in Snbaluften bie bi«
^ädf&^en Stiü^Ie, menn aud^ unter oieten Sr«
iKttguBgen^ fort 5C)ie Otogaraber, toie man bie
oteqm^tm C^dpen balb nannte (bgl. b. 9rt.
toffgie Vm, 34), behielten im ©onjen 29 SBiS-
rdüasr mit 3 TUtxopoUn unb genoffen freie
JbfigtDiiSilInmg, nenn aud^ unter tielen Se«
MÄngcn rnib fett bem 9. äa^bunbert unter
fnnodllgcn Verfolgungen (f. b. 9rtt. 9fooru8,
SoBioi mtb Siilogiufi oonXoIebo). 3m 10. unb
IL So^r^unbert lie^ bie Verfolgungen jttKir
auft, obrr bie Soften mürben namenüid^ burd^
ydfom ftolfflcsicm gd^rfidt.
9b4bcm Stau HRorteU 732 ben meiteren Sr-
steungen bcr Vnibet (Einfalt geboten, brang
ftad ber iBco^e 778 bis an ben Sbro t)or, unb
?i5 touAt bie fegen, fpanifd^e 9RarI begrünbet.
JB fo^ mmnterbrodbenem ffleinfamp| nahmen bie
4rijUi4ai®cient5nige benSRauren emjelneXb^il^
tat Sentc ob. Suf biefe Seife entflanben mel^
mr &cinf Sdii^ : Vflurien, 9laoana, 9rogonien,
€af|ilten, nnb cnbtiid^ (1139) aus ber ®raffd^
fküMi 9lainm6 bo9 iF5nignid^ Portugal (f. b.
S2ii. 9m 3. 1085 fiel Xokbo in bie ^önbe
IQdi^ VL mb nrar feitbem j^äuftg SReftben) ber
»mgt oon SaßUien. 9lad^ 9(lfonS' VI. Zobe
ai09) ftti^ bie erjmungene Sermä^Iung feiner
tadifB nnb iBtün Urraca mit bem ftönige Slonfo
MR Itogonim |u fd^fredlid^en Seinen ; ber brutale
IxogsniR oriff bfr Selbftänbigteit (EaftilienS an,
Veit fetne QkmaÜfiin gefangen unb t^erubte robe
flkiooiabatcn gegen fttrd^ unb iHöfler, fo ba|
)» fpem^^ Sifd^f e ftd^ Oagenb an $a))fi $a-
teOl IL loonbten unb mehrere Spnoben ^6«
Ülc pi fdb0ff<n fadsten (^efele, Soncüiengef d^. V,
825 %). &at ber SRitte be« 12. So^rbunberte
adpmitai bte bcci fponifd^ Kitterorben, oon
San 9aga be Compoftda, Solotraoa unb ^Icon-
tsa ()l bu Srtt.)» bie großen Sntl^ an ben
€kfn aber ben fH>A>nonb litten unb pgleid^
^tndfor gripiePi ^bung bed 91beld beitrugen.
3n ben kämpfen gegen bie SRouren f anb bie (SxiU
!d^ibung9(d^Iad^t am 16. 3uli 1212 bei 3la\)c&
be Xolofa ftatt S)ort unterlagen 600 000 Araber
ben berbänbeten ^riftlid^en Königen (ügl. b. W±
3nnocen3 in., ob. VI, 729 f.) ; feitbem mar bie
9Rad^t ber ÜRouren gebrod^en. ^enlid^e Srfolge
gegen biefelben enang in ber erften ^älfte bed
18. aal^rl^unbertS gferbinonb m. t)on goftilien
(f. b. tHrt.), ber gugleid^ eifrig ftfa: baS materielle
unb geiftige SBol^( feiner Untert^anen mirfte. --
(Ein fd^Iimmer (Eonfliä entftanb im 3. 1282
jmifd^en Sragonien unb bem ^apfUbum. ftönig
$eter m. (1276—1285), ber a» ®ma^l ber
ßnlelin bed @tauf erS gfriebrid^ II. nad^ ber @ici*
lianifd^en ^t&ptt (f. b. Srt.) in SiciUen jum
ftönige erleben morben mar, bmrbe oon ^ßat)ft
9Rarttn IV., einem gfranjofen unb gfteunbe beS
^ufed 9niou, gebannt unb feines eigenen SReid^eS
für oerluftia erHdrt ; ber ^ßopft oerf d^enfte 9ra«
gonien an ben franjöftfd^en ^rinjen ftarl oon
SaloiS unb Iie| gegen ^eter IIL fogar einen
allgemeinen ftreujjug (nrebigen. Mein biefer
blieb Sieger; j[ebo$ umrbe gema^ feiner Snorb*
nung @ialien nad^ feinem Xobe oon Sragonien
getrennt unb fam an einen iüngem aragonifd^en
^rinjen, ber 1803 t)on Sonifag Vm. als iBafoU
ber tämifd^en ftird^e anerlannt mürbe. Saftttien
litt um bie aRitte beS 14. ^al^rbunbertS fe^r
unter ber ^errfd^aft eineS 2Bätberi(bS, $eterS L
beS (Sraufamen (geft. 1369). ^ßopft 2tnnoceng VL
fud^te mit beifpiellofer (Sebulb ben ffönig auf
beffere SBege )u bringen ; bod^ gab berfelbe tro|
99ann unb unterbiet fein e^ebred^erifd^eS fßtx*
fßtax^ )u aRaria be ^biOa unb anberen SRai-
treffen nid^ auf, mäl^renb er oiele ®Iieber fei-
ner Sfamilie unb ®ro|e beS Sleid^eS, angeblid^
aud^ feine ®emablin Sland^e be Sourbon, er«
morbete (^efete VI, 701). 2)er iKrd^e mar biefer
SCqrann ein fd^Iimmer Sf^nb, bagegen ben Suben
unb €aracenen befreunbet. ©leid^foÜS oergebenS
maren bie SSemübungen beS $a{)fteS, in bem
blutigen Streite )mifd$en Saftilien unb Siragonien
)u oermitteln. — 3ur 3^^ t^eS großen abenblön«
bifd^en @d^iSmaS (f. b. 9rt.) fanb ber aoignoneftfd^e
^Papft Siemens VII. in @))anien Snerf ennung ;
ein äiad^f olger in ber angemaßten äBflrbe mar ber
d^Ioue Sragonier g^etruS be Suna (f. b. 9rt.), ber
1408 unter bem @d(|uj^e beS SiM^ 9Rartin oon
Sragonien (geft 1409) gu Ißerpignan ein SoncU
^iett (f. b. Sri Sd^iSma X, 1804). «ud^ nad^
ber SBal^I 9IesanberS V. auf bem Concil ju
$ifa l^ielt Spanien an $etruS be fiuna feft;
bod^ bemog ffönig @igtSmunb (f. b. 9(rt.) im
SDecember 1415 Die fpanifd^en Staaten, bie
Obebien) be Suna'S )u t)erlaffen unb fic^ bem
Soncil üon Äonftang (f. b, Srt. VII, 990 f.)
anguf daließen, ^ort fam 1418 ein befonbereS
£oncorbat gmifd^en bem neugem&blten ^fte
aRartin V. unb Spanien gu Staube (2)eutfd^
Seitfd^rift für ©efd^id^tSm. IV [1890], 1 ff.). —
aiad^bem im 3. 1469 burd^ bie Sermäl^lung
548 @)iQn{eiL
SfaBeOa-d Don Soflilttn (f. b. 9rt.) mit flönig ; Sinne tmrd^geffil^ loar, berfat^fif^enSns .nSi
Sferbinonb DonSragonien bie SSereinigung beiber too^I Slbbrud^ tffwx, nid^t aber |ie Pcbd'j^aBhi
S^eid^e angebahnt toax, führte ein Sb^onftreit im @o ifl benn aud^ ber @ieg fiber bcn ^PM»±cxTOti
ff öntgreidji @ranaba, auf bod bie cinft fo mod^ muS ni^t etma allein baS SBerf ba 3nqrp.mu|i
tigen SDlourtn frit 1238 befc^ronft toaren, baju, [onbem aud^ ber geiftig-fittnc^ flteft bite^' bü
ba^ nacb jebnia^rigem IMege biejem ätefie arabi- jc^en ffatbolicidmuS. S>ie8 geße^ fdD^ . ±f^ ,
fd^er ^errfcbaft bunb bad fiönig^paar ein Snbe ^u , ber folgenbed }iemlid^ unbe^mgoK s.rvsiii
gemalt lourbe (1492). 9iacb ber Sntbedung abgibt: ,,92a(^6txinienunb3tolien$V ^Y^k
einer l^erjcbn^cnmg lie| man ben untcnoorfenen teftantidmuS nur alS 9leigung Suijelncrs^u^iiit
Wauren bie äi^b^ S^V'«4^ "^u^toanberung unb ; men, nad^ @)Kmien burc^ bie |)oIinj(»f'J'^t^
9lnnabmc ber 3:auf e ; mancbe be^^emten {id() )u binbung mit Seutjd^tanb , befonbert r 4 «i
Unterer, nann aber ald sScbeincbriften um fo ge> ' !)iieberlanben. S)od^ nid^ aSein but^ ^3f Ü
fübrlidKr (f. b. ?lrt Staurm VIU, 1049 f .) ; ! quifuion ifi biefe ^roteßantifd^ Keignrx^^ny j
gegen btejelben roar bie ^nquifition (f. b. %rt.) | unb furd^tbar {urudgetoiefen tDOxben ^ a9
tbütig. — Um biefe 3<it begann man audd oon ■ beutfc^ ffe^erei , fonbem aud^ bun^ ^ t^
Spanien au^ in ben neugetoonnenen überfeeifcben IDlad^t. (Segen £nbe beS 15. SoMunto ^"'^f^
(Kolonien ba$ (^bhftembum 5u Derbreiten unb }ur eine Deformation ber f^xmif^en ffuiJiL^ ^ * ^^
S^efeftigung be^felbni Diele S^i^tbümer aufzurichten 9lrt DoUjogen teorben, loie (Sregor Mm. — 1. fki^
(Dgl. b. ^rtt. Amerifa, änbien VI, 691 ff. unb j mofit, bod^ nur unter Sulaffung ber $fip^cq)blif
lUiepco). ! bie fatbolifd^i ftönige, mie gcrbinonb ic Jrtj^
£(ü 1519 jucbte bodühttbertbum Don Seutfc^- . beHa genannt morben ftnb. SiefeterHi^wMi
lanb. ipecieU Doti ben 'Jiieberlanben ber« in Spanien , bur^ <$infe|ung frommer, emfi gefnmtR ^Skv
etn^ubriukun. xoo bamaLS (iett 1516) mit fiarl L i in bie böc^ften fttrd^enömter eine fittfi^e Afs
(aU ffaifer ffarl V.) ba^ bab4burgi|\be ^vtuä jur i De$ €leruS uiü) ber ftU^fter betDirft, ^-^nM
^vrrjcbaft gelangt loar. ciimäitfl muri^n Den | burd^ 3Eimene8 (f. b. 9lrt.). Sufll^ \l^^ "^
Antwerpen au4 einige ini epunifdbe übede^te ; SBiffenfd^ in ibrer mittelolterl^en 8^^? ^
Scbrif teil i^itberd etngejitmuggelt. S^ann Der« i günftigt, baS Mittelalter toor nod^ IddD^ t>
breiteten aud) mebrere eiuflu|;rtiibe l^iänner. iSccft-, ftanipf fitr ben (Slauben gegen bie SRa^Kf^ii
li(be unb l\iten au$ ber Umgebung ff ai* er ff arU V., ; frifcber Srinnerung. . . . 9bfcu Don bet ^'^
bie mit bieiem in ?eut)cblanb geireüi banen. nad) | fcben Se^re galt in Spcmien oIS S^impf ^^!^ff
ber Xuif febr in ibr iMiterlanb bort proteftaRhicbe unb an tJamilie" (^fe, ffird^en^fd^ii^ ^J
Öbeen. <Jcblimmtt>ir!ien ferner in mcndjenffrcifen ' Seipjig 1891, 279 ff.). Semem fei i»^ft !J
ein.Klne ecbriften be« L^mimud [}. ö. Ärt.> mitlöar energifc^ Sinfd^reiten ber Snquipti^^*
ibrer 4*erbobmmg üircbliKter iSebrauie. ^Strar , Siatbicblagen entfprac^, bie ttad V. wr*-^,
Kbrtit .nutDeiUn bie :$ucuiuitcn ge^nt bie neuen '^)ujteau4 im Sifer für bie ®(aubenficin^ r*
gefeti uiib baff amtnanni^nittcl-^co Sun 'X.'ir.jno, ' ^Xas übrigen^ bie Snquifition yttieile^?^!
ber in ^limrerpen für lhi:b<:rt$ i'ebre ^^eurcnnen, falf eben ^rgtoobn bin au^ gegen Unf^nÜ^^H
UMr. 1544 5u '^HÜlu^olib iH(rbn:m;p; ^ccb Iwmjc^e Dorging, bctoeifen SBetfpiele Drie J^^^
e$ unter ffarU Äegienmg in SeriU.:. i^:';la^cli^ ! If nbifcbof* garronja (f. b. «rt) unb bc8 S^^S
uj;b a»>eren Si.:^:en jur S^ilbung tUimz lutbc- [ unS (Jjegeten Sui4 be geon(f. b. Sri $«ii^^|Li'
v;Ktcv C'*^•I::e:n^in mit beimlicbem vRcnreöier.fi. : ^eitfibrift f. Äircbengefc^. XVn [189711^^^
^\\\( im sisr.nc ^cr v^we gein;'»NIie lle^ene5^:ng v^leicb^eitig mit ber Sidberung ber Wr^^^
M '?icufn ieiM:neni(>S in « (>afraian;f\te Uefene einbeit begann in Spanien ein getooltiger, .«. 2«
ibuf n l :^4^*5 (ttuiM be vrn^in»:* v'* ^- «In. un^ jtrcn» Dauerr.M "Aundbtoung auf bem ®ebtete bct g _^^
««CO b< i^n^ina«' 'S'cnr*.;iir^ia?e:ren ron: *1:;t:*:::^ fic^liiten iSbwlogie (f. b. 8rL ©dJriuU-^J^"
ber "Jiiebevlanbe un^ i*;mi Nr Äfl:c::jn in Sra« 1SSS\ ^er iitönen lüterotur (f. b.9rt'
nien ubei». Don (.\ 'i^J»bKur *i^""i: lS9oV ?er xsxiurur^ unb Der !D2aIerrL Sagegen
wuxü in V\':ren. N:::r, in '^i'l:tc:l^:^; i:::^:n bette. freuIiA trcr bie fernere Cntmidlun^bcfi
^^i bie vr'l»iubrn$::(*.:f:Yr e.f::/, 'I''.;;^:^J:'.^: 5u StaCt4ünbentäumä, loel^efi JU^ btft^
it\v»*y« fuÄten i** U*; v.Lr ^;e fi::t:,':'.'.te Ä::ie in nrclrlrtcng erwieien batte. @d{^m unter ^
t''';v.:'.w« o.Ucl^ilut<$ eii:e err.'tl'-.te öV'ü^: r.-'r. i*t:li:r IL {}. ö. ?lrt. IX, 1999), berai
r.*.*c i»^ <^ Uc\rtnfi^»:n*: ui ^c^:l^•:::: ;:n: ^:: ^:e ff tr^ie f'etn£4 ^üonbeä fajt DoDfiäiüriB
*r:::r; N4 Uv ;V.iib:;r.Nr:* ^:^< ^c: i'r::e-:.:::. ':r.^<ni cu4 au* mebrtrt ^apjhoabfai
•.■.^•::::* ir. ^-v.'.v.ifr. ?•* ^f^e S:?;::;:;r. {lev-v: N;«; ^<n ifin^/äs erlangte, begann feine
\vr\'\ r.vA: v.\:v:x *l'i:iU';' II. ^^f "^t:::::*:::.*:: r.r.e 5::ri ficcrltien ?l^folutilmuä. Soft
.•"..;.;"';:••: ^::l:^:* ^ör.^vliU:!:^. erj^::: ic::? ^:e t'cacr.;:t4rK*;r cu? '^ütbümer, SUeteB
•;•,: ■.■.^V:*^.•.:■.;";•:.*r?•"^iKt:^ti^•v.\"':^e::::v.x Je: rr:::\* rcn ben ff.^nigen oft miUIurii^
*w»-.«-..'-..vi'.^:".i:* f;*::::?: in <J;v.::;;:; :v; ^■f^r::4 ^i; ffiiiäe unb @;:*':Iiitfeit mit f^ioeren
V.". N" i::N'r;::::::::t eine S{e!;*rr: :n Jirilii^x Nlaftet unb nanienili^ Ni4 ^Uocd ßreng
US
@))anieit
549
/
9» »c^cnCoitftidni ftmt es botm unter
ffl9P Ibboa VIIL (1628—1644) loegen beS
93zaHiiS, tDcU^ man ebcnfo Uf^i^ai »oUte
w bm OtDtinqttifttoc. ^aä^ im 3. 1700
kic {poniM-^ÄitatBif d^ Sinie mit Stau IL ouS-
94kRfem iiab buc4^ bcn Uited^ter Sfriebcn 1718
kt eomtenr ^Vi\p9 Y., ein (Snfcl 2ub-
XIV«, cüi StariB uon @))amen anetbmnt
Im 1717 na4 t^iden Unier^nblungen ein
mit IRom px @tanbe. änfolge neuer
dsamcfnifft nraibe boSfette iebod^ ni^^ midge«
«id (iBcv bicfe mit bie pl^eren unb toateren
grfttnMunam mit Shrni ^L. befonberS feigen-
i»^» im «c4ii» fflr fot^. ft.-9t. X [1868], 1 %,
n [16641 252 tf^ ZU [18641 ^ ffv Xni
[IHSl 99S ^). a)cr iol^^unbertlonge Streit
ikr M» QcrbC^img ber ^fntnben mürbe enbliö^
ta^ eis (Soncorbat imifc^ SBenebict XIV. unb
9isMnanb VL im 3. 1758 bal^in gefd^Iid^ei,
^ bm tßopfi nur bie Serleil^g bon 52 ^fdln-
ta pi^c^ f ole ; bogegen mürbe bem ff önig boS
SaäattHoti^^ gu ben SBiStl^mem }ugeftanben,
m Sed|t^ ba§ bie f|Kmif<l^ SRegienmg feitbem
y^ßüm ^ 3m 3. 1767 mürben burd^ bie
fCn^Kf Snmba unb SOtonuel be Xoba bie
depmni im Soiibe felbß mie in ben (Kolonien ge«
wüvom nerfridcn, unb bie Sifd^öfe, melc^ fie
a e^Bfe normen, fij^mer berfolgt (f. b. Sri. 3e«
isita VI, 1412 f.). Unter bem fd^mod^ ff&nig
«dxi IV. (feit 1789) regierte ber «griebenSfurft"
Samuel ÖobdQ^ meli^rr triele fird^enfemblid^e
Kcgtigcin erQviff unb JKrd^- mie Staatsgut
miMaibcrte. %adbba ergmong JlapoUeti I. bie
t:^limfimg ht§ ftdnigü unb emonnie feinen eigenen
3o\tp% tarn iKnig oon @)Kmien (1808).
Cngloiib unler^t, töm^ften bie Spanier
<gr9n bm «nbringling, toeld^ bie ®eim(eit au
Mai Eimtriiutionen knxmg, bie ftldfier aufl^ob
«ib oOei lat^ltf^e fieben gu unterbrudCen fud^te.
j^m mocb boxii »erberblid^e Sd^jten, bmrd^
te StcimntRxri u. f, m. ber Samen für fünftige
IbBotetimifn vtid^lid^ aufigefireut. 2)od^marbaS
k&o&MK Scmis^^ im fionbe nod^ fo mäd^tig,
^ btcSofaffung non eabt{ (1812) auSf^edf^
mi^K« bit (oti^Iifd^ Seligion [ei unb bleibe für
wmux bk einzige molare unb oie Steligion ber
pan|4cn Slotion (§ 12). 92ad^ bem Sturge
12i9otoiii L tDurbe boS legitime ff önigreid^ mit
j^s^inoab VIL mieber bergefteOt (1813), ober
»eo^gfii ber dte StaatfiabfoIntiSmud inffird^»
i^CR ff{tg4fittea. 3n Serbinbung mit ben ))oIi-
tiinitbnmälgunflen erfolgten immer mieber neue
taHdä||5Hgjfritni gegen bie fflrd^e : bie Slänner«
Isfbs muebm |sim iidi 1835, fomeit fte nic^
te 12 Stitglieber gü^Iten, auf gel^oben ; gmei 3obre
tpiter mürbe oOefi ffir^engitt als Sigentl^um ber
Ittum eifEM^ btf <EMfÜid$en, bie fld^ miberf e|ten,
eagdatat ober nerboimt. S>od^ tturbe 1857 ber
Mmf ber iumI flbrigen ffir^en- unb fflofter-
^ffiat Vtn^ boioer ftxmifd^en Regierung
o^en^iKte SZomUiotionBred^ führte gu längeren
fird^Itd^'^Iitifd^ 6onf[icten unb 9$erg5gerungea
ber äBieberbefe||ung erlebigter lBtfd^fSft|e, tbeitt
in ben el^emaUgen fübamerifanifd^en Solonien^
bie ftd^ Dom SRutterlanbe unabljiöngig gemad^t,
tfieilS in biefem felbft, nadft bem Xobe gerbi«
nanbs vn. (1838) ; infolge beffen gab eS um
1841 in gang S))anien nur mel^r fed$S SSifd^öfe.
eine eil^ilconftitution beS SIeruS, me(d^ bie
(EorteS burd^ ianfeniftifd^Iiberale ©eiftlid^ aus-
arbeiten lieg, mürbe gludtlid^etfe nici^t in SSoli«
gug gefe|t (ogL Mocution ®regorS XVL i»om
1. Sebruar 1836 unb 1. Si&rg 1841, fmoie beffen
(gncQcIüa oom 20. gfebruar 1842, bei Boeeo*
Yiby, Honum. 11, 416. 429). 9ia^em Stom
gferbinanbS Zod^ter 3fobeUa als ffdnigin an»
erfarait l^tte, ftun man 1845 über bie ^rdlimi*
narien etneS SoncorbateS überetn, baS (ebod^ oon
ber ategierung auS mutigen Ißormdnben nid^
rotificirt mürbe. Snblid^ fam am 16. SRdi)
1851 ein neues Soncorbat gu Staube, meld^m
am 25. Suguft 1859 nod^ eine Stad^tragS-Sonp»
oention l^ingugefügt lourbe (ogl. Nusei, ConTen«
tionee, Mogunt. 1870, 281 sqq. 341 aqq.).
S)arin cebirte bie fiird^ alle il^ ®üter geges
baS feierlid^ Sßertored^en, ber Staat merbe forto»
bie ffoften beS SuItuS unb bie SBebürfniffe be»
SIeruS beftretten; baS $atronat unb bie $rfi*
rogotioen ber fpanifd^n SRonord^en mürben nad^
SRaggabe ber älteren Sonbentionen, nomentlid^
ber oon 1753, feierlid^ anerfannt: bem $a))fte
marb baS ^tä^t eingeräumt, in allen 9Retro))oIttan«
cat>tteln unb in mehreren bifd^5fltd^en iSüpxiän
bie S)ignität beS SantorS/ in ben übrigen bi«
fd^5flid(|en Sa)>iteln aber ein ei^rencanonicat gu
oerleiben; bie SBiStpmer mürben neu circum«
fcribirt, bie Qdffi ber Sa|)itularen ber eingelnen
iBiStl^fimer feftgefe^t, bie Dotation beS gleruS
xtim regulirt it f. m. Seiber marb aud^ bie^
Uebeninfunft nad^ hirger Seit mieber gebrod^
9iad^bem im Se)ytember 1868 bie ffdnigin 3f»*
beOa oor ber aieoolution l^e fiüd^ten muffen,,
mürben im Oetober bie Käufer ber Sefuiten unter»
brüdCt, im &tp\mhtt 1869 bie SiStbümer miO«
lürlid^ rebudrt, im Sommer 1869 eine neue &n»
ftitution eingeful^rt, auf meldte man ben eieruf
oereibigen moUte, mogegen aber bie SBifd^5fe pro»
teftirten (26. aj)ril 1870). )»ergeblid^ befd^mertc
ftd^ aud^ ber f^xmifd^e e))ifco|)at in einer 9bref[e
an bie SorteS (12. Odober 1872) megen Stid^t»
erfüEung ber oon ber [Regierung im Concorbote
übernommenen SSerpflid^tung gum Unterbalte be»
SIeruS unb gur Zragung ber Sultf often (f. Srd^i»
f. lat|. ff.-». XXIX [18731 dO ff.). S)U ))oK-
tifd^en SerbältniHe beS SanbeS moren in biefer
3eit gerrfittet, ba im Saufe oon 7 Sabren gmeimol
^e))ublif unb ftönigtl^um abioed^felten unb ber
fforliftenfrieg baSSanb nid^t gur Slube fommen lieg.
6tmaS beffere Serbältniffe begannen, feitbem ff dnig
aifonS' Xn. (1875—1885) {)errfd^ gefeftigt
mar. 2)ie neuefte SerfaffungSurhnÄe oom ^dSß^
1876 beftimmt in «ri 11, § 1 : ^S)ie lat^if^,
18
34(
Spanien.
543
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^. . . :.■"'.-: -rrrr . ^j-i« begegneten fte
■ -• WT £::r^i:t:: bei bcn eigent-
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■ • .--:: c^r*"rr.:i »W 1SS5) SRu^c.
. :■ V ■„ ^T.'f^rrrrSbiricifcitQud^ auf
• : ■.'.'.- . r. Ä'r'iiTe anjuregen, finb
> T.' . r.. . ^r-:rcrar.xluni^cn tbätig.
.* ^'. :!:• v>zrr.l.:: ^er ßirdjc Dielja^
. >: • r ■>. .n* S'it'tenben Segen»
;■. > • :^" .\. -^rin ^c^ \c}ictn ipnaftie
■.■; .'\ -^.rcr... rtc 2?emübungen
' . , \ .^ "^.::n:cn ^^:^cr me^irfotö
■:: >.■ N.:'.:t?: ^ie ^nbdnger beS
^.-. -; - .::.:: ^f^ bi?cb»*tge]Mten
\.:.v.:Yn Jurrtciuen ab^u-
^^ . * . >.. >..- lw;•.^ .u-r.uiT ^urdb ben
, •: >. ; >,*i o.S.^iiien (ijuba,
« . . . * * -IM
... J >.,"..;•» u:Mtc ISS7 auf
•xN^ x*;r V* .!:jVL*:jMcr. unb 3tDür
S6 5 2S0
. ..>;* .:i»> i'^nmaa Don
oti;&i!ii)Lne Don
• ..,v.ww ^Hiicuaa unb
V» ^ ^•»!.•.i;ull^ljcböfc^.
i ,\: .tv.-.MiiUc lArci-
> •v'r.'.'.iicii^über
. .. ., ,..-■.;. üt^vrmcnl
^ ^ . o.i*. iviü. weiter ■
, . . . -. xv:^ tft
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I para el aiio de 1868, Madrid 1S6S. brigeTügL
Sie Sa^I ber ^roteftanten wirb auf TCk-O
. (ca. 60 @emeinben) gc)c^ä|t.
Sie t)on früher l^er beftebenben 4 besto. 5 Sin»
orben fmb gemäß bem doncorbat Dom itän
1851 in Qinen 33c}irf Deninigt unb büDen eis
^riorat unter einem CrbcnSprior, ber bcn iid
eines IBijd^ofS i. p. i. ^at. S)ie)c§ eremte $ncd
trägt bcn 9iamen „6iubab SReal", unb an h-xs
©pife fielet gegenwärtig Sofep^ ffliaria Äoncf*
9 SiöanucDa (geb. 1842), 3:ituIarbifd»of m
Sora feit bem 10. 3uni 1 886. 9}on ben ffliöin»
flöftem blieben bei ber ermahnten ^ufbcbung msr
41 ^ufer folc^er Crben befteben, totl^ jiib nt
^eranbilbung Don ![Rijfionareu befagten, und na
ben grauenflöftem biejenigen, beren^Kitgliöetiö
mit 3ugenbunterri(f)t unb ßranf enpRege bt\im^
ten. 93or ber ^ufbebung gab e§ im 3. 1S2»
92 627 SReligiofen in mc^r aU 3000 ftlöün
unb religiöfen 3nftituten ; 1891 waren H Düto
1767a)tönd^e in 164'JJ}ann^flöftern unb 14993
9Jonncn in 1027 grauenflöftern. Sie Sranpf
meist einen möd^tigen Sug sum nöftcrlic^en itim
auf. Sa bie gfrauenflöfter Don bem leben miiijc«,
rnaS bie Sintretcnben beibringen, fo ift gan3 nritttf*
lofen Jungfrauen ber gintritt in ein klonet jiß
erfd^mcrt ; bie (^ri[tlid}e Siebe erweist fid^ atnias^
bieSfaÜS t^ätig, inbem eS nid^t feiten Doifonot
bog Stiftungen gemacht werben jur ^uSji^ucT m
CrbenScanbibatinnen. Sßobltbätigfeitsanfula
gibt eS eine groge SJienge ; im 3. 1859 0i
man 1028 mit 455 290 Pfleglingen. 3daä boS
3cbul- unb UnterricbtSwefen betrifft, fo gejiäC
ber proteftantifcbe @eograpb Ungewitter, boB m
ieber bcfonberS bie fatbolifc^en &ci[Ui(bni \k
Öauptträger beSfelben , unb sugleic^ )um i^
mit groger Um)idf|t unb 9}orurtI)eil§frei^it Mna
tbätig gewefcn feien. 3m 3- 1881 gab eS 29 82^
l%olfSjd)uIen mit 1 769 608 Äinbem. 47 Sno-
narien für Sc^rcr unb 29 für ßcbrerinnen. !»■
stitutos de segunda ensefianza für bumanijtijiie
unb SRenlftubicn (@t)mnafien) mit fe^äjäln:^
(Furfen bcftanben 61 mit 35 000 Sdiülem, afff^
bem mehrere gad^- imb tcd^nifdie Sdjultn. S«
10 UniDerruäien jäblten 475 ^rofejfortn n^
gegen 16000 Stubenten; fie ^aben feine tj»«
logifcfie tVacuItüt, ba bie glerifer burd^ouS in 1»
68 SiöcejaiiKininoricn er3ogcn werben. {H-
Aeg. 6. Avila, Teatro ecl. de las igka«
metropolitanas y catedrales de los revi»
de las dos Custillas, Madrid 1645 — 16S
[1700], 4 vüls.; Cajet. Cenni, De antii[B"
tateeccl. hisp., Rom. 1740—1741, 2 voi;
Florez, Espana sa^rada. fortgefcft Don äMo,
l^anal u. 91., Madrid 1754—1879, 51 Tok;
Mnsdeu, Uistoria crit. de Espana, MadiU
1783—1800, 20 part.; Villanueva, Yiigi
liierario ä las iglesias de Espana , Madm
IS03-1852, 22vol8.; Scmbrc-et^üfer-ScJi«"
nuidKr, (Sefd). Don Spanien, Hamburg u. @o4a
ISiU— 1893, 6 93be.; ÖamS, Sie ftircftengeü
M9
Spanien.
550
ftttt^ffftffiit
fPfamlfii.
IHrd^n unb
Aa))efien.
Hefter im 3.
1888. 1 1868.
CScminariflen
im 3. 1868.
Aloilerftaitcn
im 9. 1868.
itlbiit^un SBuYgoS
fiiti, (Eala^ona unb
SaljabQ . . . .
» Scon
. Oftma
9Ai^ncia
« Gantftiibcx ....
p SUtoiio
€r|b. Com))oPeIa
ßi^. 8000
99loiiboiicbo . . .
^ Ottnf e
« ODiebo
, ^»9
QL £irifeci9r0«. Crasaia
fTib. Sxanaba . . .
£ilx^ Ouabis
» ^oxlftgina ....
3aeii
SRdlaga
§z|tL 6atagoffa. .
Biit^ Zaxa^ona ....
data
^ueSca
JBotbofiTo ....
9ttmpIona ....
Zitbela
Scxuel
• • * . •
fr}b. 6eDiIIa ....
Stlt^ Sobaioa
« (Uibia
Ccttta
« CoxbODQ
CanatioA ....
« C^riflopt be Sa-
guna ob. Senciifa
TL ftlaltfafr09. Conragüiia
it|b. SatTagona .
9i«%. ZoTtofa
9otceüma ....
, 9i4
^ Solfona
. ScTiba
0 Ufgcl ......
<B€xona
fzib. Solcbo . . . .
Sitt^ Soria
. Vlafcncia ....
• SRabtib
• tEamca
. ^igncnja ....
TDL §b^n^§i^ Halnuia
fi|K Salfitcia. . .
Bift^ Oti^iitla ....
, Ccgorbe
IRaCoTca . . . .
Uebectcog:
1718955
338551
65000
228531
146 000
191 599
244274
500000
2986449
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275248
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c 200000
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452 823
116330
228705
691 382
394 738
520000
1203111
446689
132637
c 90000
74230
c. 100000
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c 15000
70124
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799 650
481508
C. 350000
11700
420 728
83378
171045
2888428
348579
c. 400000
990000
270000
c. 120000
c. 185000
c. 250000
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2089341
508224
171041
195348
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?
708
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1102
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66
201
116
128
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140
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154
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13
84
679
280
153
29
2
113
42
60
2040
167
179
288
248
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253
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1782
445
129
162
240
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392
178
1
65
?
77
16tttöl<)8|l&&^
1425 897
650 130
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202437
301000
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?
1960
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1014
1802
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369
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250
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408
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831
1989
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?
8
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155
227
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?
217
26696
5172
1176
C.600
890
300
509
C.400
1297
6428
c. 2000
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1000
c. 1200
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129
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28%
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202
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220
843
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2858
1200
328
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26
505
103
86
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443
1105
720
830
876
598
780
8317
600
250
253
1100
664
450
2767
1123
259
C.600
640
29BS7
7008
1512
731
1112
436
715
573
1929
8081
8196
797
539
1076
1452
971
3881
855
158
250
975
498
1150
8649
914
341
246
231
214
1391
67
245
4528
1268
2040
246
26
690
111
147
5463
391
660
1049
646
533
442
732
1010
8662
1853
298
320
?
638
553
8145
1850
373
131
600
89176
2644
504
600 (?)
702
280
320
238
?
2894
742
539
505
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108
502
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470
188
200
588
321
559
2807
435
244
160
166
164
729
78
831
1770
569
405
238
16
358
184
8870
379
418
648
1125
808
252
574
171
2687
660
323
715
?
434
455
2166
1260
223
151
351
2218
374
199
166^
70
135
132
1142
616
200
4T
46
16
16a
47
148^
383
40
12
416
122^
46a
162T
507
262
15
148
38
381
112
64
2067
1150
173
162
512
12
48
1687
208
237
586
162
25
128
73
173
2624
1881
46
135
?
278
189
1858
785
190
42
282
TSTSr
18
551
@pantfd^e fiiteratttt unb Bprai^t.
55S
IHr^ci^iTokiiaaen.
tUdStoXifn»
^fttlttiCB«
Aapdlcn.
188& 1888.
CiC1BillttXi|lfB
im 3. 1868L
iad-lML
Uebettrag:
mstfi. abija
, aj^enorca
IX. ftkdienproo. l)ala)olil
ergb. S^allabolib .
fd'm^. Ilftorga
^ «öila
,, Salamanca . . .
«, Giubab Slobrtgo
Segoüia
Samorra
X. iPriorotlioofe I» oier
kittfTorbf«
1.— X. )u(ammen ....
16965168
25000
83000
1244548
131836
800115
189 926
190000
84666
160000
188000
260000
TO5277Tr
15526
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c. 500
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52
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281
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63
128
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313
1091
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431
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508
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2036
20S78
85
95
2894
252
718
254
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240
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484
S7447S5I 23
15?
13164
IS
89
law
850
lOS
224
27
136
ins
t)on ©panicn, SRcgenSburg 1862—1879, 5 Sbc;
Vio. de la Fuente, Hist. ecles. de Espana,
2. ed., Madrid 1873— 1875, 6 tom.; O.Wer-
ner, Orbis terrarum cath., Friburg. 1890,
38—49.) pic^cr.]
^panif^t ^Hexaiut tmb ^fta^t, ^ud-
bnid bed nattonalm ©eiftedlebenS auf bem gtö|em
%\)dl ber p^rendifd^en |balbtnfel, nmr^eln xoit
jene ber übrigen romanifd^en iBöIfer in bcr olt-
römifd^n Sulhit, tpeld^e in Spanien frül^e 5U
\)0})tx ©lütc gelangte. Seuge beffcn fmb bie rö»
nüfdfien Klafpfer f panifd^er ^erfunft : 5D^ ^. ©e-
neca (geb. 54 D. 61(|r. ^u SorboDa), fi. %. Seneca
(geb. 2 n. 6^r. ebenba), ÜB. ^. SucanuS (geb. 89
n. 61^. ebcnba), SR. g. OuintilianuS (geb. 35
n. e^r. SU Salal^ona) , ÜR. 93. 9}lartiali3 (geb.
40 n. e^r. 5U SilbiliS), ^. 3R. SoIumeUa (geb.
im er[ten Sal^rl^unbert n. &^x. gu Sabig). S^tx
Sal^^unberte fpdter gab Spanien bem (^ri[tlid^
getuorbenen 9iömerrei^ feine er[ten großen S^id^ter
in 3ut)encu8 unb ^kubentiuS 9lurelin§ ßlemenS
(f. b. «rtt.). 3n ber Salfil ber älteren Äird^en-
f(l)rift[teUer ift ed enbUd^ burd^ bcn ^Ipologeten
iinb ©c|d)idl)tjd)rcibcr OroliuS (gegen (^be beS
4. 3a]^rl)unbertd gu SJracara geboren), ben be«
vcbteu 1)1. ^4.^acian (uon 360—390 Söifd^of öon
U^nrcelona), ben ^oU)l)iftor ©t. 3pbor ton ©e»
lüUa 1570—6^6) nnb ben gciftlid^en SRcbner
St. 3lbepI)onö öon 2olebo (607—669) glängenb
»ertretcu (ogl. b. betreff. 9lrtt.). Auf bem britten
^iWoDtnjialconcil öon ^olebo (589), ttjeld^eö bie
a^efel)ninfl ber arianifd)en SäJeflgoten jum fat^o-
lifd)en WUuiben befwgelte, fanbcn pd^ bereits
i'A «ifd)öfe unb 7 Vertreter Don «if^öfcn ein,
unb tuie bicfeS geftaltetcn ftd^ aud^ bie fpöteren
(^Ducillcn gu ^olebo (baä 17. unb lejte 696) gu-
gicid) gu iHcid)öuerfammIungen, auf n)eld^en bie
d)riftlid)e ©taatdorbnung beS 9Beftgotenrcid}ed fid^
ouf^($ Snuigfte mit ber fird^lid^en Orgauifation
Dcrbanb. ^eoor fid^ inbe^ auf biefcr öieloer-
fprcd)enben ©runblage d6riftlid)e SBilbung unb
l'iteratur gur öoücn ©lüte entfalten fonnten,
loarb ©panien (711) burdji bie Ü)lauren erobert
unb mit bemfelben £oofe (ebroldt, bad bereitd
früj^er baS d^fllid^e ©Qrten, 9eg9pten unb Itsri^
afrifa getroffen ^tte. 9htr ein fleineS ^AifUi
t)on SBeftgoten bel^ouptete unter feinem ^äfs
$eIaQ0 (Sl^riftentl^m unb 3=Kt^ in bm fr
birgen Sfturiend unb bereitete einer beffem ^
fünft bie äBege. Stit bem ©(^inerte in ber gop
mußten nun erfl bie politifd^en !Borbebiiigui|B
d^riftlid^er SiDilifation ©d^ritt um &dfnA m
92euem erobert merben (f. b. 9itt. SRmnni vi
©ponien) ; ed entftanben mehrere 9leu!^, 1^ p>
gleid^ gerfplitterte fu^ bie altere romomf^Sflfr
f prad^, mie fte fid^ auS ber lingua romana n-
stica l^erangebilbet l^tte, in mel^rere SiaUk.
S3on biefen geftalteten ftd^ ber portugieftf«^, to
catalanifc^e unb ber caftilianifd^ gu felbjlbdripi
©prad^en. 3n ber golge (16. 3a^) Mk
ber caftilianifd^c bie ^auptfpnid^e , boi Cpf
nifd^e fd^Ieditl(|in. 3u ben frül^ecen (ädialB
trat bei biefer @eflaltimg im Sterben nmi M
$roben9aIifd(|e l^ingu, im ©üben bcA Inäij^
bod^ nur in untergeorbnetem Urninge, {0 4
ber romanifd^e S^l^arafter meit übertDog. 9«
ben anberen romonijd^en Sprachen 1^ bolCiH
ftilianifc^e ben SSorgug üoEtönenber Araft wk
SWaieftät.
SDie fpanifd^cafiilifc^eSiteraturenitindlimgBiik
gemö^Iid^ in Dier ^erioben getifeilt an ixb|e
ftd^ bie ©egenmart al3 fünfte anfd^lie^t ; eiaetid'
meife felbftönbige gntmidlung fyxi bu Sicmtv
bed fpanifdjien Slmerifa auf gumeifen^ »eftl^ 41
ein befonberer Stbfd^nitt gu mibmen iß; enttt
follen nod^ bie nötl^igften 9{oti)en über Me col^
lanifd^ Literatur beigefügt merben. @o eqylat
\\ä) bie folgenben pcben Slbfd^nitte. — 1. Ä
romantifd^e Srü^geit (11.— 14. ^\
^n ben 3ufammen]|ang mit ber frühem d^ripfi^
lateinifd^eu Silbung erinnern, nadd einer Oidi^
bred^uug bon me^r alS brei]()unbert 3<4reii» biki*
nifd^e ^pmnen unb (Sl^ronifen, beren ältefk fli
bem 11. Sal^rl^unbert ftammen; bann berlA«
Jacobi, ein Segenbenbud^ auS bem 12. M^
l^unbert, toeld^eS bie Ueberlieferungen bei bmH
fd^on l^od^oere^rten SBaUfa^rtSorted ©onSog^kt
gompoftela (f. b. 9lrt.) terl^Iic^ SHe Vmi
s»
@4)anif(i^e Siteratur unb Bpxai^t.
654
pfina dttieaBs« dat tion bem ifibifd^ Sommer«
txkn ^ctmd %l*fonfii8 (f. b. Sri) im 11. ^oi^r^un-
Icct »ul^ otabqd^ Sorlage bearbeitete 9iol^men«
eqiVinis» bc|ei(!biiet bapegen ben nid^t unbebeu»
S'tnfli^u loeU^ jiäbifd^-arabifcle Silbung
äbm 1^ (Qifbie SntiDidlung beS fpanifd^en
fiftlM oattöbtt. 9Bo9 t>on ber erft ffötet ge-
ioanelim SoOlpocfie (Sogen, Spcäd^n, ffinber-
XanitDcifen) in iene Seit l^tnoufrdd^
iß fdftoitr )tt befiimmen, toenn i^ fyivipt»
fKfi im SSgemeinen ou^ R^ b^ lu fud^en ift.
2if fiUrfie Cpif liOgt ba« @e))räge bed ritterlid^en
fittaivfiS, unter toeld^ ber Sbitional^orofter )u
idittr tta^Qen Stonnl^it, ber SBoIfSgeifi gum
nfigioi-ftifgeiif 4en ^eroiämuS btranU)U(i^8. 2)ie
Sint »or {u bciD^ Sanb unb ißolf )u fe^r ger«
i^&ttot. Ott ba6 ^d^ biefe ftämpfe im rubigen
Spiegel mA gro^ Spod bätten gufammenf a^en
IflHen- 6ie fcuü^i^ren SuSbrud nur in lürgeren
cpifd^ QoOdliebem (Gant&reB), bie erft nur im
SoIAiaiiibe nmter lebten, flKXter, gum £b^ nie«
logrMnebcn^ monnigfo^e Neubearbeitung fon-
ks oab ctfi im 16. 3abr]^bert gu größeren
Smamlongm ttcteinigt mürben. Sine 9ngabl ber-
lAen bot ^ (um bie 9mtte beS 12. äabrbunbertS)
is bem Poema del Cid unb in ben Mooedades
r^agfnbkbcn) del Cid nid^ gum eigentltd^en Spod,
Mtan mir gu Ifogeren ®ebi(^ten gufommen-
q^dßafiai, bie nid^t im lurgen 93erSma|e ber
e^cntfii^ Stomongen, fonbem in längeren, nod^
|ali4 ttttbe^Ifenen oiergeiligen 6tropb^n (^le-
taiibciittm) cAgefo^ Jinb ; anbere, mie bieienige
ubrr JBcrnorbo bei iittxpw'*, ^S)ie febenftinber
«oa San* unb ber «.Serco be Samora", b^ben fid^
am in ber ^ßrofobeorbeitung ber Ordnica general
m Ußtt früftigen ttrf))rfing(id^feit erbalten. Ob«
«obl ber tDcrfltibefiib (Don ben Vrabem ,,@eib^
bc ^ «ber ^ert'', Don ben (Sofülianem »Som^
xobor', b.|. Jtix It^mpt** , genannt), StuQ (9to-
boQD) S)iQ| Don 8ibar (urfunblicb guerft 1064
taäSI^, ^ 1099), ben d^riftlid^en jfbnigen
9e§cn cinanber btente, bann Seben§monn ber
Vkoaxa loorb unb fid^ erji \päUx Don biefen un»
«Wagig mc^, ^ bie SSoIfSpl^antafie bod^ ge»
labe i$a |u i^Ecm Sitbling erforen unb glei(|{am
dica 9hi]$ai ber olten ^Ibengeit auf il^n Dereint.
Soft Poema Ifoi nod^ {torf en gefd^id^tlid^en Unter-
gponb« Ue Hooftdades fbib Dagegen Donoiegenb
Si^teng. 2>er DoOStbiimlid^ @to|f mürbe in
ba Gtmom generale in ber Crömca special
del Cid uab fpdtexen SRomangen nocb weiter aud-
ge^^ aoSg^m&dt unb Dielfacb Derftnbert, fo
bs$ jldb b«r unoiid^^ tru^ige SoItSbelb erft gum
uttcdii^ f5nigStreuca ftronDafaSen unb enblid^
{ipi üolcnbeien |H>fcaDaIier geftattete. — Xro^
Uejer äaifxm SBonblungen fmb fid^ bie (Srunb-
pgt M fipontfÄcn f^clbenibeafs unDerfinbert treu
fiüAn : bfgtiftecte Vnbänglid^bit an ben f atbo«
/#m ^lauben^ innige Snbai^t gum Cdöfer, gum
iÜ^dligfbm Gacroment unb gur aOerfettgften
jaaffian, gßitnbtt Cifer im *ramt»fe miber bie
Ungläubigen al8 miber bie Sdfeinbe bed geiflU^en
unb emigen SBo^IeS, bingebenbe Zreue an ftönig,
93oIf unb ^eimat, aber md) mutbige Sertbeibi»
gung ber ererbten unb Derbrieften SBoßgted^te gegen
monard^ifd^ SBiUfttr unb eigenfüd^tige $en|d^er*
gelüfte, unbefieglid^e Sapferfeit Derbunben mit
meifer mugbeit, uneigennü^iger SRitterrmn, Opfer»
mutb. SBobltbätigteit, felbftfofe £^ettna^me fflr
frembeS Seib, für alle Sebröngten unb Unter»
brudften. 2)tefed ^elbenibeal im ftam))fe mit ben
glübenbftat Seibenfd^ften, mit Siebe, (gifcrfud^t
unb ^a^, mit ben mirrften ))oUtifd^en 93ermidC*>
lungen unb aOen fetnblid^en SRäd^ten ber SBett
bilbet ben eigentlicben ffemgebolt ber alten 9lo«
mangen|)Defte, menn er aud^ puflg Don anberen
Elementen gurildf gebröngt med)en mag. ©elbft in
ben 9tomangen, in meldten 9Rauren|eIben ober
fd^öne 9Raurent5d^ter bie ^ouptroOe fpiekn, tragen
Stittertl^um unb Siebe feine eigentlid^ arabiji^
mobommebanifcbe gfärbung, fonbem ftnb nad^ ben
aSorfteQungen beS ibriftlicben SlittertbumS ibeo^
Hfirt. 3tPtfd^en ber meltlid^-ritterlid^en 2)id^tung
unb ber religiöS-geiftlid^en beftebt be|b<^ nid^
nur fein ®egenja|, fonbem innige gul^g unb
Harmonie. S)er C)au)>tre))räfentant ber festem,
@ongalDo be SBerceo, b^t bie „9Iesanbrei8" beS
©autier Don Sb^^tiUon in fpanifd^en lUesanbrinem
bearbeitet (um 1230), gugleid^ aber au(b iene reli^
gidfen %ccorbe angefcblagen , meldte bie gange
f))atere 9{otionantteratur beberrfd^en foSten. Son
feinen neun erbaltenen größeren @ebid^ten befind
eined bie ißorgeid^en beS jüngftm Zaged, etnefi bä
beiltge 9Re|opfer, brei bie oSerfeligfie äungfrau,
eine« baS aJlartQrium bed i)l Sourentiud, bie brei
anbenn bie Segenbe bed bL S)ominicu8 Don Silofi,
beS IjiL Semilian unb ber % Oria (Siureo). S)ae
©ebid^t Dom beiligen aRe^))fer ift für bie @ep
fd^td^ ber Siturgie nicbt obne 3ntereffe ; ed begeugt
aud^ bie innige SBertrautbeit bed S)id^ter8 mit ber
beüigen @d^rift, befonberS mit bem 9Utm Seftop^
mente. SBon ben brei SOtabonnenbid^tungen ift bie
eine ein allgemeiner Sobgefang, ber in 233 @tro«
pf^tn bie altteftomentlid^m Siorbilber Tlam%
ibr ganged Seben Don ber unbefledtten Sntpf ängn^
bis gum Wngfifeft unb enblic^ bie begeiftettfbn
Sobfprüd^e pfammenfa^t; bie gmeite fd^ilbert ben
»Sdfimeq ber Jungfrau am Seü)en§toge ibred
©obned" in ergreifenbfter 3Beife, fo ba^ fld^ felbfl
ber ^roteftant Xidtoor ([f. u.] I, 29) freunblid^
boDon angemutbet füblte ; ald bad merfmurbigi^,
nid^t bto^ tängfte @ebi(bt Serceo'« (911 Stro-
pben) begeid^et Xttfnor bad britte ^SBon ben
SBunbem Unferer Siebm grau", morin SBerceo
25 munberbare ©nabenenoeifungen SRoria'a,
barunter am auSf ubrltd^ftm bie SRpttung beS ilb^D-
4)bUuS, ergäblt ; eiaruS ([f. u.] 1, 265) red^e ^
nod^ al§ Ißroteftant ^gu ben fd^nftm Srgei^iffea
glöubiger, einfältiger, |)oetifd^ erregter ^b^ntajie,
bie bad SRittelalter in feiner ftinblid^feit beroor-
gebrad^f*. — 9Bte bie ^^lesanbretfi" (Poema
de Alexandio), f o fd^Iie|t ful^ oud^ baS Liliro de
565
@))an{fd^e Siteratur unb @))rad$e.
556
Apolonio an eine frongöfifd^e SSorloge an, ebenfo
einige fleinerc ©cbid^te, wie „S)er ©treit gteifd^en
©eele unb ftörper" unb „S)cr ©treit atoifd^cn
aBoffer unb SBein". S)en erften 9lnfa^ ju bro-
matifd^er $oefie (übet bod Misterio de los reyes
magos. 3n bie 3eit amtfd^en 1330 unb 1343
fällt bog anegorifd^-fQtin]'(6e SBerf beS 3uan Sluia,
SrgpriefterS t)on ^ita (Libro de cantares), mU
d^eS im ätal^men einer fortlaufenben ^aupter^äl^-
lung (in ettoa 6000 ffierfen) bie öcrfd^icbenften
^beln, ©d^mönfe unb @e{d^id^tcn, nieltlid^e xoit
religiöfe Sieber oneinmibeneil^t , in überaus ge>
iDanbter, äd^t poetifd^er 3)ar[tcIIung, aber mit
einer berben SKifd^ung bed ^eiligen unb ®e-
meinen, bie ftarf an SI)aucer§ Ganterbury Tales
erinnert, unb bereu fedCen ^umor man iebenfaUS
nid^t nad^ bem äßa^ftab späterer, uieniger naioer
Seiten bcurtljieücn barf . S)ie eingeftreuten Iprifc^en
©tüde l^aben ein fel^r DoIfSmögiged ©epröge,
iDöl^renb baS ©ange fd^on einige 93e!annt{d^aft mit
Iateinifd)en S)id^tem, befonberS ODib, Derrötl^.
SBonoirgenb bibaftifd^ ift baS „^eimbud^ oom
$alafte'' (Bimado de palacio) bed $ebro Sopeg
be Slpola, eine 9lrt ©ittenfpiegcl, ber inbe^ eben»
falls öon iQrifd^en ©tüden untcrbrod^cn ift 6in
onbereS bibaftifd^ieS SBerl „Statl^fd^löge für ben
ftönig IJJcbro" (ben ©raufamen) »erfaßte ber
SRabbi ®on ©anto, genannt ber „3ube öon Kar»
rion". S)er „lobtentanj" (Danza de la muerte),
burd^auS DolfSmö^ig gcl^alten, gilt als baS öltefte
ßr^eugni^ biefer Ürt in ber mittelalterlid^en Site-
ratur.
Salb nad^ ben Diel t)er]^eigenbenpoetifd^en9n-
föngen begann aud^ bie caftilifd^e Ißrofa aufju-
blfl|en. 3^re ^uptförbercr fanb fte an ben Kö-
nigen t^erbinanb III. bem t)(ili9^ (Ht 1217
ftönig t)on Eaftilien, üon 1230—1252 öon ffia-
fülien unb Seon), an bcffen ©olfl'^, bem geleierten
aifonS X. (1252—1284), ber m\ einigen SBaljU
fürften gum beutfd^en ftönig gemöl^lt n^urbe, aber
nie nad^ S)eut{deianb f am, an feinem SBruber 2)on
Sfabrique, an ©and&o IV. (1284—1295), an
5llfonS XI. (1324—1350) unb an bem 3nfanten
ffion 3uan SWanuel (1282—1347). Unter Qfer-
binanb III. ttjurbe baS alte SBeftgotenred^t (Puero
Juzgo) in bie neueren SBolfSbialefte , n^ie in^S
(Eaftilifd^e, übcrfc^t. ^IfonS X. trat fclbft an bie
©pi^e ber Siteratur mit feiner Crönica, bie er
fpäter jur Crönica general erweiterte, feinem
enc^flopöbifd^en Septenario, feinen Opüsculos
legales , unter mld)m fein in 7 ^^eile geglie-
berter Sobej beS caftilifd^cn SRcd^tS (Siete Par-
tidas) als ^auptleiftung ^erDorragt, unb ben t)on
il^m rebigirten Ucbcrfejungen öcrjd^icbener aftro-
nomifd^er ^ractate (Libros del Saber de Astro-
nomia). Sääl^renb er fclbft in galicifd^er SKunb»
art bie SJ^abonna befang (Cantigas), lieg er
„Calila unb ®imna", bie arabifd^e ^Bearbeitung
beS ipantfd^atantra, unb anbcrc SGBerfe in'S 6a-
ftilif(^e übcrfe^en, fein ©ruber ®on gabrique aber
baS ©eitenftüd ba^u, bie ©efd^id^ten beS ,,@inbi-
bab". ©and^o IV. regte eine gr5^ ©efd^id^
ber ftreu35Üge an (Gran Gonquista de Ultra-
mar) unb l^interlie^ feinem ©ol^ne gferbinanb IV.
ein moralifd^eS Sleftament unter bem Xitel Lob
castigos e documentos. 9llfonS XL lie^ ein
,;3agbbud^", ein „^IbelSregijler" unb eine Seim»
c^ronü erf d^einen, eröffnete bie Steige ber officieOen
9leid^Sd^ronifen unb t)eranla^te bie Ueberfe|ung
beS fran5öftjd^en Roman de Troie. Sm berü^m-
teften jiebodp t)0n ben SBerfen biefer fürftli^ien
©d^riftfteKer marb ber Conde Lacanor, ber ori-
ginelle 9{ot)ellenfrang beS Snfanten ®on ^vum
manml (überf. üon gid^cnborff, IBerlin 1840),
ber, obmo^l f oft beftönbig im f$felbe unb ein ukiV
rer ©d^redCen ber SRauren, bod^ nod^ S^^ fonb,
Derfc^iebene anbere ©d^riften abgufaffen.
2. 2)aS fpätere 9)Mttelalter (14. unb
15. 3a^r]^.). £)en bebeutenbften Umfd^nmng etßtt
bie fpanifd^e Siteratur tl^ieilS burd^ Die norbfnm»
Söftfd^e epif, tl^eilS burd^ bie l^öfifd^ S)i(^tmig
ber !ßrot)en9alen, meldte beibe f(^on möl^renb beS
13. unb 14. Sal^rl^unbertS einsumirlen begannen,
im 15. bann giemlid^ allgemein ben literarifd^
®ef d^madt bel^errfd|ten. Sie prot)en9alifd^e $oefte,
bereu ^auptblüte in baS 13. SaJ^rlfiunbeit fäOt
Derpflan^te ftd^ junöd^ft nad^ Portugal, mo fte bfe
eifrigfte 92ad^a^mung unb an ftönig 2)inia (1279
bis 1325) einen fürftlid^en ®önner unb Siertrder
fanb (f. b. «rt. ^ortugiefifd^e Siterotur). 3n Co-
ftilien marb bieS)id^tfunft gunöd^ft nod^in golici-
fd^erüßunbart gepflegt; au^er ftönig SUfonSX. unb
9)laciaS ^bem Verliebten" tl^ten ft$ barin tüfonS
^toareS be SiDafanbino unb ber Srjpriefter Mx
Soro (um 1380) l^ertJor. Unter 3uan L (1879
bis 1390) trat bann aud^ bie cafHlifd^e ©pra^e
in ben S)ienft ber fog. „fröblid^en SBiffenfd^*,
b. 1^. einer l^öfifd^-conDentionellen Sid^tung, nielc^
bie alten fd^lid^ten Sleime mit ben gefud^teßen
{formen Dertaufd^te unb burd^ fpi^finbige €infölle,
Allegorie, SDlptl^ologie unb anbermeitige ftunft-
gelel^rfamfeit ben eintönigen ©toff ber l^öfifd^
©alanterie möglid^ft reid^ auSjuftoffiren fud^,
unb benn aud^ gu einer gang erftaunlid^en Sntdjjt"
barfeit gelangte. 3n ben Srgeugniffen berfelbm
finben fid^ neben einer unabfel^baren SRaffe Don
f^immembem t^itter aud^ malere ^rlen ber
$oefte , mie baS l^errlid^e ^rauerlieb beS 3orge
aWanrigue (gefi. 1479). SSon ben Dielen Ißoeten,
bereu ^tüdt ftd^ in ben Sieberbüd^em (Cancio-
neros), bcfonberS bem Gancionero general, bei-
fammen finben, ftnb auger ibm nod^ 3uan be
ajlcna, 3uQn SRobriguej bei Ißabron, S)iego be
©an ^ebro, Scman ^creg be ©ujman l^crDoi^u-
l)eben. ^IS 2:i^6oretifer ber gaja ciencia trat
S)on gnrique be Slragon, SWargueS be SSiflena
(geft. 1434), auf unb nad^ il^m fein ©d^üler, ber
Ü}^orqucS be ©antillana (geft. 1458), ber erfte ber
fpanifd^cn ©onettiften unb ttjol^l ber gebilbetfte
©panier feiner 3cit.
Sänge bcbor bie l^öpfd^e ©id^tung ber ^ro«
Den9alen fid^ ber caftilifd^en S^rif bemäd^tigte.
ihl
€|)anifd^e Stteratur ttnb €|)rQd^e.
658
acsteonaU Me notbfran)5fifd^ SpU }um Sl^eil
te Mlioiuilra @toffe bcr coftiIi{(^en. 3m ®e-
V^ te Ucsanbet" unb ber ftarifage bärgette
f 4 au4 btc 6cni)e bunte SBelt ber Slrtud- unb
6cQl|8M in Spanien ein, bod^ meniger in btd^te-
cii^ ucbctfe|ungffi unb 99eorbettungen otö in
roD{ai{4cr SRonumfonn (Tristan, Laii9arote,
Brado de Merim, Demanda del Graal). £er
KST«Hiim4|e ^rofa-Zrifian flammt f (i^on au8 bem
Sii^img beS 14. Sol^l^bertd. ßr rief erft eine
j^miii im&e^Ifcne tRad^l^mung — ben Ca-
ballero Cifar — b^or, bann ben berflbmteflen
oüit Bttttlalterni^ Stomane^ ben Amadis,
Bdic|4cinfii^ luerft um 1370 Don bem $ortu«
pom SBoficD be Sobeiro (gefl. 1403) Derfagt,
Ufm Scarbfttung ober oerj^ollen ift, bann )tt)i-
^ 1492 unb 1508 Don ®arcia Orboneg
bc SRonloIiio neu bearbeitet unb f ))äter ton Snbe»
m um b<£ SDopiielte unb Sreifa^e enoeitert. S)oS
«fi^Nmi|4< »itteribeal, fd^on burd^ bieböfifd^e
Sbnuebubtmtg t^eUmeife getrübt unb Denoeid^
bdfi. maxb bind^ bie ma^ofe ^b^mtaftif, @enti"
nmtflfit&t imb 9benteurerei biefer unb äl^nlid^er
Ssmau nodf mdfc Derflod^t unb entfteUt, fo ba^
i« foQiif (^ »^tter Don ber traurigen ©eftalt''
■or voä^ ein tur|er @d^tt blieb. 2)a^ ft(b ber
enm für od^te Slitterfd^ft bennod^ im SoIfSgeifte
kboibig crbielt, bafflr forgte ber nod^ bid gum
6<blis| bcS aJlittelalterS bauembe Ramp^ mit ben
SRamtn, bie nod^ immer ftd^ emeuemoe Ißflege
sab 9)aigefta{tung ber alten SRomongenftoffe, eine
ftafiBDQc. fanmer reid^er l^ranioad^fenbe ©ef^id^t«
ff^ibung, an ber ft^ bie bctDorragenbften SDlän«
«er bdbciligtm« toie bie fd^on genannten fio))e)
be ^t^aia (Crönica de Don Pedro I.) , $ßere)
bf Qhiimait (Generaoiones j Beinblan9a8) u. %
Ebenfo loirften b^b^ Steid^loürbentröger, Sifc^öfe
snb Glicber ber b^cbften giimiUen tl^eile burd^
tigcm Arbeit, tbeild burd^ @5nnerfd^aft baran
«dt ^ bQ| bie bebeutenbfien Slaffifer beS Wter«
ttiUDf, bie loteintfiben SBerfe $etrarca'd unb
Soencrio'fi« S)ante u. f. m., in^S Spanifd^e über-
ic|t nnniicn^ looburd^ ffoox Dielfacb bie Sprad^e
on Xein^ tKrlor, ober bie allgemeine Silbung
^ bcbeiitmb enoc iterte. SEBenig erbauli(b/ ober
toit 0c9|aR (Sinfbil auf bie toeitere Snttoidflung
bei Sttcttttur ttKtren bie Satire De los yicios de
laa tuJms m^jeres beS (Erjpriefterd 9Uf onS SRar«
tinc} non Xolotiero unb ber in lebenbigfier, fa{t
brnmctifi^ 2)iaIogform abgefaßte SXomon Cele-
itim bef gemonbo be Stojafi, ber jttHir fid^tUc^
ben Soped Derfolgi, uom Softer ob^ufd^redten, ober
ii \D brräer, nalijlifd^er S)arfteEung beS ge-
ceinftai £aflfrlebend^ ba| {euer Smtd fo giemlid^
in Bnigc grfMI totrb: freilid^, «ber @til ift
fi^ab imb trin« mond^mol glönjenb unb immer
fipfl opo ben touterra^ reid^en OueQen bed alten
mb dd^en (EaftÜif 4|cn, ein @til, loie er unftreitig
ta jponifc^cr $tofa bis bol^in nod^ nid^t er-
oiibt vuStn tDor unb oud^ fpftter nid^t häufig''
(lidnot I« 217). 3n 9e)ug auf Derfangli^e
Sittenfd^Uberungen tonnten bie Spanitt Dor« unb
nod^iber Diel Dertrogen, toenn nur ber ftttlid^e
StonbDunft im Mgemeinen geioal^rt blieb, utü)
fo moro bie Celeetina ju einem ber Derbreitetften
Sudler.
8. ©ieSIütcaeit (16.unbl7.3a]^rW. 3nt
(Sangen mar ber @tanb ber fiiteratur e^er etmaS
gefunten^ menn oud^ nid^t gerobe in SSerfaQ, olS
@))anien an ber SBenbe bed 15. 3a](|rbimbertS
unb om 9lnfang be§ folgenben burd^ bie SSer-
treibung ber legten SRouren oud ©ranabo, bie
Sntbedhing Slmerila'S, bie Sroberung JReopelS
unb bie SBal^l RaxÜ V. }um Äaifer an bie @pi|e
ber SBeItgefd(|id^te trat — aß boS ouSgebebntefte
Steid^, bog feit Sol^rl^nberten beftonben. 2)iefem
))oIitifd^en ^uffd^munge folgte bie SBIütejeit ber
fiiteratur )mar nic^t gleid^ auf bem 0ufie, fte ent-
faltete fid^ Dielmebr in langfamer, ober um fo
gfinftigerer unb reid^erer äBeife unb gelangte erft
)u ibrem ^iBl^epunlte, old bie |>oIiti{d^e STlad^t ben
irrigen fd(|on löngft äberfd^ritten botte. S)en be-
beutenbfien &in{lu| l^otte gunöd^ft ber lebboftere
Serfebr mit Italien, Deronlo^t unb gefteigert burd^
bie &oberung ÜteapelS. gm Slnfd^tu^ an iße«
trorco begrünbeten ^xion SoScon (1490—1540)
unb ©orcilofo bo Sega (1503—1536) eine
feinere jhtnftpoefte, mel^e bie bidl^erigen notio«
nolen gformen mit ben gefud^teren unb fünft«
lid^eren ber Staliener (Sonett, Songone, Stangen
u. f. tt».) Dertaufd^te. 2)er Dielfeittg gebilbete
Staatsmann SDiego ^urtabo be Snenbogo (1508
bis 1575) fd^Io^ ftd(| biefer 9tid(|tung an, ebenfo
^emonbo be Scufio, ©utierre be Setino, 3uan
be 9lrguiio, Sriftobot be SHefo unb fJftanciSco
be gigueroo, möl^renb Sriftobal be SaftiUeio,
3(ntonio be SSiUegaS, airgote be SRoIina u. 91.
Eortfubren, bie alten furgen Stro))ben (coplas)
ler alten SoUSbid^tung }u ))f[egen. S)er tbeo«
retifd^e ffam))f, ber fid^ boruber gmifd^en ben ^e«
trorfionem unb ben „SopIeroS" entf))ann, fiel im
(Sangen mel^r gu (Sunften ber erfteren ouS; bod^
mürbe bie öltere gform feineSmegS Derbröngt, bie
neueren pa^itn ft^ fel^r ungegmungen bem f^oni»
fd^ Sbiom an, unb bie größten I^rifd^en Xolente,
mie Sopt be SBega (1562—1635) unb ^emonbo
be ^enera (geft 1597), geigten i^re ©emonbtl^eit
nodQ beiben SRid^tungen l^in. — S)er möd^tige
Sluf fd^mung, meldten boS religiöfe Seben S))anien8
in biefer |ür boS übrige Suropa fo Iritifdben unb
Derl^öngm^DoHen 3^ nal^m, rief Dor 9uem eine
religiöfe S^rif Don munberborem SReid^tbum in^S
2)afrin. S)ie großen ^eiligen Jener Seit felbft
(Dgl. b. betr. 9lrtt.) fteben l^ier im Sunbe mit ber
$oefie, inbem fie, mie ägnotiuS Don SoQoIo unb
grong XoDier, boS l^eilige f^feuer religiöfer 93egei«
fterung in toufenb ^ergen neu entgünbeten. S)er
|L äobonn Dom jhtuge, ber SDlort^rer feiner SRe«
formbeftrebungen auf bem ®ebiete beS OrbenS*
lebenS, brad(|te feine Siebe gum ihreuge unb gum
(Seheugigten in ber ^aropl^rofe beS ^ol^en SiebeS
unb beS Sol^onneSeDongeliumS gum er^benften
669
@))anlfd^e Siteratur unb Sfirad^e.
560
lioetifd^en Sluebrutfe. S)ie 1^1. Xerejia Don 3efu8
(1515—1582), jd^on al8 iprojajd^riftftellcnu
eine Sterbe bec fpanifd^en Siterotitr, oerliel^ ber-
felben oud^ burt^ i^re j4tt)ungt)oII(n geiftlid^en
^innelieber bie fd^önfte übematürltd()e äBei^e.
3n bemfelben (Seifte bic^tete ber ^iiguftiner Suis
be Seon (1528—1591), Sekret bcr ©Oßmatif
imb ber l^eüigen Schrift an ber ^oc^üi^ule Don
Salamanca. SBöl^renb feine Oben mit oen fci^ön«
ften beS ^orag nietteifem, eneid^en bie Songonen
beS ^nera (eined $riefterS }u ©eoiDa) nic^t
feiten beu @d^tDung eines $inbar unb bie t^orm-
geioonbt^eit ber beften itolienifd^en Sonjonen«
bid^ter. — SBie ber italienifd^e ginflu^ auf bem
®ebiete ber &Qri{ nur bogu beitrug, eine größere
9RannigfaItigfeit unb ^brunbung ber poetif^en
Spönnen l^erbcigufUl^ren, fo i)ai er oud^ auf bem
@ebiete ber Spif ben lebl^fteften SBetteifer ber
beiben S5(!er unb eine großartige grud^tbarfeit
ei^eugt. ®em großen rcligiöfen Sw ^ 3«it
entfprid^t baS umfongreid^e 6po§ bed gr^^nciSco
^ntonbeg SBIaSco: La universal redencion
(1584), bie Ghristiada beS ))eruanifd^en ^bte§
2)iego be ^ojeba (1611), bie Yida de San Fran-
cisco beS ©abrief be ^lata (1587), ba§ %ene-
bictuS-epoS bed ^RicolaS 93roDo (1604), ber
„SubaS Wad^aböuS'' beS lIRiguel be ©ilueira unb
bie „fheugerfinbung" beS fiopeg be 3ärate. 9)Mt
bem religtöfen 3uge Derbonb fid^ ber nationale
in bem Sagrario de Toledo bcS 3ofö be Sialbi-
Dielfo (1618) unb bem fiegenbengebid)te Mon-
serrate beS Sriftobal be SirueS (1586). S)ie
neue SBelt fanb il^re epifd^en @änger an Sllonfo
be ercitta t) 3ufiiga (1583 — 1695) in bem
großen, oielfa^ fel^r eigenartigen ^elbengebid^t
La Araucana, an ©abriel Saffo be la 93ega
(La Mexicana) unb Slntonio be ©aaüebra (El
peregrino Indiano). 2)en ffaifcr ffarl V. feierten
(S^eronimo @empcre (La Garolea), Suis 3<ipciitt
(Garlos famoso) unb ®eronimo be Unea (Gar-
los victorioso); 3uan be Sluftria, ben ©iegcr
Don Sepanto, befangen 3uan 9iufo in feiner
Austriada unb ©eronimo be Sortereal in feiner
Victoria felicisima, ben Sib S)iego Ximeneg
be ^^Iptton (Los famosos y eroycos hechos
del Gid). ^aran rei^t ftd^ no^ eine ganje
Sc^aar anbercr (Spen, totl^t tbeilS religiöfe,
tl^ilS antife, tl^eils nationaI»fpanifd^e Stoffe be-
l^anbeln. 2)aS !omifd)e gpoS ift burd^ bie „gfelci"
(La Asniada) beS (£oSme be Sllbana, ben „i^Iie-
genfricg" (Mosquea) beS Siüaöiciofa unb ben
^ffa^cnfrieg" (Gatomnquia) beS Sope be 9?ego
Irefflid^ Dertreten. S)er le^tcre ^interlie^ auc^
brci emfte 6pen, bie Dragontea, La Jeru-
salen conquistada unb La hermosura de
Angelica, ©eitenftüdfe ju ben Crpen bcS %a]\o
unb 9lrioft. 3«r SJebeutung cincS etgentlidien
9iationaIgcbid^teS , tuic eS ^vix felbcn 3fit bcr
^JJortugieje CamoenS für fein i\olt ju Staube
bract)tc (f. b. ^^Irt. ^ortugiefifdje Siteratur X,
223 f.)/ ift feines bcr Dielen fpanifdjcn 6pen ge-
langt. S)en anfel^nlid^flen Sßertl^ bel^auptet bie
Araucana beS SrciUa; alS bie n)ertl^DoUf!en ba«
neben be§ei(^net SerDantcS bie Austriada bef
SRufo unb ben Monserrate be8 SirueS. S)ic
mciften S)id^ter ttmren ii^rer Aufgabe nid^ ge«
»ac^fen ; unter ber 93ic%it ber Stoffe jerfplitterte
ftd^ bie 9uf merffamfeit ber Sefemelt ; ber SoOS-
geifl fefbft Dermod^te fid^ nic^t in einer SlleS be«
^enfd^cnben Sin^cit gufammenjufinben, unb bie
genialften S)i(^tcr, bie mit Xaffo unb ^rioft ttiirl"
lid^ ben SBettfampf litten oufnel^en (önnen,
»anbten ftd^ in unrul^igem Stoffen jugteid^ aOai
^rten ber ^ocfie, befonberS aber bem S)rama jn.
^uf le^terem ©ebiete marb benn aud^ Spanien
reicher d^a^ gu t^eil. Sie bramatifd^e 3Hc^tfunfl
erblühte ju einer gfülle unb SBoUenbung, ba| fein
anbereS Sanb eine gleid^e erreicht f^at Sie 91n*
fange beS ^l^aterS entttidfelten fu^ in Spanien,
roxt anberSioo, im ^nfd^Iu^ an bie mittelalter*
Ud^en 9)iQfterienfpieIe, gegen beren ^rofanotion
fd|on im 13. Sabrl^unbert Don fird^Iid^r toie ftaat«.
tid^er Seite 9}b^regeln ergriffen loerben mu^
(Dgl. b. ^rt. Sl^eater). %I3 ber erfte eigentli^e
Sramatifer ift aber erft ber ©eiftUd^e 3uon bd
Snsina (1468—1534) )u betrad^ten, ber jett^
»eilig als 9Rufifer bie ßapelle Seo'S X. in Stom
leitete, fpöter na^ Spanien jurüctfebrte unb elf
bramati{d^e Sarftedungcn, tl^eilS meltlid^e, t^id
geiftlid^e (Representaciones), ]^interlie|, ttxld^e
ftd^ in bcr ff orm nod^ an SirgilS Sdogen an-
fd)Iic^en. SBciter fortgebilbet mürbe bie bra«
matifc^e gform bann burc^ ben ^ortugiefen ©U
mcmit (smifd^cn 1502 unb 1536 in SBlüte), ber
42 Stiide ber Dcrfd^iebenften Sri fc^rieb (10 in
caftilifc^er, 17 in portugieftfd^er Sprad^, bie an*
bereu Donoiegenb caftilifd^), unb ben ©eifllid^
^artolome SorreS 9la]^arro, beffen 8 GomediAs
nebft anberen Sid^tungen 1517 in 9teapel er-
fd)ienen. 6ine DoIfStbümlid^e ©efialtung gemann
bie löü^ne burd^ ben ©olbarbeiter Sope be 9tu^,
ber 5n)ifd^en 1544 unb 1567 fein bisherige«
ffunftgetoerbe mit ber ^^ötigfeit eines Sd^u«
fpielbid^terS unb Sd^aufpielbirectorS Dertaufc^te,
unb burd^ beffen greunb 3uan be ^imoneba, §u«
Dor SBud^bönbler in SL^alcncia (geft. um 1597).
SBie biefe 9)eiben blieben aud^ ^lonfo be la SBega
unb ^Intonio SiSneroS lange populör. 3uan
bc la @lueDa bearbeitete (um 1579) fonio^I alt«
fpanifd)c Sagcnftoffe als antife unb romantif^e
®cfdjid)ten ; ber Xl^eologieprofeffor ©eronimo
©ermubaS ju ©alamanca bramatifirte (1577) in
jmei Sd)au)pielcn bie trogifc^e ©efc^id^te ber 3ne)
be 6aftro. SPiUaloboS, ÖliDa, SoScan, be abril
u. *^l. über|cj^tcu Derfdjiebcne antife S)ramen.
S)cr St)ri!er l'upcrcio bc ^Jlrgenfola fd&ricb brei
romantifd}c 2:ragöbicn (um 1585), Griflobal
bc lUrucS fünf jiemlid^ gcfd^madlofe ffiramen
(um 1570—1581). ffaum beffcr finb bie gteei
cr^nltcnen ©tücfc bcS Momcro bc ßcpcba. ©rofeen
(5ifer für bie Sü^nc entfottetc ÜJMguel be San-
Dcbra (ScroanteS (geb. 1547), ber im ©efolge bcS
Kl
6))anifd^e Sitetatut unb SptaätL
S6t
friBola HifMtiiiMi 1570 nod^ Kom bm^ in bec
adJBttVI^u €c(f<^tQd^t boti Sepanto 1571 fd^toet
, \p6ta fünf 3o^ ott (Sc^genet
l^o^lutc, tiQ^ febiet SBeftehing Hon
aai tto^ no^ bcn a|ori{<l^n Snfeln Dev
iliips Mob unb ecft tum 1584 bifi )u feinem
tid« 1616 m €c»t&a unb SBaOoboItb unb enb«
ft4 « niiteib Ott e^mtellei tl^g mar. Son
pm nc^ a§ 20 Ctfiden jinb nur 8 erl^oUen;
|i IbUri ftamilü^ toenig (Städ, obglet^ fie gegen
ta M^aiBBi ftNinifd^ Sü^nenpde einen an-
H&li4m SMf^ritt bcbeuteten. Sein (ErftHngS-
verf» hs 64öfexxDnum «.^kdotea", gelangte
sdt cnoBid |iim Uf^Iu^. 93on burd^fd^Iogenb«
|iK Cif»Iige tPOT bogrgen fein fatirifd^er SRoman
.£« Oitiiote' , beffen erfier £]^il 1605 }u
AiMb crf^cn unb bcr auf einmol ben bisher
Sldnben nerfd^Iungenen Slitterromanen
moitte; il ift ber lebendttol^rfte, in
unb 6ttt ooficnbetfie Soman, ben @|ki-
bü bolfixi bcfol, unb bet in feiner bunten,
IRtff^at %ak ttrie fOnfacrif^en Sniage, in fei-
tkfitn Qoefte unb feinem unerf^ö)>fli4ni
t aa^ fpäkt ton feinem onbern übertreffen
foUr. Vuf gleid^ ^5|e fielen (SerDanted'
^nuftecnoocOat"^ bie er 1618, unb ber jtoeite
VfKÜ befl S>(m Ouiiolf, ben er 1615 erfi^einen
Uli. 9m cknfo fmer (BUttte ber gform Toar
^ i^to Stamm »fßerftied unb SigiSmunba'',
»I4cr exft 9in 9o^ nod^ feinem Xobe (1617)
mi^mttUft tmirbc; ober ber ))l^antaßifd^e Stoff
BB bcr ffifcfRi^ftii ga fe|r entrüdt, ab ba| ber
dttif e^oä biefclbe Soltttl^ämlid^reit l^atte ge-
nmni Dmicn »k ber gon^ ouS bem fpanifd^en
fBtßSUbm l^ccauSgetoad^fene S)0n Ouiiote. SMe
nt^tig^ Satin trifft übrigens nur bie Ktd^erliii^
laMi^ bcfl fi>ötem Stitiertl^mS , nid^t ben
nüaßdim <Beip bcr fpanif c|en Station, ben Sier»
bobM felBfl in feinem Seb^ bcmol^rte, unb bem
IT fflui im Xobe iti<^t untreu toorb. S)er geniale,
USuiftuittbiflc ^morifi ftarb im SronciSconer"
^iM bei teilten CrbenS. — S>er fiegreid^e (£on-
anmC bcr <Ecti>onlefi nad^ beffen eigenem &tß
flUmil aus bem S^Ibe ber Sramotil oerbrdngte,
»c So)ie Selis bc Sega Sar))io, t)ielleid^ ber
^afftborfte, fcbnifolld einer ber genialflen Sid^ter
euer 3/aim (geb. 25. SRooember 1562 §u aotabrib
w^ ^ ebcnbafclbft 25, 9ugufi 1635). Seine
|inm^ Bdncgte Sngnib mar nidtft frei t)on Siebed«
lanbcbi, S>ndObu unb onberen abenteuern. Sei
ditt ungebunbcam SBelUid^it blieb er inbe^
feraet SMigion unb ftir^e treu ergebm. S)er
Cob feiner ®0ltbi unb onbere ^fungen brad^en
ib in emfletfr Sinh^ in fld^ felbft; er monbte
iA bm (Bcbde unb ben SBerfen ber Sarmj^erdg*
bit fo, emirfiiig 1609 }u Zolebo bie ^riefter^
ipe% unb ttpor bk äbrigm 25 3al^re femed
Ufttti ffaie toäict Sterbe beS CfeniS t>on SRabrib.
SoU mlxog er fi4 ^^ ^^^ ^ $oepe äber-
bmtif 0019 ffteddl bcr S)vamatil, fc|te uielmebr
tf ^rie^erfi^cr S>ii^tcr bvrd^ reinere äbeatitöt
unb l^öl^ Solenbung feinen biSl^erigen SQSerfen
bie Irrone auf. Sie 3al^I ber oon ibm Derfa^ten
@d^auf))iele mirb Don il^m felbft (1624) bid auf
1070, t)on feinem gfreunbe URontaloan (1635)
bis auf 1500 angegäen; baran reiben ftd^ eine
Unmoffe Iqrlfd^er, e))ifd^er, fatirifd^ unb an»
berer ^robuctionen. Sld (Ei)iter l^at er }U)ar
£affo, Srioft unb (SamoenS nid^t erreid^t, aber
menigftend burd^ Sd^önl^eit unb @etDcmbti^it ber
gform feine meiften SanbSIeute überflügelt. @inb
aud^ feine Dragontea, fein «.Sroberted 3eru«
falem'' unb feine „&ä^bvS^xt ber ^elica" menig
mel^ gelefen, fo ift bagegen fein lomifd^eS Spo9
„%tt italenfrieg" bis beute beliebt geblieben. 9tt
S^fer metteif erte er glüdKid^ mit feinen bebeutenb»
ften Seitgenoffen, ein SReifter in aQen 9rten, gfot-
men, einbeimifd^en mie fremben 3koeigen I^rifcber
$oefte. S)en grd^, ja einen faft unglaublid^
SReid^tbum ber ßrfinbung, rafd^er @efta(tung unb
unmittelbarer gformfd^önl^eit entmidtelte er aber
im Srama, in beffen Sereid^ er a&e nur erben!«
lid^en, meltlid^e mie geiftlid^e, nationale mie frembe,
altdafftfd^e mie mobeme, DoÜdmö^ige mie bod^«
tl^Iogifd^e @tof[e }og^ immer mit berfelben
fpielenben Seid^ttgteit unb munberboren Se»
^errfd^ung beS ^nbaltS mie ber t$orm. S)ie ge*
lehrte SlenaiffancebUbung feiner 3^ fpiegelt fid|
fomobi in feinen mqtl^ologifd^n Sfeftfpielen alU
in ben antife Stoffe be^nbelnben l^eroifd^en
S)ramen ; bafi bunte ^of« unb SBoIfSleben ber 3eit
fyii ben lebenbigften ^uSbrudt in feinen SDtontel«
unb SegenftüdCen (Gomedias de capa j eapada)
Sefunben, ber gefd^id^d^e 9tationoIgeift feineS
JoQeS in ben beroifd^en unb romantifd^en 2)ramen
(Gomedias heroicas), bie ber f))anifd^n ®e«
fd^id^te unb Sage entnommen finb, bie Uniuer«
falitöt ber bamaligen IBUbung in jal^Ireid^
StüdCen, meldte in ben t)erfd^iebenften 3eitaltem,
Sönbem unb SBelttl^en \pxtUn. S)en b^ft^n
$Iug aber nimmt So))e^d $oefte in ben religibfen
SDramen (Gomedias divinas), in ben Segenben«
bromen (Gomedias de santos) unb in ben aEe«
gorifd^en Sbitod ober SrobnIeid^nam8f)}ieIen, in
meldten mir, fo meit mbglid^, nid^t blo^ Xl^eologie
unb $(iIofopl^ie, ftird^gefd^id^te uib Segenbe,
fonbem ©efd^id^te unb Sage, Statur unb irunft,
baS eigene Solfötl^m unb bie attclaffifd^e Sil«
bung )ur gro|artigften ^ulbigung an boS (ö^fte
9Dl9fterium bä d^nftlid^en &tltuö l^erangegogen
^nben. 3)urd^ ibre SRannigfaltigteit ubenagt
biefe Saline bei meitem bie ber (Sried^en unb ber
Sfron^ofen, bm»b il^re religiöfe Sbealität aud^ bie
ber übrigen Sblter, mdl^renb fie nad^ ber bIo|
meltlid^en Seite bin un)meifel|aft Don ber SbcdCe«
f))eare'S übertroffen mirb. — 9lad^bem So^
bem ffHinifd^en 2)rama nad^ allen Seiten l^in bie
$fabe geebnet, traten ganje Sd^aaren Don S)i(^"
tem auf, um mit me^r ober meniger ®Iüd mett«
eifemb für bie Sül^e }u fd^reiben: S)amian be
SegaS, ^ranäSco be Xarraga, (Üc&pax be 9g;ui-
lar, (BuiÜen be (Eaftro (burd^ »mei Stüd!e über
568
©panifd^e Siteratur unb 6))ra4e.
564
bell eib ber Sorlöufcr beS Someille), Suis Sele)
be &mt>axa, Antonio be SRenbo^a, 3uan Shti^
be aiarcon u. % 68 ift unmöglid^, fte alle auf«
}U)öl^Ien. ®erabe bie l^etDonQQenbfien xoaitn
(Seiftlid^e: fo ^uan $ere} be aRontotoan (1602
bis 1688), ©Qbriel Xelle}, oß @d^ftftener 2:irfo
be aWoIina flenonnt (feit 1613 önftlic^, geft. 1648),
SWira be ÜJlcöcuo (1602—1635 in S^äügfeit),
Sofö be aSoIbiöielfo (§». 1607—1633 ©oml^en
t)on Xolebo). 9Ule biefe 2)ramatiler unb fiope
ielbfl foQten, toenn aud^ nid^t in t$üQe ber Srfin-
mng, fo bod^ in SJottenbung ber fünftlerijd^en
gorm nod^ burd^ einen großem 2)id^ter übertroffen
to)erben. ^d ift S)on $ebro Salberon be la föaxca,
ber, 1600 au SKabrib geboren, fd^on um 1620
dS 2)i(^ter auftrat, bann einige 3^t alS Solbat
in ^talim unb in ben Slieberlanben biente, 1636
bie fieitung beS föniglid^en Xl^eaterS Buen retiro
fibemal^m, 1650 ^^^riefter loarb unb als fold^er
bis 5U feinem Sobe (1681) fortful^r, bie fpanifd^e
SSul^ne mit ben fd^önften Seiftungen ^u bereid^em.
SRit 6))if l^at fic^ ßalberon faft gar nid^t, mit
fi^rit nur toenig befaßt; er l^t aud^ bei ttieitem
nidl^t fo Diele £)ramen gefd^rieben, alS So))e
be 93ega; bod^ umfpannt feine Saline (111 6o«
mebiaS unb 73 SutoS) biefelbe loefentlid^e
SRannigfaltigfeit xoit biejenige Sope'S. SEBäl^renb
ober £ope feine @tüdfe mit genialer fieid^tigfeit
](|intt)arf unb nad(| bem erften füt^nen ®u^ feiner
weitem geile melf^r untenoarf, war Salberon
loenig um bie 9leu]^eit beS @toffcS ober ber 6r*
finbung bef orgt, entwarf bagegen feine @tüdte mit
woblbered^nenbem ffünftlerüerftanb unb fud^te fte
burd^ bie UebeüoUfte ftünftlerforgfalt anä) ^ur
l^öd^ften formellen ^oHenbung ^u bringen. @ein
frieblid^eS, ungetrübtes Seben wie feine ftiH-
fd^ffenbe jfänftlerinbit)ibuantät mag SRand^en
weniger imponiren als Sope'S abenteuerliches
93orIeben unb feine bli^artige ©enialitöt; bie
eigentlid^e S3lüte ber fpanifd^en 2)ramati! bilben
inbe^ un^weifell^aft ^(beronS äBerfe, in benen
@turm unb S)rang ftd^ jur ooUen @(^ön]^eit ge-
nört l^aben, in benen bie bunte SebenSfüUe beS
))oetifd^en 9tationaIgeifteS il^ren DoUenbetften l^r-
monif^en ^luSbrudt gefunben f)at 3n ber eigcnt«
lid^en iBül^nented^nif fielet Salberon nid^t l^intcr
Sl^alefpeare aurüdt; in ber ©efammtl^eit feiner
SutoS unb religiöfen S)ramen fpiegelt fid^ ein
t^eotogifd^eS SBiffen, baS man getroft mit bem
®onte'S öergleid^en fann. SBol^I tief, aber nie
bunfel, fonbem fonnenl^ell, gotteSfreubig unb be-
geifterungSoott, böte er bem ^rcbiger unb ifate»
$eten eigentlich ungleid^ mel^r als S)ante, unb
öerbiente mel^r gelefen unb ftubirt ju werben, als
eS gcfd^iel^t. — SBie 2ope, fo fanb aud^ ßalbcron
jablreid^e 5Wad^folger unb SBcttbcWerbcr , unter
benen ^Igoftin 5Dloreto (gcft. 1669), gron«
ciSco be DloioS (ber 1641 Mittcr öon ©an
3ago würbe), 3lIöaro Eubillo (um 1654) unb
3uan ©. Stamante (um 1674) l^erbonagen.
9lur in wenigen öereinjelten ©türfcn würbe tn-
be^ oraidl^emb bie ^51^ beS gro^ SReißeil
erreid^t.
3)er mäd^tige Sinflu^, ben ber f ))anif d^e ißriefier*
flanb unb burd^ ibn bie Steligion auf bie $oefie
ausübte, mad^te ^d^ aud^ auf bem Gebiete ber
ißrofa geltenb, teineSwegS gum 9lad^t^eil bcc
Siteratur. ßenlid^e SRufter einfädlet $rofa, Uß
fonberSbesSriefftilS, ban!t@)xmienber ]^l2:eie{fa^
ebenfo t)or}üglid9e SRufter rbetorifd^er $rofa b«
SrbauungSfd^ften beS $once be Seon, beS Sub«
wig t)on ©ranaba, ber äefuiten Sufebio Stierem»
berg, Subwig be ^onte, ^IfonS Xobrigueg (f. k
^rtt.) ; ber bebeutenbfte claffifd^ (Sefd^id^tf^reibcc
ber Seit war ber Sefuit 3uan be SRoriana (f. bi
9lrt.), ber fpäter wegen einer einjigen Stelle etnd
untergeorbneten SßerfeS ungöbligemol tion ber
fird^enfeinblid^en treffe gan) Suropa'S mi|]^
belt unb burd^ benffotl^ gepgen würbe, ol^ idte
Stüdfftd^t auf fein großartiges SebenSwerf «Sic
©efd^id^te ©{KmienS". 9lud^ bie religiöfen imb
^iftorifd^en SBerfe beS P. Ißebro be Stibabeneim
ftnb in claffifd^em Saftilianifd^ gefd^riebetu 2)em
Salent weltlicher ©d^riftfteSer blieb babri ber
freiefte Spielraum offen, wie eine lange 9lei^
Don 3lamm begeugt, bie in ben Derfd()iebenfiea
Srten ber ^rofabarftellung 93erü^mt]^ erlangten.
— S)a| bie fc^rif tfteQerifc^e SnbioibualUöt nid^
im ©eringften burd^ ben ßinflu^ ber Snquifitioii
gefnidtt ober gebrod^en würbe, baDon legt eine
äJlenge ber wunberlid^ften unb abenteuerlid^ßm
Sd^riftfteDerbiogropbi^ 3^gni^ ah. @tatt Sidct
fei bier nur granciSco ®ome) be Ouet)d>o (1580
bis 1645) erwöbnt, ein wahrer ^oteuS literori«
d^er Serfatilitöt in $oefie unb $rofa, ber neben
rommen SrbauungSbüd^em bie fd^neibigften €o>
iren fd^rieb, neben einer Siograpbi^ beS I^LZ^
maS Don SSUlanoDa aud^ einen ber berälj^mteßm
Sd^elmenromane Derfa^te: «2)ie SebenSgefd[|ii^
beS großen ßrgfd^elmS $aul Don SegoDia", dn
9{ad^5Ügler beS ^fiasarillo be XormeS", ben ber
Staatsmann S)iego ^urtabo be 9Renboga (um
1553) b^auSqegeben. Ob eS bem fpanifd^
93olfSgeift gerabe gum Sortbeil gereid^te, ba| ber
Spa^ an fomifd^en Spi^buben- unb ®auner»
ftreid^en (gusto picaresco) fo aÜgemeiit unb \o
lange alle iheife be^errfd^te, barüber mag man
biSputiren; aber ^ngefi^tS ber bunten ftomS
unb bcS unerfd^öpflic^en ^umorS, ber ftd^ in ber
fpanijd^cn SJolfSUteratur äußert, bie Snquifition
ber allgemeinen SScrbummung unb ©eifteSunter*
brüdfung anguflagen, ift ein gerabegu löd^^erlid^
Unterfangen.
SSon ben rcligiöS-pbilofopbifd^en Abirrungen
beS ScnaifjonceäeitalterS (SieuplatoniSmuS, ^Jon«
tbeiSmuS, einem beibnifc^en ober bc^Ibbeibnifd^
§umaui§mu8) ift Spanien DöUig Derfd^ont ge-
blieben, Don ben fittUd^en ?luSfd^reitungen ber-
fclben in fc^r Ijol^cm ©rabe, fo baß bie großartige
gmeuening bcS fird^lidfien ScbenS im 16. 3abr»
bunbert gerabe Don tytx auS bie mäd^tigfte An-
regung unb Unterftüjung fanb. SDle^r würbe
1
I
ses
&pani\S)t SitecQtur unb Sptai^t.
566
«m bct ®ef ^moftDettoirrung in Wt'
A^tM^ gqoQtn, iDdi^e au8 bem SBerfaÜe ber
taoiiYsiia ^emrgtiiQ. ^r ^ou|)tfä]^rer biefer
Sittma. cbotfalld ein (Betfilic^er, Suid be ®on-
cxfi^ tlTSPtc (1561—1627), t^oi fid^ in j[ungen
^:jim «d anß*)Mii^^er n)ie burledMuftiger
ca2i9cr in bct toDSt^ihnrid^en gform ber Coplas
IR»T, tDonbie ^c^ bann aber au§ Streberei nid^t
^jx bni GmlUicbcrm t$otmen ber itoltenifd^en
,^temif|Mioe §tt^ fonbcm fud^te biefelbe burd^ nod^
fiunf!li(^(ett, mpt^ologif^e unb onber-
®delMömfett , gefugtes $at]()od unb
~ itt ubcttiunq^en. S)er blenbenbe gflitter
fbgoL Efltflo enlto gog eine 9Renge ge-
Xolente an m unb fibte fogar auf bie
ItÜgnidfYifd^ S)id^ter einigen Sinflu|
^odf gdangte er bei meiiem nid^t )u fo
a|irSRa4t nie fi^d^e Stid^htngen in Stolien
TlSicnn) tmb Snglonb (S9I9, @|>enfcr), unb l^ot
I:; fi§riiifid^ ^o^bliUe ber Siterotur im ®runbe
KX rniig bmntiöd^Kgt. WS inbej]en biefe t)or-
dcr DNir unb eine genijfe ßrfd^öpfung folgte,
t^n ber (Ron^oriSmuS fel^ uberbani) unb ful^rte
hea q^kn iScfc^mad unb bie Siteratur einem
n^öcn ScffoS entgegen.
4. 5)fr Jtiebergang (18. Sal^rl^.). ®«t
ixnQfame |ioIttifd^ 9Itebergang @))anienS toarb
r.imffcnRdten ciä>gflttig babiml^ befiegelt, bo^
Uban imb Xci^ 1700 in ^i)\i\pp V. on boS
S>(ad Soiirhm gelangte. SEBte bad politifd^e unb
«xtak £cben, fo geriet^ balb oud^ baS literorifd^e
^ völlige ftbpdngigüeit t)on t$tanfreid^. @(^on
!714 tDOtb eine fponifd^ Sltabemie nod^ bem
^^er ber frongöftfd^ errid^tet, barauf eine
Vbü^ Vkihtmit, eine Sifobemie bed guten
iM^noiM« eine flfdbemie beS ||r. gferbinanb.
fcdff, X^etorif^ Veß^etit berbrängten bie eigent-
^^ x)ti^ttmi|}. 3gnQctobeSu}an (1702—1754)
lobfilf bot Z^oTien Soileau'S unb bed fran-
iVünä^ SloiffiddmuS erjt bei f)ofe, bann im
tisn^e |n ftbemiegenbem 9lnfe]^n. S)ie glänjenbften
ikffiiniQen ber Sergongenldeit, felbft Sope'S unb
MbcnniS fSeil^, fielen ber ®ering{(^ö^ung unb
usA snb nod^ ber iBerge||enbeit an^eim, obmobi
^ie niicn SKf^tcrfd^en bon @alamanca unb @e-
uBa ntdiMS ^etbotbroc^ten, »aS ftd(| bamit mejfen
bttsxbL Safi an fU^ bered^tigte Semiil^en beS
idi^rtm ScnebictinetS Sfe^ioo (1676—1764),
«Am bet allju ouifd^IielUc^ betriebenen @d^o-
bft3 QXtdf bie neueren pofitiDen SBiffenSjneige,
ramcRtlU^ bie ^tflorifd^ unb natunoiffenfd^oft-
l'iKn^ |nr ®cltuna unb Pflege )u bringen, mar
naniÜ geringeni Stfolge gefrönt unb l^alf jd^Iie^-
s^ bie leiii^te Sufflarerei förbem, mel^e t>on
^nnfrtii!^ ^ einbxmigunb ibrengröltenXrium))]^
ta bet Untrcbtüdung ber (SefeUfd^ 3efu feierte.
"Sk 3tonie be9 eäfi^ali »oUte eS im)e|, ba|
gsiabe ein Sefutl, P. 3ofö gfranciSco be 38la
U703--1781X baS bebeutenbße ^rofateert biejeS
SoHunberift lieferte: ^^e ®efd^id^te be9 be-
atüntcn ^rdrtget!» ^raq (Senmbio be San^ajaS
ober SoteS", ein ©citcnftfidf jum ®on Duijote.
SBie in biefem bie SSerimingen beS Sttttert^umS,
fo würben in ^gfrap ©crunbio" bie ber oer»
jopften Äaujelbcrebfamfeit in meifterl^after gorm
unb Sprache gegeißelt mit lebenbigen S^id^*
nungen auli bem fpanifd^en IBoIfSIeben, xotld^t
benen beS Serbanted {aum nod^fte^en. Obttiol^l
baS äBerl, Don ber 3nquifttion verboten, auf ben
3nbe£ fom, erreid^te c§ ben beabfid^tigten ^toti
nid^t minber erfolgreid^ aI8 ber S)on Ouiiote ben
feinigen : eS l^at Jene löd^erltd^e ber^opf te ffan^el*
berebfamfeit DöQig Derbröngt. 33Ia felbft luiter*
marf ftd^ gel^orfam bem über fein 2Ber! ergangenen
SSer^ote, mad^te feinen ©ebraud^ t)on ber i^m an«
gebotenen ©unft beS itönigS Sloxl IIL, ber i^
Don ber gemaltfamen Slu^meifung ber Sefuiten
auSnel^men h)o&te, tbeilte brüberlid^ baS l^arte
fiooS ber 9lu§gen)iefenen, baS für immer feine
©efunbl^eit brad^, unb ftarb als SSerbannter in
93ologna. Sr binterlie^ eine claffifd^e Ueberf e^ung
beS Sit Sias, aber beffen eigentUd^ f))anij(^en
Urfprung er eine l^eftige gontrooerfe fül^rte, fati-
ri)d(ie 3(itfd^ilberungen unter bem Slal^men etneS
„Gebens QÄctto'i", einen ftiliftifd^ oor}üglid^en
Sriefmed^fel unb anbere fleine ©Triften.
5. ©ie Sleu jeit (19. 3qW0. ©0 W ber
poetifd^e Ütationalgeift tmter bem Sod^e beS fran«
jöftfd^ SlafftddmuS unb ber SufHörung litt,
ftarb er bod^, jumal im eigentUd^en ißolfe, nid^t
aus. S)ie ))atriotifd^e @d^ilber^ebung gegen 9lapo«
leon rüttelte i^n mäd^tig t)om @d^Iummer auf,
unb bie alten religiöfen unb ritterlid^en Sbeale
bemäl^rten i^re unbefieglid^e ffraft. Slud^ ber
£)ämon ber revolutionären Sbeen l^atte in^mtfd^en
in Spanien 93oben gefaxt, unb fo befömpf en ftd^
benn feit bem Slnf ang beS 3<t^tbunbertS auf bem
©ebiete beS aOgemeinen ©eifteSIebenS unb ber
Siteratur toit auf bem ber $oIitif brei ©runb-
rid^timgen: bie aIt>nationaIe, burd^ unb burd^
fatbolifd^, meldte mit unmanbelbarer Xreue an
ben großen Ueberlieferungen ber Sergangenbeit
feftbält — bie rabicale, meldte, mit Sleligion unb
bürgerlid^er ^uctontät getfaHen, bemofratifd^*
republifanifd^en Utopien sufteuert unb vorläufig
aQe fociale Orbnung beftmbglid^ft gu ftdren fud^t
— unb bie in Diele Seitenlinien gefpaltene libe-
rale, meldte imMgemeinenbie bergebrad^tenfatbo-
lifd^en formen nod^ ad^tet, aber, obne fefte $rin"
cipien, mit aQen mobemen Strtbümem coquettirt,
unb obne auf bem ©ebiete ber SBiffenfd^aft eigent«
lid^ Diel )u leiften, ä^nlid^ mie ber ätitter be
la SOtand^a in großen ^il^afen Dom gfortfd^tt be-
damirt. 3m ffampf e biefer fid^ befe|benDen Stid^-
tungen unb jabllofer politifd^en gfactionen bat fid^
bie neuere fpanifd^e Siteratur Dormiegenb im @inne
ber ffStomantit", b. b* einer gettijfen Stüdfe^r ju
ben nationalen Ueberlieferungen, entmidfelt, aber
Dielfad^ obne bie ftlarbeit unb Ueberjeugung, auS
ber bie einftige ©röfie Spaniens unb ber Steid^-
tbum feiner alten Siteratur l^erDorgegangen. £r-
flärter Unglaube finbet fu^ feiten, Neigung jum
567
Sponifd^e Siteratur unb Sptad^e.
568
^roteftanttSmuS gar nie ; bagegen (at ber SBelt-
fd^mera 93Qron9 unb ber ^iefftnüSmuS ber jpäteren
franjöjifd^cn SKomontifer aud^ Diele @))auier an«
gefröntelt. 9)ei Weitem bie meiften 2)i^ter leiben
an einer geiüiffen 3}erid6tt)ommenf)eit in ber libe-
rale t!In)d|auungen mit fatl^oUjd^cn ^formen \\ä)
üerbinbcn. — 3uwft ift l^ier Ü)lanuel 3ofe be
Ouintana (1772—1857) gu nennen. Dbwol^l
xwd) im frangöfiftrenben ©eifte ber 2)id^ter{d(|ule
t)on @a(amanca aufgemachten, toaxh er burd^ be>
geiftcrte Oben ber 2:t)rtau§ be§ Unabl^ängigfeitS«
tompfeS unb tl^t Diel, um bie ältere $oefte toieber
in ^ufnal^me ju bringen ; toegen feiner liberalen
9tn{cl^auungen l^atte er jebod^ lange fferferl^af t unb
jpöter 9,^erbannung gu erbulben. 9lel()nli(i^ ging e§
ttäl^renb ber SReftauration einer SJlenge jüngerer
unb älterer S)id^ter, bie, in politijd^e ^änbel Der-
ftricft, i^r 3:alent nicf)t ru^ig entfalten fonnten.
S)ie Serfud^e be§ S)cutid^-©panier8 Söö^l be gaber
unb beS £iteraturl|i|toriferS ®uran, bie ältere
Sü^ne unb befonberd ßialberon n)ieber gu (Sl^ren
gu bringen, [tiefen auf l^artnödigen äBiberfprud^.
ßrft al3 nad^ ber SulireDolution Don 1830 Don
$ari§ l^er felbft etmaS romantifc^e Suft mebte,
iDarb allmälig bie $errfd)aft bc3 fremben Slaffi"
ciSmuS auf ber fpanifdf)eu $ü^ne gebrod[)cn.
(Boroftiga unb Sßartine^ be la älofa begeic^nen
ben Uebergang; bie größte ©emanbtbeit unb
gfrud^tbarfcit entttjidclte Ißreton be lo8 ^eneroS.
3bm folgten (Sil be 3ätate, @uttiere§, §arjcn-
6uf(^, gfemanbo Q ©onjaleg, ^DeÜaneba, 3oriUa
u. % Unter ben neueften ©ramatifem ragt
3ofe Sd^egarrat) (geb. 1882) b^rDor, neben i^m
91. Sopej be ^l^ala unb 2:ama9o t) 93au8. —
SigentUd) rcDolutiondfreunblic^c @trebungcn traten
foft nur auf bem ©ebiete ber i^^rif unb ber publi-
ciftifrf)en 33ettetriftif bcrDor. ®er fd^rofffte ©id^ter
biefer ?lrt, ber genial angelegte 2ana, Dcrfam in
rabicolem ^effimiSmuS unb enbete mit ©elbftmorb
(1837). ®er leibenid^aftlid^e gSpronceba Der-
fd^loenbete feine befte ftraft in reDoIutionären Um-
trieben unbftarb eines frühen XobeS (1842), DoÜ
SQßcItfd)mcri| unb ScbenSübcrbni^ tt)ie fein 9Sor-
bilb i^orb iß^roiu SBequer, ein fricblofer Träumer,
ber ^etne nadj^uabmcn fud)te, [tarb ebenfalls in
jungen Sauren, ^j^od) mand^e jüngere S)id^ter
^ben öbnltc^e SBege eingefd^lagen, boc^ fie nic^t
bis in'S ^leufjcrfte Derfolgt. 2)agcgen ift ber
tDadere ^ergog Don SRioaS , Ringel be Saauebra
(geb. 1791, geft. 1865), im ^Infdjihife an SBalter
Scott unb bie bcutfd^e Womantif ju einer ber
lejtem entfpred^enben fpaniid)cn SRomantif ge-
langt unb bat fottjobl 6pif als S)ramatif im Sinn
unb (Seifte ber alten Ülomanjcnpocfic erneuert.
5luS feljr tüirren ^Infängcn fjat fid) aud) 3o)e
Sorilla (geb. 1818) ju einer äd}t nationalen 9üd)=^
tung emporgearbeitet, !Dcld)e in ^'prif , gpif unb
©ramatif jugleid^ bie alten Ueberlicfenmgcn unb
3beale jpaniid)cr ^^ocfie luiebcr sjur (Scllung
brari)te unb bcjjljalb beim 5?olfc Icbbnftcn älMcber-
f^QÜ gefunben bat. 3Rti)x mobern, mitunter etmaS
ffeptifd^ unb Derfd^nommen angel^aud^t, finb bk
geiftDoOen, formfd^önen (Sebid^te )M Sampoomoc
unb beS 92uneg be Slrce. (£ine burd^uS fat^
lifd^e Ueber}eugung unb 3)egeiftenmg, toie fe
bie Autos sacramentales unb bie Comediit
divinas Sope^S unb (SalberonS burd^glül^t, i(t
bisher auf bem fpanifd)en Xi^tattt nid^t toite
5ur |)errfd^aft gelangt, »o^I aber ^t fie in bs
noDeUiftifd^en Siteratur ben formDoHenbetften fba^
brud gefunben, befonberS in ben Somanen inb
9{oDellen ber gfeman (Saballero (gocilte Sö^l om
fjaber, 1797-1877), berSertrub (SomesbeSMU
laneba, ber SRaria bei $ilor @inued unb bd
Sefuiten (Soloma. S)ie Pequenezes befi le|tem
genialeren einen tiefen (Sinblid in baS £e6en tnl
treiben ber böb^tn fpanifd^en (SefeQfc^aft unb in
ben SBiberfpruc^, in melc^em ber SiberaliAmuS |k
ben äußeren fatbolifd^en SebenSformen unb no^
mebr ju ben fd^önften Ueberliefenmgen fpanifc^
©efd^id^te unb Siteratur ftebt. — tlnbtre Did-
gelefene Stomanfd^riftfteQer finb Salera, $cnbct
^;ßerea ©alboS, ^4kilacio SSalbea unb (Emilia $ate
Sajan.
9luf miffenfd^aftlid^em ©ebiete l^tte Sponka
ben großen SSortbeil, bag ftd^ bie Xbeologie unb
^bi^ofopbü ber 9}or)eit bafelbft in faft unbtPMt*
tenem ^efi^ftanb erhielt unb ftd^ in ber Scv
fd^olaftif beS 16. 3abrbimbertS (Sfrang D. SittoriOp ,
3JI, Sano, @oto, SemoS, Sugo, Xolebo, @uan^ 1
9)2olina, IBane), SJaSquej, be 93alentia, 9hii) be )
Ü)bntoqa, 9lipalba u. f. tt).) lu einer äbetmil |
frud^tbaren Slütenperiobe enth)idelte; aud^ bol i
93ibelftubium erhielt burd^ bie Sarbinäle iot' \
quemaba unb Ximene^, fomie burd^ auSgegeid^iKlc ;
g^cgeten (IDtalbonabo, Ü)^ineba u. f. ».) bie fegoni» ]
reid^ften Smpulfe. 3n bem ftampfe, toeld^ bk :
fird)Iid)e SBijfenfd^aft im übrigen Suropa mit bot ^
Srrtbüment ber neuem $bilofopbie ^u fül^^
l^atte, blieb Spanien bagegen ^iemlid^ unbeti^eiiigl
unb nabm begb^^b an ber miffenfd^aftlid^eu (^
tt)idlung nad^ biefer Seite bin menig tbeiL W
inbeg nac^ unb nad^ bie Sqfteme Don SeScorteS,
Sode, Seibnig, befonbcrS aber bie Don fy%d
unb Araufe burd^ Ucberfegungen Singang fan^
ben, fehlte eS nid^t an tüd^tigen 'Jlpologeten, meU^
nid^t nur mit h)if)enfd^aftlic^er @rünbli(p»t,
fonbern aud^ mit ftiliftifcber @emanbt]^it für bie
)df)olaftifd)e ^bi^oPPbie unb bie ürd^ltdie Se^re
eintraten, ^n i^rer Spi^e ftanb ^Qt)mt 33alme9
(f. b. ^)lrt.), beffen SBerfc auc^ im übrigen (guropa
Entlang fanben ; i^m folgten bie gelehrten (ia>
binäle Sfji^ino (Songalcj unb 31. 9JioncSciIIo, jo»
mie ber ^4itofeffor Crti t) Sara. SBeit me^r afiS
bie 9kturii)iffen)c^aft6n mürben äted^tS- unb
©taatöunfjenjc^aft , 9iationülöconomie , Jhmft-
gcjd)id)tc unb 3lrc^äoIogie , befonberS aber bie
Okjd;id)te unb Sitcraturgefd^id^te gepflegt^ fo ba^
bie ]panifd)e Siteratur in ^^ejug auf bicfe lederen
t^äd()cr fauiii hinter ber auberer mobemcn gultur»
Dölter 5urüd|"tcl}t. 2cr Don proteftanttfc^er Seite
immer unb immer miebcr erneuerte SJormurf ber
Sponif^e Siteratut unb ^pzaift.
570
^SgifcuMMiM* tAeolet be^Ib im aBefent>
t(i^ nr^ m| tec fßcotejlantidmuS in Spanien
|Br Uxum, Me aii§ bcm $iotcflantiSnm8 ^uS-
Mo^fcmi p|ifo{oy^t{<j^ atrtl^umer unb 6q-
dnm fei^ acringen ^Eingang gefunben
Sagtgm (oben ^mtjöjlj^et Unglaube,
rteoIlimiiS unb StobicalÜnni« fidd Dielfad^ in
Mbicitd unb lene fieten |)0ltti{4en
^bctfliffi^, »et^e bie imf|enf(l!K(ftltd^
fs^mdbtmf BpaxünA ^menb burd^frengtm.
6. Sie Siteratut im fpanifd^en Slmetifa.
S^mib ba§ Gprod^gebiet bed ©(lonifd^en (mit
Jiftegrilf bcft Catolanifd^en) in epcaatn felbft
mgoL 17 SKBionen ©eelen umfaßt, erfitedt eS
M^ in tat fponif^en Kolonien unb im fpanifd^
oiif mebr ald 40 aRilUonen« 3n biefem
OeMfte lebt unb »irft nid^t nur t^I-
wtift Mf frn^ mib jeitgenöfftfc^e fpanifd^ 2itera«
mr iBrilcr, fonbcm eft b^t ji^ ^^ Snfd^lu^ baran
(1 bot eui)dnen Staaten unb Colonien dimaltg
(OK fdbflanbige Siteratut b^tangebObet, bie fi($
gl bctientflen MI Shttterlanbed dbnlid^ oetbölt
Ott M< Snt^nge ber notbamerifanif^ gut eng-
u^4c«. tReiico tubmt ft<l^, bie ^eimat beS
"oo^cii 2)nnnat{fer8 Slarcon }tt fein, bet bafelbft
lern cific Sqilebung etbielt unb etft fpAter nad^
•a^amcii iberftcbelte. S)ie S^mefter Sobanna
JQf) De la Snt) mutbe megen i^rer garten teli-
^lofoi lSkbt4te bie i^ybute Stufe" genannt. 3»ei
^vtltn, «(SttfKn be SafitD unb Snbröd Sato,
bcgrimbcicn gegen Snbe beS 18. äa^rbunbertd
ctm eigene meticonifd^e fiiteraturgefc^ü^te unb
9^Und^; na onberet 3efuit, gft. X. (l(ot)igero
11720—1793), f^rieb bie dltete (Sefd^cbte
übriico^. 3lDet SrObet SBuflamente tbaten fid^
tu t)ifbMifet Ibetüor, 9loa SArcena, @ebaftian
6cguzo unb H. SSconbon al8 Siteratuttenner ;
^Ihnigiifai cctDOEtb fü( ben £birennamen einen mej[i"
oBBif($en SolmeS. Set Sramati! mibmeten fi^
■ä gukm Ctfirffle gfetnanbo Salberon, Robrigue}
M^in a 81 6-- 1846) unb 3ofe $edn Q (£on-
tmfif. Unbetf Vtten bet $oefie 1)flegten bet
ttrondfeancr üRomtel be 9lot)anete unb beffen
liHubcr Slot, 3oaquin bei SoftiOo, SRanuet
^expiü, Soopcrafai fßefobo unb bet feine Stilift
2)0R Sfnado Shmted oeOca, Sifd^of t)on Stnate§,
od^cr Zib^ofHt, 9Rof(^od unb 9ion meiftetHii^ in'S
&pam}äft ibcrtrug, 3fabel Ißrieto be fionbiauti,
'iHonud Sunt«, het Qknetol Sioa $aIacio u. 91.
Die LftgendiM mejieanas y Balades del Noiie
de Borop« bcS Sloo SBiKena erinnern an aifti»
fi^e Sei^grn fiongfeUcn^ft, b^ben obet ibt
riyaortigeSmtiicamf^ (S^röge. — Suf Suba
sol^i^fe ber Offiriet S)aniel S^qwita bie
f^cOenfftctac be6 gfetnanbo Sorteft in einem
Vdboigcbidbt; 9of6 l^tebia lieferte iRoturfddilbe-
rmgm wn l^ol^t l>oetif^er 6<bönbeit (AI Nii-
pn, En miA tempestad etc.), ®obriel Salbeg
amBÜ^Qi 9totiuni3en, Qertrub @ome| be Sloel-
tmha, bif Paria de Cuba genannt fünf SMnbe
foimgenNDMcr, bod^ tteuiger origindlet mhi^.
3of4 9RiIane8 a^mte nid^ o^ne Slfid bie Segen-
ben bed SoriUa nad^, SlemenS 3enea bie SQrif
äRuffet« unb ber neueren Slaturoligen. — Quo-
te m al a befi^t an 3ofö IBatred q !LKontujiat einen
gan} Dotjäglid^en, butcbouö eigenartigen gr)&b^et
(Tradiciones de Ouatemala). — S o I o m b i a
fanb an feinem gntbedet ©on^alo Ximene)
be Ouefaba awb feinen erften Sbtonifien ; Suon
be SafteOanod feierte bann bie V arones iluBtres
de Indias in mebt a(8 10 000 ©tanken ; S)omin»
gueg Samorgo befang ben ffi. Sgnotiud t)on fiopola ;
ber Sifd^of Sfemanbeg be $iebrabita unb ber
©obemabot ^loare) be 9)eIa8co |)Pegten gleid^
geitig ^oefie unb (Befd^id^te; bie 9tonne Don Zunja,
gfrandSca SaftiDo, »urbe megen ibrer fotmfd^önen
geiftlid^en @d^riften mit ber ^l Serefia oerglid^en.
ftaum in einem Sanbe Smerifd'd niurbe bann aucb
furber ber Steinbeit ber caftiliftben Sprad^e unb
bet fiiteratur fo forgföltige Pflege gugemaubt.
S9 geid^neten ficb bterin auS gfr. 3ofe be Salbad,
bet et)bifd^of oon Bogota SR. % WoSquera,
QRiguel be Xoüat 9 ©errate, S. SargaS Xeiaba,
3. gf. aKabrib, 3. SR. @root be SargaS (ber in
einer meifterbaften ©cbrift StenonS „Seben Sefu"
gurüdmied), ßufebio Saro , 3uIio tQrboIeba (ein
madetet SRomontiter unb^tdot), !Dl.aR.aRabiebo
(a)ramatifer unb KoüeHift), 3. % Ortij (»eDetrijt,
Z)ramati!er unb f)iflorifer), Siafael Sßombo, ber
Xomantifer %omi Saicebo, bie frommen unb
finnigen Sid^tennnen @i(oeria Sft>inofa be 9len*
b6n unb agri)})rina ÜRonteS u. %. ^Id ein 2)id^ter
oon eigenartigem amerifanifd^en ©epröge Derbient
©uttiere) ®on]äIe) "f^worqifiobtn }u merben
(1826—1872), ber butd^ feine MemoriA sobre
el cultivo del malz, eine öd^t ))oeti)d^e @d^ilbe*
tung bet Statut unb bed SoIfSIebenS, ber beliebtefte
SBoIföbid^ter Solombia'd gemorben ift. ^ 2)er
bebeutenbfte @(briftfteQet SSeneguela^S (unb
SbUe'd suglei^) ift tSnbr^ »eUo; geb. 1780 in
Saracad, begleitete er 1810 ben ^Sefreier'' IBoIitmr
nad^ Sonbon, ging 1828 notb &plt unb blieb bo
bis )u feinem Sobe (1865). aid oorauglid^et
ffennet bet @ptad^e, bet SRettif, bet altem
Siteratur erlangte er in Spanien felbfi b^b^
Snfeben, tt)äbrenb feine 2)id^tungen, oon öd^
d^riftUd^m ®eifte toie feinfter claffifcbet »Übung
§eugenb, bie 9laturf(b5nbeiten Sübamerifa'S in
prftcbtigen IBilbem mieberfpiegeln. 3n Seneguela
felbft gelangte bie Siteratur erfl nad^ bem erften
drittel beS 19. ^abrbunbertS }u eifrigerer Pflege.
3(d Did^tet merben genannt Antonio !Kaitin,
atafael 9R. SBaralt, ®araa be Oueoebo, «bigail
Sogano, Stamön $epe§, Slntonio Salcafio, 9RoraIeS
SRarcano« $ere§ Sonalbe; bie meiften maren ie-
boib in bad emig unrubige ißarteitrdben oenotdelt
unb gelangten batum faum gu einet oollen botmo*
nifd^en Entfaltung ibteS XalentS. — Scuabot
ift burd^ 9Rad^bo be ^aX>t^, ben IBifd^of @a^pax
iBillatoel, bie S)id^terin Setonima SklaSco, ben
gongoriftifd^en 2)id^tet Sadnto ßria, ben ^ftifet
gfraq 3of^ 9Ralbonabo 0. S. F., ben ®e0gta))ben
571 Sponifd^e Siteratur unb Sprad^e. 572.
IBicente ^Dhlbonobo, ben ßpifer 3ofö be Orojco hoba tourben bann ^onjfifitten, t»on btnm auS
(Conquista de Menoroa) , ben ^iftorilcr 3uan {id^ einige literortfd^e SSilbung on ben Ufern bd
be 93eIa§co S. J. (Historia del reino de Quito) 2a $IatQ enttoidelte. 918 bie erfien felbftönbigm
{d^on in ber altem {panifd^en Siteratur bebeiitfam SDid^ter »erben 9Ht)aroIa, fiöpej 9 $IaneS irab
vertreten. 2)erQefeiertfte neuere 2)id^terift3oaqiiin Stantön Stojad genannt S)en begetfterten gftei-
Olmebo (1784—1847), ber gfreunb 9)oIiDar8 l^eitgfangem, bie nteijl augleid^ au(^ grei^eäf-
unb ber @änger bed 93efreiung§fam)}fe3 ; feine fämpfer unb ^ubliciften maren, folgte ein fricb»
|)olittfd^en Oben beft^en einen mal^rl^aft fül^nen, Ud^ereS $oetengefd^Ied^t, baS tl^meife na4 ^
|)inbari{d^en @d^n)ung, ttJöl^renb feine anbertoeiti- clafftfd^en 9Ruftem (Siirgil, Otnb unb ^on|)
Sen ©ebid^te eine feine, t)ielfeitige S)urd^bilbung arbeitete; bann bie 9ieuromantiIer, ueld^ {iq i^
efunben. fßon ben iängeren $oetcn, meldte il^m Silbung l^auptföd^Iid^ in $arid l^olten, unb hm
nad^eiferten, ](|at fid§ fieon SRera l^eruorget^an, Samartineunb9$ictor|iugo, Sfpronceba loibSo'
beffeu „©onneniungfrau" (La virgen del sol) riHa, mitunter aud^SRuff et, ber fran^ölifd^f^eiiii;
ein Seitenftüd 5U ^iamatl^a bilbet, anbere Heinere alS SJlufter üorfd^iDebten. 3u lederen ge^tai
®ebidbte gro^e Sf^rmgen^anbtl^eit mit ibealem Sftet)an Sd^eüerria, Slorencio iSarela, 3of<f
unb mitunter gart religiöfem @e]^alte Derbinben. 9RarmoI, ^uan SOtaria ©uttiere), Oboario
— $eru, ber einfüge @i^ ber fpanifd^cn S3ice- ?lnbrabe u. ?l. — gl^ile ^ im Sonjen me^
!5nige, bie ^eimat bed l^eiligen 93ijd^of§ XuribiuS fleißige t$forfd^er, ®efd(|id^tf(^reiber, (SrammdUec
unb ber 1^1. 3to\a, erl^ielt burd^ bie UniDerfitöt bon unb 9lationaIöconomen ^erüorgebrod^t oIS Süi^tir;
Ban SDkrcoS fd^on frül^e aud^ einen SRittel« bod^ fel^It ed aud^ l^ier nid^t on 9nfö|m ^vl einer
punit noiffenfd^aftltd^cr 93eftrebungen, unter beren eigenen Siteratur, gu beren $iionieren 3ofö S^
Siertretem ber t)iel{eitigc ©elel^rte $ebro $eralta S)omingo Srteaga 3llem)xirte, Smilio SSeDo,
(1663 bis 1743), jugleid^ 3urift, ^iftorüer, Antonio ©offia, Antonio lorreS.OuiteriaSSmMi
@prad^forfd^er imb 92aturf orfd^er, als ein SBunber 33Ianco Suartin, Sufebio Sille, (SuiUermo 3Jiaüa,
Don ©elel^rfamfeit angeftaunt mürbe. @ein ®e- SarloS SQBaRer SDtartine^ u. f. m. gu red^nen ffaik
bid^t Conquista del Peru ö Lima fdndada er« 2)a§ größte ^inbemi^ einer reid^em Stterotm-
fd^eint als ber erfte ^)ln)a^ einer mej^r {elbftänbigen entmidtlung in ben fübamerifonifd^ SRepubUfüi
Socalpoefie. ^blo Olaoibe oon Sima l^ulbigte in bilben natürlidj^ bie emigen politifc^ SBttrci^
feiner 3ugenb bem SoItairianiSmuS, manbteftd^ Sf<^ctionen, 93ürgerfriege unb Ihiege, bie ein
aber am beginne beS neuen Sal^r^unbertS ber rul^igeS, friebIi(|eS @d§affen nid^t auffommen
JKrd^e ju unb befömpfte ben Unglauben in treff- laffen. Sel^r Der]^öngni|doU aber mirfte ed aud^
lid^en $rofafd^riften unb S)id^tungen. 3)er Un- ba| bie lungeren Talente meiftent^eilS il^ 9&>
ab^öngigfeitSfrieg l^emmte geraume S^ii eine bung im reoolutiondren t^ranfreid^ fuc^ten, anffatt
meitere gntmidtlung; nad^ bcmfelben trat SBarto- benunerfd^öt)fIid^en9ieid^tbumaItca)tiIifd^er$oefie
lome ^errero, $ifd^of oon Slrequipa, alS ge- in fid^ aufzunehmen unb im 9Infd(|Iu^ batonetne
UHinbter ©timmfül^rer ber Steligion unb beS felbftönbige Siteratur ^u grünben.
Sted^teS auf; iBerfed^ter beS SiberaliSmuS mar 7. S)ie catalanifd^e Siteratur. S)te
ber t)öllig unfird^lid^e @eiftUd^e ©on^alej SSigil, catalanifd^e @prad^e, beren ®ebiet {td^ DonbeR
Sibliot^efar ber Slationalbibliotl^ef Don Sima. ^qrenöen an ber Oftfüfte bin bis SRurcia erftredt
Son neueren S)id^tem ift SRariano SKelgar ein unb aud^ bie 93alearen umfaßt, gelangte erjl btm)
«nafreonHfer, gelipe $arbo ^liaga ein beliebter ffönig Sacob L (1213—1276) ju einiger litero-
S)ramatifer t)on bob^^ ©emanbtbeit in @prad^e, rifd^en IBebeutung. (Sr felbft fd|rieb eine Sb^nnt
@tU unb Sompofttion, ^manuel Sorpanc^o ein feiner S^ittoeld^er bann bie Sb^^onifenbeSSmunb
geiftooKer religiöfer St)rifer, ber in einer gröjjern S)eSclot,^am6n9)luntanerunb9}{igueISarbonell
epifd^en S)id^tung aud^ bie SBeltfabrt SDlagal^äeS folgten. 9{eligiä|e Schriften Derfagte Xxmmti,
gefeiert b^t. — ^n ber @pi^e ber ^ablreid^en 93i)d^of t)on StoaS, m^ftifd^e ©ebid^te ber ^^
®id^tcr So Hü ia 'S ftebt 3. ÜKanucI Soja bifiorälaimunb Sutt (1235 auf aJlaüorca geboren).
(1799 — 1862), ein begciftertcr Patriot unb grei» S)ic 3:roubabourS»$oefie entmidfelte fid^ in data«
beitSfänger. 3bni folgten bann ^Ulariano S^amaKo, lonien faft ebenfo reid^ mie in ber benad^barten
ber ©atirifer SRc^eS Drtig unb bie oolfstl^ümlid^en iproüencc. Barcelona erbielt feinen eigenen SDKnne»
®id^ter SoSqucUaS unb 3alIcS, ber ©romatifcr bof- ^octijd^c SBettfämpfc (bie fogcn. ,,g3lumen«
©enjamin Seng unb Rubere. 3m allgemeinen fpielc") mürben bafclbft 1379 eingefübrt. ÄS
neigen bie boliöianifd^cn ©ici^ter ftarf ju ©enti- ber ÜJlanncSftamm ber ©rufen oon Barcelona er»
mcntalität unb mobemer ^eland}0lie unter bem lofd^ (1410), morb SSalencia ber ^ouptfi^ beS
ginfluffe Samartine'S, SSictor §ugo'§, gSpron- Gay Saber. 2Bät)rcnb beS 15. Sa^rbunbertS
ceba'S unb ber jcrfabrencn fronjöfifdjcn ©pöt» blühte, im ^)ln}d}(u& an bie lateinifcben (Safjtfer,
romantif. — ^IrgentinienS 33eficbelung fd^il» 3)antc unb ^^ctrarca, eine giemlid^ reiche SRenoif-
beru, beibc unter bem 5;itcl La Argentina, ein fance-Siteratur empor, beren ^auptöertreter^lnbreu
epijd)eS ®ebirf)t auS bem @nbe bcS 16. SQ^irl^un« gebrer, gronj ^(cgre, 3Qnme S^ioig, genoDar,
bertS unb eine ^rofac^ronif auS bem folöcnbcn ©ajuH, ^UifioS ^)laxä} unb ßoreHa fmb. S)ie
3abr^unbert. ©omo^l 93uenoS ^t)rcS aI3 6or= §od)bIüte ber caftilijc^en Siteratur brängte aber
f.7S
Spotta — ©Ocbalieti
674
Ut eoMtttttiiSft Mm 16. 3a^l^imbnt on DdQig
hl bm ^intcrgninb. ^ffiüpp Y. Dtrbontiie bie
cstolamfii^ €^sa^ fogar (1714) aud bem omt«
lüm ^aklftt. 6lt ct^iett ftd^ inbe| im IBoIfe
Ictambig nnb vaaA im Soufe beS 19. Sa^l^unberlS
hod) toIcntlMdlc Stifter unb ^tofaiften obermald
|ir$itfnitxtx{)iio(t«ct^oben. ä^rnligUfetWtttel-
yaoh ifi ha< dU^flcbige ^eiligt^um U. S. gftau
ffiif Stonfmote (f. b. f(rt ), i^t lUeiorifd^ec SRittel«
VBsittSamlona. 3^e bebeutenbem SSettrtter flnb
Jbtbid 9 €M, Sictot Salaguer, Ringel (Buhnerä,
X. Oomde» 8fr. Soler, eonftonü Slombart,
XoniA Qiitiiet, bie Dichterinnen SRoria 3ofe))]^
Vtai(iant§, ^bi< SRonferbi be aRadä unb ber
9ncfiRfi4^€inger3acinto93erba0uer(ge6.1845),
Ivffrn AttA&tida(I876), Idüis y oants misticliB
\lb 79) vlJl m. in gon) S)xmien |o]^e Snerlennung
ioataL CSgL BiUloteca de autorea espafiolea,
Maarid 1846--1880,71to1b.; Goleccion de
aaloTB« espafiolea, Leipaic 1860 — 1886,
4$ Toia.; Golaoctoii de escritores castellanos,
Madrid 1882-1894, 105 yoIb. ; NicolauB An*
luntna, BibHotheoa hispana yetuB, Matrit.
17K7. 2 ToIL ; II. Bibl. hisp. nova, ib. 1788,
2 vidL [flMnuf^: aitabrib 1672 u. 1696, 2. ^uSg.
17^9—1788; etgänjtDonB. de Gastro, Biblio-
taea eapaficda, Madrid 1781—1786, 2 vols.] ;
Odaceüm de bibliofiloa eepafioles, Madrid
IJ^M wo- [bld 1896 32 yola.) ; Martinez de
Ia Booa, Hiatoria de la poeaia eapafiola,
batff4 Stonif. 0. 9R. 1840; Oil de Zdrate,
Uamal delüerainra, Madrid 1848. 1851,
2 Tola. ; Ainador de loa Bios, Uiatoria eritica
dela liieratiiraeqMifiola,Madrid 1861 —1865,
7 TofaL; (Scorg Xidnor, Qit]d^. ber fd^dnen fitter.
n S^onicn^ beutfd^ »on SuIiuS, Seipaig 1852.
1667^ 2 ebe,, mit (hgSnjungen Don %. 3BoIf ;
SontniDtf, ee{d^.«ber {|Mmi{d^en $oe{ie [fe$r
eafettis tirotcftl (Stöttingcn 1804; Srtndmeier,
9bd^ risier bocum. ®efc$. ber \pQXL SlationaUit.
M m Snfong bei 17. ^0^%, Seipjig 1844;
Sof.« S>k SlationalKt. ber S^xmier feit Slnfong
M 19. 3üMv ®5ltingen 1850 ; (SloruS, 2)ar«
{kcflimg ber fpon. SÜeratur im aRittelalter, SRoin}
1&46. 2 9be. ; 9r. D. @<!^a(t, ®efd^. ber bramat.
SiknAir v. ftunji in Spanien, 2. 9u8g., gfran^.
ld»4^ 3 Cbe., Üto^tröge 1855; Semde, fynCob.
ber tpon. £ÜeratQr, Sraäf. 1855—1856, 8 Sbe. ;
Solf« StuMoi |itr ®efd(|. ber f|Km. unb portug.
Satiomfiit, Seriin 1859 ; 2)o]^m, 2)ie ftKtnifd^e
liattoaoinirratiir^ bo{. 1867 ; Sc^öffer, ®ef4. bed
finn. SlotionalbromoS, Seips. 1890, 2 9be.; Bohl
d« Faber, floreata derimaa antigoaa caatel-
luutt, Hambargo 1821— 1825,3 vola.; Wolf,
Flomta de rimaa moderaaa caatellanaa, Paria
1857, 2 Tols. ; Mila y Fontanals, De la poeaia
hemcm popoljur eaatellana, Barcelona 1874 ;
ßafa^ner, Hiatoria de loa trovadorea, Madr.
1878 — ^1 880,6 ▼ola.;MenendezPelayo,Hi8to-
ria de Ias ideaa estedcaa en Eapana, Madrid
1882 — 18S9 , 4 Tola.; Horacio en Eapafia,
Madrid 1886, 2 Tola. ; Blanco Oarcia, Litera-
tura eapafiola en el aiglo XIX, Madrid 1891
ad 1896, 3 yola.; Boria de Tannenberg, La
poeaie caaüllane contemporaine, Paria 1889;
Tubina, Hiatoria del renacimiento literario
en Catalufia, Madrid 1880; (&, Sßogel. 9leu-
catQlonifd^e Stubien, ^berbom 1886; 3.
goftenrat^, Satalonif ^e Sroubaboure ber (Segen«
toort, Seipgig 1890: 91. 93aumgartner 8. J.,
3)aS 9Biebermtf(eben ber cotolonifd^en $oefie, in
ben Stimmen auS aRariop-Soad^ XXXIX [1890],
61—77; XL [1891], 216—282. 427 biS
441.) [9. Saumgortner S. J.]
j^otf a, bie befonnte gfreiftobt im ^eloponneS,
l^otte feit ber römifd^en Eroberung im 3. 146
t). (£^r. gioar il^re politif^e Selbftönbigleit üer«
loren, bd^ielt aber, »ie bie übrigen gried^tfd^en
Staaten, gett)i|[fe internationale 93e}iel(|ungen bri.
3u biefen gel^öri ber Serlel^r, ben bie SBettol^ner
Sparia'ö ober SacebomonS (2 ÜRad^. 5, 9) mit
bem mad^bäifd^en gflrften Sonatl^S atdnü))ften,
als biefer für bad iubifd^ SReid^ öu|ere gfreunbe
gewinnen tooSte (1 SRad^. 12, 2. 5—23). & ifi
barin oon einem Sünbni^ bie SRebe, ioeI(|ed f d^on
früber ber f))ariamf(^e itönig SriuS mit bem
tol^enpriefter OnioS auf ®runb befiebenber
lammedDenoanbtfd^aft gefd^toffen l^abe. Unter
biefen ^erfonen lönnen nur ber ftönig SriuS L
unb ber ^ol^epriefter OniaS L (f. b. 9rtt.) ge-
meint fein, ba eine onbere @leid^}eitigleit fo ge-
nannter 0erfonen nid^t oorgebmmen ifi. S)er
SBorfaS gefd^l^ alfo um 300 \>. &^x. äofeplM
(Antt 12, 4, 10) irri barin, ba^ er an eine
fpötere Qdt beult. S)ie Berufung auf gemein-
fd^füid^e Sbftammung oon ^brabam mar nid^tS
loeiter al8 eine biplomatifd^e gform, pa|t aber
gang )U ber ®efimmng bed 9lbenteurerd SriuS,
ber in feinem Ihiege mit ben f^rifd^en S))igonen
biefen aud^ im ÜRorgenlanbe Sd^mierigleiten }u
bereiten fud^te. S)er bifi^rifd^en äBobrl^eit ent-
ftirid^t es, ba^ auf 3onatl|a8' »riefe nid^t itönige
üon Sparia, fonbem „bie Srd^onten unb bie
Stabt ber Sparianer'' anttoorieten, unb ba| bie
9nttt)ori, »eil Sonatl^ad ingmifd^en gejlorben »or,
an Simon gerid^tet mürbe (1 9ßad^. 14, 20—23).
(SSgl. G. Wemadorf, Comment. hiat.-crit. de
fide hiat. libr. Maccab., Vratial. 1747; Pal-
mer, De Epiatolarmn, qnaa Spartani atque
Jndaei invicem aibi miaiaae dicnntor, Teri-
täte, Darmat. 1828; gfreubentbal, ^tefonber
^olQbiftor, Breslau 1874, 29 f. »um. [^abredb.
beS fub.-tbeol. Seminars].) [ffaulen.]
^ebaßeri, 9{icoIau8, italienif d^er Xl^eo-
löge, mar 1741 }U 93ronte in Sidlien geboren.
Sr ftubirie im Seminar gn 9RonreaIe unter bem
nad^maligen Srgbifd^of Xefta Don S^rocud begm.
ÜRonreale, mürbe bann, oieHeid^t in Küdtftd^t auf
feine Begabung, nad^ SRom gegogen unb erbielt
eine $frunbe an ber oaticanifd^en IBafUüa. Ser»
bienfte ermarb er f d^ burd^ apologetifd^e Schriften,
in meldten er bie Angriffe 9licoL gfreretS unb
576
eptt.
576
(SibbonS auf boS Cl^nfientbum surfidimed ; gr5-
^ered Sluf feigen erregte er aber burd^ ein 1791 in
W^ft gebrudted SBerf, loelc^ed 1795 ^u Sol)-
burg aud^ in beutfc^er ©prad^e unter bem £itel
„S)ie Siechte bed 9J{enfd^en, morin ern^iefen loirb,
ba^ bie d^riftlid^e SKeligion bie fid^te 93e{d^ü^n
ber 5ur Crl^altung ber bürgerlichen ©efeUji^aft
notl^iDenbigen 9)}itte( fei. 9u8 bem Stalintijc^en
t>on ffarl SBranbner" Derdffentlid^t würbe. Sarin
fud^te 6peba(teri bie biurc^ bie frangöftfd^ 9ieüo>
lution in Umlauf gefegten liberalen 3been, bie
„ÜDlenfd^enrec^te" u. f. xo. mit ber 9{eIigion in
Sinflang ju bringen unb im Süangelium mieber-
jufinben. Sr bel^nbelte Don biefem @tanbpun!te
aus bie aüerfd^mierigften unb l^eifelfien fiaatdred^t-
Iid(|en S^agen ; unter ^flnberem erflärte er aud^ bie
^bfefeung unb ^inrid^tung eined ftönigS unter
gen)iffen 93orauSfe(ungen unb in tJföQen öu^ter
9iotl^ für ftattl^aft, menn au^ unter allen Um-
ftönben mit SRüd^'id^ auf bie ^folgen bebenflid^.
S)abei ftü^te er fid^ namentKd^ auf Lib. III bed
Opusculum de regimine principum, ba8 er
mit einer bamate Dieloerbreiteten ^nfic^t fälfdl^Iid^
nadj^ gans bem tfi. S^omad gufd^eb. 93on ben
UniDerfttöten $abua unb ^\>\a wegen feineS
äßerfeS bcglüdtoünfd^t, würbe Spebalieri aldbalb
Don^l^eologen wie ^iand^i, Xamburini, Xamagna
u. % l^eftig angegriffen unb mu^te eine eigene
IBert^eibigungSf^rift l^auggeben. ^2luf benSnbes
famen feine @(i^nften nie ; er ftarb im ^rieben
mit ber Rixä^t unb im rul^igen %cfi( feiner ^frünbe
am 24. DloDembcr 1795. (SBgl. Hurter, No-
mencl. lit. III, 2. ed., 281.) [D. «Pfülf S. J.]
^f€€ (Spe), gfriebrid^ Don, S. J., befannt
als ^id^ter unb alS Sorfömpfer gegen bie ^ejen-
Derfolgung, entftammte ber balb nad^ il^m auS»
geftorbenen gelbcmfd^en 9(belSfamiIie ber Sptt
Don Sangenfelb unb würbe am 25. ^bruar 1591
au JfaiferSwert)^ bei 2)üffelborf als @o]^n beS
bamaligcn furf5Inifd^en ^urgüogtS unb 9lmt-
mannS Don ffaiferswertl^ geboren. Seine @tubien
begann ber reid^begabte Süngling am defuiten-
®t)mnafium ju StöUx, worauf er am 28. Sep-
tember 1610 5u Srier in benScfw^tenorben eintrat.
9lad^ atDeiiäbrigem 92oDiciat folgte ber SurfuS in
ber ^^ilofo^ie ju SBürjburg (1612— 1615),
bann war er Don 1615—1619 au jföln als
Seigrer ber f)umamora tl^ähg. S3on 1619— 1620
Icj^rte er ju 9)Jain5 bie K^ctorif, ab jolDirte 1620
bis 1623 ebenbajelbft bie ^l^eologie unb würbe
im le^tgenannten Saläre juni ^rieftcr geweil^t.
Sie erfte t^cologifd^e Sßcrwenbung fanb er §u
ißaberbom, inbcm er bort Don 1623—1626
neben bem Sortrage ber ^^ilofop(}ie aud| auf
ber ©omfanjcl mit großem Erfolge t^ätig War.
!}iad^bcm er baS britte ^robeja^r ju ©pei;er
(1626—1627) aurü(f gelegt l^attc, fül;rte il)u bie
i8orfc!)img nat^ SBürjburg (1627), wo er M
33eicl)tt)Qtcr ber Denirt^ciltcu Cpfcr bc§ Sporen«
wal^u^ baä ganje 6lenb bie|cr Unglüctlid^eu
rennen lenite (Dgl. b. 5lrtt. §ejcn unb i^cjen-
fToje^). Sr ftubirte baS gonje Serfal^ , vmU
c^eS bei ben f)esenpro)effen in ^nwenbung
fam, unb gewann bie Uebergeugung, ba^ baS»
felbe in ben wefentlid^fien fünften ben Se*
fe^en beS natfirlid^en unb pofttioen Xed^teS fyiifßi
fpred^e. Mein ber (Einjelne Dermod^ nid^ti
bem allgemeinen SBal^ne gegenüber; gfrtebriit
D. Spee mu^te wö^renb feines me^onatli^en
^ufentbalteS }u SSürsburg gegen 200 „^iffn'
)um gfeuertobe begleiten, Don benen nad^ fnncr
Ueberjeugung feine einzige fd^ulbig war. Seine
Sorftettungen bei ben Stu^tem fru^teten nid^tS;
fd^lie^Udd warb i^m fogar ber SBefud^ ber fterfer
unterfagi 2)a entfd^Io^ er fid^, f^nriftlid^ gegen
ben $K^enwa]^n ju Wirfen, unb Derfa^te bie Gau-
ido criminalis (f. u.). 3n ben Seilten 1628
unb 1629 fiel P. Spee bie Aufgabe }u. Stobt
unb ®raf jd(|aft ißeine (unweit ^übeSl^eim) wie-
ber für ben fatlfiolifd^en (Slauben gu gewinnen.
Seiner felbftlofen Siebe unb Eingabe gelang oud^
biefeS SBerf wiber Siwarten fd^eU ; nur in ber
Stabt $nne felbji war ber SBiberftanb ^-
näctiger. 2)amalS erfolgte (am 29. aRoi 1629)
auf ii^n ein SlnfaU ju SBoItorp, bei bem er na^
ber gewöl(fnlid^n Angabe meud^lerifd^ fd^wet
Derwunbet Würbe (eine ^nbfd|rift im ftöbicr
Stabtard^iD auS bem Dorigen Stabr^unbcrt fkeOt
nad^ Angabe Xl^onemannS [f. u.] biefeS (Ercig-
nif; mel^ als eine ftarfe SBerl^öl^nung t. Spee%
bar). 3n ben Salären 1629 unb 1630 le^
D. Spee DU ^aberbom 9RoraItl^eologie unb war
ebenbafelbft 1630 unb 1631 a(S Seid^toatei
t^ätig, worauf er (am 13. 9{oDember 1631) an
ber neu errid^teten $riDatfacuItöt feines Orbenl
SU Stbln ben Se^rftubl für ©eWiffenSföOe fibcr-
nal^m. S)aSfeIbe ^ä) Derfa^ er 1632—1685 }U
3:rier, wo er fid^ nebenl^er auS ^ergenSbebürfni^
unb OrbenSpflid^t eifrig ber jhanfenpfiege wib-
mete. 93ei biefer l^olte er fid^ ben XobeSEeim^
inbem er bei ber Pflege Don SSerwunbeten auB
ben trierifd^en fiömpfen Don 1635 gule^t felbß
Don einem peftartigen t^ieber bal^ingerafft würbe,
gr ftarb am 7. Sluguft 1635 inmitten feiner
trüber unb warb in ber äefuitenfird^ gu Xrier
begraben.
t$riebrid^ D. Spee if! eine ber angiel^enbfien @e"
ftalten beS 17. Sa^rl^unbertS. 9)on (Sott mit
fcltencn @aben beS @eifteS unb ^ergenS ouS-
geftattet. War er eine gart befaitete S)id^terfeele, }u*
gleich ein ftreng gefd^ulter 2)enfer unb Sc^rer ouf
ben i!e]E)r[tül)len ber ^^^^ilofopl^ie unb S^ologic,
bancbcn aber ein muftcr^aftcr ^riefter unb CrbenS«
mann. £ic bcutfc^e üüteratur Derbantt ibm bie
„Stni^=Dkd)tic\Qtt", eine Sammlung geiftlid^
C^eföuge DoU ^ilnbad^t unb äl^örme. Doli ftraft unb
aBo wnang. S)cn ^D^omcn bcS jucrft 1649 $u Äöln
crjd)icnciicn 53üd}leinS crFIärt ber SSerfofjer felbft
ba^in, bafj c8 ,,tnit; 9^icl)ti9aUen fü^ unb lieblid^
finget unb i\iriar aufnd)tig poelijd)". 3wed imb
^^ebeutung feiner Sieber fei, ju jeigen, ba^ ®ott
auc^ in bentid}cr Sprad;e feine $oeten fyabe.
m
&ptt.
579
3M^ frim irXnil^tA^ttQoa'' Vjt d. €))ee ei»
6dii|s bcr cx^obencn ®ottedinfame gaoorben unb
Hb oll Jo^cc ^ rtnm e^tenpIo| in ber
tatMm 3miiniaateiitur feigen. S)er grö^e
1^ te ^S^>9loAHgaa'' (48 Don 51 Siebem)
Mt im 3Mmi629 bnidfetÜQ: üa\%t ®ebid^te
«fi^am tnofk 1838 im ,$ffttteclein ber PR
to esddflt alefa' (boL mmUx, 2)a8 fot^oL
tal|4e As^KnBA It Sreibute 1886, 97). 2>ie
•efamataiiSgobe bj^tgte oud SjKe'd Stadial
terkfamitt 3tfBit SatotenuS ; bie öttefie ^b-
i^c^ befinbet fid^ }U €tto^bttrg, eiste anbete
fi Xtier (Ic|tm ebixt bon SBoOe, in »S>eut{d^
Sinter bei 17. ao^unbectS" XUI, 2ei)>}le
Is^T»). — (ßn ber ^Sixul-Sto^gaE'' Der-
\, JoUftab bcft A&bier «ufei^ed 1632
f^tojoioetl epee*« ift ba9 ^®ul-
Siiaoibbi4'' f filei^foHS iuetft 1649 gu
MIk etendt, eine Snleitung |ut Uebung ber
bni gdtüidben Sngenbcn olft beS änbegriffS ieg«
fii^ QoUbmnen^it 3n Sonn eined 3>oie-
irfvdS^cS innfii^en SBeid^ttHiier unb Seii^tfinb
ib^foBt, nui^t es ben Sinbrud einer etnfa^en
BUR^jottnng, bie ober non ^eqen lommt imb
fi f^oioi g^t^ bie tmb ba fmb als 9Bid>er-
bofang fiii^ emgefireut Sine ^onbfd^rift beS
Ji:agnd»M|cS'' bot bie ^affdborfer 2anbeS«
kUiDt^, eine am^ere reid^b<>ttigere ttom 3abte
1540 M foitfer 92ationalbibItotH — 3BaS
fsofl iio4 oon Al^nli^ @<i^en k). Speers
cmSfot »ixb« 3. 8. ^S)aS immenoöl^renbe £ob
•ottei', »l&ie Vttijadtl" , »aren tool^I nur
Ubmdr cinjdsier bdonberS origine&en äapM
ha Xitsaibbnd^. Sa bebauem ift aber, ba^
hu tünotptt ber SBorlefungen t)erIoren gegangen
pBb, ikU^ epee aber eafuifKI geleiten l^ot.
P« Bttfcnbaum (f. b. 9rt) bat biefelben nad^
Ägcncr Sngabc bei feiner Medulla benu|t, fo
b«^ fk bdbucc^ inbireä ou^ ein OueOentoerf
fix ben |(L WfonS bilbeten. SRan glaubt ben
Scziajil btitct ober inbirect auf fUtäfmnq beS
P. SabdoidS feien gu foDen, bem aud^ bio-
«n9bif4< SRoterioIien über Qptt Dorlagen, »eld^e
B|Hilttcirt iietf(bimnd)en fmb. — Stod^ bleibt
bü fBci! ejiee^S gu enoöl^, »eld^eS il^m
inen 9(a| ft^ unier ben aBo^itl^tem ber
fRm|4^r oit Gautio criminaliB, bie Stuf-
heSmq cSkt Sübttnmrbigfeiten, toeld^e auS
Sinna^ nnb fifrigbeit nrie auS Xa^e unb
^abfu4fl unter bem Stomanbe, baS $)esenioefen
iaipuoUcu, riderorlfi oerfibt nmrben. gf^ebrU^
«L ^Bpef mar aOerbtngS nii^ ber erfle, ber gegen
bie Ungnu^gibit ber f)esen|nrogeffe feine Stimme
«bot {oaJL 3anffen-^{tor, ®efÄ. beS beutfdben
«oOtt Vm (1894), 551 ff. ; SHegler, (Befd^ ber
tenpQMfffe in 9Ütm, Stuttgart 1896); er
|iär Idblp in feinem Orben f($on Sorgönget
a flBQmnn, Xonner (f. b. Vrtt.) u. 9. 9lud^
f^dmu baman \pidfSL bie ftdiner Stefuiten , auS
Ua# eiitt§ 9^cntm))effeS ^ot, in beffen
iiftaf ber (EiiMfil^f unb mehrere SefuitenpatreS
aß (Benoffen ber ^ecen benuncirt mürben, gegen
bie f)esenDerfoIgung Dorfid^tig ißortei ergriffen gn
baben, inbem ffe 1629 XannerS Zractat (ebne
ben Serfaffer aß ^efuiten gu begeid^) imb
einige Sled^tSgutad^en brudfen liefen. !Rid^tSbe{to*
meniger mar bie Verausgabe ber O»aüo crimi-
nalis eine f)elbentbat ba feber SSertbeibtger ber
^eien ®efabr tief, felbft als ^esenmeifter an«
geftagt gu merben (ber ®eban!e &ptt^i, ha^ ifßi
ber Mbarm^ergtge bereinft für eine ial^rekmge
99ereiifd^ gum aRart^rium für bie gute Sacbe
baS Segfeuer erlaffen merbe, finbet fldb in einem
ber 5 bis 6 nid^t mit obgebrudtten m)>itel beS
Zugenbbud^ auSgef))rod^). S>ie Cnutio orl-
minalifl erf d^ien b<mtm guerft anonym gu Kintebi
1681^ mai^rfd^einlid^ iff aber biefe SuSgabe gor
nid^t m ben panbel gebmmen, fonbem Dom Or«
ben ongefauft unb (nmatim oerfd^idtt morben. Ser
S>rudt mag in SRinteln meniger Sd^mierigfeiten
begegnet fein alS anberSmo, ba Sleinfing, ber
fft\\\\ä^ (lanbeSl^Iid^e) SSicelangler, ben bie 9ünp
telner Unit)erfttät mit @lotg il^ren Sd^filer nannte
gleid^aÜS (Harburg 1630) ein in frdftigen^luS*
bräden abgefaßtes Besponsum juris in proceBsn
contra sagam t)om 3. 1621 l^tte bruaen Iaf[en%
2)aß bie ))rDteftontifd^ UniDerfität bem SBerie
eines Sefuiten il^re aij^probation gab, oerfiel^t fid^
um fo leidster, menn man bebenit, ba| Stintein
bamolS oon taiferlid^en @eneralen mit ^efuiten
als Seid^todtem umgeben mar. StoA neue SluS-
gaben ber Cautio erfd^ienen 1632 gu Sratdfurt
begm. ftöbi. S)aS 3Berf, ebenfo fad^Iid^ gel^alten
mie fd^onungSloS bie 9)ltßflfinbe aufbedtenb, oer-
fel^tte feine SBirfung nid^t; felbft baS Sleid^S-
fammergerid^t nabm 9lotig booon, unb im 3.
1657 erließ bie Kongregation beS l^iligen Of*
fidumS gu Stom eine (fpftter ber Gautio bei«
gebrudfte) Snftruction bel^uj^ 9leuregelung ber
l^esenprogeffe (f. Carena, De officio SS. Inqni-
sitionis, Bonomae 1668, 435 sqq.), moritt
fd^rfe ftritif an bem bis bal^in t)ielf ad$ auf ®ruub
beS ^^eienl^ammerS" (f. b. Slrt. 3nftitoriS
VI^ 809) gebrSud^tid^en SSerfabren geübt mirb
(ogL ^infd^iuS, ffirdjcnredjt VI, 1 [1897],
428 ff.). — Sie eingelnen ausgaben oon Bpte§
Sd^riften oergetd^nen (Soebefe, ®runbriß 2c. in^
2. SufL , SreSben 1887, 193 ff. ; de Backer,
Bibliothäque, nouv. ed. par Sommervogel
Vlly 1424 SS. SluS ber bort angegebenen Site«
ratur feien ermöl^nt bie Siograpbien Speers Oon
2)iel, gfreiburg 1872 ; SarbaunS, gfrantfurt 1884;
feine bid^erifd^e Xl^&tigf eU inSbefonbere bebanbelt
&afyxü>, ^riebrid^ @pee oon Sangenfelb, 6iIbeS«
^eim 1894 guerft als @d^uI)}rogramm erfd^tenen).
Sine SngabI mertl^ooHer 9tottgen mürben ber
9tebaction beS „fttrd^enleiilonS" burd^ ^erm
Xl^onemann, SibKotl^efar ber gröflid^ 0. @t)ee'«
f$en Sibliotl^I gu ^eBorf (bri S>ä{feIborf), gur
iBerffigung geftelu. S)ort beflnben fid^ ^ alle
ausgaben ber Sd^riften beS P. gfriebrid^ &pet
unb l^anbfd^ftlid^ bie Yarietas lectionnm ber
10
S81
6t)eifesefe|e.
582:
9/x SUkffm 6Mbm0 teilten, gurd^t unb
SAcfdcn ((Ken. 9, 2) »or i^nen rul^t auf ben
%\^am ha (Eibe; fic aSe ftttb in bed aJtenfd^en
agfesKbcii, tmb hcdcx fpccicS (®efu 9, 8) )ur
ag« Bki4 boi ^flonaen. Sod^ toirb f ogleid^
l6bL. 8. 4) eine Sinfd^r&ifung beisefust toor-
•H^ bcr dma^ be« ^in\A^, in toeld^nn feine
Scdie, b« V bcÄ Sbtt nod$ ift, unterfagt toirb.
du Mrfer Qqie|)img ge^t nun bofi mofaif^e ®e-
a, wOänA ofle Seiten bed geiftigen unb ))(9«
^ SebcnS mit feinet Sorge umfaßt, meiter,
atai CS in bm ftniS ber verbotenen @))eifen bie
{oyiL imccinen 5C^n, fotoie gemiffe Steile ber
raom, te oud^ bcjiinnntt Segetdbilien einbejiel^t.
Sn iu wunbe (iiambe 3bee ift bobei, loie bei
kn anboni IBejUmmungen beS ®efe^, bie Sfor*
tans ber C)«Iigfett. toeU ber ®ott 38raeld |eUig
ift; Mffc ^igfdt foS «4 0)4 auf bie leiblid^e
Sotnoie crftcftten, toie bie| bie SRotioirung ber
as^fdam Gebote unb Serbote fottfont jeigt (ogl.
acB. 11, 48 ff.; 20, 24 ff. Seut 14, 21). fßd
kr ^nogm @9nt|cf e, in »eld^er baS Site Xefta-
acnt IM UStli^ unb ba9 geifKoe Seben beiS
SRfn|4|eii onffa^ nnb fe|tp(t, olpe oeltoegen ben
laqeiitlti!^ Untcrfd^icb beiber irgenbioie ju oer-
fconm, iß bie Sef^offenl^eit ber leibli^en Stob-
nnifl unb fiber]^tt))t ber i^obituS beS letblid^en
fiebcnS bnnlfKnid nidftt etttofi SnbifferenteS für boS
ct^H^^niHge Seben (biefelbe Snfd^ouung liegt ber
4n|iQ4im fttcetif {u ®runbe in i^ren Seftim-
mngcn über Sofien, Sbdtinen) u. f. ».)• S)abei
ftiifeii aK ®efid^S))unIte, auf benen einjelne Se«
jilmuumen aber verbotene @)»eifen berul^en, obne
jvcifd ou^ biatetifd^nimatif(^ (toie beim 93er"
lole bcfi Sd/tom)^A\ä)ti unb beS fetten), aber-
loapl nntftii^ie, ongenommen merbm. Sei oiebn
ber mboienen Zbiergattungen mögen in biefer
Settc^mig Slüdfid^ ma^gebenb gemefen fein,
md^ ber mobernen 3^it femer liegen als Dem
ttted^mn^ ,,100 ber 9Ren{4 m)d^ mel^r in ber 9ia-
nir bhit imb mit tieferem Slide aOe Sbfhtfungen
nnb Orikmingen ber lebenbigen 9iotur erfafte.
Sii4 einer foli^ innem Srfenntni| ber Zbier-
«lü ober, sidcJbte man fagen, nad^ einer m^ftifd^en
Inntomie berfeOben fanb nun aud^ im Xltertbum
eine gtfDinerma^ mt^ftifd^ Sqiebung ber Xl^iere
pm IRenÜcn ftott, moncu^ man fie als reine ober
nrcnie, ott pm £Ren erlaubte ober unerlaubte
nQcr untaf^b" (Icaltboff/ ^anbbud^ ber l^br.
niRtbänicr» aitunfler 1840, 257).
3m Sta)Aun ucxiboten bie mofaifd^en €)>eife"
pfe|e L ben ®enu| ber fogen. unreinen
Stirn, mel^e £10. 1 1, 4 ff. (ogl. ebb. 26 ff.) unb
Sesl. 14, 7 ff. aufgesäl^lt »erben. 68 geboren
tiqa L bie MecfOpigen Z^iere, toeld^e ttrieber-
f6m(b ftaSb, ober niqt gefpaltene ülauen laben,
Bie baS flamett ober gefpaltene Alauen |aben
nb nii^t nriebcrf fisenb fmb, toie baS Sd^mein ;
aaäf Vii oierfä^ioen Zl^, toetd^ auf Za^en
fi^ai (bist ^fe V^ben). WS rein gelten
icfliHU^ Sünbcr, €4!ofe, Siegen^ ^itfd^. ®a-
lOtn, Steinbbile u. f. m.; 2. eine Stetige
(20 ober 21) oon Sögein unb Sogelarten, bar-
unter ber aWer, ®eier, ©trau|, ^elilan, bie
ßulenarten; oiele ber l^bräifd^en Sennmungen
ftnb bunf el ; unter bie unreinen Sögel x\i aud^ bie
gflebermauS gered^net. 9US reine Sögel »erben
(beim 0|)ferbienfte) oft bie Zurteltaube unb bie
getoöl^nlid^e Zaube genannt, aud^ bie äßad^tel
(gj.16,18. 9lum.ll,31); 8. atte SDSaffertbiere,
bie nid^ gflolfebem unb @d^uppen baben (g. S.
Sole): 4. aSeS, »ad auf Srben fc^Ieid^t. maS auf
bem Saud^e friedet; 6. aUed fliegenbe Ungeaiefer,
— 11. ben ®enu| Oon reinen Zbieren bej».
Zl^ette berfelben unter gemiffen Umftänben, nam^
lid^ 1. alle gefallenen (n^^:, tö dyrjaiiJLaTov,
icTu>{jLa) ober Dom äßilbe }erri|{enen Zbiere (-^^
ntys nntoa, d»jpiaX«TOv, gj. 22, 31. ScO.
17, 15. S)eut. 14, 21): im bleuen Zeftamente
»irb fold^ed gfleifd^ überhaupt SrftidCted (trvtxT^v)
genannt (^g. 15, 20. 29; 21, 25). SBer ber-
gleid^en genoffen, mu|te ftc^ baben unb bie ffleiber
»afd^en unb »ar bis jum 9benb unrein (Set>.
17, 15); 2. blutige gfleifd^ftudCe (S)eut 12, 28)
unb befpnberS Slut (Seo. 7, 26). Sßer Slut ge-
nieß, foD mit bem Zobe beftroft »erben (fieo.
7, 27 ; 17, 14; nod^ im !Reuen Zeftamente »irb
baS Sluteffen ben ^eibend^riften k>erboten, 9l))g.
15, 29). 9iad^ ber SRifd^na »ar baS Slut ber
gfifd^e unb ^eufd^redCen ju effen erlaubt ; um bei
bem Sfleifd^e ber Sftugetbiere unb Sögel baS Slut
möglid^ft )u entfernen unb fo bem ®ebote, nid^tS
Slutiged ju genießen, nad9}uIommen, beftimmt
bie rabbinifd^e Obferoan), e8 ftarf ju folgen unb
bann einjumeid^en ; fo bleibt ed ungeföbr eine
@tunbe liegen unb »irb bann auf eine @eite ge-
legt, ba^ bad Slut ablaufen fann; nod^malS ge-
»ofd^en, barf efi gefod^t »erben. SBiD man eS
braten, fo (ann bie^ gleid^ gefd^el^en, »enn e8 ge-
faljen iji S)ie Seber barf nur gebraten »erben
(f. «Sioli, ^anbbud^ ber biblifd^en «Itertbumdf.
I, 2, 164); 8. ge»iffe SfettftüdCe m Stinb-,
Siegen- unb Sd^iel^ (Seo. 8, 17; 7, 28),
»elqe aß hcA Sefte am Zbiere für ben VÜax be-
ftimmt fmb (Set). 7, 25) ; nad^ ber Zrabition ge-
boren bojtt bad gfett, baS an ben ®ebdrmen, oom
SRagen an, fid^ et»a eine Slle (ang l^inunter giebt,
baS Sfett oom ÜRagen unb oom SRaftbarm, bad
gfett Dom 9letf, bie fette &aut über ber SRUa, bie
^ut fiber ben Stieren unb bad gfett baran, ber
obere Sogen Dom SRagen, ber ungefäl^ bie ®e-
ftalt einer Stoppt l^at. 2)ad gfett oom ®epgel,
aud^ bie 9Rih, »enn brei 9lbem l^erauSgenommen
»erben, unb oafi f^ oom Jhanj, »enn bie obere
^aut abgezogen ift, barf genoffen »erben (SUJioti
1, 2, 166) ; 4. bad Södtlein barf nid^t in ber 3RiId^
feiner 9Rutter gefod^t »erben (Ss. 23, 19;
84, 26; ogl. S)eut. 14, 21); ber ®runb bedSer-
boted ift nid^t Kar, bie Zrabition bel^nt badfelbe
auf iebe Srt SRifd^ung oon aRildd unb gleifd^
aud. S)er jhibeuter barf gelod^t »erben, »enn er
in ftreujform burd^fd^nitten unb an ber Sßanb
19*
58S
&ptntt.
580
ha tUMla^dUf la^erif^ eeifili^c 3)eutfd^«
IoiMl Spcner txot iuerfl mit SSorft^t in feiner
van SMbmg mtf « Denn bie beiben Sanbefiuni«
Mclitdini 8^V% unb SlBittenbetg ](|ulbigten bem
ftacR SonnaltSnutS in ber SDI^eoIogie. 9JUt
lii|ntai0en idDad^tc oor Mem ber 2ei)))tfier
Qivfi^Saipaoii (f. b. 9rt. n. 3), toeld^er @)>ener
loiteGil^ |ietid)n(^ fi^nnt toor^ j[eben @d^ritt bed
HMft Obd^fpttbigerS. Sber aud^ beim Am>
pt^ fid er loegen f einefi greimutl^, mit bem
er sagte, i^ e^cfurd^tsoolle SBorfteQungen )u
aad^, Mon ncri^ menigen Salären in tiefe Un*
fiabe, BttO Ott tio&exü)d feine Qn^änger on ber
Uf^gfst Untoecfttot, 9uguft (»ermann Stmide
il b, ItiX 9aul Onion unb 3. & Sd^obe^ mit
te llmpafitdl unb ber Regierung in l^eftige 2)iff e«
m^ gcnct^, ^en feine tifembe gewonnenes
Spl 3ni SRAt) 1691 ttmtbe Bpmtt feines
Sioißcl mü^otcn« nad^bem mon in Scriin mtf
igibmatiffl^ S^fl^ eine Berufung bed unbe-
rnrnm Obcr^ofpzi^ig^rd ol8 $ro))ft an bie bor-
afr SHtoIaifiti!^ taoirft lnoht. @eine nidbt gang
^Qrige X^tigteit in ber fäd^ftfd^en fympt*
*la&t mar t>on nod^^tigem Segen, ganj befon-
kif bmn^ bcn religiöfen Smft, ben er einer Steil^e
wn Vbc&familien ein)u))flan)en lou^e. gür bie
Monberen IBcburfniffe bed 9bHd 1^ @t)ener
jebeqctt ein fid^ered SBerftdnbni|, toie er oud^
bn^ feine 3it4enbbe}iebungen unb feine Sieb-
babrnittt (er nxtr ein audgejeid^neter, au(^ fd^rift-
jttfinifc^ fe^ t^ger ^eralbifer) biefen ftreijen
«oMImib« 3n IBerlin mar Spenerd Xl^gleit
cmr fa|i aitfifd^fie|lid^ pfarromtlid^e (ber ^of mar
px äp^onn Sigidmuiü) reformirt). Sin Srfolg
acr i^ oud^ in 93erlin nid^t Derfagt. Stocx
fBgftot ber nud^temen 9rt beS 9Rdrfer8 bie ool-
hpM pietatis nb^t IVL, tot^fyiäb Qpmtt bie (Sin-
fobnuig berfcXben unterlie|, ober für feine flare
VI0 «Mtrm^lergiQe $rebigtn>eife fanb er in ben
mttefien ftreifen Serf^önbnii «lud^ auf bie
^ft^ntng bed ftitd^regimentS tonnte er mittel«
kff ffgcnSreid^en Sinflug ausüben, unb bie SBe-
«unbttnft ber UniDcrfttdt ^e, an ber feine aus
rnt^ vertriebenen gf^eui&e %. ^. grantfe unb
V. Ilnton SlnfteOung fanben, borf mit alS fein
Go! befragtet loerben. IBerbru^ bereitete il^m
kr britle ber Seif^tger |)ietiftifd^en Xj^eologen,
&babe« ber ^rebtger an ber 9{ico(ailird^ in
8aim geiDOibm toor unb fid^ ,,auS ®emif|enS-
Menfen" in ber aufregenbften SBeife gegen ben
iit^<^ Seic^lgmang manbte ; er erttärte, eS
in t|H namSgJad^, |emanben )ur SoSfprec^ung bie
(onb asf}ulegen^ uon beffen Sürbigteit er fid^
litBe gnuiijüS b<^ terfd^en fönnen. %uä) ton
{ctacn (Segntm l^tte ©pener möl^renb feiner
Sofiaer Seit SicM ju leiben ; t)on ollen Seiten
Bvtbe er befdbulbigt, ber moroUfd^e Url^ber ber
la^ in m^tfcrtigenben KuSfd^reitungen )u fein,
boRi tfii l^soüirtra unter feinen ^In^gern fid^
«Ef^ f^iilbig mad^ten« Stufig unb befd^eiben
m^U €tpener fi^ midungSDoU )u re^tfer«
tigeuj bie oft ma|Iofe @])rad^ feiner (Segner
ftod^ m ungünpigfter SBeife gegen ben mürbigen
2:on ber @)>ene?[d^en @d^riften ab. %wc feine
^Inl^änger mar er ber ^ßatriard^. an ben ftd^ oQe,
bie ein perfönlid^ frommes S^ftentl^um im bie
Stelle ber leblofen Ort^obo^ie gu fe^en unter«
normen, ouS a&en ®onen 3)eutfd^IanbS manbten ;
bie ^unberte Don iSriefen, meiere einliefen, be-
ontmortete er meift felbft ouSgidbig. 3n biefer
SBeife mar Spener roftloS t^ätig bis gu feinem
am 5. gfebruar 1705 erfolgten Xobe. S$on feiner
nie ermübenben Sll^ötigfett tonn man fld^ eine
!BorfteDung mod^, menn man Don ibm ergäl^ten
bort, ba| er in ben 14 Sauren jeiner Serliner
SBiiffamfeit nur gmeimol auf einige Slugenblide
ben l^inter feinem {^aufe liegenben $ropfteigarten
befu(|t 1^. SIS £l^eologe l^at Spener baS un«
beftreitbare Serbienft, baS erftorrte Sutl^ertbum
mieber erm&rmt unb bie religidf en Ihäfte beS beut*
fd^en SBoOeS, fomeit eS mit i^m in Serül^ng
gefommen, neu belebt gu baben. S)er latl^olifd^
fie^re oon ber 9ted^tfertigung nöl^erte er fid^ in-
fofem, olS er biefe nur bur^ bie fides caritste
formata fidb DoQgiel^en lieg. SBebenflid^ ift feine
SReinung, ba| bie SBiebergeburt bur^ geiftig«
leiblid^en 99u|fampf, ®nabenburd^brud^ unb
Serftegelung i^re SoQenbung ftnben foQ; bie
Serirrungen feiner Slnbänger Inüpfen fämmtUd^
boran an. 3n*ber SSc^atoIogie leierte er einen
fubtilen Sl^iliaSmuS. Seinem SBefen mar baS
fonatifd^, intolerante ®ebabren ber lutl^ierifd^en
ißröbicanten tief jumibcr; )u fd^arfer ^olemit
lie^ er fid^ iebo(| niemals l^inrei^en. @egen bie
tatbolifd^e ftird^e bogegen ^gte er baS DoUe SRo^
ber SSorurtbeile feiner StanbeSgenofjen; fie ift für
ildn boS „^ber ber Slpocalqpfe. 3nit unoer-
bol^Ienem SRi^trouen nal^m er ben Sifc^of Spi«
nolo (f. b. Srt.) oon SBiener-9leufiabt auf, ber
il^n auf feinen ähmbreifen )um S^tdt ber be«
tonnten SieunionSbeftrebungen in gronlfurt be«
fuc^te. lieber bie 3D}i^gIi(|!eit ber SBieberoer-
einigung ber d^ßlid^enSonfeffbnen urt^eilte
Spener nud^temer, ober aud^ rid^tiger, als ber
))]^antaftet)oIk unb ot>timifiifd(^e S)eutf^-S))anter.
Sie lutberifd^ ffird^e bölt Spener tro( ber oon
i^m tief beOagten äßi^ftönbe für bie mabre ftd^t«
bare fftrd^e gl()ri[ti, meil fte bie rid^tige Se^re, bie
redete Sermoltung ber Soaamente unb einen auf
®runb beS SoongeliumS rul^enben (SotteSbienft
l^be. @erab»u ftaunenSmert^ ift bie literarifd^
Sfrud^tbodeit beS in ber Seelforge fo unermüb*
lid^en StonneS. (Sanftein (f. u.) }äblt oon i^m
auf: in golio 7 Sdnbe, in Ouort 63 Sanbe, in
OctoD 7 S)&nbe, in Suobeg 46 S3önbe; bobei ijl
baS Sergeid^nif; md)i einmal ooUftänbig. Spener
mar lid^ftooQ unb oerftänblid^ in aQem, moS et
fd^rieb ; im Stil er^bt er fid^ ober nid^t über feine
Seitgenoffen , unb bie SBirifung feiner Stl^toril
mu| l^uptföd^Iid^ in feiner $erfdnlid§leit gelegen
l^aben. Seine bebeutenbften Sßerfe ftnb: Pia
desideria, ffronffurt a. 9R. 1676; (ginföltige
587
@|)eratnt.
(Erflfirung ber ^nftlid^en Se^re nad^ ber Orb«
nung beS fletnen ftoted^iSmuS Sut^, gfronlf.
a. SR. 1677 ; SJ^eoIogijd^c Sebenfen imb anbere
Brieflid^e 9lnttDorten auf geiftlid^e, fonberlid^ gut
Stbimung eingerici^tete SO^aterien, ^Ile 1700
bis 1702, 4 Sbe., ba}u ein Stad^trag ^Se^
tl^eologifd^e SBebenfen", 1711; Consilia et ja-
dicia theologica latina, Francof. ad Moen.
1709. (!BgI. bie int Srt. $ieti§mu§ angegebene
fiiterotur. 9iogrQ))]^ien SpenerS lieferten R. ^.
bon Sanftein, J^erouSg. Don Sood^tm Sänge/ ^aSe
1740 ; SDB. §o|bad^, $1^. 3. ©pener u. feine 3eit,
eerltn 1828, 2 93be., 3.9ufl. 1861; ©runberg,
^^. 3. ©pener, ©ötrtngen 1898.) [6. ftlein.]
$yerafii$,^aul, ^aeformator*be816.3a5r-
l^nberiS unb proteftantifd^er Sifd^of Don $ome-
fanien, teurbe am 13. SDecember 1484 gu ^btlen
bei SÜmongen geboren; fein eigentlicher Sfamilien*
name toar ©pret. Sr mad^te feine afobemifd^en
©tubien in gfreiburg, $ari8 unb an unbefannten
Orten in Stauen (?), enoorb fid^ ben ®rab eines
StagifterS ber freien ffünfte unb eineS S)octorS
beS canonifd^ Sied^teS, in SBien bie SEBürbe beS
S)octorS ber X^ologie. ©eit tttoa 1506 mar er
^ricfter; er wirfte bis 1518 in ffiinfelSbül^I, feü
S^ebruar 1519 alS 2)omprebiger imb SanonicuS
am 92eumän{terftift gu SBürgburg. 9n le^terer
©teile prebigte er, ingniif d^en mit Sut^erS ©d^riften
befannt gett)orben, in reformatorifd^em ©inne.
Se^megen unb infolge feiner Sere^elid^ung mit
Snna ^ud^S, Dermut^Iid^ einer SSermanbten beS
S)om]^erm 3acob g^ud^S, mu^te er 1520 SBurg-
burg tt)ieber Derlaffen, fanb Dorübergel^enbe %uf-
nal^me in ©aljburg unb toat 1522 auf bem 3Bege
nad) Ofen gu SSten, too er im ©tepl^anSbom am
©onntag nad^ Spipl^anie „x>on bem l^ol^en ®t»
Iflbbe ber Xaufe"* prebigte. S)abei Dertoarf er bie
eüangelifd^en Statine, fteOte baS Saufgelübbe als
einziges gottmol^IgefäUigeS ®elübbe ^in unb for-
berte bie 9Rönd^e jum austritt auS bem fflofter
unb gum heiraten auf. 21IS Pfarrer ju 3glQU in
3Mäl^ren fu^r er fort, in lut^rifd^em ©inne gu
prebigen, Dermieb jebod^, öugerlid^ ^nfto^ gu geben,
inbem er fein SBcib für feine ©d^toefter auSgab
unb $roceffu)nen unb anbere fatl^olifd^e Seri-
monien mitmad^te. S)er Sifd^of ©taniSIauS t)on
Olmü^ mad^te bei i^m t)ergebli(!^e SBefe^rungS«
Derfud^e unb verbot il^m, gu prebigen ; als ©pera-
tuS nit^tSbepoioeniger feine ^rebigten fortfejte,
tDurbe er gefönglid^ eingebogen (in ber ©efangen-
fd^ft bid^tete er eines feiner nad^malS beliebteften
Sieber [^gS iji baS ^eil unS fommen 5er*]), als
Snle^rer jum gfeuertobe öerurtl^eilt, bann aber
ju gtoöIftDöd^entUd^em ©eföngni^ auf bem Siatl^-
l^nfe gu 3glau begnabigt. 3R\i Sutl^er trat
©peratuS guerfl bur^ Ueberfenbung feiner SBie-
ner^rebigt in fd^riftlid^enSerfel^r; 1523 ging
er bann nad^ Sittenberg, »o er brei ©d^riften
Sutl^ in'S S)etttfd^e überfe^e. Um biefelbe
3eit l^atte ber 2)eutfd^orbenSI(|od^meifter Slbred^t
bon Sranbenburg (f. b. 9rt) fld^ Don Su£^
ben Stotl^ geben Idf|en, Ue «tl^rid^ mb r»
Ufjlüt'' OrbenSregel fallen gu lo^, einSBcftp
nel^men unb auS bem 8ai&e 0reu|en eine ttd^
lidSie f^errfd^ft }u mad^ S)uTd^ Su^eil Sc»
mittlung umÄe nun ©peratuS nad^ $ceu|^hi
rufen unb traf im ©ommer 1524 gu SttnjßF
berg ein. 2)ort »ar ber (dt^ofifc^ ®laube M|
aSifd^of $oIeng Don ©omlcmb Q. b. Vtt If
1675 f.) unter 9Rttl^ beS früi^ ^taoA
conermbnd^eS 3o5<unteS SriSnunn fiexcits ufc»
brfidtt; gur loeitem Sfeßigung ber «Shfen»
tion" teirfte ©peratuB o(S ^xMgtt a tat
©d^Io^fird^e, Dorubergebenb auc^ an ber o&pikfr
fd^en ftird^e, bann btml^ ^ublicotion Don ©44^
ten in ber 1523 begrflnbeten 3)ni(lem M
3o]^ann SBeinreid^. 9Rtt Sridmamt wd) ftfr
anber mar er t^otig bei 9udarbeüung ber M
Itird^enmefen im neuen f^erjogtbum rrndUa
„9rtüe( ber Zeremonien unb anberer m^»
orbnungen'', imtemabm bie erfte ftird^enDifilatin
unb rebigirte baS 1527 erfd^ienene imtepmififfi
©efangbud^, in meld^ er felbft mit fed^eigon
Siebem Dertreten mar. 9uf ®nmb einer paiki
mit $oIeng in 9}atangen 1528 Doraenomnon
ffird^euDifitation mürbe baS ^ergogtgirai linffi^
in gmei 93iSt]^ämer, ©amianb unb ^mnefasiat
getl^eilt ; (e^tereS erhielt ©perotuS (1530) orittaB
Sßol^nft^ in SRarienmerber. SIS JBx\^ t»
fa^te er bie Constitutiones synodales tnrm
gelicae , einen bogmatifd^en Seitfoben fb Hi
neuglöubigen ^rebiger, ber aber bunl^ bie Wtf'
burgifd^e Sonfeffion gleid^ nad^ beten Srf4flBi
Derbröngt mürbe. 3nt engen 9nfd^Iii| an Sb^hI
^benbmal^lslel^re befdmpjte ©peratud in 8iil
unb ©d^rift bie fpiritualtfKfd^ tAenbnid(BidiB
beS aitagifterS 9Rartin ffeQer (GeUarius) mib tac
burd^ gfriebrid^ Don ^eibed, Ißfleger ju Sfo^anÜ-
bürg, befd^fi^tcn flnl^änger ©c^metdfdbi ({.k
^rt.). ©eine S)iSputation mit bem auS 81«
l^inübergelommenen $rebiger gfabion 6(M o)
bem SReligionSgefpröc^ gu Staftenbiog (29. at
30. S)ecember 1531) ^atte fein greifbrnf 9l#
tat, ba ^ergog 9llbred^t felbjl ber neuen €Ub
guneigte unb be^bolb bie SSeröffentHd^ hr
©Quobalacten burd^ ©peratuS nid^ q/fitUk
92ieberlaffungen Don SBiebertSufem in friiBi
©prengel mugte ©peratuS gu Der^inbon. 9f
gegen burften ftd^ IBöl^mifd^e Sruber (i b. U)
an eingelnen Orten anfiebeln, nad^bem fk öl
Don ©peratuS im Slnfd^Iu^ an bie Sugttnyr
Sonfeffton feftgefe^e ©otteSbienftotbmmg «i^
nommen litten; bod^ feierten fte nad^ beS Oft»
tuS Sobe t^eilS nad^ Sö^men tbeilö mS^ fds
gurüdf unb nur in ®amfee erl^ielt jld^ eine Sdta*
gemeinbe nod^ längere Seit, ^en ©pmtatf
aSiOen mürbe 1540 bie biSl^er no^ beibAAoi
SleDation ber ^oftte in ber Stturgie abg^ÜL
Sal^Ireid^ maren {eine Alagen über aRiMfiäe a
feiner ^idcefe, über mangelhafte tl^Iogi^flanl»
niffe unb flttlid^e e^ceffe ber $rebiget, über tk
Semad^Iöffigung berfelben burd^ bie Semeiak^
j
Bptiftt.
S9&
obI^ übet Ime eigene bSxftige Stellung: er Der*
wai^S/bt 4, nod^ i|Sxeu^ gejoflen gu fein, unb
iDo&tr üAn nnt SEBeib nnb IHnb nad^ Sgfam ju-
lUB^cffii. Vndb Mf 1540 Dom^reu^fd^enStanbe-
tege netfijfaim^en Sitilel Don (hoäl^lung unb
n«irr^altmm bet fifoner enbeten feine ftlagen
n^; IMS ießcfen ffa^ feine einfOnfte bei freier
■eitel itnb gemiffcn 9hi|ungen Don gif^erei,
8bb» mft Sromtol) iä^rliii^ auf 1000 SRorf
(4000 aRast na4 ^gem (Selbe). S)a er nid^t
a^ubinnen nmBte, be$ett er 1543 bie in feinem
Intff gj^iammüit XStfrntleuer jurfid unb lie^ fid^
b>i <kdb iwn ben |nxu|if dben 6tänben auf brei
9i4ct {hmbai; er blieb aber gol^Iungdunfällig,
osb 1S49 sntlte i(m bie @äftjSb erbffen »erbetu
9ai ic|ton 3^ fo^ er ftd^ and^ genöt^igt, feine
fiegnibai Ofiter um 800 SRart gu oerpfänben.
Sofbridbtoi über 6t>eratu8' omtlid^e Xl^otigleif in
km kpm Sobten feinefi SebenS foib burftig; er
faoA ben 12» Sngufi 1551 in aRorienn^erber im
CT.EAcn^o^ (SBgLWigand,Declarisyiri8
AwJogicis in eedeeia Ofaristi evangelica
tempore noTisaimi eaeculi [^nbf d^rift ouf ber
em&fbiUiot^tguMnigjUfterg; entbeut bieftönigS-
ba§x Sfobitionen über SperatuS ouS ben 3tt(ren
15öO->1580^ tfl aber nid^ immer aon) juDer«
Opg]; Hieioria Pauli Sperati, in ber e|ron9
teBnigli^eneiabtSglatt (1402—1607), oom
Sgfanicretobtfd^eiberWttrtinSeupoIbbonSönien*
üjd, ^^comigeg. Don S^rifHan b^iSttoert, SBrflnn
1S61; ihnl (Sottfricb Sd^olb, Dr. Sllartin
tadja^ Deformation in nfid^fter Sejiebung auf
kft bttoudige SÜtt^um SBürgburg I, SBärgburg
1S24 ; Co^ $• &pttata' Seben unb Sieber,
3hBiiiifd^tt>eig 1861; (Boebele, (Srunbri^ )ur
S(f4- b. betriff Std^tung II, 2. 9uft, S)reS-
ta 1886, 177 f.; 91 Don gfloni S)e8 pome-
fsoMcn S9i|(^of9 $. @|)eratu8 9lamen unb
deiaat^ in b. ^eitfd^fft bed ^i{iorif(^en SBerein§
^ bm 9tf8ierungdbe)irf ÜRarienmerber, 21. ^eft
[1887] ; ^ßottl Zfdbfktfert, Urfunbenbm^ )ur 9le-
biauiimiflacf^. b. ^erjogtl^mft $reu^ I— in
t^ibRortioaen au§ b. mnigl. $reu|if d^en Staats-
atOfiom XUn— XLYX Seipj. 1890; Xf^adert,
9^ Spcrotui, eDong. Sifd^f Don ^mef., ^aUe
1891.) [3of. ffolberg.]
$fC9fr (Bpün, Spira), Stobt unb f8U
f 4of if 1 1 in ber fe^en bat^rifd^ 9t^int)fal},
•n ber SRinbung beS Spta^ttbad^ in ben 911^
ffdegoip ^ feinen Urf)>rung in bem Orte 9loDio-
oegid, ben fettifü^ SRebiomatrifer in ben Dor»
IMfUi^» Seiten gegrunbet litten. Um 72 D. iSljit.
wttAm ftt Don ben germanifd^n SSemetem unter
tnovifk Jmbrfingt, aber aud^ le^tere Don Säfar
ntmmirfinu S)o 9loDiomagud Derm5ge feiner
kScn Soge ouf einem Don brei Seiten burd^
8oi{rr gdKctten Sorffirunge befi ^od^ferfi ein
fW|cnber flnoienpunlt ber 3lbeinfb:a|e unb i^r
Sobinbiiitgltoege imd^ ben ®c6irgen mar, er|ob
H p4 taw aixA tinem SaßeS }tt einer SRuni»
c^peht^ toddft fett 9(nfang beS 4. 3Qb^un-
bertfi ben 92amen Sobnia ütemetum ober Dtemeta
erl^ielt SUS fBifd^f berfelben (ber einjige be-
(annte Dor ber großen SöUermonberung) erfd^eint
3effe unter ben Seien ber S^nobe Don Sarbica
uno ebenfalls unter benen einer nun als öd^
erfl&rten S^nobe Don ftöfo (346). SBd^renb
beS 9{iebergangeS ber rdmifd^en TOad^t mej^r»
ma(8 Dermüftet unb befonberS Don SonßantiuS
Slaloms (gefi. 306) mieber aufgebaut, ttmrbe
9lemeta Don Sttila 451 mobi gänjlid^ gerprt
Sllein aus ben Xrümmem er^ob ft($ unter frön«
fifd^er {>errfd^aft, menn aud^ langfam, eine neue
Stobt, für meld^ ber 9}ame Spiro Dom 6. bis in
baS 10. Sal^rl^unbert aSmdlig bie Oberl^anb ge*
mann. Sfür ben Slnfang berrfd^te mol^I oud^ in
bem fpötem SiStl^ume Speyer baS unter ben
ölteren gfranfentönigen flbCd^e Softem ber 9iegio«
norbifd^fe ; er|i mit bem 7. Sal^l^unbert beginnt
bie 3td^ ber Sifd^öfe mit feftem Si|e unb ab-
gegrengton ftird^enfprengeL S)aS erfte ^ol^r*
toufenb il^reS SeftanbeS mar für bie Stobt, un*
gead^tet ber Dielen Admpfe mit ber ©eiftlid^feit
unb mit ouSmärtigen ®egnem, gumeilen fogar
mit bem ftoifer, fomie tro| Dieler Stoiftigfeiten
ber Sürger unter einanber, ood^ eine günftige 3eit
2)ie Sfürforge ber frönfifc^en unb beutfd^ ^-
fd^er, bie }u Speyer eine aem befuc^te $fal} unter«
hielten, bieSereid^erung beS bifd^df(id^ Stul^teS
unb ber (Beiftlid^Ieit mtt ®fitem unb Ked^ten,
befonberS ober bie (Sxf^tfmna beS Sifd^ofeS gum
toeltlid^en ^erm aber bie Stobt bemäbrten fld^
als ^aupturfad^en eines glätflid^ Suffd^mungeS.
Sie State Speyers fnüpft fid^ ober eigentlidb an
bie ®rflnbung beS 2)omeS burd^ ben Ifaifer mn*
rabIL(1030). Sal^Ireid^eaBerSeuteunbJhlnftler
mürben boburd^ in bie Stabt gegogen unb ®eift«
lid^feit unb Silrgerfd^aft gu l^bl^eren Seftrebungen
angeregt. 3m 11. 3o9rl^unbert Dergrö^erte oud^
9if d^of Subiger |)u|mann bie Stobt but^ herein«
giebung Don Sltfpe^er, unb fein 9tad^foIger 3o«
bonneS L (1090—1104) DoOenbete bie Sefefti-
gungSmerfe. 9Rit3ufHmmungbeSlBifd^of81Bruno
legte 1111 ftoifer ^einrid^ V. burd^ feine $riDi«
legten ben ®runb gur (Erhebung Speyers gut
9leid^Sftabt, eine Umgeftoltung, bie erft 1294 burd^
ben Sfibnebrief beS Sifd^ofS gfriebrid^ obgefd^loffen
nmrbe. ^üt bie Sebeutung ber Stobt mä^renb
bcS Mittelalters fpred^en oud^ bie Xl^od^,
ba| Speyer mit Sortiebe gur 96baltung großer
unb glöngenber Serfommlungen fomie gum 9uf«
entbolte beS 9leid^Sober]^aupteS gemöblt mürbe.
3n ber hurgen grift Don 1496—1528 fonben
g. 9. fed^S oSgemeine Stobtetoge unb innerl^alb
eines Sol^aufenbS 28 9lei^Stage l^ier ftatt,
mül^renb Don ben 53 beutfd^en A5nigen unb ffoi-
fem bis gum 17. 3o^]^unbert etma 80 in ber
Siegel mel^rmolS fttrger ober Iftnger gu Speyer
Dermeilten.
S)ie gufommenlängenbe 9lei](e ber 88 SBifd^öfe
beginnt (ben oben genannten 3ef[e olS erften Si-
fcl^of gegäblt) mit 2. ^ffvSb^, beffen Unterfd^
&pt^tx.
5M
23. eieiboho L aOS9 US 11. «))ril 1051), Don
^cnai4| lU. cmomü, fe|te bie ftaiferin ®ifeta
IPV Sc^tCR i^ni iScmotlefi im S)ome M unb
ia|ifiB(t Tci^c Seoabunficn fite ben Z)om, icbod^
pn 2i^il untcc IBebinjaunom , burd^ loeU^t
«m ttononiteni eine gnmffe @elbfiänbigfeit ein«
unb bk \fitat eigene SBertoaltung, ®e-
«ib Seomtenemennung beS 2)om«
kgrihtbä nwrbe. Son feinem Körner*
M auf bet €9nobe oon @uM nad^
_ bc6 €4i8mo9 @uibger Don Somberg
Wttmaa IL (f. b. 9rt) tum !ßQ)>fl erl^oben
mbe, führte ^ctnti^ HL ben 8eib beS am
SL Viiq 1046 im Kufe ber ^igteit geworbenen
(Buibo tN>n ^omt^ofa mit unb fejfte i^n )u
anf ^ßfingften 1047 oor bem ^od^Uore
bct mm Sobonnetfird^ bei, moburd^ biefe nun
kB Samen eutbofüft ober SBeibenftift belam.
Sem Sonc mibmeie f^einrid^ HL bad nod^ oor«
boMae baupt bcd fi^l\%tn $a)ified Stepbon L
iant onoere ^igtbümer mü) ftleinobien, bor-
wMtis m eolbcned, oon 275 perlen unb 188 Sbel-
IbBnen fbnbl<nbe8 iheuj mit Stüden oom beiligen
fiiai ttiib iM>n einem ber b^Iigen 9lägel. $er
Sifdiof felbfi ober, ber jid^ megen Simonie imb
9cteii4 oor &o IX. mtf einer @Qnobe )u TOainj
MM9 burdb <Eni|ifmig bed b^gen Sbenbmabied
xrttfotifiea vni^, fonnte bie oerfc^erjte ®unft
bei flnngen Ihifoft nie mebr miebergetoinnen.
2Sl Imolb L, <Brof oon gfolfenberg (1051 Bis
10S6), oof^ no4 einonber 9bt oon SBei^en-
hng« ttmburg, CoroeQ unb Sorfd^, oertooltete
\am Senkt mU denfo oiel SBeiSbeU als ßnt-
ftictai^eit 80. ffonrab L (1056 bis 12. S)e-
amba IQGO), beffen ^amt auf ben filteften Wai»
^ ftfd^dat, erbiett oon ^nrid^ m. fär ben
£tai ben ^of Snubfol, bie fl^atere Stefiben) ber
89Mfe. f bcnfo bd)eutenbe ® üter oon ^einrid^ lY.
SL Sinlborb IL, <Braf oon ffalendlnbogen (1060
W 28. ^AauK 1067), oorber 9bt Oon flimburg,
BtS cc iBiiSi oB Sifd^of blieb, fab ben 2)ombQu
li}61 toHcnbet: gleid^ barouf beftdtigte ^in-
h^ IV. ben eif^ofe ole frilberen Siedete unb
^oobctkn itsib oermebrte in feiner Sorliebe für
Bvem bie Sefilungen beS SiStbumS in beinahe
ioKbMnbenfd^Skife, »o)u Sinbarb ben befien
Sbdl hn JKxi&enf(b^e oon Simburg nad^ 6|)eQer
s ben ^tm fiBerfAbtte. Un&bnlid^ feinen Sor-
fßxtS^ai Bwr 82. ^einrid^ L oon 6d^enberg
a067 bis 29. S)ecember 1072), ein 3ugenb«
ynof^ vnb eifriger llnbSnger ^inrid^ IV.
fcmif&btig tmb bod^abrenb, oergeubete er bie
fofb^ beS ^oebPiftcS in einer flbpigen ^of-
bdtmv imb f^lb^Ji^ n^t foflor bie IBefikungen
i^ 64fi|e beSfdben gu oerpfönben. S>arum
cabtt 83. Subteet^ genannt ^ubmann (1078
bä 22. gebmor 1090)» ein SDlonn oon frommem
SaabeC bonnif bcbo^t fein, feine Serbdltnif{e toie«
kr}S0Thisai. ffieil ibn^nrid^ IV. babei unter-
fikH. ßonb ber 9tf<^of im ffom))fe gegen (Bre-
pr YIL auf 6eika beS ftbnif^ unter 9ln-
brobung beS SonneS nad^ tRom oorgelaben, unter*
aeidpnete 9tübiger auf ber @9nobe gu SBormS
1076 bie aibfebung beS IßapftcS unb mürbe baf ür
oon bem Sonne mitbetroffen. 9ucb nad^b^r, g. fd*
bri ber SBabI beS ®egen))a))fteS ®uibert oon »0«
oenna, bielt ber Sifd^of feß gu ^einrid^; er mürbe
baffir burd^ Segabungen beS 2)omeS reid^Iid^ be*
lobnt. Sifd^of Slubiger ermeiterte bie etabt
Stierer, inbem er baS nbrblid^ gelegene S)orf
Wtfpet^er in bie SRingmauem bereingog ; bort mieS
er au(b ben bamalS b^ftig oerfolgten Suben ein
befonbereS, mit einer bobcn IDlouer umgebenes
Viertel an unb gemobrte ibnen bie günftigften
(gefebe, bie fie in irgenb einer @tabt beS 9iei(beS
genojfen. €4Ue|Iid^ mürbe er am 12. 3anuar
1086 für alle feine 9iad^f olger gum ®rafen beS
Speper- unb UffgaueS emonnt, ftarb aber un«
auSgef öbnt mit ^ft Urban IL im Sänne ; er
mürbe in @t. ®uibo, beffen SßobUbater er mar,
begraben. Sbm f^Id^c ber 9leffe ^einricbS IV.,
84. äobanneS L, ®raf im ffraid^gau (7. Wärg
1090 bis 26. October 1104), faum 27 Sa^re
alt, ein fittenreiner, frommer, gegen Sirme unb
ffird^en bb(bft mobttbötiger Oberbirte, ber aber aÖ
Snbanger ^inrid^S oon Urbon U. in ben Sann
getban morben mar. SBie fein Sorgönger befd^übte
er bie blutig oerfolgten äuben (1096) uno oer«
anlabte ben ffbnig am 10. a[))nl 1101 gu Speyer,
bie SRed^te unb fjfreibeiten ber S)omgeiftIid^feit gu
beftätigen, gu orbnen unb gu oermebten. S)em«
gemä^ mobnten biefe nod^ im 9Rünfter (clanatro),
aber nid^t me^ in gemetnfamem Seben, fotibem
mit gefonbertem 6auSbaIte. Unter Sifd^of So«
banneS mürbe ftbmgin Sertba (geft. 27. S)ecembef
1087) gur Ked^ten ber ffaiferin @ifela beigefebt;
oom gried^ifd^en jfaifer ^UesiuS erbiett ber 2)om
ein loftbareS 9ttarblatt. (Srft nad^ bem Xobe beS
Sifd^ofS mürbe (1115) ber föpfllid^e Sann auf
Sitten feiner beiligmö^igen Stid^te «belbeib Oon
^fdbaliS n. gelöst, ainbdnger feeinrid^ V. mar
85. @ebbarb IL, ®raf oon Ura^ (1. 9{oo. 1105
bis 1107; geft. 1110), oorber «bt in ^irfd^u,
ein 3Ratm oon großer ®elebrfamfeit SrSmmig*
feit unb ßrgebenbeit gegen ben btiligen StubL
6r nabm Xb^ on ber Sibfe^ung {>etnrid^ IV.
gu SRaing tmb lie^ beffen Seid^e, als fie nad^
Qptt^tt gebrad^t mürbe, in ber 9lfrafa))eIIe un«
beerbigt nieberfeben. SBobI burd^ feine Strenge
gog er fld^ befonbeiS in Speyer oiel Serger gu,
maS ibn bei feiner ffrdnnid^feit oeranlabte, abgu«
banlen unb ftd^ nad^ Srucbfol gurüdfgugieben,
36. Sruno, ®rof oon @aarbrüdten (1107 bis
19. October 1123), oorber Sbt oon Simburg,
begleitete f^einrid^ V. nad^ Italien unb mar gu
SRom SibeSbelfer bei bem Sertrage gmifd^en ibm
unb $af droits n. im W^xxl 1111, morauf am
14. 9luguft im ©pe^erer SDome bie Seijbe 6ein-
rid^ IV. oon bem jfaifer an ber @eite ^in«
rid^S in. beigefe|t mürbe. 3um S)anfe für bie
%nbanglid^leit an feinen Sater gemöbrte f)ein»
rid^ V. ber @tabt Speyer ben berfibmten g^ei«
tsi
Spt^tx.
598
3ignik indb bU IBfaxen fan IReid^ ol8 f efai ftonjlcr-
io! Midb »aicn. 3n bn ^Ittil tmirbe ^einrU^
m ^ fMenfcinUid^ $ortri unb für bie mOfi
Sil|dn« imi &oOanb gemonnen, toaS aud^ ben
^o^ft m eitnpqeiBungtn ffit ben Slfd^of Be-
••^ 9ri tan tieom ff öntge ))crf(!^ffte il^tn feine
awp^jt nib QmbftArfett balb bie ftan}Iem)urbe.
Born ämiocni) IV. ^e er bie Untoorffd^ft auf
^oA Sifl^nm 8Bär)bttrg etl^ßen unb }og, al8
taSfrfbt 1254 erl^t nmrbe, bekoaffnet in bie
&aM SBsqhirg ein ; oOein Wesonber IV . ent*
^ti3> gegen ibn niib fSr ben Dom SBärjbtttger
<^9itef anfl^Um 3rtng Don tRinfiein. 3laä)
SM^ Sa^elmi lobe trat 9if j^f ^einrid^ gegen
lä^nb Mm eomtnollifi für ftönig WfonS Don
Ci^ttiai mif, ualexiDatf {Id^ jebod^ jule^ 1258
best KBma HtU^. 3m 3. 1269 Bebrol^te eine
n^rbcUBd^ Knfd^eHung bed Xl^eineS bie
fcsahmaittcn befl Z)omeS, eine ®efa^r, )u beren
Itacnbmm b(tf Somca))iteI bur^ l^ol^e @e{bft-
tepmmnig bte SRtttel gettKxnn. 3n ber @tabt
isB ci bomoIS |u Unru^n. Obgleid^ ber %i-
fftof bm 6))f9erer Särgem bei mel^rereh 9n-
Ufoi fein SBoBlDwOen gegeigt unb fogor fänf
eef^BDobm berjf (6m nad^gegeben l^tte, ertaubten
Me 9m«r fUb bod^ neue ®en)altt]^ten, mogegen
bk •etpn^ gur VbtDtl^ fid^ Derbanb. 918
an bcf Suftonb beS SfauftreqteS in ber €tobt
»mir mtf/t fi&cr^nb na^m, mu|te ber Sifd^of
a ficiMnbusie mit ber €t(U>tbel^trbe fhafenb ein-
kttfitm rnib Üfii bieg 1265 mit (Erfolg. Sifd^of
prnxiiilt bcmio^te fein aonjeS Vermögen }u from-
-aa mä) iDO^B^tigen fftotdtn, fo namenüid^ }ur
t'dgung ber 6d^Iben beS &od^ftifte8. tßor ber
Bo^l beS nciMn Sifc^ofS, 51. gfriebrid^, ^erm
sm 99olonbeii (Dom 4. 30lär} 1272 bis 28. Sa«
Btr 1802), «vereinigte fid^ boS (Eopitel )ur 9uf-
^«ng einer SBa^IcoDttuIotion , looburd^ bie
»Ty^&^if^ Sed^te ju @unflen beS Sa))itel8 ein-
gcfd^Dbdt »urben. 9m 24. October 1273 ttol^nte
|Scidri4 SU fUid^ ber ftrSnung Kuboltt Don
()dAing bei {ufommen mit Otto, bem ißropft
im fit Oiribo« ber bie SBa^I Dermittelt batte
«tb &ofhni3ler Shtbolfd mürbe. Obgteid^ öfter
ta O^lge btf miiig«, Demad^Ififfigte Der Sif d^of
b»4 bie Sorge fftr fein SiStl^um nid^ 3n ber
€t^ ^ob ei miraer Unrul^ 2)ie IBärger f m^ten
he Xe^te ber (Steififtd^en auf iebe SBeife }u
fifta&Ieni, loib om S^atfreitag 1277 mürbe fogar
ber Sombeoan auf tan ®ange jur 9Rette grau-
em ermorbcL S^r fBerul^igung ber IBurger er-
8äzte 1280 ber Sifd^of urfunbli^, aOe Stedfite unb
istSftttm tar Stobt ödsten unb Dertbeibigen au
Mflen (bk Smntentng biefeS SerfpreddenS muroe
1^ Don jetan Stf d^ofe f eitens ber Särger ge«
fbrim nnb gar Sebiitgung feined Stnritted in
tkStM gtmaAt). 9Ud aber bie Angriffe beS
aoMn^ed auf Die Siedle ber (Seiftlid^feit immer
Ate ginsen, Derftängte enbtidj ber SBifd^of ba8
3ttaMct Sbn bie Stobt unb fd^ritt, ba bie fB&t»
pt gä ftaab unb ^^nbenmg übergingen, jur
SBieberDergeltung. ftönig Stubolf fd^Iid^tete ben
6treit burd^ @d^ieb8f))rud^ Dom 21. October
1284; ber Sifd^of mürbe j[ebod^ au8 unbefannten
tSrilnben Dom ftöntg felber 1286 au8 feinem
Sprengel auf längere 3eit Derbrongt. gin gro^e8
Unglüd brad^ 1289 aber baS f^od^ftift l^rein,
inbem ein ungeheurer Sranb ben gangen 2)om
Derbeerte. S)ie Opfermiaigfeit be8 IBif^of8 unb
be8 S)omca))itel8 unb p^\mSft Sbla^erirdmiiffe
brad^ten aber bie balbtge f d^dnere Sßieberberfteuung
jtt Staube. 2)ie legten 3a^re be8 99tfd^ofS mürben
mieber tl^ilmeife burd^ Streitigfeiten mit ben
bürgern Don Bptt^ tmb mit ben boriigen Dier
geifttid^en Stiften getrübt. 2)er (Sr^bifd^of ®tf
$arb Don aRaina Dermittelte am 23. 3uli 1800
einen ^eben jmifd^en bem 2)omca))iteI unb bem
SBifd^of , bod^ fanben bie Streitig!eiten mit ber
Sflrgerfd^ft fein (Enbe; benn 52. Sigiboboü.,
&err Don Sid^tenberg (1802 bi8 12. Januar 1814),
Dörfer $ro)rft Don St. ®uibo unb ©enerafoicar
be8 Dorigen 9ijd^of8, ber fettiger bei SSert^eibigung
ber Xed^te ber @eiftlid^feit an ber St)i|e geftanben
batte, erflärte ben Spe^erem, bie Dom SBifd^of
Derlangte Seftotigung aO ibrer feitl^erigen Sterte
fei eine Steuerung. 918 er bie Stobt mit bem
Sänne belegte unb gegen fie Semaffnete fammeOe,
fam e8 }u gegenfeittgen (Semalttboten. Snblid^
mürbe ein Sd^iebdfprud^ Don beiben Seiten an-
genommen; bod^ Dergog fid^ ber ßinjug be8
9ifd^of8 unb bie C^ulbigung bi8 ^rbft 1808,
mo ber Sifd^of bie SRed^ite unb gfreibeiten ber
Stabt urfunblid^ befiegeUe. 9m 80. augujl
1810 fanb }u ®ptr^tt bie Selebnung 3obann8
Don Su£emburg mit bem Äöntgteid^ Sbl^men
unb am folgenben Zage fefaie SBermöl^Iung mit
ber bd^mif($en ^ßringefftn eiifabetb flau, mobri
aud^ fonft mid^tige Xeid^Songelegenbeiten unter
Seiratl^ be8 93tf(|of8 entfd^ieben mürben. Sie
beiben le^ SmtSiobre Sigibobo'8 mürben burd^
Seud^en unb ^unger8not| getrübt. (Sx \avb,
mie au|er i^m nur no(^ ffonrab Don Sd^«
fenedC, feine Stul^efldtte in bem ffönigSd^ore.
mfft mtt ȟdTfid^t auf feine SSermanbtfd^aft aI8
feiner SBiirbigfeit l^Iber mürbe 58. (Emid^, (8raf
Don Seiningen (1814 bi8 20. 'Hptii 1828), ge«
mäl^It, ber balb megen einer 93ifttation be8 ^om«
ca))itei8 mit biefem in Streit geriet^ unb fid^ ba-
bei ben (Sin)ug in ben S)om burd^ Sinf(blagen
be8 $ortaI8 erjmang. (Sx jeigte überbaupt melt«
Üd^en Sinn, ^örte unb i^oäji]af^ttüJs>t% SBefen.
Sinige Saläre nad^ feiner Srl^ung marf man ibm
Dor, ba| er aI8 99ifd(|of nod^ feine ÜReffe gelefen
l^abe. S)od^ mor Smid^ in Sejug auf Orb«
nung, 3ud^t unb erbauIid^S Seben feiner ®ei{i«
lid^feit nid^t8 meniger aI8 gleichgültig, mie nod^
fBtnäjl^dt au8 Spnobolbejd^lfiffen bemeifen. 3n
ben j^ämpfen smifd^en Submig bem Sägern unb
Sfriebrid^ Don Oefterreid^ mürbe Sparer Don
Sriebrid^8 Sruber breimal Dergeblid^ beftürmt unb
ba8 (Sebiet beS ^od^ftifte8 furd^tbdr Dermflftet
Surd^ feine Ißarteinabme für 8ubmig im ffompfe
M«
Bptt^tt.
600
«iM ^lyonml KXU. %»« «^^sf €»4 fU» ben
ißAim |it; ipoirni^ et fii^ jiA^ m ftimr amtfi«
HnUl^ MßMSb€m Uc^ 2)11x4 t)ö)>[Ui(l^
DU ««At M. 9Bcit|»1b, ®raf toon
(U^V_»wVec ^l^di^^orbcnd-eomtur,
Ott] bm S'iti^iifMM m« epe^n etl^oben, in-
btft iw^^ v<^ 3<^ m^ 6tta|burg tronS-
feM« Tb« fldM|^ bcc fc^n t)or^er üom Sa«
trtifl «eMIte (».) flBoIxam, ®TQf oon Selben}
nz^ M «,«»flpitl 18d6X in ben ^i beS
"" " " ' €f oiiyfiim oBer nie ble Konjecrotlon
I Me Mblti^ @efd^fte fnned SiS-
€f0i^of SoOmin »on s!rier, too)u
kr e^olbmlafl bed Sifit^umS unb ben
^^ i SettM^tniffen aud^ beS Sifdjof»
Anbrflid^rii Httnmtte. @o fanb fein Slad^folger
M, <k4ak, ^ Don e^renbetg (25. 9lot>einbet
1S86 M 28. Secember 1363), ein etfo^renet
nb gcMnbteraRonn, SieM gu orbnen. gfreilid^
mäfmm aud^ \ipx bte meUIid^en Sngelegenl^iten
maß m Vnfimii^ old bie gei{tli<]^en, loie er benn
ccfl vn 1850 bie )Ȋ)){Ui4e 9lnertennung erl^ielt
vnb mit bem Srnff <nig ber Simfeaation f elbft bo«
«oB niN( ^ iDenig beeilte. SBei ben Secl^nb-
fmgcn hierüber mit 9iom erhielt 3nm)cen) VL
oh4 flomtnil Hon ben SBa^lcopthilotionen unb
Miorimcte 9itf ^bung ber uncononifd^ ^[hmtte in
baifelben. SRit SoOmin Don Xrier traf aSifd^of
So^arb ein tlebereinfommen megen Stüdgal^Iung
ber Don biefem fftr &pt^tt gemad^ten Endlagen.
2)ie (Bunfi beft ftöntgS Suburig benu|te er, um
&üf e bei Xügung ber e^ulben beS ^o^^fted ju
odmtgoi. S)ie infolge beS 1349 mutl^enben
•fd^UMqen Xobefi" aud^ in @))e9er ouftretenben
^gelbmten riefen bafelb|t nne onbeno&rtS eine
l^efttge JubenDerf olgung IjierDor, bie )u Der^inbem
ber Sifd^f unf äi£|ig nnir ; bomolft mürbe bie feit*
l^gc iubifd^ ®emeinbe in Speyer Demid^tet.
Silbe 1854 begleitete ber »if<^f ffarl lY. nad^
9bm )ur ftaiferfrönung, too er Don Staxl baS Se(^t
<n)>fing, für bad ganje Sleid^ 9lotare )u ernennen
unb Stittere^ren su ert^etlen; 1356]^ieItberSifd^f
(iiie@i;^nobe)u@pe9erob,aufn»eI4)erber9egf|arbe
Qcxt^lb Don 9lo^rba4 (f. b. Srt.) al9 l^rt-
«fi^ger 3rrle^ Derurt^It unb Derbronnt mürbe.
S)ie 27iä(rige Stegierung (SkrJ^bS brod^te bem
^o4fKfte ^freiung Don ber @d^ulbcnlaft, 9Reth
mg ber Xe^te unb (Einfunfte unb Orbnung ber
ftcdbÜdM Suftönbe. 9tad^ feinem 3:obe to&ffiit
IM Coi^ilei frben 3)ccan Gberl^arb Don Konbed
S¥ifd^f ; bod^ gelong e« einem ®unft(ing bed
rr«. ben 9bte beS QenebictincrflofterS ® engen-
btdu 57. Aunbeii Don 8om, Don $a))ft Urbon V.
bir limuumtg unb Don fiaif er ftarl bie 9nerf en-
UH^nii^^tMofDOtt Speyer SU erfd^Ieic^en(1364).
tßct^ttb ««^ enbli«. beS etretted uberbrufftg,
csas MB «it)tr Docge Wagenen Sergteid^ ein, mo«
^Btt itetat IK ben ^fi^ beft Sidt^umS gelangte.
^ tsflüo^noi^ btft le|lem \oax grofentl^ild
•tntc^ aaj^ jmsbü^ ; bo^ toeilte er ^pger
sm JSatLriüim^Qk iari> ergab fid^mel^ ben toelt«
(id^ ®efd^ftett ott ben tird^Iid^en Sorgen
ämmerl^in t^t er aber bod^ Siele« )um Sd^uk
unb jur ÜRel^rung ber Siedete feiner ftitd^. 9taq«
bem Sambert ft(4 1871 baS Sidt^um ©tro^urg
unb Dier ^a^re fDftter 93amberg Derfd^fft ^tte,
)og er fid^ f^Ueblid^ mi^mut|ig in ble ^btei
@engenba(^ )urüd(, »o er am 8. 3u(i 1899 fiarb.
IBei feinem SBeggonge nod^ Strasburg tourbe
)u ©pe^er 58. %boIf, ®raf Don 92affatt (1371
bid 1381), mit 18 3a^n sum Unfegen bcSSiS-
tl^umd gemäl^lt 9(fi er 1378 }um Sqbifc^of Don
SRaiu) ausgerufen tourbe, fud^te er tro^ )>d|>fUu!^er
9blel|nung gegen ben Dom ffaifer gemünfc^ten unb
Dom Rupfte ernannten SRorfgro^ Subioig Don
3Rei^n feine %nf|)räd^e bun^jufetien unb brod^
baburd^ baS ^od^ftift in blutige ff&mpfe unb
fd^mere Sd^ulben. Sublid^ erl^ielt %bo(f, nad^bem
er meber Don (Sregor XI. nod^ Don Urban YL bie
Sinedennung ald Sr^bift^of Don SRainj l^tte er-
langen tdnnen, biefelbe 1379 burd^ ben ®egen-
tmpft Siemens YIL, mobet er iebodl^ baS 93iSt^um
Speyer ebenfalls beließ. 9lun mürbe Don Ur-
ban YL 1881 ein neuer Sifd^of Don @pet^er in ber
$erfon beS audiior roiae 59. 9ltcolauS I. (ouS
SieSbaben) ernannt. ®er brüdenbe 93ergleid^
Don 1389, ben 9li€oIauS mit bem mäd^tigeu Sr^
bifd^of einge^n mu^e, mürbe 1390 burdji ben
Xob ^bolfs geldSt unb 9licolauS erl^ielt ben un-
befd^rftnften )8eft| beS ^o^ftiftS. (Sr fud^te bie
geiftlid^ Ißenoaltung unb bie ienütteten ginan^en
mieber ^u beffem unb fd^eint ein befonberer greuiib
beS SBouenS gemefen )u fein, inbem er namentlid^ bte
Dermal^loSten iQiurgen miebet^ftedte. Xro^bem
tonnte er bie Siebe beS SomcapitelS unb baS ßin-
Deme^men mit bem tRat^ Don ©(»eqer nie gati)
erreid^en ; bie @tabt Bptr^ 1^ er als Sifd^oj
nie befugt. Um feine Sinffinjte )u mehren, be-
gunfHgte er bie Slieberlqffungen ber Subett in
feinen Stöbten. Sie nadQ feinem Xobe (1396]
erjbigte )iDief))aIKge SEBa^ Don Somco4>ituIai
(äottfrieb Don fieiningen unb ataban Don ^elm<
ftöbt mürbe Dom Zapfte )u (Sunften beS le|ten
entfd^teben, ber feinen ®egner bur«:^ Segabmi^
unb jtenntniffe meit fiberragte. 60. %aban, gFrei
^err Don f^elmfiäbt (1896 bis 1430; gefl. 4. ^o^
Dember 1489), l^tte eine mäj^DoSe unb ftfinnifci^
Stegieruna. Seine gföl^igteiten unb ifenntniffc
benen er feine ßr^ebimg oerbanfte, beutete et ge
miffenl^ft |um Sol^le beS Steid^eS unb ber <Krd^e
SBegen feiner ftlug^t unb Umftd^t erhielt er ba^
ftan^teramt bei ft5nig9hi))red^t; feine (^fd^loffm
^eit ermutl^igte il^ jum freUi«^ erf olgtofen ^ampf
gegen bie Unab^ftngigfeitSbeftrebungen ber @pei^e
rer. S>er fturl^ut Don Xrier brad^te il^m neue (^^rer
aber aud^ neue ftampfe, bie er, Don treuen Sf^eun
ben unterftu^t, fiegreidji auSfod^t, um fd^iIiegUd^ au
fttieu etüdCen bie 9Ititra Don Speyer (1438) un
ben Stvacffat Don Xrier (1489) mit einet fitrge
9ht^e in e^ren )tt Dertaufd^en. pr fBeobad^tuii
ber Krd^lidden Sorfd^riften mar er bei feinen &t\\
lid^n burc^ @Dnobalbricfe t^g ; er beronlo^
608
ept^tt.
«M
(6. SeptemBtr 1504 US 8« gfAnior 1518), Oor«
1^ S)omf&t9er in Speyer, ein gelel^tter, aber quS*
nel^menb einfädlet unb f^mifamer SDlann. 3n
17 no<l^ Doil^anbenen Senbbriefen befömpfte er
bie aRtIftönbe bei ©eiftlid^en unb Saien unb lie^
eine Siocefon-Sgenbe bei $eter 2)rQd^ in @))e9er
bruden. Unter i|m untrbe t)om 2)omca|rfteI unter
Snberem ber berfil^mte Oelberg mitten tm ftreug«
gange errid^t (1509). Xrübe unb forgenooS
mar bie Steuerung 68. ®eorg8^ $foIjgrafen bei
Stl^ein unb ^erjogS in SBopem (12. gebruar 1518
bid 27. @e)>tember 1529), ber niddt toegen feines
SBerbienfleS, {onbem auf ben bom anmef enbenftaif er
unterftültenSBunfd^ feineS9ruberS,beS ffutfürften
Don ber $fa^, Dom {ögemben Somcapitel ge*
iDöl^It nmrbe. 93om ^|kx))ft erl^elt ber nod^ nU^t
27{äl^rige $rftlat bie (Erlaubni|, feine Dielen an-
beren reid^en ^frünben beijubel^ten. ÜRit feinem
S)omco))iteI ftanb er in gutem SinDemel^men, ob*
glei^ biefeS i^m megen ber Soften feines ^ofl^oÜeS
emfHid^ SSorftelungen mad^te. Sorgen brad^ten
gunäd^ft ber 9Ri|tDad^ Don 1517 unb eine Seud^e
(1518), bann bie Uebergriffe ber fturpfalg, enblid^
bie ®IaubenSfpaItung unb ber Sauernf rieg. Xro^
ber SRol^ungen vmb aRa^regeln beS Sifd^ofi
breitete ftd^ bie Snlel^re aus, unb aOmälig tourbe
{Bifd^of ®eorg felbft gegen bie neugl&ubige 9tid^«
tung aud^ in feiner nöd^fien Umgebung fo nad^«
fid^tig, ba^ il^m baS S)omca))iteI emfte Sorl^*
tungen mad^te; nun erlie| er ein Stunbfd^eiben
an bie Sel^nStrftger beS 99iSt^S gegen bie lu^e-
rifd^ ^irebiger ol^ne Erfolg. Seit ber Ofter-
mod^e 1525 begann eS im dod^ftift unter ben
Säuern gu gä^ren, unb ber Sufrul^r Derbreitete fl^
Dom 93ru]^rein immer meiter. S)er SBifd^of fto^
|u feinem SBruber nad^ ^eibelberg; aud^ baS
JSjopM, baS ben Sptt^tttm nid^t traute, ergriff
SRalregeln für bie Sid^erl^eit feiner SRitglieber
unb ber 2)omfd^||e. Salb mar aud^ ber gange
&p^tx%an m 9ufru]^r. SnfangS fud^ten ber SBi-
fd^of unb ber ihtrfürft burd^ 9JlUbe bie %ufrul^rer
gu geminnen ; alS bief eS f el^fd^Iug ^ griffen bie
Surften gu ben Sßaffen unb mad^ten bemSufrul^r
ein blutiges Snbe, morauf bie@))e9erer glei^faSS
bie Dom S)omcapitel ergmungene „ätod^tung"
l^erauSgeben unb ben Bfcatus quo mieber an«
erfennen mußten. S)erSBifd^of lie^beraSSd^o-
nung unb 9RiIbe malten, feine fortgefe^ gu gro|e
Stad^ftd^ gegen bie ^Reugläubigen in feiner Um*
gebung mürbe burd^ bie (gntfd^tebenl^eit beS S>om*
capitels aufgemogen. SBifd^of ®eorg mol^e, burd^
ein befonbereS )>ä))fiItd^eS @d^reiben ermal^, bem
Keid^Stage gu Speyer Don 1529 bei; bod^ ftarb
er balb barauf an ber @eud^e, bem «englifd^en
©d^meife". 69. «ß^ili})}) IL, greil^err Don glerS-
]^eim(1529— 1552),Dor]^er2)om))ro))ftin6l)eDer
unb unter Snberem aud^ $rofeffor beiber Steckte
on ber Unioerfttät |)eibelberg unb Beotor magni-
ficus bofelbft, begann mit Srfpamiffen in bem
bifd^dflid^en ^auS^Ite. 2)ie aS}a]^Ica})ituIation
entl^ielt ben neuen 3ufa|, ba^ fein S^nobalbrief
ol^ne beS 2)omco)>ttelS (Bene^migung oufigel^
bfirfe. Son flarl V. mürbe ber Sifd^f gum
oberßen (Eommi|far unb Seifig in ber Kegierung
ernannt unb äbte baburd^ bebeutenben (Einflul
auf bie beutfd^e ^olitU. £r ^e Don Xnfong
fd^on SllleS aufgeboten, feinen Sc^mager grong
D. SidKngen Don feinen $(änen abgubringen, unb
nol^m fi($ f))äter beffen IKnber mit (Ei^olg un*
ermüblid^ on. $^i)>|) mar einer ber mentgenSi*
f d^bf e feiner Seit, bie ftd^ aud^ ben geißtid^ Ser*
rid^tungenperfönlid^ untergogen. Son feinem fin^*
lid^en difer geugen bie 51 @enbbriefe, mdd^e auf
ben iäl^rlid^ 2)idcefanfQnoben erlaffen mürben.
2>ur(b fein ftrengeS Verbot grgen baS »SuSIauf en'
ber Untertl^anen gur Xi^eUnol^me cai bem neu*
gUhtbigen ®otteSbienft (1542) mürben bie SIeue*
rungSgelüfie giemlid^ gebäm|)ft. Sem SugS*
burger Interim trat aud^ Sifd^of ^Wm ^eL
9Iuf bem Soncil Don S:rient Iie| er ffränQic^feit
l^alber burd^ feinen SBeil^bifd^of fid^ Dertreten.
Siner Don feinen mid^tig^ £r[o(gen mar bie
Vereinigung ber $roDftei SBei^burg mit feinem
SiSt^me (1546). Sagegen erlitt baS ^o^ftift
fd^meren Sd^aben burd^ ben rSuberifd^ (Einfall
beS 9Rarf grafen Sllbred^t Don 99ranbenburg*6u(ni*
bad^, mäl^reiü) ber SBifd^of im Sterben lag. 9{ad^
feinem Xobe mürbe ber S)om Don ben o^e^ben
^orben nod^ gepiflnbert, Dermüftet unb gefd^dnbet
S)er neugemd^Ite Sifd^of 70. Shtbolf , greil^err
Don gfnndenftein (8. Odober 1552 bis 21. 2funi
1560), Dorl^er Somcapttular gu St^eper, mor
ein 3Rann Don ilenntniffen, SerebfamMt unb Sn*
fe^en. Vom floifer mürbe er mit ben mid^tigften
StaatSgefd^öften, g. V. Virttotion beS Steid^S*
fammergerid^tS, Vorfi^ ouf Kreistagen, betraut.
Sie 15 Senbbriefe m bie ®eifttid^en geugen Don
einem Sifer für bie ftird^en^d^t, ben et burd^
ernfie SRapregeln beilegte. Segen bie fiurfärften
Ottl^inri^ unb gfriebrid^ HL Don ber ^falj
unb al^nlid^e gförberer ber «Steformation'' tief cc
ben Veiftanb beS ftönigS gferbinanb an. @eine
Dielfeitigen Vemäl^ungen fär bie Don SRotfgrot
SUbred^ ®eplunberten begann er mit Stiorfam-
leit im eigenen ^ofl^. Jtein anberer 99ifd^of
^at fo Diel Seibeigenen unentgettlid^ Sfrei^it ge«
mdl^rt als Stubolf. SBegen «^au|»tbI5btgftir'
mu^e aber am 12. 3uli 1559 bem Sifd^of ein
Coabjiutor gegeben merben, ber bann auc^ fein
9{adifoIger mürbe, namlid^ 71. 9Rarquarb üon
^ttftein (18. 3u(i 1560 bis 7. Secembet 1581).
Ser neue Sifd^of fd^eute feine SRül^, bund^ (Sr»
mal^nungen, ftrenge 9uffii!§t unb Dielfod^e fBe«
ftrofung bieauS aOenSnbengufammengeJ^yiDeinmte
®eifUid^feit in Orbnung gu bringen, o^ne ba^ cS
i^m red^t gelingen moUte; feine 26 nod^ Dor»
l^onbenen @9nobaIbriefe geugen baDon. Sie metften
fllbfter, meldte unter frember SanbeSl^ol^ ftcmben«
maren in f^änben Don !ReugIäubigen. SRatqiiarb
lieg ben Dom aUerfebutger Vift^of Wu^el ^elbing
(f. b. 9Irt.) Derf a^en ffated||ilmuB DeiAreitm, unli
um einen Jl^äflovOfi tfid^tign Seif&U^en 511
CK
6))(9er.
606
iAcm, vsMfitk bai Somcapitel 1561 ein Wxaxf
Mt Siele ftämvfctattebetSBif(|of mit bell neu-
^Uiilngen g&c^ bei 9efe|ung t»on SßfrunbeiL
trlbir QNKi er akt me^ mit ber Sleid^dj^olitit olS
«il ber Xqpmiiq feimfi gurfibiStl^md befi^ftist,
mt Me SBcK^eOimgen imb ftlagen beS S)omcapitelS
in 1&71 bejniQeiL Unter 72. (Ebetl^rb, gfrei-
kini uoa i>knl^m (20. S)ecember 1581 bid
lOi Odober 1610), erging (1. 3nH 1582) eine
wütige Secorimimg über bie O^efd^liclung, too*
kl Her SBtji^Df namentlid^ bie tribentinifd^e Sform
«■Mpfiilie. 3n feinen 16 nod^t>or]^anbenen@enb-
knsfem oezmclcte er bie Snorbnungen feiner 93or-
jokni m Sc)ug ouf bie 2)i8ci))Iin ber (SeifUid^en
wak mmm SBqÜmmnngen; aud) in ben no(^ be«
Mabett JBo^bem fud^te er bie Bud^t )u beffem,
»91 er fi4 in Xom bie SBoKmod^t eined )>äpft-
iHben fiegaten ondtt^iäte. Seine ^oltung gegen
ta bcndlbborten gft^fien ermorb ilftm ben 93ei-
■an «ber SriebUd^". SBeniger SSebad^t nal^m
to Siid^ bagegen auf einen guten fyx\i§fyAi, in«
tai er tnoA uimbcrtegte ausgaben fein ^od^ftift
o ben Xono beft SanIrottS brai^te ; anberer[eit§
baff er biin^ }»ed(m&^ige Seftimmungen Dem
aifedon tmb (BettcrbSIeben auf. SKeltJ^teroud^
m bit Sted^tspflege als laiferlid^er llammerrid^ter.
£tt Stibiflid!^ beS SBifd^ofS, baS 9Iter beS
Ss^eti unb bie ®efa^ einer 9iei(b8t)enoeferfd^aft
M cnfimiii^oaen ilurfurften gfriebrid^ IV.
10« ber $fal} f&^rten 1609 5ur SBabl eined
CoobiutDcfi mit bem Sted^te ber 9lad^fotge. Ser
Okttibtte tnar 78. $^t}ip (Slßi]iop\^, ^tOfyttt
iM SMrm (10. October 1610 bis 7. gfebruar
16&2), ein dAgÜng ber Skfuiten }U Xrier, auS-
tefeitj^nel Imr^ ^^^ (SeifieSgaben, ftttlid^en &^»
tttier unb gränblid^e ftenntnig bed Sled^teS. Sod^
ma^bm ferne guten Sigenfd^often, befonberfi feit«
km er ben Rurl^t oon Xrier gewonnen b^tte,
bo^ ai^bcottfenbeS b^gc^ Sßefen, b^^rten unbeug-
iooncB Sian, Unjufriebenl^it^ 9BiIlIür, ^enf^-
\aäit tmb Srglifl tied)unfelt. SRit (Eifer ttirtte er
föz bit Sr^ttung beS lat^olifd^ ©laubenS,
oBmestfb^ ani^ in ben Iut^erif(^en Seid^Sft&bten
leiarr S)iicefe^ unb fär bie Sittenrein^eit feines
flecai. Soboim bot er alle SRittel }ur @d^ulben-
äguDfl auf, gob eine SBranbentf(b&bigungSorb«
miQ unb fieft SebenS« unb 9lr}neimittel 5ffentlid^
gatbeilen. 3ai 3. 1618 begann er ben 9leubau
ber oSea bifcbSfiid^ ^falj ju €))eqer unb 1616
bei Snbott b^ Surg unb Stabt Ubenbeim }u einer
ScPrag bis l^od^fUfteS. 9tad^km bie ©(le^erer,
ntfor flentj^ina ouf bie S^tfage ber taiferli(|en
%BdtsUk, bop brti SDieilen ringS um Speyer
fcine 9qbni0 ecri^^tet merben foUe, »ergebend ba«
MTB ^C0le^ ^en, gerfldrte 1618 ber ihnr-
^ sam ber fifd) mit 9)erbankten ber ^Union"
tadß mm (BctDoItftreid^ baS Dorangefd^rittene
Scrfmiebec iBö^enbcSSRiil^foftete.bie^ilfS-
fdkr für bie ,r£^(^' oufjubringen, branbf^a|te
mit fiunbertt HRonSfelb baS ^od^iift; ber 9i"
^f, beffesi etreittrafte ju fd^macb maren, f d^Aj^tc
kn materieSen Sd^aben auf 8 SRiDionenZl^aler.
Um eine @tüj^e }u l^aben, Deranlo^te er 1621 bie
aSkil^l beS f^eqogS gfran) Don fiotl^ngen gum
goabiutor. 2)er Sieg %iUt^'% unb bie Sd^reden
beS JoiegeS iDud)en Dom 93ifd^of )ur Serftärfung
Ubenl^eimS knu|t ; er nannte bie @tabt na^
SSoOenbung ber Sauten $biIit)))Sburg. 9m
25. September 1628 mürbe l^^üxpp C^riftop^
gum Srjbifd^of Don Zrier gemäp ; bod^ geftattete
ber $apft auf Simoilligung beS Spe^erer S)om-
copitelS, ba^ er aud^ bie 3)iitra Don Speyer bei«
bebielt, unb ^l^Iipp (Sbriftopb Demad^Iäffigte
bei aller tbatigteit für £rier (f. b. «rt.) fein
biSl^erigeS SiStbum nid^t. 3n $bili)>pSburg
mürbe ein Seminar tvAä^ttt, bie Dom ®Iauben
abgefallenen Ortfd^ften, Stifte unb Itföfter tom*
ten burd^ bebarrlid^en ßifer tl^etlmeife toieber ge«
monnen merben. Seim ftegreid^en Vorbringen
(SuftaD «boIfS fteOte fid^ ^^Uipp ebriftopl^, ber
fd^on lange gel^eime Serbinbung mit granfreid^
Unterbalten fyidt, offen unter ben fran}öftfd^en
Sd^u^ S)urd^ Vertrag Dom 9. 9pril 1632
mürben ßb^enbreitftein unb $bil|PP^burg ben
^rangofen übergeben ; am 12. Spril folgte bann
ein 92eutralttätdDertrag mit ben Sd^meben. 2hi
ben barauf f olgenben ftämpfen Derlor ftd^ ^l^iltpp
ebfiftopl^ immer me^r in Sfeinbfd^aft gegen ben
ffaifer unb baS SReid^. S)agegen ift eS nad^ ben
neuefien gforfd^ungen Sofepl^ SaurS (^bilif)'
D. Sötem, geijtl. fturfärft Don Xrier, u. feine $olitiI
mäbrenb beS SOiäbrigen iMegeS I, Speyer 1897,
821 ff.) unrid^tig, ba| er bie (Erhebung Stid^lieu'd
gum Soabjutor mit bem Sted^te ber 9iad^folge ffir
Speyer aufrid^tig unb im (Smfte betrieben l^abe.
S)er Sd^u| Sfranf reid^S unb bie 9leutralität brad^-
ten übrigens bem StStl^um feinen 92u^ ; eS lüt
unter allen Sebrftngniff en beS IhiegeS. S>aS S)om-
capitel biclt meiere Saläre feine Si^ungen in
ftdln ab. 9m 6. 3R^i 1635 mürbe $l^ilipp
Gl^riftopl^ gu Xrier Don ftaiferlid^en gefangen ge*
nommen unb im folgenben ^oXftt nad^ 2Bien ge«
kad^t. Von bort auS fud^te er mit Unbeugfam«
feit unb Stüdtjid^tSIojtgfeit fortgumalten, unb baS
&l&d ber frangöflfd^en SBaffen machte ibn nod^
balSftarriger. 9uf Verlangen SubmigS XIY. er-
folgte am 10. aipril 1645 feine gfreilaffung unb
am 12. 9pril ber 9bfd^lu| einer 9uSj5bnung
mit bem ftatfer. 2)ie Sd|id(falSidbläge Ratten
aber feinen Sinn nur Dorübergel^enb gemilbert
Sm 19. 3uli 1646 fd^lo^ er ein neues Sd^u|-
bimbnil mit granfrei^ S)er mejtfölifd^e gfrieoe
mar nid^t nac^ feinem Sinn. UebrigenS trug er
bie Sd^mergen feines legten ftranfenlagerS mit
(Sebulb unb gfrömmigf eit ; am 7. gfebruar 1652
ftarb er unermartet unb flkrliel feinem 9lad^
folger 74. Sot^r Sriebnd^, gfreiberm Don 9Ret-
temid^ (11.9lprU1652 bis 18.3uni 1675), baS
^od^ftift Speyer im Suftanbe großer 3^nut«
iung. Vieles mar im meftfälifd^en gfrieben für
immer Derloren, unb ber gefd^mälerte Ve{i| mar
nod^ mit ungebeuem Sd^ulben belajlet, baS fianb
to»
Speyer.
610
irtm Qll^flfi txmette Dier Xoge, fitS mbtld^
78. gttiiilCiTtitop^, grri^tr öon ^utten (14.9lo-
MÜKX 17iS bi§ 20. «iJtil 1770), ouS berfelben
iü gfwd^lt tai>otghig. ßr war in 9iom @#Iet
SvDfpa fimnbtrtiiü'S, beS nad^moligen ^))fted
Sotrbkf XrV.^ gdocfen unb erl^telt üon i^m
In te 9€flötigmtg ben fluftrog sut SBieberl^-
bäaiiB befi ^meft. Snfotge bed 5fteneid^tfc^en
^hi<^oIgcfrirgt§ cditt boS ^od^ffüft tpuber mand^er-
In iBcbtfinfinif. 3ti feinen Srlaffen unb SSerorb-
ssa^m gab btr 9tf^ gro^m ßifec für ipA^U
.lU S^ndfi unb Sitte hmb ; befonbere ©orgfalt
TiMiff« er bcr Utidbilbung feines SleruS. 9}on
y^m iDeUtt4«t Srlaffen finb nod| 423 borl^an«
^rc; f« ge^ in bie fleinften ^Ingelegenl^eiten
es. sm SBo^Iflanb unb @ittli(i^leit }u lieben. %\xi)
cxienmü|tge IBetonftoItungen, wie eine Saline,
Rir Sdtef«^ 6|jtnn- imb ©pijenfabrlf in ©nid^-
vil unbNASab tnSangenbrfiaen, untcmal^m er.
IMt feinen SorgSngem blieben il^m aber un-
craiem^e Itimp^, befonberS mit bem S)om-
c2ritd unb ben meiftm anberen Stiften , fomie
cixcit^Snbd mit t^erfd^iebenen 9tad)bam nid^t
a^paxL 9fR<^tigt fd^nt ber SJormurf, bo^ er
oifli einer toftfpieligen ^of^altung fe^r tiel
tMb Derbattt, ober für bie ^erfteÜung ber Sa«
iMtde fe^r tuenig get^an l^abe. f)terfär war
9effg Bon 6(!^önoom, fturfärft bon Srier, al§
Sfobcoin jii Speyer mel^ beforgt, inbem mit
fnner Untcxttu^ung (48000 ®ulben) burd^ Sau-
»fler Sla^I ber öfind^e, dorn 93ranb gerettete
SW In ben 3nbren 1754—1760 grünb«
fsb ottlsebeffert unb bie baufälligen Sßefttl^firme
ic^jt bcr 3)or||ane bis gur Orgelempore obge-
fmgen tmirben. 2)ie le^te ^onblung beS 93ifd^ofS
iteanj S4Kijlop^.berl761 aud^Sarbinal geworben
loa, bilbde bteSBei^e ber Dier neuen ^omglodfen
fÜ9. Oldt) 1770). «m 26. «Rai wallte baS
Sommpitel einftimmig burd^ ^cclamation ben
£<ombe<^ten 79. Suguft $^ilipp Raxl, ®rafen
ron Simburg-St^rum (29. SKoi 1770 bis 26. f$fe-
bmax 1797), einen 9leffen beS Derftorbenen
Sffd^. Seine einfümmige SBal^I lum SSifd^of
tsor um fo cniffaUenber, als bie SRe^rl^eit beS
Xmnca^(§ Wegen <gigenmdd^tigfeiten mit il^m
is^ofricben,. fa erbittert gegen il^ war, eine Iftoge
gegen i^ eingeleitet unb ibn a(S S)ombecan fuS-
ffnbirt Mottle. Sugufl $^Uipp War ein geiftüoQer
anb lnintni|rei^r SRonn mit befa| neben einem
Mttn, oft eigenfumigen Sßillen ein gutmüt^igeS
^eq, bod jebod^ juweilen, Don 3a|)om über-
«snnt, ga einer an Sio^eit grenjenben Seibenfd^aft
Imgctiflen würbe, gfur flrenge fergiebung ber 3u-
jpsh ttttb beffette ^onbilbung ber ® eiftlid^f eit war
e vjuMi^Q beforgt : er wollte 9SeS im SiSt^um
jSt^ ttberwa^fyen mw leiten, t)on ben 2)omcapi*
ttten M jn ben Zl^Iogieftubenten unb Se^rem
ter $Dr^((iiIen^ looS i^ begreiflid^rweif e in Diele
sumgene^e fednbel unb laagen oerwtdCelte.
tii fmfiniße beS ^od^ftifteS wu|te er wie fein
Inbercr fit fleigem unb auSfd^Iie^id^ für firdft-
lid^e Swedte ju berwenbcn. ©o war er einer ber
tl^ätigften, aber minber gefd^ö^ten unb geliebten
Si^öfe beS ^od^ftifteS. aiS jum Saläre 1786
erfd^ienen Don il^m 171 Shinbfd^reiben (ol^ bie
aufeerorbentlidfien Hirtenbriefe), weld^e eine ^fto»
ralt^cologie für jeben ©eiftli^cn bilben. Sefon-
berS Ke| ber SBifd^of fid^ angelegen fein, ben S)om
in feiner urfprüngli(^cn ©röfec wieberl^erjufteBen.
«m 9. ajlöra 1772 begannen nad^ bem $lane
gr. Sgnag Wid^aelS Don 9?cumann bie Slrbeitcn
unter ber perfönlid^en Oberleitung beS SBifd^ofS,
unb 1778—1775 würbe bcr 99au fo raf^ ge-
förbert, ba^ bie Duermauer, bie ben alten öft-
lid^en S^eit nod^ abgefperrt l^tte, bef eitigt werben
fonnte. 3m 3- 1776, wä^renb ber »ifd^of an
einer fd^weren Äranfl^eit litt, unb 1777 würbe bie
nun wieber befeitigte, im 3opfftiI entworfene SJor-
l^aDe auSgefül()rt unb im 3- 1778 ber gange Sau
DoUenbet. S)urd^ eine Sierorbnung Dom 7. €kß
tober 1784 regelte unb erl^ö^te ber SBifd^of bie
©el^älter ber Sd^uOcl^rer ; bie ^nftettung gef d^al^
nad^ einer SoncurSprüfung. 9lud^ forgte er für
Erweiterung beS 9Bai{enboufeS in iBntd^fal unb
für nü^Üd^e SSefd^öftigung ber Ströflinge; ebenfo
erweiterte er baS SanbeSl^ofpital. @o war er
mebr als Sinbere bemüht, wobltbötige Snftatten
)u grünben. Sagegen geriet)^ er mit feinem ®om*
capitcl feit 1778 wegen beiberfcitiger ©ered^tfame
nod^malS in einen erbitterten Streit, ber gwor
burd^ Urt^eile beS Sleid^S^ofrotbeS erlebigt würbe,
aber baS gute ßinoemel^men bis jum Snbe ftörte.
SefonberS ebrenDoQ ift bie Haltung, bie ber Sifd^of
gegenüber bem 6mfer Kongreß (f. b. 3lrt.) unb
ben bamit gufommenl^öngenben iRuntiaturftreitig-
feiten annal^im. S)ie 25 Smfer Srtifel würben
Dom Sifd^of auf baS gfreimütbigfte gerügt, waS
il^m alSbalb bie ge^öffigfien 5ffenttid^en Singriffe
gugog, wogegen il^m jebod^ bie Slnerfennung aSer
fird^lid^ ©cfmnten unb befonberS beS !ßapfteS gu
tbeil warb. 3eitgemä^en äJtilberungen war bor
SBifd^of übrigens nid^t abgeneigt ; f o befd^ränfte et
baS SbStinenggebot unb befeitigte fiberflüffige
9{ebenanbad^ten, fül^rte aber gwedtm&^ige SBruber-
fd^aften ein unb orbnete 1783 ein neueS ®efang«
bud^ an. ®ro^e Sorgen brad^te ber 9uSbru($
ber frangöjtfd^en SteDoIution. SJlit Unerfd^rotfen«
l^eit proteftirte ber SBifd^of fortgefe|t gegen ben
Umfturg unb bie Beraubung, weld^ Don gfranf«
md) infcenirt würbe. S3eim SluSbrud^ beS ftrie*
geS rettete baS S)omcapiteI ben Sd^| unb baS
^rd^iD nad^ 9Raing unb Sonn; ber IBifd^of
pd^tete fid^ am 1. October 1792 nad^ SBürg«
bürg unb Don ba über SlugSburg nad^ gfrei«
ftng. 3nt 3- 1793 fonnte er nad^ 93rud^fal gurüdt«
Ui^tm. 92ad^bem aber in ber !Rad^t Dom 28. gum
29. Secember 1794 baS S)omcapitel Dor ben aber^
malS fiegreid^ Dorbringenben gfrangofen über ben
SRl^ein nac^ Srud^fal gefloben war, um nid^ mel^
gurüdfgufe^ren, Derlie| ber SBifd^of am 21. Sep«
tember 1795 gum gWeitenSRale feine Siöcefe unb
ging erft nad^ Sfreifing, bann im Suguß 1796
20
607
612
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-_ ^ jL-rs:ct. £tt geifKge
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,-r r '- Ttt JtcB eüDÖ^nt,
■r i-*rT? Äö 5B Stra^urg
- — yjz^ T-:.Tnö ^ tetbtSrbeini»
: ü2 r,--'i m 3uä ei^biStbum
J7 • n- ins ^:s:3aii Kottenburg
o..*^ C'-'rra £jtvr iinirbe butd^
T /-arr. ;: srm Sl Cöobet 1817
;.,•:••! -t Ma^r bü^rifc^ $fala
i--..rr 4^!^ Ölkannen ©ar; bie
• :: >.;nm cd) anf bie @ren)en
:^*r rr-^is. ,5^3* eiflen Ober-
•« '^-t war ßiniq öon SBo^wn
-• »Cl::; Jen t^taiNÜe (1818 biS
- t: Tir^^OT IV'dnn, ben feine
- *'.^:nu. vi ilmtSeiier unb feine
-.— .--.^cer^^cyen. Seine »egie-
• . ,t: <^n cxrrrteticifetten ju fömpfen,
^•*-:-^ti:^3^tf5:iKitfrüftmand^maI
^ -\- i u:c ei OL 'ÄUem, felbft an einer
- -n-.r^ traJ» ün einer bijd^öflid^en
7- >;^ >;:> •.•^C^ienjL Jem SBi j*of toar
rt xt i :at^ bü« Somcopitcl fe^e
,xi-cio>:R^en Elementen sufammen.
Angriffe mirfte aud^ nod^t^eiltg auf bie
^eniid&it dagegen lag il^m bie |ieranbil*
nag ter Ceiftlid^feit ttxil^^oft am ^erjen ; frei-
:= taste er bie Srrid^tung etned DoUftönbigen
^~i»rt mit tljeologifd^er gacultät )u Speyer
bnl^ej^, fonbent erreichte nur bie Srnd^«
eines einiäl^rigen praftifd^en Seminarcurf ed,
(Eröffnung er aber nid^t mel^ erlebte. Sinen
(Sifer betl^ötigte ber Sifd^of in ber
&cberinfianbfe|ung befi S)ome9, meldten er am
- ^ r -r±^ ?7. TOai 1822 burd^ ein ^pontiflcalamt bem
= ^ - zr=L, ti SotteSbienfte juriWgab. ©ein Kad^folger mürbe
^=T=r af. 52. 3o^anne8 aRartin TOanl (22. 3uli 1826 bi§
23. Slora 1835), S)omcat>üuIar in SRänt^en^
ein miffenfd^ftlid^ gebilbeter ÜJlann Don feinen
r :3cnah, Sanieren, großem gflei^, gutem SQBiQen, aber
-. :-r?; m- : o^e $erf onol- unb @ad^f enntni^ in 93e)ug auf
bie 2)iöcefe. @ein (Sf^atttx mar entfd^ieben
ftrengglöubig, 92euerungen abgeneigt, aberbod^
3u nadjigiebig gegen ju meit gel^enbe meltUd^e
Serorbnungen. @elbft fügfam nad^ oben, üer-
langte er ftumme gfugfamfeit bon feinen Unter-
gebenen; ber )>fd()ifd^e 9)oll8d^arafter mit feiner
Steigung jur gfrei^it unb gur Jhitil erfüDte i^n
mit Un§ufrieben^eit unb 9Ri^trauen. S)obet barf
ni^t geläugnet merben, ba| er fid^ naml^afte SBer*
bienfte um fein Sist^ium ermarb. 9(ber bie poli«
tif d^e Aufregung, meldte in bem ^ambad^er @d^[o^«
fefte (1832) i^ren l^öd^en SluSbrudt fonb, An-
griffe ber treffe aufben IBifi^of infolge ber con-
fefftoneQ gemifd^tenSJerl^ältniffe, aud^ 3<tmärfnif|e
mit ber eigenen ©eiftlid^feit Derleibeten i^m feinen
9lufentbalt in ber $falg berartig, ba| er feine
lBerfe|ung auf ben erlebigten Stul^I bon Sic^ftött
ermirfie (am 23. aRörj 1835). Sm felben £age
mürbe ber ^rofeffor ber $]^ilologie unb Cber-
bibliotl^efar ju SBür}burg 83. $eter Stid^s ol^ne
fein Siormi^en gum IBifd^of t>on Speyer er-
nannt (28. 3)lärs 1835 bis 20. September 1836) ;
er ermarb ftd^ gro|e SSerbienfte burd| ben Smft
unb bie Umfid^t feiner iBifttationen, bie @nt-
f(^ieben|^eit feined SluftretenS fär bie SonntogS-
feier, bie Sr^öl(|ung beS bon feinem Sorgänget
^erabgefe^ten ^nfel^enS feineS S)omca))iteId unb
bie 9lufbefferung ber ©el^ölter beSfelben unb feinci
©eelforgSgeiftlic^IeU. fßiü Arbeit unb Serbrie^-
li^Ieit fd^f il^m baS in einigen fünften fird^Ud^
la^e 9{ormatit) über bie ßingel^ung gemifd^tei
@^en unb bie ßrjiel^ung ber Jhnber in oenfclbcn
Sine t)on 33 Pfarrern hiergegen überreid^te Sor»
ftellung fud^te ber iBif^of als Slnmagung unX
äBiber)e^(id()feit in feiner etmaS fd^roffen %t
nieber^ufd^Iogen, [thod) nur mit bem Srfolge, baf
^ierburd^ äJtigtrauen unb SBibermiOe gegen i^i
entftanb. Sm 20. September 1836 mürbe f&x
f^of Stid^nrj, ol^ne barum nad^gefu(^t }U f^ahtv
gum IBif^of Don Augsburg unb gleiil^jettig be
am 25. 3Rax erft beförberte Sombecan 84. 3o
61«
@)>ieL
614
Mnd lom SMo^ Don Speiet ernannt
(20. €c9tcmb(t 1836 V& »im 24. €e))teinber
1841). ttn cmSfleyi^tieted Uktbienft ttmoxi ^
U^ hacä^ (Sräxdnms be9 ftnoBenfemtnacS )u
epcgcr mb bca ctfolgctUben Antrag auf con«
tfiumdc Zcomunfi bet SeQmbUbungSanftatten,
wzmf ein tot^ottf^eS @d^ulte^rerfemtnar in
Srr^ct oxi^tct tDUtbe. Sitnfo ntad^te et bie
ftfllUüi^ Vnf4)ammgen bei bet iKnberer}ie]^unQ
is aaBifd^tni S|ien tmb bei Anlegung gemein-
iWlifalt^ Stitbl^fe gelienb unb ermidfte bie
iMKüimiQ bcr ^l^nlti^natnS^roceffion au|ef
Wb bet S)o«i^. Siad^bem äol^nned t>on ®eiffel
IHl oü Goabitttor na<^ ftöln getommen mar
\\ V 9tt Oeilfd), tDUxbe bet 2)ombecan 85. 9tico«
k^ 9Bei4 (27. gebruor 1842 bis 18. S)e€ember
1569) ta etMtier fein Slad^folger; übet i(n ift
to bdtcffieiibe9ttiiel ^u Detgleid^en. 9luf 86. fton-
nb Stolzer (1870—1871), bet fofott nad^ feinet
8d^ tum einer fd^toeten Ihonf^eit etgriffen
anabc ttnb florb^ o^ne eigentlid^e ^ontificaQanb«
biegen doO^ogen gu ^ben, folgte 87. S)antel
SrafotiuS oon ^onebetg (1872 bis 31. SRoi
H7S; f. b. Vtt.) unb enblici^ 88. bet gegen-
üötdgt Qifd^of 3ofe))( ®eotg Don ß^tlet (er-
«BiBt am 9. 3nm 1878). Ad mnltos annosl
etoliflif^eS. S)ad heutige SBiStl^um Speiet
ai^» iDicooen gefagt, benba^rifd^ienSRegieningS«
kiM ipfala vtit 343 282 ftot^olifen. & ift in
12 Sccanate eingetl^eUt (Setg^obetn mit 18,
gtmifnit]^! mit 16, (BetmetSl^eitn mit 23, Corn-
eas mit 18, Aaifetfiloutetn mit 13, ftitd^beim-
tckmbcn mit 14, ihifel mit 5, fianbau mit 28,
?{ai{iaM mit 20, ^irmafenS mit 22, Subtoigd-
bifrn-^pc^cc mit 19, ba^u bie Sompfanei in
Bwofn \tVbft, Sioeibdiffen mit 28 ^fatteien).
Sk (Bcfcmiiiityi^I bet $fatteien ift 225 ; au^et-
(cn gibt c6 1 (Sj^pofitut unb 81 ftänbige Stopiü'
Kim; bod^ ift bietJ^TU^tung einiget neuen !ßfar«
vm wob ftoploneien jum Xl^ in beftimmtet
imp^t. Scr eietttS ffiSß 356 ^tieftet, bar-
nier 5 Ocbcnfiptieftet im SRinoritenlloftet )u
Osex^eim. Siofi 2)omcat>iteI befielet auS bem
9zD^, bcm 2)ecttn, 8 S)omcopituIaten unb
6 S^evanmxm. Uion loeiblid^en Örben gibt eS
ia Si^^um 6(!^toeftetn bom btitten Otben beS
ijL SomintcuS ton bet 9u|e mit Slaufut )u
S^c^az baft 3nftttut bet atmen Sd^ulf^ioeftetn
«n bnttni Orben beS l^t. S)ominicuS Don bet
9d^ 0^ (Bfatxfur }u IBKedlaftel, Subenl^ofen,
in^benD, (BeinS^im, ^genbad^, ^ambod^, ^et£-
}pm, ^mlribell^tin, Sodgtim, Sanbftul^I, SRai-
hinincr; Offenbaci^, Slobolben, SRogl^eim, Stüla-
Wn. ©t Snflbett, ©t, SRattin, ©trinfelb,
BrnntDcilcr^ Spt^fct ; eine giliale bet ©d^ioeftem
tan armm Riabt Sefu im tat^olifd^en äSBaifen-
teBl fu Sanbffax^I ; eine g^iliale bet Snglifd^en
^sMan |U Sonbcm: Filialen bet atmen gran*
Amabmtn oon OtoUerSbotf in 26 Ißfamien ;
^tolrn bn Xocibtet beS oüetl^tiigften ^ei-
£M OttS Obetitovxi in 13 ^fatteien. 93tu-
betfd^ften befleißen 20 unb fttd^Üd^e Sßeteine 8.
a[u|etbem gibt eS an Dielen Otten latl^olifd^e ge-
fefiige iBeteine, äJtönnet- unb StbeitetDeteine.
(Sg^ 3. ®ei{fel, S)et jfaifetbom }u ©))eQet,
aRain} 1828, 8 Sbe. [baS{eIbe SOßetl in Det-
me^ttet Auflage bei lt. i^. 2)umont, ©d^tiften
unb Sieben Don äobanneS Satbinal Don ©eiffel
rv, Äöln 1876]: »emiing, UrfunMi^e ®e-
fd^td^te bet ehemaligen Sbteien unb ftlöftet im
ledigen SRl^einba^ent, 9leuftabt 1886, 2 IBbe.;
2)etf., 2)aS SRefotmationSmetl in bet fßfal},
aRannl^eim 1846; S)etf., ©efd^. bet Sifd^öfe
au @{)e9et, SRaina 1852—1854, 2 SBbe., bagu
Utfunbenbud^, ebb. 1852—1853, 2 9be. ; 2)etf.,
2)et ©pe^etet 2)om, sunöd^ft übet befjen Sau,
^Begabung unb äBeil^e untet ben ©alietn, SRain)
1861; 3)etf., 2)ie Stl^einpfalg in bet SleDoIution
1792—1798, Bptt^tt 1865, 2 Sbe.; ®ctf.,
9leuete ®efd^. bet Sifd^dfe )u ©tiefet, ©pe^et
1867; S)etf., SRicoIauS Don JffieiS, ebb. 1871,
2 Sbe.; 2)etf., Satbinal Don ®eif|el, ebb. 1873;
9B. SRoIitot, S)ie SmmunUät bed 2)ome8 gu
©peqet, aRain) 1859 ; $. ©d^egg, Stinnetungen
an Dr. Daniel IBonifa) Don ^anebetg, ününc^en
1878; aRe^-©d^mattau, S)et S)om gu ©peQet
unb Detmanbte 99auten, SetHn 1893; Otto
$ffilf S. J., gatbinal Don (Seiffei, ^teibutg 1895
bis 1896, 2 9Jbe. : 3of. Simmetn, ©et ffoifetbom
)u ©))e9et, in i,Sie iSaubetdmale in bet $fal)''
IV, SubmigSl^afen 1897.) [3of. Slmmetn.]
$|rfet begeid^net utf{)rünglid^ ein untetl^alten*
beS Steiben obet eine SBefd^o^gung gu ©d^etg
unb Suft unb gum 3eitDettteib, mitb abet bann
meitetl^in, namentlid^ aud^ in 3ufammenfe^ungen
bet 9lrt angemenbet, ba^ biefe @tunbbebeutung
nut nod^ in befd^tönltem füla^t gut @eltung
fommt (Dgl. l^e^ne, S)eut(d^eS SBöttetbud^ m,
Sei))gtg 1895, 685). ©einet Statut nad^ gel^ört
baS ©piel gut ftlaffe bet SSetgnügungen, unb
gmat gu benjenigen, meldte nid^t bIo| tece|)tiDer
9tt finb (mie beifpielsmeife baS ^nl^öten Don
ajlujil), fonbetn eine Xl^ütigfeit Don ©eiten beS
fld^ sBetgnügenben DotauSfe^. Satin liegt baS
®emeinfame gmifd^en ©)}iet unb Stbeit, ba^ beibe
SEl^otigleit obet IBefd^öftigung finb; |ie untet-
fd^eiben ftd^ ]^au))tfäd^tid^ babutd^, ba^ Die 9tbeit
im SBefentlid|en il^t 3iel au^et {td^ l^at, möl^tenb
bet Stoed beS ©))teIeS gunö^ft eben in bet Untet-
l^tung unb bem 3eitDettteib Hegt, meldte eS bem
©pielenben gemäl^tt. gteilid^ etforbert aud^ baS
©i)iel mand^mal ebenfo gto|e obet nod^ gtögete
Snfitengung f5t))etltd|et obet geiftiget 9tt, mie
mand^e Sltbetten; bet Untetfd^ieb gfötfd^en beiben
ift bann nut fubjectiDet 9ltt, unb eS ift leidet m5g«
lid^, ba^ biefelbe Sl^ötigfeit Don bem Sinen als
Sltbeit, Don bem Snbetn als ©piel betrad^iet imb
betrieben mitb. SBaS Dotl^in üha ben 3^ed( beS
©pieleS unb beS ©))ieIenS gefagt mutbe, fd^Iie|t
nid^t aus, ba| bamit gugleid^, aber bod^ nut neben-
bei, nod^ ein anbetet 3^ed! erfttebt loitb, g. SB.
bie ^uSbilbung bet tbtptxlxä^ &man\>ÜftiL
20*
(17
&pUl
618
Sosa 1882, 2— SS,) «uf benfelBen Stonbpunft
fdt {b^ ba9 tmuBit^e Mgemeine Sonbred^t (I,
II. % 577 \,), bc^gjetd^m ber Code civil
arl 1965), bei |ebod(^ bei Spielen, iDcId^e bie
!)pcdt4c Qffd>icnu4teit förbem, ein eefej^Ud^ed
SrdA «^ bm Oeiotnn oerlei^t, menn biejet nid^t
dmaöftiQ f^ßdi ift. S)a9 öftemid^if^e Särgerlic^e
6nc|bud^ (% 1272) lä^t ein gforbern beS ®e-
naif |tiy tocnn brtfelbe l^interlegt ift. S)a3 neue
Suxgcrliil^ ®e{eUud^ bed beutf($en SRei(^ed be-
haxnt iS 762), ba| btnvl^ @piel unb 9Bette eine
Sct&inbUi^^ett niS)t begrünbet mirb, ba^ aber bad
(xln^te todut )iini(fgtforbert »erben fann, unb
^ flelll (§ 764) mtdbrudlid^ baS fogen. 2)ifferena-
y^dmi. toüdfA tbatfaddlid^ ein reined @Iüd(d{))ieI
:\ ben Spielen be}ügli4 ber fflogelofigfeit gleid^.
Stbca bcn ScfKnimungen über bie SBerbinblid^feit
fjT Setzung beS )>erfpro(^enen ©eminneS fielet bie
^§t naäf ber Sriaubtbeit bed 6pie(eS an ftd^
2 aubemen Sted^ ald eine befonbere ba. 3n
N4et ^in^dfi erHärt g. 99. bad Oefieneid^ifd^e
£mif^e^4 ($522) alle ^jarbipiete unb aOe
amiaitlii^ t)erbotenen @piele filr ftrafbar (Strafe
ton 10—900 ®ulben); baS @trafgefe^bu^ bed
bnxtft^ 9Md^ bebrobt (§ 284 f.) baS geioerbd-
ms^ (Slücf^piel toie bad Seförbem beSfelben
jtnaA bcS 3n^erd eined bffentlid^en Serfamm«
iSJtgßOKaM mit @cfängni^ unb ©elbflrafe. (Sine
SraberfleDung pflegen bie Dom ©taate k)eranftal-
mni ober boil^ genebmigten fog. Sotterien (bejm.
lirilptelmigen) einjunebmen, 6b\d)on biefelben
«Mfif^ ttine ®Iu(föfpie(e fmb. S)ie fiotterie
k^cbt luhnlidb borin, ba^ burd^ ben SufaH (SBer-
IroTiing) enifc^eben niirb, tter t)on einer beftimm-
n Ingobl ^ßcrf onen^ bie ftd^ burd^ eine feftgefe^te
SBc^fttoime baS ÜRitfpielre^t (ein SooS) getauft
^Jai, einen (SetDinn erl^alt Sotd^e^udloofungen
taien jucrfl in 3taKien toor, junä^ft t)on $riDaten
js tbrnn Sorlbeife beranftaltet, bann unter Suf-
fi^t ober in ^önben bed Staate^, ber barin ein
Sittcl iur Sejfenmg feiner Sfinonjen fud^te.
fvnil^ethg Durben aud^ fd^on Sotterien Deran*
T^ltet;. um einen Ueberf(bu^ für einen loopbätigen
Sssfd {u erjielen, fo fc^on 1549 in Smfterbam
fnr tFt&ntung eim§ ffird^t^urmeS. Sine befon-
tot 9xt ber £otterie ift bie Iflaffenlotterie, toeld^e
cor bentf^cm Süben juerft 1610 in ^amburg t)or-
CDnunt; fk befiebt bonn, ba| bie ®ett)inne auf meb-
zfxs cDifekumberfoIgenbe Serloofungen (fflaffen)
MllbnÜ tDed)en, »obei bie (e|te bie grö|ten (Hf
^natt onfioetfit 92od^ bem gemeinen Siedet ift
bei fioUniroertrog ein erlaubter; bi; mobeme ®e«
^t|gcbttng maäft aber baö Seranftalten Don $ri-
wtiottaien me^r ober toeniger k>on ftaatlid^er ®t'
«bvignng oib^gig. 2hn beutfd^en Steid^e ift
iSta^^df 8 286) bie Seranftaltung einer
jJMi^ra £otterU (n^ie aud^ baS Slugfpielen be-
wt^iia ober imbemeglito Sad^en) obne biefe
gikmn^ mit <8efängni|- ober ©elbftrafe be«
kpü; onbemfeitiS mirb aber aud^ bem genebmigten
faüiiietxiiitfg im <Begenfo| )u ben anberenSpielen
(f. ob.) red^tlid^e ißerbinblid^Ieit jugefprod^en (Sür-
gerlid^ed ®efe|bud^ § 763). 9113 causa hone-
stans für bie @taat§(otterie toirb angefübrt, bag
burd^ biefelbe boS tbatfäd^Iid^ oorbanbene @piel«
bebürfnil bed SoIfe§ in bie redete Sa^n gelenft
merbe; inbeffen ftnb eS bod^ me^r Srtt)ögungen
pnanaiefler 9Irt, toeld^e bie abfd^affung biefer
iBotterien (tt)ie fogar beS oerberblid^en SottofpieleS
in Oeftcrreid^) bisher ocrbinbert baben. — SSom
Stanbpunfte ber Floxal auS laffen fid^, mit Stadt«
fid^t barauf, ba| bad frübere fird^Iid^e Verbot ber
®Iüd[3fpie(e für Saien nic^t mebr in ®eltung ift,
über bie Srlaubtbeit unb ®ültigfeit ber ©piel«
Dertröge folgenbe Siegeln auffteUen: a. Spiele,
meldte baS StaatSgefe^ aUgemein für unerlaubt
erflärt, ju oeranftaUen ober mit}ufptelen, ift mo«
ralifd^ unerlaubt unb fünbl^aft ; ift aber in erfter
fitnie bie Sinbolung ber ®enel^migung oon @eiten
beS Staates Dorgefd^rieben (momtt gemöbniicb
ßntrid^tung einer Stempeltase oerbunben ift), fo
fann baS SSerbot im allgemeinen ald ^önalgefe^
(f. b. Slrt.) angefel^en merben. @o barf bcifpield-
meife bad Seranftalten einer nid^t genebmigten
öffentltd^en ^iuSfpielung nid^t ol^ne Sffieitered für
fünbbaft ertlärt merben, unb ebenfo tt)enig in
ißreu^en bad Spielen in nid^tpreu|if(ben Sotterien
(abgefeben baDon, ba| im le^tem gfaQe fogar bie
)uriftif(|e ®ültigfeit bed ftaatlid^en 93erbote3 an
id^ febr atveifelbaft ift). - b. erHört baS ftaat«
icbe ®efeb ein Spiel für ungültig, fo befielet feine
$pid^t , ben Spieloerluft gu begabten, unb fein
SRecbt, ben ®eU)inn )U f orbem ober gu behalten.
3ft bog Spiel aber nur loegen bed ftaatlid^en Ser»
boted ein unerlaubtes unb f ünbbafteS, fo fann nad^
bem natürlid^n Siedete ber ®eU)inner ben ®ett)inn
forbem unb bel^alten, aud^ menn i^m Dom ®efe^
fein ftlagered^t gugefprod^en mirb. ^nbererfeitS
barf aber aud^ ber SBerKerenbe baS ®eleiftete gu«
rudforbem, menn baS Kecbt i^m eine fold^e Slütf-
forbenmg geftattet, ia probabiliter felbft bann,
tt)o ibm bie gefe^id^e Stücff orberung Derfagt ift ;
bemnad^ barf er aud^, im erftem gfolle fu^er, im
le^tem probabilifcer, bte SuSl^änbigung bed ®e-
minnd an ben ®eminnenben Dermeigem, meil er
bad ®egebene fofort mieber jurfidDerlangen fönnte.
— c. Unerlaubt unb ungültig finb aUe Spiele,
menn bei ibnen Don ber einen Partei betrug an-
geloenbet mirb, namentlid^ menn ber Snitfpielenbe
über bie 9{atur bed Spieled, bie unoerbältni^«
mö|ig größere ®efd^idtUd^feit bed ®egenpartd unb
bergleicben abftd^tlid^ in Srrtbum gefübrt mirb,
ober menn gegen bie Spielregeln unb ben Spielplan
in bebeutenberen Stüdeu gefeblt mirb (fleinere
jhinftgriffe 3. 99. beim Jtartenfpiel ftnb gemol^n-
beitdgemöl guläfftg). 3ur grlaubtl^eit bed Spield
ift au(b erforberlid^, ba| jmifd^en bem brobenben
Serluft unb bem gu boffenben @eminn ein ge«
bbriged Serl^ältni^ beftebt, bab g. 93. bei ber Sot-
terie bie So^ffi unb ®rö|e ber ®eminne ni(bt un«
oerbältni^mägig Sein ift ben Sinfä^en gegenüber.
(93gl. über bie Spiele im Mgemeinen ^x. Snton,
619
&pitU, getftUc^e — @)){noIa.
620
Snc9no))öbie ber Spiele, 5. 9uf[., St\pm
1890; über baS ^äbogogifd^e, nomentlid^ ber
Sußenbfpiele , S^mxi, fenc^topäble be« ge-
fommten dtiitfyxn^' vmb Untetrid^tömefenS IX,
2. aup., 2t\pm 1887, 18 ff.; über baS SRed^t-
lid^e 2Binb{(^eib, Sel^rhtd^ bed fßanbeltenred^tS
n, 7. «ufL, grQn!furt 1891, § 419 f. unb bie
Kommentare ju ben Straf- unb SiDilgefe^büd^em;
für baS SRoralifd^e LehmkuU, Theol. mor. I,
n. 1137 sqq. unb Marc, Instit. morales I,
1165 sqq.) [e||cr.]
^pitUj g e { ft li d^ e , f . Xl^eater.
Sfieta, SftanceSco, itatientf d^er ^äretif er,
toar um 1498 geboren unb lebte olS red^tsfunbtger
Sad^koaßer gu SittabeOa bei Sßobua. Sr l^ulbigte
bem reügiöfcn SnbifferentiSmuS unb einer in
il^ren ÜRitteln nid^t eintoanbfreien SBereid^erungS-
fud^t @ptera mar oerl^eiratet unb l^tte 11 jfinber,
al§ er 1542 mit bem neuen Süangelium (mo^I
bem SafoiniSmuS) belannt mürbe unb fid^ }u beff en
9t)ofteI mad^te, o^ne inbe^ fein SrmerbSleben ba«
burd^ beeinfluffen gu laffen. 2)a fein |)auS immer
mel^r ber 9Jlittelpunft l^öretif d^er SonDentilel mürbe,
lie^ ber t>a))fißd^e Segat beOa (Safa in 93enebig
tfiit 3uftimmung ber @ignoria ü^n borlaben.
Spina untermarf jtd^, leiftete öffentlid^en SBiber«
ruf tmb gal^Ite bie t^m auferlegte ®elbbufie. fßoSb
aber verfiel er, oieSeid^t infolge l^eftiger Semütl^*
erregungen, in einen 3uftanb oon ®eifte§franf-
l^eit, fo ba| er bei fonft ungefd^mä(^ter gnteni-
gen) t>on bem ®ebanf en t)5IIig bel^errfd^t mürbe,
er fei unabdnberlid^ unb auf emig Derbammt. S)ie
golge maren Derfd^iebene SelbftmorbSDerfud^e,
bie oon ben ^auSgenofjen )ur 92ot^ oereitelt mür-
ben. Uebrigenfi Derfel^rte er aud^ in biefem 3u-
ftanbe nod^ mit g^remben, unb ber Umgang mit
i^m fott auf SJJeter $aul Sergerio (f. b. «rt.),
aWfd^of öon Ka})0 b'Sftria, unb beffen ^oftafte
t)on ber jfird^e nid^t unerl^ebtid^ eingemirlt l^oben.
3lad^bem Spiera 1548 ju SittabeHa — man meife
nid^t, auf meldte ffieife — geftorben mar, erfd^icn
Francisci Spierae . . . historia a quattuor
sominis viris summa fide conscripta cum
clarissimorum Tirorum praefationibus ; eine
biefer iBorreben ift Don Saloin im SDecember 1549
Derfa^t (f. J. Galyini Opera . . . IX, edid.
O. Baum, E. Gunitz, E. Eeuss, Brunsyig.
1870, 855 sqq.). S)a8 ©d^idtfal ©piera'S l&at, mie
Sl^elemann in ^ei^ogS 9leaI-Snc9fIo))äbie XIV,
2. «ufl., 799 jugibt, „in ber Sleformationö^eit
unb fpöter mel^r ^uffel^en gemad^t, als ed eigent-
lid^ Derbiente". 2)a| er freilid^ oielen $roteftanten
als Seifpiel eined megen feiner ^^©laubenSoer-
lougnung'' offenfunbig oon ®ott ©eftraften er-
fd^einen mod^te, begreift ftd^ ; meniger {ebod^, ba§
er bie Stolle beS Serjmeifelten mand^mal Dor ben
neugierigen 3ufd^auem mit 93ergnügen gef))ielt3u
l^aben fd^eint. (SSgl. C. Cantü, Oli eretid
dltalia H, Torino 1866, 124; 6. S. SRotlJ,
gfranj ©t)iera'8 SebenScnbe, Nürnberg 1829;
ffarl SRoennrfe, gftancedco Spiera. Sine ®e-
fd^td^te aus ber S^it ber Steformotton in Stalien,
Hamburg 1874.) [O. tJJfülf 8. J.]
$|rtitit, 93 a r 1 1^ 0 1 0 m & u S , 0. Pr., namlSiafter
fd^olaftifd^er Sl^eologe, ftammte auS $tfa unb trat
bafelbft um ha% 3afr 1494 in ben 2)ominiconer-
orben. 9lad^bem er lange 3^ cm OrbenSfc^uIen
gelehrt l^atte, mürbe il^m 1536 »om benetianifd^en
^tnott ein Se^rftul^I ber Xl^eologie )U $abua
übertragen; fed^S 3al^re fp&ter (im 3u(il542)
ernannte i^n $auIIIL gum Magister sacriPa*
latii. ®pma ftarb 1546 im 9Iter Don etma
70 Salären. 95on feinen ©driften finb befonberä
Don l^iftorifd^em Sntereffe bie Tutela yeritaiis
de immortalitate animae contra Fetrum Pom-
ponatinm Mantoanum cognominatum Per*
rettum unb Flagellum in tres libros apo-
logiae Perretti de inunortalitate animae,
beibe s. 1. 1518 ; ferner Tractatos de strigi*
bus et lamüs, Yenet. 1528, unb Apologiae
tres adversus Joann. Francisc. Ponzinibium
jurisperitum de lamiis, Yenet. 1525 (gu-
fammen mit De stri^bus )U {Rom 1576). €ett
1518 befämpfte er in mehreren ©treitfcftriften
feinen berül^mten OrbenSgenoffen, ben Earbtnal
&tj[etan (f. b. 9lrt.), toegen einiger gum Xl^eil
inigen Snfid^ten fe^r l^eftig ; no($ fd^roffer trat
er gegen einen anbem 2)ominicaner, ben tum«
brofiuS Eat^arinuS (f. b. 9trt), auf, inbem er
biefen, ber il^m übrigens an Seibenfd^ftUd^feit
nid^tS nad^gab, ju Einfang beS 3a]^re§ 1546
bei ^ul ni. atd ^retifer benuncirte, freiließ er-
folglos. Segeid^neitb für @})ina'S Ueoereifer tfl
aud|, ba^ er nod^ für} Dor feinem Xobe, ol9 bQ§
Xrienter Soncil über bie Srbfunbe Derbanbelte^
bie im 3. 1437 Derfa^te @d^rift beS SobanneS
be Zorquemaba (f. b. Srt.) gegen bie unbefledtte
Smpf ängni^ SRariä für ben S)rudf Dorbereitete ; fein
Schüler Gilbert ®uimiu8 DoUenbete bie Sbbeit
unb |)ub(icirte ben %xaciai }u 9tom 1547. CBgL
Petrus de Alva et Astorga, Monumenta Do-
minicana [pro immac. Yirg. concept.], LfO-
yanii 1666, 4 sqq. ; Quetif-Echard, Scriptt.
0. Fr. n, 126 sqq.) [3ed0
$)i{ito(d,e|^rifto))]^9lo9aSDon,O.S.Fr.,
Sifd|of Don SBiener-Sleuftabt, befonberS bctannt
megen feiner Xl^ätigfeit für bie Iir(!^Iid^e Steunion«.
mar 1626 in @elbem, unfern Stoermonb, ge«
boren, mo fein SSater old fpanif d^er Offider ftanb.
9lad^bem er feine ^uSbilbung in ff5ln erl^alten^
trat er afö iunger Sßann in ben Orben ber g^ran-
cidcaner Don ber fbengem ObferDan) unb m^mete
fic^ bem fiel^tfai^e. 9ln ber ftölner ^od^fc^ute trug
er $]^tIofo))]^te unb fd^olaftifd^e X^eologie dor^ er-
regte aber balb bie ^ufmertfamfeit meiterer ftretfe
unb ftieg in feinem Orben }u I^S^en ^lemtem
tmpox. Seit bem 3übte 1661 )og il^n bor römif (^<
jf aifer Seopolb L )u fid^ l^an uiti) Dermenbete t^n
im bi|)Iomatifd^en S)ienfte, namentlich um bie ^Ufc
ber Steid^Sfürften gegen bie Xürtengefa^ ju ex-
langen, 2)amafö reifte in @))inoIa ber Gntfd^Iu^
feine ffrSfte ber firc^IidSien Keunion }U tptbmcn,
«31
@)){noIa.
622
r
■d ft bi \mxm amffid^ aSetlel^te mit nid^t-
taAor^d^ ^tflcii 0X& beten Veu^erungen ju er-
knim ijtauübte, tdu Stift oud^ biefe ben 9li| in bet
fü^fNntcittebcmctten. SHe^offnung, jur äBieber-
(otUhmB btt SUi^rit beitragen }u fönnen, beton-
k6tc €9hiota, Seiie^ungen mit l^otragenben
fiQtV>ßbn tinb ^ßtote^onten av^ränup^m, fo mit
Snbceoi Jh4no(uA, bem @enior bet lut^erifd^en
0«spli^^ twn S)aitsia, unb onberen Xl^eologen
nofeitl unb mit bem ffurfürfien So^onn W^^P
warn. 9Rcrai§^ iDdi!^ mit ben (Sebnibem SBalen-
t«s3,grit Sart^Iom&i9&oI}]^aufeT (f.b.%ttt.)unb
fbiaecm gleid^ SBefirtbungen »erfolgte, anberer-
kfdL Son bem jhtrfürfien äo^onn $l^ilit))) marb
CBit fein Ingenbli^er SlQtl^ Setbnis (f. b. Srt.) in
dbfe &aq€ ^cningejogen unb ertaste fie mit leb«
hrftdn SQcr. 3nbe| tonnten biefe SfleunionS«
bf^xtbungm erfl in gtd^erem ÜRoge mirifam mer-
^ea, iDcnn fie oon einer ^luctoritöt getrogen mürben,
sie bic| fett 1675 bet gfaS mar. m% nämlid^ bie
ngozifd^e {Rebellion bon 1670 niebergemorfen
s^ ein fbccngei Urt^eil fiber eine gro^e Sln^a^I
vom baran betl^iligten !ßrebigem ergongen mor,
KnDonbfle ft<!^ für bie lej^teren neben onberen
(ii>tfßanttf<^ Surßen nomentlici^ ber fhir|[ürft
jcböm Georg t»on SocMen, melier fid^ bei ber
^cicgn^eit erbot, burd^ feine Sl^eologen ein
dUzobentfetenntni^ in fo ma|oo!Ien SluSbrüden
d^faffen |u (ofjen, bo^ ieber Snfb^ Dennieben
varbe (2.^12. 9ttguß 1675). 2)er ffoifer er-
viberte: {mar fei nid^ bo8 ®foubendbelenntni|
te Oninb ber Strafe für {ene ungorif d^en $re«
bigrr» fonbexn i^re SRefieUion ; er ne^me ober boS
tet6iclm beS ftittfürften be}üglid(i bed ®Iou«
kalbef enntnif fed gerne on. 9tun begann ber Ihir»
Üsfi jcbod^, auf Sbmol^nen feiner SRinifter, feinen
Sotf^og gurätl^ujieben unter bem Sormonbe, in
cncr fotd^ @ad(|e l^be nur bod, loaS ouSgel^
MB ber audorität be« OberboupteS, Siugftd^t ouf
Ctfolg. 5i>cm ftoifer ofö bem @d(firmt)ogte ber
ku^ liege eS ob, boS l^eilige SBer! ber Iir^lid|en
Sctf5^itng anjubo^n ; ber ffoif er m5ge feine
Stiebcnfiboten fenben, bie |n:oteftontifd^en gfürften
Bnobcn tetit fein, fie }u l^ören. Xroi beS SOtig-
tmueiiS^ loeCc^eS biefe ^onblungSmeife in SSiien
encgen ncaiit, unb tro| monier onberen SBebenfen
cnif^Io^ fi4 ber Ifoifer, in ber Sod^e etmod ^u
ttmn. £emi bie ateunion f d^ien fidd in 3)eutf d^Ionb
gut genug onjuloffen, ba bei oOer ))erfonIid^en (Er-
bittemsg iioiifyn ftot^oIUen unb ^roteftonten
in boi Dffidea oon beiben Seiten oereinborten
Uctenfiüfbn jener Seit bie {ird()Itd^e @poltung
wdß QU ein IBruA für immer, gefd^meige benn
€^ ein 0(s(f^ fonbem olS ein beOagenSmert^er
9i| ber e^viften^eit betrod^tet mürbe. 2)er
Ingifairger 9tefigiondfriebe Don 1555 gab bem
Braf^e na^ SBieberoereinigung mieberl^olten
lidtant loib ungeod^tet oOeS beffen, moS fpftter
ffd^dfoi toax, tarn berfelbe ®ebanle obermoIS,
Sit fdof^ cmmal^ fonbem an oielen Stellen, im
bammL pacu Osnabrug. }ur ©eltung. 9luf
@runb biefer t)5Rerred^tHd^en Urhmbe mar bem-
nad^ boS Slnftreben )ur Teilung biefeS StiffeS im
9leid^e ofö oerbienfüid^ )u betrod^ten. S)er ffoifer
burfte mol^l bie 3nitiQtü)e boju geben. 9lld ge«
eignete fßerfönlid^feit für bie ooraudftd(|tHd^ bomen«
öotte SDWffion, mit ben »eid^fürften betreffs ber
Steunion in SSerbinbung )u treten, begeid^nete %U
bri}}i, ber a{)oftoIifd^e 9}untiu8 in äßien, Spi-
nolo. S)erfelbe erl^ielt SSoQmoc^t bed JfoiferS on
bie 9fleid^Sfür{ten, nid^t jebod^ jur Unterl^onblung
über bie Steligion, fonbem jur Befragung ber»
f elben über bie SRittel gur SSerf ö^nung ber Ungam
unter einonber. Surd^ eine fold^e ßinleitung
möge Spinolo fid^ ben 9Beg bol^nm )ur ßr*
drtemng ber ^ou^tfod^e felbft, nid^t in bed ffoi«
ferd 9tomen, fonbem in feinem eigenen, gfür bie
fpäterm Keifen morb bie SBoDmod^t iebeSmoI ge-
önbert, iebod^ fo, bo^ bie ^odficotion oon Ungarn
unbbieSbmel^rberXürfengefal^rimmerooronftanb.
fjfür Seutfd^Ionb fom eS Spinolo, ber )um
Sifd^ofe oon Zino emonnt morbm mar, gu ftottm,
ba| im SSormorte gur SlugSburgifd^en Sonfeffton
f 0 bünbig mie m5glid^ Snerfmnung ber tird^Iid^m
Suridbiction beS gio|)fted oudgefpro^en mor. Sein
SBerfol^rm mar nun, nod^ ber ^uffojfung oon
fieibnij, ber ftd^ lebl^oft bet|eißgte, mefentlid^ bo«
l^in gerid^tet, oon bm nid^tfotl^olifd^en Surften
unb Z^ologm gu erfrogm, ob fte bel^orrtm bei
ber Sonfeffmn t>on Augsburg unb bomit bei ber
^Berufung on ein ottgemeineS £onciI, unb ob
fie bereit feien, bemf elben fid^ gu untermerfen,
mmn ber $a))ft auf bie SBermmbung beS ffoiferS
ein foId^eS ouSfd^reiben mürbe. S)ie erfte Steife
Spinolo'd ging 1676 gunöd^ft nod^ ^Berlin. Sie
JReinung, bo| er bort (Soncefjionen angeboten
l^obe, entbel^rt oUed ®mnbeS ; fein SBeftreben mar
gunäd^ft immer borauf gerid^tet, j[ebe irrtpmlit^e
%uffaf[ung ber Hrd^Iid^en Seigre obgumeifen. S)ie
Sonferengen mit bem ^of})rebiger in Berlin
mod^tm auf Spinolo einen nid^t gang ungünftigm
(SinbrndC Ungleid^ günftiger iebod^ mar ber SSer«
lauf in ^onnooer, mo ber fot^oüfd^ gemorbene
^ergog Sol^onn gfriebrid^ über lut^erif^e Unter-
tl^onm, unb fein lut^erifd^ gebliebmer Smber
6m|t Sluguft in Odnobrüd über eine confeffio«
neQ ftorf gemifd^te 93et)i)Ifemng regierten. S3eibe
t^ürften, niä^i minber bie ^ergogin Sopl^ie, ®e«
mol^Iin Don ßmfi Stuguft, nol^men Spinolo mol^l«
moDenb ouf. 2)agu fonb er in ^ammoer ein be»
reitmiQigeS Sntgegenfommm, nommtlid^ bei bem
erftm ©eiftlid^en beS SonbeS, ©erl^orb SOtoIanuS
(f. b. 9rt.), unb beffen O^reunb Seibnig. SRoIonuS
felber begeid^et in einem f^ätem ^Briefe fid^ unb
S))iuoIa otö bie beibm ^ole ber Unter^anb«
lung. S)ie oft beff)rod^me Sonef))onbeng bogegen,
mel^e Seibnig f))äter auf Snlo^ ber ^ergogin
Sortie mit »offuet (f. b. 9lrt.) onfnü|)fte, ^at mit
S))inoIa^§ £^ätig(eit in ^axmottt ni^tS gu tbun ;
SBoffuetS 9lame fommt in SpinoIo^dSonebonbenj
gor nid^t oor. — Eifriger nod^ old bie t^^rgogin
So|)^ie ermied fid^ i^r Smber, ber fturfürft Roxi
Subttrig Don Ut $f<il], tm mrinte, ni^t im (Sf
^eiintti, fotibmi |ni unb offen Dot aO« äStlt
muffe rine folt^ eoltgcföflige EBn^blung gr-
fü^rt Dtrbcn. ^tt Sinbnid bti crflm 9tetft trat
fpmtl günftis, unb ulS ©(ntiola 1677 }u 9tom
Snnornij XL ftinm Btrii^t abftattrit, rnnut^iglc
bitfa i^n unb tm^fa^I t^ luib {(in EDkrf btm
Aaifrr. 3ni Sauft bn nackten 3alirc fK^citm
14 nginnibt bnitf^ gücften btm Sai\tr fi^ritt'
li^ i||R Snictgl^eit gu. 3ünf bicfn Sürfirn titi<
lonetm unb ttliieltm Don i^toi X^oIoQtn ein-
fl^ienbe €rnäntnaai, tnoiin oIS ju erftrtbmbcS
Svl rin Siinliäfa SinigunglDcrtrag in'§ flugt gc
fa^t uurbt, mit n cinft auf bcm Soncilc gu glottn)
mit bni ^rit^m ju SiaiAt gcfommnt tiui.
SRinbei günftig lautden namentlich bie Sulad^tm
bei ©ottlaet Xficologen, bann auä) bie ber Ser-
linei, fo ba| @;>inDla bot! all ben tingigen So^n
alÜR [einer 3Rui)m bie Snerfcnnung feiner ®t'
bulb unb c^ftli^n Siebe boDontrug. S)ei floifei
Seopolbfflm leinerfeitS entgegen huntiEonceflionen,
namenllif^ Semittigung fieiei effenllit^ei Sleti-
Sionsübunfl für bie ^In^önger ber ?IugSbutg« unb
er ^elDetifd^ €onfeffion in Ungarn, o^ne ha-
mit jebo^ bie iRebeUton unter Smeri^ XöTöIq
unb i^re fi^Iimmen Sotgen ((Sinjall ber Surfen
1683) afiroenben ju I&nnen. — ©pinola'ä S^ätig-
leit no^m untErbeffen iftren Sortgang, [anb aber
mi<^ auf (at^olifdier Seilt tSegntr, torlt^e namtnt-
Ii(^ 8'8"i i_5" bie anflagt trlftoben, er mai^e ben
Slic^ttat^Dltten untiallbart 3ufaQ(n. Slagtgtn
tDollte fiäf S^jinola, auSgerüftet mit einem Sm*
fife^IungSft^rci&en beS fiaiferS Com 1. BtpUmbec
1683, in Äom ielbft ret^tjertigen. 3nnDcenj XI.
übertrug bie $nifung bei $aptcre hti !8ij(^Df3
bon 3;ina einem SoIUgiiim Don oier garbinälen.
©er Sendet, bem ber $apft fii% ööHig anf(l)Io&,
toor boH änerlennung. Slie Orbensgenewle bei
äefuitcn, S^ominicaner, l^ranciicaner, Suguftinei
gaben @pinola naij^brüdlid^e Empfehlungen an bie
Sßitglicber i^rei Orben ; ber gute gorlgang beS
SßcrteS \ä)m geliefert. Sa trat aber etn anberer
Sßiberftanb entgegen, bm an^ Snnocenj XI. ni^t
juiibtriDinbenBermod^te. 9Im§Dfet)flnSran(rci^
^atlt man non ben MeunionSuer^anblungen Äimbe
«galten. ®iefer „fromme spian", »ie i^n Soffuet
im Dlomen beä ÄönigS officiell nannte, fanb aber
ni^t ben ©eiiall SuboigS XIV., be§ £Biber(a^er3
bei pQ^iftlij^en Sliiclorilät, ber burt^ baS beugen
aOer (irc^Ui^en Waift unb aUeS fir(f)Ii^en ^uter«
tffeä unter bie ©(malt feineS Äönigt^umS bie
Cmnipoteng anflrebte. 3)emtntfpre^enb ging in
9tom bie fronjöfif^e Sfjartei unter ben ßarbinälen
barauf au9, eine offene Snerfennung Bon ©pinola'i
Sirf en ju oei^inbem , unb Snnocenj XI. [onb
tS in ber %^at gerat^en, ffranfieti^ nit^t einen
SBorroanh jum ©t^isma ju geben, oli mat^ er
um bea SBiehergeminntS ber beulf^en fRid^l»
lat^Dliten loiDen ^onceffionen gum tRac^t^eile ber
ßinen unb aügtmeinen ftirc^e. sWum mahnte
er burd^ ©pinola ben ffatjer münblic^ gut 3ori-
fe^mig bt«9BateS, mit baii$)fai{tifüt(i,b4fl
bn fiongöfif (^ goction uillät einuriiiin
Kamen ^ciüMln möge (1684). Sonbiap^ii
füi eint ätei^ bon 3a^itit bie Sei^oiAlDiPiii
Die tiri^Iii^ Steunion inXmitfi^Iantinkllim
Spinola, bem beiffaifec bof SiSitaBiM
SIeuftabt verliel^, »ibrntte junii^ ÄfnU
einer 91eor(|anifatton feinet 3)i5ci^ 3*}Ui
Qthai/It bciJIaifer Seotwlb, mit 3iifJbiH|l|
^JopfttS ^nnoceng XU, bie eo^c to EiWl
äteunionnieberou^une^men. £t(^|4iiv
Set^onblungen offen betrieben mettia. £fU|
erhielt ben Auftrag, eine SoOpiod)! aMl
loeli^t mit ber taiferlii^ Unterj<t|iiit M^t
bie ,@tönbe »an Ungarn unb €iettiitä|M4.
bie anberen getreuen Unttrtlianta' a^m '
Sntmort barauf gelangten, nie fiäia tri h^
9iti(t|e, fo jetat au<^ ouS Ungarn an ^M-
eine Steige gu^immenber ßrnörungtn. Sb^:
f orbertt @pinoIa bit nü^ot^olii^^cniklt
SttuntonimERtit^ ouf, mit i^mboSSollito:
aufgune^men unb fic^ gu erfl&tn. fcfaklk
fette ©eneigl^ttt wie oij^t 3a^ juMt i»r^
in ^teibelberg, femer in ffionjig, unb &
an Dielen Orten, namentlich aber in ,
Sod btrfa^te mitberum (S<r^ ffidünlil!
bie !DlögIi[^feit unb «uBfü^borfeit ba " ""
ißeunion eine S^rift, Del^ ber St^toU
li]c^enffiicE)em5gli<t|^na^gufominniHt(|.l
felbe in ber goffung Don 1698 bei J. D. FaH«
Änecdota hiatorico-eccL NoTanti^Q», Br
avigae 1752, 312 sq.). Ueber alle «■■
fat^Dli{ifKr©eitttgmgugegangencn8imbgda
Derfafele ©pinola im üßinter 1691-169ii
Siucera Belatio, meiert er bem ÜmfetdA
SJiefer lieg bit ۊirift burd) Dier X^udqsN
fRiif prüfen unb erdielt Don benf(Ibeii(iiMr|
Otiten, ba^ bit ißei&ff enf lii^ung beiBdilwrilJ
blofi nü|Iidt, fonbem notl^ntnbig fei; iMi)tp|
hoffen, baburi^ mantSe Sßrote^ntiB S**]
Sttunion gu gewinnen. So(^ [i^eint ({ erii^
eintm ©runbe nii^t gur Sßubltcation gtal* j
JU fein. 3m 3. 1692 burt^gog epiMli, g I
erf rauft, abei aufrtd|t gt^Iten buid^ bo W '
für bas SBeit feines SebtnS, boS obnn|i|l>.
£anb. 3)tt an i^n Qtn(^teten €(^»1''
boit geben 3(uen|il'*
iSaufi^. SHtforittt
(gtmeintn JBujMinii^
nt eine 3)e^ hob Iß
neinben erlfäitt fi4 M
ige^tn, über raäifpl
[U3 3)tutf4Ianb ii öl
gtn mürben. SKitlhll
Dor ben ffuiftt vikl
tUSIul^ertfii^ grillt
it tt Dorf ^lug (ffilM
in ^belbete Mit da
c^fe in eöt^, Stotai
in ^nnosci mit tintm Snbem na^ S(40- C
flaifer eilit| bie erfort>etIi4ien S^mfits. 1
fi2S
@)){no3a.
626
^ffanneidMfl foUte tn tSfnmlfurt a. SR. {iott-
pteL eptnolitBlattblebemSUIc feiner äBünjc^e
isU |a fem; benno^ cidf^toonb eS feinen Ipön«
ka. S>ie CtnlabuTtB etfil^ien ben genannten
Ibeologoi all{u nnbeftimmt ^olonuS indbef on«
kcr omiBoxtele ^ toebet baS 3i^I H angegeben,
a4 ber ffieg b^; nnb jubent tDtffe er beftimmt
r^ bfx 9ap9 dimocen) XIL bem $Iane nid^t
pspSQ gefilmt fet IBaS an ber Ie|^tem SBe^au))-
M19 Saftes tfi, Ia{|t ftd^ nid^t mel^r ft^er con»
bmum. möglid^enpeife xdqx Sllalanud in biefer
S^re^nnQ iu>n irgenb einer Seite getäufd^t. Sie
^fsumiaifUiift in gfronlfurt a. SR. erfolgte nid^t.
«tu ber Vlon gut 9u§fü]^nmg bmmen foDte/
hrnd^tit Spindta bem ffoifer, ^ba begannen fie
fB {inmi aus Sur^t oor ben übelen 9la(^reben
aar flrnttgoioffen.'' aufgerieben burd^ bie SDtül^-
kk frincif gebend, beffen ffraft er toef entlid^ bief em
Viatz ba firtt^id^n Xeunion genibmet, }og ftd^
gpinolo in bie Stille fton 9Siener*9leuftobt }u-
ji± Sit €otge feiner legten Soge toar, bie auf
Is SamioiiSDerfnc^e BejfigHd^en S)ocumente als
(itaibloge iäftdiiitx SBerfud^e in f))äteren Seiten
a Me fii^ ObfuvA bed ftaiferd )u legen. Sr
psb im SRäti 1694, l^od^ geadf)tet tief betrauert
na ben ^defim feiner Seitgenoffen, menig gefannt
a08w( tDotterr gctDürbigt bon ber 9iad^tDeIt. —
Emola'« Slbätigeeit fb bie »eunion ift audffi^r«
lu&boigdegt in feiner Siograp^ie t)on 9R. |)anfi)
ä tt. Scl>, bem no(^ bie fömmüid^n ^ßa))iere bed
Bq<^fi t»on fBienet-lReuftabt gu @ebote ftanbm.
ÜBtci Assfer 3ofe))( IL ftnb biefe ^apittt jer-
fxrut iDotbm unb jum gro|enX]^ett Derloren ge-
fstgra; ber Stefi ift xa\i ber 99iogra|)^te üon
ocnfi) in btc SBiener f)ofbibIiot^eI gefommen.
tie Dorftc^nbe S)ar{)e&ung beruj^t auf ^{i}'
tilgpbm unb beri^tigt füflfd^eigenb bie jal^I-
mtai Snt^mtr, loeld^ in ber tat|^oIifd^en »ie
s4(lDt^ßf4cn fiitcratnr über @£inoIa immer
Ksfiet no4l8<f4^ben merben. [Onno Stlopp.]
Sfiii^ia, SBenebict (urfpränglid^ Sarud^
2i1|riiiofo)^ ^^ilofop^, Urheber bed nad^ il^m
kmimitn iwnt^iftifd^ @9ftem8, lDuä>e am
24. StoocmBcr 1682 gtt Smfterbam t)on portu»
lUTiid^tQ^tid^ (Eltern geboren. 9$on biefen für
fiis tQbit4^ @de^enIaufbo]^ beftimmt, erl^ielt
c eine fprgfaitige (Srjie^ung unb enoarb fid^ bei
lobet grtftigcrSegabung unb gro^m 31ei$ auS-
fbaiua ftenntniffe in ber j[übifd^en Sprad^e unb
£taIogie, moxin einer ber gefeiertften Xalmu»
bcpcB ferner 3ett^ @attl Setii aRorteiro, fein Se^rer
KJi: Im!^ bie Sd^riftm bcd aßaimonibeS (f. b.
Irt) mtb onbcrer gete^rtm 3uben bed ÜRittel-
liteä kinte er fhmen unb ]^o(^f(^|en, mü^renb
ff ha fiobbalijüfd^ Siteratur (einen (Sefd^mad
j^nrimien fomtte unb fie für Unftnn erflarte.
Mt^oapt ornnof^te il^ bad Stubium ber rab»
Sn$i^ £(eol0gte unb 2:beofot>^ie loenig )u be-
fodligm, vab fd^n fräbyitig oerriet^ fu^ bei il^m
sat 9agang gtt ttligiöjm Sron\ün ; balb tourbe
epttttemtS StoUinoft ein 6b|itif er. SBeil feine
unglöubige ©eifteSrid^tung nid^t oerborgeu blieb,
geriet)^ er in Sot^ict mit ber Synagoge ; er 50g
fid^ k)on feinen @(aubenSgenoffen aUmöIig gang
gurüdt unb fud^te fortan bie 93efanntfd^aft mit
ßl^riftcn. Sei einem S)eutfd^cn, beffen SRame
unbetannt ift, unb bann Ui bem geleierten, natu-
raliftifd^ gejinnten ^rgte grang oan ben (Enbe
erlernte er bie lateinifc^e Sfrad^e unb mürbe t)on
festerem, mie eS fd^eint, aud^ auf baS Stubium
ber Staturmiffenfd^aften tmb SDtatl^ematil unb ba«
burd^ auf bie ^l^ilofo^Jl^ie, namentlid^ bie carte«
flonifd^e, l^ingelenft. 9m Stubium ber d^rifilid^en
S^eologie, bem er fui^e 3cit oblag, fanb er nur
menig ©efallen. Stad^bem aSe SJerfud^e ber 3uben-
fd^aft, i^n tJ^eilS burd^ SBefted^ungen tl^eilS burd^
2)ro]^ngen bem Shtbentl^um gu erl^Iten, gefd^ei«
tert maren (fogar ein SDlorböerfud^ mürbe auf il^n
gemad^t), mürbe er ^megeufderedltd^eränlel^ren''
burd^ förmlid^en 93ann am 6. ^uguft 1656 au3
ber Synagoge feierlid^ au3gefto|en. Spinoga
latinifirte Don nun an feinen iübifd^en Somamen
Sarud^ inSenebtct, fd^Io^ ftd§ aber niemals einer
anbem religiöfen ©emeinfd^aft an. 93on ie^t an
lebte er bis 1661 bei einem arminianifd^ gefinnten
gfreunbe in ber 3tQf^t t)on Smfterbom, f poter nad^
einanber in Stl^^nSburg, 93oorburg bei ^aag unb
gule^t im ^aag felbft, in tieffter Sinfamfeit be-
ftänbig bem StiU)ium ber carteftanifd^en ^l^ilo«
fopl^ie ergebm unb mit ber SluSbilbung feines
eigenen SQftemS bef c^äftigt. Seinen f argen SebenS«
unterijialt gemann er burd^ Sd^Ieifen o^^tifd^er
©löfer, eine Jhtnft, morin er fld^ gro^e ^ertigfeit
ermorben l^atte; ]pd\tt erhielt er au(^ Unter-
ftü^ungen Don gfreunben. 2)en il^ 1678 00m
ffurfürften oon ber $falg unter glangenben 99e«
bingungen angetragenen Sel^rftul^I ber ^J^ilofo^^l^ie
in ^eibelberg lel^nte er ab, um burd^ 93orIefungen
unb eventuelle goUiflonen in ber gfreibeit beS
^bilofop^itenS nid^t bel^inbert gu fein. 9Rit
Seibnig mar er perfönlid^ belannt gemorben.
Spinoga ftarb, nod^ nid^t 45 ^al^re alt, am
28. S^bruar 1677 an ber ^uSgel^rung. Sin feinen
£ob fnüpfen fu^ feltfame SDlqtl^en, bie aber un«
begrfinbet ftno. Sein Sl^rafter, fein raftlofeS
Streben nad^ SBal^r^eit, feine Selbftbel^errfc^ung
neben Slnfprud^Slofigfeit unb SBebürfniglofigfeit,
ein großes SBol^lmoQen gegen j[ebermann ftnb
tetS mit äled^t bemunbert morben, unb mie immer
man über fein pl^ilofop^ifd^eS Softem urtl^eilen
mag, fo fl5|t feine ^ßerfönlid^feit unmiflfürlid^
groge ^d^tung, um nid^t gu f agen 93emunberung ein.
Spinoga^S Sd^ften, nad| S^^ffi unb Umfang
nid^t bebeutenb, gum guten Xl^eil unooOenbet ober
nur ffiggenartig ausgeführt, ftnb fömmtUc^ in
lateinifd^er Sprudle Derfa^ Slad^ ber 3eit i^
(Srfd^einenS georbnet ftnb eS: 1. Benati des
Cartes principiorum philoBophiae pars I et II
more geomeüico demonstratae per Bened.
de Spinoza Amstelodamensem. Accessernnt
ejusdem Gogitata metaphjsica etc., AmsteL
1668, eine Soxftellung ber $nncipien ber carte-
627
@)){no)Q.
• V
ftonifd^en ^l^ilofopl^ie nod^ mot^ematifri^er 9)le«
t^obe; bod äBer! entl^ölt fetnedmegS ©ptnoga'g
eigene S)octnn, ba er feiner fpötem auSbrüdtlid^en
erflärung jufolgc bei abfoffung be8 Sud^eö felbft
nid^t mel^r Sarteftcmer mar, fonbem bereits anbere
Ueber^eugungen gewonnen l^otte. 2. Tractatos
theologico-politicuB y Hamburg. (Amstelod.)
1670, ber berüchtigte Xroctat, toeld^er anonym
unb mit pfeubonQmem 2)rucforte (|)Qmburg ftatt
Smfterbam) erjd^ien unb Don ber l^ouänbifd^en Sie-
gierung alsbalb mit Sefc^Iog belegt, tro^bem aber
in ben nöd^ften äol^ren unter fQl{(|em Flamen unb
Xitel (5. 9. Danielis Heinsii operum historic.
coUectio prima) in unb au|er ^oHonb mieberl^olt
gebrurft unb oiel öerbreitet würbe: er bringt eine
Unterfud^ung über Sleligion unb 93emunft, Staat
unb JKrd^e unb bereu IBerpltnig unter einanber.
8. Benedicti de Spinoza Opera posthuma,
Amstelod. 1677, ent^altenb: a. fein pl^ilofop^i*
fd^eS ^auptwerf Ethica ordine geometrico de-
monstratiei et in quinque partes distincta, in
quibos agitur I. de Deo, IE. de natura et
origine mentis, III. de origine et natura
affectuum, IV. de Servitute humana seu de
afifectuum viribus, V. de potentia intellectus
seu de libertate humana. — b. Tractatus
politicus, eine Staatslehre, fur^ t)or feinem 2:obe
gefd^rieben unb unDoUenbet. — c. Tractatus de
intellectus emendatione et de via, qua optime
in veram rerum cognitionem dingitur. —
d. Epistolae, Spino^a'S Sonefponbenj mit feinen
^reunben. — e. Gompendium grammaticae
hebraicae. ^ierju fommen 4. gwei £ractate De
Deo et homine unb De iride nebft einigen
Briefen, bie neueftenS aufgefunben unb burd^
DanSloten ebirt worben fmb (^mfterbam 1862).
@efammtauSgaben Don Spino^a^S äBerfen be-
forgten ^uIuS 5u3ena 1802- 1803 ; ©frörer ju
Stuttgart 1830; Sftiebel 5U fiei})sig 1843; 93ruber
ijU Seipjig 1843—1846; bie neuefte unb öoll»
tanbigfte ift Don Dan 93Ioten unb fianb (^aag
1882—1883, 2 93be., 2. aufl. ebb. 1895 bis
1896). 6ine bcutfd^e Ueberfejung lieferten Sertb.
«uerbad^ 8U Stuttgart 1841, 5 93be., 2. ^up.
ebenbaf. 1872, 2 SBbe.; einzelne Sd^riften über-
lebten D. ffird^mann unb Sd^aarfd^mibt für bie
D. ftirt^mann'fc^e „pUofopl^if^e »ibliotJ^el" IV
u. XVni, Serlin 1868—1869.
®a8 Softem S<)inoja% wie er eS namentlid^
in feiner „&^iV niebergelegt l^at, ift auSgefpro-
d^ener ^ant^eiSmuS, conftruirt auf cartefianifd^er
©runblage. Spinoja eröpet feine „gtl^if" mit
einer SReil^e Don Definitionen unb ^^iomen nad^
ber SBeife ber SWatl^ematif beS guflib, um baran
feine fie^rfö^ (propositiones) gu reiben imb biefe
mitteis befonberer Seweife genau wie in ber 5Ka-
t^ematif (geometrico more) auS ienen ißrömiffen
mit Sid^erl^eit abzuleiten. 2)en fie]^rfä|en folgen
oft nod) @oroÜarien tmb Sd^olien. S)er 3^^^
biefer SKetl^obe ift, feine ©octrin ju matl^ema-
tifd^er ©ewi^l^eit 5U ergeben. 2)aburd^ erfd^eint
biefeS Softem in ber i^at auf ben g^*^
im ®an§en gwar dS mit ftrengex ^b^^^
burd^gefiü^rt, eS ift aber inncriidi WJp^
md)ii weniger unwal^r unb iSuforifd^w^^
rei(^ an ^ralogiSmen. Denn bie als iaksM|Bi
angenommenen ^römiffen, fowo^I >jytU
tionen (§. S. Don causa sui, Subftcr^LlIki
©Ott, gfreil^eU, gwigfeit) olS aud^ \Mt%
finb gang wiUKlrlid^ unb f oft aOe nies^ ^
9lamentlid^ aber ift eS ber falfd^e (ac~^^
ftanifd^e, Don S))ino§a nur confeq^c—nicnta
gefül^rte) Subftangbegriff, ber boS 1:^^ ^
beS gangen SpinogiSmuS bilbet SKUSob
tefiuS au^er ber abfoUtten Subflan^f^^jT^^
jwei fftoffen cnblidfter Subftengen, ^ —
fter) unb auSgebel^nte (materielle),
l^tte, ftatuiri Spinoga ben abfoluti
ber Subftang, b. ^. nad^ i^m gibt
nid^t mel^rere (fei eS unenblid^e, fi
fonbem nur Sine eingige, unenblül^^^ ^^
notl^wenbig e^iftirenbe Subfiang, 'mü^i^
„Unter ©ott Derftel^e id& baS DoIDfojKaia7
lid^e SBefen, b. I&. bie Subftonj'' : ^ihm _
sive Deus ift bie gformd, womit Spim^if
ftönbig operirt; „auger ©ott foiur H« ^
Subftang Weber fein nod^ gebadet tKtboL'
wir nun aber in ber SBelt eht boppM
erfennen, baS eine, beffen SBefen äirSl
(©eift), baS anbere, beffen SBefen is te M
bel^ung (ftörperwelt) befielt, fo etflaitahH
fowobi 2)enfen als SuSbel^nung (ccgiiittioM
tensio), für bie gwei wefentlid^ WMeWt
weld^e ber menfd^Iid^en Srlenntni^ mto ki
enblid^ Dielen Attributen beS götüi^m'
aUein gugänglid^ frien. Wk (gingelbingt
wie materielle) finb nad^ Spinoga ni^tt
als SJ^obificationen ber beiben genannten
Attribute, nämli(^ aQe eingelnen geiftigm
fammt i^en9}eranberungen(®ebanlmttt
gel^rungen) afifectiones ober modi bcS ^f0ß
2)en!enS, aQe eingelnen Körper unb battl*
anberungen (Bewegung imb fkväj/t) afMM
ober modi ber göttlid^en SluSbd^fnimg. fitl^
talitot biefer !Dlobificationen ber gMtIi4Bi6i>
ftang nad^ ben beiben genannten SBcfiidulUMi
ift bie 9BeIt, biefe folglid^ nid^tS «nbeitl flii
(Ssplication beS göttli^en SßefenS {eOfi, ttiUI
baSfelbe in bcftimmter SBrife ouSgdÄrfidt rik
S)emnad^ ift nad^ Spinoga ©ott Ue inoMA
nid^t bie tranfcenbente Urfod^ ber SBdt 0ki
onmium rerum causa immanens, non ttf
iens), weld^e Don (Swigfeit l^r bind^ eimdi
gigen Act mit 92ot]^wenbigfeit, ntd^ no^MI
etwa um beftimmterS^Dede wiQen boSlbdMii
aus ftd^ l^erDorbringt Um biefed !BerPti|H
©Ott unb SBelt gu fenngeid^nen, mmtt a ial
fd^Iug an frühere $l(|Uofop]^ (befonbolfli
bano Sruno) bie göttUd^e Subfhni) Ue
naturans, bie SSelt natura natorata,
bie eine für ebenfo notl^wenbig wie t
ertlört, ba bie eine ol^e bie anbm nkll hM
«39
@))ino)a.
630
Giotc. Scr Scbonlh, Sott ^oObe chte anbete SBett
9te bi» bepe^cnbe in anbetet Sffleife obet abet
dc^aittil gor tetne 9BeU l^etüotbringen fdnnen,
wtA für abfiob eifl&tt; benn ®otleS ÜRod^t ift
ia4 €;^aiD§a ibenttf^ ^^^ feinem SBefen, f o ba|
if iDithn nm^ toad et loitien f ann. ®leid^n)ol(|I
il 0ott bift freie Utfa^ oler Singe; benn ba et
tlesa bnn^ ^ felbjt notl^menbig esiftitt unb
taft, 0^ bni^ itgenb etttaS ou^et il^m betet«
amit |u fein, fo ^t et nid^t nur ftei, fonbetn
filon oofolitt ftei rnib nttft mit .^fteiet Siotl^«
■oibigtcit'. 3fn bct SSelt bagegen gibt eS nit-
eesbd rint freie Urfad^ fonbetn atteS, tt>a8 ge-
$Mc4i, SrfAie^ mit Stot^menbigfeit, and^ iebet
^fia^od W Oefd^))fe ift butd^ ®ott betet-
nmt unb g^d^^e^t not^menbig. 6d gibt mebet
cBtn 3»fon nod^ fegenb einen 3toed in bet Wkü,
Idbff &mt^ Ubiglii^ auf einem iBotuttl^eil bet
nenftUs!^ SuffoRung^ inbem mit nid^t übetall
)a Ditfiaibcn Urf aqen etf ennen. SEBaSmanZeleo-
[cjk mmd, ift noc^ @)>ino}a nid^tS als ein
ai^-liim ignonntiae. 2>a§ Saufatoetl^altnil
nrtfibcn (Bott unb SSeQ ift fut il^n nid^t ein Set-
^öthnt tum Utfac^e unb SBitfung, fonbetn oon
9vaib iinb S^Ige, eansa gteid^ ratio. S)ie %tt
Bad Seife, tote Sptnoga bie &ett)otbtingung allet
fo|eIo&{ccte bun!^ ®ott ftd^ oetdt, etinnett, mie
p «anil^ Knbete in biefem Softem, offenbat an
aopUitonif^e Sotfiellungen« ®otte§ unmittelbate
gitffttmieü tonn nut Unenblid^ed unb SmigeS
tamnfecnigffi; bie Sin}e!binge bagegen, meil
ccbbd^ unb begtengt, metben ie nut mittels enb-
Ii^er Orfa^en üon ®ott fomol^I im Stiften) als
pR fkmbcln betetminitt. @))ino}a fptid^t oon
RH mteUectuB Dei infinitos unb nennt biefen
SotM ctngebonten @o^n, in mel(|em ®ott allet
StMc 9B^en in emiget unb unoetSnbetlid^et
Seife ecfemie, imb meldet als immanente Sinl^eit
iBa ftMid^ SNe&ecten )u ®tunbe liege (bet
109 ^lotinS). 9ttS bem ®efagten et^eHt gut
genüge r trä ^melmeit bet fpinogiftifd^e oon
ksi«i^nfr[i<l^®otteSbegriffetoetfd(|iebeni) S)aS-
Hhe gut Don bet fptnogiftifd^en 9nt^to))oIogie
inb ^ßfQclboIogie unb inSbefonbete oon bet feinem
S^fiem asifpttd^enben @ittenlel^. 2)et SDtenfd^
ift no^ Sjrinoga nid^t in SSitfli(^(eit ein ^opptU
ocfen, fonbetn ein 3nbioibuum, motin @eele unb
deib em unb baSfelbe, beibe nut oetf d^iebene modi
hn Cnun gSttfid^ Subftan) {e nad^ bem 9ttti«
buie be6 S)en!enS obet bet SuSbe^nung ftnb.
UAex^ouiit fhib alle Sinjelbinge gugleid^ Seele
sab lUzprt; ofle ftötpet ^nb befeelt, aOe Seelen
fish wtacpext fo bog eS bIo| ®eiftigeS obet blo^
9k9oR^ gor ni^t gibt Siefe StQbefeelung
tcr SBitt i^ Ott eine mannigfaltig abgefiufte gu
linfaL Seele ober ®eift ifl bei j[ebem Singel*
eftpd mir bie 3bee beS )ugebötigen AötpetS.
tmTtafd^en, ber t^oOIommenften 2)atfteIIung
iVUbification) bc3 gdfüid^en SBef enS, ift bie Seele
mfO^^Hife fin Zi^eil beS göttlid^en SenfenS,
ta tirprr ebcnfo ein S^eil bet gdttlid^en 9uS-
bebnung ; im 3Renfd§en lommt ba^et ®ott gleid^»
fam gum Selbftbemu^tfein. SeelenDetmögen unb
Seelentbötigfeiten nimmt jtoat aud^ S|>inoga an,
tebod^, ba i^m Sttenntnil unb 9BUIe bet Sad^e
nad^ baSfelbe bebeuten, ni^t in bem gemöbnlid^en
Sinne. Untet ben oetfd^iebenen &t{enntni|metfen
beS 9Renfd^en jteUt et obenan bie Intuition
(scientia intuitiva), mittels beten unfet ®eift
als Sb^il beS unenblid^en SnteQecteS afle gingel-
obiede in fid^ als baS, maS fie ftnb, als Stobift-
cationenbetgdttlid^enSubftang,IlatunbitttbumS«
loS etlennt (miebetum ein ^nflang an bie neu-
platonif^e „Snfd^auung")- 93on äßablfteibeit
fonn beim !D{enfd^en ni^t bie Siebe fein. SBol^I
beft^t et einen 9BiDen unb ift fid^ befjen bemüht;
biefet SiHe ift abet ftetS unb übetaU butd^ anbete
Utfad^en au^et unS, im legten ®tunb but^ ®ott,
notl^menbig betetminitt unb mu| immet fo fym"
beln, mie et l^anbelt ; nut meil mit unS bet notb"
menbig betetminitenben Utfad^en nid^t bemu|t
ftnb, möbnen mit unS ftei, ftnb eS in äßttflid^teit
abet ebenfo menig als bet auS bet ^ö^e betab-
toDenbe Stein, oot bem mit nut baS 99emu|tfein
unfetet Stb^tigleit k)OtauSbaben. S)ie Seele ift
ebenfo menig einfad^ als bet Sibtptt, bef[en 3bee
6t nut ift, melbolb S))ino3a au^ bie ))et{önlid^e
nftetblicbfeit betfelben läugnet. 3nbe| foO nad^
ibm bie Seele bei bet Setftötung beS Rbxptti
ntd^t total untetgeben, fonbetn etmaS SmigeS oon
ibt übrig bleiben; a&ein maS et bamit anbeuten
moQte, ift fd^met gu oetfteben, iebenfaUS nid^t bie
))erfönlttbe Unftetblid^feit, fonbetn nut eine in bet
3bee ootbanbene. 3n bet Sittenlebte l&ugnet Spi»
noga ben Untetfd^ieb gmifd^en ®ut unb Söfe, beibeS
ftnb nut telattoe Segriffe : maS mit t^un, ffymt mit
notbtoenbig, alfo ift eS ftetS gut, aud^ baS fogen.
99öfe. SSon Sünbigen gegen ®otteS SBiEen fonn
ubetbaupt frine Stebe fein, benn ®otteS SBiUe ift
nid^t gefe^ebenb, mebet im motalifd^en nod^ im
iuribifd^en Sinne biefeS äBorieS. S)aS fyiupt'
ftteben eines j[eben SBefenS, inSbefonbete beS
9Renfd^en, gielt babin, ftd^ in feinem Sein }U et»
balten unb }u oetooQfommnen. 9nieS, maS bagu
bient unb maS mit als fold^eS fldftet gu eriennen
glauben, ift gut, baS ®egentbeil ift böfe. Sarin
alfo beftebt bie böd^fte ftttlid^e Aufgabe beS SRen-
fd^en, nad^ Stbaltung unb 93en)olI!ommnung
feines SBefenS gu ftteben; baS Stteben, biefe
Aufgabe gu etfiUlen, ift bie Xugenb. SBril abet
unfet bbd^fteS @ut ®ott unb bie Stfenntni^
®otteS ift, motin unfete böd^fte ®ludtfeligfeU
beftebt, fo ift ßtfenntni^ unb bie oon felbft bamit
Oetbunbene Siebe ®otteS (bet amor Dei intel-
lectualis, mie S))inoga eS nenttt) bie etbabenfte
aSet Zugenben. 2)ie ®lfldefeltgleit ift nid^t Sobn
bet Xugenb, fonbetn biefe ift ibt etgenet Sobn.
Unfete Siebe gu ®ott ift abet nid^t oetfd^ieben t>on
bet unenblid^en Siebe, bie ®ott gu fid^ felbet begt,
oielmebt nut rin %f)til betfelben, gleid^mie aud^
unfet SnteHect nut ein %f^xl beS unenblid^en 3n-
teUecteS ift, infofetn ftd^ bet SReufd^ nämlid^ atS
681
@))ino)a.
632
SRobiflcotton btt imenbli^m @u%{lQn) (&oiU§)
ttei^. üßit anberen SBorten: bann, ba| toit und
betDu^t merben, ®ott fei in und unb toir feien
in (Sott (ober eigentlid^ ein X^nl ®otteS felbft),
befielet unfer emigeS ^I, unfere etoige @eligfeit.
@o läuft Qlfo tme bei Biotin unb bem %eu«
|)(atoni3mud übetl^aupt aud^ bei @)rino50 bie
Jonje @))eculQtion fd^Iie|Iid^ auf 9}l9ftici8mu3
inauS. Samad^ ift felbftoerftanbUd^ aUed, toaS
bie Offenbarung, befonberS baS (Sl^riftent^um,
Don @änbe unb 93u|e, ®nabe unb Sridfung,
)ierfönlid^er Un[terbli(^!eit unb ettnger Sergeltung
lel^rt, ni^t bIo$ überfiäffig, fonbem eitel ^um-
bttg; ber ÜTtenfd^ brandet ^d^ beffen nur Dar be-
ttm^t gu »erben, bo^ er ®ott ift, fo ift baS enige
Siä eneid^t. £ro| ntand^er unt>erfennbar tiefen
®ebanfen unb äBal^^eitdfeinte in @pino)a'3
@9ftem ifl baSfelbe bod^ im ©angen nur ein
fßl^antaftegebilbe im fd^iOemben %uf pu| einer fog.
ttnffenfd^afflid&nnatl^ematifc^n SKet^obe. — ®ie
6teDung @))inoga^8 }ur ))ofttiDen SReltgion, fpe«
rieH )um S^riftentl^um, tritt am beutlic^ften in
bem enoöl^ten Tract. Üieologico-politicus l^er»
tot, S)er ®runbgeban!e biefeS Sractoted, ber ftd^
aus einer Stetige üon religionS« unb tird^enpoliti«
fd^en ^bl^onblungen gufammenfe^t, liegt fd^on in
bem langem £itel au§gef))rod^en : Tract. theol.-
polit., continens dissertationes aliquot, qui-
bofl ostenditur libertatem philosophandi non
tantmn salva pietate et reipublicae pace
po88e concedi, sed eandem nisi com pace
reipublicae ipsaque pietate tolli non poBse,
mit bem aRotto au8 1 Sol^. 3, 13. 2)ie @d^rift
ift eine Slpologie ber abfoluten ^euN unb Siebe«
freil^eit auf bem ®ebiete ber Steligion. ^pmoia
gel^t Don ber SBorouSfej^ung aus, ba^ {Religion
unb ißl^ilofopl^ie, ®Iauben unb S)enfen, ftkd^e
unb Staat il^rem äBefen tt)ie il^rer Slufgabe nad^
total üerfd^ieben finb. 2)abei formulirt er ba§
SBerl^öItni^ ber Sleligion (Offenbarung, ®Iaube,
Xl^eologie) gur 93emunft unb $l^iIofo))]^te fol«
genberma|en. 2)ie pofItiDe Steligion (Offenbarung,
Dorab bie iübifd^e, aber aud^ bie d^nftli(^e) l^ot
nid^t bie Aufgabe, SBal^rl^eitderfenntni^ als fold^e
)u vermitteln, fonbem ift lebiglid^ bagu ba, ^röm-
migfeit unb (Sel^orfam gegen @ott (alfo 9Ro-
ralitdt) gu lehren ; bie^ ift il^ oudfd^KeBUd^er
(Enbgkoed. 3n ©ac^en ber SSemunft aber, unb n^o
eS fid^ um Srfenntnt^ ber Sßa^eit l^anbelt, l(iat
bie Religion (Offenbomng, SBibel, Xl^eologie,
ffird^e) nid^tS mitgureben (nullius juris neque
auctoritatis publicae est) ; benn ^tt ift aUein
bie SSemunft, bie ^pi^ilofopl^ie fouöerän, beren
9(uf gäbe bie gi^enntni^ ber SEBal^rl^eit unb 9Bei3-
l^it ift (ratio obtinet regnum veritatis et sa-
pientiae, theologia autem pietatis et obedien-
tiae). SReligion unb Semunft, Xl^eologie unb
$l^ilofo))]^ie l^aben olfo nid^tS mit einanber gu
tl^un, fte babm gang bi§))arate ®ebiete unb treffen
nur in il^rem (Snbrefultate, ber (iraftifd^m Siebe
®otte8, gufammen. Äeine ton beibm fann S)ie-
nerin ber anbem fein. S)emgemS| ift c8 ein Der«
fe^rted ^Beginnen, bie Sibel fo gu beuten, bog jie
mit ber SBemunft im Sinflong fielet ; beim fte tft
ein religiöfeS SSud^ unb bot mit nickten bie 9uf«
gäbe unb Sbftd^, und beftimmte äSa^l^iten
(3)ogmen) gu lehren unb und gum ®Iauben boron
gu Derpflid^ten, fie teiE nur ®e^orfam Ul^ren unb
und bogtt anleiten. Seftb^lb finb nur gemiffe
SBol^rl^eitm ber @d^rift angune^men, meldte gu
einem Seben in grömmigteit unb 92ö4ftenltebe
not^mmbig ober bienlic^ finb, g. SB. ®otte3 2)a*
fein, aagegenmart, ®flte, Sarmbergigtett, ®e«
red^tig!eit ; k)on aQen anberen S)ogmen mag ieber
baltm, »ad er toilL 2)te SBibel foU meber ber 93er-
nunft, nod^ bie Semunft ber Sibel untermorftn
merbm ; bie festere miS nid^td ^nbered ald Sitten«
gefe^ aitffteUen, aber toeber 9laturgefe|e nod^
anbere SBa^rbeiten kbren. Sffier nur toabr^aft ge«
borfam ift ober, mad badfelbe i{i, bie Stä^ftentiebe
übt, bat om mobten unb feligmad^enben d^louben^
ob er fonft Don ber SBabrbeit ober ben S)ogmen
ber SBibel bimmeltueit abirrm mag. Sa^er fle^t
ed ber Steligion (S^eologie, ftird^e) aud^ md|)t gu^
in Sad^en bed 3)eiifend gu rid^ten unb 9iü)erS«
benfenbe gu becfolgen. Sobalb bie Steligion fl^
bie ^errfd^oft über bie ^^ilofop^ie anma|en toxU,
faflt fte gleid^ in gfanatidmud unb ftört ben gfrie*
ben im fianbe. Se^tered barf fein Staat ftc^ ge-
fallen laffm ; fd^on um feiner fe{bft miSen mu^ er
einfd^reiten, gumal ed ibm allein guftel^t, bie reit«
giöfen fragen unb S)ifferengm in le^ter Snflan}
gu mtf^eiben. 9{ur bie ^b^lt'f o)>^i^ unb bad freie
3)en{m ftnb ber Som)>eteng bed Staated entjogen^
ba fie aUein fouberön finb. 9n ber fywb foi^Kr
tmb öbnlid^er ®runbf&|e gel^t bann Spinoga
baran, eine bijtorifc^'tritifc^e ^eutiutg ber 93tbei
im rationaliftifcben Sinne, bie oietfad^ im (Sin-
gelnm burd^gefübrt ift, namentlid^ bed %Iten Xefto«
mented, gu oerfud^m^ mie fte ttertoegenet faum
benlbor ift; leidet begreiflid^ baber ber @tunn
bed UnmtUend, ber ftd^ fofort beim erften (£r*
fd^einm ber Schrift uberaS feitend ber dbrtfUid^ett
imb iübifd^ Sb^ologen f omie f elbft ber gläubigen
$bUofo))ben erbob. — Semerlendmert^ ift bei
SBonang, ben S^inoga in biefer S^rift (c. 1 , n. 28]
Sbnfto Dor 9Rofed imb ben ^ropb^ten einräumt
2)iefe l^ttm burd^ SBorte unb iBiftonen ®ottd
Off enbamng empfangen ; Sl^riftud bagegen f)ah\
biefelbe unmittelbar in feinem %ett)u^fein ge
funben, meil er geiftig ein überaus begoBtr
3nenfd^ unb fid^ mel^r bettn alle übrigen ber gött
lid^m 92atur in fid^ bemüht mar. 2ht biefeti
Sinne miU S))inoga ed gelten loffen, bo^ bi
göttlid^e 9Bei§beit in il^m bie menfd^ltdbe "Sfiatn
angenommen babe, ßl^rifti Stimme @otted @ttmiit
unb S^riftud ber SBeg gum esoigm Seben gemoi
ben fei. S)amit jebod^ niemanb glaube, er ^at
bad äncamationdbogmo im ^rifilidben @im
angenommen, fo erhärte er in einem 9)rtei
(9lr. 21) an feinen Sfteunb Olbenburg^ Don bi
fir^Iid^en Se^re einer 9ßenfd^kDeri)utiB ^S^otti
6SS
©)?ltltt«inu8 — S<)tritual.
634
Hanf « jU^ fnnm Stgil^ mo(j^en, eine folc^
Ifnnf t^oi fbcnio Ymbet^mnig t)0(, ald toenn
bcVnititni iDoUc, bei 3itlel ^obe bie 9iatur
CtiatoiM ankommen. — 3n ber Son-
beft 69{icmft liegt ed, ba| Sptnoja bie
a^k^ id)efi SBunbetd läugnete. 9lut weil
UB bri rnotu!^ auffoUenben 93ege(eitl^iten beten
MmclM^ Uiio(!^e rnd^t lu erfennen Dermöge, nenne
fcSBnnbcr. gfürUebematärlici^edimeigent"
i|) flber^u))t lein $Ia^ im @))ino*
V bei bcm Slled natürlid^, tKlQeS not^menbig
cL ^ tigmt(i4 tDaintt Sieligion ift bie ^l^ito-
L'^faie, dOe |»ojiliiM Stefigton i[t nur ein Stotl^-
br>if für bm grsD^en ^ufen, um benfelben in
M^ mxb (Belptjam {u bemal^ren. ®en)i| ge-
*:tKlil S^iinoia fein Unted^t, n^^nn man, nament«
Inf» im f^uibiid auf biefen religionSpoIitifc^en
Stada!, i^n Dorgugtoeife unter bie 93ater be9
zuttwai SattonaIt§mufl redtet, yiii^t ^u l^ort
li atddü Uft^tl über bad Se^rf^ftem @)>ino}a'S:
,^ ifl iDo|)l faum mdglid^, ben ^ontl^eiSmud mit
il' frinm Sonfequenjen fd^örfer )u formuliren
unb bitr^ufu^Ten^ old t% in biefem @9{ieme ge»
^±idit ^d ift aber anif kDOl^I faum möglid^,
toim Softem bie Signatur ber SfinftemiB unb
M iobti f<!^ftrfer ouhnbräden, otö eS l^ier ge*
WülL S)a fic^t ber ®ei[t OberoD nid^tS qI8 bie
iDltc« Uinbe unb be»u^tlofe @ub[tanj. 3n bem
1 bgnnite bleiben ge^t 9Ule8 unter. IMne Snt«
vunung, (ein £ebeu^ (eine gfreil^it finbet ^ier
Saum. (B gibt nickte Vbfd^redenbereS olS biefed
So^lni' (@t5dn, fie^bu(^ ber ®efd^id^te ber
«^fop^ie II« 8. «ufL^ aRain) 1888, 167). %n
kgri^icxlra Setounberem unb ^n^öngem, freiließ
odb an nnccbitllid^en (Segnem l^t eö @pino}a'8
Selten nu^t gefehlt Suf bie beutfc^e pilofop^ie
ürst t&, luinientlid^ feit bem Streite smijd^en Sa*
abi mib Vltnbelöf obn über SeffingS Stellung jum
^pmüiiSmvA, grof^en Cinflu^ auS, inSbefonbere
Ol bie epflcme gfid^te^d, Sc^eOingS unb ^egelS
d h, Vvtt)^ nnb felbft numd^ $^iIofo))^ neue*
^ 3ctt fiMidm nod^ immer ba8 ^eil für bie
£4üo|op^ in bem fpinosiftifd^en aRonidmud.
Iz4 onf bie t^eologifc^ Speculation bei ben
Qrotrflaiitnt (€4|I(ittmad^ Lf* b. Srt.] unb 9n-
feexr) ift Spinogo'fi £e(re nid^t ol^ne fd^Iimmen
fmSn^ geblieben. (^L im SQgemeinen bie
Seite nbcr bie defd^ic^te ber ^^ilofo^^ie, fo«
bano bk bei Anton van der Linde, Bened.
Spinoza, Bibliographie Cl^oUönb.], 's Orayen-
hä^ 1871 , bis jum ^ofyn 1871 Der^ieid^nete
^^ommtlttrratur, bleuere fiiteratur über @pino}a
sd ben @ptnD)idmuS f. bei Uebermeg-^elnje,
«nmbriB ber ®ef4. ber $^iIof. in, 1, 8. SlufL,
Sirfin 1896^ 98; l^ier feien ermdl^: ftuno
$p4rr. Qk^. ber neuem $(ilof. 1 , 2. 9lufL,
todbag 1865^ too @))ino)o unb feine Se^re
^ ondfä^fi^^ aber lu paneg^rifd^ bejubelt
vsb; &5ai, 6efd^ ber neuem $^iIof., aRainj
l»iS, 2 SbcL) [ffleffner.]
, f. @|>irituanftmiS.
$lrtrifita( l^ei^ in geiftlid^m 9n{ialtm unb
Kommunitäten biej[enige $erf önltd^feit^ meldte als
Seratl^er in aUen ©emiffenSongelegen^eiten ba8
geiftli^c SBol^I ber il^r SinDertrauten gu f5rbem
beauftragt ift. 2)a biefeS Slmt fid^ oielfat^ mit
bem beS 9eid^tt>ater8 bedft, fo toirb aud^ ber Untere
^ftg Spiritual genannt. SBä^renb anfänglich
ber Sorftel^er in geiftlid^en ^öufem Mt% bis in'S
Singeine felbft leiten fonnte^ mu|te bie Sergröfie»
rung berfelben bon felbft gu einer Sl^eilung ber
Obliegml^eiten beS SJorftanbeS fül^ren ; nebm ben
aSorfte^er (»ector, Superior, $räfe8, SRegenS)
trat ber Ste&üertreter beSfelben (SlUnifter, Sub«
regenS), eine ^nga^l Se^rer für bie »iffenfd^aft-
U^e ^uSbilbung ber 3ögUnge, ein Oeconom (^ro-
curator, tRenbant), meld^em bie ©elbangelegm«
Itieitm (SBermögenSoermaltung, Sinfäufe u. bgl.)
anvertraut fmb, unb ein Spiritual. 3Bie in ben
meiftm ftlöftem unb in titUn Seminaren mar
aud^ in ben grögerm Slnftalten ber ©efeUfd^ft
ber in ©emeinfomfeit nad^ SInmeifung ^olg«
l^auferS lebmbm äßeltpriefter ein Spiritual an«
gefteSt, beffen Xl^tigfeit bie SRegeln genau be«
ftimmtm (t>gl. ©abuel, Seben beS eJ^no. %. ^olg«
Käufer, beutfd^e «uSgabe, Waing 1862, 437 f.
441 f.). S)ie Aufgabe beS Spirituals mirb am
eingel^nbftm Dom ^l. ftarl SBorromäuS (Institut
Seminarii 2, 4 [Act. s. Mediolanensis eccle-
siae, PariB. 1645, 476 sq.]) be^anbelt; menn
aud^ mand^e feiner ^norbnungen unferen Qtü*
ber^ältniffen nid^t mel^r entfpred^en, merben bod^
bie t)on il^m enhuidtelten , auS ber Srfal^mng
gefammelten ®mnbibeen ^r immer ma^ebenb
fein. 9tad^ feiner Snmeifung foE ber ,,getftlid^e
Sater" alS @)emiffenSrat^ einm SertrauenSpoften
belleiben unb benienigen, meldte feiner ^W\t be*
bürfm, in ben innerften 9lngelegenl()eitm i^rer
Seele, il^reS Serfe^rS mit @ott, gur Seite ftel^en.
@r ^t fie in Serfuc^ungen gu tröftm, im Stre«
bm nad^ £ugenb gu leiten, bamit meber gu biel
nod^ gu menig gefd^el^e unb bie ßingelnen fid^
an eine fold^e Set^ätigung beS d^riftlid^en ®ei-
fteSlebenS burd^ Selbftübenoinbung gemöl^nm^
toie fle il^rem Sl^arafter, i^rem 93eruf unb ibrm
StanbeSpfiic^ten ent[prid^t. SDa eine fold^e Sei«
tung nur bann möglid^ i^, menn ber Setreffenbe
fid^ über ben 3uftanb unb bie Stimmungen feiner
Seele offm unb rüdf^altSloS auSfprid^t, barf
fein ®runb gur Slnna^me oorl^anben fein, fold^e
SRitt^eilungen fönnten irgenbmie gu feinem Stuften
ober gu feinem Sd^aben Dermertl^et merben. ibn
Spiritual ift bamm nid^t nur gur größten 93er«
fd^miegml^eit ftrenge oerpflid^tet, fonbem foll aud^
auf bie äußere fieitung feinerlei Sinflu| l^ben unb
feine 3^ugniffe auSftellen, mie bie| bie übrigen
aRitglieber beS SorftanbeS tl^un. 3)er Serfe^r
mit ii^m foH burd^auS geiftlid^, innerlid^, perf5n«
lid^ fein, analog bemjienigen beS IBeid^toaterS mit
feinem $önitentm. ^| man, n^o möglid^, gu
einem f old^en 9mte nur altere ÜJlänner tt)ä|lt, mel-
dten einerfeitS einereid^ C^al^mng gu ®ebote ftel^t^
685
@))tr{tualen.
636
«nb We anbemfeitS für il^ jperfon mit bcr SBeÜ
unb i^ren Sntcreffen im ffiefentUd^m abgelt^Ioffcn
^aben, folgt auS bem (Sl^arafter beS ^mted (Dgl.
aud^ bcn 9lrt. Seid^toater). [93. Stephan.]
^pbMnatm, eine für ftrengere Obf erDana,
befonberd ber Srmut, ftreitenbe Partei beS gfron-
cidcanerorbenS im le^en SSiertel beS 13. unb im
erften beS 14. ^al^rl^unbertd, über meldte erft bur^
bie üon &jiAt im Slrd^tD für Siteratur- u. ftird^en»
gefd^id^te be« SKitteloIter» I— IV [1885—1888]
|)u6Iictrten 2)ocumente nnb fritifd^en Unterfuc^un-
gen bad redete Sid^t Derbreitet tuorben ift. Sie Se«
nenmtng Spintualen, an fid^ ein ß^renname^. ift
benfelben, wie fte felbft auSfagen (f. ardj^iD IV,
52), tool^I Don ber ©egenpartei fpotttoeife bei-
gelegt. Sr erflort ftd^ (gegen S^rle, im %r^iD ni,
600) am einfad^ften burd^ SBesugnobme auf bie
Stelle ber Siegel bed Stifters (c. 10) : Et ubi-
cumque sunt Fratres, qoi scirent et cogno-
Bcerent, se non posse Begolam spiritualiter
observare, ad buob Ministros debeant et
possint recurrere, load ber 1^1. 99onaDentura
(Expositio super Begulam Fratrum Minorum.
Opera omnia, ed. Ad Claras Aquas, Vm,
432 sq.) erflört : (Spiritualiter observare) est
in bis praecipue, quae spiritualia sunt, ut
tranquillitas cordis et puritas conscientaae,
möl^rcnb bie @))iritualen (ene äßorte in bem Sinne
Don ad literam observare }u nel^men ))flegten.
S8 liegt nun nal^e, ba^ bie Siferer für bie ftrenge
ObferDan) ber Stegel ben fte oft l^art bebröngenben
Oberen gegenüber ftd^ gerne auf iene SBorte tt»
riefen, um bamit i^ 9ied^t auf @d^u^ unb ber
Oberen $f[id^t geltenb su mad^en, unb hai jene
bad äßort spiritualiter Don ber 9rt ber Obfer«
Dan) auf bie Derl^a^ten @egner übertrugen.
I. Um bie Sntfte^ung bed gemalttgen, burd^ bie
@))iritualen Derurfad^ten ffam))fed gu erfiören unb
aud^ ben rid^tigen StanbpunJEt für eine geredete
Seurtl^eilung ber ftreitenben ißarteien }u ge-
winnen, ift ed 1. n5tl^ig, Don ber burd^aud eigen-
tl^ümlid^en SBefd^affen^eit ber genannten Siegel
auskugelten. Sie(e felbft ift Dom beüigen @tu|le
in mehreren S)ecIarationen, bie afö autl^entifd^e
|)romuIgirt ftnb, erflört loorbeiu Sid^ an biefe
obiectiDe 9lorm }U l^alten, ift um fo notJ^toenbiger,
iDeil bie meiften neueren, bem Orben nic^t an-
ge]^5renben Sd^riftfteUer, befonberS proteftantifd^e,
Don fubjectiDen unb tl^eilloeife irrigen 3lnfid^ten
geleitet, einfeitigen, [a folfd^en Urtl^eilen DerfaUen
pnb. 9}on erl^eblid^em ®ett)id|te finb befonberS
gtoei Si^entl^ümlid^feiten biefer Siegel. SrftenS
nämU(^ finb nad^ jenen ))ö})ftlid^en (Srfidrungen
au|er ben brei allen Orben gemeinfd^aftUd^en ®e-
lübben nod^ Diele anbere SSorfd^riften ber SRegel
unter fd^toerer Sünbe Derpflid^tenb. 2)urd^gängig
loaren e3 bemnad^ ©emiffeubaftigfeit unb Sreue,
nid^t Streit- unb 9ieuerung§fud^t , toeld^e ben
äßiberfprud^ gegen eingefd^Iic^e 3)ligbröud^
bemirften unb möl^renb ber gangen ©efc^id^te be§
OrbenS baS fortmäl^renbe 9iingen nad^ SReformen
unb fßertoirnid^ung beS 3beaK Donbmmener Ob*
ferDan) umd^ '^idttn (f. b. 9rt. 9rmut 1, 1394),
SDie }tDeite, für bie SeurtJ^eilung ber in Siebe
ftebenben SontroDerfe fel^r mid^Hge (Eigentum-
lid^feU ift bie meite Sel^rfrit biefer Siegel,
D)eld^e in bem Sial^inen beS SBortlouteS Diele
@rabe me^r ober weniger DolUommener ObfetDan)
}ulö^. Sli^t flrenge Uniformitot einer etn^eit«
lid^en ObferDan}, fonbem reid^e Entfaltung ber
in ber Siegel liegenben 9}orfd^riften unb Aeime
liegt im ®eifte unb SBortlaute berfelben unb 1^
fid^ aud^ gefd^id^tlid^ nid^t bto^ in 83e}ug auf ein-
zelne 3nbü)ibuen (waS felbftDerftfinblid^ in allen
Orben juirifft), fonbem aud^ in 93e)ug auf flei«
nere unb größere corporatiDe Silbungen (Sletiro%
Suftobien, ^roDinjen, Familien) in reid^ Slan-
nigfoUigfeit auggeftaltet. Sd^on unter bec Seitung
beS 1^1. granciScuS gab t% Cremitorien, für toelc^
er felbft fpedeUe Sonftitutionen Derfapte, unb
eigentlid^ SonDente; au(^ in ben unter bem
1^1. SonaDentura 1260 erlaffenen Gonftitutionen
»erben loci conventoales mit loenigflenS
13 SBrübem tmb fleinere, non conventttales,
unterfd^ieben (f. baS Sifil^ere im Srt. ObfetDanten
IX, 684—687). So ift biefe Siegel bem Eiligen
Soangelium ni^t unol^nli^i, meld^ innerbalb
feiner ©renken über bem Seben beS gemd^nlid^en
Sl^riflen, ber fid^ begnügt, einfad^ bie ®ebote
®otted unb ber ftird^e gu polten, ungül^Iige ^ö^ere
Stuten ber ObferDanj fennt bis gur DoUen Um*
manblung in baS IBorbilb S^rifH (2 Sor. 8, 18).
S)emnad^ ift bie fc^lid^te ObfetDan) ber nad^ St-
flörung ber $öp]te fd^mer Derpflid^tenben ®ebote
ber Siegel no(| leine Untreue gegen biefe, fo loeit
ein fold^ed ütlvx oud^ abfielet Don bem 3beal^ bad
ber l^L Sroncidcud unb Saufenbe feiner ^eiligen
jünger erftrebten unb aud^ me^ ober tt)eniQet oec«
toirflid^ten. 3n biefem mit ben ))ät>ftlid^en Srlaffen
übereinftimmenben Sinne faffen ber ^L iBona«
Dentura, bie großen Sieformatoren bed OrbenS
unb aSe bem&brten SrHörer ber Siegel bie iBer*
pfiid^tungen betreiben auf. ^ölt man biefe 9lonn
bei ber 93eurtbeilung ber in Siebe ftel^enben Son«
troDerfe feft, fo bitten bie S|)intualen bei il^tec
lBelöm))fung ber Dorl^anbenen 3Ri^bräud^ Dtelfo^
ba§ Siedet auf ibrer Seite ; fte Dertraten eS abtt
nid^t o](ine 9Ra§loftg(eit unb mit einfeitiger ^öx»
bung burd^ Seimifd^ung mel^rerer ungejunbeti
9Reinungen , an mel^n il^re Rubrer festhielten.
3nfolge biefer ©ebredgen gaben fte ftd^ im 9}er<
laufe bed Streites fold^e SBlö^cn, ba^ ber J^iligt
Stubl, ber il^nen anfangs burd^auS nic^t un^
günfttg mar, fie faKen gu laffen Deranla^ tnurb
(ber ö^te Aem im Streben ber S|)irituäest lebt
in ben gleid^ folgenben Xrägem ber ObfetDcut
[f. b. Slrt. ObferDanten] tt)ieber ouf).
2. SDie tl^atfäd^lid^ Dorl^aitbenen Sli^rätuj^e i«
Orben maren Derurfad^t burd^ bie überrof ^e ^u€
breitung beSfetben, Derbunben mit ber unidugba
großen Sd^mierigfett, toeld^e bie ))raftifdbe Uebun
ber Dorgef(|riebenen Slrmut für bie Sd^ioäd^e b<
63T
€)){t{tualen.
688
mcitfd^fid^ 9loittt bietet ; femer burd^ bie Sn«
no^ 0tote Stü\itx in ben @töbten unb burd^
teil Sin^al bc3 todtflugen (Senerald Sltad ; bief eS
imb VnbmS fydtt m einem Xl^etle beS OrbenS Sr-
fdMoffung, la toefenlH^e SRilbröud^e eintourjeln
laifen. SBegm ÜRi^erfoIg bei feinem Steformeifer
^jtasibtt bet fei Solennes t)on $arma fein 9lmt
oifi Orbcn^gntetol nieberlegen )U muffen in ber
Öoffmoig, boB ber auf feinen StatQ (1257) gemal^Ite
Simoofntttra br{fem<l^oIg ^ben mürbe. $aS erfte
Scnbfd^teiben bed {e|tem an ben gaiqen Orben be«
jtdiigt nur )u fe^ bieiHagenber ©piritualen, meiere
bonptf&^it!^ bie )e|n bort gerügten SKi^bröu^e
TOT fd^firfer ^orjul^eben {ißegten (f. bad @enb«
idirri^en, fomie ein }»eited ol^nlici^eS Dom 3a^
1266^ m BonaTent Opera omnia etc. YIU,
46S aqq.). Sonooentura tonnte no^ fagen G- c.
t. 3), ha^ bie SR^raa^I frei Don biejen aRi|-
kS:^^ ^i; fein 9nfc^ itnb feine JHug^eit unb
IRaiignns ^lieQen bie @)iannung ber Segenfö^e
»^ in brn iSm^tn ber üu^emOrbnnng. 3)oS^
§ifi4 baraiif warnen fomo^I bie SRi^äud^
als bie €4|n>tf^eit ber Parteien su^ nomenfli^
ai4 bobin^^ ^ bie ^^trinjial» unb (Benerol-
nodflcr meiflenft me^r bie @))tritualen be!am)if-
tn, 08 Jfir bie Seform eiferten. (Sine 9lud«
M^ MMe ber ®eneral Slaimunb (Boufrd)i,
m {Snmer ber Syirbbnolen (1289— 1295). S)ie'
ier 0c|^ aift brfi|igiö^ge flonqif feOrjt bmnte
tk Siflcipfiii mir \odtm unb baS Oebel uer-
ftf^ifn, tpcniiflliii^ inuncr wnI^ ein gto^ X^eil
be^CttcnS, uncje&ftberfonftfe^fi^soffeetnri^
task n*. UBeitino uon (Eofde |ngiM, uon ben
f erugtieB Vbüntaiäfak frei uwr. Ubedino üagle
bQBptf84^i4 UMW>^ Cbeint an, nooKufuil^ bie
$ttrdrt Scdoicav UKk^e in ben ^ßsoDinicn 3ttt"
Üeui mb oad^ oaberimo bie ^cnfd^oft Rollen
(li4v» m, 78u 118); hierin nod^ er no^
S. SM ft»!r'¥* bcm '^v^V*'^rf^ Ob^
tufter ber SpiritBoicB Üctiiifi, |o i^ noa nil^
luuQU^t^ OBT fUfuei fBr me piniy i^inerMB|
ber Septl, Me boBd^ «ab p oabenB 3ci2aiini|*
amm^ ebm^ükiA ptbemS^tritnokapiml^
BOL {.9. bcB IL ^>tiiiil anb bie cr^
" TS
bit CVTC^HSM
€))iritualen. Fr. Stngelo (Slareno ((ei ßl^rle immer
Clarino) unb Fr. Ubertino Don Safale, inficirt
Don ben fd^mörmerifd^en 3been unb Sßrop^c^ei«
ungen bed Slbted 3oa^im Don gfiore (f. b. 9lrt.) ;
il^re 93ere]^rung für ba8 Seben befi I^L gfrcnciScul
litt an einer gemiffen Ueberfd^mänglid^teit; bie
9tegel erllarten fie (mit Berufung auf boS ^eroif d^e
SBeifpiel beS l^eiligen ©ttfter« unb feiner erften
©efäl^rten unb auf bie ©d^riften ebenbefifetten) in
fe^ fd^offem Sinne; Siele toaren mit fämmt-
It^en päpftlid^en Steoelernärungen unb mit ben
^Auslegungen beS I^L ISonaDenturO; meldte burd^*
meg bie (Srunblage ber ))ät)ftltd^en SBeftimmungen
bilben, nid^t einDerftanben (^Srt^iD III, 189), unb
mag baS (Sefä^rlid^fte toar, fie fd^ränften baS
SHSpenfationSred^t beS $a))ftefi in Seaug auf bie
gelobte Siegel ungebül^rli^ ein, inbem fie fld^ babel
aOerbingS auf eine bamalS meit Derbreitete Sebre
ftü^en. 9ud^ fpielten unHare 3been über ben
9Bert]^ ber Uebung ber tRrmut, über baS ZBefen
ber d^riftli(^en SoUfbmmenbeit an fld^ unb ber
relatiDen SoUfommenbeit ber Orben mit l^inein«
aRand^ unnfi^e ®erebe l^e leidet Dermteben
merben tonnen, menn fie unb aud^ Snbere fid^ an
bie lid^tDoDen &biren beS 1^1. SonaDentura in feiner
Apologia panpemm c. 8, n. 2—26 ael^alten
bäten (f. Bonavent. Opera omnia YIII, 244
ad 252). 9lamentli(^ ift )u beod^en, maS berf elbe
lebrt über baS Ser^tni^ ber innem @eeIenDoD«
tommenbett, beren radix, forma, finis, com«
plementam et yjnealnm Caritas est, unb ber
brei in einer jumfod^ Stufe geübten 8de
Aenberf elben )u ber äußern Stnjiitution beS Or«
benSftonbeS, be|{en SBefen unb relotiDe fßoHß
fbmmenbett berortig ift, ba| in (einem ber
Ciben ale Hebungen oer Zugenben ^ufornmen
fitanea Dcrrint W€&m, ba| Dielme^ leber nadf
feinem fpecieOen 3^^^ <oidf fme {pecirOen ^tä»
rogotioea Iftd, bog boburdl^ bie ttwU^, <ß^rifti
Snmt« tanqnam in Teeüto deanrato circnni-
data Tarietate ($f. 44, 10), decorator et M-
formis ^fieitnr; ba| boS OibenSgelübbe offiU
wMtoüXBUSt Snaenbnbunn (etne Sollfonniienbeü
eiafc^fie^, fonbem Secfe^ii^ett, (eine 9xiiiAvn%
beanift, foabcm &^twi^tiüfjtdi; boi^ obne bie
SctteSgobe ber 2iebe leine du|ne Udhmg bec^
bndflti^ ip, nab bo^ ba \ü nicnumb tt>ei^, ob
ber ^eilige (Beiß in ibm M^, für jebea miraid^
fMfoBOBcaea bte IRabnnng bc4 1ipofid& gilt,
boB ieber bca fbtbern abor fu^ fe|!ni müjfe
'$^ 2, 3). — fUIe bie mtgefü^itea 2Röngri,
aoKBtlufe bk Roiloflgfetl ba Sfnntualen, bie
leise fts^4/L aolnn oaf etae «iloere, ober na^
^rartfffb beS Stoi^mmS ber üt^il fix^ b^^Itenbe
CHessci^ ^rnbezien bie Svt^tjfmmg etaer be»
£ir^.^ßin Se^rm. @or baU> übrnp^ nd^
d bie ^tc^^icr ber Spirimalea, bcB eine eil«
SrrxB ha ber gcr^ %säu^a3xa% De$
Ctt^sl ex^) Ml »leiea crr^ iktrsunnk m Dea
Sürcca t^d^Mi vssl^wA war; in r^tzez b^
hLSß CB JftnVTTir bei StxtdcS bcrt^ iTrrgi'rg
689
Spttitualett
t)on betn Bejlel^enbenOrben {td^ eine una&^öngipe
Stellung ^u erringen, ©oburti^ erfd^icnen fie in
ben klugen i^rer ^roDinjittl» unb ©enerolminifter
afö ätebellen unb oIS verfallen ben Don ben Ör«
benSconftitutionen feftgefejten ©trafen ber 9lpo-
ftafie.
n. 3m gefd^id^tlic^en SSerlaufe bc§ ©piritualen-
fhreiteS treten naäf ß^rle brei ©ruppen ber ©piri»
tualen f)ttt>ot, nämlid^ bie ©piritualen in @üb-
fronfrei^, fpecieUe ^nl^änger Dlioi'S ; bie ©piri-
tualen ber SWarf 9Incona, beren gül^er juerft
Fr. SiberatuS unb bann Slngelo ßloreno mar;
bie ©piritualen öon Umbrien, loScana unb Cber»
italien, an beren ©pi^e Fr. Ubertino Don gafale
ftanb. 3n anberen £änbem toirb eS ©efinnungö»
genoffen ber @enannten, aber tt)o]^I feine organi-
firte Skeformpartei biefer 5lrt gegeben l^ben. 3n
ber ^eimat OliDi'S, n)o au(| frül^er bie Sllbi«
genfer unb SBalbenfer i^n t^auptft^ gel^abt
Ratten unb ,,ber gro^ 3oad^imift" (fo ©ahm-
bene). Fr. §ugo Don Digna, frül^er eine ä^nli(i§e
9li(f)tung toie OliDi befolgte, l^atte bie gan^e IBe-
h)egung tool^I am erften unb tiefften 9Bur§eI ge-
faxt. S)er ©treit lourbe acut unb dffentli(|, al3
ber ^roöinjial ber Provincia Provinciae, ^r-
noib Don JRoccofoIio, im 3. 1285 bie 5lnbänger
OiDi^3, ben er caput superstitiosae sectae et
plurium errorum nannte, bem ©eneralcapitel
beS DrbcnS benuncirte. 3la^ bem Sobe OliDi'S
(14. mäx^ 1296) nmrbe baS Uebel nod[| fd^Iim-
tner. ffion ben Oberen biefer ^roDinj »urben
bie 3ln]^änger DliDi'S, obtool^l biefer in feiner
fibi)mx 3nftan) bi§ bal^in Derurtl^eüt toar, al§
^äretifer angef el^en, fd^wer Derfolgt, gur luSIief e-
rung ber ©Triften il(ire§ gü^rerS gezwungen unb
bie Sert^eibiger berfelben ber 3nQuifition über-
geben. S)ie ©piritualen il^rerfeitS feierten ben
Derftorbenen DliDi als einen ^eiligen unb bötten
großen Sln^ang im SSoIfe. gür biefelben Demen-
beten fid^ aufer ber föniglid^en t^amilie Don
9leapel meliere ©tobte ©übfranfreid^, tooburd^
^apft glemenS V. fpäteftenS im October 1309
(^rd^iD II, 360 ff.) Deranla^t »urbe, bie gontro-
Derfe Dor feinen Mid^terftul^I ju jiel^en. gr berief
bie t^ül^rer ber proDencalifd^en ©piritualen mit
bem Fr. Ubertino Don Eafatc an feine Kurie, in-
bem er fie Don ber ©erid^tSbarfeit il^rer DrbenS-
oberen burd^ ein ©^reiben Dom 14. ^pril 1310
fntbanb, auf bag fte frei bie SSertl^eibigung i^rer
^Jartei filieren fönnten. Ueber bie 3wpönbe beS
DrbenS würben il^en Dier Qfragen gur 95eant»
toortimg Dorgelegt unb eine eigene Sommiffton
ber Sarbinöle für bie ^tfd()eibung biefer ©ad^e
ringefejt. 9lud^ nalftm ber ^pft fid^ ber übrigen
l^rt Derfolgten ©piritualen an. — 3)ie gttjeite
®ruppe ber ©piritualen l^tte fld^, toie ertoöl^nt, in
ber iliarf 5lncona unb ben angrenjenben Steilen
Neapels gebilbet. ©d^on 1274 waren bort fold^e
©trcitigfeiten auSgebrod^en, unb mel^rere (Sifcrer
für bie SRegcI nwren fogar ju ewigem fterfer Der-
urtbrilt tDorben. 3u biefer gjartei gel^örten aber
; einige burd^auS l^eüige SRänner, Don tri^ß
I brri im Orben fird^U(^ geftatteten M Jit^\
nämlxcü) ber feL ftonrob Don Op^ bir
t^rer 92icoIauS Don £olentino (f. b. U.)
^etruS Don %xtia ; gu ibnen forni si^t
werben ber fei. Sol^onned Don genno (ite
^iDema). S)er OrbenSgenrroI Sai|iinnil
frebi nobm fid^ jener unterbrüdto 9dht
befreite fie au8 i^rer öoft unb fcjüfie
berfelben (1290) ald ÜRiffionare lut^ l»i|
namentlid^ ben Fr. SiberatuS unb b« {i)«
nannten ^ngelo Slareno (a Cm^äioi
wirften fte ]t^x fegenSreid^, muBttn As
wegen neuer äierfolgungen nad^ itoSat
feieren. S)ann wanbten fte ^ an ^^
ftin V. unb erl^ielten bie erlouBnil, ept
ber 3uri3biction i^red OrbenS, unter ber
bed Fr. fiiberotuS in rinigen armen
nad^ ber ftrengen ObferDong ber
regel gu leben; fte nannten ^ befln4
nid^t Siinberbrüber, fonbem Paaperee
Domini CaeleetinL 9)Ht ber
$apfte§ Derloren fte aber ollen @(^;
fatiuS YUL würbe gegen fie eingemnoM
unter ber gfübrung Don Kngelo flol^tiitk
aOe, namentlid^ nid^tberfelffoncobiNm^
nad^ ©ried^enlonb, wo fte gwei 3a^ «f
3nfel in trieben lebten. ©pöteflenS 180»
^ngelo nad^ 3talien gurücl, wo er tnto
©c^uke beS SarbinalS 3acob Solonnainte'
Don Dtom lebte. Sr war um bad3#l^
ben Orben getreten, l^otte auS bem
IBerfe^r mit ben erften 3üngem bed
einen wal^ren geuereifer für bie Slefbot
aufgenommen unb würbe aud^ wie eilt..
Sßiib Don Ort gu Ort Derfolgt 3in64#l
genannten SarbinalS ging er 1311 no^
wo er bis gum ^afjßct 1318 blieb tmb jiMi
ben groj^en $roge| unb ben SBed^feliste
ber ©piritualen mit burd^Iebte. Seine ^'
finb für bie ©efd^id^te biefer ^ßartei "
(f. biefelben, Don Sl^rle t^eUd M^üHt,
in ^uSgügen unb t^eilweife gum crpoi
herausgegeben im Src^iD 1, 521 ff. [E^rid»
cusatoria ad Papam]. 533 ff. fplißr
feiner Srieffammlung] ; H, 106 ff. [bie o^f
fei Don il^m Derfa^e Historia sq^tem
üonum]). — Rubrer ber britten oben
©ruppe, ber ©piritualen in Umbrien,
unb in Sb^en Don Oberitalien, toor to
begabte, aber aud^ c^entrifd^e Fr. Ubedn»
Saf ale. (Sx geid^et fid^ f elbft beutli^ (A ii
1304 auf bem Säerge aiDema gefd^netoa
Arbor yitae crucifixae Jesu, in lDc(4v'|
fleine f d^öne ©d^rif t beS l^L SonaDentum:
yitae, gu einem ftarfen Sonbe mit vUenW
erweiterte unb aud^ gegen OliDt bie ft|H
beS ^fteS SonifatiuS YIIL befhUL )
f elben 3n:tl^ume Derfielen leiber vmänt ttdH
©piritualen, bie, gefd()u|t Don ben niUtjtilBjg
lonnaS, oud^ an bem fd(|i8nuitifd^ZiRhi>P
•48
©^itititalen.
644
f otbette 3o]^aimeS XXH 1822 in bem ti^eoteti-
jd^en Streite über bie 9rmut fogar don tbm ein
tu)<^ erl^teneS ®utod^ten. — 92a<^ ad^tiolQrigem
ftamp\t fyxüt bie Kommunität oofifianbig geftegt,
bie Spiritualen in ber $rot)ence Derfdbtoanben aß
^ortei looQftönbig ; nur ÜRitglieber oeiberlei @tß
jäled^td Dom brUten Orben, urfpränglid^ mfjH
iSnl^änger OIit)i'd unb bann in t)er{(^iebene
3ntpmer gefallen, lebten alS @ecte ber Se«
guinen unb SBeglffarben (f. b. 9(rt.) meiter fort ;
fd^on Don SIemenS V. (o. 3 Clement. 5, 8)
toaren ad^t il^rer Snle^ren Dertoorfen toorben.
%xäf gegen bie r\aä^ ©icüien unb Neapel gepd^
Utta ^))iritualen unb bie Don 9Ingelo Slareno
geleiteten erlief Sol^onned XXII. bie }mei @d^rei-
ben S. Born, atque uniy. EccL (30. 2)ecember
1317) unb Oloriosam Ecclesiam (23. Januar
1318) unb anbere unb lieg Diele ^rogejfe gegen
ft< einleiten («rd^iD IV, 64 ff.).. S)ie Derfd^ieben
aufgelegten SBorte ber erften S)ecretale, koeld^e
fid^ gegen nonnullos profanae multitudiiuB
viros, Yulgariter Eraticellos seu Fratres de
panpere vita, Bizochos etc. nuncapatos
ttenbet unb Don biefen fagt, fte l^ötten ben
@abit eined neuen OrbenS angenommen unb Ru-
beres getl^an, finb nad^ ben §o^<^ungen ßl^rle'S
(ard^iD IV, 140 ff.), toenigftenS in öfter Sinie,
gegen bie Don Slngelo Slareno geleiteten @piri-
£talen gerid^tet. ^iemad^ mug bie im 9(rt. ^rati«
teilen (TV, 1926 ff.) nad^ Sßabbing unb Ruberen
Dertretene Slnftd^t, bag biefe gfraticeOen Dielme^r
bie alteren Secten ber 9))ofteIbrüber bed @ega-
relli unb S)uIcino be}eid^neten, ie^t aufgegeben
toerben ; bod^ bleibt befielen, ba| baS SBort Srati«
ceUen aud^ bei ben alten Sd^riftftenem balb ol^ne
äble9lebenbebeutung, balb, mie bei93illani, tokt-
lid^ Don ienen ^oftelbrubem, balb Don ben fd^iS*
mattfd^en ^nl^öngem beS 9Rid^aeI Don (Sefena,
ben principieOen ©egnem ber @|)iritualen, frul^
nid^t feiten gebrandet mürbe, mal^renb man fpater
bie fd^iSmatifd^e unb l^retifd^e italienif(^e Secte
bed 14. unb 15. Sal^rl^unbertS, gegen meldte ber
fjll. Sol^anned Sapiftran (f. b. ^rt.) unb ^acobuS
Don ber SDtarl im 15. Sal^r^unbert lämpften, fo
nannte. 6ie leierte, feit goleflin V. gebe eS
leinen legitimen giapfl mel^r, fte aSein fyAt bie
Sinbe« unb Sbfegemalt, ba fie bie malere JKrd^e
mit $a))ft unb SBifd^öfen unb ben magren Orben
bed 1^1. gfranciScuS bilbe, fie^ren, meldte aller*
bing9 auf bie eitremen @piritualen l^inmeifen.
SBie bei ber ßntmictiung auer Seden tonnte ed
nid^t fehlen, bag aud^ at&ere 2inle^ren unb, toxt
eS fd^eint, aud^ Serirrungen unfittltd^ Slrt ftd^
bei biefen einnifleten; bod^ bleibt nod^ ßinigeS
fraglid^. g^rle bemerft («rd^iD IV, 174), bag
^bie gfrage nad^ bem Urfprung ber Sejeid^nung
gftaticellen unb beren Snioenbung auf bie ein-
gelnen im ©ebirge lebenben Sinfiebler nod^ nid^t
fprud^reif ift\ 3lud^ fdbeint eS (gegen ßl^rle)
nid^t ald unbenibar, ba| bie alten Beeten ber
SBalbenfer, Slpoftelbruber u. f. m. bei ber ben
Sectirem gemöl^nßd^ Unbeflinbighit in ber
Se^e fid^ ber Oppofttionfitiartei ber gfroticeüen
angefdbloffen l^ben (92ä§ered über bie (äreti-
id^ gfraticeUen [Fraticelli de opinione] f. in
lem betr. 9rt.; bort mug aud^ Der @a|, ba|
biefe nad^ ber burd^ ben fjü 3acobuS Don ber
SRarf bemidten @trafe auS ber (Sefc^id^te Der»
fd^munben feien, ba^in nöl^er beftimmt tterben,
Dag nod^ $aul IL 1466 mit Strenge gegen fte
einfd^reiten mugtej Dgl. $aflor, ®efc^. ber ^^ßäpjie
n, 2. «uft, Sreiburg 1894, 360 ff.), ffienn fo»
mit nid^t aile SfraticeUen Slarener getoefen fein
muffen, fo ift anbererfeitd fidger, ba| ni^t olle
Slarener fjfraticellen gemefen ftnb. Sti^t blog ein»
gelne @d^üler beS Stngelo, i 9. So^anneS Don
SaOe, Se^rer beS $aulud be' xrinci, bed (SninberS
ber äd^ten ateform ber ObferDanten, fonbem eint
gange red^tgläubige Kongregation Don Bd^iüwx
ebenbedfelben l^at ftd^ bis in'd 16. Sobrl^bcrt
erbalten unb ift bann burd| popftlic^e SSei^gung
mit ber Sfdmilie ber ObferDan) Dereinigt toorben
(m^m& l^ierüber tl^ttt ß^rle, im 9Ir(^iD IV, 186,
mit, namentlid^, bag ein X^eil biefer tn ber ÜRarf,
in Umbrien utib ber Sabina lebenben Slarenei
fd^on Don @i^d IV. [Doti bem fie pauperea
eremitae, presbyteri et laiei societatis quon-
dam firatris Angeli Clarini genannt toerben]
unb f))öteren Ißapften mit bem SranciScanet«
orben Dereint morben ifl). — Surd^ bie oben ge«
nannten S)ecretalen bed ißapfied 3ol^anned XXXL
mar bem Sereine Sngelo'd j[ebe firt^lid^ IBered^«
tigung entzogen, unb er ift, mie ed fd^eint, bem
@c^idma DerfaUen. Sd ifl nod^ nid^t ßargeftellt,
mie j[ene, gemöl^nltd^ unter bif d^öf Itd^er 3uri8biction
lebenben Clarener eine legitime Kongregation ge«
blieben ober gemorben gnb. — lieber bie xuxd^
©icilien unb 9{eapel aeflik^teten S^iritualen ift
nod^ )u bemerfen, ba§ fte beim löniglid^en ^ofc
unb anberen SQnaften S^mpatl^te unb @^u|
fanben, ba^ fte, mie eS fd^eint, Dielfad^ eine 3(it«
lang eine f^iSmatifd^e SteEung gegen ben $apf]
äol^anned XXII. einnabmen unb benfelben ^x
Dielen @d^reiben unb Serorbnungen Deranla^eii
(Slrd^iD IV, 163 ff.), unb ba^ fte unter ber 8ä^'
rung ^einrid^S Don SeDa ftd^ bort ju organifirn
Sudeten. Snimölig flärte fl(^ bie @a^e bal^in, baj
)ie Sstremften mol^l gu ben graticellen übergingen
bie ©emö^igten aber im Orben blieben.
Unterbel mar auf ben Turgen 2:rium|)^ be
Kommunität in ungealfinter SBeife über bie ötgfle
Verfolger ber Spirttualen unb über ben gon^r
Orben ein ßreigni| gelommen, bad man 100%
als ein @otteSgerid^t begeid^nen lamt. Sie 9Sai
anlaffttng bagu gab bie SontroDerfe über bie 3li
mut Kl^rifH unb bie (Entäußerung iebeS, aud^ b<
gemeinfamen Sigenti^umSre^ted. 9Der!pa))ft ^t
hierüber attbere ^nftd^ten, als bie meiftrn fein
uSorgänger Don ®regor IX. an in \fixm Stioff «
über bie OrbenSregel auSgef))rod^en ^tten. C>ie
über erließ baS ®eneralcat)itel Don tßerugla (1 S2 i
mit bem General ÜRidjiael Don Sefena Doretlig jtc
64S
@))tritUQU8mtt8.
646
gfoOm inr Scrt^ibigung ber frfl^r ouil^ Don
torn f^fttn Dertetemn &l^te (Wadding, An-
mIm ad an. 1822, n. 51 sqq.). S)ie(en Sd^ritt
wUm bct ^ßopp \i^ äkl; et eilie| am 8. S)f
flste 1882 für Me entgegengefet^ SReinung bic
tvceeUiIe Ad conditorem canonmn (f. c. 8
tMxr. Joa. XXn, tit 14) unb eine jtonte Inter
ttoandloa ; ottd^ otmullirte et bie Cntfagimg auf
runt^m in communi, toel^e in bet SRegel Dot«
ynörriebcn iß (Waddmg ad an. 1223, n. 1 sqq.).
£091901 (mXefttdt in ftei^et SBeife bet ^to«
cnotüt SonogroHa i»m SBetgamo (ont 14. 3a-
nsr 1S38), S>et traunge Streit entmidelte {id^
p man M&cnbeten @4iSma ; Wä^tl Don Sef ena,
CcoRB nnb Vnbezs gingen )u bet ^ßortei Sub-
Bc^ bcS 9o9ecn fiber; ein Sfterpa)ift, $etru8
Corborb, ein gftandkoner, »utbe geioöl^lt,
a bm %ttt Stmut (1, 1896), gfrancificaner-
icDcn <IV, 1660) unb Sol^anneS XXH (VI,
1566 ff.) oiDfi^ i^ Siefed Sd^iSma ging )u-
nUrP nii^ Don ben ©pititualen ouS, aber in
jtDlkn no^mcn^ ttcnigfienS in bet etjten 3eit,
aobl bie metfien betreiben botan tl^il unb et-
taaai do^onnefi XXII. füt einen 6atetUet.
SsB^ Untremetfung beS $ettu9 Don Sotbario
arf^ boi €c^8ma gumr bolb ein (Snbe^ ni<^
afier bie onS bcn eitremen @))iritualen entftonbene
fidnc ^^txM bct gtaticeflen. Sßid^tige 3)ocumente,
kfonbcES aui bct 3rit Soi^ned' XXIL, entl^ott
m den erf^i^iencne 9b. V bed Bnllariam Fran-
enc iwn P. StütCL <EubeL [3gn. 3eiler 0. S. Fr.]
^ficffiuiadMif (@))tritidmuS) be^eid^net
L im Vflgemctnen biejienige fiebenSanfd^uung,
ad(^ acbm bet nmterien-jinnlid^en 9latur bie
fiP[|kn) gripiger 9Bef ra annimmt unb 9latur unb
0e$ f oiDO^I im Vltü^fyn att im UniDerfum in
bai n^^tige Scr^tni| )u einanber }u f e|en tt)ei^.
S» 9cgränbcr biefed @{nritualidmu8 totrb Slna-
moiBft gcmmnt^ rodijitt gum erften SDtoIe ben
litega^ Don (Setß unb aRoterie OargefteOt l^aben
{dK; ofl 9ou)itfd^en be«jelben gelten ber pato«
mfiBnl imb ber CortefiantSmud. ® od^ finb biefe
wü din^ittgteiien ni^t frei)uf)n:ed^en, ba in ber
fUüDoifi^ unb noi!^ mdr in ber neu{)Iatonif d^en
&$ule Me SRatctie unb Die materieae Seit nid^t
p Sfttm üoDen Siedele tommen unb in ber car»
te^nifd^ 6d^e bie Kotut avl einem blinben
fAc^anifiontf (etobgebtädt loiib. Smmet^in ^t
>tz cartcfiimifc^ SpitituoIiSmud auf bie Snt-
asfiimg ber mobemen ißb^fop^ie einen gto^en
fcs^tf^ ondgeubt nnb befonoetfi bie ftan)5ftfd^
Sbüofop^ie unb Ideologie in il^rem Stampf gegen
bm «aterioitSmu« (f. b. «rt) bis in bie neuefte
^ ^ana tnftiiriti S>ie neuere ftnrituatifKfd^e
üffOi^ beten fm/tx Segrfinber ®rc^ (f. b. %rt.)
ft ttb Don beffen ^orragenben Sd^filem ^nit,
Cfia-Sotmaie unb SRfgr. b'^ulft genannt feien,
»izb tat ®egcnfa|e gum rotunali^f d^en €))iri«
ttalünnA CoufinS unb feiner @d^u(e neben bem
X^mi8nni§ dS ^cUmütel gegen ben giofitiDiS-
sd) 92afaittiltemttfi ge^fcn (ogL Piotefe,
Etnde critique snr le materiaüsme et le spiri-
toalisme par la phyeique expörimentale,
Paris 1896 ; @d^n), Ueber neue SBerfuc^e ber
9l))oIogetif gegenüber bem 9laturaUSmu8 unb
Spiritualismus, ategenSburg 1897). @elbft unter
ben SDoIutioniften merben bieienigen, meldte einen
@d^ö))fer annebmen (®aubrQ), }u ben @piritua-
Hften gesohlt, (gegenüber bem |)Iatonifd^ &p\t>
tualidmuS beam. äbealidmuS l^t ^riftoteleS bie
materielle unb finnlid^ Statur mel^r berüdftd^tigt
unb stoifd^en Seib unb Seele unb ®eifi mie ^toi«
fd^ 9totur unb @eift ein innere« IBerböItni|
bei^upeüen gefud^t, inbem er bie 3been in bie
S)inge binein Derbgte unb bie inteSectueEe Seele
gtoxtr als baS ben ftörper geftaltenbe pnnci)> be»
ftimmte, il^ aber gugleid^ eine Don ben förperlid^
Organen unabböngige ^b^gleit unb ein felb«
ftonbigeS Safein, b. 1^. Subftantialttät, beilegte.
$Iato unb SriftoteleS boben bebeutenb auf bie
d^riftlid^en S)enfer eingemirlt, fener me^r auf bie
SBöter (OrigeneS, SugufiinuS), biefer m^r auf
bie Sd^olaftüer (3:bi)ntaS). S)aburd^ mürbe in
ber d^riftlid^en ißl^Uofopbie ber ariftotelifd^e S))iri-
tualiSmuS ma|gebenb (Soncil Don SJienne), ber
aud^ ber OffenbarungSreligion entf)n:i(^t, benn
nad^ biefer ift bie 9Bett ein SBerl beS geiftigen
Sd^5))fet8 unb ein 9lad(|bUb ber ekoigen gdttli^en
3been, unb ber ÜRenfcb auS einer materieOen unb
geifügenSubftanjju eii}emIebenbenSSefengebiIbet
morben. 9IS SBerf (SotteS ift bie 9latur gel^eiligt,
unb dS Seftanbtl^eil beS Don (Sott gefd^ffenen
9ßenfd^en ift ber Seib nid^t bIo| gur £b^nal^me
an ben (Siitem biefeS SebenS, foiü>em aud^ )um
Senuffe ber (Sfiter bed jenfeitigen SebenS berufen.
S)ie auf ber (Seiftigleit ber Seele berubenbe gfort-
bauer ber Seele nad^ bem Sjobe forbert aud^ efate
analoge gfortbauer beS SeibeS, bie Suferftebung
beS Sleifd^eS unb eine SBerfUhrung ber Statur.
Smar ift burd^ bie Sänbe bad Serböltni^ beS
^enfd^en gu (Sott unb }ur Statur Deränbert, aber
bie (Snabe ber Sriöfung "fyai, menn nid^t aUe fol-
gen ber Sänbe, fo bod^ bie Sd^Ib unb bie emige
Strafe aufgeboben, unb ber Segen beS (S^tifUnm
tbumS enttunbigt unb b^tgt au$ bie im Sienfle
beS (SeifleS befinblid^ 9latur unb fül^rt ^, bie
unter bem Sludge ber Sänbe feufgte, ber Se«
freiung entgegen. (Sine (Eonfequeng biefeS S))iri-
tualiSmufi ift ber @Iaube an ein jenfeitigeS (Sei«
fteneid^, melil^eS mit ben SRenfd^en in morolifd^er
unb mqfhfd^er (Semeinfd^aft ftebt. S)er (Slaube
an einen fold^en 93erfebr mie ber (Slaube an gei«
ftige SRittelmefen, ®enien, Sd^u|geifler, Sngel,
melcbe ben Serfebr gmifd^en ®ott unb ber SBelt
Dermitteln, tfl ein (Sememgut aOer alten Steligb«
nen unb $btlDfop^^f^uIen unb fo aU mie bad
SRenfd^engefd^Ied^ unb fann burd^ feinen ÜRed^a-
niSmuS ober SRaterialiSmuS gönglid^ befeitigt mer«
ben. Siefer (Staube bot ftd^ aud^ in ber Slnna^e
efaier äSbefeetung ber 92atur auSgefprod^en unb
in ber pQtl^agoreifd^ Sd^ule gu ber ölteften f^orm
beS abealismus (f. b. «rt) gefü^, infofem
^srrrtustciMi,
648
(innii9ifi ntro.
unatt aRzfi, oiS SKttd fax St*
■" • ' crfc^dBt bcr ©elbp-
ber orientolifii^en
<<iiiiiwuLi:
: Anoükidniii (f. b. 9ltt.) unb
s • t . >!. 9x1 fRom) eingef dalagen.
'^'^ntSktfamgenbenSeib als
biendmeOeSBeltaföein
idcodfiäm, fo tmi|ten
SeAinbung mit hn 9ta-
, ^ bie gispenttl, beS ®ei{leS gegen
^os -^kncQ anidie nk^ mir bie SScefe in gro^m
uuyiuoibct fonbem {elbfl bis jut SBet*
2kr <f^, imn Sodbote beS 9ßetne8 unb
sjAe^diä fJDttgrf^titten. Sie Serfel^rung
BitboiS in Wnfifii^ttKifungen aller Sri
xtetctrfaflS l^nritiialiftifd^ entfd^ulbigt tDeil
te*^iTtiit4tbcjledtmerbenfönne. Diefe f))iri-
amtüiudwi ätd^ftm ßeOten jid^ aud^ g^en ba§
<tolgübmu fehtb&i^, loeil fte ntd^t nur bie SQSelt
raüxi iu§ ^Stbo))fang bed guten ®otte8 onerbmnten,
at anift bie SRen{d^»erbung Derläugneten
3R§taBttetes unb bie öu^eren ©nobenmittel
^ tebcn fid^ in ben f))irttualifiifd^en
[ «ttielaÖK« fortgefe^ , toeld^e bie
Snttibr jetoe aber bojl Ser^tni^ ©otted }ur
Seit aboc dit 9er{iaffitiig unb bie @acramente
w^ bk Snt^Itfomlett unb 9b«
jft !}i§ )8Bi €db^rb fteigerten (Sogo-
AobOBecx 3>Mnr )eigt au^ bie 9RQfti{
_ Miyfmbe Hinneigung jum pati'
jmÜMiftat gaiiilfaMitÜintf, aber in nötiger 3lu8«
)iiD«i9 ii^oüiOBl |ie nur ben öd^ 3ug ber mit
)«ft «KBdiäta <Skt9t ttnwnbten SRenfd^enfeele.
tB^vtt >«l «lahiübMH Sntfagung unb @eI6ß-
icfbt^t. fo nril eS bod^ nid^t bie
l Ui (inßellen, fonbem
. boft bct 5»en|d^ burd^ ^vagioibt
R« Me «ifidtn« bit «lce{e »ie bed gangen
Mf «Ott er^ ber dbri^d^ €)nrituaHd-
^^e fittti^ Sebeutung.
2L €fae bef onbere Srt be« @4)intuaa8mu8 bilbet
kr Sed^r mit ben ienfeitigen Qkiftern. S)ie
Si|6e9ieri)e unb baS Serlongen, bur^ 1^^
tb^ übet bie 9latur ^rr gu »erben, 1^ {dfion
in alter Seit gur Befragung ber ®eifter unb gur
Sonbeni (f. b. Vrt.) gefü^ S)er ®Iaube an
fpontone unb fporabifd^e ®))uferfd^einungen, an
ein audna]^mStt)ei{ed finnlid^ed pereinrogen be§
(Beifierreid^eS in bie fförpenoelt gum gfrommen
ober @d^aben ber 9Renf(^en ift urolt unb gibt ftd^
(eute nod^ äberaS im @Iouben an bie ®ci{ier^
erfd^nungen unb 3nmelbungen funb. 9lberaud^
bie Serfud^e, burd^ bef onbere ^ßerfonen unb 9RitttI
bie Srf d^einung ber ®eijler gu ergttingen ober ful^
ber ^ilfe berfelben }u Derfic^em, ifi fel^ alt unb
aOen Sulturfhifen eigen« Xobtenbejd^todrungen
loerben fd^on im alten Xeftament enoäl^ (Seut
18, 11. 1 @am. 28, 7 ff.) unb bon ben (S^Iböem
berid^tet. S>ie tnbifd^en @ramanen l^ben eine
tobtenbefd^toörenbe ftunft ausgeübt, unb ber in
^od^a{ten »eitoerbreitete, aber in ftj^lidben fSfor*
men aud^ bei anberen ütaturbößem äblidje @(^«
maniSmud (f. b. 9rt.) ifi eine Srt ber SRagie,
meldte bie (Sinuirfung ber (Seifter, befonberS ber
@ei{ier ber %bge{lorbenen, auf baS bieSf eitige fieben
)ur SSorauSfe^un^ 1^. S)a8 aRtufterienmefen bei
alten Steligionen tft nur eine üerf einerte ^orm bie*
fer SRagie, um ber Sulturfhife entfpre^enb bem
Sebürfniffe ber SRenfd^ennatur nad^ bem Serle^
mit ber ienfeitigen 9Belt Sted^nung gu trogen.
2)0^ fid^ auid^ ®oeten bomit obgoben unb felbfl
bie toeidfogenbtn (no))fenben?) Xifd^e nid^t fel^Iten,
berid^tet Xertufiian (ApoL o. 28). 9ud^ bei ben
labbalifttfd^en 3uben foK bog »fd^den, «Suf-
gel^en ber Zifd^e", Dorgelommen fein. 2)a8
„©d^auen'' ber @mebenborgianer (f. b. 9(rt.), bec
il^terifd^e 9RagnetiSmu8 9Re8merS, ber Somnam«
bultdmus (f. b. 9lrt.) u. % flnb gmor nid^ mit
ben „fptritiftifd^en" ßrfd^einungen gu ibentijictren,
fönnen ober bod^ old ^orlöufer imb tl^eilmeifer
(ErnärungSgrunb bed Spiritualismus ober @ptri*
tiSmuS betrad^tet merben, toie benn aud(^ ber
WognetiSmuS bei ben Stoebenborgionem ben
Flamen @t)irituaIiSmuS onnol^m. 3)ie^ blieb bie
Sqeid^nung ffir aSe ftl^nlid^en ®etfterle^ren unb
ijt eS l^eute nod^ in Slmerifo unb Sngloidi, mäljr
renb in Sfronfreid^ unb S)eutfd^Ianb feit 9Kt>aiI
(Man Aarbec, geft. 1869) für bie ®eijterbefra-
gung bie 93egei(^nung Spiritismus übli<l^ getoopi
ben ift. Sie etgentl^umlid^e 9latur biefer neuen
Wd beS Spiritualismus beftel^t barin, ba^ er btc
®ei{}ertDirfungen burd^ befonberS organifirte
amttelSperfonen (9Rebien) bebiugt frin lä^ ©ei-
nen Urfprung nal^ er im % 1848 in ber f$a«
milie gfos (Seo unb ftot^no, ftote) in ^^beft«
biOe bei 9len) ^orf, bie cm SBfinben, Zl^uren unb
®erftt]^en il^reS |)aufeS Hopfen l^örte unb bann in
beftSnbige Sonefponbeng mit bem ftot^fcnben
SBefen, baS ftd^ alS ®eift eines iBerfbrbmen ou»»
U9
e^iritualiStnuS.
660
\
qA.toL SDir Sttlt^tmgen ttmrben balb burd^
ta $Mogra;>^ (JBIeifKft am Slifd^bein, tod-
ia waH nncm mit einem Wpl^M Derjel^cn
ViSlrtflc^Rtfm ^ tuib Vc tonnte) unb befonbere
CAfrilnndrieit, wUft in ber SSerjüdhmg (tranoe)
nia Cinmixtang bcB ®ri{ie6 med^nifd^ ouf boS
9apicr Jt^ntbcn« Dertcffcti S)iefer @)>iriiualid-
mtü taoMt ^ in Smctifa um f o fd^Qer avA,
Ml bot fcu^ Si^ußerle^rling wib Sifiondr
Sfl^m S>oirii }tt fflouQ^feepfie in 9}eto ^ort
1S4S feine erßtn Sifumtn erj^alten l^tte unE fie
In rnibgehmgen mifi bem Senfeitd ober JBf
mbntdnngen* dmi (Bei^etn oufigab unb 1846
f^enfiii^ Soetrage ju ^Iten begonnen ^atte.
9b 3. 1847 gab er fein erfteS SßetI, ^S)te $rin-
eplm bcr 9lotut' , »eU^ {(^Ireid^e auflagen
idcte; Jfoasa. iAit iBrifterbefragung mit bem
iSAc&ten be^e fi^ balb mid^ übet ben Son-
ttoat Olli« fo ba| ^pUn bie 3abl ber Spirttiflen
flif 20 OKabnen angegeben mürbe; biefe S^ffl
m Ar olcl gu ^ itnb trifft l^eute no^ oiel
nrioer in, bo bec 6|>irittSmuS feinen Stet)
pdktmt^cili bedoten ^. Sie bebeutenbften
ükbicB tDoren fbif ang9 Sea unb ftote gos, bann
pmt^ Sb>tence Soof^ i^mtt^ Slabe. 3u ben
6inrili|leii, xo^äft mit benfelben est)erimentirten,
übte üifle ^omgenbe 9Rinner ber SBiffen-
^ oOcr Sftnber, a- 9. bie (Englänber SBaUace
mb CxDofril, bie g^iqofen ^ammarion, SIe{.
Smmii, <8aiitier, Oolbfi^mtbt, bie S)eutfd^en
man. Segnet, SBeber, Ulriri, bieStaliener
S^faboxeSi, Sombrofo, bie Stuffen 9IfabtD,
9DtIeroiD n. 9.
m firitilifUfc^eCtffi^einungen merben ))b9«
fSäß «nb titteHectueBe ongegeben. 3u ben erfleren
gr^dfcn nn^ 6n>ofe9 bie Semegung fd^merer ftöt*
l<r ndl 9etä^ntng, aber o^ne med^nifd^e ftcoft-
rj^ieugimg^ 3:on))^dnomene (iHopfen, (Ser&ufdg),
SMnbcrong beS ftSrpergemid^td , Semegtmg
Hmtcr P6^^ec, mdd^e fid^ in einiger (Entfernung
«Dm Ulebiitm befisd)en,j. 99. Srb^ben oon Zifd^en,
£tn|lles IL bgL obne Serül^rung, baft Sd^meben
MBMßd^ SSefen; leud^tenbe Srfd^einungen,
L 9L boft Crf4einen entmeber f elbjilcud^tenber ober
In Mb^^jem Sl^tt flc^tbarer ^&nbe ; bitede
Beipeif^rifl; ^bontomgefialten unb (Seftd^te;
tntand^g^tn feßer SRoterie burd^ anbere fefte
Sbdme, Sloteciolifationen ber ®eifter (fett 1860)
ibs äBQelner (BKeber ($[finbe, gfu^e), burdb meldte
bcfjHbcii (^ome taaSb pi Anfang ber fiebenjiger
^o^ce gHotmce Coof, baS fpdter entlarote SRe«
Mm CcooM', bmtbmt getoorbenJRnb. S)ie in-
bflftfnrflfnTOgirifefliiHDnenfinbMeOf^^
oft bcai ®eiRmei4 mittelB ber @d^b-, @|>red^-
sB(b ^Stniebien ober an(^ burd^ birecteS @d^rei-
Sm. epttüim, Seidenen, Stielen ber ®etfter
m^ 3>ie bixtdfn (SMaerfd^riften IM Suerft ber
tanfA'nifftfd^ fBoron 9. o. (SOIbenftubbe 1856
|i Ctanbe flcbnid^L Sn Seifijig mürben mittels
lel TtMamS 6Iabe in f eftoerf^offenen Sd^reib-
bfih ed^äppaOt rtngefd^ben (f. döUner, S)ie
tranfcenbentale ^l^QjU unb bie fog. $]$iIofo))bie,
Sei))sig 1879). 2)er2^^ttbiefer Offenbarungen
ift aber unbebeutenb unb nid^tSf agenb unb erbebt
Sd^ feiten über baS 92iDeau ber l^Ibgebilbeten
Itebien. S)ie @d^ilberungen befi {enfeitigen Sebend
finb ben biefifeitigen SerbAttniffen nad^gebilbet
S>amad^ bemi^t ^d^ aud^ ber SBertb ber foiri«
tifKfdb^ Xeligion unb SRoral an fid^ unb im 93er-
l^tni^ }um ebriftentbum. Seibefi geftaltet fid^
aber giemlid^ oerfd^ieben, {e nod^bem man bem
mel^r {Kmt^eiftifd^en 3)aoiS folgt, meld^er offen,
ober bem nüd^temem ffarbec, meld^er oerbedt bad
ebriflentbum be(äm|>ft. @tatt eine @tä^ für
ben (glauben an bie Unfterblid^Ieit, baS Ueber*
natürlid^e, baS SBunber, bie SRenfdimerbung gu
fein, mirb ber Spiritismus burd^ (Sleid^fteSung
friner ßsperimente unb Offenbarungen mtt ben
Zbcttfad^en unb fiebren ber Offenbarung ju einer
®efabr für biefelben unb ^at bemu^ ober un-
bemüht oie 3erft5rung beS (E^rijientl^mS unb ber
fird^Iid^ Organifotion )um 3itle. 9iad^ f))iri«
tiftifd^er Sel^n gibt eS brri SBefen^eiten: (Sott,
(Sdft, 3Raterie, meldte oon ffarbec unterfd^ieben,
Oon S)aoiS ))ant]^eifHfd^ ibentifidrt merben. Son
Statur reine (Srifter, (Sngel unb Xeufel gibt eS
nid^t. 3u ben treu gebliebenen SrftlingSgeifiem
gebort aud^ 2[efuS oon 92a}aretb^ ber als beben*
tciü)eS 9ßebium neben anbere KeligionSftifter ge«
fteQt mirb. Um eine SSoQenbung ju oerbienen,
muffen bie ®eifter einen Seib annehmen, fid^ in-
camiren. 9u|er ber ^röesiftenj ber Seelen lebrt
ffarbec eine URel^rl^eit beoöUerier SBetten. S)er
9Renfd^ befielet auS Seib, Xbietfeele unb ®rift,
ber eine ßmanation beS göttlid^en SBefenS ifi.
S)ie ben ®rift ftetS umgebenbe ^üQe mirb !ßeri-
fprU genannt. S)er Xob gerftöri nur ben fd^mer-
föüigen irbifd^en firib unb mac^t ben barin ein-
gelerferten ®eift ftei fammt ber @eele ober bem
^erifprU, „ber Ouinteffeiu ber aDtaterie". S)urd^
Den Stob finbet feine Unterbred^g beS 3u{ianbeS
ftatt, fonbem eine fortf(^rritetü)e Sntmitflung ber
inteOectueÜen unb moralif d^en 9t^ ift bie 9e-
ftimmung ber Snbioibuen. 3ebeS fe|t feine 99e-
fd^öftigung fort ^bOe unb Xeufel gtbt eS nid^.
2)aburd^ mirb baS ienfeitige Seben materialifU
unb bie (Etbil «6reS SbealS beraubt, fo ba| ber
@|)iritiSmuS m alS eine neue $bafe beS SRate«
rialiSmuS barfteOt. Harbec oerbinoet bamtt nod^
bie alte fiebre Oon ber Seelenmanberung mU Ste-
incomationen unb 1^ in ben romanifc^en Säu-
bern SInSang gefunben. SBenn aud^ bebeutenbe
epiritiften mie SBaQace, 3bQner u. % befennen,
ba| fie burd^ ben @))iritiSmuS oon ibrem ®Iouben
an ben SRaterialiSmuS befebrt morben feien, fo
^ben fie bod^ nur einen oerfeinerten StaterialtS-
muS bofür eingetaufd^- SRÜ Ked^t l^t baber bie
Iftrd^e ben @)nrittSmuS Oerurtbeilt (SncQcIila
Supremae $iuS^ IX. Oom Saläre 1856; Ogl.
SBiefer, 2)er @t»iritiSmuS unb baS (Sbriflentbum,
9legenSburg 1881, 52 f.). 3)er ®))iritiSmuS ifi
audd ftd^tlid^ im ^bnebmen begriffen, obmol^I feine
651
6)iirttuQlifimtt(L
653
Organe in ben tierfd^iebemn Sptaä^ (,r$f9'
d^fd&e ©tubien^ .2id&t, me^r Sld^f, .©rttnx"
IL a.) in monnigf od^et äBeife benf dben gn 6ef drbem
fnd^en unb ber mä) Seipgig flbergejtebelte 9ffa!ott)
em unermfiblid^er ^po\Ul beSfelben ifL Sie Don
i^m oeranla^en Serfud^e in SRailonb (1894)
l^ben oOerbingd mieber auffeilen erregt (Bichet,
Ezpörienoes de Milan, Paris 1894), ober {ie
tSnnen gunöd^ft nur für bie SBeurtl^eilung ber
Xl^tfad^en Don Sebeutung fein. 3n Smerifa,
Snglanb, Shi^Ionb unb in ben romanifd^ fiön«
bem ij} übrigens bie „neue Xeligion'' nod^ mtfyc
Derbreitet (iVanco, Le spiritiBme, mannel
Bcieiitifique et popakdre, BroxeUes 1894).
Sie Srflarung ber fpiritifKfd^en (Erfd^einungen
lautet nod^ fe^r Derfd^ieben. So e8 faunt mel^r
niBglid^ ift, oiefelben auf Setrug (9Bunbt) gurüd-
gufü^ren, nad^bem SRünner ber SBiffenfd^ft aller
Sönber i^re X^tf ad^Iid^!eit begeugt l^ben, obmol^I
bie SntlarDung mel^erer SRebien (gn Sonbon,
SDtünd^, SBien) gur SSorftd^t mal^nt unb be-
fonberS bie SRoterioIifationen fe](ir Derbäd^tig er-
fd^en I&^, fo bleibt nur übrig, eitie natürlid^e
ober übemotürlid^e Urfad^e bafür auf gufud^en. Sie
inteÜectueOen ober geiftigen SRonifej^ationen fmb
tDofjß. gum guten Xfytü ald ^Ilucinatbn ober
nad^ %A beö ^Efe^enS gu erflüren, aber bie
|)]^9ftfd^ 9RitteI gu benfelben toie bie pl^^ftfd^
ßrfd^einungen ühnfyxapi Derlangen eine onbere
ßdlörung. Sabei betift man gunöd^fi an eine be«
lannte ober unbefannte 9tatudraft. Siele (Sar*
pttdtx) bringen biefelben mit ber eleftrifd^en Araft
in urföd^Iid^en Sufammenl^g, toeil aÖe Srfd^ei>
nungen, »eld^e tenbeng- unb regeUoS Derlaufen
unb f einerlei inteHectuelle Kombination ober 9Rani-
feftation befunben, aI8 med^ifd^e SBtrfungen einer
olinb toürfenben 9{aturfraft, b. ^. ber in ben %er«
Den, 9Ru8feIn unb Organen bed 9RebiumS Dor«
l^otd^enen unb im 2:rance-3u[tanb ftd^ entbinbenben
eleltrifd^en Snergie, angefel^en merben (5nnen (Dgl.
SB. Sd^neiber, Ser neuen ®eifterglaube. %fyit'
fod^, Xöufd^ungen unb Xl^eorien, 2. Slufl.,
$aberbom 1885, 408). ediftmDglid^, ba^ biefe
Crfd^einungen burd^ Ditale ober atmofpl^ärifd^e
eieftridtät einigermaßen erflört merben !5nnen«
€o lange bieg ber f^aU ift, braud^t man feine
))f9d^ifd^e Srtlärung, inbem man eine befonbere
„pf^d^ifd^ ffraft" (groolcö), eine „^ßffld^obe''
(X^ur^, aRasmeU, gfid^te u. %) ober Keid^en»
bod^ „Ob" (Seefer) alS eine ber Sd^merfraft ent-
gegenmirfenbe ftraft ))oftuIirt. 3n biefem ^Ue
more ed immer nod^ einfad^er, mit @d^openbouer
bie ÜRagie mit i^rem SBirfen in distans unb ba8
^Ufeben mit feinem ßrfennen in distans auS ber
ftraft ber Sorfteüung unb bed SBiUend gu er-
flören. Sine befonbere „magifd^e ffraft'' (^ert^)
ifi fd^on be|]^Ib im SDlebium nid^t DorauSgu-
fe^, toeil in ber Siegel baS ©elingen ber SSer-
fu(^e Don ber @tarfe ber im SRebium Dorl^n-
benen Anlage abfängt Sieg mürbe fid^ l^er
erRören laffen, memt bofi 9Rebium felbfl mittels
Srrcgung ber f^b^fUUifd^-d^ifd^en unb magne«
tifd^-eUt^fd^en fltdfte foId(^ SBirlungen l^or«
bräd^te. Analogien Jtnb Xraum, d^afe unb btt
Srfd^nungen bei^^fterifi^ (@d^neiber 475 ;
SBiefer 18). Sie SKaterialifotionen ftnb nod^ gu
Derböd^tig, als bag fie aOein für bie Srfläxung
entfd^etben fönnten, toürben aber JebenfaES eine
Sinmirlung Dom äinfeits f orbem. ScneSBtrfung
ber ®etfter ber 9(bgeftorbnten nd^men benn an4
bie epiritiften für bie Srnörung gu i^Ufe. Siefe
Seutung Derbinbet 3^0»^ )nit feiner Xl^orie
Dierbimenfionaler (Seifter, meldte ouS breibimen«
fwnalen SBefen unfid^tbar atU ihmfiftüdfe letil^
DoÜbringen rönnen. SUein mir fennen eben nur
brei Simenfionen unb (önnen unS ebenfo tt>enig
Dierbimenftonale alS gmeibimenfunole äBeftn
benfen. Sagegen ift ber ®laube an (Erfil^ei«
nungen Serftorbener allgemein, unb eS ift aud^
t^eologif^ bie 9R5gItd^feit fold^er Srfd^ungcn
unter 3ulaffung ®otteS nid^t gu beftreiten. 9lber
leineSfälS fann gugegeben merben, bag eS in ber
SRad^t ber 9Rebien liege, fold^e ®eifter gu citiren.
SoS Senel^en ber ®eif!er ift oud^ berart pueril
unb fd^alll^aft, bag man Don bem ienfeitigen 3u'
ftanb eine geringe SBorfte&ung l^ben mug, um
bie SrHörung glaubl^ft gu finben. 9Benn alfo
mirltid^ ®eifter erfd^einen unb berfil^ren, SDhtfiiP«
inftrumente fpielen, Oo|)fen unb poUttn, fo fönnen
eS nur Samonen fein. Siefe Unnen infomeit onf
baS ÜJlaterieHe einmirfcn, unb bie 9rt unb SBeife
ber Vorgänge mürbe il^rem ß^arafter entfpred^eiL
Seg^alb 1^ bie bümoniftifd^ Z^eorie für Sie*
ientgen (Erfd^einungen, meiere nid^t natürlich ju
ertlören ftnb, bei bm gläubigen (Soften am
meiften 9(nflang gefunben. Sie märi>e fretli^
gugleif^ baS ®efä^r(id^e beS 6|riritiS8iuS oor
bie Sugen füllen. 3nbeg mirb eS immer nni^r-
fd^einlid^, bog bie gefu^erten ßrfd^einungen
fid^ p^QfioIogtfd^ unb ^fqd^ologifd^ erHüren laffetu
(Sgl gur Siteratur bie reichlichen eingaben bei
@($neiber a. a. O., inSbefonbere $ert9, S)cr
ie^tge @))iritimtiSmuS unb Dermonbte Erfah-
rungen ber Vergangenheit unb ®egenmart, Setp«
»ig 1877; gfi^te, Ser neuere @)>iritualifimu6^
fehl SQBert^ unb feine Xäufd^ngcn, Seipgtg
1878 ; Sd^neib, Ser mobeme Spiritismus, pbilo-
fopbifd^ ge))ritft, ^id^ftött 1880: ®utberlet, S)er
Spiritismus, Adln 1882 ; Serf., Ser Sptritid*
muS rin pfp^logifc^eS ^ßroblem, in ,,9tatur unh
Offenbarung'' 1897 , f^ft 11 u. 12 [tritt mU
Sßidebe, grlebniffe auf bem ®ebiete beS aRebtu>
miSmuS unb Somnambulismus, in ber ÜRetap^f.
atunbfd^u n [1897/98], 7, 82 ff., im eegen-
fa| ^um OccuItiSmuS WfafotoS unb 6. D. ^art-
mannS für einenatüriid^epfQd^ologtfiil^Ct&Qnmg
ein]; SBeber, Ser mobeme Spiritismus^ ^eil-
bronnl888. (£inffatalogDonafht|e(Seipgta)üoa
1896, bri meinem au<^ bie «^f^d^if^en Shibtrn''
Don^ffafom unb ^9Ieue Spiritualifiifd^e Slötter''
Don S^rio; Derlegt merben, enthält bie ..SÄIiot^f
beS Spiritualismus für Setttfc^brnb" mib ein.
6))Oleto.
654
eHriMmiift.lRcfatuiinftmu9^ OccuItiSmu«, aRag-
vtÜonA, ^otmotänmd, f^eObefmnung , ^it-
«^utmfdMtittoectDanMelSäMe''.) [$.@d^).]
i9miU^ 61| eine« ^Ufd^ofS in aRittel-
iUKeii, mor eine bet onf e^id^fien Stöbte bed dten
VabmA tmb iDitrbe 242 t). Kl^r. tömifd^e Co-
tak^ ofil loel^ efi fnunttbol na^ bet S^Iod^t om
Mtmii^d^ €ee ^ortnfidig SBiberftanb leiftete.
^tt fi^ bet ojigotifd^e jfdnig Xl^eoborid^
mtf; in benfiOmpfen mit ben ®ried^en
oBcr bie Stobt ton ben (Soten untet
TaUkA icrflM. Son 9larfed toieber aufgebaut,
ombe ^lioIetD n)öl^Tenb ber longobarbifd^
^etxfi^aft tton 9croaIb etobert. aHmälig bilbete
^ teim ein Se^nfi^ei^gt^um GptMo, »eld^ed
on IFiibe be« 9» Sa^l^bertS einen gto|en Z^eil
Sittcfifaüend (Umbrien, baS €abiner- unb
Vlarienkttb, Sfamo nnb (Samerino) umfaßte unb
ttstet ber frfoftfd^ ^ettfd^ft beftelpen blieb.
Senn ton einem {Weiten ^ergogt^um &poUto in
waa 3cit bie Siebe ifl, fo Derftel^t man batunter
itt ben <Brie^^ entrijjene SRart Sametino, meldte
foi ber 3^ ber f dd^tf^en unb frSnlifd^en ffaifer
OS dfiftil^ ^Ifte be9 ^jogt^umd @)>o(eto auS-
isadrte imb fpäter SRotf Sncona l^ie|. |)et)og
tNibo in. Don Spoleto jd^wang fid^ 891 )um
Ascyer iMin Stauen auf, ebenfo fein Sol^n Som-
bnt n. im 3. 894. @p&ter ttmrbe baS fyx»
pfßvm mit Xjdicona oeteinigt. Sabutd^ tt)arb
bet (Snud) ju bem großen ®ebiete gelegt, baS
M^moli SRat^ilbe Don 3:u8cien (f. b. 9rt.) be-
ll^ ftaS^ Ufttm Xobe (1115) mutbe Spoteto
em Ocgniftonb befi 6treited gtoifd^ !ßa)}{t
imfi tbäfn unb toor nut ootübetge^enb @i^
emfifiai{ietfid^ Storfgtafen. 6eit bem 13. 3a^t-
babat gc^tte eS nebfi bet HRatI gfetmo gum
ff ictoenfiuit , no^bem bie $A))fte fd^on üorl^ier
M Ol» fetten bedfelben bettad^tet litten. Sed-
ier waA cS &au)it^abt bet gleid^namigen 2)e(e-
ftifcioB bef Ihr^enftaoteS , bann Don 1810 bis
1614 {^omtitjlabt be» fiangöftfd^en Separtementi
Xxaffancno; frit 1860 gel^ött efi gum ftflnig-
m^ ^baßoL {»ente ifi &poUto ffteid^au))t{tabt
Carit Sbn 9000 CEinlDD^nem) im eompattimento
^emgia (Ombrien), nnfetn bet tei^enben 3Sta»
wqffa ouf einem ^gel gelegen. 2)ie gto^rtige
fot^ebmlf« 1153 begonnen, birgt bad ®rabmal
bet bedien VtaUx% gilippo 2\ppl Son ben
23 oiteten iKrd^ flnb l^ettotgul^ben : @. Stn-
bcM.. pa 3rit ber Sldmet ein Xempel beS 3u))itet,
6. iBnAono , Dotmatt ein %tmptl bed SDflatS,
oft dd Orocdfisfio nor bet @tabt, el^mafö ein
Impd ber fencotbia. 9htt wenige amglien
tt^md ift ber Stonte 9uco mit bem Itlofiet
6L (KuSom) wä> bfffm Sinfiebeleien, oon betten
Ke brr Wtabonna bcUe ®tagie bie fd^dnfte ifi.
Bonft ffit ed (icr mi|er Dielen el^maRgen
tB^jlan ein ^rirflcrf etninot , S^ceum, ®9m-
^fm, CcmtiictdcDBegfitm nnb eine toiffenfd^ft«
»ifd^ofSjil fol @))0letD, bo« meü^b bet
(E^jlenDerfoIgungen burd^ gal^Ireid^e SJlartQret
Detl^errlid^t »urbe, fd^on gu Seiten ber ^Hjoftel
gemotben fein, unb bie etften 13 Obetl^irten
metben ol8 ^eilige Derel^. S)er 1^1. SBrictiuS ober
StitiuS kofite nad^ bet Xrabition biefer iHrd|e
ettt)a im 3. 50 Dom apoftelfürften als erftet
Sifd^of eingefe|t motben ; bie Souanbiften feigen
in i|m abet einen Sifd^of Don SRattana obet
aotattula, einet löngft gerftötten Stobt Umbtien§,
bet in bet biocletianifd^ SBetfoIgung etgriffen
unb gefoltert kootben fein, bann bie Steilheit mie-
bet etlangt unb au|etotbentIid^ S3tele gum (S^ti-
{tentl^um belel^tt l^aben f oQ (Martyr. Rom. 9. Julii ;
AA. SS. BolL JuL II, 697). 913 toeitere 9i-
fd^öfe Don @))oIeto toetben genannt bet 1^1. 3o«
^anneS: bet yi. Sntl^imuS, Dorl^er Sifd^of Don
Semi, ber, toegen feiner Xugenb unb ©elelmom-
feit berül^t, burd^ gang Umbrien bad SBort
®otted |)rebigte (geft. ca. 176); ber 1^1. @atur>
ninud, ber 40 3o$re auf biefem Stul^Ie fa^ unb
um 230 gemartert tourbe ; ber 1^1. aRartialiS (320
bis 350), ber burd^ ^{i ®i(Defter orbinirt
mürbe tmb 328 einer römifd^m @9nobe anmo^nte
(AA. SS. BoU. Jun. I, 895); ber 1^1. gädtia-
nuS (feit ettoa 351), an ben ber l^eiltge $a)>fi
SiberiuS einen Srief fd^rieb, el^e er in'S @sil gfatg
(Hilar. Op. bist., fragm. 6, bei Migne, PP.
lat. X, 688); ber ^L «c^iOeS (402-418); ber
]^. @))eu8 ober ©peranga (ca. 420-^452), bei
beffm Xob eine Xaube gu feinem Raupte ein
Setteld^en gelegt l^aben foO, morauf bie SBorte
ftanben: „Qeute mirb fein baupt mit einer Heb-
lid^m Ärone gegiert" (Stabler, ^eiligenlej. V,
350) ; ber % «maguS (476 — 489; no^ «nberm
882 Dom l^eiligen ^aJ^t SamafuS L auf biefen
Stul^I er^obm) ; ber l^L aReletiuS (feit 490), Dor*
ber ®iacon gu ©poleto (geft. 497); ber il 3o«
l^nefi n. (ca. 499—547), ber aI8 äuferft milb«
t^tig gerül^ toirb unb unter 2:otUa8 gemar-
tert mürbe (AA. SS. BoU. Sept. VI, 28); bet
1^1. Sourentiud (552—563), gubenannt Suumi-
nator, ber burc^ bie SRonopl^Qf^ten au^ @Qrim
Dertrieben morben mar (gefi. 576 att erfter 9bt
Don gfarfa [f. b. «rt.], tool^n er fld^ nod^ fei-
ner Kefignatbn gurüdfgegogen l^atte [bod^ DgL
©tabler, ^ciligenles. HI, 698 jf.]); ber |l $etru8
(feit 563), unter bem ein arianifqer Sifd^of ber
fiangobarben bie $aulu8fird^e gu occupiren Der^
fud^te (Greg. Mag. Dial. 8, 29) ; Sl^r^fantlM
(um 593), an ben ®regor ber ®ro|e Dter
Briefe fd^idte. Son ben f))äteren Sifd^dfm legte
SIttbreafi IL (feit 1066) ben ®runb ber neuen
gatl^ebrale gum 1^. gietruS, bie 1153 groß-
artiger gebaut unb unter Sifd^of SBenebict (fett
1199) Don ipopft Snnoceng in. eingemeil^t mtnbe.
«IfotiS SSiScontt (1601—1608), fd^on feit 1599
garbinal, grünbete baS tribentfaiifd^e Seminar.
@ein 92ad^oIger SRaffeuS Sorberini refigntrte
1617 unb beftieg 1623 ben))ö)»fUid^metu$I alS
Htbon Vm. Unter bm Ie|ten 9if^iyfen 6)n>-
ttl
€))oUenred^L
658
fiitp^D"« \Att ea^ unb M ber gefetaibtigen
«oiaiÄottuiig i&eS Sltd^te« (o. 2. 8. 7. 8. 9.
]0, X2, 18; a. 3, X 2, 12; 0. 5. 6, X 3, £8).
Säitlaii toniile wd^ römlfd^em 9ted^te baS inter-
ficism Qnde ti nur gf gen ben unmittelbaren
tiks vdMBbatm Ib^er ber S)eiection, gegen
tejfnft Cttei ober nut^ f ooeit {k auS bn: @poIia«
tba ficni^ezt tourben^ unb gegen einen S)ritten
gk angcptOt mcben. S)ogegen gel^t noc^ cano-
tifcbcB 9M^ bic Aloge gegen ben @poHanten
nb jAoi Stittm, loeU^r bte f))oIi{tte Sad^ mit
AaDdiii^ bcr eigenmd^Mgfeit erlongte (c. 18, X
2, 13)L <EnbIt4 ftffo^ baS rSmifd^e Red^t bem
E^oIHsicn tooifi einen 9nf))rud^ auf SBieber-
cs^ntumg bcd ent}ogenen 9e|ij|e3 unb fieijhtng
)tf aollcn 3nlcre{f(9 )u, bod^ fo^ oa^ bet @)>oIiant
aat^ einem 3a]^ nur nod^ für bod ^ftet^ toaS er
Vit Sogrgen na^m bie canoniftijd^e Soctrin,
efiS^ auf o. 8, 0. £0« q. 1, eine brei^igiäl^rige
Soiätnmfi on. Sajtt %o!t baS canonif d^ SRe^t
ten geipoltf am au§ feinem Sefil SSerbrängten nod^
bk exfieptia epolii (ugebtHigt, toonaq berfelbe
m ^ 98iä)erlicrjiefiung be§ ftfl^em 3u{tanbe8
;^tai 9n{|Frud^ bc8 Spolianten abmeifen fann;
BIT mi^ er bmet^ 15 Xage ben SmeiS ber
^»fiation erbringen (o. 1 in VI, 2» 5). (Sgl
SiäEesifliiiiel, Jus canonicum Universum L. 2,
&L 13; Sanü, PraelectioncB jur. can. Lib. 2,
OL IS; ^bnna, "SM Sted^t bed SBtfibed im ÜRittel-
ite unb in ber (Begenn^art, Xübingen 1848,
1^ ff. 176 ff.; S)erf., S)ie 9e{i|nagen bed rö-
nftbm unb V^^tigen Sted^tS, SBeimar 1874,
^2 ff.; Cioecke, De exoeptione spolii, Berol.
1658 Ll>iM-]; ^Roaffen, 3ur S)ogmengefd^id^te
\n €t»olirtdIoge, im Sal^tbud^ bed gem. beut«
\iftn, 9M^, (cnmsgegeben t>on SeSer u. 9Rut^er,
m U869L 227 ff.; SBinbfd^db. Sel^rbud^ bed
SonMInirt^ffeS I, 6. 9ufl., gfronlf. a. TL 1887,
S34 ff.) [ffober (@dgmäller).]
^liftQMraff (jus spolii; jus exuviarum;
ndl^ boS Siedet rapite capite ober «,9li))d-3iat>§'
fmaimO tKt^ ber im 9RitteIaIter Don Derfd^iebener
ix^obene 9n{prud^ ouf ben 9laqla| ber
Zrte fir^lid^ (Sefe^ebung befd^rönfte
fcS^ bic ZefKrf teibeit ber ®eiftlid^en in ber
^!«ii^, bol bie eieriler nur frei über baS tefta-
wxatan!^ bcrfflgen burften, maS i^nen all !ßotri«
BDvuigiit« burcb Srbfd^oft u. bgl., üUx^oüpi
Bs^ tüolo ecclefliastico gtigefaDen mar. S)ie
svpaüoa ax& bem JKrd^enDermögen bageaen
k&m 0^ SBeitercS ber ilirc^e anbeimfauen.
30 Sttiifr ber S^it »urbe bann aber nod^ bie
wdhtt Scftimnnmg bN^g^gt/ ba^ aud^ baS
f'^^*"«'* patrxmoniale bann ber iKrd^e jufallen
ioBte« rnrni fein Xefiament unb feine Snteftat-
oftai inirbanben feim (baS ®enauere f. im 9rt.
ZfiHvN^tt ber «etfUid^en). Mein biefe «n-
ccbnmigm hnirbcn fd^ir j^Iecbt beobad^tet, unb e9
MKERl^ieqinlb S^^be bie Klerifer, toel^e bie ^inter-
kffatf^ ikm 99tttbrfiber, bor Suem aber bie
beS Qifd^ofd, an jid^ riffen, mdbrenb bod6 jie )}or
9Qem berufen gemefen mören, in ber SebiSuacau)
baS SBermdgen ber bifd^öflid^en ftird^e unter ber
Oberaufftd^t bed ÜRetropoIiten ober bed oon bief em
befteUten 3ntercefford, 3nterk)entord ober IBifüa«
tord au mabren. Semeid fold^er Singriffe ftnb bie
Dielen bittgegen gerid^teten S^nobatoerorbnungen
(j. 83. 0. 42.43, 0. XII, q. 2 ; o. 6, C. XU, q. 5 [too
fold^e eingriffe ald S)iebftabl bejeid^net merben] ;
Gonc. Yalent. [a. 524], o. 2 ; c. 88, 0. Xu,
q. 2 [Snbrobung ber ßscommunication] ; Gonc.
Paris, [a. 614], c. 9 Qeber, ber {td^ am nad^«
gelaffenen Vermögen bed 93ifd^ofd vergreift, foS
ut necator pauperum ber Sommunion beratet
fein]; Gonc. Aquisgran. [a. 816], c. 88). ®(m^
befoTÜ)erd fud^te aud^ ®regor ber ®ro|e burd^
SluffteOen Don Oeconomen unb ißifltatoren bad
Dorbanbene Vermögen ber Derftorbenen Sifd^öfe
unb SIerifer }u f d^ü|en, mie feine 93rief e t)ieIerodd
bemeifen. Uebrigend f d^einen bie SOtetropoIiten ftd^
ebenfaOd Singriffe in bad SSermögen bed Derftor»
benen Sifd^ofd erlaubt )u b^ben (c. 48, G. XQ,
q. 2). @o maren bie tird^Iid^en @efe(e nid^t im
@tanbe, bie SIerifer Don bief em SRilbroud^ gurüdt«
jubalten. Salb aber mürben fte oon ben fiaien
bierin abgelddt. @o lange nämlid^ bie SIerüer in
ben germanifd^en Steid^en nad^ römifd^em Siedete
lebten, mar ibre Zeftirfreibeit ftaatlid^erfeitd an*
erfannt. 9Id |ie aber nad^ unb nad^ in bürger»
lid^er ^infld^t bem Sanbedred^t untermorfen mür-
ben, unterlagen ibte Xeftamente junöd^ft ben nam«
Hd^en SBeftimmungen mie bie ber Saien. Salb
aber erfreuten fie fid^ aud^ biefed Sted^ted nid^
mebr, oielmel^r nabmen bie @runbberren vmb
toöter bie Patrone, SB5gte u. f. m. ben bemeglid^en
Sßad^Ial ber an ibren Sigenfird^ functionirenben
nieberen Sleriler an fU^. Sei ben Sifd^öfen Der«
fubren bie ©ro^en unb bie Sonbedberren in Sfyx»
Hd^er SBeife. (Ein red^tlid^er ®runb bierfür mar
nid^t Dorl^anben (f. gfriebberg, fiebrb. b. iKrd^en-
rcd^td, 4. «ufl., 2t\pm 1895, 507, «um. 24);
barum erbeben bie @qnoben unaufbörlid^ 6in«
\ptaä^t gegen bie Sergemaltigung (). S. Gonc.
Clippiac. [a. 626 ober 627], c. 18 [Mon.
Germ, bist., Leg. sect. in, Concilia 1, 199];
Gonc. Bem. [a. 627—680], o. 16 [Mon. L c.
205]; c. 46, G. Xu, q. 2; c. 47, G. XH, q. 2).
Srft feit griebrid^ L Sorboroffa fud(|te man einen
eigentlid^en Sted^tdanfprud^ auf ben 9lad^(ag ber
Sifd^öfe SU erbeben, mie 9Bai^ gegen @d^effer-
Soi^orft unb gfidter (f. u.) bargetban bot (f. gfor«
fd^imgen aur beutfd^en ®efd^i(bte XHI [1873],
494 ff.). SBorauf freilid^ biefed jus spolii siTo
exuYiarum geftü^t mürbe, lö^t fid^ nxä^i mit
Seftimmtbeit fogen ; SEBai^ (a. a. 0. 501 f.) meint
gut (gegen gidCer), ed fei am mabrfd^einlid^en,
ba| bie Uebung bed Slegalienred^td (f. b. »ri.),
mcld^ed Sfriebrid^ L auf alted SRed^t unb ®emobn-
(eit jurädffiibrie , in ber gorberung aud^ bed
@)»oIienred^td eine ^udbebnung erfal^ren b^ibe.
Unter biefen Umfiänben (onnte ed oon menig Se»
669
@)ioIienre(l^i
660
beutung fein, loenn betfelie Sftiebrid^ unter !De)>
meifung auf baS rötnifc^e tinb cononifd^e fRt^t in
ben Sauren 1165 unb 1178 befHmmte, bie ®eift«
liefen bärften t)or gmei 3^9^^ gültig le^iSig
über il^r Vermögen Derfügen ; bie JHrd^ f oOe nur
in Srmonglung eines £eftantenld unb aud^ bann
ttid^t in ben unbemeglid^en !Rad^la^ fuccebiren,
unb iebe Sefd^rftnfung bet Sleftirfrei^eit ber ®eift-
ßd^en folle mit fd^ueren Strafen belegt toerben
(Oonstit. et act. publ. imp. et reg. I, 821.
885). SBefonberS bie ^äpfte ober erl^oben gegen
boS laiferlid^e @|)oIienre(6t il^re Stimme, unb
il^nen gegenüber berjid^teten benn oud^ bie beutf cl^
ffönige unb ffaifer in il^ren poHtifd^en Sebräng«
niffen auf baSfelbe, fo Otto IV. 1198 unb 1209,
^WPP ^on @d^tt>aben 1203 unb gfriebrid^ IL
1218, 1216, 1219, 1220 (Const H, 21. 86;
8. 58. 68. 78. 89). @o »ar ttenigftenS ber
mdd^tigfte ^errf d^er, ber ftaif er, üon bem ^nf prud^
ouf ba8 ©pottenred^t }urädgetreten. Slber aud^
bie fronjöfifd^en unb englifc^n ffönige erl^oben
glei4ie Snfprüd^e, tt)ie ein Schreiben ännocen^' III.
(Potthast, Beg. Pontif. n. 3107) betoeiSt. 3m«
merl^tn iebod^ l^ielten, mAl^renb bie ffaifer ber^ id^
teten, bie Heineren Sanbcd^erren unb bie übrtgen
®ro|en am ©polienreddt feft, inbem fie bean*
fpru^ten, ba^ ber ®eiftlid^e nur mit ibrer Ge-
nehmigung ein £eftament mad^t !6nne, ttaS mi8
befonberer ®nabe einjelnen berfclben geivöl^rt
umrbe (ügl. Friedberg, De fin. inter ecclee.
et dvit., Lipaiae 1861, 224). gfreiUd^ finben
gif aud^ t)ie!e, mtfyc ober meniger umfaffenbe
erjid^te auf biefed SRed^t (Friedberg, ib. 225) ;
ober tro^bem bmterte bie %u8äbung beS melt-
lid^n @poIienred^t8 bis in ba3 16. Sal^l^unbert
fort, mie bie beftönbigen IHagen ber S^nobcn be-
reifen (f. Hartzheim, Conc. Oerm. in, 621.
685. 656 ; IV, 40. 885 ; V, 7. 212. 246. 872.
577). 3ugleid^ toar aud^ unter ben (Seiftlid^en
ouf 8 9leue bie @ier nad^ bem 9lad^Iag i^rer
Sruber ermod^t. @o beonfprud^ten bie %thtt boS
SBermögen ber $rioren unb 9tegularen, wogegen
mehrere @9nobenbedl8.3a^r]^unbert8einfd^eiten
mußten (f. Thomassinus, Vet. et nov. eccl.
discip. P. in, 1. 2, c. 56, n. 1). Umgefel^rt
fud^en (tt)ie c. 40 in VI, 1, 6 bett^eidt) bie frieren,
mofteroipitel unb S^omcopitel in ben 99efi| beS
SBermögend üerftorbener %ebte unb SBifd^öfe )u
(ommen ; bie 9if d^öfe l^gegen beonfprud^ten ben
9lod^Ia^ ibrer @tift8^erren, Pfarrer unb SBene-
fidaten. @oId^e8 Geboren bebro^te Sonifo) ym.
(o. 9 in VI, 1, 16) gttxn: mit ber excozmnuni-
oatio minor, benahm aber feiner Serorbmtng bie
einf d^neibenbe SBirfung burd^ bie Slauf el, nisi de
apeciali priyilegio vel consuetudine jam prae*
scripta legitime, seu alia causa rationabili hoc
eisdem oompetere dignosoatur. 9(ud^ ber Se«
fd^Iul beS SoncilS t)on ffonftona, Sees. XXXIX,
tit. de Bpoliis, teeld^r boS ®efe| SBonifoj' YIH
erneuerte, Derbinberte mie Jener eben nur boS Snt-
fiel^ neuer Sinfpräd^, befeitigte ober nid^ bie
alten. Unter [cM^ Umftanben begannen berni
aud^ bie ppfte felbfi baS @|)oItenred^ ouSju*
Oben. Ueber bie «nfänge biefeS plip^SU^ lln«
ft>rud^S l^d^te bid^er giemlic^ S)un!eL iS^
moffin G* c. c. 57, n. 5) liel boS Ked^t mit bem
@d^i8ma entftel^en, inbem er einem onbertteitigen
Sendete bed fidler menig IBertrauen oerbienenbea
WottbauB ^riS (f. b. Srt.) mtS bem 3abre 1246
menig 93eu)eifitiaft l^ierfür juerfennt 9Rit Siedet
mobi tturbe iebod^ neuefienS bebauptet, ba^ bie
ainfänge bed ))ö))ft(i(^en Sf^olienred^td in 3u*
jammenbong ftttnben mit ber SRefemation ber Sc*
fe|ung beqenigen ftird^enfteSen, beren Snbobec
on ber Surie geftorben koaren, inbem oud^ beren
9iad^la^ mit Sudnobme bed {ßritratoermdgenf
bur^ bie opoftolifd^e ffommer eingebogen tourbe.
eid^r gefd^ob bie| feit^obanneS XXIL (f.Efarle,
Eist bibl. Born, pontif. I, Born. 1890, 186 ;
iKrfd^, Siepöpftieofiectorien, ^obcrbom 1894,
p. XXIX). SRit ben tood^fenben ^fipfUid^en fUt»
fertKitionen mud^d oud^ bad €))oIienre(bt. 9ladb
einem oon &j[tU (L c. 198 sqq.) ebirten Spolien*
Oerjeid^ni^ oud ben Sobren 1343 — 1850 toatm
biefem «ed^te Sorbinäle, »ifd^bfe, «lebte, 9ubt«
toren ber ffammer, Magistri s. palatii u. f. to.
untermorfen. Sl^ren ^bbepunfi aber eneid^te bie
Uebung bed @))oIienr^t9 mä^renb bed Sd^idmai
in gfronlreid^, inbem ziemend YIL, unterftü^t
oon bem f^ergog Don Snjou, old bem {Regenten
gfronfreid^, olle reidfieren Seneflcien unb bie
$interlQffen[d^oft oOer »ifd^öfe unb Siebte f\^
refer&irte. S)od9 oerfflgte, entf{)red^ ben jabl-
reid^cn tmb energiff^en $roteftationen, nomentltd^
oon @eUen ber $arifer Unioerfitdt, bereitd Hcacl TL
im 3. 1385 bie «uf^ebung bed 9M^ted fflr gong
gfronfreicb (Preuves des Ubertez de 1*^ galL
n, 13« ^., Paris 1651, 8). «ud gFtanfceid^
toor ed bomit oerfd^munben, bel^uptete fid^ bafut
iebod^ um fo göl^ in onberen SAnbenu Hit»
lonber Y. entfogte ibm freilidb auf bem Soncil
ton $ifa (Sess. XXII ; ogL |)flbler, S>ie Jh)n«
Ponger Steform, Selp}« 1867, 72); ober aud^ baft
Sondl t)on ffonfton) mu^ bem i)ät)fUi(ben %ii«
fprud^ entgegentreten (Sess. XXXIX, tit de
spoliis; ^übler 221). Slortin V. oerjid^tete bann
Itoax auf bie Slnnoteu, bed @))oIicnred^td ober
tl^at er leine ermo^ung (Sess. XLIII; Tbc-
massin L c. n. 10). $iud 11. ma^tt noifymQl%
ben Serfud^, bodfelbe in gfronbeic^ einjufübren^
fanb bobei ober ben fd^ärffien 9Biberftanb on Sub»
mig XI. (Preuves des libertez n, 36). $iud lY.
oerbot in ber Sonjütution (Jraye nobis Dont
äol^ 1560 (Magn. Bull. Born. TU, Aug.
Taur. 1862, 27) ollen ®eiftlid^m, o^ (Erlaub-
nij3 bed ))d))ftli(ben ©tubied über bod ouS beia
fird^Iid^en Sinffinften ftommenbe SermOgen gta
teftiren, inbem er fold^ ber opoftolifc^ Stam»
mer referDirte. Sel^nlid^ Serorbnungen erlie^m
$iud y. („Romani pontifids Providentia^
a. 1567 ; BuU. VH, 609) unb ©regor ^fTT.
(»Officü nostri' a. 1577; BnlLYm, 162)u
«81
€|ionbantt0 — 6)ion]^einu
662
tv^ iDowi (Act bfc Ic|len Vnf (nrfid^ ber $ät)fie
oBf bte eptßm bct tSIciUet. S)enn butA bie
itaaiae&tDciittmig bftXefHtfreil^ bet ®ei{i-
6^ (|. ft. Vit) toatcn Ue Slad^Iofioetltiäaiiine
MtAni bo^n geotbnd loorben, bof bie gefel"
fi^ CxKfo^e in bai 93ftm5gen Derjlorbener
Scmfkiatcfi onolaiiitl ttutbe, bcglo. bie fird^-
ti^f Cttfolge in bcn Qcmjen 9taäfi0^ (bie Stb«
füer ouiBnioimncn) fiaitfanb, folld bet ®eiß-
b4e 0^ ficmtiii^ Smn unb ol^ne^interiaffung
flr 9^ unb bf^ol. X^eoL, ^ 23 [1837],
192 ff.; (>cft 24 [1837], 282 ff. ; ^eft 25 [1838],
209 ff,; ©ugen^eim, etoatlleben be8 Stents im
gtitttki&cr , »ctliit 1839, 267 ff.; Sd^effet-
SmdMt ftotftt SrUbrid^ L legtet €treit mtt
bet Cncu, Setßii 1866, 189 ff.: gfito, Ueber
M Sgimf^iim beft Steid^efi om Sceid^Iir^mgut,
ia eitengBberi^i bet L Wob. bet SBijfenfd^.,
|«iIof>»^ft «laffe LXXn, SBien 1872, 387 ff. ;
fxfolbai, 9M @))oneiite4t bifi gfriebtid^ IL,
nKteigl896[S)tff.;uneenflgenb]. (Eingebe
QilRfii^^aen flbet boS @))oliente(^t Änb )u et«
Mitn vm U. €tttt, ®cf4. be« fitd^L Seneficiat-
MfoiS ton feinen Snfdngen bis auf bie Seit Sle-
patafi m., qSetlin 1895 ff.) [Sögmfinet.]
$fMtemis (be Sponbe), ^eintid^, (Eon^
watH^ fran^Sfifd^ Sifd^of unb ftitd^en^i^tilet,
ssxhe 1568 » Vlamöon (Ütiebet-Stobotra) als
Bs^ eines @ectetAiS bet eifdg colDini{li[(]^
ftfoi^ So^nmi b'VIbtet geboten. (St flubirte
Si^ito^nifd^ unb unttoe Sbtoocot am ^t*
kntnt |tt XüwA, mo et fid^ butd^ ®efd^äftS-
9?minbt^ unb tBerebfomlett auSgeid^nete. SoS
l^tfrirf fcincf dttetn StuberS, bet 1593 fatl^oKfd^
ynotbcn vmx, J otoie baS Stubium bet Sontro«
»ff^ftcn eeOatmin« unb S)u ^ßettonS ({. b.
Iitü iNTonlolten i^n, in ben @d^o^ bet fotbo-
Ki4m Atr^e sutfltfgufebten (1595). 9IS fßf
^ßßtit bcS iSatoinott be €outbiS begab et fld^ im
3. 1600 noi^ Xom, too et ft»diet (1606) bie
$rfe^fxn»ci(ie emfifing. SRit Suftimmung beS
(axtoäuil^ SoroniuS mad^te et etaen 9uS)ug auS
kfn ftinolcn, bet untet bem Xitel Annales
MKiMtastici CardinaUs Baronii in Epitomen
ndiflti )n ^rift 1612 etfd^ien unb megen feinet
^aaifiaxtdk f)»fttet oft na^^ebtudt umtbe. 9IS
6|Mmbamift 1626 Don Mntg Subttig xnx gum
e^Aof iKm SomterS ernannt ttmtbe, fel^tte et in
km Satrrfamo gutfid unb »at als Sonoettit mit
tej^lidloR Si^ bemfi^, bie ättgUuMgen feinet
Storcfe gar CHn^ett bc8 QHoubenS gutfidaufitl^ten.
3n bct Xbcit gelong c8 i^m aud^, fd^on in ben
M fcßni 9a$ten feines (E))ifco))ateB 1400 9le-
jimitfe oni ciflen 6tfinben füt bie ftitd^e gu ge«
msaoL fta^ban er megen ftt&nfiid^feit 1639
of Im fB^Stlfvan leflgnitt l^e, fiebette et gu-
M^ lUH^ Saris unb bann nad^ Zoulouf e flbet,
m a 164S tat VIfcr Don 75 ^al^ ftatb. 9u^
iaffim atoS^nhn Epitoma l^tte et nod^ t)et-
Lee OiinetitoaB fiaorte, Bordeaux 1596
(lateinifd^ IßatiS 1638); Annale« Bacri a mundi
creatione ad ejusdem reparationem, Paris.
1637 (ein SiuSgug auS ben Annalee beS SBatna»
biten augufiin XotnieSi [geft 1622 gu Wai*
lonb]); Annalium ecdesiasticonim Cardinalis
Baronii (^ontinuatio ab a. 1197, quo is desiit,
ad a. 1622, Paris. 1689, 2 voll. (t)on @)>on-
banuS felbft bis 1640, k)on feinem gfteunbe $etet
gftigon bis 6nbe 1646 fottgefül^tt unb in Jpöteten
SluSgaben auf 8 gfoliobönbe Dett^eiU). (93gl. bie
in f))flteten ausgaben, g. 9. Ticini 1675, bem
L SBonbe bet Continuatio DorgebtudKe Vita ottS
bet ^bet beS $atifet Xl^eologen $. f^tigon,
fotoie 9lft|, Sie SonDettiten feit bet Steformotion
m, 285 ff.) [3ecf.]
S>P9midm, el^atigeS Senebictinetfloftet auf
bem ^nStfldt, in bem gleid^migen Otte @pon«
l^m cax bet fileinbal^n iheugnad^-SBintetbutg,
Detbatrft fein Sntftel^ bem ®e{d^Ied^te bet ®tafen
Don ©panl^eim (le|teteS tft bie tuiunblid^ begeugte
gfonn beS 9}amenS; bie ie|t aSgemein ublid^
Sotm €))onbeim etfl&tt fid^ auS bet ^unSrfldtet
Vhmbatt). Sin @))rö|Iina biefet gfamtUe, toeld^
gleid^ bet bet @aliet gu Den Dotnel^mfien ftftn«
ttfd^en Stammes gelitte (f. SBitte, Uebet bie
ölteten ®rafen Don Sponbeim, in bet 3ntfd^tift
ffit ®ef^id^te beS ObenbeinS. 91eue f$oIge XI
[1896], 161), ®taf @tepban,begannll07 einebe«
teitS 1047 Don Srgbifd^of SBotbo in monte eampi
in hon. S. Mariae et 8. Mart. Turon. gemeil^te
^td^ in ein Aloftet umgumanbeln. (Sx ftatb abet
am 25. gfebtuat 1118, unb fo fiel feinem @ol^
9Reginbatb bie SoHenbtmg beS SBetfeS anl^etm.
SBif^of Suggo Don SBotmS DoIIgog im Sufttage
beS etgbifd^ofS Don SRaing bie Sei^e am 22. ^xü
1123, unb aR5nd^e Don @t. man in SRaing be-
goßen bie neue Stiftung. S)em etften ^bte Sern*
beim folgte 1149 alS W>i ein @obn 9Regin|iatbS,
Stafto, bet feine Detlobte Staut, @tafin SIementia
Don ^o^nbetg, burd^ baS ®elübbe bet 3ung-
ftöulid^feit gebunben (obet nad^ be Sotengi, 9)et«
träge gut Sefd^id^te bet ^faneien bet S)i5cefe
Xtiet n, Xtiet 1887, 448, »egen gu nal^et fßn»
tDonbtfd^ft), mit 3uftimmung feines ißatetS bem
flloftet gu Oeten bei Xriet iibetgab, mo fie,
40 Salute alt, am 21. 9R(ttg 1176 im Stufe
bet 6eilig(eit ftatb. ®Iei<ib anbeten Hlöftetn
untetuig Sponl^eim allerlei SBed^felföIIen unb er»
lebte eine SBlütegeit unb einen 9tiebergang. S)ie
@efd^id(|te beS ftlojierS untet ben eingelnen bebten
gibt fummatifd^ @. SBibbet, SSetfud^ einet DoIU
ftänbigen geogra))bif<b"^iftotifd^en Sefd^reibung
bet httfutftlicben $falg am »beine IV, f$tan(-
futt u. Sei))gig 1788, 83 (Dgl. StJ^einifd^et «nti«
quatiuS. ÜRitteltl^ein, 2. «btl^., XYI, (Sobleng
1869, 452). 9luf einige Seit tou^te 9bt So-
lennes Xtitl^emiuS (f. b. Stt), meldtet feit
1483 bem JHoftet gum befonbetn SRubme Dot»
fionb, baSfelbe gu lieben. SefonbetS mad^te bie
Don XtitbemiuS biet Deteinigte SBu^etfammlmtg
baS ftloftet betfil^mt (Dg(. 3anffen-$aftot, ®e-
€)ira4(-
«6<
9kr SlaiH A 9)oMkI*
coialitotinB Qqiiiuicii
C^ aI{o 10)4 ^
fvboi Stengen bdfi
(tiMf « fobolb et tu bct
f^fdtp, frinaBefm
Sott Qciii(af|at tpcnr mib
pi bffrfbfn ici0tt|i lombt.
URS in bct ^tgen
^ So^ {eiset etf^offimg
VifUiiy^ bie au^ i^
vnb |ii bciDo^tcii, b. ^
fk i^ SolUbmineii^
i(nt OefUuuiuntg entQefim )n
2,15). fltd^ bct V>^. bk 9iotitt
'entiiv mm, »d^e bct etfie
1^1^ maik, VMxt \fyai bie
bcffdcB Bot, bau @^)i{ct bie
li^jfwiljfMtf ei» itt etnc^ S)ieje (E^ abct
taB ai^ bk ^S^pe feia, mim fie bIo| («p
bot boi 3)oini levtefoi iriü^, cttDO fo urie ^^bie
ifMmd bk C^ «olM CQfitfen' ($f. 18, 2);
■s ■!■■ bct S^fli^ftt ftett^dKg iN>ii fernen ®e*
i&Bl^oiwhnmH nrixb« t^^iSii et eine {einet ttiit*
Üfftffls. £«e 90^ td)i{4e 9toiut obet gi|y|f Ue
V tai fUcnfil^ca, in beffoi S&xpn fU^ bie ntme-
afif^K« bie |ipaii|itd^ unb bie t^ienfd^ Statut
mm^ 3iiMn bctlRen{<l^ biefe9ef<^ffen^
Mt km ^ncn Ocißc Dci&mb, bet gu bet £^-
ber sbciiibifil^cB 92otut ge^tte, u>Qt et int
baB, WA bie gefd^ffene Statut bem
fd^nÖMte, niil^ b(o| ;^{fti> butd^ fein
Stiem anb fri« Se^jfenl^, fonbetn aud^ mit
Ixiai flBilkn burd^ fernen @Iauben unb feine
Uicftaig |B bcoctfeR. St toat gleid^forn baS
Ct)gaa bcr gefouiiUcn itbifd^ Statut^ butcl^ xotU
te, me hA ®cifHgie bntid^ bie &ptaä^, fo bie
le^jj^ ftrpianmuis bet Statut i^ten 9u8btud
\aA ; et txmstbt im Stamen betfelben bem @d^ö|)f et
fifiiS joSat tDO|a biefeDbe oerpflt(^tet toac. 2)ie|
atfim^ feinet bcfonbetn ScjKmmung, unb et
MX toga, gufsemfeit, meil i^m ein ®ebot gegeben
aar, ttici^Ä auf feine SBa^Ifteil^eit einttitfen
ielllt. Dtit btefet Sefc^rönfung nwt i{im eine
tafgobe ^ fein id)i)(^eS S)afein ongemiefen,
anirtd^ bQ% et ®0tt Ott feinen ^öd^ften (gebietet
■ab OB ba§ 3kl feinet (^{tenj anjufel^en l^be.
d mafk Vfm alfo einleud^ten, ba^ et feinen
9etfiaab anb fdnen SiOen il^m untequotbnen
vA ffgm 9Uxabm anb Vnbetung }u etioeifen l^obe.
SM SDHttel aar etffilhmg btefet Aufgabe f onnte
obet niil^t ein bto| inneteS, nid^t eine blo^ Sle-
fsag bei 6edenkben8, nid^t blo^ bet ®ebanle
im, fcmbcm mu|te burdj^ ben SDtenfd^en als
(knieS aoOaogen n)etben; nut ein tötjpetlii^er
Sorgnig fonsüe bct fimienf öHigen Statut, }u bet
imI^ er ge^Sttf , ben ab(u)uaten lufibtud! bet Sln-
Musg bcdet^ 3n bie Sfflett beS jröt))etlid^en
abetge^bie€))iad^, anbbketPeScpnmnng
betfeOen Uiat bemnmt boS ®ebet S>q1^ ent-
nehmen nrit ou4 aus bct Offenbamig, bo| bet
SRcnf^ ]6^ \fw^, als i^ Sed^ mit einem
anbcm SDtenfc^ no4 nid^ mbglii^ unb et mit
fernem (Sott no4 dUein BMit (@en. 2, 20). fragen
nrit alfo nod^ bemUtfptung bet menfd^i<$en
@)nad^, f 0 lonn nut gcaiiimotiet metbcn, bo^ bk
6|nrod^f&(ig!eit bem SOtenfd^ amtfd^affen
motben, ba| dbet bet (Scbtoui^ biefet Sö^gfeit
eine freie t^ bed etften SDtenfd^ loat, bet ba«
mit feine Seßimmung etfünte. 3» Ie|tetem mu^
bk S)mu^ im Utiuffcanbe beS SOtenf d^n bef onboS
^eignet gebadet metben; bie^ bemeifen unfi bk
lmÖ(«Iunaen tibet beten Sefd^affeni^, md^e
bk^ige^tiftnutgdcgenflid^unSmad^t 9U
bem SDtmfd^ fax (Etirid^ung fetnet SefHmmung
eine neue SBoIIbmmcn^ butd^ Stfc^ffung bcft
aBeibeS beteitet metben foltte, mat feine ftekSRit-
miibmg }ut Stiongung biefet DoOfommenetn
2ebend{fatfe menigfienS in bet gfotm befi fRn»
langend notl^menbig. Um biefefi SSetlongcn in
i^m )u ettoedCen, ^l^tte (Sott feinet Stfnmtni|
bie ixbifd^en Sebemefen bet ^öl^eten, i^m junäd^ji
ßel^ben Otbnungen oot, bamit et an ii^en
etONiS ttxil^tnel^me, bafi il^m f el^Ie unb il^m buxd^
nid^tS SBotl^nbcnefi etfe|t toetben ttnne (®en.
2, 19). Sei bkfet (Sdegenl^it etfal^ten »k aioei
bet bebeutenbflen SDtomente, mel^e bie €))tad^
bed tttiptünglid^n SOtenfd^n d^otoftetiRten. 2)ä
eine ift bie gtogattige, unmitkibate &tlenntni|
befi SQRenfd^en: et btoud^te bie (Segenfiänbe bet
Stotut nut }u feigen, um fie i^tem SBefen nad^ ju
ettennen ; et bef q| ben bk Statut butd^fd^uenben
fblxä, iDomit et beim &u^ Slnblidt fogkid^ aud^
baS innete SBefen bet S)inge etlannk. Z)a8 }meik
in Stebe fiel^nbe SRoment etgibt fid^ ouS bet
(Skid^fleÜung oon Selben imb ^Benennen, meldte
bk göttU(^e Offenbotung l^iet ootnimmi 2)et
Stame bejeid^nete bad SBefen bet 2)inge; benn
nad^ bet l^iligen Sd^tift follk bet SDtenf<9 nid^t
feigen, xoxt bie 2)inge imtetlid^ befd^affen fekn,
fonbem „ttie et fte nenne". Set Stome ttatb
obet nid^t nad^ Uebetlegung gett)ftl^t, fonbetn et-
gob ftd^ unmittelbot auS bem Sd^uen. 9u8
biefen beiben Xl^atfad^ folgt, bol in bet etften
&pxaö)t ntd^t fubiectioe Sotflellungen, fon-
betn SegtiffeauSgebtüdft ttutben; inbem bk
2>inge unb ißetl^Itniffe fo benannt nmtben, toie
jk etfd^ienen, mutben fie aud^ fo bejeid^net, toie
fie toaten. SS mu^ otfo ein enget, notutnotlSl«
menbiget Sufammenl^ong gtoifd^en Saut unb Se-
griff t)ot]^anben geioefen fein, tt)onad^ iebed SDtetI"
mal gum SuSbrudC feinen eingig möglidden Saut
et^ielt unb bie SBeteinigung bec oetteff enben Sank
obet baS SBott einen OoIIfommenen ^uebtudC k)on
bet Seteinigung bet SDletfmale obet bem Segriffe
bilbete. gfüt bie 9uSbtäd(e obet bie Stamen übet-
finnlid^et Segriffe fann bamaß nut bafifelbe @efe|
gegolkn ^aben, toeld^eS bet ©ptad^e afö bem 9u8*
btudt eined Qrpedid^en (SeiftoefenS inl^äriit, unb
667
@))tad^e»
668
»el^eS [M bei iebec menfd^Hd^en Sprod^e beob-
aä^Ut miro : nömlid^ ba| bief e Segriff e ouf ein
fuinenfüntgeS 93tlb autüdgejiibrt uurbm, toeld^eS
bem Slaturgef e|e beS otgonifd^en ^uSbrudd unter«
lag. @o fmo bie beiben %nmenbungen ju t)er-
fie^en, tteld^e bie l^eitige Schrift mad)i: Slbom
füllte fe^en, toie er bie Dinge nenne; itnb
koie Sbom {ebefi S)ing nannte, f o m a r fein 9tame.
aRit SRed^t l^ot ber $[. ^^ieron^muS ]^in}uge{e|t:
Appellavit AdamnominibuB suis ounctaeic.,
mä^renb ber Urteit und baSfelbe mit anberen
SBorten fagt : mü^htm er olle vorgefallen Sefen
benannt l^atte, fanb {id^ fcineS, baS il^m bie
notl^toenbige ^ilfe l^ötte leiften lönnen. ^ier toirb
baS Surd^l^auen ber inneren Sigenfd^aften ein«
fa(| mit ber 92amengebung ibentificirt^ fo ba^
nirgenbtDo eine treffenbere SarfteSung bon ber
SoUfommenl^eit ber urfprfingli(|en @))rad^e ge-
geben merben lann. 9ßir würben bie| an bem
9ei{)riel t)on %bam8 92amengebung erfe^en fönnen,
tt)eU^e8 uns nad^ Sba'd Srfd^ffung gegeben toirb
(®en. 2, 23), toenn nid^t biefe SBorte eine Ueber-
fe|ung ouS ber verloren gegangenen Urfprad^e in
oaS mofaifd^e f^ebräifd^ toikm. SittS ber SoII-
lommenl^eit, meldte l^iemadb bie menfd^Iid^e @))rad^e
urftnrflnglid^ befa^, lö^t fid^ begreifen, bo| bie«
felbe ein geeignetes SRittel mar, ein £)pfer fär ben
|5d^ften ^erm ber SEBelt )u bäben ; nur im SBejijfe
eines fol^n XuSbrudSmittelS tonnte ber ÜRenfd^
»abrbaft baS Organ bilben, burd^ meld^eS bie
vemunftlofe @d^5pfung i^rem @d^5]pfer bie fd^«
bige SJerJ^enlid^ung bereitete. 9tu(^ ber SSerfel^r
in einer fold^n Bpxai^t bnnte, mie eine gemein«
fd^aftlid^e SSerberrlid^g beS @d^ö))ferS, nur ein
gegenseitiger antrieb fein, bie gegebene SBeftimmung
)U erfüllen.
äl^re iBoIKommenl^eit aber mu^te bie menfd^«
lid^e Sprad^e verlieren, koenn einerfeitS bie Sr-
(enntnil beS 9ßenfd^en il^r erl^abenen Sigen«
fd^aften entKeibet, anbererfeits ber enge 3ufammen«
^ang }mifd^en @eele unb Seib gelodert mürbe.
SeibeS gef^al^ burd^ bie @ünbe , unb burd^ fle
erl^ielt bie menfd^Iid^e @|n;ad^e bie unoollfommene
iBefd^affenl^eit, in meld^er fie ie^t auf (Erben fort-
lebt. Sber menfd^Iid^en Srlenntni^ marb eine tiefe
SBunbe gefd^Iagen. Statt ba^ ber 9Renfd^ im
Urguftonbe beim ^fd^ouen baS SEBefen ber S)inge
burd^f d^ute, l^ete er ie|t aa ber Srf d^einung }
ftatt ba^ er bie SRerlmale ber S)inge gu einem
^Begriffe }ufammenfa^te, bilbete er [tj^i auS
mabrgenommenen ftennjeid^en fid^ nur eine 93 or«
ftellung; ftatt ba| er fonft bie mirflid^e 93e«
f^affenl^t unb bie mirnid^en SBer^ältniffe ber
S)inge erfannte, l^otte er )e|t nur eine Suffaffung
von bem, maS i^m in bie @inne pel, eine kuf-
foffung, bie ebenjo bem ärrt^um untertvorfen mar
mie er felbfl 2)ie| ift bie Signatur ber l^eutigen
menfd^Hd^en @)n:ad^en: in aUen äbiomen jinb bie
SBörter nid^t Se)eid^mmgen ber 2)inge, nid^t SIuS«
brttde von 99egnf[en, fonbem nur 9lamen für ein
Aenn^en, boS oer ft^rod^bilbenbe ®eift an bem
betreffenben SHnge erfaßt 1^. Sel^ oft i{i btefeS
ftennaeid^en etmaS rein 3ufäIligÄ ober etmad
irrig SBabrgenommeneS, tveil feine Hervorhebung
nid^t ber 9ßirntd|feit, fonbem einer fubjectiveti
Suffaffung entfprid^t. Z)ie ^Benennung uberfimi-
lid^er Dinge unb Serbältniffe ift bobusd^ öu^erft
unftd^er unb l^altloS getvorben, meil bie 3u^d!*
ffi^rung auf fmnlid^e 99ilber ber vielfad^en SRög-
li^feit unterliegt. 3nbe| b&fen mir nid^t an«
nel^men^ ba^ biefe Degeneration ber @|)rad^ fo»
gkid^ nad^ bem SätäenfaÜe eingetreten maxe.
Die @))ra(|e jjtanb bamalS ebenfo mie b^te unter
ber gemaltigen 9Rad^t ber Sngemöbnung unb ber
9{ad^a^mung. Somie ber ÜRenfd^ nad^ bem @ön«
benfaUe nid^t fogleid^ in bie Xiefen ber Unmiffen«
l^it unb beS Überglaubens verfanf, fonbem eine
Stenge ber gemonnenen Srlenntniffe in fein fän*
bigeS Dafein mit l^nüber nal^m, fo behielt aud^
feine Sprad^e bie frül^eren SBilbungen unb 9ud*
brude, nur mit bem Unterfi^iebe, ba^ ie^t baS
SBerftänbnig fär bie gange SfOHe beS «uSgebrOdten
verloren mar. Die| galt befonberS für baS {5cper<«
lid^e SRoment ber Sf^rad^e. Sn SteOe beS voQ«
lommenen, organif(^en 3ufammenbangeS gmif <!^
93egriff unb SSort, jmifd^en Sterhnal unb Saut
trat ie^t nur ein unbeutßd^eS 99emu|tf ein von einet
fold^n 3ttjammenge^örigfeit, meld^ auf ber ®e«
möbnung beruhte unb nur im (Sangen unb @ro|en
einzelnen SautQaffen eine beftimmte SBebeutung
unterlegte. MeS biefeS folgte auS ber Xl^tfoc^e,
ba^ bie Sprad^ im gefallenen 3uftanbe bk 9Ren«
fd^m nur burd^ 93ererbung angenommen mürbe,
ißon einer @))rad^ fd^d))fung(ann fett bem Ser-
luft ber urf))ränglid^en SBoflfommenbett nid^t me^t
bie Stebe fein; bie Ausübung ber Stirad^fftlHfi^eü
ift vielmel^r an baS (S(efe| gebunben, meU^eS Dem
Sßenfd^en burd^ baS S^red^en berienigen auferlegt
mirb, von benen er bie Sprad^ em|)fangen ober
erlernt bot« Der naturgemö|e (Sang ift, ba| ber
SRenfd^ im ftinbeSalter boS Bpttdfm in berjenigen
@eftttft erlernt, in meld^er feine (Srgiel^er pe reben^
nur burd^ fünftlid^ Sei^bbmg ixwi f^itton bet
ber (Srjiebung etmaS geänbert merben. So mar
eS aud^ nad^ bem SänoenfaOe beS SReufd^ Die
erftm 92ad(|fommen SbomS tonnten nur in ber«
jienigen S))rad^e reben, berm er in feinem gefoUe«
nen 3uftanbe ftd^ bebiente ; innere (8ränbe ober
gar eine 9bt^menbigteit für bie S&a^ ber ®e«
geid^nung gab eS nidj^t me^r, unb als befKmmenb
mirlte nur baS SBeifpiel, bem bie ©emöl^nung ent«
f))rad^; ber 3Rm\df fügte ftd^ einfod^ ber fluf*
faffung, meldte in ben vorbanbenen 9iamen ouS«
georfidt mar. Der Untergang beS erften (8e«
fd^Ied^teS unb ber neue Vnfang ber SRmfd^l^eit
burd^ 9loe tonnte baran nid^ts anbem.
So longe alfo in ber Wenfd^bnt eine getfiige
(Etnigteit beftanb, mu^ bie Sprad^eSIter ibentif^
fein, fo bai baS gegenfeitige Setfi&tbni| burd^
nid^tS erfd^mert mar. Sine foldge Sinigteit aber
beftanb in ber erften SDlenfcb^ett infolge beS g^i
meinfomm Glaubens an bie geoffenborten SBa$r«
Sptai^t.
670
lAm, YDdqct toft^ttnb btt cifltn ^ßcriob€ bct
flenHoia^UlitK bm VitSgangfi{mnft für oQe
fdemlm^ «nb oltd S)enlm bilbete^ {elbfi vm.n
VMdfOL |M^ bcm gSttlU^ ®efet(e ent)ogm unb
ta IdtBlbmea <Bc(|oifam gefltn ®ott oetfagten.
Uixp|t oab bicfe oeiftiflc <Sin^t burd^ bie
i^fta SBccbuibniiQ, umd^ au9 htm Sufommen«
ae^nm ttkr ^cmtginQ, fo baft für eine im-
km^bote 3ett iui4 ber glut bie gefammte
gpif^iumirtcllti^aft nur ein ein^iged Soll bilbete
«aoL II« ey. ^«m tinir bie| nid^ ber SBiUe
9atM ; indme^rr b^tte biefet bie SuSbreitune beS
SRnM0H|(f4(^^ äbei bie gonge (Erbe beftimntt
(Ocs. 1. 28; 9« 7). 9itf ben ®ebon{en on bie
IkM^fijiftwg» toeU^ i^en bic^buni^ aufgelegt
moftcu famen Ut SRenft^en erft, na(^bem grof-
nttge fEsftnbuiiom gemad^t iDoren, toeld^e bie
Sanfcifiimg getoaltiger SRenfc^nmafjen )u ge*
«nn^onim ^ßldm nabelegten. Sor 9lQem ttKir
Me »ftupciK toel^e bie Srftnbung bed 3i<gel-
^eisEft mftfifii^ ina^fte, ber Vlnla^ )u einer form-
ikfem luflebnung ber Dereinigten 9Renjd(ibeit
«01 ®ottcS onSgef (nrnbenen 2BiIIen. Sag in ber
Ccmnigiüig tSfm jämmtKd^en ihröfte eine fold^e
ooa ttbi{<be^ 3Rad^t^ ba| fie tot (einem nod^
k fl|cn|arHgen Untemebmen )nräd()u{d^reden
kasäfk, fa mu|te bie 3etft>Htterung ber @e-
tMiuO^Ü eine loeitg^enbe @d(mäd^ung ber
iKRJibli^cii ftrftfte bebeuten, unb burd^ ben ßr-
fito Dot ibt 6e{btibenm^tfein jo geboben, ba| fie
btf^ IRdoIUbfeit gtt trojim befd^Io|. @o mie
ber cc^ 9Resif^ fl4 Don ®ott unabbängig mad^en
B^ fein cigmer Sefejfgeber merben )U (önnen
f^faM b^e, fo gfcmbte ie|t bie gefammte
SoiMb^» in bei ^Bereinigung ibrer ftröfte eine
SladU |tt befi|en, mlfy xSft erlaubte, ft<b bem
^fkiüdim 9SiIlcn )u unberfe^. 2)ie SuSfubtung
taa^ ÜedA oon nie bagettefener @rö|e foDte in
oflni Semätbcm biefeS 9e»u|tfein toedten ober
csboitni* unb bie SRenfd^b^i^ folgte fld^ baburd^ gu
fiBir folgen SBebeutung erbeben, ba^ ib^ ber @e-
baah on dnt 3^)^i^tnung unb Trennung nid^t
tSiiiie (®en. 11, 4 bebr.). S)ie Offen-
^ tiaad uns att baS gewollte amttel ,eine
StBbt mit einem binnnefboben SBaumerl". (£d
901 cht ceniroliflxenber SBobnort mit einem S)enN
Bolc ber nmtfd^Iid^en Selbftbenlid^feit. 92ormaI
Mcr ift gemein, oenn bie SDtenfd^b^ ^^ in ibr
begoibcnlhöfte bereinigt botte, um ibrem Sd^öt'f^
onb Crboüer einen Xemfiel, ein Symbol feiner
8]Ä6e inb tmbefdftiäntten SRad^, )u bauen ; ber
f^ ffiian Kfyctt bie befiebenben Serböltniffe um
nd {^ on eteSe (Bottefi bie 9Renfd^beit, bie
^ oon tbron (Befe|geber unabbängig glaubte.
Salin Um bie SJeronbiffung ber Abgötterei auf
fdnt vm tM 2)enIknol ber menfcbtt^^ @etbft-
M(mf^an0 nni^e feiner SBebeutung nad^ aß
te ex^ Oölftmbtmptl erfd^einen. ^e bie SDtenjd^
Ut bmjcftrtt ju Mtlenben oermod^t, fo toäre lein
flctenfc t>ctbvtdied]ät genug gettefen, ba^ fte ftd^
|tfbef|aSbi«fii^$n>n8nid^^^#'ff^Wte. SOtit
biefem Untemebmen mar alfo ®ott k>on IReuem
berauSgef orbert, unb bie ®rö|e mie bie Mgemein»
beit bed äterbred^ oeranla^te fein unmittelbare^
Cinf(breiten, mie eS burd^ baS descendere ber
^gata auSgebrildtt ift (®en. 11, 5. 7). S)ie
beilige Sd^rift lägt und biet in ben 9iatbfd^Iu|
@otted bineinfd^uen unb «eigt und, mie berfelbe
mit bem freien ^nbeln ber SRenfd^en im 3u-
fömmenbange ftanb. ®otted SEBabrbaftigleit, ®e«
red^gleit unb Sarmbei^igteit erfd^einen biet in
gleid^ Sid^te. &tDa9 fo gutd^tbareS mie eine
bem Sd^öpfer trobenbe SRenfd^b^it fonnte leine
Skmer b^ben. 9uein baS %m\d^t IBerfpred^en
mar ba^ bie SRenfd^b^it nid^t mebr bur(b ^emicb-
tung }u ftrafen (®en. 8, 21), unb bad 3iel ber
götütiben Seitung blieb, Offenbarung unb ©tau-
ben auf Srben als 9)orbereitung auf ben Sridfer
)u erbalten, ^itx kg nun ein @trafmittel, baS
jugleid^ ^ilmittel fein foUte, nid^t fern. SDer
tieffte ®runb ber oerbred^fd^en Auflebnung in
ber aRenfd^b^it tt>at bo8 SBerlangen, bie 93oIl8-
einbeit )u erbalten; baS mid^tigfte SRoment ber
Ie|tem bilbete bie @{)rQd^einbeit (®en. 11, 6).
^örte fte auf, fo mar bie SRenfibb^t i^ff^^
unb eine SSereinigung ber menfd^Iid^en fhöfte mar
nid^t mebr benlbar. 2)ie| ift ber ®runb, morum
bie Offenbarung unS bie SBefd^ffenbeit ber ur-
fprirngll^en @))rod^einbeit befibreibt. „& mar
bie ganse Srbe Sine Sippe unb Einerlei SBMer''
(®en. 11, 1). 2)er @prad^gebraud^ ber b^Uigen
©d^rift («1.6, 12. 3ob 13, 6. $f. 12,8. Spr.
12, 19. — ^f. 81, 6. 3f. 19, 18; 28, 11 ; 38,
19. «8. 3, 5. 6) aeigt, ba| f^kx bie boppelte (Sin-
beit ber beiben ÜRomente oerftanben ift, meldte to
QÜkn @prad^en )u unterfd^eä)en finb : ber gform
unb bed @toffed, ober beS grammatifd^en utä beS
Iq^tfalifd^n «lemented, ober bed SuSbrudfS fOr
93e}iebung unb Sebeutung, für ®eiftednd^ng
unb Srlenntni|melt im SRenfd^en, lauter %u8«
brüdCe, melcbe in biefer Snmenbung Sbentif d^ed be«
jeid^nen. Sine Auf bebung biefer S)oppeIetnbeit lag
febr nabe ; benn f (bon natärlid^ermeife bringt bie
Bereinigung 9}ieler }u ßinem SBerle mit ftd^, ba|
fubjiectioe Snfd^uungen unb Steigungen in ben
SSorbergrunb treten unb fid^ geltenb )u mad^en
fud^en. SlSein baS unmittelbare Eingreifen ®otte8
bemirlte, bag ber beroorgerufene @ubiectioiSmu8
nad^ 3^it unb Sudbebnung ungeabnte Solgen
beroorrief. Sie Sd^öpfung neuer menf^Iüben
@prad^ oon Seiten ®otte8 mdre bier mit ben
befiebenben SBerbältniffen ni^t im Sinllange ge-
mefen. S)ie ^Befreiung ber fubiectioen Unfd^auung
aber Oon bem 3tt)ange, meldten ibr Vererbung
unb ®emfibnung angelegt batte, lonnte in einbeit*
lid^em Spraibftoffe eine SRenge formoerfd^iebener
SUiSbrudSmeifen fd^affen, meldte leine ®emein-
fd^oft }u erbalten im @tanbe maren. 2)arum be-
rid^tet unS bie beilige Sd^rift (®en. 11, 7. 9),
ba| bei ber oerbred^ifd^en Untemebmung ]u
iBabel ®ott ber btix nur baS eine SIement ber
€prad^einbeit aufgeboben, nur bie gform oer-
W3
©ptad^enfejl — Bprüä^t.
674
wrAcebcnni VntMntmiia bei teiei^neim 3)lxM
i; & M bcr )tt)cUm fRa^t ^In^angung, SSot-
)^at%. StnfagintB) jetfaUcn bte @)>rad^I(affen
■ €pmi^ßamine^ btefe loiebet in @))rad^-
^Bilicn, 3tt todd^n Ie|teren jjt^ eine %n)a|l
cspetatr 6pta(!(^en {ufammengliebem, Med
j^. o^ne ^ eine gro^e 9Renge untergeorbneter
obctSKitigcr 93ilbung9mtttel )u ^ilf e genommen
TStDe. unb ba| mam^Iei 3tt>t{d^ftufen }u
hjte^tm XDixttL Ucbnfte^t man biefed gonge
erl«. fü fallt bofi ergebnig mitfenfd^oftlid^et
^eteng viil bet ouS ber Offenbarung getoon-
na QetojeuQuag gufammen: fämmtli^e @pra-
äa finb in bcr Sonn derf (Rieben, im @toff ober
-jmf)^!^ 9{]ir |o hxm oud^ ber 9ludbrutf ber
jcbgoi €<(irift >^a, bermirren^ gu Sted^t be-
rtifcsk; ttnn eine 3}ern)irrung bebeutet l^ier
-21 bif Sinj^chmg ber Otbnung in einer einzigen
Ibnt, itiibl bie @d^5))fttng neuer an bie ©teQe
zonbm Stoffen. SHef e »Sinl^eit in ber äRonnig-
y^Xftl^'' ffl baS Siefultat, me^eS bie tteit fort-
ei^nttene @)rra^tt)iffenfd^ft )u Xog^ förbert
\2^ au TDcmi bie nngel^eure 9(rbeit f^on ge-
•^^ oäre, iDcId^ bie SoSfd^oIung b€§ ©))ra(!^-
*2i if in bcn bc^belten @))rQd^en forbert, um
:si« Seftillot CDibent in mai/nL Mein ber
^bng ber Sforfd^g bleibt fionbig berienige, bo^
'jm 3tfVnnmm^ge im Stoffe ber formell ge«
i(e^encn 6|na^n oufgebedt merben, unb oft
rsig \dfon tfabtn befonnene Sforfd^er einen 3u-
:xm€vfymq, melc^ex n priori |)oftuUrt toax, burd^
QßOt ^otfiiguiig a posteriori ftd^er gefieHt.
Sit Offmboinmg greift no^ einmal in biefe
43S^ Unterfud^g befiflttgenb ein. Ütod^ @otted
ftifebung mn^te bie Srniebrigung 3efu ben
itAi ber Dcxbred^fd^en ÜRenfd^l^eit mieber gut
■i^ €eiRe @nabe benrtrfte^ bo^ baS, tooS
.^ 9Ratf4^ )u aSobel Dei^e^rt l^tte, in Dofi-
taucner SBeife ju Stonbe fam. SoS Sl^riften-
ifcrni als üBgeineme SBeltreligion l^ob ben @e))a*
::nteiiS ber 92ationaIil&ten auf, unb an Stelle
M melgc^amgcn STri^umS trot bie Sine äBol^r»
M. in brxen IB<Ienntni| bie SRenfd^i^eit bie k)oa-
^astfs^ Qerbinbung fanb. 9m ^^ngftf eft loarb
c Sfinfolrm eine grope @otteS[tabt oufgerid^tet
cü dnaa griftigen Sau, ber bis in ben ^immel
rr&/tt, unb ftott ba^ bofi fänbige ®efd^Ied^t ftd^
tisfi $n IBobel einen %tmpd erbaut l^atte, ttorb
^ 3<nif<dem bie erUdte unb gebeiligte aJlenfd^-
d na, %anpü, m bem @ott ber l^ilige ©eift
voe SBotnung na^ um bie bem @d^ö;)fer ge«
ts^mibc Cfyxt m bekoirtm. @o Derlor ftd^ aM,
IM& M bobtn bie SIenf d^en gef d^ieben l^tte, unb
-^ biffe <ikfd(|{eben](|eit in ber @prad^e il^ren
iaibntdt gffuid)cn botic, gab in ber Bptaä^t oud^
:x aent Sin^ii {i(^ tunb. & gef(^^ ein bo))«
9t£i!r& Smiber: „Me fingen an, in »erfd^iebcnen
cfvB^cn SU itben, fo ttie ber (eilige @eift eS
^^Kn gab oiÄjufprwjen'' («pg. 2, 4), unb ^eö
Krte lAerw feiner S^irod^e pe rAen" (95. 6).
tt aietirfifrnlttiilRi titc gef|)altenen SWenfd^lJeit
maren bort «aRönner au8 ollen SSöKem, bie unter
bem ^immel fmb* unb bie ücrfc^icbenften S|)ra-
d^en rebeten. 93or bem Sid^te bed l^eiligen ©eifteS
nun toaren bie fubiectioen SMomente gcf ((munben,
Wcld^e bie ©prod^ocrfd^icbcnl^cit betoirfcn, unb bo
oQe Sprod^en nod^ 9bgug ber ftngulören gorm
ibentijd^ finb, fo erfd^icn bie menfd^Ud^c SRebe, ber
trennenben gormen entlebigt, bei Spred^enben
ttrie bei $5rem old eine einl^eitlid^e. 9hin mar
burd^ bie grlöfung mieber l^erbeigefül^rt, moS ber
SRenfd^engeift nii^t l^tte bemol^ren fönnen: bie
SRenfd^l^eit mar mieber, mie t>or IBobelS Sr«
bauung, ,,Sin SoQ unb Sine ^ptaä^t" (®en.
11, 6). Sefannt ift, mie bie 9»irnicj^!eit bicfcS
äBunberd in beffen SOßieberl^oIung gu Derfd^iebenen
3etten ber ftird^e beftätigt morben ift ; f onft ober
bleibt bie ©prod^oerfd^iebenbeit auf ßrben be»
ftcben, um 3cugnife f on ber aDgemoIt ber gött«
lid^en ®nabe gu geben, meldte burd^ geifüge Sin«
l^eit fie gu äberminben mei|. (9}gl. SB. t). ^umbolbt,
Ueber bie 93er{d^iebenbeit bed menf d^Iid^n @))rad§«
boueS unb il^ren Sinflu| auf bie geiftige 6nt«
midtlung be8 SRenfd^engefd^Ied^tS, Serlin 1836
[Sbl^onblungen b. SBerl. 9fab. b. SBiff. 1882, 2] ;
^e^fe, @t)ftem ber Sprad^miffenfc^aft, l^erouSgeg.
üon ©teintbol, ©erlin 1856 ; Äoulen, S)ie ©prod^-
üermirrung gu Sobel, 9Raing 1861.) [ftoulen.]
^ptaAenftf, f. SoUegien m, 619.
^yraoengate, f. gl^riSmen m, 85 ff.
$yra4oenDirm»g, f. ©prod^e.
$inreiiger, 3a c ob, f. 3nftttori8 VI, 809 f.
$yriitger, f. 3um))er8.
^fti^t ober ©prid^mörter ift ber gembl^n«
fid^ 9lame für ein cononifd^ 9ud^ beS Eliten
XeftomenteS, meld^eS in ben älteften Seiten Der«
fd^iebene SBegeid^nungen erfahren f^al SBöl^renb
boS l^ebröifd^e Original il^m ben 9lamen o**^»»
gibt, megen beffen grommotifd^er gform ed bet
ben 3uben nod^ bem erften 9Bort "Wu (ei|t,
nennt bie LXX e8 irapoi}i(ai (1, 1) ober icaiSslat
(25, 1), bie Shilgato in ber Ueberfd^rift Proverbia,
fonft Parabolae. 3Rii biefen Ueberfe^ungen
fud^en bie beiben legieren Xe^te ba§ l^ebräifd^e
SBort miebergugeben, ol^ne beffen SBebeutung er«
fd^öpfen gu fönnen. SDenn Vv» tonn nod^ bem
SSerbum ^w« ^bilblid^ rebcn" ebcnfomol^l „®ptxäf
tooxi" , boS meift bilblid^ eingefleibet ift, M
„(Sleii^ni^" bebeuten; nod^ gemdl^nlid^r Sin«
menbung ober mirb ed mie boS gried^ifd^e Tvcufit)
für „©innfprud^", „SBetSl^eitSreger' gebraud^,
unb eS ift bobei eine fold^e furge gorm mie bie
bed ©prid^mortS burd^auS nid^t mefentlid^. Sie
l^eilige ©d^rift fennt c«:»?»« öon löngerer Er-
örterung 3ob 27, 1 ; 29, 1. ^f, 49, 5 ; 78, 2
(l^ebr.) u. f. ; gemöl^nlid^ ober bringt eS ber ®egen«
ftonb felbft mit ftd^, ba| bie eingufd^örfenbe
äßeiil^eitSregel in eine furge, gebrungene gform
eingefleibet mirb, fo mie im 2)eutfd^en in gf^ei«
bonfS 93efd^benbeit unb in Siüdfertd Slngereibten
^len. 93on fold^en furgen unb gmor poetifd^
©innfpru^en, bei benen bie bilblid^e gorm in
22
675
@))rüd^e.
67^
ber Sinnetbung einet aUgetnefaien Sßal^rl^ett in
einen concreten Satt befielet, enthält boö ^ebräifd^e
99ud^ ber &pmä)t eine Sammlung unb bie f^t»
bröifd^e Siteratur tritt bamit ebenbürtig neben
bie gried^ifd^e unb bie lateinifd^e, tt)eld^e bun^
^^ofQlibeS unb Sl^eogniS, $ubliu8 @Qru8 unb
^ion^ftud um eine gnomifd^e $oefte bereid^ert
tDorben ftnb. Sie l^ebräifd^en ®nomen geigen
bierbei nad^ Snl^alt unb gform d^rafteriftifc^e
Sigentbümlid^feiten. SBöl^renb fie burd^göngig
ütö 2)iftid^a in ixoti Seilen ober «bfd^nitte ge-
t^eilt ftnb, entl^ölt ber atoeite Xl^eil bie fd^on
gefagte Sßal^rbeit bon ber ffe^rfeite ober in con«
trörem ®egenfa^, fo ba^ ein antitl^etifd^er !pa-
toIIeliSmuS entfielt; ). SB.
(Ein toeifer @oin erfreut ben SBatet;
^n t^öric^ter 6o]^n ifl ber Ihtmmet feinet
ajluttet.
3n ben Stopp. 10—15 ift bie^ ouSnal^mSloS bet
gatt ; onberStDO flnbet jid^ oeningelt aud^ f^no*
npmet obet f^ntl^etifd^t ^aratteliSmuS. gimter
jinb bie l^ebräif d^en @))räd^e baburd^ ge!enn}eid^net,
oa^ fie in ben beiben ^älften nur ie brei obet
Diet SBörter umfoffen, }. 99.
bft zadOn wajjabo' kaldn
w'eth z'nü'tm chochm&.
(Ein inl^altlid^er Sufammenl^g itt)ifd^en ben ein-
jelnen @prüd^en ober eine fpftematif d^e Snorbnung
ift stoor nid|t auSgefd^loJfen (j. 99. 16, 12—15),
lommt aber fo feiten oor, ba| berfelbe nid^t be«
abftd^tigt erfc^eint unb }ur ©eftaltung beS 99ud^e§
nid^t mitgett)irtt ]|aben fann. ^ie unb ba ftnb
bie Sprühe rein öu|erlid^ toegen beSfelben tln-
fangSbud^ftabenS gufammengejtcttt (11, 9 — 12;
20, 7—9. 24—26 ; 22, 2—4). ©ie «bfaffung
bed 99ud^ed »irb in biefem felbft auf S)at)ib8
Sol^n, ben ffönig @atomon, jtnitdtgefübrt, unb
gttar im 3ufammenbang ber 9tebe, fo ba| bie
betreffenbe Sngabe nid^t, toie bie Ueberfd^ft, erfl
\p&Ux l^ingugefügt fein fann. 9tad^ ben über biefen
Ädnig oorbanbenen 9{ad^rid^ten fül^rte benfelben
bie bid^terifd^e Einlage, xotlö^t er oom SSater ge-
erbt bcttte, unb bie befd^oulid^e 99etrad^tung, gu
xotlä^zx il^n feine eigentbümlic^en SJer^öltniffe ge*
filiert l^atten, aud^ jur @prud^bid^tung (8 jfön.
4, 82). SBenn und ergöl^It mirb, ba^ er
8000 ©nomen oetf a^t l^abe, fo burfen tt)ir auS
ber Eingabe ber beftimmten S^^lfi fd^Iie^en einer«
feüS, ba^ Salomon felbft auf bie Slbfaffung unb
Sufbetta^rung fold^er Sinnfprüd^e bebad^t ttar,
anbererf eitS, ba| feine 3eitgenoff en benfelben l^o^en
Sßertl^ beigelegt unb fte bem ©eböd^tniffe ein-
geprägt baben. Sud biefen beiben 2:b<>tfad^en Iö|t
^d^ bie Sntftel^ung befi @prud^bu(|ed unfd^toer
begreifen. 2)enn bie Angabe beS Sierfafferd §u
Singang beS 99ud^ed auf ben gefammten 3n-
l^alt beS 99ud^ed auSgubebnen, gebt nid^t an, ba
24, 23; 80, 1 ; 81, 1 noc^ anbcre SBerfajfer ge-
nannt »erben. 3unad^ft fyxt man biefe Segeid^-
nung auf ben Zeit, meld^er fid^ bid 24, 22 er-
ftredt, auSgubel^nen, ba berfelbe ein gufammen-
bangenbe9 (Sanje bilbei Set €ammTung Don
@präd^en nämlid^, loeld^e 10, 1 bid 22, 16 ben
ffem beS 99ud^c8 bilbet, gebt 1, 8 bid 9, 18 ein
gprölerefi ^v» ober eine (Einleitung, meldte man
eine Stbl^anblung aber bie SEBeidl^ett nennen fann,
mit einer Sorrebe 1, 1 — 7 oorauS, unb biefelbe
mirb abgefd^Ioffen burd^ eine entfpre^et^ €d^Iii^
ermal^nung 22, 17 bis 24, 22. 3Sa9 hierauf im
99u(^e folgt, beftätigt bie olte erfa^rung, bo|
gnomifd^e Sammlungen immerbat (Enoeitetungen
erfabren, meil l^ier am erften bie Sefer jtd^ in ben
@tanb gefej^ glauben, nad^ Snl^lt unb gform
Sel^nlid^eS gu leiften unb fo einen lieb getoorbencn
Xest 3U oerDotttommnen. Sei ben Spnid^en
@alomonS tag bie| um fo nftb^, meil neben ber
befcbrönften 3QbI ^^^ ben l^ier aufgefd^riebenen
875 (876) Sentengen eine gro^e 9Renge Don
falomonif d^en Sinnfprfid^en im SoRdmunbe fort*
gelebt b<iben mu|, }u benen nad^ innerer Set«
manbtf^ft man^e aus onberen OueOen f^tt»
rubrenbe ftd^ gefeilten. S)emnad^ mürbe bem
falomonifd^en @prud^bud^ 1, 1 bis 24, 22 in
ungemiffer 3^/ Q^» ^ox (Ejed^S, 24, 28—34
eine fteine Sefe Don (Snomen beiaefügt, meld^ ber
oor^benen Sammlung feine Unel^re 5U mad(^cn
f d^ienen unb be^megen eingeleitet mürben : „oui^
folgenbe finb oon SBeifen" (24, 28). Unter
Sjec^iaS aber, mäbtenb beffen Stegierung in 3uba
größeres literarifd^eS Sntereffe oorouSgefe^t metben
muf , mar man bemüht, bie mflnblid^ ober onberS«
mofd^riftlid^ erhaltenen Spräd^e beS meifen ffömgS
in (Ein 99u(^ }u fammeln unb fo für i^re Stl^I«
tung Sorge gu tragen (3uns, in ber 3^itfd^. ber
S)eutfd^en morgenl. (8ef. XXV, 1871, 447). So
entftanb eine neue Sammlung oon falomonifc^
SinnfDrüd^en, meld^ bem urfprfinglid^en, tmbe»
beutenb ermciterten 99ud^ als 9}ad^Iefe 25, 1 bü
29, 27 beigegeben mürbe. SomobI beim Sommlrr
als beim Urbeber fold^ Senten}en ift Jelbft-
oerftönblid^, ba^ ein unb berfelbe ^luSfprudg oud^
mieberl^olt, fei eS in ft^nlid^et, fei eS in ibentifil^er
gform, oorfam (ügl. 14, 12 unb 16, 25). !Bei
ber SSorliebe für bie Sprud^bi(!^tung l^t bamt bie
einmal gefd^ebene ßrmeiterung beS 99ud^ ba#
Seif piel für f pätere 3utl^citen gegeben : baber ftnben
ftd^ als Sfortfe^ung beS ®an}en nod; brei meitere
Snl^nge: eine boppelteSentenjenfammlung (30,
1-88 ; 81, 1—9) unb ein aIp|abeHf(^eS ®ebid)t
gum Sobe einet guten ^auSfrau (81, 10 — 81).
SBübrenb le^tereS ganj ononpm erfd^nt, flnb
ben beiben erfteren 92a$rid^ten über bie Ur^ber
beigegeben, mel^e biefelben inbe| untemttfid^
laffen, unb meldte bie frül^ere C^egefe iebenfdUd
irrig als Umf(breibung für Salomon genommen
bat. Sür fömmtHd^e Xeste, wlä^ als (ErlDet-
terungen beS urfprüngli^en Su^eS ongefeben
merben muffen, iftbemeirtenSmertb, ba^biefnoppc
daffifd^e gorm oer S)ifiid^en nid^t me^r etnge-
balten ift; fdf)on 24, 23—84 finbet fu^ ein
§ejafHd^ (23b-25), ein IriftidJ (27), ein
Xetroftid^ (28—29) unb ein DefafKd^ (SO— 34) ;
r/
Staat.
678
ot väß }fiBm in fta)p. 80 bie f og. nutnerifd^en
S^däH wii, todd^bcn rnttteldterl^m $riaineln
faSodtEbeebkni^iben (15b— 17; 18— 20;
il-äS; 24—28: 29—31), utib Stap. 31,
1—$ cn^fit du «titammen^angenbe (Snnal^nung.
leignt me unter ejed^iaS gefammelten
botttieQfnb bU %otm bcS Sifttd^S, toenn
^ Wc fvtiem Soi^flm^ung entf]}red^enb, mit
txrtiO^ (8S, 13; 27, 22), XettafKd^en (25,
i. 5>. cinein ^(knta^^ (25, 6 f.) uiü) einem
!b7B «^fa^ (27, 23—27) burd^feftt. 9lud&
«3t von anne^ntn, bo| bie Vorliebe ber Sefet
^ ta UbafKf <!^ ^oefie ben falomonifd^en Xe^t
r^;: SKo^ burd^ Snl^ge, fonbem ]§ie mib ba
h:^ Ciafd^iebfd bon tteld^em Utfprung immer
CBOtett ^; fo toSrbe ftd^ er&ören, ba^ 25,
1-7 ncbof (r SBorte eines Ipofmanned aI8 eines
ttz^f p frtn f d^einen. S)a8 fdixä^ ifl nur in
kr asdtrgnibai Oe^It Mannt gemefen; nid^t
)ert in bm ftfi^eftcn ^onbfd^riften, fonbem aud^
-3 tac otten Utbierfel^gen erfd^int eS in bem
bnaftge« bm e8 im je^igen Sanon 1^. SBon
üfei ijl bet eeptuogmtoteict, ber älter olS bie
SsäBbieiieil ifi, ein 3eugni| für bie cononifd^e
fdasg hä Sud^eS no^ mö^renb ber @eIBfiön-
rckit Ixr Spnagoge: ber cononifd^e Cl^arcdter
tettalio auf nnüoroenOid^er Xrabition. S)aS
!te Zeftommt ^at biefe Xrabition afö }u iRed^t
V^loib oneifanul , inbem eS fte abo))tirt uid)
Scan vie a. 9. 8, 11 f.; 8, 34; 25, 21 auSbrildt-
!4 ober flülfd^tteisenb alS (SotteS SEBort citirt
t:t i1^. 12, 5 f. 3ac 4, 6. 9Unt 12, 20).
}t te IKv^t ifl ber cononifd^e Sl^oralter ber
tz^it f^on Bei ben a))oftoIifd^en SS&tem mieber-
Ui torntfgefclt (f. 1 dem. ad Cor. 14. 57 ; Ign.
U V3ffL 12 ; Mart. Ign. 6). 9htr Xl^eobor üon
jb^wväa iDogtc einsumenben, ba| baS 93ud^ t)om
s nifnfd^i!^ €tanbpunlt au8 bod UtilitätS'
Do^ mtb einen rein beiftifd^en Sl^araßer
0>gL inbc^ SKfyn, Xl^eob. t)on a7h)))fuepia unb
^fe. oB esegetm, gfreib. 1880, 77). @an)
-3 degcB^cil ober toa^it baS 9ud^, in meld^em
K (Bottetamnc (cm^ breien SRoIen) nur nSn^
xclt. bm )a»|lltoen relioiöfen Stanbpunft Der
idtoL Scmt aud^ bie Haltung ber mofaifd^en
^rsid^brngm old birede Sorfd^rift nid^t im
^v^ttagcaab ße^t fo ifl bod^ bie |)auptfruQt ber
}f7±alm (Sered^gMt nur bie enblid^e Settä^
sq (10, 26: 11^ 4. 7; 14, 82). SBie fel^r baS
»4 bm ijibifl^ 9ln}<i^Quungen entf prodQen ^ot,
^ ^ bannid, ba^ oa& 9u^ ber SBeiS^eit unb
sc ScdefiallioiS bfe @|irfl(^e ald ©runblage Dor-
uc^, md» bo^ ber Sb^ngel^olt toie bie Xer-
cxiogir bofelben in boS 9leue Xeßament über-
caongea tfL Srtt^teS folgt l^ierbei nad^ Sitte ber
''^ ber gric^if $en tUbede|ung ; über ben 3u-
zsrmitaim ber Setmtnologie in ber LXX unb
r Smen Xeftonient f. Slol^Iing (f. u.) 21 f. ®er
Sxlksl ber olesonbrinifd^en ueberfe^ung meidet
B 9ielm ^njel^iten t>on bem bed l^ebräifd^en
Sz^ttf fo fe^ ^, bog man ttol^ an eine 6in«
bu^e ber l^ebrSifd^en Xeitform gebadet l^ot ; inbeg
ftnb bie meiften biefer 9)erfd^ieben^eiten auf bie
lleber{e|ung8ioeife il^eS SSerfafferä gurttdjufül^ren,
gumal oa bemfelben ein Ssem))Iar in ber alten
fogen. |)]^dnicijd^en Sd^rift Dorlag. Smmerl^in
gilt l^ier, mie beim gangen HIten Xeftament, ba|
ber heutige maforet]^if(|e Xest mand^erlei (Snt-
fteOungen geigt, meldte bie älteften Ueberfe|er nod^
nid|t Dorfanben ; fo l^ot ber gried^ifd^e Xest ben
im maforetl^ifd^en offenbar üerloren gegangenen
^albDerS Don 19, 7 betoal^rt Sommentare Aber
biefeS SBud^ gibt ed auS alter S^it t>on San«
feniuS bem Pleitem, Lovan. 1568, Som. a Sa«
p\bt, Antverp. 1635, @alagar, Paris. 1637;
au9 neuerer 3^it flnb auf fatl^olifd^er Seite bie
®efammtcommentare Don Miott unb Sod^ unb
SReifd^I, au|erbem nur Stol^Ung, S)a8 Salomo«
nifd^e &pruäfi)\xä^, 97laing 1879, gu nennen; Don
))rotefiantifd^er Seite ftammen bie Kommentare
Don SBertl^eau, Seipgig 1847, SSail^inger, Stutt-
gart 1857, ^ijlg, 3flrid^ 1858, elfter. ®öt-
tingen 1858, Södtter, »ielefelb 1867, a)eli«d^
(SBiU. Somm.), Sei))gig 1873. (Sgl. bie SUe-
raturangabe in S)e SBette^d ßinl., ^erauSgeg.
Don Sdtiraber, I, 8. Sufl., »erlin 1869, 532;
ferner Sagarbe, 9nmeri. gur gried^. Ueberf. ber
$roDerbien, Sei))gig 1863; CSleyne, Job and
Solomon, London 1887, 117 ff. ; A. J. Baum-
gartner, Etüde critique sur Tötatdu texte
du livre des Proyerbes, Leipzig 1890 ; Sidtefl,
Ihit. ^Bearbeitung ber ^roDerbien, in b. SBiener
Settfd^rift für bie ffunbe beS SDtorgenlanbeS Y
[1891], 79 ff. ; Driver, An introduction to
the Literature of the 0. T., 4^ ed., Edinb.
1892, 868 ff. ; ffaulen, 6inl. in bie l^ige Sd^rift,
3. «ufl., greib. 1890, 315 ff.) [ftoulen.]
$iMt tarm m Sinne beS 9rifioteIed, ber gu«
erft bie ®runbbegriffe beS Staate^ eingel^enb unb
mit bleibenben 9ief ultaten unterfud^t l^t, begeid^net
merbenalS eine DoIIfommene, natflrlid^e
®emeinfd^aft. ßr ifl eine ®emeinfd^aft,
b. ^. eine bauernbe moralifd^e Sereinigung iBieler
gu einem gemeinfamen Stoedt; barin lommt er
überein mit allen anberen ®emeinfd^aften ober •
®efeafd^aften (beibe SuSbrfidte nel^men toir als
gleid^bebeutenb). Sr ift femer eine natfirlid^e
®emeinfd^aft, b. |. eine fold^e, meldte ouS ben
Anlagen unb SBebfirfniRen ber menfd^Iid^en Sta-
tur fid^ notl^menbig ergibt, unb gtoar in ber äBeife,
ba| il^ 3toed( unb bis gu einem gemiffen ©rabe
au^ il^re SBerfaffung burdbbie 9latur Dorgegeid^net
unb bem Selieben ber SReufd^en endogen ift;
l^ierburd^ mirb ber &a(A nid^t nur Don ben freien
menfd^lid^en ®efeafd^aften unterfd^ieben, fonbem
aud^ Don ber d^riftlid^en ilird^e, bie gtoar nid^t Dom
SBeliebm ber 3Jltn]ä)m abböngt, aber au^ lein
^robuct ber Sniagm ber menf d^Iid^m !ßatur, fon-
bem baS SBerl ber freim ®üte ®otteS ift. ßub-
lid^ mirb ber Staat eine DoIIIommene ®e-
meinfd^aft genannt, um il^n Don bm fonfügm
natfirlid^m ®ef ellf ^aftm , nammtlid^ Don ber
22*
679
Staat
680
gfotniße, SU uttterfd^eiben. 3ebe mmfd^Iid^e ®e)eS-
{d^Qft befielt utn eined 3^^^^ toillen unb toirb
)ur^ biefen Stoed in il^retn 9Be{en befiimmt; fte
foE bem Wenfd^en itgenb ein ®ut eneid^en l^elfen,
beffen et bebarf, unb baS ec ouS {td^ allein nid^t
)u erteid^en Demuig. SDieienige ©efeüfd^aft nun
!ann eine DoHfonimene l^ei^en, tteld^e htitotSt,
ha% ber SOtenfd^ auSreid^enb mit ollem Derfe^en fei,
beffen er ju feinem Seben auf Srben bebarf. Sine
fold^e ©efeDfd^aft ift aber ber @taat, ben man
mit ^IriftoteleS (Polit. 8, 9) aud^ eine ®emein-
fd^aft t)on tjfamilien unb ©emeinben }um S^fed
bk glüd!li($en unb tugenb^aften fiebenS nennen
fonn.
1. S)er Urfprung beS Staates ift nad^ bem ®e-
fogten nid^t in einer freien SSereinbarung ber ÜRen«
fc^en }u fud^en, tüie ©rotiuS, ^ufenborf unb
befonberS Z,f^. ^obbefi unb 3. 3. Stouffeau an-
nal^men, fonbem in ben Steigungen imb SBebürf-
niffen ber menfd^id^en 9latur. S^on bie unlöug-
bare Sll^otfad^e, bag mir immer unb fiberaU bie
ÜRenf^en ftaa^id^ organifirt antreffen, mag biefe
Orgonifation aud^ nod^ fo unt)oU!ommen fein,
ttiiberlegt bie 9nft(!^t, ber @taot fei ein &r}eugni|
menfddlid^er aCBilirür. ©er SKenfd^ ift ein Wov
<puaei i;oXtTtx6v, ein Don 9latur auS auf ben Btaoi
l^ingeorbneted ©innenmefen, mie tbn SriftoteleS
genannt (Er ift »on ftd^ auS ein au|erft ^t(fIofed
SBefen, baS nur ben geringften Zl^eil beffen, mad
il^m nötl^g ift, ftd^ f elbft }u üerfd^affen öermag ;
anbererfeitS i)ai er ben S)rang unb bie unbe-
gren}te f^^igfeit, fid^ gu DerDoUommnen. 3n
Diefem Ungenägen ber menfc^lid^en !Ratur liegt
bie SButsel jeber menfd^Iid^en ®efeafd^aftdbilbung,
unb iebe ©efeUfd^aft htgtotit in irgenb einer IBe«
giel^ng biefemUngenügen ab}ul^elfen. S)ie erfteunb
notl^menbigfte ®efellf(|aft, meldte biefer SBurgel
entfpringt, ift bie gfamilie, bie bem SDlenfd^en baS
S)af ein gibt unb f d^on bis gu einem gemiffen ®rabe
fär feine Sebfirfniffe gu forgen vermag. Slber fte
genügt nic^t. Siatumotl^menbig üereinigen ftd^ bie
^milien gu größeren ®emeinmefen, }unöd^ft )u
@emeinben, enblid^ ju t)oIIfommenen @taoten, in
benen ber SDlenfd^ aueS )u feinem fieben Srforber"
lid^e ftnbet. S)ie SefeUfd^aftSbilbung fangt alfo
Dom Sinfad^em unb UnDoIKommenem an unb
fd^reitei gu immer gufammengefe^eren ®emein-
fd^ften fort. 3m Staate, ber bie anberen ®efeE«
jd^dten (gfamüie unb ®emeinbe) Doraudfe^t unb
tn fid^ aufnimmt, fommt biefe SBilbung jum Slb*
fd^lu|. dx ift in ber naturlid^en Oronung bie
DoIUommenfte ®emeinfd^ft, mu^ alfo aud^ ben
tooUbmmenften 3^^ fyiitn, unb biefer fann fein
anberer fein, als bem Ungenügen beS 9Jlenfd^en
attfeitig abju^elfen, fotoeit bte^ bie UnooUIommen*
l^eü aQeS mtn]m^zn gulo^t
2. 2)a ber Staat bem SReufd^gef d^Ied^te notl^
n)enbig unb mitl^in Dom Sd^d|)fer ber 9latur ge«
moQt tft, fo folgt, hai aud^ bie Staatsgewalt, an
^ betrod^tet, unmittelbar oon ®ott ftammt
lenn ®ott ben Stoat tooUte, fo mugte er aud^
alles »oQen, loaS )um Staate notl^loenbig i^
S)a)u gel^ört aber bie Staatsgemalt, b. i baS Ütä^t,
bie ©lieber beS Staates jur 9Ritmtrfung am ®e«
fammtmol^Ie gu Derpflid^ten. SEBo Diele SDlenfd^
gemeinfam einem 3iete guftreben, mirb immer
eine gro^e SSerfd^iebenbeit ber Slnfid^ten über bie
ÜRittel unb Sßege gum 3iele Dorl^onben fnn. &
mu^ alfo jemanb ba fein, ber berechtigt ift, oDen bie«
f elben äer^a(tungSma|regeln Dorjuf^teiben, bamit
auf biefe Sßeife ein georoneteS, ein^tlid^eS 3u*
fammenmirfen gu Staube fomme. 9u|erbem mug
jemanb boS Ste^t l^aben^ Sic^erl^it unb Orbnun^
aufred^tguerl^alten, biejenigen, tteld^ bie Snbettn
in il^ren ®fltem unb 9led{|ten ntd^t ad^ten, in ibte
Sd^ranfen gu meifen, bie entftel^enben Streitig*
leiten auctoritatiD gu fd^Iid^ten, baSjenige ma^r-
gune^men, maS für bie ®efammt^eit not^menbig
ift unb ol^ne feine Sfürforge nid^t gefc^b^ mürbe.
Sßan begegnet befii^Ib aud^ immer unb überofl
bei allen, f elbft ben robeften SSdlferfd^ften irgenb
einer aDgemein anerfannten l^öd^ften Suctoritöt,
unb menn ein Streit um biefe tttuctorität entfielt,
fo betrifft er nie bie Sluctorität felbft, fonbem blog
ben Seft| berfelben. S)aS 9täbere über bie Staats«
gemalt unb Die burd^ Sertl^eilung ber Staats«
gemalt auf Derfd^tebeneXräger entfte^enbenStaotS«
formen f. in b. betr. Srt.
3. 3med( beS Staates ift Ue gemetnfame^
5ffentli($e Sßol^Ifo^. S>er Staat foU alle (Süter
befd^affen, bie lebem feiner ®lieber not^ioenbig
ober nüMid^ finb, aber Don ben eingeben 3nbiDi«
buen utu) t^milien nid^t genügenb erreid^t merben
lönnen. SaS ergibt fi^ aus bem, maS über ben
Urfprung beS Staates gefagt mürbe. S)er ®runb^
ber immer unb uberaO gur StaatenbUbimg fü^rt,
ift baS SrgängungSbebürfnil ber fj^milten unb
^emeinben; bemf elben abgul^elfen ift alfo auc^ bie
Aufgabe unb ber 3n>edt beS Staates. Wan fann
mtd^ fagen, 3)De(i beS Staates fei, bie Sebin»
gungen gu f^affen, bie erforberlid^ finb, bomit
aOe ®Iieber beS Staates i^r m^reS ttbifc^eS
®Iüd eneid^en lönnen. Sr foH i^nen, fomell t%
gefd^el^en fann, unb gmar aDen, bie Slögli^letl
biefeS ®mdfeS barbieten. S)er 3nbegriff biefer
Sebingungen bilbet baS affenüid^SBobl im Untere
d^iebe gum ^riDatmol^l. Se^ereS befielt im Se-
i^ aOeS beffen, maS ber 9Renfd^ in feiner Seben^
teHung Demunftigermeife bebarf; bogu geboren
nid^t nur bie gur Srbaltung beS SebenS eiforbec«
lid^en öu^eren ®üter , fonbem aud^ bie inneren
®üter beS SeibeS unb ber Seele, gang bcfonberS
fittUd^e Xugenben , o^ne bie xoäfytti (Sind nidit
befleißen lann. SMefe $riDatmobIfabrt foU bec
Staat nid^t birect felbft bef orgen, baS ^ feber«
mannS eigenfte Aufgabe ; mobi aber f oE er einen
gefeüfcbaftlid^en 3uftanb ^rbeifübten, in bem |o
Diel als möglid^ bitten ®elegenbeit gebotm ift,
il^r loabreS irbif d^eS SBo^I burd^ freie Selbftt^äKg-
leit gu erreid^en. 2)iefeS 3id mu| ber Staat bei
allen feinm ®efe|en unb Sinrid^tungien beftönbig
im Suge l^ben. 6r ift nid^ ba für einige SBenige
tsi
etoat
682
flrtins ^ nne ^Partei, fonbem fflt afle feine
lojc^driftm, mb et \oVL oOen bie aiUglid^tett
tKim« ia vt^jolh einem Seruf e unb bid }u einem
9ivif^ dtdibc {^04 ju »erben. 3n biefem
fdflt ^ßop^ Seo XTTT. in feinem Shinb
itrahn Immoiiud« Dd t)om 1. Stoüember 1885 :
^£ff ÜKcii^^ tft Don Slotur ouS auf baS gefeQ"
ibsftfid^ Scbcn ^geotbnet; benn ba er, auHid^
jAflR oBgdimfcn^ bod )ur Sr^altung luib Sßer*
ndtoiORiiung tebicft Seben8 wib )ur SuSbilbung
nad <8dfie9 9cot4U)enbige ni^lt )u erreid^en Der*
a^ fa ^ Ooü bafur geforgt, ba^ er }ur ge-
viv^oftlii^ Seteinigung mit Ruberen geboren
unb fioax ni^t nur in ber gamtlie, fon-
vud^ im Staat, ber aOein bem 9Renfd^en
fim Seben 9l5ti^ige oudreid^enb barbieten
* (cmtaa ^rappeditare yitae Bufßcien-
oim pafactam sola potesf^). — 3n ben 9e-
logiiiiQeii , benn (Sefommt^eit bie öffentlid^e
Scbtfo^ oiitnuu^en, laffen fld^ jipei Elemente
«to^eüien. ZAeerfieunblDefentUd^fteSebingung
^ 6i4ec^ inib Oibnung. 3eber mu| in fei«
«B iÄm, fttjter (S^t, feiner grei^eit unb feinen
ujKgm notlMtid^ ober tooblertoorbenen Siedeten
^f^ißfk BNxbcn^ fo ba^ bie 9(nberen nid(|t miber
um BiOm in feine Sled^tdfpl^äre eingreifen.
I*r OatdßgjMt iß bie (Brunblage ber Staaten.
iw« ber etooi ktb^ barf fi^ nid^t Aber biefe
Mie fctmr Qlt^ beliebig bintt)<^fe|en. S)te
fVBte Qd^ingimo ber oügemeinen SBo^Ifabrt ift
i^ So^onbenfein aS ber Sinrid^tungen, bie ep>
kttaßi^ finb, bomtt }ebcr im Siacdt fu^ baS in
|r$iger imb biblii^ SBe^iebung 9lotbtt)enbige
letU^jaffen Gime. S)er €taat foO alfo nad^ 3Kdg-
MM wah <Erf orbcmil ber Umfidnbe bie Siribat-
I^Atigfdi f5cbmt unb nnterftü^n. S)ie| fann
IPäidim s- 9. bur4 Crrid^tung t)on SerfebrS-
aagni md» Scrfe^rSmitteln (Strafen, Sifen-
Mnca, ilonflle^ Xunneld u. f. to.), femer burd^
tttfjfauag ncitet ^onbettttege, binrd^ görberung
ftm 3iibußne^ ffmifl unb @etoerbe, burd^ 6r5f[-
«ng Mm S^^ulen unb Untercid^tSanfialten ber
«M^idtcnpen «rt, fo»eU bie ^riDaübötigfeit
n^asintd^ 3nbem mir att 3tt)edt beS Staates
&te| nnb Sffttberung ber ^rioattl^fttigleit be«
Fic^^nnu iR bie @ren)e }mifd^en öffentlid^er unb
^nMilf^fingldt prind))idl gejogen. 2)ie ißri-
•Gd^gfrit ^ out ftd^ ben ajortritt, unb erft
«0 bkäbe iri^t audreid^t, um bafi für bie @e«
iramt^ 9Iol|iDenbige ober 9iäMtd^e gu be-
ieoffcn^ Mt bie bffentlid^e XbftHgbit ein. ^dtt
an on bnfem tmitoeif ell^aften ißrincipe fefi, f o ift
ic ftaaißAm fObregiererei^ ben ftoatlid^en SRono-
raCn genfigenb ber SDkg Derfperrt ütad^belfen
ob fotbexn ^gt nid^ bie ^ßrtoattb&tigleit unter-
tebes ober mundglid^ nuu^en.
4. ^btt Sebooptimg, ber 3tted( beS Staates fei
bk SrfAoffimg benenigen ®uter, meU^ ber ®e-
jBtai^ not^menoig fuib, aber o^ne ben Staat
1^ goigeftb erxeU^t tourben, beborf iebod^ einer
taq^ätttoMi^ 3n ber rein notürlid^en Orbnung
ber S)inge tturbe fie uneingefd^ronft gelten; in ber
äbematürUd^n Orbnung aber, in ber mir tl^at-
föddlid^ leben, l^i (S^riftuS bie ftird^e geftiftet unb
mit ber Sorge für bie religiöfen Slngelegen^eiten
betraut. S)e|^alb gehören ie^t au$ bteienigen
reltgidfen Aufgaben, meldte in ber rein natürlichen
Orbnung DieQeid^t bem Staate sitfaSen mürben^
ber ftird^e an. 2)ie fftrd^e ift Don SbriftuS alS
ooOIommene, felbftänbige religidfe ©efettfd^aft ge«
grünbet. 3bt ift ber Sluftrag ert^eUt, alte !BöUer
)u leieren, bie Sacramente unb fonftigen @naben*
mittel iu oermalten unb baburd^ bie aJlenfd^en au
beiligen unb {ur emigen Seltgf eit ju fül^ren. S)e|*
balb fd^ulben il^r in religiöfen Singen aQe ®e-
tauften ©eborfam, unb ift fie bierin oom Staate
touftönbig unabhängig. Zro^bem miE ®ott an
unb für ^d^ nid^t bie Trennung t)on fttrd^ unb
Staat S)er d^riftlid^e Staat foS fid^ itoat nid^t
birect felbft in bie religiöfen Sngelegenbeiten
mifd^en, mobi aber foU er bie IMrd^e in ber (Er»
füOung ibrer Aufgabe fd^üj^en unb unterftü^,
unb gmar in feinem eigenen Sntereffe. S)er Staat
fd^ulbet bie Ißflege ber Sleligion bem Sd^öpfer,
ber fein ^err unb SBobttbüter, fein le^teS 3iel
unb Snbe ift ; er f d^ulbet fie ben Untergebenen,
bie ber Steligion ju ibrem mabren irbif d^en SBoble
bebürfen unb obne gemeinfame öffentlid^e 9leti-
gionSübung leidet in ber %eIigiofUöt erf d^Iaffen ;
er fd^ulbet fie enblid^ fid^ felbft, ba nur auf bem
®runbe toa^rer Steligio^töt bie Sugenben btfiben,
obne meldte ein ©emeinmefen nid^t befte^en fann.
S)a ibm nun burd^ Sb^fK 9norbnung bie birecte
Pflege ber Sleligion entgogen ift, fo fott er menig-
ftenS inbirect biefelbe pfi^qitn, inbem er bie ftir^
in ibrer äBirIfamleit fd^ü^t unb förbert.
5. 9lud bem über ben urf))rung unb So>tä beS
Staates ®ef agten laffen ftd^ bie Säeftanbtbeile unb
baS aSerbältni^ beS Staates ]u benfelben genauer
beftimmen. S)ie inbioibualiftifd^e ^uffaffung, bie
namentlid^ burd^ Stouffeau in Umlauf gefe^
mürbe, fiebt im &aait nur eine SRenge gleid^
bered^tigter 3nbiDibuen, bie bur(b eine gemein-
fame Centrolgemalt gufommengebolten unb regiert
merben. 2)anad^ mören alfo bie unmittelbaren
IBefianbtbeile beS Staates bie ^nbioibuen. 2)a-
gegen betrad^tet bie ricbtige 9(uffaffung mit 9ri-
ftoteleS ben &a(d alS ein organifcbeS ©anje,
beffen unmittelbare (Elemente ntd^t oie einzelnen
Snbbibuen, fonbem bie gfamilien unb in weiterer
Snt^tung bie ©emeinben unb ^obingen finb.
2)ie 3nbit)ibuen finb unmittelbar ©lieber ber
gfamilie, tmb nur bie Slepröfentanten ber gfa-
milie, b. b* bieientgen, bie entmeber fd^on ^Supter
einer gfamUte finb ober menigftenS bie unmittel-
bare natürlid^e Sefäbigung bqu beft^n, alfo aUe
ermaddf enen, felbftönbigen SRönner, fmb unmittel-
bar ©lieber beS Staates. S)e|boIb ftnb an unb
für pd^ nid^t nur bie ffinber, fonbem aud^ bie
gfrauen Don ben politifd^en Ked^tcn auSgefd^Ioffen,
koeU fie unmittelbar bem f)au))te ber f^milie
unterftebm unb nur als ©lieber ber gamttie in
as
6taatdgemalt.
686
fum^ \M, SknttgciDQlt tomme jiDot on ft^
uanitdbax omi Ooü. tonne ober nur buni^ Ueber-
tmanng non @citm bcS SBoDcd an eine ein}elne
tM^ 8<t<DV^ ^(=t ttrfprünglU^e Xtdger ber
gtoatSmoaU lo&sc (iemod^ immer bod gefammte
SoO. S>ic mrlßen Snl^iger biefer Se^te (SBeU-
ama^ Gnatci) gingen n&nlid^ oon ber SSorauS*
kfaa% okA, ber @taoi ISnne nur bur^ einen aud-
tradßdfai oba jüSf^tDeigoiben SSertrag entfiel^en.
Serbe mm eine SoIBmenge burd^ einen Sertrag
p eiacm (oltti|d6en ®emein)oefen vereint, fo fei
m bemfitCbcn notlitoenbig aud^ bie StaotSgenmlt.
H fn ober hin ®runb Dor^anben^ nntrum biefe
MpoU e^ in einem (SUiebe beS ®emeinme{en3
«n foHte dB in einem onbent 9Ifo fei {te in
ta Ocfommt^it S)od^, fägen fte l^in^u, fann bie
gefaiunl^tt fuj^ biefer @e»alt entöulem unb fie
oB^ einer ober mehreren Sßerfonen übertragen, [a
wä Ugcmetnen ifi eine foId(|e Uebertragung, menn
mdjk not^cnbig, fo hodj ratl^Iid^. — 2)a| ®iQc^
lea oof bie genannte SBeife entftanben fein lörnien
nb in numd^en gäOen aud^ mal^rfd^einlid^ ent-
fsinben ftnb, Id|t ftd^ foum beftreiten ; aber ba^
tanncr unb flbcnill bei ber ©taatenbilbung ein
foI4(t Skrtrog nnb eine ttebertragung ber Staate«
(mit pottgefunben ^abe, ift eine ungegrünbete
anaabme. Sufi ben ^ßotriard^alfamilien, biefen
tcftm gEc56eten (SefeUfd^oftdbilbungen, enttoidel«
BB fi4 aOmälig ganje @emeiniDefen, in benen
tf ctndl 9Kd^ter8 nnb {>äterd ber Orbnung ab«
IdM beburfte. S)erfelbe koar aber fd^on burci^
te Ibnp&m bqeiddnct; benn lein onberer atö
fc etnmmtHiler lomtte biefer Stid^ter imb ^äter
rin, Mnigficnd n^enn er ed felbft fein »oQte.
Stf^r iiRir olfo burdl^ bie Umftänbe felbft unb
xü^ bardb 8Bo^( unb ttebertrogung jum 9Imte
M SK^teti unb Sorfte]^8 berufen. S)a^eroon
hm Untergicbenen an4 aß Stid^er anerlannt
onobe, loor nur biegfolge baoon, bag er bie rid^«
iKltd^ OelPQlt be(o^ um) Slle einfal^en^ er aSeni
fH b^ benifene Sfhd^ter. Sie oben enoäl^nte 9in-
^ ncnnag bie Zl^ad^e nid^t }u erflören, ba|
vtA vxfincänglit^ fanmer unb überoQ SRonord^ien
begegnen, oö^enb bod^ nad^ ibr bad gefammte
&If bie ftffentli^e ®emoIt fär r4 i^Wtn lomtte,
]s ftt Hon ftd^ ouS befa|, fo lange eS fie nid^t
|w|itiD auf einen Snbern übertrug. — . Sei allen
Sieiittiiig^Derfd^ebenl^ten fiber ben urfimlng«
%Sim Ztäger ber StootSgemalt geben aber 9Ue
}a. ba| im Saufe ber 3eit fomol^I bie ®efammt-
bcit eined Solbft old eine einjebie $erfon ober
Ott benotsugte JHaffe auf geredete SBeife in ben
9tii| ber @toot8gemoU gelangen lann. @o ent-
^e^ bie Dexf^iebenen €taatdformen. 3n ber
Sbman^ i|} eine einzelne Ißerfon Zröger ber
^flUßil^ SoOgemalt ober Souoeränität, in ber
^ol^aiibie ober aie|)ubli{ bagegen eine Siet^eit
taa^iaimnL SHe 9ietiublit iji eine 9riftofratie
tkr eme S)em0ltatie, j[e nad^bem eine bek)or}ugte
JBoSr ober btt Oefammt^ ber SBfirger ber @ou-
9fda iß* S>ie Benannten brei €taat9formen,
SRonard^ie, 9rif}o{ratie unb 2)emofratie, ftnb bie
einfad^en unb urf))runglid^en , au§ beren SSer«
mengung neue gemif d^te gformen entflel^en lönnen,
9. 93. bie mobeme conftitutioneSe !Dbnard^ie mit
il^ren 93oIföoertretungen unb Senaten (^enen^
l^ufem) unb oerantmortltd^en SDlinifterien.
8. S^d unb Slufgabe ber Staotdgetoalt ifi ^,
ben @taat )u feinem 3iele gu fül^ren. Sie l^at alf 0
il^r 9Ra| unb i^re 9lorm am (Staatdjmedt (f. b.
airt. Staat), ba fte bemirlen foU, ba| ber Staat
feinen Stotd eneid^t. S)ie Siebte ber StaatS-
gemalt laffen fic^ bementfpred^enb in ben Sa^ jup*
fammenf äffen: bie Staatsgewalt ^at alle bteienigen,
aber au^ nur bieienigen Ked^te, meldte il^r gur dtß
reid^ng i^red3^^deS ndt^ia ftnb. Sie l^at alle
biefe ^t^U, benn tt)er ben S^td tt)ia, mu^ aud^
bie not^menbtgen SDlittel tooHen. IRun aber loitt
®ott bie ßneid^ung beS Staatd}ioed!ed burd^ bie
Staatsgemalt, tilfo mu| er biefer bie bagu not)^
menbigen SRittel^ b. 1^. bie gu il^rem Stoede notl^
menbtgen Sted^te geben. Sie l^at ober nur biefe
Sted^te, benn ber aRenfd^ ift an ftd^ frei 3Ber baS
Sted^t beanfprud^t, i^m gu bef eitlen, mu| biefeS
Stecht betoetfen; bad gilt aud^ oon ber Staats«
gemalt. 9lun fann aber ein SRed^t gu befel^Ien für
bie StaatSgeioalt nur infomeit beiotefen merben,
aß man geigt, ba| eS il^r gur (Sneid^ung il^reS
3med(eS not^toenbig ift lieber biefeS aRa| ^inauS
l^at fie fein SRed^t gu be^l^Ien. ^er nid^t nur an
il^rem Smdt ffot bie StaatSgemalt eine unüber«
fteiglid^e Sd^ranfe, fonbem aud^ an i^rer ®runb«
tage unb OueSe. Sie l^at fein SRed^t, ettoaS gu
befel^Ien, baS bem göttltd^en SBilbn miberf))rid^t,
mag uns nun biefer SBiOe burd^ baS natürli(^e
Sittengefe^ ober burd^ bie fibematärlid^e Offen«
barung befannt fein. Sie obrigfeitlid^e ®emalt
ift ja ein oon (Sott t>erIte]^eneS Sted^t @ott fonnte
unb tooSte aber geioi^ ben ÜRenfd^en nid^t baS
Sted^t Derleil^n, feine (Sebote umgufto^en ober
benfelben gumiber gu l^anbebt. S)e|]^ antmor-
teten bie ä|>ofteI bem l^ol^en Statine : „SRan mu^
(Sott mel^r gel^ord^en als ben SJtenfd^en" (^pg.
5, 29). Siefer ®runbfa| gilt für ben Xröger
ber Staatsgemalt ebenfo gut al^ für ben legten
^rioatmann. (SS gibt feine eigene SRoral für
ben fßolititer ober ein ^rioileg für ben Staats«
mann in Segug auf bie Gebote ber ®ered^tigfeit,
SBal^^aftigfett, £reue, SReblid^feit u. f. m. See
fog. ÜRacdj^iaoelliSmuS ift bie (Smandtiation ber
Staatsgemalt oon @ott, eine Smanci^ation, meld^
einerfeitS ber StaatSgemalt bie unerfd^ütterlid^e,
fidlere @runblage entgiel^, auf ber fte rul^t, an«
bererfeitS bie grei^ieiten unb SRed^te ber Unter«
tränen beS))otifd^er äBtltür ))reiSgtbt. S)amU l^drt
aud^ bie SBerantmortlid^feit ber StaatSbnfer einer
j^dl^em Suctorität gegenüber auf tmb bem 9b«
folutismus ift meit baS 2;]^or geöffnet SBenn
aber bie StaatSgemalt nid()t eine X^eilnal^me an
ber göttlid^en SRegierungSgemalt in einer beftimm«
ten Spl^öre ifi/ Ja l^ört aud^ bie ®emiffenS«
|>flid^t gegen biefeloe auf. S)enn nur um @otteft
687
StaatSftTd^e.
688
tDtQen fmb mit ber red^ttna^igen Obrigfeit unter
Sünbe ^um föel^orfam tttpfiiä^ttt S)er Sl^nft
ecblidt in ber Obrigfeit ben @teltoertreter ©otted,
gegen ben er fid^ nid^t ouflel^nen fann, ol^ne ^xäf
gegen ®ott felbft oufjulej^nen, unb bie d^rifUid^e
Obrigleit \otxi, ba| bie ©etoalt ü^r nur }um
®d^u| unb SBo^I ber Untergebenen berliel^en ift,
unb ba^ fie einft am Zage oeS ©erid^ted ftrenge
Sted^enfd^ft toirb ablegen muffen über ben ®e«
braud^ il^rer ©etoalt. — SßtS man bie Aufgaben
ber Staatdgemolt im Stn^elnen borlegen, fo l^iat
fie bie S)o))))eI|)fIid^t beS Sted^tsfd^u^ unb ber
j>ofttit)en Sörberung fomo^I in Se^ug auf bie
inneren ®äter bed SebenS, ber ®efunbl^eit, aI8 bie
Süßeren ®üter ber f^rei^eit, bed Sigentl^umS u. f. to.
}u beilegen. S)ie birecte Seitung unb Ueber-
umd^ung beS flttlid^en SebenSmonbelS ber Sin*
{einen ift yoat nid^t 9lufgabe ber StaatSgemalt,
tool^I aber gehört il^r bie @orge für bie 5ff entlid^e
9RoraI. Sie foQ bad Unfittlid^e ber^inbem, in bie
Oeffentlii^Ieit gu treten unb }u berfül^ren, toie
bie| }. 9. burd§ ungüd^tige Xl^eaterauffül^rungen,
auSfteSung fd^amlofer Silber, Serfmif unfittUd^er
Sudler gefd^ie|t. Me öffentlid^en d^nrid^tungeU;
inSbefonbere aud^ ber fiebendmanbel ber bffent-
lid^en Beamten, f oQen ben Sforberungen bed Sitten«
gefe^ nid^t tt)iberf))red^n. — 3)ie pvxxxkt 9te-
ßgionSübung liegt ebenfoUd au^erbalb ber Splßxt
ftaatlid^er Sinmif^ung : bie öffentlid^e SReligionS"
Übung ifl aber kion Sl^riftuS ber ffird^ über«
tragen unb bamit ber ftaatlid^ Som))eten) ent-
sogen. 3)od^ foQ ber Staat inbirect bie Steligion
fbrbem, inbem er bie JKrd^ tl^unlid^fi in i|ren
Siedeten fd^ü^ unb in i^rer Sßirlfomfeit unterftü^t,
unb gtDar in feinem eigenften Sntereffe, meil nur
auf bem ®runbe »al^rer Sleligiofttöt ftd^te IBür-
gettugenb, Sd^tung Dor ber red^tmä^igen Sucto*
titöt, ®end^tigfeit, Xreue, äßal^rl^ftigfeit u. f. ».
gebeizt. — Stuf bem ®ebiete ber |bbem Sultur
(SBiffenfd^aft unb ftunft) foS bie Staatsgewalt
bort, »0 bie ißriDatfröfte nid^t ouSreid^en, nad^«
Reifen burd^ ßrrid^tung Don Sd^ulen, UniDerfitäten,
Plinifen, Sibliotl^efen u. bgl. 3^ Aufgabe ift
e9 nid^t, bie ^ribattl^ötigfeit auf biefem ®ebiete
burd^ ftaatlid^e aRono))oIe au3)ufd^Iie|en: eine
fold^e SuSfd^Iie^ung ift ein unbered^tigter Stngtiff
in bie inbioibueUe gfreil^it. 2)ie StaotSgemalt
foS bIo| eingreifen, mo bie ^rioattb&tigfeit ouS
fld^ bad ®enägenbe nid^t }u leiften üermag ; baS
^atlid^e Sd(fuImono))oI, baS Me }lDingt, fidl ü^re
Silbung in ben StaatSfd^uIen }u Idolen, ift eine
^"'Ige ffned^tfd^aft. — 2)aS ^au))tgebiet bed
tdfd^u^eS unb ber pofitioen gförberung bon
Seiten ber Staatftgetoalt ift bieSeid^t bal^ ®ebiet
be« enoerbSIebenS. 9uf biefem ®ebiete befonberS
foS fie bie natürlid^en iRed^tigrunbfft^e gur Sei-
tung bringen, toai in benfelben nur unbefiimmt
enthalten ift, nad^ 9nforberung ber Umftänbe
n&^er beftimmen unb bie ^ribatuntemel^mungcn,
ben Srmerbdfieil in SBejug auf Sanbioirtl^fd^aft,
^onbel, Snbuftrie unb ®eioerbe oOfeitig medten
unb fdrbem, fotoeit bte^ nad^ Soge bei ttntflanbe
gefd^eben fann. Sie foS bie Sebingungen fefaen,
bie ber freien ^rioottbäHgbit «Her bte ii:tti'^
faltung ermöglid^en. 3^ btefen Sebingungen ge*
^dren nid^t nur ber aUfeitige Ked^dfd^uk, ber et
Derl^inbert, ba| bie »irt]^f($aftlid^ Stärferen bie
Sd^mäd^eren unterbrüden unb ausbeuten, foi^cm
au<^ alle Seranflaltungen , toeld^e bct $rbat"
tl^ätigfeit fojufagen bte fflege eröffnen; ). SB. gute
SBerfel^rSftra^n, ^ofioerbinbungen, (Eifenbal^,
Ifanöle, Sflulregulirungen, Sröffnung neuer f)on«
belstoege, 9eIo$nung Don gemeimtä|igen (äftn«
bungen, 5ffentlid^e ^udfteOungen.
4. Obmol^I bie StaatSgettalt in fid^ nur eine
ift, fo laffen ftd^ bod^ mei^rerc Xl^ile ober gfunc-
tionen bnifelben unterfd^eiben. Seit SRonteSquieu
pflegt man bereu brei oufguful^: bie gefe|-
gebenbe, rid^terlid^e unb oudfübrenbe (e^ecutiDe).
9Iimmt man bie auSful^renbe imociit (^secutiD*
gemalt) nad^ bem ftrengen SBortflnn ol9 bIo|e
%uSfäl|rung ber ®efe|e, fo ift bie genonnte Stet*
tbeilung nid^t erfd^öpfenb. Sin SRonarc^ im
Sonbefij^ ber Staategemalt ^ot nid^t bIo| ®e«
fe|e }u erlaffen, biefelben auSsufülgren, bie Ueber»
tretungen }u fül^nen unb bie Streitigfeiteu ju
fd^Iid^ten, fonbem oud^ j. 9. ben Staat mu^
9u|en l^in )u oertreten unb ju fd^äj^n, in Seiten
befonberer 9}orfommniffe vm ®efol^, Ueber*
fd^memmungen, anftedCenber Ihonl^eiten u. f. m..
Die nbtbigen SRa^egeln }u ergreifen u. bgl. ga^
man aber bie auSfüJ^rmbe ®emalt in einem mei-
tem Sinne, fo ba| fie au|er ber gefejjigdbenben
unb rid^terlid^en alle Sefugniffe ber StaatSgemoIt
in fid^ begreift, fo fann man bie Sreitl^Iung
gelten laffen. SieUeid^t nennt man bie i£secuttD«
gemalt beffer SRegierungSgemoIt, obmol^I ooiii biefer
9u8brudt nid^t ganj entfjirid^t Sie ®eifejigebungS«
emalt fe^t bie bauemben Ülormen beS ftaat{i($m
;anbelnd feft, bie rid^terlid^e ®emalt fteOt bie ge-
törte Ked^tSorbnung mieber ^er, inbem fie oie
gefd^el^enen ®efe|e8übertretungen ftraft (Straf*
red^tSpflege , Snminaljiufti}) ober in firitttgen
!Red^tSfragenenbgümgentfdieibet(6iDiIiuftia). Sie
auSfü^retäe ober StegierungSgemalt enbß^ um*
fa|t alle übrigen »ed^te, 3. 9. baS Stecht bie ®e«
f ammtl^it na^ Su^en }u Dertreten unb ju \^^,
bie ®ef e|e au8}ufübren, bie ^Beamten gu ernennen,
bie nöti^igen Steuern gu erleben unb über^t
alles gum ®efammtmobI fonft SBotl^menbige on*
guorbnem Xb^tfä^Iid^ finb j[ebod^ biefe bitt ®e*
malten in feinem Staate DoDfiünbig Don einanber
getrennt. 9>ie conftitutionellni 9Ronard^ l^aben
neben ber ^Regierung Xl^eil an bet ®efe|gebung,
bie SSoDsfammem l^oben neben ber Xl^nol^e
cm ber ®efe^ebung baS Stecht, bie Steuern gu
bemiOigen ober gu Dermrigem, bie X^tigfeit ber
{Regierung gu flbermad^en u. bgL (Sgl bie im tirt.
Staat angegebene Siteratur.) [9. Sotl^S. J.]
^iattislln^e im guten Sinne tonn bielNtd^e
(Sl^rtfti infomeit b<i|<n, als fie nid^t blo^ oii
flffentlid^e Sinrid^tung im Staate onertonnt oiriv
«9
6taat8lird^e.
690
tait. fie mit fcinm SHtteln jur eneid^ung i^red
^wbS )»tiid|rita unb tactifd^ unterfiükt unb bte
d^me SeHlfftenQ mit btn fird^Itd^n 9(oimen in
ftdUoig ed^dlt ein f o^rr Suftonb ift al6 boS
Stacii bdl Sertifithiifted {loifd^n bet griftlüi^en
ob ber iDdtti^imSloil^t auf &bm ju be}eid^nen,
sota ftin!^ unb €taat in üoDfter ^armonie,
{ebor osf fcimm Gebiete, an ber C^inleitung ber
mld^fid^ <Be{elIfi!^ fti ®ott arbeiten mürben.
fn nb^fien ftnii i^m bie 3eit feit ßonftantin betn
Soften be|iD. Z^bojiuS (f. n.), in toeld^er toe-
wtsi^BA |nind|nell bcä (S^riftentJ^nm ald @iaotö'
fisd^ im dbigen 6ume onertonnt umrbe; tro^
Ar Shthmgen {totf^en ber geiftltd^en unb bet
«iilli4<n SItodSit blieb bis }ur fog. Sieformation
boft gnmbfaili^ Ser^tni| bed &aaM gu ber
fom Airi^ unongetaßet. Srft mit ber @Iau»
fanff^ttlhmg bcS 16. 3a]^r^unbert8 troten an bie
Stdk ber 6taattfird^e bie bof^iebenen Staats-
Mjm, inbent unter ben d^riftlid^en Senomina-
vontti IdoetlS in etnem Staate ober Xerri"
olS bie nonbered^tigte d^riftlid^e ftird^e
t imb be^bett mürbe ; anbere religiöfe
Ikimainine crfd^inen neben biefer StaatSfted^e
^ft4p«8 alt Qebulbet. Sine StoatSfird^e in
dvfon €snsie ift on fidft nod^ nid^t eine t)om
Staate aSI^gige (Einrichtung, fonbem ein in fid^
tdbjUnbigiDr Organismus ; SUm |e geringer bie
inst ^efligfdt in ber in gfrage lommenben
fizd^fU^ äoneinf^oft ift, um fo näl^er liegt bie
6c^, boi ber Staat bie ftird^e in feine 9b-
^iafliJBfcli bringen mirb. 3ft gar, mie bei ben
pcv&t^mtifc^ Selenntniff en , ber SanbeS^err
cftei|lcr Stfc^of, fo mirb bie StaatSfird^e Don
Ubft pa SonbeShrd^e (tigL b. 9rt.), einem ®e-
bäti^ iDdid^eS nur mit unb aus bem Staate leben
Hon. Skm Pdt^oIidSmuS gegenüber Tonnen aUe
9<rfnd^ bfr iHrd^ unter bie oolle 9otm&|igIeit
M Stttoteft jn bringen unb fie }ur StaatSlird^e
n fd^immen Sinne )tt mad^en, nur einen jeit-
Bdligm snb f^einbaren Srfolg ^aben, meil ftd^
bot, MiB man als StaatSKrd^entldum ju be«
lenWtt pfttq^ mit ben fat]^oIif(^en ®runbfä|en
obiolst nkbt oertxfigt unb notl^menbig eine SReactun
gBgmdleScBotmunbungSberfud^el^erborruft. 3m
Scr^oUml jum StaatStird^l^um erfd^eint bie
^zssmoiQ non ftir^e unb Biaat fogar alS baS
Bdnexc Uebd^ obfd^n ber lejftere 3uftanb, in
Bellen Staat unb ftird^ ooQftanbig inbifferent
mtai dnoaber {teilen, fotl^olifd^erfeits nid^t als
Itoabfol oufBcfteOt merben tann. ^enn bie mabre
fiii^ b^ mm^ Satl^Kfd^er Seigre ein ausfd^Iie^-
&4i$ 9M^ bomnf, StootSlird^e im guten Sinne
IxsSotttS |u fein, mib ieber Staat ift nad^ gött-
UfOß fBiflen tttpfLiä^tü, bie lat^olifd^e ffird^e
di feine IKrdbe onsueriknnen. Sicfe 9luffof{ung,
ffif laebber bie Iritd^e aud^ in unferem äal^r«
Imbcit Upi^i (DflL boS Soncorbat mit S^anieit
9m 9a(ite 1851, 9rt 1), ift bie einjig folge-
n^/6^ Sknn bie fot^olifd^e ftir(!^e mad^t ben
Snf^d^ barauf, bie allein malere ju fein, unb
bie gforberung, als fold^e onerfannt au merben,
ge^t an ben Singelnen, aber aud^ an ben Staat.
Suc^ bie (SefeUfd^aft ift (Sott untermorfen unb
Sum Sienfte ®otteS oerpflid^tet; mitl^inmu^ fte
Sfteligion iiberl^aupt l^aben unb, eine geoffenbarte
Steligion tiorauSgefe^t, ftd^ gu biefer befennen,
unb gmar gu il^r in ber ®eftalt, bie aDein als bie
gültige erf^eint S)ie „Unbulbfamfeit", me!d^e in
biefem logifd^ notl^menbigen Slnfprud^ ber latl^o-
lifd^en ftird^e auf alleinige Snerfennung als
StaatSfird^e Hegt, ift nid^tS «nbereS als bie be-
red^tigte 3ntoIerang ber SBal^rl^eit gegenäber bem
3rrt]{)um. S)aburd^ mirb ber Uebetgeugung ber
%nberSbenIenben leine ®emalt angetan, nod^
aud^ ber gute ®Iaube ber Snenben beftritten
(ogl. b. 9rt Xolerarq).
Seine erfte Sanctionirung als StaatSfird^ er-
l^ielt baS Sl^riftent^um burd^ ffoifer Xl^eobofiuS L
hn 3. 380, nad^bem il^m unter ßonftantin fd^on
oo&e gfreil^it unb StaatSfd^u| gu Xl^eil gemorben
mar. S)aS Sbict beS Zl^eoboftuS beftimmte (Cod.
Theod. 16, 1, 2): „Wt SBöKer, über meldte fi(^
unfere milbe ^errfd^ft erjtredtt, foSen ftd^ gu bem
®Iauben bdtennen, meldten ber l^eilige %))ofteI
^etruS ben SfUmem gegeben l^at, mie eS bie oon
ii^m übermittelte religiöfe ttebergeugung bis auf
unfere 3eit beftötigt unb meld^em gkipft S)ama-
fuS unb ^ßetruS, ISifd^of oon aie^anbrien, offen-
bar folgen; nämlid^ ba^ mir nad^ a))oftoIifd^er
Slnmeifung unb nad^ ber Seigre beS 6t)angeIiumS
beS SSaterS unb beS Sol^neS unb beS |eiligen
®eifteS eine ©ottl^eit in gleid^er ßrl^abenl^eit unb
^eiliger Sreifaltigfeit glauben." 9n biefe Siegel
^ielt Jtd^ ber d^riftlid^e Staat beS aRittelalterS,
freittdp mit bem Unterfd^iebe, ba| im 9benblanbe,
tro| ber Serfud^e eingetner jtaifer, fid^ bie JKrd^e
unterguorbnen, bie StaatSfird^e unabl^öngig blieb,
möl^renb fte im SRorgenlanbe in ooEftönbige 9b-
l^dngigfeit oom Staote geriet)^ (f. b. 9rt. göforo-
papit). 3umal feit ber Xrennung oon SRom t)etIor
bie gried^ifd^e ftird^e baS Semu^tfein ber all-
gemein]^ unb mar im Umfange auf baS Staats-
gebiet befd^ränlt. 3n i^r mad^tenfld^ bann infolge
ftaatlld^er Senberungen bie autofepl^ale gried^ifc^-
orientalifd^e StaatSfird^e Don Stu^lanb, Oefter-
reid^-Ungam , ®ried^enlanb , SQ|)em, Serbien,
^Rumänien, SBulgorien, 9Rontenegro unabl^ängig
Sonftantino)}el gegenüber, obne ober in ben ein-
gelnen Staaten bie Selbftönbigfeit il^reS SebenS
unb SRed^teS gu erlangen. „Salier im ®egenfa^
gu ber Semegltd^Ieit unb ben fifortfd^ritten ber
abenblänbifd^en JKrd^e bie ftane, ber ftarlen gei-
fttgen SOtotoren entbel^renbe Seblofigleit jiener ftir-
d^enförper, bal^er bie formale Sluctoritöt beS Ueber-
Iteferten in ibnen unb ber StiSftanb unb Stüdf-
fd^ritt in il^rer Settflonbigfeit" (Äal^l, SeW9fiem
beS ffird^enred^tS, greiburg u. Sei))gig 1894, 57).
— 3m ^benblanbe begann bie Säfaro))a))ie mit
bem ®nmbfa|e Cujus regio, ejus religio il^re
Sriump^e gu feiern. 3n ben proteftantifd^en
691
Stabat mater.
Staaten toutbt btr SonbeS^ |Ktu))t in SanbcS-
Itr^t auf ®tunb ein« bet iurifti|(^tii Sictinnoi,
tatlä)t als SpifccpQl-, ßoUtflial' unb Sreritorial-
ftfttm (f. b. ?Irtt,) brfannt linb. S3it proltftanti-
j^m SanbtB^erten bt^nttn \1)tt ©etüolt in geifl-
Ii^tn£)inQcnau<^ auf i^nlot^oltj^cn Untertanen
aus. 3^rttn 39tif))ült f olattn bann i ^e
S^fo^ä^, inbtm Jie bie ftkfy untei ift
befi @taate8 gu bringm fu^ttn. if
Id^ettfi^te ber ©taat untre bim 6 a.
©ütticanij^n 3rri5tittn (j. b. Htt fe
Sieittioltutig. 3n Spanien uutbm m
bie päpftCif^cn gilaf|c unb bie ESeftimmunQtn btr
SptDBinjial- unb ffiiöcelQitf^nDben bem Spiacrt (f.
b. Srt.) unteriBOtfen. 3n ©icilien mct bie fliid|e
unter btm 3Dd|( ber Jicitianiidien 2)Ionari^ie (f.
b. I&rt. Monarchia Siculs). 3n Sleutfdilanb finb
bie ftaatäfirc&lii^enSöeflrtbuufltn be3 le^tn3a:6t-
^unbetts in ben 9!amfn Stbronianiämuä unb 3o-
feptliniSinuS auägebriidt (f. b. Irtt. ^onlfieim
unb Sofept) n.). SBe^errfdjunfl bet flitt^e unter
bem 2:itel beS Jus circa sacra (|- b. Slrt) burcE)
bie ©taatSQcDalt mar in faft allen euiopSilc^en
Scnbem unb ben mei[ten ©taalen Imerifa'S bi§
tie[ in baS 19.3a^rt|unbcrt hinein an berSogeft-
orbnung. 6rft aamälig baben f«^ gerechtere an-
ft^auunßen Oellung Derjdiafft. Sit ftrc^Uiiie SBtr-
uitlitilung erhielten bit ^al\fya Stijnn Pen ber
auSbt^nung bet Staatägeloalt auf boS teliflUft
@ebiet buri| $iu3 IX. in bei ^cQcIita Quanta
oura unb bem i^r beigtgebenen ©pHobuS (f. b.
Ülti). 0S%1. bie [att)oltf^en unb proteftantijil^en
SSetle über ftin^ennc^t; femct Schneemann,
in „I>ie (Sne^clica $apft Jpiuä' IX.-, §eft
6 unb 7 [S)ie grti^it unb Unab^ängigleit ber
Aiti^t; SHt findlidit @emalt unb ibre 3:r&ger],
greiburg 1867 ; ^etgenröt^er, flat^olifd^e Rvcä)t
unb (^riftli^tr Staat in il^rer geftbiditlictitn ßnt-
ttifftung, Strifiutg 1873; gerb. 3. SDlDuIatt,
ifitc^e unb Staat, ober bit btiben (Setoalttn, i^r
Uirlprung, i^rc Sejie^ungen, i^ Dienste unb ibie
@renjen. Ueberfekt oon 6tnn. ^ouben, Sßainj
1881 : Subm. b. ^ommerfttin, Jhtt^e unb Staat
bom Stai^punlte befi 9ted^tei au§, gteUiurg
1888.) [3of. SoutentiuS S. J.]
Stabat mater ^eigt nad^ feinen anfange-
motten ein mitlelaltetli^eS @ebid^t auf bie beim
Pteuje i^tee Sobnefi ftelienbe SotteSmutter, baS
fpölet ale Sequcng in ben Berfi^iebenen ÜReffen
Don ben «S^mtrjen OTorifl' ffletnenbung fmb.
9U8 aSerfaffet tturben früher *liap|t Snnocenä IIL,
ber '^l. SonaDentura unb fclbft ber !|1. Sernfiarb
oenannt; je{it gilt jiemli^ allgemtinSacspDneba
Xobi (f. b. 91rt.) als fold^ei. Urfprünglid) nuibe
jtoeif tieo^ne boS Sieb ol^ne liturgif^e Seftimmung
fltbilidttt ; tS eiiftiit ou^ ein @egenftiul Stalwt
mater specioaa übti bie greubtn ocr ®ottt9>
mutter b» btr ffrippe, baS manche ebenfaÖe 30-
topone jufi^ibcn, toäämtb Snbete eS feinet ni^t
»ettli ^ttn (ogL ^uSgenäpe Sebic^te 3aco-
pone'S,beutfd&D.S(^lületu.Stotd,3niinftetl864,
p. XVU). Sie SSere^nmg bet felifljien Sungfrau
als SdimerjenSmutter ift bem 13., 14. u. 15.3a^r-
bunbett eine t^eurt Snba^t, nie bie Stiftuiig
be3 DcbenS btr SerDiten (f. b. %ü.) unb bie &ii'
ftbung eines bcfonbem gefteS eon ben Se^oiergen
aSariä (f. b. lÄrt. iDiarienfefte VIII, 819) be-
jeugen. !^g bet ÜJteffe beS leblem eine Sequen}
eingefügt nuibc, log im Seifte bei Qäi. S)aa
f d^bne, Dttl gtf ungene Sieb äocopont'S eignete fi^
btfonberS böjuj hoä) loamm wiäf onbett S^
qutngen Dot (tm föongen 16 — 16, befonbcrS
(üufig Moeetae parentia unb Planotua ante
neecia). Seit enbt btS 15, Sto^^unbettS er-
fc^eint baS Stabat mat«r aU Sequeuj in ctna
8 beutfi^cn unb 11 franjfififdien ^fjalien, tbtnfo
in einigen Sreoierra als ^timnuB, 1dd}u tS alltr-
bingS wegen feiner fubiectiDtn ^oltung unb ber
Sequengtnftiop^e utniget geeignet uor. 3n'S
rämifd^ SrtDier unb ÜSiffoIe tam eS bun^ EBe-
nebict XUL, bet bafi geß Sept«m dolonim
1727 für bie ganje ßitii^ DDtj<f)rieb. — 3>(x
Xest beS Stabat mater epflirt in jOei Xeten-
fionen ; als beffete gilt bie beS iSmif^cn 3RiffaIe.
S)ic Sequenj twt 10 Sioppel^pW, jäie bc-
fte^enb auS 6 gereimten trodmfdien bäbot^tn
»on 4 Sü&m. 3)« erfitt X^iil tntfiölt bie Sdjil-
betung obei bie ^iftoiif^e SspafUton ; in jntiten,
Dom fünften ©tollen an, regiert bre Sii^ fein
^ei^ unb bittet, baS Seiben l^tiltn unb mit-
tmpfinben gu bürfen. SaS Sieb ift ein Dittbcumn-
bettts ailcifttiftüil unb ^at mit 3tt^t Diel Sob ge-
emtet; nur int num, totnn man annetimm
tDÜrbt, iS fti etnaS SinjigbaftetienbtS, todfirenb
eS bo^ nut eines Don ben Dielen Sitbem ift,
tstl^ iene poefiertii^e, gei^g fo fy>ä) ftcfienbe
3cit ^eiootgebtadjt ffit S)ie Sptac^e ift rettti
unb äongDoK unb ^Ört fi^ mit i^ien ptS^igen
JReimen unb Sffononjen toie SKujU an, ein dc-
iDtie, gu iDelc^ ^o^e bit ftii^e bit tobte Spia(^
ju et^eben oermot^te unb mel^e fBoOenbung
eigenet ^rt fie t^ ju gebm tnu^ ÜRe^i no($
als bet Siii^ter ift in biefem Siebe bti Sttet ja
bemunbem ; feine (Srnpfinbung ift tief, glutooll,
gana bie beS in'B ^eilige betftntm SüblAnbeiS.
3)ie fptoc^li^ S^ntitit unb SmpfinbungStitfe
beS Btabat mater rtigte 3)Ian(^ juc Uebei»
f e|ung ; bie eiftt beutfdie ift bom aRdnc^ Doit SoI j-
burg um 1365 (Maria stuend in awinden
amerczen) ; I84S jä^lte SiSco 78 in Seutf^-
lonb (u. % Don Aloppoct, gouqu^, SoDatcr,
Simtod) unb 11 in ben Sliebetlonben. fietnc
ift bem Original gang gerec^ geaodxn Degen
ber Dielen Si^ioietigfeiteR , totli^t b(tf Qitlu^e
Sieb bem Seaibeittr bietet. — SBoS bit Songeft-
ueife btS Btabat mat«T btttifß, fo finbet ft^ bie
^Qmnufimelobie ^ufig (mit ^i'^orifd^en Varianten
abgebtudt bei ^äumta [f. u.]). ®a fie in 3bi<-
lien Diel Dom Sollt gcfungen nid, ouq im (ge-
biete bei moilänbif^en Sttuigie, too btd Btabat
mater nie oIS Stqurnj SQennnbung flnbcn binnle,
fo liegt bei S^ilu^ ni^i, ba| bttft bie nifpiün^—
m
StaBlIltat bet SKönd^e — ©tablo-SIRalmcb?.
694
r^tlRdobte ^, cdfo ein »cifpiel b« ÜRufif jur
aUef^ po)mI&t>lattmif(l^en fjfrancißconerpoepe.
togro^ ^udit man eine aßelobie für bie ©e-
qaaq nod) in bcn großen (Srobuolaudgaben beS
17. So^i^nbettt bon fftom, Senebig, Sngol-
jlott, ^iariS# &m>n oergeblid^ ; )um erften 3JlaU
faJbtt ^ eine fold^ im Graduale Born., Ant-
wwpifte 1712, unb in ben timtun 9u§"
^ofaen Hon 1750 an, ober nid^t mit einer ein-
VtdvSfm ÜRdobie, fonbem in oerfd^iebenen 93er-
yaäiaL, Me eine gcmilfe Stotl^Ioftgfeit befunben
nb füroeifcn, bog feine alte SRelobie e^iftirt.
toA 2it&C^ (Brobuale nimmt fogar bie SRelobie
com Lttidea enicis beS Sbam oon @t. SSictor.
£ir Slelobie in bcr officiellen Ausgabe bed ®ra-
boole tem nod^ )um 3RtiteIgut gered^net merben,
not bo^ bcr Som)7onift bie @ä^ in ber Ketl^en-
fDlge a, b, c, d, e I a, b, c, d, e Dertl^Ute, anftatt,
sie bcr 36idfiüä^t erl^eifd^t, in ber gfolge a a,
b bt e e n. f. m. SRe^rjiimmige Sompofltionen
M Slabat mater gibt eS in großer ^njal^I,
boziniler bie bebeutenbften oon 3odquin 2)eSpre),
t^dkfiziiia^OrlanbnSSanuS, 9ftorga, gfel. Snerio,
$cigoIefe, 9lof finL (Sgl bie l^mnologifd^en Xe^«
fcaBmlungen Don S)anie(, äRone, Ifel^rein; ferner
tücD, Siabat mater, Serlin 1848; Söitter,
€tebic gum Stabat mater [in mufddifd^er $in-
f^I. fiei)>sig 1883; Söumler, Stabat mater,
mi CdrilieiAiIenber 1883, 59ff.; ffa^fer, Seüräge
foc <Bef4ii^ unb Srüärung ber ölteften ^d^en-
&qinicn H, $oberbom 1886, 110 ff.; ®if^x,
^cr €eqiicnien bed römifd^en !IRe|bud^ed, gftti*
te8l887,80ff. Sttdffll^rlid^ereSiteroturongaben
bieM Ghayalier, B^pert. bymnol. n, Louvain
1S97, a. 19 416.) [Smbr. JMenle 0. S. B.]
^tefifittf ber 9Rönd^e, f. GyroyagL
^te»b-9BaCMMp, gefurfleteSIbteiimfrul^em
benrid^ Sdd^e, tourbe geftiftet auf Anregung beS
bL dänacittd bunb ftönig @igibert m. (632
bü 656) oon Suftrajten, ber bie SluSfäl^rung
inu^ (Entf^IufleS bem ^auSmeier ©rimoalb, bem
6obsic ^ttmifi oed Sieltem, übertragen l^tte. S)er
bL Semodud, ber mit 9ted^t }u ben ^pofteln ber
ibbeiimii gegäblt toirb, ftammte oud Stquitanien
imb ifoüt ivm Se^rer ben bl. SuIpiduS (feit 624
feibifc^f toott SouxgeS). Slod^bem er fpöter einige
^sä;^ bcc Sbiei Solignac (bei Simoged), einer
eti^tims bei ^L Sligiud (f. b. 9lrt.), ktorgeftanben
hotte« berief i^n ber frönlifd^ ffönig S)agobert I.
(622 begm. 628—638 ; f. b. Sri.) an feinen iQol
Sttgobcctt eoifftt, 6igibert HI., bebiente ftd^
feiner {qt Scfefttgung bed S^riftentl^umS in ben
Sxbennrn itiÄ befümmte i^junä^ift (um 644)
ja» BU ton Ettjpum in 9elgif(|-fiusemburg
(f. Mon. 0«ffm. hiat, Diplomata imperii I,
21 ai.). Kadb ^ ®rfinbung ber ftlöfter SRal-
«eby imb Stablo (Malmunderio seu Stabe-
iaao) tnn 648 (Mon. L c. I, 22 sq.) tturbe
Smadnfl Vbt berfelbcn unb mad^e fie ju ber-
Mm^eaben SerbreitungS- unb ^^flegeanftalten
4ciß&9er <Scfittitng. 9ud^ ald ber ^eilige bolb
barauf (tiieOeid^t nod^ 648, f))ate{}en8 651) )um
SRac^foIger bcS b^ ^ImonbuS (f. b. «rt. I, 679 f.)
auf bem Sifd^ofSftul^t t)on SDloaStrid^t getoäblt
»orben mar, blieb er gugleid^ 9lbt t)on Stablo«
9RaImebQ (Mon. L o. I, 23: episcopus et
abba). S)ie «nnobmc % be Jloüe'S (f. u.), erp
iur Seit ber bifd^öflic^en 3Bir!famIeit bed 1^1. 9le-
maclus fei baS in ber ©iöcefe aWaaStrid^t (f<)äter
Süttid^) Hegenbe Äfofter ©taMo gegrünbet mor-
ben, mö^renb bad im 99ereid^e ber S)idcefe ftöln
gelegene SRalmeb^ etmaS früher entftanben fei, ift
ol^ne uriunblid^e ©emö^r. Um 660 reftgnirte SRe-
maclus auf baS SBifd^ofSamt unb }og ftd^ nad^
©taMo jurüdt, »o er 669 ftarb (AA. SS. BoU.
Sept I, 669 sqq.). ©eine ^Reliquien befinben ftd^
ie^ in einem mtd bem 13. Sa^rbunbert ftammen-
oen funfiDoHen ©darein in ber ^fonftrd^e bed
©töbtd^enS @tat)eIot (f. Sa^rbüd^er bed SBereind
k)on Slltertbumdfreunben im Kbeinlanbe XLYI
[1869], 185 ff,). — 9Iad^ ©ainte-SKartl^e (GaU.
chrißt. m, Paris. 1725, 939) l^otte in ©tablo-
ajlalmeb^ eine Seit lang Solumbond Siegel ge-
golten, bie fpäter mit ber Senebictinerregel Der*
taufd^t morben fei Unter ben Siebten t)on ©tablo-
3)lalmeb9 fmb aud bem SRitteloIter nod^ folgenbe
}u ermäl^nen. S)er 1^1. ^gilolf erlangte 93ebeutung,
meil er sugleid^ (um 748) SBifd^of t)on fföln mar
(ögl. ftölner ipaftoralblatt 1895, 15 ff.). Subefe
mar feine bifd^öf lid^e Sirffamleit nid^t t)on langer
2)auer; er mürbe (um 752) in ber IRäl^e bed
jeMgen Sorfed 9mel (bei SRalmebQ) getöbtet unb
fd^on balb in ber bortigen ®egenb ald SRartqrer
t^erel^rt. Ueber bie nö^eren Umftänbefeined Xobed
liegt lein }m)erlaf ftger Serid^t Dor; SßabiOon, ber
agüolfd Job in'd Sol^r 770 fe|t, fagt (Annal.
Ord. S. Bened. 11, Paris. 1704, 220) : Propter
fidem in regem mariyrio coronatus traditur.
S)ie Tlbnä)t t)on ÜJlalmebQ litten ben Seid^nam
i^red geliebten %bt>93ifd^ofed }unäd^ft in ber bei
bem ftlofter gelegenen @t. Saurentiudfird^e bei-
gefe|t; im 3. 1066 übertrug Sr^bifd^of 9nno IL
bie ateliquien nad^ ft5In. S)er l^ilige 9lbt Obilo
(geft. 954) fud^te bie SBunben gu b^Uen, bie in
ber $eriobe ber Sommenbataräbte (844—937) ben
betben ftlöftem gefd^Iagen morben maren. Sr fteUte
bie ^idciplin unb bad ©tubium mieber ber imb
berief ben tüd^tigen ^ropft 9lotIer (f. b. 9lrt. n. 4)
Don ©t. ©aflen ald SSorftel^er ber ftlofterfd^ule
nad^ ©tablo, mo ein Sal^rbunbert t)orber ber
Sieget 2)rut^mar (f. b. 9rt.) gemlrft l^atte. (Sinen
nod^ großem Stuf ald IHofteneformator erlangte
im folgenben Sa^tbunbert ber fjjl, $oppo, bem
bur^ König ^einrieb ü. im 3. 1020 bie erlebigte
9lbtei ©tab(o-3RaImeb9 übertragen mürbe. SSon
bort aud führte er tl^eild felbft, tbeild burd^ feine
©d^üler in einer ganjen Steige oon ftlöftem
(©t. SRairimin, Sd^temad^, 3Bei|enburg, ©t. Qual-
len, ^erdfelb u. a.), bie ibm Don ben ftönigen
teinrid^ n., Itonrab IL unb ^einrid^ m. ^vm
totdt ber Stef orm unterfteOt mürben, eine ftrengere
£)rbend}U(^t ein. S)a er aud^ tünftlerifd§ Veranlagt
€95
Stabion.
696
toat, fd^uf er Bei tnel^reren ftlöjlent Bebeutenbe
flird^enbnutetu ßr ftart 1048. (»gL bie Vita
PopponiB, in ben Mon. Genn. hist Scriptt. XI,
291 sqq.; iß. Sabetoig, $oppo t)on@tabIo, 9er-
Unl883.)Sein9lad^foIöcr2:^eoborid^(öeft.l080)
^attc mit grsbifc^of 5lnno II. öon ftöln einen
l^efHgen ffantpf »egen beS jnojterS SRalmebQ }u
befielen, ^nno l^tte jt($ 1065 ton bem iungen
Aönig {)einrid^ IV. baS im 93ereid^e ber ffölner
S)i5cefe erbaute, aber feit beS 1^1. StemaduS 3eit
mit Stablo tiereinigte ffloßer tftalvxibt) fd^enfen
laffen unb fteQte an bie Spi^e beS fflofterd ben
!Dlönc^ Segeno auS Sraumeüer. Vergebend }ogen
1066 bie Tlbnä)t Don Stablo mit ben [Reliquien
il^ed Stifters nad^ 3lad^en, um bort, gettiffer-
ma^en burd^ bie ^ix]pxafy beS ^eiligen, Dom
jtänige ben SBiberruf ber Sd^enfung )u erlangen.
Seffem fefolg |^atten fte im 3. 1071, als fte mit
bem ^eiligen Seid^nam )u Süttid^ Dor bem ff önige
crfd()ienen. ^einrid^ IV. gab ber SSoHSftimmung
nad^, forberte Don ^nno ben ^btsftab guriid unb
legte i^n el^rfurd^tSDoS auf ben @arg bed 1^1. Ste»
macIuS, 5um 3(i^^/ ba| ÜRalmeb^ mieber mit
@tabIo Dereinigt fein foUe (f. Triumphns S. Be-
macli, in ben Mon. L c. XI, 483 sqq. ; Lam-
bert. Hersf. Annal. ad a. 1071 ; O. S)ietrid^,
S)er Triumphns S. Bemacli eine DueHe für bie
®efd6i(^te beS 11. 3a^rl^unbert3, ^alle 1887
[®iffert.]). S)er berü^mtefle «bt ©tablo'8 n>ar
aSBibalb (geft. 1158 ; f. b. Sri.), gleid^ auSgeaeid^net
als aibt, Staatsmann unb ©elel^rter. 9Iud| in ben
f olgenben Sal^rl^unberten fehlte eS in @tab(o nid^t
an frommen unb loeifen bebten ; aber eS gob leiber
aud9 einige, bie burd^ Serfd^tsenbung, Sitten«
lofigfeit unb ©emalttl^atigfeit ben beiben fflöfiem
fotool^I tt>ie bem gugel^örigen fiönbd^en unfäglid^en
Sd^ben gufögten. ^IS einer biefer unmürbigen
$ralaten, ber caDaliermä^ig lebenbe 6m))orIömm"
ling 3ol&anncS m., bie Abtei auf^S Sieffie l^er-
untergebrad^t l^atte, trat ^einrid^ IV. Don 9R^robe
(1438—1460) als Slcgenerator ber fflöfter tt)ie
beS gfürftentl^umS auf. 3n feinem Sinne toaren
oud^ feine beiben 9tad^foIger, SaSpar $ondn
(geft. 1499) unb SBUI^elm I. Don !Dlanberfd^eib
(1499—1546; fdt 1513 aud^ «bt Don ^rüm),
t^ätig. Unerfreulid^ mar bagegen bie Stegierung
e^riftopl^S Don aRanberfd^eib (geft. 1576), rineS
Steffen beS Vorigen. S)a baS üeine geifUid^e gffir-
ftentl^um ^ngefid^tS beS nieberlönbifd^en 9uf«
fUmbeS eines tl^otfröftigen 93e{(6ä^ beburfte,
mahlte man 1576 ©erl^arb Don @roiSbee!, gärft-
bifd^of Don Süttid^, gum SIbte unb nad^ beffen
3:obe (1580) ben ^tqoQ 6mft Don Sägern.
S)ie{er (feit 1585 än^ober Don fänf SBiStl^ümem,
barunter feit 1583 aud^ fföln; f. b. «rt. VH,
876 ff.) belegirte feine geiftlid^en SBefugniffe als
9bt ben beiben ifhrioren Don Stablo unb 9RaI-
meb9 ; auf feine Snorbnung mürben bie Sefd^Iüffe
beS XribentinumS im gfärftentl^um publidrt. 2)em
fyxm ßrnft folgte 1612, toie in ftöln, Sättid^,
Stünfter unb ^ilbeSl^eim^ fo oud^ in ber Slegienmg
Don StaMo-ÜRalmeb^, &^O0 Sferbinonb dor
Sofern (gefi. 1650). S)agegen mar beffen 9leffe
SBiU^elm (1650—1657) nur 9lbt Don Stablo-
ÜNalmeb^ unb reftbirte mieber im Sanbd^enj et
lieg bie beiben fflöfter 1654 bec S^urSfelber (Kon-
gregation (f. b. «rt. n, 1547 f.) beitreten., Sßü
bem Saläre 1731 l^örte bie !ßenobe ber Sommen*
bataräbte auf; man möl^Ite mieber einen Xegularen
}um Slbte, nämlic^ ben SRdnd^ 9licoIauS üRaffm
aus Stablo. 31^m folgten nod^ fünf gfurftobte^
bie tl^eilS in Stablo, tl^eiis in milmebq refibirten.
Unter ibnen bauerte ber Streit aber baS Sted^tS*
Derbältni^ ber beiben fflöfler }u einanbet (f.
A. de Neue 188 ss.)^ ber fd^on im fruben SRittel*
alter begonnen unb )u Anfang beS 18. äal^r*
l^unbertS mehrere ))0lemif<!^e Si^riften 3gn. 3lo«
berique'S unb SRartöne'S Deranla^t fydte, ^rt.
2)er Ie|te gurftabt mar (Bleftin SI^^S (gemä^tt
1787), ber jebod^ am 29. 9loDember 1792 beim
SSorbringen ber fjfranjofen flüd^ten mu|te. St
ftarb 1796 }u Ipanau. S)ie beiben fflöfter mur»
ben aufgehoben unb boS Sänbd^en burd^ (8efe|
beS fran)öftfd^en9iationaIconDentSDom 1. October
1795 mit granfreid^ Dereinigt. S){e Säculorifotion
unb SinDerleibung mürbe beftStigt burdb bie Sftie-
benSfc^Iüffe Don (Sjompo gformio (1797) ttnb
Sun^Diae (1801). 9la^ bem Sturze 9lapoIeonfi
mürbe burd^ ben Siener Kongreß (1815) ba8
pl^ere gfürftentl^um get^eilt: bie Pfarreien, melc^
gur Aölner SH5cefe gehört batten, SRalmeb^ unb
SBeiSmeS (nebft einiaen S)örfem), mürben mit
$reugen Dereinigt; ber äbrige Xb^ mit bem
Stdbtd^en StaDelot !am gunäd^ft on boS jfdnig-
reid^ ber ^Rieberlanbe, bann im 3. 1880 nad^ ber
Trennung Belgiens Don ^oQaid) an baS ildnig»
reid^ SBelgien. (93gL nod^ A. de Nofle, Stades
hist Biir Tancien pays de Stavelot et Ual*
m^dy, Li^ge 1848; Oefterle^, Mtor.«geogt.
aSörterb. beS beutfd^en9mtteIaIterS, ®otba 1883^
423 f. 647 ; ff. Sd^orn, Eiffia sacra n, Sonn
1889, 13 ff. ; P. de Noüe, La lögislatioii de
rancienne Principauiö de Stayeloi-Malmödy,
in Axmales de TAead. d'Arch^ologie de Bär
giqne 1891. SSBeitere Siterotitr f. in benStubtm
unb SRittl^eilungen auS bem Senebictiner« unb
giftercienferorben X [1889], 492 f., fomie bei
$ottbaft, BibUoth. hist med. aevi II, »erlin
1896, 1545.) [Sei.]
$iabio«, ei^rifiop]^ Don, Sifdbof t)on
SlugSburg, entflammte einem in SBö^men, So^em^
SEBürtemberg unb ®aligien begüterten VbelS-
gefd^Ied^t. 6r mad^te feine Stubien in Xubin^en^
bann f ed^ äal^re lang in SBoIogna, mo er Dr. jnr.
can. mürbe; 1507 trat er in baS SugSbittget
^omca))iteI, mürbe biferlid^er Statin, Soablutor
unb am 3. ÜRai 1517 92a^olger beS iBifd^ofS
^einridb Don 9ug8burg. Sd^on am 1. Octobet
1517 berief er na(^ Ailingen eine ga^treid^ be-
jud^te S)i5cetanf9nobe, mtf ber geitgemöge Statuten
tn 59 HopMn bef^Iofjen mürben. 3n einer
l^od^bebeutfamen @d^Iu|rebe btong ber Qifd^of
«97
@tabion.
698
auf Kamill. ®ebeUM{er, 9Bif|enfd^aft imb ein-
>xi^&bmtof^ebelben^riefleni, xoonn er felbfi
all IBoiMfb tH)tanleu^ete. Sine Sbfd^rift biefer
Sebe IfOtit n bcmlHbt Seonl^rb SQBtebemann Don
Cttobeurm (i b, %xt IX, 1191) überfanbt; biefer
\t^ btefdbe 1518 fai ber fflojterbruderei bruden,
c^on bct Qif(^of in feiner ^emutl^ bagegen
^tefürt ^Qtte, 3m folgenben 3Ql^re lieg 9if(|of
(hriftoii^ bm^ gelehrte unb fromme ^riefter eine
Ä'faahDn bct S)i5ccfe Domel^men. 9uf einer
foetiai @9nobe gu SitRngen 1520 trat er ben
äetan Sttl^eiS (Aber bemt Ausbreitung in 9ug8-
teg f. b. 9x1 1, 1631) entgegen unb bebrol^te
bcn ^ttc^concttbtnat mit firengen ©trafen ; neben
ba Seblen unb ^filaten nahmen 160 Pfarrer
OB ber 69nobe £^. Um ber SuSbreitung bed
Mkd^tnnd in ber 6tobt Augsburg entgegen )u
«tbcUrn, berief baS Domco^d geteerte ^biger
auf btc Se>omIan)eI, suerfi (1518) 3ol^. Oeco»
kmUMbtitd (|. b. Art), bann, oIS biefer 1520 in
boS Srigittimitlofter }tt 9Itomun[ter eintrat ben
VtAaa 9£^iu9 (f. b. 9x1), toeld^ aber fd^on im
f^Igtnben Sü^te megen feiner lutl^erifd^n !Reue«
naigm luidi einer f (j^arfen SJlal^nung toon Seiten
M ^ßa|yfieS bitr<^ bofi Sapitel entlaffen merben
imltK. Set Sif^of berief ben geleierten Augu-
foncr 3o^. ffo^Ier au8 aßinbeH^rim oI§ Xl^eo«
bgen unb ^dnttentiar an feine Seite unb fd^ritt
f^ gegen betveibte ^efter ein, fo gegen ben
${amr Caspar SquUo (f. b. Art.) ; infolge beffen
Mobte iibn Seo X. in einem ^d^reiben oom
ti. gfArnor 1521 n)egen feined ßiferS für bie
fe^cdtung bei ®IaubenS unb bie gfreil^eit ber
ftnbe. WB Sd bie SBonnbuSe gegen Sutl^er nad^
SeatH^Umb brodle, lieg fie Sifd^of @tabion, im
degenfal )tt monc^en anberen }ögemben Sifd^dfen,
am 8. Slonember 1521 in ^Begleitung eines fd^arfen
fRonboM publictren. 3m 3. 1521 »o^nte er
ben Skid^tage ju SßormS bei, unb fein ©efanbter
ftoRxab ^kutinger (f. b. Art.) gehörte ju bem
^oabif^en 9(u8f(^u|, »eld^er mit fintier Derl^an-
bettr (^e(e>f^genr5tber, Sonc-Gefd^. IX, 285).
9ud^ bei oSen folgenben SinigungSbeftrebungen
vor eiabion tl^eifö perfönlid^ bet^eiligt, tbeilS
hasä^ fS^citratoren vertreten ; fo auf bem SReid^S*
tni §a 9äimberg (Sfntbia]^ 1524) unb bei ber
bolb bonmf (Suni 1524) gu StegenSburg gur Ab>
fs^g eines StefiormftatutS gufommengetretenen
SdfdmmTmtg, beim iBqd^Iäff e er burd^ ein 9Ran«
bot Bom !• October bcS genannten 3abteS ))ubU-
ctrtr; jjtigfetd^ Derorbnete er, bag biefelben üon
oSm OrbenSoberen tmb S)ecanen il^ren Unter-
feknen jci^Ii«^ oiermol oorgelefen merben f oQten.
Xm ytndfiitaQ t>m Bpti^tt 1529 mol^te er ptt'
idnli^ bei; gu 9u^bnrg mürbe er am 15. Auguft
1530 in bat engem AuSfd^ug gemöblt (^efele-^er-
gmnrl^rrlX. 716). 35er eifrige Sif(^of]&attefdeon
IB27 bie Steformffaituten Don 1524 erneuert unb
in bmlf(9er Uebetfe|itng tierbreitet; er trat ftreng
yyes bie Iid^^rff c^en 9leuerungen in ber Sifd^ofS«
|bdt unb bct S>i5ccfe, befonberS in ber tReid^
fiabt ÜJlemmingen auf ; aber bie ?IRagiftrote för-
betten ben AbfaK, unb burd^ bie ^e^ereien beS
SR^egiuB, Sol^. gforfter, »ujer (f. b. Artt.) u. A.
na^m berfelbe immer gemaltt^ätigere gfoimen an.
anUten in biefen äBirren bielt ber SBifc^of 1536
eine S^nobe, beren IBefd^Iüffe aber nid^t erbolten
finb. ixoij^ biefeS eifrigen SQirfenS ftanb @tabion
bei fatboUfd^en mte bei ))rote[tantifdeen Seit*
genoffen im Stufe eines fd^manfenben g^arafterS.
SraSmuS fd^reibt aber il^n: Episcopus Augu*
stensis censet aequum, ui concordiae causa
qnaedam concedantur, quo nomine apud
quosdam dicitur audire Luiheranus. Sin
fatbolifd^er Anonymus fd(^eibt : ,,S)er Sifd^of oon
Augsburg ift ein gäddtiger 3Jtann, aber nii^t feft
im ®Iauben"; ein ^roteftant du^ert (unterm
20. 3uli 1580) über il^n, ben C^rgbifd^of oon
9){aing unb ben Don Stbln : „^u]t brei finb fyiVb
eoangelifd^, mod^ten teiben, ba^ man j^e gu melt«
lid^en gfürften mad^te; mören fie aue mie bie
brei, fo föme man mol^I mit il^nen auS" (f. b.
aSelege bei Sanffen, ®efd^. beS beutfd^en SSoÜeS
m [1881], 201). SuftuS SonaS fd^rieb ßnbe
3uni 1580 aus Augsburg an Sutber: Dicitur
episcopus Augustanus in privatis coUoquiis
hujusmodi edidisse vooem: illa, quae reci-
tata sunt (bie AugSburger Sonfeffton), vera
sunt, sunt pura veritas ; non possumus in-
ficiari (Corpus Beformat. 11, Hsdis Sax. 1886,
154 ; ogl. 241 sq. unb Sutl^erS SSrief Dom 3. 9lO"
öember 1580 bei ©e SBette, SutberS »riefe IV,
»erlin 1827, 190). 5Rad^ ©iwlotin, ßöleftin,
@edenborf u. A. l^atte Stabion nad^ »erlefung
ber AugSburger Sonfeffion im AuSfd^u| biefelbe
in einer S^ebe oertbeibigt: glaubmürbige »emeife
bafür fel^Ien (Dgl »raun [f. u.] 355, Kote). 3)a|
bagegen 9J2eland^t]^on ben »ifd^of nid^t für einot
92euerer ^ielt, fonbem nur auf beffen SRilbe unb
üermitteInbeS Streben red^nete, gebt auS bem
»riefe b<tt)or, meldten er am 18. Auguft 1580
an benfelben rid^tete, eS fei fein fel^nlid^fter SBunfd^,
ut pace constituta Episcoporum potestas sit
incolumis, et hanc plurimum prodesse posse
Ecclesüs judicamus. Erit igitur clementiae
Episcopalis, dare operam, ut nos, qui parere
non recusamus, servemur; atque paucis
rebus relaxatis, quae neque fidem laedunt,
neque bonos mores, et quos jam natura
rerum mutari patitur, nostri non gravatim
parebunt; an bemfelben Xage Derbanbelte SKe«
lond^tbon nod^ münblid^ mit il^m (f. Corp. Beform.
n, 274 sq.; ogl. aud^ SSßeffenberg, Sie großen
ftird^en&erfammlungen beS 15. unb 16. 3abt*
^unbcrtS ni, ßonjtans 1840, 55, Kote 72). ©oft
er bem SroSmuS, meld^er ibm 1535 feinen Eccle»
siastes mibmete, in einem »rief an 92aufea (f. b.
Art) üom 30. SRoöember 1587 übertriebenes Sob
f))enbet (»raun 345 ff.), mar mo^I eine golge
ber Stabion im))onirenben ®ele^rfam!eit biefeS
^umaniften. UebrigenS baben l^ert)orragenbe(atbo«
lif d^e ©elel^rte mie »rafficanuS, Sod^IouS, »rufd^,
n
Stanbe e^tifti
702
^bflBong efaifS Xl^eüeS ber SRono-
;^j i^a bcc Ueberttogung eiiuelner g5tt-
je ladBle an biefeObe (ber SugegentDort,
SsdCfli^lDbvijfei^ett, nad^ ^fd^ouung ber
^MaoRt) di in Btata diTino befinblid^
i^n vcdHn. S>ie ixienfd^H^e S^ofeinfimeife
zs eis bcin. tDod |ur menfd^Kd^en 9{atur
gdl&ttr bie accibenteSen Sefd^ffen-
a^ in^eicn S^ftiinbe bed (Sottmenfc^.
'j kc 9m4iebai^ biefer in Se^ug auf
*q&-l ^enii^leit imb S^re werben bie SSBetfen
» asMitd^ SofettiS (@tctnbe ber menfd^«
^ Saturnnb SebenSflfinbe) (S|rifK al§ @tanb
e ütjbri^, B^vMft (statas hnmilitatis,
«hiTaas) ober ber (Stniebrigung (statas ex-
^mooBtf j imb oä @tonb ber ^enlid^feit,
\jsin% fststos gloriae, consununationis)
:a dff (Ec^tnmg (siatcui ezaltationis) be-
I xsl 2)cr Qntnf^icb gel^t unmittelbar auf
' .^ MWtbcnm 99ef«!^ffen^eiten bed fieifd^-
^mdaim SBorteS (SotteS nad^ ber Seite bed
:.-iM im engem €inne, beS animalifd^en
:2>:ä onb bei Seibci, unb nad^ Stufen l^in.
lä fc^ige 2A€n, loeU^ al3 f oU^eS OnteDect
ci SilU) fi4 pm im Sufianbe ber SSoU-
doj b^caib, tpicb bu»!^ ben Unterfd^ieb ber
i^ mr t^eilmeife unb relattü, nömli^ in fei-
-3 jifoimnrn^ge unb in 9RitIeibenf4aft mit
tt tBioafifd^ betroffen. Sie @eele Sl^rifti
nnir ^ ummterbrod^ , aud^ toöl^renb ber
7^ (Mebrignng bed gleifd^ed, toenigftend in
k; cvt^t bcS (Stiles (in ratione superiori),
^ Srnfcf unb ®enuffe3 ber visio beatifica
';i 9a^ über bie SBefd^jfenl^eiten ber menfd^«
lia Soto f. im 9(rt ei^ri|iuS). S)ie beiben
UM pdlen in il^ (aefd^id^tlid^en) Snttt)id(-
^ pA €tabien bei Sebendlauf eS , in il^rer
iinnanbeifolge jtDei Cpod^en bed menfd^Iid^en
jxste^jUbar. S)aö ©tobium ber ßmiebri"
XU ^omi mit feiner SRenfd^iPerbung. Snbem
>r: ««äi Sottet bie ihie^tSgeftalt annal^m, b. i.
tt ^^id^ menfd^Ii^e 92atur, in meld^er er,
^ eottglci^e unb felbji ®ott , ®ott feinem
torimtirgeorbnet toor (oud^untergeorbnet blieb
1 idmbc ber (Erb5^ung) , «entäußerte er fid^
ii2)Tt' bciäglid^ feiner (Sottgeftalt burd^ bie
üfiiatAudmig ober Surucfl^Itung feiner @ott-
korlü^« baf( fU nid^t, mie Ite, fofort einbringenb
3 ^ Sccle^ bie böd^fte geiftige IBoQenbung in
'Z bciDttfte, f 0 oudg aber ben niebem Xfftxl feiner
S^f4f^ fU^ ergieße; er begab ftd^ alfo ber
SMtöt unb aßfirbe feiner ®ott^eit unb (Sotted-
'*:^w^\i in feiner äußern ßrfd^einung. äBol^I
bjttt ber ^poftotifd^en Union als naturgemäße
%oi^ unb Sßirhing bie aüfeitige SoIIenbung ber
\!cä^ Otenfd^bcit^ fo^ii ou^ bie aSerflörung
M j^Ieif(^ entfftod^n; fie bötte aber nid^t au($
mlipnxben bem Don i^m frei gemoHten 3toede
filier SRenfd^merbung , bie SReufd^en burd^ ein
tt^ bc3 OpfvA unb Eingabe beSfelben in ben
lob mit (Sott au ocrfö^, wie aud^, jum Xrofte
unb jur Seigre ffir fte, ^in Wltm oerfud^t )u wer«
ben gleid^toie wir, bie @ünbe aufgenommen"
(^ebr. 4, 15). S)eßwegen nabm er aud^ bie menfc^«
lid^e SRatur nid^t an in i^rer urfprfinglid^en iBe-
fd^affenl^eit, fonbem im @tanbe ber SeibenSföl^ig*
feit unb @terblid^eit unb ber wirflid^en Seiben, wie
fie burd^ %ham% @änbe geworben war. @onad^^
obfd^on obne @änbe, befleibet mit bem „Sfleifd^e
ber @unbe" (»öm. 8, 8) unb als ein SRenfd^ er-
funben nad^ ber Sel^nlid^feit bed gefaQenen aßen«
fd^en, erfüllte er baS 9Ber! feiner @enbung oom
sBater unb würbe il^m gel^orfam in oielfältiger
@elbfterniebrigung, bie fein ganjeS irbif d^ed Seben
auSfiiHte, bid gur tiefften Smiebrigung im f d^mac^»
OoUen Sobe beS ffreujed (^l^tl. 2, 6—8). (lieber
bie Sfrage, ob bie £^5Denfabrt unb bie S^it feinet
9)erweilend in ber unterweit mebr bem Stabium
ber Smiebrigung ober ber Srl^öl^ung jusujol^Ien
fei, f. b. art. ^öDenfabrt.) ©ie ßrl^ö^ung (bur^
©Ott bejw. ben Sater, «pg. 13, 37 ; 17, 31. »dm.
6, 4 ; 8, 11. 1 6or. 6, 14; 15, 15. 2 6or. 4, 14,
ep^. 1, 20. Wl 2, 9. gol. 2, 12) war für
il^n felbft bie g^rud^t unb b^ So^n fetneS in ber
Smiebrigungbetbötigten (Sel^orfamS (Suc. 24, 26.
5PbiL 2, 9. ©ebr. 2, 9). €r bätte, wa« fie feiner
uRenfd^b^ brad^te, afö (Sott i|r f^enfen fönnen;
bod^ l^at er als Stenfd^ eS oon ber ®ottbeit begw.
feinem Sater oerbienen wotten ; Sbnftud bef anb
fid^ Wö^renb feines irbif d^en fiebenS in statu viae,
bod^ war er im Unterfd^ieb oon allen fibrigen
9ßenfd^en gugleid^ comprehensor unb l^atte ben
Status Tiae au8 eigener Sßabl (&ebr. 12, 2) unb
nid^t gunöd^ft für ftd^ felbft, fonbem für %nbere
ergriffen, ^ür bie beiben nad^ bem triduum mor-
tis wieberoereinigten Seftanbtbeile ber menfd^«
lid^en Ütatur begann bie Srl^öl^ung im Sugenblidfe
ber Suferftebung. S)er Seib em))^ng bie ibn oer-
Qörenben ßigenfd^aften, unb fomit gelangte ber
gange CbriftuS in ben @tanb ber au(| bem
gfleifd^e gebül^renben innem SSoDenbung (f. b.
9ri Suferftel^ng SbrifH). Surd^ feine ^immel»
fabrt würbe bie l^eilige SRenfd^l^eit aud^ an ben
il^rer ^enlid^feit gebül^renben Ort erl^oben ; )u»
rüdfgelel^rt )u feinem Skiter, nal^m Sl^rifmS,
©otteSfobn aud^ aI8 9Renfd^, Seft^ oon fnnem
ewigen Srbe, bem 9(eid^e feines SaterS (f. b. 9rt
^immelfal^rt Sbrifti). 2)aS ^@i^ gur Uted^ten
beS SSaterS" (SRarc. 16, 19. SRöm. 8, 34. epb-
1, 20) begeid^net ben ewigen, unoerlierbaren 99eft^
ber l^öd^ften l^immlifd^en (Slüdfeligfeit, fowie bie
^^eilnabme beS CrlöferS an ber göttlid^en SBelt«
l^errfd^aft beS 93aterS (Thom. 8, q. 58, a. 1 ;
Catech. Born. 1, 7, 3). 3)ieß ift bie l^öd^fte
(burd^ bie ^uferftebung unb t^iininelfal^rt er»
reid^te) Stufe ber SoQenbung Sbnfti unb fd^tießt
namentlid^ aud^ bie l^öd^fte SRid^tergewalt in fid^ ;
nid^t eigentlid^ eine neue @tufe ber Srbö^ung,
fonbem ein neuer SIct ber Sßeltregiemng wirb bie
Sbl^altungbeS aOgemeinm ®erid^teS bur^ g^rifhtS'
fein (f. b. art. (Sendet, göttlid^eS V, 400 ff.).
Ueber ben SebenSlauf Sl^rifti in beibm @tabien
709
Stammbottm S^ttflL
710
2. Ste MbcB Sipm cnli^QUm ben etammbottin
Stada Qo CoQidiuS a Sopibe unb 0t. Sucafi
8niaciifil^ iwn bcnen erfiem meint, SDtoitl^&uS
gebe DU SoifQ^imSRoria^ ez latere matemo,
Swai «X Uieni pateno, bet anbete abet bie|
tinh^). VHcin biefe Snnol^me fonn au§ ben
Mi^ angeftt^ctmdtönben ebenfaOS ni^t tid^tig
hm; inbem fbibct fid^ bei SRattl^äiiS aat ktne
€li^ lär eine berofitige Senmül^ung. SBennbie
Sottrter bt({et Vnft^utmg tpeüet^in betonen,
ba| 3ofct»( unb 9Dlatla oegen i)^ Stammes«
^^ '4<i^ oni!^ bicfelben Stammbäume ^oben,
I nifln bcm im allgemeinen beiftimmen,
fl]i4 vcrni man e8 ni^t füt ftd^et b^It, bo^ bet
^ Stffcpb fngld^ ein nobet SlutSüetmanbtet
RnricA geneKn fti; benn ba^ SRaria aus bem
fxoie S)aoibS toar, ergibt ftd^ auS SRattb. 1, 1.
lü. 20. 25. Suc 1, 27. Sidm. 1, 3 u. a. @t. unb
wUtk f<^n i»m bl- dfinatfaiS (Ad Eph. 18) unb
3i#iiniS !DL (C. Ti^p^ ^00) bettiotgeboben.
EUbe^anJit le^ olle alten Xf^iontn, iai 3o«
\tfy vaä> 9Ratia auS bem{clben Stamme uno bet-
{dhn SoaiUie aetDcfen {inb. SRonibe 93ätet meifen
bdnnif bin» boB Wotio olS Stbto^et naA 9tum.
36, 6 in ibter f$amilie beitaten mu|te. S)o^ fte
ober eine (tAM^tn aus bet gfamilie SattibS mat,
bnui man (mit SmbcojtuS, ^ieton^muS, XboniaS,
SdUnensn» SRoIbonot u. 9t.) batauS entnebmen,
bo| ^ mit 3ofep^ na4 Setblebem ging, um ft(!b
mWceibcn §u laffen (Suc 2, 4 f .X unb bag fte
(in ibttt SamSie) beixatete, obioobi {ie bie 3ung-
fzmxfidbMl oäM botte (Suc. 1, 34). Somit ift,
mä) iDcnn in ben beiben Stammbäumen )unä(bft
bie ba03>if(^ Sbftammung 3o{e))^ etmief en mitb,
bamü iitbcccct bie bet SRuttet (SotteS gegeben.
9tan ftnui obet au4 no(b mit bem I^L SuguftinuS
(D* oooa. erang. 2, 1. 2) toegen bet toabten,
ffB^dftn doje^b unb Ötotia befiebenben d^t äo«
tapb brn Icaitimen (menn gleicb ni^t natutlid^en)
Sdtcr bcS ^cttn nennen. S)abut(b mutbe 3efuS
ia b^bmm ®tabe bet (Etbe bet Kecbte äofepbS,
Ott cS bei bto^ct 9bo))tion, bie übrigens bei ben
Silben rdSfi üotfam (Ogl. Aug. Betraot. 2, 7),
Ober bei bet SetiiiatSebe bet gaE gemefen mäte.
Sw 3n beiben Soangelien uritb bet Stamm-
bonm Zo\ipffi gegeben^ bod^ fo, ba| SRattböuS
boS manittdbaR Stbfolgeted^t botfteOt, SucaS bie
ipiiftidbe Sbflanimung angibt ((StotiuS, ^ettie^,
S^cflg, S0iuiib# 8e^(EamuS u. %). S>atnad^
möibe Sofcpb oon S)airib obfiammen, iebocb nid^t
bonb Solomon, bet bie ditete Sinie gtunbete,
fonbcmbuti^beffeniüngetnStttbetSlatban. WS
bb 2inie SobmonS in bem RnbetloS t)et|lotbenen
3i)d(iimiai csloftb, fling bie Stbfolge beS ^aufeS
SooM onf 6alatbid oon bet Seitenlinie übet.
S]i6tet rtlof^ bie fittete bet t)on 3otobabeI auS-
grbenbcn fltnicn (bie beS Sbiub) in bet ^f^on
M 3ac0b, imb nun ttat bie iüngete Sinie beS
Sefa in ber $ctfon Sefep^, beft Sol^eS ^li'S,
m Me DniglUben Se^te bet filtetn ein. — SDlan
final» fid^ jnxtr ffit bieje Xnfd^auung botauf be»
tufen, ba^, menn beteitS Stattl^S bie mitfli^e
Oötetlicbe Sbftammung 3ofe))bS gegeben b^^tfe^
SucaS jd^toetlicb batan gebadet boben mutbe, eine
anbete au geben. Mein bet ftete ®ebtau^ beS
l^ewT)» (genuit) bei äßattböuS aeiSt batouf bin»
hoi et bie mittlicbe Sbftammung gibt.
4. Selbe Gbangeliften geben ben Stammbaum
SofepbS (fo C^ieton^muS, SugußinuS, äJ^omaS,
9RaIbonat, ^g, ftnabenbauet unb bie meifien
anbeten). SRan bot bietbei mit bet 2:b<^ad^ }tt
ted^, ba| bei 9RattböuS Socob, bei SucaS ^e ß
als Sätet äofefibS genannt »itb, unb etftetet ibn
don Salomon, leitetet oon 9latban, einem un«
belanntetn Sobne SaoibS, abftammen lö^t 9Bie
bie^ )u etflaten i% fagt unS SuIiuS ^fricanuS
(im 3. äabtbunbett), oet nod^ lebenbe Setmanbte
beS Qettn beftagen lonnte. 9tad^ beten äJUttbei"
lungen (f. JuL Afric. Epiat ad Aristidem, bei
Migne, PP. gr. X, 53 ; t)gl. aud^ £us. H. £•
1, 7, 16) ftatb ^eli finbetloS ; batauf beitotete fein
f^albbnü)et 3acob in SeDitatSebe (bie nad^ ÜRattb^
22, 23 f. nod^ }ut 3ett ^m beftanb) bie Sßittme
^IfS unb etgeugte mit ibt 3ofe))b. Somit mat
biefet nacb ben ®nmb{ö|m bet SeoitatSebe ({. b.
%ü. ebe IV, 154) bet natutlid^e Sobn 3acobS,
abet bet legale Sobn &eIi'S. SbenfaUS etOdtt eS
ftd^, nne Sacob (bei SßattbäuS) Sobn beS SRa-
tbon, ^li (bei SucaS) Sobn beS 9Rattbat bei|en
fann. S^u URuttet loat nämliib gioeimal oet-
beitatet unb gebat in bet einen (Sf^ ^li, in bet
anbetn 3acoD. 9uS bielem ®tunbe, mett eben
bie nftd^ften Sotfabten Qeli^S unb SacobS \>tf
fd^iebene maten, folgt Don felbjt, ba^ bie beiben
Stammbäumet)ett(biebene9lamen entbalten muffen.
Sie lommen abet loiebet jufammen in 3otobabeI,
bem Sobne beS SoIatbieL 2)iefet loat nad^ Tloi'
tb&uS Sobn beS äecboniaS, nacb SucaS abet Sobn
beS Sleri; aud^ biefe Setfd^iebenbeit etflött ftd^
ttriebet butd^ bie SeDitatSebe. S)a| biefelbe in bem
langen Seitoium oon S)a^ bis äofepb in bet«
felben t^milie mebtmalS jut Snmenbung gefom-
men ift, fann nid^t auffaSenb fein. Somit gibt
nad^ biefet Stfltttung SOtattböuS bie notürlid^e,
SucaS bie legale Sbftammung SofepbS. S)ie| ent-
f))tid^t aud^ Ben alten SBeiSfagungen, loonad^ 2)a"
otb eine unbebingte, Salomon unb feinen 9{ad^«
tommen abet nut eine bebingte g5ttlid^e Setbei^ung
gegeben loat, ha% bet SRef^aS t)on ibnen abftam-
men fo&e (Ogl. j. SB. 3et. 33, 20. 21. 1 $at.
28, 5 ff.). Sie Senoetfung ttaf bie falomonifd^
Sinie in Se^oniaS, bet finbetloS mat (Set. 22,
30), unb ie|t ttat bie natbanifd^e Sinie beS C^iufeS
in bie Ked^te S)m>ibS ein (6). 17, 1—23. 3et.
22, 24. «gg. 3, 24. 3ad^. 12, 12 f.). — SBenn
®rimm (Seben 3efu E, 2. Sufl., KegenSb. 1893,
159 ff.) fld^ nacb bem Sotgange ältetet Sb^ologen
)u geigen bemfibt, ba| bei SRottbauS bie f önigliibe
9tb^ammung 3efu, bei SucaS bie ))tieftetlid^e ton
^cifyxn bet gegeben loetbe, fo ift p bemettdi,
ba^ fid^ übetbau))t nid^t nad^meifen lö^t, ba^ 92a*
tbon ^eftet mat (Dgl. ). 99. Knabenbauer,
711
StancatuS — @tanb ber IRatur unb ber Uebernatur.
712
Comm. in Erang. sec. Luc, Paris. 1896, 173
ad 175).
IL 3ur S5fung einiger Betneren Sd^ierig-
httm in ben beiben Stammbäumen (E^rifti ift
SU bemerfen, ba^ ÜRottl^ud 1, 11 nod) ben
»eften fcitlfd^ 3^gen Kroi^ä^m 3o{iQ8 unb 3e-
li^oniQ« ber itöntg 3oohm (Dgl. 1 $Qr. 8, 15)
mtSgeloffen i{L SBeim femer aMtl^. 1, 11 Don
«^iBrubem'' be« Sed^ontoS Kebe ift, fo be)ie]^
fid^ ber SuSbrud entoeber auf fonfl unbefannte,
jur 3^ ber Ueberfiebeliing nod^ SBabiüIon
lebenbe @ö(ne bed 3oofim (1 $ar. 8, 16
toirb blo^ ein SBruber Sed^oniaS' 9lamend @e«
beciaS erttol^nt) ober nad^ (ebräifd^em Sprod^-
gebraud^e auf IBertoaubte beSfelben. — äed^oniod
imtrbe um 598 in bie ®efangenfd^ gefül^rt
(2 Itön. 24, 15) unb ßnnte on {id^ „nad^ ber
tteberftebelung'' Solat^el gegeugt baben ; eS »er-
ben aud^ 1 Ißor. 8, 17 od^t Qbfjß^t oon il^m an*
geführt, Don benen @oIatl(|ieI ber }meite ifL Mein
loegen 3er. 22, 80 unb Suc 8, 27 ift onaunel^men,
baf biefe auS einer SeDirotSe^e fiommten unb nur
im legalen Sinne feine ftinber ftnb. — S^robabel
l^ei^ aud^ bei «gg. 1, 1. 12. U; 2, 8. 24.
1 esbr. 8, 2. 8 ; 5, 2. 2 6dbr. 12, 1 @obn @a-
latl^tt, 1 !ßar. 8, 19 ober @o]^ beS $^boia.
S)o| an Ie|terer Stelle Don einem anbent S^ro«
babel bie Siebe fei, i{t nid^t ttial^rfd^einlid^. &
Hegt Oielmel^r entn)eber ein 3rrtl^um beö Sibfd^i-
berS Dor, ober €alatl(fiel unb ^l^abajia loaren Ser«
toanbte unb ber eine ber ncdihdiidSie, ber anbere
ber legale Sater Sorobabetö. — Sei ber 9luf«
adl^Iung ber ftönige ton 3uba lägt VtatO^. 1, 8
jmifd^en Sorom unb OjiaS bie 9lamen Od^jiaS,
3oa8 unb 9ma{la8 auS, DieOeid^t um barauf an-
}uf))ielen, bog oiefe brei aud^ ber SegtinfKgung
beS ®ö^bienflefi fd^ulbigen Jtönige (f. 4 ffön.
8, 27; 12, 2 f. 2 «ßar. 24, 17—22), bie Don
3oram unb Silvia, ber Xod^ Sd^abd unb ber
äejabel abfiammten, burd^ ben Don SKafi (8 ftön.
21, 21) gegen bafi ^aud bed^d^ab gefd^Ieuberten
glud^ getroffen maren. — SRottl^d t^eilt (1, 17)
bim Stammboum, entf|)red^enb ben brei $erioben
ber ®efd^id^te 3SraeI8, nömlid^ ber Seit ber $a-
triard^en, Jtdnige unb ^riefier, in brei fKaffen unb
l^bt berDor, in jeber ^jkriobe fönben ft^ 14 ®e«
fd^Ied^ter. 3)a8 ifi batm rid^tig, menn 6in Stame
bo))))eIt gegdblt ift. SSo^rfd^einlid^ ift bie^, aie
fd^on SuguftinuS fagt, Sed^oniaS, ber }tpei Der«
fd^iebenen Venoben, ber S^i ^o^ unb nad^ ber
(Sefangenfd^, angel^brt. 2)em Snfd^eine nad^
tDoBte er baburd^ borauf l^meifen, ba|, mie mit
bem 14. ®liebe nad^ Wna^m bafi fßolt in Sa«
Dib ben ff5nig erl^ielt, unb mie eS 14 (Slieber
fpäter bie HdnigSiofirbe Derlor, fo nun aud^ nad^
»eiteren 14 (Sliebem eine bebeutfame Senberung
ber ®efd^id^te SSraelS ju enoarten fei ; bod^ gibt
eS audd anbere 2)eutungen (f. bie Siommentare )U
aRatt^S unb SucaS). (Sgl no4 ^ug, Ein-
leitung n, 4. 9u{L, etuäa. u. Subingen 1847,
286 ff.; Heireji OenealogieB of cur Lord
Jeans Christ, London 1855; Patriziy De
Evangeliifi II, Frib. Briag. 1858, 88—105 ;
3. ®rimm, S)ie (Einl^eit ber Dier Soangelien^
Stegenfib. 1868, 725 ff. ; Skrf., Seben 3efu [f. o.]
1, 187 ff. n, 142 ff.; Ckvnely, Introductio elc
m, Paris. 1886, 195 sqq.; 9tebe, SMeiKnb«
(eitSgefd^id^te unferefl ^ma 3efuS C^puB,
etuttg. 1898, 220 ff.) [3. Selten.1
^iaitcants, Sfran), )n:oteflantif d^ Sccttrer«
flammte aus Vloaim, mu|te aber um 1548 oegen
Hinneigung }um ^rotefiontidmufi fein Saterlmib
Derlaffen. S5a er bie ftenntni^ ber l^draifd^en
Sprad^e in l^ol^em (Srobe befa^, moä) er all
Seigrer berfelben )u ftrafau angefmit. 3nbe|Idm
er megen feiner ^UmXl ge^en bie ^üigenDer»
ebrung bei ber bortigen geifthd^en Sel^örbe in ben
SSerbad^t ber ßärefie ui& vooxh gefangen gefekt
9uS bem ®efangnig entbmmen, fcmb er ein
9fQl }u ^incgom auf bem Sd^iloffe beS Sbd-
mannd Olednicfi unb fül^rte bort ba8 fUenbma^I
nad^ 3tt)ingli'fd^er SBeife ein. ^erjog Slbrei^
Don ißreu^en berief i(n 1551 al8 $rofeffor ba
Xl^ologie nad^ ftöni^^berg unb fd^eid^Ite fid^
mit ber Hoffnung, ber ben Ofianbrifd^n Streitig-
feiten (f. b. 9rt Oftanber, n. 1) nod^ fem fie^enbc
gfrembe merbe }ur IBeitegung berfelben boS Sci^
nige beitragen. Mein ber de^ogoerred^eftii^;
StoncaruS nmrbe einer ber l^eftigften (Begner
Oftanberfi unb Dert^eibigte biefon gegenübet bm
neftorianiftrenben Sa|^, (B^rifhiS fei nur nad^
feiner menfd^Iid|en 9tatur unfer Srtdfer getoorben.
Z)a iebod^ bie Ofianbrifd^ Ißortei fUJ^ ber ^of«
gunft erfreute, bnn StancoruS in'8 (Sebtdnge raib
fanb ee nod^ im 3- 1551 für rdtl^Iid^, Mn Se^
amt aufzugeben unter bem Sonoanbe, ba^ er an
ber Dom «9ntid^rift'' Oftanber aufgebrad^tcn
neuen i^manid^äifd^en'' Sleligion fein Se^ogen
finbe. hierauf lehrte StancaruS eine 3ritlang pi
gfranffurt a. b. O., fe|te aber aud^ l^ier fein un«
Slfimcd treiben fort, fo ba^ auf @mi beS
rfurften 3oad^im IL Don 93ranbenburg SRe*
land^t^on unb SBugen^gen ftd^ in'd SRittel legten«
StancaruS fe^rte nad^ $oIen jurfidt, fanb l^ier
unter ben Somel^en mand^e Snl^ger, jebod^
aud^ ftarldt 9Biberf))rud^ , ber nomoitlid; auf
mel^reren liroteftantifd^en Siynoben l^erDorttot
2)ie ^oteflanten in $oIen erfud^ be^^olb
SalDin um ein ®utad^ten ; biefer ttioerlegte 1561
bie fie^re Stancarufi' in einer Sd^rift, gegen bie
ber italienifd^e Sectirer fid^ mit grimmiger gfeber
er^ob. Stancarufi fiarb 1574 p Stobnic) in
$oIen, nad^bcm er oud^ in Siebenbürgen füi:
Seinen Siebling8fa| agitirt ^otte, bort aber Don
»em bamalS nod^ Iut|erifd^en Su)>ertntenbenten
S)aDibi9 (f. b. 9rt) befämpft »orben »ar. (Sgl.
Sd^rddtb, ftird^engefd^idbte feit ber Keform. IV»
Seipsig 1805, 584 ^.; 3)omer, ®efd^ b. ptott^
X^Iogie, aRun^en 1867, 844 ff.) [S>äc.]
$f attb ber Ifabtt tmb hn yrtmurfw;
)KDei mit ber Se^ Don ber ®nabe (f. b. %±)
innigft gufammen^angenbe Segriffe, Don bcnen
m
6tQnb bet 9latttr unb bcr Uebetnatut.
714
ta a{bt bcn (g^d^ten) Sujbmb beS SRenf^en
iqn^, in loel^em \fyn nur bie Sefd^r
Vntra ittbiRmm toinbcn, bie fein SBefen fori
Aber m &on fdbfi ouB feinem SBefen b^oc-
^mdiax^ bcr gioeilt im Mgemeinen {eben 3ttfi<n^
M 1Rcie|<!^ meint, in »eifern i^m mid^ SBe»
fd>af{aibaten eignen, bie fibcr frme 9latur bimmS-
liegÖL ed bem Segriffe «^tanb ber Statur"
biäl mon an boS, ^toaü in bem SBefen beS
IBenfd^ entboOen mb h)lgli<b entmeber unger«
mmiüHb oon bemfdben tft ober bo(b burd^ bie
(iitiuiilbaig ber i^ eigenen ffrSfte erlangt toer"
ben tarn rnib erlangt merben mu|, bomit ber
IRcB^ ni^ nmioQbmmen mib elenb fei" (ftleut-
ber tBorjeit H, 2. «ufL^ SRün-
fnr 1872, 9): mon X)erglei(^ ^ier aucb bie
txeffrnbe S)efiintii)n beS 9latürUd^en bei Xour»
■dp (!>• gnÜA q« 2, a. 1): Naturale ülud
JjfftfDTW, ^od Tel dBt pars naturae, Tel fluit
ex principiia naturae, atque debitmn est
■ewmdnm naturae ezigentiam, sine quo
maooa illa foret et imp^ecta, Tel quod est
nüoDi ae aequitati oonsentaneum , quod-
qae Deoa ex justitia, bonitate, sapientia et
mmdanüa naturae denegare non potest
xbat(iibA4 V^ es nie einen 6Io|en Stonb ber
Slfltiit im SRoif^en gegeben; oielmebr fyd ®ott
flob brn erßen SRenfdjjen in einen b^b^ni @tanb
fber nebcmaiui) erboben, u]p. il^m 93efd^affen-
tetten 8*8^^ ^I<b< ^^ ^^ ^ ^cift unb
aOe fii|^4< beS natfirliiben 9lenf (ben binouS«
tiegn. !Rid^ lebe biefer SBefd^affenQeiten ift ober
im Ibcngen €üine beS SBorteS fibemaiürlicb/ unb
basm ftnriibt bie oBe f(bulgema|e 6<beibung noc^
acbcn bem etaiua naturae purae Don einem
statoa naiorae int^grae» Status naturae ele*
Talae, Status naturae lapsae, status naturae
reparalao unb status naturae glorifioatae.
Status naturae purae brfidt ben oben gef^il*
bcftcn €tanb ber Slotur auS. Status naturae
iß eine 9rt SDlittelbing {mif^en bem
Stt^be ber 3Iatur unb bem Staube ber
nebenuüur im flrengen 6inne beS 2Borte«; er
bmdt WB&, bo& Dem !lRenfd^ bie fog. dona in-
tegriftatia DerlU^ morben feien, nfimlid^ greifein
um einer t^ fflr feine ISerbUtniffe [(bdblid^en
tlmo^fenbeit» fionet ffreifein uon ber o5fen Se-
giofidileit, non @<bmer)en nnb ÜRfibfoIen unb
ftDBi Xobe; S)ie|ie dona integritatis baben leine
notlbiB>enMgii inncie Sejiebung ju unferem über-
wtfwrTiiben (lnb|tde, ber unmittelbaren Sn«
Umnoig ber SBcfrnbeit ®ottefi unb fiberbau))t ber
BDRnatfirfi^cn SebenSgemeinf^ft mit ®ott : oiel-
mebr V^ ^ ^ tf^ ein^SIid ouf bie ein«
pfäftt dona integritatis k)errfit^, j[ebe8 berfelben
Mxfiebfli tDcrben tbnnen, menn ®ott bem SRen*
ffn niibt boS exmtbnte fibemotOrti^e Cubgiel
grgeien bdtte. VB obfobtt fibemotfirlid^ mirb
dttTmebr nur bericitige Sufionb im SRenfd^ be-
|ek^nitwI4^b>indinnerl{ibß mtf badfibernatfir-
a^ l^bt 3icl beft Oteafii^ l^enbtrt unb noib
biefem innerlid^e SejHmmtbeit unb Snloge er»
litten bot. S)e6bcdb merben bie dona integri-
tatisy meldte bie menfd^Iid^e Statur nur inner^
ibrer felbft t)erooU!ommnen, nicbt oI8 abfolut
übematfirli(b bejei^net; mon nennt fie oielmebr
dona praetematurab'a, bo fie einfach Aber bog,
mos ber Segriff aRenfd^ ftrenge fotbert, binouB-
geben. S)er status naturae integrae mar tbob»
fö^Ii(b in unferen Stommeltem oor ber erjten
@ünbe gegeben, ober nie ffir fi(b allein, mie mep
nigftend bie meiflen unb ongefel^enften Xbeologm
leieren. S)enn ber 9nnabme ber Scotiften gegen-
über, bo^ unfere €tammeltem eine 3eit long, be»
oor ^ bie l^igmod^enbe ®nabe erl^olten, in bem
bloßen Status naturae integrae gelebt bitten,
betonen bie onberen Xb^Iogen, ba^ biefe SQ^po»
tbefe oß jmedloS, unb bob ed ®otted märbiger
erfd^eine, menn er oon Slnfong on bie b<Uig*
ma^enbe ®nabe mit il^ren ^Beigaben (ben ein-
gegoffenen Xugenben unb ben ®aben bed la-
ugen ®eified) unb bie dona integritatis }u
ebiem gro|en orgonifd^en ®anien, in melcbem bie
einjelnen Xl^Ie jid^ gegenfeitig bebingen unb er-
göngp f oSten, foliborifib oerbunben b^be ; benn
bobei mürben oud^, onolog bem (Enb juftanb, in
loeld^em bie ®Iorie ber Seele fojufagen ouf ben
Seib überfliegt, fid^ gleid^ im Ißarobiefe bie dona
integritatis oIS ein 9uSfIu| ber ben ÜRen«
fd^en l^igenben @nQbe borfteQen. S)a^ mm
unfere @tommeItem Jene abfolut flbemotflrlid^e
SuSftattung (bie btiligmocbeitbe ®nabe mit ben
eingegoffenen Xugenben unb ®aben beS f^züigax
®eifie8) erl^ten b^ben, meldte fie innerltd^ Uß
fäbigte, SU bem (Enb}iele ber Snfd^ung ®otte8 }U
gelangen, brüdtt unS ber Segriff status naturae
eleTatae au8. ^ier bot mon alfo einen 3uftanb
ber Uebemotur im engem Sinne beS S$orte8.
Sprid^t man oon status justitiae originalisi
fo benit man bobei in ber Siegel on biefen status
naturae eleTatae unb bie dona integritatis
gugleid^, olfo on bie gefammte ben Stommeltem
k)erIie]^e,]^armonifd^ SUJommengefQgteübematüv*
lid^e unb oulemotfirHqe SuSftottung. infolge
ber Sfinbe ber Stommeltem trat ober ber status
naturae lapsae ein, toeld^er fid^ boburd^ d^oN
terijiri, ba| in ibm bie ermSbnte übemotürlid^
unb ou|ernatürIid^e SuSftottung feblt, unb ba|
ber SRenfd^ mit ber 6d^ ber ^bfünbe (f. b.
Sri) belüftet iß. Sbgefeben Don biefem bebeut»
fomen ÜRomente ber Sd^Ib bedt ficb fonft im
SBefentliiben ber Segriff beS status naturae
lapsae mit bem bcS status naturae purae.
Sßie ober ber status naturae purae nie fiSr fid^
oDein beftonben f^cd, fo bat oud^ ber status na»
turae lapsae nie bed ^ineinfpielenS beS Ueber«
notürlid^ entbe^, fofem oSen äJlenfcben, oud^
benienigen, meldte oor (S^riffaiS lebten, burd^ bie
Serbienfie beS f(^on im $orabiefe oorberoerlfin-
beten erttferfi bie (Erreid^ung beg flbernotflrHd^
Snb}ieleg unb einer bo}u f uü^renben 2)iS)»ofition
ermdjglid^ mürbe, mxn \ptiäfi be|l^ Dom
m
6tonbe8))flt4ten bet etiftlid^en.
718
baijukiingou CnbÜi!^ tc^ntt nuiti otn bcfkn
in4 |tt bm ^SttDcn aeifilid^en StQnb(fit>Pt4tni
— 7. btt ^fßd^ bcseaiibaicS (f. b.Stt) ffir bie
fllniA oraxBsin lujoniiiL
IL m ptdtibitiDe geiftlid^e StanbeS-
9f a^ttn feien gimatad 1. bie IBermeibung Don
^obfn^ Od} nnb oOnn, toa§ ben Serbad^t t^on
UbcDi ccVKilcn tont fteineS SoßerS »kb bet
WSRgft ^fig«r geab^n als beS (8ei)e8 ; meibe
fr Wtrin «i4 ben 6d^! Sie bie Unfcuf(^(eit
tkn^tiing^ gebiet! bet ®ei} fyii, (Erben be9
Ocnlecg foOen bminfl bie Snnen »erben: marmn
Mm fic ni^ fi^n ic|i 9ht|nie^ fein? Se«
taRft Bum ferner, mle no^ bem Xobe bc8 ®ei{l-
fiAcB mon^mol mit {einem Sßerm5gen umgegangen
«id). nxf^e $to}e|fe nnb geinbf^ften botum
atfieieii, fo foBte ba (BeijUi^e mirnid^ gufrieben
ittn, ipcna er 9lo^ng nnb iHeibung l^t (1 3;im.
S, 8). tUiS ben angegebenen ®rünben unter-
f^gen bie Oorfil^ften oer ftird^e ouSbrüdßd^ bem
CUtihr (geiiu^eobfud^t (o. 8, Diät. XXIÜ;
c 8, Disi. aLYU). ^onbel ouSjuflben Gneii
enm), Mtbietet bie Stixi^t bem (Seiftlid^n,
glfi^lrtd, ob er in ^rfon (o. 10. 11. 18,
DtsL LXXXVXII; o. 1. 8, C.XIV, q. 4; o. 6,
X S, 50; e. 2. 4, O.XIV, q.4; c. 15, X 8, 1;
e. 1 dem. 8) ober burd^ Snbere (Bened. XIV.
CooBi «Apostdiicae Bervitatis* Don 1741)
Qn tiriben milL Sogegen ifi ^nbel ober Diel-
■4r Settoutf infomeit bem (Beiftlid^en geftattet
iü er n0t(ioetd)ig ift ivan Unter^Ue unb gur
Su^iiing ber Oeconomie. S)en Uebertreter biefer
Scrotlmnngen trifft bie (Escommunication (o. 6,
X 3, 50), fonne ber SJerlufi ber in jold^er SBeife
ctsorbaim ®äter )um Sortl^Ie ber Inrd^ (Pii Y .
Cbnatik «Deeens'' K»on 1566). ©leid^eife
tt boB SlerUet unterfagt bie 9(u9ü6ung Don
(wtocrCen nnb ®emerben (e. 1 dem. 8 , 1),
büi (Rillen t»on Sd^enfen aud^ sum Serfd^Iei|e
|. S. IM fetbfl erhielten SBeineS, foSs eS t)on
€eitm bc8 Clerihrft in $erfon gefd^l^ (o. 8,
IHsk XLIV; o. 1 dem. 8, 1). — 2. 9leben
9m nnb fkibfn^t erfd^cint aI8 ein befonberS
b&llUtcr Sfe^er am <Bei|Uid^ eelbfUiberl^ebung
oft Cttdbit 0ftol| iß e8 bered^tigt, ba| ber
(Ict9ec, namentß(^ bet ^efler^ feinen €tanb
bo4^ mib asf bie SBurbe feine« 9lmte9 iiolg
QL Sr foS aber nie Dergeffen, ba| er fid^ nid|t
Vflbfl ba)u berufen bot (bgL^br. 5, 4); be^l^Ib
bsrf bot €tanMlbemu|tfein nie in Uäerbebung
MSimben mit Sled^tbaberei unb il^n fd^Kmmen
Solgen ausarten. !Rod^ me^r ju tabeln ift ed
fmK^, menn ber IBeifHid^ auf feine gäl^gfeiten
m^ Srißsngen ober mobi gar auf feine $erfon
liib ctMS ethHIbet unb aß SiA bei alen ^anb-
loRgen Sdbfilob ober €eIb{iberSud^erung oor
tagen ^ <Er f oH im ®egentbeil aUe Stlb^'
irfäigf eil im Shmeni unb o!k (EiteDrit im 9eu|^
Am fii^ ftmt Iffoiüm, toemt er nid^t ben (Sut-
f^ttidtn itim fEesgemi^, ben UebdiooSenben jum
®ef})5tte merben milL 3>a8 Rrd^Iid^ (Befe| Der-
langt belbalb Dom Steriler in feinem ganjen
Sudeten (Sinfod^b^it unb IBefdbetoenbeit, loorin
bie »abre SBflrbe liegt 2)o ber innere ®eiß
{id^ in mond^en 9eu|erIid^fcUen jetgt, bie an jid^
als mtinigfeiten erfc^einen, fo ift bem (BeifUidbm
DieleS oerfagt, loaS, obne b5fe }u fein, bod^ bie
Sttelf eit nöbren ober i^ren !Berba(|t erregen tonnte.
6S gegiemt jid^ beifpielsmeife für ben Sleriter
nid^t, baS ^oupt^aar flbermd^ig )u (yflegen
(oomam nutrire; c. 21 sqq., Dist XXHI;
c. 5 , X 8, 1) ober }U häufeln (Bened. XIV.,
De syn. dioec. 11, 9, 4) ober mit mol^Iried^«
ben @oIben unb 9Baf{em )U beftreid^en (f. o. 1,
G. XXI, q. 4 unb bie ®loffe). 2Benn aud^ baS
6aar nid^t gong gefdftoren ift, fo foSen bod^ bie
O^ren Adebar Jein (o. 82, Dist. XXIII). 9(uS
®efunbbeitSrüdftd^ten, nid^t aber auS (Siteßeit
unb um Iäp)nf d^ Stöbe }U bulbigen, lann ber
(Qerifer mit beS 93ifd^of8 Srlaubni^ falfd^ ßaare
tragen ; um jid^ |ebod^ ber ^erüdFe aud^ md|renb
ber Selebration ber beiligen 9Ref{e bebienen )tt
bfirfen, ift |)ö))ftlid^e SiSpenfe erforberlid^ (S. B.
C. Dom 81. Januar unb 24. Spril 1626 nebft
bem Don Senebict XIV. [1- o. 11, 9, 5] ermöl^nten
üRonbat ännocen}' Xn.). SuSfübrlicb aber
$erädCen unb bereu Verbot bonbelt BenedL XIV.
L 0. 11, 9, 1—5. ®egen baS ehemals fiblid^
SBepubem ber ^aore \ptt^ fid^ S^iöcefonDef
orbnungen auS, ba ber Staub beS fn^oreS leid^
fid^ mit ben confecrirten @))edeS Dermengt. —
SBie baS comam nutrire ift aud^ baS barbam
nutrire, mo eS auS SiteReit unb nid^t auS ®e»
funbbeitSrfldffid^ten gef^iebt, ben (Seiftlid^en unter-
lagt (f. b. «rt Sart). — Ohrringe unb Sruft-
ncMa überlaffe ber ÜRanu ben SBeibem; aox
menigfien giemen fie fid^ für ben SIeriler (o. 15,
X 8, 1). 2)en gfingerring tragen $a)>ft unb
9ifd^5fe unb augerbem nur getoiffe 2)ignitäre
(f. b. 9rt. Sting); ba^ ber @prud^ dericus
annlatus aut stoltos ant praelatus. ^alS>
unb ^anbfraufen pajfen für ben gefoSffld^tigen
SBeltmonn ; ^anbfd^ube trage ber Clerifcr, mo eS
9b)tbmenbig!eit unb S)ecen} gebieten (c. 15, X
3, 1). S)a8 gfübren Don SBaffen unb Xragen Don
@))oren ifl bem @eiftlid^en Derboten, bod^ finb
erftere )um @d^u|e auf Steifen geßattet (c. 2,
G. XXni, q. 8 ; c. 2, X 8, 1). @d^ube unb
^))fbebedhmg beS CleriferS foOen }u ber geifU
lid^en tHetbung (f. ob. I, 8) paf\ttL 3um Xalar»
gemanb am f^idflid^ften erfd^einen Sd^u^e mit
Sd^Den, aber ntd^t mit eblen Steinen gef ^müdt
(Dgl Bened. XTV. L c. 11, 4, 2). gfir bie
ifopfbebedhtng inSbefonbere mu|, bo fteDor XDem
ber 9Robe untermorfen ifi, fe^gebalten merben,
ba| ^ ebenfo loenig bem ^ßrun! unb ber 9Robe«
fud^t folgen, mie in @om)erbarfeiten ausarten
bm:f. SBo fie nid^t burd^ Sorfd^ft ober @eioobn-
bett f eftgefe|t ifl, lotrb ber einjelne ®etfUid^e am
befien barin bem Demänftigem unb bef dienern
X^eil beS SleruS unb, nad^ ®eflalt ber 6ad^e,
ni
etonbeSpfli^ten bet ®ei{tHd^eiL
722
tt^ teo^ Bei xdfy oemanbten $erfonen
ffHll 1114^ änf q4 ein iefKininted 9Iter, (.93. baS
40. ^Oß, %U, {onbcni es mfinen {id^ biefe ^ßer-
)mm aii4 ctedl guten Sbifed erfreuen unb über
kn Sobo^ bcr Sncontineiq er^ben {ein; imäf
|»I bcr SctfQi^ fcinetoegft t)erge{|en, ba| er
Iiiz4 in freien Umgang mit canonifd^ geftatteten
^ßir^men Sergemi| geben unb ben SBerba^t
ao^ tarn (0. 1, Dist XXXIV). SBefonberfi
^aagit Sctortmungen tra| bafi Xribentinum gegen
6nftti4e» bie im Soncubmat leben ober bie Qtt|er
\ ^onfe fortgefejften fteifd^tidben Umgang mit
^^on bei anbem (Befd^IeqteS pflegen; eS
fcoxiHict milcr Snbcrem (Sees. XXV > c. 14
D» rslK bo| bteMben^ foOd fte, Don ber getfili^en
Cbrigfrii \ftidm crmal^nt, bie Soncubine nid^t
Hm ^ en^mien ober mieben, bed brüten Xb^e8
ber ScntfidaleintSnfte, in mafi immer fie befielen
■ogen» ipao jure DerlufKg fein foOen; mä) ber
»ritcn iMtgeblU^ SRol^ung [oQen fie bie (Be-
anBtrinfJmfte t^ieren ; bo^ oorf bet fe^Ienbe
CtoOer ni^t angebalten merben, oie (Eoncubine
ab|ii{4io5mi^ bamit et bei allenfdlftgem Xfidfane
ant b«T 6snbe nid^ infliiAi^ einen SReineib be*
g^c (d0t. c 8, X 3, 2). (Sd {inb aber mie in
oibcmi gaQen fo mid^ ^in bie £anonifien ber
ntctmiiig, bafi boS ipso ^e nid^t abfolut, fon-
bm in Serbinbung mtt einer becloratorifd^n
«cnleni jn Oerfleben fei^ toaS fd^on au8 ben SBor-
tm bei SonriI§ : Fractns (bc. beneficii) arbitrio
^iaeopi £ibricae ecciesiae aut alten pio looo
iraKoe&ftiir, b^o^B^t. Sine anbere pfrage ift,
ob bcr conoibinorifd^ (BeiftHd^ ipso jure fuS«
mMü fd («« 6, DiatXXXID, fo ba| er, toenn
e; DOT bet Sbfolution cetebrirt, ineguiar teirb.
Sauge nehmen bie| an bei bem notorifi^en Con«
odmunriiti; bie gemSbnfid^e SReinung bagegen ift,
^ fei |icr tion ber SuSpenfion im eigentlid^
6iitiie, ba fie Cenfur ift, nid^t bie Siebe (bgl.
|. 9. c 12, X 1, 88), fonbem gemeint, ber Seift-
&4^ foSe^ iM in einer @änbe befangen, ftd^ bed
KeffefefenS entboUen; Don einer Irregularität
t«ben ottilb bie <|anone8 nid^t, mo fie oon ber
€ifefi|paifion fjm^en. Skigegen befHmmen jie,
be^ Saien^ toefd^ bei einem notorifd^en Soncubi-
«BtiiS« bcr Ott fbU^ t)om Sifd^of erfiärt unb
M^cnMtl »urbe, bie SReffe bbren, bem iKrd^*
gebott ni4t goiägen nnb aud^ bie bciligen @acro-
«mlc nm ibn unmurbig emt)f angen. — 5. S)em
•eißi^ett finb femer unterfagt gemiffe IBef^ftf-
figimgcn unb 9itf Übung beftimmter 9emter ober
Sten^ mU^ jtt fe^ oenoeltlid^en, ben Sitten
btt göienettbc SRSbe xmtben u. bgL S)arum ift
Aanntterfägt n» bie ttebemabme oon SRotariatS*,
&aath und Stogiflratiämtem (o. 1. 4. 8, X
^ 50) mb me^r noA fold^, ttomit (leinlid^
fcjibMoxlirii uerbunben iß. -- b. fßriejiem,
fbirie Oefifcm flbetbaupt, bie eine Signüfit ober
dB ^er^ittil (oBen^ ifi Mboten (o^ne beS Sifd^ofS
fc|imfat|),llrsncbDiffcRf<^obermemid^e3uri8-
folbai jß ^ccti (ew 10, X 8, 50). Sie bie^
faüfige SSerorbnung beft SondliumS Don Xourd
(1168) ^t bie a)t9n(be im «uge, bie unter foU
d^em SBormanbe bad Itlofter oerliegen unb Uni«
oerfitöten begogen, meldten nad^folgenb äBeltgeift*
lid^e bann ouS gleid^m @runbe bie SReftbenipflid^t
oemad^Iäfftgten. S)arum be^nte ^onoriuS m.
bie ongeffl^e SBerorbnung aw^ auf bie legieren,
fomie auf biejienigen Sleriler (M, meldte S)ignitaten
unb ^erfonate befft|en. Sd fmb fonad^ in bafi
SBerbot nid^t mit einbegriffen niebere (Elerifer unb
S)iaconen, meld^ 2)ignitftten unb Ißerfonate nid^t
inne baben, fomie SlerQer, meldte biefe SBiffen«
fd^aften nur als ^rioatftubium betreiben (pr^ing
bei ^ißJofi, ftird^enred^t I, 692). 2)en Ueber»
treter trifft bie Sscommunication ipso faeto. —
c. Sßegen ber ®efabr )um defeotas lenitatift
(ogl b. Sri. 3rreguIarUöt VI, 921 f.) foO bet
®eifUid^e bie Srjneimiffenfd^aft, inSbefonbere bie
ebirurgie nid^t ausüben (c. 19, X 5, 12), feinen
MegSbienfi ubemebmen (c. 1. 6, C. XXIII, q. 8;
e. 1, X 8, 50) unb {id^ beS SagbOergnügenS ent-
balten. SBesäglid^ bed (entern le^rt bie Srfabrung,
bo^ leidet bie ebleren @efü]^Ie baburd^ abgeftumfl]^
merben, ungered^net ben großen Seitoerluft }um
9la(^tbeile anbermeitiger ißflid^ten, unb ba^ biefeS
S^ergnügen nur }u gern }ur Seibenfd^aft toirb.
Sie 3agb kourbe fd^on oon ben erften Seiten ber
ftird^e an aI8 mit ben b^b^ren Sforberungen d^rift«
lid^er 93oDIommenbeit unoereinbar gefunben, unb
ed kourbe bei oerfc^iebenen Snlöffen bed l^ieron^-
mud Xüge migemenbet: Esan peecator erat,
qaoniam venator erat Sie Sonrilien oon
9(gbe (6. 55 [ogL c. 2, Disi XXXIV, »ofeM
fälfd^Iid^ Aurelianense fiatt Agathense]) unb
StHion (c. 4 [c. 2 ib.]) Oerbieten ®eiftltd^en, felbft
3agba)>))arat ju baben, be|gleid^en ein beutfd^
Soncil oon 742, unter SmüfatiuS abgebalten
(c. 8 ib.). ^ft 92icoIauS unterfagte bem SBi-
fd^of Sanfreb bie 3agb gän^id^ (c. 1 ib.). $a)>fi
®regor IX. nabm biefe Ü3eftimmungen in bie
Secretalen auf, unb fie finb unter bem Xitel De
clerico venatore (5, 24) einfad^ mit ben SEBorten
fummirt : „Sem Steriler ift bie 3agb berbotetv
unb ber Uebertreter foS beftraft merben." Sie
Strafe beflebt fflr ben 93ifd§of in breimonatlid^er,
für ben ^riefter in }tt)eimonatIid^er, für ben Sub«
biacon in immermdbtenber SuSpenfion ipso facto.
Sud^ SRinoriften, bie oon ber JKrd^e ibren Unter*
baß belieben, ift bie| Sergnfigen unterfagt, ia
fogar bie {mitung beS 9))parate8 bagu oerboten
(f. Hardoüin VI, 2, 2001). »egieiten SIeriler
mand^mal (oft foU ed nid^t gefd^e^en) Saien beS
SergnfigenS um) ber 93emegung b^Iber auf bie
Sago, f 0 f oDen fte {a nubt felbft ben fjfaßen tragen
(Hardoüin VI, 2, 2047 ; Ogl Bened. XIV, De
aynodo 11, 10, 6; Thomassin, Vet et noY.
eccL disc. 8, 8, 46). Snbli^ befKmmt baS
Soncil bon Xrient, @eifUi(be f otten ftd^ nid^t mit
3agb unb Sogelfang, inmiemeit fie unterfagt
fitü), abgeben (ab illicitis Tenationibns et an«
cupüfl se abetineant; Sees. XXIV, c. 12 De
TO
Gtanbtee^t — Stanldlau«, ber ^l, ton StxalavL
726
tugplbm ind^ o^e Uelertoinbune mond^et
Ed^oiaiatritm mb ie^orrlid^cö SBemfil^m be-
IhtpR ffimicn, fiibcn btcf c in benfelben ifjitt @tfl jfe,
i& te| bb Ic^icmi unter bkfem @efld^tfi)nndte ald
MctM potentiales fordtudinia erfd^einen (S.
TIl 2, a, q. 128), b. ^. M eigenf(^ften, }U
Mi4m Me 2apferfdt bispmiitt — 918 äber-
mladfa^ unb f&t boS noige ^etl DerbienftUt^
Sugoib fit bif etonb^iftigfeit bebfatgt burd^ bie
#aBbe» waSb bic ^tia perseverantiae mye
■HiTae dre paanvae ijl eine ber tofibarjlen
nt )itm ^e not^ttmibtgen (ÜRott^. 10, 22;
24. la. OffnA. 2, 10) (Snobentoirfungen (f. b.
In Onobe V, 751 ff.). Die ber Stanb^ftig-
Irit tnligeo^fk^iben Sunben finb: a. per de-
Icchim SBcid^tt^tett (moüities), qua aliquis
dr fiMsli reeedit a bono propter aliqua diffi-
dfim, qoa<e austinere non jpoteet; b. per ex-
iiiiii feortnftdigiint (pertmaeia), Sfeftl^Uen
•9$ Cigenfimi ober 6!o() am eigenen ungerecht"
fextigtcn Utt^Ucit unb Sollen (8. Th. 2, 2,
§. 138). [grüner.]
$iimta0|i, SBegeid^nung für ein fummorifd^
£tmpierfu^e«,ttcId^inattBerorbenfltci^en3fälIen
gsyn aufrfi^rerif^e Untertanen, bei feinblid^en
^RM^ioficn u. bgL, regelmdBig bogegen bei ben
fa ben SRUttfirftroft^rose^rbnungen angegebenen
Setgel^entoonVHIitftr^onenftdtfinbet. @tanb-
Küdfit crCmnen nad^ ber }ur 3<it nod^ gültigen
Vxoir|orbnung Dom 3al^re 1845 in $reu|en
(be^lft4(n in Saben uid) ^a|«Sot]^ringen) re^el-
ni^ig über geiingere !Berge^en ber Unteroffiaere
nnb gemetnm Solboten, loenn bie in gfrage lom«
nnbe €trofe fed^ fßoä^ SIrrefi nid^t uberfleigt.
Set (Inbe 1897 on ben Steid^tag gelangte Cnt-
DBxf cfnet ein^Iid^ 9IHIttärftrafi)ro)e|orbnung
fsr boS gonge beutfc^e !Reid^ entl^&It eine ö^nlid^e
ScßoflOBntnS aber @tanbgerid^te. — W9 ou^er-
etboäVt^ VlafttQtl treten &tanbgerid^te an bie
SleOe brr ovbenüi^en ®erid^te in SAitn großer
Scfo^e ). 9. bei eiimn Sufru^r, too gur 9[ufre(|t*
crboltung ber Orbnung unb @id^er^it ungetoöl^n«
fi<beSbi|rr8eIn ndt^ig unb erlaubt finb. S)iefelben
beftebm ium grofien Ib^ile in einer SuSbe^nung
tct SKIiiärgcrii^tSfiarreit auf eine ganje @tabt
ober einen 9)ntrl S)ie ®efammt^eit biefer au^-
ocbcnlfU^ aRo^egeln loirb ^Selagerungdsu«
ttanb' gcnonnt, tnobei man ben großen unb
Baues 8dagentngS}uflanb unterf^eibet. Seim
cKfban (^rodaminmg beS Stonbred^td) gebt bie
aro^fettt^borfeit unb bie ^oltjetgetoalt an bie
REfitiibe^be über; ber Ie|tere l^t bie Sufipen-
jbn me^xrrer bur4 i>te fBerf affung getoo^rleifteten
Ünfflbccf^te imb 9rei^etten }ur ^lit,i SB. bie
eiäpenfion bdl freien Senind- unb Serfamm«
Im^imtrM, ber freien 9Reinung8fiu^erung burdii
te faffe. «Überbein Jiflegen befonbere »ufinal^e«
tnfiaimMn über ^onbbobung ber $oIi)ei unb
fitofaiBKifterfaffenju werben. [55. «tatbrein S. J.]
iüadfüauf. ber ^U »onltrafau^Sifd^of
JvtaOlfTtts tmvA^ am 26. 3uB 1080 gu
6c)e|Kmon) bei ftrafau aud einer abeligen poU
nif^en gfamilie nad^ einer 80iä^rigen unfrud^t«
baren £|e geboren. S)er fd^on oor feiner @eburt
}um 2)ienfte (Sotted befKmmte, ebenfo fromme
mie begabte 3üngling erbielt feine Sorbilbung
an ber S)omfd^uIe gu (Snefen; feine t^eologi«.
fd^en Stubien legte er gu $ari8 gurfid. 9}ad^
$oIen junidfgefcbrt, kourbe €tani8Iau8 oon fbu
fd|of Sambert IL )um ^riefter gemeil^t , erl^ielt
balb barauf ein Sanonicat gu RtoSan unb
mürbe 1072 gum 9Iad^foIger SambertS gemäblt
ai8 »ifd^of regierte er feine 3)i5€efe ebenfo mit
Strenge mie mit ÜRilbe, geriete aber fd^on baU)
nad^ feiner IBif^ofeioeil^e mit Spledlam 11. (f. b.
9lrt.), ber bamaB nod^ ^ttgog oon $oIen mor^
in fd^meren 3toief))aIt. 9nla^ bagu gab ein
Sted^tfifireit meaen eine« oom IBif d^of für bie 9)i5«
cefe getauften (SuteS. Sie Sbneioung beS ^err-
fdperS gegen @tam8Iau8 mürbe gefteigert^ als ber
»ifd^of bie 9Ktter unb 9beligen (Sd^tad^ta),
meld^ nad^ ber ßroberung oon ftiem (1077) o^
erlaubnil il^red ftbnige nad^ $oIen gurüdSel^rten,
in Sd^u^ nal^ unb, mie ed fd^eint, il^re gfreibeit
auf (Brunb ber oor ber Ihönung SBoIeSlamS (1 076)
eingegangenen SBertr&ge oertbeibigte ((gfrörer,
(Sregor VU. unb feine Seit YII, €d^ffl^ufen
1861, 557 ff.). SSergebli^ ermal^e StaniSlauS
ben graufamen unb aSen Sflflen be8 Sleifd^ er*
gebenen K5nig gur Seff erung ; fd^Uepd^ fprad^ er
ben SBann über Soledlam au8 unb oermeigerte
i^m ben Sutritt gur JKrd^e. Sud SButl^ barüber
ermorbete ber StfmxQ felbft ben SBifd^of am Slltare
ber 9Rid^elelird^e oor ben Xl^oren l^raIau8 im
3. 1079 ; bie Eingaben fiber bie ndl^eren S)aten
fd^manlen. S)a| ®regor YII. ben 9Rörber e;«
communicirte, ift nid^t enoiefen. Sin italienifd^er
(Ebtonift entfd^ülbigt bie tfyit SoIedlamS, inbem
er StaniSlaud als Senfttber J^infteOt ; aOein bief e
9e]^u))tung entbel^rt (eben emften (Brunbeö unb
ift nur oon ^ud^elei unb niebrigen Xriebfebem
bictirt (®fr5rer YII, 564). »ifd^of StaniSIauS'
@ebeine ntl^en in ber aRid^etöfird^e, bid SBifd^of
Sambert m. unb ff önig SabidlouS fie am 27. 6e))«
tember 1088 erhoben unb in bie bamalS bem
bl. SBengel gemei^ Satl^bralfird^e übertrugen.
3nnoceng IV. canonifirte ben megen feined ^flid^t-
eiferS getöbteten Sifd^of im 3. 1258 gu ^fftfL
3)a8 Martyrol. Born, ermöl^nt il^ can 7. 9Rat ;
in Jhafau ift fein gfeft am 8. SRai ott dnpL
I. dass. c. Oct. ; am 27. @e))tember ifl baS gfefl
feiner XranSIation. S)er % 6tani8Iau8 ifi $atron
oon $oIen unb Don ber ©tobt unb Siöcefe ftraftm«
Seine S3ere](prung mar oon iel^ febr gro^ unb
meit Verbreitet (ogL ^^reisf^riften, gefrönt unb
betouSgegeben oon ber fürftl. 3abtonomefi'fd^en
(BefeEfd&aft gu Seipgig^ XVH [1878], 85 ff.).
2)ie d^ftlid^e ftunft fteOt ibn bar entmeber mie
er oor ©erid^t ftel^t (Sled^tSffatit) ober mie er beim
SItare ermorbet mirb. (Sgl. Seriptt. rer. Sile-
siac. I, Breslau 1885, 11 sq.; Mon. Oerm.
bist Seriptt XIX, 622. XXIX, 501 ; Theiner,
727
€tanifitottft ^ofiuS — 6tani9Iau9 ftoflla, bet H
728
Vetera momunenta Poloniae et Lithnaiiiae
gentinmque finitimarum historiam illnstran-
tia I, Born. 1860, 787 ; AA. 88. Bell. Maj.
n, 198 sqq. Vn, 607; Dziedaszycki, 8wif1y
Stanislaw Erakowaki w obec dzisiejszei dzie-
jowej krytjki, Lwow 1865[m{t teid^erSiterotut»
angäbe].) [S. ^elmling 0. 8. B.]
^fmtebiM ^pftH^ ber H/ B. J., tmirbe
am 28. Odober 1550 }U Sloftbto in SRafobien
(S)i5(efe ^lojt) afö jtDeited oon fünf ftinbem
befi begflterttn Senators 3o^ann ftoftta geboten.
6d^on in feinet ftfll^ Sugenb geigte ft$ neben
anbeten Xugenben bot ^Ilem feine engelgleid^e
Sleinl^eit, fo ba| tt, ttie fein Stubet $aul
f^ilbett, toenn ein (Sktfl om Zifd^e feined IBatetS
)u freie Steben ffl^, o^m&d^tig tourbe unb be-
tt>u|tIo8 untet ben Xif^ fönt. SSietyl^n Saläre
alt , tarn €taniäauS mit bem genannten Stubet
imb einem f)ofmeiftet nebfi einigen Sebienten
nadji SBien in baS obelige Conbict, totli^ ftoifet
Sfetbinanb L auf ben SRot^ bed [eL ^[Mntd gani-
fiu8 geotänbet ^atte. Sott n^otb et balb ®eaen«
ftonb bet 93etDunbetung füt Sehtet unb Tixi*
fd^ulet loegen feines esem))Iatif(l^ fiebenS. (Sbenfo
o^aunlid^ loat fein gfo^^^^ in ben Stubien.
3taä^ bem Zobe üaifet SfetbinonbS nmrbe abet
ben Sefuiten baS SonbictSgebdube entjogen, unb
bie SBrubet mußten nun tro^ aOet SotfteQungen
in bod ^ou8 eines lutl^etifc^en Slotl^l^ertn giel^
S)em iungen ^ßoul fagte bie| ted^t )u ; et lebte
luftia, fud^te £uftbarfeiten, ®efeUf(^ftcn unb
l^tgte bem Spiele. 3nf olge be|f en l^tte StoniS-
louS, bet nur ben SBeg )ut Sd^ule unb fiitd^e
lonnte, unb beff en SBol^If (nruc^ toot: „^if bin fut
fed^eteS gefd^affen'', bidetlei fttönfungen unb
9ti|]^anblungen bon feinem 99tuber gu leiben,
bis et fd^Iieflid^ bobutd^ fogot lebenSgefol^tlid^
etitonite. Set lut^ettfd^e ^mtS^en meigette ftd^,
ttoft StontelauS' fd^nlid^ftem Setlangen nad^
bet fettigen SBeggebtung, einen ^tieftet in fein
^S }u laffen. S>a eteignete ftc^ baS befannte
SBunbet, meld^eS bet fettige f|>ötet to%enb
feines SlobidoteS in 9tom nad^ longem 3dgetn
etgal^te, unb toeUfieS üon feinem SBtubet ^ul
unb bem f)ofmeiftet Sol^n SBilinSH, f))atem
SDoml^ettn bon $oIo}f , beftötigt tt)utbe. St toanbte
8d^ nömlid^ im ®ebete an bie l^L SBatbata (f. b.
iti) als bie $attonin bet @tetbenben unb et»
l^ielt butd^ fte unb jmei Sngel munbetbatenoeife
bie l^eilige SBegjel^tung. SBalb folgte ein neues
Sunber, inbem StaniSlauS butd^ eine Stfd^ei«
nung bet GotteSmuttet mit bem Sefuünbe je«
f^ mutbe unb jugleid^ ben auSbrüdlid^en m»
fe(I etl^ielt, in bie ®efellfd^aft 3efu einjutteten.
Sein Snif^Iul toat gleid^ gefönt, abet bet 9uS-
fü^tung fteUte fid^ boS ^inbetni| entgegen, ba|
fein Sätet bie SintDilliaung betagte. Semnad^
blieb il^m nut bet SBeg bet glud^t übrig. Ig)eim-
ßd^ betlie^ et 9Bien, nad^bem et in einem jutudt-
gelaffenen Sd^teiben an feine SfomiHe bie ®tünbe
SU feinem @d^e batgtf eat ^tte. €etn 9rubet
^ßaul betfolgte il^n unb jiotte i^ ein, eifonnte
i^ abet in bet ftembattigen ^Ugetfleibuna xAä^t
9lad^bem et umgete^rt, fiiegen in il^m 3iorifel
auf, ob nid^t biefet ^itget eben StaniSlouS felbjt
fei ; er toanbte fein ißf erb mieber unb folgte mit
SilinSfi unb bem f)au6l^ettn bem gflfld^tigcn )um
jmeiten SDlale. ,9bet bie $fetbe, bis btNrt^in
folgfom, bäumten fid^ unb tooten nii!^ bon bet
Stelle )u btingen," fd^rieb P. SBoHgang ^iringcr,
ißtofeffot unb !ßtebtget in SSien, noc^ Stom an
ben (äenetol tBoiia. „VHt mürben bei biefem
@Stau\pidt bon Sd^edten erfaßt unb feierten
um." Sin meitereS SBimber, baS ebenfoBS im
&eiIigf))red^ungS|)ro}ef|e berjeid^et ifl, ereignete
ftd^ bei StaniSfamS auf bem SBege nad^ Ailingen.
Sr }o^ eine ftird^e unb ttot ein, um bafelbft bie
l^eilige Kommunion ju empfangen. Sfletn bofi)
gettxiltte et, ba| et ein )m)te{tantif^ Set^ouS
bot ^4 W^^' 3n feinem Sd^meqe l^ierübec
mutbe bet ^llige umnbetbar gettöftet unb er|^ielt
)um gmeiten SRale bie (eilige (Kommunion auA
SngelSl^anb. Sein lufent^t in Ailingen bauette
nut tixqt 3eit; et erhielt balb bie SBeifung, na<^
Stom }u gel^, um bet 3otneSiDUt( feines SSatetS
)U entge({en unb bort bie Sirfna^me tn bie ®efeE»
fd^aft 3efu na4}ufud^ Cnbe October 1557
toigte er in ber emigen Stobt an unb ma^
jum Stobiciate jugelaffen. 6in Sd^reiben feintS
SaterS boS ber ^eftigfien S^nteSauSbrüd^ 6e»
antkoortete er mit S^rfurd^t unb Siebe, aber (mä)
mit Sntfci^iebenl^eit unb ßinkoeifung auf einen
l^b^em aBillen. Sie 3eit feineS ^bidateS mar
^r feine SRitbrüber eine fiete Sdfiule ber «r«
bauung. Sein 9Rttnobi)e SlaubiuS SquodUki
(f. b. 9rt.), ber il^m bie geiftlid^ Uebungen mit*
jut^eilen ^e, berfi(^e bolb, ba| er bei StaniS-
lauS eine erftaunlid^e (fofa^rung in ben äBegrn
beS innem SebenS entbedt ^be, unb oSe im
^aufe betrad^teten 1^ als einen ^iligen, beffen
Snblidt leben für bie Xugenb begetfiette. So ocr»
gingen etma gel^n 9Ronate, als Snbe 3uli 1568
bet fei. $ettuS (EoniftuS ®efd^fte boC6er tuu^
9lom lom unb, einet Sinlabung folgenb, eine
9nft)tad(ie an bie ja^Ireid^en 9lobt)en unb ^KniS«
genoffen l^ielt, morin er betonte, man foQe ieben
ÜRonat fo beginnen, alS märe er ber Ie|te unf ece9
SebenS. StaniSIauS bemerfte hierüber, biefe 9Ra^«
nung gelte gan) befonberS i(m ; benn biefet 3Ro«
not merbe fein le^ter fein. %m Zage beS 1^1. Sau-
rentiuS (10. 9ug.) »igten fid^ bie erften Spuren
einer Ihan^eit; feiner 3ugenb unb blü^nben
®efunb^t megen badete aber niemanb an ben
Zob, bis StaniSIauS am 14. Suguft erüärte, bie
folgenbe 9la(!^t merbe et fierben. 9Ui^ feinem
SBunfd^ reichte man i^m bie Vüig^ Sterbe«
facramente, unb er entf^Iummerte frülft 9Rorga^
am 15.Sugufi 1568, gegen Snbc feines 1& Bebend-
ial^reS. 3m 3. 1670 lourbe StoniSloufi StofiXa
bom $a)>fie Clemens X beatifidtt unb im 3.
1726, gletd^eitig mit bem l^L Slo^fittS (f. b. «ct.),
7S9
@ta))f — etap^iflni.
780
Mm ^SjM^tt Qnäikt XnL cimonifitL S)a88^
M ^ifltn funt bii KxSut am 18. TtoDember.
^ lii4 fein me^cnaimtet Ctuber ffil^rte \p&itt
Oft ifliifttttotfat Seben unb crl^idt tut} Dor feinem
t^ bb Infiu^me in bie ©efeUfd^ft Sefu.
^9j|L ohS bm ja^Ireid^cn Siogra|)(ien befi ^•
&|m vammffi^ Mt neueren üon SBobeni, Sttatau
me Ciwlirif«]; »oeto, Sfloren) 1872 [tiaL];
SMBÜn;. QiAfifte 1893 Rrnjöftld^]; 9. 9mbt,
S^enfbcitB 1888; SR. (Bruber, Steiburg 1896.
fiB Sdirift Tita et miracnla 8t. Stanialai QUd
)cf 8tbcr bc9 P. nbolbtni [gefi. 1664], ^locura-
Kl in CanontfatiimS))ro)e^, (mblirirt 9. 9mbt
vMiAnaLBoIL fett 1890.) [Sr.X.^uberS.J.]
^inyfv 9<ani# fat^Iifd$er Z^loge, mar
fi Itanbcrg mn 8. SRai 1766 geboren nnb
mdUbt feine 6tubien in fetner ahüerftobt. 9m
2. «flgnfl 1788 ettieB er bie ))]^tIofo))$if^e
Srctoroikbc rnib am 29. Januar 1790 bie
ScKJsnDci^ 3lciät längerer X^fltigleit in ber
Sedfßigc tmtrbt er (Enbe 1805 Stegen« be893am«
ftsjer Orricolfcmtnard unb ^rofejjor ber SDloral
o fonidli^en 2i)ceum, mo)tt er 1810 aud^ nod^
ür $m^ffur ber SogmatU ubemo^m. Sr fiarb
n einem |MT|Ieibcn am 8. Sugufi 1820 unb
fefü boS 6cniinar gum £rben fetner Sibliotl^el
ta^ nuBt @ttnnne tH)n ca. 10000 (Sulben efat
GK9f iDot SRitorbetter om Samberger 9>i5cejan-
iBtodtttami (1812), jn toel^em er ein ^bouc^
(L IvfL Samberg 1815, 8. ^g 1828) unb
m^a^Bi^ 9itbigtentȟrfe (1. Sufl. SBomberg
181 S, S. ^ßntg 1830) Verausgab. Sine bmtembe
Stteiinns ^(dte fein »Zl^oretifd^er unb ptcS»
fifder näecric^ Don Xeßomenten'', Samberg
lSi9 CS. VtffL 1882), meil im Umfange beS
eioiaGgen ^(if^iftcS Samberg nad^ Serorbmmg
M Siinr|iHfd^of8 $etet Sl^ilipp t)on S)emba^
mm SO. 3unl 1681 bie Suratgeiftlid^ beredt
tp, finb^ nnier 3u)ie^ng oon {loei 3ragnt
n^^giUtige Zeflamettte au^une^en ; bief e Se«
pcnmuna gitt nod^ tmb tmrb erß mit ber Sin-
^bocRfl bcS efirgerlid^ @efe^d^e9 ffir boS
£<ntf4e tRcul^ (1 900) megf aOen. 9lm befimntefien
i^ mol^ eto^ SBerf : SoDftänbiger ^aftorol-
xsnoTidbt nficr bfe S^ ober Aber baS gefe|- tmb
rtid^nfi^ Serbien beS $farrer9 oor, bei
xxb nn^ bex Xroming nad^ ben ®runbf8|en beS
fiin^oiRd^ unb unter Slüdfid^it auf bie fSM'
Srt^c. SoniAerg 1820, 4. bifi 6. 9uft gfronffurt
1829 waSb 1836 Don C Sgger, 7. Sfronffiirt
1M7 im A. ftiftl. flSgl* ^^^ ^tl^n ber
SinnfnnnbiNin^eambergjS, Sambergl812,
108S; Scrf.^ StoeiM $ant^eon, Samberg 1848,
108; £ (L ed^ttt, eef^i^ie be« emeftinifd^
Ganiqf0inar4 gn Samberg, Samberg 1857,
ia|) [SBeber.]
^Avff 3o\tp^ «mferofiu«, tot^otifd^er
fbrdt^Idgi; mtndbe |tt 8flie| im Oberinnft^Ie
l7fS gctom. 9Zo4 tRfefotoirung feiner €tubien
ßim^md nmb er «uerfi (1821) 8e^ ber
jbmf am hortbgen Sl^ceum, bann (1823) @emi«
nart)rofef{or }u Sriien unb fpäter aud^ S)om«
ca|)itular bafelbft. dt fiarb im 3. 1844. Son
feinen Sßerfen iß gunäd^ft bie feiner Seit Diel be-
nu^e TheoL moralis in compend. redacta,
Oenipont. 1827—1831, 4 tom. (7. ed. 1855)
)u nennen, Don ber aud^ eine in Oefterreid^ aß
offideHeS Sel^rbud^ eingefül^rte Epitome in 2Sbn.,
ebb. 1882 (3. ^ufl. beforgt Don ^ofmonn unb
aid^er 1863 ff.) unb eine beutfd^e Searbeitung
(S)ie d^riftl. aRoral, 3nn8brud( 1840—1842,
4 Sbe., 2. aufl. 1848 ff.) crfd^ienen (ogL über
boö SBorl bie entgegengef ej^ten Seurtbettungen Don
äSBemer unb Sd^eeben bei Hurter, NomencL lit
III, 2. ed., 1151). Sonft flnb nod^ Don i^ }u
tttoaSjintn eine i^Srgiel^ungdlel^e im ®eifie ber
btl^olifd^en iHrd^e^ 2>nn8brud( 1882 (4. «ufL
1846) tmb bie (anonqm erfd^ienene) Sd^rift ^S)er
1^1. Sincen} Don !ßaul" , SBien 1835 , 2 Sbe.
(Sgl. nod^ d. SBursbad^, Siogr. Se;. beSffaifertl^
Oepcneid^ XXXVH, 144 f.) [^Pruner.]
^fay^ffft^f 9 r i e b r i (^ , SonDertit unb $er-
Donagmber SontroDerfift, mürbe am 27. Sugufl
1512 }u OSnabrfldf geboren. Sein Sater, ein
Seamter be§ OSnabrüder Sifd^ofS, |^ie| fiubmig
StaDellage, feine SRutter 9nna, eine geborene
Sirdhnann, ftammte ouS S)an}ig. 2)a er feine
eitern frä^seittg oerlor (bie SRutter fiarb 1518,
ber Sater 1521), fo nal^m il^n fein Ol^eim (Sber«
l^rb Sirdmann, ber )u ffotono in Sitauen lebte,
an ffinbeSftatt an. Seine ]^5]^ren @tubien begann
Stapl^IuS an ber UniDerfitöt ut Ihafau ; bann
begab er ftd^ nad^ Stom, einer Sinlabung feines
Sanbdmanned Sobocud ^obtfUter folgenb, ben er
in ffratau fennen gelernt ^atte. 9lad^bem er gmei
3a^e )u ^ua bem Stubium ber Xl^eotogie fid^
l^ingegeben, feierte er mieber nad^ $oIen }u fernen
Sermanbten jurüd. Se|tere oeranla^ten il^, feine
@tubien in SBittenberg fort}ufe|en, mo im Ja-
nuar 1589 fein 9lame in bie UniDerfttatSmatrUel
eingetragen tourbe (Forstemann, Album Aca-
demiae VitebergensiB, Lipsiae 1841, 178);
Stoei Saläre fpdter (22. gfebruar 1541) mürbe er
)um SRagifter ber freien JKlnfle ))romooirt unb
am 18. October 1543 ald Se^er in'S Kollegium
ber t)^iIofo))]^ifd^en ^cultöt aufgenommen (^öft«
lin, Z)ie Saccalaurei unb 9Ragiftri ber SBitten«
berger pl^ilofopl^ifd^n gfacuUöt m, ^aOe 1890,
12. 21). ÜRelanqtl^n, ber ben jungen ©elel^r-
ten fd^^te unb liebte, em))fa]^t il^n aI8 „gotteS-
fürd^gen, in d(friftlid^er fiel^re tool^Igelel^rten unb
anberen löbltd^ ffünften unb ^ptaditn'* erfal^re«
nen 3Rann bem ^ergog Slbred^t Don $reu|en,
ber il^ aI8 ^rofeffor ber Sinologie an bie neu«
gegrünbete ffönigSberger Unioerfttat berief. @ta*
))^Qlu8 nabm bni 9luf nur nac^ langem 3ögem
an unb oer^flid^tete fid^ blo| auf ein 3a]^r ; }ubem
lie| er ^ Don $er}og ^llbred^t in ber SeftaStma
bie 3ufage geben: „Cb aud| Dorfiele, bog burq
göttlid^eS Ser^angni| in unferem Sonbe 3n-
tbümer in SteligionSfad^en fid^ gutrugen, bie miber
bie l^ige Sd^rift tmb primitiYae apostoUcae
781
StaDl^^IuS.
782
et catholicae Ecdesiae conseiiBiun fein xoüt*
hm'*, unb ber ^erjog auf feine SSorVtltung bie«
{elben ni(^t abfd^affen tDoUe, foUte etopljiQlud
}um 2)ienfte SUbred^td nid^t üerpflid^tet fein. @o
begab er fid^ benn im Snai 1546 nad( ftönigS«
berg. S)em ^exBog, ber mitunter feinen 9}or-
lefungen beitool^nte^ gefiel er gleid^ 9(nfangS red^t
gut, unb au4 bie @tubirenben fanben ®efaQen
an feiner Se^noeife, »ie ^Ibred^t fd^on nad^ einigen
SBod^en ^eubig nad^ SBittenberg melben lonnte.
S)iefem äeugniffe gegenüber l^oben bie ft)äteren
abfälligen Urtl^Ie Don imi erbitterten ®egnem,
t)on gfunf unb Sl^emni^, toenig ^u bebeuten.
SlOerlei unerquidni(|e SBorfölIe foUten inbe^ @ta-
pty)M ben Sufentl^It in itdnigSberg balb ver-
leiben. 8d^on im Suguft 1546 geriet)^ er in
Streit mit bem $rofeffor SBiD^elm ®na)>l^euS,
ber im folgenben Saläre üon ber geiftlid^en 99e*
l^rbe als Snlel^rer escommunicirt mürbe unb
$reu^en t)erlaffen mu|te. SRag aud^ bie IBer«
urt]^eUung bed ©napl^S gu ftreng gemefen fein,
fo ift man bod^ nid^t bered^tigt, m bel^upten, ba|
@tap](lQlu8 aus Giferfud^t utü) ©treitfud^t geju-
belt l^abe unb bal^er in biefem Streite ald „nie-
berer Sl^arafter" (Sfd^adert) erfd^eine. 93erfd^ie-
bene anbere $rofefforen unb namentlid^ bie lutl^-
rifc^en Zl^eologen @t)eratuS (f. b. %rt) unb
99rie|mann maren ebenfo&S gegen @wüfyeuS, ber
übrigens Stapl^QluS }uerft angegriffen blatte. S)a
infolge biefeS ©treiteS @ta))l(i9.IuS mand^en 9n-
^inbungen ausgefegt unb }ubem mit ben religiöfen
ißerl^öltniffen in $reu^en nid^t }ufrieben mar, fo
legte er im ^erbft 1548 feine $rofeffur nieber,
um ton nun an bem ^ergog nur noc^ als Stat^
p bienen. SBei SuSbrud^ einer $eft ging er im
folgenben 3a|re guerft nad^ ffomno, bann nad^
SreSlau, mo er im Odober 1549 mit Snna ^e|,
riner Zod^ter beS SreSlauer !ßrebigerS Solenn
tti, ftd^ oermä^Ite. 3ngmif(^en mar SlnbreaS
Cfionber (f. b. ^rt.) in itönigSberg angelommen.
Stopl^QtuS, ber ben SuSbrud^ neuer Streitigfeiten
befürchtete, l^atte im Sinne, als ®QmnaftalIe^rer
in SreSlau )u Derbleiben. S)a er iebod^ Don ^er-
)og Slbred^t ben gemünfd^ten Sbfd^ieb nid^t er-
l^Uen lonnte, fo fel^rie er Snbe 1550 mit feiner
gfrau nad^ ff önigSberg }urüd(. Sei feiner 9(nfunft
mar ber oftanbrifd^e Streit bereits auSgebrodjien
unb Derfd^örfte ftd^ Don ie|t an immer mel^r. Um-
fonfl fud^te &iapififiu% ben ^ergog Dor Ofionber
unb SfunI )u mamen ; er tonnte fein ®eb5r finben.
Sd^on im Spril 1551 mollte er be^balb feinen
9bf(^ieb nel^men, ba er „in biefer graufamentSer-
gerung fein ®emiffen nid^t mel^r §u erl^alten miffe";
er Derlie^ enblid^, o|^ne eine förmlid^e Cnttaffung
erlitten )U (oben, im ^uguft 1551 ffönigSberg
für immer unb begab ftd^ gunöd^ft nad^ 2)an)ig,
mo er bie 1558 gu 9tümberg gebrudfte Sd^rift
ßjnoduB sanctorum Patrum antiquorum
contra nova dogmata A. Osiandri Derfa^te.
^arin mirb mit aQer ßntfd^iebenbeit bie lurcblid^e
Srabition als ®IaubenSnorm aufgefteQt. ÜRan
barf fid^ berni aud^ nid^t mmtbent, ba| Blepifiba,
ber balb Don Gängig no4 SteSIau flberfiädte,
bort gegen Snbe bcS 3o(reS 1552 mä^renb einer
fc^meren ftranfbeit bem 2ut^ertbum entfagte, um
in bie fatbolifd^e ffird^ )uru({gufebren, 9on
gegnerifd^ Srite ttmrbe i^m Dorgemorfen, ba| er
aus nieberen SBemeggrünben fatfoßfc^ gemorben
fei ; neuere l^roteftantifd^e Sorfd^er muffen id)od^
}ugeben, bai fein Sl^ratter «ad^tbar unb e^ren-
mertb" toar (%bppm [f. u.] 186 ; Dgl. ÜRoOer
[f. u.] 552: ^S)em Xüdffc^ritt beS Stop^IuS
)ur römifd^en ffirc^e geminnfüqtige StotiDe
untequiegen , finb mir bod^ nidSit genägenb be«
red^tigt Obne 3^^if^( bilbete bie 4)roteftantif(^
Snar^ie' [Corpus Beform. Vm, HaL Sax.
1841 , 659] ben ^aut^tonfto^")« W& Semeg-
grünbe feiner ConDerfion beget^nete Stop^QluS
felber inSbefonbere bie SBBirfungen ber lut^fcben
Sebre Dom SQeinglauben unb bie iniierl^Ib oefi
^roteftantiSmuS Dor^anbenen ga^llofen Secten
unb ^ßarieiungen Oanffen-^ftor, ®efd^. b. beut-
fd^en SBoQeS Y, 14. «ufl., 878). <Snbe 155S jog
er nad^ 9lei|e (Srief an 6oftuS Dom 19. Sep-
tember 1558), ber Seftben) DeS SrcSlauer 9if 4ofd
Salt^afar Don ^romni|, mo er in beffm 2)ienfU
eine Sd^ule errid^tete. gür Sd^uljmede gab er
1555 eine Sd^rift beS ÜRarcuS SremUa (f. b. 9rt.)
berauS, mit SBibmung on ben feit ff ur^em i^ eng
befreunbeten $etruS SaniftuB (Braonaberger,
Canisii Epistulae I, Fribprg. 1896, 557 sqq.).
3n bemfelben Sa^re ernannte i^ ffSnig gfer*
binanb ju feinem SRat^ unb bebiente pd^ mtebcc»
l^olt feiner SRitmirfung auf Keid^tagen unb Sie»
ligionSgefpräd^en. 2)aS fflormfer Kolloquium im
3. 1557 (f. b. «rt. S)iSputation HI, 1848), auf
meld^em bie Uneinigleit ber !ßroteflanten offen
}um SuSbrud^ tam, Deranlafte ii^n )ur W>*
faffung ber Epitome Theologiae M. Lutheri
trimembrlB, s. 1. 1558, morin er befonberS bie
proteflantifd^e 3erriffenbeit befpri^t 3)ie6 SSkrt
rief eine gange SnjabI Sntgegmmgen ^eroor;
morauf StapbpIuS mehrere anbere poUmifd^e
Sd^rif ten erfd^einen lieg ; bie in beutfd^ Sprad^
Derfa^ten mürben Don SuriuS (f. b. Srt) iit'S
Sateinifd^ uberfe|t. S)a| btefe Sqriften ouf pro«
teftanti)d^ Seite nid^t geringe Sead^tung faaibcit,
erftel^t man auS einem Sriefe beS pfäl)if(^ Sbxf
fürfien fjfriebrid^ m., ber anerlannte, bo^ ber
^Sd^'' Stapl^QluS bie proteftontifctai Z^eo-
logm „siemlidji über bie Sani jiej^e" (ffludt^o^n«
Sriefe griebrid^S beS gfrommen I, Srounfd^tDelg
1868, 167). SBemerfenSmertl^ ift qu^ boft Sob,
baS ü^m ber lu^erifd^e Seitgenoffe ^. ßamelmann
(Opera geneflJogico-hiatorica, £eingoviae
1711, 219) eri^ilt : Si donia reote nsna faiBset
StaphyluB, magnos in Ecclesia Dei esse po-
toisaet; nam erat profecto ingeoiiim, era-
ditio, eloquentia, cognitio linguamm ao me*
moria in illo eximia, et ai in quo alio, in Ulo
praecipueiBtalucebant. ffatlJKylifd^rfcitStourbe
Der geleite ißert^biger ber Stixä^ oabun^ fltt^^tt.
733
@ta))Ieton.
784
te| « ISSft (n) bcm VuQjOutger IReid^oge mit
pi^nOUia ^Dtlpatf Dom @al)burgec er^bif^of
VttäfBd mm ft^pun&aifi gum ^octor ber Xi^eo«
logk uab bcft coRonittcn $e<i§t8 (nromoDtrt toutbe.
^apogfOfaf^tKmSiapmi, bet ü^nbmitS 1558
|s fman Sto^ cnumnt $atte, berief il^n 1560
da t|ta»fe||ot unb 6u))rrintenbent Onfpector) an
ta IhiiMrtitat )n ätigolflabt (Mederer, Aimales
Iii^oJbL Acai I, bigoktad. 1782, 282 sqq.;
fsBRt^ eef(6. ber UniDerfität 3n0oIfiQbt-aRun-
«CR I, mSoO^ 1872, 284 % 11, 232 ff.), mt
da Sii0dc0eii(eitcn ber bod^fd^ule bnnte ftd^
tM^ €ta)^tttft nur üorübergelenb bef^äftigen,
IK er in bm So^ 1561—1563 mel^rmalS für
üngnt 3eil üom ftaifer in Snfprud^ genommen
»ndc fbi bai fic((ti(^ Steformbefttebungen,
die bomala am htferlid^ ^ofe eifrig betrieben
■obcR^ no^m er regen ^ntl^ril ; Qud(i mürbe er
hmotfi Ddm ^ßa)){fe did bom ffaifer erfud^t, fid^
■aA Sritiii |iim Crnicil gu begeben. ^ glaubte
^Boz« Wcfc c^renoolle Sinlabung ablel^nen )U
Ufli; bod^ Mfa^te er für ben $ap{l unb ben
Aiiter oerfdiebeneS^enlf^riften (@idel, S)aS 9te-
tonsatiotd-Sibell bed ihtifetiS gferbinanb I. bom
^o!fa 1562, im 9n^o f. dfterr. ©efd^id^te XLV
li$71]^ 24 f ; S>crf., 3ur (Skfc^i^te beS eond»
u Sricnt. mm 1872, 249 f. 493 f. : fiöme,
£tt Sieaunfl beS ffatf etS Sferbinanb i\m Xrienter
fondl^ Sonn 1887, 36 ff. ; bie^besüglid^e ®ut-
c^ten unb Sricfe oon Stap^^Iud ftnb abgebrudt
M Sekelhom« Amoenitates bist eccL I,
TraiieoL et Lipsiae 1787, 490 sqq. 611 sqq.
n [1738]« 499 sqq.; S)erf., 6rgd^i(^feiten
IL f. m, I, mm u. 8eiw. 1762, 555 ff. n [1763],
136 ff.; !Bttd^(oI|, (Sefd^id^te f^ferbinanbd I. I,
Bim 1 881 , 407 ff. Vm [1888], 389 ff.). 3m
€oimiier 1563 cxiEnmtte Qiopl^lvß f^imer }U
Smtfbnicf , 100 er im auftrage bed AaiferS an
AKT Z^lo0f ncomnriffion t^eUnal^m ; er erl^olte
M pfOT »tfber, \o bag er nod^ 3ngolftabt gurfid-
frbtni Ikmnte, faoip Hieb er üon ba an Iribenb, bis
s am 5. SRfir) 1564 fromm unb gottergeben
b«^1<l^. Seine gftou rolgte il^m am 5. 9tugufl
1564 m*9 @rab itaij^i fein ältefter Sol^n mar
fiube 1563 geworben. 93on ben brri anberen
60(001 ocrbioit eine befonbere SrmS^ung gfrieb-
ziA. ber CanoiricttS in (Eid^ftfitt mürbe unb bie
S4^tflm febiei SoterS mit einer einiritenben
bB)en8io9io)9^e gefammelt l^raufigab (Fr. 8ta-
phjrli in esusa reÜgionis sparsim editi libri
m immn Tolmnen digeati, Ingolstadü 1613) ;
OL biefer Sommlimg fe^lt ber Dialogus de cor-
reptts moribns rdBrioBqiie partis, Pontificio-
rna videlicet et STangeUcorum. Sine loco
rt amio, ben GtopW^ um 1562 (f. ftatl^olil
] 395,1, 574 f«) tmter bem ^feubon^m S^toefter
ifBoamba meinen ße^ (tBgl. über Stapl^IuS'
mSOni in aStnttett ^ortfatod^, Jßreu|ifd^ Stxtß
iSrn*l|!oria. »rairffurt a. ajl 1686, 295 ff.;
Sofig, a^oria bcc ^ugSb. (Eonfeffmn n, ibaOt
im, 902 ff. 5 3Jipptn, ©ie (Srunbung ber Uni-
»erfitdt gu ftdnigdberg, l^bnigSberg 1844, 96 ff.;
SB. aßdaer, Slnbread Ofmnber, (Slberfeß) 1870,
809 ff.: Xf (Rädert, Urfunbenbud^ gur Sieforma«
tionSgefd^id^te bed £)ergogt^um8 ißreu^en I u. ni,
Seipgig 1890. Ueber feinen Streit mit Oftanber
berietet @ta))1^9lu9 felber in Historia aoti ne-
gotii inter Fr. Staphylum et Andream Osian-
drum in Prussia contra calonmias Johannis
Functii, abgebrudt bei @trobeI, aRiSceUaneen
lUerar. Snl^altS I, Dlürnberg 1778, 219 ff. n,
225 ff.) IBalb nad^ feinem Sobe erfd^ienen Ora-
tiones fiinebres quatuor in exequiis Fr. Sta-
phyli His adjectae simt elegiae, quibus
Titae genus, studia et mors ipsius dilucide
explioantur, Ingolstadü 1564; 9t. SIendt,
l(ur|er Serid^t Dom Sat^olifd^en unb ßl^riftlit^en
«bf^aiben ^x. Stapl^Qli, Singolftabt 1564. IBio-
grolpbifd^e @figgen finben fid^ im Pamassus
boicus, 19. Unterrebung, ÜJtünd^en 1726, 274 ff.;
bei Strobel, aRiSccDaneen I, 3 ff. ; in b. Oeften.
3eitfd^rift f. ®efd^id^t8- unb ©taatslimbe HI,
SBien 1837, 358 ff.; bri 9iö|, goimertiten I,
337 ff. 9Re(rere »riefe oon SiQ}fy\)M geben
Hipler et Zakrzewski, St. Hosii Epistolae
11, Cracoviae 1886.) [SR. ?JJauIu8.]
$fay(rtoit, Sl^omaS, beritl^mter englifd^er
Sontroüerftft, nod^ S)öIIingetS 9ludbrud (auf ber
®ele^rient)er{ammlung in äRiind^en 1863) ^ber
befte ©treiter ber alten ftird^e", mürbe 1535 gu
^enfielb in @uf{es geboren, empfing bie erfie
SuSbilbung in ber S)omfd^uIe gu SBind^efter, begog
bann baS Don Sifd^of SBiQiam SB^fel^am oon
aSind^efter 1379 errid^tete Stern SoOege in Osforb
(f. b. %rt.) unb marb bort am 2. S)ecember 1556
![Ragifter ber freien Jlunfte. jhtrg oor Königin
SRaria'S ^eimgang (17. SRooember 1558) gum
2)oml^erm in S^id^fter ernannt, Dermeigerie er
bie Sneriennung ber neuen Steligion unter ßlifa*
betl^ unb manbte fid^ nad^ Sömen, mo biele fiüd^-
tige englifdde Xb^ologen burd^ %bfaf[ung gebiege*
ner SBerfe il^re Sanbdteute in ber Steligion ii^rer
SBäter gu beftärfen fud^ten. 92ad^ ooruberge^enbem
^ufent^alt in ^riS, ben ©topleton ber ^uSbil-
bung in ber gried^ifd^en @))rad^e mibmete, unb
riner SBaSfal^rt nad^ 9lom folgte er bem Shtf e feined
SSaterS in bie ^eimat, mu|te fie inbe^ megen 93er-
meigerung bed @u))rematSeibeS mieber oerlaffen.
ffaum mar ein nad^tröglid^ gur SBoOenbung feiner
Stubien im SuSIanbe auf brei Saläre ermirlter
Urlaub abgelaufen, als Sifd^of SBorlom oon Sl^i«
d^efter 1563 ©tapleton feine $fränbe aberfannte
(Knox [f. u.] I, 307). SRun Iie| ftd^ ©tapleton
längere Seit (bis 1569) in &5men nieber. ^ier
Dertl^eibigte er ben bom anglicanifd^en Sifd^of
^ome Don SBind^efter angegriffenen ^t Sol^anneS
Don gerfen^am (f. b. grt, unb Dictionaiy of
Nat Biography XVIII, Lond. 1889, 282.
XXVn, Lond. 1891, 359) fomie ben Xl^eologen
%f)onu& Don ^rbing gegen 93ifd^of gemel Don
SBind^efier (f. Dict. of Nat Biogr. XXIX, Lond.
1892, 378). %u^erbem lieferte er eine 3ufammen-
w
6tardE.
788
Mi^flUim VbmM. Qoffuctö Histoiz« des
mniiimii das ^bJmws proiagtontas bfUitftni
4ii « kb|cr (Bcmül^toccfflffii^
Mfmi^ilWn OeioiMta in Setectturs, ÜRof
«BÜ be f)aoM, MHcIctt, traf 6latd im October
ITtt 1« IßanA tin mä^ bgte sod^ entfptni^enbem
lokrod^ on 8w SAmar 1766 in bec IHxqc mm
et eidtiicf fatfgi^ei» büS iatl^ttf ^ (BloubmS-
Mknntiilft ob, nrie VM 91. 3. $iem $icot in
IsBiognipiMimifarMlleXLin, Park 1825,
47f teiltet ^picot^bcrbonieii— 1840ed^'
Mar bcS Ami de U raligioa loot iinb einen
EkeS ftimr x«H^ Sibßotl^el bcm Seminar »on
6t. 6iil|pte Hex motzte, bexffal^ect, ben Stnttag bei
fairtw^H Stonfi in bk KotttMctitenItße tum
6c 6«Iiiice vA ben Unterfd^riften Starde unb
berCcipii^3onbertton @L@uIt>ice, be IBouffet
(bab texonf Sif^of bwi S^nS) nnb bedSicor«
be dceol bt In SRanmMe fdbft eingefel^en unb
an Ultoioiif oon ba 6anb 3ouBetl0 gelefen §u
toorin €to(& ConboAon ouSbdldlid^ er-
nitb. Sonmf totelte off enbor 4tuc^ @tard8
VtiUff.n. mtt a t>.«(rt.) in feinem
DkliafBaiflire liiston^e Zu, t^ 6ä„ Faris*
Lyon 1824, 812 an, menn er bie ^Berufung auf
ennt Meceffanften Vrtifel b<8 Ami de la reli-
pm Tn, 65 Aber etortt berul^mteSe 6d^
.Z^eotad Oafhnobl", eine Spotogie ber !atl^«
94« itix^, mtt ben fEßoiten fd^ie^: ,,S8ir
«ffoi^ bo| ber 9iAacteur [$icot] tMlft WUS ge-
fqt ^, mb bo| es in bem fieben 6tanld einen
fuA (particalariie) gibt, todd^ nod^ ni#t
)cr Ocfciitl^lrit fibec^ {%" %c^ Stanf
Mifcii C^titt in ]tf genbnd^ (Sntl^uftaömnd unb
t^ßt fi^jenfl CtaiMngen in bie Sel^ ber fftsd^
Ä, »te er f^n norl^ nat^ eigenem ®e*
ffr fU§ OBS Sflcogittbe in ben gfreimanrer«
fitai (öttr oofne^en loffen, ift xooyi anjunel^mcn.
BenigfIfiiS ^otle er, noii^em er no<!§ in bemjelben
ad^ 1766 mf Sr&ngen feined Sotet6 In feine
loftc^aiitfl^ fK^moi juzftlgelel^rt uwr, xAäft ben
9agf, frliMti fc^otifd^ glauben, toie \pU9X
€Mkq| 0- ^- ^0/ ^^n ju befennen ; Dielmel^r
^los «r Mb bormif Ue Corrieie eines ))rote"
«HUfd^ «klffi^ ein. S)ifft bere^tigt febod^
kncMesü^ feine t^o{f&<!^i^€onberfion inSbeifel
|B ifkleit. 5ladj|bem @tard ein 3a|r Sonrector
m S^mar gemefen nnb bonn tw|e Seit in
€iac§ rtf^fi|en gilrfien gefktlben l^e,
; 1769 Ott tpn^cffor ber orientdifd^
nai^ Mnigmrg berufen. Sort rudte
iMni0en3a(ren jum ^oftnxbigcc, i{iro*
f4|Br «Hb 3>odnr ber Z^ealogie unb 1776 }um
Cietl^sAmMgier doc flBegen fortgefe|tcr Sn«
fMbionm non Ceiten feinet Simegen ber)i^ek
e iebodl 1777 ottf feine ongefci^ Stellung, um
IslRilcm in ihodonb bo9 Vmt eine« ^ofefferi
ta ^flfit/b>tf^ oiqutiden, bis er enbli^ 1781
tf dctVEJjftnxMgec unb eonjiflonalMt^ noc^
^Darmftobt Benzen nwrbe. Segen bie S)enimä#'
tion «ebide'S uab SieftetS in bor berliner
SRonatSfd^rift Yin [1736], 42 ff., bo| er ftr9t>i0<-
fat^ltf, $rießer nnb Sefidt fd, berti^lgte pilg
@tani in ber e^rtft ^Ueber ftr^l^Iatl^ßciSraul,
$rofelotenma4erei, äefuitiSrnnS, gel^eime @efdK>
fri^afien unb BefonbecS bie ü^ jdbft bon bm
aSerfoffem ber Sexliner OtmiatSf^rift gemadlim
99ef^^igungen , mit «den belegt", granifurt
unb 2ei))}ig 1787, 2 Xl^eüe. S)iefe SSertl^tbigung
fanb freUi^ bei feinen (Begnem feinen wlauben:
baS Sertrauen f einefi IBanbeÜ^erm Blieb aber Stoct
in fold^m ®tobe etilen, ba| er 1807 b^
®ro|Ireua bcS Subtt»ig90d)enS erl^ unb 1811
fogor in ben grei^err^tonb erl^fam laurbe. 3»
ftotten bon i^m, ba^ bie iSegner im UeBmifer
i^ nid^t nur ds gel^eimm StaSfciiim, fpubern
aud^ als $riefter unb OrbenSmann bcnnndil
l^oiten; fo ionnte ©tard in ber Sorrebe yun
erften Sonbe feiner Sett^eibigung nid^ oBne eine
gemiffe Säered^gung «,baS gonge SlngeBen fär eine
oBenteuerlidde Chimäre" erlUren. 3tt)eibeuttt
iebod^ ftnb iebenfoQS bie Sßode : „IDbm tmrb mi^
§u einem l^etmlid^n $ä))ftler, \a @ott tDA% mo}tt
nid^ aOeS mad^en. SaS fflminert mid^ ntd^t: mn
iil^ bod^ alles biefeS nid^ . . 3d^ Bitte iBott, b4
er feinen (Soften ben ®eijl beS §riebenfi geben
unb aEe getnbe ber ebangelif d^ SBaJ^rJ^t • • •
fi ©d^onben mad^ mbge.'' €tard n^or ein
gläubiger IB^rtft, eine cmtcUiante %atur, ber no^
^Bereinigung ber d(|riftßd^en Son^ffionen (heble.
SoS turihxBmte SBefen Sutl^erS mar il^m eBenfo
gumiber mie bie literorifd^ Sflotte ber Sbi^ärer
(Sümninaten [f. b. Sri.]), rneU^e mit il^en Ütamb»
f&|en Xl^on unb SQtor Bebrol^ten. (Segm UUm
ift feine l^otmgalbt €d^rift „S)er Xrimn))$ ber
$]^fo)^te im 18. Sd^rbunbext^, €krmont0mn
1803, 2 Sänbe (in 8. Suflage BerouSgegeben
tum Sinber, StegenSBurg 1847), gerid^tet. 2)en
grö^ ßrfolg erntete cba feine b^te SlrBeit
«.Xl^eobulS (Baftma^t ober fiBer bie SSeretnigung
ber twrfd^iebenen d^füid^en SIeligionSfodetäten ,
gfronlfurt a. SR. 1809, meU^e nod^ gn feinen
Sel^eiten tner unb sud^ [einem Xobe bier mettene
Silagen erlebte. 3xi ber gmeiten Dermel^rten
älufloge bemerft Stord in feinen Sriefen, meU^
SfiS für bie erfle «uflage beS ftird^enlecUonS X,
848 ff . »ermertl^en bnnte, cS merbe «,in berfelBen
nid^t nur aus ben Sd^rii^ ber Slufttöier gegeigt»
inie tief fie ben $roteflantiSmuS in ben Slaturoi
liSmuS ^ineingeorbeilet l^oBen, fonbem eS feien
ottd^ oBe bie Seigren, morin bie latBaKf d^ fftrd^
toon ben ^roteftonten abgd^e, nnmiberle^id^ bev*
tl^eibigt, imb eS fei bargetl^, ba^ bie Slfld«
td|r ber ißroteftanten gur IstBoIifd^ ftinBe»
menn ^e niqt bon bem 9taturaIiSmuS »erfd^un^
merben moUten, am (Enbe bon felBfl tixii^totttiiii
ja'' OBrief Dorn 26. SSärg 1810). 3e me^ ber
ißroteftontiSmuS ben d^riftlid^en ®d>onIen Ikx
ßrlöfung bttxd^ ben eingeborenen Sol^ SolM
t^eiSgoB, hefto mel^ p^Ite fid^ Stotd gur iotl^
24
m
Stationes regularium — Stottler.
742
gSr UtfMJl b^iexer loirb ba9 gfefl beS in il^r
9ac|clai ^ie^ itmfid^R tna^gebenb geoefen
tm-j boA famitt( fär eine 9iei(e üon Xagen (ito-
■mlfid) Die Duobiagcfiinaljeit) biefeS ^tinciti
n^ btin!^Qcf9]^ toctbriv unb eS toox ffit bicf e
an k^Dobim Vnorbnung ndtl^ig, um alle Un-
^rivinctt tmbUnotbnung ju befeitigen. S)e|]^Qlb
fcflnitnile Qtegot ber (Bto|e (f. Joannis Diac.
Tita a Gregor. 2, IB) bie Sietl^folee ber
6uütonS!ln!)m tmb He^ im Sacramentaiium
Ml )cbe5]iifllige Btatio amnerlm. S)em IBoIfe
vucdc bie €titHon beS näc^ften Xaged in ber
!Nff(e bcS biufcnben SogeS burd^ ben ^rd^ibiocon,
i^äicr bur4 ben Subdiaconus regionarius an«
^efinbigt (Ordo Bom. I, n. 20; Ordo Born. IT,
s. 14 ; Ordo Born. XI, n. 34). — 9nd^ baS
Iffige tdiitif(j(e SRegbud^ entl^ält nod^ bie Slngoben
Suüo ad . . ., um fo oenigftend bie Erinnerung
flr Me fett bcin 18. tinb 14. 3a]^r]^unbert DoD-
hiMq abgrfommenen €totion8feiem tt)ad^5u-
baüen. 8on ptalttfd^m Sntereffe ift bie| nebenbei
tinoiDcti^ dB bamit ein gftngerjeig jur (Seminnung
ber fogrn. €tationSa6(affe gegeben i{L Unter le^
tatm iMxfif ^t man bie in ber iej^t ma^gebenben
9om Don $hii VL om 9. 3uli 1777 betoilligten
aofflommenen unb unbolfbmmenen Vbläffe, meldte
oier tat gemö^nßdben Sebingungen an ben
SiaHonfttagen junfiii^fi burd^ ben SBefuc^ ber be«
tieffejiben 6iotiontfird^e in 9iom gemonnen mer-
bra Gimm (f. Geringer, ^e 9blft{|e, 9. Stuft.,
fobextem 1 887, 426). Sffir bie au|er^ »omS
Stellen Sldttbigen ^äbtn bie ^äpfte mand^mal
Abcct IKriben bexeid^net, für beren Sefud^ bie«
Mkn ma^ bemtOigt ftnb, unb bie Orbendleute
ne aud^ bie SRügli^er mand^er SBruberfd^often
ab Smfate (). 9. ber Starianifd^en ßongregation,
6cQpitßerbntberfd^aften, beS britien Or-
oon 9- StonriScttd) merben berf elben ®naben
;t nad^ bem dnbult burd^ ben IBefu^ ber OrbenS*,
embecfd^ftS- ober ^forrfird^e t^eil^aftig. —
fL Sic Dierje^n ^oKefidkn beS IrreujtoegeS (f.
b. «tt). [eifcr.]
StetieneB repilariiiiii, f. $ilf8))ne{ler Y,
2091.
^teÜMScmci^ f. ffreujiDeg YII, 1134.
§itß093fäßek^ f« göfiengetten IV, 1269 f.
^foSfbr, 9enebict, S. J., pilofopb unb
2>»Iog, »urbe }u ltd|ifaig im b(^rifd^en 9BaIb
CB 30. danuar 1728 geboren unb mad^te jeine
ex%n Stitbien im fHofter 9lieberaltad^ unb ^u
Stauten old SlumnuS b^ @eorgianum8. 9m
L3L ecptmiber 1745 trot er in bie (SefeUfd^t
SffL Sbufibcm er ju SonbSberg fein 9lot)iciat
f^Oofbä, ftabicit er )tt ängolftabt üon 1747
a biri 3o^ ^^Oofop^ie , ein Sol^r !Dlalbe-
artif, mirtte boitn bon 1751— 1754 ju SonbS-
M uüSb fUubüxq tu S>. oIS Se^rer ber ^ma«
aiottt unb mod^te oon 1754—1758 )u 3ngo!-
tet bie Zl^log^ burd^. 3)ie ^rieftertt)ei^e
m^^fmg er 1759, tuorauf er nod^ einmal ^uma-
mm}uSnMfn^ Dortrug, bann 1760—1766
$l^ilof0p]^ie ju Straubing unb SnnSbrudf, barauf
Xb^ologie gu Sototl^um unb mieber }u ännSbrudt
unb feit 1770 ^u Sngolftabt lehrte. 3lad^ ber
aufbebung beS ^efuitenorbenS blieb @tattler in
feinem 3(mt an ber Unit)erfUöt }u ängolftabt unb
tourbe 1775 fogar burd^ ben S^d^of öon ®d^*
ftätt, ben Äanjier ber Uniüerptät, ju feinem
@telb)ertreter als ^rofanjler ernannt. Unter ben
bamaligen ^rofeffaren mar er unftreitig ber be«
beutenbfte ; er benu^te feinen ßinfiu^ unter 9tn^
berem, um ben Stubienreformen t). SdftattS ent-
gegenjutreten , maS i^m oiel Slnfeinbung mo%
(f. e. gtranti, ®ef d^id^te ber Subtoig-aRaiimilianS-
Uni&erfttöt )u3ngoIftabt I, aßüncben 1872, 655
bis 659). m 1781 aSe eiiefutten in »a^em
aus ben Se^rfteOen meid^en mu|ten (f. b. 9rt. 3n>
golfiabt VI, 716), ttnirb ©tattler ©tabtpfaner gu
ffemnatb in ber Oberpfd^, reftgnirte aber bcüb
unb mürbe 1790 „d^urfürftlid^ mirfiid^ frequen-
tirenber geiftlid^er unb Kenfunatl^"; 1794 mufte
er aud^ biefe beiben SteOen nieberlegen. €r blieb
nunmehr o^ne 9lmt bis gu feinem pldllid^en Zobe
am 21. auguft 1797. — Sbgefeben bon einigen
abbanblungen über Wineralagie ftnb @tattIerS
S^aiipiXDtdt: ein DoSftcinbiger SurS ber $bi^«
fopbie (augSburg 1769ff., 8 Sbe. [Sb. VI— VH!
ftnb naturmiffenfd^aftlid^e Sompenbien]), ber f^un*
bamentaltb^ologi^ (Demonstratio erangelica,
Aug. VindeL 1770; Demonstratio catholica,
Pappenheimii 1775; De locis theologicis,
Weissenburg. 1775), ber tbeoretif^en Geo-
logie ßngolftabt 1776 ff., 6 SBbe.), ber et^if
(Ethica christiana umversaliB, Ingolstad.
1772; Ethica Christ, communis, Aug. VindeL,
Monach., Ingoist. 1782 sqq., 6 tom.). S)a3U
bmmen ))oIemifd^e @d^riften gegen bie SQumi«
naten, fran}5fifd§en SleDoIutionöre, Sa^rbt, 9Ren*
belSfobn, ifant (Snti-ffant, SRünd^en 1788,
2 99be., unb Heinere Sbbanblungen). Süperbem
fd^rieb er SleligionSbanbbüd^er für Sd^ulen unb
ein ^^falmenbud^", SlugSburg u. SRund^en s. a.
[1789]). Seine «bfid^t bei biefen SBerlen mar,
mie Sailer fagt, „ben gan}en ^der ber fd^olafti-
fd^en ißbitofo|)bi( unb Xbeologie, mie er i^n t)on
feinen 9)orfal^ren fibemabm, getreulid^ umguadem
unb mieber frifd^ ju beföen". 9Im meiften folQe
biefe Steformarbeit ber $]^iIofot)bie gu gute lom-
men. Stattler bdit bie begüglid^en Seiftmtgen ber
ötteren @d^oIaftifer ben Sebiirfniffen ber S^
gegenüber für ungenügenb unb fudjt felbftönbig
eine neue ^bi^of opbi^ gu begrünben. Sr fd^Iie|f
fid^ bei biefem Untemebmen infofem an Sbtifi
SBoIff (f. b. %tL) an, als fein auSgefprod^eneS 99e»
ftreben ift, überaO bie äBoipd^en 3been felbftdn-
big burd^ SBeffereS gu erfe^en. SSon ben Kate-
gorien beS SriftoteleS in ber Ontologie, Don
Snaterie unb gform in ber ffoSmoIogie ift bem-
gemö^ (eine Siebe me^r ; ä^nlid^ ift in ben @d^rif-
ten über St^it bie cafuiftifd^e Sel^nblung ter-
mieben. UeberaU ift StattlerS Xenbeng eine ire-
nifd^e gegenüber ben glaubigen ^roteftanten, eine
24*
348
Statns iiKtnra* — Stau)
foUm.\ä)t fltgcn bu bamaliQcn B^tiS'^^- ^^^
Utt^ bn 3(ileaioffni über l^n toai Dof^f
bai. 9Iadg SoUinS" ^ ci mit feinen EEBertcn
miütos jam gemitoe bonifi omnibus expreesit
(f. Analecta jnria Pont. IV. Ser., tom. II,
Bomae 1860, 14S4); Satler nteitU, tc l^abt
,ba6 f(^Ia{nibe 3iaä)' unb Scliflbti^ni . .
fionjtn tatt)olii(!^ ^nitfd^Canb aufgetuedt",
bebaiurt, ba^ man feint SBerft „btm Staubt
äbtigibt" (f. SailtrS €ämmtliif)t Wrdt XXI,
eiiljboc^ 1839, 195). Sr^tntS bottc mlfi bt-
fonbnS fttnni @ninb tn StottleTS t^b'S'^ff'ii
*ui( btm ®«birie her S^cologit. 3)en Soleranj-
ibem unb bem gtbrontiiniemug l^ttc tr nament-
li(^ in feiner Demoustratio catholica 3U'
geftänbniffe geina^, unb bte Q^olge tnai, bo^
j(^on 1780 ein 3)ccret ber SnbticongicgQtiim
miBtn boS 99u(^ btieit lag. luf ^tmotnbcn bte
etftl&ofS DonSÜ^ßätt ftonb man inSliim ocn bei
fßtröfftntlidtiuna bet Stnfur ab, 1 793 abct Uuibe
bii @a(^e »DU Ülnitin angtrtgt unb Statller bic
äSobl gefttlU, entntbtr }u retractiim ober bafi
»ui^ auf hm 3nbts gtftftt ju ft^tn. So et
Härte, ein SQibemif fti t^ nur bann mSgl
tutnn btt Sßotifl eine S^efinttion ex cathedra
lofft, fo »urbt am 11. äajiunr 1796 boS Stcrel
Don 1780 oträfftnlltdii Sin Snbtperbot Om
€tanieri Loci tfaeologici unb fttnti Tbeologia
folgtt am 10. 2Su[i 1 797 nac^. Sßenig ju Stattlere
&)rt f^ug tS ouS, bag ber ganje Sänften*
ntc^fel über bii ^aift (»on i^ fclbft ?) Deiüffcnt'
li^t nurbe in bn Sdirift: ^ut^entift^e Slcttn«
püdt UKgtn bem ju ^Ront t^eilfi betriebenen, tbeilS
objiUDenben getioiltetenfBedKitnmungeuit^etl übet
boS Stattleriji^ ^udb DemonBtratio catholica,
9nmrfutt u. Seidig 1796. S)aS ^uä) gibt 3eug>
nife Don bem Streben SomS, einen im Uebtigen
Detbitnlen ÜRaim ju jc^nnt, mäbrtnb Staltitre
SStrfu^, bie römifc^e !Bebbiit Don feinen %'i)r)m
gu übnjfugen, fein ^o^tn auf bie beutf^e SBijfen-
f(^a^ im @eg(nfa^ jur r3niifd)tn (). ä. ^cten-
pÄt S. 61. 164. 170) bei aller &)T:\urä)t beS
XontS fonbetbat niilcn. S)tt Srünbe, ntlt^e er
unb fein %tif[^of gegen ben £rla| btö ÜJtiboteB
snfübren, bag StattleiS Sgiic^ei alle bit bijdiöf-
üäjt Sltiutetlaubnig trügen , i^t EQetfajfcr tin
frommtr unb eifriger, in gon^ S^tulftdlonb be-
lü^mtn ^tie^tr fei, bti als novae et melioria
logicae et metaphysicae reetaurator gelte
(a. a. C. 90. 30), ba| bit befonberS angtfodiltne
S^efe in S?tutfd|Ianb ganj aQgcmtin Dtrt^ibigt
Bietbe (ebb. 61), fiub jroor febr (^aralterifliftb für
bie bamalifie 3«' . 'onnttn cber in Mom olS
@rünbe grllen, etjl redjt gegen boö S9nc^ unb bei-
ortigt 3uftünbe einjuf<i)rtilen. — StoJ feinet
tjfebigriffe in einzelnen t^ragcn, bie in bei SHit^-
hing ber 3eit einigt Sntfd^ulbigung finbtn, ^t
Slattitr auf anbeten ©tbieten bet pofitibtn Sbto-
togie eint folibc Se^te Dotgettagcn unb alS Üjei*
ttaiitnemann ftint§ Sifc^fe unb telatiD noiS)
titcblii^ gejinntec ^f^or günflig getoittt. Statt-
letsSt^QI
»ifc^of, b
monstrat
tttcibigung
fogtt noc^
et Dtrbai^
(f. ®. m
1865, 43
Xob befd)!
Stop] nnb
(f. Alud^
£. älötfteni
beranünd
filaffe XV
©ailtt, ffl
1798, in
Suljbac^
rat^. X^o:
1866, 17
1000 ff. ;
XXXV, 4
parSonm
gegebenen
au6 btn of
abmti^^tnt
btiScilttj
SUttu
Stanb btt
togenbR ,
lif^et üti
ju ®nnjb
bergif<$en
^anbmetft
1806— IS
unitbt et
aSoltribtf
btingtnb i
Stm tDiUj
begann im
fiatftubim,
■nisbann n
btr UniiK
SP^ilofDplri
et fid^ Diel
befd|äftigt :
«Utlilofop^
3otobi (f.
ber fat^Itj
lid), »ie €
91rl.) ,bui
Sßort'ben
unb feine g
btttttct, ttc
SprieftCTfen
am 15. Se
bem er tin
tr 9itpeteni
1830 Dtra
f^ofima^Ii
ftftotiwa
HS
etaüpi^
14S
ftoiog^ ^lEinflttt in «ie^ 2)ott gribibdt
B I8S4 taiScditlämiiQ mit feinen CoOegen Rxifx
^W(i\Mt ^^}fäAä^ ^ X^eoloate unb
tfSßä^ $^^o|>^'', »e^e Dide 9Jb^nbIuiigen
■D ftnHkn an» feiner 9eb«c entj^oßm. 9ta(j^bem
ff in Aielcn fltiben 3o^ fegindreidft gettirft,
Hdhe cc im ^ti^ 1887 in bcn &^rf9r|m bet
liiilitll ^M^bncg fiemfen, unb gnKur gleid^-
«Big mit ^^^ (f. b. Vxt), feinem fni^tn
McB 1« XibiagoL StAt t^Iogifd^ f«acu{t&t,
« tarn €|rt|c bomoO nod^ fmg (f. \ ^rt)
, iK^t m^ btefe Senifungen eine häfiige
^otte @taid)enntaiet infolge feined
aftffnggymyflgnfongg betmHonolifiifi^enStit«
l^ü«fD)i4ie Cosiccf fionen qimaiiiit, \o emonc^irte
er jU^ box4 ba9€!htbium bet ftird^emküernnb ber
64olapite immer me^r t»on i^. 2)iefe erfttu*
fid|t 8iitiuiiHmig j^otie ft^on in @ie|en begonnen
mb fetle fO^ m ^reiburg fort. Seine tteffli^en
tefhoigm al§ einet abbemifd^ 8e^tei8 mib tl^o»
ki|tf4m €4riftfteIez<S fcmben au$ beim dtj*
tt^ ^mmm Hon 9icari (f. b. 9lrt.) tSnetbn«
kibem biefer il^n 1843 jum 2)ontca)>ituIat
Siitien in bet trfifHgffen (gnt^Itung
feis aBirien pVbIfixii (1852) biir« ein
to^fbibcn aeftM^ boft er fi^ burd^ s^ 8^^^
Id^igt ftnpEfngung }ttge)ogen l^otte. Sa bte
iMvffnnig mif SEBieber^crpeUung immer mel^r
itonb, tet er 1855 rnn ^ßenfionirung. SN
jbllinibcii ^SfiSftt ereilte i^n am 19. Samior
mf einfR iibaädid^n Sixigiergange ein fiarler
r#imiiifoS^ ber einen mtgtäcHid^ Sturg in ben
1^. dabiifhlMSonal jnr ^o^fi^ ^^ unb fo fei«
«■ l:ob Vsbeifü^. Seine irbifd^ Ueberrefte
mbtn nebm benim feines bcrül^mten SoOegen
^o^ Son feinen )ol^(^ @d^riften feien fol«
ffA cnpffi^t: So^onneS Scotut Srigena,
L SVB. 9ninffurt 1884 (@€Otu« ßsigena mirb
}mtM m gfinfHg bcurt^eüt; ber [ntd^t er»
Miome) IL 3^ f oSte baS Softem beS grigena
mftiUvii, bai ftbod^ Dom SBerfojfer anbertoärtd
fl. 8l in ^^aofo^e b. S]^f)entl;|um^^ (Sieben
18M», 535 1f .] Wrgeßdlt »nrbe) ; 6nc9no))äbie
kr tl|eologtf(^ SBiffenfd^ften , Slaina 1834,
X idjl. 1840; S)er $rogmatifimud ber (BeifteS«
fdcn, tSb. 1885 ; !Der 0eift be« Sl^ftentl^um«,
IdCfr^dltt tn ben ^eiligen Seiten, in ben l^eittgen
^wnblttugni vab in ber Eiligen ffunft, SRoinj
1835. 2 Z^Ie (7. 9lufl. 1866); 3)arf!eaimg
m^ ffrifif bcft ^el^d^en Spftemd, 3Rain} 1844 ;
iir tfr^lSi^e Sogmotif, ffreiburg 1844—1852,
1 8febe unb L «tt^rifung be« 4. »onbeS (un-
mOcnbct) ; 3>lf Orunbfrogen ber ®egmtt)Qrt, mit
nur CnftDidlnngSflefd^ic^te ber anti<!^riftlid6en
frindj^ien in intdfeduetler , reßgiftfer, flttlit^er
ti5 fociolcr frtnfl^t, k)on bm Seiten beS ®no«
pdfimni an M8 auf und ^rob, Sfreiburg 1851.
A^ Bemer^ Qi^ij^tiit ber fot^olifd^n Xl^o«
üpe. «finden 1866, 487 ff. ; Srfltf, ©ef^d^te
tct kif^V^iim Khäß ki S^eutfd^Ianb n, äRofinj
\U», 435. 458 f.; ftifi^ Stubium unb Stup
bententeben bor uierjig bis fän^ Salären, 3vm»»
bnn! 1891, 379 ff. ; Hurker, Nomendal Kl
ffl, 2. ed., 927 sqq.) [»önig.)
$fa«yt|, äobann oon, 0. S. Aug., te»
ftmnt bnrd^ feine 99egie]|ungen }it Sutl^er, mar ju
Stottertt^ geboren unb entflammte einem olt"
abeligm ©efd^Ied^te, oeld^ed im SOlei^ifd^en m*
fäffig mar. 3m % 1485 tarn er aß »accoloreufit
auf bie Unioerfität Seipgig (grier, ffiie aWotriftf
ber UniDerfität &il)}ig I, Seip}ig 1895, 347).
(Einige 3a^e fpdter »urbe er, mal^rfd^einßd^ in
SRund^, Suguftinermbnd^. %\% foÜ^er He^ er
fU^ 1497 }n Tübingen in bie ttnioerfitätdmatrifei;
eintragen; er mar bamolS SRagifter ber freien
ffttnfte unb Sector ber Xl^eologte. 9lad^bem er
1498 bem Xübinger 9ugttfHnerfloßer M !ßrior
Dorgefe^t morben mar, t>romot)irte er 1500 }jixai
3)o€tor ber S^eofogie. %A ber erften ^Ai fetnefl
Xübinger 9lufentl^aItS ftammen 34 Iateinif(|e
Sortröge über ba« Sud^ 3ob, bie auf ber SRün-
d^er ©taotsbibibtbef (Cod. lat. 18 760) V^nb»
fd^riftlidl aufbemal^rt merben (ogl. Manlius, Lop
eorum commuDium collectanea III, Ba^Mb»
1563» 14). 3m % 1500 Deröffentlid^te @tantn|
ein latetnifd^ed Sd^riftdden, morin er nad^aumeifen
fttd^te, ba^ bie ®Idubigen t)ert)fli(|tet feien, an
@onn- unb gfeiertagen in il^ren eigenen !ßf an»
Krc^en bie l^Iige 9Re[fe )u |^5ren. Salb nad^l^
mürbe er jum $rior bed SRund^ener &)noentS er^
nannt ; er oerfa^ biefe SteQe bis 1503 unb mürbe
bann auf bem ffapitel ju 6fd^mege gum (Senercril-
oicar ber beutfci^en Siuguftinercongregation, b. %
be8 SBerbanbed ber reformirten ftlöfter, gemäl^lt
Snsmifd^en mar er im auftrage bed Sanbelfürften
feiner |)eimat, beS Ihtrfürften gfnebrid^ be»
SaSeifen, bri ber ®ränbung ber Unioerfitöt SSHttenF
berg tl^ig gemefen; er übemal^m an berfelben
eine $rofejfur unb mürbe erfier ^ecan ber tl^o«
togifd^en gfacultdt. ^18 ®eneralDtcar ber %tgu«
^inercongregation lieB et ftd^ t>or ^Dem ange»
legen fein, bie OrbendconfHtutionen neu ^eroudgu«
geben. S)a^ er bei biefer @elegen]^eit eine mid^Hge
Steuerung eingefügt l^abe, inbem er baS Stubiin»
ber l^eiligen Sd^rift anorbnete, iß oft be]^au)>tel
morben; a&ein bie 9Ra]^nung an bie 9}ooi}en^
„bie ^eilige @d^rift begierig ju lefen, anbüd^
anjubören unb eifrig ju lernen'' , ift nid^td ^nbereS
als eine einfädle Erneuerung ber alten OrbenS«
conftitutionen. Suf einer feiner SBifttationSreifen
femte @tau])i^ im Erfurter fflofter Sutl^ (f. b.
^rt.) fennen unb na^m ft($ bed fc^mermütbigeii
iungen äRönd^ed Däterlid^ an, inbem er il^n burd^
freunblid^ Sufpruc^ aufjurid^ten fud^te. 3m 3«
1508 »eranlalte er aud^, ba| Sut^er jur ^xU
fe^ung feiner t^eobgifd^en @tubien nad; SBitten»
berg ^fanbt mürbe. Um biefelbe 3«it brac^ in bet
9[ugu)tinercongregationein3^ift aud. Snbe 1507
nftmlid^ l^tte @tau|>i^ eine ))öpftnd^e SuOe er^
langt, ftoft meld^er bte fddbftfd^-tpringifd^ Or»
benSproDinj mit ber beutfd^en Kongregation Der«
einigt merben foOte. 9Rel^rere reformirte IHbftet,
747
Stebinger.
748
}tt benm Sifurt it%Mt, tDoOten iebod^ Don einet
lold^en SBereinigung ni^tS »ifjen, Snfolge biefer
uneinigfeit tturbe Sutl^ Don feinem SonDent
aus aOßittenberg guxüdberufen unb 1511 Don
ben ftlöfietn, tteld^e {td^ @tau))t|' Snocbnungen
nid^t fügen tt)onten, no^ %om gefanbt, um bort
beten @<ic^e bei ber Surie ju betreiben. 9uS bem
iDeitem SBerlaufe ber 3)inge ergibt fid^, bo^ bie
Dom ©eneralDicar beabftdltigte Steuerung Dom
))d))ftKd^en Stul^Ie nic^t gebiQigt tt)urbe. 3m
^erbfte 1512 legte Stoupi^ feine SiBittenberger
^rofeffur nieber, um ftd^ ungel^inberter ben Or«
bendangelegen^iten unb bem ^rebigtamte mibmen
gu lönnen. SSon ie|t an l^ielt er fl($ mit SSorliebe
in €übbeutfd^Ianb auf, namentlid^ in SRünd^en,
Ütümberg unb @al}burg. S)ie ißrebigten, meldte
er in biefen Stöbten ^iett, gaben i^m ®elegen-
l^eit, in ben Salären 1515 — 1518 einige aScetifc^
@d^riften ju Deröffentlid^en. Me biefe ©d^riften
finb in Dottem ßinflang mit ber latl^olifd^en fiel^e;
tnSbefonbere fielet Staupi^ gan) ouf latl^otifd^em
Soben bejäglic^ ber fie^re Don ber Sted^tfertigung
unb ber 93erbien{)Iid^f eit ber guten SBerle. Sut^rS
Suftreten xouxht anfänglid^ Don Stoupi^ mit
gfreuben begni^t. SBie fo mand^e anbere ^ la«
^olifd^ gefmnten SRänner glaubte aud^ er, ba^ eS
fU^ blo^ um einen Stomp] gegen lir^tid^e 9Ri|-
broud^e |anble. 2)aS f d^arf e auftreten bed äBitten-
berger ÜteuererS mad^te i^n aUerbingS im Saufe
beS 3a^re8 1519 na^ unb nad^ ettt)a8 bebenflid^.
Sr fing an, ftd^ Don il^m jurüdjugiel^en, um aUen
@d^ein gu Dermeiben, als billige er bejfen 93or«
gelten ; anbererfeitS looEte er bod^ aud^ nid^t gegen
Sut^er einfd^reiten, mie er ed al8 SBorftanb ber
beutfd^en^uguftinercongregationl^attetl^un muffen.
3n ber Hoffnung, aUen @d^mierigfeiten gu ent-
gel^, legte er 1520 feine Stelle alS ®eneralDicar
nieber unb begab ftd^ nad^ Salzburg gum ba-
moligen Srgbifc^of Sarbinal SRattl^öuS Sang (f.
b. 9rt). I^ier trat er mit pop^tliä^n 2)ig|)enS am
!• Suguft 1522 auS bem 9uguftinerorben auS
unb legte an bemfelben Zage ^rofe| ab afö
SBenebictinerm5nd^ ; fd^on am folgenben Sage
mürbe er gum Sbt Don @t. $eter tmäifit 9Id
f Didier fiarb er am 28. Secember 1524. Obfd^on
er nod^ einige 9Ronate Dor feinem Sobe einen fel^r
freunblid^en SBrief an Sutl^er gefd^rieben ^cA, fo
fielet bod^ feft, ba^ er ben neuen Se^ren feined el^e-
maligen @d^üler9 ntd^t beiftimmte. S)ie^ ergibt
fld^ fomol^l aus ben $rebigten, bie er 1523 @alg"
burger ftlofterfrauen gel^alten (gum Xl^il ob*
gebrudtt im Sa^rbud^ für bie ®efd^id^te beS ißro-
teftantiSmuS in Defteneid^ H [1881], 49 ff.;
XI [1890], 118 ff.), afö aus feinem @utad^ten
Dom 3a^re 1523 über bie Se^rmeinungen beS ab*
gefallenen SuguftinerS Sol^ann Slgricola (f. b.
«rt. unb §iftor. Sabrbud^ XII [1891], 773 ff.)
unb aus feiner Sd^rift „ißon bem l^eüigen redeten
d^ftlid^en ©lauben", bie er möbrenb beS Ie|ten
Salgburger ^ufentl^IteS Derfa^t fyxt aSol^I 1^
er in feinem Sene^men gegen Sut^er gro^e
@ii^mod^^eit, {a Sdglid^e ^albl^ an ben lag ge«
legt; in ®IaubenSfa(^en aber bHd et fietS fa-
tbolifd^ geftnnt unb ift oud^ gut btl^olifd^ ge»
ftorben. 2)a^ oOe feine @d^rtften auf ben 3nbes
famen, tfi mobi nur einem 9lrrtbum gugufd^iben
(»eufd^, 3nbes I, 279). (!Bgt. Xb* <^Ibe, SDie
beutfd^ Suguftinercongregation unb Sobomi Don
@taut)i^,®otba 1879; $.3dlet, @tau))iL Seine
religidS-bogmatifd^enSnfd^ungen unb oogmen«
gef^id^tlid^e ©teOung, in ben Slq^ologifd^ @tu«
bien unb «rittfen LH [1879], 1 ff.; a «eOet^
äobann Don @tau|>ijf unb bie 9nf&nge ber Sc«
formation, Sei))gig 1888; 92. ^ouIuS, äo^n
Don Staupi^. Seine Dorgeblid^ ))rotejlantifd^
®eftnnungen, im ^iftor. 3al^rbud^ XII [1891],
809 ff.; bie Don ihmale begonnene Ausgabe
fämmüid^er ÜBerfc beS &iavip% L 9b., ^tsbam
1867, fonnte n^egenmangelnberSlbrilnabmemd^t
fortgefe^t merben.) [9L Jßaulud.]
$<rbtoger, ein SBauemflamm, an ber untern
SBefer anfäfftg, ift in ber ®ef4i^te belonnt ge-
morben burd^ feine ffftmpfe mit bem Srgbifd^of
®erbarb ü. Don Bremen. S)en Snlo^ gu bem
Streite gab bie SBeigerung, ben b^rfömmli^
3ebnten gu entrid^ten, unb ber erfle Sufammen^
fto| fanb, ba ber (Ergbifd^of feine 9nfprud^ mit
®ett)alt geltenb mad^te, am aJBeibnadbtSobenb 1229
ftatt. ®erbarb erlitt eine 9lieberlage unb Derlor
im ff ampf e feinen SBruber ^ermann Don ber itppt^
S)ie| beftimmte il^n, anbete ffam|)fmittel gu ge^
braud^en. 3)ie Stebinger n^urben im 9rübi^^
1280 auf einer Sijnobe in Sremen aß fold^,
meldte bie Sd^Ififfel ber ftird^e unb bie Sacra*
mente Derad^teten, ®eifUid^e anfielen unb tdbteten^
ftlöfter unb ftird^en Dermfifteten, ben fieib beS
^erm Derune^rten unb Aberglauben trieben, für
ffe^er erflärt unb mit bem Sann belegt ^^fl
®regor IX., ber um feinen S3eiftanb angegangen
mürbe, f orberte gundd^ft ben ^ropfi Stembolb Don
SRünfter unb einige anbere ißrSlaten m^, bofär
gu forgen, ba^ ber Sann in Ihaft bleibe, flm
26. 3uli 1231 ert^eitte er fobonn bem Stfd^of
Don Sübedt unb gmei Sominicanem ben Sufttag,
für bie SluSrottimg beS Unglaubens, oOenfaHfi
unter SInmenbung Don ®ematt, Sorge gu trogen.
9(m 29. Odober 1232 mürbe, nadbbem griebrt^ IL
ingmifd^en bie Steid^Sad^t über bie Unbotm&|igcn
auSgefprodden l^atte, an bie SBifd^bfe Don Sübetf ^
SRa^eburg unb 9Rinben bie äufforberung ge*
rid^tet, baS ffreug gegen bie ^artnddigen |irebigen
gu (äffen. Sa baS erfte ffreugl^eer nid^tS aud«
rid^tete, erging am 19. 3anuar 1233 bet gleid^
Sluftrag an bie SJifd^öfe Don gkiberbom, ^ilbeö-
beim, Slflnfter, OSnabrüd unb SBerben, unb bad
^er, meld^eS am 26. 3uni in Oftftebtngm ein«
brad^, marf biefe Sanbfd^aft nieber. S)ie SBefi«
fiebinger liefen aber bie Soffen nod^ ni^t foDen«
unb ba ®regor IX. bereits am 17. 3uni 1238
einen loeitem Aufruf gum flampfe ctlaffen unb
ben Streitern benfelben 9bla| tote ben itrrug«
fairem angeboten l^atte, bauerte bie Sctocgung
M
€tefiQnogtQ)i]^ie — @teinfelb.
750
{ecL iAr &Akmt coongen no^ eimnol einen
&iq, btf brilie Ktttt)^ tourbe gefd^Iogen, fein
^otnr, ha Otof SBiiiIIM> bon Oltenbutg, fiel
fcfb^ im ihnn)il{t« Ongor IX. loutbe infolge
^«tfu MenHi^. Sm 18. aRdtj 1234 loieS er
jrfiwi ficgatm in S>eutfc^lanb an, einen Sergleid^
)V0i|^ bcn €lmtcnben l^ufteüen. Set ^uf-
tag tarn tnbeffen {u fpot 3ene Ißieberlage ^atte
tat Cifct ba Qegner ber @tebtnger g^eigert.
3a %pvl 1284 faimnelten fi4 bereits größere
fltaqfdftoocm, wib am 27. Woi erfolgte bei
ntiiirlil^, einige Stunben unterl^olb 93remen9,
ka ciitfctribaibe S^Iog. S)er SRefi beS SoIfeS
figte M in fein @4idF|aI, imb auf feine SBitte
kM OtrQDt IX. om 21. Suguß 1285 ben ßr)-
bii^of an# bcn Sonn )u I5fen, rnenn bie iÜer-
kkntai €ttbingcr eiUfprecfienbe ®enugt^uung
loteten. SDet patt^^tgrunb Der SBinen beftanb
Bfjatbax in ber (ortndcligen Sertoeigerung beS
äe^idm. S>ic iDoleren Slnfiogen ber SBremer
&mob( 12d0 etgoben ji^ erft auS bem Ramp^t
iDib tdnifen |um X^ nur einzelne $erf onen,
mn ft üoiiSi qIS ffompf mittel gegen bie ©efommt«
Ut ttorgefnoc^ mürben. Son eigentlid^er fte^erei
ban ba|^ nii^t bie SRebe fein, fonft märe auä^
bir eno^^ynte Snmeifung (Sregord IX. gu einem
Sogteu^ imBegreifli^. S)ie in ber altem Siteratur
ibMft Snfloge mif 9Ranid^aidmu8 ober ^örefte
te UKgenfer fyA barin il^ren ®runb, ba^ bie
papßtfa^ SttSen 0 altitudo divitiaram oom
ICL^iänt, TofenB in amaritudine Dom 13. Sunt
«ob Yax in Bama üom 14. Sunt 1233 (Bay-
nald. «d a. 1283, n. 41—45 ; Potthast, Re-
fvcta 1 1 789 aq.) m^bie @tebinger belogen
mnbcA« m&^tenb fle in SBa^rl^ ni^ts mit il^en
in fipm (oben. (Sgl ^. 9. Sd^mod^er, Z)ie
6lsbitt0er, Sremen 1865; 3. gfetten, ^ap\i ®re-
inr DL. groburg 1886, 220 f.) [ü. gun!.]
S^tßMfmA^t f* So^cmned Xritl^miufi
Tl, 1776.
^Mffsiavfty f. 0ro}.
SMwtoßumt^ 9 SiStl^um, f. ®ran V,
1008 f.
$tdmfdb^ ebemolige ^rämonftrotenferabtei,
\tp fiaotltil^ Corrigenbenonftalt gur Srgiel^ung
voiDal^viofter fat^Iifd^r iKnber, liegt, mie fein
9ami onbeittet, mif einer fohlen Snl^ö^ an ber
tirft im VuHg<n ffreife @d^Ieiben in ber pxtu^i»
fdfni 9QcfaMraoDin). SkiS ftlofter Derbanft feinen
Qzfimmg {vm 920) bem Siitter @ibobo t)on ^o^l-
fbbca, 6tanimt>aler be§ möd^tigen ©efd^Ied^tS ber
9a^ tum Höre unb ^oi^ftaben (Schannat,
fifl. iOsitar.« fiberfe|t Don Särfd^ I, fföln 1824,
121), brr in feinen meiten 3aabgebieten in ber
mUtai Cifel att jeitmriligen 9(uf entl^t8))untt ein
641d| itnb rtmPä))eae errichtete unb le^tere mit
iri^ß^ aOtUteln auSftattete. 9u8 (leinen an-
fangen ou(^ biefe 9lieberlaffung , melc^er au(^
asbanDeitige 3tt^^^e<n unb ®ef<l^en(e ju*
fioffm, tuSb jtt onfe^nlid^er @rö|e beran. S)ie
AtiKlb imitbe bm^ ben ftdiner ßrgbif d^of äBid^«
frteb (925—953) i^rer SefKmmung gem&| ffir
9lonnen be8 SenebictinerorbenS (sacrae yestales)
gemeint unb ben ^eiligen ^otentinuS, gfeliciuS
unb @im))Iiciud, beren @ebeine Sibobo ftd^ t)on
bem @tift Karben o. b. 3Ro\tl erbeten l^atte, ge*
mibmet Ser eble ©rünber »enbete bem ftlofter
bauemb feine ®unft gu. Sr flarb bofelbft bod^-
betagt, unb fein 9nben!en mürbe burd^ mehrmals
ift^rlid^ ftattftnbenbe ©ebad^tni^fder geebrt S)a«
Stonnenllofter getd^nete {id^ möbrenb ber beiben
erften Sal^rl^unberte burd^ 3ud^t unb gfrömmigfeit
au8 unb erbiett ben befonbem Flamen eines
^®otteei^aufe8''. S)ann ober verfielen bie guten
Sitten bofelbft, fo ba| eine Umioanblung burd^
eine fogen. mutatio sexus not^menbig erfd^ien.
Wt einmiUigung beS ftölner (Srgbifc^ofS grieb-
rid^ lie^ ®raf S)ietrid^ I. Don %xu 1094 bie
9lonnen nad^ bem ftlofter S)ünmalb flberftebeln
unb befe^e 1126 baS ftlofter @teinfelb mit SDUn-
d^en; gugleid^ übertrug er bem genannten ßrg«
bifd^of bie Ober^ol^eU über baS ftlofter. Se^tere«
marb aber fd^on einige ga^rge^nte f))äter mit 9uf«
gäbe ber bisherigen OrbenSregel in ein Stift re-
gulirter Sl^orl^erren nad^ ben SBotfd^riften bed
bl. SuguftinuS umgemanbelt, unb bie bamit Der-
bunbene SoSIöfung oon ben Sanben eineS engem
unb ftrengem 3ufammenleben8 gab balb gu9u8*
fd^reitungen uid) äßinen %nla|. 3)ie 3%! bet
ftloftergud^t mteber fd^arfer angugieben, fd^ien Dot
Willem ber menige Sa^re t>Dxf)tt (1120) oon bem
1^1. 9lorbert (f. b. ^rt.) gegriinbete unb burd^ bie
SBanberprebigten bed Stifters fd^nell gu großem
9iuf unb meiter Verbreitung gefongte ^mon«
ftratenferorben (f. b. ^Irt.) befonberS geeignet
S)enn ber ^l Ütorbert l^e ebenfaUS bie Siegeln
ber regulirten (S^^orl^erren beS 1^1. SugufttnuS an-
genommen, iebocb mit bem 3ufo|e ber SSerpflid^
tung gur Seelforge unb gum $rebigtamt unb mit
ftrengerer 2)urd^^^rung ber OrbenSregeln. @o
mürbe bie biSl^erige ^$ro))flei'' gu SteinfeD) be«
reitS gmei Solare nad^ i^rem ßntftel^n bem $röp
monftratenferorben ubermiefen, unb biefe Ueber^
meifung nebft ®uterbeft| burd^ Sulle beS $a))fied
ännoceng 11. Dom SoJire 1136 genebmigt unb
beftätigt. Unter ben ^nben ber ^rämonftra«
tenfer gelangte Steinfelb halb gu foI(^em Stufe,
ba| es bereits im 3. 1142 gur Stbfenbung Don
Snönd^en nad^ bem fernen laofier Stra^om bei
!ßrag aufgeforbert mürbe unb im Staube mar,
bicfer 9uff orberung gu entfpred^en. 9Rit bem mad^*
fenben Sinfeben mud^fen aud^ bie 3umenbungen
unb bie Steid^tJ^ümer. So mürbe ibm im 3. 1166
Dom $a))fie baS fflofter 9Reer incor{)orirt unb
gur felben 3^ii ^du bem ®rqfen Don 9are bie
fftrd^e gu 3ult>id^ gefd^enft. 99et bem ftetS ftd^
me^renben tenitorialen Umfang unb fird^Iid^
Slang beS JHofterS lonnte eS nid^t ausbleiben, ba^
bie biSl^erige $ro))ftei balb (1184) gur SBärbe
einer Sbtei erl^oben mürbe. Unter il^ren burd^ ben
ftolner (Srgbifd^of ^f^üxpp f eierlid^ beftfttigten Se-
ß^l^ümem figuriren 3^^^ ^^ SBeingfiter ax
TST
€teno.
758
taMoL Q. K 93mi) ^ im l^qim tDfltiem«
jRgtfd^ Ctnomt ^nbenj^m gelegen, ernannt,
flub bannt begctmt für bm biei^er on ftiOe (j^in«
Mtak Q0D5^^iUm OcbenBmcmn eine l^rte SebenS«
^ S>iitd^ bie aSintn bed brri^igiäl^rigen
jltiegeS imixbe er 1632 bertrieben, irrte bur^
tioA, 6al§burg tmb Oeflerrei(4 unb f onb l^m«
friert fein filopct bemrilflet, t^eiltorife jeiftört
Stom ^atit er ed in breiial^ger Arbeit ttieber
bngeflcilt, fo mu^e er 1688 »ieber fliel^en, lonnte
1640 nod^ einmol gnrudleiren, aber nur,
no^ fe<^ Stonaten bergeblid^er Wä^ ton
, em {n flfic^. Son 1647 on lebte er bis au
isnem Zobe (27. 3an. 1668) in feinem $rofe|-
tipn, bm Hebungen ber gfrömmigteit tmb ben
Labien ^üigegeben. Seine Srbeitfamfeitiftburc^
kr gcD^ SRenge feiner literarifdben arbeiten be«
fsa^ S>te 3o^( berfelben ffint in Dem bom 9uctor
fttbift anaelegien Serjel^i^ 2 Vi gfoliofeiten unb
^ngt tA imf 99 Stummem ol^ne bie üom eigenen
Seifdffcr Dergeffene &jin\t über bog fHofler Seeon
imb bk nod^Mgfii!^ ni>4 tKrf<i^^ 38^^ Siebe«
boabelsiKnlengefd^i^te, OrbenSgefd^id^e, ^gio-
tofl^ tmb XScef e. 3ubaibebeutenberen arbeiten,
bk no4 feilte )u %at]^ gejogen votxhtn, gehören
bcrB«rnni AQgnBtananzm commentmus, In-
^oktad. 1647, bad Caeremoniale Benedio-
ümm, Diimg. 1641, unb bie Monasterio-
kpm, Aognsi. 1620 et 1638, 2 pari.; ber
^«itc Ziea ber Te|teren uxtr Jd^on 1755 fo
iitm, ba^ fein IBiui^l^önbler i^n ouf}utreiben
i«nuHi^tr unb Auen (f. u.), ber beibe 2:|eile ab*
touflc, t^n ipea raritate rarins nennt SReii«
cnbig ift, ha% Stengel f afi aSe feine Seröff ent«
häfangm mit itu))fem ober ^oljfd^nitten ouS-
([filtdf ; bonmt ift bef onberS bie Monasteriologia,
eol fle bie ttOf^xx in i^rem ouS bem ÜRittelalter
Oertosnnemn 3^f!anb, oor ben Steubauten ber
■d^Igatbcn 3ttt, barftdit, bon befonberem
Sntarffe. S>ie fbijsige literorifd^e SIrbeit brod^te
StngtltnfBcrMnbmigmit^orrogenbenlNrd^en-
fallen tmb Gelehrten; er empfing ermunternbe
ffä^ bon ^ßaul Y. unb ^lesanber Vn., ftanb
o Srie^ed^d mit bm (Sorbinälen @ci))io Sor-
«btfe, (E^i/ nrit bm 3efuitm (Sretfer, Staber,
tasnm^ mit bem 9tbte Sonftontin Coietan, bem
SomtnicmtCT SBjotiiuS n. 9. (93gl. Khamm,
Hkrarehia Angastana 11, Auguat. 1712,
S2S ; Veith , Bibiiotk Aug. III , Angost.
17S7, 133; Ziegelbauer, Historia rei lit.
0. & B. m, Aug. YindeL 1754, 386; Knen,
CoUiKtio seriptonmi I et n, Ulmae 1755
ad 1756; Harter, Nomenolator I, 2. ed.,
4JS.) [Smbr. iKmIe 0. S. B.]
$ftM^ 9licoIauft CRield @tmfm), böni-
14« (EoitDcftit, tfid^tiger Vnotom unb ®eoIog,
•fftec otioftolifd^er Sicor in bm norbifd^m 9Rif>
fsnen^ ttmibe 3U fh){)en(agm am 1. (11.) 3anuar
1688 gAiren unb flubirte 1656—1659 an ber
^Ri^ra (^o4f4uIe Snatomie, SRatl^atil unb
^MXii^ Son 1660^1668 mar er )u Stmfter«
bam unb Se^bm, too er berfd^iebme anatomtfd^e
Sntbedfungm, j. 99. beS ®))eid^eaanafö (ductus
Stenomanus) unb ber Xl^änenbrüfm, moä^tt
unb intereffante ^b^onblungen barüber beröffmt-
lid^te. 2)ann xmxit er 1666 )u glorena %c^i bed
ßofpitalS @ta. SRaria nuoDa unb fieiborjt bed
Sro^l^ogS gferbinonb II. bon SoScana unb
feierte bafelbft nad^ {al^relanger reiflid^er Prü-
fung am 3. 9bbember 1667 üom $roteftantidmu3
}ur latl^olifd^ ftird^e gurüdf. 9lad^bem er bann
mieber einige 3^ in ^oQanb gugebrad^t unb
[eine bal^bred^mbm 3bem über geologifd^e S3U-
bungm beröffentlid^t l^tte, marb er auf Setreiben
bed tolerantm 9ßinifterd $eter ©riffenfelb 1672
bon ffönig S^riftion Y. gum $rofeffor ber Ana-
tomie an ber fto))en]^agmer Unioerfitat ernannt
9lud^ bort gen)ann er infolge feiner gelel^rtmSSor«
lefungm unb äu|erft lel^rreid^m SDidfectionm bei
SBielm gro^ Slnerfmnung, bat aber gleid^mol^I
fd^on im 99lai 1674 um feine Snila^ung uiü)
(e|rte nad^ gflormg gurüdE. S)er ®ro|$er20g
Sofimo ni. ernannte il^n nun gum Srgieler bed
erb^ningen gferbinanb, ein Amt, bad @teno gmei
Saläre lang mit größter (Semiffenl^aftigf eit oermal*
tete, ol^e j[ebo($ ben geioänfd^ten Srfolg in ber
Silbung bed iungen Sfürftm gu ergielen. 3m
3. 1675 trat er in ben $riefierftanb unb fd^Io|
bamit für immer bie naturmiffenfd^aftlid^m @tu«
bien ai. 9(m 19. September 1677 mürbe Steno,
meld^m ber 1651 conbertirte ^ergog Solenn
gfriebrid^ bon ßonnooer für feine Staaten be«
geirrt l^atte, in Stom gum Stfd^of oon Xitio))oIid
i. p. i getoeil^t, erhielt aber au|er dannooer
au^ bad fogm. !Rorbifd^e SBicariat, melqed SeDe,
Sremm, Hamburg, fiübedt, ©lüdftabt, Sd^Iedmig-
^oljtein, 2)anemart, !Rormegen unb Sd^mebm
umfaßte (bgL b. 9(rt. Storbbeutf d^e SRifRon). Xro|
beftm SBiSend unb rajtlof m Sif erd tonnte er iebo^
unter bm obmaltenbm SBerl^ältniffen in ^nnober
nur mmig audrid^tm tmb mu^te nad^ bem Xobe
^ergog Sol^n f^riebrid^, ber am 18. 2)ecember
1679 ol^ne mäntüid^en Xl^ronerben \tQxb, mit ben
i^apuginem ^annooer berlaffen. ängmifd^en ber«
ja^te er (1677—1680) mehrere abologetifd^e unb
trenifd^e Sd^riften, mie „Prüfung ber SReforma«
toren" (1677 latetnifr^ in Sloreng, 1678 beutfdj
in ^onnoder l^eraudgefommen), meldte gemaltiged
Au^el^cn in 2)anemarf unb 2)eutfd^Ianb ma^te ;
^SBertl^ibigung unb meitere Beleuchtung ber $rü«
fung ber Steformotoren" (lat. ^annooer 1679),
gegen bie Angriffe bed JFo|)en]^gener Sl^eologie«
profefford ßl^riftian 9{oIb; ^Ißertj^eibigung unb
meitere SBeleud^tung bed 93riefed über bie eigene
Sonoerfion" (tat ^annooer 1680) gegen ben
äenaer ^rofeffor 2io]^. Sil)^. Sater imb gegen
3o]^. @9loiud aud Slmfterbam; gmei Sd^riften über
bad S^gfeuer (lat. u. beutfd^ ^nooer 1678) unb
eine adcetifd^e Sd^rif t über bie giflid^ten ber Pfarrer
(Parochomin hoc age etc., Florent. 1683).
Son 1680—1683 arbeitete Steno mit großem
Seeleneifer ald SBeil^bifd^of unter bem Sifd^of
m
6teli|Qn HL
7$i
IM nb te Bet fttbUea bet IRteier )Mtt|
3#ige mibcn: cmuiiboa ejni mandatb et
■BBoniliaiiikiifl aase totis niobas oboedBor«
41, «I iiü pkeÜQm fnerit, exarohsliim Bar
vmmmB «t nipiibliaaa Jura ae« looa reddare
mäius mmdboM. 3n Ouie()(p bctidb Sßi^in
Mmte nil fdam ®a)|Qi, unb naä^ ocr Vita
te^hsBi e. 29 lattxbe befii^offen, boS oul^u-
ütBo^ 1009 er mit boa $6)ifte toctabtebct l^atte.
S)ii TiU Hadriazii e. 42 (LiKpontK I, 498)
^ baa Saiatt bcr Proausaio Gariaiaoa näl^
«, iaikm fk Mrf tOe mit ber StJ^ettbaiB Avtt
tiiflto^ QonSo^e 774 gufommenfteit, bctl».
ibiBilikmt. S)ct99crii^ toittbc totgcn befi gtopcn
flatfoagril, bcs Ue €^^ciihisig tid^Üt, iMcf li^iÄcii
ofläit unb m^cfo^ aud^ t)ertt)mf eiu 2)te Contco»
Kifc ten |kr^ bo ^ faz baS Seben &Upf^
d4t iDdlir ia'i» Oemid^ ffllt, onf fid^ beruben
Meäaa. Saf teaXag imt4Dui(Q|9 oberfolg^
Biirtin^oftf Scx^^nUto^ni atit SHfht]^, um bm
6bäl tdtbiUb ttiivkgm, tmb ba oOe DerecUi^
Mnm^fdm cS)inaime0. 9Rit ben grcoidm )og,
aubifdbringd^ iaifbiguß 754, aad^ &ttflffan nc^
3tidbn jaz&dL Sor $airia loucbe fjftiebe ^
filfffm, unb tanr^ benfelben erl^htt bu t5mi^
fti4< Me 0tfibtt Slaacinui, Simittt, ^cfois,
(ofidK9>no, (Ufoa, SinigaBlio, 3efi, |K)tIim-
lopoQ, 9odt mit bem Soßdl @uffiAio, SKonte-
ftttd« acnagio, 9toi^ Suco, ema, Ccrftefl
BDctno^ SoUnm (®ahato), ttcbino, (Soflli,
fticcoB mb @itBbio, begm. ben fiaabfixid^ tum
imtmuL bi9 3^; au|eAem bie etobt %vm,
ble oor einiger Seit »ibmtd^Bd^ |ttm ^erxog-
4bi C^oIetD gQogen tootben loar. tB(ä^ bem
iMbcaif^bil bi^ ti<^ $ot)ft &t!fifyan rmä)
9mb, iDj^mib ^ia fiber bie Wpm guifidging.
Mb ober lotte ber ^p bem fföttig |u melben,
bal bar Sertng nid^ gut lErfuIhme baune (feine
Smfe wii>ca äfcsfiefert bui^ ben jbgen. Codex
OodiimB, t^oufigegAen btucd^ Oenni, Monn-
SMBta liimunaliüinii ponttfl, Bamae 1760
[atOi bei Higiia, PF. lat XCYIU, 9 sqq.],
mtb Jale, BibUotlL rer. Oermaa. IV, Berol.
IM7, laqq.). «iftul^ gob bm bl. $etruS ni(^
«iae^aiihmtt Baibefi lomtS; er mad^e fogor
«miVngnff auf bie€tabt9om, unb erft ber
9rib|BS^ tai bie ^fnmlen avf fKebotUid^eS IBitten
Bttf^aM 756 mtemobinen^ nAtbigte i^n , ben
SertcQg fox 9uSf&bttmg )u bringen imb bad
fdlet iKtfiffoAene (Sebiet bvrd^ ^itqufügmtg toon
fwaae^ tm iteben yi toergtaynL S)ie6d^-
boig ^|lMii9 legte ben 0rtmb }um iHnbenpoot
(Ht bu «xt Vn, 671 ff.). 99afi> gelang eS
&t$tfm^ boS tikbiet gu Detgrb^em, inbem er in
bem Xllaoapieit ber nod^ 756 beim Sobe Siftulfe
te iemmobmmm^ midbrad^, onf bie @ette befi
tiifibaM fi4 ßeUe, ber bei^4 ^ nod^ in
)nm 9mäU fcfinbBi»a 6tflbte beS d^emdigen
€j'fi|nl>ff 4BM il^ übgutr^en. 3n ber £b^t mürbe
bie @lobt S^eniQ nebji bem €afbnnn Xiberiocttm,
bie Stobt SobeDum unb ber gefammte 2)ucat
Senora äbergeben. ^u(b fmLp^ bie ^rgog*
tbämer 99eneDent unb @t>oIeto freimbfdtiafÜtdSe
^kibinbungen mit Xom an unb Ite|en bur^ b«
$at){t bem @d^ ^^fixß ^ tmp\ä)fm. 9Do-
gegm unterblieb bie toettere ^udfübrung ieniS
9er||nml^end. @te))ban ftarb bolb ^mtäi, eaan
26. a)>rtt 757. (Sgl. S. OeSaer, Sabrbiid^
beS fcönfifd^ »eid^ unter ftönig ^\ppm, Stipt.
1871 ; @. Sd^nürer, %>xt ^tftebung be6 ftird^en^
flnateg , Stm 1894 {Skreindgabe ber @örre8-
fiefeOfd^f t] ; SB. aRortend, ^leud^tung ber neue-
{ten ControMtfen aber bie rdmif^ ^rage unter
^ippbi tmb Ratl b. ®t., SStund^ea 1898.)
@tet)ban HI. (768—772) mar ber 92ad^
folger $auld I^ beS SruberS ©tepbanS H. 2)te
Kod^folge mar aber leine unmittettare. 3Mei^
lic^ naif bem Xobe $aulg I. (28. 3uni 767)
^ fy^P^ Xo^^ ^n 9let)i feinen 93ruber (Sjoxif
ßan&i (f. b. «rt. HI, 969) erbeben. 9US biefcr
nad^einer Regierung Hon 1 3 Stonaten am 29. 3Ü{i
768 mit ipilfe ber Sangoborben geftm^ moiben
mar, mürbe Hon Ie|teren unter gfübrung esneS
$re8bQter8 SBan)i))ert im fflofter St Situs ein
^reSb^ter ^biliPt^uS erboben^ inbeffen aud^ nod|
an bemfelben Xage Hertrieben. S)ann aber, mol^
fofort am anbem Xage, muibe BUpfym UL. ge-
mäblt, ber, in 6icilien geboren^ alS Atiabe nad|
9tom gefommen, oon ®regor III. bem Hon ibm
geftiftc^ fHofter befi fjfL, gb^^fogonuS äbergeben
uab Hon 3od^aria8 gum ^reSb^tar an ber iHrdiie
ber bl. Sacilia gemeibt morben mar. @eine (Son«
fecratbn etf olgte am 7. Suguft, naäfbtm am Xagr
Hoxber fionftantin brnnb eine äkrfommlung Hon
aUfd^öfen unb ®eiftlid^ in ber £atetaa{ir«be
feiner SBurbe entfieibet morben mar. Sog er-
bitterte 93oI! Be^ M gegen Confiantin tmb feine
Snbosger überbie| }u groufamer 9Bi|b^i>Iung,
SIenbtmg u. bgl. binrei|en. 3ur l^erfteUung ber
Ocbnnng maabte fid^ @k^ban alsbalb an ben
9can!enI5nig unb bot, einige SBifd^fe }u einer
@]jinobe na$ Stom gu fd^iden. S)er Sitte ent-
\ptQiSjßti, ba $i^ am 24. September 768 ftorb,
feine ®i^ flarl unb ftarlmann. S)ie S^nobe
faab im 9pvl 769 im Sateran ftatt unb mar
aufser bem $a)>fte Hon 52 Sifd^öfen ober bifd^bf«
lid^ SteSoertretem befud^t. Sud bem Sftanfen^
reid^e b<^en fid^ 18 £btilnebmer eingefunben,
barunter SuUuS Hon SBain}. 68 mürbe über
eonftontin ®erid^ gebatten, bie 9cten ber Hon
ibm abgebaltenen S^nobe Herbrannt, feine Sacra«
mentenftienbUngen (befonberS bie 2Beiben), wä
Sudnabme ber Zaufen unb Firmungen, fär un-
gültig erflSit, bie Soien Hon ber !ßa))fttoabI onS-
gef (bloffen unb bie SSSablf abtgfeit auf bie SarbinaU
Ifti^tt unb ^binalbiaconen befd^rönft, in ber
triecten tmb Ie|ten Si^ung bie bilberfeinblid^
S^aobe Hon Sonftantino))eI Hom 3abre 754 Her*
aorfen unb ben Silbem bie ääiiibe Serel^ruag
^terftmnt. S))dter befd^aftigte ben ißa)>ft Sie-
768
©tet)]Jan IV.— VIIL
764
))]^ m. ]^(m]>tfä(]^Iid^ baS Secl^Itnil ju ben
Sangoborbeiu 2)o erbeibemfränfifc^en^ofe, ber
bamoIS eine SJerfö^nung mit ben Songoboirben
gid^te, Unterftu^ung f anb, gab il^m S)e{tberiu8 eine
mabi t)on @tabten jurud. 9lber bie SamilienDer«
binoung, bie )u berfelben 3nt )tDif d^en ben beiben
^9fen gefd^Ioffen tourbe, inbem ftorl ber ®ro|e
Seftbcrota, bie Zod^ter bee S)eftberiu8, l^eirotete,
trfibte onbererfeilS fein Ser^Üni^ gu ben gftanlen.
€te^]^an ffll^tt in Ep. 47 beS Codex GarolinnB
(f. ob. Bp. 761) ]^eftige JMage. & ftonb }u be-
f&rc^ten, bie ISerbinbung toeroe bem @(i^u|e Sin«
trag tl^n^ beffen et Don ben gf^anfen gegenfibet
ben erobetungSfüd^tigen Songoborben beburfte.
S)ie eigenl^fimlid^ ßnttticDung ber 2)inge ^otte
eine noc^ eigentl^flmlid^ere gfolge. Stepl^on n)Qrf
^ä^, um ber (Sefal^r }u begeanen, bem ftdnig
S)eftberiud in bie 9(rme, aI8 berfelbe 771 m^
9lom tarn unb fid^ aufd 9Ieue oerpflid^tete, ber
ttitä^c i^re Sted^te gurädCjugeben. ^ie Sßenbung
bereitete bem $rimiceriuS &^rifto)>]^oru8 unb fei-
nem Sol^ne Sergiud, benen ber ^Q)>ft feine Sr«
l^bung berbanite unb bie bidl^er feine Statl^geber
unb Seiter, aber aud^ bie fKm))tgegner ber &mgo-
barben nxiren, ben @turg. @ie griffen, olS i|re
6teSung burd^ bie Songoborben gefäbtbet mürbe,
}U ben SBoffen, tonnten fid^ ober nid^t bel^oupten,
unb efi traf fte baSfelbe @(^id(fa(, bo8 fie frül^
Sonftontin unb feinen 9n]^ängem bereitet l^atten,
bie SIenbung. 2)ie Hoffnung, mit ber Stephan
bei biefem SBed^fel fiq trug, ging übrigens nic^t
in SrfüEung. ^fiberiud meigerte ftd^, ben über-
nommenen Serbmblid^f eiten nod^sulommen. Sod^
bel^ouptete er feinen ergtoungenen Sinflu^ in
Stom, bis ber Sob Sttpl^onS, Snbe Januar ober
Anfang Sfebruar 772, unb bie Srl^ebung ^ob«
rianS I. (f. b. Sri) eine SIenberung l^erbeiffi]^.
(Sgl. @. 9bel, Sal^rbOd^er beS fränfifd^en Steid^
unter Xaxl bem ®ro|en I, 2. 9ufL, l^erouSgeg.
bon IB. @imfon, Seipjig 1888.)
Qitpf^an IV. (816—817), au8 einer oor-
nel^men rBmifd^en gfamilie entfjproffen, folgte auf
Seo HI. @eine (urje Stegierung ift burd^ engen
Knfd^Iu^ an jtaifer Submig ben ^frommen au8-
gegeid^net, unb biefe SSerbinbung mutbe mol^I
burd^ bie Seforgni^ oeranla^t, er fönnte gleid^
feinem ISorganger mit Unru^n )u Ulm))fen l^oben
unb )u beren Ueberminbung ber foiferlid^en Unter-
ftü|ung bebärfen. ®Ieid^ nad^ feiner Srl^bung Iie|
er baS ganje römifd^e Soü bem ftaijer ben Sib
ber Xreue fd^mören unb fc^idtte eine (gefanbtfd^aft
an Submig, meldte feine SBal^ nd^tfertigen unb
ben SBunfd^, il^ }u fe^en, funb tl^ folue. 3tn
aRonat Sluguft reiste er bann in'S tJfranlenreid^,
unb anfangs October frönte er Submig unb feine
@ema^Iin Shrmengarbe in ber SRarienfirdbe ^u
SReimS. 2)ie OueUen reben aud^ oon SBer^ano-
lungen, bie gepflogen mürben. 9)lon erfolg aber
beS 9ia]^em nur, ba^ @tep]^n bieiemgen, meldte
toegen ^rer 93erge]^imgen gegen Seo in. als 93er>
bannte im ^ranfenreid^e meilten, mit fid^ in bie
^mat nel^men burfte. 3m 9{odember 816 mar
er mieber in Slom, ftarb aber fd^on am 24. 3a»
nuar 817. (Sgl. S. Simfon, ^afßbüä^ beS
frftnfifd^en 9leid$eS unter Submig bem Sftommen,
Seipgig 1874—1876, 2 Sbe. lieber ein me^r-
fad^, aber mit Unred^t Stephan IV. gugefc^rie-
beneS S)ecret betreffs ber ^ftmal^I DgL gunf^
Itir^engefd^id^tlid^e Sib^blungen unb Unter»
fud^ungen I, ^erbom 1897, 460—478.)
@te)il^an V. (885—891) regierte unter ben
^ften biefeS 9tamenS am (ongften, bod^ toä^rte
oud^ fein ^ontificot nur f ed^ Sa^re unb ifl burc^
feine 9ert)onagenben(EreigniffeauSge)eid^et S)aS
Sßatriard^at Sonftantinotiel l^atte bamals nod^ ber
romfeinblid^e $^otiuS (f. b. 9rt.) inne, unb
BUipfym befd^merte fid^ in Seantoortung eineS
Sd^reibenS, baS nod^ an feinen Sorganger ^ab*
rian III. ergangen mar, bei ftaifer SafUiuS bem
9Racebonier, ba^ er, bon feinem ^ßatriard^en tier-
leitet, ben ^ft ailarinuS I. oerbommte, unb er^
mahnte i^n, oon Seleibigungen gegen bie r5mtfd^
iKrd^eabgufoffen. 3n einem Sriefe an ben Währen-
färften @mato))Iuf berbot er bie %b(a(tung ber
Siturgie in flobifd^er Bprad^. Sie Snfönge
feines ißontificateS fielen nod^ in bie Slegierung
ffarlS m., ber glaubte, gegen il^ einfd^reiien i)tt
foHen, meU er ol^ne feine Genehmigung erl^oben
mürbe, bei ber Sinfenbung beS 93a|lbeaeteS fi4
aber berul^igte. 91S ber flaifer im derbß 887
abgef e^ mürbe, trad^eten einige italienifd^e Surften
na$ ber Itaif erftone, unb Step]^ berlie^ fie am
21. gfebruar 891 bem ^ergog ®uibo bon €}>oIeto,
nad^bem berfelbe feinen Slibalen Setengar oon
gfriaul fibermunben ^atte. 9m 14. September
bcSfelben Sal^reS ftarb $apfi @tep^n.
Stepl^an VI. (896—897), ber brttte Se-
iger Stepl^nS V*, berbantte feine (fol^ebung
en @poIetanem, bie unter ber Regierung ieneS
!ßapfteS in 9lom gur ^errfd^aft gelangt maren.
Seine Xb^tigfeit fianb aud^ gang im 2>ienfh
biefer fßartei. S)a $apft gformofuS, fein gmeiter
Sorgftnger, gegen biefelbe ben beutft^en ffdnig
Simulf herbeigerufen ^tte, Ue| @tep^ pd^ bucc^
fte beftimmen, gformofuS nod^ als Sefa^e bor ®e«
rid^t gu giel^en (f. über ben traurigen Sorgong
b. Sri S^ormofuS). etepbon VI bfi^ biefen
Sfrebel ein l^albeS äal^ fpftter mit bem Zobe, in-
bem er bei einem SoOSaufftonb gefangen genom«
men unb im iterfer erbroffelt mürbe (Suguft 897).
Sein ^onHftcat bauerte 1 V« 3al^r.
Stepl^an VH. (929—981) regierte in ber
3eit, in meld^er Xl^bora unb SRorogia gu Stom
l^errfd^ten. %bgefe^en bon einigen ißribUegten«
berleil^ungen ift bon i^m ni^S überfiefetL
Stepl^an Vm. (989-942) folgte auf
Seo vn. gu ber Seit, als bie mettli^e ^rrfd^
über 9lom in ben ^änben Slberid^ IL, bed
Sohnes 9)larogia'S, lag. S)er9ap|ifo(fi4ba](Kr
gang auf feine geifUid^e Slufgooe befd^nll Sc«
merf enSmertl^ ift allein bie Stellung, bie er gfranf*
reid^ gegenüber in ben Jfampfen SubmigS IV.
be
765
©te^^Qii EL — Sitplian üon JBoutbon.
766
tttaaun ntt dnigm ®to|en jdned SonbeS ein-
«toL Stt fto^ fotbette bte Selool^ner Don
Stänlmd^ uro SBursunb )tDeimaI unter 9{n>
to^ung bc§ ScumcS {um (Skl^otforn gf gen i^ren
6tc|»tQnIX. (1057—1058) iDot ein ®offn
bei ^logS ®Ojdo ton Sot^ringen unb Sruber
SottfdM bcS QSstigen ; in ber Xouf e l^atte er
km 9lanieii 3friä)tti( em)>fangen. ßr erl^ielt feine
bSbanq unb fein crjled fiii^ttd^S 9mt in Suttid^.
te £K. iog i^ na^ Kom, ernannte ü^n )um
iflxbinalbuiani unb fimqler ber r5mif<i(ien ftini^e
nd^ fdnbte ü^ 1054 mit ^toei onberen (Seifilid^en
is ber «ngdegen^ beS SDli^ael eeruIoriuS ({. b.
irt) vaS^ SoiR9antino))eL fHaäi ber Slädlel^r Don
H4a SRiffton trat Sfriebrid^ 1055 in baS ftlofter
Rontccofftno ein unb mürbe 1057 WA bedfelben.
Sa in tanfelbcnSa^reSictor n. {tarb, Ȋl^renb
UtSctcbri^ getobe inSRom meitte, fo mürbe ber
Iqace am 2. 9ttguft oIS @te))ban IX. )um gSopft
fODd^ SBie feine ^erfon, fo mod^te aud^ bie
dcOffiig feuifS Sniberd (Sottfrieb, ber oI8 ®e«
weiß ber woxfgcäfin Seotris Don XuScien ä6er
)nqet Sonb ^enf (^ unb beim Xobe ^einrid^d m.
Üe eiottlMiRl^oft in 3talien erlitten (otte, bie
6d9 cm)yfe^Ien. SBeil fie ober obne baS in ber
143m 3ett ubfi(^ C^nmemel^men mit bem beut-
le ^ofe erfolgt mar, audb bie Sonfecraüon Dor-
ffßsnmtn mürbe, ol^ ba| man bie Sefiätigung
durtfte, fo mar man in ^eutfd^Ianb gegen
giep^ IX. nU^t fremtblid^ geftimmt; bod^
VBtte luul^trfigli^ Snerfennimg feiner SBabl er*
logt 6tc)>^ IX. trat in bie 3u|{)a))fen feiner
tertfd^ Storg&nger unb mirfte mit ßifer für bie
faäßSjt Reform. ÜRan fd^rieb i^m aud^ Der-
i^iebestt meitergebenbe Slbfid^ten }u, namentlid^
tfu (fatcbung feines SruberS @ottfrieb mtf ben
fioxfat^ron ; bod^ tarnen bie päne, menn fte
mirß]4 beftanben, nid(|t )ur Sufifül^ng. Sd^on
W ffincr Sr^bwig trftnRid^, traf @te))ban be«
atüS im 9r&$iabr 1058 für ben ^ feines 9b»
kfcnf eine Snorbnung Aber bie ißo))ftmabI, unb
oH er bamt ju feinem 99ruber na^ XuScien ging,
mrbe er am 29. ÜRSr), nad^ nid^t gaiq ad^t-
mmotfii^ Stegierung, Dom Xobe ereilt. (Sgl.
^dfkr^ S)ie beuif^en Sopjie 11, »egendburg
1839, 269 ff.; C S3UI, ^ie Slnfänge ber SReftou-
mtion bc^ fltn^e im 11. äa^rbunbert n, Star«
taxg 1864, 100 ff.) — VÜ allgemeine, fömmt-
rt^e ober me^e ber Dorgenannten $a))fte be^
iRffcnbe £itcratur fbtb aufer bem Lxb. pontif.,
Safftf'd Xegeften unb ^efele'S Sondliengefd^id^te,
bie Qkftttd^te ber @tabt Kom Don ©regoroDiuS
<4. «nft, etttttgort 1886—1896) unb 9teu-
Boni (Sedin 1867—1870), femer Pontificom
Bamanonmi Titae, ^ Watterich , Lipeiae
1862, 2 ToIL, unb 3. Sangen, ®efd^id^te ber
^m)djm ttix^ I— m, Sonn 1881—1892, ^u
»tlci^en. [D. Sfunf.]
Sttf^m oon 9utttn, Sifd^of unb litur»
gtj^er €i$riftßeOer, flammte aus bem @tabtd^en
Saug^ in 9[nj[ou unb mürbe 1112 auf ben 99i«
[d^ofsftubl Don %utun erhoben. S)ie S)idcefe Der»
banit ibm u. 9. eine neue (Satbebrale, Deren SBau
1120 begann, unb bie 1131 Don ^{t 3nno-
ceu) n. gemeint mürbe. 3m ©egenfa^ )u fo
mand^en DermeltKd^ten Srölaten ber bamaligen
Seit bemäbrte @te))ban ftd^ in ber Seitung feiner
S)iöcefe als ein ma^r^aft feeleneifriger Ober^irte.
Seine Segeifterung für baS OrbenSleben, bie ibn
aud^ in Sejiebung jum b^- SemorbuS brad^te,
Deranlo^te i^n, im 3. 1136 bem Sifd^ofSamte au
entfagen unb j^d^ in bie %btei (SIugnQ (f. b. 9rt.)
gurüdjugieben, mo bamalS $eter ber Sbi^ürbige
m>i mar. ßr ftarb bafelbft 1139 (ober gu An-
fang 1140). Unter bem 9tamen &Upfyxr\ä Don
Slutun mürbe 1517 gu $ariS ein iebenfaOS bem
12. 3abrbunbert ongebörenber Tractatus de sa-
cramento altaris et de iis, quae ad yarios
ecclesiae ministros pertinent, Deröffentlid^t.
S)ie Sfrage, meld^em ber beiben in SBetrad^t lom-
menben Sifd^5fe biefeS 92amenS, ©tepbon L ober
bem um 1189 geftorbenen Stephan n., bie
@d|rift gugufd^reäen fei, entfd^iä) SRabiQon
(Annal. Ord. 8. Bened. VI, Paris. 1739, 270)
)u @unften beS erftem. S)er Xractat bebanbelt bie
Functionen ber ÜRinoriften, ©ubbiaconen, S)ia«
Conen, !ßriefter unb %i|d^öfe unb gibt bann eine
ßrfldrung ber ^eiligen 9Reffe, f))ecieu beS SanonS.
SemerlenSmertb ift, ba^ bie @d^tift gu ben erften
gebort, in benen ber SluSbrudt Transsubstantiare
Dorfommt (c. 13. 14; Migne, PP. lat. CLXXII,
1291. 1293). @te))banS ^eu^erung (c. 7 ; Migne
ib. 1279): Diaconi in quibusdam habent vi-
oem sacerdotis, nt in ministerio baptizandi,
communicandi, deiicta confitentimn miseri-
corditer Buscipiendi, ift begügüd^ ber 99eid^te
mobi nad^ ber im Srt. 93u^e II, 1609 ermöbnten
Sorfd^rift beS ^orifer Sifd^ofS Obo be Soliaco
}u beurtbeilen. SDer ^roctot nebjt einigen Don
Stepban berritbrenben Urfunben ift abgebructt bei
Migne 1. c. 1273 sqq. (SSgLHist. littör. de la
France XI, Paris 1759, 710 ss.; Ceillier,
Eist. .gön. des aut. sacr^s XIY, n. ^d., 304 s.;
Duchesne, Fastes episc. de l'ancienne Gaule
I, Paris 1894, 824.) [3edC.]
Stephan Don Sourbon, 0. Pr., einna-
mentli^ für mittelalterlid^e fte|erge]d^td^te be-
ad^tensmertber ©d^riftfteQer beS 13. 3abtbunbertS,
flammte aus bem @töbtd^en SeSeDille (Sr}bi5cefe
S^ön) unb erbiett feine etfte SuSbilbung unter ben
SlerUem ber (Satbebrale }u Wacon. Sie J^b^mn
etubien legte er (etma feit 1220) au ^oris gurüd
unb trat, mie eS fd^eint, fd^on bort in ben £omi»
niconerorben ein. @ett 1230 mar er 3abtiebnte
binburd^ unermübli<b als $rebiger unb 3nqui^or
inbenSanbfd^aftenS9onnaiS,9ourgogne,t$frand^e«
Somtö, SoDopen, Cb<im))agne, Sotbringen, ^u«
Dergne, Sangueboc unb StoufPon tbötig. SiuS
bief er amtlid^en Sßirifamleit bat er jablreid^e inter-
effante Srlebniffe in fein für ißrebiger beftimmteS
äBed aufgenommen, boS in ben meiften ^anb«
787
@tet)1^an (BDBarnS — Qitpf^an Hon Säaifl^
768
f^riften Traotatos de diversis materÜB pnM-
dicabilibuB obet Da aeptom donia SpiritoB
sancti genannt mut unb tteueibingS, (otoeü eS
nod^ bon ähüeteffe fein lomt, bittd^ ^&coQ bela
SRard^e J^oiidgegeben toorben ift (Asecdotea
hifitoiiqueB, lögendas et apologaee, tiräs da
recueil inödit d'Etienne de Bourbmi, domi-
mcain du Xm« aitole, Paris 1877). S)er
jtDeite Xütl beS SBetfe« etllärt fid^ bomuS, b4
@te))]^(m bm @toff aad^ ben ftebm ®atoi beS
l^iligen (Beiflefi, auerbingS oft getoaltfam, ])cb"
nete. Uebrigend l^t er, bielleic^ tM>m Siobe ubet>
tü\^, bie €ommiimg ni^t boOenbet; f^n ber
nsfte %ffdl ift ittux)QfUinbig, ttnb goiQ fehlen ber
ed^ete unb ^bente. ©tefilonS literorif^ IBe»
ftl^gtmg ift gering, ober toertl^ijon fttib feine 91n-
gaien über baS @ectemoef en unb ben bielge^altigen
Aberglauben ber bamoligen Seit, fomie über 1^"
bonagenbe aRonner beS 12. unb 18. äal^lftunbertS
(9IonuS ab Insulia, Simon bon Xoumoi, SBil*
$eliit bon ^riS, 9Ror^ bon @ull9). 3n feiner
ed^ift erfd^int er alfi ftinb fetner Seit fel^ leid^
glöubig, bod^ onbererfettd oud^ ttieber old entfd^ie«
bener SBef gmjyf er be9 Slberglmibenfi, unb fein 83er-
l^ten gegenüber SKonnem unb gfrouen, bie beS
Sänbniffefi mit bem Satan ongeflogt toaren, be*
tpeist, bagcrmeitbemunftiger unb milber toorote
bie ^enrid^terbeS 15., 16. unb 17. ^o^id^unbertS.
SBe)ugIid^ bed Sedenmef enS flnb bef onberS nrid^tig
feine aRitt^eilungea über ^etntö SOBoIbuS unb
beflen Snl^önger. 3n SBetr^ ber le^en fud^
tebod^ A. SRülIer (f. u.) ju geigen, bo| Stepl^onS
ajerid^ fid^ nur auf bie Ortlieb'fd^e ewppt ber
SEBdbenfer begieße, bie bon@tra^burgaudgegangen
iflunb }tnir Didfad^ in i^ren Seigren Don ben an«
l^ängem Vnudrid^S unb ben SSäbem beS fseten
®ei^ (f. b. 9lrtt) obl^gig toor, ober bod^
teinedtoegS mit biefen ibenttfidrt toerben barf.
etepl^on ftarb im 3. 1261. (Ein fpöteret Com-
pücAcac ^ einen großen Zl^eil ber Sd^rift @te-
))^S jur Abfaffuag etnefi Speculum morale
benn^t, boö Imige Seit fölfd^lid^ SincentiuS
Don SeauDatt (f. b. Srt.) gugefd^rieben nmä>e.
(IBgt. Quötif-Echard, Soriptt Ord. Praed. I,
Parifi. 1719, 184 sqq. ; bie Einleitung bei üecop
be \a SRord^e [f. j).] ; B. Haur^an, tn Jomsal
des BavaiitB 1881, 591 ss. 789 ss. ; St. 9RüUer,
2)ie SBoIbenfer, (Botl^ 1886, 166 ff.) [Setf.]
jUqr#m #0teiw, f. fOtonop^tn VIII,
1794.
S4t9^m S^mMnif b<r 1^ I. , 0. CisL, einer
ber Derbienteften Organifatoren feines OrbenS,
ftammte aus tiner ongefel^enen engtif d^en gpamilie
unb erl^idt feine ei^ SuSbilbung im IHofter
Sl^etbome in Stoifetpt. 918 3ibgling begab
er fid^ nad^ ^ariS, um fid^ boxt in binnidtli^
Sßiflenfd^ften imb ber Xl^eologie gn DecDolt'
fommaen. Son ^nrnbeid^ aa^ mad^te <r mit einan
<SeiftUd^ eine SSaOfal^ nod^ 9lom; auf ber
f^Ma^ fßtit er Don bem l^igmft|igen Sbie
Stöbert Don WoIeSme (iMbcefe Scmgre») atitb be-
fd^bl, ftd^ feiner Seitung gu nnteMtdcn. ütt dn
9:oBer 3:l|eil ber Kdnd^e überbcäffig mnrbe, bte
Siegel in i|rer Strenge gu befolgen, unb fii!^ bm
Snorbmmgen beS Sbted nid^ tnc^ fügen iDoDie^
oerlie^ Stöbert auf Stepl^nS Statl^ mit bem gut g^*
ftnntenSrübem bie «btd mib gD2nbekl098baS
ftloffer eifteauc (2)iöoefe iSX^UxM^eabrmi.
Dort muibe im % 1109 ^Upltan yam SMe oe-
tDö]iIt,unbouS feiner ^ber^ltlll2bcrtL»ec»
narbuS (f. b. Srt) boS OtbeodgaMmb. 3n mond^
S^el^g bal^nbred^enb für bie SntmiAune it§
Orbendlebenfi tturbe bie tion il^m mtf bem <Be»
netolcabiid Dom 3. 1119 crbffoie Gaita ohaxi*
tatis (f. über bi^eS OrbenSftntnt m^ ett3ffyaa
fonftige Serbienfte b. 9rL <äfhrden|^aä)en ni«
875 f.). Stepl^anfbnb am 2& SKta 1184, nad^
bem er im 3al^ Dorl^ »egen ®cbced^Itil^
feine a&ürbe old abt nkbergekgt IM^ Sufeinm
9no]teamgmge]^brtaud^,eiüfprKd^enbbaaSm)iid^
ber bamoligen Seit^ bie &)>enbung ba i^gm
(Eommuniim unter beibe» (SkfiaOen ; irrig bosfflm
ift bie »ngabe, biefe (Sinrid^tung 1^ fi^ im€k
ftercienferorben bis in'S 15. äol^c^mbert cri^cfieti;
berni fd^on im 3. 1261 begimmie boS «knoMriU
capüel ber Ctftercienfer: JS>a coA bem 0mujf{e
bed aiuteS <{;^ifti, meld^nadft ber ^eiltgim lEoiii*
munion bie 9lngel^drigen befi Oitelfi im ffddj^
gu emtifangen 4)iiegea, fd^ete @efa|ren ^at^äfm
Iftnntcn, f o Derorbnet bös <BenetaIca)>iteI, ial^ bk
Sßönd^e — mit SuSno^me ber Slltarbienec — ntd^t
mel^r in ber ^ctool^nten SBeift gum lletd^ ^^s^
treten" (^offmann, ®efd^. ber Saiencoamumoa
&pmc 1891, 188). €kt>lftan mar aud^ f el^ um
bie ^erftelbiag befi bamatt oin Dedailbexten
SBuIgatote^leS bemfil^t unb ift ber Utl^dcr ber fdg»
ßorrectorien (f. b. 9xt.), mlS^ für kom Skit
bei Seroielföltigung btf »ibeOcsM malgebeiib
blieben; bafi auf feine Seronlaffung ^«qiteftcQte
unb burd^ SBegfd^obeu ber 9Ib)Dei4usgen cotxi*
girte Ssemi^tar ber Sulgoia ifi nod^ Doi^^anbrn
unb be^bet fid^ auf ber Sibliot^I gu S>ii0a
(Dgl. S>enif[e, im&d^iD furfticd^ u.8itecatttf»
gefd^. beS aRitielalterfi IV £1888], 266 ff.). —
Ueber bie Sage Don bem®fittel, mit bem m ^
lige 3ungfxmt ben ^bt @tepl|an ^otbive h^i^dt
i^aben fofi, f. Manrique, ÄmaL Ciali. I, Lngd.
1642, 270 (ad a. 1184). (9»g|L Aiu SS. BolL
April, n, 496 aqq.; SDoIgoimfi, IbH |L €te*
pfym ^orbing. Sufi bem gegOfc^ea überfc|t
aSoing 1865 ; Jaaaoeohek, Orig. Gkriare. l,
Yindob. 1877, p. IV; Booi^gam, La eiuuff«
franse an XII« ai^db, Paris 1879,
889.) UBOtL]
^Up^n DonSRuret, ber ^L, f.<8tm»
«tont.
$ieyl(aiiDan6unlI]6^«in ^etD^nrinenbcr
Zi^eologe ber mittelaQerlid^ett ormmifd^ im^c^
Diutbe gegen Snbe beS 7. Sol^t^unbectS geboteiL
3um ^efter gemeil^t, trot er ungefal^ 713 eine
Seife nad^ S^mflmtHnot»! an, mo er 15 äk^re
tag fiekl^rtctt Stubien obidg. SBon l^ier bigob er
769
6te)»^an i>oii Il^let«, her IJL — ©tej)]Jan öon SournaL
770
lA 1»^ 3teRm mO) Mnoeüte Bnaere 3eÜ in
Ssm« vni Mtmnng btr lotetniMen ©j)ra(i^e bc-
W^tj^ ^- XMcnntf^^can, ®ef4 t)on 9nnenien
(attum.] n, «märte 1785, 399). 3n frine
^ctmol ittcaÄgde^, uribmete et fU^ auSfd^Iieilid^
Gtminf^tr X^i&ttg|MI ; boQug9toeife AM^ ^
fonr Ott bcm Vbenblanbe mitgebrad^ten Wonu-
^oi^ &j!iSatt tmtxbe 6te|»^ xum (EqUf^of
Ml €ifaiS( (rV>Ben, pocb aber fd^on efai 3al^
tnuM^ chttt gnoottfamen Xobed olft Opfer f einefi
(>Utoiftfai (f. flitQtbS »on (Bongaf, SeneMg
1965, 41) I Ue genote Sngobe feined Xobedjo^
$ ind^t mögltt^. — Sie ©duften @te))^anS üon
eteill^ flnb tbcitt Ottginalarbeiten, tl^eil« Ueber-
1e|tnigm an§ Dem (Bried^M^ lieber bie erfieren
bcm^ im 13. Sa^rJ^tuibett ftirofoS Don ®Qtf
|tf (0. €L 0. 17) : ^S)er gro|e 6te))]^, SBifd^of
im Sifaitf^, ^eifiel tiele (Kommentare ju ben
Seifigen €4rtften: )u 3ob unb gu ben (foan-
fAm f ovric }tt 2)aniel unb 6)cd^iel, unb bie 9nt-
«tt auf boS 6d^reiben ®ermanufi^ beS $otri-
«i4a >»n Confbrntinopd"; fp&ier (a. a. 0. 40)
fmxl Sirofojl ben €te))^ aI8 ^eijUid^ Sieber«
bi^: ,<Er fertigte mS^ getfUid^e (Befänge,
S^^ in fn|m SBeifen, ^Qmnen unb anbere ®e«
ffag^' 3n bemfelben 6inne ftugert fid^ ein an«
tetr ^ftorifer beSfelben 13. ^al^bunberte, €te-
9^ Uii>cban oberOrbelean (beiftarefin, ®efd^.
ter anncnifd^ SÜerotur [neuarm.] I, Qeneoig
1865« 388). ^e genannten Originatoerfe @te-
tltßtA Btugm V& auf eine 9[n)o]^I geifilid^er
Si^ im <8efang6nd^ ber armenifd^en tMrd^e
«cdoroL 9n bie Stelle ber t)on fttrabfi oben er«
tDd^nlen Sntmort ouf ba9 Sd^ben be8 $atri«
oi^en GemumuS xavm fpäter, iebenfoOS nod^ oor
hn 1 2. 3a^md>ert, ein S^Iftficat untergef dboben,
oel^cS bc8 Sifd^oß 6tep^n fomol^I nad^ feinem
Ssfolt (tpcgen feiner ||dretif(^ Xenbot)) als
fo^ ber S^rm (megen ber SBerunglimpfungen befi
Ibnrffotm) umo&rbig toar (ogl. Zfd^mtfd^an n,
$S6 — 559), €rl^Iten bagegen jinb ja^Ireid^e
neberf^unmi |MitrifUfd^ aßerfe, »eld^e Stepl^an
«04 bem erie^ifti^en fertigte, ffarefin ftellt in
(ncuarmenifd^) ,,9ibIiot]^eI ber attarmeni«
Oebcrfe^ungen', SBenebig 1889, auf ®runb
ber in ben Stonufcripten ent^attenen ,,9lad^«
ftriftm*, in benen \t ber ^amt beS Ueberfe^erd
femmnt »irb, bie 9uctorfd^oft StepbonS als
IId^erfe|(r9 fe^ für ben Commentor eines un«
gnmnnten 9ttctorS jum 8ud^ SeDiticuS (XXVL
558. 559): ffir bie @(^riften beS ^feubo-
Stmqfiufi «reopagito (ebb. 381—391) ; fflr bie
64rift bei %{. ®regor oon Sl^ffa «lieber bie Sta-
tur beft SRcnfd^" (ebb. 371 ; aemeint ifl too]^(
btr 6^^ft Hepl Turrsaxftu^ av^pcuicou) * ffir
einirlne SBeife beS 1^1. S^riu toon SIesanorien,
aomlidi «^ie S^ftbe" CH ß^pXocr&v Oi)craupuivX
.2^ e^Dfien' unb bie »riefe (ebb. 503-524) ;
fmr einige S^riften beS 1^(. «t^anafiuS b. ®r.,
fmMi ^lieber bie Vtenfd^ioerbtmg beS göttlid^
Sortfft'' (Dcpl Tijc ivoapxott im^avstac touI
fteou X^oo), ben Srief an fioifer SoMan übet
ben ®Iauben, bie @d^ft «®egen $aul oon @a«
mofata, ba| (Sin @ott fei", bie Siebe über baS
äBort 3eine Seele ift betrubt^ bie »ebe über bie
(Srfc^einung beS ^erm (ebb. 287. 288). (SBgL
Quadro delld opere di vari autori antica-
mentetradotteinarmeno, yen6Z]al825, 29;
Sukias Somal, Quadro della storia letteraria
di Armenia, Yenezia 1829, 47 8g.) [SBetter.]
$^9<^ uon Xl^ierS (Ziemum), ber H^
f. ®rammont.
SitafJ^wx oon Xournai, mittelalterlid^
(Eanonift, teurbe 1128 (ober 1135?) )u Orleans
geboren, trat 1150 in baS bortige Stift Saint«
SuDerte (Sancti Evartii) ein unb erl^ielt bie (Sxß
laubnil, fid^ nad^ ^Bologna gu begebm, um bort
canonifd^eS unb aud^ römifd^eS Sted^t gu ftubiren;
erßereS l^örte er bei StufinuS (f. b. Slrt), le^tereS
bei bem berfil^mten 99uIgaruS (gefL 1. Sonuar
1167). ®eftfl|t auf tfld^tige 9te(^tSfenntni|, Der»
fa|te er (anfdjeineno oor September 1159) eine
Summa gu ®ratianS S)ecret 2>iefelbe muri)e
1891 burd^ t). Sd^ulte ebirt unb ift tro| fel^
ftorfer 99enu|ung ber entfpred^enben SBerfe oon
ipaucapalea (f. b. Sri), SRoIanbuS (f. b. Sri Xle»
lanber IIL) unb ShtfUmS bod^ nad^ bem Urtl^eile
beS Herausgebers eine bebeutenbe Seiffamg. %xit^
bem Stephan faft ein Sal^rgel^nt baS Stift
St«(Suoerte als m^i geleitet, teurbe er (£nbe 1176
um 9bte oon St ©enooefa in $ariS getoöl^It
~m biefeS ftlofter mad^te er fid^ in mel^ad^er
^infid^t oerbient, namentlid^ au$ burd^ (Ein^
rid^tung eines ^SfhtbiumS. 3m % 1192 mürbe
er gum Sifd^of oon Zoumai befbrbert ; in biefer
SteQung batte er oiel Ungemac^ gu erbuben, be«
fonberS megen beS SiberftanbeS ber Surger oon
Xoumai gegen bie politifd^en Sted^te beS Sifd^ofS
unb aud^ megen ber Cb^fc^^ungSpIöne beS
frfil^ il^m fel^r gemogenen MnigS $l^ipp IL
auguji. Sr ftarb im September 1203. 9u|er
ber oben ermäl^en Summa biuterlie^ er eine
gro|e Sngal^I oon Sri^en, bie intereffante Singel«
beiten aus ber ®efd^id^te feiner Seit entl^ten
(nad^ ber SluSgabe bu SDtoIinetS abgebrudt bei
Migne, PP. lat. CGXI, 309—625). Sittet
Ragt er in einem Sriefe (Ep. 251, bei Migne
1. c. 516 sqq.) an ^jl (^leftin m. aber bie
Ausartung beS tbeotogijd^ Unterrid^tS, fpedell
über ben bialeftifc^en Unfug, ber ftd^ t)ielfail^ auf
bem ®ebiete ber Xl^eologie breit mad^te, fotoie
aber bie Unmaff e neuer Secretalen (ineztrioabi-
IIa BÜva decretalimn). 3n einem ber Sriefe
(Ep. 147, bei Migne L o. 435), ben er alS 9bt
oon St. (Senooefa fcbrieb, finbet ftd^ baS belannte,
für bie bamaligen 93er^^iffe begeid^enbe 9Bi|-
toort: Anglico plumbo teguntur ecclesiae,
nudantur Romano (eine 9nfpielung auf bie gu«
meilen tl^euem SuUen). Stepl^an gehörte aud^ gu
ben renommirteften ^rebigem feiner 3(it; eine
gro^ Snga^I feiner ^omtlicn ifl nod^ l^anbfd^rift»
\vSi Dorl^nben. S)ie)e geigen bie Sd^toöd^n ber
25
i
77B
^iepl^anuB, 93u^btuiet.
774
ls>M^ 119 f.). 9to4 bcm 3cu8«ift t^^ ^I- ®t«*
9PC Mn 9t9!ia Qfigne , PP. gr. ZLYI, 702 ;
^g/L 004 Aaiuitw, Uom. 12 in Utud. 8. Steph.
L CL XL, d38 8C|.) Plegie man bereite im
4. 3a^Fc^)itiiibctt M Oebä^tnil beS 1^1. @tet)]^a-
«tf am 26. Skcemkr fcftlui^ ju bege^. 2ßan
feQci tennid folsqii, baft biefer Xag fein XobeS«
Hg KKir. So M(ie|t fidb an ben (SeburtStae
M JBnigi bor SRot^m bet dies natalis beS
t^m für e^iiflnd {iesbenben SSIutjeugen an (Dgl.
Pi0Qdo*Aqg. Senn. 215, bei Migne, PP. lat.
:, 2145). S)ie UebertroQung ber @ebeine
f^oligen im 9. 415 fanb am 26. S)ecember
OKil eben bicfeS ber gfeftlog bedfelben mar
i7. SL Patritii In aatas app. commentarium,
1867» 61). — S)ie SSerel^rung bed ^I. @te«
K xodä^t |. SB* f 4on feü öltefier 3eU in «n-
k&cnbtg mar (ligL Aog. Serm. 823, bei
PP. lAt XXXVm, 1445), »urbe nod^
lOaBBraur^ äS§ im 3. 415 bie Reliquien beS
^fmigm brt 6ap^argamala in ber 9tä]^ non 3e«
TajBicin gefinristn unb an 26. S)fcember bedfelben
jia(>es in ^<< StonStirc^e ju Serufalem über-
Dttrbcn (DgL ben Seri^t bed Sucian [De
itione ei ti^analat 8. 8tephani] u. %, ge«
dnaft in Baroniaa ad a, 415, 6 sqq. 2)erfelbe
rtib cxtDo^ oon Aug., Tract. 120 in Joan.,
te mgn^ PP. iat XXXY, 1954). ßinX^il
s«r Xciufittm fam bur(i(| OroftuS nad^ SRinorca
ts5 gab bort Slnlo^ )ur Sefel^ng Dieler 3uben
(4^ M3 Shmbfd^tcibcn bcd Stf d^ofö SeDentS Don
f^oiPflCii De.Jndaeifl» beililQgne, PP. lat. XX,
TU — 746). UAet bie jol^Irei^en bei ber Ueber-
tB|ini8 tfon Xeltquicn bed f^eiligen nad^ Sfrila
K 3. 424 gffd^l^en SBunber ügL Ang., De
«F. Dat 22, 8; Sem. 317. 318. 319. 320.
&9^ beiMigne, PP. lat.XXXVIII, 1435 aqq.
IÜ5 eqq. (9301. JBaroniuB ad a. 415, 1--18 ;
U6I, 16 — 29 ; 439, 1 — 3 ; Tillemont, M^m.
IL ^^, Paris 1701, 1—23; «Iban Sutlerd
äftesber ^iligfn X, a^ain) 1825, 299 ff.; XIX
llßfil 3 ff.) [3. Sftlten.]
^Ig$^amm^^ lotinifirt ouS Sftienne, ift ber
tae liner fnmjSfif d^ iBud^bruderf omilie, meiere
^sftM im 16« Sa^^unbert gro^ed anfeilen
owm tmb ezft in ber SRitte bed vorigen 3a^r-
|ai5at§ oiiS^rft. S>ct @üfter biefed (Sefd^Ied^tee
as dcsri eftienne^ toeld^et um 1460 in ber
Sdmqcc ouil eblcr Samttie geboren mar, aud
«Rir 9tei0Utte fld^ bei SBu^bruderei mibmete
iBbteftmcoen enterbt iDitrbe. ßr errid^tete 1501
i&ri4 Se S>rurferci tinb ftarb 1520. 9ladJ
'bboi 2obe gratete feine SBittme ben IBud^-
kBfa6mion be ^SxfLint9, gemöl^nlid^ SoIin&uS
gnnt mib in bie Officin beS ©tieföaterS trat
mbmtüS &o^n JR o b e rt ein, ber unter aflen
mm bex aramaie meitouS baö berfl^mtefte ge-
iju ijl unb in ber ® cfd^iiftte ber S^eologie, be-
kM her Sibetfunbe , einen unoergonglid^en
<5o«nenl&at. S«a(^ Sitte ber Seit ^atte
er ftd^ )ur SuSübung ber Sud^ruderfunf} burd|
auägebel^nte p^UoIogifd^ @tubien borbereitet unb
mar burd^ biefelben }u einem ber größten ®e«
leiten im 16. 3al^r$unbert gemorben. 3m 3.
1526 grunbele er ^u $ari§ eine eigene S)ruderei
unb na^m auf bem Sitel feiner S)rudfmerfe einen
Oelbaum mit ber Seifd^rift Noli altum sapere,
sed time (bie Oliva Stephani) jjum Symbol
feiner Offirin. 92ad^bem er fid^ 1528 mit ber
^od^gebilbeten ^troniOa 99abe Dermöl^lt l^te,
gränbete er ein ^oudmefen, in meld^em bad Sa-
teinifd^e, baS @ried^ifd^e unb felbft baS ^bröifd^
9ur Umgang8f|)rad^e marb; baS ^uS bilbete
nämlid^ eine %rt @ele^enafabemie, meti er ge*
lehrte Sorrectoren an^ ben Derfd^iebenfien Stationen
aufteilte. 2)iefe lonnten ftd^ nur lateinifd^ mit ein«
onber Derftänbigen ; f o fam ed, ba| oud^ bie IKnber
unb bie S)ienftboten baS Sateinif^e fpred^en lern*
ten. «uf bem ®ebiete ber claffifc^en Slteri^umfr-
funbe entfaltete er ^uerfi eine ungemein retd^ %ffip
tigfeit, befonberS inbem er eine SReü^e gried^if(|er
Xejte aud ben ungebrudtten Sd^äiien oer tönig«
lid^en iBiblbtl^ef tieröffenüid^e. 2)ie ftird^en*
gefd^id^te (1544) unb bie Praeparatio evangelioa
(1546) bed SufebiuS, bie AntdquitateB romanae
unb bie SRl^torif befi SHon^S Don C^lifama|
(1547), bie mebicinif d^en @d^riftcn bed.SIeianbcv
Don ZraSeS (1548), bie erl^altenen IBäd^r beS
S)to eafftud (1548), bie ©d^riften btf 1^1. 3u«
fünuS unb bie bed @efd^id^tfd^reiberfi SppionuS
(1551) Deröffentlid^te er }um erften 3Rak in
tluSgaben, beren {ebe ein t9pogro)}l^tf d^eS SRetfter«
med l^ei^en lonnte. Stoi^Ifmal gab er S:ereni
l^erouS, fünfmal Sirgil, gtoeimal Sicero'd fömmt«
Hd^ Sd^ften, au|erbem mel^r aß 40 lateinif^e
Slaffifer Don geringerer SSebeutung. S)iefen Sud-
gaben finb gum S^eil Altere 93orreben, dafftfd^
Kommentare, aflen aber Snmertungen unb ^r-
nSrungen oon feiner ^anb beigegeben ; CSufebiuS'
ftird^engefd^id^te trägt eine 93orrebe in clafftfd^
®ried^ifd^, bad er ebenfo leidet l^nbl^abte tou bajS
Satetnifd^e. SQBft^renb biefer 9t$et|en fammelte er
unablöfflg für einen Thesaurus Ijngaae latinae,
meld^er unter frember SSeil^Ufe 1531 gu $arid er-
f d^ien unb gmei toettere Silagen edebte, unb nod^
mel^r für einm Thesaurus linguae graecae,
meld^ erft nad^ feinem 3U)be 1572 Don feinem
@o]^nef)enrt )u ®enf l^erauSgegeben merben tonnte.
Süperbem oeröffentlid^te Stepl^anuS neben man-
d^Iei ^üfSbüd^ )ur Sriemung bed Sateinifd^en
niddt meniger ald 79 SuSgaben älterer unb neuerer
lateinifd^ (Srammatiten. Sr Derfa|te femer eine
burd^ ftlarl^it unb Sinfad^l^t auSgegeid^nete,
]päUx in'd Sateinif(^e flberfe^e frangöfifd^e @ram-
motlt, meldte er neben 13 grammattfd^en Sbl^anb-
lungen l^raufigab, unb ein lateinif^-frangöfifd^ed
aSörterbud^, meld^fier fünfmol auflegen mugte. Um
aSe biefe ausgaben gum Gemeingut ber SBiffen-
fd^ft au mod^en, gab er fte ju beifpieUoS niebrigem
greife, mäl^renb }ugleid^ bie l^dd^fte ted^nifc^e
aSoflfommenl^eit unb @d^önl^ angejhebt mar.
26*
775
€te))]^Qnu8, Sud^brudet.
776
ffiicfe uncrmüblid^e, faum beörciflid^e Sl^ätißfcit !
fyiiit für il^n f clbft neben ber ©efriebigung, totldjt '
fie feinem roftlofen ®eifte flemä^rte, ble Der-
jd^iebenartigften folgen, ©ein unetgennü^igeS
unb ibealeS Serfa^ren brad^te einen fel^r bcfdjci-
benen materiellen ®ett)inn, ber jur SWenge feiner
^ublicationen in gar feinem SJerböItnife ftanb;
bie^ begreift fid^, »enn fein ©ol^n unS öcrfic^ert,
ba| ber Thesaurus linguae latinae aQein bie
Summe öon 30000 grancS oerfrf)lang. 6nt-
fc^igt mürbe er bafür burd^ baS SBol^ImoUen
ttnb bie ®nabe feines JtönigS. grana I. bemieS
för feine gelehrten IBemül^ungen baS größte Snter-
effe, nal^m an allen feinen Untemel^men lebenbigen
«ntl^eil unb !am felbft in feine Dfficin, um feine
Sl^ätigfeit in Sugenft^ein ju ne^imen. 3m 3.
1639 ernannte er il^n §um föniglid^en Sud^bruder
ür l^ebräifd^e, gried^ifd^e unb lateinifd^e Xejte;
J)äter Ke6 er für il^n S^pen gießen, toelc^e wegen
brer @d^5n^eit n)eit berül^mt mürben unb ben
9camen typi regii ober characteres regii erl^icl-
tcn. ^ud^ Sranj^ I. 9lad^foIger, §einri^ n., be-
loal^rte für ben berühmten 93ud^bntd!er großes
WioffltDoUm, ol^ne jebod^ il^m auffallenbereSemeife
bobon ju geben. SBäl^renbbiefer ftnttt)idfelungfeiner
@efd^aft8tl^ötigfeit »ar @tep^anu8, ber eine unge-
meine ©eifteSarbeit anfalle bie berf d^iebenen ^u^
goben Dermenbete, ^um ooUftönbigen ^umaniften
gemorben unb t^eilte aud^ aEe bie IBorurt^eile,
totlä)t biefe fliaffe öon ©elel^rten gefangen genom-
men l^atten. SefonberS nal^m er bie neuglöubigen
Slnfd&auungen, toeld^e bamalS in Sfrantreid^ ein-
brangen, begierig auf unb ftellte fomol^I feine gei-
ftige Snergie als bie großen SJtittel feines @e-
fd^öfted gan^ in ben SDienft ber neuen 3been.
Sem^ufolge rid^tete er balb ben b<iuptfäd^Iid^ften
unb wid^tigften Il^eil feiner 3:bä*^9'cit öuf bie
SSeröffentlid^ung Don Sibeln unb legte baburd^
ben ®runb ju einer Sebeutung unb IBerül^mt-
l^eit, mel^e alle feine pl^ilologifd^en unb tec^-
nifd^en Sorjüge berbunfelte. S)en Anfang baju
l^tte er noc^ im §aufe feineS ©ticföaterS 6oIi-
näuS gemocht, Inbem er 1523 unter beffen 9la-
men, aber ganj felbftönbig, eine lateinifd^e, b^d^ft
iierlid^e ^uSgabe bc§ SReuen 3:eftamenteS üeran-
toltet l^atte. & mar bieg n^ol^I nid^tS al§ ein
bud^b^nblerifd^eS Untemebmen, totxl bie l^eilige
@d^rift bamald eineS ber gefudfjteften unb ge-
lefenften ©d^riftmerfe toar; aüein bei ben ^ro-
fefforen ber (Sorbonne batten bie 3utbaten, weld^e
t)on bem Herausgeber berrül^rten, 9}crbad}t gegen
befjen Äecbtgläubigfeit enegt unb tourben fpäter
als eine ^Irt Programm beffen be^cic^net, maS
man üon ibm ju ertoarten gehabt bobe. ©tepbö*
nuS licp ficb befonberS ben ärrtbiim einrebni, bag
bie Gbriftcn ber bamaligen Seit Don ber ffird()e
burd^ 9.^oreiitl}aItung ber beiligen ©d[)rift fc^tücr
gefd^äbigt toürbcn, unb fud^te bicfem ^ijad)t^eU;
burd} möglid)fte Verbreitung ber Söibcl ju begegnen.
6inem fnld^en ©trcben entfprangen jimäd)!"! ^tod
]^ebräifcj)e SBibelauSgaben, bie eine in öier Ouart-
bänben 1539 — 1544, bie onbere inad^€ebq»
bönben 1544—1546, loeld^ burd^ bie SeibUfe
beS ffönigS )U fel^r geringem $reife ^ergegeba
werben fonnten, aber mebr t^pogrop^ij^ all
tt)i|icnf(baftlid&e Seiftungen martn (f. ob. n, 589),
unb fpöter eine Steibe Don ausgaben beS grie^i"
fd^en bleuen XeftamenteS, über meldte ber VtL
93ibeIauSgaben U, 603 ff. nad^}ufel^en ift Wim
biefe Seiftungen üerfd^minben gegen bie oon 1528
bis 1557 fortgefe^ten SBemübmigen Stepl^omiy
um Herausgabe ber Shilgata, xotld^t, toxt \ux Me
Sßiffenfcbaft unb bie ffir^e l^od^bebeutenb, fo finr
feine äußeren SScrbaltniffe entfd^eibenb miubea.
3m 3- 1528 erfd^ien guerft burdb i^ eine 9tt8«
gäbe ber lateinifd^en Sibel in Sfolio, totläit gn>|d
^^luffeben erregte. 2)aS ^uff^ben galt ni^t bloft
ber öugem ©d^önl^eit unb SStdigfett, fonbern no^
mebr ben ^Beigaben, toomit ber rül^rige H^imiS-
geber ben ^e£t üerfel^en l^e. SS waren bie(
3nbaItSnad^tDeife über ben einzelnen ffapitds,
^bn)eid()ungen beS bebröifd^en ZciteS am Staube
unb ein fel^r auSfübrlid^er Snbe; fämmtltd^ ta
ber ](|eiligen @d^rift Dorfommenben SigennamoL
IBei ber Herausgabe beS Se^eS felbft batte SfHeraie
gang rid|tige unb fatbolijcbe @runbfö^ befolj^
6r möblte bie l^rgebra^te Üeberfe^ung beS I^L Hv"
rouQmuS unb fud^te biefe in ibrer urfprüngli4ai
Sieinbeit l^ergufteQen , inbem er auS ben ^yaoü^
fd^riften ber 9)ibIiot^efen gu $ariS unb juSand^
@ermain-beS-^röS bie ölteften SeSarten entirlc
@in fold^er mit pbilologifd^er ©emiffenboftigMt
bergefteüter Zeit fonnte überall nur IBeifaU ^nben,
unb biefer marb ibm gunöd()fi t)on Seiten ba
Sud^bönbler, namenttid^ naä) ^lauf beS xntf
jöl^rigen Privilegiums, burd^ mieber^olten Ka^"
brud bemiefen. ^ud^ mu|te fd^on in ben 3a^
1532 unb 1534 berfelbe %ttt, nad^ ben nömlid^
®runbfä^en nocb oerDoUfommnet , Don 92enem
erfd^einen. ^nberS aber erging eS bem Hn<tuif-
geber mit ben 3utl^aten gu biefem Zejrte. So*
gleid^ nad^ Srfd^einen ber erften ^uSgabe gog Üe
Sorbonne, ber @tepbanuS fd^on Idngfl toegen
feiner Hinneigung gu ben neuen fiebren Derbad(ftig
gett)orben n^ar, biefelbe bor i^r gorum unb tKr»
urtbeilte Diele in ben 3nboltSangaben unb bem
3nbe£ geäußerten ^nftd^ten alS irrgläubig, fo
baß fie auf Sernid^ttmg beSlBud^cS antrug. SoR
biefer 3^it cl^ entftaub ein fd^arfer ®egenfa| unb
ein erbitterter geberfrieg gwifd^en ben SDoctoren
ber Sorbonne unb bem gelebrten Sud^bruder,
mobei le^tcrer fd^Iießlicb unterliegen mußte. JDWt
Unrcd)t \)a\ man bie erftcren befd^ulbigt, eS fei
ibnen bie Verbreitung ber SBibel unter baS Soll
ein SDoni im ^luge getpcfcn, unb bis in bie nenefh
3eit UJirb bie Unmabrbeit Verbreitet, baß ^bie
bebroblidjen Eingriffe ber 3:beoIogen'' auS biefer
Cuelle tjerjuleiten feien. 3ni ©egentbeil lag ben
©elcbrlen ber tbcoIogifd)en fVncultät nur am
Herren, bie proteftantijd)cn ^nfd^auungen fem gu
bolten, midjc burcb 8tcp!;amiS' febr fd^öne unb
tt)ol)lfeiIe ^luSgoben leichte Verbreitung fonben.
i77
6tep]&anu8, Sud^bruder.
778
9r|tntr IciiQ^m ^ ^mqjSi, als tooQe er ben
laM bct Sorbonne tieoi^en, tmb legte fogat boS
Siripi«^ ob^ xAäjß o^ne bie @ut$eijsung ber-
{dben fu bniden^ allein bieg mor tl^m balb leib,
oib a \ixfft auf bon nämlid^en SBege fort, auf
bcm er ncrbfid^ttg gtlPürben toor. Seine fpöteren
IM94t(i-9iiftfiobm loutbm immer anftögiger.
8Am iit ber VnSgobe Hon 1528 toor bie ;3u*
ioloffigfett bar ölten Ueberfe^ung burd^ ^inioeis
o} ben {itoBtemattf<^en bomoligen Urteit oielfad^
s i^toftc gefidit uorben ; bieg gef d^io^ noc^ mel^r
3 bcr fpötfcn ISudgabe ber Sulooto t>on 1540.
titt Ib&Qabt Hon 1545 gob er ote Ueberfe^img
l«e§ 2m 3nbö (f. b. «rt. SJub) jur Seite- Siefe
niotlii^ Aufgabe nannte er Biblia Yatabli
tc^en axux Xei^ Don beigefugten Snmerfungen,
Cfü^ nod^ feiner Sngobe ouS ben Sorlefungen
bei beraten ^rofefforS iSotabluS.ju $artd ge-
»miiieii vaten. SOlein fogleid^ nad^ Srfd^einen
M 9tt4e8 {nrotefiirte biefer (Selel^e bogegen als
imen 9Ri|btau(l^ feineS 9lomenS, unb mirflid^
ooiefai ftd^ bie %tmerfungen fpftter gum großen
ifefl Ott ond SoItnnS Siommentaren gegogen.
it^l terflber ^neberg in feiner ©efddici^te ber
^J)rti(^ Offenbarung^ 4. %u%, StegenSburg
lt>76, 649.) Sflienne »or bomoIS f<i^on letben-
(i^ftliilb nxegt^ n^eil auf SBetreiben ber Sor-
bonne 1540 unb 1544 gttei löniglid^e Serorb-
anges erf ebenen maren, burc^ toeld^e nid^t
UoB fetnc Sibeln )ur Unterbrüdung oerurtl^eilt
sixcn, fonbem er felbft olS ^oretifer mit l^en
Stafca Belegt koud». ^mid^e ^folgen ^aben
hefe Secorbtiungen , beren SBirfutigen fär bie
^amirte 1551 bebingungSloeife toieber oufge«
bben nnitben, lool^I ni^i gelabt, meil fiönig
frnxl^ L nad^ toie Dor ßftienne fein SBobltooQen
IbODobrir tmb oud^ ^etnrid^ U. SBobÜooDen
fegen bcnfelben Mannt mar; oOeinfie trieben il^n
rciler ouf ber So^n, meldte er fd^on feit Sobren
Donbelie. Snnerlid^ ^aät er I&ngft mit ber fot^o-
ivüm Pird^ gebrod^en unb im 3. 1540 burd^
\mm bomaül foum gmölfiäl^rtgen Sol^n lg)enri
ftoe grte^tfd^ tleberfe|ung oon SatoinS ffoted^is«
wnA anfertigen loffen* Vud^ feine fpäteren IBibel«
dägaben^ in meti^en er freilid^ ben SSuIgototeit
anncr Btt^ auf feine nrftnningßd^ @efta(t }u-
äd^nfnl^rcn fnd^te unb bie coloinifd^ loutenben
IsDerfiingen befc^Snfte^ mu^en in i^ren SBei*
gaben burd^oud ber Ueberjeugung SuSbrudt leiben,
k| bie fiebtäifd^ unb gried^ifd^en Xeite boS
Ssrt (RoiM auoetisniger barböten als bie SBuI-
qpia, unb erhielten oc^er bie Ueberfe^ung beS
^ßagnimiS aä 3i<80^ Wein ben Uebertritt gum
(^intBnnt^ tt^e^rte i^m bomalS bie Stüdfid^t f o«
vobi osf bie in granfretd^ nod^ geltenben gefc^-
&^ geilimmnnflen^ ott auf bie gu ertoortenben
nümeilcn €k^en, benen er ftd^ auSfe^e. 3n-
ki RKttb ^ine Soge immer unboltborer imb feine
EÜmmmg imrntx leibenfd^aftUd^er, unb er be«
j#§, ben ^Kc^ntotoren", mit benen er löngfi
bifii^ in Oerbinbung ttor, jid^ oudji Sugerlid^
ongufd^Iielen. Sie legten S)rude, meldte er in
^oriS oeröffentlid^te, tooren oom Solare 1550.
3n biefer 3(it f^cdtt er feine ftinber bereits gur
Sid^erbeit im SuSIonbe untergebrad^t. 3m 3.
1551 folgte er felbft, ftebelte nod^ (Senf fiber utd)
trat f ogleid^ 5ff entlid^ gur ref ormirten ftird^e über.
3n @)enf erriddtete er nun eine gro^e 3)mderei, in
meld^er guerft eine gried^ifd^-Ioteinifi^e SuSgobe
beS 9leuen SleftomentS, bonn bie gried^ifd^e Ueber^
fe|ung feines So^neS Don SoIoinS ffotec^iSmuS
etf d^ien ; oon bo an toat er l^ouptfäd^Iid^ mit bem
S)rud unb ber SSerbreitung Don Sd^riften be«
fd^aftigt, meldte bem SoIoiniSmuS bienten. 3nbe^
botte feine Hinneigung unb fein Uebertritt gum
ßoIoiniSmuS in ber gelehrten SBelt großes 9Ri^-
trouen ermedt unb feiner £^^9^^ f^^^ gefd^obet
2)ie| bemeiSt bie 2:b<^tfad^e, bo^ bie SBibelouSgobe
oon 1545 unb eine f^ätere oon 1557 (mit ber lieber«
fe^ung beS 31. %. oon Sega) ouS {Dlongel an ^bfa|
1565 unb 1577 olS neueZitelauflogenoerbffent-
lid^t mürben. Seiner innem Stimmung mod^te
er bol^er, fobolb er fid^ in ®enf fidler mu^te, Suft
burd^ bie äu|erft (eibenfd^oftlid^ geboltene Sd^rift
Ad censuras theologorum parisiensiuin, qm-
bu8 Biblia a Roberto Stephano typographo re-
gio excusa calumnioBe notaront, ejuadem Bo-
berti Stephani responsio. Oliva Bobertd Ste-
phanl M. D. LII, meld^ unmittelbar nod^b^
frangdfifd^ erfd^ien. So lebte er otS Steformirter,
oon Soloin unb ben ^aapttm ber neuen Steligion
l^od^geebrt, oon feinen nunmebrigen SRitbürgem
mit bem SBärgerred^t befd^enlt, nod^ od^t Raffet
gu ©enf. 3n biefe ^eriobe feines SebenS fiel
eine Untemebmung, meldte fein Anbeuten bis auf
ben l^eutigen Xog erl^alten l^ot unb ouf lange,
unbe^mmte 3eit nod^ erbalten mirb. 9lad^bem er
guerft 1551 eine Ausgabe beS gried^ifd^en 92euen
£eftamenteS mit SJerSgoblen oerfeben b^^tte, oer«
öffentlid^te er 1555 in fleinenm gformot ben Sle^t
ber Sibel ; biefe mut SuSgabe erbielt gum erften
SRoIe für bie gange loteinifd^e %ibel bie feitbem
allgemein gemorbene SSerSgäl^Iung ftott ber fonft
gemdbnlid^enUnterabtbeilung ber ffa|)itel a. b. c tc,
nod^ nid^t in obgefe^en Werfen, fonbem blo^
neben bie Solonne gebrudtt. Stepl^uS batte bie«
felbe, mie er auf bem Xitel fogt, nod^ SJorbilb beS
l^ebröifd^en ZejteS giemlicb oberf(Ad^Iid^^ gum Xf)M
auf einer Steife oon IßoriS naq S^on gu ^ferbe,
an ben Stonb einer Deinen SluSgabe gefd^rieben ;
baber fommt eS, bo^ bie SerSeintbeilung mand^e
Unoottfommenbeit geigt, (getrenntes oereinigt unb
3ufammengebörigeS ouS einonber rei|i (S. baS
§iabere bei Tiscbendorf-Oregory, Nov. Test.
III, 8. ed., Lipsiae 1894, 168; O. Sd^mib,
lieber oerfd^iebene ßintbeilungen ber l^L Sd^rift,
(Srag 1892, 107 ^.) So fte ober bolb in oQe
SBibeln, nid^t bIo| in bie loteinifd^en, fonbem oud^
in bie gried^ifd^m, b^bröifd^en unb neufprod^igm
überging, fo morb fie \imott)p, unb felbft SijtuS V.
mu^te oon bem SSerfud^, eine onbere IBerSgöblung
l^ergufteflen, olS einem oergeblid^en obfteben« 3n
779
@terbea6Ia| •— @tet(egIode.
780
Setbinbung l^tennit ertDteS ©tepl^anuS ben t|^o*
lofiijd^en @tubien einen au^rorbentUcl^en S)ienft
burd^ bie fyxau^ahe feiner gro^ Iateinifd)en
Sibelconcorbang, toeld^e gum erflen SRoIe audd bie
^ortifeln aufgenommen i^aitt (f. ob. II, 639).
Stepl^nud ftarb am 8. @e))tember 1559 mit
^interlaffung eined nid^t unbebeutenben Ser-
ntögend, bad auf feine ffinber überging. 3n fei-
nem Xeftamcnte ermal^e er biefelben, in feiner
anbem SKeligion old ber caloinifd^en i^r ^eil gu
fud^en, unb enterbte feine beiben @5^ne Stöbert
unb Sl^arled, meti fte ^}ur römif(^ ffirc^e
}urü(Ige!ei)rt maren". Stöbert l^tte biefen @d^tt
qlleiö) md) beS Saterd SBeg^ug nad^ ®enf ge-
trau unb ttf^itli bofür bie Sriaubni^, bed^SSaterS
^ruderei in $ori8 fortjufe^en, loo 1565 unb
1577 bie oben enoöbnten neuen Sitclauflagen
älterer SSuIgata-^udgoben erf c^ienen ; ^^ar led ftarb
frü^^eitig. S)er ßrbe Don @tepbanu3' S)ruderei
U)ie oon feiner unermüblid^ S^ötigfeit toar fein
Don äugenb auf ^u daffifd^er ©elel^rfamleit er>
jogener @o^n ^enri, ber feit 1557 eine eigene
2)rucferei in ®enf gegrünbet l^atte, biefelbe 1559
mit ber bed 93aterd oereinigte, an 30 editiones
principes griec^ifd^er Slajfifer beforgte unb oor
Mem bie langjährigen ^mül^ungen feinet SSaterd
um ben Thesaurus linguae graecae burd^ beffen
^rauggabe ®enf 1572 gum ^bfd^IuB brad^te. äBie
in ber ^(lätigfeit feines @ol^e3, fo lebten StobertuS
©tep^anud' 33emü^ungen in ben Untemel^mungen
aiü)erer S^ud^l^önbler noc^ lange fort; benn bis
)um ^bfc^lul be§ SoncilS Don Orient loarb ber
Don il^m f eftgeftellte ^ej^ ber Sulgata Don ffatl^-
lifen toit ^roteftanten unter mand^erlei 92amen
nad^gebrudft. 2)urd^ bie @orge ber JHrd^e !am
f d^lie^lidd ber offtcieUe £qrt ber Sulgata ju @tanbe,
ber bie Don @tep]^nud aufgeftcUten ®runb-
fö^e ol^e feine SSerirrungen gu rid^tiger @eltung
brad^te. (^gl. Niceron, Mömoires XXXVI,
Paris 1 736, 245 ; Masch, Bibliotheca sacra
U, 3, Halae 1783, 182 sqq. 278; Grapelet,
Rob. Estienne, imprimeur royal, Paris 1839 ;
Benouard, Annales de rimprimerie des
Estienne, 2® ed., Paris 1843; Bemard, Les
Estienne et les types grecs de Fran9ois I,
Paris 1856; 91. ginniu ®ibot, in C)5fcrö Nouv.
Biogr. generale XVI, Paris 1858, 485 ss.;
ffaiUen, @efc^idt)te ber SJiügata, 9)kin§ 1868,
864 ff.) [fiaulcn.]
^iexttMa^i f. (Seneralabfolution n. 1.
§UxMett^ (&f)t auf bem, nennt man bie
Sb^abfc^lic^ung gmifd^en gmei ^crjonen, Don
bencn bie eine lebenögefäbrlid^ erfranft ift. (Sine
fold)c(£t)e geftattet bie flinke au§ gemiffen fdjioer-
miegenben (ärünben, nömlid^ tocnn jemanb mit
einer ^4-^crfon red^t§gülttg Derlobt tt)ar, ober fie
unter bcm SScrfpred^en ber 61^ ju gaUe gcbrad^t
begtt). im (Joncubinat mit i^r gelebt l)at. 3m erftcni
fVoUc foü bem ©terbcnbcn bie ©elegenbeit geboten
toerbcu, fein SBort ber 9}erIobten gegenüber ein«
julöjen; im le{^ent foU bie gefattene ^^ierfon toieber
9U Sl^ren gebtod^t unb eDcntudI Me SegitimoHoi
berDorl^oiäenenftinber beiDirftttcrben. SBonnii
f e^ung jum Sbfd^Iu^ einer (g^ auf bem Stoftii
bette ift bo8 Sorj^onbenfein unb Sin^Uen bs
aud^ f onft mefentlid^ Srforbemiffe ; bo^ fötal '
bie $rocIamationen feßiftoerftanbUd^ fort, vi
bejüglic^ etmaiger Slde^inbcmiffe trennenbet lA
ift iei^t bie im 9rt. »eDoIibation X, 1121 m
gefü^rteSiepenfationSDoUmod^tDon (ö(^9i4>
tigfeit. — S)ie StaatSgefe^e entgo0mfni|K
nid^t feiten eljielid^en Serbinbungen, bie auf bcii
Sterbebette cAgefd^Ioffen tturben, bie bfirgei84M
SBirfungen einer legitimen (S^t, weil anbcmfall
baS Soncubinat begünftigt )u »erben fd^ien. So»
gegen erlaubt baS neue bürgerlich (8cfe]|bud^ bd
2)eutfd^en Keid^ed bem Stanbedbeantten, bie (B^tß
fd^Iie^ung ol^e 9lufgebot Dorjune^men, «ncdl
i^m ör^ttid^ befd^inigt mirb, ba| bie lebeiili
geföl^lic^e erfranfung eined ber Serlobtm bct
^uff(^ub ber (£^f(^Iie{(ung nic^t geflattet' (fB»
f übningdgefe^ jum 93ürgerL &^tjfiia^ 9rt 41^
n. U), nvb ein @eiftlid(|er, ber biei „einer leboiii
gefäbrlid^en, einen Suff d^ub nid^t geßattmben&i
franfung eined ber SJerlobten gu ben teligiflfni
tJfeierlic^feiten ber Sl^fd^lte|ung fd^reitet", o^
ba^ bie fianbedomtlic^e S^erDtomg Dora»
gegangen ift, mad^t \\ä^ nid^t, mie frül^, fhaffac
(ebb. Srt. 46, n. UI). 3)urc^ erftere 9)eßiiiniin|
ifi eine df^ auf bem Sterbebette mit 6urgerü(|a
Sted^tdmirfung ermöglid^t, burd^ bie lej^ Mi
Sd^mierigfeit gehoben, toeld^e bis bal^ aufi bea
ftaatlid^en ®ef e^ fld^ gegen eine Xrauung «mf bca
&ttbehitU ergab. [^ermoneber.]
$f ettegeOef f , f. ihronlenfeelforge YII, 1048 f.
^terlrgCoAe l^i^t biejenige ftird^glodc;
tt>elc^e bie befonbere !Be{iimmung f^, beim Vb*
fd^eiben eines S^riftgläubigen bie SRitd^riften fm
&Aztt für ben Sterbenben ttrie für ben An
Sal^ingefd^iebenen einjulaben. S)er ®ebrmul^
bie 3la(i^xid)t Dom S)erfc^eiben eincS d^ftliil^
SnitbruberS burc^ ein ©lodenjeid^ funb fi
geben, fiubet fid^ fd^on jur 3cit Sebo'd beS 9^
mürbigen burd^ auSbrüdfttd^e 3ntgniffe DerbüigL
Die Sterbeglodte mar im !DUtteIalter meift ene
Don ben anberen ®Ioden Derfd^iebene (eS »etbcB
fpecicQ campanae manuales pro mortmB o»
mdbnt), unb baS Sterbegelöute, oeld^efl extro-
mum Ave Maria mortuorum genannt nmcbc,
unterfd)ieb ftd^ ebenfalls burc^ feine Slrt unb SSSeiJi
Don bem gen)5I)nli(^en. Sud^ je^ nod^ ent^
baS Bit. Born. (5, 8, 2. 4) bie ÜRal^nung, nU
viget pia consuetudo, burd^ ein @Io(fen}ei<^
3um @ebete für einen Sterbenben unb pro lod
consuetudine für einen eben ®eftorbenen auf«
^uforbem ; bod^ ift ber (Sebraud^ einer ffiedellen
Sterbeglocfe meift abgefommen unb Dielfad^ an
bie Stelle beS ©locfenjeic^enS beim Sbfc^iben ein
XobtengelQute am 93orabenb beS ^egröbniffeS ge-
treten; aiibcrStoo, namentlid^ in Stäbten, be«
f^rönft fid) baS ®elöute blo^ auf bie ^egrdbm^
feier unb bie (Sjequicn. [SJoter.]
981
©terBelerje — ©tercoraKijien.
7M
bb !lBQ<|fdlitS€, wtlSft nad^ bcm
Sü Ron. &, 7« S (Ordo oooimeiidatioiik
i) av V^im in Silonei pr einen @(ec-
angcitebet »ttb. S)er ®(brau^, bei bcn
iBbmbtt Ci^rijttn ein obit mel^frere Sid^ter an-
piiBbcii, finbcl 9# f^w ta fni^exm äo^r^un-
men (»flL ). ». Me AA. SS. BolL Febr. I,
»1; d^ 8tefterim, 3)enftDätbidfetten VI, 8,
IM), irab dbcr in bm SMnoIbuii^em bis gum
iM^ Wtmi ^müB V. nod^ nid^ ecmfi^
Cagvgm ^tnbtt fk ftd^ ^bemmu!^ in bcn meiften
tttafAiuigaibeii, bctm Dicii iwrfd^reiben, ba^ bie
£ln>efct|e wüer cimm bcfonbevn (Stebete bem
ClKbaibcii in bie ^onb gegeben merben foH
£iife Stfcnd^wigifDnntfn bqeid^nen bie Bcen*
nbt Ifeqe bind^ätigis ald Symbol (B^rifii, beS
ttbteS ber SBeit; bit «miete SiiSbeiitung ]tifi fie
m fbq^Ofunani bcr i^n:}e, »eU^ (Rit Bom. 2,
2» 25) bcm fkiM|elaitfi)m übemi^t UHtb unb bie
ki mnißgnm SRmneiiten im Seben beS SRenfd^en
«M Conrnmnton*, Sravtteqe u. f. tp. tDiebec9r|tt.
IHe bcr 9]|enf4 but^ fie ott ^Rengetoufter fd^on
boigcipirfieii »ucbc auf bie 3tit, too ber IBrau-
t^m tommcn ttiib, um i^n m &od^)eit }u
nifm (9(0% 25, 1 (f.), fo ifi jie bem ©terbenben
n8^iiiiii& bo^ j|c|l Mc SRUtemad^l ba ift oo
te 9bif of^dlt: «®ie^, ber erftutigam iß ba,
*- böunt, itnn entgegen l" — 9lQd^ ber gemöl^n-
lid^ ^rosis «ib ber UReinung ber SlUual-
iKfUzir foU bie €tcrbelet^e gefegnet fein, n>eil
rf fi(t bn t^ nid^ blo^ um eine {innbUblid^
Sarfidhoig, fonbem fuglcid^ um eine ®naben"
mxfiBis bonbeit [SBenbel.]
^lertetsmi ^t^ 1. bog Snicifli, rstlä^ mä^
ban RH. Bom. ^ 7, 2 ber ^efter gu beginn
ber Gommeiidatio aniiaae bem @terbenben gum
tnlfiB tci^ mSb bonn t>ot ifyi l^in fieSt ober legt,
bomit er burcb bejfen 9nblid 9)hit^ unb Ser«
trauen auf ben gefreuxigten ^eilanb erlange. Ser
<lcfcmid^ beS SterbeneugeS finbet fid^ aud^ fd^on
in ffiimA tHtttoKen, »etd^ ber Sterbeferge (f. b.
lit) no4 ft^^ (Ermahnung t^un (t>gl. SBinterim,
S^enMitMgfetten VI, 3, 102 ff.^. S)ie 2)ar*
mdpsmqjHfofmttn, Me fld^ in mand^en S)iö€efan-
«ger^cn ^ben, begmedPen bie (Stmedhing ber 6off-
RBBg tntb ber Siebe tl^IS burd^ ent|)}red$enbe
•cMe unb MbCif(^ Stnud^, tl^ild oud^ (g. SB.
ta etroBbnrget Kitual bon 1742) in O'orm
MR bie^begfigHd^en fragen, meld|e ber fßriefter
«R ben eteifbenben rid^et — 2. baS rit^tiger
etefbeabla^trcug genannte Srucifif, mit
selbem für feinen 0efi^r ein oottlommener W>*
kl für Me Xobdlftunbe t>etbunben ift. 2)ie iBe-
Mncmgcn gur ^minnung biefeS VblaffeS finb
bte^kbeit yak bei anbeten Waffen in arücalo
•Bortii (f« b. Vrt. Mla^ 1, 109). 2)er Cterbenbe
batuSft bo§ Vbto^fteug nid^t in ber ^nb gu
bolini, fonbem ed genagt, bd| er baSfelbe irgenb«
9ie (g. 9. on ber fMb) üor ftd| 1^ unb bie
mtgeMrieftentn Vcte bator enoedK. ^tn@egnen
mit bem ■Uo^eu) bur^ einen ^riefter ifi nid^t
nur ntdf^ n^tl^ig, fonbem fogor tu» Seo XIH.
unterlagt, mofern nid^t \ptddk fd^riflli^ f&tHb^
mod^t bogtt ertidetit ift. S)er ermatte Ste^e«
abia| ift mit allen ffreugen unb fonftigcii S)eoo*
tionolien (Stofenfcöngen, Statuen u. f. m.) t)er»
bunben, mlfy burd^ ben ^^\t felbß begto. buri^
einen beDoOmäd^ttgten ^fter mit ben fogen.
pcM^ftltd^en «blöffen Derfel^en ober an bie I^Uigen
Steaen in $oIäftina bqm. bie bort b^nblid^en
Reliquien angerubrt finb. S^ffi^ereS f. bei Geringer,
S)ie Slblöffe, 9. ^ufl., ^ßaberbom 1887, 888 ff.
845 ff. [^Benbel.]
SincnütAfUm^ SBeMid^mmg für angeblid|e
^retifer, bmen il^re Gegner bie SBel|au)>tung
unterfd^oben, ber in ber l^iligen Kommunion g»«
noffene Seib bed ^erm unterliege bem äkrbouungd»
inrogeffe ttie gemö^id^ Speifen. @d^on^fc$a»
fittfi SRobbertuS (f. b. 9rt.) im 9. dol^r^unbed
tabelt in feinem 89Mk De corpore et «aaguiiie
Domini jene a)>ocr9t>lden Sd^riften, meldte ba«
Don fpred^n, alfi ob ber Seib befi fiierm mit an«
beren @))eifen oermifc^t, auf gemö^nlid^ Sßei^
oud bem menfd^Iid^en Seibe (per secessom) auS»
geführt merbe. 6r l^otte babei mal^rfd^einlid^ eine
£pi8iola apociTpha Glementis Bomani ad
Jacolmm fratrem Domini (bei Harduin. 1, 50)
im Suge. 9lodd entfd^iebener afö SRabbertuS fprid^t
fpäter ein Slnon^mud, mal^rfd^itdic^ ber berühmte
@erbert (^))ft S^Ioefker II.), in ber Sd^rift
De eorpore et sanguioe Domini (bei Pez^
Theeaur. aneed. noviss. 1, 2, 144) Don ben f&tf
tretem bief er ^nftd^t, inbem er biejenigen htUnop^,
„mlfy aus teuflif^er Eingebung bie unerl^örle
Safterung Vorgetragen Igötten, bog ber Seib i^rip
mit bem menfd^id^en Unflat abgefül^rt merbe"
(seoeBBui obnoxium fore). 3(18 bie SBertreter
biefer ftercoraniftifd^en Vnfid^t begeid^net er ben
etfd^of l^eribalb k>on Xu^erre (geft 857) unb ben
Srgbife^of SlabonuS SRauruS (f. b. Slrt.) oon
aRaing, mel^ fic^ auf bad SBort (S^^rifti (äRattl^
15, 17) berufen l^ätten: „Sel^ il|r benn nid^t
ein, ba^ aUed, mag in ben SRunb lommt, in ben
SRagen ge^t unb feinen natürlid^en SuSmeg
nimmt?'* S)er erfte, ber baS SBort Stercoroniften
anmenbete, mar, fomeit befannt, ber Sarbindl
C^umbert (f. b. %rt.) um bie SRitte beS 11. Sal^r-
l^unbertft, inbem er ben @rtedden SticetoS „einen
treulofen Stertoraniflen" nannte (Oontra Nf«
cetam, bei Migne, PP. Ut. GXLIII, 998X
es ift fonad^ bie «nfld^t JßfaffS (De Bteroo«
ranistiB, Tub. 1750, 16 sq.) gu berid^tigen,
ba^ ber Sd^oIafKcud «Iger oon Süttid^ (f. b.
«rt.) um bie aRitte beS 12. SaJ^rl^unbertS ben
VuSbrud Stercoraniften guerft gebraucht l^be.
UebrigenS moOten ^DZand^e bie Anfänge ber fkt»
coraniftifd^n 9Infid^ \dion in ber Urfitd^ fin»
ben, namentlid^ bei Origene« in beffen 6om*
mentor gu ÜRattl^ud (bei Migne, PP. gr. XIII,
950). Mein toumelQ (Curs. theol. III, Coloft.
1752, 845) l^t offM 3tt)eifel Dblia fted^t mit
feiner 9el^u{»tttng, bie gange SBefd^uwigung bi0
783
€tero — @teud^u8.
»IS
@tercoram8muS Berul^e auf einem HJli^Derflönb-
niffe, unb man l^afie bie aUerbingS nid^t ))röcifen
^uSbrüde Staband unb ber übrigen angebltd^en
©tercoramften nur unrid^tig aufflef a|t Soumelp
jd^reibt nömlid^ : Yana et prorsus ficta vide-
tiir iUa haeresis; species quippe panis et
yini dicuntur ipsum corpus Christi (b. 1^. bie
Stercoraniften meinen nur bie ©eftalten beS
^benbmal^IS, IBrob unb 9Bein, tDO^renb fte t>om
fieib 2C Sl^rifti reben) . . . unde, quidquid mu-
tationis et comiptionis accidit, ... in ipsas
species extemas, non in corpus ipsum Christi
naturale ac substantiale immediate cadere
dici debet. 3n Segiel^ung auf bie angeblid^ fter»
coranifiifd^e ^eu|erung bed StabanuS SnauruS
fagt ber genannte 2)ogmati!er: Rabanus spectat
dumtaxat species extemas eucharistiae, non
autem ipsum corpus Christi verum et natu-
rale, quod sub illis continetur. Semerft fei
nod^, ba^ in ber 9lefonnationS)ett bie Salt)intften
Dieljad^ bad betr. Sd^impfmort in Sejug auf bie
£ut^eraner gebrausten. (S3gl. nod^ fSaä^, S^ogmen«
gefd^id^te bed Snittelalterg I, SBten 1873, 170;
St. ffiemer, ©crbert öon aurülac, SDBien 1878,
166; @d^roane, 2)ogmenge)d^id^te beS SRittel*
alters, gfretburg 1882, 630.) [ö. ^efele.]
$fero (Steoro), §einrid^, 0. S.B., frül^er
irrig als ^nnalift bejeid^net, roax {(oplan beS be-
rül^mten W)M ^ermann t)on 9lieberaltad^ (f. b.
9lrt.), über beffen Sob er einen furgen 93erid^t »er-
faßte (Mon. Germ. bist. Scriptt. XVII, 408).
3m 3. 1280 »urbe er «bt beS ßlofterS SKetten
unb leitete baSfelbe fteben 3al^re lang. t^älfd^Ud^
"fyxt man il^m frül^er bie ^nnalen feines ^bteS
^ermann ober gumeilen bie Continuatio et Alta-
hensis et Ratisponensis, ja aud^ einen Sl^etl
ber Annales SS. üdalrici et Afrae Augu-
Btenses jugefd^rieben. Steuere tforfd^ungen l^aben
iebod^ ergeben, ba| bem ^bte @tero in ber Site-
raturgefd^id^te beS 9RitteIaIterS fein $Ia^ ju-
lommt. 3trig l^at man il^n mitunter aud^ ibenti-
ftcirt mit bem tropfte ^etnrid^ I. Don Oetttngen
(1270 — 1279). (Sgl. Sorenj, Seutfd^IonbS
Oefc^id^tSqucDcn I, 3. Slufl., Serlin 1886,
182.) [©d^röbl.]
^tm^ns (@teuco), ^uguftinuS, Can.
reg., italienifd^er, befonberS alS gjeget nennenS-
mert^er 3:]&eoIoge beS 16. 3a]6rl^unbert8, flammte
aus ®ubbio in Umbrien, na^ beffen lateinifd^er
Sform ßugubium er aud^ ben ^Beinamen 6ugu-
btnuS fü^ri. ^rs @eburtSial^r mirb 1496 an-
gegeben. S^itig trat er in bie (Kongregation ber
lateranenfifd^en ß^orl^erren ein, mo fein eifemer
Oflei^ in ^erbtnbung mit guten ©etfteSanlagen
balb bie Sufmerffamfeit feiner Oberen auf ibn
lenfte, fo bo^ er 1531 ©upcrior gu SReggio
in aj^obena tourbe. ©ein bcfonbercr ®önner
toar ipapft ^aul III., bem er fpätcr auS 3)anf-
barfcit mehrere ©d^riftcn mibmete. ®iefer er-
nannte ibn gum IBibliotl^far an ber oaticani-
fc^en iBibliot^ef, nad^bem er il^n 1538 gum
Sifd^of bon (S^ifamo ouf ber 3iifd Itth »
l^oben l^atte. Qpattc fanbte er i^ (1547) pi
Srienter Sondl, toeld^ bamalS genkMtlii
logna Derlegt toorben mar. Suf Ucj^ V0
fd^aftSrrife ftarb @teud^ 1549 )u füä^ U
feinen Sd^riften mögen no(^ in SefanMpii
au ^riS 1578 in 3 Sönben (eine aabaajfi
au äSenebig 1591) oufgefü^ loetbai: Gm»
poeia vel De mundano opifido, ibfrib
trium capitum Genesis, in qnilnii di o»
tione tractat Moses ; De rebus inooiponiiA^
invisibilibus ; Veteris Testamoiti üMm
cam yeritatem recognitio sive m h^
teuchum annotationes (Sin§eIoufigoklHii|
1529); In librum Job EnarrationM (ä|k*^
93enebig 1568, 1601); EnarrationnmiiM.j
mos pars prima, qui est primus PsilMHi;
Über juxta divisionem Hebraeornm.
sunt explanationes aliquot nobilium Fahr i
rum, quorum argumentum est deBeg»!
Creatione mundi, generia humani
Spe coelesti (b. ^. $f. 44. 67. 72. 90.
103. 109. 138 [93ulg.]; bie Sepotoiaslt*
Psabnum XVin et CXXXVm i
Ludg. 1533, Vjt bemerfenSmert^, loetl ^'
ein ÜBriefmeddfel amifd^ SraSmuS unb
fnüpfte, unb mril biefe Sd^ft Suliufi VJblD-l
9lrt], bem le^en fatl^oIifd^enSifd^of m
bürg, gemibmet ift); De perenni
libri decem; De mundi ezitio;
urbis suae nomine ; Contra Laurentiaii
lam, de falsa donatione ConstantiBi
duo ; in biefer @(^rift mad^t @teud^ of
^anbfd^rift ber oaticanifd^ Sibliot^ m
j^r ^ßapft ^brian I. befttmmten libri ^
aufmertfam, bie aber ie^ nid^t mefir
au frin fd^eint (f. l^ieruber 9. Strifferjd^tiM
Index scholarum in üniversitaie Yi '
layiensi 1873/74 ; t)gL baau b. Irt
gifd^e Sudler VII, 189 f.); Ad PmIiib
Pontificem Maximum de restitoenda i
gatione Tiberis . . . oratio ; De reroeniii
urbem aqua Tirgine. Set b^ ßrflamiig te[
(igen ©d^rift fud^t @teud^ ben @imi ml
rüdfgelden auf ben l^bröifc^ Xe|t m5g^{
au exf orf d^en ; bod^ mar er beS ^braif^tA >'
funbig, fiberfd^^e ben l^ebraifd^Zc^nib
fd^ö^te, mte f d^ou Slid^rb @imon (Hut
du Yieux Testament 3, 12 [ed. fiottorilj
424]) rid^tig l^erDorbebt, bie SeptuaginftL '
f^at er Don bem SQSertl^e unb bem Ihnfai^
Ueberfe^ung beS l^L ^ieronqmuS eine fl|
93orfteaung; aber bie ermäl^nten 9Ungd|M
bebeutenb, ba^ auS bem Stubium {eins
f d^en SBerfe f aum 3l\\!jjtn geaogen toetbeB i
2)ie Cosmopoeia fam ouf ben 3nbqE, dht^
unf)altbaren ©rünben; in ber SenebigrrUt
ftnb bie beanftanbcten Stellen getilgt hp-jr'
önbert. S)ie Sd^rift De perenni phOoMfliH]
meldte fid^ bur(^ elegante 2atinit&t ooliniM
foU ben 92ad^meiS liefern, ba| bie Bapkntift v
TBS
Steuern — Stid^ometrie.
788
)m prtM in Qcm Ut^lptttnee cm» frien unb ju
tei^dbm Sttle fu^m. %ie anbeten Opns-
cnla toben ott (BeUgm^citSfc^riiten l^te feine
Sctottang me^. (IBfiL Possevin, Appa-
TflUB amoer I, Colon. 1608, 136 sq. ; Nonv.
bMif;r. g^ XLIV, 4M; ftoulen, @t]^^it ber
Bulgiitai, 9Uin) 1868^ 382 f. Steufc^, 3nbes
l, 5TO.) [^oberg.]
Simetm^ \. Sbgabm an bcn Staat.
^Uwadßm^ MiSmattfi^ Secte in Selgien,
^Bwcgegongm caa ha Opposition gegen baS na-
pkmi^ ConcDtbat xiom Sa^re 1801 (f. b. Sit.
fmofibaU Uly 828 f.), bqn^. gegen bie barin unb
X Isfd^^ baian t^oxgenommenen Steuerungen.
üt nenr Sini^iimig unb 99efe^ung ber 99ifd^ofd«
t|e int bie SBemiinberung ber ^^üa^t burd^
;öillk^3nbutt Don 1802 unb burd^ balb l^in-
pcrttaibm jlaaflic^en S^^oan^ t)erle^en nomlid^ in
ir kofftia SRo^ bod (Befühl biSl^er treu fird^Kd^er
tta^ m gnmfrrti!^ und Selgien, ba| biefelben
ifB ber äkigcn Stiti^ ftd^ abfonberten unb nur
^ntgnumier Uidmatifd^er $riefter ffir bie @eel«
inge fk^ bdrienten. 3n Sranrreid^^ mo biefe
äbiSmnti&r nomentlid^ in ber 93enb4e, aber aud^
a ber €r)bidcefe fiiyon mri) anberStuo fid^ erl^alten
iobcn^ nrmtt num fie la petite ^lise ober ein-
lab «aDtfftbentm''; in SBelgien, too fte namentlid^
3 biibett Sflonbem gu ^ufe ftnb, tragen jie ben
Smm ,6tet>en{{ien ^ nad^ einem frommen ^efter
Cofneliud ^ttötxa, ber gu i^m Sd^iSma iebod^
3 trincr Skiiel^g ftanb. S)enn Steoend mar
OK brin fo^^Iifd^ ®(auben Don ^erjen er-
pbaa SRorni^ ber ixoox in @d^rift unb SBort
ffs% bie SinUconftitution beS SIerud, bie orga-
s«^ Sktifel miD bie onberen Uebergriffe bed
&iah§ in bod tird^Iid^ ®ebtet fömpfte^ ol^e je-
i9A bot Concorbot €ä& folc^ed ober bie 9Iucto«
r3t bct ftoft beSfelben eingefe|ten SBtfd^dfe
s^sbmie onaugrtifen. — 99eim DdOigen %u3«
icMi i^rer €eelf orger toanbten {id^ bie @tebe-
zFxn 1855 an ißiiid IX. , ber aud^ gur SBe»
is&nmg ein IBreDe an fie rid^tete; eS blieb j[ebod^
eine b^eutenbere SBirtung. 3ur 3^ beS oatira«
n?4cn Concild betrug ibre 3a^l in ber Sr)«
fekeie 3Red^tn et»o 400. 2)er (Srjbifd^of Don
Sirfiieltt ttrie ber SSifd^of Don fiu^on in gfranl»
si^. ber i^rem teligiöS-fUtlid^en fieben ein red^
W^6gA Seugni^ cmSfieOte, rid^teten mit Sludfid^t
of Me 6cdie im Spebruar 1870 eigene $offaiIate
a boS noliantifi^ ConcU. (Sgl. (Sam9, @efd^.
)a <tv^ ^rifti int 19. 3abtbunbert n, 3nnd-
knt 1855 , 12 f . ; CoUectio Lacensis YII,
54 «».) [O. ^PfiUf 8. J.]
Sl^wtfy 9Rartin, ein au3 ben lonfenißi«
ilm etrcili^iten an ber UniDerfitöt Sdmen (f.
:. IxL) betatnter X^loat, mar 1647 )u So«
acgkn nn IBifi^um ®ent geboren, ^ubirie
tM3r--1665 SßPofop^ie unb aföbann ü^ith
b^ m 2ötten unb mürbe 1670 $rofef[or ber
twMlofii^ ^E^ ^<^^^^ ^P^^^ ^^^^ ^ ^
%aipmpet^ nnb norb nai!^ ^pem als @eae>
tar beS »ifd^ofS rnib (1674) Canonicuft an ber
Somftrd^e berufen. 3n So^en ber bamali«
gen SRoralftreitigfeiten ging Strqaert mit brei
anberen 2)e))utirten ber Unioerfttöt 1677 nod^
9iom, um bort gegen bie fogen. lose Siid^tung
in ber @itten(ebre ju mirfen. 2)ie SDeputirten er«
reichten aud^, bo| 65 lose 9RoraIfö^e 1679 Don
ännocen) XL Derurt^eilt mürben. 9lu(^ mürbe
bie Don ber tl^eologifd^en gfacultät Dertretene
(Snabenlel^re in ber ^auptfod^e gebiOigt (9}eu|d^,
3nbe|^ n, 1, 621). m% einige äa^re nad^^er
Ste^aert für einen fiel^rftubl an ber unter frangö«
ftfd^e ^errfd^aft gelongten UniDerfitöt Souai (f. b.
Slrt.) Dorgefd^Iagen mürbe, meigerte er jld^, bie Dier
gaQicanifc^en ^rtifel an}uerlennen. Spöter be>
tömpfte er biefelben aud^ in mel^reren @d(|riften unb
Dertbeibigte entfd^ieben bie Sluctorität bed ^apfted.
gär feine correct lird(|tid^e ^altung mürbe er be«
lol^nt, inbem man il^n }um ajlttglieb ber tl^eologifd^en
S^acultät jufiömen ernannte: 1686 erzielter eine
$rofeffur ber S^eologie, unb 1688 marb er jum
SRector aRagnipcuS erloren. 3n ber gfolge mür-
ben i^m nod| mand^e S^ren unb 9lemter }u Zl^eil;
u. 9(. mürbe er burd^ Snnocenj XU. jum apofto«
lifd^en IBicor beS ebemaligen SiStl^umS ^erjogen-
bufd^ ernannt. Snjmifd^en l^otte er feine Stellung
ju ben 9}}oraI[9ftemen bebeutenb geönbert unb ge-
riet^ infolge oeffen mit bem janfeniftifd^ gefinn«
ten ©omorud ^u^genS, feit 1677 ^räfeS be9
eoIlegiumd^abrianS VI., inl^eftigen Streit. SBeibe
benundrten fid^ gegenfeitig in SRom megen 3n«
lebren. SS fam fo meit, ba| Steqaert, bem apo«
ftolifd^en Sicar, bad 2)ociren an ber ^od^fd^ule
unterfagt mürbe. (Sx Derftanb ed iebod^, fid^ burd^
ben Sinflul ber ^Regierung }u Italien, unb bei ber
atedormal^I am 2. 2)e€ember 1695 trug er fogar
über feinen SliDalen ^u^genS ben Sieg boDon.
SEBie gegen feinen SoOegen, fo trat er aud^ gegen
bie 3(nifeni{tenfübrer Snton Smaulb unb Ouednef
(f. b. Slrtt.) fd^ auf^ bie ibn übrigens au<^ nii^
fd^onten. Steqaert ftarb 1701 ju £ömen im Wter
Don 54 äabren; ben größten Zb^U feines See»
mbgenS binterlie^ er ben Srmen. Seine &lpnljtm,
bie für bie ®efd^id^te ber bamaligen t^Iogif^
Streiti^eitcn nicbt obne SBert^ finb, erfcb^^nen
gefummelt in 6 OctoDbanben gn Sdmen 1703
unb öfters. (Sgl Harter, Nomenclat Ul IX,
2. ed., 694 sqq.) [«berbingf VfifOL}
^ü4$meMe 1^ bei bcn «ten boS Ser-
fal^cen, bcn nngef Ü^ien Umfang etneS Iiterarii(^en
jEqcttgniffeS nad^ ber Vnyibl ber gri^riebeaes
3eüen («nf/ot, in ber $oe{ie ani^ e^j pi htp
fttntnen. (ES marb babei oon ber ^mxiint oaS«
gegonom, ba| eine 3^ nngefäbr 40 ^^xj^jAol
ySSft, mie boS mfprüngliibe ^onnat bcS S^mS»
Joffes, beS ^^qy^TuS, mit fii^ bnvfrte. Stde ^&a-
fpide bicfer 3üblung bringt gr. 9cr\:U caS aistx
^onbft^riften in ber Sc^lft Jiu cLr^:z::x3z<iex
^fiot^cfen nnler ben elften Xt:I^xiem cc ite
Saamdung ber ^mertf^öea 6e^'j±te tar& ^öl«
pmti«', SteSIaa 1838, 91 f., czA ias rccrso^
787
6Hef€l — ©tifeL
788
Mdlog ber Sonnet UniDerfliSt 1840/41, kjiD. in
b. Opnsc. phil. I, Lipsiae 1866, 74 sqq. ®ae
Serfa^ren fd^int ben S^fed gehabt gu ^ben,
Über bie un))erfäi^ ^rtpfl(an)|ung bet Xe^te yu
tVQd^en: bettet finben fid^ in ben ölteftcn grie^t-
\fyn Stbel^onbfd^rift^n, ml^ bereits Sud^f ormat
l^ben, genaue Sngoben Aber bie ^ö)^ ber StoQen,
mtd benen fie abgefd^ieben ^b, bie S&nge unb
Sreite ber borin befinblid^ Solumnen unb bit
Scif)l il^rer S^^^ ober Stid^, unb biefe ein-
gaben n)urben bei einer neuen Slbfd^rift mieber
mit bem Se^t co))irt (@d^oI), 6inL in bie I^Uigen
ed^riften I, fföln 1845, 139). S)ie ^d^mnetri-
Sien ^ffim fomnren anbeten Angaben, meld^
mond^en IBud^em bie ^i^fiara ober 6a^b>
fd^nitte beftimmten, iimner fel^r na|e, |o ba|
man ftd^ aSmälig fd^eint bemö^t )tt l^ben, in
ben fortlaufenb gefd^riebenen Zeiten bie @inn-
«bfd^niite mit ben 3^enenben gufammenfa&nt
j|u laffen ober, mie Origened in ben ^ofila
tmb ber 1^1. f)ieron9mu8 in feinen Ueberf^ngen
(Praef. in Ezeohielein proph. [Migne, PP.
lat. XXYm, 987 sqq.]), bie eda ald Seilen )u
fd^retben. Sermutbß^ loar bie^ ber Snfto^ gu
einer fpötem Sinrid^tung ber biblifd^ ÜRonu-
fcripte, meldte man ebenfaBE« mit bem Stamen
Gtid^ometrie belegte. 3m 5. Sal^rl^nbert nämlid^
flutte ber 2)iacon Sutl^Hud }u SHesonbrien, um
beim ©ottedbicnfte eine ungef^^ unb auSbrudd«
ooDe SSorlefung gu ermbglid^en, bie 9l))oftel«
gefd^td^te unb bie neitteflamentlic^ ^Briefe nid^
nur in paffenbe Sefeftüdfe (xs^oXaia), fonbem
fd^rieb oud^ in Sine 3eüe nur f o tntU SBorte, att
in Sinem ^tl^m gelefen »erben \oUttn, bomit bet
ißorlefer bie ^ufen ober baS Sltl^eml^olen nur ba
anbringe, mo fie einen Sotabfd^nitt oerbeutlii^ten
(Sei()riele f. beiTisohendorf, Nov. Test, graeoe,
ed. oct. crit. maj. III, ed. Gregory, Lipsiae
1894, 114). S)e9 praftifd^en 9hl Jen« wegen ging
biefeS Serfal^ren balb au^ in bie übrigen Sldeile
ber ^eiligen @d^rift unb aud ben gried^ifd|«n in
bie lateintfd^en Xej^e fiber, fo ba| für einige ^a)^-
l^nberte oiele bibtifd^en 2Ranufcri)^te in fold^
SBeife {Hd^metrifd^ gefd^rieben Würben. SBer»
brängt warb biefe @itte, als man eimog, wie
eieler Sloum beS Pergaments baburd^ unbefd^e«
ben Hieb. 5m 7. 3aW»ttbcrt fing man an,
nid^t mel^ in WfS^ unb Solumnen gu fd^ei-
ben, fonbem bie gange ©reite ber Seiten, abgfig»
fid(f eines leeren $anbeS, mit ber Sd^rift ou^u-
füfien. Um bierbei ben %ii)m ber fti^ometrifd^en
Sb^ilung nid^ berloren geben gu loffen, begei^«
nete man boS (Snbe ber früber gebraud^lid|«n
etid^en mit fünften ober Strid^n unb »a^te
bamit ben Snfong gu ber im 9. Sa^rl^nbert
auSgebilbeten 9[ntet{nmction. (Sgl. Zaeagnine,
Oolketanea tnonum. tet I , Romas 1698,
408 sqq. ; 8uieerus, Theeaurtte 11, Amsielaed.
1682, 1084 sqq.; Graux, Nonv. reob^ches
8ur la stichora., Revue de pbiIoL 11 [1878],
97 SS. ; O. 6d^mib , Ueber oerfd^iebene 6in«
t^ungen bet 1^1. e^rifl, (Stog 1892, 2i ff.
50 ff.) [Stcaüioi.]
^tiefttt efaiaS, ©d^wStmet ju Anfang bes
17. 3abrbunbertS, Derbreitete feit 1604 gmäd^
in feiner äJaterftabt 2angenfa[ga, wo et l^nbcls*
mann unb änbabet einer Sßeinf<^ettle War, wiebet^
täufetifd^ unb fd^wetdfelbifd^ SeJ^ttn. 9tomeKl)>
lid^ oerwatf er Saufe unb Sbenbmabt unb erSdrtt
ben Sefud^ bet ^bigt ffe nnnbibig, ba ber
(S^rt^ oon ©Ott belebtt werbt ; oud^ b^aii)>tete
er, ein red^tglöubiger Sl^rift fdatie iridUJänbigeit,
ba ei^ftuS «UeS in i^m wirle. «uf Scfebl beS
Sei))giget SonfiftoriumS würbe @tiefe( fRonak
l^inburd^ in ftrenaer ^ft gei^alten, bis et wibei^
rief, er oerlie^ Darauf (1607) Songenfatga unb
fiebe&e mit feiner gfamilie nad^ bem bei &j[uxt g^
legenen S)orfe ©i^iSIeben aber. 9auSf oon bort
ans mod^te er troji b^etSttafeii, bie ouf ftlogen
ber ^rebiger oon vleuem gegen i^n iMrl^ängt «mr«
ben, fät feine aReimmgen $to))agonba unb ge-
wann Xnbängcf in ffteifen beS Slbtld wie beS
SärgetftonbeS. Sine eifrige Snbdngeriii, bie t^
gierenbe ©rdfrn Juliane oon QUdS^ jit Obi^
bruf, mo^te il^n gu il^em ^SoetwaUet ju 4x»
fürt. S)ortl^in wanbte fid^ au^ Stiefels 9k^,
Sged^iel ajletl^, ber in Songenfalga nad^ beS 0|eimS
SBeggang mit IBerbreitung fd^wärmctifd^ Seiten
fottgefobten l^otte, ober in ^<^ fenommen unb
(1614) gu bf^tlid^ SBibemtf gegwungen wer-
ben war. 3)ie Hinneigung ber ®ii^n gu ®tiefdS
Seigren, bie gut ßnigweiung mit ibttm <Skmabl
fül^rte, oeranlo^ f <lbon balb ben {»ef» unb @tabt»
^ner ju O^bruf , 3ol^anneS Seber, gu Ibeftigem
Smfd^reiien.eroerIangtefiogar,ba|betSd^W(innet
wegen ®otteStäftetung am £eben gefhxtft werbe ;
bod^ uttl^eilte bie Don äSebet angerufene t^p-
logifd^ SfacuUöt gu Sßittenberg bcbeutenb milbet ;
fte f(4 in bem Gd^fwir^ kwn 8angenfoI)Q nur
einen ÜR^fer, ber fid^ anftd^ig auSbräde. 2>er
einfltt^ ber Ißrebiget brod^te eS iebod^ bal^in, bai
@tiefel 1624 gu Scfurt Wtebet in fjlaft sei
nommen würbe uitb bie Sftei^ tnn burd^ einen
Sßibetmf erfaufte, burd^ ben er feine Se^en Der*
warf unb fic^ gu ben fqmbolifdden Sü^em ber
fiutberaner bddnnte. S)er untubi^ SRenn Der*
fd^ieb 1627 gu 6rlurt Sein 9ieffe, bet oben*
genannte Cgecbiel Stetig, fiotb, ebtnfaSd Jbf
Uf^tt", 1640. (»gl. %motb, Un^iort JKrd^ itiA
ffe|erbifL ni, $ronTfurt o. 91. 1700, 31 ff. ;
&qxbd^, ftiitl^gef d^. feit bet SUfotmotiM lY,
8ei0gtg 1805, 685 f.) [gedj
ȟfH (StQfel, SHefel), aSi^ael, ein but^
feine 3obIenm^fti( befannter g^eunb Sut^KtS»
war 1486 (ober 1487) in bet freien SteU^flabt
SPngen geboren unb trat f^on in frft^ Wtet
in baS bortige 9liiguftiner><SipemitenBofht eitu S)it
6treitfd(|riften Sutl^ bei «uSbrud^ ber IKrd^en»
[{MOung oeronto^en il^ gn leb^er fpottetnol^tne
für feinen OrbenSbruber ; be^rtt würbe et in
biefer Stid^tung bvrd^ bie tietmeintCi^e <Eiil*
bedtang, ber bomalige ^{t 8eo X fei gmd^
789
Stift
790
M iB her «tU)€Q)9pfc 13, 1 ff. gef^ilbettc
.t^ltt', bcA bot Slcmm «ottd» I&jleic nnb bie
t)nHtm Dtffolge. 3n {Bfsm SvXfyx^ oetöff ent*
mt et 1522 ein 82 etro^l^ itmfaffenbe« Sieb
mit ämtt «ttifegung in ^fa) ^Son bct (Qrtß«
Qmigm^ Yc^ytijegdmbttn ker S)o€ton9 aRottim
SatbctS-* (abg^UwA bei $^ aSBodemagcl, Sa«
taitH^ fifa^mlid) 111« Sdt>gig 1870, 74—79),
Mim er bit €4cOe bct «^NKoI^pfe (14, 6 f., bie
9text ^ßccOope bcd SefonnotiondfifteS) tion bem
.Csgrfr bei etil tfDigeS ßmmgelium 1^ unb fiol^e
Setf^off brinsl bm Stfsotnrm ber (Etbe", ouf
&]4«boitttc 3)tcfc ffiitblicotimi DedDiddte il^n
m dar ^emif mit Zbomod Shimec (f. b. 9tt.X
to in fckct fntirif^ SBcife bem C^inger «tt«
(BKnrt f(^ ittfejftc. S)o ber ®eneniltncat ton
toipan), äo^nmcft Sfabct (f. b. Stt IV,
1172 ff4 gegen €tife{ cinfd^Tttt, unb btefer ton
6q(et|iH| SeiMnoab, ber 1522 äBärtemberg in
Sitt genommen ^lie, 6il^IimmeS beforgte, er»
fn|f er bfe gfu^t unb nntrbe gunöd^t für furge
^ Ißxdriger ouf bem @d^ffe fltonberg bei
Fuaffuft KL 9)1, bann 1528 anf Su^erfi 6m«
pf^bniQ beim 0rofen aibred^ ))0n SDlondfdb.
Sit 1&25 ein «bdiget in Ober5flenrid^ Don
üolftt |itr ft4 ttiA fein ^9 einen ^rt)i0er er-
Itf, f4ufls ber ,,9lefonnatDr'' feinen @d^ü|Iing
teffiin; \dftm 1528 fab fi^ iebod^ bie Somilie
fcnöibiSt, i^ )u cnüaf^, ba gegen bie @enb«
fange ÜB neuen SnrnigdinmS fd^er oorgegongen
nrOc aSteber ouf feined SReifterS Sertoenbung
cxbiell @tiffl numne^ bie ^farrfteUe ju So^mi
bd Bttlenbctg, unb Sut^ tarn fd^on nad^ toe»
ligai Sogen fw|} bort^in, um i|n mit ber äBUtme
M Borigcn $farr«i9 )u trauen. 3n feiner Wv/ßt'
lei beff^öftigt» eiifel fi^ nun üiel mit bem Sud^e
Stniel ifid> ber l^ooi^H^fe unb benu^e biefelben
in imHliWK«^ 3obI^9i^treien. dt näpntit aud,
MB bie SBi^erfunft (S^fti am 19. October 1588
Ootgena 8 U^ ^ott^nben muffe, unb oerfünbigte
Dttfi in aSort nnb 6d^rift. 3m 3. 1582 mochte
er ferne <Enibetbnig bim^ bo8 }u SBittenberg ge«
tauBe ^Xe4enbti($Iin Som Snb Sbtift' beldnnt
3s|oSge MefeS l(!(iDdnnerif(^en Xreibend entftanb
naädfit bei @tifeli ^fardtinbem, bann, aß bie
ttoxc ft4 loetter nerbreitele, in entfernteren ®egen-
bot. fogor in Sronbenburg unb Sd^Ieften, gro^e
Mxvgiisig. 9Rond^ SBouem tooSten baS 2anb
n4t mebr beftdien, nerlauften il^ ^abe unb
^^aien fid^ tx>r bem SBeltenbe nod^ ^red^t »ad gu
güe'. ^et ihtzfuift Don Sad^fen umr aber bie
tflfit et^Srmetri enttfiftet unb verbot, bie Sad^e
iecnetbin auf bct ihinjel ju bel^beln. Strgebenl
bonc 2nl^r ben gfrrunb gemol(int, bie X^ori^
n^ptgebcn; et lourbe Don bem felbfibemu^en
Soofiden, bct fid^ fßr ben „fubenten &tgel mit
ler ^tonne" (tl|M)C 11, 15) onSgab, dn Mm
ttfüte Sctkifcmt, ein ^erobed unb ^otuS ge-
ißelten. Vtt ber DorberDerffinbete Xag (crom
pSgoden gonje @(i^rm nad^ So^u, um
fid^ Don Stifel auf i^r Snbe Dorbereiten )u laffen.
ihurfurjUidlK Seomte naren bort^in gefc^idt, um
bie SSorgdnge gu beobad^ten. Kod^bem aber bie
ad^ Stunbe bed 19. October o^ne Unfatt tm^
überging, mürbe um 9 Ul^r ber falfd^ ißropbd
ocr^ftet, in einem SBagen nad^ SBittenbcrg ge*
brad^t mib bort feines Slmtefi entfe^ 9tad^ me^r«
möd^entlid^cm fmuSaneft erbtelt er iebod^, ba bie
SBittenberger Xb^Iogen bir Sad^e für ein „ReineS
Sttfed^tldn" erflörten, mieber eine SnfieHung oB
^rebiger, unb gmar gu ^olgborf (gleic^fofld bd
Wittenberg). Sort begann er folibere matl^ema-
äfd^ Stubien gu betreiben, beren Kefultate er in
bem berbienfüid^en äBerfe Arithmetioa iniegn
(9lumberg 1544)niebertegte. «(8 1547biefurfürft*
liifm Zruppen oon ff aif er ftarl V . bei SRül^Iberg
befiegt mürben, gerftrtute ft(^ StifelS (Bemeinbe,
unb er felbft flol^ nad^ bem Ijergogt^um $rcu|en,
mo er in mel^reren (Semeinben aß $rebiger
mirfte. SDod oeröffentlid^te er aud^ fein gmeiteS
motl^emotifd^ ^uptmert, bie neue ^luSgabe ber
^So^" (La cosa, Sllgebra) bed gl^fto))]^ »ubolff
(ItdnigSberg 1554). Sine anbere ®d^nft aug
biefer 3(it (Sine fel^r munbemSmärbige SBort«
re^nung f amt einigen SRerdgal^Ien S)anieltg unb
ber Offenbarung @. So^anntS, Königsberg 1553)
bemdst übrigens, ba| er aud^ mieber unfitmige
3a]^Ienm9ftif trieb. &päta tel^rte er vaä^ Sac^fen
gurud unb mar 1557 ^arrer gu fßxüd (nid^t meit
oon äBittenberg) ; bod^ fd^eint er balb biefe Stelle
niebergdegt gu ^aben. Sie legten Saläre fdncS
oielbemegten SebenS oerbrad^te er gu 3ena, mo er
Snf angS burc^ dnen Streit mit gladuS äO^ricuS
(f. b. 9rt) unb beffen Stn^öngem nid^t menig gu
tdben ^tte. Sr ftarb am 19. Slprtt 1567 im
9(Iter oon t^a 80 Salären. (9$gl. @. ü^. Strobel,
9leue Septräge gur Sitteratur befonberS beS
16. 3a]^]^nbertS I, 1, 9tilmberg unb Slltborf
1790, 5 ff.; €. 3. ©erl^rbt, @e{d^. ber aRot^e-
matil in 3)eutfd^Ianb [®ef d^. ber aSiffenfd^. XYII],
SKund^en 1877, 60 ff.; 3. ftöftlin, Slartin
Sut^er U, 8. SlufL, Slberfdb 1888, 881 ff.;
%^. ffolbe, Analecta Lutherana, ®ot]^ 1888,
89. 197 f.; S)erf., aRortin Sutl^er 11, QMf^
1889, 628.) [3edL]
$ftfi mt^tv^l @Hfte unb etifter), > Did
als Stiftung, (Brünbung, Sau, befonberS gdft*
lid^e Stiftung, (SotteSl^auS'' (Sc^er, 9Rittd^od^-
beutfd^S SBörtei^ttd^ U, Sdt)gig 1876, 1191),
begeicbnd vJbcdfoupt eine gdftlü^e ober auc^ dne
gu onberen frommen Sat^ befttmmte, fdb*
flänbige 9n{idt ober Sort)oration fammt ben bogn
gehörigen ^ßerfonen, Qkböuben nnb SefUnmgm.
Sie mefenflid^ ÜRomente beS SttfteS pb ein
beftimmteS, ben Siodfen beS 3nftitutS ober ber
Korporation bienenbeS Siermbgen unb bie bun^
ftrd^Itd^ ober ftoaüid^ Sndoritot gemährte
SeHrftonbigfeit, ber corporotioe üfyxaäta, bie
{ttriftif^e ^önlid^rdt bcS 3nfiitutS. 3m mdit»
^ Sinne iß Stift gleid^bebentenb mit Stiftmg
unb begeid^et aUe berortigen Sufütule, feien fk
791
©tift
792
lird^Iid^e ober anbete, }u S^^i^ beS Unterrid^tö
ober ber Sr^iel^ung ober ber Sl^aritod beftimmte
anftalten. 3ni engem ©inne aber öerfte!|t man
unter „©litte" bicjcnigen großartigen fird^Iid^en
änftitute ober Korporationen, meldte ftd^ im Saufe
beS ÜKittcIalterS an ff ird^en unb ffloftem gebilbel
l^ben unb bie burd^ il^re auSgebej^nten Sefi^ungen
unb ftaatSred^tlid^e ©teUung einen bebeutenben
ti^ctor ber beutfd^en Steid^SoerfafjunQ bilbeten unb
großen (Sinftuß auf bie politifdpe Seftaltung beS
beutfd^en SReid^eS übten.
L 93on ber Segabung mit ©runbbefi^ tturben
fotool^I bie 3nftitute ber Tita communis im
SBeltcIeruS toie aud^ bie eigentlichen ff löfter frül^«
jeitig al§ ©tifte bejeid^net. SSermöge ber innigen
Se^ie^ungen 5»ifd^en ffird^e unb Sleid^ gelangten
Diele ©tifte ^u l^ol^er Sebcutung unb erlangten bie
9teid^§unmittelbar!eit, inbem fte auSfdgließlid^ ber
ijefe^gebenben unb rid^terlid^en ©etoalt beS ffai-
erS untergeben loaren. SDal^er bie Unterfd^eibung
Don reid^Sunmittelbaren unb mittelbaren ©tiften,
|e nad^bcm fte bem SReic^e ober bem SanbeSl^erm
unterfteUt roaxtn. 3n außerbeutfd^en fiänbem ge-
langten bie ©tifte niemals }U fo ^ol^er politifc^er
3Rad)t 3u biefen ©tiften gel^örten Dor ^Ilem
1. bießiapitel, b.)^. bie geiftlid^en Korporationen,
toeld^e aus bem gemeinfc^aftlid^en fieben ber @eift-
lid^en an ben Katl^ebral- unb SoDegiatfird^en fid^
entmidtelten (Dgl. be§ 9^ö]^em b. ^rtt. Canonica
sive communis vita, Sanonifat unb (Sanonifer,
Sapitel). S)er ^uSbrud©tift maroorbem gerabegu
gleid^bebcutenb mit Kapitel ; beßl^alb mürben bie
2)om- ober KatJ^ebral« unb bie KoQcgiatcapitel
Qud^ S)om- ober Katl^ebral- unb KoUegiatftifte
genannt ; bie Kanonifer ober Kapite(§^erren l^ießen
aud^ ©tiftSl^enen , unb bie ein3elnen Kapitels-
bignttoten ober »ömter maren ber ©tiftspropft, ber
©tiftSbcd^ant , ber ©tiftsfd^olafter , ber ©tiftS-
fömmerer; baS Vermögen beS Kapitels mürbe
©tiftSDermögen, ©HftSgut unb bie ffird^e felbft
©tiftSfird^e genannt. S3on großem Kinfluß auf
bie Kntmidflung ber ©tifte unb bie Krmeiterung
il^rer 9)iad^tfteUung mar baS ©tatut ber abeligen
©eburt, todd[)c§ in ben meiften ®omftiften
3)eutfd)IanbS cingcfül^rt mürbe. Sffiö^renb fd^on
gur 3cit ber vita canonica einzelne ^Ibelige auS
toal^rcm Seruf unb innerem ®rang in bie S)om«
ftifte eintraten, meierte fid^ ber 3ubrang beS ^IbelS
iu benfclben, als nad^ ^ufl^örcn ber vita com-
munis bie reid^cn ©tif tspfrünben ben nod^geborenen
Söhnen beS ^IbelS einen ßrfa^ für baS üRedjt ber
Krftgeburt boten unb ber Kintritt in ein Somftift
jugleid^ 5luSfid&t gab, bereinft ju ben Klaren ber
geifllid^cn dürften ^u gelangen, ^ümälig mußten
bie abeligen ©tiftSl^crren burd^ baS ©tatut ber
abeligen ©eburt il^ren ®e|d)Icd)tern ben teintritt
in bie ©omfüfte foft au§fd)Ueßlid) ^u fid)crn. ©eit
bem 13. 3ai)r^imbcrt mor boS ©tatut ber abeligen
©eburt an ben meiften 5)omftiftcn, befonbcrS in
©übbeutfd)Ianb, eingeführt. S)ie ÜJ^it^Iiebcr ber
Domftifte foUtcn bem alten 3lbel beS 3ieid)eS an»
gel^ören, bet burd^ eine fttenge WpxttCptoht (nuuul^
mal bis )u 24 ^l^nen) bemiefen toerben mußte;
bal^er ber 9lamt „©HftSobel, fdftmaßiger VM"
(in ber Siegel 16 ^l^nen), ber aOein gut ^ufna^
in bie S)omftifte (ered^tigte. %iä^ mand^ ©tifte
an KoDegiatfird^en ftatuirten bie abeltge (Sehot
i. S. baS SRitterßtft ©t. Surfarb gu SBürgbm:^
unb baS gu Komburg in SBurtemberg; iebo4
brandeten bief e ©tiftSl^erren nid^ bem alten Sei^t"
abel angugel^ören, meßl^Ib biefe ©tifte aiid^ Stid^
ftifte l^ießen im ©egenfa^ gu ben {)od^fttften ber
Kat^ebralfird^en. Suc^ in Snglanb, gronbefat
unb Stauen mar um iene 3ctt ber 9bel bx bm
Somftiften gal^Ireid^ vertreten (ein IBergcid^
g. 9. ber Kanonifer beS KrgfHfteS Soiüerbuq
t)om Saläre 1219 entl^ält nur Kamen Dom (dtm
9?ormannenabep; inbeffen mar l^ier bie Sniioitf*
lung beS ^belSftatutS in ben Somftifteii nic^ f»
allgemein unb auSfd^Iießlid^ mie in S)eutfd{^I(ad),
mo biefeS 93eftreben beS SbelS burd^ bie Ueta»
tragung ber fianbeSl^ol^eit an bie ^od^ftifte mefdit"
lid^ geförbert marb. ^od^ mar oud^ in eingelnen
norbbeutfd^en Somftiften bie obelige ©eburt m((t
unumgönglu^eS Krforbemiß ; f o genügte für btf
fiübeder ©tift bie e^elid^e ^bftammung, unb in
einem Sergeid^niß ber Sübedter 2)ompröpfie mib
Sombed^anten beS 15. unb 16. Sa^^unbedf
finben fid^ Diele bürgerlid^e 9lamen (DgL SSigeni
©efd^id^te ber Sübedifd^enffird^e Don 1530—1896,
^aberbom 1896, 8). S)ie $fränben be« S)oiii>
ftifteS gu ©peper unb bie beS ©tifteS gu SBimpfm
am !Redtar (SiSt^um 3BormS) moren in btei
ff (äffen getl^eitt. S)ie erfte, bie ber Kanoiüfac
(©tiftSl^erren), beftanb meiflenS au8 Sbeligfii»
bie gmeite auS fed^S bürgerlid^en 3RitgIieb(»n (ba*
l^er ber 9{ame ©espröbenbariuS) ; beibe StUffoi
l^atten gleid^ große $frünben ; bie britte bagegen,
aus bürgerlichen unb abeligen ©Hebern beftebenb,
befaß nur l^alb fo große fßfrünben (DgL Wone,
Organifation ber ©tiftSfird^n Dom 12. bis
16. 3a^r^unbert, in ber 3eüfd^rift für bie ©e*
fd^id^te beS Oberr^einS XXI [1868], IJff. 297 ff.).
^nbermörtS fud^te man burd^ baS Srforbemiß
ber $rieftermei]^e unb namentlid^ burd^ ©lei^*
fteUung beS SoctorateS mit bem ©eburtSabel ber
gjclufiöität ber ©tifte entgegen gu arbeiten. 3n
bem Srgftifte SJlaing mürben gur Sierrid^tung bec
priefterlid^en gfunctionen Dier ^riefterprabmben
gegrünbct, bereu 3u]^aber ^riefter fein mufthtn,
gu benen bcß^alb aud^ 93ürgerlid^e gugelaffenmutü
ben. Kbenfo maren traft ber SBulle ©ijtuS' IV.
öon 1477 in fföln fedjS ^ßriefterpröbenben, beten
3n^abcr ^riefter unb ®octoren fein mußten, mo«
bei ber Soctorgrab, ber ©eifteSabel ber SBiffcn-
fd^aft, bcu ©eburtSabel erfc^te (f. ©d^neiber, 3)ie
bifd)öfUd)en Somcapitcl, «Diaing 1885, 76). SoS
2:ribentinum (Sess. XXIV, c. 12 De refl)
gebot, baß menigftcnS bie §älfte ber Kanonifer
an Kat()cbral« unb l^crDorragenben Kottegiatfird^
nur an ^JJ^agifter ober S)octoren ober auc^ Sicen«
tiaten ber üV^^^^G^^ ^^^^ ^^^ canonifcl^en Sled^teS
798
Stift.
794
lefb&ai toeibm f olUm. mein fro^ ber SSetbote
hr l^flt utA bet tribenttnifd^en Se^ntmung
alk^ ^äf in xAdm fäbbeutfc^en S)omftiften boS
esmi^lBdit Statut bcS «be» bid in unfer
dctrimidKct — 2. ^u|er ben S)omca))iteIn mur-
ta aitdi bieSUt^ümer jelBft o» „Stifte"' be-
^ipd. SBfi^tmb nömlic^ j|ur Seit ber Tita
^nmuiiis ber SBif^Df SRitglieb iinb fyxapt beS
twBcmiitrtg iDor unb SiSt^um imb Sapitel ein
r-afutfamcS Ke^tSinfiUut, bie Sat^broirird^e,
*i>ilm* trat TU ber Solgejeit eine Zrennung jmi-
i^ Kf^sf imb eopitel ein. 3)aS bif^öflic^e
> cfdsnt taaAt ton ben SopitelSgütem gef(^ieben,
^f SS^e^fe felbft l^dtten anf, üRitglieber ber S)om-
artd fBk fein, xalb nun nuxbe ouc^ baS IBiStl^um
^c!>t, ^^idg iDie bo§ S^omcopitel, atö ,,6tift" be-
r«tnit» nnb ^tDor ^iefien bie Srjbidtpmer „Sr^»
TT»- «nb bie ©istl^tlmet .©od^|Hfte\ ©ie »i-
>t3fe, iDd^e bie Zrdger bet geiftlic^en ©emalt in
'.^□9 6|imigeln noren, enoarben Dielfad^ für
am 2^ i$ci§ Spnngelft bie SQnbedbo9eit unb
coben bdbitxA oud^ Stöget ber ))oIitifd^en ®e-
«soSt in ben ^od^ftcn. ^töSReii^färften mußten
fg td »oftagen crfd^einen unb l^otten im IReid^S"
jb^ S& imb Stimme auf bet aeiftlid^en Surften«
iKit ^» ^u|)ttdm)ei(^en bed Stcid^farften-
kalttä UKtr nad^ gfidet (Som Keid^dfürftenftanbe,
2rs&ma 1861, 820) bie Stei^Sunmittelborfeit
cü ber prägnante SuSbrud berfelben, bie Se-
ktsun^ mit ben 9legalien (DgL b. Srt. Stegalien-
v^} but<!^ büd 9flei($. goft aUe Sifd^öfe ®eutf(^-
kx^^iiMitm SReic^fihilen, nur einzelne norb- um>
rtculfd^ ®H4% 3* ®- ^i^ ^^^ S^^^^' Sd^merin
<?^eiidhtrg, SRid^elinbur^ , Sta^eburg unb
täii$^ em{>i^ngen |eitn)eilig bie SnDeftitur nid^t
ttm Sleut. ^Dagegen morm im 13. Sa^tldunbert
uAgemiefenenna^m folgenbe 99ifd^5fe gugleid^
Sn^sfürften : Dor Mem bie brei geiftliti^en fhir-
%cftm Mit Slainj, ftöln unb Stiet^ unb il^re
€vifiogone, ndmli^ 9Rain) mit ben Sifd^öfen
r«i ISonnS , Speyer , Stro^burg , If onftang,
&fvx, VngSburg, Sitl^fifitt, iEBurgburg, falber-
1lQ^t^ ^übes^eim, ^betbom unb Serben ; ff öln
Kit benen Don güttic^, Utred^t Snanfter, Odna-
käd imb SRinbcn; £rtet mit benen Don Titij,
Isai waSb Setbim; femer ber Srsbtfd^of t)on
€«liburg unb feine filteren Suffragane Don ^af«
tos. Ke^nSbnrg, Sreijtng, Xrient unb IBri^en;
icr ^bifi^of Don Sremen mit feinen Suffra-
oonm bon 2Sbtä, Sd^tterin unb 9ia^eburg ; ber
<h)btf^f oon ÜRagbAurg unb feine Suffragone
roa Werfeburg, 9Wei|en, ?Raumburg • 3ei^,
9eanbcRbnrg imb ^elberg, fomie ber e^emte
9ud^ Don ^Bamberg; ber erjbifd^of üon iBifan)
ant fernen Suffrogonm ton Safel, Saufanne,
iSknf imb Sittm unb ber jur fran}5fif(^en erg«
^icrfe Heims gef^örige tBifd^of t»on ffammeri(|.
:jflnfcf|fn C^oc^ttift unb 2)omfttft blieben aber
troi^ ber €4eibnng mand^fad^e SBejiebimgen,
«zmcntticfe ^dtm bie S)omftifte, bie aud^ bis-
vtilm fefbfl ^od^ftifte genannt »erben, auf bie
Slegierung ber ^od^fUfte einen möd^tigm poli«
tifc^m ßinpu^. ®ic S)omftifte worm bie ge»
bormen Stäube auf ben Serrttoriananbtagen unb
nahmen als fold^e aud^ in ben nid^tgeiftlid^m
Territorien innerbolb ber ben Stäuben gezogenen
©renken an ber ^Regierung beS fianbeS tl^eil. 3n
bm ^od^fiiftm tonnte fi(§ biefer ßinflul um fo
mel^r geltenb mad^en, meil bie 2)omftifte fd^on aI8
firc^It^e Senate an aQen teid^tigen 9iegterungS«
l^anbtungen, namentUd^ mad baS SBermögen unb
ben »efiWtanb be« ^od^ftifteS betraf, mitguwirfm
l^atten; fo erfd(|ien auf bem Jhtrfölner Sanbtag
baS Somftift t)or ben ^enm, Slittem unb Stäbtm
als Status Primarius, Dertretm burd^ jloei gräf-
Itd^e unb gmei priefterlid^e Sapitulare nebft bem
S^nbicuS. 9iamentlid^ aber erlangten bie 3)om*
ftifte in ben geiftlid^en f^fürftbiStl^ümem n)äl^renb
ber SebiSoacan} bie böd^fte ©etoalt, inbem auger
ber bifd^öflid^en SuriSbidion aud^ bie toeltlic^
älegierung an baS Somcapitel überging unb alle
^Beamte unb fiel^enStröger il^m bm dib ber Zreue
leiften mußten. 2)eg]^Ib n)urbm bie SRitglieber
beS ^ilbeSl^eimer ^omftifteS in Segug auf ben
ganjen Sprengel „6rb» unb ©runbl^erren" ge-
nannt, tteil baS S)omcapiteI im ®egenfa| gur
med^felnbm $erfon bei Sätfd^ofS baS bleibenbe
glemcnt in ber Slegierung repräfentirte unb ber
unoerönberte Xröger ber Staatsgewalt toar.
S)aS Kölner 2)omcapiteI beanfprud^te fogar, alS
beim Sobe beS ffoiferS 3ofep^ I. im % 1711
ber bamalige ffölner ffurfilrft Sofepl^ SIemmS
fid^ in ber Sleid^Sad^t bef anb, eine Stimme bei ber
ffaifermabi (f. Sd^neiber 179). liefen ibren Sin*
flug auf bie Slegierung ber ^od^ftifte fügten bie
SDomftifte burd^ bie fogen. Sßa^lcapitulationen )U
meieren unb gu fidlem, inbem fie ftd^ Dom gulünf«
tigm 39ifd^of gemiffe eibltd^e SSerfpred^ungen unb
Suftd^erungen Don Sed^tm unb fjrcibeiten mad^m
liegen ober il^ Sefd^rönfungen unb SSorfd^riften
in 99e}ug auf bie geiftltd^e unb n)eltltd^e Stegierung-
beS ^o^ftiftcS auferlegten, — SnblidJ tourbm
3. aud^ bie funbirtm itlöfter unb bereu 93e«
»ol^ncr als „Stifte" bejeid^nct, nömlic^ bie fflöfter
ber SBenebictincr unb Eifterdmfer mit ibren toeib«
lid^en Äbgmeigungen, femer bie ftliJftcr ber $rft»
monftratcnfer unb ber regulirten 9luguftiner-
Sborl^enm, fomie bie Somtureten unb SaDcim
ber ^tterorbm, nammtlid^ beS SDcutfd^berm-
unb bcS 3ol^annitcrorbenS. 9lud^ bei ben ftlöftem
mar für ben StiftSnamm etnerfeitS ber auS«
gcbelftnte ©mnbbefij, anbcrerfeitS bie fclbflänbige,
corporatiDc SSerfaffung unb bie baburd^ begrün-
bete meltlid^e ober politifd^e Stellung beS 3nfti-
tutS beftimmmb, megbalb anbere Älöfter, toie bie
ber ftartbäufet, meiere bem bcfc^aulid^m Sebm
fic^ mibmeten, unb namentlid^ bie fflöfter ber
2Renbicanten (f. b. 3lrt. Settelorben) tote aud^ bie
goüegicn ber Sefuiten niemals Stifte genannt
»urbcn. SBiele flöfterlid^en Stifte mürben reid^
unmittelbar unb erlangten fogar bie SanbeSbo^eit
in i^rem Serritorium unb ben SReidjiSf ürftmftanb.
795
©tift.
796
Sie exoellentioreBiugri abbftte8(!Bniebicthier-
cbte) tourben Steid^fürften unb l^atten gleid^ ben
99ifc^öfen nne iBirilftimme auf bem Sieid^tage;
anbete @ttftdöbte ober «ptöpfte erlangten bie
Xeid^ftanbfd^ft unb l^atten @i| unb Stimme
auf ber $rälatenban{ bc« 9tei(|«tagS. @elbft
abtifftnnen erlongten für il^r @tift bie Keid^
unmitte(6arteit unb ben SReid^fürftenftonb unb
übten bie Krtd^ftonbfd^aft bur« il^re SBettteter
ober ^rocuratoren auf ber ^rölatenbant (fo
merben bie Sbtifjlnnen Don Ober- unb 9iieber-
münfter in einer Urfunbe t)on 1216 prinoipes
unb il^re Slbteien principatus genannt). 2)ie
diteften freien filoftrr ober @Hfte, beren toeltlid^ed
Se^tS&erl^ältnil alS libertas begeid^net toirb,
toaren fd(|on im 9. So^l^unbert Dier aRaimSfti^fter,
nömlid^ bie Slbteien tion gfulba, Sleiij^enau, $räm
unb SorDe^ (f. b. Slrtt), unb ebenfot)ieIe gfrauen-
fiöfter, nömlid^ Oueblinburg, (Sanberdl^eim, Sffen
(f. b. 3lrtt.) unb ^erforb. 9lad^ bem Sorbilbe
biefer Stifte tt)urbe aud^ atü)eren Slbteien bie
Keid^frei^it ober SReid^dunmittelbarfeit oerliel^en.
3u ben SReid^fflrften ^bUen f d^on fru^jeitig gleid^
ben Sifd^öf en bie Prftöbte oon gulba, HtmpUn,
(Eort)e9 unb CQtoangen (f. b. Srtt.)/ toeld^ed le^tere
fpäter ^ropftei »urbe; femer bie $r5))fte Don
SBerd^teSgaben , SBei^enburg (unb fpäter £11-
toangen), ber ^od^- unb 2)eutfd^meifter unb ber
3o^annitermeifter. 9luf ber 99anf ber fd^niöbifd^en
^rälaten fa|en }. 99. bie Senebictineröbte Don
(oengcnbad^, Srfee, 9lereSl^im, UrSberg, SBein-
garten; bie Siftercienferabtifftnnen Don (Sutenjea
unb Sainbt ; auf ber 93anf ber rl^einif d^en $rö»
loten bie 93enebictinerabte Don @t. Ulrid^ §u Xug9-
burg, @t. (hnmeram )u Stegendburg (feit 1731),
bie %btiffmnen Don Ober- unb 9liä>ermunfter
bafelbft.
n. 2)ur4 bie ftird^enf^tung bed 16. ^Qfy>
l^nbertS gingen Diele Stifte in 9{orb- unb be»
fonberS in URittelbeutfd^Ianb, bem &erbe ber tird^«
Ud^en9leDoIution,fürbie!atbolifd(|effird^eDerloren.
Unter bem Sinflu| ber Stobte unb unter SRit-
toirfung ber proteftantifd^ gett)orbenen gfürften
tt)urbe in Dielen ^od^ftiften bie proteftantif^e Ste«
ligion eingcfül^rt. 9ud^ nad^ bem Slbfon }ur neuen
Sebre blieben bie ^o(!^ftifte toit aud^ bie S)om-
tmb (SoOegiatftifte mit ibrer SSerfaffung unb i^ren
Sorred^ten fortbefteben; Jebod^ n>urben bie ^od^
ftifte Dielfad^ nid^t mel^r befe^t, fonbem gur Sei-
tung unb IBermaltung berfelben Sbminiftratoren
(bäufig $rin§en aud ben benod^barten ))roteftan«
tifd^en gfürftenböufem) befteSt, toeld^e meiftenS
tiatmi) trod^teten, bad geiftlid^e C^od^ftift in i^ren
Rufern erblid^ ^u mad^en. 3n ber ifyii mürben
bereits im 16. Sal^rl^unbert ^toei ^od^ftifte föcu-
larifirt unb mit bem ffurfürftentbum Sranbenburg
Dereinigt, nömlid^ 1548 ^aDelberg (f. b. ^rt),
meldded bereits 1534 tro^ bed SBiberftanbeS Don
%ifd^of unb 2)omcapitel ftd^ bem Sutl^rt^um
jugemanbt l^tte, unb 1598 baS C^od^ftift 99ran-
benburg (f. b. %tt.), meld^ed feit bem 1539 er-
folgten SlbfaDe be9 Sifd^offi SRottliiaS Don Sogom
jiroteftantifd^ gemorben mar unb Don ba an bunb
^rinjen au8 bem fturboufe IBranbcnburg ob*
miniftrirt nmrbe. S)agegen blieben bie fäd^fiP
fd^n ^od^ftifte 9Rerfeburg, Staumbucg-S«! unb
aRei^en (f. b. Srtt.) oud^ no(^ ibrem Hbfalle (1544,
1564, 1587) gur neuen Sebre fortbefteben, unb
bie aibminiftrotion berfelben fam an fturfod^fen.
gfür aReigen erlangte ihttfod^ni burd^ Settrog
mit bem 2)omca))ite( 1663 hcA Stedftt fortmöbren«
ber Slbminiftration, morouf baft C^c^ftift mit ben
hxrfäd^fifd(|en Sonben Dereinigt muri)e. ^r ÜRerfe«
bürg unb Naumburg bebieit Aurfod^fen bie %b«
miniftrotion, bis bie beiben f^od^ftifte bunlb ben
gfneben Don 9Bien 1815 mit fßreu^ Dereinigt
mürben. SBenn ober aucb mand^e StiftSl^erren jit^
ber neuen S^re jumonbten, fo blieben bodb Diele
S)omftifte ber fatl^olifc^en ftird^ treu. SXid ^m*
copitel )u Sronbenburg leiftete ber burtb Jhirfurft
2toad^im IL im 3. 1541 angeoä)neten Sinfii^nuig
ber ))roteftantifd^en ^rd^eiu)rbnung bis 1544, ba$
gu feaDelberg bid 1561 SBiberftonb; im^mftift
)u £übed moren im 3. 1624 unter 19 Sononi*
caten nod^ 6 Sononicote mit ffotbolifen befr j^t
OQigenS 57). Sold^e Stifte nun, in bentn
ffotl^olilen unb ^roteftonten prfibatbirt maren,
biegen gemifd^te Stifte. -. Z)er loefifälifd^e gfrirbe
fonctionirte (3lrt.y, § 15) bengefd^benen^faS,
inbem boS Beeervatum eeoleaiasticiiin (f. b.
airt.) bed SugSburger SteligionSfriebend erneuert
unb auf bie ^roteftonten audgebebnt mürbe, unb
beftimmte femer ben 1. S^nuar 1624 M 9tonnal«
tag (diea decretoriua; f. b. Srt. atormoliabr)
far bm Sefilftonb ber ffotl^olifm unb tito-
teftanten an ben Stiftm unb ff(5{iem; in gt-
mifd^ten ftird^m ober Stiftm foUtm blabei bie
bermoligm Stiftdbenen im Sefijpe ii^rer ^^fninbm
bleiben, ober bei tünftigm (Srlebigungen bie $rä-
benben Dom onbem SleligionSt^eU befe^t merben,
bis ber Stonb Dom 1. 3anuar 1624 bergefteüt
fei (§ 23). Sinige (iroteftontifd^e ^odEiftifte mür-
ben fäculoriftrt unb old erbliche Seb^n }ur £nt-
f(böbigung an ))roteftanttfd^e gfürftm gegebm ; f o
erbielt Sd^mebm auger Sorpommem unb Singen
boS Srgftift SSremm (f. b. 9rt.) unb bod ^M^d^ft
SBerbm (f. b. 9lrt.) M mettlid^eS ^etgogtbum
(Slrt X, § 4 u. 7). Z)ie ^ocbftifte ^olberftobt
unb 9Rinbm (f. b. 9lrtt) murbm bem ftutfurften
Don SBronbenburg old erblid^e Beben äbemiefm
(«rt. XI, § 1 tt. 4) ; iebod^ foUtm bie S)om{Hfte
erboltm bleibm unb ber Dterte ti^l ber tn»-
teftantifd^en Stiftdpröbenbm nod^ bem Sbfierben
ber dn^ber eingegogm unb ber fäctdactfiitm
bifd^öflid^m 9Renfa einDerleibt merbm; ebmfo
mürbe (§ 5) bad l^o^ftif t Somin (f. b. 9bt) on
ffurbronbenburg als erblid^S Sebm gegebm ; je-
bod^ mürbe bem ffurfurftm boS 9b<bt eingeräumt,
boS S)omftift nocb bem Xobe ber (Sononifer auf-
gu^eben unb fo baS gonge SBiStbum mit l^tnter-
pommern gu Dereinigen. Cnblitb erl^itU (g 6)
^onbenburg bie Snmortf^aft mif boS fegftift
w
eti]i
798
!B>tib<hu{|B ^ tk Vit.)» tteU^dl auA na^ bem
Sokt M temofigm %)mdRi(hnbil, M $rinam
liilptil Don 6a4|{eii« im 3. 1680 att etbUd()efi
jiliauulSmnbmbttCsficI. ^^d^fttfte@il^erm
aÄ Sb^^bog (i« b. Ibtt) tmtitei bem ^erjos üon
neOamtmaä Sd^ äbcttrief en jugleU^ mit bem
lUßi^ Me SomfHfte no^ bem Zobe ber no4 <^
iMRobai ülmn^mtn ou^n^etoi (Set ZU, § 1).
tm «enen Sonbe^bemn mürbe bad 9led^ Der«
y^ Vk feU)m eelfttii^Särfienftimme mif bet
»fttfi^ Sätpcnbmd bcd Steid^togea fortju-
li^ifi. SM bo^^ OmabTfld (f. b. Stt.)
nrbe cds semmied etOdtt ütbem abwed^elnb
famal fin Al^oUf, bod anbete SRal ein ))rO"
tlmiiitiler ^rnq au9 bem ^uf e SBtmm{(^tDelg»
imbtinB Sifc^t fein foSte («rt. Xm, § 1);
m bot ^oc^ft Sübcd (f.b.9lrt.) Hieb att ))ro-
kflmtiiiM 8itt^ btt gur @äcu(orifation be-
iebm. 3s aSen üotginoimten ^d^ftiften, oud^
km {SoiIoafiiteB — mit %aaBiü%mt Don Camtn,
€4mcriii nb Sh^ing — , blieben bie pro«
k^uitifd^ S>omffc^ ober S)omcatnteI ersten
nb tefidfai jmit X^ l^eitte nodb, inbem bie
6tifli|pcäbciibtit on {ibteftmtiif^e ®eiftli(i^e ober
mal M Stnecuren cm ^geftdtte ^Beamte, SRi«
UuBt iinb ^^fiReien tiom SonbeSbnrm oediei^eit
3>te {ireuBifd^n^ieflanttfd^en 3)omftifte
crft bari^ boS GMeliil^ Cbid Dom
tL Odoitr 1810^ mobttr^ bie tcXU @aculari-
itfra oleft SermögBiiS bec IBifit^ämer, eHfte unb
ftm^, ber SoOeien imb Sommenben Derfflgt
■u^ ouige^ben tmb ibtc ®uter eingebogen;
h^ traf ftooelberB, ^(beiß(d)t, 9Ragbeburg^
ttmbcn um Snmbenbnrg ; bo^ mürbe le^teS
1826 mit ISetiftefteBe», oon benen 9 bem »bei
nb 3 bcv gei{Üt<^ Stonbe gufaHen, toieber»
tsgefliBL ütaifo bejlden no4 bie erft 1815 an
Snoftat gßommmtn S)omfiifte ju SRerfeburg
(«^ ttoBad^Hg) imb Stmimburg mit 8 Sßtdben»
kl, fomie boS Sollegiatftift gu 3ri|: femer im
»KQpaäi eod^en bad ®omfHft SRet^en mit
& 6tiflfi(men (banmter 2 X^cologen ber UnÜKr-
^ Sti^ig)^ einem S)om)»»))fte unb einem Som*
tafcanlm, fomie bo8 SoOegtatfüft aBurgen. —
Is^ bm genannten fäcularifirten ^od^ftiften
Mom «M^ onbeic etdU burd^ bie politif d^en @r-
öpiffc mb tum X^eii burd^ bie SRitmitf ung ber
tmteflaiilm im 16. unb 17. Soi^^unbert Dom
%ntft loSgrtmint »orbrn. So tarnen bie &od^-
tttftr SRek. £otd unb Setbun (f. b. 9rtt.) burd^
kB mfpffili)«9en grieben (1648) beflnitiD an
Smsheu^; bo^ ful^rten bie SBifd^öfe bis jur
|BBi|Qifiji^ StoofattUm no4 ben Xitel «^S^rften
hi ^Üigcn rSmifi^en Keid^'' meiter. ßbenfo
win bie fd^fuiciiesrijd^ ^o^ftifte Soufanne, ®enf
«Bfr eittrn Q. b. 9rtt) burd^ ibr Ser^&ttni| gur
fdgenoffenfd^ bem 9teid^ entfrembet toorben.
Hb boS 3a^ 1792 uwren nod^ folgenbe ^od^«
fsjk ottf bem Sleid^tage fkimmbcred^hgt : bie brei
finr* ober ü^füftt SRains, ftöln unb Xrier ; bie
fqpfjtf ed^utq unb ^fang; bie ^od^fiifte
»ombcrg, !Bfir)bttrg« aSorm«, (gU^ftStt, epe^n,
@tra|butg, jfon^ng, SUtgSburg, ^ilbeSbeim^
$oberbem, Sf^ifing, Shgeniburg, $a{fau, Xrient^
SBrisen, Safel, SKOnfier, OSnabräd, Süttid^,
Säbed, ebur unb Sulba (feit 1752 SBidtl^ttm);
bagu tomen bie fOrpiid^en Ittteien ftempten,
SotDeQ (im 3. 1792 SiStl^um), ^x&m unb
Stoblo fotoie bie gefärfteten $rop[teten 93erd^te8<
gaben, (Hlmongen unb 9Bei|enburg. 9uf bec
^rälotenbonl fa^n 22 fi^dbifd^e unb 18 rl^«
nifd^e $rft(aten («ebte unb Slbtiffmnen), meldte
gufammcn gmei Curiaiftimmen repröfentirten
(Sidter 872 ff.). 2)urd^ bie frongbftfd^ SleDo«
lution mtb bie il^r folgenben ftriege mürbe ba9
gange linfe Xl^inufn Don 2)eutfd^Iatti) getmnnt
unbburd^bieSäcuIarifationim Steid^dbetmtationd«
bou)>tfd^Iu^ Dom 25. Sfebmar 1808 bie alte
etiftSbenlid^teit im rcdltSrbeinifd^en Seutfd^Ianb
gu (Krabe getragen (f. b. W± @äcuIarifation X*
1526 ff.).
Slud^ in ou^erbeutfd^ protefiontifd^ San«
bem bobra fld^ nod^ einige Slefte ber e^emaligm
fo^olifd^m &ti!(i^ ober SidtbumfiDerfoffung aI0
tirc^Iicb^ 93ermaltung8begirle erlitten. @o ift ba9
ftönigreicb Sönemorf (f. b. 9rt.) nad^ ber linben«
abminiftratiDen Orbnung in 7 Stifte (SiS«
tbümer) eingetbeUt (Seelanb, Saalanb-gfolfter,
W^xm, unb bie 4 Jütlänbifd^ Stifte Salburg,
SBiburg, «orl^uS unb Slibe). Unter ben „33i*
fd^öfm'', bie an ber Spi^ biefer Stifte fte^en^
nimmt ber Don Seelanb etne etmaS mebr bftsior«
ragenbe Ste&ung ein. S)a8 ftönigreid^ ift po«
litifd^ in 18 9lcmter einget^eilt; ber Amtmann
ber Stiftdftabt ift guglei^ StiftSamtmann unb
bilbet mit bem Si^Df e bie geifüid^e^ l^^re Obrig»
leit (Stiftdobrigfeit), meld^ ober bie dconomifd^en
Sngelegenbeitm ber ftird^e gu mad^en l^t (DgL
®ood unb Raufen, Sad StoatSred^t beS ffönig«
reid^ S)änemorf, in äRarquarbfen, ^nbbud^
beS öffentL »ed^ IV, 2, 3, fjfreib. 1889, 150).
älel^nlid^ ift ed in Sd^meben unb Stormegm (f. b.
art. Sd^mebm); erftered ift in tird^Iid^er »e-
giel^ng in 12 Stifte einget^dlt Don benm {ebeS
Don einem Sonfiftorium geleitet mirb, an beffen
S))i|e ein „»ifd^of fielet. S)er »ifd^of im Stift
Utifala fül^rt ben 6rgbifd^ofdtUeI. S)ie Stifte finb
mieber in ^aftorate, iebeft mit einem befonbem
Eyrkoherde, ^rd^en^irt (Pfarrer), eingetbeitt
(Dgl. ^fd^eboug, S)ad Staatdred^t ber Dereinigten
ffönigreid^e S^meben unb Kormegm, bei SRar»
quarbfm IV, 2, 2, 97). »otmegen gerfättt in
6 Stifte mit ie einem Sifd^of (o^e S)omcat)iteI)
an ber Spij^. S)ie öconomifd^en ^ngelegenbeiten
ber Aird^ eined ieben Stifts fomie bog SoHS-
fd^ulmejm merben Don einer Stiftdbirection ge«
leitet, beftebmb aus einem StiftSamtmonn, bem
93ifd^of unb (in Sd^ulfad^en) einem Sd^ulbirector.
2)er Stiftdamtmann ifi gugteid^ SBermoItungdd^ef
in bem 9lmte, mo er mobnt (f. 9(fd^eboug, bei
SWarquarbfcn IV, 2, 2, 129. 181). ^udb immf-
fifd^m ®ro^fürftent^um Sinnlonb (f. b. «rt.) (at
799
©tlftsbatnen, ©tiftsijerren — ©ttftsptte.
800
bie lutl^rifd^e iKrd^e bie frfil^ {tifKfd^e (bifd^öf-
Itc^) Serfofiung betoa^ri <S)a8 Sanb tft in brei
IBiStl^ümer (@tifte) rtngetl^eUt. 3)ie ^äifd^öfe, t»on
toeli^en ber in tlbo ßiq^bijd^of titulitt »irb,
ßel^en in il^ten SiStl^ümem an ber @))i^e ber
(irddlid^en SSertDaltung: fte flbeHDad^en bie Zl^ätig-
feit ber ®etftlid^en ttno mod^en )u biefem S^^^^
Idl^rlid^ SBifUationSreifen, mobei oud^ bie Sleli«
gionSDerl^öItniJfe ber (Semeinben beobad^tet toer-
ben. 2)er SBifqof l^t ben )9}orft| im Sonfiftonum
(SomcopiteO. SHe IDUtgßeber bedfelben fmb ber
S)om))ro))ft ber StiftSfiabt, itotx t)on ben @eift-
lid^en bed SBiStl^umS ouf j[e brei äal^re getoöpe
$aftoren tmb ein iuriftif^ gebilbeter, ftönbiger
{Beamter, toetd^er gugleid^ als SRitglieb unb @e-
cretär fungirt 3)a8 Sonjifiorium ift bie oberfte
ffierttaltungdbel^örbe für fird^Iic^e Slngelegenbeiten
bee ©tifteS unb ber SHSdpItnargerid^tdH f^^
amtSDerge^ ber ©eifUid^en (ogl. SRed^elin, 2)ad
©taatSred^t beS ©ro^filrftentl^umd gfinnlonb, bei
»torquarbfen IV, 2, 1, 821).
m. 2)urd^ bie f ogen. Söculorifatbn mürbe bie
totl^olifd^e JHrd^e in S)eutfd^Ianb il^rer ®fiter be-
täubt ; ober bie SiStl^ümer unb ^omcapitel otö
fold^e, oIS fird^lid^e 3nftitute, tooren nid^t auf«
gel^oben, Dielmel^r mar im § 35 beS Steid^Sbeputa«
tiond]^au))tfd^IuffeS bie «fefte unb bleibenbe 9lu8-
ftattung ber S)omKrd^en, meldte beibel^alten mer«
ben", audbriidtlid^ Dorbel^Iten, unb im § 62 mar
beftimmt: „SE)ie erj- unb bifd^öflid^en Sidcefen
Derbleiben in il^rem bidl^erigen 3uftanbe, bis eine
onbere Siöcefan-ßintl^eilung auf reid^SgefeMid^e
Sirt getroffen fein mirb, moüon bann ouq bie
Einrichtung ber übrigen S)om€apiteI obl^öngt."
©leid^mol^l fam bie Söatlarifation ber $od^- unb
S)omftifte tl^atföddlid^ einer Sufl^ebung berfelben
gleid^, unb iwax burd^ bie Sd^ulb ber föculari-
jirten StiftSglieber, meldte fi(^ freimitttg als ouf«
SeI5St betra^teten unb mit bem ®enuf[e il^rer
^enfmn begnügten. S)urd^ bie Soncorbate, meldte
ber a))oftoIifd^e @tu]|I mit ben einjelnen Slegie-
rungen fd^loft (f. b. »rt. goncorbate III, 830 ff.),
erfolgte bie SSiebererrid^tung ber fird^Iid^en 6ier«
urid^ie. S)ie babei Don ben Stegierungen jugefagte
gfunbirung ber neuen SiStl^ümer unb 2)omca))tteI
liorrt ober l^eute nod^ in ollen Säubern il^rer 9}er«
mirflid^ung. 2)iefer Umftanb, ber ÜRangel an
einer eigentlid^ gunbirung, ift mol^I ber ^au))t-
Urunb , morum ber 9?ame „Stift" für bie neuen
SiStl^ümer unb S)omca))iteI nid^t me^r gebrandet
mirb. S)er 9lame „gra- ober ^od^ftift", ber mit
bem fnil^em Steid^Sfürftenftonb eng jufommen-
l^ng, ift mit bem 9uf]^5ren beS beutfd^en SReid^eS
für bie ie|igen SrjbiStiiümer unb SiStpmer ol^ne-
^in in S^egfoni gefommen. 3)ie gegenmärtigen
Somcapitel entbehren einer eigentli^en 2)otation
unb ber frül^em |)oIitifd^ Stellung; barum
mirb aud^ für fle nid^t mebr ber ülome ,,S)omftift",
fonbem ber meljr tirdjlid^e Slome ^ffiomcopiter
^ebroud^t. Wogegen ift, obgefel^en oon ben oben
genannten ))roteftantif(^en @Kften, ber 9lome
„Stiff" bei ienen eoOegiatai))tteItt nod^ tnllebung,
meldte ftd^ ouS ben Stürmen ber Säculorifotion
in bie €(egenmart l^erubergerettet l^aben ; f o mer^
ben bie beiben (SoOegiotcapitel ju St^enSburg,
boS )ur alten RaptUt unb boS Don St. 3o^ann,
l^eute nod^ ,,£oDegiatftifte" genannt, unb bie
^ed^nten berfelben l^^cn (im SRegenSburger
Sd^emotiSmuS) officiea „StiftSbed^anten", bejm.
bie Sicore „SHftöDicare" ; baSfelbe gUt üon
bem SoEegiatftifte in Slod^en. 9ln mand^en Orten
ftnb oud^ nod^ Srinnerungen on bie frü^
„StiftS^errlid^feit'' geblieben; fo ^ei^ bte ehe-
malige Sottegiotfird^e )u %f(^ffenburg, bie ie|ige
^fonlird^e ju St. ^ter unb SSesonDer, ^eute
nod^ furj bie „StiftSfird^e", unb in ber Obec-
))fal} l^i|t boS ®ebtet, meld^ e^ebem }um eifter«
cienferftift SBalbfoffen gel^örte, im SoIfSmuhbe
boS „Stiftlonb". t^emer esiftiren nod^ einjelne
ehemalige tSfrouenndfter nod^ ber Sdculorifation
als meltlid^e 3nftitute . unter bem 9tamen oon
,,8frauenftiften" fort. 2)a6 gemeinfdbaftltd^, Hd«
fterlid^e fieben ift notürlid^ oufgel^ben, unb bie ;
9tenten ber einfügen IHoflergüter metben oIS
^röbenben on abelige S)amen ober Xöd^er bon
l^ö^eren ^Beamten gegeben. Sie SrSbenbirten
führen ben Slomen „Stiftsfrauen* ober „Stifte ]
bomen''. 9ud^ in 9lorbbeutf(!^Ianb esiftiren noi^ '
jol^Ireid^ ))roteftantif^e 2)amenftifte, beren Se^ '
mögen ouS el^emaUgen lot^otifc^en S^rouenndfteo» ^
ftommi ßbenf 0 mirb baS fdt9oßfd^e Srjie^ungS*
infütut für Sonbiboten ber Ideologie on ber Uni^
berjUät Tübingen „Bil^mSftift" genannt 3t ^
Oefterreid^ fuhren bie Softer unb Sbteien be -
Senebictiner, Ciflerrienfer, ißrämonftrotenfer uvt-
^uguftiner'Sl^or^erren, fomie bie (Sommenben be -
Slitterorben, meldte nid^t föculorifirt mürben, fo» '
bem im 99eft^ il^ ®üier geblieben ftnb, br\'^
„Stiftsnamen" fori (SgL nod^ S. gfrei^ '.
0. aRofer, lieber bie 9tegienmg in ben geiftli«^ u
Staaten, gronffurt u. Seipjig 1787; 3. t. Sm : i
tori, ®eiftIid^eS unb meltiid^ StaotSred^t bc^.!
beutfd^en toti^olifd^-geiftlid^en Srg«, fy>^* un d
»itterftifter, ülümberg 1788-1791, 4 ©be^i
Siebermann, 2)eutfd^Ianb im 18. 3o]^r^b»-i3
Seipjig 1854—1880, 4 9be. [1. u. 2. 9) tj
2. Slupi. 1880]; femer befonberS bie ausgebe^ ^^i
Siterotur über beutf d^e 9lei(^- unb Ked^tSgef ^(!^^ ,
meldte j. 9). bei f^imfi, 2)eutf4e Sleid^S« mzh
»ed^tSgefd^., 4. «u^., SRünd^ 1859, 43, m :j
Sd^ulte, Se^rbud^ ber beutfd^en 3ttiSfim va .-^
Ked^tSgefd^., 6. »up., Stuttgort 1892, 7 , »^^1«
jeid^net ift.) [$^. Sd^neiber.] ^^
$fifi$baiiieit, ^üfto^ntetBi^ f. Canomsaft::^ ^
be}m. Sononilot unb Sononifer. ^u.
^üftsl^mt ifi ber burd^ Sut^ oufgeti»':.::'!
mme, übrigens nid^t befonberS glfldltd^ gemäV,. ii
9lame für bie mofaif^e CuItuSfUtte. äi£:J;^
felbft mollte, inbem er baS l^br. '^t» ^n^ mit ,?.::2
Mttm beS Stiffts" überfetfte, einen beftimm Zf
Ort ober eine Stalte bejeic^nen, „mie eint^fa^if
Hrd^e ober Stift, bol^n boS fßoVt 3SraeI loms.V. <
m
@ttftd(fitte.
SOS
0»6ottrfSoct ^fttm \()Bk, bamit {ie nU^ i^et
Mm 9nbo4f lUM^ 1^ unb toiebec liefen auf
flltgti, tn0mnben luib «nberen Orten, ®ott |tt
(^' f(^ami' 9kal«(Enc9tL ZV, 1. auß., 92).
{< LIX tticife|t bcn 1^. 9uSbru(f mit oxrivf^
0g na;«ai|Ui TOO |M[|>TUp(ou, bie SutflOta ttlU
(^^«Baeolom, tentorism teBtimonii ober aud^
fuMs; tgditoii beiitf4en Uebetfe^unaeafinbet
te ba^ ^abemodl ber geseugfnu^" ober «,be8
iM', m wi4Iutbcrif4«i ^^ütten bed ®e-
;^'. Scks ~rn: ^nac fte^en im maforet]^if4en
V|aIi^aDii))ma r^"?; ^nh unb n-jn-« Viii«;
ci(fiitbit6tiWifitteaudJ ' n^a, '■»is»«, i^is
ö«!^«. 1,3*0« Sttjötnmenlunft" (•'i^ ^ntt)
^ ^ 6Hftfi(utte nid^t aI8 SSerfammlungSort
ttf JUblr foiibecn olS Ort ber i^fommenfunft
fdeinit bem Solle imb bed SSpIfeS mit feinem
fc; ISO ber eine feinen SBiUen funbtl^ut unb
2z Segen fpcnbet, bod nnbere feine (Skbtit unb
*M (#tt ^3ett be« SeugniffeS* (n-r^n Vn>)
r;/ ^, meil bod @efe|, ml^ in bte|em ^ei*
^an aufbctoa^ tmud)e^ 3eugni^ oolegt oon
s »mibe Se^otPo'd mit feinem SSolfe; ed ift
CK )nc et^ft^utte boS Seit bed SeugniffeS für
^ M) St^oMi^d mit feinem iBoÜe. — S)ie
'jaidß ^iftt^fitte ift nerfd^ieben oon bem ßg.
. ; jj. ccDd^nten Sunbedjelte, koeldbeS nur ein
.wjcfriitm imb bur^ ben ^bfoD oeS SoßeS
A SsIbeibtenPe oeconlolt mar. @ie ift femer
or dm eine erfmbung 9Rofeö' unb ift nod^ t>\ü
CT^ ctae Xadj^nng ber ögQpKf c^en SuItuS*
'CS,, fonbcm oerbmift il^re Sntfte^g bem
^oäM^ Sefe^e &om, meld^er SRofed baS
\M. ber^dben auf bem l^iligen Serge gezeigt
^\%l.^, 40: ügL 9t»g. T, 44. ^ebr. 8, 5).
l »auati ber etiftSbutte. 1. 9IId
Wttiiol für ben Sau ber ©tiftSl^ätte brad^n
;^SfiS mib bie 9&rften bedfelben ouf 9lnorb-
sa ftottcd <BoIb, 6ilber unb (Erg, femer ^^a-
di $ttitmr, e^oclad^rot]^ unb SB^ffuS, enblid^
-sobootc, td^Ii^e 3i^^" unb Xad^nfd^feSe
«La jantUnae) unb Setiml^I) (f. b. Sri
-^) in f0 tteireid^et SRenge, bo^ SJlDf eS il^m
•^ «nlialt gebietm nrn^ (Ss. 25, 2—5 ; 86,
> . bot Crgänil ber @amnilung mar an (Solb
i Ijkxöz nb 730 @e!el (gleic^ 87 780 @efel),
eäte lOOXoIente unb 1775 Setel (glei«
«2 775 6dd), an (Eq 70 Xatente unb 2400
iM f #114212400 @e(el) unb t»Dn ben übrigen
^Kdimfo irid, als erforberlid^ mar ((Es. 88,
U . Sitfe aRaffe ebbn SletaHS i{! gegenüber
'^^»^rtiiriiSeit^um on fold^en aßetaQm im
(aomentlU^ im Orient), t)on totU^
er berid^, eine malere ftleinig«
S^c, e^mbofif beS mof. 6ultu8 I,
1B37, 259). 3um XbeU Befagen bie
KeSRoterioften, pm t,^ fomtten fie
eatiD^ leUbt on Ort unb @tdle ftnbm
ta hn4)t4enben ff aradoonen erfteben.
~ toe^le bei bec Stiftfibütte Dermenbet
nabm (E^. 25, 4 genannt hyaeinthus
U 2. Kun.
('^^.f 6<£xcv&oc ober &ax(vfttvoc), pvacpxMcax, nad|
einigen t)ioIett, gemöbnlid^, meil mit ^immei
unb SReer gugleid^ in Skrbinbung gebrad^, bun&U
blou; Purpura (iH?"]«, Tr6p<pupa), ^mtpur» ober
bunfclrotb ; coocob bis tinetus ("*:» n^Wt, x^xr
xoO, eigentlid^ @Ian^urm, carmoftnrotb/ aud^
bie ))b&ntcifd^e gforbe genannt, baSienige Slo^/
meld^eS gfeuer unb Slut mit einanber gemein
baben ; bysans (v«, ßucnroc), mo^rfd^ietnlid^ feine
mei^e Seinmanb, mietoobl mit Si^ffud ouä^ fbcam^
rnoUe bejeid^net maben tonn. S)iefe Seinmanb
mirb (i^. 26, 1. 81. 36; 27, 9 nöber aI8 byseua
retorta(-tT^^ «?), gegmimteSeintoanb, bejeid^net
looburcb ^öbl bie ^d^tigfeit unb S^fHgtett biefer
@orte angebeutet merben foQ; pli caprarum
(g^9t, Tp(yec arfetai), ^it^/aiS^Qxt, entmeber bie
beOrdtbliqen f)aare ber f^rifiben 3iegm ober bie
blenbenb meinen ber angorifd^m ober menigftet^
iQoaxt Don fd^toar^ unb mei| geftreiften 3isg^
ba fid^ nirgenbd m ber Stiftsbütte etmadSd^morgeS
ftnbet. 2)ie 93Qf[udgemebe marm gum £b^il mä^
k)er)tert mit bunten Stidereim ober 9Bebmim in
ben obm ermöbntm fjfarben (pv^ r:v?c) unb
batten au^bem }um Xbeil aud^ SUbmerfe ooa
&itmixm unb oieOeid^t aud^ oon Slumen unb
$almm. S)ie ftunftfertigfeit ber SSraelitea in
ber f)erfte&ung berartiger (Bemebe ift bri einem
93oIfe nid^t auffaEenb, meld^ed ftd^ iabrbunberte»
lang an ber ^eimftätte biefer ftunft, in Seg^tm,
aufgebalten botte, unb meld^ed nur blinbed Sor>
urtbeil als ein „uncuItioirteS 9lomabenooII'' be*
}eid^nen lann. 3ur SBebedung beS beiligm 3^IteS
med)en nod^ jmei ^rten ^on Seilen bejei^net:
peDeBarietumnibricatae (oV^! '^'^""» Sep^aTa
xpicuv f)pudpodav(D(uva), rotbe (b. L rotbgefärbte)
SBibberfeHe, unb .^lat^afd^fette" (o-'rnri n^i-^s),
momnter mabrfd^einlid^ %tfU eined Seeb^nM
(n(ub Ruberen eineS Sod^feS, 9Rarberfi ober 2)el-
^binS) )u oerfteben fmb; bie alten Ueberfef^er boben
ftatt beö Xbin^namenS eine %axhi (bbacintbblau
ober bunleloiolett). %n Seebunben unb S)el«
))binen mar baS ro^e SReer reicb- — 2. 92ad^ ibrec
(Eonftmction umfaßte bie mofaifd^ (iaiItuSftötte
brei 9)ättme: ben Sorbof, bod t^eilige unb baS
%Uerbeüigfte;bie beiben Ie(teren bUbeten bie eigent-
lid^e @tiftsbütte. a. 3)er SJorbof (-ixh, afcrium) mar
ein Dierfeitiger Staum üon 100 Sllen £önge unb
50 eaen Sreite, meld^er bie Stiftsbutte oon aSen
Settm umfd^Iol unb mtr on ber Oftfeite einen
20 eSen breiten 3ugang offm lie^ 93orbof unb
Stiftöbütte b^ttm immer biefelbe SteOung unb
SRid^tung nad^ ben ^immelSgegenben ; ber gin^
gang mar bon Often, bie ^interfeite nad^ Sßeften,
bie Sangfeiten ftanbm na^ Slorben unb Süben.
S)ie Umgrenzung bed SorbofeS bilbetm 60 bbl*
gerne, mabrfcbeinKd^ oieredtige Söulm (c-^t^vt«
x(ovec, ooluninae), meld^ \t 5 (SQen b^^ unb
aud^ in S^ifd^räumen oon ie 5 Sttm aufgefteOt
moren. Sie maren t)on Setiml^olg, bottm fUbeme
St&p^t (Stap^äit), mbten in ebemen t(u|gefteftea
unb marm au|erbem nod^ bmnb W5de unb
26
803
etiftsptte.
804
€tride om »oben befeftigt (!Rum. 3, 37 ; 4, 32).
%n biefen Söulm fingen, lual^rfd^einUci^ nad^
au^en, Umgänge (ciV;?, tentoria) Don gegtoim-
lem, ungefärbtem S^fi^ii tseld^e ebenfalls 5 SQen
^od^ uno burdd fißeme !Ragel itnb Stangen an
ben @öulen befeftigt loaren. SSerfd^ieben t)on
biefen Umfangen mar ber Sorl^ang, meld^er ben
Singang }unt SJorl^f üerfd^Io^. 2)erfelbc loar in
ben oben ermähnten t>itx Ofarben gemuftert unb
]^g an oier befonberen Säulen, beren Snorbnung
unb Stellung nid^t nä^er befd^rieben ift. — b. 3n
biefem IBorbofe ftanb bie eigentlid^e StiftSptte,
mal^rfd^einlid^ nid^t gerabe in ber Stitte, fonbem
etmoS ntebr nad^ ber SBeftfeite )u, jebod^ in
gleid^en Sbftonben oon ben fiangfeiten unb nad^
^bUo'd Angabe oieüeid^t aud^ üon ber SBeftfeite.
S)ad ^olsgerüft beS l^eUigen S^M beftanb auS
48 Soblen (o^o-;;^, tabulae) t)on ^fagien^ol^, Je
20 auf ben beiben Sangfeiten unb 8 an ber bin-
tem Sreitfeite nad^ SBeften }u. 3ebe berfelben
l^tte eine ^5be ton 10 ßllen, eine ^Breite ton
1 Vt 6&en unb aOer SBal^rf d^einlid^f eit nad^ eine
2)ide Don einer Q&t, unb ftanb mit jmei „^önben''
(n'in^ , incastraturae), b. 1^. mit yoü unten ein«
greifenben S^Pf tn, loeld^e burd^ ein SBonb ober eine
Seifte mit einanber Derbunben maren, mittels jmei
fUbemer f$fu|geftelle in ber Srbe, mabrfd^einlid^ in
ber aSeife, ba| bie Sapfen burd^ bie f^u^gefteüe
binburd^ in bie Srbe eingerammt »urben. Sie
Sol^len maren mit ®oIbbIed^ überwogen unb xowc»
ben au^erl^alb huxä) fänf mit @oIb überjogene
Stiegel ober Stangen (yeotes) Don Wagienbol) su-
^mmengel^alten. Siefe fünf Stangen gingen burd^
9Knge Don @oIb unb gaben bem ®erüftef)alt unb
geftigfeit. Son bem mittlem Stiege! l^ei^t eS, er
fei mitten gang burd^ bie SBo^Ien gegangen, oomit
iebod^ toabl nid^t gejagt fein [oH, ba| er bur^ bie
SRitte ber Soblen ging, fonbem an ber gangen
Su^mfeite Dorbei burd^ aUe Slinge Don einem
£nbe bis gum anbem. So l^atte baS &oI)gerüft
im ^eu|em eine Sänge oon 31 Sllm uiü> eine
Sreite oon 12 Sllen, im Snnem aber, toie aud^
ber £est angibt, 30 (Sden Sänge unb 10 e&en
Sreite. @ine Sd^mierigteit für bie (Srflämng
bietm aber bie ßdboblm ber toeftlid^en Studmanb.
«Es. 26, 23. 24 bei^t eS: „3toei Sollten foUft bu
madjim an ben Sdfen ber Sßobnung ber hinter«
feite; unb fie foDen gebopjpelt (StoiOinge) fein
unten unb gugleid^ gang (Rubere: gebofipelt) obm
in Segug auf ieben Sting" (Rubere : bis gum erftm
Stinge). Sie ßinen beulen nun an glei(|fd^ennige
SSinfelbretter ober äBinfelboblen unb too&en bie
balbe SEe, loeld^e babur^ gu oiel an bie Sangfeite
läme, bm Säulm gutbeilen, meldte baS ^eilige
Don bem ^inerbeiltgftm trennen ; inbeffen f))ri<$t
ber beilige 2:e$t nur Don bem 93orbange, meld^er bie
beiben Stöume Don einanber trennt unb be^bolb
oud^ auSbrüdtli^ Strennung (r^^"^;, velum ; i&g. 26,
31) genannt mirb. ßttoaS mobiftcirt b^t btefe
tSnftc^t neueftenS Saurat^ JFonrab Sd^id in 3em>
falem (Sie StiftS^ütte, ber Sentpel in Senifalem
unb ber Zempelplal ber 3e^)eit, SBerlin 1896,
20), ber annimmt, bo^ bte 6(I*9BinfeIbittter
nod^ oben länger maren a(S bie anberen Sretter,
b. ]^. einen Srm bitten ber in einem Stifte bing
unb in bie ^ö^ bi^ufgeftu(t toerben tonnte,
olfo toirflid^ Mpptli'* maren (ein unteres unb
ein oberes Stüd), bie ober beibe burd^ eine 9rt
Sb<imier (einen Stift) mit einanber Derbunben
maren, fo ba^ fte ein Stüd auSmod^ten. Ser
obere %xm l^otte am (obem) Snbe einen ^^Sting",
burd^ meldten ber ^mittlere" Kiegelgeftedt mürbe,
unb fo ftanben bann beibe Cdbretter, mie ein
$aar StDillinge , an beiben £den , jugleid^ ben
„mittlem" SRiegel ober bie ,,3firftfionge'' tragenb.
S^ür biefe ted^nifd^ möglid^e Sonfiruction bietet
inbeffm Der Xest ber 99ibel feinen 9In^aItS))uuft.
Rubere (Stiebm, ^bmbrterbud^ beS biblifc^en
^ItertbumS ü [1894], 1580 f.) beulen [td^ bie
SBoblen überbauet auS }mei Seilen (nii;) bc
ftebmb, bie Sdbol^Ien ober Don ben übrigen ba«
burd^ Derfd^ieben, boB [te bis gum erßen Stinge gan)
blieben, Don ba an ieood^ an ber äu^erfteu ftante
burd^ eine ^obUeble Don V« ßSe Dor ben übrigen
SBol^Im, in meldten bie ftöpfe ber Sttegel bonn
ftebm blieben, fenntlic^ gemod^t feien. SBiebcr
Slnbere (SB. 9leumann, Sie StiftS^tte, ®ot^
1861, 63) meinen, bieSdbobten bätten aus §md
%f^\kn beftanben, bie gufommm eine 9rt ÜBinfel«
boble ouSmod^tm unb an bem erften SRinge oben
fid^ feft in einanber lüften, f o bog fie bem gangen
®erüfte ben not^menbigm |)alt gaben ; bieSBertreter
biefer Stnftd^t ftnb bann ober genötl^igt, um baS
angegebene Sängenmag ju erholten, bie SorbangS«
faulen an ber Oftfette um l99obIenftär(e über baS
®erü{t btn^tuSgufd^ieben. Ser SuSmeg ffamp»
boufenS (Stub. u. Jhit. 1858, 105; 1859^118;
DgL bogegen gfrieS, ebb. 1859, 105), eine Xe{t-
änbemng Dorgunebmm unb cci«p in er^ncrt gu
önbem, ift ebenfo gemagt mie feine ttnfid^ti eS
bonble fid^ nur um eine Sibf^ägung ber oberften
ffante ber Sdbol^Ie bis }um erften Kinge in ®e-
ftott eines SreiedeS, beffen Seitenfd^el eine
6Qe meffen, imb gmor jur Sd^onung ber über»
bängmben foftbaren S^ffuSbede. Sie mobrfcbein«
licbfte Snftd^t bleibt bie Don Söbr (o. o. O. 57)
unb SBelte (j^ird^enle;. X, 1. ^uß., 366 unb
Xübinger Xl^eol. Ouortolfcbrift 1855, 606) im»
tretene, ba^ bie (Sdbo^ten gang baS KuSfebm ber
übrigen Sol^Ien l^atten unb nur be^bolb geboppelte
beiden, meil fie einem bopt^elten 3mede bienten,
namli^ fomobi bte Sangfeite als aud^ bie meft-
ttd^e Slüdtmanb ab§ufd^tie|en unb bem entfpre<i^b
au(b eine boppelte Sleibe Don Stingen l^atten, tmb
ou^erbem, mie gfrieS (f. o.) unb (£b* 3ob- Stiggen«
bad^ (Sie mof. Stiftsbütte, 99afel 1862, 31)
mollm, gong bis gur äu^erjten ffante gingen. VUm
muft bann nnejr Mtign-^i« naä^ «natogie Don
9htm. 15^ 11 überfe)ien: „in Segug ouf {eben
9iing". — Surd^ einen toftbaren S^ffuSDorbang
mit reid^em Silbmerf Don (El^erubim unb Dieflei^bt
oudb 93Iumm unb $oImen mar ber gonge Sloum
V»
StiftSl^fltte.
806
M 8unbiS|t1M hl gtod wwWd^e SRöume ge-
t^ ta nnm finntm (lo (Suen l^d^, breit unb
IDB), tellünVttiÖftc (cw-jjjt: ir|?, Sanctuarii
iioficiiiria) Qexumsit, ttnb in einen großem
i20 fOm \m%, 10 <SOen f^ä) unb breit), ba§
^*S9t (^>^ Banetoaiimn) gel^ei^en. S)er gc-
asiRfie Sor^ing toor onfge^angt unb befeftigt
s iRcr 6diüen Don 9fa)ien^oIj, bie mit @oIb
d^ct^ogen UHntn unb ouf t>ier fUbemen gfuB'
cftteOm ftonbcn« Uebcr bad oben befd^tiebene,
Mzne imb oben offene |)0l3ger&ft fomen oier
TwSoL Sic unteifte, oon gleid^er Sefd^ffenl^eit
Bcr ber Sor^g dor bem SSerbetHgften, toor su»
^nanengefe^ auS 3e^n je 28 SQen langen unb
4 IRkn breiten Xe))pi(qen ("'>'*'•';, cortinae),
eos benen je fünf su einem grö^nt @täde ^u-
fcsmengefugt nmrben. Seibe Stüde tourben
a bem einen 28 SSen langen Staube burd^ 50
raumber g^genttbecjte^enbe ^acintl^farbene@(^Iei-
fa ober €(l(^Itngen (>^^V ansulae) unb burd^
ilnifo inek eingebängte golbene ^afen (c-^o*;)?,
öciiK) mit etnanber oerbunben, fo ba^ bie
fttic S)cde 40 e&en lang unb 28 (Suen breit
vsxbc Siefelbe !om fo ouf boS ^olagerüjt, ba|
te Scr6tnbungStinte mit ben golbenen fyxttn
der ben SBor^g jtd^ b^n^og, toelti^er bie beiben
ttizme t^ieilte. Ob biefe foftbare S^ede nun im
3iaiem bie mit ®o(b aberzogenen Sohlen bebedte
ibet na^ 9tt|en über biefelben l^erabbtng, mirb
n %t^ md^ gefagt. $bi(o (De Tita Mos. 3,
4 i^) tmb 3ofept^u8 (Antt. 3, 6, 4) bellten
biö le|tm, lod^b SSbr (68 ff.) mit einer Steil^e
aofl Stünben ba§ erfiere gu bereifen fu<i(|t. 3m
Gmn Solle »dre an ben Sangfeiten nod^ eine ßUe
I« Sohlen an bem untern Snbe fid^tbor geblieben,
to SuifiDoiib bogegen gan) bebedt gemefim, möl^
tmfi in le^terem 0o&e bie S)ede nur 8 SQen aber
te Sditg^iten unb 9 (SDen ilber bie Städfeite
imbg^^aaigen b^tte, ba eine (SDe für bie S)ide
ha Soblcn in Vh^m )u bringen märe. SBenn
mab bcr 9lome ber $ede (la »%>, SBol^nung) bie
Inftdj^So^rfi ungemein begunfiigt, fo bleibt bod^
emt boppcUe S^toierigfeit, einmal ba| nirgenbmo
«Oft ben ^fen bie Siebe ifl, an meieren bie 3)ede
im 3imem ^e befeftigt merben tönnen, bann
aber, bo^ eg. 26, 13 ouSbrüdlid^ gefagt ift, bie
nreite ^ede foOe bie SB^ffuSbede um eine SOe
lirrragen^ um biefelbe )tt bebeden bejm. )u f d^ü^n.
2iqe jmeite 2>ede mar au8 3i^9^^a<if ^ gemebt,
vtt bie fonfi äbli^en 3cltbeden üUxfympt, unb
vnb jmn Unterf^ebe oon ber SpffuSbede „S^lt"
r^») gemmni. @ie mar gufammengef e^t auS elf
]e 80 &tn fongen unb 4 eüen breiten 2:e))))td^en
(aaga) in ber %rt, bo^ einmal ffinf unb bann bie
ifadgen fed^S ju mt\ größeren @tuden gufammen«
gejsgr nnitben ; boS eine mar alfo 30 ßOen lang
nb 20 Sllen breit, möbrenb bad anbere bon
gkufter Sänge^ ober 24 Ctten breit mar. SBte bei
kr ^ffnSbede looren axiif biefe beiben 8tüde
>cDti^ e^trifen unb &afm mit einanber Derbun-
to, «tr »trb ^ier bie gorbe ber Schleifen nid^t
angegeben^ t)on ben ^ofen aber gefagt, ba| fte oon
Srg moren. 9Bie biefe S)ede über bie „äBo^nung"
gelegt mürbe, ift ni(|t beutlid^ ju erfennen. ißon
bem großem @tüde, mit meld^em bie Sebedung
an ber Oftfront beginnen foQte, mirb gefagt, ba|
ber erfie Seppid^ geboppelt, b. b- boppelt ge«
f dalagen merben foSte, fo ba| bie Sänge nod^
42 ®Qen betrug. SBurbe baS llebrige nun gleid^«
ma|ig über bie SBol^nung ausgebreitet, fo bli«^
bome nodd ein Ueberfd^u|, ber gu ber ©iebel-
oerjierung l^ötte oermenbet merben fönnen, bie
Sofepl^uS <üeTo>(i.a nennt (Antt. 3, 6, 4). %n ber
meftli(|en SRüdmanb ergab ftd^ bann aud^ nod^
eine SOe Ueberft^u^, bie leidet ibre SSermenbung
finben fonnte, ba biefe 2)ede mit Sdtpflöden (pa-
xilH) unb ©eüen (ßj. 27, 19; 35, 18) im
Soben befeftigt mar. SBenn aber bie SerbinbungS-
linie btefer S)ede genau auf bie ber SB^ffudbede ju
liegen !am, fo bebedte fte an ber meftlid^en ßinter-
manb genau bie SSpffuSbede. 9uf ieben t^fafi über-
ragte bie erfiere bie le^tcre auf ben beiben Sang-
fetten um eine &it. lieber biefe gmeite S)ede !am
bann noc^ eine britte oon rötbltd^en St^gntfeflen
unb fd^Iie|Iid^ eine oon Sad^afd^fellen, über beren
®rö|e unb SBermenbung nöbere eingaben fehlen.
Offenbar bienten fie jum @c^u^ beS 3cIteS gegm
bie Stnpffe ber äßttterung. 3Bie biefe oberften
Seden ausgebreitet unb befeftigt maren, mirb )mar
ntd^t näl^er berid^tet, aUein mir fömien unS leid^
oorfteDen, bog gerabe burd^ biefe 2)eden gu beiben
Seiten ber @tift§ptte berfd^iebene Säume ge-
fd^affen mürben, bie afö SBarte-, SBo^n- unb
@d^Iafrftume für bie $riefter unb bie äBöd^ter beS
^eiligtbumS bienen fonnten (t)gl. 1 @am. 3, 3
bis 10). — S)en Cingang an ber Oftfcite beS
l^eiligen 3^teS fd^Io| ein Sorl^ang oon berfelben
^efd^affenl^eit mie ber am Singange beS SSorl^ofeS.
Sr l^ing an fünf @öulen üonSfa^tenl^oI), bie mit
®oü> über)ogen maren unb in eisernen gfu^geftellen
ruhten. ^uS bem Ie|tem Umftanbe bar|^ man
mol^I f (^fielen, ba^ber^Borl^ang l^tnter ben foulen
befeftigt mar.
n.2)ie®eratl^eber@tiftSptte. SBom
Eingänge beS SorbofeS auS gercd^net fam man gu-
erft an ben Smnbopferaltar (nVbn n^r» ober ein-
fod^ »l?T»n)/ ein ©eftett oon Slfajien^olj, ganj
mit <Sr3 flbergogen, 5 Suen lang unb breit unb
3 SDen l^oc^, aber ol^ne Soben unb 2)edeL %n
ben oier oberen Sden l^atte er |)ömer, ebenfalls
oon Wajienbol) unb mit Sr} überwogen. Um als
^(tar bienen gu fönnen, mürbe biefeS ©efteE mit
Srbe auSgefüUt. 9uf ber baburd^ gebtibeten gflöd^e
mürbe geopfert, fo ba| ber Slltar mirflid^i nad^
(S|. 20, 24 ein tDItar oon (Erbe mar, für meld^
baS ®erüft nur }um Sufommenbalten biente. 3n
l^alber l^öl^e beS ©efteQeS, alfo IVi SHen oom
^oben aus, lief um baSfelbe l^erum mie eine 9lrt
Sanf eine ßinfaffung (3=";3), beren äu^erfier
Stanb mit bem 93oben ringsum burd^ ein neu-
artiges fupfemeS ©ittermerf (nwi nte?e nas»,
Craticulam in modum retis aeneam) Oerbttn«
26*
807
@tift«]^ätte.
808
ben toar; an bcn tolct (Mm be« ledern »arm
fi4)fcme Singe jut ^lufno^me bct mtt (&rj über-
jogcnen Iragilonöm angcbra(]^t. 9luf biefe SBanf,
bie ettDa eine ßUe breit getoefm fein mag, flieg ber
^rie^er, fo oft er ouf ber aiiorfiä^e ettoaS su
t^n l^tte; dum Stuffteigm bimte mo^I eine an
ber Oft- ober €fibfeite angebrad^e fd^fiefe Sbene,
ba efi ü^m audbrädlid^ bertoe^rt toar, auf Stufen
l^inaufjugelgen (Si. 20, 26). 9uf bem SBranb-
opferaltar tourbm fomol^I bie gefej^iii^m atS aud^
freimiaige O^fer (f. b. Sri. 0))fer, mofaifd^e)
Dargebracht. 9118 meitere ®erfttl^r gel^brtm ba^u :
ffeffel ober £5pfe (n^n->p, lebeies) jum ^ott'
fd^offm ber Sifd^e unb ^m Sieben ber 0)}fer-
ftude, Sd^aufeln ober S^ngm (c^e;» forcipes)
|um SEBegrftumm ber Sfd^e ober )um Steinigm
ber aitaroberflöd^, tiefe 6(^Im ober Sd^üffeln
(n*ipnT)B) jur «ufnal^me beS JBIute«, ®abeln
(p'iaVtc, fuscinulae) jum 3ured^tlegm ober Um-
tomben bed 0))ferfleif(i^ed unb ftol^Ienpfannm,
eine 9lrt f$euerbed(m (n^nn«, ignium recepta-
cula). S)er SUtor ftanb gtoifd^m bem Singang
unb bem b^igm S^Ite. SxDi\d^ bem le^tem
unb bem SSranbopferattar, tixoai nad^ @ubm,
ftanb baS SBofd^bedm (-^'i»?, labrum) ; bon bem-
feCbm fogt ber Xest blo^, ba| ed oon €n mar,
berfertigt auS ober berjiert mit ben ORetaO-)
@))iegeln ber graum, meldte bei ber @tiftS-
l^ütte bientm (1 @am. 2, 22) ober bor bem
^eiligtl^ume )u einer religiofm Uebung fld^ )u*
fammmgefd^aart l^atten. 3)a8 eigentlid^e Seden
rul^te in einer Sirt Unterfa| (la), einem breitm,
flad^m ®efö^, in meld^ baS )u bm SBafd^un-
gm beftimmte SQBaffer ftd^ ergo|. ^ier mu|tm
äaron unb feine Sö^ne bor bm gotteSbienß-
lid^m Serrtd^tungm iebeSmoI ftd^ bie ^önbe
unb bie gfü^e mafd^m; bie bort angebrad^tm
€))iegel bientm tl^eilS aI8 Si^^t, tl^eilS gu ptaU
tifd^m 3i»ed(e. — 3m „^eiligen'' erUidfte man
gerabe bor ftd^ in ber IDlitte, unmittelbar bor
bem SSorl^ange bed SDerl^iligftm, gemifferma|m
nod^ }um SlUerl^eiUgften gel^örig (^ebr. 9, 4), bm
9taud^o)jferaItar, redete, b. i auf ber 9lorbfeite,
bm S^aubrobetifd^ unb auf ber @ubfeite bm
golbmm Smd^ter. Smd^ter unb @d^aubrobetif4
ftonben in gleid^er Sinie^ ma^rmb ber 9iaud^o|>fer-
oltor tttoaS müjßc riidtoärtS auf bm Sorl^ang )u
ftonb («ßs. 26, 35). Iier^Sd&aubrobetifd^ (inhv,
6X. 25, 23 ff., au^ c-^stn w, «Rum. 4, 7, linen w,
2eb. 24, 6 unb «?.?jf«n t, 2 ijjar. 29, 18 ge-
nannt) mar aud Sfajiml^I} berfertigt unb mit
(Bolb uberjogen. Sie Xifd^Iatte mar 2 SQm
lang unb eine SSe breit unb ntl^te auf bier anbert«
f^ SSm l^l^m Sfu^en. Um bm Xifc^ ^erum
(ob am obern Snbe ber Su|e unmittelbar unier
ber Patte ober in ber SRitte berfelbm, mirb ni(^
S^ogt) }og fld^ eine Serfd^Iu^eifie bon ber Sreite
einer ^nb, um bie gfä|e mit einanber gu ber-
binbm unb bmfelben ^t unb gfeftigfeit )u gcbm.
(Sin golbener Jhranj (anp'^d ii«*« ringsum biefe
Serfd^uBIeifte (Ss. 25, 25), unb bietteic^ umgab
aud^ nod^ ein gmeiter berartiger ftrang bm Stonb
ber Xifd^platte (es. 25, 24). «ud^ befanben ft^
an bm bier &tm in Serbinbung mit bm Seiften
Sünge bon ®oIb, bunl^ meldte mit ®oIb über«
gogene Zraaftangm bon Slogim^olg geftedt mur-
bm. 9uf mefem %i\fy lagen bie S^aubrobe
(c^Bn on^, panes propositionis, fo genannt,
meil fie bor bem Sngefid^e Se^oba'ft nieber«
iielegt maren; aud^ T^»nn enV., meil fie bort be-
ton b i g liegm mu^en) ; an iebem @abbot tour-
bm fte burd^ neue erfe^t, bie oltm ober mu^en
bon bm ^riefiem an (eiligem Orte bergeljfrt mer-
bm (8eb. 24, 9). 68 marm gmaif bünne SSrob-
bx^m (nim, crostulae) bom beftm SRe^t (php,
simila) unb mal^rfd^einlid^ ungefSuert. S^re @r-
ftalt mirb gmar nid^t näl^er angegebm, ober bon
il^er (Brö^ tann man fid^ efaim ann^emben
begriff nad^ ber SBeftimmung mod^m, ba^ ju
jebem berfelbm gmei 3<(ntel ((E))l^a) 9Re(l ge-
nommm merbm f oKten (firb. 24, 5). 2>ie @d^-
brobe mürben in gmei Stei^n ober @(^i^tm
(n^dny«), |e fed^ in einer ©d^id^te, ouf bm
Xifd^ gelegt. S)ie 3u>SIf io^I entfprad^ bm gmölf
Stämmen SSraeld, meU^ mit biefer Opfergabe
bem ^erm i^re ^ntbarfeit für bafi täglid^e 93rob
befunbeten. %uf ieb^ber beiben Sd^id^m mürbe
reiner SBei^raud^ (nsr rt±^) gelegt ^i ber SEBeg-
nannte ber Srobe murine ber SBei^row^ iebeSmal
angegunbet, unb mit biefer Serimonie mar oud^
eine Sibation berbunben. 9ß Ütebmgerätl^e beS
Sd^aubrobetifd^ merbm ermahnt ((^ 25, 29)
bie rhy;p^9 acetabula, mal^^einlid^ etmaS tiefe
Sd^üffeln gum (Ein- unb ^uStnigm ber 9robe,
bieUeid^t aud^ gum SuffteUm berfelbm auf bem
Sifd^e, femer bie n^iia, phialae, @d^alm, meU^e
bagtt bientm, bm SBei^raud^ oüf bm SItar iu
bringm ober in baS 9^uer gu ft^ütten, unb eno«
lid^ bie nVvpi, thoribula, unb r^^i^J»», cyatlii,
ftannm, o^ne 3meifel ®efd|e für bm SBein,
meldten man für bie Sibationm gebraud^ (anbcxl
@d^id 39 f.). — 2)em 6d^brobetif($ geg^*
über on ber @ubfeite befanb fi^ ber go^ene
Smd^ter (">ino am nnh», eandelabnim dnetile
de auFo mundiBsimo). Sr mar gang m^ reinem
@oIbe berfertigt, gegoffm ober bon getriebener
Arbeit (^pp) unb ^e mit bm 92ebmgerätbm
bo8 ®emid^t eined £almte8. 3m Singdneii be-
ftanb er aud einem ^ioftomente (?iv^ bastile,
eigentlid^ Senbe, ^üfte, bon metd^ei bie 6dbmlel
unb gfü^e audgel^), einem Stobre ober 64^fte
(n:^), ber in bem ^oftommte befefKgt mar, unb
fed^d Stbbrm ober Sirmm i^'^^Zf calami), melcbe
red^ts unb lintt über einanber bon biefem @4afte
auslief m. 2)er @d^ unb bie Vrme enbetm
mal^rf^etnlid^ in glei^er Sinie unb trugen obm
ftfben Sompm (n^na, luoemae), über bevm 8e-
fd^ffeitiSieit man auf Sermut^ungm cngenricfcn
ift (bgl. Ȋ^r I, 413; Slcumonn 111). SMe
IBergienmgm befi Seud^terS ^|m c-^R^ e'*^*^
nnBT -»hi53. ©ie c-ngt^e o^r^^ fluD monbel«
blütenförmige tidä)t (aojphi), bnrn 22 an bem
m
etiftS^tte.
810
ta^, bm an ^ämn 9tnne imb riet an bem
6i^c »oicn. UnfictDig ift, too« mit "^i^^. be-
IpitKttt veibcn foH 9>ie ctgentlid^e Sebeiiiung
M ffinteB Ifl Söulenfnauf 0ixtM 9, 1 u. @op]§.
3, 14) ; iDtl^ fbt ober biefe jinöufe toattn, ob
h Me Oeflalt oon Vepfeln ober« tote äofep^ud
(Anst 3, 6, 7) meint, Don ©ranotSt^feln (^otdr-
>«> ober« mit Vnbere be^au))ten, oon grud^t-
tetn bcB SRdnbelbmimeS Italien, ift ungetoig.
So* fBoft nns enbltd^ bebeutet allgemein Jhiof))en
«ibSUUcn; ob DonSUien, mie 3ofe))bud (ib.)
wt btf Sulgota onnel^en, ober oon Granaten
wb fticbtflen^ nie 9nbere glauben, ober enblid^
tannanbrlb&nnen, lä^t {i(b nid^t mit 99efümmt-
bnt angeben. Un))a{|«nb »öre e§ nid^t, loenn ftd^
tier »Itticn, gfrai^tlhoten unb Ihtofpen beS SRon-
bdbanmtS (ufammengefunben bo^en, mie beim
etobcloconi. S)te &Dtpen mu|ten ieben Sbenb
Ol frifi^an Ocl onf^en unb ange^finbet merben,
b ba^ ftt bte gonge 9ta(bt binburd^ brannten ; ob
ft anlb <nn Vtorgen ftifd^ Oel erl^ietten unb
de 1^ |ttm X^U ben Xog über brannten, lö^t
jib foM me^ mit Sicbe^eit ermitteln (ogl.
ämbiiift^ S>ii oQm i&bifcboi ^eiligt^ümer )c.,
^anbmcg 1711, 117 f.). 9&x bie Sompen biurfte
mr mniA, wü feinerlei fremben Seftanbt^eilen
lenaifdbtcS OiMiöI oenoenbet merben, melc^ed
ten4 3a1le|m (nid^t ßeltem ober $re{fen) nod^
mbt gong reifer OliDen gemonnen merben mu^te
ti^ 27, 20 f. Sco. 24, 2 f.). Ueber bie ®r5|e
M Sou^terS rnib über feine SteQung, ob er mit
fraier Sreitfeite (raroDel bem Sor^ang ober ber
äoigfcüt bcft beigen 3eltcd gefionben, fagt ber
Irifige Zfst ni(^ Stftl^red; Sermutl^ungen über
Wtie grage fM>en ft^ bri Sabr I, 416 ff. unb
M Seimuum 111 f. Slebengerötl^e bed Seud^terd
aBoai golbcnc Si^tft^eeren (c:rLg*^s, emunctoria)
i^Sdffbmäpfe (n^rrpo, ubi, quae emnncta sunt,
«itiiig^iaaiiir), @efa|e, in meldte bie abgebrann-
ka 3)04^ IC l^ineingelegt mürben. — 3n)i"
\tm bem golbenen Seud^ter unb bem @d^aubn)be-
!x^{iaiibber9taud^))feraUar(nib;^ '■^^p^s nart:,
ir. 30» 1, ober n-jbj^n nziy:., gj. '37, 25, ober
2;^ nrc^ 52ttnL 4, 11, altare thymiamatis),
on men^igeS SefieO oon Sfdjienbol^, eine @le
fang unb breit unb 2 SQen \o^ utU) mie ber
Ed^ottbcobetifc^ gang mit ®oIb über}ogen. 3n
ber Stitie (nad^ Snberen oben am Sianbe) lief,
Qnliib Brie beim Sc^ubrobetifd^e unb ber Sun«
biilabe, cm golbener fironj um ben 9Uar berum,
otib lodct beotfelben maren golbene Stinge für bie
Zmgßangen ongebrod^t. Oben mar er mit
oitm So^b^ (^) üerfeben, b. 1^. nid^t nad^ ben Sin«
Nntungm bct LXX unb ber Sulgata mit einem
Sinnmcit loeil bicf eS gur %ufnabme beS Siäud^er«
■ofeS tM\q ungeeignet gtmefen märe, f onbem mit
mn fbK^ S>ede nad^ 9lrt ber morgenlönbifd^en
^auMiber unb eri^l^tem Staube, van baS ^erab-
fsSm ber fto^ten nnb bed Stäud^ermerted )u oer-
imbem. Xn ben Dier Sdkn befanben fid^ ^ömer,
iknfaOi wa SCagienboI}, mit ®oIb übergogen.
meldte al6 Sinnbilber ber ^oft unb bed SegmS
ben mirffamen Srfolg ber bort bargebrad(|ten
Ot)fer anbeuteten. S)a8 Xaud^merf, meld^eS auf
biefem 9Uare geo)>f ert merben muj^te unb ben au«
gemeinen 9lamen c*tto (äSBoblgerüd^e) führte, be«
ftanb aud oier ©ubfiangen, njaVni, nVnijf , cjw,
nphn ((gj. 30, 34), gemäl ben LXX unb ber
Shtigata: ©tafte (bem geprebten unb getrotfneten
@aft ber febr moblriec^enben ÜR^nbe ober bed
@toros'@ummi), On9£(@eenageI ; ogl. $. Sc^olg,
^ige aitertbümer bed IBoIfed 3§rael I, Siegendb.
1868, 163 f.), galbanum (f. b. ^rt.) unb äBeib-
raud^ (f. b. 9rt.). 2)iefe SBeftanbt^eile foQten ieber
aSein für ftdd gubereitet fein unb Surften bann erfi
mit einanber Oermifd^t (^>icr^, nad^ Slnberen ge«
folgen, b. 1^. mit einer üeinen Sutl^^ oon @alg
Oerfeben) merben, enblid^ mußten fie rein, b. b-
ol^ne frembe Seimifcbung unb l^eiltg, b. b- nid^t
gu (nrofanen 3ti>tden oermenbet fein (C^. 30,
35). ^uf ber Uebertretung ber le^tem SSorfd^ift
ftanb bie Zobedftrafe ((£;. 30, 38). ^iefed
Staud^merf mu^te tügtid^ gmeimal, am SRorgen
unb am ^benb, auf bem SRaud^altare geopfert
merben. — S)er innerfte Staum ber Stiffdbütte,
bad „mzi1^\Q^t\ enthielt nur bie SBunbedlabe
(f. b. art.).
m. ©efd^id^te ber ©tiftdptte. 3u
SEBerfmeiftem für ben 93au ber ©tiftdbütte berief
ber ^err 99egaleel unb Oboliab unb rüftete
fie für il^re Aufgabe mit feinem ®eifte aud.
Sine gro|e ^ngo^I gefd^idtter ^tlfdarbeiter, beren
Jhinftferttgfeit ibre OueSe ebenfaSd in ber oon
@ott gegebenen SBeidl^eit batte, ftanb ibnen bei
ber Sudfübrung bed SSerfed gur Seite. 3^nen
übergab ÜRofed bad gange ÜRaterial, meld^ed aud
freimiUigen Seiträgen gufammengelommen mar.
Sm erfien Xage bed gmeiten SRonated, im gmeiten
3a^re nad^ bem ^udguge aud ^eg^pten, mar bad
gange SBerf ooHenbet, unb 3Rofed meil^te bad
^etligtbum burd^ Salbung mit Oel ein, unb „bie
SBoIfe bebedCte bad Sunbedgelt, unb bie ^errlid^
feit bed ^ttm erfüllte badfelbe" ((Es. 40, 32).
S)ie @tiftdptte mar beftimmt, bod idroelitifd^e
SoU auf feinen SBanberungen burd^ bie äBüfte
unb aud^ in bad f^tili^t fianb gu begleiten. S)ad
^bbred^en unb ^uffd^Iagen berfelben mar @ad^
ber ^riefter unb Seoiten. fjfür ben Xrondport
maren genaue Sorfd^riften gegeben; bie gfamilien
maren beftimmt, meldte für bad t$fortfd^affen gu
forgen l^atten, fomie aud^ bie Xrandportmittel an-
Sebeutet fmb, meldte i^nen gu @ebote ftanben.
fam man am Sagerpla^ an, fo mürbe inmitten
bedfelben, genau orientirt, bie ©tiftdl^ütte auf«
gefd^lagen. 3nnäd^ft um biefelbe lagerte ftd^ ber
Stamm Seoi (f. b. ärt. Seoiten), bann folgten bie
übrigen Stämme, ie brei auf ieber Seite, auf ber
Oftfeite nämlid^ ber Stamm 3uba unb red^td unb
tinid oon i^m Sffad^ar unb 3abuIon, auf ber
Sübfeite Stuben unb neben ibm Simeon unb
®ab, auf ber äBeftfeite Spb^^int unb neben il^m
9)lanaf|e unb SBenjiamin, auf ber 9lorbfeite enb«
811
©tlftsfd^ulen — ©ttftutiBen.
812
lid^ %an unb neBm tl^m 9fet unb Kepl^tl^an
ORum. 2, 1—13). — 9lud^ tiad^ ber groberung
beS ^eiligen SanbeS toed^ jelte bie Sttftdl^aüe öfterd
il^ren @tanboct. Unter 3o{ue befonb fte ftd^ suerft
»t ©algala unb \pättt gu @iIo (f. b. %rtt.) ; bort
fc^eint fte geraume 3ett geblieben gu fein, bennfie
tDOt bort 8ur Seit ber »id^ter (»id^t. 18, 31), ia
nod^ in ben legten Sagen ^eK'8 (1 @am. 1, 3;
2, 12 ff.; 4, 3 ff.) unb felbft no(^ unter ©aul.
Sßa^rfd^etniid^ ift fie aber unter ©aul nad^ 9tobe
(f. b. Ürt.) gebrad^t toorben, bcnn bort erl^tett
2)at)ib tont ^o^eni)rtefter 9ld^tmeled^ bie Sd^ou«
brobe (1 ©am. 21, 6). 5Rad^ 1 5ßar. 16, 39 f. ;
21, 29. 2 ^r. 1, 3 f. tt)ar ^e f|)öter in @abaon
(f. b. %xt), unb bort fd^etnt fie bi§ jur (Erbauung
beS falomonifd^en Xempeld geblieben }u fein.
aSBal^d^einlid^ »urbe fie bann in biefen über«
trogen unb in bem Obergemad^e aber bem Mer»
l^eiUgften aufbemal^rt (2 $ar. 3, 9). lieber bie
fpöteren ©d^idfale ift nur nod^ bie furje 9loti}
beS }meiten iJDtad^aböerbud^ed bemerlenSmertb^
nad^ loeld^er fie (ma^rfd^eitüid^ ein}elne Sl^eile
berfelben) burd^ ben $rop^eten 3eremiaS bei ber
3erftörung Serufolemd gepd^tet unb in eine
^öl^Ie beS Serged 92ebo t)erborgen mürbe (2 ÜRad^.
2, 4 ff.).
IV. 3»ed( unb »ebeutung ber ©tiftS-
l^fltte. SerStoed ber ©tiftSptte ift in ben Der-
fd^icbenen Säejie^ungen angebeutet, meldte bem
^eiUgtl^um in ber l^cUigen ©d^rift beigelegt mer«
ben ; auSbrüdDlid^ audgefprod^en ift berfelbe auc^
nod^ 6£. 25, 8 (ügl. 29, 45. 46). ©ie mar bie
SBol^nung ®otte§ inmitten feines SSoIIeS, bie be-
Dorjugte ©tatte beS ©egenS, ber ®nabe unb ber
Offenbarung Se^ooa'S, bie einzige Sultu3> unb
0|)ferftätte beS auSermal^Iten Solfed (ogl. ©d^ola
I, 178 f.). SBie ber 95au felbft in aüm feinen
Sin^ell^eitenunb mit feiner gangen ßinrid^tung auf
befonberer ^norbnung @otteS berul^te, unb alled,
maS @ott ber fytn anorbnet, bebeutungSDolI unb
gel^eimni^reid^ für bie @egenmart unb bie 3ufunf t
ift, fo l^atte er eine boppelte Sebeutung, eine f^m-
boUfd^e unb eine tqptfd^e. S)ie öltefte ft)mboltfd$e
Seutung ber ©tiftsptte unb il^rer ©erötl^ mar
bie Io§mifd^e, meldte ftc^ fc^on bei $^Uo unb 3o»
fepl^uS, femer feit ben frül^eften Seiten bei ben
ätabbinen unb ben Jhrd^entatem (g. SB. fd^on
Clemens Alex., Strom. 5, 6, unb Orig., In
Exod. hom. 9, 4) finbet. 9m auSfiil^rlid^ften l^at
SBöbr bie ©^mbolil ber mofaifd^en SuItuSftötte
nad^ aQen ©etten l^in Verfolgt unb begrünbet, ba»
bei freilid^ ftd^ in ßingel^eiten öerlicrenb, bie gum
Sl^eil auf unermiefenen SBoraugfe^ungen berufen
unb gum %f)di in Spielereien ausarten. 9lament«
lid^ bie ©i^mboUI ber 3<i^len unb ber 9Vla^
ftnbet bei i^m eine Ausbeutung mie nie gut)or.
gine eingel^enbe SBürbigung ber öerft^iebenen
f^mboUfd^cn ©euti.ngen liefert ©d^olg 1, 184 ff.,
mo er aud^ gmci mettere S)eutungen rid^tet, nöm-
liä) bie bei ben Slabbinen l^oufig Dorfommenbe,
ba| bie ©tiftSl^ütte ein «bbüb eines im ©immel
toorl^benen 3dteS fei, mit toeld^em bie ©tifts«
ptte auf Srben in beftönbiger äBed^felbegie^ung
geflanben bnbe, unb bie Deutung 8ut]^, ber in
ber ©tiftSbütte ein^bbilb ber menfd^li^ %atur
fal^, mobei ber SSorl^of ben Seib, baS ^eilige bie
©eele unb baS Mer^eiligfte ben ®et^ anbeute
(fo aud^ nod^ in neuerer 3^t fjf. fj=rieberi(^»
©9mbol. b. mof. ©tiftSl^ütte, Seipg. 1841, 93 ff.,
gegen SJöl^r). 9lad^ ^aneberg (3)ie relig. %Iter-
tpmer ber Sibel, 2. Slufl., SDlund^en 1869, d42ff.)
fteUt bie ©HftSbütte baS religibfe geifttge geben
in feinen t)erfd^iebenen Abftufungen bar, beren
natfirlid^e Segrengung einen Suftanb mtb ein
geben ber ^Reinigung (Sorl^of), ber Srleud^tmig
unb Uebung (baS feeilige) unb enbli^ ber 93er«
einigung (baS Alurbeiligfte) unterfd^eibet. (Sx
fd^lie^t bie Segrünbung im Singeinen mit bem
©a^e: „3m einfamen Sßüftenlonbe ifi ein ffird^en«
mobeU aufgefteUt, baS guerft im %ta\ptl ju 3eru«
falem, bann in ben d^riftlid^en ftirc^en tounbertott
emporgemad^fen ijl." ©e^r bonlenSmertl^e SBinfe
für bie fqmbolifd^e Deutung im Singeinen finben
fid^ aud^ in bem bereits ermäl^nten SSerfe tion 33au-
ratl^ ©d^idC in Serufalem. 3n glücllic^et SBeife
oerbinbet bereits ber 1^1. Zl^omaS bie fqmbolifd^e
unb bie tqpifd^e Deutung nad^ bem Vorgänge bed
1^1. ^luS (Dgl. Summa theol. 2, 1, q. 102^
a. 4 ad 4, unb In epist. ad Hebr. 9, lect. 1).
2)amad^ if} bie ©HftSptte ©Qmbol beS »eid^ed
®otteS in 2fSraeI unb X^puS beS Sleid^eS ber
®nabe in ber l^eiligen iKrd^e unb mie biefeS felbfi
aud^ Z^puS beS SReid^eS ber ®Iorie im t^mmeL
(S3gl. au^er ben bereits ermähnten @<!^riften
B. Oonradi, De generali tabemac. Mos. struct.
et fig., Offenb. 1712; van Til, Comm. de
tabern. Mos., Dordr. 1714 [abgebrudtt bei
Ugolini, Thes. antt. saor. Ym, Yenet. 1747,
p. I sqq.]; Bemh. Lamj, De tabemaculo
foederis, de sancta civitate et templo LL. YII,
Par. 1720; J. 6. Tympe, Tabemac. e mo-
nimmi. Mos. descript., Jen. 1731 ; Seb. Ban,
De iis, quae ex Arabia in nsmn tabemac.
fuenint petita, ed. SchrOckb, Lipsiae 1755;
^engftenberg, Slutljientie beS $entateud^S U, 93er^
lin 1839, 628 ff. ; Stwc^i, in ben ©tub. unb thU.
1844, 315 ff. ; S^. 9. 9Hggenbad^, in f^ergogS
3leaI.gnc9fl.XIY,2.aufl[.,712ff.) [®uftooaIb.]
$iiff sfi^teit, f. S)om" unb fflofierfd^ulen.
$fiffttitflen im te(^nifd^*iuriftifd^en ©inneftnb
SSermögenSgumenbungen gu beftimmten S^^^,
mobur^ ein felbflönbigeS Sted^tSfubjiect mit |uri«
ftifd^er $erfon entftel^t gfel^lt baS le^tert 3Roment^
b. 1^. gefd^iel^t bie 3utoenbung an ein fd^on Be*
fte^enbeS 3nftitut, fo liegt entmeber eine Sutnen-
bung sub modo ober eine ©dbentung (f. b. Slrt)
bor, ie nad^bem bamit eine ooer leine Seloffamg
in bestimmter Stid^tung oerbunben ifi; inbejfen
))flegt ber gemöl^nUd^e ©prodtigebraud) flud^ 3u«
menbungen überl^pt, meli^e gu einem tird^Iid^en
ober mobltl^ötigen 3n>cd(e gef d^e^en, all ©tiftttngtn
gu begeid^nen. gfür bie Ste^tSgüItigfeit ber 6tif>
81S
StigmatifatioiL
814
iBigaiseDm immgnndnm bie nätnlid^enSefüm-
moigm unbSJocauSfejpmeen n>ie für Sddaifungeiu
^cnMt cfi |t4 um eine Stiftung )u lird^Ii^cn
jvedfn, \o tß ^un&c^fl Don Seiten ber betreffen-
hcR ftM^fabrtbertDQttung eine 9tcce))tQtion er«
foibcriu}^, lod^c nid^ no^ belieben, f onbem nur
«Ol outigcbenben ®rfltri)en abgelehnt loerben
tas; fDbami fyd bie bifd^ftflid^e »el^örbe in &-
Mgung jiu liefen, ob ber StiftungSgtoect ben be-
pKtedwn llhcbtngef e|^ ober ben Sed^ten S)ritter
id^r ^unriber iji, ob Dem an ber betbeiligten ftird^e
o^rftefüen (Beiftlt^en unb beffen IRaddf olgem bie
fnfioe^rcnbe ffierbinbli^eit ntdglid^er- unb ge«
vc^^teciDfift oufcrbgt tocrben fann, unb ob bie
etcftongfietnfiinfte fax erfiUIung bed StiftungS*
iscsM gmugimb fliä. 3e nod^ bem Ausfall bief er
^rufinig ttlßh bie Stiftung i^re ©enebmigung
ober nii^t WS brittefi (Srforbemi| lomntt bann
»4 w^ bie Siad^fud^ung ber lanbed^errlidden
(Lmfinnotion Ifixiin, bamit bie Stiftung red^tliii^
mftiof) treten fonn. gfür oSed SBeitere tann ^\tt
aaf b, Srtt. Causae piae, ffird^enDemtögen,
nc^ftiftungen, Sd^enfungen unb Stift oertoiefen
[^ermoneber.]
$Ütmslifaü$m nennt man ie|t gett)ö]^Ii(i^
So^bUbung ber oon SbtifhtS in ber ^^affton
obitlbctnt ftdr))etleiben an bm entfpre^enben
diebmaldi eiiijelner bem innerlichen fieben biit-
gegdKnen Kbnflen. SBcfentlid^ ift bie Xb^nal^me
om Setbcn (B^fti burc^ pff9^]^f» Sd^mer)gefü^I
nnb itoat an ben burc^ bie $affu)nggef(l^id^te be-
{ffnberS beaeid^eten Stdlen bed tibxptti. S)er
ÜMb biefer Xbeilnol^me ober 9tad^bilbung ift
oetfc^icfacn, ebcnfo ouc^ baS ^eroortreten in bie
in|nt Srfd^elnung. SBoIb finbet ftd^ blo^ bad
€4mersQ(fii^{ (bouemb ober |)eriobifd^) o^ne
jcbci dtt^iExr Seiten ; balb fmb bie äu^erlid^ b^"
Mrtcdsnbcn S3unbmale nur oorubergebenb für
Im^e 3^ fU^tbar ober erfd^einen erft nod^ bem
Zobf; balb finb fie twm 3^unfte ber Stig>
matifotion bifl }um Snbe bed SebenS oiele Saläre
biabtodb bemerKor ober treten ))eriobenn)eife an
beßimnten Zagen ber SBod^ ober bed Sa^red
betoor; ba(b mieber oerfd^minben fte nad^ einigen
3o^ren ganj f)mrIod ober binterlaffen nur leiste
Sorben. f[u4 in ber äu|em Srfcbeinung ber
Sunbmale felbj) fftt^^i bie größte Serfddieben-
^ SBobI bei ber aßebrjabl ber bebnnt ge-
Dorbencn ^Sit finben ftd^ bie 99}unbmale an
^onben, gfügen unb Seite ; bei SDtand^en fommen
bie SnnbeR ber Somenftone bin)u, ober ba§ bem
Setben ber llrtiqtrogung entfpreddenbe Sd^ulter-
Qol, melcbeS Ji^txi ald bad fd^mergbaftefte oon
dien bcgeUbnet lohrb, in einzelnen flößen aud^ bie
Striemen ber <8ei|elung, ber SBlutfd^mei^, bie
Spuren bc8 burcb bie Seffelung an ben ^anb-
fflcnfen mie om Cjidlfe bemirften 9SBunb§u{itanbe8 ;
fflilmibmdmeife ftnbet fidd bie^ aOeS oereint bei
berfdbcn $erfon. 3>tefen oerfd^iebenen Slrten ber
•ooflm StigmaHfotion'' fielen bie mannigfal-
S^ (bmbtnationen einer «tl^eilmeifen'' Stig«
matifation gegenüber. Sterl^ItniBrnS^ig b^^fig
finbet fid^ bie Seitenmunbe a&ein; }uu)eilen er-
fd^eint fte }ugleid^ mit ben SEBunben ber $)dnbe
ober benen ber gfüge. Sbenfo finben ft^ bie
SBunben ber S)ornenfrone balb aOein, balb im
hierein mitanberenXb^ilftigmatifntionen; in 0er-
einjelten t^öOen trögt nur bie eine ^nb ober ber
eine §u| baS Stigma. 9ud^ bei ber ooQen Stig-
matifation fmb nid^t immer aUe äBunbmale oom
erften SBeginn an oorbanben, fonbem oft folgt
eines bem anbem in langfamem ^roge^, meld^er
2Bo(ben^ ÜRonate unb felbfi Saläre bauem fann.
UeberauS mannigfaltig fmb bei ben oerfd^iebenen
Stigmatifirten bie ®eftatt, bie ®r5^e unb bie
Xiefe ber eingelnen iäiunben : le^tere ift in man-
d^en gfäHen ganj betröd^tlid^, möbrenb bei aw
beren baS SBunbmoI nur an ber Oberflöd^e baftet.
9tid^t minber oerfd^ieben ift ber Stanbort ber ein-
gelnen SBunben. 3)ie Seitennunbe finbet ftd^
bei ber!DIebrgobI auf ber Sinlen, in oielen gfäDen
aber anä) auf ber Siedeten; be|gleid^en erfd^eint
bie Sd(fuItenDunbe ber ßreugtragung nid^t nur
in oerfd^iebenen ttmriffen, fonbem aud^ bei ben
Sinen auf ber redeten, bei ben Ruberen auf ber
linfen Sd^ulter. ^el^nlid^e Serfd^iebenbeit beftebt
bei ber 9iad^bilbung ber Someniounben mie ber
aRale ber @ei^elung. 93on aQen fallen ber Stig-
matifotion, oon meldten eine eingebenbere 93e-
f(!^reibung überliefert mürbe, ftimmt binftd^tlid^ ber
äußern SrfcbeinungSmeife faum einer mit bem an-
bem überein. ®emeinfam babmfte bagegen alle
iebed gembleiben oon Sntgünbung unb Siterung
unb bie göngUd^e Crfolglofigfeit aQer tBerfuc^e,
burd^ ÜRittel ber jhmft bie SBunbm jugubeUen.
93ei ber Sßebr^abl lommt ein unerflärlid^er, ben
SBunbm periooifd^ entftrömmber ftarfer 93Iutergu^
unb baS 9Ri^oerbäItni| gtt)ifd^en ber 3ntenfitöt
bed Sd^mei^eS unb ber öu^em Srfd^inungSform
ber äBunbmale l^ingu. — S)ie93egleiterf^ei-
nungen, meldte imSeben meitauS bermeiften
Stigmatiftrtm bem ^eroortretm ber 2BunbmaIe
^i) gugefeSen, flnb ebenfo ungenöbultd^ mie
mannigfaltig: l^äufige Sfftafen ober Sergüdungen:
oft Sabte lang fortgefe|te ooUftönbige ober faft
ooflftanbige Sntboltung oon Speife unb ZranI
obne Hungergefühl bei fortmäbrenber älegfamteit
bed ®eifteS unb guioeilm felbft blübmbem 9luS-
fel^m; mand^mal bie pl^Qfifd^e Unmöglid^feit,
9Iabmng in fid^ auf gunebmm ; ooUftönbige ober
bod^ auffoUenb gefteigerte SBebürfni|Iofig!eit in
$e)ug auf Sd^Iaf ; ungetoöbnlid^e, auferbalb ieber
örjtli^en ßrfabmng liegenbe Jhonfbeitgguftönbe,
bef onberS Söbm^ngen ber ftigmatiftrtm ®Iieber ;
auffaEenbed Sendeten ober loobltbuenbeS S)uften
ber SBunbmale, bemerfbar für bie gange Um-
gebung; b^ftige, lange bauembe, gumeilen aud|
nad^ 9lu^m fid^ oerratbenbe jtömpfe gegm biabo-
lifd^e 3Röd^te ; oft aud^ befonbere @abt ber 93or-
auSfid^t gufünftiger Sreigniffe, ber Slnfd^auung
ferne fid^ abfpielenber SSorgönge, ober ber SBer-
gangenl^eit angel^briger, bis boi^in ber Itmntni^
815
Stigmatifation.
816
M Cd^tienbm entcüdtet Segctail^eitetL Sei
etner Snyi^ Derf<!^iebeneT fSfäSe toirb ou4 bucd^
jol^reid^e unb glmtbrnütbigeSBeobad^ter t^on einet
(Saht bet Unterfd^eibung getueil^tec unb t>tofaner
(Begcnftönbe bettetet, nomentli^ )}on einer t^ft
ouffaUenben Sd^tfe bet Smpfinbung gegenübet
iebet aud^ nod^ fo betbotgen gd^altenen taumlid^
Snnd^etung bet l^iligen Su(^ftie. %ie ge»
meinfamcd SDterlmal bet im befd^tiebenen Sinne
Gtigmotifirten batf man im allgemeinen be-
)eid^n: eine au|etgetDö]^i(^e Seibendfü^igfeit
tmb ®ebulb ; mo^reS Setlangen xuaä^ fieiben füt
Gott; %nbad^t jum gefreujigten drlöfet unb
SBunfd^, an feinem Setben 3:$eU gu l^ben. —
S)a8@ubiect bet befd^tiebenen Stfc^inungen
tonn, tDie biefe felbft ein fel^t oetf^iebeneS fein.
Untet ben Stigmotifttten ftnben fid^ Vtännet toie
gftouen, Saien mie ^tieftet, SJtitgliebet bet Det-
fd^iebenjlen alten toie neuen Otben. g^ft atte
euro))äifd^en Sftnbet mit il^ten Detfd^tebenen Stäm-
men fmb tieitteten (indbefonbete gilt le^efi Don
Seutfd^lanb) ; im Seben bet Sftanddconer-Zet-
Hotietin Sädlia $ottato (geft. 1640) gu Ißalctmo
mitb ipon einet mautif d^ Sltoin etgäl^It , 91fia
mit 9lamen, meiere }um Sl^ftentl^um überttat
unb nad^matö bie Stigmata ctl^ielt. %nif au8
Sften ift ein Soll bet neuem 3eit bejeugt Sine
SlterSgtenge famt nid()t gegogen metben. 3)tei
bet betannteften Stigmottfitten (bet l^(. gftang bon
Sffifi, bie \jii. Xetefta, bie el^noütbige SRotina Don
(SScobot [f. b. 9ttt.]) [tonben in bet SoUblute beS
^iltetS (43-— 45 äal^te); abet aud^ ftinbet t>on
8^ 9 unb 12 Sagten l^ben bie Stigmata et«
leiten, unb anbeterf ettS U)ei8t triebet ein l^iftotifd^
böQig gefid^et 3=aQ (Utfula IBenincafa) baö
69. SebenSial^t auf , unb bei bet S^ominicane-
tin S)eHcia bi @iotKmni (geft. 1642) etfd^ieneu
bie SEBunbmoIe fucceffU) gmifd^ bem 75. unb
82. Seben^ia^te. Sbenfo Iä|t ftc^ in Segug auf
bie entf erntete motalifd^e obet }>^9fifd^e Sotbean-
bgung eine Siegel nid^t auffteUen. SS ftnben fi^
99ü^t unb Sägerinnen ebenfo niie t)on 3ugenb
auf Unf d^ulbige, SBittmet unb finbetteid^ 2Bittmcn
mie äungftättlid^e, ^etfonen l^l^en unb niebetn
StanbeS unb feincSmegS nut botl^et ftänieinbe
obet butd^ SScefe entftöf tete ftötpetconftitutionen,
fonbem gum X^eil gang ftöftige, an ffaxit Sltbett
unb Setoeguttg im töteten qitto'äfjnk $etfonen auS
gefunben Familien. Somtnica üon $atabiS g. S.,
bie 28 äa^te alt bie Stigmata etl^iclt unb übet
80 äal^e alt mutbe (geft. 1555), mat ein tröf'
tiged SRäbd^en t>om fionbe (©emüfegüd^terin),
afabeUa l^enbridl; (geft. 1874) eine tud^tige gfelb-
atbeitetin; eine ni^t unbettad^tltdde 3q^I bon
Stigmatifitten ift übet 70 unb 80 3a^e alt ge-
»otben. Sine giemlid^e ^nga^I oon ^erfonen,
beten Stigmatifation glaubnmtbig berid^tet mitb,
fbib als Eilige obet Selige gut &ßt bet 9lltüte
etl^oben tootben ; Diele ftnb im Stufe bet heilig-
feit geftotben unb l^ben il^ gangen Umgebung
baS Seifpiel fledenlofen aSonbelS unb 1^1^
Zugenb ]^intetIof|en. Sagegen {tnb aHeibtne^
aud^ Seif^iele befannt, bog $etfonen, mel^ eine
Seitlang bie Stilen getragen unb fil^nlid^ ben
übrigen Stigmatifitten in an|etgem9^nlid^en 3u-
ftdnben beobadjitet motben uxoen^ unrn^mliii^ gc«
enbet l^ben unb Don ü^tet Detmeinten ^1^
l^etabgefunfcn finb. Siele $älle Don Stigmatsp
fation liegen bid gut Segenmatt DoQ beglonbigl
Dot; bad 19. ätal^rl^unbett fielet gegen bie fe^l
Dot^el^en an S^l bet Stigmotifttten vai^t
gutndt; namentlid^ nmtben befonnt unb in ber
Oeffentlid^feit etöttert bie gfOUe ber fiai^arina
Smmerid^ (f. b. 9lrt.), SRatia Don 9RoeiI, 3>o»
menica Saggati, 2Miana SBeiStitc^, Souife
2akavi; bagegen ift nid^t befonnt gemorben, ob
im Saufe bief ed 2ki^l^unbettS oud^ eine mfinnliil^
$etfon bie Stigmen gettagen ^ Sor bem
Salute 1224, in meld^m beim V. Srang bon 9fft|i
bie 9Bunbmale ftd^at l^ortroten, iß ein ä$R-
fid^et gfaU ntd^t befannt^ miemol^I f onft Don etfki«
tifd^en 3uflänben bef(4aulid^et ^fonenSRond^
übetliefett mitb ; bie äBotte beS npofielS $auluft
(®aL 6, 17): nemo mihi molestns dt: ego
enim Stigmata Domini Jesu in corpore meo
porto, fönnen nad^ tl^tem 3ujammen|ange mit
bei gönglid^em Abgang jjebet meitetn Uebetltefe»
tung auf ein I^M^fd^^ Stagen ber SBunbrnoIe
nid^t gebeutet metben. (B i^ ba^et bie gtemlii^
attgemeine Annahme, bafi Dot S^ng Don %{fifl
gölle eigentlid^et Stigmatifation nid^ Dorgetom'
men feien. S)ie SoV^ ^ i^ ^»te Stigma«
tiftrten fefigu^eaen, ifl utmtbglidft. »oQffiul
(Hierogazophjlacinm Belgicmn, Doaei 1628»
246 sqq.) fü^rt neben ßtifabet^ Don Spaelbed
nod^ 25 anbete gfaOe an mit genauer Angabe
feiner literarifd^en @emö^momter, bei todSim
er ftd^ auf fol^e befd^rönft, bie er old graTis-
simi anctores begeid^en gu bütfen glaubt S)te
neuefte (1894) Sufammenfteflung Don Dr. 3m*
bett (f. u.) gu eietmont mad^t 321 gälle nom-
l^ft, o]|ne babei auf Soüftänbigfeit 9iifptu4
etl^eben gu moBen ooet gu tbnnen. SBiÜ^enb
man auf feiner Sifte eingelne brfannte Secftrielr
Detmi|t, metben l^inmiebet mond^e mitgeted^net,
fogat eine gange ffategotie (bie et compatieota
nennt), übet beten ßugeljiötigfeit gu ben mirflid^
Stigmatifitten 3n>eifel erl^oben metben Iftnnten.
©ulielma Don Slailanb (geft. 1281) unb ben um
bie 3eit 3eanne b'ArcS in SrantteidEi l^ecDov-
getretenen ®uillaume le Serger (geft. 1431) fd^eint
et aud Sotfid^t ni^t gu nennen, meil et i^ Soi!^
nid^t ttaut. — S)ie Seglaubigung unb %t^»
ftellung bet Stigmatifation ift in ben meifkn
bet befannten Sfolle eine DbQig mtSteid^nbe; bei
nid^t menigen übeitrifft fie an Si^er^eit ime an
®enauigfeit bie gef^t^tlid^ Uebertieferung über
f afi jiebe anbere auffaOeid)e Srf d^einung ober Xl^
kfy. &Uxä^ beim 1^1. gron) Don Affift ift bie
Segeugung eine übermältigenbe, bie Sefd^retbimg
ber ffiunbmole eine bis in'd (Singelnfte ge^enbe.
Se|tere9 finbet fid^ aud^ füt anbere gälle, |. f&.
817
@tietnatifation.
818
bei t^äfäm um etommebt (f. b. «rt.). 9ei
Skacifl Don 9lanri, Uzfufa SBenincofa, Seconica
6iiilkmi tmb moiul^ Snbeten f^htn lange
feauembc Seoboil^hmgcn unb Dielfdiiige Prüfungen
üb UnlRfu^^ungcn iwn fieniin, Xl^ologcn,
gcifllt^tn rnib tpcttiid^ Sel^ötoen fiottgefunben.
fitotn gffifle nie ffat^nna Smmerid^, SRaria
um SloccI, 2omfe £oteau finb t)on jal^ofen
IttgmicQgen bn Mi^i^iebntflen SebendfieOung
anb Conj^fjton ouSgitbig beobod^tet unb Don
^tti^n ttie t^oIogif(^eK, t^eiloeife oud^ twn
PaoMiniaudotif^er Seite auf d (gingebenbfte
«sirrfii^t motben. & tR unmögli^, bie X^at«
io^i^Ctit biefet au^otbentlid^ (fofd^nungen
p Idugnot. flfieibingd jfaib aud^ gföfle befonnt,
in ticl^Kn Setnig angetoenbet unb bie Stigmoti-
bÜDM l&K|Ui4 tfcibeigefübtt toorben ift, mie bei
tai imflludfcfigoi @d^neiber 3e^ in Skrn 1508
ttcr bcr ^Slonne t)on Siffobon'' 1588; oOein
fonbc biefe 9&lk f^un bar, ba| foU^er ^Betrug
010169114 (tuf bie Sauer verborgen bleiben famt
H bcof nid^ nbetfe^ »erben ^ bol tooffi bie
Mf^/tjui^l bct €tignuilijbten fiil^ Sa^re binburd^
9KtfdnbciB SHImmen vnb orgttöbnif^^ 9e«
iiVntfchiM i^ttr ganfen Umgebung gegenüber ge-
tfen loben (aum iqjL ). 9. über Ofonna Don
!»Bniao [grft 1505] bie AA. 88. BoU. Jun. IH,
€80 Bs^ n. 21 sq.) } ein gfaS Don @tigmatifation
ü überrollt»! iDcber fnr efaie gfantUie no(^ fär ein
Ctl)aä^aa§ eine ongenebme dkibe^ benn in ben
S^Bm nuu|t fte bie betroffene $erfon
«KbeiiSunf d^ig unb pflegt jabireid^ laftige
SUnngm unb Seuimtbigungen ber peinlid(|ften
In aodb P4 SV gid^ SnbererfeitS ift gerobe
kK ffira mSb faß mebr nod^ ben OrbenS-
ikcns in 9€guq onf bie inneren »ie o&e ftu^eren
«ffbiltniffe riiicd f o(^ ®(iebeS in ibrem fyaO'
belle bie liwfuffenbfle unb obfolutefte Controle
"»gä^- tbidb bte @4ärfie, mit melier nament»
i:^ f^fsnm Im täglid^ Serfe^r einanber ju
k3bii4ini vac^dfm, }nmoI mo ber 9leugierbe
ita ber gKonlitftt ein befonberer Snreij geboten
X . sb| fir faU^e gffifle mit in Xei^nung ge»
M^ Verben. 9bu|meittar finb enblicb oft
1e}ie fOEt Uatafodbung nnb Segutad^tung berbei-
f^ogm «odicH: m maniben göOen nxiren eS
)Bcn «e^mr ober e§ iDor Diele 3obre binburd^
te ^■■ni|t Odegenbeit gur Seoboibtung ge-
bam. ^ bdtacf ober fetner oiljm großen mebi«
vm eine burd^ €<bi^titf^"
9Ugelbo|en b^iDocgebrod^te SEBunbe
ä bot noiji^iwitin, moS fte ift ; gur SntlarDung
sc .StmoK om Siffobon' b^ben Dier entfibloffene
Doft^anbig ondgereid^t (Sgl.
Soll Bodrigo, Historia
ivdadflrm ^ Im Iniaineum n, Madrid 1877,
l3SBg.;P.C9finBSoFBB8ioiieDomimy Seben
fc UiiwoiblaiB Voon Dom b^ SortboIomäuS^
1884« 64 f.; 2bo«aS (Eimoro,
hrt jffMif ^I^Mii Don OrodCD. SnS bem
1885. 311 f.) «ud^toae
für mond^e Sbaraftere )ur Serfud^ung merben
(önnte, bie ®enugtbuung, bie etioa barin liegt,
für Slnbere ein @egenftanb ber Siufmerffamleit
unb Setounberung }u »erben, ift bei Dielen ber
btftorifd^ belannten gfäüe Don Stigmotifation
auSgefd^Ioffen. Set aRond^en ift bie %\^1^t
fogar gebetm geblieben bis )u ibrem £obe, bei
Ruberen mar fie nur menigen Derf^miegenen ^er«
fönen, etma bem Seid^tDater, bem Sr)t unb bem
Sif d^of ober Orbendobem, befannt. 9ud^ bieieni*
gen ® tigmotijirten, meldte in ber Deff entlid^f eit Diel
genannt morben finb, b<^ben bte^ in ben meiflen
OföHen meber ongeftrebt nod^ felbft Derfd^ulbet,
^d^ Dielmebr Dielfod^ bagegen gefhäubt unb fc^toer
barunter gelitten. SS i|i aSer SBabrbeit entgegen,
menn man bie @tigtnatifation überbauet att
,,beabfid^tigte Sd^fteDung" Don Domberein }tt
biSaebitiren fud^. <gd fommt binju, bog Don
einer großen 3abl ber b^ftorifd^ beglaubigten
@tigmatifirten ber gan}e SebenSlauf befannt uttb
burd^ 3eugen Derbürgt ift, unb ba^ fie nad^ ibrem
gangen äBanbel atö Seute anerlannt merben muffen,
meld^ für bie SEBabrbeit ibrer StuSfagen unb bie
Sbrenbaf tigfeit ibre4 ^anbelnS bie böcbfien mora«
lifcben Garantien bieten. 2)arauS ergibt fid^, ba|
menigfiend für eine nambafte 3abl ber biftorif^
überlieferten t$ölle mit ber gleid^en unantaftbaren
Süberbeit, mit meld^er bie Xb^tfacbe ber au|er»
getoöbnlid^en Srfd^einungen feftftebt, aud^ j[eber
Serbad^t eines SetrugeS auSgefd^Ioffen ift.
S)ie (Sntftebung unb !Ratur ber @tigmop
tifation im Mgemeinen if! infofem eine offene
grage, als bie iKrd^e eine lebramtlid^ ffunbgebung
herüber nie ertaffen, bie auberfircblid^ie SSiffen*
fcbaf t aber eine aud^ nur einigerma|en eiiiletui^tenbe
Srflörung bafür nie erbrad^t bat. gfflr ben gUu^
bigen Jtatbolifen mu^ iebod^ in'S Semid^t faOen,
ba| }ttr ßrinnerung an bie Stigmatifation beS
bl. SronciScuS für bie gange ftird^e ein eigenes
gfeft eingefe^t i{l (17. 6e|)tember) ; bog ebenfo gur
ßrinnerung an bie @tigmatifation ber \jL. ftotba«
rina Don @iena (f. b. 9lrt.) für ben gefammten
2)ominicanerorben unb bie 2)i5€efen Don $ifa
unb ©iena (1. 9|n1I), gnr geier ber gebehnnil*
Doflen 2>ttr(bbobrung beS f)ergenS ber bl- Zerefui
(f. b. 9[rt.)bem gangen ff armelitenorben (27.9uguft)
bur(b $a)i^ »enebid Xm. ein befonbereS gfeß
nebfk Officium gugeßanben mürbe (Dgl. Bene-
dict XIV., De Berrorum Dei beatif. 4, 2, 8,
n. 6—11). 3n bem fird^Iid^ gfeftofftrium biefer
Eiligen mie in bem ber \ji ffatborina Don Sticd
(f. b. art.), beS 1882 beatifidrten SrandScanerS
ftad Don €egge (6. Sonuar) mirb bie @tigmati»
fation unter onberen ®nabengaben (ropema
chariamata bei|t eS bd ffatbarina Don SRicd)
onfgegäblt, md(be ibnen gn Xb^ getoorben feien.
Ueberbottt't ift eine giemlid^e ^ttgabl Don $er«
fönen, bereu Stigmotifaüon gefd^id^Iid^ feftftebt,
nocb dngebenber Prüfung Don ber iKrd^ bct fiifte
ibrer feigen uiü^ Seligen eingereibt morben;
ber enodbnte Dr. Smbert göblt bereu naib fetner
821
Stigmotifatton.
822
{Irubung mit onberen (»t^ologifd^en gfäHen l^er-
oulgrboben. Sie IBergtei^ung gefd^tel^t bann o^ne
jebc Säiffi^t ouf bm Sufornmen^ng iener %^»
a^ifmaiq mit bcm ganjen übrigen 3uftanbe, ber
^önfi^btt imb ben morattfd^n Sigenf^aften
bcr etigmotijitten. S)ie ®efammt^eit bec ^iftorifd^
irglottbigten Sotfommniffe ber @tigmatifation
Ott (ä üjftm 99cgleiterf4iemungen nod^ ben Stegein
ciaff wmxxÜffilSLokn l^ijbrif d^en Pritil juf ammen*
pflcOen unb bie ®efammt^eit aUet biefer Srfd^ei-
mmgoi vadf i^ren ^u))t)ugen )ur (gtunblage
nofS t9ij{mf(!^ftU^ UrtQeild unb einer 93er»
(Itutung mit fonfl Dorfommenben Ijotl^ologifd^en
^jlänben )tt madftn, "fyai num Bis ie^t nic^t für
bcr Vtü^ toett^ erac^et ober geftiffentlid^ Der»
mitbcn. Stt^tenS jeigt fic^ bann bei )iemlid^ aOen
Ihrjrn Oerfiul^ bad (Eigent^ümlid^e^ ba| mon
ji^ fctent, tfyAi^ bor bie Sftoge }U treten, ob
.ootutlti^ ober übernatürlich'', ober ununuounben
rmjugcßet^, loie rneit bis je^ eine Srfldrung
möglt^ iß otier ni^t. 92id^t genug bamü, bo| bie
IRdgli^fett oDeS Uebcmatürlid^ oon ooml^rein
in abfolnter SBSeife ou^ef^Ioffen toirb, mad^t {td^
ein foji Inbenjc^ftli^ Streben bemerfbar, burd^
q^joi/U Snologien, geleierte SBorte unb !ede SBe«
taitpttmgai ben Schein gu enoeden, oIS fei l^ier
tOd jonnenflar, aäl^renb t^tfäd^tid^ bie SBiffen-
j^ ^infid^tlii^ ber Stigmotifotion bis l^eute bor
mm i^ böDtg unguganglid^en ®ebiete fte^i 9lb«
gfft^ oon bcr gegen bie (Sefammt^eit ber biSl^er
kbmaten gf&IIe fo oft Ieidt|tf ertig erl^obenen 9n-
flage auf Setrug, finb l^u;)tfad^Ii(^ brei Sr-
fldnmgSbofud^ geUenb gemad^t morben. S)er
nnicjlt ift ber burd^ ^^pnotiSmuS (f. b. 9lrt.
&nmiambuIidmuS). Sd ift in eingelnen gfäSen
hcst ^Qpnottfeur gelungen, burd^ blo^n Sefel^I
om Mt^ beS 9RebiumS »d^renb bed magneti«
{d^ S^lafed einen leichten rotten gfleden beroor-
{snifni^ unb attar gauu an einer oorl^ier begeid^«
netm SteOe. ^enfo ift auf 99ef el^I beim (Enoad^en
cDd bem magnetif^en Sd^Iafe 9{afenbluten ein-
gctnlen; burid^ Auflegung einer Snja^I bon
9nefmarhn, toel^e oem SRebium ald Sugpflofter
botgeftellt mürben, entfknben am Körper bed-
felben leidste SBaf^blafen ober bie benfelben oor»
beigebenbe lei^ite Sntjunbung ; enblid^ gelang ein
9crfu4), bog beim 6rmad^en am Srme bed 9Re«
büund einige @d^ft)üge gerötl^et unb leidet
Uiitcttb erf($ienen, meldte ber ^^pnotifeur bor
Dem 6i^Iafe mit einem Stift auf ben 9Irm ge«
leid^ ^tte unter bem 93efel^l, ba| biefelben
mid)^ blutenb fi^tbar merben foUten. S)tefe
im Ziium|)t angetünbigten i^Srfotge'' ftnb in-
be^ nur in dnaelnen feltenen gfäSen gelungen,
iDÄbtenb bie SRei^ia^I ber in biefer SRid^tung an-
sehen 4Eipcrimente obne SBirfung geblieben ift.
Itt4 in ienen menigen ^oXitn mürbe bie SBirfung
ntr er)ielt mit ^ilfe bed magnetif^en Sc^IafeS.
tbgeje^ bon bot genannten gang unbebeutenben
iot$en ober bluicnben Srf(beinungen an ber baut
nciflt bcr übrige 3uftonb ber ](iQ))notijirten $er*
fönen mit ben betonnten Segleiterfd^inungen ber
Stigmatifation nic^t bie geringften Sergleid^ung^
imnfte auf. — Sin anberer drfldrungisocrfuc^ ift
ber burdd »^uto-Suggeftion", b. 1^. burc^ ^oxv^
centrirung ber (EinbilbungSfraft auf ein enge be-
grengted @ebiet oon Siorftettungen. 9Ran nimmt
an, ba^, mie (angebli^) burd^ leb^fte Sinbilbung
einer innem Äranll^eit biefe im aRenfd^en mirfli($
l^eroorgerufen merben tonne, f o btnrd^ l^öuftge unb
lebhafte SSorfteHung ber SBunbmale Sl^rifti bie ent*
fpred^enben äßunben unb Slutergüff e am Selbe beS
Stigmatiftrten l^eroorgebrad^t mürben. Steg ift
iebod^ eine DöUig miUtürlid^e, benZl^tfad^en miber-
ftnred^enbe Snnabme, bie überbte| ben gangen
fouftigen 3uftano ber Stigmatifurten unertlart
lagt, gfür gallreid^e gfölle gel^t aud ben und er«
l^Itenen gang einge^ben Säerit^ten Qar l^eroor,
ba| eine intenfioe SSorfte&ung fpecieU ber SBunb«
male Sl^rifti gar nic^t ooraudgegangen ift. Sei«
fpiele, bog iemanb burd^ bie bIo|e Jhaft ber Sin«
bilbung ftd^ tiefe SDBunben unb luftige Stutergüffe
l^orgerufen l^abe, finb bis gur Stunbe nid^t er»
brad^t. Slud^ ftnb auS ber @efd^i(^te ber ^eiligen
nid^t menige 3Rdnner unb gfrauen betannt, melc^
gum Seiben ßl^rifti tmb gumal feinen SBunbmalen
eine oorgüglid^e Snbad^t genährt ^ben imb auc^
burd^ Sergüdfungen unb anbere au|erorbentttd^e
@aben audgegeid^net maren, bie aber gleid^mol^I
bie Stigmata nie erlangt ^aben. %tt g. 9. bie
Jfatl(|oUten 9lorbengIanb9 ftd^ 1536 gegen il^ren
tird^enräuberifd^en ftönig gu einer bemaffneten
Semonftration (the pUgrimage of grace) er«
l^oben, fpielte baS SBtlb ber fünf SQBunben Sl^rifti
babei eine l^eroonagenbe Stolle unb mürbe auf bem
^auptbanner ben ^erl^aufen oorangetragen. 9ln
reltgiöfer Srregung unb fteberbofter X^ötigteit
ber ßinbilbungStraft fel^Ite e8 nid^t in ben SRei^
ber $ilger: aber au(^ unter fo öugerft günftigen
SSerl^altniffen für bie „^uto-Suggeftton" mirb
fein eingiger gfoD oon Sttgmattfation berid^tet. —
& bleibt nod^ eine britte oorgeblic^ Srtlärung,
bie burd^ ^qfterie. Sie erfd^einungen ber ^^fterie
baben nömlid^ mit benen ber Stigmatifation ba8
gemein, bag beibe auf einem öugerft buntein ®e«
biete liegen, don meld^em btd {e^ bie SBiffenfc^aft
ber ÜRebtcin faft nichts mit Std^erbett gu fagen
meig unb mo bie ftunft bed 9rgte8 nid(|tS oermag.
SBenn f onft gmif d^en bem ßnftanbe einer eingelnen
Stigmatifirten mit bem eined beftimmten an ^9-
fterie tranlenben 3nbioibuum8 einmal getoi^e
Analogien l^erauSgefunben merben tonnen, fo be-
gießen fid^ biefe auf untergeorbnete Ütebenerfd^ei«
nungen. 3toif d^en ber Sttgmatijation, in ber ©e«
fammtl^eit ißrer gäOe unb nad^ il^ren ^auptgügen
betrad^tet, utib ber ^qfterie, nad) ben bidl^rtgen
örgtU(^ 93eobad^tungen unb Srfabrungen in
ibren d^aratterifttfc^en SRertmalen beurtbeüt, liegt
ein f 0 bebeutenber ^bftanb, bog mentgftend bi§ ie^
bie Snmenbung beS SBorted ^^pfterie" auf eine
ben ^ergten böttig unergrünbli^e ©ruppe oon 6r-
fißeinungen als blogeS SBort imb leere SuSrebe
6t{)>enbittiii — StödL
826
•oPc bct Sfaiffmift. ber fiber bie Seele felbfi
hinc (BcbmU t^, geliitfit cfi oft, ben 6tim oon
SRntfid^, iQd(^ dUf Orttett nad^l^gen unb auf
JlatA ouft finb, bttx^ t^cen RJkptx in X&uf d^ng
jü Mflnifcn*'' .Unbbie|\fofatii9ltbabeneira
fbcf» .>Ie0tc er bin^ IBeifj^iete, bie ou^ iä^ fe^r
Doy ietme.' SBeücre SBdelfirung gibt @coca-
■dUI,2S5f.
S>ic£{terotttr flber6ttgmatifotion 1^ in ber
^^lim 3nt foß au8f((Iic|ti($, ober mid^ giemlid^
tru^i^i, mit ben Stigmata bed 1^1 gran) k)on
Hfnp «nb bet ^L ftot^arina Don Siena \xq be«
Mäftigt 9la4 ber mebictnifd^ Seite i$ bie
6tiginott|dtion namentliil^ in Den gfäOen ber fto-
ibaciaa Smmerii^ irob fiouife 2ateau oiel erSrtert
wrben. Seltere, geb. 80. Sannar 1850 in ber
Sö^ bcS ^Sjiot^ 93oiS-b'^ine in ber belgifd^
Sitefe Xotima9, entflammte einer unbemittelten,
ober finiiigßn Arbeiterfamilie, bie bed SßaterS fii^on
fiubc bimlb ben Zob beraubt mürbe. Stad^ fromm
MrleUtr 3iigenb mar fte eben oon töbtlid^er ffronf-
^ (etgeßcflt oft feU «(irU 1868 bie Stigmato
berwsjutrcten begonnen. Sie ftarb am 25. Suguft
268^ (SgL J. S. Shepard , Lonise Lateau,
Übe ezstaticaof Bois-d'Haine, London 1872;
F. LefebvTBy Louise Laiean de Boifi-d'Haine,
sa vie, aea extaaes, see stigmaies. Etüde
laedieaie, Lomrain 187S; H. van Looy, Bio-
graphie de Louise Laiean, Tournai 1874;
IL 9lobIing, fiottife Sotcau. . . . 3laäi autbenti-
f^ 3Rri)idmf(^en unb Z^logif^en Socu«
wBlm 2C, ^berbom 1874 ; $. 9Raiunfe, Souife
Soteon, tbr SBunberleben unb ibre Sebeutung,
Ssfin 1874; 9. 3obnen, Souife Sateou, bie
etignotiftcte Don SBoiS b'^aine, lein SOBunber,
Mccn X&rfd^g, Min u. Seipjig 1874; £1^.
&bmiui, Wein Suto^ten aber bieSBerfud^, bie
ca ha Stfentotiftrten Souife Sateau am 26. ÜRör)
1B69 ongf^eOt »urben, ftöln u. 9teu^ 1875;
£. Warlomont, Louise Lateau, 2* ^d., Bru-
lolks 1876 ; (L SerenS, Souife Soteau. 92ad^
ta Rcnefloi S^bad^ngen uno Crfd^nungen,
^obedom 1878.) lieber SRarie o. SRoerl, geb.
17. October 1812 )u ffaltem in Xirol, oon ffinb«
hat an tarn unb fromm, feit 1882 burd^ au^er-
ifiDbfpüU^ 3#^be belannt, geft. 11. Sonuar
1868, UAL (E»rrcfi, SR^ßU H, 494 f. ; L. Boi^,
Lee St^atisöee da Tyiol, Paris 1840;
(BontS,) 2>tt Z^roler efftatifcben Jungfrauen,
SegenSbing 1843 ^ Yeyland, Les plaies san-
^KBtBß du Ghnst reprodnites dans trois
viergea chretiexuiesTivantactuellement dans
\ä a>TDl, Mets 1844; $. TOatunfe a. a. O. 96
(ibbrnit ber Serdffentli^ung oon f$r. Xiej^ im
JMBann Scetnbenblott* 1868). lieber Do-
amka 2o|sari figL au|er ben (genannten Seba
Stbir. e^ondterUIberr gtanlfurt 1853, 195 f.
Hon forai nodft ticrgleld^ $b« SNabler, 6nt-
ifiaungm über bie cffiatifcbe 2hmgfcau 3uliana
B^Sbdfit 7C , aSien 1851 ; te SEBelfd^er, Z)ie
6tigamiifirle gii (Benbringen (i)orot^ 3}iffer).
Shu!^ genauen 9eobad^tungen,99orIen 1845. Ueber
bie gfrage in i^rer digemeinen Sebeutung Idnn
man au|er ®drred' fcbon genannter J^xfß" II,
407 ff. oergleid^en: Theophüus Baynand, De
BÜgmaüsmo sacro et profano, cUvino, hn-
mano, daemoniaco, Oratianopoli 1647 (Opp.
Xni, 72—194) ; ScarameUi, Anleitung in ber
m^ftifd^en Zl^eologie, auS bem Stalienificl^ I,
StegenSburg 1855, 229—241 ; ^e Stigmati*
firten bed 19. Sa^rbunbertS. . . . !Rad^ autbenti*
feigen OueQen herausgegeben Don einem €urat»
i^riefter, SRegenSburg 1877; A. Imbert-Gour-
beyre, Les ßtigmatisees , Paris 1878; Le
mdme, La Stigmatisation, l'extase divine et
les miraoles deLourdes, Paris 1894, 2 vola.;
W. Sod^am, SRemoiren eines Obfcuranten,
l^erauSgegeben Don P. 9R. Sattler, ftem))ten
1896, 213 f. 9latärlid^ SrnSrung Derfwben
3. SR. C^rcot, ftlinifd^e iBorträge über Jhan!-
beiten beS SlerDenfpftemS. 9lad^ ber Xebaction
Don IBoumeDifle in^S Seutfcbe übertragen Don
9. Sfe^r, Stuttgart 1874-1878, 2. Sbt^.;
2)erf., %eue Sorlefungen fiber bie ffratd^eitea
beS 9lerDenf9ftemS , inSbefonbere aber ^^fterie.
Sutoriflrte beutfi^e Ausgabe Don Sigm. gfreub,
äBien 1886: Bourneville, Science etMiracle,
2« ed., Paris 1878; H. Bernheim, De la Sug-
gestion dans l'ötat hypnotique et dans l'dtat
de veille, Paris 1884; P. Bicher, Etudes cli-
niques sur Thyst^ro-epilepsie ou la grande
hyst^rie, 2« ed., Paris 1885.) [O. ißPf S. J.]
$fi|peitbiiiiK, ein ^uSbrud, ber gema| feiner
Ableitung (stipem pendere) ben 9{ebeiibegriff
beS SoIbeS ober SImofenS an S)ärftige \^, be*
geicbnet 1. biSmeUen bie 9iei(j^niffe, meU^e an nod^
anfteUungSIofe ®eiftlid^e bis ju ibrer $roDifton
als SuftentationSbeitrag Derabreitbt merben. —
2. regelmäßig bie freimtSigen, bur(b bifcb5fIi(beS
KeguIatiD ober bur(b ObferDong fisirten Oblatio»
mn für bie 9M)))Iication ber l^eiligen SReffe (f. b.
art aRe|fti)>enbittm). — 3. bie meifi auS Stif-
tungen flie|enben Untcrftfitfungen, burd^ melcbe
ftrebfamen ^ßerfonen bie SDtögli^teit einer %h\j^xxi
SuSbilbung in Jhmft unb SBiffenfcbaft u. bgl. ge-
boten mirb. [^maneber.]
^toA^ Simon, .ber b^/ f. SimonStod.
$tfilC, Silbert, l^erDorvogenber fatbolifd^er
$]^iIofo|)b ber neuf d^iolaftif^en 9ii(btung, maä) als
ber Sobn einer f^U^^en ScbuOel^erSfamilie am
15. aRdrg 1823 }u SDlö^ (bri Xreud^flingen in
SBa^em) geboren. S)en erften Unterriebt erbielt
ber talentDofle ftnabe in ber OrtSfd^e feines
SBoterS, lam bann im 9. 1835 an bie Stubien-
anftalt unb balb barauf in baS bif(b5fli(be Semi-
nar }U ßiibf^fiit, mo er baS gonje ®9mnafium
l^inbur(b in oBen jflaffen unb (Seaenftanben ben
erfien $Ia| bebouptete. Kocb als S^mmtfiaft be-
geifterte er feine ERitjöglinge )ur (Srunbung eines
bie Pflege Don Xugenb unb SBiffenfd^ft begmeden-
ben iSßereinS unter bem SRamen »9Io9Panifd^e
Sfabemie", ber ftd^ l^eute nod^ eines fegenSreid^
S29
Störung beS ®otteSbienfte9.
880
Ib^ innfi no4 cttooS \tfyttXbtn*', fymiiit btr un-
cmnbG^e SRonn am 15. 92ot)ember 1895 {eine
cMe Seele auft. Ottt i^m ging ein entfd^iebener,
irnndinenfcfler (S^arofter, ein tiefgläuiiger Sl^rift,
dn p^ic^ttituer ^Ißriefter, ein einflu|reid^er ®t'
Wn tn'S denfeüs l^inüber. 9ln feinen Sd^riften
ymfit num ^Oenmeife nriffenfd^ftlic^e ftritil,
Ziefe. (SdmbCi^fcit unb Selbfiänbigfeit bod^ er-
jitum fuilf biefelbcn olft fieldrbüd^er mit ^tä^i
p^ Seliebt^it (9}gL SDtorgott, Dr. «Ibert
z^ Sebenlblatt }um 70. ®eburtStoge, in ber
.ftott @<^ulfunbe'' 1893, 3lt. 12; grüner,
$mH fi^ I>r. SIbert Stödl, im ^fiatboIU''
\m, 1, 1—11 ; $^iIo{. Sal^rbud^ ber ©örred«
eejeflfiiMt 1896, 484; [^emfelj Dr. «. etödl.
e» Seben^flijy, a^oin^ 1896.) [SRorgott.] .
$tfnia^ k€$ ^^tUsMeufles (turbatdo sa-
cronim) ^ci|l bod Seltct, tt)el(^ed begangen toirb,
vom jcmonb biu^ Sl^llid^feiten ober S)ro]^ungen
Mf ÜuSubimg bcS ®ottefibtenfteS einer im @taate
bcPe^enben XeligiDnigenDlfenfd^aft abjtd^tlid^ Der«
bmbrrt, ober in einer JKr^e ober an einem anbem,
}n «Iigi5{en Serjommlungen beftimmten Orte gur
3rtt bei (Sottedbtcnfied Dorfdklid^ fidrm ober Un-
ofbnnng (namentlid^ burti^ Verbal« ober Steal«
isittrien gegen ben fimctionirenben @eiftlid^en)
oegL Sie crften (^riftlid^en jfaifer ftatuirten
gegen birfc§ Skrge^en fe^r ftrenge Strafen; fo
(in&ttcn f^noriud unb 9rcabiu§ (898) unb
IKoman (451) bie tnrbatio Bacronim für ein
itfipüaloaAre^^en unb festen bte 2:obedftrafe auf
bosiclbea 10, Cod. 1, 8; 1. 5, Cod. 1, 12).
Julian milberte iebod^ biefe Strenge, inbem er
pd %tUn b€T turbatio sacrorum unterfd^ieb
unb nur bte fd^tterere berfelben, bie Störung
ober Sei^tnberung beS ®ottedbienfted ober einer
$rDceffion mit bem Xobe, bie Seleibigung bei
9t|4ofl ober eines glerüerS näl^renb bed ®otted-
bimjitl ober einer $roceffton bagegen mit förper-
luter Sättigung ober bem dpi beftrafte (Kov.
123, 31). flu^ bie foroUngifd^e ©efe^gebung
bejHmmte bei X^Hd^feiten gegen Slerüer in ber
lKi4t bie <Snln^tung eines breif ad^en SBel^rgelbS
imb {e|te fiberbieS ben Idnigltd^en Sann barauf
(j. Mon. Genn. hisi Leg. Sect. II, Capit. reg.
Frana I, 281 ; II, 60). @ratian DermieS in
femon Dietum gu c. 29, C. XVII, q. 4 auf bie
(ikfc|e im erften 9wi^ beS Codex JuBtinianeus.
SRit excosunniucatio ferendae ober latae sen-
tcatiaeoberinterdictom ab ingressu ecclesiae
ipso jure bebroben gleii!^ bem gleiten Soncil
m ^on (f. 0. 2 in YI 8, 23) mittelalterlid^e
Sqnoben beteoffneted Srfd^einen in ber ftird^e,
&bnDa% befi @otteSbienfteS burd^ Xumulte unb
lAdtiffe ouf Rubere in ber jtird^e ober auf bem
fis^M, Störung beS @otte§bienfteS burd^ un-
yaünibeS Senebmm u. bgl (f. g. 93. Mansi
Hin. 1160; XXV, 1074 ; XXVI, 452 sq.).
3m ncium ftird^enred^t ^ $iud Y. 1566 in ber
tonftitution Com prunum eingelne bter^er ge«
4^ Sergej mit beftimmten^ je^t aber un-
))raftifd^en Strafen (®elbbu|en,b}m. ^rflgelfhafe,
SsiO bebrobt 2)q8 3:ribentinum unb ^articular-
fqnoben meifen t^eilS arbiträre, t^eilS fefte Strafen
gegen bie turbatio sacrorum auf (f. Trid.
Sees. XXn, Decret. de observ. et evitand. in
celeb. miesae ; Hardouin X, 452. 690. 828.
1425. 1460. 1564; Ogl. ^infd^iuS, ffir(^en-
red^t Y, 763 f.). 3lud^ l^at bie ftaatlid^e @e«
rid^tSprajiS feit bem 16. Sal^rbunbert mit ben
delicta mÜLta unb felbft einzelnen delicta mere
eccleeiastica bie turbatio sacrorum mieber
mel^r unb mel^r in i^ren 93ereid^ gegogen. S)a-
bei ift bie beutfd^e @erid^tSprasid ber milbem
SSerorbnung SuftinianS gefolgt unb b<^t auf bem
©runbe berfelben folgenbe X^eorie auSgebilbet:
I. ®ie SobeSftrafe oatf nur bei ber aDerf(|n)erften
^rt ber turbatio sacrorum t)erbängt merben,
toenn namltd^ 1. ber ©eiftlid^e nid^t blo^ mit
SBorten unb S^i^^n, fonbem mit förperlid^er
9RiBb<tnbIung beleibigt mürbe, unb biefeS 2. in
ber JHrd^e unb 3. möldrenb Ausübung feiner tird^-
lid^en gfundionen gefd^al^, unb gmar fo, ba^
4. bie Unterbred^ung ober ooQige tluf^ebung beS
(SotteSbienfteS bie ^folge mar. IL ge^It eines
biefer t)ier älequifite, fo barf bie Strafe beS
Sd^merteS nie Derböngt merben. SBar aber bie
turbatio sacrorum mit befonberS erfd^merenben
Umftänben unb großem ^ergemi^ oerbunben, fo
foU auf fianbeSoermeifung unb förperlid^e 3üc^ti«
gung erfannt merben. III. SBeftanb bie Störung
beS SotteSbienfteS in bloßen Serbalinjiurien gegen
ben ©eiftlid^en, fo tritt eine arbitröre Strafe, ge*
möbnlid^ ®ef ängni^ ober ® elbbu^e, ein , beren
®rö^e t)on oer S^mere ber 9efd^im))fung, bem
üerurfad^ten Slergemig, ber me^r ober minber be«
beutenben Unterbred^ung beS ®otteSbienfteS ab«
bangt. lY. S&tiUmm unb Streitigfeiten ber
ffir^enbefudl^er unter fid^, moburd^ bie Functionen
beS (Seiftlid^en unb bie ^nbad^t ber ^nmefenben
jeftört merben, follen mit ®efängni^ ober @eß>*
trafen nad^ bem Srmeffen beS SRid^terS belegt mer-
)en. SBaren bie Streitigleiten mit großem Xumult
ober gar mit Sd^lägereien berbunben, fo ift baS
Strafmal bebeutenb gu erl^öl^en (t)gl. B. Carpzov,
Jurisprudentia eccles. seu consist. 3, 8 : De
poenis sacra turbantium). S)ie mobeme ®e>
fe^gebung betrad^et ebenfalls bie SReligionSbelicte
als t)om Staate gu beftrafenbe äSergeben, ift aber
in ber Snbrol^ung bon Strafen milber. So be*
brol^t baS Strafgefe^bud^ für baS S)eutfd^e Steid^
§167 bie Störung beS ©otteSbienfteS im an-
gegebenen Sinne mit ®efängni| bis gu brei 3ab-
ren; bagu beftimmt § 196, bog bei ^eleibigung
eines StetigionSbienerS, mäbrenb er in Ausübung
feines SerufeS begriffen ift, ober menn biefelbe in
99egiel^tmg auf feinen ^eruf begangen mürbe,
au|er bem unmittelbar Setl^eiligten aud^ beffen
amtlid^e Sorgefe^te baS 9ted^t b<iben, ben Straf-
antrag gu fteUen. Sel^nlid^eS ftatuirt baS öfter«
reid&ifd^e StrafgefeJ üom 27. 2Rai 1852, §§ 122»».
303. (93gl. no^ ff ol^Ier, Stubien auS bem Straf*
881
Stoifd^e SRoraL
red^tl, ÜRonnldeim 1890, 183 ff.; £tf}t, Se^-
imd^ be9 beutfd^ @irafred^t9, 7. 9it{t, Serlin
1896, 886 f.) [Sdgmüller.l
^Mf^ Wi^tat, änBegrtff btr et^ifd^eii ^-
cipien unb Snfd^autmgeti in her fogen. floifd^
&äf[ät, toeld^ unter o&en focratifc^ @^en
bie $]^iIofo))]&ie Dor^üglid^ mit Stficffn^t auf baS
moxmid^ ®ebiet meiter bilbete. Sie @toifer
fe^en ben ^öd^ften Stoedt be« SAmi unb oOeS
$^üofo)>]^iren9 nid^t in baS SBiffen an fid^, mie
$Iato unb SriftoteleS, unb nod^ loeniger in bie
Su% tt)ic bie ^bonifer unb £)>üuteer, fonbetn
in baS ^anbeln unb bie fittlid^ Xud^tigfeit
Sei i^en ftonben bal^ anä^ Sogil unb $^9fif
(jammt Xl^eologie), benen t^oretif^ ber Sorrang
juerfonnt iDurbe, bod^ ti^tföd^Iid^ ganj unb gar
in bem 2)ienfte ber (^if. 9iuf Bern et^f^en
Gebiete tritt ber @eift ber fioifd^en $I^Uofo))^ie
am unmittelbarften }u Xoge, ^er liegt aud^ bad
unbeftreitbareJelbftönbigeSerbienftberfelben. S)ie
meta|)]^9flfd^e 9)orauSfe|ung beS ftoifd^en SRoroI-
f9fiem3 ift ber b^namtfd^e unb tronSeunte $an«
t^eiSmuS (f. b. Srt.). S)afi göttlid^e SBefen, afö
Urfeuer gebadet, enttoidfelt ftd^ gur 9Mt; bie
Sonberesiftenjen in ber ä&elt fmb nur unenblid^
mobificirte SRanifefiationen bed Sinen UrttefenS.
^SAt @ottl^ mirb aber jugleid^ atö Semunft
(X^Yoc, vouc) ober aaif M Sorfe^g (icp^voia)
unb als SSer^öngni^ (etfiapfisvY), fatam), (urj
afö geiftigcd SBefen gebadet, )o ba| bie SBeltgefe^
als eine Offenbarung ber göttlid^en 9}emunft unb
inSbefonbere bie menfd^Iid^ Semunft als ein
«uSfLu^ ber ®ottl^ felbft in betrad^ten ftnb. —
SReben biefer meta))]^9ftjd^en ^t bieftoifd^eSRoral
ober unt^erfennbor aud^ eine pf^d^ologifdjie SofiS
in ber Siüdftd^tna^e auf ben allen Sebettefen
gemeinfomen Selbfter^ltungStrieb, tt)oburd^ iebeS
Skfen innerlid^ gu bem getrieben mirb, maS feiner
9}atur gemfti ift S)emnad^ mar baS oberfte
SRoralprinci)) ber @toifer, t6 6fi.oXo7ou(ievcDc x^
^öorei C^v ober xh dxoXou&coc C^v ober r^ dxo-
Xood£tv T^ ^ujet, b. 1^. baS fßd^^it 3i<I beS
9Renfd^en befielet barin, ba^ er ber 9latur gemä|
lebe, namlid^ in Uebereinftimmung mit ben aS-
gemeinen ©efe^n beS 9BeItIaufeS unb ber t>er"
nünftigen SRenfd^matur. Unter „Statur"' (f6avc)
oerftanben bie Sinen oorjugSmeife baS SBeltoA
(iKeantl^), Rubere bie einlieft ber menfd^Iid^
unb ber allgemeinen 92atur (S^r^fippuS), mä^*
renb bie fpäteren @toif er babei Dormiegenb an bie
9latur beS SReufd^en badeten. SiefeS „natur-
gemäße Seben" nennen bie Stoibr Xugenb. @ie
gUt il^nen alS baS oberfte fidftenS)ieI unb als baS
^öd^fte unb einjige ®ut (di7a&6v xtXetov) ; in i^rem
Seft^ befielet bie l^öd^fte unb eingige ®Iüdfelig-
feit. Srmorben mirb bie Xugenb burd^ bie Der*
nänftige Srfenntni| unb burd^ ben t)emünftigen
®ebraud^ ber SBiflenSfreil^. SBer fie beft^, tfi
oOein meife ; tugenbl^ft unb meife fmb Segriffe,
bie fid^ beden. 9US ^dd^fhs unb einjigeS ®ut ift
bie Xugenb fui^ felbft genflgenb (aörapxi)?) unb
5ur Seligfeit auSreid^enb, ba^ nid^t WM fum
Stotd, fonbem Selbftgmed unb um i^r f^
miOen bege^renSmert^ (ad&a(jpEToc) : alUS Vn^ete
au^ i^r 1^ feinen SBert^. S)te £uft ober boS
Vergnügen burfen burd^uS nxdjit 3>Ded unfercS
^anbelnS fein, benn fte fmb nur ein 3u»u4S
(im7ew7)}ia) )u bem gelingenben 6tRben n«^
bem, maS mit unferer Slotur ^ormonirt ~ SDk
Xugenb ifi ben Stoifem i^rem ffiefen nod^ (Sne,
barum gibt es feinen ®rabunterfd^ieb, lein Dte^
ober 97linber in ber Xugenb^igfeit, nrie eS atiSi
niäj/t triele einzelne Zugenben gibt. 9ßer (tue
Xugenb ffoi, befi|t fte iäU. JHeont^ begeu^ncte
bie Xugenb fogar dS unberlierbar (d^voticö^tov),
maS inbe{fen S^ftp^uS Idugnete. Son einjelnen
2:ugenben reben bie @toifer nur mit 9e|iel(|uiig
auf bie oerfd^iebenen Slic^tungen, in betten bie
Sine Zugenb ftd^ äußert @o unterfd^etbcn be*
fonberS bie f|)ateren, im Snfd^Iuß an anbese p^filo»
!o|i^ifd^ BiS^viUn (namaitlid^ on $Ioto unb )(ri«
ioteleS), eorbinal- unb obgeleitete (ftttUd^) Zu^
genben, be]^au)>ten aber jugleid^ immer mieba,
baß in ieber ^anbiung beS Seifen (Xu^enbl^often)
aOe ein)elnen Xugenben entölten feien. 9US ob-
foluten ®egenfa| }ur Zugenb begeid^nen bie
@toifer baS Söfe, boS Safter, b. ^ baS geben,
meld^eS ben ®efe|en ber 9latur nid^t gemäß, fon*
bem gumiber ift SSie bie Xugenb boS ^/Ufit
®ut, fo ifl baS Safter baS fd^Iimmfle ttebel »ud^
baS SBöfe laßt fein SRe^ ober SRinber )u; locr
t)on einem Safter beßedt Ift, ift Don aEen bejledt;
aOe Softerl^ften finb oud^ gleid^ fd^Ied^t, meil olle
böfen ^anblungen gleid^ böfe finb. 06 jiemanb
bon bem Sbfen mel^ ober mtnoer inficirt ift, i^
gerabe fo gleichgültig, als cS für einen Srtrftnften
belanglos ift, ob er nur einen SotL ober tnele
ff (öfter tief unter boS Sßaff er l^inabgebrudt mor-
ben mar. 3)i>if<^(n Xugetib unb &t^er (iprd|
xal xoxia) gibt eS fein 9RittIereS: mer nu^ tugenb«
l^ft ift, muß lofterl^oft fein, unb umgefel^ Ob>
fd^n ober bie Xugenb boS l^öd^fie unb einzige
®ut, baS SB5fe boS fd^Iimmfie unb etnjtge Uebel
ift, f 0 gibt eS bod^ oud^ noc^ ben Stoifdrn SMnge,
meldte an unb für ftd^ meber gut nod^ übel, fon>
bem etmoS ®Ieid^güItigeS (didtdf^opov) flnb, mie
gfreube unb @d^mer), ®efunb(eit unb Knndl^,
Steid^t^um unb SIrmut, felbft Sebm tmb 2:ob;
obfd^on ober bieje 2)inge an fid^ meber b^^renS«
mertl^ nod^ beroofd^euungSmürbig finb, barf man
fie bod^ unter einonber feineSmegS gbU^ mert^n^
fonbem fie fftnnm unter Umftftnben fogar mun*
fc^enSmertl^ fein. Ißur ein XJ^or toirb gegebenen
gaDeS ffronf^eit ber ®efunb]^eit, 9rmut bem
^eid^t^m oorgie^m. S)arum unterfi^eibcn bie
@toifer unter biejen gleid^gflltigen 2)fatgen brei
ftlaffen: i7poi]7|iiva, ir^^OTgejogene'', f4ä|bore
S)inge, bie eine gemiffe SBejiel^g jur mmfi^ii^cn
92atur unb borum einen gemiffen ffied^ (dS&tv)
tioben unb bie mir beß^ naturgemäß mimfd^;
dicoicpoTjmevo, „obgemiefene"', fc^äbHil^eS>tnge,
bie bon ^S ouS ba menf(^id^m Status nnan»
833
etoifd^e aotoraL
834
gemefjfii, olfo ffit unS loerflgloB ( di^v oSx S^ovra)
fibff dfff {d^Iicl^ utib barum )u meiben {inb;
alofo^ im enBent Sinne obfolut gleid^gültige
Dingr« bu ipeber ntt|li<!( nod^ fc^äbli^ fmb, toit
btt gälte intb Snbercö. 3cbe biefer brei fflaffen
jofäitt tDttberum in Unterabt^eUungen, Je nod^-
tcm ein S)ing entmebet flberl^upt on ftd^ ober
Dfgm eines cmbem f(^j^8n)ert^ ober )u meiben
rl — fRU btefcr, um einen mobemen Sludbnid
fi grfoouc^, floifd^m ®üterle^re l^ngt bie
itstftt Vflid^tetdet^ auf bad Snnigße gufammen.
Scr 9cmunft cntf^md^t a, iebeft @ut nad^ bet
Ctbnvng feincfi SBert^ed )u erftreben. SaS
boAPe imb eingig ma^re ®ut ober i[t bie Xugenb.
Wo bejiel^t einzig unb oOein in ber tugenbl^aften
Scfinnung unb im tugenbboften fkinbeln eined
9a^fyn bif uolOommenfle ^piddlerfüDung. 8e^
KR ncnnm bie @toiter bod ^ftatort^oma" {xh
txT^co|ia), inbem fie babon bo9 «.ftat^efon'
<T& u^Mtov), b. ^. bad bIo|e äuMi^e Sled^t-
iasMn, dq9 Sc^icfliil^^nbeln unterfd^eiben. S)em
,0Qtort(oma'' eniftntd^ennurfolc^e^anblungen,
ifd(^ cnii tugenb^fter @eftnnung entspringen
shb 0^ iebe anbere Stoedbegie^ung tebiglid^ um
bei (Buten^ b. ^. um ber Xugenb mifien boUbrad^t
Qcrben. Siner folc^en ^nblung ifi nur ber
wcSff^ Xugenb^fte, b. 1^. ber SBeife, fä^ig.
3^ i^blung bagegen, beren SRaterie gmor im
U^einen Mntunftgemal (xard X^ov) ift unb
bantffl mit guten (Srilnben jid^ red(|tf ertigen lö^t
ba iä)odt bie te^te 3nientton fel^It, inbem fie
n^ lebigli^ <ni§ ber tugenbl^aften ®eftnnung
ober bem bollfommenen ®e]^or{am gegen bie 93er-
noift ^orge^t, iß nur ein „ttaft^ton" , beffen
on^ bie Slid^ttueifen fo^ig jinb. SRand^e 6toi!er
Romücn boS «^Potortdoma" oud^ ttol^t ein xadrjxov
t£)£iov. ^ SSM fubiediue (Element (bieäntention)
einet ^blung mürbe uon ben (ölteren) @toitem
9ifIfo4 ^ {u bem ®rabe betont, ba| ber ob«
jtttioe fBeri^ ober Unmert^ berfelben, itberl^u))t
bol obiecttM @ittengefej|, borüber oerfd^minben
nute vnb im eigentlid(|en @inne ber 3^^ i^^^
IRtttet beiHgte. 3n ber Z^t begeugt und Ori-
(Pil (Contra Oelsum 4, 45), ba| t)on ben
€toiiian bie 9)e]^u))tung oufgefieDt toorben fei :
ob eine ^nblung gut ober böfe fei, ^nge lebig-
(i4 oom SBiflen unb ber Vbfid^t (bed ^anbelnben)
ob; berni eigentlii^ unb fireng genommen feien
de ^Mungen o^e einen OorouSgegangenen
SOUnfieniff^lug inbifferent, meber gut no^ böfe ;
nur Me Sbfubt, toel^ beim ^mtbetn erreit^en
ttoBe, ipod gut unb re^t ift, fei lobendmert^, Jene
ober, bie einen fd^fei^ten S^td im 9tuge fyiht,
Mtbiene ZobeL Origened berichtet meiter, bo^
infolge beffen bie ®toiller unter Umfiänben felb^
bm 3iicejl gmifc^ Soter unb Zod^ter für erlaubt
«Hält ff&ttoL Cd liegt in ber unerbittlid^en (Eon-
fequeni be< jioifti^ SQftemS, ba| nad^ il^m ber
.Seife*, b. 1^. ber Zugenb^afte, immer nur gut
bonbeü, ba er beS SUfen thm unföl^ig ift ; ber
üo^iofte bogegen iß ebenfo beS ®uten unfähig
titt^colccifta. XL 2. DnfL
Iffi
unb Dcrmag nur @d^Ied^te9 )u bollbringen. —
S)er ,,9Beife'' nad^ bem ibealen SBilbe, »eld^ed bie
älteren @toüer oon il^m (unoerfennbor mit befon«
berer Stüdftd^tnal^me auf @ocrate8) enttoerfen,
ift frei oon oUen Effecten mie gfurc^t, Seffimmet-
ni|, SBegierbe unb fiuft, bie nur auf falf c^en Ur«
t^eilen infolge mangel^ofter Srfenntnifi beruben.
9m Seft^ ber Zugenb, bie mal^ir^aft glfldtlid^
mad^t, ift er ^LJza^^, b. 1^. (ni(^t gefül^UoS, f onbem)
leibenfd^aftSloS. 3n biefer dTcdli^sia, bie fo red^t
bie Signatur befi ftoifd^en 9Beifen ifl, liegt feine
9Jlad^t feine SBürbe, feine SSolUommenl^eit, meld^
t^n mie einen Itönig über baS gembl^nlid^e SBelti-
getriebe erbeben, ia fo l^od^ fietten, ba^ er nid^t
blo^ fiber j[eben Effect, über 6d^am, ORitleib unb
Srbarmen, f onbem felbft über bie äußere fittlid^
Orbnung erleben ift. Salier ift il^m, meil et
aUeS, xoQ% er t^ut, nur um ber Zugenb mitten
t^ut, nid^tS oerboten : felbft Ihmbenliebe, Sul^le«
reien, bbipeifd^ Ungud^t, tl^^efteifc^e Wablgeit
nb als im ®runbe gleid^gültige Singe für ben
eifen feine @unbe, unb ber @eIbftmorb ift bem
9Beifen nid^t blo^ geftattet, fonbem unter Unu
ftänben für il^ fogar lobendmertl^ unb geboten.
Wit einem SBorte : ber ftoif d^ SBeif e Dereinigt in
fid^ atte SoIKommenl^eiten unb fielet ber ®ott^eit
nur barin nad^, ba^ il^m nid^t mie biefer bie Un-
fterblid^feit gufommt (t>gl. Seneca, De provicL 1).
— Sin biefem 3beal befi ^SBeifen'' tonnten bie
fpäteren @toifer f reilid^ nid^t mel^r unbebingt feft»
galten. Z)enn ber anfangs ftatuirte f(!^roffe Unter-
\d)\th bIo| )h)ifd^en gang guten ((nroudaiöi) unb
gan) fc^Ie^ten (<pauXoi), oottfommen meifen unb
gan) unmeifen 9Jlenfd^ Iie| ftd^ nid^t burd^»
fü^, er entfprad^ ju menig bem mirflid^
£eben unb mürbe burd^ ben Sugenfd^ein immer-
fort Sügen geftraft ; benn man tonnte nid^t läugnen,
bog fittlid^eS iBerberben eigentlich fiberatt in ber
SBelt l^errfd^e unb aUe SRenfd^en, aud^ bie befien
unb toeifeften, mel^ ober meniger baoon an^
geftedt feien. @o fam man ba§u^ ®rabunter*
fc^iebe bei ber Zugenb mte beim Safier gelten
gu laffen, menngleid^ SRand^ baran feft^ielten,
ba^ eS einzelne mabrl^ft äBeife frül^er gegeben
babe. 6!]^arafteriftifd^ blieb aber aud^ an ben
fpäteren Stoitem aSegeit eine Sd^roffl^t unb
^rte in ber SBeurtl^eilung ber beftebenben SBer*
bältniffe unb infolge beffen eine getoiffe SBelt- unb
3Renfd^enoerad^tung, fo ba^ man unter StoicÜ-
mu8 meif! ein f reubelofeS, finftered fieben oerftanb.
3)agu gefeilte fid^ ber berüd^tigt gemorbene, ob«
fto^enbe Zugenbftolg (bad Odi profanmn vulgos
et arceo unb Yirtute me involvo mea bei
^orag) unb eine mortreid^ Stb^torif oott ]^o(^
trabenber @entengen, mie fie in ben Sd^riften
aud^ ber fpöteren Stoifer, |. 93. in ftaifer 9Rarc
^urelS ^Ünterbaltungen mtt fid^ felbft^, faß
überatt ^eroortritt.
@ef(^id^tltdb betrad^tet gel^ört bie floifd^e SRoinl
gu ben intereffanteften ßrf^einungen nid^t blo^
oIS miffenfd^aftlid^ed Softem, fonbem oiel mel^
27
835
etoifd^e aJloraL
886
nod^ tDegen t]^re§ Sinfluffed auf bte Snfd^auungen
unb baö geben jener 3cit. ®er ftoijc^en ©d)nlc
tDot me^r qI§ ben frül^eren ))I^UoiopI)i|(i^en 8q*
ftemen ba§ nnoerfennbare Streben eigentl^ümlic^,
bie l)}t)iIofo))]^ie in SRüdfiti^t auf ba§ ))rQftij(^e
Seben unb barum in einfod^er, öcmeinuerftänb-
lid^er gorm ju entrtirfcln, gctuifjernm^en 5U popu»
larifiren. 3)te^ geigte ftd^ namentlich bei ben
fpäteren Stoifem^ gumal unter bem (Sinffu^ be§
bem $rafti)d^en Don ^au§ an§ tnel^r al§ bem
©peculatiuen gugemanbten S^r^mertl^umS ; gerabe
beim ^Beginn unb im Überlaufe ber rbmifd^en
jfaifergeit nal^m bie ßtl^if ber @toifer Dielfac^
einen {romm-erbauüd^en gl^rofter an unb »urbe
unter ^bfc^Iei jung mancher urft)rüngli(i^en gärten
be)onber§ für öiele ber bejjeren ©tänbe eine ^rt
ajioralfateci^iSmu§. S)em ^pifurei§mu§ (). b. 3lrt.)
fammt ben Dem)anbten SRid^tungen unb bem Don
Sag 5U 3:og [teigenbcn ©ittcnücrberbni^ gegen-
über bilbete bie ftoijdöe gtl^if mit il^rer burt^auä
emften SRid^tung gum Sbealen immerl^in ein l^ieil-
famcS ®egengett)id)t, unb eS i[t Sl^atfad^e, bag
gerabe bamalS bie ebelften ©ci[ter fid^ ber ftoifd^en
$]^iIojop]^ie l^ingaben, um bei ben entje^Iid^en
3[u§brüc^en bcS ©ittenöcrberbnifjcS in ber rö-
mijc^en ©cfefljd^aft unb bei bem uncrträglid)en
®rucf bc§ S)c§poti§mu§ ber ßäjaren in i^r innem
Sroft unb 93efriebigung ju fud^en. ®ie beftcn
Vertreter ber Dppofition gegen bie politifd^e
S^rannei l^ingen bem ©toici§mu3 an, fo bafe
biefer fogar ein ®cgen[tanb ber SJerfoIgung fei«
tenS ber ftaifer (9kro, S)omitian u. %) »urbe,
bis er mit 2Rarc ^^lurel bem ^l^ilofopl^en felbft
ben ffaifcrtf)ron befticg unb neue ^Inljiänger unb
neuen 9iu^m geioann.
%xoi^ ii)reS relotiöen 33? ertl^cS barf man aber
ber ©toa nid^t, mie e§ immer öon 9leuem ge-
fd^icbt, ba§ SScrbienft jufd^rcibcn, in i^ren reli«
giöfen unb moraUfd)cn £e()ren ba§ Kl)riftentl)um
üiclfad) ttjcfcntlid^ mit üorbercitct ju l^abcn. S)enn
bie d)riftlid;e etl)if (f. b. ^:Wrt.) ift tücber ber floi»
fd^en noc^ einer anbem 6t^if entleljut, t)ielmct)r
burd^ il^rc obcrflen (mctap]^t)fi)d)en unb pfi)d)o-
Iogifd)en) ^rincipicn üon ber ftoijd)en in§bejon«
bere fpccififd) öcrfd^ieben. t^tcilid^ finbcn fid) §mi«
fd^en ber ftoifd}eu unb ber (^nftlid)eu 3J?oraI jal^I-
lofe ^nfnüpfungSpunfte, einmol meil eine ganje
SReil^e üon et^ifdjen Seigren ber ©toifcr bem auc^
in öord)rift(id}er 3cit nie gonj üergcfjcnen natür»
lid^en ©ittengcfcge angehört, bann aud) (ab*
gefe^en üon ben niemals ganj üergeficncn 2;rabi-
tionen au§ ber Uroffcnbarung) infolge be3 miU
öerbrcitetcn, gefd}id)llid) nac^n)ei§baren Sinfluffcä
be§ Subentl^umS unb ber oltteftamentlidjen Cffcn«
baning?'jdjriften auf bie ^eibcnmclt. Sic nac^-
d^rifllic^cn Stoifcr aber ftanbcn jcbcnfan§ bc»
muj^t ober unbcmu^t unter bem ©influfje beö
6f)nftentl)nm§, mit bem fid) in mnnd)en Jvöttcu,
loie bei (^piftct (f. b. ^^(rt. unb tigl. 'Scil)\h Scr
©toifer G^piftct unb fein 3.^ert)ällnip 5um (Nl)riften«
i^um, 2. ^^lufl., ßrlangcn 1895) unb Scneca, ißc-
fanntfd^ft bired nad^ioeifen Ugt. S)abet bleitt
e§ wa^r, ba^ bie ftoifc^e ^l^ilofop^ie in idrea
fie^ren nad^ mand^er 9ti(^tung l^in eine äükgc"
bereiterin für baS S^riftentl^um gemefen ift. SDie
ftarfe SSetonung be§ religiöfen SJlomenteS im
privaten mie im öffentlid^en ithtn ; bie Sebre tM>ii
ber allmaltenben göttlid^en iBorfe^ung ; bie ©runb«
forberung bed S^ftemS, Dor aUen SDingen na^
ben im SBeltgangen unb in ber 93emunft bei
Wenfd^en ftd^ offenbarenben göttlid^en ©tfe^ea
fein Seben einsurid^tcn; ba§ 3ugeftönbni^ ber
allgemeinen @ünb^aftigfeit unb @rlofung§beburf«
tigfeit, foioie ber Unmöglid^feit, ba^ oon ber
@d^ule aufgefteüte Sbeal M DoUfommen SBeife«
unb Sugenb^aften [t h)irflid^ |u erreid^en; bie
^Betonung ber greil^eit unb @elb[tbeftimmung beft
einzelnen 9))enfd^en unb banebat bie gorbenmg,
bag ber ßinsetne ftd^ bem allgemeinen ®an§eii
unterorbncn muffe; bieSe^re üon ber aügemeinea
9}{enfd^enliebe unb bem ftoifd^en dbealftaot, in
bem aiit äJtenfd^en ald trüber unb ald ftinber
@otte§ unter einanber Dereinigt merben foDen;
enblid^ ba§ IBeifpiel ödster Sugenbübung, ba#
Diele n)abre @toifer gaben, i^re Serac^tung beS
SnammonS, ber Unfittlic^feit unb ber £üge, i^
fittlid^er 3)l\ii\), momit fte bem Unred^t ber S)e&*
poten furd^tloS entgegentraten unb ftanb^aft bie
Verfolgung ertrugen, — aUeö baS mar loo^
geeignet, namentlid^ in befferen jheifen für c^ft«
lic^e Sbeen unb ^nfdiauungen IBabn ju bret^
unb bie JFIuft gu überbrüden, toeld^e fonp in fo
Dielerlei ^inftd^t ba§ antife Don bem d^rifllid^
teufen trennte. S)arau§ erflört fid^ auc^ bal
lebl^afte ^ntcreffe, meld^eS mand^e Jhrd^enDdtes
bem <Stoici3mu§ entgegenbrad^ten, tnbem fte bit
Dielfa^e Ueberetnftimmung ber ftoifd^n £eI)Rn
mit ben 2)ogmen be3 Sbnf^^ntbumd lobenb fyx»
Dorl^eben ; fagt bod^ ). 93. ^ieront)mu§ (In IsaL
1. 4 hu c. 11, 6 sqq.; Migne, PP. lat XXIV*
147]): Stoici nostro dogmati in plerisque
concordant. $ei aQer fd}cinbaren l^rttMmbt«
fd^aft felbft in ber ^luSbrudfSmeife barf tnbe^ nie-
mals überfeben merben, ba^ bie ©toifer, aud^ bie
fpäteren, mit ben SBortcn ®ott, 9latur, Sugenb,
©ünbe, tefeteS Siel beS SJienfdjen, S^eil^eit, ofl-
maltenbe $$orfebung u. bgl. meift immer gonj
anbere 33egriffe Dcrbanben alS baS Q^bnf^^tbum.
SebenfüBS ift fcftjubalten, bafe ^mifd^en ber 9)iorQl
ber ©toa unb bor beS G^riftcntbumS eine innere
ttjefentlid^e S5ßal)löcrtt)anbtfd^aft nid^t befielt, fon-
bent ein principicUer fd^roffer ®egenfa|. (SSgL
Scücr, ^^ilofopbic ber ©riechen III, 1, S.aufl.,
Scipäig 1880, 26 ff.; ©tödl, Sc^rb. ber ©efd^. ber
^n)ilofopr}ie I, 3. ^ufl., 5}kms 1889, 180 ff.;
Uebcnocg-^cin^e, ©runbrifj ber ©cfd^id^te ber
^^^ilofopl)ic I, 8. 5hifl., 93crlin 1894, 257 ff.
[mit nu^jfül)rlid)eu Siteraturangaben] ; Jöonböffer,
5)ie eiljif C^pittctS, ©tuttgart 1894; SBaum»
garten, 2. % ©cncca unb ba§ ßbriftentbum,
i)iofto(f 1895 ; 9)lou»bacb , 6^rifientbum unb
ShJeltmoral, mm\m 1897.) [Älcffner.]
857
©tola — ©tolbcrg.
838
$USä (jnkf^, im Sptad^efoaud^e ber l^eiligen
S^rift (äetDOTib, indbejonbere Sfefifleib) l^eigt im
abcnblonbc feit bem 9. Sol^c^unbert ein bem
Imon, Sßdeflet unb ISijd^of juftcl^enbeS ®e«
tDonbfiäit in Öeftolt einer 6—8 cm breiten unb
3 m langen Sdj^rpe. Sagfelbe mürbe Dorbem
qlgrmein unb ^in unb toieber nod^ im 13. Sal^r»
^bert orarimn genannt. Se^tered 3Bort be-
|äd;nttt in ber rSmif^en ftaifer^eit, ber Ableitung
Mn 08, aRwib, entfprec^enb, bia§, toaH mir Xafd^en-
tai ober ^nbtud^ nennen, ^ie Siturgiler bed
!RiiteIalter^ bagegen, mie ^feubo-^Icuin (De
^. ofL 89) unb DtabonuS 9RauruS (De deric.
JDfttit. 1, 19X bringen bie Segeid/nung orarium
ani orara = ^ebigen in 9)erbinbung unb betrad^*
m UA C3cmmibfttt(f als Spmbol für bie Sermal«
mng bed ^rcbigtomteS. Sie &nti^tn nennen bie
€u)la bcd S)iocQnfi no(!^ ie|t (Lpötpto v, bie beS $rie-
PidimrpaTifAMv. 9IId liturgifd^ed, einzig benl^ö^e«
im SBei^egniben gujieldenbed Ornament mirb baS
Ctonum guofi oom Soncil t>on Soobicea (can. 22
et 23) um bie SRilte beS 4. ^al^rl^unbertS er-
saht 3m Sbenblonbe erfd^eint eS fpater, ju-
B^ft tu €panien im 6. 3a|r]^unbert, bann in
bcn ^ranfenlänbem, in 3lom nad^ bem 10. Sal^r«
bimbext ^uf bUblid^ SorfteKungen tragen bie
^ci^jie bie @toIa erft um bad 12. ^al^r^unbert,
^^jler unb 2)iaconen aber fd^on frül^er. Seit
bem 11. 3a$rbunbert mürbe bie ©tota, bie frül^r
ein Sinn(n[treifcn gemefen gu fein fd^eint, meift
ditl 8eibe in ben liturgi[d^en, ben einzelnen gfunc*
turnen entfiired^nben gforben l^rgefteUt unb oft
nü Stidereien retd^ audgeftattet; in ber SRitte
unb an bdben Snben tft fie mit einem eingemebten
ober aufgelegten fheu^e gefd^müdEt. 3n ber gfor-
mel, unter ber fie bei ber SBeil^e übemid^t, unb
brm &äxtt, mit bem fie angelegt mirb, gilt fie
als boS Aleib, bad bed SeiftanbeS ©otteS üer-
fi^ert« als Symbol beS ^oä)ti bed ^erm, bed
(SemcnibeS ber Ib^iligmad^enben (Snobe unb ber
ibcmaturltd^ Unfterblt(^feit. — 3)er Siacon
trägt bie Stola auf ber Unten Sd^ulter unb feit
bem 12. Sa^rbunbert unter ber S)oImatiI fo, ba^
bie bciben ^äfften, meldte frfiber, mie nod^ {e^t
bei ben Grieben, aber Sruft unb Stüden frei
temb^cngen, ftd^ an ber redeten ^üfte Dereinigen.
Set ^tieftet unb ber 99if$of tragen fte auf bem
Slrnfen unb beibe Streifen fiber ber Sruft, unb
jtBor ber ^efler über ber SIba ftetS in ftreu^ed-
J0tm aber einanber gelegt, fonft aber mie ber
Sifi^of frei Iberabmalenb. 2)er ^ßapft trägt, menn
er mit bem SRod^et unb ber Wo}}etta betleibet ift,
bie @toIa Bcftonbig, ber Sifd^of in feiner 3)iöcefe
bei jebcr ftn^li(!^en gfundion, ber ^riefter unb ber
^C0n nur bei ber Ausübung ibred Orbo, b. b«
bei ber 0)>ferfeicr unb ber Sebanblung bed aQer-
bnOgjben @a€ramente9, bei ber @))enbung ber
Socmmenle unb ber Socramentalien fomie auf
@nmb b(8 f^erfommenS au(^ bei ber ^rebigt.
^ Scsflgje, Sie ben ®eiftlid6en bei fold^en Func-
tionen ^ entrichten finb, merben jura etolae,
©tolgebülftren (f. b. «rt.) genannt. (Sgl. 6. 3.
^efele, Seiträge ^ur fKrd^enge(d^id^te, ^rd^öologie
u, Siturgü II, Tübingen 1864, 184 ff.; gr. 93odt,
®e{d^. ber liturgijd^en ©emänber beS SRittelalterS
U, Sonn 1866, 62. 243; S. Xball^ofer, ^anb«
bud^ ber fatbolijd^en Siturgü I, ^reiburg 1883^
875 ; ^. @ri{ar, ®a8 römifd^e ^oEium unb bie
ölteften liturgifd^en @d^är)>en, in ber gfeftfd^rift
bed beutfc^en gampo @anto, gfreib. 1897, 101 ff.;
3of. Sraun, S)ie fnefterlic^en ©emänber be&
^benblanbed na^ i^rer gefd^id|tUd^en ßntmidßung
[Stimmen ouS 3R.-Saad^, SrgöngungSb^ft 71]^
greiburg 1897, 85 ff.) [ft. ©d^rob.]
l^foOerg, 3friebrid| Seo))oIb, ©raf }u,.
berühmt als SonDertit, S)id^ter unb ©e{d^i(|t«
d^reiber, mar am 7. 9lot)ember 1750 in bem bot*
teinifd^en Sanbftöbtd^en Sramftebt geboren, too
ein Sater £bnftian ©fintber ein älittergut be{a^
®en gröfetenXbeil feiner „fd^önen, froren 3wg«ib*
brad^te griebrid^ Seopolb im ffreife feiner Sctmilie
ju, in ber ein i^ommed d^riftlid^ed Seben benfd^te
unb JtlopftocfS ^ioefte überaus gefcbä^t mürbe. 3m
3. 1770 begog er mit feinem altem Sruber Sb^
ftian bie UniDerfität ^Qe, meldte baS Srüberpaar
im 3. 1772 mit ber Don ©öttingen Dertaufd^te,
um fid^ juriftifd^en« Dorjugdmeife Jebod^ f^nma»
niftifd^en @tubien gu mibmen. ^ier mar e§, mo
ftd^ bie beiben Srüber an ben Don Soie, Sog,
THHtx, ^oltt), Sürger, Seifemi^ unb anberen für
Daterlänbif^e S)icbtfunft erglül^ten 3üngUngen
gebilbeten f)ainbunb anfd^Iofjen. 3ni grübling
beS 3QbteS 1775 untemabmen fie mit ibrem ge»
meinfcbaftlid^en Ofreunbe, bem ©rafen Don ^ug«
mi^, eine Steife burd^ @ubbeutf d^Ianb unb in bie
@d[imei3, an meld^er^ftd^ au(^ ber Augenblicke
©ötbe betl^eUigte. gfrifd^er ©enug ber Stotur-
fd^bnbeiten, fomie ein ftreiS gablrei^er neuer Se«
fannten, unter meldten namentlid^ ©egner unb
SaDater gu nennen fmb, mar bie gfrud^t biefer
Steife. 3m 3. 1782 Derm&blte Sfriebricb Seopolb
fid^ mit SgneS Don äBi^eben, meldte ibm 1788
burd^ ben 2:ob entriffen mürbe, nad^bem fie ibm
mei @öbne unb gmei Xöd^ter geboren l^e. SroA
abre fpäter Derebelid^te er fid^ mit ber ©räfin
@o))bi<^ ^Dn SRebcm, nad^bem er 1789 bänifd^er
©efanbter gu Serlin gemorben mar. @d^on 1791
Dertaufd^te er biefen feinem ©emütbe menig gu«
fagenben Soften mit bem 9(mte eined j^ammer-
präfibenten gu gutin, — DbmobI Dielfod^ mit
^oefte unb mit ber Ueberfe^ung gried^ifd^er 2)id^ter
befd^äfttgt, mar er bod^ fd^on bamalS meit baDon
entfernt, bem und^ftlid^en 3uge feiner 3ett gu
folgen. Sielmebr mar ed ibm bereits emfte 9ln^
gelegenbeit feines ©eifteS unb ©emütbeS gemorben,
in ber burd^ S^bnf^uS geoffenbarten Steligion feinen
fieitftem gu fud^en. ^üx bie frangöfifibe 9leDo»
lution mar er, mie aud^ A(o))ftod, anfangs Doli
SntbuftaSmuS. S)od^ erfannte er auS ibrem Ser«
laufe balb, ba| fte bie geboffte Siegeneration ber
Solfer ni(bt l^erbeifübren merbe, ba fte nid^t bie
Sugenb gur ©runblage ber greibeit ma<l^t. —
27*
s
839
Stolberg.
o40
3m 3uli 1791 trat er mit feiner ©emol^Iin eine
Steife mä) Stauen an, beren SRefuItate er 1794
in einem öier 33änbe umfafjcnbcn SBerfe Der»
dffentlid^te. S)ie{e§ ^eid^nete {id^ in mannigfactjer
^infid)t t)or Dielen bi§ bal^in in S)eut{c^Ianb er-
fd^icncnen SReifebcfd^reibungen au8. 93efonber8
rül)mte er barin ben ^ufentl^alt gu Korn unb
jeftanb, er mürbe, menn er fein Sthtn aufeerl^alb
eined 93aterlanbe§ anbringen unb babei Derbammt
ein foUte, in einer großen @tabt ju leben, feine
@tabt IRom Dorjiel^en. 3n feinem Sendete über
@icilien ]pxxd)i er fid^, obmol^I ben Seigren unb
Einrichtungen ber !atl^oIi]d^en fiird^e nod^ fel^
fremb, über bie bortige filofter« unb SEßeltgeift«
iid^fcit mit anerfennen§mert^er Unbefangenheit
unb Unparteilid^feit au§. 9tad^ einer anbert^alb-
iäbrigen ^bmefen^eit feierte er nad^ 3)eutfd^Ianb
iurücf, um fein neueS ^mt anzutreten. ®ie SRe-
oaction feinet ^agebud^eS frifd^te in i^m bie Sr»
lebniffe unb (Senüffe feiner Mcije micber auf, mä^
renb bie gemaltigen ßreigniffe ber 3«it fein unb
feiner @ema^Iin ($)emüt^ cmft unb ju ©Ott l^in-
gemanbt ftimmten. SereitS burdf) bie l^efung fjene-
lon§ jum @eban!en an bie 92otl^menbigfeit einer
Don @ott gegrünbeten unb geleiteten ^ird^e ge-
brad^t, mürben fte (1797) burd^ einen ©efud^ ber
gürftin oon ®aUi^in (f. b. ^rt.) erfreut, meldj^e fte
1794 in 9Künfter nöl^er fcnnen gelernt bitten.
®er geift- unb gemütbooUe Umgang biefer feltenen
grau unb bie ebrmürbige ftrfdjeinung i^reS prie-
fterlid^cn 93eglciter8 Doerberg (j. b. ^rt.) tonnten
nic^t obne anregenben ßinflu^ auf bie empfäng-
lid^en ©emütber ber bciben (Satten bleiben (ögl.
3anffcn [f. u.] I, 420 ff.), ©((}on lie^ ©tolberg
eS ft^ angelegen fein, im ©egenja^ ju ber un-
glöubigen ^4JbiIofopbic ber d^rifttid^en SBiffenfd^aft
unb SJT^ftif ba§ SBort ju reben unb bie praftifd^e
Uebung bed (S^riftentbumS als not^menbige ^e-
bingung jur magren grfenntnife beSfclben an<\u-
empfel)len. ©ein ®eift unb fein ®emütb füllte f\^
bem J?at^olici3mu§ ^ugemenbet ; boc^ galt eS mcti
mand^e ©c()mierigfeitcn ju übcrminben. ^aä)
eifrigen ©tubien über bie 6ontroDcv§punfte ge«
langte er mit feiner ©emablin in ben erflen 93Jo«
naten be§ Sab^eS 1800 gur trollen Ueberjeugung
Don ber 3Babrbcit ber fatbolijd^en Religion, unb
am 1. 3uni legten beibe ®attcn ju 5Öiünfter in
ber §au§fapelle ber ^ürftin t)on ©allitjin ba§
fatbolifc^e ©laubenSbefcnntni^ ah, ®em ^cifpiele
ber ©Itcrn folgten mit 9lu§nabme ber ältcftcn
Sod^ter (ber $)raut beS ©rafcn ©tolberg-Söcmige«
robe) Jämmtlid^e ffinber. ^iatbbcm ©tolbcrg ju
(Sutin feine ^Icmtcr nicbcrgclcgt, ficbelte er ju "Jln»
fang Octobcr 1800 mit feiner tJamilic nad) ^Jj^ün«
fter über, ^jiaturgema^ erregte bie (Jonöerfion be§
©rafen, ber burd) feine (Geburt, feinen Wuf al§
®id}ter§ unb feine ftaat§männifd)c ©tcUung einen
boben lIKang einnnbm, in S)eutid)(anb au^erorbcnt-
licbe§ ^luffcben. äl^äbrenb einige feiner früheren
ivrcunbe, loie ber l)cftige S[>o6 unb ^Infong^ aucb
ber ^^bilofopb Sacobi (f. b. 5lrt.), fid) in ©d)mä-
l^ungen ergingen, Beurtbeilten anbere ^rotrftanto^
). 93. Sfreiberr Don ©tein, ben ©dbritt unbcfoip
gener, unb SoDater rief bem SonDertiten ptz
„$)leibe Aatbolif! bleib ed Don ganzem ^^erjeii!
©ei aüen ffat^olifen unb Unlatbolüen ein leu^"
tenbeS ^eifpiel ber nad^al^mungdmärbigften %t^
genben unb d^riftlidber ^eiligfeit! ... £a^ nnl
unfere äted^tglöitbigfeit burd^ bie DoUfommeii|k
Siebe bemeifen!" 9Bad bie jtatbolüen betrifft, fi
mar ©tolberg für bie ftrebfameren unter ibna
ein 3nbalt§pun!t für fird^lid^ed fieben unb titil^
lid^e SBiffenfd^ft unb b^ilf ibnen eine beffere S^
fünft Dorbereiten. ©leicb griebri^ Don ©t^legl
(f. b. ^ri.) Derfenfte er ftd^ in bie Xief en ber fiin|c;
um bann ben Snbalt, mie er ftd^ feinem geiftiga
^uge aufgefcbloffen, mit begeifteriem ©^nniiitt
literarifcb bai^ufteHen. 3m 3- 1803 (ieg er Ni
Ueberfe^ung ber ©d()riften bed ^L ^uguftinuS tM
ber mabren Religion imb Don ben ©itlen ber
fatbolif(|en Jhrd^ im 2)rude erfd^einen; olSboim
begann er (imS)ecember 1804) fein gro^ Sof
„©efcbid^te ber Religion 3efu gbnfli* (f. b. «tt
fiird^engefd)id^te VII, 563), melcbeS in ber gfo^
jablreicbe SonDerftonen bemirfte (Dgl. 3anf)en Ut
443 ff.), ^n ben rafd^ ouf einanber folgenba
politifc^en Sreigniffen nabm ©tolberg, bef|en )»
triotifcbeS ©emütb für S)eutfd^lanbS beffere 3»
fünft glübte, innigen ^ntbeil; 1814 fab er anfff
jmei ^ibamen Dier ©öbne, beren einer bei £iga|
(1815)fallen foHte, gegen9{apoleon gugelbesie^
3m 3* 1815 Dollenbete er auf feinem ®ute %aixm
baufen bei IBielefelb, mobin er mit feiner gamiDr
1812 übergefiebelt mar, ba8 frinen ©öbnen qf
mibmete „Seben 5llfrebS beS ®ro6en'', gu mel^oi
er mäbrenb eine§ mebrmonatlid^en ^ufentbaltS ii
^annoDer ba§ Material gefammelt l^tte; er moffle
in biefem SBerfe „ber Daterlönbifd^en 3ugenb ml
ben S)eutf(ben inSgefammt ba§ Silb eined ö^toi
ÖelbenfönigS, ®efetgeber8 unbSBeifen Dorfübren*.
®rei 3obre fpöter Deröffentlicbtc er ein fieben b«l
bl. S3incen§ Don ^ulo, bed ^poftelS ber mexl^
tbötigen liebe, (^leid^jeitig befd^äftigte ibn Mb
Srortfefeung feiner „®efd^id^te ber Sleligion Sefit*,
bie er Im XV. »anbe (1818) bis gum lobe bei
bl. ^ÄuguftinuS (430) fortfübrie. 3m 3- 181«
Derfafste er nod^ bie feinen ©ö^nen unb Xbd^tm
gemibmeten ,/^etrad|tungen unb 93ebergigtmgm
über bie beilige ©d)rift'' unb baS fcböne JbüilF
lein Don ber i!icbe", bo§ er mit einem in ^iligff
Snbrunft gebid)tcten „©cbmanengefang* bcfcb^*
Wxi großer gfreube erfüllte e« ibn, bnfe ©aiUt
(f. b. ^iHrt.). ben er innig Derebrie, ibm 6nbe Oc
tober 1818 auf bem @ute ©onbermüblen (W
C^fnabrüdt) einen Sefud^ abftattete. Sagegen
mad)te einen um fo fd)merjlid)em ginbrurf Me
balb barauf (1819) erfd)einenbe ©d^rift Don ^üi«
rid} 5I^of5 „m^ marb grijj ©tolberg ein Unfreier?*
(in ^4.^aiilu»' ©opbroni5on, ^eft 3, granff. 1819),
in tncld)er ber el)cmalige Jfreunb ibn unb feine
,/i^crbünbeten ber Derabrebeten Söctriebfamfeit fitt
arijtofratifd^e unb l^ierar(bi|cbe SmangSberrfc^aff
841
Stolgebül^ren.
842
bcH^uIMgtc Stolferg gTauBte eS btr SBa^r^cit
«nb ^en ifinbcm ^ulbig 311 ]t\n, fid^ gegen bie
in ber Sc^oui^j^rift er^oBenen anflogen 5U ber-
t^tbigtn. üt ifüit ungefähr 14 Sage an ber 91b«
fcxtigtaiQ gearbeitet, atö i|n ben 28. 9tot)ember
1819 ptd^lü^ fintretenbe ibxpttliä^ Sd^mergen
uberiif Uli« benen er om 5. Secember erlog. Seine
trbifdK ^iUU rul^t ouf bem (Sottefiader in Stod-
fempen uniocit Saten^oufen. (Sgl. % !RtcoIok)iu3,
{^Tirbri4 Seopolb @raf §u Stolberg, äRoiug
1^46; X^ SRenge, &xa\ Sriebric^ itopoXb &oU
berg unb feine Settgenoffen, @ot^l862, 293be.;
i^tuf , Stolberg in ben gmei legten Sa^r^el^nten
{rincd Sebmd, Stoin) 1875 ; 3)er{., 9Iu§ gr. fi.
tion @tolberg9 3ugenbio^ren , granlfurt a. 3R.
1S76; 3o^. 3an{fcit, gfr. S. ®rof 5U Stolberg,
Srttburg 1876—1877, 23»be. [fürsere 9Iu3gabe
bi 1 %b.^ 3. aiufi., ebb. 1882]; O. ^eQing^aud,
S5tiefe griebrid^ Seopolbd ®rof }u Stolberg unb
ber Selnigen an 3o^. ^einr. 93o^, 9)htnfter
1&91.) [Srifd^ar.]
^I^Iilieti^rett (jura stolae) l^etgen im ffir-
dbmr«!bt beftimmte abgaben, toeld^e bie $farr-
Ttnber i^rem Pfarrer bei gemiffen geiftltc^en gunc-
honen gu entri^ten l^ben. Sie tragen i^ren
Samen be^b^il^/ toeil bei ben in ^rage fommenben
^mtibonblungen burc^göngtg bad fird^Uc^e 9lmtd-
tleio ber Stola ({. b. ^2lrt.) angelegt mirb. —
1. Oef^til^tlid^ ^ben bie Stolgebü^ren i^ren
nrfprung in ben freimiQigen Oblationen ({. b.
llctX Obmo^l bie ftird^e ftetd an bem @nmb«
Vi|c feßbält, baB bie Sacramente unb überbauet
oQe girifUit^ &naben old (old^e unentgeltlid) gu
fpenbcn feien, unb jebe Seiftung, meldte atö f8f
^a^ütng baffit gefordert ober gegeben »firbe, ald
Stmonie (f. b. Sri) berurt^ilt, fo mii^ fte bod^
onbemfritd bie ^nna^me freimiUiger ^onorarien
fo bcfonbere Semü^ungen nad^ äRaggabe ber
wboltnifie toenigftend bulben unb fu^ begnügen,
ollaifallfige SRi^bräud^e bobei femgubalten. Tlan
ktio^tete immer {ol(^ ®aben ald Seitrag }u bem
panb<4gcmä|en Unterhalt ber $fangei[tlid^en, ber
vaa fo miflfommener fein mu^e, Je mebr burd^
tat irielfalrigen Uebergang ber jfird^ngiUer,
3flmtcii n. bgl. in Saienl^nbe bad Sinfommen
bt^Slmid geminbert mar. So fonnten fic^ unter
Sifiignng btr JHri^e bie urfprünglid^ ganj frei«
vifligen Ohibrn gu einer obfert)an5mä|igen ^)lbgabe
nttUbrn. 6inen Sbfc^lufc in biefer fird^Uc^en
Sdbt^cntniidlung bilbet bad fiateranconcil bom
3a^ 1215. SBon ben älteren in'd Corpus jur.
ean. aufgenommenen Seftimmungen j^eigt 0. 104,
C. I. q. 1 (aus ben 9)ef(l^luffen ber SQnobe bon
fimm um 300) ito(^ bie urfprfinglid^e Strenge,
Bit ba man an bem 9Jlatt^. 10, 8 auSgefprod^e-
nrn $ctnri|ie feftl^ielt ; bod^ fe^en Siele aud^ biefen
imum nidft als ein unbebingteS Serbot ber ^n«
Bbne ieber frtin>illigen ®abe an. Spätere
Sqnobankjtimmimgen (f. |. S. c. 99 sqq., C. I,
^. 1 ; CL & 9, X 5, 8) unterfagen nic^t birect bie
SlKttbung von ®aben bei bejtimmten geiftlid^en
gfunctionen, legen aber befonbem 92ad^brudt bar*
auf, ba| bie 3f 0 r b e r u n g berfelben, aud^ mo fte
üblid^ feien, ju unterbleiben l^abe, unb ba| leine
feelforglidie Serrid^tung megen Sertoeigerung ber
übltdden ®abe unterbleiben bürfe. SDem gegenüber
ftellte nun bie genannte Sateronf^nobe (f. c. 42,
X 5, 3) ben ®runbfa^ auf, ba| ^mar bie pravae
exactiones berboten feien, ba^ aber anbererfeitS
aud^ bie pia consuetudo bejügltd^ ber Sntrid^
tung bon ®aben bei ®elegenl^cit gettiffer geip-
lid^en gundionen benen gegenüber, qui mali-
tiose nituntur laudabilem consuetadinem im-
mutare, ebentueS bur(^ Strafen (compescantur)
aufredet )u erl^alten fei. SDamit toar bie red^tlid^e
®runblage gefd^affen, morauf ben ®eiftlid^en unter
getoiffen Soraudfe^ungen ein ergmingbareS ^itd^t
auf bie StolgebüJ^i^en )uftanb unb über bie miber*
fpänftigen Sermeigerer Krc^lid^e Strafen berl^ängt
merben tonnten. 5n ben f olgenben Sal^rl^unberten
fprad^en fid^ bann auc^ bie Siöcefanfqnoben me^r
unb mel^r in gleid^er SBeife auS, fo namentlid^
au(^ im Saufe beS 16. ^a^rl^unbertS. S)ad £ri«
bentinum fonnte an ber borgefunbenen ®en)o^n«
](feit um fo weniger änbem, al3 gerabe bamolS bie
Suftentation beS Slerud infolge ber Serlufte an
fird^lic^em ®ute bei ber „Sieformation" ftellen*
toeife großen Sd^mierigfeiten unterlag. 9Ran l^ielt
be^W^ on ber ^nfd^auung feft, ba^ bie Stol«
gebül^ren ein pfltd^tmä|iger Seitrag jum Unter«
^alte ber ®eiftli(^en feien, toeld^er erft bann gur
simoniaca labes ober bod^ gum turpis quaestus
merbe, menn babei importunae ac illiberales
eleemosynamm exactiones potius quampostu-
lationes borfämen (Sess. XXII, Decr. de ob-
serv. et evit. in celebr. missae; Dgl. auc^
Sess. XXI, c. 1 De ref.). Seitber betrautet bad
ftird^enred^t bie Stolgebül^ren al3 5U ben Üßfarr«
eintünften (f. b. %ti.) gel(|örig unb rechnet fie
unter bie fogen. Safualien ober Sccibentien. 3^te
^ö^e n^urbe entmeber burd^ bie red^tmä^tge Ob«
fert)an§ fi^rt ober burc^ befonbere bif(|öflid^e
bejm. f^nobale Seftimmung normirt; Streitig«
fetten loegen berfelben gel^ören (nad^ Trid. Sess.
XXIV, c. 20 De ref.) }unäd^ft bor ben Sifd^of.
3nbe{f en führten S)ifferenden jmifd^n $faner unb
^arod^tanen fd^on geitig bagu, bie Staatdgemalt
behufs Siegelung ber Stolgebül^ren um SRit^ilfe
anjugel^en (bgL bie Snorbnung bed Sarbinal«
legaten Campeggio ju StegenSburg 1524, moimd^
bie Sifd^öfe binnen fet^d ÜJlonaten unter Seirat^
ber gu[tänbigen meltlid^en dürften unb Ferren Se«
ftimmungen über bie ^öbe ber ®thü^xm treffen
foUten, bamit Streitigfeiten oermieben unb SEßitt«
h)en, äBaifen unb fonftige %rme nid^t über il^e
l^räfte ungered^t belaftet »ürben [^efele«^rgen«
rötber, eonc.-®efd^. IX, 378]). 3)amit backte
man auf Seiten ber Stixä^t jugleid^ bie Steckte bed
Slerud ftc^er )u fiefien unb bödmiUigen Sermet«
gerem gegenüber bie Eintreibung ber Stolgebül^«
ren gu erleid^tern; allein bie Staatdgetoalt ging
balb meiter^ inbem fte namentlid^ im 18. unb im
B45
@tols.
846
fiMu^ g^cftn, fo totrb bec $fotter ba§ einem
anbem <Setflli^m babet (Sefpenbete nid^t für fid^
tedamiren bilrf eiu — Sei Segröbniffen fallen bie
Stolgcbübren bem|cnigen $faner ju, ber gut
Soniafiine bct Seerbigung competent ift. S)ie|
ift lunöcbft ber ^foner bed äBol^norteS, n^enn bad
Segtdbnil bafelbft ftatttinbet Stirbt jemanb gu«
föüig Qu^rbalb feines S)omicil8, fo foQ feine
&t4c 110^ htm oOgemeinen Stecht in feine $fanei
^Aaidfi toerbcn; iDirb fle ober am Sterbeorte be«
gcabm, to fprec^en Dielfad^ parttculäre Seftim«
nrnitgm bem paroehus domicilii ebenfalls bie
ooflen Stolgebu^ren )U. Sefonbere Snorbnungen
)um 6(^u|e beS etgentlid|fen Pfarrers eineS SSer«
^orbcmn trifft boS canonifd^e 3ttä)i in bem SfoEe,
bol icmanb ttn bem Siedete ©ebroitd^ gemad^t l^at,
ftt^ feinen Segrfibni|pla^ au^erl^alb ber Pfarrei
itt mahlen (f. b. «rt 99egrabni^ H, 202). S)a-
mü ndmlid^ bie (eimatlid^e Pfarrei unb i^r 3n-
baber« ber bod^ bei fiebgeiten beS Serftorbenen bie
£aß tiDn btffen @ee(forge getragen, nid^t gang
ker ouige^, foDte i^nen ein beftimmter %nt^U
OS bcn mim sttfornmen, iDeld^e burd^ baS Se*
gtfibnil osi bie frembe ffird^ fielen (f. c. 1. 2. 4.
R, X 3, 28 ; e. 1, Clem. 3, 7). aßan nannte
btefcn ^^il, tteQ er meift ein SSiertel (aud^ roolfi
bie ^fte ober ein Sßxütel) ber (Sefammtgaben
betrug, bie quaria ftmeraria (faneralium) ober
ottd^ bie portäo eanonica. S)aS Soncil t)on
Orient ^t oief elbe übrigens nur ba beftel^en laffen,
too fie f 4on 40 "jaljxt &or bem Xribentinum üblid^
mar (f. Trid. Sess. XXV, c. 13 De ref.) ; an-
bemfaüft tonn ber Pfarrer beS SBo^norteS nur
bie ®ebu^ren für bie Begleitung ber Seid^e bis
{ur ^fiorrgrenje beanf|)ru%en. — Slid^t* )u ben
StoIgebi^iTen ge^Bren ®aUn, meldte für anbere
als bie oben begeid^eien SmtSl^anbUmgen, }. 9.
für ihantenproDtfuren ober bon ben Srftcommu-
nicantni gefpenbet toerben, toenn fie aud^ altl^er«
gcbrod^t fmb ; femer nid^t bie lDte|[fti))enbien unb
SRrlßiftuTtgen^ no(^ loeniger @ebä^ren für 99e«
gidbnippidle, IKr<^enfiüt|Ie u. bg(. (SDie fogen.
eot^bralftoter, toelc^ in mel^rcren ))reu|i|^en
S^i^en bei Saufen, Kopulationen unb Sterbe«
Sen jugleid^ mit ben Stolgebü^ren erhoben mer>
vm%, ift eine ftaatlid^e Sefteuerung ber Ra*
tl^oliten, burd^ xotlfy bie Siegierung bie eigentltd^
i^ oUiegenbe Sfii^t ivan Unterl^alte ber Satire«
btolen grogentbcilS t>on fid^ abgemölgt l^t.) —
Sertd^igt jur gforberung ber Stolgebül^ren ift in
ben oorgenomüen ^fcillen ber Pfarrer bejm. ber-
iduge, beffen %mt bem beS ^fanerS red^tlid^
g^c^ea^tet ttiirb; ein anberer (Seiftlid^er ba-
gegen not bcum, toenn il^m burd^ einen befonbem
Se^tStttel (}. 9. fpecielle bifd^öflic^e Stnorbnung)
bie (^^ebimg t^on ®ebü]^ren für aQe ober be«
ßimrate bet eroft^ten fird)Iid^en 9cte gugemiefen
i^ Sem Pfarrer ober fonft Sered^tigten fie^t
ffixd^ bann ber 9nf prudd auf bie Stolta^e gu, nienn
er bie betreffeitben StmtS^anblungen burd^ einen
aiibera0et^d^t)ome]^mentö|L Srbarf iebod^
nid^t Don ben^rmen, benen er jurunentgeltnd^en
Seiftung feines geiftlid^en SeiftanbeS Derpflid^tet
ift, bie (Sebü^ren forbem unb ebenfo ntenig ben
SBemittelten gegenüber öorl&erige gntrid^tung ber
Xajen verlangen. SöSmiUiger Sertoeigerung fonn
er burd^ Anrufung beS loeltlid^en ^rmeS entgegen-
treten ; bod^ mu^ il^n ^ier bie paftorale jf lugl^eit
im SinjelfaHe ebenfo fel^r Dor unangebra^ten
Sd^ritteu behüten, wie fie il^m anbererfeitS ein
genere&eS 92td(|ter^eben ber Stolgebül^ren ober }u
gro|e 9lad^ft(|t beim ginforbem abratl^en foQ.
Sejüglid^ ber ^öl^e ber Stolgebül^ren ifl ber
?ßfarrer burd^auS an bie in feiner ^fonei be-
fte^enbe 2:a£e gebunben; überfd^reitet er biefelbe
(fogen. ©lolejcefe), fo mad^t er ftd^ ftraffäUig.
^Iß S^JSf)t ber Strafe beftimmte baS preu^ifd^e
Canbred^t (a. a. O. § 426) in biefem gfatte ben
brei« bis gel^nfad^en IBetrag beS }u Diel ©efor-
berttn; ein öfterreid^ifd^eS ^ofbecret oon 1787
ben ßrfa^ beS unre^tmö^ig Srl^obenen unb eine
angemeffene ®elbbu|e ju ®unften beS ^rmen«
fonbS; tt)o leine fpecieDe ^norbnung befielet, tt)ürbe
oie^l^nbung eines StoIesceffeS ebentueS burd^ ge«
meinfomeS Sorgel^en ber geiftlid^en unb loeltlid^en
SBel^örben erfolgen. (S3gl. im SCIIgemeinen bie
Sel^rbfid^er beS ^rd^enred^teS unb bie 3Ber!e über
bie «Pfarncd^te [f. b. Slrt. Pfarrer IX, 1968].
93on SpeciaMriften feien beifpielSmeife genannt
©reümann, j? urge ®efd^. ber Stolgebül^ren, ©öt«
tingen 1785; 93. jfarl, ©runbjüge beS ba^rifd^en
StoIred^teS, SBürgburg 1894 ; SRieble, 2)aS pfarr«
lid^e Sted^t ber Stolgebül^ren, 9Ründ^en unb SBien
B. a. [1896].) [^ermaneber.]
$toth 9Iban3fibor, fat^olifd^er S^eo«
löge unb berul^mter ^olfSfd^riftftetter, tt)urbe om
8. gfebruar 1808 in bem babifd^en 9lmtSftäbtd(ien
SBü|l, U)o feinlBater9pot^e!er mar, als 16. ffinb
feiner SItem geboren. Sd^on in frül^er Sugenb
)eigte er ein tiefeS nligiöfeS @emüt]^, f^^eube an
Staturfd^önl^eiten unb eine au^erorbentlid^e Sin«
bilbungSfraft. 9lad^bem er feine ©Qmnafialftubien
(1818—1827) ju JRaftatt abfolöirt, bejog er im
^erbft 1827 bie Uniderfttöt gfreiburg, tt)u|te aber
nid^t, meld^em gfad^ftubium er ftc^ gumenben f oSte.
9Rebicin ftubiren, mie fein Sßater münfd^te, mod^te
er gar nid^t. So probirte er eS anfangs mit ber
^^urifterei" ; balb j[ebod^ manbte er fid^ ^pro»
oiforifd^" ber Xl^eologie gu, mie er fagte, meil bie
meiften feiner el^emaligen SRitfd^üIer biefeS Stu^
bium ergriffen l^atten. 9Jtit ber tl^eologifd^en gfa«
atltftt mar eS bamalS in gfreiburg öu^erft traurig
befteüt. SS genügt, gu bemerfen, ba^ bie bamaligen
$rofefforen ber SRoral unb ber ffirc^engefd^i^te
fpöter aud^ äu^erlid^ bom ©lauben abfielen unb
SDBeiber nahmen. 3ugleid^ mürben ben X^eologie«
ftubirenben in einem Sefeüereine gang antifat^o»
iifd^e, rationaliftifd^e Sd^riften geboten, g. S. ber
^^ffienfgtaubige" oonfßrofeffor ^auIuS (f. b. 9lrt.).
ffein SBunber, ba^ Stolg' bis ba^in unerfd^ütterter
©loube bon 3tt>eifeln angefreffen würbe, bie nur
brei fünfte, bie (S^ifteng ©otteS, bie Unfterbtid^
847 Steti. W
bil mtb bü itni^ril, gan} unbnü^it lifgra. 3n <DoinKär]1843im)tKr[t6t(€tDl)ft4iigli^
bÜKi änltiUKPcilung uolltc n nidjt ^licitn glüdlii^ Sogt. St ^ubirtttiidnii^hgaBSf
IMttnt unb bcjog tiBtlolb, ftutt in baä ^ritfin' uiüi trat in ngm pnjöiüic^ SMi^iit^
ftntinai dnjuinicn, bit Uniocrfcläl ^iDtlbaq, \ätct, bnn nbti {tintn tatt(^ii<^IiiiikB
Bo n }nn äo^tt lang fid) ^aii;)tiäd}lt(l) mit ))l}iIo' ^citt ftanb. 2ic ,fiattcl|ttiid)t XiänpiiiH'
Isgitc^tn unD natunDifinijt^aiilit^cn 3tubini bc (jinburgn SiöccjanfattdiHinui', Ht s |ii-
fi^tigtt. ^in tämpitt ti jtnt {(^mcnn innmn it^ricb, jci^tt ji<l) bfionbrid bubui^ uri, if-
€<Rlmtämptt buii^, bic n in jcintn Xagtbüc^nn nt bit lidiiistR biboltiitbrn unb btt^rfüi
fo ngiriftnb btji^cbfn ^al. Sit enbcten bamii, < @Tunbiätt btJDlal unb )ic^ mg tut im SM^
u^ ti \vi) fcft tnijc^lDB, btt ^luirlotiiät b<ifiii(bt muEraoit mtj^Uclt; obtr tStn biii4lnli|iB;
fii^ torbtifaltlo^ ju unttrwtrftiL Sitmit tt^rtt Um|tanb i(t fic untirauifibai gmodini uilü
oDmälig iHu^t utib t^dtbtn in bie Sctlc juriid, gcjitn, mtil bn (^iij(t|tr'i<^) ftobdiüinft ^
unb nttmall ^ttc et in i'tintn jfiätticn 3ot)rcn fit trilärt, ftlbjl nt(t)t^ taugt. SolB jnijnH
mt^ Don ®laub(ngDtifu(^ungni ju Ictbtn. 3)iit nnit Slnftinbungtn unb önlcifiKn > Ifl
bcm ffllaubtR tarn aud) bei gntjc^luB juni Sun^- Stol} )u jpttltn, btJDnbtii a[§ H ji4 a^
bru(^: „3[^ mtU tin $mflti mtrbcn, ober tin dnimnung jum Sonotctibirtctai (MtdMI
m^ttr." 3m &pät^n;bft 1832 trat n in b'aä faft gntiSa^rt gctDcim) unb, alibiifMiil
fßtitfttritminai ju ^nibuig (in. Wo jtpai tin murbt, um jtinc SStnijung auf benE(lnB|ll>
btffciei &t\\t b'Tijditt aU in bn gaciilläl, abci ^'loral unb ^^bagogit banbtltt. ltoMt>
»ligiöjt iBUbung unb dencolt ßTjictiung auf unb „libnolc' $TO)t)|Drtn trt|obni$(Dl9f|l
itdjt iiicbdtm Slineau flanbtn. EBnncitt jei nur, benSuuftLmann, um {omttjt, allnkiciät^
boi bte 3aglingt (au^ nai^ Smpfang ber Sub* ctiitgt @trtiti<J^tiFttn ft^r {diaif unt "
biucDnatimtilit) jum 3)itDirT ncbtr angtltütt no^ bcn bamalä aujtou^nbtn ^ongtaniteui i
angt^lttn nurbtn. %a SIdIj Don bn jämmti' btnjtlbn! btgünfligtnbc babi)il)t juntt A
Itd)cn ^Ibeologit, bit n auf bcr Unititrfttät gt^iJrt, aufgttitttn nor. 'Ilücin ber €taatlinii#
oanj unbtfriebigt mat, fo madite tt (i(^ a«a ^ir- eiolj ptriönlti^ unb aus jeintn ßoltnhiil^
fi^nl Sf^riftcn, mit btmn ti im Stiiunar bc ging übtr btn ^roteft !|tnmtg, unb&o^ltB
fannt murbt unb bie il)m gcmaltig im)iotiidni, im ^cibfl 1S47 ftint ißmlciungm iktm
filbft (int S^o logt ( jurtd)t. EQom btften ^iQm gtnannttSöi^'i^, bit aläbalb fotcb'n^billaifi
btfcclt, (in gut(r StdJDrger ju nirrbm, (mpfiug btn, bag fogai (iuj(In( bei pioufnititti M
n bic $ii(fteinieiC|e am 16. 9(uguft 1833. @cinE legen öffentlich cingtftanben, Yxä) in ItnfiBir
tifl( SlnfitUung (i!)i(lt n aI8 Ültcar ddu SRot^en* l|ab(n. ÜJiit bem eintritt in baealabeiiiittr
fel3 in btni fdiünen !SIurgtfiaI. ^icc matten fi[^ amt bcgonn füi Slolj btt !)kriDbt feinn nl
balb beliebt bur<4 feint populären unb padtnben S^tighit di ^nftÜKlr
^r(bigt(n, feinen (leifügen ©t^iilbefu^ unb ge- 8 oUfeitigen SJefärticintt
biegenm Unterridil und btfcmtierE) bui^ bit ^flo> Sr mar fein Sü^cigritldB.*
ntion b« flrauhn, bie tt bei einer Stetnen' laSunbftubirtc, oOnbiojIlil
fieberepibtmie all(in gu cerfetitn begt^rte. Slac^ ,if4tn SScife, nome
l'/a äo^ren {i(belt( (r alS ißicar nad) ^Hcufa^ n bie et longe ei» .. .
über, R)o it|m, ba bet Pfarrer alt unb encrgieloä mntn. Ser3)tangc(etHt^
Kur, beinahe bit ganje ^afloratian bet Dtdommc- btt Si^eologit nuH^ fi« ■
nen ^'fatrti oblag, ^itr begann er aiii^ mit %i- bei ^irfdier, fein Sebtn lang btmeriiiift i"^ '
faffung feineä (rftcn ffalcnb«^, ber grügten1^et(3 aud] bie Urfad)t, ba| tr StufangS ounAtW
iufamnieng(f(tit mar auä ^Ibfcfinitlen Don ^re- unb mtniger correde Sluffaffungtn ftfitidt-
oigt(n, bie er in ^leufa^ gehalten ^atte. SBieber- rang er ftd|) mei|i unb mebc bui(^, Iw f
^olt bcfam tr ^Inlrögc, fit^ ol3 gtiftli^er ßeSrcr gläubig fromnitn ©emiilti unb (eiimi i
An einem föqmnafium UEnocitbtn ju laffcn ; aUcin &tbtU. ^a| feine Sc^rl^iitighil btjBglit
tr tttläiU, nur bann ju acceptiren, menn i^m ber Jteiintni^ unb IBeat^tung mant^ei ppfulwir
gange SleligionSnuterrii^t , insbejonbere in ben liefen iSefttmmungen ju nünjc^ fikil
oberen fllaffen, übertragen toürbc. ^ieg gcfd^a^ füllte tr fpöter felbft, unb in ^nerttn
nun bei feinet iBctufung an baS @i]ninofuim ju boftigteit tiedl|(iltt a bann feinen Si^in^
9Jnt(bfal ; bD(^ alä ^itr bie ttrüdjte feiner feelen- ein ^semplor einet guten unb gninbÜil)aT^
eifrigen 26»ilin'eit fii^ bei bcn Sdjiilern ju geigen gel juerfeini
begannen, würbe tr alä „ gn orl^obos", unb „weil ngm bur4|t4
n fogar glaubt, bafi eüitufd gebe", beim Ober« Segcnflartt*,^^,
fliibtenralb angcit^loät}! unb feine ßutlaffung be> ^ning unb SiMl|
ontragt. £itftlbe mürbe ober ücreitelt bmit) feine )et 3»^^ »*jf'
JBetnfimg oläüRtpetcnlan bnä neu eiridjtctc tjtco- tben, fonrie b**
logiftije Coucid gu frreiburg; biefelbc ^oltc ^irfibcr befriAiBt, HJ
(f. b. 'Hü.) Dernulagt, ber a\i gfamtnajor beim nS @emül^ bei 3<>bBnr ngiiffn B^4
^famoncurä glolj rennen itmtt. 3u Sreiburg i^re tmpe9)oibertitung füiben B"f^®"
fiaii
"^ — Strafen im alten lePament
852
.r. .'•••
m-V
*- --^^ ** "^aAiwfcyi|f6fn
^au^ enjdn^t
ucoma), 9lt€0«
bed
lefionn m Sfindcm,
'lUxuxun%a]S
a ,*5. 1520 £^omaS
paxr^iOfrn in 3uii(f au
OB T A Btoit^ einen f e^t
Xer bibclfunbige
3en<|mB ouSftelUe,
aener Dcrfie^ aI3 aUe
Sinfeiprebigten
:=.::r: xhmociS oerfumb er eS, in
^o\M ^ @eaung
inz ^:s 3api bcmfen, an @telle
oeff^aoansorcmmg ein neued fRtx^
rzzi 1 TzsßoL, Zu aiefos steige foHte fein
..mB^^lim iiDBenS @eje| me^r gelten,
st xJnrtcte 6efc^ien; aOe SÄenfd^en
=£cr 0^12, oSe @mer gemeinfam, alle
JBH H^mgt fein. 3tDöIf 9I))ofteI
ji§ dem ^err unb SReifter
z:l. ammes anSgenö^It @d^on breite
•- 1»
zt -z:
znsiiraadtm, ba oerbot bet 3)tagtftrat
CS: '^utiqm wih lie^ Hiek Xnäflncüpptn
6 nerfien. @tor^ {eiber iDurbe
^ mr ^en 3lat^ geforbert, um ficl^ loegen
zr ,-r-Tmr aber SÜoufe unb Cl^e )u Der-
=. fr ^tfötes iebo4 nid^t, fonbem begab
anm *enar @eno^en nad^ SBittenberg,
Stxmgelium ju üetfunben.
>« ^
■ : jnL.ziin, dem fte i^ feltfamen Snfid^ten
occitai die 3&nd!<iuer ^ro))^eten einen
^dinbcrtaufe in nid()t geringe
sr: JL £xrm ifttmc^tete bamalS bie Sfrage
s: ^ir.-? TL'tQ iti^eine untergeorbnete ; al3
bem ftölner @d()n)ärmer
nod) SBittenberg gurütf*
r: K :iTii&er berietet, t)on nid^tS
teXaufeberiKnber. 6S
)ir ftnmbnmg beS äßieber-
3s bm 3abren 1522 bis
.^ iBErzsRt ^src^ had X^üringer Sanb,
m Se^ auSftreuenb ;
Ocrni^^dKr bed Säuern«
Hemmer 1524 erfd^ien
9i»eienVit mad^te fui^
c# begann in ben unteren
|i icgnL S)a lie^ ber
i|ii aufmerffam tourbe,
ibn gleidd borauf an^
^JtiSi tat vxa ^nfab^m gelangte er nun
Cvi :!■: &^«;:ldabc. wo er me^e SRonote
^gefe^ebung jeid^uet ftd^ bor anberen alten
gefe|gebungen burd^ gro^ SKUbe Dortl^il^
fid^ onf^ielt unb t)on 9Rand^ oIS ein fßro))]^
oerebrt mürbe. Sßö^renb bed IBauemfrieged im
3. 1525 eutfam er ](|eimlid^ nac^ 9)lund^n unb
^b bort nod^ in bemfelben Sa^re im Spital ald
ein unbefannter gfi^embKng. (SgL 9t Sac^monn,
9licla8 Stord^, ber fünfönger ber Smidauer
aSBiebertöufer, ßtoidFau 1880. 3)a)U bie }a^l-
reichen 93eri(^tigungen unb Srgongungen üon
®. jtaioerau, in b. X^eol. Siteratuqeitung 1880,
558^561 : Sanffen, @efd^. beS beutfd^en iBoIfed
II, 18. aup. [1897], 231 f.) [31. «ßauluä.]
$fra0o, SBalafrieb, f. SBalafrieb.
Strafe, f. ©trofgetoalt ber ftird^
l^trafen im 911ten Xeftament beru^
im ungemeinen auf bem ®runbfa|e ber äBieber«
Vergeltung (Ss. 21, 24 f.) unb SBiebererftoltung
(&!. 21, 85 ff.), tooneben ber @runbfa^ ber ^b«
fd^redPung nur eine untergeorbnete @telle einna(|m
(®eut. 17, 13; 19, 20). ©ie alttcftamenUic^e
©traf
©tra|
l^oft au§.~ @ie fennt ). S. feine Steigerung ber
©träfe im SBieberl^oIungSfaSe, feine Einigungen
unb Xorturen bei ber Unterfud^ung, feine Dor«
läufigen Dualen unb Smartem bei ber SobeSftrafe
unb fd^reibt audbrüdlid^ Dor, bog nid^t ftatt ber
eitern bie JHnber ober ftatt ber ftinber bie Sltem
beftraft merben follen (2)eut. 24, 16 ; vgl. 4 ftbn.
14, 6), meld^eS le^tere übrigens nur eine not^'
menbige Confequeng bon bem @runbfa|e ber
SBieberDergeltung u>ar. Sie befonberen ©traf«
arten, meldte bo§ mofaifd^e @efe^ anorbnet, fin^
Sobedftrafen, £eibe§ftrafen unbSBermögenSftrofen.
— L lobeSftrafen werben im @cfe^ nur
fioti auSbrüdflid^ genannt, nömlid^ bie ©träfe bed
©d^merteS unb bie ©teinigung. Unter erfterer
oerftelien bie alten 9tabbinen bie Sntl^auptung
(Sanhedrin 7, 3). Steuere föelel^rte polten jeboc^
biefeS für unrid^tig unb bel^aupten, ber Ser*
bred^er fei eben „tobt geftod^en ober gel^auen
morben, wie eS gelten wollte" (SQSiner, 3)ibl. SReoI«
mörterbud^ U, 3. Slufl., Seipgig 1848, 11). unb
mod^en gu bem ßnbe ben für biefe ©träfe ge«
braud^ten SuSbrudt 'la '^a ober 12 '«»n unb ben
Umftanb, bag bie Enthauptung im mofaifd^en
(Sefe^e nie ermö^nt werbe, geltenb (3o^n, SBibl.
Archäologie II, 2, SBien 1802, 347 f,). dagegen
ift aber gu bemerfen, ba^ eine l^inrid^tung ber be*
rül^rten Art mit bem ©(l^werte im mofaifd^^en
@efe^ eben oudl^ nid^t erwäl^nt Wirb, unb bag
ber AuSbrudC '^b mit a bem ^entateucb gerabesu
fremb ift unb in ben fpäteren Schriften bei
Alten Seftomented immer nur on fold^en ©teilen
Dorfommt, wo nid^t oon ber SoÜgie^ung eines
richterlichen Srfenntniffed auf XobeSftrafe, fon-
bem oon formlofer tumultuarifd^er ißonm^me
berfelben bie Siebe ift. Anwerbern ift befannt, ba^
bie Enthauptung im Altertl^um bei ben Slegi^p«
tem (ogl. ®en. 40, 19) unb bei ben Werfern
üblid^ war (Xenoph. Anab. 2,6,1; Strabo
1 15, 3, 17), unb felbft in ben biblifd^en ©d^riftm
658
Strofen im 9Iien Xeftameni
854
rommcii ^fatbcuhmgen auf biefelbe als eine bei
bm ^btüetn Wii^t Strafe üor (Dgl. 2 @om.
20, 21 f. 4 Wtl 10, 6~8. SKottl^. 14, 10 f.
9pg. 12, 2). & iß ba^er tDenigftenS fel^r lua^r-
tdinnlii^, ba| bie Stia^ bed Sc^merted eben bie
6iit(out>tuRg XDüx, loenn aud^ iumeilen anbet-
artige Xdbtungen bvrd^ boS Sd^wert oorgelomnten
fem mögen, lieber bie Strafe ber Steinigung f.
b. Sit 9lu|er ben beiben vorgenannten XobeS«
ftrofai nennt ba9 mofaifd|e @efe| feine toAitct,
biff Zolmubifien bagegen jöl^Ien (Sanhedr. 7, 1)
tpicredri XobedfhKifni att gefe|Iic^ auf : bie @tei«
wflung («^To), bie Verbrennung (nen»), bie
Strafe bcS S^wertefi (a*^») unb bie Strangulirung
{r^). & »irb namli(!^ im ®efe^ oft auä^ ber
(digcmctne SuSbntd gebrandet : mer baS unb bafi
ttnit» »foU getöbtet toerben'' ober „foD ausgerottet
»erben aus feinem iBolte"; unb ba| aud^ mit
Ie|teTrm SluSbnu! eine XobeSftrafe bejeid^net fei,
unb )mor biefelbe, mte mit erfterem, erl^eüt au3
(^ 31, 14, oerglid^ mit 35, 2. S)ie alten
Sabbincn oerfte^en barunter bie ßrbroffelung ober
Slrangulinmg, unb bie (Semota fogt auSbräd-
Ttd^ : cj^ r»*^nra Tim»«n niv^tt ^si pan «^et nj-»«
(Sanhedr. 84^; tgL Targ. Pseudo-Jonath. }U
ScBL 20, 10 unb Sanhedr. 11, 1); ber 9Rifd^na
tttfolge beflanb biefe Strafe barin, ba^ mon ben
Scnirt^itten M an bie Jhtiee in 9Rift eingrub,
bamt ein ^rted Xuc^, in ein meid^eS gemidelt,
um feinen ^IS legte unb nad^ beiben Seiten l^in
iog« Ibis er flarb (Sanhedr. 7, 3). Mein ba bie
ongrfu^en SteOen bcS ßsobuS bon ber Strofe
für bie Sobbatfibertretung reben, biefe aber bie
Steinigung toox (9hinL 15, 32 — 36), fo l^aben
bie Xalmubifien offenbar Unred^t, unb eS lann
unter jenem allgemeinen ^uSbrudeiool^I nur eben
bie Steinigung gemeint fein, g^mer finbet ftd^
tm ®efe|e om!^ bie 93orfd^rift, ba^ ein SRaun, ber
eine Xo<^tet unb il^re SRutter heirate, unb eine
^^lieflertocbter, bie ^urerei treibe, k)erbrannt mer-
ben foOen (Seo. 20, 14 ; 21, 9) ; barum wirb im
Solmub aud^ bie Strafe ber Verbrennung als
gefe|ltd^ XobeSfha^ aufgefül^rt, unb baS Ver-
faßten babei bal^n bejlimmt, ba| man ben Ver-
urtbeilten bis on bie Jhtiee in 2Rift eingrabe, il^m
bann ein ^teS Xuc^, in ein meid^eS gemidtett,
nm ben ^alS lege unb nod^ beiben Seiten l^tn
|ie^, bis er ben SRunb öffne, n^orauf fogteidß ge-
fd^moTjcneS Vtei in benfelben gegoffen n^erbe, ba^
ei in feine ßingemeibe bringe unb fie oerbtenne
(Sanhedr. 7, 2). SQein ba| an ben angefül^tten
SteÜen beSSebiticuS ni(^t ein SebenbigDetbrennen,
foi^bcm ein Verbrennen ber Seid^e beS benitS
bingoic^teten Vctbted^erS gemeint fei, et^eKt auS
äof. 7, 15. 25, »0 %d^ juetft geßeinigt unb
borni Detbtannt mitb, obmopl bie Sttofe ootl^t
bIo| mitcax qn^^^ beflimmt ifi. S)aS ®efe^ Det-
otbnit nSmlic^ fflt gemijfe gdlle eine Vetf d^ötfung
ber XobeS^fe, meUbe in einet Vefd^impfung
ober 3Ri|banbImig ixiij/i beS ^injutid^tenben,
^tmbim a^ feiner Seid^e beftanb. Sine biefet
Vetfd^örfungen toox eben baS Verbrennen bet
Stxä^t. Sine anbete toot baS ^ufßöngen betfelben
an einen Vaum obet $fa]^I (9lum. 25, 4. S)eut
21, 22. 3of. 8, 29 : 10, 26 f.), toomit jumeilen
aud^ nod^ eine Vetftümmelung oetbunben Xdqx
(2 Sam. 4, 12) ; bie ^ufgel^ängtcn butften abet
nid^t übet 92ad^t l^öngen bleiben, fonbetn mußten
oot^ abgenommen loetben (^eut. 21, 23. 3of.
8, 29 ; 10, 26 f.). gine fctncte Vctfd^ätfung toax
aud^ nod^ baS Steinigen bet fieid^e, obet bet
SteQe, too fie begtaben mat, f o ba^ babutd^ tooffi,
au(b ein gto^et Steinljaufe (^"n» o-aa« Va) an
fold^et SteUe entftanb (3of. 7, 25 f.; 8, 29.
2 Sam. 18, 17). — ^u^et ben gefe^Ud^en unb
einl^eimifd^en SobeSfhafen famen bei ben alten
^ebtäetn im Saufe bet 3eit oxi^ nod^ mebtete
ouSIönbifd^e in SIntoenbung. 3u biefen ge^ött
1. bie®id^otomie (r«;n -^s öi^otojisTv, (iieXi^eiv),
meldte befonbetS in Vabt^lonien (S)an. 2, 5 ; 3,
29), ^eg^pten (Herod. 2, 139; 3, 13) unb
$etften (Herod. 7 , 89) üblid^ mat. Sie be-
ftanb batin, ba| bem Vetbtedßet ein @Iieb nad^
bem anbetn abgefdjnitten foutbe, bis et ftatb.
Sine 3ltt betfelben (q«!?) matb fd^on Don Sa-
muel an bem amoleütifd^en jfönig^gag (1 Sam.
15, 33) unb \pattx t)on Sntiod^uS e|)i))]^aneS
an ben Skd^aböetn ooDaogen (2 SDlad^. 7 , 7).
2. %nä) baS Setfögen, baS im ^Itettbum eben-
falls in Sleg^pten unb ^etften (Ciesias, Pers.
55; StofenmüUet , SIteS unb neueS SKotgen-
lanbV, Seipgig 1820, 95 f.) befonbetS üblid^
mat unb fpötet aud^ in 9iom, namentlidß
untet (Saligula, oft ftattfanb (Sueton. Calig.
27) , lommt fd^on ftube bei ben ^ebtäetn Dot.
S(^on S)aoib lie^ ItiegSgefongene Smmonitet
(2 Sam. 12, 31. 1 ^x. 20, 8) unb Äö-
nig SRanaffeS nad^ alttabbinifc^en (Jebamoth.
fol. 49 ^) unb pattiftifd^cn Jlad^tid^ten ben ^to-
pl&eten SfaiaS (f. b. Mtt.) auf biefe SBcifc ^in-
ti(^ten. 3. ^ud^ baS ^inabftütiien übet einen
geifcn (xaTatxp7]fiviaji6c , n^*'«?) toitb ft^on
$f. 141, 6 ermabnt unb untet ^maftoS an einet
gto^en ^nja^l ))on fttiegSgefangenen ooQjogen
(2 ^at. 25, 12; ogl. 2 aWad^. 6, 10. 2uc
4, 29). S)aS entfpted^enbe dejicere de saxo
Tarpejo (Liv. 6, 20) unb praecipitare ex
aggere (Sueton. Galig. 27) bei ben SRömetn
ift befannt. 4. S)aS Sobtfd^Iagen mit Stdd(en
(TU|jwtavi<jji.Äc), eine bei ben alten $etfctn, ®rie-
d^en unb SRömetn üblid^e Strafe (ügl. Suicer.
Thesaurus U, 1329 sq.), toutbe an bem Wad^a-
bäet gleaaot oottjogcn (2 9)lad^. 6, 30) unb mitb
aud^ Öcbt. 11, 36 ettoäbnt Sie Sttofe bot
i^ten §lamen Don bem SQBetfgeug TU|iiravov, oon
bem eS jebod^ ungen)i| ift, ob batuntet bie Stöde
unb ffnittel }um Sd^Iagen obet baS ^olj, an bem
bie Vetutt^eiltcn befeftigt ttutben (Suicer. L c),
gemeint fei. 5. Snblid^ »utbe aud^ bie ffteugi-
gung (f. b. 9ltt.) feit ben legten ^aSmonäetn bei
ben Suben üblid^. S)agegen fanb baS @|:. 19, 13
ettoä^nte ßtfd^ie^en mit Pfeilen nut in bem bort
855
Strafen im Sllten Xefiament
n
angegcbcntn OföHe jlott, tocil qu§ bcr gerne ge»
tobtet merben mufete. — 9Uiper ben oorQcnannten
toerbcn in bcr Sibcl nod) einige 3:oDe§|"trofcn
tttüä\)nt, XDtld}t nid^t bei ben 3Si^<icIiten jelblX
nio^I ober bei bereu 9kd)bart)ölfem in Uebung
toaren unb Don biefen mitunter auc^ über Is-
raeliten oerljängt mnrben. S^iefe ftnb 1. bad
Sebenbigöcrbrennen in einem fjcuprofen, mogu
bie ©enojfen Spaniels Derurt^eilt mürben (2)Qn.
8, 6, 11. 15. 19 ft.), iomie auc^ baS aHmälige
Sraten an {(^mad)cm gener, melc^eS ber babplo-
nif^e ftönig bei ^d^b unb eebecio§ (3er. 29, 22)
unb ^ntio^ug Spipl^aneS bei ben Ü){ad[}aböem
in 3lnmenbung brachte (2 SKöd^. 7, 3 ff.), ©pötcr
mürben and^ in ^cg^pten t)on ben ^Römern
(Phüo, Adv. Flacc. § 20) imb in ipaläftina
Don ^erobeS (Jos. Beil. Jud. 1, 33, 4) mti)xtxt
Suben lebenbig üerbrannt. 2. S)a§ äöcrfen in
eine fiömengrube, moju Saniel öcrurt^cilt mürbe
(S)on. 6, 11 ff.). ÜRan f|atte baju, nac^ ber fpö«
tem ©itte gu jci^Iie^en, öierccf ige, mit einer ÜJlouer
umgebene ®rubcn, nadft oben offen, fo baft man
über bie 3Ramx binein ben i'ömen ^ujel^en fonnte.
®a6 bei ber ®aniel')d)en Sömengrube ein «^a =5
ermäl^nt mirb (^an. 6 , 18) , ipridjt nid^t ba-
gegen, benn eS ift barunter o^ne 3^<^ifc^ bi^
Oeffnung ber 9)kuer gemeint, meldte ben Ein-
gang bilbete. i^laä) Ruberen ift unter ber „piün^
bung ber @rube" ein unten an ber Seite be-
finblid()er ^tuögang ju öerftel)en, burdb meldjen
bie ai^ärter unter ben nötf)igcn 9Sorfid^t§ma|i«
ngeln binein- unb l^erauSge^rn fonnten.) 3. S)a3
lobten in ^fd^e, moju ber unred^tmä^ige §obe«
priefter ÜJlenelauS (f. b. 5lrt.) uon 5lntiod)u8
Supator Dentrtbeilt murbc. @§ mar ju biefem
3mede ju 83eröa ein 50 (Sllen (jo^er 2;b«rm, ge-
füllt mit ^fdje, ber oben eine fid) berumbrc^cnbe
9){afd^ine b^tte; auf biefe mürbe ber i^erbred)er
gelegt unb fiel bann, inbem ftd) bie !ÜM)d)ine
brelite, in bie ?l)d)e Ijinab (2 "iDlad), 13, 4 f.).
4. SaS ffrtrönfen (xo[Ta7:ovTt7|i.oO , bei ben
Äömem Strafe ber 5?atcrmörber , mirb blofe
SKatt^. 18, 6 ermäbnt. £aö grtränfen ber
IJebräifd^en ffnaben in ^ÄcgDpten ((?j. 1, 22) mar
nicbt Strafe, fonbern 9]lertilgung§mittel. ^lud; bie
Don glaüiuS 3ofep^u§ ermö()ntcn Srtränfungen
(Antt. 14, 15, 10; Bell. Jud. 1, 22, 2)
fatten ftreng genommen nid}t in bie ffategorie ber
Strafen. 5. 3)er ilampf mit milben 3;bieren
(ÖTipiop-ayia) mirb mir 1 (5or. 15, 32 gelcgcnt-
Jid^ ermäbnt, aber öon 5)iand)en bilblid^ ucrftan»
ben, miemol^I übrigen^ )d)on ^^^erobeS ju Seru-
falem foldje 3:]^icrfämpfe auffübren Iie6 (Jos.
Antt. 15, 8, 1). 6. eublid) t>a^ 3erfd)mettem
ber ffinber an Strafjcnccfen (4 ütön. 8, 12. 3f.
13, 16. Cf. 14, 1. mal). 3, 10; Dgl. auc^ ^M-
136, 9) mar nidjt eigentlid)e ^obcSflrafe, fonbern
friegerifd)e ©raufamfeit. — Ter S3oü^ug ber
^obesftrüfe erfolgte fogleid), nodjbcm bü« ridjter-
IidE)c (f rfcnntniß berfelben au§gcfprod}en mar, unb
5mar in ber altern 3cit burc^ baö SJolf felbft.
fpöter burdb bte!5mgli(^ Seibuxid^Q.b.liti)i
retl^i unb$e(etbi) ober fonft ienumüaialli
Umgebung bed ßönigd (1 Sam.22,18. 2Sa
1, 15). — IL Ueber bie SeibeSjtrafen.idfe
ebenfaüS tl^IS ein^eimifcbe imb ^tjßiß. Iti
auSIönbifc^e maren, f. b. betr. Sit - Efir
9}ermögen8ftrafen(^:;)hKmni((erU|
nad^ tbeild burd^ baS @e)e^ beftimmt, t^dlta
©utad^ten eineS Sd^iebSric^teiS ilbdalJaL 1^
tereS mar 5. fö. ber gaU, merai SRanneriiäi
mit einanber eine fd^mangere grau \ifoafp, H
ibre tf ntd^t Don ibr ging (@£. 21, 22), obcrM
ein ftö^iger Od^fe, ber bem SigemtÜDaaldiilli
befannt mar, einen freien 9)tenf(^ tolittÄ
21, 29 f.). gfür mehrere anbere Pe Mi
®röBe ber Strafe geje^üd^ beftimml Scn i&
jemanb im Streite einen anbem f41us.M|f
franf mürbe, fo mu^te er bie ihanf^eü^l»
jaulen unb für bie baburd^ entftanbene Söjiii»
nife grfa^ leiften (6?. 21, 18 f.). SBer \m^ '
fälfcblic^ befd^ulbigte, bo^ fie bei beiSmjiett^ '
mit i^m feine Jungfrau gemefen fei, mu^ilpi
SSater 100 Sefel SUberd geben unb Mkttl
nie Don i^r fd^eiben (3)eut 22,1S-I9).il
bagegen eine nod^ nic^t Derlobte ScOiini
fcbmöd^te, mugte i^rem 93oter oO@delSM.
geben, bie @ef^mä^te l^eiraten unb buifte^A;
Don i^r fd^eiben (3)eut. 22, 28 f.). äSeafc
ftögiger Od)fe einen Seibeigenen tobtete, joflfK|
ber gigentl^ümer beS Dcbfen bem^ermWl*.^
eigenen 80 Sefel Sitberg geben, unD ber O^j
mugte gefteinigt merben (S|. 21 , 82); '
bagegen ber ftö|ige Od)fe ben C^fen enri
bem getöbtet, fo mürbe ber erfteie DeiMti
ba§ (Selb fammt bem getöbteten Otfni
bie SBefi^er ber beiben S^^iere Dertdeilt; wtL_,
bcr ftöfcige Od^fe feinem 3)eft^ aö VtPw]
fannt, fo mu^te biefer ben S^ben er|e|Bi'
erhielt ba§ getöbtele S^ier (61. 21, 85J*
piel ein S^ier in eine nid^t Sug^^KdteWJ
fo mu^te ber ©igentbümer ber ®tube tof'
ben erfejen, erbielt aber baS "
S^ier (fff. 21 , 33 f.). gbenfo nmjlr,^
einen gfelbbranb Deranlagt b<^tte , bn '
angcri^teten Sd^aben erfefen (6j. 22, 6V^
Ucber bie Strafen, meldje auf SiebflatIfPj
maren, f. b. 5lrt. Tiebfta^l bei benSftKto"'"
3Ber enblid^ au§ 3$erfeben etmod DORbaj
lidjen @aben für^S Ipeiligt^um jurädbetAl
mu|te baS S^rüdbe^altene unb ben (JJBpgj^j
barüber ^erauSgeben, unb guglcüd eii64#!]
Opfer bringen (8eD. b, 15 f.). gin fottj*
aud^ berjenige ju bringen, ber eine SengJW^jj
ober einen S)iebfta^I guerft abgelaugnet «P l
aber auS innenm antriebe einge^bibaW
(2eD. 6, 2 ff.). — Son fogen. ftirienflii^
finben ficb im mofaifc^n 6)efe^ nutdBir
ober ^Infänge; um fo jal^lreic^er unb'
finb bagegen bie bie|faUfigcn Seftinrnnfi!^
fpäteren SHabbinen (f. b. 9lrt. ?Jann beibaF"
raeliten). (IBgl. m>4 bie neueren ijä/Mß^
857
6tcofgemaIi
858
(i^itiburg 1887] 686 ff., SB. Jiomi I. [f^rei«
tttig 1894] 327 ff. tmb 3. iBenjtnger [^freiburg
8. i^pq 1894] S38 ff.) [Seite.]
$tvi|||fiMft (potestas vindicativa) bet
ftttct^e« ein %iiAi ber firc^Iid^en SuriSbictionS-
qfwolt (potMtae jcnrisdictioiuB) , ift bie ber
Stxtdit jufir^^mbe SoQmac^t 93erfe]^lungen il^er
iglicbcT mil eiüfprci^nben Strafen )ur @ül^ne
uib Scfferung )u belegen. L SBegrflnbung
nnb Oefd^id^te bet !ir(^Hd^en Sttaf*
gemalt ß^npufi 1^ feine ftird^e dd eine
«abit, ftc^tbare intb bojlfotnmene ®e{eIIf(l(|Qft
grtHjtct 9(d fol^ie beft^ fte unabl^öngig bon
icbrr ncItUc^en demalt olle !DlttteI, »eld^e gut
^hrrid^ung i^reS So'cd^ not^menbig |lnb. ^et
S^Dtd ber Jfir^ie ift boB etoige ^eil bet ®läu-
bigen, bU ÜKittel gu biefem S^^^^ ftnb bet
ii^lcoibe^ bie ®nobennntteI (@aaamente, Bacta»
mentiilien, ®ebet) anb bie Seitung bet @laubigen
m bei HifiDenbung biefer Mittel. SBet burd(| bie
ioafc in bie fiird^ onfgenommen motben ift,
:mrb eingegllebeit in ben nt^ftifd^ Seib S^tifti ;
er nimmt ^ntl^eil an beffen ®nabenfülle unb
2ebai$fntft, übernimmt aüt gugleid^ bie ^fli(^t,
bm Qkfejtoi ber Ritdft ju gel^ord^en. S)ie Sei^
nmg bet (Bn^elnen mie ber ®e(ommtfir(l^e in i^rer
tnnrm unb äiifiern Xl^dtigfeit ift Aufgabe ber
potefltaa jurisJictioniB (bgt. b. 91rt. ftird^en*
gemalt VII, 579). 3u berfelben gel^ört bie
potesias legifera» toeld^e baS ®efe^ auffteUt;
bie poteatas jodiciaria» tocld^ na^ bem be*
ftibenben @efe^ »td^t fprid^t unb bie ®ere(l(|tig>
lax ^onb^obt, unbbiepoteataa ooactiva, meli^e
bte Uebertretung bed @efe^ ftraft. 2)ie le^t«
genannte, bie @trafgeu)alt, ifl eine notl^menbige
0Olge ber gef e|gebetd^en unb ric^terli^en ®emalt,
ml biefe beiben o^ne bie potestas coactiva nur
oDolUommcn ifiren S^td erreic^ien märben; na-
mentlu^ bie potestas jodioiaria mürbe gu einer
i^tebSric^terlii^en ®emaU j^rabfmfen, mobei ed
ben ^rteien unbenommen bliebe, bem @d^iebd-
fimu^ JU folgen ober ni<!^t (bgL Aichner, Comp.
juris eeoL, 8. ed., Brix. 1895, 741). Sßie
leOer ooQtommenen ®efeflfd^aft mu^ ba^er aud^
ber ffitt^ bod ytt^t gußei^, nötl^igenfailS mit
3Mng9mitiebi gegen Unbotmäftigfeit, So§l^eit,
mcnfd^ic^ @<^ioft(^ bor§ugel^, mo mit moro»
tilgen IRitteln fu^ bie Befolgung befl ®efe^8
nicU erretten Io|L »2)a baft 9le^ ®otted aud^
ein fk^bare« fein foK^ bo au^l äu^erlüi^ nic^t
gebi^bet merben botf, maS ben ®eboten ber Ste-
ligion miberfpriil^, fo mu^ il^r bie Vlad^t beimo^«
nett« bie IBcrle|imgen ber göttlid^en Orbnung gu
ftxofcn. m ta&Tt biefe Wa^t aber eine ^öd^ft un-
eoUbmaiene, üfn 6|ifien) felbft eine fe^r precäre,
ia beccn dulered @id^t3borfein oft unmbglid^, menn
ihfn OefrtKn eine &u^ Snerfennung nid^t gu*
fibnc." ^(B tfi fonit bie SBered^tigung unb 92ot6-
menbtgfett bet ttn^Ut^en Strofred^tefi eine innere,
am bon fteufe ber Ptt^e fld^ ergebenbe ; bie öu|ere
tanbl^bung beSfelBen ift ungertrennlid^ bon bet
id^tbarfeit ber ftird^e, mit biefer, mit ber SteUung
ber ftird^e felbft atö eine begrunbcte red^tlid^ an«
erfannt" (@d^ulte, ftat^. ftird^enred^t 11, ®te^
1856, 874. 375). — ©afe bie iKrd^e bie ©traf«
gemalt beft^t, ift ®(auben8Iel^re. 2)ie gegentl^eilige
Se^re bed a)larrtüu8 bon $abua unb 3o]^ne§
be 3anbuno, oed ^uS unb ber ©Qnobe bon
«Piftoio (f. b. artt.) l^at bie Äitc^e berurtl^eUt
(f. Denzinger, Enchir. n. 427. 585. 1367 sq. ;
ogl. Syllabus Y, n. 24). S)a^ i^ aud^ bie
potestas coactiva per temporales et cor-
porales poenas gufommt, ift gtoar nad^ Bouix«
De judic. I, Paris. 1855, 66, unb Oavagnis,
Inst. jur. eccl. publ. I, Bomae 1882, n. 284,
nic^t expresais terminis beftnirt, allein bie ^n«
nol^me beö ®egent](|eU8 märe eine opinio erronea
et temeraria.
S)ie SBemeife für bie bon C^riftuS ber ftird^e
übertragene @trafgemalt finben ftc^ bei SDtattl^.
16, 19; 18, 15 ff. ®ema^ ben 9Borten Cl^iftt
bei URatt^. 18, 17 foU bie ftirc^e ben Unbot«
maligen be^anbeln mie einen baS ptü ber«
fd^mö^enben Reiben, ber atö fold^er feinen 9ln«
t^eil an ben geiftltd^en ®ütem bed S^riftentl^umd
fyiL S)ie ffird^e ift alfo bered^tigt, ben ungel^or«
famen Sl^riften }ur Strafe bon ber ®emein{(j^aft
ber ©laubigen auSgufd^Iie^en (S;communication),
bamit er burd(| bie @d^anbe ber ^bfonberung ge«
l^cilt merbe ober menigftend Slnbere nid^t anftede.
^ie angeführte ©teile entl^ölt aud^ bie ®mnbaäge
bed gefammten fird()Iid(|en@trafberfa^renS; habes
hie onmia, quae sunt exterioris judicii pro«
pria: aecusatorem, reum, judicem, causae
cognitionem, sententiam, coercitionem (De-
Yoti, Instit. can. 3, 1, § 7). ^ SSei^itt^. 16,
19 mirb bem I^L $etrud aUein, bei SRatt^. 18,
18 allen ^ofteln bie SBinbe« unb Söfegemolt
übertragen. „S)en bilblid^en.^uSbrud ,binben'
1^ bie ftird^e ftetS [aud^] in bem @inne ber i(r
bon Sl^ciftuS baburd^ übertragenen ©trafgemalt
berftanben, ba^er ligare unb exconununicare,
solvere unb absolvere in ben ffird^enbätem
unb firc^Iid^en Sfted^tdqueUen afö gleic^bebeutenb
erfd^einen" (S^^er, S)er cononijd^e ^roge^,
Sßien 1860, 11—12). ihaft auftrage« bom
^erm brol^ benn oud^ ber 1^1. ^uIuS ben So»
rintl^em, faOS fte ben $arteigei[t nic^t ablegen
moQten, atö ftrafenber 3uc^tmei)ter gu fommen
(1 Sor. 4, 21) ; er berfid^ert, er merbe jebe Qaä^t
naäf 3^ugenaudfage entfc^eiben unb fd^onungS«
loö gegen bie ©c^ulbigen berfal^ren (2 (Sor. 18,
1—2). ©eine ©trafgemalt übte ber ^))o[te{ t^at«
föd^Iid^ aus an bem blutfd^nberifd^en Sorint^er
(1 gor. 5, 5), fomie an ^^menöuS unb ^(eianber
(1 3:im. 1, 20), bie auS ber fird^Uc^en ®emein»
fd^ft auSgefd^loffen mürben; biefe Sscommuni»
cation f^attt gur iSol^t bie traditio Satanae mit
bem bo|)peIten S^^^, i^ ^uSgefd^Ioffenen mit
tör))erltc^nfieiben gu fhcafenininteritumcamis
unb feine ©eele gu retten, ut spiritus aalyus oit
859
©tiofgennlt.
in die Domini nosbi Jesu Christi (1 Sor. 5, 5).
©0 Oar bie ©trafgemalt mit brr lirdilif^tn (Sc
ri^tetwrltit f|. b. 9Irt.) im ßeim unb in boi
QInmblastn ilirein SSefen naä) üon Anbeginn bei
ffir^gegc5m; itboät bebuiftc [ie dner attmältg
fott|<^retlenbmSntiDidIungbur(^tn(n|d|Ii4(£E|ä'
tiflttil, um jur ooUen ^iiäbilbunß ju ßelangtiL
Sie ©tltgt für bie ftrafgctidjIU^t SlÖQtiflhil bn:
ftird^e im 2. imb 3, Satir^unbert fmb Der^üItTtiB«
mälifl j[it)lreic^ (Bßl. Segler § 3). 5|Jap[t 5}iclor I.
(189—198) befahl btn fflcinarrnttn uni« 9ln-
biodunQ beS £8annc3, fii^ bei ber ^icr beS Öfter-
ftftee an bie aQeemeiiit Uebung btr ßii^t ju
galten (Eueeb. H,E. 5, 24, 9). ®en 3;f)eoboluS
Don %q)an} f^Io^ er Udii bei ßiidie aiiS (Eueeb.
ib. 5, 28, 6). Siefelbt Straft ^atle [lü^ei bit bti'
btn ^retiler 3Rarciou unb 2)iDntanu§ (J. b. 9trtt.)
getroffen, unb c3 liegen Dlnd)rid|ttn über eint
%[njai)l anbeni ^üielittr unb €d)i§matilei Cor,
bie Bon 5Jij(^öftn ober Sgnobtn eECommunicirt
Mürben, ©ogar bit §ilfe be^ n)ellii(ben lUrmtS
raurbe nSt^igenfaKi jur ^iiSfü^iung einer Straf-
fentenj angerufen, Rio bitfe fügli(^ gcfdjefien tonnte ;
fo als ^av\ uon ©amofata, söiji^of ODiiäntioi^ini,
nad^ feiner ^bfe^ung bur^ bie @i)nobe Don Sin-
liod&itn (269) bit bifdiöflidie SBolinung ni^t
räumen looQte (f. b. 9Irt. $aulu§ Bon Somofata
IX, 1724). aus btm SBotfietienfaen ttfie^l man,
ba% fi^on bor bei 3tit btr trfttni^nflliiiienlfaiftr
bie Jtiri^e nai^ eigenen @cft^cn nifilete nnb über
SIeritei unb £aitn bie ^^communtcalton, über
bie elfteren jugltidi gntfejung Born 5Imtt otr-
^ängtt ; in ben Const. Apoet. 2, 47 ift unl au<^
bie ©d)ilbemng einer ©eiic^täfijjung in bei altem
t^riftlii^en 3eit bema^tt. — Sie cE)riftHc^en lö-
mifiJ^en Äaijtr geiDät)rlen jur SBeftrafiing oon Sßer-
gt^en btr ßlerifer gegtn i^re ©tnnbcS- unb
^mtetipid^ten @taat§^ilfe 6e!)uf3 gjecution ber
fir(t|!idl)en Urt^eUt (ogl. c. 19 , C. XI , q. 1
[Conc. Carth. a. 397, 38]). gür bie bürget-
Ii(l)tn SBergeben her ßlcrifer panb an unb fiir
fi^ bie ©Irüfgetoolt bem Staate gu. 9lfltin bie
fiird)t fuc^tt üui^ in bicfer ^m\iiit bie Seift-
litten miJgli^ft btn meltlit^en @eitd)ten ju ent-
gießen (c 43. 46, C. XI, q. 1) j benn, wie Sßalter,
Stbrbuift btS ÄinfeenitctiS, 14. 51ufl., SBonn
1871, 432 f. bemerft, „trfttnS trforbttt boB !ßei-
gt^ tineS ®etftltd]en einen tigtntt)ümli(^en
flrengemfittlidiena)ia6flüb. 3meilen§ fannba&ei
burt^i ro^t £öe!|anbluna bet gtiftlit^ ©tanb felbfi
comptomiltirl »erben. 5BriilcnS ift e§ für bit
fliri^t bebenfiitf), menn fit einen oom meltlii^en
©trii^t Bcrurlbeilten ®eiflIid)En im SImte unb
©taube laffen, nbti niiibt minber bebentlit^. Wenn
fie einem fötifllii^en auf ben ©runb eineä Born
n)tltli(^en ©erit^t ergangenen UrlbeiB 9imt unb
<Stanb entjieijen foU." SaS römiidje Ote^t über-
lieft benn auri; ber ffirdjt hie 5ÖEf trafung leii^teiet
GiDiloerge^cii btr Glcrifer, bie fie bann mit ffjil,
üüdjtigung, ©elbbufien unb Öcfängntft a^ubele
(Bgl. 11. 41. 47 Cod. Theod. 16, 2). Sti !8tr-
breiten hagtgtn for
bor bem gtiftlii^m
geflagt Ibcrhtn. %a
fuc^ung bei@a^ b
ben S3erurtt)tilttn }ui
lieben SRid^ttr überTO
^PiDitfe juerft on^n
ber gjecution be§ U'
mitgttbeilt, btr bar
btr bürgerlid)tn €tr
Viva) im frönlif^n
noi^ unb noi^ ta% i
SIeriftr. a)tn Utbi
flouigS e^lotar U.
fünften $aiiftr €
ftätigtt ; gu htm (Sm
„j{tin toeltli^trStid
f^ofS iigenb eintnQ
einfcbrönlenben 3"fi
qualibet ordine cl
praeter oriminale
gere aut damnare
manefeEtue, excep
Qui conricti fuei
juxta canones dit
ficibuB examinent
Sect II, Cap, reg.
Hon Bon btr mtllli
bei fftrc^e Aaiftr Ao
ecciesiastici ordin
ut apud ecclesiast
saeculares; Carol.
a. 789, 38 [Mon. (
Francof. a. 794,
(a. a. O. 433) »oi
auc^ htr, haft fic^
melllic^tn @tnä)ttn
anbtie @attt3urtC)eiI
ni(^l otrtrug. 91uc^
baS Privilegium f(
gemalt btr ffir^ i
Const. Frider, II, :
hbt. Leg. Sect TS
et reg, II, 108).
bei ber junt^mtnbt]
Bon btr ffirdie ItJ
geraalt gtgcn Slerilr
©tanbeS- unb 91mt
^al fte boi!^ auSbrüd
ft^lug oon eoncorbc
3citoer^ältniffe auf
(tgl. h. *nrt. ^rioilt
S)it firc^li^t »eftra
gtt|timtn 93ergtl|tn 1
Sufebiäciplin (f. b, ^
434 ff.). ©eitbemE
bur^ bie ©tnbgerii^te (f. b. %rt.) bii Slnil
über bie Saitn au3. Sitr Staat ^ JB*
ber itirc^e in ber SuSütrung üfta @cn4l'
ben Caien gegenüber ; übcr|n^)t iuilaiti|l<
ßiri^enbann unb ERei^Bo^t im 3)littiIafK|<
m
@txafgctoalt.
862
{ßtig. €ett bau 18. Sol^^unbert mürbe inbeffen
Mc ftxdßVfyt Qcri^töbarteit Aber bie Saien tnel^r
anb müft einge^d^nft auS @rünben, tseld^e in
^ ocmnbcrttn Siic^tung ber Senbgerii^tp unb in
hm polüifd^n Sier^Itniffen lagen, ^nxä) bie
Sinbmffialtttne im 16. ^a^rl^unbert tDurben bie
!Pnrtefiantm bec tird^Iid^en SunSbiction unb ba»
mit aaäi ber tird^lii^n SitafgetDoIt gänjlici^ ent-
fffgfxt 9lber oud^ begäglic^ ber Strafgetoalt ber
fim^ gegen bie il^r Xreugebliebenen bulbet ber
mobetnc Staat in feinet Dtelfad^ feinbfeligen fyxU
tang gegjen bie iKrd^e im Mgemeinen feine bütger-
hdim gfolgen bec ürd^Iid^ Strafen mel^r. SDBenn
bie finl^Itd^e Stxaffenten} gegen Slerifer eine
Stüdftiifung auf bo« nic^ rein geiftUci^e @ebiet
baben foE^ mitb inmantl^en fiönbent, mie ^reu^en,
^Boa^m, Sad^fen, &^^/ Slfa^-Sotl^ringen, eine
9?itmiifung ber StootSgemalt geforbert (ügl.
9mnq. Se^rbu^ bed tat^ol. . . . jhrd^enred^ts,
3, «up., Steiburg 1893, 706 ff.). 9luf afle gäfle
ober mug bie ftirc^e feft^alten an bem Slnfprud^
imf bofi Xcd^t, Serge^en gegen bie ^Religion,
SütUi^leit unb fir^Ud^e S^^^ ntit rein Krd^Iid^en
Sirofen (o^ne bürgerliche Sfo^G^n) gu ol^nben.
S^feS Siedet ift Don i^rem 2Be{en untrennbar.
n. aegrlff ber ©träfe. S)ie©trofeim
[onftifi^ Sinne ifl ein malum passionis quod
infiigitur alicni propter malum actionis. Ma-
fami aetioniB ift jebeS burd^ baS ürd^Iid^ ober
bnrgerlif^e Sed^t mit ©träfe bebrol^te SSerge^n,
crimen« b. ^. jebed peccatum grave, accusa-
tione et damnatiooe dignissimum (c. 1,
D. LXXXI). eine Sled^tSDerle^ung fc^Iie|t eine
boppelte ©d^ufb in fu^, eine (ftttlic^e) ©d^ulb Dor
bem gdttlic^ Stid^ter unb eine (rec^tlid^e) ©d^ulb
nor bem menfd^ltd^n ®erid^te. 2)amad^ gehört
jeDe9c<^8Der(e(ung aud^ t)or ein bo|)t>eIte8 gforum.
SotDcit fte fittlif^e ©d^ulb ober ©ünbe ift, be»
Knft @ott ber emige Xic^ter fte, unb bad Urtl^eil
batüber gefi^ie^t in foro interno (ogL 3o^. 20,
23|. Sie led^tli^e ©c^ulb bagegen, alS eine fßtt»
'j^unq ber Sugem Orbnung ber ©efeOfd^aft, be-
ftmft bie tibif^e (Setoalt, beren Aufgabe bie ^uf-
seibtballung ber focialen Ke^tdorbnung ift ; fomit
(«etprt bie itc^üic^e ©d^ulb Dor bad gorum be§
übM^ 9Ui|ter§ ober bad forum externum,
tDcü (ter haS (Bmd^t Don klugen an ben 9Ren-
f 4qi (emntritt. 92ur bei ben gel^eim gebliebenen
9ectedben bleibt au$ bie ©ü^ne beä uerle^ten
Xc^teS bem forum internum t)orbe^aIten (c. 33,
X 5, 9). — S>afi malum passionis befielet in
ber Sniiie^ung eine4 beftimmten« jonft burd^ bie
XedU#oibnun8)ugef{d^erten®uted. 3)em€l^ara!ter
ber 3le4t&fbofe al8 einer äußern ©träfe ent*
fprc^cnb bonbeü eS fid^ bei i^r um bie ^raubung
in^otr 0üter, mie beS SBermdgenS, ber SfreiJ^it,
ber S(iff u« f« m.
IIL3i»<<IberSitofe. 3um begriffe bed
flffe|« qtiM bie ©anction, b. 1^. bie Dorn ®e-
k$9cbcr gegebene amtliche ßrriörung ber Unoer-
k|lii^ bt§ 0efe^ mit ber gfeftfelung einer
©träfe für Uebertretung unb bismeilen einer SBe-
lol^nung für bie SBeoba^tung bed ®e{e^e§. O^e
bie ©anction mürbe baS Slnfe^en eined ieben ®e«
fe^S ba^tnfaUen. 3ft aber ba§ @efe| tlatfäd^Iid^
k)erle^t, fo verlangt bie ©ered^ttgfett , ba^ bie
©törung burd^ bie feftgefe^te ©träfe audgeglid^en
merbe. 3)iefe ©ül^ne ber öerlefeten JRed^tdorbnung
(bie öinbicatiöe äBirfung) ift ber mefentlid^e unb
unmittelbare gmed ber 9led(|t8ftrafe. ®amit fön«
neu nod^ anbere 3ttJedfe öerbunben fein, meldte
nur einen accibenteflen Sl^arafter l^aben, »ie bie
aSefferung be« Qfel^Ienben , bie SSerptung fünf-
tiger SBerbred^en, bie abfd^redfung Ruberer. ®ie
Aird^e oerliert übrigens, aud^ menn fte ftraft, bad
geiftige unb emige äBo^I bed SJtenfd^en nic^t au9
bem Ituge ; fte t)ereint mit ber ©ered^ttgfeit bie
ÜRilbe (c. 9. 14, D. XLV), ne aut dementia
sine justitia contemnatur, aut justitia sine
dementia humanam premat infirmitatem ac
frangat (Berardi, In V. Beeret. Greg. IX,
IIb. Com. n, Mediol. 1847, 176). 3^re ©tra-
fen be^medfen barum ftetS, neben ber SQßieber-
^erfteUuitg ber Derle^ten Orbnung, Teilung unb
äefferung bed gfel^Ienben. SDaburd^ unterfd^eibet
ftd^ bie fird^Iid^e ©trafgemalt t>on ber meltlid^en.
^SDie ©träfe als Smedt aufaufaffen, ift eine
totale Sertennung bed ®eifted bed lird^Iid^en
Ked^ted ; fte fann nur SKittel . . . fein ; il&re !Rot^-
menbigfeit liegt barin, bag bie ^errfd^oft bed
göttlichen ©efe^ed nod^ nid^t eine uniDerfeue unb
ttnbebingte ift . . . ©trafen in bem eigentlid^en
©inne bed SBorted , benen biefer Kl^arafter (alf a
ber ber ©ül^nc) rein unb unöerfäljd^t beimol^nte,
gibt ed begl^alb ntd^t in ber ftird^e unb fann ed
nid^t geben. Sd mug Dielmel^r eine j[ebe ©träfe
. . . ald ein ^Befferungdmittel ftd^ barfteOen;
benn bie fttrd^e fann unb barf Die menfd^lid^e
grei^eit niemald negiren, inbem il^re Aufgabe
gerabe in ber Serföl^nung berfelben mit bem
göttlid^en SBiSen befielt ©o lange ber ÜRenfd^
lebt, föQt aber beffen flfteil^ett nicmald gönglid^
]^inh)eg; folglid^ barf bie ^rd^e nie ben S^td
unb bie ajlöglid^feit ber SSejferung aufgeben. 2Rit
biefem 3n)ede aber fann fid^ ber einer ©fil^e
für bie burd^ bie Xl^at beilegte göttlid^c @ered^-
tigfeit unb mu| ftd^ bamit Derbinben, fobalb bie
^anblttng ein abftd^tlid^ed SRi^addten . . . befunbet'
(©d^ultc II, 875 ff.).
IV. Sint^eilung ber fird^Iid^en
©trafen. SBeld^e ©trafen bie ftirdge t)er^öngen
fann, erftel^t man aud il^rer ©trafpra^d; benn
biefe ift eine Snterpretation il^red ©trofred^ted,
ba fie fid^ fein SRed^t ^ufd^reibt, bad fte ntd^t be«
fi^t. — 1. 9}ad^ Zallinger, Inst, jiuis eccL
(Aug. Vindel. 1792) ad 1. 5, tit. 1, § 17 ent-
plt jebed SSerbred^en eine corruptio delinquen-
tis, einen contemtus legnm unb eine contagio
mali exempli. S)e|]^alb untertreibet man brei
^rien Don (Krd^enftrafen: poenitentiae, cen-
surae, poenae. 2)ie ^öniten^en be^toedfen bie
Sefferung bed ©d^ulbigen; burd^ freimiBige lieber«
868
©ttofl^äufet — ©trambL
864
nal^me beS t^tn auferlegten Su^merfed leifiet er
ber beleibigten göttUd^en ©ered^tigfeit ®enug«
t^uung unb ful^nt baS ber d)riftUc^en ©efeUfd^aft
gegebene ^ergcmi^ „jtonn nun gleid^ nod^ bent
SBortlaute ber OueQen eine ßenfur leidet oI8 eine
Moniten} ober eigentlid^e Strafe, eine $öniteug
nid genfur ober Strafe, eine Strafe l(|inh)ieberum
als ^öniten^ ober otö Senfur erfd^einen, fo fmb
bod^ bie ^önitenjen in i^rer ted^nifd^en SBebeu«'
tung, fofem bei i^nen ber Sd^ulbige felbft fd^on
ben SBiUen l^t, ftd^ mit ber Ihrd^e au§)ufö^nen,
ibentifdd mit ben in foro interno auferlegten
Strafen ober SBu^ioerlen, mäbrenb bie poenae
unb censurae im eigentlichen Sinne atö ^rd^en*
(trafen in foro extemo in Setrad^t lommen
(Sämmer, Snftit. be« fatl^. ffird^enred^tS, 2. «ufl.,
greiburg 1892, 871). — ®ie ßenfuren (f. b.
^rt.) »öden bieienigen, toeld^e gefehlt l^ben, aber
l^artnädtig fid^ ber Sübne n)iberfe^, aum @e-
l^orfam gegen bie ftird^e }urüdfü^ren. SBei il^nen
übem)iegt ber S^^^ ^ineS 3ud^t« unb IBefferungS«
mittels ben ber äJergeltung megen ber SBerle^ung
beS ®efe^. S)ie ftird^e toill burd^ bie Snt^ie^ung
einzelner ober aller fird^lid^en Sted^te unb 93or-
tl^eile ben Sd^ulbigen ^ur Srfenntni^ feines Un-
red^tS unb )ur ^uSföl^nung mit ber ffird^e be»
niegen (c. 18, C. XXIV, q. 3). lieber bie Senfuren
im einzelnen Dgl. aud^ b. Slrtt. SBann, unterbiet
unb SuSpenfton. — S)ie poenae im eigentlichen
Sinne l^aben atö ^auptjmed! bie Sü^ne beS S3er-
gel^end, möl^renb bie Sefferung als Tleben^toed
^urüdftritt. %1S poenae Tindicativaefamen früher
in 91ntoenbung: ®efangni|ftrafen be^m. äiermei-
fung in ein ftlofter (c. 2, X 5, 16; c. 10, X
&, 34), Verbannung (c. 1, X 5, 2; c. 13, § 1,
C. XXVI, q. 5), ®elbbu|en (c. 18, X 1, 31),
förlJerlid^e Süd^Hgungen (c. 9, D. XXXV; c. 1,
C. V, q. 1), jeboc^ mit 9uSfd^Iu| ber XobeSftrafe
(c. 1. 2. 8, C. XXin, q. 5) ober ber Serftümme*
lung (c. 3, X 5, 20), SBcrIuft ber fird^Iid&en fielen
(c. 10, X 5, 87), beS ^atronatSred^lS (c. 12, ib.),
entbinbung ber äiafallen oom Xreueib (c. 18, ib.).
9lad^ geltenbem SRed^te befielen bie eigentlid^en
Strafen a. gegen Saien in öffentlid^er Su^e, SBer«
toeiS, 3ured^tmeifung, Snt)iebung einzelner ürc^-
lid^en SRed^te unb ®naben, (SinfteOung beS öffent-
lid^en ®otteSbienfteS, Snt^iel^ung beS fird^Iid^ien
Segröbniff cS ; b. gegen ©ciftlid^e in Brjwrlid^er
:3ud^tigung, SSertoeifung in SorrectionS« ober
Semeritenbäufer, @elbftrafen, SuSpenfwn auf
beftimmte 3eit, Strafoerfe^ung, Sntgiebung ber
$frünbe, Unfäl^igleitSerflörung gum Srmerb eines
iBeneficiumS, in eigentlid^er S)epofition unb 2)e-
^abation (ogL feiner, jfatbol. ftird^enred^t n,
^erbom 1894, 99—102).
2. Sßeitere Sintl^ilungen ber Strafen betul^n
junac^ft auf berltnterfd^eibungber^erfonen, »eld^e
baoon betroffen iserben (poenae communes
[gegen Slerifer unb fiaien] unb poenae parti-
oulares [blo^ gegen (Slerif er]) ; fobann auf bem
Unterfd^iebe^ ob bie Strafe ipao facto ober post
sententiam judicia eintritt (poenae latae unb
ferendae sententiae); enblid^ barauf, ob bie
Strafe im @efe^ auSbrüdlid^ angegeben ober bem
Srmeffen beS älic^terS äbertaffen ift (poenae jnris
unb poenae judicia seu arbitrariae). ^m
tt)id^iigften ifl bie gmeitgcnannte Unterfd^bung
namentlid^ begüglid^ ber ßenfuren (f. b. 9lrt
unb b. Sri Apostolicae Sedis moderationi).
2)ie poenae vindicativae ftnb immer fere&daa
sententiae, treten alfo erfl nai) einem for«
meU gültigen rid^terlid^en Urtbeil ein. Ueber
bie monitio canonica, meldte ben Strafen fe-
rendae sententiae oorangeben mai, f. b. 3rL
SRabmmg; im Uebrigen tann b^^r auf boS
in ben oben cittrten ^rtt. ®efagte Derujiefen
merben. [fieanber |kmfen 0. 8. B.]
$fmf9fofrr, geiftlic^e, f. ConedionS»
anhalten.
^itafpx0%tij ^feafoetfa^rfit, f. $ro)e|»
üerfabren.
^ttaimtfAuu^ f. XranSlocation.
$fraiii6i,iBincentiuS 9)taria,berebrtii^
^fHonift, IBifd^of üon 9Racerahi unb S:oIentino,
mürbe am 1. Sanuar 1745 }u Sioita Skcd^ia oon
frommen unb febr mobltbötigen (Sltem geboren.
Scbon in feiner äugenb geigte ftd^ an ibm fo oiel
Slugergemöbnlid^eS, ba| er allgemein Ü Santa-
rello, ber Heine ^eilige, genannt mürbe. Seine
SBorftubten mad^e er am ©pmnafmm feinet Satex»
ftabt unb im Seminar )u SRontefiaScone; bann be«
)og er baS SoQeg bcS bL 3ofePb ^on Salofonga gu
9lom, unb er ooKenbete feine Stubien im S)omtni»
canerflofter Santa 9Raria in ®robi bei Siterbo«
91m 19. S)ecember 1767 empfing Strombi bie
^rieflermeibe, nad^bem et fd^on oor^ auf Sitten
beS ^ifc^ofS t)on 93agnorea als Stector bie £eitunfi
beS Seminars übernommen ^tte. 3m 3. 1768
nabm et baS OrbenSfleib ber !ßaffionifien unb
legte im näd^ften gal^re bie (eiligen @elübbe ob.
Sogleid^ berief ber bL $<iul oom Itttu^, brr
SHfter ber ^fftonifien (f. b. ?ltt), ibn aut mei*
tem «uSbilbung in feine 9lä^. 3n biefer 3Ht
tterbanb Sttambi mit ben Uebungen ber gfrönt*
migfeit eifriges Stubium bet f^lvffn Sd^rift unb
ber ftird^enle^rer, befonberS hk bL Sug^fttn unb
beS I^L Xb^maS tton Squin. So auSgecufiet nxttb
er bann auf SRiffion gefanbt, um ein ^IbeS Sobr-
l^unbert lang mie ein neuer Slpoftel ätoßen §tt
erleud^ten. ^ad^bem et 1780 Siector bed neuen
Kollegiums St. So^^ann unb $aul in Xom unb
im nöd^ften 3abre $coDin)iaI, bann (Eonfultot
unb @eneralbefinitor feines OrbenS gemorbcn
mar, ernannte ibn fßiuS VIL 1801 |ttm Sifi^f
t>on SRacerata unb Xolentino. 9ud^ ott IBifdbof
blieb er OrbenSmamt ; in SBol^nung, Aleibung.
9iabtung, in feinem gonjen ^iauSb(^< txfot bie
l^eilige ^rmut ausgeprägt; et pflegte )U fogen:
„2BaS id^ füt meine $erfon deiimSgabe, ent)iebe
id^ ben Firmen." ®to|eS t^at er fetnet, um bie
Stubien unb bie ^auSorbnung fetncS SenrinorS
)u l^ben, feinen (UeruS ju refotmiten unb frtet
66S
@tranbred^t.
866
^mhe )u tilgen. SB !ßa))oIeon 1808 !Dlace-
xam bcm luu organiftTten lt5nigreid^e Stalten
cmDedecUe unb <m^ @trambi ben Dom ^pfte
Mtetcnm Xinieib ateerlangte, tnu^te ber 99i{d(|of
fntttKctbc iKtlaffen; et mürbe auf 9{apoleonS
S44I »4 StotKira trQn8))ortttt, burfte aber fpöter
mSlaÜonb mo^en unb leitete Don bort auS feine
t)t5cefe. YUa^ ^taü^oltoinB ®efangennal^me feierte
€tniiii6t am 14. 9Rat 1814 nad^ IDtacerata )U-
od. Srttmd tief t(n ber ißapft nad^ Korn,
bamil er Dor bem fettigen €oDeg unb bem Der«
{ammtUen (EleruS {rrebige, unb ein ^tseiter ^I. ftorl
3otn)m&itd fd^ in i|m erftanben gu fein, als
1816 unb 1817 $e|} unb ^ungerSnot^ baS £anb
tnmfiuj^teit. ^m 3. 1828 refignirte bet faft
80]ä^ri^ Si^f, no^bem er 22 Saläre ofö
SifcM t>on SRotcrotQ gemtrft; ber ^ft mied
lim ehif SBo^nung im Ouirinol an. 99alb nad^
ktiia Hntunft in Slom eilte er an bo§ ffranlen-
loget Sto'8 XIL , fOr beffen (Sefunbt^it er fein
«tgenid fieben ®ott onBot (Dgl. SBifeman, Srinne-
xung an bie le^Dier $ö))fie, ftöln 1858, 176).
<Fr floii am nai^fien Xage (1. Januar 1824),
lirtnm (BeburlSiage, tote et eS 5fter Doraudgefagt.
€<tnt Sei(^ umrbe nac^ @t äol^ann unb $aul
übertragen. Sregor XYL gierte il^n mit bem
^isel 8emiB Dei ; feiner Seatification barf in
$ölbe entgegengefel^ »erben (Dgl. Anal. eccl.
n [18941 212). — @trambi ift aud^ ber Ser-
faffer jMttr Sd^fttn, nämlid^ einer 9iogra))]^ie
bei ^ ^ul Dorn ihenje, SHfterS ber $affto-
aipen^ 9om 1786, unb ber Tesori che abbiamo
in Gesü Gristo, Born. 1790. (S^gl. P. Ignatius,
Vita del venerabile seiro dl Dio Monsign.
Vineenzo Maria Strambi della Gongreg. de'
Paaaionisii eto., Borna 1814; 9Ritterru|ner,
"SM Seben beS iffcto. S)ienerd ®otted S. SR.
€ttaiitM, nad^ ben Scten beS @eligf))red^ung§-
^n^itffcS, 6d^. 1854.) [8. ^elmling 0. S. B.]
§nm!lnt^ nennt man baS (Dermeintlidt^e)
Stäft^ degenftdnbe , meldte bei @turm ober
&ßWfmSi in bo9 !Dleer geworfen tDorben ober
grfalett ftnb, (emod^ aber im SBaffer ober am
I^ onfgcfongien toerben, olS ^errenlofeS ®ut
«B fi<^ |u nehmen, gteid^Diel, ob ber Sigen-
tbimer Mannt ifl oha ni(!^t. !Rid^t feiten marb
birfeS Stecht Don ^jkiDotperfonen ober Dom lan«
bel^cidi^cn SfiScuS fogar auf bie fd^tffbrud^igen
9etfoiicn, bie )u Seibeigenen gemad^t »urben,
ausgebe^ 6d^on boS römifd^e Sted^t l^at bie
Mfi barfatif^e (Semol^^it, toeld^e im @tranb-
Ti^t fttgt^ Det|>5nt. &^ beflimmte, ba^ bie in
ciaf» fbrmlid^ 6d^ifpbrud^ Derlorenen ober bei
btobenoer ®ffa^t aber Sorb gemorfenen ®äter
IbrtoSbrnib Sigent^um ii^reS urfprflnglid^en 99e«
ftbeiS bleiben (§ 48, Inai 2, 1; f. 9, § 8. f. 44.
55. 1% 41, 1; f. 21, Dig. 41, 2; f. 2, 8,
Dtg. 14, 2) unb bo^il^rem redgtmä^igen Sefi^,
foBft er bebinnt ift, f ogleid^ jurüdgegeben unb für
Den mtbcConntm Sigent^ämer aufbemal^rt toerben
smfM (Attthent Frid« n }U L 18, Cod. 6, 2,
füB^taittUan. XL 2. VafL
Dom Sa^re 1220 [Mon. Genn. bist. Leg. Sect.
IV, Gonstit et act. publ. imp. et reg. II, 109]);
aud^ ber gfiScud ^at fein ätet^t auf bie ®üter ber
©(^iffbrüd^igen (1. 1, God. 11, 5). SBer trofr
biefer Serbote bie ®üter ber ©d^iffbrfi^igcn für
\\d) bel^ölt, mad^t ^xä^ eined SDiebftap fd^ulbig
unb l^at )ur Strafe ben Dierfad^en betrag bed
®eraubten ju reftttuiren (§ 48, Inst. 2, 1 ; f. 44,
Dig, 41, 1); bagu famcn bann fpäter nodj als
meitere ©trafen ®üterconfi§cation, eDentueS auger-
orbentlid^e, Dom ftaifer feftjufelenbe SOta^rege«
lung (Authent. Frid. n 1. c). 3a aud^ ber-
ienige ift ^ur Sieftitutbn Der))flid^tet, »eitler mit
ber größten SRül^e unb felbft mit SebenSgefabr
fold^e im SReere befinblid^e ®üter gerettet l^at, au(^
menn fte ol^ne feine 2)a}n)ifd^en!unft Dorau8ftd(|t-
lid^ }u ®runbe gegangen fein tt)ürben ; bod^ ift er
in biefem gfaDe bered^tigt, Dom ßigentl^ümer eine
entfpred^enbe Selobnung )u Derlangen (f. 4, § 1,
Dig. 14, 2). — 9lid^t »eniger energifd^ jd^ritten
bie ^ßdpfte gegen bie und^riftlid^ Sitte bed Stranb*
red^ted ein, inbem fie bie Beraubung fd^iffbrüd^iger
Sl^riften ol^ne Stfldffid^t ouf bie ®eltung bed
Stranbred^ted mit ber exoommunicatio latae
sententiae bebro^ten (Sateranf^nobe Dom Saläre
1110; Mansi XXI, 9; britte Sateranf^nobe Dom
Saläre 1179, c. 24; c. 8, X 5, 17). ®regor XHI.
nal^m bann ben gfaD in bie Bulla Li coena
Domini (f. b. 91rt.) auf, momit bie Sicommuni«
cation eine ))ä))filid^ referDirte mürbe (Bull. Born.
Taur. Yin, 418, g 4); bagegen ermöl^nt bie
93ulle Apostolicae Sedia moderationi (f. b. 9rt)
Dom 12. October 1869 ber Strafe ni^t mel^r.
SBeil aber bad Saterancondl im angefül^rten caput
nur bie Beraubung fd^iffbrüd^iger Sl^riften be-
ftrafte, fo Derfielen bieienigen, meldte ^öretiler
unb Unglöubige ))lünberten, nid^t in biefe Strafe ;
benn bie iKrd^e miE il^ gfeinbe nid^t ourd^ ^n-
brol^ung einer Strafe fd^ü^en, )u beren SSer»
l^ängung fte i^r baS Sted^t abfpre^en unb bie fie
in allen übrigen gföllen für nid^tig er&ören. SDod^
be)ei(!^net bie fird^Iid^e ®efe^gebung natürlid^ aud^
in biefem t^aOe bie Ausübung bed Stranbred^teS
als S)iebftabl unb Derlangt Steftitution an ben
ßigent^ümer. — SpedeHe ®efe^ be}uglid^ beS
Stranbred^ted erliefen bie ^dpfte für ben iHrd^-
ftaat. So fe|te 3uliu8 IL in ber gonftitution
BomanuB pontifex Dom Saläre 1509 für fold^eS
SBerge^en au^er ber frübem Strafe ber SSer-
mögendconfidcation ipso jure bie Strafen für
Stragenräuber, falls ber £l^äter in flagranti er-
tappt mürbe, im Uebrigen bie für S)iebe feft. ®egeii
Ferren unb Seamte aber, meldte bie 3lu8übung
beS Stranbred^teS bulben mürben, beftimmte er
bie excommnnicatio latae sententiae, Sinorb*
nungen, meldte $aul ni. 1545 (Accepimus)
unb Ißiud y. 1566 (Garn nobis) erneuerten
(f. Bull. Bom. Taur. V, 476; VI, 374; VU,
440 ; Dgl. ^infd^iuS, »ird^cnr.V, 830, Slnm. 2). —
®egen)Dörtig befielet im ®ebiete beS^eutfd^nSlei-
(^eS, menn ber ßigentpmer ber geftronbeten®egen-
28
867
€tra|6urg.
868
ftönbe Mannt tft, nur ein Snf prud^ auf SBergelol^,
näl^renb 6ei unbefannten Ctgenll^ümeni bie am
@tninb geborgenen Sod^cn, oorbel^ltUc^ bedSln-
^pmäfi ouf Sergelo^n, an ben ©toat faSen, bie
tMn:funfenen ober feetriftigen Sachen bogegen bem
Sergenben )uftel^en (S^eid^ftranbungSorbnung o.
17. SBlai 1874, § 20 ff.), [ö. «ober (©ägmüUer).]
$iva^nt% im Slfal (Argentoratum, Ar-
gentdna), einft freie SReic^dftabt unb reid^d-
unntitielbareS SBiSt^um, ie^t ^auptftabt ber
9leid^i»Ianbe (Slfa^-Sotl^ringen itnb bem $Q))fte
unmittelbar unterfteüte S)iöcefe. 1. @tabt. S)ie
flnf finge ber @tabt unb bed SBiStl^umd Strasburg
flnb in tiefet 2)unfel gel^üat. SDie @tabt t)erbanft
toa^rfd^einlid^ i^ren Urfpnmg einer feltifd^en Sin«
fiebelung an einer Ueberfal^rt über SR^ein unb
SQ, IDO bie baS Sanb feit unbenflid^er S^it don
Süben nad^ 92orben unb Don äBeften nad^ Often
burd^}ie]^enben Strafen fid^ Ireu^ten. ^üx bie
Stdmer oar ber Ort ein mtd^tiger ftrategifd|er
$un!t unb tt)ir finben il^n ^um erften 3}laU oon
!ßtoIemäu8 aI8 @i| ber ad^ten fiegion genannt.
@d^on bamalS fd^eint ftd^ um bo8 militarifd^e
CafteQ eine burgerlid^e Stabt mit einem Comes
an ber Spij^e gebilbet ju l^ben, »eld^e mit SKaing,
Sßormd unb Speyer' ju ben bebeutenbften @täbten
ber Germania prima ober superior gejault
mürbe. 2)ie tt)ieber]^oIten6inföneDer (Sermanen,
im 3. 857 oon Julian bem Slpoftaten nodd fiegreid^
jurüdgefd^Iagen, l^otten eine me^rfad^e9)ertt)üftung
llrgentoratd )ur gfolge, bt§ oon ber alten Slömer»
ftabt nur nod^ „einfame Stuinen" übrig blieben.
92ad^ bem @iege Gl^lobmigS über bie Sllamannen
(496) bilbete ftd^ Dor ben Xl^ren ber }erfallenen
@tabt eine neue Snfiebelung im Snfd^Iu^ an
einen föniglid^en ^of, toö^renb im 3nnem ber
bifd^öflid^e ^of mit ber 9btei @i &tpfym )um
SRittelpunfte einer neuen @tabtgemeinbe tt)urbe.
3m 3. 842 leifteten bie ^etre Submigd beS S)eut-
fd^en unb ftarlS beS ftal^Ien in Strasburg il^ren
berühmten Sib, unb nad^bem bie Stobt im Ver-
trage oon 93erbun 843 bem lotbaringifd^en Sleid^e
{uget^eilt Sorben tt)ar, ttarb fie 870 burd^ ben
Vertrag Don Sterfen an boS beutfd^e Steid^ an-
gefd^Ioffen. Unter Otto ü. tourbe ben SSifd^öfen
als ben treueften ^nböngem unb Vertbeibigem
ber Sieid^Sgenmlt au^ bie f)errfd^aft über bie
föniglic^e ©emeinbe oerliel^en. ^Id bifd^öflid^e
€tobt nabm Strasburg balb einen möd^tigen
%uffd^tDung. S)a8 erfte gefd^riebene bifd^öflid^e
Stabtred^t, (urg Dor 1150 oerfo^t, gibt und einen
Sinblid in baS frieblid^e, patrtarc^alifd^e !Ber«
böltni^ beS SBifd^ofS )u ber ibm untergebenen
@tabt. ^er SBifd^of ernennt alle ^Beamten : ben
@d^ultbei|, bem bie Sioilgerid^tSbarfeit, ben
^Burggrafen, bem bie Organifatton unb Vertoal-
tung ber Innungen, ben 3oÄ(eIIerbcamten, bem
boS gfinansmefen, unb ben Vogt, bem nad^ ber
faiferlid^cn Vefiöttgung bie griminalgerid^tdbar-
feü guftebt. S)ie in Sünften unter bift^öflic^er
Leitung organiflrten ^anbloerfer, Don i^rem Ver*
I^ItniB att porige beS Vifd^ofS cdlmSItg entbunben,
erlangen bie Sefugni^, au|er ben bem (Sutfi^crm
gefd^ulbeten Staturatleiftungen aud^ arbeiten für
fi(^ unb ben freien f^anbeldDerfe^r Dorgunebmen,
unb il^re @teQung möd^t )u einer immer tDU^ti-
gem l^eran. 9lid^td ftört bie friebß<:^en Ve^el^ungien
jmifdden bem Vifddof unb feiner Stobt 2Hefer
eintrod^t follte inbeffen gerobe ber Suff^imsng
ber Ie|tem, bie load^fenbe Wod^t ber nad^ @el&*
[tönbigfeit ftrebenben bifd^öHtd^en SRinifteriolen^
bie 9lad^giebigfeit ber Vifd^öfe unb enbK(^ ber
allgemeine Umfd^mung ber toirt^fd^oftlifl^en unb
politifd^en Verbottniffe ein Snbe bereiten. @d(^on
in bem Don Vifd^of ^einrid^ Don Stobkdl (1244
bid 1260) erloffenen Dritten Stabtoed^terf (feinen
neben bem Vifd^ofe bofi Somcopttel, bie ^lini»
fteriaten, ber Stobtrotb/ bie meifeften unb beflea
Vürger oIS gefe^gebenbe t^actoren. 9la(^ unb nad^
erweitert ft($ unter ouSbrücflid^er ober ftiafd^iiDei«
genber 3uftimmung ber Vifd^ö^ bie @eIbftDer«
maltung ber Stobt, unb bie bifd^öflid^e (Semott
tritt immer mebr in ben ^intergrunb. 9Id nun
im 3. 1260 ber ftreitbore unb energifd^e SBoüber
Don (SeroIbfiedC ben Vtf(^ofl^ul^l beftieg unb nod^
bem Veifpiele onberer beutfd|en ftirddenfürften auf
®runb ber gefd^riebenen Siedete boS alte Verbält»
ttig mieberbergufteUen Derfud^te, fom eS §um offenen
Vrud^. SBoItber unterlag in ber @d^Ia(^t Don
^udbergen 1262 (Dg(. W. VHegand, Bellum
Walterianmn [Stubien jur elfo^ ®efd^idbte ii.
©efd^id^tfd^reibung im 9Jiitte(alter 1], Stras»-
borg 1878), unb fein unmittelbarer 9la4toIger
|)einrid^ Don ®eroIbded(, ber felbft auf bei Seite
ber Stobt geftanben batte, ^dfioi mit biefer 126a
einen gfrieben, toeld^ bem Vifd^of bie nomt«
neUe ^errfd^oft otterbingft nod^ ttobrte, bie tbat-
föd^Ii(|e ®malt ober in bie ^onb ber Sürger
legte. S)ie Stobt, bie Don nun an ibre eigenen
Sßege ging, f^üt fid^ feit bem anfange beft
12. 3abt^unbert8 grogortig ertoeitert, bie 3o^I
ibrer Sinmol^ner um ho& Sed^fotl^e Dermelb^,.
^nbel, ®emerbe unb ffunfl litten bie l^bc^fle
Vlüte errdd^t, unb munberDoK ^.fiieg gleiiib ben
SBIumen bed aJloieS in bie ^bbe"* ofö aBa^r^(^en
bed frud^tboren Vunbed, ber tro| afler po(iltf(^
®egenfd^e SBürgertbum unb ^rieftertbum, Belt
unb ffir^e, Sleligion unb Sfvei^ett umfdblo^, un«
ferer lieben grrouen ^errli^er Som. — @tra|burg
otö freie »eid^Sftabt botte tcbod^ balb oiä^ bie
bitteren f$rüd^te ber feinen Vifd^öfen abgerungenen
gfreibeit ju Ibften. 3e^t troten bie ®e0enf&|^
innerbalb ber Vürgerfcboft felbß genmltfom su-
Sage. SHe ouö ben früheren 9Dltntfierialbeamtcn
berDorgegongenen abeligen ®efd^Ied^ter fuc^en bir
@eU)olt gönglid^ an fid^ )u }ieben unb trieben ba-
mit ben ffaufleuten unb ^nbmerfem gegenüber
oft ben unerbörieften 3Ri|braud(|. SS folgten bie
langen, leibenfd^oftlid^en Sunftlfämpfe, in benen
^ bie bürgerßd^ ^rtei, begfinftigt burd^ bie
3tDiftigteiten gn^ifd^en ben ffl^rcnben obeligm
^milien, bie Oberl^errfd^ft errang (DgL n. 9L
869
StraPuTfl.
870
6txo|&xtig 1875). Siefe inneren Unrul^en, jd^tta-
lu^ pelmftt^nneeii tmrdd Crbbeben^ ^ungetfinotl^
hbD ^kfl uitb bie ftulcxm |>oIittf(i(^ ^nbel, in
tami fU^ Strasburg an bet Bpiijt einer Steil^
onbctcr bmlfd^ €täbte bie DoOe 9ieid^fifret]^eit gu
icfampfm fiu!^^ brcul^ten bie @tabt an ben SRonb
M ScrbotenS, bcm fie nur butd^ eine grünb-
Mabt "SbtaoTämmg i^cet Orsonifation unb Ser-
«oltiniQ attgiitg. ^e Stabtoetfaff ung, bie au8 ben
longiabrigni Scxfuc^ l^etDoxging, l^at »ielf ad^
Me ^ktmnnbening ber Stitgenoffen l^etDorgeruf en.
Stne neue 9Ittle)»riübe brid^t (ett fär @tta|burg
OL Oofeiier (1862) unb ftöniggl^oben (1420)
id^mben i^te DoSSt^umli^en, meU über bie ^ei«
nQi (tncmd berühmt geworbenen (El^ronifen.
%aukt a >»- 9tt) unb SeUer (f. b. «rt.) üben
oHf )wi gn^ge Sdben i^ttr 3^ <inen gewaltigen
€tnßii^ ^nbwert unb ftunft fud^en aQe t|re
{d^mn £eiflttngen gu überbieten. @tra^urg8
Soubtttte miib auf Sa^l^unberte l^in gur oberften
olla be]ilf<^ »au^utten crttö^lt. 3m 3. 1466 er-
f^eint Ott eine ber (SrftItngSgaben ber tu)n ®uten-
bog in 6tra|burg lange 3a^re (1424^1444) er-
probten Sud^bnulertunfi eine beutfd^e Ueberf e|fung
ber StbeL 9lit bem Sinjuge ber burd^ ben ^u«
gumilnmft (etoargeruj^en neuen ®eifiedrid^tung,
bie in ibrm erflen SSertvetem aOerbingS gerabe in
6tm|6mg nnen confertmtiDen S^arofter bei-
bebktt uw im feften 9lnfd(|(ufie an bie lot^olifd^e
Aintc unb fie^re nur gegen bie eingeriffenen 9Ri|-
Mnil^ fif^ er^ob» geigte fid^ ber erfte Snflug einer
SoDcgiiim« XDüä^ für bie bürgerlid^en unb politi»
\fyn Scz^ottniffe Stro^iurgd Don ben nad^l^Itig*
flm golgc» fein foOie. 2)ie Stobt trat gur fogen.
Sifiniiuition Aber unb nmd)e in @übbeutfd^Ianb
eine i^rer i^oltiif^en ^auptftü^n. 9ber bie trau*
nge |ioItltf^ S^nüttung, ber nad^ ber IKrd^en«
fyaUttiiQ bofi gonge beiOfd^ Sleid^ gum Opfer
fd, foOtf aud^ 6tro|burg tro| alleS anfänglid^en
t^m OSIongcg nid^t erfimrt bleiben. 3118 SBor«
bnte bc9 SOiä|rigen jhieged, in meld^em baS ßlf a|
Bnföglid^ gn letbcn l^tte, entbrannte 1592 ber
furd^bore bifd^dflid^e iMeg (1592-1604), in
ben ftiil^oltfen tmb SßTOtefianten um ben 83if (|of9«
fbäß Don Strasburg rangen, gfronlreid^ ber-
anttelk ben ^ben. S)em ))roteftantifd^en SBe-
■erbcr (®eorg toon Sronbenburg) warb eine
edboitfdi^bigimg, bem Don ben latl^olifd^en ßa-
ipitutetn eODc^ten SSifd^of ber bifd^öflid^e Stul^I
tatriannL 6tro|burg, baS ftd^ auf bie Seite bed
lotiilantiiil^ ^eiff^ofS" gefteSt unb ^o^en
groben erlitten, ging beinahe mit leeren ^önben
am. (Eint fdlttä^Iic^ Si^adtpolitil begeid^net
Mb ScOnng @tra|burga im SOiöl^rigen ftriege,
k^mt einerfciit bur^ feine Stellung inner-
bolb bc§ beutf4^ ilaifeneid^ed ^ anbererfeitS
bmd^ feine (ixotefiontift^en @9m))at]^ien. 3)iefer
pDctbcnHgcn Geltung macbte auc^ ber Weftfälifd^
^SfUbe. ber boS <Hfai foweit ed bem ^mtf e Oefter-
aic^ t^^ÖfiU, cn grantreid^ onfd^Iof , fein Snbe«
S)o8 (Ereignis Don 1681, todd^eS bie reid^dfrei-
l^eitlid^e ©teOung ber Stabt aufhob unb fie bem
frongöfifd^en Königreiche elnDerleibte , mar bie
notJ^toenbige golge ber fo geftalteten SSerj^ottniffe.
SBaS bie Deformation ber fat^olifd^en iKrd^ ent-
riffen, warb biefer nun gum Xl^eil wieber gurüdC-
erßottet, Dor ^Uem bad Stünfter ; in ber Stabt
nal^m bie Sllein^errfd^aft bed ^roteftantiSmuS ein
Snbe ; neben ber bebeutenben unb einflu^eic^en
|n:oteftanti{d^en erl^ob fid^ eine, wenn aud^ nie
gang ausgebaute, guerft Don ben Sefuiten geleitete
fatl^olifc^e UniDerfität. Ütad^ ber entfd^wunbenen
))oIitifd^en SBebeutung ft^ien bie Stobt feine be»
fonbere Sel^nfud^t mel^r gu fül^Ien. 3n wirtl^-^
fd^ftlid^er Segiel^ung war il^r eine wid^tige frei»
l^eitlid^e Sonber^eSung guerfannt geblieben, in»
folge bereu il^r ^nbel gu neuer, bebeutenber ^lüte
gelangte. Den legten Sleft einigermaßen felbftän«
biger S3erfaf[ung fegte bie gro|e frangöftfd^e 3ie-
Dolution hinweg. Strasburg, in beffen 97lauem
guerft bie ^SRarfeiSaife" erOang, nal^m baran
einen actiDen Snt^U. Stuf ben gewanbten, laDi-
renben gfriebrid^ Don S)ietrid^ folgte als gful^rer
ber reDoIutionären (Elemente ber blutgierige Su-
logiuS Sd^neiber. Seibe fielen bem Don il^nen
ge)>pegten 9teDoIutionSgeifte gum Opfer. M-
mülig traten frieblid^ere Ser^tniffe ein. Stras-
burg war gur S)e))artementS^au)^tabt geworben,
ftein bebeutenbeS (Ereignis ließ ftd^ mel^ in feiner
(Befd^id^te Dergeic^nen, bis infolge beS ftriegeS Don
1870 unb ber Bereinigung mit bem neuen 2)ettt-
fd^en Sleid^e eine neue &ttwid(IungS))]^afe für baS»
felbe begann.
2. S i f d^ ö f e. 92ad^ bem Cl^niflen ftdnigS-
l^oDen unb einer Seilte mitteloJterlid^er ©efd^id^t-
fd^eiber, beren S)arftellung auf ben Oesta Trevi-
romm auS bem 11. ober 12. Sal^rl^unbert (Mon.
Germ. bist. Scriptt Vm, 146 sq.) berul^t, foO
ber l^L SDtatemuS mit ben l^H Sud^ariuS unb Sa-
leriuS, Dom l^L $etruS nad^ Xrier gefanbt, in ber
elfö|i{d^en Stobt Elegium ober Helyetus Dom
£obe übenafc^t unb Don feinen Seföl^rten mit
bem Stabe beS 9))ofteIfürften wieber gum Seben
auferwedft, in Strasburg unb im Slfaß gum
orften 9RaIe baS (!:^riftent9um geprebigt unb bie
erften d^riftlid^ien (Semeinben gegrünbet l^ben.
Sie ffritif beS 18. Sal^rbunbertS, ber baS heu-
tige Proprium ber Straßburger ^idcefe fid^ an-
fd^Iie|t, ^at inbejfen, inbem fie ben 9))oftoIat
beS 1^1. SRatemuS wal^rte, beffen SSirffamfeit in
baS (Enbe beS 3. ^al^l^unbertS Derfejft (DgL
Grandidier, Hist. [f. u.] 1, 45 bs.) unb i^n
mit bem gleid^namigen ffird^enfürften ibentipcirt,
ber um biefe Seit ben Stul^I Don ftöln inne-
lEfotte. ®egen eine berart eclatante unb erfolg-
reiche SSerbreitung beS (S:i^riftent]6umS im Slfaß
gu Sebgeiten beS |l. $etruS, wie fte bie Segenbe
bel^auptet, fpred^ aDerbingS bie gewid^tigften
(Srünbe. S)a| eS l^ier fe^r frül^e (S^rijien gab,
guerft wol^ in ben Steigen ber ange^ebelten rb-
mifd^en Segionen^ ift i^öd^ft wal^d^einlid^ 3re^
28*
871
Strasburg.
872
nftuS (im 2. Sal^rl^unbert) Qebenit mit SoB ber
®Iau6en3genof Jen in ben beiben @ermanien, n)0)u
baS glfog gel^örte. <Dq| biefe S^riften aber aal^I-
rei(^ gemefen, tft bur^ ben Mangel onSRartprem
unb on ti^riftUd&en SMonumenten (nur ein d^rift«
lid^eS ©olbglaS au'^ tömifc^er 3eit »urbe big Je^
Dorgefunben) jiebenfaQd auSgefd^Ioffen. 91IS etftet
Sif^of t)on Strasburg h)irb ber 1^1. ^maubud
genannt, beffeu 9lame fid^ unter ben Unterfd^riften
in ben ^cten bed (SoncUg Don ©arbica (343) unb
ber 346 gegen ben ftölner SBifd^of Sup^aM (f.
b. ^rt.) gel^altenen $rot)indiaI)^nobe finbet, faDS
bie und befannten 9lcten ber le^tem od^t fmb.
Sßeitere gefd^ic^tlid^e Ütad^rid^ten über SlmanbuS
unb be{|en unmittelbare Tlod^folger, menn eSberen
bei ben bomoUgen SBtrren ublrbau))t gegeben,
beft^en mir nid^it. IBeftimmte feftfte^enbe S)aten
über baS 2)Qfein beg @tra|burger 9i8t^um§
bringt und erft baS 7. Sal^r^unbert. Zro^bem
bürfte, fagt ^egel, ber römifd^e Urfprung, auf
meieren bie mit ber r5mi(d^en $rot)in}iaIeint]^eUung
übereinftimmenbe Slbgrengung ber S^iöcefe l^in*
meist, nid^t burd^auS begmeifelt merben (Sb^onifen
Vin, 11). Unter ©agobert (n.? gcft. 679) marb
9(rbogaftu8, ein frommer Sinfiebler beg ^agenauer
Sorfted, über beffen ßerfunft ntd^td SSeitereS Ver-
bärgt ifiaufbenStrafburgerSBifd^ofSftubl erhoben.
SDaS @d^Iog 3[enburg ^u Stuffad^ im obern ßlfa|
fammt beffen ©ebiet, fpäter im ®egenfa^ jum
Unter»!Dlunbat äBei^nburg Ober-!Dlunbat ge«
nannt, Dom ftönige bem ^eiligen gef^enft, bilbete
bie @runblage für bie meltlid^e ^errfd^aft ber
©tra^burger SSifc^öfe. 3{uf SrbogaftuS folgte ein
Sriänber, glorentiuS, bem bie ©rünbung ber
^btei ^aSlad^, mo er guerft als Sinfiebler gelebt,
unb beS Sd^ottenüoflerS @t. Xl^omad in @tra|"
bürg }ugefd(|rieben mirb, Don ßrd^enbolb in bem
Serfe Derberrlid^t : Florens florigeram fecit Flo-
rentius aram. WS be[fen unmittelbare %ad^foIger
merben anfoalb (693—710), 3uftu8 (710 bis
712), anajiminuS (712-720), SBibcgem (720
bis 729), unter bem bie 3(bteien Stten^eimmünfter
unb !Dhirbad^ entftanben, (Sanbetfrib unb SrbuU
fuS (geft. 734) genannt. 2)iefe, ben eingaben
@ranbibierS entnommenen S)aten berufen inbeffen
auf fel^r fd^manfenber ©nmblage utü) bebürfen
einer genauen 9teDifu)n. einen, mie unS fd^eint,
ftd^em Sn]^aItS))unft bieten bie u. %. Don gfnebrid^
(2)rei unebirte eoncilien auS ber SReroDingergeit,
SBamberg 1867) Deröffentlid^ten Slcten ber $arifer
@9nobe Dom Saläre 614, unter beren Unter-
f d^riften bie beS @tra|burger 9}ifd^ofS SnfoalbuS
ftebt. aRit Sifd^of ^ebbo (ßbbo, &o, ßtid^o,
ebbanuS; 734—776) treten mir bereits auf feftem
l^ifiorifd^en Soben. 3uS bem l^erjoglid^en @e-
fd^Ied^te Sttid^o'S entf))rungen, bem furg Dorl^er bie
1^1. Obilia (f. b. Srt. n. 1) entfproffen mar, unb gu-
erft W>i in Sleid^enau, mürbe er burd^ j^arl 9)larten
auf ben Stra^burger Sifd^ofSftubl erl^oben. Jhröf«
tig unterftü^ Don ben farolingifd^en ^errfd^em,
mit benen er (Dorgfiglid^ mit ^arl bem @rogen)
im freunbfd^aftHd^flen Serl^SItniffe ßonb, unb Don
ber römifc^en Ritä;t, mit ber er im Slnfd^Iug an
bie Seftrebungen beS 1^1. SonifatiuS feine 2)i5ce)e
aufs Sngfte Derfnüpfte, arbeitete er erfoIgret(]^ on
ber Organifation feineS @))itngeIS. ftarl ben
@rogen begleitete er nad^ SRom unb ermirtte babei
Don ^apft |)abrian L ftrenge aRa^regeln gegen bie
Simonie. 3^m Derbanft Stiagburg ben $u^m,
nad^ ajte^ baS erfte nod^ ber canonifd^en Siegel
beS bl- S^robegang unb beS SiaconS 9malartu§
(f. b. Strtt) georbnete S)omca))iteI in ben „Slarien«
brübem" befeffen gu l^aben. ^ebbo mobnte me^*
reren Soncilien bei uitb nal^m auf ber S^tmbe gu
^ttiguQ 762, ber S^robegang praftbirte, ben
gmeiten Siang ein. j?arl ber (Sro^e beftötigte i^m
773 bie freie ©erid^tsbarteit im Sreufd^tbat unb
ert^eilte ibm in @^Iettftabt 775 bie ^oO- unb
Steuerfreiheit für feine Angehörigen (homines
ecclesiae), moburd^ ^anbel unb (Semerbe ber«
felben nt^t menig geförbert mürben, ein fpäter
öfter beftötigteS $riDiIeg. Auf ^ebbo folgtm
»emigiuS (776—783), »ad^io (783-813),
frü]|er Abt Don 3Jlunfter im Sregorientl^al, ber
einen Codex canonum (päpftli(|e S)ecreta{en)
Deröffentlid^te, Ubo IL (813—815), grle^arb
(815-817), abelod^ (»bolod^, Sbolno^; 817
bis 822), meld^er on ber Don 2ubmig bem ^rom>
men nad^ Aachen berufenen SSerfammlung gur
Sieform ber ftlöfter tbeUnal^m (f. b. Art Senc
biet Don Aniane)^ aud^ hu JKr<|e St. S^omoä
mieberl^erftente, unb Semalb (822—840), ein
gelehrter !Diönd^ auS bem Jtlofier Steubenon.
Unter ^m Derfa^te ber um 824 nad^ Stra^*
bürg Derbannte ^id^ter SrmoIbuS StigeüuS (f. b.
Art.) fein Carmen elegiaoum, in bem er unter
Anberem Strasburgs Slüte unb ben ®Iang be§
aRünfterS ber l^eiligen Jungfrau befmgt. Set«
naib ftarb furg Dor fiubmig bem (frommen, beffen
unglüdffeligeS Sd^icffal i^n tief ergriffen J^olAt.
Unter Siatolb (840—875), ber ftd^ ben S^ren*
namen „$erle aller ^riefter" crmarb, morb 870
im SSertrag Don 3Jlerfen bie polttifd^e 3ugebörtg*
feit beS eifaffeS gum beutfd^en römifd^ Stei($e
entfd^ieben. fiotl^ar, bem eS guerft burd^ ben Ser»
trag Don SSerbun 843 gugefoOen, unb Submig
ber S)eutfd^e beftötigten bie fßriDilegien ber Stta|*
burger fiird^e. Otfrtb Don SBei|enburg (f. b. Art)
bid^tete fein unfterblid^eS SDangefienbud(|. Auf
Siatolb folgten Siegin^arb ober Sieinl^rb (875
bis 888), 93albram (888—906) oufi 9^em, als
lateinifd^er Sid^ter unb S^olafler befannt, ber
an ben f ird^nd()en Angelegenl^eiten feiner 3^tt regen
Antbeil na^m ; Otbert (906—913), ber noi^ einem
Stoi\it mit ber Stabt eines gemoltfamen SobeS
ftarb; ©ottfrieb (geft. 918), ein St^meflerfobn
JtarlS beS jtal^len ; 3iidt)miu (913—933), unter
bem ^einrid^ ber t^infler fu^ beS SlfaffeS bcmad^ti^e
unb bie Ungarn eS Dermüfteten; Sbtl^art (933 bis
950), ein 3eitgenoffe Otto'S L, ber Ubo IIL
(950—965) als beffen 9tad^fotger auf ben Stra^«
burger Stul^I berief. Ubo trug mefenUic^ gut
878
€trapurg.
874
^ätmq bcr gtbnlenen ttiti^nAAMplin M, jiif'
irte mfßttt Spulen unb beteid^erte {e^t bie
SXsnpnBiblu^a. Stnen fel^r loürbigen 92a(i^-
folgtr fanb er in bem Sorftel^er btt Snttnfter-
iibsle, 1Utri4 ober erc^enbolb (965—991), ber
jctnt Soigonger auf bem Stro^burger Sifd^ofS-
nal^ in Werfen t^et^errli^te, bie Sibliot^el bed
Sün^exS fierncl^crte, bie Somfd^ule burd^ 9e«
o^g bei @t @allener aiUn^ea SBictor ^u un«
gpötnirt 9[ttte brachte , für ftrenge SiSct))Itn
ioigti imb. tum ben brei Ottonen in l^ol^ent !D{a|e
g($diä|t. ffir ben Stro^burger SSifd^ofSftul^I ein
osig^lN^ SDtünjrcc^t unb bie ouSf^Iie^Iid^e
(ya^fi^ über bie €tabt mit ber Srofenmürbe
dongtt. SBieberoIb (991—999), t)on Otto UI.
dMitdb fe(r begünfitgt, Jtorb )u ^enebent, niol^in
n bm flbifer begleitet ^otte. 9[uf Slmid^S, ber
m ftßje 3eit (999—1001) regierte, folgte einer
^cl b^eutcnbften ^d^enfürften Stragburgd,
Soncr L ober SBerin^r (1001—1029), ber
ättfftt befünnte Vffnt bed Qabdburger ^ufed, ber
Sübererbouer beS bttrd^ bie 2:ru))pen ^ermonnS
m S^tDoben 1002 unb einen SSHj^ftral^I 1007
KiiDttfteten Wiuifierd, intimer gfreunb f^ein»
lii^ IL, ben er Quf feiner Somreife begleitete, Don
ibnrob n. no4 99)ctiq gef^idK, mo er ftarb. 6r
botte fid^ an ben gtoei JKrddenDerfammtungen Don
^ffutt (1007) unb SeKgcnftQbt (1027) be-
ttcifi^ bie 96tet IRuri gegrunbet Unb bie SDtün-
^obibliot^ mtt fofiBoren SOlanuf cri))ten befd^enft,
ont benen einige in ber ^umaniftenjeit (u. a.
Qttintilian) eine gro|e Sebeutung erlangten.
Sil^dm L (1029—1047), Sol^n De« ^ergogS
Cito MB Spanten, Slomannien unb Sd^maben,
Snbcr (Bregord Y. unb O^im ffaifer fton«
cttb^ n., arbeitete eifrig an ber SEBieberl^eSung
M SRänjiexfi unb ber @t X^omadfird^e unb er-
baute 9inig @t. ^er. Unter ^e^el ober ^er-
naim (1047—1065) befugte ber elfdffifd^e ^ßopft
ifc0 TL smeimal feine ^eimot, ber er auf Dielfad^e
Scije fcou ®unfi bejeigte. SBemer IL (1065
bü 1079) trot im änoeftiturfireit auf bie Seite
fyaaüfi lY. unb mo^nte ber @9nobe Don SRainj
11071) bei Sr florb unDerföl^t mit bem l^eiligen
&sdiL Z^balb (1079-1082) bct^eiligte ftd^
OA ber SBobl bed (SegenpapfteS Slemend III. in
¥np9L fiebirid^ IV. l^otte bereits nad^ bem Xobe
]bi&oß Don 6d^tt)aben 1080 bofi ^erjogt^um
eija| bem ^ol^enftoufen ^tiebric^ Derliel^, beff en
Smber Otto oon Qobenftoufen er gmei Saläre
tDärt auf ben Stra^burger 93tfd^of8ftu^I er^ob
II082— llOOX »«r* Urban IL Dom ffirdjen-
tomc g^Odt, jog er mit (Bottfrieb Don SBouillon
noA bem b^^tgen Sonb. Unter i^m mirfte ber
RUge tnioali ber pdpftlid^en SRed^te, SRanegoIb
m Snttenbadb ff. b. 9ri unb Mon. Germ. bist.
Libeili de Ute I, 300 aqq.). 2}er gemöbnlid^
e^ 30. «filbof 6e}ei((nete ^Ibuin (1100) ftarb
«4 Ms So^en. Stun folgte 51. Suno (1100
^ 1123X ber ebenfalls ^einrid^ IV. feine ßr-
Mam% Dcdmntte^ f))äter iebod^ auf bie Seite
feines Sol^neS trat 9{ad^bem er fid^ aber aud^
Don biefem abgemanbt, tourbe er auf 93etreiben
{eined laiferlic^ gefmnten SapitelS Don ^einrid^
aum !BerIaf{en feines Stu^IeS ge)h)imgen. 2)aS-
felbe @d^i(f fal erreichte feinen 92ad^f olger 52. Sruno
(1123—1125), ber inbeffen nacft 53. (gber^arbS
(1125—1127) Sob ben bifd^öflid&en ©tubl aber-
malS (54.) beftieg, um i^m 1 131 mieber )u entfagen.
55. ©cbbarb (1131-1141), ein entfd&Ioffencr
Snl^anger ber fird^Iid^en Steform, trat mit großem
92ad^brudte für ben |niefterltd^en Sölibat ein.
56. SBurf^arb L (1141—1162) na^m gmeimal
baS (heu5 unb geigte mie fein SBorgdnger für
neue ffloftergrünbungen unb Die SBieberl^erfteQung
beS Stra^burger SDlünfterS einen großen (Sifer.
57. Slubolf IL Don SRotbttea (1162-1179),
unter bem ^errab Don fianbsberg (f. b. %± ^oben-
burg) il^ren berflbmten HortuB delicianun fd^rieb,
eine Sreatur griebrid^S L, marb auf ber latera-
nifd^en S^nobe megen Simonie unb !Dli^braud^
ber fird^Ii((en @üter abgefegt, ^uf 58. ffon-
rab L (1179—1180), 59. ^einrid^ L Don ^afen-
bürg, ber mit gfriebrid^ I. nad^ $alaftina }og
unb @t. SlicoIauS in Strasburg erbaute, 60. Jton-
rab n. DonMneburg (1190—1202), Ol.^ein-
rid^ n. Don Seringen (1202—1223), unter bem
fid^ bie S)ominicaner in Strasburg anftebelten,
folgte ber nod^ iunge, aber fromme unb ent-
fd^iebene 62. Sertbolb L Don Ztd (1223 bis
1244), ber bie meltlid^en ©ered^tfame feines
Sifd^ofSjhtbleS mut^ig Deril^eibigte; 1230 fle*
betten ftd^ bie f^tonriScaner in Strasburg an.
68. f)einrid& m. Don ©tabledf (1244—1260)
ermarb ftd^ inmitten ber Vnardäie beS Steid^eS
burd^ eine fluge unb geredete SBermaltung bie
größten SJerbienfte um SiStbum unb Stabi
64. SBattber Don (SerolbSedC (1260—1263), eine
energifd^e unb friegerifd^e 92atur, töm))fte umfonft
mit mo^rem ^elbenmutl^e bei ^auSbergen für
bie SBieberberfieüung ber bif d^dfli^en Obergematt
über bie ©tobt (Dg{. ob.). Seinem 9lad^foIger,
65. §einrid^ IV. Don ©eroIbSedt (1263—1273),
gelang eS nad^ bem Vbfd^Iuffe beS gfriebenS burd^
feine SRilbtbätigfeit bie ^ergen }u geminnen unb
burd^ feine Umjid^t baS finfel^en beS bifd^öf(id^en
StubleS aud^ in mettlid^ier ^inFtd^t gu b^ben.
dt berief 1265 bie Sluguftiner nad^ Stras-
burg, jhiegerifd^er ermieS fid^ mieber beffen 3la^
folger, 66. ftonrab UI. Don Sid^tenberg (1273
bis 1299), ber ben Sifd^ofSftubl in bemfelben
3a]^re beftieg, in bem SRuboIf Don ^abSburg }um
ftönig genäb^t mürbe. Unter ibm marb baS Sd^iff
beS aRünfterS DoUenbet unb 1275 ber ®runbftein
ber t$a9abe gelegt. 67. griebrid^ L Don Sid^tenberg
(1299—1306), beS SSorigen Sruber, fanb na^
einer fel^r frieblid^en ^enfd^aft feine Stubeftotte
neben ibm in ber St. SobanneSfapeUe beS SRün«
fterS. 3u beffen 9}ad^fo(ger ernannte Siemens V.
ben Sifd^of Don gicbftött unb ftönig »Ibred^tS
ffangler 68. 3obanneS Don 2)ir))beim (1306 bis
1328; DgL Stofenfrönjer, Sifd^of ^ol^ann L Don
875
@tta|6urg.
n
©trofeiurg, jenannt öon ©ürbl^m, %ntt 1881).
übe ]af) ben 9Jleud^elmorb ffönig ^Ibred^tS bur^
Sol^ann don Oefterreic^ mit an unb fing ben Der«
jd^eibenben ftaifet in feinen Sinnen auf. 2)urd^
feine filugl^eit unb Energie Derbiente er \\^ eine
S^nnfteUe in ber äieil^ ber Stragburger ^ijc^ofe.
69. SBcrtl^olb H. öon ©ud^ed (1328—1353), ein
frül^erer bcutfd^er Orbendritter, burd^ Soban-
ned XXTT. t)on Speyer nad^ Strasburg Derje^t,
l^tte einen belegten ^ifcopat, leiflete erft nad^
langem SBiberftanbe Submig bem SSapem ben
^uibigungSeib , »iberfe^te f\ä) energijd^ ber im
SIfa| auSgebrod^nen Subenl^e^e, fonnte eS in«
beffen nid^t Derbinbem, ba^ in @tro|burg 1349,
nad^bem baS 3a^ ^uDor Saufntbe ber fd^mar«
gen $e)t erlegen toaxtn, bei 2000 Suben t)om
mütbenben fßoltt bem t^feuertob übergeben »urben.
2tn bemfelben Saläre fa| ftcb ber ©if d^of Deranla^t,
ein fd^arfefi Sbict gegen bie ausgearteten „@eig«
ler'' 5U erlaffcn. @ein @pifco))at (Dgl. Seupolb,
©ertbolb Don Sud^ed, iBi)d(|of Don Strasburg,
Strasburg 1882) gehört mit benen feineS SSor«
göngerd unb 9lad^foIger§ gu ben ru^mreicbiten ber
@tra6burger ftir^engefd^ic^te (Dg(. aud^ unten n. 3.
€tra|;burger @Qnoben). 70. ^o^anneS 11. Don
fiid^tenberg (1353—1365) würbe feiner gröm«
migteit unb Seutfeligfeit megen in @tabt unb
Sanb l^od^ geeiert unb nad^ feinem £obe tief be«
trauert. 3|m Derbanft bie @tra^burger JNrd^e
nebft einer Sm)eitenmg il^rer meltlid^en ÜRad^t«
tettung bie reid^b^Itigfte Sammlung Don @9nobaI«
tatuten (f. u.). 71. Sol&anneS IIL Don Sujemburg«
Signp (1366—1371), ein 5Keffe ftaifer ftarlS IV.,
tt)urbe 1871 nad^ 9)2aing Dcrfe^t. 72. Sambert
Don 93om ober Sunie (1371 — 1374), ©obn
eined elföfftfd^en 9iitter§, Don @regor XI. nad^
Strasburg berufen, fpäter Sifd^of Don ^Bamberg,
ftarb 1398 al§ ^bt gu ©engenbacb. 73. gfrieb-
rid^ IL Don ©lanfenbeim (1375—1393), Don
ftönig SSknjel mit ber ©raffd^aft Unter«eifa^
belebnt, lie^ fid^ in einen unfeligen @trcit mit
ber ©tabt ein unb Dertaufc^te, um beffeu t$oIgen
gu entgeben, fein IBiStbum mit bem ^ifd^of Don
Utred^t, 75. äöübelm Don 3)ieft. Sejtcrer (1393
bis 1439) batte juerft fein SucceffionSred^t gegen
ben Dom 2)omca()ite( gen^öblten 74. ©urfbarb
Don Sü^elftein (1393—1394) ju Dert^eibigen ;
nad^ feiner 9lnerfennung gerpcl er infolge feiner
anfänglicben finan3ienen ajü^toirtl^fd^aft »ieber
mit bem Somcapitel. @eine legten SKegierungS«
ja^re, in meldte bie SoHenbung beS Snünfter-
tburmS burd^ Solenn ^ül) auS jtöln föUt, loaren
toobttbuenber unb frieblid)er. 76. ftonrab IV.
Don ©uSnang legte fd^on nad^ einem Saläre feine
SBürbe nieber. Unter feinem 5Wad^foIger, bem
Slnfangß febr Weltlid^ gefinnten 8ifcbof 77. Wu»
|)redE)t, ^folagrafen am Stbcin (1440—1478),
mürben ©tobt unb Canb Don Dielfad^en SBirren
unb ®rangfalen b«nigefud^t. fturj Dor feinem
3:obe berief er 3ob. ©eiler Don ÄaiferSberg (Dgl.
b. Slrt. unb Dacheux, Les plus anciens ecrits
de G. de E., Ck>Imar 1882) auf bkaonifc
bete SRünfterfanjel. %uf 78.9lIbr(4tMa|i
(1478—1506), ber einen gro^ S^^lk]
finangielle unb firddlicbe ^>ebung feim§|)o4||i
entfaltete, folgte 79. äBilbelm IIL mi(|o#
(1506—1541 ; Dgl. feine bemnöd^piabaa^
^b^ologifd^en Stubien }u enoätaiic
p\i\t Don @a^), beffen ^errfd^ inn»
fd^mierige, fturmbemegte 3^ fiel Stn|l
allen eingerifjenen SRißbröucben gu ^oü^
er eS nic^t Derl^inbem, ba| Stralbuig li
9tei^ Don Ortfd)aften ber «Slefoiiiiatwr
l^eimfielen (Dgl. unten n. 5. Xeformatioi).
menig gelang eS feinem überaus Detjötnfili
leutfeligen 92a(bf olger 80. groSmufi dob
(1541—1568), bie Sortfd&ritte be8
muS 5u ^emmen. Unter 81. dobanmftlY.
^lanberf(^eib-$lanfen^im (1569-15^2),
bie äefuiten nad^ SRolSbeim berief, tai\
ein Sbeil beS S^omcapitelS auf Ine Säk
^roteftanten. Snfolge beffen Eam c8 h^
Xobe beS Sifc^ofS ju einer S!oppdM|L
Don ben fatbolifcben Somberren fftoäjk
binal 82. ffarl Don Sotbringen (1592
mu|te feinen bifd^öfli^en @mbl flegn W
mö^lten ber proteftantifdJKn $artei, M'
Don Sranbenburg, mit ben Skfjm
(Dgl. ob. n. 1). 3bni folgte 83. £eoM^.
l^ergog Don Oefterreic^, Snxber geibji
(1607—1625), ber energtfcbe 9RaNh|
3)eftauration beS Jtat^oliciSmuS crgri|
©unften feineS Steffen 84. SeopolbSütdii
bis 1662), eines So^gferbinanbSE, '
3e(t mu^en bie proteftontifcbenSonitm
bem fie bie l^lid^e SRünfterbiHio^d "
Deröu^ l^atten, ben Sruberl^of nriebct
2)ie S)urd^fü^rung koeiterer faifedi^n'
Derl^inberte ber ßinfall ber @d(|tDdm,
Strasburg anfd^lo|, unb bie hoA ftf
furd^tbar Derl^eerten. 92ad^ bem fnt>
Sifc^of Seo))olb aSill^elmS, ber boi
2)iöcefe niemals betreten , aber bo4
SBieberl^erfteUung beS ffat^oliciSmnl gtf^
ftieg 85. flifran) Sgon Don 3fär|lenicig (li
1682 ; f. b. «rt n. 1) ben li\äfilfäß
Strasburg tDurbe franjöfifd^ , unb (
$eriobe begann in ber ©ef^id^te te
Salb nad^ ber bereits Don Äotfcr 3^
Derfügten 3urüdterftattung bcS StBÜiM
ftat^olüen burd(| Submig XIV. ftorft^**
@ein 9]ad^folger, 86. SßiQelm egM f
ftenberg (1682—1704; f. b. «rt i-fl»
bete 1683 baS ^riefitrfeminor, bd ff
fuiten 5ur fieitung übergab. 9hmM
einanber Dier Sarbindle auS bemfit|tt|*'
ber SRoban: 87. ^nnonb ©affambcMi
bife (1704—1749), ber ben biWfiW"
Don Strasburg erboute, 88. 9rniaibbi<
JBentabour (1749—1756), 89. &■!«■
be 9toban-®uemenö (ber ,gro^Si^i><f^
bis 1779), bem bcii ie|iBe grD|(
877
@tragitttg.
878
^Arnims iNtbonft, imb 90. SouiS Slenö be
ib^'^amtne, ber ft(^ burd^ feine ißraddtitebe
mb fernen d^^tBei) in bie berüd^tigte ^Kildbanb«
^rftobie ocnoicbln Iie(^ ober imibtenb ber großen
toJ^lutiDn (f. unten), bie tl^n notbigte, in bem
atobftmf4^ Zueile feiner 2>idcefe eine ßu-
jbu^ftfittt ga ftt^en, burdb feinen ntutbigen
Btbeijlmtb gegen bie (Eitrtkonftitution beS eierud
nb föne treue 9nB(mgIi(^eit an bie jKrd^ bie
fo^ocn f^bte n>ieber fü^nte. 9{ad^ feiner Ste«
fiinahon infolge befl SoncotboteS beftieg 91. 3o-
tflmei fleter Sourine , ein früberer conftitutio-
vOa SifcH^ ben 6tnbl t)on Strasburg (1802
M 1818). eein üp{\cDpOii mx fflr bie treu-
aATttbeoen (Beifllid^ eine f^axit ^räfungSjeit.
Wi einer langen SebtfiDacong toorb 92. ®uftat)
SRastmflian, $rin) oon 6roi, 1819 )um Sifd^of
um Strasburg ernannt, Dertaufd^te aber fc^on
in 9. 1823 €tro|burg mit bem (Er}bi8tbum
at^acn. 93. <Qmtbiue 9Rario $oul Xb^rin (1828
Ind 1827) nmrbe att ^röceptor beS ^er^ogS Don
Sotbeons nodi $ari3 berufen. 94. äobanneS
^coili SAERia 2tpQpift bt Xrebem »or oon 9ire
a4etto|burst>erfett (1827—1842). 95. 9n-
bmd 9äi (f. h. «rt), fett 1840 ßoobjutor, leitete
^ 8if(bof übu 40 3abre bie 2)i5cefe. Siel
läqa mar bie Regierung feines 9{ad^foIgerd,
116. Veter ^ikntl ©tumpf (geb. 1822 }u (Sgid-
^ bei Solnuur), bei 1881 (Soabiutor beS SBi-
jitoji Sdft »rntbe , 1883 bie üoDe Sermaltung
M9iStbum§ erbiett unb 1887 beffen Oberbirt
nnbt Sr flaxb f<bon ata 10. Vuguft 1890, unb
of i^ ^Igte ber ie|ige Snbaber beS btfd^öflid^en
€tQ(M, 97. «boff grifern (geb. am 10. Sluguft
1838 in &tx>t, )>räcomftct am 1. 3uni 1891).
Ad malto0 anzioa !
S.69noben. Sine reid^e, mannigfaltige unb
jimt Xbcil bbfbfi bebeutfame f^nobale Xbätigleit
oilfaltet fu^ in ber (Sefd^id^ ber Stto^burger
9i{(^öfe, unb ein turjer Ueberblidt berfelben nad^
Ut hcbboUen 2)QrfteBung ibred neueften ®e-
t^'4>f<tberfi loiri) eine mi&tommene Srgftn-
3^ng oUgcr 9lottjcn bieten. &6^n anfangs beS
a. Sabcbunbertd befa| bie @tra|burger ffird^e
<i» febr ott^bilbete S^nobolorbnung, aeld^
bmuf fd^liegen V^, ba| bereits [eit längerer
8tit bas üom ^t iBonifoliuS unb Der larolin-
#bm (Befe^gdnmg fo ftarf geförberte f^nobale
&bni in Stro^bnrg ^ entmidfelt botte. 93i8 jur
Ütdte bcS 13. SobrbunbertS maren eS Dorjüglid^
fOfiF nnb Oern^oItungSgefiböfte , bie auf ben
üjfai gebattenm 6qnoben )ur (Sriebigung famen.
titt etpe €9nobe, oon ber mir Stw&t erbalten,
fp bit, Mlcbc unter Stfd^f SBiberoIb 992 ober
m ber Sbtei (Eberftbeim ((EberSmünfter) eine
34ntcnf4enfung gemäbrte. %m meiften 3nteref[e
lieieuine 1 143 unter8if(bof Surfbaro abgebaltene
€9itobe, toeUbe ben Streit befi €tifteS St. Xbo-
itf nitbem Stifte Don ^Slad^ aber ben 9efi|
ha Sziiquiai bcS ijL ^rentiuS oerbanbeite.
Sit bem ly. Soterancondl, bad 1215 bie erfte
oOgemeine gefe|Iid^e SBejlimmung aber bie SHö-
cefanf^noben erlief, beginnt für unfere S^nobal-
gefd^icbte eine neue $eriobe. (£ine Steibe oQ«
gemeiner, bie f ird^Iid^ SBermaltung unb ben (EleruS
betreffenben 9norbnungen mürben auf ben bfterS
mobi jmeimal jöbrlid^ gebaltenen SSerfammlungen
als @QnobaIftatuten erlaffen, meldte ein intereffan«
teS Si^t auf bie ftird^en» unb euIturDerbältniffe
ber Seit merf en. Sie erften belonnten Stro^rger
@9nobaIftatuten, auf einer S^nobe beS SabreS
1251 unter !Bif(bof ^einrid^ oon @tabled er«
laffen, entbalten eine 9letbe f d^rfer Strofbeftim«
mungen gum @d^u|e ber geiftlid^en 3mmuni*
täten unb 93efl^ungen gegen bie ©emalttbötigteiten
oon Saien unb ©eiftlid^n unb fd^tie^en fid^ gum
Xb^il an frübere öbnlid^e, menn aud^ minber
fd^orfeSeftimmungenon. SlQe @QnobaImitglieber,
Dom SBtfd^ofe angefangen, oerpjlid^teten fid^ in ber
f eierlid^ften SBeife auf biefe Statuten, bie inbeffen,
meil für gan) au^erorbentlid^e 93erböltniffe ge«
fd^affen, nicbt lange in @eltung blieben. fBon
bauember SBebeutung bagegen moren bie ®ta«
tuten ber S^nobe oon 1252, bie ftd^ gum 2:beil
als SuSffibrungSbecrete ju ben allgemeinen Air«
d^engef eben (emqeid^en unb oorjüglid^ baS Seben
ber SBelt- unb OrbenSgeiftlid^en betreffen, gür
bie (Sefd^id^te Strasburgs unb feiner Sifd^öfe
oon bob^r SBid^ti^eit mar bie S^nobe, meldte
Sifd^of ^einrid^ oon ®eroIbSed( nad^ ber 9lieber-
lage feines SSorgöngerS unb bem SriebenSfd^Iuffe
}u ©unften ber Stabt im 2i. 1264 abbielt 2)er
SIeruS oer}id^tete bier auf ben (Srfab beS ibm burd^
ben Jhieg gugef ugten Sd^abenS unb gab bem S^rie-
benSmerle feine f eierlid^e 9(nerfennung. 3Rit ber
S^nobe oon 1294 unter Sifd(|of Ifonrab, in ber
fid^ bie ©eiftlicben eine freimiUige Steuer gu (Sun-
ften beS em))ortt>ad^fenben SßünfterbaueS auferlegi"
ten, fd^Itegt baS 18. 3abrbunbert. Unter ben btei
oortreffli^en Oberbirten, bie ftd^ in ber erften
^ölfte beS 14. äabrbunbertS, ber 3eit beS bbd^ften
äuffd^mungeS ber Stabt, auf bem Stra^burger
Sibe folgten, betbötigte fub ein regfameS f^n«
obaleS fidben. Ueber feiner für baS ^uS ^bS-
burg fo fegenSreid^en politifd^en Xb^igleit oerga|
äobonneS I. oon 2)irpb^im feine bifd^öffid^en
ißflid^ten nid^. SHe oon ibm erlafjenen SQnobal-
ftatuten oom äabre 1810 meifen juer^ auf ent«
f))red^enbe 99eftimmungen aus ber jmeiten &älfte
beS 18. äabrbunbertS bin, meldte unS nid^t erbalten
geblieben ^iü>. S)ie neuen Sufö^e be)ieben fid^
mtf oerfd^iebene innerfird^lid^e äSerböItniffe (ogl.
Sbrale! [f. u.] 82 f. 94 ff.), eine anbere S^nobe
oom 3ob^^ 1324 marb ber 193eröffentlid^ung unb
Sefirred^ung beS britten ^rogeffeS giopft 3o-
banneS' XXII. gegen ftduig Submig ben Sägern
gemibmet. 92a(bbem »if<bof Sertbolb oon Sucbed
bie ffam)»feSiabre, in bie ibn eine SSerfd^mörung
feines eigenen 2)omca|nteIS, feine £reue tum
$a)){}, bie gfeinbfd^aft ffbnig SubmigS unb ber
Stabt Strasburg geftürgt, binter ftd^ b^^^^ ^^'
bete er ^d^ mit bem grb^ Cif er feiner fiullid^
879
Strasburg.
E
^lufgabe )U. ^u8 feiner erfien 2)iöcefanf9nobe im
3. 1341 giitöen ©totuten l^eröor, bic fic^ 00131198-
loeife gegen bie infolge be§ l^enfd^cnben SBol^I-
ftonbeS eingetretene ^^ermeltlid^ung beS SIeruS
rid^teten, gncrgifd^e 3}^Q^regcln faßte bie ©^nobe
Don 1345 in ©ejug auf bie ßleibung ber ®eift»
lid^en, bie S)i§ctplin ber grauenflöfter unb baS
geiftlid^e ®erid)tött)cfcn. SOTit nod& größerer 9Sor»
liebe mibmete ftd^ 3ol^anne§ II. t)on Sid^tenberg
ben geiftlid^en ^ngelegenl)citen ; baDon legen bie
S)iocefanftatuten t)oni 'Siaf)xt 1354 3eugni^ ab,
@ie bilben in ber 3ufammenftettung ber tl^eil-
meife abgcänberten ^crt]^olb'fd)cn Statuten mit
il^ren 3ujä^en unb neuen SJerorbnungen bie rcirf)»
l^altigfte ®e|e Je§fammlung ber ©tra^iburger ®iö»
cefe. S)ie itlofterreform nimmt barin eine l^er-
Donagenbe ©teile ein. ?ll§ ein SBiberfpiel ber
S)iöccfanf9nobcn bejeid^net ©brale! mit iHtd^i bie
iäbrlid^en SSerfammlungen ber „großen 9Jer-
brübenmg" be§ ©tra^burger 3)iöcefanclcru3, eine
ber merfttjürbigften 6rfd)einungcn be§ 15. tia})x»
l^unbcrtS. S)ie ßcit ber großen S)if(i^öfe tuar öor»
bei, unb nun bilbete fid) 5um ©d^u^e be§ 61eni3
gegen bie ©emalttl^ätigfeit unb finanjielle Wi^'
ttjirtl^fd^aft il^rer 5Rad)folgcr jenes ©ünbni^, beffen
erfte {Regungen fid^ allerbing§ fd^on ein ^ai)X'
^[unbert früher nad^njeijen laffcn, unb baS bie
fird^Iid^e Organifation gerabeju auf ben jlopf
fteHte. S)ie in biefer 3cit nur ]^öd)ft feiten ah'
gel^altenen S)iöcefanft)nobcn , fo bie öom ^a^xt
1423 unter Sifd^of ffiill^elm öon S)ieft, entbehren
beS 3ufammen]^ange3 mit ben frühem unb fönnen
auf größere Sebeutung feinen ^nfprud^ mad^en.
S3on l&o^em Sntereffe bagegen ift bie unter bcm
ßinflufe ®eiler§ oon ftaifcröberg öon ©ifd^of 511«
bre^t 1482 einbenifenc SRcformfpnobe, öon ber
toir leiber nur bie meifterbafte ßröffinmgarebe
®eilerÖ befiheu. ®ie SluSfübrung i^rer lUfita«
tionSbcfd^lüffc tturbe leiber balb ttjieber eingcftcüt.
Äurj üor ?lu§bruc^ ber Deformation erlief nod^
SBilbelm öon ^onftein neue ©Qnobalftatuten.
^ber erft nad^ ben erften SReformbccreten beS Gon»
cilS öon 3:rient, an beffen SBeratl^ungen ber 3)i-
fc^of öon ©tra^burg t^eilnabm, unb bcm grlaffe
ber Formula reformationis auf bem ^ugä«
burger Meid^Stagc (1548) begann bie ©^nobal«
t]^tig!eit in ©trafsburg einen neuen, l^öd^ft be»
beutenben ?lnlauf ju nehmen. llmfangreid()e ©ta-
tuten njurben öon graSmuS öon fiimburg auf
ber ©9nobe öon 1549 in 3abem öcröffcntlid^t,
meldte aud^ in bie 1566 gebnidften Scrorbnungcn
ber ©9nobe öon 1560 übergingen, ©iefe ©ta-
tuten, ioeld^e fid^ an bie Formula reformatio-
nis anfd^ließen, tragen loeniger ben S^arafter
einer ®efcje§fammlung , aU einer bogmatifd^
feft begrünbeten, mit ^hiftcrbcifpiclen bereiter-
im unb ben ®cift ber fficrfoftnung unb SJUlbe
ntbmenben Anleitung gur praftifd)en ©eelforge.
©ic bilben nad^ bem 9luubrurfe ©brolefS eineS
ber el)renöoUften Slötter in ber ©efd^id^te fa-
t|;oIifd;cr Keformbeftrebungen beS 16. SaJ^r^un-
bertd. Songe toaxb burd^ bietraurignSaiJ^
niffe beS fianbeS bie @9nobaltI)äti^ ink
lid^ gemad^t. Snbeffen fu^en 5« ijp
auf anberem SBege (ogL unten «SMb*)!*
SBerf ber {Reform meiter. erft mit im |ii
ginn ber fronsofifd^en ^errfc^ft, mdiieiili
\2age ber ffatbolüen einen bebeutenbenlln^HI
herbeiführte, begann ouc!^ bie SSirffuflAitli
©Qnoben »ieber. Unter 9if(^of Siltrti K
Sgon öon gürftenberg tourbeti 1686 ii^Wl
Itoti ©pnoben gel^alten. ©trenge £i£d|6iii
bem $riöatleben unb in ber amWximWß
bc§ SleruS unb eine fefte CrganiiotioB b^^
maren bie unerlä^lid^e SSebingung |ur ftfiat]
tion beS ffat^oliciSmuS, bem bieguningnii)i^{
öerl^öltniffe i^rerfeitd mad^tigen$oijd)ubldjift]
S)ie^ mar aud^ ber ®runbgebanfe, btilüi
©i)nobalftatuten befeelte. SBenn in bei g«l|(i|
©t)nobalt^atig!eit allem ^nfd^innaci^vidietH
ftänbig in ben ^intergrunb trat, fo fm^ JKW
öielfa^ gerabe in ber neugei^affenm D|i^j
fation beS Saubclerud einen nic^t ju
ben, menn aud^ nur tl^ilmeifen Sr|4
bunberte öergingen ; bie ©türme ber ~
Steöolution burc^jd^ütterten bie ©trallmrBecl
bis in il^r SnnerftcS unb öermanbelten bi
ibre äußere ®eftalt; folgenfd^mere politüitel
eigniffe traten ein, beren SRücf fc^log fid| ot]
bem fird^lid^en ®ebiete geltenb ma^eniofl^'
3eit erfd^eint nun ongebrod^en, ba num
baran benft, bie alten ©pnobaltrobitioBBi
©tra^burgerffird^e mieber ju neuem Sd)ci|ij
medten. 93ifd^of ^xx^ xoax ti öorb^tei
öon feinem Sßorgönger gefa^ $lan {vr
fül^nmg gu bringen, unb benitS (oin
amei ©i)noben, 1894 unb 1896, "
beren X^tigfeit inbeffeti noc^ nid^t ber
angehört.
4. ©d^ulen. 3)ie ältefien auf bie
beS geiftlic^en Unterrid^ted in ber ^iöofe
bürg bejüglid^en ^Rod^ric^ten fubrenmlii'
3eit ftarlS b. ®r. surücf. »ift^of ^ebl»! "
um baS Sö^r 774 bie ffiomfc^ule, bie nttl
Seitung beS SDid^terS drmolbud 9tigeU ß]
bis 826) }u i^rer erfien Slüte gel(mgtL r
öorl^er (um 820) l&atte 95if(^f VM
©t. ^l^omaSfd^uIe tn'd Seben gemfo. 9ß]
®lan^un!t erreid^te bie Somf^ule «t
^riobe tiefen SSerfoIIS, alS unter bn OM
eine Steige miffenfc^aftlid^ l^AgeKIbdB^
fd^öfe wie Ubo ÜI. (950-965) m* 6P
balb (965—991) ft(^ energif«ö um pcWl*!
l^e^terer öerme^rte bie öon feinem StoiM^i
grünbete 5DlünfterbibIiot^ef unb berief baW:
Sictor öon St. ©allen gum fieiter te Uß
Unter biefem berühmten fiel^ umfaßte te»*
ric^t bereits in breifad^er ©tufenorbmoi*'
fammtl^eit bamaliger SDBiffenSjweige, teaj
f d^lu^ unb ffrönung bie Xbeotogie UMe. W
ben Elerifem erl^ielten aud^ angeftoO*
Saien ^ier ibren Unterrid^t Sij<M »*
881
Strasburg.
882
\äfnßt ber 9iUbt(eI eine SteiJ^e l^öd^jl toertl^-
iffllft 9R(miifcxi|ite oufi ben betf d^iebenften SBifjen-
f4a|tnu 9» 1031 neben @t. XJ^omoS oud^
311119 61 $eler in ein SoUegtaiftift umgemanbelt
votbcn, beftanben in Strasburg brei Stiftö-
Qnlnt mit ie einem Magister scholarium an
apn Spi|e. 9Ieuen Suioad^d unb neues Seben
tobten bcm €tra|buTger Sd^ulttefen feit ber
Wit bcS 13. Sol^rbimbetiS bie Slieberloffungen
2« ipilfenfc^tlid^ (o^el^ben Settelorben. $ie
ffnmnscanetfc^ule fc^eint nte^ für boS fSoV ge«
octft unb eine rege Xl^Stigleit in beut Unter«
u^te bct Soieti cntmidelt }u l(|Qben , o^ne ie-
^ Me X^eologie )U t»emad|lQffigfn, in tt)eld^er
1104 H84 flonnib non SBonborf g(än)te. 3n ber
Xl^ologie lag bie (Brö|e ber Sominicanerfd^ule,
an Dd^ tU6ert b. (Br. (f. b. 9Irt.) , beffen
64ttler lUtifl^ engelbred(|t , ber Serfaffer ber
iioitre{)Ii4en Summa de summo bono, femer
fyigp (f. b. «rt VI, 391), bem boS im SBlittel-
elta fo Diel gebraud^te Gompendium theologi-
cie Teritatis mit Sb^t ^ugefd^rieben h)irb,
Sltifter Sdort unb 3ol&. Zouler (j. b. Slrtt.) fo-
m eine Kei^e onberer Sd^oIafKfer unb SRq-
^er (e^ftten. 9lu(^ bie Suguftiner^ SBtl^elmiten
vnb So^nnitcr Italien il^e Sd^ulen , in benen
ncBen ber fdofteriugenb @5l^ne ber @trQ|-
forget Sfirgec unterrichtet tt)urben. ^aä) ©rün*
tag ber Uniiier^tdten »urbe ben begabteren
€4ulcitt, bie in Strasburg ben SBorbereitungd-
nntmu^i er^tten, ber 99efud^ berfelben auf {ebe
lit edetd^tert 3n ben ÜRatrUeln Don IßoriS,
Sotogna, l^eibelberg, XUn, Safel, Sreiburg u. f. ».
^m, gobtrei^e !ßamen @tragburger SIerifer.
€tü ber aRiüe beS 15. 3ol^r(unbertS bemöd^Hgte
^ em neuer ®ei{i beS Unierrid^teS. S)ad con-
jrmittoe 6tra|bttrg blieb einige 3eit bat)on un-
tern^, mdl^rmb in €d^kttftabt fid^ bereits unter
licr Scitung bc8 SBeftfaten 2)ringenberg , eines
64üler6 ber ,»!Brüber nom gemeinfamen Seben",
fincbln^enbe ^umaniflenfc^ule l^eranbilbete. 2)em
in Sreiburg imb Sofel gebilbeten ®eiler unb
feinon ^reunbeSfreife foOte nun mtd^ Strogburg
ctRc Kcttbebbung feines geiftigen SebenS Der-
Mnlra. 3nx tDiffenf^aftlid^en ^eranbilbung ber
SdtgcifUit^en fc^Iug ®eiler, leiber ol^ne CrfoIg,
bcm Sif^of aibredbt bie Silbung einer tbeologi«
\Sliai 6o4f(^ in oen Räumen Don @t. @te))ban
lor. Sbenfo erfolglos blieb baS @efud^ feines
gxfimbeS aBimpb<ling an ben Statin um errid^«
tung einer f^N;ltm S^ule. änbeffen brong ber
Qietjt eines t^ gemäßigten tbeilS fel^r entjd^ie-
boicn l^aniSmuS in mel^rere ber befte^enben
€tifts- unb JHofterfdbuIcn ein. Sol^. ©aUinariuS
oui ^eibelberg, ein Sd^uler SBimpl^IingS, marb
an bie S^ule oon Sung 6t. $eter, ^ieron^muS
®ctoeacr, ber Sector ber ed^Iettftabter Sd^ule,
«B bie S)omfd^uIe , Ottmar 92acbtigoa an bie
do^aanilerfd^e berufen. SBimpl^eling mit feinen
P^gogif^en Sd^ften^ (Seiler, 6eb. Srant,
IMer e^ott ber Sängere (gefl f^on 1489) unb
baS gange literarifd^e ffrSnjd^en, baS fid^ um fie
nad^ bem SSorbUbe ber literarifd^en ©efettfd^aften
t)on 3Jlaini unb SBien gebilbet batte, tt)irften burd^
ibre febr anregenbe geiftige Xbötigfeit pd^ft mobi"
tbuenb auf bie ft^ ibrem Sinfluffe öffnenben
@d^ulen ein. fieiber foSte biefeS frijd^e, jugenb«
lid^e ®ei{ieSleben burtb bie SBogen ber anbre^en«
ben Sieformation berfc^Iungen merben. ©eiler mar
bereits tobt ; SOßimpbeling febrte traurig bem ab-
gefaKenen @tra|burg ben !Räd!en, Ottmar 9lad^*
tigaQ berließ bie Stabt 1523, @ebmeiler mußte
1524 ber Uebermad^t ber ®egner meid^en; bie
literarifd^e ©efeOfd^aft löste ficb auf. SSon ben
bier @tiftsfd^ulen berfd^minbet nad^ 1593 jebe
Spur ; mit ber @öcuIari{ation berfcb^anben aud^
bie Alofterfd^ulen. Sie Deformation batte mit ben
Unterrid^tSanftalten grünblid^ aufgeräumt. Sin
nur bürftiger Srfo^ marb tro| ber oorbanbenen
®elbmittel auf drängen ber ^räbicanten 1525 ge*
f d^ff en. Sine ftdnbige Sommif fiont)on@d^Iard^en,
1528 gebilbet, eröffnete ffod lateinifc^e ©deuten,
beren Seiter SrunfelS unb @a))ibuS burd^ ibre
92ad^Iaffigfeit unb il^r ungebübrlid^eS Setragen
balb }u bitteren ftlagen Sniaß gaben. SRel^r ßr«
folg $atte bie @tabt mit bem @<bn)eiger 2)af9po«
biuS. 3n ber %f^tolo^t l^ielten SBu^, Sapito
unb ^ebio (f. b. 9rti) abmed^felnb einmal
mbd^entlid^ Unterrid^t. Sine koefentlid^e Seffe«
rung fübrte bie ^Berufung beS bei ben ^ieronQ«
miten in Süttid^, bann in Sömen unb $ariS ge«
bilbeten, aber a))oftafirten gobann Sturm auS
@d^Ieiben berbei. Sr reformirte baS @traßburger
Sd^ulmefen nad^ bem ®eifte ber ,,93räber oom
gemeinfamen Seben" unb ließ 1536 bie borban«
benen Sateinfddulen m einem ©Qmnafium üer«
einigen. S)aS frübereSominicanerflofter biente als
@d^uIbauS, bie Sinlünfte beS 93arfäßerIIofterS unb
anberer OrbenSböufer fomie ein 00m S)omca))itet
bemiUigter 3ufd^uß bedften bie ffoften. %x\ biefet
®runblage, geleitet burd^ einen SRann bon @eift,
mußte bie ®dbule balb }u einer bebeutenben Unter»
rid^tSanftalt ftd^ erbeben. Sber nod^ immer marb
bitter aber bie Xrögl^eit unb @ittenIojigIeit ber
Sd^üler unb über bie SBerad^tung beS tl^eologi-
fd^en @tubiumS gellagt. 2)aS aUfeitige Suf blüben
ber äefuitencoSegien ließ @turm in ber 9Beiter«
bilbung feines SßerfeS nid^t ruben. @ein 3beal
mar bie Srbebung beS ©t^mnafiumS gur Uni«
i^erfttäi Sr mußte fid^ aber mit ber Umbil«
bung )ur Sfabemie begnügen, meldte für tbeureS
®elb bon ber ffonglei SRasimilianS 11. erfauft
mürbe. SSittere Snttöufd^ungen unb fd^mere Prü-
fungen l^arrten nod^ beS unermüblid^en ^dbagogen.
@etne ^opung, in @traßburg eine 3Rufterf^uIe
blüben )u feben, mar bereitelt; bie claffifd^en
Stubien fanten, bie tl^eologifd^en Surfe mürben
berlaffen. S)er mad^fenbe Sinfluß beS reinen
Sutbertl^umS, bem er biefe Srfd^einung jufd^rieb,
bemirfte enblid^ beim SDtogiftrat bie Sntfe^ung beS
langiöl^rigen 9lectorS. SBon @d^ulben gebrüdtt,
ftarb er 1589 in feinem jmeiunbad^tgigflen SebenS-
888
etra^burg.
jo^re. 3)retBt9 Solare fpdter (1621) erlangte bet '
Viagiftrat für bie ^fabemie, bcren Sc^üIerja^I
fi(^ immer me^r oerminbert f^aht, oon tH^-
binanb IE. ben Sang einer Unioerfttot. (Ueber
beren (Sefc^ic^te ogl. u. a. : 6. ^eij, 3ur ®c-
fc^ic^te ber alten @tra^burger UntDerfttot, Stras-
burg 1885; Foumier et Engel, Gjmnase,
Academie et Universitö de Strasbourg,
1« partie 1525—1621, Paris et Strasbourg
1894; Jtnob, 3)te altm IDlathfeln ber UniDerfität
Strasburg 1621—1793, L II [Urfunbeubud^ ber
©tabt (Strasburg, 3. ^bt^I.], Strasburg 1897;
mSmann, S)ie ftaifer SBiIl^Im§*Unit)erftt(it,
itra^burg 1897.) 9lod^ gu Sebjeiten @turm§
l^tte 93ij$of Sol^anned lY. Don SRanberfd^eib
bie Sefuiten nad^ SJloIS^eim berufen; bort er-
öffneten fte 1581 ein ßoUegium, in nield^em
1667 ein ^riefterfcminar gcgrünbet tturbe (Dgl.
bie ®rünbung»urfunbe beS Sarbinal§ jfarl Don
£ot^ringen, bei Berger-Levrault, Annales [f. u.]
XCIX SS. ; t)g(. aud) Paulus, Le Seminaire de
Molsheim, in ber Revue cathol. d'Alsace VI
[1887], 174 SS. 257 ss). 3m 3. 1617 Derliel^
eine SBnUc ^auIS V. unb eine Urfunbc ÄaiferS
9J{att^ia§ ber @c^ule, loeld^enebft ben ©pmnafial-
flaffen eine pj^ilofopbijc^e unb eine t^eologifd^
gacultöt befag, ben SKang einer Unioerfttöt, ben
fie bis 5um Sa^re 1701 behielt, too SubttigXIV.
bie UniDerfitöt nad^ Stro^burg verlegte, inbem er
fie mit bcm t)on Sefuiten ber ^roDin^ S^l^m-
j)agne geleiteten College Royal unb bem Don 93i-
jc^of Sgon Don t^ürftenberg 1683 gegrünbeten
l)iriefterjeminar )u einer Stubicnanftalt Derbanb.
^aS SoUegium Don ID^oIS^cim blieb alS foId^eS
f ortbefte^en mit feinem niebem unb ^öl^em Ünter-
rid|t unb mit bem SRedbte, auf bie in Strasburg
Dor einer gemifd^ten Sommijfion ju ertt)er6enben
afabemifd^en @rabe Dorjuberciten. S)ag{elbe Stecht
toarb aud^ einigen 93enebictinerabteien ber 2)iöcefe
geh)ä^rt. 2)ie @tragburger bifd^öfli(^e UniDerfttöt
ging nad^ ber ^ufl^ebung beS SejuitenorbenS in
bieScitungDonSßeltgeifllid^en über. fiubmigXYI.
genjöl^rte i^r 1776 bie grric^timg einer canoni-
ftifd^en t^focultöt, bie ber t^cologijd^cn incorporirt
tourbe. S)ic SReDoIution gerftreute bie Seigrer unb
l(|ob bie UniDer(itQt fomie ba§ Seminar auf, n)Q^-
renb fic bie proteftantifd^je UniDerfttöt bis jur SRe-
organifation be§ Unterrid^teS burd^ 9lapoIeon be-
fte^en lieg. Srft aUmölig gelang feit 1806 bie
SBieber^erfleQung be§ Seminars, n)eld^em unter
fieitung Don S)i5ce{anprieftem bie t^eologijd^e
tinb feit 1870 auä) bie i)l^iIofopl^ifd^e ^eran-
bilbung ber ^riefter anDcrtraut ift. ßinen inter-
effanten Serjud^ jur @rünbung einer fleinen tl^eo-
logijd^en ^od^jd^ule mad^te 1827 93ifd)pf Sepappe
be ^reDeni mit ber ^rrid^tung ber Ecole des
hautes etudes ecclesiastiques ober Petite Sor-
bonne, 5uerft in 9J2oI%im, bann in Stras-
burg unb ^krlen^eim. S)ie ^nftalt, bie bis jum
Xobe b^5 @rünberS bauerte, toar für 12 junge
'i^riefter beftimmt, meiere unter einem Stubien-
$ei{0nw
birector nod^ ber 9rt ber gütigen fljpüf/Hß
Seminorien an ben beutfd^en UmDerfÜni^
meinjddaftlic!^ arbeiten oblagen. lUfi)»
langte Sifc^of Stumpf Dom $at)pe in JH
bie Srric^tung eineS ^Xb^oIo9if4n3#C
aus ben Ißrofefforen beS Seminazf mii ■
SKeil^e burd^ Kooptation gu ergönjohsl
gliebem beS ®ü^cefanc{eruS gebübct, \m tl
Siedet guftel^t, bie jmei erften @rabeiihal)»;
logie nad^ entfpred^ber Prüfung ^ Dddi&
5. Sogen. {Reformation unbleb»
ration. Snber ®efd^i(^berbaitj4ajkii|
mation" fpielte Strasburg eine ber bäKttilii
SloEen. SQßie anberSao, fo fnüt)fte0i4iirlii|
religiöfe UmtDöIsnng an politiji^ uib |ril
Semegungen an, oelc^ in £ut^!l8ftziki|p
bie ßird^e bie Seranlaffung gu gODoitjuKP
reid^ung il^rer 3iele fanben. @tra^)itjl
Sa^r^unberten feinen SBiic^öfen, beaffldjii|
erfte fefte Organifation unb blä^enbelbriailfl|
Derbanfte, ein ^o^itfirec^t nadd bm (ärnrn]
gerungen. 93ei ber giemlid^ unbeftimndnr'
jung beiber ©emalten unb bei ber %nSsbnt|
Sd^u^red^teS über bie fin^id^
ainftalten l^tte fid^ ber SRagijIrat dliMfili
gemol^nt, aud^ in bie Iird|)ltd|^en
ftd^ ^ineinjubröngen, mä^renb i(m
gerfd^aft bie bärgerltd()en IßriDüegia, idttj
ftird^e auS ben früheren 3a|r^unbettendir'
geid^en il^rer fü^renben Stellung im
unb Slnertennung i^rer Serbienjte w
nod(| l^erübergerettet l^K^tte, ftetäeinSni
^uge maren. 2)ie SBerfud^ung lag m|k,
Dielfad^e Streitigfeiten mu^ ^ v4
ftörfen, biefeS 93er^ältntB S^ @unfta
foluten |)errf(^ft ber bürgerfii^en S^
umjugeftalten. 3ubem ging ein unMibiiiv^
cialiftifd^er 3ug burd^ bie niebeim 91 "
SoUcS. Som focialen ®^\dßfnaäk
mod^ten auc^ gemiffe ftrd{|U(^e 3i#^ fl
5ufrieben](iett ^nla| geben. S)cr ^e T '
nod^ melj^r als anberSmo, bunj Me
Wad^t begünftigt, ftd^ ber einfiiitittipBj
eintröglid^ften tird^Ud^en SteUungoi T
unb fie als fein auSjd^Iie|Iid^ Srbgnt i
eigenem StanbeStntereffe unb gubeJMgj^^
DoQer SebenSfül^rung mel^ alfi {un W^
Äird^e auSgenu^t. ^>n niebere 6i<n* ÄL]
bie eigentlich SeelforgSarbeit §ite wM*]
oft mit einer l^öd^ft precären Steflaag "fJC
mel^alb aud^ in feinen Reiben ein oWgf^]
3ug fw^ geltenb mad^te, ber ber «Wj,?
megung Dtelfad^ Sorfd^b leiftett O^"*!?!
cialen aRi|ftönben l(|ingen jum HkH^Sj
bie fittlid^en ®ebred^en jufammen, «^^1
unb DrbenSgeiftlid^ t^eütoeije faaJ^^j
ä^eform tl^at notl^. Sie »ar n» i>.ff|
riger burd^jufül^ren, alfi fte in bit wyjBi
Serbältnifje eingreifen mu^ ^''^j?!]
burger 99if(^öfe, Don benen cS mir P^^i
ift, bo| fte fo toenig in i^SiMtP^**'
885
Strasburg.
886
sfiMrtoi, Ifiüm (miiS fcfte ^b an bie 93ef-
(ctimg gdcst S(l(|on Ue gfret^tit mit toeU^er
VOin^t Don Sapem imb SBill^ielin bon ^on«
firis bcn brfoniden (Briler Don ffaiferSberg bie
tinfeß^m »k bie bfirgerlid^ aRi^ftönbe öffent«
Qd^ rügm (ie|en, betoeist, toit fe^r i^nen beren
Cstjcmung am fytftn lag« (Eine Sieil^ emfter,
Rntli^A' äRftnner, bie fi^ um (Seiler Don jfai«
Mbrtg giii))|ririm, toie SBimpl^eling, $. Scroti,
9iffon9inti§ (Skbtoeiler u. %, l^en ben Stuf
itt^ Xefonn ettfincn loffen, loaren inbeffen »eit
bcDon entfernt« bfefc in einer fioetrenmmg Don
bcr fix^Iici^en £ebre unb Sluctotität )u fud^rn.
Die ^bd, bte fie gn Sortöufem ber ,,%efor-
notion* geflemj^elt, ift ein« für oüentol aI8 fold^e
citont (Dgf. Ol Schmidt [proteft.] , Histoire
lüt^rmire dd TAlsace & la fin du XV et
la eommeneement du XVI* siöcle, Paris
1879, 2 Tola.). Sagegen l^ben oHerbingd eine
»r^ ]p6tan (nroteftantifc^er aßortfü^rer ber
irif4f" 0^^k>Degtmg, meldte jene HRönner unb
ota^t bie alteren iBertreter beS elföffifc^en
f^mmmidmuft (erDorriefen, 9Rand^8 }u Derbanbn.
tit 3laäfdift Don Sut^erS auftreten in SBitten-
bcrg loarb in 6tro|binrg Don SRand^en freubig
beipäV unb gab )u Dielfad^ SluSfäHen gegen
bie 6ei|ili4ffett anla|. Sutl^rS S^fen tourben
im bie ftirt^n unb on bte Käufer ber ®eift»
Itd^ ongel^ftet. (Einer ber erften^ toeld^e ftd^
0|jm fSr bie 9lcnemng erHdrten, toax ber Seut«
Idrjier ber Wänfter))farrei, aRatt]|du9 3eII oue
Mfetfberg, ber burc^ feine auf^^ben ^rebigten
^ balb unter bem SSolfc einen bebeutenben
fbt^g üezfd^ffle. Sie fodaliftiU^ ongel^audbte
tmb ftetS )nm Sufrul^ bereite SSoQSmoffe be-
goim ie|t ]dfon am bte rul^igeren, conferDatiDen
ßenenie jenen einfc^fid^ternben £influ| auSgu^
üben, ber bie Deformation }um Siege tdngen
follte. Soft S)omco|nteI gögerte, unb ber 9}lagi-
git ]äftiU ben bleuerer gegen bie SRa^regeln be«
\^% SMe gioeibeutige ^tung bed Statbed in
bcr S)ur4|tt(ning bedSBormfer Sbicted gegen bie
eufratorif^^en Seiten leiftete ber 99ett>egung
{cmoltigen Sorf^üb. Sm meijien foQte fte aber
bunl^ Mc Sntunft |tteier eifriger Snl^ger Sutl^,
SBolf gang (So))ito^S unb ÜRartin 99u^8, gef örbert
Bctben. IBnIfcr ]^e fi^ bereits mit einer au8«
flffimmgeiisn Stonne Der^atet. @ein Seifpiel
foÄ balb in Strasburg !Rod^abmung. Sen !Rei«
am etaffnetf ber feit Salden im (loncubinat lebenbe
iL ^, ^fiorret Don @t. Zl^maS, ber feine be«
twipe^enbe ^eirot f elbfi Don ber ftongel Dedunbete.
3tm rief 9R. SeU m ^od^a^itHtage gu: ,,9htn,
(ttbnrVntoni^ fei unerfc^rodfen, benn feiig biftbu,
brr bn bunl^ btefe Xl^iat bem 6nbd^rift Sbbrud^
üfslfL 6o ei i&ütt geptt, »erben nod^ mehrere
4njl84e Srfiber bemnäd^ft beinern »eifptele fol-
q^, bte bift ftift nur bie ^rdfft gurudPgel^alten.''
Sr fdbfl folgte t^ juerß ; bonn f amen bie 9n-
bctm, unb bofi e^oufpiel, toie e« (SraSmuft mit
M|cnber Ironie gefeniqeidM/ ^tr fo»eit Do&-
enbet 2)er ÜRagijhat fd^fi^te «be§ ^ufrubiS
wegen'' abermald bie $röbicanten gegen bie Sib*
fe^mgSbecrete beS Xl^omadcapitelS, baS änterbid
be3 Sifd^ofg unb bie S^nrd^fül^rung bed Mm»
berger SKanbatS unb begann jiej^t, ba in febiem
@4o^e bie neuen 3been immer me^r Vnböngcr
gewarnten, birect gegen bie fird^ltd^ j(5r))er-
fc^often Dor}uge]^en. Sr ent§og ben Stiften feinen
@d^u^ unb Derlangte, ba| alle (Seifüid^en baS
SBürgerred^ erwerben unb feiner @erid^t§barfeit
fid^ unterfteüen foUten. S)amit }^ttt er einen SEBeg
eingefd^Iagen, ber bie nieberen Stoffen bed SSoIM
}u immer l^eftigeren SuSbrüd^en ber ungefunbeßen
Seibenfd^aften führen foQte. S)ie ißräbicanlen
fd^ürten fortmftl^renb bo8 gfeuer burd^ immer
fübnere unb aufrül^rerifd^e Sieben, unb aQeS, maS
irgenbmie einen (S^runb gur Ungufrieben^eit mit ben
befte^enben Serl^ältniffen )u ^ben glaubte, fam«
melte ftd^ auf ben Stuf Don ber d{|riftlid^en greil^eit
unter ber Saline bed neuen (EDangeliumS. Später
f oDte fid^ nur aUgufe^ geigen, ba^ nid^tS Weniger
als ibeale SRotiDe bie gro|e 9Raff e bed SSoHefi ber
Neuerung l^atten guj[ubeln laffen. !Begeic^nenb für
ben S^arafter ber ftetS anwad^fciü)en ^Bewegung
war e8, ba| bieienigen (Elemente, bie ftd^ ftetd als
bie unruldigften ber Stabt erwiefen l^atten unb
Später an bem 93auemfriege unb an ben SBinen
m äBiebertäufer ben bebeutenbften Sntl^eil naid-
men, bie (Särtner Don St. Surelien unb 3ung
St. ißeter, ie^t in ftürmifd^en Auftritten IBu^r
unb (Sopito alS $rebiger forberten, bie Stifts*
berren Don 3ung St. $eter )um Serlaffen ber
Stabt nötl^igten unb bie 3Q^Iung beS 3«bnten
Derweigerten. 9lun folgte ein Xumult auf ben
anbem; ffUfler würben geftürmt, ber 9luguftiner*
proDingtal Xreger, ein treuer Sn^ger ber !at^«
iifd^en JMrd^e, würbe gewaltfam entführt unb ge«
fangen gebalten, bie Säilber in ben ftird^en würben
gerftari Ser SRagiftrot mu|te mit ber Surger*
fd^aft in Serl^nbTung treten, ben $räbicanten
wieberl^It einfd(|ärfen, „Don anfru^erifd^en Sie-
ben abgufieben unb gu prebigen, Wte il^nen gu
öfteren ^Mtn gefagf*, inbeft er felbft bie (Std^
femung ber SBUber unb SleKquien ouS ben ffir«
d^n becretirte unb nun mit offenem $ifir für
bie Steuerung in bie Sd^ronfen trat. (£ine ber
einfd^neibenbfien SRa^egeln, gu benen baS Stra^«
burger Saienconcil fid^ entfd^loffen ^tt, war bie
9ieformation begw. bie Säcularifation ber i^f^•
fter. Strasburg befug bamalS au|er gwei geift«
lid^en Slitterl^ufem fteben SRänner« unb ebenfo*
Diele f^rauenOdfter. Wandle unter il^nen j^otten
feit Sabren ben emften SeformDerfud^, bie Don
Seiten ber geiftltd^en Obrigfeit in t^ilweifem
(EinDerftänbniffe mit ber weltlid^en SBel^rbe unter-
nommen worben, (artnädfigen SBiberftanb ge«
leiftet, an i^rer Spi^e baS einft blübenbe $re-
bigerflofier. Z)er aRagiftrat wugte ie)^ bie Scr-
l^ältniffe Rüg gu benu|en, inbem er bte Snfaffen
ber Jtlöfter fclbß Deranlagte, fi(^ an il^n gur 9te^
gelung i^rer inneren Sngelegenl^eiten begw. pxt
889
Strasburg.
890
Me unkjoiinfne ^fKgfeU, mit bet tulr baS ^{i-
4uai iDcggnpotfen, gefdtiabet babcn. Sic aRenge,
Ol 3ügcIU)|igfcU getDd^ unb faft baju erjogen,
$ um DSlUg tmicnifam gemorbcn. ߧ ift, oIS
pb mir, inbem toic bie pSpflltcbe ^udotitöt Der-
ooiftn, )ng(ct(^ bie Jhaft beS SBoried, bet Sacra-
woiK unb b<9 gomen fcelforgerlid^en 9lmteS ner-
Bu(tetai; beim bie Seute fd^teien : 34 o^ftc^^ bad
{Miigefium gut genug ; i(^ tann ia f eiber lef en ;
BMjtt 6ebaxf i<l^ betiter ^Ufe? Ißrebige benen^ bie
t^ ^ten DoOen, uitb laß i^iten bie äBal^I, an-
)Bnc(men, tDü% i^iteit beliebt. . . & ift und eine
umMome ®elm(b üonndtben in biefer 9ufIofung,
is bcr iPir uns befinben" ($auIuS [f. u.] 61).
SaB6apito, bitrd^ bie confequentenSerfed^terber
,cpaflgclif(^ Sreibett" , bie feiner ftird^e unb
fam ^tebigcr me^r )u bebflrfen erflörten , ge-
ta&ngt. gegen Snbe feines SebenS über mand^e
irii^ige bogmottf^ !ßun!te iDieber }u gan} lat^o-
tijdlim Inffaffungen gelangte, bemeidt feine 1539
getitudte Sd^tift über baS ^^aömeron''. — 3n-
tKJjen foDle ber tteltlid^ Srm |ur Slettung ber
lictrobfcRi ^roteflantengemeinbe burd^ ftrenge
Stonbote eintreten. Unter Snbro^ung beS 93er-
lu^ bcS 9urgemd^te8 morb unter 9lnberem 1534
bot (Bkm oerboten , i^ ihnber ungetauft )u
loffm. ^e Surger gum Sefud^e ber ^bigten
}n jnmtgen, tote bie $röbi€anten oerlongten, bagu
toitt ber Stat^ ftdb inbe^ nid^t entfd^Iie^, ba
,ei}tDttngenl^ ®oft leib fei unb ein fold^ ®ebot
\^ pi bonbboben to&re; bagegen joUen bie
Sat^berten ennabnt toerben, barin felbft mit
pttm 9eif}ride Doronguge)^''. S)ie 1535 t)er-
0f[entlubte 9RanbatenfantmIung l^tte \omxq (Er-
folg, unb bad 9Ub, melcbed bie SBifitationdberid^te
tum ben tirdblidben unb fittlid^en 3ufiänben ber
£oiibgemetnbm nad^ ber Sinfübrung ber Sief orma-
tüm entmorf en, iji reid^ an buntein Sd^ttenfeiten.
- 9lubt erfreuli^er ift baS IBilb beS SBirrttarrS
ttligtöf er SRcinungen unb Stid^tungen, bie
6tni|burg bereits in ben erflen 3abren ber 9le-
fonnaüon gu einem mol^ proteftantif d^en 9Rifro-
toiamft umttonbelten. 2)ie ^äu^ter ber @tra^-
buiga Sleformation ^tien ft^ gleid^ anfangs in
iKjeidrubcii $untten, Dor äiUem in ber Sacro-
menlenlebrt , toon Sut^er entfernt unb ftd^ ben
€4ipetgrnt genäb^t ßorlftabtd lurger ^ufent-
boU in 6tro|burg (1524) fc^ürte getoaltig baS
g^tr ber 3toietcod^t. Vergebend t)erfud^ten Sa-
ptü> mtb Qu|ct, bie felbft in mel^reren fünften
<2(mfe u. 0.) uneinS maren, oon benen aber
Idtntr fi^ meifteri^aft gur SRoHe eineS bogma-
ti^bm (^mfileonft Herftanb, ben Stig gn)if(^en
Sociomentireni unb Sutberanem gu oerfleiftem.
ivfüftt mies fic ab mit ber berben tlnttoort , ,,fte
ober er feien S)tener beS @atan9\ Gittere 3Borte
vuiben gemedbfelt SDäbrenb 9{ic ®erbel Sutberd
£(^ in 6tra|burg mit immer mebr 92a(bbrud(
tcrtitt! unb Sut^ felbft immer leibenfd^oftlid^er
«mcoe, f^Ioffen fi^ ßapito, 9u]|er unb i^r Sn-
(ong um fo enger on bie Sd^meiger an. 3)aS
SDlarburger ®efpräd& (1529; f. b. «rt. in, 1842),
an bem SBu]^er, ^ebio unb 3ac. @turm t^eil«
nabmen, fübrte gu feiner 93erftanbigung. ^2luf bem
Sleid^Stage gu Augsburg (1530) Don ber Unter-
geid^nung ber Confessio Augustana auSge-
fd^Ioffen, md^kn @trafiburgS Sbgcorbncte mit
benen Don itonftang, SDlemmingm unb Sinbau
ein eigenes SBefenntnig, bie Totrapolitana, ein.
Sangmierige Serbanblungen, bei benen bie @tra|-
burger, burd^ bie ))0litifd^e 9totbIage gebröngt,
i^re alten Uebergeugungen opfern mu|ten, fül^rten
enblicb gum fd^einbaren gfrieben ber SBittenberger
Soncorbia (1536). Unterbeffen aber trieben aOerlei
Sectirer in ber Stobt ibr Untoefen fort (ogl. S.
®erbert, @efd^. ber @tra^burger Sectenbemegung
j|ur 3eit ber ^Reformation , @tra|burg 1889).
91ad^ bem 9lu8gange beS SauemfriegeS b<itten Diele
miebertöuferifd^e Sd^marmgeifter in Strasburg
feitenS beS SlatbeS unb ber ^rebiger rntUige Sluf-
nabme gefunben. Dtad^bem fte burd^ il^r revo-
lutionäres treiben namenlofe Sertoirrung ange-
rid^tet, Verbannte fte ber SDlagiftrat 1527 auS ber
etabt. 3m 3. 1529 febrten ^\t mieber gurüdt,
an il^rer @pi^ jfafpar t)on Sd^menffelb (f. b.
Sri) aus ©d^Ieften, ber fid^ in Strasburg einen
bebeutenben tinl^ang oerfd^ffte. Selbft gapito
fd^marmte lange S^it für il^n, unb ber SBater
ber Stragburger Sieformation, 9R. Qäi, ber aud^
bierin gang bem £influf[e feiner fSftau unterftanb,
blieb bis gu feinem Sobe ein eifriger Sd^menf-
felbianer. 3u Sd^ioenffelb gefeUten fid^ $U-
gram SRarpect auS Xirol, ber über aOe Stauen
fc^iDörmerifd^e 9ReId^ior ^ofnumn (f. b. SIrt.)
aus Sd^maben, ber Stragburger ®ärtner &.
3iegler unb ber bigame SlauS gfret) auS ^^anfen.
3b^( gartet mad(|te balb rei^enbe gfortfd^ritte;
bie Slat^Smanbate blieben erfolglos. %iä^ ber
@qnobe t)on 1533 gelang eS nicbt, bie Sectirer
ibrer 3n:tbümer gu überführen. 3et^t mürbe gur
@enKiIt gefd^ritten. 6in SlatbSbefd^Iu^ oom ^af^xt
1534 lautete babin, eS fei ,,feine Scbre, meldte
unferer 9lugSburgifd^en Sonfeffion guioiber, gu
bulbcn — , grcmbc, bie an^önger ©ofmannS,
ber @tabt gu t)ertt)ei{en ober gu Derbaf ten ; SBür-
ger, bie fi^ nid^t nod^ ber Sonfeffton bellten, gu
mobnen, unb menn fte nid^t boren, mit SBeib unb
Ihnb aus ber 8tabt gu t)erbannen''. 2)ie ^öupter
ber @d^marmer mußten nun baS f$felb räumen,
^ofmann ftorb mcbrere S^bte fpäter in flrenger
^rf erl^af t, SlauS gre^ aber marb turg nod^ @d^Iu|
ber @9nobe ,,megen Bigamie unb Sb^bnu^" auf
Sefebl beS SlatbeS ertrönft. gfünf 3abte fpfiter
fd^itfte IButo felbft auf ®runb ber proteftanti-
fd^en ©laubenSregel eine SBertbeibigung ber Siel-
metberei als Sonfequeng in bie Sßelt. S)ie aßicber-
töuferbemegung aber bauerte in @tragbuvg fort,
bis bie 3eitereigmffe bem religiöfen 3nterefje eine
anbere äßenbung gaben. — Sine neue ^enobe
für bie innere entmidflung beS Stragburgcr ^ro-
teftantiSmuS begann mit bem £obe begm. ber Ent-
fernung ber alten ^äupter. 93ujer mu|te 1549,
@tta|Butg.
894
fbifii^nmg bcS ninm Sutl^etfl^mS Detonlalte
bcQ etmlbuxgcr SRogijhai „fiber baft unndt^ige
64Kltm «nb Srtbommen mand^er j[ungen ^re-
tigrr auf bcm Sonbe" bittere ftloge )u ffll^reit
SDol än^ttui bor «6flnbenfd^5{fen", t)on benen
wn (tnr Srffming ber Sittli^teit ectoartete, blieb
im Qtanim erfbtglod. & jeugt immerl^ut Don
tan ein^ Sejtoeben iimerlalb ber proteftonti-
jAm Stv^ leittr 3^/ ben ))raftifd^en folgen
to fo oielfo^ ini|braud^teit ^eoangelifd^en Sfiei«
tcif tvirffcun entgegenjutreten. Sfür ben fatl^Iifd^
9ibQebeneii Z^ ber Stro^urger S)idcefe maren
btt SBimben, loel^e bie ateformotion il^ gefd^Ia-
gen^ m4t o^e ^l^e Xüdhoirtung. ännerl^olb
M Osbcnfi- mie beft SBdtcIerud boUgog fid^ ein
mul^Üiget Sfiutmmgd|>roge^. ^e (atl^olifd^e
StfUmntion, bur$ bie SBefc^iaffe be« tribentini-
f4cn Condtt angeregt, burd^ bie SBirIfamfeit ber
in^ Slfaft berufenen 3<fuiten* mib Äopujiner^
mben^ bun^ ben Sifer ber SBifd^fife (ogl. ob. @9n-
oben IL 64ttlen) imb bed SleruS geförbert, burd^
ben CHnflul bcS Sfterrttd^ifc^ ^aufed unb ber
lDt^Iif4cn Shmar^ie granfreid^ begönftigt
tatt^ ber taStoü^m StM^t loieber ntonc^ ent^-
fAöbigimg für bie erlülenen SSerlufte. In dies
craMh Deo fiiTenie mimeras catholicorum,
«t qnotidifl nobts nova redduntor templa,
liei^ ei in einem 5ffcntlu^ Sctenftäde aud bem
aabn 1687.
6.SleooIutiott nnb Keorganifation.
— 6tati^iL Sin neuer gewaltiger Sturm
bni4 nbcr bie Stra^burger ffirc^ mit ber großen
Stoobition ^ein* ber i^ren ganzen äu|em Se-
jtonb aufl^b^ unb ouS bem fte in b50ig nerän-
(ctter Se^it ^orge^en joUte. S)aS 2)eaet
oom 4. 9ugn{i 1789 beraubte ben Sifd^of tro^
fctnft auf Ue (^aigTeit ber 9)ertrdge {tc^ ftü|(en-
ben ^tefteS feiner l^errfd^ftlid^en Siedle auf
t(fajfi{4cm Soben (über beren Umfang bgL 3.
^, iM Xerritorium bed SiStl^umS @tra|-
borg um bie SRitte befl 14. äal^r^unberts unb
jetitt Qkfdftid^, ftöt^en 1885 ; ®VbHa [f. u.] U,
51 ff.). Skn Sefd^lfijfen oom 2. 9fa)0ember 1789
vnb umt 17.— 24. 3R&r) 1790 gemäB, für baS
fHial bittet ein Secret Dom 17. October b. 3.
beftdtigt^ ttnrben ber6tra^urger JHrd^e ade ipct
(Hier mtriffen unb ber (^(eniS auf eine ftaatlid^e
9cfoIbang migemiefen. Umfonft l^tte biefer, ber
Cad^iaitl tum Slol^an an feiner ®))i^e, fid^ ouf
fän (Bgcnt^mdre^t unb ouf bie internationalen
Sertco^ berufen unb ^ jur Stnberungber gfinan}*
iiDl^ bä Stootefi ju ben fd^toerjien Opfern bereit
slIazL Suc bie protefhmtifd^enJKrd^engäter mür-
ben^ oSm reüolutfendren (orunbfft^en )um %xoiji,
Don ber Confiäcotion ausgenommen. Sie reid^fte
Sitaff 9ranbei43, beren bifd^öfßd^er Stii^I
^bn me^r att eine SRiQion fiioreS Sinlommen
mfugtc, fa^ rom i^tt gange fyiU, bie burd^ fo
Mfli 3a^buiä)erte Don ber frommen gfreigebigfeit
bcä gläi^igm SBolfcd gufammengetrogen mar, gu
€(»tt|)rei^ — um bie £inberung ber ftaatti^en
gfinanjen beHimmerte man fid^ menig — an bie
Don ben reDoIutionören Slubd unterftü^ten äuben
unb $roteftanten Derfd^a^ert. S)er elföf ftfd^e ä^eil
ber 2)i5cefe gä^Ite bamald nod^ ca. 43 Orbenä«
l^ufer, bog gange Slfa^ 98. ^urd^ bad beeret
Dom 13. Slpril 1791, meld^ed ©elübbe unb Orben
aufl^ob, mürben aud^ biefe gerftört 9lod^ [tanb bie
fird^Iid^e Organifation unDerfe^rt. S)ie Sioil-
conftitution bed (SleruS Dom 12. 3uli 1790 foOte
nun an il^r bad reDotutionäre 3^törungSmert
DoOgiel^en. 9ber nod^ beDor bie pöpftUd^e ßnt-
fdEieü)ung erfolgte, legte ber (Sarbinal Don Slol^an,
ber ie^t burd^ feine fefle lird^Itd^e Haltung bie
Sfel^ler feiner früheren ^al^re fü^nte, energifd^en
$roteft gegen fie ein, unb er ^atte bie greube,
feinen im (Sangen fo Dorgflglid^enCleruS unb baö
fatl^olifd^e SSolt gum meitaud größten Xl^eile auf
feiner Seite gu fel^. Obfd^on bie SiDüconfti^
tution ben Sanbgeiftlid^en Dielfad^ bebeutenbe mo-
teriette SSortl^eile Derfprad^, leifteten nur menige
(im (Sangen mo^I ca. 30 ^fongeifilid^e) ben dxh.
Wi ber el^rgeigtge Srenbel (SBranbtler aud Sol^
im Speffart), $rofef|or bed canonifd^en SRed^td an
ber fatl^olifd^ UniDerfttat, am 6. ÜRärg fid^ burd^
eine gum grölen Xb^ile anü $roteftanten gu**
fammengef e^te äBal^lDarf ammlung gum 93if d^of Don
Strasburg fyiüt mahlen laffen, moUte ed bem
^neuen Slmbroftud'', mie i^n feine reDoIutionärm
gfreunbe nannten, nid^t gelingen, fid^ einen nur
irgenbmie genügenben SIeruS guDerjd^affen. Um*'
fonft mürbe, um bie geringe 3abl ber gum Sd^iSma
übergetretenen ein^eimif($en (^eiftlid^en gu Der»
mehren, an bie fo arg gefd^möl^ten Orbendleute
appeOirt. 9lur einige butd^ il^ren unrül^mlid^en
Seben§manbel brfannte Sldnner folgten bem Stufe,
^udd bie Qaffi ber au8 bem innem gfratdreid^
SIngelodften reid^te nid^t au8. Sie We^al^I
ber „(äefd^morenen" bilbeten aud aQen X^Ien
bed SluSlanbed l^erbeigerufene Abenteurer, unter
biefen ber bereite burd^ fein ärgerlid^ed Seben unb
feine Sd^ften berüchtigte (£uIogiu8 Sd^neiber
(f. b, «rt. Sonn H, 1101 f . u, X, 1849), ber
burd^ eine Sieclame in ber Aötnifd^ Leitung ^d^
für Stra^bura geminnen lie^ unb nun felbft eine
gange 3al^I ©leid^geftnnter angog. 9lu8 fold^
Elementen bilbete Srenbel feinen aud 16 Sicaren
gufammengefe^ten Stat^ unb fein tl^eologifd^ed
Se^rperfonal. fßoXb mürbe Sd^neiber, gueift ein
SBerfgeug bed conftitutioneDen SRaire Sietrii^,
baS rü^rigfte 3RitgIieb bed 3acobinercIubd, unter
beffen Sinf[u| bie Socalbe^örbe ber SnitiatiDe ber
$arifer Stegierung in ber SSerfoIgung ber treuen
©eifilid^en unb bem gegen fte ertaffenen SSerbote
be§ dffentlid^en ©otteSbienfteS Dorgriff. 9tad^
einer furgen Sleadion, bie mit bem Sturge ber
gemüßigten (Elemente unb bem Siege ber aud^ in
Strasburg nur eine Heine Sninberl^it bilbenben
Stabicalen enbete, folgte bie Sd^redCenSl^enfd^aft,
bie Slbfd^ffung ieglid^eS d^riftlid^en ©ottedbienfteS,
bie (Einfül^g bed Semunftcultitd, ber öffentlid^e
SlbfaS Dieler conftitutioneOen ^riefter, benen
^7
@lro^burg.
898
^ulf ; fie leitin aufild^ imx SBaifcn- itnb Seffe-
nTOdlanflaltm lutb eine ^n^l^I SoIlSfd^uIen ; bie
Irappi^ii ein ftloftcr fai Oelenberg ; bie Ropn^
(iner fett 1888 2 Käufer in Sigotöl^eitn unb
A5mgft^fen. Sine ä&erauS teid^e Sntfattung
w^nim im 19. 3<^(t^unbert bie Sfrauenflöftet,
bie ]\df lfm gto^en l^eile bet CErjiel^ung ber meib»
t^ ängenb unb ber d^riftUc^en 91nnen|)flege
oibmen. 3)ad Jllofler unb ^enfionat ber S)üinen
wa ^igften^etjm ift feit 1873 DemiaiSt; be|-
^niim feit 1874 boS (Mofter unb bie l^öl^ere
2ö(bterfd9ttle bet 64meftem t)on ^ortieus in
i^cxtKM^, bie eine 0ro|e ^njol^t t)on primär-
faulen leiteten, le|t grö^ent^eilS burd^ bie ©d^iue«
jm non @t. 3obann«9QfeI erfe^i hingegen
makn lux^ oIS Srait^erinnen bie ©d^meftem
Untrer £ieben gfrou (Segulirte (Sl^orfrouen Dom
bL ^ttgiijUn), bie in Strasburg unb SD^otöl^eim ein
Moflrr mit ^nftonat unb l^dl^erer Xöii^terfd^ule
fovtt $rimärf(^ule, bie Sd^toeftem ber c^riftli4)en
Uiftt (SoeoFB de la dootrine chretienne), bie
in 6tra|bttrg ein fyoA mit ^ftonat unb l^ö^erer
tbdfin^U beft)^; bie Sd^ulfd^toeftem ber
9dtt!t4en 93orfe^)ittng (Soeurs de la Frovidence),
in 3. 1783 ju SRotö^eim entftanben unb 1869
tom (eiligen @tuble Q))))n>birt, mit bem SDhttter-
bosfe in 9ta))poIt§U)eUer , 4 ^cnjionaten tc. )u
Stra^tog, ^genau, 9iat)))oItdloeiIer unb SRuf-
fa4* einer Zoubftummenanftalt mit ^röparonben-
fdtnile in 3ffenbeim, leiten bie meiften (Mein-
finberft^ufen unb 3Räbd^enfd^uIen be§ Sanbed unb
einige SBaifenbdufer. 3)er ||öu§ltd^en jhanfen-
^e nrfbmet fi^ bie augerft ja^jlreid^e Kongre-
gation ber €4U)eftem Dom göttlichen ßrlöfer
(Itteberbromier @^mefiem), 1849 gegrflnbet^ mit
ton 9Rnttet{Knt9 in Oberbronn unb Dielen fon-
fllgcn 9liä)er(affungen fomobi im ßlfo^ ol8 in
SUbeutfc^lanb, Sruntrri^ u. f. to., ber Snftaltd-
tEonfmt)fIege bie blübenbe Kongregation ber
6<l^toeftem Dem I^L Sinceng Don !ßau( mit i^rem
flhitierbaufe in @trQ|burg unb ebenfaQS ga^I-
teiAen ^iebetlaffungen, Dor}ägIid^ in 2)eutf d^Ianb.
SKtrbtg teilten fic^ ibnen an bie Sd^weftem Dom
Mtgen ftreu$ feit 1838 mit bem SRutterbauS in
gtio^burg, bie 64me{)em }u @t. aRorcuS mit
>c!n aRntterl^ in &l Ttaxc bei ®eber«meier,
bie ^eiliarierinnen gu Steinocf eru, Obüienberg unb
%M, bie fo Donsti!|fimli<^n kleinen Sd^meftem
iPeütea Soeare des Panyres) mit il^rem Greifen-
«h»! inettoBburg unb Solmar, enblid^ feit 1862
bie grauen Dom guten feirten, bie ftd^ fo liebe-
voll um bie flttli<^ Derfommenen ünäbd^en an-
mbmen (Strasburg unb 9RüI^ufen). Sorgüg-
lid) bem bcfd^oulid^en fBfl^erleben tt)ibmen ftd^ bie
Smrhictinerinnen Don boc emigen Anbetung }u
Cttmoifbeim, Dom btiligften VltarSfacroment ju
Xol^m^ bie Xrot)))ifKnnen Don (SrgerSbeim (Dor-
mo» Oelenteg)^ bie (SkfeSfd^ft aJlariä Don ber
Siibne (Daxnes rdparatrices) )u Strasburg,
bii Künnelitcrinnen in ber M^t bed unlängft
isr ^filtla* eti^obenen ^eiligtl^um§ Don SRa-
ttMkiilesieoiu XL & ftnlt
rient^al, bie ^Dienerinnen beS l^eiligjien ^erjenS
3efu in S)arrenborf. lieber boS feit einigen 3ab-
ren reid^ aufblübenbe latl^olifd^e 9)erein§Ieben la|t
ftd^ eine genaue @tatiftif nod^ nid^t feftfteKen.
7. S)ad aRflnfter, Basilica S. Mariae,
Monasieriom majus. S)a§ meltberii^mte 2)enf-
mal, beffen ©efd^id^te fo innig mit ber beS 93i§"
tbumS Derfnüpft ift, unb an meld^eS eine reid^e
©ntppe Don SReiftermerlen ber d^riftlic^en 93au-
funft in ber S)iöcefe ftd^ anfd^Iie|t, Derbient l^ier
eine befonbere SBerüdfi(^tigung. 3ener burd^-
greifenben Stileinl^eit entbe^renb, bie bem ffölner
3)om fein ard^iteftonifd^eS ©epröge Derleibt, beft|t
boS @tra|burger ^Dtünfter ben uuDerglei^Iid^en
9tei| eined großartigen SBerfed, an bem feit neun-
bunoert Sauren j[ebed Sabr^unbert feinen (Seift
auSgeprögt, unb baS in feiner malerifd^en ©rup-
pirung baS reid^fte 93ilb gefd^td^tlid^en SßerbenS
Dor uuferen Sugen entfaltet. 93ieQetd^t ift e8 bie
ältefte 3Rarien!ird^e Seutfd^IanbS, ba fein 9lame
uns fd^on }u9lnfang be§ 9. Sab^bunbertS begegnet
äebenfaüS reid^t baS SRünfter in feinen frubeften
gegenmärtigen Seftonbtbeilen in bie anfange beS
11. SabrbunbertS binauf. Sßann ber öltefte ber
Dorbergebenben Sauten entftanben, ob er an ber
Stelle eines b^ibnifd^en SempelS fid^ erbob (mie
bie mittelalterlid^en Sbtoniften übereinftimmenb
erjöblen), meldten Slntbeil Sblobmig an ber ßr-
ri^tung ober (Smeuerung beSfelben gebabt, toie
baS farolingifd^e Snünfter auSgefeben, baS nad^
mebreren SReftaurirungen am 4. ^pril 1002 burd^
bie Gruppen ^ermannS Don @d^maben Dermiiftet
unb fünf Sabre fpöter burd^ einen SU^fd^lag DoS-
ftänbig jerftört mürbe, lä|t ftd^ nid^t mebr nad^«
meifen. @id^er ift, ba| Sifd^of SBember im 3*
1015 einen 9leubau begann, ber im SSerlaufe beS
12. SabrbunbertS einer Steibe Don Srönben )um
Opfer fiel, Don benen tyer le^te 1176 abermals
bie SSeranlaffung }U einem faft DoDftänbigen 9leu-
bau U)urbe, ber in feinem aUmäligen gfortfd^reiten
bie Sformen beS rein romanifd^ mit benen beS
UebergangSftileS unb ber gf^übgotil Dertaufd^te,
aber bie Einlage beS 9Bemberif(ben 93aueS (un-
mittelbarer ^nfd^luß ber 9lpftS an baS Ouerfd^iff
unb ftorfe SuSlabung ber ffreugarme) beibebielt
®ieffr3eit (1176-1250) geboren an: ber toeft-
lid^e ZbeU ber unter ^pftS unb Sierung fid^ er-
ftredfenben breifd^ifftgen ffr^pta, beren öftlid^r
%^t\i mefentlicb nod^ Don SßemberS SDtünfter
ftammt; Sbor unb Ouerfd^iff, Don benen baS
erftere nad^ ^ußen, toof)l beS fid^ bi^ anfd^lielen-
ben SruberbofeS megen, einen red^tminlligen
unb öußerft nüd^temen 9bfd^lu| erbielt unb Don
jmei merfmürbigen 2)oppelfapeUen fiantirt mürbe,
beren Untergefd^oß alS 2)urd^gangSbaIIen giotfd^en
Ouerfd^iff unb Sruberbof bleute. S)ie füblid^e
@t ^nbreaSlapelle, 1190 bereits DoÜenbet, tragt
nod^ einen rein romanifd^en ^})atafttt] bie nbrb-
lid^e 8t. SobanniSfapelle bagegen, Snbe beS
12. SabrbunbertS begonnen, marb erft in ber fräb*
gotifcben 3eit (um 1230) in gotifd^en ^formen
29
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901
Strasburg.
902
wXffa 3qco( Don fidnbSl^t bte ftfl^ere €t. Sou-
imtmSftitKae (\M €o€riftri) mit einem in ben
tciibjtai, fptelesmn Mitgotifd^en gfonnen ouS-
gcjtt^xtm ^TtaL SnoenfunftooIenSettnerl^e
(ttm ehu niebfid^e aRorienfapele angebaut.
Selbe ^ leibet ouf Seronlaffung beS S)om-
oimtefd bei bet Sergrö^mg beS S^otraumeS
1682 Mrfd^tminben. SBon bem reichen |)Iaftifd^en
9übctf(^inu(fe bc« SRunfierS l^t bie Steforma-
non^ nomentli^ aber bie fronjöfifd^e SRet)oIntion
vong me^t fibng gelaffen^ unb bie 9ie{iaurirung§>
actetlnt beS 19. äaj^^unberts üermögen ben
fftAm Setlufl ni^t )tt erfe^n. ®Iüdli(^er>
mife tonnten nod^ einige ber foftbarften SBetfe
gexrilct tt>eci)en, fo om portal bed fublid^en Ouer«
oxmeft boS oiel beteunberte X^mixinonrelief^ ben
tob Vlana^% barftellenb, bie Atönung SRaria^S
imb bie beiben ft^Ianfen, }otten, auSbrudSDoSen
Ocjiaitai bet fNrd^e unb ber Synagoge, unb un-
ipeit tMotm im 3nntm be9 Ouer^aufed bie mit
iftnen eng t)cttDatä)ten gmdlf g^iS^^^^ beS Sngel-
lifeflex« (le^teS (Setid^t), aOe gegen bie SRitte bed
18. 9o(t^unbetiS entftonben. Ueberreid^ {tnb bie
3 portale bet SBefifa^obe mit Silbtoetlen t)erfe^en,
bif cfle in einem innem ^ufammenl^ange ftel^en,
«ben bet Sefud^et'', nad^ Sd^naafe^d 3luS(t)nt(l^,
jm ein !Bud^ Don bet Sinfen jut Siedeten lefen
UL Suerfl bie borbereitenbe ®nabe, bie Xugenb,
Nxbunben mit ben lieblichen @cenen ber ffinbl^eit
3efu^ ttbeT]^att)rt alfo bie abnunadt)one Sfrül^jeit.
381 IRittcIpottal bie eigentltd^e »eilslel^re, burd^
He ^top^eten Detfunbigt, burd^ oie altteflament-
fid^ (S^d^xd^tt Dorbeteitet, in Sl^rijH (SrbentDanbel
p^fenbatt tmb in bet ffird^e t)er]^ennd^t. S)ann
im britten portal bie gto^e Seigre ber SBad^fam-
Mt in ben Sungfrouen unb bie ^inn)eifung auf
boS Qeri^''. 91t fnb nod^ bie Statuen ber Xu-
gniben^ ber Ißtopbtten (ou^er {toei), ber flugen
mb t^brid^en 9ungfrauen unb ein großer Xl^eil
bet Siefieft im SBogenfelbe befi ^ouptportaß. 2)em
Bilixi bfS 18. unb bem Anfang be§ 14. Sal^r«
(anbertS cmge^dtenb^ neifenfte in ber malerifd^en
Aörpetfleilmig unb 99e^blung bed @ett)anbed
onf ben eingetretenen @t{ltt)ed(|fel l^in. 9leu finb
Q. S. bie jQ^Ireid^ ffönig^ unb jfoiferftatuen
unb ber gome bilblic^ Sd^mudt bed IDlittelbaueS
im britten Sefd^of (Don ®ra^). 3)en birectefien
(8cgcnfa| gu ber @tUb<^Itung ber Sculpturen bed
6üb;)0ttald bed Cuer^aufed finben toir in ber
«nni^m unb Jd^f^erfäSigen ftdrperl^altung, ©e«
«osbung unb (oetid^SbUbung ber au8 bem ^n-
tong beft 16. Sal^tl^unbertd ftammenben @tatuen
bed Saurentiu8})ortatt. 2)aS 3nnere bed aßunfterS
ijt Ott Stlboetfen oerbSttni|mö6ig arm. 6g fei
laer nur on ba§ (Srabbenimal SBift^of l^onraod
oon ffldjitnberg (gefl. 1299) in ber St. 3o-
^amuSfat^eHe unb an bie für ®eiler 1485 bis
14B7 mi^ bem Sntmurfe ^anS ^ammererd
ftnd^tdt^ an Cmamenten unb Statuen aber»
f^toöngltd^ teilte fpügotifd^e ftangel erinnert.
Unoerglei^Ki^ ifi ber Keid^t^um bed SRänfterS
an SBerfen ber ©laSmalerei (ögl. V. Guerber,
Essai Bur les vitraux de la cathedrale de
Strasbourg, Strasbourg 1848). 3tt)ar öfterd
reftaurirt, aber im ©an^en üor^üglic^ erl^alten
— fo bafe bierin feine anbere beutfd^e Äird^e mit
biefer metteifem fann —, reid^en bie ©laSfenfter
Dom 15. bis l^inauf in baS 12. Sal^t^unbert.
C^öd^jl mertl^ooH finb Dor ^lUem bie älteften, ro-
manifd^en, munberüott in il^rer gfarbenglutl bie
gotifc^en g^enfier. 2)ie ÜRalerfd^uIe reid^te l^ter ftetS
ber Steinbutte bie ^anb, unb ein ebler Sßetteifer
befeelte beibe jhtnftjmeige. SRerfmürbig, ba| bei
ben mannigf ad^en traurigen @d(|idfalen beS änün^
fterS baS gebred^Iid^e ®laSmerI t)ie(fad^ ben Stein
überlebte. SntereffanteS 3)taterial }ur 6rf orf^ung
ber jhtnjigefd^id^te beS 9Rünfter8 entboten baS
9Rufeum unb baS Srd^it) beS grauenbaufeS.
%IS Duellen unb Siteratur feien (au|et
ben beteitS angefübtten 9Ronogra))bien) für bie
einjelnen «bfd^nitte obiger ©arftettung bier ber-
jei^net: 1. Code historique et diplomatique de
la Yille de Strasbourg, Strasb. 1848—1848;
SHe ©Si^owifen ber beutfd^en Stäbte Vin u. IX
(iSbtonilen üon Slofener u. (fönigSboDen), b^tauS«
gegeben Don ^egel, ßeit)gig 1870—1871 ; Ur-
lunben unb 9cten ber Stobt Strasburg, Stra|"
bürg 1879—1897; 3. % Silbermann, fiocal-
gcfd^id^te ber Stobt Strasburg, Strafeb. 1775;
Strasburg unb feine Sauten, b^tauSgeg. Dom
Srd^itccten» u. SngcnieurDerein für ßlfo^-Sotbr.,
Strasburg 1894, bef. S. 68 ff.: Stabtgefd^id^te
Don ß. D. 99orrieS; L. Laguille, Histoire de
la proTince d'Alsace depuis Jules C^sar jus-
qu'au mariage de Louis XY., Strasb. 1727;
SchOpflin, Alsatia illustrata, Colmar. 1751
ad 1761, 2 ToD. (franaöfifd^ überfcjt Don Ba-
yenöz, L'Alsace illustree, Mulhouse 1849
k 1852, 5 Yols.) ; Idem, Alsatia diplomatlcay
ed. A.Lamey, Manhemii 1772— 1775, 2 voll.;
«. SB. Strobel, 9}aterlänb. ®efd^. beS SlfaffeStc,
Straub. 1841—1849, 2. «ufl. 1851, 6 Sbe.;
Fragments des anciennes chroniques d'Al-
sace, Strasbourg 1887—1892. — 2. ßine
Searbeitung ber SRegcften ber Stra|burger S9i«
f d^öfe ftebt nod^ auS. J. Wimpheling, Argen-
tin. Episcoporum Catalogus etc., Argent.
1508; Fr. Guillimanus, De episcopis Ar»
gentinensibus über commentarius, Friburgi
Brisg. 1608 ; Ph. A. Grandidier, Histoire de
l'Eglise et des ]^6ques-Princes de Stras-
bourg, Strasb. 1776 — 1778, 2 yds.; Le
m3me, Oeuvres historiques inedites, pu-
blikes par J. Liblin, Colm. 1865 ss., 6 vols.;
NouveUes oeuvres inödites de Grandidier,
publ. par A. M. P. Ingold, Colmar 1897 ss.;
3f. 3i, Sd^toar^, fßopulöte ftird^engefd^. Don
Strasburg unb »afel, Slijbeim 1877—1878,
2 93be.; 8. ®. ©lödder, ®efd^. beS SBiStbumS
Strasburg, Straub. 1879—1880, 2 Sbe.;
fünfter, Scben ber ^eiligen beS ßlfaffeS, golmor
1889; Winterer, Quelques saints de TAls»«*^'
29*
908
@traug, S)aDtb gfriebrid^.
Rixh. 1897. — ©rötere Beiträge gut elfäffifd^cn
Äirc^cngcfd^id^tc liefert u. a. bie ?lr(^it)QU}d)c SBci-
loge beS Ecclesiaeticum Argentinense, ©tra|»
bürg 1888 ff. 6inc aflgemcinc Ouellenfunbe unb
lBibIü)grat)^te ber elfäifijci^en ilird^engefd^id^te ift
in Vorbereitung. ®te neuefte Siteratur pnbet fid^
öugerft forgföltig gefornmelt bei @. SRordroalb,
eifafe'^fiot^r. Sibliograpl^ic I [1887L ©trafeb.
1889, unb fpäter öon bemfelben in ber 3citf(^tift
für ©efd^. be§ Oberr^ein§, 5»eue golge 1891 ff.
— 3. E. Wemert, Les sjuodes diocesains
de Strasbourg, im Ecclesiasticum Argentin.
VI et VII (1887 8.); 5Dt. ©brale!, 2)ie ©traft-
burger ®iöcefanft)noben (Straftb. 3:i^eoI. ©tubien
II, 1), greiburg 1894. — 4. 6. gngel, ®a§
©d&ulmejen in ©traftburg öor ber ©rünbung bc§
})rotcftant. @t)nuiQfmm§ 1538, ©traftb. 1886;
0. Berger-Levrault, Annales des Professeurs
dos Academies et Universites alsaciennes
1523-1871, Nancy 1892. — 5. 3:b. SB. SRö^-
rid^, ®ejd^. ber SRcformotion im glfoft unb be-
fonberS in ©traftburg, ©traftb. 1830—1832,
3 Sll^eile in 2 ^t>n. ; 2)crf., Ü}httbcil. auS ber
®ef(b. ber eöongel. ßird^c be§ glfaffeg, ©traftb.
1855, 8 »bc.; ^.3ung, ©efd^. ber SReformotion
ber Äird^e in ©traftburg u. f. »., ©troftb. unb
Seipjig 1830; Th. de Bussiöre, Histoire de
Tetablissement du Protestantisme ä Stras-
bourg et en Alsace, Paris 1856; Le m^me,
Histoire du developpement du Protestan-
tisme k Strasbourg et en Alsace (1529 ä
1604), Strasb. 1859, 2 vols.; 3. SB. Saum,
ßapito unb Sujer, Strasburgs ^Reformatoren,
eiberfclb 1860; §. aJiüUer, Sie SReftauration
be§ fiat]^oIici§mu§ in ©traftburg (^aUefd^e ^b-
bonbl. aur neuem ®efd&. XIV), ^olfe 1882; 31.
93aum, SKagiftrat unb ^Reformation in ©tra^burg
bis 1529, ©tra^b. 1887; 91. ^ulu§, ®ie
©tra^burger SRefonnatoren unb bie ©emiffenS»
freil)eit (©trafeb. 3:^eoI. ©tubien H, 2), greib.
1895. — 6. F. C. Heitz, Les Societes poli-
tiques de Strasbourg pendant les annees
1790 ä 1795, Strasb. 1863; Le memo, La
Contre-Revolution en Alsace de 1789 ä 1793,
Strasb. 1865; L. Winterer, La persecution
religieuse en Alsace pendant la grande re-
volution de 1789 ä 1801, Rixheim 1876;
R. Reuss, La Gathedrale de Strasbourg pen-
dant la revolution, Paris 1888; N. Paulus,
L'Eglise de Strasbourg pendant la revo-
lution sous la Constituante et la Legislative,
Rixheim 1890. gür bie f)\tx nid^t unmittelbar
in Setrac^t fommenbe @cfci)id)te ber SRcöoIution
im Cberclfa^ (frübercS SÖiSt^um Söafcl) ögl.
inöbef. Veron-Reville , Histoire de la revo-
lution fran9aise dans le departement du
Haut-Rhin 1789—1795, Paris et Colmar
1 865, unb I. Beuschot, Le clergö de la Haute-
Alsace en exil pendant la revolution, Rix-
heim 1896. — SBcjüglic^ ber ©tatiftif unb be§
©taat§fir(l^enred(|ted finb folgenbe SBerfe ju Der«
EOmi
gleid^en: Grandidier, £tat
diocöse de Strasbourg en 1454, pdiL
A. M. P. Ingold, unb Sine ©teuanieki
cefe ©trafeburg für ba^ 3o^ 1^,
öon 8. S)ac^euj, ©tralib. 1897;
episcopatüs et dioecesis ArgentineDBii
Argent. 1778; C. A. F[rayherl
Clergö catholique d' Alsace avant,
et apr^s la grande revolution, Colmir]
M. Schickele, Etat de TEglifio fj
avant la revolution, Colmar et StmL!
et 1898; Schematismus dioec. Aignti
Ordo et modus rei divinae faciendaeiii
dioec. Argentin« (alliabrL); @(igeI,Sri{
5()ftfd^eu. reid^§Ianbifcbe©taat§fin^aiR()tr
bürg 1884, neue ^ufi. im S)ru(f. — 7. Jirl
ratur sur ©efc^id^te beö 9Mnftet8 j. U %\
ftrauS, ffunft unb «ttert^um in (Hj
I, ©tra|b. 1876, 341 ff.; ögL fm«
S)a§ SDlünfter Unferer lieben ^rau, in .f
bürg unb feine fdautm", @tra|buig 18dl,l
big 228; ane^er-^Itona , S)ie 6cBl)Ptml
©tra^burger 3Kün[ter8, ©trafeb. 1894; if
Unfer gfrauen SBerf )u Strasburg (^
©tra|b. 1897; S)q8 SRünfter Don
%t]ct t)on S. 2)ad^, ©tra^b. 1898 1
©efd^id^te ber d^riftlid^en ftunj^fmölaiir
bürg unb ber S)ibcefe überboupt DgL ai|Btl
gnmblegenben ftatiftifc^ SBerfe twaflnlf
oben) 5)b. L U. IV: eijäffifc^ mb ^
gifd^e Jhtnftbenfmöler, t)on fym^imm,
unb ©e^botb, ©tra^. 1896 ff.; ^
@lfa|"Sot]^ringen, t)on ©c^rider sc,
1896. [eugen
^Uaufh 2)at)ib gfriebri^, ber
rationaliftifd^e Sb^ologe, lourbe am 27.!
1808guSubU)ig§burginSBärtemberg( '
1821 in baS ©eminar )u IBIoubeiucB
in ba3 et)angelifd^-t^eologif(^e ©eminar (»f
}u Tübingen ein. Sn Ie|terer 6lffle
er fünf Sa^re bem ©tubium ba 91
unb ^b^ologie. SRit ^uSnabme mm tal
';ilrt.) mhStxn (gefl. 1842) bcfriebigici4i|
£ebrer burd^ ibreäSorlefungmfebrtKiiig^i
aber eifrig ^riüatftubien, bie i^ mit i
unb SBöbme (f. b. ^rtL) befomit najüi
5ur W^fti! unb jum magnetift!^ ^dtMif
ftinuS Jhmer) führten. SenUebcig!m|ÜI(
btgen ©tubenten ^um Ungläubigen Mkl
©tubium ber SDioIeltif ©^leierma^aK}.!
melcbe burd^ bie ^bänomenoIogic^egeflO:)
nod^ ergänjt tourbe. 3n einer ber '
logijd^en f^cultöt eingereid^ unb
iDÜrbig erflörten ^reiSarbett (1828) ffllkK|
Sfbre Don ber Sluferftebung tstqti^^'
fopbM'd^bemiefen, aber, mie er fpoteremaft
fd^rieb, beim testen punctum gefel^ Mj
ganzen ©ad^e nicbtS feu Sr nennt M^t
feinen „erften SBenbepunB". KaiJ ä*J
3:bätigfeit in ber ^ftoration )U Sl*
l^eün ging ©trau^ im ^etbß 1881 na^ti
905
Strauß, S)QDtb Sfriebti^.
906
Vm^tfiU^ um ^el gu l^dren. SDod^ flati
Mrfer im 9loüfmba bedfelben Sal^red, unb oon
te Sorfefungm ScI^Ieiermad^etS mar @trau|
ffva4 cnttdnfd^t 60 Der(ie| et Serlin fd^on im
lolgenben ^niMo^re unb mtrbe im 9Rai 1832
jtet^iritt om @tijt gu Tübingen, mo er 93ot-
Icjungni jiber ^^ilofop^ie bom Stanbpuntte
ir^d4 au9 ^telt unb fein „Seben 3efu'' Dorberei«
Ktt 3)€t etile Sonb biefeS iEBerfeS (,,3)q3 Seben
3<fB tritif4 bearbeitet") etj(^ien 1885 unb loftete
ben Sctfofl^T f^e @teOung am @tift. ßr mutbe
sod^ 1835 nat^ SubmigSburg a(d ^rofefforatd-
trnDcfer Derfe^t, gob aber biefe i^n nic^t befriebi»
^eteüung 1886 auf tmb fiebelte otö ^riDat-
tthittir na<^ Stuttgart fiber. SRajd^ folgten bie
iL mib 3. Zuflöge beS ^SebenS äefu" unb ben
«Wmcbeii ^Angriffen gegenüber eine Steige t)on
Smüji^ftm. Cine 9lb^blung über ©(i^leier-
noilier unb 3)aub unb bie übrigen fleineren
txbciten ourbcn 1839 )u ben ^S^arafteriftifen
mibJWttfen* »erelnigt, toäb^enb er „SSergöng-
tM unb ^(etbenbeS im Sfitiftentl^um'' unb einen
JrtiW übet Aemer unter bem litel „3^d frieb-
li^e Slotter''^ ^ttona 1839, sufammenfa^te.
^n bemfelben So^te erl^ieU Strauß Dom Sr-
ptfrungirot^ in 3ütid^ einen 9iuf für ffird^en-
9nd)üble unb Sogmotif, mürbe aber burc^ einen
^mtejl be« 3äri(^er!Bo(fe9 Derl^inbert, bie SteUe
anzutreten. S)ie| mar für il^n ber @runb , ben
mtiiger labicalen Stonbpunft ber legten Saläre
mtba 5U oetlaffen, mie fi(^ bie| gunöd^ft in ber
cdirift «Sie (!^ri|)Ii(^e ®laubendle]^re in il^rer
grf^iiibtH^en Sntmidlung unb im Kampfe mit
ut oubemen SDBiffenf^ft bargeftettt"^ Xübingen
lW'J-1841, 2 »be., geigte. 3m 3. 1842 oer-
ebelldfie 6trou^ ftd^ mit einer @öngerin, Sgned
titebeft; bie (Sit fiel aber megen Ungleid^l^eit
^S^noftrre mtglüdlid^ au8 unb mürbe 1847
9HrennL @em ^eim batte er in @ont^eim-^eU-
teoun auf gef dalagen. 9{ad^bem 1847 ^SDer Sto-
monttfer auf bem X^rone ber Säfaren ober 3u(ian
ber ^thtünntge" mit beuttid^er Segugnal^me auf
ftönig SBtC^Im IV. erfc^ienen mar, begab ftd^
Snmig mit bem Sd^ft^en „S)er politifd^ unb
froiogijtj^ Siberolidmud", ^aUe 1848, auf baS
ttm ungemol^nte ))olitif(^e @ebiet. Son @tabt
anb 9e)irf fiubmtgdburg für bad 9{eid^))arlament
äi &mbibat aufgefteEt, erlitt er burd^ bie ^b-
oeigmig beS gläubigen Sanboolfö eine 9iieberlage,
mnbe aber naclbb^ t)on ber @tabt fiubmigdburg
m hm müttcmbergifd^ Sanbtag gemü^lt. Seine
confnootioe f)altung mot aber nid^t nad^ bem
2@anfi^ feiner SBöbler, megl^alb er fd^on um
Sdima^ten boS SRanbot nieberlegte. Strauß
iDor ein obgcfagter geinb ber S)emofratie unb
»oflit lieber rufftfd^ aid bemofratifd^ regiert mer-
bm; fein SBoblfpru^ taiiXett: 0dl profanum
vslgiu et arceo. Kad^et f9m))at](|ifirte er aKer*
lug^ mit bem pxmüji^m Siberalidmud, erfannte
dxi 1866 ben ^Setuf ^reu^enS" an unb be«
tffiicdi nur, ba| ^odfim mä)i annedirt mürbe.
Oefierreid^ l^ielt er für ungeeignet, m bie @)}{|e
Seutfd^Ionbd gu treten, meil ed oielfprad^ige SBöIfer
^abe unb fatliolifd^ fei 3m 3. 1870 fd^rieb et
in ber allgemeinen Seitung (aud^ feparat : „ffrieg
unb griebe") gegen Senan (f. b. 9lrt.) unb be-
grüßte bie Srrid^tung beS S)eutfd^en Steid^ed
ebenfo mie ben ftd^ bolb anlünbigenben ^Sultur«
fampf " ; übrigens l^tte er fd^on im i,U(rid^ t)on
^utten" (f. u.) gur 3^it ber Soncorbate gum
ffampfe gegen SRom aufgeforbert. @eit 1849
führte Strauß ein unfteteS SBanberleben, inbem
erSRünd^en, SBeimar, jtöln, ^eibelberg gu feinem
Sufentl^Itdorte mahlte, fiiterarifd^ monbte er ftd^
mit S)orIiebe bem biogra))]^ifd^en Gebiete gu, möl^Ite
aber SSormürfe, meiere mit feinen tl^eologifd^en
Snfd^auungen Serül^^rungen litten. Wit geigen
,,bnS 3ntereffe, baS Strauß an bem jlampfe gegen
Pfaffen unb ®e8poten nal^m'' (^auSratl^ [f. u.]).
So erfd^ienen : S(^ubart§ Seben in feinen 99rie-
fen, Serlin 1849 ; Sl^riftian aRärnin, ein SebenS-
unb S^orafterbtlb auS ber ©egenmart, SRann*
l^eim 1851 ; Seben unb Sd^riften beS S)id^«
terS giicoIauS gfrifd^Iin, granffurt 1855; Ulrid^
öon ^utten, Sei|)gig 1858—1860, 3 »be.;
^ermann Samuel SReimaruS, Seipgig 1862;
Sfeine Sd^riften biogra)}l^ifd^en, literatur- unb
funftgefd^i^tltd^en 3n^alt3, Seipgig 1862 unb
1866. Seit 1860, mo Strauß mieber in C^eil-
bronn lebte, manbte er pd^ auf« 9leue ber Ideo-
logie gu, meld^er er nod^ 1860 im §utten«SIRanifeft
bie (Ssiftengbered^tigung abgefprod^en l^atte. Statt
eine neue Ausgabe beS „SebenS ^^^n" gu Deran-
ftalten, t)erfaßte er, t>on ^enand (f. b. %rt.) Srf olg
getrieben, baS „Seben 3efu für bad beutfd^e fßolt
bearbeitet", Beijjgig 1864 (11. 5luf[. 1895). 3m
3. 1865 fiebelte er nad^ S)armftabt über unb
gob alSbalb bie Sd^riften „®er &jin\M bcS
©loubenS unb ber 3eju8 ber ©efd^i^te", Ber-
lin 1865 (gegen Sd^Ieiermad^erS „Seben äefu"),
unb „®ie ©olbcn unb bie ©angen", SBerlin
1865 (gegen Sd^enfel unb ^engftenberg), l^erauS.
9lu8 Vorträgen, bie er ber ^ringefftn 3llice l^ielt,
ging „SSoItaire, fcd^S Vorträge", Seipgig 1870,
§eroor. 9lad^ SeD« l^at ftd^ i^r SSerfaffcr in biefen
befonberS forgfaltig aufgearbeiteten SBortrögen
bur(^ bie geiftreid^e SIegang unb lid^te 2)urd^-
Jid^tigfeit feiner ®arftellung felbft übertroffen unb
barin baS üoHenbetfte biogra))l^i{d^e jhinftmerf ge-
liefert, meld^eS unjere Siteratur neben ©oetl^e^S
3Ba]^r|eit unb ^td^tung beft^t. SDie folgenben
Sa^re brad^ten bie beiben Sd^riften „®cr alte
unb ber neue ©laube", Seipgig 1872 (14. «uff.
1895), unb „ein Ü^a^mort als Sormort gu ben
neuen Auflagen meiner Sd^rift: S)er alte unb ber
neue ®loube", Sonn 1873. Strauß mar unter-
beffcn (1872) in feine ^eimatsftabt SubmigS-
burg gurüdfgefel^rt, mo er nac^ längerem Seiben
am 8. fjebruar 1873 ftarb.
S)ie eigentlid^e 9)ebeutung biefeS SRanne« Hegt
in feiner Stellung gur 3:^eoIogie unb gur d^rift-
Ud^en äBeltanfd^auung. S)o(^ ge^t fd^on aus bet
909
€trau|, 3)at)tb Sfrtebtid^.
910
%gm M eeflcifift^ fei feine gange ffriKI bed
SÄcnfl deftt ^otgenra^^fen. 92qc^ ipegel folgerte
m oiifl ber SBa^^U ber 3been bte äBirflid^feit
ta eefci^te. Siefc« beflritt @ttou^, l^iett aber
teon fep, bo| eö btefetben Sbeen feien, bie etner-
(ritt bi bm^ »emi auäf un](|tftori{(i^, religiöfen
CqWnngen xiorgeftellt nnb anbererfeitS t>on ber
$4ü0io|>$ie begriffen »firben. S)te d^riftlid^e Ste-
figion fH ibentif^ mit ber ^d^ften pl^Uof opl^if (^en
B#^. Skn goetlen &4ritt )u tl^un, Ijiabe il^n
^aiAai^ Deronkt^k. SHefer ^be il^m bad Sflpf el-
^ osf boS 3 gefejrt, ^be baS 2)o))))eIlo(i^, unter
selbem bei ^el $^fo))bie utü) Xl^eologie nod^
jöigm, iomtixi^ Sleligion unb $l^ilofo))^ie
hotten nui^t benfelben 3n^tt. $on biefem @tanb-
yaaht auS ift Strauß' @lauben8Ie]^re gefd^rieben,
tsdi^ eine Serflonmg beS ^ftlid^en 2)ogma'd
nnb StoibeitS bejmedt SBie bad „Seben Sefu''
p einer ffritit ber SrgäJ^Iungen Aber baS Seben
3tjtt gemorben nnir, fo tourbe bie ©laubenSIel^re
|ii etnerlMtü ber (!^ftli(i^ SDogmatif: „^ie
9»^ ftritif be« Sogmo'd ifl feine ©efc^id^te."
£u 9iUm)» meiere er fjüsx für bag e^riften-
ttum iog, lautete auf Sanferott £)ie^ mar 3lb-
benn oie et felbft bemerft, lonnte er nid^t
fftrrtbcn» xottm er nic^t jomig toox, unb in fein
^onbqpmM^Ior ber ®Iauben§Ie]^re fd^rieb er baS
flotto ein: Im et studio. 3n einem SBriefe
iu4t er befonberS ouf bie fiel^re Dom Urftanb auf-
mafm, n>o er ben Xl^dmud bon allen Seiten
lanjingeft unb bie Sered^tigung beS ^antl^eiSmuS
no^^tefen ^abe; nur bie gurd^t, baS 93ud^
Bi^te berboten xonbm, |abe i^m Surfldl^altung
«Bfrticgt; bod^ loirb ber ®Iaube an (Sott unb an
bie U]$erbli4f<U gelöugnet 2)ie Sl^riftologie
cnbigt, toie in bet erßen Auflage beS «SebenS 3efu" ,
barin, ba^ ald Subject ber ^röbtcate, meldte bie
IM^ e^ihid beilegt, ftott eined 3nbiDibuum8
finc 3bee gefegt tttrb. 3n einem 3nbit)ibuum,
dum ®ottmenfcben gebadet, miberftrräd^en fid^
bitfcfben, in ber 3bee ber Gattung ftimmten fte
isiaimnm. S)ie 9latur liebe eS nid)t, alle SoQ"
bmmaibeiten in einem 3nbik)ibuum gu Dermirf-
Ii4ieiu S)ic SRenfc^^ aflein fei ber menfd^gemor-
bcneiBott. pc^t finbet in @trau|' ®laubendlel^re
b^ 9nti(^nftentbum , in meld^eS f olgered^t bie
^'f4e Ort^bosie innfd^Iug, im «Seben Sefu''
dne ünticitKition ber SBeftrebungen , tt)omit bie
ütbmger Qd^t ber Sl^riftenl^eU ij^ren ßl^riftuS
iKijUu^tigen »ollte. S)ie Sinmirtung biefer
gtDfllDeianbeittng auf bafi „Seben 3efu'' lonnte
iti^t ausbleiben. Ser gemaltige Aam|)f, meld^er
bnn^ boSfelbe entgünbet morben mar^ mu|te
otnd^ in einer fflörung ffi^en. 3mar fu^te
{(4 Stzmig gu i^^eibigen, unb SeOer begeid^-
vA ferne etreitfd^ften ald eine ))oIemifd^e Sei-
jbmg, mie bie gefammte beutfd^ Siteratur feit
Sqfmg in biefer (^ttung feine glongenbere au^
pneifen fyibt, Stumelin fteOt il^n fogar über fie
img, oQetn hn Srfolg mar nad^ eigenem (Seftönb
# ^ gering. 3n ber 8. Auflage beS «SebenS
i:
3efu'' l^atte ©traufe feinen (Segnem (Weanber,
£bolud) l^nftd^tlid^ beS 3o^anne§et)angeliumS
imb bed äBunberS bebeutenbe 3ugeftanbniffe ge*
mad^t, mie er ft^ aud^ in ben „g^riebUd^en SBIät-
tem" bem Sd^leiermad^er^fi^en @tanb)>unfte
nöl^erte, aber in ber 4., gletd^geitig mit ber ©lau«
benäe^re erfd^ienenen Sluflage nabm er btefelben
mieber gurüd, unb ]pättt begeid^nete er fie aI3
lopftofe (Eoncefftonen, bie auS feiner gebrüdten
@timmung gu erSaren feien. S)a nun fein Seigrer
IBaur bie gefd^id^tlid^e ihritif in Angriff na^m,
in ber Soangelientritil bie (Süangelien alS S.en"
bengfd^riften in baS 2. 3<t^t^unbert üermieS unb
ba8 vierte ßt>angelium einem großen Unbefannten,
einem SUesanbriner auS ber SRitte be§ 2. ^a'fyc»
l^nbertS, beilegte, fo freute er fid^ biefeS „SReifter«
unb Snuftermeried", burd^ meld^eS baS ©efpenft
bed angebnd^en3oWned gebannt mürbe, baS i^n
unb Rubere immer mieber geöfft l^abe. gfeuerbad^
unb Säur galten i^m nun als bie fgoaptt^xä»
fentanten ber Sl^eologie, obmobl er fritl^er bie re-
feroirte l^altung 99aur§ fd^mer em))fanb, biefelbe
aus bem ©egenfa^ gmifd^en ber l^iftonfd^-friti-
fdl^en unb ber bogmatifc^n SRetbobe erflarte, aber
beifügte, bag „fte'' o^ne feinen Sorgang nod^
ntd^t ba ftönben, mo fte ftel^en. SSBer baS „3Befen
bed Sl^riftentl^umS'' Don gfeuerbad^ unb „^aulud
unb 30^anneS" Don 99aur gelefen l^be, fenne bie
gange ))roteftantifd^e3:^eoloaie ber ©egenmart. Wx
bie Stelle ber unbemu^ten ÜJqtl^enbilbung trat nun
bei @trau| bie abftd^tlid^e, tenbengiöfe Srbid^tung
ober Umbid^tung. 2)ie 92ot]^menbig!eit einer neuen
Auflage bed „SebenS 3efu" gab ibm SSeranlaffung,
ben neuen @tanb))unft gur Geltung gu bringen.
92ad^ ben Srfal^rungen, meiere er mit ben %\)to*
logen gemad^t l^atte, fud^te er anä^ ein neueS
publicum unb fd^neb fein „Seben 3efu für baS
SßoD". um ben Xbeologen in ben Stüdfen gu fallen.
SefonberS |)opuIör ift aQerbing§ biefe§ „Seben
3efu'' aud^ nid^t ausgefallen, aber eS mollte bod^
mel^r pofttiD als fritif^ fein. Sd unterf d^eibet ftd^,
abgefel^en Don ber gform, baburd^ Don bem öltem
SBerle, ba^ eS bie 9legation meniger l^erDortreten
lä|t. 3m erften Sl^eil mirb baS Seben 3efu in
gefd^id^tlid^em Umri|, im gmeiten bie m^t^ifd^e
©efd^id^te 3efu in i^rer (Sntftel^ung unb 9uSbtt-
bung bargefteOt; bod| bleibt aud^ biet ein mageres
Mefultat übrig. „®emi6\ fagt ©troufe, „miffen
mir, mos 3efuS nid(|t mar, nömlid^ nt^tS lieber-
natürlid^eS , fd^led^tl^in auctoritatiDeS." $ofitiD
bagegen, glaubt er, ftnb mir übet baS Seben beS
SocrateS beffer unterrid^tet als über baS Seben
3efu. 3nbem er fo alles Uebematflrlid^e, ®ött-
lid^e aus bem 99ilbe 3efu befeitigt, miO er baS
93ilb beS gefd^id^tlid^en SefuS in feinen fd^lid^ten
menfd^lid^en3ügen mieber^erfteSen, für il^r @eelen-
l^eil aber bie SDtenfd^l^eit an ben ibealen Sl^rifhiS^
auf ieneS SDtufterbilb Dermeifen, an meinem ber
gefd^id^tlid^e 3efuS gmar mel^rere ^au))igüge guerft
an'S Sid^t gefteut l^abe, baS aber als Snlage ebenfo
gur allgemeinen SRitgift unferer (Sattung gel^öre.
911
@traii|, S)at3tb gfriebrid^.
9ia
iDie feine SSßeiterMIbung unb SBoUenbung nur bie
Aufgabe unb boS SEBerf ber Qon}en 9)lenf(i(|](|ett
jein fönne.
91IS einen 9lbfd^Iu| feinet litcrorifd^en Xl^ätig-
f eit, ald boS punctum finale feiner S^riftfleUetei,
bejeid^net @trau^ baS Sud^ „S)er alte unb ber
neue ®Iaube". SBöJ^renb er bidl^er bad pofUide
religiöfe 3Ronient, bie religiöfe (Srfal^rung unb bie
iittlid^e 93er)){li(i(|tungJQft gang bemad^läffigt l^atte,
ud^te er ie^ einen grfa^ bafür )u geben. ®a8
93ud^ xoxxi als ein „^efenntni^" eingefül^rt, um
ben ®egenfa^ gu ber tt)i|fenfd(|aftli(i^en Uebergeu-
gung ]^ert)orgu|eben, ober ttal^rfd^eitilid^er, um
Don ber ^flid^t beS SBettieifeS Umgang nel^men gu
lönnen. ,,3d^ f)obt ein 93efenntni| abgelegt, tt)el-
d^eS @ott mir abzulegen gebot: id^ |abe meine
^rebigt Dom erften bis jtmi legten SBort Dor-
getragen. SBenn id^ j[e^t fterbe, fann man nid^t
mel^r fagen, iä^ bleibe bei meinem Xobe meiner
Seit unb meinem 93oI!e etmaS fd^ulbig. 9Ba8 id^
l^atte, f)Qbt id) i^nen mitget^eUt; koaS nod^ übrig
toar, baS entl^ölt btcje ©d^rift.^ Siefe ©d^rift,
tt)el^e, für baS gro|e publicum beftimmt, in
leidster, aber befted^enber Jhtnftform gefc^rieben
ift, nimmt bie ^auptgebonlen ber ©laubenSlcl^re
oruf, fül^rt fie aber mittels be§ S^orminiSmuS in«
fofem loeiter, als an bie ©teile beS pl^iIofo))]^ifd^en
äbealiSmuS ber nadte ^taturaliSmuS unb 9)cate-
rialiSmuS tritt, mol^I um b<inbgreiflid^ ju geigen,
ba| äbealiSmuS unb SRaterialiSmuS nur bie
beiben ©eiten beS SRoniSmuS feien. ^IS er mit ber
Vorbereitung bei ^d^eS bef^öftigt mar, fd^rieb
©trau^ an einen gfreunb: „@rft S)artoin befreit
uns Dom ©d^öpfungSbegriff; mir ^b^^ofopl^en
moKten mol^I immer |inauS, aber erft 2)armin |at
uns gegeigt, mo ber Sintmermann baS fiod^ l^in»
ausgemacht l^at." (Sr jleüt in bem 9Berfe felbft
biebeibenQfragen: „©inb mir nod^ EbriPcn?"
,,§aben mir nod^ SReligion V ffiie erfte Demeint
er einfad^, bie gmeite beantmortet er mit „3a ober
92ein", \t nad^bem man eS Derftel^ miH; er be»
jal^t fte, infofem ber 9iame 9ieIigion bem ©efü^I
einer unbebingten ^bl^ängigfeit aud^ bann nid^t
Dermeigert merbe, menn )eneS ®t\ü1fi fid^, mie bei
©d^Ieiermad^er^ ftatt eineS perfönlid^en ©otteS
auf bie @r5|e, bie SSoKfommenl^eit, bie ®efe^«
mö^igfeit unb SSemunftmä^igfcit beS SOBeltgangen
begieße. 3w: })ofitiDen SluSfül^rung bcantmortet
er bie gfrage: „SBßie begreifen mir bie SDßelt?"
bur^ bie ffant'fiaplace^f d^c %^tom unb bie S)ar«
miniftifd^e |)Q))0t]^efe, obmol^I er bie ©d^möd^en
ber lejtem gugefteben muß. ®ie SSemünftigfeit
ber äBelt unb baS ftttlid^e Problem, beffen Söfung
er felbft für ungureid^enb bölt, fud^t er pbi^ofop^ifcb
bamit gu Derföbnen. 9luf bie fjrage : „SOßie orb-
nen mir unfcr Beben ?" mirb mit bem Kulte beS
mobemen ©laubenS, mit bem gntbufiaSmuS für
flunft, 2RuflF, fiiteratur geantmortet (Dgl. bagu
b. «rt. aJlaterialiSmuS Vin, 992 ff.). — ®er
SBiberfprud^ gegen biefeS tro^ oller ©i^önbeit ber
gorm feid^te unb leid^tfertige ÜRad^merl ©trau|'
i
mor ein allgemeiner, ©elbft bie Sulturf5mt>fer,
für bie baS ^ud^ bered^net mar, ia manc^ feiner
entfd^iebeneren greunbe f^aiim i^re SBcbenfen.
Obmol^l ber öufere Srfolg großartig mar (fe(^§
Sluflagen erfd^ienen in fec^S ^lonattn), fo füllte
fidd ©trau^ bod^ burd^ ben aUgemeinen SBiber»
f))ru^ fd^mer gefrönft, meil er mit feinem ftoljen
,,aSBir" beSaDouirt mar. 3m Ütad^mort (f. o.) unb
in ben ^Briefen gab er feinem Unmutbe rniDcr*
blümten SuSbrud. 2)en miffenfd^aftlid^en Sin-
menbungen gegenüber betont er baS ^^efenntni^^ ,
ben rcligiöfen Sebenlen fteUt er feinen gfreimutj^
entgegen, ßr fd^lie^t mit ben SBorten : «,5Die 3eit
ber Serftänbigung mirb fommen, mie fte für ba§
Seben 3efu gefommen ift; nur ba| id^ fie bie^*
mal nid^t me^r erleben merbe." St fyd ft^ in
beiben Segiebungen getüufc^t: tro^ mieber^olter
Auflagen beS 93ud^eS ift fein Snbolt beute meniger
anerfannt alS bamalS. S)er 3)arminiSmuS ^at
fid^ als unfäbig ermiefen, bie »ütl^fel beS S)ofetn3
gu lö{en unb als ©laubenSbefenntni^ ben (^rift«
lid^en (Slauben unb boS übematürlid^e Sitten«
efe^ gu erfe|fen. 92ur ber extreme SRabicaliStnud
teUt fid^ auf biefen ©taubpunft, ftrebt ober gu»
gleid^ ben Umfturg ber Orbnung on, momit
@trau| unb feine g^reunbe am menigften einoer«
[tauben gemefen mären, ^ud^ über ben (Erfolg
beS 99ud^eS Dom fieben 3^fu ^ai fid^ @trttu| ge«
töufd^t. jf onnte er Dor feinem Xobe meinen, mit
bemjelben ^^bie ftammelnbe 3unge ber Seit" ge-
löst unb bie „(Semeinbe ber 2)enfenben" um fidb
gefammelt gu boben (Dgl. Sang, S). §r. ©trauBr
fieipgig 1874, 7 ff.) , fo mu|te fd^on ein 3albt*
gel^nt fpöter Sifd^er (3um @ebä(^tni^ an S). f^
©trauj. S9eri(bt gu ber ^titt ber Snt^üüung
einer <§ebenltafel an feinem ®eburtdb<iufe, Sonn
1884) geftel^en, ba| biefe Srmartungcn nx^t in
SrfüUung gegangen feien. 3m ©egent^l befin-
bet fid^ gegenmärtig bie ftritif ber Soangelien in
einer rüdfläufigen Semegtmg. S)ie €Dangelien
merben aud^ Don ber Jhitif in'S erfte Sob^bunbert
Derlegt unb menigftenS ibre Duellen für autbentifd^
angefel^en, fo ba| ber SR^tbenbtlbimg, obgefeb^
Don ibrer innem Unburd^jübrborfeit unb llnmdg»
Itd^feit, im Urd()riftcntbume bie S^it feblt. Sine
innere 99efriebigung Fann obnebin meber biefe
ffritif beS SebenS 3efu nod^ ber neue (Blaube bie«
ten. ©trou^ felbft bot eine fold^e oudb ni(bt barin
gefunben. Siclme^r geigen feine ©riefe, mie un-
glüddid^, gebrochen, tobeSmübe er ftcb füllte, unb
mie er Dergeblid^ burd^ ein unfieteS SBanberleben
bie innere Unrube gu betöuben fud^te. fyiUn
biergu aud^ bie öu^eren IBerböltniffe, nomentlid^
ber 9)iangel einer SerufStl^ätigfeit, Diel beigetragen,
fo liegt bod^ ber tiefere @runb in ber ncgatiDen
©eifteSrid^tung. ©eine ©d^riften geben ein %Ub
feiner innem Unrube unb fieibenf d^ft. 9hit boxmiS
erfldrt fid^ ber b^ufige üBed^fel beS ^ogrommS.
3e meldr aber perfbitlid^e Srfobningen (Knflug
ausübten, befto meniger lä^t fid^ aus ben Decf d^ie«
benen Slnfid^ten eine fidlere äBeltanfd^amtng ge*
919
StreBer, Sgnaj fJtanj Don — ©trcBcr, S^^önj,
914
vmnm. Strou^ enbtgie mit bem 9H]^Ui§mud.
jmstotin i{} frine (Bebulb im Seiben toö^renb
jnscT f4|finec}^ftcn ftron!^ unb feine @efa|t]^it
tem Sterben an|uexiennen. St ftorb ober, toie
(c gcicbf ^atte^ o^ne getftli(^en XrofI unb l^atte
^ bie Set^igung ber (Beifilid^feit an feiner
Sffcbtgimg oecbeten. (!BgL@ttau|\®efammeIte
gi^en", tcrmtSgegeben üon SeHer, Sonn 1876
H 1378« 12 ebe^ unb Sudgenöl^Ite SBriefe Don
% ^, 61nm|, ^ouSgegeben t)on 3^0^/ Sonn
1895; ^efler, SD. gfr. ettou^ in feinem Seben
mb jetnen @id^en, SBonn 1874; pouf^taü^,
S. gr. 6tiou| unb bie Xl^eologie feiner 3ett
tMibcIberg 1876—1878, 2 Sbe.; C^ettinger,
t. ^r. 6trmt|. Sin SebenS« u. fiitetaturbilb,
gctibwo 1875.)' [Sd^ans-]
^freier, Same einer ouS 92ieberbaQem ftam«
Btnben ^milie, ou3 toeld^er meistere Detbiente
6ei(^ berODtgegangen ftnb. 1. Strang 3gna}
iffn Streber nxitb am 11. f^ebruar 1758
|B Sctfibad^ mn unbemittelten eitern geboren
nb mürbe mcgrn feiner fd^önen Stimme jum
Qoittljönger, fpdtrr aber gum Ißriefter beftimmt.
it {hibirtt gu Sngolftabt in bem 3ttftttut ber
«aöbobmäer, erhielt 1779 bie $rieftermei^e,
Bar bcum dn 3a^r long Seigrer am Spceum gu
fisjb^ unb !am 1780 atö ^ofmeifter nad^
Tttdm in baf fmuS beS gel^eimen Statbed
tim äBibber, mo i^m eine auSgemöblte 9Rüng-
|oami(ung Anregung unb ®elegen^eit gum @tu-
bbun ber Wüngfunbe bot. Salb marb er megen
irintr Amntniffe, feiner Sefd^eibenbeit unb feiner
gtonffligtrit bei ber bbbtm ®eiftltd^feit befannt
cib beliebt; ber ißrölat t>. fOlai&Dt nal^m i^u gu
fmm 6ecrftar bei ber ^Mbibliotl^e!, unb 1782
krirf i^n ber Sorbinal b. ^öffelin gu feinem (St-
VSm im furfurf)Ii(^en üßungcabinet, beffen Sor-
tob er toar. 3m 3. 1788 toarb Streber oud^ ^of-
hpbm unb befleibete feitbem eine S)o))peIfteBung
imta bret Sonledffirften, beren ieber i^m fein
So^liroQfn burd^ S^renfteSen gu bemeifen U»
im^t toor. Cr toorb 1785 2)irector bed SRüng-
«nb fintifmcabtnetd unb Sem^alter bed ^au8«
W^S, 1799 S)ire€tor befi bamoligen geiftlid^en
mfA, nm^ Suflbfung beSfelben 1803 S)irector
fctr birfuiftlid^ ^offdpeOe unb orbentlid^ed aJtit«
9liä) ber Wabemie ber SBiffenfd^aften. Unter
da ^inbemiffen ber DieUn JcriegSja^re bermen»
\m er unfaglic^ SKfi^ auf bie Orbnung beS
IRonicabinetS, bad feit bem brei|igiäbrigen ffrieae
m er^ fOlait burcb i^n eine miffenfd^aftUqe
ecftatt erbieU. Sugleii^ beröffentlit^te er in ben
3ebrtn 1 807— • 1 820 eine Seilte gebiegener numiS-
«imi(ber9bl^nblungen unb in ben Senffd^riften
btr ütobemie eine ®ef d^d^te beS reid^en unb eingig«
oitigen Eobtnetd, u>ei^ed er gu Dermalten ^aüt.
9cäb ober foOten feine auSgebe^nten ffenntniffe
011^ mtbermettige Sertnenbung flnben. Sei ber
Satgrfhiltnng ber finiblid^n Serböltniff e marb er
i> bie Sbmmiffton für bie Sorarbeiten gum Son«
oibal bmifen; 1821 loatb er Soml^en unb 1822
®ompro)}f} in bemneuerrid^teten (£at)iteI!DlOnd^en*
t^reifing. 9lm 16. S)ecember 1821 xocxb er aud^
gum SBeibbifd^of Don Wünd^en ernannt, empfing
bie Sonfecration gum Sifd^of oon Sirt^a L p. L,
marb geabelt unb lebte nun nur nod^ feinen geift-
lid^en Obliegenbeiten unb ber ard^öologifd^en
SBiffenfd^aft unter augerorbentlid^er SSol^It^ättg«
feit. 6r tonnte, nad^bem er bie golbene ^od^geit fei-
ner SItem mitgefeiert, nod^ fein 50iö^rtgeS ^riefter-
ptbildum begeben, baS er mit einer ^rebigt auf
bem offenen uRarft gu 9leidbad^ unb einer Steil^e
mol^Itbötiger Stiftungen oerbenlid^te. Sin ge«
fegneteS Snbenlen fd^f er ftd^ aud^, inbem er oom
äOBoblmoDen SubmigS I. bie SEßieberl^erftellung be9
mofterd Seligentbal bei SanbSbut ertoirfte. 3ta^
einem friebli^en Seben, bad nie burd^ jhanin^ett
ober Seibenfc^aft getrübt mar, Derf^ieb er gu
SRünd^en am 26. Slpril 1841, unb feine frübere
SD^ilbe unb gfreunblid^feit mar bem Sngefid^te ber
Seid^e fo fe|r aufge))ragt, ba^ er für fd^eintobt
gebalten mürbe, bis Submig I. burd^ feinen Setb-
argt ben %6b batte confiatiren laffen.
2. gfrang Streber marb am 26. f^ebruar
1806 als 9leffe beS Dorl^er ©enannten gu 2)euten-
fofen bei SanbSbut geboren. Sr oerrietb früb
ungemöl^nlid^e Salente unb beftanb fd^on mit
16 Sobren bie Sbgangdfirüfung auf bem ©^m-
nafium gu i3anb§bui Ol^ne eigentlid^e SBabl
ergriff er baS Stubium ber %^^o\og^\t, begann
bagfelbe gu SanbSbut unb je^te ed in SRünd^en
fort, ^ier aber gogen ibn bie Sorlefungen jCl^ierf d^S
mäd^tig gur claffif^en ^l^ilologie, unb ber Umgang
mit feinem Scbtoager, bem ßrggiejer Stiglma^er,
führte i^n gur jhtnftgefd^id^te, mabrenb ber in ber
gfamilie l^od^Derel^rte Obeim il^n mit Siebe gur
^flngfunbe gu erfüllen mu|te. Se^terer, ber in
feinen l)riefterlid^en Scruf S^n\d fc^tc, bemog
ibn, ber Xf^toloqk mäf einem glöngenben €samen
1827 gu entfagen unb alS fein SlmanuenftS in'8
SDlüngcabinet eingutreten. Seit biefcr 3eit entfaltete
fid^ immer mebr in ibm bad il^m angeborene fein-
finnige Sd^önbeitSgefübl, bem er mabrenb feines
gangen SebenS bur^ gart auSgefübrte 3etd^nungen
^uSbrud( gu geben mu^te. 3m 3* 1829 begab er
fid^ gu längeren ard^öotogifd^en unb numiSmati-
fd^en Stubien nad^ äBien; bort begann er einen
fritifd^en ff atalog über 18000 gried^if d^e ÜRüngen
unb ein Lexicon numismaüco-iconographicon
mit meifierl^often 3etd^nungen Don feiner ^anb.
3nfoIge ber Scröffentlid^ung biefer Sd^riften
marb er 1830 gum Slbiuncten bcS fönigl. ba^-
rifd^n 9JlüngcabtneteS ernannt, oxi bem er nun
elf Saläre neben feinem O^eim tl^ätig fein fonnte.
3m folgcnben ^a^tt geioann er ben S)octorgrab
an ber ärlanger UntDerfttöt mit einer Arbeit über
bie Surggrafen gu 9lümberg, unb 1834 erbleft
er Don ber ^ßarifer Slfabemie einen $reiS für eine
SIrbett, in metc^er bie mifjenfd^aftlid^e^ufd^auung
über eine 5Retbe Don altgried^ifd^en SWüngcn bc-
rid^tigt mar. 3n biefcr 3eit lernte er aud& bie bod^-
gebilbete Xod^ter Ottilie beS befannten ftoblenger '
917
Stre})u8 — ©trtgeL
918
bm tul^gfii Vttam )ut Anfertigung beS Slomen-
ddlDtft für fitie neue Auflage bed ftird^enlesi-
bnft bqet^nct ^te, erhielt er baO> nod(|l^er Don
brm für bie Sebadion be§ SBerfed gemonnenen
Btoftfjor ^crgcntöt^ (f. b. Sri am Anfang bed
vn. ecnäKft) bie (Sintobung, i^m bei ber ^-
oiidgabe beSfelben )ttr Seite }U [teilen. URit
cqHfd^pic^ SctoiUigung refignirte er nun auf
trau ^facrei mtb begob ju^ nad^ SBurgBurg in
pogeiirdt]^ unmittelbare !Rabe. 93alb aber
ipo^ bicfer ol9 (£orbinoI nad^ 3lom berufen,
snb 6tr^ Derlegte nun auf SBunfc^ feines
S^^getfi feinen SBo^nort nad^ Sonn in bie
flaiß bcft i^igen ^erouSgeberS, mit bem beibe
htidl^ no^ Sfreunbfc^ft Derbunben maren. (Sine
3/aÜaa% log bi^r bie Sorge für boS ftir^nlesiton
einzig in feiner &anb. Sdbrenb biefer S^it gab
a, mcU BBei^ beim Eintritt in ben ÖrbenSflanb
bcn Slommdolor ni<bt b^tte abfd^Iie|en (önnen,
teffcn Dorjügli^et Arbeit bie DoUfommene gorm^
in »ekba fie feitbem M ®ntnblage ffir bie ^er-
QrUttng bei ffnrt^enlesifonS gebient bat Aid Salb
«ubbcr ber )e|tge Slebadeur fid^ ber ^ouSgabe
M ffixdbenIccifonS unterjog, blieb Dr. Streber
in ttener ®emeinf(baft mit bem Altem gfreunbe
für boi SBerf tbotig, unb bie gelebrten Artifel,
OMi^e er ausarbeitete, ftnb eine mabre 3ierbe beS«
felbcn gemorben. 3m Anfange ber neungiger
3abtt ober nobm fein d^ontfcbeS fieiben ftettg gu
mb erfdb^erte i^m feine Xbätigfeit augerorbent-
ü(b. 3« ^b|t 1892 mißlang ber Serfud^, im
Seebobe )u JtottD^t Sinberung }u fud^en^ ooH-
^önbig, imb er mugte fic^ gur Srbotung, nad^bem
in^oiftben bie Shitter gefiorben mar, nad^ 2:513
ia boS ^auS feines SruberS )urfld(}ieben. 3m
^lubling 1893 modelte er nur ffir furje Qtit ben
Sexfu^, itt feiner frubem Arbeit surüdCgufebren,
M ^ ober ouxcb feinen (SefunbbeitSjuftonb ge-
Bdtbigt^ berfelben eiib{^ltig )u entfagen. Son ba
«n Übte er in Zö() ftiS unb jurüdFge}ogen unter
ber Itebenben Sorgfalt feiner Sermanbten unb
Scmnbe, in emjler Ahnung mit ber ^Vorbereitung
auf einen guten Xob befd^äftigt 9lodg mieber«
bolten S^Iogonfffllen fiarb er am 9. Auguft
1896u Sei allen» bie ibn gelonnt, bittterlie^ er ein
moergibiglidtieS Anbeuten. Streber mar eine über*
oBl BebenSmurbige Srfd^einung^ in ber ftd^ ber
angeborene ®eifteSabel mit ber ipergenSgüte feines
(tolonfelS, ha Jhmf!{inn beiber (SItem mit ber
Bfaexbgenen Stube ausgebreiteter miffenfd^aftlid^en
ihnntniffe vereinigte unb aUefcbönenSigenf Soften
bor^ adiite Sfrdmmigfeit oerflört erf(bienen. (93gl.
SUgem. beutfd^ Siograpbie XXXVI, Sei)))ig
1893^ 551 fr; Soutenbad^er, S)aS S)en!mal ju
SciSbad^ sc^ tDlun^en 1845; [StroblJ 3ur ßr-
imuiung on ^. Streber, in b. ^ift.-^olit. SBIät«
km LV [1865], 85 ff. ; Si]^ungSber. ber 9Rfin-
4cner Alob. 1865, 1, 261 ff.) [ftoulen.]
$Sxifu^9 9R a r t i n , f . SOlortin oon Xropfmu.
SMtdf Sictorin, ein ^au))tt>ertreter beS
69BKtgttmttS (f. b. Art.), mar 1524 )u ffouf«
beuren in Sd^maben geboren, ftubirte gu ^reiburg
unb äßittenberg unb fd^Io^ fid^ an Ie|[terem Orte
befonberS an SDleIand()tbon an. Auf beffen @m-
pfeblung erbielt er 1548 eine ißrofeffur ber Sbeo-
logie an ber neugegrünbeten Unioerfttät 3ena.
AIS 1557 bortbtn aud^ ÜReland^tbonS leiben-
fd^Kiftltd^er ©egner gflaciuS SIlQricuS (f. b. Art.
IV, 1529 ff.) berufen ttmrbe, fam eS )u beftigen
Streitigleiten, namenüid^ batiiber, ob bei ber Se«
februng ber menfd^Iid^e SßiHe mitmirfen mäffe.
Auf glaciuS' Setreiben lieg ^ergog Sobann
Sriebrid^ eine SBiberlegung aEer biSberigen „fßtx»
fölfd^ungen'* beS Sutberif4ien SebrbegriffeS ab«
faffen. 3Rit Ausarbeitung eineS elften SntmurfeS
mürben mebrere 3enaer X^eologen, barunter aud^
Strigel, beauftragt. 2)a bie Arbeit ben Syn-
ergismus milbe beurtbeilte, mürben Strigel unb
feine Anbänger Don glariuS fd^arf ongegriffen.
Auf einer Serfammlung ber tbüringifd^en %i^to»
logen )U SBeimor, mo ber Sntmurf beratben
mürbe, trug gflaciuS ben Sieg baoon, unb in bie
(Sonfutation mürbe eine fd^arfe Sierurtl^eilung beS
Synergismus aufgenommen. Aud^ nad(|bem bie
Sonfutation alS SanbeSgefe| ))ublicirt morben
mar (Anfang 1559), bebarrte Strigel bei feiner
f^nergiftifd^en Anfd^lauung. Se^bolb mürbe er
enbe 3}\öxi 1559 auf Sefebl beS ^eriogS 9{ad^tS
Oerbaftet unb nad^ bem Sd^Ioffe @rimmenftein
bei @otba gebraibt; nad^ mebreren 9Ronaten
mürbe er jmar auf Sermenbung proteftantifd^er
Surften uno beS rdmifd^en ff önigS 9Ra{imiIian 11.
in gfreibeit gefegt (Sei}tember 1559), mu|te iebod^
baS SSerfpred^en geben, 3ena nid^t eber gu oer«
laffen, bis er ftd^ gegen bie Dorgebrad^ten Jtlagen
oerantmortet bötte. Sine öffentlid^e SiSputation
(f. b. Art. m, 1849 f.), meldte im Auguft 1560
gmifd^en Strigel unb SlociuS )u SQBeimar Der-
anftaltet mürbe, fübrte feinen AuSgleid^ b^^bei
2)a jebod^ bie t^Iurioner bie ®unft beS ^ofeS gu
rüdftd^tSlofer Verfolgung ibrer ®egner mi|-
braud^tcn, trat in ber Stimmung beS ^ergogS
ein Umfd^mung ein, meld^er burd^ ben fieibargt
Sd^röter unb ben ftangler SBrüdt geförbert mürbe.
S)er 3'Ioten unb ibrer Anmaßung enblid^ mflbe,
fe^e ber ^ergog bie Uebermütbigften unter ben
glacianem ab unb errid^tete 1561 ein Sonfifto«
dum, bem aud^ bie Xbeologen untergeorbnet
mürben. ^ bie Oflacianer bie Sd^ritte beS ^•
gogS, ber aud^ AuSföbnung mit Strigel Don ibnen
Derlangte, als eine (Sefäbroung ber Steligion bin«
fteUten, mürben fie ibrer Aemter entlaffen, unb
gfladuS felbft mugte ftd^ burd^ bie Slutbt retten.
So erbielten bie S^nergiften in 3ena bie Ober-
bonb. S)od^ bauerte biefer Umfd^mung nid^t lange;
angefebene i^tolo^m festen bie Anfeinbungen
ber Strigelianer fort. Um bie (Semütber gu be«
rubigen, forberte ber ^of gu SQBeimar Strigel auf,
eine 2)edaration gu entmerfen, morin ber Sutbe-
dfd^e Sebrbegriff gemabrt merbe. Stdgel entmarf
aud^ eine fold^e Srflörung; ba biefelbe aber bie
SRebrgabI ber Xl^ologen unb $rebiger beS l^er»
919
©tuart, $cnr5 — ©turmiuS, ber 1^1.
joglid^ fad^fijrfjcn ®ebtctc§ nid^t befricbigte, fo
Derlic^ er 1562 öott Untrillcu S^na unb begab fid^
md) 2eip3ig, tro er olä Seigrer an ber Uniücrjität
angefteUt tourbe. 9Iber and) bort toar nic^t feinet
SBIeibeu§ ; man bejc^ulbigte ibn nid^t mit Unred^t
ber Hinneigung jur refonnirten 5Ibenbmaf)I§Iel^re
unb jd^Io^ i^m 1567 ben §ör)aa(. ©trigel ging
nun nac^ 91mberg unb enblic^ naci^ ^eibelberg,
wo er 1569 im 45. 2cben§iat)re am ©d)lagflujje
ftorb. ©ein ^anpitotxt, bie Loci theologici,
erjd)ien erft nac^ feinem iobe, unb jmar ju 9ieu«
ftabt an ber §aarbt, 1581—1584, in4 »änbcn.
(95gl. Otto, De Victorino Strigelio, Jenae
1843; 3)öUinger, 3)ie Deformation III, 5Regens.
Burg 1848, 443 tf.) [5:üj.]
Stuart, §enr9, Sarbinal, f. ?)orf , 6ar-
binal öon; ©tuart, 3o)&n ^OMll, f. ÜKitt;
Stuart, Ovaria, f. SDkria Stuart.
^fttbiett, claffif(()e, f. Glaffifcr.
^fttfengeJef, f.93Mfc^'in,1318f.; ©tufen-
p f a I m e n , f . ©rabualpfaimcn.
^fttQfmri^eitBttrg, ^i^t^um, f. ©ran Y,
1009 ff.
^fttpntnt, f. 9Zot^,)ud)t.
|»funnitt$, ber 1)1. (naä) ^P^r^ ©turmi,
fonft Sturm, ©turmio), ©rünber öon gfulba
(f. b. 9lrt.) unb ^(poftel ber Reffen unb Sarfifcn,
ftammte öon oomebmen d^riftlic^en Altern in
99ai)crn, bie i^n alä Süngling bem 1^1. 93oni-
fatiuS tt)ü()renb beffen 2i>irffamfeit in 93at)crn
(735) jur gri^icl^ung für ben SDicnft be§ §enn
übergaben. Gr begleitete ben ^eiligen auf feiner
ÜJiiffionöreife imb empfing feine weitere ^lußbil-
bung unter bem ^Jlbte SlMgbcrt im fflofter tjfrih»
lar, wo er fid& burd^ Xugenb unb aäJiffcnfdiaft
ausseid^nete unb (740) jum ^kicfter gewei()t
würbe, gaft brei 3at}rc war er an ber ^luebrei«
tung be§ G:i)riftent^um§ in Öcffcu mit (Erfolg
t^ötig ; weit er aber einen lebl)af ten ^rang jum
(finfiebicricbcn in fic^ füllte, fo fanbtc i^n iöoni-
fatiu^ mit jwei (Scnofieu jur ©rünbung eincS
Älofter^ in bie i8ud}onia, einen Urtoalb au ber
obcrn Jyulba. ^Infang^ liefe fit^ ©turmi in ber
©egenb be3 blutigen öcr^felb nieber, wäl)lte
fpäter aber auf ^^lnrati)eu be§ !)I. 3?ünifatiu§
Wegen ber 9?äbe ber rüuberifd)en Sad^fcn eine
tiefer im SESalbc gelegene 3teUe ba, wo jcW gulba
liegt. 5Rad}bem JBonifatiuv öou Ä^'arliuann bie
©d^enfung bc^ OrteS erwirft Ijatte, bec»nun Sturmi
bafclbft mit ad)t ©enoflen am 12. Wäx^^ 744 bie
©rünbung be§ ftloftcrÄ gulba unb ftanb i^m al§
erfter ?lbt öor. 3m 3- 747 rci»5tc er mit jwei
©enofjcn nad) 3talien, um in ben bortigen iilö=
ftern, befonberö in ^JJionte (^offino, ba§ Crben§»
leben genau fcunen ju lernen, fct)rtc nod) einem
3af)re ^urüd unb richtete bann in 5"Iba ba*
flöfterlid)c 2cben ftrenge nad) ber 'Kegel be« 1)1. iy ene«
bictuS ein. ©onifatiu§ , ber öfter in Jyulba öer«
Weilte, unterftüMe ibn babei mit MatI) unb Ifjcit;
berfelbe erlangte auci) für ba§ Aloftcr [icim ^^^apfte
SaifyxcvcS (751) bie Unab^öngigfeit öon ber
bif d^öflid^ ©ewalt unb bcftimmte el ^ jtar
IBegräbnifeftdtte. ^l(d man nod) fdnemiok^
in 3)2atn3 beife^eti wollte, brangStoni^
2)urd^fu(rung jener Seftimmung und txnlß
über bem ©rabe be9 Eiligen in Der Skiiäiß
einen prad)töoflen ^Itar. 9lu(^ bie HimWiiiip
feines filofterS öertl^eibigtc Sturmi grga&M
öon SHain^ ; infolge beffen würbe axmpi
falfd^en SBrübem bei $tpin ber SZaienögU*
gung angeflagt unb öon biefem pi fn|i
©d^merje ber i^m fe^r ergebenen CibaäKii
na(^ Sumebica (Sumiege^), einem Alcjkiilf
Dbrmanbie, öerbannt. Ser öon MuSeopÜl
^Ibt wiurbe (eboc^ öon hm 3)tond)fn miti
unb biefe wäblten mit 3iMti>nmungbc§6i)iiiMt
einen nnien, ber für ©turmS Studie^ 4Uj|ft
foQte. ^ipin na^m ©türm nod) sn)eiiäki^il>
bannung (758 — 760) wieber in ©noöfliini.i»
trug ibm bie Seitung beS Jllofter§ $ul^B. 4^:
Unabl)ängigfeit öon ber bif^öflid)rn 8mII,
anerfannte, unb gab i^m feitbemSetDeijeifli
befonbcm S8o^lwollen^. Sturmi fette Batiäl
9iüdfel)r fiird^e unb filoftergebäube in teija'
ftanb unb leitete einen %i)t\i ber gui^i
einen huiftöoUcn ©raben (nod^ b^ute 6;
©rabcn genannt) jum beffcrn ^Betriebe te
ld)iebenen &anbwerfe burc^ bie Sefitunyi
Ä>loiter§. 9)at gifer unb Umfw^t iielt e:
Sl^ort unb iöcifpiel bie 9)2önc^e jwm
lieben an, fo bafe baS JJlofter UKit^in
würbe unb unter tl^m obne bie binunbei
fönen 400 9)}önd^e johlte (Liudger, VitaS,
c. 10). $ei fiarl bem ©roBen ftanb Snsri
bobcm ^Infcben unb öemüttelte yp^a ^
imb bem SBapernl^erjoge^bafrilo für läiga
ben t^rieben. 9llS ftarl 772 ben Sod^iadni
gann, übcrtnig er ben größten 21^1 M j
wonnenen 9)liffion§be5irrs bem hl Stutni;
bem Sd^u^e ber frönüfd^en !93efa|ung
öon ber 6re§burg auS, bem beidign
^JMrSberg an ber ^iemcl, baS j^reu3 raä
bort bie erfte fiird^ im ©acbfenlanbt Iv4
^lufftanb ber ©acbfen 773 öertricben, fc|*
nad) Unterbrüdung beSfelben imd ml
776 öiele ©ac^fen an ben Oueflen brr
777 würbe bie erfte ffirc^ in $dbfl»«
baut. 3nt 3. 778 bur(^ einen neum
ber ©ad)feu öertrieben , öereitelte er cbh
fd^lag räuberifc^er ©ad^fen auf feinfil0JiR
unb feierte bann mit bem fiegrei(l(|en f)(tR
nad^ ©ad^fen ^urüd!. 9uf S^unfd^ M '
blieb er öon ber Cre^burg ou3 tljatig, ■
bereits fo leibenb unb gebrn^lic^. bei
^(r^t SBintar bei i^m bleiben mu^
. lief} er fic^ balb na(^ gfulba jurüdbriiff
[tarb bafelbft am 17. 2ecembcr 779 ■[
feiner iörüöer. 6r ^atte me^r ott W «
- bem ftlofter gulba öorgeftanben unb i|i
fold)e geiftige Xic^tiing gegeben , bei d
fnid)tbare $flan5fc^ule öon$tiifti>nanHW|
:benS, eine öielbefud^te ^pcgejlöttc «Or «
m
©tauten — Sua.
.922
snb Silfoif^oftfR ttnb ber 9u8gQngS))unft ber
j)obeiKiilttir utib c^rifüic^er 93tIbunQ im mittlem
Sfutj^Ionb tmirbe. Stunni morb auf bem gmeiten
äitenmeoncüe 1199 fettig gefprod^tt; {eine ®e-
beme bcjinben ftd^ im 3)ome ju gfulba^ Reinere
Sdtquicn unter anberen in Tlontt Safftno nnb
^^rbom. 9Rabiflon entbedte gmei Ileinere
Stritten 6tttrmi'S: Ordo officü in domo sancti
Bcoedicti ante Paecha unb Antiquae con-
suetadtnea monaaterioram ordinis sancti
B«D«dioti (abgebrudt bei Migne, PP. lat.
LIXXIX, 1259 Bqq.; f. Söl^r, ©efd^. ber rö-
snKlyen fitteratur, IIL @uppI.-SBb., 196 u. 296).
Stnnni'S £ebcti bcfdj^rieb jd^Iid^t unb getreu fein
Semanbter <KgU, ber merte ^bt Don t^ulba,
gefL 822 (bei Mabillon, Acta S. Ord. 8. Bened.
ueclll, t II, Paris, 1672, 267—286 ; Mon.
Genn. bist Scriptt. IT, 365—877 ; Strunck-
iHefera, Weatf. sancta, pia, beata U, Paderb.
1S65 , SS— 55). tauf biefer OueQenfd^rift be-
m^ bie fiebenSbef^eibungen bed fjH. SturmiuS,
000 3)nmd, ^ulbo 1779; Don ffublmonn, $aber-
tem 1890. [ftubimannj
§iffBt€U (oTvXttac, Quä^ xtoviTat), b. b*
6änlenbtil{ge, merben !Dldnd^e beS Orients
gmamit, mel^fe bod Streben nacb einer DöUigen
iirmning ton ber SBelt unb baS äSerlangen nac^
Uti Qu^rgemb^nlic^ften Sbtöbtungen ba)u oer-
onloBte, i^r £eben ouf @äulen gujubringen. S)er
Segrunber biefer oScetif^en SebenSmeife xoax
e^oieon Sti^Iited ber keltere (f. b. 9rt.), oud
etffln in Serien geburtig. 6r fanb balb, tro^
ba UngctDbbnlid^feü einer fo perfönlid^ gefärbten
iebenSauffoffung^ ja^Ireid^e Ülac^al^mer bef onberS
m S^rien^ $aläftina, J^einafteu unb tHegtipten,
od^rnib nur ein Sbenblönber, ber 3)iacon SBuIf»
Idcu» in (Soflicn um 585 (f. Greg. Tur. Eist.
Franc 8» 15), unb biefer blo^ einige S^K ben
$erfu4nm(^, bad nur mit ben flimotif^en Ser-
tätmifm befi CrientS Derträglid^e Stqlitenleben
tmOccibeiüe einjuburgem. S)amit ift oud^ ber
nötige SSert^ biefer Ifdcefe bejeid^net; fie mor
nit bem eigent^iurnKd^en Sb<^ratter ber orien-
taKjtben gfrdmmigfcit innig oermo^fen. tttud«
biüiflid^ bobeti bie| bie Sifci^öfe l^erDor, meldte
SuIfloicuS t>on feiner @QuIe b^^^^^Suftetgen
notbigtcn. 3m Orient erl^ielt fid^ baS @tt)liten-
fecfm in @(!btoung bis in baS 12. äa^rbunbert;
Bon ba on treten nur no(b oereinjelte !Rad^ri(bten
txm 6tqliten in SRefopotamien, SRu^Ionb unb
bei ben %utbenen auf, unb feit bem 16. 3abr-
iimbect ift biefe ^form bed einfteblerlebenS DöUig
Dctfibiminben. Unter ben Stacbobntem @9meon§
tagen befonberS bnt)or: S)onieI (geft. 493), fein
immütelbaTfr 64üler, ber bad St^Iitenleben in
bie !R&be SonftantinopelS Derpflonate ; S^meon
Itt dfingere (geft. 596) , ber }ule^ ouf einem
Serge bei «ntiod^ien lebte; SlQpiuS, bei 9lbna-
vopd im 3eü beS flttifeiS fyeradiuS : SucoS ber
3imeat, um bie Witt beS 10. Sobrbunbertd bei
fi^okebon. Slod^ ben mtfifübrltc^en Sebend-
befd^reibungen, toeld^e mmi Don il^nen aSen beft^^
läßt ftd^ ein autbcntifc^eS IBüb beS @tQlitenIebenS
geminnen. 2)aniQd^ moren ed eigenS gu biefem
Stotdt gebaute Säulen Don größerer ober gerin«
gerer ^ö^e, auf beren Kapitalen bie ©t^Kten,
iuxä^ ein @itter unb manchmal aud^ burd^ ein
^uSd^en ober eine 3eIIe gefd^üjjt, i^r Seben (in
ber Siegel fte^enb) gubrad^ten. 2)en tßtttttix mit
ber SBelt Dermittelte eine Setter, mif meldte bie
Seute ftiegen, um ben Stritten in ben Derfd^ieben«
ften Slngelegenbeiten ju befragen. Unter biefen
Sefud^ern, bie fe^r gablreid^ maren, merben ^ilf §•
bebürf tige ieber tKirt, au(^ jtaifer, ^Patriarchen unb
Sifd^öfe ermöbnt. 3a um bie @äulen ber ber«
Dorragenbften ©tQliten erl^oben ftd^ balb fflöfter,
in benen i^re gablretd^eti @d^üler tt)obnten, unb
onbere ©ebäulic^feiten jur ^lufna^me ber ia%U
reid^en $ilger. 3m Sid^te biefer Sb^tfad^en fomie
beS UmftanbeS, bag bie Styliten, befonberd i^r
SBegrunber, einen regen %ntbeil an ben großen
religiöfen unb poUtifc^en <£reigniffen ibrer 3^it
nabmen unb, toxt S^meon ber jüngere, felbji
literarifd^ tbättg maren, Derliert bad Styliten«
mefen ben Sbarafter beS 6|traDaganten uvb
SBibemotürlid^en, ber ibm auf ben erften 93lid(
anhaftet. S)on ^i^bräud^en blieb eS aUerbingS
ebenjo menig Derfcbont ald irgeub eine anbere
menfd^lid^e Snftitutiou. S)ie großartigen Stuinen
eines ßlofterS unb einer IBafilifa in IhcujeSform,
in beren SRittelpuntt bie @äule S^meonS beS
Geltem felbft ftanb, Don 9RarquiS be Sogfi^
(Sjrie centrale, architecture civüe et reU-
gieuse I, Paris 1865, 148 s.) entbedt, fmb ein
berebteS 3eugniß für bie SBerebrung, meldte bie
3eUgenoffen @Qmeon entgegenbra^ten. S)iefe
9)erebrung mar bie ^^rud^t beS intenfioen reltgiöfen
@eifted , meld^er ben 99egränber bed @tqliten^
mefenS befeelte unb Don bem bie befferen unter
feinen !Rad)abmem gebrten. (Sgl. bie retd^b<^t^fi^
^bbanblung Don H. Delehaye, Les Stylites,
in bem Gompte rendu du troisiäme congrte
Bcientifiqne des Catholiques ä Bruxelles Y.
Sciences histor. [1895], 191—232, mo aud^
bie frübere Siteratur Der^eid^net ift; femer E.
Marin, Les moines de Constantinople, Paris
1897, passim.) [9. i^^rbarb.]
$tta (k^o ftatt »2^, LXX 2oua, B 2T)7<6p,
Lag. 'AdpafxsX^/) , ein ftönig Don 9etl(|iopien,
meld^er ^eg^pten untermarf unb ben Zitron gu
^b^ben als ®rünber ber 25. 2)Qnaftie beftteg.
Sr beißt beßmegen im bebräifd^en i:e^ ffönig Don
^eg^pten, in ber @eptuaginta nad^ lucianifd^er
aiecenfion aber 6 Ai&io^ (Lag. h. 1.). Slußerbalb
ber l^eiligen @d^rift mirb er @abaco genannt, ein
milber unb gerechter ^rfd^er, meld^er bie XobeS-
ftrafe für SSerbred^er in groJ^imrbeiten umman^
belte. 971U ibm Derbanb ftd^ ber iSraelUifd^e ftönig
Ofee (f. b. Srt.), alS er ft^ entfdiiloß, Don ^ffOnen
abaiifaUen (4 ffbn. 17, 4). %IS aber @alma-
naffar lY. gegen Ofee beranrüdte, ließ Sua ben«
felben im @tid^ unb fol^ untbätig aHtm }u, UM
923
Suare}, gfran}.
©almanajlar unb fein ^lod^folger Sargon im
9tei(^e SSroel antid^teten. @rft ald anä) bie pj^tli-
Päil^cnÄönigc pd^ gegen ©argon empörten, ent-
\äfioi @ua ftd^ 5um SBormorfd^, ftie^ ober an ber
@übgren5e ton 3uba, ^u 9l(q)|ia, auf ein affQri-
f d^ed ^eer, toarb gefd^lagen unb flol^ in fein fionb,
ol^ne bal @argon il^n Derfolgte. (SBgl. S. SReper,
®efd^. bed ^Itert^umS, ©tuttgart 1884, n. 853;
©d^raber, ÄeiUnjcf)r. u. % %. 269; ffiiebe-
mann, @efd^. Don ^It-9legQpten, Salm u. ©tutt-
gart 1891, 162.) [ffaulen.]
^ttare}, gftanj, S.J., jiemlid^ allgemein al§
ber größte X^eologe ber SefeQfd^aft 3cfu be-
trad^tet unb ol^ne 3meifel einer ber größten Sl^eo-
logen aller Stitm, touroe ju ©ronaba in ©panien
om 5. äanuar 1548 auS bem altabeligen ®e-
fd^Ied^te ber ©uare^ geboren, ©eine gfamüie
flammte aud ^Itcaftilien ; bod^ l^atten bebeutenbe
©üterermerbungen in ben huxä) bie 39lauren!riege
gurüdteroberten ^rot^injen feinen @ro|Dater%Ifon§
©uare5, bei^ SRaporbomo JfönigS gferbinanb be§
Äatl^olifd^en gemefen mar, Deranlaft, nac^ @ra-
naba über^ufiebeln. 92ad^ bem IBefuc^e ber l^atein-
fd^ule in feiner SSaterftabt ftubirte 3ranj ©uarej,
!aum 14 Saläre alt, mit einem öltem trüber in
©alamanca bie Sled^tSmiffenfd^aften , aber mit
red^t geringem Srfolg. ^uf eine neue SebenSbal^n
fül^rte i^n bie berebte unb l^erjerfd^üitembe $re-
bigt beS P. SRamirea auS ber ©cfettfd^aft 3cfu.
SDiefem erften jfanjelrebner ©paniend in bama-
liger Seit öerbanften nid^t blo^ ©uarej, fonbem
Diele ^unberte junger 2cute näd^ft (Sott ben Dr»
benSbenif ; ber ©efcfljdöaft S^fu fpeciett führte er
au^er ©uarej unb Ruberen aud^ Xoletud (f. b.
art.) unb aWalbonat (f. b. 3lrt. 2Walbonabo) su.
S)er 9lufnal^me ©uarej' in ben Orben§Derbanb
fteüten ftd^ anfangs gro|e SBebenfen entgegen, ba er
ebenfo fd^mad^ an Talenten mie an j{örper!raften
}u fein fc^ien. Suerft mürbe er in ©alamanca
mit feiner $itte um ^ufna^me in ben Orben ah'
gemiefen. 3n SSaUaboIib jebod^ nal^m il^n ber
^rooinjial üon ßaftilien, Sobonn ©uarcj, un«
gead^tet beS entgegenftc^enben Urt^eifö feiner 6on-
fultoren auf. ©o trat er am 16. 3uni 1564,
16 3abre alt, gu SNebina bei Sampo baS 92o-
Diciat an unb erl^iclt bort ben fpäter fo berül^mt
gemorbenen aScetifd^en ©d^riftfieUcr 2l(fon8 SRo-
briguej (f. b. 3lrt.) jum SSorftanb unb DloDijcn»
meifter. SQBie menig man inbeffen aud^ je^t
nod^ ©uarej' Salente traute, gebt barauS l^er-
Dor, ba^ er ftd^ fd(|riftlid^ Derp^i^ten mu^te, er
werbe für ben gaU, ba^ er in ben ©tubien nid^t
üoranfomme, aud^ mit ber ©teHung einc§ Saien«
bruberS jufrieben fein. ®cr grfolg fd^icn bicfe
SSorfid^t nur all^ufebr ju red^tfertigen, benn granj
leiflete in ben erften ^ai)xtn in ©alamanca, mol^^i
er fc^on im jmeiten ^JoüiciatSjalö^^e ber ©tiibicn
megcn gcfd^icft morben war, fo au^erorbentlid^
wenig, bafe er felbft bat, man möge boc^ bie il)m
gepeilte ^lltcmatioe üerwirflid^en. 3)arauf woMte
inbcfjen fein bamaliger SRector ÜMartin ©uttierej.
ein ÜJlann , ber fpöter für ben iSUki H
nid^t eingeben. Sr fprad^ bem SeqogadMftf
ein unb jagte ibm unter 9{nbetem, er Mbr»
ftenS no(^ ©ro^eS leiften. Salb bnmj^pf
biefer ^uSfpru^; berjenige, welker iäbi)ii)i
le^te gewef en war , überftügelte in nuU^
furaer Seit felbft bie oUerbejten jeiner JRitpito '
ben in ungeahnter aOBeife. SHSSuatqlMilij
£beologie oblag, empfanb erba§S^ihfi&(k
pl^ilofopbifd^en ftenntniffe gu enoeilraiiilpj
vertiefen. S)ie gruc^t fold^er $ritxitftnlnii
bie ©runbaüge gu bem gro^ nib
SBerf e, weld^ed fpöter unter bem %M
tiones metaphysicae benmSfant lif
geid^nete fid^ ber junge OrtienSmaraiMli
febr burd^ tbeologifd^e Srubition nrie tm^r
finn aus, o^ne aber über ben gortfipkiil
@elebrfamfeit baS innere, religiöieSAalii
gufe^en. !Rad^ DoUenbeten ©tubien tmäi\
gunöd^ft 1572 ald Sebrer ber Wß\t^\ii
Uniüerfttät ©egoDia. SS>a er ober boit jbI
nod^ nid^t DöUig aufgebeüter gfragen
neue äBege einf^Iug, fo gelangten idb
an feinen ^roDtngial; bo4 erfannleliiqij
einer mit ©uareg gepflogenen Untente|[
nid^t ©elbftüberbeoung imb ffiit
fonbem baS aufric^ge ©treben n(u(
fenntnig ber SBa^rbeit ©uoreg in feinai
leite. 92ad^ 9{blauf oon gwei ^oXfon m '
gum Sebramt ber Xb^ologte über, to6^^\
mebr ald Dier 3abtgebnte (Don 157^
ausübte. Suerfl lebrte er furge Sßä vk
bann gu ©egoDia, barouf gu ScJUmOl
aber bereiteten i^m enge ®ei{br träte T
rigfeiten ; allein gcrabe bie| trug bcqu Vi, i
Flamen über bie (Srengen @p
9lom befannt gu mad^n. Serni oft n
Jtlagen eine Prüfung feiner GäfnS/tai
gewann bo8 SUte wie boS Stene in Qaj
lo^ Slnerfennung bei ben
©otteSgele^rten feiner eigenen
fonbem aud^ in Stom, wo Skubiri
(f. b. ^rt.) mit ber 2)urd^fi^ biefer
traut worbm toor. ©eitbem gob M
alle 9Rübe, eine fo auSgegri^nete Aa|ki
mifd^e SoOeg gu bringen. 9m gfefk ^
1578 traf ©uareg, Don feinen Otm
wirflid^ inSRom ein unb wuri)eD0n8i9[|
aufs ^ulbDoQfte aufgenommen; bec
foU feiner erften Sorlefung bcigeM'
Unter feinen bamaligen fel^ yoiiäälßB
ragt ber Seigier Seon^b SefjtBl (( k]
bcrDor. ©ieben Setzte Derweitte Sonik
Dcrtaufd^te aber bann, weil boB iMW'
feinem burd^ ftrmge SebenSnc^ ol'
)(bwäd[}ten ftörper nid^t gufagte, frii li
mit bem feines OrbenSgenoffen 9M^
(f. b. 9lrt.) unb lebrte nun {ukn3o|BH
logie gu Nicola, Würbe bann no4 6^
{d^idft unb fam enblt(^ nad^ Sointe Sü
begann er auf Sef e^ bec Soq^tV" *
m
Suarej, gfronj.
926
Scrillfflffi^tmg fetner Commentote )ur il^eo«
loilij^en Summe beS (L Xf^omafi, Don benen
]unft 1590 )u Slcoläi bcr erfte Sonb gum
Unttm tkeOt ber Summe gebrudt mürbe, ^et-
iHbc (iltbte, mie oSe fEkttt Don Suatej, bolb
ntme neue SufCogen. 3tt>et 3q]^ fpötet (1592)
(riim ber gmeile Sanb (lieber bie Mysteria
nue Christi), momit bie (Sl^riftologie (De in-
(tnuttione) abgef((|lo|)en mürbe. S)er brtite
tonb, tDfld^cr 1595, unb ber Dierte, meld^er
1602 fifdfjien, befo|ten ft^ mit ber Sel^ Don ben
gocTQinmten. 3m 3. 1603 morb ein fünfter unb
Ifa 9anb (m^ugefugt, ber Don ben fird^Iid^en
{onurm vnb 3mgularüäten in auSgiebtgfter unb
Bt Mc mä^ unübertroffener SBeife Rubelt
ißiieäiftti IfatU Suarej au^ feine SiSputotionen
üff ttt 9ldap^9fit in )mei ßorlen ^oliobönben
l^9i in Sdomanco erfil^einen loffen. Diefelben
toia fo giD|ni Snllang, ba| fie tro( ii^eS
ÜEungil umex^Qlb meniget 3a^ si^^^f' ^^
atnd in $rmäm4# S)ei^(l^I(mb, Selgien unb
^ Mjfljdegt nm^en. 3m 3- 1599, aI8 be-
sQl über bie Se^ aRDfina'd (f. b. «rt YIII,
in4|) in Xom Dci^onbeU mürbe (DgL b. 9rt.
CgDeregatio de anzüne), erf^tenen Don Sua«
iq }tt ffiobtib mehrere in bie betreffenben !IRa-
m ns)<l(|lagenbe t^Iogifd^ Sb^onblungen
((»ffBOÜa), nömfid^ De conenrsu Dd LL. UI,
I*e sdeotüi Dei füturonim conüngentiiim
LLn nb De anxüio Dei efficacL Unter-
irs Mr ober P. Sii8quc| na4 ftebcniä^ger
vsjiä ift Srnn no4 Skala gurudgrfe^ imb
offiq» vie obabcncift« §ncrfl noc^ Snlmromco
ttjA aotba. Sie UniDerfttot empfing i^
tdcgn tB Srinm))^ ; Mfy folUe febteSSIei-
kos M alt fe^ knge fein, böm bie UniDerfttät
(räa ii ^ßffKüi^ befbcbte fi(( fett 1596 oiifd
tsnt, &nq för i^ erfte t^Iogif (^ 2e^«
txKi siciMte, vnb ^ß^i)>p n. Don 6|Mm(n,
r^ia boMlS ON^ ^^^rtngul nnlerflanb, Der^
I ^ !äea 8nM m4 bei flaäi^TVLdiiäfit itnb
^iiit^i^KtK Inm 9i)iliil0i unb beim ^ßcoDin^inl
)c ^SitS^iM CtbcBSpnitriB^ €o erhielt benn
taai; a & IRoi 1597 boS ofie ^logif^e
fc'^lfff X V0QBOC0. ylfi in^mi|y ff uUSCb iftn
«.yifjKif no iK|i9 ZDificit eocUfO loie ourf9
iciovbcift bur^ feine Sefd^iben«
Svn^ btcfc moi^ er fii^ felbft
?.>a j!tiifcn, >ck^ fM HfKL anfangs nnr ben
Ibffiidfift |ittts; bsn^ icaeS ober exrcgie er
rteateMi Uff, fo ba^ SRoni^ meinlm,
itOK reis iiQtnrlu& er*
pe Bui^lcii coKT ^oQem
ü^naHBOL £oAbfictaiihBaiM& bittere
*-'-Äi 311dl emt 91ä ber Bbci boS Sogdb« i
ggqg >ijntHine>igie^jfl>o|gM ontten •
^ SS SiBBt Me IM« bereit Dedoifeal
^ :;sv Ol dC*. jad 1602 bie gnlKSiei^ung
Vd Sk die Qaakmb^eit bq». Ha« '
SS fcurT^ ober bm^ etaea Sotea '
aooelecica kkto* .
mentalen IBeid^t unb ber auf ®runb einer fold^en
IBeiddt Don bem abmefenben $Bei(^tDater empfan-
genen facramentalen Sbfolution (Dgl. b. ^rt.
Seid^te II, 241 ff.). !Run fßiit Suare}, geftü^
auf eine frül^ere ßntfd^eibung Seo'd beS Oro^en
(Ep. 108, 5) an ben iBifd^of X^eobor Don
Sorli, fomie auf bie Se^re mel^rerer alten ^ro*
DtnjialfQnoben, ben @a^ aufgefteSt, man bürfe
einem Sterbenben, meld^er }ur 3eit, mo ber ^ßrie«
[ter anlangt, bereits baS Semu|t{ein Derloren,
iebo4 Dorl^er ben SBunfd^ }u beid^ten feiner Um-
gebung funbgegeben, bie facramentale fioSfpred^ung
nic^t Derfagen. 9Ilit biefer $rasi8, meinte er (ob
aus l^inrei^enbem ®runbe, fann bier bal^ingefteSt
bleiben; Dgl. $almieri, in b. Anal. eccl. III
[1895], 264 sqq.), fte^ ber erfte Xf^tü bed neuen
^ctttt% im SBiberfprud^, mofem bie 93enirtbei*
lung audd biefen erften Zl^eil bed Derurtbeitten
@a^ an unb ffir fid^, unb nid^t blo^ megen feiner
Ißerbinbung unb feines 3ufammenl^angeS mit bem
gmeiten Xl^jetle, ber abfolut Dermerfli^ fei, treffe.
(Er beutete olf o baS 3)ecret fo, ba^ ber Derurtl^te
@a| nur in feiner Xoialität (complexive),
fpecuS megen feines jmeiten £b^eS, nid^t aber
in oO feinen einjelnenX^Ien (divise) Dermotfen
fei Seine frü^ Se^roufflellung bqiigltd^ Der
^bfotution Sterbenber l^lt Suares feft, unb
bie| mit 9led^, mie bie aud^ im rdmifÄen 9li-
tuak Dorgefd^riebene $ra^S bemeiSt. Sine in
bem obigen befcbränienben Simte gestern Sr«
florung fügte er an ben einfc^Ugigen Stellen
feinem SBerfe bei ; bo<^ entf d^ieb eine Dom ^opfte
etngefe|te Sommiffion, bie Don Suare) Der«
f ui^e 9luSlegung beS neuen S)eactS fei ni^t flid^
baltig (non Bobsiatere), eine Senten), meU^e
$aiil V. balb nod^ feinem Regierungsantritte
billigte. Unterbeffen fiu^ bie (Begner grcobe»
sn Suare)' <l^b^erbietigf eit gegen ben "fytütam
Stnbl nnb feine Untemmrftgfett unter beffcn<^
fd^eibung fa Derböd^tigea, inbem fie b^^orbobcn,
mie Denneffen eS fei, mcmt eine ^riDotperfon eine
pö|ifilube £e^ienif<^un0 obne Dorbergebenbe
Snfroge bei ber |uftdnbigen Stelle no^ ^n &b*
)eiten beS AictorS pi erfloren unb commentiren
möge. 3nfo(ge ber Sufceguug erfmnfie Suarq
ferner nnb fonnte be|balb eine geplante Som-
reife, pi meld^ i^m ber päpftli^ SbmtinS in
^RobriD, SoniinicuS 0inaafin§, olsbalb gerotben,
um pes^btüM^ ben $apfte feine Doüiommene
ttttlumeifnag nnb SrgidKnbett pi bezeigen, crfl
1604 pa fb^bnn>9 bringen. Sorber b<itte er
nikb ba Saab aber bu firt^lii^ Soifuren u. f, ».
fotig fteflea fonaea. eiemcnS YUL nobm jb«
onf^ £ie6eDollfte aaii, unb omb bcfim )D(itet
92a4tolger, $aul Y., f(&a|te ibn f^ tmb M
Ufm mi^Krbclt bie SorDinal^müiDe on. (^li^
gestattete er tbm, ao(^ Sponim |urüuyif<^rea,
anb bifif ^ftüdxtnt gli^l abtxmci% tmtsi Xriump^
fugc. l^d^fnD Dtekr Sbcrm bcne c$ ber uw
cnnutlÜK ^Dtom fertig ctbxL±A, ar^tz eine»
äS<ite über bie miitfame &:u:U, Den Dt:a ao<b
927
guarrj, gran^
Dfiter unlcn bi« 5Rcbe iän ttirb, icintn tf:cti 9?ant.
5Uir. crfun l^-nlc ber Summe tc5 fcl. Itrr.Qs v-
t: licnDen ; er trc^itn unter bcm Xitel De Deo Uno
et Trino ICOo 5U ilwabon, 1607 5U Ü3:c;ti5 un:
bann nci; tfier. SolD tarcuf mutte Buam eine
Schritt De immunitate ecclesiaätica im ^In»*
trüge bts 'i^apües onTerligen. Sie betraf Ten
sroiicten tem ^4;apne unD ber JRtrucIif i^encöig
aujgebrcdjencn Etreit rrcgcn ber tir&ii&tn Jm=
muniidt, blieb aber, bo ber 3treii fcclD bcircle:.:
roarb, bamals ungtbrudt; crfi IfcoO gcliinä ^=
bem SBifcbrf ÜJIqIou Don 35ri:gge, bQ§ ^ireiie urXt
Dritte J^Erud^ Ijcrcur jugcben H. u. i, ii?äl)rtnD bos cn'ie
bis auf einige fUine iifnidi»iücfc Derlorcn gegangen
Vi. 3m 3. l^Oö erjd)ien ber erf:e 2?anb über t\t
Sugenb bcrÖoiiesr-ercöning (De virtute et statu
reli;:innis), 1009 ber ^lüiilc. 9iQdi einer "Jinpabe
bii H. Üifenur (f. u.) 1, 1*3 luare nod) in beniiiiucn
3a^re 1»;00 btr erne unö briite^lbeil beeüüeim-
tt)erfe§ über bie gL^ttlidu fönobe (De divina gratia.»
erfdjienen, bod) in bitfj menig gl.niMidi lugl. bie
iDaf)rfd)einIid)cre'i?lnöübe bei de liacker. Biblioth..
n. ed. jiar hfommervogel VII, ir,7r«, tso eis
Srudja^r 1011^ ober D;ü^» angcüifjrt rcirb;. Ibüt==
fac^c ifi, bctfj Sunre^ 161ö ober 1617 f't^ an
bie römiid)e 3"t|iiiütion raanbte, um bie 2rucf»
crlaubnife jür bcn ypeitcn Xfccil be§ ilL^crfc» übtr
bie Wnabe ^u erlangen, freiliri) of)ne(rrfolg; benn
ba biejer Ibeil ben 'ilbjc^nitt De auxiliis gratiae
entl)ält, jürd)tctc man in JHom, loie ber (iarbinal
if^orgöefe an £uare^ im yüi|trage be« ^.fapftcs
l't^rieb, hxixd) bie ^(pprobaiion ben 5n)i|d)en To=
minicanem unb 3?iuiten faum beYd)iuid)tigten
Streit lüicbcr an^ufad^en. 3in llebrigcn gciÄab
bie 9?cr jagung unter Doller ^Inerfcnnung ber (5or*
rectbcit ber vorgetragenen l'e()ren unb mit ber
3u]id)crung, baj; niemanb bie SruderlaubniB )u
einem iBuc^e über biejc SJragen erl^altcn tuerbe, ohne
baß man fie Suarej auc^ geben iDÜrbe. — Sie
fjruc^t breijül)rigcr l^orlejungen über bie ©efcfec
iDor ba§ claifiic^c IWerf Do legibus ac Deo legis-
latore LL. X, tt)eld)e§ 16i2 5U Goimbra im
SErucfe erfd)icn. ©leic^ barauf niarb (Buarej Dom
^pjtc mit ber SiUberlegung Don beö ftönigS 3a"
cob Don (^nglanb Sdjrift gegen 53eUarmin betraut,
©t^on nad) 3nl)re5frift erid)ien bie aud) IfCMtc
nod) fe^r braud)bare Defensio fidei catholicae
et apoKtulicae advertaus anglicanao sectao
errores, Cüiiimbric. 1613. 2)er S3ifd^of Don
ßoimbra nannte Suarc^ in ber bem 33ud)c ge-
gebenen '^Ipprobation „ttJcgen feiner in fo Dielen
®d)riften befunbeten 2BeiöI)cit bcn gemeinjamen
<communem) Seigrer feiner 3eit unb einen ^mcitcn
^uguftinuö". ^^hid; ber ^.Vipft unb i^önig S\^l)[»
lipp III. waren Don bem !ii^erfe äufjerfl bcfricbigt.
«Jlönig 3iKüb frcilid^ lief; eä in l'onbon burcf)
S)enfer5t)anb Dcrbrcnncn, unb ba§ SJeifpiel eineö
ftönig^ reifte bü§ uItraroi)a(iftifd;e ^arifer ^^arla=
ment jur 'Jiac^abmung, inbem eö ebenfalls ba§
Sud^ toegen il5elcibigung föniglidjcr ^ij^ajeflöt am
27.3uni 1614 öffentlich bemgeuer übergeben lic^.
vrr cg y\c: r^± iv*::zr. ;-jrJi, usifio^li
irb rrivitireiirr.; ^rrr. n2±rlr.nc3flto.r^
Heriiir.t'ir 1617, rsrit-r er. fon 70
all ?ir± r-irt«? ur^ ziz: un'*cr.?nie
Xin ton Sucire; !:irr:rr. b-:i raea Ca
ber 3?errr:c-.::::±-^r.i: ;ur.i±-'": Diijenijra Jj
irelie bie O'Jr Uzr. cr':.r. Ircilc berSna«!
ri;u'":dnt;.:-:r. i^zzztz 'jr*: i'iiiericn uiE
brinpcn, nimlii De aueelis LL Till,]
16"2<': De oj.ere sex dierum LL. V sll
. anima LL. Tl. L-Jsuun. 16*21. 5e3-
rocr tü5 cbai s•.:^^^± crnjibnieSiJirfl^r
grutia mi:i::mrni ümtni >n?eiicn ifceilci
nad^^cm enMiii ^ic irencrbi^tc Där'':li4e6la
nir öcraurACte tntrAi :r::rben itol Soll
De triplici \-irtute iheol., fide. spe etcka
t'Cs in iiinen be:^i^ IcKtcn Ifcfüen oaS
'■ gebal;encn *i»f rkfunacn ergänzt irärbe, taj
zeitig ^u Ukiris uiiS^ \u £'p?n im 3- 1^-1 \
; 3n 5icei anderen fiarten ^oliobönben. teptl
■ btm Crbenrfi::nbe im ^^JlUgemeinm lafe w
(!)cfiUidiaft 3fiu imiPffonbcm befaffen, jflil
j lid) bas clainfdje SScrf De virtute et
ligionisfi.ob.j 1623 bcyo. 1625ieine¥oI
! 3»" 3. 162S ericbien ein 3?anb über te^l
i@nbe be« 9l2enfd)en unb bie mcmddidia!
i hingen, ber aber in feiner fcfalicBii^^
j nid;t bas Säerf Suare^* , fonbcm M
! geberS feiner nad)gelaiienen Schriften. MI
')nDare), ift; n toar aur 9.^orlefungcu,tNtei
t^eile in Spanien tbeilS in 9tom geMn \
^ufammengeftellt. 6in bon 3uan^ bä }f
5tt)eiten römifc^en ^lufentbalte 1605 "^
!il^erf De vera intelligentia aozilü
lieg 3;()eopbüu§ 9taDnaub (f. b. 9x1) ii
1655 bruden; ©ofiiba (f. b. ^rt.) bfl**
Spanien gebrad^t, norauf e^ mit osbeni^
la||cnfd)aften be§fe(ben in benSef^Mi
ber @efeUf(^aft 3efu ju IßaUabolib gebffl«!
C^nblid) gab IBifd^of 3)iaIou Don SögM
bem 2!itel Suaresii Opuscula sex iv
Bruxellis 1859, mehrere Sraetotc ül«*]
erlaubtbcit ber brieflid^en Seicht, bi( ^
&mpfängni| Sinaria'S u. f. id. ^eroud, ^^
cbirte Gornolbi 5U SSoIogna eineSMoililr
Suarej De corporum natura. &W9
ruben no(^ in Derfd)iebtnen SiblirtJÄJj
Consilia moralia, CommentariaiBiivQ
logicam (Dgl. hierüber de Backer L^l
16.^3 BS.). — ©cfammtauSgaboi teB»
Suarej erft^icnen ju SBencbig 1740-ljj
23 Sfoliobänbcn ; ju ^^ariS 1856-lW
2ubtt)ig JöiDöS in 28 »anben; Itil« T
letzte Ausgabe nid^t mit ber vAüfig^ ^
be^anbelt.
»9
@uotes, Sftati) — Subbioconai
980
6narcf Sct^be uiA S)acfidIungftDetfe »ri-
^ wn bec bcr öltmn @4olQfüfec infoioelt
A flB n bereu ihia|)))bcit obgelegt ^t imb [id^
Inict hiocgt imb brettet ergebt C^ofterifhf^
an i(m iß ofer crfienS tior aOem feine ou^«
fMIub^ itkn^t, fo baft man niemold aber
kn 6nm fehwr Borte im ^eif el bleibt, gfemer
k^^gt er ^ einer umfaflenben XuSfübrlid^f eit,
kt ^ttttß erncc goitt tmgeiobl^Iid^ SBelefenbeit
■Ä) fsnci ebcnfo mu^^oltigen unb treuen (Sebö^t*
sifjei SBcr6tiore} über irgenb eine groge ftubirt
^, tp Üer bicfelbe für getDÖbnIidl, f omeit eS bo-
■aH fitatmipt mügli^ tm, tJoQftfinbig orientirt ;
Um, Brie Soffnet'fQgte, in @uore) Demimmt
flo bolSib^ ber oon^en mobemen 6^^e. grei-
li4 Mwifail^ bte Snfubntng ber t)tffd^iebenen
Isclncn imb Vnfi^^en eine gODifle SSreite. 3n*
Vjm »erben feine SSerb babunb feineSioegS
kngtoeitig; beim er bqnü^ fub nisd^t mit einer
tTDdmm ^ufjfiblung oon Meinungen, fonbem
kantet bjefe orii einer |ad^gemS|en, einbringlid^en
oft f^orf^uen fttUd. @o mirb nid^t nur fein
dgenr 64<irfium borgetbmi, fonbem Dor 9uem
hu SBobtbcii m ein f)äini& 2id^t gefteOt Sieben
»ficnbeler ItemüniB ber 6(bo{QftiIer Derfitgte
guoiq ober oudb über eine gnobeju ftounenS-
Mrtte iNitnfhfilbc (fonbttion. Serglei(bt man
fnoe iBerle mit benen mm lßeiol»tu« (f. b. Srt),
kn (Mpfcben S)arßd[ec ber SBäterlebre^ fo mirb
man fUj/i tndt Sätcrßdien bei biefem finben,
ttl^e j^iem entgongen mfiren, nur ba^ jid^ bei
feMtf tft bet 6i^tung unb 3)urd^arbeitung
)nr Sodilbriite bet ftrüil nid^t tierf ennen laffen.
3b ba Vbilofopbi^ unb nod^ me^r in ber iffto»
bdif i^Suore} ein begeifterter SBerebrer unb t(n»
tteger bei % Z^omad lM)n Squin, beffen 9n-
fi4ilm er fofl immer betffflid^ei Stid^tSbefto-
tomiger glaubte @uarn in etn)elnen fünften oon
kB topften f etneft SDmftetS obgeben gu muffen,
|. 9. iqügH4 beS SnbtOtbuoHonfiprinci))«, ber
Ujk^ Uer bie ißotentialit&t ber fog. materia
peima, Aber bcii nflen (Segenfionb ber menfd^
jiifya frbnnlitift (boS piimum cognitum),
skr bte 3X5g)i^it ber inbibibudlen SerDielp
ioirigang retai geifltger SBefen berfelben 9irt.
Mir ben meit tierbiritetm 3rrtbum, ba| Suof
Ol in Sepig ouf bk 0nobenIebte Don 9Ro-
bn ttefenifidSi obtoeid^, f. b. %tt. (EongruifimuS.
(S#. oor Ulcm bie befonberi auoeröffige £ebend-
kfi^nftung 0011 Suare}^ totldft ben @efammt»
eiägaicn betg^rudt ifL Snbere 9iogra))bien
m ^ Baeker [f- Ob.] YU, 1686 mtf. €ebr
aüjttbtfi^ ift SBmer, 9can) €uarQ unb bie
eMoßU ber Ie]^en Sfabt^unberte, XegenSburg
lS$l,28be. «8 eom^)eeente6 Urtbeil ilber feine
Sitettimg fcmi beifpieldtteife ba8 Don €d^e-
kn, SD(^natif I, § lOM, abgegebene angefi^rt
Rdcn.) [S. SfrinS 8. J.]
Smmti&ooM), %tüni, jum Unterfd^iebe
m brn gro|en Gdijolofitler gleid^ 92amen6
(f.h.toL 9ht) fl0»öbnßd^ Bnareeina LositanoB
aBBCBlCZttOQ» XL a Blll8*
genannt, Xb^otoge unb ^b^ofo)»]^, tourbe 1605
)u Xorred SBebraS in Portugal geboren unb trat
1619 in bie ®efellfd^a^ 3efu ein. dx mar auerft
$rof eff or ber Kbetori! in Siffabon unb lebrte bann
19 3abre long lßbQ<>foPbi< unb Sb^ologie {U
Soimbxa unb £oora. Seinen Xob f(mb er in ber
geftung SloaS bei einer ^idDerejplofion am
19.3anuar 1659. Son feinen gebrud^nSBerlm
finb )tt nennen ein Se^rbud^ ber $biIofo)>bie
(Cursusphilosophions, (}onimbr.l651, 4yoU.)
unb De viiinte et sacramento poenitentiae
tract. Vm, Eborae 1678. UngebrudK blieben
ein SBerl De cenBuris eocleBiaatieiB et Bulla
Coenae unb bie (Kommentare »im erflen Xb^
ber Summa befi ffi, XbomaS. (93^. de Backer,
Bibliothäque, n. äd. par Sommenrogel YII,
13298.) [ihuOerS. J.]
Swan (@oared), 3obann, 0. 8. Aug.,
mürbe gu 6. SRiguel be Urro bei £)|)oäo ge»
boren, tcai 1523 ju Salamanca in ben Orben
unb erlangte 1529 bie Bürbe eined ^RagifterS
ber Xf^toioqjit. Sßacb Portugal jurfidtgefebrt,
mürbe er 00m Ifdnig 3obann in. jum SSeid^t-
tHiter, ^ofprebiger unb Sebrer ber Infanten
Wiipp unb äobann ernannt 3m 3. 1539
mürbe @uarq Statb ber Snquifition unb 1545
Sifd^f oon Soimbra. @^öter mar er ald Segd
bed ftbnigS ouf bem Soncil oon Xrienl, mo feine
{Reben SInerlennung fanben ; bod^ fagte man oon
ibm, ba| er SEBenigeS mit Dielen Sffiorten Dor*
bringe. 92ad^ bem @d6Iuffe beS Soncild mad^te
er eine aBaUfabrt nad9 Serufalem unb regierte
bann nad^ feiner SRudSebr bie S)idcefe Don Soimbra
mtt @orgfoIt bis )u feinem Zobe 1572. «tt
SBerle bed @uare| feien genannt : OoBimeni in
Evang.D.N. J.Chr. secMatthaemn, Gonimbr.
1562, Yenet 1565, Paria. 1578; HomiL in
Erang. 8. Marci, Venet. 1565, Gonimbr.
1566, Paris. 1578; Gomment in Evang.
8. Lacae, GonimlHr. 1574, Paris. 1578; Oar-
tinha para ensinar a 1er, e escrever com
06 Mysteriös de nossa santa fe (mit einem
£ractat: Gomeza, o tratado dos remedios
contra os sette pecados mortales), Goimbra
1554. 1583, Lmboa 1672; Gonfessionario,
oQ interrogatorio breve para os Gonfes-
sores pregantarem aoB penitentes, Goimbra
1557, Evora 1573. (IBgl. Ossinger, Biblioth.
AngUBi, Ingolstad. 1768, 880 sqq.; NicoL
Antonio, Biblioth. hisp. noT. I, Matrit.
1788, 783; Hnrter, NomencL lit. I, 2. ed.,
27.) [^iuS ffeUer 0. 8. Aug.]
$1tlb€bg«fi01^ f. Delegation m, 1485 f.
^ttftbUlcottiif , einer ber fteben ordines (f. b.
9Irt. Ordo, n. II) in ber lateinifd^en ftird^, bat
feinen 9tamen baber, meil fein 3nb<iber, ber &vib»
biacon, unier bem 3)iacon (f. b. Sri) fiebt ; be^
balb mirb er in ben a)^oftoIifd^ (Eonftitutionen
(8, 28) aud^ gerobeju alfi ber S)kner (6it7)p^c)
beS Z)iacon9 begei^net 1. Urfprung bed
@ubbiaconat8. Sfflövrenb bie brel oberften tird^«
80
931 Suibiaconat
lufien Xangfhxrnt b(4 (SlrcuS, nämltcfi ^pifcc|}<it, fonbertr 9e}te]^ung jum ofler^^
^ßre4&mirrarunb?iacoiiat. b<ret:$ ino^o^lirc&er facrameiüe ju betrQd(|ten luib minm 5a#j
3ett üorfcmmen unb ftdjer gönliiter (mTe^ung tprtdienb bem Subbiaconate ben Sifi^pj^ft]
]md, alfo bie hierarchia divina onünatione i^oterie beS SoctammteS, SBiüb nnliSBikJ
instituta (Conc. Trid. Süss. XXm. cazL 6) ben beUigm (Sefö^ )u beforgm (DgLS.]
bilbcn. i[t nad^ ber deTüobnltd)en ^nruiste Der Aquin., S. th. Suppl. q. 37, a. 2). Ibl
€ubDiaccnat al4 foldber tccbl crfc cxaTo^ frdter/ im Alien ^ejhiment Analogien loiefüilttl
tvenn axiA, tuie ba*« Sribentinum tagt, ab ip^o Jäeibm uber^u{)t, fo aud^ für ben €i
Ecclesiae initio, t?on ber ffirdie em^<nriditet m^betonben ju finben, Dcrglic^ inmib(|i|
iDcrbcn; er fcbcint ftdff gleid) ben übrigen fC(;en. bebet mit ben nieberenSempelbienmiobar
nieberen Ül^eiben aui bem Siacvniue äbn:ärt4 fitane ber äeoiten, toeld^er bie
entotdclt 5U baben. ^ut^^^^^d) mit Den anberen Iempelfita|e unt) SeföBe om)ertnmt üml
SBeibeftuf en finbet fidj ber Subbioomar lUMmmen* ^em Pondlicale Bomannm foE ber 6A
geftellt in bem Briefe beS $Qpfie§ @ümeliu4 oi Sedier ^mn Sienfte be§ ^ItortS berata,'
ben antiod)eni?dien $i?cbcf gübiu4 im ^. '25*2 Sicccn Dienen, bie ^Uortücber unb Scifi
(bei Euseb. H. K 6, 43. 12) ; in ber afrifonifiien irc^'cöen. fteU} und $atene beim ^eilignf
ßirdie begegnet un4 ber £ubbiacün nebit Anaa!ren Dem Siacrn reü^eiL S^'dt^ü^ ijt el
über feine (^imctionen baung in Den :&:iefen ^e4 ■^rJtigem $nziiite ouierD^m i^re bcHntel
bL (Jnprian au« Der S^^ ^^^^ "24^— i-^S: vcn ga^. Die foind beim feierli^en ®ol
ben iSrieien erwüljnt Den *Ji»imen , SulrDt»ia:n"' cerie»ien.
juerl '^Irbanafm^ «Hist. Arian. ad monach. o. $2ro?ii^rung ber Siibbioano.
6(}y bei Migne, PP. gr. XXV. 765) um Dc4 "J:T*.:±t Der eTirScirHmJgit itjgL b,te.r'
3abr 3ÖÖ; feirfccniu4 jäblt ^^Expositio ild^i rurDe Den Subötiamen luegen ihm
21. bei Migne. PP. gr. XLII. S24> Die SiiS ÄjiüSunant ^um c«üi^:tume iion iäißi
biaconen cor 377 mit ben 5?i»"dbofen. 'Cr>- erlern. Jie 2mL:^'3ca Vieira fun SW)
ftem unb Jiacirnen bereii* 5ur issojrj.r. ?iC\i ne rcr cznnioas clericis in ministerio
ältere S^g^^ive, treliie für Den SuDDiiiccnjt iil-jiap Stiren tteinexräfrsetien Di« Si
gelrenb gemaÄt nrerDen «Dgl. jieuter [v u.] 25 ^.\ 3j«fi mit jerraner xcr2ea ju Kia. M
nnö nidt unbeitriren «rcL "21. camacf. in Der. ^t'^zz SoncCe 3cit ^fisrirago j*)!)
Xtiitti ur.b Unretni^ung^n u. ». n. II, 5, üetr- Scr^'De 3cn Jbm ■ ^yi' ^ l*otßenag
\iq l^r*>f. Ic^.wter xxr aar ftfdjcft 'Ercrnr 3id '
2. X:e SeTugniit'e De4 äubDi-crnä be* »nsCeimL "Imfi lai} ^ 30(fi im 5.
ftarti-^ri zcz '\itiz im Üliaeneinen Dcr^n. •^.« Der: aertemcB SunCiuanea. sie mtel
mirtiioorer ^!J«»fci;'2 ie4 2:.:crn4 yj. kizL f\,2^ hnc rxrrüjc Scaönroirrrt ^trer jö
be:n Lib^r Poncificalis. ei. Dachesne I. 14-S. xeice iLicui Crsiniaiia «uinlxacoiio bi^
?«t<i:r.r ivcSc^ fj'-^ijr.ur < 23*5— 250 1 Die 14 S> 'iili frzlciaama -uajnx |rärlMt'i8gL'
r.T;,r^.♦r. ier 2ra:)t 7 2:accr.en ViiaUtdj r.::7 S-!> 2:e H^räe 30 au istmiimi^. inß
:/fl.-.:r.»r. eis fiw:ra:crcn iusrifieilr yj. icb-in. fc* occ . ifoe Srinnmtnxg ^.qrnrfiinä
tr'.:r ' Kp. 20, ed. Hartel; be:rc±:e: re ^14 ^jr^r. ::Dnxti: 3tr sTm SniDöe ion £iIÄ
r.<»js >::it;v3. X:4 Huucce cm iisi.- =::::-- ■ jr:'ien ^Jr:2 D« 3et äinümcmtn 3iir mri fl
JH.J- .';>,l)a^ns>5t*'-T:2n e:r.£ri::4. D:i !:e--:^-T. 5?er3ctricmg jcnnnK mra Te in ?*<
Qi0Vi^/.\\i?,^.r'y»r*T,(z:ilii±:r:szti\T.'i\^^^ TjzJ.qc: fijc aun Hange -inrf
Äitii^j ur;, .vvi CT:rLuri « H::!«- v- :TJ:*r.. unD Cc:ic:Er* 3eiracirr i?er3ni -jnü
»#T« »v ".r.-.-r'rr.rs cn, riitir.! !'!4 v?:r^ ^zvizi ninr ncar .i?ni 3ixrfrn. te
ft'^i'tiVi •.!^ 'i;. ,;»r. ri tvZ'Z.t^.r.. ±§i:e':r.^en ^iz 2:31: rxrtiiruifcit Smror 3am ^izflB4Itl
Prt/f, ;.*T» ■'.;;•.'•.: 'Vr. ''ii.:r.':*r.:r-:r.fr. .^. 11' D-j ^-.iicnini. mSnaEfiiai mtit yoään
'stiuf.*r\ TAf i?.\i::.!r. :.'»r, i'*:::rjrt r::-e:c:::- ;f"qr nxf 3tr cair*.-:?! 3ra IgOe i50tf)
»irr. ->/./.'■><■ 1.1..% *i/. o-..*;!rj.f, J.^xzv:±z. T,zz £:Tji^: j*Ji ms ^:! rae :ex ffl«:
f.#M ft(*i'.:ii-.:'-V't «v.r. : :..: ;.-.^r -,. lli ^c: iz :y^ rc: Snion >.r ttgti-uscfnamtfel^
WVif/f;*ri /.♦/ V-"''* !' '•**''". 1-'-' '-i-Jr-T-r ?:cc24 jCc Strr.K* ' :. Sit.;. 3S»
Ifc« Ifcrt Ifff^UfjffiiUii, r/.r...-: *r nv.:.".::''!:. :-.i :-.xnxin: -uL-i. t= :=tr ^^^^^^^
hf|ll»w «J#fÄM iM r,^ri*firi»ri X.» l^.-'.'.lcc'^r. :.!4 iTüücn: Ät?im2 zl ^a guirtawj
98S
Subbiaconat
984
Snnib bcr SBci^e felbfl, oud^ ol^ne 99enefirium
nb SttS^^ttgltü )tt einem Orben.
4. 9Boö Ue Xanfißuf e bed Subbtoconated
ktn^, fo fic^tt et bei ben (Stied^en, loenngleii]^
ff. toie a. 8. ans obiger SteOe bed Spi|)baniu8
eftdlt« fd^n fiubieitifi mit ben bbberen Sßei^
{»fammengefleltt aurbe^ bis }ur Stunbe )u ben
^9. nicbcRn 9Bei^ (ordinea minores). 3laäi'
bcm bei ben fioteinem mit bem @ubbiaconate bie
f^td/t bcr fl^Ioftgfett üerbunben morben tt)or
mib ff^apfi Urban IL (f. 0. 4, Dlst. LX) ge-
holte! (alte, ba| (miSno^mStDeife) bie Subbia-
concn )it SiJ45fen geiodblt »erben lonnten^ tourbe
(ier bor 6ubbtaconat immer me^r )u ben ^oberen
Set^ (ordines majores) gered^net. dtonj
onfi)uniiftt(Jb gefd^ie^t bie| üon ännocenj m. im
3. 1207 (f. Migne, PP. lat. CCXV, 1256), ber
Sit Scnrfung auf Urbon n. bie Subbiaconen gn
bm ordines sacri }ftl^tt, b. 1^. gu benen, loeld^en
äne 9cfu(|ni| über eine getoei^te Baä^ (bie bei-
H^cn eiefage) jnfle^t. 3ur 3eit beS ffi. Xboniod
vib omlb lUKb beS ConcilS t)on Xrient (ügl.
Tbeiner, Acta gennina Conc. Trid. 11, Za-
grab. a. a. [1874], 187) xdqx ed faft oSgemeine
bjkbt bcr £b^(oaen, ba^ toie $redbQtetat unb
Siaconot, fo ou<b Der Subbiaconat Qa fogor bie
ordmes minores) im eigentlid^en @inne beS
SoxteS €ocramenlc feien, b. b* inSgefammt baS
sacramentam ordinis bilbeten; biefe Snftd^t
mvtb ioid^ ju>äf bis )ur ©egenttart t)on 3Roxiä)tn
gitbrilt SHe meifien neueren %f^loq!tn jebocb
Idngnen bie @aaamentalität beS SubbiaconatS,
boojptfai^nd^ beg^Ib, »eil berfelbe gleid^ ben
flbrigen md)eren SBei^ nid^t bon Sbnftud,
{mtHem Don ber iKtd^e eingef^ )u fein fd^eint.
dnfofczn ober biefe 9Bei|en Slbgioeigungen bed
SiflconoM ftnb, tdnnen aSerbingd mtd^ fie in
eben bitfem i^m Stamme unb Urf))rung bie
Sorbe bei €acramenle8 für fid^ beonfprud^
5. <Erf orbernif f e }um (Sm))fang beS @ub«
bioconalfi. 92a4 ber jmeiten S^nobe oon Xokbo
t527) mib bem XruIIanum (692) (onnte man
nü 20 Sabren Subbiacon »erben. 3n ber fjfolge
nnfnlag baS geforberte SIter einigen ©d^ttan»
bmgm, bis bad Sonctl Don Zrient (Sess. XXm,
e. 12 De ret) baS OoIIenbete 21. SebenSiabr
bofitr ^otuirtc 3n moroßfd^er SBe^iebung »ar
Km i^ baS »id^tig^e (foforbemil ein fittlid^
lemeS Eden ndbft Sntbaltfamleit in Der oben an«
geg^encn SBctfe, fobonn fjfreif ein Don Irregulari-
täten (f. b. Sri). Sie inteOectuelle Sefd^igung
Des SiibbiaconB »irb Dom Xribentinum bobin
brfinnmt«. ba| er ^^ in ben nieberen SBei^en
|4on bdDdbtt bobe itnb in ben SBiff enf d^aften unb
m bcnv WA jur 9u9fibung ber SBeiben gel^ört,
imtrm^tcl fei"* (Trid. Sess. XXm, c. 18 De
nl) ; snter ben ^SBiffenfi^ften" ftnb biefenigen
gonefait^ tocTd^ in bem Don ben geiftlid^en @e-
«norien bonbc Inben ftopitel (Sess. XXTTT, 0. 18
De reL) aufgefO^ »erben, gfemer ift nad^ gel*
tobcm JKzii^red^tc ttoif ein fog. SBei^el (f.
b. 9rt. Titulns) erforberlid^. ^infid^tlid^ ber
SBei^geU mag in ben erften 3abrbunberten ber
@a^ gegolten b<^ben: qnando et ubi libitum
fiierit (Mabillon, Museum itaL II, Lutec.-
Paris. 1689, 89); aber fd^on feit bem 5. 3a^r-
l^unbert (DgL Oelas. I. £p. ad Episc. Lncan.
a. 494, c. 11 fo»ie baS Sacramentarium 6e-
lasianum unb Oregorianum) befte^t bie SSor*
fd^rift, bie l^öberen SBeil^en nur an ben Dier
Ouatemberfafttagen unb ^»ar in ber b^Uigtn
aReffe 5U ert^eilen. Smb ein ge»if|er S^ttraum
»ar Don ieber feftgefe|t, nad^ beffen SJerlauf man
erft sum Subbiaconat unb bann }ur näd^ft bbbem
SBeibe gelangen fonnte. 9lad^ bem Xribentinum
(Sess. XXTTT, c. 13 De ref.) bürfen nid^t a»ei
bdbere SBeiben am gleid^en Xage Derlieben »er*
ben; unb )»ifd^en ber legten niebem SBei^e unb
bem @ubbiaconate foK ber SRegel nad^ ein ganjed
^affx liegen (Dgl. b. Srt. ^nterftttien) ; bod^ f önnen
auf ®runb ber fogen. Ouinquennalfacultäten bie
Sifd^öfe aud^ extra tempora non seryatis
interstitiis »eiben.
6. @))enberber @ubbiaconat8»ei^e »ie ber
labberen SBeiben äber]^aut)t ift nur ber 93if d^of ;
iebod^ tann ber fßapft aud^ einem ein|ad^en ^riefter
bie &Iaubni^ )ur Spenbung ber SubbiaconatS-
»ei^ ertbeilen. ©elaftuS L (Ep. ad episc. Ln-
can. c. 6) Derorbnete, ba| sine summo Pontifice
lein ^riefier baS Ked^t b^be, einen @ubbiacon
ober äfol^tben ju »ei^. 3nnocen) YIU. aber
foQ im 3. 1489 einigen eifterdenferöbten bie
SoOmad^t gegeben b^ben, ibren SRönd^ bie
@ubbiaconatd»ei]^e (nid^t bie 3)iaconatd»eil^e;
Dgl. b. 9rt. Ordo IX, 1042) )u f))enben.
7. OrbinationSritud. 9lad^ ben apo-
ftolifcben (Sonftitutionen (8, 21) fd^tnt ber Sub-
biaconat gleid^ ben anberen böb^cn SBeiben burd^
^nbauflegung ertl^eüt »orben gu fein; bem
»iberf^d^t aber »enigftend fär baS Sbenbtanb
bie fogen. Dierte @Qnooe Don Sartbago (f. ob.),
»0 eS auSbrüddid^ f^tx^lt: Subdiaconus cum
ordinatur, quia manus impositionem non
accipit, patenam de episcopi manu accipiat
yacuam et calicem yacuum. Uebergabe bed
leeren ffeld^eS unb ber leeren $atene nennt aud^
baS Pontif. Rom. aI8 OrbinationSrituS; bo(b
fommt bter nod^ bie Uebeneid^ung beS S))iftel*
bud^ed l^xxnn, bie man als fecunbäre SRaterie be-
getd^nen lann. SQ8 }ugeb5rige gform bienen bie
SBorte bed Sifd^ofd : Vide, cujns ministerium
tibi traditur ; ideo te admoneo, ut ita te ex-
hibeas, nt Deo placere possis, beg». Accipe
librum Epistolarum et habe potestatem le*
gendi eas in Ecclesia Sancta Dei, tarn pro
Tivis quam pro defunctis. In noinine Patris
et Filu et Spiritus SanctL Amen. 2)ie gange
Orbinationdfeier Derlöuft in großen 3ügen fol-
genberma^en. 9lad^ SBeenbigung ber ^colt^tben*
»eibe (»enn biefelbe ertbeilt »urbe) unb Sefung
ber ffinften Section an ben Ouatembertagen, bej».
nad^ ber Oration, (SoQecte pro ordinandis unb
80*
935
©ttbiaco.
986
ctmatgen (SommemotoÜonen, faOS bie Seilte an
anbmn lagen ftattfhtbct, folgt burd^ bin Std^i-
biacon ber namenUi^ Aufruf bet gu orbinirenben
@ubbiaconen unter Eingabe bed Sßeil^etiteld unb
il^re SorfteSung Dor bem SBifd^ofe in ber SBeife,
iDte bieg im 9rt. Siacon III, 1670 Don ben )u
mei^enben 3)iaconen angegeben ifL 3n feiner
^nrebe toeigt ber SBifd^of auf bie äßidbtigleit ber
€uBbiaconat8mei^e unb namentlid^ bie bamit
oerbunbene g^flid^t )um Sdlibate ^in unb forbert
bie Sanbibaten auf, entweber ie|t no(^ äuräd»
}utreten ober burd^ 9lö^ertreten ben fBma, auf
il^rem SSorl^ben ju bel^arren, funbjugeben« 92ad^«
bem fobann bie tltoa }u 2)iaconen unb $re8-
mttm )u äBeil^enben aufgerufen toorben finb,
oirb bie Wlerl^eiligenlitanei mit ber Sinfd^oltung
üt hos electos benedicere digneris eta ge*
fungen. 9lad^ SBeenbigung ber Sitanei beginnt
bie eigentliche SubbiaconatSwei^e, inbem ber
SBijd^of bie Orbinanben belel^rt aber bie Ser-
rid^ngen unb $flid^ten bed @ubbiocon8 unb
bann iebem Orbinanben einen leeren ff el(i^ fammt
leerer $atene überreid^t mit ben oben angegebenen
Sßorten, »äl^renb bereu jeber Jteld^ unb ^[kitene
berührt. Ser 9[rd^ibiacon Iö|t nun nod^ {eben
bie gefüllten SReglonnd^en unb ein SBafd^bedfen
fammt ^anbtud^ anf ajfen. Sobann folgen meiere
@ebete beS SBif(^of9 unb l^ierauf unter entf))re«
d^enben äBorten bie Slnlegung ber bem Subbiacon
)ufommenben l^eiligen ffleiber, nämlid^ beS Smtc-
tue, bed a7lani|)eI8 unb bet Sunicella (f. b. 9rtt.).
<l^blid^ lä^ ber Sifd^of unter ber oben onge-
fffi^en Sormel {eben Orbinanben baS (Sipifhlbud^
berül^ren. Sann begeben j^d^ bie ®etoei^ten auf
il^re $Iä|» jurfid unb einer t>on il^nen fingt in
ber OrbinationSmeffe bie ßpiftel. — SBefent(i(^
üom lateinifd^en StituS Oerfd^eben ifl bie SBei^e
be0 @ubbiacon8 in ben orientalifd^en ftird^en.
9lad| einem öltem gried^ifd^en SlituS tritt ber als
Sector geOeibete, aber mä^ fd^on mit bem @tid^a«
rion (f. b. «rt «leiber vn, 771) oerfe^cne Or»
btnanb oor ben Sifd^of, ber ibm nad^ dreimaliger
SSenebiction bie ^axtb auf 8 f^oaxpt legt unb eine
entfpred^enbe ©ebetsformel prid^t. 9iad^ einem
anbem 9litu8 legt ber SBifd^of il^m erft bad @ti«
d^on an unb Iö|t i^n fid^ umgürten. Sinen
tteitiduflgen Situs befolgen bie SRaroniten unb
einen gang öl^nlid^en bie Stopitti (baS @enauere
f. bei Keuter 106 ff.). (9}gt. Thomassin, YetOB
et nova discipL 1, 2, 80 sqq.; MorinuB, De
saoris ordinat. 8, 12, 1 sqq. ; Sinterim^ S)ent»
ttmrbigfeiten I, 1, 321 ff. ; Steuter, S)aS @ub«
biaconat, 9ugSburg 1890; SBielanb, 2)ie genet.
Snitoidtlung ber fogen. Ordines minoreB in ben
brei erften äal^rl^unberten, SRom 1897 [7. @u)))jle«
mentl^eft ^ur 9löm. Ouartalfd^ft].) [ßinig.]
$«Maco (SublaooB, Sublaqueum) , @tabt
unb cremte ^btei in 9RitteUtaIien, l^at feinen
9lamen Don ber Sage unterl^alb einer Don 9Uxo
angelegten fßWa mit brei tünftlid^en Seen in ber
mfft beS aßonte (Sabo. S)er Ort, ben IßiuS YL
}ur @tobt erl^ob, jftl^It ^e etnni 7000 Sin«
mol^ner. @ubiaco ift in ber ftird^engefd^ui^te ba<
burd^ benftofirbig getoorben^ bag in feiner Um«
gebung bie Sßiege beS SBenebictinerorbend ({. b.
ärt.) ftonb. Urfprunglid^ mar @ubiaco bem
Sifrol Don XiDoIi unterfteOt, tourbe aber foätet
pr tlbtei nullius erleben« Urban YL gab bi^
felbe im 3. 1886 ^ Sommenbe, unb feitbno
mar meift ein (Sarbinal Sommenbatarabt bet>
felben. iM SafteS, frfil^er Sommeroufentl^t
ber iß&))fte, ifi t^t $alafl beS SIbbate (Kommen-
batario. ^iuS v L, ber da (Sorbinal Commenp
batorabt gemefen, baute bie neue fiotl^brale unb
meiste fie 1789 )U iS^ beS Eiligen 9))o|iett
StnbreaS ein. %u$ $tuS IX. be^ feibfi att
$a^ biefe DormalS fe^ reid^e 9btei nod^ einige
äabre bei, bis 1853 ber Sarbinal &ieronDmu8
b' Slnbrea biefelbe erl^ielt. anfangs ber fe4)igei
3a]^ trat an feine @tdle als a|yo{lolifqer %b»
miniflrotor Sifd^of 91. SDt. $ettinari Don 92ocem,
bann ^W\pp ÜRenetti, XituIarbifdH t»on tripoIL
Son 1873—1886 toor ber earbinal »äfael
aitonaco la SBaOette, unb Don 1886—1890 bet
£ad)iiml Slngelo SBiand^i Sommenbatarabt ^
3eit ift apoftolifd^ SIbminifttator Don @ubiaco
ber Carbinalbiacon Suigi SRacd^, bem 1890 in
15 SiDilgemeinben ber ^ßroDin) Kom 28298
@eelen mit 91 ^riefiem in 24 $farteien unter»
ftanben. — 2)ie Srinnenmg an bieje SOBiege beS
iBenebictineroitenS mirb ^wk nod^ bejonbetSbunl^
bie beiben im 6. Ja^l^unbert geflifteten ffUftcr
@. @€oIafUca unb @. Senebetto ober U Socto
Speco feftgel^ten, meldte aSein Don ben )idöI[
in ber Umgebung erbauten fnöjtem übrig finb.
aSon bem italienif d^en ft(oßeroufl(|ebungSgef^ mür-
ben fie gleid^ SRonte Caffino Q. h. 9rt.) olS 920^
tionolmonumente ausgenommen unb SKbnd^e olfi
^üter berfelben babei belaffen. @. €coIa{lica,
baS 8 9)liglien Don €ubiaco Dom ^L SBenebid
im 3. 520 gegrflnbei nmrbe, erfreute fic^ ber
@un{i beS Ifi. (Sregor beS i^o^ unb feiner
!Rad^foIger, fotoie ber tbmifd^ Vbeligen, bie eS
reid^ befd^entten. 9lad^bem eS im 7. äa^rl^unbert
Don ben Sangobarben )etftftrt morben, iautt el
9(bt @te))b(m im 3. 705 mieber auf unb meiste
eS ber 1^1. ©d^olaftica (f. b. «rt.), ber 6d^mefier
beS IjlL 99enebict. 9lad^ abermaliger 3^tdning
mürbe eS im 3. 981 reftaurirt. 3n ber mobcmen
JKrd^ rul^ feit 1854 bie ©ebeine 93eba^ beS
Sl^rmfirbioen (f. b. 9(rtX in einer tiefer licgenben
Sfopäk. Sie IBibliot)^ unb boS Srd^iD moten
einjt reid^ an feltenen SRanuf crit>ten unb Urfunben,
unb bier mar aud^ bie erjte Sud^ruderei ätoIienS
eingetid^tet, in meldder bie beutfd^ IBmi^rutfer
Sme^nbe^m unb $annar| im 3. 1465 ben Boc»
tantiuS brudten. — Sine SRiglie oufmfirtS Don
e. 6coIaftica befinbet fii^ baS Alofier 6. SBenc*
betto ober iSocro €))eco (^eilige (Srotte), an ber
Stelle, mo ber gro^ OrbensMet fid^ im jugenb*
Hd^n SHter bem befe^id^ &ben mibmefe unb
bie erjien (genoffen um fli^ fammeUe. gitr SSo^
9S7
Snbintrodaotae.
938
nmg bioitc t^ eine ber 65l^(en, iDeld^ l^ier in
bot gdfea fi4 öffnen. aRit ber 3cit ttmtben
Mrfc Scotten ber SRAnd^ in Ropditn umgetoan«
Mt, ttber »dd^ fU( eine ftin^e ergebt 3n bem
fldnm Sotten min no^ ^ Ort ge}ei0t, tt)0 ber
HL Sendrict fi^ im S)omgebä{4 tafteite, unb bie
Segenbe «i&^tt^ baft ber (L gfran) Don sp (f. b.
tu) bei einem Befuge bed ftlofterS im 3. 1228
biiK Stomen munberbotermeife in Stofcn üer«
Mid^eile. (SgL Lnbin, Abbat. Ital. broTis
aotitia, Bom. 1693, 376 sq.; Cappellettä,
U Chitte d'Italia YI, 708 sgg.; Moroni,
Dil. LXX, 209 8gg.; Werner, Orb. cath.
15.) [5ßej^er.]
Snkinftrodoetae (oovcCraxToi), 93eaei<^nung
fb bie Stoncnfipetfonen, meldte Ue @et[üi<j^en
in tbr ^ctttf airfw4men enhoeber pr Säebienung
ha ^osifrou, toenn ber (Seifütd^ Derl^eiratet
»r, ober pn fetbftdnbigen Seforgung beS ^u9«
^dM. 9Ran nminte fie oui^ tuol^I gleid^fam in
wcbeogenber Snlfc^igung mit Segiel^ng auf
1 Smr. 9, 5 @d^>oeflem, um onjubeuten, bog fte
mit ben Oeifilu^ toie Sruber unb Sd^me^er
kbln\, ober d^a^taC, um il^ S)ienfle al9 d^rift«
fi^e eiebcfinen|te |u begeid^, btilttmlen awU^,
fa nmge^g ber ftrddttd^en ®efe|e, adoptivae,
im bot Ser^dßnig oß eine fBermmtbtfd^ bar-
p^MLot Sber f 0 unfd^u&ig aud^ bdS Sufammeu"
Ueii in Sirflid^ fein mod^te, fo tonnte bod^
»1(1 onSUetben, bog ^ bielfad^ SBerbad^t erregte.
6d^ frS( monbie ftd^ ba^ ber Sifer ber ftird^e
fegen biefeS gcfa^olu Sergenti^ S)ie€9nobe
Bon Inttod^ia im 3. 269 oerurt^eilte ^ßoulud
tn 6amofata 0. b. Sri) mul^ be^megen, meil
er bnd^ |etn Seif|rfel bie $riefier unb 2)iaconen
noftt^ ^be, ouvetoaKToW TovaTxac bei ftd^ )U
iaiten (Eoaeb. H. E. 7, 80, 12). 2)ie @9nobe Don
Cioim (um 800) gefiottet (oan. 27) bem SlerUer
nff. eine ®ott berlobte Sc^mefter ober Sod^ter bei
M^ |v ^bm, ober burd^ouS feine grembe. S)er
IL Sozius befaßt fogor (Ep. 55 [aL 198]) einem
70iöbngen $|me{ler, feine Wogb }u entloffen, unb
nü gbid^ (Bmftt eiferten (S^rpfoftomuS, ^iero«
ntDiiif unb XuguftinttS gegen ben gefäl^rlid^en
debemul^ (b{^ b. 9rt. Sgopeten). SRa^gebenb
pr bie fir^Iid^ iSkfe^gebung in biefem $unfte
»mbe ober befonberd cait 3 be9 SondlS bon
Ksäa, ber boS 3ufommenIeben mit (7ovei9axTo(
oobot siül nur suH^I y^yj^^ti f| d5eX<p9|v ^ dehv
<tt6er bie fol^Skulung biefeS SononS olS etneS
(ifibotSgeMe« f. b. «rt 9ticäa IX, 285). SBod
bR ktten sSorle biefeS (EmtonS betrifft (A »t^va
Bc). fo iß ed nadb ben iierf<^iebenen Ueberf e^ungen
mgaoSfs^ ob biefe Cloufel reftrictio iß, fo bo|
mS^ bie genonnten !ßerfonen nur unter ber ^of
aaS^i^^ i^ter UnbefdQOtten^eit olS )ulftffig mt«
ctbmiit merben^ ober ob {ie bielmel^r bie Suläffig-
bu os^et ben benannten oud^ ouf aSe onberen
^onen oudbebnl, bie fcinem Serbod^te unter-
bgoL ecotian ^ (a 16, Diei XXXII) biefen
lejftem @inn angenommen mit ber Ueberfeifung
ant etiam eas idoneaa personas, quae fugiant
Buspiciones, unb in biefem Sinne ift au^ ber
(Eonon im neuem ftird^enred^e anerlannt, toäl^-
renb früher immer ber ^auptnod^brudt auf ber
gforberung ber SBermonbHd^aft lag. @o tturbe
ber (Eanon oft erneuert uno einge{($örft, ). fß. in
ber rflmifd&en ffird^e bon ^ft @iriciu8 (c. 81,
Dist. TiXXXT), bon (Sregor bem ®ro^en (f. ). $B.
Ep. 4, 26), ber jebod^ ntd^t unterlö|t, bie ®eift-
lid^ menigftenS auf^uforbem, ba^Jle lieber gar
feine grau, nid^t einmal bie Dom Soncilium in
9licäa gematteten, im ^fe bulben foOen (Ep. 9,
60), inbem er auf bie 9Borte beS l^(. 9uguftinuS
J^intoeiSt: quae omn sororemea sunt, sororee
meae non soni — SttoaS milber alS bad 9li«
cänum lautet ber Sef^Iu| beS britten SoncilS
Don (Eartl^ago (397 : f. c. 27, Bist LXXXI),
mo baS 3afammenleben mit einigen meiteren
SSertoanbten (filiae fratnim aut sororom eto.)
geflattet mirb, mal^renb eztraneae feminae aud»
brädSid^ auSgefd^toff en merben. Sngleid^er Strenge
erneuern ben Kanon baS SoncUium Don Sgbe
(506), Don Orleans (538), Don Sraga (568),
Don XourS (567). 9lod^ meiter ging ber ftaifer
Suftinion, ber Nov. 128, 29 bem SBifd^of Der-
bietet, irgenb eine gfrau in feinem 6auf e )u l^ben.
Siefelbe SRagregel unter Sufl^ebung bed Dom
92icftnum geftatteten Snbulted ergriff man im
Sbenbtonbe , afö im 8. unb 9. Sa^r^unbert bie
öffentlid^e Stttlid^feit fo fel^r In 93erfaII fom. (Eine
@9nobe Don Stom unter Sad^aS (743) bulbet
oud^ feine Dermanbten gfrauen im ^ufe ber ®eift-
lidden ; baS 9IömUd^ befd^Io^ baS Don ^auIinuS
Don SquUeia im 3. 796 gehaltene eoncil Don
gfriaul; biefe Strenge menbet aud^ ber SBifd^of
X^eobid))]^ Don Orleans an (Oapit. ad presbyt.
12, bei Migne, PP. lat. CY, 195) unb ebenfo
bie Soncttien Don 9od^ (886) unb 9Rain)
(818 unb 888; o. 1, X 8, 2). «uf biefe 9n-
itrengung folgte eine DöOige Srfd^Iaffung, unb
^ie Solge mar, ba^ im 10. unb 11. Sal^r^unbert
bie ftirqe gerabegu gegen ben offenen (Soncubinot
ber @eiftlid^en ju fampfen ^tte ; fo fonnte bie
focaria beS (BeifUid^en fc^Ied^t^in als meretrix
foco assidens unb ber $riefta: alS focarista
begetd^net merben (f. Du (3ange, GIobb. b. y.).
9Rit befonberer ftraft trat befanntlid^ ber 1^1. ©re«
gor vn. (f. b. Sri) bem Unmefen entgegen;
f))dter emeuerie Snnocenj m. bie alten ®efe^e,
unb Diele ^oDin)iaIconciIten famen i^m |U ^ilfe.
S)od( mürbe bie Sermanbtfd^aft ber ^auSgenof«
ftnnen fd^on nid^t mel^r mit berfelben Strenge
urgirt ; f o geflattet eine S)idcefanf Qnobe }u Sal)-
burg 1419, quae propter aetatem, morumque
gravitatem, aut, si fieri potest, conBanguini-
taiem omnem merito BUBpicionem ezdudant.
9ud^ boS Soncil Don Xrient rid^tet feine Sd^örfe
gunäd^ft nur gegen bie Soncubinen unb Derbietet
Don anberen ^auenS)>erfonen nur gan) aflgemein:
de quibuB poesit haben Buspicio (8eB8. XXV,
989 Snbreptio ~
0. 14 De ref.), unb in W\m Umfangt ^t bie
nnitrc tti^Ii^c @eftggtbiins boS SQnbot btS3u-
fammmkbtnfl mit grauraSperfonen fefigelMltcn
(bgL b. 9rt. @taiib(3)]fli(!^ni btc ®«i|Uii^,
ob. 720). [SlBfin^rt.]
Subreptio, \. giiil^Ind^ung.
SnbsidliimoliaTltatiTiun,f.9bQabniI,78.
§xAfitm\, als pt|iIii{oti^i|^tt XenninuS, bt-
gei^ntt gattj aSgtmein genommen boStenigc, roaS
tn einem gtlnaS \% mitllit^ i|t unb miiflüm ift,
imUnterfrfiitbeoonbem, mit baSginiaStlt, ttirft
unb leibet. ®ie ©ubftanj \\i bet tin^eitlii^e, 6t-
^arrenbe, für fid|) tiltibenbe Xrägti ber Dielen, Drt-
Snbeilid^, unfelbftimbigen ^igenfi^aften eintS
ffiingtä, bei 2ßut}elgrunb feiner 2;t|ätigltiten, ber
9KittelpunH feiner Sejie^nngen ju ben anhtren
3)ingen. %\t mannigfai^en WcrCmale, bte tcanbtl'
bartn ^leulerangen, bit eitlgeftaltigen 9Jer^äItni||t
tineS UtiDaäjeienben unterf(|eiben f«^ Don biefem,
bem Seflimniten unb SBeftimmfiaren, atS bie i^m
julotnmenbtn Seftimmt^eiten, \ttitn fidj) oon btr
@ubftanj als ber Inbegriff i^ SBiefeinS, alfi
i^re Äccibentien ob. — Slie SSorpttlung ,©ub-
panj unb SlccibenS" i^ ber tifte Don ben ®ninb'
begriffen beS menfd|Iii!)en SDtnIenS (eentialtote-
Sorte). %vt entfiiltung beS StgriffeS im Saufe
n:3'it fpicgtit, mte in einem !itiiieglid(|m!Brcnn>
t>unlte, bit ganjc @tf^ic^tt ber $^ilofopbi' fo'
Die ber toi^tigften Sctirftüde auS ber X^ologie
(Srinttüt , 66tiftolDgie , 51nt^rof ologie , guc^-
riftie) ab. SiaS eingeben auf bie geft^id^tlt^ l£nt'
»iillung [onn ben ©inn beä ©ubflangbeflriffeB
am btfttn Quff<$lie|en ; bie 33ergleii^ung mit t)er>
manbten SßorftellungSgebilben, bie SBaiftin unb
SBieftin beS ©eienben genauer fafftn toDEen, toirb
ben Segriff oabeutlii^tn.
I. S)it )ioetift^t unb m^t^enfii^ffenbe $^an<
tofit, beren ^timat ba8 fintitnbe, trdumenbe
3JtorgtnIanb tft, baS naturmiidifige 9)(ict)benttn beS
Ptnfdjtn überbauet furf)t auf's 2ßannigfaltig|ü
in bnS innere ber ^inge einjubringcn. iJtDC^ un*
bereifen [mb bie 91ntniorfen, Welt^e 1. bit Se-
grünber Der (gritc^ifdien) Sp^ilofop^ie auf bit
^ragtn nai$ btn ©ubftanjen geben. Site erften
gorfi^tr motten bie 0rage löfen, inbem fie bit 91a«
tur htfi Urftoffeä unterfu^cn. SSqB „^ncip",
moroua unb roorin bie ©eienben finb, trft^tint aß
baSSturf)tt (xi CSwp ap-/f) ■rijc ?Ü3e(üt [SbaltS])
ober als bie reine, unbeflimmte ©topt^Ieil (xi
Äreipov [9Inajimanbfr]} ober qI§ baS Suflartige
(iilp [?Inaiimeneä]). Slle Spqtbagoreer trfennen
ba9 „SBefen* btr ffiinge in btm baimonif^en
3a5IenüciI)ältni&, in melc^em bie SßefenStlieilt
flehen (ctpiöiii« xal Äp|iovio), bie ffileoten in bem
Sein fetber, baS einzig ip, SJenftnbfein unb ®e-
baddtjein {tJ Ev 5v — voeTv, vinjia). iRai^ ^. ,..,.. „ ,^
ratlit ift baS „gine be9 31113" baS Urftuer (nüp), im ontolDgtfd||tn @innt, bit ott'SoVll
baB gSttlic^ unb beffen 9]trmanblung@gefcti bit unb in i^enSInntnttnnitttt|i^qfintäl|
SBelloemunft ift (Zeut, a«)], £u>öv ti tppovEEiv), 9IripoteIt8 Don .amtittn ©ul^tal«' '
SlnojagoraS rebet bon ben .©ttnSteimtn" (jr^ep- äEÜTGpaL). ßs ftnb bit 9rt- md> 01
)xaTa), bie ja^HoS, unenbli^ flein, innerli^ obtc begrifft bn €«a^, gtuuRt bd V
Ml
Subflons.
942
b(n€dcnbcn^ loeld^bie Segriffe meinm. 6toff,
Sfhmic, X^ict^ 3Rtn]^, Sebetpefen u. f. to. »erben
ic IM» xridm, Bni)}|»nuoeife }ufamtnenge]^örigen
(^mielbbiQen gtei^mfi^ig audgefagt. 2)aS finb
bie 6iibpaii)cii im Iogifd^*))r&bicatü)en Sinne
(qI junä X&jo^ oioCai). KeaMt für ftd^, au^er-
iolb bcr diiqelbinge, l^ben fie nid(|t. @ie finb
debontengebilb« ; bie Srten (siSv)) tterbienen ben
Stamm 6ttbf}an^ ntel^ benn bie (Gattungen
(TtiT|), bie 6|>eaeö fielen ben StaturinbtDibuen
nä^ce ütt bie (Bcnexo. — 2Ba8 immer an einem
S^äige ftd^ ereignet unb ft$ ereignen lann, mad^t
an (icga^a|e ju btr @ubjian}, bie @umme ber
^n^ Sv). ein accibenS i{i «»gufällig'', tt)enn ed
»emtni vnb bemfelben S>inge gulommen unb caiä^
mäfi lubmmen, toenn ed in äBol^irl^eit k>on il^m
«udgcjogt nerben lann, aber toeber notl^toenbig
no4 in ben meinen g^en ftd^ k)orfinbet'' (trufi-
ßc^ipk xoti au(&ßeßv2x6c). ^aBefentltd^" ift ein
fUdfienS, bafi einem ^ing an ^ gulommt, bog
ans bcm Segriffi beS S)tnge8 mit Stotl^toenbigfeit
folgt (au|ipeßi)x^ xad' aoro, -zb fötov [Aristot.
Topio. 1, 5; Metaph. 5, 80]). — 4. 2)er ari-
ftotdi^ Siibflanibegrijf tt)ud)e tion ber Sd^o-
lopl übernommen; bod9 fud^te man burd^ man«
^ei Unterf^eibungen unb Sintl^eilungen bad
IBcfen unb ben SBefenSbegrijf beS @eienben nod^
f^örfa )U befthnmen. 2)te ®egenuberftellung
mibctantia prima et Bubstaniiae secundae
br|ri^el Dor SOcm ben SSefenSunterfd^ieb gtoi«
{4en 6<l^5)>fer unb (Sefd^öpf. 9uf ontologif^em
Gebiete mirb bed %riftote(ed ^erfte Subfiana"
BobBianüa distincta, individuai incommuni-
cabüiB, singularis, particularis, principalis,
b. L bös p^Qftf^e Si{i)elbing genannt, ©eine
SBcfendfonn ift bie Bubstantia fonnalis im
Sinne bct forma BnbstantialiB , jum Unter-
t^i^ fon berBubBtanüanaterialis, bem sub-
jectnm entis informe. Sie SeinSinbioibuen
iDecben nad^ i|^rer @einfimeife unterfd(|ieben d[9
Bubfttantiae smiplieefl unb compositae (®etft
imb Stbtpa; meta^|t)ftfd(|e unb pl^^fifd^e (Sin*
fo^^) ; BubBtantiae completae unb incom-
pletae (reiner @ct{t, 9Ren{4 Seele unb Seib)^
1104 ^ 9Be{enfiunterfd^ieben ber SeinSreid^e
oH sttbBtantiae eorpoiales, Bensibiles unb
spiritaalee, alS sabstantiae conjunotae cum
imb »eparatae a materia, formae aub-
tifiteiiiee; olfi Bubstantaae finitae et infinitae
n. f. ID. S)ie @ub{tan) in Iogi{($er ISebeutung
rpraedicameDtumy xntentio secunda, univer-
ttle reflexum) l^i^t aud^ Bubstantia media
(Urt) unb univerBalis (®attung). — 9)ie Sfrage
mi^ bm Scdbentien 1^ Dielerlei Streitigfeiten
Mtanlolt %m einfoc^ften folgt man ber Sin»
ÜKSung ^obfolute" unb »relatioe'' Slcribentien.
3cne tefiden bad Seflimmtfein eines Seienben
mS, mit IMeM on ft^ ift ol^ne Segug auf eine
anxflid^ unb möglid^e Umgebung ; biefe bebeuten
Sigrnfil^ci^ bie ein SeienbeS im SSerl^Itnil ju
anberen 1^. SHe abfoluten Sccibentien l^^en
aud^ »efentlid^e unb notl^menbige (conftitutioe,
innerlid^e, mcta})]^9fifd^e, $ro})rietäten, attribute).
3)ie relatioen äccibenticn (TOobi) üerlieren ge»
totfferma^en immer mel^r an Sein, ie meiter
fte fid^ oon ber Subftang entfernen unb fid^ gu
eigenfd^aften ber etgen{(|aften oerbfinnen (con-
fecutioe, unmefentlid^e, au|erlid^e, jufäHige, inbi-
öibueDe, rein „accibentette" acribentien). 3ww
93egriffe iebed Sccibend gehört nad^ bem ^l Xl^o-
maS: Becnndum qnod d[Lyiditur contra Bub-
Btantiam accidentisy esse est inesse; acci-
dens est res, cujus natorae debetur esse in
alio. — 5. 2)er Srud^ jmifd^en ber $]^tIofo))]^ie
ber iBorjeit unb ben neueren SQBeltanfd^uungen
toirb faum burd^ Slnbered beffer ge!enn)ei(^net att
burd^ bie Umbilbung bed SubftangbegriffeS. £ar-
teiiuS (f. b. Srt.) erfidrt (Princip. pbilos. 1,
51 sq.) : Per substantiam nihil aliud inteUe-
gere possumus, quam rem, quae ita ezistit,
ut nulla alia re indigeat ad existendum. Et
quidem substantia, quae nulla plane re in-
digeat, unica tantum potest inteUegi, nempe
DeuB ; alias vero omnes non nisi ope con-
cursos Dei ezistere posse percipimus. At-
que ideo nomen substantiae non convenit
Deo et illis «univooe', ut dici solet in scho-
Us, hoc est nulla ejus nominis significatio
potest distincte intellegi, quae Deo et crea-
turis sit communis; possunt autem sub-
stantia corporea et mens sive substantia
cogitans creata sub hoc communi conceptu
intollegi, quod sint res, quae solo Dei con-
cursu egent ad existendum. 2ieber (enblid^en)
Subftan) l^aftet eine praecipua proprietas an
(attributnm: cogitatio, extensio), beren naivere
SBeftimmungen il^re modi finb. Sud bieten fd^iefen
SorfteSungen , meldte baS 93erl^öltni| ber ge-
fd^ö^flid^en 2)inge }u ber Urfubftana mie bad
93erp[tnig ber @ebanlen )u bem SDenffubjiecte
anfd^auen leieren, l^t St)tnoia (f. b. Srt.) ben
{driften SRoniSmuS beftiSirt. 6r fagt (Eth. 1,
def. 3): Per substantiam intellego id [«cau-
sam sui, naturam naturantem"], quod in se
est et per se concipitur, hoc est id , cujus
conceptus non indiget conceptu alterius rei,
a quo formari debeat. S)er feang ber moni-
fiifd^en ^l^antafie, meldte ben )eoem 2)en!en un«
abmeiSli^en SBefenSunterfd^ieb }mifd^en bem gStt«
lid^en unb bem gefd^dpflid^en Sein oermifd^t, bie
alled Sein als ßinerleil^eit, bie Seienben aß
bie SBirnid^feitS- unb Seftimmtl^eitSformen bed
einl^eitlid^ (pantl^eiftifd^) ober oieD^eitlid^ (materia-
(iftifd^) DorgefteQten UrfeinS ausgibt, tritt am
l^eDften gu Sage in ber Seflreitung ber obiectiocn
»ealitöt für ben Subfianabegriff. 3o^n Sodfe (f.
b. Srt.) oerfid^ert oom empirifd^en Stonb^junfte
aus, bie SinbilbungSfraft toermdge feine Srfd^ei-
nung o^ne Sräger gu faffen ; f o gibt fie einem
SorftellungSbünbel oon ßigenfd^aften , bie un-
trennbar mit einanber bertettet auftreten, mie
MS
eubtiU — 6unbe.
946
spadea =: differenftia speoifioa) midmad^t
Se^gldil^n KSbä, roo& ben ftdmonfal, bie
Sn^nloge, bie imiattd^ IBoiIage für ein ftd^
otttiibbibcft etiDQS ent^, \t\nt Subfionj (Sub-
iftaotui flolei dici prima inchoatio umns
eoiiueiiBi^fiia rei et soaxime, quando tota
na aaqiiena continetor Tirtute in primo
princapio, fo tDcmt bie prindpia indemon-
ilrabilia bie Gubpon) bcf äBijfcnf^of t genannt
Mtai; B. ThODL a tlu 2 » 2 , q. 4, a. 1).
•i4 boi Mflcneine (nnirarsale), boS fid^ in
Mea Cinxlncn o(9 boSfelbe Dorfinbct, trüt
ds (yamie) €ttbPon) ben änbitoibuen gegen«
nte. hiermit bem^ fid^ anf 8 (Eng{ie ber ®e-
bo8ii4 bciSBoded, ttenn na4 bem SBoS, ber
SBeftnibrilip nod^ bcm gcftngt loitb^ toc& bie Steal"
be^iiiHon einet Seienoot entölten nm^ (Quid
aaiiata? in Unterfd^e Mtn Qnia est iste?).
(kttubd Oft bie quiddäas (qnod quid est b.
«ai eaae), bie eeaentia im Unterfd^iebe k>on ber
Csificni (8ff ap&c) einefi @eienben. SBeU in ®ott,
bm (Afobü @Henbcn^ a^tfd^en Sein, 2)Qfein unb
Soffetn, §tDtfd^ aSBixfli^fein unb SSirffornfein
aid^ gelznmt mecben larai O^eua est sunm
aaae, est som eMentia, quidditaa seu natura;
agL 8. UionL a phiL 1, 21 Bq.)r fo ^oüm
ma^ X^Iogm (Snfelm, Sbälarb, ^truS
SMbttdnA n. %.) in Siüe^nung an Suguftimifi
am Sott lieber «effei«'' Pott «Subfions'' jagen.
Com qnaeritur, qoid traa [in divimtate],
■M^gna proraus inopia humanuni laborat elo-
quhmi; dietum est tarnen «irea personae*,
BOii ut iUnd dioeretnr, sed ne taceretur
{Augoatm. De trinit 5,9); yerins enim
eogüatnr Dena quam dicitor, et yerius est»
qoam eogitatur (ib. 7, 4, 7).
IIL 2)ie Snttenbttng beS SubfionsbegriffeS,
gamol onf bie d^ftfi^en 9Dli^erien ton ber
ShnfoOiQtett , ber ^M^n be» SrUferS, bem
|eütg|ien SBocifacronieate, bd bie Stobien ber
|4üafo|i^ie« unb ber bogmengefd^id^tlid^ 6nt"
uwDnng prcng )n bcad^tm. ©onjl bleiben baS
aemr^Ute ifcoouowc bei ^ßaul Don Samofota
ntb boB bedoririe 6(&oQ09tQ^ auf unb feit bem
Shdnmt^ femer bie ia&k ^ooic (o&m, 6ii^
an«c) inib bie tpdc finooriffetc^ xpCx icp^acmca
gtgea bis Itrfanee^ Ue yJk 6ir&iTa«c unb bie
Üfo ^uoacc (oiotai) geg« bie Steftorianer unb
fiitp^iaacr« bte tranaBUostantiatio (conyersio
adtatandalia) n. «. nntKifUnblid^. SegugKd^ ber
6iib{lon|* bq^. SBefenfitoeODanblung muffen, foS
boS 9)ogpiia nid^ in bgift^e unb ontologifd^e
Btbcrfpdkbe nemifttt tterben, einfeitige md)
Uf4c |i^ib|o|i^tfd^ SorfteSungen ton i,@ub«
jbQil wob acdbend" Dermieben merben. S)a}u
gebdtt t§, tt»cnn man ieglid^ Unterf d^ieb }ttifd^en
Befen unb iBelenSbePinuntbeit löngnd unb bie
Bnlafi^eibimg fSr ^iedibcn @d^ein im 99eob«
üi/ttt fxOi&rt; tnenn man bie Sedität ber €ub«
fta^m gisgri^ nnb auS{d6(te|Iid& in bie SBirf-
Ufiak ber «cdbeotien oerbgt (nil^UifKf d^er ^u-
roHSmud, aduaüSmuS); tterni man bie SBirf»
ßd^feit bk Soibentien ber MeintDirBid^Ieit ber
€ubfian| Qufo))fert (nibUifKfd^er SVlonidmufi);
ttfenn man bie gemeinte Unterjfd^eibung als foI(|e
anfiebt bie Don ber Statur btö menfd(|ttd^en S)en-
fdid unb nid^ jugleid^ Don ber 9!atur ber S)enl-
obiecte geboten mftre CRomindifien ; distinetio
media ber Scoti^en). 9ud^ bie amtabme, loeld^
bie metopb^ftfd^ Xrennbarfeit ber abfoluten
Xcdbentien, ). S. ber Suäbe^nung (quantitas
dimendya) Don ber ffdtperfubficm} häfoupM
unb fie )U Xrägem ber relatiDen (fecunbören,
mobden) Cualitäten mad^ toiH, f^ ifyct großen
e^mieri^eiten. S)ie SBixQid^ ber 9cd-
bentien unb bie ber (enblid^) €ubfian)en ifi
gleid^ ßreng feft)ubalten; betbe finb nid^t red,
toobi aber ibeol trennbar, unb bie Unterfddeibung
ifi, toie bie ituifd^ Subflanj unb Subfifien),
$erfon unb 9latur, Sffenj unb <Epften), eine
disiniotio yirfcnaHB dye cum fiindamento in
re. S)a8 fogen. Sebarren ber @))ecied ohnt r^tt
naturgemäße Subßans im Saaamente oer b^«
tigen Sud^ftie ift leid^ gegen leben fle^f^en
(^mmrf ju Dertbeibigen bnr(b ben f)intDeid bor*
auf, baß bie 9ccibentten9BirIungen ber@ub{)an)
finb, boß aber eine SSBirfung fomobl burd^ ibre
nfid^fle Urfad^ att aud^ burd^ eine b^bete Urfod^
im Safein erbalten loerben fann (D^ b. 9rtt
Sntarfifacrament 1, 628 f. u. Xranfifi^antiatimO.
(Sgl. aus ber mit frittfd^er Sorfid^t sugebrau«
d^enben Siteratur Pesdi, Inatitutiones logiDaleB
n, 2, Fribnrgi Biisg. 1890, 246 sqq.; 6ig-
mort, Sog» n, 2. 9ufL, gfreiburg 1898, 118 ff.;
ffappeS^ SriMeleS-Scsifon, $abeAom 1894,
B. y. odo&t, eteoc, f^op^ij, iyi^voL, lvTsX£^ia«
6Xv), (jt})ipa(veiv; €d^, %!^omc&'2tt., 2. 9ufl.,
$d)erbom 1895, s. y. substaniia, subBiBten-
tia, forma, natura, esaentia, quidditaa, per-
sona, Buppositum, Bubiedaun, accidens;
Stoig, Ontologie, §reib. 1896; Serf., .%oetiI,
ebb. 1897.) [Sraig.]
^utüU^ bei mittelalterlid^en fiiturgüem 8e-
geid^ng ffir bie Zuntcetta (f. b. Vct) bed @nb»
biaconS, fettener (f. Du Gange, GLoss. s. y.) für
baS Slod^et (f. b. 9rt eborrodt).
Smttxmßeu, in ben bnfttifd^en SBirren 92ame
für bie ita^oIUen (f. b. Srt. ^u\ütn VI, 500 ff.).
^utuxtUatif4^ ^ksfl^ümetf f. dnrbind-
biaibümer unb ätbrnif^e itird^en^nroDin}.
^(Ottfofifieti, f. S)efferDantS.
Smb$mm. f. 3Ran\ptl
^ftbomerila, f. «media I, 714 ff.
$ftbfeebifebt, f. Oceonien.
$fiitbe im tbeologifd^en @|)rad^gebraud^ ffiSt
unter ben allgemeinen SJegriff bed uebelS in ber
Demunftigen Sreatur unb ift dd fold^ed fletS ein
Sefed, eine $riDation. 3nt (Segenfab }u ben
))b#fd^en Uebeln ift fie ein Uebel in ber plid^en
£)d)nung ; fit tritt Dired unb unmittelbar nid^t
einem Uog relatiDen ®ute ber (Ereatur, ionbem
(Sott bem bbd^jlen ®ute entgegen unb ift oe^^
M9
@unbe.
950
0114 bie ^ö4ftt 9torm unb ©tunbform, tiad^
iDcU^ ^ bie SBelt foittoä^enb }U rieten l^t.
Sie itnfme üxtcAtu, bie baS @efe| il^reS Sßit^enS
inif immanntte ffidfe in ftd^ felber l^ot, gel^t mit
Stot^tDenblgMt in @otted SBiKen ein unb realifirt
Ott aI4 1^ earigeS Oefejf j|ber freien Sreatut aber
bat Oott bcrort feinen SBtllen )um @efe|^ ge-
geben^ ba| fie Qu8 eigener SBa^I ftd^ bemfelben
cpnfoimiren foH Diefe fittli^en gotberungen,
bie brr 9Rcnfd^ in feinem Seben )um Sudbrude
ktngm foO, nfii^igen i^m eine fo unbebingte Stn-
afenmmg ob, bo| er i^nen gegenüber nid^t f^led^t-
ffoi tmentfi^ben bleiben fann. Sntfd^eibet er fid^
nun fui i^ Sefolgung, f o bo&aiel^t er eine fttt-
04 gute, im cntgegengefe^ten ^Ut eine jittlidl
fAIc^^ ^nblung ober eine Sflnbe. Sie ^eilige
6^ft felbfl nennt bie €finbe an fielen SteEen
eine @efc^ubectretung, fo 1 3ob. 3, 4 dvo{i(a
(taOfi .defe^floftgteit' , fonbem „®efe|toibrig-
leir ), ferner 5ftet« hn Sldmerbrief , m ber 9l))ofteI
bif ^(iaptta bolb olS itapaircu>)i.a , bolb 0l8
:npaßaoic, balb ofö icapoxoi^ bem v£pLoc, unter
iDdi^ er ft4 bad g5ttli(^ @efe| benft, gegen-
fibofteOt Sefonbez« baS «Ite Seftament ift reici^
an f oU^ Stelen, in benen bie @ünbe als ® ef e^eS«
Vertretung borgefteOt nirb (ügl. $aul Sd^ola.
f^xnbb. b. X^ologie beS olten SBunbeS im Sid^te
bc« neuen n, Segendb. 1862, 118 ff.), »äl^renb
im 9tfuen bie €ihibe oorgugdtoetfe als innere Ser-
oü^ung ber @eele unb ald Serlöugnung ber
ieiftigen SBSiebergeburt avA (Sott gefd^ilbert mirb.
(leid^ie nun iebe Sefolgung bed göttlichen @e-
f^ ingleid^ bie Snerfennung unb Siebe ®otte8
in fid^ f^fte^t, f o ift aud^ {ebe Uebertretung beS«
felben eine factifd^ SBermeigerung biefer inerten-
mmg. Xlein ^e ifi nid^t blo^ Slegation biefeS
Serbditniffed |u ®ott bur^ ben in ibr betl^ätig-
len SbfoO oon ibm, fonbem in biefer 9tegation
ßegt pxqkUi^ axt^ eine ^ofition. Sßie aSer Un-
glmibe an ®ott unb feine beiligen Offenbarungen
|ugf«4 ein Srrtbum i{t, fo ift aud^ bie $ri-
Dotion befi göttlid^en Seben8|)rinci|)ed jugleid^ bie
$ofttton eines n)iberg5ttlid^en. «.Ser nid^t mit
mir ifi, ift U)lber mid^/ Sntto)eber mu| ber
Ohnfd^ ®ott ober ettoaS SBibergöttlid^ed jum
$nnci|9 ^aben ; benn im SDlenfd^enber jen gibt eS
frtn Sacuum; M rdatioeS SBefen mu| ber ^enfd§
eltDoS Reben, maS er }um aRittet))unIte feines
Sebrnfi mad^ SBenn er ben @d^5))fer nid^t liebt,
(tebt er baS ®ef(bd)1. S)arin geigt fld^ bie gona
cntfc|Hc^ Sofitieit ber 6änbe, ba^ ber ÜRenfd^
vi^t bloB fein »obre« Serböltnig ju ®ott negirt
burd^ bie Sextoeigerung bcs ®eborfam8 unb ber
Siebe, fonbem aud^ ein foIfd^eS ponirt, fid^ nid^t
6Io| non ®ott abtoenbct, fonbem aud^ oem ©e»
ftö^ifTt^m jumenba (ogL 3ul. SRuIIer, Sie d^riftl.
£ebre t>on ber SOnbe l, 5. 9uf(., SreSlau 1867,
174 ff.). 3toor ifi bie Siebe ber Creatur als beS oer-
gingÖ^M (BnttS (bonum commutabile) ber Siebe
0ottei Ott beS mtt)ergönglid^m ®uteS (bonum
iscommntabile) an ^ nid^t entgegengefe|t (ogl.
Albert. Magn. In 2 Sentt d. 84, a. 8 ad 8);
benn fo lange bie Sreatur nur als baS, ttaS ^
ift, als amttel }um Stele betrad^tet unb ®ott, bem
Snbjiele aBer Sreatur, in ber rid^tigm 2Beife
untergeorbnet mirb, ift il^re Siebe nid^t oermerf«
lid^; nur bann, teenn bie (Kreatur geliebt toxtb
mit 2)abingabe unb Sermerfung @otteS, mmn fie
an bie SteOe ®otte8 gefegt, als ®ö^e nebm bem
loabrm ®otte aufgerichtet toirb, ift bie Siebe gu i^r,
loeii ber göttlid^en entgegmgefe^t, @ünbe. S)urd^
biefe Statuirung beS @ef($bpfKd^en loerbm bie
SBegiebungm, meldte bm ÖRenfd^en mit ®ott oer-
binben, gelöst unb auf bie Sreatur übertragen«
®ott als b^fteS ®ut, in beffen Serberrlid^ung
bie oemunftige Sreatur i^re SBefeligung finbm
follte, mirb in ber @ünbe feines SborafterS als
ßnbgiel aDeS @eimben entHeibet unb biefer ber
Srec^ beigelegt, unb gtoar in berfelbm gmei«
fod^m 2Beife, in meld^er er ®ott felbft sufommt.
@ott ijl nömlid^ gunöd^ft Snbgiel (finis cui sc.
opus Bervit), infofem ber 9Rm{d^ i^m alS bem
böd^ft ad^gS- mib ebrmfirbigen ®ute btmm,
bulbigm unb gebord^m unb als bem böd^ft HebenS-
toürbigm ®uie in Siebe anbangm foD ; gloeitmS
aber audb ßnbgiel (finis cujus sc. obtinendi
gratia ens agit), infofem ber SRmfd^ burd^
Seiftung biefer @ott fd^ulbigen Serebmng ftd^
felber bie SBefeligung oerfd^affm foU. SiefeS
93erböltni| ber Kreatur gu ®ott ift baS benibar
böd^fte, bmn ®ott erfd^eint barin einerfeitS als
böd^fteS ®ui in jjtd^ (sununum bonum in se),
loetd^eS mit ber Siebe beS SBobltooDmS (amore
benevolentiae) , anbererfettS als unfer b^d^fteS
®vA (summum bonum nostrum), tteld^eS mit
ber Siebe beS SSerlangenS (amore concupiscen-
üae) geliebt tt)erbm fo&, unb biefeS 93erbältni|
fd^Iie^t als baS bbd^fte bemgemö|3 aSe anberm
^giebungen beS SRenfd^en gu ®ott ein. 3n ber
@ünbe nun tt^erbm beibe Sermini auf baS ®e"
fcböpflid^e äbertragm; le^tereS erfd^eint in ber
einm ^inft^t als Seßftgmed!, in ber anbem als
®mnb unb 3icl unferer Sefeligung. @o ift bie
@änbe, Don biefer Seite aufgefaßt, eine Slblebr
oon ®ott als bem Snbgtele, oerbunbm mit ber
Verlegung biefeS SnbgieleS in bie Kreatur. SHe
beilige @d^rift fteOt bie| in bem ®Ieid^ni| (3er.
2, 18) bar alS ißerlaffm beS lebmbigm SBaffer-
bomeS, ge|)aari mit bem ®roben oon rifflgm
Srunnm an Stelle beS unerfdbaffmm ®nabm"
bmnnenS. — SBeld^er oon ben briben oorge«
nannten gfactorm ber dgentiid^ conftitutioe ber
Sänbe ifi, ob biefe mebr in ber ^blebr oon
@ott ober in ber ^infebr gur Kreatur liegt, ifi
fd^mer gu entfd^eibm; fo oiel ift iebenfaOS ftd^er,
bo^ in riner 6anblung, in totl^tt bie ooHe
99oSbeit unb Serlebribeit ber @ünbe gegebm
iji, eine aibfebr oon ®ott obne ^infebr gur
Kreatur gar nid^t benibar iji. StHerbingS lann
es SäBe gebm, in benm eine formelle 9U)er-
fton ober Konoerfion nid^t oorliegt ; allein nid^tS-
beftommiger finb biefe bann fd^on in ber fibib«
»a
Sfinbe.
954
&Slnt(eiIttngberۊiiben. SRonuntetp
fAribct Me 6fl]ibcii nod^ ben Derf^iebenen ®e-
ft^ttiMiidlm Ott a. Sfinben gegen ®oit, gegen
bk tigoie ^^im unb gegen ben 3lMfitm, [t
mSj/ban burdft biejelben bod rU^tige Oä)nung8-
»crtdUsi^ gegm &M, gegen unS felbji ober
gegen benSlOd^ ixtiejft ottb. — b. SBegel^ngd-
imb Ibdtdoffungffäsbcn« le nad^bem in i^nen
ein «gottoci ober ein |io{itü)eS ®ebot übertreten
Bri^ — 6. SIetfftcS* unb ®eiftedfänben, ie no^
bem fit te einer unorirniUii^ Segterbe beS gflei"
Mti (nrie Xtnnffttd^t, Unfeufd^^t) ober bed
Qieipeg (»it ^, Slcib, etoh) befielen. —
i fUn^ nnb innere @taben, ie nad^ ber 9rt
i|nr Vntfü^rung bnr4 ^to<n dax^tm ober innem
Sei — ^ 63nbien, todd^ ouft 6<^ttKid^eit, Un-
»iffen^ril ober 8o8l^ begangen toerben, olfo
cntnder in ba Snfregung ber fieibenfd^aft ober
in einer fd^QAocen ilnfcnntni^ (ignorantia Tin-
dbflb nnteeedens) ober leMgli^ in ber 93er>
h^^nteit befi SBilend i^ SBurgd ^oben; It^m
ttRnm 94 t^got bi0 ji^ biobolifd^ @flnbe, b. i
ber mit Selou^ein unb Wbfid^t birect gettoflten
edeibtgmis eolteft, fieigem. — f. ^erfdnlul^e
€itttbcn uiü) Crbfättbe, ie nad^bem {le oon vM
jdbß begongni ober bur^ bie Srbf d^ulb mtf unS
ubfrfbmmen ifL — - g. formelle unb moterieOe
€mibcn^ ie nod^bem mit ber Uebertretung beS
9AoM oud^ eine perfdnlid^e 6d^ulb oerbunben
ip ober nid^ — b. KctueSe unb babihieSe ®ün«
blni^ 0enn Me Gunbe betrod^et mirb old oor*
äterg^enbe 6anblung ober in il^rer l^abitueUen
Sortboier (golgen). — i Zob« unb lö^id^e
€anbei^ ie no^bem burd^ fe bie fibemotärlid^e
Setbinbnng beS ÜRenfd^ mit ®ott mtf gehoben
wbh dbn nti^t — 9A eine unrid^tige^ oon
SDqsanbcr VUL Dermotfene ßintl^ettung enblid^
ix^^dat k. bie f d^n ertoSbute Unterf d^eibung oon
{ogoL (»^{o))l^(^ unb t^ologifd^ Sfinben,
mobd unter bai erßeren fkmblungen oerftonben
iRtben follen, bei kodd^ iloor bie Sforberungen
ber Sesnimft unb bed no&Iid^en Sittengefe^
Mde|t, boS.a)erbtttn$ gu @ott aber mangels
fefmninil doiteft ni^ geftdrt merbe, unter
kißam m fd^Ie^tbin fni getoollte unb bemühte
Oebotretung be0 gdtfii^m (Skfe|ed unb Seleibi-
gimg feine9 UrbmrS. Ueber bie fogen. fremben
€oid>cB« bie @unben gegen ben b^Iigen (Seift
nab bie (immelfi^reienbcn Sflnben f. b. folg. 9rtt.
4. 6pectf tfd^e unb numerif d^e Untere
[i^cibuno oer Sfinben. Wk Sunben unter-
M^ibcn ^i noA f^ 6)xcicg, b. ^. nod^ i^rer
fa^nbem 9oft^, burc^ tteld^e fte in tt^efentßd^
Mtf^iebener SQBeif e bem 6ittengefej|e toiberf^ired^en.
5Da bie Sfinbe eine $rioation ift, |b ift bie &pt»
ccfkntkm ber Gunbe nur mbglid^ in Sejiebung
uai Me Serf4iebenarüg!eit be6 (guten, bem fie
ntgnatgrfclft ifi Ob mon bobei bie f))ecififd^e
9er{Qiebni|ieit ber Sfinben ou8 ber SBerfd^ieben-
^ ber Oljede^ ober mit Snberen oud ber SSer«
f^ifbea^eil bet ongegriffenen Zugenben, ober enb*
2
lid^ oufi ber SSerfd^enl^eit ber oerb^en (Be«
böte ableitet, fommt fad^Iid^ auf baSietbe l^uS.
S|>e€iftfd^ t>erfd(|ieben ftnb bemnad^ bie Sfinben,
menn fie t)erfd^id)enen Xugenben entgegengefegt
finb, ober menn Me ndmlid^e Xugeiü) in oer-
fd^iebener SBeife oerle^t mirb, ober menn fpe«
cihfd^ oerfdjiiebene (Sefe^ flbertreten merben. ®pt^
rififd^ Derfd^ben finb 5fm bie @efe^e, loenn i^re
Objede oerfd^d)en finb, ober menn in IBegug auf
baSfelbe Obiect ein oerfd^tebenartigeS SRotio beS
(Sefe^ebere oorKegt. Serben bogegen mebrere
(geböte oerle^, meldte nid^t formeQ oerfd^ieben
finb, b. b- fold^e, bei meldten ba« Stotio bed ®e«
fe^berg bad namlid^e ift unb aud^ leine SSorfd^ie«
benbeit ber SRoterie dorliegt, fo entfielet burcb bi^
Ißerfd^iebenbeit ber ®ebote leine neue f))eci^fd^
SBoSb^ ber Sunbe. 9lad^ ber allgemeinen Se^re
ber Xb^ologen begrunben bie circumstantiad
notabiliter aggraTantes leine f))eciftfd^e Ser*
fd^iebenbeit ber Sfinben, ba baS SRebr ober SBe«
niger bie S|>ecied nid^ önbert — 93on ber f))ecifi-
fd^en SBerfd^leben)^ ber Sfinben ifi bie numerif d^
}u unterfd^etben. & Vjt Aar, ba| aKe Sfinben,
tt)eld^e fp^ftfd^ oerfd(|ieben ftnb, aud^ numerifd^
oerf^ieben (inb; aber aud^ innerbalb ber n&m»
lid^en 9lrt fönnen bie Sfinben Oeroielfältigt mer»
ben. (Sin äBiQendad farai mel^rere Sfit&en in
td^ f d^ße|en ; mel^rere 9cte tonnen mebrete Sfin-
en, t5nnen aber aud^ mtr eine Sfinbe auS*
mad^en. Seiber SeftimmungberSal^IberSän*
ben lommt ed bau;)t{öd^Iid^ borauf an, ob t>erjd^e»
bene, moralifd^ nid^t geeinigte ©efammtobiede
(objecta totalia) oorliegen, meldte ber SBiOe, fei
ed in einem f ei ed in mebreren Veten, um^^t, um)
ob in Setreff beS nfimlid^en Objected moralifd^
unterbrod^ene, aber in fid^ doQenbete SBiOenSacte
oorbanben jitib. 9(8 moraltfjb geeinigt ftnb bie«
ienigen Objecte anjufeben, bie naä^ i^rer 92atut
ober nad^ ber Slnfd^auung ber SRenf d^en ober menig«
ftenS nad^ ber Suffaffung bed fKuibeInben ald &a
6)egenftanb bed ^onbetnd angef eben »erben fbnnen.
9ßoraItfd^ geeinigt ftnb bie SBiOendacte, memt ber
folgenbe old gfo^tje^g unb SBirfung eined dot*
bergebenben erfd^eint, ober toenn oerfd^iebene Scte
einem oon Anfang an intenbirten ^ouptjioedte fid^
atd 9Rittel unterorbnen. S)a nun rein innere 9cte
nid^t ober feiten oon einanber abbangen, fo mer>*
ben fie leidet unb fo oft oeroielfältigt, ald bet
(Sonfend bed SBiOend erneuert mirb. innere Scte
mit ber Sbfid^t, fie ftu^erlid^ )u oon^ieben, loer«
ben fo oft oeroielfättigt, ald ber IQorfatf fotmeO
erneuert uirb. 9lad^ ber fiebre bed ffi. VIfond
fann ein 93orfa| }ttei bid brei Xage fortbauem,
ol^e unterbrod^en )u merben ; tmterbrod^en mörbe
iä>od^ ber SBorfa^, menn er formeQ miberrufen
mflrbe. gfinben aber bie SBiOendentfd^Ififfe ibre
fBottenbung unb Sinigung in einem du^erltd^en
aide, fo liegt nur Sine Sfinbe oor. Seu^rlid^
DoOenbde Scte finb fo oiele Sfinben, ald in fld|
abgefd^toffene %de oorliegen. Oitnen fie ftd^ ba*
gegen einem urf{)rfinglid(| beabftd^tigten unb mir!«
955
Sünbe.
956
Hd^ DoQBrad^ten 9Iäe afö SRtttel unter, ober gelten
fte oud einem einzigen SBiÜenSocte aI8 beffen 3ßir-
fungcn l^cröor, fo fmb bic innere imb bie äußere
^anblung gufammen nur Sine @ünbe. (lieber
bie Serp^ic^tung, in berSeid^te bie3a^I unb bie
not^menbigen Umftönbe ber @ünben onjugeben,
{. b. 5lrt. «eid^te II, 236 f.)
5. Xobfünben unb lä^Ud^e @ünben
nad^ ber ^eiligen @d^rift ber Xrabition unb ben
Sel^rentfd^eibungen ber ftird^e. ®ie l^eilige ©d^rift
gibt un§ ben Segriff ber lä^Iidden @ünbe, loenn
iie Don Serfel^Iungen rebet, in loeld^e alle 9Jlen-
d^en, aud^ bie ©ered^ten, fallen, o^ne il^re ®e-
red^tigfeit gu üerlieren (^reb. 7, 21. 3ac. 3, 2.
1 3oi h 8); femer, toenn pe (3Katt^. 5, 26.
Suc. 12, 59) bie ©ünben ber ©ered^ten mit einer
@d^ulb Don feuern üergleid^t, Dor beren Sejal^-
lung ber SDtenfd^ nid^t aud bem ©eföngniffe,
b. 1^. bem g^gfeuer, entlaffen »irb. gbenfo »irb
bie merfttJÜrbige ©teile 1 Sor. 3, 12—15 öon
ben SSätern (5. 8. Aug. De civ. Dei 21, 26, 3;
Ambros. In Pb. 118; senn. 20, 58; Ogl. S.
Thom., S. th. 1, 2, q. 89, a. 2) auf bie ©ünben
ber ©ered^ten gebeutet. Sion Xobfünben l^nbelt
1 (Sor. 6, 9. 10. ®al. 5, 19 ff. dp^. 5, 5; oon
Zobf ünben unb lö^Iid^en ©ünben guglei^ 3ac. 1,
14. 15. 3)er SluSbrud ^©ünbe jum Sobe" unb
„©ünbe nid^t gum Sobe" finbet ftd^ 1 3ob. 5,
16. 17, atterbing§ l^ier nid^t in fidler feftgefteUter
Sebeutung (Aug. De corrept. et grat. 12, n. 35 ;
Greg. Mag. Mor. 16, 68). SSei ben Siötem geigt
fld^ anfönglid^ eine mannigfad^e ßint^eilung ber
©ünben, l^ertiorgerufen burc^ bie oerfd^iebenartige
©trafbiSciplin, »eld^er bie einzelnen SBergel^en
unterlagen, ^ertullian (De pud. 2) unterfc^eibet
Dergebbare unb unoergebbare, fd^mere unb leidste
©ünben, unb tl^eilt bie beiben legten Alaffen nod^"
malS in jUiei Unterarten (De anim. 35; De
pud. 19). OrigeneS (In Jer. hom. 2, n. 2;
In Lev. hom. 12, n. 3) unterfd^eibet gmifd^en
tobbringenbcn , fd^toeren ©ünben unb gemöl^n-
lid^en ©ünben, in bie man läufig fällt, meldte
ber ©eele »ol^I ©droben, aber nid^t ben Unter-
gang bringen. 5ln anbcrer ©teile (in Lev. hom.
14, n. 3) gä^It er brei Wirten öon ©ünben : läfe-
lid^e, meiere ben ©top{)eIn gleid^en, bie alSbalb Dom
gfeuer öcrje^rt locrben ; f(§ioere, meldte bem §eu
vergleichbar fmb, baS bem Q^uer längere 5Wa]^rung
gettJäl^rt ; SScrbrec^cn, toeld^e mit bem ^oljc oer-
glichen »erben fönnen, baS nur langfam oer-
orennt unb bem geuer nac^l^altigcn ©toff bietet.
2)ie Iä6lid&en ©ünben tl&un bem Sebcn ber ©eele
feinen gintrag (ogl. In Lev. hom. 12, n. 3), lej»
tere i[t mit 6l^riftu3 oerbunben, unb S^riftuS mol^nt
in i^r ; biefe ©ünben Der jd^Iie^cn aud& bem 3)Jen-
fd^en ben §immel nur fo lange, bi§ fie DöUig gc»
bü^t finb (Dgl. In Luc. hom. 35). SlnberS ift e§
mit ben fd}njeren ©ünben unb ben Serbred^en.
S)icfe l^abcn immer eine culpa mortalis jur Sfolgc
unb tobten bie ©ecIe ; fie untcrfd)eiben fid^ ieboc^
barin Don einanber, bafe für erftere bie ßird^en-
bu^ öfters unternommen unb bie Sodftn:((^
ert|eilt loerben !ann, für lektere Ithoä^ nur einmal
(In Lev. hom. 15, d. 2 ; In Jes. Nav. hom. 7,
n. 6 ; In Jer. hom. 13, n. 2 ; hom. 7, n. 3;
In Matth. comoL ser. 114). ^prian (De op,
et eleem. 8 ; De or. dorn. 22 ; De laps. 28)
](|ält fid^ genau an bie Sintl^eüung £eituflianS
unb Dergleid^t bie ©ünben ber (gerechten mit
Heineren SBunben, »elt^e bo8 fieben ni^t e^
tobten ; SlugufiinuS (De fid. et op. 26) untex^
fd^eibet ©ünben, loeld^ canonifd^e Su^ unb
^ugfd^Iie^ung Don ber jKrd^e no^ fid^ gie^
femer ©ünben, loeld^e burd^ bad ^lenntni^ ge«
tilgt tottbtn, unb ©ünben, meldte fd^on bur^ ein
reumütl^iged ®ebet ISSer^eil^ng erlangen (ogL
aud^ Serm. 351; De civ. Dei 19, 27; 21, 27;
Ench. 71). aei^nlid^ brüdt fid^ 6:^oftomnl
au§ (In Gen. 35 hom. 60, n. 4 ; In Matth.
hom. 28 [al. 24], 2). ^ieront^mud fagt (C.Pe-
lag. 2, 4): „3)a^ eS (Serec^te gibt, ift flor; bo^
einer aber o|ne aQe ©ünbe fei, bad glaube ii|
nid^t. Oldne fc^loere ©ünbe (absque vitio, qaod
Graece dicitur xax(a) fann ein 3Renf(i^ ido^
leben; gan^ fünbelod (dlvafxöfpT7)Toc, L e. one
peccato) 5U fein aber fommt nur (Sott afleii
^n." 918 berjenige, ber ^um erften SRale gemi|{t
©ünben al§ ^aupU ober Zobfünben begeid^
l^at, galt lange 3(it 3ol^anned (S^ffuin (f. b. 9rt);
aQein biefer beruft fi(| felbft auf bie traditio
patrum. ©ein SSorgänger in biefer IBe^ieldung i|l
ber ^rd^ibiacon SDagriuS SßonticuS (f. b. M)
5U Sonflantino})eI (um 385). 2)iefer ^ßSjli in
feinem 99riefe Ad Gtesiphontem biefelben ott
ad^t ^auptarten fünbli(!^er @ebanlen auf (S^ffif
tüi^, Ser ftated^umenat ober bie firc^Ii^ (Ei>
Sie^ung, £ei)))ig 1868, 485). 3u ben3U)bfunbeii,
toie fie bei Saffian (Coli. 22, 13) genannt jtnb,
gel^ören Unmä^igfeit, Unfeufd^l^eit, ®eig, 3<>ni»
^raurigfeit, Xrägl^eit, Sitelfeit unb ©tol^ iXA
©eneralconcil Don Sartl^go (can. 6. 7. 8, bei
Harduin. I, 1218 sq. [früher irrt^ümlid^ bem
Soncü Don Sl^ileoe jugefd^riebcn]) erfiart eineifetü
bie Unmöglid^feit einer DoEftönbigen ©ünben^
freil^eit be3 Wenfd^en, anbererfeitS aud^ bie So*
einbarfeit geringerer SSerfel^Iungen mit bem 3»"
tanbe ber ©ered^tigfeit unb ^eiligfeit. Sbenjo
agt baS Sribentinum (Sess. VI, c. 11): j,Cb-
gleid^ in bie{em fterblid^en Seben felbft bie ^igen
unb @cred^ten menigftenS in leidste unb olüagli^c
©ünben, meldte aud^ lä^Iid^e genannt uerben,
bisweilen faden, fo l^ören fte be^^alb niä^i auf,
gerecht ju fein." 3m ®egenfa^e ju biefen ©ünben
^ei^t e§ bann ebenba, bog ntd^t nur burd^ ben
Unglauben, jonbem burd^ jebe Zobfünbe ber
©taub ber Scd^tfertigung Derloren ge^t, ber
39^enjd^ ein j?inb be§ 3orne3 unb geinb @otteS
mirb, unb (Sess. XIV, c. 5 De poenit) ba| jur
äBiebererlangung ber ^eiligfett boS 93e!enntnift
attcr biefer (fd^weren) ©ünben notl^wenbig, jut
Vergebung ber lä^li^en bagegen, „burd^ meld^
xoxx Don ber ®nabe (SotteS nid^t auSgefd^lojfen
957
@flnbe.
958
Mboi', bas Sdctmitttg nid^i geBoten, fonbem
mt gcxot^cn iß.
6. Sie conftitutiDen Stotnente ber
Cinbc 2)omU rbi Set Qfö fänb^oft bejeid^net
Botel Idime, ifi bie (Eoncurreti) ^eiet SRomente
wt^mcnbig; er mug a. irgenbnrie im SBiber-
{pni4e mit einem göttli«^ Sefe|e fiel^en, unb er
nuft b. frei getooflt ober ein Set fein, qni pro-
eedit a yolimtaie cum oognitione eorum circa
fuaa aetio yersatnry nempe objecti, finis
et eircnnwtantiarnm (Müller, llieoL mor.,
5. ed^ Yind. 1887, § 89). »ei bem SBiberftreite,
in iDcI^cn ^ ber fänbige Vct aum ®efe|e fieOt,
ifi mm imeberum ein 2)o))))ette8 )u bead^ten,
nömlt4 ou ber Setter be« ©efe^eS felbft unb
ß. bie 9rt mib SSBeife biefeS SBiberftmd^eS. SS
gibt ®efe|e (bie legee eimpliciter ber Sd^o«
bfHIer), beren Seoboc^ng alS abfolut notb-
iscnbig jmn Sfortbeftonbe ber ftttlid^en Orbnung
betrml^t merbcn mu^ beren 3nbalt alfo ein f o
fDi^tigcr iß, bo| man fogen {mm, mi Vfm fei
lOcS mistig unb 9lid^td gering, olfo aud^ ber
Brtnße X^eil t)on abfoluter SBebeutung. Sie
64ule nennt bie| gravitas absoluta unb i^r
Sttbfhot materia gravis ex toto genere sno.
^m iß iebe parvitas materiae mtSgefc^Ioffen
mtb betbolb beim Uebertreten eined folgen unter
ollen Umfifinben Derpfli^tenben ®ebote8 eine
Xobfmibe gegeben unb jmor ex toto genere suo.
Ser 3n^ beS ®efe^ tmtn ober aud^ eine ma-
tflda gravis ex genere sno non toto fein, b. b-
im fCQgemeinen jmar ein (Segenftanb Don großer
SSt^ti^^, ober bod^ nid^t oon fo großer, ba^
mm ftigen fSnnte, au(^ ber geringße ober Qeinfte
SbeU bm)on fd fe^r mid^Hg (}. 93. baS firc^lid^e
gojiengebot). ^ferner lann bie 9Raterie materia
levis ex genere suo fein, b. b* ^i^ ®egen«
ßonb, ber für bie fUtlid^e Orbnung nid^t Don
fraabtegenber ober ))rinci|)ieSer Sebeutung iß^
alfo mt^ nid^i eine abfolute Serftdrung ber
6tttmorbmmg nad^ ßd^ }tebt (). 93. eine einfädle
Su^X (Eine berorttge SRoterie ergibt an ßd^
(Ion dn peccatum leye ex genere suo, toel*
4ef nnr per aecidens, b. b* beim ^in}utreten
eines bie Speried bct €finbe änbeniben Um-
ftonbeS, }itr Xobfflnbe toerben tonn. 3u ben
Sttnbrn er^erer Sri )äblt man alle bie^enigen,
iD qnibiia non obstante levitate apparente
materiae reperitnr integra irreverentia divi-
OM majeatatis et gravis laesio caritatis Dei
etproxuni (Billuart, Summa S. Thomae
Vm« Paris. 1827, 360), alfo 3. 99. @otled-
^ Unglauben, ®5|enbienß, SReineib, @otteS-
Ifißomng, (bnpbnmq, ÜJlorb u. f. to. S)ie @än-
bcn ber gmetten 9rt ftnb s^ar an ßd^ \ä)mx,
febod^ ni^it oUeseit unb in {ebem ^o&t, mdl
(ien i^ Objed ein geringeres iß unb be^b<^
bie 6iinbe mit 9iäd!ßd(|t barauf imäf eine Ift|«
(ul^ fdn Csrni; bieg g&t ). SB. M geringerer
Scrbtetg eines @eläbbe8, M dnem Siebßal^I
mb ibe^^ont^t bei Dielen @ünben gegen ben
Stdd^ßen unb ßd^ felbß, femer bd ben @finben
gegen bie JKrd^engebote. SBieber anbere @ün-
ben ßnb an ßd^ gering, merben aber erfd^toert
burd^ bie begleitenben Umftonbe ober ibre Dor«
auSgefebenen gfolgen ober bie fogen. SoaleScenj.
€0 iß t\m Süge an ßd^ lä^Itd^e €ünbe, loirb
aber Xobfünbe, tomn bem Ütöd^ßen baburcb
groger @d^ben jugefügt loirb; ebenfo iß eine
balb j^ioeibeutige {Rebe als fd^toer ffinbbaß an-
jttfeben, loenn ®efabr beS ^ergemijfeS ober ber
Serfubrung Dorliegt; femer iß ber ^iebßabl Don
lomigen $f ennigm nur lailiäfe @ünbe, coaleSdrt
aber aur Siobfünbe, tomn in 9BieberboIung beS
2)iebßablS bie geßobtene SRoterie nacb unb nad^
ju einer bebeutenbm beranmäd^ß.
§ür bas 93erböltni| ber @ünbe aum ®efe| bot
bie @d^oIafHI Derfd^iebene Sejeid^nungm. @co*
tuS, ®abrid 99iel unb SBajfoIiS ßnb ber «nßd^t,
bog bie Xobfünbe contra legem, bie Idgli^e
contra consilinm fei; %f^oma§^, SBonaDmturo,
Wbttta^ SRagnuS, 9Ie£anber Don ^aleS, 9)or
unb SlmainuS bejdd^nen bie Xobfünbe als
contra, bie läglid^e als praeter legem; 2)uran"
buS, Slpb^nfuS be Soßro unb 9taDarmS nmnm
aud^ bie läglid^e Sünbe contra legem (Dgl.
Sd^ieSl, 2)er obtediDe Unterfd^ieb gtoifd^en £ob-
unb lä^id^er ©finbe [©ißert.], «ugSb. 1891, 79).
!Rod^ €cotuS (2 Sentt. d. 21, q. 1, n. 8) unb ben
@cotißen unterfd^eibm ßd^ Xobfänbe unb Iö|Iid|«
Sfinbe babtnrd^, Mi ^^ft^^ dne Unorbnung iß^
»eld^e berienigm Orbnung entgegmgefe^t iß,
ebne berm 93ead^tung man baS Sub^iel nid^t er-
reid^en lann. 3)a biefe Orbnung einem prae-
ceptum unterliegt, fo fd^liegt iebe Uebertretung
eines praeceptum jugleid^ eütm Abfall Dom
Snbjide in ß^. ^nberS Derbält eS ßd^ mit jener
Orbnung, Don tt)dd^er bie (Errdd^ung beS dnb-
jieleS nid^t loefentlid^ bebtngt iß, berm Sin-
baltung alfo oud^ nid^t bired erf orbert (nid^t de
praecepto), fonbem nur nü^Iid^ (de consilio)
iß. Sine fold^e Unorbnung beioirft nur, ba^ ber
äd ni(bt auf eine nad^ SDtdglid^Ieit beßere Sßdfe ju
Staube fommt.'' S)emna^ toürbe bie Xobfünbe
baburd^ erfolgm, ba| ber SRmfd^ ein (noibtom«
bigeS) ®ebot, fd^Ied^tbin praeceptum genannt,
fibertritt, bie Iä|lid^e aber baburd^, bog er ßd^ in
®egenfa( gu einem consilium fejft unb fo eine
minber gute ober n)miger DoUfornrnme f)anblung
DoObringt. SS ßanbm ßd^ bemnad^ eine in ß(b
f (bled^te unb eine unDoMommme ^anblung gegm«
über. 9IS unDottlommm lann nun ein 9d in
brdfad^er SBejiebung bejeic^net toerben: a. rein
negatiD, infofem ibm eine SSoQfommmbeit
mangelt, bie flberbau))t nid|t geforberi toar; in
biefem Sinne iß dne iebe mmfd^Iid^e ^anblung,
mag ße aud^ nod^ fo gut fein, bocb unDoQfommm,
meil enblid^ unb bef d^rönft unb in ibrer ®üte nod^
potetuirbar; b. rein ))riDatiD, infofem bem 9de
dne Soniommenbeit mangelt, bie geforberi loar;
ü^e 93orauSfe^ung bilbet bann nicbt dn con-
silium, fonbem dne lex ; in bief er Sebmtung iß
95»
@finbe.
980
UntoolBommm:^ ibeititf^ «tt eflnbe; o. pri»
tatU) m einem getot^ Suuie, infof em mir einen
Sd aI8 unoollf ommen Un^äfmi, ber )kDor nüj^t
nu>tQti[4 l^te^t, tdMHJ^ mu!^ nt^t in bem ©tobe
moraüfii^ gut i^. Soft et nii^l beffer gdKid^t toer*
ben lönnte : wisi Subfttot foU^ uanblunoen
bilben bie fmf^, beten Befolgung in bad SBe-
lieben beft (Hnjelnen gefteU i{i, beten Slid^bef ol-
gung ober on j^4 l^ne @unbe inboloitt. gteilid^
Umit man ntmefobm, ba^ ein actus contn
eonsiliiim loebet gut fein törnie, ba er fonfi aucb
DetbienfUi^ fein mflffe, naäf oud^ inbifferent, ba
e# in indiyidno lein foU^eS Sßorf gebe, ba| er
oljp nottoenbig ftttli^ Wtäfi, jum minbeften
U|lube @finbe fein muffe; a&ein obgefeben ba-
toon, aa| bomit nut gefagt tDüat, bo^ ed ffinbl^aft
fei, gegm einen 9iatb }u l^nbeln, tmb nid^t be«
ttriejcn »die, ba| febe lä^Iid^ @änbe i^rer 9tatut
nod9 bie Uebertretung einefi SRotb^ fei, fo ift ia
nur bie birect beabftd^gte unb auS einem unfüt«
lU^en 9Rotit>e b^orgegangene 9lid^befoIgung
eined SlatbeS ۊnbe, ni($t abet feine tein nega*
ti&e Unterlaffung. SBenn man bofi 3Bort con-
riliom in feiner allgemein gebrftu^Iid^ IBebeu«
tung fa|t, fo ift Hot, ba| eS falfd^ ift, px bebmt|)ten,
bie Iö|li(^ @ünbe befte^e im agere contra con-
silhim. Siimmt man jiebo4 consilium im toei«
tctn Sinne für eine gfotberung, obne beren Sr«
f fillung fiberboupt eine fkmblung ibred fittlid^en
(EjiaralteiS entbebten mürbe, olfo un&oUfommen
in bet ongegebenen jmeiten SBebeutung möre, fo
ifi bie Snfid^t beS @cotu8 ni^t birect abgumeifen;
bod^ mu| bie gönglid^e Ungebröudblid^feit beS
9uSbruded gelienb gemad^t merben; bie @ittlid^
leit einet ^cmblung ift eben nid^t bIo| utiUB, fon*
bom neceesaria, nid^ bIo| de conolio, fonbem
de praecepto. S)iefe teuere SrUärung fd^eint
owb @€ottt8 felbft angubeuten, to»nn er pg^, ba|
bcr SDlenfd^ fjaocx majori tentione bie Xobfuid)e,
oba minori tentione aud^ bie Iä|Itd^ 3U meiben
Mt^fli^td fei (2 Sentt d. 41, q. 1, iL 4). -- 2)cr
bl XbomoS unb 9nbere fud^en bad SBerböitni|
bet btlbcn Srten bon @ünbe jum ®efe| burcb
bie gocmel )u beftimmen: Mortale peccatom
esi contra legem, yeniale praetor legem,
tbi fi^ ifi bie^ falfd^, ba eine ^nblung praeter
kgoni ni^ Snberefi ift al8 eme ^anbkng, be*
tiigli^ beren überbou|)t bin ®efe| esiftirt, mie
oc^g^idb bet opera supererogatoria. ^folgen
mit icbo4 bet 3ntet))retation (Sa|etan8 (In S. Üt
1, 2, q. 88, a. 1), fo nimmt bi^ Xb^maS ben
laabtud praeter legem 0I8 gleid^bebeutenb mit
eonira l^em aeeundum quid, infofem in bet
ÜHaätoi 6ttnbe nicbt ber 3»ed beS ®ef e^ Der»
fcbU. obet bie rid^tige Srt unb SBeife, iJ^ )u er«
tctf^ nidjfl eingebalten mirb. tKud^ bie ßrldu*
InnniQm» bie bet b^ Xf^otmlk felbft gibt, laffen
Wkftni» ba^ bie ßril&nmg SoletanS bie rid^ttge
tjL Xb<»uA nfimlid^ toeifit on bielen SteSen (a. 9.
1 Senlt d. 48, q. 1, a. 8 ad 4; De mal. q. 7,
ik 1 ad l) boiauf bin, ba| nut fold^e ^nblungm
o<»itra legem feien, kDeU^bcrSfafeibiicdlDfteDi
ftreiten, bo^ berjemge, meld^ Id^id^ fiabtgl,
nid^t baS tbue, tocA baS ®efe| (sc, aob gravi)
Derbiete, ober baS unterlof^, maS eS gebiete, toofl
aber bie 92orm ber gefetli^en SuSfubtmig M»
nad^Idfftge vu f. m. ; er mcnnt in ber gW^e au4
bie lö^Ii^ €ünbe nitbt atS prohibitun, fonbem
nut aß cohibitnm, b. b- nid^i oU etBHä @e*
fe|tDibrigcd, fonbem nur als etmaS nidb^ @efe^
mäßiges an. — SDie britte Snjubt, t^ecttdm inl»
befonbere Don S)uranbuS, erOdtt }ebe, aud^ bie
geringfte lö^id^ @ünbe als contra legem.
2)iefer Snfiibt gegenüber gilt, ba| gmar bie Ia|>
lid^ Sünbe ein birecter &}ibetftiaub gegen btf
fte unmittelbar t)erbtetenbe (Befe| i^, b«! aber
biefeS, meU nid^t eff entieO, be^lb nid^ al§ lex
simplioiter unb bemgemA^ amb feine Uebc^
tretung nid^ M contra legem eimpliciter bei
jeid^net merben fann (f. @d^ieS( 79 ff.).
%\xin bem SBiberftreite mit bem ®efe|e ifi gut
formefien ^nred^nung ber @unbe nod^ bie Si^
femttni^ unb bie freie Suftimmuna beS SRenfiben
bei ber Ausübung ber verbotenen ^onbbmg notb*
menbig. 3)lan f)md^t bobei tion einem volnntar
rium perfectum, menn bie brei (Sonpitutiom
cognitio, advertentia unb ooiiBenaas HoIUoiR»
meu oorbonben ftnb; Don einem Toluntariom
imperf ectum aber, memt eineS ober baS anbere
biefer brei üRerfmaU ober oud^ olle brei nur unp
DoÜIommen Dorbanben fmb, mie bei ben fogen.
actus secundo-primi ; f eblt enblid^ baft eine oba
anbere ber angegebenen 392erlmale beim 9cte
DöDig, fo gilt et als f d^Ied^tbin unfreiminig unb
unimputabel, mie bie fogen. motne primo-primi.
9lad^ ber Sebre ber Xbeologen ift nun gu einer
Xobfunbe neben ber binden Serle|ung eines
fd^mer Der}){Iid^tenben (SeboteS au(b notbmenbig,
ba| ber Sict ein yohmtarinm perfectum ift; ein
blo^ unboIQommen fteimtUiget 9ct aebt naq bet
sententia commonia übet eine laf[i(^ @ünbc
nicbt binauS, unb ein gdnjlid^ unfteitr ifi über«
bautet formeO nid^ fünbbaj^ S)e6balb fagt Xu«
guftinuS (De ver. rel. 14): Usque adeo pec*
catum Toluntarium est malnm, ut nuUo modo
Bit peccatom, ei non ait voluntarinm. (iine
^onblung alfo, Don bet (emanb ^ 9. nid^ mei^
(unb gmarignorantiainTinoibili), ba| fut üboß
bmt))t fünbbaft ift, ift fubiectiD obet formeE ou4
nid^ imt)utabel. ^nberS märe eSnatiirltdg bei bet
ignorantia ylndbilia eeu oulpabilia, mel^
bet aRenfd^ gu b^ben Der))flid^tet ift; b^^ ^ürbe
ber 9ct ai& volnntarinm in canaa mit Sled^
im)mtirt merben. 3^ ber allgemeinen 6rienntni|,
ba| eine f)anblung uner(oiibt ifi, mu| dbtx nodi
im SugenblidCe bet ^anblung baS octueSe obet
menigftenS DirtueUe ^mu^tfein Don ibtet moio^
lifd^ Unerkubtbeit (ommen. 32ad^ oOgemeinet
Sebre ber Xb^ologen genügt gu einet la^icbm
Sünbe eine unDoDIommene IbDerteng, mie man
te g. S. im duftonbe beS ^Ibf^kfeS fy/L
ilt lebe ^bDerteng, fo liegt aud^ (eine fotmcUe
m
m
@Anbe.
962
6unbc iwr; Iß Me Sitfmerifamlett MDig tior-
bMbm (lmn( tti<l^t9 cBgelentt), quando hob
]Deiit0 ccpedita ^Boernimiis, unb ift jugleid^
hiS Milrifte £%ct ein inttgroles, fittt^efi ®€bot,
fD iß bic ^Muna ott £obfflnbe gu bettod^ten.
t^^üM^ iß es mit bem brüten ÜRerfmote bet per-
jtafi^m Z^Stigfett bcS SRenf^en bei ber efinbe,
iKm eonsenras. SKe ^onblung, totläft eine
J4fKR 6flnbc confKtuirt, mu^ inneiHd^ frei unb
ia i(ier Sri tio0)osen unb c^efd^Ioffen fein. 3c«
te4 9 (nt4 bin ni<^ ccfotberlid^, bal num mit be-
«iltem IBoIeii bte gbttßd^ Orbmmg t)erle^; eS
iri^t ^, mcnn ber %ä in feiner Urfoc^ freiniflig
nb mit ooller Sitflbmnung ooljogen ifl, toenn
«l|0 bil boiibcinbt Subiect toenigftenS in oonfnao
Wc folgen feinet 6ftnbe »otauSfiebt, für bie efi
vk für bie twioufigebenbe ^btnng tn gleid^
Seife Mtbot ifl; beim qm vult actom, vnlt
tttto effeetom. 2)(t 9Blae fann nun in Sejug
auf bol Dorfiegcnbe Obfed eine breifad^ @tel[ung
(omctmem SnttiNber n^iOigt er pleno eonseiiBo
ia Me 6Bnbe ein, ober er oerbält fU^ gOngfiil^ ab-
(oietgt, ober er bidbt neutral, b. 1^. er confentirt
«Kber, nod^ biffentirt et entfi^eben. äfi feine 3u-
timumna eine oonje unb »oUbrnmene, f o fünbigt
ET Otcnfd^, um gmot ferner, menn baS Obtect
\aaA ^oiädn« ein fc^met ffinbbofteft ifl unb ott
V(4eS ov^ erfonnt mirb; m^tt fid^ ber SBiOe
gän)Ii4 abgeneigt, fb ifl ber SDtenfd^ frei Don ieber
smii^ 3ttre^nung, eS toirb feine formelle
6tabe contnil^; ifl ober bet SSiOe nid^t ent-
tti^boi ttebet fSt niMl^ gegen baS ®ebot, b. b-
no^t et ni^t Me genugfie Snfhrengung , ber
Ifamfid^ Sbgrntg )u miberfte)^, Derbött er fld^
tiflmebr gon) |wpi, fo iß nod^ ber »a^rfd^ein«
fi^on, Don bem I^L XffomoA unb bem bL ^IfonS
tmntenen ftifd^ommg eine Zobfflnbe nur bann
mbanben^ wenn barin ond^ eine (Sefobr gur
tSDigcn SnfKmmung tiorliegt ober n^eugt mirb.
ih eine ^I^ <Bcfabt ferne, fo ifi ein folc^er Set
imr ]ä^idit efinbe. (Sgl ®atterer, Ihiterien,
lun bb fiAfectiDe CkJ^toere einer Sfinbe gu be«
jsaam, in ber Singet Z^L Ouartalfd^r. 1890,
274ff.»2ff.)
7.3ttige Vnfd^auungen fibet bie @d^mere
ber 6&nbc Sie meiflen Srrlebrer betrod^eten
«ine icbe 6ilnbe vnabbttngig ton ber Xb^tigfeit
M nmfd^ ol9 objectiti f($»et, inbem fle bie^
latBKber mie IßelaginS m% ber Serpflid^tung
anb bem iDermftgen bc9 SRenfcben, eine j[ebe
€imbe gn meiben, ober toie bie Reformatoren
cntiocbct 010 bet ^rSbefHnation ober ou8 ber
«HgeHid^ DdBigen Sexberb^eit beft SRenfd^ ob'
InUtttL %vx !pelagius (f. b. 9rt.) toor efi eine
nrt^vnibige 6onfequeng feiner Sebre Don ber
«mtärli^cn ^tAfjni, bog ber ÜRenfd^ aud^ obne
idM Smibe leben f ftnne (Aug. De nat. et gr. 84),
anb er fitlEte biefe gfteib^ fomobi t)on fd^aeren
vir t»on geringeren 6finben al9 ein abfoIuteS
9ofbiIat ber |>erf9nlid6en ^eiligfeit bin. Sßer
fli^t DoBftjbiUg 0^ eMft ift, fdgt !ßeIagiuS,
tarn nid^ aH gered^ gelten, benn j[ebe Sflnbe,.
t»n melier Ouolitfit unb Ouantitöt ^e fein mag,
mod^ ben SRenfd^en ungered^t. 2)egb<ilb gibt ei
feine Id^id^ Sünben, fonbem nur Zobfünben.
^lagiuS ging fogat fo meit, bog er bte ®emein^
fd^ft unb Sugebdrigf eit gur IHr^e üon bem Sor»
bonbenfein eines fünbebfen SuftonbeS abbängig
mad^te unb nur bie gang Steinen att ffinber
®otte8 begeid^nete (Aug. De gest Pelag. n. 42).
SBöbrenb nun nad^ feiner 9nfid^t fein ®Iieb bet
Ainbe, meld^ fd^on bi^ieben obne SRotel unb
Slungel fei, t)erIoren geben fönnte, mfirben die
Snberen aud^ megen anfd^einenb geringer !Ber«
geben t)eä)ammt »erben. — SBidif (f. b. 9rt.)
grünbete fein tl^eologifd^ @9flem auf baS tßrin«
ap ber {Rotbtoenbigfdt (Sine SBablfreibeit im
abfoluten @inne, fo ba| ein tbotjad^Hcber Sf»
folg ober eine f)anblung aud^ ntd^t eintreten
tiSfnne, fei auSgefd^Ioffen, unb unbefd^bet beS
bem 9lenfd^n innemobnenben SemugtfeinS, bag
er im SRomente ber Sntfd^eibung baft ®ute
ober ba9 93dfe au8 eigenem antriebe mdb^e ober
befd^Iie|e, folge er in feinen fmnblungen butd^
meg bem ibm verborgenen (Befeke feiner 9lotut,
bem @efe^e, baS ®ott Don Smigfeit in il^
bineingeleat (t>gl. Wiclif. Trialog. 1, 11). 6o
nötbige Sott bie eingelnen felbfttbatigen @f
fd^bpfe in gemiftem @inne gu ibren ^nb«
lungen, unb, maS Damit gufammenbAngt, er »)nrä-
beftinire einen Zbeü booon gur @eltgfeit atö gum
3iete einer mfiffttH>Jim fiaufbabn'', ben anbem
n)iffe er Dorbet, b. b- »erorbne ibn nad^ einem
elenben Seben gu immenoäbrenber Strafe (Tria-
log. 2, 14). Siefe $röbefKnation ober !ßrdfcieng
®otte8 befKmmt nad^ SBidif aOein ben morali-
fd^ ^arafter bes ÜRenfd^ unb vertritt bie
SteOe ber beiligmad^enben @nabe. deiner fei ge-
red^ ober ungered^t, infofem in ibm bie b^ig-
mad^nbe ®nabe mobne begm. ibm feble, fonbem
infofem er gur Seltgfeit ober gut 93erbammni$
beterminirt f et & ift flar, baf, mo ber Segtiff
®nabe geläugnet mirb, aud^ notbtoenbig bie SBe-
griffe Zobf ünoe unb Iö|Hd^e @ünbe geläugnet mer»
ben muffen; be|b<ilb oertoirft fie aud^ SBidif, inbem
er bebau)itet, ba| fie nid^ in ber €d^rift begrünbet
feien (Trialog. 8, 6) , unb ba^ man fiberbaupt
nid^t toiffe, moS Zob- unb lögtid^ Sfinbe fei
3toar erf mnt er aud^ einm ®rabunterf(bieb unter
bm @finben an, ollein biefen befKmmt er (1. e.)
bod^ mieber in ber SBdfe, ba| bie fd^toerflm
Sünben eines ^röbeftinirtm immer nod^ unenb-
lid^ firiner fdm al8 bie geringften Sflnbm dneS
Jiräfdten. S)ie Sd^toere ber @änbm beftimmt
d^ alfo nad^ ibm nid^t nad^ ber Subftang unb
Dualität ber Zbat, fonbem nad^ bem rein äuBer-
lid^en SRomente ber Sorberbeftimmung. — Slucb
nad^ Saloin (f. b. 9lrt.) ifi ber aRmfcb gänglid^
unföbig, fein jpeil fetbft gu »idm, unb feine 9e«
febnmg erfd|eint etngig als baS SSBerf ber ®nabe
unb auein abbängig oom gbttlid^ SBUkn. Siefe
Unf ä^gf eit beS aRenf d^en bobe ibrm ® ninb in bet
81
963
©finbe.
une immer potm^xtU onl^ngenben Srbfflnbe, Der-
möge melci^er aUtS actueQ Don unS ^uSge^enbe
mangelhaft unb fünb^ft fet unb fomit Dox ber
gdttlid^en ©ereci^ttgfeit ober, tote bie neue beutfd^«
reformirte Stid^tung ftd^ auSbrüdt, im foedos
naturae et openim in gleid^er SSßeife bie etoige
ißerbammni^ Derbiene (f. S^mei^er, S)ie ®Iau-
benSlel^re ber eöang. ref. ftird^e II, 3ürid^ 18^7,
3 %). 95on öomel^erein loar ba^er ber ^ßeid^tfmn"
oudgefd^Ioffen, meld^er nur größere Serbred^en ald
Xobfünben [teilen Iie|, aber oUe anberen al§ „lö^-
Ii($ IoSf))re(i^en moHte". 2)a tS aber nac^ Satoin
oud^ f old^e ^len{d^en gibt, meldte @ott — totnn aud^
obne il^r SSerbienft unb ganj nad^ feiner SBiUfür —
2Ur etDigen @eligfett probefUnirt, fo griff er gu
bemfelben SDlittel mie SQSicIif unb ftellte bie Sün-
ben ber $rdbeftinirten alS venialia sc. ex eventu,
bie ber ^röfciten ald mortalia sc. ex eyentu
bar (Calvin. Inst. 2, 8, 59). SGBä^renb nun
aber SBicIif bie ißenialitöt ber @ünben fd^led^t^in
auf bie fßröbeftination grünbete, fud^te SalDin
nod^ ein anbered 9){oment einjufül^ren unb nöberte
ftd^ fo ber lutberifd^en ^nfc^auung. ^aä) il^m ift
cd eigentlid^ ber (Slaube unb bie baburd^ b^^o^"
gerufene ®nabe, meldte bie Genialität ber @ünbe
bemirft. Stoax lö^t er e§ als mBglid^ gelten, ba^
aud^ ein ^eprobirter öl^nlid^ toxt ein $räbefti-
nirter biSmeilen Effecte bed ®Iauben§ befi^e unb
bie SSSirfungen ber ®nabe in feinem 3nnem Der-
fpüre ; allein bie^ fei nur Säufd^ung, meldte ®ott
in feinem ^erjen beröorrufe, um feine ©ünbe bcfto
unentfd^ulbbarer ju mad^en ; jene vera et viva
fides, meiere bie geiftige SQßiebergeburt begrünbe,
fönnten Sleprobirte nie bcft^en (Inst. 3, 2, 11).
^Uerbingd b^ben fid^ aud^ einige Stimmen er-
l^oben, meldte fagten, ba| btefe gottgemirf te ©nabe
ber aSBiebergeburt in ben ^räbeftinirten burd^ bie
Sünbe Derbunfelt, erfd^üttcrt, jurüdfgebrängt wer-
ben fönne, Ja IBeja (Tract. theol. I, Genev. 1582,
188) nabm fogar Hemmungen hi% jur (^eitmeili-
gen) Unterbrechung bed ©nabenftanbeS an, allein
^nal fönne btefe ©nabe bod^ burd^ feine materieS
nod^ fo ft^weren ©ünben üerloren werben; bcjj^alb
erfc^eine fie fogar mit ben fd^werften Vergeben als
öereinbar unb ber ©nabenftanb felber al8 bie
golge ber ^räbeftination. — 9lad^ lut^erifd^er
fiebre mu6 ber TOenfd^, ber öom 3uftanbe ber ge-
fallenen 9ktur au8 unföbig ift, irgenb tttoa^
@ute§ 5U öerricbten, einjig auf ©ott öertrauen
unb überzeugt fein, ba^ biefer bie @ünben be§
ßinjelnen mit ber mafellofen ©ered^tigfeit ßb^ifti
bebeden unb fte in ber f^olge i^m aud^ nid^t 5ur
©träfe anred^nen werbe (f. fiutbcrS SBerfe, tftuSg.
üon iBald^ xn, 710). 3ebe §anblung be§
SJicnJd^cn fei infolge ber ftctS Wirfenben ßon-
cupifccuj fünbbaft, fo bafe aud^ ber ©ercd^te ber
göttlichen Strenge nad^ in icber feiner §anb-
lungcn töbtlic^ fünbige. S)er Unterftbieb, ben
2ut§cr jwifcben einem ©cred^ten unb einem Sün-
ber mad)t, ftü^t pd^ alfo nic^t auf eine 93er-
fd^iebenbcit beS moralifd^-religiöfen Sein«, be-
rul^t t)ielmebr in ber Snred^tnmg kjfp. B|kj
anred^nung ber @ünbe; in gleid^ 9S(^ js(
ber Unterfcbieb ber ©ünben beiber iii4ti
Qualität ber ©ünbe abbängig, fonben Mlfj
Dualität ber ^rfon. S)ie Sünbe ^dltHalj
fiutber in Xobfünbe unb Ia|Iid^6äilKn|(^j
©runb ber Subftang ber %fyä, foiibnikc|^|
fon, nicbt auf (Srunb ber 9}erf(biebei4mlBr
gangenen Sünbe, fonbem auf SraobkrT
fd^ebenbeit ber $erfon , Welt^e fie haß
SBerfe Vm, 2780; Quenstedt, TM
poL n, Witteberg. 1685, 78). »j
fjfrage, ob ber ©laube, weld^ Ue
ber Sünben in ben ©erec^ten betmdt
geben fönne, ober (nacb 9rt ber
Jhrd^e) als final unaustilgbar aufi . ^
war Sutber felbfl ber ^nW, ba| (gbübi
©ered^tigfeit burd^ materieQ fd^ioeie &^\
loren würben, unb bo^ nad^ begongaiRr
fofort bie erwedfung eineS nenen ^
octeS unb neue Imputation ber
(Sbrifti notbwenbig fei, um ben Sopo^^'
red^tigf eit wieber b^beipfübren. So4 8 1
Sutber ber Unglaube nidf^t fo fa| bieSilpl
Sünbe, als ledere felbft bie ; "
bereits borbanbenen Unglaubens (Sok
348). Üflid^t bie Sänbe ifi eS, tod^e ba!
fd^en Derbammt, fonbem ber UngÜnic/
gfrud^t fie ift. S)e6balb SutberS %W* ^
Unglaube eigentlid^ bie einzige Snnbe H
bag bem üßenfcben feine Sünbe an(
fo lange er glaube. 9hir oon beniemgm«
welcbe mit bewußter SoSbeü unb @ot
begangen würben, bat Sutber f örmfi^ dB
fie mit bem Suftanbe ber Sed^tfectignig
einbar feien, weil man beiibuenbaiHi
Serluft beS ©laubenS fcblie^en fönne. S^i
er ben Sb^brud^ unb Sßorbonfcblag SfloMi
gu ben Sd^wad^b^tSfünben vait rtf^in(|iit H
99ebau))tung auf biejenigen Sünben, >#i
biabolif(ber SSoSbeit (ex destinatt nudüi)]
gangen werben. — S)ie &t^mho\\\fyn9ilß\
^rt.) ber $roteftanten bntennen men^r
Sünben namentlid^ als Sobfünbcn ii|t
bemnad^ nie : Unf euf d^b^i^/ 9Rorb,
üerbröngen bie 9le(!btfertigung unb {4Be|i]
ber Seligfeit auS ; in ber gfolge iß \im^
beS ©eorg Sali^S (f. b. 9lrt) t)emoqa i
„S)ie Sntbaltfamfeit Dom Sb^bnubti '^
ben übrigen 9Berfen beS gleifcbeS ip
um baS ^immelreicb gu baben ober |K
(f. aRöbler, 9teue Unterfiubungen ».{.».'
1885, 226). 3m ®egenfa|e f^\xquW^\
©erbarb, SubbeuS (f. b. «rtt) u. SL, bfl|*
peccata infinnitatiB unb ignonntiM ■!
©ered^tigfeit Dereinbar unb Iö|li(b feiair,4!
bie peccata contra conscientiam obffjy^g
ben, weld^e mit üotter Srf enntni| unb 3"?^^'
erfolgen. ®a aber bie ©renje, wo bk 6#
beitsjünbe aufhört unb bie SoSicilljM
ginnt, bei bem obiectiD gleid^ MtboibakciiFi
965
Siinbe.
966
nficr b€r 8(fe|e \t1ft \ll)ton jit beftimmen tüox,
JD moOtf SRdan^t^on boburd^ abhelfen, ba^ er
an bic Sttfle ber Zobfänbe rine ^l^errf^enbe*
Stiiibc (peccatum regnans seu dommans)
jlfpt^ bcnn SBor^anbmfein auS btn 9leu|erungen
M Bocoltf^m SebenA erfi^Ioffen merben föntüe.
Stffe ^nrff^be @änbe bilbet no^l V^m baS
miteicl^cibnibe Vtatmal )tDifd^en ®ered^tcn tinb
ÜJigeted^ (f« Chemnitz. Loo. theol. I, Franco*
fiirt ei Wittoberg. 1658, 235). 3m C)er)en
M OcRf^ten feien oSerbingS nod^ fd^ttad^e fünb-
bdftc Üteigungen, tierborbene Effecte, Serfud^ung
|ur ScOftäberbcbung, Segietß^Ieit, ißa^^ 3om
anb 9lfib oor^nben^ oKetn ber SBiberftanb^ ben
bcr SicbergebDfme biefen SBerfuc^ungen ent-
gigni1c|e, Der^ie^ bag jU nid^t )ur fenfd^-
bca Scibenfd^ft lote bei bem Ungered^en toür«
bm nnb über ben StoJ^men einer ^Srlo^fünbe''
bimnSgtngcn. Srfl bod 9lod^geben gegen biefe
Serfud^imgen fytU )ur ^ol^t, ba| fie ]ur l^err-
^enben £eibenj<!^fi iDurben imb bie ©ered^tig«
tot oudf^Iöffen. 9uf @ninb biefer erflötung
bejidififfict SKcIond^tbon im ®egenfa^e )u fiutl^er
bte 6ttnbe S)ak)ib8 als unvereinbar mit ber
deri^tigfcit — 3)oburd^, ba^ bie lutberifd^e
fiinl^ eine Serliexbarldt ber ®nabe annimmt
untnf^eibet ^ fid^ t)on ber reformirten; allein
ber lu^eiifd^ «Geredete'' ifl unb bleibt aud^ im
(Bnobcn^be ein Ungered^ter, ba {ebeS 9Berf bed-
Idben on ^ Zobfünbe ift unb bie emige 3er-
^ammm| üerbient. SSflv^e Sfinben, toel^e and^
ber 9cred^ l^aben lonn, unbefd^abet feiner innem
oeifigfeit, fenni bte lut^erif^e ftird^e nid^t ; maS
fie Ia|(U^ ober „Ctla^funben'' nennt, finb nid^tS
Isbereft oIS Xobffinben, bie bem SRenfd^en auf
9axnb feines SBertroucnfi jur ®ered^tigleit Sl^rifti
wift nnputirt loerben.
& SBefen ber Xobfilnbe unb ber lapd^en
Sihibe. S)te 3)erbinbung mit ®ott üoOgiebt fid^
onf ubccnolürlid^ SSege burd^ ben ber Seele ein«
gtgoffenen ^bituS ber Siebe (f. b. Srt.), toeld^er
dn fnieS ®efd^ber göttß^en ®nabe ift. äBenn
ejM out^ bie l^iligmod^etibe @nabe (f. b. Sri
V, 721 ff.) oIS bofi anebium unferer SBerbinbuna
mit (Sott ^ingefieOt toirb, fo ift )u bemerfen, ba|
btefe eigenfdjfaft i^ nur froft $rer ungertrenn-
R4!nt Scrbinbung mit ber l^eiligen Siebe ^ufornmt,
tbr ober nid^t mefentlic^ ift. SDurd^ bie Siebe oOetn
criongcn oUe unf ere SBerf e, mögen fie aud^ an unb
fir fid^ tnbiffcrent fein, ibre Stidgtung auf ©ott
nnb fomit t^ Serbienftlid^feit. Sffiö^renb iebod^
auf natüxfi«^ ®^iete ber einmal ermedte Set
Ui Siebe feinen meitem birecten (Einfluß auf bie
ctnjtlnen ^onblungen mel^r ausübt, orbnet im
abnnatürli^n Seben bie l^Kge Siebe burd^ einen
tHriueAfn <Bnf{u| jebe einzelne ^anblung auf
9ott Igm; fie nnrfl in ^orm einer lebetibigen
IctuaGtöt, bte ollef, maS nid^t mit il^r im
Sfteiffmt^e Jiel^, in ber i^r eigentbumlid^en
Seife Denoer^et, ^ auf ®ott l^inlenft. (ginen
8ibcrf|Fni4 ftnbet fie aber an ieber @ünbe; benn I
biefe ifl nid^t geeignet, auf @ott be)ogen )u »er-
ben, DO fte nid^t eine Serbinbung, fonbem eine
Xrennung tion il^m in ftd^ fd|Iie|t, nid^t }um Snb«
}iele bin, fonbem oon bemfelben ob ful^rt. 2)iefer
®egenfa^ ifi jebod^ nid^t immer ein f o eicIujlDer unb
totaler, ba^ bei ^Begebung {eber @ünbe sugletd^ eine
92egation ber Siebe oorl^nben teare ; biefe 9legation
ifi Dielmel^ nur gegeben in benienigen @änbeit,
U)eld|e mon oIS Xobfünben begeid^net, benn nur
{ie ffibren bie Beraubung ber Siebe unb bemnod^
eine Söfung ber Serbinbung mit bem Snbjiele
l^erbei. Siefer SbfaQ, biefe Trennung oon ®ott,
tt)eld^e fo lange befielen bleibt, als ber fünbige 3u*
ftonb nid^t gdnbert unb burd^ neue Singit^ung ber
bobitueSen Siebe mieber fonirt ift, bUbet baS all-
gemeine Ihiterium oQer Zobfunben : nur jie allein
fc^Iie^en eine ayersio actnalis et habitualis
a Deo ultimo fine in fid^. SnberS t>ttfßt eS
jid^ mit ber Iö|Iid^en @utü)e. 2)iefe mad^t gmar
in gleid^er SBeife xoit bie Xobfunbe eine octueOe
99e}iebung auf ®ott unmöglid^, aQein fie bebt ben
^obituS ber Siebe nid^t auf, uttb ber Slenfd^ bleibt
oud^ bei Segel^ung ber Iö|lid^en @unbe teenig«
ftenS feiner ^erfönlid^Ieit nad^ l^itueQ tu)d^ auf
®ott gerid^tet. @o ift bie löglic^e @änbe nid^t
ein birecter @egenfa^ )um ßnbgiele mie bie £ob«
fiinbe, nid^t contra finem, fonbem nur toegm
octueOer 9u|erad^tlaffung beSfelben oontra finem
Bectmdnm quid, b. b- eine ^onblung, bie gmor
ber Serbinbung mit @o!t in getoiffer Sejiebung
mtgegen ift, ober pe nid^t I5St. — SBie nun in
ber £obfunbe eine odOige Sble^r Don ®ott ftott«
finbet, fo DoÜiiel^t ftd^ oud^ in i^r eine DöEige
^inlebr }ur Sreotur ; jie ift bie robicole Soron-
gobe ®otteS gu ®un{tm eines gef d^öpfticben @uteS,
mäl^nb bie lö^Iid^e @änbe nur eine übermäßige
£)inneigimg gur Sreatur, ober mit SBeibeboItung
®otteS als beS le^tm 3ieIeS ift. SBeld^eS meiter-
bin boS Snbgiel ift, boS ber SRenfd^ in ber @ünbe
ftotuirt, borüber gebm bie 9ßeinungm ouS ein*
onber. 2)ie Snfid^t ber ed(|oIaftiI bält inSgemein
boron feft, boß biefeS nid^t baS $orticuIarobiect
ieber eingelnen Sflnbe fei, fonbem ftetS bie eigene
^erfon ober boS bonum proprium, auf toeld^eS
ber @änber olS ben finis cui bie SRaterie ber
@ünbe ober boS unerloubte Sergnügm begiel^e.
Sei Dielen @ünbm tTt eS fd^on ouS ibrer Statut
erfenntlid^, ba| ber SmedC ibrer Begebung ni(^tS
SnbereS ift olS bie SBefriebigung beS eigenm ^ä^,
mie bei ber SBoDuft, ber Stubmfuqt/ bem @toIg, ber
Ungered^Hgfeit. Slid^t fo Hör ift bieg aSerbingS brt
ienen @unben, meldte ben tl^eologifd^en Zugenbm
ttiberftreitm ; allein bo $rinci)) unb XerminuS
eines ticteS fid^ oböquat fein muffen, fo muß oud^
bier bie eigene $erfon, h)ie fte ber SuSgangSpunIt
ber ^onbltmg ift, fo oud^ boS 3icl berfelben fein.
StefeS bonum proprium ift an ftd^, b. b« fo
lange eS ®ott untergeorbnet ift, ni(^tS ftttlid^
@d^Ied^teS, fonbem etmoS ®uteS unb auf ®ott
SBegiel^bareS ; fobalb eS fid^ ober in SBiberftreit
mit bem bonum Dei fe^t, tritt eS ouS beti
31*
967
@ünbe.
@^Qn!en be§ Srloubttn l^erouS unb loirb Object
ber @ünbe. 3)ad bonum proprium erhalt aber
in ber lößlid^en @ünbe nur tnfomett ben S^«
rafter bed Snb^telS, als e§ gmar actueE unb in
ungeorbneter SBeife um feiner felbft milltn on-
^eftrebt loirb, aber nid(|t unter %u§fd^Iu|, fonbem
in Unterorbnung unter baS bonum Dei ; le^tereS
bilbet bei ber läglid^en @änbe immer nod^ bad
](|öd^fte 3t^I bed SJ^tnfci^en (finis ultimus sim-
pliciter), bem er ?Itte3, feine ^erfon unb feine
^anblungen, menigftenS^bituettunterorbnet. @o
ift in ber ^obfünbe bie Siebe }ur Sreatur größer
ald bie Siebe gu ®ott, in ber Iä|li(i^en @ünbe aber
bie Siebe gu ®ott größer afö bie gur Sreatur. 3)er
b(. ^uguftinud unb bie @d(|oIa)ti!er begeid^nen
be^l^lb bie Siebe gur Sreatur in ber 3:obfünbe
ald amor frnitionis, bie in ber la^Iic^en afö
amor usus ober Dielme^r abusus. — 3ebe @ünbe
ift aber aI3 9lbfe]^r Don ®ott unb ^infel^ gur
dreatur gugleici^ ein Angriff auf bie Cber^o^eitS-
redete unb barum eine 93eleibigung ®otte8. @o
lange aSerbingd bad gegenfeitige SiebeSoerl^Itnil
gnifd^en ®ott unb bem 9Renfd^ fortbefte^t unb
®ott als baS Snbgiel aUer Kreatur nod^ anerfannt
ttrirb, fann t)on eigentlid^er Seleibigung, t)on 3n*
jurie im ftricten Sinne nid^t bie SRebe fein. 3n-
fofem ift auä) bie löglid^e @ünbe nur als Se-
ieibigung ®otteS secundum quid gu betrad^ten,
benn ^ier liegt feine 9{egation beS SRed^teS Dor,
»eld^eS ®ott auf unb über bie Sreatur l^t, fon-
bem nur eine Sefd^rönfung biefeS Sted^teS betreffs
feiner actucQen ^uSbel^nung auf eine fpecieUe
^nblung; bie Xobfünbe bagegen, meldte eine
DoUftänbige SoSfagung Don ®ott unb eine IBer*
legung beS SentralpunfteS in bie Sreatur bebingt
unb fo bie ^errfd^aft ®otteS nid^t nur auf einen
pecieüen SIct befd^rönft, fonbem biefeS SRed^t
c^Ied^t^in läugnet, ift eine abfolute IBeleibigung
SotteS. SBenn einige Sl^eologen (Guilelm. Paris.
De vit. et pecc. 6 [Opp. summa I, Lutec.-Paris.
1516, fol. CXLIII «] ; ögl. Bonavent. 2 Sent,
dist 42, a. 2, q. 2 ad 6) gu bebaiqiten fc^einen,
ba^ bie lö^Ud^e 3änbe feine 9)eleibigung ®otteS
fei, fo tüoUen fie bamit nic^t auSbrüden, bo^ biefe
@ünbe überf^au^t fein Unrcd^t gegm ®ott in ftd^
fd^Iie^e, fonbem nur anbcuten, ba^ bie SBcleibi-
gung ®ottcS in ber löglid^en @ünbe in feinem
SBerbältniffe fte^e gu ber JPelcibigung, toie fie @ott
in ber ^obfünbe gugefügt merbe, ba^ fte alfo t)on
legerer md)t blo^ quantitatiü, fonbem and^ quali«
tatiD Drrfcbieben fei, öbnlic^ tt)ie bie ^ocrfion in
ber 3:objünbe »efentlid^ fid^ untcrfdKtbet oon ber
9lt)erfion in ber lo^lid^en ©ünbe. ®erfon (Lib.
de vit spir. anim. lect. 1) fyit anbcrerfeitS bc-
bauptet, ba| bie 93cleibigung ®otteS audb in ber
lä^Iid^en Sünbe ebenfo eine unenblid^c fei n)ie in
ber^lobfünbe; allein biefe ^Infic^t ift unrid)tig, ba
bie ®rö6e ber £d^ulb unb ber S^clcibigung fid^
nid^t lcbi(\Iid) nac^ ber Sffiürbe unb ffr^abenbeit ber
^jperfon ritztet, fonbern bauptföd^Iit^ nad^ ben bie
4)anblung felbft conftituirenben JJfactoren, b. i.
DHflHHi
na(( Srferaitnt^ unb 9&Wt, todäft ja cB
ffrofte feine unenblic^SSiifungen
fdnnen. &UiäjitDit ber 9Renf4 H M
enblid^ Set ba Siebe auf ®ott (ädKibe^
er ftd(^ anäj burd^ einen enblii^ Ictbff
fud^t uon i^m ob. SBenn man mm
Sreatur, »ie fie in ber £obfwibe
in Sergleid^ fe^ mit ber Siebe gnm
bei Sege^ung einer la^iä^ @unbc, fi
man, ba| beibe ber Sntenfilöt m^ ^
lid^ Derfc^iebm finb, n>eil eben be^
grengte ^cte ftnb; i^ Onaütfit ots
Snl^te m^ fmb aber beibe toefnlfit
ben. SHefer IBerfc^iebenbeit in ben
mtfprid^t aud^ bie S)erfd(|ieben^ bs lil
@ünbm controbirten Strafen, anbei d
giel^ung fmb i^re Strafen gtobiul
ba bie Sntenfitöt ber 9[cte nur gnWI
rirt; in ber anbem ftnb fie toefentli^
ba ja aud^ bie Somierfton gur SnUsk
Xobfünbe i^em Snbalte na^ iDcjeiiAir
Don ber Sonoerfion in ber Iä|Iit^ €niL
renb bemnad^ bie ber perfönli^
aj^enfd^ in ber Sünbe entfpredjienbe 84
poena sensns, für beibe €
mefentlid^ gleid^ ifi, fteOt ftd^ bicanftai
ber Sünbe beru^enbe €trofe, bie poeu
nid^t nur alS eine quantitativ, fonbenoif
tatiü bifferirenbe bar. Sie i^ quanM
\d)Uhm, infofem ber lobfönbe alfi
babitueüer Stegation bed nxi^ren Sibfill
ein abfoluter, emiger Serluß @otteB. \k
damni, fc^Ied^t^in gufommt, ber V^fiiß
meiere nur relatio (secundum quid) oki
eine Sbfebr üom Snbgiele in fid^ WW»
ein actueaer, geitlic^r Serluft ®ottil
fie ift qualitatid berfc^ieben, tteil bei bcc
damni ber Xobfänbe eine abfolute, aütt
reparirenbe Trennung Don @ott ^dtjnlC
ber poena damni ber lä^Iid^ Sunbe iW
9)?enf(^ immer, au(^ in ber Strafe, vit ^ '
S^erbinbtmg bleibt , merni aud^ b^ '
9$erbinbung mit ®ott erft md^
Strafe in bm actueOen Seft| OottcS
fann. S^arauS erflört ftd^, loatum bk
bm ett)igm Sßerluft ber Seligfeit MriMi
lö^Iid^e aber nur bm gettlic^m SoiaP Ai
fd^ub berfelben.
9. Oro^Gen berSünbe. StnejdK
aud) naddbem fie als Set DorübergegongBi
ber Seele eine ^fledfung ober einen IUI
Za ftd^ bie Seele in ber Sänbe
an gefc^öpflic^e ®egenfidnbe ^ngt, MsfiBt
®(ang unb bie Sc^önbeit, bie i$r MC ^
: ber Sünbe eigm nxiren. ^nige2^cplo|p
I biefen TlaUl alS ben burc^ bie SüdK o)
] ^ng gum 99öf en, anbere Derlegen i^ h 1^
! gegenüber contrabirte ^aftbarfeit cta S
feit beS Wmfd^m ; na(^ X^omoS iP Vik
I f!e(f ung nid^tS SnbereS alS ber biii4 ^ '
I bemirfte Mangel bet Bäfitd^, vebtc m
'SM'^^j
989
@änbe.
970
^t|img bei fibib^ftcn 9(cte8 oom Sid^te ber iBer-
lamft unb bir gMtfid^m ®nabe über bk Seele
odgeecincn toot (S. ih. 1, 2, q. 86, a. 1). 3)urd^
toim moSa oitb bei aßenfd^ (Sefienftonb beS
nifefidlaid ober «bfd^eS ®ottcd, ^toicb Dot ®ott
MNSiDfi^& ipcnigfteiid im Sinne ber Unmür-
biglcit ber fernem Suioenbung bed frul^em SBol^I-
metoA ÜotM" (@4eeben) unb toirb jugleid^
ßrafinfirbig, »eil bk oerIe|te @ittenorbnung ju
ttnr Sieberl^tellmtg notQioenbig einer @ü^ne
bcbacf. S>ief( SBir{Ungen ber @ünbe nennt bie
BäfuU ben reatoa cnlpae unb ben reatns poe-
flUMu ScOflocrponbltd^ jtnb biefe SBirhingen bei
ben tmf^^iebenen Srten unb (graben ber @ünben
vi^ct Mfd^ieben. Sei ber Xobfünbe afö pec-
caftom aiinpfictter Ireten biefe gfolgen abjolut
ober in Dollem SRoge ein, fo bo^ ber aRenfdj qI§
idUtt^t^in unrein unb fd^ulbbelaben Dor ®ott er-
^beinl« tt^renb bei ber la^Iid^ ©ünbe ber
SRoifd^ nur mit Sinfd^n&ing auf ben einselnen
Sd oll (Begner ober fjfeinb ©otteS, old ungered^t
mib vnrein ongefe^ merben fann. X)ad@d^ulb-
Dcr^oltni^ bcd Xobfunberd l^t Dor Sllem feinen
Qnmb bntn, bog bie fd^mere 6finbe benSRenfd^en
ber (eüigmod^ben ®nabe unb bamit au^ aDed
S&{pxu4ed auf (Sott unb bie emige Seligfeit be«
nmU. Z)er Serluft bedienigen flbematarli^en 3u-
9miM, tDohwtd^ ber SRenf ^ {t^ bed 9Bob(gef oOenS
(BotM isnb ber Serbinbung mit il^m erfreut ^ot,
i^ fomoy eine meritorif^e als eine effectijd^e Sir-
Idio ber Siinbc : erftered, toenn man bte l^eUig-
nod^enbe (Bncd)e ali gnttia gratis data, le^tered,
«emi man jie ott graüa Banctificans betra(^tet.
^a (Segcnfal jmifd^ Xobffinbe unb @nabe ift
belbolb €in ^cremtorifd^er, äbnlid^ toie gtoifd^en
^emi| unb Si^t, Xob unb £eben. SRit ber
^igmo^enben ®nabe gel^ )ugleid^ mtd^ bie
t(cologi$4e Zugenb ber Siebe oerloren, mä|renb
fiäanbc unb ^opung fo lange befiel^en bleiben,
dB fit nic^ burd^ bie i^nen entgegengefe^ten
£inbcR ouSgefd^Ioffen n)erben. Sogegen mirb
tei^ bie firmere SSnbe oud^ ber SBerluft aOer
mbam ttbrnurifirlii^en Xugenben betoirlt, ba ber
Sbnft^ dg Sfeinb (SotieB [idb baburd^ aller ®na«
bcngrft^enfe (BotteS untpurbig maqt unb bie
€)ienb]ing berfelben Don bem %orbanbenfein ber
(eiitgmod^ciiben (Bnobe abbongt. — 9Benn einige
XbeoCogea bebouptet boben, bop bie beiligmod^enbe
Qnobe au4 burd^ bie löglid^e @änbe geminbert
Bflbe, fo ift biefe Snfid^t mit ber Se^re ber ffird^
toif bei 8«nieiitia oommnniBsima in SBiber*
fims4, loel^e niemoIS eine SRinberung ber beilig«
su^^rabcn (Bnabe ibrem SBefen nac!^, f onbem nur
eine &(ü>iU^fun% ifycn fltaft unb Snergie (bed
fbgriL feiTor cariiatia) }ugegeben baben. 9Bäb-
taib ber 9Renff!b burd^ bie fibematfirlid^e ®emein"
VkB^, tn todcber bie €eele mit ®ott ftebt, nid^t
6fa)| iBtSoSBringung Derbienftlid^er ^anblungen
jD^lg gano^t/ fonbem ibm oud^ bie Jhoft ge-
geben oirb^ ouf Orunb eigener ^itmirlung eine
yotlfe Xü^gfeii §ut Serri^tung guter SDSerle
fid^ }u ertoerben, mirb burd^ bie lä^d^e @flnbe
biefe ®eneigtbeit unb SiSpofitton bed SBUIend,
melcbe in ber SRegel eine-gfolge fortgefe^ter gleid^«
artigen guten ^anblungen ift, nic^t blo^ oermin«
bert, fonbem btrect gef cbtuäd^t, niemals aber mirb
burd^ bie lö^id^e @änbe bie beiligmod^mbe ®nabe
ibrem Sßefen nod^ jerftört.
(Sine »eitere Sßirfung ber Sünbe, »eld^e auf
natürlid^em toie auf übematitrUd^em ®ebiete, fo«
XDoffi bei ber Iö|Ii^en mie bei ber fd^meren @ünbe
eintritt, beftebt barin, bo^ burd^ biefelbe im SRen-
fd^m eine pofltioe Steigung, eine 3)iS))ofttion unb
i^bilitöt )u ibrer SBieberbolung gef(baffm unb
}ugleid^ eine bauembe unorbentUd^e Slnbönglicb-
feit an bog gefc^offene ®ut mie aud^ eine Ster*
ftörtung bereits oorbanbener f flnbbaften 9letgungen
erjeugt mirb. S)er äßiUe, ber urf^rfinglicb auf d
divit gerid^tet mar, mirb nömlid^ burd^ bad fort-
gefe|te 93egebm oon @änben immer mebr ge«
fd^mäd^t unb jum SSöfen geneigt, fo bog )ule|t
ber natürlid^e Sßiberflanb gegen bodf elbe ft^ immer
mebr oerringert unb bie oorbanbene moralifd^e
Sixa\t im SBiberftreite gmifd^en 3ted^t unb Unred^t
nid^t mebr möd^Kg gmug ift, erfterem gum Siege
}u oerbelfen. SRit biefer dispositio in pejus ift
auf übernotürlid^em ®ebiete aud^ eine iBerminbe-
mng ber (Sm))fänglid^feit für bie (Einpffe ber
®nabe unb eine @d(|tt)ad^ung ber ®eneigtbeit }ur
3Ritn)irfung mit ibr gegeben. 3n biefer t^infid^t
ift fein mefentlid^er Unterf (bieb jmifd^en Xobfünbe
unb 10^4^ @ünbe oorbanbm, ba beibe mebr ober
minber eine Ünluft am SQBiberftanbe gegm bad
®ute nod^ fid^ gieben. Sd ift fogar ber gfcäl benf«
bar, ba^ bie SBiOendmergie )um ®uten bei 9e«
gebung einer gr5|em eingabt Don Iö|Iid^en ®ün-
ben einm örgem @to| erleibet old burd^ eine
eingige Slobfänbe, mie ed ebenfo ftd^er ift, ba|
Diele lö^Iid^ ©iinbm bm aBiSm fo ftart beein-
fluffen, ba| gur Zobfunbe oft nur ein Sd^ritt ift,
unb ba| biefer BäfM gmor nid^t mit abfoluter
SfUtbigung gemacbt merben mu|, ober bod^ bei ber
menf d^Iid^en Sd^mad^b^ü i^ ber SRegel gemad^t mirb.
2)er Serluft ber beiligmad^mben ®nabe burd^
bie Xobfflnbe b^t bm fogen. habitus peccatii
bm 3^fianb ber @änbe, gur gfolge. ÜRon Derftebt
bamnter bm bauembm SRangel ber babituellm
^eiligfeit, melAe bie Seele in ber ißerbinbung
mit ®ott befaf , ober bie DoQpnbige innere
Zrennung Don ibm, Dermdge meld^r bie @ee(e
bed innemobnmben äbematflrlid^m Sebmd Der-
luftig gebt. 3n biefem Sinne ift ed iebmfaOd gu
Derftebm, menn bad Trid. Sess. V, oan. 2 fagt :
Peccatum, quod mors est animae. SDiefer
Seelentob bleibt fo lange Dorbanbm, bid mieber
burd^ bie (Singie^ung ber beiligmod^enben ®nabe
bie Seele gu neuem, flbematürlid^em Sebm ermedtt
mirb. SQSmn oud^ bei ber lö^Iiibm Sänbe Don
babitueUer Stinbbaftigfeit gerebet toirb, fo ift ba-
mit nid^t ein Serluft ber innem ^eiligfeit ober
aud^ nur eine Serminbemng berfelbm gemeint,
fonbem lebiglid^ bie burd^ bm Slct ber Sünbe
971
@ünbetof{gfelt Sl^rifli — @flnben, frembe.
972
eonital^trte, Bletbettbe @d^ ober WW B^S^n
®ott, bte Sltfungen ber la^d^m @finbe in ber
@eele )u tilgen. ®ie|ie l^abitueüe löllid^ @änb-
I^Qfttgfeit t)erpflid^tet ben SRenfd^en, benienigen 9ä
ber Siebe )u ermeden, moburd^ bte ber götüid^en
9Roieftdt gugeffigte Seleibigung loieber gut ge-
macht unb bte in ber @eele l^erbeigefä^rte 9Rin«
berung beS fervor caritatiB toieber gel^oben toirb.
ihraft ber nod^ fortbefte^enben (eiligmad^enben
®nabe fonn aber ber f)abitu8 ber Iä|U(|en @ünbe,
menigftenS fo lange er nod^ ol^ne Soncomitan}
einer Sobfünbe ift, nid^t als ein bleibcnber ober
bauember angefel^en föerbetL 2)enn einerfeitS be-
jt|t ber 9Renf(| in ber l^eiligmad^enben ©nobe
ieoergeit bad Snittel, bie burd^ bie @änbe Der«
toirhe @d^ulb n)teber gu com))enftren unb ftd^
(Sott toieber in bem ®rabe jujutoenben, in mel«
d^em er fid^ burd^ bie Ift^Iid^e @ünbe oon il^m
abgetoenbet ^at; anbererfeüS barf ber SRed^tS«
ün]pTnä^, »eichen ber SDlenfd^ auf @runb ber $ei«
ligmad^enben ©nobe auf ben ^imntel 'fyit, nid^t
toirfungdloS bleiben. 9nberS aber ift eS bei ber
l^obitueUen Zobfüttbe. ßier gel^t mit ber SBe-
gel^ung ber @ünbe iuglei(| aud^ ba§ ^rincip i^rer
Srlaffung oerloren, unb ber 9Ren{d^ bleibt in einem
3uftanbe moralifd^en SobeS jurüdC, oon bem er
aus eigenen Aröften niemals erfte^en fann. Ex
parte rei erfd^eint be|^alb iebe Xobfünbe aI8 un-
dergebbar, ba jie nur bur^ eine gong freie Sin«
giefung ber l^eiltgmad^enben ®nabe, »eld^e ber
SRenfd^ gmar Dorgubereiten, aber niemals m be*
toirfen im @tanbe ift, il^re 9{ad^Iaffung jinbet.
ferner n)irb in ber Xobfänbe (Sott eine f o gro^e
Seleibigung }ugefügt, ba^ fte ber 3Rm]ii, aud^
toenn er, f o t)iel in feinen jhäften fte^t, ben fünb-
l^aften Set gurüdfnimmt unb bereut, nie gu ful^nen
im @tanbe ift. 9Rit biefer Unoergei^Iid^feit bebingt
bie Zobfünbe aud^ eine pttpttniSit gfortbauer
il^rer SBirlungen, inSbefonbere ber innem @traf-
toärbigfeit unb l^aftbarfeit beS ÜRenfd^en @ott
gegenüber. SDamit i|t aber loeber formett tu)d^
materieO bie 9totl^n)enbig!eit einer actioen f$fort-
fe^ung ber @ünbe gegeben, nod^ an^ ein 3urädt«
treten oon ber @änbe unb eine Silgung beS burd^
jte l^erbeigefül^rten 3uftanbeS mit ber ®nabe
(SotteS überl^upt unmöglid^ gemad^t. äBenn aber
bie XUgung ber Sünbe nid^t balb erfolgt, bilbet
fid^ mit ber SSermel^rung ber Hinneigung gur
@ünbe unb ber Unetn|)f(mglid^leit für bie ®nabe
ein 3uftanb i)ermanenter @ünb]^ftigfett , baS
fogen. peccatum ad mortem (1 3o|. 5, i6),
aus totld)tm ber SJlenfd^ fid^ nur burd^ auger-
orbentlid^eS Eingreifen ®otteS mieber erljieben
fonn. 2)iefe SBUIenSrid^tung auf baS SBöfe toirb
mUp fo ftarl, ba| ein 3uftanb f^ftematifd^en
^Ser^anenS in ber @änbe ftd^ bilbet, ber in ber
SBerbtenbung unb SSerfbdtung beS ^ergenS unb
ber enbßd^en Unbu|fertigleit feine Spi^ eneid^t.
(9)gl. au^er ben bereits genannten @d^riften unb
ben Sel^rbüd^em ber 2)ogmattt unb 9RoraI noc^
SRerlle, 2)aS Sßefen beS SBöfen, Z)iatngen 1847
[Programm]; Teipel, De peccati natura etc.,
Coesfeld. 1847; Xop^el^om, S)ie I&^Iül^e 6unbe,
Dülmen 1883; Caesar Manzoni, De natura
peccati etc. disput. , S. Angeli Laudensis
1890.) [3of. &i^\Hl]
^Anbebfleftetf ^(tifii, f. ^^tuS IH, 253.
289 ff.
^finbett, frembe, l^ei^en bie k)erf(^iebenen
3rten freimiuiger unerlaubter 9RtttDirfung gut
Sünbe Ruberer. SDlan 3&^tt i^ neun auf,
namlid^ naii ben befannten SRemoriatoerien :
JuBsio, consilium, consendus, palpo, recoTBOS,
Partioipans, rnntos, non obetans, non numi-
festans.
Jnssio ift ber Sefe^I ]u einer bSfen ^anblung,
consilinm baS 9lat|en gut @änbe, oonsensuB
baS ßuftimmen }nr @ünbe bei SSerabrebungen,
Abstimmungen u. bgL, palpo baS Soben bcd
fünbl^aften^anbelnS. 3n biefen Dier Sunben
»irft ber aRenfd^ sunö^ft mit gum 3uftanbc
fommen eines fünb^ften Sorfa|e8 bei feitiem
anitmenfd^en. ^ei ben beiben folgenben tjt et
bei bem fünbl^aften öu^em Z^un beS Slöäßta
aud^ felbft irgenbtoie in öugerer ^nblung mii-
betl^eitigt. Becnrsus 'bebeutet nAmlic^ fotnel
als ^Unterf(^IiH)f'', „ptf)lttA'* u. bgl., unb par-
ticipans begeii^net eine birecte pl^ftfd^e 9ht-
betl^eiligung an bem 3ufianbefommen ber fünb«
l^aften ^anblung beS 9läd^ften (g. 8. öolten ber
Seiter bei einem (Einbrud^). Wit fedgS ))org^
nannten Arten ber SRitmirbmg nennt man ^oft-
tit)e SDlitttiirfung (cooperatio positiva), I9ei( in
i^nen etmaS ^ojitibeS getl^n loirb gum 3u{tanbe«
(ommen ber ®ünbe beS Slad^ften. S)ie bret fol-
genben fremben ©unben befielen in ber fog. nega>
tiDen SQflitttirfung (cooperatio negativa), t^
bei i^nen bem fünbl^aften £^un beS Ütfid^l^en
gegenüber etmaS unterlaffen mirb, tooS geft^^m
mü^te. Mutas ift berfenige, oeld^er fd^toeigt,
beoor bie Sünbe beS Slöd^fien ftd^ ooOgiei^t, tDä|-
renb er bie ißßtd^t l^t, ber b5fen ^anblung oor*
gubeugen (93egie^ung auf eine in AuSft(^ genom«
mene Jßonblung, Sqie^ung ouf bte 3ufonft).
Non obstans ^ei^t berjenige, toeld^ bie @ünbe
beS 9lö(^ften, bie bereits in ®ang iji^ nii^t
unterbrüdK, tro|bem er bie fßflid^t bo^u ^ (9e«
giefung auf bie @egenlDart). AIS non mani-
festans enblid^ erf^eint berientge, meld^ eine
bereits gefd^l^ @änbe beS 9lfid^ften rAä^t offen«
bart, obfd^on er bagu berpflidjitet i^, um fc^limmen
gfolgen für ben Setreffenben ober für Aitbere bor-
gubeugen (Segiel^ung auf bte Sergangenl^eit). —
Unter ben genannten Arten ber funbl^aften Slit*
mirfung ift bie jussio bie fd(|ltmm{U, botn oon
bem Sefel^lenben ge^t in radice bie IBerlej^ung
beS @ittengefej;eS auS, unb fein (Einfluß trägt
unb bel^errfd^t bie böfe f)anblung in allen i^ren
Xl^eilen, fomeit pe tUn bon il^m befohlen mar.
Sßetterl^in ift bann im AHgemeinen über^outit
jebe Art ber cooperatio positiva berontmortungS«
DoOer als bie brei Arten ber cooperatio nega*
m
€finben gegen ben l^eiUgeit (3ei|i — @flnbfIuL
974
tiTft; ein» (lofUtoe gförberung bet Sunbe ifl ia
of^nto in fti^ f glimmet al8 ein bIo|e9 ® ef d^d^en-
lajjen bet f3nb^<^ ^onblung. [ JKrfd^fain)).]
^tetai tmeu biu (eiClgen ^eift l^eiBen in
b(t SRoxo! mit Squg ouf SDtatt^. 12, 81 f. (Dgl.
gtasc 3, 28 f. Suc 12, 10) getDijTe @üiü>en,
BRl^e eine ^exoonogenb ^ol^S3etf(!^uä)ung gegen
Sott barße&en. 9lad(| bem 3ujammen]^ange ffit
ha ^eSonb bei biefer feeroor^emmg eined befon«
boi SergebenS gegen oen beiligen ®ei{i bie ®e-
fbmimg utd> ^KmblungStoeife bet ^b^rifder im
lugcMofem Untere mibet beffered SBtffen au8
mnec IBiHl^it De9 f^eqenS me SBunbet 3efu
um bem Solan ^erletteten, anftott in il^nen
rmc Offenbarung beS ®ei{le9 (äotteS onjuet*
lernien. S)ie ftn^Iid^ Xl^ologie l^t j[ebod^ ben
Segtiff ber Sunbe gegen ben ^eiligen ®eift
esBxA eitoeüect, inbem monlErfd^inungen, »eld^e
vä bem extDfi^nim Ser^tten ber ^l^rifäer
imiaiic^ tienoanbt Rnb, ebenfalls qI8 €flnben
gqm ben ^eiligen (m{t bejeid^nete. @dbon ber
^ Vn^fHnufi nennt jo iiberl^au))! bie be»u|te
nah (ottnädige SBerodgtung ober Suriidhoeifung
iR (Snoben beS betligen @eifted (ogl. Enchir.
88; De semi. Dom. in monte 1, 22). 9u8
bem betört enoeiterten Segriff bob benn juerfi
^tnd Sombotbud (2 Sent. d. 48) fed^S ^rten
mh Sünben gegoi ben ^eiligen ®eift ^erauS,
nünlub in ber i4^ fiblid^en SuffteÜung : 1. Der«
ntjienüi^ auf @0tte8 SBarml^erjigfeit fünbigen
(pramuntio), 2. on @otteS ^nabe Derjtoeifeln
(desperfttio; @änbe ^ainS, äubaSO/ 8. ber
ofoimten ^fißc^en SEBal^rbeit loiberftreben (im-
pognatio Teritaüs okristianae agnitae ; Sunbe
Ut $^rifto), 4. ben SDlitmenfd^en um ber
0Rabe ®otte8 uHSen beneiben (invidentia fra-
tenuie gratiae), 5. g^gen l^eilfame (Sxmaf^
Kungtn ein üerftodfted ^er) fyiUn (obstinatio;
6imbe bcft $^roo), 6. in ber Unbu^fertig-
frit ootfd|Itd^ oerbarren (impoenitentia; Sünbe
1. 9. ber Se^mbfinbler [SoIiboireS ; f. b. 9lrt.l
iBcId^ ^ unter einanber Derpflid^ten, ben 93ei-
flaob ber flird^e fogar im SngefU^te bee XobeS
tmi}i4oIfenX VSit biefe Sünben |^ei^en mit
IMjli Sunben ^egen ben l^eiligen ®eift, neil in
i^i ein unmtttelborer SBiberfprud^ 3^V^ ^^^
Shfen ber ®nobe ftd^ tunbgibt, bie Serleil^ung
ha (Snobe aber nad^ ber Stuffaffung ber ftird^e
tan ^igen Seifte afö fein perfönlid^ed SBetI
}iigif4tieben U)id). S)teienigen, totläit bie ge-
nannten Sänben begel^en^ fiellen fid^ ö^nlid^ ben
nciiDotfcnen ®eiftem bem l^eiligen ®eifte unb
feinem ®nabenmirfcn gerabe)u feinblid^ gegen«
über, iitbem fie ber Smmirfung Don oben freoent-
lul^ «eifl unb ^ berf^tie^en. SfaUS bie Ie|t-
geiumnte ber \äfi Sänben gegen ben l^eiligen
eeifl Bti §ttm <Enbe bed SebenS anbauert (im-
{KMoitentia finaHs), trifft fte bie unbebingte
UnDetjril^Iid^feit« 9on n^eld^er ber ßeilanb an ber
ttcngcnmnten Stelle rebet; ber Serftodtie toirb
ni4t gerettet, »eU et nid^ gerettet tt^erben miE.
Sd^tt)ieriger olS bei Sünben anberer 9rt ift bie
SRettung oud^ bei ben übrigen Sänben gegen ben
l^eiligen ®eift ; bie^ liegt eben in il^rer 9latur, ba
ber 3tenfd^ ftd^ in il^nen unmittelbar bemienigen
entgegenftemmt, maS il^n aQein retten fann, nöm-
lid^ bem SBirlen ber ®nobe. gfreilid^ ift unb
bleibt ®ott aOmäd^tig, unb feine oon iBarm^ergig«
feit geleitete Slllmod^t fann auc^ ben oerfiodfteften
Sünber }ur Sebl^rung bringen. SBeil bie Stet-
tung aber fojufagen in ooQenbetem ®egenfa|e ju
ber 9latur biefer Sänben gefd^iel^t, fagt ber
^I. Sl^omaS (S. th. 2, 2, q. 14, a. 8) fe^r tref'
fenb, biefe Slettung gefd^el^e quasi miracolose.
(iSgl. au^er ben Sd^oIaftUem unb ben neueren
grölen äRoralmerlen nod^ M. Gerbert, De
peccato in Spiritum sanct., San Blaaii
1766 ; Cahnet, Dies, de peccato in Spir. 8.y
in b. Dies, in Y. et N. Test. III, Wirceburg.
1789, 120 sqq.; ^offmann, 2)ie Sünbe unb
Sünben gegen ben l^eiligen ®eift, SRegenSburg
1847.) [Äirfd^fam}).]
^ünhtUf l^immelfd^reienbe, merben im
Snfd^Iuffe an bie l^eilige Sd^rift oier Sänbenarien
genannt^ »eld^e in befonberd fd^merer SBeife bie
^e}ie]^ungen bed SRenfd^en )um ^töd^ften unb bie
f ociate Orbnung t)erle|en. SS ftnb biefeSl.ber
SRorb, 2. bie Sobomte, b. i oottenbete tt)tber«
natürlid^e Unjuc^t (copula inter personas ejus-
dem sexus), 8. Unterbrüdfung ber 9rmen, be«
fonberS ber SBtttmen unb SBatfen, 4. Sorentl^alten
bed Derbienten Sol^ned. Seit SanifiuS brüdft man
fie in ben üßemoriafoerfen au8 :
Clamitat ad coeluin vox sangniiiis et Sodo-
Vox oppressomm , merces detenta labomzn.
Seine biblifd^e SBegrünbung l^t ber 9lame J^im"
melfd^reienbe Sünben'' in ben Stellen ®en. 4, 10;
18, 20 f. (ügl. 19, 18). ßj. 22, 28 (ogl. gccli
85, 18 f.). ffieui 24, 14 f. 3ac. 5,4; feine
fad^ßd^e barin, ba| biefe Sänben fraft il^rer be-
forü)em Slbfd^eußd^feit bie göttlid^e ©ered^tigfeit
fc^on l^ier auf Srben »ir Strafe lebbaft l^erauS»
forbem. äl^re fpecieQe SoSbeit befielet aber barin,
bag bri ibnen in craffefier SBeife gegen natürlid^e
triebe bed SRenfd^en gel^onbelt loirb, mäl^renb bei
anberen Sänben ber gel^Ier nur barin liegt, ba^
man natürlid^en Xrieben gu fel^r bie 3ägel f d^ie^en
lä^t. 3m 9Rorbe unb in ben ftoü legten ber
l^immelfd^reienben Sänben jeigt jid^ eine fo grobe
9led^t80er(e|ung unb eine fo oouenbete Siebloftg«
feit, ba^ ft(!^ fd^on baS rrin natürlid^e ®efä$(
mäd^tia Dagegen aufbäumt ; in ber Sobomie l^at
man Die müftefte ißerfe^rung ber natürlid^en
Orbnung in ber iBetl^tigung beS ®ef$Ied§t8«
triebeS, moburd^ ®ott, ber ^err unb Orbner
ber Statur, unmittelbar gut Strafe l^eraufigeforbert
»irb. [Jhrfd^famp.]
$i:nbeuB€%mnM^ f. Seid^te.
$Aitferttfdr, f. Sbam; (Engel IV, 518 f.;
ZeufeL
$ftnbfbti, f. Sintflut.
979
SuIlQ.
980
flanb- . (S8öl. %i\xm, aSiBI. eomm. ü6ct bic pott
«SB. bc3 91. i. W, Sclpg. 1875, 6 f.) [Äaulen.]
^ttfff, 9lame stoeier Sifd^öfe üon ^oriS.
l.aRaurittuSöonSuHij (1160—1196) l^ot
feinen 9{amen von feinem Geburtsorte, bem ©tobt«
d^en @uDQ«fur-Soire. 6r flammte au8 armer
{^milie unb tonnte nur unter gro|en Entbeh-
rungen feine Stubien )u fparis DoDenben. 9la(]^-
bem er bort eine S^man^ M Seigrer ber Sl^eologie
gen^irft l^atte, lourbe er (SanonicuS )u IBourgeS
unb fpäter Srd^ibtacon an ber (Siat^ebrale ju
^rl8. 9lad^ bem Sobe beS SetntS SombarbuS
(f. b. tHrt.) toarb er 1160 }u $ari8 auf ben 9i-
fd^ofSftul^I erl^oben. £öfariu8 Don ^eifterbad^
(Dial. 6, 19) erad^It barüber folgenbe Snecbote.
S)ad eapitel f^ fic^ bei ber Sifd^ofSioa^l nid^t
einigen lönnen unb biefelbe be^^alb per viam
compromissi brei SRitgliebem, barutüer 9Rau«
ritius, übertragen. Sa aud^ biefe nid^t einig toer-
ben fonnten, ^tten fie bie SBal^I bem le^tem
uberlaffen, ber ftd^ nun fefbft toöXjliit unb bie^ ba-
mit begrflnbete, ba^ er ffir bie SBärbigfeit ber
9nberen nid^t bürgen Unne, fonbem nur feiner
eigenen fidler fei. SiefeS ÜRärd^en bat tro^ feiner
Unteal^fd^einlid^teit felbft in loiffenfd^aftlid^en
SBerlen Verbreitung gefunben. 3ut)erlöfftger
fd^eint ber Serid^t @tep]^and oon Sourbon (f.
Journal des sayants 1881, 748), toomi) bei
ber SBo^I anfangs iton Sanbibaten in gfroge ge-
fommen loären, SRagifier 9){auritiu8 tion BvXb^
unb SJlagifter Ißetrud Someftor (f. b. SIrt.). S)a8
(&QpM babe, ba eS gu leiner ßntfd^eibung bm-
men tonnte, fid^ an ftönig Subtoig VII. gewanbt;
auf beffen g^oge, mer Don beiben ben größten
Seeleneifer geige unb am baufigften unb mirffam-
ften ))rebige, bitten bie 2)omberren geanttt)ortet:
3Raurttiu8 oon SuIIq ; iebod^ fei biefem in ber
tbeologtfd^en SBiffenfd^aft SJlagifter betrug »eit
überlegen. S)arauf b<^be ber itönig enoiebert:
„SBoblan, fo mod^t benn ben Seeleneifrigften gum
«ifd^of unb ben ®etebrteften gum Sd^oIafticuS.''
S)ief en 9latb fyibt baS (EapM gum großen 92u^n
ber ffird^e toit ber @d^ute befolgt. S3ie bem aud^
fei, {ebenfalls gebart 9Rauritiud gu ben mürbigften
fßrolaten feiner 3eit. SluS fetner aSBirffamleit, bie
Jang feiner Siöcefe gemibmet tear, fann bi^ nur
nnigeS enoäbnt merben. Sntfpred^enb bem Sobe,
baS ibm bei feiner SQBabI angeblid^ gefpenbet
tourbe, toQx er oor Willem auf gemiffenbafte 93er«
Haltung beS IßrebigtamteS bebad^t unb mad^te
biefelbe aud^ ben $faaem feiner Siöcefe gur
firengften fßflicbt. Sr oerfafite für biefeloen in
lateinifd^er @prad^e eine no^ b^nbfd^riftlid^ er^
baltene Sammlung, toetd^e 74 furge $rebigten
für bie Sonn- unb gfeiertage entbielt. Slu^bem
toerben ibm nod^ eine 9lngabl frangöfifd^er $re-
bigten gugefd^rieben, bie aber nad^ ber Sermutbung
Sourgainfi ([f. u.] 192) nur freie äSariotionen
über Die Don SRauritiuS gebotenen Stoffe ftnb
unb Derfd^iebenen ^rebigem in Derfd^iebenen $ro-
Dingen ongebören. Qu aRouritiuS^ SSerbienften
iSß aud^ ber Don ibm begonnene unb 38 3a)^
eifrig geförberte SBau einer neuen (Eatbebrale
(97otre-2)ame) gu $ari8 ; im 3utt 1163 legte ber
bamal§ in gfranlreid^ tt)eOeiü)e ißapf} Slleian-
ber lU. ben (Srunbftein gu bem btrrli^en Some.
Süperbem ttirb SRauritiufi nad^gerübmt, bo| er
Dier Abteien gegrunbet unb gtoei ^elnemelBrudfen
(eine über bie Seine, bie anbere über bie Sffatme)
erbaut babe. Son bogmengefd^id^tlid^em Stitereffe
ift, ba| er in feiner 2)iöcefe boS gfeft ber Unbe-
flecften Smpfängnig ^adä nid^t gu feiern ge«
ftattete (Bourgain 850 ; gur (EtfUrung f. b. %xt
gmpföngni^, unbefledte IV, 468, unbRevae des
quest. bist LXI [1897], 166 sb.). «Ift im Fe-
bruar 1196 bie Seine gu !ßarid einetteberf^ttiem«
mung Derurfad^te, ftebelte ber 93if c^of in bie tftbtet
St. Sictor über. S)ort ftarb er am 11. Sep«
tember 1196. 9ngeblid^ mürbe i^m gemd^ feiner
SBeifung auf bie )8ruft ein Sattel gelegt mit ber
Snfd^fif: Scio, qnodredempiormens Tivit et
in noYiBsimo die de terra surrectoraB Bum et
in came mea videbo Deum menm (3ob 19,
25 f.). 2)amU moSte, fo beiftt eS, ber SB^(^o( fei«
neu f eften ©lauben an bie bamafö Don fkiretüem
Dielbelam))fte Sebre Don berSuferfie^ng bejeugen.
(Einige ^Briefe Don aßauritiuS (an S^i Sie«
sanber IIL gu ®unften beS C^bifd^ofS XbomaS
Don SanterburQ) ftnb abgebrudft bei Migne, PP.
lat. CG, 1419 sqq., eine HngabI Urfunben att§
feiner S)i5cefanregierung ib. (3GV, 897 sqq,
(Sgl. OalHa chnst. VII, Paris. 1744, 70 aqq. ;
Hist. litt, de la France XV, Paria 1820,
149 BS. ; Baunard, Maar, de Sully, Orleans
1862; Ceillier, Hiat. g^. des aut. sacrös
XIV, nouT. ed. 818 bb, ; Bonrgain, La chaire
fran9. au XII« ai^le, Paris 1879, 390; De*
nifle-Chatelain, dhartul. I, Paris. 1889, 35. 37,
not. 4. 56. aSeitere Siterotur f. bei Chevalidr,
B4p. unb Suppl.)
2. Obo (SubeS) DonSulQ, 9lad^foIger bc$
SSorigen auf bem Sifd^ofSftuble Donfßarift (1196
bis 1208) , mar tro| bed gleicben 9iamenS mit
feinem SSorgänger ni^t Denoanbt. Sr flammte
au8 bem bod()abeIigen ®efd^Ied^te Don SuIIq (in
SerrQ) unb mar um 1165 gu Sa 6^a|)dle b'Sn»
giOon geboren. 9lad^bem er feine Stubien ju
^ari9 beenbigt b^tte, ernannte ibn fein filtern
SBruber ^einrid^, Sr^ifd^of Don 93ouxge9^ 3um
gantor an ber bortigen Satbebrale. 3m 3. 1196
mürbe er Dom ^arifer 2)omcafitteI einfUmmig
gum Sifd^of gemöblt. S)abei mor mobi Don großem
SinJIu^ bie Stüdtftd^t auf feine Domel^me Vbfmtft,
fpeaeS feine Sermanbtf (büft mit bem fnmg5fif(ben
j^önig8b<ntfe. Sod^ gerietb er fd^on fai ben erften
3abren feiner SImtfiDermaltung mit ftönig $bi*
li)))) IL 9uguft, ber feine red^tmägige @emabßn
Sngeborg Derfiolen f^attt, in (Sonflict. tUd nöm«
lidd ber |>ä))ftli(be Segat im Sonuar 1200 ba§
unterbiet über gronfmd^ Derbängte, um ben ff5«
nig gur Siad^giebigfeit gu gmingen^ gel^ri^ Obo
(ttie faft aOe frongbfifd^en Sif^^) ba SBeifung
961
6«l>ice» 6«tKt
Ctt» 11» sab 1199 ksö^
{osnt m^ MpnAc^s,. kdct o^m buBfmom
softe CT c^Qg fis lia fiui4|Usi| 9^901 \m fOibi *
gons. fet ftB§ Ol 13l 3ilfi 12C>8. SS^raib
far Mc Stocfft ^ßmS uluwBy bic nuKiithii^ bit
SexBttEDOH bcf €flQBBxslit vd bic ¥uu!btcii
tetfrar jktnilai (lOgiM. PP. lal CCXH,
57 s^)f rix bogwngfkt'u^ilk^ ferifbtiQc 9c*
liiaiBiim bcr Slatitn t^ ^4ov oi b. 9it. Suftt
n, 1609 toyri^Kt (SgL GaDni christ YII,
78i^; HIbC litt de la Franee XVI, Paris
1S24, S74 SB.; Caükr XIT, 890 ss.; Denüle-
Oitehm I. 702.) [3«L]
$ttQpicic» Sflint, bnft bcni^intf ^ßiiefierfciiii"
Off ift ^ßtriS, PwbiMift ftiiie Oiniibitns 3^^ 3o*
db C6cc (f. bi 1x1), wddftx bic cxßc Vincgung
p {oKr fn bk flin!^ Sranhcul^ fo o^ric^"
lu^ SnffäfliMt bnn^ bic Don ^ SinccntiuS
tos ^jtail ^ b. fbt.) ctiiQfn^^tctcii, noii^inolS f 0
beiiitnlm ,9)uiifilDgjktmfcfen|fii* im Colbs @t
£a)aae |b forii cs^ieit ^un^P bcmirigte ftd^
Ctiff in rium ^oitfe »t ^ßoriS mit ctnigm $ne-
jisii pi cinm genttnfdpofißd^ SAcn unb bcgomt
mt 4nm dac ccfolgrct^ SRiJfiotiSt^ttQlrit in
ber Hupognc Sincn be^irnmenbcn (Etnflu| mtf
tnrimgniig mdi bic 9ii tl^cr ZV^gfdt l^tte bei
Md|loat(r ty&a», C]^atfe§ twn Conbrni (f. b.
%it.X wMffx OOT feinem tobe einem SRitgtiebe
kr ^mPfitatintgtnig, 3eon bu ferner, au8-
einanbafelle, mic Did für boS ®ebei]^ ber bon
C&r mÄ feinen Slttorbeitem obge^tenen SSoßö«
Biiyuniai bom 9Iod^imu4S guier Srieper ablänge,
a^mib man ol^ einen im (Sei^e ber JKrd^e er-
jpgcnen mib mirfenben Slerud mtd^ bon ber an-
{rmteßm ailiffionSf^ötigfeit fi^ ntd^tS ber-
{{^Rd^ büife. Stefe Inxegung tontrbe (eflarft
biih( eine Sifion, n^eld^e ein onbereS SJHtglieb ber
Scmmgmig, 9tamen8 {Dle^fler, in ber 92od^t bor
ba Scerbtgmig bed P« (Eonbren l^tte. SRe^fter,
tDd^ec bon ber Unterrebnng SonbrenS mit bu gfer*
m iu)4 nid^tS ttm|te, l^örte in einem (Sejid^te ben
tiecjiorlenen Sonbitn fagen, ®ott molle, hai er
unb feine greunbe bon ben SRiffionen obltrlen,
»m fl4 gmt) ber Silbung ber (SeifUid^en in einem
€emtnoie ju mibmen. 3unSd^ ermarb man nun
«n fy^ta in e^ortrcd, um bort fold^en $riefter-
' oBSiOQi^f^atac^ «dir Sribcs cdoftm i'Ikiu
letaar^ je g^miiim }k $etai; MI CKVCwb >(r
i?:t:«^ nii^ bot tjm^itttMjy , «sb bül i^^n*
äneshaA iMib ricdcr oy^irfqL 5tn Imi
bBx4 ^ S^xnt 11^-iIkr bt ^tTlnrndM v^
1650.1 ^« Isncn^ in^äsctioib kt^citril (V
ba; cficta Cliet, bcnb b« §xi:bmi$c« ti
' Ckottnt cBtmcbt^t* ctCiizte p^ mit oüer IM*
icicocnQot Qegea iw^ pus vno ounoIob FQl
ftfk {BT lis^nnig bciiHtai. o» fKatie 9i««i-
' fean. ciae beüt^sigel&tnBK* boi »CraM dkt
brüigca SKönaer «b ^kinieft bcS boMdi^m
I ^nntkric^*, iba giei^HiQ^ butfit cnf^riMtc vab
-bic ]v cm&toibc VnjtoU oB bic Skge ciaet
I giüfSm Va^abl ^iger $m^ bciri^iictc €0
i hty>q CT mit bn groxkr mSb bc $ois ein flciad
. Stictb^ouS in Sa^irorb (Banner 1G42X M fi(^
bie 30^4 bet ^^flSer v» Cüet bolb onf 20 bor»
BK^e. 3^utt Sor^^ct ber ncttcn yiicficrbci*
etniguag inSaiigixoib MibCßct fdb^ gesoifitlt
ber ^ bur^ ein Befonbcicd Odubbe (to6q de
servitode i Notre Seigneor) ouf ettig bem
SHenjie beS ^(en)»riejierS 3ef uft ^nßu» tDcil^
Soft Seminar twn Sougirorb bUbete mic ben
®mnb)iein fo bo8 Sorbilb ber tribcntinif^ra
Scminanen in gfraitoiil^; benn oHc borVt er*
rid^teten ö^id^ 3n)ütute ^tten leinen bouctn«
ben Seßoitb ober moren, mie mi4 bol ^ufi bet
Oratorioner ju 6L Wogloirc, boS fpmeO mit
ber Scßimmmig gegrünbet morbcn mar, ein £i5«
cefdnfeminar )u bitt)en, feine Seminare im tri*
bentiniH|en Sinne. S)en Sorf^Iog 9ii(^fieu1l,
ber fogleid^ bie Sebeutung ber Stiftuncf OIier<
ertonnte, baS Seminar in ba8 Sd^lo| 9hiel jtt
oerlegen, lehnte CUer ob unb bereitelte l^ierburd^
bie 9lbfu^t beS SorbinolS, ouS bem Seminor ein
SnfKtut für bie ^eronbilbung bon 6onbibaten
ebie bi{(4öfli(^ SBürbe in ^rontreid^ lu ge»
ten. 9lu(^ auf ben Sntrog befi ^orrer^
be Siedque, on feiner SteSe bie fd^mierige ^forrei
St. Sulpice in ber ^rifer !Bor{iobt St. ®ermoiii
)u übernehmen, moHte er longe nid^t einge^n, bis
er ftd^ enblid^ ouf Streben ber SBittme Kouffeou
unb bed (I. SSinccti) jur Ueberftebelung entfd^Io^
S)ie erfte Snfprad^e (Vuguß 1642) an ben Slerud
feiner ^fanei bel^anbelte, bom S(^riftmorte Vae
soli ouSge^enb, bie ißorjüge bed aemeinfc^ftlid^n
Sebend ber SBeltgeiftlid^en. 2)ie lungeren SIeriftr
fd^Ioffen fld^ i^m ol^ne SBeitered an, unb er begonn
mit biefen fomie mit feinen el^emaligen ©enoffen
in !Baugtrarb, meldte, fotoeit ^e aUommen Tonn-
ten, fdd tagsüber Olier gur IBerfüguna ftellten,
unbergüglid^ eine j^eilfame {Reform in oem i^m
anbertrouten $farrf))rengeL 9118 bie Suftänbe in
St. ©ermoin, baS man bl8 bal^in bejeid^nenber-
meife ,,bafi Heine ©enf nannte, nad^ ÜRöglidjiteit
gebeffert maren, fa^te Otter ben $Ian, bie in
Saugirorb begonnene Xl^ötigfeit in St. Sulpice
fortgufe^en unb baS Seminar bon IBougirorb in
fein fßfon^uS ju berlegen ; bod^ mürbe aud^ baS
985
Sttlplce, @Qint
986
tonn itnb im)3gTU^1len SBol^ttl^ater , Goniinu-
nwM des Boberiins genannt ttmrbe. Unter
ban ft. ®enetQlfupcrix>r, S^atleS SRourice
!e^cletier (1725—1731), toarb baS Semi-
nar in 9lont(d bon ben Sutpicionem fiiemont«
mcn, unter bem 6., Jean eoujturier (1731
tö 1770), boS €em{nar @t Sl^arted }u Zouloufe
nnb nocfi berSertreibung ber 3ef uiten oud^ baS S)tö«
cefonfcminar bofelbfl. (B jel^Ite nid^t an 9n«
ieid^ ba| bie geinbe ber (SefeOfd^ft 3efii aud^
bie in bemfelben @etfie ttirfenbe Songngatton
von @L €iilptcf nidSit t^erfc^onen urilrben. Unter
bem SorUKnä« einer 93ergr5^erung bed ^la^
tut bem Seminar @t. @ui))ice xoaxh bem @ene*
ra^u|Krior Cmtffairier bo8 9loDtciat8geb9ube ber
Mtriebenen Sefuiten angeboten ; bod(i Soufturier
toeigexte fid^ entfc^fieben, t)om ßigentl^um einer
mntf^lmfiBig t^ertrieBenen Orben8genoffenf(^aft
Sef^ iu ergreifen, unb }ule^ entfd^ieb ber ftönig
Sttbmig XY* felbji, bod^ (S:oufturter rul^g in fei-
nem poufe fterben gu laffen. 3u ben ftu^eren
Sdyröngnijfen tarnen innere @d^mierigf eiten in ber
2citimg beS ®ro|en 6eminar8, meldte fd^on mie-
ba^oQ Senberungen ber @totuten beSfeQen l^er-
beig^ü^ ^en. 9lad^bem fie {id^ unter bem 7.
unb 8. (Sfneralfu))erii)r, Staube Sourad^ot
(1770—1777) unb ^ierre le ©allic (1777
US 1782), immer bebrol^Itd^er geltenb gemad^t
unb ben le^tgenannten fogor jur ^bbanfung t)er-
anla|t ^en, fe^ ber 9. (Seneralfuperior, 3 o-
cob SnbreoB Cmer^ (1782—1811; f. b.
9x1)« eine angemeffene Sleform bed Seminard t)on
€t Sulpice burd^* äl^m gebü^ aud^ bad Ser-
bien!}, ^^ Kongregation felbfi mit Unerfd^rotfen-
bcit unb 9tjAM bux^ bie Stürme ber großen
^an|bjifd^ gleootution gefü^ )U l^aben. SmerQ
jfibfi mar gmeimal eingeferfert; 18 $rie{ter ber
@fn0ffmfd^ft fieten afö Op]tt ber Stet^olution,
kte übrigen mürben jerftreut unb l^ielten fid^ üer-
^eift ober manberten au9, inSbefonbere nod^ Bpa»
mm, ber @d^mei] unb Stalten, einige @ul-
pinoner, meldte M nad^ SDeutfd^Ianb geftüd^tet
batten, erric^eten e(n Seminar für fold^e SHx(btx
ber fntn^öfif(j^en Emigranten, meldte Jid^ bem geift-
licj^ Staube uribmeten; Surft ffarl ^Ibred^t
^obcnlo^e, ber Sater beS burd^ feine l^ranren-
bcüungen belännten gürflen Sle^anber ^ol^enlo^e-
SBaibcnburg-SdbiHingSfärfi (f. b. Srt.), bot t^nen
)n birfrm Se^e fein S(bfo| in SBalfou (S)i5-
cefe SBürjbnrg) an, mo oie 3(n{)alt 1796 in'd
Seben trat; fte beftanb bi6 1814 unb lieferte eine
fWfi^ Sngal^I guter ^riefter, meldte nad^maß
tu f^nmfreid^ treffXid^ mirften. 9Re^rere Sul-
^cioner manbten fi4 nad^ ^Baltimore (fDIorq-
(anb), mo Smerp jugleid^ mit ber Srrid^tung beiS
9iStbumS aud^ bie (Srünbung eines Seminars
ieiDerfßeaigt baue (1791). 3m % 1800 fonnte }u
$ariS in ber Strome St. Sacqued baS Seminar
Di^bcr eröffnet, balb aud^ bie Pfarrei St. Sulpice
tDieber übernommen merben. Sa baS alte Semi-
noigcböube^ obgleid^ cd Smer^ burc^ Vermittlung
bed SarbinalS SeOoiS bereits jugefprod^en mar,
gule^t bod^ bem Ißlane einer $$ergrd^erung beS
$Ia|eS St. Sulpice }um Opfer fiel unb nieber-
gelegt ttmrbe (gfebruar 1803), baS ®eböube in
ber Strafe St. äacqueS aber nid^t genügte , f o
berlegte ber ©eneralfuperior baS Seminar in bie
9tue 9lotre-®ame-bed-S^mpS unb balb borauf
in baS frühere ^auS ber Sd^meftem beS d^rift-
lid^en Untenid^tS in ber tRue bu $ot-be-gfer.
6mer9 nbemal^m felbfi bie Seitung beS Seminars,
unb jmar mit fold^em (Erfolge, ba| Seminar unb
©efeufd^ft ben l^ol^en Kuf, ben fie gu ben Seiten
OlterS unb feiner erfien 9lad^olger befugen, mie-
ber erlangten. 2)ie alte Zrad^t touxbt aSmölig
mieber, au(^ für bie Oeffentlid^feit, angenommen,
bie alten Segiel^ungen }mifd^en Seminar unb
Pfarrei mieberl^ergeftellt unb mel^rere ber frül^er
geleiteten Seminarien (S^on, Sutun, SngerS,
Xouloufe, Slermont imb SioierS) nebft }mei
neuen (St. gflour unb %\i) mieber übernom-
men. 9lSbalb nad^ Smet^'S Xobe brad^en in-
be| abermals fd^tt)ere |)eimfud^ungcn über bie ®e-
feKfd^aft l^erein ; burd^ ein ^anbfd^reiben 9lapo-
leonS I. (batirt Utred^t 8. Dctober 1811) »urben
bie Sulpicianer auS bem ^arifer Seminar 0er-
{agt, unb erft am 19. 9pril 1814 marb il^ bei
ber Stüdffe^r ber SourbonS baS Seminar gurüdf-
gegeben, morauf im September bie SBal^l beS
10. @eneraIfuperior6, Sntoine bu ^ouget
ffiuclaux(1814— 1827), erfolgte, ffiurd^ eine
föniglid^e Orbonnau) oom 8. 9pril 1816 mürbe
bie ffiieberl^erfteQung ber ©efeUfd^oft en tant que
de besoin auSgefprod^en. 3n ber gfolge entmidel-
ten bie Sulpicianer eine im ©anjen unbel^berte,
fegenSüoSe S^ätigfeit unter ben ®eneralfuperio-
ren: 11. «ntoine ©arnier (1827—1845);
12. SouiS be Sourfon (1845 — 1850);
18. 3ofep]& garriöre (1850-1864; f. b.
3Irt.): 14. ÜJlid^ael ßaüal (1864—1875);
15. ©enri 3carb (1875-1893); 16. «r-
tljurg optier (feit 1893), ©erjeit leiten bie
Sulpicianer in ^ronfreid^ au^er bem S)idcefan-
feminar oon $ariS, auS bem im 3- 1896
143 ^riefter l^eroorgingen, bie Seminarien ber
$]^ilofop]§ie unb ber Sb^ologie oon 24 2)i5cefen.
dbenfo oerfe^en bie Sulpicianer nod^ bie Pfarrei
St Sulpice in $aris, unb in ber Siegel fmb
30 ajlitglieber ber ©efeDfd^aft mit ber SBeforgung
beS ©otteSbienfteS unb ber Seelforge in ber Pfar-
rei befdgäftigt. 3» Sanaba übten bie Sulpicianer
lange 3^it allein bie Seelforge in ber Stabt unb
auf ber3nfel9){ontreal fomie in ben umliegenben
©egenben auS ; aud^ bcrgeit ftnb i^nen nod^ einige
$faneien übertragen, bod^ befd^ränfen fte fid^ feit
ber Srrid^tuna ber ^iöcefe Slontreal mel^r unb
mel^r auf bie peranbilbung beS SleruS für SRont-
real unb leiten gur Seit baS j^mbenfeminar, baS
Seminar ber $bitefo)>^i< uiib baS ber Xl^eologie
in SDtoutreal. 2)aS canabifd^e SoQeg in 9lom ifi
eine ©rünbung beS Sulpicianerf eminarS }U 9Ront-
real. 3u ben Vereinigten Staaten oon Storb-
SS9
Sul})lcitt8 Seöeru« — ©unciön.
99Q
ra fm^B4 kganetnift ^{t ift baS festnin
iftMirdotii D. N. Jesu Chnsti, innerl^olb bef{en
CdoB bot ^%tft oOrr ^Uisen $riefter unb £e«
:äm b(S Xeucn SBunbcft'' begangen »irb. Sld
ex hionbeie« 3Jt\M, ben Seift unb bie ®e«
ünungni bc9 talq/m ^^enpriefietS }u emeden
r:^ ftt fiä>cni» lidrQ(|ten bie Statuten bie nu)«
sstiiÄm Coiif eren)cn, in uel^ bie Sifpironten
:cr (ik|dl|(^^ bie gegen bie ^aupttugenben beS
OnPnii(uiiiS mtb bed clericolen SebenS began-
{KBffl %^lßa fteimtilig befennen; ferner tt>erben
p Mciem Sofde mieberum bie SSere^rung beS
tlftnftjiacnimenttS, bie Setra^tung unb Sereldrung
M (nfiyn ftten|e8 3tfu C^rifK , enbli^ bie
tcirt^^lung bei ^igoi CmmgeliumS em))f o^Ien.
($^ ou^ ber in ben 9rti Olier unb Smerq
^mnoitm £ttecatitt tnSbefonbere no(^ Vie de
X. Enierj . . * pröcödee d'on precis de
rkistoire da Bäminaire et de la Compagnie
oe &i-8alpice depoie la mort de M. OUer,
Ptfis 1S62, 2 Teds.) [^eimbud^er.]
^a^^idiis $cofni5, f. @et)enid, @ul))iciu8.
^tiwini^OTt, ftonrab, X^oIogeouS bem
(Ä bc4 15. Sü^r^unberifi, nmrbe gu ßala in
Sittimbetg gfborm: bo9 ®eburtdiobr ift nid^t
im yt ennitteln. <Er fhtbirte }u $ariS, niurbe
c4 ^ XficSe^ in bie ^eintat 1478 ^rofeflor
o ber eben gegrunbeten Unit)erfitSt Tübingen,
|k9 m bct flrtijtenfQcuItftt^ boD) aud^ }ugleid^
IL bs f^eologifd^en gfocultöt^ befleibete in ben
Ukm 1484, 1491, 1496, 1500 baS »ectorot
to ^o4j<iNe unb ftatb an ber jBeft im jtlo-
^ Sd^ttttem bei OtT^burg in $aben. Sort
sote er mu^ Dor bem (£(or ber ffird^e am
yOäOn 1502 (1501) begraben. S)ie 3eit-
000^ Sommen^ortt gebeiäen feiner in ber
duniD^ni SBcife; er ift Ü^nen ein SRonard^ unter
ha iteologoi. ein ^tl^nt; unter ben S)octoren
t, t^L Sin Vtann ber alten Schule, l^atte er bodf)
336 ein oifeneS 9uge fär bie ®ebredf|en ber S^it.
ccwz Gteronfc^ Z^mgfcit »ar md(|t unbebeutenb.
ce4^ Sänften fnib butd^ ben 3)ru(f erl^alten:
M netatidaB bipartitae de decinÜB, Hagenov.
149: ; 2. Oratio fonebria auf ben |)«r}og Sber«
laftsoaSBärtembeTg, Tübingen 1498 ; 8. Trac-
uuUva eshortatoritts ad attendendum super
item ddfeetibus virorum monasticoramy
T^. 1498; 4, Traetatoa bipardtus in quo
«inodDenshomo fieri Tolnerit . . . oomproba-
tnr. Tob. 1498; 5. Septipartitam opus de
natnctibaft, HagenoT. 1500; 6. Oommen-
Uh& ia Summam phyaice Alberti Magni,
H^eDOT. 1507. (93gL Sinfenmann, ffonrab
caaacnbnt. ein Sulturbilb auS ben Snföngen
te IkiDftpfett Tübingen, XSbingen 1877 [Sfeft-
Rsgraom ber bt^Iifd^b^bgifd^en fjfacultöt
«I oiatm Sdcutarfeicr bec UnioerTttat Sü-
fesg»].) [ü, gun!.]
$«aMUi§ (rncr»), ba« toetblid^e ©entUi-
noB vonSuiuua (e>v), einem Orte im Stamme
moL an ber betügcn 6(^ft toerben )tt9ei
gfrauen fo bejeid^net: Xbifag, bie $Regetin 2)a«
bibS in feinem SlUer (8 ffön. 1, 8 ff.), unb eine
Domebme fjfrau in @unam, bei meld^er ber $ro-
))bet eiif&uS läufig einteerte (4 Stbn. 4, 12 ff.).
3)er Umftanb, ba| @unam fpäter @ulem bie^
(Lagarde, Onomasi sacra n. 152, 17), ift tt)obl
^nlag gemorben, ben 9lamen mit @ulamitis d
b. 9rt) ju benoed^fetn. [jf oulen.]
^uneßUf 9 n b r e a S , britter (bea». Dterter)
Sr^bifd^of Don Sunb (f. b. Srt.)/ tourbe um bad
3al^r 1160 SU ffnarbrup auf ber böni|(^n 3nfel
@eelanb geboren unb entjtammte oem ^od^«
angefebenen, um ftird^e unb Staat gleid^ Der«
bienten ®efd^Ied^te ber C)Dibe. Sbenfo mie fein
älterer SBruber $eter, ber 1192 ben bifd^öflid^en
@tubl Don Stoedfilbe beftieg, mad^te er feine @tu*
bien in $ari8, befud^te bann )um 3tDed(e toeiterer
^uSbilbung aud^ Italien unb ßnglanb (Dermutl^*
It(^ bie UniDerfitöten Bologna unb Osforb) wä>
f (^eint bama(^ in ^ri8 att Seigrer aufgetreten )u
{ein; baS le^tere legt ber 9udbrud( bed &qzo
®rammati€Ud (f. b. ^rt.) nal^e: Post diutinam
peregrinationem splendidissimum extemae
Bcholae regimen apprehendit. 93alb nad^ {einet
^eimfel^r (1190) mürbe @une{5n 2)ompro{)ft in
^oefiiilbe unb mo^I aud^ ftan^ter l!5nig Sa«
nutS VI. ; ald Sbgefanbter bed le^tem ging er in
@ad^en ber £]^ef(^eibung bed franjöfifd^en If5nig9
Ißl^Utp)) Suguft unb ber bänifc^en $rin}e{fm
3ngeborg mit ^t SBilbelm Don (Ebelbolt ({. b.
ärt.) nod^ SRom unb ^rid, bo(^ ebne Sifolg.
3m % 1196 lehrte er nad^ S)äncmar{ gurüdt unb
tourbe nad^ bem Sobe feined SJertoanbten, be9
Sunber d^a^ifd^ofd m{aIon ober 9|e( (f. b. 9lrt.).
1201 Dom f&QpM }u beffen 9la(i(i{oIger gemäl^It.
S)er ^at)ft beftüKgte i^n unb gab il^m ben Xitel
Archiepisoopus Lundensis et Primas Sueciae ;
1212 tt)urbe er gum ))ä))ftlid^en Segaten inSöne«
mar! unb Sd^meben ernannt unb nal^m mabr«
{d^einlid^ oud^ am lY. SateranconcU t^eil. 3n
ber Sermaltung feined ßrjftifted mu^te er öd^t
firc^Iid^en Sinn unb Strenge mit 9RiIbe gu
paann ; befonberS fämpfte er für ben lird^Iid^en
Sebnten unb bie 2)urd^ful^rung bed SöIibatSgefe^d
unb ftiftete }u Sunb bad erfte Sominicanerflofter
in S)änemarl. 3n ben Sauren 1206 imb 1219
betbeiligte er ftd^ an }tt)ei ffreuggügen noc^ ßftb"
lanb; bod^ ift eS )u Diel ge{agt, bo^ er (mie
^urter, ©efd^id^te bed $a))fted Snnoceng IH. unb
feiner 3eitgenof{en HI, feamburg 1838, 192,
meint) im Sommer bed Aönigd ffriegdbeere an«
geführt unb im SBinter (einen @etftlid^en Unter»
rid^t ertl^ilt babe. SBei feiner Stüdfebr Dom jmeiten
^eusjuge (1222) mit 9lud{a| behaftet, reftgnirte
er mit päpftlid^er ©enebmigung 1228, um fid^
auf bad Snfeld^en 3f5 im 3fö{ee in Sd^onen gu«
rudfjugieben unb bort gang Sott unb {einer eigenen
f^eiligung )u leben. S)ort Derfd^ieb ber feeleneifrige,
milbtbätige, innig fromme, bod^gele^rte , mür-
bige ^r^enfürft im Stufe ber C^eüigfeit ben
24. 3uni 1228. Sein ®rab behübet ftd^ im
@tiiiiiittti itnb S4
991
£unbtr Sunt. — SuntfönS l^intnlalfnic &i&riftnt
f^tn än^oltt. San t>tn erfttrai bitten bie An<
tiquaa leges Scanüe eine ciläutmtbt Seartrei-
timg bte |unil(i|ft in bn SonbrSf fin»^ oufgtjti^
ndrn 3lt^tti bn Sanb{^a|t Sd^onm (mt^rfai!^
'^zauSQtztbm, jult^t Don ^}. @. X^orfm, in
Skaanske Lot., Kjöbenhavn 1858). Äu^ bie
Statuta eccleeiastica apad SelandenBem mi-
odum ^bcn ffialii|^nlt<]^ SunefBn jum !I3ei>
ToJTn. 3:^tDEo9i[^t Sc^fttn Don i^tn finb fwä
Qtqumitn jii S^icn bei oIleijtligRnt 3onflTnnt,
gtgcn bit ei, cbni[o nie fein grogtt Soi^tim
^tl, eine finblic^e 93ere^ng ^gf, unb ein naä)
btnt ttnteitmbenXtactote .^etiaemeron' bmonnM
X^ologie-Somtmibium (mirificam reverendo-
mm dogmatiun opus ; Saxo Oram.), in 8040
conedtn ^epimeteni, eingtt^eilt in 12 libri ober
distinctiones. S)aB 9StiI uinfa|t au|et btm
€ei^tagtRier{ ou^ bie £e^n Don bei Eiligen
fflreifaltiflieil unb bedonbelt toritet Urjnflanb,
goll unb ©trfl[» unfmr ©lammeltem, SJecoIoft,
Kugenben unb ®aben beS Reuigen ®eipe3,
@ünbe, ßilä|ung, iDlenii!(imerbung unb bie le^cn
Singe. @o uiib barin baS gongt @tbtct be3
Dogmas unb bei <DIdioI gtftTti|l ; tB ft^lt nui bie
Saciotnentenle^re , toeil ftt Don btm fprac^
gttDonbttn $tö[attn in tintt eigentn, Itibti oti>
bttn gegangcntn Sd^ft be^anbelt toor. 3in
S)niil ei[[^ien baS „^t^aemeron" tijlmaia buic^
6kr^ (Andreae, SunoniB filii, Arch. Land.,
Uexaemeron, Haviiiae 1892), jufammen mit
bcn S^olien unb @toffen ber einen aUtin not^
DOT^nbtnen ntitttlalteilid^en ^nbfi^ft, rinon
Ueit^oolltn €otnni(ntar, Utli^ti bie ultlen bunfeln
eieUen bcS @ebid^e« mit ^ilfe oon gtaiaHel^eaen
oue feintn mut^ma^i^n OueUen (3ßettuB £om-
tutbuS unb btn anbtien glti(^}tttigtn Sinologen)
jornit btn Aiic^enDStem unb btm Corpus joris
aufzuhellen Judlt, unb onhtren bonlenSmert^en
^Beilagen. (3)gl. nod^P. E. Möller, Vita Andreae
Sunonia, Archiepiacopi Lundensis, Haniiae
1830 ;HelTeg, Den danekeKirkesHialoriel,
KjQbenhavn 1862, 484 ff.; Fr. Hammerich,
EnSkolastikerogenBibelUieologfraNorden,
Ejobenhavn 1865.) [feiger S. J.]
$nnttil(B unb $if iUm, tarnen bti btibtn
IRi^tungen im äilam, toelc^e fic^ bui^ i^ie @ttl>
lung gut ©unna obtt 3:iabitbn unttrfi^ctben.
®ie erflgetmnnlen bejei^nen fid) feftft all bie
3ied)tgläubigen unb bronbmartm i^re (SegTiet als
©ectirtr. ©ie jinb (mit eliua 175 2Rillionen)
untei bcn 9InE]ängcm SJto^ammebe bie bei IDcitem
gröfieie!DteVt)eit; ju i^nenge^öienbieiSttODlinei
bet euroiiäi|(%(n unb afiati|(|m Siirlti, 91rabt(n8,
giorbofrila'ä unb einige ofttürtil^e S8öIterittiQ|lfn.
Sd^iiten bogcgcn {ttmo 10 iDiiHionen) fmö cor-
jugSrotife bit a]Uol)Qmmebaner ^erfienS, too im
Slnlange bcs 16. 3a&r6unbtrlB 3lmo'iI, ber Bt-
griiiibtr bet ©epben-SiqnQftie, bie [(^iiltfc^t ße^re
als ©loatSnligion n^äctt, femei )um gro^
Xobe Qi
ben jün{
biiecten
3n ber ..._ „_ -,— r .
3m&me (Del^Ib fieoui^ bi< .SfdtM^
genannt neiben), brrm gnMftn lab bfÄ
^ammeb btn ^ajan mit bem StimoKi ^
(ber 9ted!|tgelcitete) , in [einem gnil^li
jo^ie fpuiloS Dtrfc^tninb. aber iu4 bisM
bei &4iiten nit^ fttfloibai tß, foBkcii**
t
m
@unniten unb Sd^ilten.
994
mbotgoiai Orte fortlegt, um am Snbe bet Sage
wm ja erfc^inen imb bann oller Ungered^Kg«
bit mib a&iem (Scnbe auf (Srben ein 6nbe p
Bditfeit luS bem eben Semertten ift ed begreif«
fiib. baft bte 6d^titen bie brei erften jfalifen Sbu
$<h. Ct|num unb Omar ald Ufur))atoren be«
Tm4^m, beten feiitlid^e Skrflud^ung fogar ein
Rfcntliiibe« 9Ri)meni beS fd;ititif(^n (SlaubenS-
Irfnrntnijfefi bObei 9lber au^ bie auf Slli f eigen-
em ffaltfen bcr omajjabtfdjien unb abbaffibifc^en
Stmaftle gelten ben @4iiten ats iOegitim. 3n
nfiR £inic ri^tete fid^ ibr fyii gegen bie Omai-
jäbtiL tkx e§ bod^ Der Segrunber bief er S)Qnaftte,
^iDiga (661—680), geu»efen, »elc^er ben
(Am Surgerfrieg innerbalb bed ädlam entfeffelt
bie Sa^nt ber Sm))öning gegen 91U erhoben unb
^ auf btntolißtge unb genialtfame SBeife in ben
Scftjf ber ^errfc^oft gefe^ b^tte. 9(uf SBeronlaf-
fang jeine& Woil^oIgerS 3qtb I. (680—683)
loct ber eble ^nfain bei fterbela niebergeme^elt
unb auS^ bef|en olteitt SBruber ^a'ian Dergiftet
iDOttcn. Sin beffereS Serbältnig smifd^en @un«
nüen mib @4üten ^ätte man unter ber abbaffibi-
jJKnl^^noftie enoaiten f oHen. Vbgefel^en t)onber
^enfobgif^cn SerUHmbtfcboft ]tt)ifd^en ben ^bbaf«
\i^ imb ben Üiben, l^atttn bie erfteren bie Se-
jitgung ber Omajioben )um großen Xl^eile ber
i^tttiüftigen Unterftüj^ung bon Seiten ber tQIiben
}a ncrbonfen. ®lei(^n)o^I mürbe unter ben erften
flbbfl^ifiben ^errfd^ bie in i^ren Hoffnungen
$i{titt)^e unb be^megen )u 9uffiänben geneigte
«libif^e $ariei nid)t glim))flid^er bebanbelt ald
t\t Cmoiiaben. SBob^ aber geigten einjelne ber
it^atcrm Vbbaf flben eine iBorliebe fär bie Gliben.
tvi meitejten ging in biefer tBegiebung 3Ra'mün
({^)S— 833), melc^er nid(|t nur bie fd^mane t^al^ne
baübbafjtbm gegen bie griine ber 9lIioen t>er«
taiif4t^ tonbem fogar einem IRad^fommen 9lli%
brm «itcbenten ^m&m'* 9Ii ben SRufa (al-3tiba),
ctBc jenier Zdd^ jur S^e gob. äSie menig aber
|0ldK9la|regetn geeignet maren, eine 9uSfbbnung
pij^m ben beiben $orteien b^rbeituf ul^ren, be«
tocüt bcr Umftonb, ba| ba§ IQorgeben bed SRa'«
sfis einm 9ufftanb ber Sunniten gur fjfolge
Wt, tte(<ber bem ©d^miegerfol^n beS fl'alifen baS
{eben foflete (817). ^vO^ in ber gfolgeseit lata
hct \S0^ ganatiSmuS immer mieber t)on
Stflion )um SuSbrud^e. ttebrigenS bilbete bei
nonitai ber bem ^Ibmonbe untermorfenen iBöI*
l(t bii f^iittf^e ^n^öngKd^tdt an 9Ii unb feine
gflsnGe nur einen Sormonb^ um ibrer ^uf-
kbming gegen baS ibnen kwn ben Arabern auf-
crlegirbiüdenbe 3od^ ein gefe^nd^ religtöfed Slelief
luDcrleibnt @DlongefreUid^Die@d(|iiten fid^ mit
«ioa plotimifd^ Sere^rung SIH'S, bejm. Der Don
ibm (Äftammenben ^m^me begnügten, blieben fte
ton ber )ur ^errfcbaft gelangten funnitifd^en
boxtet |icmli(b unbe^euigi @obaIb fie aber in
c}jentC(>t)o{ttion gegen boS ibnen Derl^a|te SRegi«
flimt hoten, erfolgten blutige 3ufammenftö|e,
foCfy regclmfi|tg mit ber 9lieberlage ber @d^iiten
enbtgten. S)aau bilbeten fld^ aud^ innerl^Ib ber
festeren in bcr golgegeit Derfd^iebene Qixuppm,
bereu @b<^btoftani bauptföd^ticb fünf unterfd^eibet^
bie aber mieberum in gal^Ireid^e UnterabtbeUungen
gerfallen. ©ei einigen biefer fd^titifd^en ^Parteien
na$m bie 93erebrung Slli'S ben Sbarafter ber
Ueberfd^mSnglid^feit an, inbem fte \^n nid^t
nur SRobammeb gleid^, fonbem ao^ über ben«
felben fteKten. fßon fd^ütifd^er Seite mürbe fogar
bie 93e]^au))tung aufgefteUt, nid^t SRobammeb,
(onbem 9lli fei Don ©Ott gum ^ropb^nt unb
ißerfünbiger ber maleren SReligion auSermä^It
morben, unb nur burd^ ein ©erfeben beS ßngelS
©abriel fei bie göttlid^ SBotfd^aft an SRobommeb
ftatt an 9Ii gelangt @(^lie^Ii^ artete bie ©er«
ebrung 9li'8 in eine malere Vergötterung befifelben
aus, inbem man unter bem Sinfluffe altperftfd^
unb bubbl^iftifd^er Snfd^auungen %lx gerabeju
ald eine Sncamation bcr @ottbeit betrad^tete. 3^
biefen e|:tremen @d^iiten, meldte flberbie^ l^öc^ß
gefäbrli^e communiftifd^e 3been in il^r tbeologi-
fd^ed @9ftem aufnobmen, geborten aud^ bie im
SRittelolter megen il^rer ®reuelt^aten benid^tigten
Sffafftnen unb bie je^t nod^ in Serien lebenben^
mal^rf^einlid^ auS ber @ecte ber !lRanid^öer l^er«
Dorgegongenen 92ofairier. älud^ bie befannte, in
@prien unb im ^auran anföffige @ecte ber
Brufen (f. b. 3lrt) bilbet nur einen Ausläufer ber
extremen Si)ia. — äBöbrenb btefe ultrafd^iitifd^
@ecten Don bem urfprünglid^en ^9Hava nur menig
beibel^ielten, befielet gmif(|en ben gegenmärtig bie
bei meitem größere SRebrbeit bilbenben gemäßigten
@cbiiten unb ben Sunniten in ©egug auf bie
eigentlid^e ©laubenSlebre lein mefentlid^er Unter*
fd^ieb. ©eibe Parteien befennen ftd^ gu bem
®runbbogma bed Sdlam : „(Sä gibt feinen (Sott
aujser Maf^, unb ältobammeb ift ber ®efanbte
9inab8" ; nur fügen bie Sd^iiten oiefem ©elennt-
niffe bie SBorte bingu : ^unb 3lli ift ber ©ertraute
(ober S^reunb) ^QabS''. 3n einigen Sf^agen bei»
©laubenS, }. ©. begüglid^ ber $räbeftination unb
ber menfd^lid^en ^iflenSfreil^eit , buIb^O^ bie
Sd^iiten einer freiem Suffaffung unb näl^em fid^
ber burd^ bie @ecte ber SDtu'togiliten Dertretenen
rationaliftif(^en Stid^tung. 9lud^ bie 2)ifferen^
begüglid^ ber gefc^li^ religiöfen ^flid^ten betreffen
faft nur unmefentlid^ Seußerltd^feiten, ). ©. bte
t$rage, ob bte ^nfangSmorte ber erften Sure laut
ober leife gefprod^en merben muffen, unb ob bei ber
religiöfen SDßafd^ung baS äBofd^en ber Sfuße im
9lotbfaDe burd^ bie Steinigung ber Sufi^befleibung
erfe^t merben bürfe. So fleinlid^ berartige Streit-
fragen für unfcre auffaffung immerbin fein
mögen, fo bilben fte bennod^ bei ben ©ertretem
ber beiben ^arteten ben ©egenftanb ber l^eftigften
SontroDerfe. ^ierbtn gebort aud^ bie ©erfd^ieben-
beit in bem Stufe bed SRuefftn, burcb melcben bie
©laubigen an i^re ©ebetspflid^t erinnert merben
(f. b. Slrt. SSlam VI, 1002). ©on ben belannten
Dier funnitifd&en Sd^ulen (f. VI, 994 ff.) ftebt im
allgemeinen bie ber Sd^afüten ber fd^iitifd^en am
32
995
Supererogatoria opera — €u)ierlntenbenten.
nöd^flen. ßincn ©egcnfianb befonbcrcr SSercl^ninö
unb bog 3iri ber SBaUfol^rtcn bilben bei ben
©(^iitcu bie (Sräbcr mVi unb feiner %Qd^-
fommen; ber SBefiid^ biejer l^eiltgen ©tätten ift
bei ben ©deuten faft an bie Stelle ber funnitifc^en
Pilgerfahrten nad^ ber ffaaba (f. b. ^rt.) unb
bem (Srabe beS ^roptjeten getreten, unb jal^Ireid&e,
felbft in toeit entfernten Säubern ttJO^nenbe
©diäten toäl^len bei jenen ©rabcrn ibre lejte
«u^eftätte, namentlid^ beim ©rabe be§ ^li in
^abjaf (bei ftufa), bei bem be§ oben eriüä^nten
fiebenten ^mkm^ mi al-5Riba (in SLüS) unb öor
Willem ju fterbela, wo ^ufain, ^li'S iüngfter
©o^n, feinen 3:ob gefunben b^^te. ^üjäbrlic^
tt)irb an lejterem Orte in ben je^n erften Xagen
be« SbnatS 5)hibarram baS geft ber Xraucr um
§ufain8 %oh begangen, tt)obei gro^e fproceffionen
unb eine tbeatralif^e ©arftellung ber SeibenS«
gefd^ic^te §ufain3 ftattfinben. S)ie ©unniten
feiern nur ben 10. SORu^anam unb geben biefem
3:age felbfttoerftänblid^ eine ganj anbere SBebeu»
tung (f. eine auSfübrlid^e 53ej^reibung be§ fd^iiti«
fd^n 2Kubarramfefte§ bei Th. P. Hughes, A
Dictionary of Islam, 2. ed., Lond. 1896, 407
to 417). gin ben ©cl)iiten eigent^ümlicbeS Sfeft
töirb am 18. beS legten 5Dionat^ gefeiert jur
Crinnening an eine angebliche ^cufeerung TOo-
l(|ammebS, nacb toeld^er biefcr %li an bem ^eid^e
4^umm feierlid) al§ feinen D^adjfolger proclamirt
Iftabcn fott. (5Bgl. imMgemeinen bie im^rt.S^-
lam angegebene fiiteratur, fotoie al§ ^auptqueUe
für unfere i^enntni^ ber i^lamitifd^en ©ecten
©^abraftani'3 Kitäb al-milal wal-nihal, beraub«
gegeben toon ßureton, Sonbon 1842 — 1846,
aud^ »ulaf 1263 b. ^. [1846], beutfc^e Ueber-
fe^ung üon ^oarbrüder, §alle 1850 — 1851,
2 %f)U, S5on anberen bicr^in gcbörigen ©d^riften
feien befonberS b^^^orge^oben : t). Somauto, SDaS
mo^lim. 9{ed^t nad) ben OueUen bargeftellt,
Seipjig 1855 ; Querry, Droit musulman, re-
cueil de lois concernant las musulmans
shyites, Paris 1871, 2 vols.; 39". ©olbjiber,
Seitröge jur fiiteraturgefd^id)tc ber ©l)f a unb ber
funnitifcben ^olemif, in ben ©i^ung^ber. ber fai-
f erl. ^If ab. b. Sßifienfd^. LXXVIII [1 874], 439 ff. ;
ffierf., ®ie 3abiri*cn, ibr fiebrfpftcm unb ibre
®efd|id^te, Seipjig 1884; S)erf., 9)b^ammeba«
nifd^e ©tubien, ^afie 1889—1890, 2 SBbe.;
9lug. SKüHer, ®er S^lam im TOorgen- unb
^bcnblanb, ©erlin 1885—1887, 2 Sbe. (gin
SJerjeicbniB ber fd^iitifd^en Literatur bietet 5Dlo-
bammeb ben al-^ajan al-Xufi [geft. 1073 n. &ix,\
berausgeg. Don 91. ©prenger unb SJ^aiolaro^ 9lbb.
al«§aqq, in ber ßibl. Indica, fasc. 60. 71. 91.
107, Calcutta 1853—1855.) [gen.]
Supererogatoria opera, f. SBerfe, gute.
^tti^erintenbenffti ftellen in ben proteftanti-
fd^en £anbc§!ird)en ®eut|d()lanbS bie niebrigfte
©tufe be§ lanbeS^enlidben ^ird^enregimentS bor
unb finb bie erften (Seijtlid^en eineö bcftimmten
Sejirfeä (Siöcefe, 3nfpection, Gpborie), üon
toeld^em fie aud^ gemdblt loerben. 3^ i
entfprid^t im @an}en ber ber Soiüybabitai
ben fatbolifcben ©i^tbüment; fie ida
iuriSbictioneOe SefugniB, fonbemini'
redete. 'Sltbm bem 9.^orft$ in bet
ber ®eiftli(ben ibred 93e)irfe§ (in $Ta^l
fpnobe ; t)gl. ®eneraU©9nobaI«C)diin|
20. Sanuar 1876, § 46) bilben üß~
bie unmittelbare ©eaufftc^tigung iüa
SBanbel unb 9lmt§fäbrung ber «kij^i
bie ftttHd(|en unb religiöfcn$er^QÜiniiekl
meinben (ffird^engemeinbe- unb
mmg für $reugen Dom 10. @e|rtniAa
§ 53), über SSermaltung beS ftiit
fomie bie SJomabme beftimmter ^anMnpi
ßird^nregimenteS, tt^oju geboren bie Ci
bie fieitung ber ^famxHiblen (für^ßia|Ea:l
d^engefe^ über baS ^famoablrecbt oni lif
1886, §§ 7—9. 12), bie ©nfüljrungi
@eiftlic^en, bie ^Inorbnungen über b
Senoaltung bei ©acanjen, bie Siegelung M
einanberfe^ung 3n)if(ben abgebenben oto'
grben Der'ftorbener ®eiftli(ben unb b«"
nad^folgem. Ser 92ame fonrmt juerjtMti
1525 Don ^llpinuö entworfenen
für ©tralfunb (Slicbter, Sie eDongelijdial
orbnungen bed 16. St^b^bunbettd I,
1846, 22). 2)ie alteren IKrcbenorbningBl
burd^nieg an bie ©pi^ eincd Xerritonnii
©uperintenbenten , bem neben berinf^i
bie (Seiftlid^en tbeilmeife oud^ bie Snntd
ber Sb^f^t^^n übertragen umrbe (in iMp]
penftrt er aud^ je^t uodb Dom Mßß
gebot; fiird^ngefe^ betr. ^rauungSoilnvl
27. 3uK 1880, § 6). 9Ja(bb« rmnbn"
gonfiftorien Dorgcfeft (f. b. ?lrt IH 96SV
SeDer'fd^e jfird^enorbnung Don 1562 iß\
Cbliegenbeiten folgenberma^ :
dentem in bene constitutiB eeclesüi
primo propier sectarios, nt ille
rationem habeat atque paaioniin;
Schismata ingruant et Inpi rapacei:
gem Christi se ingerant; tertio it
reverentia maneat in ministerio;
sit aliqua persona, per quam exaM
tatio et ordinationes fiant et refiqä
siarum ministri ad talem refagiim^
(Haroelmann, Opera genealogic
Lemgoviae 1711, 809). Snbmättml
fd)en ^^roDinjen befiebt feit ber
5. ^uguft 1805 ber £itel ©mierintaM^
mäbrenb anbenoörtd aud^ onbere
tt)ie ®ecan, 3nfpector^ ^^pflr
©enior, bie (ebod^ nid^ überaD ^
ftnb. 3nt ebemaligen ftinbeffen fnb Mi >
politane, im @roBb^)ogtbum ^fnUtS
in 9)2ecflenburg bie kröpfte ben ©upcn^
untergeorbnet. Ueber ben ©upenntfiMi
$roDinit ober einer fianbcSfinl^ fM« 9^
(^(eneralfuperintenbenten (über bie SotM?
3nftitut8 in «ßreu^ t)flL 3ocob(oii, W^-l
997
Buptxiox — ©urin.
998
CueOra befi ffir^tnred^tS bed ))reujstfd^en Staoted
1. 2. ffonigdberg 1839, 98), »eld^e Wttglieber bet
eonfTftütkn tinb in inneten Sngelegenl^eiten beten
Organe ffatb. (SSgl. @(^mibt, 3)er ffiitfungd-
treid unb bie SBfarfungdait beS @u))erintenbenten,
Cueblinbing 1 887 ; Lehmann, De officio super-
iDiendentia, Chamnitiae 1725; Ktc^ter-SoDe,
Mmtd^t, 8. 9ufl., 1405.) [äBurm.]
^ttipaior» im %fl[gemetnen f oDiel mie OrbenS-
0bcie (f. b. VxL), bei einigen Orben unb Son-
gicgationcn f)>ecid!e 9e)eii4nung für ben SJor*
|e6er einer Keinem Stieberlaff ung (Sieftbeng ; f o
bei ben defuitcn) ober fiberl^aupt eineS einzelnen
Crben^auf c9 (f o bei Orotorianem). @ e n e r a I-
(Bpertor fyei^t in Derj^iebenen Songtegationen
(V 9. bei ben Sajoriflen) bet Obere ber ganzen
@enojfen(d^ft [!ßermaneber.]
^nfnpeJIicmiit, f. Cl^onod.
Snpeipositio jejunii (6i7^p&8<7tc x^c
w;<nufxc) ^ie| ein t^ften, totli)^ in befonberS
Pmiger 9Beife gel^toi ober über bie getoöl^nlid^e
3dt flu^gebel^nt UKtrb, bef onberd in ber %xt, ba|
Bon |iDei ober mehrere Xoge feine Speife ober
ou^ iu)4 übcrbie^ (ein ®etr&n( ju ftd^ nal^m.
%ii^ bem SoTbilbe, toeld^ed &]^ri)tuS in biefer
9e|U(ung gegeben (Suc 4, 2), fonben ftd^ in ber
ottin ftir^ Diele, meldte eine S^eil^e oon 3:Qgen,
ja btl )u rincr SBoc^e baS DoÜftönbige gfoften
ffliSbebnten (ogl. Epiph. Expositio fidei 22;
DionjB. Alex. £p. ad Basilid. 1; Augnst.
De mor. eccL cath. 1« 38) ; fteUenn)ei{e mar fo-
lgt eine saperpositio für beftimmte Stage t)or«
grft^rieben (Dgl. Conet. Apoet 5, 19; Conc.
Ehh. [ccL SOO] can. 23). Bpättt tarn biefe Slrt
b(4 ftoficnd me(r unb mel^ ab ; bod^ begeugt Seo
llflotiu^ (\. b. 9lrt), bo| ed )u feiner Seit unter
ben @rie(^ Saien bon beiben ©efd^Ied^tem gab,
bonmter oxvSf fc^tDOd^Kcl^e Wöbd^en, meiere in ben
bnt erj^en, ben brri mittleren unb ben brei legten
iogm ber ooröfterli^en Sfaftengeit Su^erfiofition
vbitn unb nur im äu|erften 9tot]^fatte ftd^ mit
ctDoS ftonigbrob labten (Allat. De eccL occid.
el Orient, perp. eons. 8, 9, 8). (SBgl. Du Gange,
Glon. 8. ▼.) [3f. X. 6(^mib.]
^ülPpektttCittt (Gnoir^diov) , eigetitlid^ ein
guBfibemel, bqeid^net betth %Itor (f. b. ^rt.) bie
pbctr^lä<J(|ebedt>orbem@tufenbaued, auf toeld^er
bcr$nefier bei ben liturgifc^en ^anblungen fte^t,
Irp. in ben tum ben Kubrtfen angegebenen
Seilen Met
Stpfresaio lienefleii, f. Ifird^enamt YII,
581.
§i9!tUiUtffnini f. 3nfrala))farier.
$«fta]ud«falteiii]i5, f. StationaltSmuS.
$«fre«Mf $nb ^ei|t ber unter ftönig ipein-
n4 yUL in (Englonb eingeführte (Sib , burd^
D([i&en bie %ner(emiung bed @taat9ober]^au))te§
ftt^ei^ Ott ^5(||ßen firc^Ud^^en ®etsalt^aberd
iranremna in ecdesia) befd^moren werben
mu^te. dnfolge bet SBeigerung bed Ißa^fted Sie-
ncRl Yn., ^ecntid^ S^efd^eibung jugugeftel^en,
traf ber ftönig !Dla|nabmen, um fein Sieid^ ber
®en)alt bed $apfted gang §u entgiel^. Sd^on
im 3. 1531 mußten bie ßonbocationen (^roüin-
gialfQnoben) t)on SonterburQ unb ^or( fid^ bagu
Derftebcn, ben ftönig aI3 Oberbau))t ber englifd^en
ftird^e anguerfennen, „fomeit ed baS @efe^ S^b^fti
geftatte". ffiiefc le^terc ßinfijränlung fam in
SBegfaE burd^ bie ©u)>rematdacte oom Sabte
1 584, burd^ meldte bie ^nerfennung bed ftönigd afö
bed eingigen irbifd^en Oberbau{)ted ber englifd^en
Jhrd^e geforbert unb bie SSerfagung biefer 9n-
erfennung für ^od^üerratb erflärt tourbe. ^a
Diele ^riefter (befonberd SHönd^e) unb aud^ fiaien
fi(^ gu einer fold^en Snerfennung nid^t oorfteben
moEten, mürben fu mit bem Sobe beftraft, u. S.
Sifd^of t^tfber Don äiod^efter unb ber ebemalige
Äangler Xbomad TOorud (f. b. «rtt). »ei C>ein-
rid^d YIU. Sobe (1547) ging bie fird^ltd^e
Suprematie mit ber ffrone auf ben neunjöbrigen
^ringen (Sbuarb VI. über, möbrenb beffen minber«
)äbrtger ^Regierung bie ßinfübrung bed ^roteftan-
tidmud planmäßig organiflrt mürbe. Königin
aj^aria (1553) fteUte gmar bie ^uctorität bed
^apfted unb ber fat^olifd^en IBifd^bfe mieber 1^ ;
bod^ fd^on unter (Slifabetl^ (1558) mürbe ber
fird^Iid^e Supremat neuerbingd mit ber fönig-
lid^en ®ematt Derbunben unb bie eiblid^e 9(n-
erknmmg bedfelben im 3. 1562 nid^t nur ben
3nbabem aQer @taatd- unb jhrd^enömter ab-
geforbert, fonbem aud^ auf gmei ntut fttaffen,
erftend auf aSe üßitglieber bed Unterbaufed unb
QÜt ©d^uüebrer, 9nmölte unb Ißotare, gmeitend
auf atte @eiftUd^en o^ne Sudnal^me unb aQe foI(^e
Säten, meldte bie neue fiebre bffentlid^ mi|biÜigen
ober burd^ SReffebören ftd^ ald tinbänger bed alten
(glaubend befennen mürben, in ber ^ißt alfo auf
alle itatbolüen, audgebebnt. 9n $erfonen ber
erften iHaffe foQte bie erftmolige SibDermeigerung
mit lebendlönglid^emiterfer, anbenen ber gmeiten
jtlaffe aber bie gmeite SSBeigerung mit ber Xobed-
ftrofe geabnbet merben. SBenn aud^ biefe blutige
Strenge nid^t immer unb überaS praftifd^ bur(b"
gefül^rt mürbe, fo traten bo(^ Verfolgungen an-
berer %rt in überfd^mänglid^em 9Ra^e an il^re
@teEe, unb ber @uprematdeib blieb minbeftend
fort unb fort iebem treuen ffatl^olilen ein unüber-
fteiglid^ed ßinbemi^, irgenb ein Staatdamt gu
erlangen. Srft unter ftönig ®eorg III. (1760
bid 1820) mürben in Segug auf ben @uprematd-
eib in ben Solaren 1774 unb 1798 ben ftatbo-
lif en einige C^Ieid^terungen bemiDigt. SSöQig auf-
gehoben marb berfelbe burd^ bad Smancipationd-
gefe^ Dom 18. »pril 1829 (f. SeUedbeim, ftir-
d^engefd^id^te 3rlanbd IE, ailaing 1891, 139 ff.
343). [$ermaneber.]
^re, f. fforan.
$ttriit (Seurin), Sobann Sofepl^, S. J.»
adcetifd^er Sd^riftfieUer, mürbe gu Sorbeaus im
3. 1600 geboren unb trat am 2. 3uli 1616 in
bie ©efeflfd^aft 3efu ein. S)ie bettige ^riefter-
mei^e empfing er 1628 gu ^ßorid. 3la^ »olh
32*
999
SuxiuS.
1000
cttbung {einer ©tubxen, ble tt, tool^I toegen ftranf-
li^UiX, nut na(^ Dielen Unterbred^imgen 1629
eneid^te, lourbe @urin ben Settern be§ 9Zot)iciate§
in SBorbeaus unb beS fog. Serttated ju SRarenneS
betgegeben, bann am 17. S)ecember 1634 nad^
fioubun gefd^idt, um bei ben al§ befefjen betrach-
teten Urfultnen (f^b. «rt. ©ranbier V, 1020 ff.)
bie geiftlid^e fieitung }U übemel^men. (Sx ent«
lebigte fid^ biefer fd^toierigen Aufgabe mit groger
Umfid^t, t)erftel aber alSbalb felbft in einen 3u-
ftanb, über ben bad Urt^eil faum toeniger fd^toer
ift als über ben ber Sefeffenen Don Soubun. @en)ig
ift, bag er ftd^ in fioubun ®ott angeboten l^atte,
felbft aß fteÜDertretenbeS Opfer ber SBefejfenl^eit
)U DerfaOen; ebenfo gemil burd^ feine eigenen
SBorte (abgebrudft bei ©örreS, aR^fti! lY, 2,
632 f.)/ ba| er überzeugt toar, bem R'dtptx unb
ber SinbilbungSfraft nad^ in ber ©etoalt eines
fremben 9BiUen3 gu fein. 2)iefer 3uftanb bauerte
Don 1639 bis ettoa 1658 giemlid^ ununterbrod^en.
3n ben flatalogen beS OrbenS ift @urin bis
1662 nur 1647—1649 ein IleineS Smt gu-
ertl^eilt, nömlid^ baS beS catechista Bervomm,
peregrinorum, paupenun; fonft ift er unter ben
aJKtgliebem beS Sefuitenl^aufeS gu Sorbeau; unb
Don 1649—1651 beS Don @ainteS einfad^ alS
infirmns begeid^net. 3(t^ci(t0 tocx @tirin alS
aSa^nftnniger eingefc^loffen; bog er übrigens ben
Haren ©ebraud^ feines SSerftonbeS bel^ielt, geigen
bie geiftlidden 9Ber!e, ml6)t er in bem befd^rie-
benen ßuftanbe bictirt l^t. 3n feinen legten brei
SebenSjal^ren batte er ben DöQig freien ©ebraud^
feiner gfäl^igleiten toieber erlangt. 2)ie entfe^Iid^en
inneren fieiben »id^en einer großen innem gfreube;
er entfaltete als 9eid(|tDater unb ^rebiger fotoie
burd^ feinen SBriefmed^fel eine erfolgreid^e X^ötig«
feit er ftarb gu ^orbeaus om 22. Slpril 1665.
9Son @urtnS SBerlen (abgefel^en Don einigen
@d^riften über bie SBefeffcnen Don Soubun) D^urbe
ber Cat^chisme Bpirituel contenant les prin-
cipaux mojens d'aniver k la perfection,
compose par J. D. S. F. P. (= Jean de
Sainte-Foy, Prötre) ol^ne fein unb feiner Oberen
SBiDen burd^ ^ringgonti etma 1657 }um %md
beförbert. 9{a(^ feinem Xobe erfd^ien: Les fon-
demens de la vie spirituelle, tires du livre de
rimitation de J. Chr. par J. D. 8. F. F.,
Paris 1667; Lettres spirituelles, ib. 1695;
Dialogues spirituels, ib. 1704. ^Ile biefe
SBerfe erlebten öftere Auflagen unbUeberfe^ungen
bis in bie neuefte 3(tt. @urinS fieben befd(|rieb
C). 3R. Sotibon, e^artreS 1688 u. fi.; einen
«luSjug barauS gab 9K. Souij, ^ariS 1875. (SBgl.
Biographie universelle, nouv. ed. XL, 453 ss. ;
BoBsuet, Preface sur rinstruction pastorale,
Beet. XII [Oeuvres de Bossuet XXXVII,
Paris 1828, 661-665]; de Backer, Biblio-
thöque , nouv. ed. par Sommervogel YU,
1 704 88.) [Änellcr S. J.]
|^itritt$, SaurentiuS, 0. Carth., nam«
l^fter ^agiograpb unb JKrd^engef^ic^tfd^reiber,
mürbe 1522 )u Sübedf geboren, man toei^ nid^
ftd^er, ob Don fat^oUfd^en ober lutl^rifd^en Altern;
für le^tere 9Inna]^me ftü^t man ftd^ auf baS 3nig-
ni^ beS fei. ißetruS SoniftuS, ber Don @uriuS
fagt: Ex haeretico catholiouB me adjutore
Coloniae factus (f. Ganisii Epist., ed. Braims-
berger I, Friburg. 1896, 36). Seine SuSbü-
bung txi)\tlt tt in granffurt an ber Ober unb
fpater in Rbln, too er Stubiengenoffe beS fei. $etruS
SaniftuS mürbe. S>er Stuf beS bortigen, megen beS
berrfd^enben guten ©eifteS unb miffenfd^opc^
@trebenS l^od^angefel^enen ffartl^ouferflofterS, ber
einßu^ beS fei. $etruS SaniftuS tmb bie Unte^
rebungen mit bem frommen unb geleierten 3o«
l^anneS ^uftuS (f. b. tirt.) Don SonbSberg beiDogen
SuriuS 1541, um baS ©etoanb ber Sart^öufer
)u bitten. 3Rii menigen Unterbred^itngen brad^te
er 86 ^al^re in bem ftölner fflofter )u, inbem er
mit ausgebreiteter miffenfd^aftlid(ier Stl^ätigfeit ein
Seben ber 3lbtöbtung unb beS Sd^meigenS Der-
banb, unb lourbe fo eines ber berül^mteften 9)tit>
glteber feines OrbenS. $iuS Y. fd^ä^te il^n fe^r
^od^ unb em))fa]^I ben frommen ©elebrten ber
bef onbem @orge feiner Obern. @uriuS ftorb }U
»öln, 56 Sabre alt, am 28. TOai 1578. —
Ueber bie miffeufdgaftlid^e Zl^ätigteU SuriuS'
geben IRiceron (Mem. XXVIII, Paris 1734,
899 BS.) unb ^ar^l^eim (Biblioth. Colon., Co*
Ion. 1747, 218 sqq.) 3IuSIunft. Sr überfe^te bie
©d^riften Derf d^iebener beutf d^en ÜR^ftUer in'S £a-
teinif<^e, fo gmei Sd^riften Don Xauler, bie SQSerfe
beS äol^. SRuQSbroef unb ^einrid^ Seufe'S, ©rop*
perS »bbanblung über bie SBabrl^eit beS SeibeS
unb SluteS ßbrifti (f. bie betr. %rtt.). Semer
DoQenbete er bie Listitutionee beS Ihxrt^äufer«
priorS Don Sbmen, t^lorenj Don ^orlem , über«
fe^e bie 15 ^rebigten beS ^lid^ael SibontuS
(f. b. ^rt.) über baS m^p\tc, bie 9l|>oIogien
griebrid^ ©ta<)l^5luS' (f. b. 9lrt.) unb eine Kebe
ÜKartin ftifengreinS (f. b. 91rt.) in'8 fiateinifd^;
aud^ beforgte er eine neue Ausgabe beS f)omi'
liariumS (f. b. ^rt.) ftartö beS ©ro|en. 3m
3. 1567 Deröffentlic^te er eine ie|t mertblofe
goncUienfammlung in 4 Sänben. ©egen @Iei«
banuS (f. b. %ü.) rid^tete ft^ fein proteftantifd^
feitS fe^r gefd^möbter Commentariua brevia
rerum in orbe gestarum ab a. 1500 — 1566,
Lovan. 1566 u. ö., aud^ in'S S)etitfc^e (burd|
f^abriciuS, l^öln 1568) unb granjofifd^e (bur(b
eftourneau, $ariS 1571) fiberfekt. f$ortgcfe|t
mürbe bie @d()rift Don aJltd^. Don SffeU bis 1574
(nid^t 1586, mte baS Titelblatt fagt), Don Srotbel
bis 1651, Don S^ulben bis 1660, Don ^. Bremer
bis 1678. euriuS' bebeutenbfieS Serf ift bie
befannte Sammlung Don Heiligenleben unter bem
äitel De probatis vitis Sanctorum ab AI. Li-
pomano olim conscriptis, nunc primnm a Fr.
Laur. Surio emendatis et anotis, Coloniae
1570—1575, 6 tom., nad^ ben Sogen beS
äabreS georbnet ßinr gmette, Dermc^rte unb Der-
befferte Auflage begann @uriud noc^ fdbfi ; fein
1001
©Ufa — ©ufanna.
1002
SttOnibet % !Dtofanber (f. b. ^xt.) üollenbete fte
mtb fugte mm ftebeiücn Sktnb l^insu (ff öln 1581).
%m brilte imb Ie|te Auflage (fföln 1618) fteHte
Me mi Sttriiid um ht& ©tUed ttiUen etmad Der-
finbctten SBiogrop^tm m^ i^rem urft^rängUd^en
fBoitiouie toieber ^ unb bermel^Tte unb ergänzte
UA SBfrf {umrift noc^ Saroniud. Sin iete^tigter
Sotnniif gegen ©ttriuS ift ber, ba^ feine ,,ftili[tt-
ijfcn SerbeffenmgSDerfttd^e" jumeilen ben friti-
}ifm 9Ber4 bcr Xejte bennträd^igen. SRand^e
$iote|ionten Be^beln i^n be^megen als Se»
tmgcr; bo(^ bleibt haS Urteil beS SBoOanbud
ja Hci^t befiel, ber in ®e)ug auf biefed opus
sane e^r^ginm fogt : Nemo hactenus L. Surii
Carth. Stadium ei industriam adaequavit
IAA. 88. BoU. Jan. I, Praef. gen. 1, 5). 9lu8«
lÜQf ans bem SBerle Derfectigten ber ftart^öufet
iftppelouS (terme^rt unb Derbeffert t)on ©rafftud,
ibin 1596 — 1616) unb ^otöuS (^ntn^erpen
1597, tmn 1605). SBiele lateinifd^e, itoHenifd^e,
tponiff!^ unb beutfd^ Heiligenleben tcurben nod^
Svmi' 9Berf angefettigt ; eine neue t)etbef{erte,
aber ni^t fe^r fntifc^, mel^r bem erbaulichen
3&mte bienenbe ^udgobe beSfelben erfd^ien su
liirin 1875—1880 in 13 Oäaöbänben (f. Sit.
^onbiD. 1883, 501 ff.). (93gL Biogr. nnivers.
XL. 455 88. ; Nony. biogr. gen. XLIY, 676 s.;
8a^m 1863, n, 416 ff. ; M^, SonDertiten H,
838 ff. I Epbemerides Ord. Carth. 11, Monstralii
1890, 143 sqq.; Hurter, Nomencl. I, 2. ed.,
Oenip. 1892, 36 sqq.) [S. ^elmting 0. S. B.]
$itfk, ©genname im 31. S., 1. («»:?) $er-
(onemiamc, ein ©ecretär S)at)ibS (1 $ar. 18, 16).
2. (*r?v) ©tabtname, bie bebnnte ^au))t|tabt ber
dl^erjifd^ $ro&tn} ©uftana, feit ^^ruS SEBinter-
itjiben) bcr ^rfifd()en Könige (2 Sdbr. 1, 1. Sft^.
11, S. San. 8, 2). [ffaulen.]
§mfan^ bie im Sut^e C^ßber gebröud^Iid^e gorm
für Sufo. (Sgl. Loftns, Travels and Bese-
trcihesin Cha]daea and Susiana, Lond. 1857,
S35 & ; Dienlafoy, L'acropole de Suse, Paris
1890-1892.) [ftoulen.]
$mfnma (Soudaw«, non ^fi^, Silie; Dgl.
9. Stimm, §rauennamen au8 Slumen, in beffen
Stcfaieten ©d^rif ten U, Berlin 1865, 888 f.),
1. im S. X. bte »omel^me Xod^ter beS Suben
I^IdoS, 9rau beS reid^en 3oa(im )u iBabt)Ion,
$ bie ^dbin einer Sr^öl^lung, toeld^e nur grie«
jl^ xn fagen. beuterocanonif d^em %tjctt erhalten
i^; bte ©tptuoginta imb bie ^ßefc^itt^o führen
bicfcn Sbfd^nitt alf f elbft(hibtge ©(^rift auf, xoäf)'
tenb bie Sulgata i^n aI8 13. ffa))itel mit bem
9nd^ Sloniel xierbimben ^t ©ufanna gehörte
ju bm MrmSgßd^ 2)e))ortirten, meldte 3lahud)o»
boflofor bei ber erften SBegffll^rung üon SSrae-
lilcn nii^t als (Befangene, fonbem als (Soloniften
in Sobplonien onftebelte (Dgl. 3er. 24, 5j 29,
5-7; liefen SBoB^L-affijr. ©cfd^id^te H, ®otba
1S88. 427). C^iexbun^ erflärt ftc^, ba^ in il^rer
Q(f4t<^te bie ßuf^tbe ber )u Sab^Ionien bcfinb-
li^en Israeliten aß burd^uS freie unb felb«
ftänbige gef(^ilbert toerben ; ba bie SBeggeffll^rten
im SBefi^e i^eS iBermögenS blieben (6}. 12, 4)^
fo ift nid^t auffaHenb, ba^ Soafim fd^on menige
Sabre nad^ feiner Stnftebelung als üermögenber
3Rann in Sab^lonien auftreten fonnte. S)ie Ser«
tocdjSlung biefer 3uftönbe mit ben bei fciegS-
gefangenen Sptlirten t)orauSgefe^tcn l^at 3&)eifet
an ben l^iftorifd^en ißorauSfe^ungen ber ©ufanna«
Srjäl^Iung bmorgerufen, meldte fd^on 3lfricanuS
in einem Briefe an OrigeneS auSgefprod^en,
biefer aber t)erftönbig }urücfgemiefen $at (Orig.
Ep. ad Afric. 13, bei Migne, PP. gr. XI, 80).
©ufanna mar oon angefe^enen, lüftemen Tlaxi'
nem, beren Sumut^ungen fie feine gfolge geleiftet,
aus [Rad^e beS S^ebrud^ angefragt unb in tumul«
tuarifd^er SSßeife be^megen ^um Xobe Derurtbeilt
morben. Sem bamalS erft 183abre alten S)aniel
(icaidapCip, Dgl. @en. 43, 8. 2 ©am. 18, 5) ge-
lang eS burd^ natürlid^en, t)on ber @nabe ©otteS
unterftü^ten ©d^arffinn, fomie burd^ treues Sfeft-
balten an ben jübifd^en ^nfütutionen, baS Sägen«
gemebe gu entbüQen, bie Unfc^ulbige gu erretten
unb ibre SuRäger ber t)erbienten ©träfe gu über-
liefern. 3)aS l^obe Slnfel^en, meld^eS er ftd^ baburd^
bei feinen SanbSIeuten Derfd^affte , bilbete bie
©runblage gu ber bedoi^ugten ©teßung, meldte
er am babQlonifc^en ^oje gemann, unb in mel«
d^er er ben (Sott 3ubrS am ÜRittelpunlte ber
bamaligen 9BeIt als einen (Sott über oXit (Sötter
ermieS. ^nbern baS Sud^ SanielS in feiner erften
6a(fte nur ben Stad^meiS für biefe SBirffamfeit
2)anielS liefern mill, gehört bie ©efd^id^te ©u«
fanna'S an ben Slnfang ber betreffenben Sr«
gdblungen (Stop. 2—6) unb l^at aud^ bort ur«
ft)rüngUd^ feinen $Ia| gehabt. (SS leibet leinen
3n)eifel, ba^ ber je^ige gried^ifd^e Xejt beS be«
treffenben ^Ibfd^nitteS eine Ueberfe^ung auS bem
tebröifd^en bilbet. ©d^on ber bop^elte Xe|t ber
eptuaginta unb Xb^obotionS bemeist bie^, unb
ba^ baS 93or!ommen Don gried^ifd^en Sßortf))ieIen
fß. 54 unb 58 nid^t bagegen angeführt merben
lann, l^aben mit OrigeneS aUe üerftönbigen 3luS"
leger eingefel^en (bgl. ^aneberg, (Sefd^id^te ber
biblifd^en Offenbarung , 4. Slu^i. , StegenSburg
1876, 413). ©(^oh OrigeneS l^t aud^ angefül^rt,
ba| bie f))öteren Suben bei ber ffürgung unb ^b«
runbung beS Sud^eS SDaniel in t^rem Patriotis-
mus Snial fanben , biefen Slbfd^nitt auS il^rem
(Sanon gu entfernen (Orig. Ep. ad Afric. 9).
©onft toar ben ^uben bie ®efd^id§te ber ebeln
i$rau toobibelannt (R. Martini Puglo fidei,
sec. ed. Yoisin. ed. Garpzov., Lips. 1687»
128); in ber jftrd^e mar ber betreff enbe ^bfc^nitt
immer als btblifd^ üere^rt, unb ©ufanna marb im
Sßorte mie in ben ftatalombenbilbem als Sorbilb
berberrlid^t. Sie erften (Srmäl^nungen beS bib-
lifd^en XeiteS ftnben fid^ Iren. 4 , 26 , 3 unb
Tert De cor. 4. 3n ber gried^ifd^cn ftird^e »irb
bie eble gfrou als ^eilige am 19. Secember Der«
el^rt. (93öL ^crbft.SBelte, ^ift.-!rit. (glnl. in bie
beüigen ©d^riften beS 31. 3:. H, 3, greib. 1844,
1005
@tt8))enfiotu
1006
dB tat edbiigia eederiae, SBefud^ befi ®otte8-
Hm\va, (inip]an^ ber Sacramente u. f. id.). S)ie
f(ö^ iblul^ %xt Dou Sudpmfian, toel^e ben
Ckcifcm iri^t nur i^te 9tntd*^ fonbem aud^ alle
Myli^foi 9RÜ0ltebf4Qftdred^te ent^g, geflaUete
^ fiisi iiiterdictilm ober ber interdictio in-
pwam accleaae um (f. b. %rt. unterbiet, unb
^Waxi, ilirtitfenre^t IV, 732 ff. 741. 810;
V,66). -- 1. licfpriingUc^ gab eg nur eine @uä«
^on Dom geifUtc^n Smte, tt)aS man mit ^uS-
MtfOi tote dp7Etv (Basilii can. 69), p.y)x£Ti Xei-
T«*p7cr» (Can. apoet. 15), x"^?^^^^^ "^^ ^P°^"
tar,; UicoapT^Bic (KoT. 123, o. 1. 2. 10) be-
idÄnetc Seil bem 6. Sol^r^unbert finben ftd^ bie
(cuie tiüä^ gebröu^tid^ lateinifd^en aiudbrüde
fo^pendi ab hon<»« et officio (Conc. Aurel. V
[a. 549], a 5), suspendi ab officio (Conc.
AureL lY [a. 541], o. 10) unb fd^Ied^tl^in
sQsp^ndi (CoBc. Narben, [a. 589], c. 6). S)a^
tonit bie Snt^bung Don allen 9mt8functionen^
oud^ oon benen bed ordo, bnei^et murbe^ ift
bd ber bamolieen Serbinbung ber SluSübung befi
«rdo mit ber fiien Snftellung an einer ffirc^e
gm) unjmeifellKift {Ken 6ttS{)enbirten aber Der«
blieb, meil fie i^r ^mt aI8 fold^ed ni(i^t Derloren,
bs 9ejug ber 9mldeinfunfte (Conc. Aurel. III
[a. 598], c. 19). «^ feU (Snbe beS 11. 3abr-
bunbettt ift Me fAAt Don sospensio ab officio
ft beneficio ; ber 83er(uft ber Cinlünfte bilbete
isn^fl eine SBerfd^rfung ber suspensio ab
officio (c 2, X 2, 21; c 7, X 5, 19), bann,
no^vcilbor fett ber 3Ritte bed 12. Sabrl^unbertö,
dl» bcfonbere Sit ber @u8))enfion (c. 7, § 8,
X 1, 6). S)ie briite «rt ber SuSpenfion, bie
eupenaio iÄ> ordlne, b. L bie Snt^ebung blo^
Mm ben Functionen bed innegeldabten ordo,
tomnt cc^ gegen bafi Sabe bed 12. gol^r^unbertS
Dot (e. 1, X 5, 8). S>q8 Derl^aitnilmöftig fpöte
loitRten biefer 9bt Don Sudpenfton erfiärt ^
banuil. ba| erfl na(| bem Suffommen ber abfo«
iuim Oibinationen bie ÜRoglid^Ieit mie 9lDt]^*
iDabigMt foli^ @trofe fid^ ergab, inbem bie ab-
«olvte Qkmei^ teined 9mteS ober feiner (Sin-
tänite betasbt toerben tonnten ; il^nen f onnte nur bie
Mübmig ber tird^id^ gfunctionen unterfogt
toabcn in $fiOcn, mo eine fhengere Strafe gu bart
$(ipe{m lobe. S)emgema6 femtt boS je^ige Siedet
eine «mpeaaio ab ordine 0BerIuft ber äBeibe-
nifii, iDObei bie Suridbiction intact bleibt) ober
ib officio (Seduft ber SSeibered^e unb ber
ännlbiction) ober a beneficio (Serluft ber
toddcinfunfte oOcin). llmfo^ bie @udpenfu)n fo*
too^I bie 9Beibe- old bie 3un&biction8gemalt ti)ie
ai4 bie SmtdeinfSnfte (aaspensio ab officio et
beuficio ober turjloeg auapenaio), fo ifl fte
ctne sospensio generalis, im entgegengefe^ten
Wit eine ^»ecdalis. Sediere jerfäHt mieber in bie
«nipensio totalis unb partialis, yt nad^bem bie
fauntll^en IBeibe- b^m. äuriebictionSred^te.
brUD. ber 9e|ng fammtlid^er SmtSeintünfte ober
«tt cm X^ berfdAen boDon betroffen merben.
£ine partielle SuSpenjion finbet fid^ erfl feit bem
6. 3abrbunbert, namentlid^ als SSerbot, eine 3^it
lang bie SJteffe ju lefen (Conc. Arelat. IV
[a. 524], c. 8; Conc. Aurel. III [a. 588],
c. 6. 15. 26; Conc. AureL IV [a. 541], c. 10).
SSeiterbin unterfd^eibet man bie suspensio a
jure unb ab homine, je nad^bem fie Dom ®efe^
beftimmt ober bem ri^terliiben (^rmeffen über«
laffen ift; fobann bie suspensio latae unb fe-
rendae sententiae, j[e na^bem fte erft nad^ bem
rid^terlid^en Sprudle ober bereits mit bem S)elicte
felbft eintritt; enblid^ fprid^t man nod^ Don ber
suspensio ex infonnata conscieniia, bie fuib
aber nid^t burd^ ibre Statur, fonbem burd^ bie
9rt unb SSeife ibrer SSerbongung Don ben an«
beren Vrten ber Sudpenfton unterfd^eibet (f. u. 4).
Stegelmö^tg ift bie @uSpenfion Senfur, begmedt
alfo bie Sefferung beS SBeftraften unb mirb nadb
beren (Eintritt mieber aufgehoben : bod^ mürbe fie
fd^on frübe auf beftimmte 3eit Derböngt obtte Slütf»
fid^tnabme auf bie injmifd^ etnxi erfolgte SBefje«
rmig (Basilii can. 69; Conc. Epaon. [a. 517]»
c. 4; Conc. Herd. [a. 524], c. 1). @o erjd^int
bie @u3penfion ald poena vindicativa. (Inb*
lid^ ift fte mitunter oud^ blo^e proDiforifd^e 91b«
miniftratiDmo^regel, loenn ber %tf d^of einen (Seift-
lid^en, ber in eine gerid^tlicbe Unterfud^ung
Dermid elt ift, nad^ genauer Srmögung ber Ser-
bad^dgritnbe, um tebeS Sergemig gu Dermeiben,
Don ber SSomabme ber SLmtSfunctiomn für bie
2)auer ber Unterfucbung fuSpenbirt (o. 13, Cn,
q. 5 ; c. 10, X 5, 84).
2. @uSpenbirt toerben tonnen mit SuSnabme
bed $apfted alle Slerifer : bod^ geniefien bie Cor«
binole unb Sifd^öfe bad Siedet, ba| fte einer un-
gemein audgejprocbenen Senfur unb fo aud^ ber
ipso facto eintretenben @udpenfion nid^t unter-
liegen, menn fte ni(^t im ®efe^e audbrüdflid^ ge-
nannt fJnb (c. 4 in VI*« 5, 11). 3m ®egen-
fa^ gur Sicommunlcatton tann bie Sudpen-
fton nid^t blo^ über eingelne $erfonen, fonbem
aud^ über eine gange ®eno{{en{d^aft Derböngt
merbcn (c. 40 in VI*« 1, 6; c. 1 Extrav.
comm. 1, 8), fo ba^ einer fold^m bie Sludübung
aller Siedete, bie ibr ald Korporation )uIommm,
entgogen mirb.
3. S)ad Siedet, bie @udpen{ion gu Derböngen«
fiebt bem $apfte für bie gange ^rd^, bem 93i-
fd^ofe innerbalb feiner Diöccfe gu, unb gioar ift ber
le^tere gemobnbeitdred^tlid^ nid^t an bie SRit-
mirtung f eined gapiteld gebunben, toenn aud^ bad
3)eaetalenred^t fold^ed Derlangt (c. 1, X 5, 31).
@elbftDerftönblt(b ift ed, bog bie allgemeinen
ßoncilien, bie IßroDingial- unb 3)iöce{anf9noben
bie @udpenfton Derbängen tonnen. S)er Orbend-
unb ftlofterobere tann feine Untergebenen fud-
penbiren (c. ult. X 8, 85; c. 83, X 5, 3).
3)agegm ift bad Ked^t ber fiegatm, 9luntien unb
grgbifcböfe gur ©udpenfton ber SBifd^fe ober
®eiftU^en ibrer Segation begto. ^roDing burd|
bad Sribentinum (Boss. XXIV, o. 5. 20 D«
.
1007
Sudpenfion.
ref.) Bef citigt. SBal^renb ber @ebi3t)Qcan5 l^at baS
Sapitel bejiD. ber Sapihilarticar baS @ugpen-
fion8rcd)t (c. 14, XI, 33; c. 3 in ¥!*<> 1, 8);
oer @eneralt)tcar aber bebarf jur Ser^ängung ber
SuSpenfion ein fpecieUeS 9)lQiibQt be§ Sifd^ofS
(c. 2 in VI*o 1, 13), unb bie 93cfiigm| bc3
> 9lr(i^ibiQCon8 l^ter^u l^at boS Xribetitinum (Sess.
XXV, c. 14 De ref.) bepnirtö befciHgt. Safe
boS Ked^t gur IBerl^öngung ber @u§penfion auc^
belegirt loerben fann, ift felbftüerftönblid^.
4. S)te §orm ber SJer^öngung ift für bie bus-
pensio ferendae unb latae sententiae genau
Dorgefc^rieben ; biefelbe bedt fid^ t)o(Iftönbig mit
ber bei Serl^ngung beS SanneS (f. b. ^rt. I,
1939 f.). ^ugerbem ober ^at baS Shbentinum
im Snfc^Iu^ an baS ben älegularoberen ^ufte^enbe
Sted^t, SIerifer n)egen gel^eimer 9$erge^en Dom
tluffteigen 5U l^öl^eren SBeil^egraben surüdjul^aUen
ober biefelben 5U fuSpenbiren (c. 5, X 1, 11),
ben Sifd^öfen gugcftanbcn, ftrafwörbige ßlerifer
bei fd^roeren geheimen IBergel^n, für n)cld^e einen
gerid^tlic^en Semeid ^u erbringen pl^tififd^ ober
morali{(i^ unmöglich ift, o^ne förmlid^e Unter«
fud^ung unb o^ne rid^terli(^e (Senten^ auf bie
tDO^Ibegrünbete moralifd^e Ueberjeugung l^in ab
ordine ober ab officio, nid^t ober a beneficio
)u fuSpenbiren (Sess. XIV, c. 1 De ref.) ; bie^
iß bie fog. suspensio ex informata conscientia.
3laä) ber anerfannten $ra£i8 barf biefe @u§pen»
fbn aud^ angemanbt merben, menn mit bem ge-
heimen ein öffentlid^ed liBergel^cn conatrrirt
(Act. S. Sed. Vni, 547; XIV, 372; XIX,
570), bagegen nid^t megen einer causa civilis
(Act. S. Sed. V, 16; XIX, 568. 571), unb
überfyiupt barf fie nur auf beftimmte Seit auS-
gebel^nt »erben (Act. S. Sed. VII, 569 sqq. ;
XIX, 568). ®er Sifd^of mufe öor ber l^ler-
l^öngung biefer @uSpenfion ftc^ auf Derlö^Iid^
SBeife Don ber @d^ulb überzeugt "f^abttL S)em
@u8penbirten fielet gegen 3Biüfür be§ OrbinariuS
ber SRecurS an ben pöpftlid^en (Stul^I 5U, n)eld()em
bann ber SBifd^of 9ied^enfd^a{t 5U geben fyit ; boc^
l^at ber StecurS feinen @u§penftDeffect (DgL aud^
b. ^rt. ^roac^öcrfal^ren X, 577). — Sei ber auf
gerid^tlid^em &ege Der^ängten @u§penfion fielet
bem SJenirtl^eiltcn, wenn er glaubt, Unred^t er-
litten 5U l^oben, ba§ Slec^tSmittel ber SlppeÜation
an ben bö^em S^id^ter 5U ®ebote (c. 4, C. XI,
q. 3 ; 0. 5, X 2, 25). gine folt^e ^peUation l^at
inbeffen ebenfaUS im ^lUgemeinen feinen @u8-
penfio-, fonbcm bloßen ©eoolutioeffect. S)ie Dom
judex a quo auSgefpro^ene ©entcnj bleibt trofe
Der Appellation beftc^en, unb ber ©crurtl^eilte i|t
fo lange al§ fuSpcnbirt ju betracbten, bis ber
judex ad quem bie ©ad^e auf's 5Reue unterfud^t
unb bie ©cntenj, faÜS fie eine ungcrccbte mar,
oufgelioben bot (c. 8, X 1, 31 ; c. 20 in VI^o
5, 11); nur menn bie AppcUation fd&on öor ge-
fällter ©cntenj ober gegen bie suspensio a bene-
ficio eingelegt mürbe, bemirft fie, baß bie öom
judex a quo nad^ erhobener ÄppeUatmn auS-
gefprod^ SuSpenfton ungfißig ip (e. It, I
1, 43; 0. 8, X 3, 36).
5. Als ^eute noc^ p Ste^t befte^gdp»
ftonen latae sententiae, bie bem$a|)jktijai
ftnb, fübrt bie9)ulle ApostolicaeSeifiiMi^
rationi (f. b. Art.) fteboi bejonbeiS oq^»
flört au|erbem bie (elf) t>om 2zil
gefteüten als fernerhin gültig. InJ^ bl
^uSe biejienigen @uSpenfionen bepe^,
ftd^ auf bie 9Ba^l beS $apfteS unb ouf bii
Seitung Don Orben, Songregotionoi,
93ereinigungen unb frommen 6tif^ii|i
gießen, fomeit fie nod^ in lebenbiger
(f. C)infd^iuS, ftird^enred^t V, 661. 656).
fommen enblid^ noc^ brei meitere 61
latae sententiae , koelc^ nai^ ber
93ulle aufgefteUt mürben, gfür bie on op
gmeiter @teUe genannten fann ^icr <»{ Itt
Art 1, 1135 t)ermiefen merben, nojKlir'
mentare }ur SuHe Apost Sedia, {one
ner, Sie fird^lic^en Senfuren, ^ßaboto
316 ff. gu Dergleichen fmb. Siie jpatet
@uSpenftonen betreffen a. (Sononifer mb
tare erlebigter Sat^rolf ird^en , «)#
93ermaltung auf ben t)on ber melUi^a
Ernannten ober ^rajentirten Dor ha
IBeftötigung übertragen; femer biqadga,
fold^e äiermaltung als $rot)i)or ober nto
berem Flamen übemebmen, unb bie
fte ade Verfallen, si aliqui ex praedietis
pali charactere sint insigniti, ipio
bie bem Rupfte speciali modo rcjcmik
penfion oon ben ^ontificolien (SuUe
tifex Dom 28. Auguft 1873) ; foba» b.
unb c. onbere Slertfer, toelcbe ft4 ^^
bänblem unb ffaufleuten in einen
t^anbel mit 9Re^ftipenbien einkjfen, i^
einen 9)2egftipenbien fammeln, um
Stelle Sudler unb SSaaren abjugetai, fe
beren il^nen 9Re^ftipenbien geben oberSilK
SBaaren bafür annehmen; bie$ne^
megen biefeS Sßerge^S ber bem $apPe
suspensio a divinis (i. e. ab exerdlii
num majorum) , bie anbercn Sleribr ta
gleid^er SSieife referoirten SuSpenjüm l
ordines suscepti (S. 0. G. 13. Aa^
25. Maj. 1893; t>gl. b. Art @imiiie,iiL
6. 9BaS bie SBirfungen ber SnSM«
trifft, fo ifi bem ab ordine SufipöllUi
Siomal^me aller SBeibefunctionen rakM^
gegen bleiben frine 3uriSbtction unb {!■
ficium unberül^. SBenn ber SuSpeiM
miffentlid^ unb Dorfö^td^ SBeibe^oabbnp
nimmt, fo begel^t er eine fil^mtre &itl^fß^
X 5, 27) unb Derfällt ipso facto in bk^
larität (c. 1 in VI^ 2, 14 ; cl. 80 ■
5, 11). S)iefe Srregularitöt (f. b. «tt)iü
ftel^en unb ift baber burd^ einen IcjoiM
penjationSact jubeben, aud^tDennbic6i4>
bereits aufgeboben ift. f^^tt ber fuWuÜ*
irreguläre gleriter tn)| Ofail^nitim in friiB '
1009
©u81)en|iöetfecl — ©utri.
1010
frjfTuI^ fort, |b teO et cscomtnunicirt unb )ule|t
für nnmet bepontrt torrbcn (c. 2. 8, X 5, 27).
HttoigoiS fiiib bic Don einem ab ordine fuipen-
Mdm eieräer Dorgenommenen SSBei^eacte gültig
mb octmittcln bie ®nabe. — Sem ab o^cio
EttSpenbitten finb unter ]^vmtt @änbe {omobi
tkt SBeibebanblungen alS bie 3uridbictionSoäe
vterjogt SBobI l^nn ein fu8))enbirter fßfarret
Ut Cmge^ng einer Sbe offtftinn, mü er babei
tDff qI§ ieatu anetorizabilis functionirt ; ba>
legm ijt bie Sbfolution, bie ein nefentltc^ gertd^t-
ii^lct ifi, nun unb nid^tig, aufift bie ©uSpen-
j»n ndit üdllig unbelonnt, in totlä^tm galle bie
tit^e fupplirt Ueber^upt bürfen fid^ nad^ ber
8ifle SXartinS Y. Ad Titanda bie (Slöubigen,
{o kmpe bie ^nbßcotion ber SuSpenfton nid^t er*
^Igt tfi, oon bcm @udpenbirten äSei^e- unb
dunlbidiond^btungen {penben loffen. 9tu§«
bndlt^ bogegen finb bie SBoblbonblungen bed
ettlpenbirten für nuQ unb ni^ttg erfläct (o. 8,
X 1,4; 0. 16, X 1, 6). enblid(| lann ber ab
officio Sufipenbirte tteber einen pl^em ordo nod^
ein ftinbenamt erholten (o. 8, X 1, 4). — ®er
I beneficio @u§))enbirte verliert )tt)ar nid^t feine
${TUiibe, oobi ober bad Sle^t, bie ginfünfte oud
bcifdbm )tt be)ieben. Xbut er le^tereS bennod^,
fo id er Scftitution )U leiften, unb e§ fann gegen
iin bie prxvatio benefioii audgefprod^en toerben
(c. 1 in Vl^ 1» 6). 9u4 fann ber @ugpenbitte
We $frilnbgfiter nid^t Dermalten ; barum tt)irb,
Mn not^ioenbig, i^uiu &om (ird^Iic^en Obern
eis rigenct Sbminiftrator ernannt. Snbßd^ ift
beifelie unfäbig^ ein fir^(i(^ 9mt }u erwerben
fcL26,X 1, 6)» — 6o oft nur einzelne gfunctionen
bc§ ordo ober ber Suridbiction ober ber Sejug
liiqdiiir Sinlommenötbeile unterfagt ftnb, barf bie
€tniff(nten) ni^t toeiter auSgebebnt merben, aI8
ba Sortlout befagt — S)a enbtid^ bie Strafe
ber 6uSpfnfton immer megen eined perfönlid^en
Serge^d oer^gt »irb, fo ift fie mit ber $erfon
bd Setreffenben ungertrennttd^ oerbunben; loer
bobn an (Einem Orte fuSpenbirt ifi, ift eS fiberaQ,
feotin er fid^ begeben mag (®Ioffe Subtra-
kmtnr )tt o. 53, X 2, 28). es gilt in betreff
ba 6uSpen{ion gan§ boöf elbe, toaS bie Sanoniften
ibcr bie (li;communicotion fagen : AfiScit per-
MMuun eamque oequitur sicut lepra leproBum.
7. Sie Vufl^bung ber @uSpenfion fann in
bceifod^ 9Beife erfolgen* SBar fie als Strafe für
m bcgongened Serge^en auf befttmmte 3^it oer-
tangt. fo bM fie nad^ SMouf biefer 3eit oon
fdbp auf, obne bo| e9 einer befonbem ßrflörung
bOR 6eitm bed fU:<^Ii(ben Obern , ber fie oer-
tängte, bebnrfte, SBurbe bagegen bie Sudpenfwn
bi ber ^rm einer eigentlid^en Senfur, b. b- in
ber Sbftdit ou^gefprod^, ben Ungeborfamen )u
bejlrni, fo mirb fie, menn bie SBefferung mirflid^
imgdzeten ifl, bünb 9lbfoIution (aud^ Stelajation
tßumnt) gdE^oben. ^Der ff ird^enobere f oQ biefe aber
«ixbt ouftfpro^« el^e ber Sudpenbirte in f dbmereren
SiÜen eiblic^ gelobt fj^, fid^ fortan ber ffird^e ju
untermerfcn unb ben angerid^teten @d^aben ^u er-
fe^en (c. 51. 52, X 5, 39) ; eine befonbere gformel
für bie ^bfolution ift nidj^t oorgef(brieben. ßnb-
lid^ fann bie Sudpenfton, bie megen eines 93er«
gebend für immer oerböngt tourbe, burd^ 2)iS))en"
fation gel^oben merben. unb eine fold^e !Be«
gnabigung fann aud^ eintreten, toenn bie Strafe
auf beftimmte 3eit lautete, biefe aber nod^ nid^t
abgelaufen ift SaS SRedjit, Don ber suspenalo
ferendae sententiae }u abfolDiren, fte^t nur
bem Äird^enobem gu, ber bie Strafe öcrbängte,
ober feinem SteQoertreter, 93ek)oIImä'd^tigten unb
9}a(bfoIger. Sede vacante abfoMrt baS Sa))itel
bejm. ber Sa))itulart)icar oon ber SuS))enfton, bie
ber oerftorbene Sifd^of oerbängt bat. Cbenfo fann
k)on ber suspenBio latae sententiae an ftd^ nur
berjenige abfoloiren, ber bie Strafe auf oad be«
treffenbe Sergeben fe^te, in ber SRegel alfo ber
^pft. 3ebod^ bcii baS gemeine »ed^t bie SRü-
benmg eintreten laffen, ba| ber 99ifd^of in aUen
ben t^öEen abfoloiren fann, in meieren ftd^ ber
®efc^geber bie ^bfolutton nid^t audbrücflid^ oor«
bebalten bot (c. 29, X 5 , 89). 3)a8 Zriben-
tinum botte bagu (Sess. XXIY, c. 6 De ref.)
ben IBifd^öfen aud^ bie SoHmad^t eingeräumt,
oon allen bem !ßapfte oorbebaltenen Senfuren
)u abfobiren, menn {te gebeim geblieben ftnb;
bie fduüt Apost. Sedis (f. b. 3(rt. I, 1140) be-
fd^rdufte aber biefe SBefugni| bal^in, ba| für bie
bem Zapfte special] modo referoirten Senfuren
eine audbrfldtlid^e pdpftlid^e iBoOmad^t erforber«
lid^ ift.
8. 9lad^ frui^eren SSorgängen befd^rönfen cax^
bie l^eutigen ftaatlid^en ®efe^e oielfad^ bie 9(n«
menbung ber SuSpenfton. Sinmal forbem fte ba
unb bort bie Seobad^tung eines georbneten pro*
geffualen SSerfabrenS; ba^er fann mebrfad^ bie
suspensio ex informata conscientia nid^t mebr
oerbangt merben. SBeiterl^in bel^alten ftd^ t^er«
fcbiebene Staaten bie Prüfung beS fird^Iid^en Ur«
tl^ilS oor, ob baSfelbe nid^t titoa mit ben Staats*
gefekn im SSBiberf prud^ ftebe, unb mad^en bieroon
bie ^ilfe beS brachium saecnlare abbüngig (in
!ßreu|en bie @efe|e oom 12. SRai 1878, § 2. 9;
Dom 21. 3Ra\ 1886, 9rt. 7 ; Oom 29. Spril 1887,
9rt. 3; in Sad^fen baS ®efe^ oom 23. «uguft
1876, § 11; in SDBürtemberg baS ©efc^ r>om
30. 3anuar 1862, Slrt. 6. 7 ; in Reffen bie ®efe^
Dom 23. april 1875, «rt. 5. 10; üom 7. Sept
1889, art. 3; in Oeflerreid^ baS ®efe^ Dom
7. aRai 1874, § 27. Ueber bie in (Slfa^-Sotl^-
ringen geltenben Sefümmungen f. gf. ®eigel,
gfrangöfifd^eS unb reid^Iünb. StaatSfird^nred^t,
Strasburg 1884, 249). (Sgl. befonberS ff ober,
S)ie SuSpenfu)n ber IKrd^enbiener , Tübingen
1862, unb ipinfd^iuS V, 589 ff. [mo S. 608
Slnm. 6 bie Siteratur über bie suspensio ex infor-
mata conscientia oergeid^net ift].) [SögmüOerJ
^Mpenfi9tfft€U f. ated^tSmittel X, 873 f.
$iif ri, Stöbtd^en in ber ledigen ^roüinj 9lom,
oerbatdt feine gefd^id^tlid^e SBerü^mtl^eit namen*
i
1013
Smebenborgianer.
1014
2a| er gcfliffentli^et SBtträger toar, iß nid^t an«
yflu^mtn, loo^l ober fc^etiit et <m ^oUucinationeti
gdttttn }tt l^bcn. Stank f^ricb fd^^n 1766 gegen
itn über bic „Xxäume eineS ©eitterfel^rd'' ; aud^
Jon %oqfämi^ cmS bem 3abr 1744 (k)om fönigl.
9£b(totbeto ®. (L Afemming in Stocfbolm 1858
anfgffuiibm) foll nväfl imbeutHdle Spuren Don
gtilnger Sotuttung bed @(^reiberS an fid(^ tragen,
g^n feine 9toturp4ilof opbi< l^atte etmaS $b^n*
Isftii^ei unb SBUUürlid^efi an fid^ j in feinen t^eo«
jopUj^enaBerlen bietd er baft üoSfiänbige Softem
lifft neuen SeKgionftle^, eigentlid^ eine neue
Crfenbanmg. £r Uhignel bie S)rei))er{5nHd^!eit
eoitel, bie S^ifiin) reiner @etfter, bie 9uf-
Qjif^g bcr Sribcr, bo« äBeßenbe mit bem SSBelt»
9cnd)L (Ein ^le|ted ®tnä^ für bie ©eiftenoelt
bot» f(tfon im 9. 17 57 ftatigefunben, unb Sloeben-
botg fcfbft fei babei 3^8^ gemefen. @r Dermirft
bk «Sa^tfedigung allein buri^ ben ©louben'' toit
Die btfn non ber genugt^uenben fltaft bee Sr»
i^gSnerfet. S>agegen glaubt er an (S^rißuS
dis IM menfi^gen^orbenen ®ott unb bie 9lotl^-
nrnbi^Mt ber (Sridfung, um ber gefunfenen
)Kntj44«it ihttft unb grei^ jur erfüOung beS
gdttüiben SBüIcnS »ieberxugebexL Sbenfo glaubt
ix an ^imrnet unb fldOe ; oeibe fyxbt er mit eigenen
tugro gefe^^ unb in i^er ))]^ntaftifd^en Sud*
aaiimg liegt mol^t ber bi}(nrrfte %f^^ bon @meben-
toqt 2t^. Ha ber Xaufe aß ber Sufnal^me in
btt ftiidft unb bem Sbenbmal^I ^olt er f eft, aud^
OS bcr 9)ibel ol8 bem SBorte ®otted. S)od^ Der-
fä^ er mit legieret auf bod aBifitürlid^fte unb
su4t ioefentlid$e Unterfd^i^ in Sejug auf il^re
9frf4irbenen SBeftanbtbeile. (Eigentbümltt^ ift
SD^nhorg bcr Serlel^r mit ber @eiftertt)elt, üon
mUqd er bie fonberborften S)inge mit bem Dollen
tmjl ber Ueborgeugung §u er)dblen mu|te. 2[n
icrfct IBqie^ung n>ar er ber Sorlöuf er beS blutigen
gpiiititaue (f. b. 9rt. @))irituaKfimud), ber oon
mixfyn (Siunbanf^QUungen ausgegangen ifi
inb oni^ in feinem Urfprunge (feit 1848) auf
ivebeniorgiantftbe ffreife {urüdsufubren fein
bmftt S)ie SBicberfunft bei ^erm fax großer
nad^ unb |)errlid^fdt unb oaS ^neue 3etu«
ioinn' ber 9M>ocal9pfe loerben für ®h)ebenborg
fd)on ]c|t }ut SBirfliicbfeit : fie bebeuten bie „neue
thnic*, meiere mit Souenbung Don @tt)eben-
bot^fi t^ofot»^if4em f^uptmerfe Vera chri-
BtiaoA religio om 19. 3uni 1770 in'S Safein
gMmfein foS.
1 6tDcbenbocg f^eint nie @d^tte getl^ )u
tobm, nn eine eigene @ecte }u grünben, mol^I
ober fagie er boS Sntfleben einer fold^en DorauS.
}n ber 1^ traten 1788 in ®reat Saftd^eap
(Bonbon) ffinf 64iUer unb g^eunbe @»eben«
boigs )ufommen, imt auf ®runb Don bejfen
6^ften eine f&rmli^ie^ aud^ in bie Oeffentlicbrelt
boDottretenbe (Stemeinbe )u grimben* ^ Stui^-
bmiteibcfikt Stöbert ^inbmarfl^ tourbe burd^
KA 2ooS be|timmt, bie iUMgen }u toufen unb )u
otbimtaL )ltt|er 6mbcnborgf» intimem gfreunb
S. ^artle^, meld^r mel^rere Don beffen @d^riften
in'§ ßnglifd^ übertrug, tolbmete nomentlid^ ber
anglicanift^ ®eiftU(^e So^n (SXototd feine gan^e
ftroft ber Ausbreitung Don @tt)ebenborgS fie^re.
fie|terer UMtr 1743 geboren unb in Sambribge
Dorgebilbet ; 1769 botte er bie SteOe eineS SKectord
ber et. 3obn'S fttrd^e in SRanc^efter erbalten. (£r
fiberfe^e SmebenborgS Arcana coelestia unb
entfaltete auf feiner ffan^el mie in gablreid^en
Sd^riften für bie neue £ebre rege %JI)äA%tdt, mufite
abtt be^ungead^tet bis gu feinem 3!obe 1831 feine
ißfrünbe in ber @taatSftrd^ §u be^au|)ten. 3n
Sonbon mürbe 1810 bie Swedenborg Society
gegrünbet ju 2)ru(f unb SSerbreitung Don Smeben«
borgS @d(|riften ; ebenfo entftanb bier im 3ntereff e
ber @ecte eine Missionarj and Tract Society;
aud^ ein eigenes Organ mürbe b^auSgegeben
(The Swedenborg Magazine), nnb in Sonbon
trat iäbriicb bie Spnobe }ufammen. 3)aS litur«
gifd^e 99ud^ ber &ecte, meld^eS jugleid^ ben Jtate-
^iSmuS, bie ®efange unb bie jmölf ®IaubenS«
artifel entbölt, gu mlfytt bie gan}e @ecte ft(^ be«
fennt, ift gleid^faUS bi^ entftanben (Tlie Litargy
of the New Churcb prepared by order of the
General Conference, 5^ ed., London 1797).
S)ie Ißerbreitung ber 6ecte mar Einfangs eine
langfame; nad^ ibren eigenen officieHen Angaben
beftanben 1865 in ®ro^britannien 54 ®emeinben
mit 3605 aRitgliebem. 3e^t finben ftd^ ibre ®e«
meinben unter ber @ectenbe§eid^nung New Jeru-
salem mobi in aSen größeren @täbten SnglanbS
unb @d^ott(anbS. @ie fyxlttn ibren (SotteSbienft
Sonntag SBormittag unb 9tad^mittag unb über-
bie^ mebrmalS biel^od^e; Diermal beS ^oX^x^ i{l
^benbmabl. ^u^er ®efang beftebt ibr ©otteS«
bienft aus Sibellefung unb ^nf^rad^e unb t)f(egt
}u fd^Iie|en mit SSerlefung ber }ebn ®ebote. 3n
©darneben batte ber SmebenborgianiSmuS geitmeife
^nbang in b^ten ffreifen mie audb im (Seb^imen
unter ber ©eiftlid^feit, gelangte iebod^ nie gu Se*
beutung. gfrud^tbaren Soben fonb er bagegen in
ben bereinigten Staaten, ^ier fyA aud^ ber
$reu|e Sietrid^ ^einrid^ Don Sülom fid^ bem»
felben mit Sntbu^aSmuS )ugeD)enbet; bod^ erft
nad^ bem traurigen Snbe beS begabten %benteuter9
(geft. SU %iga am 16. 3utt 1807) mürbe fein
franaöfifd^ Derfa|teS SBerf Deröffentlidbt (Nunc
permissum est Coup d'oeil sur la doctrine
de lanouvelle eglise chr^tienne ou le Sweden-
borgianisme, Philadelphia 1808, Berlin 1 809).
3n ben ^Bereinigten Staaten ift bie ÜReue ffird^e
nod^ ie^ febr Derbreitet unb unterbölt aud^ brei
confeffloneüe SBlötter ober Seitfd^riften. «IS
SRittelpunfte, mo bie idbrlid^en Sqnoben )ufom«
mentreten, gilt für bie öftlidben Staaten Softon,
für bie füblicben pUabelpbia, für bie mefüidben
Sincinnatt ^ud^ in ben britifd^en Kolonien, be«
fonberS Sübafrifa, fyxi baS 9leue 3erufalem 99oben
gefunben. 3n gftanlreid^ mar eS b^uptföd^lid^
9tid^er in 9lanteS, meld^er ber Sad^e SmebenborgS
feine Jhäfte mibmete ; Don ibm ift baS SBert La
1015
@iDetd^tne.
1016
nouvelle J^ruBalem, Paris 1832 — 1885,
8 vols. 3. ^. gjloöt fteUte in 20iä]^riöer «rbeit
eine fransöfifc^e Ueberfe^ung ber t^eofopl^ifd^en
9Setfe @n)ebenborgd l^er, koeld^e auf 86 iBönbe
iereti^net tucg; unb iura großen %f)tüt in $Qri8
itnb Strasburg toxxtliä^ erfc^ienen iß (1819 ff.)*
S)er SBerfud^ einer ®emeinbegrünbung in Stras-
burg mi|Iang. 3n SBa^em ftel^t eine ©d^rift beS
aud^ fonft estraüagonten SBauratl(ied Dr. SSorl^err
(®eift ber Seigre 3tnmanuel ©mebenborgS, aud
beffen Sd^riften. Sßit einer lated^etifd^en lieber«
ftd^t unb ttoUftänbigem @ad^regifter , SDlünd^en
1882) jiemlid^ bereinjelt. dagegen fanb in
SEBärtemberg ber StuebenborgtaniSmud großen
Slnflang. ©letd^ anfangs begetfterte fid^ für ben-
felben ber !ßrölat g^riebr. C|rifL Oetinger (f. b.
Slrt.), ber mel^rere Sd^riften @tt)ebenborgS in'8
SDeutfc^e übertrug ttnb aud^ auf ber ffanjel beffen
Seigre tl^iltoeife }ur Geltung gu bringen fud^te.
9tte Ueberfe^er ber @mebenborg^fd^en Sd^riften
toetteiferte mit il^m bamalS ou^erl^alb Sürtem-
bergS % €1^. Seng. 93ebeutfamer toar t&, ba^ ber
$rofeffor ber $](|tIofo))]^ie unb UniberfttötSbiblio-
^efar Smmanuel Xafel in Tübingen (geb. 1796)^
ber fd^on fritl^e bem @n)ebenborgianidmu8 fid^ )u«
getuanbt l^atte, in ber IBerbreitung beSfelben feine
SebenSoufgabe erfannte; im 2)ienfte biefer @ad^e
ffat er bis va feinem Xobe (1863) 21 lateinifd^e
SBerfe @n}eoenborgd neu l^erauSgegeben, 15 in'8
S)eutfd^e flberfejft unb in 8 @(|nften StDeben«
borgS bogmatifd^e ainfd(iauungen üerfod^ten. Sr
tDurbe ber Ißorftanb ber in ßannftatt unb @tutt«
gart befte^enben ,,93erfammlung ber 9leuenftird^e
in Deutfd^Ianb unb in ber ©d^toeig" unb gab ^in
Serbinbung mit mehreren Sl^eologen" für biefe
feit 1824 baS „SRagagin für bie 9leue ftird^e''
l^erauS {% u. b. %. Sammlung bon Urfunben
betreffenb baS Seben unb ben Sl^aralter 6mm.
etuebenborgS :c., Tübingen 1889 ff.), meld^ed
fid^ \päitt bermanbelte in baS „SRagagin für bie
tDofyct d^riftUd^e Religion" unb 1850—1853
nur nod^ erfd^ien als ^SBod^enfd^rift für bie 6r«
neuerung ber ftird^e''. Sine Ie|te ihtnbgebung
erliel £afel 1858 att ^(Srnörung ber !Reuen
iKrd^e an bie SRenfd^l^eit. Sftebft einer 92ad^meifung
ber bidten gfinftemil, meldte bis Dor 100 Salären
in Segiel^ung ouf bie ^au^ttt)a^r]^eiten ber uni«
t^erfellen SReligion etc. aUentl^alben gel^errfd^t ^atte^
Seitbem aber aHmöIig bem bamalS erfd^ienenen
Sid^te gu meid^en begann''. S)ie ^^Sgenu ffirc^en-
teitung" Dom 28. 3uU 1832 Str. 118 unb nad^
tfft bie ^Mgem. Leitung" Dom 25. Suguft 1832
(ou^erorbentL ^Beilage gu 3lx. 836 u. 337) t>tf>
öffentlid^ten eine umfangreid^e „Slufforberung in
SBetreff ber 9Ieuen ftird^e"; als ^uptDertreter ber
@ad^ toerben babei genannt: Sd^neiber, $etri,
Xafel unb Stid^er in 9IanteS. 3ltbm Xafel mar
Submig ^ofader in Tübingen für bie @ad^e beS
€mebenborgianiSmuS eifrig tl^ötig unb ^ot mölji"
renb ber brei^iger So^te beS 19. Sol^tl^nbertS
eine 9nga]^I @mebenborg'f(^er @(^nften in'S
S)eutf$e fiberfej^. SBorfibergel^enb ^t mui^ ®u-
ftaD atbert SSBemer auS Reutlingen (Segrünber
ber Keutlinger 93räbergemeinbe unb ^au))t ber
SBemerianer) bem SmebenborgianiSmufi feine
ftröf te gemibmet, obne jebod^, mie eS f<^emt, bem«
felben treu gu bleiben. (Sgl. no4 3. XafeL
Smebenborg unb feine ®egner, Tübingen 1841 ;
%briB beS SebenS unb SßirfenS Smm. Skoeben-
borgS, äberfe|t auS ber Pennj-Cyclopaedia of
the Society for the diffoBion of usefol know*
ledge, mit neuen Urfunben über SmebenborgS
Seben, Stuttgart u. Cannftatt 1845 ; Immanuel
SmebenborgS Seben unb Se^re. Sine Sammlung
autl^entifd^er Urfunben über SmebenborgS $er-
fönlid^feit unb ein 3nbegriff fetner S^l^ologic in
mbrtlid^en 9(uSgügen ouS feinen Schriften, ^xaaU
fürt 1888.) [O. $fulf 8. J.]
^v^ä^int^ SopMt, ^enorrogenbe £on-
bertitin, mar am 22. SloDtmber 1782 gu ÜRoSfau
geboren. 3l&t Sater, Don So^monoff, ein ^o^
^iferlii^er 93eamter, lie^ i^r eine gebiegene miffen-
fdf^aftlid^e SLuSbilbung geben, bei ber aber boS
religiöfe Clement Demad^läffigt ttmrbe, unb Der-
mö$ite fte furg Dor feinem Sobe mit bem i(m be«
freimbeten ®eneral Smetc^ine gu St Petersburg.
2)ort faxR bie (Seneralin .in Serf^l^r mit einigen
burd^ merftl^ätige gfrömmigfett auSgegeici^neten
frangöftfd^ (Emigranten, fottie (feit 1803) mit
Dem farbinifd^en (Sefanbten, ®rafen be ÜRaiftre
(f. b. 9rt.). 2)aburd^ ttot bei i^r in religiöftr
ISegie^ung eine günftige SBenbung ein. Sie be*
gönn, an bie @ott^eit C^rifti unb ben göttlid^en
Urfpnmg beS S^riftent^umS gu gbiuben unb bie
SSorfd^riften itx griei|if((en ateligion, in ber fie
geboren mar, gu erfüllen. 3^itm Sc^rfbtufe
entging aber feineSmegS, ba^ bie gried^ifd^e Stxtä)^
feit il^rer Xrennung Don Stom mit DöIIiger Un^
frud^tbarfeit gefd^Iagen fei, unb eifriges gorfd^
nad^ ber SBol(irl(|eit, Derbunben mit bemüt^igem
@ebet, fül^rte fie enblid^ gut fat^olifd^en Itird^e.
9lm 8. KoDember 1815 fd^tour fte ben 3trgfamben
ab ; bod^ (ielt fte, bo man bamalS am falferlid^en
^ofe bie ftat^olifen mit !IRi|trouen gu betrachten
begann, il^ren Uebertritt Dorerft tu>d^ geheim. 9IS
aber itaifer Weianber I. (f. b. 9lrt), gebrüngt
burd^ fanatifd^e Sd^iSmatifer, 1816 ben Sefuiten-
orben, bem ^r Seid^tDater, P. Stogaben, an*
gel^örte, auS Stu^Ianb Derbannte, lie^ fte bie bis-
herige 9iüdtftd^t faUen, trot offen als ftot^olütn
auf unb madfite bie Sad^e ber Sierfolgten gu i^rer
eigenen. Sro^bem entgog üß ber ftatfer, ber gur
gamilie Smetd^ine in freunbf^aftlid^en SBegie-
l^ungen fianb, nid^t feine ®unft^ trat Dielme^r in
regen brieflid^en IBerfel^r mit i^, ber bis gu beS
ffaiferS Xobe (1825) fortbauerte. SHe ^ct^ereien
ber Sd^iSmatiter Deranlagten iebod^ il^ren ® ema^I
gu bem Sntf d^Iuffe, Shi^Ianb gu Derioffen unb mit
feiner gfamilie 1818 nat^ $artS übergufiebeln.
2)ort mürbe i(r ^auS für So^qel^te einer ber
beliebteften lBereinigungS))Utätte lat|pHfc^ !Rota«
bilitäten ; eS Derf ehrten bort ber ))&)){Ui^e SfhmtiuS
1017
©9t>««? — ©9lIaBu9.
1018
6u«nnigar, ®raf ÜRotitalembett , WAe Socot-
mt (f. b. SirtL) tt. «L, fpäter (1847) aud^ ber
ymiBif^c Stoatfimann Öeneral t)on Staboiut^
nt> (1851) ber {ponifc^ (^efonbte Donofo Sorted
(j. b. Sttt.). 91S müttetlid^ greunbin !D{on-
tiünnbcrtS toirtie fie ^etOORogenb bo^u mit, ba^
^ @taf 1834 Jid^ Don 8a WennaiS (f. b. Slrt.)
timnle nnb ber latloHjd^m ffird^e ermatten blieb.
^ i^ Serbieitfim gel^öxt crud^, ba^ fie 1835
bunt i^te Segie^ungen }uin Sr^bifd^of Ouelen
te^ BeitniQ, bie beräumten unb erfolgreid^n
€üninti^cn Sacotbatre^S in 9lotre-£ame gu er-
nc^lK^en. ^fyct SBitffomieii ttor aber ni^t auf
to oome^men unb gebilbeten Jheife beftl^ranft,
IciAcm no4 ^^^ me^r t^at fte burd^ eifrige 99e«
Heiligung an SBerfen gemeinfamer SBo^Ul^ätigfeit
snb bod{f^er)ige @|»enben für bie ^rmen. $od^
<inem an ®otte§« unb 91äd(|ftenliebe reid^en fieben
Kö^ fie }u fßarid am 9. @eptember 1857.
(Fgl FaUouz, MiBe Bwetchiiie, sa Tie et ses
mnes, 1*4 3« öd., Paris 1860, 2 yoIb.;
Swetehine, Lettres in^ites, publiees par le
coote de Falloux, Paris 1 862 et 1 863, 2 vole. ;
M** Swetehine. Journal de sa conversion.
Heditotiona et priores publiees par le oomte
deFalloux, Paris 1863; Correspondance du
P. Lacordaire et de M™* Swetchine, publiee
prle comte de Falloux, 1* ed., Paris 1864,
2* ed. 1865; 9. ®. Kaufmann, Sophie ©»e-
m, gfrtibiwfl 1878.) [3ed.]
$s>iuf, Sribidt^um, f. Suftratien I,
mo ff.
$fnte (n3:ie, 8gQ))tifd^ Sudnet, j^eute Sffuan),
bvtäböjtti^ ®tvnjflabt bed eigentlid^en Vitff^pitn
m Itpin ftatoraft bed 3lii, vm n)egen ber ^ier
^imienben @d^iffbar(eit beS Stromes feit alten
3alen o» ^beispla| berül^mt. Sil ber Stolpe
Ivtm bie xoA ovfigebe^ten €teinbrüd^e t)on
ni^m dranit (bort Syenit genannt), ber baS
IRatmd ju ben agQ))tif<|en ObeIi§fen, Itoloffen
«ib Zempdn gebilbet l^ot. 3e^ ift SRuan t)on
einer Olenge Stuinen au8 ollen ^erioben ber
öM>tif(^ iSkW^it umgeben (Sj. 29, 10;
80, 6.). [Äaulen,]
ber Waulbeerfrigenraim, ein tn ^alöftina utä>
ÜegQptcn ein^etmifi^ Soum, toeld^er }ur ®at-
tvng ber Seigenbdume gebort (Ficus Bjco-
noros L^) , ober fetner Seloubung nac^ bem
Staullcerbaume i^nli^ fielet ; ba^er ber gried^ifc^e,
flul :^xov nnb F^ipov jufammengefej^e 92ame.
Sol f^of) biefeS SBaumefi ift bouerbaft, faft un-
«opänglid^; cS UKir be|megen in oltteftamentlid^er
^ bo9 ge»5(nli((fie SBau^oIj. @o ift gu t>er-
j^ten. ba^ gu 6aIomonS Seit baS Sebembol)
tk €9tomoren^oI) angefe^en n>urbe (3 Ron,
10.27. 2 ^. 1, 15; 9, 27), ober ba| fpäter
bie^toobner uonSomaria ftdb türmten, bie ger-
fisxtcn Sauten onfi @9fomorenbo(g burd^ fold^e
ont (U)em^o(g erfe|^ gu moUen Of. 9, 10).
3)ief$früd^te befiüRauIbeerfeigenbaumeS finb gering,
»erben aber Don ben ärmeren ftlaffen l^äufig ge*
geffen. S)a fie au|er burd^ Snfectenftid^ nur lang-
fam reifen, fo mürben fie gu altteftamentlid^er 3cit
geriet, um fd^neOer gur Sgbarifeit gu (ommen;
bie^ galt ber ®eringfügig!eit bed ®egenftanbed
megen als eine SrmerbSqueOe ber aSerörmjten
Seute (^mo8 7, 14). S)ie S^fomore mud^ be*
fonberö f^au^q in ber Sbene am ^ReereSftranbe
(3 itbn. 10, 27) ; bie bort befinblid^en SSalbungen
maren fönigU^e 2)omönen (1 $ar. 27, 28). 3e^t
ift ber IBaum in ^alöftina faft oerfd^munben,
finbet fid^ aber nod^ b^^f^S ^ ^egqpten, beffen
ältefte 93emobner bie ^Dlumienförge au8 feinem
C^olge bereiteten. (SSgl. Celsii Hierobot. I, 310 ;
£öm, Slramdifd^e ^ßangennamen, Sei))gig 1881,
92r. 332 ; Oroser, Scripture Natural History,
London 1888, 121.) [ftaulen.]
$9lbi6it$ ((TuXXaßoc), im allgemeinen fo oiel
mie ,,93ergcid^ni^'', mirb l^utgutage allgemein baS
berübntte ^ctenftfidf genannt, meld^eS ißiuS IX.
am 8. 2)ecember 1864 gugleid^ mit ber Snc^Qica
Quanta cura Dom felben Satum burd^ feinen
@taat§fecretör ßarbinal ^ntoneUi aUen Orbi-
narien ber latl^olifd^en ftird^e gugel^en lie^ ; ber
DoDe Xitel beSferben, morin gugleid^ ber mefent-
lid^e Snbalt unb bie OueEen be8 ^ocumenteS an«
geführt merben, lautet: Syllabus complectens
praecipuos nostrae aetatis errores, qui no*
tantur in allocutionibus consistorialibus, in
encyclicis aliisque apostolicis litteris Sanctis-
simi Domini Pii Papae IX. — L @d^on in
ben erften Sabren bed $ontificate8 $iu8' IX. (f.
b. 9rt.) mar ber ©ebonfe aufgetankt, ein SSer«
geid^nil ber bauptföd^Iid^ften bamaligen ^rrtbümer
über bie Steligion unb bie übematürlicbe Orbnung
gufammengufteUen. SBie ed fd^eint, mar eS 1849
auf bem ^rooingialconcü Don Spoleto (f. Coli.
Lac. VI, 742 sq.), mo biefer ®ebanfe gum erften
anale an'S £i(bt.trat. 3m 3. 1852 beauftragte
bann !|iiuS IX. ben Sarbinal gfomari mit ber
^Befragung einiger SBifd^öfe unb anberer ®elebrten
binficbtlid^ einer fold^en 3ufammenftellung. 9ln«
fongS trug man ficb mit ber Hoffnung, bie ^ro*
mulgation berfelben fönnegugleid^ mitberfeierlid^en
SSerKinbigung beS S)ogma8 Don ber unbefledCten
Sm)}fangnig ber ®otteSmutter Dorgenommen toer«
ben; aEein biefer ©ebanfe mürbe balb aufgegeben.
S)ad $roieä felbft rubte iebod^ nid^t, fonbem bie
Sommiffton, meldte für bie 3)efinition beS ge«
nannten S)ogma8 bie SuEe Ineffabilis Dens
Dorbereitet l^tte, erbielt nun ben Sluftrag, einen
S^Eabud ber mobemen ^rrtl^ümer gufammen-
gufteEen. @o tum ein erfteS berartigeS Sergeid^ni^
auf ®runb Derfd^iebener päpftlid^en ^Eocutionen
uno anberer 9ctenftüd(e gu @tanbe, meld^ed bem
$a))fte unterbreitet muroe. @b^ boSfelbe aber
promulgirt mar, erfd^ien am 23. 3uU 1860 eine
^aftoralinfiruction beS 93ifd^ofg ©erbet Don Ißer«
))ignan, morin biefer $rölat feinem SleruS 85 @ö^
a(d ebenfoDiele mobeme Sntbümer begeu^nett
1019
@9naBud.
1020
^QtQuj^m tDuxbe mm in Siom 1861 eine neue
(Eotnml^^'lon ein^c^t ()ur ^Ifte äBeltgeiftlid^,
)ur ^älfte OrbenSpriefter), meldte für il^re Strbeiten
bie genannten 85 @ä^e gut ©runblage nehmen
follte. S)ie gntd^t i^ret ääemül^ungen toax ein
@9&abu8 t)on 61 S^efen, beten ieber bie i^r ge«
bü^renbe tl^eologifd^e Senfur beigefügt mar. ^ber
awJ^ biefer @t|llabu8 lata nid^t gut Promulgation,
obf^on berfelbe 1862 bei ©elegen^eit ber feiet»
Kd^en Sononifation ber 26 ia))ani{d^en Wartprer
(f. b. ?ltt. 3apan VI, 1245) ben in SRom an-
loejenben SBijc^öfen ^ur 93egutad^tung mitgetl^eüt
unb bon il^inen aüen gebilligt toorben aar. 2)er
®runb }ur ^urüdl^altung beSfelben »ar kool^I ber,
bag ein fir^nfeinbUd^ed Slott fid^ in ben SBcft^
be§ bis babin ftreng gel^eim gel^altenen 9cten-
ftütfeS gefegt unb baSfelbe borieitig Deröffentlid^t
batte. 9{uninc^r arbeitete eine neue Sommiffion,
unter beren Snitgliebern ber geleierte IBamabit
ÜBilio, fpoter Sarbinal unb einer ber ^röfibenten
ber @eneraIcongregationen beS baticonifd^en Son»
cite, üor aüen anberen l^erDonagte, an einem
neuen S}^M)\a. 913 ©runbloge il^rer arbeiten
bienten bie Dom ^pfte bei Derfd^iebenen ®elegen-
l^eiten erlaffenen encpllifen unb gel^altenen ^üo-
cutionen; benn nad^gerabe l^atte man bemerft, ba^
aiemlid^ aUed, toad in Sejug auf bie Se^re gur
3eit einer tird^Hd^en 3ure(|ttDeifung bebürfe, bon
Seiten bed ^apfted bereits gelegentlid^ gerügt
toorben fei. ^alS^ einer Slrbeit bon nid^t ganj
einem Saläre n^ar biefer S^UabuS bon 80 falfd^en
@ä^en fertig. (St lourbe }ug(eid^ mit ber Snc^üica
Quania cura am 8. Secember 1864 auf bie oben
angegebene 3Beife gut ffenntni^ aQer Sifc^öfe ge«
brad^t. ®en einzelnen bermorfenen @ö^ toar
feine tl^eologifc^ Senfur beigefügt, fo ba^ bie
gfeftfteüung ber Ie|tem @ad^e ber tl^eologifd^en
SBiffenfd^aft bleibt. 3n gleid^er ffieife, b. i. o^ne
Sei^gung ber entfpred^enben Senfur, fprad^ bie
SncQflica bod SiermerfungSurtl^eit über 16 @ö^e
aus. UeberbiebergebIid^enSerfud6e9{apoIeon§IU.
unb anberer ^errfd^r, bie IBerfünbigung ber ^-
cQflica unb beS S^OabuS in i^ren Staaten }u ber-
^inbem, bgl. ^Äat^olif'' 1865, 1, 245 ff.
n. ®ie C)aut>tfrage betreffs beS S^DabuS ifi
bie, meldte Sluctoritöt tl^m i^utommt. ^Betreffs ber
ertDöl^nten 16 in ber Snc^flica felbft angefül^rten
&ä|e tann lein 3u>eifel befielen, ba^ eS ftd^ bei
tl^nen um eine SSertterfung fraft ber unfeldlboren
l^öd^ften ))ä))ftlid^en Se^irgetoalt l^anbelt ; bieg ge^t
Har aus ber SSetmerfungSformel f)ttoox. %nä) im
@9llabuS l^at man eine Steugerung beS bie ge»
fammtc ftir^e umfaffenben 2el&r» unb ^irtenamteS
beS $ap[teS ju erbUden, unb »enigftenS bon ben
meiften biefer @a|e ftanb fd^on lange bor ber
Verausgabe beS S^ÜabuS unb bor jeber 93er-
urtlgeilung burd^ $iuS IX. burd^ baS orbentlic^e,
begtt). burd^ baS augerorbentlid^e Sel^ramt ber
ftird^e feft, bag fte falfd^e unb berbammlic^e @ä|e
fmb ; über mand^e berfrlben l^ot gubem fpöter boS
Saticanum baS 9lnatl^em ber^öngt (bgl. @QSa-
buS § I— ni unb bie SonomS ber britten @i|ung
beS SkiticanumS). allein eine anbere gfrage ift
bie, ob bie im @QlIabuS enthaltene SBenserfung
ber betreffenben Sö^e ein mit Unfe^Ibotfeit aus*
geftatteteS Sel^rtl^eil beS $a|)fteS, ob jte eine
n>irnid^e definitio ex cathedra fei @owobl
für bie 93ej[a^ung als für bie fBerneinung bec-
felben l^aben fid(| angefel^e Z^eologen ouSge*
fproc^en: bejabenb u. %. ^rbtnol SRaaietta (De
Beligione et ficclosia» 4. ed., Born. 1892,
n. 1052 not.), @ci^eeben (^nbbuc^ ber fat^ol.
3)ogmati( I, greiburg 1873—1875, 9lr. 510),
Siel (in: „3)ie (gnc^clica [f. u.]. L gine SSor«
frage über bie Serpflid^tung", 95 ff.), be ^root
0. Pr. ; bemeinenb u. ^21. ber @ecretar beS bati«
canifd^en ßoncilS, Sifd()of ^gler (Sßal^ic unb
faljd^e Unfe^lbarfeit, 3. «ufl., SBien 1871, 58 f.),
befonberS ber Sifd^of Stubigier (f. b. «ri fiio^
VII, 2080 f.) in entfd&iebener ffieif« (bgL beffen
Seben bon aReinbl I, fiin} 1891^ 628), femer
SBieberlad im „©taatslesiton" ber @örreS-@efea-
fd^aft y, 667 f. ainbere X^eologen einären, bie
Srage laffe fid^ nid^t böOig jum austrage bringen,
fo u. 91. ^almieri (Opus theologioiiia morale
II, Prati 1890, n. 165). &ier mug eS ge-
nügen, barauf l^injumeifen, ba§ Ue für bie 9^^
lal^ung bergfrage beigebrachten ®rünb€ nid^ etn>
manbftei finb. S)enn wenn ). 9. oud^ zugegeben
tt)irb , ba^ ber Si^SabuS ein Sel^rerlal für bie
gange IKr^e ift, fo fann man barauS no^ nu^t
f(^Ue^en, bag ber ^))ft bamit oud^ eine bef ini«
tibefiel^rentfd^eibung geben ttioUte. ferner ift ber
3ufammen]^ang gmifc^en ber SncQflica Qaanta
cura unb bem SQÜabuS mäjit noi^enbia fo enge
gu faffen, ba|, ttxtS bon iener gilt (f. oi.), <^udy
bon biefem gelten mug; wo^ nimmt bie (Sn*
cqflica auf bie im SqttobuS bermorfenen 3rr«
tpmer 93egug, aber bie boBei gebraud^ten %ul«
brüde foSen im SRunbe beS $ap[teS fd(in)eriü^
einen 9lct begeid^nen, moburcb er mit ber bb^flen
il^m gufteiienbeu Sudorität eine Cbitfcbeibung
treffen miS. Següglid^ einer in ber Dublin Be-
view, new ser. X (1868), 100 berttert^eten
Sleu^erung $iuS' IX. bom 17. 3uni 1867, »eld^e
nad^ ^Imieri'S (f. ob.) ^uSbrud öden 3»eifeln
in ber borliegenben gfrage ein Snbe ma(^ mürbe,
ift )u bemerlen, ba| bie 91ut^tcität beS SuS-
fprud^eS ntd^t l^reid^enb ftd^ergefteUt ift, unb
bag ber gebraud^te ^luSbnid, ber SqllabuS fei
eine „Siegel ber Seigre'' (a role of teaching),
nid^t unbebingt eine befinitibe Sntfd^ibung be*
)ei(^nen mu^. S)arauS, bQ| ber ^pfl bie bon
i^ früber fd^on gelegentlidE^, nid^ ex cathedra,
berurtl^eilten 3ntbümer in einem Sergeid^ni^ )u-
fammenfteUen unb nad^malS publiciren, begm.
gitr ftenntnit aller IBifd^bfe bringen lieg, folgt
nid^t, ba^ biefer 92eu)>ublication ber K|iaro(ter
einer Sefinitibentfd^eibung aufommen foQle; im
®egentl^eil fprid^t gerabe bte ^d(|ft einfod^e !2Ut
unb SBeife, tt)ie biefe ^ublication boägogra
mürbe, bafür, ba^ man }mor bei SBerurt^etlung
1021
SqUoBuS.
1022
%(t oenooifmm €S^ bie gr^lhnöglid^e 9loto«
liitdt flcbeit unb i^rt 9lQ(|a(!(|tung etn(d(|örfen,
aber bm (^orafter ber frühem Verurteilung
<uAt I9ffentli4 onbem moUte. (&% fel^Ien mit
dncm 9Borte burd^ji^Iagenbe ®rünbe Jür bie IBc-
jodiing ber oben gefteUten S^age; tft fte aber
tteorttifcb mu^ nur §ioeifel^a^, {o ifi fte pxatti]d)
|u oemcmen. — ^Dagegen ift ed unbeftreitbar,
^i bem @Q&obud burd^ bie allgemeine Slnnal^me
MO Seiten bed (SpifcopoteS nod^tröglid^ baSfelbe
Ifljc^ ju Xfftü gemorben ift, melc^ed einer Snt-
Mtibung ex cathedra julommt. S)ie Xl^atfac^e
bujtr ^nna^me burc^ bie 93tf(^öfe fte()t feft (DgL
bie «brefie an ben $a))[t im % 1867, abgebrucit
m .floiboUr 1867, U, 137 ff., gegen »eld&e
fkb BOtt feinem kompetenten SBiberfprud^ erl^oben
tat); ber @a^, ta^^ au^ bem roagisteriom ordi-
Barram bei Jhrc^ Unfe^Ibarfeit in ber Sebre
Die in ber Serbammung t)on Sntl^ümem unb
pm in bemfelben Umfange }utommt mie bem
MtraoftUnariain bed ^opfted, ift Iatl(|oIifd^er
ftflubeitdfa^
m. €tebt ed bemna<lft feft, ba^ alle im ©QUa-
h& oenDoifentn ©ä^ oIS falfd^e unb t>ermerfltd^e
Sofien onjufe^en fino, fo Derbient jeber berfelben
m t^ologifc^e Senfur. 2)o<!^ broud^t bieg nid^^t
pxk immer bie fd(|Hmmfte unb fd^örffte ber ^ä-
nj«, bejm, beS tbeologifd^en SrrtbumS ju fein ;
umentlic^ ifl bog in ber Ueberfd^rift bed ©^Da-
taS oorfommenbe SDort error ftd^er nid^t in
kmm ftreng t^ologij^ien , fonbem im meitem
&ani }n kKrfieben. 3n ber 3:!^at fteben unter ben
in @9flabuS Derurtbeilten ^rrtbfimern neben
sanken fogüY gnmbptjenben ^örefien anbere
€ä}e, bie bto6 old oermegen, fcanbalöS u. f. m.
jn iqeid^nen ftnb j n^eld^e oon ben t)erfd^iebenen
totogii4<a €enturen (f. b. %rt.) ben einzelnen
&im be^ukgen ifi, mu| bie t^eologifc^e Singel-
micrftt^mtg feftftetten. — gfemer ift ed Qar, bag,
k aOe im Si^Uabud unb in ber ßnc^flica Quanta
eara fitt^i^ k^rurtbeiUen @ä|e ol8 falfd^ unb
iinfotMif4 Qitttm muffen, ibre ®egenfä^ molare
mb totbolifd^ Sebre fmb. SDiefe @egenfö^e rid^tig
<ttf)uftenen ift inbeffen im concreten gfaUe burd^-
fiud nicbt immer ki<t|t, jumal bann, menn eS fid^
um }ufannnen0efe|te ober mobale @ä^ l^onbelt,
ober bort, IDO ein tbeoretifd^r ärrtl^um ft^ unter
ber goim einer liiftoiifcben X^atfad^e verbirgt.
3)q ^ roofH injufe^, mo ber 3ntbum fted^t,
^bcr ob i. S)« bie 3:^efe bIo| berurt^Ut ift, meU
fie ju ft^er unb )tt ah\pttfynh, mett fie )u aU-
gemetn gefaxt ober fonft übertrieben ift u. bgl.
icB^Ib foU in ber folgenben ^uf^ö^Iung ber in
bct gna^Qica QnaQta cnra unb im ©i^ÜabuS
Dovorfenen ^rrtbümer überall, mo i^r @egenfa^
aiit ofjeu )u Xoge liegt, betfelbe enttteber bei-
tquQt ober Aenig^enS angebeutet tuerben.
IT. i)le 16 in ber SncQHica Quanta cura
nenoorfenen @dt^e finb folgenbe: 1. S)ie befte
Sccfoifunfi ber dffentlid^en (äefeUfd^aft unb ber
büigerlii^ Sfottfc^nit forbem burd^auS, bag bie
menfd^Iic^e (SefeOfd^aft ol^ne irgenb meldte Md'
ftd^t auf bie SRcIigion unb aU ob biefe nid^t
e^[tirte, ober menigftenS obne irgenb einen Unter-
fc^ieb smifd^en ber maleren Steligion unb ben
falfd^en gu mad^en, regiert merbe. — 2. ®er befte
Suftonb ber ©efellfc^aft ift bort üor^nben, mo
für bie toeltlid^e SJ^a^t feine $flid^t anerfannt
mirb, bie 93crle|er ber fatbolifd^en Steligion mit
gefe^Iid^en Strafen gu jüd^tigen, au^r menn ber
öffcntlid^e Sriebe fol^eS forbert. — 3. ©cmiffcnS«
unb gultugfreibeit ift baS Sted^t eineS jeben 3)2en-
fd^en; ed ift ein ^tä)i, meld^eS burd^ bag ©efe^ in
iebem mol^I eingerid^teten @taate oerfünbigt unb
gefd)ü^t merben mu| ; unb bie 93ärger l^aben bad
^td)i auf eine DoQftönbige, burd^ leine ftaatUd^e
ober fird^Iid^e 3luctontät }u befd^rönteube gfreil^eit,
alle ibre @ebanfen burd^ Sieben ober bie 5ßref|e
ober burd^ fonftige SDiittel lunbjugeben unb gu
oeröffentlid^en. — 4. ®er in ber fog. bffenttid^en
9}2einung ober fonfttoie funbgegebene IBoIförniHe
ift baS ^öd^fte, oon ieglid(|em göttlid^en unb
menfd^Iid^en Stetste unabbdngige @e|e^ ; imb in
ber ^olitif fommt ben ooEenbeten Sbatfad^en^
eben meil fte ooQenbet fmb, Sted^tdfraft ju. —
5. 9Ran mu| ben 93ürgem unb ber Äird^e bie
SBefugnife entgiel^en, öffentlich ^Imofen auS d^rift-
licber Siebe )u geben, unb bad ®efe^ abfd^offen,
meldieS mit SRädtfid^t auf bie @ott gebübrenbe
ißerebrung an bestimmten Xagen fne^tlid^e 9[r«
beiten unterfagt. 3ene 9efugni| unb biefeS ®efe^
fmb ben @runbfä^en ber rid^tigen ©ocialpolitit
aumiber. — 6. S)ie puSlid^e ©efeKfd^aft ober bie
Familie leitet ibren gangen S)afeindgnmb einzig
oom ftaatlic^en Sted^te ah ; unb f oniit entftammen
alle Sted^te ber SItern über ibre ftinber, unb oor
^Qem baS Sted^t auf bie Srjiel^ung unb ben Unter*
riddt berfelben, nur bem ftaatli^en (Sefe^e unb
fmb oon i^m abhängig. — 7. S)em (SleruS, alS^
bem tSfeinbe bed maleren unb nü^Iid^en gfort«
fd^ritted ber SDBifTenfd^aft unb ber gioilifation, ift
bie @orge unb baS ^mt beS 3ugenbunterrid^te§
unb ber Sugenbergiel^ung boUftönbig gu nebmen.
(©egenfa^ : S)er glerud ift bem mabren unb mal^r-.
baft nü^Iid^en Ofortfd^ritte nid^t feinb; unb be^
l^alb ift il^m aud^ nid(|t bie Sorge unb bag Slmt
beS Sugenbunterrid^teS unb ber ^ugenbergiel^ung
$u nel^men.) — 8. S)ie ©efeäe berfttrd^e üer-
pfltd^ten nicbt im ©emiffen, eS fei benn, bie melt»
lid^e ©emalt l^abe fte promulgirt. — 9. S)ie Sr-
lafje unb S)ecrete ber römifd^en $a)}fte l^inftd^tlid^
ber Sieligion unb ber ßird^e bebürfen ber ©anction
unb ber Scftätigung ober menigftenS ber Swftim-
mung ber @taat§gemalt (©egenfa^: @ie bebürfen
toeber be§ Sinen nod^ beS Slnbem [ogl. Conc. Ya-
tic. Sess. IV, c. 3].) — 10. S)ie al)oftoIifd^n
Sonfiitutionen, mel^e bie gel^eimen ©efeUfd^aften,
ob fte nun einen 6ib gum ©e^eimj^alten forbem
ober nid^t, öertocrfen unb il^re 9lnbänger unb 93e«
günftiger mit bem ^ird^enbanne belegen, baben in
ben fiönbem, mo bie meltlid^e SJiad^t derartige
©efeUfd^af ten bulbet, feine jfraft. — 11. 2)ie oom
1023
SqIIqBuS.
1«
(Soncil Don 3:ricnt imb üon bcn römifd^en köpften
über biejcnigen ücr^öngtc ßjcommunication, locld)c
fid^ om 9Ud}te unb an bem eigent^um ber R\x6)t
Dergrcifcn unb jic ujurpircn, bcrul^t auf einer SSer»
mijd^ung ber gcifllidöcn mit ber bürgerlid^en unb
|)oIitifd^en Orbnung unb f}ai einjig ben meltlid^en
SSortl^eil im 9luge. — 12. ®ie ftird^e fann feine
bie ®en)iffen ber ©laubigen Der))flic^tenbe Seftim-
mungen l^infid^tlic^ beS @ebraud)ed ber seitlichen
©fiter erraffen. — 13. S)erffird)e fielet feinacd^t
gu, bie Uebertretung i^rer ©efeje mit geitlid^en
©trafen ju al^nben. — 14. S)a§ gigent^umSred^t
an ben öon ber ffird^e, ben religiöfen ©enoffen-
fc^aften unb anberen frommen Snftituten be«
feffenen ©ütern bem ©taatc beizulegen, ift eine
ben ©nmbfäjjen ber l^eiligen 3:^coIogie unb be§
fiffentlid^en SHcd^teS entjprec^enbe S8et)auptung. —
15. S)ie ürd^Iic^e ©enialt ift ntd^t nac^ göttlid^em
9ted)te Don ber €taat§gen)a(t üerj(i^ieben unb un«
abl^ngig; unb eine Unterfc^eibung unb Unab*
l^öngigfeit biefer ^rt lann nid)t aufrecht erhalten
n)erben, ol^ne bag bie ftird^e mcfentlid^e 9tcd)te ber
©taatögetoalt antaftet unb an fic^ rei^t. — 16. 5IKan
fann ben Urtl^eilSfprüdjen unb S)ecreten beS apo-
ftolifd^en ©tu^IeS, al3 beren ©egenftanb ba§ all-
gemeine 2BoI)I ber Rixd^t, il^re 'äkd^it unb S)i3«
ciplin angegeben n)irb, ol^ne ©ünbe unb ol)ne
iRad^tl^eil für feinen fatl^olif^en ©tanbpunft 3u«
ftimmung unb ©el^orfam öerfagen, tt)ofem fie nur
feine bogmatifd}en Seftimmungen über ©lauben
unb ©itten enthalten.
SDie 80 öermorfenen ©ä^ beS ©t)IIabu8 grup-
pittn [\ä) folgenberma^en : § 1. ^antl^eiSmuS,
S^aturali^muS unb abfoluter ^Rationalismus.
1. es esiftirt fein l^öc^fteS, aUmeifeS, aUt)or-
fel^ntbeS göttlid^eS SBefen, baS t)on biefem Uni-
Derfum t)erfd^ieben märe; unb ©ott ift mit ber
IRatur eins unb baSfelbe unb bep^alb SScränbe«
nmgen untermorf en ; ©ott mirb t^atfädilid^ im
SWenfc^en unb in ber SBelt ; 5lfleS ift ©ott unb
beft^ baS eigentlid^e göttlid^e SBefen, unb einS
unb baSfelbe fmb ©ott unb bie Sßclt unb fomit
auc^ ©eift unb SWaterie, 9Jot!)n)enbigfeit unb
Sreil^eit, SOßabreS unb galfd^eS, Sed^t unb Un-
rcd^t. — 2. 3ebe ßinmirfung ©otteS auf bie SJien-
fc^en unb bie SDBelt ift ju läugnen. — 3. S)ie
menf d^Iid^e SSemunft ift o^ne irgenbweld^e SRüdfid^t
ouf ©Ott ber einjige @c^iebSrid)t er jmif d^en SBa^rem
unb galfd^em, ©utem unb ©öfem ; fie ift fit^ felbft
©efe^ unb reid}t burd^ itjre natürlid^en ilröfte gum
©lüde ber SBölfer unb ber ÜJienfc^en l^in. (3>aS
jmeite 3ncifum biefeS ©aJeS ift falfd), weil barin
nad) bem ßufammen^ange bie mcnfd)Ud}e Vernunft
olS primöreS imb unabbängigeS ©efe^ bejeid^net
loirb. Senn in einem fecunbiircn, abgeleiteten unb
abbängigen ©inne fann bie menfd)lid^e SJenumft
rcd}t loobl als ©eje^ beS ^ienfd)eu be3eid)net werben
[Dgl. möm, 2, U]. Sie Salfd)l)eit bcS erften unb
britten 3ncifumS liegt offen 3U 2:age.) — 4. ^llle
SQJabrbeitcn ber ^Religion fliegen auS ber natür-
lichen firaft ber Semunftj bejjl^alb ift bie Ver-
nunft bie l^öd^fie 9lorm, »ona^ ber Ibn^ k
@rfenntni| oller SBa^rl^eiten jegli^erlitolapi
fann unb f oE. — 5. Sie gottli^e Cifakni||
unDolIfommen unb ba^er einem ^ nl •
begrenzten g^ortf d^ritte untertDorfm, lOKÜfi In
gortf d^reiten ber menfd(|It($en Sennmft aijpii|l
(©egenfal : Sie Offenbarung i^ ni# w^k
fommen im ©inne ber ©egner, alS ob nöili^lk]
fortfct)reitenbe menfc^Iic^ Semunft bie bn^l
Offenbarung bermittelten ^Begriffe mbi
niffe jemals corrigiren fönnte ; berni birfe |bli
folut mabr unb uncorrigirbar; ogL Con&Ti
Sess. III, c. 4, n. 5; ib. can. IV, n^-
6. Ser d^riftlid^e ©laube wiberjirri^t bet :
lieben SSemunft; unb bie göttlich Cj
nu^t nid^t nur nichts, fonbem fd^ fopl
93ert)onfommnung beS SRenfc^ — 7. titnl
l^eiligen ©d^rift mitgetbeilten unb et}Q^r
fagungen unb Sßunber fmb (Erftnbungmi
tem, imb bie ©el^eimniffe beS ^fllic^i
fuib baS (Snbrefultat p^ilofop^ifciier
in ben Suchern beiber Xeftamente fmb
Srbid^tungen entbalten, uub 3efuS (EffvefA]
ift ein m^tbifc^eS ©ebilbe. — § 2.
SKatwnaliSmuS. 8. Sa bie menf^lic^
ber SReligion gleic^fte^t, fo fmb bie
fd^en göd^er gang fo wie bie pl^ilofop^tHtapI
Rubeln. — 9. ^Jllle Sogmen ber c^jt&taf
ligion o^ne Unterfc^ieb finb Cbjed ber
9Biffenfd^aftober^Abilofop^ie,unbbieblo(|
auSgebilbete menfc^Hc^ 9)emunft toimali
natürlid^en ihöften unb ^rinnpicn in
SBiffenfd^aft aUer, aud^ ber gel
Sogmen gelangen, oorauSgefe^, ba( birfe!
ber Vernunft alS Obj[ect oorgeiteOt iDoibaj
10. Sa etwas ^nbereS ber ^^ilofop^o^i
Ruberes bie ißbilofopl^ie ift, fo ^jenabfll!
unb bie $fli(^t, fidg ber alS ttwbr ertantail
toritöt gu unterwerfen; aber bie$(üo{o|4il
fid^ Weber nod^ foU fte ftd^ jiencr tludnitti
werfen, (©egenfa^: Obfc^on etwas Ubflij
$]^ilofop]^ unb etwas ^nbereS bie$r
fo folglt bod^ nid^t, bog fid^ blog ber
Sted^t unb ^fli^t ber erfdnnten
untertoerfen l^obe, bie ^^ilofop^ oicr
Unterwerfung Weber oerpfiic^tet nocb
— 11. Sie ihrd^e foU nic^t nur nicnulli
$l^ilofop]^ie einfd^eiten, fonbem ib4
Srrt^ümer ber $bi^f opl^ie bulben unb di
laffen, ftd^ felbft gu DerbeffenL — 12. »(
beS opoftolifc^en ©tu^Iefi unb ber xüi '"
gregotionen ^inbem ben freien
SBiffenfd^ft — 18. SieSRet^obe vnbkiil
cipien, nod^ weld^en bie alten \dpyßlßi
bie Xl^eologie ouSgebilbet baben, ent^n^al
ouS nid^t (minime) ben IBebuifniffn oJfa
unb bem gfortfd^ritte ber SSiffenfcMlaL-l
^bilofop^ie mug ol^ne aOeiRüdfi^tafM
natürliche Offenborung betrieben mb
§ 3. SnbifferentiSmuö unb SatitriM
15. es ftel&t icbem aRenfd^ fcA, ^'^^
I
1025
S^Uatul
1026
Bgtf n ait|uiu(mm unb gu Betetmen , toeld^e er,
tomK(W«f^ottt98crmiiiftaefil]{irt, für toa^r l^ält.
(efSm|a|i: Cd ijt brat 3Rtn]ä)tn ni(i^t erlaubt,
bifjmi^ Steligion anjunel^men unb ju befennen,
veld^e n, Dom bloßen Si^te feiner Vernunft ge-
küd, mit3utfiäneifmie lebed ^5^ern Siebtes, ffir
Mtr ffiil) — 16. %xt ajlenf^en fönnen bei ber
Stbimgieber Seligion ben Sßeg beS en)igen ^eiled
fmbmunb bte etoige ©eligfeit erlongen. — 17. 3Be-
nigfifniS gute Hoffnung barf man binp<^tli(i^ ber
nmgm Seligfeit aller berienigen ^egen, ttield^e
Qon) unb gar niii^t in ber loa^ren ffird^e Sl^nfti
fdxn. — 18. 5)er ^rotrftanti«mu8 ift nur eine
prrf^iebcne ^orm berfeloen xooS^xtn (i^rifllid^en
Sdigton, in toeld^er gönn mon nid^t ntinber
olj tn ber lat^olifc^en IKr^e @ott gefaUen lann.
— g 4. SoctaltSmud, SommuniSmuS, gel^ime
erfeflf^aften, SibelgefeUfd^aften , ©efeUfd^aften
(ibcnüer @eiflli^. ^IQe biefe »erben oft unb
nü ben fd^drfflen Sorten Derbammt in ber (£n«
ajSita Qoi plmibuB Dom 9. 9lot>ember 1846,
in ber Vttocution Quibus quantisque t)Dm
20. 9prU 1849, in ber Snc^TItca NoscIüb et
Nobiscum t)om 8. 2)ecember 1849, in ber Mo-
aiti0n ßingnlari quadam k)om 9. S)ecember
1$54, in ber Snc^flica Quanto conficiamur
Boerore Dom 10. «uguft 1863. — § 5. 3tr-
t^mer über bte iKrd^e unb tl^re SRed^te. 19. %\t
ftit^e ifi feine n^a^re unb DoOfornmene , DöQig
fitie (SefeÜfd^oft utü) beft^t feine eigenen unb
btilbibigm, uon il^rem götttid^en Stifter i^r Der-
Urftmen Sed^te ; fonbem eö ift @ad^e ber Staats-
ffBMll )u Bcfiintmen, »eld^eS bie SRed^te ber ff ir(^e
vn^ tocid^eS bie @(^ranfen finb, innerhalb meld^er
|k Mefe Siedete auSuben barf. — 20. S)ie ffird^en-
gRDolt borf il^te Sudorttat nid^t ausüben ol^ne
Sdmtbni^ unb Suftimmung ber @taatSgetoaIt. —
21. S)ie ffin^e ^ot nid^ bie maä)i, bogmatifd^
{tt entf^eiben, ba| bie äleligion ber fat^olifd^en
fiinte bie einjig tool^ Seligion fei. — 22. S)ie
Sffpjli^tung « tt)el^e fat^olifd^e Seigrer unb
e^nftjlelier burd^auS binbet, befd^önft ftd^ auf
btqentgm fünfte, toüi^ burd^ baS unfel^Ibare*
nn^ ber ffird^e als oon Mm feftaul^altenbe
6ümbenSffi|e borgelegt n)erben. — 28. S)ic römi-
ttm ^fle tmb bie allgemeinen Soncilien l^aben
oü eintjen i^rer ®etoalt uberf d^ritten, Sed^te ber
Sinjhn an fd^ geriffen uitb aud^ in ^Definitionen,
vtlc^M auf Slauben unb @itten bejiel^en, ge-
int (i)a8 btitte Sticifum ift offenbare ^ärefie.
Bö« bafi erpe unb jmeite Sncifum angelet, fo mirb
bim( i^ SWrurtl^eUung nid^t bel^auptet, bte rö-
m)fyti ^^fle ober bie aÜgemeinen Sonrißen
f5mitm nionafS in trgenb einem SinjelfaÜe ober
in irgenb einer Siuielfenten) gegen boS Siedet Der-
jb|m; aber derurt^It loirb bie SuffteUung ber
Sitii^fentbe , oIS ob bie Zapfte unb bie aS-
gemtttien Cottniien i^e SRac^ttteÜung jum gtiten
X^eile ber Ufurpation frember 9icd^te Derbanften,
ober aß ob fte gmnbfä^Iid^ eine i^nen nid(|t ge-
Ktmibe SRa^t in Snf)n:ud^ genommen bätten.) —
fn4(iiIC|tt0iL XI. 2. ftud.
24. 3)ie ffird^e bat nid^t bie ÜRad^t, 3n>angSmitteI
anjuioenben, nod^ irgenb eine birecte ober in-
bitecte Qktoali in ^eitlid^en 2)ingen. (2)er ®egen«
fa^ }um gtoeiten Sncifum lautet : 2)ie Stixä^t bot
oud^ in seitlid^en fingen eine beftimmte ® etoalt.) —
25. Su^er ber bem S)}if€0))ate inbörirenben ®e-
roali ift ibm nod^ eine anbere »eltlid^e oom Staate
attSbrüdflid^ ober ftiOfd^toeigenb oerlieben morben,
bie baber t)om Staate nad^ belieben surüdt«
genommen loerben fann. (SMan bemerfe gum er jicn
Xbeile, ba^ t)om Spifcopate ober bem bifd^öflidBen
Simte als fold^em unb als ^nftitution ber ®e*
fammtfird^e bie SRebe ifL S)iefem foD nad^ ber
SBebau))tung ber ®egner, b. i. beS in fatbolifd^en
ftreifen übelberufenen Muriner ^rofefforS Jlu^fe,
bie SuriSbiction im öu^ent gforum nur burd^
SBerleibung beS Staates jufommen. 2)ie| ifi f alfd|
unb büretifd^, unb bie^ ttirb bier oerurtbeilt. S)a-
bei bleibt als gtoeifeHofe Xb^tfad^e befteben, ba^
einzelnen Sifd^öfen unb ^if^ofSfi^en mand^e
attferbalb ber eigentlid^en SlmlSmod^t liegenbe
9ted(|te burd^ SBetotQigung ber StoatSgettjalt }u
if^tü gemorben fiitb. 3um stoeiten %f)t\U ber
Sbcfe ift px bemerfen, bo^, felbft memi ber
erfte Xfynl wabr tt)äre, ftd^ bennod^ nid^t
biefer gmeite als Sonfequenj ergebeit tofirbe.) —
26. S!)ie ffird^e b^t fein angeborenes unb Don
ber Sted^tSorbnung anjuerfcnnenbeS (legitimum)
SRed^t auf Sefi^. — 27. ©ic getoeibten (sacri)
SDiener ber jHrd^e unb ber römifd^e $a))ft ftnb
Don aller Dbforge unb §crrfd^oft über jeitlid^e
©ingc ganj unb gar auS3ufd6Iie6cn. — 28. So-
gar a))oftoIif(be Sd^reiben bürfen bie IBifd^öfe
obne Srlaubni^ ber Staatsregierung nid^t Der-
öffentlid^en. — 29. SDie Dom Ißapfte ertbeilten
®nabenertt)eife ftnb als ungültig anjufeben, falls
fte nid^t burd^ bie StaotSregierung nad^gefud^t
morben finb. — 30. 3)ie 3mmunität ber ßird^e
unb ber fird^lid^en ^erfonen b^tte ibren Urfprung
aus bem Sioilred^te (Dgl. bagu b. %rt. ^riDilegien
beS eieruS X, 441). — 81. ®ie geiftlid^e ®e-
rid^tsbarfeit für bie meltlid^en SiDil- unb Sriminal-
fad^en ber ®eiftlid^en mu^ burd^attS abgefdbafft
U)erben, aud^ obne befragen unb gegen ben (lin-
f})rud^ beS apoftolifd^en StubleS. (tiefer unge-
meine Sa^ ift in aQen feinen %f)tüm burd^uS
Dcrtoerflid^. ®oSfelbe gilt Dom folgcnben.) —
82. Obne alle Serle^ung beS natürlid^en SRecbteS
unb ber IBiQigfeit fann bie perfönlid^e IBefreiung
ber ®etftlid^en Dom JMegSbienfte abgefd^afft mer-
ben; unb biefe 9bfd^affung Derlangt ber ftaatlid^e
f^ortfd^ritt, jumal in einer freibeitlid^conftituirten
®efellfd^aft. — 33. ®ie tbeologifd^en Stubien gu
leiten ftebt auS eigenem unb angeborenem 9ted()te
ntd^t auSf(blie^id^ ber fird^lid^en SRegierungS-
gcmalt ju. — 34. S)ie Scbre berjenigeu, toeld^e
ben römifd^en ^a))ft mit einem freien unb in ber
gan}en iHrd^e »altenben gfürften Dergleid^t, ift
eine Sebre, tt)eld^e im HRittelalter bie ^errfd^aft
enang (praevaltiit). (2)iefe %f)t]t ift im Sinne
beS ®egnerS Derurtbeilt, b. i. beS Suriner $ro-
38
1027
Sj^llabni,
feffoiS 9luQ)^ (Sx tDoOte mit biefer 3:^ fagcn.
ber bom $apfte über bie @efammtftrc^ behauptete
lud) befejfene DoUe unb ^(^jte ^^rimat ber 3un§-
bidion jei nü^t göttlic^n, fonbem menjc^lk^en
JRed^teS.) — 35. flü^tS fte^t im SBege, burt^
SefC^luB eine§ aflgemeinen Soncil^ unb bie Xffat
aller Sölfer bad ^kipftt^um Don bem romiu^en
Sijc^r unb Don ba Stabt Kom auf einen anbem
Sif^t't unb eine onbere €tabt ju übertragen.
(5&ie aSal^r^it ift, bap gar SSieleS im SSege {tebt :
bogmatif(^ unb praftifc^ ertoägungen.) —
86. Sie Snt](^eibung eineS 92ationaIa)nciI§ lä^t
feine weitere Erörterung )u, unb bie 3taat§*
regierung fonn fic^ nac^ biefer enbgültigen 6nt-
f^eibung richten. — 37. 6^ {önnen 92atiDna(>
firmen errid^tet merben, mld^ ber Stuctoritöt bed
9$apfte3 ent5ogen unb Don i^r Döüig getrennt
fmb. — 38. 3ur Trennung ber Äir^e in eine
morgenlänbifc^e unb in eine abenblänbifc^e ^ben
bie DiÜfürHd^en SlaBregeln ber römiic^en ^pfte
beigetragen. (Siefe 2:^efe n)irb im Sinne i^red
Urhebers !Ru9| oerurt^eilt ^ffm galt na^eju
jebe SSet^igung ber unioerfalen 3uri§biction ber
^dpfte al3 Uebergriff unb SS^ilifür ; DgL baS ju
a:^efe 23 ®e?agte.) — § 6. 3rrt^ümer über bie
bürgerli^e &ejeü{c^aft fono^l an fic^ al§ in il^ren
Sejie^ungen ^ur ftirc^e. 89. Ser Staat beftj^t
als ber Urfprung unb bie CucUe aller SRec^te ein
gen)iife3 fd^ranfenloied Stecht. (@egenfa(: Ser
@taat befi^t überhaupt fein fd^ranfenlojeS Stecht.)
— 40. Sie Sc^re ber fotl^olijc^en ftird^ fle^t
bem SBol^Ie unb ben SBortl^ilen (Sntereffen,
commodis) ber menjdiUc^en @e{ettf(^ft entgegen.
— 41. Ser Stoat^getDalt fommt auc^ bann^
toenn fte oon einem ungläubigen Surften aud>
geübt toxxb, eine inbirecte, negative @emalt in
Sleligion^l'ac^en ju ; fie befi^t aljo nid^t bloß baS
fogen. 3ltd}i beS ß^equatur, fonbem aud^ bad
Siedet ber fogen. appellatio ab abusu. (®egen-
fa^ : 6S fommt ber StaatSgeioalt, ob fte nun Don
einem d^riftlid)en ober nid^t (^riftlid^en dürften
ausgeübt mirb, gar feine bemalt in !ReIigion§>
fachen §u; fie beft^t alfo auc^ nid^t baS Ked^t
meber beö gjequotur nod^ u. f. tt).) — 42. Sei
einer ßoUifion ber ®e{e^ beiber Semalten gel^t
ba§ meltlic^e Stecht bor. (@egenfa^: SBenn Jtird^e
unb Staat über bcnfelben (Segenftanb coUibirenbe
@e)c^e geben, fo ge^t an ftd^ baS fird^Iic^e @efe^
t)or.) — 43. Sie toeltlid^e ©emolt l^at bie Blockt,
feierlid^e Verträge (fogen. Eoncorbatc), bie über
bie ^(u^übung ber ^ur fird)Iic^en Immunität ge-
hörigen !Red)te mit bem apoftolijc^en Stuhle ge-
fc^Iofi'en morben fmb, o^nc beifen Ginmittigung,
[a trof feines SBiberfprud^cö (^rotefteS) aufju-
^cben, für nidjtig ju erflären unb au^er JTraft ju
fejen. — 44. Sic StoatSgemott fann fic^ in
Sachen ber SRcligion, ber 9}loraI unb bcS geift»
liefen SRegimeuteö einmifc^en. Sic fann alfo über
bie äBeijungen urtlficilen, mclc^ bie fird^Iid)cn
Oberl)irlen i^rem 9lmtc gemä^ dl§ 92orm für bie
©emifjen erlaffen, ja fte fann fogar über bie 93er-
moltung ber fieUigen Sacromente mib
i^rem empfange nöt^goi Siäpojüion i'i
fd^iben. — 45. Sie gefammte&eitingteöl^!
ti^Kn Scbulen, in benen bie ^ugenb orI^^P'
lic^ Staates ery)gen iDtrb, nur Ik \«fififlß.\
Seminorien in etma ausgenommen, lBiii!J
muB ber Staatsgemolt jugemiefen toolRiti
5SDar fo, baB feiner anbem fludoritäiqpfti
flttä^t ^uerfonnt koirb, ftd^ in bie S^dp^i
bie Seinmg ber Stubien, in bie Sciin]pa|[
afabemifc^ (Srobc unb in bie 99^ ^^
ftötigung ber&e^ ein3umif(^— 46.3i|
, in ^lecuolfeminarien unterliegt bie
met^obe (ber Stubiengong) ber StoottyMl-
47. Sie befte Staat§einnd(|tung erforbot! "
SJolfgft^uIen, bie ben jtinbem oOcc Seil
}ugöngli(^ finb, unb äber^uptbie öjfoditHi
ftalten, toelc^ für ben ^^em mi{fenMoitfi4ül
terrid^t unb bie erjie^ng ber Sugenb
aller ^uctoritot, aller Seitung unb allaii
berftirc^e enthoben unb DoUftanbigbcr!
ber bürgerlid^en unb politif^en Suctorbat
fteüt merben, na^ bem ®utbünf en ber
' unb nad^ ÜRa^gabe ber ^errfd^fenben 1
; ber 3eit. — 48. ftat^Iif^e Scanner fioBJ
; mit berienigen ^rt üon 3ugenbbi£hii| '
I ftanben erflören, koeld^ Dom fot^olif^af
unb ber ^uctoritot ber StJx^ gon) aijUlL
meld^ nur bie ffenntni^ ber notulidipB^
unb bie 3tDedfe bed irbifd^ gi~
|£eben8 au§fd^Iie|Ii4 ober bo^ oenisW
! §aupt5iel im ^uge ^t. — 49. Sie
malt barf ben freien SBec^fefoerfe^ ba . .
I unb ber gläubigen Stößer mit bem $#
, bem. — 50. Sie nieltlic^e Cbri^^M
aus baS 9ted^, bie Sifd^öfe gu profemiiairj
; fann üon i^nm »erlangen, bo^ fte bie
I i^rer Siöcefen antreten, betör fte ncm )i
I Stuhle bie canonifc^e Sinfe^ng rab \k
ftolifc^en Sd^reiben erhalten ^ben. — IV,
meltli^e Stegiemng l^t fogar baS S4.
i Sifc^öfe ber Ausübung tl^eS ober^iitat
iju entheben, unb fte braucht bem fo^iil
maS bie Sinrid^tung ber SiiSt^ümerublil
fe^ung ber IBifd^öfe betrifft, nid^t au gcM^^
: 52. Sie Stegiemng fann auS eigenen S#r
' Don ber ffir^e Dorgefd^rtebme ftlter ^ Mt'
legung ber OrbmSgelübbe fotnoil Ü!^
als bei t^ratien abänbem, tmb afloi
genoffenfd^aftm oorfd^reiben, niemanbai
Srlaubni^ ^ur^blegung ber feinli^n'
3usulafjen. — 53. Sie @efe|e, iDeI4ebal
ber religiöfen Orben, i^re Ked^te lob 9bI
liegml^eiten betreffen, ftnb ob^uf^aifoi; '
fogar bie Staatsregierung aüen bcsinl
leiften, meldte bm ton i^nen ongni*
CrbenSftanb abmerfen unb bie feirrfi^ai^
I bred^cn moUcn; ebenfo fann fte Orbody*^
Sollegiatfird^en unb einfache Sewjiflaf
menn fte bem ^tronatSre^te untcrM*'
beben, unb il^re @uter utd> (Einfünfl? ^r
1029
@9llat)ttd.
1080
fifkrn SteiiNiOimg usb SBofügung fiBertoeifen unb
ipüffOL — 54« iMnige nob gfürften ftnb itid^t
ssr wn bcr SuriSbiction ber Shxd^t ausgenommen,
'\ovkai {k(cn au^ bei (gntfd^etbung Don 3uri8«
butionSfmgm Sbit ber ftb6e. (Sgl. bad jur
41 Z^fc Sefagtc) — 65. S)ie ffir^ ift t)om
6tQ0te, ber Staat Don ber ffird^ ju trennen.
(Sd dOgemetner @a| falfd^ ; in einzelnen con-
oxtdi gfäOcn att boB geringere Uebel nd^tig.) —
I 7. Snt^mer betreffenb bie natürliche unb
Anpfiff SRoroL 56. 3)te @ittenge{e^e bebiirfen
Initft g5tlli(!^ Sonction; unb ed iit gar nid^t
ii0ttioaibi0^ boft bie menfd^K^en (Sefejfe mit bem
loturli^cn Keqte übereinftimmen ober i^re oer*
pfft^tnibe ftraft Don ®ott erl^alten. — 57. S)ie
I^ificnld^ft ber $bil^f opl^ie unb ber (natfirlid^en)
(t^ iomie bie bürgerlichen @efe^ fönnen unb
^Jlai jU^ ber gSttli^en unb lirddlid^enSuctoritat
cmjietim. — 58. & ftnb feine anberen ftrafte,
0» bie im Stoffe gegebenen« anjuerfennen, unb
fific moroU{<^ 3u^t unb g^barleit ift in bie
ütffl^fmig unb IBerme^rung Don IReid^tl^ämem
ouf itbiDd)e 9rt unb in ben ®enu^ Don Ißer*
ffliigat |u f^en. — 59. 2ki8 Ked^t befielt in
Ux materieEoi X^tfad^e; aUe ${Iid^ten ber
Stmji^ ftnb leere SBorte, unb oUe menfd^Iid^en
i^ ^ben Xe^tSfroft. — 60. S)ie Stuctori-
ta ift nichts anbered als bie (Befammtl^eit (ber
ätiiegriff, smiiina) ber 3<i^l unb ber materiellen
firöftt. — 61. 6üie Dom (Slüde begleitete unge-
tvHit Xbot t^ bn l^eiligteit bed ^tä^M feinen
(Sintrog. ({E^iefe Xl^efe ift infofem Deruri^eilt,
oü buir^ fie auSgefprod^ niirb, ba| baS ®e-
lingen einer ungeraten iS^ an pd^ genüge, um
Mt^ Donfommcn re^tsttoftig utib unantaftbar )u
wtfya.) — 62. S)a8 fogen. 92id^t-3nterDentiond"
imnäp imt| man {nvdamiren unb beobad^teti. —
M. 3Ran borf ben n(^tmä|igen Surften beti ®e«
(otfam Derfogen, ja fogar gegen fie fid^ em))5ren.
- 64. Ser SnuJ^ febeS no^ fo l^iligen SibeS
«nb itbe Dcrbredlierifd^e unb fd^önbli^e, bem
drigen (8efe|e jumiberlaufenbe ^anblung ftnb
lidit mir niS^t DerbammenSmerib, fonbem aud^
ooOommen erlaubt unb böd^ft lobenStoertb, toenn
fi( oufi Siebe )um Saterlonbe gefd^el^en. —
1 8. ärrtbumer über bie d^rifüid^e ßbe. 65. &
$ eine unertr&gli^e 9ebati))tung, £btiftuS f^aht
Üe ((e )ur SBürbe eined @acramented erhoben.
- 66. ZkA @ocroment ber (Sf^t ift etmad, baS
iom Vertrage biiQ^ommt unb Don i^m fid^
tnmnen ]&it, unb boS €acrament befte^t lebiglid^
in bec ebelid^ Cinfegnung. (3um legten 3n-
rijum bemerte man, ba^ baS Sacrament ber Sbe
gor nti^t in ber benedictio nuptialis befielt.)
- 67. 9la4 bem Slaturrec^t ift baS (Ebebanb
ni^t muuflödlicb , unb in Derfd(|iebenen gfätten
brni bie <E^(^eibimg im eigentlid^en Sinne burd^
bie iDcItfid^ Sebörbe red^tsfräftig audgefprod^en
onbcn. — 68. 3)ie JKrd^e bat feine (Semalt,
tmtnenbe Cbebinbemiffe auf)uftellen; Dielmebr
lmm\ biefe Sefugni^ ber n)eltlid^ SDIad^t )u.
Don meld^ bie beftebenben ^inbemiffe au^ubeben
fmb. — 69. 3)ieffird^cbat erft in fpöteren 3abr-
bunberien trennenbe gb^b^nbemiffe oufjufteQen
begonnen, nid^t aud dgenem, fonbem au8 bem
ibr Don ber meltlidjen SRad^t übertragenen Sted^e.
(2)iefe Xb^fe ift im biftorifd^en 2:beile unmabr,
im bogmatifd^en böretifd^, alfo in beiben %f^z\\tn
Denoerflid^.) — 70. S)ie Scfd^lü|fc be« gondlS
Don Orient, toeld^e ben Sann über biejenigen Der«
bangen, meldte bog Sted^t ber JHrd^e }ur Suffiel-
lung trennenber (Sb^bii^^niiffe )u löugnen mögen,
ftnb entmeber nid^t bogmatifd^er 92atur ober Don
jener übertragenen ©emalt ju Derfteben. (SSgL
biergu bie Don $iu8 VI. Deruribeilte 59. unb
60. 2bff5 ^ Si^nobe Don ^piftoio.) — 71. ®ie
tribentinifd^e (Sb^fd^lie^ungS«) gform Derbinbet
nid^t bei Strafe ber Ungültigfeit, mo baS ftaat-
lifbe ®e[6| rine anbere ^otm Dorfd^reibt unb be*
ftimmt, oa^ beiSBeobad^tung biefer gform bieSbe
gelte. — 72. »onifotiuS Vm. bat juerfi erflärt,
ba^ bog bei ber Orbination abgelegte fteufd^b^itS«
gelübbe bie Sbt nid^tig mad^e. — 78. jhaft etneS
blogcn SiDUDertrageS fann unter Sbnften eine
toabre Sb^ befteben, unb ed ift falfd^, bo^ enttoeber
ber (Sf^to^TtxQQ gmifd^en Sbnften ftetS ein Saaa*
ment fei, ober ba^ ber SSertrag nid^t gu Staube
fomme, menn ba8 Sacrament auSgefd^loffen mirb.
— 74. Sb^fod^^n unb SSerlöbniffe geboren ibrer
3tatur nad^ Dor bad meltUd^e ®eri^t. (IBemer«
lung: ^ierber fönnen jmei anbere Srrtbümer ge-
jöblt merben, ber eine über bie ^bfd^affung ber
Sb^loftgfeit ber ®eiftlid^en, ber anbere barüber,
baf[ ber Sbeftaitb bem j[ungfröulid^en Stanbe Dor-
)u§ieben fri. Sie merben Dermorfen, erfterer in
ber Snd^flica Qui pluribus Dom 9. 92oDember
1846, festerer in bem afioftoUfd^en Sd^reiben
Mtütiplices inter Dom 10. 3uni 1851.) —
§ 9. 3rribümer über bie meltli^e ^enfd^aft bed
^fte8. 75. 2)ie Söbne ber d^riftlt(ben unb
fatboltfd^en iKr^e ftreiten unter fub über bie
Sereinbarfeit ber toeltUd^en ^errfd(|aft mit ber
geiftltd^en. (Siefe Xb^f ^ ^^^^ infofem Deruribeilt,
als burcb fie angebeutet merben foQ, biefe @^om*
t)atibUität fei Dom fatbolifd^en Stanbpunfte auS
eine offme gfrage. 2)ie mabren Söbne ber ffird^e
ftreiten barüber burd^auS nicbt.) — 76. S)ie ?lb«
fd^affung ber meltltd^en ^enfd^aft, meld^ ber
apoftolifcbe Stubl befi^t, mürbe jur gfreibeit unb
§um ®lüde ber ftird^e überaud Diel beitragetL
(Semerfung: 9tu|er biefen auSbrüdflid^ gebranb-
marftm 3rribümem merben nod^ mebcere anbere
einfd^lu|meife Dermorfen burd^ bie Sebre Don ber
meltlid^m ^errfd^aft bed ^apfted, an meld^er oUe
ffatbolifen feftbalten foUen. Stefe Sebre mirb
beutlid^ Dorgetragen in ben Slllocutionen (^uibus
quantisqae Dom 20. ^pril 1849 unb Si semper
antea Dom 20. SRai 1850, in bem apoftoli{(ben
Sd^reiben Chim catholicaEcclesia Dom 26. 9Rär)
1860, in bm SKomtionen Novos Dom 28. Sep-
tember 1860, Jam dudum Dom 18. aHörj 1861
unb Maxima quidem Dom 9. 3uni 1862. —
83*
1081
@Qlt)anuS im 91. X. — @9l»anu8, So^onn.
§ 10. Strt^ümcr, loeld^c mit bcm ntobemen Sibera»
liämuS jufammcnl^ängcn. 77. 3n unfcrcr Seit :
frommt eS nic^t mel^r, ba| bie fotl^oUfd^e Sleligiou '.
al3 einjige @taatSreIigion unter ^u§{c^Iu| aller '
anbenn giiltc gelte. (3)ie Xl^cje ift öiel ju oD« !
gemein. ®cgenfa J : 9liid^ in unjerer 3cit fann e8
jmedmäfeig fein u. f. to.) — 78. 6S war baber
gut (laudabiliter) getl^an, Wenn in gemiffen
fatl^olifd^en fiänbem gefc^Iid^ beftimmt mürbe,
bafe ben bortl^in ©inmonbemben bie öffentlid^e
Ausübung jeglid^en SuItuS geftattet feL (S)iefe
Sl^efe ift unter Ruberem öermcrflic^, a. weil fte
eine gefe^Iid^e IBeftimmung aI3 töblid^ bejeid^net
wegen eiue§ @runbe§, ber gar fein wal^reS 26b
begrünben fann: nämli(i^ auf @runb beS in ber
t)or]^ergef)enben Sl^fe au§ge)pro(i^enen falfc^en
^rincipeS. Sie ift b. öerwerflid^, weit in bem«
jenigen fatl^olifd^en fianbe, Don weld^em in ber
betreff enben ^Qocutton ^unöd^ft bie SRebe war, unb
in weld^em biefe§ ®efej erlaffen würbe [5Reu«
©ranaba], nid^t bie 93ebingungen vorlagen, bie
eine gewiffe gfreil^eit be§ öffentlid^en ßuItuS alS
bered^tigt unb ba§ geringere Üebel erf(i^einen laffen.
S)ort war aQeS fat^olif^, e§ l^enfd^te SteligionS«
einl^eit, unb ber fat^olijd^cn ftircl^e war bie §en«
f d^ft feierlid^ garantirt. Sic %\)t]t fprid^t c. aufeer»
bem t)on jeglidjem Sult, wa§ gewi| abfurb ift.)
— 79. ©enn e§ ift falfd}, ba^ bie ftaatlid^e Stei-
lheit aller &ulte unb bie Men gewahrte DoUe
Sfreil^eit, jebe Ü)leinung unb ^nfid^t öffentlid^ f unb-
jugeben, leidster jum SSerberbni^ ber Sitten unb
ber ^erjen ber Sölfer unb jur Verbreitung ber
$eft beS 3nbiffcrenti§muS beiträgt. — 80. S)er
römifd^e ^apft fann unb mu^ fid^ mit bem gfort»
fd^ritte, bem 2iberaIiSmu§ unb ber mobemen
ßiöilifation öerföljnen. (Sgl. nod^ Acta Pii
PP. IX, Romae 1854—1874; Acta Pii IX,
ex quibus excerptus est eyllabus, Romae
1865; ®cr ^ap|t unb bie mobcnicn 3been,
SBien 1865; S)er ftat^olif, 9)lains, Sal&rgang
1865 ff. ; Sie gnct)clica ^iu§' IX. oom 8. 3)e«
cember 1864, ©timmen au§ 9Karia-Öaad^, ^xti»
bürg i. S8r. 1865—1869, 12 C)efte; 3:ofi, Sor-
lefungen über ben Syllabus Errorum, SBien
1865; ^crgenröt^cr, im Stjilianeum VI, SSJürj»
bürg 1865; Serf., ftat!)oI. ftird^e unb ddriftl.
©taat, greib. 1872, 806 ff.; Rinaldi, H valore
del Sillabo, Roma 1888.) [55. 8riu§ S. J.]
^tfivanns (Silonnufi) im 31. %., f. ©ilaS.
^iftoanns^ äo^ann, antitrinitarifd) ge-
ftnnter S^cologe, ftammte au§ bem 3:iroIer 6tfd^»
lanbe; er nannte fid^ bcji^alb ^tbefinuS (Athesis
= etfc^). Um bie TOitte be§ 16. 3aW)unbert8
würbe er ^ofprebiger be§ Sijd^ofS öon Sßürsburg ;
al§ fold^er betbeiligte er fic^ 6nbe 1557 an bem
SBormjcr SRcIigionSgefpröd^ (j. b. 5lrt. Disputa-
tion m, 1848 f.). 'Jiac^ SBüraburg äurüdgcfc^rt,
öerfaßte er eine ©dfjrift, worin er, bem granf»
furter ^Jßrebigcr §artmann 93cr)er jufolge, „bie
Sutberijd;en greulich fd^änbeteunbläftcrtc". (Sine
^bjd^rift biefe« SDßerfeÄ, baS nie gebrudt worbcn
tft, fam im Saufe bed Sa^reS 1558iak^l
53eQer3. Se^terem würbe ebenfalls ein Snjjij
gefteUt, ben S^IoonuS am 17. gcbos
feinem proteftantifd^ geftnnten ^iniikli]
€caIid^iuS gef daneben l^tte unb tDoriBajitr
bie fat^olifd^e ff ird^ unb ben SBüqimycr
^öd^ft abfällig auSfpnu^. Sc^cr
biefen SBrief im 3. 1559, um afla9MtU|
t^un, ba^ ber Sßür^burger ^ofpitbiga ja]
^ergen ^wiefpättig fei". 92ad^ einer \sUß{
büUung tonnte S^ümnul» nidj^t me^inr
bleiben; er fud^te eine 3ufiu(^ in
üerfieiratete fid^ in 3:übingtn mib mkl
fofort als lut^erifd^er ^^rebiger inSoitt
^ier üeröffentlid^te er 1560 feinneneSi
befenntni^ Son ber lutl^fd^ft^ji
iebod^ ni^t feft überzeugt gewefen ja jtii;i
nad^ furger Seit würbe er wegen ~
6alt)ini§mu§ feineS ^mte§ entfej^ 3hm 1
ftd^ in bie ^fal^. wo er fd^ontm3*l^
intenbent ^u ffaifer^Iautem würbe. S^onJ
ten, in benen er gegen ben (Strogburgff
3ol^ann ^arbad^ bieSut^roner bcfQmpftr.i
auf i^n bie ^ufmerffamfeit ber ^eibeOmyrl
f reife. Um il^in ber 9tefiben^ nöl^ }tt ^
nannte man ifyx 1567 )um @i
Sabenburg. ^ier geriet! er jebod^ f^nii
genben ^afyct wegen bor ffin^en)U(tt iij
mit ben tonangebenben S^ologen ber '
berger ^oc^fd^ule unb Derlor infolge
@unft beS ffurfürjien gfriebrid^ m. )to4
lourbe man aber gegen i^n aufgebraßt, 'J
@erüd^t oerlautete, er l^ulbige mit SMtrr
^rt.) unb Ruberen bem Srionilimift i^'
mit ben Surfen in 9$erbinbung gu tieto.
ber red^t^eitig gewarnt würbe, tonnte
(Si}lDanu§ bagegen würbe am 15.3uliU?il
haftet unb nac^ ^etbelberg in*« ®ci3ii94l
brad^t. Sei ber angefteüten Untet^i^Biir
i^m gwar ein poIitifd^eS Serbrec^ »4
gewtefen werben; bag er aber bie @ott4fltf
unb baS ®e]^etmni| ber (etligflen
gelöugnet l^abe, mußte er jugefte^ SSotli
er im ©eföngniffe, bag er feinen 9ey<r
unb feinen 3trt^um 5f entließ wibnnfa
^iennit gaben ftd^ ober bie f)eibelbaiff'
logen Oleoian, UrftmtS, Si^n^i (f. b. Ut)l
^tnbere nid^it jufricben; in einem
©utad^ten erflärten fte, bog S^WannläBI
läfteret nad^ bem ®efe^ ÜRofeS' botUsI
wirft f^aht. S)ie politif^en 9töt^ bei ^ *"
timmten für eine niilbere Seftrofing.
t(^ ber ffurfürft ^uguft Don 6a4fn ^^
3uriften für bie SobeSftrafe auSfimutci.
felben ÜJ^einung war ber ®enfer t^ataf'
bor IBesa (f. b. ^rt.), unb biefer ftaaroA
glaubte ffurfürft gfricbric^ beipfliittajp
^jgenl^önbig fd^rteb er bod Sobci8il)d
@9(oanu3 nieber, bie SBorte beifügenb. jui
er l^be aud^ ben ^eiligen ®etji, tod^Kt *'
@a(be ein ^eifter unb Sedier brr SiäA^
lil.
lOSS
e^lDetta, ©onjolo be — ©^Itjejier L
1034
9m 23. 2)camBer 1672 trmrbe bei unglädflid^e
Itrebigcr^ betn fein 9lbfaO t)on bet fat|otif(^en
Rmte Idiun Segen gebracht l^otte, auf betn
!Rarf!e )n ^elberg ent^tet (Sgl. @(^et-
hem, «rgo|!t4ffeiten aud ber ftirc^en^iftorie I,
Um 1762. 571 ff.; H [1768], 551 ff.; HI
(17641 949 ff. ; SDBunbt, SRagoitn füt bie Äit-
drn- tinb (Sele^iiengef^id^te beS ffurfürfientl^uinS
^ol|I, ^elberg 1789, 88 ff.; Seffmg, 3uc
^cf^i^te n. Sitnotur, 3. SBeitrog [in SeffingS
eommtL e^riften XII, Seipaig 1897, 202 ff.];
fthuf^o^n, Briefe Sfriebridjjd bcd gfrontmen I,
Snntnfci^ioeig 1868, 873; 11, 424; Sanffen-
9afbr IV, 16. «up., 857 ff.; 31. «ßanluS, So^.
SQlmnuS u. fein ttogifc^ed Snbe, in b. ^ift.-poI.
Slottctn CXXI [1898], 250 ff.) [91. $aulu8.]
I^fbeim (SilMQra), (Songalo be, S. J.,
ioülimtcc SRiffbnor unb Slut^euge in bem alten
ittbojiafntanifd^ ftönigreid^e SKonomotapa, mar
0» 23. SebniQT 1526 }U SlmeQrin bei @anta-
mn in Portugal auS üomel^mem ®e|d^Ied^te ge«
teim unb trat )u Soimbra am 9. Sunt 1543 in
^ oor ihtr^em grgränbeten Sefuitenorben. (£r
9utbe crfter Stector beS neu erri^teten $rofeg>
lm\fi St Sloil^ud )u fiißobon unb 1556 $ro-
niiiiiil in Oftinbien (Qoa). Seit 1560 über-
Bobn er ouf ben SEBunfd^ beS 93icefönig3 bie
Cl^rifHamftcung bet füboftafrifanifd^en 9!eger-
Conigtti^e fübltc^ oom @ambeft, mit bereu f^ür-
im btc $ottugiefen Don ber ß\x\it t)on !iRo9am«
Inapst Qu§ in ^anbclsoerbinbung getreten maren.
g^lDcim t^bigte bad Stiangelium ben !Reger-
ßnigen tion Sti^ombane unb Otonge, brong,
äWofl mit großem (Erfolge »irfenb, ben @am-
kft ouftD&itS bi9 @enna tot unb untemal^m oon
aort aus, mit (Empfehlungen unb (Sefd^enfen beS
IKaßmaS auSgeruftet, über Xete, „aRabate" (al.
Salfopa), »Samba" unb »SDid^etubfd^i" (?) bie
lange; bef^tuerlid^e Steife no(^ ber Steftbenj beS
.SaiietS ton Snonomotapa", bie, toie e§ fc^eint,
muDfit ber alten Stuinenftabt @imbabo6 gelegen
9er. 3)et9lijftonar morb freunblid^ aufgenommen
unb tonfte om 24. 3<muar 1561 ben jungen
flcTJa €ebafHan unb bejfen 9Rutter SRaria.
SQcin f4on balb gelang eft oen bier angeftebelten
aob eittjlugreidb^n 9)}obammebanem , bie ben
fKmbdSmitbemerb ber Ißortugiefen für^teten, ben
jungen, toaulelmütbigen gfirften burc^ SJerleum-
bmgen unb falfii^ (äerüd^te gegen 69U)eira ein-
lun^men unb ben Sefe^I su beffen Srmorbung
)tt enDtrfm. Obfc^on gemamt , blieb ©Qloeira
flof jeincm Soften unb nnurb am oierten gaften-
lonntag. b. ^ am 16. (nid|t am 15.) Wdx^ 1561
irbTolJeft. — S)ie oielen auSfü^rliii^en SBiogra-
^ @9toetra'3 uicbneu i^n afö einen 93^ann
M ougaorbenUi^ier Suyflrenge unb ungemöl^n-
ß4Kn (Bnabengaben. @ein Skrt^rtob mürbe
iejonbcrt in Portugal ^ocb gefeiert; out^ ßnmoeng
ie)te ffya in feinen Lusiadas 10, 93 unb feinen
Bimai, Son. 37 ein SenfmaL @ein 9lame fte^t
fluf ber fiifte bet „(g^firbigen" auS ber ®e-
feajd^ft 3efu, bereu @eIig{))re(l^ung8pro3e^ ein»
geleitet ift. (Sgl Vita P. Gonzali Sylveriae
S. J. , Sacerd. in urbe Monomotapa mar»
tyrimn passi, Lugduni 1612 ; Bem. de Cien-
fuegoB, Vida del P. Gonzales a Sylveira,
Madrid 1614 ; ^f). ^. ffülb, ®efd^. b. 9)iijriou§.
reifen nad^ «frifa III, »egenSburg 1863, 1 ff.
[fammelt bie interef{anten geograpl^ifd^-et^nogra«
(»bii^cn Angaben ber ölteren IBerid^te über bad
SReid^ SJlonomotapa] ; A. P. de Paiva e Pona,
Dos primeiros trabalhos dos Portuguezes no
Monomotapa. 0 Padre D. Gonzalo da Sil-
veira 1560, Lisboa 1892; de Backer, Bi-
blioth. , nouv. ed. par Sommervogel VII,
1731 BS. [mit einem Serjeid^nil ber 95ricfe @qI-
öeira'8].) [^I. §uonber S. J.]
^flueita, äobanneS t)on, 0. Carm.,
portugicfi jdder ßjeget, mar ju Sifjabon am 30. 9lu-
guft 1 592 geboren unb trat im ^Iter Don 1 3 Sauren
(1605) in ben Sarmelitenorben ein. 9lad^bem et
feine miffenfd^aftlid^en @tubien im Kollegium gu
Soimbra ooUenbet, mürbe er Diele gabre binburc^
al§ fiebrer ber ^bi^fopbie unb Xb^^^ogie in
OrbenSjd^uIen oermenbet, nament(id() }u Si^abon.
3n le^terem Sonoent mürbe auf feine SSeranlafjung
ein ibm oon feiner @d^mefter ^ugemenbeted 93er«
m&d^tni^ gro^entbeilS ba)u oermonbt, für bie
fflofterbibliot^et ^a^Ireid^e mertbooHe Sßerfe an-
jufd^affen. (Jr ftarb am 17. 3uU 1687 im ?llter
oon 95 Sabren. 93on feinen @(briften Derbienen
Srmöbnung : Commentarium in textum Evan-
gelicum I, Ulyssipone 1640 (neu gebrucft fi^on
1646), II— V, Lugduni 1645—1659; Com-
mentarium litterale et morale in Apoca-
lypsim, Lugd. 1663—1669, 2 voll.; femer ein
^oliobanb (St)on 1675), entbaltenb 4 opuscula;
Don biefen bebanbett ba3 ecfte biblifd^e fragen
an^ bem ©ebiete ber Einleitung unb ^ermeneutit,
bad }meite eine ^njobl Sajud au3 ber SRoral-
tbeologie unbbem ftirt^enrec^t; bad britte banbelt
namentlid^ über ben ^ropb^ten SliaS, ben angeb«
lid^en ©tifter beö garmelitcnorbenS , baS Dierte
De immaculata conceptione Virginia Mariae.
©efammtaudgaben feiner Sßerfe erfc^ienen ^u S^on
1697 ff. unb au SSenebig 1748 ff. in 10 »ön-
ben. (9SgL Bibl. Cannel. n, Aurel. 1752,
113 sqq.) [Sei]
^rftütßa^ 92ame gmeier $ö))fte unb
smeier ©egenpäpfte. — ©^loeftet L
(314—335) mor ber 5Rad^foIger beS ^apfteS
SKelcbiabeS (f. b. «rt.) unb ber erfte ^apft unter
ber Don gonftantin (f. b. ^tt. III, 970) ertbeilten
firt^Ud^en grcibeit. ©ein ^ontificat ift reid^ ge-
fd^müdt mit Segenben (®öllinger, ^apftfabeln,
5Dföncben 1863, 52 ff.), moju aucb bie Don ber
Teilung unb Xaufe SonftantinS unb Don bet
eonflantinifd^en ©d)cnhing (f. b. 3lrt.) gebort
Unter feiner Regierung mürbe gegen ben ^rianiS«
mud bad erfte (Soncü Don 9licaa (f. b. 3lrt.) ge-
balten ; ob er an ber Sentfung beS le^tem burd^
ben Äaifer betbeiligt mar, ift nitbt fieser (fjunl
10S5
€Qlt)efter n.
1036
ftitd^engef^l^U.^tl^anblungeA u. Unterfud^ungen
I, ^aberborn 1897, 57. 501—506), bod^ ent-
fanbte er ^u bemfelben fiegaten (Euseb. Vita
Const. 8, 7). 6tne nad^folgenbe befonbere SBe-
ftätigung be§ Soncifö burd^ @9U>efter löfit ftd^
nid^t enoeifm (gunf I, 95). 3n Stom grünbete
er eine aRufif fd^ule (^ergenrdtl^er, flird(|enge(d^id^e
I, 8. Sluff., 600). m^ fein £obedtag gilt ber
81. 2)ecem6er. (SSgl. Jaff^, Begesta Boro.
Ponüf. I, 2. ed., 28-80; ü, 783; Vita Sü-
vestri auctore ßimeozie Metaphrasta , bei
Surius, Vitae sanct, mens Dec. , Colon.
1618, 868 sqq. ; Liber Pontificalis I, ed. Du-
ehesne, 170.)
©9li)cftcrn. (999—1003), Dorlfter ©er-
ber t, XDQx um 985 Don armen SItem in ber
Stmergne geboren unb im ftlofier SluriUac er-
}ogen. ®rüf Sorrel oon ^Barcelona nal^m ben
f öligen jhtoben mit nad^ Spanien, mo er jid^
namentUd^ unter ber fieitung bed 99i(d^ofd ^tto
Don fßx^ unb eines Sofe))]^ beS SISeifen, beffen
$erf6nlid^feit fid^ nid^t feftftenen Iö|t, mat^e-
matifd^e unb naturtDiffenfd^aftlid^e jlenntniffe an-
eignete. 9Rit ^atto !am er nad(| 9lom, tt)o $a))ft
Sobonned XUE. (f. b. 9(rt.) auf il^n aufmerffam
tt)urbe unb il^n bem j?aifer Otto I. (f. b. 9lrt.)
em))fabl, ber i^n auf feine Sitte bem Slrd^ibiacon
®[erannu§] Don IRetmd gum Unterrid^te in ber
Sogif übergab. Srgbifd^of Vbalbero ernannte i^n
}um Seigrer an ber 2)omfd^uIe gu IReimS. @etn
Sd^fller 9ii(^er, ber i^m fein ©efd^id^tdmerl (Mon.
Germ. bist. Scriptt. III, 561 — 657) jugeeignet
l^t, erjöblt, XDXt @erbert einmal Dor Otto 11.
inSlaDenna ftegreid^ gegen Ortrif, ben berühmten
Seiter ber 3J}agbeburger Somf d^ule, bi8))utirt tyiU.
Otto II. (f. b. 3lrt.) ernannte i^n 982 jum 9IBt
Don IBobbio. S)a er aber l^ier tt)egen ber Staub-
gier ber ^beugen mit 9lot]^ unb SRangel ju läm-
))fen l^atte, fefrte er »ieber nad^ 9teim8 gurüdC.
S)ort erflärte er unter großem Sulaufe Don
@d^Iem aus nal^ unb fem bie ©d^riftcn beS
SriftoteleS unb bie lateinifd^en Slafftfer unb leierte
bie Derfd^iebenften SBiffcnfd^often. ©ein Srief»
loed^fel ^eigt, ba^ bie SOi^iffeufd^aft fein Sebend-
element roat: fein SieblingSfd^riftfteUer fd^eint
SBoetbiud (f. 0. 3lrt.) getoefen gu fein; ^balbero
befignirte il^n gu feinem 92ad)foIger. 2)od^ erhielt
nac^ beffcn Sobe (24. Suni 988), auf betreiben
beS ffönigS ^ugo Q^optt, Smulf, ein natürlid^er
@obn be3 frangöfifd^en ffönigS Sotl^ar, ben er}-
bifd^öflid^en @tul^I. 9118 berfelbe jebod^ brei Sa^re
f|)öter burd^ eine ©Quobe in ber jKrd^e beS ffi. SBa-
foIuS bei SRcimS (17. unb 18. 3uni 991) toegcn
ongebIid(|er Untreue gegen ben ftönig abgefegt
iDurbe, tocxb auf SBunfd^ C^ugo'S ®erbert jum
grjbifd^of gemäblt (SBcrid&t OcrbcrtS über bie
©Qnobe in ben Mon. Germ. bist. Scriptt. III,
658—686). ffieS lejtem bei bicfcr ©elegenbeit
abgelegtes @laubenSbefcnntni^ Dermeibet jebe (Sx^
Hörung über feine ©tellung }um pöpftlid^en
©tul^le, beffen Sfuctorität Don ben frangöfifc^en
93ifd^öfen, nomentltd^ Don 9mulf Don Orleans,
arg angegriffen U)urbe. ^tö 6qbif(^of bielt (Ser-
bert eine $roDingialf9nobe, toeld^eoOeSefdtiöbiger
bed ftird^enguteS gur 9u^ aufforberte: gegen-
über mand^en Smeif ein an ber Sled^tmd^igfett ber
betreffenben Sef d^Iüffe bielt eine @^nobe )u S^la
unter SBorft^ beS ftönigS Itobert Don gfranfrei^
unb unter Seitung @erbertS biefelben aufregt.
$a))ft Sol^onneS XY. fd^idtte gur Crlebigung ber
©ad^e ben W)t Seo Don St SonifotiuS unb
^^lejiuS in 9tom, meld^er eine ©Qnobe ber beut»
fd^en unb fraTqöfifd^en 93tf(^5fe nad^ 9Jloufon b^
rief, auf berfelben (2. Sunt 995) erfc^ien mir
®erbert; biefer mürbe tro^ feiner Sertbeibigung
(Mon. Germ. 1. o. 690 sq.) btS gum 1. 3uli
uSpenbirt, fteUte aber ben SSefd^tu^ unter 9(u§-
öflen auf ben ))d))filid^en ©tu^I atö ungefe^it^
^in. €ine neue ©Qnobe gu 9leim6 ober &tnU
(Goncilium Causeiense) am 1. 3uH 995 er*
flörte tro| einer Siebe @erbertS bie 9(bfe|ung 9f
nulfd unb feine Sr^ebung für unred^tma|ig
(Mon. Germ. 1. c. 691—698 ; gum ®angen Ogl.
^efele, Sonc.-®efd6. IV, 686—648). CtncT
einlabung Otto'S IIL (f. b. 9x1) folgenb, begab
fid^ ®erbert nadl^ STiagbeburg unb tourbe ber
fiebrer beS |ungen ffbnigd. SRit i^m gog er 996
über bie Sllpen unb berichtete ber Sro^muttrr
^bell^eib (f. b. 9rt.) Dou ber DoÜgogenen ffaifer»
frönung. Senn ©erbert aber DieOeid^t gehofft
batte , burd^ ben neuen ^pft ®regor Y . (f. b.
9lrt.) auf bie Vermittlung bed ffoiferS l^in fein
ebemafigeS SrgbiStl^um, in loeld^em 9mu(f noc^
nid^t reftituirt mar, mieberguerbalten, fo mu^te er
erleben, ba| i^m Otto geitmeilig feine ®unf! ent-
gog. infolge beffen blieb er, gumal burcb Rxanh
beit gurüdCgebalten, in statten. Sod^ entfd^&bigte
ibn ®regor, inbem er ibn im Spril 998 gum 6rg«
bifd^of Don SlaDenna ernannte unb bamit bie
©tatt^alterfd^aft im Siard^at unb in ber Srof«
fd^aft Somacd^io Derbanb. ©c^on am 1. 3Rai
bielt ®erbert eine ^roDingialfqnobe, eine gtoeite
am 20. @e|)tember beSfelben SabreS ; oud^ nabm
er tbeil an ber römifcben ©^nobe, loeld^ ben
ebebonbel bed frangöftfd^en AönigS Stöbert (f. b.
3lrt. gfronfreid^ IV, 1725 f.) entfd^ieb. Wad^ bem
3:obe ®rcgor8V. (18.gebnior999) würbe ©er-
bert auf aSunfd^ bed ffaiferd gum gkipft gemd^lt
Sr nannte fidb ©QlDefter 11. unb mar ber erfie
frangöftfd^e ^a))ft. ©eine Saufbabn mürbe bar>
gefteEt in bem ^ej^ameter : Scandit ab B Ge^
bertus ad B, post papa viget B. ©(bon
löngft l^atte er feine papftfeinblidde ®efmnung ab-
gelegt unb entfaltete {e^t eine eifrige 3:^gfeit,
namentlicb gegen bie ©imonie unb ben unfitt-
lidden SBanbel ber ®cifili(ben, fo ba| er ein mür«
biger !Rad^foIger feinet SorgöngerS unb Vor-
gänger ©regorS VII. gemorben ifL Crbfltten ijl
nod^ ein Sermo de informatione epi«coponim
(bei Migno, PF. lat. CXXXIX, 169 sqq.), üiel-
ldd)t beftimmt, bie ©runbfä^ beilegen, nac^
benen er fein 3(mt gu fubren beabftd^tigtc. Um gu
1087
e^Iüeftet in. — ©^ioeftet, Setnl^arb.
1088
adjutn, toit er feine fcfi^eren Snfid^ten gednbert,
kpigle e^lMfiti: fetbft btt »eftitution «mulfs
Den Xcimf utib äbarfanbte i^m Sting unb @tab.
finif4iAeii trat er aiu$ in bem iS^ljoaM Sto-
kttl at4 unb erreU^e burd^ ben W>t Vblo Don
gtaof (f. b. tirt), ba| berfelbe {id^ Don SBertl^
tmmte. BUpf^ Don Ungarn (f. b. Srt.) Derliel^
ff btit4 6d^rnben Dom 27. Stärg 1000 bie
fiMgIfrone, ernannte t^n }um ))ä))ftßd^en Sicar
fü fein 9iei4 unb befreite i|n burd[| Segrünbung
finei SRetropoIitanfi^d in ®ran (f. b. ^rt.) au8
kff tM^li4<n Vb^gigleit Don ^ßaff au unb @al)-
tog a. b. artt.). aHü Otto m. ftanb @9lDe[ter
tant&icg in gutem (Etnoeme^men imb förberte
bejjen p^intoftifd^ 3bee einer UniDerfoImonord^ie ;
tunnit nütbe oud^ fein Aufruf ex perBona de-
fttUtaa HierosolTmae jur Sefretung bed l^ei»
09m Sanbefi {ufammenl^gen, menn bejfen 9ted^t«
^ ni^t f^ begrimbeten 3tt)eifeln unterlöge
Hl, Jaffe I, n. 3938). 6(^on balb na(^ @9l-
M^ Snt^ronifation mati^te Otto , inbem er
UffU^pHg bie fogen. Sonftantinifd^e @d^enfung
für eint lügenhafte Sfiction erHärte, bem p&pft«
lii^ Stuhle ad^t ®raf{d^afien jum ®e[d^enfe,
oon tenen meiere fd^on frül^er }um fttrd^enftoate
gt^ört Ratten (Mon. Geim. last, Leges II, 2,
162; bie «ed^l^eit ber Ottonifd^en @d^enfung
Ditb Dertreten u. 9. Don S)öStnger, flird^e unb
tM^, SRünd^ 1861, 502; bie Unäd^tl^eit
u. H. burd^ SEBümand, Sa^rbud^er bed beutfd^en
Stentes unter ben fgd^ft{((en ftaifem U, 2, Ber-
lin 1840, 233—243). gnbe OctoBer 1000 fam
Ctto HL toieber nad^ 9iom ; in feiner (Segen-
iDott (iclt @9(Defier am 1. gfebruar 1001 eine
Sonobe in Qadfm beS @tifted ©anberdl^eim (f. b.
«It. y, 90). SBalb nad§ berfelben mußten $a))ft
nnb ßoijer bie aufra^rerifd^e 6tabt Derlaf|en, fo
bfl| bie ^tteite S^nobe in berfelben ^ngelegenl^eit
am 27. IDecembet in Xobi bei Spoleto abgebalten
wAoi mu^ (aber bie beiben @Qnoben f. Qefele
IV, 657 f.). äBentgeSBod^en fpäter ftorb Otto UL
in ben 9nnen beS ^ßapfteS. Siefer felbft, ber in-
(iDii^en in baS gan) in ^änben Don ^rtei-
(anptcm befinbß<^ Stom gurudgefel^rt toax, folgte
ii^m am 12. 3M 1008 im Sobe. @QlDefter galt
oü ber gelel^fie Wann feiner 3^ oxi ber @ren)e
beSsaeeolmn obscurum» betounbert n^egen feiner
Samtmjfe in ber 2:^eoIogie, ^(Uofopl^ie, ÜRatl^e-
miSt, äjhonomie, 9tatur(unbe, fo ba| man
Sbte, er fle^e mit bem Xeufel im Sunbe (Dgl.
en, ®erbert§ SBflnbnig mit bem Xeufel, in b.
3eäi4rW f& ^iftor. X^eologie Xm [1843],
X 158 ff.). 9uf ifyx mirb bie (Sinffil^rung ber ara-
M{(^ 3ifftm unb ber $enbelu^ren im Slbenb«
knbe )urfi(fgefil]^rt (Dgt. 9iagel, ©erbert unb bie
Se^enhmji be9 10. 3al(|rbunbertS, in b. aSBiener
6l)mig8ber. XOIV [1888], 861 ff. ; SGBei^cnbom,
(kticii IBettrag }ur ffenntni^ ber aRat^ematif
besnitlelaltetd, Serlin 1888; 2)erf., 3ur ©efd^.
berSinfttbrung ber jeftigen 3iffent burd^ ®erbert,
flctim 1892). 3)on feinen erhaltenen @d(|riften
über bie Derfd^iebenften (Segenfidnbe (bei Migne,
PP. lat. OXXXIX, 85 sqq., unb A. OUeris,
Oeuvres de Oerbert pape boub le nom de
Sjlvestre 11, aermont et Paris 1867) fei l^er
nod^ befonberS bie bogmengefd^id^tlid^ n}id^tige
Slbl^onblung De corpore et sanguine Domiiii
ermöl^nt, totlä^t frul^er fälfd^Iid^ ^eriger Don
Sobbed (f. b. 9rt.) jugefd^rieben tt)urbe. (Sgl. auS
ber umfangreid^en Siteratur aber S^lDefter IL
au^er ben Bearbeitungen ber beutfd^ ©efd^id^te
Don SSümanS unb ®iefebred^t nod^ ^oi, @erbert
ober $a))ft ©ÜDefter IL, Sßien 1837 ; Axinger,
Histoire du pape Sylvestre 11 et de son
siäcle, Paris 1842; Sübinger, lieber @erbertd
»iffenfd^aftlid^e unb poM]6)t SteUung, ffaffel
1851 ; OUeris L c. p. XVE— €CV ; Sappe,
®erbert ober ^{t S^llDefter n. unb feine 3eit,
»erlin 1869 [ißrogr.]; SBemer, ©erbcrt Don
»urillac, bie Utrd^e unb SBiffenfd^aft feiner 3eit,
SBien 1878; @d^ulte^, ^opp S^lDefter IL
als Seigrer unb Staatsmann, ^mburg 1891
[«ßrogr.] ; ffierf ., ®ie Sagen über ©ilDefter IL,
C)amburg 1893. Sßeitere Sit. bietet giottl^afi,
Biblioth. bist. med. aeyi I, 2. 9ufl., Berlin
1896, 501 f.)
©^iDejIer IIL nannte fid^ ber Anfang 1044
Don ben IRbmem gegen Benebict IX. (f. b. 9rt.)
ald @egenpap{l erhobene 93i{d^of 3obann Don
©abina. ®d^on nad^ 49 Xagen nmrbe er Don
Benebict Dertrieben, mol^nte bann aber im Slpril
1044 einer @Qnobe beSfelben bei, moraud man
toolfjH auf feine SluSföl^nung mit Senebict fd^He|en
fann. Ueber fein fpatered ©d^i^al f. b. «rt
©utri. (Sgl. ©teinborff , 3abrbäd^er beS beut-
fd^en Steid^ unter ^einrid^ III., I, Seipg. 1874,
258 ff. ; ^efele, gonc-®ef^. IV, 706 ff. ; Jaff6,
Begesta I, 523 sq.)
©i^lDejter lY. nannte ftd^ ber im StoDember
1105 gegen ^afd^IiS U. (f. b. 9rt.) mäbrenb
beffen Sbmefen^eit burd^ bie laiferlid^e $artei in
9lom unter gfübrung befi SRarlgrafen SBemer Don
^ncona als @egenpapft aufgefteüte $riefter SRagi-
nulf. ©d^on nad^ n)enigen Zagen mürbe er Der-
trieben; quo transierit, ignoramus, fagt ^"
fd^aliS. 9IS ^einrid^ Y. 1111 mit bem ^apfte
megen ber Shioeftitur (f. b. Strt. SuDeftiturftrcit
YI, 856 f.) in ©trett geriet)^ , fanb ÜRaginuIf
fid^ im Sager beS ItönigS ein ; DieSeid^t mürbe,
als $afd^alis ben Dorgefd^Iagenen Bertrag nid^t
annehmen moSte, mit bem Segenpapfte gebrol^i
Bor ber jfaiferfrönung ^einrid^S mu|te ÜRagi«
nulf Dor ber ©tabt feiner SBürbe entfagen imb
^afd^aliS Obebienj leiften. (Bgl. Mon. Oerm.
bist Scriptt. Y, 477 sq.; üdalricus Bam-
berg., bei Jaffe, Bibliotheca rer. Germ. Y,
285 sq.; Watterieb, Yitae Rom. Pontif. II,
89 sq.; Jaffe, Begesta 1, 773 sq.; ^efele, Sonc-
®efd^. Y, 283. 312.) [SDBurm.]
^VEne^et, Bernl^arb, f. Beml^arb Don
ei^rtreS; ©QlDefter, gfrau}, f . ©^IbeftriS,
gran}a; ©^iDefter @ongelin, ber 1^1., f.
1039
@9lt)e{lerocben — @Qlt)eftriner.
1040
©^löcftriner, ©^Ibcjler, Sol^anneS, f. 3o«
^anncS ©plücfler; S^Iöcfter ^ricriaS, f.
^rierioS; ©t)Iöefter ©^ropuIuS, f. ©tjro-
^^tvtflexoxbtn ober Crben Dom golbenen
Sporn l^cifet eine öon ^ap]i ©regoriuS XVI. gc-
fHftete OrbenSaugAetd^nung. ©eit unbennid^en
Seiten gab ed im Jtird^enftaote eine ^njal^l jogen.
SQt)Qlieti, nield^e bel^oupteten, il^re ®enof(en{(^Qft
l^obe bQg Somitat if aifcr &)nftQntinS gebilbet unb
l^obe Don biefem unter Seftötigung be3 fßapfted
©Qfoefter I. baS Siedet erj^olten, golbene ©poren
gu trogen, toobet j[ebed einzelne Witglieb in bie
@enof)enfd^aft cooptiren fönne. ®en Dielen 2)id-
cufftonen über bie ^iftorifd^e SBere^tigung biefeS
SSorgebenS mad^te (Srcgor XVI. ein finbe, inbem
er am 81. October 1841 ben Orben beS % ©ql-
Defter ftiftete unb iebem ber oben genannten 6a-
bolieri unter Sufl^ebung aller Don i^nen bean-
{prud^ten ^riDilegien baS Siedet Dorbe^ielt, biefe
S)ecoration gu tragen. S)er neue Orben foüte
150 (Somture unb 300 Kitter innerl^alb beS ftir»
d^enftaated umfaffen, ol^ne bog bem ^ßapft Der-
mfiit fei, im ^uSlanbe biefe ^uSgeid^nung nod^
»eitcr 5U ert^eilcn. 9118 3nfigne tragen bie
Somture ein größeres @oIb!reu5 am ^alfe, bie
Sitter ein fleinereS auf ber linfen Sruft. S^er
Orben foüte ouSgejeid^neten TOönneni Derliel^en
toerben, »eld^cr 9lrt aud^ i^r Serbienfl fei; an
ber ©pi^e foHte ber iebeSmalige Sarbinalfecre-
tör ber öreDen fte^en. (SSgl. Moroni LXVIU,
238 sgg.) [ffaulen.]
^i^ftie^rittrr, eine im 13. Sal^rl^unbert ent-
ftanbene SUformcongregotion beS iBcnebictiner-
orbenS, trögt il^ren ^Jknicn Dom l^I. ©^loefter
©onjclin. ®iefer »urbe um 1177 gu Ofimo
als ©proffe ber Samilie ber ©ojjolini geboren,
ftubirte in $abua unb 93oIogna 3uri§pniben,^,
toibmete ftd^ l^ierauf bem geiftltd[}en ©tanbe unb
erl^ielt ein Sanonüat in feiner 33atcrftabt. Um
1227 50g er \\ä) jebod^ in bie Grotta fucile bei
Ofimo gurüdf unb erbaute 1231 auf bem SScrge
tJano bei f^abriano ein ftlöftcrd^cn. ©einen
©d^ülern fc^ricb er bie Segel beS 1^1. löenebict Dor,
toeld&e nicf)t nur in i^rcr urfprüngli^cn ©trenge
befolgt njcrben fottte, fonbern nod^ in manchen
Segiel^ungen Derfc^ärft würbe ; nanientlid^ n)urbe
in aflen S)ingcn bie äu^crfte 9lrmut jur ^flid^t
gemad^t. iBalb entftanben einige anbcre jflöfter
beS „OrbenS Don 9)bnte fjano" ; mcl)rcre fd^on
beftel^enbe untcrftellten fid^ ber Leitung bc§ ()I. ©t)I-
Defter, fo bafe c§ bei beffen 3;ob (26. ^JJoDember
1267) minbcftenS 11 fflöfter biefer Kongregation
gab. @d[)on am 27. 3uni 1247 wax bie 8e»
ftötigung ber Kongregation burd) eine 5?ulle 3nno-
cenj^ IV. erfolgt. 3n SRom übergaben bie ga-
nonifer Don ©t. ^eter ben ©^iDeftrincm bie Äird^e
bc8 1^1. 3acob in ©ettimania; an bereu ©teile
erl^ielt bie Kongregation 1568 bie fiird^e ©t. ©te»
p^an bei Sacco, ttJeld^e fie nod^ l^eutc bejttt. 2Bei-
tere ©^iDeflrinerflöfter »urben, iiiftbejonberc in
ber 3Rcxl Sncona, in Umbrien unb SuScirn, fXß
rid^tet unter ben auf ben l^eiligen Stifter f olgenbn
OrbenSgeneralen 3ofep^ bella ©ena @. Cuirio
(geft. 1268), bem fei. ^Bartholomäus bi gingofi
(geft. 1298) unb 2)om Slnbrea (Siocomo ba go-
briano, ber baS Seben beS l^eiligen ©tifteiS ic-
fd^rieb. 3ur3ett i^rer l^öd^ften »lute lö^ttebk
Kongregation 56 Wännerflöfter, tooDon bie ma^
ften in Stalien, einige in Portugal unb 9ra^iei
gelegen toaren. S)er}eit e^iftiren nod^ bie (So»
Dente ^u f^briano, ©afjo gerrato, Perugia,
Oftmo, ©ena ©an Ouirico, 9iom (S. Ste&M
sopra Gacco), 9RateIica, fämmtli^ in ätoItoL
2)ie Sal^I ber ^Ritglieber eneid^t md)i 100. S«
1662 — 1680 toar bie Kongregation mit bo
SSaüumbrofanem (f. b. 9(rt) Dereinigt; im 3<d^
1681 mürbe biefe 93ereinigungmieberaufge^6a,
n)orauf bie ©qlDeftriner neue, Don ^lesanber Vm
1690 beftötigte KonftUutiouen erl^ielten. 3SUIfm
^ilige unb ©elige (ber I^L IBonfiliuS, tniHß
Sifd()of Don Sfoligni, ber fei. @ioDannt bei 9a>
ftonne, ber feiige 3ofep]^ unb ^ugo Don Smt
©. Ouirico u. %) finb auS bie|er Kongregatioi
l^erDorgegangen. 3n neuerer S^it mad^ten fu( Me
©QlDeftriner burd^ i^re IDUfftonSarbeihn im a|»*
ftolifd^en 93icariat Kolombo (Kanbq) ouf Se^Ioft
(feit 1855) Derbient. — Sin n)eiblid^3»eig ber
Kongregation (©QlDeßrinerinnen) cntpoiA
nod^ 5U Seb^eiten beS ifL ©Qloefter (Sonjelin M
Bttta ©. Ouirico ; in ber t^olge bel^ielten bie
©QlDeftriner inbe| nur bie fieitung beS ^m»
flofterS ©t. 93enebict in iperugio bei
9ln ber ©pi^e ber ©QlDeftrinercongregotioi
fielet ber (Seneral (®eneralabt), ber einen Sios
3ur ©eite l^at, an ber ©pi^e eineS jeben SKü^
ber $rior (oft Sbt geimnnt). Ser @eneral unb
beffen SSicar mie au(| ber $rior, ber Selotor unb
ber 92oDi5enmeifter eines leben einseinen ftlofini
merben auf bem ©eneralcapitel aufgefteüt, rotidfi
fid^ aQe Dier 3(i^re Derfammelt unb auf bem bb
mirflidien unb bie Sitularprioren, bie Sectorm
unb bie 9loDi§enmeifter, ber OrbenSfecretöt, bet
©encralprocurator unb bie beiben ®eneralDifilo«
toren als ftimmbered)tigte VMtglieber erft^einen.
tttuf bem ©eneralcapitel merben aud^ Dier i^tfäp
toren gemö^It, ferner gmei ®eneralDifttatm
meldte in SSerbinberung beS ©eneralS bie fflöjla
5U Difitiren baben ; enblid^ Dier Witglieber, v^
bie !EBeobad^tung ber Konftitutionen feitenS M
©encralS gu übermadien unb bie gemiffeniajie
KrfüUung biefer il^rer ^flid^t fogleid) burd^ ein«
Kib 5U Derfpredjeu ^aben. *^ud^bcr(8eneroIIeipit
nad^ feiner Krmä^Iung einen ©d^mur, bie Eon«
ftitutionen ftrenge beobad)ten unb baoon nur in
äu&crften JRotl^faUe bispcnfiren ju moEen. Ur»
fprünglid^ maren bie ©eneröle unb ^rioren auf
l'ebcn^jeit gemä^It ; ^ul IIL befd^rönfte 1543
i^rc JRcgierungS.^eit auf brei, SKcjanber VUL
1690 auf Dier Sa^re. ftein 5D^önd^ farai ju»
^rior beftcüt werben, menn er nid^t Dörfer lüu«
larprior gemefcn ift; feiner tonn Sitularpriot
1041
St^Ut^xifi — ©^IbiuS.
1042
mbcn, »ettn er ni^t t)or^et 9lDbtienmeifiet ober
itOsft loor ober onbcre tDi^ttge OrbenSömter be-
fleibd bot ^c @9foeftniier beten bo§ 93eiie-
butmerbcetncr, anb stoür bte aTlotutin Dom 9Jlai
Md September etnf(bltegti<^ um SRitternad^t, im
Simi um 1 IQr^ im SRörg um 2 Ubr, im S)e-
dsibrr unb gfebruor um 3 U^r, im Sanuor um
4 übt. lu|er bem 9)reoier beten fie im S^or bod
Offidun pamun B. M. Y., nadd ber ^rim mirb
bif metbeUtgenlitcmei eingefügt, mä) Der Sefper
fiobct eine geiftlid^ Sonferenj ftatt , m^ ber
fmpM ift eine @tunbe ^Betrachtung. @ie effen
nirmdS gleifd^ nnb entbalten fid^ an ben t$rei«
tagm mib on ollen benienigen Stagen^ on toelc^cn
{k bo8 deiunium beobod^ten (u. % Don jheug-
at^brntg bis Ojlem töglicb), aud^ ber Sier unb
{odkinien; an biefen Xagen nehmen fie nur eine
emsige Wablseit. 9u4 auf Steifen fmb bie @9l-
N|hrmeri^ibren8faftenDer))fiid^tet. S)ie2)i§ciplin
fmbet in ieber SBo^ie gmeimol, teöbrenb ber %b-
RsttS" unb ber gäfienneit tobd^entlid^ Diermal ftatt.
3^ @)}loef!riner boben biefelbe jHeibung xoxt bie
Snt^ictiner, nur ift fie nid^t Don fd^h)ar5er, fon«
brni Don tuifi^btauer garbe. Ser ®enerol %Qt
wAOk ffleibung unb trögt SRontelet unb SJtoasett
b(t tdmifd^ !ßrälaten; er bot bad Siedet, ^on»
ffiralgotleSbienfle obju^Uen (maS ben bebten ber
übhgm Stbftfr mir breimol im Sabre innerbalb
ftn4 fflofrofi erlaubt ift) unb ben Sieligiofen ber
l(ragcegation bie nieberen SBeiben ju ertl^eilen.
i^L Seb. Fabrini, Breve Chronica della
eoogregazione dei Monachi Silyestrini, Ca-
merino 1618 [neu herausgegeben Don P. ^ma-
bfttl Storofi uiü) P. ^ngeluS fiucantoDi, 3iom
1706]; CoBtiiuzioni della congregazione dl 8.
Benedetto diMontefano, Rom. 1690; Heljot-
Badicbe, Hist. des ordres relig. Ul, 561 ss.;
Horoni, Dir. LXYI, 114 sgg.) [ßeimbud^er.]
^&k(M$, $ran) a (©UDefier gfrancidcuS),
0. Pr. , bebeutenber Xf^tolo^t beS 16. Sal^r-
IsnbexlS^ ttmrb um 1474 )u genara geboren
snb trat fcbon im Stiter Don 14 3abren in ba§
Soornicanacnofter feiner Saterftabt ein. 9tad^-
bcm et lol6 gu 93Dlogna bie tbeologifd^e S)octor-
Dmrbe edongt, »irfte er Don 1516 — 1519 ofö
$nor feined Orbend guerft in f^enara, bann in
SoIogiuL tKuf bem $roDin)ioIca))iteI gu ÜRai*
ionb tmirbc er 1519 )um ©eneralDicar ber Con-
gr^tio oonventumn ntriusque Lombardiae
ftdoüblt unb bestätigt. 9lad^ Ablauf ber gtoei-
j%igm 9lmtS}eit fungirte er einige Solare al§
SfdenS beS CrbenScoUegd gu 99oIogna, bis er
fliblid^ om 11. 3uni 1525 auf bem ®eneral-
ointet )u 9tom jum OrbenSmeifter ber $rebiger-
tettbs erUKiblt »urbe. %l% fold^er mar er un-
mnublit^ in ber Sifitation ber ff löfter ; er befud^te
Me meiften Sonoente 3talien8 unb t$franfrei(|d
mh b^ite ben ißlan gefaxt, nad^ @))anien }u
tciim, um oud^ bort baS OrbenSleben gu neuer
Slüte SU bringen, aß er Dom gieber ergriffen
Mb; er fiaib gn StenneS am 19. September
1528 unb marb in ber ffird^e beS bortigen
ff lofterS beigefejt. ~ Srang a ©^iDeftriS' §aupt-
merf ift ber monumentale Sommentar gur Summa
contra GentileB bed bt* ^b^^^^ ^^^ Slquin
(St)on 1567). ^u|erbem fd^rieb er Srflärimgen
gu Derfd^iebenen Sudlern beS ^riftoteleS unb ein
Seben ber feiigen Oftonna au8 bem S)ominicaner*
orben. @egen Sutber Dertbeibigte er $rimat unb
lird^lid^e Stnrid^tungen in ber @d^rift Apologia
de convenientia institntorum Bomanae ec-
clesiae cum evangelica libertate. Tractatus
adversus Luthemm, de boc pessime sen-
tientem, Bomae 1525. (SBgt. Quetif-Ecbard,
Scriptt. 0. Pr. n, 59 sq.) [^. Don 2oö 0. Pr.]
^^foittd (@ilDiud), %tan^, bebeutenber
fd(|oIaftifd^er Z^eologe unb Kommentator beS
bl. Xi^omali im 17. Sabrl^unbert, nurbe im 3.
1581 gu SBraine«Ie-Somte im ^ennegau geboren.
92ad^ Sottenbung ber ^umaniftifd^en @tubien im
College d'Houdain gu 9Ron§ ftubirte er ^b^lD-
fopbie on ber Sömener UniDerfttöt unb ging bann
nad^ 3)ouai, mo er ben t^eologifd^en @tubien
oblog unb gletd^geitig im bortigen fönigli(ben
SonDict $]^iIofo^bi^ Dortrug; am 9. 9loDember
1610 erlangte er gu Souai bie tbeologifd^e
Soctormürbe. 3R(m Derfprad^ ftd^ fo Diel Don ber
SSiirffamleit bed iungen @elebrten, ba| ein Der«
bienter $rofeffor ber ^0(bfcbule, Sartl^oIomöuS
$etri, auf feinen fiel^rftubl Dergid^tete, um ibm
$Ia^ gu mad^en. 2)a ftarb am 20. @e))tember
1613 bie fieu(bte ber UniDerfitöt Don S)ouai, ber
groge €)liu8 (f. b. 9lrt.), unb nun mürbe S^lDiuS
an beffen SteQe berufen. Später marb er aud^
(1618) gum Gräfes bed bifd^öflid^en SemtnarS
unb gum (SanonimS an ber SoUegiatftrd^e beS
bl. Smatud gu SDouoi ernannt unb nad^ einigen
3abren (1622) gum 2)ed^anteu biefer ffird^e be-
förbert. 9lld fold^er Derfab er gugleid^ baS ^mt
eines SSicefanglerS ber UniDerfitöt gu 2)ouai.
@QlDiu8 ftarb am 27. Ofebruar 1649 ; bie fieic^e
mürbe in ber Soüegiatfird^e beS b^* ^matuS bei-
gefe^t, mo eine ©rabfd^rift ben iBerftorbenen als
treuen ©d^üler unb guDerlaffigen Srflörer ber
beiligen ffird^enlel^r SuguftinuS unb 2:]^oma3
Don Slquin rübmt @QlDiud fübrte ein b^ilig»
mäßiges ^rioatteben; gleid^geitig mar er ein
unerfdirodener 93orföm))fer für bie £ebre unb bie
Sfreibeit ber fatbolifd^en ffird^e. »IS im 3. 1648
einige Sömener Sb^ologen ben 93erfud^ mad^ten,
bie gacultöt Don S)ouai für ben 3<iufeniSmuS gu
geminnen, mar eS bauptfäd^Iid^ @t)lDiuS, ber ibre
^emübungen Dereitelte. @eine $oIemi( blieb
übrigens ftetS eine burd^auS eble, mie er benn
äberbau))t Don gb^^Q^^^ tnilbe unb bulbfam mar.
2)en größten Slubm l^at er ftd^ burd^ feinen Kom-
mentar gur Summa beS 1^1. i:bomaS Don »quin
ermorben, beffen SSorgüge Dor »Sem IBoUftänbig«
feit unb fflarbeit finb (»uSgabe gu S)ouai 1620
bis 1681, 4 9Jbe., u. ö.). daneben Derfafete er
nod^ Derfd^iebene anbere tl^eologifd^e SBerfe, Don
benen ber Kommentar gum $entateu(^ unb bie
Suffitninmgt^ttntS, bann in ütmtiaeentr 93e- 1 ber Sijtntioit übci^au))! btgtnnl mit
btulung foao^I bog ftennjii^en »nn $R*:btT9}Icnf(I)gcit;bcnnf[i)i)nbüeTf4<i|
fon ober &tt^t, Die ou^ baS @innbilb uon |nadl| ®ottcä Silbe imb Sltii^niB (t
tttoaS 9nbrmn. Sßie bit erftt bn bttbni le^l* ' imb auS 2t^m btt Sibc (Stn. 2, 7; i
genannten Scbeutungen {ic^ nahiigcmäl au3 bem Stia'SauS einer !Rip^tbe33!llanncl(6i
iii{)]iiingli<^en SSegnff entmideltt, jeigt baS bei . tiattc itire fqmbotiii^e iBcbnitung. I
btn @tieificn (ugl. j. %. Piaton. Symp. c. 16) Oiüi^te, 91bel 3:^iere opfrrte, jo lug
ritr}tDtg 9up.poXov genannte S^'^cn, noiiin gtoei j SqmdolijtninQitireTÜBenillanen. Sinl
©aftfrcunbc [\ä) alS [olt^e eTfaiinten. Sebcr Hon i bien[tli(^ni ^nblungen oDer SEUet
i^ntn bejo^ namüt^ ein ©tüil eines in jmei Steile j ©öjienbilber ber Reiben, blieben {qo
gerbro^enen 3äfeld)enä (bie teesera hoepitaÜB) ! ber {ra|^efte WaterialiSmuS Cber^
unb legitimirte fi(b bem ^nbem gegenüber burt^ nnb im Se&en ber {familie tcic bet
bai 1Ilneinanber)}af|en ber beiben Stiicte ; inbem DoQjDg fid^ faft lein mit^tigtrci En
babct ouS bem 3iil°>nmen^lt(n bei Steile gu- SpmboL Sm leic^ften auBgcbilbet i
nä(^[t berenSujummenge^örigleit folgte, ergab ficE) S^mbolif in bem mofaifdien eulM
jugleii^ bie 3niammenge^ärigteit ber beiben (Soft- ffire^enb bem gangen IStjarafter btS 91
treunbe, nnb ^d tonnte baS süji^oXov aut^ Jelbfl ; taum ein 91cl Porlommt , bem nit^
furjtceg als „ jf eimjeid^en' ber ©aftfreunbe begei(^' ' juglei^ Qud) eine fqmbolilt^e SBebnOi
net meiben. — Düibcrerfeiti Uerbinbet ^\ä) mit S^ai @t|'ifieTilI}um übtnut^m biclr €
bem Suiammenftcllen Don fclbft baS SJcrgleidien ' ber natürlii^en imb auS ber im SUn
unb bamil bie SßorfleQung ton ber Sle^nlit^feit ' offenbarten Steligion, fotoic auS bcs
jtoeier 2)inge. ^aS „Sqmbor Tann be|E)aIb auc^ ; Derfitiicbtnen Götter, es ip aber ai
boju bienen, an baS ibm ^e^nlii^e gu erinnern, felbft reii$ an fqmbolif^en ^nblmt
9lrt. Scrimonie), 39i[bern unb gaibni
Sltan fuditc unb fanb ftjmbaltf^ ^
in ben flini^enbauten , in Sabltn ,
JReii^en ber 91atur unb in ben Stjb
eilten gum bleuen leftoment 3nbtra
bie £SorfteDung auf etmaä ^inbereS überjuleiten
u. bgl. &o uirb, nomentli^ ba, no biird) ein
Bilb ober 3eii^en öermöae bet fid) boron fd^Iießen-
ben 3beent)erbinbung etioaS 91bSlracteS ober Un-
finnlit^cä Bor Dlugen geführt werben fol, baB ,
SQtnbol jum Sinnbilb. ^ii^ im IbeDlagijiien ^rtobe unb bt§ in'S 10. Sa^t^mtii
Sprot^gebranr^ lommt ba§ ÜSort ,@t}mbol" in man bie Symbole t^eilmeifc ben Uete
beiben genannten IBcbcuhingeii Dor. . ber^ntife (Dgl. $i;Kr, <Dtqt^obBie bei
1. @qmbole in ber S^ebeutung son .Jfenn> flimft, Sßeimar 1847), i^Imeije I
geilen, ^bjeic^en, Ü^terlmale" tieiyen Schrift, bcfonberS ben ^{olmen unb l
in ber S!)eoIogtc gnnäi^ft bcflimnite fifirte gor* iDobei bie allegorifcti'mpftifi^ ei&ä
mein, an toelt^n fid) alle berjelben fiTd)Iid)en t)eiligen Säter maBgebrnb blieben. 1
®emeinf(^ft ''Jlngciiörigen (ttenncn, bun^ beren : behauptete baS flreu} (f. b. %it) ff
1015
S^mbolit.
1046
0ü QcoB ^idRi, ^Iti^ unb ZauBen, ben
Säönis imb bcn %^mi, Vidtx, IBäf^er unb StoOen,
S«oMge, IBrobe imb Vtnlfiitüm, gftülfe,
6t6Mr unb einen Seig^ bem bte ^arabiefespäfje
oß^Bien, Jett bem 4. Sa^^unbert mui^ bie
SwngcliPfnfQmboIe (DgL b. 9ttt StcanbiScipttn,
|Miigdt{}cnMIber, Sbnogiop^te). — S)ad SRütel-
Ott ^ oiele olt^rifUid^e ^^mbole unb %i9pm
ffifgr^cR (}. 9. beo gifd^), anbete 1^ e§ toeiter
otDtdrlt ttieber anbete nett eingeffi^. 2)te irif d^-
tt0tti]<ten fXftni!^ liebten eS, in aRinioturen unb
eod^birm bie in ben ${almen gebrausten Silber
augafdlig bor)ufteEen (ügL 9. ® olbf d^mibt, %tx
Slbsnipfolter in ^tlbed^eim, Serlin 1895). «uS
bot Crient fem mobi bie Sitte, bie Xt^xtxt unb
i^ Srbett Ott t»ie(fagenbe Silber }tt t)en9ertben,
m oQen ben Sömen ^ bie @(!^Iange unb ben
Snu^ (|. b. Sri.), ben ^b^ni; unb ben ^elifon
(D$L 0»^ Säubert, (S^äfH^it beS ^l^QftoIoguS,
6tia|iur8 1889). 2)te gotif^e ^eriobe fonb
wflKntliS beim JHr(|enbcra, ben fe fo fe)^
gficMt, olerortS geifhrei^ 9e}iebungen im
Majinnfi^en (ogL ftreufer, 2)er d^riftlid^e ftir-
d^nbou« 2. «u^, ^egenSburg 1860). Sie fyA
fflid^ bie ffmnjei^ ber ^ligen f^ftemotijlrt
unb MtMlUommnet (Dgl. b. Stt. 3fonogro))bie).
3n itnt BiUia paupemm (k)g(. b. 9rt.) unb im
ßperälmn hmnanae salvationis l^at fte bad
9rße gcjommett unb georbnet, tt)a8 bie Soi^eit
to bie t9pif(^ unb j^mboKfd^e SBe^iel^ung beS
Ittm Qunbe« jum 92euen gefagt l^tte, in ben
goim ber Silber ber ^Sugenben unb Sajter"
bzt fic bie ftbon Don ben @ried^en Derfud^te bilb-
ii^e Sorfieflnng guter unb böfer (Semol^nbeiten
BKittr gefübrt — Sie Stenaifjance emancipirte
|i4 oon ben mittelolterlic^en jtegeln Krd^Ud^er
SomioIB unb Stonogrot^l^ie ; ibr Serfucb, alt-
(nbrnf^ Sinnbilber neu ein^uffibren, mißlang
^0((. Iber aud^ bie bur^ boS Concil Don Xrient
mb bcn Catechismus Bomanus geforbette Se«
tonong ber Dogmatil unb einer gränblid^en
flatei^e loar ber mittelalterlid^en 3!onograDl^ie
ni^t günjüg, bie fi(!b ja oft auf Sagen, Segenben
tmb Siaid^en Itüj^te (bgt. Seiffe^ 3ur Steform
bff dfonogrop^ie bed ÜRitteloIlerd, in b. Settfd^r.
|w äfnf&i^ Äunp VI 11898], 147 f,). Sie in
bni beiben legten Sa^rbunberten fo beliebten
Emblemata teoxen oft geiftreid^, ober ebenfo oft
gcfw^ unb unpo))uIör. ^eute finb oon ben in
bat le^ äo^rbunberten angeUKinbten Symbolen
fafi mir bie ber brei göttlid^en Xugenben, ber
{dildn^ strauben unb Vetren, baS fiamm unb
M ^ (f, b. 3trt. «>erj.3efu-8feft V, 1925 f.),
nciter verbreitet Sod^ merben aud^ bie mittel-
(lUniiibcn Symbole unb übnograpbiffb^ S^icb^n
oicber bbber gefd^lt, toeil fic in ber %fyit einen
&f)a| Dortrefflid^er vtnfc^auungSmtttel bieten, au§
bem mon^e Sinjelbeiten nod^ ie^t fiebenSfraft
be{i]|cn. (S^. au^er ber oben unb im 9rt.
dtonogro^^ii ongefübrten fiiteratur nod^ Cahier,
Caraot«ri«tiqn0B des saintfi dans Tart popu-
laire, PariB 1866—1868, 2 toIs.; Gri-
moflard de Saint-Laurent , Guide de l'art
cbrötien, Paris 1872» 6 yoIb. ; Auber, Bis-
toire et Th^rie du Symbolisme religieuz,
Poitders et Paris 1872, 4 vols.; 2)e^,
ebtiftlid^e 2[{onograpbie, Steiburg 1894—1896,
2 Sbe.) [Step]^. Seiffei 8. J.]
^ffmioRk (mfLßoXixi^ sc. inton^ftY)) , eine
ber tbeotogifd^en SiSdpIinen, ift nadd bem gegen»
mörtigen S))rad^gebraud^ ju befiniren als bie
miffenfd^aftlid^e S)arfteIIung ber bogmatifd^en ®e«
genfö|e jmif eben ben ffatbolif en unb ben burd^ bie
fogen. {Reformation entftanbenen fird^lid^en @e«
meinfd^aften auf ®runb ber f^mbolifd^en Sänften
ber betreffenben ßonfeffunen. 9n fld^ l^at baS
9Bort eine umfaffenbere Sebeutung, inbem eS
uberbaupt bie i^Sel^re Don ben Symbolen" be-
}eid§net. 9lad^ ber Derf d^iebenen 9lrt ber Symbole
(f. b. 9rt.) lann man Don (Sult- bqm. ihmft-
f^mbolit unb Seb^f^nibolü fpred^en. Slber aud^
bie Sefd^ronfung ber 9lntDenbung Don «rSpm-
boIi{'' ouf bie Untere als „SBi{fenf(baft Don ben
Sefenntniffen ber Derfd^iebenen (briftlid^en Son«
fefftonen nad^ allen ibren Derfd^iebenen Seiten,
alfo nad^ Snt^ebung, ©efc^id^te, befonberem iSfyBL»
rafter unb Snbalt", genügt nad^ bem berrfd^enben
Sprod^gebraud^e nocb ni^t: benn faft aügemein
mirb aus bem Serei^e ber Si^mboHf bie Setrad^-
tung ber alten orientalifd^en Secten unb il^rer
S)iffenn)Iebren auSgefd^Iojfen, unb Don ben im
16. 3al^]^unbert entftanbenen abenblönbtfd^en
Sonfefftonen fommen nur bie in beren Symbolen
pröciftrten Sifferenjlel^ren in ©laubenSfad^en
(mit SuSfd^lul beS (Stbifd^en u. f. m.) aur (gr»
örterung. SDie orientalifd^en Secten in bie Sqm-
bolif bineinjubegteben, mirb faum burd^ ein acutes
3ntereffe aud^ nur gemünfd^t, unb gubem bietet
über beren befonbere bogmatifd^ Slnfd^auungen
,Jelbft bie com|)enbiöfefte ftird^engef(bi^te mebr
bar, als für baS ))raltifd^e Sebütfiu^ auSreid^t"
(TOöbler, S^mbolif, 7. 3lu(I., SDlaina 1864, 8);
bie etbifd^en unb anbere ©egenfafee jmifd^en ben
Derfd^iebenen Sonfeffionen b^ben ourd^toeg ibren
tiefi'ten ®runb in bogmatijd^en $rtnci))ten unb
fönnen be^b^^ in ber S^mbolil ebenfaUS füglid^
umgangen merben. gfreilid^ ift nid(|t gu läugneu,
bag eine SQmboli! im obigen Sinne, bie oQe con«
f effioncüen ©egenfa^e batfteUte unb mfirbigte, baS
böc^fte Snterefje in Slnfprud^ nebmen mürbe, aber
au einer fold^n S^mbolif ift nocb nid^t einmal
ber Anfang gemad^t. — !Rad^ ber SingangS ge-
gebenen Definition ftnb in ber Sqmbolü au|er
ben jfat^olifen nid^t nur bie fiutberaner unb bie
SalDinifien ober äieformtrten, fonbem aud^ bie«
ienigen religiöfen @enoffenfd^aften )u berüdfftd^-
tigen, meldte baS fubjiectiDiftifd^e proteftantifd^
^rincip gur @runblage ^aben, menn fte aud^
tbeilmeife in ber SuSbtlbung beSfelben in fd^roffe
Sitreme gum urfprünglid^en $roteftantiSmuS ge-
langt finb, alfo bie SCSiebertöufer ober SRenno-
niten, bie Ouäfer, ^ermbuter, 3)tetbobiften,
1047
e^mbolif.
«
©töcbcnborgioncr unb S^Jingiancr, bic ©oci-
nianer unb ^rminioncr (09!. b. betreff, ginjel-
ürtt.). 3wnä(i^)t ^at \vS) bic S^mboUf, mag fte
boö mm in ber ginleitung ober in einem aUge»
meinen Sl^eile t^un, mit ben SBefenntni^fd^riftcn
felbft als mit il^ren Ouellen 5U befc^äftigen. @ie
mu^ biefelbcn nid^t nur angeben, fonbem auä)
il^re gntftel^ung unb ®cf(^id}tc barfteüen, nament-
lid^ oud^ ben ®rab ber ^luctorität berjelben be«
ftimmt bejeid^nen. ba Derfd^iebene ber in Setrad^t
lommenben ©emeinfd^aften feine iBeIenntnig)(!^rif-
ten mit eigentlid^ {Qmboliid^em S^arafter aner-
fennen, unb bei i^nen nur im toeitem ©inne jene
6d)riften afö {Qmbolifc^ gelten fönncn, bie jtd^
eines bejonbcrS l^oljcn 9lnfcf|enS erfreuen. ®ie]e
Slufgabe fann man bie literarbiftorijc^e nennen.
9luf ber alfo genionnenen ©runblage ^at fid^ nun-
mel^r bie eigentlid^e ©Qmbolif aufzubauen. ?lu3
ben Sefenntni^fd^riften mug fie bie bogmatifd^en
Unterfd^eibungSIebren objectiü eruiren unb bar>
fteUen. Seboc^ fann fie bei biefer S)arfteIIung
nid^t ftel^en bleiben. S)a ber @t)mboIifer nämlic^
felbft über^eugungStreu auf einem beftimmten
confeffioneUen ©tanbpunfte fielet, fo wirb eS il^m
unabweisbares IBebürfnig, eine IBergleid^ung unb
SBürbigung ber bargeflcflten S^ifferenjlel^ren gu
bem 3wede t)or5une()mcn, bie Uebercinftimmung
ber einen bogmatifd^en ^nfd^auung mit, refp. bie
^bweid^ung ber anbem t)on allgemein ancrfannten
^rincipicn ober bem ®eifle beS ©efammtd^riften-
t^umS ju erweifen. 5)ie SJotl^loenbigfeit biefer
Sl^ätigfcit ber ©i)mboUf wirb fo fcl^r anerfannt,
ba| fie felbft öfter in ber ©egriffSbeftimmung
berfelben il)ren 5luSbrud finbet. SBitt bie ©^m-
bolif ben in biefer ^inftd^t an fte gu fteUenben
?lnforberungen gen^t werben, fo ,,müffcn bie
einzelnen ©ö Je eineS Scl^rgcbäubcS in il)rer gegen«
fettigen ffierfnüvfung unb in il^rem organifd^en
3ufammcn§angc borgcflcllt werben ; bicr ^^^^ fS
nötl^ig fein, ein 3^ogma in bie ©Icmcnte, auS
bencn eS jufammcngewad^fen ift, auSeinanberju«
legen unb auf bie legten ©rünbc, bur^ wcld^c bie
Urheber bcSfelbcnbeflimmtwurben,3urüdf3ufüi)rcn;
bort ftcflt fid^ baS Sebürfnife ein, bie mannig«
! altigen Seränbcrungen, bie mit ifim öorgegangen
inb, ju begeid^nen; immer aber muffen bicXl^cile
eines ©i)ftemS in il&rer ©teüung gum (Sanjen
angefd)aut unb auf bie ©runbibee, bie ^llleS be«
]6errfd)t, bezogen werben" möhUi 2). — 5luS
bem ©cfagten ergibt fit^ bie encijflopäbiidde Stel-
lung ber S^mbolif in ber lt)coIogic öon felbft.
5Da i^re ©runboperation bie ift, auS biftorifci^en
Duellen bie bogmatifd)cn Sctirbiffcrenjen ber Der»
fd)iebenen ßonfeffionen 5U cruircn unb bar^u«
ftcllcn, fo ift fie ein 3;beil ber l)iftori)d)en, fpecicll
ber bogmcnbiftorifdjen ^il^eologic. 5)a fie aber
in ibrcr biefe ©ifferenjen t)er9leid)cnben unb wür-
bigcnbcn 3:()ätigfeit auf boS ju ©ruubc liegcnbe
©i)ftem gurürfgcl^cn mufj, ferner balö öertbeibi*
genb bolb angreifcnb wirb, fo berüört fie fid)
and^ auf^S gngfte mit ber S)ogmatif, 'illpologetif
unb ^olemil. 3)te $oIemtf baif {td^ je^ ^
t)on ber Seibenfd^ft gu gel^öfftgen äuSfdtL^
reiben laffen, fonbem mu| ftd^ fletS bm>v^
ben, ba^ fie bem großen 3tele bienen ^ ^
Srrtl^um ju überwinben unb bie conf ^
ßin^eit l^erbetjufül^reiu
S)ie @pmboIif als tl^eologifc^e 3)i&c=i.-^
gegenwärtigen @inne ift erft neuem ^
Wenn eS aud^ fd^on in ber alten ftird^ «
@QmboIe ober ©laubenSbefenntniffe b^
fd^riftfteQerifdde Xl^ätigfeit gegeben ^
fold^cn begegnen Wir g. S9. bei ben l^eili
Sprill t)on äenifalem (Cateclu 6
Migne, PP. gr. XXXIII, 537 sqq.
niuS CA-ptupiDT^c, bei Migne, PP.
17 sqq.)/ ^uguflinuS (De fide et s;
Migne, PP. lat. XL, 181 sqq.; Senr^
bolo ad catechumenos , ib. 627
92ufinuS (Commentarius in symbc^
stolorum, bei Migne, PP. lat. XXI^
^ber a\\^ nad^bem bie infolge ber fo^.
tion entftanbenen SReligionSgemeinfd^a
fenntnig in f^mbolifd^en @d^riften
entwidelte ftd^ bie@QmboIif in ibrerl^ex.^|a
beutung erft aümölig. 3unad^ft war %»» ^
gehörige Siterotur polemifd^ ^rt. Sirm^m ^
Sl^arafter trugen auf fatbolifd^er Seite- |. 8
aSJerfe öon ^IfonS be Eaftro, ©ettonnfr«^. ®
SBecanuS unb Soffuet (f. b. ^rtt.), auf JP«*
tifd^er ©eite befonberS SHortin (E^nrn ^1r_
9lrt.) Examen concilii Tridentini
partitum, Francof. 1565 sqq. Sini
oorwärtS tl^at man feit ber 9)Zitte beS 1
bunbertS burd^ Schriften, Welche literori
in bie S^mbola einleiteten, ^ierl^ ge^o
9lnbercm 3- S3. EorpsoöS (f. b. ?lrt.)
in libros ecclesiarum lutheranai
bolicos, Dresd. 1665; 5. ed. 1725;
aSJald^S (f. b. 9lrt.) Introductio in libro.
bolicos ecclesiae lutheranae, Jenae 17
3. ©. ©emIerS (f. b. 5lrt.) Apparatus ad
symbolicos ecclesiae lutheranae, Halae ^^
5ln biefe Vorarbeit fd^lofe fidfi enblidi öoif^
beS 18. Sol^rbunbertS bie eigentlid^ f^ftem^^
SBebanblung ber Sifferenjlebren, alfo bie * \
bolif im gegenwärtigen ©inne, an. %tt
biefer aSe^anblungSWeife würbe @. 3. ^^
(f. b. 5lrt.) burd) feinen „^brife einer l^iflor^^
I unb t)erglcid()enben S)arftellung ber bogmntr^l
©ijfteme imferer öerfdjiebenen d^riftlid^cn ip*^
part^eien", ©öttingen 1796; 3. ^ufl. 1822,.*
balb, ben ©egeuftanb not^ eingebenber bfl^^
belnb, ^b. TOarbcinedc (f. b. ?lrt.) mit ben 3»^
„Sbriftlid^e Sijmbolif ober biporifc^-fritiftbe^
bogmotifd) « comparatiöc ©arftellung beS lal}
lifd^cn, lutbcrifd)en, reformirtcn unb fociniani-i'
W)rbegrip", 1. ^bt^lg., C^eibelberg 1810^
3 !!i3be., unb Institutiones sjmbolicae do*
narum Catholicorum, Protestantium,
nianonim, ecclesiae Graecae minoru:
Bocietatum christianarum summam et di:
mt
S^mbolif^e Sucher.
1050
PJBi oUbfiBtot» B«roL1812; 3. ed. 1880,
^§.9.Sarr (V ^ 9zL) «it »eomtmotiDe
lAJitbBI M Sc^cbcgnncS bcr terfc^iebcnnt
fiMi oBl bcB nvibollf^ €4nf tra berfe Iben,
^ 1924, i. 9bjL wo $. eiDoD) 1882,
uJljQjijtOL Sm^tigttö ^iffe^en itnb eine 910^
i0m% itff bcr gn^Bc 3o^ Vbam SRöbler
,,^ in f0Me Mirflcr, 3o^ «bom WöbUr,
^in 1896, mb IL 0. €4nrib, S)ci grtfiige
ioaija^f^m SRöl^texS, im (>ijL äo^rbu«
\iri, 322 jf.) ^enwt, ald er tn ferner .6?iii-
^^sit oM SofÜlaiifl bei bognatij^ ®egeii>
tktatUftlSbm vih ^ßroteftaiitm nad^ i^itn
^lti4a SctoatmlM^teii', Wams 1832
.l4.lijllS89, Vit Srg^njungen Don 3- W-
^d^ttiibcuRnSrbciiSbUbe9Rof)IcrdDoii^.ftibn),
w Kc tKiN It^i'^iHi'fiuiig bnr^biungen beti
jj^iBtinttbm, boB nur bte (Qt^oti|($e Se^
^ d^äqnota lu^muf bet d^ritUi^cn Sßobr^it
üdL Ihrj inotfjtoBtifd^ 6ette erf cbien balb ehte
jtd^DonfiegaM^ftni, itnler benen bte aller>
^ idyoti polemtf^ geboltene Don %, CS^r. Saut
[ t Sit). £« 6c§mjä| bc3 ftatj^ticigimid unb
^orlBiäteiiä »4 ben ^Ttnctpien unb ^oupt-
£9^ ba bcibm S^tbegtifle , mit bef onbeter
^fjäfi (Ulf StötietS @9mboltf, Xnbingen 1883,
i%ijl.l836, bic i(beutenb]le iXKn:. 3)ur4 fic
a:3t SÜiiff iKTonla|t , <dS Sntniort feine
!l!ifflUn!nfü#m6qiber£c^rgegen{ä|e juifd^en
^ftat^ltlot wü) $roteficmten% ^kinj 1834,
i lijL 1896, nfd^nncn )n laffen, bur^ toc^^e
na ^oQinMtic no(^ eine Sderetd^entng )u
üA Mbe. — %tiS bcr großen gflut ber ein-
#Msiga titiratiir, imter beren er)cugni{fen
soie bnnii mc^r al§ ein ep^mereS Sntereffe
Toli^cafysL Umm, möge cd genügen ald fat^o-
x-^lttdonn on}u{u^icn: 93. 3. C^ilgnd, @Qm-
^{»4e X(eo(ogie ober bie Se^rgegenfo^ be8
i^oüci^iaiSimb ^otejlontiSmnd, Sonn 1841 ;
SiiiK 6iDlkrg, Unterricbi über einige Unter-
iktbvaglk^ bei fat^oHfd^ ffir^c, l^eroud«
ygkti m ®. SeKennann, SRänfier 1842 ; 3.
bdßom, ^)n]lärii)inbolif ober oergleic^enbe
Sa^idbm(( bcr (SUmlenfigegenf6|e in^ifd^cn Sta»
MIa unb ^tefittidcn mi^ i^ren 93e!enntnt|-
teriitiB. Storni 1843, 3. «ufl. 9Roina 1850,
2Sbt; |y. 3. 3). Sojinger, ftritit ber Sor-
tra^m bei ^crm $to|e{for8 ^. SB. 3. Xl^ierfd^
tefat^iiäSnnt3iinb$roteftanti8mu§, SBBürg«
hag 1^7; 2. e^nib, 3)er ®ei{l bc« ftat^oli-
nftnd aber (tombiegiaig bcr ^rifllic^n 3tenil,
ftriEB 1848 ff., 4 Wtc; 3. 3- 3. SöUinger,
fc^t iDib fltn^ gtun^cn 1861 ; SBeninger,
ftotWdlam§. ^tejiantiSmud unb Unglaube,
^. 9i(U ahnn) 1885. Son $cotefimiten feien
9wnl: (B>. ftUüm, 6i)mboti( ofler d^riftlid^en
&BWfiowi, ^nnkii 1837 ff., 2 5Bbt. ; §. 6.
$ fi«ndi» lOgeKtitt ^nfiluj^ Spibolif, oon
te^^D^fi^ etoibl^ttnfic, Seiftig 1889; f).
S. 3. Vipt^. Qori^Bigni über ftat^Iicidmud
unb $n)te[tanti§mu§, (Srlong. 1846, 2. 91ufL
1848; ^üix. e(benfd, S)a3 SBcfen beS $ro-
tejlonliSnnid, oud ben CueOen beS XeformotionS-
geüalterS borgefieat, €(^affb. 1846 ff., 3 Sbe.,
2. Sufl. 1862; 9. pa^n, S)a§ Sefenntni| ber
ctNmgdifi^ JKrc^e in feinem 9kr^)aUnift )u bem
ber romifd^^cn unb ghe^ijc^, Sei))Stg 1853 ; g.
St. aRattbc§, eomparotioe Spmbolif aller d^ri^»
li^ien Sonfeffionen, Seipgig 1854; 9lub. $of-
mann, €pmbolif ober fpftrmotifd^ S>arfleÜuns
be« fi^olifd^ gebrbcgriffö ber oerfcbiebenen
d(prifllic^ fitrc^cn unb nam^ften ©eden, Seipjig
1857 ; 3R. €(^edenburger, SBorlefungen iÜier bie
Se^rbegriffe ber Heineren |m)teftautif(^en Aird^jen-
parteien, b^roudgegeben oon ft. 9. f^unbcd^gen,
gfranlfurt 1863 ; %. 92eanber, ffot^liciSmuS unb
$roteftantiSmu§, ^rouSgegeben oon ^. Vieler,
Berlin 1863; 3- S)eli|f4, S)a3 Se^rfpflem ber
römifc^en ftird^ bargefleUt unb beleud^tet, 1. üfL,
®ot^ 1875; @. $Ittt, (ärunbrif; ber @9m«
bolil für Sorlefungen, Sriangen 1875, neu be-
arbeitet oon SBieganb 1888; ®. gf. Deisler,
Se^rbud^ ber @QmboIif, etuttgart 1876, 2. ^ufL
1891 ; SB. IRobnert, ^r^, fiirc^en unb 6ecten,
fammt beren Uiüerfc^ibungSIeldren, 2. Slufl., Seip).
1882 ; St. ^. ®. 0. @d^eele, XJ^oIogifc^e @Qm-
boli!. SluS bem 6d^U)ebif(^en oon O. 3^dtler,
@ot^ 1881, 3 2:(Ie. ; gf. j^^atienbufc^, Se^rbu^
ber t>erglei(^enben SoufeffionShinbe I, gfreiburg
1892; ^. ed^mibt, ^anbbud^ ber <&QmboIü
ober übcrftd^tltd^e S)ar^eIIung ber d^afterifti"
f((en Sebrunterfd^iebe in ben Sefenntniffen ber
beiben fotl^Ufd^en unb ber beiben reformatori-
f^en ftin^en u. f. tt)., 99erlin 1890 ; ft. ®raul,
S)ie Untcrjc^ibungdlcl^ren ber berfc^iebenen d^rifl«
lid^en Setenntniffe im Sichte ber ^eiligen @d^rift,
12. «ujL, fieipjig 1891: ff. 2RüUer, Sijm-
boUf, erlangm 1896; R. gf. SlöSgen, e^m-
boHf ober confcfftoneOe ^nctptenlebre, ®üter8-
lo^ 1897. [Set^tru»).]
$9lB*ofifii^ 9^(4^9 Se^eid^nung für bie
93e!enntni|fd^riften, auf meldte als binbenbe ®Iau-
benSnormen bie oerfcbiebenen ddriftlid^en SReli«
gton^gefeOfd^often tl^re 9lu](|änger oerpflid^ten.
S)er äuSbrucf ftnbct ftd^ juerfl auf bem Soben
bed ort^obojcen Sutldertbumd, oon too er all-
mälig in ben ®cbraud^ ber anberen JKrd^en-
bilbungen toie aud^ ber ffatl(|oIi!en überging (ogl.
tJf. ffattenbufd^, Seb^^bud^ ber Dergleid^eiü)en Son-
fcffu)n3hmbe I, greiburg 1892, 12). S)em«
gemä| l^ei^eu ^fpmbolifd^e Sudler" nid^t nur bie
@d(|riften, an benen mon über^au|)t ben maleren
(Sl^riften erfennt (). 9. baS ZauffpmboO/ fonbem
namentlid^ bieienigen, in benen ber bogmatifdgie
fie^rbegriff eines SteligionSoereinS ftd^ in oer*
gleic^enbcr S)arlegung einem fremben Sefenntnil
gegenüber ®elhing oerfd^afft, gleid^oiel ob bie^ in
einem ein§elnen ®d^riftftüd! (g. S. ber SlugS-
burger Sonfeffton) ober in autbentifc^en Samm-
lungen (5. 18. bem Soncorbieiibud^) gef d^iel^t SBie
aber bte ©t^mbolif (f. b. 3(rt. ob. @p. 1046) nur bie
1051
@QmboIifd^e SBüd^ec
1«
Sel^rgcgcnfä^c unter bcn d^rifllid^cn (Sonfejponen
be^nbelt, fo begreift man aud) unter bem 9iamen
^f^mbolifd^e Sudler" nur bic d^riftlit^cn SSefcnnt-
nxlfd^riften, ni^t biejcnigcn beS 3ubentl^um8 ober
3§Iam8. ^ber auä) Don ben c^rtftlid^en fönnen
brei filaffen ouger Setrod^t bleiben. SS ftnb
bie^ guerft bie Sd^riften ber auS ber potriftifd^en
^eriobe ftammenben ©ecten, wie bie ber Ar-
menier, ffopten, abeffmier, JQrijc^en 3acobiten,
92eftorianer, S^omoSd^riften, tl^eils meil bie SoW'
i^rer ^nl^önger metft üerfd^minbenb Hein i)t,
t^eilS mü bie Sel^rgegenfä^ fid^ faft auSfd^Iie^
lid^ auf bie 6]^ri|to(ogie befd^ränfen. 2)ann
ftnb c8 ®lauben§fd^riften aller berjcnigen fiel^r»
rid^tungen, meiere itoax ou3 bem neuerungS«
füc^tigen ®ctfte ber äieformation geboren finb,
aber baS Sl^riftcntl^um enttteber bis gur Unfennt«
Rd^feit entftcBt (f. b. «rtt. 5luf flärung unb Seiften)
ober gerabeju in I|eibnijd^e§ , miberd^riftlid^eS
SBefen üerfe^rt l^aben (f. b. ^rtt. 9}2ormonen unb
@aint»6imon). Snbtid^ bleiben auSgejc^loffen aüe
@d^nften ber fogen. Kationaliften, tt)cil man beim
KationaliSmuS, obfc^on er eine confequente gfort-
entmicflung beS proteftantifd^en @d)rijtpnnctt)§
entl^ölt, tt)eber Don einer itirdbenorbnung nod^
Don eigentlid)en ^etenntnigfc^riften reben fann.
— 3)ie öufeeregorm eineö f^mbolifc^cn 99udf)e8
ift Derfd^iebener ^rt; aiijer in SBefenntni^form
(tt)ie ber be§ Credo) fann ed entmeber nad^
3Beije einer begrünbenben %u§einanberfe^ung
(5. !B. ber römifd^e ffatec^iSmuS), ober in fatc*
d^etijc^er Sncinanberreil^ung Don Otogen unb
antworten (5. 93. Sutl^erS Hated)i§men), ober in
einer SRei^enloIge einjelner ^Irtifel (ttjie bie l^el-
Detifc^en Sonfej)ionen) u. bgl. abgefaßt fein. ^u(^
bie t$orm einer päpftUd^en Sonftitution ober
bogmatijd^cn SBuIIe, bejm. einer nad^ @i$ungrn
unb &inoneS georbneten @t)nobe (mie beim 2:ri-
bentinum unb ber 2)orbre(^ter @Qnobe) t^ut bem
SPert^e unb ß^arafter einer ©pmbolfcfirift feinerlei
^bbrudj, obfd^on bie bcfenntniBformigcn ^lu§5Üge
barauS (5. f8. bie Professio fidci Tridentinae)
bem ftrengen Segriffe eineS (St)mbolS tool^I am
näd^ften fommen. — Sie @ int Teilung ber
fombolifd^en 5)üc^cr in „eigcntlid()e" unb „ab-
geleitete" (Dgl. JBud^mann, ^opulärj^mbolif,
8. 5(ufl., ÜJ^ainj 1850, 2) ober nad) bem SBor-
gange SBiuerS (gomparatioe SarfteHung beä Scbr-
begriffö ber Derfc^iebencn c^rifllic^en ftirc^cn-
parteicn, 4. 5hifl. Don ewalb, fieipjig 1882, 9 ff.)
in „§auptfd)riften" unb „Sd^riften s^eiter Drb-
nung" bcgriiubet faft burc^meg einen innern
2Befcn§unterfd)ieb, infofcrn ben ^"»auptfd^riftcn
Dcrmöge i^rer autl^entijdjcn ^Ibfaffung imb Ser-
öffcntlic^ung burd^ bie officicUcn Äirdjcnorgane
(toit ben Canones Tridentini) ein böftcrcr ^^luc«
toritätSmertb innclDobnt al§ ben abgeleiteten (3. 93.
bem Catechismus Romanus), jumal h)eun (elf-
tere urfprünglid^ Don !i)]>hDaten ausgingen (mie bie
Confessio lielgica) unb erft nad)träglid^ 5U f^m-
bolifd^em ^nfcl^en gelangten.
I. Sie fatl^olifd^e ftird^e iep^t (uiffpi
botifd^en ^ouptfc^riftm audj^ fipbolij^e Wß
ameiten Stanged, b. f^. €d(|nften, nxb^ m \t
fi ird^e gtDar autoriftrt, nU^t aber f eierli^ joidiit
tootttn ftnb, fo ba^ ibnen bloleinfeoidäj^
bolifd^ed Snfe^en gulommt — 1. 3iff Aapil
ber^auptfd^riften geboren im SUganHA
feierlid^en @Iauben3entf (Reibungen, wiäß
Saufe ber 3<i^t^unberte Dom unfe^
amte ber ffirc^e ausgegangen unb b«
aller 3^ten aI8 Derpflid^tenbe (Sürabeitogd
gefd^heben morben finb. 3m Sinjelmpil
ber 5U red^neu: a. bie bni öltefton @Iail
f^mbole, b. i. baS apoftoltf^e, boS
conftantinopolitanifd^e unb boS ai
@IaubenSbefenntni^ (f. b. 9rt @
nig unb bagu 9. ^bn , 99ibIiot(|cf te
bole, 3. «ufl., 93reSlou 1897; 8. ^
Sad Sauffpmbolum ber alten ftinl^ m4
fprung unb ßnimidlung I, $abeTl»n
Ais ergan5ung ber brei ^ouptj^mbola lifi
berühmte Symbolum Toletanom betn^M
ben, toelc^cS, 675 burdf» bie 11. Brpik
Solebo (f. b. %rt.) aufgefteOt,
Xrinitötstebre in breiterer unb j^örins
fung enttoidfelt alS baS tütbanaftmmm (j.
zinger, Enchiridion n. 222 Bcjq.).
muB als n)i(^tigeS @tud no^ bol
Capitulom «Finniter credimus' bcrIV,
teranfpnobe (1215) unter bie mit
bolifc^er Suctoritöt umfleibeten @
niffe ber Rixä^ aufgenommen loeiben (\.
zinger n. 355 sqq.). — b. Sie
tionen ber öcumenif(^en Sonciliii
^rt. goncil UI, 805 ff.), unter benenM'
Don 3^ent bei meitem baS toi^tigfte ijl bi
richtigen Seinerhing üon 9EE(enM (€9iiiil
römifc^-fatbolifd^en ffird^, ®ot^ 1880. '
tribentinifc^en 93efd(|lüf|e «^bie fpmboBfile
quelle beS römifd^-fat^olifc^cn Se^rbegiii
tuie berfelbe ber ^Reformation
d^arafteriftifd^e Sigentbümltcbfeit
93on ben 25 Si^ungen ber S^nobe (1545
befij^ S088. IV— VII, Xin— XIV,
XXV bogmatifd^ Cborafter. Sic
@IaubenSbeftimmungen, toti^ {t4
auf baS Snfeben ber Sibel, bie '
SHec^tfertigung, bie @Qcramente,
Kommunion, bie b^^Iige SReffe, bo8
ben Wjia^ bei)ie]^, gerfallen fonndl ■
(bcjm. Sapitel) unb CanoneS, tNm bM
baS Sogma in fr^er, oft umftönbbiB
ftcUimg befd^reiben unb begrünbei^ '"
fur5en @d^Iagfö|en bie ^aretifc^ '
namentlich ber Keformatoren, uda
beS '2lnatbemS Derurt^cilen. Ki^t m bj
noneS, fonbem au^ ber Subjtaqbsl
unb Sapitel xoofyd fqmbolifd^ S^*
meil baS Soncil felber an num^n 6^
Sess. VI, c. 16 8ub finem) feine ttp4^
benbe ©laubenSnormen barin augujid«, ^
105S
6QmBoIifd^e Sudler.
1054
ftnbge^ten 1^ gffir bie (Segentoori Beftj^
boS twlmmifi^ Conril (f. b. 9rt.) etnfd^neibenbe
Sebcutung. 8011 ben bisher ftottgel^abten Dier
}mi\d^ Si^ungen meifen nur bie beiben legten
(Sees, in De fide cath. ; Sess. IV De eodesia
Christi) bogmotifd^en 6b<^raftet auf. 2)te betreff en-
kni ft^bcffunmungen, uield^c ebenfalte in (Sxipütl
sab Conomfl ^erfatten^ riddten ftd^ in ber fyxupU
fo4^ gegen bie (Brunbirrt^er ber 9teu}eit unb
oprigm il^ 65^unlt in bet f eierlid^ 3)eftni-
to ber pä4)flli(^ Unfelfllbarfett (f. b. 9ri). —
e. 6ämmtfi4e {)ft))fili(i^en ®Iauben8ent»
{Aetbungen ax cathedra mfljfen namentlich
{eil bem Saticannm ald primäre S^mbolfd^riften
ffligef^ loerben. SineooOfiänbigeSufgal^ungift
tDcgcn gclDtffet Sd^ioierigfeiten in ber Seurtj^eilung
iSfot Cntfte^ung, Se^orm unb £ragmeite l^ier
9^ t^unli^ no4 ongebraii^t (f. eine gute j^ifta«
nf4e Ueberfidlt bei @d^eben, ^onbb. b. Sogmatü
I. gretb. 1878, 266 ff.). Sebod^ bärfen folgenbe
luete Sat^ebralerlaffe ttegen i^rer überragenben
Sui^tigleii nid^t mit Stittfc^meigen übergangen
Decbcn: a. bie SuIIe $iu8^ Y. £x omnibus
i£BietiaiiibiiB Dom 1. Odober 1567, tt)eld^e bie
79 6o|e be9 9a|uS (f. b. Sri) afö glaubenS-
»ihig Derurt^eilt ; ß. bie Confütution ännocen)' X.
Com oecaaione Dom 81. 9Rai 1653, morin bie
fünf befonnlen &Q%t ganfentud' bed äüngem
(f. b. Art) oIS ^retif(( oemiorfen U)erben ; 7. bie
boIHtution Sfemend' XL Unigenitua t)om
iBtpttmbn 1713, meld^ bieSBerurtl^eilung Don
Ti $nMM)fttionen beS ^fd^fiuS OueSnel (f. b.
lit) ouSfinric^t ^ 5. bie (Eonftitution Ißiud' VL
Aactorem fi^i Dom 28. ^uguft 1794^ morin
85 eüte bet ionfeniftifd^-)ofepbinif(^en «fter-
f^be üon ^ifbia (f. b. SIrt.) prof cribirt U^erben ;
c bie bogmotifc^e SBuIe $iud' IX. Ineffabilis
DcroB Dom 10. S)ecember 1854, toeld^e bie un>
ftepofte Srnt^föngni^ (f. b. Slrt.) jum ©laubend«
jo) o^bt — 3nurieD9eit aud^ biepöpftHd^en Sn-
afiUm (f. b. %ri Literae encyclicae) baS
Sertmal ber Se^runfel^Ibarfeit an fid^ tragen unb
iomit bim^ ben Sorgug primär f^mbolifd^en Sn-
ieM mtdge}et^et ftnb, bebütfte einer eigenen
Ualerfml^g, bie thm auf ben Sin^elfoÜ foloie
bif näheren Umftänbe beS Sebrinbaltel^ unb ber
fie^ifocm 9tüd{i(^t lu nehmen l^t. S)em @ 9 11 a-
bul n. b. 9rt) fommt ber £^ar öfter eines päpft-
litmeat^ebrolerlaffed nid^t unbeftritten au, me|-
tdb er nid^t |u ben primären @QmboIf(^riften
^priftüA merben lonn ; bagegen meffen oSe Xf^tO'
bgm ber ben SqUobuS begleitenben ßnc^Hica
^ DL Qnanta cora unbebingte Snfontbilität
bei tnt fonfiigenSreDen unb SBuIIen (f. b.
Id), meldte in ben fogen. !BuIIanen (f. b. %rt.)
gifommett ftnb. gehören ntd^t ^terber. 6in ebenfo
bmbru^ mie ubcriid^lid^eS pfdmittel bietet
bfil bcfonnie Enohiiiction Bymbolonun et de-
tudoDiun, qnae de rebna fidel et monun a
(kmcflüs oeonmenicia et aununia Pontificibua
emonaront» edidit H. Denzinger. Editio VU
aucta et emendata ab Ignatio Stahl, Wirce-
burgi 1895.
2. 3u ben abgeleiteten ober Symbol*
fd^riften gmeiter Orbnung ftnb folgenbe )u red^nen :
a. S)aS2:ribentinif$e ©laubenSbefennt-
ni^, auf @runb ber Sefc^Iüffe ber Xrienter
ftirddenDerfammlung (Seaa. XXIY, 0. 18 De
ref.; Seaa. XXV, c. 2 De ref.) burd^ $iu8 IV.
im 3. 1564 promulgirt unb als ©laubenS»
formet ftbr aUe biejienigen Dorgefd^rieben, toelcbe
ein geiftlid^ Slmt ober eine afabemifd^e Sßürbe
übemebmen (f. b. Srt. (SlaubenSbefenntni^ V,
682 ff.; bagu SRobnife, Urfunblid^e ©efd^id^te
ber fogen. Profeaaio fidei Tridentinae, ®reifS-
malb 1822). 2)ie Profeasio fidei Graecia
praeacripta a Oregoiio XIII (bei Denzinger
n. 868 aqq.) fällt mit ber tribentinifd^en im
SBefentlid^en gufammen, nur ba^ im Slnfd^Iul
an bafi goncil ju gloren^ (1489) bie Sel^runter«
fd^iebe be^gli(| bed Filioqne, ber ^^Qmen,
beS SleinigungSorted unb bed päpftlid^en Pri-
mates eigens l^erDorgeboben toerben. Snbaltlid^
Don beiben menig Derfd^ieben i[t ein aitbereS ^b-
f(]^n)drungSformtiIar (bei Denzinger n. 873 aqq.),
loeld^eS Urban Vm. unb SBenebict XTV. ben
Orientalen Dorgefd^rieben boben. Unter bie ebenfo
fd^amlofen toie gebäffigen gfälfd^ungen gebort baS
unäd^te SonDertitenbefenntni^, meld^ unter bem
92amen beS ungarifd^en gflud^f ormuIarS (f. b. Srt)
feit 1676 in bie SDBelt gefe^ unb Don mand^en
proteftantifd^en S^mbolifem (). 9. SBiner-Smalb,
ftöDner, SKgen, SBenbt) bis in bie neuefte 3eU als
ttd^t Dert^cibigt toorben ift. — b. ® er SR ö m i f d^ e
ffated^iSmuS (Oatechiamua Bomanna aive
Tridentinua), ber, auf @runb eineS S9ef(^luffeS
beS Xrienter ßoncilS (Seaa. XXIV, c. 7 De
ref. ; Seaa. XXV) Derfa^t, unter ben abgeleiteten
OueOen beS fatl^olifd^en Sel^rbegrip eine ^erDor-
ragenbe Stellung einnimmt. $iuS IV. beauftragte
junäd^ft Dier angefel^ene X^eologen, nämlid^ bie
beiben grjbifd^öfe Seonarbo 9Rarino Don Sandano
unb 3)hi||io Salini Don S^^ra, fomie ben 93ifd^of
Sgibio gfoScorini Don SRobena unb ben portugie-
fifd^en Dominicaner f^ranceSco fj^ureiro, mit ber
^bfaffung eines tribentinifd^en Jtated^iSmuS unter
Suf^d^ breier Sarbinäle. S)ie urfpränglid^e Aus-
arbeitung ubermad^te ber l^L ftarl SBorromäuS (f.
b. Art.), bie leite SteDiflon ber garbinal SBiD^elm
©irlet (f. b. Art.). S)ie üalienifd^e @runbfd^rift
mürbe fobann Don ben berübmten ^b^ologen
SuliuS ^ogianuS unb $auluS 9RanutiuS in
fd^öneS Satein übertragen unb unter ber Audorität
beS $apfteS $iuS V. in kteinifd^-italienifd^er
gfolio-AuSgabe gebrucft als Catechiamua ex de-
creto Concilii Tridentini ad parochoa Pii V.
juaau editua, Bomae 1566. 9}on gablreid^en
$roDin)ialf9noben alsbalb approbirt, marb ber
ffated^iSmuS in Italien, gtantreid^, $olen unb
2)eutfd^lanb bffentlid^ eingefül^rt. 2)ie meiften
fpäteren gbitionen finb lateinijd^ (S)ilingen 1567,
Antmerpen 1602 tu ö. mit Anmerhingen beS
„ ÜBien 1833, i(i. b. ?lrt.), .,
ÜRainj 1834, Sneioii 1838, Sci))gig 1840, l^imiuS treibt f4, nie f^tcf bae Uttljei
SlnbreaS ^ntiriduS; nninbingS ÜSim 1833, i([. b. ^it.), tviibni fein fi)mbDlifi!()rt ^s3mm ::'
^o|fäuä(®iliiig(nl568),[|)ät«üflni5.i.3Jec^nT' (Slaujm irrt, romn er übtrtiQupt alle uj
ina(^«(>:iiaf|flul839)iinbSmetBCSBi(((feß)1844), öti^unB b« ißopfteä oueBfÖcnbra aiii*«^*'"2, -
tnblii^ Boii öule {SBicItfelb 1859); bie ncuofie SßJtitereS unter bie f^mboltjc^ni Urfinibcff^ * ■■
btut|ii^-Iatcimid)e IHuegabc tx\i)im ju Sttgene» i jÜn^e wrie^. — c. Sltt Confutatio ^^^ ■':
6urQ 1886. 3ti^altli<4 jerfäüt bcr romifd)t jfa> feesioniB Augustanae itod) btr ^ ^^
ttri)i3miie in cnofltm Slui^liig m bie ^rieiiter |{id)t {afl aller fjrotfflantijc^en SijtnM'äa^^^^^^
©lau&cnebcftimmiiiigtn in Bier 2&cilc: I. De'jie ab« Bon einet Slngo^I fatijolii^tr ^^^^^^
fijnnbolo apostolico; II, Do sacramentia; logen (6(1, gtuftlöua, {fober, S[ßittipina)jBc;=^'*"*^^
III. De decnlogo ; IV. De orotione, praeeer- &t\)ti^ beS flQi|er9 ftflrl V. Derfall unb ■
tira dominica. Scbo^ be&anhclt er üud) aJiQ- ^liiflSbiiraer Seit^lnge am 3, Sugup 15£ ^^^
teritn, »elj^e, wie bcr päpftlitfte Spriinat unb bie bciit)d)Er ©proc^e oorgelejen »orboi ifl (f. b_ ^^^ ■
Sorlj&lle, in Stitnf nii^t jur ©prüt^c gefommen ^lugäburget ßon[eJlion ; boju Hase, Libri ; *
IDoren, tnie er anbcrerfetie bie ^b[a[|le^rc übergebt, bolici ecclesiae evangelicae 1, Lipdae L-^i- '
fibtr nitlil)e boS Mbentiniini bod) ein eigenes """" "-■• -^-^ EonfutatiDT^ ^^^
%axtt (Sess. XXV De indulgentüs) Dtröffenl- e eT[tc ScIbllft^V^K
li^l l^atte. Wai bie ^orm ber ^arfleHung bc- ihilbe, SJit %w XSS^
trifft, fo ift bie|elbe niclit, nie bcr 9Iame naljelegcn ff.), aber irie^J"-*"
nt(kl)te, bie talettjetif^c, fonbem nripriinfllid) eine lutiirigunfl rf-*" ^
(Qufeube 91iiSeiiioiibcric6ung unb SBegrünbung bot eint* ^rabolf'I«:» ■
Jal^oUfii^en St^re ol)ne jeglirfje Untcrbredjuug. IIaubeii8beBPBff'*.Ä"«=i
ßrft in ber ffblner ?In§gabe Bon 1572 erfd)Eincn — äßirf me^t» "^^
!8ü<4er unb Sapilel, in ber ^titncrtjenrr Don ^at c8, d. geiDifft, Dom ^pfle jancttoniik'r*' X «*.
1574 awäi ^vxura. unb %itronrlen. ^ie ganjc tur_gif(be ISüiJ^et, nauieitQit!^ boS drr^'^r
Anlage unb 91n@!iif)mng ift übcrljaupt bloB für 3J}i]|aIe (). b. Srt.), al8 aul^nUifi^e ®Iiiii.'.xf X3 ^
ben Ialec^cli(d)cn Uutenic^t be9 KeligionSlc^rerS, quellen gellen gu Ifljfen (sgl Stiifcz. 'SkoöS^m-^*.
nidil für bie Semjiotde \x% @d)ülcr3 beredinet man bie SlaubenSle^re ber flat^oIUm anl jg'-»J'-J
(Dgl. Catecli. Rflm. prooem. q. 7). Slie ifrage liturgift^en 9)üd)em beurt^Icn Ibnne, SrCÄ^
na^ bein ^lafie bei 1Un!cl)en§, baä bem rBmif^cn f{t)metgl747); toä) bnrf man ble^ abertticfc^.V'.v
ftotec^iimnS gutonimt, triebigt fii^ na^ ben.(itntri(It (Mg.(^riftl. @qmbDlit,3.9IufL, 8t*
1861, 142) aud) aa] bo8 tbmift^e Steiritt ■ä-»-*«
Mrt.) cinSbe^nen. (Sögt, nod^ J. Tr. L. EI ^_- »-
Libri symbolici eccleeiao rom.-cathoL, V' ~^
1835—1836; P.G. Streitwolf et E.E.BJ
Libri symbolici ecclesiae catholicae
®niHbfätfen ber fI)eDlogifd(ien l£rtenntnifsltt|ie ba>
^in, bog i()m jluar ttint primär iqmbonfi$e, ino^I
ober eine l)of)e bogniatij^e Slutlorilüt inntmoI)Ut,
xatiiit üfa\ tl^eilä aus btm auSbrüdlicben ^uftrnge
btS Srientcr ftirdjcnralbei, t^eil§ au8 ber bejoii'
bem unb mifberljoUcn tÜpprobation ber ^äpfle, juocti atque notia, prolegomenia
SBij^öff unb ^UtnBinäialfpnoben juflie&t. ül'cnn I que instructi, Gott. 1846, 2 voll., unb tf ^^s
btt pfitiftUd>e einl)! gelrgtntlid) bcr Streit igleilcn 1 Wrt. ©umbolil ob. 1048 aufgefü^rit fiittmtux* :«^
De auxiliis gegen btn finmanb ber Stfniten, boßl IL SSie griediift^-f^iSmatift^e tlbtrx-^J^*
bcr römijdje HaudjismuS jur ©rijliii^limg her iriefelfeeifK^nennt, „otlboboje anololifi^ffci """^
6-ontroucrft inconipf tcnt fei (ügl. g. ftöllner, | befijt ebcnfalia S^mbolfdörifleu erflm unb jt*"^ J^
©qmbüüt ber röiiiiff^-lalljDliii^eTi flirc^e, ^om- , 9iaiige8, obglei(^ tS $u einer (d ftrengtn Spr t* t^Si
bürg 1844,188), teiut amtlidje^öerroa^ntng ein' tjcrrfdjaft luic im 9lbtnblanbc bei i^ "'**■*'*-*
gelegt ^nl, fo beweist biefj nur, bot bem ftated)i3« gefommen ift (Bgl. SB. ISo^, ©ijnibolil '^^'^'^^
uiuB bie Söebeulnuß einer primörcn ©qmbolfdfirift I djijc^en Airi!^, Öerlin 1872, 87). 9Iuf bie -^ «•^
abgebt. SBo^I aber wirb bcr jutiinfiige flotc4i8= jweigung bet anatolifi^ ffirdie in ^isar^l'*^
muß, ben baS ooticonifi^e Goncil berauSjugeben Siationailir^cn (bie tier ^triar^att im O^^^-^
beabfii^tigt, bie Stempel fi)iiobolcr 'älntljcnticität bie Äin^e bon ^ellaS, bie jeibif^e "ub bt x ** ^
nnmitlclbor au her ©tinie Irogeu (f. b. 91rt. \ innnifrf)c flirre , baB iulgorift^e ^jar^ "5-^^
ftated)iänui3 VIT, 315 f.) unb barnm Don weit ' niifif(l)e etoatBfirt^e) brautet ^iet (eine gg-^p^ '
l)ül)ercni fttinbollfcöen Mnfet)cn fein oli bcr Gate- genommen ju tncrben, weil bie eingetretene ^^^
cliiamus KomanuB. 91nbcre ßoledjiSmcn ba« tiing nur in bie firi^li^e Serfaffung, nü^t iäÄJ, _
gegen, felbfi ber boi^gefi^ätle beS (larbiiinlS Seil' l'eljre nnb ben EnituB einen nubeilBoIlen Si— =^ *" '
arinin (f. b. 9lrl.), ben Glemen§ VIII. eigenS brod)! tint (f. &. 9Irt. ®riect)ifc6e Äir«^ ^^ZJ»
für ben fiirdjenjtoal »orjdjricb unb bem ütrigeu 1234 ff.). — 1. SffioS bie fijmbDlifc^ ^a "^"^
grbheiS jnm l.5et)rou(^ bringcnb empfnbl, ober fd)t ift en btr gtie(ftifd)en fliit^e betrifft, f^.--^
Der Biel befaiuiterc bc§ feligcn SlJelruÄ (Saiiifius fie jtuwdjfl mit bet tBrnift^-fatbolifdien fÄ"*'^
1057
e^mbolifd^e IBüd^er.
1058
atfnltDcgt cmt nicbto « conjIontinopoKtamfd^en
S^mboliim, ntc^t abn am Stl^afUmum feft
ifflb hdnad m ebenfo ju ben erfien {leben 9cu-
aemf((icn @9iu)beiu %tt tsefentttd^e Stgänjung
beS tünfto itnb fed^ten oiOlgemeinen SoncUS
giU i^r bie txidlomfd^e @qnobe Dom 3a^re 692,
aKbte Mn 9tom ntemoK cÜA red^tmälig mter»
looai ootbcn ift (f. b. 9rt. Sonftmittno))eI III,
1020). 2)te fett bcm ^^oHanifd^en @d^i§ma
bqtp. fett unb mit bem od^en ongemetnen Son«
dl oon eonfiaiituio))eI (869) gefeierten S^noben,
waamtSTt^ bte obenblänbifil^, toeist bie grie«
4if4e IFM^e cbcn^ leibenf^oftHii^ }unl(t, toie
Ü B^mbolatm Quieunque, ben tiäpftlici^en $ri"
od imb ben 3ufa| Filioque. Snfofem fle
jcbo^ mit ben Jlüt^olifen in gemeinf^aftlid^er
^tsntßdlmtg gegen ben ^rotefiantidmuS neben
bcr teiligen @di|tift aaät bie Itobttion O^pa
ipa^ xol i:apö[do9i«) aß ebenbärtige ©laubenS-
qdk onnimint« Dertör^ert fid^ ber bibKfd^ ge-
fij^pfie unb in kbenbiget Ueberlieferung fort»
^ff^la^ft JNri^englaube naturgemäß im fird^en-
m^ fi|ixten (BIoubenSf^mboL 918 fold^el figu-
mt ein, n>o8 filteren ^orfieOungen gegenüber
(SXax^ccfe, iSlueridfe) l^rDorgel^ben ju merben
Mttrient, nid^t fo fe^r bad apoftolifd^e ©loubenS«
Mämtnil^ Don ttelc^em nod^ 1489 ber berfid^-
1^ (b)m|d^f aRoicuS ^enicuS (f.^b. 9rt) in
«^(i^tJuiyv isodtfilov (tgl. @a| 115 ff.), aß
Mn^t bcd conftontinopolitanifd^ @QmboIum
Mm 381, iüd<^ed nad^ Vnftd^t ber ®ried^en gu
)&5a 825 ^gnmbgelegt" unb üon ben f olgenben
ßnf 69nobeii lebigli^ ^beflötigt'' toorben fei
(dbcr boS ed^iefe biefer ^uffaffung DgL (£. f$.
A. SSäOer, €9mbo% erlangen u. Seipgig 1896,
46 f|.). S)af nicSnifd^e ®laubendbelenntni| in
ber im^i&df ntDeitertcn Sa^ung t)on 381 gilt
bm One^en gerabegu als bte unantaftbare unb
fflSf48c|ti(^ Orunbnorm il^red gangen ®Iau-
ifflS, Ott zh Upftttorrov oufißoXov, baS aOe ,,}todIf
filottbenSaxtibl'' in ebenfo abfd^Ueßenber tovt
QiiMrdnberli^ ^rm umfajst ^S)a8 nicänifc^e
€9mbot tf) bod ffleinob bed Staubend, bie lurge
sab boi^ erfd(|5)ifenbe 3ufammenfaffung bed Se)^«
^i^piM. Seine Sd^riftgeid^en tterben ben ®e-
Mibem bct ^öd^ften geipii^en SBärbenträger in
gtofifän eingewebt. 3tt feiner Sledtatbn ai))felt
bct eoHiSbienf! , bie große ®Iod(e bed ftreml
finitet iDd^renb ber SBorlefung, tteld^e aud^ bei ber
fitdmmg brS Sfxan in ®egenh)art beS SoOed
bttfiiibet S)a^er and^ bie aSgemeine Sefannt-
j4aft mit bem SBortlauL Aleine ®emälbe l^aben
bm Sioed, ben 3n^ ber eingelnen Srtifel gu
MKfmnlti^eii'' (®ag 119). SHeje centrale SBe-
beitusg oeS jitfi obecgjföubifd^ Dereprten ®Iauben8-
^fmboli barf äBer bot iejit gur lBef))red^ung bm«
nmbcn Bdpi\tm gmetten XangeS nid^t t)ergeff en
Bccben.
2. Unter ben abgeleiteten S^mbolfd^riften
her grie^ifc^ea ffird^ rogen l^erbor : a. S>ie Con-
fesaio Oennadii, b. 1^. bie (Sonfeffbnfifd^ft,
koeld^ ber gkttriard^ ®ennabtu§ II. (f. b. ^rt.)
nad^ bem gfoUe Sonftantinopeß (1453) bem türfi-
fd^en Sultan SRa^mub II. überreid^te. — b. S)ie
fogen. Confessio orfchodoza beS $etru8 9Ro-
gilaS, toeld^e i^re Sniftel^ung ben cafoiniftifd^en
Umtrieben beS S^riSuS Sucarid (f. b. ^rt.) oer-
banft. ®etmuered barüber f. im 9rt. 9)logiIaS.
— c. S)ie Confessio Dosithei, eine g,egen
bie Dorgenannte um 30 Solare längere 93efenntni|-
fd^rift, »elc^e, Dom ^atriord^en S)oftt]6eud auf ber
@qnobe oon Serufatem 1672 im Slamen ber
orientalifdden ftird^e aufgefegt unb gu ben @qn-
obalocten genommen, aßbalb fi^mboIifc^eS 9n-
fej^n in ber gned^ifd^en 9BeIt getoann. WS
nömlid^ ber reformirte $rebiger 3ean Klaube (f.
b. Srt.) in feinem Streit mit 9licoIe unb Slnton
9maulb (f. b. 9rtt.) über Sud^ariftie unb XronS-
fubftantiation bie Stime l^tte, fid^ gu ®unften
feiner ^öreften auf bie Confeffu)ndfd^rift bed
S^riSud Sucarid ald auf ein gried^ifd^ed ®Iaubend«
geugnil gu berufen, Derfammelte S)oftt]^ud 1672,
um folc^em Unfug gu fteuem, eine ftarl befud^
Sqnobe in Serufalem ober oielmel^r Setl^Iel^em
(bal^er aud^ Synodus Bethlehemitica genannt).
S)er $atriard^ beabftd^tigte gegenüber ben 9n-
ma^ungen bed (Saloinidmud ein ebenfo Hared unb
ungtt)eibeutiged3eugni^bedalt]^ergebrad^ten®lau>
bend l^ingufteaen (f. b. 9lrt. ^erufalem VI, 1359 f.),
mie einft ber ^atriard^ 3eremiad II. (f. b. 9(ri)
benfelben ®Iai^ gegen bie ^nfd^meid^elungen
ber lutl^rifd^en £^eoIogen oon Tübingen mäl^-
rcnb ber 3al$re 1576—1581 gemalzt I^atte (f. b.
«rt. ÜRartin (Srufiud m, 1210 ff. u. ®a| 45 ff.).
S)ie bieten t)on äerufalem mit il^ren 68 Unter«
fd^riften tragen bie begeid^nenbe Sluffd^rift ^Sd^ifi»
ber Ortbobope'' ('AoirW ^p&odo£(ac) unb gerfaDen
in gmei 3:^Ie. 3m erften ftnbet ft(| unter ftarfen
SudföSen gegen bie „unDerfd^ömten Satoiner''
eine gebaniif(|te Serurtl^eilung bed S^riUud Su«
carid, im gtoeiten aber bad bem S^rifi^fd^en
auf d ®enauefte nad^gebilbete, ebenfaDd in 18 ^
fd^nitte unb 4 Ouöftionen eingetl^Ute ®laubend-
befenntni^, beffen Sel^rinl^alt begüglid^ ber Sd^rift-
auäoritöt, ber Serbienftlid^feit guter SBede, ber
$röbeftination, ber Siebengal^I ber Sacramente,
ber toirllid^en ®egenmart, ber SilberDerel^rung
u. bgl. mit bem fotl^olifd^en Sel^rbegriff fo auf«
f oflenb übereinftimmt , ba^ bad SSef enntni^ imb
bie @Qnobe bei Ißroteftanten Dielfad^ in ben
Serbad^t bed ^Satiniftrend" gebmmen fitü).
Mein ^in allen ^auptfad^en mu| biefe Uriunbe
ald Sludbrud ber gried^if^-orientalifd^en Ueber«
lieferung betrad^tet merben unb fie nimmt in
ber 3o$I biefer 3^gniffe eine mid^tige SteOe
ein'' (®a^ 83). — d. Sfälfd^Iid^ unter bie f^m-
bolifd^en Sd^riften gegäl^It mirb bad «,9elennt-
nt| bed ÜRetropl^ed flritopulod'' (f. b. Slrt),
eine bIo|e ^riDatfc^ft (ogl. g. ffattenbufd^ I,
305). 9ud^ bad ))roteftantiftrenbe neuere „®Iau-
I bendbefenntniB bed ^l^Uaret", aRetro))oIiten Don
84
1059
Qj^mholi^i^t SBfid^et:
S
9Ro8fau (gejt. 1868), abgebniit bei Pinker-
ton, Russia or miscellaneous observations
on the past and present state of that
eonntrj and its inhabitants, London 1838,
Derbient ^ier nur beg^Ib borüberge^nbe Sr-
tDQ^ung, rovl bcdfelben SRatmeS „ftated^iSmuS
ber ort^obos - fat^oUfdim onentalijd^tn ftirc^e''
bis gut Stunbe in äht^lonb boS f^hä^]it 9ln-
fel^m gmiefit unb, Dom l^iligen €t)nob felber
«burc^gefel^cn unb gebilligt'', in tttoa 100 Suf-
toqen öerbteitet ift. 3" «rftcr Sinie für bcu ni|-
fifd^en (SeniS befiimmt, fc^Iie^t fic^ ber ftated^iS-
muS in ber Anlage genau on bie Confessio
orthodoxa be§ $etru8 ^2ogiIad (f. ob.) qu unb
ift mit Zitaten au§ ber IBibel unb ben äSkrfen beS
(I. So^nncd t)on 2)ama§cu8 gefpidt. IBon bit>
terer fßolemit gegen ben ffatJ^oliciSmud unb ftorfer
Steigung ju bebenflid^en Sugeftöubniiien an ben
$rDteftanti§mu§ jeugt bie ettoa^ ältere, loeitoer-
breitete fated^etijc^e gonfefftondjc^nft bed Wetro-
poltten piaton Don 9Jto§(au (geft. 1812), bie ben
Sitel \n\ftt: „Ked^tglaubige Seigre ober hirjer
9u8}ug ber d^riftlid^en Serologie jum ®ebraud^e
@r. laiferlidben ^o^eit beS (Srogfiirften ^^ul
^fetrottitid)", Siga 1770 u. ö. — ?lm reinften
unb unDerfälf^teftcn bleibt folcben jerjtörenbcn
Seftrebungen gegenüber bie griec^ijd^e Srobttion§>
le^re erbalten unb Derförpert in ber Siturgic,
tt)e^)Degen — e. bie liturgifd^en !SBüd)er
(Sud^ologium unb ^orologium) fiur ben Cpm-
bolifer bis 5ur Stuube ju ben mid^tigften unb
outbentiicbficn t^unbgruben geboren, (il^gl. nod)
3. e. gKc]oIoro§,^ 2üjjL3o).ixfi tt,; dpbo^ojou
«vatoXtx^c £xx>.r,7iac I : Toi jufißoXixa ßiß/as,
atben 1883 unb bie »eitere bei @ag 87 unb
gf. Jfattenbufd) I, 285 f. angegebene Literatur.)
III. S^er $roteftanti§muS bält beute faum
nod^ bie $erpflid)tuiig auf einrS feiner alten Spm*
bole aufrecht, er bat ficb oielmebr auf ba§ ab§«
trade ^rincip ber Deformation ^itrücf ge5ogen, Dei-
nes innerlich in ber freien gfori(i)ung, öuserlic^
im ^roteft gegen 9tom gipfelt. Sie nad^ftcbenbe
9[uf ^ablung ber ftimbolifcben $äd)er befijit barum
faft nur mcbr einen l^iftoriicbcn 3Bertb unb ge*
UMibrt einen Sinblid in bie $ergangenbeit. nid)t
in bie @egenmart. %ber audb jdion ber Anfang
bed $roteftanti^-mu3 bat faft ebcnfo Diele fpm-
boIifAe SBücber entücben fcben, al$ fid) ber %eibe
nad) Secten bilbeten. 3n erfter Sinie fommen bie
jtDei {>auptconfe)fionen, nämlich bie eoangelifd^-
lutberifcbe imb bie ^mingli^iilinniiche (reformirte)
Äin^e, inSctradbt. — 1. Sie Sutberaner er-
fannten e^mald, mie au§ bem ^oncorbienbuc^
erhellt, in ®cmeinfcf)üft mit ben Äatbolifcn —
a. bie brci ältcften SlaubenSfDmboIe alS
binbenbe iälaubenSregel an. ^^icucftcn^ freilich
Derlaiigt bie freiere Sbeologie immer ungeftümer
unb bringlictcr bie 9lufhebung \ttt^ SomboU
jtrange«. * Ö^dci^entlich ber ^ImtÄcntfefung be5
mürtteiiibergiid^cu '4>Tarrer@ <£d}rempf entbrannte
1892 ein heftiger ffampf um ba$ ^poftolinim.
bid bie gefettid^ Sfaiffi^rung ber »il|ii
für bie preu^ifc^ SanbeSfir^c n ÜlMi
1894 bentiefgebcnben3»idl»ftinttfMiW^
tete, aber au|erlt(i(^ gum Doriösfign 6Mp
brachte (f. b. «rt. ^roteftontiM X, Sll|
— ^nb in fyinh mit ber lnerfnmn|teJHi
SpffiboUk" gel^t ober ging iei bn i^oH i
b. bie äleception ber fe^i^ erSriit»!
menifd^en @Qnoben; {u Mmfall
fiebente (Soncil Don Tiicöa 787 »fi M
<,miberbibUfd}en »ef^Iüffe für bmKMifij
toie benn «bie lutberif^e fiin^
ben not^folgenbs ge^tenen papifti^l
nichts me^ toiffm XdjXL" ((Sumiit 94). -1
fqmboHfd^e €d)riften ber Sut^otmaiir
]ai }ur fat^olijc^en ftinl^ erf^^cinnbail
^lugSburger Sonfeffion nnbta^
logie, über benn Sntfte^ungSgcft^ ii|
bolifd^e Sebeutung ber betRffeiibe tiL f\
g(ei(^ ift, unb — d. bie f ^manslbir
^llrtilel, fo red^ aI8 ^ei^Ii^e
fcbrift gegen bie rbmifdbe ftinl^' (<
foBt unb in ber S^^oncorbienformcl
fpmbolifd^efi IBu^ begeidhnet Stcam \jß»\
^aul UL im 3uU 1536 boS Ifingjl
allgemeine Soncil für ben 23. Sbii li
9)^antua aufigefc^rieben, olfi Sutber in '
be§ föcbfif d^n fturfürften Sobonn
Sd^rift aufarbeitete, meldte notb bs:
Billigung burd^ SmSborf, 9gricoIa inbl
(f. b. ^rtt.) im 3anuar 1587 bk ~
bed ffurfürften erbielt %ft bk
Staube im gebruar bedfelben 3<>M l>J
SonDente in ScbmaKoIben sufomi
Sutber bad Sc^riftftücf mit unb lie| fü
9}amen ber fd^maUalbifd^ Sitüel miIbI
rifcben Sinologen (in frequentisniio ^
gonim conTentu) feierß^ untetjet^^
nicht nur eine fchroffe Sodfagefibr^, ~
gleicb eine grobe Sd^möbfcbnft nnbatal
ber ald ,,ber rechte gnbetibnft ober
bingefiellt mirb. Sie Urfunbe gciftt
Steile, bie il^erfeitS ttieber in litil ^
)en 23) eingetl^t fmb. 3« erpm
snmmis articnlis divinae maj«tatä)l
3:rinitfit3Iebre unb bie dbrijiologie,
tberoner mit ben ftat^olifen ul
erörtert (4 Srtifel). S)er giocite Zti
culis, qui officiom et opus Jen
redemptionem [= justificatioiMal
respicinnt) be^anbelt bie 9ted^fulijH*|<
bem (Stauben, bie Weffe, bie ~
bie SoUgetoalt beS ^ßopftefi (4 9rtiU>
Sbeil enblic^ (De articnliB, de qaib*i
potuerimus cum doctis et pnkMta^
)äbU bie Se^rftüde auf, begugT^ ^
9.^erjlanbigung nic^t abfolut aitftfi|W4'
So(b befennt Sutber jum SübA ■^
„Sie^ fmb bie ^rtifel, barauf i4 ^^^
fteben mifl bid in meinen Sob, ob flott il
toeig barin nid^tft ju finbexn obct eoM
1061
S^mbolifd^e SBad^er.
1062
Dil ahr femonb dxpos no^geben, bet tl^e e9
auf fein Scoiifm.'' Son biejer greil^eit @ebtau4
ma^cnb, milbinte aRdonc^tbon (f. b. 9lrt.) ben
Sßoi^artilel hvaäf \m SSeifaj^: ^Siom $a|)fte
aber ^Ite i^: @o et boS (SDongcIium tDoUe ||u-
laljov ba| i^m um ftri^^enS imb gemeinet Sinig«
Eni oUen ... feine @u|»etu>tU&t übet bie Sifdiiöfe,
bic er ^mfi 1^^ jure humano mi(^ Don unS )U<*
gdaf^ feL" Um fi^ {ebo<l^ üom Setbad^te ))a))i"
^^ S^mtKit^, in ben et bietbunl^ getat^en
Ml, gcönblU^ 3tt teinigen, tetfo^te et ouf SBunfd^
bff Zteologm emen jDeigHebngen Ztactat übet
ben ^timot beS $Q|>ßed unb bie äutidbiction bet
Sif((5fe, »orin et oem ^ofifte in ungejc^minltet
Sftail^ fein l(nttd^tifi:nt^um utü) fein Sänben*
ttgificr üor^ unb bie ted^tlid^fe @Ieid^]^eit jn^ifc^en
.SiMöfcn unb ^oftoten" no^ güttli^em Siedete
is beiDeifen fud^t SMefe e^tift ÜReland^t^onS,
M( frit 1555 in unlöslic^ 93etbinbung mit ben
KmoUolbtfd^ tlttifeln etfd^eint, etl^elt butd^
bie Unicrid^tift bec in S^ntoUalben nod^ on-
ocfenben ^b^togen^ fottne f)>ätet butd^ bie fütft«
fu^ Seceftetnontng ebenfaQd fQmbolijd^ed 3ln-
je^ _ Sud^ e. bie beiben ftated^iSmen
£ttt(etft, bet gto^e unb Heine, etfd^einen Don
titfong an mit f^mbolifd^et Suctotität umßeibet,
fmli4 iDemget haft QuSbtüAid^ Stecei^tion,
m but4 fiiaf4»eigenbe Uebeteinfunft. (Stft bie
Soaeoibienfotaid etflött: Profitemur publice,
noi etiam amplecti minorem et majorem D.
iMheri oatec^üamos (Epitome). Seibe tt^ut«
bn 1529 Deifa^; bod^ ging bet gtö|ete bet
Seit lud^ bem neinetn Dotaufi. Se^tetet ift füt
ben thxUitt» unb SoOSuntectid^i, etßetet füt
llote^cten unb ^biget beftimmt S)ie innete
Inloge ifi in beiben gleid^; iebet jetfättt in fünf
fKtaiüiiüde: Selalog, apoftolifd^eS @QmboIum,
Solcnmfer, Untexridjft Don bet Xmife unb Dom
Uenbmo^ Sie fd^on in bet }tDeiten SuSgobe
M CatodiiamuB major (1529) Dotbmmenbe
.Scnnobmmg )ut Seilte", übet beten 6etfunft
ttos Sn^fetS gdber gekettet €tteit l^etrfd^t ging
nii^ in bie oui^entif^e Sammlung bed Son«
oibienbtti^ aber, ebmfo tt)enig ha9 [d^on um
1580 mtftaud^cnbt fogen. .^fed^te ^mt))tttüdC Dom
ande ber 6<4Iu{{el% »eld^eS mabtfc^inUd^ nid^t
von Stttbcr, fonbem Don Solftann SBtenj (f. b. ^vi.)
iumfyci (DflL Sm^moib, SKe (gntftel^ung bet RcAf
(ftiAnm 2iä^ ttnb bie (Stunblage beS gto|en
Roled^iflmuS, Seidig 1894). — f. S)ie Soncot-
bienf otmet, bet «fpmbolijd^e @d^u^fiein unb
n ntbriodbcr ^inftdt boS ^oupibeknnlnig bet
iaiierif 4en ftix^'' (@uetidh), Detf olgte ben S^ßtä,
bie leine lut^fcbe Seilte untet gemaltfomet 9luS-
9D§ttn9 nllet b|))tocalDinifKfd^ unb ))bUi|)|)i^
|Ü(4cn ^ttl^ten »iebet^ei^fie&en unb namenüid^
her luibetif^ Sbenbmo^td- unb Ubiquiiotdte]^
K6iege {u Dobelfen. Ment^olben, inSbefon-
in 6Qd^en, iDOt bie luH^fc^e ftird^e burd^
ken an intern £ebendmarf gel^renben Stv^ptO'
abiimSmui QL b. Stt ftt^^ocalDiniften YII,
1234 ff.) innetlid^ gefd^ioöd^ unb aud^ fiu^lid^
butd^ baS tt)iberli(|e ®egönl bet Zl^eologen unter
einanbet faft aa ben SRanb beS SetbeäenS ge»
brad^t (f. b. ^Itt. Corpus doctrinae ; 3ob* 3<tnffen^
@efd^. beS beutfd^en 93oieed IV [1885], 488 ff.).
S)icfem ttoftlofen Suftanbe bef(|lo| bet ftutfütfl
9uguft Don Sac^fen ^butd^ filrftlid^ed S)ictum''
ein Snbe )u mad^en. 3u bem Stoecf e Detanftaltete
et untet bem SSotmiffen bet Dotnebmfien ))toteftan-
tifd^ Sfürfien einen Zl^IogenconDent in £otgau
1576 , ouf meld^em 3acob Slnbteä , SDlartin
Sbemnil, S)aDib S^tröuS, SnbteaS 9}lu8culu8
(f. b. Slttt.) unb SBoIf gang Rbvnti eine (Einigung^
fotmel auffegten, totiä^t in biefet (Seftalt ben
!Ramen beS „Kotgifd^en SSud^ed'' fü^tt
SHe (Stunbfd^ft mutbe fobann burd^ bie intetef«
fürten gffltften an bie Zb^ologen gut Segutad^tung
Detfanbt unb nad^ ßinlauf bet Senfuten im ffloftet
^Bergen bei SRagbebutg 1577 butd^ bie Dot^in
genannten äb^ologen, benen fid^ nod^ @eInedEet
{ugefeEte, einet gtünbßd^en 9leDifu>n unter}ogen,
bie fid^ befonbetS auf bie ^ttifel Don bet (Srbfünbe
unb bet äBiUenSfteilHnt bejog. 93om entftc^ungS*
otte bie| biefe abfd^Iie|enbe 9lebaction baS „SB et«
gifd^e Sud^", Don intern 3tDedC bie «Soncotbien«
fotmer. Sod^e bet Surften toat ed, betfelben in
t^en Sönbetn 9nerfennung )u etjmingen, ein
Untetnebmen, bei xodä^tm ftd^ bie ftutfärftcn
Sluguft Don @ad^fen unb Sobann ®eotg Don
SBtanbenbutg befonbetS l^etDortbaten. Sie Son-
cotbienformel umfaßt gmei ^kmpttbeüe: bie Epi-
tome unb bie Solida declaratio. 3n etftetet
mirb bet lutl^etifd^e Sel^tbegtiff auSjüglicb in
tnopptt gotm, in leitetet ahtx auSfül^tlid^ mit
SBelegftellen au8 fiutbetS @d^riften untet ftetet
Sßibetlegung SaloinS unb aJleland^tbond in elf
^ttifeln bargefteUt, namentlid^ bie Sebre Don ber
(Srbfunbe, ber SiQenSftei^eit, bet Sled^tfetti-
gung, bet Ubiquitöt bet aRenfd^b^U <^^tifti unb
bet äbiomencommunication. gotmeU ift bie 2!)at-
legung fo eingerid^tet, ba^ juerft ber Streit*
pvmlt pxad^vti, fobann ber lut^erifd^e Sel^tbegriff
oufgefteUt (Affirmativa) unb jule^t bie ent-
gegenfiel^enbe fiel^re niibntegt mirb (Negativa).
3n einem {toölften @d^Iu^artif el merben biejenigen
©ecten bn^ abgefertigt (9Biebertöufer, @^menl«
felbianer^ 9ntitrinitarier) , »eld^e niemals ber
SugSburger ConfeRion beigetreten ftnb, unb baS
(Sanje mirb f(blie|Iid^ mit einem 9nl^g Don
„3eugniffen l^eiliger Sd^rift uiü) ber alten reinen
ftird^enlebrer" befd^Ioffen. Sie ©runbfprad^e nmr
bcutfd^ ; £)(tanber überfdtte bie gormel in'd Sa-
telnif(|e, unb fo ging fte fpöter in bad gon-
corbienbud^ Aber (DgL (E. g. ®ö{d^el, 2)ie Son-
corbienformel nad^ il^ @efd^i(bte, Scbre unb
fird^Iid^en SBebeutung, Seipaig 1858; &eraog8
Stealenc^IIopöbie für {nroteftantifd^e Zfeologie
Vm, 2. «ufl., 176 ff.). — 3n fturfad^fen ge-
langten aeitmeilig aud^ bie 1592 jur Ausrottung
beS (^DiniSmuS etlaffenen 4 ^ifitationS«
attifel }u fqmbolifd^em Slnfe^n; no<^ bem
84 •
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rfdiiiian fnrnitrini 5fcEarui ZUl^ä' "
iLon jk: ImraiiEmius 17*?;! -jl i
u n:i]r:l!ir:; (clxruC: inü -2 claftisSß\
rinitnr. Ä:miiininir -csiä i'tcirsicW""
jc £jr:irsmn: Srnuac Ifli»; ü.ShIl]
liinn i-nu Sa^ianim: -3 112Ü3 sj
^rrnLü caÜKn: s: iiä reis
^üL: E lonött rt Itr: iS i i ' ii-s- gff I
nnrlfcr Tir r-ii fc^ihauL 2c as
•
nuaSR rr r-::' !* S-rm^^s W
rrtrszsz jr ^tcsrüe i.lS32), SnäS
>S-frr:*lrb if^li uri» in conedcr
. I ^^ • : Mi manc fririiibe flaSgabe ä*«
M. A. G»5ze=. De Heidelber^cheöi^
mus, texrjs receptns, Leiden 1890. iWJ" "
ton, Sfi öci>elbtraa j(ate(4i§imil oÜtP
mBbu±, 2.''Äu?L. S3irtbübenl8S8.)-4"
t)ie 9?€Hblänc bn 3>oibreil^ 69»^ (*
10»
@Qmbo(ifd§e Sudler.
1069
K% 1619), tnüäti infolge il^rer ^nerfennung
haä^ bie rcfonnitten Atrt^cn ber 9lieberlanbe,
$fal), €4n)ri), $ratifrri(^S unb ber cnglifd^en
$it]&ner ein oOgemeinereS fqmboHfii^eS ^nfel^en
ctlangten, f, b. betr. ^rtt (3}gl. ru>ä) Corpus et
Sptagma ooofessiontun fidei, quae in di-
Tenu regnis et nationibns ecclesianun no-
Biioe ftienint authentice editae, 2. ed., Ge-
]ieviel654; J.G. A. Augnsti, Corpus libromm
fjmbolieonmi, qui in eeclesia Beformatorum
iQCtoritatem publioam obtinaerunt, 2. ed.,
Ijpeiae 1846; H. A. Niemeyer, CoUectio
crafetmonmn in ecclesiis reformatis pnbli-
caianun com Appendice, qua continentur
Puritaoonun libn aymbolici, Lipsiae 1840;
S. Simb^ S)a§ einhellige Sefenntni^ ber refor«
ondni ttik^ oUer S&nber, Samten 1887.)
ly.Dieenglij^effird^e, in i^rem Sel^r-
foftem mb Eulhifi ein jeltfamed @emifd^ üon fat^o-
liji^ Jitt^cttf (^ itnb cotbinifd^en Seftanbtl^Uen,
brfi^t, »ie tl^it eigene ®ef(^id^te (j. b. 9lrt. Sng«
(onb), fo Quc^ i^tt eigentpmlid^en @Qmbo(»
\Sf^aL Ueber bie 9efenntni|fd^riften ber fogcn.
onglicanifd^ ß))i{co))aIfir(^e f. b. 9Irt. ^oäßxi^t
VI, 77 ff. Wä Srud^t ber mächtigen ))uritQnif(i^en
SoMgimg bcS 17. 3a(rl^imbertS ift baS fogen.
^SefüninflepKSIaubenSbereimtnig'* (The West-
ninster Confession of Faitli) )U betrad^ten,
dm ber am forgfältigften ausgearbeiteten Son-
|ij{ionSf((riften. Son ber fünf 3a^e lang tagen-
den Westmiiister Assemblj (1643—1648) in
82flopiteIn aufgefe^, tmtrbe biefelbe 1647 bem
.kngen ^arUrnient" gur 9lnnal^me vorgelegt, ber-
Bwt^te M ober gegenfiber bem (errfd^enben dpi*
foDpQlf9{iem in Snglanb niemals geje|[id^e 9ln*
abmntng )u fidlem, mäl^rcnb fte in @d^ottIanb
(t. b. Art.) feit 1649 alfi agreeable to the
Word of Ood and in nothuig contrarj to
the received doctrine« worship, discipline
lad govemment of tbis Kirk ein fo |o]^e§
fi^miolijd^ %nfe^ getoann, ba^ fie bie öltere
ConfeedoScotiea (f. b. Srt Confessio III, 878)
M 3o^ StuDi gängKd^ t>erbrangte unb il^ren
^ ottd^ nod^ 1690 be(au)>tete, aI8 ber $reS-
l^terioniSmud (f. b. %xL ^reSb^terianer X, 358)
in €4!oti(anb ben enbgültigen @ieg baDontrug.
Sic iDOttberte oIS f^mboKfi^eS 93ud^ mit )u ben
joilrru^ {nreSbQterianifd^en 3:od^terfird(|en in bie
httif^oi Kolonien, namentlid^ 9lorbamerifa unb
Sii|halini. Suf (Srunb beS 3Beftminfter-93ef ennt-
mjfcS ^ ftd^ ber cabiniftif^e ^redbt|terianiSmu8
bcSgonien SrbfreifcS feit 1875 jufammengefd^Ioffen
in brr Alliance of the reformed Churcbes
holding the Ftesbyterian System. (!BgI.
Haiberington, The Histoxy of the West-
mineter Aaaembly, 4. ed., Edinburgh 1878;
«L9f.a.9Rjiaer 426-438.)
V. S>ie tietneren 6ecten bed ^rotePan-
tümus ^ben ftd^ Dielfad^ i^re eigenen ©Qmbole
geid)Qf{m unb er^eifd^en be^l^alb eine gefonberte
troi^g. — 1. tteber bie Srminioner
ober 3iemon|faranten unb beren f^mbolifd^ IBOd^et
f. b. «rt. 5lrmimu5. — 2. ®ic SKennonitcn,
^bfömmlinge ber SBiebertöufer (f. b. Srt. 3Rtnno
unb 9. $ron§, Urfpnmg, (Sntmtdlung unb @d^idl*
fale ber SKennoniten, 2. aufl., 5florben 1891),
offenbaren ebenfo tiefgebenbc Uncinigfcit in il^ren
Se^rmeinungen »ie reid)e aRannigfaltiglelt in
ildren @i;imboIfd^riften, Don benen leine ftd^ oll-
gemeine Geltung §u Derfc^affen t)ermo^te. 2)ie
ftugerft umfangrei^e f^mbolifd^e IHteratur ge»
todl^rt baS 9Ub trauriger Serfplitterung unb
rafi^er 93erönberlid^!eit. ißon ben }a^Ireid^en Son-
feffionSfd^riften Derbienen Srmö|nung: a. bie
um 1580 Don ^anS be Si^d unb fiubbert ©erritft
in 40 Strtileln abgefaßte Praecipuorom chri-
stianae fidei articulorom brevis confessio
(bei H. Schyn, Historia Mennonitanim,
Amstelod. 1723, 172 sqq.); b. bie Don ben
Dereinigten ^ömingem, ^riefen unb S)eutfd^n
1665 herausgegebene Sammlung Don fünf SBe«
fenntni^fd^riften unter bem Sammelnamen De
allgemeene Belijdenissen der vereenighde
Ylaemsche, Yriesche en Hoogduytsche
Doopgesinde Q^meynte, Amsterdam 1665;
baS toid^tigfte @tu(t bilbet mol^t bad fogen.
«^Oelgmeiglein" (ramus olivae, OfQf-Xacs)
Dom dolore 1629; c. baS aud 12 Slrtifern be-
fte]^etü)e „ßDangelifd^e ©laubenSbefenntni^ ber
Xaufgefinnten gu Sltona'' >jt)on ©erl^arb SRoofe,
9ta|eburg 1702. SInbere Sonfefftonen f. bei
(Suericfe 180 f., imb SBiner-iEmalb 35 f. d. Unter
ben Dielen mennonitifc^en ffateddiSmen ragt al§
ber f^mbolifd^ bebeutenbfte berDor Eort Onder-
wijs des christelichen Geloofs na de Belijde-
nissen der Doopgesinden, Derfa^t auf ®e^ei^
einer S^nobe ju ^mfterbam 1697 Don ben brei
mennonitifd^en Sinologen Sooregeft, iBeetS unb
@d^Qn unb na^ ber ©utbeigung ber S^nobe
ebenbort gebrudt. (Snbere ffated^iSmen f. u. % bei
Schyn, Hist. Menn. plenior deductio, Amste-
laed. 1729, 361 sqq.) — Ueber bie älteren 9lna-
baptiften unb i^re Se^rfö^e f. b. 9rt. SBtebertöuf er.
S)ie neueren 9a|)tiften (f. b. 9rt.) in Snglanb unb
!Rorbamerifa , meldte man au^ gu ben Zauf-
gefmnten red^net, fteUen feine confeffioneSe Cinl^eit
mel^r bar, feit fie fid^ in ®eneral- unb $articular-
ba))tiften unb biefe mieber in Diele Heinere @onber*
gemeinfd^aften jerfplittert boben. 2)aS @IaubenS-
befenntni^ ber !ßarticularba))tiften Don 1689 be-
fielet aus 32 ffapiteln, baS ber @eneralba))tiften
Don 1691 aus 27 jfa))iteln; bribe ftnb mitgetbeilt
in ®. SB. merti, Ueber ben Suftanb ber Sleligion
unb SBiffeufd^aft in ©ro^britannien IV, ^n-
noDer 1754, 1245 ff.; ältere Sefenntniffe f. bei
Th. Crosby, History of the English Baptists,
London 1738—1740, 4 vols. — 3. Sie So-
cinianer (f. b. 9lrt.) ober „^Polnifd^en SSrüber"
Denoerfen jmar (mit alleiniger ^uSnal^me bed
apoftolifd^en ©QmboIumS) aOe binbenben S^m*
bolfd^riften im [trengen @inne, berufen ftd^ aber
tro^bem auf angefel^ene IBüd^er il^er ^rtei, benen
1067 S^meon in ber ((. S^^ift — S^m^on, SRagißer u. 2ogot$eL IM
Hf f^mborartige ^udorität beimelfm. 3u biefen ge-
hört: a. btr9{atauerfiatec^tdmuS in ferner
bopiKlten @ejlalt alS „ftleiner ffate^iSmuS jur
Uebung ber ffinber in bem d^riftli^en Öottet-
bienft", Kafau 1605, unb aI3 „&xo^i itattd^i^
mvA". 3er Ie|tere ftü^ fic^ auf snei fate(^tif(^e
Vorarbeiten, nömlici^ auf bte oon @eorg €<^o^
mann Derfa^te Catechesis et confessio fidei
coetus per Poloniam congregati, Raco-
Tiae 1574, unb in^befonbere auf bie Don gfauftuS
Sonmi§ binterlaffene, aber unDoIIenbete Ghri-
Btianae religionis brevissima institutio per
intezTOgationes et responsionefi. ^uf ber
(Srunblage biefe§ 9)latenal3 unb unter ^on-
jie^ung anbenr Sd^riftcn beS Socinu$ orrfaBten
nun ber focintanifc^e ^rebiger Valentin Sd^mal)
unb ber polnifc^e ßbelmonn Ipieron^muS 9}^o^co«
rooiuS ben „@roBen 9tafauer fiatet^iämud", ber
1605 po(nif(^, 1608 beutjc^ unb 1609 lateinifc^
^rau§fam. Sie lateinifd^ ^u3gabe nibmete
9?o^orooiu8 in befonbcrer Sebication bem ftö>
nig 3acob L t)on Snglanb, toaS aber ntc^t der'
(inberte, baB ba§ englijc^ ^rlament ba§ SArift«
ftüd loegen ber barin ent^Itenen antitrinitarifc^en
Srrtpmer öffentlich 5u oerbrennen befahl. 3n ber
golge oftmals mie^eraufgelegt, lourbe ber (SroBe
$ate(^i§mu§ neu herausgegeben, numerirt unb
^ugleic^ niöerlegt oon CeDer, S^^nffurt unb
Seip^ig 17o9. 3n ac^t Sedionen banbdt ber
fiatecbiSmuS uon ber ^ibe(, oom OeilSroeg, Don ber
@otte§erfenntniB, Don ber ^^^crVn unb bem $ro-
p^tent^um 6 ^rifti, Dom ftönigt^um, Dom ^riefter»
t^um unD Don ber fiirc^e G^rifti (^u§fü^rlict;e
^nal^fe bei $b. (Mmact, Sogmengefi^i^te III,
greiburg 1390, 66S ff.) — b. Von ben forinia-
nifd;en CsJIaubenrbefenntniffen Dcrfdjoffte \i<b fum-
boIartigeS *3lnfeben Vit Don SonaS 3<ibli(6ting
DerfaBte SrläuterungSfcbnft 5um oDoftolticben
Spmbolum : Confessio fidei christianae edita
nomine ecclesiarum, quae in Polonia unum
Deum et Fiiium ejus unigenitum J. Chr. et
Spiritum S. corde sancto profitentur, s. 1.
1642; neben einer franpufcfien eri^i^i 1046
eine fc^r iilten getrorbene pclniiAe ^uSgabe,
toclifre auf ö3ebfiB ^eS 4?olnifdien 3leic^4tagc4 Durdj
ben 2d)imrii::: auf ^em Sdiciteröaufen Der*
bräunt trur^e. — c. Tic in ber berühmten Biblio-
theca Fratrum Folouonim» quos Unitarios
Tocant, Irenopoli 1656. gefamrnelrcn 3djrinen
ber üngeKb:ii'':eu fcciiüoiüfAcn Hbeologen erfreuen
ficb fben»aLl5 ^nlüliiDmbcIi'rf3cr ^Jluctoritdt. Xü?
toicbricie 3ar:!melirerf emtält fdmmtliie 3c*:rinen
Don iniiimii Socinu*, bie bogmatiid)»ereafti'*en
3iVr!e Don 3. Ifrett, *l^a''tcr unb Sector ;"u «lufau,
ioirii* tbcDloJiiidje -Iraciate Don 3. 9?ö:fcl. JcncS
^Altiirir.^ unb 5?i:^!r:,ii 'i'ol30i;cn «b. b. [YU'iierr
ron larcn'flbi ; gi-fr. it.i:iS). 'JuM'^;^eI•.^l■LrvJA?II
Socir.i-.^:*.:: haben i'^zax uuitiir:\teri Vetrbeariff.
ber ni:i bem altern 3L\-inijnir:mi-3 nidir gan^
übe:ein»':i:rinit. ni.^:r.":.;.\:t in be: Summa uni-
versae theolog iao cltristianae secumium üni-
1
tarios, Clansenb. 1787. — 4. fBaßfi^k
Cuöfer unb i^rer fpmbolortigen Sn^s |l i
^rtt go£ unb VardoQ; nber bie Snxiiai»
gioner f. b. 9rt ; über bie SrDingiancrinbfn»
^uter j. b. 91rtt 3rDtng unb 3in)ciiDcd dj^
nod) auBer ben im 9rt €pmbolit gaiii
SSerfen PL Schaff, Bibliothect tpäiä
ecclesiae aniversalia: The CreedsofU
stendom with a Histoiy and critieillfal^
5. ed, New York 1887 ff., 3 Tols.) [W
$f«eM in ber ^eiligen 64ti|t,(
€imeon.
$9nfra, 9iame mehrerer ^erfonn, \ki^
tiger Simon (f. b. SrL) ^^en.
$9»m Don ^nrl^am (DmMtaail
0. S. B., englifcj^r (Sefc^id^tf^RiiKiai^
erften ^I^e beS 12. So^r^nbertS, u94
unb $orfänger an @t Sut^beit ji hiß
l'iterarifd) ^t er fid^ einen 92amen geoH^i^
folgcnbe Sänften : Epistola ad HagoiMüfr
canum Eboracensem de arehiepiscopiill
raci (Dom Saläre 627—735, reip. 796j*
gebntdt u. a. in Symeonis mouadd
omnia I , ed. Th. Arnold , London II
222— 22S); Historia de regibus
et Danonim libri 11 (Don 616—1129;
Opp. omnia II, Lond. 1885, 3— 28S),fll
felbüänbige Kompilation , fortgefe^ m
bi§ 1154 Don So^n Don ^e^boni (geJLMtl
Hist. Dunelmensis ecclesiae libri IV
3ü^re 635—1096 ; in Opp. I, 17-185)l
meonftarbna41129. ($gI.$ottM^,BilL
U,2.'auiL »erlin 1896, 1021.) [SobIO;
^vniera ber C^efpc^ap, f.Sefrtfli"
1960 f.
^vncra, Sifd^of Don Serufaleii^
mon, ob. 307 f.
^nmtan^ 3){agifter unb Sogotiet,
befanht unb benitd bejubelt unter iciii
namen !)Retap^rafted, ift feitllbjiaiN
9lrtifelS @egenftanb genauerer goif^inyi
mefen, burd^ loel^ über ferne SAta^
idirinfteüerifdie 3:bäHg!eit tDi(titige fmff
^age gcforbert U}urben; bod^ finbno4
ecbn?ierigfeiten, bie {ic^ anbiefen92flnei
übertDunben. SpmeonS SebenSjett tam
mit 3id)er]^it in bie jmeite ^fte bei IIL
bunben§ ange)e|^ merben. Ser äitt
inic^ael ^feEuS )ufoIge (Migne, PP.gr.''
1S4— 200) mürbe er in 6onfiantino|ie(
unb lebte in b^tDorragenber @tettuiH| ■
lidien iöofe imterffonftantinoS$o
1912—959) unb beffen nac^jlen
l^iid)ael ^fellud unb onbere b^jantinfti ^,
teller fiireiben i^m eine Sammlmig •■■'
ti)rer> unb ("^eiligenlegenben )u, bie itfpj
numi (gippbmano ; f. b. Art) feiw jj
rbiftben «Sammlung in lateinHÄer 0M|
einoerleibte. $on Sipomani 9indA IjfJ'-
metQpbraftifdSKn Sejte über in bie SinB*B
auriu§ (f. b. «it). aergrieAiWeSqi*^
m
1^
1069
St^meon bei iüngere Xl^eologe.
1070
luerfl in bcr mdgStgcit^M^en SBeorBeihing Don
fgajrioiSaiibod m feinem Nioc icapdUiao^, SBe*
a^ l$4l, iinb tm Niov IxXöymv, SSenebig
1679. (ünc neue SuSgabe Dcronftoltete Sßigne
(PP. gr. GXIY^CXVI) unter ^nanfugung M
ffi(4(ji|en tldestcS fSr bie meifien Xeste, bie bei
hmjA wob in bcn AeU Sanotomm bem SReto«
)i|mM {iigef^rifben ttutben (t)gl. ffnimbod^et,
<ief4. bcr b^gent. Sitexotur, 2. 9tuf[., ÜRün^en
1997^ aOO— 203). Siefe VuSgoben finb aber
jir Me 8ienntni| bet eigentlld^n Segenbenfamm-
hag bet9Kelo|ibcafien unbrauchbar, »eil {ie einer
fblibm (Brunbkige entbehren; festere fonnte erß
tot^ baS 6tiibittm ber l^onbfii^nftlid^ lieber-
fofnnmg ber grie^if^ fiogiogmpl^ie gef^affen
iDcckn, tt)d(l^ soei gro|e Serien Don b^gio«
(ttpbij<^ 6onmiIungcn (fogen. üJlenoIogien ;
ogL b. Sri. Stenotogium) imb borunter eine al8
Mc fflcta^^ftifd^ nod^nne« (t)gl. ^. (Sl^tbotb,
SDie Scgcnbenfonimf ung beS @^eon 9Retap]^rofte8
unb ibr urflirfingli^ Sefianb, in b. Seftf^rift
|ffln llOOjftbtigen SubOäum beS beutfd^en (Sximpo
6atitD in Slom, 9reiburg 1897, 46—82; S)erf.,
gotfi^ngen giir ^giogro)»]^ ber gried^ifd^n
ftii^e, in b. »5mif(ben Cnortalfd^rift XI [1897],
67—205 ; S)erf., 6qmeon S}teto))brofte8 unb bie
muf^tffbe ^gtogra)>)^ie, ebb. 581—563; [H.
Delclum J Lei m^ologes grecs, in b. Anal
BoDani XVI [1897], 311—329). ^iemad^
mjfiUbt bie €kxmmtttng beS äßetapl^aften ttm
148—160, bantnter 22 gried^itfcb nod^i unebirte
ti{tt Sie bejiel^ ^S) ouf 3Rarti;irer unb ^ei-
lige bcr gried|af4en ktxtä^ unb tsaren ur{))rüng-
041 nad^ ben 9Ronatcn unb Sagen georbnet, an
vd^en bie Sfej|[e ber betreffenben Eiligen gefeiert
mnben. 9m Strogen unb ®an}en finb ed nur
Sfotlettungen (9leto))]Mm) älterer Seste, loeld^
bt(SorIogcn€9meonSbiu»eten. gfüt bie »eiteren
VitSfü^nmgen mu| auf bie ongegebenen Slbbanb«
Imgai bingen>t^en »erben; eine abfd^Iie|enbe
tttttfifu^ung aber bie Segenbenfammlung bed
ndapbaften unb beren Sorlagen fo»ie über bie
lüeun bogiograp^fcben Sammlungen ber grie«
4i|4(n Air^e ift in S^rbaeitung. — Unter bem
Samen ein(6 St^meon SRogifier unb Sogotl^eted
liegt ^bfdbriftfi^ eine b^gantinifd^ C^onü bor,
bccmOerfoner fe^r UKtl^d^^tid^ mit bem ÜReta-
#aPen ibentif^ ift (ogt ihumbod^er 868—361).
t)ic{e iH^te (B^ronif i^ oerfd^ieben ton einer on-
bem e^ron«, meld^ t^Itoeife non gfr. Combefid
(Bcriptorea poat Tbeophanem, Paris. 1686,
401—498) unter bem 9tamen beS St^meon 9Ra«
tiPer unb fogotbet Derbffentlid^t ttutbe unb non
ba is bol Sonner Corpus ber b^^ontinifd^en @e-
f^i^tfibtetber (Theophanes continuatus, ed.
Bekker, Bomae 1828, 608—760) unb in
W/pei PP. gr. dX, 668—822, fiberging.
«oSjifinUge Si^er^ett Aber bie SbentUftt befi
^cgiognp^ unb beS Qkfc^id^tfd^reiberS fann
Botüdid^ ccf} bie Suteabe ber ödsten Sl^ronil
kmipL <Bne briite St^ft canonifiifd^en 3n"
I^M, eine Epitome canonum (Migne, PP.gr.
CXIV, 236—292), mu^ aud^ bem SReto-
Pbtoften 3ugefd^rieben merben, faUd eine fritifd^e
SuSgobe biefer trodten aufge^äblten cononifd^en
Seftimmungen Uon ben Slpoftolifd^en (SononeS
bid )um XruHanum bie Sutl^ettung an S^meon
aRagifler unb Sogotl^t red^tferttgt. S>ae9l&mßd|e
gilt ton mA Sammlungen et^ifd^er Sudjprfid^e
au6 ben SBerfen beS ifi. SafUiuS beS ®ro^
(Migne, PP. gr. XXXH, 1116—1381) unb
aus ben 6omiIien 9){acariud' beS 9eg^|)ter6
(Migne, PP. gr. XXXIV, 841—965). 3>er
literorifd^e 9lad^Ia^ S^meonS umfo|t enblid^
einige geifUid^ Steben unb £ieber (eined berfelben
berauSgegeben uon SreDed mit beutfd^er liebet"
fe^ung in b. Stimmen au8 SRario-Saad^ XLVI
[1894], 529 ff.), ©ebete unb Se^rgebid^ (tbeil-
toeife bei Mgne, PP. gr. CXIV, 209—225) ;
aud^ eine Siebe auf bie beilige äungfrau (beraud-
gegeben Don 9R. @ebeon in ber 3eitfd^rift EioiXv)-
maanx^ 'AXtjeeia HI [1882/83], 209—215.
229 — ^234) mirb il^m in meisteren ^anbfd^ften
jugefd^rieben; Slnbered ift nod^ unebirt. 9iod^
)u ertoa^en jtnb 9 99riefe (Migne ib. 228 ad
236), bie letber unfere j?enntniffe bon feinen
SebenSberl^öItniffen nid^t erweitern. 3n ber 93or»
anSfe|ung, ba^ alle bief e Sd^ften bemfelben Ser«
faffer gel^ören, toirb man nid^t in 96rebe ^Qen
ßnnen, ba| S^meon im com)){Iatorifd^cn Seit«
alter bed IfonftantinoS ^or))bt^rDgennetod eine bep-
bonagenbe SteOe einnimmt. [91. C^b^b^-]
§nmi9n ber jüngere 3:b^oI^g^(^^^<>c
deoX67oc), fo benannt gum Unterfd^iebe bon S9-
meon bem jungem Styliten, l^erüorragenber grie>
d(|ifd^er SR^ftifer, mürbe in ^ßa))bIagonien in ber
smeiten ^dtfte beS 10. 3abr]^unbert6 geboren.
9lad^bem er am faiferlid^en ^ofe baS 9mt eines
SfKttl^arDfubifuIarioS belleibet l^atte, trat er in
baS berubmte ftlofter Stubion ein unb marb
l^ier burd^ S^meon StubiteS in bie ÜR^ftif ein-
geffl]^. Sr mu^e aber auS bem StubionBofter
austreten unb manbte fid^ )um StamaSSofter,
}u beffen Slbt er balb getDä|lt mürbe unb baS
er als fold^er )u neuer Sliite brad^e. ^ier bilbete
er feine mbfHfd^ X^eorien ouS, bie il^n neben
SticoIauS JfabafilaS (f. b. 9rt.) alS ben größten
SR^ftifer ber gried^fd^en ffird^e erfd^einen la^en.
Seine eigenartige Suffaffung berfd^affte il^m Diele
SBemunberer uiö) SInbönger, aber aud^ einffu^-
reid^e ^einbe, unb bieje ffil^rten feine geitmeUige
SBerbannung nad^ SbtpfopoIiS l^erbeL S^meon
(el^e aber balb gurfidt, erboute baS JFIofter ber
1^1. SRarina, mo er fortan unbebe&igt miilen
fonnte, unb ^arb in ber erften^Ifte beS 11. SND^r-
l^unbertS. Seine gol^Ireid^en &d^riften ftnb nod^
Sebr menig befannt. Seo SlatiuS (Diatriba de
Symeonuni soriptis, Paris. 1664, 151 — 178)
gtbt bie Sitel bon 79 abbanblungen an, bon
benen ber allergrö|te Xb^U nod^ unebirt ift.
3. ^ontanuS pmidüt )u Sngolftabt 1608 eine
SuSmal^l feiner Sd^riften, bie mit einigen 3ttfS|en
1071
@9n^on StJ^litti, bet H
mit
W SDWgne (PP. gr. CXX, 287—712) obgebrudt
ift Sarunter ragen befonberS ^or 33 Xebm
wölb 228 Capita practica et theologica, tuorin
ein ^(eS Sbeal fttüic^er IBoQfommen^eit ent-
nidelt unb beffen ßrftnbung Don ben 3uböi^tm
einbringltdb Derlangt nirb ; fte enthalten eine Keibe
etgent^ümlid^ Se^ren, bie ^ontanud bur^ toül>
!ürlid||e Snterpretation ju eliminiren fudite. D2o(^
bemerfenSiDert^ ift Spmeond €(brift Oi epcutsc
Tu»v dstcuv u{&va>v, eine Don 3ac. $ontanu§ nur
in lotetnijd^er Ueberfe^ung (Divinomm amonun
liber singularis) gebotene Sammlung oon $ro|a>
ftücfen unb ^^mnen über biefeS (Srunbtbema aller
9Rqfti(er, bie Don ben b^jontinifc^en Sbeologen
febr bo4 %^WV^ tmirbe. Siefe Schrift fteüt
€pmeon ebenbürtig neben bie beften 9Rp[tifer beS
abenblonbijd^ !DütteIaIter§. IDMt bem originell-
ften unter ben beutjc^cn 9}l9[tifem, !Dteifter ßd-
bart (). b. 9rt.)/ b^t er eine pantbeiftrenbe Senben)
gemeinfam, bie aud^ bei $ontanu^ öftere b^rDor-
tritt, obgleicb biej'er Diele anftoßige «Stellen toeg*
getanen bot. SBie bie griecbijcben 9RQftifer über*
baupt, {(blie|t aucb Spmeon ficb innig an bie Si-
turgie an, beren Srflarjng er einige ^bbanblungen
uribmete. 6r tämp\t gegen bie $eräugerli^ung
bed (brijllicben SebenS, erblidt aber in ben öuBeren
§r5mmigfeit§übungen nlatiD mertbDoUe 9}IitteI,
um jur n^abren IBoUfommenbcit, bie in ber Siebe
)u ®ott unb 5U bem 9lädbften gipfle, )u ge>
langen. 6ine erfcböpfenbe @barafteriftif feiner
^Dhiftif iDirb erfl möglid^ fein, loenu einmal feine
Sebriften in einer guten Ausgabe Dorliegen. Sie
^ibjcbriften berfelben fmb Diel jablreicber al8
i|re ^uf^äblung bei |$abriciu§*Jparle^ (Biblioth.
gr. XI, 302—320) eS Dermutben lie^e. $on
einer fiebenSbefcbreibung S^meon^, bie fd^on balb
no(b feinem Sobe Derfagt »urbe, liegen audb nur
eine Snbalt^ngabe Don §r. Combefl« (bei Migne,
PP. gr. CLII, 260—270) unb einige ^u§5Üge,
bie Sombefi^ in fein Auctariom novissim. U,
Paris. 1672, 119—129, aufnafcm, gebnirft Dor.
Scbon ie^t aber la^t fid^ conftatiren. Dag Snmeon
einer ber ^belften in ber (Semeinfcbaft ber Sieb«
baber @otte^ mar, melcbe ber SBerfaQ bed drbifdben
jur Setrad;tung be^ ^migen anregte, unb toelcbe
binter ber aufeem 6rf(beinung bus SBefenbafte
fucbten. 3n ber traurigften ^eriobe beS bp^an-
tinifcben 9ieid^e3 umfaßte bieg Sgmeon mit
glübenber gmpfinbung unb prebigte e4 einbring-
ixä^ feinen 3citgnu)ffen al$ ^rfa{i für ben man-
gelnben (Slan) beS irbif^en Seben4. i$gl. ffrum-
bacber, @ef(bi(bte ber bn^ant. Siteratur, 2. "JAufl.,
JRüncben 1897, 152— IM.) [^;!l. (Jbrborb.]
^^mtpn ^tifRtts^ ber bl., 5um Unterf^iebe
Don einem glei^namigen fpätem Stniiten ber
altere jubenannt, ber ^egrünber beS Stpliten-
toefenS (f. b. ^rt. StDliten), mar gegen (?nbe beö
4. SabrbunbertS (Stoifcben 3SS unb '^91) 5U Si§
(Sifan, Sefan) an ber ©renje jroijdicn ßilicicn
unb ber fDrifd)en Sanbfdiaft ^Drrbaftica geboren
unb Derlebte feine jtinbcrjabre abgefdiieben Don ber
SBelt als ^üin ber eficrfiäa ^efea Bi;
etma 14äabre olt, an einem Smaftübi
befutbte, marb er gleicb bentLSiBÄ^
9rt. I, 987) bur4 bo8 «sbgmcsBHilMi
}um Streben no^ ber c^rinfii!^ Sofflani^
angeregt, ^immyfftbf fflffitbti iiiniwiffi^fc
ftörften ibn in feinem Scnxfe. SaiilHlii
Don Xeleba, in DMicbed er ^am eiiyta^
übrigen 9)l5n(be feinen gon) iiitiiiriljijuft
betS- unb SbtbbtungSeif er inibt otzagi I
unb ibm begmegen ben 9nN^ Ml
(am er nod^ beiläufig sebniö^ngn IMtl
na(b Xelnef(be (XelonißuS), cim SUtabj
(Sebiete Don Sntiod^ia amSiii^^l
er balb für loeite iheife bo tbö^
(briftlid^en ©laubenS unb ibnttUJs
mürbe. Sie gebn ergenSobre inidsiKtl
er no(b nid^t auf ۊulen , fonben dl
(f. b. 9(rt. Snclufen unb Rednkn) i^
engen Saume in ®ebet unb bem ftrcngkij
SU. Um biefen ^a^ mar ibm eine SSonhii
morben, ein trodened, bacblofeS (SnuBi
Steinen. ®ottgefanbte(Erfcbeimmgnter
ibn bie augerorbentlidbe SebenSDeife, ■#(
fp&ter begann; bie SiSigung berf^
burcb bie ftetd aufföaigere @obe, SSote
mirfen. Um baS 3abr 423 n. Cbi. fof >'
Seben auf einer @aule an, iitoi a
7 ^afjm auf Heineren Söulen, 30 3a|Br
aber auf ber gro^ berübmten 6flik
40 6IIen flanb. 3m ©anjen lebte er ol^ iil
nef^e 47 ^af)xt, unb barunter 87 3q^
Stplite. SBon feiner Säule au8entfaltili<
eine au|erorbentIi(be SBirIfamfeit, imb bs<
folg, tüelcben feine ^rebigten unter ^
lieben Umfiönben auf bie juflrömabe
machten, lögt bod Stplitenlebm all eine ii
ber göttficben Sorfebung gelegene
fd^einen, mag eS oucb unter ben fpotmi
(f. b. %rt.) mancberlei QRiBbräud^e gejeiti|^l
ClJtöbler, (Sef^i^te befi aßöncbtbumSiL^il,)
ben ®ef . Scbriften unb ^uffäifen ü,
1840, 222 f.). 9» ^ibenbelebrer, ¥ed)qB|
bie jablloS b^beiftrömenben SKaj^, ^ " '
ftifter bei Streitigfeiten, SniDoIt ber T
Reifer ber %otbIeibenben ieber 9rt wjri
ermübUcb angeftrengt ©onje Stöimne
$erfer, Sberier u. f. m.) entfagten bei fein
bem ®ö|enbienfte. SBoS Dxubfamen CifBli
er für bie Sittlicbfeit umliegenber Qmük
für bie 9ufre4|tbaltung ber ortbobo^en Uß-^
bemirfte eine Wenge ber ouff oüenblki f
rungen Dom Safier )ur Xugenb. 9ä| ii
gelegenbeiten ber ganjenlKr^e ttxirbf'^*'
'Anf prud^ genommen, g. 9. megen brt 1
Sbolcebon; ba| jur SBerurtbeilung bcf
bie orientaliftben SSif^öfe bem b^ ^M^
^leranbrien unb bem Soncil Don tf^
I angefd()lo{fen , iDor gro^entbeilS bem itft
: Säulenfieber }u Derbonfen. So DerlAc 69f
feine Sage in beftönbiger liebcDofler VfH
I07S
69ineDn t)on Xl^effalonid^ — S^meon Don Xtier, ber 1^1. 1074
pic Siibetc anb detbanb bümtt bie fiete Uebung
M eifrigflai (Sebetfd tmb ber ^lelbenmüt^igften
ingenbcn. CrftaunUd^ tfl bie 9Renge bet großen
Suaber^ bie ber fyxt burd^ il^n roidtt ; an'8 Un»
glffliMtd^ grenjenb feine 9lot5btung tmb bie
bctotf^e eAvJb unb Sicmbl^ftiefeit bei fort-
^t^m duneren unb inneren Seiben unb ftSuipf en.
Itit Sf((t nennt man il^ ba]^ einen mal^^aft
([co|m Sbum, eine l^öd^fi e^urbige Srfd^einung,
wä mä^ X^borei§ Semerfung ,,bie Don @pöt-
lfm Joäffilfitt @äule fo großen 9luj^n ergol''.
Sd4 einem tugeiib« unb f egendreic^en Seben ftarb
brr (L 6Qmeon, beiläufig 70 Sa^re alt, im 3.
4o9 IL üifu om 2. September, an einem SRitt-
xo9SfL f^ft f eierliil unb giftngenb mor ber 3ug,
m loel^cm bie Seiii^, nod^bem fie Dier Zage lang
her i jjentüifieii Sere^rung oudgefteUt getoefen mar,
iu4 9ntio(9ia gebrad^t unb bort in ber ^aupt-
fin^ betgefe^t mürbe. — OueOen für bie @e-
iiti^te e^mcond be8 Styliten fmb eine furge
Siopopbt^ ^on feinem @d^uler Antonius (ab-
^nidt in ben AA. 88. BolL Jan. I, 264 sqq.),
dne (dngere Sebendbefd^ii ibung feines S^itgenofjen,
M ^[SsettQtetd Cofimad Don Ißl^anir (bei Aase-
ouu, Act. mart orient. et occid. n, Born.
1748, 268 Bqq.) unb ber Serid^t bed Xl^eoboret
ooa (^ruS (Hist rel. 26); auS il^nen fd^öpften
dbxigriud (Hist eecL 1, 13 sq., bamit überein*
jümmenb Nicepb. GaQ. Hiet. eccl. 14, 51)
unb e^meon aßetop^rafled (f. AA. SS. 1. o. I,
274 6qq., bei Higne, PP.gr. GXIY, 835 sqq.).
6tne metrif^c Sobrebe auf ben bl. @9meon Der-
ja|te 3<^cob Don @arug (abgebrudtt bei Assemani
L 0. n, 230 sqq.). (93gL Ubtemann, @Qmeon,
bei ctjh Saulenl^ige, in äOgenS 3cUfd^r. für
6$. Z^oL 1845, 8^ 8 ff.; 3tngerle, geben unb
SBitfrn bed 1^ Sl^meon StQliteS, 3nnSbr. 1855.
Sonfltge Siterotur f. bei Cheyalier, Bep. unb
Soppl. B. y.) [3ingerle 0. 8. B.]
^ftuam DonZb^ffalonid^, berDorragen-
bs griec^ij^f^idmatijd^er %fitolo%t aud bem ^n-
jonor beS 1 5. SabrbunbertS, mar Don 141 0—1429
&)bi{il^of ber ^iöcefe Slb^^^on^ nt SRacebonien.
Uf ber {eine SebenSDerbättnijfe ift fonft foft nid^tS
UtamL Sud feinem bogmatifd^-Iiturgifd^en ^upt-
IDClfe (Aia^orroc xatä iracruSv xcuv aipe^ecuv xal
Hfl tik (tOVT]C ffUTTECOC XOU ScOT^pOC 7))X(5v
lijfTOü Apirrou , Ta»v Upcuv reXeTcuv te xal }tu-
m^^ «tf'/niiv t^« lxxXT)<r(ac) erflel^t man, ba^
a )u ben (Segnem ber Union mit Korn geb&rte ;
m bcm erjicn ^^fengefcl^ic^tlid^en Xb^ile beS S)ia-
boß mtrb ndtnli^ f<^^ gtgen bie Sateiner als
bittßln ))oIemifirt, nomentlid^ in ben Rapp. 19
biä 23, fomte 32. einige Stonate nad^ S^meonS
tobe eroberte euttan SDlurob n. bie @tabt Xbef«
Idonu^ (1480). Sine SuSgabe ber meiften
Soften bed ^jbifd^ofd er{4|ien auf Seranlaf*
iimg bef $atriard^ S)ojit^eu8 jbon ^erufalem
1683 }n 3a{f9 in ber 9RoIbatt ; einen Sbbrud ber*
idben bietet Migne, PP. gr. (3LV. (9}gl. bie
Iftgoben Don 8eo SHatiuS unb gdbriciuS bei
Migne 1. c. 9 sqq. SBeitere Siteratur f. bei
ffrumbad^er, ©efd^. ber b9)ant. Siteratur, 2. Sujl,
aRüncben 1897, 113.) [®om8 0. 8. B.]
$9meoiiDonXrier, ber 1^1., Steclufe in
bem SUmertbore (Porta nigra) }u Xrier, mar
)u @|^racu8 auf @icilieu geboren unb b^tte feine
miflenfd^aftlid^e SuSbilbung ju Sonftantinopel er-
balten. Sieben 3abre lebte er }u Serufalem, mo
er ftd^ ben pilgern al8 fjfül^rer }u ben {^eiligen
Orten bed gelobten Sanbed mibmete. 93ebeutenbe
Sprad^fenntniffe (er mar bed SegQpti{(ben, Sra-
bifcben, St^rifc^en, ®ried^ifd^en unb Sateinifd^en
mfi(^tig) befäbigten ibn Doqüglid^ ba)u. @eine
Steigung )um (Einfieblerleben fübrte ibn aa bad
Ufer bed 3orban )U einem im Stufe ber £»eUigfeit
ftel^ben Steclufen, ber il^ jebod^ nad; einiger
3eit beimlid^ Derlie|. @9meon fud^te barauf feine
meitere adcetifd^e ^ilbung im ftlofter ber aUer-
feligften Jungfrau ju Setblel^m, mo er }um
S)iacon gemeint mürbe, uitb in einem smeiten
fflojter am f^u^e bed Serged @inaL 93om %bte bie-
f ed ff lofterd na^ bem ndrblid^en grantreid^ gef <^iilt,
um Wmofen Don Stid^arb n., bem ©rufen ber
9tormanbie, abjubolen, lernte er }u 9ntiod^ien
in Serien gmei Iotbringifd(|e %ebte, Stid^arb Don
@t. Ißanned bei SBerbun unb Sbermein Don
@t. Martin bei Xrier, fennen, meldte auf einer
$ilgerfabrt nad^ bem b^Uifi^n Sanbe begriffen
maren. 9Rit il^nen )og er nad^ bem Slbenblanbe
unb ^itü fidb löngere St\i bei feinem greunbe
ebermein auf, bid er ben Srgbifd^of $o|)|)o Don
Xrier auf feiner ^ilgeneife nad^ bem f^tüxffxi
Sanbe begleitete. Stma im 3. 1028 jurüdtgelebrt,
Iie| er ftd^ Don ^o))))o bad Slbmertbor an ber
9torbfeite ber @tabt Xrier ald SBobnung anmeifen;
er lebte bort ald äteclufe bid )u feinem Zobe am
1. 3nni 1035 unb fanb bafelbft aud^ feine
©rabftätte, mie er ed gemünfd^t b^tte. Soifixtxä)t
SBunber, meldte an feinem (grabe gefd^aben,
gaben bie 93eranlaffung, ba| Sr^bifd^of ^oppo
bad Stömertbor du einer S)o))))enir^e ummanbelte,
ein eanonicatftift an berfelben einrid^tete unb ju-
le^t fid^ fein ®rab an ber @eite feined b^iligen
gfreunbed möblte. 2)ad „S^meondftift" }eid^nete
pd^ in ben folgenben Sabrl^unberten burd^ eine
gro^e 3abl bebeutenber ©elel^rten aud, bid @tift
unb ffircle ber franjöfifd^en SteDoIution }um
0)}fer pelen. 9tad^bem bad erftere 1802 auf-
gehoben unb feine @üter föcularifirt morbeu
maren, gab 3lapoUon I. 1804 ben ^efel^I, auä)
bie ffird^e gu entfernen, fo ba^ ie|t nur mel^ bie
gemaltigen SRauem bed atten SRömertl^ored in
büfterer Oröfee emporragen. — 3m 3. 1400
mürbe bad ®rab bed bt- @9meon geöffnet unb
ein neiner %f^t\i ber Steliquien erboben ; ber Sieft
mürbe 1803 nad^ ber ^fanfird^e sum bl- ®erDa-
flud fibertragen. 91Id bftbared Ueberbleibfel bed
bl. @k)meon mirb in ber @d^a^!ammer bed Xrierer
3)omed ein gried^ifd^ gef^riebener (Sobe; ge}eigt,
ein Sedionarium ber gried^ifd^en ffird^e, bad ber
^eilige mit eigener ^anb gef(^eben b^ben fol
1075
G^tnntQ^ianet — SQmmod^ufi, ber I^L
Sinen ßebebollen Siogropl^en fanb et an feinem |
gfreunbe, bem genannten ^6te ebermein Don'
©t. TOarlin. (Sgl. AA. SS. BolL Jun. I,
87 sqq. ; 3RaT}^ @ef4 bed er}[tiftö Xrier II, 2,
Irier 1862, 74—101.) [9)iarj.]
^^mmai^iiittn:, 92ame smeier Secten au8 ber
att^rijtlid^en Seit. — 1. @9ntmad^ianer ]^t|en bei
^l^tlaftriuS (De haeresibus 68) ^nl^nger eineS
^öreftord^en ^atrtdud gu Stom, beffen (an-
fd^einenb gnoftifd^e) @ecte be]^au))tete, ber Seib beS
Wenfd^en ftamme nid^t Don @ott, fonbem Dom
Xeufel, unb fei balEl^r ouf aUe SQBeife gu Der-
ad^ten unb gu mi^braud^. Sinige ^ßatridaner
tnigen barum aud^ fein SBebenfen, ftd^ felbft bo8
Seben gu nel^men (Praedestinatus 1, 61). @pe-
cieE Don ben @pmmad^ianem toirb berid^tet, bap
fie baS ifingfte mxiä)t löugneten unb gfleifc^eSluft
prebigten. SBo^r fte i^ren Ütamen erl^atten, i|t
aus ^l^ilaftriuS, ber aQein Don ben alten @(^rift-
fteüem fte erwähnt, nic^t erfic^tlid^. — 2. S^m-
mad^ianer mürben aud^ iubend^riftltd^e (ebioni-
tifd^e) @ecttrer genannt, meldte bie ^aufe gmar
annahmen unb fi^ mid^ ben 92amen S^riften bei-
legten, aber Sl^riftuS für einen bloBen 9Renfd^en
hielten unb am jübifd^en ®cfe^ (^cfd^neibung,
Sabbat, gnt^altung Don ©ditoctncflcifd^ u, f. m.)
feftl^ielten. 3«r Seit beS 1^1. 5luguftinu8 beftanben
fte nur nod^ in geringer 3al^I fort (Contra Fau-
Btum Manichaeum 19, 18). 3^ren Flamen
l^Kitten fie mal^rfd^einlid^ Don bem ebionitifd^en
^ibclüberfe^ ©Qmmad^ud (Snbe be§ 2. 3a^r-
l^unbcrtä; f. b. 3(rt. Sibclüberfc Jungen II, 715),
toeld^er nadft ^ieron^mud (De vir. 111. 54) feine
änlel^re au(^ in einem Sommentar gum HJlattl^äuS-
eDangelium Dertrat. (^gl. ^ilgenfelb, ffe^rgefd^.
beg Urd^riftentl^umS, Seipgig 1884, 425. 440 f.
448.) [t^Iojj.]
^tfmmad^s, ber 1^1., $apfl (498—514),
flammte au3 ©arbinien unb fom als ipeibe nad^
Slom ; bort empfing er bie Saufe unb morb in
ben ßlcniS aufgenommen (Lib. Pontif. [f. u.]
I, 260. 268, not. 1). gr mar ©iacon (Theod.
Lect. [f. u.] 193), als er nod^ bem £obe ^Ina«
ftafiuS' II. am 22. 9looembcr 498 in ber Sateron-
fird^e gemä^It lourbe, unb marb fofort confccrirt.
9lad^ ber l^eiligen ^anblung, jebod} nod^ an bem-
felben Sage, er^ob eine mit §ilfe bi^gantiniff^en
®eIbeS Don bem einflu^reid)cn Senator geftuS
gebilbete Partei ben ^rd)ipre§bt)ter SaurentiuS
gum (Segenpapfte; Don biefem, gu meld)em nur
bie 9Kinber^cit ber 2Ba^r6cred(|tigten I)ielt, I)offten
bie faiferlid^ ©efinntcn, er merbe ba§ ^enotifon
(f. b. ?lrt.) Seno'ä beftätigen unb baburd^ bie
ffierbinbung mit S^gang erneuern. Vorläufig
niurbe bie ©paltung burc^ ein fd^icb§rid)tcr(ic^e§
Urt^eil be§ banmiigen fianbeSl^erm, bc§ ftönigS
Sbeoboridft beS ©rofeen (f. b. ?Irt.), beigelegt
(f. b. «rt. ^Qpflmal}! IX, 1443) ; ber ©egenpopft
untermarf fid), untergeic^netc auf ber Don ©pm«
mad()uS benifcncn großen römiid}en ©gnobc in
@t. ^eter baS bort befd^Ioffene SBa^Ibecret (1 . ^?ärg
499; f. IX, 1443) unb «4idi te
%ocera in (Eampanien. WA in Sn|Bi| M |
genbcn 3o^ (500) Xl^eoboru^ p
lid^ SBefud^ tmd^ 9tom fam, mdeffi
$ap)l, ©enot unb Soll fd^n Dor te
gru^t ; bemerfendmert^ ifl , ba| kr
^errfd^ fid^ guerft gur ^etaCfirile kgAU
am ®robe beS «poftelfürfkm »arit §^1
bad^t iDie ein ffat^Iif betete (Ahm^h.^
n. 65, in b. Mon. Genn. hist Asd
824). Seiber lourbe noc^ jneiiötrigEt!
Sfrü^jal^ 501 baS ©c^iSmo exneacrt; Nil
tinifd^ie gkirtei, bie auf eine (M^oildt
i^ren alten $Ian burd^gufü^, üffi tal
an, er 1^, ftott ha§ Ofterfeft mit ber .(
l^it" (cum universitate, b. L nrit kii
talen) am 22. ^pril gu ^ten, ba8|eb^
25. SRörg gefeiert. Um ben ^lidn __
l^rgufteüen , berief S^oboric^ bes %i^\
9)aDenna. 2)a bie Don geftuS geji|ik
too^I einfa^, ba^ bie ttnflage tocgpi lil
f cier für ftd^ allein feinen Szf olg (ohi
inbem @t)mmadS|u8 einfad^ be«
unter Seo L Derbefferten 84iö^gei CtUI
9lrt. Ofterfeierftrett IX, 1124 uübStarif
ber ©efeUfd^ft für öltere beutfd^
IX [1884], 101 ff. 105) gefolgt Mr,
gegen il^n bie meit fd^Iimmere lUif^Btt.
gbebruc^. S)iefeI6e hiar, »ie (Ut^ Ia|il
III, 215 f. gugibt, %bd^fi rod^^m^
begrünbet, unb ed ift begeid^nenb, boft te<
lid^e anftifter aller ber Säinen ii ^
bpgantinifd^e itaifer flnoftafiuS L, fit
ftantinopel bed bortigen ort^oboja
burd^ öldnlid^e ^Infd^ulbigungen gu
fud^te (^ergenröt^er , $(otiu8 I,
1867, 189). ©Qmmad^§ (atte auf Nr I
labung beS ftönigS bie Keife no^
getreten, um bort bie nöt^ige Suffläxnigl
^IS er aber gu Stimini Don ben nem "
ber fiaurentianer erful^r unb gugleüb
bog in einem förmlid^ $^ro^
Der^anbelt merben foQte, fe^ er
gunidt; toie 3>al^n Dermutl^^, toeil ff
bed $rincipd toiUen ber QknäfiÜcM
nigS nic^t untermerfen tooHte, gugieül
um ben ®egnem nid^t burd^ langn
()eit bie Agitation gu erleichtern,
langten inbeg in ber ©tabt bof
bemöd^tigten ftd^ ber meiften ftir^n,
be§ Sateran, unb gmongen ©pmnaM,
©t. ^^eter einsujd^liegeiL 3n i^
mä^Ierifd^, lic^n fte nunme^ bm^Ni'
ergebenen ^l^eil beiS römif^fen ßenl to|
auc^ ber SSerfc^leuberung befi "
fingen unb behaupteten, berfelbe fri iiM
S^erbred^enS gemö| einem SeacieDOBjv
(Mon. 1. c. Xn, 445 sqq.) bem Mf
DerfoHen. Sem ffonige oerlongten jk Ii
einer ©^nobe unb ougerbem SntfeiiMl
SJifitatord, ber Dorlaufig onSteOeM«!
107»
CQtnmacl^üfi, ber ](fL
1078
c{coininiinititten S^ntmo^^ni fttitgirfn foflc, unb
imr naminttic^ om bmmenbm Ofletf efte (Lib.
fonül I» 44 sq.). Z^boriiJ^ betoieS fid^, oEef
Mflgi ottS gfriebenStiebe, ben SBfiitfd^en ber Sott«
imtumcrmtrsutDillfS^rig. SnUbetSinberufimg
einä Conrill eiflöite fid^ on^ Spininad^uS efat-
Ktjkmben» Tiid^t bagegen mit ber Vufftellung
(M VifUototS; rin folget tourbe naä^ bama«
fucm 8nm^ enimeber an erlebigte ober an fold^e
MfOi gef^iOt, too bie 9Mt«&^tgIett beS SBi-
jÜjß m draoc ftotib (ogt b. Srt. 99omf(rtiuS I,
0b. n, 1081). 3:ro|bent befümmte ber Pdnig
bm 9ij(^ ^fMM Don «Ittno (ftird^en))rooin}
l^ia) pm Sffitator; biefer jeigte fid^ im
Sibet^ini^ mit ben SBetfungen beS ff önigS f d^on
Mb iK«^ feinet Vnhnft in SRom (tool^rfd^etnlid^
m Oflem 502) ol9 eifrigen fßorteigftnger ber
Siutintianer, S^\^ tme fpftter fein !tRetro))oIit
gincdlianu« Don Vqnileia. 5E)Qd Soncil trat
en^ 9Bo4<n nod^ bem Ofterfefie be8 3ol|re8
$03 in ber SafQifo beS^fteS ^uliuS (@. Waria
in InlteMre) jufommen. fluf il^rer Keife nad^
Jtimi (ottm bercild Sifd^öfe anS fitgurien, Keml-
Ikn tmb tßenetien gu HiaDemw bem ff 5nige er>
tUctt bo^ ein fold^ €onctt nur Dom $o)i^e be-
10^ veiben Chtne; )ubem gebe e8 lein Seifpiel,
boi ein f^ctf^ bem Urteile ber il^m Untergeorb-
8dm im^onben ^be (minorom subjaonisse
jodkio). Z^eobori^ (ntte borouf )ur 8eru]^igung
Der 9t^fe boS @d^lben Dorgejeigt , teorin
S^nmot^ ber Serufung ber S^nobe guftimmte
(Mon. L cXH, 427). Salb na^ (Eröffming ber
erjkn 6i|ung erfd^ien ber $apft, bezeugte nod^«
BulS, bo| bie ®9nobe mit feiner S^ftimmung
clttbenifen fei, unb erflärte ^ bereit^ auf bie
gegen i^ geri^eten ^nHagcn ju antworten, U)enn
{uDor ber Sifitaior entfernt unb il^m (bem $a))ft)
bie Mn ben @^i§mattftm befej^en ffird^en ju-
nkfgcgeBen mfirben. 2>{e 9Re|r^eit ber @9nobe
mietete bie| ffir biSig unb fd^idtte eine ®efanbt«
^(!^ nad^ XoDenna, ben ffönig um feine 3u-
fKsnmmg )u crfu^en. S)ief er Derlangte aber, ba|
incrjt bie VnBagen gegen ©qmmad^uS unterfud^t
DftiMn. Unter bem Sinbrudte biefed Sefd^eibeS
no^te bie SRe^^ ber f8\'i«fi\t ber MiSmatifd^en
ühnorltftt ein 3ugeftönbni| : fie lie| nflmlid^ )u,
tMf in ber (toeiten 6i|ung, bie am 1. @e|)tember
508 in ber SBafilifa be« Irrigen ffreujeS Don
3M<d(m (on(fi Basilioa BoBBoriana genannt)
edmttt nurbe, oie Snflagef d^rift ber Sourentioner
IBTlBerlefmig fem. Um fi^ felbß gu Dertl^eibigen,
MMH^ ber $a))fi, jje^ gum g^oriten 9Rale
bot oec @9nobe gu erfd^en. (Er tt)urbe (ebod^
unttnMgS mm ben Saurentionem überfallen unb
niMonbelt, fo ba| er fi^ nur mit QRfll^e nad^
61 $eter retten fonnte; mel^rere $riefter auS
iciaem QeruS xonAtn getdbtet, anbere Denounbet
(Mon. I. c. YII, 56, n. 50. 57, n. 62 ; XII,
429). 918 balb barauf brei Domel^me &ottn, bie
oon t^oborid^ fd(|on Dor bem Sumult gur 93er-
^bmuig Don SuSfd^rettungen nad^ 9lom ent«
fanbt moren, bort anlangten, luben bie Sifd^fe^
burd^ ein neues ©d^reiben bed ffdnigd Deranlait,
ben ^apfi Diermal ein, ftd^ gur rid^terlid^en Unter«
fu<l^ung (ad Judicium) gu fteOen; berfelbe lelffnte
aber unter ^intt)eid ouf bie ge^en i^ unb feinen
SIeruS Derübten OktüaUttfoka biefe 3umutl^ung
ab, obtool^t bie brei ®otcn i^ freies (Seleit gu»
Hd^erten. S^al^r erltörte bie S^nobe in il^rer
Dritten Si^ung, bie nod^ im @e|)tember 502 ftott*
fonb, man tönne ben $a))ft in feiner Sbmefenl^eil
nid^t Derurtl^eilen, meil er ftd^ ben Stid^tem gmei*
mal gefteOt l^abe, befonberS aber, meit eS lein
»eifpiel bafitr gebe, ba| ber 8if d^of bief eS ©tul^IeS
il^er rid^terlid^en Untorfud^ung unterßel^ (Mon.
1. c. Xn, 423). Sagegen forberte bie @9nobe
bie fd^iSmatifd^n Ö^terifer auf, gum (Scl^rfam
gegen Si^mmad^uS gurüdgufel^ren , unb ebenfo
fu^te fle burd^ eine 2)e)>utation ben Senat, ber
gleic^faOS geffialten mar, ffir lEBieberl^erfteUung
bed ftrd^Iid^ gfriebenS gu getoinnen. Mein beibe
Sd^ritte blieben erfolglos, unb Sngeftd^tS ber
fd^Ted^ten SuSfid^ten fiir baS gfriebenSmert boten
bie Sifd^öfe ben ffönig, er m5ge il^nen geftatten,
in Ü^re ^eimat gurüdfgufe^ren. X^eoborid^ Der»
langte aber, ba^ fte guDor einen befinitiDen Se*
fd^Iu| faxten, unb gmar mit ober ol^ne re^-
re^te Unterfud^g. Saraufl^in f anb am 23. Oc-
tober 502 bie Dierte @i(ung flatt, morin bie
@Qnobe mie folgt entf^teb : ^pft S^mmad^uS
(bem, mie bie SBifd^öfe l^erDorl^eben, ^faft baS
gange fßoW* treu geMieben) fei ben ÜRenfd^en
gegenüber Don ben Slnflagen frei, ba man auS
fräl^er angegebenen ®rünben (bem Ißrimat beS
rümifdben Sifd^ofS) bie gange @ad^ bem @e-
rid^te (SotteS überlaffen l^abe; Spmmad^uS ftel^e
eS gu; in aSen ffird^en feiner SuriSbictbn bie
l^etligen 9Rt)fierien gu Dermalten, unb Don il^
muffe 3eber bie l^eilige Sommunion em)>fangen ;
aud^ fei an il^n gem&g ben Sefeblen beS ffönigS
alles il^m frill^ gehörige ffird^engut in ber
€tabt unb au^er^Ib berfelben gurüdCgugeben.
2)en gum @e]|orfam gurfidffel^renben @eiftfid^en
mürbe Strafloftgfeit gugeftd^ : mer aber femer-
l^in ol^e 3ufKmmung beS $a))fteS gu SRom
9Reffe gu Italien mage, folle als @d^iSmaHferl)e*
flraft loerben (Mon. 1. o. XII, 431 sq.). Unter«
geid^nct mürbe biefer !Befd^Iu| Don 75 italienifd^en
Sifd^öfen, an beren @|)i^e bie ßrgbifd^öfe Sau-
rentiuS DonüRailanb unb'$etruS DonStaoenna
ftanben. 2)iefe Dierte @i^ung erj^iettinber^olgeben
9tamen Sjnodns pflJmaria, nad^ £1^. 9Rommfen
be^l^alb, meil fie ben enbgültigen SuSfprud^ ge«
tl^an, mfil^b bie brei Dor^ergel^ben @i^ungen
bie Hauptfrage unerlebigt gelaffen litten (pal-
maris = Dorgüglid^, synodus oft bIo| = @i|ung ;
ber gange ^uSbrud! alfo = ^ouptft^ung) ; nad^
Snberen Don einer Palma genannten £)ertUd()-
feit auf bem römifd^en gforum ober nad^ einer
ad Pahnata genannten ^atte (porticus) bei
6t. fpeter (f. Mon. 1. o. XII, 417 aq.). %üx
Spmmad^uS mar bie ®i|ung audd nod^ in einem
1079
S^mmad^uS^ ber l^L
II
onbem Sinne eine Synodus palmaris, infofem
nömlid^ fein guted Stecht bort triump^irt l^tte
(ügl. Ludi palmares = ©iegcSfpiele). — 6in
X^eil ber SBif^öfe feierte nun in bie ^eimot gurüdt;
bie SJ^el^rjaldl blieb inbe^ nod^ einige Sage in
9tom, um ftd^ gu einer legten (fünften) @i^ung
am 6. IRoDember 502 in ber ^eterSfird^e gu Der-
fommeln. 3Ran befaßte ftd^ gunöd^ft mit bem
obenem)öl6nten S)ecret Dom Sa^te 483, toeld^ed
no(^ bem Sobe bed $opfted @impliriu§ oon einem
£aien, bem Praefectus praetorio ^afiliuS, mit
Suftimmung einiger SBif^öfe erloffen toorben mar
unb iebeii ^pft mit bem 93anne Bebrol^te, ber
Don ben ©ütern ber r5mifd^en Süxfy etmaS oer-
äu^ere. ®ie S^nobe annuUirte biefc« ffiecret,
toeil feinem fiaien, möge er aud^ nodd fo fromm
ober mad^tig fein (quamyls religiosis vel po-
tentibus), ed guftelde, über baS jiird^enoermögen
Seftimmungen ju treffen. S)iefer energifc^e ^roteft
gegen unbered^tigte 6inmif(^ung oon Soien in
ftrd^Iid^e Slngelegenl^eiten mar offenbar babur^
Deranfa^t, baß eine f old^e Sinmifd^ung fid^ gcrabe
im Iaurentianifd)en €d^iSnm im fd^Ummften Sichte
geigte. 92a^ ^InnuIIirung ber SBerorbnung Dom
3a^re 483 publicirte S^mmad^uS, um feine Sorge
für Srl^oltung bed Aird^enDermögenS gu geigen,
auf ber S^nobe ein (Sefek, baS inboltli^ großen*
tl^eilS mit bem S)ecret bed 99aftliuS übereinftimmte,
iebod^ Sinige§ genauer fogte unb aud^ Don bem
^natbem gegen einen etma gumiberl^janbelnben
$apft abfab. Stoei meitere S^noben, bie @Qm-
mad^uS in bcn Sauren 503 unb 504 gu Xom
abgehalten l^ben foU, finb eine blo^e giction
^feubo»3p^or8 (Dgl. Thiel [f. u.] 90 sqq.).
^l^ieoboric^ b^tte ben$ijd^öfen aUerbingSfd^Iie^-
lid^ an^eimgefteüt, aud^ o^ne ric^terlicbe Unter-
fuc^ung ber anflogen bie @ad^ gu ertebigen,
babei aber mieberbott beutlid^ gu Derfleben ge-
geben, bag er eine fold^e Unterfud^ung für fel^r
münfd^enSmertb Wit; ja er botte babei fogar bie
^ro^ng einfließen lajien, eS fei ein 3fid^^ ber
^kirteili^feit ibre§ UrtbeilS, menn burd^ ba§felbe
ber xtricbe nid^t erreid^t merbe (Mon. 1. c. XII,
425). Sa nun bie Spnobe au3 Xüdfidfit auf ben
Primat bcS roniij(bcn SBijd(|of3 bem 93er(angen
bed ilönigS nid)t entjprocbcn f^attt, tbat beqelbe
nidjtS gur Surcbfübrung i^re§ SSefc^luffeS: bie
ffinben mürben Spmmad)u§ nid^t reftituirt. Diel-
mebr geftattete jef t Sbeoboricb bem friibem ©egen-
pQp]t SaurentiuS, nad) Korn gurüdgufebren. S)er-
felbe ^tte bei SBiebcrau§bntdb ber Unniben im
3. 501 ficb mieber für ba§ @^i^ma geminnen
lafjcn, mar aber bi^^cr Don 2^eoboricb in 5Ha«
Denna gurüdgcbalten morben. Saurentiu§ fpielte
nun ungefäbroicr^abre al^SBerf^cug ber bpgan-
tinifd)en %^rtei gu Korn bcn ©egcnpapft, unb
bie etabt mürbe bamalS, loic bie Don einem
Saureutianer Derfafete Vita be§ Spmmadm§ (Lib.
Pontif. 1, 46) gang beutlidj fügt (anber§ öafen-
Üab [). u.] 19 f.), mieber ber Sdiauufaf blutiger
'Ikirtcifäiiipfe. Sommac^ud blieb nad) mie Dor
auf @t. $eter befd^ft, mo er für fi^ nb H
Umgebung SBol^ungen (episcopii)
(Lib. Pontif. I, 262. 267, not 26). O^
ftatten fam ben @d^iSmatifem, ba| berd
^od^gead^tete 2)iacon ^f(bofiitfi betonst
ibrer ißartei bieft^ loie ja aud^ fonp
^dceten ber ffird^e oft fd^Ie^te
^ben. gür Sqmmod^ trat Si^of
(f. b. art) Don Sitenne^ bem ein $nMI
$aImarf9nobe fiberfanbt morben xm, jm
trage ber burd^ bie Sorfornrnnüfe inSbi
beunrul^igten gaUif(^ Sijc^öfe aag^
®egen gnbe beS do^red 502 rii^
@d()reiben an bie Senatoren gfdufbiftiil
mad^uS (beibeSnl^ger beS nAtmä|ign
morin er ben Skfd^lug ber @qnobe Ut
^öbere (eminentior) fönne nifbt Tm bm
i|m @te^enben (ab inferioribiu) goi^kt
mit gtttem ®runbe bdtten be^b^db bie
@a(be, meldte fie fogufagen unübedql
temere) gur Unterfuc^ng fibcmommai,
lieb bem Urt^eile ®otteö an^eimge|idL
@enat f orberte et einbringlid^ auf, M
ber ffinbe unb bed Stubled $ctri nuk
Sd^t gu laffen unb im C^inblid auf tie ~
bie namentiid^ Don ber ^arefie brobtnu ba
gu fd^ü^en unb in SRom bie Stnig^
bergufteÜen (Mon. L c VI, 2, 64 b%).
biefed mannen appeOd blieb ber €ciiot
ein 3:1^1 beSfelben unter gfübnmg ber
gfeftuS unb ^obinuS bilbete mxb nK^mi
binburd^ eine ^uptflü^ beS Sd^iSmi
literarifc^ ttmrt^ ber ftampf gmif(ben bei
^rteien geführt. Sie Sourentioner
gegen bie ^almarfpnobe eine
Streitfdbrift (Contra Sjnodum
incongruae), gu beren SBiberlegung bs
lönber S^iacon Snnobiud (f. b. SrL) in 3>
feinen Libellus adversus eost ^
Synodum scribere praesumsenmt (V*
VII, 48 sqq.), Derfagte. 3n biefe SA
nid^t fd^on in bie 3a(re 501—502) getst
au(b eine Steibe Don (Erbid^tungcn, nMf
^nbdngem beS Spmmad^uS au£giiign,Ji
Vorgänge ber U^tn 3cit mehrere
^röcebengfolle frei erfanben. Sencnt
nuessanae Synodi Gesta de MarcflDJM
stant, Epist. Rom. Pontif., PtA
Append. 29 sqq.), GonstitatuiD
43 sqq.), Gesta Liberii (ib. 89) snb
Xysti purgatione et Polychronü
(ib. 117 sqq.). S^a^ bun^ biefe
@runbfa( Prima sedes a nemioe
(f. b. %rt. $apalf9ftem IX, 1374 f.)
eingeführt morben ijt^ "fyA 3. fyxqjoaxtißi
3anuS, greiburg 1870, 98) ba^t^ -
^aufe ber na^fien Sa^re Dollgog {ut N^
Spmmad^ua' (Sunften bei ber 9tqBß^
Umfcbffiung, über beffen Urfo^en »ir jM*
unterrid^tet ftnb. Sngefebene SIcrito *■
Siacon 3o(anne9 (Didlei^ ha \(ä» \
SjMH
m^
mj
loei
S^mmad^ttS, bei H
1082
dotomicl L) it&lcnuoifeu fiA, unb gegen Snbe
b(ft3a^506 HelX^eoboci^ fid^ burd^ einen
•cf^nMen bc8 fioffhift, ben Diacon StoSconiS
(f. b. «zt »omfatnii TL. n, 1084), bemegen,
|iixliiifü(nmabe89ef(&Iu|feS bet $aImarfqnobe
nitjmoiirten. «n bod ^aupt ber Saurentianer,
bcn 6ei»t0Y SfcfinS, ttging bet Sefel^I, @9m-
m^ db fKr^en }uift(f jugAen. 8eftu8tnu|te
m «m fo me^ fägen, old ouc^ bieienigen @ena-
tasen, bu bisher )itm (Begenpopft gelitten, Dom
€4ttQui nt^tS me^ unffen ttoUten; DieDeU^t
manla|tt jie bogn unter 9nberem bo8 immet
ftbdrfereSorgeben beS bp^imtinifd^en ffaiferd gegen
bieSc^lglfiubigen im Orient (Dgl. Baron. Annal.
ada.5069 n. 15 imb Fagii Grit n. 4 ad a. 505
«i n« 4 ad a. 506). Sourentiufi, ber mft^renb
feinet bieria^rigen »^Regierung'' )u 9tom ntd^t
«cffainnt ^te, in ber ^[kmßlird^ ben Silbern
ber ttn^cren ^d)){le fein eigenes ]^in}U)ufugen
0. b. Vtt. ^opftfotologe IX, 1482), mufte ie^t
Me ^abt oertoffen unb Derbrad^te feine legten
lage^ no4 SngoBe eineS feiner Snl^änger, alS
Vkd fsnb iDgenti abetinentia; Lab. Pontif.
1 46) auf einem Sanbgute feined ®önner§ gfeftud.
eine Beine ^ßoriei oetblieb übrigens nod^ ttöl^renb
ber gongen 9legieningS)eit beS ^opfteS @k)m-
moäfia m 6d$iSma, unb erfi Dem folgenben
$a|^ ^onnilboS, ber att S)iacon fid^ oIS @9m«
mal^ treuer SnbSnger beM^rt ^te, gelang
eS. ft tDteber mit ber ftird^e }u Dereinigen. 9DBU
avä M%a Sorfteflimg l^etDorgebt mu|te @Qm*
nac^ul in ben Sabren 498—506 »egen ber
Oin^ie ber Saurentianer fU^ ttieberl^olt an ben
Comglu^cn CM)f )u SlaDenna nienben. 9tad^ einem
Briefe be§ 2)iacün8 ßnnobiuS (Ep. 8, 10, in
Mon. 1. e. Yll, 88) "fyiitt nun im auftrage beS
$0)^ ein norbitalifd^er Sifd^of (oabrfd^einnd^
ber Don !KnaUanb) über 400 ®oIbfoKbi an bie
fMPfbeomtfn gefpenbet (oertis poientibos, quo-
ram nomina tutum non est scripto signari),
«nb Snnobtud mar Don S^mmad^uS ermächtigt
vorben, ^ för bie Slädgabe ber Summe )u Der-
burgot 9}ieuei4t bot biefe £^tfad^e ben Sau-
unntionmi (f. Lib. Pontif. 1 , 44) )u ber 9u3«
tteuung Snla^ gegeben, S^mmad^uS fyitt baS
1^ ounliigc j^iet^d^ter^^^ Urt^eil Xl^eoborid^S
butq Sfpc^ung erlangt. 3nbe| miberfpric^t
einer foU^ea ftniiabme burd^uS ber jelbftänbige,
fbeng aujf (Sered^tigfeit l^Itenbe £bcn:after beS
irönigS unb ebenfo ber ^vifyat beS Urteils, baS
ottS bcm flöten Z^tbefianb (Vlt^tf^ berSal^I-
boi^tigten unb frfibere Orbination) einfad^ bie
iDg^ Folgerung }og. 2>abei mu^ aÜerbingS
ttgeg^ben u^erben, ba| unter bem S)rudfe ber
3Sab^Mff< <R^ ^^ ^fi ^^ bamald flarf
Icirfc^enben Unfitte (DgL Mon. 1. 0. XU, 279 sqq. :
£piflt. Athalarici) feinen Zribut grollt l^abe.
S^on^u flnfong feinefi ^ontificateS mar @9m-
maifia mt bem bamoligen Streite jmifd^ ben
Sä^Smem VrleS unb Sienne, ber fid^ auf bie
imbd^nung befi beiberfeitigen 9)ietro)>oIitan-
begirfed bejog, befaßt morben, ba fein SSorgdnger
«naftaflufi IL bie Don ßeo I. (f. b. »rt Vn, 1 768)
getroffene Sbgrenjung ber beiben iKrd^enproDinjen
}u ®unflen bed SBifd^ofS llDitud Don SBienne ge-
önbert fyitit. 9la(^bem er auf eine IBefd^merbe beS
Sifd^ofS 9(eoniu8 Don tSrleS fd^on unterm 29. Sep-
tember 500 ben Sntfd^eib 9naftafiu8' IL. auf-
gehoben batte, beftatigte er nod^mald auf ^nfud^en
bed Sifd^ofS eöfariud Don 9rIeS (f. b. 9lrt.) burd^
ein an alle Sifdfiöfe (SaQienS gerid^teted Sd^reiben
Dom 6. 92oDember 518 bie aRetrot)oIitanred^te Don
9rled, unb gmar in bem Umfange, mie fle Don
Seo I. fejtgeftent morben maren (Mon. 1. c.
Ep. m, 85 sq.). Ueberbieg Derlie^ er (Söfariud
bie 9uS}eid^nung, a&ein Don aOen gaSifd^en Si-
fd^öfen baS ^ßaHium gu tragen (bie erfte befannt
gemorbene ißerletl^ung beS $aSiumS an einen 93t-
fd^of au^erl^alb Italiens ; Dgl. f^. (Srifar, in ber
gfeftfd^rift }um llOOläbrigen Subilöum beS
Sam))0 Santo, b^auSgeg. Don St. Sbf^/ Sftei-
bürg 1897, 100). S)aburd^ ertbeilte er ber $ri-
matiaffteSung, meldte juerft burd^ Ißapft SojlmuS
bem 93ifd^of Don Slrled für gan} ®allien ein-
geräumt mar, eine neue Snerfennung. S)a8felbe
gefd^ab tmtä^ ein päpftlid^eS Sd^reiben Dom
11. Sunt 514, morin St^mmad^uS ben Sifd^of
SäfariuS beauftragte, ein mad^famed Singe auf bie
religiöfen 3uftänbe in ©aüien unb Spanien )u
l^aben unb, fo oft ed i^m nöt^ig fd^eine, bie IBi-
f ^öf e }u einer S^nobe gu Derfammeln ; {önne bort
eine Sad^e ntd^t ent^ieben merben, fo möge er an
ben apoftolifd^en Stu^I berid^ten; aud^ b^ten
ßlerifer, meldte aus ®alien ober Spanien mub
^om reifen moDten, ftd^ mit ßmpfe^IungSfd^reiben
beS Sifd^ofS Don 9rl(9 gu Derfeben (Mon. 1. c.
Ep. HC, 40 sqq.). 92eu ift an biefer Slnorbnung
nur, ba^ SäfariuS aud^ in Spanien bie Siedete
eine« IßrimaS (ober päpftlid^en SiicarS) ouduben
äonte. SieOetd^t l^ngt bieg bamit gufammen, ba^
lomald ber Sanbedberr bed^if d^ofS gu 9IrM, 2:]^eo-
borid^ b. ®r., aß Sormunb feines SrdelS 9mal-
rid^ aud^ über Spanien berrfc^te (Dgl. Dachesne,
Fastes äpiscopaux de Tancienne Gaule I,
Paris 1894, 132).— gfür bie al8 (Segner beS{)eno-
tilonS Derf olgten ff atl^olif en beS Orients mar S^m-
ma(buS fd^on im 3* 499 (ober 500) in einem
Sd^reiben oxi ben b^gantinifd^en ffaifer 9na-
ftafuiS I. (491—518) eingetreten, iebod^ Der-
gebenS. 93alb nad^ 506, als faft ber gange römtfd^e
Senat auf bie Seite beS ^apfteS getreten mar,
rid^tete ber ffaifer an biefen einen Sd^mäbbrief,
morin er il^n einen ÜJlanid^äer fd^alt, feine Sr*
l^ebung als unred^tmä^ig begeid^nete unb fid^ bar-
über befd^merte, ba| ^ber Senat in Serbinbung
mit S^mmacbuS il^n escommuntcirt" b^^be. 2)er
$apfl antmortete in einem febr fd^arfen Sd^reiben,
morin er u. 9. erHärte, nid^t er b^be ben ffaifer
escommtmidrt, f onbem berfelbe bcibe baburd^, ba|
er fid^ ber 9üd^tung beS im 93anne geftorbenen
^Iktriard^en 9cactuS (f. b. 9rt n. 5) angefd^Ioffen.
fid^ felbft escommuntdrt (Thiel 700 sqq.). 3m
1083
@))mmad^uS, bet S&ionit — Qt^mpfioto]a, bie ^I.
1084
3. 512 tDonbttn {i^ Diele orientalifd^ Sif^öfe in
einem el^rerbtetigen @<i^rei6en an S^mnio^uS,
^bem ber befte ^ict (S^riftuS) ben eti^I beS
durften bei glotreid^en ^oftel anDerttaut'' l^be,
utd) ber «.töglid^ Don bem l^eiligen Seigrer $etru8
belehrt" merbe, ^bie i^m auf bet eonjen be-
mol^nten ßrbe anDertrauten Sd^ofe Sl^rifti §u
meiben" (Thiel 710); {ie legten ein ortbobose«
(Sloubendbefenntni^ Dot unb baten, bie flr^Ii^e
®emeinf d^oft il^en ni(|t be|l^ gu »erfagen, mett
{ie mit SRütfjid^ auf bie Dom ff aifer brol^einbe Ver-
bannung {id^ oon ben Scacianem nid^t loSgefagt
bfttten. S)er ^ft forberte jie )u entfd^iebener
Steüungnabme bem acacionifd^en Sd^iSmo gegen*
über auf unb bebeutete i^nen, ba| er i^ren
SBunfd^ nid^t erfüllen tdnne, bift jie bie @emein-
fd^aft mit ben ^tcarianem aufgegeoen Rotten (£p.
ad oniversos epiacop. , presbyi. etc. per
Illjricam, Dardaniam et utramque Daciam,
bei Thiel 717 sqq.). — 9lad^ bem Liber Pontif.
I^ritt @9mmad^ud aud^ gegen bie in Stom nod^
tmmer Derbreitete @ecte ber ÜRanid^äer ein ; ibre
@d^riften unb SBilber U)UTben bem gfeuer über-
liefert, jie felbft aber gemö| ben ffaifergefe|en
bur(^ Xb^oborid^ au8 ber @tabt Derbonnt. 2)ad
$a))ftbud^ ergäl^It nod^, ba| Sqmmad^ufi nad^
SSieberberfteaung ber 9lul^e gu Stom mebrere
neue ffircben erbinut, onbere ermeitert, reflaurirt
ober auSgefd^müdft b^be; auc^ b<^be er bei brei
|^au))tfir$en Stomd (ad JBeatum Petrom et ad
B. Paolum et ad S. Laurentiain) Sßob*
nungen für ^rme errid^tet. Seine SRilbt^gfeit
bcioieö er femer baburd^, ba^ er bie oon bem
ißonbalenlönig Xrafamutü) abgefegten unb oer-
bonnten SBifd^öfe aSjiä^Ud^ burd^ 3ufenbung Don
®e!b unb fflejbem unterftü^te. 9(ud^ teufte et
(Befangene in Sigtoien, im SJcaildnbifd^ unb in
mebreren anberen IßroDingen lofi, gab il^nen be-
tröd^tlid^ ©efd^ente unb entlie| fle in il^re ^eimat.
Sluf Kturgifd^em @ebiete fd^reibt ibm ber Liber
PontificaJäs bie 9norbnung }U, ba^ baS Gloria
an aOen Sonntagen fomie an ben Sf^fien ber
9Rartprer gefungen merbe (f. b. 9lrt Nosologie
m, 2010); bo^ begiebt ftd^ nad^ S)ud^ne (lib.
Pontif. 1, 130, not. 5. 268, not 41) biefe Se-
fiimmung nur auf bie missa episcopaUs gu 9tom.
@Qmmad^u8 ftarb am 19. Suli 514 unb erl^ielt
feine lej^ Stu^tötte in ber ^eterdürd^e, tt)o er
ttiöbrenb bcS @^i8maS 3abre binburd^ ein ^f^I
gefunben f^t. (IBgL Lib. Pontif. I, ed. Du-
chesne, 260 sqq. ; eine Don einem Saurentianer
Derfa^te Vita Synunachi, ib. 44 sqq.; Thid,
i^isi Rom. Pontif., Brunsb. 1868, 639 sqq.
[bie SrM betreffenben ^efe aud^ in Mon. Oerm.
bist. Epist. III, 38 aqq.J ; Acta ßynhodormn
habitarom Bomae a. 499, 501, 502, ed. Th.
Mommsen, inMon.Oenn.hist. Auctantiquiss.
XII, 393 sqq. [bort oud^ bie betr. Sd^reiben
Slb^borid^S]; Theodor. Lect. , £. H. 2, 17,
bei Migne, PP. gr. LXXXVI, 1, 191 sqq.;
Sf. S)a]^n, S)ie ffbnige ber (Sermanen in, SBärg-
burg 1866, 208 ff.; D. ^efeie, 6o«c.-QkU. IL
2. «ufL, 625 ff. 633 ff.; g. Bogel, fai feifioi
3eitfd^. L [1883], 400 ff.; Decf., im %uen
9(rd^iD b. ©efeQfd^oft f. Altere bcutfd^ «efi^td.
hmbe XXm [1898], 57 ff. [fud^t nad^gmoetieii,
ba| bie fünf ©ijpingen beS xim^äitn 6oncUg im
3. 501 ftattgefunben l^aben, unb ntd^t, tote er
früber felbft angenommen, 502]; S- €töber, in
@i|ungSber. ber L Sttab. b. SBijfenff^. gu SBien,
pl^ilof.-biftor. ff(offe GXn [1886], 269 ff.;
&, @d^nürer, im ^iftor. 3obtbud^ IX [18881
251 ff.; SB. ^fenftab, 6tubien gu Smu>biud,
9Rfind^en 1890, passim [$rogr. beS Suitt^otb-
®9mnoftum9]; £. gf. 9lmoIb, e&foriufl Donbe«
late, Sei))gig 1894, 595; ®. $feU{<^iH Sei
Oftgotenfdnig S:^eoborid^ b. @r. unb bie (at^o*
lifd^e ffircbe, ÜRünfter 1896, 56 ff. [ftir(^ge{4).
Stubien m, 1 u. 2]; S. SR. ^artmonn, ®e{d|.
3taIiendim9R.-9.I,£ei)>g.l897,142ff.) [8ed.]
$9ttinai9M, ber (Ebionit unb 8ibel«
überfeiner, f. SBibelüberfe^ngen II, 715 unb
Mercati, L'et^ di Simmaoo etc., Modena
1892, mo ber Sladj^eid Derfuc^t toicb, bo^ @Qin*
mad^uS unter SRarc Surel (161 — 180), ni^t
(nac^ ber gemöbnlid^en Snimbme) unter 6et»«
timiud SeDernS (193—211) gelebt bobe.
$^r»f9orof(i, bie ^I., berubmte 9)lari9nn,
mel(be gufammen mit i^ren fieben @ö^n für bot
@Iauben ftorb, b^^ nad^ ber urffiTungluben
9lamen8form eigentlidd @9m))beru{a (f. Allard,
Eist, des pers^ut I, 2^ ^d., Paris 1892,
269. 279), mofür fidft in ben Sobiced bd
Martyr. Hier, (gum 18. 3uli) au(^ @em|»b<nrofa,
@em})orofa, Senforenfa unb im Epit de loois
SS. Martyr. (f. de Bossi, Roma sotterr. I,
Rom. 1864, 150. 178) 6inferofa finbet 3^
aJlartQrium berid^tet eine alte Passio, über beten
SBertb bie iMtil Derfd^iebener «nfi^t ift SBüb-
renb SBaroniud (Martyr. Rom. ad 18. JoL unb
Annales ad a. 138, n. 4 sqq.), SRuinort (Aet
sincera Martyr., Ratisb. 1859, 70)^ XiSonoat
(Mem. U, Paris 1701, 241. 595) unb neueficnS
Marb G- o. 1, 271 ss.) fte für alt unb guDerlafFtg
balten, begm. ibre (gin^at^^ unb ftürge att em*
^feblenbe Sigenfd^ften l^rDorbeben, erQüren ber
»oOanbifi 3. $fatiud (AA. SS. BolL JuL IV,
855, n. 22 sqq.) fte für tnterpolirt, @anL Soeoage
(Annales poL-eocl. 11« Roterod. 1706, 46.47)
unb neueftenS gfr. ®5rre8 (Sritf^t. für imfienM.
Zbeologie XXI [1878], 48--57) für ein bunb*
oufi gef älfd^eS äRai^merl einet f iriUem S^ Xn»!
ber gegen bie Sed^t^eit oufgeftdUc» Vrgmncnte
glaubt Der Untergeid^nete gu ber Snfid^t t«r«btigt
gu fein, ba| bie Passio 8. Sjmphorosae et
Septem filioniin ejos, fo toie fte DorCiegt, ouf
@runb febr alter S)ocumente ^gefldtt itnb toc-
nigftenS il^rem l^ouptfäd^lid^jlen ätS^alte na<b gu«
Derldfftg ift. @ie mürbe Don einem unbcbnntett
9uctor nid^t Dor 525 gefd^rieben: fülfd^ß^ bc«
geid^nen ^nbfd^rifteit 3uliuS V^conu« (f. b.
9(rt) atö SSerf affer (IBofinage unb ® 5rreS o. o. O.).
1086
69in))]^otofa, bie l^L
1086
fin SB>aHini4 mit ben gef d^d^ttic^ äberlteferten
S|atfa4m laim borin ntd^t gefimben toerben, bo^
M( Fmbo boi SXaxtQrittm ber bL €Qmt)^oto{a
nb i^ 6fl(ite noc^ Xibut in £atium (Zioolt)
nb ia bir 3rit bd ftoifeiS ^obrion oerlegt S)a|
bomali (B^rißcn Mfolot unb l^ingerid^tet toutben,
jk^ fe|t ebmfo bo^ ^brion^ oeld^c nad^ ber
Paffio ba $io}e| gegen @Qnt))]^oro{d unb i^te
65^ fS^tte, bie Ic|tm Sa^te feiner Stegterung
in jeifttin großen ^dlafte 2U Xtbnr Derlebte. 9n^
b9 inr Sofolgintg ber (L S9m))(orofa foS ein
Sofpn^en bec S)ömonen gegeben b^ben, benen
^obdon bei ber (Sinsoetbung beS genannten ^•
Iflpe^Ot^bacbn^te: biefelben bitten nämlid^
oflärt: »6l)mpbon)^# oie SBitttoe, unb i^re {leben
&ifOi quftlen unS tfiglid^ bobucd^, bol fie i^ren
Sott amifäL aBofem biefe und o)>fem, »er»
jpitftcn toir, bir oOeS )u getoabren, um moS bu
kttiejl' 9ta4 bcm »eUetn 8eri(bte ber Paesio
Momden Stym^bo^oja unb ibre fteben Söbne Dor
M4t mutbig ibitn ®touben on SbriftuS. S)oS
Set^dt ttobrte nicbt lange; ba tteber gutige
Sorte nod^ Srobungen bie mligen jum Slbfaue
koegm fonnten, Ke^ ber Ratfer bie % S^m«
Hbocofa )ttm Xmptl beS ^ercuIeS ffibren, bier
Vit Sadenfireid^en f^Iagen, an ben tKtaren auf-
(faigm um ivdtifi, als biefe Reinigungen bie
6timb^gfeit oer b^^ig^ S^au nicbt ju er-
ttaficm Dernun^ten^ biefelbe mit einem Steine be-
HtDot in ben ^u^ (Xcfierone) merf en. ®a8 b^^
taoäßdt beibnif^e f)eiHgtbum ift m5gli(bern>eife
ber cbebem berubmte Xempel beS ^rculeS ( Jav.
8ii 14. 90), bcffen Stuinen an ber yia Tibur-
kiM in bct 9iäb< tM)n Xit>oH no$ beute Dorbanben
pb; biet ffni4 V^^ ^i{^ SugufiuS Stecbt
(Baetonios, Vit. Aog. 72). SBeiter erjäbU bie
Paasio baS SRort^rium ber fieben @öbne ber
H S^mpborofa, benen fie biefelben 9tomen gibt
vir bie in ibrm Angaben buri^aufi fidlere £pi-
toae de loek 8S. Mar^nrom. SDem erften ber
Wiigm Sritbev, ber Sredcend bie^ (baS Brev.
Born, bot Don ber Paado abmeiibenb Greecen-
tiofi), befa^ ^brian bie Aeble su burcbftetben ;
bcm jiveiten, Sulian, bie Sruft, l{em britten, 92e-
nefmd, bog pt^ }u bur^bobren; ben vierten,
^mitiDnS, Iie| ^abrian am ^aM Dermunben ;
im fünften, SuftinuS, ben Shiden bur(bfte(ben
(Vbo, denfo boS Brev. Born, baben ben SuSbrud
nwBbratim seeatur); ben fed^ten, StracteuS
[BackaS, <^ct«i9), befabi er bur<b SBunben
<m ba Seiie |U tbbten (9lbo unb Brev. : telia
[bmmnerabililraB] eonfigitnr); bem fiebenten
fMif, SugeniuS, fiel er ben Sew k)on oben na(b
«dmiu fpäten. — 9a4 ber beftimmten Vudfage
bo PaMio nmrbc SboM^i^^^fa ^on ibrem Sruber
fB§mltt9 in ber !ßäbe Don £ibur beigefebt. S)ie
ftiber ber fieben beiligen 8rflber lieb ber jfaifer
ia rine tiefe Siube merfen; bie beibnifcben ißriefter
gohn bicfem Ode ben 9tamen Ad septem bio-
tbaualoB (ßtod^iEvatoc, eigentlid^ ßiaioOtifvatoc,
«nib t)on 6eafhnbrbern unb folcben gebrandet.
bie eines gemaltfamen 2:obe9 fkrben ; bie f^eiben
manbten baS SBort au(b auf bie d^rifüid^ äRor-
t^rer an, infofem biefe in ber apoftafte bo8 SRittel
in ber fymh botten, ber ^inricbtung gu entgeben
[DgL Du Gange» Qloss. s. y.p. SBeiter bemerlt
bie Paasio : Poet haec qmevit persecutio . . .
in quo epatio omnium martjrum honorata
sunt aancta corpora et conatnictiB tumulis
cottdita cum omni diligentia. . . 3b^< Seiber
bätten ibre Stubeftötte am neunten SReilenfteine
ber yia Tiburtdna, toie au(b baS Mari. Hier.
)um 27. 3uni unb 18. 3uli angibt S)ie Sii^ttg-
feit biefer Eingabe ftebt au|er gfrage. ^ie ndmiicb
aud ber Epiiome de Iooib SS. MariTrom ber«
Dorgebt Derebrten bie ^ilger bed ^riftlid^n Slter-
tbumö bie (Srabftdtte ber b^ S^mpborofa unb
ibrer @öbne in ber via Tibnrtina; femer ift ge«
mi|, ba| an bem Dom Mart. Hier, uno ber Passio
bejeid^eten milliarium fi(b ebebem ein SRonument
befanb, meld^eg bie Sitten Ad sepiem fratres
nannten. 2)iefe Benennung erbieU fi^ bid in bad
9RitteIatter; eine SuHe bed ^opfted SRarinuS ü.
(944) ermdbnt ben Ort Ad aeptem fratrea;
eine SuOe SBenebictS VH. (978) bat ben SuSbrud
Sanctorum Septem fratres ; enbliib untergeicbnete
$af(bali8 H. im 3. 1111 mit ftaifer^einricb V.
einen Sertrog in campo, qui aeptem fratrum
dicitor. ^ute mirb bie ©tötte jumeift nacb ber
bl. @Qm|)borofa benannt. S)ie erften to))ograt>bi'
fcben (Sntbedungen (xm neunten SReilenfteine ber
yia Tiburtina mad^te Sojto (f. b. ^ü.), mli^tt
bafelbft an bem Orte^ tt>eld^en baS fßoU A aette
frati naxadt, bie Stuinen einer ffir(be fanb (Bosio,
Roma aott. 401). Sleuerbingd tOMtita burd^ bie
93emübungen ^. SteDenfonS ebenba bie Ueberrefte
einer gro|en breif^iffigen SSafilifa bloßgelegt,
hinter berfelben liegen bie Sluinen einer jtoeiten,
meit Reinem SafUifa mit brei Sbbrm ober brei-
faiber ^tS, öbnH^ ben SaftlUen bei @. eaDifto.
Sie beiben ©eböube maren ebebem burib einen
offenen Xb^^^^^g^ ^it eiuanber Derbunben unb
berflbrtm ficb mit ibrm a[))ftben. S)aS ®rab
ber ^tiWqim SRart^rer fanb Steoenfon in ber
fieinen SBafilifa. Se^tere mürbe tttoa im 3., bie
große breifibiffige erß im 5. 3abrbunbert erbaut,
att bie cella triohora ni(bt mebr aOe $ilger am
gfejte ber tiburtinif^en SDlort^rer aufjunebmen
Dermod^te. 9la<b ber Xrandlation ber beUigen
Steliquim in bie ©tabt 9lom gerietb bie Goppel*
bafdÜa aQmalig in SScrfoE (Dgl. Enr. Steven«
Bon, La Basüica di S. Sinforosa, in Gli
Studi in Italia I, Boma 1878, 665—680.
864-886 ; H, 1 [1879], 188—199.435—469 ;
n medesimo, im Bull, di Arch. crist 1878,
75 — 81 ; U medesimo, La Basil. di S. Sinf.
nel medio evo, in Studi e doo. di storia e
diritto, Boma 1880, 105—112; ffrauS, Sleal-
(Snaß.lt 118; n, 122; Armellini, Le chiese
di Boma, 2. ed., Bom. 1891, 879). — S)aS
Mart Hier, ermäbnt bie tiburtinifibe 9Rartt)rer^
gruppe an brei Derfd^iebenm ä:agm: am 29. 3Rai
1089
Synagogen.
1090
ta\M ifi €9 oBct ottd^ itrig, <M Stellen vAt
Seilt 81, 11 f. ouf ein Seßel^en betfelben in
bcr no^ij^ Seit fd^ie^en »u moDen. — €^n-
flgogcn catfionben älmälig in allen, tmä) ntd^t
fid^ M)Cttt(nben j[äbifd^ €täbten, ). SB. gu
Sh^otct^ (Stott^ 18, 54. aiaic 6, 2. Suc 4, 16)
an^ lh))(anumm (SRottl^. 12, 9. aRorc 1, 21.
tue 7, 5. 30^. 6, 60). Sogar in Serufalem,
M b0d^ t^ £tmpet beftonb, gab e8 beten biele
(m4 bcmZalimtb 4M obet 480; DgL SBiner
n, 548), mb nod^ 9t)g. 6, 9 l^atten etn}elne
jiib^ &mbfimamtjd^en bort eigene S^n-
fpgoL — - 9ud^ in peibnifd^cn Stftbten, m eine
1b^ Silben tool^n^ft mor, ift boS SBor^onben-
|na Don Synagogen bezeugt, ). %. in 3)ama8€uS
(1^ 9, 2), Salamis (ebb. 18, 5), Sntiod^ia
(«5. 13, 14), l^tonid^ (ebb. 17, 1), eorintl^
((M. 18, 4), «lesmibrien (Philo, Leg. ad Caj.
90), Rom (Philo ib. 28). — lieber bie ®e{klt
n^ Sinrid^tung ber alten Synagogen fep efi an
goKnien Ula^c^ten. 9lod^ ben Sefd^ibungen
p ittticilen, totld^ ber Zalmnb üon ber Synagoge
pUsaAbrien (Suooah 51 ^) unb bella SBaOe oon
terSpnogoge )u SIeppo geben Oa]^,9r(!^&ologie
m, Sim 1805, 284), fd^eint man ben Xempel
(kt Sem)>elDor^of gum SRufler genommen )u
(oben, rnib man l^fttte fi^ eine größere Synagoge
itBia oä einen Don trier SBänben ober 9Rauem
ntj^Ioffenen Kaum )n benfen, ber in ber SRitte
m Stt Aopellc mit einem altardl^nlid^n ©efteUe
Jlßüi, auf bem bie ®efe|cdrone lag unb t)on bem
otjieauQDorgelffen mürbe. iKeinere Synagogen,
We (eine Sätden^en ^tten, mujsten natfirlid^
nit ^Saäfon Derfe^ fein. S>ie l^aut>tfäd^Iidftjlen
Mäft ber Synagoge toaren 1. ein S^nt gur
ItcftaM^rung ber (SeMefiroSen unb anberer
MHif^SorlefeBiid^. (Sx ffief^ v-ik ober ria-n,
dn4 >3^y unb foOte an ber^enigen Seite ber
S^nogogp onge&to^t merben, meldte nad^ bem
jenifoleorifd^ Xem|>el l^infd^ut, moneben frei-
64 aii4 mieber bie Sorfc^rift befielet, ba^ bie
Z^ ber Synagoge in ber bftlid^en SBanb unb
itt gegenüber ber Sfid^d^ont ji(^ befinben foQ
(Vitringa [f. il] 178 sq.). 2. S)er Se^rftul^I,
R&ra (pi^), aud^ MD3 ober W» genannt, oon
feKf^em anft iwrgebetet unb borgelefen mürbe. (Sx
hs^ in^t an einer SBanb, f onbem mu|te mitten
m oer Synagoge {leiten unb mürbe mol^I aud^
«it Sittatcn, eotbenen unb fUbemen ©ranaten
mb 9e|nlid^ gefd^mfidt, menn man bie l^ei-
figm Qfi^cr l^inbroc^te (Vitringa 182 sqq.).
S. 8)ie SubfcBien, r-iinp (xd^tBpai) , für bie
taSi^oogenbieiißeSnmol^enben. SiefoOten
fo gcpt fein, ba| bie barauf Si|enben il^r 9n-
gi^ bem IBfid^d^ranl unb SeJ^rjfatl^l unb ba-
ntt bem iemfolemif d^ Zmpü jumenben (Vi-
tringa 190 sqq.). (Eine Zreimung ber grauen
m ben ÜRonnem ifi meber in ben SteSen ber
(EiGgen Sii^ft nod^ in ber Atem Zrabition U*
imgt, i ji ab» mol^d^einlid^ unb miirbe burd^ ^l^ilo
(De ?ita «ontamplativa 9) oerbärgt, ben pl^i-
ettt^cnlattmi. XL Z, aufT.
lonifd^en Urf))rung le^tgenannter Sd^ üorouS*
ge{e|t. 3n ben neueren Synagogen l^aben bie
gfrauen i^ren $Ia| gemül^nlid^ auf Valerien;
menn bal^er beua IBaQe in ber Synagoge }tt
Vitppo bie ^tanm bei il^ren SRännem gefe^en
l^t Giofyx m, 285), fo mar baS aud^ bamals
eine fonfl nid^t oorfommenbe 9u8na]§me. 4. Sie
üamptn, n^nd, jur Ißeleud^tung ber Synagoge
beim XbenbgotteSbienjte an Sabbaten unb geft-
tagen. — S)ie Synagogen mürben mit StüdC-
fli^t auf Sprid^m. 1, 21 an ben l^öd^ften Stellen
ber Ortfd^aften in ober au^er^alb berfelben an-
gelegt, unb bie Xalmubiften Oerfid^em fogar, ba|
eine Stabt, beren Synagoge nid^t über bie übrigen
f)(htfer em))orrage, il^rem Untergange nal^e fei
(Vitringa 213). Sie ffoften }u ben Synagogen
l^atten notflrßd^ bie ©emeinben gu beftreiten, für
bie fie befümmt maren, menn nU^t etma oermög«
lid^e Ißrioatperfonen bie SRittel (ergaben (Suc
7, 5). Sine Synagoge burfte aber nur an einem
Orte gebaut merben, mo gel^n 9Rönner ftd^ oer-
pfixäfitUn, )u jeber 3eit, menn in ber Synagoge
(Sottedbienft geleiten mürbe, anmefenb }u fein.
SBeil fte be^bolb jum StoedCe beS Synagogen«
befud^ jebedmal ibre Arbeit liegen liefen, nannte
taaa fle „geiembe" (cn^oa). gin Ort, mo feine
ge^n ^geiembe* fidj fanben, bicfe »»©orf" (-»»a),
mogegen ein anberer, mo Ü^re Slnmefenbeit eine
Synagoge möglidj mod^te, „gro^e Stobt" (n-»]»
"^■»■»ä) genannt mürbe. — 9118 Orte, bie gum
®ebete unb gur nligiöfen Untermeijung bienten,
finb bie Synagogen gugleid^ b^üige Orte, öl^nltc^
bem Sinen ^etligtbume, mo ber gefe^Iid^e 0))fer-
bienft ftattfanb. & borf baber fd^on ber 9Rtfd^na
gufotge eine Synagoge g. S. nur unter ber 9e-
bingung Derfauft merben, bog fie meber gu einem
SBabel^aufe, nod^ gu einer ©erberei, no(!( gu einem
Xaud^babe, nod^ gu einem SBafd^l^aufe Dermenbet
merbe ; unb felbft menn bie Synagoge üermüftet
ift, borf ber Ort, mo fle geftanben, nid^ mie ^eber
onbere gemeine ^kt^ benu|t merben, g. 9. gur
abfürgung beS SBegeS. — SBaS ben ©otteSbienß
in ben Sqnagogen betrifft, fo fanb fold^er guerft
nur an ben Sabbaten unb gfefttagen ftatt, fpöter
aber aud^ an anberen SBod^entagen, namentli^ am
9Rontag unb SonnerStag, unb enblid^ in gr5|eren
iübifd^en ©emeinben tftglid^. Sa er ein Srf(4
bed Xem))elbien{ted fein f oUte, f o mürbe er bem-
f elben aud^ nad^gebiftet, inbem man an bie Stelle
ber gefe|Iid^en 0))fer im Xtmptl ©ebete feto unb
bie 3eit berfelben mit ber 3eit, mo im kmpA
geo))fert mürbe, m5glid^ft in Uebereinßimmung
brad^te. Salier mürben an Sabbaten unb gfeft-
tagen, menn im %mptl gu ben gembl^id^
Opfern nod^ anbere (ingutamen, aud^ in ben
Synagogen gu ben gemöbnlid^en ©ebeten nod^
anbermeUige beigefügt. Sie ®tbtU, momit ber
S^nagogengotteSbienfi regelmäßig begann, maren
baS ÜRorgcngebet (n-^nnw)^ baS ÄoAif^ (»""»p) unb
Sored^u (^^la), ba8 Sd^ema ('«»), baS Sd^emone«
gSre (n-j»5 nsi»») u. a. (Vitringa 1092 sqq.),
85
Jt
— E^safarfen.
1092
«Deiche
UIOD0A
jof nnoi tili«
«nebte aus
Sopfogtem
ber€egeti
b^er mit
iDtr ber
Cr lirtfte fic bie Ctit"
jB tages, bie Oibnung
.s j^liiuuRU unb aber bie
tB. imI^ Sei ber %tixt
as 7 Me Sinier du, meiere
obet enteil etteuen«
9itt Ruften foflten, snb
bqu anbot S^m
nb tmteiQeotbnet
«pco^urepot) , oud^
t) Socfle^ (er*)«»«,
mit ü^ bie
orimetni, bie
■lieifi^'^cit vnb bie
CjcMunrnkitioii,
is ber e^imgoee
Üc§ wiiigpend Mit
10, 17; 23, «4,
Ü l^; 2«. IIX ®ie®iaier
mradrr (vr', 6r8-
biH nnb ^ ^it ixa«
, bie 3:1^ )u
ib bkStaiofen-
), iDd^e an ben
i, oiefnc wtf"
fli bie oonen ®e"
SMtmt beS 8Bf^
— ., ber dtt ein flbpeotbnetec «n bie 9olt»
Int Mmi^et imb bc^M^ nias» rrby <®^
«ibier berS9iuigo6e)fcn0imttmtrbe, f^eint fein
jMbiieft gemefen |u fem. -- S)ie boii^itm «i^
itomnuagen gdtten jnKir tiM ben Synagogen aber«
|ai)it, bod^ tpirb Dm ben|Aen im IbMbfambe
mt, lUKJ^ ber SQuagoge §u ^Aron tn f4li<{im
ObUnfon, tj^dfiftina H, |^aOe 1841, 782 f.),
mitunter U)ol|I ou^ int 9tergeniatd)e i^icffo^ oü
gegangen (über bie neuetat, Mnnaitlid| beut(^
Synagogen f. 9obenfd^a|, lKrd^IM|e ^Ser^uiii
ber heutigen . . . 3uben u, (gtkmgen n. Cobuc)
1748, 85 ff.). ^utDctfen fommen nn^ fflUfibe
Sd^ulen unter bem Shunen S^^nogogen boc, idcA
b«l^ Tfi^ren mag, bo| f^n im flltert^me mit
ben Synagogen <8ft aii^ Sd^euoerbnnbctt nwieR,
vtk lUtDeüen ido^ Me €^ofDgen |ug|ei(^ oM
@<^iilen benn^ nmrben, ttte no4 ^ neuecer Seit
bie Synagoge }u ^bron (Stoi^on «. a. 0.).
Ser tsgetmö^ige "fioxc^t ber @d^ulen im Unta>
fd^iflbe bon bm S^nogogen ift aber r^yv^m *to
unb c-»-iBio ^na ober -p-i -m. CrPieve ^ Kh*
bemien, le^teoe demenkirfi^en, unb bi Settiff
biefer oecorbnet nad^ Waimontbei eine dlte trik
binifi^ Sorfd^, ba| feine 6täbt 4)|nefk{(ii
burfe. (»gl. ouSberbei&i^rcr, «kf«. bee iuU*
1d^ Stfie« im Settolter 3efK e^fK n, 2. «ltt|L,
Sd^iaifi 1B86, S56 ang0fi|rlett Siteratur befon-
betS Vitringa, De nynagoge Totttra LL. m,
Franeqaen« 1696; AeU, ^nbbud^ ber Wl
«ri^ologie, 2. ShtfL, Sfranf^trt 1875, 164 %
444 1f.; 8to, S)er f^migogale Stittfl, in ber
StonotSf d^ f. @iefd^. n. SBi^enfd^oft be« Silben^
l^umS 1684, 97 f.; ba^u nod^ TtoUMiA, S^bii^
ber l^ebr. üod^ogie n, 9^eibiirg n. Sei|>M
1894, 88 ff.) [Scfie.]
$!^^iMigogeni#Seii ^ f. 98Ml)anbfii^n!ften n,
667 f.
$^pHUMrim (AivK^dEpta) ^|en im^tn»^
gefoonii^ ber gried^ifd^ fticd^ tietfd^iAene üto*
gifd^ Süd^, nämlid^ 1. urflnrOngpli^ M Su^.
UKld^ bie fOr bie ©fnosid (f. b. Srt.) nol^ioen«
big« fiefcftüdCe ber l^igen C^rift ent^ft; ^
bcmn 2. nud^ |d^on fe|r fiu^e bie SJetjetd^iffe f kct
XabeBen ber Sd^ftlefitngen, tock^ ben gtied^«
fd|en Soangeßar- unb 8ectionar^nbfd|nften gc«
trennt teooi^I für bie bemegltd^en all «nbemcg'
lid^n (^eiligen-) gefie beigegeben fUb. S)ie S«^
tioi«lttbeae ftk bie ^cfte ber «eiligst W^ ^
<md^ ben Xttel Mn^ol^Tiov. SKe 3eÜ^ ber l^oi^
fd^ftlid^ <t|aUenen ouvot^dFpia in ber Sebeiitung
tion Secttottorien ober SecHondtabcOen für bk be*
ttegfid^en unb unteoeglid^en Slefk ifl eine fc^
bebenienbe. Cbte l&rf dtjceibung ber tber bie €rbe
lerftnntcn ^)anbfd|riften Wefer 9rt gibt Tiaehen-
ietf-firegory, Nor. Test giraeoe m, 8. ed.
critftcn major, Lipeiae 1894, 687 eqq. «Ut
biefcr €^tiffKiai nmtben eWrt Mt SonMni,
€d^o]^, Xifd^orf n. «.; boi bdamttefte ift
twn VtotseHi tierdffenBid^ unter bem iitel Ka-
lendariiun eooleaiae OenetantinepalitaBaB,
10»
e^ÄOxii — Si^ncelll
1094
SoBM 27881 & Shi \päkta 3ett nannte man
Sb«9^i9v boi SBu4 tkidjiA Ut fai ben9ßmaen
(iliStt Slnoion) jmifd^ ber 6. unb 7. Obe befi
fsam (Btabiün) ße^aibcn abg^futüen (bo^ btc
SM», son ouwi^tt, gnfQntmaqielen) Segenben
ter Sogt^eiligen in emcr Sammlung mti^ obec
nbcr iioflildnbig |tt{ommenfa|t Sie grofee,
«i Sbmatai geoxtoete, mcift 12 SB&nbe um«
f^^ 6ommbaig bet onSfäldrlid^en Eiligen*
lekn bir Ümdjfn toiä» Mv)voXdyta (Menologia
magna) genannt» bo4 totamt aud^ für bie @amm-
\Ba% ber lAgefflrgten Segenben fe^ l^oufig bie
8tici4niaig My^vq^^ov Dor. 2)a8 befamüefte
wiM bicfcr Xrt Sqnosorien, n^eld^eS aud^ eine
8ffilclbmg tum i^er Snorbmma geben lann, ift
M aSoioIogittm be< itaifeid Sa^iuS U. (DgL
t tit SRenoIogtum unb Anal. BolL XIY
[18951, 404 oqq.). SBeUerliitn 1^^ 4. au4 iebe
imieltt bune ^^i^^ß^^ ^ Doigenannten
U iDva&Tpiov. Stie l^fd^riftlid^e i)ttrd^
fpcjt^Big bet oovvGapta in ber Sebeuiung bon
flyttbenfammlungen Begt xu^ fe^r bomieber.
foe no|e 3^ cr^ttenet ^onbfd^riften fü^rt
9of. bicM in b. 6htbien unb 9Hit%Uungen
onl bcm Scnebietinet« unb Siftercienferorben
IVn [1896], 879 ff. auf. 9n ber ^anb be«
jtft m Scriin befinbfid^ St^ostunumS @ir*
rahl (Cod^Meennann 372, auS bem 12. ober
11 3aMunbext) unb bed God. gr. 1594 ber
;Pon|er9ation(rib%ttot^ l^ben bie »oDonbiften
(AnaL BolL XIY* 407 aa.) bie entftel^S«
gef^id^ ber G^nasorien (iemlt^ ouf gel^. Peine
ber M le|t brfannbn ^anbfd^riftm teid^t fifier
MlLSo^unbertjttrfldL S)a9 @trmonbianum
nb feine Sermanbten fielen in na^ SBesiel^ung
|8 bcn StenOeiu S>ie Segenben ber aRenöen, beS
Eumonbiasunid unb bed SSenoIogiumft SBa-
fbA* n. ge^ auf eine gemetnfame Soxiage
fBxml, tteU^ legiere felbft mieber ein ^uSgug
«I ber €omniiung bed S^meon SRagi^er (f. b.
ixt) iejlB. ber Menologia magna ifL 2)tefer
lid|Bg Derrfiti^ gro^ ^if&äfA^jttik, Oberfläd^Itd^
U unb SRaagel an ftriiU fettend feine« Som«
(Ootoil Somit reid^ bie Snnoiarten in ber
^na, tme fb ic|t dS Segenbcnfsmmlungen tior^
Ikgo, Utt^rfd^Hd^ nid^ Aber bie gmeite ^filfie
M 10. 3a|r^ttnbertl )uni<. 5. «abUd^ ful^
<bA (iae Sei^ bei oen ®ried^en entftonbener
nttiif^ ftoloiborien ben Xitel Zuva&£(Ma ; er«
^ritm Knb bergldc^ txm £btiftot)]^omS , bem
focontul ton SR^tUene, aufl bem 11. 3a^(.
nb Mm 2)(obar ^robromuS (f. aber beibe ftrum-
fa4cr, e^ b. h^ioni Sit, 2. Slufl., ^Rflnd^en
l»7,9iigi|lera.T.X Olbep^nSSeitl^O.S.B.]
^faoiis (o^vogc, bau Skrfammeln, bann bie
BajumBitog) bc)eid^net bei gried^fc^ IBdtem
yke gDtMMenfUtd^ SSerfommlung. S)er Ser^
nul otfl^rid^ bem eoUeota ber Sateiner (f. b.
ItL CoOeden m, 608) unb bebeutet ndl^ed^
taft boft Brd^r«^ Stunbcngebet, bolb bie fympU
feier bH oqaetB^Dmen Ootlefibienftee, baS ^ige
9Re|opfer^ unb ben Sm))fang beS l^eiligen Sacra«
menteS, bie Sommunion. 9la4 ber mpftifd^
Suffaffung ift Sl)na;i3 bie geiftige Sammlung
unb Bereinigung mit ®ott (f. J. Bona, Bemm
litin^. 1, 8, 8). Seit bem 5. äal^r^unbert er-
fd^eint baS SBort aud^ im Idteinifd^en Spxad^«
gebroud^e bei £offmn unb in ber Kegd be3
bL Senebict als Siqeid^romg für baS canonifd^e
igfyitQAtt (f. Du Gange, Olosaariom a. v).
3m flKrd^enfalenber ber ®ried^en ift ouvaEic geit«
titel einer bö^em liturgifd^en gfner (f. N. NiDes,
Kalendarium manu^ I, 2. ed., Oeniponte
1896, 52 sq.). [ft. Sd^rob.]
^pudR{airpu}Xoi), eine ftlafje böserer (Beifl«
lid^en in ber ndd^ften Umgebung beS Stfd^jS,
meld^ie in ber l^eutigen gried^ifd^en ftircbe no^ be«
ftebt. 2)er 9lome i{i abzuleiten bon ouv vmb
x^tov (grödfict au8 oella), unb bie betreffenben
(Seifüid^en mürben fo genannt, meil fie urfprüng«
lid^ mit ibren Sifc^^n in einer unb bofelbm
SeQe mobnten. ÜRorinuS (f. u.) glaubt, ber Ur^
fprung beS 9mted fei barin gu fud^en, ba^ bie
ätf d^öf e unb befonberS bie conftanttno|)oIttanif d^
$atriard^en, bie l^ftg ou8 bem SRönd^ftanbe
genommen mürben, einige il^rer fruberen (Seno^en
aus bem tHofter mit ftd^ in bie bifd^öflid^ SSBo^«
nung genommen bdtten, am in ®emeinfd^(^t mit
ibnen bie Hebungen beS SDtdnd^Iebenfi for^u-
fe^ Spöter erfc^einen bie S^ncelm oft (dS
SBerotl^er unb Seid^tooter Don Stfd^öfen unb
^atriard^en. 9li(^t feiten mürben fte bie 92ad^-
f olger ibreS f^erm, bod^ mar biefed nid^t, mie
Einige annehmen, bie SegeL SBegen ibrer nal^
Stellung inai ^triard^n mar bie ®un(l ober
®cneig^eit aamentlid^ ber S^nceBen ju Eon«
ftantino^I Don ben bbd^ften ^erfonrn im Staate
febr begebrt. Selbf! bie ftaifer fmbten ftd^ ibrer
gu Derfid^, um burd^ fie auf ben ghttriar^en
eingumirbn, aber oud^ um Don ibnen beffen @e«
Innungen gu erfabren. So gefd^<^ eS mobi, ba^
Der, melcber ber treuere 2)iener feinefi ^etrn fein
oUte, gumeilen beffen Spion mürbe, mie %na«
tafmS, ber S^ncell beS ^triard^en ®ermanu8 L
f. b. Wrt.), beS Sedbeibigerd ber SilbetDere^rung.
Um ben fßatriard^en Xarafiud (f. b. 9rt.) allem
ausmftrtigen (änftul unb Xatl^ gu entrflden, be«
fieOte ibm ftaifer (Eonftantin VI. felbj! bie Spn«
ceOen, ol^ beren £rbmbni| niemanb Singmtg
beim $atriard^en l^aben burfte. äBie bod^ mit ber
3eit bafi Snfeben ber S^ncdlen flieg, ergebt man
barauS, ba^ felbft Srfiber unb Söbne ber fldifer
fid^ um bie^ %mt bemarben. Urfprünglid^ mar e9
bIo6 einer, ber fid^ beS XUelS eined Spncetten
erfreute ; albnäßg aber, ba \\if Siele bergubröngten,
mürbe biefer Xitel Webreren gugetbeilt SRon
nannte Don nun an ben 9UIte{ten ober Somelinn-
ften Don ibnen Protoeyneellua. 3n ber loteini-
fd^en ftird^ b<>ben bie S^nceOen nie ein fo bDb<^
Snfeben erlangt mie in ber gried^ifd^en. rBox ben
Seiten ®regor8 1. Derfaben blo^ Saien boS Ibani
ber päf^idlen Subicularen. (foß biefer ^eilige
fjC
^lutllst — @9«bicu8.
1096
-1 ;*
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tenrd aox(Eiig-
, 50B Des $flt^
ILJ)28). iS^DaCaiige
dftflwrneeeLotdi-
tf: ThwMin, V6taM
^'^ Vi T, [Aofec]
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^ lo3& iBwif|iiffi bcf boitfci^tii
inta ra^ 99^ Sorg
^SIDRtOniK SB WlDCCIl ttWv
tEB. 2ie Gegner be»
, otgletil^ boS
= iuu|9rt
js iit aniiiijni itatcr fi^ gegen
Juufi BfTtnibfB) iizf))riutglid^
_ ^itftiL ScrSerkuf bed
«. iiifiitna^ Sobe (1656) i{i
öuBgc^db; cfi etflbrigt ^tet
_ipg der Sdoegung gu be-
5. l'}64 cnid^ gu aBUterüberg bet
CiüoB (f. b. lit) tt. 9. t)erfa|te
jBBtoB fidei Y6re Lntheranae,
idos in der 2e^ Don ber äle^iterti«
gntm Sccfen ben Saliitinem
.In^Himg brod^te. (Segen biefe
n^ebli^ baS Snfe^en eineS
jn Dexfd^en fud^te, t)er-
einet SaterS in ber Demonstratio
^tlmpbt 1667). Sieben Salot)
t Lüenieif^ ^cni))tgegner berj^n«
legibiuS @traud^^
^BoMt PL 9S3ütenberg, ber mit
Imagt, j/m ü^ü roj^e Streit«
•JtL. aefie^anlit toorb bte $oIemiI
gegen feine Sn^änger
fcfä^ benn }ui9or unb
SünB^iad ausgeartet. S)aS
gcifaHene (ncotefton-
jU( in )h)ei ^rlager
ponben bie X^-
unb SKnteln, auf
te^iHm Wittenberg, Sei))-
, 6ir^ unb 6tra|burg.
gena^gte SRönner,
bie (i|igen 6treiter
nobcoonoe Haltung an-
6. b. «IL) unb ^Mejf or
ffem^ v^ 1^1) I* 3ena. Mein
t^obgif^ 6treit«
grtaBonef nid^t nad^ (Sebfi)^ gettfixbigt ^d^ bie
fcttbCii^ Sorfel^rung beS ^etgogft (Emfl üon
€od^en"®ot^a ^e me^r einen loo^emcinten
3»ed old einen günftigen Srf olg. Si^er gfurft
iiKir nSmlid^ beftrebt, ben ^brn beS SlicoL ^un-
niuS (f. b. 9rt.) gu Säbedt ou8)ufii]^, nad^
toeld^em ßetd ein CoQegium ton Xl^ologen t)o^
Rauben fein foUte, um oOe S^iflifiBeiten im Snt*
^e^en )U fxn^tn unb beigulegen. 3n einem Don
(SlafftuS gefertigten, aber erft nad^ feinem Xobe
1662 gebrudtten (Sutad^ten, morin ein tto|I>
tbuenber, frieblid^er (Seift me^, merben Dide
^unfie ber calistinif d^en Seigren fe^ mUbe (cur*
tpit unb entfd^ulbigi 9ud^ 3ol^ann SOtufäufi
}eig^ in einer öffentlid^en Sd^rift 1680 bie let^t-
fertige 9[rt ber Sbf affung üon (&doM GonaensüB
repetitas unb Die olieinige Kai^famleit beS
@d^tt>eigend oon beiben Seiten. 9bec bibenfd^-
lid^e Stimmen maren nod^ immer ni(^t pn
Sd^eigen gu bringen, mie (SoIoM im 3. 1682
erfd^ienene Historia syncreibtica bemeifit, bie
Dom ffurfürften Don Sod^fen confiddrt tDuä)c
(Sxäoti fiorb 1686, unb frül^nod^ (1682) Strmid^.
2)a in i^en bie bitterften (Begner ber S^ncre«
tiften Dom Sd^ouplaj^ abgetreten maren, f o buifte
man auf rul^igere fird^tt($e 3uf^nbe ^ffen, bte
obnel^in fd^on feit geraumer 3^ ^^ Serlmigm
aSieler gemefen. 2)er SSerlauf ber f^noetiftift^en
^dnbel l^atte fibrigen§ bod^ baS (Bute, ba^ infolge
oerfelben mand^e religiöS-fird^Iid^ Sftogen frei*
mütl^ig burd^gefproc^en, mand^ 9Ri^fi£ibe unb
(Bebre^en bed lutl^erif d^en SBelenntniff ed offen bor»
gelegt unb bie fatl^olifd^e SBal^^eit, fiatt un*
bebingter SSermerfung )u Derfoflen, bei i^ (8fS'
nem enblid^ einer billigem SBebanblung unb
SBurbigung untergogen mürbe, ^otte aud^ bie
fd^moiuenbe Haltung (EaliftuS' eS nid^t bis )n
bem $unlte bringen !5nnen, ben lat^olif d^ Se^r»
^^9^^ gang gu erfaffen unb i^m DoHe (Bered^g*
lett miberfal^ren gu laffen, fo marb bod^ dOmdlig
baS Sebürfni^ gegenfeitiger SDuIbung unb bie
ablegung beS bittem SieligionS^eS ful^aarer;
man gettöl^nte ftd^ an ben (Seban!en, ba| aud^ ber
®egner baS Sted^t auf eine eigene Uti^eugung
l^be, ber einfeitige ®efd^mad( an ber bisl^gm
^olemil fing an gu fd^minben, man emt^fanb ben
2)rang nad^ einer baS f)erg befriebigenben 9e-
l^nblung ber Xl^eologie unb inSbefonbere berget*
ligen Sd^rift So mar biejienige Ißeriobc bet
proteftantifd^ Xl^eologie Dorbereitet, mel^e Don
g)^. äacob Spener (f. b. SlrtO an batirt unb in
ber (Befd^id^te als ^ietiSmuS (f. b. 9rt.) behnnt
ift. (Sgl. bie im mrt (SalistuS, (Beorg beraei^'
nete Siteratinc unb 3)omer, (Befd^. ber ptoU%
Ideologie, SWündben 1867, 606 ff.) [©äj.]
$9ltbiaiS ((mvSixoc, lat. defensor s. ad-
Yocatas f orensis) begeid^net einen red^ttgelel^rtm
«nmalt unb t$für{pred^er, meld^er Don einer (Sot»
))oration gur Vertretung il^rer Sngelegenbeitm
nad^ 9lu|en, inSbefonbere i^rer Sted^fbritfo^m
Dor (Berid^t, befteSt ift (arg. c un. Z 1» 89). ^r
1097
@t|nebrtum.
1098
gntrtfil^ribd fid$ l^ictno^ t»on bem Sbrniniftiator
bohirt, Uli bi^ lebiflfid^ )ur 93e(orgung nid^t«
jinüiger SoiDaltung^gefii^djte, ber S^nbicud ba-
gegm ^r Stents- imb etreitfad^en oufgefteOt ift ;
HA beut Srocurator (f. b. Sit.) im getoö^nlid^en
6lime bQDun§, bo^ oiefet nur oon $rU>aten in
^^aMtit^t&\o^, iener don einet ®emeinbe ober
oKin ^Hegium mtd^ in Affentli^en Sted^tSange-
Iqa^eiftm bcoollmäd^tigt mirb ; enblid^ k)on bem
Mtor ober Xnioalt füt einen ^ftegebefol^lenen
UMi, boB biffet nur }ur S&^rung eined ober
toSi mäfcna, ober gegenmArtig onl^ängiger $rO"
)i{)( bei SRünbelS , ber SpnbicuS bagegen ge-
tSIfaSidt )ttm SteUdertreter für aUt, aud^ fSnftige
gtnitfc^en eines i&afüüi, fllofierS k. auctorifirt
ifi. siOabing? ift lej^ereS ond^ bei bem S^nbicat
vis^ immer ber f^ ober aerobegu not^menbig,
anb ^(rbm:4 iß ^ Unterfqieb gmijc^en syndici
tempondoB uiri) perpetoi bebingt. (Srftere fmb
\b^, benen nur für ein unb bod onbere Sleii^tS-
gi^ befonbere @peaotooIImad^ gegeben toirb;
gn&d perpetoi bagegen merben für immer }ur
^^g aller Dorfommenben 9ted^tdangelegen-
trittn imb ^ojeffe mit einer ©enerabottmad^t
Krje^m mtb nehmen oIS 9le(^tdfunbiae aud^ an
ofloiSnatbungen, bei benen 9led^tSDer$äItni{|e in
^e tütamm, Sntl^it, um bie %cten )u lega-
tjjiiai ober ben Stec^td^iunft bei abgufaffenben Se-
fiUüjfen ju bead^ten. Sba baS SRed^t Qud^ äußere
Seonte )ii beßeBen, ieber @emeinfd^aft gufommt,
bom CDtfioratix^e Serfaffung 5ffentHd^ onertannt
$, fo loctbcn bie Spnbici in ber Siegel oon ben
befttffcnben Sorporotionen ober Kollegien unb
pat mtifi auf fiebenSbauer gemap unb erlangen
5abvr4 ben Gerottet öffentlid^er Beamten mit
grptjicn Sed^ten unb 9tu3)ei(^nungen. 3u il^rer
gültigm SSBabI mirb aber bie ^nmefenbeit stoeier
2nm|etle ber @timmbered^tigten unb abfolute
giotoritfit ber Stimmen erforbert. ©eifüid^e
Ccben fmb nid^ notl^menbig gebalten, eigene
äftibid oufjufteOen unb au falariren, fonbem
ik foraien nöt^gmfaS§ aud^ ein gefd^öftd- unb
m^tunbiged SRitgKeb au8 ibrer SJlitte jum
8ipibicufi ernennen (arg. o. 16, X 2, 1). S)te
9iaibtamtmorbm , indbef onbere bie f^ranciS«
ma, Ifabm, ba fle über^au))t mit ®elb unb
Selbgef^aften fid^ nid^t befo||en bfirfen, oon
n^men $(l;iften bad 9led^t erbalten, ba| ieber
bnontt ^^ einen Settreter au|er i^rem Orben
(äi apo{ioIif(^n SpnbicuS befteQe, ber 92amen§
M pöpftlid^ @tuble8 il^re Sted^tdongelegenbetten
md^ 9u|en ju beforgen unb bie bem ftlofter bar-
gr5ttt(^ten ®efd^en(e in Sm))fang gu nehmen unb
Kbmed^nen fj^ ^gl. Ferraris, Prompta
hliotL «. V.) [^ermaneber.]
$fiieMnm (tfovedpiov, l^br. v--|n9o) ift bie
(c&mijttf^ SBqeid^nung für bie iübif d^en l^öberen
Scripte im V&gemeinen unb für ben oberften
^^ttbof indbefonbere : in le^terem f^oUe mirb
i&9«D9^Iid^burd^ «»l^oberKotb" überfekt. S)ie«
iet toor bitf m/^t @eric^t unb tbatföd^Iid^ gu-
gleid^ bie oberfte Sel^örbe in aSen toid^tigen reli^
giöfen unb bürgerltd^en Singelegenbeiten, meldte
bie 3uben innerl^alb unb au^erbar6 beS «^SonbeS
SSrael" betrafen. ®a8 SBort „©pnebtium*
fommt in ber rabbinifd^en Sttetatur im ®egenfa|
)u ber d^riftlid^en erft aQmöIig unb neben anberen
Wjeid&nungen (c-spt, Seltefte ; v ^'^ ober blofe
n-a, ®erid(|t8bof; aram. »nwas, SSerfammlung)
oor; als aber ber fremblanbifd^e Urfprung oer>
geffen unb bie @d^eu Oor bem ^eHeniSmud über«
munben loar, mürben anad^ronifiifd^ aud^ bie
@erufte ber ^aSmonäergeit unb bie Stid^tercoUegien
esbraS' (1 esbr. 10, 8), 9lebemia8' (2 gsbr.
5, 17 u. fonft), aofapl^atS (2 ^r. 19, 5. 8) unb
5Kofe8' (5Rum. 11, 16. ®eut. 16, 18; 17, 9)
als ©Qnebrien begeid^net. ®er Unterfd^ieb gmi«
fd^en ben b^b^cu unb ber bbd^ften 93eb5rbe mürbe
burd^ bie 3ufä^ »gto^" unb ,,fretn'' begeid^net.
^ftleined Spuebrium'' |ie^ baS l^bf)txt ©erid^t in
ben @töbten beS SanbeS, ,,gro^c8 Sti^ebrium"
ber böd^fte @erid§t§bof in ber beiligen @tabt. 3n
ber Septuoginta ftnbet ftd^ auvedpiov nod^ nid^t
als 92ame einer ^ebörbe, fonbem nur in aQ«
gemeiner Sebeutung (mie auvedp(a ober ouvedpeta
Subitb 11. 9 LXX; aüV8«peüta gccH. 11, 9;
aüveSpidfCü) ©Jjr. 3, 82). 3m 9leuen leftament
l^at ouvedpiov nur bie engere SBebeutung einer
©erid^tSft^img (3o^. 11, 47; Ogt. Jos. Antb.
20, 9, 1) unb eines ©erid^tSbofeS. mt bem
beftimmten ^rtifel ift eS ber gried^ifd^e 92ame beS
^l^ol^en StatJ^eS" ber Juben. @onft ^nb unter
ben oüv^öpia (SRattb. 10, 17. ÜKarc. 13, 9)
bie «^Keinen S^nebrien" gu Oerftel^en, ntcbt aber
baS fogen. „S^reimännergerid^t" (Jos. Antt. 4,
8, 14), meld^eS nad^ ^ofepbuS in ieber @tabt,
nad^ bem Xalmub in ben fleinften ®emetnben
beftanb, mo baS „Heine S^nebrium'' nid^t mebr
gufammengefe^t merben fonnte. ißor baS 2)rei"
mönnergericbt , meld^eS SRatt^. 5, 25. 40 ge-
meint ift, gel^örten Sioilprogeffe unb Reinere
etraffäUe, auf meldte als ]§b(bfte Strafe 3üd^«
tigung mit 39 (3ei^e(ftreid|en ftanb. S)aS „fleine
©Qnebrium'' mar orbentlid^eS Sriminalgerid^t
für fd^merere SSergel^en unb befag baS Sted^t, eoen-
tueE auf ZobeSftraf e au erlennen. S)ementfpred^enb
ftebt SKattb. 5, 21 f. bie SobeSftrafe (xp((jic) meto-
n^mifdd für baS fie oerl^öngenbe ©erid^t, mte
SRattb. 5, 22 baS SanbeSgerid^t beS «,grogen
©QnebriumS" ftatt ber quoUfiärten XobeSftrafe,
für meldte eS ^uftanbig mar.
1 . SE)aS „Keine Stjuebrium" , au meld^em 23 Siid^-
ter gel^örten, beftanb nad^ Seut. 16, 18 auS
Sttd^tem unb nieberen Seamten, meldte mit bem
Strafoottjug betraut maren; eS tagte „an ben
©erid^tstboren", b. b- in ben @töbten fdmmtlid^er
@tömme 3SraeIS, unb rid^tete baS IBoII mit ge-
redetem ©erid^t ol^ne Sted^tSbeugung. S)te Sttd^ter
toaren „^riefter, Scoiten unb fold^e 3SwcIiten,
bie fid^ mit $neftem Oerfd^magem fönnen", b. 1^.
an beren „^bftammung feine SRalel l^aftet';
bie Saienri^ter mürben mtS „ben Selteften beS
IWKl
Si^nebrtum.
1100
fr^^V« MfA^" <«t W. «f- 2«t 1, 18.
I^V ^'^ / V i > '^rnnnwif. ^« mtier ticR Sid^tem
Mti^ ^iv^^ .]^<ttfi)(»Ttmsii9 6efiaii2i uab ber Stamm
^/n^ .vn ^nfts^mk ^ttonim (mflBiibe^oroitgmg,
frv mw ivr 3>m^^rnh^, vrf^c^ lik fkigen bur^
55W^t iJi«tr€5tea %illte, {h^ frin Sote, fon-
jww -tu Brtfftfr. 9a4 dcni (feil beburflc ber
'lhit)tfT ^ ^^^nfii^ eiMr (rfonbem 9utori-
fditoii, Tic itei flw^ Mcmgegaitgener ^^fung,
OT 7 .ifli olDctafid^ Scbtngungfn fimfig^,
tRjfüBDi 9811 atfon^Rta Hk^icui, btf onbttS Doti
9m fm^oi Her S^nrMcn, crt^t tmtrbe. 9tad^
teis «an faterti Boft foinumidl bei biefer fog.
CmmDtcni te SKdjtfet in l^anbaitflegung, na$
da iROct» m ba Seikgung bed Stteld Stabbi
^. iL ltt> 19^ m ber Sxlaiibm|, f orton Strof-
AaB|rffepialfi^cibcii(8aiiliedr.l8>'). Sieäber*
Gmk 3^ Mm 23 Sti^tetn im neinen @9n-
Htriwt iRtb bntd^ c^cgettfi!^ @))ieletti mit
uns. 14, 27 mb 35, 24 begtfinbet 3n ben
^^ StibtRi ^ddjlina'S (2)eut. 16, 18. 2 $ar.
19, 5), Ddii^ mit Reinen S^nebrien bebad^t
»nai, u^ mtd^ bie Stroffad^en ber offenen
£dcfa beS 8anbe§ Derl^belt n}otben fein; bie
€9iicbnen nmren alfo iheiSgerid^te. 9ud^
^e beten j^mei, eined am (Eingang
XflRtKiberg unb bad anbete am Singong
%tmfüffoSU, b. i }um innem Sorl^of be§
%aBpt& ä^en f^tieb man gr5|ete ffenntni^
kr ^nbction unb beS Sled^teS au als benen in
ber ^ßnMrin), me^l^alb fie bei 93etjlö|en gegen
bk 2xDbttion oIS ^fjiat änfianjen angerufen
mb in ber Srage megen ber $rebtgt
(BUmbenS ein enbgüItigeS Urt^ ab-
SaS 3ttäit fSmmüi^er fleinen S^n-
^liem ibcr 2^6en unb Xob »irb auf Seut.
31, 19; 22, 15 IL 0. jttrmfgefü^ S>ie 93et^
(onblm^ in Sriminolfad^ folütn fid^ Dor ben
ipcosefKn mn boS Stein unb S)ein burd^ 9lübe
imb €<boming fennjetd^en. 3}on oom^etein
imam die Sk^ter für (Sit)ilfad^ nid^t fofort
oi^ für (^ciminalprojeffe geeignet, 3. 99. tooren
fax leltar ®teife, IKnberlofe, Sunud^en ouS«
grfd^ffoi, nril c8 ibnen an ber nötl^igen SRUbe
bc§ ^ö^enS fel^le (Sanhedr. 86i>). SBä^enb
fenicx in (^tüilfo«^ ber ^ro^e^ mit SBelafhtng
unb (Entlang beginnen fonnte, l^tte bie 6t-
Mentng m ^riminalfa^en Don ber Sntlojlung
augyigcbea, unb »eil boS gerid^id^e SSerfa^ten
ber Subcs fcine ^Inmälte fannte, fo ^tten bie
Subter ifSb^ bie ^id^t, bad ^erauSjufud^en, IdqS
fi i^unftcn be!§ UngeÜagten fprod^. S)a]^er fonnte
l>er ^ rmfornrnta, bo| aOe Jtxdfitt Chitlaftungd-
^rmtöe bc&ndbleii; ni^t olle aber burften Se«
Uuhmggmoqwrtf «nfubren ; benn eS galt le^tlid^
bit ^tixobif^ €a|: »XBenn aOe iemonben Der»
«tbcdtt. ^tcikai fie ibn fteL" Sßöl^renb giiütl"
actie^ft te in Sergen begannen, bis in bie
5Lafii MftB ^oonm banten, mußten Sriminal-
scKi^ 4m iii «tcboiMt unb am Xag burdd
32ttOtuS?bai2t teiM «oben. Sautete ber Bpni^
auf fd^ulbig, fo folgte boft Snburtbeil mit ber
S^ecution erjl am folgenben Xoge ; in ber 3im-
fd^n}eü foSten nod^ (^ofhmgdgrünbe gefimben
unb gettenb gemad^t tterben fbnnen. (folgte
gfreifpre^ung fonnte nid^ rädgftngtg gemad^ toer»
ben, baS tetbommenbe UrtbeU toorb hingegen
burc^ ieben neuen (Entlafhmg^grunb oufgel^i^ben.
aSieberl^oIt nxtrb ber Serurtbeüte, toeld^ bereits
auf bem XBege ^ur SKid^tte UKir, jum (Strid^tS*
l^of jurüdgefübrt , toenn er felbft ober ein 9n*
berer ettt)aS äßefentlid^ )tt feinen (Bunfioi t>or-
brad^te (Dgl. b. Ort. Steinigung, ofk 755); bod^
galt boS le^tere (mit Sliidtft^t auf S)eui 13, 8)
nid^t t)on einem SSerffibm. (tteber bie ®eri<!^
orbnung, befonberS be}üglid^ ber 3nigen, f. b.
«rt. @krtd^t Y, 410 f.) SBeil Beim peinlid^en ®e-
rid^ einerfeitS IBertagung ber SSerurtbeilung ge>
boten, anbererfeitS Serf(^tebung fiber ben gioeiten
Sag binauS verboten loor, fo begann man regeU
red^'t feinen $roge^ om 9iäfitag beS @abbQtS unb
beS SfeßeS; bie gemd^nlid^ (gerid^tstoge ttxnen
SRontag unb 2)onnerStag. ^ femer gegen bie
Sntfd^ibung ber 23 Siebter ftine Berufung ein«
geleät toerben fonnte (nad^ S)eut. 17, lOf.) — nur
in (^elbfad^en gab eS eine 3|)peIIotion ^, fo mar
ben ftöbtifd^en Socolgerit^ten nabegelegt, f^önbd,
bie für fie gu fd^mer f d^ienen, t>ot baS Obergeri^t
in ber l^igen @tabt gelangen gu loffen, an
hjeld^ obnebiel bie arteten fid^ in mistigen
SHngen t>on ooml^erein menben tonnten (Jos.
Antt. 4, 8, 14).
2. 2)a8 ,,gro^e S^nebrium'' }n Serufalem be«
flanb (mit Ȋdjid^t auf 9ium. 11, 16) cmS
70 Stid^tem, gu benen o(S 71. ber 8orfil»nbe
fam. fiejterer l^iefe «"^ws (Sfltft), j«in €teOt)er*
treter -.^ n^ a« (Sater bc« (SeritbtSl^of«). S)ie
moralifd^en, l)b9fifd^ unb focialen Sigenfd^often,
toeld^e bie SRitglieber ber fleinen S^nebrten b^ben
mußten, forberte man in gefteigettem 9Ro^e bei
ber ^ufnal^me in'S gro^e S^nebrium. Sndbefon*
bere foüten ^bie bod^gemad^fenen^ fingen^ f<^önen,
bärtigen" Oberrid^ter ftd^ btnt^ ^pxcii^niknntxüi
(70 Sprad^en) auSgeid^nen, um gegebenen goIIeS
feines S)olmetf^S gu bebfirf en, an^ ouf 3^ber»
fünfte ftd^ t)erfteben (Sanhedr. 17 % Snbe), um
toirflid^eS fhrafbareS 3<^bermerf Don btenbcnben
ffunftftüdCen unterfd^iben ju f dnnen. SBie 3Jlo}^
auf ^etl^ro'S SRotl^ gu feiner (Sntlafhmg Kittet
aus „bem gongen Solfe" erfor (Ss. 18^ 81. 25),
f 0 fönte aud^ im großen S^nebrium gcmg 99roe!,
^riefter unb SSoIf, Dertreten fein ; Me 70 9Rit»
glieber maren aus ben geeigneten gfamUien^u^itrm
aDer Stamme genommen. @o bilbeien ^e einen
©enat, eine ©erufte (1 SKadJ. 12, 6; 14, 9);
ba^er l^ei^t baS S^nebrium, Dor toelt^ Stfuf
geftellt nmrbe, „baS ißreSbQterium beS SoOei"
(Suc. 22, 66). 3la^ ben etngelnen€tänben morb
es als bie „^riefter, Sd^riftgele^rten unbSeQeflai'*
(SRarc. 14, 53), fürger alS bie ^^^riefter nnb
@(^riftgele]^rten" (Suc. 22, 66) bqrid^net S>ct
Sonang ber ^efterfloff e im S^nebrium l»r toi
IMl
6i^nebctum.
1103
iBbcB abom, ba auf 9cut n, & f. ieni]|*e,
«ob, d^rf^oi toon ber iUUMgni aSotonfttBung
kl ciflam «ib ba gckgnrtlu|eti UntctorbnMig
kr klfam^ ba» flegntfeitige eteOune ubexbk|
w#|rte<9Racc U, 5S; 15, 1), oud be» Hnui
fMc te, bo^ bif !ßrk{iet le)tt». bk ^o^
ydtfto (9te^. 26, 59. SKovc. 14, 5S. «^q.
82, 80) ben Mo^vx e^xbrn" gegmibec-
fhÄctt, bk »Obccpcn (S^y^^f ^- ^M- '^^
sTi) bis Soats' bKt^. «»>> »idii<^ »^»>b
Mk 4dligm Sä^m btft ^^9)«^ Mcen (3«^.
U,47.«M*5,17u.fim9). äRberXbtttttwcba«
pil^ eqMmm fein» Obtnoieginbnt äRd^l^tt
«4 cia ^mfteigm^t unb bte^ intäifAg^ jm
ftoM^me, b«| bei Soiftlenbe untec normalen
SR^ilteiffen ftdft ein ^neftec, ttnb )»af lein
rnrngm oB bei ^]b()»^ft^ %f^}ni ifi. Skid
SateXeOntent bittet bie gtf4i(^K(|ea9eftöHgune
yauL ^n ben (focAgdien nnb in ber SLj^fteU
ifttUtle iß boft ^Mnbium be9 C^olNt^tiefteiS
(d^MK^^blU^ (%)^ 5, 21; 2S, 3). 3ur Seit
Qri^l bei^ ber kNycftbnibe ^obetiriefiet Adpbod
6o)l11,49), cüoabttiS^eceraiien f)pätet%iamaa
(tpg. 2S, 2X Sfietbingd »oren no^ ber iilbii
f^ IMcrIicfenmg 10—80 n. 6bt- €imMi L,
ma eobtt. 3a-50 (Bomaliel t, @iinoni L
&(i» mb 50^70 Simon IL, &df^n ©omo-
8^ L, 8kNcft||enbc bei großen @Qnebrium# ge«
iKfen, BMd ober mit bet Vng^be im Plenen Seftoi-
■cnt miDeretabar ift; inbefjm mögen fk, toie
m 9amM I cwft aiH)- 5, 34 feftfte^, etnF
fhiBttiibe Xotbe bc8 Dberften ®erid^&bi>f^ ge-
«cjcn fein. 6dt cfi tettie ^b^n^ftet mebr gab
{10 s. Cbc.), rotten bie bebeuienbften ®cfebcd-
it^ anr $cöfibenten{iclle befi gto|en €^
erimsA iu 3amnia, U{^ unb (nad^ n)eiterem
I^HiBoIigem OttStDed(^l) sn Ziberioe Dor. 3b<
Ibiic^cR nxur ba« grd^, »erat fie ibc ®ef<^Io4t8-
ngipir auf 2)Qbib ^urud^btten; benn bann er-
vSäk man in i^nen, toie in ben Oberften bet
kt^mf<ben (Sptlonten, bie CMflfiung t)on ®en.
49, 10 (Saakedr. 5*). 3)a^ ober aik^ fd^on in
ber Seit twr ber 3erftönmg beS Xemi^g fietd
dB .gsüft" boDibij^et «Uimft an ber @))i|e bed
e^nMuma geftonben bi^be, nid^t ber Jqü^*
Itfafkcr, i{l f))atere ^ction. — WS Serfamm-
Ingloit bed gro^ €9nebrinmB erfd^eint im
Stmni ZePament mitunter (9Xarc 14, 53 ; t>gl.
iK. 22, 06) boS bcaa beS ^l^in)KiefiUtg; in
M« gSIlen tuirb ber Sotf i|eä^e tHm ben 9tr^
Sehmub gemod^t boben, »egen ou^sbcntliiber
thsii^nbe bie 6i|ttng on einem anbent oiA bem
Mö^nGiben Oite aiQubcmnmcn. Ser amttidbe
Sttungj^ool bagegen lag imei^olb ber gro^
tMpdaiatux hk Zemfdbergeft, enthebet im
iutän ober im innexn SSorbof. 3m Ie|tem meidl
i^ ber Zolmub feinen pa^ an, bort^ »o an bn
fuMt^m 2u|flunmier bie (Skenje ber ^tie^- unb
SoimabtbeilHttg im inrnm SSürbof mar. S)ic
Su|tii^i|cn fo, ba^ fic einanber um) |uglei^ bie
loitcten (ommt ben beugen, meld^ bd ber Set«
boidilung bt 1^ SKtte Panben, feben lonnten»
Zrat ein JHäger ant fo |aitt er (S^if, 3, 1)
)ur Siedeten bed Slngiefd^igfen ober ibm g^en^
iiber feinen $lo(^ fSot bem lualbbiid ontm^
firlec Stid^er ^fien brei Steibeti Slänger auf nie«
btigeren @i| en, ouS benen ftdb nod^ iBeborf boft
S^Mbrium ergäi^en toimte; bed^ mar cS fd^oii
bri einer ^d^ toon 23 mtißAm, fjtbimi*
fäbig. VxL beiben (Enben bed fKdDUreifed panben
E» bi» brei @d^tetber, mel^ tM ergebntjk
münblid^ %esbanbIm^), bie abgegäcnen
@Hmmen, Der^id^ten. Sie Serbanblimg fd^|,
nad^bem fie mit bem frfiben SRiNrgen beflpnmett
koät, gegen Sonncnwitergang (Sbcnbe))f et). 2)oa
Uxibett iDurbt g^toöbnüd^ fd^ripd| obg^fi^ unb
t»om SSorftbenbe» DerTHnbigL & gatt für f^Mp
fttna unb bie 3nben in ber 3ccftremmg (ogf.
3U)g. 8, 8; 9, 2); tbiflebnimg geg^ bas ©tjft»'
ebrium mürbe mit bem Zabe betraft. %b @ab»
bot nnb an ben Safttagen, an ttiddbni bie &f
rid^erbonMungen DedBote moren, fabelt bie
@qnebri|len on^b^ ber Send^b^He im Sm*
bof ber fßriefier tnib Sdroeltten, um m Ufjitxn^
ottib um |u feben nnb gefebes fa meroen. (Srfl
tner^ig Sabre tm ber Setfkörung 3esufalemd fok
bog gro|e St^ndatum feinen 6i| Dorn innem
na(b bem äu|em SSorbof bed Zem})d8 ncriegt
bottn, mo ed in einer ißaUt (»oftlifa) ber 5ft-
lid^ 2ang(eite be« Zem))eI))Ia|el tagte. 9lene«
ffcenS bot man freilid^ ben Sad^meid kwrfud^t, bop
bad ©tjpmgdlocd bed großen @9nebriumd ftetd
im Saifittn Sorbof nnb jmar mi ber mefUid^
atingmouer in bei (Begenb bed beuügcn ihttaip
^ored bed ^aram gcmcfen ^i (&gL Stiebmd C)a^
tt^örterbud^ U, 1598). 2)od^ fhib bie Dotge-
bcaddtem &rünbe nid^t )tt)i»geiÄ, nomentlid^ borf
mon bie ßouXi^ unb bod ßooXsorijptov bei 3d*
f(]>bttd, ber bamit bad SRotbb^a^^ &on Sensalen
meint (BeU. Jud. 5, 4, 2; 6^ 6, 3), nid|t mit
bem S^nebrium ibentiftciiea — %ad^ Sent
17, 8 f. mar bod oberfte Skrid^ in erfkr Steibe
eingefe|l für kriminal- nnb Sinilred^tdfad^en;
wnn ber gfoE fd^mei mar unb bie 9ttd|ter Scr-
fd^ebened faglen; bann fonnte unb fdtte bad
rid^ge Ut£^il an bem Orte gef))iod|en merbat,
meldten ber ^err bojn erfoien fyxü». £oneben
iß!ß bie SRifd^a einMinrSegenftänbe ber ^u^
unb Sermoitung auf, meldet ben b^^b^ 9tafi|
uttbebingt angingen, ändbefonbetc marb ein
$to))bct, me{^r pto}ßf^tifäit , mad er nid^t ge-
bbrt bo^, nad^ Skut 18, 20 getöbtet, nnb
^or ftarb er nod^ ber @emara ben Stmärgungd«
tob ; ebenf 0 töbtek man ben abtrünnigen Sdibr*
ten nid^t in feiner @laM, fonbem ju äentfalem.
£)tefed ^od^erid^t mar oudb amopütat^ mens
ein ioOftpü^tt ober (Doe 47/46 t>. iStft., b. i
Dor bed ^QfK^ ßrfdbeinen nor ®erid^t, f. Joa.
Antt. 14, 9, 4) ein prft dftgeuttbeiß, ein g&^
bienerifcber @tamm gefhraft toerben foUte. V&
bi^bfie Sermalhmgdbebörbe ber ZbeoBoatie et>i
fd^en bad gro^ S^nebcium, menn ed bie
1103
Synergismus.
1104
fe^ung ber Reinen @^ebrien befd^b^, in le^et
anftonj über bie 2)len[ttä5igfcU ber ^riefter unb
SeDiten erfannte, ffir Steinldeit ber ^riefterel^en
unb gfii^rung ber geneologifd^ Stammrollen
forgte (t>gl. Jos. 0. Ap. 1, 7), ben @d^riftcanon
urieberl^olt ret)ib{rte, bie ^ufnal^me ber ^lad^en
in ben Stalmub befal^I, bie gfeftorbnung be[timmte,
ben Sult übermad^te, bie gnoeiterung beS Xem-
ptU unb ©tobtorealS genel^migte, bie $Uger-
oege in Orbnung l^elt, bie Zempelfteuer ein-
treiben ne|. Oberfted fiel^rl^ouS mar ed, fofem
e8 baS @efe^ beutete unb entfaltete^ ben 3eit-
Derl^Itniffen anbequemte ober Dorübergel^enb auj-
l^b, bie Sinl^eit ber Seigre loal^rte unb bei Wti»
mmgSDerfd^iebenl^eiten in le^ter Snftan} entfd^ieb,
ob fiel^ei^eit ober eine Xrabition beftel^e, loeld^e
bfatbe. 93on il^m ging nad^ ber ®emara ^bie
%fioxa über gan^ 2i§rael auS", b. 1^. feine fiel^r-
entfd^eibungen galten für baS gefammte 3uben-
tl^um. 3:]^tfä(i^Iid^e§ Sbgel^en oon einem Sel^r-
auefprud^ bed Si^nebriumS mad^te bed XobeS
fd^ulbig. Sei SRattl^. 2, 4 ift ed ber l^ol^e Stat^,
rDtlä)tx Setl^Iel^em aI3 ©eburtSort beS ^eilanbeS
bejeid^net; ebenberfctte erflärt j. S. 3o^. 9, 29,
ba^ SefuS nid^t für ben 9Jteffia8 )u fyilitn fei.
^öd^fted Organ beS 93oIfdtDiUenS, ariftofratifd^e
Stl^nard^ie mar baS @Qnebrium, toenn eS ben
^o]^en))riefter unb SRegenten (5. 9. @imon
1 3Ka(^. 14, 28 ff.) einfcfcte, toenn eS einen frei-
toiUigen SroberungSfrieg befd^Io^. S)iefe güUe ber
®ett)alt befa^ ber oberfte ©erid^tSl^of beS IQoIfed
ädrael inbe^ nur )ur 3eit ber nationalen Sr-
l^ebung unter ben erftcn ^aSmonöem, menn aud^
baS iübifd^e 9{ationaIgefü^I fie il^m für bie gonje
3eit feines SSeftel^enS beilegen totd. ^öd^fler
Sel^rförper !ann ber oberfte ©erid^tSl^of erft feit
bem Srlöfd^en ber ^ropl^etie (mit ^Mlad^iaS) ge-
toorben fein. ^18 Suftij- unb SSertoaltungöbel^örbe
toar er öon 2lnfang an (9lum. 11, 16. 17. S)eut.
17, 9) gebadet SBie bann ffönig Sofop^at bei
feiner Steform nad^ ber Spaltung beS ä^eid^cS baS
üon 3KofeS ocrorbnete Dbergerid^t ju Scnifalem
erneuerte (2 ^ar. 19, 8), fo ©SbraS unb 9ie^e-
miaS, bie Segrünber beS jmeiten S3oIf§t]^umS,
nad^ bem S^l. ^Ibgefel^en 00m Sebürfni^, ocr-
bürgt bie ©efeJeStreue, Weld^e bie l^eimgcfel&rtcn
Cjulanten befeelte, bie factifd^e Cmeuerung biefer
Obcrbe^örbe. ©ie ift 1 e§br. 10, 8 alS ^^lelteften-
coHegium", als „Katl^ ber Dberften" bejeid^net.
S)er Salmub pnbet ^ier ben „©crid^tS^of ber
großen S^nobe" ober bie fogcn. gro^c ©Qnagoge
(f. b. 9lrt.), ttjeld^e für bie Vorgängerin beS
großen S^nebriumS gilt. Solange bie ^cib-
nif(|cn SDkc^t^abcr ftd^ nid^t in bie inneren ?In-
gelegcnl^eiten beS SSoIfeS SSracI mifd^tcn, werben
ber ^Dl^cpricfter unb bie ©erufia, b. b- ber bol^e
SRatb bamaligcr 3eit, bie OoIIen Sefugniffe eineS
obcrften ®cndf)t§^ofcS geübt l^abcn. S)a^ bie
©erufia unter ben ^aamonöem il^re l^öd^fte
TOac^tftcflung crrcid)te, beweist bie 5:batjad^e, bafe
bie 3cr|plitterung bcrfe(ben in fünf „St)nebrien*
(fQnonqm ouvoSoi; Jos. Antt 14, 5, 4), )Ddt|e
ber $roconfuI (SabiniuS (57—55 tt. £1^.) bq
nad^ 9ufrid(|tung ber Stömerberrfd^ ooUjog, 1»
geblid^ olS Befreiung begrügt untrbe. Snbeioi
feitS übte nad^ ^uf^ebung oer Steuerung bn^
göfar (47) baS frühere Obei^eri^t, nun ®^
ebrium genannt, feine rid^terltd^ SoÜgdoott M
nad^ ©alilüa unb über beffen Stattl^olter, unb iia|
ber öffentlid^en 97teinung lonnten unb brnftn
obne fein Urtl^eil feine dinridbtungen gefiMn
(Jos. Antt 14, 9, 3). Unter ^»erobeS l^otte bot
SQuebrium geringere, unter ben römtfd^ ^^
curatoren anfangs grb|ere Sebeutung, fpfiter aicr
erfuhr eS ben fd^eren S)rud( ber Don t»om()etcai
prociamirten mgeloalt (Jos. Antt 18, 1, 1:
Tj ItzX TcacTtv i^ouaia) ber römifc^ ^errfiMt
Sei bem ein}igen XobeSurtl^il, toeU^ c8 ia
!Reuen Seftamente föKt (SRattl^. 26, 66), ift i(s
baS Sted^t ber Einrichtung benommen (bie &m
nigung beS Step^anuS erfolgte o^ne gerii^i^fl
SSerf obren; f. Sangen, in ber Xb^oL CuartoW
fd^rift 1862, 411 ff.). äBenn 3acobu8 ber Süngof
(63) burd^ SBef d^Iul beS SQuebriumS ben SRoiftpi
tob ftarb, fo gefd^b bie|, tro^bem boS &jaß
ebrium ftd^ um biefe 3^t o^e (^enel^migmig bei
StattbalterS nid^t einmal oerfammeln (Jos. Antb
20, 9, 1), gefc^tteige benn iemanb }um Zobe tttc
urtl^eilen tonnte. (!BgI. als bie iübif^e iQOBat^
queUe über baS S^nebrium ben Xradat Stn*
hedrin in ben XalmubauSgaben unb bie latri^
nif(^e Ueberfe^ung beSfelben bei ügolini, Thei.
antt. XXY, Yenetiis 1762, p. II sqq. a.
CGGXXXIX sqq. ; eine beutfd^e Ikberfe^ ^
neueftenS fUl. »atoicj, Sranifurt 1892. tit
meiftbenu^te Arbeit über ben talmubifd^en Stog
ift Maimonides, De sjmedriis et poenis, ed.
[hebr. et lat.] Henr. Hounting , Amstelol
1695. 3m Uebrigen ogl. au^er ben fd^n citiztm
SBerfen nod^ Dupin, J^sus devant Galphe ek
Pilate, Brux. 1829; J. M. Babbinowio,
Legislation criminelle du Talmud, Paiii
1876 ; Le mSme, Legislation civile do Tal-
mud, Paris 1877—1880; Hamburger, S«*
gncQflopöbie für 93ibel unb Xalmub H, 6tid4
1883, 1147 ff.; Sdftürer, ®efd&. beS SJoBe§3«'
rael jur 3eit 3efu ©brifti n, 2. ?lufl., Seiwij
1886, 132 ff. 143 ff. ; Sc^egg, SibL «n^Iogi«,
greiburg 1887, 680 ff.) [Küdeit]
^tfnetiismus (oon truvepYeTv, mitmirten) ^
bie Se^rmeinung berjenigen proteftantifc^X^
logen beS 16. Sabr^unbertS, meldte, im Segens
fa|e 5u Sutber, ben 9}{enfd)en bei feiner Sefe^nni
nicf)t als einen Stod unb fSiod betrad^teten» fim-
bem in i^m bie gottlid^e ®nabe in ber SBeife dl
loirfenb annabmen, ba^ fte bie 9)2itn)irtung bef
freien Wenjd^entoiUenS nid^t auSf^Ioffen. ^^
nömltd^ fprad) bem 9)^enfd^cn bie freie ZJ^gbit
[eines SOSillenS oöllig ah ; ibm fd^ien feit Xbonl
t^aU bie urfprünglid)e 9)lenfd^ennatur Doüftönbig
jur Sünbe geworben unb oöttig ocmid^tet jufeia.
S)icfcr fd[)roffen 3:beorie bulbigte Einfang« aud>
1105
Synergismus.
1106
VtäBaMxmi bod^ Idtb enifogte et il^, toa^v
\lfMai im ^faiblide mif bie praftifd^en ^folgen,
mU^ (Uli eäirm Uo| leibmben Setl^alten beS
Otm^ea M feiner Qcte^nmg not^toenbig fliegen.
6^m in bec SugSbutget Sonfeffion lie^ ÜRelon*
tf^ fir bie ficie aRtttoiriung beS SRetifd^en
risigmSmtm; ebenfo fprad^ er in feiner SuSgobe
kc Loci oom 9a]^ 1585 oon bret goctoren bei
Ut Sebl^nmg beS SRetifd^n: bem SEBorte (ber
ftoBi^igiag bca (foongeltmnS), bem beiligen
Ccipc mSo bem menf^Ii^en SBiUen, mli^tt bie
oRgrootene Onobe ber Sefe^ng enüDeber erfoffe
ibapaU^if, le nad^bem er bereittoinig fei ober
lÄü Ol bie 3ure4nung beS SBerbienfteS £^rtftt
|tt giouben mib fo fi^ biqeS Serbtenft giqueignen;
bcoi na4 ber |)iDte{ianKfd^en Snjid^t beflmtb bie
fpByt Sde^nmg blog ui ber Sueignung ber (Se«
n^gfrit (^rifK bur^ ben (Sbmben. 3n ber 9uS«
pbt brr Loci Domäa^re 1548biSigte!DleIan(i^boii
litt Smubme beS menfd^Iid^cn ^al^toermögenS
dB Sd^igfeit, in bie Gnabe einsflmilligen, obgletd^
ffno4 im 3. 1537 SutberS @4moltaIbifd^e 9lr*
tüd miterjeiil^nel b^tte, in benen bem üRenfd^en
fd)k4i&>eg oOefi SBo^bermdgen in Sejug mtf ®ut
onb 9dS obgefpro^en mürbe. Seiner neugemon-
mm Inftd^t gemö| milberte SRelond^tbon aud^
bie betreffenben Segeid^nungen in ber Don i^m
Ktfaftttn SugjBburger Sonfeffion unb tooHte bem
(nligen (Beifte j[e^ nur eine leitenbe unb unter-
^mbe XbÜigfeit ftott einer bie SBefebrung gonj
oQetn be^orbringenben SBirffamfeit betge(egt
Qifl«, toel^Ib er baS 2Bih:td^en «.oHetn" beifägte ;
bicSormel bie^ nun: ba| ber freie SEBiOe unb
bitSenmnft .^ciflein'' in geiftlic^en Singen nid^ts
Mnnog. 3n bem über boS SSBeimarifd^e Sonfuta-
tumfilnid^ (1559; f. b. Vxt. @trigeO mtf ®ebeig
bfS Sutfurjien Slugufl gefertigten (Sutacbten er-
fUtie SRelond^tbon eS gerobeju fär Stoica et Ma-
mchaea deliria, ttcnn man (ebre^ aOe Sßerf e, gute
vk töfe, mußten notb^enbigertteife gefd^eqen.
Sttbem fo 9ReIand^tbon tion ben $faben Sut^erS
oblenlte, legte er ben ®runb )u bem mit oiel ßr«
tötmmg gefübrten S^nergiftenftreite. S)erfelbe
icgami, olS SlmSborf (f. b. %xt) 1558 bie @d^rift
bed mit ^tUxnä^f^n befreunbeten Sei))§iger ißro«
frlloiS äobmui $feffinger De libertate volun-
tiÜB humaiiAe, Lips. 1555, auf 'S ^efttgfte mi«
gnjf wib bobei t>on glaciuS ällqricuS (f. b. 9rt)
itnterßS|t tomrbe. Sie bebeutenbften SSerfed^ter
bei Synergismus maren (au^er $f ef finger) @eorg
SBajor, Sictorin @trigel, $quI Sber unb Sbri-
M SojiuS (f. b. airtt.). %if ber gegnerifci^en
Seile 9<niben belonberS 50^oU>qiin ouS ber 3e«
nmjcr 6d^ule uno äberbmipt aus ben bersogltd^
jadlfjtjd^Sftnbent !Dlon nannte {ie f))ottmeife bie
iRot^biget, ba fie ben ÜRenf d(ien in feiner reinen
^ojjioitiKt mie einen ftIo| beizeiten. Sie
69nergifkn, in SBe}ug ouf bie menfd^Iid^ gf^ei«
Snt^ ober meniger bem fot^otifd^ Sebrbegriff
an]^He|enb, fteHten folgenbe @runbfö^ ouf:
SM fitffid^ ffla^loermdgen fet burd^ bie 6rb«
fflnbe bem Dlenfd^en nid^t gan} verloren gegangen;
es fei nod^ ein Sid^t ber Srtenntni^ unb fonad;
aud^ ein gemiffeS 9Ra^ Mlid^er Anlage im SReup
fd^ jurfidgeblieben; @ott ^obe bemnad^ leinen
eigenen fd^öi)ferif4en 9ä nötbig, um bie etma
gau) erftorbene Anlage beS 9Renfd^en neu ju
fd^offen, Dielmebr genüge eS, bie nod^ üorbanbene
jhaft in einen beffem 3uftanb }U oerfe^en ; ber
beilige (Seift fei bal^ am SReufd^en nid^t mie an
einem SBlodCe mirifam, fonbem er errege im menfc^
lid^en (Seifte eine Sb^igleit, meldte feine ngene
SBirffamfeit begleite; (Sott mirfe fol^in bie S3e«
februng beS SRenfd^en nid^t mit einer ben menfd^
Ii(ben S}iSen unbebingt beberrfcbenben Slotbrnen«
bigteit ; iebenf aOS muffe bem Dom beiligen ®eifle
angeregten SBillen eine gemiffe 3uftimmung ^u-
tommen. 2hn SSerlaufebeS Streites fud^ten gflaciuS
unb anbere Vertreter ber lutberifd^en Sebre biefe
)u mäßigen unb festen aSerbingS aud^ einSBoSen
unb Serfteben im SRenfd^en Dorai^, ba eS oon
felbft einleud^te, ba^ ber SReufd^, um befebrt )u
merben, fein ^eil moDen mfiffe ; mormtf eS aber
babei anfomme, fei bie gfrage, loo bie Urfad^
biefeS SBoUenS Hege, ob in ber @elbftbefttmmung
beS menfd^Iid^en SBillenS ober in ber (Stnmtrfung
(SotteS auf ben !Eflenf d^ntoiUen ; offenbar fei eS
aber eine reine SBirfung (SotteS, ba| ber 9)tenfd|
nad^ langem unb *beftigem SBiberftreben feineS
SigenmiflenS enblid^ baS ^eU teoOe. änfoioeit
ftimmten biefe „ortbobo^cen'' Sutl^eraner (bie 3e«
nenfer) mit ber Sibeüel^re überein, ba^ @ott fo-
mobi baS SBoIIen als baS iBoIIbringen in unS
mhrfe. Mein in ber ^ifce beS @treiteS Iie| fid|
eine Sn^bl ^^n Senenfem mieber su Sebaup«
tungen binreigen, meldte fo fra^ maren, mie bie
9(uSbrüäe SutberS nur immer fein fonnten ; oon
ber Sebre ber ©qnergiften moUte man aud^ baS
offenbar SBabre unb alS Sibelmabrbeit in bie
9(ugen @pringenbe nid^t anerfennen. URan ent«
bidbete fld^ nid^t bem @u))erintenbenten @tö|el
gu 3ena (geft. 1576) be^b<ilb ben ffrieg gu er«
Raren, »eil er mit ben @trigelianem oerfebrte
unb baS 93efenntni| abfd^affte, meld^eS alle Orbi*
nanben bisber bitten ablegen muffen: ba| ber
SRenfd^ in ber Sefebrung mie ein ®tod unb 9310(1
fei, unb toie ein @d^mein, baS oon bem ©d^toeine«
birten getrieben merben muffe. Sie fd^roffften
93e^ut)tungen biefer Sri entmifd^ten bem alten
^reunbe SutberS, ^mSborf. 3n feinem (Sutad^ten
über bie Seclaration @trigeIS fagt er eS nadt ber-
aus, ba^, tt)ie Steine unb Slöde in ber SRad^t
®otteS feien, fo aud^ ber SBiUe unb Serftanb beS
Wenfd^en in ber SBiQfür ®otteS ftebe, fo bog ber
SRenfd^ fd^Ied^terbingS nid^tS tDoUm uvb möblen
Unne, als maS (Sott i^n entmeber auS (Snabe
ober aus 3om loäl^Ien laffe. Siefen 9luSf|)rud^
commenttrte f^flaciuS' gfreunb (SaSuS (^an,
geft. 1570) in SlegenSburg babin, ba^ er jagte:
ber Unterfd^ieb }tt)tf(ben bem menfd^It^en SBtQen
in ber 93efebrung unb einem jfloke fei nur ber,
ba^ ber 2BiIle feiner 9iatur naq jmor miber-
Fm«, «I fiiiiiiini, t, %. Crmi
Ml Mr W» <Me |rr:fidrr.|
{K|nL SitlaileiiaiS«|m:Padt
Um^ßm ha fLxdStadm ta Gmau mtft^p^
pH^idi Af i£4 die dkaaß m
npHk) im £oiA fRM
•vk Mfif<| W% fäof k^ taM n» teMri|
OMd ttedfc^ toiio, kiS t9 fifira teS So!
%MA 0bct Ütfiiiiig kct gntift eflieax.
M^ tai |a:)0t|(k| iä^^n^^oi £diib(ni Wen fir
koi @9iKt0idmi ctoe finf^ Sodwn^ c»
pttrrtfit^ 0^ ftiufui^ fbi|i0ft 1573 iumI| bm
Zi>te bei {)cr}0g$ ^o^Nini flBtl^ete Me Mts^
{^tlk^ 9UJmm% m hm ^aiogtltemi iba«
floftni imb ^>*>»« Mf fldiUMatr vit fttriflonui
M^fttf twtgtn^ 3iibc| dwbfrtf fU^ ft^tyn bidb bif
ii^ßf fll9 bct itiufuifl ciiä)ctfte^ bo| W0tu!^
S^nogiflni in 9<$tt0 auf We Matbnia^U^
iNm bm i|m fibetouft m^joltai CotoimSiniS cm«
ge^KttiDorm. (Emige f)atipt<r bet $ottci tmirba
föm flcMt, Snoete mit bei €lrofe bcr 9b-
ober Scrbannitng bckgt 2)ur(^ Sci^onb-
hmgm ber X^logm f olUm mm bie Vbmek^nngm
Mn ber lut^f^ £e^ befeüigt unb bie ein«
inu^ unier ben beutj^tn £iti^anem ^orfieltt
iserben. Suf bem Z^oIogenamDeni jn Xorgon
1576 gelona eft bem ^^Iben Dteimui^onümer'
d^träuü (f. b. SrtX Hnige bem @Qner0i§mnS
gttnfHai Sefümmungen in boS fog. Zorgif d^e 9u^
((. b. %ü. 69mboU{(^»ä4er, ob. 1062) ^inein-
lubringen; aber ouf einer neuen SBerfmranlung in
iHoflerbergen bei SRogbeburg 1577 umrbe \M
Zorgtfd^ IBud^ fo obgeänbert, ba| ber @9nergid-
mnft bertoorfen unb bie lut^j^e Steine unb
Ai0|t^eorie oboptirt »urbe (menn qu(^ niii^t gau}
in ber frObem 6d^o{f ^). Siefe neue ft^mboUfd^
ed^ift (SBergifd^eftSduc^ ober (umcorbicnformet),
TkUift übrigens m\^ bem 6qnergidmud qu4
gflocittft' Sd^re, bo^ bie Crbfünbe Me @ubfton}
IicMi, M «XffL 57. 113; H;
üae
abLliDflK-
yifplge
5, 37 a^q.) cncr
IhlfnHg flnf boS
Cftfew eanC^n^
ob er itOt |ÄBafn|e» oko. Md
ijc oft ■■ fpdin 90mx bie bri*
ex !■ yicjpniibrio»
per oB
fier cflMib ci fub bei
bo^ Ci ijii lipih ■ «A ciBBm nnfött-
Ittbes dwfl^inyi eis cicnfo feicl|ritige oB
iK^dp|i ckviqi^, jrao<9 aar fC0|OBer mpt i^eo-
(dgtk^ thnt— (^ Haler fnaea Scheut ntsnai
^rctk (|. ^ 9zt) bie etfk Stele ein. 3^
^io§ ik^ €9BenaS^ ine cS f^üt, ^ ne^ieit
3a|K anfS Sagpe ob; ir fi|cle i^ in bie
fRol^eaMtEf aidi tor ola Singm in bte gebetm«
Ki^uoSe SSdt bcc acapfatway^ea ^^ilofop^
ein. S'itIcbeaS, aad^ nod^ atl 9i{4of , bouubüc
er i^, ade oaS ne^rnn an fk gerif^dcn
^DCKfca ^leuNitge^l» ene rapnao ounioare ^ocr*
I e^muQ. Sii4 bcr SUkBeb^ in bie ^ßoomA eiUNui
fk^ €piefiaS fomo^ ban^ )cinf ^o^ Stlbung
019 DurQ leiae leueaen iM|(Uuiiemgen|(9a|ien oie
_ Siebe nnb Seanoiberang feiner 9titburg^ in fol*
' 4m Srobe, bo| er, obw^ iBnai bem äung"
1 lingSotter enHwu^en, (6^897 obaSafeng 898
, baju auSerje^ ttmrbe, eine (Ikf oabtf 4aft an ben
fidifer Srcdbii« |u übernehmen: er {o&le bie|tm
im9lamenber (l^nnaikeine goueaeffraae über*
reid^ unb gugkiil^ nm Steurrcdetil^temng imb
onbere ^fe für fein in ben Ie|tca So^ren oon
^aen UngtüdSfäHen ^cfangefad^ ^eimot»
imib bitten. 2>ie breiSo^^ md^ er cdiS biefem
Snla^ in Sonfkmtinofiei {iibringea am^, er>
fd^tenen i^ faft als bie nn^dli^Ptn feines
2ebenS. S)mnaIS gerobe befkab boS Dermalste
äBiOfurregiment beS beruc^tijjten^ am ^ofr oll*
mäd^ti^m Sunud^ Satro)raiS« ber bmri^ feine
^bfn^lt unb ^orte ^eiOofe Senoimmg anni^ide.
SBoldrfd^Iid^ erft nod^ euiro^nal' &xac^ er»
langte @t|nefiu8 enblid^ bie long erbetene Snblciq,
1109
@9nMiud.
1110
wobd n ta SegcntDait kl gonjcn ^ofeS feine
DUlbopunberti; no^ ^Saifyäi unb ^tm ooBenbete,
M^cW^ imtiiotiMe Webe «lieber boS ft&ntg-
dm* ^tt Seine Stauung an ben iungen,
mOndojen ^cnf^, fU^ onfjuroffen, baS SteU^
iri^t bcm Bbennödtttgen, beS SeÜ^S eid^eil^
tcfo^ttenbcn Smf[uiB ber Sofbaacen )tt flbedof^,
räliie^ an bec 6)i^ eineft^eeteS bie SoxBaien
MQ ben SeU^remen )nrüd|)ubr3ngen , Hieb
nwr nU^ ofynt (Mbmd, ober ol^ne nod^altige
iSiiftuig auf ben Mnoeiddlid^ten Jloife:; bagegen
fSDomi fie bcm S^nefiud bie Sneifennung unb
^tenibf^aft Vbonogenber Olänner, ). 9l befl
bafiill Sioelian, bei bei ^ofe in befonberem
Itafcben ^e^bcn SäoniuS, tool^I aud^ beS ge>
(Rfitm ^trioT^ 3o(anne8 Sl^r^fofbmuS (f. b.
«li), bat fidfl nm biejelbe Seit mit il^m nail^ Con-
jinitinopel g^nmien wx (t)gl Theodoret H. £.
S, 27 sqq.). 6rfl gegen ^{t 400 l^tte @^
nfal bie c^renftlf«^ nngelegenlJKit }uib giüdfi^en
fnbc gebra^, f o ba| er nnn getnbe pr Seit
iM großen SrbbebenS, boft i|n jn fluil^tö^nli^er
ttett^ jUKOig, aber We^onbria in bie f)eimot
jaUh^, tifynt 9lbf d^ieb üon ben liebßen rSwxttß
bm ne^aten ju Unnen. IBoIb boxauf untemal^m
er (ine Steife nod^ Wl^, oon bet er inbe| fel^
{Andl, enttAuf il^t über ben allgemeinen Serfcdl ber
fiönfk unb Sßiflenf (^aften , gunidCel^ (t>gL
^. 135). Son «nfang 402 bis Anfang 404
pt er M Bi> Slesonbria auf. 3n biefe Seit
fdflt feine Sexmablung; mie er £p. 105 fagt,
bittro «Sott felbß, bad (fir^Iid^) @efe^ unb bie
loligc ^b be8 (Sßatrtard^en) i^top^^iM" üpn
frine Oottin gegeben. Ob er bamald getauft »or
ebcr tridbid^ Sei biefer tSelegenl^eit bie l^Uige
Zoufc cmfifing , fle^t ba^; bo^ er ober bei fei^
lur ScrmS^Iung S^rift mar, l^ot Diel mel^ SBoi^
fi^i^feit ffit fid^ als bie Snnabme, bag er erft
410, unmtüelbar oor feiner SBeil^e jum 9ifd^i
§dauft toorben fei, mett f onfi mand^e SSBenbungen
in feinen 9Mefen (j. 9. Ep. 105) nid^t leidet
oofi&idAd^ mdren. SebenfaQS ober ftonb er }u
Uffcr Srit bem Sotrior^en fd^ bef onberS nol^e,
unb glrU^eittg ((feinen aud^ (^fllid^ Sinologen
in Ucsanbria ftd^ nm il^ bemül^t jpt l^oben, in«
bem fh f^ oer^ie^en, er merbe in htrjer S^t
(in onSgejeid^eter Ideologe merben (Dgl. £p. 1 58).
«nfott^ 404 teerte S^nefniS mit feiner gfamilie
na4 Sirene gurfld!, um*bicr fem Dom (Betriebe
beft i^entlid^ SebenS als moWttuirter $ri-
utsunm fi4 ber gelehrten Tiu^t, befonberS bem
Stttbinm ber ^l^fo^i^ie, babei ober oud^ ben
IMciten wb Svgnfigungen bed Ubiblic^en SebenS,
ban Qatten- nsib Sonbbau unb lM>r Mem ber
3a(|b Zugeben (bgl. Epp. 4. 105. 147 u. a.).
«iedeii^ fftOt in biefe Seit bie «bfoffung feiner
6di^ aber «SM Sob ber iM^Ub|)figreit\ bir
cm Oeniolitflt unb ®elc^amfeit feiner feiner
«nficn Sd^xiften nad^e^; fidler aber fd^rieb
(t maßßi fein in atter mie neuer S(it am mei«
flm benmnbctteS 9ud^ »lieber bit Xräume" (bgl
Ep. 158) , morin er boS 6tubium ber ^ßl^ifo-
foti^ie unb fd^&nen SSijfenfd^ gegen beffen eng«
löjige @egner glönjenb üertl^eibigt. Sein ftiUed
&IM erlitt aber enie Störung burd^ einen Sin«
Kber SRofeten, eineS mourifd^ Stommed auft
1 3nnem fitbi^enS^ bie bamalS ju mid)er^Itett
SRalen bie $entapoliS Derl^eerten. 99ei einer folo
d^ (Belegenl^eit (404), als infolge ber Stig^U
ber römifd^en %Tup\m unb il^ Snffii^rer baS
gonge Sanb faffc o^ne Sd^ertftreid^ bem milben
geinbe preiSgegdben wölb bie Stobt Sirene bebrol^
mar, fülte ft^ S^nefutS on bie Spijfe feiner
SDKtbürger, orgoniftrte unb leitete mit gefd^idter
f)anb bie SanbeSDertl^eibigung unb trieb bk
gfeittbe aus bem Sanbe. «IS biefelben im näd^ten
dolore Derfiörtt mieberfamen, mürben fie unter
feiner gfübrung ebenfo erf olgreid^ jurüdgef dalagen.
— Sie %ld^ng unb bonfbore Siebe feiner SanbS*
leute }eigte fid^ bei ber Sriebigung beS iBifd^fS-
ftubleS uon ^tolemoiS (409), inbem (EleruS unb
Solf bei ber Stouoa^ fogleid^ il^e SBIidte auf
S^eftuS rid^eten unb beffen (Ernennung )um
99ifd^of Don bem ^ßatriar^en X:]^))|tIuS er-
baten. (Er felbft freilid^ mar fiber biefe SBol^I
auf baS feöd^ie erfd^oden unb gab enblid^ nur
unter ber ^ebingung nad^, bog ber Ißatriard^ über
feine f d^mermiegenben SBebetden genau informirt
merbe, in ber feften Uebergeugung, bo^ %ißopf)\bi§
bie Sefiätigung Dermeigem merbe. Sen beiben
tKbgefanbten , meld^ aisbolb nad^ We^onbria
gingen, gab er einen Srief (Ep. 105) an feinen
bamalS in Sileionbria metlenben uiü) offenbar
ben l^oben lirt^Hd^cn ftreifen nabeftel^ben Sm^
ber Suo|)tiuS mit, morin er bittet, ben änl^olt
feines ^Briefes fo Diel als mbglid^ jd^ermonn mit-
gutl^eilen, bamit oQe SSelt miffe/ mie fe^ er Dor
ber angebotenen äBürbe unb SBürbe surädfd^redk;
namentlid^ foUe (Smpün^ bafür Sorge tragen,
ba§ bie gelehrten tl^eologtf d^ ftreife bie Sad^lage
genau fennen lernten, unb bo| bem $atrtard^n
baruber fiunbe jufomme. Unter ben Sebenfen,
bie er gegen feine ßrl^ebung )ur SBifd^ofSmürbe
geltenb mad^t, finb in ber Xfyxi einige fc^mer*
unegenber Hrt gnSbefonbere, meint er, fei eS für
ben ^atriard^ em^er Srmögung mert^, ob er
einen Derl^roteten SRorat )um Sijd^f mad^
moSe, ber nid^t Don feiner (Sottin fid^ trennen,
aber anäf nid^t mie ein Sb^bred^er l^eünlid^ mit
ibr leben molle. 9lod^ fi^Iimmer aber fei feine
SteSung gum d^riftli^en (glauben: eS fei il^m
faft unmöglii^, feine )>]^ofopbifd^ Ueber^eu^
gungen mit bem gemöl^nlic^cn JKrd^englauben in
CinHang ^u bringen; namentlid^ fbnne er fid^ nid^
entfd^Iie^, ju glauben, ba^ bie Seele f))öter als
ber fieib entftanben fei, bo^ bie SBelt mit aOen
il^ren Sb^ilen total untergebe, vnä> begüglid^ ber
Stuferfte^ung , an bie er als an etmaS $)eiligeS
unb UnouSffyre^lid^ glaube, fonne er ftd^^ ben
SorfteKungen beS großen f)aufenS nid^t anbe^
(pumen. Sid^ ober blo| öu^rlid^ mie ein glau^
biger 99ifd^of }tt gmren, tnnerlid^ bagegen an
1111 @9ne{iu8. 1112
feinen ])l^Io{o])]^ifd^en Sonbermeüiungen feftau- 1 ®mnb{a|en bed 9led^8 unb ber SBol^l^ett, josi
l^atten, baS nierbe i^n gum ^eud^Ier mod^en, unb bem t)on ßl^jrgeia imb SeÜflfud^t ^ Idtoi
baS fei , teenn er anä) auf oSe f onftigen 9n- loffen. ^Ule biefe 6rD[ärun08t>erfu(i^ l^ben jdiod)
ne^mlid^feiten feines bisherigen SeBenS ber^ic^ten 9Rand^ed gegen ftd^. äBo^I gibt ed SBeifpiele, bo|
iDoQe, gu Diel verlangt, dt fd^Iiegt ben SBrief an man auf bie tl^Iogifd^e IBorbilbung bei bei 9c»
euoptiuS mit ber ernörung, X^eo))]^Uu8' ßnt- ftötigung tttoaUjUttt 93ifd^5fe (j. 9. beS 1^ 1j»
fd^eibung als eine gfugung @otteg annehmen )U brofiuS) Der}ic^tete, unb ebenfo, ba| man übet bie
ttoQen. Ob er an ben $atriard^en felbft ein Ortl^obosit eineS @ttoaffiUn getdufc^t tomhe;
^nlid^ lautenbeS Schreiben rid^tete, fielet nid^t allein fein SBeifpiel fennt bie ftird^efd^i^te,
feft. ^ud^ über bie etniaigen »eiteren 93orgönge au^er ettmi ben 3=a1I mit @QnefiuS, ba^ ein oit^
unb äSerl^anblungen ift nid^tS befannt. %f^o* bo£er ^atriard^ (n)ie fd^limm man aud^ f onft m
|)^UuS beftötigte bie gef d^el^ene SSialdl, unb etniaS Sl^eopl^iluS benfen mag) einen offenhtnbig &!ttanD>
nad(|l^er, Anfang 410, em))fing @QnefiuS bie bogen }um9ifd^of erhoben l^ötte. S)a b»aiftf
Sijc^ofSmeil^e burd^ bie f)anb beS ^triard^en gu bod^ ftörferer Semeife alS blo^r Sermut^gn^
^lei^anbria, tt)o er fic^ bei btefer ©elegenl^eit über um ben ^triarc^en unb feine Stöt^e etncS {d»
Peben 3}bnate aufl^ielt. — @d^on Don ^(terd l^r c^en Senat^eS an ber ftird^e geilen )u UmL
]^t eS 9luf feigen erregt, ba^ man S^neftuS bei ^SerbingS fann man atuid 93aroniud uid^ h»
feiner offen auSgefprod^cnen nid^tortl^oboien lieber- pflid^ten, ber (Annal. ad a. 410, n. 72 sqq.) diii
geugung gum 93ifd^of l^abe mad^en fönnen. @oa- fad^ bie oon @QnefiuS in feinem Sriefe an ibäifß
griuS fügt (H. E. 1, 15) feinem Serid^te, ba^ man tiuS offen bargelegten bogmatifd^en Sifferengraffir
ben gelehrten unb l^od^ngejel^enen @^nefiuS über- eine Don Jenem erfonnene Siction erödrt, n)obtm|
nbet l^abe, baS Sifd^ofSamt angune^men, obmol^I er auf ieben gfaS an ber ^nnal^me bcd 6pifco|Mtl
er baS 2)ogma ber Sluferftel^ung nod^ nid^t glaubte l^ötte oorbeifommen mollen ; eine fol^ SBerftellung
tmb au(| nid^t glauben n^oUte, gleid()fam gur Snt- mürbe gu ©QuefiuS' e^rlid^em, offenem S^oratttr
fd^ulbigung einfad^ bie SBorte bei: man l^abe menig })af[en. SDagegen bürfte f olgenbe Sttoägung
gerabeju ganA beftimmt barauf gered^net (£d()u- geeignet fein, ben gangen SBorgang begreifli^ }>
ß6X(i)c eu {xoXa <rzoyaf3oi[Lvm), ba^ ein fold^er mad^en. S)er ||)auptgrunb gegen feine Sti^bini§
9Jtann, ber fonft aUe ßigenfd^af ten gu einem fold^en gur Sifd^ofsmürbe ift nad^ @9nefiud' eigener i»
9tmte befa^, aud^ in biefem@tücfe balb nad^geben fd^uung ber, bag er einige d^riftlid^e Sognoi
merbe, ba bie ©nabe ©otteS nid^tS unDoÜenbet mit feiner auf miffenfd^aftlidQiem SBege getooimeini
laffe; in ber Xl^at fei man in biefer Hoffnung pl^ilofopbifd^^ Üebergeugung nid^t in Sinfiang
aud^ nid^t getauf d^t morbcn. 3m offenbaren 9n- gu bringen oermöge. 3ni Singeinen l^ebt er ban
fd^Iug an SDagriuS bendE)ten über ben gfall fpöter namentlich bie brei bereits oben ermatten $iinfli
in öl)nlid^er SSßeife ^l^ottuS (Cod. 26) u. ^. 3n- ^erüor alS fold^e, bie il^m 93ebenfen nuu^: bie
be| mu| biefe £öfung ber ^ta^t alS ungenügenb Sc^re über ben Urfprung ber Seele, ben SSett»
angejcbcn merben. Um ben auffaüenben Vorgang Untergang unb bie ^uferftel^ung (man lemd^
gu erflären, l^abeu beSl^alb 9)^and)e geglaubt an- bag SoagriuS unb ^l^otiuS nur Don bem Ie|ta
nel^men gu bürfcn, ba| man in jenen Seiten bei fünfte rebcn). 9{un bel^auptet er t^otföt^Ii^ in
bringenben Uinftänben , mie eS bei @Qne)iuS' ^egug auf feinen ber brei fünfte etloaS an fk|
SBal^I ber t^aU mar, gegen gelehrte unb tugenb« ^eteroboieS. @r le^rt nit^t, mic man meift an«
bafte 9!}Mnncr, bie Dom ^cibentl^um gum S^riften- nimmt, bie ^röejiftcng ber Seelen, fonbem etflärf
tl^um übergetreten, eine gemiffe 9{ad)fid^t bcobad^tet nur: „SSBol^I fd)merlid^ merbe id^ jemals mi4 n^
unb eS mit ber 9ted^tgläubtgfeit biÄioeilen nid^t fo fd()Iie^en, gu glauben, ba^ bie Seele fpöter afi bei
genau genommen l^abe. S)iefe SRücffic^tnal^me fei Seib cntftanben fei." Sein @eban!e bürfte m*
gerabebamoISin^cgt)ptenunb^Ie£anbriabop))eIt gegmungen fo gu ergöngen fein: „SBenn i^ <ni4
geboten gctocfcn, too fo Diele berühmte SKänner bie ^räcjifteng ber Seele nicbt mcl^ behaupten
aus ber Sd)ule beS DrigeneS neuplatonifirenben mitt (benn menn S^nefiuS, ttaS bie TOeiften ob»
ober anbcrcu ö^nlic^cu Srttl^ümem gel^ulbigt nel^men, bamalS fd)on getauft mar, fo Jotte ff
l^ätten , tt)o nod) bem ^cugnip beS SocrotcS biefcn Srttl^um bereits feieren loffen), fo fann i(|
(H.E. 6, 17) jogar 2:^eopl)iIuS felber bie Sd^rif- freilid^ auc^ nid^t an il^re grfd^affimg nod^ ben
ten bcS grojjcu ^UeyanbrinerS l^eimlid^ fleißig ge- ficibe glauben." fieJtereS angunel^men, wirb ob«
lefen l^abe, obmol^I er bie ^Inl^änger beSjelbeu fo aud) nid)t burd^ ben ©lauben geboten, ba boS
unerbittli^ Dcrfolgte. Sei einem 33kunc Don gleid^.^citige ©emorbenjcin Don Seele unb 8rib
St)ncfniS' 9lnfe^en unb SScrbicnftcn fei cS bop- baS 9tid^tige ift. 92od^ toeniger liegt in feiner In*
pelt leidet gu begreifen, mcnn mau auf bie fVrage fidf)t Dom SBcltuntcrgang eine ^eterobojie au8«
nad) jcincr DrtI)obo|ic menigcr ©ctoid^t gelegt gcjprod^cn, benn ber d^riftlid^eSlaubeleirtinber
l^be. 5(nbcre fud)cu bie lOöjimg beS Problems %i)at nid)t bie Döllige 3frftönmg, fonbem bie
enttoeber ^auptfäd^Iic^ ober fogar cinjig in ^f)eo- eioige i^ortbauer ber SBelt, inbem nur bie ScjM
pPuS' C^nratter, ber, mie überhaupt, fo auc^ ber 2Belt eine SSeränberung gum Sejfem erleibeL
in biefem Solle, lüo eS fid^ um SoncfinS' 93e- Següglic^ feincS britten SebenfenS »egen bff
ftötigung luib 2öcil)e l^anbelte, \\dj nid)t Don ben 'Jlufcrfte^ung fielet S^ncfiuS mit bem djrifüi^«
1118
@l}nef{it8.
1114
fiogna vU^ fi^Ie^D^S in Siberftnmd^; nur ben
(DttOctt^ ^iltoßifd^) SSoxfteOungen, »eld^e bie
Mte |^^fop^tf<^ nod^ tl^eologifd^ S^bilbete
p9(e9t(ii0e tndfac^ bomitterbanb, tonn er nid^t
te^^rnmoL C8 loor dfo »eniger ^eterobosie,
wA frinen Ingoben )u ®runbe liegt, oft t^iel«
■4c offoihtnbtger großer Wongel on Atarl^ett
Ivpgü^ bc9 eiQubml 6em ®Iau6e mar nU^t
fMpIfiei, fonbfnt feinen ))l^fo))l^{d^en Ueber»
imgimgen gegenüber ein f^tooqer unb fd^man«
fcBbcL Cine genonere ffenntni^ ber d^riftlid^en
i)cologte unb namentlid^ eine flare 9uffaf{ung
ihr baft SBef en bed ® loubenS f elbft ging iqm ob ;
|sr bm (BIonBcn Derlongte er biefelbe innere 6in-
m onb ei^rrb^ ttrie für feine auf toiffenfd^aft»
1^ SBege erworbene Uebergeugung, unb er
looidMelte ben Stongel an f oU^er Ctnftd^ mit
Stdngd on Glauben. 3nbem il^n bann nod^
feoie lüden^ofte ffenntni^ beS S^rifientl^uniS bogu
Kdfitele, mon^eS für d^ßlid^ed 2)ogma }u 'fyxU
In, mtf cS ni^t xdox, hm eS il^m faft unmdg-
U tor, ben 9Bann feiner fogen. ))]^iIofo))]^ifd^en,
mflmf^füid^n Uebei^eugung )u bred^en unb
bitfi mit bem fir^Iid^ (SUmben, mie er i^n
tandt, iemaI8 in Sinllang )tt bringen. @o Jd^ien
il itan bei feinem unOaren unb fd^mad^cn ÖIou-
fen unmögQd^, SBifd^f )tt toerben. Unter fold^en
ttnftftnbcn fonnte er aber ber Selebrung leidet
pipnifiäf fein, nid^t baburd^, bo^ i^m [eine
|ipD|^)ibif4< Ueberseugung genommen, fonoem
kobnnl^, bo| er über ben Glauben eined SBeffem
\MfA ttmrbe. S)a|ur reid^e bie Seit, meldte er
ttt ber Confecratton )U SIesanbria gubrad^e,
mIfvSf oufi. (Er felbfl l^e burd^ feinen Srief
on Suoptinfi eine foUbe Selebrung gewifferma^
pcobocixt, imb bie St^rterung ber aufgeworfenen
Stolrn fonnte bei feiner ))erf önlid^en Begegnung
irit bem ^ßotnonl^en gar nid^t umgangen werben.
Jtimmt mon baju, ba| er am 6d^Iuffe feines
8riifc8 auSbrüdnid^ erflörte, er werbe, wenn ber
foiiiatd^ tro| aller Oegenborftenungen im 92omen
eottH feiner SBabl bie 93eftatigung ertbeile, bieg
0» Oolted SDiOen bereitwillig anfe)^ unb fu!|
lugen, fo borf man wol^I Uffox^Un, bog @Qneflu8
im (Brunbe fid^ felbfi nid^t für fo unoerbefferlic^
Unoboi bi^It, Wie il^m feine bemfitl^ige gurd^t,
bcs bob^npriefterlid^en 9mtd unwärbig unb bem-
feQcn ni^t gemaddfen }u fein, oorfpiegelte (ogl.
Epp. 11. 18. 95). @o Wirb mm bem oben er«
ttäbnien Setid^e bei ßoagriuS ben @inn unter»
bgm bSrfen, bog Xl&eopbüud bie SBa^I beftaHgt
biie, weil er SQnefiuS' bogmatif^e SSebenlen
baäi Selebnmg Dor ber SBei^e leidet glaubte
Menju fönnen unb mtd^ in ber XfyA bnnte.
in Biiflid^feü ^ benn aud^ €9nefiu8 afö
Mfi^ ben fot^olifd^en (Stauben nid^t nur nid^t
6nk|t, fonbem ift fofort mit a)}ofbIifd^em Sifer
im ocffcn Xeinbeit eingetreten^ l^at fid^ über«
bafH ind^ jeber Stiftung l^in ald wabren (atl^oli-
MmSff^of fai SBort unb Xbot erwicfen. Seweifi
Wfjn tp fein auftreten gegen einige ^riefter oon
ber €ecte bed Sunomiud (f. b. 9rt.), bie fid^ in
feinen @)>rengel eingefc^Ild^en b<^tten, um ba8
latbolifd^e Soll burd^ aSerbanb Ihtnftgriffe ju
betbören. 2)er »ifd^of lieg fogleid^ einen »rief
(Ep. 5) aß ^irtenfc^reiben an feine ^riefter er-
geben, um fu bringenb au^uforbem, mit aSem
Sifer unb oller SBad^famfeit Jene falfd^en Se^rer
unb ißriefter gu entfernen. 3m Uebrigen leitete er
ooO SDtilbe unb jf lugbeit feine f^eerbe. S)od^ war
i^m nur ein foum oieriäbnged $ontificat be-
f(^ieben, unb biefeS fiel in eine brongfalboOe 3^-
(Sleid^ in ber erften S^it t)erIor er für) nad^ ein»
anber feine brei @öbne, wa8 i^m unf&glid^en
@d^mer) faß bis }ur ißergagtl^eit oerurfad^te.
S)ann fa^ er fid^ gendtl^igt, gegen bie unerbdrten
@ewaltt]^ten beS tt^ramtifd^ Stattl^IterS 9n-
brontcuS gu ®unften beS fd^wer bebröngten SBoßeS
unb )ur SSBobrung ber tird^Iid^en Siedete einju*
fd^reiten unb gulefit auf einer @Qnobe gu $toIe*
moiS ben grogen Sann gegen ben Unmenfd^en }tt
oerbängen. Salb nad^l^er !am nod^ oiel grögereS
Unglüd iiber baS Sanb, inbem unter bem f d^wad^en
etattbolter ^nnocentiuS ftd^ im 3. 411 bie wil-
ben 9Rafeten unb Sufurioner in bellen @d^oaren
Oerl^eerenb aber baS unglüdflid^e Sanb ergoffen
unb bie ^ßentopolis jur SBfifte mod^ten, wie
S^neftuS m feiner erften JFataftafe oom 3Q^re
411 uns in ergreif enber SBetfe befd^reibi 3nn0'
cenMuS' 9tad^f olger, ber tud^tige ^Dus WarceHinuS,
fteDite im näd^ften 3abre bie Stube unb Orbnung
wieber l^er, würbe aber bann wieber abberufen
unb in Sonftantinopel fogar in SnÜage^ufianb
oerfe^ S)er Sifd^of nabm ftd^ in feinem unb
feiner SRitbürger Atomen beS um bie $enta))oIiS
bod^oerbienten 9RanneS an, unb baS ijt baS Se^e,
was man oon S^nefiuS erfäl^rt; l^dd^ft wo^r-
fd^einlid^ ift er olfo nid^t lange nad^l^er geflorben.
ffeine Spur in feinen Sriefen beutet an, bog er
über boS Sal^r 413 ober 414 l^inauS gelebt 1^;
banod^ wirb er oud^ baS fd^redCIid^ dnbe feiner
fiel^rerin ^9))atia (415 ober 416) nid^t mel^r er-
lebt l^aben. SBöbrenb feines Sifd^ofSamteS fal^ er,
wie aus oielen Sriefen l^orgel^, feine frol^e
@tunbe: er trug fd^wer cot ber Surbe feines
Zimtes, oaS er ni^t gejud^t, fonbem baS il^m wiber
a&eS Srworten burdd ®otteS SBüIen auferlegt war.
Sisweilen woOte ibn ber Sd^merg f oft übermannen,
allein in biefem gfeuerofen ber Xtfübfal warb fein
ebler Sbmrafter erft oöUig gelöutert unb }tt ber
^d^e gel^oben, bie fid^ in ben Sd^Iugworten ber
erften mtapofe auSfprid^t, wo er mit feiner be-
logerten f)eerbe bem Sobe entgegenftel^t.
2)ie 3a^I Oon S^nefiuS' Sd^rif ten ifl nid^t
fel^ grog, bo fein 9hibm mebr auf ])oIitifd^em
unb |)roftifd^em oIS auf fd^ftftellertfd^em ®e*
biete liegt, ^aiu faOen weitaus bie meijten in
feine oorbifd^öflid^ 3eit, wegl^Ib er unS oiel
feltener alS Sifd^of benn alS ^l^ilofopl^. Siebner
unb Sid^ter entgegentritt. 9IS ißbUofopb unb
Kebner ift S^nefiuS eine eble Staqblüte befleni»
fd^er Silbung, unb wegen feines onmutl^igen unb
1115
69«MivS-
1116
kid^, boiel froftooHm imb gcbonlenxt^m
€tü8 t>on ^l^otiuS l^od^ geräumt tDOtben. — an
feinem innem SntmitfitmQSgaiioe kijfen fld^ (imd^
ftroue [f. tt.]) btet ^ßeriobeit «nterfd^iben: eine
l^otl^errj^nb l^eibnifd^platonlfd^ bis ct»a 404,
ein UebergongSfiabtitm (404—409) imb cnb«
m Ue 3ett bet bifd^tlü^en SBicffornfeit <£)er
often $eriobe gel^ören bietenigen — ber 3^9
nod^ bie meiften — €d^ften an, totVfyt nod^
änl^ott unb gform ein bitrd^mtS doffifdl-^^b"
ni{(^ ®e)n:öge tragen, inbent fte faft nirgenbS,
bie ^pmen mifigenommen , {pecififd^ ifdf&ify,
ober Qud^ nitgtnbfi eine 6|»n: t)on antid^titd^cc
§&tbnng {eigen, nämlid^ 1- bie fd^on oben <i§aral«
ter^e ätebe ^lieber baS ftdmgt^ttm'' (Ilepl ßoun-
Xsfotc) cntS bem 3a]^ 899 : 2. ^Son bem ®e-
fd^e beB ajiroIabÄ'' C^^^p to5 Äcopoo dotpo-
Xaßfeu), ein iob ber Sftronontie, an feinen gfreunb
Ißöoniug gerid^et, bem et ein lunftooS geatbeiieteS
SfhDoIabuberfanbte; 3. ^%g&)itifd^ enftl^iungen
ober übet bie Sotfd^g^ (Ät7uircioi Xö-yot Ij icepl
icpovo{ac), tootin er unter ber ^üEe beS SgQf M'
f^en an^tlM Don OftriS nnb Xr^pf^tm bie fe£bft
edebten überaus traurigen Sufifobe unb (Steig«
niffe in eonftantino))e( unb am ^ofe fd^^bert,
eine %rt l^ftorifd^ Xoman, und in a&en 6tü(!en
tdift mel^r DetfänbÜc^ ; 4. ^SMon obet über bie
eigene Sebendloeife* (ACmv ^ nepl i^c xa&'
sautÄv diaTCDT^c), eine Sertbeibigung beS €tu«
biumS ber fd^önen SBiffenfd^aften gegen ben SSor*
nmrf, afiS ob er ju toenig 3nt auf bie etgentiid^
))l^iIofD))]^i|d^e@))ecuIationoertDenbe; 5. „Sobbcr
ftal^Ittp^^eit" (^aXc£x(>ac h(tJ&\uo^), ein Scgen-
flOdC {u bed 2)io (S^fo^muS ^Sob beS ^r-
nmd^fed'', nortn S^sidjutd in toi^tger IBetfe bie
(ginfeitigbit ber 6o{)]^iften lKrf))ottet; 6. ^Ueber
3:r&nne'' (Ilepl Ivuicvtcov), angebli(| in (Einer
9lQäft gefdlrieben, eine 9b]^MitibIung über Urffnnmg
unb Sebeutung ber XrSume, bie me^r a& oQe
übrigen @d^en an neuplatonifd^e 3been an-
Hingt %ufierbem gel^dren biefer 3^ nod^ 7. ein
grofer %f^ feiner Briefe unb etoa bie etfkn
oier ^mnen an. @eine Sriefe (im (8an)en 156)
finb nad^ ^orm nnb Sni^It bie oertl^oSfien
jeiner Sd^ften ; in ber gform boQenbä, bieten fie
aud^ il^m 3n^Ite näi eine ergiebige ^vm»
grübe nid^ blo| für S^neftuS' ^erfönUc^e SebenS«
gef d^idfe, jonbern aud^ für bie 3^itgefd^id^, inS»
befonbere für bie (Sefd^id^ utä (Beograt)]^ie ber
$enta))oIifi; baju entl^atten fie fd^ne))l^iIofo))l^fd^
unb moroHfd^e Sebanfcn. SMe ^^mnen fmb
fftmmtlid^ im borifd^en 2)ialefte gefd^rieben nnb
beioegen fid^ in antifem Ser8ma|e. S)ie erften
toter finb äd^t iQrifd^ (Ergüffe eined tief religidfen
(Bemut^, Sobfnreifnngen beS 2)an!e8 imb ber
Sitte Ott ben Smen unb breieinigen Soter unb
@i)bp\tx beS SBelta&fi uid» betoegen ful^ oomiegenb
in :plotintfd^n Sbeen ; bte folges&n fed|8 C^^mnen,
oon benen mel^e ber gkodten, ber llebergangd»
lieriobe beS S)id^erd — mol^ bte eingigen litera-
rifd^en ^bncte biefer 3^ — , bie «noeren, na-
mentiid^ ber 7. nnb 9. ^Qnmuft, ofecc eiifd^ieben
ber bifd^öf (id|en 3tit angel^bcen, finb fömmUi^ an
(E^tnft gerid^, ben fie M 6o(n beS SotecS,
ben aus ber 2h»VfcQtt (geborenen vab <ds (Sr-
Ofet in cri^obenec SBeife befingen. Bei ber Sc«
nd^Uung bi^er l^errUd^ S)id^tungai ift ber
Sufibcttd md^t gn jel^ }tt utgiren, jonbem in
gend^ter SBeife getoi| aud| ber licentia poetics
lled^ng gu tragen. — 3n bie britte Bebend-
(xriobe, n»e(d^ mit Siinefiuf bifc^id^ «hnts«
fü^rung begtant, fallen ou^ ben bereits ge»
nannten Srkf en uno ^^mnen bceieidgm €d^f»
ten, bie im ({km)en ein bnr^ouft d^rtpliil^ (Bc»
(iräge tragen, leäid^ nod^ nid^ gon} fcrt finb oon
VnHangen an bie el^emalige SebenS« unb ^S>taF
htngftort; eS finb i|rer nur menige,nMlidt 8. gmei
nur frogmentarifd^ eri^altene ^omilim, mobovt bk
erfite über bie geier ber gfefUage g^oid^eit p
l^aben f d^nt, bie gmeite, in ber Sigil beS (Bebintt-
fefM beS ^erm gellten, m bie .^^eifige 920^^*
erinnert, tt)eld^ bor oerlorenen SSelt boS Sid^t ge*
brad^t fyd unb oon ber ^id^t bec SSiebergeborenm
banbelt, im ^immd gu n^onbeln (ogl. $^iLd, 20).
SoSftanbig fmb bograen erholten 9« gtnei ^feicr«
üd^e Steben"" (xatamoet^), Mfi benen bie crffce,
ein ÜReifterfiüd ber Seiri)famfeit, bie bvrd^ ben
neuen (£tnbrud| ber iBarbaren im 3. 411 an»
getid^tele fd^redlid^ Sermüftung ber Sentajyolil
fd^ert, bie anbete eine Sobtebe mif Sn^tuS«
ben trefflidtien Sotganger beS ^afedm Sfnno-
centtud, ifL WS oerloKn gegaitgene SBecfe @9*
nefiuS' finb gu nennen bie Kjnegeiica Oogb«
gefd^id^ten), beten er Ep. 158 (grm&^ng tbut^
mebrete XrogiM)ten nnb Itomdbien, mie et im
Dion anbeutet, fmoie Sriefe, barunter einer an
Xb«o|i]|i(ttS oon Wepmbria. — 2)ie eifle (ttn^
noUftünbige) XestanSgobe aller biefer Sc^rifteii
lief ette «btion SCumeb, $ariS 1558; bie erfie
(Skf ammtouSgabe nebß tat. Ueberf e|ung nnb 9{otcn
SHon^fmS ^jktoDiud, $ariS 1612 u. b., gu]rt;t
vxHb am beßoi 1640, neueiMngB (nod^ bec fluS-
gabe Don 1683) abgebrudtt bei Ifigaa, PP. gr.
LXVI, 1021 sqq., mo aber ber Xttt gum «Sobe
ber fta^Uöpfigfeit'' bet ©onberouSgaäbe 3. A.
ihabingerS (6tnttg. 1884) entnommen ifL Siae
Don legerem (Belegen begonnene (BefammteuS»
gäbe (Synes. opp. omnia I: Qratioiiefl et ho-
milianim fragmoDta, LaadiBhuti 1850) i^
leiber unooOenbet geblieben. (Eine Utifc^ VaS-
gabe ber ^9mnen beforgien ber frangöfi^ $^o»
löge % Sr. Soiffonobe in feiner SyOoge poe-
tsmm graee. XV, Paria. 1825» imb neueßmS
(E^ft unb ^arombS (Antbologia graeoa ear^
minmn ahnst., lipa. 1871), foloie @Io4 (Zü^
bingml875). S)ieSricfegab&ctd^(I^iBiolo-
graphi graad, Paria. 1878) ^etauSu (Einige ber
f (^nfint $^nen mit Ueberfe^g gab StetieS, in
b. etimmen auS 9L-£aad^ LEI [1897L M& ff-
Snbeif SonberottSgaben eii^ciner Sc^r^cn fMie
Ueberfe^ungen oergeid^net ^ 3E. ifnnS in Jo-
nen Dorttefflii^en Wl^anblungen ^Stnbien
1117
@QiiQcamnia — @t)ndbaIe£aintniitortn.
1118
eqmfM •«! Ihpmie^, te b. %lßol Onailal*
^ 186S m. 1866, M bte iberreM^ Bttnatuc
kA MlßinMg Kiec|ei4net ifL Unter bm Vtono-
(to^^icR tter 6|tieRuB' Seben tmb S^ten ftnb
iic wn 9. 0. ftvobrngct, Uebet @|iu^uS' Sebm
ab 6#cififii, tot feiner Ausgabe bcr 9t^ „lieber
M i»ll{g«^^ ^Mn^en 1825; Oanaen, De
BfDMio pfaÜM. etc., HafiL 1881; Thilo,
Coinnnf ä Srpei» kyinnos, Hai. 1842 et
ld43 CIcoS''); I>nK«, StudeB aar la vie et
Im oeofras de fiynesiiia, Paris 1859, nnb
MoiteS St SBoBmomi, Serlin 1869, bo^oqu-
|*m. (8)^ no4 Obevaüer, B^it. unb
8iipaL8.T.; Sirfc^, fßatiologie U, Otoin}
\tS»,% leo f. ; Saxbcsi^ctDer, $|kitroIogie, gfreib.
IIM, § 68.) [IHeffner.]
^ptgNtmmM^ f4i^iDftbif4^e8, f. SrengU,
12$» f. «ib 9rolef}anH8«u« Z, 486«
^fBMkUy e^nobe gu, f. Jhj^ettouptit
fix, 407.
jf iberejuwlmfaw l^ei^ bie nad^Sor-
f4# bd Xribratnwatft ton ber Sidcefanf^nobe
eoDfitttai 0eifllü^, teel^e bie Se^erber um
DfiBnimter ottf ibre XmtdttU^ti^ |u )nufen
Wen. tM ConctI »on Xtient (f. Seaa. XXIV,
e 18 De Tel) inf nftmTu^ bei ber (Einfül^nmg
h« fogm. Cimcttrfcl (f. b. ft±), ym ben (Eon^
cnmitea eine oOfettige nnb geredete SeurU^
Img }a ftd|em, nnb nm Den 8erb(ubt ber
ftRdBgenoaunend^ ober ^[ktrteUid^ett Mm bem
loHotur ferajnbalten, bie befonbere Anorbnung,
h>i »f ber läfAiäf «bgul^tenben S^Ukejon^
flBobe (f. b. Sri) ge»einf4(^i(b tm »tfcbof
nft (Dmifl geeignde SSAnner oifi CEs^uninatorm
Rc 9>Afune ber SBenierber bejleOt »erben f o&cn.
vkfe Iribenttiiifd^ titorbnnng begiti^t fU^ nur
«f Mc 9e{e|»ng ber tß^nrfidlett, ttdl^enb filr
tk f^fttjfOii V^ £ai)ifange ber l^eiligen SBeiben
flte jor Crbingpng ber 9)i)na>bation gum Seid^t*
\/bm ber Sifd^f nod^ freiem 4Ermeffen bie <^q-
minatoren emeonen tann (Bened. XIV. De
fjn. dioea. 4,7,2). 2){e @pnob(iIc|^Qmino-
tai (b4 bcr S)iöce(anj^pbbe in IBorfd^ )u
hmfpi, fU^ üudfd^Iie^^l ^^^ Sifd^f ober bon
•cnctaMcor ga (& G. 0. 19. Febr. 1628); bie
69«obe ^ ho& fMft, bie (Senonnten }tt be-
{iätigm iq». eine Sutoabt hinter benfelben }u
biffm. 3m fSfoOe ber SHel^nung feitenS ber
BmAt ifl iS bem 8tfd^of on^eimgeftdt, ent-
»cbfr Vnbcrc gu ptopanvcm ober, oenn er bie
Itae^nig fitr nid^t begrüabet crcuj^tet, oon ber
61 GangFegstie Gkmcnlii bie Xmnrobation ber
dväilg^Dieieacn gn erbitten (8. 0. G. 24. No^.
•I 15. Dee. 1770). S>ie Sorgufd^bgenben foUen
9tngfta, Doctoien ober Sicentiaten ber 2:^0-
b^ ober bcfi canonif eben Seii^ fein (Trid. 1. c.) ;
iebo4 ip bcr8if(boL faUSUnbere, frt e8 mtSbem
&aila> ober onS ocm SleguIardemS (oud^ aud
bm Vhnbittiaienotben) il^ geeigneter erf d^einen
(^ nne doctoraio doctiorea repatantar),
Ol biefe SotMrifft nid^ ^ebmiben (Trid. 1. o.
wA) Bened. XIV. L c. xt 4). Ser @l)rnobe fmfe
nmnentltd^ bcgeid^nete ^erfönltd^etten gu benennen,
nid^ 2)cgiriläten ol« fold^e, fo bo^ boS 9lmt beS
(Esominotoifi oon felbft auf ben €ttcoeffor über«
ginge (8. G. 0. 14. Febr. 1698). Sie Sa^ ber
auf ber S^iwbe at)))robirten (Esaminotoren foB
minbeßenfi fed^d betrogen (Trid. 1. e.), nnb afS
9RasimaIga](|( »irb nod^ Sacbofa (Coliectan. ad
Trid. L e. XL 85), auf ben 93end)ict XIY. (1. o.
n. 8) unb $aSottim in feiner Sammlung ber
(Mfd^ungen ber Soncifficongregotion (9lo»
1888, 8. ▼. Examixtatores aynodjikleB ii.6) ftd^
begiel^, bie 3al|I gmoi^ig feftgubaiten fein. S)ie
flppteiiüm ber S^nebe erfolgt bnrd^ öffenifUbe
ober gel^eime Sbftimmung (S. C. G. 24. Not.
1770). S)ie eemöbtten boben entmeber fbfort
auf ber @9nobe (menn fie omoefenb finb ; Be-
nedict XIV. L 0. XL 6) ober f)ifiter (Ferraria,
IVompta Biblioth. b. t. Exionen il 83) bot
Sd^mnr ouf bie Soonge&en ober auf bie Xeliqiden
ber ^eiligen abgulegcn, ba^ ^ o|ne menfcblicbe
SliidtfU^tnal^e geioiffenbaft i^r Smt anftüben
moDen. 5Die Sereibigung ifl ]o ttefentlitb. bo^
ein ^ncnrS, bei tt)e(d^em ein unbeeibigter Q^nrnti-
nator fein Sotum abgöbe, nid^ fein mürbe.^
3ttr Vbkgung ber Profeaaio fidei ftnb bie (Eia*
minotoren ni^bt oer]^id^, »enn ntd^t ein pca>
ttotlörcft (Bemobnbeüdred^t ober eine S^nobal-
befümmung biefelbe oerkngt (S. C. G. 24. A«|;.
1822). 3)a9 Wnt ber (Ecmninatoren bauert biß
gn ber im väii^ptn 3al^e obgu^oltenben 3)ü«
cefonf^nobe ; tS crlifd^t burd^ bot eüoo ingmifd^
eintretenbcn Xob bed Sifd^of« ni^t (PaUottuii
L c. n. 35). gtold innerbalb beS ^fpa» bie 34!
ber Csaminotoren burd^ Xob ober SBeggang au6
ber 2)idcefe unter fed^ b^nibftnft, tarnt ft gemfi^
einem S)ecrete eiemenfi' VIII. oom Sifcbof bntd^
Semfung neuer bijjur Sed^dga^I toieber eigdn^
merben (Bened. XIV. L o. il 7 et 8). S)ie
gu €ubftituixenben ftnb gunöd^ß aus benienigen
p nehmen, meU^e ton einer frübem S^nobe
fc^on appxdfM tovabai; finb fold^ nid^ oor«
banben, fo fomt ber Sifd^of 9lnbere cum oon-
aensu capitnli befteUen. 2)ie innerbalb beS
3al^ @ubftüuiiten tommen mit Vblauf beS
3abre« fofort in äBegfaB (Bened. 1. c. n. 8).
S)ie SBiebertt>abI alier ober eingetner Siomina-
toten auf ber neuen ^nobe ifi guläfftg. g^et
aber nad^ HUauf bc8 3abte8 eine neue S^nobe
nid^t fkatt, fo newkiben bie iEsaminotoren, memt
Don ben in ber legten Sbnobe getoäblteti nod^
fed^ oor]^atd)en finb, bis ouf SBeitereS im 9[mte ;
fobaO) )^od( oon ben fed^ nur einer auSfcbeibet,
celftrt aud^ baS 9mt ber übrigen, unb ber 93ifd|of
mu^, toenn bie Serufimg einer neuen S^nobe
nid^t t^unUd^ erfd^eint, bei ber 8. Gongre-
gatio (>)ncüii bie facultas noToa dapntandB
Examinatorea extra Synodnm nad^d^en (8.
G. 0. 24. Not. 1770). 99ei Sefe^ung ber Ißfarr-
fteEen foD ber S^d^of ftd^ ber aotitmirbmg loenig*
ftenfi breier S^nobalesaminatoren bebtenen, bie
1119
@t|nobaIrid^ter — @9nobQl)eugen.
1»
er lebeSmal auS bet 3<^^I ber t)or]^anbenen be«
jHmmen fonn (Trid. 1. c.) ; bie Susiel^ung einer
grö^m Sal^I ifi ftattj^aft, bie Setl^eiligung einer
geringem bagegen n)ürbe ben SoncurS ungültig
mod^en. lieber boS Ssomen felbft ift ber 9rt. Son-
curS gu Dergleid^en. S)ie S^aniinatoren bürfen
toeber Dor nod^ nad^ bem ßsomen (Sefd^enle an>
nel^men, fonft mad^en fotool^I fte felbfi old bie
@eber fid^ ber Simonie fd^ulbig, Don ber jle erfl
nad^ Aufgabe il^rer IBene^cien obfoldirt »erben
lönnen, tmb fte loerben gubem anfällig, ein neues
Seneficium gu erlangen (Trid. L c). ^ud^ fönnen
fte Don ber ^roDinjialf^nobe jur Sted^enfd^aft ge-
bogen unb nötl^igenfoÜS mit fd^loeren arbiträren
Strafen belegt loerben.
SBo, loie in S)eutfd^Ianb, bie Sbl^Itung i&l^r-
nd^er S)i5ce{anf9noben au^er Uebung gefommen
ifl, n)irb ben Sifd^öfen auf il^ ^nfu^en Don ber
S. Congregatio Goncilii geioö^nli^ für brei
3a]^re bie ^oQmad^t ertl^ilt, ftatt ber auf ber
S^nobe ju föäl^Ienben @{aminatoren cum con-
sensu capituli fogen. examinatores prosyno-
dales gu ernennen. S3ei{piel§tt)eife "i^ai ber Srg-
bifd^of oon fföln bie facultas eligendi de con-
sensu capituli duodecim Examinatores loco
Synodalium . . ., qui in examinibus promo-
yendorum ad parochiales perinde adhiberi
yaleant ac si in Synodo Dioecesana fuissent
electi etc. SBo, toxt in ben meiften Si^cefen
2)eutf d^IanbS , flott bed tribentini{(^en ©pecial-
concurfeS ein ®enerale;amen eingeful^rt ift, l^ben
bie ^rof^nobalejaminatoren biefeS abjul^alten,
bann aber aud^ gemö^nlid^ fpöter in ben etnjelnen
SSacansfölIen il^r Sotum über bie fonftige äbonei«
tat ber Soncurrenten abzugeben (f. beifpieldtoeife
für bie Srgbiöcefe Stbln ben Srla^ bei 2)umont,
Sammlung fird^Iid^er (Sxla^t, 2. ^ufL, StbUi
1891, 367). [Mitteler.]
S^fKObalti^tar merben bie^enigen geiftli^en
Stid^ter genannt, meldte gemö^ bem Sribentinum
auf ber ^rooinjial- ober S)i5cefanfQnobe beftgnirt
merbcn, um oorfommenben f^OS als fogen.
judices in partibus gu fungiren. 3ur Snt*
fd^eibung ber burd^ SlppeSation ober feitenS ber
(Siemten in erfter 3n[taug an ben apoftolifd^en
Stul^I gebrad^ten causae pflegten bie $öpfte fd^on
frül^e, ba eine SSerl^anblung ber Sad^e )u Ütom
oft megen ber tt}eiten Sntfemung ober megen an«
berer ^inbemiffe fel^r erfd^mert mar (mie bie^ bie
afrüantfd^en Sifd^ofe in ber Sad^e beS SlpiariuS
[f. b. Slrt.] «Papft göleftin gegenüber gcitenb
mad^ten), ^erfonen am Orte ber ftreitcnben
Parteien als judices in partibus gu belegiren.
Um babei ba§ Slnfel^en beS apoflolifd^en Stul^IeS
SU maleren unb in ber SBal^I geeigneter $er-
fönlid^feitcn nid^t fel^Ijugreifen, befummle 93oni-
faj Vm. (f. c. 11 in VI, 1, 3), ba| nur Sn-
^aber Don ffiignitäten unb ^erfonaten ober ®a»
tl^ebralcanonifer ju genonntem S^Jedfe bclegirt
merben foHtcn. ®a jebod^ bwrmit eine OoHe
©emö^r für bie ^uSmabl geeigneter judices
nod^ nid^t gegeben mar, orbnete bol iatä _-
Xrient (Sess. XXY, c 10 De rct) Met^
ftellung Don SQnobobid^tem on. Sif kn ^
seinen $roDin)iaI^ ober S^ükcfonfpte
nömlid^ einige, mit ben Don 9on^
geforberten Oualitöten Derfe^ uab m|
für bad amt tauglid^ ^önli^btei
loerben, meldten (neben ben CMMÖai
Stidbteramt für bie causae in partibu
merben lann. 3ebe S)i5cefe fol tDcngitBi
S^nobalrid^ter befi^; an Stdle bsM
nöd^ften S^nobe tttoa fterbenben ff&äj/k '
SBifd^of cum consilio capituli oiüKs,
qtmlificirte fubftituiren. Sofort iku)
S)eftgnation burd^ bie S^nobe fblla Vä
baS ^ergeid^il ber 2)eftgnirten bem fijfk
fenben (Trid. L c). aBieSBenebidHV.
dioec. 4, 5, 5) ^erDorl^ebt, f^ bct
refp. ber Sifd^f ttol^ bie 2)e{tgnatni
S^nobe Dor^une^men, ijl aber nu^aki
ftimmung berfelben gebunben, toic er a4
Subftitution nid^t bie Suftimmung, foalin
ben ^cdf^ beS £a))iteI8 ein^ul^bn bmült ^
mart, Decisiones ac declaratioiMiiD.
Conc. Trid. interpretnm eic, gum
beS Xribent, n. 3). S)a bie Sb^nglB
Dingial" ref)). 9>idcefanf9noben oidfo^
unb, n>enn fie ftattfonben, bie
9}amen8Der}eid^i||ed ber beftgnirtm
ben apoflolif ^ Stu)^ fdfl regelmfilig
mürbe, i|l bie tribentinifd^ Sepänil
5ur SuSfül^rung gefommen. 9fir UäjSßk
bie S^noben ntd^t abgel^otten toetbea
rite befleUte S^nobalrid^ter nii^t wifi
ftnb, Derorbnete SBenebid XIV. in bet
Quamvis patemae Dom 26. Sugnil ItÜt
inamifd^en bie Q^bifd^öfe uubSif^dfrof '
^ptätUtt Dom a))ofbIifd^ Stu^ ji
t$acultöt cum consilio capifaili SU|jB
möl^Ien unb bie 9lamen berfelben bes
Stul^Ie mittl^eilen foOen. (S3gL$W^
re(^t VI, 791 ff.) ."
^^noM9ttfaffnM%9 alKatioUi
aitfatl^olilen; proteflantifd^e, f.
$Vitote4^«i i^i^ 1. tJftÖMA
Wönner, meldte in iegli^er iSaüät
2)iöcefe auS bem Soienftonbe aufgcptf
eibigt mürben, um baS ftttlidH^igilir '
©emeinbe }u übermad^unb auf te '
bifd^öflid^en ober 9rd^ibiaconaIf9ii^
mabrgenommenen <Bebred^ unb ^ ~
mit öffentlid^ 9ei^emiffe Derhnbaa
ber einjelnen Sngeige |u er^attm ü^ ^
Senbgerid^te). 2. 3n &|nlid!|cr ScifK
aud^ in jebem 2)ecanatbe)irfe efaitaB^riK'
3U bem StDede oufgefteOt, ba^ er oif L
Ud^en unb clericalen SBonbel ber 90^
bereu SlmtSoerrid^tungen od^tcn nk ^
beuten bem S^econe benundren folBe, tari
beffen ^njeige Don bem Sif^ of ta
cefanfQuobe (f. b. «rt.) gerietet wbei k
^
1181
Synodaticnm — ©procuS.
1122
9ii4 Mcfe Snigm ffititn Si^nobaljeugen. 93on
^ttfm »irbcr burd^ il^ brnnaligen Diel engem
Sicfuiig9brei9 Derfi^ieben finb 8. bie l^eutigen
^qnoboljeugm bec ^Deconatficoptiel ; ^t Der-
yii^ bri biefen gemd^nlid^ üHidl^rlid^en 9kf
^Itmgen, Don benen bie Sonf erengen (f. b.
%A.\ ium Stoede tl^oTDgi{d^«))rQfti{d^er gort-
MlSnmg mo(I ju ttnterf^eiben {inb, baS 9mt beS
6cmtM nnb ffi^n bemgemö^ bei SBo^Ien,
ttatrdQcn unb Sefd^Iflflen bad $rotofoD. 3n
cin|diKn S)id€efen Dertieten bie Stelle biefer
e^idbalfeugm ober Sopitettfectetftre (aud^ tt)ob(
8mmmt genannt) bie fogen. Deputat! (f. o.
lil). [^Pemumeber.]
SyBodaÜemB, f. Vigaben I, 78.
^#kf^ i ConciL
$fi«be, olttoi^olif^e, f. Slttotl^Iilen ;
Ititgirenbe , )u ^Itl^en, f. ®ried^enlanb Y,
msff.; )tt Bt ^eterebutg, f. $eterber
«»|e IX» 1845 ff. unb Sluffen X, 1888 %;
^roteflantif d^e, f. ^redbQterien.
Suvodoc lvdi))&ou<7a, f. Soncil HE, 782.
Synolitfl palmarls, f. Spmmad^uS, $a))fL
$f«^ber (Evangelien, f. (SDangelien-
Imnome.
Spiofrts bononun, f. ftird^eninDentor.
SfMffUUf, ]. eDongelium lY, 1044.
BjBtapna eanonuni bejeic^net im gried^i-
fs(mSin^enred^t eine Sammlung (atSvta^pLa) Don
iaauA, unb gioar entn)eber Don biefen oUein ober
is Se^bung mit ftootlic^en (Befe^en (fogen.
^toooanoned [f. b. 9rt.]). Sad^Ii^ gehören l^iier-
fcr bif |fimmt{i(^ in ber grie(i(|tfd^en Stixi^t ent-
jlmibmcn, im 9rt. £anonfammIungen II, 1848 ff.
Hpiü^cnen 6ommIungen (f. bd}u oud^ ÜRUafi,
l<§ fltrd^enred^t ber morgenlönbifd^ iKrd^e,
vtefejft Don ^efRd, Saro 1897, 161 ff.). 918
^ritd tragen Den 3lamm Syntagma cano-
mm mit me^r ober meniger IBerec^ttgung Dorgfig«
lud jolgenbe Sommlungen: 1. baS alte Syntagma
cs&oDom ber &ried^en, toeld^eS nur bie Sononefi
\a y|n orimtalifd^ S^noben Don 9licäa,
Ijiqim, Sleocöforea, ®angra, ^niioäfitn, fiao«
^ta, (1.) Sonftantinopel , ß^olcebon, Sorbica
n6 9p^^9 umfo^t (f. Pitra, Joris eccl.
OraMonun historia et monumenta I, Born.
1^4, 427 sqq.); 2. bie im Saufe brd 6. bis
^.^o^unbertd um bie 85 a)>ofioIif(^en Sanoned,
ht (DajlantinopoIitQnif(^en Spnoben Don 394,
m, 861, 879, bie gmeite S^nobe Don 3lma,
btt Mm Sart^go 419 unb meutere canonifd^
Mfr bct Sater Don SionqftuS bid SlorafiuS
mmdrte Sammlung, meldte nad^ ben Unter-
tutungro Don f^ergenröt^er (!ß^otiu8 ni, 9ie-
inähug 1869, 92 ff.) bie fiofflid^e ®ntnb(oge
M flrd^enred^Iicj^ 3n^Qlted in bem fog. 9{omo-
(tnon be9 Iß^otiuS bilbet ; 8. baS Don Sarbtnol
IM im SpieUegiiini romanum YII, 1, Rom.
3842. 75-88; YD, 2. 1-480 (banod^ Migne,
PP. gr. CIY, 431—976) ebirte Photü Syn-
Upaa eanoDuiD, eine f^ftemotifd^e Sammlung
in 14 Xiteln, meldte mit benen bed 9lomocanon8
fid^ Döllig beden; ber geleierte Herausgeber fyxt
mit feiner SBermutl^ung, ba^ $|otiuS ber SSer»
f äff er getoefen, nur 9Biberf))rud^ geemtet; 4. baS
Syntagma canonum beS ÜRott^äufi IBIaftareS
(f. b. 9rt.), 1835 Derfa^t (ed. Beveridge, Syn-
odicon n, Oxon. 1672), tt)eld^ed bie aU)^be«
tifd^e Orbnung befolgt | 5. bie in unferem äal^«
l^unbert für oaS fföntgreid^ ®ried^enlanb Don
St^aUe unb ißotle )u atl^en 1852—1859 in
6 SSänben unter bem Xitel 2uvta7(i.a tuiv Oe((ov
xa\ Upcov xav^vcDv x. T. X. l^uSgegebene l^aCb*
amtlidje Sammlung ber gried^if d^en inrd^ed^tS-
queQen« [St. d. S^erer.]
$9raai5, Stabt unb SRetropoIe auf
ber 3nfel Sicilien, liegt eigentlid^ auf ber
mit bem gfeftlanbe burd^ einen Samm Derbun^
benen Snf^I Ortpgia unb mürbe Dermutl^lid^ 785
D. dffc. Don Sorintl^ aud gegrünbet Saß) mar c8
p einer ber bebeutenbften Stöbte SicilienS gemot*
Den unb j&I^Ite jur Seit ber l^öd^fien Slflte nadd ber
minbeften Sd^ö^ung 800 000, nad^ ber Iftdd^ften
aber 1 200 000 Sinmol^er. 3m )meiten ))unV
fd^en ftriege mürbe St^racuS (212 D. &^x.) Don
ben Stömem erobert, mobei belanntltd^ Srd^imebeft
feinen Xob fanb. S)ie auggeplänberte unb fojt
gan) gerfidrie Stabt mürbe fpäter unter 9uguftu8
römifd^e Solonie, fonnte ft(^ aber nie mel^r, ju-
mal feit ben mieberl^olten Sermuftungen gur 3tit
ber Söffermanberung, }um frül^em ©lange t>
l^ben (DgL CaTallari e Holm, Topografia
archeolog. di Siracnaa, Palermo 1884; beutfd^
Don Supud : S)ie Stabt S^racud im Sltertl^um,
Strasburg 1887). ®egen ßnbe be8 5. Sal^r^
l^unbertS mürbe S^racuS Don ben germanifd^cn
Sölterf d^aften, bef onberS Don ben Sanbalen beim«
gefud^t, im 3. 878 aber Don ben Saracenen er^
obert unb geplfinbert; feitbem tbeilte eS baS
Sd^idtfal ber 3nfel Sicilien (f. b. «rt. ob. 257 ff.).
Son ber ®rö^ ber alten Stabt geugen ^eute nod^
nid^t unbebeutenbe Zrummenefte Don Simpeln,
Slqiiäbucten , Zl^eatem u. f. m., unb auS att-
c^riftHd^er S^it ^aben ftd^ geröumige ffatafomben
(f. b. art. Vn, 236), gum Sl^tt gerfattcne Steine
brud^e (fiatomien), namentlid^ beim Jtapuginer"
flofter, erhalten. S)ie Sinmo^nergal^I beträgt
l^eute (aum 22000 Seelen. Unter ben JKrd^
ragt ber 2)om Santa 9Raria bei filiere l^or,
fo genannt, meil er in bie gemaltigen Säulen
eines borifc^en XempelS eingebaut ift; baneben
fmb gu nennen San ®ioDanni, au8 bem 12. ^af^im
bunbert, unb Santa Sucia. 9u6er bem Seminar
gibt eS nod^ ein fi^ceum, ein (^Qmnaftum, ted^
nifd^e Sd^Ien unb mel^rere SBo^ItbötigfeitS*
anftalten. — SBifd^of Sft( mürbe S^racuS fpöteftenft
im 4. 3a(r^nbert ; bo<^ foD nad^ ber Segenbe
fd^on ber % $etru8 felbft ben 1^1. aRardanuS a»
erften99tf(|of eingefett ^ben (Dgl. AA.8S.BolL
Jun. II, 786), bem ber 1^1. gl^eftud folgte. S)e^
fyiü) nannte ^opft Seo X. S^racuft bie ^er^
%o^Ux beS ^I. $etru8''. Sie erßen fieberen Wf
86
B^ttt,
1124
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r 3^ gyrm ofii i57L fb^ no^ bcr SRitte
^i^ '. 7jßSBtgaSKO& nriäi c8R§ Sr^bif^ofd oon
yiiiMniit' yfwrfff, iiaoi cfer n!^ nu^, fo bci^
i< m Ittidieiji ^ut, i& ok bicft fttr(l^en))ro*
ns aftr Der giaimfiif|uiii^üft imeber auf-
-acJM aoKfim jcL 3n 12. So^c^tinbcxt, oIS bie
citatmfcribirt
fBoP €iiffni0Qnat bon
f. X Ixt) nb lalb tammf (1118) boti
f. dL 1^^ BoS c8 US in bic neuext
^pi jrrmiefc. Cxft biiXK( Snfle In soprema
^\^-mtm eeeleBae »ob 20. 9tat 1844 umxbe
1^ jBfiK in nie 9fax^ ber 9Rdxo|>oIen aufge«
3nb cf Mobca t^ bie Suffxagonote
$ü^B vnb 9totD nntexftellt Son
^rfOBTcn '^ befonbeiS |n nennen: ^iexonp-
: :3e ;^ooinaa (1541—1560), bex nad^ fei-
ÜTTrffrtir nm Soncü |n Xxient im 3. 1553
^BBobe ^lett. 6Qnoben fciexttn oud^ 3ol^.
:)clq63 (1562—1574) im 3. 1567;
^üanaB# Inttnot (1631—1635) im 3. 1632;
.^r^. 5mim Süpobknaifi (1649—1673) im 3.
Ltwi. öannibal lexmini (1695—1722) gxün-
S)nx4 6exauegaBe bon ge«
tftn leugneten
0. S. B. (1755-1772) unb 3o^.
:ha. aii^Ä '1778-1801). S)ie lefctcn ©l-
xb't JBIBL fe^buftofe bMxtn: ßoietan Sonanno
.-i— :j:<;*>i: %m^p ixigona (1807 bis
.^::? 3mm lamxdU a824— 1841); 3Ri-
:»L ibuto« ^iibnftcf fett 1845, 1852 naä^
iL^tir aasmnr: IsoelnS Xobino (1858 big
-•V : ioitro ÄBini, Jett 1872, bünn 1875
«r..>:!fQBr »i 9b*raa; Scnebid la SSecd^ia
wtt*ain ::?r5— 1SÖ5X S>ei gcgmioäxtige
r .-t *xsi* Z^fr^st aäno^ wsAt om 22. 3uni
V ^ .TCÄrr-ns: £»«* «ttopoIitancapUel Be-
t S^^mmaea. 10 Cmumtfexn unb mel^-
fcÄx« unb ©exifexn. ®ie
: vüi. TOk \> Seacinben bex $xobin^
5 i ü}i Seetau bie in 29 ^joxnien
nod^ 65) bon
528 $xiejlexn ))Qfloxixt ttexben. (9)gt Pirrna»
SidHa Sacra 1, 3. ed., Panormi 1733, 598 sqq. ;
J. Logoteta, De episcopatu Sjracosano, Flo-
rent. 1806 ; Moroni, Dizion. LXVI, 298 agg. ;
Garns, Ser. Epp. 953 sqq. ; Privitera, Storia
di Siracusa antica e modema, Neap. 1879,
2 YolL ; 0. Werner, Orbis cailiol., Fribnrg.
1890, 34.) [Welker.]
$9ter, forifd^e Slgrillen, bie Kefte ber
fd^on in ben exften d^ftlid^ 3o^tl^unbexten
blü^enben^ aber boß) buxd^ bie ^efien unb bit
^xobex }u ®nmbe gerichteten oltf^xifd^ ffixd^^e,
{inb gtmäd^ft in ^öxetifd^e unb unixte ju fd^iben«
3ene gexfoUen toeitexl^in in 9le{toxianex unb SOtono«
)>]^t|jiten; biefe toexben nad^ i^xem 9tituS al8 xeine
@9xex, @Qxod^aIböex bestt». SQxomalaboxen unb
SDloxoniten bejeid^net. 9{id^ ju ben f^rifd^en
Sl^ften gel^öxen bie im ^atrioxd^at Sfntioc^ien
too^nenben (®xäco-) ÜReld^iten (f. b. Sxt) unb
bie untex einem opoftolifd^en 93icax fie^enben to»
teinifd^en Sänften in Serien (f. b. 9xt. @Qrien,
a))oftoIi{(l^e8 Sicaxiat).
I. S)äxetif d^e ©pxex. — 1. Uebex bie 9le-
poxianex f. b. «xt. Weftoriuö. — 2. 2>ie fpri-
fd^en aßonopl^qfiten (ogL b. 9xt.), meldte fid^
felbft qI8 bie oxt(ooo|en bejetd^nen unb ni(|t dd
Sn^öngex beS (Eut^d^eS, ben fie f ogox bexbammen,
gelten motten, toexben getoöl^nlid^ nad(| bem 9Rond)e
3o€ob SBaxabäuS (f. b. 9xt.) 3ocobiten ge*
nannt SBaxabäuS muxbe nämlic^ im 3. 541 }um
ÜRetxopoIiten bon ßbeffa unb jum oQgemeinen
£)bex]^au))te fommtlid^exäRonopl^fUen befiCrienld
gemeil^t unb oxganiftxte oIS folqex burd^ feine
unexmäblid^e X^tigleit baS monop^fUif^e Air*
(i^entl^um. 9lad^ bem Xobe bed monopl^Q^tifd^en
^ßatriard^en SeoexuS bon Sntiod^ien meil^te er
ben !ßrieftex @exgiu8 bon Xela }U beffen "üloa^*
f olgex unb foxgte f o f üx bie ^oxtbauex biefeS mono»
i)]^i9ftti{d^en ^atrioxd^Qtd, bo8 bid auf ben l^eutigen
Xag ben SDlittelpunft bex @ecte in Sexten unb
anbexen onentaltfd^en ^xobingen bilbet. S)ie
!ßatriaxd^en, bexen SReil^enfoIge fie Ouien (Oriena
Christ, n, 1357 sqq.) auf^^xt, ^tten lange
feinen f eflen @i| t in ^niiod^ten felbjl touxben ^e
nid^t gebulbet; be|(alb xeftbixten fie balb gu
Smiba (Siaxbetx)^ balb imHioftex SaxfumaS bei
SRelita obex in anbexen ftlöjtexn. 3ni 6. unb
7. 3a^t]^unbext untexftanben i^nen 16 Sifd^ofS-
ft^ unb me^xexe fflöftex. SBom 7. bis 11. Sa^r»
l^unbext gingen bon ben fxul^xen einige Sif(^of§»
ft^ ein, bagegen muxben nad^ unb nac^ »ie*
bex biele neue @t|e exrid^tet, fo bog man im
12. Sol^xl^unbext 20 9Retxo))oIen unb gegen
100 Sidt^ümex in @Qxten, SRefopotamien, ftlein»
ajlen unb SqpxuS göl^Ite, meldte bem iacobitifd(^en
$atxtaxd^en untexftanben, o^ne bie SReixopole
ÜRofut unb bie 18 Sidttiümex, ttetd^e bem 9Ra»
pl^rion (b. i. Sefxud^ter, f o genannt atö Sonfecrator
bex Sifd^bfe ; f. b. 9Ixt.), bem $rimo8 ber bfllid^
iDol^nenben Sacobiten, untergeben toaxen. SJ^it
ben mono))](i9ftti{d^en Slxmeniexn litten bie 2to»
1125
@9tet.
1126
:r^üm imi auf bcc @l)nobe ju 3:ot)m (726)
lim Union gefd^lonm; aQein ft toax nur Don
fatfs Sauer. Wit ben mono))99fiti{d^en fto))ten
a> argppten bogegcn blieben fte immer in ©emein«
^6iit. jelbft menn ein neuer ^atriord^ ber ffo^ten
cn hn $oiriorc^n Don Sntioc^ien baS b^ömm«
.ii)c 6imobaIf4rti6en }U richten unterließ. —
*:r.\iiig^ Don ben Arabern begünftigt, erlitten bie
jA;obltui, bie troj) ber Dielen l^iStbumer in
£snm fletS nur auf eine Heine gfraction befci^dnft
;iiÄn^ bo4 öfter, loie fc^on im 9., fo befonberd
10 R So^^^unbert, Don Seiten ber 9Robam«
Dihmcr Serfolgungen. @ie lebten meift in
mt W gebrätften Sage unb tturben f elbft Don
tm drie^cn oft bebrängt, netd^e {ie gemoltfam
ib5 bontm oax^ erfolglos mit i^rer ftird^e gu
yxm^ ftttbten (f. b. Sri Slntiod^ien I, 947).
gg wtbt bei Patfer Stomonud lU. (1028 bi9
:u$4) ber iocobitif^e Sßotriard^, tteld^er bomoIS
fL !RcIita (au4 SReKtene genannt, in Armenia
BiDor» mS^i ntit Dom obem (Supl^xat) reftbirte,
WS Um grie(!^ifc^en Sifc^of biefer @tabt al9
gbnopbPfit Derflagt unb mit fed^d Sif4|öfen nad^
biijbmtinopel abgefubrt. 2)a er }ur Sbfc^mörung
inm f^fie unb )ur Sereinigung mit ber grie«
if^ iftrid^ aujTleine SBeife )u betoegen mar,
«mbe a in ein Iclojler Derbannt, mo gried^ifd^e
Dbnij^ ibn fd^mdblid^ bef(^im))ften. 3ugleid^
surbm bie iacobitifd^en Äird^en jerjldrt; bie
(nf jkr lourbcn nic^t b(o^ gefangen gefefet, fonbem
Kl2!^ gemartert. ^üreiberlSegleiterbeS^triar^en
^if nneSnsobI Don 3acobiten, bie ibnen unter-
gtintiDarm, Ratten fid^ }ur Snnabme bed gried(|i{(^-
mI4itif4<u Selenntniffed bemegen laffen. Sei
mm Xobe f))rad^ ber ^atriarc^ ben SBunfd^
osi, feine 92a^f olger mdd^ten ibre Ütefibenj nid^t
x^ axä griecbifd^em Soben nehmen, fonbem }u
lia^ (bejfen 6it 1166 Don Slmiba nad^ äRar*
:ai Detlegt mürbe) , unb bie| tourbe aud^ be-
folgt UebrigenS fd^manb bie ÜRad^t bed $a-
tnan^ fo f e^r, ha% ber !D{a{)brian 9ar-^ebrau8
igrp. 1286; f. b. 9rt.) felbft geftanb, er möd^te
icni Bürbe mit ber beS $atriard^en nid^t me^r
S(itauj4cn(A8Bemaiu, Bibl. Orient. II, 2598q.).
Sam ober nadb bem Sendete beS S)ominicanerd
P. $^ipp (bei Quetif -Ecbard , Script. 0.
?ml I, Paria. 1719, 105), ber bie| Don
tei jocobitifd^en Sifd^öfen felbft }u Serufalem
tfnia^, nodb in* 3<^^^^ 1237 bem ^atriard^en
70 ^Dtn^en untergeben gemefen fein foUen,
(o jmb ftd^r nur Ortfddaften barunter gu Der«
b^ SBie bun^ bie genannten Verfolgungen,
b vurbe bie SRad^t bed $atriar^en namentlid^
^ 9tf4tDäd^t burd^ bie Spaltungen unter ben
^büm felbfL @o bradb im 3. 1293 ein gmei-
McTti^rigeö 6d^i8ma (bid 1494) anH, infolge
tcKra e§ einen jmeiten ^atriard^alft} )u @t3 in 6i-
Sdni gab unb feit 1364 fogar no(^ einen britten gu
Solüddo, im ®ebiete Don Sur-Sbbin in SHefopo«
XDniuL S>ie Sacobiten toaren bamatS, mie beute
no^i in bm 6tabtm unb gleden Syriens, SRefo-
))otamien8 unb IBab)|IonienS unter anberen Sta-
tionen gerfheut. %m Snbe beS 16. ga^rbunbertS
gablte bie {acobitifd^e ffird^e nur mebr 50000,
gr5|tentbeiI3 arme Familien, mie 99ifd^of Seon-
barb Don @ibon bericbtete, ber auf 93efebl ®re>
gorS Xm. bie orientalifd^en ffird^en befud^te.
Segen 6nbe bed 17. SabrbunbertS ftanben unter
bem ^atriard^en 5 9Retro))onten, 2 bieSfeitS unb
3 ienfeitS beS Sigrid, unb tixoa 20 Sifd^öfe.
®egenmärtig fteben unter i^m 8 9Retro))oUten
unb 3 SBifd^öfe, unb gmar 1. ber ajletropolit Don
äerufalem, ber aß SKopbnan ben erften Stang
nacb bem Ißatriard^en einnimmt unb eigentlid^ gu
Serufalem refibiren follte, bort aber burd^ einen
Delegaten fidd Dertreten lägt, möbrenb er im ftlofter
Sapbtan beim ^atriard^en reftbirt; 2. ber Don
SOtofuI ; 3. ber Don 9Rarbin ; 4. ber Don Orfa
(Sbeffa) ; 5. ber Don RfyxtpvA, mit ber Steftbeng
in SRegraa, unmeit Rfyixput ; 6. ber ÜJletropoIit
unb gugleid^ Slbt beS ftlofterS ÜJlar ajlattai bei
anoful. 3tDei 9Retro))oIiten merben Semelo^o
ober uniDerfeQ genannt, meil fie feine beftimmten
S)i5cefen boben, fonbem beim ^atriard^en meüen.
Sie brei Sif^öfe reftbiren in ben ftidftem beS
S)iftrictS Sör (Xur-%bbln am obem XigriS), mo
fub 150 Don Sacobiten bemobnte Ortfd^aftm
be^nben. Sie Sacobitm gu Siarbelr, ungeföbr
150 gfamilien ftarf, baben feinm eigmen Sifd^of ,
ionbem fteben unmittelbar unter bem ^triardden,
»er gelegentlid^ einm Sifcbof ald feinen 2)elegatm
bortbin fmbet. 3m ©angen mag eS beute 80000
3acobttm in 9)iefo))Otamien, @9rim, ffurbifion
unb Oftinbien geben. 9IIS fßatriard^ toirb Don
ben Derfammeltm Sifd^öfen in ber SRegel ein
Sif^of, gemöbniiib ber 9Ra))brian, gemäblt unb
fofort intbronifurt atS „^atriartb ber €tabt Sn-
tiocbia unb ber gangm l^errfd^aft beS a^ofiolifd^m
StubleS". S)ie 9Bürbe bed $atriard^n, melier
[tetd ben Stamm beS b^. Sgnatiud, WartqrerS Don
^ntiocbim, annimmt, ift eine lebenSIänglicbe. Sr
bat baS Siedet, ben 9Ra))brian unb bie übrigen
ÜRetropoIitm unb Sifd^öfe gu emennm, gu con«
fecrirm unb gu tranSferirm, aud^ aEein baS Siedet,
baS SbnSnia gu meibm. Uebrigend lann er feine
SuriSbiction ausüben, fo lange er nid^t burd^
einen german bed @ultand beftötigt ift. S>m
näd^ften Kong nod^ bem ^atriard^m fyxt, mie be«
mertt, ber ailapbnan. S)er 9tame anetro))oIit ift
nur ein Sb^ntitel obne reelle 3uridbiction, inbem
ein 9RetropoKt ben Sifcböfm gang gleid^ {tebt.
Sediere merben regelmäßig auS bm unDerbeirateten
^Jlönd^n genommen. S)er Derbeiratete Seelforge«
derud, ber gu feinem Unterbalte gfelbarbeit ober
ein ^anbmert treibt unb Don bem f^rif eben SRitual
oberflad^Iid^e ffenntnig in einem ftlofter erbält,
bat meift nur bie @acrammte gu \ptt(btn ; benn
Don ^rebigten unb jfated^efen ift feine 3flebe. 9n
Stegularen gibt e9 bei bm äacobitm nur SRönd^e
unb feine Spönnen. Sie SJldnd^e merben nad^
einem ^robejabre burd^ bie Xonfur unb eine
äRönd^dtleibung in bie IHöjier aufgenommen.
86 •
1127
@t)XtX.
3ebe8 ffloPer ^ot emen «M (SRoBban) al« Sor-
ftc^, toon bcn ÜHönd^cn erwälilt uub Dom ®iö-
ccfanbifd^of beftötigt. Sic meiften Älöfter fmb
©i^ für bie SSijd&öfe wnb ben ^otriard&cn, toel-
äitt im Äloper Söplftron, biet SWeilcn nörblici^
öon Warbin, rcpbirt. (3ladi onberer «ngob«
n)0]^nt ber ^atrioni^ gegentoörtig in 2)iarbe!r;
Ql8 ^triar^Qlfird^e gilt ober bie bed fflofterS
3a})l&rQn.) öon ben el^emoligen 70 fflöftem
im Äifltict S6r ejiftiren nur nod^ 5. 3n Se-
rien felbft Iftobcn bie Socobiten 2 ftlöfter, bor-
unter SRor 9norcu9 in äerufolem auf bem $erge
€ion, h)eI(]^eS aber gan) unter bem armenifd^en
3acob«nofter bafelbf! ftcl^t (©ilbemagl Serfaff.
fömmtl. ßird^ b. Oriente, SanbS^ut 1865,
262 ff.).
„aBflS ben ©lauben ber ©ecte angelet/ fd^reibt
ber SOHfponar P. Sobour S. J., „fo toeife teiner
Don ben ^irten, lBif(i(|öfe unb ^atriard^en nid^t
ausgenommen, \\ä) Don ben unter il^nen ange-
nommenen fiebrfä|en Sted^enfd^aft ^u geben, ßaum
lüiffen etma bie (Selcl^rteften unter i^nen bie 9lr-
tifel l^rgufagen, in benen fte mit ber römifd^en
ftird^e in SBiberfpntd^ ftel^en, g. f&. bag eS in
SefuS ei^riftuS nur Sine 92atur gebe; ba^ ber
l^cilige ®ei[t nic^t Dom ©ol^ne, fonbem Dom
^ater allein ausgebe ; ba^ ed fein gfegfeuer gebe,
h)ie benn auc^ bie ^iligen erft nad^ bem aUge-
meinen ®erid^te in ben |)immel eingel^cn foUen,
unb anbere, nod^ gröbere Srrtpmer, bie fte nur
mit unDerftänblic^en 9tebendarten gu Derantmorten
toiffen. UebrigenS Dermeiben fie mögUd)ft JcbeS
®efpröd^ über religiöfe ©egenftönbe mit ben euro-
päijcfien 5Kiffionaren" (9lnnalen ber SSerbr. beö
©loubenS, Strasburg 1857, 241 f.). 3^r SRituS
meidet menig Don bem gried^ifd^en ab ; nur baben
fie feit bem 12. 3ab^bunbert aud^ bie iBefd^nei-
bung. S)ie Qfirmung ift mit ber 3:aufc Derbunben
unb mirb burd^ ben ^Uiefter ertbeilt. Seim ^benb-
mable nehmen fie frijd^eS, mit ©nlj unb Del ge»
mifdfetcS gefaucrtcS 3Jrob. Z^xt ftird^cnfprad^e ift
bie ft)rifd)e, hod) untcrfd^eiben fid^ (ögl. Ufjlcmann,
©rommatif beS f^r. ©prad^e, 2. 5(ufl., Scriin
1857, 8) bie ^anbfdjriften i^rer SSibcIn unb
Iiturgifd)en Sudler Don Denen ber df)albäifd^en
^bripen baburc^, ba^ pe nid^t, mie biefe, in
(l?ftrangeIofdf)rift, fonbem mit ben gcmöbnlid^en
ft)rifd&cn (Sbarafteren gefd^rieben finb. (Sgl. außer
ben angeführten SScrfen unb ber im ?lrt. ffopten
Dcrjeid^netcn Siteratur nod^ Soutligate [amerifa»
nifd}er UMfponSbifd^of] , Narrative of a tour
through Armenia, Kurdistan, Persia and
Mesopotamia, New York 1840, 2 vols.; Mo-
roni. Diz. XXX, 197 sgg.)
^urj enoäbnt feien nod) bie jur ©cmcinbe ber
Socobiten gebörenben ©d)cmpeb, ^on benen 9?itter
(grbfunbe Don %flen VII, 2, 803 f.) ^ad)rid)t
gegeben, ©ie fdjetnen bie ältere l!anbc§relic|ion,
bie in DJkfopotaniien Dor 6infü()nincj bc§ (Fl^riflen-
tbumS unb Dor bem S^Iom ge^errfdjt, bcibcljolten
3U baben unb bilbeten um bie ÜJMttc beS 18. 3abr-
l^tnbertS eine obgefonberte ®emeinbe im
gegenb Don 9Rarbin. 918 unter ben
a){ufta{)l^ III. ber SBefebl erlaben tom:
fünftig niemanb mebr als Untertbon g
fei, ber ni^t göttlid^e Sfl^er bep^, b
bammebaner, 3ube ober Sbnp fei, lie^ ]
ber $afd(|Q Don SRarbin nad^ ibrem 9L
lunbigen. S)a pe pd^ al8 ©cbempeb ober
anbeter befannten, entgegnete er, ba| er <
SReligion nid^t fenne unb nur bie genavi
befd^ü^. einige Don ben ©dbempeb beüi
bierauf gum ^Siam ; bie anberen bagegc
nad^ Sßarbin gebrad^t unb mit bem 2obi
^ier trat mm ber Sifd^of ber 3acobi±i
ein, bat um Suffd^ub ber S^cution m
Pe gule|t ftlr iacobitifd^ 6bnp<n. i
merben pe feitbem gerechnet, obgleid^ ^
ibnen gan§ Derfd^iebened SBoI! auSmcic
befud^en bie j[acobitifd(|en j^ird^en, mad^
unb gepe mit, la^en ibre ftinber taufen,
mie SbriPen gefleibet. Sludb toerbert.
beren ^rieper getraut, Derbeiraten pdg
unter einanber, nie mit Xöcbtem
ebripen. ©ie mol^nen je^t )u äJlarbt
befonbem Ouartier, ungeföbr 100 gä
n. Unirte ©prer. — 1. Stein
l^ei^en bie au8 ber jacobitifd^en ^)&efie
jurüdfgefel^rten ©Qrer, ttieldf^ bem }u X
fibirenben Patriarcha Antiochenus
unterfteben. 3n grö^rer 3abl G^^t ^
feit bem Snbe bed Dorigen S^^rbunbr:
maren ))artielle UnionSDerfud^e aud^ fc^j
gemad^t morben. SBereitd )ur 3^ berfi
glaubten bie abenblänbifd^ gürPen ecr
gung ber 3ocobiten mit ber rbmifcben ffS
beifübren gu fönnen. S)ie (ateinif(^
Don Sbcpa, ^ntiod^ien unb 3enifalem he
pd^ be^b^Ib freunblid^ unb mobliooflad:
biefelben. SIber aud^ biefe Orientalen
ängplid^ beforgt für ibre Sebrmeinungm, i
9)tapbtian S)iont)puS S3ar-©aUba j^iA
eine Srflörung ber 9J^epe an ben iacot
Sifd^of Sgnatiud ju 3<^rufalem, um fein
gegen bie t^ranfen, meldte bie beiligen O
Ratten, gu fd^ü^en (Assem. II, 156).
1287 bcrid^tete bann P. W^^P, ^norJ
minicaner in ^aläpina, an ^kipp @reg
ba^ ber $atriard) ber 3acobiten mit Die
)d)öfen unb ^{önd^en nad^ S^rufalem gel
bei biefer @elegenbeit ber römifcben ffln
borfnm gelobt unb alle ^örepe abgef
bobe (Dgl. Raynald. ad ann. 1237, n. I
3nbc^ itiai bie^ ber ^atriard^ anfd^
au§ gurdjt Dor ben Sataren unb pel, i
bie ©cfobr Dorüber mar, mieber Dom (Slm
m^ ^^app 3nnocena IV. jebn 3ob« fpa
Dominicaner ^InbreaS SogiumeDo an bie 3<
mit einem ©d^rctben fanbte, befannte |
^^atriarcb SgnatinS II. jum römifcben %
unb ber 5D?opbi^ian SobanneS SBar-Bhwb
in feinem ^Inttoortfd^reiben ebenfalls 5U^ bii
tl29
@9ret.
1130
on Ann fei Vk Vtishtt tmb boS ^u))t aUet
MJm (BaTiiald. ad amu 1247, n. 86 sqq.).
rill bcr Union toar ed ober toieber nid^t SrnfL
Soitcnb bcS ConcilS Don gerrara unb gloreng
il bi «tl) f^idte g^ft engen lY. ben Stino-
dm P. VIbett )tt ben 9Rono|)Jl)9fütn in SlegQptoi
pMbrffinien, um fie )ut Union mit bet loteini-
Ma fiir^e einjulabcn; jugleit^ tourbe oud^ baS
(nqrt ber 3acobiten in Serufolem, bet bortige
tue ^icobemuS, boju auf geforbeit SHe äacobiten
^/ftm Qkfonbte na4 ^brenj (1441), unb bort
Bit^ am 4. gebtuot 1442 bie Union abge-
itlfiffm. ^ßiefclbe be)0g ftd^ nur auf einen X^eil
kr 5acobUen (n&mlidj^ ouf bie 9Ronop(qftten in
8etPP((tt# Vbeffinien unb 3erufoIem) unb UKir
isotoB (oegen bet toeiten (Entfernung ber ttnirten
m mm) ni^t oon 2)auer (f)efele, Sonc"®efd^.
vn. 794 ff.). £tma8 über ^unbert ^cäftt fpöter
]0pt bet deiiia^e SRof eS, ben ber $atriai<]^ 3gna-
td 3aco6 IV. (X.) oon Sntiod^ien ju onbmn &f
adjmi nai^ S^om gefanbt, in feinem 9tamen mie
a hnbcS $atrifflrc^ oor 3uliud IIL baS fdt^-
sü ftaubenSMenntnil ab (1552). S)er $o-
tsoA ^enc^migte jebodd biefen Stritt feined ®e-
isittn irifl^t, lieft ouc^ bie SRabnungen $iuS' IV.
mdoiie 1565, er mö^te bie Union toieberl^
nim, SnfongS unbcad^tet, trat ober fpdter in
bs jtO^, na(^bem er |nm Slo^mebaniSmuS
«arbaai tmb fetneU €i|ed berluftig erO&rt mor-
tt nr, entig |ttr lat^lifc^ ftir^K über. SOtin«
k aBJriil^g n&^etle fi<^ fein Stad^f o(ger 3gna)
UA V. (XL) , ber f ogar , nad^bem er ®re»
fx UH Obd)ien) geleitet, bad ^aflium oon
krUcn omui^m, ober on bem Sbtbenlen bcS
V9kB a b. Sn) ^irtnödig feß^ett, nne ber
j 4i obgefonbte Säif c^f Sconborb Ibel oon
Sta hri^ficn mu|te. erpiml7.3a^^unbett
ra^ efi bm lhi)m)inermiffionorm^ ben $a>
TTioi Eimeon unb tndt 2kKobiten fiit ben
bieitji^ ftlaitben }U geminnen; 6imcon |ä(
U iba inimmgen, naS^ Witppo {u flui^ten.
Ivßi iMT InbteoS S^giott Sifd^of, fdt^
$qfiiiibcllRaromtencoOegiiimSinSmn. 2)i^
näe nod^ bem Zobe SimeonA Ober^au)it ber
^ij4 gpotbenen Socobiten, ehielt ben Xitel
aä ^lotnan^ oon Weppo unb erri^icle eine
anMU^HId^ ^ierord^ 910^ feinen Zobe
^be j^Ünatifd^ ^ßatrionl^ ttrieber einen eifri«
r ißoMtm auf bm 6tu(I inm Wetitw, ber
äc ngm feiner (Semoltt^tigbtt gegen Me
c^ßEn flitje|t tmnbe. S)afur nnirbe nm bcr
^Q(äi4t Ct||b^<l^ Sregor uon 3etufalcsi unier
I to Sbboi ägndiafi XVm. olS^ßatrior^ bcr
^:vtiitm €9tet auf ben 6tubl oon ne|»|po cr-
'^ ob M bet ^rte be^igt Cr t^eittc
stfaUmg bem $otiPc mit unb orbbiirte
;»fz}bf^dfe für 9k|)|H) unb 3ctufalcm. Ob-
•oA SgutniS tolb esilttt nmAe, uwr bMJ^bod
iisn^Qt bcc btlofif d^ S^ver begtunbet, ttraS
'«:M bm eeodi^uigen bei frmqftftfd^ Sc-
"^-tepbanlmtß. «B fat^ofij^e ^ßo^iord^
Don 9(Ie))))o folgten bann Sgnatiufi 9lnbteo8 XEL
(1662—1672) unb SgnaUuö Ijkter XX. (1672
bis 1701), tteld^ legerer in einem Xntmort«
f d^reiben an bie Ißtopoganba erüätte, baft et fietS
9lomS Sefe^Ien ge^ot^en unb füt SBerbreitung
beS fatl^olifc^en (glaubend bemfil^t fein merbe. 3m
3. 1706 ftarben ^attiard^ &itpf^an oon Wtppo
unb brei 93if(^öfe ju ^bana im ffetfer, in tteld^en
fie Don bem iddretifd^en ^attiord^en getoorfen
morben maren. Stepl^jan l^otte no(i^ einen 9tad^-
folger im ^triard^ate; aUetn bie fotl^olifd^n
$atriard^ tonnten fic^ neben ben l^öretifd^en
ni^t mel^ leiten, unb bie fortgefe|ten Verfol-
gungen, meldte fafi bie Sudrottung ber f^rifd^-
tatl^ottfd^en iKrd^e jur gfolge l^atten, unterbrod^
bie 9tnbe ber Ißotriard^en bis 1783. 3n biefem
3a^ mürbe baS tatbolifd^ $atriard^t mieboc
l^ergefleUt, aber nid^t me^r als ^triatd^ VUppo,
fonbem als ^ßatriard^t 9ntio(^ien. 9kd^ ber
Stitte beS vorigen 3a^c^N^rt8 mildste, ban(
ben Semfil^gen oon 3(fuitenmiffionaren, bie
Stüdf ebr )um fatbolifd^en (glauben unter ben 3<tco*
biten mieber ouffoUenbe t^rtf (^ritte, bef onberS in
91tppo, mo eS immer feit 1546 unirte 3<icobiten
gegeben, aber in Ie|ter ß^ o^ne Sifd^of, imb mo
nun aud^ ber SBif d^of SRic^el (Siatüe befebrt mürbe.
aiS ber iacobitif (^e $atriani^ (gtegor HL, eine
3eitlang ein ^ger SSerf olger ber ftat^olifen, olk
Sifd^öfe feiner 92ation gu einer @9nobe Derfom«
mdte, bemilte SRid^el (Siarue bkfe (gelegen^,
bie fot^olif^en <8ntnbfä|e ou^ Snberen m^w
tbeilen, unb er gemann ben Sifd^of oon 9RofuL
3n ibre S)i5cefen gurudgefe^, fiui^ten nun biefe
beiben 9if d^dfe juerfl i^xe ^ßriefier, bann bie Sor»
ne^mfien ber 9faition unb enblu^ baS SoD für
ben tatbolifd^ (glauben ju geminnen. Sem
SBifd^of t>on Vkppo mar cS mit feiner SHöcefe
boQ) gelungen; bor tmn SRof ul bagegm ^atte erfl
pam ^jkieper unb eine gdoiffe Snjoi^I Saien be-
febit, Ott bcr ^ßatrior^ geföbrüd^ hanf mmAe
unb oDe ^[Mlatcn on fein Xobbett eilten. SBie
gro^ mar nid(^ i^ (Erftounen, als ber fietbenbe
$a&ianl^ i^nen bringenb empfabt, ben Sifi^f
iMm Wepim jn feinem 92a^oIgcr )u ermö^!
Umfon^ fiefltc man il^ uor, ber^Ibe fei jum
Aot^ItciSnniS übergetreten, i^SIoubct meinem
Sorte/ cmribcrtc bcr 6tedienbe, ,ber ttnkr»
fi^ieb jioiftl^en ben ftot^ifen unb vnS iß idS/t
hfxaä, ba| eS unS 6<4aben bringen lönnte'
(InmOcn b. Setbt. b. QHoubcttS, etroBb. 1857,
239f.X lUS man bic| 9iaeot mittbetlte, am*
fnitirtc er gnerß bie ^^Imgpnibo, nnb mit beten
(Senebmigung begab er fii^ ie|t no4 SRorbin, bem
@i|e beS ^potriartbcn. £S gdong i^m, ben bor^
tigoi iocobitif^en SkraS, nide £aien, f omie iriet
Sifd^ofe nnb ben Sz^ifd^ Mnt 3ew}afew für
ben fatbolif^ (Hauben |n gettrimics. 92ai$bcn
bonn bex^Mrianl^ 1781 gefioiAen, Dafammetten
fii^ bie genannten Sifd^ mit bem ibrigen (Efe-
ruS an ftloficr }n 9Rad)in nnb mobttcn einfümmig
unb in gemo^ntet Sorm ben Süjd^ Mm 9Uf^
1133
@9rer.
1184
Sim§ bcr Srgüf^of Don Slarbin, 9nton Sam-
btri, oetoa^tt« bec nad^ bem SBiaen beS $Q))fied
itiiM lRe{ibeii| neben bem jacobiti jd^en ^otriard^en
in bkfnr feiner btd^rigen ajifd^ojsftabt nal^m. (Er
W^ fi<^ balb no(^ IRom unb Oranfretd^, um für
jäiif iKrc^ Wmofen gu fommeln. am 3. 1850
isoim mUnlid^ x>on Den Xurfen }u Slleppo bie
tattofifd^ JKrd^, ber $alajl fammt IBiMiotl^et
M 9^^4^ unb bie fünf ^Sufer^ Don beren
fctrog et lebte^ Derbrannt n^otben, tt)oburd^ baS
(dxion^t gang Derormte. (Sr mu^te nun gu
Siarbtn eine ^triord^alreftbeng, ff ird^e unb @emi«
isr (nickten, toai i^m auc^ gelang. S)urd^ feine
cifngai ^rebigten gett)ann er auc^ Diele gacobiten
fiiir bie ftirc^^ unb toie fd^on unter feinem Sor«
finget, fo fyit aud^ unter il^m ber Suftanb ber
"ix^m forttDO^renb fid^ gel^oben unb bie 3a^(
to Staubigen gugenommen. 9!od^ bem £obe
eambiri'd (gef). 14. !DlArg 1864) »urbe ber
Sijd^of Don ^tppo, 2)ionQfiu8 ®eorg ©cell^ot
<Sd^ot, @d^I^ot), als o))ofiolifd^er Sicar unb
!l(miniftcator bed ^triard^d aufgefteOt, bis ber
$}ij(i)of Don 2)iarbefr, SgnattuS $|ili))p C^arcuS,
est 6. «uguft 1866 alS ^atriord^ beftöttgt mürbe.
SDufet erf(^ien aud^ 1869 auf bem oUgemeinen
&)ncü im IBatican. 91IS er am 7. SRörg 1874
fioA, folgte t^m SgnatiuS @ceI]^ot auf bem
!(!iatnax4enfhi]E^l, unter bem fid^ eine gang un»
9(iDd^i(^ Semegung gur ffirc^e geigte. SSiele
IMr^nmgen unter ben Sacobiten in SJtarbin
braute befonbcrS ber ffa))u}iner P. IRicoIouS
fa^U gn €tonbe, ber ald apoftolifd^er Delegat
{]A 1860) unb Srabifddof Don SnorcianopoIiS
(ffit 1866) im 3. 1878 ftarb. S)ie Sal^t fömmt-
Iid)ct SonDertiten auS biefer 3eit betief fid^ balb
duj 8000. Sr bef ej^rte ben jacobitifd^en Srjbifd^of
Siffiot^ft 3bra^im unb bie beiben IBifd^öfe
^ofepl^ 6omne Don Sbeffa unb ®Upfym Don
Vloibin. ^efe !Be!e(rungen b^^ften bann mieber
tieU anbere im ®efoIge, obgleich ber jiacobitifd^e
€lcniS ftd^ bie größte ÜRfll^e gab, ber Setoegung
ein^iU }u t^n (ffat)^. URiff. 1874, 86; DgL
«n^Qnnalen 1882, 269—287, unb Raff). SRiff.
18S3. 167 ff. über weitere ©efe^rungcn). »e*
{onbeifi erfrruH^ toor bie 1883 erfolgte Son«
Mxfton im 93egir(e!Riftbin, mo me^r al§ 150 t$a*
nilim um ^lufna^me in bie fat^olifd^e Jfird^e
m^fud^ten ; ebenfo befe^rten fid^ bamald 25 ^a»
miiim ber 6tabt Orfa (ßbeffa). ,,SBöre nur eine
0^ Snga^I ^riefier gur ^anb, fo mürben bie
CottDerfionen no^ ga^Ireid^er fein. Um bem $rie*
ftnmcmgel obgul^elfen, l^at ber eifrige ^atriord^
<€(((4ot) bie Kongregation ber Srüber beS
U. (^^ram toieber in^d Seben gerufen ; er erbaute
i^m ein gro|e8 fflofter, mo fte unter feiner 9n-
tdtung ben Stubien obliegen foDen" (SaS beilige
Sfünb, min 1884, 142). 3m 3. 1885 fd^ieb
tfornr 3. Sfarage auS ber 2)i5cefe 9Rarbin, ba^
tn eaffra bei !DlabiQt 85 gdmilien mit 185
&elen, im S)orfe (SarboraneS 80 gfamilien, in
6Qfljie^ 25 gämilien unb in 2)fd^eftre]^ unb ben
umliegenben S>5rfem aud^ SStele fid^ belel^rt Ratten
(ffat^. aRiff. 1885, 191). 9lad^ bem %Dbt @cel-
l^otfi (1892) mar mübrenb ber SebidDocang ber
Srgbifd^of Don Sagbab, SltbanafiuS SRapl^ael
Ciand^i, befannt burd^ feine Xbütigfeit auf bem
euddariftifd^en Songreffe gu 3erufalem (1893),
$atriard()alDicar. 9lm 12. October 1893 mürbe
gu SJlofuI gum Patriarcha Antiochenus Syro-
nun et)riauS 93e^nam Senni, feit 1861 Sifd^of
Don a)lofuI, 3ögling ber $ro))aganba (geb.
14. 9uguft 1831), gemöl^It, ber bei ber Spaltung
ber Sbülbaifd^en (E^riften (f. b. %rt.) ben oud^
feiner Station brol^enben ®efa^ren ))flid^ttreu ent"
gegengetreten mar unb bie i^m Don ber Ißforte
1875 bereiteten äBibermörtigfeiten mit l^od^b^t^iger
SluSbauer ertragen l^e. (£r ftarb am 13. Sep-
tember 1897.
3)er Don ben Sifd^öfen gemii^Ite ^otriard^ mirb
nod^ Dor ber pöpftlic^en Seftötigung intbroniftrt,
unb gmar nad^ fprifd^er Siturgie mit Ueberreid^ung
beS ^triari^QlftabeS. {hierbei legt ber $atriar^
baS Don Urban VIIL im 3. 1642 ben Orientalen
Dorgefd^ebene @lauben§befenntni| fomie ben bem
^ßapfie fd^ulbigen Obebiengeib ab. S)ie gformeln
ber beioen genannten SJerpflid^tungen fenbet er
barauf, Don i^m unterf (^rieben unb gefiegelt,
fammt bem 93eftötigungSgefud^ nad^ Stom, inbem
er gur Sbleguug beS $aIIiumSeibeS irgenb einen
^riefter ober 3)Und) belegirt (Üßejer, ^ropaganba
1, 442). S)em gu SRarbin reftbirenben $atriardj|en
unterftel^n aUe unirten 3QCobiten in Serien,
SJtefopotamien , jhubiftan, SSabQlonien (3raf
SIrabi) unb Sleg^pten, angeblid^ gegen 80000
Seelen. SoDiel mürben fd^on, mobi gu bod^
gered^net, in ber Notit. etatist Dom Saläre 1847
angegeben, möl^renb um 1860 im türlifd^en SReid^
nur 9000 ge^ö^It mürben. O. SBemer meint, eS
feien meit über 20000, feineSfaSS aber gegen
80 000 Seelen, unb er mirb mo^I ber SBa^rbeit
am nüd^ften fommen, mie au8 nad^ftebenber £a*
beOe gu erfel^en, in meld^er ber Suftanb ber ein*
gelnen SiSt^ümer beS !ßatriard^at§ nod^ ben Miss,
cai^ol., Born. 1897, 631 sqq. angegeben mirb.
Sitccfctt.
^Itppo • . • .
S3agbab . . . •
SBeirut
^amoScuB . . .
2)iarbelr . • . .
®egira
^oms
IDlarbin . . . •
3JlofuI
lilen.
8 000
1200
500
8000
500
1500
2 000
4000
7 000
22 700
9far«
tcien.
2
?
?
4
1
?
4
7
6
24
2
2
1
6
1
7
5
8
10
42
Srie-
ftec
10
4
3
9
4
8
?
23
20
81
Semerft fei nod^, bog bie Oberl^irten Don %lippo,
SBagbab, 2)ama8cu8, ^omS unb SRofuI ben Sitel
Si^bifd^of fübren, unb ba| Seirut unb 2)iarbefr
Don $atriard^alDicaren abminiftrirt merben. Uebri-
genS ftnb bie meiften SSifd^fSfl^ biefelben, an
1185
Serien.
iwk
toeld^m ouc^ moroniKfd^e obecmeld^tKfc^e SBifd^fe
reftbiren. SDie ^rieflet erl^alten i^re Silbung im
^atriard^KiIfeminor )u Sd^e^ ; für bie @ebiete,
toeld^e ber opoftolifd^en Delegation SRefopotamien,
^rbiftan unb (fleinarmenien unterfte^en, bient
bdl unter Seitung ber S)ominicaner ftel^enbe Semi-
nar }u 9RofuI 5ur ^uSbtlbung f^rifc^er $riefter,
oie aud^ einige an ber Unioerfitöt Seirut 9luf-
nal^me ftnben. 9{eben ber einl^eimifd^en ©eiftltd^"
feit u>irfen dS @ceIforger oud^ noc^ lateintfd^e
Wifftonare, fo ju ^leppo gfranciScaner, ju ^D^ar«
bin ffa))uginer, }U IBagbab Sarmeliten, gu S)a-
maScuS Sefuiten unb Sagariften unb gu SHofuI
S)ominicaner. ^ud^ ftnb einige europäifd^e Sc^ioe-
ftem an Schulen t^ötig, fo bie äofepl^Sfc^toeftem
}u %Uppo unb bie @d^h)eftem Don SJlariä Opfe-
rung gu IBagbab. Sn einl^eimifd^en flö)terlid(|en
Kongregationen gibt ed nur mönnlid^e, unb gtoar
eine eingige eigentlid^e, bie Dom $atriard(|en @cel-
l^of in'S Seben gerufene Kongregation gum
ffi. Spl^räm in URarbin; in ben Dier anberen
fflöftern befinben ftd^ nur in Kommunität lebenbe,
unDerl^eiratetc SBeltgeiftlidde, bie ftd^ gum Xl^eil
mit ber Krgiel^ung ber gum geiftlid^en Stanbe
beftimmten f^rift^en Sünglinge befd^äftigcn. —
2. Ueber bie anberen unirten @t)rer {. b. ^rtt.
Sl^alböifd^e Kl^riften, 9Raroniten unb %f^oma§^
Triften. [Kel&er.]
^^rint, ein Sanbemame gu gried^ifcl-römifd^er
3eit, toar aud ^ffprien abgefürgt unb begeid^nete
na(^ urfprünglid^em, etioaS unbeutlid^em ^griff
alleö fianb gioifd^en ^cgi^pten, Arabien, bem Si-
grid unb dilicien (Pomp. Mela 1, 11); eS ge-
hörten bemnad^ aud^ ^alöftina unb ^^niden gu
Serien (Plin. H. N. 5, 12 [13]). Später aber
toaxh ber 9{ame gemö^nlid^ in engerem Sinne
genommen unb bebeutete nur biejenige Sänber-
ftredte, mld)t gtt)ifd^en bem XigriS im Ofien, ber
arabifd^en SBüfte im Süben, ^alöftina, $]^ö«
nicien unb bem 9)ZitteImeer bis gum Sufen Don
3ffu§ (mare Syriacum ; Ptol. Geogr. 5, 14, 2)
im SBeften unb Kilicien (Strabo 16, 2, 1) im
9{orben liegt, baS l^eutige Soriftan ober bie £anb-
fd^aft efd^«Sd^am. 2)en gu i^rer 3dt üblichen
IRamen flirten bie Septuagiuta, an toeld^e fid^
ber ]^I. ^ieron^mud anfd^Io^, für boS ^cbraijd^e
3lram (f. b. 9trt.), fottcit c§ gänbemame luar, fo
ba| Iup(a aKe bcffen Sebeutungen tl^etlte, bie
D"'«l« 4 ßön. 8, 28 oJ ilopot ober Syri würben,
unb (jupiJTi ganj allgemein ^^aramäifd^" l^icfe
(Dan. 2, 4). Sprtcn ift bemnoc| in frül^erer ßdt
nur ein ctl^nograpl^ifd^er !Ranie o!)ne politifd^e
Sebcutung (fo (Scn. 28, 7. iRic^t. 3, 10. 2 Sam.
8, 13). ^U8 fprifd^e ©cbirge werben getoöl^nlid^
ber fiibanon (f. b. ?lrt.) unb ber 9lntilibami§ mit
bem §ermon bcgcidfjnct. ^IS glüffe in St)ricn
nennen bie Klafjifer ben Drontcö (je Jt ^laf)t Sfi),
ben gfeutberuS (jefet ^Ra^r el flebir) unb ben
Kl^r^fonl^oaS (je^t Öaraba), Dcrmutlftlit^ bcnfelben,
welcher in ber ^eiligen Sd^rif t ^bana ober ^mana
(4 ffön. b, 12) genannt uiib ald nal^e bei SDa-
(l&ll
maSatS fitefienb begeid^net toüA, ik\ßf
Sd^rift ertDöl^nt ougcrbem o. a. O-no^lttf)»
p^ar in berf elben ®egenb (ie|t entlob lri||
ober SBobi Sarbar , f. 9tobinfon, Sm H
Sorfd^., ^Berlin 1857, 582). 3nbcii|n|ii|»
plei; merben einige Sanbfc^ften tum te |ip
S(!^rift burd^ gefonberte Slamen ntniPie
1. Syria MoBopotamiae (3ubtt(84)iVA||
lid^ Mesopotamia Syriae (cr^^ ^^jlblp^
potamien (f. b. Srt.). 2. lopia Loßi (r»
Syrus Soba (2 Sam. 10, 6. 8), of
Icüßdf, Soba (1 Sam. 14,47), eoiQ(|.tL
burd^ aSermed^hmg Syria Sobal ($j. 51,
Subitl^ 3, 1.14). 3. l^upuL Bai&po»^ (m
s^r^"^), Syrus Bohob, bie heutige IM'
am gfu^e beS ^ntilibanud. 4. Zopi« ~
i^r-T^- ci»), Syria Maacha (1 $ai. l|,l
9Jlaa^a (f. b. 91rt.). 5. FcToup i^ln^l?
^7.^^), Gessur in Syria (2 Sam. 15,& IT
2, 23), im 9!orben bed Oftiorbonlanbei li
V.^f irEdtov'^fiv, vulg. campos Idoli
Dermutl^Iid^ bie je^t el Sefoa gcnonde
rung gwifd^en Sibanon unb SntUiboni,
fpötere Kölefprien. ^ingugnfügen BN»
7. Syria Damasci (p^i c^it), bei Sqjril
Stabt SamaScud (2 Sam. 8, 5. Q, bcpf
nennung ben Sd^Iuffel gu bot anbm
nungen gibt. & ift nömlii!^ nid^t ui
lid^, bog Soba eine Stabt bebtutet, bem
freid als gefonberte fianbfd^ft aufgffä|d
toenigflenS fd^eint ber 9Iame, too er dUij
immer alS Stabtname Dorguf ommcn (g. 9. Sf
8, 3), unb Bai&pouß, ^aSo^ung
ift iebenfaüd alS ein fold^ gu faffes. %k\
S)eutung fprid^t befonberö bie Sertoboi
rex, benn in poIitifd(|er SSegie^wig tm ^
guetfi, tt)ie ^laftina gut Seit Sofue^ia'
Diele felbftänbige meinfiooten %tü^, \
röumlid^e SuSbel^nung [e auf bctf QMä
eingigen Stabt befd^iüi^ iDOt. Untcr^ '
ftanben biefelben in eiferfüd^tigen
fo lange nid^t einer ber mäc^tigeiCR
eine Obermad^t über onbere ernmg (DgLS'
8, 10), fomie 3 fiöu. 20, 1. 16 eqp
ba| 32 ftönige ober S^qnaften mm
forifd^ ©emalt^ber (Sefolgf^aft Updi
ben felbftönbigen Stöbten tobb gnop
cu8 (f. b. 9rt.) genannt ((Ben. 14, U); i
ibm erfd^eint fd(|on in ^^ alter 9"^ '
(9tum. 13, 22; 34, 8). Wa^bem
f pöter eine S^it^nQ unter Soba ge^oitai 1
ed mit einer Snga^l onberer StäMi
Sotmö^igleit SaDibd ; benn inbcn bhfr
@rengen feined Steid^ed fo meit
fud^te, als @ott ^bra^m gugefogt |Bft
15, 18), untermarf er Sbonger, tal
Don Soba, nebfl S)omaS€u8 (2 Sem. Sl 1
Soba f d^eint ftd^ aber nad^ ^CoDibS ttjV *
frei gemad^t gu l^ben, benn fd^on u4^
doloren fd^idfte e« mit IBetl^ Sio^ob 200001
ben SImmonitem gu ^ilfe, unb giociada^-
1137
S^vi^n.
118^
««1(04 tmicnoorfen getpcfene Stöbte in Serien
kii^tm ebcnfoHfi 18 000 QRonn ju biefem 3toede.
%k t>erfbitfltfii €treitfräfie tourben febod^ erft
Ml 3oq!(, fpöter Don 2)(U)ä) felbft niebergeiDorfen,
nb ^crtnit tDor bie @elbftftiibtg(eit bet einzelnen
fBriMm mdnjiaaten gebro^en (2 €am. 10, 19).
9an ba an tDor gon} Serien bem idraeliti{<l^en
flontgc untcnDoxfm. Son €aIomon mirb biejj
nibradli^ beaeugt (8 ffön. 4, 21); bod^ Derlor
bRfeOc ^mafiotS, tn mlätm 9lafon aia @oba
»Uicr att f elbftbtbtgcT ^errfd^ ausgerufen tourbe
(SiMn. 11, 28 --25). ^ad) bet Trennung bet
Mbcn it5n{grei(j^e mad^ten fid^ ol^ne Streif el aud^
He übrigen f^rifü^en Staaten miebet felbftönbig,,
Sonaficui De(KnM)tetc ie|t bie Hegemonie ; na^
^ Dom Qmat^, bann Sl^rcamiS (f. b. Slrt.)
Bit feinen ^et^itifd^ Settol^nem. @o blieb eS
Mi }inn Vnfang beff 8. Sa^rbunbertS D. Sbr. 918
ober bonn Xtglot pltfar in., üon Sd^aa ge-
tufni, feinen @tegc8Iauf nad^ bem SBeften begann,
Kclotni bie einjelnen fQtifd^en Staaten il^re Un«
^b^id'^t an baS ntfid^tige aff^rifd^e Steid^, unb
^ü» QetDo^ner »urben nad^ ftir (SSuIg. Cyrenen)
W)»Ttht, oie 9mo8 (1, 5) gett)ei8{agt l^atte. S)te
^gt €4nft nennt jmat nur SamadniS (4 StbxL
16, 9) ; a&etn fpdter prabK ein affQtifd^er ff önig,
kt ^e Snja^ namentlid^ aufgefübtter Stöbte
bet ajfirrif^en Olad^tpie erlegen fei (4 ffön. 18,
SS. 84. 9f. 87, 18. 19). Ueberbaupt erfahren
iDix bie Flamen bet felbftönbigen Stäbte in Serien
oHl ben Sendeten über ben Untergang i^rer
eeOßchibigfeit. 3)ie beilige Sd^rift nennt und
onfier ben ft^on ongefübrten bie 9Iamen Sete,
8crott (2 Bam. 8, 8), 93et^ ßben (9mod 1,5;
Sttlg. domns yoluptaüs), Zl^ebatb^ S^un
ri ^. 18, 8), «rpbab (f. b. Srt.), «na (4 ftön.
18. 84), ®0}a, »efep^, Sl^offar (3f. 87, 12.
18), ^elbon (S). 27, 18 l^ebr.), Sabmor ober
folmfaca (f. b. 9rt.), Sabarim (Sj. 47, 16).
Scitere 9lamen gibt ein aud einem ffeilfd^rtft«
kti ubetfe^ XributDerjeid^i^ : (SbarcamiS,
thA, Ihonmudb, 9Ragebbo, SDton^uat, 3emar,
^abnn^ (f. b. %rt.), Samalla, SRunijemar (Be-
eords of thePast 1. 8er., XI, 144; Sd^ra-
ber. AriHnfd^. unb (Sefd^id^tef., (Sieben 1878,
121 f.). 9leuerbtngS finb nod^ einige fonjl un-
bdlinoiic 9tamen ourd^ Ausgrabungen an Ort
nb SteUe oufgetaud^t: auf er ben fd^on oben
gminmten, 859 D. iSfjft, t)on Salmanaffar II. er-
ohedm 6mnaSa unb 9r))]^b nod^ ^atin, ®ur-
gvR, ^Inum {Vltppo) unb Sutibu (Sad^au in
K nittbeihmgen ouS ben Orient. Sammlungen
bir A5nigL Stufeen )u ^Berlin XI, SBerlin 1893,
58ff.). Sie fo enoorbenen ißrooinjen tourben burd^
ofMfdbe Statthalter regiert, oon benen im 3. 681
einer genannt loirb (Sad^au o. a. O. 59). Seim
Untergang beS aff^rif d^n Keid^eS fiel ganj Serien
Ol SaiQlonien. 3oarOerfud^teip^rao!Re(baolI.
bolfdbr an fxd^ gu bringen, beftegte ben iübifd^en
Mirig Sopöd, ber fu^ ihm bei SRogebbo ent-
ygcnpfOte, unb jog oIS ^errfd^r bis SRebra bei
Smatl^ ; inbeffen ber Srfolg ttmr nid^t Don S)auer.
2)er fd^on etfranfte 9labo)>oIaf|ar fanbte feinen
So^n 9{obu(^obonofor gegen ben Iß^arao, unb
biefer befiegte ben ^tgqptti in einer großen Sd^Iad^t
bei Sl^arcamiS, fo ba| Serien oon ba an ben
Sbolbäem unterworfen blieb. SRit bem gefammten
babQlonifd^ Strid^ marb aud^ Serien oon S^ruS
untermotfen unb ftanb gtteifelSo^ne feitbem unter
rinem Satrapen. S)iefem mar mol^ ber gange
Sänbercomples red^tS oom Supbrat anvertraut, fo
ba^ er in ber l^eüigen Sd^rift (1 Ssbr. 5, 8; 6, 18.
2 esbr. 2, 7 U. f.) nnna nay nh^ , dnx trans
flmnen, genannt mirb, mofür baS 3. SBud^ ßSbraS
erloutemb (6, 7) Bubregulus Syriae et Phoe-
nicis fe]fi 3n bem Satra))ienoei^ri(bni|, meines
3)ariuS I. gu Sebiftan Hinterlagen b^t, fd^nt
biefe gange ^rooing, in meldte Serien einge«
fd^Ioffen mar, mit bem Flamen Babirus, SBab^«
lonien, begrid^net gu fein (S))iegel, S)ie altperf.
ffeMinfdftriften, fieipgig 1862, 4). Unter «rto-
2;er|eS L unb mieber unter Slrtaser^eS II. er^ob
fid^ Sl^rien in bebeutenbem Slufftanb gegen bie
perftfd^e ^enfd^oft; inbe^ blieb eS unter bem
möd^tigen Scepter ber St^ömeniben, bis bereu
gangeS Sleid^ äleianber bem @ro|en anbeimfiel.
9IS nad^ be^en tobe feine ^b^mn fid^ in bie
gro^e macebonifd^e Sßonard^ie tl^eilten, lam Sq«
rien nebft 9Refo|)otamien an SeleucuS unb gab
nun ben 92amen für baS mäd^tige Steid^, meld^eS
bie oorberafiatifd^en Sejknbtl^eüe beS ebemaligen
^erferftaateS umfaßte. Seine Slfitegrit erlebte
baSfelbe unter feinem Stifter; burdd il^ erhielt eS
audb bie bebeutenbe SReftbengftabt am OronteS,
meldte er im 3. 800 grünbete unb nad^ bem 92a-
men feines SobneS 9ntiod^ia nannte. Aber f^on
mit biefem Sobne unb Stad^folger, Slntiod^uS I.
Soter, begann ber SerfaS beS 9ldd^, unb biefer
fe^te fid^ unaufl^Itfam fori, befonberS nad^bem bie
Seflrebungen, ben ^elleniSmuS überaübin eingu»
führen, in 3ubda ben 9Ra(babäerfrieg l^eroor-
gerufen bitten (f. b. 9rtt 9Ie(anber SalaS, 9n-
tiod^uS, SemetriuS, 9Radbabäer). 2)enlmale ber
gried^ifd^n ^errfd^ft blieben au^ Sntiod^ia bie
Stäbte Seleuda unb ^SXüfftnt (f. b. 9lrtt). Seit
Snid^tung beS feleuribifd^ 9leid^eS nun erfd^eint
bri ben gried^ifd(|en ®efd^id^tfd^reibem eine S^ri-
tbeilung in baS obere ober nörblid^e unb baS
füblid^e Serien; lettereS trögt ben 3l(mta ^baS
boble Serien" (^ xoiX^j 2up(a, aud^ bloj^
^ Ko(X9)), oon ben Klömem f{)öter Goelesyria
genannt unb ift boS früher i^^r^^a genannte
Sieflanb ober ber Sulon gmifdb^ Sibanon unb
«ntilibanuS. 9{ad^bem bann bie ^tolemöer einen
%^t\l oon Serien unter i^re 6errfd^ gebrod^t
botten, marb ber 9}ame SöUf^rien über ben
9lntiIibanuS btnauS öftUd^ bis an ben dupfftat
auSgebel^nt, fo ba| bie betreffenbe $rooing S)a'
maScuS mit umfa|te (Jos. Antt. 18, 15, 2;
Bell. Jud. 1, 4, 8). 3nbe| beftanb immer
megen beS 9lamenS eine gro^e Unbeftimmtl^t.
Oft red^nete man aud^ baS gefammte Oftiorban«
1141
€9^^^»/ Q))ofiolifd^e9 SJicariat
1142
folgt! (f. b. Sri 9nKo$ien). Steten biefer 2)t5-
cefe blühten befonbei9 bie (Semeinben oon SBeroa,
Bcleuda, StKraieo, @mnofata, Cijintd unb Sbeffa
(l b. betr. Httty Stm 4. Sol^rbunbert trennte gon-
famtui bcr @ro^ (Eommogene unb Cpn^eftion
Dcm €9rien unb btlbete baraud eine eigene $ro-
ino} Cup^enfifi ; bad fibrige Snnb tuarb {|)ftter
Don X^übofiuS bem 3fingem in Syria prima
unb Syria Beennda einget^eilt. Unter Suftinion
mffben bie toid^Kgfien fprifd^ @täbte, aud^ 9ln-
^ifja, don ben $erfem genommen, fieiber mor
&^ma bomoIS fAon eine f^eimat ber 3Rono*
Db^fUen (f. b. Sri &tfttt n. l, 2) getoorben, toeU^e
^ bei $atriar(^fi 9ntio4tQ bemäd^tigt l^otten,
onb unter i^ b^etifd^enSEBirlfamfeiterftarbSitte
unbCultur mit bem rechtgläubigen S^riftentbum.
3m 3. 685 toKirb bod Sonb Don ben Srabem er-
sbcrt^ unb bolb belonnte ber ^ö|te £beil ber
SciDol^ner fu^ gum Sölom mit feuten Derberblic^en
golgen. SaS geiflige Seben bob ji^ mieber unter
bcr$enf(^ft ber arobif^enK^oIifen; biefen ober
Docb baS Sanb Don aufrübrerifd^en ©tottbaltem
cniriftcn. meldte felbft totaler ben Surlmenen unter-
lagen. 2e|tere Dertoren eS on bie ftreuafal^rer,
iDd^e olfi erße, freilid^ burd^ bie Uneinigfeit ber
gelb^erren jmeifelbofte Srfolge bie Stiftung einer
(^ü^en Sraf jd^t in ebeffa unb eined gfürften-
t^uml in tlntiod^ien gu t)er}etd^nen f^ittn. 3m
3. 1187 iebod^ gcmonn ber Sultan @oIabin
E^rien grö|tentbeü3 »lieber für ben |)Qlbmonb,
unb bem Xefl d^rifUid^er {^errfd^aft matten 1268
bie SRmnelnJfen ein 6nbe. S)iefe unterlagen gegen
1400 bem b^anfiärmenben Zimur ober Samer«
bm, beffen 9iad^f olger im !Rlnfong beS 16. ^oif^f
\fixolMi mieber ben unaufbaltfam Dorbringenben
Oimonen meieren mußten. 3m 3. 1517 eroberte
6elim L Serien, unb feitbem bilbete ed eine tür-
tif^e $rot)in), nid^t o^ne ba| bie bafelbft ein-
geje|ten $aftbQ8 b^ufige SBerfud^e gur 99Ubung
nncS felbpänbigen SReid^ed untemabmen. 3nt 3-
183B bebnte SRebemeb ^li, ber ftd^ in Slegppten
unabi&ngig gemad^t b^tte, feine ^enfcbaft aud^
ober 69rien ouS ; baS Sanb febrte ober 1840 burd^
bie äntettention ber euro))aifd^en äßöcbte unter
bie unmittelbore ^Regierung ber $forte gurfidf.
Strien trögt b^e nod^ bie gfolgen, meldte lange
ädjfi^berte binburd^ ber unouf^örlidde 9Bed^jeI
ba ^errfd^er, bie üerbeerenben ^iege unb bie
Saxborei ber mobommebanifd^en @eU)oIt]^aber
6<tDorgeruj^ b^ben : Sanb unb Seute fmb ruinirt,
imb boS einft fo blübenbe Sanb ift »enig mebr
QÖ eine fd^moib bebölferte ßinöbe DoU 9iuinen.
in neuerer 3eit b^ Serien bie ^ufmerffamfeit
beS ^riftlid^n (Europa mieber burd^ bie ßömpfe
p)ij4en 2!)rufen unb SRoroniten auf ftd^ ge-
bogen; blutige 92ieberme^Iungen ber Sänften,
nomett&idd gu 3)omaScud 1860 unb 1861, filierten
)nr }eitmeiligen Sefe^ung beS Sanbed burd^ fron*
ibftf^c Zruppen. — Ucber bie beutigen fir^Iid^n
8tt^nbe in Serien DgL bie 9lrtt. Slntiod^ien
[l%2); (E^albäifd^ SbnPen; aRaroniten; mu
d^iten; !Reftorianer; @qrer; Serien, apoftolifd^es
SSicoriat. [ffaulen.]
$9tieit, apofioIifd^eS SSicoriat, ober
offideH ^9lt)oftoU{(bed SBicariat mtppD\ bei^t
ber Se^irf, toorin ber ie^t gu SBeirut refibirenbe
apoftolifd^e SSicar bie 3urtdbiction über bie latei-
nifd^en (S|riften ausübt. Sntftanben ift baSfelbe
im 3. 1762 burd^ SIbtrennung Syriens, SQpernd,
Sleg^ptenS unb Arabiens oon bem (S^eneraloicariat
(Sonftantinopel (f. b. Srt. III, 1016), mUi bie
genannten 2)iftricte bem P. 9tmoIb ^affu, $rie«
fter ber (Sefdlfd^af t ber S^iffionen, unterfteDt mür-
ben. Sod^ maren bie meiften lateinifd^en IFatbo-
lilen bamafö bort t)ermöge eined befonbem $rtoi-
legiumS unter ber unabböngigen 3uridbiction ber
gfrancidcaner-Suftobie beS b^. SanbeS (f. b. Slrtt
granciScanerorbcn IV, 1653 unb Serufalem VI,
1852 f.), unb bem apoftoIifcbenSicar unterftanben
baber factifcb nur menige. 2)ieg fd^eint aud^ ber
©runb gettefen gu fein, ba| erft im 3- 1817 ein
9lad&f olger für P. Safju in ber ^erfon beS P. ®an-
bolfi aus ber SRiffionSgefellfd^aft beftimmt tt)urbe.
auf i^n folgte als britter (feit 1827) 3ob. Pe-
trus Sofanna, Sitularbifd^of oon 9bQbuS. 2)ie
meiteren apoftolifd^en SBicare geborten bis 1896
fämmtlid^ bem gtanciScanerorben an, nömlid^
^ngeluS ^fagio, Xitularbifd^of Don %\pa]a (1836
bis 1838); grang iBilarbeU, 3:ituIar-(£rgbtfdbof
k)on ^^ilippi (feit 1839), ber 1852 ermorbet
nmrbe; $aul Srunoni, XituIar'Srgbifd^of t)on
Xaron (feit 1853), ber 1857 nad^ (Sonftantinopel
tranSferirt mürbe ; bann nad^ längerem 3tt>ifd^(n-
raume, möbrenb beffen ber ^otriard^ oon Seru-
falem, 3o{epb SSalerga, baS 9lmt beS 9$icarS oer-
fab, im 3. 1874 ©crop^in SKilani, Situlor-
(Sr^bifd^of oon XrajianopoItS, ber aber im nöm-
lid^en Sabre fd^on baS Siätl^um $ontremoIi erbielt;
Submig $taoi, Xitular-Srgbifd^of oon Stunia
(feit 1876), ber 1889 ben ^atriard^enftubl oon
Serufalem beftieg; ©aubentiuSSBonfigli, Zitular-
(£r5bif(bof oon (Sabafa (fett 1890), ber feine Slefi-
beng gu Seirut nal^m, mdl^renb aUe feine Sor-
ganger gu ^Uppo refibirten, unb 1896 gum apo-
ftolifd^en SBicar oon Sleg^pten (in Sllesanbrten)
ernannt mürbe. ®egenmörtig ift apoftoUjd^er
SBicar ber S)ominicaner $etruS ©onfaleg Ifarl
2)uoaI, XituIar-iSrgbifd^of oon $etra (feit 1896).
Unterbeffen mar aber im Saufe beS 19. S^bt-
^unbertS baS SSicariat Slleppo mebrfad^ Oerlleinert
morben; gunäd^ft mürbe 1837 ^[egQpten (f. b.
9Irt. I, 266) fammt Slrabien abgetrennt unb felb-
ftänbig gemad^t, fobann 1848 bei ber SBieberber-
fteUung beS lateinifd^en ißatriard^atS 3erufalem
(f. b. 9lrt. VI, 1352 f.) aud& «Jkiläftina unb (J?-
pem. S)ofür erhielt aber nunmebr ber apoftolifd^e
SSicar gu ^leppo bie OoDe 3unSbictton über
fämmtlid^e Sateiner fcineS SicartatS, inbem bie
oben ertoöl^nten Siedete ber ßuftobie beS beiligen
SanbeS abrogirt mürben. 3)emnad^ geben ie^
bie ©renjen beS SicariatS, am 9Reerbufen oon
Slbalia anfangenb, oon ben füblid^en Slbl^ftngen beS
114S
Sljltif^e Bptaitt unb Siteratur.
1146
SMnmi') MMnben ^ gu @irop]^ toon Dier
M ju fmbfH 3nlen, berm oetf^iebenet Umfang
btt <H]itöni0teü bed SRetcumS l^flg nid^t über-
irinbcL ^ofa gcfcnt {t^ breite btr S)iction.
t&ffigc Sieber^brae berfelben (Bebanfen, SBUbet
unb SBenbtmgen. Sennod^ bem&^rt jid^ S))]^ram
hmt ätmigteit b(8 ®effip, Sd^nrnng, SBilbtr»
ni^^um, brotnatif^e Suff äff ung bet reHgi5fcn
Oe^rnniffe, glu(fluijie$erfoiiificationbogm(itij<^er
Sbccn c!§ ein flehtet, rci^ilaltiget unb gro^
Skid^. €cme {»oetifd^en SBetle ni^ fid^ in
12 ^attt)tgnt)ipen: 1. XeligUfe unb Ürd^Iid^
3cttsebi<^te (tM)n l^^etn fird^engefd^id^tßd^en 3n«
laff(c) ; 2. ®e{Ange miber Sulian ben 96trünn{-
0ni; 3. ®efänge toiber bie ffe^er; 4. ®e{änge
ito ben ®Iau6en »ibec bie Grübler : 5. (Skfönge
über Me ihr(^ unb bie äungfräuliqfeit ; 6. ein
längen« Sieb über bie »^erle"" (@innbUb jugleidft
bd (hßfec« unb bed @faubenS) ; 7. Siturgifd^e
fyfmim über ben Hrd^Kd^en gfeftfreifi; 8. ®rab«
gejimge: 9. 5^ Xrium))]^ Sl^rifti über Satan
imb Xob; 10. 3)0« $arabieS (^ben; 11. SRo^n-
ftai; 12. Ser Sgqptifd^e ^o\tpf^ €eine Did^-
tongen finb in Qk^U, Suffoffung, Sotm unb
6pru^ malgebenb für bie folgenben jQrifd^
Sit^ geblieben ; »enige ^ben ilftn enetd^t, oQe
okr tbn nod^gea^mt, tDe^alb bie gange f|>ätere
^oiraimliteratur an einer getfiffen Sintönigleil
Idbct (Sgl. G. Ferry, Saint Ephrem, poöie,
KiniM 1877; ^. &xmmt, S^er @tTO))b«nbau in
bot 9AV^ S)>bt&m be« S^rer«, greiburg
Lb. &^. 1898; S)erf., Gniubgüge ber fprifd^en
Scbmmg«« u. SerSIel^, in ber 3ritfd^rift b.
Sciüf^en 9RotgenL (SefeDf^ft XLYU [1893],
276—807.) — eieid^gettig mit ber $oefte be-
«irait in Serien fd^on im 5. 3a]^(unbert ber
crpe tlnfa^ ber Jjpöter fel^ reid^en gejd^id^tlid^en
Siterotur. Sin URortqroIogium Dom Sa^re 411
ifi mx^ IM^fdMftlid^ erbalten (f. b. Sri Acta
8aiicionim I, 179). ®n)a8 ^l^er faQen bie
Doetrioa Addaai (f. b. 9rt Sbeffa IV, 121 ;
bie erjte nollpünbige 9u8gabe beforgte ®. $bU"
tip«, Sonbon 1876) in il^ ie^igen ®eflalt, bie
HypomDemata be« f^L Sd^arböl (@arbeIiuS),
bit IRart^rien be« Sifd^of« SBorfanmä Dan ßbeffa
imb be« ^iocon« ^bbib^. 6ine größere @amm-
Imig Don SJlartqreracten Derfud^te erft 9Rarutba«
(f. b. Srt.) im 4.-5. Sa^unbert (Sgl. 3in-
grtle, Htä^it 9cten ber ^eiligen SRort^rer be«
Stotgcnlanbc«, 3nn8brud[ 1836; ®. f)offmann,
luS^flge ou« fprifd^en Veten perftfd^er 9Rartqrer,
Stt^ 1880; Amiaud, La legende ayriaque
da 8. Alexis, Paria 1889 ; gfeige, 2)ie ®efd^i(^te
b(« VlAr'9bblfbö, ftiel 1890; Bedjan, AcU
Virtynun et Sanetomm, Paria. 1890—1896,
6 ToQ.) Sine Sngobl f^rifd^ ^poctt^pf^m fuib
im Hei 9))ocr4pbenIiterotur em)äl^nt; über bie
fodj4m Siturgien f. b. «rt. YIII, 21. SBabr«
jdicmtii^ fd^n au« bem 6. Sal^bunbert ftammt
btt »&l^o|^bIe* (Me'ftrath Grazzd), eine apo«
o^p^if^ Snoctternng ber altlefiamentlid^en ®e-
fd^id^e in ber 9rt be« Sud^e« ber Subilften, bercn
Htm in ba« ätbiopifd^e VbomSbuc^ übergegangen
t[t (f. S. Segolb, S>ie Sd^a^^ö^Ie, Sei{))ig 1882
bi« 1888, 2 SBbe.).
2)ie Spaltung, meld^er bie [Qrifd^e ftird^e nad^
ibrer erften SBIütegett burd^ Die Sniebren be«
SIeftoriu« unb SutQd^e« für lange 3abrbunberte
anbeimfiel, l^at aud^ bie ürd^Iid^e Siteratur in
brei 3tteige audeinanbergeriffen, in einen red^t*
glaubigen (ber fpöter fogen. 9ßeld^iten), in einen
neftorianifd^en unb in einen monop^^r^tifd^
()acobiti{d(|en) ; ein ^o^ ©d^a)^ gemeinfamer
Ueberlieferung blieb jebod^ aud^ ben gmei bare«
tifc^en ®Iauben«gemeinfd^ften erbalten. @ie
fubren fort, nid^t nur ben b^. S))bröm, fonbem
aud^ bie IjiSL Vtbanafiu«, ^afiltu« unb anbere
gried^ifd^e iHrc^enDäter gu Derebren, unb fo Der«
binbet bie brei getrennten Siteraturen immerbin
nod^ ein SBanb oer ©emeinfamteit unb monnig-
fad^en gcgenfeittgen Sinfluffe«. Unter ben red^t«
glaubigen Scdriftftellem ragen gunöd^ft Sal&u«
unb SQrillona« (f. b. 9rtt.) al« religiöfe S)id^ter
berDor, Slabula« (f. b. Srt) al« SBotfömtifer ber
iinblid^ Sebre gegen ben 9leftoriani«mu«, be«
fonber« aber Sfaac ber ®ro|e Don Sntiod^ien
(f. b. 9rt.), ber gtoifd^en 400 unb 460 bie Diel-
feitigfte Iiterarif(be Xb^^Q^^ entfaltete utü) neben
Dielen ^rofafcbriften 200 metrifd^e |)omUien,
Sblreid^e ^Qmnen unb anbere ®ebid^te finterHe^.
on ben SBerten feine« S^itgenoffen, be« SDUnd^e«
S)&bb& in Smiba, ifl ttenig befannt. Scadu«
(f. b. 9rt.), »ifddof Don «miba (um 422), fd^eint
ben 9ieftoriani«mu« begünftigt gu b^^ben. S)er
au« bem 2)reica{)itelftreit befannte 3ba« (f. b.
Sri.) arbeitete in feinen Jüngeren Sabren an ber
Ueberfe|ung ber SBerfe be« Xb^obor Don 9Ro))fu«
eftia (f. b. 9rt.), folgte aber fpüter Stabula« auf
bem @i|e Don Sbeffa unb marb burd^ ba« SoncU
Don Cb^kebon in feiner 3Bürbe befldtigt, bie er
bi« gu feinem Xobe (457) bebau|)tete. ^ie ptt»
ftfd^e @d^ule Don Sbeffa (f. b. SIrt.) tear bi« babin
ber @tü^unft ürd^Iid^er @tubien unb d^riftlid^er
9Riffu)nStbatigIeit für Serien, SRefopotamien unb
$er^en. ^itt mürben gablreid^e gried^ifd^e @(brif-
ten überfeft, mie ber Liber recognitionum be«
$feubo-(SIemen« (f. b. 9rt. SIementinen III,
523 1), bie Xf^opfymk be« Sufebiu« Don Sofa«
rea (f. b. 9lrt.)/ beffen ®efd^id^te ber SBefenner
unb beffen ftird^engefd^^id^te. 9lod^ gu Sebgeiten
Xb^oborS Don 9Ropfueftia (Dor 429) begann
inbel ^ier ber Werfer 9Ra'n& beffen SBerfe gu
überfe^; 9nbere DoOenbeten fein Ueberfe|ung«-
merf unb Derpflangten fpöter ben 9leftorianid«
mu« meiter na^ Often, mdbrenb Sarfuma« (f. b.
Srt.) ibn offen gu Sbeffa lebrte unb bie @d^ule
bafelbft in eine ^flegfcbule ber ^arefte umgeftal«
tete. 91« er (gmifcben 449 unb 457) Dertrieben
mürbe, fe^te IRarfe«, ein frud^tbarer 2)id^ter unb
Sd^rifterHärer, fnne liropaganbiftifd^e Xb^tigfeit
fort, bi« ftaifer 3nu) (489) bie 9teftorianer au«
Cbeffo Dertrieb. Ob bie Ueberfe|ung mehrerer
1149
S^tifd^e Sptod^e unb Sitetatur.
1150
Ib^bcrromanS, tat b. Senffd^rift. b. f. f. Wob.
ba SBiflenfc^.^ SSien 1890.) SBon bem erfien
%&ftn Dct f9rif(^ SRonop^Qfiten, bem 9r(^i«
aanfarilen OorfumoS, btt auf bem SoncU bon
ftokfbon DenirtVilt »urbe, liegen feine @(^riften
nr. 2)agegm entfaltete ^^UosenuS, Stfd^of uon
gtatag (^ierapoUd), eine audgebel^nte titerorifc^e
X^gt^t, beforgte eine Mibirte Ueberfe|ung ber
gnqcn Otbel (f. b. 9tt Sibelfibetfejfungen n,
720 f.), f<!^e( me^en Sommentare baju, größere
bntrDüerftf^riften unb bebeutenbe Sriefe. £r
imrrbe Mrbannt unb 528 }U @angra in ^opl^fat*
(oatrn ermotbet (ogl. Ign. Guidi, La Lettera
di Filoeseno ai Monaci di Teil ' Add&, Roma
1886; W. Bodge, The Discoorses of Philo-
zoioe, Biahop of Mabbogh I, London 1894).
ftn Um TtU^n fid^ Step^n bar @ubatli (f. Fro-
tlnngham, Stephen bar Sudaili the Syrian
Mystio and the Book of Hierotheos, Leyden
lb86); ber @tQlit Sofue, einer ber beflen alte-
tni dcfd^d^tfd^reiber (f. Hartin, Chroniqne de
Jmo^ le Stylite, in b. 9b(anbl. für ftunbe
brt SRorgenlonbe«, 2ei)))ig 1876 ; Wright, The
Chronide of Joahna the Stylite, Cambridge
1882); ber QoItSbid^ter Spmeon JlülA^a; ber
eontzoDerfijt €Qmeon, Sifd^of Don Sötl^ 9r-
kbin (f. Gnidi, La Lettera di Simeone Yes-
OQfTo di BMh-Ars&m sopra i martiri Ome-
riti, Roma 1881); bie Sifc^öfe So^nnefi bar
ftntttS oon ZeD& (f. Kleyn, Het Leven van
Johannes van TelU door Elias, Leyden
1882) unb VlarA Don Smiba fomie 3o^nneS
to 9{»bt6n9&, 9bt be9 X^omaSRofier« bei @e-
Iracia. S)er eigentlid^e Segrunber ber j[acobittf d^en
ftir^e in Serien ttor 3acob bar X^eop^ituö, gu«
foumnt Sorobdufi (f. b. Srt.), »eitler um 541
9i|4of bon Sbeffa nmrbc unb 578 auf einer
Xrife no^ fResonbria ftarb. ^f^xtn bebeutenbften
otnmf^ftlid^n Vertreter fonben bie SRono-
p^pfUen in @ergiuS Don SlAfain, ber um 585
D^ Xom Um unb im f olgenben Saläre ben ^opjl
tgopet L (f. b. Sri) nac^ Sonftantinopel be-
gliürte ; er überfetfte bie 3fogoge bed ^orp^^riuS,
iit Kategorien unb anbere Schriften bed Sri*
fiottH anfel^nlid^ Zl^e aud ben SEBerfen bed
0olenu8 unb Derfa|te felbft mehrere ))]^Iofopl^ifd^e,
Baturoiffenf<I^Iid^e unb mebicintf(^e Zradate.
Sa^Itcic^ grieÄifd^ Sd^riften t^eoIogi[(^n ^n«
tolti nberfe|te ber Sifd^of $aul üon (SalUnicufl,
Mann 519 Don feinem 6ijfe Dertriebcn mürbe
vnb fi4 in Cbeffa nieberliev. Su^ bie ®efe)^
ber intifer Sonfiantin^ X]^obo{{u8 unb Seo mur-
bm Don einem iocobitifd^en 9)l5n(^ \n'% S^rifd^e
dtotngm (Dol. St, ®. SrunS unb 6. Saä^an,
@9n{4«römif<^ Xei^tSbud^, Seipjig 1880).
ßmfalls Don einem fold^n rfl^rt ein breitet*
iigtf Serf 1^, xotläfk bie (Sefd^id^te eonftan*
tml unb feiner brei @ö]^ne, bie beS $a))fte8 (£u-
iebhts unb feine« SBerfoIgerS ffaiferd Sußan (f.
0« ^offmonn, 3ulianoS ber Slbtrännige, £et)ben
1680, rnib DgL JlbMt, lieber ben f^r. Stoman
Don ffaifer 3ulian, in b. Seitfd^rift b. 3>eutfd^en
aWorgenl. ©efeüfc^. XXVIH [1874], 263—292)
unb enblid^ bie beft ffatferS ^üt>\an umfa|t, aber
DöOig legenben- unb romanhaft gebalten ifi 93on
bobem gefd^id^tlid^en Sßertbe ftnb bagegen baS um
540 abgefa|te Chronicon Edessenum (f. fallier,
Unterfud^ungen über bie ebeffen. Sl^ronit, in ®eb«
l^arbt u. ^amad, Xe^te u. Unterf. IX, 1, Seipgig
1892) fomie bie btftortfd^en 9Berfe bed IBifc^iofd
SobanneS Don epbef u8 (f. b. 9rt.) über ®efd^id^te,
ftin^enge{(^id^te unb Seben ber fieiligen bed 9Ror*
genlanbeS. 2)ie gried^ifd^e itii^engeft^id^te beS
3ad^aria9 fHf)t\ot tovcttt um 569 in'ft @Qrifd^e
uberfe^t, ebenfo 3tu8}üge auS SocrateS unb kl^eo»
boret 918 adcetifd^e @d^ftfteller ftnb nod^ )u
nennen : Jobanned @&bb& (um 550), 3faac Don
9liniDe^ (Dor 593 ; f. Chabot , De S. Isaaoi
Ninivitae Vita, Scriptis et Doctrina, Paria
1892), abrabam Don 3ltp^at (um biefe 3eit),
9tofe3 Don aggel (um 550—570), $eter Don
(EattinicuS (Don 578—591 ^ßatriard^ Don 9n«
tio(bien).
91Ie Dorgenannten Sd^riftfieHer überrogt an
®elebrfamteit mie an grud^tbarteit bei meitem
Sacob Don ßbeffa (f. b. 9lri), meld^er in ber
f Qrifd^en lird^Iid^en fiiteratur eine äl^nltd^ SteSung
einnimmt mie ber bL ^ieron^mud in ber lateini-
fd^en. Unennüblid^ manbte er fid^ bem @tubium
ber b^iligen Scbriften }u ; mit bem (Sried^ifd^en
toar er tt)obI Dertraut, für baS 9llte Xeftament be«
biente er [td^ ber ^ilfe iübifd^er (Selebrten. £r
Dereinigte in jid^ bie Xb^tigfeit eined bebeutenben
Sl^eologen, (Befd(|td^t{d^reiber8, ^bi^of^f^^ ^^b
©rammatilerS (Dgl. gf. SBftt^gen, gfragmente f^r.
unb arab. |»iflorUer, Sei))atg 1884; £. ffaQfer,
Sie SanoneS äacobd D. ßbeffa überf. sc, Seip-
)ig 1886; Serf., S)a8 93ud^ Don ber Srfemtt-
ni| ber SBabrbeit, Zest, Seipjig 1889, Ueberf.
Strasburg 1893). Sein gfreunb unb früberer
@tubiengenof|e ^t^anarmS Don 9a(ab überfe|te
bie äfagoge bed ^orpl^^riuS, ebenfo eine anbere
anonyme Sfagoge unb auSgem&btte 93riefe be8
@eDeru8 Don 9lntbd^ien (f. b. 9rt.) au8 bem
®ried^ifd^en ; fein S^itgenoffe 3anuariu8 Sbibi«
batud Don 9lmiba (um 655) bie ©ebid^te bed
ffL ®regor Don 9la}iana (f. b. 9lrt. unb P. J. Bol-
lig S. J., S. Gregorii theologi über earminom
iambioomm, Versio Syriaca, Beirat 1895).
@eorg, ber geleierte SRiffionSbifd^of ber Sraber»
ftömme im füblid^en Serien tmb SRefopotamien,
übertrug einen anfebnlid^enXl^eilbeS ariftotelifd^en
Organon (über bie Kategorien, flepl ip(iT)V8Cac tmb
bad erfte Sud^ ^nalQtica), fcbrieb Sommentare }u
ben ^omilien bed 1^1. ®regor Don 92a3ian) unb
Derfd^iebene religiöfe Xractate unb ®ebid^te (DgL
SD. Steffel, Sin Srief ®eorg8, SBifd^ofd b. 9lraber,
®otba 1883; Serf., ®eorg8 be§ 3Iraberbifd^of§
®ebid^te unb »riefe, Sei))}tg 1891). SBon ge-
ringerer 99ebeutung fmb Sonftantin Don ^arr&n,
SliaS, S^atriard^ Don SLntiod^ien, unb ®eorg Don
99dt]^ 9iete (ein Kommentator beS Sleuen Xefta-
1153
€9topttIu9, e^Ibefier.
1154
of EAlilak and Dimnah, transl. from Arabic
inio Svriae, Oxford 1884; Keith-Faleoner,
KaIim and Dimnah or Übe Fables of Bid*
pai, Cambridge 1885; SanbSbetget, Sie gabeln
5. BüplftA, $ofen 1859 ; Comparetti, Bicercbe
mtarno al Libro di 8indib&d, Milano 1870;
% Satten, 6mb6ftn ob. b. fteben »eif en SReifter,
icim ^^7^)- @^ f<^ ^^^ ^^^ \9^W Sprad^^
Bib fiürratui nod^ wib naäf bon ber atabifd^en
|isni(fg^rftngt nmrbe, fo bel^ptete jie {Ic^ bod^
nvit ober ben 6hxr) bed ft^tifatS bon Sogbab
btmnS. geioann buit^ bic arabifd^e mannigfad^e
neitt Anlegung unb btat^te fogac no4 B^^^
e^rifrftelkr Verbot, totlä^ an Sielfeitigteit bed
SillenS, (SettKmbt^eit, grud^tbarf eit, bis ^u einem
geimifen Orobe felbft an bid^tetif^em @eifle ben
Srrglei^ tntt ben l^etborragenbften ©ele^rten unb
$i4tem bet Araber aushalten. S8 finb ber
!R0nop()pftt SoT'^ebröuS (geb. 1226, geft. 1286)
unb b« 5?eflorianer Cbebieju (bon 1291—1818
^ffrtnpolit bon 9ti{ibi8 unb Srmenien (f. b. bett.
tlrtt). ixA SReifte, »ad man Aber bie fqrifd^e
Üünotitr toeifi^ banft man ber breitldeiligen S^ro«
nü be§ 6ar>pebrou8, boeld^e, }uglet(^ eine Sßelt-
csmS unb eine Pird^engef^id^te umfaffenb (f. P.
fiadjan, Gregorii Bariiebraei Ghronicon Sy-
fiicam, Paria. 1 890) , p ben mid^tigften Ouctten«
vfftai orientaKfc^er Stteratur gehört, unb bem
tü4eiber}cid^nt| beS <Sbebjie|u, meld^eS boS 9n-
bmCen bieler berlorenen Sd^rtften gerettet 1^ unb
für bie er^Itenen einen unentbe^rlid^en SBegwetfer
bilbct 9n Uniberfalität ubenagt IBar-^ebröuS
Dn}»eifer^ft nod^ ben gelehrten 9ie^rianer; als
t\ditn ijl er t^m burd^ feinem ®ef d^madt überlegen.
«ine tiefere^ nad^^Itigere Keligbiltöt fpiegelt ftd^
in bem ,|)arabte9 bon eben'' beS (Sbebiefu, bad
«H (Siegenfiätf ju ben ÜJtafamen beS ^arirl gc»
t;4t ifl (bgi. H. Giamondi, Ebed Jesu Sobensia
Carmina aeleota, Beryti 1888; G. Oardahi,
Paradaisa dha Edhen, Beryti 1889). SDer«
blng9 Übet er ftarf an ben 6d^n7äd^en ber ditem
f9hf4im $oefie, tote bie| aud^ bei ben anberen
niftorionifc^ 2)i(^tem ber legten Seit, (Seorg
Soibi (um 1224), Slafftb (1242—1258),
ktfuM bar Jfarb&^d, ®abriel ff(amf& (um
12dl) rnib Sobann bon SRofuI (1245—1280),
ber Soll iji (bgl W. Budge , The Life of
Babban HOnDÜtd and the foundation of bis
monasieiy Al-Köah by Wähle , surnamed
SergioB of Adhörb&tjftn, Berlin 1894). —
l\hi brm 14. 3a(r^unbert erlofd^ bie öltere f^-
ti j^e Siltrotur. Sinen Stad^flang berfelben bilben
li^tmtgen in bem neuaramöif($en Sfenid^i-2){o»
Idt ftdl§ bon neftorianifc^. fi^eifö bon latl^o-
Iiiiften ®ei{Ui(!^ berfagt, XoAdft ditere fbrifd^e
Xi^tnngien entweber flberfeiften ober biefelben in
forirrer SSBeife nod^jual^men fucbten (f. S. @ad^au,
Utbcc bte Sioefte in ber !Bolßfpra($e ber 9lefto-
limsr, in oen @{fcungBban(^ten ber fgl. pxtui.
«übemle ber ffiifienf*., »erlin 1896, 179 ff.;
%d StbjbarSR, ®efd^id^ten unb Sieber au8 ben
neuoramdifd^en ^bfd^riften ber (jgL Sfbliot^,
©erljn 1896).
fiiteratur: Jos. Simon Assemani, Bibtioth.
Orientalis dlemenüno-Yaticana , recensena
manuBcriptoB Codices syriacos, arabicos etc.,
Eomae 1719—1728, 8 tomi in 4 voll ; J. 8.
Assemani, Bibliothecae apostol. Yaüc. codd.
mscr. Gatalogus, Bomae 1756 — 1759, 8 voll.;
Steph. Evod. Assemani, Bibliothecae Me-
diceo - Laurent, et Palatinae codd. msc^.
orientalium catalogus, Florent. 1742, 2 voIL ;
Bösen et Forshall, Catalogua mscr. orient.
qni in Museo Britannico asservantor I, Lon*
dini 1838; W. Wright, Catalogue of the
Syriao Manoscripts in the British Museom,
acquired since the year 1888, London 1870
to 1872, 8 parts; B. Payne Smith, Gatal.
cod. mss. bibliothecae Bodleianae VI, Oxott.
1864; Manuscrits orientaux, Gatal. des ma-
nuscr. syriaques etc. de la Biblioth^ne Na-
tionale, ed. H. Zotenberg, Paris 1874; Ihirjefi
!Ber}eid^ni| ber Sod^au'fd^en Sammlung fi^rifd^
^anbfd^ri^, SerUn 1885 ; H. Lammens 8. J.,
Les Manuscrits Syriaques du dösert de Nitrie,
in b. Etudes relig. etc. LXIV, Paris 1895,
286—820; Nicolaus Wiseman, Horae Sy-
riacae, Bomae 1828; Lagarde, Analecta
Syriaca, Lips. 1858; Gureton, Ancient 8y^
riac Documents, London 1864; Land, Anee-
dota Syriaca, Lugd. Bat. 1862—1875, 4 volL;
Zingerle - Mosinger , Monumenta Syriaca,
Oenip. 1869 et 1878, 2 yoU.; G. BickeU,
Gonspectus rei Syrorum literariae, Monar
sterii 1871 ; W. Wright, Syriac Literature,
in b. EncycL Britann. XXII, London 1887,
824 ff. , feparat u. ergänzt u. b. X. A short
History of Syriac Literature, Lond. 1894;
& 9}eftle, Literatura Syriaca, in b. Brevis
Ünguae Syriacae Grammatica, 2. 9ufl., 9er^
lin 1888* G. Gardahi, Liber thesauri de arte
poetica Syrorum, Bomae 1875; 9. SSaum*
gartner S. J., ®efd^. b. aSeltliieratur I, Steib. i. 8.
1897, 174—220. Ueberfejungen ber f^rifc^en
ffird^enbdter entl^It bie Rtmptmtt „Sibliotl^
ber ffird^enbftter". Orientalifd^e 9ibIiograt)]^fe,
^rauSgegeben bon 9. SDtüUer u. f. to., Serlin
1887 ff. [». ©aumgartner 8. J.l
$9toimtit5, S^Ibefter, toid^tig als ®e-
fd^id^tfd^reiber ber großen UnionSf^be bon %tf
rara-gflorenj (f. b. ?lrt.), mar ®ro|«€ccleflor<^
(f. b. 9rt.), alfo einer ber @ro^ürbentr&ger ber
^triarci^aCfird^e bon Conftantinopel im 15. 3a]^
l^unbert unb mo^nte bon Einfang bis )u Snbe im
®efoIge bed ffaiferd unb befi ^atriordpen bem ge-
nannten Sonett bei. 9ber er gel^örte aud^ bon
Anfang an ju benen, totld^t, mie Warcufi SugeniF
cud (f. b. %rt.), ber 9RetropoIit bon S|)l^efu8, non
einer Union mit ben Satetnem nid^tS miffen tt)oO-
ten. Unreblic^er jebod^ al§ biefer, legte @Qro))uIuB
feinen Union§^a| nid^t offen an ben Zag, jia er
unterfd^rieb fogar bad ttnionSbecret unb gob fid^
37
1155 ©Jiniö, ©ti
bamtl itn Qnf^dn, als ob tt ben ISfc^Iug bei
Einigung biüigt iinb i^i Iieittete. ®ielet Snang,
bm tr T\ä) ouB ÜCflmfiftenfurt^t unb um nit^t bic
§offlunft gu Dtrlimn, fclbft Qu[erltat ^attt, litS
in feinem ^ergen eine nur um fo gTö|ere Sr-
bitterung gegen bit ©pnobt bon gcnoiQ'SlDi^eni
jurüd, unb ei ma^te biefem ®roEIe tnbliit in
einer ®e{d)id|)te biefeS SonciliuiiES Suft. (Sine
€d|nft bon folc^em IS^aiaftei mugte natürli^
in ber Sßmobe bet groben ?ßolemi[ jmil^en flo-
t^Iifen unb ^rote^anten für einen SJoUblut'
91nti)>apiften ein Sederbiffen ci^ti flla|ft {ein,
unb bei anglicanifc^e S^eologe Stobeit SieQg^ton
geteätirtc fic() ben ®enu^, biefeS 18u(^, joniett eS
noc^ DoT^anben mai, mit laleintjd^ Ueorryct|ung
bet geletirten SBett mttjutöeilen. 3>if(e (eine la*
teiniitfte Ueberfetiuna aber i[t [e^r ungenau, ab-
jic^tli^ ju Ungunftrn IRomS Dom ^e^tt ab-
beid^enb, unb Qugerbtni t)a! et in einei langen,
Diele SBogcn umfaljcnben Praefatio ja|[rei(^( $c
lege uon ÜJtangel an £Ba^r()eit§liebc unb @e-
[tibic^tsrenntnig gegeben. Sioll Don [eroilen
Sdimeic^eleien ijl auöcrbem bie an Äönig ßorl IL
Don englcnb genietete SBibmung. S;ie|e Ere^g^-
ton'fdie 9Iu§ga6t erjc^ien im % 1660 ju ^aag
in ben Slieberlanben unlet bem Sitcl Vera hi-
storia unionis non verae inter Oraecoe et
LatinoB, eive Concilii Florentini exactiesima
nairatio , graece scripta per Sylveatrum
Sguropulum. HS gebStle nämlic^ mit ju ben
3:|Drt)eiten 6reqgf)tDnS, ba|i ci btn Flamen €QtO'
puluS' [ojujagen beJIer fennen motlte üI§ bicjet
telbft. er ttufete, ba& bie Unierif^tiit beä gio-
tentiner (SoncilS ganj beutlid) baS SQort ©Qro'
puluS jeigt; be^ungeac^let oermutliete er, berfelbe
nnbc SguropuIuS geliei^en l^aben (f. Praefat. 5).
(Segen 6repgf|ton, jtine SBorrebe unb (eine latei-
nifc^e Uebcr(e^ung trat nat^ lurjei 3tit Su
9inatiu8 (f. b, 91rt,) in bie ©t^ranfen mil feinem
SBerle Leonie AUatii in Bobeiti Crejghtoni
apparatum etc., Romae 1665 (unb 1674),
wooon jebod) nur ber trfle Ouartbanb er*
idjienen ifl. iÖIit SuäieSung biefer SllatiuS'fi^en
Äritif unb überhaupt mit SBorfid^t angemenbrf
ift bie ©c^rilt bc9 @t)iopuIu3 ald eine ber
?)auptquelien (ür hie ©eji^ic^te ber gtoientiner
Snnobe ju eraditen. (lögt. Öefele, gonc-eJeftfi.
VU, 870.1 [ö. 5«{ele.]
$iitifo, Stephan, S. J., eifriger 9)or-
fSmpfer ber ©cgenreformation , mar 1541 im
meftliiJ^en Ungarn (^iöcefe Staab) geboren, ^aä)
bem ©eferoudle (einet Seit latinifirte er (einen
Flamen in Arator. 9113 Slerifcr ber ^i5cc{e
9teutta [am @jänt6 1560 noi^ Siom in baS Col-
legium Gennantcum, mo er balb als ber erfte
Ungar in bic föejcUidjaft 3efu eintrat. ©ei^S
Sa^re fpätet mürbe er natHj Uöicn gejdjidt unb
warb bort mit ©teptjan SBiit^oci), bem fpätem
Surften con Siebenbürgen unb ßönig Don
tpolcn, bctannt unb oettraut. 5io(^ 1566 fam er
«IS $[ofciiar nad^ X^mau, 1567 noi^ SEBien,
ißeti
bell
in(.
be^ii
Epii
9iad
re{oi
litten Functionen über^iUeR Mdt i
SebenB nic^t me^ ft^ bxu. SeftL
er 1588 no^ flarlStnirg gef^ifin I
al3 atectOT no^ ScQpc, bam W I
ÜRoralprofeffor an hai SoDegiA f
3uT ^rfieUune feiner (gtfinbp \^
1157
@)at(m&r — Xofiataub.
1158
itn »u^ Sni^^ii^ia» too 1605 bei ber Seloge«
nmg bur^ Mc Sufftanbifd^en @}änt6'« Sucher
onb @4nften oetbrornitcn. Sc mu|te mit feinen
CitcnSbräbcTn übiiel^en unb fom nad^ Olmü^.
iKt Mtfalte er m unsorifd^er Sprod^e einen
to^iimuS, ber ober niqt gebrudtt tturbe. 9ud^
dttOonfatAlio Aloorani Beenbetecr biet (1611).
ffidto^ ^e ber unermfiblid^e OtbenSmonn
00$ |<ion bie ungari{d^e Ueberfe^ung beS Wten
iijkomatlii fertig unb arbeitete eben cm ber
Otbafetong bcd SSeuen XefiamenteS, oIS i^n 1612
ficr Zdo ereilte. Su^er ber Epistola apolo-
getica erfd^ien unter feinem 9lamen nur ber un*
Qorifd^e Xl^eil bed polyglotten SQBörterbud^eS Don
ealepinuS: bod^ ift frine Sluctorfd^aft biS in bie
neuefte 3^» (1886) ongejmeifelt toorben. fBon
bem ertoä^nten ffated^iSmuS unb ber Sibelüber-
fe^ung finb fogar bie SRonufcripte Derloren ge«
gangen. (Sgl. bie ungar. SebenSbefd^reibung
Ssäntö'd üon 903. Sfralnöt, in Kath. Szemle,
Budapest 1887, 385 ff.; Sarb. Steinl^uber, ®e-
fd^id^te bed CoUeg. Oennanico-Hung. I, gfreib.
1895, 128 ff.) [3ob. ftanbler.]
^«t9»6r, Siöcefe, f. (SrlauIV, 794f
%•
ftfitml, SRattl^ftuS 3Rat]^urinu8,
(ontrDDerftfl goniconifd(|-ianfeniftif(^er Süd^tung,
Dar 1744 )u Simoged aß Sol^n einefi @oIb«
l^miM geboren unb erj^elt feinen erften miffen«
j^jofirul^ Unterrid^t bei ben bortigen Sefuiten.
Jn 9. 1764 trat er in baS Seminar oon @t. @ul-
tnce ^ b. Sri) ein, nmrbe j[ebod^, ba er fid^ ber
SiSopIin nid^t ffigen moEte, fd^on balb entlaffen
mUi ftt^te nunmebr um 9lufna^me bei ben Ora-
tohonem nad^. Siefe bebielten il^ unb oermen-
bdn i^n, nad^bem er $riefter gemorben mar,
langete 3ett im Se^a^. 9118 @uperior bed
ioJkfi |u 2a Stod^dle erregte er baburd^ 9uf-
jt^n, ba| er bem bortigen 93ifd^of gegen-
iibcr in einer gflugfd^rift baS Zoleranjebict Sub-
mfi XVI. Dom 9loDember 1787 (f. b. 9rt.
QiiQRiottenYI, 370) Dertbeibigte. 93ei9u8brud^
ber StDoIution mar er Superior bed Oratoriums
|tt SimogcS unb gehörte in ber gfolge )u ben 9)ltt-
g)em ber (Kongregation, meldte bie Don ben
olutionS^Iben ))roiectirten fird^tid^en 92eue-
zBogen Dermarf en ; er mürbe be^l^ Don Saunou
(§ep. 1840), bem SBortfü^rer be« reDoIutionör
gefmnten XI^S ber Oratorianer, im Bulletin
im Fkiriotes de l'Oratoire f^orf angegriffen.
9on ben Sacobinem ju SimogeS als entf(biebener
fiegner bcd bort eingebrungenen conftitutionellen
8ii4ofl ®a9 benundrt, Derlie| Zaboraub feine
SolRflabt unb manbte ^d^ nad^ ^riS; bort Der*
ijfmtliitte er ben Traitö sur l'election des
«vAqiiea, Paria 1792, 2 vola., gegen bie reDo>
InKondtf (EiDilconftitution bed eteruS. 9iud^ ge«
(nie er )u ben mel^r alS 60 2Jlitgliebem beS Ora«
loronns, bie am 10. 9Rai 1792 eine ßrgeben-
tdl9abif|fe on $iu8 YL rid^teten. 9lac$ ben
@c|rteQibcnnorben beSfelben äal^red b^^U er ed ge-
lotben, nod^ Snglanb gu flieben, baS i^m jebn 3abre
(Sqlfmmbfd^t gem^rte. Sr nal^m feinen SBoldn*
ii| in Eonbon unb mürbe SRitarbeiter mehrerer
3titungm (u. a. aud^ ber Times). 92ad^bem bie
ftn^Iubcn Serbfiltntffe gfranfreid^S burd^ baS neue
Concotbai (1801) mieber georbnet morben maren.
lehrte er (1802) nad^ gfranfreid^ jutfldC. Sr mirlte
anfangs in feiner SBaterftabt Simoged im Sinne
beS gfriebenS }u (Sunften beS neuen Sifd^ofS
S)ubourg ; bod^ @treitfud^t unb namentlid^ feine
f[aEicanif4«|anfeniftijd^en Neigungen brod^ten il^n
d^on balb in (Eonfltct mit ber bifd^öflid^en SBe«
l^drbe. @ra^ere Sebeutung erl^ielt berfelbe {ebod^
erft fpoter, att ber Sifd^of im gfebruar 1818 ft$
genöt^igt fal^, burd^ ein beeret bie 2. Sluflage Don
Sabaraubd @d^ft Principes sur la distinc-
tion du contrat et du sacrement de mariage
(Paris 1816) }u cenfuriren. 3n biefem 93u^
batte Sabaraub nad^ bem Vorgänge mand^er
StaatScanoniften baS @acrament ber Sl^e fo Don
bem Sl^econtracte getrennt, ba^ er bem Staate
allein bie Sefugnig guf d^rieb, trennenbe Q^ebinber«
niffe f eftgufienen, unb Die ©ültigleit ber betreffenben
fird^Iicben ßj^egefe^e aud Concefftonen ber gfürften
berleUete (f. b. «rtt. ßl^elV, 143. 147 f. unb Btßa-
buS ob. 1029 f.). 3n fd^onenber SSetJe batte ber
99ifd^of bei Serurtbeilung bed Sud^eS ben 3lamm
bed Serfafferd nid^t genannt. Xabaraub unter«
marf ftd^ id)od^ nid^t, fonbem beföm))fte bie Don
!ßiu8 Vn. burd^ SBreDe Dom 9. SRai 1818 be-
ftötigte eenfur in mel^reren ^ßampb^eten. @d^arfen
Sudbrud erbielt feine fd^roff gaOicanifd^e SRid^*
tung aud^ in ber @d^rift De l'Appd comme
d'abuB, Paris 1820, fomie in ber Ilistoire cri-
txque de rassemblee de 1682, Paris 1826.
fßom 6tanbpun!te beS plaütti 3anf eniSmuS manbte
er fid^ in ber Sd^rift Des sacrös Coeurs de
J^us et de Marie, Paris 1823, gegen bie 93er«
el^rung ber beiligften C^erjen 3efu unb aRoriö.
Siemlid^ gleid^Seitig mit ber löniglicben Orbon*
nana Dom 16. 3uni (nid^t Suli) 1828 (f. b. «rt.
äefuiten VI, 1418) erf(^ien fein giftiger Essai
historique et critique sur l'etat des Jösuites
en France, Paris 1828. 93on allen feinen
literarifd^en arbeiten i{! gegenmdrtig nur noc^
feine Histoire de Pierre Berulle, cardinal,
fondateur de l'Oratoire, Paris 1817, 2 toIs.,
Don SBertb. S)er ftreitfüd^tige Ss- Oratorianer
37«
WA
%9.Ut\ — Zabit^Q.
1160
^,Mikt\\t0^m , iiu6 «e CHrfnaire te ^rifigm
ß/^.<#^ V.iir T '^tm \asmß. mtBfajfa; bo<l^
fi#^.^.(#rtr <r II emn* ZtAuHiuii fnae fUi^ong«
'\<*jk\ vbl a* nmnkMbiMnd^ SM^/t imb er«
n^rtr MW n tnm Sote fic| ctmS finbe,
.•i# jnt tas ^tes 8UÜI iftririaplaum ^ fo
imnKrre er ei ans Bt4aie, (SflL Dnbedat,
T.iiiniwir, nwigw 1.^72; Ingold, Essai
4m -wN.inyigkw «rafeamoM, Paris 1880
^ l.^'^«^ UidflL; Saf4, anbq II, 2, 934.
:*)''. , [3cA]
lata' ^^*=^r « kct (dfi^m €d^nft ata«
jk::'::«: ^.qeamam m bot Sota M ungeiunm-
Mk^ )itr 3dt Sd^as' bie
Mm 3§nttl imb Serien
»f in Z^cM in fe|ai bod^ten Of.
T «J». • [ftauleiu]
yffci.uaftr^ )it ^^gabf 9c|cui^intng bc8 fd^reiii"
ia bot Aiiii^ii , in toclc^nii
ant bm oBn^Utgfteii Sacxomcnt
IHD 2itoa|uun)) üuionoo^n iDCtDcii.
3« ta SMgola t^ Tabernaenliim (bei bot
= 3^, ptte) bie 6ttftfibntte (f. b.
üex^effigpe im Zeni)d imb bad fiauS
£bcx^an)rt, bei bca €>4iciflj)elleni bed
SiselafsecS an^ bct Solba^^iii itber bem SItore,
ia bot Oiaigifi^ea Sac^eni bie ftin^, bann bie
fBo^B^otlr fB»ie boS 0efö| jitrSuf-
bcr ^1^9^ C)0?ini nnb enblt^ ber
»fcyai biefe ®efüae ticiiD(i9^ toecbea.
9k fttxt^BBK Mente fur fbifbeiuü^nmg bet
ipe 0. b. «rt 1. 1579) aiciß ein
bcBi Cb''^ (paatophoriom, sacra-
l), ia ber So(ge biS liieä in boS
giuifLflint cm aaf ocv oiinrc fretftepenocs t^umi"
«tige§ Sefal (tonria, tnrrieiila) ober eine über
bniRlbea boiorabe $9P^# bie oft bie §onn einer
Stebe balle (eofaimba; f. b. «rt Xmibe). €eit
biai Cabe bei 12. 3abt^imbert8 üerlmtgen bie
Owobia aab Coacifien, nrie baS oiexte Idteronen*
iMe Coacfl 1215, einen fefhm, fic^ Serf(^(u|
aofr daiva, sab fideii coatodia davibus ad-
fc"^"'^"'- f^ietfor ttnnbc tiidfcub burci^ Dergttterte
€acge getragen« toelcbe fat ber 9löl^ bed
ia bff Segel auf ber CDongelienfette
üBt biB 19w S^b^bonberte tS& Heine SBanbnifd^en
angelegt, uom 9n8gange beS 14.
1€L 9ab<bttnbert DorgugStoetfe in
aB JKebetcbein nnb bcfonberfi in
ia Sdakn nnb oereinjelt au(b in
ia ^toHcn aI8 größere, tl^unn-
in rei<ber ©Ite»
3)0« labemofel auf
tCaDT^^zM «qpAringen, tt)ar )u SB. S>u-
an^t» te^ Ii96> ^ei «in manchen ffir^
iN:;a* 9^DMifediT.oiLl,2,16unb4,l,15)
)Be ^t$()ctt ol« olgcmeiner ®e-
« >amitea ^ 6cit bem (Eondl Don
it ^ S^RTifttft ffirbia, boS Zabemafel
bift ia bü
(oom Zribentlnum Besä, xm, De Enchar. c. 6,
Sacrarium genannt) auf ben 9Utar }tt ftetten,
noc^bem bie| gun&d^ft in gfranfreid^ nnb Stalien,
nnb %Sxt oor 9üem burd^ ben bL ^^ tBono«
mftu«, ongeorbnet toorben UMir ; bo9 Oerimoniale
Episcoponmi (1, 12, 8), bo8 Bitoala Born.
(4, 1, 6) mtb bie Sttencongregation b^ben biefe
SSorfcbrift }um geOenben ®efe|egemod^ — 2^
Zobemofel tann auS Stein, SDcetaS ober ^1)
b<n:geftellt, foQ f efl mit bem Sltare oerbnnben unb
^^er berf(^Io{^ fein; e8 fei ȟrbig ^SfifoMi,
im 3nnem mit meiner €eibe auSgefiiJblagen unb
äu^erlicb mit einem Sebonge, bem fogen. Sono-
))eum, umfleibet 3n bemfelben bürfen nur bie
baS l^eilige Sacrament entbaltenben ®efa^ be-
nxibrt unb auf bemfelben f oDen Slefiquien, Silber
ober Slumen ni(bt oufgeftellt »erben. S)ie gform
eines mit Zburflügeln »erfebenen 6d^ranle8 auf
mebredfigem ober runbem @runbri| ift bem fogen.
S)rebtabemafel, einer SBalje mit }iDef ober brei
92ifd^en, in {ebem Setrac^t dorjusie^en. Sebtere§
ift in einjelnen ^U^cefen autb baburc^ befeitigt,
ba| ber Sid^erl^eit megen eifeme, biebdftfte 9e-
l^lter borgefd^rteben ftnb. 3n ber neuem ^vX
mirb bo8 Zabemqtel öftcrd in }tDei ®efd(offen fo
angelegt, ba^ ber untere Saum für bie 9ltrf*
bemal^ng urd) ber obere, offene ober oerfd^Iie^
bare X^eil gur 9u9fe|ung bed aOerbeiligfien 6a-
aamente« bient. Z)te gfroge, mte bie Zabemofel'
anläge organifd^ mit bem SItare ju berbinben fei,
bat eine itfriebigenbe fiöfung nod^ nid^t gefunben.
Sine Sorfd^tift, baS Zabemafel |u fegnen, beoor
eS in (Sebraud^ genommen mirb, beftebt ni^t.
(Sgl. 993. 6. ®iefer«, $rafttf(^ ßda^rungen unb
Satbf^Idge u. f. m., 5. Sufl., ^aberbom 1873,
169 ff. ; @erbarb9, $ra!tifd^e Satbfd^Iöge u. f. m.,
$aberbom 1895, 100 ff. 106: %\fiü^x^\ix, ^anb-
bnd^ ber fatb. Siturgil t Steiburg 1883, 794 ff.;
® . 3Qtob, Sie ffunft im 3)ienfte b. IKn^e, 4. 9ufL,
SanbSbut 1885, 161 ff.) [ft. Sd^rob.]
Sabif^a (TaßiK b.|^. ®agene; 9pg. 9, 36),
im 91. Z. Cigenname einer Sb^^fttn ju Soppe,
too oermutblidli ber Siacon ^]^Ui)7{md baf Cbn-
ftentbum ge))rebigt botte. @ie nxtr ,,boII guter
SBerte unb ^Hmofen" unb befliß fid^ befonbetS, bie
9rmen mit ffleibem }u oerforgen. Zabitba ftarb,
mftl^renb ber 1^1. Sßetrud ft^ in bem na^en Spbba
befanb, unb bie betrübte ®emeinbe )u 3op)>e
Sanbte etlenbS smei ÜJlänner gu bem ^oftel mit
»er brtngenben SBttte, unüerjüglid^ mub gu ibnen
)U tommen. infolge beffen machte ^ßetruS fub
auf unb fanb bet feiner Snfunft bie ^erftorbem
bereits jum 2eid(|enbegängnif|e b^^gcrid^tet , in«
mitten ber meinenben Srmen, benen fie im Seben
ibre aRUbtbätigteit beriefen (atte. 9la(b bem
Seifpiele beffen, toaS 3efn8 in 3airu8' ^aufe ge*
tban (ÜJlattb. 9, 25. 5marc. 5, 40), fAirfte Pe-
trus fle aOe btnaud, fntrte nieber }um (gebet unb
bie^ bann Zabitba mieber gum ^t^^"^ oufftcben
(ogt. 9Rarc. 5, 41)« 3)a öffnete fie bie ^ugen
unb nd^tete fi^ auf, als fie ^etrum erblitite, fo
1161
lobot — XSnaer.
1162
bot Mcfer {te lebenb il^ren ^flegebef ol^Ienen mie«
lo^ringm toinilr. Stefcö 0co|e 2Biinber erregte
m äoppe aufierorbcntUd^ Suffe^n unb wat
Mc llrj^ Dielet Sefel^nmgen baielbft (Slpg.
1 42;. [ftauleit]
|«f «t» f. «aBor.
la^rif», f. C^wP^en VI, 478 ff.
TibnU avreayj. ^etruS Sergotnenflfi.
|i4ar)s ®ttQ, 8. J., bebeuienber aRiffionot
a eiinn tuib Sorberinbien^ mürbe am 7. 9[))rü
16^1 jo Sngouteme (granlreic^) geboren unb
^ödi fett bem 20. September 1668 ber ©efeS-
idüft 3e)tt an. 2hn 3. 1680 ging er mit ^af
i^ b'tjireeS no4 ben Sobnien in Sübamerifa,
to a vün 3a(re DerHieb ; 1685 begleitete er bie
jnmidßi^ @efanbtfd^aft no^ @iam unb 1687
ix fuunc^{4e an benbof SubtoigS XIV. unb befi
(Apjtel Snnoceng XI. 9m fmmefifd^en ^ofe
tc4ltt io^orb burd^ Sinf Urning bet euro)>öif c^n
t^ifpff^ften gfei^jeUig ben fraiuöftfd^en ßin«
fjft unb bie tatbolifi^e SRiffton )u befeftigen unb
isim»4m )u biefem S^ede eine SÜei^ großer
fm 0oii)en neun) Steifen. @))äter bur^ bie
Q»llanbfr mid @iom unb 1693 aus ^onbid^^rQ
Mtmtai, mirfte er bie le^en 3abre in ber !Dli{-
jiffliNn Sengolen, oo er 12. October 1712 ftarb.
iiRtob) Voyage de Siam des PP. J^suites
fOToj« pur la roi auz Indes et ä la Chine,
iTW lauTB obeervations astronomiques et
iann remarques de phjsique, de göogr.,
d'hjdrogr. et d'faifltoire, Paris 1686, unb
SMQod Vojage de Siam, ib. 1689, mürben
RdcT^It aufgelegt, ubcrfe^ unb bearbeitet, lieber
bm Scrtb feiner SSerid^te urtbeitt bie Nouy.
Bu^. gia. XLIV, 768 s., ba^ er in man«
Am ^mitten mit einer orödolite excessive Der«
'4ic« inbeffen les obseirations soientifiques,
^ Boo Vojage oontient en grand nombre,
mt exactes; feine intereffanien Seobacbtungen
ifr fRagnetnabel fuib ermöbnt bei O. $ef^I,
(k$4i4te ber Srbl., 2. 9lufl., SRänc^en 1877.
T3Q« (Qg|L nod^ Launay, Eist de la See. des
Miai. Btrangöres I, Paria 1894, 824. 354, unb
HifiBions Catholiques, Lyon 1894, 825 ss.;
kBaeker» Biblioth., n. öd. par Semmeryogel
vn, 1802 88.) 1%. I^uonber 8. J.]
fitaMt, f. $almira.
|i«|flr, eine fd^mormerifd^, nad^ ber SRei'
ntg bct Scitgeno^en unter bämonifd^m Sin*
hi llrMe @ecte, rn^t ftd^ 1374 am K^ein
ab in ben Slieberlanben )eigte. 93on il^nen
ftmi bec Kieberldnber StabuIfuS be SliDo (f.
t. %TLl ein 3titgeno|fe, gfolgenbe« : «9m 1 7. 3uli
ta ftn fonberbare Secte Don Seuten auS bem
ttoa 2)ciüfc^Ianb nad^ Vad^en^ bann nad^ Utred(|t
■b cnbUt 0€9ni ben September nad^ fiüttid^.
fMb luuft, mit Prönjen um ben fto^f, fü^r*
tt bttfi Sefeffenen beiberlei ®efd^Ied|td auf ben
cdQ^ fclbfi in ben ffird^en utü) in ben ^u-
ioi^ 0^ aue ßä^caa ibre Xänje auf, mobei
h \Bagta, unb unerhörte Xeufeßnamen auS«
t
riefen. 92ad^ üoHenbetem Xanje qu&Iten bie Xeufel
fte mit ben l^ftigften Sruftfc^mer^en , fo ba|
fte mit erfd^retflid^er Stimme jd^rieen, {ie ftürben,
menn man fle nid^t mit SBinben ftart um ben Seib
)ufammenfd(inäre. SSom @et)tember bis }um Oo*
tober mud^ i^re @ecte }u Dielen Xaufenben an.
9ud 2)eut{d^Ianb ftrdmten töglid^ neue Xön^er
^bei, unb }u Sätttd^ unb in ber Slad^barfd^aft
mürben fel^r üiele, bie bid bal^in an Seib unb
@eele gefunb gemefen maren, ^lö^Iid^ Don ben
Sftmonen ergriffen, retd^ten ben £&n)em bie
^anb unb tankten mit ffluge SRanner mußten
leine onbere Urf ad^ bief er teufUf d^n @ectirerei an«
gugeben atö bie l^errfd^enbe grobe Unmiffenl^it in
©laubendfa^en unb in ben (geboten ®otted.
iDland^e aud bem SBolfe marfen bie Sd^ulb auf
ben concubinarifd^ SIerud, ber mal^rfd^einlid^
bie Hivbtt nic^t rid^tig toufe; b(M| muffen fie
Derpummen, atö gerobe SBeltgeiftlid^e fold^e SBe«
elfene burd^ bie Wittel ber fiird^e l^eilten, nad^«
em JHoftergeiftlid^e bie| Dergeblid^ Derfud^t ^tten.
Um bad Sfefi SUer^igen Derfammetten fid^ in
bem Sfledten f^erjtal bei Süttid^ eine SRenge £ön3er,
SRönner unb SEBeiber, unb befd^Ioffen, nad^ Sättid^
)u }ie]^en unb bafelbft bie $räkten unb bie ganje
(Seiftlid^f eit um}ubringen. %d fte aber nad^ Sättid^
tarnen unb burd^ fromme Seute Dor bie @eifUid^
gefül^rt murbei^ traten jie biefen nid^tS, (iefien ^d^
Dielmel^r Don il^nen litten unb ben Xeufel aud-
treiben. Sinige mürben in bie 9Ruttergottedfa))e0e
beS @t. ÖambertusnofterS gebrad^t, mo ber $rie-
fter Submig SoDeS i^en eine gemed^te @toIa auf*
legte unb baS Soangelium «Sm 9nfang UKtr baS
SBort" DorlaS ; er l^eilte fo jel^n Sänger nad^ ein-
anber unb tarn baburd^ in fold^en Stuf, ba| man
i^m Don aQen Seiten beriet ihanfe jufül^rte.
(Sleid^ermeife trieb man in ben anberen Jrird^n
Smäfl bie Xanjteufel auS. SBeim SsorcidmuS
Derlafi man gemöbnlid^ ben Snfang beS io^n*
neifd^ ßDangeliumS ober einen anbem eoan*
gelijd^en 9lbfd^nitt, bod^ Dorjfig^id^ fold^, morin
bie ^ung SBef effener burd^ S^riftud erjcU^ß mirb.
3u ^ad^en taud^te ber $riefter Simon ein 9Röb"
d^, beffen S)dmon bisher feiner Sefc^mihrung
l^atte mei4ien moOen, bis an ben SRunb in Sßei^
maffer. Ser S)ämon meiste nad^ feiner eigenen
^uSfage )mei äal^re in bem 9Rabd^en, er mürbe
aber gejmungen, auSgufal^ren unb Don bannen )u
meid^en. S)erfelbe ^riefter Dertrieb einen anbem
^mon burd^ ®ebet unb Saften. S)urd^ fold^e
unb anbere geiftlid^e 9RitteI mürbe bie Secte ber
Xönjer, bie binnen Jal^eSfrift fel^r überl^nb ge«
nommen l^atte, aSmftlig Derminbert 3mar mür-
ben nod^ 8 bis 4 3a^re lang Seute Don fold^en
Xangteufeln l^gefu^t, aber biefe mic^n fel^
leidet ben 99efd^mörungen ber (Seifüid^en. S)et
SIeruS Don Suttid^ fam )u jener 3^ in einen
„guten Stuf' (GhapeauTÜle, Gesta pontif. Leod.
ni, Leodü 1616, 19 sqq.). 9ud^ eine it5Iner
(S^ronif berid^tet über bie Xonsmutl^ jum 3a^
1374. f)ier ]^ei|t eS unter Snberem: ,9IS \p
11G5
Saiu« — lalQüera.
1166
Rom. l^yB, 6. s^r., 1945 88.» itnb 1864, |
7. fier.« d8a SS. 673 88. ; bie Qudfül^rlid^eii %uf-
ifidjniiiigm be9 (Sarbinold $ebtani, ber lange
^t ifyc 6felenIeUer gctoefm unb bis ju il)rem
'loU mh i^r in SBerfel|r blieb, auS ben 3a()ren
1 ?S9;40 ftnb ebb. 1878—1877, 12. ser., 517 88.
77:) 88.; 13. Ber.^ 138 sb. 901 88.; 15. 8^r.,
e4 58.; 16. ser., 1112 88. mitgetJ^eilt. (%I.
J. F. 0. Lnquet, evdque d'Hesebon, Abrege
Je U Tie d'Anna-Maria TaTgi morte en odeur
de Baintete aprte avoir t^cu dans le mariage
et Avoir et^ favorisee de grandes lumiäres
sor les ^vänemento politiquea du tempa,
Paris 1854; Oabr. Bouffier S. J., La ven^
rsble servante de Dien Anna-Maria Talgi,
d^apr^ lee doomnenta aathentiques du prooto
d« abeatifioaiion, Paris 1886 ; Seben bei tf^tto,
Wienerin QtotteS Vnna SRotio Xolgi, einer ^eiligen
%m QU8 bem fßüllt beS 19. 3af)t^unbert8. Wi
mein QoTWOTt oon tßrof. Dr. an. 3. Sd^eeben
S. Http., «a^ 1880.) [O. $fülf S. J.]
fiiBil, mit bem Seinomen Samuel, iBifd^of
tton Soragoffa, gel^ört )u ben fponifd^en JKrd^en-
j(!mftjtellem be§7.3a](|T|unbert§. 3m3.646begab
fr jt4 auf 9ef el^I bed ftönigS Sl^inbafmint^ unb
om (^ut^lung ber ftebenten Spnobe Don Xo«
\tbo nad^ 9iom, um ton ba benj[enigen Zl^eil ber
Koralia beS $a)>fted (Stegor I., ber in Spanten
^ m^t oorfanb, l^erbei^u^olen. 9lad^ längerem
!>rmeilen in ber emtgen Stabt iDurbe il^m (fo
mh ci^ä^It) burd^ ein Sraumgeftd^t ber Ort ge-
Ittgt, 100 bie @d(|rift üerborgen lag, unb er erl^ielt
fu itnl^mer Don $a))ft 3Rartin I. 3m 3. 653
iDO^ntt er bem ad^ten, im 3- 655 bem neunten
(xmcU von Xolebo bei @ein ^uptmtd ift
Sententiamm LL. Y, aud ©regor I. unb auS
Stiguftin )ufatnmengefieQt. S)o8 erfie 99ud^ l^an-
bdi übet @oft, ©d^öpfung, Sreatur unb 9le-
oimmg bec Seit ; ba§ gmeite über 3ncamation,
kird^ unb IKrdbenregierung ; bad britte über
fittrul^ Seben unb Xugenben; baS oierte über
Sünben unb Safter ; bad fünfte übet bie Sünber,
bo! ptfien biejer SBelt, ben Sntid^tiften, baS
M^t unb bie 9)etbammung. S)em äBerie ift
tnmingeftent eine praefatio ad Quiricimn Bar-
dnon^nsem episcopmn, bem bie @d^rift ge«
mbout i^, nebft bet Responsio Qairicii, mel«
4ff2aj[u8 für fein SBetf, ba9 fd^on bie beften
f^4te gettogen, im 9lamen bet fat^olif d^en ftirc^e
tonft gtmet l^at man oon Xaiud einen 93rief ad
Gag8Biam Toletanom epiacopum, n)Otin et
fidi ober ben !ßlan feinet @d^rift unb beten %$et-
taltnil )tt (Sregor I. audf|)tid^t. 2)a8 SBetf nebft
bin cnmi^ten ^Briefen ift abgebnidtt bei Migne,
PP. ki LXXX, 723 sqq. (Sgl. Ceillier,
Hifli g^ner. des anieurs sacres XI, nouv.
^ 776 8. ; ®amd, IKtd^engefd^. Spaniens U,
% SegenSb. 1 874, 147 ff., f omie bie bei ChevaHer,
Up. 8. T. üerjeid^nete Sitetatut.) [@am8 0. S. B.]
Wn (vestis talarie), baS teeite, üom ^aI3
Vi |n ben ftnöd^eln (usqne ad talos) reid^enbe.
i
gefd^toffene unb mit 9etmeln Detfel^ene Obet-
aeroanb bet ©eiftlid^en, totlä)^ oIS S)ienftfieib
bei bet S^iet bet l^eiligen SReffe Dom SRiffale
(Bit. celebr. Miss. 1, 2) gefotbett, bei jeber
Ututgi(d^en Function Don ben Stubrifen DotauS-
gefe^t unb gemö^nlid^ Don ben S)idcefanDetotb-
nungen Dotgefd^rieben tt)irb. ^(d Stanbedfleib
behielten aud| im bütgetlid^en Setfel^t bie @eift-
lid^en baS becentete lange unb meite ®eU)anb bei,
als nad^ ber SBöIfermanbetung bie fileibung ber
£aien fürjer unb enger »utbe^ Dotgefd^tieben
mutbe baSfelbe jumal feit bem Dtetten lateranen-
Ifd^en (Eoncil (1215) butd^ ?patticuIatjijnoben ir
en tomanifd^en Sanbetn, bann aud^ in Seutfd^-
lanb (DgL b. Sltt. »leibet VII, 753). ©ie 6Ie-
tifet, bie in ben l^ö^eten äBei^en ftel^en, foteie bie
99eneficiaten Detpfltd^tet baS Soncil Don Stient
(Sees. XIV, o. 6 De ref.), ben ibtem Seilte-
gtab entfpted^enben babitus clericalis, b. i bie
£onfut (f. b. 9tt.) unb baS geiftlid^e »leib, }u
ttagen, ol^ne ba| eS le^teteS naidet beftimmt. 3n*
folge bet 2)ectete, mel^e bie SRailönbet S^noben
untet bem l^L »atl ISottomäuS etlie^en, unb bet
Sonftitution Si^tuS' V. Cum sacrosanctam
Dom 9. 3anuar 1589 ifl gunäd^ft in ben Säu-
bern bed SübenS ber %aiax baS StanbeSfleib ber
(Seiftlid^en aud^ im bütgetlid^en Seben gemotben ;
l^iet U)utbe bann aud^ baS teaSenbe ©emanb alS
Soutane gu einem an ben »ötpet fid^ anfd^Iiegenben
engem »leibe, bem bet ©üttel (Singulum) nur
als Sd^mudC bient. Sutd^ baS Gerimoniale
Episooporum (1, 3, 6) mitb ben 93ifc^i)fen auf
Steifen, unb butd^ baS ^etfommen, xoit in Stom
felbft, fo aud^ in ben meiften Sönbetn, ben ®eift«
lid^en übetl^aupt ein fütjeteS Oberfleib geftattet,
beffen Sufd^nitt immerhin nod^ an ben 3:alat
erinnett. 2)aS ted^tlid^e ^etfommen, bdS in ben
Sanbetn beS !RotbenS, toit in S)eutfd^Ianb, befielt,
ift Don bem Üblntt ^oDingialconcil Dom-Sa^te
1860 (CoU. Lac. V, 380) füt biefe »ird&en-
ptoDin) gefe^Iid^ fefigefieQt — 3)et Salat bet
SBeltgeiftlid^en foll Don fd^matget gfatbe fein ; fiit
ben SReguIatcIetuS ift ^S^tm unb ^xl)t butd| bie
OtbenStegel beftimmt. 2)et ^rälatut unb infolge
Don ^ßtiDilegien aud^ eingelnen 2)omca))iteIn fommt
als S^eftfleib bei gotteSbienftlid^n Functionen bet
Diolette £alat }u; an ben gfafttagen unb in ben
SBugjeiten ift betfelbe gemä| bem Cerim. Epp.
(1, 3, 2) butd^ baS f^mai^e »leib gu etfe^en.
S)et Xalat bet Sarbinäle ift rot^, in Südseiten
Diolett ; bie garbinöle auS ben alten Otben be«
Italien bie gfatbe bei, tectd^e in i^tem Otben
üblid^ ift. 2)er $apft trügt ftetS ben 3:arat Don
loei^et ^Qxht. S)ie »it^enbienet , teeld^e bei
bet Seiet beS (SotteSbienfteS bet^eiligt jinb,
foQten, ba fte ^iet bie Stelle Don Sletifetn
Dertteten, gleid^fallS ben Salat bet SBeltgeiftlid^en
ttagen. [». Sdjfob.]
^atavitOj Sfetnanbo,0. Hieronym., eine
bet gtö^ten Sxexbtn bet fpanifd^en »itd^e, mat gu
Xalaoeta im Stjftift Solebo 1445 geboten« Slod^-
1169
XoHe^ranb.
1170
a« 21.3o]niat 1791 nicberaelegt, unb gtoor mit
Icr Skfitunbung« bog er bie SBerpflid^tung, fünftig
m $orU )u ccftbiren, mit bet 9udübung bed bi*
t^iii^en 9mtc9 unDertrögltd^ finbe. 9m 18. 3a-
nur 1791 toor er nämti^ in bie SRot^SDerfamm-
Iimg bcr eben gum S)epartement erhobenen €tabt
$«ni berufen morben, unb biefe SBa^l bot ilfim
imoi eiȟn{4|ten 9nIog, einem 9mt )U entfagen,
V tttl er nur ouft öugeren 9hidftd^ten eingetreten
w, u^ bofi bei ben oerönberten Sterbältnijfen
tont mcbr einen SBert]^ für il^n l^itc. S)a ber
^SUi ieteitS onfing, bie unbeeibigten @eiftli<i^en
m kbröngen. fo benu|te SoDe^ranb feine neue
^fluna, um ibnen im 92amen ber GemiffenS«
tiriMt oie SttSübung fir^Iid^er ^nblungen )u
fi4imL Snbejfen mar ber fd^lieglid^ @ieg ber
hnlolen SteligionSfeinbe nid^t me^r }u l^inbenu
ioOf^nnb felbfl mürbe bolb burd^ anbere 9ln«
ytignibeiten in9nf))rud^ genommen. 3m 3- 1792
{onMe man ibn mieberl^olt }u SBer^nblungen nad^
SonboR. 9Ud bomold bie Soge SubmigS XYI.
imnet id)robU(l^er mürbe, befd^af tigte Xotte^ronb
f^ mit bem Sebonfen, ben 9Ronard^en }u retten.
]to( Dem Siege ber Sommune ober (om 10. Suguft
1792) fagte er fid^ entfd^ieben, mie immer bem Sr-
jolfif p4 onbeqnemenb, t»on bem Aönige lod unb
lefalte boS Sirculorfi^eiben on bie SRöd^te Dom
li ftuguft, tDorin ber Sufrul^r Dom 10. 9(uguft
(ocdlilfaligt mirb. &Iei(^mo^l mürbe er, als mon
(inm Srief ouffonb, in bem »on Slnerbietungen
OB ben ffönig im 3. 1791 bie Stebe i[t, am
1 Decembev 1798 burc^ ben (Eonoent in 9ln-
Odgiftanb unb tro^ feiner Sertbeibigung auf bie
S(u brr Cmigrirten gefegt. 3tn S^nuar 1794
vutbe er ou^ ovA Snglanb ouSgemtefen, mo er
jnl fytifi 1792 meilte, unb fo monbte er ftd^
md^ Imerifo. Sm 4. @e|)tember 1795 ^ob aber
tn Coiment bod gegen i^n erlaffene SDeaet mieber
auf, unb er fe^te nod^ Suropo gurüd. 3n $acid
fnib XoSe^ronb fid^ im f^rbfte 1796 mieber ein,
rab an 18. 3uli 1797 mürbe er burdd boS
Ztxcdorium }um 9Rinif)er be8 Sleugem emonnt.
3sna<4it betleibete er bod mid^tige ^mt nur ^mei
^aktt 3nbem er aber bie Serftanbigung smifd^en
8t(QM (f. b. Srt) unb SBonoporte Vermittelte unb
torit ben 6taatöftreic^ Dom 18. SBrumoire (9. 92o-
Mnber) 1799, be^m. bie C^errf^ft 92a))oleon§
cnkttete, mar ber Soben für ibn mieber geebnet.
SalSRinifterium bed %eu|em mürbe t^m bereite
aii2L Stooember 1799 mieber übertragen, unb
d »ttr nun mo^renb bed GonfuIateS unb oud^
io4 <inifi€ 3o^re mäl^enb bed ffaifcneid^ed in
fnatn ^teben. XoHel^ronb lenße in biefer 3(it
oü bem gemaltigen Sorfen bie @efd^idFe (&uxopa%
SoA bebeutfomfte (ird^Kd^ Creignig ber $eriobe
9 bk Qerföl^nung gfrontreid^ mit bem apo*
ibQj^ @tu^le burd^ bod Soncorbot Dom ^afyct
1801 (f. b. 9rt. (loncorbote HI, 828). S)a3felbe
nor ott(b für SoUe^ranb {»rfönlic^ Don SBebeu-
tm^ inbem er auf befonbem SBunfd^ bed erften
tonfoia bur4 ein SreDe Dom 29. 3uH 1802
fäculorifirt mürbe. 3m ndd^ften ^atyct gmong i|n
9la|)oteon, oud^ feine I(|äu81ic^en Ser^ältniffe )u
orbnen. %IS XalleQranb namU(^ nad^ feiner SSer*
bannung mieber in ber ^imot erfd^ieu, begleitete
i^n eine iunge Snglänberin, bie in Oftinbien ge-
bonn utö) mit bem Sd^mei^er ffoufberm (Bronb
Derbeirotet, ober Don il^rem ©atten getrennt mar.
ZoUeQranb lebte fortan mit i^r, o^ne inbeffen
eine Sl^ie einjugeben unb auf ben SJertebr mit
onberen Ofrauen ju Dergid^ten, unb ba boS IBer«
bältnig ber grau ®ranb in ber (SefeQf^ft
@(bmierigteiten bereitete, gebot ber erfte SonfuI
auf beren klagen bem 9Rinifter, ftd^ trauen 511
loffen. 2)cr SiDiloct fanb am 10. September 1803
ftott, ber tird^Uc^e am folgenben Soge in einer
fleinen 2)orffird^e bei ^oriS. 3ni nocbften 3abre
folgte bie Srricbtung bed ffoiferreid^ed. SoUeQ-
ranb f^atit an bem Sßerle einen mefentlid^en 9n-
tbeil ; ber ßaifer belohnte feine Serbienfte, inbem
er ibn am 6. 3uU 1806 jum gfürften Don SBene«
Dent ernannte. Sein SinDerftanbni| mit bem
©emoltigen mar ober bomolS bereits bem Snbe
nabe. 3^ m^b^ ^lapoUon auf bie SBeltbenfd^ft
loSfteuerte, um fo löftiger fiel il^m ein SRinifter,
beffen $olttif auf bie Srl^Itung bed europöifd^en
®leid^gemi(bted ausging. 3m %uguft 1807, Dier
SBod^en nod^ bem ^rieben Don Silftt, legte
SoOeQranb boS SRinifterium nieber. S)er ftaifet
ernannte il^n borouf )um 93ice-®ro^mäbIer mit
einem @efammteinf ommen Don nol^e^u einer l^olben
SRiUion gfranfcn. Sr gog ibn oud^ gum Songre^
Don Srfurt 1808 bei, im ®an}en aber l^ielt er
ibn fortan Don ben StoatSgefd^äften ferne, unb
oU er nod^ bem rufftfcben gelbjuge ibm ooS SRini«
fierium mieber anbot, mar eS )u fpät. ZaQe^ninb
lehnte ob, ba eS, mie er gu einem S)ritten öu^rte,
nicbt iebermonnS Sod^e fei, fu^ unter Krümmern
begraben gu laffen. Sr erfonnte bie Sod^ 9la«
poIeonS als Derloren. 91S balb borouf ber enb-
gültige 3ufammenbrud^ erfolgte, trat XoIIe^ronb
auf ber SQSeltbübne mieber in ben Sorbergrunb.
9{ad^ ber Sopitulotion Don ^riS (in ber 9{ad^t
Dom 80.-81. 9Rör3 1814) unb bem Sinjuge ber
Derbünbeten gfürften in bie Ipouptftobt gfronl«
reid^S erfd^eint XoDe^ronb oIS SBortfül^rer feines
SSoterlanbeS, ber bie legitime SRonorcbie gurüd«
forberte. Sr trat oud^ an bie Spi]^ ber proDifo«
rifd^en Slegierung, meldte ber Senat am 1. 9prU
ernannte, unb b^tte einen entfd^ibenben Sntbeil
an ber gfeftfej^ung ber neuen SSerfaffung beS j?önig«
reid^eS. S)egb<^b übergab il^m Submig XYUI.
bei feinem Regierungsantritt boS SJtinifterium beS
SeuBem, unb olS lurg borouf ber SBiener Son«
greB feinen Anfang nobm, fiel ZoSeoronb bie
mid^tige Aufgabe )U, gfranfreid^ ouf bemfelben gu
Dertreten. S)ie Keftourotion, meldte l^ier )u Staube
fom, entgog ibm boS gfürftentl^um SeneDent,
inbem boS iconb an ben fßopft olS feinen red^t«
müßigen ^erm gurüdf fiel ; als (£rfo| mürbe ibm
)mar boS neopolitonifd^e gfü^i^nt^um S)ino ge-
geben, inbeffen fül^rte er ben Xitel beSfelben nid^t
1171
lollttl^ — iQlmiib.
1172
mcl^, fonbcm übertrug i^n ouf feinen IRcffen.
SRü bem SBBiener Kongreß war übrigen» aud^ fein
SDttnifterium mieber 5U 6nbe. 2)a ber ffönig
nod^ bemfelben ben Stat^fd^Iägen ber Sstremen
5id^ juneigte, fam eS ju fd^oifen SuSeinanber-
e|ungen, unb otö ZoIIeQranb mit feiner Snfid^t
ntd^t burd^brang, nal^nt er feine Sntlaffung, bie
il^m am 23. September 1815 gemalert tmirbe.
918 bem SBieber^tetter feiner 2)9naftie l^ielt i^m
SubiDig XVIII. bie @inecure eines Oberftfäm*
mererd mit 100000 gronfen @e^alt bereit, feine
S)ienfte aber nal^m er nid^t mel^r meiter in Sin«
!))ru4. XaDe^ranb fd^rieb ixoat, mie ed fd^eint, in
>er Slbfu^t, ben jfönig gu getuinnen, im 3. 1816
feine SRemoiren. 9){an erföl^rt aber nid^t, ba|
SublDtg XYin. bie Sd^rift la8, unb menn er Je
^enntni^ t)on i^r na^m, fo önberte fie feinen
@inn nid^t. 9lod) ttieniger t)ertt>enbete il^n Statt X.
S)agegen gog i^n SouiS $]^Ui)))) niieber gu ben
®ef(^äften ^eran, inbem er i^n am 5. September
1880, bier äBoc^en nad^ feiner S^ronbefteigung,
mit ber unter ben bamaligen SBerboItniffen be-
fonberS mid^tigen 99otfd^aft in Sonbon betraute.
XaQepranb belleibete baS 9mt üier Saläre, unb
nad^bem er eS niebergelegt, trat er noc^ einmal in
bie Oeffentlid^feit, inbem er am 8. ^lörg 1888
bem ®rafen jReinl^rb, feinem langiöl^rigen Sol-
legen unb 9lad^f olger im SRinifterium beS Beugern
im 3. 1799, im Snftitut bie atabemifd^e fiobrebe
l^ielt. Seine 3:age u>aren aber bereits gegäl^It; er
^l^tte bieg felbft unb traf SSorle^rungen, um im
Sfrieben mit ber ffird^e }u fterben. ^tö er burd^
ben 9lbbe Dupanloup (f. b. 9rt.) bie Sterbe«
facramente empfing, untergeid^nete er gtoei Sd^rift-
ftüdCe, eines an ben (Srgbifdbof t)on $ariS unb
eines an ben $apfi S)arin beflagt er baS ^erger-
ni|, baS er gegeben, n)eiSt aber oud^ bie Serant-
iDortung benienigen )u, toeld^e il^m baS ^oä) eines
SBerufeS auferlegten, für ben er nid^t geboren
»orben fei. Sein Job trat am 17. TOai 1838
ein ; begraben mürbe er in 93alen9a9, feinem Sanb-
i|. Seine DJlemoiren follten 30 Sa^re nad^
einem £obe Deröffentßd^t merben bürfen, t^at-
äd^Iid^ erfd^ienen fte gu $ariS erft 1891 in
5 93önben (beutfd^e «uSgabe fföln 1891 bis
1892, 5 S3be.). (95gl. Nouv. Biogr. gön.
XLIV, 809 88.; 93lenner^af[et, latte^ranb, Ber-
lin 1894.) [0. Sfunl,]
9a(nt9. f. 9rba Sanpl^otl^.
faEntstb (2]^almub, -^«^y.) if} xiaä) ledigem
Sprad^gebraud^ ber gemeinfame Sitel gmeier iübi*
fd^en Siteraturmerle, in meldten bie t^eotogifd^e
unb mand^erlei bamit gufammenl^ngenbe profane
®elel^rfamfeit beS 3ubentbumS auS ben erften fünf
nad^^riftlid^en Sol^t^unberten gefammelt erfd^eint.
®egen einanber werben biefe beiben SBerle unter-
fd^ieben burd^ bie SBegeid^nung babylonifc^er unb
paläftinenfifd&er Salmub O^aa nsK^n unb n» *n
^^'l'?^.); ber festere toirb aud^ „Salmub ber SBcfl«
länber* («a^?« -5a?'n)unb ungutreff enb, aber bodj
fd^on gegen Slnfang beS 9. 3a|r](|unbertS i^ierufa«
lemifdder Salmub'' ^teV?*-»^ ^) genannt, »ab-
renb ber erftere aud^ mol^I Satmub fd^Ie^t^in bri|t
unb meif! gemeint ift, mo in populären unb be«
fonberS in polemifd^en Sd^dften Dom Xalmub bie
SRebe ift. S)er Ableitung oon -^uV entfpred^enb
bebeutet -^^»^n gunöd^ft ^Stubium" unb i^Se^re" ;
als SSud^titel begeid^net eS urfprünglid^ bie fogen«
®emara im ®egenfaj^ gur Wifd^na (f. u. xl 1, b),
bannaber baS auSWif d^na unb ®emara gufammen-
gefegte SBert. SBon ben fonft Dortommenben Flamen
für Den Zolmub fei ^ter no(^ bie bei ben 3uben
übRd^e93ejcld^nung„SdJaS''(o'wb.b. 0^.70 ^,
bie fed^S Sebem [f. u. n. 3]) ermfibni — ^tm
ben ortl^obosen 3uben olS bie unerfd^dpflt(^
gfunbgrube ber SBeiS^eit unb SBa^rl^eit gepriefen,
mirb ber Xalmub oon beren ®egnem oIS 3nbe«
griff ber ämmorolitot unb beS UnfmnS nerlößert.
3n SBal^r^eit ift er meber baS Sine nod^ baS Unbere.
Sine Dorurt^eilSfreie Prüfung beS Xalmub mitb
oielmel^r immer mieber gu bem Slefultate fommen,
ba| in i^m rin bemunbemSmeril^eS SRag t)on
§lei6 unb Senfarbeit an meift fruc^tbfe Erörte-
rungen t>erf(!^menbet, aber mand^ gutes ftom unter
einer 9Renge iperi^Iofer Spreu verborgen ijL —
Sßegen beS actueüen äntereffeS, baS gur 3rit beS
aufftrebenben ^^ntifemitiSmuS'' bie Xalmubfrage
in aQen Jheifen ertoedCt, f oQ im ((olgenben baS
SBiffenSmeril^ über ben SÜiImub geboten unb ber
Serfud^ gemad^t toerben, Don feiner Sefd^ffen«
beit, ®ef$id^te unb magrem Sb^^rafter ein gemein*
DerftänblidieS SBUb gu entmerfen.
1. S)ie 9e](ianb(ung beS Xalmub mu^ mit ber
Unterf Reibung ber 9 e ft a n b t b e i I e beSfelben be-
ginnen. S)er2a(mubifinämli4nid^tbaS®eifteS-
probuct eines ober einiger ®elebrien, fonbem ein
Sammelmerf, morin bie gelebrte Xb^üS^rit einer
gangen Steige oon SJlannem gu einem lofen @angen
guf ammengefügt ift ; man f ann bal^er nid^t oon ^Ref
fajfem, fonbem nur oon Sammlern ober Steboc-
toren beS Salmub fpred^en. 2)iefe Sufammen-
fteHung beS talmubifd^en SebrftoffeS ift aber nid^
auf einmal , fonbem gu oerf d)iebenen 3^ten unb
an Oerfd^tebmen Ortm Oor fui^ gegangen: guerjt
entftanb bie fogm. SRijd^na, bann mürbe ibr bie
fogen. (paläftinenfifd^e begm.babQlonifd^) ®emara
l^ingugefügt. — a. Unter ber SRifcbna oerftebt
man eine gegen Snbe beS 2. nad^d^riftlic^m 3a^*
bunbertS oeranftaltete unb offirieU recipirte Samm-
lung, meldte ben bamaligm ^ftanb <m meift
feftftebenben, tbeilmeife aber controoerfen S<bul-
trabitionm ber fogen. Xannaim (f. u.) entböU.
S)ie SBebeutung beS SBorieS 9Rif(bna (nm, pl.
nvaro; (^alb. «n-pn») mirb befonberS in öfterer
3eit (fo in ben bei Hodius, De BibKorum texti-
bus origin., Oxon« 1705» 238 8qq. gefammelten
SSöterftellm unb im Corp. jur oiv., Nov. 146, 1)
als «SBieberboIung" (deut^poxRc) ongegeben,
meit bie 9Rifd^na oIS baS ,,tDteberboIte'' (gmeite)
®efe|^ neben ber Xb^ta fiebt« ^o4 toirb man
richtiger oon ber fpätem SSebeutung beS ffibc
^ (begm. aram. »^^ ouSge^en, toelf^eS gecobeia
1173
Xatmub.
1174
mit "«V unb bf ffm S)crbQten f^noti^m gebraucht
vizb 0= buTt^ tDiebcr^oIM Sagen ober ^5ren
,li^* bej». Jkmtn"). na« bej». «bw ip ber
^itf^m*, PO«« (untetfd^icben bon n?.wp^ ögl. ®eut.
17, 18) ^bie Sammlung bed ®e(entten ober ©e«
kiftoi', bie ir&^Te" (eine anbere Ableitung bon
ber Snqel i» f<!^en, einfd^drfen, mürbe fad^«
rt4 ilem(t4 bicfelbe 93ebeutung, «.baS mit ber
gd^e bctfSerfionbeS Srfa^te'', b. 1^. ^©elemte"
[oieflrt^t oml^ «boS Singefd^örfte'' so. ®efe(] er«
^). 8teIfo4 fielet navn aß (Segenfa^ )U «t-np»,
M «6c{efene*, b. b. bad geschriebene @efe| (bie
üom) , fOr bie bIo| mfinbli^ flberlief erte Se^re,
tmb jiDar |o, bo| eS biefelbe fomol^ aß (Sanjed^
Die i^en einjelnen €a| berfelben (iebe S^alaä^a)
unb eine Sammlung fold^er Säj^e begeid^nen
taatL Unter ben Derj^iebenenSufammenfieDungen
bicfrr Sri, meldte im Saufe ber erften nad^d^rifi-
lii^ S^ entftanben, ^t Sine offirieKen (Sfyi»
cafter^^ten. S)ie9uf3eid^nungbieferie^t9Rifd^na
xx^ l£o^v genannten Sammlung ift ber ^b-
f^ einer mehrere Sa^l^unberte umfajfenben
Sejü^gung ber {fibifc^en (geleierten mit bem
iii0fdif(^ ®efe|. Sl^re 903ut)eln (äffen fid^ in
bcn ftu|erj!en (Ei&en mol^I bid in bte Seit ber Sie«
^ition unter SSbraS verfolgen. SBenn aber bie
5ubm in i^r bie fc^rif tli^e ^i^ining eines fd^on
m 9tofc9 ergongenen mänblid^en ®efe^ (rnnn
rt ^ap) erbltden molen, fo ift bieg ebenfo Jidjer
fa[j4, bie e8 l^öd^ft unma^rfd^einlic^ ifl, ba^ Dor
imferer ie|igen JDHfd^na feinerlei ö^nlid^e 9uf-
Iti^mmgen 0(8 trabitioneSen Se^rftoffed fiattge«
tunben Rotten (f. gegen le^tere SBel^u|)tung bie bei
Sttotf, (Einleitung in ben 2balmub, 2. %uf[.,
bii^jig 1894, 49 ff . aufgeffl^rten Argumente).
Sie Wift^na mie Bbn^upt bie ganje f ogen. Stab-
bintf^e Süeratur (f. b. 9rt.) üerbanft i^re (£nt-
fte^ung bem feit SsbraS neubelcbten Stubium beS
dq<^. Seitbem btlbete ftd^ eine, iebenfaOS aa
fi4 bered^tigte Se^rtrabition, alS beren Xrägerin
wd^ Sngabe ber 3uben junöd^ft bie fogen. gro^e
Synagoge (f. b. 9rt.) erfd^eint. Später (feit ettoa
150 0. (B^r.) treten bie fogen. ffinf „^aatt"*
(nun) ^ert)or alS bie tHuctoritöten, burd^ toeld^
bie überlieferte Se^re (ffabbalä [ogl. b. «rtj im
vritieni Stnne) oererbt unb oerbürgt marb. Wi
bie le^ biefer fünfmal je jmei (BtU^tttn, Don
bcnm immer einer ^äfibent unb ber anbere
Sicepröfibent beS grof en SQnebriumS (j. (ebod^
b. 9rt. ob. 1101) gemefen fein foK, erfc^emen bie
biiben Bcfannten ScabbiS ^Ulel unb Sd^ammai
etioQft oor (S^ifli 3^t (bie 92amen ber anberen über«
fiefext MigflhnA, Pirke aboth 1, 4 sqq.). Sd^on
unter ben fünf ^^aren" mar aber nac^ unb nad^
auf Derf(!(|iebenen ftugeren unb inneren @rünben
in ber SelM^abition ba§ ^^arifäert^um gur |)en-
f^aft gelangt unb bamit bie SBerfnöd^erung beS
Ifbenbigen @efe^, meldte mit bem 9tamen ber
Dbarijder (f. b. 9lrt.) untrennbar oerbunben ift.
Stit ^iOeld (f« b. «rt.) Sd^ülem beginnt bann
bie $^be beft eigentlid^ Zannaim (doctorea
mlBchnici), beren im ®an}en über 100 in ber
SRifd^na mit 92amen genannt merben (f. biefelben
aufgejüblt u. 9L bei Strad 77 ff. fotoie in Samm«
terS SRifd^na-SuSgabe unb Ueberfe^ung [f. u.
n. 7, a]; ogl. aud^ SB. Sad^er, SDie «gaba b. %an»
naiten, Strasburg 1884—1890, 2 Sbe.). ^Ulan
pflegt biefelben jeitlid^ auf fünf Generationen
(be^m. oier mit Sufammenfaffung ber jmeiten unb
britten in eine altere unb iüngere ©nippe) gu Der«
i^m, um baburd^ bie ©leid^geitigfeit ober 9uf«
einanberf olge ibrer Zb^tigteit fenntlic^ gu mad^en.
^tOd, ber att Sab^Ionier im ©angen freiftnnigen
finfd^ainxngen (ulbigte, b<^tte auc^ bem Stubium
bed ®efe|e8 neueS Seben eingu^aud^en gefud^t.
9Rit ^ilfe ber oon ibm gtoar nid^t erft erfunbenen,
aber bod^ georbneten fieben Siegeln (Ty*i'K) foQte
baö trobitioneüe SDlaterial in ben Schulen (n^^a
v-^l«) bidcutirt, 3meifelbafte8 gur ßntfc^etbung
gelfrad^t, 9teued gemonnen merben. ^Itterbingd
blieb bad S^nebrium nomineK bie l^öd^fte ma|«
gebenbe Suctoritdt, allein ber Sd^merpunlt ber
®efetfe8gelel^rfamfeit mar feitbem in bie Sd^ulen
»erlegt, oon benen namentlid^ bie gu 3amnia
Oabne), fpater bie gu SeppboriS unb Siberiad
befonbereS Snfeben erlangten : eingelne ber San*
noim lehrten übrigens aud^ au^erbalb bed ®eIobten
SanbeS (g. 9. in SBab^Ionien unb in Rom), ^fpct
Se^rform mar ber fogen. SRibrafd^ (f. b. 9lrt.),
beffen JRefuItate unS audfül^rlid^ in einigen SBerlen
erhalten fmb, mäl^renb bieHRifd^na gemijf ermaßen
bie Ouinteffeng baoon entl^ält. Unter ben San«
naim befinben ^ä^ eine Steibe oon 3Rännem, beren
9lamen aud^ anbermeitig befannt gemorben ftnb,
fo in ber erften ©eneration 91. (Samaliel (f. b.
%rt.) unb SR. äod^nan ben Saccai, ber SBegrün-
ber ber Sd^ule gu 3amnia: in ber gmetten Gene-
ration ber ^ocbangefebene 9c. ©amaliel II., in ber
britten 91. SSmael (ben (Elif^a), ber bie fieben
Siegeln ^iUelS auf breige^n ermeiterte, unb ber oft
genannte 91. Sfiba (f. b. 9lrt.), ber aller SBabr«
f (^einlid^feit nad^ guerft eine %rt 9Rifd^nafammIung
oeranftaltete; in ber vierten ©eneration unter ben
Sd^ülem Sfiba'd befonberS 91. SRelr, bem eine
neue, auf ber feines fiel^rerd berubenbe 9Rifd^«
rebaction gugef daneben mirb , unb 91. 9lebemia8,
üermutl^Itd^ ber erfte 9lebactor einer Xofepbta (f.
b. 9trt.) ; in ber fünften enblic^ ber (e^te ber eigent*
lid^n Zannaim, 91. 3uba fmffabofd^ (etma 136
bis 217 n. (Sl^r., f. b. 9rt.), mei^ fd^Ied^tmeg
^giabbi" genannt, ber 9lebactor ber SRifd^na.
SS ift begreiflid^/ ba^ unter ben ^önben ber gabi«
reid^ Zannaim fi^ ber Se^rftoff febt mehrte ;
im felben !IRa|e fd^eint aber aud^ bie Safj/i ber
Streitpunfte, beren man bis auf ^illel eigentiid^
nur einen fannte, gemad^fen gu fein. (Eine Samm-
lung unb Sid^tung beS Stoffes mufte barum je
langer befto notl^menbtger merben. 3)aS SBerf
9labbi Suba'S mar obne 3toeifeI nid^t baS erfte
berartige, eS berubte oielme^r, mie auSbrüdKic^ et*
mdbnt mirb, auf ber Sammlung 91. OleitS, ber
ftd^ auf 91. aUiba ^i^it (f. ob.) , mag man bei
11T7
Zaimub.
1178
jnf DcA QiHI VUbfXfjttovSjIM ubft
i^ ^olfißnRRftf^ai SoSegai becatt bewußt bo^
o« bcn SoTiBB SMb^tond onS bec SiMjlc&e
So. 27, 22 (DS^ h. Tafanod, Gethnboth 1 10^) )U
bcgcfabcn ^u^lt. ScrgcbciiS Rotten bic &ütfftttti
:n ^Nfipwi gtrifect gega bie Sßiffcnf ^oft ber
Sob^bmicr, bie ttrie fd^ boSSoit JSSafki" nur
.Sctmninig* bdKiitc; bte IRü" imb Siad^ioelt
ttdt t§ wü bcT bQti^tonijd^cn ®cnHuiL — SRcnt
^jltgl bif Vnocfis |ii bcnfclbcn S^''^^ ^^
bic tflwnoim ({. oL) no^ OcneioiioiKit tufani»
niqiB jMIm ; btt 9td|e ber |mlöjltiim{t{^ ^1^
gi(t Kur (pelS obne^mciib on So^ mb Sebfu«
tsn^ bis |iir fnl^tii» bie bcr bttbi|Ioiti{4^ ^^
jn ^bcnicu OenemtiiML (Her genügt e§, <nt8 bcr
%iiiK9ft^(f. bkfdbe bei 6tnul 87 {f., unb »gl
etralfenrg 1878; Serf., 2)ie tgoba bcr pa*
IdjtincniifiQCB vnuNDfier^ ebb. 1892. 1896,
2 tSbc [8b. m fc^ wodip Mcjmigcn «mo-
IflCt nfTfl^*^A11Pffff1l- tffifMf Hu vCC yrtHKiMHI DR
Kwcn xaimuDe ui vctDUUMng gconHp vcrocn.
Scr fbf^lB^ ber pdapiaaqtfitcn Scaiani wi^
indfo^ (no^StainioRtbcrSotgoBg) bc«SL3i>-
Aoiun bor "oppftiyt (fl^ 279; aJvooognip^ie
tttxr i^ oon 3orbtt^ JL 9b^ Subopcp 1895)
ctQcfd^cben; bodb Cbqi Mc^ noidgli^ mistig
ton« ba nodf eine gnfW|e Ihnftbl fturocr, bie
jpdtti ftnb od o^ im polfl|hncnfti4cn Tofwb
ülNQnl UlCiUeU. ^eHCBeVfl 9" *^ QlWylPlHi
ctiKfr|!e o^tfanmeB^eflmg MnXificnffisnnipR
W\äm Deninflallet wk et iMniPt bcn In*
f^dn Vrt# bo^ nni M ^ poio^riaa${i^ 8e-
non in ber nn§ norutgRAenScfkiltnli ciaelofe
HttfQnQMngffägte Ci<miiifin§ aS nu^^kbcncn
XtcÜfoinsiIungoi pi binfiwi \tL. 3n bieder Be^
idM fie int Sttnfe bct 4. nnb S. dcbrbnnberlS
QQA 10^^ ^^ft^n nno ocaMfrOHHcn t\^^--' ■•^*^ cbv*
fifinbni fttn, UMironft fii^ bsnn a4 crftsini lisst
^a^ ctn|dne €tnde beifdicn fnnnf WTtfltni ge*
9im9mfmb(f.untenn.3). <iontingciygfvfcn
Seboctton ttrie beim bob^lonKäcn %Mxäb tarn
i^oflS ntil^ 9td>e fcn. Cb bie
QfDum cr|l in ^'^(^'^"'b'nf
lom)^^ gcfflunneO nwrbcs i$,
(Offerte bcr änbcn IT, 2. %jA^ arb^ 1866,
384) br^mttitel^ ]cä fßa
Ad fntigcS (Boit)e ^ er bcn
tttxB Qt^t Mrgdcgfli vtäb t9
biupt id^t bcnn^ — ^nr
Snnoni jiid) WcrfBrine bie
5rtco, 9L 9f4i unb X. fMisL
S47), braute bie aRif^nn
mirbc bort bcr SSegrönber bcr bsner
ftm 64ule m €ura. 8oni|BbiS<
^^n\^427) tSnfk ^ hm
natciid bcract, bo^ ei nübi
jvhmvKitlUIttng bcSfdbcn pi
QtbnMtf )u gctohmen
Sq^ vatcnuil^m eft S. l{4t
iä^id^ (in ben ÜRonaten Sbor unb SIuQ SU 6uni
ftattfinbtnben Sufommentünften (»'»$, üieDeiAt
k^erftümmelt auS Behola ; nad^ Vnbem mit xoXeiv
jufamtnen^ngmb) immer ie einen Xradat ber
9Ri{(^na mit {einer ®emoro )ur Sefprcd^ung unb
sur befinitit>en Sfeftfe|ung t)or}ubringen; fo foS er
tn 30 Salären bie SHird^orbeitung bed ganjen babQ«
tonifd^en Xolmub betoerfftcaigt, bann aber, ba Oott
il^m noc^ löngereS Seben fd^enfte, mieber Don bome
begonnen unb oud^ biefe gtoeite Stebaction faft gan)
}u gnbc geffl^ ^ben (f. b. Talmud, Baba bathra
157 >»). aOerbingd toor bamtt bo4 SBcrf no^
ni^t befinitin abgefc^Ioffen, fonbem bie f olgenben
Smorder bis auf 91. Slbbina (ober 9iabbina)
mebttcn ba8 talmubifd^ 9Rateria( no4 loeiter.
Snbeffen gelangte Sf^i'S Slebaction beS Xolmub
)tt immer größerem Snfcbcn ; man mu^ {t(^ um
fo me^ freuen, barin einen ®runbftodf ber tro«
bitioneflen itffct ju befiben, meil fid^ attmilHg bei
ben Soffoniben bcutli<$er baS Seftreben jeigte,
ber tcxaidDo^fenben (Benerotion baS (Sriemcn bd
alten Qkfe|cd }u crf^toeren nnb fie fxm $arfiS«
muS (eriibequjie^, fo ba| unter gfiru) (461 biS
484) bie fernere Vb^oltung ber Se^rMcfammlungen
nnterfagt ttnirbe. 9ber aiu^ bie innere &(^ffenS«
traft bä 3ubcntbumS, menigflenS auf bcm ®e*
biete bcr toImubif^aiOdc^rfamfeit, unb Me erfk
9Iute ber bobplonifc^&^ulen l^ottai fid^ aOmAIig
i^cen enbe lugenei^ 9la4 9L 9bbtiui (gcp. 499)
traten frine namhaften Sc^rer im Seifte bcr 9lmo*
ificr mc^ ^^f man begann Iriclme^ boS non
festeren Sorgdrogcne |tt {irüfen nnb ]n bunl^
boibn; flott ouctoritotiDer Beeren brad^te man
^IReiBingn' (n^2o)nor, nubbaMmer^iirftenMe
mn f olgcnbcB (Sde^ten bcn ftamcn ,6abosSer'
frr^X 9bnn.iß ber bcftnititie «bf<^In| bei
Xnlmuo miD bie eiaenfiube ^ Mf yimn unn bcslclbcn
|n ncrbanSn (ogL über bie 6oboröer ncM^ £äii, in
■mm[1896]a.;
Epetein, ib. XXXVI [18981 222 sil
2. Inf bcnän^alt bcSZalsnib im<Sn}efncn
■ %'^^^^ÄB^^^^»n^^'^^^ a^Ä a^M ^^a aaa ^^a ^b^hb^v ^^k^ ij^ ^^^^90 ^^^^ a^^^ ^^aa^^^^
. mie BCDEiis timttiwi^tiwt ndi über Doa aewnimle
, bcm gtg^«^ Zleolo^x^ aledct fnripif^c, ge*
. i±i±il:^, onbcüiooiKt^, f|Ra^ nnb natnimiffen^
iöcfrliin, maibcsrnnidjc, ted^b<m^
I iticcrepk nmlusL Sim ccncm Spüem iß barin
uRse Scbc^ cxb crft bcr tiMtcni ]n5ii^^ctt ,€d^o*
s?* i9el He ftr^obe |n, eine geocbnete Ofam*
^ier id *cr bcn ^eoIo^Kbcn ficbidl
anf bcn fbL Sndcntbnm ¥1^
asf 9. Seicr, 3ib.
tc SgxS 5cS ^olTinb nnb nemNoiblcr
Sts^ü 1897 (%. IniL bcS J&^/9km
v.iAcn Zbcslo^
cte. ISS: I «±r »aS Sccaeüicte, nnb
1181
Xolmub.
1182
imib ber Sctfu^ ficmo^, bur$ eigene gfunblein
tttfi boit angc^^ SRaterioI }u üermel^ren. 3m
Ucbrigm itnterf^eiben fic^ bie ja^tlofen @d^riften
qtqpi bie «Zaltnubiuben" nur burdjf ben me^r
ober ininbctjc^acfen Xon bet 3>arftelun9 ; tttjfen-
{(boftfi^en SBert^ ^en bief eOen, freiließ aud^ bie
lRe^()I ber barauf cmttoortenben (Segenf^riften,
v^ 3u)ugeben ifi, bo^ ber Xalmub bejüglid^
MtA, {eines SBefenfi unb SBirlenS u. f. tt. 91uS-
ptnn^ entl^It, tDeld^e man bladpl^emif $ nennen
ott^, fa08 mon borin mel^r oIS ))]^anta|tifd^e
Sflfgonen erbliden toiO. betreffs ber talmubifc^n
Sorol forni man ba9 3ugeftanbm| SBienerd
(0.0.0. 10 g) occeptiren, ba| Äd^ aud^ „ßinigeö"
jnibct, JkA ftd^ leiber ... mit unferer l^eutigen
(ottgcft^rittenen ®c{ithmg unb aRoroI burd^aud
rni^t Dereinigen la^t", menn man nnter le^terer
nsfo« bie ^riftlid^ aitoral üerftel^t. 3ebenfaB8
g^t bie !Bebouptung nid^t gu »eit, ba| ber %ol'
omb tro| einzelner anberd flingenben Stellen im
mgnneinen nid^t bod £t)ongeUum ber Siebe pxt»
bi9)L Sud^ iDod er fpecieU über bie $er]on beö
CtioM entl^tt (t)gL Saible, 3efud Sl^riftud im
Z^Uraib, Serlin 1891 [mit einer 3ufammen-
Mm% ber Originalftellen burd^ ®. 2)alman]),
t^ ttcroit, ba| ein d^ftlid^er Staat bie aQSeitert)er-
brrttung beSfelben oud^ unter 3uben nid^t bulben
foütt. Unbeftreitbar gelten aber aud^ mand^e SBe«
f^ulbigungen gegen ben Xalmub )U meit ; fo ift
d ou8 bem Xalmub abfolut nid^t gu beioeifen, ba|
bm duben ber fogen. Stitualmorb geftattct ober
gdi geboten fei (Dgl Bixai, S)er Slutaberglaube
m ber Wenjd^l^eit u. f. »., 4. %ufL, aRund^en
1892, 102 ff.), mag man fonft fiber bie ®ef^i^t-
ftdWnt ber ongefflbrten gföEe urtl^eilen mie man
väL fludft bie Sel^auptung, ba^ bie Sl^riften im
Solmub fc(Ie<!^terbingd ^®5|enbiener'' genannt
tnlzbcn, foOte man ni^t einfadg mit ber ^Berufung
onf ben SuSbrudf Acmn alS beriefen anfe^en;
beim bie befte SetoeiSftelle ffir bie ©leic^ung
Acum (onsj , b. l n^Vftt? e-asia lai^, ®iener
Ut @ienie unb Sbi^^^i^^i^^'/ ®ö^enbiener)
= (Soften (Sehnlchan arueh Oracb chajjim
113, 8, ein Acmn, ber ein Iheuj in ber ^nb
int) ^ biefed 9Bort erjt burd^ bie (Senf ur erbalten,
mlfoxib tttf)ȊngUd^ baS j[eben Sti^tiuben begeid^*
nmbe ^> bafelbft fic^ fanb (f. 3). f^offmann, S)er
&6uU(an*9ru4 unb bie Stabbinen über bad 93er-
Utnil ber 3uben }u SnberSgldubigen, 99erlin
1885, 106 ff. ; «. SBfinfd^, in b. ,Mg. 3eitung"
1898, SeiL 3tt. 57). — ffiie man ben Snbaß
bei tßimvb wafftf^ nu|bor machen lann (menn
man oft 3iel ber gorfc^ungen nid^t bie Söfung
ber 3ubenfrage betrautet, beren @d^mer))unlt auf
cinetn anbem ®ebtete fiegt), bad ergibt fi(^ ou3
bem SBejen unb ber Sntfte^ung beSfelben. S)er
Xolmub entbfilt itoetfeHoS einen @runoftod( öc^ter,
Demi ou4 entpeätcr Xrabition Don retigiöfem unb
gcdbü^tfid^ C^orofter unb mand^ gute SBeobad^
bmg. 1De|^ fdnn er ba, tt)0 anbere OueSen
^ogen ober fpdzlid^ flie^n, mit %u|en l^eron«
gebogen »erben. 3n ber redeten SBeife unb mit
ftritif oertoenbet bient er bagu, bie bibltfc^en Se*
rid^te gu üluftciren, gefd^td(|tlid^e Slac^nc^ten )u
ergonjen u. bg{., mie bie| j. 9. Stgbtfootd
Horae hebr. et talmud. (f. Opp. omnia II,
Franequer. 1699, 243 sqq.), 9)Uufd^en9 Not.
Test, ex Tahnude . . . illuatr., Lips. 1736, au8
älterer, SiegfrtebS Analeota Rabbin. ad Noy.
Test., Lips. 1875 (bagu 3a](|rbb. f. ))ro^. SbeoL
n [1876], 476 ff.), unb SBennettd The Miehna
as illustrating the Gk)spel8, Cambridge 1884,
aus neuerer Seit für baS 92. X., SDerenbourgd
Essai sur Thist et la göogr. de la Palestine
I, Paris 1867 (k)gl. bagu A. Franck, Nonyelles
^tndes orientales, Paris 1896, 1 ss.), 3. S5tt)9
treffliche Sd^rift „lieber aramäifd^e ^flangen-
namen", fieipjig 1881, fflr bie betreffenben SEBif«
fenSgebiete jeigen. gf^ettid^ gebt mand^en (Sr^eug-
niffen,biebeiSrfor|d^ungbe92:aImub5ubergIeid^u
3toedfen jum SBorfd^ein fommen (f. eine Slnja^l
aufgeführt bei @trad 124 ff., anbere in ber unten
SU t)er}eid^nenben bibliograpbifd^en Siteratur), ber
Sbaralter ber 9QSif|enfd^ftIid(|teit )U fe^r ab ; aud^
loirb Dielfad^ baS )u Zage geförberte Stefultat
faum für bie (Sefd^iqte ber in g^age fommenben
2)i8ci))Iin (j. 9. ber ajlcbirin) ^ntereffe baben.
Ueberbau))t ftebt f eji, ba^ bie d^riftlid^e SBelt an bem
änbalt beS Zaimub nid^t baS gntereffe fyit, meld^efi
bie äuben ibr gerne oinbiciren mdd^ten: baS (Sbri-
ftentbum t)erbanlt bem Zaimub ni^td unb ift auf
benfelben nid^t angemiefen, menn fd^on man il^n
lieber aß oerbinbenbe Srüde benn ald Sd^eibe«
manb benu|t feigen möd^te (ogl. gf^. ^eligfd^,
(Smfte gfrogen an bie (Sebilbeten iübifc^ SRe«
ligion, Seipsig 1888, 55 ff.).
8. 2)ie(SIieberung beSStoffed imXalmub
ift leine ftreng f9ftemati{d^e, fonbem mebr eine re«
pertorifd^e. Sunöd^ft ift ber (Sefammtinl^alt ber
TOifd^na auf 6 ^Orbnungen* {^^Ti^) bertbeilt,
beren iebe metterl^inin meliere Qe^t im ©angen 68)
„Xractate'' (n^eu, pl. gemöbnttd^ n<8na^r, mört«
lid^ „(8ett)ebe\ alfo = .Seite") jerfdßt; bie
Sradate fmb in (jufammen 523 ober nad^ cai"
berer 3äb(ung 524, be}tt). 525) „ftopM'' (p-?.^)
unb bie ifapitet in i^Sa^e" (n»e im engem
Sinne, pl. n")*?»«:, ober aud^ [im ^aläftinenfifd^en
Xalmub] ^3^n) getbeilt $ie einzelnen Orb-
nungen tragen einen i^ren Hauptinhalt anbeuten*
ben 9lamen, ebenfo bie »actate. 3)ie Papitel
merben nad^ bem Sorgange ber (Semara oon ben
3uben oielfad^ mit bem 9nfang8U)ort citirt, me|«
balb bie Solmubaudgaben gemö^ntid^ am Sd^Iu^e
beS erften Xractated (Berachot) Serjetd^niffe
(nHhriB», ^Sd^Iüffel") jum leidstem Suffinben
ber Kapitel entbalten. 3n ben 2)rudau§gaben finb
bie ftapitel unb Sa|e aud^ numerirt. SBeld^eS
^rincip für bie (nic^t gang conftante) Steibenf olge
ber Sractate in ben ein}elnen Orbnungen maf -
gebenb gemefen, ift faum auSgumad^en ; aud^ bie
Stellung eingelner Xractate in bie Orbnung, in
meld^er fie ftd^ j[e|t finben, tfl nid^ r«^ Der«
1185
Xalmub.
1186
iteptUfii inb €a|en cttiri, fo batf nid^t fibesf«^
mcrbm, bo( bic Mif^itbenm Sufigaben bqfiglul^
ha S^Iuns bct €S^ (r^) biff eriren.
e. Sie epxaä^t beS Xalmub ifl tl^ri» boS
fo«. 9tcii^Mttf4< (jf. b. «rt Stabbinifd^ e))rad^e
nb Sttcrotisr), t^d baS «mnäifd^ (f. b. «rt).
30 ojicm i{l bie gange 9Rif(^na (mit äudiml^me
wnigcr 6d|e) wib ritt gto^et X^ril ber ®emara
ORfo|t; bcnn ou^ in ber ®emaro finb, mie
DabBon (f. il) 13 f. gegenäbcr unrti!()tigen, mel^r-
t4 no4 in mueßa 3eit imb Don fonft bead^iend«
acct^ Suctoren aitfgeftdUen Angaben confta-
Uzt »bie ated^t6fä|e . . . immer ^ebtftifd^ f ormu-
lictt^, iinb in betreiben @))ra4e bemegen fiq mrift
,0114 bie an €d^fiiDCM^ ^df anfd^Ite|niben 6t-
flttmmam . • . fomie ein XeU ber Sr}ä]^Iungen.
i)er Seß ber Srg&blungen tmb au|erbcm oorjugS-
ttc^ bie ^motfpia gformeln ber SiScuffion ftnb
manSa^". 3m (B<m}en bilben bie oramöifd^en
6(uile im )>al&^nenftfd^ Xolmub nur ben ge-
Tioiinn X^ 3^f4^ ^^^ Sram&tfd^n ber
Wbini Xalnrabe jrigt j^ rin bialeliifd^er Unter-
^i^^ hoä^ finben pd^ im babQlonifd^en Xalmub
,)Ia4liiicIttneen beS iubaif^cn S)ta{eftS . . . oUent-
(oOm, mo (Mläfünifd^er XrabitionS|)off mit-
gtlcill mirb' (3)alman 19 ; Dgl. 82). 9tod^ ifl
p bemetten, bo| }um Serfiäiti)ni^ bed Xalmub
mäf bie ifenntnil ber barin oorfommenben 916*
hsMiren nStbig iß. — .9(8 ^Ufdmittel aur
Cikimmo ber €praqen beS Xalmub feien l^ier
gournit f& bofi 92ett]^ebräif d^e ber 9Rif d^na : Qttad
nib€iegfrieb, ^l^rbud^ber neubebr&if(^en@))rad^e
0. f. 19^ ihitttrul^ u. Srifjig 1884 ; ffir baS 9ra«
nfiHe bei |xiIäfHnenftf d^en Xalmub : ® . S>alman,
Otommotil beS ifibifd^-poläftinifd^en Slromäifd^
XL i »^ 8eit>aia 1894 (2)taIeft))roben baau, ebb.
1896) ; für ben Mbi^Ionif d^en Xalmub : @. 3). fiua-
aotto, <B^matiI ber biUifd^d^albäifd^en Sprayt
u. f. 10., beutf(^ t)on 3JL @. ffrilger, SreSlau 1873,
51 ff. IL C Seiriad, im Americ. Journal of Se-
aifticIangnage6etUterat.Xni(1896— 1897),
2Ht; XIV (1897—1898), 17 ff. 9Son ben bei
Sttlmanl6f. genanntenSrbeiten jurSqrifograpl^ie
beft Xalmub feien erlDöbnt als neuere SBerf e : 2tt>tf,
Sentcbr. nnb eb<^. SBörterbud^, Set))}ig 1876
Kl 1889» 4 Sbe. (moju bie ergänjungen t>on
Laüot, Saggio di ginnte e correzioni al Les-
iiQO Talmudioo, Torino 1879; D med., Naovo
negio etc., Bom. 1881 [Atti dellaB. Accadem.
doUneeiSer.in. Mem.dellacla8fiedi8cienze
Motali IX]; n med., ItGscelL postoma I et n,
MOaa. 1884. 1885 ; 91. SBruII, in b. 3al^rbb. f.
|ub. «cfdft. tt. 2ü IV [1879], 106 ff. ; V [18831
USf ; Vn [1885], 57 ff. unentbebrlid^ ftnb) unb
ILJMtniw,])ictoftheTargumim,theTahnud
BabU and Jernahalmi eic., London-New York
1S86 iL (no(^ un&oHenbet). 9{eueften8 erfd^ien
§.9)aImon, «■nm ^i-w arom.»9leu]Jebr. SBörter-
ta4 in Zorgum, Xalmub unb aJKbrafc^ I,
ttonlfurt 0. 9R. 1897 ; biefeS Semiten mirb nad^
kr^etmilgabe befi jioeiten Xl^Iefi ein bequemes
ttr^oilatZoB. XI. 2. Kaff.
ilfSmittel für ben ^anbgebtaud^ bieten unb ent«
t gugleid^ als fel^r ermünfd^te 3ugabe ein (fd^on
ooQftönbtg DorliegenbeS) abb<Aetifd^eS SBerjeid^
ni^ ber Slbbrebiaturen (Don @. ^. ^änbler). Son
anberen Sd^riften, bie ftd^ mit Den SbbreDiaturen
im Xalmub befaffen, fei beiffrielsmeife nod^ $1^.
Seberer, ^ebr. unb Sbolb. SlbbreDiatumt, groiil-
fürt 1894, genannt. Ueber bie gal^Ireid^en |)er-
ftfd^en, gried^if d^en unb lateinif d(ien Sebnmörter im
Xalmub (unb bermanbten SBerfen) liegen man-
d^rlri Vorarbeiten üor, ). 9. Don gfarft, in ber
iDlonatSfd^rift fär ®efd^td^te unb aSiffenfd^ft beS
aubentl^umS XXXVm (1894—1895), 305 ff. ;
Don @d^mab, in b. Sem. Studies in memory of . . .
Kohui, Berlin 1897, 514 ff. ; Don bem auSfObr»
lid^en SBerf über bie gried^. u. lat. Sebnmörter,
meld^eS @. jhraug längft in SluSfid^t gefteOt, er-
faßten ber erfte X^eü »erlin 1898.
7. ßS erübrigt no^ ein furjer Ueberblidt über
bie ®efdßidßte beS Xalmub feit feiner SSoS-
enbung unb beS XalmubfiubiumS im 9RitteIaIler
unb in ber Steuaeit. — a. Ser Xalmub Ißat nadß
feinem 9bfdßlu| mel^odße, t^eilS abfidßtlidße,
t|^S unabfidßtlidße te^tlid^e SBerönberungen er«
litten. SBäbrenb bie Unteren fidß im Stalßmen ber
aaä^ fonft beim 9lbf dßreiben Dorf ommenben Sfeblec
bemegen, boben bie erfteren Derfdßtebene Urfad^en,
unter benen bie geaioungene ober freimtQige Stüd-
ftdßtnabme auf bie JKrc^e nidßt in Ie|ter Sinie
ftebt. 9tamentlidß bie mittelalterlidße Senfur Der-
anla|te baS 9BegIa{fen einer Slnaabl Don an-
Pligen Stellen ober bie Srfe^ng einaelner
9Borte burdß anbere; unb aule^ befdßlo^ eine
SSerfammlung ber 9eltefien in $oIen im 3. 1631,
aUeS auf 3efum SBeaüglidße megaulaffen, bie 2Mtn
burdß einen fleinen ffreis fenntttdß an nutdßen unb
bem Sebrer ben blo^ münblidßen 9)ortrag foldßer
Partien anbeimauftelen. SRan mu| ba^er bri
gebrudCten XalmubauSgaben Me cenfuririen X)rudte
Don ben uncenfuririen unterfdßeiben. 9uf bie
9Ranufcri)>te bat natürlidß bie Senfur feinen Sin»
8u% gehabt; aKein bie erbaltenen 6anbf dßriften
er SRifd^na unb ®emara ftnb im Slerböltni^ an
ber gro|en Verbreitung, meldte ber Xalmub unter
ben mittelalterlidßen 3uben gehabt b<^ben mu|,
nidßt aablteidß- Viele ßsem))lare ftnb in ben
SubenDerfolgungen nebenher au @runbe gegangen,
nodß mebr bri ben (EonftScationen auf obrigfrit«
liefen Sef ebl bem gfeuer überliefert morben. @oldße
Verbrennungen Don Xalmubbmibfdßriften fan-
ben frit etma ber aRitte beS 13. gab^bnuberts
toieberbolt flatt (f. »eufdß. Snbe; I, 45), olßne
ba^ freilidß baS SBerf bamit Demi(btet morben
märe. @))dter fudßte man, ebenfo Dergeblidß, bie
SrudEIegung beSfelben au Derbinbem ober bodß
loenigjtenS auf espurgirte Ssemplare au befd^ftn-
f en ; f o unter $iuS IV., loo erlaubt lourbe, ben
Xalmub an brudCen, aber obne ben 9lamen
^Xalmub'' unb obne 3niurien gegen bie ^rift«
lid^e Sieligion. @eU bem Sabre 1559 ftel^ ber
Xalmub auf bem rdmifdßen änbes, unb (Sie«
38
1187
Xalmub.
1188
men« YIIL ^ob 1598 bie üon $iu8 IV. ge-
toSfyctt, eben enoft^nte 9RiIbenmg toieber auf.
Halbem ^äf g^eigt "^ttt, bo| etne Steiniguno
bcS Xalmub oon ben anftö|igen Stellen praftif^
mnndglid^ feL Unter bie ton Seo Xm. VkfiUS)
(Conftitution Officiomin »o mnnemm t)om
S8. äonuar 1897) boUjogenen 9tenberungen ber
äi^esüetbolt Mt ber Xalmub nid^t. (Sltöneuejie
Siteratux übet xM Setzten be« römifd^en Stul^IeS
gegmäber ben Wiäftm ber 3uben feien l^ier ge-
nannt SBerlinet, Senfur unb Confldcation l^ebifti-
fd^er »fld^r im ftird^enftoot, »erUn 1891 ; Tt.
&tm, Urfunblid^ SBeitröge Aber bie SteOung
ber $ö|yfie }u ben 3uben, Stiü 1898 ; Sacerdote,
Deux index espurgatoires de livres höbrenx,
in b. BeTue des ^kides jolves XXX [1895],
257 88.) 2)a| bie Hixä^t in il^rem Sorgel^en
gegen ben Xolmub, )umd im 16. ^al^l^unbert,
Unred^ get^n, fann nur btl^caipita, toer il^r
fiberl^aupt bae 9le<^t beS SSäd^erDerboteS beflreitet ;
übrigens mu| immer mieber barauf bingeoiefen
toerben^ ba| gerabe bie 6tabt 9lom im 16. 3abr-
bunbert bie iübifd^e SBiffenfd^aft unter ben Sugen
ber Pt»fte erbliiben fab. loie felbft iflbifd^ ®e-
glid^tfd^reiber nid^t läugnen fdmien (t)gl. g. SB.
ogelftein unb Stieger, ®ef(bid^te ber äfuben ia
»om n, »erlin 1895, 65 ff. 255 ff.). — Unter
ben nid^t febr gablreid^ feonbfcbriften entbalten
nur gaiu tt)entge ben oottftönbigen Xolmubtest,
onbeve bie SRift^na aOein ober einzelne Xroctate
ber SRif d^na unb ®emaiQ ; eine Srg(ln}ung bed
fritifd^en 9Raterial8 bieten aber einmal bie Sitate
bei Den Xalmubiflen ber frflbcren 3abrbunberte,
fobonn bie erßen 2)nule, meldten gum Xbeil
\p&ttx ttäotm gegangene Stanuf cri|)te }u (Srunbe
lagen. Sine SufammenfleUung t)on Yariae leo-
tiones in Mischnam et in Talmnd BabjL
begann %. StabbinoDic) (aRund^en 1867—1886,
15 Sbe.), nad^ beffen Xobe ^. Sb^^entrtu baS
äBer! f ortfe|t (9b. XYI, .^raem^dl 1897). S)ie
SRifd^ liegt in einer breifad^ Xestrecenfion
tor, nümlid^ aß bie einfad^ 9Rifd^na, fobann in
SSerbtnbung mit ie einer (Semaro. 2)er Unter-
f d^ieb }mif (|en ber )ialöftinenfif d^en unb ber bab^
lonifd^ ®eftalt gebt tbeilmeife auf Stabbi 3uba
eft gurüd (ügl. ob. n. 1, a unb @trod 59). Unter
banbfdgriften ber 9)lifd^na ift befonberS bie
oon Some (Sambribge 1888) ebirte mid^tig, toeil
fie aOein oollftftnbig bie {KiUiftinenfifd^e Kecen^n
entbölt — SBom ))alö{tinenfi(d^en Xalmub bot man
nur eine ^onbfd^ft oon grd|erem Umfange, bie
bau^tf&d^Iid^ bem SBenebiger S)rud oon 1528
(1524) )u®runbe liegt. «ud^berbab^Ionifd^Xal-
mub ijt goiu, fotoeit bis yt^i befonnt, nur in einer
SRfind^ener ^Kmbfd^rift erl^olten; einjelne Xroctate
finben fid^ b^nbfibriftlid^ in mebreren ber großen
IBibliotbelen (Swcopc^^ (f. b. genauere bei 6trod
69 ff.). Ob boS friUf d^ aJloterial in biefer Slidi-
tung burd^ nocb nnbefannte aRonufcrtpte eine
locfentttd^e Sereid^erung erfobren mirb, mu^ ab-
gemattet metben« -— Sine Iritifd^ Ausgabe ber
gangen 9Rlf<bna unb (Bemam liegt bil ic|t ni^t
oor. (Berobe bie diteften (fonft febterboften) eu-
tbnen boben ober einen befonbem SBcrtb^ toril
fie (loie ermd^) {Id^ gum Xbeil auf oße ^nb-
fd^riften pt^ unb gugleid^ oon ber Cenfur noä^
nid^t oerßummelt finb. Son9u8goben ber gangen
SRifd^ feien etmäbnt bie gu 3ltapü 1492 et»
fcbienene editio princeps ; bie Senebiger 1546 ff.
1549. 1606. Xest uiO) Ueberf^ung bieten So-
renhusinsy Misohna, aire totiusHebraeomm
juris . . . systemay Amstelaed. 1698 — 1708,
6 part ^gleid^ mit Kommentaren unb Koten)«
bie berliner Ooft'fd^) «uggobe 1832 ff. unb bie
neuefte SuSgobe, begonnen oon €ammter, fort-
gefeit oon Sonetb unb ^ffmonn, Serlin 1885 ff.
®om ))oIäftinenfif d^ ^Irnub etf d^ien bie erfte ®e-
fommtouSgobe gu ^ebig 1523 ober 1524; mebr
benu^t tDurbe bie ^holouer oon 1609, no^ mel<ber
oud^ meift cttirt toirb (f. ob. n. 5) ; neuere SluS-
S^ finb bie oon @d^itomir 1860 ff. unb oon
oiofibin 1866. Der bob^Ionifd^ Xolnrnb tfl
om öfteften gebrudt, guerft gu SBenebig bei 99om-
berg 1520 f[. S)ie Sudgabe Senebig 1546 ff. bei
äuftiniani tft burd^ miUürli^e Sorrecturm ent-
fteut unb boSfelbe gilt nod^ mebr oon ber febr
oerftümmelten SoSler oon 1578 ff. 6|>dtere Und-
gaben ergöngen bie Senf ur(uden tbeilmetfe (iholott
1602 ff. 1616 ff., «mfterbom 1644 ff. 1714 ff.,
granlfurt o. b. Ober 1697 ff., Sronffuit o. VL
1720 ff. u. f. m.) ; bie Oon ber Senfur gefiriibentn
Partien ftnb mebrfod^ feporot gebrudt moxben (f.
©trod 75). 83on ben neueren (tbeiä unooQenbeten)
Sbitionen be6 bob^Ionifcben Xalmub feien bei-
fpielStoeife genannt eine SBorjd^uer 1859 ff. ; eine
SBiener 1860 ff.; eine tBerliner 1864 ff.; eine
SBilnoer 1880 ff. ; enblid^ bie noib unooDfldn-
bige unter bem Xitel New edition of theBabyL
Talmud. Original text ed.» correeted, for»
mnlated and transl. into fingUsh by M. Lu
BodkinBon, New York 1897 fF. Soblrei^
SluSgaben eingelner Xroctate, bie fub gum Xbeil
„tritifd^e" nennen, finbet man bei Strod (be»
fonbet« 6. 116 ff.) oufgeffibrt — S)ie Ueber»
fej^ungen ber SRif^no unb Femara finb gum
Xbeil fd^on ermäbnt ; fonft finb nod^ gu nennen
bie befonnte SRifd^noüberfebung oon 3. 3. Stabe,
Onolgbod^ 1760 %, 6 Xble.; bie frangöf. Uebet-
fe|ung bed gangen |)aläftinenfl(d^ Xobnub oon
M. @(b»ab, ^tiS 1871—1889, 11 »be. (8b. I
in i^neuer 9(u£^abe'' 1890); bie nod^ unooKenbete;
oon ber ftritit ted^t ung^ftig oufgenommcne
beutfdjie Ueberfe^g beS bob^bmifcbm Xoimulb
(mit b. Urteit) oon (Solbf^mibt, Serlin 1896 f^
eimebie Xroctate ^ öfterfi überfe^; loteinifd^
g« 93. bei ügolini, Thesanma aatiqnitatuBi
eacraram XYIL XVin. XX. XXY. XXX
[17 Xroctate ottS bem (mUftinniftf (bcnj. ZIX unb
XXY [SXnictote ou« bem bobQloni^en Xalmub] ;
anbeteoergeid^net@trQdll6ff. SBäufd^dbeulfd^
Ueberfc^ungenbeSbaggobifil^aRoifriaa imbcA^»
Ionif4en unb poU^enfif d^ Xolmub finb bcreüfr
1189
Xalmub.
1190
oboi taoSfnL — V SMe (Befd^U^te beS Xolmub-
ptt^iiinA (figt, tok enge üemo^fen äubentl^iim
snb Xolmub ^nb imb »ie gto| oet Sinfiug tft,
bm le|tcm ouf alle Stoeige ber }ptd^\^ iäbi{d{ien
2ilaaiitr ouflgeübt I^L S)artn liegt aud^becbefie
9cMft baf ur^ ba| man im Xolmub nid^ ein fünft"
lut cnifgepfro{)fte§ 9teiS, fonbem ben natütlid^en
likläufec ber Slid^tung |u erbliden l^ot, toeld^e
te§ obßerbenbe 3ubent$um einfc^Iug ; benn |id^er
fiii^ bie 3uben ni6t bucd^ ben Xolmub etft fo
letDotben^ tote fie {tnb, fonbent biefet iß umge«
btat nur ber XuSbnuI beff en, wcA im äubent^um
IcU mib mirffom ifL 2^^oreti{<!^ iß ffoox ein
0d)o)io{er 3ube o^ Xalmub benfbac, foctifd^
aber I9teb {eber ö^ite 3ube ein «Zalmubiube"
jcia. 2)arum ßonben aud^ Don Sn^ang an bie*
jonoRi, »eld^, ttrie bieilardet, al8 birecte ®egner
M iaimiib ottfttcten, im (Serud^ t»on ff e^ ;
mbeie, bie burc^ temänftige Reformen nament-
04 oof bem Oebiete bet immer unfnid^tborer toer-
brnbm tolmubifd^en aBiffenfd^aft neues Seben in
Mf tobten ®ebeine )u bringen fud^ten, fonben
tcftige Segner unb brod^ten ed nid^t ju einem
iu4$Qittg mirifamen (Einflu|. 2)er Xolmub be«
(entöle Am MtS, boS eigentli^ Steligiöfe unb
bmit Sufmnmenl^ängenbe nid^t bIo|, {onbem mid^
Mc ScoqgeMete, melc^ mit ben religidfen gfrogen
nor iigrnbtoie in 93e}iebung fleben. Sie S)ar-
fUitiHl beS XoImubfiubiumS l^t bal^er »ielfad^
ttt Slfmien berfelben 3Rdnner )tt nennen, »elc^e
Aecf^auirt in ber robbinifd^ Siteratur eine
Soul g^f)rielt l^ben, me^bülb bier im Mgemei-
nm fluf ben betr. 9rt. X, 707 ff. Sejug au nel^-
am ifL Kod^ iß ju bemerfen, bo^ bad @tubium
M Zalmub {t4 naturgemSB me^r auf bie fyi»
lo^B Ott mif bie ^ggcba (f. ob. n. 2) erftreden
ni^ ba Ie|tere miffenfd^aftlid^ meniger in SBe-
tnutt bmmt! i^r einHu^ )eigt ftd^ tl^Imeife
ouf bim (Bebiete ber eroaulicben Siteratur, oud^
bir Ißcebigten (Serafd^otl^). 2)ie b^Iad^ifd^e ®e«
b^ifaoileit ^t naturli<^ neben ben talmubifd^
Xiodaten aud^ (ugleid^ bie anberen ^lad^amerfe,
Ml4e mit unb nad^ ber Stifd^na usd) Femara
aüjtanben (ogL b. Sri SRibrojd^), in ben Senid^
Ux Unicrfucb^ng gegogen, mie ja aud^ eine 9n«
lad fieinerer Xradote megen ibred SBerbftItniffeS
\m Xolmub mit lejfterem {ufommengebrudtt )u
Dciben |»f[egen (f. ob. n. 4). — Unter ben ®o-
ht&tm gebieb« mie ob. n. 1, b bemerft, bie ®e«
nun |nm 9lbfd^Iu| ; maS fie au8 Sigenem bei«
jfiQtm, ifl uerbältnilmägig menig unb burd^
tlrniAßi^ unb formeQe Sigentpmlid^feiten Oom
iotpvi beS Xalmub leid^ gu unterfd^dben. 2)ad
ymttii^e Slefttltat beS ZalmubftubiumS in ber
3A ber ®oonen (oninA) maren bie gal^treid^en
lefponfen ouf Snfrogen, bie auS oQeti Xl^eüen
ber Seit nod^ Sob^Ionien gerid^tet mürben (f. X,
707 f.). S)aneben b<itten ße boS ffariert|^m )u
M&Bipfcn, loelc^eS fan ®egenfo| gum rabbinijd^en
Subcn^um baS $rincit) ber Sc^riftforfd^ung
pQCfaisirte ((. b. Krt. ftorSer). «uS ber Steil^
ber ®aonen ifi neben bem ber&bmten Saabia
(f. b. %rt) befonber« @4ertro (geft. 998) er-
möbnendmertb aI3 Serfaffer einefl oft genonnten
Besponaum on eine afrUantfd^e (Semeinbe, morin
er eine d^onUartige 3ufammen[teIIung ber Xan»
naim, 9moraer, @aboräer unb ®aonen gibt;
biefeS «Senbfd^reiben beS ©d^erira'' ift eine ber
OueOen gur ®e{dt|id^te bed Xolmub (befte Aus-
gabe oon 9{eubauer, in ben Mediaevai Jewish
Chronioles lY, Oxford 1888). (Hin benfelben
(gegenftanb bebonbelnbed Sergeid^nig, ßeder tan-
naim weamoraim, gel^ört mobf ni(^t bem ^be
beS 9. äabrbunbertS an, fonbem ift um 1100
Derfa|t.) S)er leite ber ®aonen mar @d^erira'8
@obn ^l (geft. 1038), l^od^ngefeben im Orient
unb Occibent, ber au^er ga^Ireid^en 9{ef))onfen
aud^ einen (Kommentar gum gangen Xalmub Der«
fa^te; erl^alten baoon fmb iebod^ nur eingelne
@tu(fe, bie ftd^ att ßitate namenUid^ im Aruch
finben. — 9lo(^ ebe bad (Baonentbum fein £nbe
gefunben, l^tte fub bie talmubifd^e SBiffenfd^aft
im Sbenblanbe neue ^eimftötten gefud^t. 3)et
Xalmub felbft mag in eingelnen Ssem))taren Jd^on
früb aud^ bei ben Suben beS OccibentS belannt
gemorben fein : aber nod^ im 9. gabrbunbert er-
lolte man ftdg Don @|)anien au8 in mid^tigeren
gfragen Statbd gu @ura. dfyx^biä ibn Sd^rut
(aRitte be8 10. 3abrbunbert8), ber bei %bber«i
rbaman in. in |obem ^nfeben ftanb, bemübte
ftd^ befonberS um bie Verbreitung oon Xalmub«
esemplaren, beren er oiele au8 @ura fommen
ober co|)iren lie^ 2>a8 10. 3al^rbunbert metfit
bann eine SngabI Stabbinent unb anberer, oft bod^
ftebenber SRänner in Sponim auf, meldte burd^
Kommentare unb Slbl^anblungen Orbnung unb
Sid^t in ben SBuft befi Xalmub gu bringen
fud^ten. 2)er Suffd^mung ber Xolmuogelebrfam-
tett (nut)ft ftd^ befonberfi an ben 9tamen befi St.
SRofefi, einefi ber oier iubifd^en ®elebrten, bie
nad^ ber gemöl^Iid^ Snnabme aufi SBabqlonien
ftammten (t»ielleid^t aufi ätalien ; f. ftaminia, bei
aSinter unb aBünfd^e, S>ie iäbifd^e Sitteratur feit
mfd^lul befi ftanonfi n, Xrier 1894, 357,
9nm. 3) unb im mittellönbif^en 9Reere oon einem
Corfarenfd^iff aufgegriffen mürben. SRofefi lam
alfi @naoe nad^ SorboDa, marb bort lofigefauft
uid) bolb alfi eine Sendete talmubifd^r äSifien"
fd^ft erfannt. Qa feiner @d^le ftrbmten 3u-
börer aufi a&en Xbeilen @t>anienfi. ®Ieid^n
Snfel^ erfreute fu^ fein @obn unb 9lad^foIger
Sl^onod^ ben SJlof e, mit bem aber fein 3^g^offe
Sofepb ben Sfaac ben Slbitu rioaltftrte; Ie|terer
mirb bdufig alfi Ueberfe^er befi gangen Xalmub
in'fi Srabifd^e genannt, bod^ ift bie betreff enbe
92ad^rid^t mobi nur oon einer münblid^ gegebenen
arabifd^en ßrllörung befi Xalmub oor bem If berufen
Sllbafem gu oerfieben (ffaminfa a. a. O. n, 359,
9nm. 1). Samuel ^nnagib (geft. 1055), @d^iiler
St. Sb<ntod^, ragt nid^t nur alfi Staatfimann unb
Sid^ter, fonbem ebmf o alfi gbrberer befi Xalmub*
ftubiumfi ^or ; t)on il^m r^rt aud^ eine 9rt Sin*
88 •
1191
Xalmub.
1192
leitung in ben loltnub (-ntsVnn K^ai:) j^er, ttcl^e
ben tneiften XoImubauSgaben Dorgebrudt ift. 9u8
ber htrgen 93Iüte ber @d^ule }U ftoiroDon in
9{orbafrtfa, n)o^in ein anbeter ber eciDöldnten Her
©elel^rten, St. Sl^ufd^iel, Derfd^Iagen tDorben »or,
giM eS eine Wga^I Don Kommentaren ju ein-
)elnen Xractaten beS babQlonifd^en XaUavlb, too-
bei oft auä) bie ))aläftinenft|(i^e ©emoro citirt
tovtb (3t. S^ananelS Sommentare bietet u. a. bie
fflilnoer SalmubouSgabe [f. ob.]). S)er üd-
roDoner €$ule entflammte bann oud^ 3{aac ben
Sacob Slf&fi, ber au§ feiner ^eimat fliel^en
mu^te unb feitbem in @))anien }u fiucena, einer
faft audfd^Iie^Iid^ Don Suben ben)o]^nten @tabt,
als Xalmubift tt)ir»e (geft. 1103). Sr befd^öfHgte
M, ouSgel^enb oon ber ÜRifd^no, Dor Mem mit
ber ^ala^a unb brad^te nad^ SDtaimonibeS' Ur-
tbeil ein Sßerf }u @tonbe, nield^ed alle ficHaä^x»
f^en SBerfe ber (Saonen oerbröngte, aUe (Snt-
fd^eibungen gufammenfa^te unb aHe gfebler ber
Sorgönger t)erbef|erte. ffiemfclben SBeftreben, bie
iHoIa^ifd^e S)i§cuffton )u Derfurgen unb fo pral»
tifd^ t>ermert]^bar gu mad^en, bienen eine Stngal^I
ftl^nlid^er Sßerfe oon S^itgenoffen unb @d(|ülem
9If&ft'8, Don benen aud^ eine Üngabl eigentlicher
Kommentare }u talmubifd^en Sractaten l^errül^rt
()um 3:]^il in bie Silnaer XalmubauSgabe auf-
genommen). Sl^re $5l^e erreid^te bie talmubifd^
tt)ie überbau))t bie iübifd^e 3Biff enfd^aft in 6))anien
burd^ SORaimonibeö (f. b. Art.), ber in bie Qfor-
f d^ung SJtet^obe, in ben Snl^alt Sqftem )tt bringen
Derflanb unb bei emftem ^ftl^Iten on ber tra«
bitioneOen Seigre ber $l^iIofo))^ie bie gebül^renbe
Stelle }u erringen fud^te (Dgl. b. Slrt. 3übifd^e
Ißl^ilofopl^ie beS SOtittelalterS). Jiier ftnb Don il^m
)u nennen ber ben meijten ^fd^nabrudCm in
lebröifd^er Ueberfe^ung beigegebene Kommentar
gur 9]ti{d^na (ba§ arabifd^e Original ift erfi tl^eil-
tt)eife ebiri) unb baS Don i^m Mischne ihora,
ionft nteift Jad chasaka genatmte SBerl^ mo>
lurd^ er bie ftenntni^ ber Srabition Dermitteln
tooOte, ol^ne ba| man nöt^ig b^ttte, ben Salmub
unb bie anberen ^ala(^ifd^en äBerle gu ftubiren.
Sieben SKaimonibeS treten feine 3eitgcnojfen, bie
meift in bem Don Silf&ft gebal^nten ©cleife h)eiter*
orbeiteten, gurüdt, toenngleid^ ibre SOBerfe beS
Sd^arffmnS nid^t ermangeln. Sin großer %f^t\l
Don ibnen tl^t ftd^ äbrigcnS als ®egner beS aotai«
monibed l^etDor. 3u biefen gebort gmar 9lad^-
manibed ober St. IDtofed ben 9lad^man (f. b. 9lri.
Stambon) nid^t, ber im ®egentbeil ein begeifterier
93ere]^rer beS Sltaimonibed mar; aSein in ber
SDtetl^obe folgte er festerem nid^t, Dielmel^r begrün-
bete er gegenüber Dem SBeftrcben, ben Xalmub
leidet fa^lid^ gu mad^en, bie 9){etl^obe ber fogen.
Sl^ibufd^im, f^olienartiger Srllftrungen, meldte
auf fd^rfTmnigen Kombinationen beruben, aber
ftatt itlarbeit oft nur größere SSermorrenl^eit im
(Sefolge l^aben. 9tad^manibeS' @d^uler mar @a«
lomo ben Slbret (»aw">, geft. 1310) gu Sarce-
lona, aus beffen Sd^ule ga^Ireid^e ^ala^flen unb
f^aggabifien l^erDorgingen; er Heg fid^ übrigens
für bie bamolS aufftrebenbe, ber SBiffenf d^ft nad^
9RaimonibeS' 9lrt fetnbßd^e Stid^tung geminnen
unb geriet)^ baburd^ in l^eftige ftömpf e nomentlitb
mU fübfrongafifd^en (gelebrten. 3m 14. 3abr-
^unbert blübte in Spanien aud^ bie Sd^ule beS
aus S)eutfd^Ianb eingemanberten St. 9f^ ben
Sed^iel («Kn, gefL 1327), beffen Kommentar gur
erften unb festen Orbnung ber SlRifd^no fu^ unier
Ruberem in ber gfranlfurter XoImubouSgabe Don
1720 beftnbet. S)od^ brad^ten biefe ^igonen
menig SelbftänbigeS l^erDor ; fte commentirten Diel>
mebr meift bie früheren, namentlid^ SRoimonibeS
unb 3If&|l, Derfagten b<il<><4tfd^ Som)>enbien,
Stefponfen u. bgl. ^gen feiner Sejponfen genog
namentlid^ ber ettt)oS rigoriftifd^e St. dfaac ben
ed^efd^etb (^3^^, geft. um 1408) biS nod^ S)eutfd^-
lanb l^in gro|eS ^nfeben. @egen Knbe feines
fiebenS fiebelte er megen ber SubenDerfoIgungcn
nad^ Algier über, mo @imon ben 3tmad^ 2)uran
(/awi, geft. 1444) fein SladSifoIger als Ober»
rabbine mürbe; Don Ie|terem ift nomentlii!^ ein
Kommentar gum Sractat Pirke aboih neimenS«
mertl^, bei bem er ftd^ befonberS auf SKoimonibeS
unb 9lafd^i (f. u.) ftü^te. «IS Ie|ter nam^er
Vertreter )ubifd^er SBtffenfd^aft in @]Kmien ijt
bann nod^ 3faac ^rabanel (gefl. gu SSenebig
1509 ; f. b. 9trt.) gu nennen, ber fid^ Dorgfigli^i
mit ber talmubif(|en ^ggaba befcboftigte. —
SSBäl^renb in @)}anien baS Salmubftubium feinen
^öbepuntt eneid^te unb überf d^ritt , erhoben fid)
aud^ in Stauen, t$franlreid^ unb 3)eutfd^fanb bie
Sd^ulen ber [ubifd^en (Selel^tfamfeit gu ^o^er
SBIüte, namentlid^ gu Sari, 9larbonne unb firleS.
Sie erften Spuren ber S^ilmubftubien in biefen
Sönbem gel^ören bem 8. unb 9. S^ib^l^bert an.
3m 10. Sabrbunbert Derfagte Stot^ ben itd^id
fein großes XaImubte;ifon unter bem Xitel Aruch
(f. X, 712), iDorin er nid(|t nur SBort-, fonbem
aud^ Sad^erQärungen gu fd^er DerflanbUcben
^alad^aS unb ^aggabaS bot. 9tnbere Derfa^ten
Kommentare gu talmubifd^en Xractaten, bie j[ebod^
aHe Dor Stafd^i'S (f. b. %rt.) gro^m Kommentar
in ben ipintergrunb treten muff en. Seltenes SBerf,
meld^eS ftd^ auf faft ben gangen bab^lonifi^en SoI«
mub erflredfte (einige Zractate muri)en Don Stafc^i'S
Sd^ülem Samuel hm SOleir unb 3uba Ben 9tQ«
tl^n commentiri), erlangte ein foId^eS Snfeben,
bag bis gur neueften 3^^ ftium eine Sdmub*
ausgäbe ol^ne Seigabe beSfelben erfd^ien (in ben
5Drud(auSgaben erl^ölt Stafc^i feine Stelle am
innem Slattranbe, m&brenb am äußern meifl bie
gteid^ gu nennenben Xofopl^tb ßeben)« Wi
^af^i'S Sd^ulem unb Stod^fotgern beginnt ober
au^ fd^on ber 9}iebergang ber Xolmubgelebrfam*
feit ; ^iait natfirlid^er unb Demfinf tiger (ExfiSrungm
fud^te man allerlei fünftlicbe S)eutungen unb Der*
lor ftd^ in Dielerlei ebenfo unnu^en tote gelebrt
fd^einenben 9u8einanberfe|ungen. Sud ben gabl«
reiben betartigen SiScufponen ip ein %^ in
gform Don ®Ioffen gu etngetnen Xo&nubhQctaten
119S
Xalmuh.
1194
idfoßOL wA triden ZoImubauSgoBen beigebrutft;
nun fo|t bfefetben imter bem Kamen Tosaphoth
(rrie^) {ufammm. 3u beten 93erfaf[em^ ben
«Zi^fap^i^"» gehört eine Snjol^I ©elel^rte t>tf
Wbmt fions5{i(d^ @d^en, bod^ fonb bie
yUHfOltt ou^ in 2)euif d^fonb ütad^ol^mung. Sine
anbete 9K(l()ttnig bemül^te fid^ , äl^nltc^ mie in
8)Nmitn* tnn bieSufommenflenung bec ^lad^a;
Ml bir|6e}Ü0lid^en SBerfe {Inb nur tl^eilmeife ge-
tfsaiL {jier feien genannt bet Mardoohai, fo
Mtett nad^ feinem SBerfaffer 91. ÜRarbod^ai htn
pel («((plagen »u 9{ümberg 1298), in ber äBeife
tlf&jt^ (f. 0.) abgefaßt unb bed bereits genann-
tni, noi^ Spanten audgemanberten 91. Sfd^er ben
jt^itlft Si^ug ]^ala<$if(^er SiScufftonen. Sie
hflben tDoren €4fiter beft Xofopl^iften 91. SReir
anl Sot^urg o. b. Zauber (gcft. 1293), ber
^tp^ burd^ feine €(^id{ate (er tourbe auf Sefel^I
Itönig StuboIfS L längere äal^re gefangen ge>
Ritten) oie bnrd^ feine ©d^rif ten befonnt mürbe ;
in Itpntt ^inftdpt ift fein Sommentar gitr f ed^ten
Dbnrnig ber SRif^na ^ier }u nennen. 3n 3ta-
fffn (eixfd^te in ber jmeiten ^Ifte bed aRittel-
aUei§ im Zaimubfiubimn eine ^iere 9lid^tung ol9
in 9b)zbfrantteid^ unb Seutfd^Ianb, ol^ne S^^^^^
md murfa^t bnrd^ bie SBejd^öftigung ber bortigen
3nbm mit anbeten 9Biff enfd^aften. 2)od^ niel^t ftd^
tebor^ aud^ eine ftrengere, ber SBiffenf(|aft me|r
obtolbe Xcnben}, bie bouptf äd^Iid(| auf ben Sinflu^
wn ftemben, namentlid^ au§ 2>eutfd^Ianb ge-
jtoiciien Suben jurüdge^i SIS Serttetet biefet
Si^tmig gilt üot aOem 91. Sofepl^ ben @alomo
Mm, tteniger 9t. Obabia bi SetKnoto (Snbe
M 15. SabtbnnbertS), ber t)or)ugIid^ burd^ feinen
fall a&en 9Rifd(nta"9uSgoben beigebrudtten £om-
mratot befännt gemorben ift Sr manberte 1480
8o4 ^laftina auS unb ftarb als Obetrabbiner
in Scmfalenu 93on ® elebrten @übfranfreid^S gegen
enbe beS aRUtelalterS feien bie beiben üielfeiHgen
3ac0b ben SRad^ir ibn Xibbon unb fiek)i ben
9eifmi ((Betf onibeS) genannt. — 9BaS in anbeten
£anbcm Suropa'S fomie in Ütorbafrila unb im
Crind (namentlid^ $alaftina) auf bem ®e-
(idt bcS XalmubftttbiumS geleifiet mürbe, mar
emiD^ gon) unbebeutenb ober er]^ob Jid^ bod^
ni^t tnd über boS SliDeau bet ttabitioneuen SuS'
icgung. — SBenigftenS berübtt merben mflffen biet
tto4 bk Derfd^ieoenen 9Kd^tungen in ber ]übi-
jifcn eelebr|amf eit, meld^ mit ber talmubifd^en
9Bif|mf^aft tn nöl^eret obet entfemtetet SBe^iebung
fuffixL 3n gemiffem Sinne ein (Segenfag, bO(§
Srme birecte (Begnetfd^aft, bejie^t jmif^en bet
Idloubmiffenfd^oft unb bet iübifd^en 9Rt)ftif,
loefi^ It^im mand^e bunRe €teOe beS Salmubs
IIA ^ 9Iu|en mad^t, abet baneben nod^ eine meitet»
griioibe ttabitioneUe Sebre )U befi^ Dorgibt (f.
b. ixL ttMcU). auf Salmubftubien, bo| nid^t
anf i^en allein, fonbem aud^ auf oQgemeinen
lumdpbilofopb^f^ Speculattonen, berubcn fo«
bonn bie gablreid^en Sittenbfid^er, meldte et^tf d^e
Smgm feporot erörtern, mie bie^ fc^on einjelne ber
(leinen Xractate tl^un (Aboih de Rabbi Nathan ;
Derech erez rabba u. f. m.), meldte ben früheren
3abrbunberten angeboren unb }um %1^t\l ben
XalmubauSgaben beigegeben finb (f. ob. n. 4).
3obIrei(^ erjcbeinen bergleid^ SBerfe (-»oi» ■••^bo)
feit bem 18. 2(obrbuubert, mo ftd^ mand^e 9iab-
biner babei ber Sform Don Xefiamenten an ibre
Söbne, Sd^üler u. bgl. bebienten. Stud^ in biefen
Sittenbücbem fann man, red^t üerftonben, ein
(Segengemid^t gu bem einfeitig, )u cafuiftif^ unb
bIo| üerPanbeSmägig betriebenen Salmubftubium
erbliden ; bod^ fmb unter bereu SSerfaffem mand^
SUgleid^ als Serfoffer fyxlad)i\(l)n Sd^riften be-
(annt, fo bie fd^on genannten "St. Sfd^er btn Sed^iel
unb fein ©obn 3uba Un 9lfd^er. — 6ine bcfon»
bete Sufgabe ermud^S bet jübifcben (Selebrfamfeit
namentli^ feit ber 9Ilitte beS 13. Sal^rbunbertS
auf bem ®ebiete ber %poIogeti( be^m. $oIemiL*
S)te iubifd^en Sudler, inSbefonbere ber Xalmub,
mürben burd^ getaufte 3uben oielfac^ bei ben
Sbriften benunrirt; bie gfolge baDpn ttaren SiS«
putationen über ben SBertb unb Sb<i^<i(ter ber
Sd^riften, SonfiScationen unbSSerbrennungen ber«
felben. 9{eben ber Uebergeugung üon ber 93er-
merflid^feit beS Xalmub mirfte babei bie freiließ
irrige SRetnung mit, ba| man burd^ 2Begnabme
ber 93fid(|er ben äuben bie jfenntni| ibrer £ebren
en^iel^e tmb fie bamit ber Sef el^ng gugöngli^er
mad^e. Sie 3uben festen aßen biefen Serfuc^en
SBiberftanb entgegen, tnbem fie bei ben 2)iSputa«
tionen ibre beften ®e(ebrien Dorfd^oben unb aud^
fonft burd^ Slbbanblungen u. bgl ftd^ unb ibre
SBüd^er oertbeibigten. S)od^ begnügten fte fid^
nid^t mit ber abmebr ber 99efd^ulbigungen, fon«
bem ergingen fid^ mand^mal in leibenfd^aftlid^en
unb gebäifigen angriffen gegen baS Sb^P^ntbum.
Siefe a))o(ogetifd^-poIemif(be Siteratur giebt ftd^
übrigens feitber burd^ bie folgenben 3abrbunberte
binburd^ bis in bie neuefte 3^it/ too ber Xalmub
gegen allgemeine unb f))ecielle anflogen mit 9led^t
unb mit Unred^ in Sd^u^ genommen mirb. ^ier
brandet auf baS Singeine nid^t eingegongen gn
merben. — SBaS bie talmubifd^e ®elebrfamfett
feit bem 14. 3nbrbunbert gunöd^ft b^Dorgebrad^t,
fann mit bem 93or^ergcbenben feinen Sergleid^
ausbauen unb bat be^^alb mit eingelnen auS>
nabmen fein allgemeines 3ntetef|e. Sie menigften
9tabbiner bemübten fid^, felbftänbig im Xalmub
gu forfd^en; lieber bef darauf te man ft$ barauf, auS
ben SBerfen ber oorangegangenen fiebcer Sammel«
merfe gu verfertigen, ober mob( gar auS legieren
auSgüge gu mod^en. Singeine biefer 3ufammen«
fteüungen erboben fid^ in etma über baS 9RitteI«
mäßige tmb genoffen barum befonbereS anfeben,
mie bie Bchaare Dura beS 9t. 3jaac ben SOteir
aus Suren (geft. 1820). Selbftönbigen SBertb
beft^t beS aeg^pterS 9t. Segalel afd^fenaft (geft
1530) Sammelmerf unter bem £itel Schitta
mekubezeth ober Asiphath sekenim, meld^eS
auSgüge aus namboften früberen Salmubiften unb
ben2:ofa))](|iften, f omie ®Ioffen berübmter äalmub«
1195
Xatnfiurini, Stdconio bl 9RarrabL
1196
klarer u. f. id. Bieta unb bemeifit bo^ bctmold in
9tqr)ptm bte l^Iod^tfd^en €tubien fid^ einer
C' nlic^ gebiegenen Sel^nblung erfreuten. Sieben
Sammelmerfen entftonben ferner bie fogen.
Sobiced, SEBerfe nad^ ^rt ber Mischne thora
(f. ob.) beS SnaimonibeS, meldte bie lotmubifc^en
fie^ren in Sform t)on (Sef ej^paragropl^en gu geben
fugten; al8 Stepräfentonten bieferSrt Sd^riften
fienugt eS f^itt, ben befannten Schnlchan aruch
f. b. ^rt.ffQro unb ob. X, 715) mit feinen Sor-
läufem unb IRad^l^mem gu nennen ; mit ber Som>
mentirung biefer gobiced tonnte fid^ bann toieber
eine ÜRenge Don Zalmubgelel^rten Vergnügen. 9lud^
bie Stefponfenliterotur biefer 3eit)eugtmo]^It)ieIfad^
Don großer Selefen^tt in ber toImubifd^enSiteratur,
obern)emger oon Selbftönbtgfeit. 9lur eii^elne l^er«
Domigenbe ®ele^rte »ie 91. SSrael Sfferletn (geft.
')u Btener*9leuftQbt 1460) fud/ten toieber ein
mirflid^eS @tubium beS Xalmub unb ber boron-
fnfl))f enben Siteratur anguregen ; leidet begreiflid^,
ba| ein fold^er Wann gu feiner Seit »eit unb
breit atS eine Sluctoritöt betrad^tet tourbe. ®ang
auSgeftorben toat bie »iffenfd^tlid^e Sefd^öfti-
rntng mit bem Xalmub a&erbingS nid^t; [a in
Sänbem, bie biS^ menig barin geleiftet l^otten,
»ie $oIen, begann fie eigentlid^ erft um biefe 3eit,
menn man bie 3Ret]^obe beS fogen. ^ilpul (^^c^»,
„Pfeffer") gur SBiffenfd^ft red^nen mil; in
SBal^r^t ift biefelbe nur ein Spiel mit äBorten,
ein 2)i8))utiren über bie unfrud^tbarften Sfcogen,
blo^ um ben Sd^arffmn gu beloeifen, ein „ipaf^en
na(§ 9Bi| unb überrafd^enben, oft unmal^en
$ointen\ S)er $ilpul batte obne 3»eifel für bie
Sd^filer mond^eS fjfeffeinbe, unb eS begreift fid^
baber, ba^ bie Stabbiner^ als fid^ feit bem Snbe
beS 15. Sabrbunbertd bie 3ubenfd^ulen »teber gu
meieren begannen, benfelben mit SBorliebe be«
nufcten. 6i9eugni|[e biefer 9Relbobe mürben Diel-
fa<$ ald „S^ibufd^im" t>cröffentlid^t Sieben ben»
felben k)erfa|te mon aucb mob( ©loffen ju
XalmubfieUen, fo SR. 3om Xob (fii))man) geller
(geft. 1654 gu ffrafau), beffen ®Ioffen f eitler
burd^gängig ben 3Rifd^na«^uSgaben beigegeben
finb. 3nt ^n^en ftonben aber bie (nunmebr be*
olbeten) Slabbmer, meldte an größeren Orten
bie Zalmubfd^ulen leiteten, felbft gu toenig auf
ber &5be ber Sßiffenfd^aft, atö ba| fte rin grünb-
lid^ed @tubium beS Xalmub ^tten anregen
tonnen ; e8 lol^nt ficb bal^er aud^ nid^t, auf baS
Singeine bier eingugeben. — Sin befonberer Cifer
zeigte ftd^ feit ber Srflnbung ber 99ud^brud(erfun[t
in bem Semüben, ben Xalmub fammt gugebörigen
Sd^riften bunb ßbitionen gu t)erbreiten, menn
fd^on aud^ babei Don fritif^em SBcrfal^ren feine
Siebe fein fann (f. ob. 7, a). UcbrigenS toaren
eS nid^t bIo| 3uben, fonbem ebenfofe$r Sl^riften,
bie ftd^ bi^bei ^erDortbaten. Ueberbau))t traten
Ie|tere, nad^bem früber nur eingelne ConDertiten
(ogl. beif))ieldn)eife b. 9rt. Statmunb Wartini)
immerl^in mangelbafte ffenntniffe über ben Xal-
mub bermittelt batten, aOm&Iig me^r in bie 9lit-
arbeiterfd^ft auf bem ®ebteie ber Zolmubfittbten
mie attd(| ber ^ebräifd^ €)n:a^miffenf^ft ein.
S)ie Sfolge bot)on max iebod^ gunacbft toeniger bie
fjfdrberung ber i^enntni| be9 Xalmub unter ben
Sbti{ten, ald Dielme^ eine 9leuanfa(^g ber alten
@treitigfeiten über ben (B^aratter ber tolnmbif^
ed^riften (»gl. g. SB. b. Srtt. ißetntS (Skilotiimf,
^fefferfom, SReud^Iin) ; erß bie folgenben 3ü^
^unberte bis gur ®egenmart fallen, neben immer
neuen (wlemifd^en äßerfen (g. SB. Don (üfenmenger ;
f. b. Vrt.), ausgaben, Ueborfe^ungen unb Cr«
Hftrungen oon Steilen beS Zaimub burd( d^fi-
(icbe ®ele]^rte, bie fld^ obiectiDer miWtn\i^l\dfiai
befleißigen, gfür bie 9leubelebung beS Xolmub*
ftubiumS mie überhaupt ber iübif^en SDifjenfd^
begonn unter ben Suben fetbft eine neue S^,
feitbem 9R. 9Renbe»fobn (f. b. 9rt.) bad princi)»
Der SufBärung aud^ im 3ubent^um gur (Geltung
brad^te. gfteilid^ IM ^ ^^ V^ neuem Seit nid^ an
Xalmubiften gefehlt, bei benen, ^|e me^ Sbfonber*
lid^teiten begügliib ber dußem £rad^, beft |u)Inifd(-
ober beutfib'iübifd^ Sargonfi, ber Stonteren . . .
gum Sorfcbein bmmen, befio ffilf^ . . . borni ber
®rab ber tj^atmubifd^en Sirtuofitöt unb «utorttüt
... ex opinione yulgi" fieigt (3R. @. firüger,
fBorrebe gur beutfd^ Ueberfe|ung Don Su))otto'l
®rammatif ber biblifcb-d^Iböifd^en Sprod^ 2C.,
SBreSL 1878, @. VUI). 2>o(b gibt e« baneben eine
mebr unb me^r gunel^menbe SaffL Don toiffen«
f (baftlid^ gebilbeten Stabbinem, namentf id^ feit man
beren SuSbilbung in Seminorien Dereinigt fyd (f.
b. %tt, »abbi X, 704). StOerbingS fle^t bie 9Renge
ber neueren Srobuctionen auf bem ®ebieie ha
Xalmubgele^amfeit nid{|t im Ser^UtniB gur
ISraud^barfeit beS ®eleifteten, unb eS fonn im
Mgemeinen nid^t genug boDor gemamt toei^en,
ft^ l^ierbei Don DielDerfprec^enben Xiteln unb
fübnen Sebouptungen töufd^en gu (ajfen; bod^ foU
nid^t beftrttten merben, ba| Don etngelnen ®e*
lej^en ma^rbaft mertl^DoOe Unterfucbungen b^>
rubren, bie nid^t blop für baS 9ubent^um Sntereffe
l^ben. 9u(b c^ftUd^ ®ele]^rte finb, im ®angen
Dorurt^Sfreier als bie iflbtf<ben, in biefer Slid^
tung tbüttg, mdbrenb auf ber anbem Seite ber
Stamp] gegen ben Xalmub unb bie „Sabnubiidm'
in einer Unmenge miffenfd^Iid^ mertblofer
Sd^riften feinen SuSbrudt finbet 9u8 ber gro^
9)laf|e Don Xatmubliteiatur bietet StradtS Sin*
leilung (f. ob. n. 1, a) eine SuStoa^ beS fbvtaxd^
barfien. Sfür alleS SSeitere lann b^^ ouf bie
bibHogra))bif<^n Sufommenfleflun^n Denoiefen
merben, bie ftd^ in ber ,,3ritfd^ für b^brä^d^
SBibliogropbie'' (feit 1896), in ber «SRonatS-
fd^rift für ®efd^td^te unb SBiffenfd^aft beS 3uben-
t^umS", ber fievne des etudes Juives, ber
^OrientaItf(^en «ibliograpbic" (Sbtbr. Y, 4, d),
bem „2:]^ologifd^3abreSberid^r (9lubr.I,n.X)
tt. f. tt. finbcn. [«. Cffer.]
fMilitrliii, «Seanio bi SDlarrabt.
0. Vallombr.y ®enexalabt feineS OrbenS unb
einer ber menigen bebeutenberen Sd^riftfleBer beS-
1197
Zamiurtni, SRid^el 9n0elo — %amivLxini, ZI|omafi.
1198
jeden, Mtdf^t^ 1688 ju Korn ein SBert De
jure •bbatiBflanim et monialinm , 1640 }U
iipm m onbocft De jure abbatum et aUomm
pnMonxttL SBeibc SBctfe toutben bcd oftem
aunelcgt iinb iDerbm tio4 (ottc berfidjtc^ijt
no i^ SleiA^tgfett iDegeti belobt Uebetbie
Mtea fi^nfiuinlUnbe Zamburinrd fehlen ge-
oascR Stail^riii^tcn. (SflL Harter, NomenoL
Si I» 2. ed^ 491.) [O. $fulf 8. J.]
iMitsfiiii, SRi^el 9ngeIo, 8. J., biet^
l^nttr (Senerul ber ©efeUfd^tt 3efu, loar su
SKotae am 27. etptmUx 1648 geboren unb
Safongl 1665 in bie oenetianifd^ OrbenSpro«
oni| bec (BejeSfd^ft 3efu eingetnten. St leierte
lun^ß ie \täfi ^oifjict long )u ^Bologna ^^^Uo«
jo^ md) )u aRaniua Xl^ologie, fungirte feit«
Hm t^ttt ald Xl^ologe be3 (EotbinaU Kainalb
Mtt 6^, t^eilS Ott Obern, ttxirb $t0t)in)ial t>on
SoHbig utd) iD&^reiü) ber legten )tDei Sebenfiial^re
bd (tftantten ®eneraIS Z^qrfud (Sonjob) ®e-
ainlmoir beS ganjen OrbenS. 9lm 8. Sanuor
1706 Bmrbe er )um OrbenSgenecal geto&ldtt unb
cdcUe M fold^ ben ^dl^e)>unlt ber afioftolifd^en
i^iatightt unb beS &uf em (SUanjeS, aber aad) bie
crfttn9niei(^ einer töbtlid^en Sefooipfung feinefi
Cibcnfl. Cr [torb am 28. gebruar 1730. 3<it-
ynoljcn räumen bie geminnenben Sigcnf^often
Natamburini^fi Sl^arafter mie bie Umfid^t feiner
Smoaltung; befonnt ifl unter feinen mannig-
ta4m Sunbgebungen baS für feinen gongen Orben
1706 cdoffene SBerbot gettiffer tl^eologifd^er Se^r-
{i|c, boil Jt(^ mo^I gegen ben SartefumiSmuS
ntttele ()>gL Paebtler, Batio Studioram etc.
III[Moa. Genn. paedag.]» Berol. 1890, 124),
imb bie im !Romen ber betfommelten Vertreter
MOrbeni 1711 bem $o))fie eiemenö XL fiber-
trii^ frierlui^ Setl^euerung beS @e^orfam8 mit
Senoa^nrng miber bie feinbfelig ouSgefprengten
Scdi^le über eine opI^oftttoneUe Stellung bed
Otbcnl gegenüber ben Sntfd^eibungen ber firc^-
[i^m Se^rbe in Sad^en ber d^inefijc^en Stiten (f.
^ txL VccommobotionSftreii). (Sgl. Cretineau-
Joly, Hiatoire de la Compagnie de Jäsus IV,
Paris 1859, 865; ¥[1859], 52.260; Goil-
henny» M^ologe de la Compagnie de Jösus.
Anietanoe d'Italie I, Paris 1893, 266 s.;
de Baoker, BiUioth,, n. ed. par Sommervogel
VH 1827.) [O. gjfülf S. J.]
iamterini, ^etrufi, italienif^er Sinologe
«tifit^lid^ Stiftung, tourbe 1737 )u SBredcia
flcboicn. S)ort oerfal^ er eine ^rofeffur im @e*
Binar, nmrbe ober megen ianfeniftifd^ fiej^r«
iinmmgenl771burcl^benl£arbinalbif4of97lolino
«ttjentt 9hm berief i^n 1772 Sarbinal SRare-
fD$4i )um S>iredor befi irifd^en SoUegd in Stom,
bcffen im Auftrag (ElemenS^ XIV. unternommene
SBifüntion er eben bamit befd^loffen l^atte, bie Sei-
tung bcdfelben ben Sefuiten )U entgie^en. Sion
Im folgte Samburini 1778 einem 9htfe an bie
IbrifiofUSt $aoia unb übernahm 1782 in ber
•on atDfep^ n. in biefer Stobt gegränbeten
6oncurren|anfioIt miber boS in 9tom {u 9te^
befte^enbe Gollegiam Germanicam bie €tubien«
birection nebft einer Ißrof effur, mä^renb fein gleid^-
gefinnter gfreunb unb SanbSmonn 3of. 3ola on
ber ®))t|e ber Snftolt ftonb. Sei ber bon Sifd^f
Scipio Sticd 1786 berufenen berfld^tigten S^n»
obe tion Pftoja (f. b. 9rt) f|)ielte er neben feinen
Sfreunben 3ola tmb SRortino Stotoli ald ,^'
motor" ber @i)nobe eine gro|e SioOe, unb i^m
mirb gum grö|em Zl^eile bie gormulirung ber
2)e€rete }ugefd^rieben. 9uf ^Betreiben $iu9' TL
1794 ber t|eologif<^en $rofe|fur enthoben, fanb
ber feUl^e ®änftling ber öfterteid^ifd^en 9te»
gierung oud^ bei ben fran}5ftfd^en SEk^örben
(Bnobe unb erl^ielt 1797—1799 neueibingd 9n-
fteUung al8 Se|rer ber ÜRorolpl^iilofo))]^ rnib bed
Statuned^te«. 6r tourbe 1817 2)irc€tor beS turi-
bifd^ StubiumS in ^io unb ftarb bofelbft
(od^betagt 1827. Xomburini mar fein unb claf«
fif4 gebilbet unb »on )iemlid^ umfangreid^em
9Bif[en auf ben (Sebieten ber X^ologie unb ber
(Sefd^id^te. Seiner Süd^tung nad^ mar er 9leologc,
äonfenifl unb (SoUiconer, üor SUIem aber leiben-
f d^aftlid^ ®egner ber papftlid^ SBorred^te. Seine
fel^ gol^lreic^en Sd^riften fteljien foft aUe auf bem
Snbes^ fo felbfl eine Sammlung Don ®ebid^ten,
meldte er nodfi jmei ^ofyit Dor feinem Xobe ^er«
ausgegeben l^ot. Srft lange md^ Xomburini^S
Sobe erfd^ienen (fiei))gig 1845) ouS feinem 9tad^*
lo^ bie I^eleotiones de eccleeia Christi et
universa jorisprudentia ecclesiastica qaaa
habait in Academia Ticinensi Petras Tam-
burim. (SBgl. Cantü, GU eretici d' Italia HI,
Torino 1866, 750; »eufd^, SnbejH, 2, 956 ff.;
Harter, Nomenciator literarias III, 2. ed.,
755 ; Steinl^uber, (Sefd^id^te beS Collegiam Ger-
manicam Hangarioum in SRom n, gfreiburg
1895, 191 f.) [O. ipfülf 8. J.]
9:a»iltiriiii, Xl^omoS, 8. J., aRoraltl^eo-
loge, mar }U galtonifetta auf Sicilien am 6. SRär}
1591 geboren unb trat 1606 in ben Orben. 92odQ
mel^reren onberen $rofeffuren l^tte er 7 Saläre
lang bie Sel^rlansel ber SogmatU, 17 3a^re
bie ber SQRoraltl^ologie inne, mar IS 3a^re
Oberer unb ftarb gu Palermo am 10. Oc«
tober 1675. 6r mar befannt burd^ (erDorrogenbe
Xugenb mie burd^ feliene Sel^rgabe. 2)ie meiften
feiner Sd^riften bemegen ftd^ auf bem (Sebiete ber
ailoralt^ologie; er fd^rieb über SBeid^t, Com«
munion, 3Rt^p\tt, bie bolla craciata unb eine
erflärung bed Secologd. %Ut biefe Sd^riften,
meldte au$ megen ber eiegang ber Sarftellung ge-
rühmt fmb, erlebten mieber^oUe auflagen unb
meite iBerbreitung. 318 OrbenSmonn ftreng gegen
\\ä^ felbfi, mar Xomburini geneigt, bei (SemiJens«
entjc^eibungen für 9nbere ben milberen Snftd^ten
)u folgen, meldte er bei Sluctoren t)on einigem
9(nfel(ien als pxoiobtl be}eid^net fanb. 2)arauf
ftü|t ftd^ bie t)ielf ad^ megen loser Se^ren gegen i^
erl^obene anflöge. 3n einer bon ben befonnten
3anfeniften(öu))tem Smoulb unb Slicole ber«
1199
Xand^elm.
1200
fa|ten Vbreffe berlangten eine %^a1jH $famr Don
$Qri« (10. October 1659) Don ben ©enetol-
Dicoren beS ^ßorifer Sr)bifd^of8, Sotbinal 9ie|,
eine ißerurtl^eilung bet @d^rtften Zamburini'S
(Dgl. Annales de la Societö des soi-disans
J^nitee V, Paria 1771, 243 s.). ©egen bie
l^eftigen Angriffe beS franjdjtfd^en S>omintcanerS
aStncent Saron (f. b. 9rt.) bertl^tbigte ^ %m-
burini Jelbft unter bem 9iamen S)on SuciuS @an-
marco m einer gu Palermo 1666 Derdffentlid^ten
6d^rift Gknmana dootrina B. P. Thomae
Tamborini ®egen bie f))ateren Angriffe bed
S>ominiconer8 S)on. Concina (f. b. Wct), toeld^er
eine Sieil^e Don Sä^en au9 Xamburini'S fflerfen
atö befonberS tabeInStt)ert^ gufommenfteOte, Der-
t^eibigte i^n fein OrbenSgenoffe Snton S^ccoria
(f. b. 9rt.) bei ©elegenl^eit einer IReuauSgobe ber
Xantburinifd^en SRoralfd^riften. Sead^tenStoertl^
ift baS Urtl^eU bed 1^1. «IfonS Siguori in feiner
Theologia Moralis 8 (aL 4), 5, n. 645 : „& fei
l^ier geftattet, ein SBort fiber biefen 9uctor (£am-
burini) bei}ufflgen, ber bon URondften biel }u gering
gefd^a^t »irb. 3tt)ar Ia|t fld^ nid^t laugnen, ba|
er oft geneigt mar, mand^en Steinungen ben
SBertl^ einer ^robabititSt bei)umeffen, loeld^e nid^t
Derbienen, qI3 (irobabel be}eid{|net ju toerben; er
mu^ bal^er mit Sorfid^t benu^t loerben. Mein
ba, tt)o Xamburini eigene ÜReinungrn auffteüt,
bo . . . geigt er ftd^ atö ganger Zl^eologe unb Mt
bie Sfi^agen, inbem er fte auf i^re legten $rin«
ci))ien gurudffä^rt. SReinungen, loeld^e er in fol-
d^entJfäOen als bie faltbarem J^infteHt, »erben
in loeitaud ben meiften ^Witn ber (Sinfid^t ber
@ad^funbigen fid^ aud^ als »irflid^ rid^tiger er-
loeifen/ (Sgl. Zaccaria, Theologia moralis
Th. Tamborini . . . cum uberrimis prolego*
menis, in quibus Tamborini elogiom ex-
hibetor et ejos doctrina a veteribos recenti-
busque D. Concinae et Vincent. M. Dinelli
criminationibos vindicator etc., Venetiis
1755, 3 voll. ; Horter, Nomencl. lit. U, 2. ed.,
269; de Backer, Biblioth., n. ed. par Sommer^
vogel Vn, 1830.) [D. ^^fülf S. J.]
^atU^m (Tanqoelinos, Tancbelinos), ^ft-
retihr beS 12. ^al^l^unbertS, ift unS l^au^tfäd^Iid^
burd^ einen SSrief berUtred^terftird^e an benSrg-
bifd^of gfriebrid^ oon Rbln befannt, loeld^er, nad^
bem Xobe beS IBifd^ofS Surfarb (18. SRai 1112)
gefd^rieben unb Don Xengnagel (Yetera mono-
menta contra schismaticoB, Ingolstad. 1612,
368) Deröffentlid^t, Don ben SBoUanbiften (AA.
SS. Jon. I, 845) unb Don 2)u !ßIefftS b'Sr-
gentrö (GoUectio jodiciorom I, Par. 1724, 11)
nneber abgebrudtt morben ift. 92ad^ biefer Quelle
erHorte er : S)er ißapft unb bie gange ^ierard^ie
fei nid^tS; bie JKrd|en feien SorbeUe; baS Don ben
^rieftem bereitete SItarSfacrament fei nid^tS; auS
ben Serbienften unb ber ^iligfeit beS aRinifterS
erfiel^e bie ffraft ber Sacromente. Sementfpred^enb
mahnte er baS IBoß Don bem Smpfange beS
SUtarSfacramenteS unb cta^ Don ber Sntrid^tung
beS S^l^rdm cib. SnbererfeitS bebouptete er: Sie
IKrd^ fei nur bei i^m unb ben Seinigen, unb ba
er bie gfäHe beS l^eiligen @eifte8 cmfifanaen ^be,
fei er ebenfo ®ott mie Cl^riftuS; er t^eilte boS
SBaffer, in bem er gebabet, bem SBoIb al8 ^igeS
unb »irifameS @acrament ouS, Derlobt« fid^
bffentlid^ mit einem aRorienbUbe, t)rebigte on ber
nieberlänbifd^en i^fifte ouf freiem gfelbe, lie| ftd^
babei Don Xrabanten umgeoen, meldte ^^ unb
@d^mert Dor i^m ^ertrugen, unb genxmn nament"
lid^ bei ben f^rauen unb bem niebem 8)oIfe %n-
(ong. (SxüAiSi fud^te er ober Dielmel^r einer fetner
^nbängcr, ber ^reSb^ter Sberbad^er, einen S:^
beS SiStl^umS Utrecht mit ber frangdjifd^en ZHo«
cefe Serouane lu Dereinigen, unb fie begaben ftd^,
um bie @ad^e bur(^gufe|en, nad^ 3toxtu Vuf bem
SRüdCtoege n)urben fie tnbef|en burd^ ben (Sqbif d^of
Don ftöln gefangen genommen. Ser CSrgbif^of
mirb in bem Utred^ter @d^reiben gebeten, bie ge-
föl^rlid^en (Segner forgfaltig gu bemol^ren. @ie
entfamen aber benno^ Xand^elm erfd^eint ^tf
nad^ in Srfigge unb, Don bort auSgetoiefen, in
9lntmer|)en. ^e Ser^Itniffe maren J^in fär i^
günftig. S)ie fd^on bamaB gro|e Stobt ^tte nur
einen eingigen unb gubem unfttttid^ (BeifUic^,
ben Pfarrer Don €t. SRid^ael. Xond^elm tonnte
fo bod SSoIf leidet auf feine Seite giel^ Sein
9n]^ng lourbe fo gro|, bo^ i^ lein gffirß ent-
Segengutreten magte ; er f oQ eS f ogor bo^tn ge«
rad^t l^ben, ba| er unter bem SSortoonb, ein
geiftßd^ed SBerf gu Derrid^ten, bie grauen unb
äungfrouen mi^braud^en burfte, unb ba| biejeni»
gen ftd^ unglädHid^ fd^&^ten, bie feiner aBoSuft
uid^t bienen burften. 3m % 1124 ober 1125
tourbe er Don einem (Seiftlid^en erfcblagen. Sein
Sinflul l^ielt aber nod^ einige 3^it nad^ feinem
Xobe an. Sergeblid^ fteSte ber SBifi^of Don Sam«
brat bem Pfarrer Don St. ÜRid^ael eine Con«
gregotion Don gmölf (Seiftlid^en an bie Seite.
S)agegen gelang eS bem 1^1. 9h)rbert (f. b. 9rt«
IX, 448), beffen Vita (c. 13; AA. SS. BoIL
Jon. I, 843) und über btefe heiteren ISorgönge
unterrid^tet, baS Derirrte SBoU in Salbe mieber
fär bie ffird^e gu geminnen, als il^m unb feinen
OrbenSgenoffen im 3. 1126 bie ftirc^e übergeben
mürbe. (9)g(. S^öQinger, SBeitröge gur Secten«
gefd^id^te beS ailittelalteid I, SRän^en 1890, 104
bis 110.) [D. Sunt]
f ancreb, irrtl^ämlid^ nad^ feinem ongebli^
(Geburtsorte a Sorneto genannt, berühmter
Sanonift beS 13. Jal^r^unbertS, ftubirte cano«
nifd^eS unb rdmif^eS Xei^t on ber UniDerfitöt
feiner SSaterftabt ^Bologna unb mürbe um 1210
ebenbaf elbft, ettoa 30 Sial^re alt, Se^rer bed erftem.
3m 3. 1215 erhielt er ein (^cmonicat in feiner
^imatfiobt unb gog ftd^ Dom 2e^romt gurüd,
nal^m baSfelbe aber auf Sitten feiner Qerel^er
balb mieber auf. anfangs beS SabreS 1226 et»
l^ielt er burd^ ^nbat beS IßapfteS^onorittS DDL
bie SBfirbe eines «rd^ibioconS an ber bif(^öffid^en
iNrd^ Don Sologno, unb balb banmf äberfdgidtr
1901
lanlfi — lanner, Äbam.
1202
Qm bcifclBe ^ßat^jl Me fogen. Compflatio quinta
({. b. Stt OonpflationeB decretalium IQ, 767),
(OK Gommbmg don Seaetalen au8 feinem $on-
tificat, mit bem VuftiQse an bie Untoerftt&t, ber«
\äm fufott in ber €<^e toie in ber Stecl^t«
^CRlIfimg jUft Jtt bebienen. Snd^ fonfi geno^
Zonocb bod Scrtnnien feiner deitgenoffen als
Mporleitfd^ Kicktet in peidonagenbem 9Ra|e.
Cr floib ioifdden 1234 nnb 1286. 9u^ einem
ftmneiala, b. L einem SBerjetd^i^ ber SiAcefen,
ab nur ^anbf^rifflidb üor^Qid»enen Apparaten
|ir elften^ {todto unb brUten SompilaKon be*
{i|t man don il^m gmei nid^t nmfangreid^e, ober
bm )iiri|Hfd^ 6d$arffinn i^ Serfoffetd be-
odfaibe SBak, bie Snmma de aponsalibiis et
aatrimoiDo , Derfott auf Sitten bcd $ro|»fleS^
IpiHan 9i{<^fS don ®urt (Otto, gefi. 1214),
iM^ IBcmVtrbS don Sodia (f. b. 9rt.) Smmnula
bie ätifit monogrop^if d^e 93earbeitung befi S^e»
!^ (^ausgegeben don 9BunberIi(^, ®Mtingen
1841), nnb boi balb nad^^er abgefd^Ioffenen Ordo
jadidariiw, jdxir nid^t bie Sltefte, aber don ben
iümn bie befie SorßeQung bed canonifc^en
$to)ejfe0. £e|tercS 99u(^ geloann eine meite Ser«
toritimg, mürbe aud^ in'S 3ftan}5ftfd^e unb
^eolfi^ fiberfc|t, nrieberl^olt gebrudt; eine fri-
tif^e VuSgabe beforgte f^friebr. Sergmann in
FiBü, Tancredif Gratiae libri de jndiciorum
arfiDA, Ootting. 1842, 89—816. (Sgl d. @a-
rigiq, (Befd^c^te bed rdm. 9ted^t8 im SRittelatter
y, 2. ausgäbe ^ebdberg 1850, 115—185;
t. 64otte, 5Die ®efd^id^te ber OueOen unb 8ite-
ratnr bcS canonifd^ Sted^td I, Stuttgart 1875,
199-205.) [St. d. @d^erer.]
Itsis (TdEvcv, larä^, eine uralte @tabt in Unter-
IgWtm (9hinu 18, 28), nal^e an ber Oftgren}e
b(9 ftmbed, dermutblid^ juerf} bie ^au))tftabt
einei mc^agQptifdden ftönigSgefd^Ie^td. IRad^ il^r
(tt| ber öfUid^^fte Slilarm, ber an ibr dorbeifIo|,
ber tonitif^e. Unter bem Flamen 9(dariS marb
bttfe etabt ber Stu^untt ber C)9f{o9 ; als bie-
Heben auS gon) Seg^pten dertrieben maren, bnnten
fif fi^ tio4 in Xanid leiten, bis fie capitulirten
unb fretmtuig mieber nac^ Often jogen. S)ie noi!^
brn fyfiiA in 9eg))|)ten ^ttx^ä^vnbt SDQnaftie
% 1, 8) fd^Iug in XoniS ibre 9tefiben3 auf, fo
boB ft^ bicnuid^ bie Angabe $f. 77, 12. 43 er-
fM, monod^ SJlofeS feine SBunber im ®eftlbe
Doi ZontS nnrfte. 93on Sa'mfeS n. marb ed fo
lulgcbaui unb mit monumentalen S)enImSIem
grf^ütft, ba| es aud^ ben 9lamen Ka'mfeSftabt
oba KomeffeS er^iett (f. b. 3lrt.). XaniS blieb
ton biefer Seit an eine ^art befeftigte ©rengftabi
{um 6d^u^ beS SanbeS gegen bie don Often
bomibnngenben SRäd^te. &paitt lag ber @d^n)er-
tmA ber dgi^tifd^ Sltad^t im Süben, bis im
Vniang beS I^en Sa^rtaufenbS d. (Sfyc. gmeimol
«ritber eine S)9no^e (XXI. XXTTT) don ZaniS
mtfi^nmg unb bort refibirte ; in biefer 3eit ttirb
bie etobt bei af<tiaS (19, 11. 18: 80, 4) unb
3nb« 1, 10 gried^. ertoS^nt. Sie beflanb in ibrer
^lid^Ieit nod^ MS in'S 6. ^al^rl^unbert d. (Sfyc. ;
im 3. 568 fiel fie bei bem xmeiten Snflunn
9labud^obonoforS in beffen ^dnoe unb tooxh jer«
ftdrt, mie 3eremiaS (46, 18 ff.) unb ejed^iel
(80, 14) dorl^ergefagt botten. €rit biefer 3rit
mirb XaniS in ber ®efd^id^te nid^t mel^r ge«
nannt; an ber SteOe beS beutigen San aber
bemeifen ungel^euere Stuinen, ba| bie ög^ptifd^
feerrfd^er ibr don ben frfi]{|eften Seiten an eine
Kfonbere %ufmerffamleit gefd^tt unb il^r mid^
tigen Sage Sled^nung getragen l^ben. 2ht Ie|ter
3eU finb biefe 9htinen ber (Segenftanb forgfäl-
tiger Unterfuqung geworben, burd^ »eld^e bie
ftgqptifd^e m\ij>\iifit mertJ^doHe Sufl^e&ung er-
l^alten fyxL (SBgL Sb. aJleqer, @efd^. beS «Iter»
tbumS, Stuttg. 1884, 645; Flinders Petrie,
Tank, London 1885. 1888 [Egypt Explora-
tion Fund, 2. and 4. meoi.].) [ftaulen.]
Vimtur, Sbam, S. J., bebeutenber S)og«
matifer, ^olemifer unb Sontroderftft, mürbe )tt
3nnSbrud( 1571 geboren unb trat 1589 in bie
(BefeKfd^aft 3efu ein. 6rjt äbemal^m er (1596)
ben Sebrftul^I beS ^ebrdifd^en on ber UniderfUöt
ängolftabt, trug bann )u SRänd^en jmei 3a]^e
Sontroderfe unb dier 3abre SRoraltl^eoIogie dor
unb nmrbe, nad^ b^orragenber Setbeitigung am
StegenSburger ;ReIigionSgef))räd^ don 1601, als
Seigrer ber fd^olaftifd^ Xbeotogie 1608 nad^
ängolftabt berufen. 9tad^ 15 doloren folgte er
don bier einem Stufe beS jf aiferS ÜRattl^iaS an bie
Uniderfttat SBien, um bafelbft SecanuS (f. b. firi)
)U erfe^en, unb, nad^ ber gmei äabre ft)öter er-
folgten SlüdRel^r don bort, bem Stufe gferbi«
nanbS U. als ffonjier an bie Uniderfitöt $tag.
Sd^mäd^e ber (Befunbbeit filierte il^n jebod^ binnen
äa^reSfrift nad^ Xirol unb don ba 8Vt 3abre
\paitx m^ ängolftabt gurüdf. äBül^enb ber
Sd^redenSgeit beS Sd^mebeneinfaÜeS fd^idtte man
i^n nad^ 3nnSbrudf, unb er ftarb auf biefer Steife
gu Utden am 25. SRai 1632. Xonner gilt }u*
nöd^ft als trefflid^er S)ogmatiIer : Sd^eeben (fKtnb-
bud^ b. fatl^. S)ogmattI I, gfreib. 1878, n. 1095)
nennt il^i ben einzigen ^mal^r^ft großen Xl^o«
logen'' im nac^reformatorifd^en S)eutf4(anb beS
16. äabrl^unbertS, @regor don SSalentio^S (f. b.
3rt. Salentia) „ebenbürtigen Sd^üler"; feine
^au))tarbeit üniTersa Theologia Scholastica
speculativa practica, Ingolstadii 1628, be«
geid^net berfelbe alS „aßerl erften StangeS". Bei«
ter mar Xanner aber aud^ ein frud^tbarer $0«
lemiler unb f d^lagf ertiger Sontroderfift ; eine feiner
Sii^riften bebanbelt baS StegenSburger SteligionS«
gefipräd^, eine anbere ben Streit SSenebigS mit
$aul y., meistere galten ber SSertbeibigung feines
OrbenS ; don Sebeutung ijt u. a. feine (latetnifd^e)
,,^natomie ber SlugSburgifd^en Sonfeffion", Sn«
goljtabt 1618-1614, 2 Xble. ßr jeid^nete pd^
nid^t nur burd^ Sd^örfe beS ®ebanfenS, fonbem
au(b burd^ Sielfeitigfeit beS SBiffenS auS; in
S))rad^en unb ® ef d^ic^te trefflid^ bemanbert, bemieS
er aud| 3nteref[e unb feines SSerftänbni^ ffir bie
1S08
Xanner, ftonrob — Xonner, SRottl^iaS.
iao4
StatttrtDtffeiMoft. 918 Stebifor tton SeOannuiS
((. b. 9tt.) Sontrooerfen tttooxl er fU^ um biefeS
berul^mte fflerl etoleS Serbienft. Subefonbmm
Stul^me ffxAä^t \fyai ferne befonnenc unb tnutl^ige
doltung gegenäber bot }um Unteefen ausgearteten
9e£enpro}e{{en (f. b. 9lrt.) )u einer Süt, ba ein
fol^ offenes {hervortreten nod^ Derdnjelt unb mit
(tkfa^r Derbunben mar. Sbenfo gehörte Zanner
mit feinem fie^rer ®regor t>on Salentia )tt ben
erfien, meld^ unter getoiff en SBorau9fe|ungen bie
Snnal^me oon 3ind für aufigeliebeneS ftapital aU
nid^t unerlaubt erDärten. %nbere, nomentliA feine
beutf<i^enOrben8genoffenißid^Ierunb^noIb,finb
il^m ]p6ttt bierin gefolgt ; Xanner tturbe bafür
Don 2). <l^ncina (f. b. 9rt) alS Sertl^eibiger be«
SBud^erS angeflagt 9u4 megen einiger @ö^
Aber bie Sbioebr eines boS ®emeinmobI in un«
ertrSglifi^ SEBeife fd^öbigenben (Betoaltberrfd^erS
(Dgl. b. %rt Zprannenmorb) loirb ber fonft btu:d^-
auS gebiegene unb befonnene Xbeologe oft leiben-
fd^f tlid^ angegriffen ; eine auSfubrli^e Sertl^eibi-
gung biefer feiner Sebre ift mit bem S)atum: ^D
ben 6. 9)tai 1629 oon feiner ^anb nod^ erbalten
(baS Original im Köm. @taatSard^ib Gensur.
Hbr. IV, 68-71). (»gl. P. X Kropf , Historia
Prov. Sog. Jesu Germaniae superioris Y,
Augustae YindeL 1754, n. 236—249; Mede-
rer, Annales IngolstadiensiB Academiae H,
Ingoktadü 1782, 146. 220. 262; 9lo{))), S)ie
^enprogeffe unb il^re ®egner inXiroI, 2. 9u{I.^
SBrii^en 1891, 65 f.; Hurter, NomencL lit.I,
2. ed., 254 ; de Baoker, Biblioih., n. M. par
Sommervogel YU, 1843 bb.; 9iie)Ier, ®efd^.
ber f)cj^en))ro)ef|e in Sopem, Stuttgart 1896,
248 ff.) [O. «Pfülf S. J.]
94ititer, ftonrab, 0. 8. B., oerbienter 9bt
t^on ßinfiebeln, tt)ar am 28. S)ecember 1752 )u
Srtb im ftanton &äfloit^ geboren unb erbielt feine
eUbung an ber @d^ule beS IMofterS (Sinftebeln,
mo er fobann am 8. @e)}tember 1772 bie Or*
benSgelübbe ablegte. 9la(bbem er im SRai 1777
$riefter gemorben mar, toirfte er }uerfl am (Spm-
naffatm beS StiftcS, feit 1782 an bem oon SBeQin-
)ona. 3tn 3. 1787 mürbe er als SBtbliotl^etar
nad^ Sinfiebeln berufen, ging iebod^ fd^on 1789
als ^ro))ft mieber nad^ SBeUinjona gurüdf. 2)ur(b
bie belt)etifd^e 9iet)oIution 1798 jur 3Iud^t ge«
nötbigt, fanb Xanner im (Hofier gfie^t in Zirol
Suhiabme, bis er 1802 Pfarrer Don @t. @kroIb
in Vorarlberg mürbe. Seit 1805 lebte er mieber
in Sinftebeln unb oerfab baS 9mt beS IRoüigen«
meifterS, bis er am 30. SOtai 1808 gum 9lbte er-
t^lt mürbe, ^rd^ bie StaatSummälgung batten
bie Siebte ben gfürftentitel, ben 45 Don 2:annerS
Sßorgängem getragen, Dertoren : er mu|te aber im
Uebrigen buri^ ItugeS 9tad^geDen unter febr un-
günftigen 3eitt)erbaltnif{en bie Siedete unb Stellung
feines fflofterS gu magren. Seine erfte Sorge
mar, boS flöfterlid^e Seben unb bie iffiallfal^rt su
))f[egen; bie ©nabenlapeUe, meldte bie S^roniofen
lerftbrt l^atten, marb unter ibm mieber oufgebaut.
unb am 14. Se|)tenibcc 1817 »urbe uniet gro|ec
2b«ilna(me beS SBoIIeS barin jum erfien !DtaIe
mieber bie l^Uige Slleffe gefeiert. 3n ben ^unget^
ial^ 1816 unb 1817 ermieS ber Sbt fui^ als
großen SBo^It^äter ber Derormten Seodlteung
oon Sinfiebeln. (Ein Sebbrter unb gfnunb ber
Sd^ule, bemubte er fi^, ben Unterriil^t an ba
StiftSf d^ule |u l^ben, mobei er befonberS aiul^ bie
9latunpiffenf(baften |>flegte. 3m SRoi 1818 mar
er Don SiuS YU. )um Sif^of ber neu ju grün-
benben S)idcefe SBalbftStten (bie ftantone Supern,
Url, Sd^m9) unb Untermalben umfaffenb) ouS-
erfeben, mobei baS fflofter an bie Ste&e beS Som-
cojpitelS getreten m&re. Zanner mieS aber im
SinDerftanbnil mit ben Ca^ritularen eine fold^e
ßrböbung, meil nid^t im 3nteref|e beS jHofterS
liegenb, }urfl<f. Cr ftarb am 7. 9ipxÜ 1825, tief
betrauert megen feiner Dielfeitigen ißerbienfte um
Alofier unb SBoII. (^ mar ein erf abrener, gef d^idter
^Sbalter, ein gaftfreier, leutfeliger ffirolot unb
ein fenntni^d^er, gotteSfürd^tiger OmnSmonn.
(Ein lange bauembeS Snbenfen ermarben i^ feine
geiftreicbcn aScetifd^en Sd^riften, Dorab feine Jbt-
trad^tungen )ur ftttlid^en StufRdrung im 19. 3ab^
bunbert\ SugSburg 1804—1808, 4 X^lt. m
5 Sbn. ; bann bie «SBilbung beS @ei{Uid^ burd^
®eifteSäbungen\ ebb. 1807 (au4 in'S 9ran*
iöftfd^e Oberfetft Don MU 9Mnarb, S^on u. Sbxnc«
1844). SBeibe SEBerfc mürben ffiöter mieber^oU
aufgelegt unb tbeilmeife umgearbeitet. XuS Zon«
nerS Stad^Iag Deröffentlid^te fein Slad^folger, 9bt
CöIefKn SUiller, nodft 5 meitere Sdnbe. XonnerS
))öbagogifd^ Sd^riften («.Serfutbe in ^Briefen",
»afel 1785—1787, 2Sbe.; alS «Sd^ulbriefe
aus ben Sergfantonen" neu berauSgeg. 1813 unb
Don F. ®aa üRorel 1839; «,{BaterIänbif(be (Be-
banfen aber bie mdglid^ gute Sufergiebung ber
Sugenb", Sflrid^ 1787; no^malS abgebrwft burtb
P. ffarl SranbeS im Programm ber SHf tsf d^ule,
Sinftebeln 1853) fuib beute Dergeffen : mufifolifcbe
(£om))ofitionen )u fird^tiiben Zeiten ftnb Don ibm
nod^ ^nbfd^riftfid^ Dorbanben. (Sgl Job. Re-
gnier, Chronique d'EiiiBidleni raria 1837,
222 bb.; Senno fffl^ne bei O. ^unjiCer, defd^.
ber fd^meijerifd^en SBoIfSfd^uIe mtt SebenSobriffcn
ber bebeutcnberen Sd^mftmter unb imi baS f (bmri*
jerif^e Sd^ulmefen befonberS Derbienter ^ßerfonm
I,3ürid^l881,227ff.) [®abrieiaReter0.8.B.]
^wut^ SRattl^iaS, S. J., Zl^eologe unb
OrbenSfcbriftfieSer, mürbe §u $ilfen am 28. ge-
bruor 1630 geboren. 9{ad§bem er 1646 in ben
Orben getreten mar, Derbrad^ er ben gr5|em
Z^I feines SebenS gu ^rog, too er oudb am
8. gfebruar 1692 ftarb. Sänge 3a^ ^burcb
lel^e er ^l^iIofo))bi< unb Derfd^iebenc Sioeige ber
Zbeologie, mar jeitmeilig SRector ber UniDerfltäl
unb fe^ 3abre lang Oberer feiner OrbenS«
))roDtn). Sr fd^ricb in bteinifd^ mie in qe^i«
fd^er Sfirad^e nid^t nur fiber tbeologifd^, fonbem
aud^ über gefc^id^Uid^e ®egenftönbe. Siel genannt
mürbe fein Slame infolge feiner S^rift Diaiogna
1205
Xonnei, Xl^omoS ^ Sanucci
1206
eoDtrov«raistieii8 ete., Pragae 1669, übet bie
brm Conootitm SnbreoS gfrommniA itod^ bei
m^nim feiner ®oittti erteilte ipriepettoei^e.
ta neifien tR er nod^ ^ute behmit bun^ feine
Wbm bie Gef^i^te feine» OrbenS betreffenben,
Btl gnlm l^ll))fem gegierten biogto|)bif d^ SBerf e
8oci«tas Jera nsque ad Banguinia et vitae
«otoioiiflin militana, Plragae 1675 ; Societaa
jMttApoatolomm ioiitatrix, ib. 1694. (Sgl
ScbiWt Hiatoriae Societatia Jesu Provin-
ciM Bohemiae I, Ptagae 1747, paaaim;
ii Baekw, BiblioÜL, n« 4d. par Sommervogel
YH 1858 sa.) [O. ^fülf 8. J.]
fantr, Xl^oviafi, mid^Kg namentlid^ als
Ktemrt^rifer, mar 1674 gu aRortet-Sioington
(StllfVire) geboren, jhibirte gu Oi^orb unb »urbe
ffligliämif<^ Oeiftlid^. @etn @d^oiegerboter,
bff Sif^of SRoore, Dnfd^f^ \fyai mehrere tir(^
lt4( Seneficien ; f päler touibe er Srd^tbiacon Don
SmfoO« CommicuB gu fSbf unb Oiforb unb im
aoniar 1788 ^fd^of Don €i 9fa))l^. ßr ftorb
(ttCfforb 1785. 6eine f)ou)itf(l^ft bie feinen
lücnrif^en Shi^m begtünbete, ift bie Bibliotheca
hritannifio-hibeniica , rive de soriptoribna,
qoi in Anglim, Sootia et Hibemia ad aae-
cafi XVni. initiiini floruenmt, Londin.
1748. [®am8 0. S. B.]
fcmial, Sernorbo , ber berfid^tigte fird^en-
fifaihli^e Stiniftcr im ff önigreid^ 3ltaptl, mar am
ao. Sebnor 1698 gu @tia (Safentino) geboren,
Ibibixte bk 9lef!^ gu $ifa unb mirfte bort balb
m4 SoKenbung feiner Stubien aI8 SbDocat unb
$m|<lfot- 3« 2)ienfie @t»anien8 fd^eb er gegen
Cnferfi^ Vnftndd^ unb gegen baS Sf^Ire^t,
«obci n in 8egug auf b^tered htffaupttk, baS«
1r!be |ei gegen g5ttU(!^ unb menfd^Iid^ed Xed^t
mb ti^te lebe legitime ®emoIt gu ®runbe (bie
64rift foD in Siom Derboten morben fein, bod^
fioM fie fid^ ni^t im 3nbes). Salb borauf trat
Zoniicd gcnq in f(xmif(^e SHenfie, guerjl al9
laUtor M Snfanten S>on SarM in $arma
E), bonn att ®eneraIaubitor befi fpanifd^en
, on beffen &pi^ Stoxl im 3. 1784 in
[ rtngog. ^ier mürbe Zanucd olsbolb
3ii{Himintfier, f|)&ter (1755) aRinifier beft 9ud-
ttättgen unb oeS löniglid^ ^fed. 918 bem
ftnig Don 9leapel bie ftrone €panien0 guftel
mb a hiüffoSb auf Jltaptl Dergic^ten mugte, be«
jBamite er gu feinem 9}a(^oIger fai 3ltaptl feinen
aammrigen @obn Sfed)inanb, ffir ben eine Ste«
gnitf^oft eingefe^ mud)e. 918 ^upt ber lefctem
M^Anb c8 Xonucci, bei ber Sd^mdd^e ber anoem
Xrgmten fii^ balb gum algebietenben pmn Don
9ifd |tt mad^en. S>obei fud^te er ftdQ aber fär
df jeine tbeil8 Demfinftigen, tbeilS unsinnigen
mb d^&ifd^ SRa^regeln auf ben ff önig ff arl
Mn 6^onien gu P|en, mit bem er in fortmö^
Tfobem eifrigen Sriefmed^fel fkmb, mie bte Sorre»
fponbcng im fponif (^en 6taat8ard^iDe gu @imanca8
bnorist Sttd^ au gferbinonb bie Slegierung an-
Otbetm (otie, gdang cB Xanucd, fidgi eine Seit«
lang auf ber ^bf^t feiner SRad^t gu bauen. Sd^arfe
ÜRagregetn ergriff er befonberd gegen bie ffird^,
befd^rönfte bereu ®eri4t8barfeU, SefiJF unb $rie-
fiergabl, Derlangte ba8 $Iacet für fammtltd^
alten unb neuen 8uIIen, erfUrte bie Cbe aI8
einen mefentlid^ bflrgerlic^en äJertrag unb lie^
in ber Stad^t Dom 8. bi8 4. 92oDember 1767
alle 3efuiten gefangen nehmen unb obne ^dfi^ft
auf Sd^mad^ unb ffnude beportiren. Safür
mürbe Xanucd Don Krd^nfeinbUd^en Sd^rift-
fteUem al8 erleud^teter SRinifter gepriefen, menn
man gleid^ mit Dielen feiner übrigen 9Ragregeln
nid(|t einDerfianben ttKir; fo fd^reibt ber fird^«
feinblid^e ®efd^id^tfd^reiber (SoOetta (®efd^td^te
be8 ffönigreid^S Sleopel I, (foffel 1858, 139):
«Sllein iene Serbef|erungen gingen Don Xonucd
aus, ber nur Sine, menn aud^ nid^t tabelndmertbe
$affion batte, bie aegen 9nibali8mu8 unb ^ft«
tbum. 3n bobem ®rabe ^[iebant unb felbft äuriji,
Demad^töfjigte er bad amiitör, baS er für eine
unmi^ Saft beS @taate8 im gfrieben anfab, unb
glaubte bie ffrone jeineS ^erm burd^ bie nabe
Sermanbtfd^ft mit gftanlreid^ unb Bpanvni unb
bie neuen SSerbinbungen, bie er mit bem ^aufe
Oefterreid^ unb ben italienifd^ gfürftenböfen on«
gufnupfen fud^te, fflr binreid^enb gefid^rt SBon
€taat8mirtbfd^ft, Dom gfinongmefen, Don Ser*
maltung8fa(ben Derftanb er nid^tS. Sr fud^te blo^
feinen ^influ^ gu bebaupten unb gu Dergrö^m
unb batte al8 ein gfrember mebr Siebe für feinen
ffbnig al8 für ba8 Sanb. S)en guten Stuf, in bem
er fianb, Derbaidte er feinem äßiberftonb gegen
bie ißät>ße, ben Sd^Iögen, bie er auf ba8 (Jfeubal-
fbftem fübrte, feinem nd^tf d^ffenen SebenSmanbel,
gefftUigen äu|erlid^en SBegeugen unb Dor SlHem
bem langen gfrieben, meld^er über bie ^"fUtt ber
Stegierung einen gcfäUigen Sd^Ieier gog." Sin
fddmerer ^ormurf mirb Don gleid^geitigen unb
fpdteren (Befcbid^tdfd^reibem gegen Xanucd er«
boben, n&mlid^ ba| er bem ^ringen (eine f^bf^nt
@rtfleSbiIbung geben lie^ (SoDetta 1, 147) unb
ibn aud^ no4 nadft ber Stbronbefieigung fpfte«
matif d^ Don alen ®ef d^öften fem biett. Se|tere8
beflagt bie ffaiferin aRaria Xerefia mieberbolt in
ibren SBrief en ; fie münfd^ g. 9. in einem Sriefe
Dom 18. SRärg 1772, ^ba| man bem ffbnig ein
menig mebr Sinflu| auf bie ®efd^afte Iaf|e, um
ibn an Srbeit gu gemöbnen unb ibn Don fJfriDo«
litdten unb fd^Ied^ten ®efefifd^aften femgubalten«
SEßenn iema(8 Xanucd fdnen $Iaj^ räumen foOte,
fo more e8 gut, ben ffönig nid^t mieber unter bie
Sormunbfd^aft eineS ebenfo f}arren9Rinifter8 mie
Xonucd gu ftellen . . . 9Ran möge ben ffönig
ermuntern, felbft gu ngieren, um ibn Don ber
Sötte fd^Ied^ter Suben Io8gumad^en, bie ibn um-
ringen : ba8 iß ber grö|te ^ormurf , ben id^ gegen
Xanucd fyAt, ba| er bieg mit gldibgültigem
9uge anftebt" (Ameth-G^froj, Marie Antoi-
nette I, 2« öd., Paris 1875, 290). 2)iefe bier
angebeuteten SSerbältniffe fübrten fd^Iie^icb ben
@turg Xanucd'8 l^erbd, ber am 26. October
1207
Xait}.
1208
1776 in fel^ el^l^aftcr, ober für Xonitcd bod^
fel^r fd^mer}Iid^r ^eife erfolgte. „Sin ftönig^
ber aud feinem Sonbe gejagt »irb, fann ftd^ fein
Unglücf nid^t fo fe^r }u |)er)en nel^men^ oß ed
bei Sanucd ber ^dtt, roat, ba er auS bem SDtini*
fteriunt fd^eiben mu^e. 3)Q^ il^n feine Denneint-
lid^en gfreunbe im @tid^e liefen, feine Unter-
gebenen il^m feinen 9tef{)ect me^r begeigten, feine
@Qlon8 leer blieben, bad »aren in feinen klugen
Semeife einer fd^redlid^en SittenDerberbni^, un«
gead^tet bie SBett immer fo geioefen ift, ba| eine
gefaUene @rd^e befto toeniger Anbeter ^ot, ie
mebr fie guoor t)ergöttert toorben. Um fid^ ben
Derl^alten Snblidt ber SRenfd^en gu erfparen, gog
er fid^ auf'8 Sonb )uräd, mo er (am 29. ^))nl)
1783 mit ^interloffung einer l^od^betagten (Sattin
unb eines guten 9iamen8 fafi in Slrmut ftorb,
nad^bem er bon 1734—1777, alfo 43 Saläre
lang, aQmöd^tiger 9Rinifter gen)efen'' (SoDetta I,
198). Zonucci ift einer ber confequenteften Ver-
treter beS StegaliSmuS, ber bie ffird^ auf baS
@ebtet bed 2)ogma'8 im oDerengften Sinne gu
befd^ränlen, bie SRad^t beS ffdnigS, b. 1^. beS aü-
gebietenben Sßinifterd, in ber ungemeffenften SBeif e
auf ))oIitif d^em unb ürd^lid^em Gebiete gu ermeitem
fud^te unb bamit ben SlbfoIutiSmuS beS 18. 3a]^
^unbertS auSbilbete, loeld^er eine fo toiKIommene
unb leid^teSBeute für bieSteooIutionftregemorben iji
3)ie fird^en))oIitifd(|en 3been entmidtelten ftd^, öl^n-
lid^ mie bei anberen gleid^geitigen unb ffidteren 9Ri-
niftem, aud^ bei ^anucd gu einer loa^ren 9Ranie
bed ^affeS gegen bie jhrd^e unb bie lird^Iid^en
Sinrid^tungen. S)ie Dielen taufenb 93nefe, bie
ber fld^ige SRinijter bidirte, unb bie jid^ im
@taat§ar(^io gu @imancaS aufbemal^rt fmben,
geben bat)on toieber^olt 3eugni|. Sin ftanbiged
X^ema barin ift bie 9o§bdt unb ^interlift ber
®eiftlid^!eit, toeld^e gegen baS SBol^I unb Snter-
effe ber Stationen arbeite; ,,fie ift gu aOen Seiten
unb in aUen Säubern biefelbe, unb nid^t einmol
bie l^eiligen ^Ipofiel in ben erfien Seiten fonnten
fie l^nrdd^enb im 3aum l^alten" (30. See 1755 ;
Simancas Estado Leg. 5936) ; ^menn bei einer
oOgemeinen Unrul^e fein ^aupt ftd^tbor mirb, fo
ift ed unfepar getoii ba^ ber Seid^tftu^I bie
£jfe unb ber SRörfer ift, auS meld^em bie IBomben
gefd^Icubert toerben" (3. 3uni 1766 ; L c. Leg.
5997). (SJgL Galk ÜUoa, Di Bemardo Ta-
nucci e dei suoi tempi, 2. ed., Napoli 1875 ;
Senftoürbigleiten be8 äefuiten SuIiuS (Sorbara
gur ©efd^tdSitc üon 1740-1778, bri ©öttinger,
Seitrdge 2C. HI, ffiien 1882, 3 ff.; M. F. Mi-
gu^lez, Jansenismo y BegaÜBmo, Valladolid
1895. betreffs ber lobenben 9eu|erungen beS
1^1. aUfonS 0. Siguori über Xanucd f. S)dl-
linger-Steufd^ , ®efd^. ber SRoralftreitigfeiten I,
9lörblingen 1889, 400 f., unb Letiere di
Alfoneo Maria de' Liguori 11, Roma 1890,
400 8g.) [». ffiubr S. J.]
fniti, neben ber 9Rufi{ unb bem ®efange ber
noturHd^fte unb ältefte ^uSbnuf ber fifreube, lommt
L in ber (eiligen @d^rifi fett berältcfien
Seit üor 1. bei 9ufgägen oon @iegem unb Kö-
nigen ORid^t. 11, 34. 1 @am. 18, 6); 2. bei
Siegedf eften unb anberen dffentlid^en fSfeierHcl^teüen
(Sl. 15, 20. 2tubU( 15, 15; 16, 24); 3. bd
religibfen $rocefftonen unb fo, l^eiligen 3^^
(2 @am. 6, 5 ; ba^ bie %ufforberung beS !ßfal-
miften [149, 8 u. 150, 4], ben C^erm M Siei-
gen'' gu loben; enbtid^ 4. beim abgdttifd^en Suite,
mo um bie ®ö^nbUber unb ®ötiena(täre getangt
mürbe ((Es. 82, 19. 1 ffön. 18, 26). 9d ben erfien
gmd Seranlaff ungen taugten DorgugSmdf c grauen
unb 3ungfrauen, bei ben legten gmei aud^ SRftnner;
am Saubpttenf efle führten Wamtt aOein im 9}or-
l^ofe beS XempelS oor ben oerfammelten gfrauen
dnen funftreu^en t$^deltang aufi (Dgl HifiMshna,
Sacoah 5, 4). Wan ^t 2 @am. 6, 20 mit
Stecht nid^t ald 99emei8 ba^r angefe^en, ba| Xdnge
für SDtänner unfd^idlid^ geilten mürben; benn
9Rid^oI mad^t 2)aoib nur gum Sormurfe, ba| et
fdne töniglid^e SBfirbe bd @eite gefegt unb glei(^
ben Vnbem, ben (Semdnen, getaugt (abe. S^ar-
auf paH oud^ gang bie rül^renbe Sntmort be8
ItönigS : ^93or bem ^erm , ber an mir (SkfaClen
f anb, ^be id^ getaugt (auS inniger S)anfbarfdt) ;
unb l^ätte id^ mid^ aud^ nod^ geringer gegeigt oIS
fo, ba^ id^ niebrig märe in mdnen Sugen (id^
^atte nid^t gu Diel t^un fönnen nad^ bem antriebe
mdneS ^ergenS)''. S)od^ fie^ fid^ fd^on bie ®c»
mora oeranla^t, bie ®emo(n(eit, ba| Jtd^ emfte,
angefel^ne 3Rönner einem jugenblid^eu Sergnfigen
l^ingeben, gu red^tfertigen, imb fte tl^S mit ber
^inmdfung auf ba§ Soblieb, lodd^eS bie frommen
babd fangen : „®lüdtfelig ift unfere 3ugnib, ba|
fid^ unferWterberfelben nid^t fd^ämen barf, unb
,,®Ifldfeßg i{t unfer 9Iter, mel(^e8 unfere 3ugenb
oerfö^nt l^at". Sine fd^öne Sted^tfertigung bei
religiöfen Xönge gibt ©eroiuS )u Vergü. £clog.
5, 73: üt in religionibus saltaretor, baec
ratio est» quod nullam majores noatri partem
corporis esse voluenmt, quae non aentiret
religionem ; nam cantus ad anunum, aaltatio
ad mobilitatem corporis pertinet. SBäl^renb
bie Slömer fonft ben Slang oera(!^teten (nemo
saltat niai ebrius), taugten bei ben reßgidfen
geften bie mürbigften SRatronen ber erloui^teften
®ef(^Ied^ter (ogl. Horat. Oann. 2, 12, 16 sqq.
unb SBentleQ gu b. Stelle). — Ueber bie 9x1 p
tangen bei ben C)ebräem mei| mon niifet mel
me^r, ald maS htt 9tame ^«rr unb W » «^^ im
jhdfe bemegen'', anbeutd; ol^ne Stoeifel unto^
f d^ieb fte fid^ oon ber nod^ jeht flblid^en im Oriente
nur barin, ba^ oOed Unanftänbige unb £a8doe
oermieben mürbe. JS>tt tefeige morgenlönbifd^
%m\ fast ®d^otg (9ibL Slrd^L, »onn 1834,
431) aus dgener ^Infd^auung, „befielt in Wb*
bdS- ober fteifif 5rmigen SBetoegungeu mit regeW
lod r^qtl^mifd^en Sd^ritten unb ®eberben« tnelc^
bd ben 9{omaben oft gange @nip)iett Don SRonnS-
|)erfonen unb tum Wöb<|en, bie lekterm in ber
SDtitte gttifc^en gkod 9lei^ ber erfteren, iebod^
1209
lapatelll — Sapfer.
1210
\mxan o|iie fU^ jbl htiAffm ober }U tial^e )u
bmmm, na^ einem beliebigen ®e{ange, aber in
bm 6<dbten getoö^nlid^ nur SRöbd^en, Sbuffen
tt4 bon Zoct f d^Iagenb, ouSffil^ren«'' SRon \pitlU
uab lang )ttot Xanje, unb beibed ge{(i^ol^ au(i^
m SMKl4^^tcii (1 @om. 18, 6 ff.) ; bie Seine
|)anbpanfe (qt«, Vbuffe) nurbe Don Den Xan^enben
)eUr|t gcUIagen, ttenn onbere 3nfirumente babei
wrai (v^n, £))mbeln, Xrom))eten; Dgl Sucoah
d, 4), Don 9K^t«Zdn)em. ®eme tonjte man }ur
giotc (ogL aRiüt^. 11, 17) nad^ römifd^er unb
fq£4tf(||er ttie tfibifd^ Sitte (f. Buxtoxf, Lex.
thalm. B. ▼• V'^bn : tibiae adhibentur in nuptiis
ft in fdneribns). Sinjelne tonnten in ber frül^e«
Jim 3eit mo^I nid^t öffentlid^, aud^ bie Xod^ter
^^i mar, mie man ouS ber SteQe Siid^t
11, S4 leidet fielet, nur bie Sleigenftil^rerin unb
Sottfin^crin. Xftnje bei ©aftmäb^m ftnben ftd^
micr ben äuben ocft in fpöterer 3eit in 9n-
It^mmg on bie ^eibnifd^ (Semobn^eiten (DgL
Itnoph. Cyrop. 4, 6, 7); )u bem £an} ber
Solome Dor ^erobeS (9Jtatt]^. 14, 6) !ann fel^r
|Q](mb Horat Carm. 3, 6, 21 sqq. Derglid^en
Mben. [@(^^g.]
IL Som @tanb})unfte ber SRoral be«
AHttet, Derflögt berZanj, infomeit er nurllunb«
gdmng Don grö^Iid^Ieit unb g^reube i{i, an ftd^
mäfi ge^en baS @ittengefe^, menn er aud^ Don
In^e^drigen beiberlei ®e)qIcd^tcS geübt mirb;
er i| feiner Statur nad^ jUtlid^ inbifferent Sünb«
(oft xoUb er 1. burd^ bie Sbftd^t, toenn er gemoU
idM) oa SRittel unb ®elegen^tt, bie ungeorbnete
fisiifi^e SBegierlid^feit anjuregen ober }u be*
fri^igen, ober menn mit $erfonen getan}t mirb,
kl vAifm bief eS 9RotiD )u (»rafumiren ift ; 2. burd^
Ui UmfU&nbe, menn er ftattfinoet unter einer 9n-
«ä^cnmg Don ^erfonen Derfd^iebenen ©efd^Ied^ted,
w\i^ befonberS geeignet ift, unreine SBegierben
mb lufregungen ^erDorjurufen, ober in einer
0if|olUnb unanfiftnbigen jfletbung, unb um \o
witift, toerni ftd^ bamit ein Suftonb finnlid^er 6r«
ngmig Dcrbinbet, mie ibn lufteme Slide ober
eennüt^e, roHtnnlid^e aRufil, reid^Ii(^er ®enu^
triiKger (Betrönte u« bgl. Derurfod^en. Seiber jinb
9tde Vzien mobemer Xönje nie frei Don Derartigen
Unpjbibcn; gumeift gilt bie| Don SRaSlentän^en.
3n{0iDeit {te jebo^ aud^ Don mol^Igefitteten ^er-
ßm gem&^ ibren ^tmtbeSDerl^ältniff en ober megen
onbcrer 9nlöf|e olS nid^t leidet Dermeiblid^ an«
g(|ebm unb niibt 9U b^fig unb leibenfd^ftlid^
mb immer nur fat ehrbarer (BefeQfd^aft unb,
nrnm c9 nod^ iugenbli^e $erf onen finb , unter
cotJtRe^enber Ob^ut mitgemad^t merben, fann
tttaifieni(^tDer))5nen. Sielfad^ bringen übrigens
OR^ ^ Vorbereitungen }um XangDergnügen, bafi
Scmietlen nnb 3ttfeben auf bem Zan)))Ia|e, ber
f^mgang )u bemf elben unb bie ^eimf el^ jtttlid^e
(Hcfo^ mtt fid^. — SMe ^rilige @d^rift f)md^t
{ift gegen unfittlid^ unb ftttengefo^rlid^e Xänje
«IS (3ob 21, 11 jf. «cell 9, 4. 3f. 8, 16);
iloifo nrt^cibn alle briligen SBäter unb Seigrer
big l^b auf ben (eiligen fiird^enle^er gran)
Don 6aIeS (pUotb. S, 88). ^er aud^ Diele
l^eibnifd^ ©d^riftfieDer erHären bie Xäit}e i^rer
3eit alg ber SBemunft unb guten Sitte }umiber.
S)er @eelf orger l^t ben obigen ®nmbfa^|u-
folge bie 6streme )u gro|er Strenge unb gu großer
9lad^giebigfeit gu Dermeiben. Xdnje, meldte ibrer
9tatur na^ mit Unfittlid^Ieit Derbunben ftnb ober
bie nöd^fte ®efabr baju in fid^ {daliegen, ftnb
fd^toere €änbe. äebem, meld^er mei|, ba| i^m
ein Xanjbefud^ nöd^fte (Selegenl^eit }u fd^merer
@flnbe mirb, ift er unbebingt als fd^mer funbl^aft
gtt Derbieten. Skmon abjurotl^en ift Men, bod^
fann er nid^t Derboten merben, menn man il^n mit-
mad^t aus einer an [td^ ehrbaren Sbftd^t unb unter
Umftönben, meldte {ebe fitüid^e @efa(r auSf(bIie|en.
S)a| für Slerifer iebe actiDe unb pa]\xot %f^Ü»
nal^me an Xangbelufligungen unfd^idlid^ unb Der-
boten ift (Dgl. Trid. Sees. XXII, c. 1 De ref. ;
BoBB. XXIV, c. 12 De ref.), barf alS aügemeiu
befaniit DorouSgefe^t merben. [$runer.]
SapatelR, ^lois, Slard^efe b'9}egIio,
8. J., 9{aturred^tS(ebrer unb @d^rift)le]Ier, mar
am 24. ütoDember 1798 gu Xurin geboren unb
trat am 12. 9loDember 1814 in bie eben Don
$iuS Vn. mieberbergefteUte ®efeOfd^aft 3e{u da.
3u ^lermo, mo er 15 ^Q^re lang bie $]^iIo-
fopl^ie bocirte, Deröffentlid^te er 1842 fein fyiupi»
mer{ «rSerfud^ eines auf (Srfal^rung begriinbeten
SlaturretbtS", baS 1845 aud^ in beutfd^er Ueber-
fe^ung erfd^ien. 9!ad^ 9blauf ber SBinen Don
1848 marb er nad^ 9lom berufen, mürbe einer
ber SRitbegränber unb ^u))tleiter ber Civiltä
Cattolica unb belam))fte in einer Steibe Don treff-
lid^en Sbbanblungen bie Seftrebungen ber italie-
nifd^en Siberalen; namentlidb trat er ©ioberti
(f. b. Sri.) entgegen. 2)ie ^iftorifd^-politifd^en
SBIÖtter (XXXIV [1854], 963) feiexten i^n als
«einen ber tiefften Setder beS @übenS Doli Ihaft
unb Sonfequen)''. 9. @tödtl (®ef(b. ber neuem
q^^ttofop^ie n, ajlain} 1888, 681) mirft ibm
SBreite unb SBeitfd^meiftgleit Dor, maS jebod^ niibt
(inbere, ,,bem 9Ber!e einen bleibenben 9Bert( für
bie Sntmidflung ber Sorial« unb 9led^tS))bUofop]^ie
im d^riftlid^en Sinne gugutl^eilen''. 9lad^ einer
anwerft frud^tbaren literarifcben X^atigfeit ftarb
Xai)areaiam20.Se))temberl862. (93gI.Ciyiltä
Cattolica Ser. V, voL 4 [1862], 885 sg. 545 Bg. ;
Harter, Nomencl. lit. HI, 2. ed., 1125 nota;
de Backer, Biblioth., n. ed. par Sommervogel
vn, 1862.) [O. ^fülf 8. J.]
9ayf(r, 9nton, ^rofeffor ber Xbeologie im
^riefterfeminar ju Sbur, mürbe 1778 )u !ßart-
fd^inS bei aReran in Xirol geboren. (Sx fhtbirte
}U 3nnSbrud( unb $obua, mürbe 1799 $rie{ier
unb balb barauf girofeffor ber 2)ogmatiI im
Seminar )u 9Reran. Smrd^ bie Verlegung beS
Seminars lam er 1807 nad^ (Sfyxx unb ^arb bort
am 5. aRöra 1885 im Stufe ber |)eiHg!eit. Son
feinen Sd^riften ift bie Expositio incraenti
Missae sacrificü, 2. ed., Ciuriae 1828, nod^
1211
Xal^ferfeii
121)
j[f^t gefd^fttt @onfi f^rieb er noc^ Paraphrasis
8. £yaiig. sec. Joannem, CampoduiL 1835 ;
Litera Epist. ad Bomanos, ib. 1835 ; Loci ob-
Bcnri Psalmodiae et Litargiae, ib. 1836 ; Liber
PsalmorainapertaB, Lindau 1834. [©.Stauer.]
"iaplettim (fortitudo), eine ber Sorbinol-
lugenben (ogl. S. Thom. 8. Üi. 2, 2, q. 123,
a. 1 1), ]^ei|t bteienige Xugenb, toeld^e bie Seele
bisponirt, ftonbl^ft ber testen Otbnung unb ber
93emunft gemd| gu moQen unb )u ]^(nü)eln un-
geachtet entgegenfie^enber |)inbemtf{e unb brol^-
ber Uebel. 3n biefem Sinne ift fte eine generelle
Xugenb, meldte in ollen 9rten tugenbl^often ^axf
belnS U)ir!fam mirb. 9(18 \ptdtUt Xugenb ^ot {te
ein @ebiete il^rer Xl^ätigfeit ben ffampf gegen
fonberS ftarfe unb mäd^tige gfeinbe beS ftttltd^
®uten bie Srbulbung fd^merer Selben unb felbft
bie ^inno^me beS XobeS. IBon il^r ift bie Stebe
©eut. 20, 4 ff.; ÜKatt^. 10, 28 (.prd^tet bie-
ienigen nid^t, aeld^e ben Seib tobten, bie Seele
aber nid^t tobten lönnen''); 1 gor. 16, 13; epb-
6, 10; t^cbr. 11, 33 ff. «18 übernatürlid^e l^abi-
tuelle Zugenb mirb bie Xopferfeit ber Seele gu-
gleid^ mit ber t^eologifd^en Siebe unb ben übrigen
i^eingegoffenen" Xugenben Dom l^eiligen (Seifte
mitgetbeitt unb gel^t mit biefen aud^ oerloren.
918 fold^ beföl^igt fte bie Seele, fein Uebel gu
ffird^ten au|er bem SSerluft ®otte8, unb lieber oEe
Seiben unb ben Xob gu erbulben, qI8 @ott gu be-
leibigen. — ®ie ber 2:Ql)ferfeit im Mgemeinen
eigenen 9Iäe ftnb (Dgl. 8. th. 1. c. a. 3): 1. ®e«
fal^n, 8&mp\t unb Seiben um ber SBal^rl^eit unb
Xugetd) iDiÜen mut^ig onnel^men unb trogen
(rectns ordo circa passiones timoriB et tri-
Btitiae) ; 2. unter Seitung ber fflugl^eit felbft bie
Urfod^en angreifen, au8 n)eld^en ber SBol^rl^eit unb
Xugenb ®efa](|r brol^t (rectus ordo circa pas-
siones audaciae et irae). ©er erfte 9ct ift an
!ld^ bebeutungSDoOer unb not]^n)enbiger, aber aud^
d^mieriger aI8 ber anbere, mit föeld^em aUerbingd
t)ielfad^ me^r Shtbm Derbunben ift. S)ie ®egenfä|e
gegen biefe Xugenbacte ftnb: 1. bie timiditas,
gfurd^t bor Uebeln unb ©efal^en, bmen fid^ gu
untergiel^en ie nad^ ben SSer^öItniffen be8 Stanbed
unb a3erufe8 $flid^t ift; 2. bieintimiditas, ®Ieid^-
gültigfeit gegen ba8, tt)ad gu fürd^ten ißemunft
unb ®Iaube erforbem (namentlid^ gegen bie gött-
lid^ Straf geret^tigfeit), unb I93erf el^ng ber regten
unter ben ®ütem be8 SRenfd^en feftgefe^ten Orb«
nung, fo ba^ man ben IBerluft geringerer ®üter
mel^r furd^tet al8 ben ber j^ö^eren unb biefe um
ber erfteren loillen |)rei8gibt, toaS fid^ üorgüglid^
im Setbftmorbe geigt, enblid^ SJhgad^tung bro^en-
ber ©cfal^ren unb Sorgloftgfeit begüglid^ ber-
felben; 3. bie andacia, 2:oUfül^n]^eit, loomit man
jid^ o|ne einen nad^ ber redeten Orbnung ber
feemunft genügenben ®runb in ©cfol^ren ftürgt
(8. th. 2, 2, q. 125-127).
S)ie Xugenben, ol^e loeld^e bie Xapferleit nid^t
DoUfommen fein fann (partes integrales), unb
gu meldten fie bie Seele anregt (partes poten-
tialee), {inb nod^ bem % Vfotaeü (L a <t Itt
ad 138): 1. ®ro^bngigfeü (magnammitaii
toeld^ nur bo8 aufhebt, ukiS |ur ^ö4)9aC|s
bient, gur S^re Dor ®ott, unb bc|^ ttxgni kr
(£i}n imb Serl^errlid^ung ®otte9 unb g^^ i^
feine ®nabe feine fBlvüft unb fein 0|4a ^\
Deren ®egenfö^ ftnb SSermeffen^ mb uf
orbneteS SelbftDertrouen (praesnmptio), Qq^
(ambitio) uid) eitle Stul^mfud^t (inaniB fjini,
Sergagt^eit unb ffletmmtt^ (pnsillamimte);
2. Strel«n nad^ SoEb)mmen|eit (magnifiwitii),
in meld^m man {id^ nid^t mit ben nidMcmX»
genbgraben begnügt, fonbem cntd^ bie fß^jß
erringen eifrig bemüht ift; baS Segcnt^ ie*
geid^net ber ^I. Xl^omoS aß parvificentia ; 3. Sc
bulb (patientia), meldte oOed ebne ftloge kikt.
ttmS bienlid^ ift für ba8 angeftrebte S^ ^ Xc-
genb ; 4. Stanb^ftigfeit (perseTerantia), wdiß
nid^t ermübet, immer loieber bie SSittel gBOiSUe
gu gebraud^, mag aiui^ ber Srfolg i»4 \^^
fd^mert fd^einen ; beren ®egenf^ ftnb fBkiifik
feit (moUitieB), bie fc^neU ermubet imb tdaliß,
fktrtnadtigfeit (pertinacia), loeld^e aud( Sniir
Iid^e8 erreid^en möchte ober eigenfinmg auf fe
felbft gemäl^lte, menn aud^ nod^ fo ungceiiiiRt
9Beife gum 3iele fommen tuiB (p^ h. 9rL Blab'
l^aftigfeit).
2)ie @rabe ber Zap^tdtit finb: 1. oDe fS»
mörtigleit rui^tg unb ergeben um ®ottel »iB
ertragen, unb bie| ift ^jlid^t für «b; 2. p4
®ott gum Ot)fer bringen itnb }u olen 9nfn|Bi
anbieten, toeld^e ibm gefallen mirb, aber nl |i
t)er^angen; unbbie^ijteinStat^berSoDlMn»
l^eit, über meld^ man nod^ j^inoudge^, S. San
man fid^ ber Seiben unb 3:nibfale fmt wk\k
%po^tl (^g. 5, 41). Sie l^fie «üe kr
£at>f erfeü ift ba8 aßart^rium, bie (Erbiittmig M
Xobe8 um be8 Sefenntniffed beS ^äOgcn 0k»
ben8 miEen (8. Thom. 8. th. 2, 2, q. 184; h
IV. Sent. Dist 49, q. 5, a. 8). SRon nk»
fd^eibet ba8 martyrium materiak, b. L bk fK>
tifd^e (Srbulbung be8 2U)be8 o^ne bieOtdgHlsl
fie mit bem 0))fer eineS freien SBiOentarM |i
oerbinben, unb baS martyrium fbnnale; k|M
fd^(ie|t in ftd^ 1. miberftanbdlofe (Erbidkivr
toaltfamen %oht% ober einer Stoter, rne^e Hjn
Statur gufolge nad^ getobbntid^ Orbong ki
£ob t)erurfad^t (Bened. XIV. De Barr. Dri
beatif. 3, 12); 2. SoUgua be8 aiorbci obnkr
Warter primär au8 bem ®runbe, loeti Ux9»
gemaltigte e8 t)ertoeigert, ben Reuigen Qnpi''
glauben gu oerläugnen ober einer Donber|effi|k
Steligion Sl^fti gebotenen Zugenb |BSAcr jß
jubeln (Bened. XIV. ib. 8, 18, 2 ; 19, S-17);
8. freie ^inopferung be8 Sebenfi butd( ^M»
SBefenntnil be8 ®Iauben8 in SBott ober W^
lung unb au8 reinem 3RotiO€ ber Siele WM
(Martyrium est actus charitatis nt impemti^
fortitudinis autem ut elicientis; 8. th. 8. %
q. 124, a. 2 ad 2); 4. Stonb ber ^eOign«»»
ben ®nabe (1 Cor. 18, 8). — Unter bca Stta
1818
Xapl^ne, Xapf^nxH — Xapia.
1214
M (ri%" Ofifkf tp eB bai donnm foititadi-
ns, wdd^ bie €cele USponitt, bcn ßinlpre«
jungen U§ trifigfii SrlfM }ut oollbtnmenften
Bilnmg bec virtaa foititadinifl tpiUtg (u folgen.
Sic Qr miftnx^eiibe eeligteit ifl iene fibrntotür-
li^c itnb l(lbninHf(^ (Erf attigung , toeU^e benen
»r^d^ ift, bie tuUfy üß (ungern unb burften
OMnadihm Ifidj/^ diele oOeS i^ 6teebenfi,
wffe fUiebeS Opfer |u bringen bereit finb, auf
bat oOe ®cred^ftit im SoOnui|e }ur erfuSung
tarne (S. Ul 2, 2, q. 189). (Sgl. no^ LessiuB,
De joBt eeteiiBoue yiriJL eardin. 8» o. 1 et
c 2; Bilhiart, I>e fortit Dias. I; Moller,
TbeoL mor. U, 2. ed., Yindobonae 1878,
460 iqo.) [grüner.]
|if4««»9<q^^ (o)!1>n^^ ^V^t* Ta>vac),
ftnc 6tabt im O^ Don Unlerägqpten, ni^t
seit Dom Sonbe ®e{fen (Subitb 1, 9 gried^.). €ie
MT häber nur di bt^rjler oorgef d^obener Soften
«nf W ^eerfho^e nod^ Serien befonnt^ er«
Iffligte aber unler ber 26. faitifd^en S^Qnaftie
gr^nm QAeuiung, fo bo| fie oon ben fpftteren
|)rD|Kieten mit 9lo)>]^ ober 9Reni|)bi8 aU Se-
ini^aitantin ber figQpti|d(Kn 3Rod^t migeffll^rt
mb (der. 2, 16; 46, 14. «a- 30, 18)* &ür
bc{a| ber ^ß^oroo f^opffta einen löniglid^en $oIa|},
bffjm funftige« Okf^id äeremioS (48 , 8 ff.)
misjogte. ^obot nennt bie @tQbt Adf^vat
üüoimai; |e|t trägt bie Xrfimmerftätte ben 92q«
noiXeBSefenneb unb iß in neuefier S^ nriffen-
{d^u^ unterfu4it ttoroen. Soutefte au8 ber
3(it ber 19. ober 20. S^^naftie erinnem an bie
So4n4t Robots (2» 107), bo^ eefoftriS Oon
ffinon iMbtt feierlid^ §u einem fSfefi na^ ^Dopl^nä
«ngdoben mürbe ; oHefat bie gro^e 9Raffe ber oor*
(oüMnen Shiinen rfibrt oon $fammeti4 !• f^x.
Mm bem ebenfoQS ^obot (2, 30) erso^It, bog er
in Sapbn& eine ^eercSabt^eitung al8 %efa|ung
ratn^It. S)iefe «puXax^ beftonb (Her. 2, 154)
onl gtie^ifd^en Sölbnem, unb mirflld^ )eigen
fofl oOe bemeglid^ ®egenftänbe, meldte in £e-
tamcb gefunben tootben ^nb, gried^ifd^en Xl^puS.
fyn iß bentnod^ ber SerubrungSpunft nid(|t bIo|
|Vif4en gried^ifc^er unb Ag^ptifd^er, fonbem ou^
notfiben gried^ifd^ unb l^ebräifd^er Sultur gu
|u4«L Seil Sfuben bot ben erften Snla^ gur
ffnmtnil ber gried^ifd^ SiDmng 9Ied^ao (f. b.
Iit). ber mit feinen (Bried^ gegen bie Sfj^rer
M, 9ofiQ8 befiegte, 3ood^) gefmigen no^m unb
dooRm M tribtttoren ft5nig einfe|fte, fo ba^
.bie 66^e Don SRempbiS unb iapfjint äSroel
M §mtt edfteitel mit Sc^onbe bebedten" Oer.
2, 16). Siei dnberte ftd^, aß Kobud^obonofor
kceunol gegen bie 3uben )og unb fd(|tte|nd^ 3eru-
foioi lerflMe. 9lad^ ®oboIia8' (Stinori)ung flob
tH tooS fid^ retten lonnte, tro| SeremioS' 9b-
mbrnnig, nad^ 9eg9pten, unb bei ber ou8 ©rie-
ten, ^b^nidem unb Seg^ptem befiel^enben
teSOmtiig )u Zopl^ne fanben bie ättben ben
dfim am meiften gufagenben Sufentbolt 9ud^
SennnaB UNnb oon Sobonan unb ben iubifd^en
SRod^tbabem gegmungen, mit il^nen nad^ Xapifyn
p flieben. S)ort oertänbete er feine legten SBeiS-
agungen unb fanb feinen Xob, inbem er oon
einen Sonbfileuten megtn ^nfünbigung ber Strafe
fir ibre Abgötterei Oer. 44, 1 ff.) gefteinigt
mürbe, gfreilid^ moren bie 3uben bomit bem (ge-
riefte (Sotted nid^t entronnen; fie mürben in baS
Serberben oermidelt, meld^ in}mif d^ 92abud^
bonofor Seg^ten bereitete, unb meld^eS fd^
Saed^iel (80, 10—18) oorbergefagt botte. ©o-
balb ber bobQlonifd^e ff önig nod^ SBegful^rung ber
äuben im eigenen Sonbe bie )93er]^dltni}{e georbnet,
fiel er in 9egq|)ten ein unb burd^jog eS morbenb
unb plunbernb bis )um @uben; bamalS «.b^tte
oud^ Xa))bni8 feinen finftem Zag", unb bie 3uben
erlitten, mafi ibnen äeremiad (48, 11) angelünbigt
batte. 9lad^ oOem biefem aber beftonb jmifd^en
607 unb 577 ein fortmdbtenber Serfel^r jmifAen
bem Often unb ben @ried^en in %ap}jiaa. SHe
Slod^obungen l^oben gejeigt, ia% }u Za))]^neg
gried^iftbe ®egenßftnbe fabri!mö|ig für ben Ss-
))ort bergefteOt mürben. Sine merfmflrbige C)ilfe
empfängt burd^ biefe ®emi|beit bie biblifd^ Jhritil;
beim ber gebadete Serfebr erOärt beff er ott olbd
Snbere boS Sorfommen ber gried^if d^ 9u8brüdk
2)an. 8, 5. 15. 9n biefen ISerlebr erinnert beute
nod^ ber 9{ame, ben bie ^aupttrümmermoffe gu
S)ef enneb bei ben ummobnenben Grobem trägt :
Kasr el bint el Jehudi, »99urg ber 3uben-
fd^ft''. (9}gl. Flinders Peine, Nebesheh [Ain]
and Defenneh [Tabpanhes], London 1888
[Fonrih memoir of Übe Egypt Exploration
Fnnd]; The same, Ten years digging in
Egypt, 1892, 54 ; SBiebemonn, ®efd^. Don %It-
9ea9))ten,ealmu.@tuttg.l891,190ff.) [ffaulen.]
^a9l^nt$ (o^sBr^iü, 6exe|x(va), )ur 3eit @a-
lomonS eine äg^ptifd^e Aönigin, beren nid^t ge«
nonnter ®otte bie @d^mefter berfelben bem Sbo-
miterfdnig 9bab »ermä^tte (8 ftön. 11, 19. 20).
(SBgl. £autb^ 9uS aegQ{)ten8 SBorjeit, Serlin
1881, 402.) [Raulen.]
S«pia, $etru8 be, 0. Pr., f)Kmifcber S:beo-
löge unb Srgbifd^of oon SeoiQo, fübtle feinen
!Ramen nod^ feiner SDtutter SfabeÜa Slobrigue)
be Xaüfia; ber Stoter bie| S)ibacu8 Sltonero.
$etnid mürbe im SRär) 1582 ju IBiOoria bei
Solomanco geboren. 92od^bem er in Salomonco
bid SU feinem 19. So^re ftubirt f^, trat er im
3. 1601 ebenbort in ben S)ominicQnerorben ein
unb legte am 28. gfebmor 1602 im fflofier oon
St. 6te|)ban bie l^igen ®elubbe ob. 9tod^
SoDenbung ber {)biIofo)>bif d^en unb t^Iogifd^
@tubien befleibete er in oerf (biebenen jf Ibftem fei-
nes OrbenS baS Smt eined fiectorS, unb gmor
trug er juerft $bilofo))]^e gu Salomonco, bonn
3:b»l08i< feit 1618 au pocenHo, feit 1620 ju
6egotno unb feit 1622 {u Slolebo oor. %m
14. Sfebruor 1628 erbielt er ben smeiten Se^-
ftubl ber Zbeologie, bie fog. Cathedra vesper-
tina, unb am 20. @e))tember beSfelben 3($reS
ben erften, bie fog. Cathedra matutina, on ber
- : T — X^reut
1216
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= =rr :: ticmianiHrbe ber Uni*
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■ruit anb gfnmdScuS
^.nK'imtt gegen bte
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^ zi> feige 9aä^*
dl, für .grou-
212 3K jc cT^Ä, ber ntt
te ^ Jdube 9lid^
T.'Jiuft ant
c ira «öcrv|Ä- Son ber
as:srs. ICK ^Ig«, nmibe
r- aar J^nc: xsa irre ^M (1551):
jlt ;" r ÄS tsr ^"^ac ww bem aniJQ
^.^ .^•«e» :::!rL $t ^ßib noil^ einem
Z-l .. • ^mr iiA^ 1559 ; jn feben
iirw i? ber SBerfafier
aiticiiks circa ecde-
Vsc secdo controvem a
^ft^*ii.*ioca aeadeDiae LoTanienaB
^^ % •> ••-•
•.'^
«üaroli T imp. juasa eolleetos, Lovan« 1555,
2 ^oIL (Seine Xeben fammelte SiO^. 2inbonu§
(f. b. Sit Sinba) unb gab fie gu ftöln 1577
(iciim& ftOe {eine Serie erf(^icnen g^ommelt gu
J^öüt 1582. (9)gL Foppena, BibL belg. II,
Bniz. 1789, 1084.) [^oter B. J.]
faratafä, i^elena (mit i^riem fllofiemamen
lid^gela), aficetifd^e e^riftfidlerin, mar 1605
p Send)ig geboren unb mar tion i^rem Sater fd^n
im elften 3abre gejmungen morben, bm €i!^Ieier
jtt nehmen. ^18 9tonne )u @t. 9nna in 8end)ig
fublte fu ^ Snfongfi l^öd^fi ungludHii^, aber fk
ftt(^e unb fanb hcSb ifpcta %ja>ft in gelehrten
Stubien. @ie fd^rieb mehrere Süd^, in benen
fie nod^ immer gro|e Unjufrieben^eit mit i^rcm
Stonbe )u erfennen gab. &pöitt aber^ um ba§
^afyc 1633, gemannjie burd^ ben Sinfiu| beS
SarbinolS gfriebrid^ Somaro, $otnan^ Don
Senebig, me$r unb mel^r ben tl^ bödmen Orbend«
ftanb lieb unb fc^rieb tion ba an für benfelben
mehrere Sudler, bie in metteren ftreifen gro^e
Snerfennung gefunben ^aben; babin gel^bren:
La luce monacäle; Via per andare al cielo;
Paradiso monacale (bem genannten Carbtnai
gemibmet); Purgatorio deUe mal maritate;
Contemplaadoni deil' anima amante. Sine rei^e
innere SdbenSerfa^rung geid^net ibre @d^riften au§.
(IBgl. Gesare Cantü, Parini e la Lombardia,
Milano 1854, 119.) [3of . Sarb. f^enrötl^er.]
fimmfiifla, $etruS Don, f. Snnocen) V.
unb $etru8 t>. Xarantafta.
^axafbi» f. SHcäa IX, 238 ff. unb X^bor
etubited.
fareiif, Stabt unb Sr^bifitl^um in
Unteritalien. S)te alte italifd^ (Srünbung
Taraa (Tdfpac), in meld^er ftd^ 707 D. (Elft. eine
fportonifd^e Kolonie nieberlie^, mar burd^ il^
gefd^ü|te Sage unb ij^ Dorjüglid^ ^afen bie
reid^fte unb blul^enbfte unter ben ®ried$ni{iabten
UnteritalienS unb jugleid^ bafi Orgon, butd^ ml*
d^eS Stalten mit bem Orient in Serbinbung trat
3m 3. 272 b. (Sfyc. mu|te ful^ bie Stabt, bie
burd^ bie Ueppigfeit i^ Semo^ner i^ertufen
mar, ben Stömem untermerfen, koel^ fie Taren-
tam nannten unb mit rdmif(^en Sürgem beDöI«
ferten (DgL Döl^Ie, ®efd^. 2:arent8 bid auf feine
Untermerfung unter Slom, Strasburg 1877). 3m
aRUtelalter ftonb Xarent lange 3<it unter ben
gried^ifc^ ftaifem, benen ed bie @aracenen im
9. 3obt(ttnbert entriffen. 2>od^ kDuri)e eft Don
ben S^gantinem }uräd(erobert, fam aber 1062
unter bie ^errfd^^ ber Slormannen. &pökt
t^eilte bie @tabt bie @(^id(fale beS Stbnigiüäfi
^tapa, mit bem fie feit 1861 bem ftönigreid^
3talien einDerteibt ifl S)aS heutige Zarent, &)el-
d^ed ber gleid^namige 9Reerbufen in gtoei (Sanölen
umgibt (Mare piocolo unb Mare grande gc»
nannt), ift ein Arei8]^au)itort in ber ^roDing
Secce; cS gSl^It fiber 30000 (Einmol^ner (einfienS
me^ als 100000), beren SRunbart nod^ mand^
gried^ifd^e SBbrter auftoetSt; aud^ im 3)ome
U17
Xar{ttm — %:ani6c)9.
1318
«rkm Stri^rf «nb 6bangdittm in bet l^Iignt
gb^ «04 tnraitr lotdirifd^ unb grie(^if<l^ ge^
{u^m. Wiba ber (Sat^bnk )ttm 1^ eotalbuS $Qt
te Stobt mc^m» onbcre ffit^en jotoit biek e]^«
■olifr flldfio; cm (Oericolf eminat, ein Spceum^ ein
OgoMfiini uid) md^cere SBol^ItpiGleitdanftalten.
5b4 ber Zxabition {oD be( H $eixu8 ouf feinet
Stoje iMil Xon m Xarent SBUIe gum (Eiriften-
tt» iefe|ct US» i^imi ben SmafunuiA old
91(44 m^^ ^bcn. !BoIb batouf feien bie
■rt^ ttUbn ixf§ ^eibentl^um lurüdgi fimbn,
od «P ber I^L (EatalbuS l^be jioifd^en ben
Soimi 160 unb 170 bie d^rifüid^ ®eineinbe
nttknifaibet SDiefer , ein 3ilänbet (?), fei auf
lim ^üflcci^ in äenifolem Don S^riftud et*
mißt toocben, fi4 nod^ Zorent ju begeben.
^19 foS er loiiet $a))fl Snicet jttifd^n ben
Mm 154 unb 165 jrnn Stf^of beßcHt toor*
bm fein vnb lange biefen S^nrengel regiert l^en
{tfi. OutaKiiSy MetropoL urbimn hisi, Paris.
1685, 424). 9laät bcgränbetet Vmial^me gelftdrt
n^ ColoQmft Diel fpaterer Seit on (DteOei^t
tm 4. 3fl|r|nnbert). Srfl gu %u8gong beS
S.M4nnbcrl8crfc^ntiDieberein99ifd!^of. ^un>
bot 3(4rt Üifiter lernen mir bann meitere 93i«
(ilfift oiS ben »riefen bed l^iligen $Q|)fted
9a^ bei &toim lennen, wib gttmr ^rcaft
n 590 unb C>onoriud um 603, Don benen
an Me Sleibcnfolge bmm mel^r unterbro^ ift.
SaM^cinGd^ fd^n im 3. 978 mürbe Xarent
mi Seben ber ®ried^ ^ SRetropoIe erl^oben ;
bn crjk Crgbifd^of, ^obonneS UL (978—988),
gAMe nodf^ bcm gried^ifd^n 9iittt8 an. 9Id latetp
RÜ^tt SqHfd^of erfd^eini 3)rag0niuft in einer
Mf $opft SlesonberS IL Dom 3. 1071 alS bri
hr Bd^e btr f)aut)liinl^ gu Saffinum anmef enb.
lit Suffroganc unietftanben bemfelben nad^ ber
Kotitii Oodest foIgrnbeSifd^öfe: Castellanna
i> CiitoBanethenm, IGttaleiiBiB seu Muto-
IcDflB. SM Oidtbum ÜRotuIa ober Stutnla ent-
jioab exp im 11. äa^^unbert unb mürbe megen
toft^e oon CafieUaneta p Snfxmg bed 15. 3obr-
tunbettt ottfge^ben begm. mit SofteSaneta unirt
(Morom, Dision. XLYII, 24 8g.). ^eute unter«
jktt ber atetropole Xarent oufier (EafieUaneta
oit 004 bafi Sifitbum Orin. meld^ erft 1591
miittet begm. mieber errid^tet mod)en ifL 3)ie
h|lmSi^4dff, Don benen Dom 15. — ^17. 3obr*
^nbect ni^t meniger aQ 9 mit bem ^ßur)mr ge«
fAnoiIt moibcn ftnb, maien 3of. Cotiece £cSta>
m 1778, refignirtr 1815, geft 1836); 3of.
Iota be 9ulgure (feit 1818); Slafael Slunbo
aB85-1855): 3oJ. Sotunbo (1855—1884).
Scr ygcnmfixttge <Ergbifd()ef ifl $etrufi «IfonS
äoiio, gieb. 1841, »ifd^of Don Sacebonia 1880,
yomoDiit 27. aRftrg 1885. 2)a9 (£a)ntel befielt
Ol 4 Signitlilen^ 18 (EanonUem vab 40 Man-
Murii ^ b. Vrt), i^ntö Totantes, t^fi par-
tnipioiea. S>it <fogbl5cefe umfa|t 15 ®emeinben
bsSoDhuSccce mtt 87 200 Seelen in 21 Ißfar-
. hie «cfnmtia]^ ber fßriefter betrogt 289.
(Sgl ügheUi, Italia saoia IX, 115^151;
Moroni, Dizion. LXXII, 251—262 ; Cappel-
letti, Le Gbiese d'ItaUa XXI, 129—140;
Garns , Ser. Epp. 929 sq. ; bann Ottd^ de Yin-
centiis, Storia di Taranto, 5 yoll., N^oU
1878 sgg.; Gagliardo, Desoriaioae topogr.
di Taranto, Tar. 1886.) [9{eber.]
Vfttgmn, f. SiMuberfe^ungen n, 717 ff.
V^mMqn, aßasimilian 3ofe))^ Don,
(Sorbinol unb gürftergbif^of Don Salgburg (1850
bis 1876), mar am 24. October 1806 m @(bmag
in Xirol geboren. 92ad^ SoQenbung oer @i)jn*
naflalftubien in 2htnSbrude trot er 1824 in baft
fürfiergbifd^öfltd^e $rieftex^8 gu @oIgburg ein
unb ftubirte bie Zbeologie an ber !. l gacultöt
bafelbft. 3m 3. 1828 ging er nad^ aOSien, um
ftd^ auf bad Soctorat Dorgubereiten. 9lad^ Sm»
pfang ber ^rieftermeil^ (1829) lehrte er in baft
bi^^ere ^efter-eUbungSinftitut gum bL Sugjufttn
in SBien gurud, bid er am 14. aRörg 1832 bie
tbeoIogifd$e Soctormfirbe erhielt Sarai belleibete
er gunö# bie SteOe eines SubregenS im ffirfi«
ergbifd^öfltd^ ^efierbaufe gu ScUgburg, muri)c
aber nod^ im 3. 1832 gum orbentlid^en dffent^
Itd^ ^rofeffor ber SogmatU on ber bärtigen
f. f. tl^eologifd^ SfocuUftt ernannt %IS fold^
tbat er fid^ b^tDor gang befonbetS burd^ bie fflar»
l^eit unb ben &d^t religidfen (Seift in feinen Sor*
trogen, mie oud^ burd^ bie au|erorbentHd^ on^
regenben CoQoquien. 9m 1. Sonuar 1844 ttmrbe
£am6cg9 oud^ jum 2)om€Q|)ituIar unb nod^ Auf-
gabe ber Ißrofepr im 3uli beSfelben 3ctbreS gum
Sirector beS tbeoIogtf(ben @tubiumS in @oIgburg
ernannt, metd^ Ie|tere 9mt er bis gum Odober
1848 inne b^. @d^on olS $rofeffor batte er
ben Sorbinol @d^morgenberg (f. b. 9rt.) nod^
Stolien begleitet ; unb feitbem er Somcopitukr
gemorben, mar er bei allen mid^tigen Steifen beff en
(i^efdbrte. 9lad^bem Sd^morgenberg 1850 aß Srg»
bifd^of nod^ $rog tronSferirt moiben mar, moblte
boS S)omca)>iteI in Solgburg Xomöqi) am 24. Oc»
tober 1850 gum Sfirftergbifd^of. «m 17. gfe»
bruor 1851 erfolgte bie ißrätonifotion gu 9lom
unb am 1. 3uni bie Sonfccrotbn burd^ ^mor*
genberg. 3n feinem neuen 9mte geid^nete ffab Xor*
nöeg9 ftetS gong befonbetS burd^ Qnge 9R&|igung,
fomie bur(b Däterlid^e Siebe unb Sorgfalt für
(SUxuB unb 93oR ouS. SBefonberS bebod^t mar er
(Ulf bie ^^nbilbung unb Srboltung eines iüi^
tigen SIeruS burd^ gf^rberung beS Don Sd^morgen^
berg gegrunbeten ihiabenfeminoiS (CoUegium
Borromaeum), butd^ eitÄtinglid^e Sbift^rod^
on bie iemeiligen SBeil^econbibaten unb am Sd^Iuffe
ber regelmä|igen ^riefleresetcitien, borni bmid^
goblreid^e iBifitotionSreifen, burd^ 9[norbnung Don
$aftoTQlconferengen u. f. m. üx befa^ eine Knb-
lid^ Snl^Iid^feit an 9tom uno ben $0})^
$iuS IX., unb mie er fd^on oIS ^rofeffor für bie
Snfo&ibilitftt eingetreten mar, fo ftimmte er oud^
ouf bem Skiticonum offen für bie SrOdrung beS'
Sogmo'S mit ^locet, obmobi er {lerfönüd^ Uingem
89
1219
Xatnom — Xattagona.
1220
Seit für bie 3no))))OTtimitAt eingenommen ge-
toefen mar. 9lQd^ ber Stfltffel^ Don 9lom beeilte
et fid^, bie Daticonifd^en Sef^mf|e feinen ©lau-
bigen gu Derfünbigen, nnb l^iett in Salzburg eine
eingebenbe Seratbung mit feinen Suffroganen ab.
es toax l^ierbei toi^er }umei{l feinem eigenen
ma|t)oDen auftreten gu^ufd^eiben, ba^ bie @al§*
bürget Jlird^en))rooin3 Don allen Stötungen beö
«Ittat^olicidmud Detfd^ont blieb, pt bie S)ib-
cefonDertoaltung etmotb fid^ Xoxnoc^ nod^ ba-
burd^ befonbete SBerbtenfte, bo| et ein neues
BitaaTe Bomano-Salisburgense (1852) aud«
otbeiten (iel unb betouSgab, fetner ein bef onbeteS
Compendium manuale novisBimi Bitoalifi
Bom.-Salisb. unb eigene Supplementa gum
SteDiet unb SRiffale. SBeiterl^in lie^ XotnöcgQ
oSe feit 1816 etfloffenen, auf bie Mt^enDeüoal«
tung begfiglid^en SJerotbnungen bet geiftlid^
unb »eltlid^en Sel^ötben fammeln unb begann
fd^on 1852 mit bet Verausgabe eines eigenen
petiobifd^en S)iöcefan-§}erotbnungSbIatteS. 3m
3. 1860 ettid^tete et aud^ bie fütftetgbif^öflic^e
S)i5€efanbud^baltung mit einem eigenen geiftlidden
SBotfianbe. 9Rit allet Ihaft ttot XatnöcgQ immet
für aQe SBeteine unb 3nftitute ein, »elcbe itgenb-
ttne baS fttd^Iid^e Seben in feinet 3)iöcefe gu fdt-
betn geeignet f^iienen; befonbctS na^m et jtd^ bet
SRegelfd^ioeftetn Dom "ffi. gftandScuS gu t^aSein
unb bet SSincentinetinnen an. (£t l^atte fetnet
gto|en Slntbeil an bet Umgeftaltung beS tl^o«
logifd^en Untettid^tSmefenS in Oefletteid^ unb an
bet neuen Sibcefaneintbeilung in fffttnten unb
Steietmatt ((Burf'JHagenfurt, 6edau-®tag unb
SaDant-SRatbutg) Dom Sabte 1859. 9ln ben
gto^en Seiteteigniffen nal^m Xatnöcg^ fietS tegen
Sntbeil als mannet $attiot unb alS tteuet Sol^n
bet l^eiligen iKtd^e. 9{ad^ bet einfeitigen Stirn»
bigung beS SoncorbateS burd^ bie dfierreic^ifd^e
Slegierung (f. b. Srt. Oefterreid^ H, 740) be-
riet)^ et ^d^ alSbalb miebet mit feinen @uffra-
ganen fibet ein einl^eitltd^eS SSetl^alten. gfüt bie
gto|en Setbienfte erbielt Xatnöcg^ Dom l^aifet
am 17. aptil 1873 baS ®to|freug beS f. f.
Seo))olbSorbenS , unb bet $a^ft cteitte ibn am
22. 2)ecembet beSfelben 3^^ gum (Sarbinal-
))tieftet. S)od^ follte et biefe b^d^fte SuSgeid^nung
nid^t mel^t lange fibetleben; et flatb am 4. W^xü
1876. (55g(. bie SBiogtartie Satnöcg^'S in
«,!ßetfonolftanb bet @acular" unb Stegulargeift«
liebfeit beS ßrgbtStl^umS Salgburg'' Don 1877,
»eU. ©. I— L.) [aSittibalb ^autbaler 0. S. B.]
fantoiv, SiStbum, f. Semberg YII,
1722 ff.
fmrragoiM, f))anifd^e 9Retro)}oIe, ur-
fprünglid^ Xarroco, eine Don !D2affiIioten auf einem
Serge, am SuSfluffe beS grancoli in'S mittel«
lönbift^e 9Reer gegrünbete @tabt, fpäter gerftört,
aber Don ben Körnern D)iebet aufgebaut unb
balb eine bet Dolfteid^fien unb blfibenbften @tdbte
bet ^albinfel , »at gut S^t bet @ci))ionen
ein $iaupttt)affen)>Ia| bet Siamet unb f))ötet 6i^
eines Obetgetid^tSl^ofeS; eS fü^e ben 9{amen
Oolonia Julia Yiotzix Togata. 99et ben (Ein«
f öllen bet €ueDen, Sonbolen unb (Boten mfi^tenb
oet SSdlbnoanbetung litt Xattagona Diel, bod^
blieb eS immet bie jöauptfiabt beS no4 ibm be-
nannten tanaconenfffd^en @)ianienS, bis um 480
bie 3tdmet bie legten Slefte \fyct» Sefi^eS burd^ bie
SBeftgoten Detloren. 3m 3. 714 umrbe bie @tabt
nad^ breiiä^tiger ^Belagerung Don ben Stauten
erobert unb gönglid^ Dermnftet. ^ad^ mel^t alS
300 3Qbten miebet aufgebaut (1038), tonnte fie
etfi 1119 burc^ 9IfonS I. Don Srogonien fiit
immer ben SRauten entriffen metben. Zotva«
gona g&p ^eute 27000 Sintool^net, fnat eine
ptäd^tige gotifd^e Satbebtale gut % Z^äto (et»
baut 1120), Diele anbete Irbd^en, gebn meift
aufgel^obene ftlöftet, ein Sleticalfeminat, einige
^öbete Sd^ulen, ein £)of)>itaI unb anbete SBobl-
^otigtettSanfialten. Sifd^ofSfi|r tourbe Zartogona
erft im britten 3übtbunbett. S)et etfle bannte
SBifd^of ifi bet V. SftuduofuS (f. b. Sri), ber
Sommt feinen gmei Siaconen gemattert tombe;
ler gmeite, ber % CrimeriuS (f. b. Sltt.), um baS
3abr 884, mirb bereits 3SMxüpol}t genannt,
ebenfo ber ouf $roS)>er gefolgte 9Scantt^ (um
465), an melc^ ber l^ilige ^fi ^ildrmS ein
@d^reiben nutete. (Uebet bie älteten Sint^et-
Itmgen bet Provinda TarraconensiB in fitcb*
(id^et Segiel^ung bis gum 7. Sabtbunbett f. aBtttfdb.
ftitd^Iid^ ©eogropbie unb Statiftil I, SBetltn
1846, 297 f.) ßrgbifd^of 3obmtneS mürbe 516
SicariuS beS ^apfteS in Spanien, maft man
in SeDiOa (f. b. 9rt.) als eingriff in Deiiäbtte
Sted^le, b. ]^. in baS burd^ ^ft @im)>nduS bem
9ifd(|of Stno Don SeDiOa übertragene Stcotiot,
betrad^tete. @ergiuS (feit 535), ber megen feiner
SBo^tbätigfeit gegen bie 9rmen garfibmt mirb,
l^ielt bie gmei erften S^noben ber ^roDfaig Zorra-
gona gu SBorcino 540 unb gu 3btba 546. 9Rit
Sifd^of ®eorg, unter bem gu Slnfang beS 8. 3ob^
l^unbertS bie 9Retro)>oIitanflabt Don ben SRmtren
erobert unb gerftdrt mürbe, fd^lo^ bie Reibe ber
!Dleiro))oIiten Don Xarraco für mel^r oB 800 Sobre«.
unb bie SRetropoIitonmflrbe über bie Sifitbämer
beS tarraconenfifd^en St'onienS mürbe auf bie
aRetro))ob9larbonne in ®anien übertragen, ^opft
3o]^anneS xm. mo&te gtoor unter Sifd^of poto
Don «ufona ober Sid^ (957—971) biefe etabt
an ber Stelle beS no^ in Shnnen liegenben.
Xarraco gur SRetropoIe ergeben, unb er befttmmte
971, ber Sifd^of Don Stufona folle ben primat
ber JKrd^e Don Xarraco mit ben SuffragonbiS-
tbümem SBarcino, (Serona tmb SIna b^bcn;
aDein biefer Serfud^ einer SBieberl^eOntie ber
SRetropoIe Zonaco fd^eiterte. 9ud^ ber Don
Urban U. am 9. 3uli 1091 |nglet4 oIS (&;g-
bifd^of Don Zanaco eingefejfte Sifd^of Serengar
Don Sufona ful^rte ben Zitel olS (Sqbifd^of tdänk
lange; feine Grbebung mar gefd^^ mit b^
Slaufel saivaNarbonnensk ecdenae jostitiay
allein ber Srgbifcbof Don Starbonne te^ nA-
mi
XotragonQ.
1222
Itt Solic$nn8 bct tanocoiunjifd^en ^roDin} Don
Innen inrtn)|ioIitan])e)tr( ^roteft ein, unb fo
SBibe WM iDicbtr rütfgfingtg gemad^t (®am8,
fin^grf^U^ tion Spanien in, 1, StegenSburg
\m, 187). dm anfange bed 12. 3al^r^unbertd
jd^oÄe Storfgraf Somon Serenquer IIL bem
^ObgoxittS ober Olbegar, Sifc^of Don Sor«
{doiio, btc ftir^e be9 Stuhles Don Xorraco unb
Mr eiobt fdDbfL S)cr l^L Olbegar, »eld^er 1118
M Vdlltnm cr^Iten, gab ji($ nun olle URu^e
ffl Me fBieberl^erfteDung ber Stabt Xarrogona,
tAnk bie (Eat^ebrole neu, grunbete im 3. 1133
osA ein ihanfenl^au« für Srme, unb totrb fo al9
ftaün SrOnber unb Srbauer ber @tabt gerühmt.
Cr täjtdi aud^ auf bem Sateranconctt 1123 bie
Butbe eined apofloßf d^ Segoten unb ben 9luf-
tn%, baS ffreua gegen bie SDlauren )u )n:ebigen.
Sa4 an Serbtenften ftarb er 1137 (Dgl. AA.
6& B6SL Mari. I, 482—498 ; ®am8 m, 1,
lS9f.). 6etn 9tad^f olger att Srabifd^of, aber
idi^ me^ S^9l^4 ^^ Stf d^of Don Sorcelona, »ar
dtegor, lodd^et bo8 $allium erft 1144 erl^ielt
mb 1146 fiorb. 3^m folgte SBeml^arb XortS
flto Zorb (bis 1163), beffen SRetropolitanfhil^I
auf bot unter i^m ge^Itenen Sqnobe ald caput
totini Hispaniae citerioris bejeid^net tombt
(^•ftn5)»fler, Conc-Oefd^. Y, 500). 6r
^(k unter feinen Sononifem bie Siegel bed
tL lttgu|linu6 ein (1164) unb botirte baS 6Kft
ni^Tut. $apfl 9naftaflu8 IV. peUte in einer
Mt (1154) bad Ser^tnil ber Suffragane
isi IRt^poU fefi, momit bie DoUfiänbige SoS-
K^sng Sotoloitienfi Don ber SRetropoIe 92arbonne
wÜ^ßgeR umrbe. 9Id Suffragane Don Xanagona
»oben in biefer IBuDe genannt bie Stfd^df e Don
9ttsna, 9arctnona, Urgel, Sid^ (Sufona),
31abo, Sertofa, Sä|araugu{la, OSca, ^ampi-
\sna, turioff 0 unb (^bgurriS. Unter Seml^arb
i0tti, ber }ug(eid^ Segat bed r5mifd^en @tu^IeS
m Iragomen unb (Katalonien nur^ entftanb aud^
ber ihimpf mit Xolebo (f. b. 9rt.), beffen Kn-
autie bie Sr}bifd^öfe Don Storragona anguerfennen
n4 ipeigedcn (eami JR, 1, 23 ff.). IBeml^rbd
AiAfoIger, ^go Don (EerDeUo (1163—1171),
mite Don ^üxft Stöbert Don Xanaco, feinem
tob feiner iKrd^ SBafoH, gelobtet ; ebenf o mürbe
ber auf fBO^Im be Xorroia (1172—1174) ge-
Visfx Oeccngar Don IBillamurS (1174—1194)
•on Stof SBU^elm Samon be Sbncaba, 9H8-
oRibe Don 9eom, ermorbet. SBerengar l^atte feiner
Kt^e Dide 9SBol|It^aten ermiefen, aud^ befiimmt,
OQ^ bir 3a4I ber Sanonifer 18 nid^t ttberfteigen
bsife; ber t»8t)fUidbe Segot Dermel^rte fle aber balb
tano^ oi^ 30. unter Sparago beSorca (1215
bd 1233) fanb bie berühmte S^nobe Don Seriba
^, lodfy ber Sarbinalbifd^of So^onneS Don
Sebina 1829 eröffnete, unb Don toeld^er bie
Sffocin ber ffird^eiuu(^t in biefer $roDin) aus«
pi^ X^amit mar ber Anfang gemod^t gu ben
iPAbfi^en ConcUien Don Xarragona (f. u.), bie
mi ba an mit gro^ Regetmö^igfeit gehalten
mürben, unb bereu $eier ein ftd^ereS S^i^^^n fOr
bie SBIflte beS fird^Ii^en SebenS mar. ^aä^ @pa-
rago'S Xob möl^lte baS (Sapttel ben SBifd^of Don
93arceIona, Serengar be $aIao, )um Srjbtfi^of,
iebod^ beftötigte biefen ber ^ft nid^t mi hat-
auf (1234) baS gopitel ben eorbinal «egibiuS
md^Ite, ernannte ber $a))ft Kaimunb Don $enna-
forte (f. b. «rt.) gum ergbifc^of. Slttein biefer
mies baS ergbtSt^um gurädf. 9lud^ SBiD^elm
be SRongri moUte nic^t annel^men unb lie^ fi(j{^
nur l^erbei, als Sbminiftrator gu fungiren; er
eroberte 1235 3Diga unb ftarb 1237. S)er nun-
mehr gemö^tte $etruS be ^balat (1238 bis
1251) mar 1245 bei bem Sottctf gu S^on unb
l^ieß felbft mel^rere SQuoben, ebenfo fein 3lad^
folger SBenebict be Stocäberti (1251—1268).
Seml^arb be OliDeOo (1272—1287), unter
meld^em ber ^u ber Satl^ebrale gum Sbfd^Iuffe
gebiel^, mar ber erfte (Srgbifd^of Don Xarragona,
meld^er bie Salbung beS JföntgS Don Sragonien
DoOgog, ein Siedet, baS Snnoceng m. ben Srg-
bifd^dfen Don Xarragona übertrug. Stoberid^
Xello (1290—1307) fügte gur gatljebrafe ben
©lodent^urm l^ingu. Unter Simen (3EimeneS)
be Suna (1317—1327), nad^malS $rimaS Don
Xolebo, mürbe fein bisheriger Suffraganftul^I
@aragoffa (f. b. Srt.) gur SJtetropoIe erboben.
9Iad^ i^m beftieg ben Stul^I Don Xarragona 30-
l^anneS Don Aragon (1828—1334), @ol^n beS
ffönigS 3acob n., als Sbminiftrator, in feinem
28. fiebenSjal^re, nad^bem er mit 17 3a^ren be«
reitS ^maS Don Xolebo gemorben. Sr mu^te
auf ben 9lamen unb bie Siurbe eineS $rimaS
Dergid^ten, erhielt Dagegen als Sntfd^öbigung ben
Xitel eines ^atriar^en Don aie^anbrien. 3nt
3. 1831 meil^te er bie Satl^ebrale ein, fammelte
bie ©Quobalconftitutionen feiner Sorgftnger unb
ftarb im (ugenblid^en SIter Don 33 3a^ren. 9uf
tSmalbuS (EeScomeS ober be (SombiS (1334 bis
1346) folgte @and^o Sot)eg be Sterbe 0. S. Fr.
(1347—1357), »eidJtDater «önig ^bro'S IV.,
ber feine aufopfembe Siebe befonberS bei ber $eft
1348 geigte. ^truSeiaSquerin (1357— 1380),
Slatl^ beS ffdntgS $ebro lY. unb !ßatriard^ Don
^ntiod^ien, ftarb gu 9gbe auf ber StildEfel^ Don
9tom, mo ein $roge| mit ben Surgem Don Xar*
ragona gu feinen @unften entfd^ieben morben
mar. 3lad^ i|m blieb infolge beS abenblönbifd^en
@d^iSmaS ber ÜRetropolitanftul^I fteben Saläre er-
lebigt; 3nmgo SSalterra mar gmar fd^on 1380
als Srgbifd^of ernannt, fonnte aber erft 1387 fein
%v:{t antreten. 3ngmifd^en mar er aud^ Sifd^of
begm. (Subemotor Don @egorDe gemorben unb
ftarb in l^ol^em Filter 1407. $etruS Sagarriga
(1407—1418), einer ber erften Kebner feiner
3nt, ftarb gu Barcelona im Stufe ber ^eiligfeit.'
$etruS be Urrea (1446—1489), ^triard^i Don
tantiod^ien, jfangler beS ilönigS 3uan U. unb
©eneralca^itön beS ffriegSmefenS, gab ein Der«
beflerteS SreDier l^rauS. fßetruS gfoldd be (Sar-
bona (1515—1530) mar jfangler ber ft5nige
39*
1228
Xatxaioncu
Utt
gerbfnonb V. unb florl I., SSicdönlö unb ©encrol-
CQpii&n t)on Sotalonien, toeldde Sttnter in feiner
ißerfon }uin erftenmal Dereinigt »urben. SoSpar
gertjonte« be (Saöta (1568—1575), (Sarbinal
feit 1570, midfittt baS Seminar. 3oa(^im
be Santi^ion Q Ißalbiöiefo (1779—1783) ftettte
bie rdmif^e SBafferleihtng l^er, unb grong be 9lr«
ntofia (1785—1805) ftottete bie got^ebrale mit
loftbaren 3ietben avA, botirte oud^ feinen gleruS
Keffer unb förberte ben Monte pio für benfelben.
Seine 9tQ(|foIger »oren : ätomualb 9Ron t^ 93e-
larbe (1804—1816), ber nad^moIS ben @tu]()I
tion SeDillo einnoldm ; Slnton SBergofa Q Sorben
(1817—1820), Dorl^et Sifdjiof t)on Slntequera;
3acob Sreud (1820—1825), Dörfer 93ifd^of bon
9nenorca; gferbinanb be ßd^onotm t) 3albiüar
(1825—1854); Sofe))]^ (Sofia 9 SBorroS (1857
bis 1 864) ; gfrans SIeis q Solans (1864—1872) ;
Stepl^on 3ofet)]^ ißereg q ÜRartine) gfemanbe)
(1874—1878); 99enebict SHOamitiana q 93ila
(1879—1888). 3)er gegenwörtiöe ergbifd^of ift
Zl^omaS Sofia 9 gomaguera (geb. 1831), SBi-
f(^of oon Seriba 1875, promoDirt 1889. 2)er
Srgbifd^of t)on Xarragona ful^rt ben Xitel „Surf)
Don Slarragona", unb nannte nod^ im vorigen
3a|^r]^unbert au|er anberenS9eft]^ungen p)t\ S)rUt"
tl^eile ber Steftbengfiabt fein eigen. Sl^m unter-
ftel^en als @uffragane l^eute bie Sifd(|5fe bon
Barcelona, @erona, Seriba, Xortofa, Urgel, Sid^
unb Solfono. @ein ßinfommen, im 15. Sal^r-
^unbert auf 3000 flor. aar. tajdrt unb no(^ im
vorigen Sal^rl^unbert 22000 S)ucaten betragenb,
ifi l^eute auf 130000 Siealen feftgefieUt. 2)a8
£a))itel befielet aud bem S)ecan, 5 anberen
2)ignitäten, 4 Canonici de officio, 20 Cano-
nici de gratia unb 20 IBeneficiaten. Ser @pren*
gel jöl^It ttxoa 200000 Aat^oHfen in 150 Pfar-
reien unb 17 f^Uialen; Aird^en imb ita)>ellen
gibt ed 327, bie ©efammtaal^I ber ^riefter be-
trägt tttoa 400. (S3gl. nod^ Florez, Espafia
sagr.XXIV — XXV; Moroni, Dizion. LXXII,
275—284 ; J. ViDanueva, Viage liter. ä las
iglesias de Espana XIX — XX; Garns, Ser.
Epp. 76 sq.; 0. Werner, Orbis terr. caÜL,
Fribg. 1890, 45.)
@9noben: 1.3m 3. 464 fanb unter Srs-
bifd^of SlScaniuS eine Sqnobe ftatt »egen beS
Sifd^ofd SUoanuS t)on Salal^orra, ber gang
eigenmöd^tig melden 93ifd^ofe orbinirt l^atte, utü)
loegen beS Sif(i^ofS IRunbinariud t)on Barcelona,
ber feinen IRad^foIger beftgnirt l^atte. 3R(m Idolte
barüber bie ßntfd^eibung Stomd ein, tt)o Seibed
Don $a))ft ^iloriuS auf einer römifd^en @qnobe
reprobirt tourbe (^efele, 6onc.-®ef4 II, 592 f. ;
®am8 U, 1, 430 ff.). 2. Unter grabifd&of 3o-
l^neS (516) mürben 13 Sefd^Ififfe gefaxt: (£Ie-
rüer foUen nid^t 93ermanbte bei ftd^ aufnel^men
unb il^nen nur baS 92dt]^ige reid^en, nid^t bavhü
treiben, nid^t an Sonntagen Streitigfeiten fd^Iid(h
ten; Sijd^öfe foQen nid^t ol^ne ®runb Don @);in-
oben fem bleiben, aud^ Sanbpriefter unb einige
Saien boju mitnel^men, bie Sanbfini^ W^
oifttiren ; Sßön^e foUen nid^ auler^db beS flt^
fterS Rrd^Ii^e Functionen Derri^tm, aud^ im
»elHid^ (SefdSiöfte ubemel^men (Mde ü, GR;
(Samfi n , 1 , 432). Unter bem Sotfite M^
felben er}bifd^ofd SolMneS toiaSbt cnSl m
@Qnobe ju ®enmba geilten, Don ber wa|^
3)idcit)Iinarcanone8 befi^ d^t^tU 11, 677|4
8. 3m 3. 1146 tourbe unter (Srsbif^of «m^
eine S3erbrüberung (OoDfratria) aejtiftet, XRXri^ß
^ felbfi $a))f} (Eugen UL unb ber y. 8»
Wb Don (QairDous aufnehmen Br|ei (fy#^
Jhi5))fler Y, 500; @am8 m, 1, 196). i. tt
@9nobe Dom 3a]^ 1180 unter eqKfi|0fah
rengar Derorbnete, bag fünftig oIIeUihnibaHt
ben 3a]^ bed ^erm gu batiren feien (^cjriii
ftnöpfler Y, 722 ; ®om8 III, 1, 208). S. ^
ber großem @9nobe 1229 unter iSaämSkgt
3o]^anned Don @abina lourbe bie 61^ bdfiMiP
3acob Don firagonien mit (Eleononi DradofiSa
megen su na^er SerUKinbtfcl^ geOtt (^M^
SMp\itt Y, 987). 6. unb 7. fanbcn imta fer
bifd^of @))arago 1230 eine Xeformfvnobe (^
ffnBpfler Y, 988; ®om3 m, 1, 284} ni
1233 ein SonDent ftatt; auf l^tmm 04
3acob I. Don Sragonten nod^ Dorgöngiger 8h
rat^ung mit feinem iSpi]cop(d m Stallt ■
26 ^aragrap]^ gegen bie ffetar (MMtdl/lti
Y, 1037). 8.— 13. €ed^ S^nobca fßt fer
bifd^of «Ibalot ob: 1239 beriet^ n» Ir
Derfc^iebene S)i8ci))Iinarl>unfte (fuefeb'Mflki
Y, 1081 f.); 1240 teurbe ber eqtifiM «
Xolebo mit ber (Escommunication tdaä/i, wi
er atö $rima8 aud^ in ber ^roDiia !tnmi||Mi
baS ffreuj Dor ft(^ l^ertragen Beft (^ej^^Myfi
Y, 1086) ; 1242 tagte eine e^nobe gm Mt
itatl^arer unb SBoIbenfer (^efeb-ihi^i^ \
1098); 1244 umrben mehrere Oleie 9taä^
nungen erneuert (^ele-ffnfl^ifler Y, ll(Sj\
1246 mürben gleid^fälSfni^ Scf^lSffeciMBt
gegen Köuber nrd^Iid^ (Bäter unb ^ecfon, #
Sugleid^ SSorfid^ em^l^ bei gefongem 6»
cenen , meldte getauft merben tooDtai ((#■
ftnl^pfler Y, 1149); bie Ie|te 69inbe m
mbalat 1248 Derorbnete, ba| bei bca Xik
eines $rölaten ber ^roDinj bie SdHlmß
einem SSertrauenSmanne fibergeben ttcibcii \i^
(C)efeIe'lhiO))fIer Y, 1152, unb fibec ab kiiie
e^noben @am8 m, 1, 225—835). ilM^
14. unb 15. unter &)bif(4of SBenebid |IMi6|»
oben: 1253 mürbe befttmmt, bo| idSsfüM
feine Sidcefonen, ber aRetropoüt ober icba f»
mo^er feiner $roDing Dom Sonne d"^^
fönne ({^fele4hi5)>fler YI, 46) ; 1266
meiere altere Serorbnungen micbcr
(f)efcle4hiöpfler YI, 100). 16.— lafqW«
33em]()arb Don OliDeOa l^lt biei 6taobai äl:
bie Dom Safftt 1273 erlief ad^ SonptBtiM
in benen Dielfad^ fru^ auf« Scne fcjtolig
mürben (^fele-Jhiöpfler YI, 116 f.); 1279MBki
an $a))ft 9ticoIau» m. bie Sitte um "
vai
larfu«.
122«
(sttm SnianniM tnm ^kimoforte gerid^itt, xoSSt»
iml 1288 bie SefKmimmgen Don 1273 »ieber»
^ unib Me 6ticifm gegen biejienigm oerfd^ärft
Mbcn, iDfli^ fl4 on einem 99i{(^ofe tl^ötlid^
Mtgtttfm (|^cfele-lhtö))flec VI , 225). 19. unb
20. surf epnoben unter er)bi{4of Stoberid^
1292 mb 1305^ oon benen bie etfte bte öUeten
CMnten Sbn bie Rr^Iic^ gftei^ beftäHgte unb
mf^idcne 2>ifi€i)>ItnatcQm)ne8 erlief (^^I^"
Mkpflet VI, 265), bie anbeie in ad^t (Eonftitu-
mm befHmmte, bag bie SSifd^öfe bei i^en Sifl-
taHsam ibec ben SoDgug bet Xeftamente 9laq-
foif^nngcn onfteOen unb Aber Seobad^tung befi
Sittnbicti voaäfm foOen: oud^ merben 93er-
f(tsa>nnigen unb 6d^mä^(d^riften gegen Slerifer
wä Cscornmunicotion bebro^t (^efele-ftnöpfler
VI, 474). Unter er)bifd^of SBUI^elm nntrben
21.— 24. riet e^noben gel^olten : bie Dom Saläre
1807 erlicl uicr Conftitutionen gegen 3uben unb
eomnen unb Derbot, lä^tfc^ Verjte }u ge«
\tnaifyn , beftimmte mu^, Clerifer foQten fo oft
dl noglid^ celebriten (^ele4hiöpfler VI, 477) ;
\k e^noben 1308, 1310 unb 1312 umrben
Mgm ber Xem^Ier (f. b. 9xL) gelten, bie
of ber te|ten fieigef)m)d^ mürben (^efele-
Mfftcr VI, 471 f. u. 563). 25. unb 26. Sr}-
Mf(^3j[men ^iett {»ei S^noben : 1317 megen
3ntt&mer ber Scguinen, Segl^rben unb gfron-
rilcmia^ertiarier (^IfSMp^ln VI, 602),
inb 1823 )ttm @d^tt^ ber fin^lid^ ^ßerfonen
sab bec fird^Iid^ ®erid^t8barfeit (t^tele4htd))f«
InV, 617). 27.— 29. Unter bem ^atriord^
Sfi^dmief Ott 9bminiflrator oerunftoltete eine
^nobe 1329 eine neue Sononfammlung Don
80 Jhanmem; eine imeite 69nobe Dom Solare
ItSl tonbeltt befonberft Aber bie ^flid^ten ber
Ibnrinqfaotoven erlebigter IBiStl^ümer, eine britte
in 3. 1332 traf Seftimmungen über bie fo bäu-
lig gcfSbrbete f^bnli^e @i^erbeit ber (Slerifer
unb Dedmt Ie|teren, M Slboocaten aufzutreten
(t(felHftn5))ficrVI,629.638). 30.unb31. Unter
€t|(c{d^f «malb tourbe 1336 ben ®eifni(ben
her Su^iifl in ber ftleibung unterfagt (befonberd
Uc Oi^e, rotbe ober grüne ftleiber )u tragen),
nib no4 im fclben 3ab<e touri>e auf einer )U)eiten
S^tobe Vntmort auf Derfd^iebene Sebetden gegen
bit etfie gegeben (^efeb-ihtö))f(er VI, 646).
82. Unter (Irjbifd^of Sond^o , ber ffinf S^n-
abm ^, tmirbe 1854 Aber bie Steigung bed
Se^idai unb bie {BiRtotionStofien ber Srd^i-
Mdconcn Der^nbett (^efele-ftnBpfler VI, 705).
88. mib 34. Unter erjbtfd^of $etruS erUeg eine
€oiiobe Don 1867 elf unb eine Don 1369 )ebn
(Mutationen über Derfd^iebene S)iS€it)Itnar-
paik, befonberS gegen (Eoncubinat, SBaffen-
Ingm vnb ^onbel ber Slerifer, fomie über ben
So^l ber »ifd^bfe (^efele-ffnd)>{ler VI, 724).
85.-87. e^bifd^of 3nnigo l^elt brei ^ooinsial-
andßcn: 1391, 1395 nnb 1400 ; baS erfle erlief
ihr ^USci))anadad^en 16 Serorbnungen ; bie
bitbm k|tmii bcf a^en ftd^ mit bem @d^u)te
ber fird^Hd^en $erfonen unb Ked^te (€)efele-l?n5))f«
fer VI, 973. 975 unb 981). 88. S)almatinu«
Don 9Rur f^itli 1424 eine gro|e Steformfqnobe.
39. unb 40. Unter Srjbifd^of gold^ be Sarbonä
»urbe 1517 Sefc^Iu^ g^a^t, ob unb mie bet
breifad^e Dom Sateronconcil auSgefd^riebene QäixA
)u entrid^ten fei, unb 1527 (1529?) über bie
®efangenbaltung bed ^fteS in ber SngelSburg
unb bie $Iünberung Dtomd burd^ faiferlid^e Xrup«
))en StUiQt geführt (@am8 HI, 2, 167 ; ^efele*
^ergenrötber IX, 579). 41.-42. Unter (Erj-
bifd^f 3o^anned be (Sugman fanben 1628 unb
1633 }mei @9noben ftott. 43.— 51. @eit 1685
mürben neun $roDin§iaIconcttien in ben 3ob-
ren 1685, 1699, 1712, 1717, 1722, 1727,
1733, 1738, 1752 gehalten (f. GoU. Lac. I,
743 sqq.). [9leber.]
9«T|te$ (Tap(r6c), im % %. bie ^u))tftabt
ber neinajktifd^en Scmbfd^aft (Siliden, «eine nid^t
unberü^mte Stabt" (9))g. 21, 39), ift alfi (Ge-
burtsort beS 1^1. gkmiud, ber Jle fo genannt, nod^
Diel berül^mter gemorben. @ie mar fd^on )U
9tff9rer)eiten Don ben bamaligen fleinafuxtifd^en
Semobnem gegrünbet (@(^raber, fteilinfd^r. unb
(Sefd^id^tSf. 241), marb bann Don @oImanaffar
utü) Sennad^er^ erobert, im 6. Sal^r^unbert
D. iSfyc. aber l^eOenifui unb erlangte in grie^
4if(^er 3eü eine rafd^e SBIüte. 9{ad^ bem ©tut»
ber aff^rifd^en ÜJlad^t erfc^eint Xarfud als 6i|
ber unter bem 2:itel SpenneftS regierenben San«
beSfürften Don Sütcien, meldte \pattt i^re Sie-
gierung unter )>erjtfd^r @u)eränitat fortfe]^en.
^ei bem Sleid^tbum ber cUicifd^en (Ebene unb
bei i^em Müllen ^anbel marb bie @tabt
immer mobibabenber unb bebeutenber; babei
berührten ftd^ ^ier ^Eenifd^e unb morgeniön-
bifd^c (lultur, unb eS ermucbS in £arfuS eine
bobe Silbung, beren Xröger in ber gried^ifd^
9BeIt mettbtn genannt mürben. 92ad!|bem SUe-
lanber aud^ fHeinafien erobert unb beffen 9Iad^-
folger fid^ in fein Xeid^ getbeUt bitten, gel^örte
XarfuS, baS nur fur^e 3rtt unter ^tolemäus ge-
jtonben, )u bem feleucibifd^ ffönigtbum, bis eS
nad^ ber Dorübergebenben ^errfd^aft beS Arme-
niers XigraneS ben 9t5mem anheimfiel. 3n ben
römifd^ Sürgerfriegen fianb eS )u (Söfar unb
OctaDton, unb burd^ einen Sefud^, ben erflerer
ber €tabt mad^te, ^ielt eS jt(b fo geeiert, ba| eS
ben 92amen 3uItopoliS annabm. Siefe Snböng-
Hd^teit röd^ (SafFiuS Dor ber @d^Iad^t bei W
ti))))i burd^ grünolicbe SuSraubung ber @tabt.
Antonius unb SuguftuS {ud^ten fie bafür }U ent-
fd^bigen, unb nad^ ber @d^Iad^t Don Adium
marb fte )ur civitas libera unb cUicifd^en
SRetropoIe erboben. 3ebod^ befam fte nid^t ben
Sflang eines aJtunici|)iumS, fo ba^ baS rbmifd^e
Sürgemd^t, meld^eS ber bl ^auIuS Don ®eburt
botte (%p^ 22, 28), Don einem Sorfabren beS
9(|>ofteIS gelduft morben fein mu^. ©t^^ter nv
XarfuS mtd^ als StIbungSftötte gefud^t ; Str
(14, 5, 13) Dergleidftt eS in biefer ^inftd^t
1227
Xattaren — ZaSlobrngiten.
^ifftn unb 9tc|Qnbria. €^ti fett ber feleu-
cibijd^ 3^ bej'tonb eine iübijd^e €Qnagoge in
Xarfud, unb ber Slpofiel ^ulu§ legte (ier ben
@runb 5u bei pl^faijd^en ®e{e|e3{tienge, loelc^e
er fi4 Slpg. 22, 8 §u)^reibt, ma^renb baS reic^
I^IIenifd^ fieben i^m bie 9(nf(^auungen unb
ftenntntffe oerfd^e, bie i^n t)or5ug§n>eife gum
f^eibenopoftel bejöl^igten. SorfuS blieb nm^ eine
t)ol!reid^ @tabt bis }u ben $Qrtl^erfriegen; bann
foni feine Sebeutung, unb bie Statte, auf ba e8
geftanben, beioa^rt ie|t {einerlei Uebemfte, ttielc^
an bie frül^ere Sebeutung ber @tabt erinnern
Unnten. [i^auIen.]
%aTtaxin (3:ataren), f. SRongoIen.
%^at€tus (£ataretu§), !ßetruS, einer ber
bebeutenbpen unb angeje^enften @cotifien in ber
le^en ^Ifte bed 15. Sa^rl^unbertS, mar Se^
unb 1490 aud^ »ector an ber UniDerfttät ^S
(Bulaens, Hist. ünivers. Paris. V, Paris.
1670, 794). Son feinen perfönlid^n Ser^tt-
niffen i|t nid^tS belannt; bagegen l^aben feine
@<i^riften baS Anbeuten an i|n lange lebenbig
er^lten. Sr fd^rieb junad^fl einen beliebten unb
baber oft gebrudten Sommentar gu bed ^truS
^iSpanuS (f. b. 9lrt. Sobonned XXL) ©d^ul-
compenbium ber ariftotelifc^ Sogü, bad bid ^um
Ausgange beS ÜJlittelalterS t)iel gebrandet mürbe
(Expositio in Summulas Petri Hispani, guefft
8. L et a., fobann Dom Serfajfer felbfi t)erbeffert
unb oermel^rt 1501 unb 1508 ; t)on bem 9Ragi|ter
Snartin ÜJ^oIenfelt mU ben be^üglid^en @teEcn
an% ben @d^hf ten bed @cotu§ unb einem tracta-
tos obligatorionim t)erme]()rt, unb gugleic^ mit
Sommeutaren ^u anberen ariftotelifd^en Schriften
1514 5u f8a]d unb SSenebig u. f. m.). 9ud^
Sartaretd Sommentare ju ben logifd^en unb
pb^ftfd^en, ben metapbQftfd^^ (bis jum 6. Sud^e)
unb etbifd^ Sd^riften beS ©tagiriten, befonberS
aber bie ßrlauterungen 5um Organon (Commen-
tationes in libros totius logicae Aristotelis)
mürben feit 1494 bi§ in bie erfte ^ölfte bcS
17. 3al^rf)unbertS ^öufig gebrudt (fo ju ^riS
1494, 1520; 2t)on 1500 unb 1501; Safel
1514 u. f. m.). ®a8 l^obe Slnfcl&en, meld^eS bie
pbilofopl^ifd^en Sommentare XartaretS genoffen,
erl^eüt auc^ auS ber 2:batfQ(^e, ba^ fturfiirft
tJriebrid^ III. ber SBcife oon Socf)fen bie Com-
mentationes Tataretd in doctrina Scoti
super Aristotele et Petro Hispano 1504
auf feine Äoflen burc^ ben SoccalariuS SBoIf-
gang @tödel neu auflegen unb an ber Don il(im
gegrünbeten ^oc^fi^ule ju S£nttenberg alS Se^r«
buc^ einfügen ließ, bis fie nod^malS burd^ 3Re-
land^tlionS Compendium Dialectices Derbrängt
mürben (Dgl. Hennann ab Eiswich, De yaria
fortuna Aristotelis in scholis Protestantium,
Vitembergae 1720, 16, unb 3oc. Srudfer, Äurae
tJragen auS ber pl^ilofop^ifdben ^iftorie VI, Ulm
1735, 43. 358. 382). 3n SartaretS (Jommentor
jum Drgonon (menigftenS in ben fpäteren aus-
gaben, j. S. 93afel 1514, foL 59) finbet fidj »um
erßenmal bie angeblid^ Don SuribonaS (f. b. lil)
gur leidstem ^uffinbung bed logif^m Stittd-
begrip erfunbene Dielgenannte .SfdSbrude' itU^
li^ als Pens asinorum ermöi^ mü) ta|
eine Derfmnlid(|enbe §igur auSgdffüdt 9m ki
Dielen, t^meife burc^ 9nbm leDibtitai nl
Derbefferten ausgaben ber Sonuncntoce Zoclnl
)u ben ariftotelifc^ Sd^ften über bie ^HA
97{eta))b9fif unb dt^ü fri namenüid^ bie \m^
3ob. SBaOaini beforgte genannt : In ii^plioai
Aristotelis phüosophiam, phjsicam, mf^
physicam et ethicam, Venet. 1571. hin*
stotelis libros de phjsico aadita qnierfoM^
de coelo et mondo, meteoromm, de nni,
de somno et Tigilia, ethicomm, ib. 162L
Sine ®efammtauSgabe ber pl^ilofop^f^nSoft
XartaretS erfd^ien 1628 gu Senebig mtfa te
^itel In nniversam philosophiam operaoBBii
4 partes. — S)ie lange SReibe fietS neKrto
gaben bemeiSt, mie febr ber ScotiSmuS ZoMI
nod^ bis in bie erfien Sol^rge^nte beS 17. i^
bunbertS btnein ben Pbilofop^ifd^enUntcRuttbi
berrfd^te. ^ber aud^ auf tbcologifc^ ftük
mirfte Xartaret einflu|reid^ für baS Scc|UsW|
unb bie Skrbreitung ber fcotiflif«^ 2iäfn, m
mentlid^ bunb feine Srflärung gu ben QiiodIMi
($ariS 1519) unb gum SentengencommeiiiarM
ecotuS (ebb. 1 520). Seibe eommentore eij^ioRi
ebenfaUS in mehreren XuSgoben unb Sani»
tungen, guerfi burd^ ben nachmaligen CoibW
SonftantiuS Succafocud, befannter imtrr ba
!Ramen SanumuS (f. Hurter, Nomendäl,
2. ed., 49 sq.), gu IBenebig 1580, bon ■
neuer Stebaction unb mit Snmerbmgen infr|B
Don SSonaD. SRanenti gu )93enebig 158S s
8 Sänben (neue 9uf(age ebb. 1607). 9n da
feinen Sd^riften Dertritt SlortoretuS bca }»
tiftifcben ^ealiSmuS gegenüber ben fogo. Sf
minaliften (f. b. 9rt). (Sgl. Sbaralea, SaifL
Script Franc, Born. 1806, 609; TMr
cius-Mansi , Bibl. lat. med. et infim. mL
VI, Floren! 1859, 518; ^rontl, (Scjili*
ber Sogi! im Slbenblanbe IV , Seipgig 18i0.
204 ff.; S. 9load[, $büofopbiege{d^td^üi4(l&|i-
fon, Seipsig 1879, s. v.; St. 2öema, Die &(ß^
lafüf beS fpatem!D}itteIaIterSiy, 1, Sial88l
805.) [SRoigoit]
%axtiffns^ f. 3:b<^rftS.
fa$&0bnigifai (eigentlid^ Tanoifvr^fi»
na(| ber bei Spipl^niuS Haer. 48, n. 14 »
gegebenen Stpmologie Dom p^rpgif^ tv«,
^öljemer 92agel, $fabl unb opourrof, 9ofe)|U
eine guerft im 4. Sal^rbunbert ermöbnte, iniit|tk
bebeutenbe böretif^e @ecte ber alten 3A *^
unter Derfd^tebenen, gum ü^ü burd^ Conipti**
(g. 33. Ascodnigitae), gum %^ bunt Ucte*
fe^ung (g. S. Passalorhynchitae, Ptadllow
sones) beS oben ermöbnten IRamenS geUMn
^Benennungen Dorfommt Sinige itäpm ^ P
ben @nofti(em, nämlid^ gu ber Sd^ule bei !Rip
cuS (f. b. Sri n. 1), fo X^eäwnt (Hav-
1229
Xüffin.
1230
iUniL 1, 9), Vnbere mit (Spipf^caAui (Haer.
48» n. 14) (u ben aRontaniften. Sri ber t^tt-
mA\t nal^ SenDonbtfd^ft giDifd^en ben ©no«
flOmi unb ben aRontaniften lägt cd ftc^ mfH
iaäm, bog rine Bdne @ecte (siftirte, Don mU
ÄcS giDrifeH^ft biriben mochte, ob fie mel^r
n ober j[enem flreiS Don 3rrt|^ümem on«
-^fßfia. Sie ZoSfobruBiten erhielten i^ren Ütomen
M>f( tost jum Spott, toett {ie brim Seien ben
obiger (taox6c, icaoaoXoc) on bie 92afe (dpou^Yoc,
iiSrfi^) I^i^ ot>^ S<nr in ben SRunb fieÄen,
tnameglidd nne einen $fa^U }um Sdä^m bed
ftCRmRen etiUf^meigenS, \üx mlä^t @itte fie
MI ffioxt bcS föniglid^ ^opl^eten anfül^rten:
J^m, \tjft cot meinen Wniib rine Sßad^e unb an
«rine Sippen rine ^ut'' m 140, 8). 2)a8 ifl
VBeS, IDOS (Spiffymba, $^ra{hiu8 unb SiugufKn
Act fie }u bönci^ten »iffen ; anbete alte ©t^rift-
Prihr eno&^nen, ha% bie Sectirer bie SOlenfd^«
Mibung bÄ ^erm löugneten, bie @acramente,
fDgac bie Xaufe, oenoarfen wib oorgöben, man
«igne fic^ bie CrI5f ung burd^ bie ma^re ßrlenntnig
mL Sie @eäe mar in (Salatien entftanben unb
teitrie fid^ im 4. unb 5. Sal^l^unbert in jflein-
iriicn unb Serien ouS ; bort lourben il^re religiöfen
Snfammenlünfte bur^ laiferlid^e ®e{e(e oerboten.
9tod^ im 6. Ja^rl^unbert gibt rine gegen fie ge*
f^Crie Serffigung in Setreff ber gfä^igfeit, ge-
tU^id^ 3ntgnig ab}ulegen (Cod. Justin. 1,
S» 21), fiimbe oon i^er Ssiß^n^. Um biefelbe
jiieit orfft^ man oon bem ^redb^ter Xtmotl^euS
«nS Sonftantinopel (Migne, PP. gr. LXXXYI,
1, 14), ba| bie ^ur ffird^e öbertretenben Sadfo-
bragiten bri ber Sufnal^me getauft merben mußten.
6dD^ im 9. ^ab^J^unbert ^nben ftd^ nod^ @puren
ber @ecte. — Sie 9(8fiten, toeld^ in einem
C^Ioud^ (dax6c) baS confecrirte beilige Slut auf*
BctDo^rten unb biefem eine Sfrt Sacd^uS-SuIt er-
triefen, f^eint iuerfl ^bUaftnud (Haer. 75)
«nb nad^ i^m mond^er Rubere megen riniger
SbunenS&bnlid^Ieit mit ben £ad!obrugiten oer-
ttwAfelt )tt baben. [Segler.]
foflbi, Stenö $ro8per, 0. S. B., be-
ifil^mter ^iftoriler au8 ber SRauriner-Songre-
dj^iim, mürbe am 17. 9loDember 1697 gu Sanla^
fDiScefe üßanS) geboren unb legte am 3. ^uguft
1718 in ber 9btri SumiögeS bie OrbenSgelübbe
lA. 9Rit Som 2:ouftain (f. b. 9rt), ber ibm
te innigfter gfreunbfcbaft Derbunben xoax, mürbe
fr lH)n ben Oberen beauftragt, rine neue ooll-
ffEnge SiuSgabe oon ben 2Berfen be8 1^1. Xb^^"
@tubite8 (f. b. Slrt.) }u Deranftalten. lieber
20 3ab^ arbeiteten bie briben gelehrten äRönner
an bem SBerfe; ba fub iebod^ für baSjelbe
Irin Serleger fanb, gelangte eS nid^t }ur Ser-
iffiniUid^ung (ogL Geillier, Hist. gön. des aut.
Mcr^, nouv. öd. XTT, 819). 9^0(b toö^renb
fem Srbrit ndtbigte rin »ed^tSftreit ber '^btri
CL Ouen )u Xouen mit bem SRetropoIitancapitel
Me^ Stobt bribe ®e(ebrte gu einge^enber Ur-
bnocnforfd^ung , beren grucbt bad fed^Sbönbtge
Sßerf Nouveau traitö de diplomatique, Paria
1750—1765, toox. Sie Dier lejten Sänbe botte
3:affin nad^ bem Xobe Som Xouflaind allein be-
arbeitet. Sa8 ganje SBerf bilbet eine bebeutfame
(Ergänjung Don SV^abiUond (f. b. Sri) De re
diplomatica unb fanb bri g^d^fennem rine febr
günftige ^ufnabme; eine beut|d^e Ueberfe^ung
old^ien ju gfranffurt 1759—1769 in 9 Sänben.
Ser erfte Sanb ber frangöftfd^en SiuSgabe entl^SIt
eine Slbbanblung über bie Sortbeile riner ®f
fd^id^te ber Urhtnbenforfd^ung uitb bie Dorgug-
lid^ften Pfleger berfelben in gf^nbrid^, Seutfc^
tanb unb Italien. 9lud^ mirb bie Slid^tigleit ber
Don ÜJlabiOon aufgefteUten (Srunbfö^ bargelegt,
iiuglrid^ ber Urfprung ber ©d^riftgeidpen, bie Der-
d^iebenen Snftrumente unb Sfluffigfriten, beren
man ftd^ )um @d^reiben bebiente, foune bie Sl^a-
raftere ber Sucbftaben unb beren aQmöIige Um-
Seftaltung in ben Derfd(|iebenen Sobrbunberten
efprod^en. Ser gmeite Sanb entl^ölt ringebenbe
Ißotigen über ben Urfprung ber lateinifd^en Sud^
ftaben, bie Derfd^iebenen 9(rten beS Slpb^^rid uiü>
bie alten lateinif^en ©d^riftsüge. Ser britte Sanb
befaßt ftd^ mit ber Unterfu^ung ber SRanufcripte
unb Urlunben Dom 4. bid 16. 3abrbunbert unb
gibt 9nlritung }um Irid^ten Sefen berfelben. Sie
brei lekten Sönbe bieten au|er einer SCbbanblung
über Siegel unb (Begenfiegel Untermrifung gur
gfeftfieOung beS SlterS Don |)anbfd^riften unb Ur-
hinben. Son ben anberen @d^riften Safftnd ift
Dor Mem }U nennen bie Histoire littöraire de
la congregation de StrMaor, Paris et Bra-
xelles 1770. SiefeS SBerf enthält bie SebenS-
ffiggen unb fiiften ber Sßerfe (fotoobl ber gebrucf ten
als ber b<mbfd)riftlid^en) Don ©elel^rten ber 9Rau-
riner>Songregatton feit beren ©rünbung (1618)
bis aur 3eit SafftnS. & überbolt bie @tubien
Don Som fiecerf unb $e) (f. b. ^rt.) meit unb ift
rin SIKufter für atte arbeiten biefer «rt. Sa
3:af|in Dielen friner SRitbrüber, »eld^e beS 3an-
feniSmuS Derböd^tig toatm, uneingefd^ränfteS fiob
fpenbete, Derlangte bie Senfur, ba^ bie betre^enben
Sogen entfernt unb burdd corrigirte erfe^t loürben;
fo fommt e§, ba^ nur wenige (Sjemplare fub fin-
ben, meldte bie cenfurirten Slütter (14 an ber
3abO entbalten. (Sine beutf(be Ueberfe^ung er-
fd^ien als ©elebrtengefd^id^te ber Kongregation Don
@t. ÜRaur (mit Semerfungen unb Zugaben Don
3. ®. SWeufel), Sranffurt unb Seipaig 1778 bis
1774, 2 Sbe. äBriterbin fei nod^ enoabnt bie
@d^rift La notice de manoscripts de Töglise
metropolitaine de Bouen, par M. l'abbe Saas
revue et corrigee, Bouen 1747. 3^ ben ge-
nannten äBerfen fommen bann nod^ Derfd^iebene
Srtifel im Journal Don Serbun (barunter befon-
berS bie ftritif über baS „üronifd^e llpbabri"
Don S. Sarpentier) unb als ungebrudKe arbeiten
bie Sortierung ber @efd^id^te beS Senebictiner-
orbenS Don Sulteau (Dom 10. Sabrbunbert bis
1600) fott)ie bie ©efd^id^te ber Abteien Don @t
Sanbrille unb @t. Ouen Don ber Sinfübrung ber
1888
latottn — lotion.
1284
P(r}ogni. nmfiHg DoSjog pd^ feine Süutenmg,
nib 1586 bnitbe et freigegebni; Serrara blieb
1^ ober veif^foffen. Cr ging nad^ bem Sfiben
nb befnd^te itntenoegS Eoreto ; fiberofl mürbe er
■i (Bitm äbet^tuft unb oor <Bafl ber üomel^m-
fm Ocfdlfi^aften. 3n Jltopd, mo er t)ergeblid^
^ tHtelid^ unb müiterlid^ (Srbtl^U bean-
^ni^, orbeitete er Jem ^SefreiteS aentfalem"
ia bot i,€robecte äemfolem' um. 3n ben fttöflem
vcilte er om liebftm, SugujHnud unb Xl^omaS
Biuuu ielm2iAltng8f(briftjMler, unb feinen ,,guien
9aiaV Raubte er oft in einer 6ngel«er{d^einung
6f^cn. Huf Sermitthing be8 6arbinme Sinjio
lobranbini joOte er Dom ^|l Slemend YIIL
•0 Dkfjler gehrdni »erben, j^orb ober einige Zöge
M^ in bem ^ieronqmitennofier @. Onufrü)
oof bem äonicuIuS am 25. Spril 1595. £rfi ben
tobtat f^mfidtte ber Derbiente Sorbeerlranj^ 3n
kBttm, oufgeittungenem stumpfe l^t er bie ^^ler
fims nbertriebenen @eIbftbettniitfetnS, befi ajlmt-
gdS mi S)emut|^, beS Segel^nd nod^ i^m t)er-
fsgten Serl^ftltniflen fiberminben mSff en ; gan) frei
«m OKtf^uIb fc^nt ober bad ^S b'ßfte ni<^t
|n fein. 9aS ^oupttoert Xojfo'S ifi <,2)a§ be-
fteäe gerufolem'', La Oemsaleoiine liberata,
vmgfoxbeitet nid^t gu feinem 93ortl^ in La Gera-
nüemiae eonqmstada. 9ßeiter finb gu nennen
Ainmtay baS Zrmterfpiel Torrismondo, femer
BiiuJdo, Le aeite giornate, Le lagrime di
Ihm, D monte Oliveto, La difiperazione di
Ginda, feine Rune, Bialoghi unb Letiere. 2){e
ItfgQben, Monbetd beS ^Sefreiten Senifafem",
jnib lo^noB; biefeS ^oupttoert erfd^ien guerfl }u
Sanitt 1581; eine gute neue 9lu9gabe lieferte
«aoEtqiini, Seipgig 1882. iBon ben @efammt-
aalgoben fei bie gu $i{o 1820 ff. in 80 Sönben
offene ermöl^ni. Ueberfe^ungen beS Jbz"
fceitm aerufobrnS'' boten Stredfug (Seipgig
1849X <BrieS (8ei))gig unb Stuttgort 1874 unb
1887). [TOodfe.]
faiareK (Zortoren), f. SRongoIen.
yolaffffm, f. XortoretuS.
fifiM, ber apologet unb fpdtere (BnofWkr,
lur no^ feiner eigenen Sngobe (Or. 42) im
teibe ber «ff^rer, b. i. in ber Sonbfd^aft öfffid^
Ml ZigriS, geboren, 9tad^ 3<t^n (gforfd^unge n
gur <Bif4. b. neutefL (EononS I, erlangen 1881,
W4) eiSidte er bo8 Sid^t ber SBelt um 110 n. e^.
fio4 tS|t ^ bie 3ett feiner ®eburt nid^t ftd^er
fePfMcn, «nb ebenfo toenig ift Hör, ob er üon
ttrie^Her Sbpommung toor, mie fein 9lQme unb
Fine 6Areibmeife nahelegen (ügL iQoxnad, Xtgit
JL Ilnlerf. 1, 1, 199 f.), ober üon femitifc^er ^er-
tmi|t (OHL 3o^ I, 270 f. ; n, 292 f.). SBenn
QandA üon Wesanbrien (Strom. 8, 12, 81)
«ib ftri|p^iu8 (Haer. 46, 1) il^n einen ^S^rer"
mmitn, \o »irb bicfe IBegei^nung in ber ^öufigen
SenN^^liiinfl bon 69rten unb tSff^rien i^ren
Sfuiib ^eAen. SebenfaOS gel^drt er bur(^ feine
mblmg Mifräb auf gang bem ^eBenentl^um an.
i "^mi ZAtion fi^ in feiner 3ug«nb mit r^eto-
rifd^en Stubien unb ben Sel^n ber gried^ifd^en
$^Uofot)]^ie befd^äfKgt l^otte (Or. 85. 42), unter»
nabm er, eine ^öl^ere Sauf bal^ in feiner ^eim<^
Derf d^m&l^nb, ouSgebel^nte Steifen in ber gried^ifd^
römif d^en SBelt, nid^t oud Srtoerb^ ober 9letfe-
luji, fonbem getrieben oon bem S)range nad^
»euerer »Übung (Or. 11). ÜRit offenen «ugen
beobad^tete er bie reUgiöd'fittlic^en 3uftönbe, Ue
(Einrid^tungen unb {fünfte ber Sölfer unb Iie| fid^
felbfl in bie üR^fterien etnmeil^en (Or. 29). 2)ad
Srgebni^ fold^er gorfd^ngen mar bie (Einfielt,
baf bie l^eQenifd^l^eibnif d(|e SBeltanfd^auung f amml
bem barauf erbauten Seben gfingttd^ gu oenoerfen
fei; bie Steligion als foldbe ober boS (Sottet-
bemu|tfein ber Reiben miberte ibn an, nid^
weniger megen iqrer UnDemänftigfeit aI9 megen
ber Unfittli^feit, bie er aI8 notl^toenbige golge
boDon erfannte. Unbefriebigt burd^ bie iBolfS-
religion, bie an^fterien unb bie ))bUofo|)bifd^en
@9fteme, bie er aSe burd^forfd^t (Or. 1. 26), ab-
gejio^en burd^ bie Unfittlic^feit be8 SoHSlebenS
(Or. 22. 28. 28) toie burd^ bie erbdrmlid^e eitelteit,
fHxbfud^t unb ftttlid^e f^ofßdt ber Sß^Iofop^n
(Or. 19. 25. 26), fam er in gereiftem SebenSalter
nad^ 9lom. SBa« er biSl^ an »ernunft« unb
Sittenloftgfeit gerfheut gefeiten, fanb er in ber
3BeItl^uptftabt Dereint, fo ba| er ooDeubS bie
Uebergeugung getoann, bie l^bnifd^e Sßett-
anfd^auung l^be Zrug unb Zöufd^ung gur Unter-
lage, fei burd^ unb burd^ unmo^r wib i^ren Zrö-
gern felbfi oerberbli^. Sie emfte, fiitlic^-Iöutembe
SBabrl^it leud^tete i|m erft auf, ald il^m bie „bar«
barifd^en Sudler'', b. i. bie ^eiligen @d^riften ber
Sänften, in bie ^änbe famen, „meit ölter, aß
ba^ fte mit ber Sel^e ber ®ried^, meit g&ttlid^er,
als ba| fie mit il^ren Srrtl^ümem Derglid^en mer«
ben tonnten" (Or. 29). Sngegogen burd^ bie
€d^mudnofigfeit ber biblifd^en »ebe, bie «n-
f))rud^Slofig!eit ber Sßerfaffer, bie lid^toolle üu
flörung ber SBeltfd^öpfung, bie €id^erbeit in Sor-
l^eroerffinbigung gufünftiger Singe, bie Sortreff«
lid^feit ber SUtenoorfd^riften, baS ÜRonot^ftifd^e
beS ®otteSbegriffeS (Or. 29), marb er oouenbS
für baS e^riftentl^tm gemonnen, als er baS
tugenb^afte Seben ber SJ^iriften, i^re innige diu«
l^eit unb Siebe unter einanber, i^ren ZobeSmut(,
bie jf eufd^b^it unb ßrl^abenl^eit il^rer gfrauen (Or.
82. 88) rennen lernte. €o entf(^Io| er jid| o^fne
3ögem, „Sebemo^I gu fagen ber $ra^Ierei ber
Slömer, ber falten Stebe ber Stl^ner unb ben un-
geregelten tSnftd^ten", unb bie „barbarifd^e !|)I^Uo-
fopl^ie'' gu ergreifen (Or. 85), um üon mm an
freubig unb o^ne gfurd^t ben ^riftltd^en ©tauben
öffentlid^ gu bef ennen. O^ne 3tüeif el fyti ZatianS
SBefebrung in 9lom fiattgefunben. ^ier geno^ er
ben Umgang beS fjü. SuftinuS (f. b. Strt.) alS beffen
@d^ä(er (ügl. Iren. Adv. haer. 1, 28, 1 begm.
Euseb. H. E. 4, 29, 8) unb goQte ibm ^o^e »er-
el^rung (Or. 18), marb aber bafür aud^ gleid^
feinem Se^rer ton bem Seniler CreScenS (f. b.
art.) angefeinbet (Or. 19). 9Iud^ nad^ 3uftinS
^
Xobt lebte unb nnifteSialian nadd btm Smsntffe Xoliait im guBIfttn 3a^n txPoiintVstniinl
feintS €<]^Slet8 Sl^obon (Enseb. 5, 13, 1) in ^iuS lui^ btm Oiünt gegaiiBni fti tmb bod
i^moIeSeiittr; DttIIti(^t Qet)i)rte aii(^ eitmmS nnt ft|ni{(^St^naufgcftc[U^; ^^nö»
Don ^Uttanbrim (CgL Strom. 1, 1, 11) gu ftinen lic^ Spip^oiiiuS, b« bcn 3j)b 3ujnnS mda ^
^ul^rroi (3<il|n I, 12f.; ^mad a.a.O. 223). biian ftU, toa^^tinlii^ boS in (ra« OäSr
— 91i^l longc nai^ feinem Uebertritte gum &fd- DotQeFiuiDcne glo&lftc 3a^ btS SRoic ftnd ■(
ftent^m läjutb %atian gur ERe^tfcrtigung fei- bembee^ntoninuSEßiufi ocnDcd^felt 3>a^XatMi
mikiifydttti im Airfoi; Tzpin'EiX-riyai: (Oratio üttrigenS {d)on Doi 172, ja ji^n m Sä/j/üa
ad GraecoB). SBä^ienb man fiüfier fa^ aUge- 3u{tin3 abfonberlidde unb bebcnllu^ SReioäp
mein annahm, bteje @^nfl {ei erft naä) 3uftini Qe^gt ^t, Qtlfi \owo))l aufi bei Oratio (). SL II
Xobe (fo aoä) gunl in ber %'^tol Ouartalfc^rift 15. 20. 23) ali auS bem ,a3u% bei ^iübfaH*,
1888, 219 ff., unb bilgtnfelb in b. Seitfitinft f. uel^ti Sß^obon emü^nt, unb miS Snt^pita
uifjenf^ftl. X^eDlDQu 1883, 39 f.) entflanbcn, tationtf^ct fBntt 1)moz, bie ft4 bti Sbairi
uirb man biefelbt na^ bcn Sorleeungen son DonSlIejanbtim unb ^irrontjmue (f-bielulgEdi
3a^ (0Drfd)ungcn 1, 275 f.) unb ^rnad (Xt^tt bei Oratio bon St^mar^, in .%0t u. Uä»
I, 1, 142 unb @cf4 ber ültd6rtftl. Sit. n, 1, fui^ungen' u. (. ». Vf. 1 [1888], 48 jf, n»
fiti^jig 1897, 285 f.) Dielme^r Qleid^jeitig mit ^macf, @cf^i4ttl[1893], 485^.) fintKnnk
äuftinS Sinologie (um 150) anfe^ muffen, bie ebenfaÜS in bit Stü beS iömt)i^ Sii|e*
Slagu {feinen bit Sdnä^nung Don SrtficenS' ^olttS fallen muffen. XatianS SSnüfe imt Im
^ctioität (Or. 19), bie SufÜn nid^t als tobt, fon- JHi^e ^at fug alfo Imtgfom tiortenitcL lUe
bem oie lebenb Dotausfe^t, unb (Or. 25) bie %n- feinen »eitern Sebenfilauf unb [ein Cnbc boi^
f^iielung auf ben SqniCer ^teregrinuS ^iroteuS un§ bie er^Itcntn Ouelltn nü^tS; tutit^joad
((.b.9lrt.), btffen ^trtrtüiung au3 SRom (natg (3:e;lel, 1,213) ^nbcrtni^tS anjunebraai,b4
Lnciaii. Peregr. 19) fuij Dor 153 erfolgte, lu er biS gu feinem 3j)bt in Stom Miblitba Id,
bertd|tigen. SllerbingS mug man bann mitSo^n mägrtnb ^a (I, 288), geftü^ mif bie Sqili
unb ^mad bit Stelle EuBsb.H.E. 4, 16, 8.9 brS €))it)^ntu8,Xotiiin in feiner morgenUabij^B
Ql9 eine gdlft^ung ber 3:^tfa4' anfegtn, meiere ^timat fein Seben bcf4Iit|cn lagl. 3m SM
Or. 19 ongegeben mirb. Sq^ 3:atiQn bie Spo- lonbe unb legqpttn loar Xation ala ^ötttita fst
logie feines £egrcr9 oermert^tt ^at, mit Otto etma 180 bcfannt, toägimb im Orient, fpctitlii
(Corp. Apol. II, 595) unb ihrügtr (@tf^. ber ber fqrift^tn ffir^e, feiner ^Sieften haa S»
oltt^riftl. Sittratur, @rtiburg 1895, 73; f. ]ebD<^ m&E|nung gtfd)iet|t. ärtnöuS (L o.) Üeriitii^ ff
91ad|tröge u. f. tu., ebb. 1898, 19) annehmen, ^bt iibtrtinftimmenb mit ben SSalentinioneafr
la^t \\ä) nid|t nacbtotifen. Unfi^ergeü btftelit au^ b. ^rt EßaltntinuB) gefabelt Don gemif^ imfi^
Iginrt^tlicC) bei grage, too bie Oratio DerfoElt bartn Leonen (ugLOr. 20) unb bit efctJuW
nmrbe. ^aä) ^amad iZt^t 1, 1, 198 f.) foU fte, SQerberben bringenbe ^urerei gnumnl; bit 9e^
mie ftgon «DiaronuS (bti Otto IX, 266 sq.) be- ber entratiten (f. b. art) Bon ber SSeibiiinDq
^au))lete, augtr^Ib ber SBtU^iqitftabt Derfa^t SbamS foS fpedtll Don igm ^enrü^ren. Biiki
fein, unb gmar mälirtnb einer SHeift XatianS Don polemifirt bann3renäu8 (Adv.]iaer.3,23,lMt
iftom in bit morgtnISnbifd)e fetimat, Weldie Itic^t aud^ 3, 2, 1 ; f. 3°^«' in b. (BAUins. S^
jmif^en 152 unb 172 tingufd^icbtn ift. WaS Itgrttn Snjtigen 1873, 1554 f.) gegen lOia
^mad für bie auSmäitige ^nlfleliung btr Schrift unb nennti^n connezio onmiura haeretiDonK
onfübrt (anrebe an bit „©riecEien", ©i^ilberung SBon ber ©liftung einer eigenen Sede bogtga
rbmifi^er 3uftQnbe u. aegnlii^ef), ift jtboi^ niigt fagt Stenoua niigli Seftimmtefi, et (ent tta
obfolut btmtifenb, luenn man in ^ttrai^t jttgt, auditoree SatianS, qni ab eo aimt Vn^ ^
ba| Xotion fut) btn Stümem gegenüber all ^tUent mtnl »on ait^anbiien, OrigeneS, ^ippolqtylnk
fü^Itt unb mit feintr @(^rift ftcg in erfttr ilinie XertuIItanf^nntnDon einer ^oiteiXatianinitlt
an gfieunbt unb ©elonnte unter btn §tDtnen juroifftn (f.3Q6nI,285f.); rrftgufebiBl(H.i
MKmhte. — 3renäu8 (Adv. haer. 1, 28, 1) bt- 4, 28. 29) eiTOägnt ign al8 dpspifit ti^'ETtjt-
nji^tet, bofe Stttion, folange er ben Umgang Su- xtxSv, mit bem SBeifaJe jtbot^^Xir« ^iP"- ^
ftine gtnol, mit überhaupt iDbensmeitg, fo inS' pboniuS (Haer. 46, 1) nimmt einen ^^'BnM'i
befonben f e^ im Stauben geWefcn fei ; na^ f tineS 3ufammen^g ber Dcrft^itbcnm neiiufiatiHB
£ebtei8 Snbe ober ^be er fid) mtgtn Ittterifi^tr ^arttitn mit Nation an : Xotion foS bei bttts
Se^ren Don ber jfirc^ getrennt (Dgl. Epiph. Haer. StOerianer, bie Snlratiten f ollen (Haer. 47, 1]
46,1). Sßie lange nac^ 3u[iin8 Sobe bieg ftatt- bie Srben 3:atiani fein; no^ Damoirtner ijl tit
gefunbtn, ift ni^t feftjiiftellen. Sit ütottg bei S)arfltllung Haer. 61, 6. SMt fpötmo S«^
EuBcb. Chron., ed. Schoene II, 173, jum richten auS ber griect)ij(^tn fiin^ über intin
ItDüIften aabie be« maic ^unl (<märg 172/3) finb fämmt[i[{) t>on SrtnöuS, «ufebiid unb Spp
begm. gum ^afjzt ber ^ero Slbra^amS 2188 i^ figaniue abböngig (f. ^Mmtod, aeitt I, 230ffJ.
olltibinge Dtelltic^t aus 3uliu6 SlfricanuS übet' ißon ben gablreit^ S^riften, loeliit Xatin
nommtn, gttoinnt abtr boi$ an Sertb bur^ ben naeg SufebiuS (H. £. 4, 29, 7) (tiiterlaf{n 4A
%rid)t beS Spiptianiue (Haer. 46, 1), monad) ift (»eutt aUtin bie genannte Ontio ad Gnaw
IflST
Xatian.
1238
M&9^^ifi ec^m^ uttb aud^ oOe borl^nbenen
&DiM<i|^riftcn biefcr ficl^en, tote S^oxnai (Ze^te
If 1 ff*) mctgt ]^t eiitjig mtf bm Srei^Scobei
Par. 451, gej^cben itn 3. 9U, gutud. S)ie
^bmg ber Sd^ft ifi tnel^r eilte poltmx\i^t aU
COM o^Iogctifd^e ; eS toitb ttU^ blo| baS Sl^flett-
tt«m fielen bcn iBonmitf ber 92ett^U, beS bor*
tetfddtn Uxfbntnged, ber Slbentl^eit u. f. tp. Der*
t^tgt uitb ateßgiondfrei^ett ffir feine Sefettiter
in Sbqpnd^ genommett, fonbem eS isirb mtc^ ^^
6fiH!^ai4uiit itaii^ aOett feilten Seiten als aSoßd-
fdigimt^ ^l^ilofo^l^ie, Siterotur, ftunfi, 93oIId-
Icbai mit 6d^off^ tmb Seibenfd^aftlidEfleit unb
mtcr Scifemnmg feiner beffem Seiten ange-
gciffcn. 3n farbftifd^em Zone ttnb mit Serad^
tung fdbjl beS gried^ijd^ ftttiftifd^en @d^mude8
iftat Xotion bie Tli^tigfcit unb ^ol^eit ber
betbmf4en »eligion, ^Pofopl^ie, ajloral unb
AimfL SBdl^renb Snbere, tme äuftin unb Siemens
von Ucsonbrien, mit befonberer SBorliebe ben
6)mtm «Iriftlid^ SBol^rl^eit in bem ^eüenentl^um
«Qd^g^cn, fe^t bei Xatian {ebe mtSbrädHic^ atn-
nfamuiig eines SBo^l^eitSmomenteS in bem)^-
mMlcn (SeifleSleben. S)er (Bebantengong ber
JUbt", oUerbingS burd^ mand^erlei Sbfd^mei*
^mgm imterbrod^n , iß (nad^ $onfd^b, Xa-
tumfl Stfbe on bie (Sried^en [ißrogromm], IDletten
1894/95, 17. 87 f.) folgenber : 9lad^bem bie Sin-
liilmig (Pop. 1— 4a) gegeigt ^, bo^ bie (Srie-
4(n olle i^re »ilbung, ffunfl unb SBiffenfd^aft
tat »Sarbaren'' entlel^ l^ben, entl^It ber erfte
Z^ ber »ebe {Step. 4b— 30) ben IRad^toeiS, ba|
bdi C^fientl^um tt)egen feiner Seigre ben SSorgug
MübteiiL 9tad^ einer bünbigen ßrUftrung beS d^rift-
fi^Obnot^muS nerben einjelne S)ogmen beS
C^fhnt^S erörtert (üap. 5--21), ttomit bon
f^imfl {u $unft bie Serfpottung beS entgegen-
^fe|ten Srrt^umS ber treiben )>erbunben ift. S)er
&ie (Bott bot bie SBelt gut edd^affen unb tt)irb
ic am 6nbe ber Seiten toieberl^erftellen {Stop. 5. 6);
m Seit if! bmrd^ bie Sünbe in ben ledigen
f^limmm Suftanb berfe|t (fiap. 7— 11)| bie (Sr-
Dfimg oon biefem SIenb ift nur mdgltd^ burd^
btn gSttfid^en ®eif} (tiap. 12—15), ol^ne ben bie
Seit fan argen liegt (fiop. 16—19); er bal^nt
Biii bcB SBeg jum ^immel (Stop, 20. 21). 9Rit
Aop. 21 beginnt ein neuer, |>oIemifd^er Slbfd^nitt
(Aap. 21—29), in toeld^em bie innere ^ol^D^eit
unb filflid^ Serberbt^eit ber l^eibnifd^en Sin-
nd^tungen, bie eine Ausgeburt ber SoSl^eit unb
Simdra^t ftnb, in fd^onungSlofer SBeife an ben
fhonger geflellt mirb. 2)aran fd^Iie|t fid^ in
ftop. 29b— 30 bie proftifd^e Sfolfi^uttg für
Zotion unb feine (^riftlic^en ®IaubenSgenoffen
Svie jfir bie fKibemnelt. 2)er gmeite Z^eil
X .Äebe" (ftap. 31-41) liefert ben 99e-
iDetS, bo^ boS e^ftent^um, beffen toid^tigfte
Se^ jo fd^on baS re(!^tglöubige ätibentl^um be-
V^, tm^ bem SIter nad^ ben Sorgug Dor ber
|nbmf4en Slnfd^uung berbient ; ftap. 42 bilbet
bomi ben fuqen @d^u^. Rubere Sintl^eilungen
ber Oratio geben Otto L a p. XXXYI aq.;
2)embotDSfi, Die OueOen ber d^riftL ^ologetil
beS 2. Sal^l^unbertS : I. Die Apologie XaHanS,
Seipsig 1878, 93; SBorbenl^emer , ^atrologie,
Sfreiburg 1894, 100. Ueber bie Seigre ZatianS,
befonberS über bie irrtl^umlid^e DarfieOung ber
SogoS- unb Ißneumalel^re unb über bie Stl^it f.
@f$ttKine, Dogmengefd^. I, 2. Sluß., greiburg
1892, 84 f. 202. 322 f.; Steuer, Die @otteS-
unb SogoSIel^re beS Zatimt, Seipjig 1893; $on-
fddab 20 ff. — ausgaben ber Oratio erfd^ienen
Don 3. SriftuS«®e^er, Sürid^ 1546 ; SB. SBortl^,
Olforb 1700; IßrubentiuS aRaranuS, $ariS
1742 (obgebnnft bei Oallandi, Bibl. vei Patr.
I , 636 sqq. , unb bei Migne , PP. gr. VI,
803 sqq.) ; Otto L o. VI, Jenae 1851 ; @(^lDar|,
in (Sebl^rbtS u. ßornadCS „Zeigten u. Unter»
jud^ngen" IV, 1, 2t\pi. 1888. ©eutfd^e Ueber-
fetongen in @ämmtlid^e SBerle ber ftird^enbftter
II, Smpim 1830, 139—192; t)on ®röne,
in b. ftem))tener SibL ber JKrd^enoöter, 1872;
Don fyixnaä, ®ie^en 1884 (Ißrogramm). lieber
bie 9^)oIogie l^beln au^er ben fd^on ®enannteh
Daniel, Zotian ber ^ologet, fyiUt 1837; ©elaer,
äuIiuS SfricanuS uid) bie b^gontinifd^e Chrono-
gra^^l^ie I, ßeipatg 1880, 20 ff. ; SBIümner, in b.
atrd^ooL Leitung 1871, 86-89 (funftl^iftorifd^e
92a(^rid^ten) ; ftaOmann, ZatianS 9lad^ri^ten über
Ihrnftoerle, im St^ein. Stuf. f. fß^ilologie 1887,
489 — 524 ; M. Eremmer, De catalogis heore-
matum, Lipsiae 1890.
9tur bem Zitel nad^ belamtt finb folgenbe
Sä^n\ttn ZaHanS: Hepl Ccj^idv (dtirt Or. 15,
mol^rfd^einlid^ aud^ ib. 16), morin er allgemeine
antl^opologifd^e unb natur))]^iIofo))]^ifd^e Seigren
bel^anbelt l^ot; ob bie @d^rtft ber ^eibnifd^en ober
d^riftlid^ 3eit angehört, lögt ftd^ nid^t ftd^er be-
fttmmen. — npoßX7)fi.<£TCDv ßißX(ov, burd^ beren
SuffteSung Zotian bie Unbeutlid^feit unb Dunlel-
l^eit ber göttlid^en Sd^riften (beS mten Zefta-
menteS?) barjutl^un fu^ anl^eif^ig gemad^t fyütti
fein el^etnaliger Sd^üler Stl^obon niollte baS 9u(9
in einer befonbem @d^rift miberlegen (bgl. Euseb.
H. E. 5, 13, 8). — riepl toü xcnä töv acoT^pa
icaTapTi(j}jLou, ^über bie SoSlommenl^eit im Sinne
beS SrIöferS'' {tttoaf^ni bei Clemens Alex. Strom.
8, 12, ber bem Suc^e eine auf bie Auslegung Don
1 Sor. 7, 5 begfiglid^ Stelle entnimmt) — Weta«*
pffta]tn 3U baulinifd^ Briefen (erttal^ntbeiEuseb.
H. E. 4, 29, 6, auf münbtid^e Ueberlieferung l^in),
entmeber eine flilifiifd^e Bearbeitung (l^axnad.
Zeigte I, 217) ober eine Umarbeitung ber Sriefe
beS 1^1. ^utuS bei ®eleaen^it unb in t$form einer
Ueberfe^ung anS bem Sried^ifd^en in'S S^rifd^
(3a^n, ®e{^. beS neutejL SanonS 1, 1, Sriangen
1888, 423 ff.).
93on ben gfragmenten auS Sd^riften ZatianS
ift bereits oben (@p. 1235) Siebe gettefen. Se-
fonbereS Sntereffe t^erbienen barunter bie Slefte
Otts bem fog. Diateffaron. SufebiuS (H. E.
4, 29, 6) berid^tet, ba| Zotian, dS er gü^rer ber
1289
Xatiftn.
UM
ditrattten getoorben, ouvdf^eidfv tiva xal oova-
7(in^v ber dtHmgelim, b. 1^. eine 9lrt Don Stxm-
genm^omumie (f. b. "Uzt,), k)eran{laltet fyibt, bie
tfzb hv^ TsoadfpcDv sc e^aj^^Xiov ({ei'd nad^ ben
trtet £t)angelien, fei'8 al8 muftfoltf^ VuSbnuf
= ^ormonie, ficcorb) genannt ^be. SiefeS
6iul^ fei bei getoiffen Seuten }u fefaier 3^ nod^
toot]^aiü)en unb Derbteitet getoe Jen ; ob ober Su«
Miuö f elbft ed gef el^ ^, bleibt gn^eif el^, benn
ober bie einrid^tung unb Sefd^ffen^ bedfelben
fd^nt et feine Un!enntni| (oox ofö* Smo^) ein»
augejtel^ (ögl. 3a^n, gorfd^. I, 14 ff.), «ud^
epip^iud (Eaer. 46, 1) l^t ba8 S)iate|faron,
loel^eS nad^ il^m Sinige ^^ebröeretxmgelium"
nannten, ni^t felbfi in ^nben ge^bt Xb^boret
tion S^ruS berid^tet in feinem 453 gefd^ebenen
SBerl Haer. fab. 1, 20, er l^be ZatianS ®ia-
teffaron au8 ben ffird^en feiner (1^ fpnfc^m,
^oib gried^ifd^en) S)iöcefe ||u entfernen unb an
beffen @teUe baS ^Soangelium ber (getrennten",
b. ^. bie t)ier Soangelien »on einonber getrennt,
|tt fe^ ftd^ bemül^t; mel^r o(8 200 S^em-
plare l^be er be^^alb fammeln unb Demi^ten
laffen. 918 ®runb für fein Serfal^ren gibt er
an, bie @eneaIogien bed ^erm unb oQed, maS
bie fleifd^Ud^ ^erfunft 3efu au8 S)at)ib8 ®f
fd^Ied^t anzeige, fei in bem 3Ber(e burd^ ffixt»
tifd^e SoSl^eit meggelajfen. SBeitere Slotijen ge-
]^5ren ber fpdtem f^rifd^en jKrd^e an. 93om
Siateffaron Xotiand rebet eine (Sloffe beS Sop»
«li (9. 3a]^r^.) bd Payne Smith, Thes. Syr.
I, Oxford 1879, 869. 5)er jacobitifd^e 95i|(^of
S)bn98 »ar-©Qlibi (gefl 1171) erjäl^It in ber
SSorrebe )u feinem Sommentar bed SRarcuS-C^an-
geliumS (Assemani, Bibl. or. I, 57 ; U, 159),
Xation l^be au8 ben Dier St)angelien baS SDia-
tefforon, b. ^. (baS) ber „©emifd^ten", gefertigt,
loeld^eS mit ben SSßorten begonnen f^at: 3m An-
fang toar boS 9Bort. Sr unterfd^ibet oom ®ia-
teffaron XotianS, meld^eS ber 1^1. Spl^röm com-
mentirt l^obe, genau ba§ienige be9 ^leianbrinerS
SmmoniuS (Dgl. b. 9rt.) ; biefeS l^be SliaS t)on
Salamia (6. Sal^rl^.) Dergeblid^ gefud(|t unb barum
ed au8 ber hti^en Sefd^reibung bed SufebiuS im
^Briefe an ftarpian nad^gebilbet. S)iefe Angaben
1^ im 13. äa^rl^unbert ©regoriud 9ar-6ebröu8
(f. b. art.) in bie Einleitung ju feinen ©djolien
über SJtattl^öuS (Assemani 1, 57 sq.) aufgenom-
men, aber fte mit ben ^nbeutungen bed SufebiuS
über ImmoniuS confunbirt: ber ungefd^idte Sie-
{anbriner SmmoniuS l^obe bod 2)iotef|(vron, loel-
^e8 (Spf^xäm ber Auslegung gen^ürbigt, umge-
flaltet. 9le]^nlid^e SSenoerfiSlungen finben fld^ in
einer ifingem ®Io jf e m S8ar-93ablul (»gl. Payne
Smith I, 870); (gbcbiefu (f. b. ?lrt.) ibcntificirt
ebenfalls in feinem ©d^riftficHcrfotalog Satian
mit SmmoniuS (Assemani III, 1, 12), tt)enn-
gleid^ er in ber SSonebe gu feinem ^iomocanon
baS pietätoolle SSerfal^ren SationS bei Anfertigung
beS S)iatef{aron als boS SKufterbilb bcf c^reibt, bem
et in ber 3wfömmenftettung ber jerftreuten Ca-
nonee patmm md^feni tDoOc (Mai, Scripti
vet noY. oolL X, 191). Sie S^cidm mn
biefe 3<ugniffe, loeldtie früher gedn|ect mim,
finb befinttit) befeitigt butd^ eiste bem 5. 34»
bunbert jngefd^rtebene armentfd^ QAal^ai
jieneS Sommentatd um Spl^rom Q. Evugriä
concordantiB expoeiüo facta a 8. Eplir., ii
Latin, traiudata a J. B. Andur JMä^
rista, ouiiu vendonem emendavit^ amtotiti»
niboB illnstravit et edidit 6. ICoengff,
Yenet 1876; DgL bacnad, in b. SoW^
für ftircbengejd^id^ fv [1881], 471-W^
2)er f^rif^e innj^enk^ter ^^toaieS Q. b. Id)
fennt ebenfalls in feinen f^omilien (inif^aM
unb 346 Derfa^t) exxmgelifd^ €toff e bor Hat
aus bem S)iateffanm, unb lejtteted tß on^ ttte
Doctrina Addaei (um 860f ; nod^ 34>r 9"^
fd^ungen I, 850 ff. ineOeid^ fd^on im 8. 3i>|t'
bunbert Derfaft) benu^ (f. b. 9lufigobe bcc Dn-
trina 6on ^Wip^, Bonbon 1876, 46). f)f|
meiter^in aus ben (urfprfingltd^ f^^ri^ 9^9»
benen?) Acta Ardielai einige XtüflOKC M
tatianifd^en XqrteS gu gettmmen feien, wk »
mut^ mürbe, ifl fel^ umoo^rfc^einlid^ Sie 1(1^
teren f^rifd^en Siegeten, nie äjc^bob OefsM)
oon 9Rerm, nejbrianifd^ Sifd^of non €tcb|Mi
in 9lff9rien, unb ber Wonop^^t SRoje fMs^
(9. ^afftf^.) dtiren nic^t nur autneilen bot S»
teff aron — bef onberS 3{d^obob, ber e8 noi) ii la
^onb gelabt l^t — , fonbem oieber^olci o^
esegetif^e 6r5rterungen Spl^mS mit imb e|B
!Rennung beS Url^berS. S)ie fdmmfli^cn CWi;
bie fid^ bei 3fd^obab unb HRofe IBarfep^ {iikil
finb herausgegeben morben Don ^. QMlai m4
einer berliner ^bfd^rift (@ad^u n. 811) bi ti
Studia Theologica fasa I : Apoc 8. Jok
▼ersio sahid. , Liptdae 1895 , 62—67, nl
nadd einer Sambribger ^anbfd^rift oon S. ^oinl
in b. Fragmente of the Gommenta^ flf
Ephrem Syms npon the Diateeearcn, La»
den 1895; Unterer gibt im Knbang no4 (i>V
Srud^fiüdfe auS einem StKmgeliencommiBtar m
bem @d^üler SpbtömS, 9Rar 9bba, meU^ fte
SrnSrung aller i!Babrfd(feinIid^feit na4 etaMB
baS 2)iateffaron gu ®nmbe gdegt ^ ^ Wm
9}erfud^, baS S)iate{faron auf ®runb bd t^
mifd^en SommentarS unb ber übriges neip ^
fd^en Quellen gu reconftruiren, ^ 3<4b» S"^
fd^ungen 1, 112 ff. n, 286 ff., unb eeftU^Q.
2 , 588 ff. gemad^t — amt bem Sioliffni
XatianS l^angen mehrere 92ad^bilbungcn ia ^
beren @prad^ jufammen. Um boS 3# ^
bearbeitete ein unbefannter fioteincr «4 ^
SSorbilbe beS 3)iateffaron eine Sixmgdieiitaaii*
nie (na(^ Martin, Bevne des qnest U^
XLIV [1888] , 5 B8. , ^atte ^[triSciaiai [{. ii
^rt] fie oerfa^ unb ^eregrinuS im 5. 3i|i'
bunbert fie corrigirt) , unb Victor, SifM m
gopua (geft. 554) , fteUte eine «bjd^nft ^
felben anftatt ber t>ier Soangelien on bie &Aß
beS in feinem 9(uftrage unb unter feiner Ar
mi
Zatlan.
1248
(«^ «ngffnHgtm bileiiiifd^ Steuen Xe{i(raieitte8,
«dil^ Uni im Cod. Fuld. Qufbetool^tt ifL
Scr nrn^onb, ba^ bk SeneoIoflU no4 ^OUd'
t^ bocbi fehlte , fmiHtt SHctPC ouf bie )Sct-
va^Biig, boS aSkrt fri Xatianfl S)tatef{aron.
tüit «rbett ifl f o gef ettigi, ba| bie 6tftd<, aufi
nd4m bol taüanild^ 2>iatcffaron )u{ainmen^
M tm, m bec lotemifc^cn 8ibel nad^ ber 9te-
OB^ bdl 1^ 6ieronQmtt9 oufgefud^t unb auS
Me((c «baefd(frieMn nmrben. Sntioebct bd ®e«
bgp^rit bct Uebetttogung aufi bem @Qrif ^en in
kol Sotciaifcl^, obet fd^on borl^ im \19n\afai
Xcsl» Idbfi, memt bn Soteiiia einen f old^en unb
litt tdoa einen gried^ifd^ ootfonb , IM i>i<
(^riftpderif^e Compofition be9 S)iatef|ocDn eine
tiifliaifnibe Umgefialtung erfaßten (ogl. 3aH
^oä^gen I« 298—818, unb (Skf^i^te H» 2,
Sg2). S>ic aReinung ^em))]^ütt (The Diateeaa-
iQii ofTatian, London 1888, p. XXTV), ba^
oji Qtctoi obes ber untee feinet Seltung atbettenbe
64teibe( bie me{entH<l^ Sbtoei^ungen bed lo«
Kfadj^ Xotion bom {i^rifd^en bineingebra(|)t
^, ttl unDetMglid^ mit Sidorfi Sortebe (Cod.
FiüiU ed. Bänke I, 1—8). 3n bec Sfolge ift
bkfe teteinifd^ (Sbangeliei^nnonie ouS bem
Ood. Fnld. oftmals Qbgef<l(|rieben nnb mtd^ toie-
bc^ott bolb unter ZotionS, balb unter bed 9m-
■DRiuS Kamen gebtudt toorben. Sie in ben
Mm 820—880 gu gulba entftanbene beutfd^
UAoftlttng ber btteinifd^en ^rmonie, toeld^e
fofbct nw^ il^rer (foitfte^ung oom Sid^ter beS
^cSoob (i b. Sri) bentt|t tourbe, ijt ie|t nur in
dair einjtgen, boneben Den lateinifdpen xq;t ent«
toUfttben Cmbfd^rift (@t (SoOener 6»ftSbibL
St. 56, 9. 3a^rl^.) etl^alten (ogL 8chmeller,
Ammonii Aleix. quae et Tatiani dieitur har^
Bouia OTang. . ., Viennae 1841 ; S. @ieDer8,
Zotioa, lot u. beutf<^, 2. Sttilg., $aberbom
1892). 3ur (Befd^d^te bcS bteinifd^en unb beut-
{4« Xotion f. aifyn, in b. bleuen fird^L 3eit-
iltrift Y [1894], 85 ff. ; Slobinfon, in b. Aea-
damy 1894, 249 f. — S)a| nod^ in fpäter 3ett
bol S)iote{faron in gemiffen @egenben in l^o^em
lii|((|cn fianb, erfte|t man oud^ auS einer oro-
Mid^ Oeberorbeitung befif elben. Sd^on feit 3of-
6ianm Vffemoni (BibL or, I» 619) tonnte
wm cfaie orobifd^e ^onbfd^rift in ber Stoticono
ijL XIY) aus bem 12. Sol^^unbert, über meldte
nder Viiberen 9ng. SRoi (Seriptt. yet nov.
eoU. IV. 2. 14) mi^eS mmf^tt unb in toel-
ifa CioSca (f. Pitra, AnaL lY, Paris. 1883,
465—487) ben berbältnigmä^ig reinften Xest
MSDiolcffaron su finben glaubte 0)gl. Martin, bi
b,Be?ne des qaeet bist. XXXni [188S], 849
4894; ^„beiPitralY, 488-486; Sogorbe,
in k 9tad^. üon ber tgK. (SefeUfd^. ber SBiffenfd^
|tt 85Magen 1886, 151-158). Unfere ftennt-
sift Aber Sln^ unb Snorbming beS orabifd^
SittkflaiDn mürbe iebod^ bebeutenb ))erDoafl&n-
Wg^ bttsdd CioSco^S Tatiani Erangelioram har-
moBiae «rabioe, Rom. 1888 (nod^ einer oro-
bifd^ f^onbfd^rift beS 14. Sol^rl^., meld^ ouft
SegQpten im 3. 1886 bem Mus. Borg. S. a
de prop. fid. gefc^enft mürbe). Siefe orabifd^e
(SDongelienl^armonie bejeid^net fid^ felbjl olS eine
aus bem Sprifd^en geßoffene Ueberfekung beS
Siotefforon, xotUf^t ber neftorianifd^e äKönd^ unb
^reSb^ter Sibulforog abboHal^ ibn et-Xobib (aL
»en Qt-Xib : gefi. 1048) onfertigte (über ben
Ueberfe|er £beit^ »gl Joum. Aalat, IX» ser.,
X, 2 [1897], 801— 307). SKortin (Rotoo dea
qneei hist XLIY [1888] , 48) neigt {U ber
flnftd^, ba^ ber Don tiadco gebotene Xest asoes
ezactement bod SEBert XaüonS borfteÖe, äl^nlid^
mie Siadca (1. c. p. XIII; t>gL p. X) ebt menig
juberfid^Uid^ bel^uptete, ba| ber Araber bod f9-
rifd^ 2)iateffaron bed 4. äal^rl^unbertS nnber^
feiert barbiete. 3n fSM^^ ift ber orabif d^e Xe^^
SBiebergabe einer mol^I smifc^en 400 unb 600
auf ®ntnb ber $efd^itt(o t)orgenommenen fi^ri«
fd^n Ueberorbeitung beö S)iatenaron; bo^ (onn
er nur bei fe^r befonnenem Serfal^ren )ur Slecon-
ftruction beS urfprunglid^en Xe^teS k)ertoenbet »er-
ben (ügl.@eain, bei3aH9orfd^ttngenIY[1891X
225—246 ; HemphiU p. XXIX ; anberS urteilt
3a^n, ®efd^id^te U, 2, 586 f.). Ueber eine grie-
d^ifc^e fuqe (Sbongelienl^armonie, meldte Ottmar
SuSciniua (f. b. 9rt.) }u SlugSburg 1528 l^etoud-
gab unb bie ebenfoDS bon XaticmS Sioteffaron
ab^gig fein foQ, f. 3a]^, Sforfd^ungen 1, 818 ff.
826 ff. (bgl. bie 9ioti) in ber 9)iinudfelbanbfd^
ber ßbang. 72 [11. äol^r^ »u ailattl^. 27, 48
bei Sol^n, Sforfd^ungen I, 25).
3lai^ aSem, mod mir Dom X)iateffaron XotionS
miffen, bleibt fein Ston\ü, bo^ er bie bier cono-
nifd^en Soangelien in ein (SonjeS verarbeitet fyd,
inbem er ouS i^nen unter gortlaffung oSer ^•
roOelberid^e unb Studgleid^ung fd^einbarer SBiber-
fbrüd^ eine fortloufenbe, ein^citlid^ (Erjö^ung
oon 3efug l^rfteOte. 2)ie 9bfanun|^}eit beS
äBerf es lö^ ^ nid^ mel^r mit @id^l$eit befiim-
men. 3ft eS urfprunglid^ in fi^rifd^ @))rad^ ob-
gcfa^(fo3aK »orfdjungen 1, 268ff. n, 298 ff.;
&t\mu 1, 1, 889 ff.X fo ift baS ^afyc 172 olS
terminas a quo )u feken, benn in 9lom 1^ Xotion
gemi| ntd^t f^rifd^ gefd^rieben. gfär einen gri^ip
fd^en Urt(^, ben ^modt (Xeste 1, 1, 218 ff.) jfir
mol^fd^einlid^ l^t, lönnte man ben gricd^ifd^en
Xitel, oorouSgefej^t, ba| er Dom 9}erfaffer felbfi
^errii^, geltenb mad^en; für bie f^rifd^ Sb-
Eaffung fi)rid^t iebod^ oor ^IDem ber Umflmd», ba|
»ie ftenntni^ beS Siotefforon im Steid^e, obgefe^
00m Often, eine fo geringe unb unfi^ere in ber
aßen Seit ifL SIemenSoon9Uesanbrien,berfid^mit
ber Spologie XotionS red^t vertraut se^, ermd^
boS S)iatef[aron ebenfo menig mie ärenduS, mie
eS oud^ im murotorifd^en S^agment tro| fKirnodtt
9)emerfungen (Xeste I, 1, 216) feineSmegS be-
rfldtftd^tigt ift. Suf ®runb ber Dorl^onbenen Xra-
bition mirb man menigftenS bel^cotbten muffen,
bo^ es gemi^ ein f^rif d^eS S)iate{faron gegeben f^,
bie Ssiftenj eineS gried^ifd^en ober ntd^t mit ber-
1248
Xaube — Zauiftümmenuntecric^t.
1244
felben ®npi|^elt }u confkttrm ifi. — Son einem
Wetij<^ ®etfte ift in Den gefommelten gfrog-
menten faft nid^tS gtt Derfpucen (Dgl. 3<^l^n, gof
f<^ungen I, 263 ff.); barauS folgt {ebod^ nod^
ni^t, bol e8 in brr tot^olifd^en !ßeriobe ZatianS
(l&S— -170) abgefo^ fdn tmt| (fo fymaA, Xe^te
I, 214), ba bei oOer freien SufotntnenfteHung beS
6tofffil immtr^ eine l^ige &6^ ben SBerf äff er
aaä^ no4 feinem Snitrttt (na ber ftird^e abl^alten
farnnte, feine 6onbermeinungen anjubringen. 3u-
bem bfixfifn We (Bencolügien bo$ nid^t fo gar
mfonß onSgefaffen nnb bie aScetifd^e SBertoer-
fnm bier (Bft nic^ gon^ t)erborgen fein (t>gl. 6il«
«mfdb, in b. 3ntf4tift für toiffenfd^aftlid^e Xf eo-
l0gie 1883, 122 f.). 3n ber fQrtfd^en ffird^e
i^ bol Sinteffoion ol9 baS Soangeltum acceptirt
Mibea nnb ^ bis sum 5. 3a^r^unbert eine
iMitc ScibieUiiug gefunben. Sc^on oor X^eo«
b0ifl lotte ber Sifd^of KobuIaS bon Sbeffa (f. b.
Irt) Mcfngt (f. Canones Babulae, bei Over-
beek, 8. Ejte., Bab. alior. oper. sei., Ozon.
18fö, 220, 2 sq.X ba^ in ollen ffird^en Dorl^anben
\n mtSt^ gelefcn »erbe ein „Soangelium ber @e-
lifnlm', eine Se^eid^nng, bie in ber Unterfd^rift
bc8 8jr. SiniütieiiB ttite in ber Ueberfd^rift bei
fRatt^M bcS Syr. Cnretonianus fid^ finbet.
Sv %aiqßn, ob Siotion gu feiner Harmonie f d^on
eine fliest fiyriff^ Ueberfe^ung benu^te, nnb tote
fic^ Xntian nnb bie oetfcliebenen f^rifd^en Ser-
fiovn (ngL b. «rt $ef(^itt^o IX, 1825) }u ein-
onber no^olten, bd)firfen nod^ einer naivem Unter«
fni^nng. (Sgl gum S)iatef{aron nod^ Semisch,
Tat Diaiessaron, Yratisl. 1887 ; M. Mäher,
Beeent Evidence for the Authenticity of the
Gospela: Tat's Diät, London 1898 (bie Se-
bentung beS SHoi für bie £t>angelienfrage) ; Hill,
The earfiest Life of Christ eyercompiledfrom
the four Gospels : being the Diatessaron of
Tat [c. A. D. 180] literally translated from
the Arabic, Edinb. 1898; The same, A Disser-
tation on the Gospel Commentary of S. Ephr.,
Edinb. 1896 ; J. B. Harris, The Diatessaron
a reply, in The Contemporary Beview n. 356
[Ang. 1895], 271—287, gegen W. B. Cassels,
in Nineteenih Centory, April 1895, 665 to
681. iSmt englifd^e Ueberfe^ung bcS orobifd^en
l^iflteffaron gibt 9. SB. ^oog in Ante-Nicene
Christian Library, SuppL, Edinb. 1897, 33 to
188 [nnab^ngig t>on Siodca].) [Slubau.]
SiniH eud^ariftifd^e, ein®efö^ üon SRe-
Idi in gform einer Xaube, meld^ im Sltertl^um
«ab in frü^ 9ßittelalter in mond^en ffird^en jur
lufbcDol^rung ber l^iligen Sud^jtie biente.
Sicfe eolumba (iccptorcpdt) ift feit bem 4. Sal^r«
Jgeaibnt nod^oeiSbor; fo fd^enlte Sonftontin ber
tktaWicbe eine golbene $otene nebft %fßxm unb
Sottk. mit ebeljtenien gefd^mfldft unb 80 $funb
Mmt« ¥<M^ äimocenj L (402) ber JKrd^e ber
WL QeiMifittf unb ^otaftu§ einen fUbemen
^tem atit ^ßotene nnb Dergolbeter Xaube oon
^ik^rn 9ea^, ^jl ^iloriud (461) ber 2:auf- 1
fird^e gum ^I. gol^anned einen filbemm Z^umi
nebfi einer golbenen Xoube t^on 2 $funb. 3m
Orient mirb gleid^OS btefeS ®efa^ enod^nt, fo
im Seben beS 1^1. »ofiliud (AA. 88. BolL Jnn.
n, 948), üom ^I. Sol^onned Stofofionmft
(Hom. 13 ad pop. Antioch.), auf oem (Eoncil
t)on Sonftontinopel (586), xoo ftlage geffil^ tturbe^
bo^ ber mono))1^9jitifd^ Sifd^of Don^ntiod^en fi<l^
bie golbenen unb fübemen Stauben miberrcd^tli^
angeeignet l^be. S)ad (SefäMie^ ftd^ ouf ber obem
Seite offnen unb mor bed dftem mit einer ^ciS
gur 9ufna]^me beS a&erl^eiligften ©acramenteS oer»
f el^ ; ba8f elbe flonb meif iend auf eitler $atene,
mit ber e« entmeber m Ifettd^en Aber bem Sltore
aufgel^ängt ober in ein tl^urmförmigcS ®e6dttfe
oerf d^loffen mürbe, mie ouS ber 3ufammenfte0ung
t>on Zaube, fßatene unb X^urm }u f^Iie^en ifL
S)iefe SBeife, baS atterl^eiligfte Socroment au^
bema^ren (t>gl. b. 9(rt 9ufbemo^rung ber l^eiligeit
ßud^ariftie 1, 1579), Derfd^manb, aI3 ber ®ebrau4^
aw^ ou^er^Ib ber l^ligen 3Reffe gu commnni*
ciren, fid^ üeraQgemeinerte unb eine gr5^ unb
l^onblfa^ere $9|iS (f. b. Sri Ziborium) fomie bie
Anlage eines Xabeniateld (f. b. 9rt.) erforbeift^
mürben. S)ie eud^ariftifd^ Xauben fd^einen be-
fonbere in Qfronfreii!^ beliebt unb am Idngfien im'
®ebrau(^ gcmefen gu [ein (ügl. E. Beuaens,
Elements d'aroh^logie chretienne 11, Loa-
vain 1875, 854). & etQdrt H4 leid^, bo| ftd^
nur menige eiemplare fold^ ®efö^ )H>tt ^ifber
unb emaiOirtem fhtpfer erhalten fyibtn (%bbU«
bungen f. bei Saib unb @d^marg, @tubien gum
d^riftlid^en «Itar, Stuttgart 1857 ; 9L 6<i&mib,
2)er c^rifitid^ ailtar, »egenSburg 1871, 207 xu
208 ; E. Beusens I, 222. 11, 358 ; gf. 3L ftroud,
SReal-Snc^n. U, 822). [tt. Sd^rob.]
^antfiummamntetxi^t tfl eine d^ritatiDe
Se^ebung, in meld^er man mit 9ted^t einen Se*
meid unferer fortgef(^rittenen {Bilbung ei^Iiden
barf. S)en Xaubftummen tourbe im Sltert^um
menig ober gar feine Slufmerffamfeit gefd^^enft.
«riftoteied ^dlt bad ©el^ör für jenen Sinn, burd^
ben bie Silbung aufgenommen mirb; barum meint
er, biejenigen, meiere oon ®eburt an nur blinb
feien, tonnten leidster gur SUbung fommen olft
oieienigen, meldte oon ®eburt an taub unb fhimm
feien (De sensu et sensibili a 1, n. 9). Sr 1^
alfo bie SBilbung ber Xaubftummen ni<^t ffir nn^
möglid^. S)erfelben Snftd^t folgt aud^ ber % 8u-
guftinuS, ber bei Crflärung ber SteSe 9Um.
10, 17 fagt (Contra Julian. 8, o. 4): ^f)tefer
Sedier (bad Xaubgeborenfein) l^inbert ben ®Iau*
ben"*, benn ber taubgeborene fann ^ SBiffen-
fd^aft nid^t etmerben. 3n fpäterer 3^ W^ mm
ben Zaubftummen aang unb gar ffir bilbung§-
unföl^ig, fo ba| ftaifer Suftinion ben Zaufr*
ftummen M 99ifi>ungeunfö^tgen bie flWd^tung
Don Xeftamenten unterfagte. (grß um bie Satte
unb baS Snbe beS 15. Sal^rl^unberid l^rt man,
ba^ Xoubftumme nad^ einer befonbem Slet^be
unterri^tet mürben. €o eig^^lt 9tuboIf 9^
. 1
1»5
Soubftumtnenuntetri^t.
1246
0\a (f. bi Itt) tton rinem i^m Manntm XauB«
jlmninni, bcn man gelehrt ^be, feine ®ebanfen
^ttifttut ottlsubrätf etu Son ba an mel^ fid^
Slp^ Sto^ri^teit S>er SBenebictmer $ebro
bc fonce |u Sobagun in Seon (gefi. 1584)
intciri4Me m^rere Xaubftumme nid^t nur in
licr 2äbaHptaä)t, fonbem {ogor in ftemben
epTO^m imb onberen Untcnid^tSfödiieni. 2)er
säaxfi 96Uipp8 n., SotefluS, beri(i^tet, be $once
liok Jemen Sudlern lueqi baS Sd^iben bei«
gAto^t imb bonn mif bie ®egen{iönbe l^tnge-
oicfm, bie but4 ben gef^riebenen 9lamen be«
le^fnet »oren. Sbenfo fou 3uan $obIo 99onet
ii mit bem Untetri^te ber Xaubfhimmen be-
{((aftigt ^ben. Sc toac Sectetöc be§ Conne*
table Don Caftilien, Seladco'8, beffen ®efd^n>ifter
U $0nce )U bilben b^tte, unb mucbe ^u {einen
9o^d^ eben burd^ ^bro be $once angeregt.
3ffl 17. 3abrbtmbett brad^te bet Seigier SBon
^dmont Zmibfnimmen bie Sprod^e bei^ inbem er
ünen bcn fRe^oniSmud ber Sprei^toerf^euge Dor
Svgm fS^e. (Sr lie^ 86 SRenfd^enföpfe ab-
bilba* fo ba| man baS 3nnere beS 9RunbeS mtb
Ik Strlhmg ber @pnd^organe bei ber Srticu-
btion \äfni tonnte ; fpäter lie^ er biefe Silber
noddtien unb benu^te bie fo gewonnenen 9Ro-
belle boftt« ben Xaubfhimmen gu geigen, loie fie
iM bttfe SteOungen ber ©pre^toeri^euge no<^-
oinffl müßten. S)ie^ aOefi maren iebod^ nur ein-
fdtt. mebr ober minber glüdlid^e Serfud^e. S)ie
Qau^c^e mar bie baburd^ gewonnene lieber-
jnguug, bo| aud^ Xaubftumme gebilbet werben
Btntm. 2)er geregelte unterrid^t taubftummer
fabrr in eigentUd^ Sd^ulen mürbe foß gleid^-
jimg Don gmei SRftnnem angebabnt, oom 9bM
k rsp^ unb don Samuel ^einidfe, bie gugleid^
df Sertteter gmeier Xid^tungen im Xaubfhtmmen-
onicni^, ber fromöftfd^en unb ber beutfd^en
Bdak, iu nennen ffnb. ViU Sbaried md^tl
tefepee toor geioren 1712 in SBerfaiQed unb
ssrbc ittul^ 9bf ottrirung feiner Stubien mit feinem
fmbu^en Smte betraut, meil er ftd^ bem 3an-
kmSnnd guneigte, fonbeni lebte in $oriS oon
5m Smtm feinefi nic^t unbebeutenben SermögenS.
Oior braute i^n ber 3uf<>II <ntf einen neuen Seruf ,
ia Um einen großen SQBirtungStreid eröffnete utü>
ram 9bmen in ber gangen Belt als SBobU^öter
&er Ungimnid^en befannt mad^te. SineS XageS
knie er bei ®elegenbeit eined Sefud^ gmei taub-
^bnnt StDilingSfc^meftem fennen. @ie waren
id^cr pon bem P. Sanin unterrid^tet worben; ba
tüfcr aber nox ihirgem geftorben war, fo flagte
M! Shtttcr ber beiben Xaubftummen bem Vbl6
^rSpee unter Zoranen baS Unglüd i^rer Zöd^ter,
)Btmm tifot 8iebe gu (Sott unb o^ne ©louben
a Sffom Ottfwad^fen müßten. Xief ergriffen oon
bfs möge, bef^Io^ Sbbe be I'epöe, ^ ber
OigQiIR^cn amunebmen. Sorber^anb wu|te er
m Unicnid^ Der Zaubftummen nid^td ; an bie
Selbobe feines SorgdngerS, bed P. Sanin, ber
^ ktet IRfib^en mit ^Ufe bon Silbern unter-
rid^tet l^otte, wollte er fid^ nid^t anfd^He|en. Sa
fam er burd^ bie Sefung eined fpanifd^en Sud^ed
nod^ unb nad^ gu flaren Segriffen Aber bad Ser-
fobren, baS er einbalten woDte, unb bie &a6)t
regte fo fel^ fein Sntereffe an, ba^ er ftd^ nun
gang ibr wibmete. gm 3. 1760 grunbete er eine
Xaubftummenanftalt, unb unterftu(tt)on@bnnem,
tonnte er fie balb erweitem, «nein erft im 3.
1785 bewiQigte il^m Subwig XYI. eine Summe
aus Staatsmitteln, fo ba| er im Staube war,
eine beftimmte 9ngabt oon S^gUngen in feine
Snftalt au^unebmen. Sein SBunfd^ lebod^, bie
Don ibm gegrünbete unb faft gang auS eigenen
Olitteln erbaltene Sd^ule gur StoatSanftalt er-
hoben gu feigen, ging bei feinen Sebgeiten nid^t
in erfüOung. (Sr ftorb im 3. 1789. Sein 9Iad^-
folger war ^mbroife (Suairron, 9bb^ be Sicarb,
unb unter biefem würbe 1791 baSXaubfhimmen-
inftitut eine fiaatlid^ 9nftaU. Sie Olittel, beren
fid^ be rspee beim Unterrid^te bebiente, waren bie
®ebdrbenfpra(be , bie nad^b^c b<xuptfäd^Iid^ oon
Sicarb auSgebilbet würbe, bie Sd^riftfprad^e unb
baS fünflli^e ^nbalpbabet ober bie Ringer»
fprad^e. 3eber Sud^ftabe, jebe Sor- unb 9tad^-
tilbe, Diele einfad^en Sö^ ^aben ein beftimmteS
^anbgeid^en. dktobfpüxä^ werben bie ^uptftfben
tmb SegriffSwörter mit ber Stellung ber ^b
ober ber gfinger, bie ben SnfangSbud^ftaben beS
SegriffSworteS gibt, angebeutet unb biefeS ^Kmb-
geilten gugleid^ mit einer ®ebftrbe, weld^e ein ein-
gelneS SRerfmal beS @egenftanbeS ongibt, begleitet
aSoÜte g. S. ber Sebrer bem Stbüler baS SBort
^©lode'' t)erftänblid^ mad^en, fo beutete er mit ber
^ingerfteOung „(H" an unb mad^te gugleid^ bie
®ebdrbe beS SöutenS. So lange bie ®ebörben-
fprad^e fid^ innerbalb ber ®rengen ber finnlicben
SSobme^mung bölt, wirb ^e aud^ oon ber beut-
f(ben Sd^ule nid^t gurüdfgewiefen, gumol ba fte
baS eingige SRittel ift, burd^ welches fid^ anfangs
fiel^ unb Sd^üler oerft&nbigen lönnen. ^Eein
iebe lunftlid^e @ebörbenfpro(be unb oor Ülem bie
gingerfprad^e wirb oon ber ie|t ^errfd^enben, ber
fogen. beutfd^en Sd^ule, gänglub oerworfen. Ser
Segrünber biefer Sd^ule ifi Samuel deinidte, geb.
1729 gu 9lau^fd^ä|, einem Soife bei aBeigenfelS
a. b. Saale, ber wegen unoemünftiger Sebanb-
lung bon Seiten feines SaterS in feinem 22. 3abre
nadb SreSben entflob. S)ort trat er, weit i6m alle
Otittel gum SebenSunterl^alt fel^tten, alS Solbat
in bie fäd^fifd^e Xrmee ein; er würbe feiner förper-
Hd^n ®rö6e wegen ber Seibgarbe eingereil^t. «Be
Seit, bie ibm übrig Wieb, benu^te er gu feiner
geifttgen ^uSbilbung; \a, er erlernte no^ bie la-
teinif (be unb bie framöftfc^e Spradje unb brat^te eS
in beiben gu großer Qfertigfeit. 3m 3.1754 lernte
er einen taubftummen ffnaben fennen, ber fein
3ntereffe in ^ol^em ®robe in «nfprudj nabm.
SiSber l^atte man DorgugSweife burd^ Sd^reiben
gu untenid^ten gefud^t; baS genügte bem fteeb-
famen ^einidte nitbt; er wollte feinen 3ögling
bagu bringen, ffiorte gu fpre^en, fo ba| er aud^
1847
Xoub{}ummenuntercid^t.
1248
«nbent fleßnifiber {Uft twiiSnNM^ mai^m föimte.
St benu|te bei feinem @tieben bie S^rift btd
I^.iDed.3.(LVminan: BmdiiBloqaeiiB, seume-
thodns, qua qm Bordiis natiis est loqui discere
poBsit (Amstolod. 1692), Me bereits bie Slrticu-
loKondmet^bc ber beiitJ4<n @<^ule in i^ten
Q^nrnbiögen fepjMUt (bteft iß auc^ ber ®runb,
ttcUcdb bk ^Bünbcr bie fogen. beulfc^ B^vHt
bie 9riUnbi|4( iKsnen, obiDobl 9mman tH)n &e«
bmt ein €4bc^ fear). SRittcn in feiner Srbett
«mibe er ir^M biix4 ben SuSbni^ beS fuben«
icfc^rigm ftriegii. 3«fol0e bd^felben tarn er no^
teafeng mb Mri» im 3. 1768 @d^ebrec unb
tflriK im ^rnnbumtfi^ Orte £)>))enborf . ^ier
mofe 4>B ivkbcr ein ISiö^er taubftummer
Aufee ipni Unlerric^ gngrfübct; bie| tourbe
WamUffmg fir t^, fein fru^ begonnenes
IBcrf wam^wiAa an^mte^en. IBoIb merfte
er «kr, ba| boS 9nd^ Inmond für UKitere Snt-
wMbBtg b(§ Zovbßnmmenunterrid^tS nicl^t ge«
ciQBct fcC veS cS nic^ Did m^r als nur bie erften
Sigr^ bcS @|ffc4fDieil^iSmuS entl^ieU. Sr
fmHie ba|cr {eOß nciter, unb eS gelang i^m
«ribafüMctea, feinmSiH^ing }o meit }u bringen,
ki| IT mie nüti ffnaben ferne! alters conftr«
^ 3» 3. 1772 l^tte er tier
■b Üb iKrme^ fid^ biefe 3^(1 no(|.
64immdnoni, in beffen gamilie er
mor, bot il^ nun bie 9RitteI
incr Zaubfiummenanfiatt )u
oIeiB^einic!e le^ bieSInnol^me
bc§ fttf^wüt^igoi SnerbietenS ob, tueil er glaubte,
inm fol^e li$ilt mäffe in eine gro^ @tabt Der-
kfl medm, bk SKtleltnmft eineS SanbeS unb
bdHfafc»a in bcmfdbcn fet Seiner «nfid^
fiifpin%iAcr mar bomm bofi Snerbieten beS ba«
mdigeBflnfBrfkmlMm Soffen, §riAri4 Suguft,
oif be^ Aofiem an einem iMm i^ gemäl^Iten
Crk eine 6^ttle §■ ginnbcn. tf^^^^ entf(^teb
fmfe8RKig. er fiädte |ur drunbung feiner
IspiA im 3. 1777 bo^ ober vnb fu^te t^on
lior «iS ta loplofcm €tfcr ^inen 3been über
3Urt^miowHuiitirrwttin6dfeiftunb8BortSBa]^
pe taufen. S)ie 8ninbffi|e, nad^ benen er im
L Sie6|K0^ ift boS aUttel }ur »uS«
ba Scmnift. rm i^ 3»ed ift SRit-
M eieenett geißigen ^bend an Snbere;
m xottOftummen etnen Demunittgen
fir^ ber mirb ü^m nid^ bie Seiten
$Km» ber 6)nQd(e obne geiJKgen ^lüffoüt,
PrP li^g gtorbnete Segriffe unb
bctbrnigcn ux^ bmm i^ bie 3^en
bicftr 9egrtffe leieren. Srß ber Se«
M Soit |ur SefefUgung beS 9e-
«RlTcft. S. Scbärbctt finb nur un}ut)erlafftge
X^ttl 91 bmfcm 3>k^ @i^ tbnnen jttKu: bem
Inffd^Iul geben aber baS,
iwrgebt« unb tonnen be«
fuc Hot »ms dB atütel m gegenf eitiger
(bem geUKuibten
Sd^rer bei Snttoridlung abStroder Segriffe olfi
^ilfdmittel bienen; fte t5nnen aber nie baS ein)ige
Mittel fein, burd^ toeld^eS toir ben 3:aubfbunnun
in bie 2)enlf0nnen einjufül^en unb ii^n bann
l^eimifd^ ^u mad^en l^en. 3. S)er Zaubfhtnune
mu| gemö^nt merben, feine Sugen unbertoaubt
auf ben 9)lunb beS @f 'ed^^nben |u richten unb
baS ®ef))rod^e fd^rf unb fd^ndl aufiufafien.
4. Sei ber ^\a\ptQ^ iß ^räcifion im %rticu»
liren aller Spraqlaute, befonberS aber ber Socab
angumenben, ba fte baS SBefentK^e finb. 3^-
gleid^ ftnb bie Socale burd^ ben (Sefd^madfinn^
ber bie @teSe beS (Sel^tS ju Dertreien 1^, )a
unterftü|en. ßeinidk entmorf aud^, entfpred^enb
biefem legten Srunbfa^, eine @cala ber k>erf4^ic!>
benen (Sejd^madtSeinbrüde, bie ben Socolen ent«
\pu^tn foOten. Seines, gefd^aAofeS SBoffer
bebeutete il^m baS ^a'' , 3udCertt)af[er baS „o",
Saum5I baS «.u'', aBermut^cstrad boS ^e^* unb
fd^orfer ßffig baS „i'\ Sei bem oefprod^enen
Saute mußten bie Sd^uler j[ebeSmaI me en^{>re*
i^enbe ®ef(i^madSem))ßnbung toßen. ^etnide unb
feine erften 9[n||anger mad^ten botauS ein grofeeS
(Sel^imni^; f)>öter fal^ man bobon gan) abi ^ei-
nid^e ßanb bem in Sei))}ig gegrünbeten Xoub»
ftummeninftitute bis 1790 t)or. %m 80. Vj^ril
biefeS 3aM ß<u^i er; feine SBittttie ffl^ bie
anßatt bis 1827 fort
Son ben beiben @dbulen 1^ nur bie beulfd^
SuSßd^t auf bteibenbe (Geltung. Sie franjößf^e
SRetl^be iß bis auf ben Ijieutigen £ag in f|ranl-
reid^ im @ebraud^; aletn m^r unb mel^r geminnl
bie Sautfl^rad^e als SilbungSntittel für bie Sioub«
ftummen an Sebeutung. @d^on im 3. 1826
untren Sßien unb Samberg bie einglgen beutfd^en
%nßalten nod^ franjöfifd^er SRetl^obe; beibe ^ben
unterbefien bie £autf prad^ angenommen. Unter ben
beiben SDirectoren SenuS, Sater unb @o^n, bot
SBien auf ge^rt, Sertreter ber frani^ßfd^en Qiflik
gu fein. 9uf bem (Eongreffe )u SRoilonb (1880)
aber iß man übereingetommen^ on SteOe ber ®e»
bürbenf)>rad^ bie Sautfprad^e als alleiniges SRitlel
für ben Xaubßummenunterrid^t angumenben. Sie
(ünfilid^ (gebärbenfprad^e ifolirt ben Xaubßum*
men ; eS iß i^m nur mdglid^, mit feincSgIei(^«
bie barin unterrid^tet ßnb, ober mit fok^en boQ*
ßnnigen SDlenfd^ )tt oerfel^ren, toeU^ biefe
Sprad^ gelernt l^ben. S)ie ®ebdrbenf)»rad^ er^
forbert gar gu Diel 3eit, (Bebulb unb Sufmerl*
tamleit SBol^I toirß man ber Sautf))tnd^ bor,
ba^ nid^t aDe Xaubftummen burd^ Jk {um €^re-
d^en gdbrad^t mürben; bk @|>rad9e ber Xcmb«
ßummen fei fyai, eintSnig, baS (Sefül^ ber {^drcn*
ben Dedejfenb. 9Qein ble^ finb bod^ nur unbebeu«
tenbe unb gum X^eil Sd^jeingrünbe ; benn menn,
mk ber Srfolg bemeiSt, burd^ bk Sautfprac^
Xaubßutnme gHfHg gebilbet merben ßunen^
menn ße burd^ bkfelbe gum Serfel^r mit bdrca-
ben befähigt merben, fo fonn ber Umffaaio, ba|
einige nur geringen Sinken ober teimn bonmS
gk^ meU fie eben nid^ gebilbet »erben ftonen.
1S49
laufbu^ — Saufe.
1250
bcn Jiaäf bct Soutftna^e nid^t beeintroii^tigetu
Die SMgm Grflnbe, bie nod^ ongegefoi toerben,
fmmm ham in SSeirod^t.
SDU Ict, Vit bie Soutffnrad^e ben Zaubftttmmen
UfAtod^ toirb, ifl f olgenbe. S)em @^älet toirb
{ttcp Qcbimg in ber Stticulatiün unb im Sblefen
Mffl Stanbe beige&rad^t 2)amit bet Seigrer baS
löime, nm^ er bcn 9ou ber Organe, toeld^e bei
ba ttaSjpxo^e in X^tigteit treten, unb bie 9rt,
sie ^jundioniren, mol^I begriffen l^ben. S)er
mü folqen ffennhiijf en auSgeräftete Seigrer nimmt
bm Zottbfiummen toor fid^, fprid^ bie Saute au8,
mo^t Vß babei auf bie Stellung ber Sippen, ouf
bie Sage ber 3unge oufmerffam, )eigt i^m, toie
td iin}clnen Sauten IBibration eintritt, unb mad^t
iSpi aufmerffam auf bie Sri, ttie babei bie oberen
32^ mel^ ober meniger toon ben unteren entfernt
{hüL Der Se^ lä|t ben Xaubftummen ben
fiuftprom ffil^Ien, ber bei ber ^uSfprad^e entfielt,
inbcm er bie ^nb bed S^üIerS, o&l^renb er f elbft
fpri^t, on feinen Ht^top\, an bie Sruft ober t)or
fehim 9hmb bringt. Sr Ia|t bie gejeigte ÜRunb-
^ng nod^^men unb l^ft il^n bann, ben Xon
fdibß l^orbringen. 3e nod^ ber SBilbungSfai^ig-
tnt bei 6d^er0 uirb bie| fd^neOer ober lang-
samer gelingen. 9Rit ber Uebung im Srticuliren
gttt bb Aneignung ber Sffij^tgteit, bie SBorte Dom
9hndK olquiefen, ^onb in ^b. 3)er Xaub-
ffannme mu| oie oorgemad^ten 9Runb{teIIungen
b(d i^^ftta nad^men, bamit er aus ber Semegung
ha @)ired^tterf}euge ben geft)rod^enen Saut er-
tmne; bie Saute totthm bann )u Sßörtem unb
enbli^ (u €ö|en oerbunben, }uerfl nur jum ein-
fiii(m mib bonn )um me(r unb mel^r erneuerten
inib |ufammengefe{^en @a|, bis ber Sd^uler be-
fa^ ifi, ba9 au8}ubrädten, tuaS in il^m borgel^
unb tooi er üon Su^en toal^rgenommen ^at. Sie
8tatt{HI ber 9nftalten, in meldten Xaubjlumme
gcbtibet loerben, geigt, ba| auf biefe 9rt ein großer
ftocentfatf ber UnglüdRid^en, bie fonjt ol^ne ieg-
11^ 9flbttng ouftoad^fen unb eine Saji ber ®e-
MI|4aft toerben koürben, braud^bore SRitglieber
KT mai^Wfyn ®efeOfd(|aft unb treue @5]^ne unb
XUfia Wfttt ftird^ toerben. SHele jinb fä^ig,
ein fdbfUnbigeS ®ef d^dß }U betreiben ; {ie xotthta
ilmifiler, SRaler, 9ilbfd^ni^, fie xotthta fymh»
toexfa ober fie grünben einen eigenen ^auSftanb unb
Mim5gen fid^ unb i^ 9lnge]^5rigen felbfiönbig }u
a^ten. (Slgl. ^ill, S)er gegenwärtige Sufionb
bd XanbftummenbUbungSttef enS in 2)eutf d^Ianb,
ffictsiar 1866 ; Cbuarb SSBaltber, ©efd^. b. Xaub-
fhtmmmbBbungSmefenS, Sielefelb u. Sei))}. 1882 ;
tt^,, bojitib. ber xaubftummenbilbung, SSerlin
1895: SiQ. fj}. Sup))erS, 2)ie @)mid^btlbung ber
Zanb|lsmmen, SIeumieb u. Setpgig 1883; Oel^I-
iMin, Die natürlid^e 3eid^en{prad^ ber Xaub-
fummen, SBeimor 1884.) [^bingSreitl^er.]
Boi^A, f. ftird^enbüd^er.
ftsfie ijt Der oom öu|em XituS l^ergenom-
ncne 92ame für baS erfte d^riftlid^e Sacrament.
l Stamen. Xoufen, ml^b. toufen, o^b. toufan.
got baupion oon blup = tief, bejeid^et fooiel
atö taud^en, untertaud^en, burd^ Untertaud^ ab-
»afd^en. 3>a8 entfpred^enbe SBort ßantC^eiv ge-
braud^en bie LXX al8 Ueberfe|ung für baS l^ebr.
^Td 2)eut. 33, 24. 9htt^ 2, 14. 4 Stbn. 5, 14;
OgL 3ubit]^ 12, 7 ; bie Sulgata l^t hierfür tingo,
intingo, layo unb an I^terer Stelle baptizo.
3m 9leuen Xeftament xoxti ßairc^o), B^irruriJLa,
»enn mir oon ber tropif d^en SBebeutung 9Rarc 10,
38 unb Suc. 12, 50 abfeilen, im fpecipfd^en @inne
oon ber 3ol^nt8taufe unb ber d^riftlulen Xaufe
ibraud^t, »ol^renb ßain:Kj|jL6c (9Barc 7, 4. 8.
ebr. 9, 10) bie ifibifd^en SBafd^ungen bejeid^net;
«br. 6, 2 fte^t ßaimaiJLÄv diBarfi jufammen^
faffenb für bie d^rifüid^e Xaufe in t^rem iBerl^alt-
niffe }u ben iübifd^en Suftrottonen unb ber 3o«
l^nntdtaufe (OgL Grimm, Lex. in libr. N. T.,
Lipsiae 1868, 62 sq.). 3m 9nfd^Iu| an bie
beilige Sd^rift fyd bie Xaufe eine SRei^ oon Se-
nennungen erl^alten, mel^e tbeild oon il^rem äußern
Seid^en, tbetlS oon il^ren SQBirfungen l^ergenom-
men jiiü). 9htr toenige biefer iBe}ei($nungen maren
inbei eigentfid^ ted^nifd^e 9lamen, loie layacrmn
regenerationis (Xü 3, 5), fconaji^c, ^wrifffjiG^
illuminatio (Ogl. 2 Sor. 4, 4. 6. (S))]^. 5, 8.
$ebr. 6, 4; 10, 32); bie meiften finb mel^r ober
meniger toiutürlid^e, menn audg böuftg gebraud^te
Um{($reibungen ber eigentlid^en 92amen, mit mel»
d^en man ^bie übergroße t$teube an ber @ad^e
ober bie ^errlid^bit ber äBol^Itbot }um SuSbrudt
bringen tooSte" (®regor ton 9{a}tang). @d^on
Siemens oon 9Iesanbrien gibt (Paedag. 1, 6)
eine Steibe oon 92amen mit Srflärung berfelben,
nod^ mel^rere ®regor Oon Stagian) (Or. 40, 3. 4).
Wan nannte bie Xaufe lavacrum aquae (OgL
(ijfy. 5, 26), aqua yitae aetemae, lavacrum
aquae salutaris (Ogl. 3o^- 4, 14), a^ppayic,
signaculum (OgL %)0C. 9, 4. Sp^. 1, 13 ; 4, 30.
2 Xim. 2, 19), a^oa->(U ttj? dX7)öe(ac, x^c
ic(cmo>c, dcüpov, teXeioxTtc, bapÜBma gnoseos,
mjsterium fidei, sacramentom trinitatis
u. f. \D, (f. Bingham, Antiq. eccL IV, HaL
1727, 138 sqq.; Corblet [f.u.] I, 3—13). ®a
bie SBegeid^nungen ocppa^ic unb <pci>tu7|a6c il^re
©runblage in ber l^eiligen @d^rift l^aben, fo ift
eS oollftänbig unmottoirt, in i^rer 9nmenbung
eine Eintragung frember, auS bem ^eüeniSmuS
fiammenber 3been }u oermut^ unb il^en Ur»
f))rung in ber ÜR^perienfpracbe }u fud^n (^r-
nadt, Sogmengefd^. I, 2. 9up., 177). 3n ben
Stellen , mo a^^a-^ {id^ juerfi finbet (Hermae
Pasi. 8imiL 9, 16; OgL [Pseudo-] Olemena
Ep. 2, 7, 6 ; 8, 6), mirb baS Siegel ®otte8 auf
bod emige Seben beutlid^ )um SuSbrud unb mit
ber @fliu)ent)ergebung in birede SBerbinbung ge-
brad^t 3u{iin, toeld^er ^omcrfjL^c juerft gebrandet,
"fyat Sie 9e}ie]^g auf baS SR^fterienioefen birect
unb energifd^ abgemiefen (Apol. I. c. 62). 9b-
gefeiten baoon, ba^ man in ber älteften Seit am
aDermenigften geneigt mar, in ben d^rifUidben
Sult l^eibnifd^e Sinrid^tungen aufgunel^men ober
40
ItSl
X«ute.
ir tPn^t if mt Wf 1* ^j^JL %m1\ *tYi\ •fflfn iiifn r»I««ii
^nflll^c^^iintxmicii tuu9 fctnn|(9ai «naogttii
fR mkctniBläxn, f4fif|en fd^mt bk 9tMkam% M
4ilenM0B Hon WegsnMm (Faedag. 1, 6), ^imc
btt ttlle tliifj^aiomg M« bor ^Hutig befi SIW«
grtomei «tt cinost Z^intf ber lEoufe biAilfittbiig
toA, %o^ mni «M^ Sflufcitsiitt einen 9^ ^conben
«cfu(tt|)ttitt fefleBt ^U\
IL mUiS^t fSvtiilhtx bec Xonft.
Jteben ber ceid^ SbrnrndMir ^dtt bk Saufe
mit ber eul^orifUe bcn Soting, bo| ik ol»
flcutfetoflcnbril SoBuiiieiit iti Sknoi IBunbcS in
brr Ri(rant0faIHeflm SBelfe im ^ei&^Iase ^ttkA
tiotgeUlbet nnb anybeklet iDssbt. 3b bon
ed^meb« be0 OeifieS <!totte8 tter ben Utg^'
IDiffem M ff^ Satulkm (i)e ibaptiamo 8)
ben cüfctjfen ^üdwlS mtf btfi Xauffacrauiail (dqL
Mbs. Born, id ber XonfttNiffeTmal^: üt jam
tone vktBtem saiiotificatioiiis «ufuamm na-
tera «DBcipereQ. 3)tt @m1flat toiri) 1 ^ßetc
9,21 Ott XQ{ni0 ber Xanfe^ef oft; eine eooetterte
9(iiA)euttmg gW SertuIlMn a c. 8). 9a»ie bk
Xottfe <tai Sttfd^hi^ beS Ulten SDunbeS Mit bem
Jcwnaiiftf MS 9Oflp9eoeut|0Btt utiiiiioiue oa|ie9C
{o ecfd^int fie «i ber e^ij^ bec Ok^U^ 3«»^
ItonftoE barbereiltt. S>ie burd^ baS 4mb{B)IU|e
^ßofid^dontm bettiriüe Sefreimg tuS ^ff^pUa
tcuU^ iifyct Softtiteng int Sted^goEng bntd^ bofi
CDt|e9Reec. 2)ie (Etlöfimg3dtnett triebet Unkt-
nnng jener Setnbe finb iinto: ^i^nmg inb €c^
oer SSSolfe, toeld^ StotteS Gnabengegenttott be-
bcttkt, (mbkgflnienbedaBc^leiS gdbäfiftKl (Em:.
10^ 1. 2; Aug. Sanno 852: Per mare trana-
itaa baptinana est). S)k SSotet nnb Xi^fDgen,
fmok bk £iturgk ber ftkd^e Detmetfen tni^beai
anf bk SUHtsiftäU kn $ai»i)kfe, auf bce Set-
fH^nng beS bUktn SBaffetS bnc^ baS ^ol) (€&
15, 85), auf ben tmntbeiiaoen SSofferfrom aufi
best Seifen (Sj;. 11, 6X tanf bo« {kbenmafige Sab
Stoamoi^ im Sorbon <4 ftdn. 5, 10 ff.). 3n ber
(dtteflamenOnlcn Sefd^netbun^ beg^net und eine
Soi^betntung ttnb ein Sorbtft bet ^fUk|eB
Xoufe. fBeibe finb SuabeHei^ nnb (gfantbenS-
Menntoi^ , 9ujha]^me to boS SSoII (Botte« mit
to^puä^aim Stehen nnb Mi^^ (& ThooL
8. th. 8, i|. 70, a. 1). ^Sef^rengmigen nnb
9Saf#ungen finb ein fo beutti^cd etenbift fSt
innere Skinignng, bo^ fk im mofoifd^ ^4*4^
ink in ben iwrf cl|iAc9|ben Seligionen angenwinbl
tantben. 3mmer iß eS eine WaM tm Sinne beS
^e||e9, Ja>üfy oSJnt baS reinigad)e SBajfer md|i
icfeingl nyerben lönn. — Sinnbi&er ber Xonle
fonb man in ber ^Uung befi Xcmbjbunmen nnb
beS eHnbgAorenen CDlorc. 7, 82 ff. 3bl^. 9,
6 1), im Xeid^e Sei^faiba (3ol^. 5, 2 %}. Xairfe
unb Cad^ariftie, M Anfang* SuSban nnb VoU-
enbmtg beS (Snobenkbenfi, janb man borgefkUt in
bem SBoffer unb 9M, baS aus bec €eik Cl^rifii
f(o|. SnS bie{en%or- unb Stnnbclbem enktä^
hk ^rifttid^e Sunfi bk aitoübe für bk i^tnfd^
Steftdfamg ber Xaufe (f. ttmA, Skal-Cäic it
888). 3n gn)|atttgen Sd^ilbemngen metfifagen
af.44,«tt «i-^,281f^47,lff. 3i*18,l;
14,8 bk 6ecrftd^ berXBkbctgäuit imfBafiet
unb bem peiligen ®ei|k^ bm nmabcc{am aenv»
^nben, befrnd^lcnben nnb S8ca offen |te(eid)en
XonffiidL — S)kinnrilkQKUDe9oiicseitaMaiif
bk ximfe kn meffknifd^en 9kU^ «mc bfcSic^
laafe bei Soctti^ecl !ltt 3ol^a«Mi auf ^
lk^€inBebttna. leine XJ^Migfcit mttbkfer^o^
bebctttfomen flbcbnottk B^onn, bciaigk tr M
fo fel^r A abf4Iu6 bd «tat SiiiAe«, bfli|bk
^cnge wot^ bem S^^^^vieiiilange bei ftafecn
Kilui feiner Xoufe mä ber $|ko)d9k«laufe fat
lein 9nkreffe ^, fcttfi bann nidlt, ttem bk
KntDeahung blefer Xoufe fik fene dcU an|er 8i%r
«eflä[tliire(f.b.tlrt^M8H9tX,474). S>k9o»-
berung ber Xonfe |ur db 3dMeIikii in ^Vkt
anf bal nal^be Snejfialfeic^ mar tta»eo|kk|(i4^
»^r, att in bec IßcolelQtentanfie |um iuSbnif
Imn; iße bebenkk bk Sar^brn^mg bec iibii^
nalionakn Somrlleile, todi^ m bk (eibfi^e
abflarnmang gdbu^ loaten, fk foOk bol Be-
»n^cin innecer Unrein]^ nnb bei 9d)fitfni{fel
ber Srttfuiigignabe weäoL, bcoen bk leiUi^
@^ne SÖmI^I ebenso bebflrftig iMnoea Mk bk
~ etben tmb Unceiiien. fdl fblc^ ffanamt fie oom
, nik SXattIft. 21, 24 f 3efnl ym ^
fifttt, w* Sttc 7, 29 ff. ttwrb el ben 9^ariF
föecn gnm fd^tteten Sormurfe aiigeoad|nel, hti
fk bkfelbe ni^ emfifingen. S)urd^ bk Sc-
icid^ung berfeüben oB Su|tanfi^ bud| bk f^
borl^bung bei ttefentlid^ Soqugl bec Xoufe
ffym (9Ratt|. 8, II. Suc8,^ 16. Soi. 1^
26 %), burd^ bk X^tfad^, ba| bk tfüfUL
bcnjjentgen, toeU^ bie So^mltattfe fd|on an»
{ifangen j^otkn, bk Xaufe (S^ fl^eiibeikn (91m.
19, 8 ff.), etffikt bk belüge et^Oft, ba| bk
äo^annfStaafe tkf «der ber <^t(|en Xmtfe
ftmdi, eki @ebanl^ Meld^ bk Xiabilion oon
ainfang an fefU^ <ogL Teri. Da be^tiaa»
10; Orig. In Joa. iom. 6, n. 17), menn oudft
bk 9ef($reibungea bon ben ffiichn^m ber^
felben aaleinanberge^^ je fiad|bem mon bie»
ftibe Ott etmoeil^IcUiä fSr bal m^K^iMie
9kld^ ober oB Kufforberung |uc IBtt|e bacfUEk.
&k \KmAt gcflKiaet auf ta» «IbrnmcsbeK*
<9bg. 19, 4) ; fmglidft ifl el tebe|, tA eine bkfes
Skoedt aulbrädknbe gfoc«ie{ tm 2h>(anncd «e-
braud^ iDurbe. S)k €d^fKI b^inunt i^
ffiefen aK qnaai ^noddam aaoimMmtala diia*
panena ad baptismuB Ohiiaii (8. Tkam. S.
dieoL 8, q. 88, a. 1; bgL Suaraa, fia nysl^
TÜ Ohrioti diap. 25, a. 4), tm JBipimmimi^
tt)e!d|e il^ fd^on Xetinftian 0- o.) gegeben fiaUt
(qnaai candiflatiui remioaioiBa et aamcüia»-
tkmm in Ohriato anbseouiorae). (B^eaäbcr
ben »eformatocen, tteU|e bk ao^annWauf e bec
facromeatolen Xoufe gkt(^e|kn^ befiidtt boft
Xribentinum: Si qiaa diicarift boptisnaim
Joamua habaiase eandem vim eom baptimo
Ofarkrti, a. a. (ßeoa. VH, ean. 1 Da bapL;
Dandnger, Bnehir. sl 738).
1253
Xaufe.
1264
HL Sffltiff bei Xaufe: aRetopl^fif^
Hfisii! man bte Saufe tut) olfi boft @aaa«
iKiit Ux &id)eteebuit (to^ Xit 8, 5). 3nbem
non ^tffi^ß^ bit p^9f if d^ Se^btl^e beS
tfiifiatnoienM betfidftd^te, befinirten ^etrtifi
bnmtbiil unb bet l^L Xl^omoS bie Xaufe oIS
lUi^ extarior corporis facta sab forma
nrbonint foraaecripU (8. th. 3, q. 66, a. 1).
Kiffer S)efi]mU)n gab ber ^ Xl^omoS ben 93ot«
IDg iior ba ^U0o'd ton St. Stctor : BapÜBmoB
Mi aqua «UluendiB ariiniiiibua sanctificata
ptr Terbma Dei (De aaor. 2, 6, 2), an totU
()(r ff kbäk, ba| fie nwntefienS bem äBoit-
Ifldt iuh( bie ^igutig gu fe^ in bie 9Ratene
M eocnmienteS no^ ^ti einer {lermanenten
Oiuililit Dedege (saoramentam non perfioi-
tv in aqna» aed in applicatione aquae, quae
«i aUstio; ngL )um @ociament8begrtff bed
DidorintiS aud^ &fyan [f. u.] 47 ff.). S)ie
Sr^oi^U^ bctbec (ErHärungSlDeifen, ber ))]^9"
fjSißn ttnb ber aietopl^fif^, (ufammenfaffenb,
gtbt ber Oat. Rom. (2, 2, 6) bie S)eftnttion:
Btptisana est Moramentom regeneratio-
m per aqnam ia Terbo, eine S)efinUion,
)ttI4e Me X^ologoi unb ftotet^idmen nur oeitet
flilfs^tfn»
IV. Ctnfelung ber Xaufe. S)ie Xaufe
fjlbiiid^e^ftas eingeölt; bie^ fDigt oud feinen
liiS(pt2^ tum ber Kot^menbigfett berfelben.
Ugrje^ Mn bem Xaufbefe^l (^UM^ 28^ 19)
cdUxt her ^ibmb bie Xaufe f&r ben eintritt in
M OKifiaiSfii^ Seid^ att unoebtngt erfod)ecIiii^
Oot.8,5). Sie bafelbfl Derlangtc SBiebecgeburt
ai ben Soff er unb bem ^eiligm (Seifte i[t eben
bie Ssaät^ toäfy bereit! ber SBodöufer aä mid^«
^ffia (tnniei^en bei WeffioS bejeiii^ 1^
(i^L SRarc 16, 16). SDol^er fe^en mir bie a}K>-
|id bie SufnaJ^mt in bie ftird^e burd^ bie Ximfe
wD^ie^cn (^^ 2, 36.41; 8, 36 ff.; 10, 47)
oBi^ bo, mo bie 3ol^anni8tttiif< fc^on ertl^t
MC (Im. 19, 2 ff.), aus bot »riefen ber
IfojU fd Dor Soem enoSi^ bie tiefftnnige
liilfi^omB X^n- ^/ 8 ff v in müd^ ber Sfioftel
Ml Zottfie unb bafi bur^ 9t gefl^enbeie über»
•otfalUle Seka in ben innigflen Sufammenl^g
wä ben Xobe unb ber Xnferfte^ung bei (gr-
BM bringt. ^ in ber l^gen @d^rift ber
äritpsaft non ber Sinfei^ung ber Xaufe nid^t
foua angegAen loirb, (o toaren unb ftnb bie
ndmmgen l^icrüber get^ieiU. SBiele Sd^Iaftifer
man mit ben Sonbarben unb bem 1^1. Xl^omoS
bff Vnf^t, SefuS 1^ bei feiner Xaufe im 3or-
bm bod 6accomettt eingefe^. See CaL Rom.
(2, 2, 20) \äßi M biefer 9nfid^ an unb \>tf
MS auf bie trii^ifd^ X]^))^nie ald DerpSte
Cjjmhnnng ber XoufformeL Sine (Srunblage
jmbd biefe «nftd^ I^Qtt)>tfäd^ruii in ben Sud-
Wfatai ber Ißtter, bie SeriU^ng beS l^eüigen
ifiM 3efu lobe bie SDSaffer getoei^t wib ü^en
Me fioift iur ^igung mitgeteilt (ogl. f^on
Ignat Ad Bphee. 18, 2). 3nbef{en ^ biefe
aiudbrfide nid^ ju realifUfd^ au^ufaffen, fie moHen
bor SOlem belogen, bo^ Cl^riftuS baS SBaffer aum
SBerfjeug beS j$eiligen ®eiße8 in ber neuen ^eilS-
üconomie beftimmt l^abe, tovt fid^ fd^on barouS
ergibt, ba| f oU^ auebrüde oud^ Don f oU^en Sötem
gebraud^t toerben, meld^ bie Sinfe^ung ber Xaufe
erft nad^ ber Suferftel^ung anfeilen (Dgt j. SB.
Tert. De bapt 5 et 11; Clhrya. Hom. in
Hatih. 12, n. 8 ; DgL Hom. in Joa. 29, n. 1).
3n Dortreffßf^er äBeife begrünbet biefen ®e-
banfen ber i^L SonoDentura (4 Seni, dist 3,
p. 2, a. 1, q. 2) ; iebe SRittfleilung einer über»
natfirlid^en Oualitöt an bad Saner Uffiit er
ab. 9ud^ ber IfL XbomoS tonn, obu^l^I er t»on
einer ffraft ber SBiebergeburt rebet, meU^ infolge
ber unenbli(^en SRad^t SlMfti auf alle Sßaf^
burd^ bie Serul^rung feines l^eiligen gfleifdM
übergegangen fei (8. Ül 8, q. 78, a. 5), nu^t
anberd oerftanoen merben, mie ber Sergleid^ mit
ber Sonfeöationdform unb feine ^lemU gegen
ben Sictoriner (f. ob.) beutUd^ ^eigt S)a bie obige
Snful^ (einen 9[n^ltfi)mnft in oer l^igen @d^rift
bat unb oon il^ren Sotretem felbft ba^n mobi»
ficirt mirb, ba| au^ einer ind^ootioen dinfejptng
ober oorbeteitenben ^nblung toenig übrig bleibt
(8. Tbom. 8. th. 8, q. 78, a. 5 ad 4 aliqua-
Uter; 8narez, De eacr. disp. 19, b. 2, n. 4),
f 0 (ommt man ber SEBol^idt ndl^r, menn man in
ber Xaufe 3efu bie ^Vorbereitung für bie Cinfejpmg
beS @a€ramente0 erblidtt, infoftm SBefen^eit unb
SBirffamfeit beSfelben tioniuSberfunbet mürben
bur4 baS SIement beS SBafferg, burd^ bie ffunb-
gebung ber l^eiligen 2)rrijaltigleit unb burd^ boS
Oeffnoi beS ^immels. 3>te gfroge, ob (Sl^rifiuS
bie Xaufe oor feinem SeU)en ober erfi ncul^ ber
Vuferfte^mig ringefejft '^, l^ngt mit ber anbem
Sroge innig gufommen, ob bie Xaujie ber 3ünger
3efu Oob. 8, 22; 4, 2) bU djiriftUd^ Xaufe
ober bie äol^annistaufe mar. S)ieientgen, meU^
baS erflere annehmen, berufen fi4 auf bie ftlage
ber 3o^anneSittnger (3o^. 8, 26), auf ben Ui»-
ftanb, ba| 3efud oor^ boS Se^imni^ ber
äßiebergeburi ben SticobemnS auSeinanbergefe|t
auf bie Xbotfad^, bog d^riftuS oor feinem Sei»
ben aud^ bie (Eud^oriftie eingefejft l^abe; incon»
iienient fei eg, menn (Befind feinen 9t)o|)dn
bie Ie|tere geffienbet unb Re ju ^riefiern ge-
nad^t ^be, e^ benfelbcn baS erfle Saaanrat
bie Xl^üre )u ben onberen, ert^eilt morben fei
(ogl. ®rimm, Seben Sefu II, »egendburg 1878,
864 f.). 2)U Xrabition begünfttgt biefe Sußd^
S)er 3^unlt ber ßinfe^ung mürbe alSbaim
in ben ainfong ber bffentlid^ Xl^fttigfeü dein
faOen. Sa j[ebod^ in ber VuSfenbungStebe Sefn
(SRc^. 10, 1 ff. aRorc. 6, 7 ff.) feine SnmriF
fung für bie Xaufe gegeben ift, aud^ au^er 3o]^.
8, 22 (Hne mettexe Slad^id^ über bie »ug*
ung ber Xaufe oorliegt, \a bie Sntmori beS
auf bie groge ber «elteften (Vlottb. 21,
3 ff.) nal^Iegt, ba| bis ba^in feine anbete Xauf^
als me So^comtStttufe üblic^ loar, fo oerieges
40 ♦
1255
Zottfe.
1256
ÜRond^e bie Sinfe^uns ber Saufe in bie Seit tiad^
ber 9uferfte]^ttng unb erllären bie 3üngertaufe
für eine ber Sol^anniStaufe ö^nlid^e mit oor*
beieitenber Sirfung (ügL @d^n), Somntentar
aber baS (EDangeltum beS 1^1. ^ol^ned, Tü-
bingen 1885, 185 ff.). VOt fKmmen barin über-
ein, ba^ erft im Xoufbefel^I ÜRattl^. 28, 19 bie
feierlid^e ^romulgotbn ber Serpfiid^tung )ur
Xaufe unb ber 9lot(iDenbigIeit berfelben gegeben
ifL 9ud^ lonnte erfi nad^ SioIIbringung beS
SrI5fung8merIe8 bie Xoufe ben Xob unb bie
9uferfte|ung beS ^erm (SRöm. 6, 8 ff.) als Uv
gongene Hatfad^e fpmboUftren. — S)ie 6in-
fe|ung ber Xaufe burd^ (S^riftufi }tt htpotx^tln,
xoox, tottm tDir Don ben Sorinionem (f. b. ^rt.)
abfeilen, mobemen t>rotej}antifd^en X^eobgen t)or-
bel^olten (Dgl. ^amadE, Sogmcngefd^. I, 68,
Snmerf. 8 : „^a^ SefuS bie Xaufe eingefe^t
1^, la^t ftd^ nid^t no^meifen. . . Sie Ser))fli($-
tung berfelben ex necessitate salutis lä^t fi^
ouf 3efu8 felbft nur mit ^Ufe be8 XrabitionS-
p}Aad\ß jurüdfül^ren''). 2)ie Semeife reil^ ftd^
ber Xl^fe mürbig an. Spobictifc^ erilort man,
SRatt^. 28, 19 fei fein ^errenmort, geftebt jmar
}u, ba| fd^on }u $aulu8' Seiten aUe Cbnften bie
Xat^e erl^alten mußten, begrünbet bie| aber ba-
mit, ba| infolge ber onerlennenben Seurtl^eilung
ber Xl^attgleit bed XöuferS burd^ 3efu8 bie $ro^d
beSfelben nod^ beibel^alten lourbe, alS berfelbe
fd^on löngfi Dom @d^au))Ia|e abgetreten mar.
SRan cenfurirt bie ^anblungdtueife ber S))ofteI,
mac^t ben SSorlaufer )um Sfigenpropbet unb ent-
mertl^et bie flarften Sd^riftfteQen ; fo foD bad
eigentlid^e SBefen bed Urd^rifient^umS entl^üUt
toerben.
V. 3)a8 dunere S^id^en ber Xaufe.
1. S)ie aßaterie. 3ur ©üUtgfeti ber Xaufe ifl
^loa^reS unb notürlid^eS Saffer" geforbert unb
genügenb, b. ]^. alled, maS im gemöl^nliti^en Seben
einfad^^in (sine ulla adjecidone; Gat. Born.)
SBaffer genannt mirb, fei eS 9Reer- ober 3flu|-
ober Stegen- ober SRineralmoffer, fei ed toarm
ober falt, rein ober trüb, fofem ed nur }um 9tb-
mafd^en geeignet ift, be^l^alb nid^t fefteS SiS ober
tmgefc^moljener @^nee. SuSgefd^Iojfen flnb aQe
{^(äfftgleiten, meldte Sr^eugni^e beS SebenS fiiü),
mie äBein, Slut u. f. m., anö) aQe gflüfftgleiten,
meldte au8 organifd^en Stoffen gemonnen meiben,
aa§i Kräutern beftillirteS SOBaffer, $flanaenfaft
u. f. m. IRur im öu^erften 92ot]^fone fönnte in
ßrmangelung ber materia valida @aft auS bem
SBeinftodf, aufgeldSted @al}, @d^nee unb SiS in
feftem 3uftaube aI8 materia dubia bebingungS-
meife angemanbt merben. — 9latürlid(e8 SBaffer
erfd^eint a\i SRoterie bed SacramenteS fo beutlid^
unb bel^arrlid^ in ber l^eiligen @d^rift Ool^. 8, 5.
9())g. 8, 36 u. f. m.) unb mirb oon ber Xrabition
oon Anfang an fo einflimmig begcugt (Doctrin.
Ap. c. 7 ; Ep. Bamab. 11,1; Tert. De bapt. 4),
ba^ eS unbegreifUd^ erfd^eint, mie fintier unb
Seja leieren lonnten, im Slotl^falle fönne bie
Xaufe mit {eber Slfifjigleit Dolgogen toetben. 9hir
toenige f^tUer , oon folfd^m 6))iritualidmttfi
ober S)uoIi8mud getrieben, mie ein X^ ber
®nofHfer unb SRanid^der (Iren. Adv. haer. 1,
21, n« 4; Aag. Haeres. 46, n. 59), bie Duin-
tiSianer, meldte XcrtuSian bel&mpft, bte (Sat^axtz
unb SIbigenfer, l^aben bie Xaufe mit SBoffer oet-
morfen. iKrd^Ii^e Definitionen bed i)ogma^ft
bieten baS Gono. Later. IV, o. 1; Decr.
Eng. IV. pro ArmeniB; Conc. Trid. ßess.
Vn, can. 2 De bapt. (Denz. 357. 591. 739).
SDal baS SBaffer als (Element beS Xauffaao»
mented gemault mürbe, 1^ feinen I^ten Örunb
im SBiOen beS Stifter« ber JKrd^. gfir bie
Conoenien} bedfelKen oertoeifen bie X^eologen
unb bie Siturgie oon {el^er auf bie Sebcutung
beS SBafferS im ^Spione (SotteS. Bdfoti Xcr»
tunian oermenbet bie gonge @QmboIiI beS Wim
XeftamentS. S)en ®runb biefer S^mbolif fdcnb
man in ber unioerfeflen SBebeutung bed SBafferS,
bei ben 9latur))ro)ef[en unb in be^en natütfid^
(Sigenfd^ften. S)oS SBolfer ift ber ®ntnb unb
Xröger ber SebenSprogcffe, bie IBebingung, btnn^
meldte bie Silbung unb (Sefialtung im (Sebiete
bed Organifd^ vermittelt mirb. 3nbem e8 in
allen Sggregatformen mirifam mirb, unterl^ält eS
ben 8f{u| ber Umbilbungen in ber orgonifc!^
Sßelt — ein Urelement be§ 9BerbenS, ein Sym-
bol ber (Beburt, ein Wb ber Semegtid^Mt unb
gfrud^tbarfeit SIS algemetn t)erbreiieteS SIement
ift eS befonberS geeignet für baS noi^enbigjte
@acrament. Sie natürüd^en Sigenfd^ften uiü>
Sffiirfungen beSfelben Derftnnbilben gugteid^ bie
ffraft unb SBirfung beS SacromenieS. S^x er-
laubten Spenbung ift für bie feierßd^e Xaufe
baS gemeinte XaufmaRer (aqua baptismaUe)
ftreng oorgef^rieben. iSyie Xeoerenj gegen baS
^eilige @acrament erforbert femer, ba| man,
ben 92ot]^faIl ausgenommen, nur reineS SSajfer
(aqua pura et nitida; ffit. Bom.) onmeribe.
S)e^^b forbert bie Gongr. S. Offio. (17. ^ril
1889), ba^ man felbft jur feierlichen Xaufe e^er
gemöbnlid^eS reineS SBaffer anmenbe als baS fonfl
ftreng Dorgefd^riebene Xaufmaffer, menn biefeS
trübe gemorben unb bie SBeil^e neuen XoufmojfeiS
(nad^ ber im Bit. Born., Appendix angegebenen
Sormel) nid^t mdglid^ ifL SM ber ^ßrbaitaufe,
mag jie Dorn $riefter ober Dom Saien gef|Knbä
merben, ifl eS gejiemenb, aber bod^ oud^ gm
erlaubten Spenbung nid^t erforberlii^ , SBei^
maff er (aqua luetratie) angumenbea S>te Xouf >
maffermei$e, feit öltefter Seit in beriKn^eüb-
lid^ (f. b. 9rt OfteiDigilie IX, 1139), aeb5n
in bm ffreiS ber @acramentalien (f« b. 9lrt.).
9Benn bie 93dter unb bie liturgifd^ Zeite bie
Steinigung unb Heiligung beS (Elementes burd^
bie SBeil^ in er^ebenben üuSbrütfen feiern^ fo
bient bie^ nur gum f^imoeiS auf bie ^fid^en
SBitfungen, meldte boS Xaufmajfer im tHugenbltd
ber @acramentenf))enbung (ecDorbrfaigt, mib auf
meldte es burd^ bie acdbentelle SBei^e Dor&ereütt
12S7
Zaufe.
1258
vttb. Sic^ log um fo xdifyx, merni man ben
Id ter SBoffenoeil^ oIS unmittelbare SSorbmi-
tmg mit ber S^mibung ber Xauf e jufammenf o|te
sab fo\\^ beben Veten nid^t genau unterfd^ieb.
IRon iDoIUe ben obicctiDen S^ofter beS Sacra-
■cnM {Irenge tta^mi, feineSmegS aber baft ge«
«ei^ SBaffer ald fold^ att baS Sacroment bin«
pdUnL Scaliftifd^ tonn ^ä) (aum einer aud-
kBdtm Ott Xertullian^ unb bod^ erlitt aud^ nadji
iSpa boS SBaffer erfl bie ge^eimnilboDe ihaft )u
(ciTigen imrooato Deo, b. ^. in Serbinbung mit
btr 9orm (De bapt. 4; t)gl. 8. Thom. S. Ul 3,
^. ((6, 4. 5; Bonav. 4, disi 6, p. 1, dub. 8;
Cst Born. 2, 2, 6). S)ie fubftonHeae SBeil^
ba Xoufe fanb man in ber trinitorifd^en gform
(lUptuinns Terbia eyangeliciB consecrator
[Avg.]. Per formasi baptismna aanctificatar
[Thom.]). — 2)ie nähere aRoterie ber Xoufe ift,
vie fi^n ber 9iame unb bie Sejeid^nung ber«
jdbai alfi 9ab (6pb* ^. 26. £it. 8, 5) auS^brfldCt,
bie ^tbMfc^ung mit 9Ba{fer. 3ur (Sültigfeit ber
laufe ift eine mo^re^ mirflid^ 9btDaf(^ung er*
fotberit^^ b. ]^. eine ))bQftfd^ unmittelbore Se«
riAmng bed ftör))er8 (ni^t blo^ ber ffleiber ober
ber »baut be« götuS) mit SBoffer^ bie fo t»or
|i4 e^ ba^ boS SBaffer ^d^ über ben fffirper
kvcgt (oontacios snccessivoB), mag bie^ nun
bis4 Untertoud^en (immeraio), burd^ 9ufgie|en
rmfono) ober burd^ Sefprengung (aspersio)
am(bt toerben. Peine Sbmafd^ung möre oor-
danben, toenn b(o|i einige Xropj en SBaffer , bie
jiib niibt }u einer flie|enben SJlaffe fommeln, un«
toeglUlb ihxKL on ber @time l^en mürben.
Sie Umafd^ung in ieber ber genannten f^ormen
ip imierlidb bere^tigt^ meü fle öu|erlid6 ber
ftnotbmmg (SfyA^ix entf))ricbt unb binretd^t, bie
amen Sbmafd^ung facromentol )u Derjinnbilben
unb als merf^eugUd^e Urfa(!^ }u bemirfen. SBenn
wUt ber game Hbtptt untergetaud^t ober über-
golfen trirb, fo bietet fid^ oon felbft ald 3ttpt&'
fcntont beS ganjen ftdrperd baS fyoipt (ber
6(britcl bejto. bie 6time) bar (pars , in qua
figent oninea sensus ... et manifestantur
opera animae; 8. Thom. 8. th. 8, q. 66, a. 7;
Cut Born. 2, 2, 19). 9{od^ ber Sorfd^rifi
b(S Bit Born, ifl bie Xaufe bebingungSmeife ^u
Dicbcxbolen, menn nur ein anberer^ minber mid^
tigcr itdrpertl^eil, mie ber gfu| ober bie ^nb,
entu^t loerben tonnte, ber @i^erbeit l^alber felbft
bann, ocmt ein l^eroonogenber X^eil, mie Sd^ul«
ton ober 9ru{t, abgemaf(ben mürbe, miemobi bie
Zouie im ledern gfalle Don SSielen aß gültig
angefeben mirb (über bie Xaufe in utero matris
(. CopeUmann, $aftoraI-9))eb., 12.9ufl., 9ad^en
1898. 119 ff.). Unter ben brei Arten ber «b-
Dcj^mig berbient oom ibealen Stanbpunite auS
bie 3mmerfu) ben SJorjug ald augenfälligere 93er-
jinnbilbung bed £obe3 unb ber Suferftebung
Q^jK (»öm. 6, 8 ff.), unb nod^ bie f)Vi. %^0'
nui (L 0.) unb Sonaoentura (4 Sent., dist. 8,
p.2, a. 2, q. 2) be^eid^en biefelbe ntd^t blog ote
oommunior (für il^re 3^it)f fonbem aud^ ald
laudabilior (megen ber @qmboIif) unb atS tutiory
le^tered aber nur, qoia hoc habet communior
usus. S)er ^I. Harl SBonomduS fd^reibt fte für
ben Sereid^ bed ambrofianif d^en Stitud mit ^aä^
brudt Dor. 3nbeffen beutet fd^on bie St^^P^I"
gefd^id^te (2, 41; 16, 88) binreid^enb an, ba|
bie ämmerfio ni(^t unumgänglid^ notl^toenbig
mar; bemiefen mirb ed burd^ bad flare 3eug-
ni| ber Doctr. Ap. c. 7 (Ix^eov zU t^v xe9aX^v
TpW 5dQ>p) unb burd^ bie ffranfentaufe. @o
ungern man aud^ Untere fyxüpi^äiß^ ht^^cSb
fab, meil .,nid^t bie freie SBa^I, fotü>em nur bie
Stetig )um (Slöubigen mad^te", unb ben alfo ®tß
tauften ald irregulär betrad^tete (Gonc. I^eo-
oaes. ciro. a. 814, can. 12), fo bat man bod^
bie ®ültigleit berfelben nid^t be^meifelt (Cypr.
£p. [ed. Hartel] 69, n. 12), aud^ $a))ft iSor-
neliud (f. b. 9lrt.) nid^t (Euseb. H. £. 6, 43, 14;
k)gl. Ihaud, Steal-encQfL II, 228 ff.). S)ie bilb-
lid^enS)arftenungen ber Xauf banblung im Sdme*
terium bed (Saüiftud, mo bIo| bie gü^e bed
Xäuflingd im SBaffer fteben, bie S)arfteaung ber
Xaufe &bnfti ebenbafelbft (nad^ milptü, 3)ie
90talereien in ben @acramentd{a))eQen in ber
JTatobmbe bed bL SaSiftud, greiburg 1897, 17),
ebenfo bie f))äteren Sbbilbungen burd^ 9ufgie^en
bed SBafferd aud einer Sd^ale fteOen ben Stitud
ber (tl^itmeifen) 3mmerfto unb änfufio jufammen
bar (ogl. jhaud, SReal-Snc^fl. II, 888; 2)erf.,
®efd^. ber d^riftL ftunft I, gfreiburg 1896, 162).
Stud ber 6te&e in ber ^pofteHebre mirb man
jd^merlid^ auf einen allgemeinen ©ebraud^ ber Sup-
mfio fd^Iie|cn bürfen; oielme^r ergibt ftd^ aud
oerfelben für bie alte JKrd^e eine ^auptform
ber Spenbung unb für gemiffe SfäUe eine Sleben-
iorm, unb beibe be9aut)teten jt^ neben einanber
ort S)ie gried^ifd^e ftird^e bebarrte bei ber ur-
fprünglid^en f)aut)tform bid b^ute. ÜTlarcud Su«
genicud unb Sqmeon t>on %%t\{a\oniä^ (f. b.
9rtt) mad^ten ber abenblänbifcben i{ird|e ibren
Stitud )um SBormurf (Ogl. aud^ Later. lY, c. 4;
Denz. 861); jehod; geigen bie Stitualbüd^er ber
@ried^en, ba| neben ber Smmerfio bie Snfufio
unb ^fperfio Dorfommt unb für audreid^enb ge-
balten mirb. (Segen bie Angriffe ber ©ried^en
ift Trid. Sess. YII, can. 8 De bapt (Denz.
740) gerid^tet — 3m Sbenblanbe reid^en bie
SInfänge bed aDgemeinern ©ebraud^ ber 3n-
fufto refpectioe afperjio mabrfd^einlid^ bid in'd
12. 3abrbunbert jurudf. Sleianber t)on ^ated,
SIbertud ber ®ro|e, Xb^ntad oon Slquin unb
SBonaoentura ermc^nen fit fo, ba^ man fd^Iiegen
mu|, fte fei gu il^er 3cit in einigen Zl^eilen ber
ffird^e ald orbentlic^eXaufform übli(^ gemefen. S)er
Umfd^mung boügog ftd^ langfam, fo bo| nod^ im
16. äabrl^unbert bie alte gorm in giemlid^ meitem
Umfange befianb (ogl ^xad, Ifircbengefd^. 9b«
l^nbL I, «Pabcrbom 1897, 478 ff.). 3)ie brei-
malige ^bmafd^ung, Oon atterd ber in ber ^d^c
fiblii^ (Doctr. Ap. o. 7 ; Tert. De cor. mlL 8 ;
1259
Zattfe.
1860
Adv. Prax. 26), nad^ Xettulion, fBafOinS it S.
auf ajpoftoIi{d|et Znibüion bentl^enb, gefd^l^
RSI^ ber biet göifiid^ ^erfonen unb f^tn«
liflrt bie breitfigiae (BrobeSrul^e S^ftl 3ut
iSKHtigteit ift fie nt^ tiot^menbig. Um gegen
bie artoner bte (SHetdMentlU^feü ber g5ttrt<l^
tjßerfonen oiu^ in ber Saufform aud}ubriu!en,
lourbe in €)mnicn bie einmalige Untertaud^ung
eingefül^rt (Syn. ToL a. 638, can. 6). ©regor
ber (Bro^e (Ep. 1, 43) erflddt beibe gformen ffir
gültig, unb als SIcuin bie Bpanm ber gälfd^ung
anflagte, nol^ boS ConcU oon SBormB (a. 868,
can. 5) bie beiberfeitige $rosiS in €d^|. 2)er
^ebente (unäd^te) (Sonon beS {loeiten ollgemeinett
ConcilS l>ertmrft bie einmalige Untertaud^ung ber
Sunomianer, ober enHoeber be^^Ib, meil (hmo-
miuS nid^t auf bie Zrinüät, fonbem auf ben Xob
dll^rifK taufte (Dgt. Sozom. H. R 6, 26) , ober
meil er ober feine Sd^üfer eine ungültige gform an-
mcfnbten (t)gL Epiph. Haer. 76, 6). ^^urd^ bofi
r5mif d^e Stituale ift bie breimaftge 3itfu{io tun»
gef ddrieben, unb jmar nad^ ber aUgemeinen Vn^d^
ber Sinologen snb gravi. 3n moralifd^ ®Ietd^
{eitigf eit mit ber brdmaligen Segie^ung, bie, meil
gufammengel^Mg, nur Sine ^Ibmafd^ung bilbet,
foU bie gform einmal i9on berfelben ^^m, bie
aud^ bie Sbmafd^ung vornimmt, mtSgefprod^en
merben. — 2. SDie t$ o r m. Sßenn aud^ auS bem
biblifd^ Seste ÜRatt^. 28, 19 aOein fid^ nid^
stoingetd) unb un}meifell^aft bart^ I&^t, ba^ ber
i^err bie auSbrudRid^e Slnrufung ber brei göti-
lid^ ^erfonen als mefentltd^e Xaufform borge-
girieben iat, fo bezeugt bod^ bie Xrobition tum
nf ang an beftimmt unb flor, ba| bie trinitarif d^
$orm ftetS im (Sebrmtd^ mar unb als j^ur ®ättigfeit
ber Xaufe not^menbig angefe^en mürbe (Doolr.
Ap. c. 7; Tert. De bapt. 18: Lex tmgendi
imposita etformapraescripta: Ite, inquit etc.;
ligl. Adv. Prax. 26 ; Cypr. Ep. 73, 5 [tOSM,
bie trinitarifd^e gform jei oon Sl^ftuS tsorge«
fdjrieben]; Dgl 73, 16. 17; Orig. De princ. 1,
8, 2; InBom. 5, 8; InLev. hom. 7, 4; 8, 11
[ffiugnet fo beftimmt, mie nur möglid^, ba| bie
Xau^ gültig fei, menn fie nid^t auf bie Xrinitüt
t^oS^ogen fei] ; ^bros. De myst. 4, n. 20 ; Aug.
De bapt. 6, 25, n. 47 u. f. m.). S)ie Concilien
entfd^ben bie ^^age, ob bie t>on ^retifem ge-
^Emtbete Saufe gültig fei ober nid^, nad^ berSn»
ttenbung ober 9u|erad||tlaffung ber trinitorifd^en
$orm (Arel. I, can. 8; Nie. I, can. 19; Lao-
dic. p. a. 843, can. 8; Arel. II, can. 16). Sie
Gültigfett ber ffe^ertaufe mirb tmn SugufHnuS
(1. 0.) baburd^ begrunbet, bo^ ben ekningdifd^
aSorten (»{attl^. 28, 19), ol^e meldte bie Xaufe
nid^t mirffam merben !önne, eine fold^e ffraft inne-
mol^e ; iebermann miffe, ba| eS feine 3:au^ O^rißi
fei, menn bie e^ngäifd^ SBorte babei fe|lm.
(Sbenfo brüAt ftd^ ©regor ber @roBe auS (Ep. 11,
67). S)ie %uSbrü(!e in ber «{mftelgefd^id^te (2, 88;
8, 16; 10, 48; 19, 6) ^getauft merben im Slamen
2fefu* (ek t6 ovo^a, Iv -wf», lidrip dv6fiacTt; l)g(.
9t0m.6,8. (SoI. 3, 27) gaben XU ber (Eontrotmfe
9nla^, ob bie t())0f]tel unter biefer gform getauft
^ettten, unb ob eine f ofd^e Xaufe (Bültigteit J^Ot.
S)a es unbenfbar ifl, bo^ eine apoftofifd^ $rostS
lur) nod^^ für ungültig gel^oUen unb f of ort imb
allgemein burd^ eine onber« t)erbrdngt morben \d,
f 0 jinb biefe 9luSbrfidte mm ber d^ftü^en Xonfe
im Mgemeinen |U t)erfie&en, bie i^ ftioft osS
bem fieiben (E^ripi fyA, m feiner Suctoritfit ge»
8enbet mirb unb bie S^el^gfeit gu feinm
eid^ bemirft. S>ie| mirb nal^egelegt bwrd^ 1 (Eor.
10, 2, mo ber ^o^ tum ber laufe ber 3«-
roeliten ouf SRofeS (ek -r&v Midoo^v) fprid^t (k>g|.
1 (£or. 1, 18: Numquid PaoloB cnunfixoB
est pro Tobifl, aut in nomine Pauli bapti-
sati estiB?). gfür bie t>on ben Vpoftefai onge*
manbte gform bemeifen a(fo biefe ©teilen md^.
Iß Spg. 19, 2 entl^t einen nid^t unbeutli^
^inmeiS auf ben (Skbraud^ ber trinitarif d^ Sdrm.
3luS Doctar. Ap. 7, 1. 8 ; 9, 5 ergibt ftd^ fobonn,
ba| bie laufe im J9tamta beS ^mtt" feine
onbere mar als bie auf bie brei ^ttlid^ ^()et>
fönen, maS f))üter öfterS |ert)orge(oben mixb
(Orig. In Jea. tom. 6, 16; Qypr. Ep. 78,
16. 17; Inno«. I. Ep. 17, 5 [ad ep. ICaoed.];
Ang. De bapt. 6, 25, 47; Centn Max. 2,
17, 1; oud^ ber |(. eofilinS, bem nod^ ^[ktaimiS
bie Vnfid^t )uf (^reibt, er l^be bie Xaufe ot^ ben
Kamen 3efu ober auf ben Slomen ebier ber gdtt«
lid^ $erf onen ffir gültig erltürt, lel^ De einr.
sancto 12 baS gerobe Gegenteil). 2)ie Sd^io-
laflifer ^Iten bie Xaufe unter Slnrufung beS %i*
mens Sefu t^ilS für allgemein gültig (^ßetrus
Somb., |mgo Don 6t. Sidor, XoIetuS u. %.), tl^U«
befd^önften fie bie ®ül«gfeit berfelben auf bie
9lt)ojiel allein, mefd^e, burd^ fpecieOe S)iS|mfation
beDoSmüd^tigt, auS befonbemt ®rüiA)en ben Shiben
gegenüber bie Xmife unter biefer ^orm gültig
bätten tmSiie^ f&nnen (SlbertuS Stagntd, X^
maS, SBonaoentuni u. V.). S)iefelben flMen ^
DomeJ^mnd^ auf eine bmdle 6te1Ie beS 9L Km«
brofiuS (De spir. s. 1, 8), toeU^ onfd^einenb
nid^t nur bie Xaufe im Slomen Scfu, f oiAem au<^
bie Xaufe im 92amen beS SatetS ober beS belügen
®eifteS allein für gültig erHürt. S)a tnbeffcn
VmbroftuS ein entfd^ebener S^ge für bie trini'
torift^ gform ifi (f. ob.), f 0 ift bie SteSe ridbtiger
babin iu erftdren, ba| nt^t Don ber Xaufform,
fordern Dom ®laiAen unb bem Slaubenfibefrnnt-
ni| beS Sm)9fangerS bie Stebe ifL 2)er Dolle
®laube an bie X)reieinigVett, miH er fagen, ber
im Smpfdnger Dorbonben fein muB, iii entbidten
im rid^ttgen ®lauben an 3efuS S^fiud, fa im
richtigen (Stauben an jebe gbttfid^ ^^n^n, unb
er ift nic^t Dorl^ben, menn bie brei gStflicben
$erfonen itoox genannt, ober t^ (SMeid^mefent-
Rd^feit negirt mirb. Sn Sf^nü^ Seife ifl bie
«ntmort 9licoIauS' L (De cons. Bnlg. Cw 104)
ju Derfte^en; lebenfaBS l^t er über bie S^orm, mit
meld^ bie 9|K)fie( touften, ni^tS entfübeiben
moQen, unb er erflürt auSbrfifftd^ mit SuguffinuS,
1X1
Xtsffe,
ta^ Mt Si# teid^ hh iiNB«iIlMcit »ocli Oll»
taiol nnbe ü^ ktaa, SeiMbcttL n, 880;
8Mi« n^ s.] I» 210 aqq^X — Sit «tnifteicBe
XfloAaUiiiit fbtmlC ott as^ baft fn tnfmbe
6Micä «tB|^ m bcc Zoufftnn fom »ofibnut
tanm (f. & 1, X a, 43); be^j^olb lofttB bk
Soirfr niet ffiitpbffttiift bec SBttrte egatab^^
te iM^ (iW 27 dnm. aib AloL Yin. ;
DuLllBi). Slft Icbod^ bic $auiM<4tr bti«4
■Alt bh Xttifi i^ ftnift ^ b« leiKge Sn^
ift fo iß cft sntaeMW^ ^^ bic «M-
Z^ttiofctt in ber lategDtifdtcii Somii bif
•bct itt ber iiAkoMiKn a^ bet (BzM^
JSmk tSv «Uivftfv. ^4^) goBt Sttibfud bmnt
(Alg. lY. I>«er. pr. Ann. ; Denz. 581). 3* bni
^sfonm U) dttyfo imbauSbifidBid^ in nennin.
jmpwimfl tt oid^ bcr Stagitlac in nomiiifl
dilltf»nid iMrr 6ti^ bcft vU&ifm SBefodl.
^n frimbtcii 6)icnbiniQ ifl felb^o^fiiiblid^ bo
Wtm KT KUflfeiUWn mtXOft dt^fOXXlfOXltMm hSOS
W ma^lUt ha 6#enbuaB bei tino »ctfobe-
wi% bff Mrfttfd^ebeneii gfom bsrdl HwjMuiy,
(MMplioii wbtx 9ii5IopiMt0 dniQitr SBocte cnigel^l«
{d g^ im «OgoMitini bit»egcl, bog iebe fi*^
f— ♦^^^i^ lenbcntsg, bi 1^ eine fold^« ksdU^ bm
Cor anbot, bU Zaife migUtig sud^t; bd cinei
Hol «ribcnkOai Oenbentna ift bie Xaufr eiibi
«bei gaUtg ober gtoeifdbaft SSM eiQcim
9ta bfe Se|KbAc|er ber aRovoK unb $ftftml-
ÜnbeiL (lUkr bai Ute ber Iateim|d^cn uvb
|ria|^4es Sdm f. ihavM, Xca(p<gnq^ Ilt
82» f.)
YL SDie SBirfttngett bcr Xaufe. SU
6«r«iicak bcr ffitAargiluzt l^t bie Xouf e ben
StNtf, bem XSufiing em «ttted^ oollfmimc& temea
Uen, dn neues ^ übcmatuifid^ed 8ie6enfi)nrinci|)
■ilgiibiliiB unb itant ^<^ lebcnbtgen (Bliebt
n iiU|(Uf4en Seibe urifti ]U. nutd^cn* 3it btt"
fcr 5iBrAQiebiniS W^ ^ enqchieK SBtrfunaen
kfi^ ttie X^Iieber eniMten. SSei ber
MQm iiH^uiiuung ou|ct aotnungen finDet o^
froben Vnu)tnbnng^ tsofi bec iitoleftanttfc^en
Wt^tja&gfmgßUffn gegeaiber in bem Sbt. 9ceil^^
inngmig cbb fU||cmHininB9ie9Ct CNngen^mi mot"
km i|L L Simmt bcr Weaf^ eine „neue Creo»
tsr* imsbc, m»^ )ttii&4# ^^ ^ SRenfd^ bei
einbc (Ori^ 4, 22 f.) obgttegt tmb üeniid^ct
msAaL Sr mttb gelnfl imf bem ^3:ob O^rtfü'*
(Sta. 6, S ff.X b. b- bnn| bie (EtnoKeheniRg in
WpA mirb er bdl Sdbend mib Zobe9 bell (Et-
Ilftc§ betoit ^eilbof^igf bo^ bie @ftnbe nnb ^ct
6a4Mi lK)1lpinbig iMtnid^tunb fcfftdit totfb.
Sk ZmifcbettKft bie So^Ioffung oller Sinben,
fumji bcr Cxbjftnbe^ bmn mid^ ttSer onbcven
Sfinboi Bod^ 6(9ttib nnb Stiofe. Sie SSBitfung
bhkft ^ elgentbiiniitri|0t SBoqugS nnb SotnnigS
bcip N{a^ bieZaufunfd^. 2)a bie Cddfung
inl^PM iuerfibie $ef^tttebec|etftelk, fo Ueip
lmiBMetai|d[genbti6tiinbe9b«nä((SMa^
cengy Zibv Stibci^ tDcUlfr mt mib fit fUbi^fl ^
9c£tt md» mid ber &wibt bloft infofan $isftoi-
geben, oiS biefe bie nif|Mnlng|U|t GnuMioitenig
)cc|U)UL fspte Demeren oicr oce ^rtnppirQnet
nno tiemcn jsm Dccoieiipuonen Mmy)e m ttc
Stoi^folgt (Sbctfä d«fmtnnengrt)fiQn«t wä (S|n^
fhift <SdnL 6, 5X foabcr «ese 9faiif4 bofl (Snmb«
gefel btft d^ßd^ SeBenS^ bie «Ueid^StmigMI
ber (SUid)et mit bem ^nt»ie, mid^ im Scibeit unh
Xobe mit in bet (Slorit erfilen. 3n btr Olotit
btr 9uferPi|utt9 jMC et boflfelle nttb mt^t ta»
Vfongev, att bie Qwibc befl 11t|n|iairiHft bem
9ten^ boi (ttgL CnL Bom. L a k. tt 4A.
48)l. — 2L 9)it Saufe ift «uferfUbmig gu einem
«Btn Sebcn, niil^t bb| i,(Bcab, fonbem ani|
SRuttct^ (GjrziH. Hier. Gnt myst 2, 4). Set
Snfcmmenbang iN)n SünberniQ^Si^ «nb Snabt
^ JB imig,, ba|;bie @änbe genibe bmod^ bb JH"
Iigmod^enbe Onobe getilgt luid). StcXanfe tiifltt
oi|0 Den Mip|imget ttrieuien not oer ctfltg"
mad^mbcn (Bnobe nnb ben ndl i^r üeriiunbenen
Zngenben unb 6obcB onA (|. b. 9tti. fim^ unb
Sh^iftctigung). Surä§ biebaßgnm^enbt Snobi;
meit^e t^m me xfeunofnie on oer gotnrapen. vcnntt
mieibi, ift bet abnfd^ mobr^oft out «,(8«lt ^
boren'', ciaftinbiBolltil unb Sde be» ^meiS.—
a. Sie Xm^ )>rftgt bet @ede ben unmiStöfibliribni
eboroSer (fL b. «ii> bet 3ug^tigleb p Sbafti«
mtb feiner Üird^ ein (1 Coc: 12, 18). SttfeOc
mirbsignaeiihim sanctaa Trintatis (B]|.£o«l)
gemumt, toeil bie Zmtfc ben SNenfdbni fnr ^St
beiüge Ste^oitigtett in 9d3| m^^i^t nimmt
Snrd^ bte faaamental l^oogogene (EimietkibnBg
in bie flird^e ebttftt cdmigt ber (8etm#B, oB
SflÜbfirget ber Eiligen nnb ^flgenofie (gottel
(6pb- 2, 19), bii Sep^igung, bie coberen Socii^
mente gültig gn emi)fangett, \M Siedet mtf Ue
fintet unb Onoben, mel^ (SbrifM feinet ftir#e
binterlegl 1^; mibererfettd ift cn ben Smtfd^Qtdftnr
bk SBerpftid^tmtg gcintt|iß, ben (Sefe^en unb ®e«
boten beS «Reid^ Cbrifti fid^ gn untcrtt)erfaL So
bicXonfe, ma immer fte m^gefpenbet mirb, bol
@acramtni ber fiird^e ifl (est uaa ecdeoa, font
Mila caiholiea nomkiatnr, et qudqmd ranm
bnbet in conmiiinioBibas ^ersoram n mm
nnitnle Beparatao^ per hoo quod swnn im eis
hmbci, ^n ntiqiie gm&erat, mom illnc; Aug;
D» bopL 1, ICH, 14), fo ma^t ^ beit ®etaiiftm
e an ftd^ Vi einem ftinbc ber mobten iKnbe.
^rctifem getmifk flinbet mnben ©liebet
einer b&etifd^en Semeinfd^ ert boburdj, ba|
fle fU^ ft)atet fteimiOig unb fd^uMarermeife bei»
feSben anf^Iie^em. Sie im XauttaraBer fel^l
oorni bkibenbe Segiebmig gnr ftod^ att bor
ied^tmäi|tgem SDhcttet bcfidCt §fulgentin§ in bin
SBorkn auS: Boc (so. bnptimBn)illa (oe. ecd^
na) inqaacunqa&reperenty tamqMmftlegitima
mater tm jnria asoe cognoack (Darem. paoo^
1, 23), unb Sugnftimift: Beapondea . . . miU:
aad baibao aacramentam. Habea, agnoaoe;
propiar koe t# qnaanK M agnm aaua
1268
Xottfc
1264
addidisti, qnare te diligentioB qnaeram; ovis
es eniin de grege Domini mei, cum signo
errasti (Ad plebexn Caesar, n. 4). 9uf ber
eittfnrägung bed (S^oralterS berul^t eS jumrifl,
bo| bie Zaufe unter fd^meter Sünbe nid^t mel^f
moIS empfangen t^p. gefpenbet metben batf . Sie
Sli^noiebetl^olbatfcit ber Saufe ift 3)ogma (Trid.
Sess. YU, can. 11 De bapt.; Denz. 748) unb
M fo^ed fett al^ofiolifd^er 3eit pxam\i) unb
t^eorettfd^ anerlonnt. S)ie ffiJieberl^Iung ber
Zaufe bübet au^ ein fird^tid^ Sergel^en (f. b.
Srt. 3rregularitdt VI, 928). Seftel^t inbe^ nad^
ongefteüter Prüfung ein begrünbeter 3toeife(^ ob
bie %caät gefpenbet ober gültig gefpenbet ift, fo
sm^ biefelbe bebingungSioeife nrteberl^olt toerben
(Bit Born. 2, 1, 9 et 3, 16; Cat. Born. 1. o.
n. 56 et 57). Um bie betreffenbe ^fon nid^t ber
(Befal^r auSsufe^en, ba| fie bie fird^Iic^e (Bemein«
fd^oft entbel^re, trug bie alte IHrd^e lein 99eben(en,
in gttieifel^often gföKen, ). !B. bei ginbeOinbem,
bie Saufe )u loieberl^Ien (Dgl. o. 112 sq. Dist
IV De conseor.). $ra(tifd^e SBebeutung geioinnt
biefe ^xa%t l^onptfö^Iid^ in gloei SföQen: a. bei
einer oorauSgegangenen 92ot]^taufe, befonberS in
SföEen, bei Denen feiten SBeflärsung unb SSet*
ttirrung fel^Ien. SBenn febod^ burd^ Saugen ober
oud^ bur4 Sinen Saugen, ber exceptione major
iß, bie rid^tige Spenbung beft&tigt toirb, fo rooxt
ber 3tt)eifd als gehoben angufel^en; b. bei einer
Don ^etifem gefpenbeten Saufe (f. u.). —
2)er bogmatifd^e SetoeiS au8 ber l^iligen Sd^rift
Sir bie angegebenen SBirfungen ber Saufe if! in
en citirten 9rtifeln }ur (Senflge gegeben. Sie
Srabition ift oon Anfang an Har unb beflimmt.
S)er Samabadbrief fpri(|t 6, 11 oon ber Ver-
gebung ber @änben unb ber innem (Erneuerung
unb Umgeftaltung (InoCTjoev ijftac 2XXov runov,
&cicaidicuv l^^tv 'djv ^oxfyf; OgL ib. c. 11, too
bie Vergebung aller Sfinben unb bie gfüHe ber
Srüd^te aI8 bie (Sabe beS mit bem jheuge }u-
fammengefteSten SBafferS genannt merben, utü>
Herrn. Fast. Mand. 4, 8; Sim. 9, 16). (£8
ift berfel^It, toenn man ben altftrd^Iidden 9po«
logeten nur eine öu^erliti^e, burc^ moraliftifd^e
9etrad^tung8U)eife Derflod^te Sluffaffung ber Saufe
beilegt, al8 ob fte bie ©ünbenoergebung nur in
bie 9cce})tation @otte8 ber auf (Srunb ber neuen
Srienntnil erfolgten Steue über bie frül^eren @än-
ben ber Unioiffenl^ett, unb bie gegebene ®ered^«
tigfeit nur in ein Sblaffen oon biefen @ünben
unb in ein tugenbl^fteS Seben gefegt l^ätten
(^amad 1, 142). 92ad^ Suflin toerben toir burd^
bie Saufe neu gefd^affen (ApoL I. c. 66; ogl.
ib. 61). 2)ie fünbenoergebenbe Ihaft ber Saufe
oä beS einzigen SBegeS )ur Vergebung ber @ün-
ben unb ber Hoffnung auf bie Srbfd^ft ber oer-
Iftei^enen (guter ift DiaL c. Tryph. 43 et 44 Oar
genug auSgefprod^en, fo ba^ e§ ^Qperfrttil ift,
tt)enn man in ber Saufe nur ein du|ere8 @QmboI
ber Steue unb Umfebr fe^en toiQ. SUIerbingS fe^t
bie Saufe (ber (Snoa(!^fenen) bie Furavoux i^ü* I
»eife borauS aB Sodereitung, tl^metfe betoirft
fie biefelbe, »eil fie bie Vetpflidbtung (U einem
^eiligen Seben mit fid^ bringt. Vnlorene SRu^
ift eft ooHenbd, toemt man oud^ SertuQian unier
biefe Hategorie ber «aSoraliften'' bringen »ilL
3)enn fräftiger ott burd^ bie fd^öne €idk De
anim. 41 (t)gl. De bapt. 5) tonnte er ^ nxäft
gegen eine fold^e falfd^e Suffajfung oemol^rcn.
Ady. Marc. 1, 28 }ä^It er al8 aSHrfungen bct
Saufe ber Stetige na^ auf bie remiseio pecca»
tomm, bie conseoutio aefcemitatis, bie ab-
solutio mortis» bie regeneratio hominia, bie
restitutio ad similitadinem Dei, bie oonaecn-
tio Spiritus sancti. SOerbingft l^aben bie otten
Apologeten bie t>or ber Saufe begangenen ۊnben
Sänben ber Untoiff enl^eit unb Vlinbbett genonnt,
aber fie tooaten, mie fi(^ au8 SertuKion (De pn-
die. 10) ergibt, bie größere 99o8^it unb ben tier-
f d^iebenen ^l^arafter ber na^ ber Sau^ begongc
neu €unben fomie bie burd^ bie Saufe eingegan«
gene Verpflid^tung 9U einem ^eiligen Seben 1^
oor^eben* @iefpred^enbon einer (&fenntni|,efaier
Srteud^tung, meldte fomo^I burd^ bie Vorbereitung
auf bie Saufe oIS aud^ burd^ ben (Empfang ber*
felben oermittelt loirb, meil eben bie Saufe boS
menfd^Iid^e Seben unter einen gang anbem @t»
fid^tSpunft fteflt unb bie geifligeSuferftel^ung mit
(S^riftuS bie Verpflid^tung brinat, in ber ^tvifyai
beS SebenS }u manbeln. Sie (poteren 3«<gniff^
treten unS in einer f old^ imponirenben ftfüHe usib
ftlarl^eit entgegen, ba^ eS unnötl^ig ift, auf einjetne
)u t)ermeifen. S)ie fird^Iic^en Se^itionen fUiben
l^d^ Conc. Garthag. a. 418, c. 2 ; Conc. Vienn. ;
Decr. pro Armen.; Conc. Trid. Sess. V, c. 5
et Sess. VI, c. 7 et 14 (Denz. 65. 411. 591.
674. 681. 690; Dgl Cat Bom. 2, 2, 42 sq.).
3Bft^enb bie Reformatoren oon ber Saufe in
Vegug auf bie innere (Erneuerung beS Stenfd^n
möglid^[t gering backten, fteSten fte anbererfeitd
eine Steige fingirter Sßtrfungen auf. Sie tooOUn
in ber Saufe einen Don (Sott beftegelten 9b(a^«
brief für baS gan}e Seben fel^, fo ba^ efi bei
ieber Sflnbe nur ber Vergegenm&rtigung ber in
bemfelben befunbeten Verbei^ungen bebürfe; bie
Saufe fei ein gegebene^. Unterpf anb , ba^ bie
^ugered^nete (Serec^tigfeit burd^ feine Sibibe, ben
Unglat&en ausgenommen, berloren ge^en fbnne;
ber ®etaufte fei an leint (8ef e|e gebunben v. f. to.,
eine Keibe oon ©a^n, toeld^e burd^ baS IVid.
Sess. Vn, can. 6—10 De bapt (Dens. 748
ad 747) Dertoorfen mürben. 9Benn bie Saufe
einem (Srmad^fenen gefpenbet toirb, fo ifi )nr
Sriangung ber SRed^tfertigungSgnobe bie im %rt
Sted^tfertigung X, 858 gef($Uberte 3)itpofition
erforoerlid^. fyit er 3Rangel8 ber erforberli^en
S)i8pofitton (cum ficüone sen cum obice) bo8
Sacrament empfangen, fo bringt baSf elbe no4i^,
menn bie genugenbe Sispofttion eintritt unb bcd
^inbemil entfernt ift, feine (Snobenmirlusge»
ex opere operato bertor (DgL S. Tbom. 8. th*
8, q. 69, a. 10). Vereut ber S&nfling (dfTu^
U65
Zaufe.
1266
6anb(R nU^t, wüi^ not ber Zaufe Begangen
wcttxa, \o fönnen fle ü^m im ÜUflenblid ber
2iufi ni^t tKTgeben unb bie entfpted^enben
etnrfm iiid^ nod^doffen soerben, ni^t SRongeld
ber itak bei Saoomentefi, fonbem ÜRangelS
bercrfbrberlid^SiiftpojiKon. Sobalb ober bief ed
hiitonil ]|iöter burdp bie erforberlid^ Sleue
(cicttigt ip, tritt ber oaffige Stadial ber ttpd^en
Biabm imb i^rer Strafen ein traft beS früher
mpfaiiQenen €aaomente8 (DgL b. Srt Sacra«
mteX,1516f.).
yiLS)er€))enberberZanfe. Lieber
ifM4f H ^ SRitglieb ber fttrd^e ober nid^t,
fom bie Zdufe güllig unb im ^lot^faSe aud^ er-
kmWrtBieife fpenben (Conc. Lat. lY» c. 1 ; Deor.
pro Amen.; Trid. Sesa. YQ, caiL 4 De
bi]rt; Denz. 357. 591. 741). 2)ie unbebingte
VotfiDeiibigfrit biefed @acramente8 forbert eine
odfprn^cnbe Unbejd^Snltl^eit in ber Spenbung
begäben. S>ie bogmatifd^ SBegrfinbung gab
«igsiimtil (f. b. «rt Petfertauffirdt VII, 417).
»S bie Sultigfeit ber Saientaufe^ aud^ bie ber
KdMnfien unb ber gfrauen^ allgemeine 9n-
fxSmmnig ^b, mußten mand^e Siebenten unb
&^tDtcxigfeilen fibenounben nierben. ZertuKion,
ber bie (raltigtdt ber Saientaufe allgemein be«
|n^, eifert ftort gegen bie Anmaßung ber gfrauen,
bi(f(l 6acroment ju fpenben (De bapt. 17);
otjcnto ffat er aber blo^ bie Srlaubt^eit ber
epenbung im 9uge. Slod^ 9(uguftinuS magt trok
jcnifT 9ic4tf ertigung ber if e^auf e bie f$rage, ob
an Kn^tdbrtß gfittig taufen tonne, nid^t fd^Ied^t-
tk }a bciopen (C. ep. Paim. 2, 13, 30). --
Itt4 bei ber Ütot^taufe mu| fott)eit tt)ie mdg-
04, mib nenn nid^t anbete @rünbe eine Sb-
loeid^ttng gebieten, bie Stegel beS Bit. Rom. 2, c. 1,
IL 13 ctngebatten toerben: Si adsit sacerdos,
diieono praeferatur, diaconus subdiacono,
deriens laico et vir feminae, niei padoris
gratiae deceat feminam potius quam virmn
haptizare inüantem non omnino editum, vel
im melius femina sciret fonnam et modum
UpiixandL Pater aut mater propriam pro-
km baptzaare non debent, praeterqnam in
oortia pericolo, quando aüus non reperitur,
qni baptisat (&n £aie, ber bie 9iotl^taufe
Ipmbd, »enn ein ißriefter anttefenb ift ober
iei^t bnbeigerufen toerben lann, fflnbigt nad^
ber Snfii^t ber Zbeologen fd^toer. 3)ad Bit
Bom. (L 6. o. 2, 13) f^drft ben Pfarrern bie
$tli4t ein, bie (gläubigen, befonbetS bie ^eb-
mmm, mit bem SlituS ber Zaufe toobi oertrout
ja mo^en. — 3ur ®fittigteit ber Zaufe muffen
jelbftDer^btid^ bie erforbettid&en Sebingungen
in Sc)ug auf ÜRoterie, Sform unb Sntention
fbeng genm^rt merben. 3nr bebingten 993iebef
tolung bei @ocramented mu^ bann gef^ritten
tpeiben, nenn ein bcgrfinbeter Smeifel an bem
Soc^QidMijein eined biefer (Srforbemiffe tiorliegt
ecgmubet ben ge^df figen Eingriffen auf bie $ra|iS
ber Aitd^, bei Sufnabme ber eom)erttten in be«
ftimmten Qfallen bie Zaufe bebingungStoeife nie«
oerbolen 3U laffen, ift gfolgenbed }u bemerten. S8
ift eine Unnabrbeit, ba^ bie ftitd^e bie Zaufen
ber ^roteftanten für ungültig ertlört; bie JKrd^e
bat ibren bogmattfd^en ©tanbpuntt nid^t geönbert.
SBenn ftd^ bie SuDerftd^t in bie gültige @j)enbung
ber Zaufe burd^ man^e ))roteftantifd^e @>eifi(id^e
geönbert bot unb bie Zaufe berfelben mit größe-
rer Sorfld(|t betrad^tet nirb, fo bat bieß barin fei«
nen ®runb, baß ber bogmatifd^e £onfert)ati8mu9
unb bie Sbrfmxbt oor ber objectiben Sebmorm im
^roteftantiSmuS fid^ nefentlid^ oetdnbert b^ben,
feitbem baS $rinci)) bed fubiecttoen ®Iauben8-
begriffed aud^ in ben Jheifen ber ©eiftlid^en gur
Oberberrfd^aft gelangt ifL S)ie @efobr Hegt no^e,
baß man ^in fubicctioer Ungebunbenbeit . . .
aber bie @acramente reflettiere unb feinen 3te-
flesionen in Zbeorie unb ^rajiS maßgebenbe
IBebeutung }uertenne, alfo etna bie Zaufe nid^t
ald ein ©nabenmittel fpenbe, fonbem nur als eine
SBeibeformel ober SufnabrnScenmonie" (Sd^eQ,
S)ogmatit m, 2, ^aberbom 1893, 457). &
nore angemeffener unb nürbtger, nenigftenS in
miffenjd^aftlid^en SBerten fub gu einer fad^Iid^en
SQBürbtgung biefer (Srünbe gu erbeben, ftatt, nie
^infd^iuS (^Tird^enredS^t lY, Berlin 1888, 45)
ed tbut, mit löd^erlid^en ^b^fen, nie ^^eroor-
tebrung bed fd^roff ultramontonen @tanb))untted''
ju tommen. S)ie tird^Itdden Seftimmungen liegen
tn ben Stnorbnungen Derfd^iebener S)il)cefan" unb
fßrooingialfpnoben (Dgl. g. 99. Conc. Prov. CSol.
P. n, tit. 2, c. 11), in ber Instr. S. 0. S.
Omc. oom 20. 3uli 1859 für !Rorbamenta (Coli.
Lac. III, 550) unb in bem 2)ccret ber C. S.
Offic. Dom 20. 9looember 1878 (Acta S. Sed.
XYI LI 888], 416): 8i pro temporum aut
locorum ratione investigatione peracta, nihil
sive pro validitate sive pro invaliditate
detegatur, aut adhuc probabile dubium de
baptismi validitate supersit, tuno sub con-
ditione secreto baptizentur ; demum si con-
stiterit, validum foisse, recipiendi erunt
tantununodo ad abjurationem et professio«
nem fidei. — 2. Orbentltd^e @)>enber ber feier«
lid^en Zaufe ftnb traft bed priefterlid^en (SfycKcd*
terS ber 93ifd^of unb ber ^riefter (Decr. pro
Armen.; Dgl. Tert De bapt 17; Cypr. Ep.
73 , 7 sq. ; Can. Apost. 47. 49. 50) ; außer«
orbentKd^er @)>enber ber feierlid^en Zaufe ift ber
S)iacon (f. b. 9rt.). 3m ^Itertbum erfd^eint
aß Spenber gunäd^ft ber 99ifd^of, bem ^riefter
unb ^iacone unb für baS neiblid^e ©efd^ted^t
SDiaconiffen (f. b. 9rt.) gur ©eite jtanben. 95et
ber SRenge ber gu Zauf enben nar ed aber eine
bore Unmdglid^teit, baß er felbft aUe taufte. 2)ie
Zaufe gefd^ab in feinem 3luftrage unb unter feinen
%ugen, unb er felbft fpenbete ben Sieopbpi^ bie
beilige gfirmung. jhaft be§ SImted unb ber tird^-
lid^en SuriSbiction ift ber SBijd^of @))enber für
feine ©iöcefanen unb ber Pfarrer für feine ^a«
rod^ianen. Sin anberer ^riefler barf nur mit
laa
Zt«f&
tdl^rilkt obct ncoAiftliaaDeife )reSfu9iMct 6t"
kuBnift bcS ^[)firaraelr btffcii UninQdbcsie Mcs.
vm. S)ei;6m}»fan9trbcrXov.fe. 3um
Cotj^aiig bet Zaufe ffaib 9Sc ml bi( ffint^ec
iBb UumMMgeK, befällt inlt knifcn, toeU^
tiA Sad^brnnen SEbmafi ui'i Saftm tciten unb
Bid^ in staita viaioris fU^ befinbcn^ !Bct(b)tbene
ßtmen it^t gitattft Mibcn^ tr^ 1 Cor. 16, 29
(•( BflnraC6|jLtvoi 6k4p rm^ vcxpoiv), loo btt
1)»^ dnen bm Cottatl^ bcfattntenSekitucI^
0l^ Vß )u biSigni, gu eincoi aigunmiiaiii mA
bomiaem fuc bie S^etjfel^itag her XobkK le-
inet. 3cbn4aSft ip nU^ ncm emer Zaufe bcr
Seä^Romc bie Siebe, )aoit eft f))^ec bei ehrigoi
Seden i^adam, tnAmtf^i ift toal^rfd^etiiBil em Mn
aRatid^en fitttbter ttfuS bttädfui^ttgt no^^^l^
Sdenbe fl4 fix Sktftorbeae ^ bcfotiberft fSr f oU^
flküed^tneam, toeU^ bei Stoufonabe bmil lyor»
geiHgett Xob si^ t^eiH^ftig gnaorben koazen,
iaitfeii Ue^, um babm d^ bie Sel^n^i^ berfdbc»
ntfl^ ber Sanfe gtt f^mboßfixen, bmntt {ie nod^
iiöglid^ unter bte S^ ber im ^erxi Serf^tebe-
nett aufgenommen unb bet Iirc|Ii(|en Suffcogien
i^dl^aiftig mürben (tigL Cornely, Gomment. in
]i^ I ad Cor., PariB. 1890, 482 sqq.X S)aB
m jtinbertaufe in ber apo\ioäl(äfm Seit mtrllic^
imgenouimen unobe , Id^ fi(| aufi ben @tdlen,
mt ntm ber Saufe einefi gangen |)aufe8 bie SRebe
iß (at)g. 16, 15. 88; 18, 8. 1 Sor. 1, 16),
entad^änen, ober nid^t mit üoQer @cttK|](|ett be^
tietjnt. Sagegen folgt bie SBered^ttgmtg berfeiben,
f4on nahegelegt burd^ bie Analogie ber Scji^nei-
bttng, oud ber Sel^ t>on ber SlSgemeii^it ber
@ünbe unb ber erI5fungSgad)e (3Um. 5, 12 ff.)
md^ aus bet allgemeinen tmb fteenoen gforberung
bed ^erm 3ol^. 8, 5. «ud^ ber Xaufbef el^I (SRait^.
2B, 19) i^ unbefd^nft oQgemein; bcr Bcäf
JBebret oSe mvUt" fd^ie^ bie Xoufe ber ffinber
ttid^lottfi, benn pta^raoecv bebeukt ,,}um jünger
nu^eu'', unb bie Sößex meibea in e^rifli Kei^
ottfc^emmen, inbem bie (Ermac^nen pr bte
£d|re3efu getootmenmerben, b bol fie mtt il^
ftinbem unb i^ren nod^folgenoen ^fd^kd^tem in
bie IKrd^ burt^ bod Sacramcnt ber 993iebageburt
eintreten. Sie Stellen 9Rat^ 19, 14, Ware 10,
13 ff., Sucl8, 16 beton» gexobeju bie gnqiföng-
Hd^eit ber ftinber für baS »eid^ @otte& 2)ie
Ziabition begengt ouSbrudEOd^ mie bie Sered^«
tiguaig fo bie UAung bet fitnbertaufe. S)ie
eteOen Jwfcin. Dial. & 48 unb Apol. L a 15
jlDittgen Mir nid^, erlauben aber, an bte ffinber-
loufe ]u oentm. SuSbridnid^ begeugt fte Ortge»
«8 (In Bom. 5, 9) a]& apoftotifdle Uebäliefemng
(Hgl. In Lev. hom. 8, 8 ; In Luc hom. 14).
3renöufi (Adr. haer. 2, 22, 4) legt entfd^
heM S^gni^ ffir ße ab unb begifinbet fte auS
bem oBgemeinen ^(ittmiBeu (SotteS. Zertnaian
(Deba)^. 18) f^jrU^ \U^ gtvor mi^btHigenb bar«
iber and, dber in einer ffieife; iveld^ bie (Semol^
l|eit ber ftinberiatrfe Dorai£fc|l 3ttbe« dcrmicft
n fte nid^ unb imignet mäft bä ^l^tgJBeü ber
ftinbo; fie p esi|)|sn0Bi, foihem l^t et nur
mtgeu bei pondua baptifinn bei 6eiMd|{eneii tml^
befonberS bei ftinbem fir ffotimäiigßx^ mit ber
e^Kttbung itt iftgeni,. wtwm man (^ar Oefo^)
ttorkn law (Pro mjma^ßB peno
dition* et diapoBitun» etiam
taiio lM|iliBmi utilior «tt; prsacipiM
ciroa puiruloa). Sefoubere €or||e nad^ ibv
bie d^ifOid^ (ir)ie|uno, ba bie »otl^ UU^
fterbea obct oaS fonfl ctae» (Scunoe i^ 9»
i)fli(^tung nid^ nad^fommen IbnalnL %iB bca^
feftenflkipitdeigjbtfU^, ba| numbiefitabcdmife
buzd^ ^tmociB auf !Katt|. 19, 14 legxfinbck.
SEBeilläuft} red^tfierttgt C^iniaa in heni G^aobd*
fdMkn an Sfibuft (E^ 64, 2. 5) bk Sen^li-
gnngunkdKoedmi^idfettbetAinbertattft. Gegca
^ibufi, ber tDo^d^efailid^ feine SBebenien in Se»
treff ber fttabertaafe äberl^aa)i( ^^tle, fonhem nur
unter |rtnmeiB ouf Ue Sef^nei^una Me Zaafe
nid^t uor bem ad^n Zage nm^ ber debati fjK»»
ben ttolle, bemertt C9)>rian, mau f o&e beieilft am
ymeilea ober brilkn Zage taufen, bcaa getibe bet
ben JKnbem H nU^td uorl^bea, »oA bie Cc«
longuag ber ®nabe ^bere; bei boi Snao^fcaen
fdnaten fd^mere |»erföiäid^ @ttnbcn ^inberiidb im
aSege fte^, bei ben fiinbem fei eftaax bk (Sri-
{#ulb, bk gfälgt merbea ma^ aä BSpbe ber
91atur : be|^ frien fk in befoabexec Seife ea^
»f änglujft ^ bafl Socrameni bet SBiebetgAirt
Unkt Segugna)^ auf bkfe €idk fagl Sngm»
fünufl (£p. 166, 8, 2S), (S39pxkn 1)ät nb^
9teue8 Der^igt» foabem nur ben unet|d^ttei&!l^ea
(Slauben bet Aird^ aufregt gel^IteuL Sa^ @ee-
gor noa 9a}iaag (Or. 40, 18 aq.) rU( Ha| aaS
3toedmö|tg(etldgrünben, bk Zaufe, mo efi an^
ge|e, bid gum britten SdbcnSia^re ga Uetfd^iebefw
meil olsbann einiges IBerflanbiii| ba fei; etn-
bringtid^ txttwSfvt er aber bk Siütier, i^ren iKn»
bem nöt^tgenfail» bab boS @kgel hcS l^effigen
®eiftes geben gu laffen^ bena eS feibe^cr, bdi fte
»bae Sdou^eia g^etligt ttiobea, oü bd| fie
obne Zauf d^aroHer ^inüberginom. S)et|L%tgiu
^inuS beruft ftd^ an ben uerfd^kbenfka 6kIIcK
(Gea. ad li<^ 10» 28, 89; Da peoo. mer. eb
reoL 1, 26, 89; De bapt 4, 24» 81; Sem.
176, 2 etc.) auf bk aUgemeine IBedDciftapg her
iKuberiaufe in bet ftinbe unb auf Ue opopo*
ßfd|^ SudimtSt btefer lUbetfieferaag faaSami^c
gegen bie ^ßelagianer, bk fdbß Bid|t eiaaul bie
Sered^tiguag berfelben gu Qugnen magten Q. bu
«rtt ßrbf änbe anb ißefagindX Welkere Spobea
l^abeti näi^ete IBorfd^rtften batibet gcgebci^ bo^.
bk Zaufe nur ouSnabmimeife lei Sebeaftg^o^
beS ftinbeS gleid^ nod^ ber ®cbirt cs^ettt, fm^
aber im 3ntere{|e ber fefifle^enbin ZunfgeiteK
(Cftem, ^fingfkn, tbeOmetfe aadb 6|>it>b«nf) bift
babm t>erfd^obai mabm foie (SQiiDbe lani Oerana
a.517,c.4.5; 9Raa)aa.585, a8; ZaMio a.694^
a 2). 9n auad^ Ortea mmbe eS iat 4. 3a^^
bunbert toiebet €itk, bk Zoafe erfl im fpäHoM
Witt ga emt»|aagen, iebo(^ aiil^ laeil aiaa Ue
12(9
Zottfe.
1270
Safe totegf^ttit ober )ur €eH0frit nid^ noü^
mibii |tflt, fonbem ouS fibergn^er ^mI^
o4tnas^ tbeilttrife mk^ oii0 gfunl^t tot kcr Set*
||li4titii8 |um 4riflIUbm Sebcn. S)er SRi|^
taiM^ »inbe Uü 5. 3Q(rbunbect gtbllnttl^d
«Mmt befciHg^. S)ie Kxid^U^en Sefttmimingm
tarttcr fMbcn M I"*^ !▼» c. 1 ; Gonc. Flor.
Deer. pro Jacob. ; Cooe. Trid. Sesa YII, oaa.
12 sq. i>6 bapi. (Dens. 857. 608. 749 sq.). —
fto^ bfH gfsebemn fhiSffibningm hmul^t bic gi«
{^id^tli^e CHUV^ttng, erfi VttsttfHmtS l^bc a»
,Salrt beft Sioftnut^ Mm bor (irbfaube'' bei
flisbertonfe bie bogtnatif^ Snmblogc gege&ni
inb fic |iir olgcmeinm fßroKid erboben, ni(^t
at(r juxidgciDirf en jh loerbm ; ebtnf o toenlg bc»
bsif bit 8cb<nt|)iimg einer fBibcriegwig, ,,bif
B^c BegtSnbnng ha ftbibertmife pomnie otii
einer pjfi^\opffi.\dfm Sel^rmdmoig'' (fkintoct I,
99^, fbiBL 8). 9)e^t l^t ober fconuid, tocim
IT (0. 0. O. in, 748 %) auf bcn Ooffnibni
B3)fi^nk^ (iniDeiSt, in lotlc^Qt bit Steforma«
toim bio^ bk 8(ibe^altitng ber IHnbcrtonfe mit
i^Rin 9Mcri(il|nrincip gerietben. SBcnn efi lein
snbcRft Qhiabenmiüel ouber bem Olavben gibt^
fD b>t We Xcnife feine felbfUnbige 8ebciUmtg
ttftctt bcmfelben nnb obne ibn fcine Sere^tigung.
Sic 9egtfinbttiig ber Mtbertoufc trgiW ^4 ^^
ttf toTif&n etmibjmnfte onS ber obiecHoen SBirt-
fniblt ber Gocrontente (f. b. 9rL Opus opera-
tarn). IBie bo§ fttnb ebne fein 3utbun l^inein*
tritt in ben orgonif^ IBerbanb ber 9latiir unb
bobor^ te bie ®emeinf<||aft ber 6änbc unb beS
Xfbcf, b nimmt Sbriftuft ed mtf in ben Orgo*
steul M ^te« bnr4 bii ffiiebergeburt uvSb
bgranbä fai ibm bie gfuitbomente feine» (Siom'
in4cf. Sie 9)o(9affung ber Srbfflnbe fotbcrt
shn Mne )^5nli^ Sefel^g, vkü fk SOnbe
ber !Baiur, nid^ ber ^erfon ifl (Innoo. III.,
etp Major.; Denz. 341). SBie boS notfirlid^
Men und gegeben ijl ol^eunS, ober DemunSoO*
fritig cntoiffelt »erben foS, fo bie ®nobe ber
2indt. Xrte fibematärlid^ 2eben«befKmmung ip
ibctbie^ reine aSol^l^; mtd^ in Sbam toox fte
^ efai errungener, f ot&em ein gefd^enlter 3u"
tto^ Sinb «id^ bie ffinber (Ktfönlid^er iiber«
sotörMjier Xugeii^cte nod^ nid^ tSbtg, fo wer-
ben ibnen bodj^ mit ber l^ligmod^enben ®niabe bie
^Menjcn ju benfelben eingegoffen ]ur ffiätem
feiiffi^en eetbdtigung unb (Entfaltung, mie js
00^ in ber gottdbnIt(ben €ee(e bed fffaibeg Me
flrime ber gonsen gkrfdnlid^leit, bo« Srfenntni^
mb SBiBenSoermSgen ru^, burcb toeld^e efi Me
S^igMt |ur Mmünftig-ftttlid^en XbaHgMt fyd,
»t« fi4 berfelben beuralt }u fein. SBiebagPinb
M9fi|ib unb geifKg auf bie S^iebung ongrmiefen
ifti ^ txfien mit i^rem QRouben ffir bod frinb bie
fllan, bie IfiaSm obei bie tUvSft, bie Wutter ber
ttbibigen, ein (baptizari in sc^a fide eodesiae,
Trid. Sesa. Vn, can. 13 De bapt. ; Dmiz. 750 ;
Mater eoeleeia praebet matemnm es par-
tidis; Aag. De peeow mer. I, 25; 8. Thom.
atk.d,q.68,a.9X S>ieiKnbc«ta»fetflbc|b<tIbin
oBen ibtsn SBMUngen DoMommen (Conc. Y ienn. ;
Dens. 411) unb b^ fpAter teiner Stotiftcotion
burd^ einen peifdnlid^ Set. 3M Sribentinrnn
^ (L 0. can. 18) mtt Sled^ Me SA)^ be» eraS-
ntttft, in mdd^ Mefe ^^i^^^tung ^um 9usbrudt
fem, mmorfen; beim Mefelbe gebt twn bem u»>
fUflid^ (Bntnbfal oug, ba| ber Wenfd^ fid^ ber
Bentfung jur Sbemotlrlid^en fiebenObe^mung
gegetdber gleid(^tig ober oblel^nenb oerboSten
tbnne, unb bo| ®ott nur traft eine» bef onbem
ober ftaifdltBeigeiiben IBectrage« ein 9ied^ auf ben
SRenf d^ 1^. SelbftDerfiänbHd^ i{l eft fd^toexe
^xoftß ben lKid)em in Xobedgefo^r bo» &ic»h
ment gu f|Knben, feOft oor toflenbeter (Seburt unb
im aRuttrrleibe. S)er 6o^ be« l^L «uguftinuS :
Qui natoB non fderit, renasd non polest» ifl
ni^ in bem Sirnie ja Mrfieben, bo| ber )>b9$f <bc
Odmrttect t^oOenbet fein muffe, bo ja bad Piid)
aad^ bie Srbffinbe nübt erß in Mefem augenbHde
contrabirt SBenn Me fd^oIo|lifd^Xb<oIo(fm (ogL
8. Thora. L e.a. ll)unbbagBii Rom. Metaufe
im Stutterleibe unterfagen, fo lag ber {kmptgrunb
barin, ba| man nad^ bem Suftanbe ber mebicini«
fd^ ffiijfenfddaft eine Utperlid^e atbrnaf^ung fflr
nnmö^icb ^eü Vud^ t>er foetua abortiTua,
felbft lurge Seit nad( ber Sm^^gni^, iß, memi
ni^it ber Xob fid^ fePMt toenigflenS aub oon-
diijone ju taufen. SRifigeburten (Mcmstra),
bei ipeld^en ein begrfinbetrr Smeifel befiebt, ob
man einen SRenfd^en oor fid^ l^t, finb unter ber
Sebingung si tu es homo }tt taufen (Dgl. So-
))e&mmm 124 ff.). Sßenn Me ÜRutier im Su-
fkmbe ber Scbt^'ongerf^ft fHibt, fo ift bie SBor-
fd(^rift bed Stüuale }u befolgen: 8i praegnans
mato mortoa füerit, foetos quam primom
caute extrahator ac, d yitus fnerit, bapti-
zeinr. Slutter, ^bammen nnb ^tqjtt muffen
auf il^re betreffenbni $flid^ten in geeigmter 3Beife
aufmetffam gemad^t merben. Sbgefeben oon ber
SebenSgefsbr, müf|en bie IKnber nad^ ber ie|t gel«
tenben ffirc^nbisritifin f obalb ald möglidb getauft
merben. Cugen IV . (Deer. pro Jac. ; Denz.
603) mal^t, oon ber ®eioobnbeit, bo| man bie
Saufe 40 ober 80 Zage oerfd^iebe, abgulaffen;
man folle bie Xonfe quam primom eommode
fieri poteet fpenben foffen ; baSf elbe f d^reibt bo8
Rituale Romanum oor. S)ie Xb^ologen bolten
e9 ffir fd^mere @änbe, uienn man ebne ®runb bie
Xaufe einen ober gmei Wonote oerfcbiebt. 3n
mond^ 3)iöcefen finb bieröber ^articulorge^
etfoffen. — Pinber Don 2luben uiä> ^iben mür-
ben gegen ben SBilen ber SItem gmar gültig ge-
tmtfl, aber bie Saufe mdre unerlaubt, efi fei benn,
ba^ Me iHnber ftd^ in Xobe9gefabr befinben,
ober ba^ ein Xbeil ber SItem bie Xoufe oet^
langt, ober ba| bie SItem bunb SuSfebmig ober
au8 ^nft einem ®runbe ibreS Red^ed oerlufHg
gegangen finb, ober enblid^ ba^ bo9 ftinb felbfl
nad^ erlangtem Semunftgebrau^ bie Saufe Der*
langt (Deer. Bened. XIV.; Denz. 1388 sqq.).
1271
Xaufe.
1272
3m SDgememm foO bie %anh, obgejel^en Dom
Stotl^folle, ben ftinbetn ber unglöubigen unb
ber ^äretUer felbft unter Suftimmtmg ber (SÜttn
nur bann ertl^eilt »erben, menn gugleic^ ge«
nügenbe (Sarontien fflr bie bitl^olifd^ Srgiel^ng
gegeben finb. — Sei Srmad^fenen ifl )ur ®ül«
tigfeit bie Sntention beS Smpfangere erforber«
li^; eS genügt iebo(i^ bie intentio habituaÜB.
Suq ber burd^ Sfurd^t unb S)rol^ung l^erDor«
gerufene Confend ifl ^inreid^enb , menn er nur
mirllid^ Dor^anben ift (consensus simpliciter
Yoluntarius, licet sit inToluntarias secundum
quid). SBöl^renb bie perpetuo amentes ben un«
münbigen iKnbem gleid^ftel^en, lönnen fold^e, bei
meieren ber 93emunfifgebraud^ bem Srrftnn t)oran-
ging^ nur bann gültig getauft teerben^ menn bie
eben genannte äntcntion Dorl^anben mar. Sa
iebod^ ber S)efe€t berfelben fd^mer fefiiuftetten ift,
fo ftnb biefelben in Xobefigefal^r, ober menn jebe
Sludfid^t auf SBiebererlangung beS Siemunft-
gebraud^ed oerf^munben ift, bebingungSmeife )U
taufen. SoSte oer SSemunftgebraud^ miebererlangt
merben, fo mü^te bie bIo| smeifel^aft gültige Xoufe
nad^ oorbergegangenem Unterrid^t bebingungd«
meife mieber^olt merben. — 3um erloubten unb
fru(!^tbringetü)en 6ni;)fang ber Xaufe ift bei Sr-
mad^fenen bie frül^er begeid^nete SiSpofition er*
forberlid^. lieber bie 93orbereitung in ber alten
ftird^e f. b. Slrt j^ated^umenat.
IX. S)ie 9lot]^menbigIeit ber Xaufe.
9iad^ ber ^comulgotbn bed SoangeliumS ifl Die
Xaufe in re ober in voto }ur Seligteit notb*
menbig necessitate medii (IVid. Sess. VI, c.4;
Denz. 678). ffür biejenigen alfo, meldte ein opus
operantis nid^t OoUgteben unb ein yotom sacra-
menti niddt ermeden tonnen, ift ber mirflid^e 6m-
pfang ber Xaufe bad unerlö|lid^e 9RitteI, um gur
red^tf ertigenben ®nabe gu gelangen. 2)a8 pofttioe
(Sebot ferner (necessitas praecepti), meld^eS in
ber necessitaB medii fd(|on entl^alten unb im
Xaufbefe^I audgefprod^en ift, Oer))f!td^tet biejeni-
gen, meldte, beS SSemunftgebraud^eS faltig, biefeS
®ebot gu erfüllen im Staube ftnb. 93on biefem
®ebote entbinbet be^l^Ib meber baS beoorftel^enbe
SDtartqrium, nod^ bie burd^ ooUommene Siebe ober
Keue fd^on erlangte ®nabe ber Sted^tfertigung,
fonbem nur bie Unmdglid^Ieit. Sie abfolute
9{ot(menbig(eit ber Xaufe ift auSgefprod^en in ben
Sorten beS ^rm So)^. 8, 5 (Nullum ezcipit,
non infantem, non aliqua necessitate prae-
ventum; Ambros. De Abrah. 2, 11) unb mirb
in ber Xrabition oon Anfang an auf baS jtlarfte
begcugt (Tert. De bapt. 12 ; Cyr. Hier. Gat.
myst. 3, 10) unb befonberd im Stampft gegen bie
$elagianer auf bag 92ad^brüdlic^fte betont. 2)er
% SluguftinuS be5eid^net bie Se^uptung, bie ol^ne
bie Xaufe flerbenben ffinber lönnten bie 3laäf'
laffung ber Srbfünbe unb baS fieben in S^rifiuS
erl^ialten, als gegen bie apoftolifd^e Ueberlieferung
unb gegen ben fatl^olifc^en ©lauben (Ep. 166, 7,
21 ; De anim. et ej. orig. 3» 9, 12). S)ie 9nfid^t
be8 Sine. Sidor, ber bie Srbffinbe jugab, ober
bod^ ben ungetauften ftinbem baS |)tmmclrtid^
gufprod^, l^ielt er für tabelnSmert^er felbfl oIS bie
£e^re ber $elagianer, totld^ tro| ber Säugmtng
ber erbfflnbe bie 9tot|menbigtett ber Xoufc «für
baS ^immelreld^'' nid^t )u Iftugnen magten (De
anim. 1, 9, 11 ; Ogl. bad S^nobalfd^reiben an
ännocen) L unb beffen Sntmort [inter Aug.
Ep. 176 et 182]). S)ie firi^Kd^ Se^re fanb
ibren SuSbrudC auf bem Gonc Floreni Decr.
unioniB Oraec. et Decr. pro Jao.; Trid.
Sees. Y, o* 4 et Sees. YII, oan. 5 De bapt.
(Denz. 588. 603. 678. 742). S)emgemä| ift
ald ber Xrabition miberfpred^enb bie Sufid^t
einiger Xl^ologen (Sajeton^ Siel, <8erfon, Xolet)
ab}umeifen^ nad^ toeld^er bie Xaufe im Kotbfalle
burd^ baS ®thtt unb ben fteDoertretenben (Stauben
ber Sltem orbentlid^ermeife ober menigftenS fraft
eines befonbem fßrioilegS erfe|t merben fönne.
S)aSfeIbe gilt oon ber Snftd^t JMee^S u. 9., ben
ftinbem mürbe im 9ugenblide beS XobeS mit bem
Semunftgebraud^ eine Bare Sinftd^t in bad ^eilS«
mer( )u X^eil, oermSge beffen fie bie SBegierbe na<^
ber Xaufe ermeden fdnnten, fomie k^on ber in
neuerer 3^1 oon @d^e& aI8 ^obabel derf od^tencn
SReinung, bie Seibendfd^mad^ unb ber fnl^ifitige
Xob fei eine reale Siera^nli^ung mit SbrifluS unb
^merbe delleid^t felbft m einem Duaftfocrameni
unb einem SBe^Uel ber Snabe''. ^^ bie IKitber
unter bem ®efe^e ber ®nabe ntd^t in fd^Kmmerer
Sage finb alS in ber bord^riftlid^en 3^it, mo i^nen
burd^ baS fogen. 9laturfaaament (f. b. 9trt. @a-
cramente X, 1505) ^ilfe gebrod^t merben tonnte,
jeigt ber ^t. SBonaoentura 4 Sent., dist. 4, p. 2,
dub. 4. Sei ber gfrage na^ bem 8oo8 ber o^ne Xaufe
fterbenben jtinber ift an bie ®ren)en ber meiif4«
lid^en Srtenntni^ )u erinnern. 9S)&^renb ®regor
uon 9la^ian) (Or. 40) bie Strafe auf bie poena
damni befd^röntte unb bie poena senene au§«
fd^Iol unb bie @ried^en überl$au))t über boS Sood
biefer fiinber milbe bod(|ten, magte 9tugufUnti6 bie
9rt ber poena sensue nid^t }u beftimmen, }eben«
falls fei fie mitiesima (De pecc. mer. et rem.
1, 16, 21). 2)ie @d^oIaftit Idugnete inbeg beinabe
einftimmig bie poena sensus, befonberS feit 3n*
nocen) III. (cap. Major. ; Denz. 341) ben @ü^:
Poena originaliB peccati est carentia TisioniB
Dei, actualis vero poena peccati eet gefaennae
perpetuae crudatus, al§ 9|;iom ^ingefteOt ^tte.
Ütur menige X^eologen, mie ®regor üon SRimini,
@QlDiuS, IßetaoiuS, Soffuet, fjaim bie poena
sensos feftge^ten (bie inneren ®rünbe gegen
biefelbe f. bei S. Thom. De malo q. 5, a. 2).
äBöbrenb einige X^cologen ben Suftonb ber un-
getauft fterbenben ftinber ni^tsbeflomeniger e^
als einen traurigen benn als einen glu<ffid^
anfe^ (unter ben neueren X^eologen ^. S^imib
[Quaeet select., Paderborn« 1691, 255]j, b^i
bie größte SRe^rga^l bie ^nfid^t alS ^dd^fi ma^r»
fd^einli^l oertbeibigt, ba| ber 3u{ianb ber bloboi
Srbfünbe, mie er feine ®ott mibeiftubenbe ®e»
1S73
Zottfe.
1274
fnoiung finfd^cfie, fo aud^ eine getDiJle innere
fallß tmb 9cfriebiguns befle^ ia^t, ba infolge
ber firbfonbe nxd^t eine Betäubung betlenigen
üiUx eintrete, toeU^ ou^er bet flbematfirli($en
Ctbmmg boS notfitli^ dnbgiet gemefen toören
(j. b. «tt SimbuS).
I.Srfa^ bcfi XQuffocramenteS. S>ie
Sojtedmtfe fann erfe|t »erben 1. in Segug ouf
tai t<>ttP^f^i4|[^ Effect, bie ßumenbung ber
)eiRgiiui^6cnben Onobe^ bun^ bie fBegierbdoufe
(liptifliui flaminis), b. ^. burd^ ben 9ct ber
MÜtDimnenen Siebe ober SReue (f. b. Srtt.) unb
bei in btefen Veten eingef(^Ioffene votum sacra-
znentl 6d^on ber Serfaffer ber @d^rift (^feubo-
Ciimum) I>e rebaptismate f|)ri(l(|t (e. 6) Don
ciaoB baptisma Spiritas sancti, unter toeld^em
iPQti{<|etnIti4 bie Segierbetoufe Derfianben iß.
litttoDfiitS bcgrünbet {U in ber Siebe auf ben Xob
Soloitii^ IL (Dgl. Aug. De bapt. 4, 21—25).
Soft Xei^t unb bie fhaft berfelben ift t)om Xri«
bnithnnn onerf onnt inbem Die Sel^öke, metd^e
bit 5lotl^ioenbigfdt ber Soaamente unb oer Xaufe
culfpn^, {letd bie SBegierbe nad^ benfelben olS
^^ittel einfd^Iiegen (Sees. VI, o. 4; Sess.
Vn, can. 4 De aacr. in genere; Denz. 678.
729; ogL boS 2)eaet Stnnocenj HL in c. 2, X 8,
43 bq». bei Dens. 848). SBenn einjelne Säter
iDonicn, fid^ mit ber Segierbe nad^ ber Xoufe )u
bcpigen, fo »ollen ße bie XQuf))fIid^t betonen
«ib bcn^uff^ub ber Zaufe, ber au§ SBequemlid^«
fai ober fonft einem (Srunbe gefd^al^, befdmpfen
(Neque enim nUo modo dicenda est conversio
id Deum, eun Dei sacramentam contemni-
tor; Ang. De bapt 4, 25, 82). — 2. 9lad^
oBm i^ SBitfungen, bie €in)n:ägung beS (Sfyi*
tcJM miSgenommen, iQnn bie Saffertaufe er-
\tffi toedMi bur^ bie Sluttoufe (baptisma san-
gDBis) , b. ^. burd^ ben Slort^rtoo (f. b. Srt.
Oisitfrer). Z)€r fiete (SImtbe ber iKrd^e, ba^ ber
SbidqTcr gUid^ in ben ^immel tomme, f anb feinen
lalbnul borin, ba| man eS ffir Unreddt l^elt, fär
(inen fob^ )u beten (Aug. In Joa. tract. 84, 1).
IfiSbifidli^ mirb boS layacmm Banguinis be«
migt lun ZertuHion (De bapt. 16), S9))rian
<Ep. 78, 32 : glorioeiBaimus et mazimus san-
pdxas baptismus), bem Serfaffer ber @(!^rift
De rebaptismate (1. o.), (S^riB Don Serufolem
(Cai. mj9L 8, 10), ^luguftinuS (De ciy. Dei
13» 7) n. 9. 3um Setteife bienen 9Ratt(. 10, 89.
SuL 9, 24. 3o^. 12, 25. 2)ie tl^eologifd^e SBe-
gmnbnng gibt ber l^L X^omoS (8. th. 8, q. 66,
a 11 ei 12). SQBSrbe, tt)ie einige Sinologen
tooBm, bie IBIuttmif e burd^ ben in i|r entl^tenen
üct ber oolllommenen Siebe toirlen, fo »äre
ftt fod^fidb Don ber Segierbetoufe foum imter«
^ben; oe|]^Ib ift bie Snftd^t begrunbeter unb
ran^ bie Zrabition \oid\am unterftü^t, ba|
bcft Sbol^nm qua« ex opere operato »irft
für Me ftinber fomol^t (bgl. bie Sieben ber SSöter
enf bie betble^itif^en iMnber) als für bie Sr-
vo^fcnm, koenn le^tere nnr genügenb (burd^ ben
(Blauben unb bie unooOIomntene Steue) biS|)onirt
flnb.
XL Zauf leiten, Xaufortunb Xauf-
cerimonien. 1. S)ie Sinrid^tung bed Redt'
d^umenatS führte ba^u, beftimmte Zaufieiten f eft-
)ufe^en. 9Id fold^e galt l^auptföd^Iid^ Oftem
(oielfad^ ber einjige Xag für ben regelmä|i«
gen Xaufoottjug) , fobann ^fingften (Tert De
bapt 19). 3m Orient trat fd^ion balb aud^
(S^ipf^m (M ber Xag, an »eld^em Sl^riftud
nad^ ber Xrabition bie Saufe em{)fangen l^atte,
l^in}u (Greg. Naz. Or. 40), eine Sitte, meldte
mon im Sbenblanbe nad^a^mte tro^ ber Serbote
ber $ö)>{le, »eld^e bie alten Xaufaeiten feftge^ütoi
miffen loo&ten. Xfö bie J^ated^umenatöpra^S in
Serf aS geriet)^, meierten fid^ bie Xauf jetten. !Dhm
taufte um SBeii^ad^ten, in Spanien unb 9RitteI-
italien an ben Stpoftel« unb SRart^rerfeften, ia
fogar am Sfefie Solennes' bed XftuferS, (Sebräuc^e,
gegen »el^e bie $a))fte feit SiriciuS unb mel^rere
$articuIarfQnoben einfd^ritten (f. ihauS, SReal-
Snc^n. n , 828 f.). 3nbe{fen fd^on Xertullian
begeugt (1. c): Ceterum omnis dies Domini
est, omnis hora, omne tempos habile bap-
tismo, si de solemnitate intereat, de gratia
nihil refert. 9lid^t bIo| bei ben JKnbem, fon-
bem aud^ bei ben Srmad^fenen fal^ man im
%)tffiatit Don ber gnnel^altung ber Xaufjeiten
felbftoerftönblid^ ab (Spnobe t)on eioira 800,
can. 88; Ogl. c. 15 sqq. Dist lY De con-
secr.). Sa bei ber »eitern Verbreitung beS
C^riftent^umS bie Xaufe ber 6r»ad^fenen immer
mel^r abnal^m, fo mal^nen fpötere fßarticular«
f^ben nur nod^, bie Xaufe gefunber ftinber,
befonberS »enn biefelben für) Dor Oftem ober
fßfingften geboren finb, bis )U biefem Xage }U
berfd^ieben. Stad^ bem Rituale Bomanmn (2,
1, 27 et 8, 4. 5) finb bie Öfter« unb bie Ißfingft-
toigil aud^ l^te nod^ als befonberS ))ajfenbe Xage
für bie S))enbung ber f eierlid^en Xaufe an}ufel^en,
unb eS fd^bt oor, bie alte Sitte, ben Sr»a^fe-
nen an biefem Xage bie Xaufe ju f))enben, »enn
eS leicht gefd^el^en fann, bei)ube|alten, »enigftenS
nid^t gan} au|er Uebung gu fe^en, befonberS in
SRetropoIitan- unb Satl^ebraÜird^en. — 2. SHe
Xaufe foH prindpieD nur in benjenigen ftin^en
gefpenbet »erben, in »eld^en ^^ ein Xaufftein, ober
in beren 92ö^e ftd^ ein SBaptifterium (f. b. 9(rt.)
beftnbet (Rit. Born. 1. c). S)aS allgemeine Ked^t
verbietet, ben 92ot]^faQ ausgenommen, bie ^auS-
taufe; nur beim Vorliegen eines genügenben,
eoentueO bom Sifd^of gu prüfenben ©runbeS
fann bie S)>enbung au^erl^alb ber JKrd^e (in ber
Sacriftei unb im ^aufe) oorgenommen »erben,
aßenngleid^ eingelne ^robingialcondlien ber neuem
3eit einen langiö^rigm UfuS ber ^auStoufe bo,
»0 er nid^t fogleid^ befeitigt »erben famt, tole«
riren, fo mol^nen fte bod^ allgemein bie Pfarrer,
biefer ^eteol^nbeit nad^ Gräften mtgegengu»irfen
unb auf bie SSoügiel^ng ber Xaufe in ber iKrd^e
gtt bringm. — 8. Sie Xaufe foU, oom Slotl^alle
187S
lauffafttn — laulet.
1276
•bflcfc^eit, mtc ttttt bcc fitegifd^ Seioiiil^ctt
gefpenbet »erben. 2)te ffird^e l^ot t)on SHtetS 1^
ben cisfa^ %ct ber Sjouf e bm SBAmfmffen ber
Wenfd^ cKtjlited^ mtt eitern gn>^ Keid^
t^m ^mtoQfd^er&anUundai titngebeH, um bit
eJUilU^fett mib Surbc beS \Kxammtalm Vb^
fMiimfi ben (Rm&Üjitm tief eiti}utM:öGen , bie
lol^e 3bee hok bem neuen d^rifUi^ Seben bcni
firifle |a iKsmfd^id^, unb ben SIoM&ctt
loie bie ^cAsunigfett bet ^Biiibigen ju nieten.
6el^ tiide biefec QottBSbiat|Hid^ fionblungcs
ent^en |ttg[ekl| cuie obiechte SSiiqamleit, in-
bm ^ gnr Sxtetgnng nnb SBdvol^nmg ber facto«
nenlafcn Owibcn Mtsogen ^ b. Xiit Ctnocome
nnb Sflc w Mwntoliea). SM Xoufcennuwien ret*
ijßti toctt in boS fi^ftiicl^e SDtertl^ttni gnrihf wrib
merben Don tat SSälem i^mn tt)efentliil^ fl9e*
Pmtbti^eile nnd^ cmf o^oftoltfd^ ZudMlion |urud-
gefüi^ S)ie filtopen Zauff onmtlmae ber abenb«
ntib niorgcnlänbifd^en ftird^ entsaften bie Summe
ber (Bebeke »nb Serinunnen, »eld^ ciü itturgtfd^
tteberrefi anfi ber StoMifaxagmAiafKoöSi fä^ «t-
mm lotet Sic ben abenUänbi{d|en StUnS ijt
tpgter bo8 Sflcmmentorium be8 1^ (feh(iu& (f, b.
Hxtt. SituDgtm YIII, 28 f. u. eocromentorien Z,
1477 f.) molgdfcenb geUMirtben. !Die irar^beneu
Sebefe, Sef^mdntngen unb Segnungen, nukl^
urffnAnglüi^ bei bcc 9[ufno|me in ben ftolsd^nue*
not, bei ben Scniiinien nnb beim Xottfuol^ug
iMnteuen, tntrbeu )u{ammengefd^obeu, wgef&rgt
unb nmgefbiftet (f. b. Sri ftote^menat). Sufi
bem ttuifoiigreid^eni Ordo pro bafrtiuaio adul-
tomm ift ber einjcd^ für bie ffmbertaufe |er-
MTgegm^gen. Sem Siatdt nac| jtnb bie i»r«
berdteuben Serimoukn t^eilS bcld^renbe^ Ü^eiB
reinigeiitbe. 9ene pfitfft maxi im SKitteloIter unter
bem Tiomen Aated^idmuS, biefe unter bem Stomen
C(OcctftmttA }ufommen}t^en (f. bi. 9rtt.). 3n
ben dtirten «rü ift bie SriUrung ber Ceri**
monien uor ber Saufe fd^n geoeben; bie Eeri«
monien nod| ber Xoufe Derfinnbiwen bie ^enlid^-
feit ber Xaufgnobe unb bie Sertrflid^ngen bcS
neuen £eben8. 2yie Salbung mit e^riforn be-
beulet, bo$ ber Getaufte Ü^ 1^ on ber Sal-
bung bed gotimenfd^Iid^ 6qu)iM unb jum ouS*
edD^tten, |n:teftetCi(|en ^oSe (gotteS berufen
ifL WS SocromeniQle foE fie gegen bie Set-
beAnil ber Sinbe fc|fi|at unb jta: Semobrung
ber Xonfguobe mirfen. SAe Sinfä|rung biefer
Salbung mirb im Lib. Pontil, ed. DadiOBna,
I, 171 bem ^ßofifte Sl^Ibefter (Ugefd^ben; in
mirflid^eU trat jie tooffl oIS t|eilmetfct (^o| on
bie StdDe ber fonft regdmä|ig gjEeid^ nod^ ber
Zou|e geftienbeten ^eiligen gfttnung (f. b. Srt.).
— SDie Scbeutung ber Ueberteid^ung beS meinen
(BetDonbeS (Xouffleib ; alba Testaa in modun
paiHoli neu linteolnm candidum ; Bül Rom.)
tft in ben SBorten bed ^rfterd ou8gef))ro4en.
S>Qfi toei^e ®emonb iß Symbol ber erlongten
Steinzeit unb greilaffang auS ber ffned^d^
bti^Solonfi. 3n fräl^er 3eit^ feitbem boS e^tt-
(tent^um unerlumte 9leKgiou geiDocben umo»
tragen bie 9lmpffitkn bod mei^ (8e»anb bie
gonie Sod^ S)er Xob tnner|o(b biefer Koäft
(iB alfais ohire) goU olS ga^ mO. 5Die
Sßarreid^uag ber bcenneitei fierje (f. ^ SilX
erinnemb an bie frühere Sitte bä Sb^ugeS ber
Steugelaufteu mit irennenben gmlelu in bie ge-
f d^mudie unb crbudbiete Aii«|e, ma^nt bm (ie-
teuften, boft er ot0ftinb bcfi £i^ manbdn unb
bie anbmft beS tMutigomfi crtDortai |bll{ubcr
bkfe unb onbere €erimonien in ber oltm ilird^
Lftronfi^ Steol-euc II, 881 f^. (Eine (ErBSruni
r Xottfcertmantcn g^t ber Cot Born. L a
ii.59aq.;l^.6.Thoa.8.tlL8,q. 71. aBean
bie Ütot^tottfe getoenbet »irb, fo pnb bie (Eerii
monien (in ber inrd^) nod^u^ole«, oud^ bann,
menn ein fßriefkr bie 92ot|toufe geft^enbct wA
boS iMnb mtt bem Iftetitgen <E^ma scfoiM
|at, ttxifi er »omSgli^ il^n mug. Ueber bie
3:fluf twt^ f. b. Vrt. ^1^. (SgL au|er ben
beodte ritiiten IBetfen im Mgemetnen bie^oab-
bttd^er ber Dogmatil unb SRoroI^ fobonn bie
Sbfd^nitte aber bie Xoufe in ben aRottograt^l^iea
Mm ^robfi, Sie Soaomenle unb Soopomen-
Mim, SÜbingm 1872 ; ^. Sd^i, S>ie Sc^
Don ben l^eiligm Sactamenten ber fat^oL ttved^
Sfttiburg 1898; 3. $* Ostpotb^ S)ie bofna^
ä|d^ &fjitt Hon ben l^iligm Sacmmmieu,
5. Stuft., Stuttfier 1894; J. B. Sasse, Insüt
dieoL de saenun. EceL I, Friburg. 1897; 9L
(Bil^r, SHe ^iUgen Socnnacnte ber lo^oLltirdbe
I, gfveÖurg 1897. S)anebm fei no^ fimaait
J. OorUei, Histoire dogmatiqua, lituigif ae ei
areh^ologique du saoreaiAai de bapttaie, Pap
ris 1882, 2 Tola.) [üter^b ftffer.]
9raffaMf i Saficateitw IV. 1271 ; Xmi(-
gefinnte, (.SDlenno uublBiebertSuier; Sauf«
ftpelle, Zauffitdfte, f. Sapttfleroon I,
1976 ff.; Xoufferse, f. fteqe Vn, 400;
Xauffleib, f.Zmife,ob.l275; Xaufnnme^
f. flamm, ^ftßd^; %üu\paif^t%, f.l^^ot^;
£ a u f [t e i n , f. 8a|)tifterium 1, 1975 f. ; Zouf-
{ireit, f.Ae|eriattfiireU; Xauf maffermeib^
f. OfieroigUie IZ, 1189; Xaufaettcn, {.
flotei^uaienat Vn, 880.
fMCer, äo^annei, 0. Pn, eines ber
gröltm beutfd^m 9R9^er unb ^rebiger befi
SRÜtekiltetfi , ber bie ®^onfentiefe SDteißer
CdC^d, bie ämrigtett Sufo'«, ben geuereifer
83ert^M iwn SlegenSbutjg in fid^ Mtinigt
mürbe um bie Sknbe beS 18. 3abr^uttberll pt
Stta|burg geboren. S)a8 gmaue 3abr feiner
«eburt ift bid ie|t ni^t f^efkUt; bie oecfd^
beam bie^begflgud^ Snnabmm Plm |td^ nur
auf Sermutbungm unb ^gm lumttntttd^ ab Dm
ber fsag(id^ Sbentität Xaukrfi mtt bem bw#
bm @ottcfifieunb im Oberlanb behbrtm Steijicr
ber l^igm S^rift (f. u.). Sie gomUie Sankt
mirb in Stffa|htrger Urfunbm aus bem 14, 3ob(*
bunbert öftetS ermä^; |ie be]a6 ein {^mtf ^bei
bem aRjUUrßege''. do^aimeS Xonkr trat fäb-
im
Xavlcr.
1«7B
«liii. itilti
leitig |ii €ln$hitg in b€ii
«ib mbc no^ IBmMgniB bet
eUMoi Ott bat staikim genenile |n AMn ge-
^ 3« 6tn(|biirg ^ttt tr tecdtS We ißre-
^^ bdl OMpit e^att (f. b. «Kt) gc|5tt^
wkie Ucfct in bor Sdt wm 1312—1820 bott
ffÜtL t]i4 bm n^ftifar Sol^neB Don Stemen-
«Ani «ab bot X^cobgen äo^nael tum S>otii-
lti| kmk er bod bmitt kimm. Sm MIk o^
wdtnt fKf wt irctni gocftitt 4üroauDcnDer/
BÜ bdKB et in SMUnbung trat. Ob ond^
tSßtt woä^ in IMfn fein Üdfott ^ftoefen, iß
ri4l t«a) 1U^, bom bctfdfe flatb fd^on 1S27,
oft (i ip niil^ oudganad^, b«|3:«iIerDorbiefcc
SA 6lni|binig iMcIiffeii 1^. Shibeff m fogi er
ftOfl bi cbKrj« AMr geöltem ipiöbigt, b«^
,(m MtiSfKVMfia jai t|mi oon bem Sein beB
IhiHa te «Ott genbet |abe-, tte ober lernten
4ii vU^ Mlianbcii, «nb bod, »08 er üon bem
caigm 6ein bd Stellten in ®ott (in ideis
#fMiB) gefbgt, onf bie «eitHiJ^ eeinfttoeife an-
ymubct*. Unter best genannten SReifter fonn
« Ucfir €tcOe «U^ to^ ein onberer als üSeifiec
H|Brt Mfkniben üeiben. 3)q Xnler ^d^ nun
«4 bclfm^^igt itt ouf «ine tot il^ unb feinen
jilllicni §^dtene bentft, jo iß e8 imiuet^in
n^if^eMi^kt, b«| Xanicr nod| tn JlUn ju tien
Sl|en gtfiflcc Cdl^ztS gefeffen ^ot. Ob Zonler
mb Sembigung feiner 6tubifn in ft5In biefelben
a^^ fntf^]^/ iß nngeQ>i|, ober toenigniibt^
t^Ii^. 3n ben «dm ber ttntoerßtftt ßnbet
^ Mv 6pnr ton 1^; in einem Cobe; bcfi
c^mnltg« S^owiinioonexIIiftad gu 6t Skra^ in
tMl Qejjt BiU. ICaiahn^ Mb. 1132) ßnbet
^rikJMngf brrSexmcd: Libmm istnm de
»luiriUbQS delicÜB oontnlenmt conventtd
ftrincon 6«tr«s mngisier Jocnnee ia Tam-
bidio et Jonmies TMilatij de conventn
ixgeatiiienai , iiikeffen fann ber 6obei ouc^
|B eimr onbcm S/ät ton Zmiler nad^ ^ßoriS
getaa^ »ort)cn jein. ÜReifter In ber bnügen
64rift iß Sanier nid|t gemotben; d ^e
bir| nsr in Stbln ober ^aiil gefcb^^ lön*
mi, w ber Ocben (Senerolßubien b^^tte, ober
wdm WKkt bcn 8ilatx nod| nnter ben $arifec
Dodonnlmtnitfein Stnne Mr, unb er mixb ond^
m Wn ^onbf^brtßen bift {um IS. Sa^dM^ert
innr nnr ber Xonler ober Smber äei^nncg
ittägc ynonnt. Son tKbi tt^A ßd^ Zonler
vriMdnfid^ na# €irof!&ut«. S>ott «rirfte er
di ^^ger unb €eeIforger, iKttegte ober «»gen
bil oif ber eMM loßcnben ^nterbicteS (biefelbe
(otte ß^ in bem maüp\t )»ifd^n tßopß nnb
iB|R an Sibioig ben Sopem ongefd^Ioßen) feinen
tnjnrt^ no^ oor 1839 ßlr Idnge« Seit na(^
9clffi, M er mit Mnri^ Don 9t5rUtngen (f. b.
tct) Mannt nmile. «i^ mit ber efftotifc^
DooMconercn Hoogseeto €bner (f. b. 9rt.) }u
neMngcn trat er in ^äffääjita nnb mfinUid^
Sni^r. 9i<!(|t (onge noib 1346 td|rte er nod^
€lnl|bBrgin^ mo feine Ißrebigten idIgcmeineS
etHfiepennno jDniunoecnngerregttn. «im 3. ioot
mcäte er tiornbeigebtid^ in ltdin nnb bi^t boet
ben 9lennen ton 6L (Sertmb eine Srii^ »en
Sottsfigen. Sr ßatb fn €tra^bttrg nad^ Sngofee
feines Orabßeinef am 16. 3uni 1861. Sorndt
Me gnoeii^ßgen Stid^rii^ten über Zoulocg Sebenft-
fd^idfafe. 3en «oeif elQ^ßem SBertbe bagc0en iß,
nia« boB fogen. 9»eißedbiiib er|ftbtt: 3« 3. 1346
^ ein SIetßer ber beißgen @d^riß burd^ {eine
^ebigten großes «nj^el^ erregt 2)a fei ein
Soie ju i^m getreten, b^be i)^ ber Xid^ctt
ole« 3iMV^ ibettoiejen unb «ele^ f&ber^in
fkb feibß )u »eogeffen unb einooMQßinnctfid|e0
Seben jn fil^ 3Mi 3a]^e l^be ber Sleißer
nun in 3uräitge}ogen^ gelM, urib aO er boS
ccfte Vboi nod^ bief er Seit lieber nufitot, fei Me
SBirfung fetner ZBorte eine fo getoolttge gettefen,
ba| oiei^ig feiner du^tor in 9er}ädung gerMien,
ton ttelcben gtoblf bmn mebr |n ßd^ f dber fßükn
gcbmd^t toetben tftnnen. Stod^bcm er bann no^
neun äol^e gottfeüg gelebt unb getoirtt l^be, fei
er UbenSgefabiiifl erfcanft unb l^6e bcn etüd^iH
ten Baien Mt fiib bmmcn loffm, um oen ib« bei
feinem et»e gdd^et ju tocrben. ^utftiii fyxU
er i|m einen auf lofeSttttter gefd^riefeneneerid^
tber feine Scfe|rung ibergeben, Deld^m ber Sak
nod^ fnnf ton ibm obgefd^riebene $rebigten beS
IRetfierg l^ugefe^ ^aU. SorauB fei baim
ton bem Sokn tM ^SReifterbud^'' lufammcn-
geßdUt unb 1369 mit einem SegIeitfdH«tten im
bie fßriefber beS ^oufeB gnm grünen SBBctl^ ge-
fanbt U)orben. — Sauge 3eit l^t man ^tqlcaäA,
ber bier genannte ^Oleißer* fei Xoidler, im bie
«efii^d^le feiner ^eete^rung" mttbe feit 1498
ölen VnSgabcn bor ^ßrebigten Xoulerg beigegeben
unter bem XikI: ^^rie beB cbdourbigeH 2)eo-
torB äol^onniB XoiäerL S)od^ i^ben f d(|lm in^
Cu^tif nnb (EdM* g. «. Pfd^ unb fterler, in
iiiigßrr Seit oBber nommflid^ Sentfle auf bie
duneren unb imieten Umoobild^einltcbleiAen m^
merffom gemod^, meld|e bief e SlnnaJ^me begleilen.
SnbererfeiiB 1^ ^reger (f. u.) ttnd)er nn ber
äbentttit beB WeifterB mit Zouler feß. 6o tid
fd^ iebcnfoHB ermiefen, ba^ bie «^SebbnmgB*
gefd^te'' n«bt Zoulcc felbß jum Serfaßer bot/
unb ba| ße tiel gfabeÜHM unb Untoobi^ ort^
^t «od^ bie beigegeben« ^ßcebigten rühren in
Mefer Sfbrm ßd^ n^t tonXmiler 1^; €tilunb
Sborofter ber gonjen Sd^riß »eifen tielmd^ nuf
einen 4EMßeBterttKnibten beB Stio^rger Säten
Sttlmon 9terf»in bin (f. b. Z± ObtleBfieunbe
Y, 897 i). — 3ft ber Serid^t beS ^SReifter-
bud^'' bio| ton nnßd|ecem SBerlibe, fo ßnb bie
«Miteren IRad^riibten Aber Sanier in ber S^onil
beB 6tta|burger«ef4id^^iberB SptOk oße»-
bor falfd^. 8)amod^ feS Saul« lux Seit beB
SnterbicteB gemeinfam mit bem Sortb&ufer fiubidf
bem @a^en unb bem Sugußiner ti^omoA ton
6ttti|a6iffg (f. b. Srtt.) gtoei €d^rißen terfo^t
^oben, bie oIB b^^^^üf^^ erfannt unb terbommt
morben feien. S)te ecße nviferte ß^ ongebtid^
1279
%au\ä) ber $frfinben — Zattfen.
1280
bogegen, ba| man bad atme, umDtffenbe Soff bc8
änterbicted megen ol^ne Sacrommte fierben taffe;
bie ameite mirb dS eine Sertl^tbigimg ber erften
bejeid^net. S)a| blefe Sd^riften nid^t ton Xouler
fein fönnen unb ilber^upt in ber bamaligen
3eit ntd^t gefd^rieben finb, bemeiSt bie einfädle
S^atfad^e, bo| ed bamoIS fd^on feit anbertl^alb
^unbert Salären erlaubt mar, jur 3^ beS änter»
bide9 bie Sterbcfacramente gu fpenben. 9ud^
$reger gibt bie ®Iaubmärbigteit QpOiei^ in
biejer {)infid^t pttü.
9)on ben Xouler }ugef d^riebenen ^rebigten finb
jundd^ft onerfonnt öd^t bie befi erften S)nidEc8 gu
&ei]))ig 1498 mit SuSno^me t)on oieren, meldte
aRei]^ <Edn^rt angel^ören ; )u bief en (80) $re-
bigten fommen bonn nod^ fünf auS ber Kölner
Sudgabe Don 1548 ^ingu. SQe iibrigen be-
ugten, Xractate unb SBrief e unter Xaulerd 9lamen
finb tbeild Don gmeifel^fter «ed^t^eit, tbeilS un-
ftd^t. Unöd^t finb inSbefonbere bad 93ud^ Don ber
geifilid^en Srmut ober bie Slad^folge beS armen
SebenS 3efu (gum erftenmal l^erauSgegeben 1621
burd^ S)aniel @ubermann), bie Ezercitia super
▼ita et passione BalvatoiiB nostri Jesu Christi
(guerft ^rauSgegeben 1 548 burd^ @uriud) ; enblid^
bie fogen. Institutiones diTinae, aud^ Medulla
animae genannt (in ber Aölner SluSgabe Don
1548). — 2)ie mid^tigften Sudgaben (mon gäbU
beren gegen 86) unb Ueberfe|ungen ber ißrebigten
unb SBerfe Xaulerd ffaib : bie Seipgiger Don 1498
(entl^It 84 fßrebigten), bie Safeler Don 1521
unb 1522 (fflgt 42 ^bigten Don Xauler, „fo
neuHd^ funben", l^ingu), bie IFöIner Don 1548
(enthalt 25 $rebigten mel^r olS bie Safeler Aus-
gabe), bie Kölner Don 1548 (eine Don SaurentiuS
@uriu8 Deranjialtete fßarapl^fe ber Sudgabe Don
1548 in lateinifd^er Sprad^e; @uriu8 gibt in
biefer Umfd^eibung ben Sinn Xaulerd im SD-
gemeinen Durd^aud treffenb mieber), bie gfranl«
furter Don 1565 (eine Don ben ^roteftanten Der«
anftaltete niebertänbifd^e Uebertragung, in meld^er
an Dielen @teQen ber @inn in teiü>engidfer SBeije
gefdlfd^t ift; biefe unb nur biefe Sudgabe fteQt
auf Dem burd^ Snt. a ©otomaior 1667 l^eraud-
gegebenen Index libr. prohib. ®egen biefe Der»
fftlfd^te Sudgabe Deranftaltete Sol^ann Don Siffabon
1647 eine anbere nieberlftnbifd^e Ueberfekung,
bie aud^ nod^ 1685 in Sntmerpen nad^gebrudtt
marb).
Xauler folgt in feinen Sd^riften burd^aud ber
Seigre ber (atl^olifd^en Slxtd^t, unb ed ifi gang un«
bered^tigt, il^n gu ben Soriftuf em ber {Reforma-
tion gu göblen, mie bie^ Don ben ^oteftanten gu-
meiten gefd^iel^t, feitbem Sutl^er feine $rebigten em-
pfohlen (Srief an Spalatin Dom 11. S)ecember
1516). 3n feinen ^rebigten geugt nad^ Senifle
au^ nid^t Sine SteDe Don einem ®eifte, ber
fid^ bem fird^Iid^en (Sel^orfam entgie^t; mol^I
aber forbert Sanier burd^ fein eigened Seifpiel
bie 3ul(|drer gur bemfitl^igen Untermerfung auf.
S)ie OueQen, oud benen Xauler feine SBiffenfc^aft
fd^5))fte, moren näd^fl ber Eiligen 6d^ bie
ed^olaftifer bed Wittelalterd, indbefonbete ber
bL XbDinad Don Squin. Son ben Sl^pkm bot
SDleifter (gdtbort ben größten Sinflul auf iJ^n
geübt Zouler ifi fein @dper, abet ein felbjUn-
biger @d^ü(er, ber bie gebier bed ÜReifierd Der-
mieb. ein Sinfiu| 3ol^ned' Don Stu^dbroef
(f. b. Sri) auf il^ iji nid^t nad^iumeijen. SBod
feine &ptaätt angebt, fo ift biefelbe ebei unb bo^
marm unb gu C^enen gel^enb, lebenbig md^ bilber-
reid^. (Er ift ni^t meniger )»oetifd$^ all @eufe,
überragt ibn ober nod^, mie 2>enifle meint, an
Steid^tbum ber $b<intafle. Son feinen ed^ftcn
urtbettt $reger HI, 1, 142: ^S)ie Stflrfe ibter
SBirfung berubt Dor SUern barauf, ba^ er fein
ganged iperg, feine DoOe fitttid^ ^pierfönßd^feit in
^e gu legen mei^, unb biefe erfd^eint fo DoS unb
gang Don ber Siebe gu (Bott unb Sbriffatd burd^
brungen, unb bed 9iebnerd bob^r vxib »eltDer-
laugnenber 6mft ift pgleid^ mit foliber ^c^nbett
unb aililbe itpaoxt, ba| er unmUDürKd^ unfern
SBillen ergreift unb bad ^en feinen gforbernngen
öffnet" @o merben feine äBerfe für aOe Seiten
eined ber jd^dnflen X)enfmoIe beutf(ber &ptafy
mie beutfd^er ®taubendinnigleit unb ®etf)edticfe
bleiben. (Sgl. ff. @d^mibt, äobonned Zouler,
tamburg 1841; Serf., fRicoIaud Don Safe!,
tra^burg 1875 : Sb. S^eniffe, S)er (Sottedfreunb
im Oberlanb unb 9licoIaud Don Safel, in ben
öi|l-l)oI.SIättemLXXV [1875], ISff.j ffierf.,
S)ad Sud^ Don ber geifilid^ Srmut, aRüit-
d^en 1877; S)erf., Xaulerd Sdebrung fritif^
unterfud^t, in ben OueSen unb gorjd^ungen }ur
@))rad^- unb Sulturgefd^id^te XXXYI, etro|»
bürg 1879; S)erf., S)ie S)id^tungen bed ®otie8-
freunbed im Oberlanbe, in ber Settfd^ft für
beutfd^ed SItertbum, 91 Sf. XH u. XIIT, Sedin
1880 u. 1881 ; SQB. ißreger, ®efd^. ber beiöfd^
9)t9ftU im ÜRittelalter m, Seipgig 1893, 3 ff.;
S)erf., in ber SUgemeinen S)eutf d$en Siogra)»bi(
XXXVil, 458 ff.) [D. Soö O. Praed.]
SottM ber $frünben, f. Steftguotion.
^Q»f49€äxüt^ f. Sertrag.
fonfoi, 3obQntt, ber i,bSnifd^ Sut^,
nnirbe 1494 guSirfenbe ouf gfünen geboren unb
trat um 1515 in ben Sobanniterorbefu Sbid^bem
er in Stoftodt ißbilofopbi^ in ftoi^nbagen, Sömen
unb ftöln Xbeologu ftubirt fyxüt, ging er gegen
ben aSiaen feiner Sorgefe|ten nod^ aBittoiberg
unb lebrte 1524 old Sutberaner in fein 9Rutta>
Softer SntDorffoD gurfidt Son bort mürbe er
1525 gur Sefferung nad^ Siborg jum $rior
$eter 3mfen gefd^idt; biefen Derftonb er ottr gu
geminnen, fo ba^ er balb bie (Erlaubni| ju |)rc*
bigen erbielt Sin 3abr lang l^^dtt er nodb
(atbolifd^e @eftnnung, bid er, bed €dbtt|c§ ber
Siborger Surger unb ber ®un|t bed Mmfi ge-
mi^, obne ®efabr fein Stto^tt Derfaiffen gu lönnen
glaubte (1526). 3um ISnig^id^ Shifim mumnt,
nabm er bie €d^me]ier feined Stnmbed Sörgm
3enfen 6aboItn, ben er gum gäriger otbinirie.
M81
ZaufenbiSl^tigeS Steid^ — Te Deum.
1282
)sr gpros, Dettrieli nttt $ilf e ber Sitrget bie gran-
öKioncr unb 2)omittiamet ou8 i^ttn IHrd^^
vd^roA bie jtDöIf frfi^erm ^atrfir^en ber Stobt
itit (Erfaubnil beS ftdnigd ittebergeriRen mürben,
uab mochte Qiborg )tt einer lutl^ifcl^en @tabt,
beten Setfpiel bon Qä>eren jiätlönbifd^en @tabten
na^flcotmt mürbe. 3m 3. 1529 berief il^
Sttcbriip L <m bie Sticolaifir^e in ffopenl^agen,
M er mit dl^nlid^ Srfolg ^reformirte'' ; 1530
M bcB SteligionfDerliianblungen in 9o))enl^gen
Kfa^ er rni ber @pi|e Don 20 lut^erif c^en g^
btsmi bcm Könige ein ®Iou6endbeIenntni| in
43 6d|en (in unb Dert^eibigte bQ8[eIbe tro^ bed
Bsigli^en Verbotes in Dielfad^en (^e^rebigten,
sstoPo^ Don ben iibrigen ^ßräbicanten. 92a4
bcn Zobe ^tiebrid^ L (1533) morb Xaufen gmor
{ut tnuser and ftopenl^gen berbannt, allein burd^
bie eonjl be9 (gbelmanned SRognuS @)5e unb
bie Slm^bigbit beS unred^tmä^igen Sifd^ofS
Sdmwio XWA Slodfilbe fonnte er nao^ 14 Xagen
onf feine Stelle gurudfe^en. Ser lut^ertfd^e
Jtdnig Sl^ftian DL mod^te i^n 1537 jum Sector
bei 6e6r&if(^en, 1588 gum lut^erifd^ ^rebiger
mb Sekret ber f at^olif d^ Ißriefter in SloSltlbe
irab ernannte i^n 1541 )um Superintenbenten
in SK&e; bort ftarb er am 11. 9lobember 1561.
Saufen loar ein bcmotrati(d^ angelegter Sl^rafter
mtb beiDteS ft^ ald fold^n {u SSiborg unb ftopen-
bogen, US e^fiion m. aß cafaro|)a))ifit)d^er
S^cnt feinem Xretben ein Snbe bereitete. 93on
ba rni arbeitete Xaufen mit größerer Stulpe für
bie lutl^fd^ ^i^t. Seine ^olemil gegen Si«
14of SobonneS Snberfen t)on Obenfe unb gegen
$auIiiS ^na (f. b. «rt.) ift ein %))))ea an ben
feinen ^Jlonn o^ne miffeufd^oftlid^en SSBertb;
btffer jinb bie ^ebigten in feiner ^oftiSe ; üon
esgentlub «^teformotDrifd^en'* ^rebigten l^at er
m^tS ^nterlaffen. (93gl. t)on bänifc^n SebenS«
M^ttibttngen XaufenS bie proteftonttfd^e Don
BJebd, in ber Ib^togiff libSffrift VI u. VH
[1889 u. 1890], unb bie !at]&oIifd()e [Don Sd^mitt]
ttnler b. Xitel Hans Taysen euer den danske
Luther, in 9lorbi{IUgebIab 1894 u. 1895 [aud^
feporot]^ Sine beutfd^e 9iogra)>bi« erfd^ten Don
64mit!, f»(n 1894, ol« SereinSfd^rift ber
edneS^eOfd^ft.) [2. Schmitt S. J.]
ttefinibi<9ti«($ 9H4, f. S^iKadmuS.
tüfSt f. Sbgoben unb ^jleitasen.
fcldf» l^ebr. SRonatSname, f. 3^
iSiIntun^
9<l<»4i» !RicoIauöaRaria be', O.S.B.,
f^obgifd^er Sd^ftfieSer ber fogen. Snfelmifd^
€<Me, iDor 1671 gu Satania auf Sicilien ge-
boten unb fiommte oufi einer bort anfdfftgen Dor*
nt^men Somilte. ®egen bereu aBiOen trat er in
bm Sen^idinerorben unb legte 1686 bie feier-
fifyn SeßUbe ob. 9ladbbem er barauf an ber
QnbafttSt feiner Saterftabt feine tbeologifd^en
6tubicN beenbet l^e, mürbe er nad^ Stom be-
ca|m, um bort in ber 1687 gegrünbeten OrbenS«
W^ ber (Eofftnenfifd^ Kongregation, bem Gol-
legium Anselmiannm in @t. ^oul, fd^oloftifd^
unb bogmottfd^e Xb^Iogie Doqutragen. 9u8
biefer Sebrt^ötigfeit ermud^fen bie beiben ))]^Uo-
fo))bi{4-t^eob)gtf(^en SBerfe: Scholae D. An*
selmi dootrina ad logicam, phyBicam, meta-
physicam, ethicam, äieologiam scholasticam
et dogmaticam aocommodata 1080 thesibas
ad mentem D. Anselmi 0. 8. B. et Archiep.
Gantoar., Bomae 1705, unb Sacrae doctrinae
synopeis, Bomae 1708. SIemenfi XI. emonntt
im % 1710 XebeSd^i gum SBifd^of Don Sipori
(nörblid^ Don SicUien); bafelbft geriet^ er 1711
in einen fd^Iimmen Streit megen ber geiftlid^en
3mmunitat Don Sbgoben, meld^er ftd^ balb ut
folgenreid^en S)ifferengen aber bie Monarehia
Sicula (Lb. 9rt.) entmidkite unb 1715 gur Dor«
läufigen v(uf ^bung ber le^tem fährte. (Sleid^ im
beginn befi Sonflicted mar ber Sifd^of nad^ 9tom
gegangen, mo er nunmehr al8 Secretär ber SHten»
congregation unb Sonfultor ber Snquifition be«
fd^gt mürbe. 3n ben ficUifd^en ftird^enftreit
griff er Don bort auS ein burd^ bie im auftrage
eiemend' XI. (anonym) Deröffentlid^te Istoria
della preteea Monarehia di Bicilia dal pon-
tificato di ürbano IL sino a qnello di nostro
Signore P. demente XL, Borna 1715, eine
Sd^rift, bie on miffenfd^ftlid^em Sßertb ben be«
treffenben Slbbanblungen beS SBoroniud nid^t
gleid^tommt. Sebr fd^merglid^ für XebeSd^i mar,
ba|, nac^bem brei Don ibm nad^ einanber ffir
Sipori aufgefteSte (SeneralDicare eingelerlert ooer
Dertrieben morben maren, unter bem SinfLujfe
ftaatSfird^Iid^er Agitation bie gange Snfel i^rem
red^tmögigen Oberbirten ben @eborfam ffinbigte.
W& eiemenS' XL 92ad^folger Snnoceng XTTT,
auf eine 93erf5bnung mit bem neuen ^errfd^
Don Sidlien butarbeitete, mürbe XebeSd^i gum
Zitularergbifd^of Don apmnea beförbert (1722).
Unter SlemenS XIL (1730—1740) legte er feine
9emter nieber unb gog fid^ nad^ Subiaco, ber
aßiege beSjBenebictinerorbend , gurud. Son
99enebict XIV. mürbe er nad^ Stom gurüdfterufm,
ftarb iebod^ fd^on am 29. Se)>tember 1741. Sr»
möbnimg Derbient nod^, bog XAedd^t gu bec
Xb^oI^fi^n^ininMiiDn geborte, mdd^e dement XL
(1712) Dor Sriag ber SuQe ümgenitas gur
^ßrflfung ber Beflexions morales Ouefinett (f.
b. Sri) eingefe^ b^^e. 9ud^ mirb ibm bie 9b-
faffung be8 OfficiumS für ben b^^en $a))ß
®regor VIL gugefd^rieben, bad gunfid^fl (1710)
ffir ben Senebictinerorben befKmmt mar, 1729
aber burd^ S)ecret ber SRitencongregation für bie
gange JKrd^ Dorgef d^rieben mürbe (f. 9B. SRartenS,
Tregor YIL n, Sei))gig 1894, 195 f.). (Sgl
Ziegelbauer, Hist rei lit 0. 8. B. I, Aug.
Vind. 1754, 268. IV, 117. 429; Sentid, S)ie
Monarehia Sicula, gfreiburg 1869, 142 ff.;
«euftb, 3nbej H, 1, 733. 782. 789.) [3eA]
Te Deam, ber behmnte, nad^ ben (^gongft*
morten fo benannte liturglfd^e iff^vxm^ fai un«
gebunbener Sprad^e, ber gemöl^nlub ombrofumi*
41
1283
Xegetnfee.
1284
fd^er Soigefang unb im römifd^en Stek)ier Hym-
nus sanctorum Ambrosii et Angustiiii l^ei^t.
Seit bem 8. äal^rl^unbect louibe ndmlid^ ouf
®runb beS undc^ten SJ^tonicon beS SRoildnber
SBifd^ofS 2)aciu9 (SRitte beS 6. ^a^lmbert8)
Dielfad^ ongenonnnen, ber ^etienfifätte biefct bei-
ben öeiligen fei bei ber Xairfe beS (1. 9ugujlinu8
bec ^QtnnuS ott SBed^felgefong entftrömt SlIS
93erf offer loetben femet genannt ein SROnd^ €i{e-
butuS (in ber erften ^ölfte bed 5. Sal^rl^nbertS),
bie 93ifd^5fe 9ticeta8 t)on 9lqitiIeiQ unb 9l6unbiu8
ton Somo, Seitgenoffen bed l^eiligen ^opfteö Seo
(gefi. 461), unb ber 1^ !RicetiuS, 9t(d^ot Don
Zrier (537—566) ; audg »irb ber ^^mnud olS
Särud^pd eines t^Ioren gegangenen gried^ifd^en
Originals betrad^tet ®ett)i|]^eit aber ben sBer-
fajfer ttirb laum }u erlangen fein. Ser Umftanb,
oa| im Zttt unter ben Sl^ören ber ^eiligen bie
Sef enner nid^t genannt finb, fd^eint barauf l^iingu-
beuten, ba| biefe }ur 3^ feiner Sbfaffung nod^
nid^t dlgemein Derel^rt tDurben. 3n ber SRegel beS
1^. SBenebiduS (c. 11) ift baS Te Deum am
Sd^Iuffe ber 3Ratutin an Sonn- unb gfefttagen
bereits liorgefd^rieben; im römifd^en Officium
finbet eS ft^ f))äteften8 feit ^a)){t @regor bem
®ro|en. — S>er ^i^mnuS t)erlünbet im 1. Zi^eile
(SBerS 1—18) ben SobpxAi, loeld^en bem brei-
einigen (Sott bie (S^öre ber ^eiligen im ^immel
unb bie Äird^e auf (Erben barbringen, im 2. Zl^eile
(93. 14-19) bie @(orie g^rif» in feiner SRenfd^-
toerbung, im SBerle ber Sridfung unb in feiner
Serl^errlid^ung ; ber 3. X^eil (93. 20—29) ift ein
meift aus $faImDerfen befte^enbeS, an (S^rifhiS
gerid^teteS Sittgebet um Stettung unb gffi^rung
im Mgemeinen unb an bem gegenioärtigen Xage
inSbefonbere. S)ie testen Sitten tteifen bem Te
Deum feine Stellung im Officium am @d^bif[e
ber SOtotutin unb bor bem ^Beginne beS SDlorgen-
bbeS, ber Landes matntinae, an. @S folgt
unmittelbar auf bie Ie|te Section, im monaflipen
Officium auf baS Ie|te !Ref))onforium an aOen
gfeften (mit ^uSnal^me beS gfefteS oer unf d^ulbigen
Ainber), an ben Sonntagen, beren Officium nid^t
bie tiiotette Sfarbe verlangt, fotoie im öfterlid^en
gerialofflcium ; il^m entfpridgt in ber SReffe baS
Gloria. 2)aS römifd^e Stitual fd^eibt baS Te
Deum oor bei einer Saniproceffton, bei ber lieber*
tragung Don Sdiquien unb ber Srrid^tung eines
ftrai}tt)ege8, baS $ontificaIe am Sd^Iuffe ber
Sifd^ofSmeil^e unb ber Senebiction eines SbteS
ober einer Sbtiffin, baS Caerimoniale Episco-
I)omm nad^ bist SSBal^I eineS Sifd^ofS unb bei
einem erfien Sinjuge in feine ffird^. 9uf be*
fonbere 9norbnung ttirb eS bei S)mtffeftlid^feiten
gefungen. — S)ie muftlalifd^e S)urd^fü]^rung beS
Te Deum betoegt Jtd^, einige Varianten ob-
gered^net, auf ber ^runb(age beS britten unb
vierten ftird^entoneS. 2)ie SRelobie ber SBorte
Aetema fao cnm sanctis tuis biS in aetemum
unb beS Sd^Iu^fa^ In te Domine speravi
ift bem Introitus einer SReffe Dom l^L S)iont^puS
Sreopagita entnommen (Fätis, Hiat gön. de la
musique IT, Paris 1874, 134 ss.). Sie ofii-
ciellen rSmifd^en C^oralbüd^er entl^tten i^t neben
ber feierlid^ SDlelobie beS Te Deum nod^ eine
einfad^ere, atS modus simplex b^eü^ete. (!BgL
Daniel, Thesaurus hymnologicus 11, Lips.
1844, 276 sqq.) [Ä. Si^rob.]
fcsrntfee, einmalige 93enebictinerabtet am
gleid^namigen See, l^od^oerbient um bie getfüge
unb )um Xl^eil aud^ um bie materielle Kultur beS
fublid^en Sa^emS, nmrbe in ber gmeiten £iälfte
beS 8. Sal^rl^unbertS (um 765, ni^t, mic ^er
irrtpümlid^ angenommen tourbe, 746) üon {toei
Srubem, ben @rafen 9lbalbert unb Otfor, ge«
gränbet. S)a| ber Qeitige WA Ottmar (f. b. Sri)
oon St. (SkiHen bie erften SRönd^e gefenbet ^,
ift eine Angabe fpAterer C^oniften, bie leinen
gefd^id^tlid^en 93oben l^ot (pal Kc^inger [f. u.]
467). arrtpmlid^ ift aud^ bU getoö^nlid^ 9n-
nal^me, »onad^ bie SBrüber 9giIoIfinger loaren ;
in SBirflid^feii gel^örten fie ni^t bem boQrifd^m
C^SogSftamme , fonbem einem ber fünf alten
gfurftengef d^led^ter , ber gfamilie ber ^uofi, an.
Sur bie bem ßrUfer gett)eibte ftloflertird^ er«
bielten bie Srüber t)on $a))ft !ßaul I. (nid^t bon
3ad^ariaS) bie (Bebeine beS ^eiligen Stort^retS
OuirinuS (f. b. 9rt. n. 2), na£ oeld^ bie
aibtei fidHpftter benannte. 3um erßen 9lbt »urbe
Don ben SDrlönd^en 9balbert gemfi^, ber um 770
an ber S^nobe Don S)ingoI^ng t^rilnabm ; fein
SBruber Otfar trat }u £egemfee als &)nDerfufi
ein. Um bie SBenbe beS 8. 3al^]^unbertS (oot
798) erfd^ienen 9(bt 9balbert unb fein .Stell«
Dertreter" 3od^o auf einer S^nobe ju St Sm«
meram (IRegenSburg) unb mußten bort Derffired^en,
13 Xauflirii^en, bie ftd^ im Sefi^ Don Zegemfee
befonben, aber Don Sifd^of ^tto Don Srcifmg
beanf)>rud^t tturben, lerouS^ugeben. S)iefer Se«
f d^Iu| l^ing mit bem SBeflreben ber bomaligen 609«
rifd^ Sifd^öfe gufammen, bie Jßfarrfeelforge ben
ftlöftem möglid^ft ju entgi^en. 3eneS SBerfpred^^en
fam inbe| nid^t gur SuSfübtung; balb na^ flbal«
bertS Zobe tourbe gelegentlid^ einer Sufammcn«
fünft baqrifd^er $rälaten }u Zegemfee (am 16.3uni
804) einSBergleid^ abgef(i^Ioffen, »onati^bteVbtei
bie ftreitigen $fanfird^en per praestitnm bene»
ficii (f. b. 9rt. Precarinm) Don S^reifuig erl^ieQ
(Hartzheim, ConoiL Germ. I, Colon. 1759,
384 sqq.). Sene Sufammenlunft galt üMgenS
junäd^ft ber Sinmeil^ung ber neu erbauten* St
!ßeterSfird^ )u Zegemfee, in DKld^e ber Seib beS
bl. OuirinuS auS ber SalDatorbafUila feierlii^
übertragen tourbe. Vbt toar bamalS SRegin^,
abaIbertS!Rad^foIger. 3ur3eitSubmiaSbeS0rom«
men gehörte Zegemfee fd^on )U ben bebeuienbfleii
IHöftem b^ fröitfifd^en Steid^eS unb erfd^eint unter
ben Abteien, ttetd^e bem ftaifer ju id^rlid^en ®e*
fd^enten unb }u ftrie^bienft Dert^flid^tä toarcn
((Konstitut, de servitio monast Dom 3abre 817,
in b. Mon. Oenn. hist« Leg. I, 223; DgL @im^
fon, Sül^rb. beS frönlifd^en Sbic^eS unter Submtg
1285
Zegernfee.
1286
b.9t.I.eritiAi8l874^871f.). S)u!BIüteber«Btei
Dtttbc ocxmd^tet ivxti^ bie Söculorifotiondpolitil
bei gmoBt^0eit ^ogS 9mulf (d07— 987;
[, b. W. 9a9nii n, 107), bcr baS Sigentl^um bet
ffidjlcr an feine ftriegSleute old Se^en Dert^etlte.
Skfc sogen mü SBeib unb iKnb in Xegemfee ein
imb motten bcn oenigen jurudbleibenben üRön*
ifoi (tn (ß{let(id^e9 Seben unmdgK(^ : ungefäl^
50 3<4tt na^l^er legte eine S^euerSorunft bad
goine fflojiR in 9fd^. aBieber^erfteOer bed Stifte«
ivaxoe flttifer Otto IL unb (mar ouf bie gut*
IptQ^e {eines Steffen, beS 9er}ogS Otto Don
g^votai unb Sapem. f^oxttoit (ge{). 982), ein
lRdn4 onfi €t. Slosimin in Xrier, nmrbe 978
pom Aoifer nid 9bt mä^ Xegemfee berufen; burd^
tttbmbe oom 10. 3uni 979 (Mon. Dipl IL,
1, 219 tq.) »otb ben SRönd^en freie SbtSttal^I
{itgfjid^ ^ boS JMofter unter faif erlid^en 6(^u^
orptllt, fein gful^noerl unb feine €d^iffe Dom
3o]I Befreit unb oQe bem Stifte angeftammten
Sri^e unb ü^ {flnftiger 3utt)Q(i§8 ber gffirforge
MVftfi ttbetttagen. Seitbem er^ob fid^ Xegem«
JR Mb }u gro|er inneret SBIitte unb ftu^erem
Inje^ Unter ^rtttitt 9lad6foIger (Sojbert
(982 MS 21. Sonuot 1001), $rofeg auS 6t.
Sonnerom, toicrben in Xegemfee bie biSl^er mit
groben Xfld^em Der^angenm ffird^mfenfter mit
bnntfin^cn ®Io8gemdlben t>erfe^. vluSgeffi]^
mabe bie Srbcit bur^ S^^tinge beS fflofterS, bie
oon etnem (Brofen SrnoO) ut berihtnfl ber ®Ia8«
malfici unterrichtet loorben UKxren. SBoreilig (ot
aan ftfl^cr angenommen, bie ®Ia8maIerei fei ba-
molfi in Xegemfee erfunben toorbm ; bie^ ifl iebod^
id^ be|^ irrig, »eil bereits im 9. Jal^rl^unbert
in Sepfofoi unb in @t. (Sollen gemalte Softer
enpSknt toerbm (gf. X. JhmuS, ®efd^. ber d^rifil.
ftmp n, 1 , gfreiburg 1897 , 24. 258). 9uS
Sctiftiig berief Oogbert bm (Slmtn Sbalrid^, bm
(xjim Manntm beutfd^ Sr}gie|er, jum (8u|
bei OuirinuSglode, iDOju gform unb SRetaS fd^on
btri ^tSftt bereit fianbm (Btpp [f. u.] 16 f.).
ftu^ jteberte biefer %bt baS Stubium ber claffi«
jto Siterotur : ^oraj, $erjiuS, @tatiuS, (Eicero'S
Sriefc, QoctbiuB unb $nScian mürben gelefen
vnb 09^ Pei|ig burd^ 9bf (^riftm t)e0ne(fcUtigt.
Site hoje Seit moltetm oIS Sebte }u Xegemfee
bie beibcn nftd^ftm 9{ad^foIger (8o}bertS, ber
IlL Qotttarb (1001—1002 ; f. b. Srt.) unb (Sber-
imb l (gefL 4. aRfir) 1008), benm Don $)er}og
^cinii^ Hon So^em (bem fpätem ffaifcr ^ein-
i{4 IL b. et) bie Seitung ber 9btei fibertragm
mobe; fie tonten nammtlid^ bm SJli^braud^ ab-
Itcficn. bofi mond^ Sldnd^e Aber ff toftereinlflnfte
(i(ptma4tigüerffigtm(Pez[f.u.]in, 3,505). 9uS
fmcrBobl ging mieber Geringer (1004—1012)
^OT, unter bem ber ffunftbetrieb ju Xegemfee
tetntn ^ortgong nabm ; bomalS filierte bie bortige
eitf^nttr Wx bm Qifd^of (Sottft^alf Don gfreifmg
unh eine 9lbtiffin Sefteuungm in (SlaSfmftem
B8L Um bie SBmbe beS 10. ^ol^r^unberts mirfte
old Sc^ ber daffif d^ Siteratur an ber fflofter-
fd^ule ber 9R5nd^ gf^ oumunb (gefL am 20. Od
t)or bem ^afftt 1012), ber in einer nod^ erbaltenm
C)anbfd^rift (Cod. lat. 19412 ber SRand^mer
StaatSbibliotl^ef) eigene unb frembe Sriefe unb
®ebid^te fammelte. 3um Smedte feiner SluSbilbung
l^tte er bie Sbteim su gfuffen, fföln unb SBüri)-
burg befud^t. gfrfil^er mürbe il^m tielfad^ baS be-
rühmte ®ebid^t Siuoblieb )Ugefd^riebm ; iebod^ ifi
burd^ nmere ^orf d^ngm f eftgefteüt morbm, bag
biefeS SBerf, „bem fu$ fein poetifd^eS (Srseugnil
in lateinifd^er Sprad^e bom 10.-12. äal^rl^un»
bert oud^ nur annäl^ernb an bie Seite fteUen lö^t",
gmar Don einem Xegemfeer SRönd^, ber in ber
erfim ^dlfte beS 11. ^a^rl^unbertS lebte, nid^t
aber t)on Sroumunb Derfa|t morben ift (gf. Seiler^
Sluoblieb, ^olle 1882, 160 ff.). SemeiimSmectl^
ift, ba|, mäl^rmb Xegemfee auf bem ®ebiete ber
ffunft unb $oefle ^eroorragmbeS geleifiet ^t, eS
auffaümb arm an gefd^id^tlid^en Senfmalm tDox
unb bie @efd^i(^tfd^reibung bort nie )ur Stute
!am (SQBattmbad^, S)eutfd^IanbS ®efd^td^tSqueIIm
n, 6. «up., ©erlin 1894, 73. 877). Unter Stbt
»urfarb (1012—1017) jöl^Ite baS 6Hft 200
ÜBnd^e; 12 Don biefm mö|lte Sifd^of 9mno Don
SugSburg im % 1012 ffir baS nme fflofter @t.
lUrid^ unb Sfra. 2)a| eS übrigens bamalS unter
bem SBeijen aud^ Untraut gab, }eigte fid^ unter
bem folgmbm %bte, bem fei. SOinger, ber 1026
megm ber Unbotmä|igIeit mand^er Srüber re«
fignirte. Suf Srfud^m beS SugSburger Sifd^ofS
Sber^orb begab er fid^ 1081 mit 12 gutgefinn-
tm 9Jt5nd^m auS Xegemfee nad^ Smebictbeuem
(f. b. art. n, 830) unb fieOte bort bie Kößer-
lid^e 3ud^t tt)ieber l^er. 9tad^ feiner StüdEfebr
erl^ielt er (1082) ^um )meitm SRale bie Seitung
ber Sbtei; bod^ als 1035 baS fflofter nieber-
brannte unb im folgenbm Saläre ber fflofierfd^a^
Don S)iebm gro^entl^S geraubt mürbe, bübete
fld^ mieber eine ftarfe Ot)t)ofition gegen SDingerS
SBermaltung, unb enblid^ Ragten bie SfUnd^e il^
bei ftönig ^einrid^ m. an, burd^ Slad^IäfRgteit
j|me UnföUe Derfd^ulbet ju l^abm. 2)er jur Unter-
fud^ung ber Sa^e entfanbte Sifd^of ^itfer Don
8freiflng (f. b. «rt. IV, 1993) fpradj bie SuS-
pmfton SEingerS auS unb Derbannte i^ nad^
92ieberaltad^ (1041). (Srft 1056 burfte er na$
Xegemfee gurüdfel^rm, mo er nod^ in bemfelbm
3a|re ftarb. Sieben feinem Keformeifer mirb mn^
feine ffltnftfertigfeit gerül^mt; bie (SobiceS, meldte
er jd^rieb, gierte er }um Xl^il mit prad^tDoIbn
3nttialm unb SRiniaturmalereien. Sud^ legte er
ein Urbar (Salbud^) an, morin er bie ®üter beS
fflofierS in ^Aas^tm, Oefterreid^ unb Xirol genau
Derseid^nete. Unter bem Witt (Eber^arb TL. (1068
bis 1091) fertigte ber SRdnd^ 2Berin^ für bie
tjfenfler ber nad^ bem Sranbe mieberbergefteOtm
romonifd^m @tiftSürd^e fünf neue ® laSgemüAe ;
SEßerin^er mar aud^ in anberm ffunfigmeigm er-
fal^rm, nammtlid^ in ber @cul))tur unb ®oIb«
jd^miebefunfl dBtpp 18; 3. d. gfalfe, ®efd^i(^te
I beS bmtfd^m ffunftgeloerbeS, Berlin 1888, 65).
41»
1287
Xegetnfee.
1288
3m f olgenben Sal^rl^iinbert fHeg nocl^ boS «nfcl^
Segemfee'S. 3n föniglid^en ©tiefen toerben bie
Siebte berettd 5U ben gfurften bed Sletd^eS gejöl^ft
(bgL bie Urhtnbe JtonrabS in. Dom Sal^e 1138
[Mocu Gonstitutiones imperat. I, 178]). 93e«
fonberS bemetfenSmert^ ift bet @d^u^brief, ben
Äaifer ^einrt^ VL unterm 18. SKoi 1198 ber
9btei ertJ^eUte; in bemfelben ftnb 25 bem Stifte
gel^örige ftird^en mifge}ö^It (Mon. Boic. YI [f. u.],
195 sqq.; gefölfd^t ijt bet ib. 174 sqq. abge«
btU(ftebetü]&mte8tei]^eit8brief»atbatofja'8,f.8fot»
Wungen jut beutfdjen ®efd^. VH [1867], 189,
anm. 6). Sejiötigt ttmrbe biefeS ^tiDileg butd^
ftaifet gftiebti^ II. xm^ptiL 1230 (Böhmer, Be-
gesta imperii V, 1, neu l^mtSg. k)on 3. gftdet,
3nn8btU(1 1881, 360, n. 1778). «ud^ bie ba^«
rifc^en gfitften ettsiefen fid^ bet 9(btei Dielfad^ oIS
®önnet unb SBol^Itl^ätet. @benfo gett)ö]^tten il^t
bie ^(Lpih @4u^ unb 3tnmunit&te6tiefe, fonie
gro^e 9lu8§eid^nungen. ^apft %Iesanbet III. m-
liel^ 1178 bem «bte »u|)ett L (1155—1186)
fflr feine $erfon ben ©ebtaud^ ber $ontificaIien,
unb Utban UI. mad^te 1186 biefed ^ritileg ju
einem bauetnben. ®egen 6nbe beS 12. 3a^t-
l^unbettd ragte untet ben fiel^tetn bet Kloftetfd^ule
(ein gtoeitet) SQktinl^er l^erüor, ber e§ fid^ ange-
legen fein lie^, feine @d^üler fär baS @tubium
ber Slafftler }u begeiftem unb }u einer correcten
unb getDanbten2)arfteIIung anjiüeiten. ©emö^n-
lid^ ttirb Don il^m oud^ er^öl^lt, ba| er gu Xegem-
fee einen botanifd^en ©arten angelegt l^abe ; inbe^
^anbelt eS fid^ babei DieQeid^t nur um einen
Si^neifräutergarten, mie il^n tool^l {ebeS ftlofter
befa| (Dgl. ihtnflben!male Oberbc^emS I, SRün-
d^en 1895, 650). gräi^er mürbe ittig i^m fiatt
einem anbetn SBetii^er ein beutfd^ed SRorienleben
}ugefd^rieben (Dgl. 3- ^ti^olVt. S)ed ^riefterd
SBeml^er Drin liet von der Maget, 3Bien 1860,
@. XIX ff.) ; mel^r ®runb l^at bie Sinnal^me, ba^
er unter Dem !ßfeubonQm SRetelluS bie Quiri-
nalia, ein umf ongreid^eS , burd^ groge @prad^
gemanbtl^eit auSgegeid^neteS ®ebid^ gum greife
beS @d^u^atronS Don Xegemf ee, Derfa^t l^abe. —
auf bie 3ett befi 9bted $erd^tolb I. (1206 bis
1217) begiel^t fld^ mol^I ber befannte Sprud^
9Balt|er3 Don ber Sogeltoeibe aber bie Derunglüdfte
Semirtl^ung im itlofter Zegemfee. 9{ad^ ber an-
f))red^enben grilärung, bie Surbad^ (in ber SUIg.
Seutfd^en Sbgr. XLI, 71) Don bem Dielfa^
mi|Derfianbenen Sprudle gibt, l^otte bamalS ein
®raf Otto ben 9R5nd^en Don Xegemf ee il^re SBein*
berge bei Sogen getoaltfam entgogen. 2)er S)id§ter
»arf ftd^ nun gum 9nmalt ber Sefd^ftbigten auf,
inbem er fd^ergl^ fingirte, bie SRönd^e bed fonft
fo gafifreien fflofterS ](|ätten il^n ol^ne einen guten
Xrunl gießen Iaf|en muffen. 9uf Sefel^l beS
ftaiferS Otto IV. Dom ÜRai 1212 mu|te ber ®raf
ben ÜJtönd^en bie SBeinberge gurfidferftatten. —
3m 13. unb 14. Sol^bunbert litt bie «btri fel^
burd^ bie Der^erenben ffriege f Obbeutfd^er Surften.
9ud^ trug bie SBetfd^menbung melier 9ebte bogu
bei, hai ber SermögenSfianb bed AIo{ier6 fel^r
l^erabfam. @d^on an unb für fid^ Derurfod^ bet
fürftlid^e SRong, ben baS JHofier erlangt ffoiU, unb
bie Don meltlid^en ^beligen beOeib^en Szbamter
(Warf d^all, Aömmerer, Xnu^fe^, 6d^enf) bä>ett«
tenbe Soften. 2)iefe Srbämter blieben oud^ bonn
nod^ befte^n, al§ bie Sbtei unter ilaifer Submig
bem SBa^em bie älei^Sunmittelbarfeit Derior unb
ftd^ bem ßergogtl^um untertoarf (Süegler, ®efd^
ädernd II, @ot^a 1880, 210).
Sine beffere 3^ itc^ mieber fär Xeg^mfec
feU ber !Bifttation im 3. 1426 on, bei meld^
nad^ 9le{tgnation beS bisherigen SbteS bet tüd^tige
(erft 25 Sa^re alte) SonDentuale eoSpar S^n«
borffer traft |)(ipftli^er Suctoritfit gum %bte ein«
gefegt mürbe (regierte Don 1426—1461). S)er*
felbe marb burd^ feine umfa|fenbe Seformil^g»
feit ber gmeite Stifter (alter fundator) Xegem«
f ee'd. S)urd^ (Sinfii^rung ber SRelfer ObferDong
(f. b. 9rt. »enebtctinerorben n, 345) fieHte er
bie DerfaOene ffloftequd^t mieber l^er, fötbette baS
miffenfd^oftlid^e Seben unb tegelte bie gettfltteten
SfinangDet^ltniffe beS JMoftet6 (Dgl. aSefftnger«
S9iogra))^ie befi VbM, im Oberbanr. 9r(^tD XLII
[1885], 196 ff.). @eUbem l^atte bie %btei bis gu
il^ Vufbebung faft immer baS ®Iud, trefflid^
Siebte gu befi^en, fo ba^ fie nie mel^r auf längere
Seit in SSerfaS geriet^. Sßol^t aber tourben Don
Xegemfee auS mand^e anbere SenebictinerUfiet
reformtrt, unb eS ift in biefer &in|U^ beieid^nenb,
baB feit 1426 Don Spöfen unb &mbe§^Etrften
nt(|t meniger att 24 !lRönd^e ouS Xegemfee als
Xebte für reformbebflrftige ffßfter erbeten iDuxben
(Dgl. £inbner [f. u.], im Obetbapr. 9(rd^iD L, 19).
3u gro^m Sortl^eile gereid^te ber Sbtei, ba| fett
ber S^egierung beS 9bteS V^nborffer aitd^ Stid^U
abelige in baS fflofter au^enommen mürben. 2>et
erfte betfelben mat bet Seltptie|ier So^axm ffedt
aus @d^maben, bet als tfld^tiget unb gemonbter
£l^eotoge Don ^ergog Gilbert III. gum @egen4>a|ij}
f$felis y. nad^ SBafel entfanbt toutbe (Dgt. 3ob.
fallet, Conoil. BasiL I, !Bafe( 1896, 54 f.,
^nm. 4); ein Setgeid^ni^ feinet SdMftoi gibt
Sinbnet a. a. O. 70 ff. SBeit bebeutenbet ums bie
äBitffamleit eines anbetn StbndfieS ouS Xegemfee,
Ulrid^ StöctlS (latinijlrt TnmouluB), bet olS 9b-
gefanbter ber Senebtctinerabteien bcS SiSti^umS
^rrifing bem SaSler ßoncil Don 1482 MS Snbe
1437 beimol^nte. (St florb 1448 oIS 9bt Don
SSeffobrunn, mo^in er 1488 pofhtlitt morben
mar. Seine mett|Dollen, Dotmiegenb beutfcl^ g^
fd^tiebenen Setid^te übet baS SaSIer Concil fteb
Don f^oOet (f. 0.) 1, 60 ff. Detbffentlid^t rnotben.
2)a| et aud^ ein fel^t ftudgtbotet 9letmbt^(|ter iDor,
f^cd P. 2)teDeS nad^gemiefen, bet einen XfyM f etner
®ebid^te l^etauSgob (AnaL hynm. m« Sei|igig
1888, 18. 169 ff.; VI [1889], 5 ff.). 93emaft
fei nod^, ba^ bet teformeifrige Garbind Sticolduft
Don Sufa (f. b. Sri.) mit bem Sbte Caspar unb
bem Zegemfeer SonDentualen Semorb Don S99a-
ging (geft. 1472) Diel corttffwnbixte unb V^am
1289
Xegernfee.
1290
]m S«i4^ feiner l^od^fd^A^ung ben Tractatus
d« Tisiane Dd toibmcte (übet P. 93ecnatb9
ediriftm f. Sinbner 65—78). ®an8 im (Seifte
l^i^poif Qwr 916t ftonrob a^ritifd^tnals (1461
M 1492) t^g; getp Snbe feiner Slegierung
(1490) fiBi^ie nad^ einem im 9tamen be9 Se«
fl^ $miubi ottSgefteDten Sbtalbtiefe ber Son-
Mit 44 9ttt0liebet: 83 $attcS, 4 9lot)igen unb
7 eoicntoäber (% ^luft, im ^i{L Sa^rbud^
1898, 418). «bt aRouniS SeQtet (4. gebr. 1512
btl 1528) et^ieU üon ^{1 3u(iu8 n. 1512 bie
«rfugnil, ben Sleligiofen beS @afted bie Dier
iikomn IBeiben lu ertl^ilen (Mon. Boic. YI,
225 sq.). Unter biefem Vbte trat 1516 SEBoIfgmtg
6cibl (ecbeHuS; geb. 1492 }tt 9Rauerfir(^en in
CMfhrreid^) , ber f)Kitere tierbienftoolle Sor-
Unt^ gegen bie (Blaubendneuerung, ald Sioüi^e
fin ind) fegte tei folgenben 3abre $rofe^ ab.
Sfi^bem er mit regem Sifer bad @tub{um ber
IRDfimm Sijfenfc^ften (aud^ bed (Sried^ifd^en),
nmintli^ ober ber Xl^ieologie, betrieben, über-
aa(m er 1532 mit Srlaubnil feines 9bte8 bie
flaiqd in ber SRund^ener Suguftinerfird^e unb
tni0 biad^ feine ben 3^bebärfniff en entf (»redten*
bm $nbigten unb feinen äd^t ))riefterlid^en SBanbel
M bo^u bei, bo| bie SBetool^ SRünd^enS bem
fat^Iif^ eiauben treu blieben, goft 80 Sa^re
Bofunbcte er unermüblic^ bad SBort <9otte9, unb
|Mir nid^ nur in Säa^emS ^au^itftabt fonbem
014 in anbeten Orten @flbbeutfd(|Ianb8, nomenl»
^ in 6otibur0, mo er im 3. 1554 od^t sum
£ut(citbum abgefaQene $riefler mieber }ur ftitd^e
inüdfii^ einige ^f^ üotl^ (Snbe 1551)
ton (t oom Sifd^of Don Sfteifmg jum Concil nad^
Xiicnt gef^idt n)orben. Um bad fotl^oKfd^e So»
k0r ben 9trt^timem ber (SlaubenSneuerer }U toar*
101, wröffentli^te er 1559 ()U 2)ilingen) ben
.Qkijifi^m Sa^enfpieger. S)er feiige Ißetrue
(Soirifhift lobte in einem @d^reiben an ben fßtt»
Mjei boftSud^ unb forberte il^n auf, mit ber SBer-
tbdbtgung hn JKrd^ fortgufabren (Brauns-
beuget, P. Canisii Epistnlae 11, Frib. 1898,
402 sq.). Selber mu^e @eibl fd^on balb nod^b^
iDtgm Otperlid^ (Erfd^5|)fung k)om ftam))f))Ia|e
abtreten; im 3. 1560 feQrte er nad^ £egemfee
IHzfliI unb ftorb bafelbft am 11. 3uni 1562 (Dgl.
«. fkmbiS^ in ben C^ifl-t>oL Slöttem GXIU
[18941 165 ff., mo aud^ bie fibrigen @d^riften
6cibtt serjeidbnet unb gemflrbigt finb).
Um gute Sfidder gu Derbreiten, enid^ete 9bt
Ciritinul IL SReß (1568—1594) im Softer eine
Snidnei (1573), bie bis )ur @acuIarifation be-
Panb ; fit Deferte fon)o^I religiöd«))0))uläre mie
totfjenfdtofiti^!» unb liturgifi^e SBerfe, }um ä^eil
irps gtofecr ü))>ogra})]^if(ber Sdbön^eit (ogl. 9t.
toiihil. im ftotl^ofil 1895, II, 458 ff.). Oui-
nmif IRo^foIger, ^ßaul SBibman (1594—1624),
gc^tte )tt ben Senebictineröbten , meld^ 1618
Rflufljterg eine Sonföberation fd^Ioffen, um
Uitäafittt Salzburg bouemb mit geeigneten
Se||xMf(m üxa i^ren iflöftem )U Derforgen (Satt-
ler, SoQectaneen-Siatter, ffembten 1890, 16 ff.).
m>t SBembarb SBenjl (1678—1700) mad^te ftd^
um bad 3uftanbefommen ber Songtegation baQ«
rif^er SBenebictinerflöfter (f. b. Srt. SBenebictiner-
orben II, 350) Derbient unb mürbe be^l^ }um
®eneralpräfed ber Kongregation geioöblt. Unter
ber ^Regierung be« ^bteS @regor I. $Iaid^]^im
(1726—1762) betätigte «urfürft «arl «Ibert
am 4. 3uni 1727 ber %btet ben oorl^er oiel be«
ftrittenen «^^rtmat" über fömmtlid^e ba^rifd^e
^rölaturen (baber Primas BaTariae aß Xitel
beS abtefi Don Xegernfee). 3m 3* 1746 mürbe
bie lOOOift^rige Stiftungsfeier be« ftlofterS red^t
f eftlid^ begangen (bie aud biefem Snlal Derfaftten,
jum Xl^eil ungebrudften Sd^riften finb Detjei^net
bei ßinbner, Sie ©d^riftfietter u. f. m. [f. u.] I,
159. 161 f.); man a^nte bamdS nid^t, bag f<$on
unter bem jtt^eiten 9lad^foIger @regor9 bie Sbtei ein
gemaltfameS Snbe ftnben joEte. Se^er 9bt Don
Xegernfee toar ber trefflid^e Tregor U. Slottenlolba:
(feU 1787), ber fid^ bemühte, bie toiffenfd^ftlic^e
Xbötigleit im Softer }u förbem, unb be^balb
eine Slngal^l iüngerer OrbenSmitglieber jur meitem
SuSbilbung nad^ ben Unioerfttäten 3ngoIftabt unb
©algburg fd^idEte. 9uc^ legte er eine 3Rün)- unb
lht))ferftid^fammlung an. Unter ben für f^b^
@tubien beftimmten SonDentualen, bie gum X^eil
an bem (um 1788) Don Stottenfolber gegrunbeten
@9mnaftum )u Xegernfee SSermenbung ^nben
f oUen, jeid^nete fid^ f ))öter P. Sebaftian ©flntl^ner
(geft. 1820 gu aRünc^en) als ^iftorifer auS; er
mürbe 1808 correfponbirenbeS orbentlid^eS 9tit>
glieb ber boQrifd^en Sfabemie ber SBiffenfd^ften
unb SReDifor ber Monmnenta Boica. — 3m
gfrübiabr 1803 fiel bie 9bteL bem StegenSburger
Steid^SbeputationS-^auptfd^Iul )um Ot>fer: bie
aufbebung marb am 17. aRör) 1803 bem &on»
Dente |)ublicirt. 2)a8 ftlofter fammt feinen in
Sägern gelegenen 99eft^ungen mürbe Staats*
eigent^um ; bie (Säter in Oefterreid^ mürben Don
ber bortigen {Regierung eingesogen. Sie l^errlid^e
SBibliotl^el, bie ca. 60000 Ȋnbe, 6600 3n-
cunabeln unb me^r als 2000 ^anbfd^nften be«
fa^, lam gum Xbeil nad^ SRfind^ unb tourbe
ber bortigen ^of« unb StaatSbibliotl^I einoerleibt
SSkgen ^^alsfiarrigfeit'' gegenüber einem rüdC»
ftd^tslofen baQrifd^en Sommiffar mürbe ber 9bt
nebft gmei SonDentualen (barunter aud^ P. @utd^
ner) Dorlöufig nad^ !RieberaItad^ Dermiefen (Dgl.
ben befc^önigenben Serid^t Don SretinS in beffen
99e9trögen I, 2, ÜRünd^en 1803, 54 ff.; 5, 70).
SHe jHoftergebdube mürben für 80 000 (Sulben
Don S'reiberm Don 2)red^f el angefauft ; bem Sbte
Slottenbnier unb 20 Sieligiofen gelang eS jebod^
1805, für 5000 ®ulben menigftenS ben (Son-
Dentbau oIS gemeinfame 9Bobnung gu ermerbot
Stottenfolber , ber erfl im October 1805 Don
9lieberaltad^ nad^ Xegernfee überftebeln burfte,
flarb bafelbft 1810. 3m 3. 1817 ging baS ehe-
malige inofter in ben SBeft^ beS ffönigS SRos I.
3ofe))]^ über, ber aud^ ben SonDentbau Don ben
1298
Xtmptt
1294
bauung Bcgt fiad^ ber Stfidkl^ aus bet Mq-
bntfd^ (Bcfcmgmfd^ft unter 3oco(a6eI; un-
gcffi^ ein falbes äo^rtoufenb fpdtet unter Ge-
tobe! Hegt Me 3«t einer bebeuteid)enertt>eite«
tiinoiou)8erf((5nenins. gffir bie Sefd^bung
«ib Die Oefd^i^te bcd Zem|)dd )u äerufolem
ibec^oupt unterf^eiben toir bemgem&| nad; ben
MTJc^i^enen Sou^erren 1. ben falonunifd^,
8. bm jorobobeüfd^ unb enblid^ 8. ben l^bia«
L Set folomonifd^e Zem)>eL Snt-
{pR^oib bcm aSBonberleben ber Sficoeliten in ber
SKipe Vitte StofeS nad^ SbttlU^ auftrage ein
3dt (f. b. «rt 6Hftfi^tte) a» Slationoll^eaig-
tbum beft SoDeS eingerid^tet, unb biefeS gog mit
boB Soft in baS Sonb ber Serl^eilung ein. 9Id
ober ber Se|i| beS l^iaen Sanbe9 boIDommen
geft^ crf Aien, bad^ iebnig SkiDib boron, nun
ond^ bem ^erm ein fefie« ^eiligt^um, einen
impd Don Stein ju bauen. 9n ber SuSfOl^rung
jdoii 8od|oBen9 tmtrbe er burd^ ben ^ropl^ten
Kat^ ge^inbert. & morb il^m berboten )u bauen,
iDeil er gro|e ftriege gefü^ unb )u biet Slut ber«
goffa ^otte (1 ^. 22, 8) ; jugleid^ ober tourbe
i^ erbpet, feine S^nafüe fole Seftanb l^aben,
onb fein 6o(n unb unmittelbarer 9lad^f olger, ber
9niben§f&rfi €aIomon, foOe feinen $Ian )ur
tnSfu^ng bringen, ütun traf S)abib kpenigfienS
innfojfenbc Vorbereitungen für ben 93au. Sr
tD^ Ott 8au))Ia| bie Xenne be9 3el^erd
Sreuno ober Oman auf bem Serge SDcoria
(1 $at. 21, 18 ff. 2 $ar. 8, 1) au«, toeld^e frfll^er
fd^n btttd^ abral^mfi Opfer (®en. 22, 2) ein-
gdoet^t uiib te|t bem frommen ffönige burd^ ben
Cnad be§ i^mn gegeigt loorben loar. 9[u|erbem
bKf$a^ er ben Bauplan (m^ri • 1 $ar. 28, 11)
unb einen gro^ %f^ü ber für ben Sau notl^-
Denbigen Slicittel unb SRaterialien. SBon ben be-
bentiiibcn SRetalbonatl^en, toeld^e 2)at)ib in fei-
nen ftriegen erbeutet l^tte (2 @am. 8, 8. 11),
kjttmmte er 100000 Xalente (Bolb unb eine
gtüliim Xalente Silber für ben SBau. 9u|er«
bcm Mte er (Er) unb Sifen in f o großer 9Renge
tut ikrfägung, ba^ tS nid^t getoogen merben
Ibmttep unb eine Unmaffe bon ^olg unb Steinen,
niier fetteren aud^ fbftbore Steinarten unb Sbel«
flcine. 8or feinem Xobe nod^ ermal^e er in
dnir Seid^erfammlung feinen Sol^n }ur mutl^i-
gm Snongriffnal^me beS großen 9BerIe9 unb
Mc 8für^ beS SBoIM )ur treuen ^ilfeleifhmg.
8n4 bte IBomel^men beS Steid^eft folgten ber
Ittfforberung i^eS ftönigfi unb ^uerten gu bem
8an nid^ aRittel bei: 5000 Xalente ®oIb,
10000 Xolente Siffier, 18000 Xalente (Srg unb
lOOOOO Xalente eifett (1 fßar. 29, 2—9). So-
bidb Solomon ben Xl^ron beftiegen, legte er an
bie Vorbereitungen bie le^ie {ianb. SRit bem
Abmge f^m bon XQrug fd^Io^ er einen Ver-
trag, in loel^^ biefer fid^ berpflid^tete, nid^t bIo|
Ccban«, 89|nef[en- unb SanbeH^ob bom Siba-
lon yi Refen^ f onbem aud^ fad^ unS f ad^Iunbige
Arbeiter mitgufd^idCen , unter benen Seute auS
V^bloS (D'>3^n ; 3 RbtL 5, 18) befonber« genannt
»erben (3 OTn. 5, 6. 15. 17. 2 $ar. 2, 8).
Suf S15^ nuAen bie 6Mger gu 9Reer bid nad^
ioppt gebradj^t. 2)ad ^auptfteinmaterial ober
tt)urbe in ber 3lSS)t bon Serufalem getoonnen, »ie
be Vogü^ (Le temple de J6ruBalem, PariB
1864, 2) nad^geteiefen, unb mie man fid^ ie^ nod^
in äerufdem leidet ourd^ ben Slugenfd^n cxi ben
„ÜRogl^rötel-ftettan" genannten Steinbrüd^en im
Storbquortier übergeugen fann. S>ie SteinblödCe
tourben an Ort uiü> SteOe bel^auen, fo ba| man
beim Vau bed %mpt\% meber Jammer nod^ !Dtei|eI
nod^ ein anbereS eifemcS Serfgeug fal^ unb l^drte
(8 ftön. 6, 7). 9u8 ben 3SraeIiten l^ob f^önig
Salomon 80000 SRann gu ben arbeiten au8,
bon benen ie 10000 3Rann einen SRonat arbeiten
mußten unb bann »ieber gtoei ÜRonate rul^en
burften. 2)agu lamen 70000 Safitrüger unb
80 000 Steinmauer, toeld^ loal^rfd^id^ auS ben
im Sanbe gurüdgebliebenen canaanitifd^ Völfer«
jd^en ausgehoben nmrben. Ueber je 50 SRann
|e|te er einen Suffel^er, unb Oberauffe^er loar
Woniram ober 9boram (8 ffön. 5, 14. 16). S)er
eigentlid^e Vaumeifter loirb unS nid^t genannt
^iram ober ^uram, ben ber ffbnig oon X^ruS
fanbte, mar nadfi ber l^eiligen Sd^rift nur 9Reifter
in Srggul, ^oIgfd^i|erei unb Vilbmeberei (3 ff dn.
7, 18 ff.) : er{t Diel f))dter erfd^eint er aud^ att
9rd^ite(t (Su))oIemo8 bei Euseb. Praep. ev. 9,
34). 9m 3orban gtoifd^en Sod^ot unb Sare«
ba^a (2 ^. 4, 17) mürbe eine eigene ®ie^erei
eingerid^tet , meldte bie metaOenen Ihmftoerfc
lieferte. 918 aOe Vorbereitungen getroffen maren,
begann Salomon ben Vau im gmeiten 9Ronat
feines bierten 9tegierung8|a(red, im 480. (naA
Flay. Job. Antt 8, 8, 1 im 492.) Saläre nad^
bem SuSguge aus 9egQpten. — S>er bon 2)aoib
auSerfel^e Vaupla^ eignete ftd^ nid^t ol^ne SBei*
tereS für biefen S^edC. SS mar ein giemlid^
f(^maler, unebener tSfelfenl^öj^ngug bon 9torben
nad^ Süben, ber auf ber Oftfeite fel^r fd^off in
baS Sebrontl^I, nad^ SBefien aber in baS X^ro«
8Son abfiel. Um ba für ben imptl unb Mne
imgebung ein $Iateou gu fd^ffen, tt>aren beben-
tenbe $Ianirungen unb Srbretterungen mit ^ilfe
bon Sfuttermauem notl^menbig. 6S ift feine Sfrage,
ba| ber {e^ige ^ram efd^d^erif ber Xem|>el"
)>Ia| mar ; nur borüber mirb gejhitten, ob Salo-
mon biefen VIa| fd^on in feinem gangen gegen-
mürtigen Umfange gefd^ff en unb geebnet l^be, ober
ob baS gum X$eil burd^ ^robeS gefd^el^ fei
Senn eS ift boQIommen auSge[d^Io{fen, ba^ bie
Juben nad^ ber StüdSe^ auS ber bab^Ionifd^en
®efangenfd^oft eine fold^e Stiefenarbeit unter«
nel^men tonnten. 3loq ie|t finb S))uren biefer
gemaltigen arbeiten fi^itbar fomol^I an ber Oft-
feite als aud^ im SEBeften an ber fogen. fflage-
mauer (bgl. de Vogüö L o. 17, unb bagegen
^aneberg, 2)ie religibfen Sltertl^flmer ber Vibel,
2. Sup., SRünd^en 1869, 217 ff.). Sie Vefd^rei-
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dS Sn^ong ju ferner
2. ftafL, fieipaig
Lsr? J^s 6 MDBft «HS bcB aOer^igften
i^esboB aus einer Sor»
€0»oy in benftönigfi-
im ka ^Sardipomena toirb
auf 60 eOen imb
SIoi ongegdkn; bon ber
G^nmip, iebod^ nad^ S ftön.
:nocfhe 30 SDcn. Son bem ^Oer-
:oiianiK :0Si eS 3 floa. 6, 20 ouSbrudlid^,
3 m ohkoi etn (SubuS i»on 20 ßOen
^ ^ciUif IMT wul^ ben ftönieS-
l XztL 6^ 3) 20 COcn toig nad^ bem
)c5 Sia^, olfo Don 9lorben
10 fücB krtt bejiD. tief; nad^
^12oacniod^. 9bu&SIat)iuS
S. 3v 2) ktmg bie ^51^ beS
rQ &ai. c6cB|o Diel bie Sftnge,
20 (BIflL 9lai!^ il^m »mrbe
ilefcfituthoifl) nod^ ein
SedöltBijfen auf ben Sau
eine C)5^ Don
^ ^SflK rstoL :ü?(ibe CütK vk bie Sorl^oHt.
lioff .'Ifettittfla ^»tr xsrdpcdcBai 9ta|e nehmen
-c nant am ^agrr;<iT ia bot Sorid^te be8
J !:zi lifi flen), Inbere tDoSen
SDer^ig-
^npK 1^ eleu) unb ber
isw^T-i^ - fSiSi. J^*« V* ber SorijoIIe
X X;r£ss. >(S ne oDxbcr bie ^fte
oba nod^
msL 1
i
' nehmen, Don benen ieber bie ^51^ Don 60 £Ben
ge^bt l^tte. Sm nfld^fkn liegt mobi folgenber
StuSgleii^: 2)aS Zenqielgebfiube erl^b fu^ (nad^
6a. 40, 49 [Sulg.]; 41, 8. 11; Dgl. Z^iud^
2>er Xempel 30. 35) auf einem 6 (Elen (o^
fleinemen Unter{a| (Plattform), fo ba| num auf
Stufen }u bemfeloen (tnauffteigen mu^te. S)a9
Merl^Uigfle (-)'*2-; Don -^n, leinten febi, nid^t
Don '^V'.t Sulg. oraoulum) toot im Sid^ten
20 Snen bod^, breit unb lang, baft ^ige ebc»»
faSd 20 eOen breit, aber 40 eOen lang unb
80 SOen ^od^. lieber bem Meri^Hgfien befanb
d^ junfid^ft ein Obergemod^, burd^ »eld^ft boS«
elbe in gleid^e ^5)^ mit bem ^eiligen tarn, unb
au|erbem befanben fic^ nac^ 1 $ar. 28, 11 unb
2 gkir. 8, 9 aber bem ganjen XempeD^fe nod^
Obergemad^er, fo bog mir leidet auf eine ^lAJt
Don 60 SQtn fommen, meldte urf))ränglid^ ond^
ber atoeite Xemfiel l^atte. %\t Jg^öl^e ber iBor^iIle
Don 120 SQen mürbe bann fetneSmeo^ jur ^ö^
bed Xem)>ell^fe8 in ouffaUenbem Ser^altniffe
flehen. Sn ber 9}orb«, Sßeft« unb @übfeite um*
gab bqS Zempel^aud ein SIebengebaube in brei
Stodmerlen. 3n iebem btefer Stodmerte befanben
fid^ Derfd^iebene (nad^ Sa- 41, 6 unb Jos. Antt 8,
8, 2 brei|ig) 5 gllen l^ol^e, burd^ X^ren mit ein*
anber Derbunbene ®emä(|er ober ^Äxti, meld^ jur
Sufbemal^rung ber bem ^erm gemeibten ftleiber^
SBaffen, Xro))^ften (8 ffdn. 7, 61 ; 15, 15 ; 4 ftön.
11, 10), ®efä|e unb 6d^ bientea S)ie Sreüe
biefer 3dlen nimmt mit lebem Stodtoerte um
eine SOe au unb beträgt im unterflen 5, im mitt»
lern 6 unb im oberften 7 (Hlen, mäl^renb bie
aotauem bed Xem)>ell^fed bem entf)>re(^b im
9eu|em um eine SOe abnel^men. %uf ben ba-
burc§ gebilbeten SRauerabfö^n tagen bie teilen-
bauen ber Stodtmerfe unb liefen fo bie ^(ige
Xempelmauer unoerfel^rt, möl^enb biefelben in bie
9lu|enmauer bed !Rebenbaue8 eingelaffen ttMren.
Stemmen mir für bie S)e(Ien(agen unb bie Sin-
bad^ung beS 9lebenbaue8 aud^ 3—6 SEen, fo
ragte nodb bad Obergemad^ über bem 9Qa|eiIig»
ften unb DaS ^eilige felbft um 10—12 eOcn über
biefen 9lebenbau l^inauS unb bot Kaum genug für
bie 8 ff5n. 6, 4 ermölEfnten Sfenfter an bon ^aufe
(n:%). lieber bie 3a(t unb ®rö|e berfelben toirb
im l^eiligen Xeite nid^tS bemerft ; biefelben toerben
nur D-'tttsK cB^^ (Sulg. obliquae) genannt, dm>-
burd^ ol^ne S^oeifel gefagt merben foll, ba| bie
tSfenfteröffnungen mit einem ®itter Don {larfen,
f eft gemeldeten Ouerft&ben Derfd^loffen mann , fo
ba^ fte nur gebAm])|te§ Sid^t in bia§ ^eilige ein-
liefen, J^uptfäc^Iid^ aber aß Suftöffnungen jur
SentUation bienten. S)er Singang au biefem
Snbau befanb fld^ auf ber @fibfeite, tooMd^ein«
lid^ in ber 9Ritte, unb eine SBenbeltrcppe in ber
äu|em ÜRauer führte in baS mittlere unb obere
@todmer( unb mal^rft^einlid^ aud^ no<^ meiter
auf baS S)ad^ unb in bie Obergemfid^er. Sei
£a. 41, 11 ift aud^ an ber 9Iorbfeite nodd ^
fold^er Singong ermäl^nt, mo^I nur ber Symmetrie
1397
2em))eL
1298
tot^oL Uckr bie fBebad^ung ge^ bte ^nRd^ten
iDiebct lOfit ou8 eiiumber, meil totber bie Qeiltge
6(i^ no4 3o{e))^ud barüber berid^ften. S)ie
einen moOrn ein ®iebelbad^ mit Sli^bleitem
(SRid^ocIifi) ober mit toi^en SBogeljd^eud^en auf
bcr ^^ unb am Slanoe (neueftenS nod^ @c^itf ,
Sie 6tiflsl(utte, ber Xempel in äerufalem tc,
Scdin 1896, 99 ff. ; t^gl. C^oIemoS bei Euseb.
Pimm. er. 9, 4), Snbere nad^ ber Sinologie
Ate «ouoerfe unb nad^ morgen(inbifd(|er Sitte
inifla4cftS>a(^. S)aS I^ere ift bad loa^rfii^ein*
H^; H befkmb aud oneinonbergereil^ten £ebem«
baUm mit fd^mad^ SBöIbung auftoftttd, aber
Bd^e |itr abmel^r ber gfeud^tigfeit ein eftrid^
ober eine SDtormor-äncruftation gebreitet mürbe
tp9JL X^iufi, 3)er Xtmptl 84). Sie ajtauem
M tmpM moren oon Ouoberjieinen , nad^
äojep^ (Antt 8, 8, 2) bon meinem SRar-
Bioc Ueber bie S)i(Ie ber 3Rouem berid^tet
nir Cjed^kl, toeU^ 41, 6 bie Side ber Xem-
^mauem ouf 6 Sien unb bie ber ftu^eren
Otoutm bed Snbaueft auf 5 (EQen angibt, gfur
btt OorboOe merben mir mol^I nod^ bidtered
IRottcrmed annehmen mäffen. — SEBöl^renb boS
leu^ im ®ian)e beS SRarmorS erftrol^Ite,
brni^ man im Snnem oon ben Steinen nid^tS
me^ cxbiiden. SDie SBSnbe maren mit Sebem*
^l), bcr 9utboben mit G^preffenbol} bebedft
SoS Qktfifel ber Sßftnbe jeigte 93er)ierungen oon
tüolmen unb Sb^rubim, fomie Don Slumen«
gettinbcn, meiere entmeber auS Soloquintl^en
(SierjUbcn) unb aufgebrod^enen Slumen, ober
va^einl^er au8 Inofpenbem unb blfibenbem
Slmncnmett beftanben unb fo georbnet maren,
bol bie Slei^ ber ^olmen unb S^erubim (Sg.
41, 18—20: ^Sin ÜRenfd^gefid^t gegen bie
Vdme auf ber einen Seite, unb ein Sömengeftd^t
gegen bie ^Ime auf ber onbem Seite'') mit ben
Slmnengeminben abmeddfelten (ogl. Sdbr, 5^
folom. ^m£el,ltarldru]^e 1848, 124 ff.). Sie Ser-
jienmgcn (Sulg. caelaturae eminentes) maren
si4i erhoben auf ben SB&nben, fonbem oielmel^r
ringegioben. S)ann aber mar baS ®an}e, Sedfen,
Salbe unb gfu^boben, mit ©olbbled^ in ber
Setje äberjogen, ba| bie S3er|ierungen an ben
Sdttben ottd^ in bem golbenen ueberjuge fid^tbar
bDcbcn. Wt golbenen 9lägeln mar baS @oIbbIed^
olrntbalBeii befeftigt 3n biefer SBeife mürbe
m4t bIo| bad eigentßdbe S:em))ell^au9 oergolbet,
fpnbetn aud^ bie ^or^ue unb bie Obergemäd^er
(2 $at 3, 4. 9. (Eg. 41, 26). S)ad SHerbeiligfte
nur Don bem ^tgen burd^ eine mit £ebem-
bcttttm bcfleib^ 9Rauer ober burd^ eine ein«
fnlbe Srrtteimanb getrennt, in meld^er ftd^ eine
fSnfedHie Xl^röffnung befanb, bie burd^ eine
tbün unb au|erbem nod^ burd^ einen Sorl^ang
SKWoffen merben foraite. 2)ie Xl^üre, eine
^iitgeU^än, mar oon Oelboum^olg, in berfelben
Sn> oojiert mie bie Sd^eibemanb unb bie
Säabe fiber^aupt unb mtd^ mit ®oIb übergogen.
^ S&igel brel^ fid^ in gofbenen Slngeln. S)ie
%1fixt nafpax m6) Einigen ben fünften Xl^eil ber
Zrennun^onb ein, mar bann 4 £Ilen, nod^ %
41, 8 6 SSen breit; nad^ Slnberen mar fte an
f änfedfigen Xl^ürfif often befeftigt ober l^ing in einer
fänf edKgen S^Srbefleibung, fo ba| über ber Xbüre
nod^ ein Sreiedl ftd^ befanb (8 ftbn. 6, 81). SBor
biefer Xböte befanb fid^ ein Sorbang (2 $at.
8, 14; Jos. Anit. 8, 8, 8 u. 7) in ben oier
gfarben, meldte ber XreimungSoorl^ang ber Stifts*
ptte geigte (f. b. Sirt.). Sie golbenen Retten,
meUbe 8 ffön. 6, 81 ermähnt merben, bienten ent«
meber gur 93erriege(ung ber Xl^üre ober gum $in«
unb ^erfd^ieben bed iBorbangeS ober enblid^ nur
a» 3ierat. 9ud ber ^or^aOe fül^ eine giagel*
t^fire oon £9))reffenl^oIg entmeber mit oieredKgen
^foften oon Oelbaumbolg ober mit einer oier-
edKgen SD^firbefleibung in bad ^eilige. Siefelbe
mar in berfelben äBeife oergiert unb oergolbet mie
bie eben ermahnte Xl^fire. Sie gflägel, meld^
fid^ ebenf oOd in golbenen 9ngeln bemegten, maren
aber nod^maß getl^eilt, entmeber in eine obere
unb untere ^olfte ober in gmei fenfred^t neben
einanber ftebenbe, burd^ brel^bare Sanber oer^^
bunbene ^ölften. 9lad^ einigen foO biefe Xl^üre
ben oierten Xbeil ber gangen innem breite ber
9bfd^Iu|mauer bed Xempelbaufed eingenommen
l^en, 5, nad^ Sg. 10 CHen ; nad§ tSnberen be»
giel^t fid^ bie SBemerfung 8 ffön. 6, 88 nur auf
bie Süßere gorm ber XJ^urbeHeibung. — 9n
ber SBorJ^aOe, bie nur eine 14 SQen breite
Xl^orbffnung obne Xl^orpgel l^tte (gg. 40, 48),
entmeber in berfelben frei ober al8 Xröger ber
Oberfd^meSe (Slmod 9, 1) ober be{{er frei oor ber»
felben (2 fßar. 3, 15. 17), ftanben bie beiben
^runtfäulen äad^in unb SoaS. Sie maren au8
^^S Q^0<>fi^ unb l^o^I. 4 Singer bidC mar bie ®e«
manbung, bie ^öl^e bed S^afteS betrug 18 ßSen,
bie ber Sapitole 5 eOen. äßenn ber Sl^ronift bie
6ö]^ auf 85 eUen angibt, fo bot er babei offen-
rar bie Stufen ber SSorbaKe unb ben Sodtel ber
Säulen mitgered^net. Sie Sefd^reibung ber Sa-
pmu ift bunfet. @emi^ ift, ba| bod Cabitöl ftd^
ausbaud^te, ba| jtd(i auf bemfelben Silienmert,
9]e^merl unb ®ranatö|)fel (je 200 in 2 {Reihen
georbnet, oon benen 4 nid^t jtd^tbar maren ; 3er.
52, 28) bef anben ; aQein mie im Singeinen bieg
georbnet mar, lö|t fid^ mit Sid^er^eit mol^I gar
nidbt mel^r befttmmen. Ser gemaltige Umfang oer
Söulen (12 (Stten, 4 eilen im Surd^meffer)
fprid^t ni(^t aSein bafur, ba| fle oor ber Sorballe
aufgefiellt maren; ber beilige Xeitt begünftigt aud^
biefe Snftd^t , unb ber Umftanb , ba^ fie nid^t
blo^ flKiter J^ingejteOt mürben (8 ftön. 7 , 21),
fonbem mtd^ oor ber Serftörung bed Xem))eß
fd^on entfernt mürben (Jos. Aott. 10, 8, 5),
erbebt fte fafi gur ®emi|l^eit Sie Flamen
äad^in unb SoaS fmb meber Flamen berflbmter
ÜRönner, nod^ ber 99aumetfter, nod^ enbli(b fonft
unbefannter Sbl^ne Salomond, fonbem meifen auf
bie Sebeutung ber ^mnf [öulen bin : Jacbin = Sr
(äel^ooa) gritnbet, befeftigt ; Boas = mit ihaft
12M XtmptL 1300
(m = m;^ett^lffampit9ttL7,n, (SM«. 8, 64. 4ftBn.l6, 14. 29ol4, 1).
m Opp., edl BmiL syr.^it I, 460, okcr Sk te 9inho)^cniItor bec Stiftt^, {o ^
= V? •^). £«4 Mr «afddbnit bkfer 6iidai M|| bkfcr einen fd^en Sirfgong ((E). 43, 17
Mr itfr te S0C^ teS 2an^ eine Xovilc f*^^, «i bor Oflfdte), fo ba| ber $ittpec Mm
n04MnM«^ Ml «Nk^ Vk 2n|fA pi Mtai <nf^ei0ai mb Opfern baS ®e{U^ na^ bcm
6cttettfla45toibaini*6ibcsffi^ilai.»4Da* 2aii»efMeflcrid^etl^tte(64oI)Q.(L 0.1,217).
te ber gtim M bei «M^tle Biefei^t oe 9^ «o^ed^ 0.0.0. 117 toox bei tufpiQ o
failMbe fkk befonb, Mi Mck|cf mI Mr fnefker ber eibfnte, iDeU an ber 9iorbfeiie bcr e^lot^
boS SoB KSK*«« — 9* Sfi^leifi^tai icNb 1iB|Mr; feiner, »eil ber^rie^.lDcmi er ob ba
fk^ biefeOe Snibettibe not benUbea 3n$oflr Of»ite ^oMtgeoangm »Sre, bem^ig^mnba
»kinberetiftitltlc. floi ^iiyi figlr Cotowin ' «Mai inyttoibet |atte, xocA ncd^ benXolttun
Öi gcg|e e^enibpnfiflwqi, «i^> wie 3ii jt||K , nn^ottW^ mr, unb enblid^, toeil ftd^ ou( no^
, onf innewColbe, fonbcoi oniGcAnni- 6tn<nbeS9hifgan0eBanOilimb6tdle|m^
|ol|niibnnlQMbJibem|en(SML6,26— 28). 9to4e4idi9cSnämI^ft(l^er,ba|im{do^
Stcfefben waxm 10 Cbn Ifodf, nab i|Be on6> ^en Zenqid fmoo^I olfi aud^ im |iDetten2em)c(
ortifüelen gUgcI nobncn bie «oi^eSnite beS bei Snmbojyferattar genau oufbem^^ligea^'
fObi^igpai ein in ber flSeiK, boft bie infton grNiben, onf »dd^ Slbro^ boS 0|i|ei ba^
gflngd US {nr Sonb itiil^, wäfmiSb bie in» braute, «mf nie(d^S>obib einen 9Uar banlt mb
neren %ltt%A fi4 on ber €p^ kri^rten. €ie ber jd^nod^ in ber Omor-Slofc^ oB t^^iger
fonben oi^rei^, wAfSß Ingep^l Mr men boS ' 9M (BlSMcbrwh) tttOfti loirb. 9n bem iHm
b. i gegen bot ^ige gerietet — 3« \db^ tmm mfßttt Vb]^, ouf lodern bie
wat ber Son^oftferottar, «ie in ber.^riePer bei i^ Sfunctionen um bm tum
flutte, triefleii^ berfelbe ober ein nener in ^ temnige^ lonnten (£}. 43^ 18—17). Inf bon
Sinenfionen. Xogegcn ße^edonum'fOftarebnmntebadl^eUtgeSetier^meli^lef^^
pibemgoIbenen&n^ittanSreinpeniSofbeno^.nnter^oIten toeiben mugte. 3u bdbca €dt(ii
9 ober 10 neue (3 ftdn. 7, 49. 2 ^or. 4, 7) bei fOiozd, nad^ 92orben unb no^ 6nba,
mo^en, denfo no4 9 ober 10 ei^anbcobetif^e ßonben 10 faßbare eiserne <Ek|ieIe {r^^),
(3 ffdn. 7, 48. 2 ipor. 4, 8>, wdäft onfge^ 4 (Bbn long unb breit unb 3 eilen ^, wai
nnnben5ittr9tei^nnb5|nrSinbniNnnSin- 9Bofil(bedEüt (n^-i^s), meld^ mit auffalenb^
" fnWt^Wt (3 «ön. 7, 27—89. 2 «ol 4, 6)
bef^riden tterben, tooVl be|]^, meU fie pier
in ber 6tift8ifitte mäfi uotj^otiben UNnm. €ie
bienten {ur fflafc^ung ber C)))fergoben, Mift
9tei^ 1104 immer nur onf einen Xif«^ bie €4an- fnr ben Sronbopferaltor befKmtint UNoai (2 $».
hobeniAcrgeIegtnmrben,nm)ooni^wMl^2$or.|4, 6). 3n)if4^ bem Xenttiel^aufe unb bem
13^ 11 immer nnr einSeni^ter ongt^ünbet mnrbe, 9ronbo|)feraItare, t>on legerem filbrnSitS, jtanb
obmo^I au|er bem olten 9 oba 10 onbert iwr- : boO eherne (rf nin) ober gegoffene (?tc) JReer
^onbenUNizen. fbi^erbemmerbenno^nerfi^icbene (c^), mett^ für bie SBof^ungen ber ^^litjici
gDlbeneunbon^filbeme^lAcngerät^beS^onfeS befhmmt uku: (f.b. 9rt9ReetVIII,1180). Anf
be8$ermermd^(3IBn.7,49f.29ar.4,21f. ber9torbfeite beS SUtorefi mar ber €6Mtp]a|
gonge onS. Senn 8 ftoiL 7, 48 nnr mm bem
S^oubrobetifi!^ bie Siebe ifi, fo ip bomit eulmebei
ber olte gemeint, nrie )o ow!^ bort ber ölte golbene
fUlor emo^ nmb, ober c« ^ei^t fb, meil ber
4 Adn. 12, 18. 3eL 52, 19; OgL S^ol], Sie
^tgen Wtert^umer, StegenSburg 1868, 219 f.X
2)oS Uor^in bcfci^riebene Xcm)KlgAänbe nmgnfi
(eco. 1, 10. 11), mo 0^ Smeifä Derfi^
bene Sorrid^tungen )um 6d^ta4ten, Sbintgen,
Sert^en u. ber 0))fertl^tere ong^ndlt Men.
junäd^fi ber Sor^, melier ber Sor^ ber miemirbie|t>omgmeitenZemiMlbr9inait»ijjai.
^rief^ (2 $ar. 4 , 9) ober ou4 ber innere • am innem Sorl^ofe, ober am b^ßdffn Cingimge
(3 tan. 6, 36) unb ber obere Sorbof (3er.!bc0fdben(2$Qr.6,18; 28,18),b^Mau(i
36, 10) genonnt mürbe. Sr log twr bem Eingänge boS eherne ®efteS (rwha n<i*a), 5 S^
beO ZempeS^oufeO (8 ffön. 8, 64) unb mar mit ' '
Steinen gc)>{Iafiert unb umgeben oon einer SRoner,
bie ouO brei £ogen be^anener Ouoberfleine beponb,
ouf mel^ no4 eine Soge ober ein (Selonbcr mm
breit unb 8 Sllen (od^, eine Vrt Soiqel, sel^e
@obmon bei ber Sintoei^ung be8 Zo^ell be-
nn|te, unb meldte für bie ^Ige o^ Sb^ ^
etonb- ober IBetort ber fttatge gdDebm $
(EebemboOdi mor (3i»n. 6, 36). 2)ie er5|e (4iMn.ll, 14;2d,8. 2 $ol 23, 13; 34, 31).
biefeS ^ejietDor^feO mtrb ui^tangegAen; nod^.Ob bte4ftön. 16,18ecmä^ JbMkSäM*
(E).40, 47 ^tte er 100 (Blen »reite unb Sfinge ; ! 1^" (ns»n ?|^«) mitbiefemOrngMaedoib-
nod^ ber Analogie ber 6tiftS^emiri) numidiod^ orte ibentifd^ i{l, ift nid^t fk^, mcmi mt^bit
mol^I 100 eSen Steife unb eine £ange Don ; beiolM^^ %nna^me tDO^ddeäS^ t|L Inf In*
200 SOen onne^en muffen. 3n ber Stute biefeS ' regung beS ff5nig8 3oo8 Ite| ber ^(etineper
$rießert)or^ofe8, in gleu!^ Sinie mit ber SunbeS« , 3oioba in bief en Qorl^of noi^ioepßft W" Vuai
fabe unb bem 9lau4o))feniItar, ßanb ber gro^ ; eine Sobe ober einen fi3))ferfapen bnPdtm, is
9ronbo})hroItar. S)aS öu|ere dejtel mor oon I »eld^ freimiOige (Soben fb bk Snfioib^
Sr), 20 eilen long unb breit unb 10 Sien ^ tung beS Zempeie yfmmndt mbcn. 9aSt 6}.
1901
Zetn))eL
1802
40, 81. Si. 37 bacf tnim annehmen, ba^ man
Olli tiefem iimem obet obem Sorl^f auf ad^t
6tufim in b« fittlmt (Ss. 40, 17) ober gto^
So^^f (2 $ar. 4, 9) ^inabfHc g« S)<rf elbe um-
qpb bm imiem Sor^f toa^rf^dnlfa^ Don btei
6cita (Koämi, 6äben unb ORcn), l^tte nod^
Gjc^id eine (Br5^ Don 500 Suen im Ouabrot
uäb max Don rfaiei 9Rauet eingcfd^Iolfen , in
iDdi^ fid^ ebenfoOft na^ Sjed^ btei X^ote
<te Z^otfoSen befanben, ie eineft auf ber 9torb-,
ba &tt)- unb bet Ojlf ette, benen in einer Snt«
fcntunB Don 100 eurn cxuS^ Singftnge in ben
innan Sorbof enif)mid^en. ^oneberg (a. o. O.
225 ff.) f4He|t mtt Kfidfi^t auf 1 $ar. 26, 12 ff.
auf j^ Z^oie beB ftufiem Sotl^ofed, Don benen
efaicl ml^ %otben, eineft nad^ Often unb ie }ttiei
gqm Suben unb SBeften toaren. Son bem ffim
(i $01. 26, 16) cttofi^nten ^luSroutffitl^ot''
(r^9 nm) on bet SBefifrite (an ber SteOe beS
netieibingft cntbedten SBUfonbogenS) nimmt man
SWjßBli^ on, ba| e8 fär bie Sinffi^rung ber
[rr^ieie, beS SronbboIjeS u. f. m. unb jur
Vnfful^ bcS Ael^^td, ber %\dtt u. f. m. befKmmt
wag, flni bet Sorfiabt (-ant, cr»-)i1l 4 ftön.
28, 11« 1 $ar. 26, 18) filierte eine fanft anßeigenbe
&4c9ro|e unb eine Srflde aber ba8 Zi^ropdon
bar4 birieB Xl^r in ben SBor^of. S)afi obere
Zbot On^n nxD 4 ftön. 15, 85. 2 $ar. 27, 8)
bncfte mo^t an ber Stelle )u fud^ fein, mo im
jlDeiien Xempel bie ,gro|e Pforte'' fld^ befonb
(f. tu). & toirb au^ bofi t,ntat'' Xffix genannt,
vett ABnifl Soat^^m boSfelbe erneuerte (DgL
^oneberg o. a*0. 282). S>te gflOgel aller Z^ore
tonen Don Crj (2 ^r. 4, 9), untt)a]^rf d^id^
1104 3ofcp^ (Antt 8, 8, 9) Don @ilber. S)er
fo|m Sotbof mar an ben Stauern nad^ äofepl^ud
(Anü 8, 8, 9) mit bop|>eIten ^aOen umgeben,
bie auf €StiIen mieten. 9ta(^ anberen Snbeu-
Inngen (3er. 85 , 4) f anben fid^ bort (Bebftube
mit mebreren Stodboerfen, meld^ DieÜeid^t erfl
in Saufr ber Seit entfianben unb Derfd^iebenen
S'o^d'cn bienten. S)a moren SBobnungen für
IMbx unb Zem))elbiener Oer. 85, 4. (E). 40,
44-46. 2 (ESbr. 8, 80), 6d^|- unb SorrotbS«
lommem (1 $ar. 26, 15. 2 !ßor. 81, 11. 2 6dbr.
10, 88—40), (Sa^immer Oer. 85, 2) u. f. m.
Cinicfaie merben mit 92amen bejeid^t, beren
SdEeutamg fid^ l^te nic^t mel^ feftfieUen Ufit
(4 Mn. 28, 11. 3er. 85, 4; 86, 10). 9lad^
SoQenbung beB ^igtbumB nabm ber ftdnig
feD^ bie Sinmeibung Dor unter Xbeilna^me beB
gonjen SBolfcB. 2)ie Seier mirb unB auBfubrlid^
icfdiiciebcn 8 ftSn. 8. 2 ^r. 5. 6. 7, 1—10.
€i^on g(et4 nod^ bem Zobe Salomonfi ging bie
Sebeittinig beB Zem|>elB aTB einjtgen ^Rational«
(fiflgtbumB für baB iBraelitifd^ SSoK Derloren.
%vx bofi Xeii^ 3uba blieb berf elbe ber 3RitteI-
lunft allcB OottettienJtcB. Sllein Don ben eigenen
IBnigcn biefeB SteidpeB umrbe er balb burd^
Q6|«nMeiril Denmreinigt , bolb )u |ioIiti|dben
SMten femer @d^|e beraubt, bann oud^ mieber
)u (Ebren gebrad^t, MB er enblid^ im 3- 586 D. Cbt.
burd^ ben SabQlonterfdnig 9labud^obonofor bei ber
(Eroberung 3etufaIemB )erft5rt mürbe, in feiner
Sermfiffamg ein getreueB Silb beS SIenbeB, in
meld^cB boB Soll fid^ felbjl burd^ feine @änben
geftflrjt botte.
2. 2)er Xtmptl SorobabelB. 9IB bie
Don 3eremiaB (25, 11; 29, 10) gemeiBfagten
3abre ber babi^Ionifd^en (Sefangenfd^aft )tt Snbe
gingen, ertbeilte S^ruB im ^en Stobre nad^
ber (Eroberung SBabi^lonB ben 3uben in feinem
gonjen 9lei(^ bie Srhmbnil, nacb $alöftina
Surüiljulebren unb ben %mptl mieber aufju«
bauen. 9u^r ben golbenen unb filbemen Zempel«
gerfttben, bie fidb in SobQlon befanben (1 SBbr.
1, 7 ff.; 5, 14 ff.; 6, 5), fteUte er ibnen aud^
reid^ (Belbmittel auB bem tönigli^en @d^a|e
(1 (EBbr. 6, 4) }ur Serfüguna unb beftimmte,
ben %tmpA in einer ^öbe uno IBreite Don 60
(nid^t 50, mie irrtbümlid^ ^aneberg a. a. 0. 257)
SUen aufjubauen. Unter ber gübrung eineB
gfürßen auB bem Stamme 3uba, Sd^efd^bagjar
ober Saffabafar mit 9tamen (1 (ESbr. 1, 8. 11 ;
5, 14), )og ein ZbetI ber 3uben nad^ 3erufalem
unb legte ben (Snmb jum Xem)>el (1 6Bbr. 5,
16). 3)er (Srfol^ biefer erfien (Espärttion fd^
hin glfiAid^ gemefen ju fein. Sd^efd^baggor i{}
nid^t, mie Dielfad^ angenommen miro, ibentifd^
mit Sorobabel (Dgl. ftaulen, Sinleitung in bie
beilige Sd^rift, 4. Su^, 249). Siefer le^tere
ul^rte im er^en ^afftt beB ffbnigB S)ariuB 69«
toBpiB einen gmeiten 3ug in bie ^eimai 3m
tebenten 9Ronat nad( ber Stüdfebr begann man
mit ber 9ufrid^tung beB SranbopferoItareB an
feiner alten SteBe (nna^stt-^j l gBbr. 8, 8, mit
offenbarer Sufpiebing auf ben „b^U^S^ ^1^",
auf meld^m aud^ ber 93ranbo))feraItm: beB erfien
Xem))eIB ge{lanben). ^tjfi begann mieber ber
regelmäßige tSglid^e 0))ferbienfL Ungead^tet ber
Snfeihbungen unb 3ittriguen ber umtoobnenben
Sölfcr, bejonberB ber Samaritaner, legte man
nun l^anb an'B SBert unb unter ber Snfeuerung
ber Srot)beten SggftuB unb SodbariaB mürbe baB
SBen fo rafd^ gefbrbert, ba| im fed^ten (Jos. 11,
4, 7 tm neunten) StegierungBjiabre beB SkiriuB
ber neuerftanbene Xmpd feierlid^ eingemeibt mer»
benbmtte. 9Bie }u Seiten SalomonB botte man
arbeitBfröfte unb boB notbmenbige ßolgmerl auS
Z^ruB unb Sibon begogen, mogu pon (Ei^ruB
burd^ ein (Ebid bie SBege geebnet b^itte. S)ie
$ro^b<ten tröfleten aud^ biejenigen, meldte bie
$rod^ beB alten Xem)}elB nod^ gefd^out b<itten
unb nun in Xb^^^ gerfloffen, meU ber neue
Xtmptl ibnen im Sergleid^ mit bem frfibtm mie
92id^tB Dorfam (Sgg. 2 , 4). (Sine SBefd^ibung
beB Zem))eIB 3orobabeIB befi^ mir nid^t. 9uB
Selegentlid^ Slotigen ber f^üi^tn Sd^ unb
eB gloDiuB 3ofepbuB erfabren mir, ba| er genau
nad^ bem 9Rufter beB faIomonif(ben aufgebaut
mar. ^B aUerbetligfle mar )ebod^ leer. S>ie
99unbeBIabe mar ia mit bem SRmtd^opferaUar auf
1S08 Zcw
getäi^m Scft^ bon ^opffüm Settmins ro^
bcm EStTQc Slibo gc&md^t unb in einer ^B^
turboigen. „Sici Ort abtiuitibimbdannt bleiben,
ll8 Sott fein Siolt t)eT(atnmeln imb i^m gnSbig
JUaät. 2, 4—8). Dlo(^ bet gnt((^
be|onb ^1$ in bei aHitte be9 Mei-
m Sineet ^^ Stein, auf atiä)m
T am gro^ SerföbnungStage boS
te. TOU bei »unbeSIabe fehlte im
au^bic@i|t4ina^. 3tDi{^iaibem
unb bem ^eUigni tooi ein !ßin-
). 1, 23; 4, 51). 9ut^ iß Don
unb Xtfoxm bic 9)(bc {Wal 1, 10.
», ueli^e aber taoIiTfc^iiilit^ gu ben
tten. 3ni ^eiliQcn mar neben beut
flolbenen 9laui$ofifetaltat mit noc^ Sin Stuä^ttx
tmb ßin Migolbeter @(!^aiibrobeti{(!^ (1 ^Blai).
1, 21 f.; i, 49). aSor^öJe (a.i\a.C) f)attt aaä)
Meier Sempel, nenigftenS jmri (1 maä). 4, 88.
48), Don brnrn tinei bei innen Qtmmnt niib
(1 Maä). 9, M). 3n bicftm ßonb bn iSTanb-
D^frroltai au8 unbehauenen Steinen (1 Waü^. 4,
88. 44. 47. 63), naä) defatduS Don 9tibeia
20 eilen long unb breit uiU) 12 SOen boi^ (Jos.
C. Ap. 1, 22), unb »entgflenä Ipfller oIS Oelcbenl
beB ^o^m)}ite{ter8 Stmmt miebei ein atinlic^ee
fernes ÜReer, nie imler ©ülomon {(Sccli. 50, 9).
an ben Sßor^öfen mattn auc^ ©äutenballen wib
®einäi^ }u Dcr(c^iebenen S^tien, tnie ftülier.
Uibei bie SBaiiait feßft fehlen alle 9lnbeutungtn,
benn bieSemtrfunß (1 eebr.6,4) non „breüRet^eu
Ouabeißeinen unb einer Steige neuen ^dIjcS*
Ix)ie^ ^ toofil lieber nii^t auf bit Souait bei)
Xem^e, jonbem auf bie Slbgrenjung beS inntm
aSor^feS, bie ftd^ in beijclben me\\t anäf im
faIomoni{d^en 3:em^ fanb. ©fülei mürbe biefei
Xtmpä Xioä) neitei ausgebaut, mit bo^en !£llauem
untoeben unb ßarl btteftigt, namentli(^ Don bem
^^enprießei Simon (ßccIL 50, 1. 2). SMe ^ül-
jjeme Umfricbigung, mit Uielc^tr ber ^o^cfirieftCT
Sle^anbec ^onnSuB ben ^riefterDor^of umf^(o|i,
^e eine gong befonbne !8rranlaf|uns (Jos.
Antt. 13, 13, 5). 5Rat^ 2 ÜJIa^. 8, 2. 8. 12 fionb
bit[er Xemficl in ber gonjcn Sßelt in großem 9n«
je^en ; ftibft ouS entlegenen (Segenben Durbe bet«
jelbe Don Reiben bejui^t unb Don allen Seiten,
wgar bon oullänbifc^tn Abnigen, reid) be|d(KRß.
So IDirb 2 g§br. 10, 88 eineS eigenen S(^a^
^ufeS gebadet , in »elc^em bie ^et^egefi^enle
unb ber Semtieljc^aJ , b. l ber grtrag ber
Xempelfteuer (Vi Sefet jältelic^ Don jebem ei-
noäjenen äSiaeltten 2 Ssbi. 10, 32), auftieua^rt
Bnnben. tiefer Steii^um re^te audb bie ^ib-
der auSiD&itign; geinbe. Stooi tourbe bie bur^
{Kliobor Derfut^te iBetoubung beS SempelldbatfeS
iittäi eine munbetbare Siftfieinung uer^inbert
(2 mied. 8), aUein ber gottlofe ^D^jtpnc^ia
!Dlenelau3 unb jetn iSniber Sqfimai^S Dergri^en
fii^ om lempeli^Jje, inbem fie foftbare Sempel-
gerätbe roubten unb Dtrfauften. Sq^ma^uB »urbe
jui ©träfe für feinen gieDel in einem UKgen bed-
felben ernglen Sotttaitfßonbe Bei bei dtaagoß
tritt getabtet (2 fBlaä). 4, 32. 8d. 40—42). 3n bet
fdgfinbli^fttn ÜBeife touriw ber impA gepiÖnbeil
unb entmei^t Don^ntbi^uS epi^t^ane« (1 Ölo^.
1, 21 ff.), febD^ ni4 faft bretjdtrigei Unlti-
bcc^ung beS CtifcrbienpeS Don Stubol Wo^o-
bäus uieba geninigt unb feitrli^ göiKi^t (1 Sta^
4, 86 ff.). <n(4bem bann ^omfieiue (68 D. Sbe.)
ben XemtKl f5rmlii$ belagert utü> erobert ^,
ging et juwr in benfelben btnein, ouc^ fugai in
ba8 SlUer^ligfte, bc|c^ute aber blo^ bit ^igea
@etät^e, obne aui$ nur ba§ HRinbe^ Don tünf
ftlben on fii^ )u nehmen (Job. Antt 14, 4, 'i;
B. J. 1, 7, 2—6). SJagegen raubte Siajful
(im 3. 56 D. e^.) ben Xempelfc^ unb aUel
@oIb bei Xcm^KlS (tm @an)en fiOOO toL;
Job. Antt. 14, 7, 1). 3ule^ et^tt^i erfübiitt
^beS (37 obei 86 D. (£^r.) ben Xem|K(, imb
bei biefer @elegen^eit nurben einige ^dSim bet-
felben gerftöit (Jos. Antt. 14, 16, 2).
3. S)er ^erobtanifi^e ZemticL %>fy
bem ^erobeö ft$ auf bem X^one bcfe^gt i^aät,
batbte er baron, ben Xengxl ju rt^ainiien, )u
uergiüBem unb gu Dctfii^bnem. ®enH^ fc^meii^
ei feiner ettelteit, in biefer Sejie^itng mit bm
ßSnig Solomon ju n>ettei|em ; guglcii^ ober teitete
ibn bai ^ftteben, jii^ bei ben 3uben, bie i^
a[e VuSIänber unb befonberi feiner ©rmifondtit
megen ^aftten, beliebt iu mai^ 3n feiner $e[>
blenbung mag er biellcxi^t auÄ gebaut ^ben, auf
bieje SBeife bte SSeiSfagung M $ni)i^ «fl>
gäui (2, 10) ju S^nben ju mo^en. du einec
Sffentli^en Kebe ftitt " )>tn ^ibrn fein 9o^
^enouieinanber (Jos. Antt. 15, 11, 1). ßt toiil
befonberi barauf ^tn, ba| bcm Xemiiel an ftinet
frä^eten ^S^e noi$ 60 eUen fehlen ji^re Sotfof)'
ren feien but4 C^tuS' ut^ S)anuB' SBcifimgen gc
bunben genefen, allein Je^ fei Mei gänfUg, um bat
frü^ Öetfäumte nac^ul^Ien; bie 3eil beSgrie*
bcnS, in bei fie Übten, fein Steli^t^uffl unb bit
Sreunb|db(ift bct 9Umet. SuS nod^ anbauembe
^RiBttmien bei Soltefl fudgte ci babnt^ gu bc
fettigen, ba| er guerfl umfaffenbe SQotbeteilungen
für ben Sau traf, 1000 SaftUNigen anftbafflt,
10 000 aSertmtifter engogirle unb 1000 ^rieftet
in ber Slein^erfun^ uiä> im 3immtrt)anbtDet(
unteni^ten Iie|, meil biefe mit tigenec fwnb an
bem StmfjeD^fe unb feinet n&di^en Umgtbmie
bie not^mei^igcn arbeiten ttoni^mni mn^
(Jos. Antt. 16, 11, 2), ba ia nm Sßiiefltr fib
gtnö^i4 biefen CM betreten burften. 3m 18.
(Jos. B. J. 1, 21, 1 int^flnOi^ im 15.) 3o^
feiner Regierung (ttua 20 D. IS^i.) begann
^enibtfl ben SBou. 3n 1 ■/■ ^tiäfttn DoDenbeten
bie 1000 ^rieftet i^rc Arbeit, bafi tmptOima
unb ben innem Sorbof, wä^renb jut ^wiin-
tung bei äufnm fflotbofeä unb btr auf bnti«
felben ft(^ befinblit!^ ^Bmiltn o^l 3a^ nolb*
menbig martn (Job. Antt 15, 11, 5). 9tn ba
SeiDoÜftönbigung unb Sittf^ihunntg bei San*
gen tDUibc iet»4 f^ bon ba an Don ^kidScB
190S
Ztm)ifL
1806
itnb feiiiai 9to4foIgfni loetter georbettet, fo bQ|
aß unter bem Stott^oltec 9Ibinu9 (64 tu (^r.)
bolttnielBctltoibnbet moc (Jos. Antt 20» 9, 7 ;
vgl 9o||. 2, 20). Son biefem l^obionif ^eti Zempel
bobm tDir eine ^ppAU, auf eiaener Snfd^uutig
taitetbe Sefd^ung^ n&mlid^ bei 3ofet)l^u9
(Antt 16, 11 Itnb B. J. 5, 5) unb im fünften
i^ bct Vlif(^, in ZtQctot Middoth. Sud^
ftnboi ft4 fonf! noii^ im Zolmub einzelne be«
nerimUMrt^ StoHgen; aQein bie berfd^iebencn
Osdlcn finb ni^ o^ fd^nbate unb aud^ mit!«
bte IBiborftml^e. Sei ber SBef^reibung bc9
|(robiaiii|i^ Xem|)eB fd^Mgt mon am beften
bm enlgegengefelkn SBeg ein iDie bei ber 93e-
f^rdbmig bä folomonifc^, inbem man bon
o^cA in boS ännere ^eingel^ 2)aS barf
vo(( ol4 Mftt ongenommen u>erben, ba^ ber
Vsobionifoe Xmpdfla^ ben ganjen gegen«
näitigoi ^cirom ef(l(«@4erif eingenommen l^ai
Bcmi Sofep^d fagt, ^erobeft l^be bie Xem)>d-
ma v^ioppiU (B. J. 1, 21, 1. 2 ; DgL de Yogü^
L 6. 21) unb eaa bier @tabien Umfang fcd^S
etobicn gemad^t, fo ift bie| fo }U berftel^en,
bt| er nad^ 9torben bie fefle SBurg SoriS
m ben Segirf l^neinjog unb ^ouptfä^lid^ im
Sibcn ben Xempelplol burd^ gemaltige €ub«
Pndionen oufibeljrnte. SHe öfili^e unb mefilid^e
Sauer, loeld^ 6id bal^in ein @tabium lang nmren,
sraxben babitr4 um ein @iabium oerlängert 9e«
lUP^Hgen mul man babei aUerbingfi, ba| 3o»
l^lniS Ue Sntfernungen nad^ bem 9(ugenma|e
d^i^^. «od^ berSDKfd^na (Middoih 2, 1)
iKitte ber ätt|ere Xempebor^of 500 SUen im
Onobmi. Um biefen Staum lief eine Stauer, bie
bcfonbccS nai^ Storben fe^r ftort befeßigt mar.
Siefe ffo^t Umfaffungfimauer mu|te natfirltd^
mctme X^or ^ben ; in Setreff berfelben fKm«
nm ober bie beiben OueOen nid^t äberein. 3o-
j^ etSBd^nt fflr bie ffleftfette bier Zl^re, für
btc Sobfettt X^ore (iruXai) in ber 3Siük, bagegen
jir bie beiben onberen Seiten feines. 9{a(^Mid-
doth (1, 3) ^atte biefe ftu|erfte Umfaffungdmauer
naä^ €iben )mei X^, bann ie eines nad^ 9Beften,
Soeben unb OSen. Sie SarfteEung beS 3o«
19^ in Setreff ber SBeftt^ore fd^eint bie ge-
noucfi |tt fein, ba fi(^ an biefer Seite i^|t nod^
6|nam bon brei X^oren in ber ^aram«9Rauer
BQtni4nmIaffen(im£inieInenbgL@d^id[ a.a.O.
181 f.). 8ttd^ in ber Subfeite ^e^t man beut-
B4 no4 bie Spuren gmeier X^re, meldte bie
aÜj^ 6ulba- (rnhnn SBief eK Sd^bid^«) Xl^ore
luut 8m gonje (Knrid^tung beS an biefer Sub*
foie toeßofirtfi liegenben Soppettl^oreS mie aud^
M oßiodrtS gelegenen breifad^ Xl^oreS red^tf er-
tlgm biefen 9&unen. 3)uvd^ efate 9rt Xunnel mu^
«an oon ber äu|em Pforte in beiben gfSQen auf bie
Xonpetaea ^inauffleigen. S)aS Oftt^or, meld^eS
Sefep^ goiq ubergd^t, nennt bie SKifdbna baS
Vjat Snjrni, meil an ober über bemf elben bie ber-
W^ &auptftabt Sufa abgebilbet mar, offenbar
1» (tanneruag an bie tmtfifd^ ^errfd^ SaS
ie|t nod^ fid^tbare, aber jugemouerte «golbene
X^or^, meld^eS be Sogüö grünblid^ uninrfud^t
^at unb ber ^bianifd^en 3^ jutoeist (1 o.
p. 12; ogL ^oneberg a. a. O. 269 ffO ifl
ameifelSol^ne baS Sufantl^or unb l^öd^ft mal^rfd^tn-
lid^ boSfelbe, meld^cS Slpg. 8, 2 porta speciosa
genannt mirb. 3n ber Storbfeite nennt bie SRifd^na
baS Xabi- (bunfle) Xl^or, toeld^eS nur für bie
^riefter befiimmt mar (Middoth 1, 3). 2)urd6
biefe X^re tritt mon ein in ben du^erften Sorl^o^
meld^er 1 SRad^. 18, 52 Xempelberg, bon 3o-
fepl^uS t6 irpöjTov {ep6v ober t^ {fcodcv (ep6v,
oon (^ifHid^en Srd^oologen ber Sor^of ber f)ei^
ben genonnt mirb. 9n brei Seiten beS SBorl^ofdl
liefen im Innern an ber UmfaffungSmauer bop«
txlte SSuIenl^oOen l^in, meldte 80 eOen breit
maren unb bereu jlad^e Sebem]^oI)betfen bon
meinen, 25 ßUen l^ol^en SRarmorfauIen ge-
tragen mürben (Job. B. J. 5, 5, 2). 2)ie dftlid^
^oUe, bie ftd^ an einem tiefen 9bgrunb (in-
)og unb auf 9Rauem oon 400 SOen ^l^e nti^te,
mar im SBefentlid^en nod^ ein Sßerl SalomonS
(Jos. Antt 20, 9, 7) unb be^l^alb aud^ ^dle
SalomonS genannt Oo(. 10, 23. 9l))g. 3, 11;
5, 12). 9n ber bierten (fflUid^en) Seite erftredCte
ftd^ in ber ganzen Sreite bie föniglid^e ^aUe (^
ßaoiXcx^ (rrod), eine breifad^ Säulen^a&e, melc^
äofepl^uS (Antt. 15, 11, 5) genau in C^rer ptaäfi*
boOen SuSftattung befd^t unb mie ein Selt-
munber pmU. 9ud^ fprid^t er bon ber fd^minbeln-
ben iQbf^t biefeS SaueS, fo ba| man )u ber 9n-
fu^ getommen ift, l^er fei bie Sinne beS Xem))eB,
TÖ irrepuTiov tou kpou (ÜRott^. 4, 5), )U fud^
3n biefem Sorl^of e mar ben Stabbinen )uf olge au^
eine Sk/nagoge, femer SBol^nungen für bie bienfi-
t^uenben Sebiten jum (Sffen unb Sd^Iafen, vaib
ber Xembelmarlt mit ben n^»^ (tabemae), mo
Opfertl^iere unb fonfügeS 0))fermaterial feil-
geboten unb (Belbmed^f elgefd^afte betrieben mürben.
2)er Sfu|boben biefeS Sorl^ofeS mar mit bunten
Steinen gepflaftert (Jos. B. J. 5, 5, 2). Snner-
1^ beS Sor^ofeS, aber nid^t genau in ber 3Rük,
fonbem me^ gegen bie ndrblid^e (Sren^mauer
^in, erl^ob ftd^ ber ®runb um einige (12, Middoth
2, 8) Stufen (ßaOfttbiv dXfjfatc), unb auf ber
oberften lief ringS l^erum ein fteinemeS (Sitter-
merl (X(&ivo? Spuq)axToc), 8 SOen l^od^ , meld^eS
18 (Middoth 2, 8) (Singdnge l^tte, an benen auf
Säulen lateinijd^ uvb gried^if ^e 3nf d^riften flan-
ben, bie allen 9tid^tjiuben ben meitem eintritt bei
XobeSftrafe unterfagten (Jos. B. J. 5, 5, 2; Mid*
doth 2, 8). Sor einigen ^äfyctn l^at man in 3eru-
f alem eine fol^e 3nf d^rift mid)er oufgefunben. Der
$Ia^, meld^er fid^ on baS ®itter fd^Iie^t, eine
airt Xerraffe, l^ei^t V^n (äu|erfte Sd^u^mel^t brt
SeftungSmerfen;3er.ftIageI.2,8). 92ad^ Middoth
2, 3 mar berfelbe burd^gel^enbS 10 SUen breit Son
biefem Cl^el gelangte man auf fünf (Jos. L c.)
ober ambtf (Middoth L c.) Stufen in ben Sorl^of
ber SSraeliten (x6 IvSov Up6v, Jos. B. J. 6, 4, 4).
S)iefer mar bon einer Stauer umfd^toffen, meld^
1807
Xtmptl
1S06
ou^erl^Ib 40, innerl^Ib aUx nur 25 Sllen 1^0$
toor. 3n biefec SRauec fonbtn fid^ nod^ Sofepl^ufi
unb nod^ ber SRifd^na neun Xf^ort, [t Dier in ber
92orb- unb @üb{eüe unb eines in ber Oftfeite.
9ud^ im SBefien »erben gelegentlid^ gtoei X^or-
eingönge enoäl^nt. Slllein biefelben tt)erben nid^t
mit dg Xl^ore aufgegöl^It, entmeber meil fie nur
KuSgönge für ben SqQ ber 3loi^ toaren (^ane-
berg a. a. O. 285) ober meil eS fleine niebrige
SuSgönge xoaxtn, meldte in ben Unterbau beö
Zem|)eI8 fül^rten (@(i)idf a. a. 0. 189). SBenn
Sofepl^uS Don ael^ H^ottn fprid^t, fo 1^ er ein
fegleid^ )u nennenbeö Xl^or, toeld^ im innem
IBorbof ^ befanb, mitgead^It. 9lad^ ber SRifd^na
(Middoih 2, 5) toaren aOe biefe Xl^ore 20 eilen
^od^ unb 10 Sllen breit unb bitten Oberfd^toeHen,
fo ba| bie X^ür5ffnungen Sted^tedfe bilbeten. 3o-
fepbud (B. J. 5, 5, 8) gibt alS ^öl^e ber Xl^ore
80 SDen, alS il^re breite 15 gllen an. Sie
Xbore toaren t^rmartig, im 3nnem ftanben gmei
@öulen, toeld^e ben Zl^onoeg )u einem boppelten
mad^ten. S)aber aud^ bie SSerfd^ieben^eit ber
aRa|e (oieOeid^t ift aud^ 3ofe))bu8' 9Ra| an fid^
Heiner alS bad ber SRifc^na), inbem l^ier nur bie
SP^oröffnungen, bort bie 9Ra|e ber Zl^orburgen
im Snnem ober im 9eu^em, oieüeid^t mit Ober«
gemöd^em, angegeben fit^. S)ie Xj^ürfiügel maren
t)on ^oIS/ aber mit ®oIb unb Silber imb eined
oud^ mit foftbarem, bem @oIbe fafi gleid^toertbigen
Sr) befd^Iagen. 2)aS Ie|tere UMir baS Oftt^or,
tt^eld^eS oon SofepbuS baS torintl^ifd^e (^ xo-
(»tvdux ituXt]) genannt loirb, xovl eS mit forintbi"
d^em £r} übersogen mar. krat man burd^ biefeS
Xl^or in ben innem SSorl^of ein, fo befatd) man
fid^ }unöd^ft in einem Staum, me^er 135 SOen
lang unb breit toar unb ber Sorl^of ber grauen
(cw 3 nni j MiddoiJi 2, 5, 7üvatx<ovtTtc Jos. B. J.
5, 5, 2 ; 6, 9, 2) genannt tourbe. 2)erfelbe l^atte
brei ^bore, gmei im @üben unb 9torben, toeld^e
au8fd^lie|Iid^ für bie gfrauen beftimmt maren, uiü)
eined im Often, mel^ed aud^ oon ben 9Rönnem
benu|t tourbe. 3n feinen oier Sdten toaren S^Uen
oon le 40 eilen: bie füböftlid^e, in meld^er bie
JRaftröer il^r ^aax ablegten unb il^r 0))fer oor*
bereiteten, 3«fie ber Jlapröer genannt ; bie norb-
meftlid^e, au8 öbnlid^em (Srunbe bie Seile ber
9uSfä|igen genannt; bann bie norböfUid()e, bie
^olsgelle ; unb bie fübmeftlid^e, bie Oelgelle, meil
ut ber einen baS unbraud^bare Opfer^olg oon
bienftunf obigen $rieftem auSgef ud^t mürbe, in ber
anbem Oel (unb SBein) für ben 93ebarf beS
(Sultud aufbetoal^rt mürbe (Middoth 2, 5). 3lud^
biefed Ouabrum l^atte einfädle Söulenl^allen mit
f(^önen großen ©oulen (Jos. B. J. 1. c.) unb
an brei ©eiten liefen an ben 9Rouem ©alerien
IJin, meldte für bie grauen beftimmt maren, mo^-
renb bie SDMnner fid^ unten oerfommelten. 3n
bem untern Saume ftanben 18 Dpferfaften mit
pofaunenäbnlid^en (baber ninc*») Oeffnungen,
meld^ jur ?lufnabme entmeber beftimmter bur^
Suffd^riften beaeid^neten ®aben ober vbtt^upi
freinriHiger StitrSge ffir ben XtoxpA Uesia
(Schekalim 6, 5). Middoth 1, 1 ifl bie »bi
oon einem hopptVtta SQBod^tpo^ bet Sdnlni oi
bem «@aale beS ffoAan" unb an ben «€asb
ber iBorJ^ge" ; ba aber bie Seiriten ben SoiM
ber $riefter tAä^t betreten burften, fo wüA mn
biefe beiben (Sem&d^er aud^ an bem StoueuooibDf
m fud^en l^ben. Um fo me^ bmnte bi^
Staum ben 92amen ^aCo^uXaxia (Joe. B. J. 5, 5, 2)
ober 7aCo<puX(£xtov (SRorc 12, 41. £uc 21, 1)
baben. 9n ber SBeftf eite toax ber Sor^ bs
grauen oon bem Soi^of ber Sdraeltten bnn^ cni
Wauer getrennt, in mek^ fid^ ein SJ^ bcfnb. fl
mar 50 Sllen bod^ unb 40 SOen breit, oQo^^
mie bie anberen (bal^ ^ (leCCov icoXi) ober 6xmw
6 (liYoAoc Tou vaou B. J. 5, 5, 8 genomt) ai
mit reid^erem ®olb" unb Silberf^mud bcBeäid
(B. J. L c). gür biefe« fomobl alfi oud^ fnr bri
öfilid^ gegenüberHegenbe forint^ifc^e Zbot tsnai
aud^ ber 3lamt SHomortbot Dor. 9nf 15 loftr
freisförmigen ©tufen, auf loeld^ bie Mki
nad^ \paimt SReinung bie f ogen. @tttfeii)4oin
gefungen ^en foQen, gelangt num btoi^ tUjß
£]^or ober burd^ jmei Heinere 9tebentbäiai(]Gl-
doth 2, 6) in ben Sorbof ber 3«roeliten. Ad^M
uttb linfd neben bem Sl^ore nxiten fiamneni|B
Sufbetoal^ren ber muftfolifd^en 3n{fainiieBte wä
für bie ©i^gen beS SRittelgerU^. ^af^
^of, in meld^ man nun etnaetreten toar, Idk
oon 9Befien nad^ Ofien 187 Suen abige nb ut
©üben nad^ Slorben 185 (EOen Sreile mib m
abgetl^ in ben Sorl^of ber 3droe(ilen (ma
hn-w^) unb ben SSorl^of ber ^efler (canD irw).
2)er erftere mar 185 eilen breit, oon Xote
nad^ ©üben, nur 11 SOen long unb log M4
oor bem anbem. 2)er ^riefteroorl^f ungob bil
XempeG^uS oon allen Seiten. 3n befi^r&ttBiB
©inne, als eigentlid^ ^riefler&orl^f , xdS/k a
oom Sorl^ofe ber SSroeliten bifi aum Smne bd
Sranbopferaltord, aud^ nur 11 SOcn fani; bs
Slaum beS Sronbopferoltord uwr 82 (Hkn la^
gmif d^en i^m unb bem XtmpfXffaia logen 228ki ;
boS Zempell^uS botte eine Sftnge oon 100 Ob
unb l^inter bemfelben toar nod^ ein Smm m
neuen. 9eibeSorb5femarenniit6teiB|MlB
belegt unb mit einfacben ©dulenj^allen Mjcfo.
Sluf ber 9iorb« unb ©ilbf eite ttmren mej^ «r
®em&d^, bie tbeilS ju SBo^nungen nsb v
nd()tungen ber ^ßriefia:, tteilfi gu 8ocn4''
fammem für %tmptU unb Opfermd^ Morta
(Middoth 5, 8 f.): auf ber 9torb^ite bolttitr
fogen. geuerl^ud i-^^ian n«a), bie Sal||dk,Nt
SeDe ^roab unb bie SBafd^jeOe; bort «4^
leidet nod^ baS ^8 bed 9btino8; bomi of b«
©übfeite bie Srunnenbrnimer, bie ^f^iu^ ^
ba8 fyM ®a^xff^, baS ^^S mit ben h^^um
(poMtn) ©teinen', in toeld^ bai ©«m«
eine S^tlang feine ©i^ungen ^idt (ogL ibs
baS einjelne ^eberg a. o. O. 817 1[-; ^
a. a. 0. 142 ff.). — 3m $rießetoocM^ ^
meitem ©inne) erbßdtte num gunJU^ bei
1S09
Xtmptl
1810
oi^Bor oiB wiBd^enen steinen, nod^ 3o-
\ipHfla (B. J. 5, 5, 6) 15 (SDen ^od^ unb gegen
50 Cihn breit nnb bmg^ nad^ Middoth 3, 1 bo-
aeam nnr 82 SOm laitg imb breit unb nad^ oben
^iqiniiDcife um eine SSe abnel^menb , fo ba^ bet
obere 9toum, ouf ttdc^em geopfert nmrbe, nur
iunI( 24 CQen im Ouabrot betrug. SnberSüb«
frite bcfonb ft4 ber 82 SUen lange unb 16 SOen
Ittifee \i^t Sufgong, cbenfaDS ou8 unbel^uenen
etcinin (Middoth 8, 8). S)er SUtor l^tte oier
Stauer, lote ber in ber 6ttft8]^e. £S moren
Sotri^limgen getroffen, fomo^I baS an bte
fetaler gcfirrtngte Slut abguleiten, att oud^ bie
ecube, ta toeU^e bie Xronb))fer ftoffen, oon 3eit
|U Seit jn reinigen (IGddoth 8, 1, 2). 9uf ber
Korbfcilf KHxr ber @df|la(i(tpla|; bort tooren
24 eifeme Stinge im $fla{ier befeftigt, an »eld^en
nan bie 0)»f erigiere toöl^renb befi ©^lad^tenS be-
ftfügte ; bmieben jtanben 8 niebere Säulen, über
iDfl^en toiereAge Cebembalten mit brei Ketten
cifamr fydtn lagen, um bie gefd^lad^teten Opfer-
ttücxt jum (Entl^äuten, Sud^eiben u. bgl. aufgu«
(Angen, itnb {tirifd^ benfelben fianben Xifd^e
ttmStonnot, ouf tteld^e ioS Opferfleifd^ nieber*
gebgt nmrbe (Middoth 8, 8, 5). aSefilid^ Dom
Inliange fUinben nod^ gmei Xifd^: einer oon
9bmnBr, auf meldten bie gfettftäde ber Opfer-
te B^gt mürben ; ber anbere oon Silber, auf
vei^em bie ffir ben tdglii^ Opferbienft notl^
Mtbigen <Berdt(e il^ren $Iat f anben. 2)a^ itoi-
f^en bcm Wtare unb bem Xem|)ell^aufe (etmad
feitiDftrtS nad^ Säben) baS gro|e SBafd^beden
(nrs Middoth 8, 6) geftanben, toirb oon 3o-
(epiuS aU felbfioerftdnblid^ oorauSgefe|t (od.
Ccdi 50, 8). S)aS XempeD^S felbjt (6 va6c)
bg 12 Stufen (ungefähr 6 eOen) $5Qer aß ber
^M^eroor^of, nid^t in ber SRitte beSfelben, fon-
bem me^ no^ ber toeftlid^en (Srenjmauer l^in
(Middoth 2, 1). (E8 mar ouf neuen gfunbamenten
aufgebaut, mit unbe^enen SRarmorbUden, bie
neijieiiS 25 Sllen lang, 12 eOen breit unb
8 Glen %oi^ (Antt 15, 11, 8), )um X^eU fogar
45 (EBcn lang, 6 (Sllen breit unb 5 (Sien l^od^
»orm (B. J. 5, 5, 6). S)a8felbe l^atte, mie baS
Uomoittfd^e, eine Sorl^aKe, ein ^eiliges unb ein
nicx^g^ed. S)ie SSnge beS Xempett mit ein-
Wai ber ^oOe betrua 100 (EHen, bie öu^re
Srcite mit SuSf^Iul ber fealle na4 Sofepl^S
(B, J, hf 5, 5) 60, nad^ ber SDlifd^na bagegen
70 fEcn (Middoth 4, 7), bie &5^e enbli^
1104 einigen 100, nad^ Snberen mal^rf^einlid^er
180 (Ellen. SBenn 3ofe))buS (Antt 15, 11, 8)
fogt, bet XmpA fei urtprungli^ 120 (Ellen l^od^
gAout morben, 1^ aber \pQitt burd^ (Einflnlen
20 (EDen cm toSbt oerloren, f o ift bieg f o )u Oer-
Mcn, ba^ bie ^e, att ber Sau ftd^ fe|te, in
ber ^a^ Stiffe erhielt, me^^alb biefelbe um
80 (Den obgetragen mürbe. 9Ran l^atte bie 9b-
e, biek 20 (EDen mieber )u erg&ngen, aber man
nid^ me^ bo)tt (ogl. Antt 15, 11, 1;
B. J. 5, 1 , 6)1 8u4 t)on 9u|en mar ber Xemt^el
reid^ oergolbet, unb meil ber gan)^ SBau terraffen-
f örmig angelegt mar, fo mu|te er bei bem SRei^t^um
oon (Solb tmb SRarmor na^ aOen Seiten l^in einen
maieflöHfdben 9nbUdt gemöl^ren (üRarc. 18, 1. 2).
2)ie SorQaHe bel^nte fid^ oor ber gfront bed
%mpti& oon 9lorben nad^ Suben gerabe fo meit
au8 mie bafi Xempel^auS mit Sinfd^Iul ber SBor-
I^Qe oon Often nad^ SBeften, nämlid^ 100 (Ellen.
Sie Ie|tere mar 11 (nad^ Jos. B. J. 5, 5,
4 irrtl^ümlid^ 20) (EUen tief (Middoth 4, 7);
5 (EHen famen auf baS (Semöuer. Ked^tS unb Itnß
fielen je 15 (EQen auf Seitenfammem, mel^e gur
Sufbemal^g ber Sd^Iad^tger&tl^e bienten (Mid-
doth 4, 7), fo ba| ffir ben innem Staum ber hcSit,
ber 90 eaen l^od^ mar, nod^ 50 (Ellen biteben.
3)a8 Xl^or ber ^Qe mar mä^ äofep^uS 70 (SStn
l^od^ unb 25 eilen breit (B. J. 5, 5, 4),
nad^ Middoth bagegen nur 40 (EDen l^od^ utü>
20 eDen breit, l^atte aber feine XborflügeL 3)a8
3nnere ber ^aile f omol^I als aud^ bie ^ront maren
oergolbet, unb mitten in ber mefilid^en SBanb
fül^rte eine Xl^üre in'8 heilige, bie nad^3ofe))|u8
(B. J. 1. 0.) 55 eiUn l^od^ unb 16 eOen
breit, nad^ Middoth 4, 1 aber nur 20 eDen
(o(^ unb 10 eOen breit mar. SSßegen ber 2)id(e
ber SRauer maren )mei S)op))elt](|uren angebrad^t,
meld^ nad^ 3nnen fld^ öffneten unb, menn fie ge-
öffnet maren, bie Stoif d^^uumem na^eju bebedtten.
Süperbem mar oor bem eingange nod^ ein 93or-
^ng in ben oier l^ligen Sorben, mie in ber
StiftSbfitte, unb Aber bemfelben ein großer gol-
bener SQSeinßod mit golbenen Xrauben in ^aratS-
grö^e (Jos. B. J. L c; Middoth 8, 8). Sor
bem (Eingange fianben )u beiben Seiten ein mar-
morner Xif^, auf meldten bie Sd^aubrobe beim
ßereintrogen, unb ein golbener Xifd^, auf ben fie
beim ^austragen niebergef e|t mürben (Menach.
9, 7 ; Schekal. 6, 4). S)a8 XernfKll^aud mar nad^
3ofe))]^u8 (B. J. 5, 5, 4) im leu^m 100 (EDen
l^od^, im 3nnem aber nur 20 eDen breit unb nur
60 eDen l^od^ ; be^l^ mfiffen mir an ben brei
Seiten Siebengemftd^er unb dber bemfelben Ober-
gemäd^er annehmen, mie im falomonifd^en Xempel.
2)er 9nbau, in einer ^öbe oon 60 (EDen, bie fid^
auf 8 Stodmerfe Oertpeilten (Antt 16, 11, 8;
B. J. 5, 5, 5) l^tte 88 (Semöd^er (d->mp), j[e 15
auf ber 9{orb- unb Sflbfeite unb 8 auf ber aSBefi-
feite, meldte, mie beim falomonifd^en Xempel,
im unterften Stodmerle 5, im mittlem 6 unb im
obem 7 (EDen breit unb burd^ Xl^ären mit ein-
anber oerbunben maren. S)ie eingönge maren
1^ in ben ÜRebengemSd^em ber 93or|^De, unb eine
Sßenbeltreppe ffil^rte oom untern in bie oberen
Stodfmerfe unb auf bad 'S)aä^ (Middoth 4, 8—5).
3m C^eiligen unb im %Der^igften trat feine
Seränbenmg ein; e8 fanb fU^ bort genau baS-
felbe mie im Xtvipd 3orobabeld. Ueber bie Se-
fd^affeu^rit beS 2)ad^e8 fagt 3ofet)]^u8 (B. J.
5, 5, 6) nid^tS meiter, als ba| auf bemfelben fid^
golbene S))itenftangen (yp^oeoi SßeXoi) befanben,
um baSfelbe gegen bie iüerunreinigung ber Söget
1311
%tmptl, bcr betttfd^e — lemplet
1318
SU fd^fi^. S)tefc «a^cnfd^eud&m (ani» nte) er-
tDä^nt Qud^ bie URif^na (Middoth 4, 6). S)amit
Iftftt fi(^ ober fd^mer l^ereinigen, menit {ie toeiter
(1. o.) fagt, baS S)ad^ bed gonjen 2:etnt)ett l^abe aud
bidem ®ebäll mit barüber oufigebnitetem Sftrid^
beftanben, fei olfo flad^ geioefen ; benn tt>ie Ratten
bie ÜJogelfd^eui^en i^rer Seftimmtmg bienm
tdnnett bei einem flad^en S)od^e?
Sie^ iß ber %tmptl, in »eld^em 3efuS bor-
gefteUt mürbe. äBal^tf^inlid^ gefd^a| bte| in
bem Xl^ore gmifd^en bem gfrarnndorl^ofe unb bem
Sotl^ofe ber ä^toelUen. 2)en %mpd betrat er
Sum erften ÜRale, oIS er 12 3ül^re olt mar: bort
fanben i^n feine SRutter unb 3ofep]^, mal^c^n«
lid^ in bem „C^aufe ©agit^", in meld^em aud^ bie
Xem))elf(i^ule gemefen fein foQ. 2)ie fßi>tffi]t bed
Xemi>elg maren ti, ou8 benen er Käufer unb
SBerfäufer trieb; im Xempel leierte er tägttd^,
offenbarte fld^ in i^ ali ben SoJpx ®otte8 unb
meiSfdgte t)on il^m, ba^ hin Stein auf bem anbem
bleiben merbe (TOattll. 24, 2).
aiht ber Unterftabt ftonb ber %mpA unmittel-
bar, mit ber Oberfiabt burd^ eine Srude in SBer-
binbung. Sn ber norbmeftlid^en Sde ftanb auf
einem 50 (SDen l^ol^en fteileng^elfenCB. J. 5, 5, 8) bie
Surg Antonio, meldte fd^n oon ben ^Smouöem
erbaut unb SariS genannt mar, Don ^erobefi aber
ftörfer befeftigt mürbe unb feinem gfreunbe 9ln«
toniuS )u S^ren ben 9lamen Slntonia erhielt
(Antt. 15, 8, 5 ; B. J. L c). Sie ftanb mit bem
Xempel burd^ einen untertrbifd^en (Sang in Sßerbin«
bung unb be^errfd^e il^er Sage megen ben gonjen
Xem))eI))Ia| unb ben Xempel. Sie Iur}e ®ef d^i^te
beS l^erobianifd^en XempelS bietet eine Hette ber
grüßten (Sreuelkenen. & fei nur erinnert an ben
aufftanb beS SoIIeS gegen Slrd^IauS (Antt. 7,
9, 2), an bie Smpörung gegen SabinuS (Antt
17» 10» 2), an bie Sreuel ber Samaritoner
(Antt. 18, 2, 2), an baS Sorgel^ bed ®efftuS
gfloruS (B. J. 2, 14, 6 ; 15, 6), enblid^ an ben
Ie)ften ffrieg gegen bie St5mer, in meld^cm fd^on
Dor ber @(^Iu|fataftro))^e , mie 3ofe))^S fagt,
baS äußere ^eiligtl^um mtt Strbmen t)on Slut
entmei^t mürbe (B. J. 4, 5, 1; 5, 1, 2, 3). 3u*
le^t mar ber Xem)>el bie Ie|te Suftud^tfifiatte unb
baS lej^e SoSmerf ber Selagerien: aber «©ott
l^t il^n längft )um f$feuer oeruril^eüt'' (B. J. 6,
4, 5), unb na^bem bie Selogerten felbft fd^n
einige ^Kitten angegünbet l^atten, geriet!^ bad
gan}e ®eböube gegen ben SBiDen beS römifd^en
Sfelb^rm XituS in SBranb, unb tro| oOer feiner
®egenbemflbungen blieb fein Stein auf bem an«
bem. Ungeheure Sd^ö|e gingen ffin gu ®runbe.
2)er Sd^aubrobetifd^, Der golbene Seud^ter, bafi
®efe|bud^ mürben oon ben 9i5mem gerettet unb
)u 9tom im Xrium))^ aufgeful^ (B. J. 7, 5,
5 — 7). S)er Xempelpla^, auf bem man üer»
gebenS unter Julian ben %mptl mieber oufju«
bauen oerfud^te, lam guerfi in l^nifd^en, ^ier«
ouf in d^rijtlid^, bann in mol^ammebanifd^ unb
nod^ furger Seit ber Siebereroberung burd^ bie
e^rijlen mieber feit Jol^rl^nberten in nml^mme-
banifd^n 9eft^ 9uf bem el^emaligen Sempelplote
l^tte bie d^fUid^e Sfrdmmigteit btrrlid^ iKr^en
erbaut, bie aber unter ber mol^ommebanifd^n
6errfd^af t in 9]tofd^een üermanbelt mürben. S>ie
Siteratur au8 alterer tmb neuerer S^it finbet fic^
am Dottfiänbigflen bei ^neberg a. o. O. 260
bis 265. %u^eiä)em ift nod^ neben ben im Srtüel
citirten Sd^riften gu nennen: ^. SRerg, in ber
atealMSncQflopdbie k)on ^ergog unb !|^itt XV,
279 ff., 2. SufL 1885, «rt %mpd: 9iU^,
^bm5rterbud^ beS biblifdften Wtertpurnft n,
SBielefelb u. &ei))gig 1184, 623 ff.; Obüo SBoIff
0. S. B., S)er %mpü bon äerufalem unb feine
aRaa^e, ®ia} 1887. [SAftermoIb.]
imptS^ oer beutfd^e, in 3erufalem, ^«
geid^nung fär bie ®rünbung ^offmonnfi unb ber
SerufalemSfreunbe (f. b. «rt VI, 1868 ff.).
feiii|ieto<l^,iübif*cß8fe|t,f.8ejleIV,1444f.
VmyCet (Xempel^erren, templarü, fratre«
militiae templi, equites templi, pauperes com-
müitones templi SalomoniB) l^ei^n bie SKit«
glieber eines ber brei großen IRitterorben (f. b.
^rt). S)er ®runb gu ber ®efeSf(i^aft mürbe im
3. 1119 gelegt, inbem bie frongöfifd^en SUtter
^ugo t)on ^o^enS (ober ^nS, mie ber 3lamt
neueftenS gefd^rieben mirb) unb ®ottfrieb oon
St Omer mit \täfi onberen Stittem, Slorol,
® ottfrieb 9if Ol, ^a^enS Don 9Rontbibier, ard^m-
baO) Don St Slmonb, SInbreaS Don SRont&irni
unb ®unbemar, jidd Derbanben, um bie $ilger
in ^ajtina auf bem 9ßege Don ber aReeieSfüfte
bis nad^ perufabm gu befd^ü^. Sie fd^Ioffen
fid^ an bie Siegel ber flnso^xxin^oii^xtm on
unb legten in bie ^ftnbe beS $atriard^n ®uare*
munb Don Serufalem au|er ben geD[»5^i<!^en Or»
benSgelubben ber fteujd^|eit, beS ©el^orfamS unb
ber €rmut baS @elübbe ob, bie ^itoerfhoge im
beiligen Sonbe gu befd^fij^. ^S)tx mm% Sal«
buin n. räumte i^nen gunod^ft einen SD^ feines
^afM gur SBobnung ein, unb ba biefec ^%€ai»
pd SalomonS" l^ie^, meil er auf ber Stelle biefeS
XempelS erbaut mar, erl^ielten bie 9Htter ben
9lamen XtmpUi (fp&ter 3:em))enkrrcn). Sin be*
fonbereS OrbenSgemanb l^otten fte Slnfon^ iriil^,
fonbem trugen meltlid^e ffleibung begm. bie fHei*
ber, meld(fe i^nen gefd^enft mürben. SOcS mot
nod^ bürftig unb einfa^; ^ugo Don ^o^enS unb
®ottfrieb Don St Omer follen fogar gufammen
nur ein Streitro| gelobt l^en. 3u ber Xffoi
uigt baS OrbenSfiegel bie beiben Stifter ober
Xitter auf Sinem !ßfetbe teitenb; boc^ tomi bie
S)arftenung om^ ein Symbol ber Smberiiebe fein«
mit ber bie 9Ktter ft<^ gegenfeitig gugrt^aia fein
foOten. SBie aber baS Siegel geoieutet rnerben
mag, bie onfftnglid^e 2)urftig^eit bct 0efeIlfdM^
fie^t ou|er ä^DeifeL 9lud^ bie 3a^ ibm IDlü»
glieber blieb meistere Saläre bie urfprSnglid^ Qetnt.
erfl im 3. 1125 fd^^ fU^ i^ als nenntet 9ütKr
ber ®raf ^ugo Don iB^m)mgne on. 5&crfelbe
nrirb grmfi^id^ ben Ärifaibem beigegfil^, unb
ISIS
Ztmpler.
1814
infofeni Iß \pöki twn neun Stiftern Me Siebe.
Um rtner I^W^ttn 9uf gok genflgen )u tbnntn, 6e-
bnfle bie ®cfeOfd^ft eines Leitern unb grögem
fBa^e^umi^ einet f cfiem Ißerfa jfung unb bet SBe-
ft&tituae bur4 bal Oberl^t ber ftird^e. SlleS
Mefcl »iel fie auf boft Sbenblonb (in. SBefonbec«
vinf AenStoert^ f^ien ber Seifionb beS (L Sern«
^ (f. b. Sit Semorbud) )u fein, unb f o gingen
IM RUter, Snbrcod Don Vlov&atü^, ber mit
Ml VHc Don ClairtKnic Dertoonbt ttor, unb ® un-
bcmat,intteittem@<i^reibenbefiftönig8anbenfeI6en
flb. Suf (Hnlobung beS (I. Sem^b folgten balb
«ii4 bie übrigen Kittet bis auf einen nod^, unb
onf ber €9nobe Don Zro^ed 1128 ourbe il^re
Angelegenheit berate ^ugo Don {ßapend legte,
iDie et im $rotog ber filteften Siegel J^ei|t, modum
€t obserrantiam equestris ordinifl per sin-
gola eapita bor, berül^tete olf o eingel^ über
Ivt Ul^crige Orbnung ber ®efell|<j^aft, unb bie
e^nobc biUigte, mie eS meiter (ei^t, moS fie olS
gilt unb n&^xi^ erfonnte, unb befeitigte, maS ifyc
onpaffcnb ju fein fd^ien. Sie Keboction ber neuen
6tatuien mürbe bem (t. IBem^orb äbertrogen,
bie Xuhei^nung beforgte ein 3o^ne8 SJlic^ael-
eitjü 9Dic Siegel mürbe guerfi beraufigegeben burd^
Sc. SteneniuS in ben Deliciae ordinum eque-
ftrinm, CoL 1613, 226 sqq., bann in ben Son-
ciltenfommlungen, ). 99. Mann XXI, 359 sqq. ;
Htrdoin. VI, 1 1 32 sqq. ; femer Don Holstenius-
Bfodde, Codex Begnlarom etc. n, 431 sqq.,
m $. SBUtfe (f. u.) I (2. «ufl.), 421 ff., Don
iy, be Cinion (f. u.) mit neuer SBergleid^ung ber
$ati|et ^nbf^tift, ouf bet aQe biSberigen Sud*
gaben nd^, Don 9. ffndpfler im ^iftorifc^en
da^u4 ber (Sörreggefellf^iaft 1887 , 666 ff.,
mit ^etanjiel^g einer gmeiten, ber SKünd^er
^ nnb Stootfibibliotbet angebörigen unb ben
Zfjt Diflfo^ Derbeff emben ^anbf d^rift. SBie latei-
ini4, fo lieg;! bie Sd^ft aud^ franjöflfd^, bej^m.
attfron}bitfd^ Dor ; biefer Xest mürbe burd^ SRoil-
ktb be Gljambure 1840 unb Curaon 1886 bec«
miigcgeben. SHe beiben Zeste fallen )mar nid^t
goni ittfommen, ed gibt 6öte ober ©a^b^ile,
XDddjß in bem einen fieben, in oem anbetn fehlen,
OB^ ifi bie Sieibenf oige ber Vrtifel mebrfad^ Der«
{((fitbcn; im SBefentti^en flnb fie jebod^ ibentifd^.
^ 8^fl^ melier ber urfprünglid^e fei, mürbe
fittbcr aSganein )tt ®unfien beS lateinifd^en 2csteS
entfibifben; aud^ Cur}on ifl no(^ biefer Snftd^t.
^^ (gorf<bungen j»ur ®efd^id^te beS XmptU
tonnotbenfi, in ben ftdni{^beraer Stubien 1887,
156—163) fud^te, nad^bem SJermutbungen in
biefirStubtung fd^onfrfiberoudgefiprod^en morben
iKimi, bo§ umgefebrte Serbältnig au bemeifen.
du ber Zbot erfd^eint ber fronjöfiftbe Zect an
nebnten Stelen att ber beffere ober aß Vorlage
btd Iateinifd()en. %uf ber onbem Seite lommt
ober 0Q(b bem lateinifiben Seste aa einigen Stellen
bt£ grd^cxr Urfprunglicbteit gu. So mirb man
auf einen fiber bie beiben K^igen Xeste binauS«
g^enben altem Xcst ^gemief en, unb biefer mag
ttt^CBlcsitoii. ZI. %9ufL
bereits franjdfifd^ gemefen fein, ^m^ nimmt aud^
für bie urfprfingli^e Siegel Don XroQeft bie ftan»
aöftf^e Sj^racbe an, ba nur biefe bm Stittem
Derftänbliilb gemefen fei unb für bie 3obanniter*
regel eine Ueberfe|ung auS bem grongöftfd^en in'ft
Soteinifd^e feftftebe. S)ie @rünbe finb aber nid^t
gan) bemeifenb. S)ie Siegel Don XroQefi ift baS
3Ber( einer SQuobe, unb fte mirb baber mobi in
ber gemöbnlid^m S^nrad^e ber Sl^noben abgefa^
morben fein, menn fu aud^ anbererfeits für bm
®ebraud^ ber Slitter fofort überfefet morben fein
mag. S)ie ^innabme lateinifd^r 9bfa^ung ift um
fo mabrfd^einlid^, als ein (^tmplat mobI au4
Dem römifd^en Stuble Dorgelegt mürbe. SSeld^feS
aber bie urfprüngli^e Bptaä^t gemefm fein mag,
fid^ ift, ba| bie Siegel Don Srot^eS aI8 fold^e
nid^t auf und gefommm ifl. Seibe Seite, in
benen mir bie ältefte Siegel beft^n, entbaltm be-
reits SBeftimmungen, meld^ auf eine fpätere SAt
binmeifen. 9m beutlid^ftm ift in biefer IBejiebung
ber 21. «rtifel be« lateinifd^en ZesteS (bei (£ur}on
68), in bem Don oonsilium communis capitoli,
atfo mobI Don bem 9efd^lu| eined Sa))itelS bie
Siebe ift. S)od^ nDtbigen bie Sufä^e nUfi, meit
über bie S^nobe Don Xro^eS b^rabgugeben. $ru|^
(a. a. 0. 170) fej^t bie bisber gemöbnlid^ fogen.
Siegel Don Xro^eS in bie 3abre 1180—1135.
3. @melin (2)ie Siegel bed ZempIerorbmS, in
ben 'IRittbeUungen bed 3nftitutd für dflerreid^ifd^
©efd^id^tSforfd^ung XIY [1893], 193-236)
Detlegt bm Urfpmng be8 lateinifibm Zeste« in
bie Sabre 1134—1135. 2)er fran)5fifd^e Xest
föUt mit feinen 3ujä^m, ba in bem gfaftenDer«
geid^nil o. 74 auf bie Sqnobe Don $ifa Dom
Sa^re 1135 Slüdffid^t genommen mirb, etmaS
fpöter. — S)ie Slüter beten nad^ biefer Siegel
(c. 1 beS lateinifd^en Sested) bie canonifcben Xag*
}eitm ober, im SBerbinbemngSfaOe, eine 9(n}abl
^temnfer. 3bte Slabmng ift einfad^, ber £ifd^
gemeinfam tmb mit geiftlid^ Sefung begleitet,
bafi aebnte Srob für bie armen beftimmt (o. 8
bis 19). 2)ie Reibung ift einfarbig; bie Slittet
tragen einm mei^m IDlantel aI8 3^icben ber
fteufd^b^it unb Sleinbeit bed ^erjenS, bie S)iener
ein fcbmarjeS (Semanb (e. 20—21). S)ie ^are
merbm gefc^orm (o. 28). 3eber Slitter barf
megen ber 9rmut beS Orbend l^öd^ftenfi brei
$ferbe unb einm 2)imer b<^bm, mebr nur mit
erlaubnil bed SJleifterS, unb ed ifl ibm Derbotm,
bm S>iener ju fcblagm (c 30—31). S)em ÜReifter
ift bei aHm Sefebtm pHnhlid^ unb fd^neOer
(geborfam au leiften (c. 33). S)ie Slitter foOen
ibren SSebarf nid^t M) felbfi befd^ffm, fonbem
Dom SReifter ober rßrocurator erbitten (o. 86).
®efd^e bürfm Don bm Sinaelnm für bm (dl-
gemeinm ®ebraud^, für bm eigenen nur mit Sr«
laubni^ beS SJleifterS angmommm merbm (o. 43).
Sagb ift Derbotm, auSgenommm bie auf Sbmm
mtt Slüdfid^t auf 1 $etr. 5, 8 (c. 46—48). S)er
Sertebr mit grauen ift )u meibm (c 72). IBei
fd^merer SBerfeblung erfolgt SuSfd^Iu^ Dom SSer«
42
1816
Zemptet.
1816
(el^ bet Srfiber (o. 67), bei l^artnfidKger Unbu^-
fertigfeit Sudfiogung auS bet (Sefeafd^dft (o. 68).
2)et ^I. Seml^rb t^t nod^ ein SBeitered ffir
bie ®efeQf^ft, inbcm et )u il^ret Smpfel^Iung
bie @d^nft De laude novae militiae üerfQ|te.
S)et Weiftet ^ugo btitd^teiste nod^ bet S^nobe
t>on Stolpes im 3nteteffe beS OtbenS gftanfreid^,
Snglonb unb Spanien, unb übetaQ fonb et
gninblti^e Sufnal^me unb ttöftige Untetfiu^ung.
iele Kittet normen auS feinet ^nb baS OtbenS«
Reib, unb olS et im 3. 1 129 miebet in ben Otient
lutfidfe^tte, l^tte et 800 Kittet auS ben ebelften
Sfamilien be9 Vbenbtanbed unb jal^tteid^e SSBaff en-
toiSj^tt )u ißfetb unb ju gfu^ in feinem ®ef olge.
S)ad aSad^St^um fteKte bet ®ef eOfd^aft eine toeitete
Aufgabe : ju bem @d^ufce unb ®elette bet $ilget
gefettte fld^ bie Set^iflid^tung gum Stampf gegen
bie Satocenen. @ofott bet^eüigte fid| bet Otben
on bem 3uge gegen ^ma^uS, unb in betgfolge
fte&te et feine &tteitftöfte )u aOen Untetnel^mungen
gegen bie Unglöubigen. S)ie Untetftü^ung, tDeld^e
bem Otben bei feinet Sntftel^ung gu X^eil ge«
tDorben, fehlte il^m oud^ in bet \pixUtn 3cit nid^t.
£t {e^te ftd^ ia jut SebenSaufgabe, loaS baS 3cit'
dtct mit aUet ^e^nfud^t tmb fftaft etfttebte: bie
St^altung bed b^iligen Sanbeö unb bie iBefdm«
pfung bet ben 93e{t( bebtol^ienben Ungläubigen.
SSßie nun bet opoftoUfc^e @tu]^I biefe Semegung
au^xt^i etbielt, fo mu^te et aud^ einen Otben
fötbem, bet fid^ gang in ben S)ienft betfelben
fteUte. Snnoceng IL, um nut einige biefet 93e»
güuftigungen angufü^ten, em|)fa]^I ben Otben auf
bet Spnobe Don ^ifa im 3. 1185 unb fid^ette
i^m eine iä^tlic^e UntetfUi^ung feitenS bet fitd^«
lid^en Sotfiel^ gu. Sugen III. ettie^ aOen, tt^etd^e
an ben Zem)>et 9(Imofen betabtei^ten obet in
beffen Stübetjd^oft einttoten, ben ftebenten Zb^il
bet fftt(^enbu|e, unb gemattete ben mit bem 6in-
f ammeln Don milben IBetttögen bcaufttagten Xemp-
(etn, aud^ in tHxd^, bie mit bem Sntetbict be-
legt toaten, nad^ Sntfetnung bet Sicommuntdrten
gmeimal im Salute (SotteSbienft l^alten gu laffen,
ein $nt)ilegtum, baS nad^ fpatetet Ißetotbnung
nut me^t einmal im 3a^te ©eltung l^atte. St
gab au(^ bem xoti^m 9RanteI bet Semptet ein
totl^eS ftteug bei ald ©Qmbol bet SBeteittoiaigfett,
ffit bie &a(S)t beS @Iaubend baS 9Iut gu Det-
gie^en. ^btian IV. beftdtigte ben 3:em))Ietn bie
biSl^tigen ^rioilegien unb üerUel^ i^nen, mie aud^
ben So^nitetn, meitete, gfteibeit t>on Sehnten,
3öIIen unb ^Ibgaben jebet 9(rt. Kod^ toeitet ging
9lle|anbet III. mit bet SuQe Omne datum
Optimum Dom 18. 3uni 1168 (abgebtudK bei
aßilcfe I, 441—447, abet mit falfd^em ©atum) :
aOe il^te (Sütet f oUten be9 immetmäl^enben @d^u^efi
beS apoftolif d^en €tu^IeS fid^ etfteuen ; niemanb
foDte Don ben Xempletn SebenStteue fotbetn
bütfen; bet Otben folle auf feinen ®utetn eigene
@eifiUd^e galten unb biefelben butd^ j[eben be«
liebtgen Sif^of metben lajfen bütfen. S)ie SuQe,
gteid^fam bie Magna Charta be9 Otbend unb bie
@tunblage feinet e|;emten Stellung, mutbe butd^
biefotgenben^apftemiebetbottbefUitigt. UtbanllL
geftattete bem Oid)en, bie i^m bei 9egtfibnif|en
in feinen Ifitd^en gugemanbten 9etmä(^tni||e obne
Abgabe bet Quarta foneraria (f. b. 9tt. 6toU
gebübten, ob. 845) gang Ufyilttn gu bütfen, unb
fteQte bie ffitd^en, bie bet Otben in ben Un-
glöubigen abgenommenen Sanbfd^ften etboutc;
unmittetbat untet ben p^\Ü\iäfm Stubt 3nno»
ceng m. Detbot ben Sifcböfen, einen Xcm|>ltr gu
eicommuniciten obet übet eine OtbenSKtd^t bof
Sntetbict gu Detl^ftngen. ^onotiuS IIL etbob ben
Angriff auf einen Zemplet gu einem päp^xdftn
9lefetDatfau. ®tegot IX. Detbot ben ^ptölaten,
ol^ne befonbete (Er(aubni| befi Otben9 in einem
XempeQaufe 2Bobnung gu nebmen, fa&l birfe^
nid^t etttia ftiftungdmü^ig gu ibtet Sufnabme oex«
))f[id^tet fei. Snnoceng lY. entbanb bie itxnpUx
Don bet ^flid^t, toegen einet gegen fie er^bcnrn
AnRage Dot bem Sifd^of, in beffen ^iöcefe fk
ftd^ beftnben, 9ted^enfd^aft gu geben. (SBgL ^at>e-
mann [f. u.] 167—172.) — ®le jÄpfttid&en
®unftetmeife maten nid^t o|ne gfolge. S)et Otbrn
geUHinn ebenfo an SRitgliebetn tt)ie an SBefi|ungen.
AQmälig et^ielt et ^ufet in fafi aOen ^rifllidbett
Sönbetn, bie meiften in gftanfteid^ unb Snglanb.
2)ie gto^ AuSbe^nung bebingte eine räumliche
®Hebetung. S)et Otben teilte fid^ bemgemöft in
eine mit bet 3€it gunel^meiibe Anga^I Don $t0'
Dingen, bie ftd^ abet {e^t nid^t me^t alle ftd^et be»
ftimmen Iaf{en. 3m Otient beflanben beten fünf :
3etufa(em, ZtipoKS, Sntiod^ien, Supern unb Ko*
manien (= SRotea). 2)aS Abenblonb, für ba8 bie
Angaben fd^manfen, umfaßte nad^ Sd^ottmuIIer
([f. u.] 1, 58) gmölf $toDmgen: Sicttten-Spulienp
fiombatbei, $ottugaI-Sa{üHen, Aragomen«(!^ta«
lonien, Obetbeutf^Ianb, Sliebexbeutfc^Ianb, 9öb-
men«^ä^ten-Oeftettei(^, ßngtanb-Sc^ottlanb»
3tlanb, S^^ancien, bie 92otmanbie, Aquitanien, bie
^toDence. 2)ie gtö^eten 9eft|ungen obet Xemipel-
böf e ^ie|en Srio tote obet $rüce)itotote, bie Beinetea
Safleien unb Somtuteien. ÜRattbduS $ariS (f. Dl
Att.) gibt um bie 9Ritte beS 18. 3o^t]^mbett»
bie ®efammtga^I bet ^ufet auf mebt olS 9000
an mit bem 3ufa|, ba| lebe Somturet menig^^
einen Doflftdnbig getüfieten Kittet gellen fonnte.
9)ie @(!b^ung ift allgemein gehalten, unb bie Sen«
beng bed Auctotfi meist auf eine Uebectnibung bin.
SRaiOatb be Cb<>in^ute beted^net für bie te^ 3nt
bed OtbenS bie 3o^I bet Kittet auf 3000 unb bie
iäbtlid^n einfüufte auf 54 SRiSionen ^ranten.
Sd^ottmüCet (I, 695) fd^ö|t fSt biefelbe Seit bie
®efammtga^I bet Zemptet aufmebt aI8 2OO0O
unb bie ifi^tftd^ Xente auf 40 aRiOirnien gftonfoL
Sa na^ete Angaben feblen, laffen fi^ genaue
3ablen nid^t mel^t geminnen. S)a8 (äit ifi {i4er^
ba^ bet Otben aUmößg eine febt gto§e unb teid^e
©efeOfd^aft mutbe. — 3)ad SDSad^tbum fSbrte
aud^ gu einet toeitetn AuSbilbung bet Serfaffung^
unb bie Snimicflung liegt in bet ftongöftf^en
Kegel Dot. S)iefe Scbrift entölt nimlii^ mäft
1817
XtmpUt.
1818
Mo| bie @lotiiien ber SQnobe ton Xro^ unb
Ux nMjlfttn Sfolgejeit fonbem nod^ Diele meitete
n^ ]ipitnin Sitten ongel^örige Seroxbnungen.
^ie litt 77—278, ber )tDeite ^au^rttl^eU be«
6tatittabud^, toeU^ oon ber l^ierord^ifd^-mili*
tärif^m Orgonifotion beS Orben§, t)on ber SEBal^I
M ®t0|mei[tere, Don ben Strafen unb OrbenS-
lopMtn (anbeln, entfianben nm bad für bie @e«
fdbi^i^ bei l^ligen Sonbed unb aixäf beS XtrapUt»
ocbfnS^i^bebeutfome3a^rll87. SDie folgenben
«rj^nittc« beren urf))rung bereits in'S 18. 3a]^r-
bunbiTt fSOt (tl^lS in bod britte, t^nld in baS
^1^ äo^rje^nt ber ^ßeriobe), bieten boju eine
€tioeitennig unb (Ergängung, aud^ (9rt. 544 bis
642) eine Crl&uterung in t$orm eined l^iftortfd^en
(bmmcniarfl. S>ie SLrtifel ftnb erft feit (Snbe beS
Mrigcn do^^unbertd betannt; SRunter gab fie
aH »Stotutenbud^ befi OrbenS ber Stemt^ell^rren''
(Scdin 1794) in beutfd^er Ueber{e|ung l^erauS,
ben fnm)öfifc^ Xe^t DerBffentli^te aRaiQarb
U CJ^bure 1840, unb beffer ^. be Surgon
18S6. — ^en ftem bed Orbend bilbeten bie
Siäcr, bie tun abeliger ®eburt fein mußten.
Son iboen uior ber Orben auigegongen, unb fte
bfiibcn mu^ f pftter ber ma|aebenbe SBeftanbtl^feil,
dl locitere Elemente in bie ^efeUfd^ft eintraten,
tnbem bie ^^eren Semter i^nen Dorbel^tten
nunL 3^r il^Ieib mor ber »ei^e SRontel mit
ben tDt^cn, od^tedigen ffreug. Sie gmeite {Haffe
imrai im^ il^rer S^l unb Sebeutung bie 8er«
cmdtn ober bienenben SBrüber (fratres ser-
Tieniea, frörea sergents). Sie nkiren ani bür-
gcdid^ Stonbe unb }erfielen in jtoei Vbt^i-
hmgen, bie SBaffenbrüber (armigeri, fräres ser-
nnt8 d'armeB) unb ^nbmerfdbrüber (famuli,
friru aerrants des m^tiers). 2){e SBa^^t^ner
binden ben ^^itttm ald Stnapptti unb bilbeten
<n4 eigene Sd^aoren im Ihiege. Sie bunten
nicbeif Slemter befleiben, feßft (Eomtureien Der-
iDQlten, unb ^tten in biefem gaSe Sifc unb
Stimme in ben allgemeinen OrbenStierfamm-
lungcn. S)it ^nbmerlSbräber mürben gu ben
gcDesbR«^ mb mirtl^fd^aftlid^en arbeiten ber«
sienbct Skid JHeib ber Seroienten mar braun
ober f^morj unb mit bnn rotl^en ffreu) bejeid^net.
Stm biitte JHaffe finb bie Orben8ra|)läne. Sie
bnen auf, al8 ber Orben burd^ bie ermöbnte
S^uHe Onme datnm optimnm bom Saläre 1163
eine cscmte Stellung erlangte , unb l^atten ben
(httettienfi in ber ®ef eQfd^aft }u bef orgen. 3um
niiiien<tieb uon ben 9Httem fd^oren fte ben SBart.
SM Oemonb trugen fte oben gefd)Ioffen unb
boiäbcr dnen braunen SRantel. S)er met^ Sittter-
mmiel mar il^en nur geftattet, menn fie Sifd^öfe
VMifn. Stauben fte in jof em ben Gittern nad^, f o
(ottm 6e im Sc^itel unb im 9tef ectorium ibren Si^
ittben Dem SReifter unb mürben bementfpred^enb
oin( Dor ben Slittem bebient. SIu^ ben eigent-
Wfyxi SRttgliebem umfaßte ber Orben nod^ 9Rit-
«Ittber im meitem Sinn. SereitI bie ältefte Siegel
ober bie t)on Xrot^eS fennt meltlid^e Stittcr, meld^
ber ®efenfd^aft attf eine beftimmte 3^U fi<4 an*
fd^Ioffen. Sie l^atten ftd^ $ferb unb SBaffen Dom
Orben ju laufen, empfingen aber if^ren ÜnterJ^lt
Don biefem, unb bei ber Stüdfel^ in bie ^eimat
mürbe ti^nen bie ^ölfte bed für ba§ !ßf erb bejablten
$reifed )urüd(gegeben (c. 5. 82 beS lateinifd^en
3>^eS). Snbere, unb jmar ^erfonen au8 allen
Stauben, 9titter, ^Bürger unb ©eiftlid^, fd^Ioffen
fid^ gleic^fam in gorm Don Xertioriem (f. b. 9rt.)
an , um ber äBobltl^aten bed Orbend t^eilbaftig
iu merben, inbem fte einen Xb^I i^re§ SBermbgenS
lemfelben oermad^ten unb oerfprad^en, ein el^-
bared Seben )u ful^ren unb baS SBo^I ber ®efea-
fd^ )u förbent Sie merben ebenfoUS bereits in
ber ölteften Siegel ermol^t (c. 55). Sbenfo merben
Sd^meftem ermal^nt; i^re 3lufnal^me mirb aber
mit SRudfftd^t auf bie @efa^r, meldte bad Sa*
fammenteben beiber ®efd^ied|ter bereitet, bereits
verboten (o. 56). 2)ie Slufnabme in ben Orben
erfolgte im Sapitel ol^ne 9Inloef enl^eit eineS grem*
ben. S)aS CerimonieO, baS babei ^ur 9nmenbung
fam, mar bei aSen ftlaffen baSfelbe, nur maren
bie Otogen unb Srmal^nungen ben oerfd^iebenen
ftlaffen angepa^. S)er !Borft|enbe beS SapitelS
ober ber SReceptor mad^te ben ^ufgunebmenben
auf baS 9Rfl]^et)oIIe unb Sd^mierige beS )u er*
mäl^Ienben SBerufeS aufmerffam ; er bemerfte, bo^
berfelbe nid^t um ber ßbten miUen bie ®enoffen-
fd^ft fud^en bürfe, fonbem nur, um bie Sünben
ber SSelt binter ftd^ gu laffen, um bem fyxxn )u
bienen unb um als armer 9ü|er )ur Stettung
feiner Seele burd^ baS Seben )u gelten, ba| er
jebem eigenen SBUIen ju entfagen unb nur auf
bie Sefel^Ie beS OrbenS }u ad^ten l^abe ; unb menn
er gleid^mol^I bei feinem 93or]^aben bel^arrte unb
leiner ber 93räber etmaS 9{adi|tbeüigeS gegen i^n
oorjttbringen bcttte, bat ber Sanbibat Inieenb unb
mit gefalteten ^nben, im 9lamen ®otteS unb ber
beiligen Jungfrau, i^n an ben emigen unb geit-
lid^en (Svdztn beS OrbenS tl^eilne^men ju laffen.
Snbem ber 9}orft|enbe nod^ einmal frogte, oo er
bem Orben mie em Seibeigener bienen motte, unb
er eS begabte, erhoben fi($ bie Snmefenben )tnn
®ebet. äeber fprad^ ein SBaterunfer, ber ffaplan
bie Oration gum b^iligen ®eift. 2)ann legte ber
Sorfx^be ein Soangelienbud^ bem oor il^m
fnieenben ^oftulanten in bie pänbe unb rid^tete
eine Steige bon ^i^ogen an il^n, betreffenb bie gum
Eintritt erf orberlidden Sigenf d^aften unb ben feften
(gntfd^Iu^, bie ®elübbe unb ®ebote beS OrbenS
gu l^olten, inSbefonbere baS Seben für baS l^ettige
Sanb eingufe^en unb benOrben nie gu oerlaffen, unb
nat^bem er auf atte biefe gfragen {ebeSmai geant«
mortet: ^3a,fo®ottmiS", fprad^beriBorfttienbe:
,,Unb mir, im 9lamen ®otteS u. f. m., nehmen
bid^ unb beine Süem auf in atte guten SBerfe beS
OrbenS unb t)erf)ired^en bir 99rob unb SEBaff er unb
baS arme ®emanb beS £iaufeS unb 9Rü^ tmb
Arbeit genug.'' S)arauf fing il^m ber Obere ben
ÜRantel um, ber Raplan f))rad^ ben $falm Ecce
quam bonam unb bie Oration gum l^eiligen
42*
1319
Xem))Iet.
1320
®eift, ieber Sruber ein IBaterunfer. Snbli(^ fie|
ber Sorft^enbe i^ auffte^en, fü^te (tote aud^ bet
ffaplan) i^n auf ben 9Runb, unb inbetn er i^n
t)ot ft(^ fi|en lie^, erörterte er bie toid^tigften
@tatuten M Orbend mit bem iBemerfen, meiut
nid^t aUefi Stotl^menbige gejagt fei, fo foOe er
fragen («rt 657—685 bei €urjon ; ögl. |)aöe-
numn 105—107). — ®ie logeSorbnung jeigt
bie im Orben t)er!ör))erte Serbinbung Don Tlbnä^
ifym unb Stittertl^um. Seim Srtönen ber grü^-
g(ode mu|te ieber bie Sd^ul^e an)iel(ien, ben SRontel
umkDerfen unb in bie ftapeQe ge^en, um ben
9Retten angumol^nen, inbem er fte ^örte ober, tt)ad
ol8 beffer galt, mäl^renb berfelben 13 SBaterunfer
für bie 9}latutin ber feltgften 2hingfrau unb ebenfo
üiele ffir bie be« Xaged fprad^. 9lad^ ber 9Rette
l^atte er nad^ feinen ^ferben unb feiner Stüftung
in fe^en. S)aTOuf fonnte er, inbem er ein SBater-
unfer finrad^, fid^ n^ieber gur Stu^e begeben. 3ur
$nm rief ^n bie @Iode mieber in bie ffa))eQe,
unb nad^ berfelben Ijiörte er bie ÜDteff e. 9luf biefe
folgten Xer) unb @est (midi). Sturer ber ®ebet8-
geit arbeitete ber IRitter im 3)ienfie f eined Seruf ed.
amttagg fanb bie SRal^Iaeit ftatt. @ie begann
unb f^Io| mit ®ebet unb toar mit geiftlic^er
Sefung begleitet. S)e8 9lad^mittag3 j^atten bie
IBrflber jur 9ton unb 93e8)>er mieber in ber ffa-
peQe fid^ einjufinben ; in ber (Jfaftenjeit bagegen
gingen biefe ®ebete bem Sffen boran. 2)eS tUbenbd
fol^e bie Somplet. IRadj; berfelben toar mieber
na$ ben $ferben unb ber Slüftung gu feigen.
S)arauf ^tte jeber, inbem er nod^ ein Saterunfer
betete, jtd^ gur Slul^ gu begeben. 93on ber Som-
put bis gur $nm mar StiOfd^meigen gu be-
obad^ten. gfaüS bie Xl^eilna^me am Officium
nid^t mdgli^ mar, ^te ieber fBruber eine be-
ftimmte ^nga^l SBaterunfer für iebe ^ore gu Der*
ridjten («rt. 279—309). — S)a8 Dberl^upt
beS gangen OrbenS mar ber (Srogmeifter (srnnmus
xnagister, minister generalis). Seine @teHung
mar eine fe^r angefe]()eneunbbebeutenbe. fol^atte
fürfilid^en Stang unb ein bemfelben entfprec^enbed
©efolge ; er führte bie 9luffi(!^t über ben @d^a^,
befe|te bie nteberen Remter, ernannte bie in ben
9lat^ aufgunel^menben Stitter, ausgenommen bie
l^öl^eren Sßürbentröger. 3m Uebrigen mar aber
feine 9Rad^t burd^ baS ©eneralcapitel ober ben
(Sonoent Don Serufolem me^rfad^ bejd^rönft. Ol^ne
beff en 3uftimmung burfte er lein l^ö^ereö OrbenS-
amt Dergeben, lein ©runbftüct Derau|em, nid^t
über ffrieg unb gfrieben bejd^Iie^en u. bgl. (^rt. 77
bis 98). äBurbe feine SteOe erlebigt, fo l^ten
bie im Orient anmefenben Somture einen ®ro^-
comtur als SBermefer gu möl^Ien unb biefer bann
für bie 3ßa^I eines neuen Oberl^upteS Sorge gu
tragen. S)ie aus benOrbenSoberen unb ben ebdi*
ften 9tittem gufammengefe^e SBa^lDerfammlung
beftimmte einen SBal^komtur unb (teilte il^m auS
i^rer SRitte einen (S^^ilfen an bie @eite. SBeibe
ernannten gmei meitere SBo^Ier ; bie Dier gufammen
mieber gmei u. f. m., bis eS gu gieren ber Spoftel
gmölf moren, morouf biefe enblid^ einen StcDfiati
gleid^fam afi) SteQDertreter (S^fti ertöten. Siobei
beftanb bie Sorfc^ft, bog bie 9Bä^ler ouS Dtr-
fd^iebenen Stationen unb fiänbem unb Dier auä
ber iHaffe ber SerDienten gu nehmen feien. S)ie
SBal^I erfolgte burd^ @timmenme^r^ (Srt. 198
bis 222). Sie gmeite SteOe im Orben n^m bet
@enef(^aQ ein. Sr mar ber SteODertreter b(§
SReifterS, l^tte allen, aud^ ben im engften ihtije
gepflogenen Verätzungen beS 9)teifterä anju-
mol^nen unb befo^ überaO, mo biefer nid^t toox,
meitgel^enbe Sefugniffe. S^m folgte im Siong ber
aVlarfc^aU, ber SBorftanb beS lhiegSme{enS. Skt
Somtur ober Groftpräceptor beS ffönigrei^iSScni«
f alem mar ber @(|a^meifter beS OrbenS unb Set-
malter oder feiner Ibabe ; in feine ^&nbe gelangte
aUeS, maS ber SrüBerfd^oft gulam, unb auf %ct>
langen beS SDleifterS ober angefe^ner Stittn: toot
er gur 9ted(|nungSablegung Derpfiid^tet. 9u^bem
mar er ber SSorftel^er ber OrbenSproDing, nad^
ber er ben Xitel führte. S)er Somtur ber Stobt
3erufalem Ifiatie für baS @eleite ber $Uger §ttm
3orban gu forgen unb mar ber 9Q3dd(|ter beS Jfd»
Itgen ftreugeS im ftriege. S)er S)ropier ^e bie
ftleiber in iBermaltung unb mujste ben Stfibetn
ben iBebarf retten. S)er Zurfopolier mar ber 9e*
fe^IS^aber ber leidsten »eiteret (%rt 99-131.
169—172). (Einige biefer großen OrbenSämtet
befd^ranf ten ftd^ auf baS ^eilige Sanb, anbete be«
ftanben aud^ in ben ^roDingen, nur mit geringetet
Sefugni^ unb Sebeutung. 2)ie Sorftänbe ber
$roDingen moren bie ^roDingiolmetfter ober Sanb*
meifter, aud^ ®ro^r&ceptoren gntonnt; fte übten
in il^rem »ereic^ bie Sefugniffe beS 9ReifterS. 2)ie
eingelnen ^ufer ober Sommenben Dermolteten
bie Somture, aiui^ ißräceptoren unb ^ülioen
genannt. 9luS ber Sieil^e ber bienenben 93tubet
gingen bie Unterbeamten ^etDor: ber Untermot*
fd^all, ber ©e^ilfe beS aRarfd^OS in Sefd^ffmtg,
(Sr^altung unb Sert^eilung ber 9Baf[en; bei
^Bannerträger, bem gugleid^ bie Suffic^t übet üUe
knappen anoertraut mar ; ber jfu^jcnmeiftet, bet
Sd^miebemeifter, ber Comtur beS |)afenS Don
Vccon. %u|erbem tonnten bie SeiDienten ai4
Somture Reinerer OrbenSbftufer merben {iQm»
mmm 110—122; $ru|, entmidOung [f* vl] 4S
bis 45). S)ie l^bc^fte (Semalt ruj^e im (Semtol'
capitel. (£s mürbe Dom ®ro|mei{ter berufen, be*
ftanb aus bem (SonDent Don Semfobm unb ben
a)^eiftern unb angefel^enfien trübem feber $to*
Ding, l^tte in atten mi(^tigen, ben gongen Orben
betreff enben 9lngelegen^eiten bie Ie^e(Entf<^ung,
übte bie ® ef ej^ebung ouS unb emamile bie Otol*
mürbentröger. 3nbejfen trot eS nur geitmet{e unb
im ®an}en feiten in'S Seben. Xbat)ä(4li<^ toi^*
tiger mor bober ber (SonDenL £r befkitb avA
bem ®ro6meifter, bet ben 9$orM fü^e, feinm
beiben ^fftftenten, ben ®ro|müroentrögetn, ben
guföllig in 3trufalem anmefenben $rootn^iol«
meiftem unb ben Stittem, meb^e ber ®ro6mei|let
gu berufen für gut fanb, unb i^m bm bie rigtnt«
1321
Xempler,
1822
ft^e SeUitiig befi OcbenS gu. Stefel&e (ginrid^-
tttng bcflaiib bonn toit für ben gefommten Orbm
jo au^ für feine Xl^cile. S)ie $tot)iti}en litten
dcnfolA t^r CopUel unb il^en £otU)ent, iebe
Costmcabc i^ ^ouScopiteL S)k dopM tourbm
mit gco^R gfeierlk^IeU abgehalten. Seim eintritt
Mra^te ftd^ {eber, na^m feine ffo))fbebedung ab
mb ^d^ ein SBoterunfer, beoor er fid^ fe|te.
ßobolb bo: grd|ere Xb^il ber ^Berufenen fid^ em-
offunben l^oite, forberte ber Sorftj^nbe gum ®e-
bete auf, ber RopUm l^iett eine Slnfprod^e, unb
flile Z^m n^urbim gef ^loffen ; benn ed galt als
®efr|, bo| lein Unberufener ben SBerl^anblungen
on»o^, unb ba^ alled, »aS im Capitet berat^en
Duibe, mm ben SDlitgliebem bedfelben al§ @e«
(etmnil beUKi]^ toerbe. S^erft lamen bie 93er«
^(ungen ber 93ruber gur Serbanblung. Skber,
ba ft4 eines Sergel^enS beiDu|t ttKir^ l^tte Dor
bem Sorfi^ben eine Jhtiebettgimg gu mad^en
onb feine SdnuSb gu betennen. 3nbem er ftd^
bann entfernte, mürbe über bie aufguerlegenbe
9u|e berot^, unb ^ernadi^ em))fing er Don bem
9ocfl|enbcn auf bie entbI5|te @d^ulter bie S)iS«
dpVoL Sorotif begann bie eigentlid^e Serl^anb«
tuag. SBcnn aide ®egenftftnbe erlebigt toaren, er*
Mette ber Sorfij^be bie Statuten beS OrbenS,
unb jttl^t ertldeilte er im 9lamen ®otteS^ ber
bnligm Jungfrau, ber 9I|)ofteI $etrud unb $au-
m, beft opoflolifd^en SaterS unb aUer Sräber,
Die tbm bie ®emalt bagu Derliel^en l^aben , ben
Dteuigen SBti^ei^ng (pardon), ber Stoplan bie
tbfoltttion (absolution; f. 9rt. 386—548).
^ 6txafen, meld^ ber Oroen auferlegte, maren
je nad^ ber Serfel^Iung f el^r Derfd^ieben. ^ei flei-
Mtm Seblem erfannte man auf SiScipIin, Saften,
pcn auf bem SBoben u. bgL ; fd^mere Sergeben
hatten ben Serluft bed 9RanteI8 unb S{uSfto|ung
anl bem Otben gur gfolge. Ser 9u8fd^Iu| mürbe
oofiangt megen Simonie, 9RittbeiIung bed im
fopM Scc^belten, Srmorbung eines Sl^rifien,
Sidi^f, Serlaffen beS Ig^aufeS «,auf einem an«
betnSBege a& burd^ bie redete Pforte'', SReuterei,
Scrtfl^ bcS ^aufeS unb Uebergang gu ben
Soraeenm, ^ärefie, Serlaffen beS SannerS unb
9nbt taa Sutd^t Dor ben Saracenen (%rt. 224
U» 282), eobomie aß ber @unbe, bie fo garftig
vnb cUerRgenb fei, ba^ man fte nid^t nennen
foüif , Steineib ober falfd^er Sngabe über feine
Sob^tniffc bei 9ufnabme in ben Orben, (Em-
|i(ang ber SBeil^e ol^ne Sinbolung ber erforbet^
li^ca Crloubni^. Ser SuSgefto^e mu|te binnen
40 Xogen in einen ftrengem Orben übertreten ;
wtfoumte er bie^ unb mürbe er ergriffen, fo bü|te
crinffettrn («rt. 416—450). S)ie gmeite Strafe,
brr !DerInfl beS SRantelS, 1^ ie nad^ bem Ser«
geben eine Derfd^iebene S^itbauer : fie erftredKe fid^
Don einem Sage bis gu einem 3a^e unb einem
Zage. Vit So^I ber Serge^en, meldte fte nac^
fi^ gogen, mar bementf^red^enb giemlid^ gro^. <Ss
j(tm eimä^ : bel^Iid^er Ungel^orfam gegen bie
Scfe^ bcS Obern, Sd^Iagen eines SruberS,
unter Umftänben aud^ Sd^Iogen eines Sl^riften,
unftttlid^er Serfel^r mit einer S^au, falfd^e ^n-
fd^ulbigung eineS SruberS, infolge beren biefer
aus bem Orben auSgefto^en marb, S)rol^ung mit
bem Uebergang gu ben Saracenen, Senlen beS
SannerS unb baburd^ oeranIa|te Sd^äbigung beS
OrbenS, eigenmöti^tige Z^eilnal^me am ftanipf
mit 9la(^t^U für ben Orben, löbtung ober Ser-
pmmelung eines Sflaoen ober fßferbeS, 3agb,
Serfd^enfung oon OrbenSeigentl^um. So lange
bie Strafe bauerte, mu|te ber betroffene auf bem
Soben effen unb mit ben SQaoen arbeiten,
breimal in ber SEBod^e bei äBaffer unb Srob
faften, am Sonntag, bet)or er gum ©otteSbienft
gugelaffen mürbe, oor ber Xbüre ftel^en unb
nad^ bem ßDangelium mit nadCten Sd^ultem bie
3)iSci{)Iin fid^ ertl^eilen laffen. 92ad^ überftan-
bener Strafe mar er oon ben (S^renömtem auS«
gefd^Ioffen unb burfte über einen Sruber meber
gel^ört merben not^ gegen i^n 3cugni^ ablegen
(«rt. 288— 266. 451-492. 587—623). ©iefe
Strafen galten aud^ ben ff aplanen ; nur erfuhren
fie bem geiftlid^en Staube entf|)red^enb einige
ÜRobificationen. Sie ffapläne empfingen bie
2)iScipltn privatim, l^atten ftatt ber SRaocnarbeit
ben $falter gu beten u. bgl. Surrten fte aber ein
unfUtlid^eS geben, fo tonnten fie leidster dS ein
anberer Sruber auSgefto|en merben (9lrt. 270
bis 271).
Sie eble @eftnnung, meldte ben Orben in^S
Seben rief, befeelte i^n aud^ in ber S^Igegeit. 6r
fämpfte mit Eingebung unb 9uSbauer für bie
Sa(^e beS ^ligen SanbeS. ^unberte ))on Zemplem
ftarben in biefem ffampfe ben ^elbentob, fei eS,
ba^ fie auf bem Sd^Iad^tfelb fielen, fei eS, bag fie
in ber ©efangenfd^ajt als 2obn für il^ren 9Rut]^
unb i^re Xreue bur4 ben ergrimmten Sieger ben
3U>b fanben. SIS ber Sultan SibarS, um nur
einen berarttgen 3ug gu erm&l^nen, nad^ ber ßin-
nal^me t>on Safeb im 3. 1266 bie Xempler Dor
bie SBal^I gmifd^en Xob unb fforan fteDte, ent«
fd^ieben fid(| 150 9litter für ben erftem. SRit bem
SBad^Stl^um griff aber aHmöIig attd^ ein anberer
@eift im Orben um fid^. 9lad^bem er gro| tmb
reid^ gemorben, moOte er füc feinen Xl^eil unb
maitd^mal felbft über biefen l^inauS mid^ l^errfd^en,
unb er oerf olgte feine Sntereffen biSmeilen in einem
a)toge, bag bie allgemeine Sad^e ber Sbnftenl^eit
barunter litt. URmtd^eS, maS i^m in biefer Se«
giel^ung »orgemorfen mirb, mag o^ne ®runb unb
einfad^ auf baS abmeid^enbe llrtl^eil ober bie 9lb«
neigung berienigen gurüdfgufübren fein, t>on benen
bie Sn^age ausging. 3m S&gemeinen aber ift
bie Sd^ulb nid^t gu beftreiten. Sie Haltung ergab
fid^ aud^ leitet auS bm Serbältniffen. 9lad^bem
ber Orben einmal eine SRad^t gemorben mar, lag
es für il^n nabe, ftd^ au(^ als SDlad^t gu gebürben,
unb unter Umftönben tonnte er ftd^ üerfud^t
füllten, in biefem Streben bie ©rengen gu über-
fd^eiten. Segeid^nenb ifl in biefer Segiel^ung bie
SteOung, bie er gegenüber bem $Iane beS Sffaf«
1325
Xemplet;
1326
tBiflont, to a)lei)lei ber bo]pM\kt, mit ben
¥otkx«ätingm )u einem tlngritf ouf IRl^obud
brfii^ftigt, bem Stufe niä^t fofort entf pred^en lonnte.
aXoto^ langte nD4 im Spötl^rbft 1306 in gfranl-
in4 fln# M ^^i'^ >ni^ ^^^ $^ß/ tt^it ^ {(^eint,
ei|i im Scü^ia^r 1307 in $oitieT8 |ufammen. Sei
ben Unlmtbungen, »eld^e nun fiottfanben, iata
mi^ bie OrbenSfro^e gut Sptad^e. Sie no^
ooc^baic Senljd^nft, bie 9Rola9 bem ^apfte
ttbetm^te, le^ni bie 93erf(^mel)ung ber beiben
OcicQf^afien ab. 9Ri|6räu(l^e n>erben in i^r nid^t
ftaütfgeimefen^ fie mürben alfo tool^ISRoIoQ ficgen-
nber US ba^in ni(^t befonberS betont, ober eS
roar, alS fie ertoal^nt lourbcn, bem SJleifter ge-
bmgen, ben $ap^ bon ber ©runbloftgfeit ber
flnüage gu überzeugen. Salb aber (am ed anberS.
1ttt4 l^llUipP ber Sd^öne fanb fid^ bei (^lernend
in ^ottietd ein unb erneuerte {eine iHagen gegen
ben Ctben ; unter Ruberem f oQ er Don ber Ser-
ctjtung eine« 3bol8 feiteuö ber Sempter ge{))ro($en
toben. S)ie Slebraal^I ber Sarbinäle lehnte bie
grf0ti)eitc peinlidjie llnter[ud(|ung ab; SIemenS in«
tf j^m fagte bem ftönig balb (im @d^reiben Dom
24. Sugup), ba bie Zempler ben SBefd^ulbigungen
fi^goiüber felbft barouf brangen, eine Unterfud^ung
|tt« unb inbem er i^m weitere Snitt^eilungen Der«
fpni4« erfüllte er i^n um ba§ ®Ietd(ie. $^Utp))
tcmlcte aber bie papftlid^e Unterführung nid^t ab.
Um 14. September mürbe bie Serl^aftung ber
innpler unb bie IBefd^Iagnabme Ü^rer ©üter be«
f^loffen unb über bie SluSffibrung ber STta^regel
eine 3nfhiiction an bie föniglid^en ^Beamten er«
laffcn. f&orin mirb bem Orben )ur Saft gelegt
bu Serldugnung beS Ipeilonbed unb bie 9n|peiung
M Ihtuged burd^ ben 9flecipienben, unjüd^tige
Jhijfe unb (Seftattung ber @obomiterei ober un-
notürlidder Unjuc^t 2)abei mirb bemerft, ber
flönig ^be biefe Serbre^en gun&d^ft für 6r-
finbungen ton Sf^inben be§ OrbenS geleiten ; bei
imbcier Stoc^forfd^ung l^ötten ftd^ aber graoirenbe
Scrbod^ldmomente ergeben; er fyiit bie Sad^e
btt^ bem $ap^e mitgetbeilt unb ftd^ mit ben
ttidtru^en unb geifilid^en ®ro^en feines SReid^eS
beratben, unb ba man bie ^tflagen immer ernfter
bobe nebmcn muffen, f^abt tt, fraft fetneS fönig-
11^ %mtefi |um Sertbeibiger be§ (glaubend be«
rufen« befd^Ioffen, bem Snquifttor auf fein 93er-
liingai }ur ppi(btgemö|en Verfolgung ber 9ln-
getegcnbeit ben mettlid^en 9rm )u leiten.
Shi ber 3n{huction i{l t>on meiteren 92ad^for*
f^ungenüborbieSd^uIbbedOrbendbieSRebe. 9Iad^
bei ic^ttn Vita oon SlemenS V . in ben V itae pa-
pirnm AvenionenBimn Don Saluge (f. b. Slrt.)
togm ein ebemafiger Zempler unb ein Särger oon
IBütinf 9fIomen§ @qutn be glorian auf einem
fönigfi^en Sd^Ioffe in ber 2)iöcefe Xouloufe megen
Seibre^en in ^aft, unb ba fte feine Hoffnung
Mten, mit bem Seien baDon gu fommen, beii^teten
fie eimmber. S)er Xempler f oQ babei eine SJtenge
»on (Sotüofigfeüen er}&btt (aben, bie er bei ^uf-
nobme in ben Orben begangen babe. S)er Sürger
oon SöjierS l^be baraufl^in Derlangt, t)Or ben
jfönig gefäb^ }u merben, meil er il^m bmt t)or-
tbeilbaf te (Eröffnungen m mad^en b^^be, unb nod^«
bem er entfpred^enbe 3u{agen erbalten, l^abe er
bie Seid^te beS apoftaftrten XempIerS mitge-
tbeilt. 2)er Aönig l^abe bann einige Templer er-
greifen laffen, um ftd^ meitere jtenntnt^ ju Der-
fcbaffen. 2)ie Srgäblung finbet ftd^ au^ in ber
ebronir t)on Siaani (8, 92, bei Muratori, Be-
nun Ital. soript. XDl, 429), aber mit einigen
^bmeid^ungen. SDie ©efangenen erfd^einen bi^
in einem ®efangni| oon ^anS, ber Sxtempler
ate au8 Sö}ier8 gebürtig unb $rior Don SDtont*
faucon. @ein SHitgefongener mirb alB uno Noffo
Dei nostri Fiorentino begeid^net, me^b^^ nian
früber gemöbnlid^ als 9lamen bcS gflorentinerS
Sio^obri ober 9loffo S)ei annabm. Se^terefi ift
unrid^tig, benn SiHani nennt benfelben fpötet
einfa^ Noffo, unb \iatt Dei ift fidler )u fd^reiben
dei ; er bie| alfo mobl menn ni(bt ein Xe^tüer-
berbnig Dorliegt, 9loffo. @d^ottmüIIer (1, 720 bis
731), ber baS SBort im @inne t)on noTizio faffen
möd^te, erflärt bie gan^e Sr}ablung für eine grunb-
(ofe@age; $ru^ (entmidnung243— 245) finbet
bogegen nad^ älterem Vorgänge eine Seftötigung
für fie in bem Settel, ben $onfarb üon (Sifi, ^rä-
ceptor oon ^aqnS, am 1 1. Ütooember 1309 bei
feinem Serbör ber p&pftlid^en Sommiffton vor-
legte (Michelet [f. u.] I, 36), inbem ber bier er-
mäbnte Esquius ober, mie oieüeid^t }u lefen ift,
Esquins de Floyrac de BiterriB comprior de
Montfauoon ni^t alS Templer )u faffen unb
bemgemäl mit bem Squinue de Floriane ciTia
Biterrensis ber SlemenSbiograpl^ie ju ibentifi*
ciren fei 2)ie Kamen lauten öbnli^, unb fte
mögen biefelbe $erfon begeid^nen, ein Sürger auS
Se}ierS mag aud^ in ber Xemplerfaibe bie StoUe
eines SnUdgerS gefpielt baben, ber übrige Zbeil
ber ßr^ablung aber ift in l^obem ®rabe oerböibtig.
SBenn bie gemaltigen Sergel^en in bem Orben
fo Verbreitet maren, mie na(b ber Srga^Iung an-
5unebmen ift, fo beburfte cS fd()merlid^ eines fo
au^erorbentlid^en, man möd^te tagen romanbaften
^mittels, mie eS bie fraglid^e Seid^t ift, um )U
ibrer ffenntni| }u gelangen. @ie l^ötten bei einer
großen unb auS oQerlei dementen )u[ammen-
gefegten (SefeUfd^oft taum auf längere 3eit titc
borgen bleiben lönnen, unb eS ift mebr dS auf-
fatlenb, bog fie gerabe in bem vlugenblidte, mo
gegen ben Orben ein töbtlid^er Sßiberfad^er ftd^
erbob, unb auf einem fo ungemöbnlid^en SBege
foHten in bie OeffentUd(|feit gefommen fein. 2)ie
3eugen, bie man für bie 6r}äblung l^at, fieben
nid^t l^od^ genug, um über biefe Sebenlenbinmeg-
gu^elfen, inbem bie fed^Ste SIemenSbiograpbie im*
geföl^r erft ein b^IbeS ^c^^tl^unbert nadb ber @e-
fangennebmung ber Xempler entftanb, üHlIani bei
feiner Sorliebe für SlnecbotenbafteS bei berartigen
iDtittbeilungen überbaupt menig (Slauben oerbtent
SSie eS ftd^ mit ber ge^imnilooflen Seid^te
üerbalten mag, bie SuSfü^rung ber 2htftruction
1827
ZtmpUt.
132S
»om 14. Stpimitt Ite| nid^t laitfie auf ftd^
tDorten. 9m 12. Octo6er 1307 »ol^nte 9Ro(a9
ber Seid^enfeter ber mit bem ©rafen Don SSaloiS
t)ermä^It geioefenen Ißtingeffm mtl^arfam Don
Sonftantinopel an, n^oBei i^m ber (E^renbtenfl
eingeräumt mürbe, einen 3ipfd beS Sal^rtud^ed
ju leiten. 3n ber folgenben 9Iaii^t fanb bie 93er-
laftung fämmtlid^er %tmpUx in Sfranfreid^ ftatt
9lm 14. October mürbe ben (Eanonilem Don
9lotre«S)ame unb ben SRagiftem ber UniDerjitflt
bm:^ ben @iegeI6ema]^rer SBiD^elm Don 9logaret
nnb ben ^nquifttor SBiD^elm Smbert omtlid^e
9lad^ri(^t Don bem (Sefd^e^enen gegeben unb bobei
Ott meitere jftage Dorgebrad^t, bo^ bie OrbenS-
))riefter in ber SQteffe bie SonfecrationSmorte auS«
liefen. 9m 15. October mürbe }u meiterer SRit-
tl^eilung eine 93oI!8DerfammIung im ©orten om
löniglid^en Zoloft geleiten. 9ud^ mürbe SDbloq
mit etlid^en feiner ©enoffen Derl^ört, unb fie legten
über einige ber IHogeortifel ein ©eftönbni^ ob.
S-nfoIge befjen ri^tete ^^\üpp bereits am 16. Oc-
tober an fömmtlid^e g^ürften ber S^riften^eit bie
Sufforberung }ur ülod^ol^mung feined SBeifpielS.
Salb begann bad allgemeine Serbör, meld^ed Ad^
in ben Xagen Dom 19. October bis }um 24. 9co-
Dember auf 138 Zempler erftredtte. ^nx boS 93er-
f ol^ren Bei ber Unterf ud^ung mor in ber änftruction
Dom 14. September beftimmt: man foUe ben 9ln-
gefd^bigten fogen, mie ber ^ßQ))ft unb ber ff önig
burd^ mehrere febr gloubmürbige Beugen ou8 bem
Orben über bie ffe|erei beSfelben unterrichtet feien,
befonberS über iene S)inge, bie fie bei il^rem Ein-
tritt unb ibren ® elubben tl^un ; man foUe il^nen
Sergeil^ung Derf))red^en, menn fie bie SBol^rl^eit
unter ber Stfidtfel^r jum ©louben ber ffir^e ge-
ftel^en, onbemfoSd il^nen Serurtbeilung )um Xob
in Sudftd^t ftellen : man folb enblid^ fie mit oll-
gemeinen 9Borten fo lange ouSfrogen, bis man bie
SBol^rl^eit ou8 i^nen }ie^e, unb fie gum Seborren
in biefer äBol^r^it ermabnen. 92euerbing8 l^at
man bebouptet, boS Sorgel^en beS ffdnigS fei, fo-
fem eS ftd^ gunad^ft nur um bie ein}elnen Xempler,
Tiid^t um ben Orben l^nbelte, nod^ ben Kegeln
unb ©runbfä^n ber gnquifttion ni(|t ungeje^lid^
gemefen. gebenfons entbielt eS ober nod^ ben
DorouSgegongenen Serbonblungen unb 3i^<>g^
beS ^opfteS gegen biefen eine gro^e 9iüdffui)tS-
loftgfeit. Siemens Y. erbob be^b^^Ib am 27. Oc-
tober bittere ffloge unb Dcriongte, ba| bie gefan-
genen Xempler unb bie einge}ogenen OrbenSgüter
möglid^ß bolb an Hß ausgeliefert mürben. S)er
ißroteft modelte geringen SinbrudC; bie SBerböre
nol^men il^ren gfortgong. S)ie beiben Sarbinäte,
bie ber $opft als SJertrouenSmünner on ben ffönig
obfonbte, ftonben biefem }u nobe, um ibm ftorf
^tgegenjutreten. SIemenS lam ober oud^ felbft
olsbolb bem ffönig entgegen unb befal^l in ber
SuIIe Pastoralis praeeminentiae Dom 22. 9lo-
Dember ebenfoQS atten Surften bie Serboftung ber
Xempler unb bie Sefd^Iognal^me i^rer ®üter. S)er
@d^ritt mar Derbdngni^DoS , boS @d[|idfal beS
OrbenS mar mit ibm fo giemlid^ befiegett. Sbuib
einiger 3eit fud^te Clemens ben S>ingen oOerbingS
nod^ einmal eine SBenbung }u geben, inbem n,
mol^rfd^einlid^ im äonuor ober gfebruor 1308, bie
SoQmod^t ber Snquifitoren, ber S)ominiconer unb
ber SSifd^dfe, fuSpenbirte; bie SRo^regel mürbe
ober nid^t oufred^t erl^olten. ®er ftbnig Don gronl-
reid^ geriet)^ nämlicb über fie in äButb^ tmb eS
mürbe SlDeS oufgAoten, um jie mirfun^BIoS unb
rüdgdngig ju mod^en. SRon futbte bafut, fieilid^
Dergeblid^, einen günftigen 93efd^b Don ber Uni«
Derfität $oriS gu geminnen; mon rief bunl^ gflug«
fd^riften bie öffentliche IDleinung gegen ben ^jl
ouf unb brol^te ibm felbft mit bem Jletfergctiibt,
menn er feiner ^flid^t gegen bie ftej^ nid^t nod^
lomme. 3n SourS mürbe im SRoi 1808 eine
IßotionolDerfammlung Deronfioltet, unb menn Sbel
unb @eifttid^teit ftd^ Dielfod^ ferne l^ietten, fo mar
ber britte Stonb um fo |ablreid^er Dertreten. Z)ie
Xeid^Sftänbe gingen ouf bie iBorfd^Ifige bcS ffb-
nigS ein, bie Zempler mürben beS XobeS für
fd^ulbig erllört, unb ber 92otion ftd^er, Derfügte
jid^ ber ftönig nod^ ^oitierS, um mieber mit bem
ißopft gufommengutreflen. SS fom }u langen unb
emften 9)erbanblungen. ^l^Uipp Derlongtc burtb
feinen Stat^ SBiT^etm Don !ßlafian ungefdumte
sBeftrofung ber Sempier, ba fie bereits cid f^ä-
retifer erfunben mcrben feien. Clemens erneuerte
feine Sefd^merben unb mieS bie Sinrebe, bol ber
ffönig nur burd^ ben ^nquifttor ge^tü)elt $abe,
mit ber Srtlärung ob, bo| eine angelegen^ Don
fo l^ober Sebeutung nid^t ol^ne SBiffen imb 3»'
ftimmung beS Ober^upteS ber ffird^e angegriffen
merben bürfe. 3Ron fud^te (Siemens mit bem
$ro)e| gegen SonifotiuS YIII. gu f t^reden. 3n«
beffen miberriet^ auf ber onbem Seite bie mit bem
Xobe beS ffoiferS 9Ubred^t am 1. Stoi 1308 an-
getretene polittfd^e Soge, gu meit gu geben. S)enn
bo Wlipp gur S)urd^fu^rung beS ^loneS, bie
erlebigte Äoiferfrone feinem Sntber gu Derf d^ffen^
ber Unterftü^ung beS $apfteS nid^t entbebren
founte, fo mu|te er einlenfen, obne freilid^ bo9
^eft ouS ber l^nb gu geben. Seine Sorfd^Iäge
mürben fd^Iieglid^ mit geringen %enberungen Don
Clemens ongenommen. 9lad^ biefem Uebetttn«
fommen merben bie Zempler bem ^opft über«
geben; biefer betraut mit i^rer SBemod^ung ben
ftbnig, ber. fie bem ^{t unb ben ^roloten ^ur
erfüflung il^rer Obliegenbeit fte tS ouf SBertonaen
Dorf ül^ren mirb. S)ie Stfd^öfe, beren ShotSbictton
mieber^ergefte&t mirb, merben bie eingelnen Xem»
pler in ibren S)iöcefen rid^ten, ouSgenommen
bie ©rogmfirbenträger, über bie mie übet ben
gangen Orben boS Urtbeil bem topfte Dorbe^ten
bleibt. S)ie @ater beS OrbenS merben im Saue
feiner Suf^ebung für boS l^eilige Sonb Denoenbct
merben. 3ur Sermoltung ber ®äter, bie ber
ftönig ebenfalls bermiSgibt, merben ber ^ßopfl nnb
ber ^5cefonbif(bof {e eine ^etfon ernennen, unb
menn ber fibnig eS münfd^t, merben fu bogu foltbe
^fonen mahlen, benen er befonbereS Vertrauen
1S29
Xemplet.
1880
MoA. S)ie SertDQlier toetbm eiblid^ eine gute
9m!^^ng geloben unb über biefelbe ge{e|Ud^e
SMMf^oft oblegen. Sor ber Sbreife beS ßönigS
imxb brr ^^fi mif oemünftige unb ehrbare SBeife
bol bea gonjen Orben Setreffenbe tiorfel^. 9(uq
vitb er« tMtl bem fffinig fo Diel boran liegt für
Ml ShfHtution ber Snquifttoren forgen, bamit fie
Mntnt mit ben ^röToten gegen bie einjelnen 9nit-
gfttber bcS OrbenS Dorge^en fBnnen. SMe 9lb-
mod^g tourbe burd^ 9u8fte&ttng einer Stei^ bon
OtfunbcR in ber erßen ^ölfte beS ^Ronatd 3uli
1808 brfiegeti 9m 5. 3uli tourbe inSbefonbere
ben fnin|5^{d^en gnquifttoren unb Prälaten bie
Jurilbidion mieber gurficfgegeben, oucq bem @ro|«
t]U|Bi|ttor nnb tömglid^en IBei4tt)aier SBil^elm
Jinbert Serjeiljung erttfeilt. — ffien SJer^cnb«
bmgßi ging ein SSerl^dr )ur @eite. ^l^ilif)) Iie|
TS gefangene Xempler nod^ ^oilierS ffll^ren, unb
Oemenl beouftragte mit i|rer Semel^mung fed^S
Cotbindlc. biefelbe fanb in ben Xagen oom
28. 9imi tid }um 1. 3uli fiatt, unb am 2. Sult
folgte ttod^ ein fummarif^eS SBerbör Dor bem
^% ba biefer begreifli^enoeife ni(^t ollen ein-
lebien Qemel^mungen ontt)o(nen tonnte. Son 88
bCT 72 Serb5re liegen no^ bie ^rotocoüe oor
ff.&ftottntfiDer n, 7—71). 3)ie SuSfagen »oren
mt^tfcK^ fSr ben Orben belojienb^ nomentlid^
tnube üon ben 9Reifien bie Serläugnung S^rifti
rnib bie Snfpeiung bed Ihreuged }ugegeben. 3ene
3etigniffe tonnten ober nid^t genügen ; fie rül^ren
Svm giS^m Xf^ oon imtergeorbneten $erfonen
)cr; beim unter ben 88 unS befonnten Stu^m
Mren 16 Seroienten, 18 SHtter, meift ^roce))-
torm Hon OrbenS^äufem in gronfreid^, ein
ttaplan^ S e^malige %mpltt, barunter 2 @er-
oienten. !^ SuSmol^I ber 3eugen mürbe }ubem
oom ff5ntg unb feinen Organen getroffen, unb
iio4 bem, umg gefd^e^en unnr, Derfie^t eS fid^ oon
felbf), ba^ mon bem $opfte £eute fd^idHe, Oon
ticnen rine Sluebge im Sntereffe ^$]^Ut})pd ober
im Sinne ber Slt^age fidler )u ertt)arten toor.
Sa bie Unterfud^ng auf ben gangen Orben ouS*
gcbebnt toerben f oQte, mußten oor SOem oudE) bie
@to^ilrbentrögeroemommenn)erben. Sl^reSor-
füfr^nng umrbe bereits Snbe ÜRoi ober Anfang
3mii jugefagt, fte mürbe ober fietS l^inoudge-
^oben unb fam üittfyxvipt nid^t ooHfianbig }u
etrnibt f^lfilipp erflärte gule^t, bo^ bie OrbenS-
tkan oon il^rem bisherigen &Qftort Sorbeil bis
imn 6(|Io^ (Sopnone ober Sbinon gefommen
fttrn, ba^ aber einige oon il^nen toegen fd^toerer
Cifron&mg auf feine SBeife mel^r bie @trede bis
ll^ottietB gurflAegen fSnnten. Sr fd^Iug cor, bie
C6eren burd) Sorbinfile in S^inon oemel^men gu
foffrn. !Rai!b bem (Song ber ßreigniffe ober bem
Satmn ber folgenben Süllen gu fd^Iiegen, fd^int
rr neiter bcontrogt gu b<iben, einfimeilen bie if
jügO^e OttUe gu erloffen, ba bod SRefuItot ber
Scnie^mung burd^ bie oon ber UniDerfttat be«
gtotbigtcn frfi^ren StuSfagen fd^on befannt fei
mib bie aSgemeine Serl^o^ng leinen 9(uffd^
bulbe. S)od^ ift ber SBiberfprud^ gmifd^en bem
2)atum unb bem Snl^It ber SuIIe Fadens
misericordiam oud^ burd^ bie Snnal^me gu er-
Hören, bo^ bie Ausfertigung erft mel^rere Soge
nod^ bem SeurfunbungSbefe^I ftottfonb, fo ba|
boS bagmifd^en liegenbe SSer^ör in ber SuUe nod^
berüdffid^tigt merben lonnte. S)ie ^Itung, bie
^^ü\pp bi^ eimtol^m, ift im ibä)^tn ®rabe Oer-
bö(^tig. 2)0 nur einige ber ©ro^toürbenträger
fron! gemefen fein fotten, fo tonnten menigftenS
bie übrigen bem ^fle oorgefübrt merben, unb
menn bie| gleid^mol^I nid^t gefd^ob, f o brängt [td^
mit 9lot]^menbigfeit ber Srgmobn auf, ba| ber
ffdnig fte nid^t unmittelbor oor ben $a))ß tommen
loffen monte, meil er befürd^tete, fie möd^ten ibn
für eine beffere Snfd^ouung t)om Otben geminnen,
unb fomeit bie ffronfbeit mirQid^ beftonb, bürfte
fie eine Sfotge ber b^^rten SBel^onblung begm. ber
Xortur gemefen fein. SBie ober boS SJerfobren
erfidrt merben mag, Clemens ging ouf ben Antrag
ein. 2>emgema^ mürbe bereits om 12. Auguff
1808 mit ber SBuQe Faciens misericordiam eine
allgemeine Unterfud^ung beS OrbenS onbefobten,
burd^ bie SBuUe Begnans in coelis t)om gleid^en
Zog gur Sntfd^eibung ber Angelegenbeit eine all-
gemeine €t)nobe ouf ben 1. October 1810 nod^
Siienne ongefagt. 2)aS Serb^r ber OrbenSoberen,
ouf boS in iener SuEe bereits Segug genommen
ift, fonb burd^ bie Sorbinöle Serengar, Stephan
unb Sonbulf Dom SomStog bis S)ienStag nod^
TOoriä ^immelfabrt, b. b- om 17.— 20. «uguft,
ftott (ber SBorfd^Iog oon ^ru^, Sntmidlung 249
bis 251, in bem Serid^t ber oerl^örenben Sor-
binfile Yisitationem ftatt assnmptionem gu lef en
unb boS SSerbör mif ben 6.-8. 3uU ongujeten,
fd^eitert on ben SBod^entogen). Su^er bem ®ro|-
meifter mürben oier (Sto^pröceptoren unb auf
Serlongen SRoIo^'S oud^ noq ein gu feinem ^ouS-
ftonbe gel^öriger Seroient oemommen. S)qS Sr-
gebni^ mor im SBefentlid^en boSfelbe mie beim
Serl^ör oon $oitierS. 9iod^ ber Stellung, meldte
Siemens bei ben legten Serbonblungen oon ^oi-
tierS onmälig einnol^m, mar bie Angelegenbeit
überboupt im ®runbe entfd^ieben. ^^l\pp IV.
monte unbebingt bie Sufbebung beS OrbenS; bie
3nquifition l^atte mit ii^ren SDUtteln, Sro^ung
unb Sfolter, bereits reid^eS !DlaterioI gu feiner 93er-
urtl^eilung gu Xoge geförbert; ber Singige, oon
bem eine Slettung gu erhoffen mar, botte fid^, ftott
mit möd^tigem Arme eingugreifen, bie ^onbe ge-
bunben. ^äl^enb ber $apft früber bie Anfd^ul-
bigung mieberbolt begmeifelt unb bem 3)rangen
beS ffönigS gegenüber bis bobin in ber ^upt-
fod^e fid^ oblebnenb ober ouSmeid^enb Derl^olten
botte, fam er ibm t)on je^t on mebr unb mel^
entgegen , unb nod^bem er fid^ oon bem gemalt«
tl^otigften unb rüdtftd^tslofeften Surften ber Seit
botte umgarnen loffen, mor ein Sntfommen ouS
be[fen ®emoIt foum mebr mög(id^.
3unäd^{l moren bie %tmpUx, um für boS Ur-
tl^eil boS erforberlid^ aofloteriol gu befd^ffen.
1331
itmpltx.
im
allent^albfn gu Derl^örcn. Sie SuIIe Fadens
misericordiam, bie für bie Derjc^tebenen £än-
bft unb $roDin)en in ja^Ireid^en Sfemploren
ausgefertigt tDUxU, orbnete gu biefem IBe^ufe
Sommijfionen an, für bie ^iöcefm befte^eiib
ou8 bem Sif^of, gtoei £omI|enen, gtoci 2)omi«
nicanem unb gmei gronciScanem, für grö^
Sprengel befteljiaib auS einer ^nga^ ton Prä-
laten imb anberen für bie ^u§fü^rung erforber*
lieben ^ßerfonen. S)ie fünfte, na^ benen inqui*
ritt toerben foUte, »aren fe^r ga^lreid^, baS 93er«
geic^ni^ lief auf 127 g^gen an (llichdet I,
89—96). ®o bie erfte 3lufforbenmg gum 6in-
fd^reiten nic^t überaE entfprec^b befolgt mürbe,
ergingen n)eitere Sd^reiben. 91m 30. S)ecember
1:308 »urbe bei Strafe beS 93anned unb änter*
bicted geboten, ben Semplem fortan nid^t mel^r
^ilfe, 9iat^ ober @unft toeber öffentlid^ nod^ ge-
l^eim gu enoeifen, ^e t)ielme]^r ubcraD gu t)er^ften
unb ben S)ioce|Qnbifci^5fen gu überliefern, ^ür
t^ranfreic^ würbe Dom ^ßapft eine @eneraIcom«
mijfton ernannt, befte^enb au8 bem ßrgbifd^of Don
9larbonne, ben 93i)d^öfen Don 3JltnlSt, Sapeuf
unb Simoged unb Dier S)ignitacen gleiten 9{anged.
Sie foUte baS IBerl^ör in ber fßroDing Send, gu
»el^er ^riS ge!)örte, beginnen unb bann gur
(^ttung i^rer Obliegenheit bie ad^t anberen
frangöfif(|cn ^roDingen bereifen, ^uf S)rängen
beS i^önigS erl^tclt fte aber einen ftönbigen Si| in
Hiari§, unb bie 2:empler, bie etwa gur ffiertl^cibi»
gung be§ Crbcn§ bereit mären, foUten ba^in ge>
bracht werben. $^t(ipp wollte ol^ne 3^Hf(I ^i^fc
^(norbnung, um ben @ang ber Ser^anblungen
leichter überwad^en unb beeiufluffen gu fönnen;
feine ^Beamten WcnigftenS wol^nten fletä ben ©er-
hören an. SDie Sommiffton, beren ^rotocoQe
burd^ ^Itd^Iet Der5ffentlid^t würben, begann il^re
Sl^ötigfeit am 7. ^uguft 1809 unb (üb am
9. Sluguft burd^ ein ^u§)d)reiben oQe Sempier
ein, am 12. 9}oDember Dor i^r gu erfd^einen unb
in Sachen be§ OrbenS ein 3cugni^ abgulegen.
S)ie ^ufforberung würbe aUmöIig befolgt, ^m
26. 9bDember fanb fid^ Tiolar^ ein. 9113 il^m bie
^iuSfagcn üorgcicfen würben, bie er gu ß^inon
gemacht l^abcn foUte, proteftirte er gegen fie in ge-
waltiger gntrüftung. 9luf bie Ctommiffion ma^te
bie grflärung geringen ßinbrudf. 6iucr ber 6om-
mifföre wieg il^n Dielmel^r auf ba§ SooS berjenigen
J)xn, weirfje bie ffird^e als ffe^er erfcnnc. 3"bem
oud^ ber anwefcnbe SRitter SBilljelm Don ^lofwn,
ber Sßcrtraute beS ffönigS, \\(i) in'8 ÜJlittcl legte,
erbat TOoIap fid^ gwei Sage Sebenfgeit, unb aI8
er wieber er|rf)ien, Dergid&tcte er auf bie SSertl&eibi-
gung in ^Inbctrac^t bc§ ÜJiangelS ber erforberlid^en
DJ^ittcI unb ©ele^rfamfeit unb mit einer furgcn
ßrflärung über bie Serbienfte beS OrbenS, mit
Sct^eucnmg feiner Sed^tgläubigfcit unb mit ber
53itte, möglid^ft balb Dor ben ^eiligen Soter ge-
führt gu werben, ber \\ä) boS Urt^eil über i^n
Dorbc^olten l^bc. Unter ben Semplem, bie in
ber jelben 3cit Demommen würben, bcfanb fid^ ber
SRitter $onfarb Don ®ifl, ^rftctpior Don ^(kqnL
6r erfl&te bie IBefc^utbigungcn gegen ben Cta
mit Sntf^ieben^ für falfd^ unb begeic^nete tn
gfoüerquaien ober bie 9(ngft Dot i^ncn ci& ttt
Urfac^ ber erfolgten @eftanbniffe, inbem ci bip
bemerfte, ba| er felbfi gefoltert oorben fei, imb Ui
in $ariS alletn 36 trüber buxf^ bie golter ge^G^
ben feien. S)a bad SitationSebict 6i§^ üieijo!)
nid^t Derfünbigt worben txxir, toutbe )e|^ etmnou
Sorlabung auf ben 3. Sebnior 1310 angfutad,
unb \>a ber ftönig berfelben feine Untctflü|a|
lie^, trafen nod^ einiger 3cit ouS ollen $roiraqa
S^aaren Don Xempicm auf SBagen unb mit Itcttn
gefd^^loffen in $arid ein unb erft^ienen in berSot
Dom 3. gfebruar bis gum 28. a)lan 1310 m
ber päpftlic^en Sommiffwn. S;ie meiften exflänn
fid^ gur unbebingten ^ert^eibtgung beS DM
bereit, Diele mit bem Seifa^ : ^bis gum ixit»'.
IBon einem Sempier auS bem Srgbisibum Sai
würbe aud^ erflört, ba^ bereits 35 Srübei ob
Opfer ber gfolter unb onberer Seiben genwibn
feien. 9lm 28. SRärg würben fömmtlid^Zemife
549 an ber 3<^^l, im @arten hinter bem fi^ti'
liefen $alaft Derfammelt unb bie 127|$rDgeaniU
Dorgelefen. Sie SJerfammelten erflärten fi4| A
gur Sert^ibigung bereit, unb ba bie Oomo^
Derlangte, fte foUten bagu eine 9lnga^ DonScoofl'
möd^tigten wählen, bie Sempler aber o^ Qf
neldmigung beS ®ro^meiflerS auf ben Sorf^kl
ni^t einge^ woQten, bim eS gu eing^tccbci
SSer^anblungen. Sabei traten bie gärten ju in^,
weld^e bie @efangenen gu erbulben Rotten: d
würbe geflagt, ba^ fie mit ben not^wenb^
93ebürfniffen fd^Ied^t Dcrfel^en feien, ba|ben^pui»
benben bie Sacromente, ben ®efbrbenen biegt»
weihte erbe Derweigert werbe. Um bie fBtS/i te
$rocuratoren gu f örbem, befud^te bonu ba $n)ti"
coUfü^rer mit Dier 92otaren bie eingelnen ^äofs,
in benen Sempier untergebrod(yt waren, ti
meiften woEten aud^ je^t nod^ feine SeDoÜrnä^
tigten ernennen. Sa fie aber mü bem fi^ nM^
ftanben erflärten, WaS bie OrbenSprieftcr $(«
Don ^Bologna unb 9tenaub Don ^roDinS foiro liic
SRitter SBil^lm Don Sbambonnet unb Seitmil
Don SartigeS für ben Orben Dorbringen toüta.
iebod^ nid^t mit bem ®egent^eil^ fo fu(^ VvPß
eine 3^itl<ntg für ben Orben boS SSort, iate
fie nomentlit^ bem Skrl^ör contra ordinem »
wollten, baS am 11. Slpril begann, bis ein Soc
f aU i^nen flar mad^, ba| t^r SBirfra ni# v
erfolglos, fonbem für fvt felbft (ö^fi grictp
lic^ fei. Anfang ^ril 1310 enunudi fÜ-
lipp lY. feinen ®ünftling ^^ilipp dob Sb>
rignQ , SBruber beS SRinifterS enguernmb w
93kngm, mit päpftli(^er 3uftimmung gns &f
bijd^of Don SenS, unb im nöd(^ften Stmufc kp
auffaltete biefer fofort eine $roDingialfBi»^
in $ariS, um feinerfeitS in bie Sc«plafn|t
eingugreif en unb Don ber SSertl^ibigung beSC^ol
abguf^redfen. Ißeter Don Sologim legte gicgnM
93orgcl)en am 10. URai Der ber Sommiijirt
1333
Xemplet.
1834
Bp^Kflaflim eht Die Sommiffion ertlärte ober,
fi4 in bte Sngrlegcn^ett nic^t mifd^n gu bürfen,
bo \hx (habif^of feine iBoUrnad^t ebenfo mie fie
pom $ap^e (übe. Sie SBerbanblungen gingen
auf beiben @eitfn toeiter, unb »dl^enb bed 93er-
\fM Dom 12. !Dlai erfuhr bie Sommiffton, hai
noS^ bem Urt^eil ber $n)Din)iQl{Qnobe 54 Xem))Iei
aud ber SoijH berer, bie {id^ jut SJert^eibigung
botil aFlört Ratten, old StudfäQige berbrannt
orrbcn foUten^ loeil fie il^re frül^eren 9(u8fagen
inrndgcnommni l^otten. 2)ie (Eommiffton bot,
iroE Sejiuqung über bie Slod^rid^, fofort tim
Üujl^nb mtb genauere Unterfud^ung , ba tiele
icntdcc in ber XobeSftunbe für bie Sd^ulbloftg-
lA M Orbend 3eugni^ obgelegt l^otten, ba ^e
(mbentfolli t^re Aufgabe nid^t koeitetK^ren lönne,
tnbem bie ftunbe bie t^orgefül^rten Saugen fo er-
jdurdt V^/ ba| fie, i^rcr @inne nicl^t mel^r
mächtig, jur 9blegung oon 3«ngni^ unf äl^ig feien,
ba fion ben (Sefangencn enbli$ Appellation bei
üfc eingelegt loorben fei S)er Srjbifd^of unb feine
gQnoU bürden aber bei bem Sludfprud^. S)ie
IVntrttieiltcn mürben nod^ on bemjelben Xage
oabnumt, unb aQe befannten in ben gflommen
bie Sieb4eit beS OrbenS. %i^i Xage fpäter folgten
ibncn in fßärifS oier meitere Opfer nad^, in einigen
I3o4en eine gr5|ere ^ingal^I in ben ^roDinjen.
Der 6d^log Dom 12. fßlai »irlte betöubenb.
3oyiri4e Xempler t^id^teten auf bie äJert^i-
UgBng. mehrere 9RitgIieber ber Sommiffu>n }ogen
{t($ iitmif, unb ber 9lefi oertagte am 30. 3Sla\ bie
gi)uiigcn bid }um 3. Slodember. SDa aber aud^
ic|t nur brci 2)elegirte ftd^i einfanben, teurbe bie
i^^Obit erft am 17. ^ccember loieber ouf-
gaiommen. 2)aS toeiiere Srgebni^ Iie| fid^ un«
iAioer »orauefe^en. IBei bem Sdtireden, ber feit
bem Sutobofö Dom 12. ÜRai auf ben Slemplem
lagerte« tDor nur me^r feiten eine freie SluSfage gu
RiDotten. S)ie SSer^nblungen f d^Ioff en am 26. SJlai
1311 (cS maren im ©angen 231 3nigen t>ttf)M
motben)« unb om 5. 3uni tt)urbe ein S9erid^t an
ben ^^opjl cingefd^idt — 3)ie Unterfud^ungen ber
Hidcefimgeridiite, bie nad^ ber pöpftlid^en 9n^
orbnung auS ben oben eroil^ten fieben ^ierfonen
befic^ foSten, flnb meniger befannt; bo<^ er«
fd^ man immer^iin einige bebeutfame 3öge. 3n
bem Sci^dt, toeld^ ber SBifd^of oon Slimed im
Sommer 1309 oeranftalten Iie|, läugneten oon
S2 Zemplem aSe bis auf brei bie borgel^altenen
Se^dften, obmol^I 22 btefetben frfil^er geftanben
hotten. 3n bem SerlS^r oor bem SBifd^of oon Sler-
inont ju bcrfelben 3^it belannten ftd^ 40 Xempler
al$ f(«ulbig, 29 troten f fir bie Un jd^ulb bed OrbenS
(in, tnbem fie beifügten, ba| ein i|nen etioo fpftter
bunlt bie Sotter entrijjened ®eftönbni| unn)ol^r
H Z)ie 25 Xempler, bie ber SBifd^of oon Sine
ilktpignon) im Januar 1310 Oerbörte unb bereu
1lui)agm burd^ aRi^elet (H, 421—515) eben-
ioDi ocrSffentlid^t mürben, fteüten mit Sntfd^ieben«
W afle anflogen in %lbrebe. (Einer bemertte auf
bm ba§ Qkflänbnlg beS ®ro|meifierd betreff cnben
9IrtifeI : menn ber ®ro|mei{ier bie^ gefagt l^be,
toaS er nid)t glaube, fo l^abe er in feinen ^13
l^inein gelogen. 2)ie ßntfd^iebenl^eit unb Sin«
mütl^igfeit in bem SBerl^ör ertlört ftd^ mol^I auS
ben eigenartigen 93erl()altni{fen ber S)iöcefe Sine,
inbem fte gtoar lird^Iid^ gu 9larbonne, politifd^
aber gu Sragonien gel^örte unb fomit au^erl^alb
bed ÜRad^tbereid^eS $^Utpp3 la^. 3n Stalten
fielen bie Serböre grogentl^eild mte in gfranfreid^
aus. 3m Jlird^enftaat galten ol^ne SBeitereS bie
pöpftlid^en SBeijungen, unb für bog ftönigreid^
Üteopel, baS bamalS bem ^aufe SIniou gehörte,
mar aud^ nod^ baS SBeifpiel bed frangofifd^en
jf önigfi ma^gebenb. 2)od^ fel^Ite ed in bem fianbe
aud^ nid^t an anberen ©timmen. S)ie Unter-
fud^ungen bed Srgbi(d^ofd oon ätaoenna ergaben
nid^td 93elaftenbed, unb oie ^rooingialfpnobe oon
Diaoenna im 3uni 1310 fprad^ ftd^ m ©unjlen
bed Crbend aud. 2)Qd|eIbe Srgebni| l^tte bie
Unterfud^ung in ber $rooing ^effina auf ber
3nfel Sicilien. S)er ffönig oon Snglonb erKörte,
ald er oon $l^Uipp IV., feinem Sd^miegeroater,
gur 9tad^abmung feined 99ei{pieled aufgeforbert
mürbe, bie Sefd^ulbigungen für unglaubltc!^ ; er
forberte am 4. 2)ecember 1307 bie ffönige oon
ßaftilien, Portugal, 9lragonien unb @icilien auf,
nid^td ol^ne reifltd^e Ucbertegung p t^un, ba bie
Auflagen aud Seibenfd^aft unb neioif d^er ^egierbe
l^eroorgel^en, unb fed^ Xoge fpoter gab er feiner
9uffaffung aud^ nod^ Clemend V. gegenüber Sud«
brudt mit bem beifügen, ba| ber Orben in Sng-
lanb ftetd ein fittenreined Seben gefül^rt l^obe.
änbeffen fügte er ftd^, ald bie SBuue Pastoralis
praeeminentiae bei il^m eintraf. Sm 7. Januar
1308 mürben bie Xempler in Snglanb, Srianb
unb SBaIed ergriffen unb bie ®üter bed Orbend
burd^ iöniglid^eSBeamte inSerma^rung genommen.
Sbenfo lie^ ber ffönig ed ge|d^eben, ald im ^erbfl
1309 bie 3nqutjition in feinem Sleid^e il^re £§ätig«
leit begann, unb er gab auf 3)rangen SIemend' Y.
aud^ gu, ba| bie in feinem Sieid^e oerbotene Solter
gur Srgielung oon @eftanbni jf en angemenbet mürbe.
Unter biefen Umftönben lonnte ed, nad^bem im
anfange bie Sefd^ulbigungen einmüt^ig gurüdC«
gemiefen morben maren, fc^Iie^id^ an ungünstigen
3eugniffen nid^t fel^len. ®Ieid^mo^I begnügten
fid^ bie $rooingiaIfQnoben oon £onbon unb ^orf
im 3. 1311 mit ber Srflärung ber anmefenben
Templer, fte feien megen ^ärefie fo biffamirt, ba^
fte bie gefe^Iid^ oerlangte ^Reinigung nid^t letften
fönnten ; begmegen bäten fte um Sergei^ung unb
oerfpräd^en, bie auferlegte 99u|e gu oerrid^ten.
3n S)eutfd^Ianb Iie| ber ergbifd^of SBurf^arb IH
oon 9Ragbeburg bie 3:empler in feinem @ebiete
oerl^ften, mufte fte aber bei bem SBiberfianb,
ben er fanb, fomeit i^m fein SSorl^aben gelungen
mar, mieber entlaffen. S)ie übrigen ßrgbifd^dfe
leiteten auf ®runb ber pöpftlid^en SBeifung eine
Unterfud^ung ein, ed ergab ft^ aber fein ®runb
gu einem meitem Sinfd^reiten. %uf ber ^rooin-
gioifqnobe, bie im 3. 1310 in ber ^Ingelegenl^
1335 %tm
ju moinj übgel^Ifm Wutbt, frf^itn b« SBilb«
unb Ä^eingraf $ugo, gomhir btr tbdnif^tn
lempel^uj«, mit 20 Willem, (rrDleftirte flfßen
bie EBe{<^ulbigungen, «tJ^xUint an btn fünftigtn
!)}a(>ft, unb b(i Srjbif(t)Df na^m bie 9Ipp(ILation
on, inbem et DttfpTQ^, fid| mit bcm ^ap[tt bar»
fibei in 93ttbinbuns ju ft^. Selb^ bie luf-
fDibening, bie Slemmfi V. im gni^la^ ISll }u
ntinitei unb f^Srfcin Snquifition nlitg, ^atte
hin onbtnS SrgtDnil. ®tr Orbm raurbe am
1. 3uli 1311 aufB Üleue fniBtiproc^en. «m
flönpiaften ettlitj bie Unfertud|ung auf ber (iqte-
näi|t^iot ftoliinjel unb auf bet 3nfel K^pem.
Das Sßerböt, mdc&eB btr SBild^of Bon SiRabon
mit 28 Sempimt unb 8 htm Orben nid^t an-
gtl^firigen 3eugen in Ortnfe an|lettte, ergab offen-
boi ni^tS SSelaßenbe«. Se^nlicE) nel bie Sßer-
ne^mung be3 ©togtirSceptorS Don Sagten unb
20 tßittem cor btm eijbtfi^of Don XoIebD )U
Sßcbtna bei gampo au§ ('flprU 1810). Siie $T0-
binjtalfqnobe Don @alaman(a (Octobei 1310),
bei bie ^iii$5fe Don Portugal, gajtilien unb Seen
antoolinttn, erfiarte «uSbrüdlic^, bog bet Otbtn
oon tetnem ißerbac^t betroffen mcibe. Sbenfo
fanb baB $roDin)iaIconcil oon Sarragona im
Odnfett 1310 feine ©^ulb. ^ui) bie fttenge
Unlerfuc^ng, meiere im folgenben Sa^re auf
Sefc^l bei SpöpfleB in 91ragonitn corgenommen
Uturbe, führte gu feinem ©i^ulbbtraeiS, Die Sßro-
oinjialfqnobe Hon S^arragona oom Jperbft 1S12
«flärtt ä^id) b« (ruberen, bafe bie Sempier Don
jebtm 9}erbarf)te ^ä) geretnigt ^ätlen «nb niemanb
fe mc!|r be!<l)ulbigen bürfe. Der $rDgc|, ber im
3. ISIO in Sqpem geführt unb beffen SprotocoHe
buT^ ©(^ottmüller (II, 141—400) Deröffentli^l
mürben, ergab gerobcju bie Unfi^ulb beS OrbenS.
Da bie Unterfuc^ung Diel länger bauerte, als
man urfprüngli^ annahm . mürbe baB ISoncil
Con Üßienne burcEi bie StuCle Alma mater am
4. aprit 1310 ouf ben l.Odober 1311 ^inouB-
gefdiDben, 9HS ber Sermin ^ranna^te, malmte
glemenB meistere erjbifitiSfe jur gtnfenbung
ber tprotDcoHe , wS^enb er anbete gu einem Der-
([(lärften SBerfa^ren anmiefl. DoB tingegongrne
Snaterial Burbe gu 3)lülaucennt in üßenaifiin
t^ilfl biir(!^ ben Spopp fetbft unter SBetgtet)unfl
einiger Earbinflle, t^eilB buri^ SBetttouenBmänner
geprüft, »o^l ejcetpirt unb tiafftficirt. 3u einem
atieil läfet fid) biefe Arbeit mät conlroliten.
inbem mit oon ben engltfiiifn Sßrojeffen ebtnfo-
IDD^I bie Originalacten (bei Wilkins, Concilia
Uagnas Britanniae II , 813 sqq.) all aut^
bie gjcerpte ouB benfelben (bei S^o't'iiüQ*'^ H.
73—102) befijen. Die SBetgrei^ung jeigt ttier,
bog bie ^uSjüge milltütli^ unb parieüfc^ oe-
mot^t finb. aöie bie onbeten gjcerpte befc^affen
traten, entjie^t fiii^ einem nö^etn Uct^eil, ba ni^t
biog fie (elbft, jonbem grB&tenl^eiia auHt bie
Stden imbefannt finb. Die gtöffnung beB Eon-
cilB fanb am 16. OctoBet flatt. Die SBäter tour-
btn, iDie bereits in ber SonDocotionSbuKt, fo jej^
auf's 91eut tingelaben, @ufoc^ten fibtr bie 9uf>
gaben beS eoncilS eingnreid^en. Sm SJemt^ung
ber Slngelegenbeit hn Xempler tmnbe [enicr, tnie
man aus btr llufl^tntngS&ulle erfährt, m 9u{-
\ä)}ti etngtfe|t, bi bem tbenfo bie Hi^li^
äßiirbenträger toit bft SIoHnnen oOfeitig Dttttden
martn. Die Üioiltfuns btr Docnmenlt no^
langt 3tit in ^nfpnu^. SSfi^rmb btrftlbtn er*
fi^tenen in etntt €iMng fiebtn unb in etntr
fpätem niebtr grati Xempler unb tiflibltfl, fit
feien fammt 1500 ober 2000 Sittem, bie in
fiqon unb Umgtgtnb utilten, bettit, ben Orittn
lu Dertiietbigtn. 9Iu(^ bie Sommifflon entfi^ieb
fnft einpimmig, bog mmi bem Orbm bie Säet-
t^eibigung geftalteu muffe, bafe n btr iftm Dor»
gooorfenen ^rtpen btäS« nidit fibemiiefcn fti
unb oi)ntSeIeibigung (gotteS unb Skrle^ung bei
Se^tSnii^tDerbmnmt werben föimt. Wur einigt
menige SRitglieber »tberfpni^. ba Me Suloffmig
einer Strt^etbEgung %Iog erfahr für bie €<ii!^c,
großen !Rai$t^eU für baS ^eilige Sanb, 3onI unb
äitrf^Ieppung ber Dtngeligen^tit gur Q^tge ^bt.
Xolomto Don Succa beiti^ntt In btr gmttttn Vita
beS ^oppeB (lltmenS bti EBaluge als bit tBttttttcr
biefer 9Infi(!^t tintn ^tolientt unb brti ^mgoftn,
nä^er^ln bit Stjbifdiaft uon SttimS, @tn9 unb
Stouen. ISel btefent ©timmtnoer^tntg npot,
fomeit eS ouf baS Soncil antam, btr Sßtg für bie
meiiere^e^anblung btrSa^tgtmfeftn. Slemcnl
fonnte fit^ ober niddt mtf(^Iit|m, btr gro^
Majorität ju folgen; ti niar fqon jU meit gegen
ben Orben Dorgegangtn, um tS it\jt noc^ ouf tine
emp[i(i)e£Sert^tibigungonfomnitngu Ionen. £ei
Sieg beS OrbtnS märt na^ btm, tiut bereits ge>
ft^e^en mar, für t^n tint tinpfinblit^e 9Heberlage
geOtfenj unb nenn er {e gu einem onbem SSet«
fahren fi^ DerfteEitn toDllle, fo nnirbt er bur<^ ben
ffönig Don t^ranfreit!^ bm:an gtl^tnbert, bur^ ben
et übet^iipt fo neit fi(^ fyiüt treiben laffen.
^tiilipp IV. riditete am 2. Sltfirj ISIS Don
!CRacon auB ein Si^reiben on t^ beS 3n^alte4:
bie Unttr|ud)ung ^abt tine foI<^t 9ntnge Don
ffe^reitn unb ißcrbte^ bei btn Ztmpltrn auf-
gtbeitt, bog ber Orben unfeblbor ouf geV)btn toct-
ben muffe; er bitte ongtlegentli^ b<uiim; bit
@üter mBgen naä) btm Stmcffen btS IßopfltS jur
Qrri^tung tineS ntutn OrbtnS bettDenbtt ober
einem bereits btfltbenben 9<itttroTbtn übtnDir|cn
Uierben. ßtnigt Xoge fpSttr trf^itn btr ffinig
felbft mit einem gn>gen, armetortigtn Qhfolgt in
ffliemie, unb bog in (einer Unterrdwmg mit bem
^ ' ^ bie Xemplerfroge jur Sproi^ Ann,
D< nad) jenem @4reiben oon ftibp. 3«
bi iii^n €a^, teo boS Sonaf »eilnt
U ig (otberte, bei ffSnig Don gronlt^
Ol iing beS OibenS bnmg, betnil SlemenS
bi _ t>tr i^m gtrabe buri^ bit g»ti no4 ^
^ttntn oon ben ®utod)ten, gu bcrm 9Ii(a(fmig
ftint Sufforbtmng am Slnfong btS ConcilS ben
Vnlag gob, gtnitftn norben mar. Do bit
beS SoncilS btn OdMi (üi ni^t über-
1SS7
£em;)Ier.
1338
fu^ «tflfizlt, foimte her $a))ft ntd^t de jure,
fraft nd{|tnIU(Kr Sntfd^eibung, ober per modom
MimtiTae sententiae gegen il^ einj(^reiten;
ober er tonnte i^ per modum proTisionis seu
onfimtioniH apostolioae» oxA fürforgtic^ct Stüd«
jt4ft auf bo« allgemeine SBol^I unb mittels pStp^t»
h^Sccorbnung auf lieben. Siefer Sd^ritt fc^ien
üßi na4 bet Suf^cbungSbuIIe gen^tf ertigt, meil
bet Ocbcn toegen ber ibm }ur Saft gelegten ^äre-
ftin in ßatfen SBerruf getommen {ei, meil gal^I«
tci^e fRtt8lid>er, barunter ber (Sro^meifter unb
cnbfce Orolmärbentröger, freiwillige @eftanbniffe
a\ ^an^t unb Safter abgelegt l^ötten, meil ber
Orbcn M ^rSIaten unb Surften jel^r Derl^^t
unb, ba fein SRed^tfd^affener mel^r in t^n eintreten
todit, für bod ^ige Sanb, für baS er gefttftet
nocben^ unnä| gemorben fei, xotil bur<$ 9luf*
Ktfiebuog ber @enten} bie ®üter beS Orbend oer«
Imn ge^en »filmen. S)ie SRa^regel fanb bie
SJüIigung bei grd|em Zl^Ued ber @qnobe. 3laä^
bcr^lufbefoiigdbuDeftimmten i^ ungefähr ebenfo
oteie |u, oIS anfongtid^ für bie ®eftattung ber
ScrtVibigung gemefen maren. Sie Sntfd^eibung
^ am 22. 3löq 1812 in einem geheimen Son*
jijbnum. 2)ie Suf^ebung^buOe Vox in excelso
(obgd)nicft in ber Tübinger 2:^eo(ogif d^en Ouar-
lolf^rift 1866, 68—76) ift Don biefem Zage
liQtirt; oerdffentlic^t aber tturbe fte erft fai ber
na^flen öfföttli^en Si^ung am 3. tBprU. 3)a8
Utticit über bie ^erfonen unb @äter bed OrbenS
iji barin bem {)0))ftlid^en Stuhle oorbe^alten. ßs
folgte balb nad^. 3n ber SBuIIe Ad providam
Bom 2» 9Rai nmrben bie (B&ter bem Sol^nniter"
oibcn äbeitmef en, ausgenommen bie in ben ftönig«
Rul^ CaftUien, 9ragonien, ißortugal unb 9Ra-
ptot gelegenen, über bie ein metterer 93efd^(uB
sotbc^oltcn tourbe. 3)urd^ bie fbu&t Ad certi-
todmem ober ConsideranteB oom 6. SRai (X^eol.
Ottortalfc^rift 1866, 80—84; Begestom Cle-
mentift Y., mm. YU [J. u.], 303—305) mür-
ben femer bem päpftliqen Urtl^eit referoirt ber
Qiovmfifler, bct SSifttotor oon gtancien, bie
Oto|pr&c}itoren üon $aläftina, 92onnanbie,
Hqmtanien, ißoitou unb ^roüence imb ber SRitter
Ofioa be $enna. S&ie anberen Slempler foQten
tun^ bie ^tooingialfQnoben gerichtet unb babei
folgenbc Sonnen beobad^tet merben: ben für un-
jt^ttlbig oAftrten Xem^item fei auS ben @ütem
M OrbenS ein anftanbiger Ünterbalt )u reid^en,
bcnicmgen^ bie fid^ aß fc^ulbig belannten, Snilbe
{tt rciDcif en, gegen bie l^artnödigen unb rudtf öOigen
mit Striaige }U oerfal^ren ; gegen bicienigen, bie
Idbtl unter oer gfolter nid^t geftanben, foU oer«
fügt tocrben, <juod justnin fuerit et aequitas
eiBonum snadebit; bie gflud^tigen, bie ftd^ biS-
ter bet Unterfud^ung entzogen, foSen binnen
äo^tetfriß Dor i^ren Siöcefanbifd^öfen erfd^einen
«nb na4 beren Unierfud^ung burd^ bie S^nobe
mit SRilbe gerid(|tet toerben ; )um ^ufentbalt fei
bcnfelben uäi oOen übrigen OrbenSmitgliebem,
bie pm (Sk^rfom gegen bie ffird^ jurüdfel^ren.
ein %tmplttfyx\a ober dn anbereS hofier auf
ftoften beS OrbenS an}umetfen, iebo(^ foUten in
Sinem ^ufe nid^t Diele jugleid^ untergebrad^t
toerben ; mer nod^ Zempler gefangen l^alte, muffe
fte auf SSerlangen ber !IRetro))oIiten unb Sifd^öfe
entloffen ; bie Xempler, bie ftd^ nid^t binnen Sol^reS-
f rift Dor il^rem Sitd^of fteUen, feien ol^ne SßeitereS
eicommunirirt unb feien, menn fie ein 3a^ lang
im Sänne bel^orren, als ^retifer gu Deruri^eilen.
3)amit mar baS @ef|id beS OrbenS erfüllt;
inbem bie genannten SBuQen DoUgogen mürben,
Derfd^manb er Don ber Srbe. 3)ie SuSfül^rung
ftiel inbeffen auf Sd^mierigleiten. S)er ftönig
Don S^ranfreid^ glaubte bri fdnem Sorgeben, ba|
bie ®üter beS OrbenS nad^ beffen Serurti^eilung,
fomeit fte in feinem 9teid^e gelegen maren, ibm
als SanbeS^erm iufaUen müßten, unb aud^ bei
ben übrigen gfürften regte ftd^ baS Verlangen, bie
@üter, beren Serioaltung möl^renb beS ^rogeffeS
il^nen gugefommen mar, ober menigftenS einen
Zl^eil }u bellten« 3n ber %fyit blieb namentlid^
Don ben bemeglid^en ®ütern nid^t menig in il^ren
C>änben. 2)er ^önig Don gronfreid^ forberie
Srfaj} für bie Summe Don 200 000 $funb, bie
Don i^m im Xtxaptl bei $ariS binterlegt, aber
Don ben bortigen ^Beamten unterfd^Iogen morben
fei, unb Sntfd^öbigung für bie Summe Don
60000 $funb, bie er, obmol^I bie ®efangenen
üu^erft lärglid^ gehalten morben maren, für bie
Semad^ung ber %mpkt unb anbere 3medCe auS
feinem @d^|e ausgegeben (oben moQte. 9lud^
bejüglid^ ber liegenben @üter fel^Ite eS nid^t an
Slnftönben, bod^ mürben biefe, menn aud^ ntd^t
fofori, immerl^in in einigen Sauren auf anbringen
beis ißa))fteS ben Sol^onnitem attent^alben über-
geben. 3n Sfranfreid^ jog ftd^ bie Uebergobe bis
Aum 3abte 1317 l^in. 3n Sngtanb ergingen
SDta^nfc^reiben um SiuSIief erung nod^ im 3. 1820.
92ur auf ber ))Qrenöifd^en £)albinfel erbielteh bie
®üter eine anbere Sermenbung. S)ie ftönige beS
SanbeS l^atten fic^ fd^on im 3. 1310 bal^in ge-
einigt, bie in ii^ren Staaten gelegenen OrbenS-
güter nid^t bem $a^fte )ur Serfügung gu über«
laffen, fonbem nötl^igenfallS als ftronle^n ein«
augiel^en. 3^te ®rünbe umrben gemürbigt, bie
(Süter famen nid^t an bie 3ol^anniter. f^er»
binanb IV. Don Saftilien übermieS fte benOrben
Don San 3ogo bi ßotnpoftela unb (SalatroDa
(f. b. ^rtt.). Socob n. Don Siragonien Dermen-
bete fte gur Srrid^tung bcS SlitterorbenS Don
Santa SRaria be SRontefa (f. b. Slrt), S>inig Don
Portugal gur Stiftung beS S^riftuSorbenS (f. b.
äri.), beS Ordo militiae Jesu Christi, ber im
aOBefentlid^en nur eine Erneuerung beS t^ortugie-
ftfdden 3tDeigeS beS SemplerorbenS ift. (Snt-
fpred^enb ber Sermenbung ber ®äter gingen bie
Xempler auf ber f^i^üifd^en l^albinfel gumeift
in bie Orben über, benen jene gugemtefen mürben,
unb bie^ um fo leidster, meil ber Orben felbft
bort für unfd^uß)ig erflört mürbe. 3n ben anberen
Sättbem mar il^r Sd^idfal ein felfir Derfd^iebeneS
1389
XtmpUt.
1840
}e md) ber ©altung bet flrd^Iid^en Oberen unb
mi) bem @(i|u^e, ber i^nen etwa Don il^ren f$fa-
ntUien ober SSertocmbten )u Xl^eil mürbe. S)ie
Ko^rid^ten fliegen borüber nur fel^r fpdrlid^. 3n
Snglanb mürben bie Srüber naä) ^bfd^Iu^ beS
Ißerl^örS einzeln in iflöftem untergebrati^t, um
jeitlebenS 93u|e gu tl^iun, unb nad^ einer I5niQ«
liefen IBerfägung Dom 13. gebruar 1314 erl^ielt
|eber Dier Senore, um bem i^Iofter, in bem er
lebe, nid^t }ur Saft gu faSen. S)er SBifd^of Don
DtlmeS erfannte gegen bie ©eftdubigen auf lebens-
längliche Sinfd^Iie|ung , unb ebenjo mürbe ed
mo^I in ben fibrigen S)i5cefen gfranfreid^S ge*
l^olten, mfil^renb bie boS ®eftönbni| SSiberruf enben
bie Strafe ber SRudtfälltgen traf. Siele, mol^I Dor-
juggmeife @erDtenten, irrten in !Rot^ unb S)ürf-
tigfeit im Sanbe um|jer unb frifteten i^r Safein
huxä) irgenbmeld^e S)ienftleiftungen. 3m @an}en
mar baS &oo§ ein l^arteS. ®alt bie @d^ulb be9
OrbenS bem SoncU Don SSienne oud^ nid^t ald
ermiefen, f o mürben bie eingelnen %tm}fln, fofem
fie nur einmal, imb mar eS aud^ unter bem 2>ru(I
Der golter ober au8 gfurd^t Dor ben Ouaten ber
Xortur gef d^el^en, ein @eftönbni^ abgelegt l^atten,
als fd^ulbtg bej^onbeß, unb nur bad 93e|arren
beim @eftftnbni| manbte bad aeu^erfte ab. 3u
benjentgen, meld^ bem Sobe Derfielen, gel^ören
ber ®ro|meifter 2[acob Don 9RoIaq unb ©ottfrieb
Don Sl^ame^, @ro^race))tor ber 9lormanbie.
Siemens V. bel^ielt ju SBienne über fie unb einige
meitere Sempier bie ßntfd(|eibung ftd^ felbft Dor ;
er ful^rte aber baS Urtl^eU nid^t felbft au8, fonbem
überlief t&, „ba feine 3^it ganj burc^ anbere
®efd^äfte in 9nfprud^ genommen mar", aud^ mo^I
auf S)röngen ^^iltp))8 IV., am 22. 2)ecember
1313 einer auS brei Sorbinölen unb bem Srj«
bifd^of Don Send )ufammengefe|ten Sommiffion,
bie tr mit ber erforberlid^en Soumad^t auSftattete
unb gur Prüfung ber fräl^en Serl^öre unb na-
mentlid^ bed gu Sl^inon Dorgenommenen anmied.
S)ie Sommijfton na^m biefe Prüfung Dieüeid^t
gar nid^t Dor, ober menn fte eS t^at, fo fanb fte
bie frül^eren ißerl^öre mit ben in i^nen erfolgten
®eftänbniffen ol^ne SBeitered als entfd^eibenb ;
benn fte Derlangte fd^Iie^Iid^ einfad^ ein ©eftönb-
niB ber @d^ulb, unb bie^ in einer Sßeife, ba| bie
9rage Dor aller SBelt unb für alle 3ulunft als
gelöst gelten foOte. 9lm 11. 9Rär} 1814 maren
Dor bem ißortale ber ftird^e 9^otre-^ame in $ariS
jmei Sribünen fflr bie popftlid^e (Eommiffion unb
gal^Iretd^e ^rölaten errid^tet. 2)urd^ ben ^reDM
Don $ariS mürben SRoIaQ, (Sfyimtt^, feugo
Don beraub, Sifitator Don grancien, unb ®ott-
frieb Don ®roneDiIIe, ®ro^race))tor Don ißottou»
®uienne, l^rbeigep)^, unb nad^bem man il^nen
bie früi^eren ©efenntnifte laut Dorgelefen, mürben
fte gtt lebenSIänglid^er ®efongenfd^aft Derurtl&eilt.
3)ie Baä^t erfc^ien ben Sarbinölen bereits als
abgetl^n. S)a erl^ob ftd^ ber ®ro|metfter, erbat
fic^ ©tiUfd^mcigen unb erflärte nad^ SBiBani (bei
Muratori, Script. Xm, 430), mit beffen »erid^t
bie 2)arfieSung in ber S^ronU Don (EotneltuS
3antf[iet (bei Martöne et Durand, Amplisa.
Gollectio V, 159) im äBefentlid^en übereinftimmt,
ba^ bie i^nen Dorgemorfenen ^refien intb SSnbett
nie mal^ gemefen unb bie Orbnung i^rcS fMmfeS
^nlig, geredet unb fat^olifdd fei, ba| er aber felbft
ben £ob mo^t Derbiene unb i^ im griebcn
begmegen leiben molle, meil er burc^ bie $urdM
Dor ber Sortur unb bie @d(|meid^eImorte beS ^ßopfteS
unb beS ftönigS Don gfranfreid^ fu^ ^be beftim-
men laflen, gu einem £^eU (gegen ben Orben)
ein ®eftänbni| abgulegen. (^aoemann 291 f.
fd^müdfte bie SrTIärung rl^torif^ ouS, unb in
biefer Raffung ging fte in bie meifien f))dleren
S)arftellungen Aber; Sd^ottmADer I, 568 f. fü^rt
bie fo geftaltete @teEe, o^ne naivere Segeid^nung
beS StaitborteS unb mol|I burdb ein 9)erfel^, auf
bie UrSperger Sl^rontf gurfldC, oie mit bem 3a^
1228 f(|lie|t) Sel^nlid^ 9ßorte fprad^ ruO) bem
®ro|meiftet ber ®ro^röce;)tDr ber Stormonbie.
S)ie Srflärungen famen ben Sommiffdren fel^r
ungelegen, unb fie befd^Ioffen, bie @ad^ am anbeni
Sage reiflid^ gu fiberlegen. 9uf Sefe^I beS ftönigS
mürben aber iene beiben %fmpltt nod^ om Sbenb
beSfelben SageS Derbrannt, unb in ben glammen
iie^enb betl^euerten fte auf's 9leue bie Unfdbuü)
>eS OrbenS. gfür i^re gmei SeibenSgenoffdt blieb
eS bei ber angefünbigten Strafe emigen (ttdM.
lieber bie meiteren Slitter, über bie ber ^kipft baS
Urt^eil ft(^ Dorbebiett, fd^meigt bie (gefc^i^te.
2)ie @tanb]^aftigfeit, bie SRoIaQ unb (S^omeq
guMt bemiefen, erregte bei ben ^nmefenben 9e*
mutiberung unb Staunen. SBie Sntonin Don
gfloreng berid^tet, betrachteten ffiiele i^ren SCob als
ungere^t unb Dereljirten jte oIS SRort^rer. QA
mirb aud^ überliefert, ba| bet ®ro|meiftei auf
bem ©d^eiterl^aufen feinen ungered^ten Stiftern
bie göttlidl^e Strafe angeffinbigt, unb ba| er fogor
ißapfi ttnb ffönig binnen 40 Xagen, begm. binnen
3a^reSfrift Dor ben »id^terftu^I ®otteS geloben
l^abe; gu le^terer Srgä^Iung, bie als Sage gu
betrad^ten ift, mag in balbige Xob Clement' V.
unb ^l^ilippS IV. Snial gegeben l^ben.
S)ie ®efd^id^te ber Verfolgung beS OcbenS
ergibt mÜ giemlid^ Sii^er^ett au^ baS Urtl^U
Aber feine Sdgulb, nfil^^in Aber bie Sfroge, ob
bie il^m Dorgemorfenen Verbrechen in feinen Sta-
tuten begninbet maren, mie bie anflöge befigi
es Derfte^t ftd^ Don felbft, bo^ bie ®efeaf(^ft bei
ber 9uSbebnung, bie ^e om Snbe ht\o^, waä^
einige meniger mArbige (Elemente umfa|te, unb
ba^ mand^eS Ungel^örige in i^x Dorgebmmen fein
mag. S)ieg liegt in bet Statut ber Sad^e, unb
9!e|^nIid^eS l^at fid^ im Saufe ber 3eit aud^ in ben
meifien onberen Orben Dorgefunben. (Eben be|*
megen foOte bie^ aber gor nid^t betont med)m,
benn eS (anbelt fidg ^ier nid^ um Serfe^Iimgen
Don (Eingelnen (unb mag beten 3<^^( ond^ t!od^
ongefe^t merben), fonbem Dielme^r borum, ob bie
Anbetung eines SboIS, bie Scriäuanang e^riftt
unb bie 9tnf))eiung beS JheugeS, bie Setpflk^g
IStl
%tmpUt.
1842
|ar Sobomiimi tinb Ue ufeigen Skrgel^en, nod^
Utan man mquiririt« im Orben {iahitanf(^
voren. fRan fynt bie S^ge jUNir Dielfoi^ beiol^t,
unb bie^ nUlfi Uo| in fru^ Seit, in btr für
geniffe fltri^, nommtlti^ fitr gransofen, ein
onbmft Iht^ foum mdgltd^ ober gu emotten
iMT, fonbcm aaSf no^ fai bcr neueften 3eit in
ber albn&Iig ein rdil^ettS Stateriol über ben Sor-
gsna jn Zo^ gef örbert nnucbe nnb bie l^i^hfc^e
goqi^tng Bro|e Sfortfd^rittt madfii. Kid iüngfie
henntige Stimmen feien nur genannt Loiseleor,
La doetrine seer^te des TempUers, Paris
1872, beffen «iuffaffung f<j(cm l^tnldnglic^ bur^
ben Xitel feiner €<^rift Dcrrot^ tt^iib, unb ^.
$n4, (Be^imlebre unb Gebeimflotiiten beS
Zempel^rrenorbend, Serlin 1879, beffen Arbeit
in (Scunbe nur eine erneuerte SBiebögobe ber
6<4rift Soifeleur« ifL 3m Orben foD ^icmu^
ein &emif(^ non malbenfif^en, Ql6igenftf<j^ unb
Inriftrianifd^en fte^ereien oä ®e^imIe^Te bepan« .
ben ^oben, totld^t einem X^ ber SRitglieber
oioertnmt ttorben feL 9. äungmonn (Diaser-
Utiones seleetae in histoiiam eedeaiasticani
VI, Ratisbonae 1886, 78—149; a^i^ ft^on ''
in b. 3ritf((rift ffir lot^. Xl^Iogie 1881, 1 ff.)
nfKtite fid^ gttar gegen bie ®e^eimfiotntcn, nugte
iDnrigflenS ni^t entf<!^ieben mit Soijdenr unb
$ni^ gu be^tpten, bag ber Orben gntnbfa^iilb
|)ibftif^ gemefen fei, na^m aber immerhin auf
0nmb bc9 ^ogeffed einen meitge^enbcn Un*
gfoubcn unb eine tteitüerbreitetc Unfütlid^ in
ü^m an. flud^ Kaufe vertritt in feiner SBeÜ*
flcffK^te (Vni, Seipjig 1887, 621 f.), fmli*
wJjji auf ®runb dlterer @tubien, bie Infi^t, baB
bcr Oiben Dom ^nftß(^ @(auben abgefaflen
fd $ru| na^m ober feine Snftc^ pan gcoBen ,
Xiril felbfi junid ; in feiner fpdtem 6(^nft ,Sni«
biiflung u. f. m." (f. u.) 150, ^ er eigentli^ '
mbebingt nur bie Serlöugnung €(rtfH unb bie
Infpeiung beS ffreujcd aufre($. S^ u>eitau$
gtdgere We^rso^I ber ^ijtonfer erfidrte bie In- .
flagm fiber^ou^t für unbegrunbet^ unb biefe Inf«
fofjung i{l imeifeHoS bie rid^tige. Sd fei ^ier nur
anf ^IgenbeS l^ingettiefen. Sie iHogen gingen
bon $^lipt> TV. Don tSfranfreic^ auS, unb biefer '
felie ftSnig brad^te auf ber 9totabIettberfammIung '
bon ^fitmA im 3uni 1803 bie ^auptbef^ulbi-
gimgen au<!^ gegen ^ßapfi Sonifatiud VIIL oor,
bieSnflage ouf 6&refte, Sere^rung eines ^moni,
Sobomiterei, Unglauben be^gli^ ben Sltord-
foamnenteS (ugT. b. 9rt. SonifatiuS ü, 1054).
^ ®ninb bed SufammentreffenS iß fc^erfi^
in ber So^e ober in ber gemeinfamen Sajier-
^gftit ber Vngeflagten, fonbem bielme^r in
bcr $erfon be« «nflägerS ju fuc^en. Sin X^il
bcr tnfloge uerbient in Snbetrad^t feiner Slbem-
(jctt )ubcm an ftc^ leinen ®Iauben. Unter biefen
Umjiänben jinb bie Sefd^ulbtgungen im (Sonjen
tn ioJm ®tabe toerbfi^tig. — 2)te SQBelt erfuhr
bon ben ft^meren 93erbred^en erft in bem Sugen«
NM, IDO ^^Uip|> gegen ben Orben ftd^ er$o6.
unb bie Qerbred^en foQten bo^ olt fein, allein
f(^on nad^ ben ißroaepacten auf etwa ein ^albrtf
Sol^r^unbert }urü(tge(en. Saft ift unbentbari
benn in einer fo aro^en unb oielgeftaltigen Qk«
fettfd^aft tonnten bie SBerbre^en nlc^t auf Mngert
2)auer uerborgen Heiben, fo gro| man au(^ Den
XerroriSmuS ßc^ borfteUen mag, ben ber Orben
auf feine ÜRitglieber im 3ntereffe ber ®e^im*
l^tung ausgeübt ^ben foH. S)ie Slfidfid^t auf
baS @eelen^(, bie jici^er mtd^ in ber fpdtem Seit
nod^ bei einem er^eblid^ X^eU für ben eintritt
bejümmenb xdqx, mugte notl^menbig ntt^t SBenigi
bemegen, auS einer (SefeDjd^af t mieber auSjutreten,
bie fie als grunbDerberbt erfannten; fie mu|te
(Einige oud^ t>eranlaf{en , bie fir^tic^en Oberen
auf baS Serberben aufmerffam )u modftn, ba fie
fonß on bem Serberben, in baS ber Orben 9lnbere
sog» ft^ mitfd^ulbig füllen mußten ; unb menn jie
je aus Sfur^ üor bem Orben, bie aber unmdg(i(^
WLt lurücf^tten tonnte unb ni(^ einmal }urü(I«
gu^atten broud^te (ba bie ffird^e mftd^tig genug
mar, um für ben großen SHenfi, ben fie i^r lei^
ßetrn, i^nen ben erf orberli^en @^u| ju gemä^ren),
fi4^ boju etoa nid^t l^en entf d^Iie^ tonnen, f o
tonnten unb mußten Rubere biefe Aufgabe über«
nebmen. Sie Serbrec^ tomen, felbft nail^ ben
Kcten, burt^ bie Seichte jur ftemttni| uon Seift«
iH^, bie nii!^ ]um Orben gehörten, unb menn
ic einige Don biefen etma nic^t auS @emiffen*
baftigfnt in geeig^cr SBeife on ^ö^erer Stelle
Hi^eige erjtatteten, fo Ratten bei ben me^rfod^
Sonfliden, in todfy ber Orben im 2oufe ber 3rit
mit ben übrigen rrligidfen QkfeQfd^ften unb ber
Seltgeipß(^feit gerid^, onbere eS ft^erii^ <n>S
anbexuKÜigen SRotiDen get^ — S)ie Geftönb«
nüfC/ Belebe bei ben Serbören erfolgten, Derbienen
Bxnig ®louben. Sie tomrnen ^ou)itfä(bU4 auf
bie £änber unb auf bie Unterfu^ungen, in bencn
bie Wolter ober bie Stockt Dor ber Cuof eine
StoCie fpielten, uw^nnb üe ba cbenfo fe^r f cblen,
mo iener @ranb tddjlt beftunmenb eiiüuiitle. SGBie
xoat 6<^mer) nnb Svr^t bicr Don £inf[u| uwren»
§rigt fa @enüge ber Urnüanb, ba^ bie oifenbor
denfo unmobre mie niiiuuiige 3boIanbetuug nnb
Sere^rsng emeS ftatcrS mebTTocb |ugettanben
murbc. ^ie loenig bie Scttonbnitfe ferner freie
Srflürungen über ben X^otbeitanb finb, mie febr
fie auf Sugqeftion bem^, liegt ollembalben auf
ber ^onb. Sie ^ßnnfte, über bie inqniriit mx^,
monn jnm SonmS genau fr^geitdlt, unb bie
9ntmorten geigen Unifonnität wnh ®egenia|e fn«
gleich, fo baft fie fid^ nur ouS einem ftarfen iim»
greifen ber 3u(|uirenten crfioren. @o erfolgt
bei bem Ser^ör über bie Serlüugnnng Sbri!ti
unb boS 9[nf)>eien beS ftreugeS mit bem Scftonb-
ni| foft burc^meg bie Srßörung, man fyAt ei
nur ore, nic^t corde getl^n unb nur neben, ni^
auf boS Iheu} gefpieen. ^e^nlid^ mirb mit bem
(Seftdnbnig ber Serpflid^tung gur €obomiteret
fajt regelmö^ig bie Semerfung Derbunben, man
^6e ober nie lemanb gur Sunbe Derjml^ ober
1M5
Xemporalien — Xtpf^illa.
1346
of iha Inqnintioii IDy London 1888; p^tU,
tooQaim^i^te VI, 2. 9(ufl. ; 3. S)dain0er,
UQbemi|<$elBoitca0e m, aRflnd^en 1891, 245 ff.;
3. OmcHi^ @d^ulb ober Unfd^ bcd Xtxnpltf
oxbcni [mil ZobeOen über bie SBerl^öre Don $ari8
imb $ottkr6], Stuttport 1898; A. Orange,
Th» Fall of the Enights of the Temple, in
Dublin Review 1895, 829—846; 91. ^ol^
mann, IBU^m Don 9logattt, S^iburg 1898.
ÜAa totüat unb namentHA filtere fitteroiur
f. ^oDenonn @. Y— XIY, unb ®melm 190 bis
231.) [D. Sunt]
pmfOtaRen (temporalia) l^ei^en bie mit
riiKm ftiriibenamt ftfinbig Drrbunbenen Sinifinfte
({.b.Srt93eneficiumn,363ff.). 2)entent|))red^enb
RflDü man Xem|)oraIienabtr ennung
(dimtnntio beneficii) eine ISerminberung ber
9<ncfinalciidunfte burd^ Uebertoeif ung eineS Xbei«
ia brifelbcn an ein anbered geiftlid^e« 3nftitut,
M melier eine Senberung befi ffird^enamted nid^t
eintritt [ißermaneber.]
%em$attSUufteni b^i^t bie Don ber StaatS-
gemolt bitoeilen ergriffene 9Ra^regeI, moburd^
einem ftird^beamten toegen Tlid^tbefolgung einer
sdt feinen geiftlid^n Slmtdpflici^ten coUibirenben
StootfiDerorbnungfein ^frünoe-^inlommen^bejU).
ia ftaoQid^e 3u{(i^u| }u bemfelben mit Sefd^Iog
belegt unb (eitmetlig Dorent^lten mirb. @o Der«
fügte boS fogen. ))reu|ifd^e Spengefe^ Dom
22. Spril 1875 bie SinfteQung „fömmtlid^er für
bie SiStbümer, bie )u benfelben gebörigen ^nfti-
tote unb bie (SMftlid^en bemmmten fieiftungen ouS
StoatSmitteln'*, obmobi oiefe Seiftungen nur ein
geimgerDertro^ma^igerSrfa| für bie ju Anfang
US^abrbunbertS einge}ogenenftird^engüter maren.
3m SuIhirfampfSeifer ignorirte man ben priDat«
te^flicben Xitel ber @toatg}uf(i^üjfe unb iiberfab
au4# toie ungerecht eS mar, bie @etftli(ben }mingen
)u noQen^ n>iber ibre fird^ßd^e ^flid^t unb ibr
Ükmiiten ju Rubeln. SBirb felbft einem Staats-
beamten feine IBefoIbung nid^t o^ne Sted^tSfprud^
ent}ogen, jo barf bad $frünbe-einfommen ber
OeiftUi^en um fo meniger miUfürlid^ befd^Iag-
oflbmt merben, meil baSfelbe einfcblieglub befi
cnodbnlen 3ufdiu{fed red^tlid^ fein Staatsge-
walt ijL [$ermaneber.]
Tempos clanram, f. Sb^|inbemi|fe IV,
197 f,
fena, Submig be, f. (Einleitung IV, 317.
fcsci«, ^etruS ®uäriu be, Sarbinalunb
Staatsmann, tourbe am 22. 9(uguft 1680 alS
6i}bn beS ^orlamentSprfiftbenten Snton ®uerin
be Zencin in ®renobIe geboren, mad^te feine
Stubien bei ben Oratorianem unb an ber @or-
bomie, mürbe Sr^ibiacon Don @enS unb 1702
Vbt Don IBe}eIa9. filt ®unft bie feine Sd^me*
^ eionbine ^llcsonbrine bei bem VbU S)uboiS
(f. b. Sri)« bem SOlinifter beS Seu^em, erlangte,
m^If ibm }u ^d^eren SBürben. Sr f oQte SuboiS
in Som ben rotl^ fyilt ertoirfen, unb bie Suf-
ftobe gelang^ alS et an ber Seite beS SarbinalS
tMcnUxIfMk XL SLtttllL
Stoban, ber ibn )u feinem SoncIaDiften ermäl^tte,
im rS^lo^T^ 1721 an bemSoncIaDeSb^ttnabm,
baS bem (Sorbinal gonti als 3nnocen} XTTT. (f. b.
9Irt.)bieXiarabrad^te. Xencinmu^tebemSarbinat
Sonti, für beffen SBabI er febr tbätig mar, baS
aSerfpred^en ab}ugeminnen, ba|s er S)uboiS ))ro-
moDiren moQe; als iener nad^ feiner ßrbebung
gum ißapfte in Snbetrad^t ber notorifd^en Un-
mürbigfeit beS Sonbibaten barfiber Sebenfen em*
Df anb, mu^te er ibn gur Promotion gu beftimmen,
tnbem er mit SBeröffentlid^ung beS betreffenben 9te>
DerfeS brobte. Sie folgenben brei Sal^e Derbrad^te
Sencin als ®efd^aftStrager in SRom. %m 2. 3uli
1724 mürbe ii^m baS SrgbiStbum Don (Embrun
übertragen, ßr entfaltete in biefer Stellung einen
großen, tbeümeife gu meit gebenben Cifer für bie
^uQeünigenitus unb gegen bie Smifeniften. Sie
$roDingialf9nobe Don Smbrun, bie er am 16. 9lU"
guft bis 28. September 1727 abbielt, fe|te ben
80iabrigen SSifd^of Soanen Don Seneg, einen ber
9I))t)eQanten gegen bie SBuÜe, auf ®runb feines
ToBtament epiritael Dom Sa^re 1726 cib, in
bem er in f^form einer $a[toraIinflruction fein
biSberigeS Serl^lten in ber Streitongelegenbeit
barlegte unb auf S 9leue red^tfertigte. 2)er (Eifer
fd^eint nid^t felbfUoS gemefen gu fein. Xendn
l^offte baburdp, mie man fagte, ben ^urpur gu
geminnen, unb berfelbe mürbe ibm in ber %f^at,
freilid^ nicbt fo gar balb, am 23. gebruar 1739
gu Xb^iL 3m folgenben ^afyct begab er fid^ mit
bem @ebeimni^ beS ^ofeS gur ^opfimo^I mSf
9iom, unb als er Don ba nad^ einem Xufent^alt Don
mebr alS einem 3obr mieber nad^ fjfranfreidd gurüdC-
feierte, ergriff er am 20. 3uli 1742 8efi^ Don
bem ßrgbistbum fi^on, baS ibm in ber Stoifd^en«
geit, am 19. StoDember 1740, Derliel^ morben
mar. Sed^ Sßod^en fpäter erbiett er ben Xitel
rineS StaatSminifierS. 3lm 7. Suguft 1749 mürbe
er $roDifor ber Sorbonne. Semnfid^ftfddienenibm
no^ meitere einfiu^eid^e Semter gugufaOen, aß
er bie ®unfl beS ^of eS Derfd^ergte. Sr lebrte im
Sommer 1751 in feine Siöcefe gurüd uiü) ^b
am 2. aJlarg 1758. (SBgl. Noav. biogr. g^n.
XLIV, 974-977 ; Guettäe, Hiat. de l'^gliae
de France XI, Paria 1856, 379 aa.) [D. gfunl]
Tenebrae (oMcimn tÜBnebramm, mata-
tinnm tenebrarom) ifl bie feit bem SDlittelalter
gebräu(blid^e SSegeid^ng ber ÜRatutin mit ben
SaubeS ber brei lefften Xage ber Cbotmod^e, ber
fogen. bflfleren 9Retten ober Xroucrmetten (f. b.
Sri ®rflnbonnerStag V, 1309 ff^).
f€y9Uk (mcF)) $ei|t in ber Sprod^ beSStu«
bentbumS fomo^I baS ®ebet fiber^au))t, mie lebeS
ber f^nagogcden ®ebeiSformuIare, meldte bitrd^
3ufö^ namentlid^ mit 99egug auf il^re «e^m-
mung (SRorgen-, Stind^, Sbenb- n. f. m. ®Aet)
naber ^aralterifirt merben, enbKd^ aud^ baH' ge-
m5bnli(^e ®ebetbu4 im ®egenfa|i ttonj^i^m.
aßad^for (f. b. 9rt). iti^Via f d^M^tbin mirb
bann aber nod^ baS fogen. ®d6et: betiaSene-
bictionen ober baSScheinoneeare;(n*)toy^n3i&t')
48
1847
Zepl^tllin — Zerefia^bieH
1848
!|enmmt, toeU^ einen ^ouptiellanbt^il M tAg«
afjm SRotgen-, Stad^mittog- unb Sbenbfiebeted
bilbet S>aS «(Bebet bec 18 »enebidionen''
(etgenQid^ f nb efl beten nad^ ber te|igen Sonn 1 9)
befielet aufi btei Xl^eilen, oon benen ber erjle unb
le|te (ie 8 IBenebictionen oIS Sob ®otte« [rov]
bejio. als 2)cmfgebet [necTina]) ^8 muierdnbett
bleiben, toOfttvlb ber mittlere Xbeil (18 Sitten
[nvpa^]) an ben Sabbaten, Steumonben unb gfeft"
logen iHnriirt unb gettö^nlid^ türjer Vjt al8 an ben
SBod^entagen. lieber ben Urfprung biefeS (Sebetd-
fonnulard n)ri| vmi nur baS , maS bie tflbifd^e
xrabition bietet: e8 mag aber rid^tig Mn, ba^ e4
ßin feinem ^runbftod au8 ber C^nrid^tung
f^nagogalen ®otte8bienfteS (bgl b. 9rt. Syn-
agogen) l^erfd^bt ; bemerfenStoertb ift aud^, ba^
im Sud^e bcS 3efuS Sirod^ pd^ SnBänge an ein-
aelne ber SBenebictionm finben (). 9. (EccIL 36,
1 %). Spater ift bie Xtpf^HOa ertoeitert unb rebi-
girt morben ; namentlid^ f oS }ur 3eit (Samalietö IL
(um 106 n. (Oft.) eine fold^e Sebaction ftott-
gefunben b^ben. UebrigenS fehlte c8 aud^ nid^ an
®egnem beS Schemone esre, ttield^e enttoeber
Üerbaupt baS ®ebet nad^ feftftebenben fSfOrmeln
neiioorf en ober bod^ bie piid^t ber täglid^en Steci«
tation ber 18 Senebictionen befteitten. So be-
ffoapUit 9L Samuel, e8 genfige baS Sbbeten befi
iog. Habinenu (iss'an)^ meld^eS ftatt ber mittleren
S9enebictionen ein hu^efi ®ebet entbielt; bod^
umrbe biefe Sebre offtcieE Dermorfen. 93on fpä-
teren ßuf&j^ jum Sohemone esre ift nod^ bie
(Anleitung au9 $f. 50, 17 (Domine labia mea
Series eio.) bemerfenStoertb, tocil mit benfelben
orten aud^ baS fir(^ttd^ Officium beginnt. —
S)aS jmeite »td^tige ®ebet8formuIar ber 3uben
ift boS fogen. Schema ('««>), melc^ed feinen 9ta«
men tun ben 9nfang8morten («^öre, Sdrael")
trägt unb aus 2)eut 6, 4—9; 11, 18—22. 9him.
15, 87—41 nebft einigen 3ufä^ gebübet ifL
£S entb&It gettiiffermalen baS ®IaubenSbeIennt-
ni| beS 3uoen unb ifi beffen Sd^iboletb unb
Sallabium. gfflr bie iubifd^e %f^to\o^t toarb eS
®egenftanb Dielfad^er, }um V^tü m^ftifd^er (fo»
brterungenunb erfidrungen. lieber bieSeit unb ben
SRobuS feiner Xedtation entb&It ber Xalmub man-
d^edei Unterfud^ungen ; namentlid^ mar eS Dtoifd^en
bim Kabbinen Streitfrage, ob man baS Schema
in )eber ober nur in bebraifd^er S^nrad^e berfagen
bfirfe; bie meitbergige «n^d^t bebielt f(blie|lid^
baS Uebergemid^ — ^uB ben beiben oorgenannten
®ebet6formeIn, bann toeiterbin auS $fa(men unb
einer Steibe twn toedellen SBenebictionen fe|en {i(b
bie fonagogalen @ebete )ufammen. 9IS folcbe er-
fd^einen oon ben tdgttd^en baS 9Rorgeng^t (Soha-
ohaiüh), baS Stad^mittag- (Sefper», SRind^-)
gd6et unb bod Sbenbgebet (Ma* arib) ; an befHmm-
ten Sogen (gfefte unb Sleumonbe) fommt nacb bem
SSorgengebet noib baS fogen. aRufa{)bgebet, am
SerfIbnungStag |um Sd^Iu^ baS 9leilagebet binju.
%IEinaeIne toeitere ®ebete in ber fiiturgie fbib ton
jftert^onogeiiben Xoinmbgelebrten oetfa^. SOe
kiorgenorntten ®ebete, uUti^aupt oSel, tooS in ber
®ebetSorbnunfl ben ffinf er^ nadU^rifmd^
Sabrbunberten ongebört, afbmet im ®an|en ben
®eifl ber (Knfad^beit unb Snfprud^figldt; etft
mtt ben ^itutim (f. b. «rt Siabbinif^e 6»rad^
X, 708) bm in bie f^nogogale ®äctlonfe eine
jd^mungooKere gfbrm (f. X, 707 unb b. 9zt
9Rad^for). WS erfte oollftftnbige Sammlung ber
{um ®ebmu^ in ber Synagoge beftimmten ®e-
lete (mit glcid^aeitiger Sngabe ber Serimonifn,
®ebrSud^ u. f. m.) mirb ber Slddur beS ®aon
Smram (um 869—886) genannt, ber nadftber
öfters ertteitert unb erneuert umrbe ; Smmrn felbjt
baue barin gmor bie «Su^gebete'' (mn^^o) mtf«
genommen, bie poeti^ Stfide (eigentfid^
0-191^) aber auSgefd^tojfen, ba testete gu feiner
Seit nod^ nid^t obligatorifcbe 3ufä^ marm. (SgL
bie einfd^Iögigen 9rtt in b. 9ambiager Keol«
encpQo^^abte ffir Sibel unb Xalmub U, etcdi|
1888, mib ben gugebörigen Su))plemeRten ; ferner
aSinter unb SSfinf^ , 2iie lubif d^ Sitierotur
feit Sbfd^Iul beS ftanonS m, Xtier 1896,
8 ff.) pt. 61^0
M^UR», f. $b9lafterien.
fcruttOySatob oon, f.3abbiionXeramo.
^netbä^t ifl nmb ber Ueberfe|ung ber Sul«
gata in ber bettigm Sd^tift ein gnobbnßd^ ein§ebi
mad^fenberSBaum, ie|t Pistada tereUnthiiB ge-
nannt, ber in trodenen unb b^^ ®cgcnben bie
eid^ erfe^en mu|te. SMe ^c&äj/tt berfeCben ge«
borten ju ben ®efd^ten, meldte ber ^ßatriontb
3aIob ^en Söbnen ffir 3ofet>^ mitg^ä (®en.
48, 11). Sie Zerebintbe nwrt) §tt feinen tedbnt*
fd^en Stoeden au|er )ur ®eminnitng beS Xttpm»
ttnS benu|t, biente aber b^uftg als Sttidmtarfe
(8 ßbxL 18, 14. 3f. 6, 18) unb marb ^reS ouS«
aebreitetenüBuibfeS megen gepriefen(ecdL 24,22).
S)aS iS^oi, in meld^em S)aoib ben Sliden ®oBatb
beftonb, ber beutige SBabi Sumt, %iti bai Xcce«
bintbentbal (1 Sam. 17, 2. 19; 21, 9), nttmuäf-
lid^ toegen einer ungebeuem Zerebiiäbe, nwU^ ^
bafelbft befonb. ^gL »obinfon, SSalfimtial];
606; Oroaer, Script nat hisi t l^oni- 1888,
66 £). [ffoubn.]
fmfla (Xbereiia, finmifd^ Xerefa), bie 1^1,
bie oon ber ffircbe als Tirgo seraphioa 0. iL.) ber»
ebrte Sieformotorin beS (formditenoAenf, megen
ibrer Sqriften mistica doctora genannt, muri>e
am 28. SJUr) 1515 )u 9oUa geboren unb ent«
fiammte einem angef ebenen, ottabeOgea ®e«
fd^Ied^te. 3bt Sater, WfonfoSand^beCcp^,
mar ein emfter Cborofter, Doli SDülbe gegen bie
Srmen, ein gfreunb frommer Sefung ; ib^ SDlul»
ter, Seotris be ^bvnuiba, eine ^jmi Mdl ^fna
Zugenb, bei nodb iugenbtid^ Sabinen tion fcl*
tener SBflrbe unb in ibren Dielen Seibra odQ
d^riftiid^er ®ebulb. gunf Srfibcr Xctc^ oob-
men ffriegSbienfie in ber eben entbedten Steuexi
SBelt, ein anbererlBruber toobUe fpfiter am jtfbm
Xoge mit ibr ben OrbenSflonb. WA fiAen|6bri-
geS ftinb marb fte bunb bie Sefung ber SRor»
1849
Zerefia, bie H
1850
I^RdeBen fo fel^ inm bem (Bebotden cm bie Smig«
Im bet ^mmeldfteuben ergriffen (para siempre,
Zimmer, toieberl^otte fie M ftetS), ba^ fie mit
nt 99nd)er Stobrigo W% SRoptenlonb )u flie^
nknuil^m, itm bort bie SRorterfrone gu erlangen ;
fci^tt»id)ettbeibetolb eingeölt unbgurucfflebrad^t
S* JiDSIften ^itäfct Derlor Zerejia il^ treffli^
■brtter; »einenb nmrf fieji^ i[>or einem Silbe ber
Bottdmutter nieber imb fiel^te innig, biefe möge
■nfUgil^aRutterfein. 3nber£M6eburftejiefe$r
tel ndüterßd^en €4u|e8. So>A ® ef al^en brol^ten
fo fd^ oufblül^enbed Seelenleben tmf&id) }u
: ungeregelte unb abermalige fiedüre tion
U^Stittergefd^ten (bad Seifpiel il^rer
, oie barin mitunter il^re Srl^olung fu^te,
lotie fie Derleitä), mel^ aber nod^i ber unge-
iffuit Umgang mit einigen leid^tftnnigen jungen
Sanoaubten, bie, Don bem geiftreid^en unb an-
nri^gen SBefen Xerefia'S angegogen, fid^ oft in
■nm pax^t einjanben. 3)o^ mürbe 3ud^t unb
Bitte mäft tm SRtnbeften oerle^t ; fd^n baS natür-
fU^, V^fl ausgeprägte Sl^gef ül^I Xerefta^S unb
■^ nod} bie ®nabe ®otted fd^ü^ten l^ier. 2)rei
Dbiuite bauerte biefe $eriobe geiftiger Srfaltung ;
dB Ubifi^ 9ufent^It in bem ^uguftinerinnen«
Ibptr aRoria be (Srada }u Soila, mol^in il^
mht fie )ur Srjiel^ung brad^te, toermifd^te batb
Iridwr bie empfangenen böfen Sinbrüdfe. 92ad^-
boB eine fd^ere ftronfl^eit fie gendt^igt, baS
MoPer ju oerlaffen unb bei ben Sl^rigen @e-
Kfnie |n fud^, fa|te fie, befonberS burd^ bie
~ M (L ^ieronqmuS angeregt, ben Snt-
Slonne ju merben. „^d^ mar berma^en
, biefe gefung begeiflert ,- fogt fie, Mi
14 miii^ entfd^Iol, mid^ meinem Sater gu offen-
MDm, unb baS mar faft ebenfo oiel, als baS
Ocbenfig^manb nel^men; benn idl^ betrad^tete ed
A einen (Ebtenpunft, bei bem Sntfd^Iuffe gu
Heitei, für ben idb mid^ einmal beftimmt." ®egen
ben SBiuen beS SaterS trat fie ad^tgel^nprig in
hol (Earmenterinnennofter gur SRenfd^merbung in
■Mb ein, DoS l^ifd^en UKutbed, aber unter ge-
MNdtigen inneren ffämpfen, „beinahe bred^enben
beqenS" , mie fie felber fagt S)od^ fofort be-
b|nle unoudfpred^Itd^e innere ^reube i^ren f^tU
MDRfit^tgen dntfd^Iul, ber fiber i^r Seben unb
Her bie Reform beS SarmelitenorbenS entfd^ei-
bcB fbOte. 2)rei^ig 3abre lebte Xerefm in bie-
fflofler, unb alle 9iöume befifelben finb nod^
burd^ unoermfijUid^e ßrinnerungen an ibren
" It gebeiligt. 3m 3. 1534 legte fie $ro-
M ob. ^od) als Tiooigin l^te fie in beroi-
wt Siebe eine Sd^merfranle oerpflegt, oor ber
He entfejft gurfidtoid^en; ja fie bat ®ott, ibr bie*
ßjhpom^eit ober fonft eine anbere gu fd^idfen.
Sebet fanb &l^örung. 3n ben Sd^mergen
dRcS longmierigen 6ied^tbumS erbaute fie ftd^ an
Svegori befi ®ro^en Libri moralium in Job
nfe rettete einen ^riefter, ber {abrelang einen febr
el^aflen SBanbel gefflbrt. ^m 9Raria-^tmmeI-
Ittage 1536 mar fie bem Xobe nal^e; i^r
i
@rab mar fd^on fertig gefieSt ; enblid^ ermad^ fie
nad^ Oiert&giger Obnmad^t, blieb aber bann nod^
brei 3ol^ gUeberlabm. S)a mürbe ber % 3o-
f ep]^, an ben fie fid^ mit SSertrauen gemenbet, ibr
aietter; begeiftert mirfte fie ie$t für bie Serel^rung
beS ^igen 92öbrt)aterd 3efu, fteOte fpäter baS
erfte ftlofter il^er Stef orm unb bann no^ fünf an«
bere il^er Stiftungen unter feinen @d^u]^. Skid
9nfeben ber ffi. Xerefia fyit ben SuItuS beS
L 3ofepb nid^t bIo| im Sarmeßtenorben, ber
iS gum Snbe bed oorigen 3ob^bunbert8 nid^t
meniger als 150 IHrd^en gu feiner Sbre errid^tet,
fonbem überl^aupt in ber gangen fdtbolifd^en SSielt
ntäcbtig gefbrbert. — 9Id bie duneren Seiben
Xerefia'S ftd^ milberten, begann für ^e eine lange
^eriobe fd^meren innem 9ttngenS unb luftiger
iBerfud^ungen. 2)aS fflofier ber 9Renf(^merbung,
in meld^em fte lebte, batte feine Slaufur ; bie grof e
3ab( unb gum £l^eU aud^ bie Srmut ber ütonnen
gab 9lnla| gu mannigfad^em 93erlebr mit ber
^u^enmelt. Xerefia mar megen ibreS oerftönbigen
unb geiftreid^en SBefenS gang bef onberS ber äRagnet
für oiele SBefud^enbe, gum großen JRad^tl^il i^reS
innem SdbenS. @ie oerlor ben ®efd^mad( am
®ebet unb an ber IBetrad^tung ; maS baS Ora«
torium @uteS fd^ffte, oerbarb baS Spredjigimmer.
2)aS ^erg blieb mit oielen, menn auc^ feinen, fo
bod^ ftarfen Oüben an bie grbe gefeffelt. 3n irre»
geleiteter Semutb glaubte Zerefm ibrer UnOoS-
fommenbeiten megen mit @ott in ber 99etrad^«
tung nid^t oerfebren gu bürfen. S)er l^ilig*
möfige Xob ibreS SaterS fübrte eine SBenbung
gum Seffcrn b^bei; Don ie^t an üitt fte fietS
mieber baS betrad^tenbe ®ebet, aber freilid^ nod^
unter großen inneren ffömpfen unb in unfäglid^er
®eifte8bürre. ^9luf ber einen Seite rief mid^
®ott/ fagt fie, „auf ber anbem folgte idft ber
aSelt Salb fiel id^, balb fianb id^ mieber auf,
aber nic^t mie eS fid^ gebübrte, meil id^ in ber
Infolge mieber fanf. 3d^ lebte
0 unDoUfommen,
ba^ id^ ber löglid^en @ünben faft gar nid^t acbtete,
obfcbon id^ mid^ oor ben Sobfünben bütete, freiließ
nxd)\ mit bem gebörigen Smfte, meil id^ bie ®e«
legenbeit nid^t mieb." 3n biefen unb nod^ ftftr-
feren ^uSbrüden befd^rribt Xerefia bie 9bnal^e
ibreS eiferS, fo ba^ ber mit ber Sprad^e ber
^eiligen nid^t oertraute Sefer Irid^t ein faIfd(|eS
Säilb oon ibr geminnt Xl^tfad^Ud^ l^at fie aud^
nod^ um {ene ß^it groge Xugenben geübt unb
überbaupt in ibrem gangen Seben niemals bie
Xaufgnabe oerloren (im römifd^n 93ret)ier ift
barum aud^ ber anfänglid^e ^uSbrud oblivione
criminum snomm in oblivione culparum
Buarum geftnberi morben). ßnblid^, in ibreni
40. SebenSjabre, bemegte ber ^nblicf rineS 93il«
beS, baS ben an ber ®eigelfäule blutenbeii
^eilanb barfteSte, Serefm bermo^en, ba^ fte
^d^üttert auf bie ftniee fan! unb nid^t ebei
auffteben moOte, alS bis fie Crbörung unb ^--
frriung gcfunben; bie Sefuug ber Sefenntniffe bc-;
|l. SluguftinuS fübrie bann eine ooUftanbige Um-
48 •
1851
Serefia, bte I^L
1852
tDonblung l^erbei. Jb'xSf^tx j^obe td^ mein Seben
gelebt/ fagt bie ^eilige l^ieruber; „baSj[enige,
toaS ie^t für tni^ im @tUtt begann, ift bod Seben
@otte§ in mir, id^ borf bad fagen." fßon nun an
burd^Iief fte oUe @tufen bed ®ebeted unb ber
l^öd^ften m^ftifd^en Sontem))lati0n. Unter bem
onmutl^igen Silbe ber mminigfaltigen Segie^g
eined ®arten8 (man fd^5))ft SBaffer au8 einem
Srunnen, ober ein 9lab brel^t @d^ö))|eimer toon
SBafferröbren, mon leitet Sßaffer aa% etnem fSaä),
ober ed föllt Stegen oom ^immel l^erab) fd^ilbert
fle aus eigener Srfal^ng baS mül^fam betrad^«
tenbe ®ebet, baS (gebet ber Siul^e, baS (gebet ber
SSereinigung unb baS @ebet ber Sergüdung ober
(iffiafe. SnfangS befürd^tete bie fettige, ein
Ö))fer ber Xöufd^ung gu fein; il^ eigenen beften
greunbe unb meiere i]^rer93eid(|tt)ater oerftanben
fie nid^t unb ^Iten i|re au^erorbentlid^en inneren
3uft&nbe JSr biabolifd^en S:rug ; ou^ f el^Ite ed
nid^t an fiblen 9lad^reben unb SBerfoIgungen, )u*
mal ba für) guDor eine 92onne 9iomen§ SRagboIena
Dom ffreug, meldte gang Spanien burd^ ü^e
SBunber unb SJiibnen in (£rftaunen gefegt l^e,
fd^lie^Iid^ oI8 Seträgerin entlarüt toorben mar.
Zerefta offenbarte fid^ erfal^renen ©eifteSmonnem,
mie bem ^I. t$fran) SBorgiaS^ bem P. Woareg, bem
l(|I. $etruS üon ^Icantara (f. b. Srtt.) unb an-
deren ttpxobitn ^üf^xivn, meldte i^re (Sebetsmeife
imlften unb fie bed göttlid^en Urf))rungd i^rer
au|erorbent(id(ien inneren Suftönbe Derfid^erten.
@ie tiemal^m je^t oft innere mQftifd^e Slnfprad^en
®otte8. „^u SBorte, meldte ber f^err fprid^t/
fagt fle, „finb SBort unb Xl^t gugleid^. @ie er-
Smingen ^d^ ®e]^or. SRögen fte alfo SBorte beS
SobeS ober beS Sabefö unb SSormurfS fein, fie
oerfe^ bie @eele auf ber SteOe in baS rid^tige
SBer^öItni^ unb geben il^r neue gfal^igfeit, fii^t
unb Siebe, £roft unb Kul^e/' 2)ie t)eUige l^tte
femer eine Steige munberbarer SSiftonen: fie
fd^aute ben ^eilanb in bem SRi^fterium ber 9luf«
erftel^ung, bte aQerfeligfte Jungfrau unb anbere
^eiligen ; fte ful^Ite in gang munberborer Sßeife
bie unmittelbare ®egenmart ®otted, [a fie fd^oute
ba8 ®ebeimm| ber l^eiligjlen S)reifattigfeit unb
anbere SN^fterien ber ^immltfd^en ®Iorie. 9Bun-
berbor moren bie äußeren unb inneren Sßirfungen
biefed l^ol^en m^ftifd^en SBerf el^rS mit ®ott, mie er
ftd^ namentlid^ in ben legten Sa^^e^nten il^reS
SebenS gemattete: effiatifd^ @^meben. Sendeten
il^reS angeftd^teS, Serjüdhing ; im Snnem Doli«
ftdnbige SoSf(|dlung Don allem 3rbifd^en, glfll^en-
ber (Eifer für bie (gfyct ®otted, unbebtngte ®Ieid^-
fSrmigleit mit bem göttlid^en SßiSen, innere
gfreube unb SBonne. Slm merfmürbigfien ift bie
Sifbn, in toeld^er Xerejia fd^aute, mie ein Sngel
mit einem golbenen, glü^enben $feil il^ ^erj
burd^bobrte, nid^t bloB f^mbolifdd, fonbem toirl«
lid^ ^^9ftfd^, toie in ber Sll^at l^eute nod^ il^ fyx^,
haS in ber Sarmeliteriimenfir^e }u Wba oerel^
»irb, bie ©puren biefer SSermunbung jeigt.
i:erefia fingt bierDon:
3n be0 ^erAem tiefflem (Bnmbe
Smt' idft emen mtn Bü^,
(BotteS ©d^toert brang ein in mi4,
d^ro^e Xf^ai gab baüon Ihinbe.
S)iefe „gro|e t,^" mor bofi (elbenmfitl^ige. in
ber (Sefd^id^te ber heiligen bis bal^tn beifpieno^
®elübbe, immer unb in Mem boS »t ^un, oaS fie
als baS SoIDommenere unb SottSBo^IgeffiBigett
erfennen mürbe. 2)er (Eormelitenorben feiett bie
Traneverberatio cordis 8. Teresiae burd^ ein
eigenes gfeß (27. Sug.) ; aud^ bie (£anoni{atiünS-
buQe unb boS rSmifd^e SBreoier jum 15. October
gebenlen biefeS (EreigniffeS ; bie IKtd^ preist Zerrita
barum als bie Tirgo seraphioa. Su^ fonfl $xt
bieftird^e ftd^ über bie ber ^L Zerefio gemoxbenen
Offenbenrungen in burd^uS ^nftiger unb be*
ftötigenber Steife auSgefprod^, fo bog biefelben,
mie (Sorbinal Sona unb ^pß Sembict XTV.
agen, fogor aß {id^ereS Kriterium unb ald 9{orm
ür bie Seurtl^eilung analoger 3u{ifinbe an§u*
el^en finb. Sie 1^1. Zerefu mar lAoäf nit^t
aOein gu l^ol^er perfdnlid^er ^eiligfeit, fonbem
t)or)figIid^ aud^ gu apofiolifd^er SBirffamleit be-
mfen. S)ie unmittelbar hierauf t)orbereitenbe unb
entfd^eibenbe ®nabe mar eine Sifion, in meld^
ibr @ott bie ^SSk unb ben Ort in bet emigm
SBerbammni^ geigte, ben bie b5fen ®eifier bort
für fie bereitet l^attm, menn fie in il^ getttoeiligcn
Sauigleit t^erl^rrt l^fitte. SDiefe IBifion erfd^
i^r als eine ber größten ®naben, bie fte je em-
pfangen. ^De gur^t oor SBibermfirttgfeit auf
Srben ift toerf d^munbm ; aut paü ant mori ift
il^ SBal^Ifpmd^l brmnenber Sd^meq u6er ben
Untergang fo oteler @ee{en unb boS gtuj^jte
Serlangm, für il^re Kettung gu miden, erfüllt ^.
„3d^ backte nad^, maS id^ mol^I tbun Smidt ; xd^
lam auf bm einfad^ften unb n&d^ften ®rtMinfm,
bamit angufangm, ba6 it^ mid^ felbfl in meinem
eigenen IBemfe t)ert)oIuommnete unb meine Or>
benSregel mit größter Xreue befolgte.^ Zerefta
miS für ®ott mirlen burd^ i^ &tM ttnb biefeS
i^r ®ebet fräftigra burd^ bie ^eUigfeit hei Bebeiä,
um fo erfolgreid^er ben opoftolifd^ Sxbeitem
beigufiel^n. 9nfangS badete fie mo^I nur an bie
Xreue gegm bie oon t^r gelobte gemd^igte Kegel,
aber il^ geuereifer bröngte fte gu l^öperem; fte
füllte fld^ ongetrieben, bie OrbenSr^ ber (lat*
meliten auf bte frühere Strenge gurucfiufübren
unb ®eno]finnen um ft^ gu fommeln. Snf»
gemuntert burd^ ben % SßehuS ton Qlcantaxtt
imb bm 1^1. Submig Sertranb auS bem S)omtm-
canerorben , unterftüj^ nod^ bur^ i^itn Sniber
Sorengo, ber in $au als tSni^i^er (Smerol-
intenbant ber ginongm über gro|en Stei^t^um
k>erfügte, unb enblid^ beDoIImft(^tigt oom (eiligm
Stuhle, grünbete |ie im Suguß 1562 ju Sirila ein
fleineS If (öfierlein ^u (gfym beS l^L ao|ep^, boS
erfte ber Sleform mtt Seobod^iung bet aüm 9€%d,
mie fie oon Snnoceng IT. 1247 ccneueit toocbes.
93on nun an nannte {idb Xerefia^ bie bVffn i^ten
gomiHennamm Vf^tmiaba trug, Zcnfia oon 3efo.
1S5S
Xetefia, bie H
1854
— «nein bie neue Srflttimng nfolgte nid^t o^ne
soit S3iber{)>rüd^ itnb 6turme ; bie 9lonnen beS
'at\D^aA oon bct Wcnf^tonbung, in toeld^em fte
bi«(|cr gjtkhU bcr SRagiftrat Don %Dt(a unb faß
(tt ganie €tabt fotoie Diele SBelt» unb Orbend-
gnftll^f erhoben fid^ gegen fle; bod^ bet berühmte
Somimcomr P. SBofiex (f. b. 9rt) ((yra^ mit Srf olg
)pi t^ (Snnßen, unb al8 ein ))äp{Ui(i^ed SBreDe
)cii Sfamncn bcfi Sofepl^fietS bie Stloubnil
^, o(nc alen Sefi^ unb nur Don Wmofen )u
Üben, log ZerePa im StSn 1568 mit ii^ren ®e-
contniiim in boS neue Softer, günf 3a]^ lang
kbttmmbieneine®emeinbe inDonfommenerShi^e.
Tic ucftncunglid^e Siegel mürbe auf baS Strengfie
tfobo^M : c8 aar ber Ofrfi^Iing beS Cormel. S)a9
ülofirr beße^t nod^ unter bem Slamen @on 3ofö
m Ttihxa, unb loie in bem ftlofter ber SRenfd^-
vcäwng« ffaibm ftd^ aud^ |ier nod^ tl^eure £r-
isncnnigen an bie ^ilige, ). 99. unter Ruberem
M Abeeadario espiritualy beffen Sefung i^r fo
grogrn g^id^ Sortbeil brad^te. SnfangS if
:bfi4tigte Zerefta ni^t eine meitere Verbreitung
\ffnH OtbenS ; oIS aber in bie ginfamfeit i^red
IBo jiafl bie ftunbe Don bem Sfortfd^ritt ber ßörefte
in Stontteid^ brang (Lob Luteranos en Pran-
oift). imb befonberS aI8 P. ÜRalbonabo aud ber
Siitton in 3nbien ben JHofterfrauen in @t. 3ofepb
boi 9rif)ige Clenb ber Seelen in (enen ®egenben
dsbnngfi^ fd^ilberte, ba fieigerte Xerefta il^ren
Scclcndfer. ^o^erfreut toar jte borum, ald 1567
3o^mici Sloffl, (Seneral ber (Earmeliten, erbaut
Don bei ßrengen Orben§)U(^t im @t Sofepbd-
Mtt, Hft bei einem 99efud^ in SDila ben Auftrag
^, nodf onbere IMöfter nad^ ber ur{))rünglid^en
Xm^ |a gifinben , )undd^ft gftauennbfter ; bolb
nuDtcr erlangte Xerefia auf i^re Sitten aud^ bie
fcümbnil« SRännerdöfter su grflnben, um SBeid^t-
oütcr unb €eelenf ül^rer ffir i^re Sd^meftem }u
(iboUcn. 6o mar bie ©rünbung ber Stef orm ein-
(Mntet; bem alten Orben tourbe ein neuer a|)0-
jtoIif(^ (Seift eingebaud^t unb ber SBeßanb bed«
jelben gefU^t. Xerefta trat ein in bie Sleibe ber
^iim toabren Reformatoren im 16. Sal^rbun«
bot bie baS Dom Soncil Don Xrient befd^loffene
mb mrtenummene Steformtoerf )ur SuSfü^rung
bnMJ^ten. Stamentlid^ für bie Sfeftigung ber fatl^o-
\i]d^ tHa^ in StMmien ift Xerefta'd auftreten
vizfjomer gemefen als pi(b))8 IL (f. b. 9rt.)
McgSmod^t unb boS ®(ouben8gerid^t ber 3n-
qmj&n. — S)ie erße Stiftung nad^ ber Don
8l 3ofe|)^ |u SDila mar in ber nörblid^ Don
loUa odcgenen, burd^ il^ren 92amen an ibre ara-
bt j<^ 9ergangenbeit erinnembe Stabt SRebina bei
ilmpo; l^itt gemann Xere|ia ben Ifl. go^nneS
um ftieu) (f. b. %[tt.), ber Don ber gemögtgten Sar-
mditeniegel )U ben ftartbSuf em fibertreten tooUtt,
für i^ Seform unb erbielt in ibm ibren mftc^«
tieften (Senoffen. Sie näc^flen Stiftungen Don
Snmmndftem erfolgten 1568 gu SRalogon in ber
SRoiul^» iknauf im felben 3a^re gu SBaUaboIib^
bei ^jrmaßgen ^ubtjtobt (SaftUienS, 1569 in
bem oltebrtofirbigen Xolebo unter gro|en Sd^tuie«
rigfeiten unb in $aftrana in ber M^t Don @ua«
balaiaro; 1570 in ber berübmten UniDerfttätS«
ftabt Salamonca; 1571 in bem nahegelegenen
%Iba be Xormed, mo einft bie Xobed« unb ®rob«
ftätte ber Reuigen fein foflte. 3m 3. 1574 er-
folgte bie Stiftung }u SegoDta , mo ie|t ber
bl. Sobanned Dom ffreuge ru^t, 1^75 gu SeaS in
Snbalujten. ^ier lernte jie ben burd^ feine eigen-
tbümlid^en Sd^idjale berfibmten P. ^ieronQmuS
®racian fennen, t^ren fpötem geiftli(|en gfü^rer,
bem fte unbebingten ©eborfam letftete ; anberer-
feitS betrad^tete ^d^ ®racian aud^ al8 geiftliiben
Sd^filer unb 3ünger ber bL Xerefta. S)ie Stif-
tung in bem fd^önen unb reichen SeDiQa mürbe
megen ber Dielen inneren unb öu^eren Seiben, bie
fte bort erbulben mu|te, gu einem mabren ®etb-
femane für fte. Sei ber @runbung bed ftlofterd
)u garaoaca 1576 leiftete il^r ftdnig W^\pp IL,
on ben fle ftd^ manbte, b^^f^^^^n Seiftanb. Sei
ben iSarmelttenmönd^n ber SReform folgte auf bie
@runbung ber if löfter )u Suroelo unb ÜRancera
Sunöd^ft bie Srrid^tung je eineS in ^aftrana 1 569,
lattn 1570 in ber UniDerfttötSftabt Wcalä (Com-
platum), 1571 fat ber Sinfiebelei )u Sltomira
unb in SiDanueDa be la Xara, einer Stabt in
!R(irb*9lnboluften , 1573 in ®ranaba unb in
!ße&uela, 1574 in SeDiOa, 1575 in ^ImoboDar,
1576 in Sead, 1579 in Soega, 1581 in SaOa-
bolib unb in Solamanca, 1582 in fiiffabon — im
®an}en 15 Stiftungen Don ÜRännerftdftem nad^
ber ftrengem Siegel ®erabe biefe Sludbreitung ber
Steform aud^ über bie SKönnerflöfter erregte aber
nod^ unb nad^ einen fold^en Sturm gegen Xerefta,
ba^ ibr ganjed SBerf in f^frage geftellt gu merben
unb faft bem Untergang anbeimgufaUen fd^ien.
S)ie Abtretung eined ftlofterS gu gorboDa on bie
^treS ber Sleform fomie bie aRtg^eUtgfeiten bei
®elegenbeit einer ftlofterftif tung gu SeDilla batten
fd^on gro|e Serftimmung erregt, ßingelne (£ar-
meliten ber milbem ObfeiDang fallen in ber {Re-
form eine Üteuerung unb einen Sormurf; gunöd^ft
rid^tete ftd^ ber UnmiEe gegen P. ®racian, balb
aber au(^ gegen Xerefta felbft, bie oIS eine eigen-
Snnige, ungel^orfame 9tonne angedagt mürbe. 9uf
em ®eneralca))itel bed Orbend gu $iacenga in
Stoßen mürbe 1575 bie Sufl^buug ber gangen
9leform befd^loffen^ eine 9na|regel, gu toeld^er
felbfi ber ®eneral ber Sarmeliten, Sobann Sa))tifl
iRofft, btSl^ ein gro|er ®önner Xerefia'd, auS
Untenntni^ ber eigentlid^en Sad^Iage feine 3^-
ftimmung gab. Xerefta foQte leine neuen Alofter*
grunbungen mebr Domebmen unb baS fflofter,
bad fte gum Slufentbalte mäl^Ien mürbe, nid^t mebr
Derlaffen. Sie untermarf ftd^ in S)emutb unb
blieb in ber Seifolgung ungebeugten 9Rutbe8,
nabm aber ibre angefd^lbigten OrbenSgenoffen
gegen ben ®enerol energifcb in Sd^uj^. gunf
Solare lang bauerte ber Sturm : auf einem $nH
Dingialcapitel in Spanien mürben bie Sef((lu||e
Don ^iacenga bergeftalt in SluSfubrung gebradyt.
1855
Xerefio, bie ^L
1366
bo^ Don ba an bie unbefd^ul^tm Sotmeliteti mit
ben befd^ul^tm in einem ^mtfe jufammenleben
foUten: bo(| fotte e8 jiebemfreiftel^ien, bie fhrengere
ober bte milbete Stegel )u befolgen. WS bie un«
befc^u^ten Sarmetiten, toeld^ barin mit SRe^t ben
cdbndlioen Untergang ber SHeform erlannten,
f legen biefe Snorbnung SBiberfpruc^ erl^oben,
d^ritten bie (Begner ju bm firengften 9)}a|rege(n.
Sol^onned t)om iheuje tmtrbe eingeferfert unb
mi^l^nbelt, Xerefia felbft als ein ,,unrul^igeS,
uml^erfd^loeifenbeS gfrauengimmer'' t)erlöftert. iAt
Sebrfingnil ftleg ouf S ^dti^jte, alS ber apofto-
Hfd^e 9hintiuS, burd^ einen unfiugen @d^ritt ber
Unbefc^ul^ten erjümt, bie t^oSfiänbige Semid^«
timg ber gangen Steform auSfprad^. S)a erfolge
enblid^ burd^ Vermittlung beS ffdnigS ^ffiiipp U.
eine a))oftolif(!^ SuOe, toeld^e bie DoDftftnbtge
Xrennung ber befd^ul^ten unb ber unbefd^ul^en
Cormeliten t)erffigte ; nur f oUten beibe ben Or-
benSgeneral gemdnfam fyAtn, „3lun {tnb loir
oDe in gutem gfrieben/ fagte Xerefia , »bie be«
fd^l^ten mie bie unbefd^ten, unb eS flört unS
nid^tS mebr im 2)ienj}e ®otteS/ S)ie ^Uige
begann nun baS SEBerf il^rer Stittungen auf S
9teue; 1581 lourben bie 9tonnenIlöfter gu IBiOa«
nueDa be la Xara unb ju ^encia gegrünbet, im
Mben ^afjtt aud^ in @orui auf bem SEBege t>on
ilRabrib nad^ Saragoffo, 1582 ooSju ®ranaba,
unb enblic^ lourbe unter großen SRfll^feligfettcn
fan 9pTÜ 1582 il^re le^te JHofterftiftung in 9ur-
goS« ber @tabt beS (Sib, boQenbet. @o finb burd^
Sie bl. Xerefta im Saufe t>on 20 Sauren 17 gfrouen*
Röfter unb 15 Wännerllöfter k>on ber SReform beS
(S^ormelitenorbenS gegränoet tt)orben alS ebenfo
t\zU 0)>ferberbe brnmenben ®ebeteS tmb $flang-
fddulen opofiolifd^en £iferS, unb m&l^renb in
ßnglanb unb S)eutf d^Idno ein Der^eerenber @turm
fiber bie üöperUc^en (Benoffenfd^aften l^inful^r,
tourbe @t)anien gumeift burd^ feine Orben ein
eoUrnerl ber fatbolifd^en JKrd^e }ur 3eit ber Xe-
grmation. — ^uf ber Steife oon SBurgoS nad^
Iba be XormeS, mo bie dergogin Don ^Iba fid^
nad^ ibrem geifilid^en Seiftonb fel^nte, erfranite
Xerefia, beren ffrafte fc^on lange gu fd^minben
begonnen bitten. 9m 3. Odober Derlangte fle
bie beilige SBegge^rung; i^r ®efid^t ftrabtte in
fiberirbifd^m ©lange, als baS beUige Sacroment
in ibre SeUe getragen mürbe, fflieberbolt fprad^
fle bie SBorte : ,fyxt ! id^ bin eine Xoc^ter ber
JHrd^e'', ein ®ebanle, ber fie mit unauSf))red^«
liebem Xroße gu erfüDen fd^ien. Sie lej^ten
14 Stunben ibreS SebenS lag ^e, mit entflammtem
Sngefid^t baS Srucifis umfhmtmemb, in fera-
Pbif^e Kontemplation Derfunfen. Sie ftarb am
4. Odober 1582, im 68. 3al^re ibreS SebenS,
intolerabili divini amoris incendio potius,
qnam yi morbi animam Deo reddoDS, mie eS
bt ben fird^Hd^en Xaggeiten bei^t äbf b^üiger
Seib rubt auf bem ^od^attar ber Sarmeliterinnen-
tird^ gu 9lba, ibr ^erg mit ber gebeimnt|DoIlen
SBunbe Don loftbarer fiapfel umfd^Ioffen in einer
Slif d^e an ber (Etrfflelfeite beS «BarS. SHe Co»
nonifation erfolgte am 12. 3RSn 1622 btmb
fM^ ®regor XV. S)ie iKrd^ feiert i^r 9n«
benfen am 15. Odober, am Xage na<!b tbtcm
Xobe ; im 3« 1582 tourben befanntli(b infolge ber
ftalenberDerbefferung auf einmal gebn Xoge Dom
5. — 15. Odober auSgelaffen. Spanien Dertbtt
bie bL Xerefia neben bem bL SacobuS oIS bie
Compatrona de Espafia, me SRitpatnmin bef
^imotlonbeS. SaS britte (Eentenorium ibreS
beiligen XobeS 1882 bot bie Vugen ber gangen
fatboHfd^en SSktt midier ouf fie gelenR, ibre Ser«
ebtung geboben unb gu monnigfad^ 6tnbten
über fle Anregung gegeben.
2)ie Sd^riften ber % Xerefia Ded)onSni
ibre (Entfiebung nidbt bem eigenen S>range gu
f(bteiben, fonbem Dem (Seborfdm gegen ibre
Seid^tDöter unb Oberen. SS finb (eine gelebrten
Sbbanblungen ; Dielmebr gleid^t, mic ein Seit-
genoffe bemerft, bie Urt ibrtS 6d^reibenS i^rem
®efpräd^. Sunäd^fi fiir ibre OrbenSffbtDejIent
beftimmt, b^nbeln fie fdmmtlid^ Don ber aSceti-
fd^ unb nqfHfd^en Xbeologie. ÜRoa tonn fie
gruppiren in 1. biograpbif(b< @(bnften, Don benen
gunöd^jt ibr i^Seben'', Don ibr fcöß bef<brieben^
DorgugSmeife ©efd^idite ibteS Seelenlebens unb
ibrerläebetSguftänbetß. Sie Derfa|te biefe S^nft
im auftrage ibreS erleud^teten gübrerS P. ^bognq
im dofepbSHofter gu Stoila (1561—1562). 3o-
banneS Don 9DiIa (f. b. Xrt) präfte unb bittigte
eS ; f^ergog Wia erbaute unb trdftete ftd^ an bem«
felben in feiner ®efangenfd^aft. S^aS Sud^, mel«
d^eS {ie begeid^nenb el libro de las miseri-
oordias del Sefior nennt, berietet fiber bie Sr>
lebniffe ibrer 3ugenbj[abre , ben (Siniritt in'S
IFIofter, ibre inneren ffdmpfe, bie Vnfpra^ unb
aSifionen, bie i^r gu Xbeil mürben; bie Stif-
tung beS Si äofepbSüofterS bilbd ben S4(ui
Sin ousfiibrft^er Beriet fiber ®ebet itnb (Eon*
templation unterbri<bt bie &gfibiung 17 Shxpitel
binburib. SHefe Sd^tift ber b(- Xmfia, Don
ÜRmuben alS ibr 9Reiflermer( betrübtet, iat bie
meitefte SerbreUung aefunben unb Sielen bm
SBeg gum Sarmel oeöffnet. Cbte (Ergftn{ung ber
Siograpbie bilben oie Bdaoiones, Serübte über
ibr inneres unb Anderes Seben in Srii^tm. S)aS
9ud^ ber fHofierfiiftungen (Fnndaoionea) jKigt
Xerefia in ibrer Sax^fm SBiiffamfeU nnb im Ser-
febr mit ber SBeli Sie begann boSfeOe 1562
unb Dollenbete eS 1582, Dier SRonote Dor ibtcm
Xobe. S)ieS^ftbidetein9iIbbertatboßf<ben
Deformation im 16. Sabrbunbett; ^ gemibrt
einen d^aralteriftiMen Sinblidt in bte ftir^- unb
Sulturgefd^id^te Spaniens iener Seit mie in ben
energif d^en unb bo^ b^it^rn, HAenStofid^igen Sb^»
ralter ber Serfafferitt — 2. Soften, bte ffaib
auf bie tBetfoffung unb Stegierung beS (Kor»
melitenorbenS begieben, nSmIfab bie „(Konfütutio-
nen", DMld^e fie im fiuftroge $iufi' IV. bem crfkn
iHoßer ibrer Sbform gab (DgL b. Sit OrbenS«
regel IX, 1013); bie Heine 6d^, loeUbe boS
1»7
Zerefia, bie H
1858
Stanbcnnait M gaqen Don il^ aufseri^tetm
ScfoamDabS Uloct, moAt crfl not etioa 40 3al^
im tenl^ hoL S>ni(I iKcdffetitlid^t; bafi SBüd^Iein
ttcc btc Jtxt rnib SBeife, bie möfier |u t)t{iä^%
sdb Mt ^mt^tA", ein tutgeS Soin))enbium il^
gcififi^cit 2AaA unb S>enfenfi; am belantiteften
tjl {^ Soilflini^: Kad* te tnrbe, nada te
«■pulo OK^lfi fol bi4 fingfiisen, nid^tft bid^
ccf^ncfaa) mit bm S^Iu|»orten: Solo Dios
biiU ((Bott aSeiii fienugt). — 8. «9ceti[d^
wii0^ 6<^ftctt, t)on benen bet «9Beg ber
SäUommmtcit'' Don Xerejia im Sufttage beft
F. Sofiq für bie 9hmnen im @t. 3ofet)]^ao|ler
iRc|o|ft nniiltt. Cftift ^eineS:]beotiebe8®ebete8,
Ml bcr cignun (Eifa^rtmg ber ^eiligen abgezogen
snb bm^ Me ll^Iogifd^ SBijfenfd^ft Uimi/Ui''.
& tHot IBctft, tote bie f^inbemiffe ber SoO«
bonneid^ ouA bem SBege getöumt merben foQen
tenj^ Imnt, SoSfd^älung, innete unb fiu^
9btfibtung, bann toeifit fte ben SBeg gum &\p\ü
bcr Qonbmmen^ tmb Sejc^nng, gel^t barouf
imn mSnbnd^ ®ebete über unb gibt in ben
16 Ie|tfn Adpiteln eine l^lui^e (Erlltomg beS
Sotenmicci. S)cr i^SBeg }ur SoIOommenl^eit''
nnobe tioi eigentlid^ S^rbud^ bed Satmeliten-
tiAM; hx ouen ftUfiem na^m man tSbfd^riften
nm bcmfelben. 8on ben ^®ebanlen ilber bie
ätbe OotM' na<i^ bem 6ol^iebe ift nur ein
gtogmeni oor^anben, ba ^e baS 9Ranufcri))t beS
gonim SBerbfi auf Sefe^I i^reS SBeid^ttxitetS in'8
gottr iDaa:f^ f o ba| nur ein oor^er abgef d^riebenefl
Sn^tf ct^olten blieb. Sit Ie|ted unb jugleid^
M tReifIctmeri ifl bie «.eeelenburg", in fed^
nonotm iu 9,tüa 1577 mitten untet großen
SctfoSgungen tmb f d^eren ihanf^eiten ooOenbet.
3m 6egciäB| )tt oen anbeten meniger f^ftemati*
{4m &^t^cn Zerefia^d iß e8 b^^rmonif d^ plon»
aäftm ongelegL Sie Setfafferin felbet etfcnnt
trie »ngugHii^ biefet @d^rift («bet ftünßlet,
bcr Mefd IBett Derfertigt Jiat, t)erftel^ j[e|t etmaS
wäß ton feiner flfunft aß frfil^''). 3n einer
g#m4ai# fall DoOftänbig burd^geffi^en SSe«
ODrie cnimitfelt |ie i^ mqftifd^ Softem. @ie
idtoifixi bie @eele att eine munberfd^öne Augel
OBS Aftern Ihl^ftan ober lautetem S)iamont, ald
tmc Ötttg mit fieben äBol^mmgen, in beten Icttet,
im Ccntntm ber @eele, ber ffönig ber (Blorie
too^, ber die Jene SBo^nungen mit bem l^etr-
fi^Pm SUitt butd^Ieud^et unb oerOfttt S)ie
itebm SBobnunoen bneid^nen fieben (Stabe obet
Sußinbe» buidgi meUgie bie €eele gu ge^en pflegt
obcx iiiebn^ gefäl^ mid^, beDot fie in biefem
Sttai |ur m^lHf^ Seteinigung mit il^tem SBtftU"
ttgam SttißuS gefä^tt mitb. SHe etften btei,
6cKPataiiitni^ unb 3)emut(, ® Aet untet man*
wMjim innetenftämpfen, DoIIIommene Stgebmtg
in eoticl beUigen aßtllen, entbalten bie ascetif ;
bie Met fo^enben, nSmlid^ baS ®ebet bet %i^,
bot (Bebet bet Seteinigung, bie mpRifd^e Set-
bhmg unb enblid^ bie mQfüfd^ Setmäl^Iung
bic Gedie mit (Sott , gelten bem ®ebiete bet
SDlQfiamt 3iel unb StoedC biefet eontemi>(ation
ift abet nid^t bto| bie eigene ^igung, fonbetn
unoufbdtlid^eft apojloIifd^eS SBitfen. Sie Ex-
clamacionefl entbolten 17 f[ammenfptübenbe
®ebete unb Settod^tungen, meldte bie ^L Xetefm
bef onbetd nadb bet beiligen Kommunion bei fibet*
ßämenbem ®efu]^e niebergufd^reiben fld^ ge«
btungen füllte. — 4. SQttfd^e ^efien, nid^t gapl-
teid^, abet oon b^b^n bic^tetifd^em Sd^tounge
unb d^tatifd^et SBeaeiftetung butd^btungen. Sie
heilige mat, mte fte f elbft f agt, feine Sid^tetin ; abet
|[e mad^te ouS iimetem Stonge SSerfe, meld^ f ebt
tnnig ben @d^metg bet Siebe in biefet monnfOoUen
SBetfunfenbeit bet ®ebet8beteinigung auSbtüdten.
9IS fie einft (1572) gu Salamonca ein Sieb auf
bie gSttlid^ Siebe fingen bötte, gerietb fie in ei-
ftafe unb mutbe mie tobt in ibte 3(Ue gebtad^t,
IDO fie etft mub gtoei Zagen miebet gu ftd^ tarn ;
ba legte jie^ ttnid ne em{)funben, in bet betübmten
®Ioffe mebet : «Obn' in mit gu leben, leb' id^,
Sa id^ um fold^ Seben metbe, Sa| id^ ftetV, meil
id^ nid^t fktbe.'' (Sin Zbeil ibtet Siebet ift ffit
ibte OtbenSfd^mefletn gebid^tet, beten ®efang fu
auf einet im @t 3ofe))b3Doftet gu Soila nod^
ootbanbenen gflöte begleitete. !Bon ben 48 ®e"
bid^ten, meldte bet ßettigen pgefd^tieben met«
ben, g^dten nad^ Sa §uente 7 ibt unbeftritten an,
unb 15 finb toabtfd^einlid^ oon ibt. — 5. Sie
IBtiefe, koeld^ ben umfangreid^ften unb einen febt
mid^tigen Zbeil ibtet @d^riften bilben. Sie
bl. Zetefia cottef)H)nbitte nid^t nut mit ben Sot-
gefej^en bet neugegrfinbeten iTOftet, fonbem aud^
mit ben bebeutenbften geitgenbfftfd^en Zbeologen^
gtolen Eiligen unb SReiftetn beS geiftli^en
SebenS (§tanci8cu8 SSotgiaS, $ettuS oon Slcon*
tata, äobanneS oon 9oUa, Submig oon ®ta»
naba) md) mit ^\ix\im unb Stoatdmftmtetn
($btn)))> n., ^etgog oon alba, Siego 9Renboga).
gfüt bie legten 20 3abte ibted SebenS finb bie
»tiefe bie mid^gfte OueOe. Sutd^ biefelben bot
jle nid^t gum loenigften ibte ^öufet tegiett unb
tbt Stefotmtoeri gu @tanbe gebrad^t ; in ibnen et-
fc^eint fie aI8 ooUenbete Seelenfäbtetin unb Seb«
terin beS geifUid^en SebenS, mie aud^ alS Hebe«
k)oSe Sütfotgetin ffit ibte gfamilie, inbem fte ibt
abminifttatioeS Zolent geigt unb ^ alS butd^
aus (itoftifd^ ffennetin beS gemöbnltd^en SebenS
etmeiSt SBobltbuenb mutbet bobei befonbeiB
bie ^eitetteit an, meU^e fid^ in biefen Sriefen
funbgibt Set fpanifd^e Sitetatutbiftotitet (So))«
man9 btingt in feinem Teatro historico-critico
de la docuencia espafiola, Barcelona 1848,
eine Sieibe oon Briefen Zetefia'S alS Stuftet rineS
einfad^en, natfitlid^en, lebenbigen, geiftteid^en,
mituntet b^^^^bten @tiIS. Set ^toteftont
Zidnot uttbeilt in feinet «®efd^{d^te bet fd^önen
Sitetotut in ©(Kmien", beutfd^ oon 3uIiuS, Sei))-
gig (2. 9uSg.) 1867, ba| bet »tiefmed^fd leineS
eingigen f)xmifd^en Sd^tiftfteOetS an mal^ 99e-
tebfamleit mit bem bet bl. Zeteßa oetglid^en met-
ben bmn. ^lyct Sptad^e ifl nad^ bem Uttbeile
1860
Xetefia, bie H
1860
etnd tpontfd^ Mtileii itfaie9 imb elegantes
6t>anl{4, ber Z9)m« be« WtcafHIifd^, koie eS
bomoll oon bot OkbUbetm gefprod^en würbe;
fl6et^ii))t lA^It bb (^tge ju ben dafftfd^
6(^ft|)ellint Opm %iüon.
5Ui etefittng, iDdiJ^ ber ^ Zerefia in ber
Air^c {itfoimBt, ip ttfdfyiä burd^ ben SuSbtud
ber 9tMa, »el^c in i^ Sendete an ^\t
tpoul y, fott, Zerefia {ei ber ftird^ Don @ott
Ott S^K^ns bd peifEü^en SebenS gegeben. Sie
tobt bie Bf^iaiHijje bcS innem, l^öl^em, mtifti"
|4ai£deitt, Ml^e txm ben ^igen fB^tm in
tofer OrbmoHi mb mäjlt im Sufommenl^ge be-
^Mbeft Mrben Mren, mit unäbertroffener ftlat*
|eit bsrgrpift 3^ 2dgtt \d nid^ burd^ eigene
fcfhTBgmn enoorben, fonbem Don Oben ein»
«nliffeii. tiefes Urt^ befiätigt alfo, nmS Ze-
fCM K<ber oon fii^ bebantrtet: »Siele Salute laS
i4 &^nflen ober boS innere Seben, ol^e in Der«
P4ai# M^ ba§ {ei, nnb noii^bem eS ®ott ge«
\dLtu, vm barfiber £td^ )u geben, oerging eine
lonae Seit, beoor id^ Sorte fanb, um Slnberen
bie| mttiiä^eilen. 3e|t fyd eS mid^ red^t aenig
9Rä^ njdofid ; ber ^n gibt mir in einem Sugen-
Md boS twlle Sid^ unb bie gfSl^igfeit, mid^ bor-
iber aiiSjn(|rrei^en. 9Reine SBeid^toftter tt>aren
min ^ Dar (Ermannen, unb id^ nod^ mel^ olfi
fie, Wfü i4 meine Unf o^gfeit beffer lannte. Zueilt
ber fyxx feinen (Seift mit, {o lann man fid^ mit
frii^igfeit auSbruden; eS ifi, alS b^tte man ein
SRb^ Dor jid^ nnb geid^nete ed ab." Sebnlid^
hrndeH {id^ bte (Eanoni(ation8buIle unb bie f ed^dte
2cction i^ gejiofficiumd avA; in ber S^eft-
ontion nennt bie ffird^e i^re Sebre »eine bimm-
fifil^ Stabnmg' imb betet }u ®ott, »bag teir
Don bic{er bimmlifcben 9labrung ercfuidtt toerben
adgen'. SRejfe unb Officium ber l^eüigen, tt)ie
ber Cormelitenorben {te feiert, geigen gro|e
SeüDonbtfd^ mit bem Officium ber ftird^en«
I^rcr. 3bR Sebxmirffomfeit, toenn mir biefed
Stot g^raud^ burfen, begeid^net einen O^ort*
{d^ onf bcm Qebiete ber m^ftifc^en Zbeologie,
imb ibre Sd^riftcn bunten im Kampfe gegen
SRofinoft unb ben OuietiSmuS (f. b. Slrtt.) gur Son-
fbitintng nnb Sertbeibigung ber lird^Hd^en Sebre
ongfrufen nicrben. Soffuet (f. b. 9rt.) ftfl^e fid^
bei ber Seiampfung ber falf(ben m^ftifd^en 9lid^-
Ing feiner 3cit Dorgüglidd auf bie SBerle ber
bL Zenftt. Skr JjL grang Don @ale$ unb ber
bL Ufonft Don fiiguori (f. b. 3lrtt.) »oren ibre
geolttt Serebrer; erfterer bat ben ffem ber Sebre,
bk et im 6. unb 7. ^Butfy feines »Zl^eotimuS'' ent-
nmfdt bcft Sdftriften ber bl* Zerefta entnommen;
luderet tief ibcen Kamen ftetS neben ben 9tamen
3efu§« Waria unb 3ofe|)]^ an, fe^te ibn cax bie
^pt(e feinet ^efe unb berief ficb oft in feinen
«Sibriftett auf bie Suctoritöt ber beUigen Sebrerin.
<£^ fbibCB ^ bei ber b^. Zerefia gemif[erma|en
bit filttB^dKtt eines doctor ecclesiae, bie
(to«tniiA» bif Müctitas unb ber Sinflu^ auf bie
Ütibit4e S$iffettj<ba^ 9tatur{id^ ift fte nid^t im
eigentlid^en Sinne unter bie iKrd^le^ gu
rennen; nad^ bem 1^1. ZbomaS (8. tiL 2, 2,
q. 177, a. 2) fommt ben gfrouen »bie (Babe ber
SBiffenfd^aft unb SRebe nur gu, um im priDotm
Unterrid^t gu Singeinen, }ebod^ nid^t^ um in
öffentlid^er Seigre gur gangen ff ird^ gu rebcn, ba
nad^ göttlid^er Snorbnung baS meiblic^ (Bef^Ied^
bem männlid^en untertbon ift*. Smmer^ boxf
man aber ber bL Zerefia einen ben fftid^enle^teni
faft analogen Kang guerfennen; Don Storia, bem
Si^ ber SBeiSbeit, ift gleid^fam ein Stto^ ouf
eingelne il^reS ®efd^Ied^teS gefallen^ unb unitt
ben b^is^/ burtb ^re SBiffenfd^ft ^ot-
leud^tenben gfrouen nimmt Zerefta (eidSft ben erfim
Stang ein. 3n Spanien ftebt man ibr Silb att
ber doctora misiiea auf ben SUtoren mit ben
Snftgnien ber tbeologifdpen S^octormüibe ge-
fd^ädt, mit SDoctormontel, S>octorbut, Su(b unb
gftber; ber beilige ®eifi erfd^eint in (Bcfbolt einer
Zaube gu i^ ^ed^ten fd^mebenb.
!Bon SuSgaben ber SBerb ber l^L Zerefia finb
als bie legten bie beiben burd^ Sicente be la
gfuente Deranftalteten gu nennen: bie eine, mit
literarifd^en ßinleitungen unb tinmerfungen, er»
fd^ien in ber Biblioteoa de autorea eapanoles,
Madrid 1877, in 2 Ouartbänben; bie anbete,
als ZestauSgabe für meitere ftreife mit turgen
Einleitungen, ebenba 1881 in 6 OctoDbSnben.
Unter ben Ueberfej(ungen ift bie frongöfifd^e Don
P. Marcel Bonix, Oeuvres de Ste. Thdr^
tradnitee bot les manuacrits ori^naiiz, Paris
1859, l^5d^ft f d^äbenSmertb megen ber Snmerfungen
unb Sugoben. Sn'S S)eutfd^ mürben bie ^riften
ber b^ Zerefia übertragen Don ®aIIuS ^toob
(Sulgbad^ 1831—1882, 6 SBbe.), Submig eiaruS
(»egenSburg 1867, 5 IBbe.). SRognuS äod^otn
OlegenSburg 1870), tl^eilmeife aud^ Don @rafin
^abn-^a^n (9Raing 1867), Don 9. ft(am))et) mit
ben Snmerfungen unb 3ugaben Don Souis unb
S^ormort Don Stfd^of Skiurent (ÜQiftii 1868).
Sie erfien Siogropl^en ber b^ Zerefia toortn
il^re beiben »eid^tDdter, P. Stibera 8. J. (Vita,
abgebrudt in ben AA. SS. BolL , Oct Y II,
537 sqq.) unb Sijd^of ^e))eS 0. S. Hieronym^
bie mit ibrem 2eben unb Snnem felgr Dertnmt
maren; femer 3uan be SDila (primer Gapellaa
de la Santa), beffen SBerf erft 1881 bur^ Si-
cente be la gfuente berauSgegeben mürbe. S)eutfc^
9iogra))bien fd^rieben $ÖSI (SiegoiSburg 1847),
^ofele (9iegenSb. 1882), ^nneS (Simsen 1866),
SBerfd^iebene Sd^riften Aber bie C)eilige erf<^ienen,
mie fd^on bemerft, bei ®elegen^it beS britten
SentenariumS ibreS ZobeS 1882 in S|Kmten.
granfreid^ unb ßnglanb (ogt. $ingSmann, 8. Te*
resa de Jesus [SBereinSfd^rift ber ®5ntS«@efelI'
fd^aft], fföln 1886). ^ier feien befonbetS ge>
nannt Histoire de Sainte Thöröse d'apres
les Boliandistes, ses divers historiens eic,
Nantes 1882, 2 toIs., unb Coleridge, Tbe
Life and Leiters of StTeresa, London 1881
to 1896, 3 vols^ ein Dorgüglid^eS SerT, morin
1861
Xermtn — Sertitorialf^pem.
1862
tcfonbcff bie (Conef)»onben) bet f^eiligen in gans
fnu^Otteaaiber aßeife oertDert^t ift. Srfi^erer-
Wm anonpin The Life of 8t Teresa, Dublin
1B82, mit bcod^enfiaeitl^r, ouSffll^Iid^Sombe
0011 Catbinal SRonning. Sin gan} eigenartiges
Berf ijt Mc Siogrop^e ber 1^1. ZerejlQ oon ber Sng-
Uabonn Oabriela Sunning^om (Sral^m (Santa
Teresa, the Life and Times, London 1894»
2TDla.)^ mtläft, Don glaubet Semunberung für
Ue ^ciHge nfflOt, aOen Statten i^teS SBirtenS in
Gpcaüm luu^egongen iß ; ber innerfte Stttn i^efi
Bcfoii titu|te freitt^ einem nld^t fätl^oRfd^enSuge
DcrbuIU bictben. [$ing8mann.]
Vcntbi, f. grifien unb Sroce^nierfa^ren X,
M7ff.
Vcntiaimi l^^t bad 3ufammen]^o(en oon
foimüttgen ®oBen inner^Ub eines beftimmten
9qicM (ienninos) bur<i^ beouftrogte ^erfonen
(fogm. iemiinarii) , toel^ namentlid^ bei ben
Scüdorben (f. b. 9rt.) burd^ bie OrbenSregel
Dorgef^rieben ifL [^ermoneber.]
fmrtrtswmi, eine t^ologifd^e @treitigfeit
im $totdiantiSmud, nal^m feinen Snfong burd^
Solosin <8eorg IBöfe. Serfelbe nmr mti 1662 m
Ci4<4 geboren, ^atte in £eq>)ig ftubirt unb ttmroe
1690 S)laconufi }u Sorau in ber Souft^. ^ier
edDorb er fii( aegen feiner äBirffamfeit in ))ietifti-
Sjati Oeifte t^iele Sf^be, geriet!^ oud^ mit feinen
mtdgenoffcn in Reibungen unb mürbe megen
f)fiirfjerbefu<^ unb abgalten Don 99etftunben Dom
eonfiflOTium )ur Serontmortung ge}ogen. Sm
3. 1607 DecS^entlid^te er eine S^rift Terminns
peremptoriue ealoüs humanae, morin er, um
bcm Vuffd^b ber SBefel^rung bis }um Xobe gu
ficucm, le^, ber ^eiismille ®otteS fei qIS
Tolnntae antecedens, o^ne atäcfTtci&t auf bie
Scfbtbungcn unb Xl^aten ber SRenfc^en, jmar
uniBcrfoI, oIS voluntas oonsequens fei er aber
boDon ob^gig, ba^ ber 9Renfd^ bie gratia
Toeana annehme, unb be^^alb )}articutär. gkitte
nun ber IRenfd^ auS bem ®nabenftanbe mieber
^ttS^ fo Süßere fid^ ®otteS ©nobe atS gratia
ravoeans, unb biefe red^ete SBöfe im @egenfa(e
fB ben (nt^erifd^ Zl^ologen }ur yoluntas con-
•eqnena. 2)iefe gratia revocans fei liberrima,
ni^t allgemein, gan} in @oiteS SBinffir gefegt
nab an einen beftimmten Termin gefnu))ft; ber
Zermin fei t)erem))torifd^ unb imSorauS feftgefe^
infolge eines bebingten 9Iatl^f(^IuffeS, ber in ber
Toinntaa oonsequens ®otteS feinen @runb l^abe.
SBcrbiefenterminus peremptorius überfd^ritten,
|ei DDÜfUlnbig gur Sufie untflddtig unb gum ®uten
nnf^. — Siegen oiefer @d^rift unb mel^rerer
anbeten Seu^erungen mürbe er auf SBefd^merbe
ber (SeifÜld^feit am 14. pfebruar 1698 Dom Son«
fiftotium Derl^5rt unb reid^te bann eine SSert^eibi*
gnn^f(^ft ein. SoS Sonpftorium ging bie
tteologifd^e gfocuItSt gu Seipgtg, mo gerabe ^axp»
goD, ein gPreunb beS SBdfe überaus feinbfeligen
Superintenbenten, Secan mar, um ein ©utad^ten
on, odd^ gu Ungunften Söfe^S ausfiel, ßr
appeSirte an baS Oberconfiftorium, marb aud^
^ier Derurtl^eilt, fanb aber einen Sertl^eibtger an
e^riftian Xl^omafiuS, ber in einem iuriftifd^en
©utad^ten fünfgel^n «.unl^eilbare StuOitäten" beS
bisherigen ißrogejfeS nad^mieS. Mein aud^ bie
tl^eologifd^en Sfacultftten SBittenberg unb SloftodC
fprad^en fid^ gegen Söfe auS, morauf feine @d^rift
Derboten mürbe. 6r manbte fid^ nun mit einer
Sled^tfertigung an bie Seipgiger fl^cultat, mo in-
imifd^en ber petiSmuS bie Oberl^nb gemonnen
latte, unb erl^ieU aud^ Don bort unter bem 80. 2)e-
cember 1699 eine gflnftige 9lntmort. S)ur(i^ btefe
Deranla|t, trat er mit ^ol^n gegen feine @egncr
auf ber ffongel auf, fo ba| er am 25. ganuar
1700 DomSmte fuSpenbirt mürbe. SBalb barauf,
am 18. Sfebruar 1700 , flarb er. 9lad^ Söfe'S
Xobe erlofd^ gmar ber Streit in @orau, entbrannte
aber Don 9teuem in fieipgig gmifd^en ben $ro*
fefforen Sled^nberg unb 2[ttig. 9IIS bie Sßitten-
berger Socultot baS gmeite Sei))giger ©utad^ten
heftig fritiflrte (unter bem 14. gnnuar 1700),
trat Sted^enbcrg bagegen auf burd^ bie Sd^rift
De gratiae revocatiicis termino, bie er am
20. 9pta 1700 huxä) einen Sd^üler in einer
öffentlid^en S)iS))Utation Dertl^ibigen lie^. Sttig,
ber aus mand^en ))erfönlid^en ©rünben Sted^en«
berg abgeneigt unb bei bem ©utad^ten nid^t red^t
gu SSorte gefommen mar, erl^ob fl(^ gegen i^n unb
brad^te bie @ad^ auf bie Mangel. @S folgte nun
eine gro|e ^ngal^I »um X^eil l^eftiger Streit-
fd^riften Don Seiten ber beiben ©egner unb il^rer
Sn^ftnger. 9luf SttigS Seite ftanben bie t^eo-
logifd^en Sfäcultöten gu Sloftodt unb SBittenberg ;
aud^ mu|te er ftd^ eine angabt fonftiger ®ut-
ad^ten gu Derfd^affen. 3m 3. 1701 erreid^te ber
Streit feinen f^öl^epunlt. 9Iu(^ &pmx (f. b. Srt.),
meld^er ebenfalls ffir alle URenfd^en einen ©naben-
termin onnal^m, oer fid^ freiltd^ in ber 9tegel bis
an ben Xob er{|bed(e, bei SRand^en aber infolge
Don Serftodhmg f d^on Dorl^er eintrete, unb meld^er
be^l^alb Dielfad^ als ber eigentlid^e Urheber ber
neuen Seigre begeid^net mürbe, trat gu ©unften
feines Sd^miegerfol^neS 9led^enberg burd^ bie SBer-
öffentlid^ung einer !ßrebigt ^über baS ©erid^t ber
SBerftodtung" auf unb äußerte fid^ im publicum,
mo bie £b^nabme am Streit im Mgemeinen
fel^r rege mar, in mehreren Dermitteinben Sd^rif*
ten. ^S Oberconftftorium gu S)reSben griff
ntd^t rin. Seit bem 3a(re 1704 erlofd^ ber
Streit aOmöIig ; gum legten 9RaIe traten bie bei-
ben ©egner 1709 auf. (Sgl. ^ffe, 5Dcr tcrmi-
niftifd^e Streit, Sieben 1877.) [aDBurm.]-
Terrae missionis, f. iKrd^engebiet.
S^ettif oriotftiri^e, f. fianbeSKr^e.
^ftTttoriotf^Heni, proteftantifd^eS (Don
territorium, SanbeSgebiet), ift eine ber brei ^aupt-
rid^tungen, nad^ meldten bie ^roteftantif d^e Rird^en-
Derfaf[uitg§Ie](fre bie ^ol^eit ber meltlidben Wad^t
gu begrünben Derfud^t l^at. 3m ©runbe ift baS-
felbe nur bie Steaction gegen baS frühere fogen.
S))ifco))aIfQftem (f. b. 9(rt.). SDenn möl^renb biefeS
1868
Xerfleegen.
1864
bem Satibcfil^emi nU^t nur bie Se^ce unb SUurgie
«änglid^ entaie&t fonbem il^n aud^ in aHm fon-
igen bIo| äueeten iHrd^enongekaoil^eiten an bie
eintDilligung oefi Se^nbed binbet, ttOM bafi
XerritoriaIf9{iem ben Sanbedfarfien, unb }mar
Sne Unterfd^ieb bet Cmif efjion, für bered^tigt, fai
en Äußeren Sngelegen^iten Der itirdde )um
gmede ber (Srl^tung befi griebenfi {ebe beliebige,
burd^ bie Siegeln ber iHugbeit gered^tfertigte Sn«
orbnung )u treffen. S)ie{e9 Softem mürbe bereits
Don ^ugo ®rotiu8 (De imperio Bommamm
potestatnm circa sacra), @))ino}a (Tract
theologico-politicuB o. 19) unb ZbomaS ^obbefi
(LeTiathan aive De dvitate eccL et dvili)
angebabnt, eigentlid^ {ebod^ erfi burd^ bie Sd^rif-
ten befi (Sffx. ZbomortuS (93om 9ted^te eined Surften
in SRittelbingen, fecdle 1695; Som Redete eDon-
gelifd^er gfärflen in tbeolopifd^ 6trettigfeiten,
ebb. 1696 ; Yindiciae Jana majestataci circa
Sacra, ibid. 1699 ; Stedpt eDongeltfc^er gfürften in
ffird^enfad^en , ebb. 1718) begrünbet unb Don
SuftuS Henning S5^mer (De jure episcopali
principum evangeliconim, Halae 1712) loeitcr
entttidelt Sie £ebre biefer SRänner gebt Don
bem ®runbfa|e auS, ba| neben ber SonbeSbobeit
befi t$ärften feine otd)ere (Seioalt, anif leine bier-
ord^if d^, befleben tonne, unb ba^ bemnod^ ber San«
beSberr, obgleid^ ibm Mne (Sktoolt in @ad^ befi
(glaubend unb ber Sebre juflebe, bod^ iebe burdd
baS @taatdintereffe gebotene Snorbnung in ben
öu^ren SSerbältniffen ber iNrd^e treffen (Bnne.
S)ie confequente S)urd^bilbung biefed @runbfa^
mfirbe notbtoenbig }ur (EäfaropotHe (f. b. Vrt.) ge-
fflbrt boben. Mein baS Xerritorialf^ftem fanb
)eitig {einen DoDenbeten ®egenfa| in bem (tt>enn-
gleicb ebenfo unbaltbaren) So&egiolfqfiem (f. b.
9rt). [^^ermaneber.]
t^tfUntti, Serbarb, reformirter SR^ffifer
unb Did^tcrgeiftlid^er Sieber, umrbe 1697inSRbr8,
ber ^aut)tftabt ber ^eid^namigen, bamalS nod^
unter ber ßerrfd^ beS ^ringen SBilbelm Don
Oranien fle|cnben ®raff d^oft, geboren, ßr befud^te
baS ®9mnartum feiner Saterftabt Don 1708 bid
1718, mürbe aber tro^ feiner berDorragenbenXa«
lente fflr ben AaufmannSftanb beftimmt unb trat
bei feinem @d^tt)oger SBrindt in ÜRüIbeim a. b.
Subr in bie Sebre. ^kt lernte er ben Don bem be«
fdnnten SR^ftiler ^od^ann ^enoeAen" Siacon
SBilbelm |)offmannfennen, ber ebne ® enebmigung
ber reformirten Sfnobe feine fogen. Uebimgen
bielt. er fd^Iol fid^ bemfeI6en an, befud^te bie
ffinbe nid^t Iftnger unb tooHte aud^ bog ^benb«
mabi mit offenbaren @ünbem nid^t geniefien. S)a8
®efd^äft, meld^ er 1717 gegrünbet, gab er 1719
ouf, loeil ed ibn ju febr ^erfheue. Unter ®ebä
unb arbeit (er befd^ftigte fid^ mit bem SBeben
Don feibenen Sonbem) fIo| ibm in einer fleinen
£|fltte ber Xag babin; «benbS befud^te er bie
Irronlen unb firmen, mit benen er fein 93rob
tbeilte. 9uf 2)rängen ^offmonnfi, ber bie Zaiente
feines SbglingS murbigen tonnte, begann er aud^.
in ben «^Uebungen'' bffen&id^ |tt bred^, mhn
er mit einer gpxxMUim ff emitm| ber Oi^^
$eter $oiret, Sababie, Xb^maS Don ftem|)en lob
SBemito84ottDign9 (\. b. Srtt), bercn 6d^nftm
er fiberfe^ ober bearbeitet ffiik, gro^ Qetebftus»
teii unb ftroft ber Uebergeugung Demnb. 9ielc
ber burd^ ibn geifUg ®ef5rberten troien mm in
nöbere Semb^ngen ju ibm, unb f o tootb er ge>
nfltbigt. Die ^nborbeit oufiugAen unb Don
feinen greunben freimiSige ®aben aniunebmoi
S>abei fubr er aber nad^ mie Dor fort, bie Vnaa
|u unterfiäjien unb ^uSar)neien, bie er feO^
bereitete, ju DertbeUen. 9u^ SRiUbeim unb
(Hberfelb toar boS amifd^n (BOberfelb unb 9lfil-
beim gelegene Sdkrgut Ottobedt ein Sammd«
fmdt ber ^(Edoedten'', bie bier in ber ^^pga^
bätte", gemeinfam unb ungeftbrt Don ber !M,
bem (Bebet unb ber Arbeit lebten. Xerfieegeni
gef unber unb (»roltif d^ Sinn , feine Sbneigmig
gegen Sd^toftrmerei, ber bobe SBertb, ben er auf
SelbftoerUmgnung unb Selbftbeiligung legte, 6e-
toabrte ibn Dor mon^ Sertenrngen unb emoii
ibm bie Sd^tuna Dieler lutbenfcber unb reformirter
®eifUid^en,bie^nb^figitt9catbe)i)gen. Sieben^
ber fanb Xerfteegen oud^ no<b Seit filr bie 9bfa{*
fung erbauliiber ©duften. SBie ec nadft ^oiictS
gtatb mU Sodiebe tatbolifd^ €dbriften über*
f^ b<^tte, fo entbielt axui fein breibdnbigcs
SBert «SuSerlefene SebenSbefd^reibungen b^ifigcr
Seelen", Solingen 1788—1758, imr btbonf^e
^erfonen att esempel ber ^Ii{^ (Sr te^-
fertigte bie^ bamit, bo| fibon anoere bie S|emtie(
oer eDangeIif<ben ffircbe gufammengetrogen botten;
in 3BirtIid^teit batte er eine befonbereSodiebe fflr
bie ®runMa|e ber Itttbotifd^ 98cefe. Snfolge
beffen trat bet ibm bie Hinneigung ^um ntt^fKf (bot
OuietiSmuS ber SRabame ®u9on (f. b. Sri), bie
er ein bur^IftutetteS ®eföb ber reinen Siebe ®ot»
teS genannt, unb beren Sd^ft Exnbltoes sor
ramour diTin er fiberfebt batte, |urfld(; er ttolte
f))öter Don ber Sfreibeit ber ftinber ®otteS Don ber
Sünbe unb bem ®efe|e nid^tt nriffen. 9n ben
^ermbutem, bie fid^ Dtele SRflbe gaben, ibn auf
tbre Seite )u lieben, Dermi|te er bot emfte Streben
niub ^ligung tmb ben Sortfd^ in berfelben unb
toQxnit Dor ben ®efabren ibrer Sebre* 8iS )um
3abre 1740, ba Don ber btrpffi{)ifd^ Slegienmg
in S)äffeIborf ein f<barfe8 (S4)nDcrtiIclDeibot er-
laffen mürbe, baS aud^ in SÜrS unb CbDe bur^
eine Serorbnung gfriebrid^ IL Sta^abmung fanb,
batte Xerfieegen ungebinbert bffenttid^e Qcifamm-
lungen gebalten ; iej^t aber mu|te er fkdb auf jKIIe
9ef ud^ in feinen SreunbeSfreifen befcbrflnlen. 6r
f ab in ben IDlo^regebi ber SRegiernngm eine $ril-
fung unb Sduterung unb rietb feinen Snbfingem,
fid^ ber äu^ ffir^e, fo loeit eft ibr Oennffen er»
laube, anzubequemen, ^tatt burd^ bie Serfolgnag
erbittert }u merben, nftberte ci ft<b ber ®cifirubfnt
befonberS ben $ietiften, immer mcbrnnb arbeitete
bem Sectireimefen entgegen, änfotge einer neuen
«,Srmedung'' burd^ ben Stubenten 3a&>b<S(eDaIiir
1S65
Xectiatiet unb Zertiarietinnen.
1866
tmmiAaaa^ fett 1750 btellffeiitac^enlBetfainm-
bngm loiebec auf; inbe^ umxbc tmäf einen Set*
Mf<MM XecPeegen felbft baS tffentlid^e Stehen
fA 1756 mnndgti^ gma^ 6einefrtt^eren9leben
taotai Dct5{fent(ü!6t unter bem Zttel ^®eifllui^
9to|ameB üon bed ^erm Xifd^ gefallen, Don guten
StcnnbcQ oufgelefcn unb hungrigen bn^m mitge*
t^eir , Solingen 1769-1778, 2 93be. in 4X^In.
6ie Mfim näf gönn unb 3n^tt }u ben beften
f nbigten ber Srt ou« iener ^eriobe. S)a8 «0eift-
iäjß SbunengArtkin", beffen erfle Auflage einige
ber l^flen g^iftlü^ Siebet Zer|leegen8 ent^t,
wac bereitt 1727 fettig gefteSt »otben , obgleid^
tl ct|l |n gtonlfurt unb &i)))ig 1729 Detfiffent-
fid^ tBuAt ; ben fpäteten 9uf(ogcn umrben no<i^
iDcUett (MAäfit eini>etleibt. &. Sttdtn gab )tt (Effen
1855 eine ffinfgel^ unb b|te Otiginalauflage
(oaulu 9tadb unb mäf f onben oud^ einige biefet
Sebet llufnoqme in bie tefotmirten (Sefongbfld^.
ZerfiiegQi, bet nie Detl^eiratet UMkt unb tro| feinet
j^oä^Q^en Oefunbl^eit oHetlei @ttot>a)en ftd^
initer)Dgcn l^tte, erteid^te gleid^mol^I ein SItet non
71 3a^: et ßatb am 8. W^M 1769. @eine
64riften, Sieben, SrbouungSbfid^ , geiftli^en
Sxdax imb Stief e finb fett feinem Zobe oft ^erauS-
grgeben motben ; ein ))oIemifd^ fbrxi), «Sebanfen
vbn Ue SBctIe beS ^^Uofop^en t»on @an«fouci'',
irasbc fögor oon Zetfteegend gteunb ^edet bem
Mnig SriebtU^ IL mitget^eilt unb fou Slnetf en-
nung non Seiten bed 9Ronatd^ gefimben baben.
(Sgl. Sattel, XetfteegenS Seben, elelefelb 1852 ;
Acdcn, (8. Zetfteegen, bet fromme Sieberbid^ter
rnib t^fttige greunb ber inneren SRifjton, 2. 9uJI.,
Stnt^im 0. b. 9lu^r 1858 : W. @oebeI, (Sefd^.
bd 4ri|Ui4en SebenS in ber rl^einifd^-meftfäL
coongeL ftit^e lU, Noblen} 1860, 289 ff. : SleUe,
e.Zetflctgen«geiftK(4e Sieber. SRtt einer SebenS-
grf^iitte bed Si^terS unb feiner Sichtung [mo],
efikflo^ 1897.) [a. Simmermann 8. J.]
ffoti^trtar unb VetifanrUrbuini l^^en bie
9ng^5riflen ber fogen. «abritten Orben^, b. ^.
Urieiägien $erfonen, meldte nad^ ber «abritten
Srael* hn oerfd^iebenen Orben entueber au|er«
(au rinei iRofierS in ber 9BeIt ober in Böfterlid^er
Oemeinfc^ft gufammenleben. S)ie 3bee, meldte
bem 9nfittute ber Zertiarier ju (Srunbe liegt, ift
im Kflgemcinen bie, ba| $erfonen, meiere burd^
befonbm Umft&nbe gel^inbert finb, in ben eigent*
Uiiicn Orben ein)utteten, bie Sottbeile bed OtbenS«
Irbcnfi fbmett alfi mflglid^ jugemenbet metben f oKen.
Sm Qorftcn ift bie| auSgefptod^en in bet Siegel
bcfi btitten OtbenS bom 1^1. SrandficuS, bet, menn
mu^ ntt^t bet ältefte biefet Otben, bo^ bo8 Sot-
bOb ffit bie meiften berfelben gett)otben ift. SDton
untctfc^bd bie Zertiariet gemä| bem oben Se-
mectien olft meltlid^e unb att tegulitte
(fitmtres et Borores ordinifl tertii saeculares
imto. in eonmmni viTentes).
LSeltlid^e Zertiariet. l.S>etbebeutenb{ie
nitaaficnbtittenOrbeniftberoom % gfran} oon
«ffifi(f.b.aft.IV, 1805)im3.1221gegrim-
bete »Orben bon ber SBu^' (ordo de poenitentia,
ordo oontinentiüm). SDer ^eilige gab ben Sei-
tretenben Avmäifii ndinblid^e Snmetfungen unb
oerf a^e f obarni eine befonbere Siegel für fle ; ba|
fd^on $a))[t {)onoriu8 IIL ben bntten Orben
(tt)o4l munbli^) gutge^ei^ imb empfoblen bat,
ergibt ftd^ au8 ben SuUen f eineg Stad^f olgerS (Tre-
gor IX. oom 25. äuni 1227 unb 80. 9Rär| 1228.
3nnoceng IV. unterfteüte burd^ eine 9uue Dom
18. 3uni 1247 ben Orben ton ber SBu|e in
Italien unb Sicilien ber Seitung unb StfUation
ber SRinberbrüber, maS 6istud IV. burd^ bie
SBuUe Romani Pontificis Providentia t)om
15. 2)ecember 1471 begüglid^ fdmmtlid^er attt-
glicber bed brüten OrbenS Derfügte. SSonUmbrien
unb ZoScona au8 oerbreUete fid^ ber Orben non
ber 99u|e in ffur}em iiber gmt} ätalien, tt)0 er
bem Sfeubalmefen bed 18. Sa^rbunbertS einen
mäd^tigen @d^Iag oerfe^, inbem bie britte Siegel
bad SBaffentragen unb fär gemö^Ii^ aud^ bie
Sblegung feierlid^ Sibf d^toüre Verbot ; bie gegen
benfelben ent{iatü)ene O))t)ofttion marb mit Qilfe
ber Stfddfife unb $d))fte, melc^ ben Orben gn
fdrbem fud^ten, übermunbenCogL Revue des qne-
stions histoxiques XLYni [1890], 567 bb.).
Sfrü^S^tig gelangte ber britte Orben aud^ bx
^ranlreid^, in Spanien unb Ißortugal, fomie in
2)eutf d^Ianb gur Sinfübrung ; in gfranbeid^ ge*
börie ber l^eilige ftöntg Submig IX. (f. b. Sirt)
unb beffen SRutter, bie b(- Bianca, bem Orben
an, in S)eut{dglanb bie % Slifabetb, Sonbgräfin
DonZbüringen unb ^efjen (f. b. Sri). 2)ie fc^rift-
lid^ Seftätigung erfolgte, unter einigen %enbe«
tungen bet utfptungUd^en Siegel unb mebteren
3u|a|en, nad^ Snberen (Ogl. St. SliMer, 2)ie9ln-
fftnge bk SRinoritenorbenS unb ber Su^bruber-
f^aften, Sfreiburg 1885, 117 ff.) mtt oöflig neuer
Siegel, burd^ SiicoIauS IV. in ber iBuDe Super
montem am 18. 9iugufl 1289. S>ie in biefer
SBuIIe Derjeid^nete Siegel mürbe oon allen meltlid^en
Zertiariem unb Zertiarierinnen bis 1888 beob«
ad^tet. SamalS nal^m Seo XHL eine Sieform beS
britten OrbenS bed l^L SrandScufi für SBeltleute
oor, inbem er burd^ bie apofbtifi^e Sonftitution
Misericora (80. aRai 1888) bie Siegel ent«
\pttättüb ben Sebürfniffen ber (Skgenmari mebr«
fad^ milberie; namentlid^ mürbe badtaglid^e^flid^t*
gebet ber Saien auf gmölf Pater noster , Ave
Maria utd> Oloria Patri rebudri unb bie Dor«
gefcbriebene Seobad^tung bed Sfaftend auf bie
SBigUien t)or bem gfefte bed 1^1. gfrancidcud unb
bem Sfefie ber Unbejle(f ten Cmpf öngni^ bef d^rftnlt
@etibn finb burd^ rine 9ngabl oon erlajfen ber
römifd^en (Kongregationen Srlftuterungen gu ein-
}elnen fragen, ). SB. betreffs bed Siooidated unb
ber fogen. ®eneraIabfoIutionen (8. 0. I^dolg.
80. Jan. 1896), gegeben morben; indbefonbere
mürbe (S. C. Inquis. 15. Jan. 1895) erflari, ba|
ed nic^t mdglid^ i{t, jugleid^ SRitglieb mehrerer
britten Orben jufein. Sef onberd mid^tig ift auA
bad SnOe Seo'd XITT. oom 7. 3uli 1896, »oburd^
1367
Zerttarier unb Xettiarierinnen.
1368
}unf d^ft auf fänf ^dfjitt bm ÜRitgliebem, toeld^e
Sie ootgefd^rtebenen Sebingungen etfüDen, 9ln-
^eü Ott fömmtli^en %blöj|m beS erften unb
beS }U)eiten OrbenS beS 1^1. gfranciScuS Derliel^en
VovA (f. baruber Analecta eccles. lY [1896],
289 sq.; Kouv. Bev. theol. XXYIII [1896],
585. 650 88.). (Sgl. t)on bm ja^IreU^en Slegel-
büd^em u. 3. gfuIgentiuS feintetled^net 0. Cap.,
6era))]^ifd^ed ^anbbud^ für bie 9RitgIieber beS
britten jDrbend bed 1^1. grondScud, 29. 3ufl.,
6alaburg 1896 ; 2)er britte Orben Dom 1^1. gfran-
ciScuS, feine Stegein unb Uebungen, na^ ber
aieform Seo'8 XIII., 6. «ufl., Sreiburg 1897 ;
ägnatiud Seiler 0. S. Fr., 9lormaIbud^ für bie
in ber SBelt Iebenben99rüber unb @d^U)eftemt)om
britten Orben beS ^L gfranciScuS, 19. ^u%,
Dülmen 1897; Directorimn tertii ordiniB
saecalaris S. P. Francisci juxta novissima
8. Sedia decreta diBpositmn, Quaracchi 1897.
SDie ©ejd^id^te beS britten OrbenS be^anbelten
tt. % HdyotrMigne, Histoire des ordres m,
158 88. Slud^ bie Eiligen unb @eligen Dorn brit«
ten Orben bed 1^1. ^tondScuS fmb dfiter bearbeitet,
|.S. Don %ngelicu8 Sberl O.Gap., Serop^ifd^cS
Stofengartlrin, fOlaitii 1889; @ilD. SBinfeS,
&zxap\x]d9n Xugenbf|)ieger, ^etligenftabt 1889,
2 SBbe. [SBonSouSgobe ebb. 1891]; ^ermann
fBüvn, @erQ|)]^ifd^er Sternenhimmel, neu bearb.
Don Engelbert ^ofele, StegenSburg 1896, 2 9be. ;
SBUbelm Sluer 0. Cap., ©erapbifd^ üluftr. Or-
benS-Segenbe, SRünd^en 1897.)
2. Su^er bem britten Orben bed I^L gran*
ciScuS mürben nod^ Derfd^iebene anbere Orben
für äBelüeute gegrünbet. 3m 3. 1128 foQ ber
bl. 9lorbert (f. b. «rt.) bem @rafen Xbeobalb
Don ber (Sfyimpag;at baS mei|e @ca|)ulier beS
britten OrbenS gegeben unb fo ben britten melt«
lid^en Orben ber ^römonftratenfer (f. b.
9rt. X, 271 f.) gegrünbet b^ben. — Seit Der^
breitet ift femer ber britte Orben beS bl* ®d«
minicuS (f. b. «rt. m, 1944 f. unb 3. ffleiner-
mannS, 2)er britte Orben Don ber Su^e bcd b^
2)om., Sülmen 1885). — 31S erfte meltlid^e Ser-
tiarierin bed Sormeliten-OrbenS (f. b. 9ri
U, 1978 f.) mirb gemöbnlid^ bie fei. 3obQnna
DonXouIoufe (gefi 1286) begeid^net, meldte 1265
burd^ ben bl. Simon @todf (f. b. %rt.) baS Or-
benSlIeib empfing unb mebr als 5000 ißerfonen
für ben britten Orben gemonnen boben foQ (Dgl.
SBonifaciud a sa. Corde Jesu, S)ie fei. 3ob<mna
Don Souloufe, (Srag 1897). SDie Siegel mürbe
in neuerer Seit burd^ Seo XUI. unterm 8. 3anuor
1883 einer KeDifion unb in Dielen fünften einer
SRilberung untermorfen (Dgl. ^eimbud^er, Sie
Orben unb Kongregationen ber tatbolifd^en ^rd^e
II, ?JJaberbom 1897, 31 f. unb bie bort Dergeid^-
nete 2itcratur). — SSon fonftigen meltlid^en ler-
tiariem feien nod^ genannt bie beS ffl. SuguftinuS
(j. b. art. augufliner 1, 1663 f.) ; ber TOinimen
(f. b. art. grans Don f^nla IV, 1825 f. unb
C^eimbud^er I, 384) ; ber ©eroiten (f. b. 9rt XI,
210 f.) ; ber Xrinltorter (f. b. Srt. unb ^mbuc^er
I, 433 f.). einen britten meltlid^en Orben beS
beiligen ^ergenfi QRarift grfinbete gegen 1648
P. (£ubed (f. b. 9rt ßubiften) für 3ungfrauen
unb SBittmen (Dgl. aud^ $. % !ßina3, 2)€r ebno.
P. gubed, @al}burg 1890, 88 ff.). — (Eine Srt
meltlid^er Xertiariet bilben oud^ bie enoad^fenen
meltlid^en Oblaten be9 ffi. SBenebid (f. b. «rt.
Oblati n. U) ; begfiglid^ ber benjelben neueftenS
Derliebenen Sblöfle f. «,@tubien unb aRitt^ungen
aus bem Senebictiner- unb bem Siftercienf erorbm"*
Xym(1897), 120 ff. unb WfonS Seberg 0. 8.fi.,
SBenebictuSbud^Iein, (Einftebeln 1898. (Sgl nod^
}um (SanjenTachj, LeaTiers-Ordres, Langres
1897.)
n. Slegulirte Xertiarier unb Xertioderinnen.
1. £in regulirter Orben DonXertiariern bed
bl. SfranciScuS burd^ Sereinigung Don melt«
lid^en Xertiariem )u gemeinfamem Sebtn entftotd)
fd^on früb. 3Rftnner- unb Sfrouentldfler biejer
Srt mürben feit bem SuSgongbeS ld.3ab^unbert9
in faft allen euro))cKfd^en Sönbem erridbtet 9u(b
in Seutfd^Ianb maren na(^ Su^eiS üerfd^iebener
Stübted^ronifen bereits im 18. Sobr^unbert %tu
tiorierflöfter. @o mürbe bereits 1264 in ftöln Don
einem ^erm Don Sömenberg ein JHofter füt
14 Xertiarierinnen gegrünbet; 1276 mirb baS
nod^ ie^t beftebenbe XertiorierinnenRofter ®naben>
tbal in 3tigoIftabt, gur Seobacbtung eines contem«
))IatiDen8eben8 begrünbet, urfunblid^ ermöbnt; um
1284 mürbe in HRünd^ Don ^einrii^ unb ^i
»ittri^er (pttrid^) boS SBUtricber Stegelboufi unb
1295 ebenba baS »ibler'fd^e StegelbauS (^fHofter
auf ber Stiege") errid^teL fflöfter für männtid)e
Xertiarier entftanben im 18. Sobr^unbert u. 9.
in ^agenou, Stotbenburg, Xad^enboufen unb auf
bem ffniebis ; le^tenS mürbe Dom ®rafen ^nricb
Don gürftenberg in aempitemum aubsidium
ipsorum fratnim et pauperum ibidem tran8«>
eontium gegrünbet , mo)u SertboD) , @rof Don
Seiningen, Sifd(|of Don ^Bamberg, alS StbenSb^
unterm 2. 2)ecember 1278 feine ^uflimmung er-
tbeilte (ffonrab Subel, ®e)d^. ber oberbeutfiben
[Stra^burger] Vlinoriten-^roDlng , SBüi^burg
1886, 223). SBeiterbin nobmen in ben lieber«
lanben unb 2)eutfd^Ianb oud^ Diele iMöfter bcc
SBeguinen (f. b. Slrt.) bie britte »egel befi bl- Sfton«
ciScuS an, oft auf Srängen ber Sif^b^fe, meftbc
bie obne eine beftimmte Siegel lebenben Seguinen«
Höfter aufzubeben brobten; ba bie Mb^t ber
Xertiarierinnen aber jum Xbelle ben 92amen
«SSeguinen" beibebietten, mürben fie in bie 8er*
folgungen ber Seguinen bineingejogen (Dgl. Subel
221 ff.). Sfrübseitig (etma DomSabre 1400 an)
legten bie in (Skmeinjd^aft lebenboi Xertiarier
unb Xertiarierinnen, t^eilS eitQeln, tbeilS ganjt
Alöfter, (Selübbe ob, meldte Don mebreren g}d))fien
als feterlicbe erflört mürben; bodb f)abm f|»älm
$ä))fte bie| namentlicb besfiglid^ ber Xettiarierin-
nen geünbert. Son Den ^rioUegien, melcbe ben
regulirten Xertiariem beS % groncttciiS cr^cili
1869
Xettiotiei itnb Zettiatietinnen.
1870
wxäm, \A Ifixt vm ertofil^nt, bal @{|tu8 IV.
1473 ben »eligiofen beft brüten OrbenS aQe
^^Uegien unb (Esemtionen ber getfilid^en Ser-
jona tuib 1479 oUe g^riDüegien ber 3RinDer-
DriibetBciiKi^tte. Qoml5.3al^r$unbertanbiIbeten
ju^ M ben regulirten Xertiariem oud^ befonbere
(bmecegoKonen. Sie »id^tigfien berfelben {inb
bti fotaenben: a. S)ie Kongregation ber regu-
fiitni Cbfeitxnu t»on ber £ombarbei ober bon
aiofien, mcl^e fett 1448 auf bem Qkneralcapitel
einen Seneroloicor unb mehrere 2)efinttoren unb
1458 in ber ^afon bed ^ugotin Semoni oon
ftiocoqo ben erfien ®eneral bed SRännerorbenS
ber tcgutirten Zertiorler ertoä^tte. $iud V.
untrztDorf biefelben 1568 aÜerbingS ber SuriS-
btction bc9 ®eneralniintfterd ber gfranddcaner"
ObfextKinten : bod^ getoä^rte 6i£tu8 V. 1586 ben
Zertiorirm i^te @elMianbig!eU lieber. SHe Con-
gngation Don ber fiombarbei breitete fid^ Dom
1& dt^r^nbert an fel^r ouS unb iS)\tt mx 3tit
i^ ^ften Slflte 20 $roDin}en mit über 150
(bmivUn, im 3. 1715 nod^ 14 ^roDingen; fie
mnfo^ ole ftlöfier ber regulirten Xertiorier in
dtafim, 1602 marb bie Kongregation Don@iciIien,
fooie bie Don 2)almatien unb 3ftrten, 1650
oi^ bie Kongregation Don gflanbem mU il^r Der-
einst 3n9b>mbatteftebadflIofterDon@teoS-
mxA nnb Samian (ie|t Si^ beS ©enerott bdS
Otbenft ber regulirten Xertiarier). SielHeibung
ber Settgiofen befionb in einem grauen, mit einem
waim Strid gegürteten Stode Don Serge unb
einer eienfold^en , on einer gro^ SRogetta be-
fejHgten» Dome unb auf bem Slfiden gugef))i^en
Aot^« iDogu bei SuSgdngen nod^ ein SRantel
mb ein fd^morjer ^ut (am. (Sgl. Häjot-
lügne n, 788 sa.) — b. 2)ie Kongregation Don
eiciOen« tto ber granciScaner • ObfetDont unb
fpdten ihipuAiner Salob Don (Subbio ein ftUfter-
4en ber reguhrten Xertiorier grflnbete unb in bem-
{dben eine firenge SebenSteeife einful^rte, feinen
SJbigero ein groM (Senianb gab unb fte barfuß
ge^ ^ (oa^er gli Scalzi, bie 93arfü|er Dom
rmtirten brüten Orben be9 % SfranciScuS).
Cm nnd^ott berfi^ted fSfrouenHofier feiner Ob-
feiMmi, biefogen. ,,gro^9btei'', errid^teteSafob
in ber etobt Xropanl $iuS IV. fteOte fflr biefe
ZerHorier einen Kori^inal^rotector auf unb über-
ttng bczen Sifitation bem ^roDingial ber Kon-
Dcntnnlen ouf SicUten. Sßiberftanb gegen bie
Setorimung $iur V., meldte bie »eligiofen ber
3un§bicHon bed gftunciScanergeneralS unterwarf,
üctanla^ eine Verfolgung ber Xertiarier ; gule^
iDorb mif einem (Senerdcapttel }u SRartogna m
bei iperf on beS Fr. ^ieron^muS SHcci ein eigener
firoDingioI geoöl^. 2>ie Kongregation. breitete
M^ Domel^mlid^ ouf Sidlien aud unb fydtt in
fpolcnno allein brei ftldfter. €ie »urbe 1602 mit
ber Congregotion Don ber Sombarbei (f. ob.) Der-
cinigt, B^elt inbe| il^ Xrad^t unb il^re Seben§-
Deffe beL 92od^ 1715 gab ed 85 KonDente ber
ng^irtai Xertünier Don @icilien; in 9tom l^atten
fie 1619 baS ftlofter @. $aolo im SBiertel be Xa
SRegoIaerboIten. (iBgLHäl7ot-Mignen,792s8.)
— c. Sie Kongregation Don ^tmatien unb
3{tricn, mo im 15. äa^rl^unbert burd^ Kiniiebler,
bie Dor ben Xärfen aud SoSnien ffol^en, meieren
fflöfter ber regulirten Xertiarier (im gangen 14)
gegrfinbet mürben; baS bebeutenbfte berfelben ift
baS nod^ b^te beftebenbe ftlojter Soxa (1454 er-
rid^tet). 9ud^ bieje Kongregation marb 1602 mit
ber Don ber fiombarbei Dereinigt, beftanb iebod^
bis gur ® egenmart als eigene ^Ding bed SRannS-
orbenS ber regulirten Xertiarier fort. Sieje Sleli-
giofen bebienen ftd^ mU Srlaubni| bed p^Uigen
©tul^IeS in ber £iturgte ber altffaDifd^en Sprad^,
beren treue ^üter unb gförberer bie SRUglteber
ber Kongregation begto. IßroDing ftets gemefen
finb (DgL b. «rt. @IaDi{d^e Siturgie, ob. 425).
— d. Sie Kongregation Don S^W^^ ^ 9^'
bem unb bm 9UeberIanbm, benannt nad^ bem
1425 gegrunbeten iHofter S^pttn (Sepperi,
SoppOTti) auf bem @t. ^ieron^muSfelbe bei
Septemburg (SiStl^um Sätiid^) , meld^eS aföbalb
eine 9rt Oberauffld^tdred^t über mehrere in Sflon-
bem bejtebenbe äSegl^arbenHofter erlangte. 3m
3. 1472 fd^Ioffm ftd^ ben regulirtm Xertiariem
Don 3ep)>em bie Segl^bm in Sntoerpen an,
toeld^e fett 1467 feierlid^e ©elubbe ablegten. Kine
^Bereinigung mU bm regulirtm Xertiariem ber
S)i5cefe Utred^t, bmm Sonifag EL einen eigenen
(Seneral gugefianbm f)aüt, mürbe 1516 mieber
aufgel^obm; burd^ eine SuSe Snnocmg' X. Dom
27. 3uli 1650 mürben bie fammtlid^en in bm
9HeberIanbm unb in 93elgim beftel^mben fflöfter
ber regulirtm Xertiarier mit ber Kongregation
Don ber fiombarbei Dereinigt. 9m Einfang beS
18. Sal^rl^unbertS gü^e bie ehemalige Kon-
gregation t>onS^pnnxu>d^ 10 — 12 jflöfter, mo-
Don bie bebeutenbftm gu Sntmerpen, SBrfiffel,
ÜRaaStrid^t, ^uSgarbm unb fibmm marm; an
festerem Orte beftanb aud^ ein Kolleg beS OrbenS.
(SSgl. H%otrMigne 1, 407 bb.) •— e. SRebrere
beutfd^e Kongregationm, nftmlid^ bie Kongre-
gation Don Strasburg, meldte 1424 me^r aI8
100 ffffijier in bm 2)töcefm Strasburg, Safel
unb ftonflang, eingelne in fiot^ringen, Saben unb
Sürtemberg, bie meifim in ber @d^meig um-
fafite; bie r^einifd^ Kongregatbn, meldte bie
IHöfter bed ihirfOriimtl^md fföln unb bie in
SSßeftfalm in fid^ fd^Io^; femer bie Kongregation
ber IßroDing SDlagbeburg ober Sad^fen. 9uf
Sittm ber beutfd^en regulirtm Xertiarier Derfa^te
2)ion9ftu8 ber Kartboufer (f. b. 9rt.) 1471 eine
KrK&mng ber Xegel Slicolaud' IV. , aud berm
SSorrebe gu entnebmm ifl, ba^ bie regulirtm Xer-
tiarier ber r^einifd^m Kongregation unter einem
bef onbem ®eneraIobem ftonbm, ber mobi gugleid^
©meral ber fammtlid^en in S)eutfd^Ianb befinb-
lid^ Xertiarier mar, nad^bem $aut IL 1467
biefm einen eigmm (Seneral gugeftanben l^tte.
9lod^ gal^treid^er ald bie ÜRanndflöfter marm bie
Xerttarierinnmflö jier in ©eutf c^Ianb ; f aft in {eber
1871
Zettiatiet unb XertiatierinnctL
1872
Slem Stobt gab c8 ein foU^eS, unb meldete
[elben (f. b. 9lrt (Httabct^inerinnen n. 1) er»
I^Uen fld^ bis onf bie wgjtmoxt, tolOfmlb Don
ben 9Rönner(I5|lem feines bie 6tfinnc ber 9le-
^nnation unb ber SAcuIorifation uberbouert bot.
(SgL H%ot-Mign6 HI, 176 88.) - 1 3)ie
(i4)n0regattfmcn Don Stfanb unb Snglanb, Don
benen erjlete noc^omlnfongbcS 18.3al^r|unben8
80 IHSfier )d^Ite, ipfi^tenb bie jol^Ireid^cn fflöjler
ber Ie|teren ftomtlid^ in ber Deformation gu
®ninbe gingen. Unter ^einrid^ YIIL unb eiifo-
bet( fkorben mehrere Ornnfimitglieber ben SRorter«
tob. ^ g. 2)ie Congmation Don St^onien, feit
1442 am hm beiben (Kongregationen berftönig-
reid^ dkanaba unb Snbalufien unb ber ft5nig-
trli^ (Eaftttien, Seon unb ®oIicien gebilbet. Sle-
menft VIL unterfieUte bie fpanifd^en regulirten
Xertiarier unmittelbar bem ))ä))ftlid^en ©tul^Ie
unb befidtigte 1526 bie Slegetn, »eld^e auf einem
(Benerdcatmel f ottol^I ffir bie regulirten Xertiarier
Ott bie regulirten Zertiarierinnen Derfo^t »orben
ttMxren. VÜ Orbenfifleibung ttmrbe ein fltod Don
fii^marser^ttngrfdrbteraBoaeDepimmt. 9l8$iu8 V.
1568 oud^ bie flnmifd^en regulirten Zertiorier bem
(Benenilminifier beft gfrancificonerorbenS unter-
ttiocf , entfionben longbouembe Sttiifti^iten ; im
Saufe ber 3<it Derf<i^moI)en bie Zertiorier inbe|
immer me^ mit ben ObfetDonten unb bilbeten )u-
le^ bie jmei ObferDontenproDinjen Vnbolufien
unb (Solirien. Sie ]^5#e 3al^I ber iHöfter Don
regulirten Zertioriem in @)>anien mar 66. (Sgl
Häyot-Migne m, 178 88.) — h. 3)ie (Eon-
Potion Don Portugal, oIS beren l^orrogenb-
ftlofter lange bofi 1470 in ber (Einftebelri
ber I^L Ifotl^rino bei Scokbitono gegrünbete
galt ; bort mürben bie gemeinfamen (Eopitel ber
|)ortugieflf(!^en regulirten Zertiorier obge^Iten.
SHe fflofteqol^I ber Kongregation Don fßortugol
betrug )ule|t 80, meldte in )mei fßroDingen ge-
t^eilt moren. @eit 1598 mar bofi gro^ IHo^er
in Siflobon bofi ßauptdofter ber Kongregation ;
neben bemfelben kfonb fid^ ein @|>ital für arme
meltlid^e Zertiorier. 9ud^ in Sfrilo mürbe 1608
)u Soonbo im IKnigreid^ Vngolo ein ftlofter ge«
grfinbet. (Sgl. H%oi-Migne m, 188 88.) —
i 2)ie (Kongregation Don Srontreid^, mo ftd^ im
Saufe ber 3eit bie Pldfter ber regulirten Zertiorier
fo febr Dermebrten, bo^ jmei $roDin}en (fiqui-
tonten unb Siormonbie) gebilbet mürben (^iQot
ermd^nt oud^ eine $roDin) fi^on). (Eine mdd^tipe
gbrberung erhielten bie regulirten Zertiorier m
gronlreid^ burd^ Stnceng SRuffort (geb. am
8. Va^ 1570 in $ori8), ber 1594 bei bem
Sd^Ioffe SfronconDiUe-fouS^BoiS ein Zertiorier-
Oöfterd^ errichtete unb mit einigen ®enoffen
1595 bie feierlid^en^elfibbe ablegte. 3m 3. 1601
mürbe in bem SSororte €t Sntoine Don gtoriS^
Ißictiut genannt, burd^ Sobonna Don @ault, Der«
mittmete Gräfin DonaRortemort, ein jmeiteS So-
fter errid^tet, meld^eS ben 9luSgang8))un{t fftr
eine Infame Sleform ber regulirten Zertiorier in
Oftonlreid^ bilbete. (Demenfi TIIL, ber 1608 oOe
Käufer beS regnBrten britten OrbenS in 9nud>
reid^ bem (Benm&ninißer befiSfconcificoneiDrbenft
unterteilte, bemilligte jugbid^ ben regulirten Zec^
tioriem ebien eigoien ftoDingioImirnfter, 9li
ftd^ einige SUm Alöfier meigerten, ben neuen
(Scnerolminifter oniuerfenncn, bef o^ ftdnig |ietn>
rid^ lY. ollett J&b^ent, bie Steformen Shtnortt
onjunel^men unb Derbot ben m&erf)»finfügen bie
Sufno^me Don StoDijen. Sie bef onberen Stotutm
ber ftrengeten ObferDon) mürben unterm 22.%pttt
1618 Dom {ßopfte bcftdtigt Slod^bem fd^ 1608
bie $roDin) Don ber ßrengeren ObferDon) in Dice
Cufiobien get^t morben mar, mürben nunme^
imei $roDin}en (So gfronce unb 9qttitonien) ^
lilbet unbSincenj 9Ridfort, bis bo^in ^roDinsiol-
minifier, ]um erfien ®eneralDicar ber rcguliitm
Zertiorier in gronbeid} gemd^ Slo^b^Zobe
befi gro^ 9teformator8, ber am 18. Hugufl 1637
im fflofter ^icpiUI erfolgte, breitete ftd( bie (Eon*
gregotion immer meiter ouS, morb f)>ftter in Ditt
^roDinjen (So ^xtarn, Vquitonien, Sbnrmanbte
unb Sqou) get^ unb idXfiit 1715 59 ftI5{ki
(mit über 500 SRitgliebern) ; ba|tt lam no(^ ein
1622 enid^tetefi ffiofler in 9lom, in bcA icbe
$roDin) ie fünf Xeligiofen fanbte. Stt fyoipi»
Qofier morb tM ^icpuSRofter betrod^, uk|^
bie (Kongregation om^ „^ictmScongregotion* (te^
Sic OrbenStrod^t beftoib in einem Stoi nnb
Vlontd Don btounem Zud^ unb einer runben
ftopuje, on meld^er eine Sit Don @€a)niKer 6e>
feftigt mar, boi ouf ber Srufl unb auf bem SRüden
f))i| julief unb bis }um (BOrtd leid^te; Ie|teret
mar ou8 fd^morjen ^ferbe« ober Siegen^oren gh
fertigt. So; (Bebraud^ Don Seinmcmb mar Der*
boten. Sie Zertiorier gingen barfug in ^I)enini,
}u ^oufe oud^ in lebemen Sonbolen unb trugen
longe Sfirte. (Sgl. H^lyoirMigne m, 188 bs.)
^od^bem bie meiften infif ter regulirter Zcrtiaiier
oOmöIig, nomentIi<| burd^ bie SHef ormotion unb bie
9leDoluüon, Derfd^munben jinb unb ein neimvrr
Z^ bef onberS in 6{mnien m ben erfien Orben bcS
^LSftoncidcuSoufgegongenifi, beftc|{enber)eüno4
bie rönüfd^e, bie ffcttionifd^, bie umbrifdH>if<n>i^
\d^ unb bie bolmotinifd^e ^roDinj mit )idommcn
25 ftlöftem, 2 9loDiciaten unb 2 @tubiaibftts|an.
3n Sfranfreid^ f ommelten fi<( bie oufi ber SteDofat*
tion übrig gebliebenen Kefie beS OrbcnS an ben
aBoSfobriSfu:^ Notre Dame de U Dräcbe
unb Notre Dame de FOder (Sibcefe ttbO unb
erbielten 1864 unb befinitiD 1878 bie 8e{ifiH-
gung ; fie l^en befonbere, 1878 Don ber Congr.
£pp. et BeguL genehmigte Statuten unb {leben
unter einem eigenen Obern (DgL Oh. Tyck,
Noticea hiatoriques aur lea eongrigati(ma
et communaut^ religienaes ete. du XU**
aiöcle, LouTain 1892, 89). SietiguIirtenZer*
tiorier befolgen bie om 15. SM 1475 oaf bem
(8eneralcat)tte( di Santa Maria della Sehra
matatina angenommene Siegel (80 (Ea)iite(), ndrfl
befonberen (Don Seo Xm. unterm 20. Stüi 1888
1873
Xfvtiorier unb Zerttarierinnen.
1374
|((ifiMifenobifidxim)&n|Utoibnm(83(^
In bcr 6)ri|c befi Otbcnfi fie^ bet Mmister gene-
iiK>, ber mrfjc^ 3o^ tioni i&tnmUapM %f
sfi^Briib. 8ia (Eknerolbefinttotm (ie einer 0^^
jdMT liimriiu) ttetben ebenfolld Dom (Benerol-
o^Ätl bepfinm. 5E)ie übrigen OrbetiSämter »er-
kcBbai^baSDefiiiitoriiiin generale befe|t Me
biet So^it, feit 1888 nur mel^r oOe ffinf So^re
^fkt in imr OrbenSproüin) boS $rot)in)iaI-
«pttrf ftatk, auf tDeld^m ber ^ttlngial unb feine
tm S)cfinitoren, ferner ber CupoS ber $rot)in)
flnf bret, mtmnd^ auf fünf 2K4re geoä^It »er-
ben. S>it oflc ^rouinjimüerfammlung befe|t fo"
baim bte anbercn ^roofatgioldmier fflr ffinf 3a^re ;
mir bie !ßrioren bleiben bIo^20 SRonote im ^mit,
vAjm ffnffteOttng neuer $rioren finbet noc^ [t
20 !Ronalcn eine }»ette unb britte ^roDinjioI-
iKrjainnlmig fML Sie regullrten Zertiorler »ib-
ncn m ber €eeIjorge unb bem Ißrebigtantte f oisie
bem Affen&ic^en unb prioaten Unterri^t. Sie
Ocbenilxo^ befielt in einem Xolore unb einer
fittpQje oon f d^ttKirjer gorbe, »ie {ie bie grancifi-
omer«€onMthiaIen tragen ; baS £ingulum unb
kol CoDor ftnb »ei|. 9>te franjöPfd^en regulirten
Xerfiorier gaben eine grmte ftleibung unb tragen
iiod^ bem SorbUbe ber reformtrten Xertiarier
gtnnorlS einen Bort. Sablreid^ bunl^ ^eiligfcit
bd fiebeni unb bur<b »iffenfii^af tlid^e Xl^dHgfeit
(cnronogenbe SRänner^ »ie Sodann SntonSronbi
(gr^ 1608), IBincenj aRujfart (f. ob.) , ber be-
nljmte Canonifl uno Xb^ologe ^xani Sorboni
(gefL 1671), beffen Opera omnia juridioo-rega-
kna ei moralia, Lugdoni 1655, 6 Sfotiobönbe
Pen , unb ^i))|)ol9t ^elpot (f. b. %rt.), ftnb
doi bau Orben bftt^orgegangen. (Sgl au|er ber
cilirten unb ber im 9xiÜd «^fSfrondScanerorben"
(Rurnntcn Siteratur nod^ Statata fratnun tertii
erdhuB a. Francwci, Yenetüs 1551; Mari-
aotti, Begtda et oonetituiioneB fraiamm tertii
«rdinn b> Francisci regnlariB obBervantiae,
Borna* 1889 [mit bifiorifc^en Ütotiaen]. 6on-
Pi«r Sitemtur f. bei fleimbud^er I, 864 ; ein Ser-
yä^ ber ®eneroIminifter f. in ber Begola
d«! Ten* Ordine clauBtrale di b. Franceeeo
d'AüiBi, Borna 1889, 205 agg.)
2« Qcxft^leben oon ben oorgenannten Zer-
tioiein finb bie jobtreici^en neueren Son-
trcgationen regulirter Zertiarier nod^
er Segel befi b^- S^^tnciScuS^tDeld^efi^
kern Siotjle ber Slä^ftenliebe , namentli^ ber
Srcmfro- imb Srmenppege, femer ber Sqiebung
mb bem Untetricbi^ ber Sugenb mibmen unb auf
Ufjcn Qkbieten l^öcbjt erfprie^Iid^ toirlen. Sinige
bofelbcn Dnnen ouerbingS in gemiffem 6inne
«miRoi^fbmmlinge ber ditem Zertiarier betrad^tet
Voten, be Reberen Alöfter übernommen ober fid^
«Ol SHtglimm nnterbrfidter ftlöfler jufammen-
g^ b^Acn. S>ie l^ier in gfrage ftebenben 6on-
gngottoncn legen melfk einfache ®eläbbe, aber in
bir Seg4 onf Sebenfijeit ab unb fteben unter ber
imm&lelbarcn luffi^t bei», ^urifibiction ber
Sibcefanbifd^öfe. Stttneifl befolgm fie bie üon
Seo X. in ber Stdle Dudum riquidem Dom
20. Januar 1521 erloffene »eget fttr bie in ®e-
meinf^oft lebenben mftnnli^en unb »eiblitben Zer-
tiarier, mobunb bie »egel SHcoIaur IV., melAe
bis babin oon oen f(öfterU(ben Zertiariem beob-
aäj/Ut »urbe, in Studficbt auf ben Stoed berfelben
t)erfinbert bej». burd^ neue Seftimmungen ergönjt
morben iß (DgL Mag. BuIL Born. V , Aug. Taur.
1860, 764 aqq.). Sieben biefer Stegel befolgen
mond^ ZertiarierObfter be)». (Senoffenfcbaften
nod^ befonbere Statuten. — Son ben gablreid^en
bierber gebörigen (Kongregationen tonnen nur bie
für 3)eutf(blanb in SBetrad^t lommenben unb unter
oiefen aud^ nur bie größeren bier aufifübrlid^er be-
fprod^ »erben ; für bie anberen, inSbefonbinre bie
au|erbeut{d^en, mu| eine fummarifd^e Ueberfld^t
genfigen. A.S)eutf(beS 9tei(b. a. 93on ben
mftnnlid^en SfrondScaner-Zertiariercongrega-
tionen jtnb )u nennen : a. <Die ®enoffenfd^aft oer
9rmeniBrübert)ombI.Siottci8€uSmitoem!Dtutter-
baufe @L aOlaria t)on ben Sngeln in Sle^er-
beibe (ßollanb). SHfter berfelben ift $btli))^
^öoer (geb. 1816inOberfibbb<, 9leg.-Se). ftöln),
ber frit 1848 al9 Sebrer bei St $eter in 9ad^en
»ittte unb bort burd^ 9Rutter gtonciSca @d^ert)ier,
Stifterin ber %rmenfd^»eflem Dom ffi. SrandScufi
(f. u.), 1857 oeranla^t ttmrbe, ftd^ mit oier gleid^-
gefinnten IDltnnem bem Sienfte beS ^erm unb
ber SSerlaffenen imb Srmen }U »eiben. 3m 3.
1860 erbielten bie Srüber ein eigenes ^8 («S>ie
Stofe") in 9ad^, »o fte arme ffnaben )um Unter-
rid^te annabmen. Sm 5. Sonuar 1861 genebmigte
earbinal-ergbifd^of 3ob. D. @eiffel (f. b. »rt)
bie Srrid^tung ber (Senoffenfd^aft }ur Sniebung,
9e»abnmg unb SBefferung oon armen i^aben,
Jünglingen unb 9Rannem ; am Sid^tme^tage fonb
bie SinHeibung ber Srmen Srüber beS bl. Sfran-
dScuS ftatt, bereu Kooidat P. Sobanned (f^öoer)
leitete. 9rim Zobe bed Stifters (1864) }öbQe
bie ®enoffenfd^ft 26, bergeit et»a 150 »ruber.
SaS aßutterbauS befanb fld^ bis )um ^(Eultur-
fam))f " in 9ad^en am SouSberg ; an Derf d^iebenen
Orten in 5Deutf d^Ianb »urben (^iebungSanftalten
errid^tet, unb feit 1866 fonben bie SBrüber aud^
in 9lorbamerifa (ZeutopoIiS, 2)etroit, ftentuilQ,
ZbenoiSe unb Sindnnati) angeme^ene 9Bir-
tungSfreife. SBäbrenb ber ihiege oon 1866
unb 1870/1871 entfalteten fte in ben Sagareten
eine aufo^fembe Zbütigleit, mu^en aber bod^
1876 unb 1877 ibre f^äufer in 2)eutfd(|tanb uer-
laffen, nad^bem fie fd^on 1875 auf boDünbifd^em
®ebiete }u SBIeperl^eibe baS nunmebrige 9Rutter-
l^auS mit 9looidat errid^tet batten. 3m 3. 1888
»arb bie Stüdfel^ nad^ Serlin geflattet, aud^ ein
SebrlingSbouS in 9ad^en eröffnet; 1889 burften
bie SBrüber in ibr ebemaligeS SRutterbauS am
SouSberg {urüdSebren, in bem berjeit 175 ftnaben
Don brd Sebrem unterrid^tet toerben ; fpSter nmrbe
au$ eine Srbeitercolonie, ^obenbof oei SamSborf
in Oberfd^Iefien, übernommen. 3n iBIe^erbeibe,
1875
Xettlotiet unb Xertiorietinnen.
1376
IDO {14 Über 200 &ifikt in trfer ffblfen bcfinben,
re{ibiTt ber Obere ber ({kfioffenfd^ft ; baS $ro-
liiiijial^aitS unb 9lomcfail für 9lorbomerifa ift
9Rount Ifiiemo bei diaämwü. (SgL S)er fei.
P. So^onndl ^dner nnb feine 6ttftttng u. f. to.,
«o^en 1896 ; (E^orilaS U [18971 224 ff.) -
ß. Sie 9tniict8cimef»9rJtbcr mtt bem aRittter-
(anfe ,et 30feyl^M(' bei SBalbbreitbad^
(ihetS fUwmd^ in ber St^eintnamin}), 1862 burd^
^M^ ftomm «rptflet nnb oon Sif^of SBiO^elm
Smolbi (L b, Vrt) 1862, nnb aberma(d oom
i^iyi^ ObrtttM fberl^ (f. b. 9rt.) 1869 be-
^dti^ 3tR tnfyAe ip, biaf4 SBerle ber Sorm-
ffoflßat wqßffU^ ben Snnen unb ftmnfen
ilar Batef^ieb ber Cimfeffton, indbefonbere anäf
mcmm ttaäM, t^ottge 92ö4Pnütebe gu enoeifen.
Inier bcs 9tntter^e, in bem ca. 230 fd^umd^-
•isxite Anobex nnb fooad^fene, femer ißenfwnäre,
ftronfe nnb oUerSfc^d^ Ferren tierpflegt mer*
\, lef^en nm^ o^t gfUialen, unter anberem )u
bei JM^ an ber SRofel, loo bie Srü-
icr CO. 800 Sci^frante Derpflegen, ]u Süenrotl^
0 ber @iig nnb |n 6teinfelb, too fte j[e eine
iaaSifQ&fi^ fbbeilercolonie leiten.
k Son »eiblid^en gfranciScaner-Xertiarier-
ttapiytimwt frien enoa^t : a. 2)ie @enoff en«
^sft ber Umenfd^toeftern bom bL S^on-
■it bem Sbttterbaufe in Sod^en, 1845 üon
B4«ier (geb. 1819, gefl. 1876) unb
onbenn Sungfrauen jn bem Stoedf e gegrünbet,
ih^kn nnb Sermbgen baS menfii^Ud^e SIenb
|i finbcm. 92eben ber Pflege armer fltanlen lie^
ji|i| bk äungfroucn pndddjl bie Sorge für Sü^e*
rinnen angelegen fein ; oldbolb tturbe ibnen bie
Scrfmrgnng be8 pbtif^ aRarienf))ttaI8 unb ber
f9^^ilitij(^ ffnmfen im aUen S)omtntcanerflofter
.^ßrebifict' i» lUO^, 1849 baS @))ita( für
fSifB^ktOF begm. ^otfenlranfe unb 1850 )»ei
Irwnfrji^fn übertragen, ma^renb jte felbjl in
Qran ^fe eine Station fibt ftreoSfranfe er-
V^BoäBEL 9lail^ nerfd^iebenen Prüfungen toarb om
8.3nfi 1851 ber Serein üon (£arbtnaI-er}btfd^of
3o|. n. (geiffel (f- b. 9rt.) üon Sthla ju einer
findltd^ @eno{^nfii^ft erleben, toorauf am
12l Sngnß bie dinHeibung t>on 24 Jungfrauen
ts ber €t ^ßoidSfird^e )u 9ad^en flottf anb ; im
Sc|itnibcrbcdfe(ben3a^red getoöb^eftöniggfrieb-
nA SBflbefm IV. Don $reu|en bie fiaaäid^e %n«
ber (Senoffenfd^ft unter IBerleil^ung
CoqmriionSred^ten. S)ie®enoffenfd^aftt)er»
ibft in ftttrjon über SDcutfc^fonb unb feit
IS58 aoA Horbomerifa, mol^in fie Dom SBifd^of
mm Cbscinaiti berufen tturbe. 3m 3* 1870
^cz ne in Senif^Ianb fd^on 27 ^ufer in fünf
^ühxjcn and in Imerito 10 Käufer mit gu-
jammot 590 64iDe|lem; gegentoartig beßeben
53 XirixüafFmiyn, moDon 38 in S)eutf(blanb,
13 sr ben ^Scamigten Staaten oon 9brbamert!a
tic93L 9u 1. 3aiaur 1898 betrug bie (Sefammt*
S{)i Dxt €4Dc^em 1213, tooDon 771 auf
nttSj^iott^ mb 442 onf Smerifa bmmen. S>ie
Sd|me{iem ttibmen fid^ ber ambulanten Armen-
pflege unb ber ^plege armer Jhonfen Dor|ügIi(^ in
beten SBo^nungen, iebod^ aud^ in öffentlul^en au-
ftauen Gn 9leio %üxl ^ben fie gtoei gro^ ^-
f))itftler), übernehmen ferner bie Sorge für oer-
mabrIoSte unb gefä^rbete 9)tübd^n, in größeren
Stöbten bie Seitung Don SRägbeUufem unb flf^Ien
ifirgfabritarbeiterinnen, enblid; Don ftleiniinber-
lema^rfd^ulen. Suf ben ihieg9fd^au)iläten Don
1864, 1866 unb 1870/1871 leifiete bieGenoffp*
fd^aft, beren Stifterin an ber St>i|e, (bd^fl nu^
lid^e <Oienfie. (9)gl. 3gn. Seiler, Sie opttfettg^
aßutter tiftancidca Sd^erDier, 2. ftuß., gfteiburg
1897.) — ß. Sie SfranciScanerinnen Don
ber l^eiligengfamilie, 1857 )u Supen burd^
aRutter eiifabetb Don 3cfu8 (3Raria ffatbarina
SofeDl^ine ^od^) p bem Zxati gejKftet, Jhanfe
in ^pitSIem unb )u ^aufe, namentlidb <nu^
©eifteStranfe, 3U))fIegen, femer ffleinfinberbenabt'
anfialten unb ßrjiefungSbäufer für nermal^rloSte
jhnber }U ubemebmen. 9DaS 9ßutterbau9 nnnbe
1875 infolge be§ SuIturfampfcS nad^ Sömen
trondferirt, mo eS fid^ nod^ \t^X befinbet. 9u|er
mel^rerm Käufern in ben belgifd^en 2)idcefen
SRed^eln (Sömm, SnDerd, IBrüfffl, Si 3offe«ten-
9loobe unb Zum^out) unb Süttid^ (SBIeiberg,
(Smfterbloem imb Süttid^) unb in ben Kieber*
lanben (9iim)pegen unb Ztffiurg, l^ier jmei ^Riebet«
laffungen) befielen ffßfler in Su))m, Srad^eln,
ffoblfd^eib unb ÜRontioie (ergbiöcefe itdtn); bie
@efammt)al^I ber S^toeftem betragt über 800.
Sieben ber tl^fttigen Abtl^eilung befielt inner^
biefer @enof[enf^ft au(^ eine befd^ulid^e Wtbei*
lung, xotlfy bie Statuten ber 1623 Dom Sfnmcil«
canerrecoQectm ^truS 9Rard^ant (gefL 1661)
unb 3o^nna Don 3efu Sleerint (Xeerid^) ju £im*
bürg in ^oQanb begrflnbetm, in gal^Ireic^
gilialm in 3)eutfd^Ianb («ad^en 1645, ^einSberg
1682, Su))m 1698), granfreid^, gflanbem unb
Selgim Derbreitetm, in ber XeDoIution unter*
gegongmm (8 enojf enf d^ft ber SrandScaner-^ni-
tentinnen (-Stecouectinnen) befolgt Sin IHofier
biefer Sd^mefiem, meldte jtd^SlecoSectinnennennen,
ijl auf bem ^tbberge bei (Eupen. (9}gL Tyok
54. 63 8. ; ®efc^id^tlid^e Slu^eic^nungm über bie
el^emalige (Senoffenfd^ft ber SrandScanennnen
Don Simburg um) über einige Orbenfifd^n^efiem
aus biefer Kongregation, SRegendburg 1871 ; SHe
gottfeL Sol^anna Don 3efu, 9cef ormatorin beS brit*
tm OrbenS unb Stifterin ber gfroncidcanerinnen
2U Simburg, ebb. 1868.) — 7. 2)ie bannber)ism
Sd^meftem Dom I^L Sfranci8cu8 mit bem SBhitter«
l^aufe )u®engenbad^ (Sr}bi5c. greibuig i IB.),
am 2. 3uli 1866 Don $^rrer SBi^eUn Sergcr
in Se^ad^ bei Sal^ gegrnnbet, Don mo bie
Sd^meftem bereits 1867 in ben eine SBiertd-
{tunbe entfemtm Xretm^of fiberfiebetten* 3m 3*
1870/1871 maren ße in 18 Derfd^ebenen Sa-
garetm tl^ätig; gleid^mo^I mürbe bie (Benojf^ftbaft
am 31. 3uli 1876 burd^ einm 9ßtmfteziaUrla»
auf gel^oben. (Ein X^eS ber S<l^me{tem begab flcb
187T
Zeciiarier unb Zertiarierinnen.
1878
«1^ litcrifa« mo {ie in 3oIiet Ollinotd) ein
lioniei VtuiUxffoai errichteten : bie in Saben )U-
md^Ubaim Sd^ioefiem führten bie firanfen-
|i|^gt iio4 STloglid^hit fort. 9ta^bem in ben
ocgtjigcr So^rtn boft SRutter^uS }u Sengenbod^
be)ogtn tDcrben UKtr, erfolgte 1891 bie fird^Iid^e
^cftdtigimg ber Statuten burd^ ben Sr)bif(&of
3o§Qnn e^rifüan Soofi t>on Sreiburg, 1892 bie
paotli^e Ükne^migung ber (Senoffenfd^ft unb
1S94 bie Serfei^ng ber ßorporationditi^te. 9nt
9. Otta) 1 898 nmrbe eine in ^ciligenjea bcfte^enbe
pmatc Congregotion mit 89 @d^me{iem unb
II 92ooi[inncn mit ber (Senoffenfc^oft ber (Sengen-
ha^ BdfBot^em bereinigt. Seruit jä^It bie
Cdtigttgotion 149 Stiebertonungen ; Die (Sefammt-
^^ ber 64^fl<nt beträgt 562, bie ber Sanbi-
tMtinnm 66. Smei ber @enof{en{(i^aft ift in
Opa Sinit Pflege ber Ihanfen , fobann Unter-
)aitimgt»nftltinfinber{d^ulen unb ^auS^tungft-
f^m, cttbiid^ SudbUbung oon Sc^meltem }ur
gftti^g oon $aramenten. 9ud^ lägt bie Con-
gxfQfltion eine größere 9n)0^I oon Sungfrauen,
ocl^e jpätcr M Sd^mcfiem in 3nbuftTie{d^u(en
auf ben Silialjlationen Sermenbung ftnben f oQen,
iu Seit in jloatlid^en Se^anftolten )U ftarldrul^
(Bdbüben. S)te @d^e{tem legen bie einfad^jen
(8ilübbr auf brei 3al^re ab. — d. Sie Srancid«
anurimien im iMofter ^eiligenbronn im
Cbcnunte Obemborf (S^iöcefe Kottenburg). S)a8
genomite Itbfier mürbe 1857 errid(|tet unb burd^
bm gmemoartigen @u))erior 9nton @t5l^r mefent-
fiit DcrgrSftcrt SHe ed^meftem (bergeit 94
miß 85 Sßojhtlantinnen) l^ben in ^igen»
bconi eine 9n{ialt für arme, OermabrIoSte unb
amDottte VlfibdEien, \o\dU für taubftumme, blinbe
unb ji^tDa^linnige JKnber (unb Srmad^fene) mit
Usiä 280 ${Ieg)ingen, borunter 69 Zaubftumme,
258Iinbe unb 9 ed^moc^ftnnige, femer feit 1887
9& B&iale ein ftleinfinbera[i^l , @t. Antonius
bri SalfPrttm, OberamtS ^orb, mit ettoa 100
tliendo^ ober OermabrIoSten ftinbem oom erften
Setailiabre bis )um jd^l))flid^ttgen Sllter; bafelbfi
ifjicbt feit 1B97 aaq eine ffnabenfd^ule, mSb^enb
bie id^U^i^tigen IRäbd^ ber ^auptanftaß in
dcUt^enbrona flbergeben merben. Sin ben Stn-
paltt|4ulcn toirfen gegenmSrtig 18 flaotlid^ ge-
Driiftf ft^i^mefiem unb 6 Snbufirielebrerinnen.
Zlie befonbcn Segel ber €d^me{lem mürbe 1888
m IBtf^of Itoxl äofeol^ o. {»feie genehmigt. —
1. IDie flknoflenfd^aft ber ormen gfrancificonerin-
nm mit bcm Ohibrboule SDlallerSborf (S)iö€efe
SbüfnOiirg), om 2« SRär} 1855 )u ^irmafenS
in ber boQrif^en 9ib<in)ifalg burd^ ben Stobt-
Moner äojep^ Stoi^ini )U bem Smedt gegrünbet,
bol infolge ^ungert^pbuS entflonbene eienb ber
boitigcn lirbeiterbcoöllerung )U linbem, 1857
ftom Sif^of oon Speyer unb om 1. Sebmor 1887
oom eqc^f oon Segenfiburg befiotigt 3m 3.
1869 vttibc bod SRutterboufi oon ^trmofend, mo
M iio4 eine fKnberergiel^ungSonftolt (Srmen*
fmber^) befinbct, na(| ÜRoÜerSborf in 92ieber-
tinbciilrtifim. XL 9. Kufl.
bo^em oerlegt, mo bie @d^meftem einen Zl^il beS
ebemoligen, 1141 gefiifteten unb 1803 foculori-
firten SSenebictinerflofierS fouflid^ ermorben. 3m
3. 1859 unb ebenfo 1870/1871 maren bie $irma-
fenferinnen om Jhieg8{d^Qu))Io||e tbätig. S)eneit
mirfen fte in 248 Snftolten (ffronfen- unb 9r-
menbäufem, Aleinfinberfd^iilen unb Snbuftrie-
fc^ulen für SRAbd^en, @eminorien k.) ; bie ®e<-
fommtjc^I ber @d^meftem betrögt 1540. — C. 2)ie
Sftonrificoneffen (ftronfenfd^meftern, bormbergige
@d^me{iem beS b^ gfroncidcuS) mit bem SRutter-
boufe @t. SronciScuS-^ofpitoI @t. aJlauri|
in SRünfter, 1850 oom Sifddof oon aRünfier,
3obann @eorg üRflaer (f. b. Srt.), geiHf tet. Seim
Zobe befi Sifd^ofd gftbtte bie (Senojfenfd^oft be»
reitS 55 Zod^terbäufer, in benen 814 @d)meftem
mirften; bergeit fte^ unter bem ÜRutterboufe
102 gfiliden in Surot>o, femer 15 92ieberIoRungen
in Slmerifo. Die (Sejornm^obl ber in Suropo
mirfenbm Sd^meftem betrögt bergeit 885, oon
bmen 104 ouf bod 9Rutterbau8 fommen. 2)ie
Seftötigung ber ®enof[enfd^oft unb bie ®mebmi«
güng ber neu entmorfmen Sonfütutionm ifl
beim )>öpftlid6en @tuble gur 3eit beantragt. —
T). Sie ®enoifenfd^ft ber armm SfronciSconerin-
nen oon ber emigen Anbetung mit bem Stutter-
boufe Olpe (2)idcefe $aberbom), 1859 oon ber
bergeitigm (Skneroloberin SJtorio Zberefia Songel
unb ber Sd^mefier SronciSco fBöbmer gegrünbet,
oon ben ißoberbomer lBi[d^5fm ff onrob 9Rortin
(f. b. 9rt.), Sfrang Srobe unb Zbeopbil ^ubert.
@imar beftötigt, mit bem S^ede ber emigm Sn-
betimg im SRutterbouf e , ber ffronfenpflege, bed
Unterrid^tS unb ber Srgiebung ber 3ugenb, be-
fonberS ber armen, Oenoobrloistm flinber. Sie
3abl ber SDlitglieber betrögt ca. 500; {Rieber-
loffungm beMen in Suropo 40, in Smerifo 30.
Sie pöpftlid^e ^pxoioüon ber @totutm erfolgte
im 3. 1897. — D. Sie Sd^mcftem ber d^rifUicben
Siebe oom britten Orben beS ffi. SronciScud
((JfronciSconerinnm) mit bem Sflutterboufe SReute
(Xeutbe) bei SEBoIbfee in SBurtemberg, ou(^ bann«
bergige Sc^meftem genonnt, 1849 gu Sbingen a.
b. Sonou oon oier Sung^ouen m W^^ ^^
ftronlm in ber @tobt geftiftet. 9Ue ber &rein
jid^ ermeiterte, nobmm bie 3un^frauen bie britte
Segel bed b^ gronciScufl an ; bte gegenmortig in
itroft ftebenben Kegeln unb Sa^ungen erl^ielten
am 25.9Rörg 1876 bie bifdSiöflicbe (Senel^igung.
Sie (Befommtgobl bief er ffronf enfd^meflem, meld(fe
mub Snfialtm gur Srgiebung oenoobrMter SKöb«
dden baben, betrögt gegenmortig 480 ; unter bem
ÜJtutterboufe Seute ftebm 70 gfiliolm, fömmtlicb
in ber Sibcefe Slottmburg. Sem 1407 gegrun-
beten, in ber Söculorifotion auf gel^benm ioofter
ber Zertiorierinnen gu Seute geborte al8 eine ber
erften ©d^meftem bie feL Clifobetb t>on Xeute (f.
b. Sri) an. — u Sie armen SrondSconerinnm
oom bettigen f)ergm 3efu mit bem 9Rutterbaufe
Solgfotten (Sibcefe $oberbom), 1863 bur4
eine ^d^ribung ber groncidcanerinnen oon Olpe
44
1S61
Xertiarier unb Zertiarterinnen.
1382
Mkfonbcn üetiDol^tloSien Sugenb gefKftet unb
iroimn 9. 5&ccember 1859 oom (eiligen BMfit
QPpTObttt« mit trier SvMisnteberlaffungen in ben
Sioofen CImu| vnb 8rflnn unb 132 üRitalie«
bftn. — 7. S)ie ©enoHenfd^ft ber armen ©d^ul»
j^noefbin nad^ ber britten Siegel beS % SfranciS-
cnl mit bem Wuttec^ufe Södlabrud (3)i5cefe
fin^, 1850 bUT(( ben Seneficioten eebaftion
64toati fie0riinbct. S^^ed berf elben ifi Unterrid^t
mib STjKQung ber Sugenb in $enjionaten, @d^u-
bn unb ftletnftnberbemal^ranftQlten ; Stebengmed
ftunfnipflege in 9nnen- unb ^tiDotl^öufem fo-
oic bic ^cranbiDmng ton 3)ien{hn6b(]^en. S){e
€4mejhni leiten mt^ einen ^riootMIbungScutd
fitr Se^ramtficonbibotinnen , ffinbetgöttnerinnen
mb ^anbaxbeitMe](frerinnen. S)ie Sol^I ber ÜRit-
(fttber beträgt 234 in 28 {Rieberloffungen ber
£id(t|c Sfaij unb 8 9lieberlaf{ungen in ber 3)i5-
ttfe 6oI}burg. — B. S)ie (Senoffenfd^t ber
64i9eihni beS britten OrbenS Dom ^I. gfran-
cücul mit bem SRutter^ufe gu SBien Y, 1857
im 6pitoI auf ber Sieben be^uf« ftranfenpflege
ti eiritälem unb $rit>at]^ufem errid^tet. 9U8
bit €4toeftem 1862 au9 bem @))ital benoiefen
tnabcn, ettoarben Jle burd^ bie SÖtunificen) befi
1^- unb S>eutfqmeifterd Srjj^ergogd SKoid-
nOimi Don Oeflentid^ (Sjie (geft. 1868) ein
fyivA in ber Saurenjigaffe, mdl^renb onbere Dom
^leqMf^Df Corbinal »on 9taufd^er (f. b. «rt.)
m Utbcrno^e bed ^u&^lii in boS ^riefter-
femtnot unb in bie 9nftalt gur SuSbilbung Don
toctorrn ber Xl^ologie (gfrintoneum) berufen
vuibm ober nad^ ftird{|berg unb (bie 92oDiginnen
unb Canbibatinnen) nod^ ®untramSborf bei SBien
ubfijtMten. 3m 3. 1865 marb^ baS l^tige
9h]tt(r(auS in ber ^ortmanngaffe ermorben unb
1888 unb 1889 um mel^r ald 800000 ®ulben
vbj! flro|em @pital neu erbaut. Sie ®enoffen-
\m loeld^ 1866, 1878 im O€cu)>ationdfriege
tmb 1885 in Serbien bur(( ${Iege ber SSerumn-
bctfu 6ert)orrQgenbed leiflete, bot ou|er bem
ÜRititn^fe gfilialen in ben 2)iöcefen SBien,
€t $5Itnt, SRofenou unb SubmeiS mit gufam-
oen ca. 200 6d^meftem. Su^er Spit&Iem baben
bic Sf^tDepem oud^ tlrmen^öufer, ffleinünber-
imb Snbuftriefd^ulen, SBaifenl^öufer, fubren bie
6aud^ltung in Seminarien unb feit 1898 im
tubmulofen^m Sllonb. — e« €ummorifd^ er-
VKiftd feien Ifin nod(| (auger ben @((ulf((tt)eftem
[f. th,]\ bie Xertiarierinnen Don Sogen, 2)iö-
aje Orient (gegrfinbet 1713; {e^t 48 @d^h)eftem);
ton Krisen (gegrfinbet 1700; 84 Sd^roeftem);
von ff 0 1 1 e r n , Siöcefe Xrient (gegrfinbet 1 723 ;
10 gaiofflifier; 90 ^d^h)e||em); Don ÜRfibl-
bod), Stocefe Srtien (Dom JKofter in Sri^en auS
1866 gegrfinbet; 14 @d^meftern): Donißragl
(gcgrunbet 1861; 97 6<|tDfftem tm ÜJlutterbauS
unb ben 17 f^iliolen) ; Don @t. Soreto in @ a t g-
bnrg (gcgninbet 1688 ; 81 @((meftem).
CLSttiemburg. ^ier jinb gmei ßongrega-
ttonrn ju nennen, nömlid^ oi. bie barmherzigen
€d^me{iem Dom f^ji. Sf^ang Don 9fftfl (tJranciS*
caneriimen, gfranciScaneffen) mit bemSRutter^aufe
in ber @tabt Su^emburg, beren Anfänge bis 1847
gurfidreid^en, ba auf ben SBunfd^ beS bamaligen
apoftolifd^en SBicarS fiaurent (f. b. 9rt.) jmci
Sungfrauen gunädbft im toeltfid^eniMeibe bie am-
bulante ftranfen))Pege in ber @tabt begannen.
3bnen fd^Men ftd^ ollmfilig anbere 3ungfrauen
an, unb bie ^Bereinigung mürbe gu einer religiöfen
(Benoffenfd^ft umgebilbet 2)er Spitalpfarrer
unb @eminarprofef)or , nad^malige Sanonicu§
@ä| (geft. 1877), marb im September 1850 Dom
apoflolif d^ Stuble als ^roDingial unb Si^tator
ber ®enoffenfd^aft aufgefteüt unb fflgte ber Stegel
Seo'SX. befonbere Statuten „förbiebarmberjigen
fflofterfd^toeftem Dom britten Orben beS ffi, Sfran»
ciScuS" bei, meldte Dom apoftolifd^en ^roDicar
SbameS beftötigt mürben; festerer gemährte aud^
traft apoftolifd^er SBoDmad^t unterm 2. ^flugufi
1858 eine fdrmlid^e Krd^Iid^e 99eftötigung ber
Songngation. hieben ber ambulanten ftranfen-
pflege fibemabmen bie Sd^meftem alSbalb bie
Pflege ber meiblic^en ®efangenen in ben Staats«
geföngniffen, ber Jhanfen in ben Spitälern, ber
SBaifen unb taubftummen ffinber in befonberen
Sinftalten, enblid^ bie Seitung Don 9töbf<^ulen
unb ffrippenanftalten. 9u^r bem SRutterbaufe
mit 9toDiciat befteben nod^ gmei meitere Snflatten
in ber Stabt Su^emburg unb 11 auf bem flad^en
Sonbe, augerbem 3 Statbnen im beutfd^fpred^en-
ben Zb^ile ber S)i5cefe Sfittid^, eine 9lieberlaffung
in 2)eutfd^-Sotbrtngen (2)iöcefe SRe^), enblid)
2 im apofloIif<^en IBtcariat 9{onDegen OBergen
unb StaDanger). 2)ie ®efammt5abl ber fßrofeg-
fd^meftem ift 156, ber SloDiainnen 19, ber^oftu-
lantinnen 22. — p. ®ie Spitalfd^meftem gur
bl. eiifabetb im SRutterbaufe $faffentbal (S3or-
ftabi Don fiu$emburg), b^otgegangen auS einer
®enoffenfd^aft in ^ad^en, mo %poUonia Staber-
mad^er (geft. 1626), ein Sbelfräuletn ^efter be la
t^iSe aus fifittid^ unb Snbere bie ftrantenpflege
in einem Spital ubemabmen unb auf 3ureben
eines frommen $nefterS 1626 auS ben ^finben
beS gfranciScanerS Sambert SBeier baS OrbenS-
fleib empfingen. 9lm 10. September 1631 er-
tbeilte ber SBifd^of Don Sfittid^ ber Kongregation
bie fird^Iid^e Seftatigimg. 3m 3. 1672 fam bie
®eno{fenfcbaf t nad^ Su|emburg unb entmidelte fid^
bier aufs ®finftigfte, mürbe inbeg am 9. 9lo«
Dember 1796 bur(b bie franjöftfd^e [Regierung auf=
gcboben. SDte Sc^meftem bienten bterauf in melt-
lid^er jtleibung ben Ihanlen bis 1805 ; feitbem
burften jie ibre Zrad^ mieber anlegen. S)a i^nen
iebod^ Derboten mar, neue SRitglieber aufgunebmen,
aäbUe bie ©enoffenfd^aft 1820, als SBilbelm I.,
ftönig berSlieberlanbe, ibre Statuten genehmigte,
nur mebr 3 ÜRitglieber. 9}euaufnabme mürbe nun
geftattet, bod^ foUte bie 3abl ber lIRitglieber 10
nid(ft fiberjleigen unb bie ®elubbe nur auf brei
3abre unb jmar ftetS in ©egcnwart eines Beamten
abgelegt merben. ^m 5. ^pril 1820 gemährte
44*
1888
Xettiarier unb Xertiarierinncn.
1SS4
iBljAof 9lnbrea« aofep^ Souffret Don SRe^ aud^
blt lirc^Ud^ 9l)))n:obotii)iL Cinc obennaligr ®e«
nebmldung bet Congregottim bur4 bie Staats«
Mötbe, iebo^ 0^ bk obigoi Sef^t^bifimgen,
erfolgt mif Scnuciibitiig beS at)o^Iifü^ SicarS
£aitreiit bnnl^ fidntg SUI^Im IL im 3. 1842
ttnb neucfMI btm^ bm 0ro^^^ Sbolf Don
£ttienfarg 1893. Xcxirit |a(tt bie ®enoffen-
f^oft 230 DtilgßAer; todet bcm SRutterl^aufe
{iäin 16 Siliolcii in bm £itofra £iisemburg,
£uttk| vnb flono.
D.fidsisret^ bei «ieberlanbe. SBie
€m tSüfkOtifm fKAatoffungm vbttfyxnfi, ifl
ddka^ M^ OS 2atiarictcongiegattonm teui^.
^iafiOTainr|0lgaibrciiDä^tD(rben: a.S)te
da Tien-Ordr» de St-Fran^ois (@))i«
DmnbnttmOcben) mit bem SJhitter-
jß 9tAa in bet ^roDinj Storbbrabant,
1826 MB tna idg^d^ JHofterfrauen ffii bie
9{k|e bcr ttraadm unb (Bieife geftiftet, toeld^e
aiitt «e^cmB Stid^erloffungen in ben 9lieber"
Unbca ein @|iital^ ein ^udfo^igenl^im unb ein
<BmfattnI in a)>o{ioIii(l(Kn Sicariat Suta^
IfoboL SKe ßa^I ber e^ttejiem beträgt über
150. %iA biefer Songregation gingen mel^rere
cmbere Ocnoffenfc^en ^or. — ß. Die P^-
tfloies du Tun-Ordre de St-Fran^ois mit bem
aRutier^anfe )u 2)ongen, 1801 burd^ ben ffa)m-
liner £äi gegifinbet, ber bie n^&l^renb ber fran-
|dfif(^ SbeDotution au8 il^ren fflöftem Dertrtebe-
nen Zertiorierinnen )u S)ongen fammelte. S^oed
biefer Qknoffenfd^, »eld^e 1887 ca. 150 S^xotß
ftem in 10 ^{ern ^Ut, ift ber Unterrid^t ber
3ugcnb. SHe Don Longen aufi gegrfinbeten Itlöfter
in inten, Oubenbofd^ uid> 9b>)enbaal {tnb berjeit
felbftänbige Shttterbäufer. — 7. S)ie P^nitentes-
BeeoUectines du Tiers-Ordre de StrFraD9oiB
mit bem Ohitter^ufe }u Stten, Don !ßfaner Sn«
ton Oomen in Stten utü) bem f])ötem Sifd^of
Don Sreba, 3obannc& SSanboo^bond, oIS fie^r«
oüMi gegrfinbet, totlä^t 1887 me^r aI8 200
@d)tDe{tem in 18 ^öujem ^äl^Iten. — ß. 2)ie
Soeun du Tiers-Ordre de la p^nitenoe et de
U eharite chretiemie mit bem SRutterl^ufe
f^t^uijen bei Stoermonb, 1825 Don ifatl^orina
(Sd^mefb SRagbalena) 3)aemen mit 9etbtlfe befi
^ßfonnft $. Dan ber 3onbt gegrflnbet, für jhronlen-
Dflcge, Unterrid^t ber Sugenb unb fieitung Don
SBaQenonilalten unb am 8. October 1852 Dom
pdpfUid^ etu^Ie beftötigt 3m 3. 1851 ttxiri)
Mr cr^ beutfd^ giliate in gredenl^orft l SS. er-
lid^; im 3- 1872 {ianben unter bem ^roDingial*
M^ Capelen bei (Selbem (2)i5cefe SRünfter)
7 Sd«erböttfer mtt 142 aRitgliebem, meldte inbe|
«Cutturlompf e"* }um Opfer fielen ; nod^ 1 872
auf Seronlaffung ber 3efuiten in ber
boitkben Colonie @an Seo))oIbo gfroncidcane-
Ml <bi)NOen in bie braftlionifc^e ^roDinj
Oranbe bo 6ul berufen, too fte Glementar«
Mete S5d(terfd^en, femer eine Snftolt gur
Stegermdbc^ grünbeten. S)er}eit
gibt es mteber 21 beutfd^ 9lieberKafiungm biefer
@d^n)effem in ben 2)i5cefen £rier, mUt ic : bo9
ehemalige ^roDingiatboud gu 6a))e&en mit ca.
60 ed^meftem ift giliale Don ^tbuip. SHe
3a](fl ber 9lieberlaffungen in Den 9HeoerIanben
beträgt 19, in Selgim ifi eine 92iebetIo|fung, in
IBrafilien 5, in ben 9}eretnigten Stooten 9^ri>"
amerila'S 7. 3m 3. 1870 mürbe eine 9nfta(t in
Oftinbten (@emärang auf 3oDa) übernommen,
1879 eine Station in Sarentufd auf gfloteft er*
rid^tet; )u Snfong befi ^a^Kttfi 1897 ftonben im
a))o[toIi{d^n Sicariat SBatoDia 4 Spulen mit
916 flinbem unter ber Seitung biefer Sd^meficnL
2)ie (Sefammtga^I ber @d^mef!em, meU^ au4
«unbefd^ul^te grancidcanerinnen" ^im, toeQ fic
@anbalen tragen, flberfteigt berjeit bie 3a^l 1000.
— e. 2)ie Penitentefr>BecoUectine8 de Tlm-
macnlöe Conoeption du Tiers-Ordre de St-
FranQois mit bem SRutter^aufe )U 9lD|enbaai,
Don (Sütn (f. ob. @)). 1383) aufi burd^ blc e^.
SDlutter SOtaria Sofe))^ Saaomaferft gcgrünbet
unb alsbalb )u einem felbflinoigen SRuttei^ufe
erJdobm, mit 22 Rufern in ^oOanb, einem in
Belgien unb Slieberlaffungm ouf Surinam (^xn-
maribo) unb im o)}oftoUfd^m Sicariat Cura9ao.
2)ie SdfjH ber @d^meftem, meU^e orme ffinber
unterrid^ten, SBaifenl^ufer unb ^fwnoie leiten
fomieaIteSrauenpHegm,beträgtca.800. $iudDL
ertbeilte ber (Senoffmfd^ unterm 19. @et>tember
1869 ein Selobigungfibecret, md^rmb Seo Xm.
biefelbe unterm 20. «Mml 1883 fbrmli^ beflotigte.
9Id Stegel befolgen bie Kongregation unb ebenfo
bie ®enoffm)d^ften mit ben SRutterl^fcm Sttm,
S)ongm, ®emert, Oiftenoijif, Oubeitbofd^ unb
Stotterbam bie ber altm $5nitenten-9lecollecänneii
mit einigen ÜRobificationen. — C S)ie Francia-
caines terüaires de rimmaculde Conception
de la B. Y. M. mit bem SRutterl^ufe |u 9k(^,
1844 Dom $farrer 99embarbin SobonneS Dan
3Riert in IBed^I für Unterri^ft unb Jhanfent^Pege
gegrünbet, meldte 1887 me^r att 200 aRitgtiebcr
in 10 ^öufem )äl^Ite.
£. @d^mei). 3n ber gütigen Bäflod^, bie
früher gumeift gum Sidtl^um ftonfiaiu (f.b.9rt)
geirrte , mareu bie IBeguinen^fe fe^ yiblreu^ ;
namentlid^ gab efi am Sobenfee Diete Scguinagm.
3)iefe nabmen im 14. unb indbefonbere 15. Soi^r-
l^unbert bie britte Siegel bed I^L gfranciScufi ort
unb fd^Ioffm jid^ ber oberbeutfcbm (@tra^-
burger) 9)tinonten))roDin| an. S>ie Semobne«
rinnen ber @d(|tDefteml^ttfer (ie^ «.SSalbfd^me»
fiem", aud^ «g^Ibnonnm'', mol^I be|boIb, toeil
i^ fttöfier in abgelegenen ®cgenben fi(^ befon-
ben. 3m 16. 3alt^unbert befolgten fk bie Siegel
Seo'S X. 3m 3. 1591 bahnte ber im Shi^ ber f>ei«
Hgleit Der^orbene ffa)>uginec Submig Don Soi^fen
(DgL 3anffm, ®efd^. b. beutfd^SoIfeS V[1686]^
204 ff.), bamoK ®uarbian in €tani« eine Steform
ber buri^ bie @Iauben8fpaIhnig Dtelfo^ exf d^ta^m
Orben^SUd^t in bm Sd^meftcrn^ufem an. SmcS
ber ff I5fter (bie »ila)ni|inerinnm'', rid^ger ttopw
1S8&
XetHatier unb Zertiarierinnen.
1386
fincr-SccKaricrinnen }u @t. Snna in &u}em)
ocr|^i4t«te {t4 ]päfn sur Stoufur unb gum ca«
noniji^ Gtimbengebete nad^ ber Orbnung bec
r9mif4fRittr4e, tmx9^))ft Urion VIII. 1625 bt«
jbttfgttr. 3n ben onberen möftem betete man btt
1671 bo9 OfBctnm parvum B. II V. ; Don ba
an bm aSmfiltg nad^ Sem Sorgange üon €t. Snna
Ol Siqcm boS römif^e 9reüier in (Sebraud^, t^eil-
Dctjc mi4 bie (Sloufur, mcld^ leitete namentlid^
bia4 ben 9tbt 3ofe))^ Don SRuboIfl (geft. 1740)
in ben @t. ®oaifd^ ffidftem eingef fiQrt unb oIS
BtctteS Oeliibbe ben btei einfachen lebenslang«
fiij^cn Qklubben beigefügt unnrbe. ®egen Snbe
bei Dodgen Sa^b^tüiettd nwrb in ben Siflotxm
SotiarietinnenhöfteTn au| Anregung ber Siebte
wm €L ®oOen au(^ bie ewtge Anbetung (f. b. 9ct.)
rmg(fa<frt,n>ofärP.SBaIfer(Dgl«bo(f8föb.P-3fo
Sotjer, SelbKn^ 1897) fein berflbmte« fbu^ ^S)ie
dinge Anbetung'' Derfa|te. S)agegen toarb bofi
t5inifd^ SreDiet »ieber abge[<i^afft unb an beffen
6ttne (nod^ beutfii^en Zngaeiten) bad latetnifd^e
Offidmn pamim B. M. V. eingeffil^rt; nur
Mitlofter in Sujem bel^ielt baS römifd^eSreDier
ßct« bei, mtb au4 einige anbere jtlöfter, »ie
!l|i|»cn§cn unb 9lltftätten, nobmen e9 in neuerer
Seit loieber an. IDerjeit befteben ald Xertiarie-
nmiciilI6{ier mit Jtrenger Slaufur im SiStbum
et OoIIen: 6t. 6d;iolafHca in Storfd^acb (1616
9001 alten CtJ^mefterbouS @tetnertobeI beiSRörfd^*
1VÜ onl gegrunbet), 9lotferSegg, 9Raria'^iIf in
lltjidtten, 6t. TOaria in 9BottmU unb 9Rana Don
ben Cngebt in ^penjeO; mit uneigentlid^er, be«
Mngter Slatffur bie ^penjeDer l^Idfter SBonnen-
pxm bei Xnifen, beffen Filiale Seiben Sbrifti bei
«onten (1854) unb 6t. Ottilia in ®rimmen-
flrin; in ber 2)i5cefe Sofel finb bie ffibfter:
61 )[nno im Srud^ gu Sujiem, ÜRarift O^erung
mib 9tario«()iIf auf bem <bubel in 3ug, 9(omen
3<ftt (1421) unb 6t. Sofepb (1644) in 6oIo-
4um; im SiStbum Sbur: ^eiliged ffreug in
«Uborf (1606), aRuottatboI unb€tan8. Sie
HHb^a bWfttn nacb ben S)rangfalen, meldte über
Mc iHnbe in ber 6d^tDei) in unferem So^rbunbert
^otmbtad^, in ad^t firtblid^em ©eifte neu auf ;
bie mtifien gäblen 80—40 Snitglieber, an beren
ept|e eine Oberin (Vlutter) pebt; iebed fflolier
i^ {clbjiSnbig unb unabbangig Don oen anberen;
he Ormmmtjabl ber 6d&tteJ)em beträgt etma
500. m ibre ^aut^taufgabe betracbten biefe
Scitiorietinnen bie Pflege beS bef ddaulidften SebenS ;
bod^ betreiben eitqelne baneben aud^ i^anbtt>irtb-
Wft ober boben Qoliefddulen, X5d^ter|)enfto-
lurtt tt. bgl. — 9leben biefen Xertiarierinnen gibt
fl noib eine tlnjabl neuerer Kongregationen na(b
ba britten 9tegel beS % SftoncidcuS, namentlid^
0. bie &ebrf(^U)eflem Dom b^iKs^n ffreuj (Sebr-
i^QKfinn oon Slen^ingen) mit bem SRutterbaufe
3Bgenbob( im jfanton 6d^D)9j, 1844 Don
bem befonntcn ihi)>uginer))ater XbeobofiuS (f. b.
tu.) |um Sttedte beS Unterrid^teS in Solföfd^ulen
^tgtimbet, neld^ berjeit, ca. 500 an ber 3ab(, in
etmo 180 6d^ulen in ber 6(btoci}, in 3talien^
femer in ben aRif{ion8Ianbem tbätig ftnb. —
p. Sie barmber^igen 6d^meftem Dom b^i^ig^
ffreuge (iheujfd^tDeftem, Xbeobojianerlnnen) mit
bem 9Rutterbauf e 3 n g e n b o b I ^ ebenf aOd 1 844
Don P.XbeobofUiS gur ^udübung ber Ihantenpflege
unb onberer SBerfe ber 9{dd^ftenliebe gegrünbet.
Siefe Kongregation, eine ber größten unb am
mobltbötigften mirfenben Sfrauengenoffenfd^ften
ber (SegenUMnrt, umfaßt etioa 400 ^ieberlaffungen
mit gegen 8000 6d^tt)e{tem in ben ^roDinjen :
Saben • £)oben)onem ($roDin)bauft f^egne bei
ffonfiang), Sdbmen (Cger), Wäf^xtri (Sbotin),
Oberöfterreicb (Sing), 6IaDonien (SiafoDär) uiü>
6teiermar! (®rag), to)ftb^enb bie 9lieberla{fimgcn
in ber 6d^mei} (über 200), in Xirol unb SBorar(-
berg, in 6aD09en, ätalien unb Settia in Sen-
galen birect unter bem SRutterbaufe fteben. Srfte
@eneraIoberin ber ®enoffenfd^aft mar 9Rutter
mam Xerefia 6d^erer (geft. 1888), auf meldte
beren 9Ifii{ientin 3R. $ancratia SEBibmer folgte.
(Sgl. ®e|dt|id^te bed 3nfiitutS ber barmbergigen
6d^meftem Dom beiligen Iheuge in Sngenbobl
3ngenbobI 1888.)
F. 9[u(b ^Belgien, Sf<<tnlreid^, Bpanitn,
Stalten, Urlaub b<iben gablret^e Xertiarier-
congregationen fflr Unterrid^t, ftraufenpflege unb
fonftige SBer!e ber geifUid^en unb leiblicben Sarm-
bergigfeit. 9nan finbct biefelben aufgeführt in ben
SBerfen Don Xqd (f. ob.) ; Keller, Lee congr^
gations relig. en France, Paria 1880; Le
P. Norbert 0. B. Fr., Les BeligieoseB Fran-
oiscaiiieB . . . ötablies actuellement en Franoe,
Paris 1897; StaÜBtique des congrögations
antoris^es. Femmes. Paria 1897 ; The Rnles
of third Order of S. Francis, Dublin 1877. 3n
9f ien beftebt eine Songregation au8 Eingeborenen
mit bem SRutterbaufe in^onbicberQ für bie
Srgiebung iunger 9Räb<ben. 3n Smerif a mirfen
bie Xertiarierinnen alS 6^ul« unb Ihranfen*
fd^meftem; ibre (Sefamm^abl bafelbft betragt
4000—5000.
8. SSon ben reguIirtenCarmeliten-Xer»
tiariern gibt eS in 6|)anien, 3rlanb, Sanaba
unb Oftinbien eine SIngabI ÜRönnerflöfter. Son
earmeliten-Xertiarierinnen (Dgl. b. Sri Sarme>
litenorben U, 1974) ftnb befonberS ermübnend-
mertb : a. S)ie Sarmetitinnen, Wienerinnen Dom
göttn^en ^ergen 3efu mit bem 9Rutterbaufe gu
IBerlin. Snbe 1897 auS ben Pflegerinnen bcft
bort 1891 burd^ 9Raria Xaufd^er im 92orben ber
6tabt für Srgiebung armer ftinber gegrflnbeten
6t. aofepbSbeint (mit bergeit 200 Pfleglingen)
gebilbet, mit fjilialen in SBri^enfee (für 25 größere
6(bulmftbd^eu), 6d^öneberg bei Serlin (für 30
größere 6d^ulmöbd^en), Sed^ta im ®ro^ergog-
tbum Olbenburg (für 25 größere ihmben, meiere
t^eild bei ^nbmerfSmdftem in bie Sebre geben
tbeite bie SBürgerfd^uIe befud^) unb einer Stiebet,
loffung ^6t. aofepb^b^int'' bei 6ittarb (^oDanb).
Qtotä ber (Senoffenfd^aft ift neben ber Serebrung
1387
Xertiarier unb Xertiarterinnen.
lass
bed ^erjenS 3efu bie Obforge ffit arme, berlaffme
ftinber. Sie 3^^^ ^ @d^n>e[tem, toeld^e bie oon
ber 1^1. Xerejia refonnirte Siegel bed Sarmeliten-
orbend mit Sulnal^me ber Soften unb ftrengen
glaufur befolgen, betrögt bereits aber 50. —
b. 2)ie Xertiorfd^meftem mit bem SJhttter^fe
.^aRorienonftatt'' juSinj Q.b.£onau, 1861 ent-
ftonben, inbem fi^ mel^rere aRitglieber beS britten
loeltUd^en OrbenS IL fi. gfrou Dom )93erge Cormel
unb ber ^L Xerefia }u einem gemeinf^aftlid^en
Seben Dereinigten ; ba§f elbe gef d^al^ einige Sa^re
f))öter in 9iibau unb ßferbing. 3m 3. 1877
fd^loffen fid^ bie fo entftanbenen ftlöfter )u einer
©enoffenfd^ft jufammen, meldte Don ben (Sorme-
liten unb bem SBifd^of Slubigier Don Sin} nad^
jhäften geförbert unb 1885 Dom 99ifd^of IDMer
bie firddlid^e unb fobonn aud^ bie ftoatlid^e ®e«
nel^migung erhielt Stotd beS 3nftitutS ift neben
ber @elbftl^eiligung ber SRitglieber bie 9u8ü6ung
ber 9löd^ftenli^e: bie Sd^toeftem ^oben Slrmen«
unb ftronf enl^ftuf er , IhnberbetDoJ^ronftalten unb
3nbuftriefd^ulen unb mibmen fid^ femer oud^ ber
$riDatfranIen|)fIege. Unter bem SRutterl^aufe in
Sin} mit ^aramenten- unb S)ienftbotenanftalt
fielen 12 Sfilialen in Oberöftemid^ (3 anbere
finb ber}eit im IBou begriffen) ; bie ®efammt}al^I
ber !ßrofe|fd^ioeftem ift 71, mo}u nod^ 27 92o-
Diginnen be}tt). Sonbibatinnen lommen. — c. 2)ie
(Sormelitinnen beS regulirten britten Orben§ mit
bem 9Rutter^ufe }u Sujemburg, 1872 burd^ ben
(SanonicuS Sßie« (gejt. 1879) gegrünbet. S)ie
erfien Sd^meftem nal^men 1875 baS OrbenSfleib
unb legten 1880 bie einfad^en (Selübbe ab. Unter
bem SRutterl^aufe fielen 3 Ißieberlaffungen in ber
3)i5ceje Su^emburg ; bie @efammt}a|l ber @d^me«
ftem betrögt 41. Bmedt biefeS unter bem @d|u|e
ber |I. Sita fiel^enben änftitutS ift bie Seitung
Don Sienftbotenanftalten , ^auS^altungfi« unb
9lal^fd^ulen, femer bie ambulante ffranlenpflege,
@orge für Wterdfd^mad^e unb SDienftboten, mb«
lid^ bie SSerfertigung Don ^aramenten. S)ie
Statuten murbm 1897 gmel^migt unb }ugleid^
bie Sblegung ber einfad^en ®elübbe auf SebenS«
}eit geftattet. — d. 2)ie Sarmelitm-Xertiarierinnm
Don ber Siebe in Spanien, Don P. Sfteban Don
Olot unb äoaquina Don ^a§i unb SSebmna }um
S^tdt bed Unterrid^teS, ber ffranlenpflege unb
anberer 9Ber!e ber Siebe gegrfinbet. 2)iefe in
@)>anim f el^r Derbreitete imb erfprie^Iid^ n^irifenbe
®enoffmfd^aft, bie Don $iu3 IX. il^ 3lamtn
erl^ielt, ^fjUtt bereits 1880 ca. 900 @d^»eftem
unb erlangte am 20. 3uli beSfelben Sal^reS bie
befinitiDe Seftatigung il^rer Statuten feitenS beS
apofioUfd^en Stu^IeS (Tyck 68 s.).
4. iBon bm regulirten Xertiariem nad^ ber brit-
ten Siegel beS 1^1. S)ominicuS gibt eS einm m ä n n-
lid^en Orbm in gfranfreid^, nömlic^ ben Tiers-
Ordre enseignant de St. Dominique mit bem
SRutterbaufe^rceuil in gfranfreid^, 1852 Don
Sacorbaire (f. b. %rt.) als Sel^rorbm gegrfinbet;
jömmtlid^e Sllitglieber fmb ißriefter. Unter bem
SRutterl^uf e fte^m bie Käufer }u 6or&}e, Ouatnfi,
@t. Srieuc, Slrcad^on unb CoubleDie. S)erObett
ber (Senoffmfd^ft (®eneralDicar geiumntj tovA
Dom ®meral beS SominiconerorbmS aufgeftettt;
bie 9RitgIieber legm nad^ eini&^rigem SloDiciat
bie brei einf ad^ ®eläbbe junöd^ft ouf btti 3qI^,
fobann ouf Seben^eit ai. S)ie Xrad^t befielt in
einem Xalar unb einer Stoprxit Don toei^ SBole
(Tyck 193). — iBon ben meiblic^enSongR-
gationm nad^ ber brittm Siegel beS 1^1. Domini*
cuS ift eine 9ln}a]^I bereits im 9rt. S^ulfd^oefietn
X, 1998 f. genannt. Sufierbem feien no4 e^
iDdl^nt : a. Sie S)ominicanerinnm mit bem 9Rut>
terl^ufe gur Unbefledtm SmpfÖngni^ auf bem
Sirenberge am rotl^m ^a^nen bei ei^renbrntfttin
(Siöcefe Xrier), 1868 Don Pfarrer JhouS Don
Slrmberg auS bem jtlofter }u Sd^n)^} in ber
Sd^mei} bemfen. Unter Srenberg, bem SRuttn«
l^aufe ber beutf(^en Sominiconerinnmcongrega'
tion Don ber 1^1. jtatbarina Don Siena, ftebt eine
ftd^ ftetS mel^renbe Stetige Don gfiliolen, bis ie|t
meift in ber X]^ein))roDin}, einige in Serlin. Sie
®efammt}a]^I ber Sd^ioeftem beträgt 220, mo^u
nod^ 46 f^ilfSfd^tteftem Dom britten Orbm in ber
Sßelt tommm. S^^d ber ®enof|enfd^aft ift bie
Ausübung ber 9läd^ftenliebe burid^ Srrnen* unb
ffranfen))^ege fottie Sr}iebung Don ffloifen in
Sßaif manftaltm unb Don üßöbd^ in $m{ionaten.
— b. 2)ie 2)omintcanerinnm im jMofter 6t Ur*
fula }u SugSburg, baS 1835 Don fed^S frommen
Sungfraum gegrfinbet tt)urbe unb 1394 Don bem
aSifd^of fBurf^b Don e&erbad^ (geft 1404) bie
OrbenSregel erl^ielt. S)ie 3q^ ber Sd^mejlem in
SugSburg betrögt iej^ 62. Son biefem fflofler
aus muroen nadd oer Söculorifatton neu befe|t
bie Sominicanerinnenllbfler )u SSriS^ofm unb
eptqn (f. b. %rt. Sd^ulfd^meftem n. 9, d) unb neu
gegrfinbet bie jflofter }u 2)onauiDött^, SanbSberg
a. Sed^ unb iEBettm^ufm (f ömmtlid^ in ber £i^
cefe SlugSburg), ferner 1877 eineaRiffmnSnieber-
laffung in SubafrUa, mobin Sifd^of 3ameS S)aDib
SiicarbS, a))oftoIifd^er93icar ber öfUi^2)ifiride
beS Sa^ ber guten Hoffnung, Sd^eflem Don
@i Urfula beri^. ^icr mirfm bie S)omimcane*
rinnm f eitbem mit beftem <Erf olge in Sd^iüen unb
iJBaif manftalten ; unter bem SRutter^auf e gu St\ti%
äBUUamStomn mit 45 Sc^meftem flehen bie
SUiamöfter in (gaft Sonbon mit 20, Sflo^tx gärrn
bei 3}eli mit 41, ®raaff Sieinet mit 10, fteilonbS
mit 5, ^otd^efftroom tmb fflerfsborti mit 15
be}m. 10, SaliSbitr^ (XranSDoal) unb Sictoria
(9nafd^onaIanb) mit 11 be}tt). 5, enbli«^ Sulu«
loapo (aHatabelelanb) mit 15 aRiffunSfd^meflenu
S)ie ©d^meftem ftnb tl^eUS 3)eul{d^, |^S Solo«
niftinnm, ärlönberinnm unb Snglanberinnen;
aus @t. Urfula in SlugSburg unb auS bem (bem
}meitm Orben beS 1^1. SominicuS ange^Srenben)
ftlofter SBettenl^ufm ge^ atjö^U^ 15—20
eonbibatinnm nodb JKng SBiSiamStoton ab, todä^t
nad^ fed^Smonatlid^er tßrfifung im KoDlciote baS
OrbmSfleib cm)ifangm unb nod^ einem loetteren
1889
ZertiuS — Xertutlian.
1890
3a(tc |it bm Odfibbcn (ugeloflen toetben. @ftmmt-
ii^eilitd^ wibiraper biefer !IRi{fiondf4tDe{lem
fmb bem f)ec]cn 3efu nttotHj^ unb txiogen ben
Atomen CoiiTeiit and Church of the Sacred
Heart (SBg(. Sie Idt^olifd^en SRiffionen XXVI,
Srrifctxg 1898, 58 ff.) — änbcrSDidcefeaugSburg
h^ffoi ou|erbem m>^ ZertiarimnnenSöfter bcd
tl Sominicuf in Soqerbiefien, g^mbingen unb
2ttxf^m, tDcId^e fid^ ebenfoOd bem Unterrid^te
mb bcr Srjie^g ber tDciblid^ 3ugenb uibtnen.
TininffoSb S)eutf ^lonbS jinb bie SDominicaner-
£cxHaricrinnen notnmtlid^ ja^Ireid^ in Stonfreic^;
cinjcCncfongtegoHünen finben ftd^ oud^ in Belgien,
{^onanb unb @))anien. gut boS toeitere fei l^ier be«
^nbcrS ottf baS citirte Serl Don XQd Dertotefen.
5. Son fmiftigen tegulirten ZerKoriercongre*
gationen {tnb mä^ ju ertoö^nen bie Settiarierinnen
bd $ianionftraten{etotben8 (f. b. W±
X 272) unb bie beS OrbenS ber Xrinitotier
(|. b. Vrt). S)a8 3n[Ktut bet OUoten di Tor
de'^ecGhi )u9lom bilbet eine SrtZertiarietinnen
M SenebictinerorbenS (f. b. %ü, gfron*
nko SRomano), )u benen aud^ bie SBenebic*
linetinnen«06Ioten t)on ber eisigen
tnbetung mit JMSfiem in Stidenbod^ in ber
€(l(tDd|, Conception (aRiffouri), ^onfton (@ab«
Sfltota), ^ig-jheu) (Danton 3ug) mit einer
StMe 9RariQ-|»iIf in SBieS^oI} (ftonton @d^aff-
brrafen) unb SReld^tbal gerechnet toerben Tonnen,
goncr if! ju i^nen }u gä^Ien bie Kongregation
])(r6<!l^n)c{iern Dom barm^erjigen €a*
narttan in Shtftrolien mit 18 fflöftem unb
1446(^tt>eftem, 1857 in@ibne9 gefiiftet, toeld^e
ji4 bem Untenid^ loibmen unb bem ^ufe ber
3utlu4t ber ^L SRagbalena gu %mpt (Coors
XtDcr) borftel^ %u$ innerbolb bed OrbenS ber
Zn^^ifkn (f. b. 9rt.) entftanben Zertiorierinnen,
banmler bie Dom £ra|>|)iften P. gron} ^fonner
gegtunbeten ZrQ|)piften>@d^tDeftem mit bem 3Rut*
te^fe STlariQti^ill (Slotol) unb einem $robe-
mib SoDinot8b<Kufe in ißouingen bei SReuDer in
^lUnbifd^'Simburg, meiere nad^ ber gorbe
i^ ftleibung aud^ bie «rotl^n €d(|tt)eftem^
gemmnt merben. (Sgl no^ M. Tachy [f. ob.]
25 86.) [^eimbud^er.]
tnf his, im 92. Z. ber S&reiber (xaXX(7pa<poc)
bti SriefeS on bie Stbmer (Stöm. 16, 22), tsal^
I4cinli4 ein corintbijd^er ß^ß, in bef|en olS
lömifdticr Kolonie toieberl^ergejlelltem SBol^nort ber
lotfittif«^ 9iame nidbt befremben lann, gumal
iDcnn iDir annehmen ofirfen, bo^ er felbft !R5mer
oon Qkburt toor unb belmegen feinen @ru| in
bif ^eimai fd^idtte. [ffoulen.]
lerfiiinaii (mit DoDfiönbigem Slamen Ou.
StptittiuSSflorend XertuÜianuS), ber bebeutenbfte
MAiäfbt ilcri^fd^riftfteaer Dor SluguftinuS, ber
Maniöfid^ ]p&itt iam 9)flontoni8mu8 (f. b. 9irt.)
üterimt, fyük in vlfrila feine ^eimot (Apol. 9).
L Seinem Eebc nSlauf e mibmete ber |l. ^ie«
xonQmnS, ber i^n nad^ Victor ald erften latei-
Dtf^en i^trd^ufqriftfteller bejetd^net, im Cata>
logns 58 einen befonbem 9bfd^nltt, au8 meld^m
}u entnehmen ift, ba^ er ber @obn eines Sen«
turio im ))roconfuIarifd^n ^eere Don Storbafrib
mar, als Sd^riftfteQer unter @eDeruS unb Sord»
coDo auftrat (maS übrigens auS ben Sd^riften
felb|t }ur Genüge l^erDorgebt) , unb bag er ein
fel^r b^b^ 9Iter (aetas decrepita) eneid^te.
SBaS feieron^muS fonft nod^ beibringt, finbet nicbt
aOeS in XertuSianS @d^riften feine Seftütigung.
3)o(^ lönnen biefe bürftigen 9iad^rid^ten mit Dor*
fid^tiger ^eranjiebung ber gleid^geitigen ®efd^id^te
aus ZertuDianS @d^riften felbjl nod^ etmaS ergänjt
merben, ba feine @d^reibmeife eine ftarfe fubj[ectiDe
görbung ffai unb er oft ^erfönlid^eS einfließen
Iö|t. SBaS erftenS feine 9iationaIUät betrifft, fo
mar er feiner 9lbftammung nad^ gemiß fein $unier,
fonbem ein Kömer ober menigftenS ätatifer.
iRorbafrila n&mlid^ mar in ber Urjeit jmar Don
^Berbern d^mitifd^en UrfprungS bemo^nt unb bie
nad^ 9torboften Dorfpringenbe CdCe fd^on früb Don
^bbniciem coloniftrt morben, meU^e bi^r ben
reichen punif d^en ^anbelSftaat mit ber ^u|)tüabt
Karthago grünbeten. SIber mit bem gdlle 6ar«
tbago'S 146 D. Sbt. erlofd^en ffin au$ bie ))u*
nifd|e Statbnalitöt unb @prad^e, inbem bie Siefte
beS SioSeS fid^ nad^ 9tumibien )urfid!}Ogen utü)
italifd^e Solonifien einrüdttcn. Sie f)>äteren Kar*
tbager beonf|>rud(|t(n ba^er mit ffttd^i, öd^te SRömer
)u fein, unb nabmen am geiftigen Seben beS
ÜRutterlanbeS ibren Sntbeil, aumal ba bie flön-
bige 9uSfubr Don betreibe nacb 9tom einen fteten
regen ^nbelSDerlebr mit bem 9RutterIanbe be-
bingte. Srfi nxir Utica, bann aber feit 9ugu[tuS
baS als rbmifd^e Kolonie mieber erftanbene Kar«
tl^go ^auptftabt ber $roDin) unb 6i| ber fßf
börben. SS b^tte eine ®amifon, beftebenb auS
einer Koborte Sßrätorianer, mdbrenb bie eigent*
lid^e $roDin)iaIarmee }ur beffem S)edCung ber
(Srenjen im 9(ureS«®ebirge ibre Stanbquortiere
batte. Somit fann aUerbingS Kartbago bie
Saterflabt ZertuQianS fein ; ertoiefen aber ijl nur,
ba| er fpöter feinen bleibenben 9Bobnort bort
batte. 2)ie Kenttirionen maren aEerbingS nur
Subaltemofftdere , genofjen aber fd^on in ben
Reineren @täbten 3taIienS (Her. Sat. 1, 6, 78)
einiges Snfeben, mebr nod^ in ben ^roDinjen,
unb fanben als SnmSrter gute Serforgung, fo bal
ZertuSian nid^t eben unter uugunfKgen SSerbdlt«
niffen geboren mar. SebenfaDS genog er b^bere
Silbung, mie feine Sefanntfd^ft mit ben 9tb^
torenfd^ulen Kartbago'S bemeiSt (Ady. VaL 8),
unb brad^te eS }um SRed^tSgelebrten, mie, abge»
feben Dom Seugnt^ beS KufebiuS (H. E. 2, 2, 4),
fd^on feine eigenen Sd^ften }ur ®enüge bortbun.
®emi^ ift, ba| ZertuIIian fid^ längere Seit bin-
burd^ in Stom aufl^ielt, unb ba| feine SuSbilbung
mabrfd^einli(b bort ibren 9lbfd^Iu| fanb. Semeife
für feinen römifd^en 9uf entbalt laff en fid^ f olgenbe
erbringen. 3n feinen @d^riften jeigt er eine ge«
naue OrtStenntnil Don !Rom unb ermäbnt Kreig*
niffe, meltbe fid^ bort }ugetragen b^ben, fo mie ^e
1391
XettuIIian.
1192
nur ein ffugengeuge fd^Ubem fann. Sie OrtS-
femttnil onlongenb, fo tt)ei^ er nid^t blo^ im
Stifter unb SircuS aenou ^\d^, fonbem fennt
oiul^ gonj obfcure Socolitäten, toeld^ man ie|t
ftmm )tt t>erificiren im @tanbe ifi, ). SB. inter
dnas lanros (ApoL 35), ben Ort eined Stten«
totes, toal^rfd^einlid^ in ber via Latina ober
Layicana gelegen (f. Ado. Martyrol. 11. Ang.),
unb bie SRiet^fofeme Felicula (Adv. VaL 8),
bie aud^ inaula Felicles ^eißt (DgL BulL d.
comm. arch., Born. 1885, 86), in ber neunten
Stegion gelegen, bie mo^I nid^t ein «fläld^l^otel"
getoefen fein (925Ibed^en) , fonbem mie anbere
®Aavbt Don einem Sigentpmer ober einer (Eigen*
t^merin i^ren 9lQmen gelabt ^oben mirb. Skid
er in 9lom trieb, unb rotld)t Stellung er bort be-
fleibete, fagt er freilid^ nid^t, aber ed fann mol^I
ni(^td 9(nbered gen)efen fein M bad @tubium ber
Siedete, unb roenn er eine Stellung einnal^m, fo
fann eS nur bie eined ^boocaten gemcfen fein,
tt)Ogu er fic^ feinen Einlagen nac^ Dortrefflid^
eignete, ©eine ^eimat lieferte bereu nid^t menige
(nutricula causidicorom Africa ; Jnv. Sat. 7,
148). @efd^id(te Sac^ttalter famen mit ben ^ö(^-
^en @tönben unb allen fiebenSoerl^ältniffen in 9e-
rül^rung, üon beren flenntni^ in 3:ertuIIiand
Schriften fiberaQ Spuren ju ^nben ftnb. Sie
tonnten begreiflid^ bamatö tt)ie l^eute leidet Diel
®elb üerbienen unb n)ann burd^ i^re Stellung
barauf l^ingeaiefen, eoentueO SBol^ll^abenl^eit fogar
)u offectiren. Sie trugen bal^r aud^ fletS bie
iHeibung ber SSomel^men, bie Zoga (gfrieblönber,
Sittengefd^id^te 5Rom8 I, 6. «up., Scipsig 1888,
825—335). gür bie Dauer feineS römi)(^en
^ufentl^ItS (äffen fid^ folgenbe 2)ata erbringen.
(Sr entwirft eine Sd^ilberung beS SluSfel^enS
|)artl^ifd^er Solbaten, natfirlid^ Kriegsgefangener,
totldit er in 9tom mit eigenen %ugen gefeiten
l^at (Yidimus Bomae etc.; De coltu fem.
1, 7 et 2, 10). S)tefe SteEen »erben gemdl^n-
lidd auf ben fogen. Xrium))]^ beS SeDeruS 202
über bie ^rt]()er bejogen, aber mit Unred^t
®enn erfienS üeranftaltete Seoeruä, bcffen 6r-
folge im Ißartl^erfriege überl^aupt nic^t gro^
maren, feinen eigentlid^en Sriumpl^^ug (Spar-
tian. Sev. 7); jioeitenS aber, WaS entfd^eibenb
ifl, fann SertuUian gur Seit biefeS fog. Srium«
p^t^ unmöglid^ in Siont getoefen fein, ba gleid^-
geitig bie feoerianifdde SBerfoIgung, meldte eine
allgemeine mar, im gangen 9{eid^e mütl^ete unb
er mö^renb berfelben nad^meiSIit^ in Sartl^ago
Dermeilte. 68 fann bal^er nur ber gunödfift Dor-
l^ergel^enbe S^riump^gug eineS römifd^en gfelbl^erm
über bie ^rtl^cr gemeint fein, unb baS mar ber
be§ S. SSeruS im 3. 166 (Spart. L. Venia 7).
XertuÜian l^at femer a(3 ^ugengeuge mit an*
gefe^en, toaS fid^ in SRom gutrug, aI8 SWarc 5lurel
im TOöra 180 in ^ßannonien ftarb (ApoL 25).
Darüber fmb bie ©elel^rten einig. 3(ud^ ift nid^tS
3:riftige§ bagegcn eingumenben, ba^ er gur Seit,
als unter bem Stabtpräfecten QfuScianuS im 3. 189
in 9lom ein fd^erlid^ goniifienbtani m
®erid^ oerbanbelt mürbe, fic^ nm6 an Cd nl
Stelle bie 3)etaUfenntni| ocrfc^affti, wdfy tc
(Ad natt 1, 16) boDon ocrro^ £fi»i irisbe
bie 2)auer für ben römif(^ VafesftfA ixt»
tuOionS Don tttoa 160—190 ^tnlfin^ ge-
p^ fein. SBo er bie fibrifie 3^ fdnd KM
gubrad^te, if! bur$ fdne Sd^riftm fiäntqu^fdi,
ndmli^ in feiner Soterflabt (Ead^ogo^ ia i>te
civitate, toie er fie mel^rmolS namt; nmntcr
fid^ nun befd^ftigte, ift aud^ nt^t |HK^d|oit,
nömlid^ mit tl^Iogifd^en Stubicn «ab nt 1^
faffung oon apologetij^en, bogmatifd^, |o>
lemifd^ unb aScetifd^n Sd^riften. Sfai Stk»
tbeologe, ber gmei 3al^)e^te unb Warnt m
9tei^ tief burd[|bad^ter, oudgerrifter St^n^ V*"
ausgab, o^ ba^u trgenbioelc^ Semf nd) irgiil
meldte amtlid^ aiuctorifattongu befiten, ttfiif nto
ben fird^Iid^ unb f odalen Serl^tniffen ber bm
erften Sa^r^unberte o^e Snologte, unb eia fok^
ifi für ieben Sac^funbigen unbenfbor. (Eib oS
fpred^enber SBeruf ift ober für Xertullian Iei4t|i
finben. Sartl^go, nod^ft 9(e;anbrien ssb li^
tiod^ien bie grd|te unb retd^fte ^oninaialfiobtM
9leid^, batte, mie anbere gr5|ete Stfibk \m
ffate^etenfd^ule, an meld^ neben ^eßem ■!
(SIerifem aud^ fiaien tbdtig fein bmnten (C!j|r-
£p. 29). (Sin Sebrer ber Poted^eten üaOßiß^
aud iener 3eit ifi und fogar mit 9lamen bcfant, kr
$riefter ^\pa[\u§i (fAtürtyr. S. Peip. et FaL m
9htn ftnb aber eine Sfnga^I Don Sd^rifiai tep
tulliand auSbrüdflid^ fibr fold^e ^ßerfonen g#«»
ben unb an fold^ gerid^tet, melc^le fürifi^ ^
2:aufe empfangen ^aben, unb bebanbda flc|V
fiänbe , meldte }um ffoted^enenunterri^t r
borten. (Sd ift alfo burc^ bie S^riftm Zcp
tuÜianS flargefieüt, bog ber rei^ gennbor
9lboocat Sbrif! unb ald fold^er Sebrer bcrftl^
d^umenen in Sartbogo tourbe. 2)a)mifibai fe|^
natürlid^ STland^erlei, bor Mem ferne Scbfoni
aum Sbriftent^um. 9Id ^be bcfiubte er |kiii|
ben gircuS unb bie Xb^ter, unb fefai fiBSiß
93er]^Iten mar nid^t bad beße. lieber bie 9»
anlaffung nun, meld^ feine Sefe^rung jmn (Bp^
ftentbum l^erbeifü^rte, unb über bie Um^Mr
unter me((ben fte ftd^ DoÜgog , fjiri^t fi4 ^
tufiian nid}t näber au8. StbenfaDS mar d nK
bad Sefen ber 99ibel, mag i^n aum SbiiMln
fül^rte (9{ölbed^en, SertuIL, ®ot^ 1890,42),
fonbem , menn man feinen ffudfimub Susvi
martyrum semen Christiaiionim ouf i^ {Äff
anmenben barf, fo fann e8 nur ber Wßi to
Stanbbaftigfeit ber SRart^rer geioefen fmu «•*
ibn auf bie neue Xeligion aufmerffam wdft
Stoax fanb unter ber Regierung be< (brnrnM
eine allgemeine Sbnftenoerfolgung ni^t^ «^
fte fab bad berubmte QRartqrium bei SrnM
^poQoniuS, meld^ed no(^ in bie 3ett bd rW*
fd^en «ufentbaltS SertunianS m\ (jmifd^ 1%
unb 185 ; f. b. ^rt. n. 2 unb IHette, $r^ ob
Acta S. Apollonü, Seit)}iB 1897, 56, ib Zßtt
13M
Xettudion.
1394
nsb Unififii^vngen XV, 2). Qon hiner feimt
&tnflfa Id^ fi4 Ott Ort ber Sbfaflung Korn
no^toeifcn; oenn er ober, unb bod gefd(iel(|t in
ni^raciiy einen fltf dff tmgSort ongiU ober erftnnen
a|t« fo ifl CS jie» Cart^ogo. S)q^ ifi bie Vn«
no^ tMXß nid^t }u tü^n, er l^be att S^rijl in
bi<f(r 6lobt beftftnbig gelebt unb bdfelbf! bod le^te
tirüel ober Siiertd feine« Bebend jugebro^t. S)a^
n oon bort mi9 nod^ Steifen xaaiftt, ifi niddt er-
»fMornnb <nii( ni^t tta^d^nlid^. Sroerfol^
tlfo in Cort^go, no^fbem er ÜRUglieb ber fatbo«
fiftcnffin^ genorben mar, bo8 9mt eined Se^rerS
Ux floiei^ttmenen , JakUfA i^ aa^ üetonlalte,
ringetenbe t^eologifd^ Stubien }u mod^en. WS
^m^t berfelbcn ifi junSd^ft feine genaue Jhnntni^
bcr (eiligen 6<i^ft }u bejeidbnen. S)a| er in ber
9iUofo|)^ie unb ibter ®cfd^i(^te »obt&eteanbert
QNir. letgffi bie bogmotifd^ Sd^riften auf jieber
6ftt(; ottd^ in ber Webidn unb ben 92atum)iffen«
fi^aften oerrötl^ er gute ftenntniffe unb l^tte Diele
cbij^iAgige SBerle getefen. Ob er baS fd^on att
^ gct^on ober fpöter als ei^rifi, ift natfirlid^
m^t |u cntfc^ben. SBenn ein geifiig fo bebeu-
irnber Slann, ein fo eifriges unb ^eroonagenbeS
Kitgtieb ber ®emeinbe (mon Dergleic^e S^prian)
sh^olibolb in ben SIeruS aufgenommen lourbe, fo
nmife bal feine befonberen Urfa(^en ^aben. Xer«
diflian mar oerl^eiratet (De cnlta fem. 2, 4); erfl
m ber 64rifl De resorr. 59, weld^ nad^ 211
Mrfo|l $, rci^net er fid^ )u ben ßl^elofen, mar alfo
mfiDif^en IBitttoer getoorben. 9ber oiefer @tanb
»dre fein obfoIuteS ^inbemiB ber Orbinotion
gaorfcii, unb eS muffen ibr toobi nod^ onbere Um«
^nbe im SBege geftanben l^ben. 9iad^ fold^en
hna^t man ni<bt lange ]u fud^en. (Sin SRann
vte rr, ber obne 3)oei^I feine nöd^fie Umgebung
QnjHa loett ubenagte unb aud^ fonfl Urfaqe jum
6elHtg(fübI ^tte, burfte eigene STleinungen
taben, imb er l^tte fie aud^. ®eh)tffe rigoriftifd^e
8tmibfa|e unb inbtoibueOe 9lnftd^ten, toeldde fic^
}pün jur ^orefie auSmud^fen, finben M fd^on in
jctncn tdtbolif«^ @d^riften, unb ba| er fie ^\ä)
ni^t QuSreben Iie|, fonbem M baran feft^ielt,
mir bei ber (Energie unb Sd^ropeit feines SBefenS
fdbon |tt ertoorten. Unter btefen Umftönben mag
(Dioobl ber Qifd^of als aud^ bie (Bemeinbe gegdgert
babffl, i^ in ben (Stents aufgunel^men, fo febr er
(« mi<b fiDnfl üerbient ^üt Sr rebet an oie(en
EteSen feiner früheren Sd^riften birect unb inbirect
fesn fi(b als Saien (De poen. 6 ; De erat. 20 ;
Ad mirtyr. 1 eto., nament(id^ in ber SteDe De
cxhort 7: Nonne et laici eacerdoies sumus,
vnb loeiter unten : Omnes nos Deus vult ita
diapodtoa esse [seil. )um $rief!cttl^um]), unb
IDifjft ftbeint burd^ biefe 7[eu|etungen eine ge-
viffe Un|ufrid>en]^it burd^juflingen (g. S. De
ont 22). 9lad^ 9leanber CflntignofiicuS) fprid^t
KT nfi De anima 9 oon ft^ alS ^riefter,
in Sobt^eit ober redtet er fid^ fd^on um baS
9i4r 207 ntm SIeruS, ba er Ady. Marc. 3, 5
fagt bie beronnte @telle t>om brcfd^enben Od^fen
fei nid^t bud^ftiblid^, fonbem de nobis, n&mlid^
t)om (SleruS, gu oerfteben. ÜRübin bot er gleid^-
geitig mit feinem Uebertritt gum ÜRontaniSmuS,
ber in baS Sal^r 206 gu fe|en ift, bie Stellung
eines gSriefterS übernommen. S)ie SBorte beS
f)ieron9muS: Hie nsqne ad mediam aetatem
presbjter füit eccleeiae (Gatal. 58), entf^ire^en
lebenfoDS nid^t ben Zj^atfad^en unb ebenfo menig
barauf baftrenbe Weitere ÜRittl^eilungen biefeS
edSiriftfleSerS. 3m Uebrigen finb bie @d^i(ffale
unb bie XbWgTeit SertuUianS toefentli^ beein-
flußt burd^ pei gfactoren, bie (Ebtiftenoerfol-
gungen, fotoett fte feine ^eimat betrafen, unb ben
SRontaniSmuS.
S>ie erfte Verfolgung, bon meld^er bie j[unge
JKrd^e Storbafrifa'S betroffen toox, fanb ftatt im
3. 180; il^r fielen bie fdlitanifd^en SRartprer
(f. b. 9lrt.) gum Opfer. Zertuaian ertuä^nt ibter
nur einmal gang nebenbei als eineS gefd^id^tlid^en
SreigniffeS, oon meld^em er nid^t ndber berübrt
tt)orben mar. 9nberS 196 unb im folgenben
Sabre. 3m Stampft mit feinen 9lebenbu^lern
^ßeScenniuS 9liger unb (SlobiuS WbinuS errang
SeptimiuS SeoeruS (f. b. %rt.) einen Srfotg
nacb bem anbem unb marf fie gu(e|t oonfiänbig
nieber. S)er ttarxdp] mürbe in Sfrüa, ber ^tmat
beS SeoeniS, begreiflid^ermeife mit befonberer 9uf-
merffamtett oerfolgt, unb man freute fid^ bort ber
Siege beS fianbSmanneS aufriÄtig. 3(ber €ieg
rief neuen 3ubel berDor, unb man feierte il^ iebeS-
mal burd^ 30uminationen, SBefrängen berjbäufer
unb Sfreubenfefie. (£S fd^eint, als ob bie Sbriften
fid^ ben €tegeSna(^rid^ten gegenüber fu^( Der-
btetten unb bie Semonftrationen ni(!^t mitmad^ten.
S)ieg erregte bie SButb beS SoÜeS ; balb erfd^oO
ber 9luf : Christianos ad leonem, unb einulne
Sbriften mürben 0))fer einer auSbred^enben SJer»
folgung, meldte, mie eS fd^eint, bie Obrigteit in
bie ^anb nabm. 2)ama(S reid^te ZertuSian ben
$rd^beS ber ^robingen feine boül^mte Sert^eibt*
gungSf(brtft ein. 9tad^bem @et)entS feine 9}eben-
bul^Ier übermunben unb getöbtet ^atte, trat mieber
Kube ein, um fo mel^r, meil berfelbe fid^ gu einem
t^Ibguge gegen bie $art^er rüftete. 9ber als
btefer glüüic^ beenbigt mar, erließ SeberuS im
3. 202 nod^ im Orient ein SBerfolgungSebict
gegen Sbtiften unb 3uben, beffen 3nbaU fein
^iogra))b in ben furgen SSorten gufammenfaßt :
Judaeos fieri sub gravi poena vetait; idem
etiam de Christianis sanxit (Spaiüan. Sev.
17). 9Ran bot megen biefer gfaffuna geglaubt, baS
(Sbict beS SeoeruS ^abe nur ben uebertritt gum
S^riftentl^um oerboten unb banim befonberS bie
ffated^eten unb ff ated^etenfd^ulen betroffen, maS in
SBegug auf ^te^anbrien aud^ gutrifft. 9ud^ in
flfrifa, fperieO in Sart^ago, bracb eine b^füg^
Verfolgung auS, meldte etma gmei 3Q^te bauerte
unb burd^ baS ^Dtart^rium ber ^l. Perpetua unb
fJfelidtaS befonberS berül^mt gemorben ift. Xer-
tuHian fam perfönltd^ in ®efabr unb mad^te fid^
mit bem ©ebanlen, SRort^rer gu toerben, Dertraut.
1S97
XertuHiaiL
1898
licr 9nid^ mit il^r unl^ßar tourbe. 9Rit biefen
SÄriftan* De pudidtia, De monogamia unb De
J0junio adTeniu psjchicoe, cnbd feine Itte«
(orifil^ X^tifllett in einer SBeife, toeld^e ben 9(n«
ftngen toenia ent{))rid^t S>er gro|Qttig beanlogte
I^Ioge ustb fieiftooÜe Seigrer toat ein berbiffener
unb erbitteder Sectirer geworben unb enbete ott
^au)it einer ^anbDoS 64ltDärmer, beren Ißriefter
imb Se^ er toat. Sie nannten jid^ nad^ feinem
Sollen unb befa^en nod^ oni Snbe beS 4. Sal^r-
VimbedS eine SofUifa in (Eortbago. Unter bem
SptfcoiMt bcft 9tn:eUufi Dereinigten fie ftd^ mit
bcr ftir^ ^au))tfä(l^ltd^ infolge ber Semul^ungen
M liL SttgufiinttS (Praedestinatae 26 et 86 ;
yHgiM Un, 596. 617).
£ie| i{i QÜeft, VM fi^ aber ZertuaianS Seben
siü OtiDil^ett ober boc^ mit genfigenber SBol^r-
ftbrinß^bit foaen Ifi^t. 3)er neuefte ^Bearbeiter,
JUIbe^en« lDei| barüber freilid^ Diel mel^r )u er«
iäbfen, {. 9. über Reifen, bie XertuSion gemad^t
baiwn foa (€. 70 ff.) : inbeffen fu^rt bei i^m
non^mal mcl^ bie $9antafie ol8 ber SBerftanb
Me {^'(^ung l^erbei.
IL (Hn Xl^U ber @d|riften XertuSianS
mtbalt Semerfungen, oufi meldten fid^ mit ^ilfe
U: 3eÜgef4id^te SRerfmale ber ^IbfaffungSjeit
(itDontm laffen, mabrenb in onberen Sitate
jifiieier 64ffiften bed Suctorft Dorfommen. ^tt»
m ^dftn bie einjelnen Sd^riften mond^mal in«
(aftln^ mit onberen in fo engem Sufammen-
hoRV, ba| fie fidff Don felbft )u @rut|i)en Der-
binbcn, tooburd^ ber ®efammtfiberblid über feine
f^riftfleDerifd^ Xj^tigfeit erleid^tert toirb. 9{ur
rim miter allen feinen @d^riften fte^t gan} au|er
Sobinbung mit ben übrigen ba, nfimtid^ bie
De pallio. an Surift ober SbDocat mar Xer«
lulion genbt^gt, fid^ ftetS ber ftleibung ber ^5^e-
imStäibe, berXoga, gu bebicnen, unb man
tiaht i^ in Cart^go nid(|t anberS als in biefer
Siml^t gcfel^n. Sn einem gemiffen 3^tt)unlte
\m% i&mA nun Dertaufd^te er bie Xoga mit bem
$a!Itum, bem für jen 9RanteI, ber über ber Xunica
gttngen tamrbe. 6o fleibeten fid^ bamalS mit
Sodiebe bie ^^ilofo))^, namentlid^ bie S^nifer
<9ncUänber, @ittengefd^. StomS HI, 688). 3)iefer
Br^rfel erregte Suffeben; man f))ottete, mied mit
Smgecn mif i^n unb rief: Ita a toga ad pal-
linml 3ur (Mlärung biefeS auffallenben !Bor-
gtbml N man frfi^ mobi ouf bie Snnabme
bct {(^ertnurbe l^ingemicfen. 9ber eine geift-
IMft SmtStnid^t gab e$ bomalS nod^ nid^t. ßbenf o
mfebU tft CS, dne Sirfung beS 9RontaniSmu8
borin pi fe^, ba nid^t belannt ift, ba^ bie URon-
tanijiin f 4 burd^ befonbere ftleibung bemerl-
It4 gemoil^t litten, aiud^ Dertbeibigt ftdl) Xer«
talimi in hn €d^rift De pallio ni(^t gegen
Spötteleien ber ^f^d^iter ober ffat^oliten, f onbem
gegen jetne beibnif^en 9Ritbürger. S)er Xrad^ten«
laätfei eiBart fi(^ Dielme^r ungejnmngen auS bem
fflialogen fßerfa^ren Don äuftin (Eue. H. E. 4,
11.8. 11) unb ^aclas (ib. 6, 19, 14). Vud^
bief e beiben d^riftlid^en Seigrer, lebterer fogar Seiter
ber ffated^etenfd^ule }tt Slesonbnen, l^ielten eS für
angemeflen, öu|erli^ als ^]^iIofo)>(en )u erf(bei«
nen, meil fie fo il^rer fiebrtbötigfeit ungebinberier
obliegen Tonnten. S)er SBed^fel in ber Xrod^t ift
alfo mit bem Ucbertritt XertuflianS }um Sbriften«
t^um in SBerbinbung }u bringen, auf meld^
ma]^d^inli(b balb bie Uebemal^me beS Sel^ramteS
folgte. SBeil bem fo ift, fo lommt aud^ auf
bie (Ermittlung ber SbfaffungSjeit gerobe biefer
Sd^rift Diel an. 9IS Kriterium berfelben ifi Don
ieber bie ßrmdl^nung ber brei Sugufti bejm. Sm«
peratoren c. 2 angefel^en morben. S)rei ftoifer,
3nt))eratoren unb Slugufti, l^atte man in bem 3rit«
räume , ber in 99etrad(|t f ommen (ann, gmeimal,
baS erjte 9RaI nömlid^ nad^ ber Srmorbung beS
^ßertinas, ^o gleid^geitig SibiuS äulianuS, ißeS«
cenniuS 92iger unb @eDeruS als Xl^ron^irötenbenten
auftraten unb fid^ iene Xitel beilegten, bie fte auf
il^ren 9Rfinj|en ffibrten, Don SRörj bis ÜRai 193;
baS gmeite Wal xoax eS ber gfaU in meniger auf«
faOenber SBeife, nad^bem @eDeruS feinen beiben
eöl^nen iene Xitel Derlieben batte, alfo 209—211.
(ES bliebe alfo unbeftimmt, meld^em biefer beiben
Seitpunfte bie @d^rift De pallio jugumeifen fei,
merni fte nid^t nod^ ein gmeiteS SDlerfmal ber 9b«
faffungS)rit entbielte, nämli(^ bie (Ermöbnung beS
l)a}umal f^djitübm (SetreibeüberfluffeS (pacia
et annonae otia etc. c. 1). (Sute &mten unb
äBoblfeilbeit maren Sreigni^e, bie man auf ben
SRünsen )u Deremigen pflegte burd^ 3nfd^riften
mie Saeculo fragifero, Cereri frugif erae u. bgl.,
unb fold^ Snfcbriften ^nben ftd^ auf ben SRfinjen
beS @eDeruS unb feiner Stebenbubler Dom Sabre
193 unb t^etlmrife nod^ Don 194 (f. Cohen,
Descr. hiet. des monnaies HI, 2* M., Paris
1883, 404. 406. 421 ; IV, 65). g^ür bie Saläre
209—211 laffen fte ftd^ nid^tnad^meifen. SBegen
beS 3ufammentreffenS beiber ^xütitttitti auf
baS 3abr 193 fann nur biefeS alS 3abr ber
Sbfaffung angenommen merben. 9(ud^ pa^t fie
aus inneren (Srflnben nid^t in bie 3rit Don 209
bis 211 ; benn ber gutmütbig fd^erjenbe, iugenb«
lid^ mutbtoinige Xon biefer l^armlofen Satire
meist entfcbieben in eine frul^e 3<it olS in bie-
ienige, in meld^er eine bittere (Semüt^ftimmung
bem IBerf äff er bie gfeber ffil^rie. Sie f o gemonnene
Seitbeftimmung fül^ alfo ungefobr auf ben 3Ht«
punft Don XertuSianS 9(nnabme beS Sb^ifi^n"
tl^umS, auf meldte bie Uebemal^me beS Sebr«
amtcS mal^rfd^einlid^ balb folgte. (Er lag nid^t
lange Dor ber 9bfaffung biefer @d^rift, mie auS
ben @4Iu|morien erl^eUt: Oaude palliun et
exnlta, melier jam te philoaophia dlgnata
est, ex quo Christianom veetire coepisti.
9]Rit @id^r^eit lönnen au|er ber genannten
Sd^rift nod^ battri toerben: 1. bie SBud^er Ad
nationes megen ber 1, 17 Dorfommenben 9n«
fpielung auf bie @d^Iad|t oxi ber SR^one bei Sqon
Dom 19. gfebruar 197; 2. ber Apologetioaa, mett
barin c. 35 bie Ie|te Verfolgung ber el^emaligen
1401
XettuIIian.
1402
forbcci \cibt, man foQe feinen Flomen btfennen,
jo fri batnil nitr ein 9efenntni| Dor (gott unb im
j^timaiel gemeint. XettuOian Derglei4|t bontm bie
Sno^ mit Scorpionen , toeld^e }ur Seit ber
£0|ten ^ke am gefä^did^ften {inb, tmb erl^örtet
i(ittn grgenfibet bie $fliii^tmö|igleit beS 9Rat-
n^moL S>ie €d^ft gehört en^d^ieben in bie
3ett eiiiff f^toeren, großen, bmge büuetnben unb
digemeinm Serfolgung, alf o in bie 3^it ber fet>e-
rim^tcn ; bcnn bei einer fd^nel Dorttbergel^enben
gitfotgung Derfpro^nt fold^e SRandDer toie bie
jmer (BnofUbr feinen CrfoIg. XertuUimi f^rieb
fv feiner {U einer StÜ, ba )u Sartl^go bie
^Iffi^teiten gebrSngt ouf einanber folgten, maS
tDubennn nur auf 203, bad Sol^r ber 3)e"
(rrauiHen be9 €et)eru«, paÜ ; er f(^rieb fie enb-
lt4, all i)n bie 9e{beitung ber ^ärefte beS Sa-
ImtfamS f4on bejd^lftftigte , ben er im 3. 204
in ttner eigenen Sd^rift beldmpfte (t)gL Bcorp.
i0ail5» »0 9}alentinu9 mit Ütamen genannt
viib). Snbß^ ^|t ber gemäßigte, rul^ige Xon
sab Me Demfinftige Sel^onbtung ber Sa^e burd^
oaS niiit in bie firciw montonijtijd^e ^eriooe
brt SndorS, VDolfin fte neuerbingS 9lMMi)m
(g. 321 ff.) mieber ffot Verlegen moOen. 9Der
3n^ ber Sd^rift ift Dielme^r ganj ort^obog,
nie |. 9. toenn er e. 10 erflört, ber ^rr ^aht
«eintf unb burd^ i^n ber ffird^e bie @d(|läffel beS
<)hmnelrei^ j^ntertoffen, toaft er \pättt in ber
@<^ De pudidüa o. 19 unb fonft t^ilmeife
lanenete. 918 Semeid f))äterer 9bf a{fung8}eit nad^
202 ober 203 tMb bie Stelle in e. 5 angefül^rt,
tDo ZeduEtan oon feiner Selftmpfung ber SDtar^
tionitai in ber Sergongenl^it f))rid^t (longnm
«it, ut Demn meam bonum ostendam, quod
jam a nobit didieerunt Marcionitae). Sber ber
ViokÜ ^ nid^t }mingenb ; benn bie SBeffimpfung
ber SKflxnoniten burc^ Xertuttian gel^t t)iel meiter
lunfaf Ott 207, ba er oor bem je^igen 9Berfe gegen
sRortion f(^n gmei oerlorene Sd^riften gegen il^
otxfa^ (otte, bie l^ier gang gut gemeint fein Unnen,
Itimol er an anberen @tdlen berf elben Sd^rift oon
frinan Statx0fl\t gegen SRarcion aud^ im $röfenfi
fpii^t: noa aatem de Deo alibi dimicantes.
Huf bie 3eU ber feberianifd^en IBerf olgung beutet
Utk Ifin, BefonberS aud^ bie (Ermöl^nung beS
ffnoap^Ittd 0. 1. @eüerud UMir nämlid^ ein
g»^ SBere^rer bei @era))i8 (Spartian. c 17),
Ut mit einem fmnb«Ib|)f bargeftellt mürbe. SBäl^-
(cnb bicfn: IBerfoIgung mar XertuUian ))erfdnlid^
6efii(ten mtSg^ej^, mfi^b er ftd^ 212, mie ber
Xon ber6d^ on Scapula geigt, gang fu^r
Scfü^ Ifihtn mi. Sbxt 6d^rif t De oorona ba-
ttgm g^rt ber S^i beS SRontoniSmud an, unb
fl nitb borin bie Srlaubtl^eit beS ftrdngetragenfi
uht^utrt be^ritten. 9h)d^ meiter in'S Sj^em ge^
Dt fbga, mdt^e Sd^rift etma 218 angufe^en ift
3n einem (Brenglanbe mie Slorbofrita mar efi leidet,
^ ber Serfolgung burd^ bie Sflud^t gu enlgiel^n,
nnb memt mir XcrtuQimi glmäen bät|en, f o mar
<A bo^ gebmmen, ha% gange ®emeinben, Sie«
rifer unb Si)d^5fe eingefd^Ioffen, in iener 3«it bie
gflud^t ergriffen. 3)em gegenüber beftreitet Xer-
tuttian bie erlaubt^eit bed g^Uel^end in ber IBer-
foIgung trofc beS entgegenfte^enben SiuSfprud^
beS ^erm UJlatt^. 10 , 23 , ben er nur ald an
bie tnpojtel ))erfönltd() gertd^tet anfeilen miU, unb
tritt baburd^ in SBiberfprud^ mit feinen eigenen
früher (Ad uxorem 1, 4) auSgef|)ro(^enen ^n-
fluten, mo er bie glud^t für erlaubt ertldrt l^atte.
2)ie britte ©ruppe, gu meld^er bem an-
löte nad^ aud^ fc^on bie brei gule|^t genannten gu
red^nen flnb, bilben bie moraUf($-adcetij(i^en
Sänften. Sffir ftd^ allein fte^t tmter ibnen bie
Sd^rift Ad uxorem libri ü, morin ber Qerfaffer
bie aßdglid^feit in'd 9uge fa|t, ba| feine ®attin
SBittme merben !5nne, unb i^r gleid^fam oIS gei^
ftigeS 3ermdd(|tni| bie SBunfd^e barlegt, bie er
f fir biefen gfoD l^t. Sie mürbe in feinem Sinne
^anbeln, fogt er, menn fte alSbann nid^t mieber
heirate, obmo^I er il^ bie gmeite (Ef)t nidbt oer-
biete. äebenfoDS bürfe fie aber leinen (Reiben
gum 9Ranne neigen, unb t% merben i^ barum bie
©efa^rtn einer fold^en gemifd^en Sl^e Dor 9ugen
geffi^. 2)ie Sd^rift ift, frei oon aUen estra-
oaganten unb rigorofen gorberungen, in einem
gemütbooSen unb rubigen Xone abgefo|t. 9{uS
biefen ®rünben, megen i^rer Sd^reibort unb mett
jie nod^ leiner Verfolgungen gebenft, ift [it für
eine ber öüeflen Sd^riften XertuQianS gu bolten.
9u|er biefer Sd^rift ermabnt ^eron^mud nod^
eine anbere, beren ®egenftanb bie £b< bilbete,
unb bie fpecieO De angustÜB nuptianiin bon-
belte unb ad amicum pbfloBophnm gerid^tet
mar. Sie mar in einem etmaS leidsten Xone ge-
bolten (lurit), unb menn l^ieron^muS xtä^t be-
rid^tet ift, f o batte Xertuttian fte al« junger aRonn
Oerfa|t (Hier. £p. 22 [ad Eoatocb.], 22 unb
Ady. Joyin. 1, 18). SRit ber in Siebe fiebenben
!ann fie alfo feinenfaflS ibentifd^ gemefen fein,
mobi aber mit ber Scbrift De exhortatione
castitatis. SbenfottS einer frübem 3eit gebort
De spectacnlis an, meil barin ber Cbnften-
t)erfolgungen leine (Srmftbnung gef^iebt, obmobi
ber ®egenftanb an ftd^ bagu ®elegenbeit bot.
Xertuttian erUürt barin atte Srten oon Spielen,
f omobt im SircuS att aud^ im Xbeater, für fpedfifd^
beibnifd^ unb mit bem ®5^nbienfi in Sonnes
ftebenb, barum fei ber 93efud^ berfelben für ben
Sbriften unerlaubt. Z)a^ ed in Sartbago bagumal
S^riften gab, meldte bem entgegenbanbelten, gebt
aus Dem SRart^rium ber bl* ^rpetua unb geli-
citaS (c. 18) l^or. 9flein eft ift barum nid^t
notbmenbig, biefe Sd^ft att gleid^geitig mit
ienem SRart^rium angufeben, gumal ba fie, mie
jefagt, oon gleid^geitigen Verfolgungen nid^t
prid^t. Senn bergteid^ fam gu allen Seiten, ja
ogar nod^ gur 3eit SugufHnS oor (Aug. Sermo
dub.] 4 de eymbolo ad cateoh. 1). StmaS fpöter
a(d De spectacalie ift bie Sd^rift De idololatria
oerfa^t megen be« ßitateS De idol. 18. SBegen
ber c. 15 oorfommenben Srmübmntg oon {iatt-
1405
XcrtuIIian.
1406
L e. 8). St Iic| ft4 (Att in {einer 3bee baburd^
fiii^ Mnen unb griff bei einer md)i nö^er be-
fBxmtcn Qklrgen^ bie Sod^e mieber auf, inbem
er fifl in einer gried^ifc^, bann in einer latei-
nj(^ 64nft Jene gforberung att binbenbed
0ebM bim^ esegetif^e fünfte unb @))t^finbig-
fnioi }it moeifen fud^te. 93on bleibenbem 9Bert^
tft bie (Erörterung Aber bie gted^töoerbinblid^Ieit
brx in ber ffird^ befte^enben unb trabirten ptaU
t\]äfai Uebungen unb ®ebraud^e. Wandle glaub-
ten in ben SBorten üna nobiß et iUis fides eine
icmifc^e (Hinneigung be9 SSerfafferft }ur 9u8«
i5tniina mit ber ftird^e au8gef]^rod^en gu finben,
toöem pe fälfd^li(^ Uli auf bie Rot^olilen bejogen.
Cl fmb ober mit üli nur bie Sorintl^er gemeint,
onb mit i^ncn mei^ ftd^ XertuQian einS im ©tau-
ben. Sttnin reiben {i(^ bie €d^riften De exhor-
tatione eostitstia unb De füga in persecu-
tione. drflere ift an einen SRitbruber gerid^tet,
feer foeben feine Sfrau burd^ ben %oh Derloren l^at,
mib ben ZertuOian ermahnt, nid^t }u einer ameiten
fbe ga ](fyK^ttL 9{ad^ Slnna^me beS Sgriften-
ÜfoaA ebie fotd^ )u fd^Iie^en, fei nid^t erlaubt.
3m inten Sunbe fei gmar bie mel^rmalige 93er-
(mvtsng geflottet gemefen, aber nur in ^orm
ctnel BugeßfiiibniffeS, baS im Sl^rifientl^um au[-
§t($rt fyibt, (ES entflanb nun für XertuUian bte
i^vnedgtfif, biefe Sel^auptung gegenüber bem
Um^nbc aufredet }U erl^ten, ba| $aulu8 1 Cor.
Stßf. 7 bffonberS 93. 89 bie }meite ®^e nid^t »er-
boten bot. Sr (ilft ftd^ burd^ esegetifd^e ffunft-
jüidt, wtld^ barauf l^inauSkufen, ber 3l))ofteI
^ 0. 0. O. nur feine t)erfönlid^e Meinung
anSgeftncoc^en. S)ie Unerlaubtl^^eit ber jmeiten
i^ innerbalB bed Cbnfi^tbumS mar eine 3bee,
Dcl^e ZertuIIian fe^r eifrig Derfo^t. @(^on in
ber Sd^rift Ad axorem batte er fie ouSgefprodden
'nnam tarnen 1, 2). SBenn er nun bennod^ feiner
grau bie ffiteberberbeiratung, im f^faS fte SBittme
toerbcn foEte, a. a. O. nid^t verbot, fonbem fte i^r
nur toibeniet^^ fo ift ba§ fein IBemeiS bafür, ba^
n tn}tDif4en feine 9nfu^t über bie Sriaubtbeit
ber jOftten (E^ geänbert l^atte, fonbem bafür,
hi% fte bie S^ mit ibm nod^ aI8 ^eibin ge-
((Uofjm Ifafk. Sine 9Reinungdönberung ift in
biefem fünfte bei XertuQian oudgefd^Ioffen. Sa-
int ^attc er fU^ in ben ©lauben an bie Unerlaubt-
bcit berfelben für bie Sb^f^^n gu fefi t)errannt.
ädn 3beengang babei ift f olgenber : Med, mogu
f§ rincrSrIaubnil bebarf, ober moffir bad S»an-
gdium eine foTc^e erfi gibt, ift nic^t als moralifd^
^ aii)ufe^ 3)enn )ur Srtl^eilung biefer Sr-
Idubnii ober 3)iSpend ift ein befonbereS 9Rottt)
ofutbolicb, toeld^eS auf ben SBiQen beS Srlau-
bnbm ehtmirft, unb boS SDlotio ift oerbödbtig.
S)er bem morolifcb Seffern, bem ]^5bem @ute
Don Seiten (BotteS beigelegte SSorjug inbolDirt
ein SBratben feitenS ©otteS üon bem niebem,
arinbrr (Buten (Ad nxor. 1, 3). Sr mieberbolte
birje (Bnmbibee unb fpann ^e metter fort, bi^^ in
De «Short fomo^I oI8 aud^ SBud^ 1 gegen 9Jlar-
cion c. 26 unb 29, namentlid^ aber in ber Sd^rif t
De monogamia. 3n Setreff bed SBoQenS unb
9lid^tmoIIen8 ®otteS fubrt er meiter auS: «,3Ber
tttocA niäft toiU, ber ifi baburd^ fd^on in eine 9e-
toegung gefegt, unb menn man ftd^ bereits baffir
in SBemegung gefegt bat, bamit etmaS nid^t ge-
fddebe, burd^ ben SEBiOen nämlid^, ba| ed nid^t
gefd^e^ möge, fo möre eS abfurb, ni^t in Se-
toegung SU geratl^en, toenn eS bod^ gefd^ie^t. ^m
9li^tmoaen einer Xl^at liegt ein SBerbot berfelben"
(Adv. Marc. 1, 26). Snbem ®ott aber burd^ ben
tob eine« S^et^eilS bie Sl^e l5St, fo gibt er al§
einen SBiUen gu erf ennen, ba^ fte nld^t mel^r be-
teben foD; biefer SBiSe mu| @eltung bebalten
De exhort. 2). 3)iefe Sibee ftnbet ibre Stooa-
ftünbigung in ber meitem 93emerfung: „ObmobI
ed Singe gibt, meldte @ott genebm erfd^einen,
inbem er fte ertaubt, fo gebt bod^ nid^t aDefi, maS
man erlaubt, auS bem reinen unb ooHen SBiOeii
bed (Erlaubeitben f^ax^ox. SBenn eine Srlaubnift
gegeben mirb, fo beruht fie mefentlid^ auf 92ad^-
giebigfeit. SaS !ßad^geben gefd^iel^t gmar ni(bt
obne SBetl^eiligung beS SBiOenS, aber meil ftd^ für
(e^em in ber ißerfon beffen, bem bie 92a(^ft(bt
gemöbrt mirb, irgenb ein SÜotio finbet, fo lommt
baS 9^ad^geben4)on einem fogufagen nid^t moQen-
ben äBiUen (invita Toluntas) b^r, ba ber SBiUe
bed 92ad^gebenben ftdd ein 9Rotio gefallen laffen
mu^, ba9 il^ §mingt. 9ud^ ber anbere gfdll, ber
reine äBille (pura voluntas), ifi }u betrad^ten.
®ott miS, ba| mir gemiffe ibm moblgeföSige
S)inge tbun, bei mel(ben und feine !Ra(bftd(|t gu
ftatten fommt, fonbem für meldte bie 2)i3ct))Iin
unfere @ebteterin ifl. SBenn er nun bennod$
anberen S)ingen oor biefen ben Sor^ug gegeben
l^ai, fold^en nümlid^, bie er lieber mill, faiin bann
mo^I ein Stneifcl barüber beftel^en, bog mir ba§
befolgen muffen, maS er lieber miO? SBaS er
meniger gern mUI, ifi eben begmegen, meil er
%nbere§ lieber miU, fo an^ufel^en, alS menn er eS
gar nid^t moQte" (De eidiort. 8). 3!)ie Unter-
fd^eibung Don Ißflid^t unb Statb auf ftttlicbem
®ebtete ift biemad^ XertuSian nid^t fremb, aber
inbem er ftd^ aUed att| bie gmeite Sbe 3uf))i|en
lö^t, morüber er feine ft|e SReinung bereits b^tte,
oermtfd^t fid^ ibm ber Unterfd^ieb mel^r unb mel^,
fo ba^ er julefft iebeS beffere b^b^re, alfo baS bloH
angeratbene @ute für t)Pid^tma^ig erflören mü|te.
an biefen 6a^n ift bie 9Bur}eI aQer rigoriftif(|en
^uSmücbfe XertttUianS entbalten. Sr bot in
biefem @tüd( aud^ feine 9nftd^ten im Saufe ber
3eit md)i geänbert, fotibem fte ftetS feftgej^alten,
im ©egentbeil Jenen <Sö^en julieb bie SReinung,
bog bie S^Iud^t bei auSbred^enber SSerfoIgung er-
laubt fei, bie er früber ^meimal auSgefiprod^eti
(Ad uxor. 1, 4 unb De pat. 13), fpäter in einer
eigenen Sd^rift De füga in persecutione be-
fömpft. Sr argumentirt barin, bie Verfolgung
fei etmaS Don @ott ©emoUteS unb an ftd^ ®ute8
(c. 4), folglid^ bürfe man ftd^ ibr meber burd^ bie
gflud^t entjte^en, nod^ burd^ S?eftedbung ber 9e-
1407
Sertudiatu
1408
omtm unb SngeBer Std^etl^it erfaufen. Sen
etntoanb, ßl^riftuS felbft fyiht ben 9{}oj}eIn be-
fol&Ien, In fold^em gaUe ju flk^m (TOattö. 10, 23),
beieitigt er burd^ bie QuSrebe, biefer SBefe^I 1^
nur ben ^))ofteIn ))erf5nli<l^ fiegoUen, S^rifhtS
jeUft ober fei {einen 93erf olgem ou8 bem äBege
gegongen, bis er fein Sel^iomt DoQenbet f^ttt.
2)ie{e Si^rift ift »öl^renb einer Ijieftigtn Set-
folgung gefci^rieben, mlä^t nid^t bie erjle in 9f rtia
umr (c. 1 unb 5), unb bad lonn nur bie Don
ScQpuIa 212 angefod^te iBerf olgung ge»efen fein.
S)ic Sd^rift bietet mit ber De carne Christi
einen fadj)Iid^en 93erfi](|rung8)ntnft, inbem fte o. 8
ber bort betöm|)ften ^retifd; mit bem 3ufat
gebenß: ut quidam nnno induxerunt
Obttol^I Zertuttian eine omtlid^e Steüung in ber
Sticäit ni^t l^tte (homo nullius loci [De orat
20 et 22]; mediocritas nostra [De poen. 6]),
fo mad^te er bod^ gern SJerbefferungSoorfd^Iäge,
nomentlid^ in €ad^en ber 2)idd))Hn, unb er«
n^ortete, ba| bie (Semeinbe fid^ bonad^ rid^te. 2)a|
er baS 9lbf d^eeren beS SarteS, bofi SOurniniren^ boS
Ztogen bon iMnjen unb Sd^mudfad^en verbieten
»onte, maren l^rmlofe Sd^ru&en. 9ud^ bei 9Ra^-
regeln ber Oberen l^ielt er mit feinem UrtJ^eil
nid^t jurud. Sr tabelt ). 8. fd^on. in De Idol. 7,
ba| man Seute in ben (£(eruS mif genommen bübe,
meU^e fid^ einer inbirecten Set^ettigung am (Sö^en-
bienft fd^ulbig gemod^t l^aben foOten. SBiel be*
benflid^er mar ti, tottm er bie )meite 6^ ^-
näcfig für unerlaubt erllörte ; grunbftürgenb ober
l^ten feine Snfid^ten fiber bad 93u|mefen mirlen
mflffen, menn fie burd^gebrungen mären. SEBofi
biefe angelet, fo l^otte er in De poenitentia nur
fiber bie @inne8ftnberung ((MTavota) oI8 SofiS
ber Sunbenbergebung gel^nbelt, über bie fitä^
lid^ 3nftitution ber {Bu|e bagegen, mofür er
mit Srendud ezomologesis oIS ted^nifd^en Slud-
brud gebrandet, ftd^ nur gan} für) auSgefprod^,
o^e fie auf gemiffe €ünben )u bef^rönfen. SSßenn
er felbige nur einmal aeftattet miffen mill, fo mar
boS für bie bamalige 3rtt nid^t auffoHenb. ®anj
anberd in ber St^rift De pudicitia. ^ier be-
treibt er bie Ssomologefe fa{t mit ^felben
SBorten mie bort, f))rid^t aber ber JHrd^e, b. b- ben
9)i{(bbfen (numerus episcopomm e. 21, n. 7),
bie Qkmalt ab, einige @ünben au^ nod^ ab-
getetjteter ßpmologefe ju bergeben. 2)ie lc{ftere
foQe jmar geleiftet merben, bie @ünbe aber fönne
nur (sott >)ergeben. @oId^ @ünben nun, meldte
bie ffird^e ntd^t bergeben fönne, feien: Sl^ebru^i
unb ^urerei, 9Rorb unb Sbolototrie, in beren
9uf%ö^lung er mit Origened (De orai c. 28)
boülommen überetnftimmt. Um XertuHian in
biefem StüdE rid^tig )u berfteben, mug man ftd^
ba« IBu^mefen ber ältefien Seiten borfteüen. Ob«
mobi Sb^iftud ben ^pofteln 3ol^. 20, 22. 23 eine
uneingefd^rönlte 9Rad^, @ünben )u bergeben,
übertragen ffot, fo mürbe bo4 in ber ttrgeit bei
eingelnen gfSIen feitenfi ber ftird^ aud bi§€i|)U'-
nären ©rünben nid^t in i^r gangen Sludbel^-
nung bon il^r ®ebraud^ gemad^t t>vt Urtin^
beftanb nämtic^ faß nur aufi 9eru|B4rifim,
beren 3a^I üud^ nicbt fe^r gtD|^mar, unb bcoaus
erflört eS ftd^, ba^ bebeutenbe Serfld^ gegm bofi
@ittenge[e|, meiere bann fafi immer ben fUidfoE
in'8 |)eii>eut^um bebeuteten, im Donjen 1^
feiten moren, in Reineren ®emeinben äbtc fogu*
jagen gar nid^t borfamen. 2)te etma boibm*
menben gfäOe aber mürben bann fe^ ßntig ic-
urt^etU. SpecieOer göOe bon Worbt^aten ). %.,
meldte gur Sel^nblung gef ommen mdren^ eno^Btt
bie öltefie ®efd^id^te befi 93u|mefenft nid^t, m^
aber einzelner gfölle bon 9}erldugnung befi S^flm*
tl^umfi in ber Verfolgung unb ^bfaS gur ^njü;
am ^ufigften mußten ber 9latur ber €od^e no^
bei gune^menber d^rifUidiier Sebblterung llH^iid^
fünben borbmmen. Unter ben eingelnen Ungu^is-
fünben erf orberte nid^t bto^ ber Sbebru^ fonbon
aud^ bie ungleid^ Ift&ufiger borfommenbe ^umet
ftrenge IBeurtl^ilung. 2)emi bei ber bmnoligen
l^ibnifd^ Sittenlo^gfeit unb ber OeffeniU((Mt
bed SBorbeOmefenS mufite ou^ fie in ben meijlni
gasen f^on aU Küdf aS in bie l^nifd^ SebenS-
meife gelten. Seil man nun mit SRediit gtoetfeln
tonnte, ob Seute, bie [id^ alfi (Ermad^f ene mit bollem
8emu|tfein bem Cl^riftentl^m ongef^toffen, bann
aber , fei eS burd^ off enhmbige Umm^t , fei rt
burd^ äbololatrie, toiAtt bem ^nifl^en Xreüen
fi4 gugemanbt Ratten, nod^maK il^ren Sinn änbccn
utd> fid^ emftlid^ belehren mürben, na^m mon jle
nid^t mieber in bie boQe d^rijUid^ (Semeinfd^ft
auf. SRon fd^nitt il^ bie Hoffnung ouf @ünben*
bergebung nid^t böDig ob unb Iie| fie in ben
Sfl^ftanb eintreten, lvt% t^nen aber bie firi^Iidjie
SRecondliation (paz humana) nid^ ober (ö^^cnf
in ber Zobedftunbe gu X^etl merben. Siefed Set-
fagen ober ^uffd^ieben ber Sergebung, ttofur
lebiglic^ (Srunbe ber S>tddt>ttn, nu^t mangeinbe
®emalt ber @ünbenbergebung auf Seiten ber
ftird^e ma|gebenb fein fonnten, moDten aber
Sinige, unb gmar ^rbonagenbe Zoologen, auf
eine t^eoretifd^e Urfad^e gurfldfül^n unb beritir^e
bie ®emalt abfpred^, ISSergebung biefer @ünbcn
gu gemil^ren, begm. bie ffirqengemolt auf gcrinj)*
fügige @änben befd^rdnlen. Sie er^ben ba^
9Biberf))ru(^ in fallen, mo bie iKrd^ mi4 bei
biefen @unben bon i^r @emafi (Sebraud^ m^te,
unb begeid^neten il^re (Begner gern att «CHnig(\
berfdl^miegen aber, ba| biefe (Einigen eben bie
Xroaer ber ftird^engematt , bie iBifd^dfe, »orm
(Ong. De orat 28). S>en [vi^ me^mibcn
Stimmen ber Oppofitionfipartel, berai ffunb«
gebungen und gnm gro^ Z^il erl^en jinb,
mftb^Mb bie ber anbem Seite fehlen, trat ber
rbmif^e »ifc^of eaUiftuS (217—222) bm^ ein
(ategorifdj)ed C^ict (edictnm peremptonmn)
entgegen. 2)aruber gibt und ^if^po^^t (inreitben*
ben 9luff4)Iu|, unb meun fein Seri^t oud^ {»r>
teiif d^ gehalten ifi, fo lü^ er bo4 ben X^atbcfbmb
genügenb erfennen, jumol mtt bingunobme ber
Sd^De padicitia. 3ene« &vci cnt^ieU bie
1409
S^ertuUian.
1410
gmrrrlU Srflärung, hai bet ^ßa))ft Stten \>vt
täuben na4}Ioffe, unb bie Sünbm ber Unju^t
ip:rben ton i^m, oermul^Iid^ toeil fte ben 9lnla^
jom 6tRtt Qcfie&en ^tten, barin gan) fpedeO
gcnoimi (PhUoB. 9, 12; ed. Dunoker p. 459).
^ mürbe mrüxdf biefem Sbict entf|)re(l^etib allen
bif Semcinfil^t getoöl^^ toeld^e 9)tt^e get^an
(dten (ib. p. 462). SBenn man iungft bie M'
gemnn^U ber @ünbent)ergebung burt^ (EaOiftuS
bcnnod) cuifd^röntcn unb unter ben rayre? nur
Un^u^tfifänbet aOer %ü Derfte^n »oUte (gunf,
Ain^engcf^. ^b^onblu. Unterf. 1, 156), {o tann
btrfe Sicutung, abgefel^en booon, ba| fte gegen
ben SBorilaut bed Xe$te8 t)erftö|t, borunt nid^t
gebilligt iQcrben, xoüi ber UuSbrud ^^llle'' am
i^nbe beS ffo^UeU nod^malS »ieberl^olt loirb, unb
}ioar ^ier o^ne ßrmö^nung ber Ungud^tSfünber,
DobI ober mit bem 3ufa| „offne Unterfc^ieb"
(ri9iv ^Tmc, p.462). S)iefe8 Su^ebict beS
(CanifiuS lief nun aud^ bie Ot>))ofition ZertuQionS
waäi unb gab ibm IBeronIaf|ung )u ber Sd^rift
bmn Oegenftonb bie Sünbenoergcbung turd| bie
Stxvift ift nomtid^ De pudicitia. Sie ift, itoax
<^tm( eitiCH Flamen )u netmen, ober bod^ birect on
hit $crfon eined Si{d(|ofd Don l^öl^erem 9)ange
(pontifex maximus unb episcopus episcopo-
ntm) gerid^et, ber mebrmate mit S)u (c. 13 unb
I4) unb fiiunol im SSocotit) mit Apoetolioe on-
gcrcbet loirb. & tonn olfo nwc ber 99i{d^of einer
orn ben BpoBebi gegrünbeten ffird^ gemeint fein,
mitbin nii^ ber 0on (Eartbogo, bo bie ff ird^e t>on
Socbafribi (einen 9nf|)nid(i borauf mochte, Don
Dm SIpoiteln gcgrönbet gu fein (Aug. De unit.
eccL 15, 87; Moroelli, Afir. Christ; I, Brix.
Ibl6, 11). & tann olfo nur ein SBifd^of t)on
9tom unter biefem Apostolions Derftanben mer*
brn^ unb )mor eottiftud. (Skgen i^n ift bie 6d^rift
D« podicitui gerid^tet, fpecieü gegen bie SBorte
(eines Sbittcö: Ego et moechiae etfomicatio-
ms delicta (olfo bod^ nid^t Ungttdtitdfänbm oQer
M) poenitimtia functis dimitto. 2)ie @d^nft
beginnt mit einer fonberbaren Samentation über
bot Setfafl oHer Xugenben unb ber guten Sitte ;
birfe ttnbe nod(^ befonberS gefä^rbet bur^ ein
(^bid bei Scfien ber SBifd^öfe. 2)ie ^fpd^ifer be«
Tiefen %äi mit Unted^t für t^re SReinung auf
etcBen iBie S). SS, 11 unb dl^nlic^e. S)enn
otibeterfei^ ^i^ ®ott oud^ ein eifriger ®ott,
unD jebaifa&fi Ibrnie ber SJlenf^ nid^t @ünben
Mtgebeti, toüäft gegen Sott begangen feien, fon*
tnxn nur @önben, bie gegen ibn felbft gerid^tet
nwrrn. & gebe bol^ in foro ecclesiae peccata
irramissibflia tmb remiseibilia, unb e§ fei ^u
unterftt^en, ju meld^r bicfer beiben Srten moechia
imb famieatio, bie c. 4 für gteic^ fd^toer erflört
imbcn^ gehörten. SBenn bie ^f^d^ifer einmen«
beten, tootcm man oon ber ftircbe für bie irre-
nuattbOim bine 93er)eibung (pax) erlangen f önne,
St\ ouA bie Csomotogefe überjlufrtg, fo ermiebert
Scrtuflton, bie Ssomologefe f et {ebenf olI§ eine Der-
bienjHii^e Scmütbigung unb nid^t nu^IoiS. Sud^
«r^cnScciriMt. XL 2. «ufi.
fteSt ZertuQian il^r SBeriei^ung in 9u3ftd^t
(c. 1—8), aber nur oon Seiten ®otte8 fcIbft
unb burc^ i^n aQein. S)ie ©d^roere ber Sünbe
ber moechia merbe, föbtt er fort^ au8 i^rer @te(*
lung im Secalog erfannt, mo fte jtoifd^en ®5^en*
bienft tmb SWorb i^ren ^laj l^abe. SQJenn c8 für
bie beiben le^en feine Ser^eil^ung gebe, fo bürfe
au(^ ibr feine gemöbrt »erben. @obann befprid^t
XertuUtan bie Sinmenbungen ber ^j^d^ifer gegen
feine SJ^einung. Berufung auf Stellen bed SIten
XeftamentcS fei bobei überhaupt ungulöfftg, unb
bie @Ieid^niffe oom Derirrten @d^f unb l>erIorenen
Sol^n fönben f^itt feine Slumenbung, bo fte nur
auf b^bnijd^e @ünber au beuten feien, ^ud^ bie
Sentfung ouf bie ber SDiagboIeno getoa^rte 93er«
gebung belfe nid^t, bo mit bem Seiben be« ^erm
unb bem ^fingftfeft eine gong neue Orbmmg in
biefer ^inftd^t beginne (c. S— 11). S)ie ^fpd^ifer
bürften olfo ibrc Semeife nur au8 ber Spoftel-
gef4|id^te unb ben Briefen bed SReuen Seftamented
fc^öpfen. 3n ber erftem ober lefe man 15, 29
gan5 baS @egentbeil Don bem, xoai fte lehrten, unb
ber Sünber, bem ^ouIitS 2 Kor. 2, 5— 11 IQer-
Seil^ng gemährt bobe, fei nid^t biefelbe $erfon
mit bem oon ibm 1 gor. 5, 3 ff. oudgefto^enen
Slutfd^önber. S)a8 onjunebmen fei gott) gegen
ben ®eift, ber ftd^ in $auli 99riefeu tunbgebe,
mos mit einem großen Sluftoonbe Don SopbifHf
brei lange SiapM l^inburd^ nad^autt>eifen t)erfud^
mirb. SDonn merben bie Sriefe beS Iji. 3obanne4
unb ber beS Samobod, b. 1^. ber ^ebröerbrief, in
öbnlid^er SBeije bebanbelt (c. 12-20). m ob
^ertuUian biefer feiner Siegefe noc^ nid^t red^t
traue, fteSt er 5ule|t nod^ einen oEgemeinen @a|
auf unb unterf^eibet jiDtf^en ber ffird^engemalt
(diBciplina) unb ben $rioiIegien, meiere &b^i|tuS
ben ^pofteln nur für i^te $erfon oerlieben fyibt,
mie ). SB. Sobte m ertoeden, @trafgerid^te gu Der»
(ünben u. bgl. Qu lebteren toürbe oud^ bie ®e-
malt geboren, Xobfünben gu Vergeben, oon meldten
ber auSfpru^ aRarc. 2, 7 ®eltung bebalte : ^SBer
fonn @ünben hergeben ou^er ®ott aUein?" ®er
ApoBtolicuBy gegen ben bie Sd^rift gerid^tet ift,
foUe nun geigen, bo^ er bie le^tere ®etDaU beft^e.
SBenn er fage : S)ie ^rd^e be^t fte, inbem fie Don
^etruS, bem biefe ©emolt WaiO^. 16, 19 über-
tragen mürbe, auf jebe JKrd^e, bie mit $etru§
Denoonbt ift, übergebt, fo entgegnet XertuUian:
9lein, fte mar nur betrug perfönlid^ übertragen.
3!)enn ber ^en babe gefogt : Tibi dabo clavea
coelorum, nid^t ober: Ecclesiae dabo etc. Sün«
ben gegen ®ott fönne nur bie ))neumatifd^e JKrd^e
Dergeben, nid^t biejenige JMrd^e, meldte ber numerns
epiecopomm fei ^Sber ottd() bie ))neumatifd^
ftird^e Dergebe biefe @ünben nid^t, um ni^ burd^
fold^e 9Rilbe gur @ünbe gu ermutbigeit (c. 21).
3m @cblu6fapitel enblid^ eifert ^ertuQian gegen
ben bamoligen ®ebraud(), ben Sünbem auf bie
gfürfpracbe ber 3)2ortt)rer bie ®emeinf^aft mieber
gu gemöbren. S)a8 ift ber 3nbalt biefer mert-
mürbigen unb für bie @efd^id^te beS Su^efenS
45
vnb btrfftn^enbtSci^iIin trottlet« flnmbfa|Iid^(n
SBtrit^rt^it boi^ |t^i nrtdiKpcn &^% Strtul>
lian ßitltöt in tofUrn, föne «nfic^f flbtr baB
SBuSrotftn ßtflnbtrt gu ^oben (o. 1). SS Kwt ionft
nii^t feine Slrt, einmal (|(fa|te üiteinungen auf-
jtigcbnt; um fo {iS^ier ift biefeS @eftänbnif| on-
juf^Iagcn. Sieben ber bnt Unjnt^tBfiinbein Der-
f))TD(^eii(n SRtconciliatbn mifit 2:rrtuÜian im Sin-
^ang bei @(^iift De pudicitia 1 bit &ä)aS)
am 3}trfaII allei Slugenb, ben ei ^eteinbic^en
fie^t, noi^ befonbtrS bcm Umftonbc bti, bag tä
?EftQttet toetbe, (Sljrn ju fdtliefeen, fo oft Jemanb
uft 6abe, obetmil anberen Sffiortm, bo^ feine
Slnfw^t üb« bie ^Jicnngamie nii^t befolßl ncrbe.
St ergebt fi(^ ba^ei bort in einei langem ffloge
barübet, baft e8 fo neit getommen fei. SatmiS
lä^t ^ä) fi^lieltn, bog ei bie Sdirift De mono-
gomia bamalS no^ ni(t]t geff^iiebcn ^atte, al3 et
(o tlagte ; benn JDnfl TOürbt er moSl feinet ®e-
tDo^nbeit Qcmäfi auf bJc übet ben @cgenftanb
BtrfQÖte Sd)rift üetTOiefen ^ben. S)iefe Si^rifl
ift alfo nad) bet De pudioitia unb nic^t uor
i^i, mit trielfai^ ongenommen mitb, ju fet^it.
^er @cbonte ftlbft, ba^ nat^gmpfang ber Saufe
eine jmeite Berbeirahing ni(f)t gepattd fei, ift eine
olte Sitblinglibec XtituHianS , bie me^ifa^ in
feinen SBerlen mieberle^rt. ^iti niib |ie mit
einem bcfonbem SIuftDonb t>on So^^^it, gemalt-
famer Sfegcfe unb bitteren @d)müt|unsen gegen
bit^fq^ilettniebci^oltunb breit getreten. <Ebnftu3
lialK bie &eilig!eit ber &)t mieberfiergefleDt, inbcm
erben ©{geib(briefabfd)affle, Paulus ben eietifem
unb fDld)tn, bie eS metben mallen, bie ÜRonagamie
gilt 5|Jfli4t gematftt ; ber ^raclet ober ijabe bie
tSe|e|gcbung beS dienen iBunbeS in biefem @tü(fe
jut Öollenbung gefübrt, mit g^tifhtS baS aite
atftament (e. 14—17). 3)a8 flnb bie eon-
fcquengcn, bi3 gu Ueld^cn Sertußian feine früheren
Snj^uungen über bicfen $unft meitergebilbet
fy± „ein @olt unb eine &}t" ift baS Slic^-
Kiort, toeli^eS et \t^ ausgibt. 3u bemerten ift
enblit!^ tu>ä), ba^ in bicjet @i!^rift fFIage bar-
itbet gcfüfiTt mitb, tS feien au$ S]igami in ben
6!etui aufgenommen »otben, reä^renb SertuDion
«mgcftlirt ba8 ©ebnt ber ajlonogamie auf Sitte,
nit^l 6Io| oiif bie SBifc()ßft, auBgebe^nt febenttiQ
(c. 12). ^üäf in biefer RIage trifft er mieber mit
^i)}t)oIqt gufammen, ber SaIIiftu§ bef^ulbigte,
Stute jur Oibination jugekffcn gu babtn, nel^
gtoeimal , Ja brcimal bei^eiiatet gctucfen feien
<Philoa. 9, 12; p. 461). dagegen ifi qu8 ber ©e-
meriung, bofi feit Slbfaffung beS erflen Eorintijer-
briefeS bis auf feine Seit ungefätir 160 3a6tf
onpofjen feien (c. 3), eine genaue fflepimmung
bet a&faffungsjeit nitJ^t ^erjuleiten, fcban »egen
beS von 3;frtulIiQn beigefügten circiter. Sit
€(i^rift „Utbtt bol giifttn gtgtn bie Spf^ifet" ifl
unmittelbar nad| btr über bit Monogamie cer-
fogt, raeil bit Icfitere botin titirt nirb. Sit ift,
nrie fd^on ber £itel angeigt, buid)auS ^oltmifdi,
^t aber au^ eine (lofilioe Seite; ftt tritt nSmlic^
[Han, U12
füt SSerfd^ifung unb SetUngetung bt< bis batiin
üblid^en tiri^Ii^cn gkifleiiS gegen bit $fpi^
ein. 2>eT €tanb^nH bei lederen mm nlnilii^
nat!^ XettuDian b« bc4 StiOftanbcS i^ Bitlnelii
beS 9{üilf(^til1te. 3)ie gaften beS XUen SunbeS,
jagten fie naif) 2:eituSian3 Stricht, ftten im 3!euen
Sunbt abgefd)a{ft, mithin fei eS in baS ^iitkii
eines 3tbtn gt|ltttt. ob. Die unb nie lange ti
faften mottt (De jej. 2), nur mit ^lulna^me bei
Xagt, an melden bet SrSutigiun I)imDtggtmiinmtn
i^, b. }}. bcfi eftarfreitagtg unb e^rfamBtoge^.
@o fonntc man nut argumentiten gu einer ^eit,
mo eint gltii^fätmige, allgemein gefetili^ tiidi-
lid^t Soßnutibnung noi^ ni<f)t f^gtftellt mar,
Slugerbem hielten bit $fQ(^iEer aber boi^, tsit
lertuttian weilet unttn otrtät^, noi^ boB fogen.
SlationBfaptn, nur nit^t gang fo ftreng nie Ciic
Wontaniften. Sie betnbigttn bcSfeCbe, toüäiti
an Wtttaaf^ unb t^reitagen geilten tnuih,
um 3 U^r Sta^miUagB, üi^renb jene t) iii:
ÜlbenbB fortbauem liegen (De jej. c. 10). 'SAt
Wantantfttn dielten au^bem no^ einmal ini
^a^T, alfo febenfatla Dor Ofttm, eine fogtn.
JCtrotibagie, elma unferer f)cutigeii ^bStineng em-
fpre^enb, mel^e barin beflanb, bag mebti gltif4
no4 SBein, mä) faflige %rüä)U genoffen nnnben.
fonbem nut igtob, jfäfe unb fon^gt ttodtne
©V«i*n- Stttuttion lämpft für allgemeint ßin«
fübtung bieftr montaniflif^n gaftenorbnung,
ge^t aber in feiner ^oCemil ni^t gonj t^Iid) )u
KJetfe, inbem er fiq balb fo QuSbtütft, als nienn
bit $fqi^iter gar nit^l fa^tttn, uTib fit alB Sßauib-
bitntt unb Si^lemmet liinfiellt, anbtieifeitB toicbcr
mit ibnen nur übet baS <Dtag bt§ gofienS flieitd.
eine fDld)t SontroDerfe mar nur in einer 3"!
erHärlii^, ba bie tfirojiS beS ftt^Üffien ^tenS
eint f efle g^orm no^ nii^t erlongt ^otte, unb ba in
ben Derf^icbcnen @ebietcn oerfi^iebenactigt Sc
rnDtm^eittn beftanben. 3:ertuIIian mUl ber plfrc
gif(|-montaniftifii^n @eltung ntrf^afftn, »elit»
no^t flrenger gtutfen ftin mag aU bie bamalS in
^orbofrila ^enfi^enbt, fpSter aber, bit Scitboner
anlougenb, oon ber Ouahrageft btbtätenb in
€ n gefleUt mürbe. So menig onfprei^nb
b' (rift im (Sangen ift unb fo unbefrictiigaib
fi ir bttrtffB ber gingtlbeiten in anbUoIoi
g ^infu^t beim crfttn ^nblid au^ erf^einl,
f[ nt fle bennoc^ in bet Scfiidi^le btS go^-
n bei genauer Prüfung eine micbtigt €ti!lt
ei... _'ie m'ufi eben non bem ©tfiiftH^unBe ou*
betrai^tet loetben, bafe gut Söt i^ ^bfaffung
bie fftiflenprosiB ifttt gnlmirflung no^ nictil üti-
gtffbioffen liatle. darüber ift baS Vlä^ in bei
gtbiegenen DIrbtit tion ^unl (ffin^rngeff^. IIb-
^anbl. I, 241 ff.) nai^guftben, »et^t mit 9u^
no^me ber ISrmäiinung be« goflenB ouf btr ^ij)-
polptftatue baS fonftige OueÜcnniateilal für jene
3eil mobi erfc^Bpft biben bütftt. 9u3f(41icBliA
btr 9}trtljcibigung iMS SnontoniSmuS bitntt enbliiti
nocb bie Dtrlortn gegangene Scbrift De scstasi
hl fiebtn Süiiem. ^ic nui, n>ie ^itron^nnti
1418
lettutlian.
1414
müt^rilt, gegen ben Srla| be9 $at)fleS @oter
(DgL inbel b. 9rt.) wib gegen ben 9tfd)of Spol-
icninl oon S))1^9, einen ber erflen Setdm^fer
M SRonionuS, gerietet. 2)emfelben S^i^
btmten nittt^Q|Ii($, toenigßenS gum X^I, oud^
bie 64riften über bie (Hd^otologie De paradiso
imb De spe fidelinm, meldte ebenfalls Derloren
{inb; tMoanbt bamit mag bie Sd^tift De fato
geiDcfen jetn. (Einige anbete Schriften fmb nur
bon Xitel nad^ aud bem 3n^dt)er3ei(i^ni^ be-
tonnt, tDeI<^ bem alteften unb beften Xer-
mlliinicobex, bem Agobardinus, beigegeben ift
(j. IL 6p. 1426). e(4Iie|li(b fei nüd^ b^rOor-
ge||obcn^ ba^ Xertullian brei t)on feinen praN
tiid)en 6<l^riften, De spectaculis, De baptiemo
unb De yirginibaB veL, ]d}on in griec^ifd^er
Sproibe b^audgrgeben batte, beDor er fte latei-
n^ üetbffentli^te. ßd möd^te baS ein fßttotxi
bafut fein, ba| fid^ unter bem ^ublifum, für
wfiäfA er oxbeitete, Seute bef anben, beren SRutter-
iprad^e bie griec^ifd^e umr, unb baraud iß }u
f^rirlm, bo)} in ber ^anbeldftabt Sart^go eine
lOAltei^c gried^ifd^e Solonie esifUrte, »eld^e oud^
)n ber ((btiftengemeinbe unb ben ffated^umenen
dne anfd^nlid^ «njal^I amtglieber ftellte, d^id^
tDit in aion unb Siienne. m\ ȟdtftd^t barauf,
bot Xertullian auc^ in gried^ifd^er &pxa^
6^^ctfien t>v^a^t, unb au^erbem megen tiielfad^er
UebeteinfHmmung in ben ^nfd^auungen neigten
be Sbifl (BoUeUino IV [1866], 97 sg.) unb «n-
bctt |tt ber Snft^t, er fei aud^ ber IBerfaffer
ber $bitofop^umena (DgL j[ebod^ b. ^rt. ^ippo-
t^tuij. [^. ffeOner.]
^ie bogmotifd^en Sd^riften Xer-
tallianft, votl6^t mitten imffampfe gegen bie
^iätfien feiner 3eitentftanben finb, tragen burd^-
3Kg ben ßb^after ber ^ologie unb ^olemif.
Sttr4 ^eine pbilofopl^ifd^e SSorbilbung, meldte
tiD| germgfcbötiger ^eugerungen über bie pbilo-
{fip^if(ben SÖfteme feiner 3<it feine geringe mar,
nnb bttx4 feine bialeftifc^e ®emanbt^eit, meldte
oft genug aud^ in f^Iimmem Sinne als fopbi*
fiii^e ffünftelei fi(^ funbgibt, mar er üi befon-
öntr SBcife üorbereitet, ben fd^mierigftcn ^ro-
Memen feine Stufmerffamfeit iujumenben. Sa
i()m nod^ (eine fertige Sprudle }ur ^anb mar, fo
mu|)e er ftd^ eine fold^e fd^affen. 3ur fd^arfen
VuSprftgung unb Sbgren^ung ber Segnffe qai
lim feine iuriftifd^e Silbung naml^afte Sienfte
gelfipcL 30lan mirb aber ber @pecuIation Xer«
milionS ebntfo menig geredet mie ben Problemen,
torl^e bie Offenbarung ber tbeologifd^en gfor-
f^ng borbot, menn man bie Silbung unb SuS«
prdgimg einer gangen Steibe üon Segriffen, meldte
ui bie tbeologifcbe Xerminologie übergegangen
finb. unter bie Äategone ber ^jurifiifdftcn girtio-
Titn* unb ber ^re^tlid^cn Sdftemata" bringen mill
\fyn\aa, Dogmengefd^., 2. «ufl., I, 489; II,
2S7, 307; DI, 14].). So gro6 mä) bie IBe-
bcttung ber $erfönli(^reit XerhiQianS, feine ge-
bonfen« unb fprad^bilbenbe ftraft ift, fo barf bod^
bie ^uptfad^ nid^t überfein merben — Xer-
tuOian bot fie felbft oft genug betont --, ba| eS
ein burd^ ben fird^Iid^en (Slauben bargeboteneS
®ut mar, meldte« in feinen ©d^nftcn in fröfti«
gen fjformen gur 3)arfte0ung unb gu einer balb
mel^r balb meniger glücflid^en SBertbeibigung ge-
langte. 9(u(b in ber tbeologifd^en grageftettung
unb gformulirung b^^t er an bie Slemente ber
UeberTieferung angefnupft unb SieleS oon feinen
SSorgöngem übernommen. X)er größte Xl^eU
feiner bogmatifd^en Streitfd^riften foSt in bie
montaniftifd^e fiebenSpenobe, maS jiebod^ bie ^r«
fteUung ber d^nftlid^en fiebren nxi)t beeintröd^tigt,
ba ber WontaniSmuS für XcrtuHian übermie-
genb unter bem (Sefid^tSpunfte ber 3)iScipUn
in Sfrage fommt. 1. Ungmeifelbaft in bie fatbo-
lifd^e Seit gebort bie geiftreid^fte unb mid^tigfte
aÖer feiner Sd^riften De praescriptionibiis
haereticonim (nic^t De praeecriptione , ba
praescriptio = exceptio ftel^t unb nid^t SSer«
iäbrung b^ifei)- ®i« Cinleitung (o. 1—14) be-
fprid^t ben Sufammen^ang ber ^örefien mit pl^ilo-
fopl^ifd^en Se^rmeinungen unb oie SBebeutung ber«
fetben im SntmidnungSproje^ ber (Nrd^e. ®egen-
über bem regel- unb jiedofen Sorfc^ungSprincip
ber (SnoftS merben Sefe^e für bie tbeologifcbe
gforfd^ung aufgefteHt, meiere SBebeutung baben für
die 3eit. 2)iefe bünbigen ^uSful^rungen, meiere
ben SSerfud^, baS OffenbarungSgut }u einem
SpielbaQ menfd^Iid^er ^^ilofopbeme l^erabgumür-
bigen, abioebren, bemeifen allein fd^on, ba^ mir
ni^t nad^ ber falfd^en (Ebatafteriftil ^amatfS
(a. a. D. I, 414 ff.) in Xertullian (mie in ben
anberen Apologeten) nur einen OffenbarungS-
p^ilofopben gu fel^ fyibtn, meld^er in öu^erlid^em
Pragmatismus bie d^nftlicben ^eilstl^tfacben nur
als Beglaubigung feiner $bi^f op^ie benu^t bdtte
— eine Xbefe, gegm meldte übrigens ber ®e-
fammtinbalt ber tertullianifd^en Sd^riften lauten
$roteft erbebt. 9}ad^ einer X)arlegung, meg^Ib
eine X)iSputatbn auf ®runb ber ^eiligen Sd^rift
allein smedHoS ift (c. IS— 19), folgen brei ^ro-
ge^einreben: a. bie Praescriptio yeritatis (c. 20
ad 80), für] enthalten in bem @a^e: Com-
municamuB cum ecclesiis apostolicis, hoc
est testimonium veritatis (c. 21). S)ie 9po-
ftolicitöt bnngt unb oerbürgt bie Sinbeit unb
bemeiSt fid^ regreifio mieber burd^ biefe Sin>
beit. S)er audd oon ber mobemen proteftantifd^en
Xbeologie in ben oerfd^iebenfien gformen oariirte
Sinmanb, fd^on frübe fei eine Umprögung beS
Slpoflotifd^en eingetreten, ift eine Söugnung beS
götttid^en Ur{pningS beS Sbnftentl^umS unb eine
Serjmeiflung on ber ubematürlid^en Settung beS-
felben, aber aud^ natürlid^ betrad^tet in ftd) ^in»
fÖKig, benn quod apnd multos unum invenltur,
non est erratum sed traditum (c. 28 et 29).
b. 3)ie Praescriptio principalitatis veritatis
et posterioritatis mendacii (c. 81—86), meldte
i^re fidlere ©etoäl^r finbet in ber offen baliegenben
apoftolif(^en ©ucceffion ber SBildjöfe, als ber
1415
Sertultian.
1416
3:räger bed Krd^Iid^en Sel^ramteS. Sine be|onbere
99ebeuhing f^at bie fiej^rouctontöt ber römifc^en
ftird^c (c. 36). c. 5£)ie Praescriptio proprie-
tatis (c. 37—40). 3)ie ffird)e ift bie ©rbin ber
tnpnftel unb il^reS @cifte§ unb alS fold^e aud^
red^tmä^ige 9eft|enn ber ^eiligen Sd^rift, meldte
ton i^r in i^rer Integrität unb rtd^tigen Aus-
legung gefd^ä^t tpirb. — €3 toar nid^t ein ^oi^'
bel^elf gegen bie ®noft§, loenn XertuUian (unb
3renäu3) fid^ auf bie Xrobition beriej, fonbem er
fiab bem Qpo[toli)d^en @elbftbeteu|tjetn ber JfKrd^e
einen t^ologifd^ formulirten unb bialeftifd^ fd^arf
(infd^neibenben AuSbrudf. Sin Slotl^bel^elf toax ed,
loenn bie @no]tifer fid^ auf eine ®e]^eimtrabitton
beriefen ; mit biefer ^Berufung l^aben fie untoiH*
furlid^ bie Auctorität ber öffentlid^en Sel^rüber-
lieferung anerfannt. SDSenn man gugeftel^t, ba|
,,bie ®noftifer nid^t im @tanbe UKiren, bie Oeffent-
lid^feit il^rer £rabition nad^§utt)eifen unb bie
t(ort|)fl[anjung berfelben mit ber Organifatian
ber ®emeinben in enge SBerbtnbung )u fe^en",
bann ift efi eine VLmUf^x ber tl^atfäd^ili^en Ser^tt*
nijfe, §u behaupten, „bie ®noftiIer Rotten ^uerjt
fänftlid^e XrobitionSfetten gefd^affen^ unb bie
ftird^e fei il^nen l^ierin nod^gefolgt" (f^arnad!
Q. a. O. I, 216, Snm.). SBenn ber auf bie 9))0«
ftolicitat ber JKrd^e in Se^re unb Serfaffung ge-
grünbete SBemeid ate ber überjeugenbftc unb f ürgefte
geltenb gemad^t toirb, unb ^mar aI3 ein 93ett)eid
gegen alle ^öreften, bie aüe unter bem einen &t*
fid^ltSpunfte beS SlbfaKed ton ber apoftolif^en
JKr(^e »erurtl^eilt merben, mte l^ätten bann Xer-
tuUian fomo^I toit ^renäud fid^ eine SBirtung t)on
bemfelben Derfpred^en lönnen, gumal einem ©egner
gegenüber, toit ed bie ©nofis mar, mof ern fte felber
eine „bogmatifd^e Xl^eorie erf onnen l^ätten, um eine
Qngeblidj^e fides apostolica ^u einer fides ca-
tholica ju ftempeln'' ? (pamad l, 294 ff.) Auf
@runb fold^er ©teilen mie Adv. Prax. 2 ; Ady.
Marc. 1, 20; 3, 1; 4, 2. 3. 5; De came
Cbristi 2 u. f. m. mirb man anerfennen muffen,
hai XertuQian aud^ in feiner moutaniftifc^ 3cit
baS auf gefteSte Ißrincip für baS ©ebiet ber regula
fidei ftetS l^od^l^Iten moUte. Aud^ bie t)iel-
angerufene SteSe De virg. veL 1 fprid^t uid^t
bagegen, unb bie Semerhing 92eanber8 (9nti«
gnofticud, 2. Aufl., 299) : „XertuIIian »erlange
in feiner montaniftifd^en ^eriobe neben ber Xra«
bition au(^ bie ratio", trifft nid^t ben Rtm ber
@ad^e ; benn efi l^ianbelt ftd^ baf elbft um bidcipli-
nöre Uebungen, bei meldten ®ett)ol(in^eit geaen
©emol^nl^eit fielet. SBenn fid^ für eine fold^e ®e"
mo^n^it feine Auctoritöt ber l^eiligen @d^rift an»
fü](fren laffe, fo muffe fte eine ratio für ftc^ l^aben,
bis fte bur<^ eine „prop^tifd^e Auctorität'' ent«
tt}eber beftätigt ober reformirt merbe (De jej. 1 0).
C^ntfd^eibimb ift bad fcampfl^afte ^emül^en £er-
tuDiand, bie montaniftijd^e S)i8cit)Iin t)on bem
fßormurfe , fte fei l^öretifd^ , meil ber Xrabition
tDiberfpred^enb, oaburd^ }u reinigen, ba^ er in ber
3:](|ätig!ett be§ fßaracleten nur eine SBeiterentmid*
lung ber 2)iSci))Iin unter üoOer Sa^rung bcS
©laubenSgutcS fel^ mill, {ebenSergleU^ mit ber
l^äretifd^en Serönberuug ber ®IoubenÖregel ab«
le^nt, ia ald c^orafterifti fd^eS Unterfc^eibungSmexf-
mal ber magren Don ber falf(^ $rop^ie ge-
rabeju bie tBema^rung ttnb fBeftötigung ber opo«
ftolifd^en ®Iouben§regeI f)m\UUi (De monog. 2;
De jej. 1. 10. 11). An ber Sel^auptung, „ie^
tuUian ^be erft gegen Snbe feineö SebcnS einem
auSgeprögten ^ierard^ifd^en jHrd^enbegciff fu^
gegettübergefteDt gefe^en unb i^n DoQftdnbig ab-
gelehnt'' (^omad 1, 339 f.), ift nur Jo tui n)a^,
ba^ er gerabe in ber bifterften Sd^rtft froftige
Seugniffe ablegt für bie Auffaffung ber ffat^tifen
tion ber &mali ber SBif^^fe unb befonbecd be9
93if(^ofd Don Stom al§ 9^a(^foIgerS l^ktri, eine
Auffaffung, metd^er er \\ä) DergebenS burc^ rine
gemaltt^ätige, fpater Don ben &oteftanten »ie»
berijiolte (Ssegele )u ent)ie^en fud^t (DgL De pud.,
bef. o. 21). 92td^t ber ^ierart(|ifd^e ftird^enbegriff
]§atie fid^ unterbef|en aufgeprägt, fonft more bie
6d^rift De praescriptionibiia ein Xdt^fel, fon-
bem Sertullian l^iatte fu^ §um Sßontoniften ent«
midelt , unb felbft M fo^er mögt er e$ m«^,
ben (gpifcopat aU opoftolifd^ (Einrichtung px
beftreiten, ja im DoÜenbeten SBiberfpru^ mit jul^
felbft mug er bie !Rotl^menbigteit bedfelbcn für bie
Unoerfe^rtl^eit beS ®Iauben8 aiterfennen, inbem
er (1. 0.) bie doctrina apostolomm bem Amte
ber 9if d^öf e inl^rent erBart unb nur bie poteetat
apostolorum beftreitet. Aber oud^ leltere be-
ftreitet er nid^t für bie IBergebung ber Sfinben über-
haupt, fonbem nur für bie Sergebung ber d^cU
capitalia, tteil ber ^eilige (Seift bie Vergebung
berfelben fid^ tmb ben «^iSeifiedmeufd^" refettnit
l^be. XertuHian befanb ftdd eben ott SRontanijl
in einer peinlid^en StDongStoge, infofem er bie
neue ®eifte§orbnung gegen bie opofioUfd^elKrd^
orbnung oertl^eibigen unb bod^ toieber toenigjienS
in ber ipauptfad^e an ber apoflolifd^ IKr^en-
orbnung feftl^alten rnoOte.
2. ffeine @pur Don 9}bntani§mu8 geigen bie Don
SertuUion l^errül^renben erften 8 ftopttel ber 6^
Adyersas Judaeos. Sie )mette ^Ifte iß oQer
SBa^rf^einlid^feit nad^ bad Sßerl eines (Som-
pilatorS, meld^er bie unDoDenbet gebliebene Schrift
Domel^mlid^ unter Iperübemabme beS brittenSBui^
gegen SRarcion DerDoEftönbigt l^at (Dgl. ^of. (ün-
fiebler [De Tert adv. Judaeos libro, Aug.
1897] gegen 9lölbe4en, meld^er bie Aed^ti^it bee
ganjen @d^rift fefi^ten »ollte).
3. SBa^rfd)einIi(^ ber montaniftif<^ $enobe
gehört bie Schrift Adveraae Hermogenem (f.
b. Art.) an, in meld^er DieIIei<^t bie SdjA\t bcS
2:]§eop^UtiS Don Antio<^ien bemt^ ift (^onuul,
®efd6. ber oltd^riftl. 2itemtur I, 200). 6ie tfi
Dor De anima gefd^rieben (Dgl. De anima 21).
2)ie Sd^rif t ift eine Dorjügti^ gelungene Sertbei-
bigung befi c^riftli^en 6d^pfungiSbogma« geoen
ben IBerfud^, eine ptotonifd^ie donftrudbn ber
ffdrpermelt tmter Abtel^nung ber gnoftifc^en Sma«
1417
ZettuIIiQit.
1418
nolionfle^ in baS d^riflliii^ 2)ogma ein}U«
tragen, ^ßtt nnfiBeroinblid^en S^iDterigfeiten,
m iDcl^cn {ebe ^ttf(^"))^ilofo))^if4e Xl^eorie
frontt ii^Mi^ ^S formloft Aretpov als emiged
thiJidp brr SBelt fa|t toerben fd^onungSM auf-
gtbcdt SQr bie ®efd^U^te bcr Speculation ift
bettRm^ncia bea^tmSttert^, boi ber SBegriff einet
entgen imb bo<^ »eiflnberlid^en ÜRaterie unüoO-
|ie^^ ifl^ tmb bo^ ein ou8 contrören ®egenfa^en
con{Ktttfartci Sein unmöglid^ ift, Dor XOem, menn
tf eipig fein foD. Sie SemeiSfül^nmg gel^t Dom
Sottcttegriff anS. SMe from^fl^en SBemu^ungen
bei C)cnnogene9, burd^ bie (SegenfiberfteEungen
bc4 IBefenajujiQnbed ©otted unb ber SRaterie bie
Siberiprüc^e )u ubenoinben, fd^eitem, toenn mon
mit bem OotteSbegriffe 6mft mad^t. S)er ^Qu))t*
jnm!, bo9 Söfe butd^ eine blinbumltenbe 92ot^-
ocnbighü ju ernSren, toefd^e bei ®eftaltung ber
Seit nid^t ubemmnben toerben lonnte, toirb nid^t
emn^t. Stti^t nur mirb ber ©otteSbegriff in
gnmbltc^ unb unn)Qrbiger Sßeife serftört, fonbem
floi^ boS SBöfe mirb eine Statumotl^roenbigfeit unb
eine p^ppfd^ ^otenj (c. 4—17). ®ie c. 18—85
M^äftigfn fi4 mit bem @d^riftben>ei8 bed f)er-
mogeneft unb geben SertuUian Seranloffung,
oimui^rtil bie ®efe^ einer Deniünftigen (Siegefe
}u betonen. 2)ie c. 36— -45 (ritifiren bie ber
SRätrrie beigelegten gegenjo^Iic^en ßigenfd^aften
(eontrarietates) , bie beioeifen, ba| bie 9(uf*
laffung ber ÜRaterie bei ^ermogene§ ebenfo fc^man-
knh wxt nie bei $Iato , unb baB {ein @qftem
fi^ 9on bem platonifd^en nur infofern unter*
f(tfibet. als an bie ©teile ber plotonifd^en 3bee
biegftttlt^^Urfad^Iid^reit tritt, ^oud (ZertuOianS
&bcn unb @d!jriften 269) ift im Unrecht, loenn
er bitjen ZVU ^ Sd^rift filr unbefriebigenb
erflart. merbingS ift Xertuuian auf ben 93e-
griff einet reinen SJUglid^feit, bie ein S^itter-
btng jmtff^ 9li(^tS unb StmaS ift, meniger ein*
gegangen, nnb bad mirb man il^m nid^t berargen.
fr na^ bie !Dlaterie aI8 ein mirfiid^ @eienbeS,
wib et bot eS mit Siedet fär unmöglid^ gehalten,
bo^ etmoS (gntgegengefe|ted überbaupt fein ober
gor Ott ber ®runb bon SlUem auftreten fann.
4. Sie Schrift Adversus Valentinianos mar
als 9orIdufcrin )u einer meitem SBeftreitung ber
ktieffenben iu>äf in ^Infe^en fte^enben @d^ule
gebort (ogl. c 8 et 6). Ob SertuSian biefen
ibfbonfen ouSgeffibrt, bleibt fragli^ (bgl. 9R.
S4an), ®ef(^id(|te ber römifd^n fiiteratur, bei
3. b. Vläfler, ^onbbud^ ber claff. SUtertbumS-
«Iffenf^. Vm, 3. 275). Sie ^auptqueSe ift baS
sät beS 9renäuS, mit meld^em, einige 9bmei-
d^gen unb Umfte&ungen obgered^net, bom 7. ffa-
pitel an WteS übereinftimmt. Ob XertuIIian bie
@d^tiften bon 3ufHn, aiHItiabeS, ^rocuIuS (ber
3tt|a| noater gu festerem meist auf bie mon-
tonifttjcbe Seit), met(|e er o. 5 nennt, eingefel^en
H bleibt fraglid^. 9htr bie erfien 6 ffapitel er-
leben «nfptm^ auf €elbftänbigfeit (bie felbftan-
bigen Veu|emngen finb )ufammengefieQt bei ^ar-
nodt, ®efd^. ber altd^ftl. Siteratur 1, 176 f.). Sie
betonen ben efoterifd^en Sb^^rafter ber @d^ule, ben
SEBiffenSftoIa ber (Eingemeibten unb bie Siel-
geftaltigifeit ber balentinianifcben ©ecten.
5. Ser ^uptgmecf ber 5 Sgäcber Adyersua
Marcionem, meldte unS nad^ 1, 1 in britter ober,
ba bie gmeite Bearbeitung niemals boQftanbig er-
fd^ien, in gmeiter SluSgabe borliegen, beftcbt in
bem 9tad^meiS bon ber ginbeit beS göttlicben
SBefenS, bon ber Harmonie ber g5ttlid()en 93er-
anftaltungen unb bon ber ©i^ftematil ber gött-
lid^en %fyAtn gegenüber einem ®egner, ber überall
einen Ilaffenben, }u principieOem metapl^Qftfd^em
SualiSmuS fübrenbenSßiberfprucb gefd^affen botte,
obmobi bie f^ftematifc^e @pecuIation über bie legten
®rünbe feiner Sntitbefen bem auf baS $ralti|d^e
gerid^teten SRardon (f. b. 9rt) fremb mar. SaS
erfte SBud^, gegen bie gmei ®ottbeiten SRarcionS
gertd^tet, er^^t ben Rem ber gfrage im Segriff
beS götttid^en 9BefenS als ber abfoluten SSoU-
fommenbeit (sunmum magnum, c. 2—8) unb
untertoirft (c. 9 — 22) „ben unbefannten ©otf*
einer bemid^tenben ffriäf, inbem bie SBered^tigung
unb 9lotbmenbig!eit ber natürlicben ^beologie, bie
9Bege berfelben unb baS Serböltni^ gur über-
natürtid^en Offenbarung erörtert merben (bgl.
Adv. Marc. 2, 3. 5; 4, 25; De spectac. 2;
De test. an. 5. 6 u. f. to.). Sie c. 22—29
geigen, ba^ bie „reine ©üte", meldte SRarcion für
feinen @ott ufurpirte, gum epicuröifd^en ®otteS-
begriff fübrt, bie ®üte beS fittlid^en SSerlbeS ent-
Reibet unb fomit fie aufbebt. SRand^e Ungereimt-
beiten, melcbe für baS CrlöfungSmerf unb bie
St^if fid^ ergeben, merben treffenb berborgeboben.
Ser Sormurf ^onwdfS (Sogmengcfd^. 1, 481 ff.),
biefe apoIogetifd^-pbiIofopbifcf)e Xbeologie b^be
eigentlid^ für ben gnoftifd^en Semiurg gegen hm
gnoftifd^en bbd^ften ®ott argumentirt, niemals
babe fie bie gfrage gefteOt, mie biefer böd^fte ®ott
ber @d^5pfer fein fönne, ift fad^Ii(b nicbtSfagenb ;
man bemieS Ja gerabe« ba^ Seibe nur Siner fein
fdnnen, unb bie SIpologie beS Semiurgen mar \a
bie ^ologie beS böd^iften ®otteS. Ser bamit gu-
fammenbangenbc meitcre 95ormurf, ber Semiurg
fei bertbeibigt morben, meil er nötbig fei als baS
aSefen, baS bie SBelt erflöre, ber böcbfte gnofiifd^-
marcionitifd^e ®ott fei eben ber ®ott ber Sr-
Idfung, unb inbem man gegen biefen für erftem
eingetreten fei, bobe man offenbart, maS man in
ber Religion alS baS g^unbament unb maS als
SIccibenS angefeben b^ibe, ftettt bie Sad^Iage ge-
rabegu auf ben if opf unb ift nur berftänblid^ bom
©tanbpunfte beS „©efüblSglaubenS" auS. aller-
bingS feinem ®egner gegenüber, „biefem ^t»
pröfentanten eines menngleid^ fid^ felbft nod^ nid^t
berftc^enben protefiantifd^cn ®eifteS" (9leanber
a. a. O. 401), fyd ^ertuOtan eine Sleligion,
meldte bie Seit unb ibre Sb^^f(><^en nid^t erflört
unb bie g^agen ber SSernunft in einem bemunft-
mibrigcn SualiSmuS untergeben Id|t, um im
«©ergenSglauben" einer gang unbermittelten 6r-
1419
XertuIIiatu
im
löfung, einem deus ex machina fld^ ]^tn}Ugeben,
abgelel^nt, nid^t in legtet SBeaiel^ung im 3ntetef{e
ber erI5(ung felbft. — S)oe ^toeite Snd^ bemeidt,
hai ber Sd^öpfergott bet gute ®ott tfi ßin be-
fonberefi !Betbtenft XertuHianS ift t&, ba| et fo-
IDO^I bie leitenbe 3lotm unferer analogen ®otteS"
erfenntni^ afö au^ baS tt)a^re SBefen beS Slntbto-
))omorp]^i§mu8 (Dgl. 2, 16) Hat befümmt l^at
%uf einem aRiguerrtönbniB feiner %u8bru(len)eife
berul^t ber SBormurf, ^ba| geküiffe Sigenfd^aften
®otte8 nur aOmöIig lerDortreten"*. 3laä^ Zer*
tuHian jtnb alle Sigenfd^aften ©otteS naturalia
unb isgenita. 2)ie ©ered^Kgfeit ift mit ber @üte
ibentifdd; ba| erßere ftd^ aI9 ©trafgere(i^tigleit
äußert, ift „aufäUig", nid^t atö ob biefee „p
föDig" in @ott l^ineinfaüe, fonbem biefe 9eu|e-
rung be§ göttlid^en SBejenS toar bebingt burd^ bie
©d^ulb ber ©ünbe (ögL c. 7—18). 3u bem
Seften , maS ZertuQian gef d^rieben l^at, gehören
bie 9u8fubningen über baS Problem ber @unbe
unb bie äBtOenSfrei^it unb bie ^))oIogie befi
$rüfung8gebote8 (ogl. ®. ßffer, S)ie Seelenlel^re
lertuttionS, greiburg 1893, 188 ff.). — ffiaS
britte 93ud^ befömpft bie mordonitif^e Sl^fto-
(ogie üon einem breifad^en ©efid^tspunlte auS.
a. Sine unvermittelte, i)Iö|Iid^ ^ert^orbred^enbe 6r-
löfung ift ©otted unmürbig unb für ben ÜRen«
fd(|en unglaubmütbig. b. S)er rabicale SofetiS»
mu8 9)}arcion8 ift Qupfung unb 3erft5rung bed
Srttferg tt^ie bed ganzen ^eifämerfeS. c. S)ie
SBeiSfagungen beS 9Iten SunbeS fmb ber SBemeiS,
ba| ber erfd^ienene Sriöfer ber (Sl^riftuS befi
9BeItenfd^5))fer8 ift. — S)ad üierte unb ba§ fünfte
S8ud^ , für bie ®ef d^i(^te bed Sanond t)on großer
Sßiddtigfeit, rid^ten fid^ gegen baS ^St)angeUum''
unb ,,%poftoIicum'' SRarcionS (bgl. Sal^n, ©efd^.
bed neuteftamentl. Sanond 11, 1, 455 ff.). Sßenn
SRarcion ald ber ,,erfte'' gefeiert mirb, ber eine
l^iftorifd^e jhitil aQer (^ri'tlid^en Ueberlieferungen
tmtemommen fyiU, fo liefert er aud^ ben SeioeiS,
gu koeld^en fouDerönen ©emaltftrei^en fi^ biefe
jhritil gleid^ in il^rem erften Vertreter erl^ob. Uebri-
gen§ ftel^t feine ^b^fio^f^^^" fMtü lebiglid^ unter
bem ginflug feiner bogmatifd^en Sl^eorien. 3n
ben Schriften gegen 97larcion ftnben fid^ bie k)iel-
umftrittenen tHeu^erungen 2:ertu&iang über bie
Sud^ariftie. 3n }ablreid^en @tellcu (De res.
cam. 8 ; De Idol. 7 ; De pudic. 9 ; De spect.
13. 29 ; De erat. 19 ; De cor. mil. 3 ; Ad uxor.
2f 5. 9; De exboit. cast 11; De fiiga 14)
bezeugt ZertuUian fottol^I bie reole ©egenmart
61}nfti im @acramente toit baS eud^ariftif d^e Opfer,
ben @ni))fang ber ßud^ariftie in SSerbinbung mit
bem Opfer, baS £ragen berfelben nad^ ^aufe, ben
nüchternen Smpfang berfelben. S)ie oft betonte
3bee Dom allgemeinen ^irieftert^um unb bem
Opfer bed ©ebeteS fc^toäd^en bie IBemeiSfraft biefer
SteUcu nid^t ; benn baS Opfer beS ©ebeted mirb
audbrüdlid^ Dom eud^arifiifc^en Opfer ber ®e«
meinbe unterfd^ieben. S)ie oielf ad^ gebeutete ©teQe
De erat. 6 (Corpus in pane censetur : Hoc
est corpus meum) ifi foIgenOerma^ )u edUmL
XertuOian loiSfagen; S)ci8Bort panem im le-
bete be8 ^tan f$Iie|t eine breifa<!^ Sebeufamg
ein. SS rann carnaliter l9on ber leQlfabm Sal^
rung unb spiritaliier fomol^ t)on (B^jtuS feOft
als Don fernem eud^füfd^en Seibe tmfMen
merben. SekteteSbemeidt er infuqerSkirfblhuig
burd^ 9nfÜ9rung ber Ctnfejpmgdttortc. Gauen
fielet olfo bier nid^ = est, fonbem in bm imi«
ftifd^en @tnne = einregiftrirt, rubricirt neäm
Sfür bie ämpanationdlel^re nimmt man olfo biefe
@teSe mit Unred^t in Snfptud^. S>a^ bie m\t
©egentoort getel^rt toirb, foI{^ auS bem !Rad^o^.
S)er ,,unmiberlegli((e SemetS" , ba^ ZertuUion
@9mboKfer gemefen fei, foE avA ben 6(^riften
gegen SRardon fid^ ergeben. Unb bocb voMbt
ZertuOian gegen Storcion nid^tS, »ol^I aber gegen
ftd^ felbft argumentirt fyAtn, »enn er ni($il bie
Stealität beS eud^arifUfd^en SbriftuS gerabe fo feft*
gehalten l^atte mie bie reale !Dlenf<!^b<it : f örmli^
eril&rt er fu^ felbft Adv. Marc. 5, 8. S)ie 6teQ(
li 14 (panem, quo ipsum corpus suom re-
praesentat) le^rt bie reale ©egenmort fr^n
burd^ benSufatf ipsum unb loeil repraesentare
= praesentem exhibere ftel^t ^e Stelle 8, 19
mill bie 3bentität befi @(!böpfergotted mit bem
Sater 3efu (^rifti baburd^ betoeifen, ba^ S^njiuS
ein 93orbiIb beS 9Iten XeflamenteS (3er. 11, 19)
erfüDte; fie fej^ bie Sbentitöt beS eu^ariftif^ai
SeibeS mit bem am ftreuy geopferten Doraufi (t)gl
Seimbad^, Seitr. iur%benbDUif|lS(e]^reS:ertu&tan§,
©otl^ 1874, 6 ff. 33 ff.). Sie umftrittenße @teQe
ift 4, 40 : Panem diiBtribatum discipulis cor-
pus suuxD illum fecit^ hoc est corpus meum
dioendo, i. e. figura corporis meL SBürbe ber
Untere 3ufa| ben Sinn ^aben: ,,ein Symbol
meines SeibeS", fo mürbe er ben Dori^ge^enbm
@a^ aufl^eben, unb }ubem l^e XertuOion gegen
fid^ felbft argumentirt. SBürbe er ben 3ufajf ge*
mad^t l^aben, um bie «.rdmifd^ 9lnfui(|t Don bet
SSermanblung" auSjufd^lielen, fo Rotten foiDo^l
ber Dorl^ergebenbe @a| toie bie nadbfolgenbec
i^re firenge SetoeiSfraft unb i|^re Sebeutung Dec-
loren. ZertuHian fugt n&mlid^ l^inju: Figort
autem non fuisset, nisi yeritaixs esset corpus.
Cetenun yacua res, quod est phantasma,
figuram capere non potest Aut si propterea
panem corpus sibi &mt, quia corporis es-
rebat veritate, ergo panem debnit tradere
pro nobis. Faciebat autem ad Tanitatem
Marcionis, nt panis cnicifigeretur. ZeduIIian
mod^t alfo ben3ufaj(, um biemardonitifc^Scu«
tung beS hoc abjumeifen, a(d ob C^luS, bcS
menfd^tid^en SeibeS entbel^renb, 9rob ald (Erjot
berfelben l^ingefteOt l^e. S)er ma^ Seib (E|rijä
ifl unter ber öxi^ntm Srfd^einung9meife (figura)
beS SBrobeS gegemoörtig ; ein $^ntaSnia toxm
aud^ nid^t unter einer figura gegenmortig fei^, ba
biefe ein Sccibenfi einer @ubftau} ift (Dg^. 5, 20,
oo figura im Ser^tnift ^ux Subftan} DonXei«
tuQinn felbft erttärt mirb). 3>ie (at^Iifd^ Suf*
1421
XertuIIian.
1422
fajfung gttt fomit bie notätlidjfte SrHScung ber
äi&i ; uim5t^ig iß cft« biefelbe burd^ ein ^Qper«
boton jn (dlaren.
6. 3n ber Sil^rift Adversua Prazeam ti\üp\t
lotQÜidn too^rfd^einli^ an ben 9tamen bc5 ^ra-
ltti an mit 9lü(t{t4t ouf ben frii()em, buti^ einen
j(^i4en SBiberruf beS ^roceoS beenbeten@tnit,
her bimid bic Sn^nger bedfelben »ieber gut l^eDen
gflomme oudgebro^en loar (o. 1). 2)er SSortnurf,
^jaffoA (unb feine Snl^nger) ibentificirten ben
Sota mU bem €o]^e cmä^ ber $er{on nad^, toith
Don XcctttlUan (unb onbere OueQen aber i^n
pbm unfi nid^ gu (Bebote) fo oft unb in fo un-
nriftDoil&ibttc^en gformeln er^ben, ba| bie %n«
nabmc unmdgKd^ ed^eint, XertuUian b^be gu
(fornfien fcined ongebltd^ SuborbinotianiSmud
Aitf ber fie^ beS ^roseoS borgebttd^e Son-
reouenien snoitn, an meldte bie{er nic^t gebaut
hebt SDabei bleibt imtnerbin bie gfrage eine
ojjene« loeld^ ber @taube ber dmplices, idiotae
(c 3) q/tm^ fei SebenfaU {inb biefelben burd^
bic Angabe, ba| fte unter bem £ofungdtt)orte
monarehtam tenemoB j[d>en ißot^t^eidmuS unb
SütetSmui ablehnten imb, ftd^ einfad^ an bie
(MoubenSregel baltenb, @d^eu litten Dor ber
^Occonomie*, )u ungenügenb d^rafterifirt. 3n-
bnn ^ernomi (S)ie römifd^ jfird^e 142—276)
bie2rtnit(USIebre XertuUianS unter bem ®efid^t3«
imtifte beitztbeilte, [le {ei gegen SaHiftuS unb bie
trobttionelle Sebre ber römijcben JHrd^e gerid^tet,
im a trol mond^er rid^tigen SBeobad^tungen )u
eiua im S&efentlid^en berfcblten Sujfaffung ber
£t^ ZcrtuBionS. S)ie fiogodle^re ift in i^ren
Srimb}ugen f^on ApoL 21 niebergelegt. Sie
Ki|((bß gegebene S^ifung unus ambo mirb ivoox
Adr. Praxeam toermorfen, unb bie anbere, mo-
Mo altanim, non numero, abge&nbert in nume-
nu lina divisione, ober mit Uured^t folgert man
hxrmA, XertuUion fyiit frü^r auf einem anbem
etanh^nmSe geftonben unb fei fpoter )u einem
uincni ®it^ei§muS foctgetrieben loorben. Sie
Sotmetn im Apologeticos rid^ten fid^ gegen ben
ik»l9t6eitau8 unb bie ))](|iIofo))bifd^e Sogodle^re ;
grgemiier bem IRominaliSmuS ber @toa mirb bie
propria sobetantia beS SogoS betont @an)
bm^elben 6tanbpunlt nimmt in biefer C^infid^t
ierlullian in Ady. Praxeam ein. Sie gformel
imoBambo mu^ OertDorfen loerben, meun ^e
^ur £augnung beS $erfonenunterfd^iebeS mi^-
hmäft mürbe. Sa| StertuDian bie SBefenS*
goncinf^aft ber brei ^erfonen unb bie (Einheit
bct Subflanj feftgebalten babe, fann feinem Stoeifel
nnteHlegen» ebenfo menig, ba| er bie Sinbeit nid(|t
aS eine Irt ^Njtm @ottungSbegriffe8 betrad^tet,
fonbecn bim| bod Urfprungdoerbältni^ begrünbet
tQt(ogL&2: . . . onus sit omnia, dum exuno
omnia per aabstantiae seilicet unitatem . . .
iiu miios Bubstantiae et uniufi etatus et
vnius potestatis; c. 12: trinitas, connexa in
onitate ninplici). SBaS iQamad (Sogmengefd^.
t. m-, II, 287) über bie IBegriffe snbstantia,
persona, natura bei XertuSian fd^reibt, um nod^
gumeifen, ba^ burd^ iuriftifd^e g^ictionen bie gfor*
mein für bie fp&tere Ortbobosie gefd^ffen morben
maren, ift fo oberflödDItd^ mie nur m5gltd(^. Sbenfo
oberffad^Ii^ ift bie 9nnobme (a. a. 0. 1, 665), ba|
bie Sinl^eit ®otte8 bIo| als ein unicum Imperium
gefa^ morben fei, meld^ (Sott burcb beliebige
officiales üerttmlten lafjen fönne. @ie berubt auf
einem !Dli^oerftönbni| beö c. 8 Adv. Praxeam,
metd^eS )ur innem (Sonftitution ber £rinitat nur
in einer ou^em Se^iel^ung ftebt, inbem e8 einen
@d^Iu| a fortiori ^ie^t gegen benSOti^broud^ beS
SBorted monarchia. ®egen bie ^SUmö^erung an
bie gtu>ftifcbe Seontnlel^re" 1^ XertuUian felbji
(o. 8) fo energifd(^e Sermabrung eingelegt, ba|
man il^ fein äBort ]^in}U}ufügen brauet. ®egen
ben SSonourf, i,ein ))biIofo))biid^ ®otte8begriff
fei als jfird^enle^re aufgefteUt morben", mebren
fid^ nid^t nur bie gan^e Sd^rift Adv. Praxeam,
fonbem aud^ bie SuSfübrungen gegen fyx*
mogenefi unb SDlarcion. Sin 3tt>eifd fann nur
barüber fein, ob XertuQian im SuborbinatianiS-
muö fleden geblieben ift. Sei ber Söfung biefa
Sirage ift ber Sinflu^ ber bogmatifd^en Sel^rent-
midlungbeibenSlpoIogetenjuoerädfft^tigen. SaS
innere ^er^tni^ beS SogoS }um Sater ift nid^t
losgelöst oon ber 9e)iebung ®otteS )ur 9BeU.
infolge biefer gfragefteUung unter 9Ritmirfung
ber Unterf (Reibung jmifd^en A670C Ivdiadetoc unb
icpo<poptjuic mirb bem fiogoS ein aÜmöIigeS ^er»
Dortreten auS bem Sater bis gur perfecta nati-
vitas beigelegt, meldte bei ber SSßeltfd^opfung ein«
trat (c. 7). ^ier erft erbielt ber fiogoS ben oollen
9{amen @obn. @o erflören ftd^ QuSbräde mie
Adv. Hermog. 3 : Fuit tempus, com filius non
fuit. 9lber menn aud^ 2:ertuUian, abböitgig oon
bem bamaligen @tanbe ber fveculatioen (Erörte-
rung beS SogmaS, ben legten entfd^enben
Sd^ritt nid^t getban ^at, fo fommt er bemfelben
febr nal^e, infofern er bem fiogoS au(^ in feiner
innergöttlid(^en ßsifteu) bie proprietas substan-
tiae )ufd^reibt unb i|m baS ^erfonfein beilegt
(res et persona, c. 5 et 7). gfür mand^e Un«
ebettl^eiten fetner ZrinitätSle^re gibt er felbft ge»
mifferma|en bie Sonectur. 9bfd^Ue|enb tcmn
man fagen: ^Sr ergebt ftd^ in ben ^rop^ßen beS
nicanif^en ®ebaubeS, fommt in li^tDoÜen 9uS«
brüden unb SBenbungen bem nicönifd^en @tanb*
punfte na^e, ol^ne ibn bod^ im ®an3en gu erreid^en;
eS gefd^äbe il^m baS fd^merfte Unred^t, moQte mon
bel^upten, er fd^mebe unentfd{|ieben gmifd^en bem
nicänifd^en ®lauben unb ber arianif^en ^drefie''
(ftubn, Sie d^riftl. Sebre t). b. Sreieinigfeit, Tü-
bingen 1857, 187). ^terouQmuS ermabnt (De vir.
OL 70) ein SBerf SlertuOianS über bie XrinÜöt;
iebod^ if} unter bemfelben bie @d^ft 9tot)atianS
gu oerfteben, meldte fd^on früb unter bem 9lamen
ZertuUtanS ober (S^prianS curfirte (^madC, (Sefd^.
ber alt^riftl. Siter. I, 654 u. 674).
7. 3n ber Sd^rtft De came Christi mirb boS
t$actum ber göttlid^en Sucamation gegen oerfd^ie-
142B
XettuIIion.
1424
bem formen beS S)ofeti8mu8 (f. b. 9rt. S)o!eten)
Dertl^eibigt. 9Rtt feiner gonaen ©etfteSmodbt unb
Qkbanfenfroß mirft ftd^ Xertullian biefem ooben-
lofen @)>iTitualidmu9 entgegen, rnn bie eigentUd^
ielebenbe 9Ritte feiner ganzen tl^oretif(^en unb
))rQ!tifd^en Sorftettung beS (El^riftent^umd , bie
gan}e äBal^r^eit ei^rifti unb bie (Erldfung beS
gangen 3Renfd^en )u bertl^eibigen. S)er gonge
XertuSian fprid^t auS bem oft mi|6roud^ten $ara*
bo^on : Credo, quia ineptmn (c 5), mit mel<^em
er old abfurb iene ihitif ber Vernunft ^infteOt,
meldiie bo« aRaf; bed SRöglid^en in ber SSefd^ränft-
l^eit ber menfd^Ud^i Srfenntni^ finben tuiQ unb
baburdi bie 3bee @otte8 t)erneinert unb feine Un«
enblid^Ieit läugnet. ^enlid^i unb gebanfentief ift
bie 9bl^QnbIung über bie füitbenlofe 92atur C^rifti
(ex genere, non ex vitio Adae), über bie (Er*
l^ebung unb Heiligung aUeS SRenfd^Iid^en burd^
biefe nova natiyitas (o. 16), fonrie bie Sertl^ei-
bigung ber »o^ren 9Rutter- unb 3ungfroufdtiaft
aRoria'S (c. 17 sqq.; bajelbft aud^ bie ^araUele
gttifd^en Cba unb SRorio). Somit bie ttxi^re
!Dlutter{d^aft unb bie toirflid^e ®eburt in feiner
Seife in ©efol^r lomme, fteüt er ben ©o^ ouf :
Yirgo quantum a viro, non virgo quantum a
partu <c. 23); er richtet fid^ gegen biejenigen,
meldte boS ex virgine in per virginem um-
&nberten (c. 20). S)o^ bie ginigung ber jmei
unDerfel^rten unb unüermifd^ten Staturen in ber
$erfon ftottfonb, bo^ feine Umn^anblung ber
göttlichen ütatur in bie menfd^Iid^e nod^ umgefel^
unb ebenfo toenig eine 9)lif^ung berfelben gu einer
britten 9Iatur benfbar fei, mirb Adv. Prax. 27
unb De came ChrlBti 8 sqq. mit Argumenten
bemiefen, meld^ a(8 ftid^|alttg gu oEen Seiten
mieberbolt morben ftnb.
8. S)em 3^^^ nod^ ^öngt mit ber Dörfer*
gel^enben bie Schrift De resurrectione camis
gufommen (ügl. c. 2), nod^ De anima unb Ady.
Marc, gefd^rieben. 31^r ^nl^It berül^rt ftd^ Diel«
f ad^ mit ben onberen potriftifd^n SSer^eibtgfungS*
fd^riften beSfelben S)ogma8 (f. b. Sri Auferfte^ung
beS gleifd^ed). Sefonberd l^orgu^eben ift bie
flor erfaßte unb mit pbi^ofopl^ifd^er Sd^örf e btnd^-
gefül^rte Seigre Don ber 9taturetnbeit beS 3Renfd^en
mit ber SEBed^fetoirfung gmifd^en @eele unb Seib,
fott)ie bie in erl^abenem @d^munge ber Sprod^e
gefd()tlberte Sßilrbe bed menfd^Ud^en fieibeS unb bie
Sebeutung bed{elben für bie SnttDidlung ber
menfd^Iid^en Statur in ber notürlid^cn tmb uber-
notürlit^ien Drbnung (c. 6 — 1 8). ffiief e tief finnigen
Ausführungen reinigen ben SBerf. ein« für aüemol
t>ou bem 93ormurfe, bo^ er „bie et^ifd^e Sebeutung
bed Seibed Derfonnt, boS finnlid^ Seben gong in
feiner Siol^eit gelaf Jen fyxU, um ed bann gu Der-
bammen, bo^ ber tertuUianifd^e Sbrift nur ein
auf einer Seftie reitenbcr gngel fei*. Aflerbingö
ift er nid^t boDon freigujpred^en, bo^ er bei feiner
fd(|roffen Siaturonloge, befonberd oIS er im mon«
taniftifd^n SiigoriSmuS DerftridFt mar, bie SDtö^-
gung Dermiffen lie^. Die c. 18 — 55 bringen ben
Sd^riftbemeid, beginnenb mit einer ^ermeneiittf(^
Erörterung über bie Allegorie unb tbre Amoen*
bung in ber l^ligen Sd^rift S)cr €d^Iu^ (c 56
ad 68) Derbreitet fid^ über bk 9lat«r befi Auf*
erftebungftleibefi.
An bie bogmotifd^ Stiften rti^ ttir an
bie gmei 6d^riften Zertu&iau§ wü Dorimegenb
)>^iIofo))l^if(!^em Snl^Ite: a. 9M gotbenc
Süd^Iein De tesümonio animae, ber tat^olif^en
^ßeriobe ongel^örenb, »elc^ed ben ApoL 17 fm)
berül^en ®ebanten Don ber anima naiuraliter
ohristiana meiter enttt)i(felt Zertulion, but4>
brungen Don bem ®ebanfen, ba^ boS C^pent^m
ben ®runbbebürfniffen bet menfd^fi^en Seele ent*
f))rid^t, »10 ben Slid ^inrit^ten auf biejienism
SBo^rl^iten, meldte bie Seele o^e bef onbere Ae»
flei^on Ott ben SBiberfd^n beS in il^ »o^enben
Si^ted ))robucirt. Stefer Stonbpunft UMrr (rroftif^
gered^tf ertigt gu einer Seit, bo einerfetiS bie SfepftI
AUed gemogte, onbererfeitS bie @toa ben @aj| oon
ber @ottDermanbtf d^oft ber Seele oI9 einen ^onpt»
lel^rfo^ ber Sd^ule aufgefteOt botte. SHe testi-
monia animae (senaus oommunee) erftredm
fic^ auf bod Dofein (SotteS unb feine ^emptei^*
td^often, bie Unfterblid^feit ber Seele unb il^
Snbguftonb unb auf baS Dofein beS 85fen. 2)er
Semeis grfinbet ft^ gunü^fl auf baS fubjedioe
Semugtfein; biefefi l^t ober eine objecÜDe 9^
beutung , meil eS ber unDeröugerIi<^e 9efi| ber
gangen SRenfd^l^eit ift, meld^ier unobl^gig ift Don
Unterrid^t unb )>]^UQfo))bif<^n X^orien, Ueber-
tieferung unb Sprod^e. S)er SemeiS ift olfo ein
opofieriorif (i^er, ein Sd^Iu^, meldten bie Seele un«
miDfürlid^ gie^t Don ber »eolitöt ibteft 2)enftn3
unb Strebend auf bie {Realität beS ObjjecteS unb
3ieM. 9)litteI6ar ift e9 ein göttlid^ 3eiionii
infofem (Sott burd^ bie gottebenbilblii^e eeele
ein 3^gni| ablegt. 9Ran ginge fe|I, menn mon
bei XertuOian bie Seigre Don einer fertigen an-
geborenen ®ottedibee ftnben mollte, mie ft^on
ber 3ufammen]^ng feiner AuSfii^rungen mtt ber
ftoifd^ Se^e über bie irpoXi^^tc bemeiSt (ugl.
Stein, $fQd^ologie ber Stoa II, 93erfin 1888,
228 ff.).
b. De anima, eine frü^r menig beod^
Sd^rift, meld^er man iejft einen (Sfyctnpla!^ in ber
miffenfd^oftKd^ Siterotur ber ffoifergeit onvetit
(Dgl. 9R. Sd^ong o. o. O. 289). S9 i|t We
erfte d^riftlid^e ^fQd^oIogie, feineSmegfi eine Ati^«
lefe ouS ber Stoa, nod^ Diel meniger Dom Sionb*
))unfte ber ftoifd^nt SBeltonfd^uung gHtl^deben.
fonbem eine buri^ouS feCbfiönbtge Aroeit troj^
mand^er Ab^öngigfeit Don ftoifd^, ober bun!^*
meg fod^Ii^ corrigtrten Se^rfä^ S>ie pfQ^O'
logifd^en t^rogen fntb in ^erbinbung mit t^o*
logifd^ Problemen be^belt. XertuSion baut
auf bem boppelten ®runbe beS ®bniben6 unb ber
Semunft, o^ne inbe| bcibe guibentifidren. Audi
feine ^fQd^ologie jeigt ben Apologeten: fle tragt
burd^meg ontignoftifd^eft @epröge, unb Don bitfem
®efid^tdpunfte ouS ift fie gu beurtl^ilen. (Ebetijo
1425
J:et§.
1426
n4tä fi^ fmif f^orfe SBetttttl^eaime ber fßl^ilo-
fop^e (e. 1—3) tDettigftend bn Xenben} tiac^
gn Me ^tcfie fan ®eioanbe ber $^fo))l^ie.
€(tinft te|t baS Derloten gegangene Sud^ De
otnsfl animae DorouS. 3n ber SSefenSbefHm*
mimg ber @eele al9 flatus Dei fyxüt XertuUian
iMii listigen Xermfamd gegen ben WaterioIiSmud
be4 £ynnogenc9 unb ben Spiritualismus ber
Ünt^i\kt gefunben (DgL Adv. Marc. 2, 9). @o-
mit ge(|t er gteid^ über }u ben naturalia animae
(Cw ^—23). Sr Dert^igt eingel^enb bie ftörper«
li^fcit ber €eele, ^uptfäd^Iid^ um bie »eolitat
^jclben )u nml^ren ; iebo4 W ^^ ^ ^^^ ^^
SocfhlUmg, biefeAe fei ein oudgebe^nted, toenn
aii4 etn^tlid^ (äonit, nid^t (odmad^en lönnen.
Slädtic^ mären mand^ feiner Söfungen ge«
»efm, tDtnn er ben ftoifd^ SReoKSmuS Aber«
mnben ^ätte ; ober feineSmegS ifl feine $fQd^o«
togie moterialiftifc^ ; mit bem ftoif d^en 9Roni9muS
Ijtft Xertullian nid^td gemein, berfelbe ifl förmlid^
bttndbro^nt. filar tritt bie Sin^eit ber @eele unb
i^ SebenS ^or, rin Jpouptpuntt feiner ^f^d^o«
togic. SDir DerU)etfen auf bie S)arlegung beS Ser»
WitntjjeS Don 4^u)^ unb vou«, auf bie ffritif ber
platomf^en 2>reit$eitung unb ber platonifd^«
gno^fd^ (Erfenntni^tbeorie, auf bie Seftimmung
M Qf^^dUnijfeS Don SOßefen unb SSermögen unb
berm Sctanberlic^reit. 3)urd^ ben IRad^tueiS ber
Sinficit ber @ee(e unb ber %(ri i^rer äJeränberung
f^tt Xertunian einen mid^tigen Seitrag für bie
3anitftt>eifung gnoftifd^er 3been Dom Stanbpunft
brr pf9c^oIogif($en tforfd^ung au8 geliefert (Dgl.
c 11 et 21). ^ie o. 23— 41, Aber bie Sntftel^ung
(er einzelnen Seelen banbelnb, bringen neben ein-
grienber ffiiberlegung ber tßräeiifien) unb @eelen-
immbenntg bie SertuOian eigentbümlid^e Se^re
M ZrabudaniSmuS. Seitenber @runbgebanfe
bei berfelbm mar, {ebe Xl^eorie au8}ufd^Iie^en,
oel^e bie Sereinigung Don Seele unb Seib Don
bem natürltd^en $ro$e^ ber 3^tgung (oSlöSt. Sej3-
bolb beffimpft er bie ftoifd^e, bem @nofticidmu8
9Drf(bttb letflenbe gormel Animam extrinseous
imprimi (o, 25) ; benn ber 9Renfc^ reprobudrt
na4 XcriuOian in ber 3<ugung feine 92otur, nid^t
erji mirb ber eprögling SReufd^ ober böigerer
Urnftb burd^ eine fpötere ^ingufügimg Don
$neuma. Sieben ber Sinbeit befi inbiDibueUen
mcnfd^fid^en SebenS foOte bie ßinbeit bed ganzen
Üf^^itt^M unb bamit bie folibarifd^e Se^ie^ung
|mn StommDoter gema^rt merben. SaS ex una
rtdondaxks M naturale ber Seele traf ben
(SnofticKmuS nad^ Derfd^iebenen fünften feines
SftriiQfiemfi ouf baS empfinblid^fte (Dgl. c. 22
ei 41). STKIbefümmenb mar bie isxa^t mäf bem
Uebergong ber Srbfiinbe (vitium originis). Xer-
fnlHim bot bie ^rage rid^tig formulirt, fie ift bei
i^m abnlif^ gebellt mie bri SluguftinuS (c. 40
et 41). ^ er fie nid^t DoQfommen gelöst, fo ift
{tt bebenlen, bag baS Problem neu mar, ba| frine
2beorie, bei tüeld^r fetbft bie angenommene fför-
peritc^fcti ber Seele faum einen Sinflu^ aitSubt,
nid^t materialiftifd^ ift, unb ba| feine Söfung fub
Don iener gform beS @eneratianiSmuS, ben fpttter
nod^ SluguftinuS nid^t gau} Dermerfen mollte, nur
menig unterf d^eibet, aber aud^ an benfelben Sd^mie«
rigfeiten fd^iteri (Dgl. ®. ßffer a. a. O. 210 ff.).
Ser britte Xbeil (c. 42—58) be^anbelt ben Xob,
ben Sd^Iaf, baS Xraumleben, ben 3ufianb unb
^ufentbaltSori ber Seele nad^ bem Xobe (Dgl.
%|berger, ®efd^. b. d^riftl. SSd^atoIogie innerhalb
ber Domicönifd^en 3eit, ^fteiburg 1896, 291 ff.).
SBon ben Schriften De came et anixna unb De
animae summissione, meldte im Index Ago«
bardinuB (abgebrudt bei ^madf, ®efd^. ber alt«
d^ftl. Sit. I, 668) Derjeicbnet fteben, fe^It jebe
meiten Ihtnbe. 2)ie Sd^rift De censu animae
adv. Hermogenem befaf}te ft<^ mit bem Urfprung
ber Seele (f. o.) unb miberlegte ben SRaterialiS'
muS unb S)eterminiSmuS in ber Seelenleb^ beS
^ermogeneS (Dgl. De anima 1, 11. 21). Selber
ift aud^ bie Sd^rift Adv. ApelleiacoB Derloren
gegangen. Sie befömpfte bie Sd^öpfungStl^eorie
unb Dermvtblid^ aud^ bie d^riftologif^eti unb
pfp^ologifd^ Slnftd^ten beS «peOeS (f. b. Sri.)
unb feiner Snbänger (Dgl. De came Christi
6. 8; Adv. Marc. 3, 11 ; De anima 23. 36).
(9$gt. au^er ben fd^on dtirien äBerfen bie betr.
^bjcbnitte in ben bogmengefd^id^tUd^en Slrbeiten
Don Sd^mane, ^amadf, Seeberg, SoofS unb bie
9Ronograpbien über XeduQian, jufammengeftettt
bei SBarbenbemer , ^trologie, greiburg 1894,
193 f.) [®erbarb ©ffer.]
$er} (Tertia, bc. hora), bie erfte unter ben
fogen. apoftolifc^en ober fleinen ^oren (horae
diumae) beS canonifd^en OffiriumS, bient ber
®ebetsmei^ für baS erfte Siertel beS XageS, baS
fie abfc^Iie^t (gegen 9 Ul^r), mie bie i^r ent«
fpred^enbe erfte $octum ber gleid^en 3^^ ber
9{ad^t angel^öri. Sie ift bie feierlid^fte ber fleinen
^oren unb gilt ben alteren Siturgifem a(S hora
Sacra ober hora aurea, ba bie donDentualmeffe
(f. b. ^ri. Missa conTentnalis) an ben gfeften
mit (Einfd^lu^ beS festum semiduplex, an ben
Sonntagen unb in ben OctaDen ft^ unmittelbar
an fie anfd^lie|t. Sei bem ^ontiflcalamte foQ ber
SBijd^of bieXer^ inloniren, bie le^te Vorbereitung
jur !Dle|feier machen, mäbrenb ber Sbot bie ^ore
rcritirt, unb bann bie Dration jpred^en (Caer.
Ep. 2 , 8). S)te Xers ifl bie @ebetSftunbe au
e|ren beS beiltgen ®eifteS, ber am ^ftngftfefte
um bie britte Stunbe ben ^pofteln eribeilt mürbe
(9lpg. 2, 15); um fdn SiebeSfeuer fle^t ber
^^mnuS Nunc sancte nobis Spiritus, ber in
ber ^ftngftoctaD burc^ ben ^t)mnuS Veni creator
Spiritus erfe^t mirb. %uf baS Seiben Sbrifü be-
logen, erinnert bie Xerj an beS |)erm SJcrurtbei-
lung gum Xobe (dat causam Tertia mortis;
Dgl. aWorc. 16, 25). 3bte ®lteberung ift ber ber
Seit unb 9{on (f. b. tUrtt.) ganj glrid^. 9n baS
gemül^nlid^e ginlettungSgebet (Pater, Ave unb
Dens in adjutorium) unb ben ^ipnuS fd^lie^en
fid^ im römifd^en unb ambroftanifd^en Offtdum
1427
Xeftocte.
1428
taglidd biefel^n, als btei ${almen bel^anbelten
fed^S Octonare beS Ißfalmcd Beati immaculati
(«Pf. 118, 33—80) an ; im monaflljd^en Officium
toerben am Sonntag unb 9){ontag brei Octonare
unb an bm übrigen SBod^entagen brei @rabual-
))falmen recitirt. 9n ben ^ften unb in ben gfeft-
geiten bient bte sioeite Sntipl^on ber SaubeS aud^
als Sntipl^on j^r Xerg, xottm biefe ^ore leine
eigene l^at ; für bie Sonntage unb Serien, bie leinet
Seflgeit ongebören, ift fte im ^folterium ongegeben.
2)o8 StopM (capitulum) ift in ber Siegel baS»
felbe, baS au^ in ben Saubed unb in ber fß^ptt
gelef en toitt ; ba§ Stefponforium ift in ber Ouabra*
geftmal-, $affion§- unb Oftergeit fomie an ben
§eften au8 bem S^erfe ber erften 92octum ge«
bilbet. 2)er Xage^ ober gfeftoration, toeldbe bie
Str) in gleitet Sßeife toie bie übrigen ^oren
abf<!^I{e^t, gelten an ben größeren ^mtn unb ben
Sigüien bie f^ctialpreceS (f. b. 9(ri. Preces)
k)oran. \_R, Bä)xoh.']
%ißüdt nennt man baS englifd^e ®efe^ Dom
Saläre 1673, toeld^ed ben 6m))fang Jbt^ ©acra-
mentd bed le^tenSlbenbma^lS'' in ber anglicanifd^en
ftird^e fomie bie eiblid^e SSerläugnung berXrand*
fubftantiation unb anberer fatl^olifd^en (SlaubenS-
leieren (ben f ogen. £ e ft e i b) al§ SemeiS ber 3u'
gel^örigfeit )ur anglicanifd^en StaatSlird^e bei
Uebemal^me eined öffentlichen SmteS oorfd^rieb.
S)a§ @efe^ mar, toenn eS ouä^ gegen aUe SRecu*
fanten angemenbet merben fonnte, bod^ in frincr
gangen Sd^örfe gegen bie jfot^olifen gerid^teh gu
einer 3^t, ba für bie fat^olifd^e ftird^e in Sng«
lanb ftdd rinige günftigere SuSftd^teu gu eröffnen
fc^ienen, mürbe eS Don ber antitat^olifdden $arla-
mentSme^j^eit burd^gefe^t ald baS äu^erfte SNittel,
bie ffatl^olifen entmeber gum Sbfafl gu bemegen
ober aus ieber öffentli(|en Zl^ötigfeit l^erauS-
gubrangen. Sie frül^eren SSerfud^e, eine Sinl^eit
ber Seigre unb ber Siturgie burd^gufül^ren, b<^^
nid^t gum 3iele gefüH ^I^ ifbnigin Slifabet^
ben 99efud^ be§ ©otteSbienfteS unb bie Z^eilnal^me
am Slbenbmal^Ie burd^ @elbftrafeu (1 Shilling
@elbftrafe [12 @]|^iEing nad^ l^eutigem ®elbe] für
iebe eingelne 93erfäumni^) gu ergmingen fud^te, er>
mirften oiele ßatl^olifen fid^ 2)i8penfen unb SBer»
gleid^e, meldte ber Königin in iebem ber legten
15 Saläre il^rer Slegienmg 20000 Spfunb (Sterling
eintntgen. SDie gro|e ÜJlaffe beS englifd^en SSoIIeS
mid^ f reilid^ bem S)rud ber @efe^ unb befolgte bie
neue Liturgie menigftcnS au{ier(i(!^, menn au^ mit
SBibcrftrcben unb in oielen ^äUen mit SBerad^tung.
%a fo du ©efd^Ied^t Don ^eud^lem ^eranmud^d,
befal^I Sacob I. 1606, bog »pa))iftifd^ gefinnte
^erfonen, meldte, um i^re falfd^cn ^ergen gu Der«
bergen unb um bie Strafen be3 ©efe^eS gu um«
gelten, gumeilen gur ßird^e lommen", Kinftig
,,ganglid(| conDeriiren unb iöl^rlic^ rinmal in ber
^farrfird^e bad Sacrament beS ^benbmablS em-
4)fxingen'' foBten. 2)er erfte 9iid|tem))fang beS
^benbmal^Ig mürbe mit 20, ber gmeite mit 40,
ieber folgenbe mit 60 $funb Sterling geal^nbet.
9ugerbem toaren ber ongliconifd^ Stntngd'
bif(i^of fomie gmei ^ebenfirid^ter befugt, ollm
tHKpiltifd^en Slecufanten, fotoie allen $crfonm,
bie im lekten 3a^ nid^t gmeimol bad Sbcnb*
mo^ empfangen l^ätten, einen Xreue-(Eib mtt fo
unerl^brtem ^vif^t Dorgulegen, bo^ $ouI Y. ben-
felben ftreng Derbot Se^nlid^e f^otfe SefKm*
mungen ergingen miber bie grauen Don So
cufanten unb gegen ftinber, bie auf bem ge[i*
(anbe in fatl^olifc^en Se^ranftalten il^ Stgie^ung
erl^ielten; bie le^tereu Derloren ibr Srbt^l gu
(Bunfien beS näqfien Sermanbten, menn biejer
baS anglicanifd^e tlbenbma^l tmpfm^ SU biejc
®efe|e mit i^ren facrilegifd^n Seftimmungen über
ben Smpf ang bed Sbenbma^IS bilbeten für äocob L
eine OueUe reid^er (Sinffinfte, meldte ftd^ allein im
3. 1612 auf 871 060 ißfunb Sterling bdufes
(MonihLXXXIV[1895], 72); inbe| ttbergeugte
SonDertiten mürben bamit ni^t für Sie englift^
ftirc^e gemonnen. Suf S3eronIa}fung ber gur SeDt-
fionber angIiconifd^nSBefenntni|fd^riftcxitageiü)m
SBeftminfter-SlffemblQ Derlangte be^alb boS $(n>
lament 1643 Don oQen beS $a{)iSmu3 Derbod^tigcn,
21 Saläre alten ^erfonen eine eiblid^ ßrOSiung
bariäer, ba| fte bie geiftlid^c (Semdt beS $ap*
fted, bie Seigre Don ber XranSfubtiositiation, bem
gfegf euer , ber SBerel^rung ber ^eiligen unb on-
bere S)ogmen ber fatl^Iifc^en Stxxqt Dermorfen
unb gmar «.ol^ne 3n>dbeutigfett, geheimen Sor*
bebalt unb gel^eime ^Audflud^t, bie SBorie in i^
gemöl^ic^en SBebeutung gebraud^enb'' (Neal,
History of the Puritana U, London 1837»
198). aiS SSorläuferin ber Zeftacie Don 1673
erfc^ien fobann baS ®e)e| Dom dolore 1661, bie
fogen. SorporationSacte, moburd^i Don äebem, ber
Don 1663 ab ein ©emeinbeamt befleiben moOte,
unter Ruberem Derlangt mürbe, ba^ er im Ie|t"
Dergangenni Sabre am anglicanifd^n Sbenb«
ma^Ie tbeilgenommen l^be; Ie|tere6 follte ba§
ftenngeid^en (teat) ber Sugebörigieit )ur cngli{4»
StaatdKrd^e fein. S)er (Erfolg ber Siocporationl'
acte mar ber, ba| bie ^uritoner aüS ben 9t'
mrinbeftmtem, bie fu bis oal^in Dielfo^ inneoj^Bt
l^atten, Derbröngt mürben. 2)urd^ biefelbe aRog*
regel fud^te man nun 1673 m^ ben ffatl^otäcn
bie 9nna^me Don StaatSdmtem unmögli(^ gu
mad^en ; baS mar bie Untmort auf bie Serf ii^e
beS ffönigs ffari II., ben ftat^olifen S)ulbung
gu Derf(^af{[en. S)ie Xefiacte Dom 21. SR&q 167S
Derorbnete, ba| aKe Staatsbeamten gmtjteiOjlcn
unb £rinitatid be8 äabrtS 1673 ben Sutnmatd«
eib (f. b. 9lrt.) gu leiften unb bis gum 1. Vugttfl
baS ^benbma^I na(^ bem SlituS ber raifßd^
ffird^e gu empfangen ^tten; 92euange{leatt folltcn
fünftig benfelben ßib leiften unb fid^ über ben
Slbenbmal^lSgenul bur^ 3eugniffe bet ttixä^»
Dorfte^er auSmeifen. S)em iSbe toor ru>df bie
6rflörung Don ber SerlÖugming ba Xxondfub«
ftantiotion auSbrüdClidd beigefügt, unb biefe Sr«
Cfarung mugte nic^t blo| münbli^ Abgegeben,
fonbem unterfd^rieben merbcn. S)a boft @e|4
1429
lepoment — leftltfrcll^clt ber ©elflltd^en.
1480
1678 auf Ue SRitglttber beS Parlaments aus»
(^bc^ umibe, tonnten Don bo ob US 1829
Im tat^f^ ^eetS SRttgßebet bed Ober«
bonfcS \Al ^ ntc^tat^olifd^en S)i{|entet3 xovac
tei bei bcT SuSfä^nmg ber Seftacte milbe be-
banbettrinbem 3nbemnUat3gefe|e ergingen, loeld^
fie «uf Otunb rebi erfunbener ^Unfenntni^ beS
Oc{c|ei^ Sblsefen^ unb unbermeiblid^er Un-
{lÜifälle* Don ben SBeftimntungen ber Xeftade
oainadmciL Ctft burd^ itoA ®t\t^ ton 1828/29
m^bm bie 2e{i* unb bie gorporattonSacte, einige
flanier andgenommen, obgef^lft. S)agegen blieb
bie SefHmnnmg ber Bill of Bighta (October
1689) befielen, nad^ toeld^ ber SouDerSn am
oftm Zage {ctneS erften Parlaments auf bem
throne nor bem oerfammelten Parlament burd^
bie gfnasnte S)ec(aration bie SranSfubftantiation
abU^cn unb bie latl^olifd^ Siturgie als ®5|en-
bienfi erfOren mu|te. 9m 20. fHottmhn 1837
^ Mntgin Sictoria biefen ßib geleifiet, meldten
ber nou^Iige Sorbinol SBifeman alS «ein na-
tioiuIcS ^iccbttättn" begeid^nete (F. Plus [$af-
{tonifil, Life of Father Ignatias Spencer,
Dublin 1866, 253). Selbft baS ®efe^ Dom
25. 3uli 1867. toeld^S bie Xejkcte für getoifle^
1829 no4 Dorbel^tene Semter abfd^affte, liej^
biefclbe für ben SouDerön, ben SHcelönig oon
3tianb unb ben Sorbtanjier oon Snglanb (nid^t
taioondrfamb) befiel^ S)ie legten Sefd^rön-
tsngcn ber Aotbolifen fielen er{t burd^ @efe| Don
1871, bo4 Ke^ bie oielfad^ bunBe Raffung beS
ScjeteS ben Stoeifd entftelEien, ob Itotl^olifen oor
ber udbcma^me oer beiben Semter beS Sorb-
tao}(eiS Don Sngtanb unb beS 9)icefönigS Don
3i!anb aui^ |e|t nod^ )ur fieiflung beS XefteibeS
angelten loerben föimten, unb als SB. 6. ®Iab«
ftone 1891 eine SBiS einbrad^te, n^eld^ il^nen auS-
btufli^ biefen Sib erlaffen foKte, lehnte baS
Uflier^ ben Antrag ab (^Ird^iD für Iat]^oIif(i()eS
«in^rarcd^ LXV [18911 B91). «uf Sd^ott-
lonb fanben bie Sor))orationS- unb bie Xeftacte
feine ttoenbung; auf Stlonb towcht nur bie
if^tm 1708 ausgebeizt, bann 1779 für ))ro-
tcftontif^e SyijfenterS unb 1829 burd^ baS ®efe|
ber emondpotwn für bie ffatl^oKfen abgefd^afft
— S)ie Xej^cte begeid^net ben f)öl(|epuntt, }u
todäfm ber antifat^olifd^e gfanotiSmuS in ber
mdiif^en Qkf^ebung emporftteg; mit feinem
SujtuKt ftt^te er bie ftatboliren im SRittelpunft
liier £itiägie )u treffen. Snbeg l^t fid^ ber $f eil
gegen ben SAi^en gefe^ unb eine $rofanation
bed onglicamjd^en Sbenbmal^lS l^rDorgerufen,
iDdd^ ber Slinifter Sorb 3obn »uffeD 1828 im
Parlament in i^ ganjen ^ö^lid^felt bargelegt
^. unb bie mon ctai^ bann no^ beboueni mu|,
memi man Don ber Ungflitigfeit ber angticonifd^en
Sei^ fiberaeugt ift Sfilr bie englif(|en ftat|o-
lifcn befi^ me Xeftacte bie Sebeutung eines na-
tusalen ScugntffeS )u ©unften il^reS ©UiubenS
an bie toa^re^ mirKic^, fubftantielle ©egentoart
llitijH im l&eiligjlen Sacrament. (S3gl. W. S.
Lilly and John Wallia, A Manual of the
Law specially affecting Catholica, London
1893; Sf. aRatoioer, S)te 93erfa{fung ber ffird^
Don Snglonb, Berlin 1894, 98 ; The religioua
Test Acte. The Coronation Oath, in Month
LXXXIV— LXXXVI [1895-1896]; J. H.
0 verton, The Church in England II, Lon-
don 1897, 806 ff.) [% SBeBeSlfteim.]
^tflantnU f. SSerfügungen, le^iUige.
teftamenf, «IteS unb 92eueS, ift bie g^
md^nlid^e 9e}eid^nung für bie beiben ^ölften ber
l^eiligen S^rift als bie SOtittel ber Dorc^nftlid^en
unb ber d^riftlid^en Offenbarung. S)ie Sieaeid^
nung ift bal^er )u leiten, ba^ bie 3tala unb nad^
i^r bie SSulgata baS gried^if^e diaOi^xT), ttie baS
]^bröi|d(|e n^n?, tnit testamentnm fibertragen
unb bemnad^ biefeS SQBort als terminua techni-
cuB für bie (Snabenanflalt jtoifd^en ®oit unb ben
a)tenfd^en ft^irt ^aben (Dgl. 1 aßad^. 1, 12). Sine
ber in ber ®ptai^ gemöl^nlic^en SJerfd^iebungen
ift es, ba^ ber 9lame beS SunbeS für bie Urfunben
beSfelben gefegt mtrb ; ben Uebergang jeigt 2 &)r.
3, 14. ©ie auSbrüdte .alf* unb ^ncu" ent-
ftired^en babei bem Vorgang ber bci^gcn @d^rift
(f. 3er. 31, 31. ^ebr. 9, 15. 2 gor. 3, 14).
3ur 3cit iertuUianS koar testamentnm in biefem
Sinne fd^on ber gemöl^nlid^ere SuSbrud für in-
strumentum gemorben (Tert Ady. Marc. 4, 1).
an einer eingigen Stelle beS ^ebröerbriefeS (9, 16)
argumentirt ber 9pofteI au^ mit ber SBebeutung
beS SBorteS aui^xT) für „legten SBifleu" ; bie|
ift Urjad^e gemorben, marum Sadan^ (Div. in-
stit. 4, 20) biefe IBebeutung Don testamentum
auf bie beiben ^ölften ber (eiligen Sd^rift an«
menbet. [ftaulen.]
^ßament ber gmölf ^atriard^en, f.
a{)0cr9P^Iiteratur 1, 1058.
Testes synodales, f. St^nobalseugen.
Se^imottiaßeti, f. Literae commendatitiae.
te^farfrei^eU ber ^ri^n^en, baS SRet^t ber
SIrrifer, über il^re ^interlaffenfd^ft auf ben
jEobeSfaÜ l^in le^tioillige SInoronungen na^ 99e«
lieben }u treffen, mar nad( ben ölteften lird^Iid^en
SSerorbnungen unb bem römifc^en SRed^t auf baS
Vermögen Don nid^t fird^U^em Urfprung be-
fd^rönft, ol^ne Kfidftd^t baratif , mann unb mie eS
ertDorben mar; bagrgen foIÜe aUeS, maS ber
®eifllid^e mäl^renb feines SebenS auS fird^tid^en
(Einfünften erübrigt }^(ütt, nod^ feinem Xobe an
bie ffird^e )urüdfallen (f. c. 21 C. XII, q. 1 ;
0. 1 C. Xn, q. 3; Nov. 123, 19), unb er
foQte aud^ im übrigen frembe, mit ij^m nid^t
Dermanbte $erfonen ber Mrd^e nid^t Dorjiel^en
(Conc. CarÖiag. VI [a. 401], bei Harduin. I,
907). !Rur bejügtid^ ber SBifd^öfe l^atte Sufttnion
beftimmt, eS fotte baS, maS fte mö^renb il^reS
SmteS aus @d^enlung ober le^tmiSiger SSerffigung
erbalten l^iötten, ebenfoUS an il^re IKrd^ faSen,
ausgenommen menn eS Don ben nöd^ften 93er-
monbten ftamme (1. 42, § 2, Cod. 1, 8; Nov.
131, 13). ^atte ber Sifd^of ober ber (Slerifer
1431
Üefttrfreil^eit ber Seifilid^en.
14»
ober fein Seftametit geniad^t, ober l^otten fte feine
Snteftaterben, jo fiel i^re ganje §interlof}enfd(|aft
an bie fttrd^e (Nov. ib.). S)ieje }unö(^ft nur im
rdmifd^en Steige geltenben Sefttmmungen fonben
oud^ Eingang in bie germonifd^en , Dor Witm
in boS franüfd^e SReid) (f. c. 1 C. XII, q. 4 ;
c. 4 G. XII, q. 5 ; k>gl. mä) c. 1. 2 X 8, 27).
SIS ober ba§ ^rinci^ be§ perfönlid^en SRed^tS in
ben germanifd^en Steid^en Qufl^orte unb bie (Sie*
rifer für il^re bürgerlidien iBe^iel^ungen bem San*
beSred^te unterioorfen tuurbcn, galten für il^re
Xeftamente biefelben Scftimmungen loie für bie
Saien. S)a§ SDecretalenred^t üerorbnete, bag bie
(Elerifer il^ IBeneftciabcmidgcu ber ^rd^e 3U
l^interlaffen l^ätten, bagegen über il^r ^^atri-
ntonialDennögen imb, tuo ed üblid^ fei, über alle
beiDeglid^e |Kibe ^u ©unften Don milben Stif-
tungen, Ernten unb 2)ienftboten, ob Demmnbt
ober nid^t, frei üerfügen bürften (c. 1. 7. 9.
12 X 3, 26). ®o(^ toar biefe 3:eftirfrei^eU
fel^r befd^rönft bur^ baS Don Derfd^iebenen Sei-
ten gegenüber ben ^ol^en unb nieberen ®eift«
lidjen beanfprud^te ©policnred^t (f. b. 3lrt.), unb
e$ toaren nid^t bIo| Saien, fonbem aud^ bie
^ebte, bie SBifd^öfc unb felbft ber ^^apft, weld^e
tro J ber SBeftimmungen be§ ©ecretalenred^tS auf
ben 9}ad^Ia^ ber tl^nen untergebenen ©eiftlid^en
bie ^anb 5U legen fud^tcn. S)te Sieaction ba-
gegen führte baju, ba^ feit bem 14. 3fl^t-
^unbert eine Sei^e öon ©tinoben für bie Seftir-
frei^eit ber ©eiftlid^en Serfügungen erlief 9lad^
ben einen fonnten bie glerifer frei über aU il^r
Vermögen üerfügen, au§ ttjefd^cr Duette immer
eS ftammte (@t|nobe üon SBürjburg a. 1298,
c. 12; bei Hartzheim, Conc. Germ. IV,
28; üonSrier a. 1310, o. 78; ib. IV, 144;
üou ©amberg a. 1491, t. 25; ib. V, 610);
bod^ mu^te in biefem f^atte ein Segat ober eine
befttmmte Summe ber jfirc^e l^interlaffen, beglo.
eine 9lbgobe (V4 einer SKarf, Ferdo ober Ferto
genannt ; f. Ducange, Gloss. s. h. v.) an ben
Sijd^of entrid^tet toerbeu (©l)nobe öon Stras-
burg a. 1485, c. 103; bei Hartzheim V, 254;
t)on S3re§Iau a. 1456; ib. V, 447; öon 93afel
a. 1502, t. 2; ib. VI, 4). 'iRaä) anberen St)n-
oben fonnten entfprcd^enb bem S)ecrctalenred^t bie
©eiftlid^en über if)x eigenc§ Vermögen frei öer-
fügen, über ba§ SBeneficialöcrmögcu bagegen nur
Si @un]ten öon piae causae, Wienern unb armen
eiioanbten (S^nobc öon flöln a. 1300, c. 5;
bei Hartzheim IV, 38; öon $rag a. 1355,
c. 35; ib. IV, 390). ®abei erfreuten fid^ bie
SIcrifer öielfad^ be« ipriöi(eg§, bafe fic ol^ne So-
lennitäten teftiren fonnten (Konftit. beS Sifc^ofS
95ert!)olb öon eid^jlätt a. 1364, bei ^molb,
Seiträge 5um beutjd^en ^riöatrcd^t I, 9ln§bad^
1840, 304; Spnobe öon gamin a. 1454; bei
Hartzheim V, 933; öon Äöln a. 1662, t. 13,
c. 3, § 1 ; ib. IX, 999 ; öon ^kberbom a. 1688,
t. 5, n. 10; ib. X, 173; töcitereS f. bei Mid^ter,
ffirt^enred^t, 8. ?lufl., Seipaig 1886, S. 1337,
%nm. 18). ^8 Seftoment mufste ober goM^
(id^ burdd benSifd^of obecbeffcnCffidoIobala
Sanbbeom beftottgt n)erbeii, toofür bifiulm m
Srbfd(|aft8f[ettrr: nummiis ▼ieenmiis, qimfn-
gesimoB u. f. ». (ögl. b. Sri. tibgobei 1, 8O1,
5u entrid^ten ttxtr (S^nobc Don CrmUnb a. U97,
o. 43 ; bei Hartzheim V, 669 ; Don lig^
a. 1567, P. 3, c. 14; ib. VII, 194; öoafiig
a. 1605, t. 32; ib. VIU, 760; mm Ol»
brüdt a. 1628, P. 2, o. 11 ; ib. IX, 470; M
ftöln a. 1662, 1. 18, c. 8, § 2 ; ib. IX, 999).
Starb ein @eiftlid^er o^ne Zefioment, fo fän
bie Erbgüter an bie Sertoanbten, baS UebngtH
ben Sifd^of. ~ Seü bem 17. Sa^^imbcit fam
mit bem ^une^menben fBerfd^minboi btf Priii-
legium fori (f. b. 9rt. ^ritiüegien bd Oni
X, 439 ff.) bie C)interla{fenfc^ftdfa(^ htt9iS^
liefen mel}r unb me^r an bie CioUgeri^le. ^
gilt für bie Xeftirbefugnt^ ber (Sttnler, fir Me
tform ildrer Xeftomente unb für bie g^^fi^t
Erbfolge in atten Staaten bod burgedi^e faß
(f. b. 3(rt. Serfügungen, (e^toilligeX m V
aud^ niieberl^olt öom l^tgen Stiele ftnaSaä
töorben (baqr. Soncorbat 9b± 12; lonrLfHL
%xL 5; bab. Sonc 9rt. 5; öftetr. Coaclit
13. 21). tluSnal^me ifl eS, toenn eitedoftSikr
ftatt an ben Staat an bie IHrd^ Jollen, wk M
3um Xl^eil in Oefterreid^ ber ^au tß; bort fS
öom änteftatnac^Ial ein X^ett an bie SMjß, m
anberer an bie ^rmen, ber britte on bk gefi^
liefen Srben (Conc. Vienn. a. 1858, i 7, c. S;
CoU. Lac. V, 217; Conc. Prag. a. 1860,
t. 8, B, c. 4; ib. V, 593; bgl. ff. S. «D|
Ueber bie SSerlanenfd^ften ber (BeifUicH «•-
befonbere in Oeftemid^ , im 91r4ii> f^ taßlßH
Äird^enred^t H [1857], 429 ff.; 3. gf, &9A
Ueber baS Sted^t ber (BeifHid^n in Oepemiil ■
teftiren u. f. U).; ebb. m [1858], 284f ; t
Singer , ^iftor. Stubien über bie Erbfolge «4
fat^olif^en SOßeltgeifilid^ in Oeflemifl-Ib*
gam, erlangen 1883, 90 ff.), (geganlbcc tef»
nad^ unb nad^ entftanbenen DoIIen XrBiifRiH
fd^rf en aber eine 9tei^ neuerer Spnoboi 6. |l
öorl^ genannten) unter loieber^ottem SmÜ
auf Trid. Sess. XXV, c 1 De reL baOA-
lid^en bie $f{id^t ein, ba^ biefelben iDcitigPni^
Buperflua au8 bem tini^Iid^ SinfonuBOi to
ffirdde ober ben %rmen t>ermQ(^ foloi —
SpecieQ über bie Xeflamente ber Ocbcrffo!^
lid^en fmb bie Slrtt. Sigent^mSred^ tmOcbarr.
291 unb Srbred^t ebb. 752, jum ®on§enbKffit
Srbred^t, 9}ot^ben unb SSetfugungoi, Iffflnfil^
5U öergletd^en. (93gl. F. A. DOrr, De mm
fidelibus in specie ecclesiasticor. tum |rir
cipum tum priTator. in Oerm., Mo§.lttt
[aud^ bei A. Schmidt, Thesanr. jor. eeelai.Tl
Heidelb. 1777, 328 sqq.]; G. Ch. Ndkr.Dt
episcoporum testamenti factioneaetiTaM^
Trevir. 1761 [ib. 382 sqq.]; Idem,Dtd«i'
corum saecularium testamenti factioMte-
tiva etc., Trevir. 1761 [ib. 402 sqq.}; Um.
1483
letrablten — lettagraminaton.
1434
De tosUmento derici TrevirenBis, Trevir.
1761 [ib. 424 sqq.]: 0. J. Wedekind, Dissert
iB testaiB. oleric. praecipue canonic, Heidel-
berg. 1780 [mtd^ bei A. Majer, Thesaur.
noT. jnr. eodea. III, Batiab. 179B, 579 sqq.];
Ch. 6. Bad«r, De teatamentaa episcoponim
[ib. 616 aqqO ; gf. Sotenbed, Ueber bie canon.
9tjiiinmungm für bie Srrt(i^tung ber Xeftamente
}>a QktfÜt^Kn, ÜRunfter 1857 ; F. Sentis, De
jure tesiamentor. a der. saecul. ordinand.,
Bom 1862 [Dias.]; &ift.-))oI. Wiün GIY
(18891 909 ff.) [Sögmäaer.]
IdxüHtcn, f. angditen.
frtntmviiiuif 0«, ber in neuerer S^it 3e«
boM (f. 0. fixt.) oudgef prod^ene , aus ben Hier
2Btt4fk)bcii n 1 n "> beflel^enbe ©ottednome , an
roAäim M ein me^rfac^er iäbifd^er 91berglaube
faüpft. 8e|terer, be|fen anfange in Dorc^rifllid^er
jifä liegen, beffen boUe Sudbilbung ober burd^ bie
RMolä Q. b. Sri) erfolgte, begießt fid^ auf bie
üui^fpTtt^je, feea». auf ben (äebrotu^, ouf bie ^er*
lunft be0 ZetrogrommotonS unb ouf bie S)euhtng
Inner einielnni Sud^flaben. Sie Zrobition ber
3ub(n, jeit bcm Xobe beS ^ol^enpriefierd Simon
M OcR^ten (310—291) fei bad Xetragram-
iRfiton nii^t me^r audgefprod^en toorben, ift feine
rrabcitfii^e, obfc^on $btIo unb glotiud 3ofe4)]^u8
to UnouSftffec^id^feit beS @ottednamenS mit aller
64arfe b4au)yten ; bie $b<iti{aer lej^ten gegen-
über ben €a]iiaritttnem, xotlä^t bafür m«« (ber
Sfamit) lofen , itnb gegenüber ben @abbucüem
imtcr ecrufung ouf Ki^t. 6, 12 unb Stutb 2, 4,
bfl| baS tiufifpred^en beim ®ru^ erlaubt fei
(MiBdina Berach. 9, 5). 9(ud^ bie LXX baben
Dobl bie Sutfjmid^ beS Setrogrommatond ge-
Idniit unb bodfelbe nur oud t^ologifd^en (Brün-
Dm umfübreibenb burd^ Kuptoc teiebergegeben;
bmn bieÜcbcrfe^ung burd^ 6 mv mu|te ibnen bei
ber |tt ibrer S^i in Seg^ptrn belonnten gried^i«
J4a f^bilofopbi^ bebenhid^ erfd^inen, bie SBe*
loffung beft SBorieS ober in feiner b^brdifd^en
^ujfpnul^ ^tte bei feiner SBid^tigfeit in einer
gnc4ii4<n Ueberfe^ng leinen regten @inn«
SBdttrbin leigen bann bie Angaben ber Aird^en-
näto unb felb^ b«bnifd&er ed^ftfteUer über bie
HuSjbnu^ be9 (Sottednamend, fomie ber ®ebraud^
bcfi ietragrammatonfi ouf Sbroiofigemmen, ba|
bK SHtb^uienbung feine allgemeine mar. Vtö ober
ber 6<^bucdidmu8 feine SBebeutung mebr l^tte,
onbc ci unier ben 3uben allgemeine @itte, bofi
tetragrammaton nid^t me^r )u gebrauchen. Z)ie
ÜJinjoreten trugen biefem (Sebraud^e SRed^nung,
ii^m fie in bcm IBibeltest ben Sud^ftaben nw
bie Socole t»Dn ^bonoi begw. Hon Slobim gaben.
SRoBgAcnb mar tiieUeid^t eine ftiKfd^meigenbe
^QlemB gegen boft Sbrifientbum, meld^efi in bem
Koptoc bed SIten 3:eftamentS dfterS ben SRefftoS
fibßrfte. 6fttbem mürbe bie Se^re bed Suben-
t&iimd über bofi Setragrommoton immer ber-
vüfcUrr unb obergUiubifc^er. SRon unterfd^ieb
Helen bem Zetragrommotou ein jmölfbu^ftobigeg
Sßort für (Sott, meld^ed an bie Stelle beS Zetro-
grommotonS getreten fei, um btefed bor Snt-
mei^ung gu f^üj^en ; bie Se^re bon bem gmölf-
bu4[ftabigen ®otteSnamen beruht auf bem brei-
maligen Sorfommcn bed Zetrogrommotond im
^riefterfegen (9lum. 6, 24—26), anftatt bcffen
man breimol einen onbem SuSbrndt gefprod^en
l^be. Sber oucb bad gmölfbud^ftabige SBort fei
profonirt unb bo^er burtb boS gmeiunbbiergig-
bud^ftobige (baS ber ^obeprießer am Serföb-
nungSfefte oufigefprod^en baben foH; bgl. iebod^
99ad^er, 2)ie Sgobo ber bobqlonifd^en Uimoröer,
Strasburg 1878, 17 ff.) unb bur<^ boS gmeiuub-
fubengigbud^ftobige (fo bielc IBud^ftaben gäblt
6$. 14, 21) erfe|t. eine SHffereng befte^ babei
in ber Jübifc^en Ueberlteferung barüber, ob bie
Segeicbnung sdiem hammephoraaoh (f. b. 9lrt.
3eboba) nur bom Zetrogrammaton gilt ober
oudb auf beffen @unogote ouSgubebnen ift. —
SKon fd^rieb ber ftenntni^ unb 9luSf)>rad^e bee
gel^eimen (SotteSnomenS eine munberbore ftroft
}u: S^riftuS b^be bie ffronf^nbeilungen unb
Zobtenermedfungen baburd^ gemirft, ba| er bofi
Zetrogrammaton über bie Ittanttn unb bie Zobten
ottdgefprod^ ^e (bgL Toledoth Jeschu, "fytv
ausgegeben bon Sbrnon, Upfolo 1857 [2)iffert.],
9 ff.). 3)er 3ouberer 2)abib (EiroQ (f. b. 91rt.)
boEenbete nocb Satiomin bon Zubelo (Itin., ed.
Asher 1, 125) einen SBeg bon ge^n Zogen inner-
halb eines eingigen ZogeS infolge ber Ihaft,
meldte boS ouSgefprod^ene Zetrogrammaton i^m
berliel^. — Heber ben Urfprung beS Zetrogrom-
motonS Ufftt bie ffobbola, bog eS auf ^bom in-
folge übemoturlid^er Offenbarung gurü(!gebe. 2)ie
eingeliien SBud^ftaben beSjelben mürben mmmig-
fad^ gebeutet. 2)o ber Sucbftobe n ftd^ borin
gmeimol finbet, fo fommen in biefer Segiebung
meiftenS nur brei SBud^ftoben gur ®e(tung. S)ie
Seit iftbun^ eine SBetförperung ber brei Sud^-
ftoben 1 n <> entftaubm unb gmorburd^ eine fed^
fad(|e, bo nod^ ber ^ermutationSreci^nung brei
SBud^ftoben fed^mot umgeftettt merben fönnen.
2)aS ®e]^mni^ in ber Sebeutung beS Zetro-
grommotonS geigt fid^ oud^ borin, bog eS bie
Sud^ftoben in ft($ bereinigt, meldte gemiffermo^
bie ®eifter ber onberen ftnb ; beim eS beftebt ouS
lauter SBud^ftoben, bie fommtHd^ guglei^ oIS
SocQle bermenbet merben (f. gebubo f^oflebi^S [f.
b. 9lrt.] ßu jori, b^Sg. unb überfe^ bon S). Soffel,
2. ^uß., Seipgig 1869, 803 f.). gfemer finb
bie brei Sud^ftoben i - <> @qmbole für bie brei
berborrogenbften @epbirot]^ (bgl b. 9lrt. ffob-
balä YU , 8). ebriftlid^ Apologeten foben in
biefer Snftd^t bie fiebre bon ber Zrinität (Baim.
Martani Fug. fid., Lips. 1687, 499). 9ud^
bie 3abl^f9niboIif ber ffobbolä mürbe ber-
menbet. Z)oS Zetrogrommaton entbült bie S^ffi
10 gmeimol (" = ge^; gmeimol n i fünf) vxib
bie M)l 6. 2)ie S^bl 10 begeid^net bie gfüile
oDeS aSiffenS unb oller SBeiS^, bie S^l 6
bie ben S)ingen innemol^nbe ÜRod^t unb bie
1485
letratd^ — IcJeL
1486
Qlled ®ute fd^affenbe ffroft (bte|e Snfi^t finbet
fid^ fd^on bei Phüo, Vita Moys. 8, 11. 14).
«u(^ bie lemura (f. b. 9ltt. «abbaW VII, 18)
fanb bei bem ZetragramnTaton SlntDenbung, in-
bem 3. 9. ber folgenbe Suc^ftobe onftott bed Dor-
^crge^enben flejejt tourbe , fo bo| nis = mn-»
todre. (93gt itod^ Lexieon pentaglotton, con-
oinnatum a Yalent. Schindlero, Hanoviae
1612, 1491 sq. ; Decas exercitationom philo-
logicamm de vera pronuntiatione nominis
Jehova. Cum praef. H. Relandi, Trajecti
ad Bhenom 1707; % ®eiger, Urfd^rift unb
Ucberfejungen ber »ibel, ©reSlau 1857, 261 ff.;
9. @öber, lieber ben alten ®otte§namen JoDe,
in ber Xflbinger ii^tol Ouactalfd^ft 1886,
202 ff.) [^oberg.]
%äxüX^ (TeTpapxv)c, Tetrarcha, Sietfürft)
l^eift im f))dtem Sprad^gebraud^e beS rBmifd^en
@taatSted^ted ein Saf aOenf ürft iDeld^em man nid^t
ben Xitel eined ftönigS, aber bod^ beffen 9te(f)te
laffen moDte. Ser 9lame tarn utj))rüngtid^ Don
Sbejfalien l^er, baS }ur 3eit $^Uipp8 be§ 9Jlace-
bonicrS in üier fianbfd^ften (Terpopxfat, Sanb»
Diertel, Demosth. Phil. 8, 26) jerfiel. 3n äbn-
lid^er SBeife Ratten ftd^ bie brei femjd^en aSoIf^
fttonte, bie Srooner, Xoliftoboier unb Sedo-
jager, toeld^e nad^ ®a(atien öbergefiebelt maren, in
je Dier @tvipptn mit einem eigenen f^fürften ge-
tl^eilt, meldte Don ben @ried^en paffenb TeTpapyai
(Strabo 12, 5, 1) genannt tourben; biefe Se-
jeid^nung blieb i^nen, atd i^rer ntn: me^r brei
unb gmei unb fclbft bIo| nod^ Siner nxiren. SBeU
Xetrard^ überbau))t einen fleinem gfürfien be-
jeid^net, fo nannte man fie im ungenauem
«uSbrudte aud^ ««önige" (ügl. aRattl^. 14, 9),
ober gebroud^te baS Derbale ßa9iXe6eiv, obgleid^
2uc. 8,1 baS genauere Texpap^etv antoenbet.
Son Antonius mürben ^erobed, ber f)>atere ffönig,
unb fein Sruber ^l^afael gu 2:etrard^en ernannt
(Jos. Antt. 14, 18, 1); nad^ f)erobe3' £obe er«
bielt Don beffen JKnbem ^r^elaud ben Xitel
et^nard^, ^(nttpaS unb ^l^ilippud aber ben Xitel
Xetrard^en. 3m 9leuen Xeftament mirb ber Xitel
Xetrard^ IperobeS SntipaS, $f)tUppu8 unb fi^fa-
niaS (f. b. «rtt.) beigelegt. (Sgl. ©d^ürer, ®efd&.
b. iüb. 5Bolfc8 I, Scipj. 1890, 350 f.) [Sd^egg.]
9^e(, äol^ann, 0. Fr., ber Dielgenannte
9lbla^))rebiger, mürbe um 1460 gu $ima in
9)2ei|en geboren. 3m 3. 1482 bejog er bie Uni-
DerfUftt Seipaig unb marb bort 1487 }um Sacca-
lareuS ber freien ffünjte ))romoDtrt. 93alb nad^-
ber trat er in benSomtnicanerorben. Ueber feine
tbeologifd^en @tubien unb feine erfte priefterlid^e
Xl^äHgfeit i{t nid^td mf^eM befannt ; ftd^er ift
nur, ba| er 1509, too er bem ftlofter @logau
angel^örte, Dom OrbenSgeneral Saietan auf 9in«
fu^en bed fad^ftfd^en ^roDindafö jum Snquifttor
für @ad^fen ernannt mürbe imb sugleid^ bie gr-
laubni^ erhielt, fid^ nad^ erföKung ber ablieben
SBebingungen gum S)octor ber Xl^eologie )}romo*
Düren gu laffen. Sngmifd^en ^otte Xe^el fd^on bie
Xl^gleit beaonnen, meld^ feinen 9bnnen in
meiteren Iheifen befannt mad^en fo&te. ^m 3.
1508 batte ber beutfd^e Siitterorben in Stolanb
Don atqranber VI. für brei 3a^te bie (SOatOnA^
erlangt, gur Aufbringung ber nitbigen SKttel gu
einem ffriege gegen bie Muffen einen Subdablas
in ben ffird^en|)roDingen SRagbeburg, Sremen
unb Sliga gu Derfunbigen. 2)ie Abla^DedFimbigung
begann 1504 unter berSeüung beS Obercommif «
farS Sl^riftian 93ombauer, unter meld^ Xe|el
1505—1506 als @ubcommiffar in ben ^>ilkefen
SRerfeburg unb ülaumburg mirfte. 9la<^ Sblauf
be§ XrienniumS mürbe Don 3uliug IL bem 2)eut«
fcben Orben für brei meitere ^iofyct ein neuer
9bla| bemiQigt, ber in ben ffird^en))TODingen
ftöln, Slaing unb Xrier fomie in ben e^emten
2)iöcef en 9Rei^en unb ^Bamberg geprebigt merben
foOte. ^e 93erfünbigung begann am 11. 3ult
1507, mo bie SblalbuIIe in ffdfai (»omulgtrt
mürbe. Xe^l mar nun guerfl in ben Siöcefen
fföln unb Sfittid^ t^ig; oann begab er fid^ n^d)
9Rei|en, um in ben ^af^xtti 1508 unb 1509 in
SreSben, Annaberg, 93au(en, ®5rli| u. f. id. ba$
Abla^freug aufgurid^ten. Snbe 1509 toeilie er
als 9(bla6commif{ar in Strasburg ; Don f^xtt be«
gab er ßd^ Dor Oftem 1510 über 9tiimberg,
SBurgburg unb Bamberg mieber in bie f)einmt
gurüd. 9cun Derfd^minbet er bis 1516 gangliib
aus ber (Sefd^id^te; ba| er in ber Stt'ifcbengeit
(um 1512) in 3nnSbrud megen Sb^brudb^ Don
ffoifer äRa^milion I. gum SEBajfertobe oenirtbeilt
Dom ffurfürften griebrid^ bem Sßeifen ober loS-
gebeten morben fei , mie guerft in einer leiben«
fd^oftlicben Streüfd^rift SutberS Dom 3a^ 1541
jid^ Dergeid^net finbet, mu| alS eine Setbttmtnntg
gurüdgemiefen merben. 3tn genannten 3übre
1516 erfd^eint Xe^l mieber alS Sblogt^rd^iger.
@(^on 3uliuB n. botte 1507 einen Ablag für
bie neu gu erbauenbe $eterSfird^e auSgefd^rid^en,
Dorlöufig mar biefer Abla| ober in S>eutf4(anb.
mit AuSnabme Don Oefterreid^, nid^t Derfünbii^t
morben. 6S gefd^l^ bie^ erft unter Seo X., ctnei*
feiiS Dom fiegaten Arcimbolbi (f. b. Art.), anberet*
feits Dom fütainger Srgbifd^of Albred^t Don Sron*
benburg (f. b. Art.). AIS @ubcommiffar Arcim«
bolbi'S mirfte Xe^l Don Ofhm 1516 an im
SiStbum TOdBen. Anfangs 1517 trat er in bie
S)ten)te beS ^ainger Srgbif(!^ofS imb burcbgog
nun guerft bie S)töcefe ^berflabt unb baS €Kft
SRagbeburg; im gfrübfommer fam er in bie 9Zöbe
Don aSStttenberg, inSbefonbere nacb Süterbogf, Da4
bamalS unter ber meltlic^en ^errfd^oft beS ^agbe>
burger Srgbifd^ofS ftanb. 2)a in &adil\tn bie
SBerfünbigung beS AblaffeS nid^t gefiattet mor, fo
))ilgerteit Diele Seute nodif 3fiterbo$, um Xej^el iu
boren unb Ablaßbriefe gu löfen. 3>obun!^ min»e
Sutber, mie er felber ergäblt, Deranlagl, fid^ mit
ber Angelegenbeit gu befd^öftigen. 3laä^ tongem
3ögem entjd^tog er ftd^ rnbli^, am 81. October
1517 an ber ffiittenbcrger @(blD|fini|e bie be*
lannten 95 Xl^efen gum 3>Dedfe einet 3)iS)mfotton
1437
Xe|eL
1438
Act bte Ihnfi be8 VBbffeS an}ttfd^Iagen. SDabie
t^ fofort m gern} S)euM<i^Ianb mbttiiet nmt"
bm uib übcxafi bod größte Süffel^ eneoten,
bimtt Ze|el, bet feit dnbe 6c^mber im ffur-
iütflnit^ SBranbenburg t^tig »or, nic^t ftlQ«
f^tDctgm. (St oerdf^tlid^te feinerfetts eine lange
)(n> t)on Zb^fen, oie er am 20. Sanuac 1518
on bcr Untoerfitat }u gtanffurt a. b. Ober öffent-
Iu( dert^eibt^. Xe^ß X^efen finb gmar nid^t
tm Opn \üb€t, fonbem, mie e8 bamald bei äbn-
lutm 3)iflputaKonen an beutfd^en Uniüerfitöten
oft Doifom« don bem orbentttc^en $rofe{for ber
X^logie, ftonrab SBimpina (f. b. ^tt.), t)erfa|t
vocboi; bod^ ^ot ber Dominicaner bajur bie
IBctonloodung flbemommen. (2)er fett bem
1& Sobrbunbert üerfd^oUene Originalbntd ber
gtonlfurter Sntit^efen, ein in Jßlacatform l^er»
^IdUer (Einblattbntd , befinbet ft^ auf ber SRün-
djtncr 6taat€bibIiot^ef. S)te Xl^efen finb nic^t
nunieciii S)ie 106 @a^e, t>on benen gemo^n»
Ttd) bie Xebe ift, bifben nur einen Xb^il ber
t^icnxeii^. bie DoUftonbig, in berfelben (Ein-
^tilimg iDte im Originalbrudf, in ben Opera
omsia Lntheri I, Wiiteberg. 1545, foL 93—96
abgcbnutt tfl, loäbrenb äBimpina bie Don ii)m
Dcrfo^enZb^ftn in b. Sectamm Anacephalaeo-
MOS partes treSp Francof. 1528, fol. 40 — 43
nie eutiKtS X^fen in 95 6a^ einget(}eUt l^atte.)
9Htte92dr| 1518 lom ein Suc^l^önbler mit }a^I-
tn4m C^emplaren ber Xe|erf(|en X^fen nad^
Sittenberg, um fte ^itx }u üerldufen. ftaum
Rotten jebod^ bie @tubcnten baoon ffenntni^ er-
bauen, aß fie ftd^ beeilten, bem ^änbler feine
e^fnftm (u entreißen unb fte ouf öffeittli(^em
Slatfte }n Verbrennen, ein Sorge^en, boS Don
fotiicr gdobcU tourbe. Sinige Xage ]pökt, h)o]^(
aofl 9nla6 ber Xe^erfd^en Xbefen, t>eröffentlid^te
Satter feinen „Sermon Don 9bla| unb @nabe'',
bem Xe|el fofort eine „SBorlegung" (gronf-
futt 1518) rntgegenfe^e. ^m Sc^Iuffe biefer
S<!^ rSnbigt er an , ba| er bemnäd^ft „etlid^e
dnbere £ebr unb ^ofition" Deröffentlii^en merbe,
bie er an ber grontfurter ^od^fd^ule gu Der-
tbnbigen gebenfe. S8 ift bte| bie gmeite, Snbe
tptü ober Snfong SRai erfd^ienene Xl^efenrei^e,
50 Sd|e entbaltenb (abgebrüht in Opera omnia
Lvtheri I, 96—98), bie nid^t Don 9Bimptna,
fonbcm Don Xe|el fetber Derfa^t ift. ^n ber-
felben nennt ft^ ber S)ominicaner nod^ bIo|
Qoccolarettd; bod^ mu| er im Saufe bed 3ab-
m, fet es Don ber granffurter UniDerfttät, fei
d tNm bem Segaten &iletan ober bem OrbenS«
gmtiol, )um ^octor ber Xl^eoTogie |)romoDirt
tootben mn; benn 9(nfang 1519 mirb i^m
Krfrr Xttel Dom OrbendproDtnctal ^ermann
Kob beigelegt S)a infolge Don Sutl^erS auftreten
ber fSr a^t Sabre bewilligte 9bla^ nic^t me^r
gtpttbigt mtrben fonnte, fo fe^rte Xe^el nad^
S<i|»)tg )ttiü(t. ^ier mu^te er fi^ SDtitte Januar
1519 Don Seiten bed ))apftUc^en Unter^önblerS
ffod Don SROtia (f. b. 9trt.) bittere Sonoürfe ge-
fallen laffen. Sid^er iß, ba| fd^mere 9ßi^brdud^e
Dorgefommen maren; bad auftreten ber $re«
biger, bie ^rt ben W)\ai anjupreifen b^tt^ tnon-
d^erlei Vergemiffe erregt; bod^ mu| man M
bäten, mit SRilti) bie gegen Xe^I Don beflen
SBiberfacbem erhobenen Snfd^ulbigungen aUgu
leichtgläubig anjunebmen. S)en Sonourf ). SB.,
ald bötte er onftö^ig über bie Slutter (SotteS ge-
t^rebigt, l^t Xej^I fdber auf @runb amtüc^
3eugni[{e att eine iBerleumbung nad^gemiefen.
atucb Xe^eß Se^ Dom %bla| ift fd^on oft in ber
maglofeften SQßeife entftellt morben. S)ie irrigen
Snfd^auungen, bie aber biefen $untt nod^ immer
l^errf eben, entf pringen bauptföd^Iic^ bem Umftmtbe,
ba^ man febr Derfd^iebenartige 2)inge nid^t forg*
fam genug auSeinanber gel^alten l^t. SSor SQem
mu^ ber 9lbla| für bie Sebenben genau unter«
fd^ieben merben Don bem ^blaffe für bie Serjtor-
benen. SJejüglid^ beS erftem l^at Xe^I burd^ouS
correct gelehrt, unb ber SSonourf, er l^be bie
@ünbenDergebung um @elb Derfauft, ol^ne Steue
SU forbem, ober er l^abe um @elb Don nod^ gu
»egel^enben @änben abfolDirt, ift gang unb gar
unbered^tigt. @an} rid^tig lebrte Xe^el, ba^ ber
%bla| ni^t auf bie Sunbenfd^uQ), fonbem nur
auf bie ۟nbenftrafe ftd^ beliebe, unb ba^ )ur
©eminnung beS Slblaffed reumütl^ige Seid^te er-
forbert fei. SOerbingS fonnten bie fd^on tm
14. Sabrbunbert eingefübrten confesBionalia
(tBeid^tbriefe, 9lbla|bnefe) obne Steue burcb blo^e
(Selbfpenbe ertoorben merben; aSein bie (Sr-
merbung eined fold^en Sd^riftftüdtS Dermittelte
nod^ leinedmegS bie (Beminnung beS 9blaffe§,
fonbem ber dnoerber bed SBeid^tbriefeS erl^ielt
tebiglid^ bie Srlaubni^, ftd^ einen geeigneten
SBeicbtDater gu möblen, ber ibn nad^ reumütbtger
Setd^te Don ben @änben, audl^ Don KeferDatfötten,
loSfpred^en unb ibm gugleid^ mit päpftHd^er SSoU«
macbt einen DoHIommenen ^bla^ ertbeilen fönne.
SBejüglicb bed «blaffeS für bie SSerftorbenen bat
man oft in ^brebe gefteUt, ba| Xe^el geprebigt
babe : „Sobalb ba§ ®elb im ffaften Hingt, bie
Seele au8 bem gfegfeuer fpringt." S)a^ er aber,
menigftenS bem 3nbalte nad^, biefen Sa^ Dor-
getragen babe, gibt er in feinen fjranlfurter Xbefen
felber gu. Um ftd^ }ur 93er!ünbigung biefer fiebre
ermad^tigt gu füblen, brandete man btoB )u
glauben, ba^ ber ^bla^ für bie Serftorbenen
burd^ bie bloge ®elbfpenbe gewonnen werben
fönne, unb ba| ber gewonnene Dottfommene ^>
la^ einer beftimmten Seele ftd^er jugewenbet
werbe. 9lun wirb aber in aSen offideüen 9bla|-
infiructionen , nad^ benen ftd^ Xe^I gu rid^ten
l^atte, fowol^I in berienigen Don Sombauer ald in
benen Don %(rcimboIbi unb Sfbred^t Don ^ranben-
burg, gur ©ewinnung be« 9lblaffc8 für bie S8er-
ftorbenen eingig unb attein eine @elbf|)enbe er-
forbert; auSbrüdlid^ wirb erflärt, ba| gur (Ge-
winnung b i e f e S ^blaffeS Sleue unb Seid^te rd^i
Donndtben feien, ßubem war ed bamafö eine in
tbeologifd^en ffretjen weit Derbreitete unb aud^
1430
Teufel.
1440
fpäter nod^ t)on l^eiDorrogenben Sl^eologen t)er«
tretene ftnftd^t, bo^ bei* Mla^ für bie SSerftor-
bencn einer bcftimmteu @eele unfcl^Ibar guge«
toenbet werbe, ^ug ben pä^filid^ett Slblo^buUen
tonnten freilid^ (baS l^ob bie $ari{er ©orbonne
gegen öl^nlic^e Uebertreibungen , roxt fte 3:e^I
Dorgemorfen niurben, »ieberl^oU l^erüor) fold^e
estreme Stnjid^ten nid^t beriefen werben ; eS waren
eben nur @d(|ulnietnungen. 2)iefe oOerbingS l^t
Se^el, wie ed bereits 91 nbere Dor il^m getl^an ^tten,
in broflifd^er SBeifr auf ber ftangel juni ^u§brud
gebrad^t. UebrigenS ift Se^IS Sebeutung oft,
fowol^I oon beffen Sobrebnem als Don beffen
®egnem, in oUju grellen gfarben gcfd^Ubert wor*
ben. S)er Dominicaner l^at wol^^I ^nla^ )u
fiut^erS auftreten gegeben; ollein nid^t gegen
2:e|feIS $rebigten im Sefonbem, fonbem gegen
bod bamalige 9lMa|wefen im ungemeinen ift
Stttl^er in bie Sd^ranfen getreten. Sarum fd^eb
aud^ ber SQBittenberger 9leuerer bem tobfnuifen
^rebigermönd^ : ^(Er foQe fid^ unbefümmert laffen,
bie @od^e fei um feinctwiQen nid^t angefangen,
fonbem bad ffinb l^be einen avbttn Sater/
Ztigtl ftarb in Sei))3ig am 4. 3uli 1519 unb
würbe in ber iHofterlird^e feines OrbenS el^ren-
toU begraben. (Sgl. 0; Hechtius, Vita Joan-
niB Tetzeli, Yitembergae 1717; 3. SBogel,
£eben Sodann Xe^S, it\pm 1717; f$r. ®.
^ofnumn, SebenSbefd^reibung beSSblafiprebigerS
Sobann %t^l Seipjig 1844; SB. &röne, Sc^l
unb Sutl^er, 2. ^uft., Soeft 1860; %. ffömer,
%tiü ber Sbla^rebiger, gfranfenberg 1880; ft.
Sro. C^ennann, 3ob. lejjel, granffurt 1882; G.
A. Meijer, Joh. Tetzel, aflaatprediker en in-
quisiteur, Utrecht 1885; ®. ffawerau, @0'
bolb baS (Selb im itaflen flingt, bie @eele auS
bem Segfeuer f)ningt, SBarmen 1889 ; 92. $auIuS,
3ur SBiogropl^ie £e^eI8, im Ipiftor. 3obrbu(^ XYI
[18951 87-69 ; % «ßerger, ®ic ootte ffiol^rl&eü
über S:^el, in b. $affauer ^b^^^lodif 4*)'>^<^ftif4en
SWonatSTOrift V [1895], 538—543; Sönffen-
$aftor, ®ef4 beS beutf^en 93oIfeS U, 18. 9lu{I.,
Sreib. 1897, 81 ff. ; 91. $auIuS, 3ob. Ze^I ber
«blalprebiger, ÜRain} 1898.) [91. $auIuS.]
SeitfeC ^ei|t nacb unferem Sprod^ebraud^
borjugSWeife berienige gefallene Sngel, weld^er ftd^
an ber @))i^e ber aufrü|rerifd^en @etfterwelt gegen
@ott empbrte unb }ur @trofe bafür mit feinem
gönnen ^n^ong ber ewigen SBerwerfung anheim-
gegeben würbe (f. b. art. 6ngel IV, 513 ff.).
9Rit bem nömlid^en 9kmen Teufel werben au^
bie übrigen gefallenen Sngel belegt. S)ag einer
unter il^nen üor^ugSweife ber Xeufel bei^t, wöb-
renb man bei ben pten (Seiftem niddt oor^ugS«
weife einen oIS ben Sngcl be^eid^net erüärt ftd^
)um Xl^eil auS ber fd^on angebeuteten gfübrerfc^aft
beS XeufelS^ gum Xl^eil aber aud^ ouS unferer
SSorftellung , bog ber Teufel oIS Url^cber unb
Sannertröger aUeS ftttlid^ Söfen ®ott, bem Ur-
queS atteS ®uten, feinblic^ gegenuberftel^t — S)ie
Sebre t)om Xeufel bUbet nad^ @d^rift unb Xra-
bitton einen wefentlid^ Sefianbt^eO beS d^rifl«
liefen ®IaubenS. SS mug bal^cr guerfl bie biblifcbe
Se^re über ben £eufel Dorgelegt unb fobcmn bie
Sfortentwidlung berfelben in ber fird^Ud^ Se^
bargefteUt werben.
I. 2)ie biblif (be Seigre aber benXeufel. -
I. S)ie 9iamen, weld^e im 9Iien unb 9}enen Zefla-
ment bem Seufel beigelegt werben, (ennjeii^nen
fein SBefen im allgemeinen. S)er Xeufel in Ut
Singal^I b^i^t im Sitten Zeftament Dor ^Qcm
©atan (*-;c, oon m» = befeinben, verfolgen,
Sßiberfo^er fein), b. ^. ber SBtberfa^er (1 $ar.
21, 1. 3ob 1, 6. 9. 12; 2, 1. 2. 3. 4. 6. 7.
3ad^. 3, 1. 2). S)ie SButgata l^t an allen biefcn
Stellen Satan, bie LXX bagegen 6 WßoXoc;
nur 3 ffbn. 11, 14. 23, wo ',^1», wie fonft 5fiar.
als ®attungSname fielet, überfe^t bie SSuIgota baS
äBort mit adversarins, wäbrenb bie LXX 3 ttbn,
II, 14 2(KTav fyit 3m 92etten Seftoment ift
Satavac, Satanas bie gewdl^nlic^e Srjticbnung
für ben gfürf^en ber Seufel, wirb aber aud^ für
untergeorbnete bi^fe ®eifter gebraiul^t (9)taitb. 12,
26 ; »gl. 9ßarc. 3, 23). 9lur bei einer ®elcgen-
beit erfd^eint baS S&ort im 92euen Xcjiament als
®attungSname in ber Sebeutung Oon «,®egBer,
SBiberjad^er" (ÜJJottb. 16, 23. SRorc. 8, 33). —
SIS ^weiter ^au))tuame beS XeufelS lommt in ber
l^etligen @d^rift boS SBort 6 diaßo^vo^, diaboloa
t)or (Don SiaßoUco = oerleumben, nad^ftcQen,
anflogen, befonberS fälfcblid^ t)or ®eri(^t onflogen).
Sluger ben fd^on genannten 6teSen ber LXX be«
geicbnet eS nur no(Jb im Sud^e ber SBeiSl^eit 2, 24
ben Seufel, fonft öfter einen Siberfad^er. 3in
9ieuen Xeftament ift 6 dutßoXoc neben Satanas
ber gewöl^nlid^e 9lame für ben durften ber böfen
®eifter ; im a))pellatiDen Sinne tion Serteumber,
Snlläger (ommt baS 2Bort nocb breimal im gried^i-
fd^en9leuen Zeftament Dor (1 2im. 3, 11. 2 um.
3, 3. 2U. 2, 3) ; bie iBulgata bietet an leiteten
Stellen eine Ueberfe^ung beSfelben. 3)iefer gweiit
feauptname bed XeufelS ift mit ben entfpred^enben
fioutoeränberungen aud^ in bie neueren Sptadben
übergegangen (frang. diable, englifd^ deyfl, ^o4|i-
beutfd^ tiuvel, teufel). ~ 2)er britte, oOgemein
eingebürgerte ^uptname Sucifer (Sid^ttxöger) fana
ben biblif d^en 9lamen nur infofem betge}äi^lt wer-
ben, als er ber befannten Stelle 3f. 14, 12 enl-
lebnt ift, wel(be swar nid^t im elgentlid^, ober
bod^ im angewanoten Sinne auf ben Seufel Segug
(ot (f. n. 2). Ueber bie fonftigen ZeufelSnamat,
9lbabbon, 9lSmoböuS, »eeljebub, 9elial, f. b. betr.
Srtt. 6in fe^r gewöl^nlid^er aSgemeiner SUnne
für ben %t\x^d inSbefonbere unb für bie b5fai
®eifter uberl^upt ift dotJMDv, 6ai(i6vtciv, daemoii,
daemoninm. S)ie St^mologie beS Sdorted ifl
unftd^er; nad^ (Einigen ift eS gtei^bebeutoib mit
daiQfjLcuv = hmbig unb Don ^ao» = teuren ^n*
guleiten, nad^ 9lnberen !ommt eS non 6am =
tl^eilen unb bebeutet ben SJert^iler ber SebenS-
loofe, mithin eine ®ottbeit S)er9hune finbet pdb
bei clofftfc^en Sd^rif tftellem für gute unb fctlimme
1441
leufcl.
1442
Aott^ettm unb (ejeid^net oud^ ^pq. 11, 18 ^etb-
m\ä^t (Sonaten. 3m Witn Xeftament bient er
;ur SBtfbrrgobe Don einigen bunflen l^ebräifd^en
^ttSbtädcn. toel^ tl^ilS ^eibnifd^e ®ö^en, t^ettö
&q;>mftfx unb jf obolbe bejet^nen (f. u. n. 2) ;
nn agrntlii^cn @inne n){rb er auf ben StSmoböuS
tm Diu^e XobloS angetoanbt. 3laif bem Bpxaä)»
gcbnmd) bcSSteuen XefiamenteS finb bie S)amonen
cffvnbor böfe ®ct{ier.
2. 5ßvt £e(re beS Wlten Seftomented über ben
^ienfd i|) ^nxir niti^t befonberfi reid^j^oltig, ober
bo^ fet^r flar unb befiimmt. Ueber bie (Istften}
nnb Xbätigirit bed Seufett gibt bereits ®en. 3,
1 % befriebigenben 9(uffd^Iu^. 2>a| bie @d^Iange
itid^t als Solange )ur ßoa {priest, ifi nac^ bem
SBotflaittc beS Xe^eS felbftDerfiönbli^. S)er bei-
hge Serfaffet bot [a gerabe in ber 6^5))fung8>
firjd^i^tc ben Unterfd^ieb jwifd^en 9Ren|(i^ unb
Xtfitt gon) una»eibeutig ^orgeboben unb fomit
bie X^iere getoi^ nid^t ald Vernunft- unb {pracj^-
btgobt fub dorgefieOt. Cr fcbörft femer 5U ttieber-
bottrn SRoIen ein, aOcS ®ef(^Qffene fei gut ge-
n)cfcn: folglid^ fonnte bie au8 ber ©d^Iange
nbcnbe Sol^b^t ouf feinen SoQ Don ber Sd^Ionge
bcrru^ren. 3eber fiefer mu^te alfo auS ber ßr-
^ablnng felb^ben Bdflui gie|en, ba^ bie Sd^Ionge
bä$ fiMtjeug eines 9(nbem mar, ber auS i^r 3U
ipttd^ f d^ien unb jid^ als DemunftbegabteS, f d^Iau
beitcbnenbeS, burd^ unb burd^ boS^afteS 3Befen
octrirfl^. epfitere ed^riftftellen beS %Iten unb
bcS 97euen XeftamenteS bestätigen biefen @d^Iu^
<1BdSi. 2, 24, 3ob. 8, 44. ^hx. 2, 14. ?lj)oc.
12, 9 ; 20, 2). ^ud^ bie enbgültige 9iieberlage
tDirb bem teufel unb feinem „t!lbftomm", b. 1^. ben
fibrigen SSmonen unb allen f^elferSbcIfem beS
Teufels, bereits ®en. 3, 15 ongefünbigt. Unter
bem 9lamen @atan erfd^eint ber Xcufel jum erften
«üle tm «ud^ 3ob (1, 6 ff. ; 2, 1 ff.), wo er bie
ftoüc bc8 neibif(^en ^nflögerS, beS rad^füd^ttgen
^cnbeS, beS l^tnterliftigen SSiberfad^erS f))ielt.
eeßft toenn bie @efd^i(^te 3obS (f. b. 9rt.) nur
7i(btung oöre, mürben bie ^uffd^Iäffe über
€aton unb feine Xl^ätigfeit ben nömlid^en SBertl^
bebauen, tt)€ld^nt ^e fe^t in ber ben ^auptgügen
nadb gef4i(btli(b^ Srgal^Tung beanft)ntd^en ; ge-
bort ia bo(^ bie tlnfd^uung Dom S)afein böfer
4^cTiVer unb Don il^rem tl^ätigen Sntbeil an ben
^Tötungen ber (geredeten mit gu ben großen, als
unbejtritten bingenommenen ©runbonfcbauungen,
auf benen bie gange innere Sßal^r^eit beS lel^r»
ni(bcR ftunjlgebid^teS berul^t. Ueber bie 9rt unb
9Be{f e, xxAt Satan bei Herbeiführung ber UnglüdfS-
fAlSge tbötig mar (burd^ einf!u|i auf ben menfd^-
li4<n SBiOen ober burd^ Singriff in ben ®ong
ber matur), gibt ber biblifc^e Sest feinen 9[uf-
fd|ht{^ 3n ben übrigen SBüd^em beS SIten Xefla-
mratcS mirb @otan nur nod^ an gmei Stellen
omamü. !Ra4 1 $ar. 21, 1 mar er eS, ber ftd^
itibcr 3STQel erl^ob unb ben ff öntg SDoDib burd^
funb^ofte iBemeggrünbe )ur 93eranftaltung ber
qnm lBoIlS)Ab^fi Deranla|te (ogL 2 Sthn.
AtttbeBlctifra. ZI* 2. ttulL
24, 1). Ser ißropl^et Sad^ariaS fd^aut (8, 1 ff.)
in riner Sipon ben ^obcnpriefter 3«fu8 (Sofuc ;
DgL 1 6Sbr. 3, 2) [te^enb Dor bem ^txtn ober Dor
bem fteUoertretenben Sngel beS ^erm unb ben
Satan fte^enb )ur SRed^ten beS ^ol^enpriefterS, um
ibn an^ufeinben ; aber ber gflud^ beS ^erm fyA
bie Snad^t SatanS gebrod^en unb bem ^riefter«
tl^um ben Sieg Derbfirgt. — 3n ber SSijion be«
famaritanifd^en ißro))]^eten Wi^oSi (8 ft5n. 22,
19 ff. 2 ?|kr. 18, 18 ff.) mirb Satan gmor nid^t
ausbrudRiii} genannt, aber bod^ als Sügengeift
ungmeibeutig gefenngeid^net S)er Sifton liegt
nämlid^ bie bem glaubigen 3SraeIiten gelöufige
^nfd^auung }u ®runbe, ba| eS au^r ben guten
®eiftem, oie ®otteS Xl^ron umfd^meben, aud^
böfe ©eijier gibt, bie mit ®otteS Sulaffung baS
ftttlid^ ^ibeln ber SDlenf^en in'S Söfe )u Der-
fel^iren unb Unheil anjuftiften fud^en. Sinen
mert^DoKen Sd^Iu^beitrag }ur 2>amonoIogie bed
Sllten XeftamenteS liefert nod^ baS 9ud^ XobiaS
(f. b, art.), meld^eS (3, 8; gried^ifdj aud^ 3, 17)
ben 2)amon SlSmoböuS (f. b. %xi.) ermahnt.
IRebenbiefenaltteftamentlid^enSd^riftfteOen, meldte
flar unb beftimmt Dom Xeufel reben, mirb eine
afn^abl anberer irrtpmlid^ auf ben Xeufel be-
logen, möbrenb fie entmeber gor nid^t ober nur
mit gemiffen SSorbel^alten Don ibm )u Derfteben
finb. Ueber ben Dielumftrittenen ^^ajel f. b. Slrt.
S)er böfe ®eift SauIS (1 Sam. 16, 14 ff. ; 18,
10; 19, 9) ifi bie SRelanc^oIie, meldte freUid^
Dom Xeufel als Serfud^er tl^eilS Derurfad^t t^eilS
genäl^rt fein fonnte. 3n ber Stette (Eccll 21, 30
ift l^öd^ft ma^rfd^einlid^ nid^t Dom glud^en gegen
Satan, fonbem gegen einen gfeinb ober Sßiber-
fad^er bie »ebe. »ei Sf. 13, 21 ; 34, 14. »ar.
4, 35 ftnb bie fd^auerlid^en Q^inöben nid^t Don
9ßalb- ober gfelbteufeln bemol^nt, fonbem Don
ff obolbm, Unbolben unb ®ef))enftem, meldte nac^
DoIfStpmlid^er Snfc^auung bort laufen. S)ie
gfrage, ob unb inmiefem mit bem „^tt beS
^immelS in ber jpbbe'' 3f. 24, 21. 22 bie
S)ämonen gemeint feien, mirb Don ben Auslegern
Derfd^ieben beantmortet. 2)ie beibm $ro|)beten-
fteUen 3f. 14, 12 ff. unb «j. 28, 2 ff. merbm
bauftg im angemanbtm Sinne auf ben Stolg ber
Sngel bri ibrem SünbenfaQ belogen ; bem fflort-
finne nad^ bejiel^t ftd^ bie erfie auf ben ffönig Don
SabQlon, bie jmeite auf ben ffönig Don X^iS.
^ugerbem if! an mebreren SteQm ber Sulgata
(unb mrifi aud^ ber LXX) Dom Xeufel ober Don
S)ömonen bie SRebe, mo ber l^ebröifd^e Se^t bie«
felben überbauet nid^t (g. 9. 3 ffön. 21 , 13.
^f. 90, 6 ; 108, 6. fyA. 8, 5) ober nur inbirect
ermal()nt, infofem er Don beibnifd^en @ö^en fprid^t
(j. a. 8eD. 17, 7. 5)eut. 32, 17. 2 «ßar. 11,
15. «Pf. 95 , 5 ; 105 , 37. »ar. 4,7); le^terc
merben namlid^ $f. 95, 5 in ber LXX unb %ul-
gata aISS)ämonen begeid^net, im l^ebräifd^m Ze^t
freilid^ nur alS 92id^tigfeiten, alS nichtige ®ö|en.
Sad^Iid^ entbalten bie LXX unb 93utgata übrigens
in i|rer Ueberfe^ung feine blo^e Ueberfe^ungS-
46
1443
XeufeL
1444
gutl^ot, fonbetn Udcti eine bibßfd^e SBal^r^eit mit
JRfidftd^t auf 1 Cor. 10, 20.
8. S)ie Seigre beS 9leuen XeflomenteS über ben
Zeufel ift ungleid^ tetdb^Hger al8 bie beS «Iten
ZeftammteS. a. SHe ^teOung bed SotonSnidt^eS
bem Steige (Sotted gegenüber toirb int Mgemeinen
boburd^ gefenngeid^net, bo^ bei £eufel tur} unb
bflnbig ber »öfe ^ei|t (TOatt^. 13, 19. 88. €)>(.
6, 16. 1 30)^. 2, 18 ; 5, 18) ; biefet inl^altfd^tDete
SiuSbtud |)ragt feinem Xl^un nnb Xreiben boS
Siegel auf. $or Mem erfd^eint ber Xeufel olfi
ber SBiberfad^er beS gdttlid&en ^etlanbeS : erft aß
SBerfud^er, ber ben Dermutl^Iid^en @ol^n ®otte8
Dom agßillen ®otted tt)eg}ubrängen fud(|t (Wattig.
4, 1 ff. TOarc. 1, 12 ff. 8uc. 4, 1 ff.); bann in
ben 9)efeffenen al8 Sefiegter, ber ben Sieger
ffird^tet unb um @d^onung bittet; enblid^ ali
Xobfeinb, ber tro| ber getDonncnen Srfenntni^,
ba^ 3efud ber ttra^re @o$n ®otte9 fei (9Rarc. 1,
24. 34. Suc. 4, 84. 41), il^n bennoc^ big an'«
Iheu) üerfolgt. @atan gibt Subad ben Serratia
ein Ool^. 18, 2 ; Dgl. 6, 71) unb ffil^ in blinbem
@otted^affe felbfl bie Sntfd^eibung |erbei, inbem
er in 3uba8 eingebt unb fo }um treibenben unb
mitmirfenben Snftifter beS @otteSmorbe8 mirb
(fiuc. 22, 8. 3o^. 18, 27; Dgl. Suc. 22, 58).
9Ba8 Satan ald gfeinb beS Steid^ed @otte8 im
Sd^ilbe f ül^rt, erOärt SefuS in ben Parabeln oom
Sömann unb Dom Unftaut unter bem 3Bet}en
(5IRatt^. 18, 19. 25. 89. SKarc. 4, 15. Suc. 8,
12). 9(IS Sfinber Don Anfang an arbeitet er
barauf l^in, bie @ünbe l^erbeigufül^ren (1 3o]^.
8, 8). SBie er fid^ an Sl^iftud l^erangeloagt, fo
Derfud^t er aud^ bie, toeld^e Sl^riftud angeboren
(apg. 5 , 8). S)iefed SBer|ü]^rung8tt}ert Dottstel^t
er mü Sd^Imi^eit unb 9rglift (1 Kor. 7, 5. 2 &)r.
2,11. ISI^eff. 8,6. IZim. 8,6. 7;6,9.
2 Zim. 2 , 26). Um bie SSerfül^renoIIe erf o(g-
reid^er fpielen ju lönnen, mei^ er ftd(| in einen
Sngel bed fiid^teS umaugeftalten (2 Cor. 11, 14).
^13 Sügengeift Derbreitet er trugerifd^e unb falfd^e
Sebren (1 Xim. 4, 1). 9Ibgen)iefen unb beftegt,
febrt er mit erneuter ffraftanftrengung }um 9ln«
griff jurfldf (TOattb. 12, 48—45. ßuc. 11,
24—26). SKit bejonberer SButb greift er bie-
jenigen an, meldte beauftragt ftnb, am l^eile ber
Seelen ju arbeiten (Suc. 22, 81. 2 Sor. 12, 7.
1 %f^t% 2, 18). Satans einftug erftredt ftd^
fogar auf ben Seib beS Wenfd^en, inbem er feine
SBobnung in ben SBefeffenen auffd^Iögt (f. b. ^rt.
»cfeffenbeit). Dem »eid^e ©otteS (f. b. «rt.) ftebt
Satan gegenüber ald ber t$ürft biefer SBelt (3ob.
12, 81; 14, 30; 16, 11), ber fidft al8 bereu
^crm unb ®ott geberbet (TOattb. 4, 9. Suc. 4, 6)
unb feine SRad^t in ber f^inftemt^ bed ^eiben-
IbumS bcfunbet (3lpg. 26, 18. 6oL 1, 13). 3n
gleid^em Sinne l^eigt er ber ®ott biefer SBeltgeit
(2 gor. 4, 4), ber ^errfd^er bcd Sllad^tbereid^eS
biefer Suft, ber ®eip, ber jej^t nod^ wirft in ben
Söbnen beS UngeborfamS (6))b. 2, 2). — S)aS
SatanSrdd^ ifl burd^ (Sl^fJuS im ®runbe fd^on
gerfldrt (Suc 10, 18. 3o^. 12, 81 ; 14, 80; 16,
11. 1 3ob. 8, 8); burdi feinen Xob modbte ber
Srlöfer in ber Xfyd ben gu nickte, ber bie ®en>aU
beS XobeS botte, bad ift ben Xeufel (^r. 2, 14),
unb befreite bie, »eld^e burd^ XobeSfurd^t \vaf%
ganje Seben ber ffned^fd^ft oerf aSen UKiren (^cBr.
2, 15; DgL eoL 2, 14. 15). So if! SotanS
9lieberlage btud^ baS ftreuj Sl^riftt für immei
befiegelt. 9iS pm ßnbe ber gegentoSriigen SBelt«
§eit tobt in)D)ifd^en ber ffampf gegen ben alten
ßrbfeinb koeiter. 2)er lfami)feöruf ber beiben
«poftelfärften (1 $etr. 5, 8. 9. e))]^.6, 11. 12)
ftempelt baS c^riftlid^e Seben )U einem emfien
ffompfeSleben gegen übermdi^tige g^nbc Don
au|en, meldte mit ben inneren gfeinben beS 9len*
fd^en im Sunbe feinen freien SBiOen umlagern
unb gu ^S )u bringen trad^ten. Sem Vuhuf
gum ftampf folgt aber aud^ unmittelbar bie Skr»
bri|ung fiegreid^er ffraft für leben eittgelnen
Streiter (St^b* 6, 16. 2 (Eor. 12, 7. 9. «öm.
16, 20 tgried^.]. 3ac4, 7. 13ob.5, 18).
Satan fämpft fretlid^ nid^t o^ne Srfolg. Sd^on
gu SbtifH S^ten gab eS f old^, bie mit bem Zeufel
gemeinf(^aftfid^e Sad^e machen (3o^. 8, 41. 44) ;
il^rem Seiteiele folgten in ber a))ofiolifd^en fttrd^e
ber Slutfdjimber Don Sorint)^ unb d^menSud unb
Sle^anber, toeltbe am ®lauben S^iffbnt^ ge*
litten ;fie mürben bur^ ben 93annft)rud^ ber mift
bem Satan übergeben, in ba8 Setcb SotanS ^in»
audgefio|en (1 gor. 5, 5. 1 Xim. 1, 20). 2)ad
9uf- unb Vbmogen befi ffamt)fed fd(|ilbem 9poc.
2,9. 10. 13; 8, 9; 9, 1—11 ; 12, 8 %; 16,
18. 14. 2)ie enbgültige 92ieberlage SatanS mtrb
mit bem Snbe oiefer SEßeltjeit ibren Anfang
nel^men, um obne Snbe in ibrer SoQfiünbigfeit
fortjubaueni (2 Sbeff. 2, 3 ff. «poc. 19, 20;
20 , 1 ff . ; Dgl. 1 Cor. 6 , 8). So ift benn bie
SRenfd^b^t bis jum Soge beS ®eri(^teS in stoet
Heerlager gefpalten ; bie ftinber beS Siebtes {leben
ben Ainbem ber ginftemi^ bie ftinber ®ottc#
ben ffinbem beS SeufelS (ampfbereit gegenüber
(«|)g.26, 18. (Spb.ß.8. KoLl, 13. 1 Ibejf.
5, 5. 1 3al^. 3, 10) ; es gibt leine ®emeinf(^ft
gmifcben ®md^tigfett unb SfteDel, gttrifdben Sidbt
unb t$inftemi|, jmifd^en Sb^iftuS unb Selial
(2 gor. 6, 14. 15). — b. Sie innere ©efiottung
beS SatanSrei(^eS la^t ftd^ nad^ ben gelegentli^en
Snbeutungen beS bleuen Seftamentefi {lolgenber*
ma^en gufammenfaffen. ^r Sünber Don Anfang
an (1 3ob. 8, 8) ifl jur Strafe beS etoigen geuer*
Derurtbeilt, baS \a mä^ ben SBotten (tbnfli bem
Xeufel unb feinen Sngeln bereitet ifl (9Ratt^. 25,
41). S)er (Sngel, bie gefunbigt botten, b<^t ®ott
ni^t gefcbont, fonbem fle in Sanbcn ber ^5Ile
(im ® rieibifc^en : ber fS^mftemi|) in ben ^Ibgrunb
geflürgt unb ber Reinigung fiberontttortet jur
ißermabrung auf baS ®eri(bt (2 $etr. 8, 4) ; für
baS ®ert(^t bcS großen £ageS ftnb jie mit eiDtgen
gfeffeln unter Stnftemig Detmabrt (3i& 6). 9iS
gum £age beS le^en ®eri(^teS tfi cS jebixb
Dielen biefer böfen ®etfter DergönnI, f)4 in ber
1445
XeufeL
144$
unlm üAt ismscbcnben aUmof{>]^are oufjul^Iten
(^pt. 8, 2; 6, 12). 2)i({c IBergflnfttgung eine«
fxtirm Um^erfc^ioeifenfi , toeld^e ber kuSenbe
£5tDc mtdm^t, um möfllid^ft Diele ÜRenfd^enfeelen
oü Sctttf pt Derfi^Iingen (1 $etr. 5,8), tnirb
aoit bm Xage befl Ie|ten (Serid^teS für immer
ein Cnbe V^en; bie ^öSe (f. b. Srt) mit il^cem
noigcn geuer »irb ber auSf ^lie^Iid^e 9uf entl^Itd-
ort ber Dccmorfenen ®eifter fein. — 9iuf bie
gmge, buxA oe(d^e 6flnbe bie ^fimonen il^r
foigcS UngQuI Derf <|ulbet l^oben, toirb und 3ub. 6
dm \ityoaift Snbeutung gegeben : Sngel l^dtten
\Jft ^otf^ert^m nid^t bemabrt, fonbem il^re
So^aatte Ut1a\lm. S)er ^inmeifi auf i^r
fimarfoerl^m, auf bie erl^abene SteOung il^rer
^cxzj4<rmärbe unb ^errfc^erma^t, legt bie 93er-
omtnmg no^, bof biefe beborjugten ®eiper
bnr^ 6dbflfiberl^bung jum gfalle famen. eine
SdUftigung biefer «nfic^t bietet (Eccli. 10, 15.
Sa| Die Saifjl ber gefallenen Cngel eine groge
ift, e^eSt aus Ware. 5, 9 (Dgl. Suc. 8, 80).
(Bcnouerfd fibcr i^re 3a^I tt)ei| man nid^t ; au8
Ipoc 12, 4 }u folgern, ber britte Xl^eil aller oe-
{d^nen Cngel fei gefallen, ift un}ulafftg, oa
bi<fe €tclle fi4i nid^t auf ben Sänbenfou ber
Sngel te)ie^. fflo^ aber fann ald unameifeD^aft
b4au{rtet »erben, ba| auif unter ben Teufeln
cine^etpiffe Kangorbnung befielet. 3)ie Snllage
bcT tf^oriffier, ba^ (Sl^riftuS burc^ Seeljebub, ben
o&erjicn ber Xeufer, bie Zeufel austreibe (3Ratt^.
12, 24« Suc. 11, 15), gel^t »on ber SorauS-
aus, bo| unter ben Zeufeln einer alS beren
it unb Surft l^onage. IBerfd^iebene %b«
ifimgen bdmonifd^er ©emalt unb SBoSl^eit finb
fcxna angebeutet SRatt^. 12, 45; 17, 20; 25,
41. 1 Cor. 15, 24. üp^. 6, 12. S)}oc. 12,
7. 9 unb aud^ STlarc. 5, 9. £)iefe üerfd^tebenen
Snbculungen erfc^Iie^en unS ben Doflen @inn befi
SorteS e|rtfK Dom »eid^e @aton8 (^Dtattl^. 12,
26). S)ie gro^e 3a|I ber Nomonen bilbet ein
Don ber gongen SBelt abgefd^IoffeneS SatanSreid^,
müi^ va fid^ eine gtn^ifje (Slieberung beft^t burd^
bie Serf^ieoen^eit Don natürlid^er ihaft unb Der-
fiodter SoSbeit in ben ein}elnen S)(lmonen unb
anbrrerfeitfl aud^ eine gett)iffe Sin^eit burd^ bie
Semcinfambit beS (SotteSl^aff eS , burd^ baS ge-
meinfame Sorangel^ gegen bog Sieid^ @otteS
unb bur4 gegenfeitige Sergemaltigung nad^ bem
Sc4te bei etärfern. Sn ber Spifie btef cd Steid^eS
ßebt €aton, ber @tatle matt% 12, 29), nid^t
ctma fraft eines i^m }uIommenben Sted^tStttelS,
fonbem toril er an natärlic^er ihaft, Sd^Iaul^it
mib Settaltt^tigfeit feine @d^id!faISgenoffen äber-
tiifft, unb meil bie S)amonen, gur ftned^^d^f t ber
€ihTbe (erabgemürbigt, biefeS 3od^ ber Ihted^t«
f4aft fid^ gegenfeitig auferlegen. (iBg(. SR. &agen,
Sie fielfirt ber l^eiligen Sd^rift über ben Xeufel,
in b. Stimmen auS Ültaria-Saa^ LY [1898],
229 ff.)
IL Sie tird^Iid^e fiel^re aber ben Seufel
bietet faum etoaS mefentlid^ 9leueS, tt)a8 in ber
l^eiligen Sd^ft nid^t fd^on entl^Iten ober menig«
^enS angebeutet more ; fie ^t aber ben biblifd(|en
Sel^rgel^t Dom Safein unb Don ber ^errfd^aft
beS XeufelS Dertieft unb toeiter ausgeführt. —
1. S)aS S)afein beS XeufelS unb ber 2)dmonen
gel^ört }um fird^Iid^en 3)ogma. JRad^ ber fird^«
lid^en fiel^re flnb biefe böf en ®eifter alS gute Sngel
im Staube ber l^eiltgmad^enben ®nabe gef(!^affea
unb burd^ bie @ünbe fo in'S 9öfe Derfebrt n)or«
ben, ba| fte bie ^oS^eit gleid^fam als jmeite 9latur
angenommen l^aben (Leo I., £p. 15 [ad Turrib],
6; Conc. Later. IV, c. Firmiter; Catech.
Born. 1, 2, 17 ; anbere 3<ugniffe f. bei Suarez,
De Angelis 7, 2, 4 sqq.). Ob ber Xeufel ber
l^öd^fte aQer ßngel gemefen, mie man Dielfad^ an»
nimmt, ober einer ber l^öd^ften, ober nur ber gfürft
einer niebem Sngelorbnung, Iö|t fld^ nid^t mit
Sid^erl^eit entf(!beiben ; fel^r toal^rf d^einlid^ ift iebod^
bie 9nna]^me, ba| biefer ^eroorragenbe Sngel ben
Slnftol }um allgemeinen SbfaQ gegeben unb bie
anberen Sßitfd^ulbigen, meldte [a feine ßngel ge-
nannt »erben (SRattl^. 25, 41), burd^ fein Seifpiel
ober aud^ bur^ feine Sufforberung in bie @ünbe
j^ineingegogen ^at. Sl^n trifft in biefer 9(nna^me
bie SSerantmortlid^teit für ben Uranfang aller
@änbe. Sbenfo ift megen ber SSoIUommen^eit
beS (Engels, meldte Staf^l^it unb SBel^nlid^feit
beS SBiaenSentf d^IuffeS mit Jid^ bringt, ni(^t baran
in gioeifeln, ba| bie Sngel balb nad^ i^rer Sr«
d^offungbenDerbängni|Donen fünb^aftenSDBiOenS«
act DoQgogen l^aben. 3ebenf(dlS l^at bie @ünbe
ber Cngel Dor ber @ünbe oeS erften SRenj^
fiattgefunben, ba {a ber gefallene ßngel ber sBer«
fü^rer beS SRenf^en gemefen i{}. Stöbern 9uf-
fd^Iu| über 9latur, Sd^mere unb Solgen ber erften
@ünoe gibt bie tl^eologifd^e @pecuIation. —
a. 9{ad^ ber meitauS übenuiegenben 9lnft(!^t ber
Spöteren ^äter unb ber Sj^eologen mar bie @ünbe
)er Sngel ber @toIg. 2)iefe Sufid^t grünbet ftdt^
tl^eilS auf bie oben ermähnten Snbeutungen ber
^eiligen Sd^rift, t^eilS auf ben innem ®runb,
ba| eine anbere anfünglidpe @flnbe bei einem
reinen ®eift nid^t leidet benfbar ifl (Dgl. S. Thom.,
S. th. 1, q. 63, a. 2). S)er l^I. %uguftinuS Der-
tritt biefe 9nftd^t mit SefHmmt^eit (De ciy. Dei
14, 18, 1) unb entlraftet bie Don Sinigen Der-
tretene SReinung, bag bie erfte Sünbe beS XeufelS
ber 9}eib gegen ben nad^ @otteS 93ilb gefd^affenen
9Jlenf(^en gemefen fei, mit bem f^inmeiS barauf ,
ba| ber Steib auS bem Stolpe, ni^t umgefel^rt ber
@toI} ouS bem 9teibe l^eroorgel^e (De Gen. ad
lit. 11, 14, 18). eine Streitfrage unter ben
Sl^eologen ift eS {ebod^, maS ber @rgenftanb biefer
(od^mütl^igen unb ehrgeizigen Seftrebungen bei
ben Sngeln gemefen feu ^IS gemi| lägt ^d^ nur
foDiel behaupten, ba^ bie aufrü^rerifd^en Cngct
mit bem 3tel unb ben ÜRitteln, mie fie ®ott i|neii
Derliel^en l^tte, ni(^t aufrieben maren, fonbem
3iel unb SDSeg eigenmöd^tig für jid^ beftimmen
moUten unb fo ibren Sffifall Don @ott Dott^ogen.
I „@e^r ma|rf<^einlid^ ift eS femer , bag biefeS
1447
Xeufel.
1448
Streben md) Unabl^änöigfeit ftd^ birect unb ganj
fpectcll Qcgcn bieienigc ^Ib^äiigigfeit unb Unter-
orbnung fet)rtc, mel^e öon (Sott in ber über«
natürlid^en Orbnung gcforbcrt tüirb, inwiefern
ber 6ngel in il^r eine ©d^mälerung feiner natür»
Iid)en ^o^d\ erblidte — mag man babei mit bem
1)1. 2:boma8 3unädf|[t nur an ba§ ®cbot ber ^n»
crfennung ber unöerbicnten ©nobe ©otteS unb
ber abfolut fclbftlojen übernatürlid^en Siebe gegen
©Ott benfen ober auc^ mit ©uarej an ba§ ©cbot
ber ^ncrfcnnung unb ^Inbctung beS ©of)ne8
©otteö in ber uon i^m anjunebmenben SÖJcnfd^»
beit al3 einer tief unter bcn @ngeln ftebenben
9Jatur" (Sd^eebcn, ®ogmatit U, 578 ff.). —
b. S)ie ©d)tocre ber t)on ben gngcln begangenen
©ünbe ergibt fid^ tbcilS au§ ben biblifd^en ^kmen
ber böfen ©eifter unb ben ©trafen i^rer ©ünbe,
tl^eilS aber aud^ fd^on au§ ber !Ratttr ber ©ad^e.
3brc ©ünbe toar auSgefproc^ene ^luflel^nung gegen
©Ott, förmliti^er Srud^ bc§ ©efd)öpfe8 mit bem
©d)öpfer, t)ollftänbige Umfel^r bc§ rid^tigen 9Scr-
böltniffeS ju ©ott; ibre ©ünbe loar mit ber
©eifteSfraft unb SBittcnöenergic eincS ßngelS be-
gangen, oon ber ^bfid^t unmibcrruflid^en gcft»
l^alten§ unb SDurd^fül^renS getragen, nieber burd^
Unn)iffenbeit nod^ burd^ ©d^mac^b^it entfcbulbbar,
mit einem SBorte eine ©ünbe ber rcinften So8»
l^eit (ögl. Aug., In Joan. tract. 110, 7; Gre-
gor. M., Moral. 4, 3, 8 ; Joa. Damasc. Contra
Manich. 3Ö). — c. S)ie tS^lQtn ber ©ünbe
maren für bic gefallenen 6ngel fofortige SSer»
werfintg öon ©eiten ©otteS o^ne 5D^ögIicbfeit ber
S8u|e, Serfebnmg ibrcS gangen geiftigen Sebenö
bur^ Serfinftcrung be§ SerftanbeS imb SSerbär»
tung be§ 2Bitten§, SSerluft ber emigen ©eligfeit
unb bie Q^cner§pein. Sinige lüenige ^b^ölogen
finb mit ^. ©almeron (In 2 Petr. 2, disp. 3,
dub. 3) ber 3)icinung, bie 6ngcl feien erft nad)
3urürfmeifung ber Don ©ott bargebotenen 93e-
fc^rungfignabc Dermorfen toorben ; bie allgemeine
^^Inpcbt ber 3:beologcn gebt aber babin, ha^ bie
Gngel obne 93löglid)feit ber Sufee foglcicb nad^
begangener ©ünbe üerbammt Würben. 2)en ©runb
ber fofortigcn unabänbcrlid)en 5?cr^ärtung pnbcn
(Einige mit bem b^- 3obannc§ öon ®ama§cu8
(De fide 2, 3) unb bem bl. Xl&omaS (S. th. 1,
q. 64, a. 2) in ber Soüfommenbcit ber 6ngel,
bereu SBille nad) einmal getroffener ®ntfd)eibung
innerlich nid)t mebr umgcftimmt tocrbcn fönne,
Rubere l)ingcgcn mit ©uarej (De angelis 3,
10, 5 sqq. ; 8 , 1 , 21 sqq. ; tigl. ib. 7, 6 sqq.)
in bem uncrforfd)lid[)en 3ktf)fd)Iujj ®otte§, bcn
gefallenen gngcln Seit unb ©nabe jur ©u^e nid&t
5u gcuiöbren. (Sin accibcnteUcr 3"Wöd)§ an ©träfe
erfolgt nad^ bem legten ©erid^t mit bem emigen
5.krfd)luü ber böfcn ©eifter in ber ^öüe (Suarez
1. c. 8, 16, 29 sqq. unb 17, 1 sqq.).
2. 2)ie §crrfd)aft be§ 3:eufel§ über bie ^mcnfd^«
beit ift eine Jyolge ber ©ünbe be^3 ^Jjicnfd}en. 3)er
Xitel bicfor ^-^crrfdjaft ift bemnad) nid)t ein tt)obl-
ermorbenc« ober irgeubftie bcgrünbeteö 9kd^t be§
3:eufel§, fonbern einzig bie ©d^ulb be§ SReniiJ^,
ber burd^ feine SoStrennung tion ©ott unb letnen
freiwilligen ^nfd^luj^ an ben Xeufel Derbientlfot,
ber ffued(|tf(^aft be§ XeufelS fiberontTDortet }n
werben. 2)iefe ^uffaffung ift feft^ubclten, toenn
bieSBöter unb S^l^ologen nad^ bem Vorgänge twn
2 $etr. 2, 19 bie jhiecbtfd^ft ber ©ünbe M
ba§ j!rieg§red^t ber ^Iten Deranfd^uli(ben, iuh^
weld)em ber IBeftegte ol§ ©floDe bem ©iegei (m>
geborte : ber Teufel ift ia nid^t ©ieger bun)
eigene Jnraft, fonbern burcb bie Dto^gitbigfeit beS
ü}^enfd^en; biefe le^tere gmingt bem gefaüenm
aJlenfd^en bie ßned^tfd^aft beS £eufeIS auf. 3ii
bemfelben ©inne ftnb bie Dom Serfaufdre^t obcc
Dom 9te(^t beS ©löubigerd hergenommenen %►
gleid^e ^u Derfte^en. ©owo^I bie 93ater als bie
alten fird^Iid^en Sntft^eibungen fe^ bie fyx>
fd^aft beS Senf eis DorauS, inbem fte bie Se^ tm
ber (Srbfünbe ouS ben S^orciSmen beS Saufnti«
erflören, burd^ weld^e ber Teufel gejuiungen loer*
ben foE, bie Xduflinge gu Derlajfen unb bem
l^eiligen ©eifte $la( ^u mad^en (Goelestin. £p.
ad Oallos 12 unb bie Tractoria bed $(#S
3ofimuS bei Aug. Ep. 190). 2)ie Xrobitbn über
biefen Sebrpunft ift fo ungetrübt, ba^ jellijl
^Ibölarb (f. b. %rt.), ber ^rtnödige Sefampfer
beSfelben, unumwunben gugeftanb, Don bn
^pofteln l^er feien fömmtlic^e Sebrer für benfeAn
eingetreten (f. S. Bem. Ep. 190 [ad InnocEl
5). 2)emgema^ l^ebt aucb baS (Soncil Don irinit
fowol^l bei ber ©ünbe ^bamS (Sess. Y, can. 1) -
als bei ber grbfünbc (Sess. VI, c. 1) bie Aiö^
tung be§ SUJeufd^en unter ber ^rrfd^aft beS ieufeö
als eine SBirfung ber ©ünbe l^erDor. S)aSSSe|m
biefer jhted^tfd^aft beftebt im ungemeinen barin,
ba^ ber Xobfünber Don Stec^tS wegen allen ienm
liebeln DerfaÜen ift, weld^e an ftd^ fd^on bur^ bie
©ünbe entfteben, im SBefonbem ober borin, ba|
er Derbient, aud^ einer weitem biredcn unb ge«
walttl^ötigen Sinwirfung beS SeufelS ousgetf^
5u werben, woburd^ er gu neuen ©ünben gebrär.gt
unb mit mannigfad^en Seiben an Seib ud) 6ede
beimgefucbt wirb (Dgl. ©c^eeben, ©ogmatif ü,
672 ff.). Sie erfte «etbötigung biefer CwW
Don ©eiten beS Teufels ift bic SJcrfucbwig ^vi
©ünbe, unb jwar bie planmäßig betriebene, jeitli^
unb örtlid^ aUgemeine SSerfud^ung (f. b. ^rt). 2«
2;cufel Derfud)t nid^t nur mittelbar burd^ äufeeit
SBerf.ijeuge, 3. 18. burd^ SBort unb Seifpiel bojcr
5Dlenfd)en, fonbern aud^ unmittelbar burdJCui-
wirfung auf bie ^^l^antafie unb ben fmnlub«
%f}äi beS 9)Jenfd^en (Catech. Rom. 4, 15, 10;
Suarez 1. c. 8, 19, 9 sqq.). ©ne gewiffe SRci-
nung§Derfd^iebenbeit bfrrfd)t über bie Rrage, ob
aüe 9Jcrfud)ungen tbatfüd)lid^ unmittelbor bom
Teufel ausgeben, inbem eS einerfeitS feftftebt, bflfe
Diele 9Serfud)ungen obne 3wtbun bcS ^eufelS wm
gleifd^ unb oon ber Sßelt erregt werben förnicn,
aubcrcrfeilS aber bie 33oSbeit beS 3:eufelS fo groß
ift, ba^ er aDer 3ßabrfcbeinlid)feit nad^ nitbt Uoi
als muffiger 3ufd^ouer, fonbern Diclrae^r fll!
1449
ZeufelSabODcat — 2:i^a(ot.
1450
t^gcr görbeter bei ben Skriodungen gut Bünht
jcinr SbUt fpielt. SSiele Zdeotogen finb aud^ bei
tnji^t, bo^ lebem Slm[4ien Dom Xeufel ein böfer
<bigel, Die Don (Sott ein guter (Engel )ur Seite
gcptfli merbe (Suarez L o. 8, 21, 80). — S)ie
pcite, me^r Qu^ergeDö^nlid^e Siet^ötigung ber
^enfd^ft oon Seiten bed Teufels ift bie Sufttgung
pbpfif^ei Uebel Sad bie l^ilige Sd^rif t über bie
tdmontfd^ f>erbeifä^rung ^^{i[c^er Uebel berich-
tet, beßatigen bie Segnungen unb (S|orci8men ber
Sitil^ (f. b. Srt Sacramentalien). S)ie bem Seufel
ei0mfie Vrt, ben !Ren{d^en Stoben {ujufügen,
ip bie »efeflen^eit (f. b. «rt. SBefejfene). — S)en
\fUfim Xrium))b f^ner ^errfd^aft feiert ber £euf e(
all .äffe (SotteS", inbem er fid^ mit SBerl^öl^nung
@om al« @ott au]\p\üi, ber göttlid^en »eligion
feine Zeufeldreligion entgegenfteSt unb ben SRen-
f4cn fax UnterDärfigteit gegen i^n l^erobtoürbigt.
(Ein fot^er Xriumpb bed Xeufetö ift im SUge-
mrinen ieber ®ö^enbienft (f. b. tOrt.), bann bie
ffligi^f^ f)eiligung entn^iirbigenber Softer in man-
nen Secten, femer ber fanaüfd^e ^a| gegen bie
8ird^ 3efn Cl^rifti, [a gegen bie Religion über-
iixapt, enbli^ ber förmliche Xeufctöcult mit bem
3nbeb5r Don bamonifc^er äBal^rfagerei unb Säu-
beret, fei efl nun ber SeufelScuIt in feiner unDer-
tfüaten SriDoIität ober im Der^üüenben ©emanbe
ber antihn ÜJetromantie unb be§ mobemen Spiri-
tismus, beren religionSfeinblid^eS SBefen nur oOju
leitet einem Derbcdten 2)ömonencuIt bienftbar
gcmo^t toirb. (Sgl. nod^ ^einrid^, SDogmatifd^e
iieol. V, 2. aufl., aWains 1888, 696 ff. 779 ff.
unb über bie ^rrfd^aft bed Xeufetö indbefonbere
Tbomassin , De incam. 1 , 8 unb Theoph.
Raynaud, De attributis Christi 5, 15. ÜIIS
Otonogropl^ien feien genannt Mich. Psellus,
Diologos de daemonum operatione, bei Migne,
PP. gr. CXXII, 819 sqq.; Jos. Mar. Platma,
De angelia et daemonibus, Bononiae 1740;
Hart. Oerbert, Daemonurgia theologice ex-
pensa, Frihnrgi 1776; 3of. 3lnt. Sombuga,
Sei leufel, ober Prüfung bcg (SlaubenS on
mi]d^ Seijier, üRünc^en 1810; A. Lecanu,
Histoire de Satan, sa ohute, son culte, ses
manifestations , ses oeuvres etc. , Paris
1861 [beutfd^ SiegenSburg 1863]; 3. Sq. Od-
iiKilb, tUngelotogie, 2. 9ufl., Ißaberbom 1889,
88if. 137ff.) [SK. CXJflen S. J.]
fesfcCMtoocaf (advocatus diaboli), f. Pro-
motor fidei«
f ot kor 9i0el, f. 93ibeltest.
l9«tor (p'^X im 9. £. a. Stöbtename:
I. cimr (drenjftabt im (gebiete Don äffad^ar (3of.
19, 22), 2. einer SeDitenftobt in 3abuIon (1 $ar.
6, 77). — b. 9lame eine« SergeS im nörblic^en
danida, ni^t meit Dom (Sif on (»ic^t. 4, 6. 1 2. 14).
tetfelbe mirb $f. 88, 13 ebenfo al§ 9ie))röfen-
taxd bei SBefiiorbantanbeS genannt mie ber Ser-
mon oI§ ber bei OftiorbanlonbeS. Sei 3eremiad
(46, 18) mixb er al§ eine auffaUenbe (Srfd^einung
imter ben übrigen Sergen Don $aläftina be-
> Seic^net, bei Ofee (5, 1) al3 eine für ben Sogel-
fang, Dermut^Iid^ n^egen reid^er Seioalbung, be«
fonberS geeignete Statte. Sn ber 9lö^e ftanb ein
nad^ il^m genannter berühmter Saum (Sulg.
Quercus Thabor; 1 Sam. 10, 3); n)a]^rf(^ein-
lid^ bie $a(me, unter tt^elc^er 3)ebora (Serid^t ge>
Italien batte. S)er Serg toax 5U altteftamentlic^er
3eit bauptföd^Iid^ burdd ben Sieg berül^mt, mel-
dten bie beiben Stamme 3abuIon unb Sffud^ar
unter Sebora'S unb SaracS älnfübrung über ben
Sanaaniterfönig Sabin unb feinen ^eerf ül^rer Si-
fara gemonnen Rotten (9iid^t.4, 12ff.). 3n ben fpä-
teren Sudlern beS 3. £. unb im 31. Z. tt)irb ber
Xb^tbor nid^t me^r genannt; bagegen erfc^eint bei
ben gried^ifd^en Sd^riftfteQem feit ber d^riftlic^en
Seit nid^t feiten ber Sflame ' haßopiov, ber Of. 5, 1
in ber LXX für Xf^abox fielet. Sc^on SofepbuS
(Antt. 5, 1, 22) brandet biefe Se^eic^nung für
ben %fyiiox, namentlid^ aud^, n)o er er^öblt, ba^
(SabiniuS am gfu^e beSfelben ^le^onber, ben Sol^n
^riftobuld, beftegte unb 10 000 3uben erfd^lug
(Antt. 14, 6, 3). 3ur Seit beS ifibifd^en IhiegeS,
als fid^ Diele Suben auf benfelben jurudgejogen
batten, toax bie ©ipfelplatte, eine fyxlbt Stitnbe
im UmfreiS, gan} Don einer Ringmauer umgeben
(Bell. Jud. 4, 1, 8), »eld^e äofepbuS, nad^bem
er ^um Sefe^ISl^aber Don ©alilöa getoäblt morben,
in 40 £agen bergefteU l^tte. 2)ie Stabt, meldte
im 8. 3ab^^unbert D. (S^x. nod^ bort ftanb, Diel-
leid^t bie nämlid^e, mel^e 3of. 19, 22 genannt
ift, mar 218 d. &)x. Don ^ntiod^ug b. ®x. huxä)
eine Sift genommen worben (Polyb. 5, 70). ®er-
felben £ift bebiente fid^ um 67 n. &)x. ber Don
Sed))afian gefanbte ^SlacibuS, um bie 3uben Don
bort )u Dertreiben. Somol^I nad^ bem, toaS b^^^
3ofe))bu§, als nad^ bem, mad bie l^eilige Sd}rift Dom
2:b<>bor Jagt, ift eS un}tt)eifelbaft, ba^ bamit ber
](ieutige S)fd^ebel et-£ur gemeint ift, ein ifolirter
ftalffteinberg, ber einige Stunben öftlid^ Don 92a-
jaretb Q^S ber (Sbene SSbraelon auffteigt unb b(o^
im 9{orben einen leidsten 3ufammenbang mit ben
galilöifd^en @ebirgen fyii, nid^t unMffenb mit
bem ^obenjoQem in Sübbeutfd^Ianb ober mit
bem (S^obeSberg bei Sonn Dergli^en. 9m meft-
lid^en Sfu|e liegt ein Sörfd^en ^bariel^, Dermutl^-
lid^ baS alte S)aberetb (3of. 19, 12), Don too ge-
ttö^nlid^ ber in einer Stunbe }u bemirfenbe 9Iuf-
ftieg genommen ttirb; bie ^öbe beS nod^ jie^t
ftarf betoalbeten Sergej betrögt etma 580 m über
ber Sbene. ^er abgeplattete ©ipfel trägt ie^t
eine Stetige Don SRutnen, bie gumeift auS nacbd^rift-
lid^er Seit b^rrübren. Seit ben erften d^rifilicben
äabrbunberten nömlid^ b^t ftd^ bie Zrabition Der-
breitet, ba| ber ZfyAox ber „^o^t Serg" gett)efen
fei, auf meld^em bie Serflörung be§ ^erm ftatt-
fanb (ÜRattb. 17,1. SWarc. 9, 1. Suc. 9, 28).
Sddon (S^riDuS Don Serufalem (Gatech.
12, 16) unb ^ieron^muS (Ep. 108, 13 [ad Eu-
stochimn]) bezeugen biefe Xrabition. 3)ie bl- He-
lena baute be^niegen auf bem ®i{)fel eine ftird^e
unb h)arf eine Summe §um SebenSunterbalt für
,51«
Tsttitimi — llJallSofet.
1452
3m
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flifEfii^tten
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Ißi&m in, fidk 1842,
IT. 9cdia 1850,
V ip- H* Btfi m teSigm &nb
Tunt idbiDKiif 3^t*
nAt (^ nfflncnllic^
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Mt am 21. 3q*
^Stttuboifit tbitti"
Diu, fcbnen. 9tad^bcm
jiaicm^tl^läftn 6fiibten
ftaüistt er X^Iogie
ScminazS )u
HuiucifUdL 3m 3«
Sodor ber X^Iogie,
bte unblutigen
^uitüS gdodt ]^; bolb
sctegcDei^ Sefonbered
^ bemr i^ jofoTt auf bte
g^tieiierjeminar gu SH-
{mei 3«i4ren erfolgte
iBcofeflorberSsegefe
^oK OK Kntgltd^ £9-
lUHLüMkube ®ete]^«
30C|S^i(l^ Begäbe
mdc^er er
in ieber
asö eine ))tetftt*
#r leiBd eiConnte
eigent»
s nift mit liolUom-
^^icinö vor er un-
^ßobKca-
boS (eilige
aus
xrcQs et Ol 3- l^S
)a$banBlif4e
tB&te — für
«jm
nämlu!^ ^äfpct begann feine jielbetDu^e unb fe^
erf olgreid^e 9ef ämpfung beS in Sd^maben um |i^
greif enben ^fterm^fticiSmuS unb 3n>ingtamlmu8
(f. b. «rt. 3tt)ing VI, 931 f.) , beffen l^t-
ffil^, 2)ecan fiu^ in OBerrot^, ein oorjugli^er
®önner X^II^ofetS wäj^renb feiner @tubien}eit
unb in feinen erften ^riefteria^ren getoiejen roox.
X^D^oferS ^auptfd^rift in biefem itampfe toom
bie ^SBritrftge aur®efd^l4te besaftetm^fticiSinttS
unb inebefonbere be8 3>^ingianiSmu0 im Sifi«
f^um SugSburg", SlegenSburg 1857. 3m nfim*
Hd^ ^äftt erfd^ien gu Siegenfiburg aud^ feint
bonüglid^e ^falmenerOftrung, Don meld^er er felift
fünf Sufiagen erlebte; eine fed^te nurbe na4
feinem Xobe 1895, flberorbeitet t>on @d^mal)l,
l^erauSgegeben. 918 9tebacteur beS 9ugdburgn
$aftoraIbIatteS Don 1860—1868 brad^te er
badfelbe, unterftfl|t t)on ben $rofefforen ÜRerfle
unb SUotS @d^mtb u. 9. , )u (ol^ Slfite unb
lieferte au^erbem für aOe l^erDorragenben t^bgi-
fd^en 3eit{d^ften unb für boS ^ber'fd^ Sir-
d^enlesif on gebiegene arbeiten. 2)aneben ttirfte er
nod^ fel^ eifrig als IBeid^toater, Aangelrebner unb
ffatet^et ; in jeinem 9lad^Ia{fe fanoen fid^ f org-
{ältig ausgearbeitete unb Don il^m gelittene ^
ligten, namentlid^ über baS l^ige 9Re|opfer
($rimi}t)tebigten), in großer 3a(I, au9 benen %i«
breaS Sd^mib 25 nad^ Zl^al^oferS Xobe Verausgab
(.,S)ie l^eUige SReffe unb boS fßrieficttl^ttm ber
!atboIif(|en fKrd^e^ Stmplm 1893). ®rD|eSer-
bienfte ertoarb ft^ Xl^al^ofer in S)ilingen femer
um baS Don feinem ebeln f^fteunbe, bem $rofef|or
tmb nad^maligen 9iegenS 3d1^- SDang. Sßagner,
gegrünbete unb ber fieitung ber gftanciSconerinnen
unterfteQte 3:aubftummen-3nftitut. SRit bem
20. Odober 1863 begann ZldaG^ofer feine brei»
gel^niöl^ge aBirffamtett inüRünd^ aldSirector
beS ©eorgionumS unb $rofef|or ber ^ftorol an
ber UniDerfttöt. 3m ®eorgianum fd^ute er feine
9Rü]^e unb fein Opfer, um in fonitorer unb finon^
gieOer Sejiel^ung bie ibm anDertroute 9nftalt )u
leben, bie Alumnen fetbfi aber in äd^t dericalem
®eifte XU il^rem SBerufe ^inmgubilben ; in feiner
afabemtfd^en Sel^rtl^ätigfeit mad^te er bie Siturgtf
}u feinem ßauptfad^e, mobei er auf biefem ®e*
biete nod^ oem Vorgänge be9 SBreSlauer $ro»
fefforS gerb. $rob{} Dorgüglid^ bie gef<^i(^tltd^
Sel^anblung gur ®eltung brad^te. Sud^ bie Sr«
rid^tung eines (omiletifd^en @eminard an ber
Unberfitdt ift Doqügltd^ il^m )u Derbanfen (1864).
9IS literorifd^e Seiftungen auS biefer Seil finb gu
Dergeid^nen bie Verausgabe ber ^ermeneutif feinet
Derftorbenen t^freunbeS Steit^mat^r (f. b. 9rt.), bie
Stebaction ber ffemptener beutfd^en SuSgabe ber
JKrd^enDater, fotoie eine @d^rift über bie Opfer
beS Alten unb 9teuen SunbeS (StegenSburg 1870).
— SBiele Unannel^mlid^feiten brad^te fite iJfaU
bofer bie ]^upt{ä(4Iid^ burd^ 3)öDinger Deron«
la^te altfatl^olifd^e ^etoegung, md^renb beren er
aud^ auf bie ®efal^r aSerl^öd^fter Ungnobe ^
treu unb mdnnlid; für bie Steinl^eit ber fat^olifd^cn
1«»
Z^almub — Zl^amna.
1454
idftt efaijlonb unb bie Stubirenben bec X^eo-
togle tior bem 64i{fbnul^e otn @Iaubcn betoal^e.
3id)cncn l^en bie ungctoBl^ttlid^en, 28 ^afßt
ununlcrbro^en tDä^renben ^Infttengimgm all«
mffiig KoI^jetS Oefunb^ erfd^tittert unb ein
tm n^igere @tdlung gu fud^ 3m 3. 1877
cr^idt et bie S)ignität bdl Seconfi im S)om-
€0^ iuCicbftött; im @ommet bcdielbcnSaM
ocrtaib et bamit boS Sel^tfod^ ber Siturgif
um bodigen bifd^flu^en SQceum. d^ne feiner
cxßen Vrbetten im neuen SBirfungdtreife \oat im
«uftioge feine« ^ifd^ofS bie 9leubearbeihtng beS
Bitiude Bomano-Eystettense unb eineS Seinen
Stilnale jum ^mtbgebraud^e (Manuale) fut ben
SUcxfondetuS (Sid^flält 1879—1880). hierauf
no^ er bie Seorbettung feines bebeutenbfien
IBctfcS, eines grofen ßanbbud^ ber SiturgQ,
is Ingriff. Sie erfte Sbtl^ung beS erften San-
bfi (Ue oDgemeine SÜurgU) erfd^ien )u gfreiburg
tm 3. 1883, bie )meite 1887. Son ber fpecieDen
fiiturgif ebirte er felbft nod^ bie ^Siturgie beS
^igoi SRe^pferS'', ebb. 1890, mdl^cenb er bie
^Sihsrde beS Krd^Iid^en StunbengebetcS" im
iRonufcriyte nur MS gum Officium defimctonmi
uoHenbet ^otte, als i^n ber Xob l^inmegraff te ; ber
(Erbe oon Z^I^oferS fftmmtiid^en ^nbfd^riften,
SnbreaS 6d^mib, t»er5ffenai(^te fie im 3- 1898
unb f figte jur einfttteiligen Serooufldnbigung bie
<lolIegien]^ Z^oI^ferS über bie Sitiugie ber
bettigen Socromente unb Sacramentalien unb
über boS lt\xSfm\clfyc bei. S)ie 93earbeitung einer
Itoeilen tluflc^e ber ganjen Siturgü übemabm
ber auf bem (Sebiete ber fird^Iid^en Siturgie unb
ünax Oef^id^te febr (erDorragenbe ißrofef jor Slbal-
bert ebner; im 3. 1894 erfd^ien bie erfie flb-
tbeilung beS erfien SonbeS, aSein feine anbouembe
ArSnflic^Ieit meld^am 25.Sebruar 1898 }u einem
fttt^ Xobe ffil^rte, mad^te (Ebner bie meitere
Tleubearbeiiung unmbglid^. — Sorgüglid^en 9n-
tbeil lotie Sombecan Z^all^ofer aud^ an ber 1881
begonnenen unb in 18 Sagten glüdtlid^ burd|-
Mflbrten Xeftauration ber SDomlirc^e in eid^ßött
€dne großen Serbienfle würben Don 9lom 1885
burd^ bie Cmennung jum ^fUic^en ^Sprä-
lotctt unb 1889 burd^ bie (Sr^ebung }ur 2)ignUöt
beS S)omtnro)>fieS onerlannt. S)od^ maren i^m
mir ttod^ i»ei SebenSjobre befd^ieben ; am 1 7. Sep-
tember 1891 erUSte i^n ber £ob in feinem ®e-
buxtSorte Untenotb k)on feinen fd^meren Seiben.
(SgLIL 6d&mib, Dr. SBalentin £^aIbofer, Som-
ptopfi in Sid^fiätt. fttmpttn 1892.) [grüner.]
flafttitb, f. Salmub.
t^Miat (-^)sn), im % %. a. Ortsname einer
nW gmou )u beftimmenben @tabt im @uben
bcft ^ligm SanbeS, LXX eaifiofv ((£}. 47, 19;
48, 28), t)ermut^Ud() baS bon ^ieronqmuS ge-
nannte Xbamara (Lagarde, Onom. n. 85, 8).
— b. !l)erf onenname : 1. bie @d^miegertod^ter
oon 3acob9 Sol^n 3uba, bie, meil biefer fie für
eine Octf^Ieierte 2)ime bi^It, SRuiter oon beffen
sahnen $l^reS unb 3ara »urbe ((Ben. 88, 12 ff.
Stutb 4, 12. 1 $mr. 2, 4. ÜRattb. 1, 8); 2. bie
unglüdlid^ Zod^ter 3)aoibS oon SRaad^, bie leib-
liebe ©d^mefter «bfalomS (f. b. Slrt.). — 8. bie
mabrfc^nlid^ nad^ ibrer Xante fo l^ei^be fd^öne
Xo^ter SbfoIomS (2 ©am. 14, 27), h>eld|)e ein
3ufa| ber ©eptuaginta irrig jur ®attin StoboamS
unb 2ur SJhttter SlbiaS' mad^t. [ftaulen.]
99atiiet, X b e o b a I b , Controoerftft, mar ju
Anfang beS 16. 3übtbunbertS )u Oberebnbeim
im Unterelf a| geboren unb ftubirte feit 1584 )u
SEBtttenberg unter Sutber unb Snelanc^tbon X^eo-
logie. iRad^bem er 1539 bie 9Ragiftermürbe er-
langt ^te, mürbe er junad^ft $rof effor ber Xbeo-
logie )u t$tanffurt a. b. Ober ; 1543 berief ibn
Sanbgraf ^^ili^jp an bie Unioerrtt&t ju SRarburg
unb ernannte ibn jugleid^ )um $rebiger an
@t. (Hifabetl^. 3)ret ^afjict fpäter gog er als
Se(b{)rebiger mit bem ^eere $^iIi)))»S in ben
fd^malfolbifd^n ffrieg. SktS Setragen ber ^®(au-
benSarmee" erfcbutterte aber feine biSl^erige Ueber-
jeugung, ba^ ber ®Iaube allein, ol^ne bie äBerte,
gereift mad^e. 9}ad^ SRarburg gurüdCgelebrt, be-
tämpHt er baS liroteftantifd^e SRaterioIprinci)) in
^rebtgten. S>aS fü^ )u Conflicten unb S)iS-
pntaüDntn, namentlid^ mit feinem Kollegen Sol^.
2)raconiteS (f. b. 9rt.), bann aud^ )u Ißerbören
unb Sermeifen, unb enblid^ im %uguft 1549 )ur
(Entlaffung XbamerS. 9uf ber Steife ju feinem
gefangenen Sanbgrofen, bei bem er pd^ Xed^t
fud^en moBte, traf Xbamer mit bem (Earmeliter-
i)rooinciaI (Eberl^rb IBiEidE (f. b. Slrt.) ^ufommen,
ber ij^ überjeugte, ba^ er bei ben Sutberanem
nie bie gteibeit finben merbe, feine Se^e }u oer-
fünben. Se^balb gab er fein Sorl^aben auf unb
übemabm eine ©teQe als @ti^)n:ebiger an
@t. Sodl^oIom&uS }u Sranifurt a. 9». Obgleid^
er gemäßigt prebigte, festen tbm bod^ feine lutbe-
rif^en ®egner l^efüg }u ; einzelne 3ubdrer ftörten
feine ^rebigten, unb bie ^rabicanten erboben fub
metteifemb gegen i^n. 92adt|bem er oergebenS
oerfud^t batte, 9ReIand^tl^on unb anbere proteftan-
tifdpe Xbeologen oon ber Stid^tigteit feiner Snftd^t
in Setreff ber guten äBerfe )u uberjeugen, begab
er ftd^ 1553 nad^ Statten, trat bort }ur fatbo-
Kfd^en ftird^e über unb erl^ielt bie S)iaconatSmeibe.
92a^ SDeutfd^Ianb }urüclgefel^, mürbe er }uerft
S)om))rebiger gu SDIinben, bann $röbenbor gu
Stain) unb fd^Iie^lid^ 1566 Xl^obgie^nrofeffor )u
greiburg i. SBr. (£r flarb in legerer @tabt im
9Rai 1569. Son feinen @d^riften ift befonberS
bemerfenSmertb bie Apologia Th. Thameri de
variis calumniis, qnas ab a. 1552 usque 1561
tulit a Lutheranis, Mogunt. 1561. (SgLHoch-
huth, De Th. Thameri vita et soriptis, Mar-
porgi 1858 ; 2)erf., in 9UebnerS 3tttfd^r. f. biß.
Xbeol. 1861, 165 ff.; mi, S)te (^noertiten I,
286 ff. ; S^ppt, ftird^engef d^. betber Reffen I, SRar-
burg 1876, 280 ff.) [®amS 0. S. B.]
fi^aiiiitii, im 91. X. a. $erfonenname : 1. ('sni^.)
ein enfel (Sfau% @obn beS (glipba) (1 $ar. 1, 86) ;
1455
SlI^amnatl^Q — X^art^an.
1456
2. eine 9le6enfrQU bed Slipl^a (®en. 86, 12),
Dennut^Iid^ l^onaijd^en Urfprungd (®eit. 36, 22.
1 ^ar. 1, 39); 3. ( Jjrp), ein ebomüift^er Stam-
meSfürft (®en. 36, 40. 1 «par. h 51). — b. Orts-
name : (nanr) ein sieden, bet ^utn Stamme San
oe^orte (3o{. 15, 10. 57. 2 $ar. 28, 18), ^eute
XiBne)^ genannt. [ffaulen.]
99ftinitaf9a (">;3c.^. > VccufottDform Don
DJamna [«^jer;]), im 31. S. anbetet 3lame für
baS banitifd^e Z^amna (Sftid^t. 14, 1. 2. 5; DgL
15, 6), an bet Stelle 1 3Jlaäf. 9, 50 3:^nata
gefd^tieben. [ffaulen.]
%t^ümuatl^fate f Xl^amnatl^ @araa (nattn
^"30 , Der jd^riebcn o-^n p) , im 91. 1. eine ©taot
auf Dem ©ebirge Splfitatm, toeld^e 3ofue ft(^ a\&
Stbtl^ auSmäl^Ite, unb in nield^ et ftatb unb
begtoben »mbe Oof. 19, 50; 24, 30. »id^t
2, 9). [ifaulen.]
f^^ngmar (Xl^anfmat), SBotftel^et bet S)om-
fd^e }u ^ilbeS^eim (um 970), floatet S)ombecan
ttnb9{otatbafeIbft,n)atatö@taatSmannimbS)i))Io-
mat nid^t meniget bettmnbett unb gefd^id!t in ben
©efd^öften bed SBtStl^iimS »ie afö ®ele^ttet in ben
SBiffenfd^aften unb JMinften. 3u feinen @d^ületn
gel^örten bie Sifd^öfe 99etnU)arb Don ^ilbeSl^eim,
9Dteintt)etf Don $abetbotn unb SBenno Don 9Rei|en
foiDie ifaifet &einn(^ n. (f. b. Ute. «ttt.). m
Segleiter Semmatbd na^m Sl^angmat Xl^eil an
bet tSmifd^en @Qnobe Dom 1. gfebtuot 1001 unb
toai beffen SSetttetet auf ben @Qnoben }u gftanN
futt im Suguft unb )u 3:obi am 27. Secembet
1001, too fibet ben ©anbetSl^eimer @tteit (f. b.
9ltt. ©anbetSl^ieim V, 90) Detl^anbelt würbe (§e|tlc,
eonc.-®efd^. IV, 2. «ufi., 656 f.). SSon Jobi
begleitete et ffaifet Otto HI. (f. b. 9ltt.) nad^
^tetno, Don mo er teid^ befd^enlt am 13. Ja-
nuar 1002 bie ^etmreife antrat. @d^on gu Seb«
Jetten Semioarbd unb mit beffen Einwilligung
f gann Xb^^ngmar mit ber Sammlung Don SRa«
terialien für feine Vita Bemwardi. 'S^ie erften
10 StapM fdjtieb et jtoifd^en 1008 unb 1013;
ben ©d^Iu^ (c. 44—56) Derfafete et nad^ Setn-
watbs lobe (1022), toobei et in bet SDlitte eine
3ufammenftefiung feinet gleid^^eitig gemad^ten
Sufgeid^nungcn übet ben @anber3^eimet @tteit
einfd^ob. 3)ie Vita Bemwardi (übet bie Slud-
gaben unb Uebetfejung f. b. 9ltt. SBemmatb n,
455) gel^ött ju ben fd^önften biogta})^ifc^en ®en!-
malen beS TOittelaltetd unb ift eine bet mid^tigfien
OueQen für biefe 3eit))etiobe, auSgejeid^et butc^
püe be« Stoffes, fd^lid^te unb einfädle Bpiai^t,
fiiebe gut SBBabtbeit. ®od^ ijl ©etnttatbS an-
feilen bei Otto m. tool^l übetfd^ä^t : f etnet ift bet
SSetfaffet im Setid^t ühtx bie SBabl ©eintid^S H.
nid^t gan) aufriddtig unb in Seaug auf ben ®an-
betSbeimet Stteit Don einer getoiffen ginfeitigfeit
loobl nid^t gana fteijufpred^en. Sieben ber Vita
Bemwardi wirb 3:bangmat Dielfad^ aud^ bie Sb-
faffung bet TranBlatio S. Epiphanii (AA. SS.
BoU. Jan. 11, 378—380; Leibniz, Script,
rer. Brunav. I, 257—260; Mon. Geraa. bist
Scriptt rv, 248—251) jugefd^tieben. S^ang-
mot ftatb (am 25. 9Rai) eiaitge 3a^ nad^ tBifd^of
Setnmatb. (9)gL Seelte, X^gmar, fein Seben
unb Seutt^ung feiner Vita Bemwardi, ^il-
beSl^eim 1881 [$togt.]; SBattenbad^, Seutfd^-
lonbS @efd^d^t«queaen im StUtelaltet I, 6. «ufl.^
Berlin 1893, 346-8490 [SBumt]
99ftt(|ttmim (Xargumim), {. Sibclübcr«
fejfungen II, 717 ff.
$9fttfi5 (^'r;!?), im 91. %. a. ^etfommiame:
1. ein Sol^n SaDanS unb Snfel Sap^etbS. Stamm-
Dater ber UrbeDöIferung Don Spanien (&en.
10, 4. 1 Sar. 1, 7). — 2. ein »enjaminü, ber
fed^Ste Sobn »alanS (1 $ar. 7, 10). — 3. einer
ber Stammfürften am perjifd^en ^ofe gut ßtit bei
9£er|c8 (Sftb. 1, 14). — b. OttSname einer be-
rül^mten pl^önicifd^en Solonie in S)>amen, bei
ben ®tied^en XotteffuS genannt (Tapoi^'iov, Poljb.
3, 24, 2), baS Smpotium für bie teilen Scjeug-
nif[e SfranienS uiü) bie ^tobucte aSkfteutopo'S
übet^aupt, weld^e bie $l^dnicier nad^ Offen f d^offten
Oet. 10, 9). Senllrfptung biefetSiabt fe^tber
^ßtopb^t att befannt DotouS, inbem et fte mit
X^tuS in bie nOd^fie Setbinbung bringt (3f.
23, 1. 6. 10 [^ebr.]); ba§ Snbenfen an benfelben
lebt bei ben ölteten Uebetfe^etn fort, mie menn bie
LXX 3f. 23, 1. 10. (£). 27, 12; 38, 13 bie
9lamen Kapxv)S(»v unb KapxT;d{vtoi für £^arfis
fubftituiten unb bie Sulgata £3. 27, 12 Car-
thaginensea übetfe^t. Sinter Sage wegen be}eu^-
nete fte ben femften Sßeften beS ßrbfreifed fowobl
bei ben 38raeliten (Sßf. 71, 10. 3f. 23, 6;
60, 9 ; 66, 19 ftebr.]. gj. 38, 13. 3on. 1, 3) ttne
bei ben eiafftfem (Ovid. Metam. 14, 416). *3)ie
^l^önidet ^ll^ren babin in großen, ftort gebauten
Sd^iffen, fo ba| ^Xl^atfiSf^iffe'' eine cS^xdia^
Sebeutung etbieU, wie bei un8 bad frü^t ge«
bräui^Iid^e ^3nbienfa]&ret'' («ßf. 47, 8. 3f. 2, 16) ;
biefe Sebeutung ift mäf 2 $ar. 20, 36 angu-
nel^men, 0^ bo^ tt)eitere Sfolgentngen ous bitfer
Benennung gered^ertigt toören. Sem Seifptele
ber fßb^nider nömlid^ mar Salomon gefolgt, um
fid^ neue (SelbqueOen ^u erfd^tiegen (3 ftbn. 10, 22.
2 Ißar. 9, 21), unb 3ofap^at Don 3uba Derbün-
bete fidd mit Od^o)iaS Don 3droeI }tt einer ö^n-
lid^en Unterne^mimg, metd^e {ebodb Derungludte
(2 $ar. 20, 36). Sen fo eingeführten Spracb«
gebraud^ ^at ber ^I. ^ieron^muS md^ bem Vor-
gänge ber LXX (3f. 2, 16) unb befi Zargum4
(J. 93. 3f. 23, 1. 14; 60, 9) irrig baber geleitet,
baft v'^'o'-^ri ^TOeer" bebeute (3 ffdn. 22, 49. 3f.
23, 10; 66, 19; Dergl. Comm. in Is. 2. 16
[f. b. «tt. 3»eet vm, 1181 f.]), eine «uffaffung,
in meldtet üutidet il^m bei bet Uebarfe|ung
butd^meg gefolgt ift. 3>aS S^otftd Subita 2,
13 ift but$ einen Sd^reibfe^Ier ouS £arfnS ent-
ftanben. (93gl. Bochart, Phaleg. I, 34, ed.
Franeof. p. 671 ; Oesenius, Thea. lüig. hebr.
m, 1315.) [IhmtaL]
$$arff an (it»?^)» im %. X« aß eigenname
bel^onbelt, ift ber Sitel be« ^öd^ften offqiif^en
1457
£l^eoter.
1458
S^urbaiiräflctfi mify bem StbxAq. 3n ben leil-
i^friftfic^ien Smti(l(^m{fen bcr ßofbeomtm nimmt
ff innitcr Wc erpe @tdif ein unb 1^ feinen Stang
tnnntttelbar no^ bem ffSnig. Sr mar Oberfelb«
iiflcf^ unb leitete fietd ben 8feIb}U8, koenn ber
Mnig nid^t filbfl mit in ben jhieg }og (4 ffön.
18, 17. 3f. 20, 1). CBfll. iiele, «ab^L-alJor.
6ef4i4tc, ®ot^ 1886, 495 f.) [ffaulen.]
l9e«lrt(gric<^.d6aTpov, t)on&ea(7^a^ fd^Quen)
Ucft im Vltcft^um {unö^ft ber Kaum, melc^ett
^ie 3uf4<u>er bei ben ö^entlic^en ©diiau{))ielen
mt (atten. bann überhaupt bad @d^ufpie[^ud.
3n biejcr Scbeutung finbet ftd^ baS SEBort einmal
im 9t. X. (tipg. 19, 29. 81), mo ed aber ein
anbetmol aud^ für «Sd^ufpiel'' (1 Sor. 4, 9
Vulg. speeUcnlum; Dgl. $ebr. 10, 88) ge*
troud^ micb. Se|tere SBebeutung ijl bem SBorte
im dofftfi^ (dried^fd^ fremb, bagegen in ben
mobetnen Bpxafyn neben ber urfprünglic^en
^g unb gffie. gfür ben Dorliegenben Srtilel
tDmmt boS »Xl^ter" blo^ al§ «,@(i^auf)>ier in
Sctm^t, unb jmar unter bem boppelten ®eftd^t8-
(nmfle fcined gqd^d^tlid^en SnfammenbangeS mit
ben Rligiftfen e<^ufpielen beS 9RittelatterS unb
{einer Dtorolitat.
I. eef^t^tlld^ leitet bad mobeme Xl^ter
{rtnen Un|nnmg nit^t oon ben S)ar{ienungen
ber c6mifqcn ÜRimen, Pantomimen unb ^iftrio*
um ^er, ebenfo menig t)on bem antifen Sroma.
Semi bie Xrabitionen beS clafftfd^en 9Iter-
fifm% in 9e)ug auf baS 2)rama maren infolge
bcS bejifinbigrn ftampfed ber d^rifilid^en ttix^e
gegen baS tief gefuntene, unfittlid^e Sd^aufpiel
bo (Srieil^en unb Stömer in ben erften d^rift-
Iütcnpa^r(unbertent)onftänbigt)erIorengegangen,
unb im @runbe genommen fibermittelte blo^
Xeren) ben literarifK^ ®ebi(beten im aßittelalter
ben ^riff eines antifen bramatifc^en Ihtnft*
tDfifd S)a6ei fe^te fu^ bei ben mittelalterlichen
£e|eni, bie fi4 fein rid^tiged Silb oon einer bra-
notifd^en Sufffibrung ber SIten mad^en tonnten,
immer me^r bie Sleinung f eft, ba^ bei bem antifen
Stoma ein einziger SRecitator bad ganje @tä(f mit
Sebe unb ®egenrebe oorgetragen ^abe, unb bog
bo^u ftumme ®arfteSer bie Smpfinbungen ber
einzelnen ^^onen burd^ ®eberbenfpiel au8«
briidten («teijena^i [f. u.] 4 ff.). 3n biefer auf-
JQffung bed antifen @d^aufpieIS fte^t bie gelehrte
9imne SMtDitba (f. b. Srt.) im 10. Sa^rfunbert
ooQflänbig ouf bem Soben ibrer 3nt, menn fie
iiTf ben Xerenjifd^en ffomöbten na^gebid^teten
(bciftli^en SDramen nid^t für bie Suffu^rung,
fonbem für bie Seetüre beftimmte. ®a3 mobeme
oeltli^ Sramo bogegen beruht auf ben geift-
It^en 6<^ufpielen bed aRittelalterd, bie i^rer-
fett^ »icbcxum au8 ber fird^Iid^en Siturgie b^r-
vorgegongen maren. 2)ie bramatifd^e Anlage ber
£itnrgie }eigt ftd^ beifpieismnfe im SRitud ber
MiBsa soUemiuB (be3 leoitirten f)od^amte8), too
ber celebrirmbe ^riefter unb bie i|m afftfitrenben
toiten fortmö^enb banbelnb auftreten unb mit
bem Solfe be^m. Sl^ore burd^ SBed^felgefänge im
lebenbigen SBerfe^re fte^en. Sudgeprögt brama«
ttjc^en Sb^^rafter tragen femer bie fird^Iid^en geiem
am ^olmfonntage (in einem ftölner ÜRiffafe au3
bem 11. Sabrbunbert [auf ber ©tabtbibliotl^ef in
Xrier] finbet ftd^ bereits bie Vnmeifung, ba^ ber
Xest ber $affion oerfd^iebenm $erfonen }um
SSortrage ^ugetbeUt merbm foQ; &gl. ®regoriuS-
blatt 1880, 122), unb befonberS am C^r-
freitage unb am Ofterfefte. Sie @mnblage
ber }u Oftem üblid^en ^uferfiebungSfeier (f. b.
art.) bilbet ein XropuS, ber juerft in einer
@t. (SaUer ^anbfd^rift auS bem anfange beS
10. äal^rbunbertS oortommt unb baS Qk\pxäd^
ber grauen mit ben (higeln am ®rabe beS ^erm
entbält. 6S finb nur oier @ö^ : Quem quae-
ritis in sepulchro, o Ghristicolae ? — Jhesum
Nazarenum cnicifixum, o Goelicolae. — Non
est hie, surrexit, sicut praedixerat. Ite, nun-
üate, quia surrexit de sepulchro I — Besur-
rexit etc. ober ein abnlid^er @a^ (gfacfimile bei
©autier [f. u.] 1, 216). S)ie brei erften @a|e (Dgl.
TOarc. 16, 1 — 7) finben fid^ in ben ttturgifd^en
99üd^emau8bemlO.— 18.3abrbunbertin2)eutfd^*
lanb, Oe{lerrei(!^, Sd^toeij, gfranfreid^, Italien,
^oQanb, englanb unb @panim (SRilc^facf [f. u.]
116 ff.; 2ange [f. u.] 171). ©inen eigentlicb
bramatifd^en Sbarafter erbielt biefer 9Bed^)ei-
gefang aber erft baburd^, ba| er mit ber Serimonie
ber viaitatio sepulchri am Oftermorgen in IBer*
binbung gebrad^t mürbe. S)ie erfte @))ur biefer
Sfeier finbet Srei^enacb in bem Liber conBuetudi-
num, einer (SotteSbimftorbnung für bie englifd^m
ftlöfier aus bem Raffet 967 , beren SSerfafjer,
koobl ber ^I. S)unftan (f. b. Srt.), babei bie ®e-
bröud^e auSmörtiger jtlöfter (gfleurq^fur-Soire
unb @ent toerben in ber SBonebe genannt) be«
nu^te. Sie visitatio sepulchri nabm folgenbm
Serlauf: baS ftreug, meld^eS am Sb<n:freitage
nad^ SBeenbigung beS ®otteSbienfteS in ein %ud^
gebünt unb in feierlid^er ^roceffton an einen
Ort neben bem Sltar niebergelegt toorbm mar,
blieb bajelbft liegm bis )ur Ülacbt Dor Oftem,
mo bie elevatio crueis anfangs in ©egenmart,
fpöter eingeriffener 9}2i^räud^e unb aberglöubi-
fc^er 9Reinungen megen (f. Sjnod. dioec. Wor-
mat. a. 1816, bei Schannat-Hartzheim, Conc.
Genn. IV, 258) unter »uSfd^Iu^ beS SoIfeS
ftattfanb. Saran fd^log ftd^ bie SRatutin beS
OfterfonntageS unb na^ i^r bie yisiiatio se-
pulchri in ©egenmart beS 9}oIfeS. Sin Clerifer
mit ber 91be befleibet unb einem ^Imjmeige in
ber ^anb fe]^te ftd^ an bem leeren ©rabe nieber.
Sann famen brei anbere SIerifer in (Sbormanteln,
mit SBeibraud^faffem in bm ^dnben, langfam
beran unter ©cberben, alS menn fie etmaS fud^ten.
Sobalb ber ßngel fte naben fab, begann er mit
ibnen ben oben genanntm SBed^jelgefang: Quem
quaeritis etc. (brei @ö^). 2)onn tombetm fid^
bie S)rei )u bem Sbore mit ben Sorten Alleluia,
surrexit Dominus, ^i^r toarb nun ber 9Be(bfeI-
Zroparium auS brm 10. So^tl^unbert. 9lur
fingen ^ier bie ^efter, koeld^ bie grauen bar-
fteOen foQen, ben emleitenben@a|: Et dicebant
ad invicem : quis revolvet nobis lapidem ab
ostio monumenti? ^Dagegen begleitet ber @q|:
Ad monumentum venimus gementes, ange-
lum Domini sedentem vidimus et dicentem,
qnia surrexit Jhesus, bie Kücifel^r ber t^rauen
Dom ®rabe (Sänge 168). 3BeitereS bramatifci^ed
Seben gemann bte{e gfeier burd^ Einfügung Don
®äijm QU3 ber ©equen^ Victimae paschali
laudes (f. b. ^rt. Sequenzen, ob. 162), bie ftd^
in il^rem gleiten biaIogijd)eu £l(|eil ganj befon-
berS für bie Ofterfeier eignete. S)aran fd^Io|
fid^ nod^ ber ©efong ber äBorte : Credendum est
magis Mariae veraci, quam Judaeorum tur-
bae fallaci. ^nbere toejentlic^e Snoeiterungen
pnb ber SBettlauf ber ^poftel $etru8 unb 3o-
^nne§ noc^ bem ©robe ; fobonn bie @cene, toie
SRaria 9)^agbQlena toeinenb Dor bem @rabe fi^t
unb S^riftuS i^r erfd^eint. Ueber^iq)t tritt S^n*
ftuS felbft ollmälig mel^r unb mel^r qI§ bel^err-
fd^enber SRittelpunft ber bromotifd^en Ofterfeiem
auf; er erfd^eint in glönjenben, meinen ©ewönbem,
föftlid^ gefd^mfidEt aI3 ^riumpl^ator über 2:ob unb
^5Ue, bie jheuje^fal^ne in ber ^anb l^Itenb
(greiaenad^ 52). ^13 9{ebenfigur ift bereits im
18. ^al^rl^unbert aud^ ber ©albenfrömer nad^-
neiSbar, ber ben bciligen g^rauen auf bem SBege
5um @rabe feine @alben anpreist unb Derfauft,
eine 8cene, beren balb bie ffomif ftd^ bemöd^tigte, ■
unb bie fpöter Dielfad^ ausartete, gemer gelangte 1
ber ©ang imd^ SmmauS bereits im 13. ^al^r^un- {
bert am Oftermontag bei ber 93eSper jur litur- i
gifd^en ffiarfteüung. ©eit bem 14. 3a]j|r^unbert !
betbeiliate RA baS SSoIf in einulnen S)iöcefen an i
1)1 im lo. ^9T9unocn foignioe qcwj
bor: ^inter bem Sttaic mirb ein 8%
unb ein 93ilb ber (eiligen Sungfnnn
Sot bem Sl^ore auf einer Sr^^
jhmbe, meld^ ben Sngel DorfteOt, uu
bie ®eburt (E^rifU. S)ie fixten (bnxj
rifer borgeflellt) treten bur^ bie grpf <
Stores ein unb fd^niten auf biea
Unterbeffen erfd^alU Dom @eiDÖIbo4
l^erab ein @efang DonffinberjHmmev!
excelsis Deo. 9n ber ftrippe tictes:
SIerifer in S)almatüen geHeibet (qg»
trices) entgegen unb rieten an Vrt
oben mitgetbeilten gragen. Slac^bem
wort erflolten, geigen fie boB SvaloS
beten eS an unb entfernen fid^ unter -
^^Delnja". ^ierouf beginnt fogletu
aileffe, bei meld^ bie ^irten ben C3
foQen. Sebnlid^ gfeiem fanben ^tatM
SourS, Sirims unb Soon (9Bein^Ib c
greigenad^ 58). — Sei ben Sfäern, r
baS gfeft ber unjd^ulbigen Ihnber uiICj
brei ftönige anfd^Ioffen, erf((eint nnTJ
beS ^erobed bad böfe ^rincip wbUj
eigentlid^ bromatifc^e Seben in bie r
gorm beS d^rifUi(^ 2)comaS eing»)
einem liturgifd^en 2)rama oufi 9leDaf3
niebergefd^rieben (Sreigenoi^ 61).
ging man ba)u über, bie Creigidl
ligen SBei^nad^tfijeit gu einer C9EII
fteUung abgurunben, inbem num
S^rifti unb bie Anbetung ber ^ira
Anbetung ber l^iligen brei ftSnigt^
bet^Ie^emitifd^en iKtü)ennorbe Mbov
Ofterfpiele nabmen bur4 Sinbcjietica
fion einen großem Umfang an, oidn
fattS burdb CEinfübnma ber feiiibfilb
1461
ll^eQter.
1462
^e^ntng itiib 6r6ottung bimte, fonbem aud^
bcr e^oäuj! unb ecgö^img bed SBolM Sted^-
mng tragen iDoHte. (Eine 2)arfie]IunQ, in toeld^r
5ubcn auftreten unb !ßÜQtud mit bem ^on\p
(inei Tömifc^en Stott^ItetS, umgeben t)on einet
SeibiDo^e benmffneter Sölbner, erfc^eint, unb mo
ein ^nbel pttttfinbet }Q)ifd^n bem ifibifd^en @oI-
beiMmcr unb ben frommen grauen, ge]^5rt
ligenlßf^ ttii^ me^r in bie Siturgie fd^on megen
bet in gio|en SuSbe^nung (IRil^fod 97—99).
€e^ umfangreich ifi ). 9. ein lateinifd^ 9ene-
bidbeuctrr SBeil^ad^tdftrfel ou8 bem 18. 3a^r-
^unbcri (ES treten barin auf ber 1^1. 9(ugu{linu8,
bcr in einem 6effel bor ber ftin^e jt j^ ; ju feiner
Xc^ten finb Sfaiad, S)aniel unb bie übrigen
^rop^etcn, }ur Stufen bie 3uben mit bem ^o^en-
^mc^er. 3foin8 unb Soniel fingen i^re $ro^]^f-
^rtungen Dom SReffiaS. Sib^UQ, ouf ben Stern
toei{enb, fingt mit oudbrudsoollen (Seberben oon
bcr reinen Sungfrau unb ber ®eburt beS ^ci-
lanbel 9er S^or ffil^rt Saron jingenb ein, ber
dne (Serie trfigt, meldte unter }mölf bürren @tdben
dkin blfi^L Salaam bmmt auf ber ßfelin pngenb
ein^ergcritten ; ein Sngel mit bem @d^toerte tritt
t^ in ben SBeg. ®er Sfel meidet erfd^rodten
\wUt, ber Engel oerfd^toinbet, unb SBoIoam fingt:
gl »trb ein @tern oon 3ocob aufgeben u. f. m.
)la4 biefen SEBeiftfogungen fö^ri ber ^o^e))riefter
mit dcr&tfd^ mpot, ft5^t feine ®enoffen, jiani))ft
mit bem 8fu|e unb fpri^t ben ^rop^eten ^ol^n :
Mm Stiert tterbe nie ein ftameel fommen u. f. m.
Son bem (Getümmel ber 3uben gereijt, ruft ber
i(hiabcnbifd^of (f. b. Sri. Sefte IV, 1399), ber
Sein rebe aufi i^nen, SiuguftinuS foDe entfd^eiben.
%m folgt eine S)i8)>utation gmifd^en ben $ro>
)4<ten unb Vuguftinud einerfeitS unb bem |)o^en-
priefter anbererfeitS ; iene fpred^en emft uno toür-
big, biefer mit unbönbigem (Selä^ter. S)ie !ßro-
p'fyttm nel^men il^re Stelle lieber ein. (Sin neuer
%^4nitt beginnt mit ber SSerIfinbigung bed
Cngett w 9Raria unb bereu Sefud^ bei 6Ii{abet(.
9lo4 ber Geburt bdS ffinbIrinS (Maria vadat in
leetom auum, quae jam de Spiritu Sancto
dODcepiif et pariatTilium, cni assideat Joseph
in babitu honesto et prolixa barba) fommen
tüi (eiligen brei ffönige auS oerfd(|iebenen Xl^eilen
ber IBelt unb munbem ftd^ über ben Stern.
ibotm beS l^erobeS treten il^nen in ben SBeg unb
erfunben ben ©runb il^rer Steife, ben fie bem
Aönige berichten. 3ontig beruft ^robed ben
i^^en^riefter unb bie Suben, benen er rötl^, ftd^
gegen bie ffönige ju OerfteÜen. S)er (Sngel oer«
funbigt ben ^irien auf bem Sf^Ibe bie Wenfd^-
meibung, ber Xcufel bagegen erHört %M \vLt fiügen ;
bo(^ Dom Cngel flberjrugt, gelten bie t^irien an-
betcnb jur SMppt, ^einrfc^renb treuen fie ben
brei ffönigen, meiere il^nen begegnen, baS ®e-
f^aute mit ; lejtere fommen }ur ihippi, beten an
tmb opfern @olb, SBeil^raud^ unb SJiqnl^en.
Dormif treten fie toieber ab, legen fd^ nieber unb
entj^Iurnmem, vorauf ber ßngel fie im Xraume
ermol^nt, nid^t mieber }u ßerobed gu ge^n. Sot
bem ratl^tojen ^obeS erfd^eint ber ^ol^epriefier
mit feinen Öenoffen unb fprid^t : Tu Bethlehem«
terra Juda etc. 2)er ftönig befiebtt, bie ftinb«
lern in SBet^Iebem gu tobten; bie Steifigen ge«
bord^en, bie 9Rutter mebflagen. ^erobeS, oon
SBürmem angefreffen, fpringt auf unb pqt bann
tobt nieber ; jubelnbe Xeufel fd^Ieppen i^n meg,
md^renb bie ffrone feinem Sobne ^rd^elauS auf-
gefegt tt)irb. Sofepb unb SRaria giel^en nacb
^egqpten, beffen Äönig mit (Sef olge aufMtt unter
®efang oon Siebem (mit fte^rreim) aber bie
gfreuben beS enoad^enben SfrüblingS unb ber
Siebe. Seim (Erfd^einen aRaria'8 unb 3ofet>]^
mit bem 3(fnfinbe ftiirgen bie ögQ))K[d^en ®ö|en-
bilber um ; OergebenS richten bie $riefter fie mebr*
malS mieber auf, inbem fie Slaud^mer! opfern unb
Sobgefdnge fingen. S)er ifbnig, baoon benad^-
rid^tigt, beruft burd^ feine SBaff enträger bie SBei-
fen, auf bereu SRatb Staud^- unb !Dlenfd^eno))fer,
aber avtS^ oergeblid^, bargebrod^t merben. 9tun tritt
ber ff5nig oon Sab^Ion mit ®efoIge auf, unb eS
mirb ber 3nfammenfto| be8 ^leibentl^umd , ber
Synagoge unb ber ftir^e bargefteOt. S)aS f^i-
bentbum nennt in SBed^felgeföngen ben (Glauben
an ben einen @ott Stlfjorl^ett;^ bie Synagoge be-
fömpft bie Vergötterung eined ÜRenfd^, unb bie
ffin^e oertbeibigt baS Sbriftentbum. Sobann er-
fd^eint ber tlnti^rift, bem ber ff önig oon SBab^-
Ion l^ulbigt, unb baS S))tel gebt gang unb gar in
baS filtere Spiel oom Sntic^rift über (Ludus pa-
schaliBdeadventuetmterita Antichristi 1160,
bei ®oebef^ [f. u.] I, 200). „^ier fmb gau) neue
Elemente mirff om ; eine SBeiterbilbung bed S>ramaB
im ungemeinen unb bed Sßeibnad^tdfpieleS im
SBefonbem ifl erfolgt. Sin leitenber gfaben ge^t
gmar burd^ baS ^ange burd^, allein bie Cinbeit
bed (S^ebanfenS ift nid^t begleitet Don ber ®le{d^-
mögigfeit in ber Slupbrung. Sa8 fird^Iid^e Cle-
ment ift burd^ baS b^maniftifd^e unb meltlidde
becintröd^tigt; (Erinnerungen an altclaffifd^e^ ^ei-
bentbum brädfen fid^ au8, unb bad tt)eltlid^ latei-
nifcbe Sieb ber 3^it boi fn^ ^U feinem fröftigen
fflügelfd^Iage in bie Stegion ber 9ntipbonen ein-
gebrangt. S)ad fmb bie Sorboten einer gau} neuen
3eit für bad Sd^aufpier (Beinbolb 70).
bereits im 12. 3abrbunberi erboben ftd^ Stim-
men gegen bie bramatifd^en ^uffübrungen in ber
ffird^e. (Serbob oon Steid^erSberg (f. b. 9[ri.) be-
3ei(bnet bie epectacula theatrica ald £eufel8-
merf unb (Enttt>eibung be§ @otteSb<iufe9; ^errob
oon Sanbfperg (f. b. ^rt. ^obenburg) meint, ba^
fte in ibrer urfprünglid^en ®eftalt löblid^ unb
nü^Iicb gemefen, bann aber in ^treligion unb
^uSfcbtoeifung entartet feien. S)urd^ baS immer
ftörfer b^toottretenbe (Element teeltlid^er Selufti-
gung faben [td^ bie geifUid^en ^b^ben oeran-
lo^t, gegen bie Auffüllungen in ben ffinben mit
SSerboten einjufd^reiten. SillerbingS be^iel^t fidfi
bie S>ecretale ännocen^' m. oom 3al^n 1210
in c. 12, X 3, 1 , A)ie auS ber Glossa ordinaria
1468
Zl^eater.
U64
l^orge^t, nid^t auf bie eigentlid^ geifilid^en
Suffüldrungen, fonbem otrbietet ben Unfug, ber
bei ben foeen. SfetS« unb SSorrenfeften (f. b. Sit.
Q^fte IV, 1408) in ber ftird^e getrieben mürbe,
unb im felben Sinne fmb qu^ bie Sefd^Iüffe ber
@Qnobe juXrier üom Saläre 1227: Non per-
mittant Bacerdotes ludos theaixales fieri in
ecdesia et alioa ludos inhonestos, unb einer
Utred^ter @Qnobe Don 1298 (bei Schannat,
Cono. Germ. HI, 529, u. IV, 17) ju erfldren.
Snbcffen tonnten biefe S)eaete immerhin aud^ auf
bie mit hoffen aHju ftart au3ge(d^mü(Iten geift-
lid^en Spiele angemanbt werben. Sei ber ffo^m
SluSbeldnung, meiere baS geiftlid^e @d^{piel im
Saufe ber S^i annal^m, ertoied \\ä) {d^lie|Iid^
ol^nel^in ber SRaum ber ffird^e aI8 }u Hein. 9ln
einen SBed^fel ber 2)ecorationen bei ben einjelnen
©cenen toax in ber ffird^e überl^upt ni^t }u
benfen ; ed l^errfd^te ba^er bei ben ^upl^rungen
nur ein 92ebeneinanber. ^He SRitfpieler begoben
fti| gleid^ gu Einfang auf i^ren ^laU, audd bie-
jenigen, meldte erft am @d^Iu{fe beS @pieled auf-
treten mußten, geber Spieler fonnte Dom $ubU-
tum gefeiten merben, aber er galt als nid|t gu*
gegen, bis er fein ©tid^mort Demobm unb aufftanb.
bereits in einem S)reilönigfpiel auS Sfleut^-fur-
fioire (11. äabrbunbert) jie|t man benn aud^, mie
baS Srama mit Entfaltung eines nid^em fiebenS
immer me^r auS bem (SotteSbaufe ^inauSgebröngt
mirb; es mirb fd^on ber Jheuggang gu ^ilfe
Siommen. 9ln ber Zl^üre beS fflofterS fielet bie
ippe, im ^ofe ift ber @i^ beS ^erobeS, an ben
Qkiftaimmem beS fflofterS foUen ftd^ bie Sd^rift-
gelebrten bereit balten; auS bem Si^ore, meld^eS in
baS Seitenfd^iff ber ftirii^e fül^rt, treten bie SJlagier
berauS, benen ber tounberbare Stern Doranleud^tet
(Sretgenad^ 65). 9llS aud^ fd^lie|lid^ ber Slaum
Dor ber llfird^ nic^t mel^r als gmedentfpred^enb
fid^ ertoieS, toablte man für bie Stuffübrungen
einen $lajf im ^freien, ämmerbin blieb aber bie
Seitun^ ber Spiele in ben 6önben beS SIeruS,
unb mte emft biefer bie Spiele nal^m, gebt fd^on
barauS %ttt>ox, ba| t)or ^Beginn ber ^uffübning
fömmtlid^e SRitfpieler nieberfnieten unb baS Veni
Creator Spiritus ober „9lun bitten mir ben b^i"
ligen ©eift" fangen, gär bie mitmirfenben Sle-
riter, Scbüler unb Qpöitx aud^) Saien mar baS
^Spielen" übrigens fein Vergnügen, benn nid^t
feiten lamen jte babei in SebenSgefal^r; bie^ gebt
beifpielsmeife auS folgenber 9iOtig über ein $af«
fionSfpiel in SRe^ im 3. 1487 bert)or: „®ott
unfern ^erm ftellte oor ein ^tn 9{icola, Pfarrer
üon St. SSictour gu lD{e|; berfelbe möre balb am
ftreuge geftorben, fo man ibm nid^t märe gu ^ilfe
geeilet ; nun lom man überein, ba| ein anberer
^riefter an baS IFreug gebangen mürbe, um an
biefem Sage bie ftreugigung oorgufteUen; unb am
folgenben Sage fteSte ber genannte $farr^en Don
St. SSictour bie Suferftebung Dor, unb mar fein
Spiel gar anfebnlid^ unb mürbe ooOenbet. Unb
ein anberer ^riefter ftellte gubaS Dor, ber über
bem gongen bolb gefiorben m&e, benn ber
Stbem ging il^m auS ; alfo mürbe er eilig ab«
genommen unb auf bie Stra^ gebraut" (^ifL-
poL SBlätter VI[1840], 88). — aber nid^t ollein
bie gro|e Susbebnung ber Spiele, oud^ baS um-
bringen ber SoIfSfprad^e unb bomit beS doSS«
t^ümlid^en (Elementes in bief elben mad^tc bie )luf>
fül^rung au|erbalb ber Stxx^ munfc^Smcitt.
^aixdjlk, maS in ber Stitä^ anftb^ig erfd^einen
mu|te, fiel brausen gar nid^t auf. Seit bem
12. äal^r^unbert famen allmalig StStfe in ber
SoltSfpro^e in bie lateinifd^en Sd^f ptete binein«
g. 99. in gfranfreüb in boS Spiel Don ben tl^-
richten Sungfrauen. 3m 93erlauf btefeS Sobt^un*
bertS entftanb aud^ bereits baS erfte rein frongö^f^e
Srama, ber ^Sbom", in meld^em nur bie S901*
gefange unb ^ropbegeiungen lateinifd^ finb. 3n
S)eutf(blanb mad^te \vif bie SolfSfprad^e gunot^fi
als Ueberfe^ung eingetner Stficfe beS lateinij^en
XesteS geltenb. ^iefe Ueberfe^ung mar ftets in
Serfe gefaxt, menn aud^ baS Original $ro{a mir.
3n einem Trierer Spiel g. 9., baS in einer ^anb*
fd^rift beS 14. bis 15. SabrbunbertS fibeäiefert,
offenbar aber älter ift, mirb bie anfrage beS SngeB
am ®rabe : Quem quaeritis, o tremulae mn*
lieres, in hoc tumiüo plorantes? überje^:
SBenctt fud^t ir brij fraumen,
mi^b jamer unb mijt rutoen
alfo frue tnn bi^effem grabe
an b^lfem ofUrlt^^en tage?
Sie Sntmort: Jesum Nazarenum omcifixtun
quaerimuB, lautet:
SQ^^t fued^en dbefum unferen troefl,
ber uns Dan ffinben babt erloe^
3u ben (ateinif(^-beutfcben Spielen gebort u. o.
ein Ludus paschalis, sive de passione Do-
mini, in einer 93enebictbeuerer ^anbfd^rift beS
18. 3abrbunbertS. golgenbe Stücfe finb (ier
beutf^ : ÜRoria SRagbalena Dor il^ Sefe^nmg
fauft Sd^minte unb jtngt :
ihftmer, gib bie Sorbe mir« bie mein SDNlnglcin
röt^e,
bamit idi bie jungen Slann, fet*S ibnen leib,
gu meiner Siebe nbtb« u. f. m.
3nbem bie Sefe^rte fpSter bie gfü^e beS (ErI5iet§
mäfd^t, ftngt fle :
3eful, %xoft ber Ceele mein,
Ia& mi^ bir empfoblen fein
unb löfe mi<b Don ber a^iffeibat,
gu ber bie SQßelt mi4 gebraut bat.
gud^ iß in biefem Spiele bie SRorienOage ff. b.
9rt Vm, 826) in beutjd^en Serfen obgefo&t:
O meb, 0 mcb mir beute unb immir tocb!
O meb, mie febe i(b nun an bal liebjSe Ihnb,
baS ie gemann auf biefer 9Belt iemali ein 9B(tbt
Sagt leben mein fügeS IHnbelein
unb tdbtet miAr bie STlutter fein,
SRaria, mitb Diel armci SBeib.
anmälig brang bie SSoHSfpracbe in ben getjiliAen
Sd^aufpiclen burd^, unb nur ber ordo. b. ^. bie
1465
X^eoter.
1466
€pielan»cifung, btren ber Slegiffeur ^ bebiente,
um Me Kci^f olge ber ouftrdcnben ^ertönen ouf-
rr^t )tt (t^ftcn unb bie 3)Qr{)eUimg )u flpenoac^en,
VMb loteünfc^. f)tennit trat jugleid^ eine anbere
Bn^ftige Steuerung ein: an bie Stelle bed @e-
jongcfl trat bie Secitation. S)ie erften liturgifc^en
6($ni{)yie(e tsoren oud tirc^Hd^en ®e{öngcn gu-
joinmengefekt. 6^ter, atö neue Xe^te gejd^affen
iDabcn mu|ten, fam aud^ neue SJluftf (ingu.
Tiefe multe ixtt alfl ailittel bienen, ben SBort-
äudbnid bun^ ben ®efang bramatifd^ gu ge»
fiallen, b. 1^. }um abdquaten SluSbnidt ber Sm-
Pimbmtg )u mad^en. Souffemater (Drames
ütorgiqaee [f. u.] 829 ss.) rü^mt bor 9iaetn
boi imifjfalifd^ Sudbrudt in ben Zeiten ber
^nbfddrift Don ^itütt^, namentlich in ben Ala-
gcn ber Sa^el unb im Sa^aruS, mo nod^ ber
limrgif^e S](|oro!ter fejige^olten i{t, femer ben
||übf4fen SuSbrucI ber Serjioeiflung be§ befiol^Ie-
nm ?uben im !RicoIau8brama. Sem gegenüber
tc^rtc^net bie Kecitation im ooItdfprad}Iid^en
^ma einen 9lüd!{(4ritt. 3nbe{{en juckte man
jf^ burc^ (Hnlleibung bed Xe|te8 in SBerfe einen
<^| für ben (Sefang gu fd^affen. S)er S^or«
^(kmi, unb gtoar gunäc^ft ber lateinif^e^ bel^ielt
ober im rectttrtnben DoltSt^umlid^n 2)rama immer
nod) eine bebeutenbe SteDung.
^vA ber groben Vngal^I bon geijUid^en Spielen
beS Slittelaltrre, bie und erhalten fmb, fü^rt
@oebefe bie lateinifc^en unb beutfd^en, CreigenatJ^
biejt unb olle übrigen auf. Sie allgemeine fßf
jeid^ung für biefe bramatif^en ^up^rungen
iDor lodoB (spil). SBebanbeltcn biefelben @cenen
QitS bcm Sebcn ber ^iligen ober auS ber d^rift>
li«m £egenbe, Jo l^iefeen fle ^aRirafeIf^)leIe^ bie
übrigen ber ^eiltgen Schrift entnommeiten unb an
bit gefle \M Jnrd^enial^refi fu^ anf^Iie^enben
,919 j!erien' . Se^terer SuSbrud ftammt aud Sfranf-
rri^ unb tommt guerfl (Misterre gefd^rieben) in
emrm $rioi(eg ffönig ifarlS VI. oom Saläre 1402
»OL 3)(A SBort ift nid^t Don mjst^rium (®e*
brinmil), fonbem Don ministerium in ber 99e«
bmhmg »Dorfc^ftSmü^ig burdjgefül^rte ^anb-
(ung, (SotteSbienft , ftunftoerf" abguleiten (f.
Codemagel, (Sefddid^te ber beutfd^en Siterotur I,
8. Üttfl., Safel 1879, 883). SBicIfod^ mürbe
bentntigen, tpelc^ ben geiftlid^en Spielen bei-
iDo^nten, Don ber ffird^e ein iiblai gugebilligt,
}. 9. bei ber 9uffü](irung beö Sramad Don ben
nugen unb tb5rid^ten Jungfrauen, meld^eS im %
IS'22 {u Eifena^ Don Slerifem unb Sd^iUem
ocnmfloltrt mürbe. ®efd^id^tli(^ interef jant ift biefe
tuPdrung befi^tb, meil ber (fd^on gemüt^S-
tnmtf) BRarfgrof gfriebric^ ber gfreibige (geft.
1324), meli^er babei gugegen mar, burd^ baS
S^idfül unb bie Magen ber Derlorenen tl^ö«
ri(&tm Jungfrauen fo ergriffen mürbe, ba^ er
bei ber SteUe , mo bie tbörid^ten Jungfrauen
irpl ber gürbitte 9)laria'8 unb ber ^eiligen
feine Snobe finben fonnten, toegging unb auS-
ritf ; „SBo8 ifl ber d^riftlid^e ©laube, menn ber
©finber nid^t burd^ bie Sitten 9)toria'd unb ber
^eiligen (Snabe finben fann?" S)er ®eban!e
Derliel il^ nid^t me^r, bis i^n fünf Sage nad^l^er
ber Schlag traf (greigeno(^ 128). — Oefter
maren bie Spiele fcl^r umfangreich, unb bie 9uf«
f Urning beanfprud^te mel^rere Zage; fo bouerte
baS aisfelber ^afftonSfpiel brei DoUe Xage. 9m
intereffanteften mag bi^nn mol^I bie 2)arfteIIung
ber IBefel^rung 9)togbalena'8 gemefen fein. Sor
einem Spiegel, ben ein Seufel als Derfappter
SHener ^in^It, fcbmüdft fie \\ä), fingt luftige Sieb-
lein, tangt einen nac^ bem anbem Don ben Jung«
fingen mübe unb fingt bann f c^ergenb :
Bo, ^m, fo, mos moQte i4
ber (BefeQen tangen auf ein @tro^;
ber iß bereits mübe morben, jol
mftren i^rer me^r, i4 tl^&te aSen alfol
S)ie abmal^nenbe entfte 9Rart^ l^t Don il^r
bie gelungenften SBegeid^nungen ^ingunel^men, bie
iemalSfür „^etfd^mefter" in unfererSprad^e auf«
gebrad^t fein mögen (Sinbemann 804). — 3u
ben umfangreid^en äRpfterien gel^dren aud^ bie
gfrol^eic^namSfpiele. 9ln bie ^roceffmn beS im
J. 1264 eingefe^ten Sfrol^nleid^namSfefteS (f. b.
9rt.) fnüpften fld^ fd^on balb bramatifd^e 2)ar-
fteOungen an. 3Ran fal^ l^ier ®ruppen einl^er-
jd^reiten, meld^ in i^rer 9(ufeinanberfoIge bie ge*
fammte tird^Iid^ SBelt- unb ®ef(^id^tSauffaf)ung
Don ber Sd^öpfung bis gum iüngften ®erid^t
fpmbolifd^ barfteUen foUten. S>aS öltefte S^ugni^
bafür ftammt aus bem Jal^re 1866, als in ißrag
bie ludi theatrales bei ber gfrol^nleic^namS-
proceffmn Derboten mürben (Sreigenad^ 171). Jn
(£nglanb bilbete ftd^ im 14. Ja^rl^unbert bie Sitte
aus, ba^ lebe 3unft, bie ftd^ an ber $rocef fion be-
t^eiligte, ein Sreignig auS ber ](^eiligen ®efd^id^te
bramatifd^ gur SSorfteUung brachte. Sie Wit*
mirfenben ftanben auf einem ®erü[t, meld^eS auf
Släbem meiter fortgefal^ren merben tonnte. 9uf
bem $roceffionSmege mar eine beftimmte Snga^l
Don ^ItefteEen Dorgefe^en, mo bie entfpred^enbe
Scene gur SarfteUung fam. ^(el^nlid^e 9lad^rid^ten
l^aben mir über Sfrol^Ieid^namSprocefftonen in
3erbft, Sreiburg im SreiSgau unb fpöter in
SJlündden (ogl. S. D. SBinterfelb, 3ur ®efd^id^te
ber ]^. Xonfunft 11, Seipgig 1852, 299, mo eine
fold^e !ßroceffion Dom Jabre 1584 auSffi^rlid^
befd^rieben mirb). S)aS ftüngelSauer gfrol^nleid^-
namSfpiel Dom Ja^re 1479, meld^eS bei brei
Stationen, an benen bie ^roceffton l^ielt, auf fcft-
ftel^enben ^Bretterbühnen aufgefül^rt mürbe, um«
fa^t bie gange SBeltgefd^id^te Don ber Schöpfung
bis gum iüngfien ®erid^te. 2)er erfte %f^x\ fübrt
bis gur Scene gmifd^en ^bra^am unb 9ReId(|tfebed^;
ber gmeite Don TOofeS bis gum bet^Ie^emitifd^en
JKnbermorb ; ber britte Don Joj^anneS bem Xdufer
bis gum Sd^Iu^. 2)ie DorbilbUd^e Sebeutung ber
Stüde aus bem 9Iten Xeftamente mirb Don bem
reeior proceBsionis ftetS Hargelegt. 3tD(i ®e'
ftalten, Jofue mit ber Xraube unb Samf on mit bem
Stabtt^ore auf bem 9lüden, bleiben ftumm unb
1467
X^eater.
1468
»erben Uo^ erläutert; {el^r ouSfü^rlid^ bogegen
mirb bo8 Uct^etl 8aIoinoiid bargefteSt, iDdf renb
Üe SeibenSgefd^i^te mieber auf eine turjeJRnnbUb«
n^e S)arfteaung iefc^rönft ift. 3)er Settraum
gttifd^ Sriöfung unb aOSettgerid^t mirb in rein
lel^rl^fter aSeife auSgeffiat. S)te SarfteSung ber
legten Singe wirb bur4 bie (gefd^i^te Don ben Hu*
gen unb t^örid^ten Jungfrauen eingeleitet; l^ierauf
folgen baS Sieid^ beS Sntid^riftS, bie 9ufem>edhmg
ber Xobten unb baS iüngfte @erid^t. 2)a burq
bie reid^ auSgeftalteten Spiele ber @otte9bien{l, }U
bem aud^ bie $roceffion gehörte, ungemein aus-
gebest mürbe, fo fann man fid^ nid^t barfiber
munbem, ba| an mand^ Orten bie SBel^örbe bie
Spiele oon ber $rocef{ion trennte unb auf einen
anbem Xag t>er(egte. @o befahl ber ßr^bifd^o^
Don SRain) 1465 bie Verlegung biefer Sptele auj
ben Sonntag nod^ 9|ro^nIei(^nam ; in ^orf be-
mül^te ftd^ bogegen bie ©eiftlid^Ieit im 3. 1426
oergebend, eine ä^lid^e SSerorbnung ]^erbei}u-
fül^ren (Cni}enad^ 173).
einen 9u8taufer ber geiftlid^en Spiele beS
aßittelalterg bilben bie ^aRoralitäten'', moralifd^-
aUegorifd^e Sd^ufpiele, in benen Xugenben unb
Softer unb anbere perfonificirte 9(bdtracta auf-
treten. Serein^elt erfd^einen fold^ bereits in ben
Sd^aufpielen beS frühen ÜRittelalterS, 5. 9. im
oben ermäl^nten Ladas paschalis de adventa
•t interita Antichrieti (1160), morin bie fiird^c
unb Synagoge, bie SBarmber^igfeit unb ®ered(|*
tigleit auftreten; femer bei bem Streit jmifd^en
ber ftird^e unb Synagoge unb bem ^eibent^m
im Senebictbeuerer SBei^nad^tSfpiel tmb bei bem
Streit jmifd^en ber göttlid^en Sarml^ergigfeit unb
©erec^tigleit im ffünjelSauer gfrol^nleic^namSfpiel.
3u eigenen S)ramen mürben bie IDloralitäten t)or-
)äglid^ auSgebUbet, als bie Korporation ber red^tS-
funbigen Sel^ilfen, ber SIercS )u $ariS (baS
ffönigreid^ ber Basoohe), meldte bei Aufrichtung
beS SRaibaumeS im ^ofe beS SuftiapalafteS
allerlei fjfarcen aufjuffil^ren pflegten, im 15. 3a^r-
bunbert, burd^ ben Srfolg ber $a{ftonSbruber-
fd^ft gereift, aud^ emfte Stüdte gu geben unter-
nahmen, aber toegen eines ^rioUegiumS berfelben
fid^ ber SJlQfterien entbalten mußten. Sine eng-
lifdde SRoralitöt Every man (3ebermann) mal
baS gemeinfame menf^Iid^ ®efd^d( borfteDen.
@ott Sater Hagt aber bie Entartung ber SJlen-
fd^en, ruft ben Xob unb Derfünbet bem Every
man fein nal^eS Snbe. 2)iefer in feinem Sd^redfen
fud^t 3uRud^t bei ber 9}ertt)anbtfd^aft, ©utgefeO-
fd^aft unb bei bem Steic^tbum. Aber fie Dertaffen
i^n SineS nad^ bem Anbem. 2)a menbet er fid^
lux ®utt^t, bie nac^ milben SBormärfen, ba^ er
fo lange pe |intangefe|t, i^n )u i^rer Sd^toefter,
ber SQeiSbeit, fflbrt 3)iefe bringt i^ au einem
l^eiligen 9ßanne, Selmntni^ genannt, ber il^m eine
9u|e auferlegt. Every man Oenid^tet biefelbe
5ffentlid^ auf ber Sübne unb ge^t bann binmeg,
um bie Sacramente gu empfangm. 9tad^ feiner
mdttfß fiberf aflt il^n 2:obeSfd^m&d^. SDie Stärf e.
bie Sd^dnl^it, bie Ueberlegung, bie fünf Sinne
nebmm oon ibm Abfd^ieb ; nur bie (Buttbat hütbt
bis an fein gottfeligeS Snbe. Darauf fleigt ein
Sngel b^ab unb fingt baS Xequiem (^e
[f. u.] 44). 3u biefen ÜRoralitatm, bie in ollen
Sänbem meite 93erbreitung fanben, gehören au4
bie Xobtentonje (f. b. Art.).
aitit bem Ausgange beS aiHtteloIterS bitten
bie geiftlid^m S^aufpiele bm ^öl^epunft i^
Sntmidtlung erreid^t 2)ie urfprfinglid^ nait)e
ffomit in benfelben ^tte oOm&Iig gon) melffiil^
3tDifd^enfpieIe ^erbeigefäl^ SS entflonben in-
mittm ber geift(i(ben Spiele planlofe Säuern-
tomöbien, ^a^rmarftsfcenen mit $rugeleim unb
Sd^impf ereien ; anbere Spiele waren Don Anfang
bis gu Snbe in burfeSfem Zone abgefa^. £ei-
fpielsmeife entmidelt {id^ in bem ännSbrudter $af-
fionSfpiel, baS nod^ bem 14. Sabrl^tmbert an-
gcbört, f olgenbe Scene : Z){e brei 3Rarien mottm
Salben laufen. 2)er Kaufmann fud^t unb finbet
eium ftnecbt Kubin (Stufin, Stotbtopf), boS Ur-
bilb eines gioffenreiM- ^^^ ifi in ^^^ ^'
bem getoefen,
gu flfranfen ban i^ M geCogcn,
gu Bauern ban iib M 8eut betrogen.
Seinen Oteifier ^ippotroB empfieblt er mit ben
aBorten:
aSaS non ibm bon (Befunben bringt,
bie ma(bt er alle fled^c;
bie fBIinbcn ma(!bt er fpre^en,
bie Gtummen mad^t et effen;
er fennt üom Argttbum fo toiel,
als ber (Efel toom 6aitcnfpieL
Unb als bie oerlangte Salbe bereitet mirb :
^crr, bübt guten Ttat,
bie €a(be loirb auS ber Slaften gut
2>a !am binein baS Q^etftmmel oon einer
IBrüden«
bat C4malg t^on einer 9RiUEen,
boS Gebim oon einem Sriegel,
baS S^Iut toon einem S^l^egel,
unb maS ber ttudad beuer fang u. l>gL
2)er fßreis ber Specereien bringt ben Jtaufmann
gu tbätlid^ 3otä mit feinem ^emeibe, bie in-
folge befUn mit bem fifned^t 9htbin burdbbrennt
an ben iR^ein. — (Ein SBiener Ofterfpiet ou§
bem Sa^te 1472 ifi oon Anfang bis gu (Enbe
in burleSfem Zone abgefaßt unb ent^ Scenen,
gegm meldte baS beutf^e (Bemütb M fhöubte
(SReibt [f. u.] 143). 3m S)onaucfd^inger $af-
fionSfpiel erhält 3efuS bei feinem erßen SBerbor
einen Stubl J^gejptent; ober in bem 9jH[Qi'
blid, mo er ftd^ nieberfe)|en miS, gie^t ^ol-
d^uS ben Stul^I meg, fo ba^ 3efuS gur 6tbe
föHt. Au(b bie Scene, in toeld^er 3efuS oor
^erobeS erfd^eint, gibt bftetS Anlag lu einer rni-
mfirbigen $offe. 2)aS Ungtaubli^fte aber ifl,
bog mitunter, mö^renb (El^rijtuS am Iheuge bing,
bie Siibm einm grotcStrn Xong mit @efang^
begleituna um baS iheug bemm auffä^en (AI&-
felber unb AugSburger ^ffionSfpiel, bei (Em>
1169
X^eater.
1470
^ »ly. «US einer fran)ö{ifd^ SRoroIitat,
ik 1439 te Xcnnefi gur Suffü^rung tarn unb U»
tütll t^ Bi«i«aTiB^y mal-ayise, toerbm bie
Oiiakn bcr Qetbamtnten folgenbermoften bor-
(fjItBt: 9hui^m bie Xeufel mit bcn Seelen bet
^cti mai-avises am ^öSentl^ore ongebmmen
jinb, DCfbeii biefe tinter großem gfreubengefc^Tei
ber ZcttM nom SDBagen geu)gen unb in bie &5IIe
kmängef^Ieppt, bie l^ier oie @e[tott einer |err-
j^ic^en Mdfi l^at mit Berviteurs k la
modei (B er^bt ftd^ ein futd^tbarer fiSrm t)om
3oii4)cn btr Zeufel unb bem aSe^erufe ber t)er-
himmlcn Seelen. 9lod^bem bie neu Sngelom«
wRcn oon allen Zeufeln gemuftert flnb, mad^en
jir Sudfer i(r Som))Ument, fallen über il^n j^er
unb i^etn i^n« Sucifer bnnft für bie freunblid^e
StfDQDommmtng unb befiehlt ben Zeufeln, bie
fttvcn Infömmlinge auf d SBefte ju bemirt^en.
)enc gt(orAen foglei«!^, rid^ten einen f^marg ge«
Uäm Zif(9 %ix unb nötl^igen bie Seelen, an
bemfelben niebcr)u{i(en. 3)ie 2)ienet bringen nun
^jnj4 in einem rotten Slopf , unb alle Zeufel
id^ceien:
Sanloe «l*enfer, Sauice d'enfer
Aux saryitenrB de Ladfer.
dioottf eifc^int Satan, in beffen ©efolge Heine
Itv^ f^marje ^öUenfauce bringen. Zeuer unb
Sf^a finb mit S(^tt)efel befireut unb fladem
(oi, fo oft Zeufel unb Seelen baDon eflen unb
bonrnS trinicn. 2)a bie S))eifen unb mto&v^t
bot bret Serbommten nit^t belegen, toerben
biefc )ttm ®enu|fe berfelben gegmungen unb mit
licn Xe^cn bcuiorfen. 2)ann lieben bie Zeufel
im hid^fiftblid^n Sinne bie Zafel auf unb
fd^uttm aOeS^ toai borouf ift, ben brei mal-
vMb auf ben Seib. Siefe votthtn nun in bie
ton du{<W<^ nid^t ftc^tbare ^öQentiefe l^inab-
grjlopen, in bcr baS ^ammergefd^rei ber Seelen
i^e Dual Derratb (Parfait, Eist, du theätre
fran^ais II, 124 es., bei SaDenberg [f. u.] 23).
jn eintm franjöfifd^en HR^fterium »irb ®ott ber
diäter bargefieUt, U)ie er in feinem ^immelSt^ron
Me ffrcugigung Derfc^lofen l^at unb mit berben
Sottm burd^ einen Sngel gemedt toirb :
Pore etemel, yous avez tort^
Et deYiies ayoir yergogne,
Votre filfl bien aimö est mort,
Ei VoDS dormez comme nn yTTogne.
Sott^hiter: H est mort? Sngel: D'homme de
bi«iL (Sott SBoter: Diable m'emporte» qni en
ttvaii rian (9(U [f. u.] 889, aber o^ne Duellen-
angäbe). -~ 92ad^ bicfen groben lann ed nid^t
aujfaOenb erfc^ncn, ha^ meltlic^e unb geifUid^f
8(i5rben gegen bie 9luf fü^rung geiftlid^ Spiele
oorgmsen. 3n $ari8 unterfagte bad Parlament
buT^ firtal Dom 17. Stooember 1548, «bie Wq-
fMm ber ^kxffton unfered Srldferd ober anbere
fltijin^e Otpfterien" )u fptelen. Sine SBerorbnung
brS SifdjfofjS Don ^üelberg bom 3abre 1471 be-
fiehlt ben (Beiflli^en, bie ^arfteOung oon $af*
jionS- unb Segenbenfpielen innerl^alb il^rer $farr-
fiebiete gu unterbrudten tt)egen ber eingemifc^en
(^impftid^en $offen, bie nid^t }ur Sad^ ge-
boren; ber Sifd^of meint, ba| jold^e frcoel^fte
Spiele fd^on oft bie Strafe beS ^immelS in (Se-
ftalt oon ftranfl^it unb ßungerSnotl^ nad^ {t(^
ge}ogen litten (ätiebel, Öod. dipL Branden-
burg. I» 3, ^Berlin 1843, 257). 2>ie Spnobe
m Strasburg oom 3abre 1549 (lagt barüber,
oa^ an oielen Orten ber Sidcefe ber üRi^braud^
eingerinen fei, in ben Zempeln Sd^aufpiele unb
luftige SSorfteDungen (spectacula et ludicra) Oor
oerfammeltem Soße aufjufü^en. Obmobl biefe
l^eilige ®efd^id^ten bebanbelten, fo befötberten fie
bod^ mel^r ben &umor ald bie Snbad^t megen
beö ungereimten IBetragenS ber Sd^ufpieler unb
anberer Ißerfonen unb negen ber fiei^tfertigfeit
beS Spieled. 2)a in ben SotteSl^Sufem unb bei
ben SSerfammlungen ber Sbriften Med anjtönbig,
orbentlid^, emft unb anbac^tig gugeben muffe, fo
fei bie genannte Sitte unb @emobn^ett abgu-
fd^aff en. ^u^ anbere Sd^au- unb Suftfpiele, benen
man ben l^eibnifd^en Urfpruug anmerfe, menn fie
audl^ au^rl^alb bed ©otted^oufeS aufgeführt mür-
ben, mie bie Sieber unb Spiele am Zage beS
bL UrbanuS, befjen IBilb man mit Saubmerf gegiert
unb fonft nod^ gefd^müdt burd^ bie Strafen fabre,
feien abgufd^ffen, unb bad bie^begügli^e S)ecret
beS Soncild oon IBafel foQe fortan oom SkruS
unb ben fiaien genau befolgt merben (Schannat,
Conc. Oerm. VI, 498). — SDem gegenüber ift
ed ol3 ein ®lüd( gu betrad^ten, bo| bie meltlid^en
Stoffe fid^ ablösten unb gunad^ft als gfaftnac^tS-
piele reid^e $fleae fanben. S)a8 ^ntereffe manbte
td^ immer meproiefenmeltlid^en Spielen gu, unb
)ie geiftlid^en (amen nad^ unb nac^ au|er Uebung.
3m Sabr^unbert ber Sieformation mürben aller-
bingS bie oon SlterS b^ fo beliebten 9Bei^nad(|t3-
fptele im proteftantif^en Seutfd^lanb in gro|er
^iingabl oerfa^t unb gur Sup^rung gebrad^t, bie
^ajjtonSfpiele bagegen nad^ unb nad^ abgefteSt.
3n Serlin e^iftirten fte nod^ bis gum Snbe beS
16. Sabrl^unbertS ; am 27. gfebruar 1598 er-
folgte gunöd^ft ein SSerbot Soad^im gfriebrid^S,
bann am 30. ÜRai ein 99efd^lu^ ber ®eifUi(^(eit,
morin ed ]^i|t, ba^ mit ber S)arftelung ber
Sngjt unb Sd^mergen (Sl^rifti billig nad^gulaffen
fei, inbem bie geiftlid^en Betrachtungen boburd^
Oerbinbert ober gleid/fam in ein ffom5bienfpiel
oermanbelt merben . . ., baS gfu^mofd^en spiri-
tualiter unb nid^t tote Spiel gebalten merben
foQe (3BiI(en [f. u.] 264). 3m (at^olifcben
S)eutfd^lanb (amen an mand^en Orten nod^ bie
l^georad^ten geiftltd^en Sd^aufpiele gur Suf-
fül^rung. ®leid^mä^ig beliebt maren aber bei ben
^roteftanten unb ^atboli(en bie Sd^ulbramen,
meiere iebod^ oft genug gum Zummelplake con-
f efftondler $olemi( jid^ geftalteten (über bie Z)ramen
ber 3^fuiten inSbefonbere ogl. Sal^lmonn, im
^ipborion, S^itfd^tift für Siteraturgefd^id^te II
[1895], 271 ff.). 3lQdi bem brei^igid^rigen fhiege
mürbe 1659 in j?empen am 92ieben^ein ein
1471
Xl^eater.
Wä
©picl oom ^I. SllejiuS oufgefäl^rt, unb in ber
3eit öon 1671 — 1691 gingen in bem bcnod^-
bartcn Uerbingcn öicr geifllt^c ©piele in Scene,
Don bencn eines für ßl^orfreitog unb brci für
f5^ro^nIeid;nQm bcftimmt loaren (91. Sein, 95ier
geiftlid&e ©Jjielc bc8 17. Safit^unbcrtS, flrc-
felb 1853). ü\xoa um biefelbe 3eit wirb unS bic
9lup]^mng eine§ $affion§fpieIe§ in Su^niantel
(©djlefien) bejeugt (SBilfen 121. 123. 142).
(Segen (Snbc be§ 18. Sa^^^unbcrtS, in ber fogen.
^ufflärung§periobc, begann man im fnt^olif^cn
S)eutfd^lQnb bie geiftlid^en ©piele ^u befeitigen.
6§ ift öon ClaniS (f. u.) 41 für SBQi)em unb öon
ipid^ler (f. u.) 72 für Sirol im ginjclnen nod^-
gewief en ttjorben, toie man t^eilS mit yttd^i — benn
SJertoilberung unb Unfug famen fidler oft genug
öor — , tl^eilS au8 übertriebenem SilbungSbünfel
bie Slefte mittelalterlid^er ©pieltrabition überall
gu öertilgen beftrebt war (ffiilfen 265). 9lm
meiften l^aben ftd^ bie mittelalterlid^en geiftlic^en
©piele in abgelegenen ^l^älem bei ben natur»
Wüd^ftgen ®ebirg§öölfcm in Sägern unb Defter-
reid^ erlfiaUen, Wöl^renb fonft in ©tobten unb
Dörfern bic fiummen pgürlid^en ©d^aufpiele
bejto. gigurentableauj, 5. SB. bie Strippt am ^ei-
ligen SBeil^nad^tSfcfte, baS Ifieilige (Srab am 6^ar»
frcitagc unb bie mit fflilbem unb SBIumen ge-
fd^mürften ©tationen bei ber grol^Ieic^namS-
progeffton, an bie alte gefd^munbene ^errlid^feit
erinnern. 9118 fo[tbare§ Ueberbleibfel au8 alter
Seit ift ba§ großartige ^affionSfpiel in Ober-
ammergau 5U betrad^ten. I)ie öltefte 9iad^rid^t
barübcr ftammt au8 bem Sfl^re 1633 unb befagt,
baß bic 9lmmergaucr in biefem Sol^w jufammcn-
famen unb bie ^affionStragöbic aüc jcl^n Saläre
3u l^altcn gelobten, wenn bic ^eft öon i^nen ge-
nommen würbe. ®a öon biefer 3eit an fein ein-
ziger ID^cnfd^ mcl^r an ber $eft geftorben fei, fo
^aben fie, jagt bie (Jl^ronif, gleid) barauf 1634
bic ?paffion „tragirt". ®aS ©clöbniß fprid^t öon
ber ^affionStragöbie aI8 öon einer befannten unb
fd^on beftclficnben Ba^t, unb nur bie 3cit ber
9Iuffü]^rung wirb auf jelfiniäl^rige SEßicbcr^olung
feftgeiejt, S)er 3:ejt, ben bic Senebictiner be§ bc-
na^barten ©tifte§ gttel beforgten, ift nad) jmei
älteren 9lug§burger ipaffionSjpielen, bem ©piel
öon ©t. Ulrid^ unb 9[fra au8 bem 15. unb ber
^^affion beS 9Kciftcrftnger8 ©ebaftian aOBitb au8
bem 16. 3fll&tbunbert, jufammengefcjt. ©r mürbe
im 3. 1750 öon P. Sofner im (Seifte bc§ 3e-
fuitenbramaS umgearbeitet unb 1811 öom Pfarrer
Ottmar SSeiß mobcmifirt, bic SBcrfc in ^rofa
umgcfeljt. 3"gtcid& würben ©cföngc unb ^Jhifif-
bcgleitung eingefügt (^auffen [f. u.] 18). UebrigenS
waren in Oberbapcm, 2iroI, Äönitl^en, ©teier-
marf unb in S)eutfd^-93ö]^mcn geiftlid^c ©d^au«
f piele bis auf bie neuefte 3cit in Ucbung , fo
baS ^öri^er ^affton^fpicl, bic ^^offionSfpiele in
(Smünb (1803 sulc^t aufgeführt), in Srijlegg
unb »orbertl^icrfee. SBie au8 2:^ ircbe (S)a3
fleiftlid^c ©(^aufpiel in ©übitalien, »erlin
1885, 3) ^eröorgel^t, blü^t ougenblüHi^ i»4
baS geiftlid^e 33oIfSfd^aufpieI in ©ubitafien; oto
bingS trat eS bort erft auf, qIS efi in Xfutjd|laib
bereits abflarb, fanb aber bann, am fpätejtm ii
©icilien, eine fo liebcöotte Pflege rnib öicSntige
^uSgrftaltung, wie in feinem anbem Sanbe fo*
ropa'S. Sit neuerer 3eit fyA man angefangen, ftir
alten geiftlid^en ©piele roxtttx aufleben }ii kfa.
Sin liturgifd^eS Ofterfpiel mürbe am vam
©onntag beS SabreS 1897 in ber SMft bes9^
nebictinerftifteS SmmauS in ^rag uneber oi^
gefül^rt. 3n ©tielborf in ber Si^eutproDtn; ^
man ein öl^nlid^cS l|kiffionSf))ieI wie in Zkt^
ammergau gur Sarftellung gebnu^; ob bies
92ad^a^mung finben wirb, muß bie Sufunftlrta.
(Sgl. Sf- 3- Wone, 9lltbeutfd^ SdjßttivA.
Oueblinburg 1841; Serf. , ©d^oufpiib M
9}MttcIaIterS, JfarlSru^ 1846, 2 »be.; &S&,
^l^catcr unb ffird^e in i^rtm gegenfeitign 8»
l^öltniffe l^iftorifd^ bargefteUt, ^Berlin 1846; «.
S. S)eönent, @efd(|id^ ber beutfc^ ©^ov'^
fünft I, Seipaig 1848; ißic^Ier, UeberboS^xcM
beS 9RitteIaIterS in £iro(, änndbnuf 1850; M
^afc, S)aS geiftlid^e ed^aufpieL (Skfc^iÄäik
Ueberftd^t, Seipsig 1858; SlaruS, S)aS$aiM'
fpiel in Oberammergau, 2. 9ufl., Shm^a 1860;
E. de Goussemaker, Drames litorgiqiMi h
moyen äge, Paris 1861 ; ip. ^Uanb, Sic^
widlung beS beutfd^n Sl^eaterS im SRittiUlB
unb baS 9lmmergauer ^ffionSfpiel , fShäm
1861; 3. Srei^en öon (gid&enbotff, 3"*-
fd}id^te beS ®ramoS, 2. Sufl., $abeiboii 1866;
^mxxi) Steibt, 3)a8 geiftlid^ edtcaalftiä W
9)litteIaIterS in S)eutf(^tanb , gtanffnrt a. 9.
1868 ; e. SBilfen, ©cfd^id^te ber 8eifUtd)(s6ittit
in Scutfd^Ianb , ©öttingen 1872; gofinlia^
2)aS gciftlic^e ©d^ufpiel beS Slittdatteii a
Sranfreid) [$rogr.], SDW^l^fen l ». 1875;
ffarl SBein^oIb , 3Beibna(^t-@|»ieIe unb üte
neue 9(ufl., SBien 1875; ®uftaD mUifiod, Sc
Öfter- unb ^affwnSfpiele I, aBoIfenbntid ISdü;
ffarl (Soebefe, ©runbriß ber @efd^i(^b(rbcst|tB
5)id^tung I, 2. 9lufl., Bresben 1884; L«
Gautier, Histoire de la poMe litoigi^M
moyen äge. Les tropes I, Paris 1886; 3- ^
3)aS religiöfc ©d^aufpiel beS ^Kttelalterl, 1887
[granffurter aeitgcmäße Srofd^üren VIII]; Ad
Sänge, S)ic (otanif^en Oßerfetem, ^Sdaiß
1887 ; ©ed., Siturgifd^-bramat. 9lufeifieiBB9l'
feiern auS ^enebig, @ran, Steißen u. SonA
in b. 3eitf(^rift für beutfd^ed «Uert^ XU
[1898]; 3B. Sinbemonn, @ef dbid^te ber badjki
Sittcratur, 6. 9ufl. öon 3. €eeber, %iämi
1889; SB. Sreisenod^, ®efd(^te bd vaa
S)ramaS I, ^aUe a. @. 1898; Sya^man, Sir
latcinifd^en 2)ramen öon 9EBim)i]^Ihigl 6i|l|il»
[1480] bis aur SRitte bed 16. 3a$r(inMi
fünfter 1898: ^Ifreb ^kiuffen, lieber M^
ri^cr ^affionSfpicI [©ammlung gni»tnui)i|ff
SSorträge 3lx. 192], !ßrog 1894; $0Bl6ehC
® eiftli^eS ©d^aufpiel unb (^rtftlii^ flxnft ^^
147S
Sll^eater.
1474
gart 1894 [3)i|l.]; 9t. ^etnjel, Sefd^tetbung beS
arifüi^cn @d^Quf]pieI8 im beutfd^cn üRittelalter,
^mtnirg it. Set))}ig 1 898.) [3B. IB&umf er.]
II. Som Stonbpunfte ber ÜJloral aud ^t
N2§ X^cftter ftetS ber Der)(!^tebcnflen Seiirt^eilung
uittctUgnt Sumal beim tnobernen Xl^eoter \]i
Ditr 'Jlilcm )u unterfd^eiben, wie bQd)c(be an fid^
jnn joUte, unb tote e8 fid^ t^tfödinc^ auSgefialtet
M. Senn ber Sn^oU bed ^romad Dom @tQnb«
punfte be§ ®Iaubcnd unb ber guten @ttte auS un»
anft^tbar, toenu befonberS ber ^u^gang bed
u^maS ben Siegeln ber göttlichen SBeltorbmmg
(.itjpit(^b unb bie 9trt ber ^up^rung töüig
|rtt von aOrnt Snbecenten x\i, lann ntan aus bem
ib<iud^e beSfelben fittlüi^en ®tromn sielten. Unter
bm genannten !Bebingttngen, aber oud) nur unter
biffm, i^ eine S^eateruorfteDung {ogar Dielen an-
bcrrn Sr^olungen — eine Srl^olung miH auc^ ber
!£fifütfrbefu(^ oomeljmüc^ fein — t)om fittUci^en
Stanbpunfte ouS oorsujiel^en. Siinöc^ft namlid^
jinb (Seijl unb |^erj guglei^ l^terbei mel^ir unb in
tt^mi SBeife betbeiligt als bei oielen anberen Sr-
Iiolungen. „^U @(^aubü^ne ift bie Stiftung, teo
n4 3}ergnfigen mit Unterrid^t, Siu^e mit 9n«
ftrengung, ffursmeil mit 93ilbung gattet, m feine
i^roft ber Seele ^um 92a(^tl^eile ber anbem ge-
fpamit, fein 93ergnägen auf Unfofien bed ©an^en
acnopen toirb* (St^iHer, 3)ic Sdiaubiil^ne al8
ftne morolifd^e 3ln[talt betrachtet [Serfe 10. 9b.,
Stttttgort 1847, 79]). 3n faji greifbarer ®e-
Malt rrfd^inen femer bei ber t^eatroüld^cn ^uf-
fu^rung Xugenb unb Safter, SBeiS^eit unb X^or-
tdi foioie bod }arte unb fu^ere äBalten ber gött-
lich IBorfe^ung, unb gerabe biefe Unmittelbarfcit
t)er6rf(^tnttng oermag ben !DZenfd^en in ftttlid^er
^tn^d^t ^fam }u erfc^iittem. 9}or bem menfd^«
hd)en ®efe^ entfc^Iüpft mand^mal ber Söfeioi^jt
ber Strafe unb oerfällt ber llufc^ulbige l^arter
%<\n. im SDrama bagegen toirb bie @eied}tigfeit
ooQauf gewahrt, unb biefeS l^ebt in und bie Siebe
)ur @ere(!^tig!eit , bo8 SBertrauen jur göttlichen
iBorfe^nng unb ben ^bfd^eu üor bem 93öfen. ^a3
iMben. meld^ed oor bem au§gleid^enben Sbfd^Iu^
M "i^romaS ben Unfc^ulbigen trifft, enoedft unfer
9)UtIcib, unb ber So^n, meld^er il^m enbgülttg ju
i}ftü wich, oermag baSienige ®t\ü^l in un3
mdd^tig )u ent}ünben, beffen fittlidje ^ebeutung
oiclfai^ ni<^t genügenb gemürbigt mirb, namlic^
\!'-( reine, ttnbcbingt felbftlofc 2)litfreube. SDBcnn
f^mer bem 3u)d)auer beutlid^ oorgefü^rt mirb,
n'it eine ^erfon nic^t fo fc^r burc^ eigene SoS*
brit als burc^ unbcilDoIIen Sinflug oon 9lu|;en in
j]roBe SJerimmgen gerät^, lernt er milbe über
einen IRitmenfc^en urtl^eifen. %\\ä^ bie feine Ser-
^Dttung neiner, aber bod^ mand}mal febr oer-
^ngnilüoder E^arafterfe^Ier, tote fte ftd^ befon-
DctS in guten Äomöbien finbet, oermag jur ©elbft-
prfifwig unb gur SBefferung ju ocrnnlaffen. —
Senn biefcS nun an fu^ toabr t[t, unb loenngleid^
in mannen fi&nbem zeitweilig, 3. 18. in Spanien
)ur 3<it ber ^abdburgifc^en jfönige, bie %u3-
•urAtnreiifü«. XI. 2. Ilufl.
geftaltung beS Sl^eaterS tl^atfSd^Iid^ eine fold^e war,
ba^ fUtlid^er 9tu^en auS il^m gejogen werben
fonnte , fo fmb bod^ l^eutgutaae bie ^erj^öltniffe
meiftenS oöHig anberd. ^bgefe^en oon fo manchen
Sd^aufpielen mit ^öd^ft fabem Sul^alt, gelangen
fogar Stüdfe, welche gegen @Iauben unb gute
Sitte gerichtet jinb, oiclfac^ jur ^luffül^rung, unb
felbft ba, wo ber Sn^alt eines StücteS nic^t be«
anftanbet werben fann, ift bie ^rt ber ^Äuffübrung
binfid^tlid^ ber ftleibung unb Haltung ber bar*
ftedcuben ^erfonen oielfad^ eine in l^o^em SRa^e
inbecente. Sebcr fott be^l^alb, beoor er einer ^uf-
fü^rung im X^eater beiwol^t, mit ftd^ barüber
im klaren fein, ob baS aufsufül^renbe Stüd t)6m
Stanbpunfte beS ®IaubenS unb ber Sitte atiS
nic^t beanftanbet werben mu^, unb ob bie ^rt
ber Sluffül^ning il^m nic^tSelegenl^eit }ur Sünbe
wirb ; oor ^Ilem mu^ er gewi^ fein, baf mit einem
an ftd^ guten Stücfe nic^t ein unfittlid^eS SBaSet
oerbunben wirb. Sefud^t {emanb freiwillig eine
XbeateroorfteDung, oon weld^er er wei^, ba^ fte
i^m bie näd^fte ©elegenl^eit }ur 2obfünbe wirb,
fo begel^t er eine fdjwerc Sünbe. 2Ber jur 9ln-
wefcn^eit babei moralifc^ genöt^igt ift (g. IB. ein
Solbat, weld^er im Sl^eaterraume 9Ba($e fielen
mu^, ober eine ©attin, welche fd^weren Unmutig
i^reS @atten }u ertragen ^atte, faQS fte i^n nid^t
jum Z^eater begleitete), l^at bie $fitd^t, burd^ be«.
fonbere 3)Uttel, wie ^bwenben ober Sc^lie^en
ber 9(ugen, inniges @ebet, SDenfen an ©otteS
©erid^t u. bgl., ber ©efal^r fiir il^re Seele oor-
pbeugen. — Specictt l^inftd^tlid) ber (Elertfer gilt,
ba^ i^nen ber 33efud^ öffentUd^er S^eateroor-
fteHungen nid^t erlaubt ift. 2)erfelbe Oertrögt ftd^
nic^t — jnmal bei ber beutigen 93efd^aff en^eit beS
Sl^caterS — mit ber pflid^tmäfeigen würbeooHen
3urü(f ge^ogen^elt beS CleriferS (ogl. b. 9lrt. Stau-
beSpflic^ten ber ©eiftlid^en XI, 719 f.). 93iele
^rooinjial- unb ©iöcefanf^noben l^aben jubem
ben SIerifem ben ^t)iii) öffentlicher Il^eaterüor»
fteüungen fogar unter fird()lid)en Strafen oer»
boten. 3m Uebrigen fann man ©opfert (SRoral*
t^eologie II, ^berbom 1898, 408) juftimmen:
„9tbgefe^en oon ^ergemiß ober einem befonbcm
Verbote, fann man ben einzelnen Sefud^ [bed
Xb^aterS feiteuS eineS SIeriferS] nic^t alS fd^were
Sünbe begeicbnen", wobei jebod^ feft^u^alten ifi,
bog ^ergemili ^ier fet)r leidet oorliegen wirb.
(S3gt. Bossuet, Maximes et reflexions sur
la comedio, Paris 1693; SB. SRoIitor, 3)aS
X^eater in feiner Sebeutung unb in feiner
gegeitwärtigeti Stcflung, granffurt 1866. 3«
ber förmlld^eu SSerbimmelung beS XbcaterS,
weld)e ftd^ in 'ber oben erwäbntcn ^b^anblung
Sd)iIIer8 finbet, f. bie biametral entgegenfief)en-
ben fcbarfen ©emerfungen TOö^lerS über baS
X^eater in feiner S^mbolif, 6. ^ujl., 512 ff.
lieber bie [trengcn 9tnfc^auungen ber erften c^rift«
lid^en Sabr^unberte l^inftd^tlic^ beS XbeaterS f.
^cfele, Beiträge it. f. W. I, Xübingen 1864,
28 ff.) [ffirfd^famp.l
47
1475
3:]^eatiner.
147^
%l^€atintt (Clerici reguläres mit unb o^ne
ben Svi]aii Theatini), oud) So) et an er unb
6 1^ i c t i n c r (Duietiner) genannt, ber ältefte unb
nad) ben Scfuiten um bie ttrd^li(i^e ffieform im
16. Sal^rl^unbert öerbientcfte Orben öon Kcgular»
clerifem. ©tifter berfclben Jinb ber 1^1. Sojctan
Don ^l^iene (©aetano ba ^iene) unb 3oI)ann
Vj^tUx Saraffa, ©ijc^of öon S^ieti (Xl^eatc ober
XcQte) unb SBrinbip, ber 1555 qIS ^ul IV. (f. b.
?3lrt.) ben l)QpftIi(i)en ©tul^I beftieg. ®er 1^1. gqe*
tan rvav 1480 au3 bem Dome^men (Sefd^lec^te
berX^iene ^uSJiccnja im Senetianifd^ca geboren.
3m 3. 1505 promoDirte er ^u ißabua jum Doctor
juris unb marb bann Don SuliuS n. alS $roto-
notar an bie römifd^e Surie berufen, mo er bie
Slnregung jum geiftlid^en ©tanbe empfing. 3lai^'
bem er 1516, bereits 36 3a^« alt, jum ^ricfter
getoei^t morben, betrieb er mit regftem Sijer bie
{ttuSübung ber 9lä(^[tenliebe unb bemül^te ftd^ inS«
befonbere um bie Ausbreitung einer an ber ^rc^e
©. ©iloeftro ju SRom cnid)tcten Srubcrfd^ft
(Oratorium sive sodalitium divini amoris),
bereu ben tomel^men Äreifen angel^önge 3Kit-
glieber ftd^ namentlid^ bie religi5fe unb fittlic^e
jpebung il^rer StanbeSgenofjen angelegen fein
liegen ; aud^ Sifc^of Saraffa Don S^ieti trot ber-
felben bei. ^\aä) bem 3lbleben feiner ÜKutter trat
Sajetan ^u SSicen^a einer nad^ bem 1^1. ^ieron^muS
benannten, meift auS ^anbmerfSmeiftern befte^en-
ben Sruberfd^aft bei unb erttirfte, bag biefer baS
©pital Don ber Sarmberjigfeit für Unl^eilbare
übergeben JDurbe, in toeld^em erfelbft ben kaufen
unb befonberS ben efelerregenbften biente. §ier
\a^it er ben $Ian, bcl^ufs S)urd^|ü]^rung ber not^-
toenbigen ^Reformen im ^riefter» unb Ißaicnftanbe
eine eigene religiöfe ©enoffenfd^aft in'S Seben gu
rufen, bereu befonberer 3w)ed bie grjielung einer
l^^em miffenfd^aftlid^eu Silbung beS SIeruS, bie
t)ebung beS Dielfad^ Dernod^Iäfftgten ^rebigtamteS
unb ber ^erabgefommenen ^rebigtn)eife, enblid^
bie 93erme](|rung beS SmpfangeS ber l^eiligen
©acrameute feitenS ber Saien bilben foHte. ^uf
3lnratl^en feineS SBeid^tDotcrS, beS S)ominiconer8
Sol^ann ©aptift Don grenm, begab ftd^ Kajetan
jur Ausführung feines Sor^nbeuS wieber nad^
Äom, mo er im Söcrein mit Sijc^of garaffa, 93oni»
facio ba EoUe auS Alcffanbria im Ü)2ailänbi)d6en
(geft. 1558) unb ^aolo Sonfiglieri auS bem (Se-
f^lcd^te ber ©l^iSIieri (geft. 1557) ben $Ian für
bie neue OrbenSgrünbung beS ©enauem fcftfe^te.
®ie anitglieber beS OrbcnS foUtcn ^^riefter fein,
bie , in DoIIftänbiger Armut Icbcnb, einzig bem
OrbenSbenif e pd^ wibmeten ; fte f ofltcn ni^t nur
feinen licgenben 95efi^ unb feine fcftcn ginfünfte
l&aben, fonbem aii^ baS ©ettcln foKte unterfngt
fein, inbeni bie Söorte beS ^cilanbcS bei SKattb.
6, 25 ff. ibre ©citung nod^ nic^t Dcrioren bitten.
(ElemenS VII. beftätigtc unterm 24. 3uni 1524
ben neuen Orben unb getoä^itc il^m bie ^rioi-
legien ber latcranenfifd^en g^orl^crren (f. b. Art.
Canonici reguläres II, 1831), ttjorouf bie Dier
eben ©mannten am gfefle ihreu)«Gr(5^inig in ber
^eterSfir^ bie ©elübbe auf bie 9ugufttiiRR(d
ablegten ; alS erfter Oberer (auf brei Solyre) n«)
Saraffo ertoa^It, ber auf fein SiSt^um tt^vSt::
l^atte. ®ie regulirten SIenfer belogen ein tm^,
^onifacio ba eoUe gebor iged ^u8 auf bem Sias-
felbe, unb alS fid^ i^re 3<i^I Dermel^, 1526 eis
größeres ^auS auf bem 3JflonU $tncio, note ön
^orta ^inciana. <3ie mibmeten ^(^ junö^lft ttm
eigenen aScctii'cbeu unb miffenfc^ftUd^ liS*
bilbung, bann nahmen fie bie Xeform bei flau
unb beS :J3oIfeS in Angriff. Um bie Soies a
fid^ }u feffeln, hielten fie ben ®otteSbicnjt ii k-
fonberS feierlid^er SBeife ab, hörten mmbläfig
93eid^te, nahmen fid^ mit tt)Qrmer Siebe ber Stvn&i
unb ber Armen an, an meldte fie olUägli^o
Abenb bie etwa nod^ im ftlofler Dorfiontaci
SebenSmittel auSt^eilten, begleiteten bie Sahirs
gur 9tid(|t])atte unb bieiten einbringlic^ $i^igBi,
toobti fie gugleicb eine neue ^rebtgtiDcife cmicts*
ten, inbem fie aUeS profane ©erebe unb Ue lü^t
üblid^en SRär^en unb Sdbmanfe Dermieben. i<t
gifer unb bie Uneigennü^igfeit ba tfftBÖxa
bilbeten einen mächtigen @pom für ben SkUdenä,
unb alSbalb beriefen mehrere ^ifd^öfe Zbediaei,
um ben SIeruS unb bie ßlöfter i^rec S)idcfin}i
reformiren. ^erfegenSDottenZ^gfettbeSpasa
OrbenS in 9^om mad^te inbeg bie ^lünboioig kr
etabt am 6. aJlai 1527 ein fö^ Snbt Alojb
unb ffird^e ber regulirten dlerifer, uieb^ p4 wi
größter Aufopferung ber !Bri>rangten uid> 9ep
n}unbeten annabmen, mürben s^rftört, SojetnEEt
Saraffa in'S ©eföngnig gen»orfen unb gno^
mig^anbelt, bamit fte offenbarten, tto i^ Sö^
tl^ümer Derborgen to&ntL tHuS bem fterter tefoi
begaben fie ft^ nad^ Oftia unb Don bott üb
Senebig, mo il^nen ber @enat bie ffinte to
^I. Supl^emia, fobann @an ©regorio, enb&i te
ftirc^e beS ffi. 92icoIau3 Don Solentin fing^
Sajetan marb am 14. September 1527 }iiir Oba
ber regulirten SIerifer getDä^lt. Au^ in SmN
ettoarb i^r Sifer in JKn^e unb Seelfotge, «i
namentlich ber Opfennut^, ben fie näf^M
$eft 1 530 bemief en, ben Xl^eatinem bie aOgmciis
@Qmpat^ien. 3m 3. 1530 nxirb Soraffa olc
maIS,bann 1533^^onifocio ba Solle )um3iM^
gemö^lt. Saietan rourbe Oberer eine« hdJtofA
burc^ 3ol^ann Anton Saraccioli, ©ro^DoiC^
pibo, errichteten fflofterS ; aI8 aber ba (Scsf ^
i^n brang, einige fu^ere Sinfunfte a^vmljßt
Daließ er bie @tabt, um ftc^ mit fernen SM'
bem U)ieber nad^ SBenebig ju menben, nsb fr&s
erft surüd, als i^m Snoria Saiumttia Songi, Ib
©tifterin ber ttopu^inerinneu (f. b. Art Ai^
Sinerorben VII, 137 ff.), ein ^ou« onBot 3«
biefem blieben bie 3:^eatincr MS 1538, mopre
ein bei ber jfird^e @. ißaolo SRaggion |tt£eO<t I
errid^tetcS ftlofter überfiebelten. (Sata^ sbt^
1536 Don ^ul lU. ^um Sarbinol mü M ü' •
beS fjH. ^ancmtiuS ernannt, mäl^reiib (djetcs
1540 bie Seitung bed RIofierS Dom f/L J^^^
:477
X^eotiner.
1478
oon Sotnttuto in SBettebtg, 1543 ober tt)iebet bie
bt§ ^ujed in 9lea|>el fibemel^men mu^te, mo er
a. ?L brtt Srauentlößer (barunter eined für buß-
fertige (BefaDene) crrU^tete. ^ier ftarb ber feelen-
rirrige, fqon in feinem Seben burc^ SBunber Der«
benrll^te ^Hefter om 7. Vuguft 1547 ; er mürbe
pon niban Vm. 1629 feiig unb Don Clemens X.
1671 ^iggefprod^en; feinSfeft mirb om 7.%u-
gufl b^ongen. S)ie öltefte, (ebod^ nid^t erhaltene
^iogrop^ie bcS ^l Sojietan »erfaßte @toD. 9(nt.
^rati 1598! bidelbe tourbe no(^ t)om jmeiten
Sii)gra))bnt W ^eUigen, bem Xl^eatiner Slnt.
QotQcrioH, benujft in beffen Vita PauU IV. Pont.
Max. . . . item Gajetani Thienaei, Bonifacü
a CoOe, Pauli Consiliarii etc., Coloniae Ubio-
nrni 1612 (obgebrudt unb mit ^nmerfungen
Dcrfe^ in b. Act SS. BolL Aug. II, 282 sqq.).
«ttf 3. 9. bei Xufo unb befonberd 3. @iIo3
(f. u.) fu|en loblrei^e anbere Siogrop^ten beS
ipeUtgen^ Don Denen l^ier nur bie oon S)umortier^
^ris 1882, SB. Süben, SlegenSburg 1888, ge-
nannt fein f oQen. Sonft ogl. nod^ AA. SS. L c,
240 sqq. ; Docunento rigaardante s. Oaetano,
Vicenza 1894.
9{oi9)cm (Earaffa 1555 ben {lopftlidOen Stul^I
bejtiegen ^tte, über^b er nod^ im 3obre feineS
SegientngSontrittS jfird^ unb ftlofter oon €an
Siloeflro Quf bem Oitirinal ben Xf^toAxum, unb
btefe9 moper mar längere 3^tt ba9 fyxapfRo\itt
beS Otben§. @)>öter übermied bie ^er}ogin Son-
ßantia ^iccotomini oon 9lmalfi ben Xbeatinem
ibrcn ^laft }u 9b>m, ben biefe ju einem großen
Gonnent umgeftalteten, unb bei bem fie bie ffirc^e
6an Snbrea beOa SaSe erbauten. Sereitfi Snbe bc8
16. 3a^r(unbert8 fyiittn bie X ^otiner in faft allen
grd|mn Stftbten 3talien9 unb @tcilienfi 9lieber-
Ia{fungen» an mand^en Orten beren meliere, in
^tofd fogar MS. Ueber bie ©renjen 3talien8
binaul oerbreitete ftc^ ber Orben inbeß nur fe^r
fpMid^. 3la^ ^riS mürben bteXbeatiner 1644
btttt^ ben Sarbinal 9Rajarin (f. b. ktt,) berufen ;
bo4f üerblieb bo8 bortige Softer, melc^ed fpöter ber
Steooltttlon }ttm Opfer fiel, baS einzige in gf^anf«
reic^ dllfolge eineS ®elübbe« errl^tete ffurfürft
Kerbtnanb Viaria oon ^i^txn }u SRün^en, mo
^d) eine Colonie italienifc^er ftfinftler bef anb, ben
itolienif(^ OrbenSprie^ern in ben Sauren 1 668
bid 1675 ein große« ftlofter nebft einer pröd^tigcn,
bem %L Caietan gemeinten ftir^e, le^tere nadd
bem IBorbilbe ber @t. ^terSfirc^e in Stom. <DaS
jnojter morb 1803 fdculariftrt unb an ber JKrc^e
bun^ ftönig fiubmig I. oon Sapem ein ^of-
coDegiatfHft errietet (1. 9looember 1838), mö^»
rtnb in ben ehemaligen audgebe^nten fflofter«
gibäulid^iten bergeit ftaatlid^e Se^örben i^ren
i\i fyibttL 9lud^ einige in @pauien unb fßoten
eiric^ete iMdfler erl^ielten fic^ nic^t bid auf bie
Oegemoart. S)ie in Italien gelegenen Sonoente
litten fc^mer unter ben ga^Irei^en ^ebrängniffen,
iDd^e bort über bie tat^oIi|(^e IHrd^e feit mt\^t
als einem So^r^unbert l^eremgebrod^en jinb ; ed
befielen berjeit außer bem ^auptüofter @. 9(nbrea
bcUa SMe ju Stom mit bem @i^ beS OrbenS*
generali nod^ i?Iöfter in grtadcatt, ®omrit unb
Secce, ferner auf @ictüen in Palermo, 9Ref)tna
unb Ißiajja Srmerina. 2)te 3a^I ber 9RitgIiebcr
beS X^eatinerorbenS beträgt nic^t mel^r 100, boc^
ift neueftenS ein größerer 3"9ang }u conftatircn
unb bie 9{euerri(^tuna mehrerer Sonocnte feitenS
beö gegenmärtigen SeneralS S^an) 0. ^ula
Stagonefi beabfi^tigt.
Sie Siegel ber £b^atiner ftammt in il^rcr
älteften gform oon Saraffa, ber, als bie 3<i^t ber
ÜRitglieber bed OrbenS gmölf erreid^t l^iatte, auf
®runb ber Suguftinerregel bie erften Sonftitu«
tionen oerfaßte. @päter erful^ren biefelben mel^r-
fad^e ^enberungen unb Ergänzungen. @c^on
^ul IV. erböl^te bie amtstbätigfeit beS Superiord
oon brei auf fünf ^a^xt] bie mid^tigfte 9Ie]ü)eniug
erfolgte tmter @i^d V., ber bem 1588 in
®enua oerfammelten (äeneralcapitel auftrug, }u
beftimmen, baß bie b^4ftc ®emalt im Orben
fortan in ben ^änben beS (SeneralS anftatt beim
©eneralcopitel liegen follte. SaS @eneralcapitel
finbet ie^ alle fe($8 3a^re ftatt ; bie Oberen ber
einzelnen ftlöfter mcrben oom OrbenSgeneral unb
beffen Seirat^, ben Sonfultoren, auf brei äal^e
gemäl^It. Sie Zf^eatiner l^ben fein gemeinfameS
Sborgebet, auä) feine fhrengen gfaften, inbem fie
außer an ben allgemeinen fird^Iic^en gfafttagen nur
ieben Sag ber ÜboentSjeit bad ^ciunium beob*
acl^ten. iffeine ber eingelnen befonberen Seftim-
mungen ber SRegel oerpflid^tet unter einer @ünbe.
SOe i^re 3^t mibmen bie £^eatiner ber Aus-
übung ber oerfdjiebenen S^^^V ^^ @eeIforge,
namentlid^ ber ^rebigt unb ber SBorbereitimg bier*
auf, bem Seicbtftuldle, bem Sefud^e ber ffronfen,
ber Srtbeilung bed Unternd^tS unb bem @tubium.
Um nid^t im @tubium unb in ber Vorbereitung
auf bie ^^irebigt ju ftören, barf feiner bie 3^^^
eined anbem betreten, außer mit Sriaubniß be§
SuperiorS unb in Segleitung eines anbem 9Rit«
bruberS. Sie OrbenStracbt beftebt in fd^marjem
Xalar unb Singulum, moju nod^ auf ber Straße
ein fi^marjer 9)lantel fommt. IQon ben übrigen
Stegularclerifem unterfd^eiben ficb bie Xl^eatiner
baburd^, baß fie ^u ibren ©d^naKenfd^ul^en meiße
Strumpfe tragen (ogl. Holste-Brockie, Codex
regolarum V, 349 sqq.). — Sie Xb^c^tiner baben
fid^ um bie fird^Iid^e Reform in Stauen ^obe 9)er-
blenfle ermorben unb ber Xb^tigfeit ber ^efuiten
oielfacb ben SBeg gebabnt unb oorgejeid^net (ogl.
8fr. Sittrid^, ^Beiträge )ur ®ef^t(^te ber fotboli-
fd^en ^Reformation im erften Srittel bed 16. Sabr»
^unbert», im ^iftoriftben ^al^rbud^ V [1884],
388 ff.; Vn [18861, 42 ff. ; 3eitfd6rift für fatl^o-
lifd^c Sbcologie XVIU [1894], 415 f.). Ser
Orben btibete für Italien eine förmlid^e ^flans»
fd^ule auSgejeitbneter Sifd^öfe. äußer ber ^Reform
oonlflöftem unb fleineren OrbenSgenoffenfcbaftcn
(j^on Caraffa marb 1528 oon Siemens VII. mit
einer SReform ber Sremiten oon Salmatien be-
47
.? •
1479
X^eatinetinneti.
14S0
traut ; f. §iftor. Sal&rbucl^ V, 394) nal^mcn bic
^^eatiner früljjcitig aud^ eine SReform bc§ SreüierS
in ^^Ingrtff, inbem fic inond/e uni^iftori jc^e 93eri(^te
au§ betnfelben entfernten, eine ^ngelegenl^eit, tocl^e
ß^araffo ouc^ al§ ^4^apft im hierein mit feinem
Orben§genoffen, bcm dorbinal 93emarbino©cotti,
SJifti^of üon irani, u. 91. betrieb (ögl. Säumer,
töcfc^ic^tc be§ Srct)icr§, {^rciburg 1895, 412 ff.).
Unüeröängüd^cSJerbieniiccrtoarbcn fid^ bie3:]^ca-
tiner fobonn um S5erbc|'jcnmg bcr ^kcbigtujeifc
(i. ob.) , ferner um bcn llnlerridjt unb bie 6r»
giel^ung (eine S^i^I^nB leiteten fie uuc^ ba§ (SoUeg
bcr ^ropagonbo). äßie bie erften 3:l^cntincr loaren
auc^ üiele fpätere abcligcn (S)efcljlcd[)t8, moburc^ ber
Drbcn, ber oftmals al8 ^abeliger Ißriefterorbm"
bcgeidjnet mürbe, gcrobe auf bic oomel^mcn Ärcife
(^influfe ausübte. 5lud) in ber ©ejc^id^te ber
äußeren SWifponen l^ot ]\d) ber S^catincrorben
einen 9iamen ertoorben, inbcm 9lnget)örigc beö»
fclben als 5IRiffionarc nad) 93hngrclicn, in bie
2:atarei, nad) feircaffien, (Seorgien unb Sberien,
nad^ 5Mna, SBornco u. f. w. oorbrangen (ügl.
Bartbol. Ferro, Istoria delle missioni de* de-
rlei Teatini con la descrizione de' regni, fede,
riti e coetumi dello genti , Rom. 1 704 sg.,
2 voll.). 6in berühmter 50iij]ionar \mx ßlemenS
®alanu§ (geft. 1 666), ber, it)ic f päter fein DrbenS-
genoffe fiubmig DJJaria ^ibou be ©t. Clon (geft.
1 717 in 3fpül)an), firf) um bie Union bcr fc^iöma-
tifd^en ^Irmenier bemühte unb eine Grammatica
et Logica armena, Rom. 1645, Dcrfa^tc. üUer»
fdjiebcne 3:^eatiner ragten burd^ ^ciligfeit beS
i?ebenS l^ertor, 3. ®. bcr Iftl. 9lnbrcü§ ^ocIlinuS
(j. b. 9(rt.), aal^lrcid^c al§ ©*riftftcUer, 5. S. alS
Sogmatifer Sartf). J^crro (geft. 1 706), olS g|e.
getcn 9(nton ^gcUiuS unb ^I. 9Joüarino (f. b.
^ilrtt.), als 9KoraIt^eoIogen %nton S)iana, 3Qd^"
riaS ^^aSqualigo unb 5:()omaS ^nton ©d)iara (f.
b. "Jlrtt.); auf aScctijd)cm ©cbictc ber 1^1. 9ln-
brcaS 5lt)cllini unb l^oreuj ©cupoli (f. b. 9Irtt.).
Um baS 9Inbenfen ber berübmten Siturgifer
9Jhrati unb 3;öümafiuS ju eljiren, beftimmte öcnc-
biet XIV., ba^ ftctS ein ^l^eatiner ßonfuttor ber
S. R. C. fein foüc. 9)Utglicber be§ 3:^eatiner-
orbcnS ujaren aud^ bcr ^Iftronom 3ofep^ H^wiji
(geft. 1826j, tt)eld)er am 1. Sanuar 1801 im
Gtembilbe bcS ©ticrcS ben Planeten GereS ent*
bccfte, unb bcr al§ ^rcbiger befannte P. Sond^im
g?cntura (f. b. 9lrt.). (9Sgl. nod) J. B. del Tufo,
lätoria della religione de'Padre Chierici re-
golari,Rom. 10nl),2voll.; Jos. Silos, O.Cler.
Theat., Histona Cioricorum regularium, Ro-
mae 1652—1666, '^ voll, [mit einem Cuta-
logus Scriptorum]; Vezzosi, I Scrittori de'
Cherici regolari detti Teatini, l^oni. 1780,
2 voll.; Helyot-Migne, Histoiro des ordres
III, 648 88.) [>5cimbud)cr.]
^Aealitttrintten nennt fid6 ein meiblid)cr Dr«
bcn, bcr ju 9ccapcl ol^ne 5Diitiüirfung bcr 5:l}catincr
entftanb unb Don il^nen erft 1633 auf einem ®ene-
ralcapitel ju iKom alS ju il^rem Orben gcljörig
anerfannt iDurbe. Stifterin bcr S^eotiiuRiiBa
ift bie e^no. Urjula ^Benincofa (geb. 1547 f/L
9ieapel), meldte Don Sugenb mtf !^ge So*
jücfungen ^tte unb flc^ Dor bem Subnmge M
^oßeS in eine Sinöbc bei @. Slmo pa&jß^
2)ort errid^tete fte eine AapeUe, ouSbanitto
3cit eine größere, ber Unbefledten empiängm^it"
toei^te ftird^e entftanb. Skc^bem Urfulagleuk^
ffi. ffat^rino bon @iena (f. b. %rt.) in Sbn cü
©ittenprebigerin aufgetreten mar, erri^tdc h c
baS 3a^r 1588 an ber enoö^nten ftin^beiSmt
ein Alofter, beffen 9}Ut9(tebcr ftc^ X^eatinenmec
nannten unb tocgen i^rer befonbcm 8ei4nD|
ber imbefledft empfangenen (BotteSmuttrr o^
„^l^eatincrinnen non ber (Eongregotion ber ü»
beftedten gmpföngniB" l^ei^it. @e(i^ioa»fed||:|
@d(in)eftem (nad^ einer Segenbe foE bieaflecfdi^
Jungfrau 66 Saläre alt geioorben fein) {otttoi is
ft'Iofter Sufna^me ftnben. ^11^ bcm Snw
gcbete l^atten bie X^eatinerinnen, xodix xm
einfad^en @eläbbe ablegten, täglid^ s^"^ ^
Stunbe lang gemetnfd^^Iic^e ®ebete luoem^ta:
auc^ l^ielten fte eine emtge ^Inbctung, isbcm jdc
©d^mcftcr ber Steil^ nad) eine @tunbe long oir
bem ^(tarSfacramente 511 beten ^atte. ^Uegntt^
marb in il^rer ffird^e ba§ ftUer^tligfte axAgptfL
S)ie SKegcI Derlangte ferner 5n)eimal toM^odlzt
bie @cißc(ung unb unterfagte u. ^. ben (Mint
ber Orgel unb jeglic^cd anbem 9bififiBJbi>
menteS in jtird^e unb ftlofter. Sie £ra4t b"
ftanb in einem fd^mar^en jHeibe , baS mit ei
moUenen ®ürtel gefc^ür^t toar; ber Säfiaa
meig. Suger bem Älofter in Sieopel ei^ooBb
nod^ ein meitereS S^tinerinnei^fter in^olcn»,
meld^eS t)on ber Ißringeffm granciSra tn Sm-
gonien gcgrünbet mürbe. — DieStifterinUriirli
bcabfid^tigte, für fold^e {^rouen, nxl^e ein luA
ftrengere £eben§mcife beobachten unb in goi^Ms
^bgef(^ieben^eit t)on ber SQßelt leben tDoUIen. oi
meitereS jflofter gu erbauen, baS an ieneS kt
9{eapel anflogen, aber feine eigene JKr^e unbiö-
tung l^abcn foUte. S)od^ nxirb erft nad^ bem 1619
erfolgten !lobe UrfulaS ber Sau eined foldki ii
Angriff genommen unb nad) oielfac^ SovgB*
rungeu 1667 DoIIenbet. Tregor XV. befiä^
fomol^I bie X^catinerinncn Don ber SongregiM
al§ aud^ bie nod^ Don Urfulo tierfa^en StotilB
bcr Xbeatiner-ßinfieblerinnen. Se|teretnigd>Ä
meines ^leib mit lebemem ®urtel unb bmüff
ein @capulier unb einen 9J2antel Don blauer ^oAt
@ie burftcn niemals, au^er in firanf^en, ftloil
effen unb Dom Xage i^rer $rofe^ on, iDel4e|k
nad^ i^meijä^rigem 92oDiciat ablegten, bim KtN
(id;e ^^erf on, auc^ nid^t Sater ober Shitter, mida-
fc^cn. ^(ud^ legten fie bie feierlic^n deCübde«!
unb al§ Dierted ®elübbe bad ber beftönbignfiir
fd)Iicf3ung. S)ie S^f)\ ber S^orfc^meftem mr 0t
36 fcftgcfcjjt, mö^renb bie ber ffaienftjwBni
nic^t bcfc^rönft mar. 9(ud^ auf @ictlieu Bid
neben bcm ^^eatinerinnennofter in !BaIenB0 ta
fold^eS für Sinfteblerinnen errietet, ^tgaoütt^
1481
X^ebSifd^e fiegion — Zl^ecla, bie H
1482
bfjU^ ott^ bem fHofier bei X^eotinerinnen«
OUotfii unb bem ber X^eatiner-Sitificblertnnen
in HcQpel nod^ Z^Mtimrinnennöftet in Palermo
(SoccQ M Soko) ttnl> in Wonreole auf Stcilien.
(Sgl Mc Sebendbef^rcibungen ber c^rtD. Urfula
Scnincofa oon bcn Statinem Srauj SRaggio,
91001 1655, 3. 8. Sogatta, ebb. 1696; fer-
ner Htijoi-Migne, Hisioire des ordres III,
668 ML) [^eimbuc^er.]
VfcMHMe (^aton, f. Legio thebaica.
Uelttf Ito, f. Ibiontteti IV, 84.
ffcditt b i e 1^ L , Sungfrau unb SDlart^rin }u
6ckuda, gehört ju benienigeu ^eiligen, über
bctfn (Skf^i^te iDenig ©id^ered br fannt ifi. S)ie
oor^benen SebenSbefd^reibungen berul^eit gur
^Xmirtfoi^c Ottf bai opoca^pf^x Acta Pauli et
Theeke, tpel4e am mal^c^eiiüic^ften im f ed^ten
3a^t2ebntbefi2.3al^r]^nbert8na(^£^nfhi8t)erfaBt
unb DteHrid^t nur ein @tud einer grö|em @d(^nft
CAcU PattK) finb (Dg(. St. €(^mibt, 2>ie $QuIufi-
aden, in bcn !Reuen ^ibelberger äa^rbfid^em VII
[1897], 117 ^.). Siefe «cten, in benen bie mu-
trflamenKid^ S^riften, befonbetS bie ^ftorot»
bdtfe unb bie 9))ofteIgefd^i(^te, Diel benujft finb,
nahmen unter ben altd!|ri[tltd^en Sd^riften eine febr
letDomgenbe 6teUung ein ; eine S^t lang niur-
bcn fte fogar §u ben ^eiligen Schriften gejöblt,
nbooll gelefen unb al8 glaubuürbig anertonnt nid^t
bloft im Storgenlanbe, fonbem oud^ im Slbenb-
Imibe (^polt^m^ SBerte, l^rmiSg. üon Sonioetf d^,
I> Seipitg 1897, 176). ®egen Sipftud (%pt>ta^pit
«poßtIgef(^ n, 1, 9raunf(b»eig 1887, 424 ff.)
mu| betpnt roethtn, bo^ bie 9(cten feine Seorbci-
teng eine! gnoftif ((en 9Berf e§ fmb. Ol^ne 3n>eif el
loben urtr in i^en bief eibe @dtirift Dor \m%, »eld^e
Zertuüian (De bapt. 17) fannte unb Derurtl^eilte;
er berii^tet, bo| ber Serfoffer ber bieten, ein afia-
tif^er ^ßriefier, fie oud Siebe ^u ^müuS oerfa^t
bobe unb abgefe^ norben fei, toeil er bie Ißerfon
einii %)»of)eI9 mit t^oten unb Seigren in 3u*
famrncnbnng brad^te, meld^ mit ber Serfaffung
ber ftirdb^ ^^ übereinftimmen unb für bie S)iS-
cipßn bnfelben gef&btK(4 merben fdnnten (unter
Vnberem toirb ndmlic^ barin gefagt, ber |I. $au-
ittS lobe ZIecfa ben Auftrag gegebeit, ju prebigen
unb |U taufen). SMS fogen. Decretum 6ela-
siannm oem)ie8 ben Liber, qui appeUatur
aetuB Theclae et Pauli, unter bie 9pocr9))|en.
Sie Acta Pauli et Theclae muffen in ber gorm,
in melier fie Dorliegen, aß eine Si(|tung be-
TRubtet werben, @ie fmb DoHer biftorifd^er Ser-
fiole unb ttnmbg(i(|teiten tmb, mie aide apocrQplen
8i|riften, frubgeitig Derftümmelt unb fpöter inter-
pDlirt Srü|bem liegt i|nen o|ne 3^eifel ein
biuorMei factum )u (Srunbe (bgl. 9. t). ©uti*
f4imib, Klein* 9Rufeum, 9teue golge XIX [1864],
177 ff.). 3){e ganje eraö|(ung att gefd()tc|tlid^
sert|lod unb Z|ecla al8 eine Komonbelbiu |in«
{ufiellen^ mel<|e äber|au))t ni(|t esiftirt |at, bap
geboren gcgenfibcr ber Zrabition anbere SBemeife
fll§ bieienigen, meldte Ste^ (Etüde sur les Acta
Pauli et Theclae, Paris 1890) beigebrad^t |at.
lieber bie Sudgaben ber Acta f. b. WcL Spo-
cr9p|enltteratur 1, 1079 ; eine neue 9ludgabe unb
mit i|r größere fflarbeit ift Don St. @<|mibt gu
etmarten burd^ bie ^erauSgobe eined ouS ffairo
ftammenbcn, gur 3ett in ^eibelberg befinbUcben
fa)ptif(|en $a))QruS. — 9IS jf ern ber ersö|Iung
über bie |l. Z|ecla fd^nt, in Uebereinftimmung
mit ber einmütbigen Zrabition ber iBöter, mie
(Bregor Don Slagianj, (Sregor Don 9i9ffa, 3o|an-
neS Sbr^foftomuS, 3o|anned S)ama8€enuä 9lm«
broftud u. %, meldte Zbecia t) dnöoro^r/; unb
i:piuxo}ji^pTup nennen, etma golgenbed mit aller
SBabrfd{|einIid^(eit anne|mbar. ^becla, eine Der-
lobte leibnifd^e Sungfrau in üleinafien Ocouium),
mürbe Dom |I. ^uluS befe|rt, entfagte SlUem ut^
moUte fogar i|r Seben bingeben, um eine Jung-
frau unb Sraut S|rifti )u bleiben. 3um 0euer>
tobe (in Jconium) unb )u ben milben Z|ieren (in
Sntioddien) Derurtbeilt, blieb üe unDerfe|rt, Der-
lebte bie legten 3a|re i|red SebenS in ober bei
Seleuda unb ftarb bafelbft mo|l am (Enbe bed
1. ober am anfange bed 2. 3abr|unbertd, an-
gebli(| 90 Sabre alt. lieber i|rem ®rabe }u @e-
leuda er|ob fid^ balb eine ftird^e, beren Stefte,
ie^t SReriamlil genannt, nod^ fi^tbar finb (f.
S^enffd^hften ber f. Sltab. ber SEBiffenfd^., 4)biIof.-
biflor. ai. XLIV, 6, SBicn 1896, 105—108). ®ie
Statte mürbe ein ftarf befu(|ter unb Don ben fiir-
d^euDdtem fe|r empfoblener SBaUfalrtSort (S;en{«
fd^riften 107). Segen Sube bed 5. Sabrbunbertd
erbaute ftaifer 3cno eine gmeite If ir(|e )u (Sbren
ber |l. Zbecla (Evagrius, Hiat. E. 3, 8) ; ebenfo
|atte fte in Sntiocbien in Serien eine, in Son-
ftantinopel bid 6nbe bed 7. 3a|r|unbertS brei
ftird^en, ju benen im 11. 3abr|unbert nodfi eine
Dierte fam. (Ein SemeiS für bie meite SSerbrcitung
i|rer Sere|rung liegt aud^ barin, ba| i|r 9lauie
in allen beru|mteren SRart^roIogien ftd^ finbet.
Sie Sateiner feiern i|r Sf^ft am 23. September,
bie ©ried^en unb Orientolen am 24. September;
anbereXage ber 93ere|rung finb ber 22. gfebruar unb
ber 20. S)ecember. SHe mittelalterli(|en If alenber
nennen X|ecla Dielfad^ Virgo non Martyr, mobl
be^bolb, meil fte nxd^i mö|renb bed 9Rartt)riumd
ftarb. 9Zad^ ber Seftimmung Seuebictd XIV.
(De sanct. beatif. etc. 3» 12, 5) trägt fie aber bcn
Xitel aRartQrin. 3br ^amt finbet fi^ aud^ in ber
Gommendatio animae, mo Don tria atrociasima
tormenta bie Siebe ift, au8 benen fie befreit morbeu
fei 3|te Seliqnieu ftnb ebenfalls meit Derbreitet,
ffönig äacob IL Don Siragonien ermarb ben 9lrm
ber ^eiligen im 3. 1320 unb brachte ibn nad)
Barcelona, Don mo er im 3. 1323 feierlid^ nad^
Xanagona fibertragen mürbe; bort mar fte e|e*
mald Patronin ber 6Qt|ebrale, je^t ift fte Stabt-
patronin bafelbft. £ad ^aupt ber ^eiligen mirb
)u ÜRailanb oerelrt, mo fte frü|er eine i|r ge-
mei|te ftirc|e |atte. Slnbere Steliquien ber ^ei-
ligen famen nad^ (S|artred, Stie), ftöln (St. &t*
reon), Sologna. 3)0^ bad Don SlrmeUini an ber
1483
IlJecuQ, S^ccue — X^egaiu
14S4
via Ostiensis loiebergefunbene Oratorium uub
gömctcrium bcr 1^1. %^cia 511 ber ÜJkrtprin üon
iSclcucia in irgcnb einer ©e^ie^ung ftel^c, ift faum
onaunel/men (f. SRöm. Ouartalj(]^r. 1889, 343 ff.).
®ic d^rifllic^e Runft ftefit bie <|I. Zf^tda bor im
jterfer ^loif^en Sd^Iangen, bie t)om SSli^ gelobtet
loerben, ober mit einem Sömen, ber ^ol^m )u
i^ren gü^en liegt, ober auf bem ©d^eiterl^oufen ;
fc^ berül)mt ift 2. Kofta'S 53ilb: St. Il^cla mit
ber ^alme. (Sgl. notf) AA. SS. BoU. Sept VI,
546 sqq. ; Bdjiiau, bie ^ften bed $aulu3 unb ber
S^cfla u. bie ältere 3:^eflalegenbe, 2t\pm 1877;
Ramsaj, The Church in the Roman £mpire,
4. ed., London 1894, 375 ff.; Cabrol, La 1^
gende de S. Th^le [Extrait de la Revue
Geihsemani et le Monde], Paris 1895; fyvc»
nad, @efd^id^te ber altd^rifiUd^cn Siteratur II,
ei^ronologie I, 2t'm\Q 1897, 493 ff.; ihüger,
@efc^id)te ber altd^riftlid^en Siteratur, greiburg»
ßeipaig 1895, 231 f., unb 5Rac^träge, ebb. 1897,
81 ; öltere Siteratur f. bei Chevalier, Rep. et
Suppl. 8. V.) [S. ^elmling 0. S. B.]
Il^ecita, Pfcite (3?^r- ), im 91. %, eine ©tobt
im Stamme 3uba, nid^t meit Don iBetl^Iel^em, fo
ba| ber 1^1. ^ieronpmuS ftc bei SluSarbeitung
feiner fpöteren ©d^riften beftanbig t)or klugen l^atte
(Comm. in Jerem. 2, 6, 1 [Migne, PP. lat.
XXIV, 1721]). ©ie lag auf ber ©renje bc8 cul-
tiDirten SanbcS unb ber SBüfte, beren anfto^enbe
©trid^e ben Stamen „SBüfte Don ^l^ecua'' führten
(2 ^ar. 20, 20. 1 TOad^. 9, 33). ©ie mor juerft
ertöäl^nt 3of- 15, 60; il^r 3lame ift aber an biefer
©teSe im ]^ebräi|d)en Xe^te au§gcfaUen unb nur
in ber ©eptuaginta erl^alten. 91u§ Xl^ecua ttar
bie „ßuge grau", toeld^e 3oab jur 9lu§jö^nung
S)aDib8 mit Slbfalom Dernuinbete (2 ©am. 14, 2).
9lud^ einer ber 9{eden SDaDibS mar bafelbft ge*
boren (2 ©am. 23, 26). SSon SRoBoam mürbe
S^ecua befeftigt, um aI3 ©d^u^ gegen ©üben gu
bienen. 3)aS IBoIf, aber nid^t ber oomel^mere
Zl^eil bedfelben, betl^eiligte ftd^ unter Üte^emiaS
eifrig am ©au ber ©tabtmauer Don Serufalem
(2 e§br. 3, 5. 27). 9Im befannteften ift 3:^ecua
al§ ©eburtSort be§ ^rop^eten 9lmo8 gemorben
(91m. 1, 1). Sc^t finb nocb auSgebe^nte SRuinen
bcr alten ©tabt unter bcm f rül^cm DJamen erhalten.
(S3gl. Kobinfon, ^aläftina II, ^aDe 1841 , 406 ff. ;
Guerin, Descript. de la Palest. Judee III,
Paris 1869, 141 ss.) [ftaulen.]
$$rgati (® e g a n), gl^orbild^of ber Trierer S)iö«
cefe, ift befannt al§ Scrfafjer eineS ber bebeuten-
beren @efd^id^t§merfe über Submig ben grommen.
S)a8fclbe, Vita Ludovici imperatoris betitelt,
beginnt mit bcr ©encalogie ber ßarolinger Dom
l&I. 9lmulf, »ifc^of Don SDle^, an, berid^tet über
bie ©d^irffale ber SJrüber SubmigS unb Derfolgt
bann in annaliflifd^er gorm bie SegieningSjeit
l'ubmigö Dom Saläre 814—835, bea». 837.
aBalafrieb ©trabo (f. b. 9lrt.), ber grcunb I^e-
ganS, Derfa^te eine furje Einleitung baju unb gab
bem Sffierfe eine ginti)eÜUTift m Ra3^v\t\. %tixv^\5>f
gon fagt er in biefer €inleitung: .^Dic(clSa!'
d^en Derfa^te nodE) 9(rt ber Siuuilen Ztcgin, bs
9(bftammung nad^ ein Sfnmfe, (E(oibi|4^kr
Xrierer SHtS^, in fur^er 2)arfienimQSMi(e od
mel^r ber SBal^rl^it gema^ old in degontcr Sool...
Sir miffen, ba| ber ID^ann fel^ bekfen, okrbc«
SBefd^öftigung mit $rebigt unb Seüung mb ^
red^tmeifung [feiner Uiüergebtnen] fejlc ia %»>
fprud^ genommen ift." SBenn X^gon oIS eitiit»
bener Snl^nger bed ftaiferd in bej|en Sbajfß.
mit feinen ©deinen (Don benen er Subt« ta
S)eutfd^n unter S^i^^ ber 3unetguiig 1^ o»
möl^nt) feinem 3oni in ]tfy[ fc^fen Zkn
gegen bie Sifd^öfe ber ®egen))artei (bcjoiibeä
ebo Don 9teim§ ; f. b. 9lrt) , Siift noi^ ml
fte in l^artcn SBorten bed UnbonfcS gega ha
ftaifer (uiHagt, f 0 glaubt ©trobo i^n entj^^iQrigEi
gu muffen burd^ ben ^innieiS auf bie ^ S^
ftammung Slogans, beffen fd^roffen C^aroltarii^
baS unmfirbigelBene^men ber IBifd^öfe. Skkpt
SluSgabe ber Vita Ludovici finbet fid^ ii ba
Mon. Germ. hist. Scriptt. II, 585 sqq. v^
bama(^ bei Migne, PP. lat. GVI, 405 aqi.;
eine beutfd^e Ueberfe^ng gab SaSmunb, ii öii
®efd^id^t(d^reibem ber beulf d^n Sor^cü, 2. 0e-
fammtaudgabe XTX, Sei)>sig 1889. Son Mtes
literarifd^en Srjeugniffen Simons ijl nur no^ n
Srief on ben „e^rtofirbigen Öerrn uiU> in CtriSi
ißater ^atto" (Dieüeid^t ber ^feler Stf^of ^
dlammi) erl^alten, morin er baö ^kitto ^ffiäffiBi
überjanbte SBerf SlcuinS über bie Srimlit «B
3eid^en feiner S)anfbar!eit für unbcfd^idn&el alb
befiönbiged SBol^lmonen begeid^net Sintis fr
bie ftenntnil ber $erfon X^and fiidi jlKi «►
bid^te, tueld^e fein greunb SBoIafrieb @tnb m
il^n rid^tete (Mon. Germ, hist Poetae aeri CmL
n, 351 sq. unb Migne, PP. lat GXIV, ll»)SiL
S)iefer geid^net ein au^erorbentliil^ fd^mei^cM^
93Ub feined greunbed: „Sßir ben)unbem nit S(4
bie @aben be« meifen ®eifie«, bie ®ddf^flM
bie ©itten, bie ©ebid^te, bie 9u8fpröil^, bo
3ilui^, !Rid^t toeniger betnunbem toir Me (pk
gro|c ®eftalt, bie ©lieber^ bie ^nbe, ba§ftdi^'
— ÜRad^ ber faft oQgemein angenornmcmliMI
mare Xl^egan ibentifd^ mit bem C](^)r6i{d^fe 2k*
ganbert, ber im 3. 844 bie bur^ SM SRadtts^
Don$rüm(829— 853)ausnDm^eriti(raeMic
Steliquien ber l^E. S^ri^fant^uS unb wa v
fi^Iofter ilRünftereif el in ber ergbidccfe ft5In e^
DoQ beilegte, ^nbeffen fd^nt biefeHniM^BifMk
faum f eft^atten au laffen. (Sin ei^c6i{(40f »
ganbert (tl^iganbert) erfd^eint in IbfinbcR kr
Saläre 842 unb 847 aI8 $ropß befi fofp^
fafteS SU Sonn (Üteued Sni^iD ber®cfdIHipi^
öltere beutfd^e (Sefd^i^tghinbe XIU [18881 IH
157), unb biefer $ro))ft, ber in ben UiM>JK
oud^ @^orbi[d^of genannt mirb, ifJtjeboifoOltk»
tifd^ mit bem bei ber Uebertragung ber gennotf
[Reliquien ertoäl^nten Sl^rbi|(^^ SJJtg/aAet'*
benn SRünftereifel im at{{)uariergatt g^ f^
®^xmq,tl beS Cl^bifd^offt Don 9m ^ ^
14S5
ZJ^efilatl^pl^QlQfar — Xl^einet.
1486
ongeffi^tte Itrd^ß^e $unctu)n fiel naturgemäß
tlrjcm S^rbifd^ofe }U« 3{i ober Z^egonbert Sl^or*
ttijd^of bcr Stblntt 2)iöccfe gemefen, fo tann er
iii((c tbenilf4 Hn mit Zl^egan, bem ^SJ^orbij^of
ter 2ncrrr iKr^e'' . 60 löft ftd^ benn baS Xobed-
jo^ 2^gim8 mi4 ni^t onnftl^ernb ongeben,
loemi man ni^t qu8 bem Umftonbe, baß jein SBer!
mit bem 3o(rt 837 aufhört, ol^ne feinen ®egen«
tob \n Snbe )u fü^en, ouf biefeS ober beffet boS
lolgenbe 3a^ fd^üeßen toiO. SIS SobeStog oibt
IkA NeoroL 8. Maximini (Slbtei bei Xrier) oen
20. Sloq Ott. (Sgl 9Rars, (Sefd^. bed SraftifteS
Zritr I, 2, Xrier 1859, 407 ff.; SBottenbod^,
?)eulf4Ianb8 «efc^id^dqueQen I, 6. %ufl., Serltn
1898, 208 fO [aRorj.;
^fftsipp^ftfofat (ni^M^,! nVAF)), in ben $0-
tcrt|)Dmenen X^elgot^p^olnofor (-teaVi n^Vn)
grfd^cben, ift fai bet l^etligen Sd^rift berj[entge
e\m\i^ Stbniq, ber fonft Siglot^ $ilefar lU.
(745—727) genonnt wirb, ein t^otfräftiget ^en«
j^er, bem bie Segrünbung ber eigentlichen oH^ri-
\äfm SBettmonari^ie gu^ufd^reiben ift. Sei ben
hifa uttetnommenen ihiegSjfigen fom er oud^
iu4 Somorio, mo SRonol^em fl4 bur(^ 1000 Xa-
Unle bie Sefreiung bon ber i^m brol^ben ®e-
toir }u erfmifen f ud^te. SSermut^Iid^ meil ber l^ier-
bci bebmtgenc Xribut nid^t geteiftet mürbe, erf^ien
iiglott ^ilefor im 3. 734 Don 9{euem, befiegte
S^ona^mi jtoeiten Ütod^folger ^fyxctt „vaxh no^m
l^jDtt unb ^bel-Set^-SRcod^o unb 3anoe unb
(fbcS mib Vfor unb ®aIaob unb ©olilöa unb
bofi ganse Sonb Slep^^oli unb fäl^rte fie meg nad^
«rnrten" (4 ff5n. 15, 29) in bie erfie fogen.
djJQril^c Sefangenfd^oft. t&fö bomad^ $^acee
vnb Koftn Don Serien ftd^ 5ur 2)emut]^igung
Svbo'd berbonben unb SnfongS Srfolg litten
(4 ftön. 15, 37. 2 $ar. 28, 6), monbte ftd^ ber
jubifc^e itfinig ^d^o) on ben ^ffqrer um ^ilfe
(4 ttbtL 16, 7), unb Siglot^ ^ilefar brad^ Don
9lmem mit großer ^eereSma^t auf. Sr monbte
fi4 iutrji gegen SomaScuS, nol^m unb Dermuftete
e§ noA (toetjäl^riger 93elagerung, filierte bie 99e-
ipol^nrr in'S 6sil unb ließ Staftn l^inrid^ten
(4 jfön. 16, 9). 2)ann moute er $^acee aüd^-
tigm. }og in fein fionb, eroberte ba§ ganje Oft-
joibonfanb unb fäl^rte Stuben, ®ab unb l^alb
9lanof|e in bie )meite fogen. oft^rifd^e ®efangen'
idjaft (1 $or. 5, 26). Snamif^en erfd^ien ^c^ag
Dor ibm in SomoScufi, ber gan} mie ein SSofoQ
brtTQ^tft unb be^anbelt mürbe (4 Hhn. 16, 10).
SBrittr enöl^U bie l^eilige e^rift nid^tS Don
Sigtat^ $iIcfor I mir miffen qu§ anbermeitigen
OueOcn, baß er fid^ mit ben gemonnenen Srfolgen
in $aIfifKno begnügte, meil er burc^ neue ßm«
^fitungen nod^ ^ab^Ionien gerufen mürbe. S)ie
beiben leiten SebenSiol^re Derlebte er ru^ig in feinem
Sanbe. SSlerlmürbig ift nur, baß bie ^eilige ^d^rift
an feiner Stelle 4 Rbn. 15, 19 einen offprifd^en
ftdnig ^fjul nennt, beffen 9lame fonft nid^t ge«
funben mirb ; eS ftc(}t ie^t aber feft, baß ber 9{ad^«
fi^I^ter Sfumirari'd ein Ufur))ator mar, ber in bem
> miberftrebenben Sobt^lonien mit feinem eigenen
9{amen $l^tl genannt mürbe, mö^renb er in
Sffprien ben gefeierten 9{amen eines altem 9le«
genten angenommen l^tte. (Sgl. ben 9rt. $^iü,
unb ffoulen, ^jfpnen unb SSobplonien, 4. 9ufl.,
fjrciburg 1891, 221.) [ffoulen.]
feiner, 9 u g u ft i n , Orotorioner, ^iftorifer
unb Cononif), Der jängere 99ruber ^ol^. 9nt
Xl^iner« (f. b. folg. 9rt.), mor am 11. 9tpril
1804 )u ^redlou geboren. 2)urd^ feinen Sruber
mürbe er im %prU 1824 Don ber bereitd begönne«
neu t^eologifd^en Soufbol^n obmenbig gemod^t ; er
mibmete ft^ nun bem 9le^tdftubium, erft }u ^re9"
lau, bonn SU^Qe, mo er 1829 olS Dootor juiii
promoDirte. (Ein 9legierungSfti))enbium fül^rte i^n
on bie SBibliot^elen Don Srfiffel, Sonbon, SBien
unb ^pkirid bebufd gforfd^ungen über bie Duellen bed
cononifd^en 9(ed^ted, olS beren Stejultot er mel^rere
cononiftifd^e Sinjelunterfud^ungen Deröffentlit^te.
S)er meldrmonatlid^e nähere Umgong mit be So
SRennoiS (f. b. 9lrt.) unb beffen gfreunbedlreid in
gfranlreid^ fc^eint ben erften %n{bß )u einer
@innedanberung gegeben gu l^ben, melier nod^
me^rmöd^entlid^em $ermeilen in Slom burd^ SluS*
fö^nung mit ber IKrd^e om 8. 9l)nil 1833 DöEig
gum 3)urd^brud^ lüm. Slttguftin X^einer mirfte
nun ol3 Seigrer on ber ^ropogonbo in beftem
SinDemel^men mit beren bomoligem Stector ®raf en
9lei{ad^ unb fud^te burd^ feine Sd^riften, inSbefon-
bere burd^ bie SSorreben }u ber „®efd^id^te ber getft-
lid^en IBilbungSonftolten" (pDtoin} 1835) unb ben
DisquisitioneB criticae in praecipuas cano-
nmn et decretalium collectiones (Bom. 1836),
fein früher gegebenes ^ergemiß ({. b. folg. Srt.)
oud^ öffentli^ )u fü^nen. ^Ib borouf mürbe er
^riejier unb trot in bod Oratorium beS 1^1. $]^i-
li|)p iReri ein. Sßie er bereits Dor feiner 93efe]^rung
begonnen, entfaltete er eine oußerorbentlid^ frud^t-
bare literorijd^e Xl^tigfeit, unb gmor Don ie^t on
Dormiegenb in fird^enl^iftorifd^er 9{id^tung. ®egen
StoSmini Serbati (f. b. 9lrt.) gab er 1849 gu
Steopel bie Lottere storico-critiche intomo
alle cinque piaghe l^erouS. anfangs 1850
mürbe er olS Slr^iDor beim SSoticon ongefteHt,
nod^bem er eineSibliot^eforftette bofelbft obgele^nt ;
nod^ im nämlid^en Solare mürbe er Sonfultor ber
Kongregation für liBifd^öfe unb 9tegularen; 1855
ftieg er }um ^röfecten beS Doticonifd^ ^rd^iDS
auf unb mürbe im Saufe ber 3^it nod^ Sonfultor
mel^rerer onberen Kongregationen (^nqui^tion,
$ropoganba u. f. m.) unb SRitglieb Derfd^iebener
gelehrten fförperfd^often KomS. Sr mar oud^ 1849
^iitglieb ber }u ben SSorberot^ungen für bie S)e«
finition ber unbefledFten Sm))fangniß gebilbeten
(Sommiffion unb 1867—1 869 bei ben Vorarbeiten
}um Doticonifd^en Soncil SRitglieb ber Sommiffmn
für bie orientalifd^en Stiten unb bie ÜRifftonen.
Seine gol^lreid^en Sd^riften fmb Don fel^r Derf(^ie«
benem Sert^. 91S fein ^uptmerf betrod^tete er
bie SleuauSgobe ber Snnalen beS SoroniuS (f. b.
9lrt.) unb feiner Sfortfejer, meldten er brei meitere.
1489
X^ei8mu8.
1490
Skfttmmlefit ob ; Ü^Sd^Ii^ toax er nU^t ber ein-
m/t, oict bo4 oer ^u)>t*Suctor unb eigentlid^
Säador bc< SBerfed, toie er au4 1845 (im
h ^fte bcr «9teformotori{(^en SBeftrcbungen in
bcr tet^L fHi^c" 8) nxifi unbeutl^ felbft )u er-
(mnm gibt 3m Qerein mit feinem mett begabtem
iünfi^ ^Sruber Suguftin (f* b. Dorigen ^rt.) Heg
er iOfi 3abre \pa\n baS nod^ berü^tigtere SBert
df^efnen: yS)ie (Sinfubrung ber e^toungenen
tbelofiflfrit bei ben d^riftlid^en ®eiftltd^en unb
i^n 8plgen\ aitenburg 1828, 2 Sbe. (bg(. ffa-
tboltf XXXm [1829], 854 f.). 2)o4 b^tte bier
ber iäiigae IBruber ben &au))tantbeil, fo ba| bie-
fer {i4 fpötcr au8fcbKe|Iub als ben lBerfaf{er be-
leiibiifn bmnle (f. 3ug. Xb^iner, ®efd^. ber oeift-
[t^cn SUbungSanftalten, SRain) 1835, !Bor-
»ort XUX). ®eibe SBerfe »urben atöbalb lird^i-
fi(b wrbotin, Slnton S^^einer aber auf anbringen
bei ^ütflbifd^offt Don Sd^imongt^ 1880 t)om
£ebtfubl oUfenit unb auf bie $fanei $oßnit,
oon bort 1886 mäf ®rd|au unb 1887 na^
^nbSfelb t»crfe]^. IBeim 9u8bru4 ber beutfcb-
blbolifcben aBirren (1845; f. b. «rt. 2)eutf(b-
Idtboltfai) Deranflaltete er eine 92eu« (Xitel-) ^u8«
gobe beS 93erfe8 gegen ben Sölibat, legte, bar«
über jut 9ie<benf(baft gebogen, feine ^farrfteUe
nieber, nmrbe om 17. 3uni fu§))enbirt unb, nacb-
brm er fUb bffentlt^ für ben 2)eutf (btatboIidSmud
crflört, am 28. October 1845 toom neuen Surft-
bifcbof Don Siepenbrod escommunicirt SIS einer
ber $reblger für bie beutfd^ratbolifdde ®emeinbe
ju Srefiloit berufen, gerietb er na^ jf urjem mit
Xonge in unoerfbbnlid^e gMnbfd^oft, trat am
17. §ebruar 1846 Don feiner Stelle aurüd unb
Dertf^id^te ein boIbe§ 3abr fpöter Im jmeiten
^f ber «Keformatorifd^en Seftrebungen in ber
lat^oßfd^m ffircbe" (9lltenburg 1846) einen Der-
niibtniben Angriff gegen Sionge, melcber mebrere
degenfcbriftcn bnt>omef. Sou ba oib meitte er,
^unotbil obne omtlid^ Xbütigfeit, in 93redlau, er-
hielt aber 1855 Don ber IRegienmg eine Slnfteüung
QU Btatiäx ber UnioerfttätSbibliotbel, on »eld^er
er bereitt 1820 als SmanuenfiS bejd^äftigt ge-
toefen ttiar. 3n biefer Stellung üerblieb Slnton
2beiner bt§ )u feinem Sobe am 15. 9)lai 1860.
Sic Don ibm beraufigegebeneu Kommentare ^um
^enioteu^^ unb )u ben Seinen $ro))beten Jinb
grögtentbciK ^laguite auS proteftontijcben Sbeo-
logen, mehrere feiner fircbenred^tlid^cn S)if{ertatio-
nen finb no(b unfelbftdnbiger au8 gaUicanifd^en
unb jofctibuiifcben Sluctoren }ufammengcf(brieben.
tili Qklebrtcr bat er feine Sebeutung; ein Ißrie-
fter oon tird^Iicben ®runbfa^en ift er nie gemefen.
(Sgl. S. 9t. Spante, @(battenri| eines großen
äteformotorS, Dr. Snton Xb^iner, nad^ feiner
Stellung in ber 2Biffenf(baft unb im Seben, ®(q(
1846; 9. Slampt, ®efd^i(bte ber religiofen 9e-
«Mgung ber neuem S^t 11, Seip^ig 1)B58,
79 ff.) [D. SPfülf S. J.]
$9<ri$«M beiftt im Unterf(bieb gum fprad^lid^
gleiibbebeutinben S)eiSmuS (f. b. 9lrt.) biejenige
pbilofopbif^b^ unb tbeolo^if(be SBelimifdbauung,
. melcbe einen perfönlid^en ubermeltitcben @ott alS
@(bb|)fer, Srbalter unb Siegierer ber SBelt an-
nimmt 3m DoIIen Sinne beS SBorteS ift biefe
aiuffaffung beS SerbiltniffeS ®otteS )ur SBelt nur
in ben brei gro^ SReligionen: Subentbum,
Sbnftentbum, SSIam, Dorbanben. 3n aSen an*
beren Religionen unb t)biIofopbif4^n S^ftemcn
feblt menigftenS ein ÜRoment, ber abfolute
SibbpfungSbegriff, meil entmeber bie ewigfeit
ber 9Raterie ober ber SBelt angenommen ober bie
Sd^ö))fung mit einer Xb^ogonie Demiifd^t tt)irb,
unb getoöbnlid^ mangelt beren ®otteSbegriff aud^
bie genaue gfaffung ber abfoluten $erfönIid^fetL
3)od9 ift eS b^tfömmlid^, oieienigen ^Religionen
unb ))bil0fo))bifd^en S^fteme, meldte einen Don
ber SBelt Derfd^iebenen, mebr ober meniger per-
föntid^ gebauten ®ott anerfennen, alS tbeiftifcbe
}u bejeid^nen, toenn aud^ ber SRangel beS Sd|)ö«
pfunaSbegriffeS einen gemiffen 3)uaIiSmuS ober
bie SSerquidfung Don ffoSmoIogie unb £b^SO>^^^
eine |)antbei|tif^e 93eimifd^ung }ur gfolge bat. ^a
ber ®runb)ug beS Slb^i^^^S bie Sinbeit beS über-
meltlid^en Q^otteS ift, fo nennt man ibn SRono-
tbeiSmuS im ®egenfa^ }um ^ol^tbeiSmuS, ber
eine beliebige ^ebrbeit Don ®öttem DorauSfe|t»
!Rur im (Sbtifientbum ift ber WonotbeiSmuS burcb
baS ®ebeimni6 ber Zrinität meiter auSgebilbet.
SBirb stoar bie Sinbeit @otteS feftgebalten, aber
bie UeberiDeltlid^feit unb ber mefentlic^e Unter-
fd^ieb Don ber SBelt geläugnet, fo entftebt ber
^antbeiSmuS (f. b. 9lrt.), meld^er aber confequenter-
meife jum SltbeiSmuS unb SRaterialiSmuS (f. b.
9lrtt.) ober )um 9UoSmiSmuS unb fubjectiDen
SbealiSmuS (f. b. Srt.) fü^rt. ^eut^utage fonn
eS ftdd ftreng genommen nur nod^ um ben Z^eiS-
muS ober ^ntbeiSmuS banbeln, meil bie gebilbete
93emunft nid^t im Staube ift, ftcb eine Siielbett
Don geiftigen ober materiellen SBefen mit bem
Attribut ber Slfeitöt unb ßmigfeit DorgufteOen.
I. SBegrünbung beS Xb^i^ntuS. Ser
Xb^iSmuS tritt unS DoQfommen ^uerft in ber
Religion beS 9Uten XeftamenteS entgegen unb
jioar als immittelbar burcb bie Offenbarung ge-
geben. SDer Don Smigfeit auS uub burd^ ^(fy
feienbe, geiftige, perfönlicbe ®ott bat im Slnfang
bie SBelt fammt bem SRenfd^ auS nid^tS er-
fd^affen unb ftd^ bem !IRenfd(|en im ^rabieS als
ben Sd^öpfer unb i^ttn burd^ fein ®ebot ge-
offenbart. 3nfoIge ber Sünbe ifl bie Süemunft
Derbunfelt, ber iffiiQe gefd^mäd^t toorben, fo bog
ft^ ber SDlenfcb mebr unb mebr Don ®ott ab-
Siemanbt unb 5um ® efd^öpf bingetoanbt unb bie ®e-
d^5pfe göttli^ Derebrt bat tro( ®en. 4, 26. S)a
aud^ baS Strafgerid^t in ber Sintflut (f. b. 91rt.)
bie Hinneigung gum ©efd^öpflid^en unb Sünb-
baften nid^t bauemb befeitigen fonnte, fo mäblte
®ott ben treu gebliebenen Sbram ouS, entn| ibn
feiner f^amilie unb Umgebung unb fd^idte ifn in
ein frembeS £anb, bamit er ben ®Iauben an ben
einen mabren ®ott bemabre unb Dererbe. Seine
1493
Xl^eiSmuS.
1494
ol^ Urfa^c ber belebten, BetDU^ten uub bemünf-
Hgra %atnr olft lebenbiger, felbftbenm^er uiib
freier (Seiß unb nad^ ber Analogie befi menfd^^Hd^en
(Hrified old ab{oIute ^rfon )u faffeii ift 2)te
vitDrdma^tgtcit in ber onorganifd^en unb organi-
i'^en iädt, befonberö auf bem getpig-ftttlid^en
(^biete^ forbcrt nic^t bIo| eine Demünftige SBirt-
urjo^e. ^nbem aucb einen smedfe^benSd^öpfer,
ber an DemSnf tigen SRenfd^n ben f ecunbären Sn'ed
gefegt bot. fclbft ober bad ^öd^fte Sitl ber ©d^ö-
pfüng ift SEBdl^Tenb alfo baS toemoIogif(!^e Slrgu«
sunt )rigi, ba^ obne eine unbebingtc lej^te unb
bur(b fut^ frienbe Urfad^ bie Soften} bed Uni«
MrfumS nid^i begriffen »erben fonn, unb ba^ bie
^(^einungen bed @eifted ein unbebingteS, ob-
\üUM gelfiiged ^rtncip forbem, d^arafteriftrt
ber tekologifc^e ober pbQpco-tbeoIogifd^e SBctoeiS
birfe geifHge Urfoc^e als eine aOweife unb oUgütige,
na^ etDigni 3^(<Itn fd^affenbe unb b<inbelnbe,
alfo q1& eine ))erfönli(^e Urfac^e, b. b* ^^^ ben
aflmäd^tigcn, oOweifen unb oÜgütigen @ott. S>ie
liefe Confequen) unb bie 9Se8 umfa||enbe Stetig«
feit, meUne ber ollgemeine SBeltpIan aufweist, Iä|t
Irtnm anbrm iBegriff beS l^öd^f^en SBefcnS )u ald
ben einer ttcitfreien, in fi^ ooQtomntenen SnteDi-
(ien). fEkU aber bie t]^tföd(|Iid(ie 3tv^d(mö|igfeit
hx aBett niegen befi Uebeld unb bed SBöfen nicbt
all bie bb^fte (0))timi8muS) angefe^eu merben
km , fo mirb biefer IBemeiS auS ber nligibfen
unbftllifben (Srfal^rung ergämt; benn biefe gibt
Ne 3bec oont ](|&(bflen unb ooluommenfien SBefen
cnurfeitd unb oon ber abfoluten &ntt bedfelben
onbaerfettd. SaS eine fann als ®egenftanb beS
ontologijc^en , baS anbere als ®egenftanb bed
moroltf^en SemeifeS betrad^tet werben. 2)aS onto-
logijii^e tirgument ^ot »enigftenS in ber il^m oon
%nfelm gegebenen gform feine 93ebeutung in ber
^orfieSung ber innem religiöfen ßrfabrung, bun^
iDeldje ntcbt erfi baS 3)afein ®otteS erliefen, fon-
bem boS Sefen ®otteS nad^ ber allen SReufd^en
einisobnenben 3bee beftimmt »erben foK. SDie
rein p^tlofopl^ifd^e Raffung bei SarteftuS unb
Seibni} (f. b« 9lrt.) ^t erft ben fd^on oon ©aunilo
gnügten ^^^ler, ba| oom Segriff auf bie S^iftenj
gefibloffm merbe, )um gongen 9iert) beS SBeweifeS
gemoii^t. Ser moralifc^e SemeiS ergönjt ben
ttlrologif (bot infofem, alS er oon bem angeborenen
Shtengrfe^ unb bem unDertilgbaren Streben nacb
(Sjllä(ffeßg!eit ouS jeigt, ba^ ber menfd^Iid^e ®eift
fein 3i(I nur in einem uberweltlid^n t|ö(^[ten ®ut
baben bmn, in meld^m ber nad^ SRu^e ftrebenbe
(Seift feine 8eligfcit, unb ber SBiberfprud^ jmifd^cn
Xugenb unb ©(üdfeligteit feine SluSgleid^ung
finbet. Somit ift bann aud^ bie auS bem SDlig«
t^böltnig jwifdden Sugenb unb ©lütf in ber
Sklt {t(^ ergebenbe Slnfloge gegen bie gbttlid^e
Sotfebung unb gegen ben Xb^i^muS erlebigt 3n
ber Ueberjeugung oon ber auSgIetd)enben ®ered(|*
tigleü er^t aud^ ber fieibenbe unb ©eprfifte bie
ftrofi, ben ®tauben unb bie {Hoffnung feftjul^alten.
Sarin liegt für \%n aber mq ein innerer (Sr-
fa^rungSbeioeiS, ber fubjectit) ftärfer mirft als iebe
inteOectualiftifd^e Argumentation. Sk^^alb mirb
in neuerer 3^it auf bie Stbi' <tn befonberer 9lad^«
brud gelegt S)er tl^atjöi^nd^e, t^tfräftigeSemeiS
ooni &efen unb SBirfen ®otteS werbe in ber bem
9ßenfd^n eingegebenen ftraft beftötigt, burd^
meldte ®ott fid^ erlebbar ermeife, burc^ bie Xbat
bejeuge. Sieg jei ber l^öcbfte i^etfiifd^e' SBemeiS
für baS Safein (l)ottcS, me|b<^Ibnurim „etbifd^en
Sb^iSmuS" baS SBeltproblem aügenügenb )u
Ibfen fei (gid^te, Sie tbeiftifd^ aSeltanfic^t unb
il^ire aSereddtigung, Sei^atg 1B78). Sieg bangt
aUerbingS mit ber feit @$Ieiermad^er (f. b. Art.)
üblichen Seoorjugung beS ®efäblS in ber 9teligion
iufammen (ogt über ben ^SefublStbeiSmuS" $ef(b,
Sie großen äBeltrötbfel II, 2. Aufl. , gfreiburg
1892, 543 ff.), fann aber alSSrgönjung ^ur for«
malen inteUectualiftifd^en SBemeiSfü^rung bienen,
ba SBiDe unb ®efübl gerabe in biefem, bie gan)e
$erfönli(bfeit beS !IRenfd^en in Anfprud^ nel^men*
ben ®ebiete neben ber Semunft il^re ^Berechtigung
l^ben. Sie größere Serüdftd^tigung ber innem
religü^fen unb ftttlid^en Srfa^rung in ber neuern
Seit l^t benn aud^ gu ber Ueber^eugung geführt,
bag man cS mit allgemeinen Z^atfac^en bcS fitt-
li^denSemugtfeinS gu t^un bat, meldte ebenfo gut
bie toirflid^e ^runblage eineS SBemeifeS abgeben
fönnen als bie unS burd^ bie @inne jum 93emugt«
fein gebrachten £^atfad^en ber ftugem SBelt. Sa-
^er fann aud^ ber moralifd^e SSeweiS nid^t blofs
mit ftant (f. b. Art.) als blogeS ^oftulot ber praf-
tif^enSemunft angefe^en werben, fonbem erbolt
feine 93erecbtigung im ®ebiete ber tbeoretif^en
9}emunft wie iebe Sd^lugfolgerung auS tfyit»
fad^en. Siefe gotgerung auf einen gütigen unb
geredeten ®ott ^eigt aber auc^, bog boS j^'anf fd^e
H^rinci)), weld^eS )ur !Berwerfung ber übrigen 93e«
weife führte, nid^t ftid^b^ltig ift Senn baSfelbe
93ewu^tiein fagt bem SRenfd^en aud^, bog ol^ine
Zranfcenbentalitüt beS SaufalitdtSgefe^ Weber
bie öugere nod^ bie innere SBelt gu erflären, unb
bag bie Unterfd^eibung gwifd^en (Erfd^einung unb
Sing an fid^ wiOfürlid^ ift (Ebenfo wenig fann
aber ber regressus in infinitum biaS menfd^Iid^e
Senfen befriebigen, weil fonft für bie QUiufalrei^e
fein AnfangS))unft gegeben unb bie gange Steibe ber
Urfad^en in SRittelurfad^en aufgelöst würbe, bie an
fic^ inbaltSloS wären. Segl^Ib würbe oonberfatbo-
lifd^en ^büofop^ie fiets bie »eweiSborfeit ®otteS
bertl^eibigt unb biefe Seigre aud^ oon ber fiirc^e
gegenüber bem XrabitionaliSmuS unb $antbeiS-
muS förtniicb fanctionirt (Yatic. Sess. III, c. 2).
Sa bie SBeweife Oon ber enblid^en unb bebingten
SBirfung auf bie abfolute Urfad^e gurücfgeben, fo
ift bamit fd^on gezeigt bag ®ott wefnitlic^ unb
wirflid^ Don ber SBelt oerfd^ieben ift. gbenfo folgt
barauS, bog bie Belt nur alS @c^ö|)fung ®otteS
gu begreifen ift, ba in einem abfolut DoIIf ommenen
geifiigen SBefen ein ®egenfa^ t)on Snblicbem unb
Unenblid^em, ton ÜRateriettem unb ®eiftigem rnd^t
benfbar ift. Semgemög lögt fid^ bie 9BeIt nur
1495
Sl^eiSmud.
1496
ald 2Bert beS allmöd^tigen @$5|)ferttriIlenS er-
nören, ber aber niddt als SEßiUfür, {onbern qI§ t)on
ber SBeiSl^eit geleiteter unb nac^ etoigen 3been ge»
ftaltenber )u benlen ift, fo ba^ bie 3bee ber SBelt
emig, bie gefd^affene 9BeIt jeUlid^ unb enblid^,
ber @(i!)öpfung8QCt emig, baS @ef(^affcne ititlid),
(Sott tttiDerötäerlid^ unb unab^gig , bie äBelt
üerSnberlid^ unb Dom @4^f^ abl^ngig i{L Sar*
Qud folgt anii, bo^ bie ä^elt t)on Sott erlitten
unb geleitet mirb, benn iebed S)ing befte^t bur^i
bie jhaft, bur^ meldte e§ eutftanben ift. So^l
fmb bie fträfte unb @e{e^ in ber 92otur toirftam,
ober fie l^ben ibre SBidffamfeit ntd^t aud ftc^, fon-
bem au8 ber {(|aff enben Urfad^e, nield^e \ä^bp^t»
rifdd forttoirft. Ob man aljo ben SBetoeifen für
bog 2)afein ®otted eine ftricte 2)emon[trabilüöt,
eine ^apobictifd^e (Setoi^l^eit" beilege ober )n)if<l^n
logifd^er 2)emonftrotion unb ibealer SBemunft-
ertenntni^ unterfi^eibe, jebenfallS [teilen fte eine
gemiffe Srfenntni| ©otteS au9 ben gefd^affenen
SHngen l^er unb bienen bem Xl^eiSmud gur toiffen*
fd^aftlid^en @runblage. Sie nöbere 93e[timmung
btefer intelligenten erften Urfac^ l^t für ben enb«
lid^en (Seift aUerbingS il^re befonberen Sd^mierig-
fetlen, toeil i^m ber !D}o|ftab für baS Unenblic^e
fel^lt. (Sin 2:^eil biefer Sd^toierigfeiten ift bem
Xb^iSmuS ober mit jeber Demünftigen äBelt-
betrod^tung, bef onberd mit bem $ant^et8muS, ge«
meinjam, benn bie meta))]^Qfifd^en ^röbicote: ^fei*
tftt, Smigteit, Unenblid^feit muffen t)on Jebem
@tanbpuitK aus, ber nid(|t mie ber 9RaterialiSmud
auf eine SrOdrung oerjid^tet, bem abfoluten Ur-
grunbe beigelegt toerben. (Ein anberer £^il if}
bem Zi^eidmuS befonberS eigentpmlid^, nämlid^
bie pfpd^ologifd^-etl^ifd^en ^räbicate mie Wa6)t,
SBciSl^eit, &ütt, Siebe u. f. m., bie man unter bem
begriffe ber oemünftigen, fittlic^en $erfönlid^feit
}ufammenjufaffen |)flegt. S)iefen Segriff gemtnnt
ber (Seift burd^ bie Analogie mit feiner eigenen
^erfönlid^feU. (Sr mei^ bef;^lb, bo^ feine ©otteS-
ertenntnif; nur inaböquatfeintann, unb negirt in
®ott iebe Sefd^rönfung ber menfd^lid^en ^[ön*
lid^feit, ober er ift überzeugt, ba^ tro^em biefe
Sirifenntni^ nid^t falfd^ ift, f onbern relatit) toa^r
fein mu^, meil ber j^erfönli^e enblid^ (Seift nur
im ))erf5nlid^en abfoluten (Seift feinen (Srunb
baben fann, fo ba^ bie Analogie bered^tigt ift
SRan lann alfo mol^l mit ben SSötem fagen, ba^
mir jmar bafi Safein, aber nid^t baS SBefen ®otte8
erfennen, mu^ bie^ febod^ gleid^ il^nen nur Don
bem oolUommenen Sßiffen unb ßriennen Derftel^en.
3u biefer Analogie ift man aber um fo me^r be«
red^tigt, als für jebe anbere Suffaffung baS ®eifte8-
leben )u einem unerHarlid^en Stätl^fel mirb. S)er
^antl^eiSmuS fann mit feiner ßDolution nid^t er-
flören, tote auS bem allgemeinen Sein ba§ einzelne
unb inbiDibuelle @ein, mie aud bem Unbemu^en
Dag 9eum|te unb 6elbftbemu^te entfiel^. S)er
begriff ber 6ntmid(lung )er[t5rt im Slbfoluten ge»
rabe bod, moburd^ ed gur Srflörung ber SBelt unb
beS SRenfd^engeifteg bient. Saju fommt, ba^ 9{e-
ligion unb @itte nur im Zi^iSmufi eine befriebi«
genbe Segrunbung [inben. Set oOgemein Der»
breitete Unglaube unferer 3rit ift fein Seioeid für
bie Ol^nmat^t bed d^riftli^en Xfyi^mvA, jonbem
betoeist nur, bog er in ber Stei^it unb 6tnnli(^
feit gefö^rltd^ (Segner ^t. Sd ift no^ lange
nid^t ein Serfall ber c^iftlid^en Religion nad^u»
meifen, mie ein fold^r ^ur 3<it (E^rifti bei ber
l^eibnifd^en Steligion Dor^anben »or. SaS &fti»
ftent^um l^at oft genug bemiefen, ba& efi bie ftraft
^u einer Siegeneration in fu^ felbfl Qot, unb ba|^
nid^t einjig burd^ eine neue SBeltauffaffung bie
bro^enbe jtataftropl^e abgebaiten merben tonn.
n. €inn)änbe gegen ben Xl^eiSmuS.
Sie @d^mierigfeiten, meldte gegen bie tl^eiftifcbe
Sßeltanf d^auung geltenb gemacht merben^ ftnb jmar
im SSorl^erge^enben fd^on berüdftd^tigt« foflen aber
ber Ueberfid^tlid^feit toegen aufammengefteOt mer»
ben. %l% ^Wöngel beS Sl^^muS" (Spider, Scr
ffampf gtoeier SBeltanJd^auungen. (£ine Ihitil bec
alten unb neueften $9iIofop^ie mit (Einf^lu^ ber
d^ftlid^en Off enbarung, Stuttgart 1898) merben
angefül^rt: 1. Son einer $erfon rein geiftigen
SBefenS ^ben mir abfolut feine Srfa^rung, unb
bod^ foS biefe $erfon mä) Analogie beS Vlenfcbcn
gebadet toerben. 2. 3n bem @ott bed 2b<^i3mu$
ift meber Seben nod^ Setoegung, meber Xl^tigteü
nodi^ SSerönberung ; er mo^t au^er 9iaum unb
3eit, ftd^ felbft gleid^, in emiger Stulpe unb über-
lö^t bie Seit, nad^bem er fie einmal gef(!^ffen,
i^rem med^anifd^eu (Sang. Ser t^eiftif^e @ott^
meld^er, mie ber ariftotelifd^e, nur fi(^ felbft benft,
ol^ne ba^ mir ben Snl^lt biefeS Senfenfi irgenb«
mie erfal^ren fönnten, ift iebenfaOS fein lebenbiger
unb menfi^Uc^ begreiflid^er. 3. Sie (Entfte^ung
ber 9Raterie au8 il^m, bem reinen (Seift, ift nid^t
)u erflären« unb fein Serl^öltni^ |ur Satur ift
Dermöge ber unbebingten Xranfcenoen} DoOflön«
big in Sunfel gefüllt. (Ein $rinci|), ba§ meber
an ftd^ nod^ in feiner Segieljiung )um (Enbli(^
pd^ erfaffen lögt, ift p]^iIofop^if(^ f^led^terbtngS
unbrauchbar. SRag bad 9lbfolute an fid^ fein, ma4
es miU, für und |at ee nur [oDiel SBert^, als cg
}ur Srfenntnig ber Sßelt uno befi gebend notb-
menbig unb )medR)tenli(l^ erfd^eint. hierin liec^t
ber ^au))tmangcl beS X^eidmud: er fann feinen
(Sott ber bentenben SSemunft nid(|t Derfifinblidb
mad^en, feine (^iftenj nid^t bemetfcn,bie Sd^öpfung
ber SRatcrie unb ben Urfprung beS IBSfen nxäit
erflaren. SBa8 boS Solf in feiner religidfen $ra»
icis fuddt unb erfel^ut, unmittelbare 3l&fyt unb
SBa^me^mung bed göttlid^en SeinS unb SBixfenS,
gemalert ber $ant]^Smud ungleich beffer att brr
tranfcenbentale Xl^eidmud, ber (Sott in bie gerne
rudft unb ibn blog in (Sebanfen gegenmärtig fein
lä^t. — Siefe ,, Mängel" fmb aber nfi^ betrautet
SSorjüge be8 X^eiSmud ; benn iebc gHftige, ibeale
SBeltauffaffung mu^ einen geiftigen Urgnmb an«
nel^men, Don bem mir feine Srfa^nmg ^en. 3o,
bieg trifft nur bei ber öugem, finnlidben Srfab-
rung Doüfiönbig )u, benn bie innere (Etfabntng.
1497
Z^eiSmud.
1498
tote jie im rellgUfen unb fittlid^en SBeiDu|tfetn
lim fluSbrud fommt, fül^ über ben eigenen
iScifl ^/tacoA unb )n)tngt un8, biefed geiftige W)»
johlte prrfönnd^ §u faffen. S)ie SBilbung bed 99e-
(njft4 $erfon nod^ bem menfd(|Iui^en Seifte legt
oIUrDingS b(e (Befallt nol^ic, in berfelben eine Se«
i^^rdnfimg unb (SegenüberfteUnng ongune^mcn,
\o ba| ou^l ^wc gelten mfirbe : Omnis determi-
natio est negatio (Spinoza, O^ic^e) ; allein biefe
tBrgriffibeftintmung ift thm ant^ropomorp^tftijc^,
unb cd iil U]md)ttg, ba^ ieber begriff Don cineni
V.'nönli(^ai ®ott ant^ropomotp^iftifd^ unb ein
"üt^ Don ^4}lato unb Suguftin fei. @inb £er-
tullian, Vugufhnud, ^Ict|, gofoin, Soltaire unb
btf flieiften neueren 3:]^eoIogen „antl^ropomor-
pbi{)if(4e X^eiften", fo mu^ roenigftcn^ ein be*
^(dtigted 3Roment barin fein, gagt man bad
l>:cf onfcin olfi baS felbftbemu|te, freie ^ürftd^fein,
oll bie SdbftBel^uptung unb @elbftbcftimnumg,
fo i)t niil^t cin^ufe^en, roorum ed ber abfoluten
jnttUtgen} ni(^t }ufommen foD, ia fie XDxxh erft
boburt^ fär un8 faßbar unb begreiflich. Sie Sr-
ndnmg beS göttlid)eu S)enfen8 trifft blog bei bem
onftotelifc^ ®otte§begriff gu, bem Schöpfung
wiib Sorfe^ung fehlten. SBenn man mit bem
d)nftli(^ 3:^ei8mu8 in ®ott einerfeitS bie emigen
jbern bct^inge, »eldde bie f^öpferifd^e SBeiSbeit
^ur 9lu§gejtaltung braute, anbererfeitd bie innige
SBr^felbejte^img smifc^en SnteUect unb SEBiUen
annimmt, tt>e(d)e au8 ber SrinitötSIe^re )u er-
{d)Iie§en i{i, fo n)irb mon nid^t mc^r behaupten
fömtcn^ baß ber tbeiftifd^e ®ott in cmiger 9hi^e
mit^ätig fei. £r ift oictmc^r ber abjolut lebenbige
(9ott unb wirb un§ hcibuxäf begreiflicher, als toenn
mir blog feine ^böHgfeit in ber 3BeIt berüdfici)-
%n; benn oud^ im menfc^Iic^en Seben ift bie
g(ijtig>{ittl{(!^e Xbätigfeit mit ergaben über bie
*^etfKitigunQ am 9)7aterteQen, ber ®ebanfe fte^t
tjöbcr alfi bie STlaterie. S)ie Sntfte^ung ber SRa-
terir au8 bem reinen ®eift ift btnfid^tlid^ beS 3ie"
aüerbingS tote oQeS Serben x{xd)t gu erflären, ober
in Ü^rtnff beS „S)a^" bo^ aud ber ^Umac^t unb
'Ü^et^t^it ®Dtte8 5U erfennen. 3)ie ißermeifung
auf bie Dielen ®ebeimni[{e in ber 9latur unb im
l'cben totrb baburc^ nidf)t hinfällig, ba^ ein ®e-
tirimnil ntc^t burd^ ein onbereS crflärt wirb, benn
e4 banbeß ftd^ überl^au^t nid^t um bie Srflönmg
eine» ®e^mnifie8, fonbem um bie ^nerfrnmmg
bc4]c(ben. Siefe fann man aber bem ®cl)eimni|
Der 6it&pfung nid^t oermeigcrn, menn man bie
((eMmniffe beS äBerbenS unb Sßerge^end in ber
9(atur }ugibt unb bod^ bie Sl^tfa^en annebnien
tnut 2)ie Vamad^t ®otteS befeitigt baS %e-
bmfen befi ItilomS ^Mu« nidfttsmirb nid^lS'', unb
bte 3lki3beü ®otte« entrücft ben @d^öpfung§act
ber ffiiUtur- Statt ber ^aiealcn" ober ,,Urpofi-
tionen" in ®ott (3. ?). Siebte ; ogt. Sbielc, "aDte
$biIofopbte bed@elbftbcn)u^tjcin§unb ber ®Iaube
an Öott, greibeit, Unfterblic^feit, «erlin 1895),
Ofü^e als „(Eioigenbli^e" ben 3eitbegrift auS-
jdieiben foüen, genügt eS, bie eu)igen Sbeen in
®ott mit ber {eitröumlid^en Stealifation ^im An-
fang" äu oerbinben. 3&offi bleibt mit ber SWa-
terie für ben Xb^i§mu9 ein relatioer S)uaTi§mu§
befteben, aber ein fold^er ift gerabe not^menbig,
menn man bie Sbentität bon SBelt unb ®ott im
^antbciSmuS ober Spiritualismus (f. b. Srtt.)
oermeiben miß. S)urd^ bie Sc^re uon ber Sd^öpfung
unb $$orfebung ift bie ^bbdngigfeit t)on ®ott ge-
geben, obne ba^ ®ott in bie 3ritlid^leit tmb 93er-
önberlid^feit einzugeben bätte, unb baS ^rindp
ber ßinbeit gcmabrt. gs ift bejibolb mi(lfürlid(),
Siemens, OrigeneS, ^t^anafuiS, Spinoja, fief-
fing, @oet^e unb Sd^Ieiermad^er als ^toSmijd^e
Xb^tfi^ii" ttcbstt einanber gu fteQen. 9ied^net
man, ubne pantbeiftifd^ gu beulen, bie ÜDlaterie
}um äßefen ®ottcS, fo ift eS getoig oicl fd^merer,
einen fold^en ®ott gu begreifen. 2)ie Xran(cen-
beng ®otteS ift aber im llbeiSmuS nid^t e^clufu)
gu faffen, mie im SeiSmuS, fonbem mit ber
3mmaneng gu berbinbcn. SEBeil ®ott übermelt-
lid^, übergeitlid^ tmb überröumlicb ift, fo ift er
nic^t blo^ in ®ebanlen, fonbem feinem 2Befen
unb feiner 9)tad^t nacb überall gugegen, unb loeil
er als perfönlid^er ®ott gugegen ift, fo fann ber
®läubige mit Vertrauen gu i^m beten. SDie^ möre
bei bem pontbeiftifd^en @ott unmoglid^ ; benn mer
moSte oon einem unperfönlid^en abfoluten , baS
übrigens alS emige unb tmenblid^e Urfad^e glcid)-
faUS über 3cit unb Staum fteben mü^te unb bem
begriffe gufolge bie Sutmidlung auSfd^lie|en
mürbe, f)ilfe unb Sroft ermarten? SBenn biefe
f)tlfe oft ausbleibt unb baS IBöfe gu triumpbiren
fct|cint, fo gibt bie| SSeranlaffung gu fc^meren
Prüfungen, aber aud^ gur gebulbigen Srgebung
in ben SBiÜen ®otteS imb gur feflen f)offnung
auf eine jenfcitige SBelobnung. 9lur für ben-
jenigen, mdcber feinen IBlid blo^ auf baS S)ieS-
feitige (enft, baS Uebel unb $3ofe a(S eine felb-
ftanbige ^IRacbt anftebt unb baS bösere 3id unb
bie einfttge ^uSgleid^ung löugnet ober gering
ad^tet, beftebt gmifcben ber tbeiftifd^en 9$or-
fteUtmg ber ®otlbcit unb bereu Srfcbeinung in
92atur unb ®efd)i(ble ein SBiberfpmd^, meil auf
ber einen Seite baS erbabene Sbeal, auf ber an-
bem Seite bie robe SBirflic^feit ftebt. Kein pbilo-
fopbifd^ mdgen fub Sbeal unb SBirÜtc^feit „nie
unb nimmer" mit einanber t)ereinigen (offen, ber
®laube büt längft anberS entfd^iebett Sßenn bie
^nmfung ber ^eiligen, bie SBaDfabrten, baS
^ItorSfacrament u. f. m. baS I9ebürfni| bcS ®Iäu-
bigm nac^ einer Vermittlung geigen unb in ber
^enfd^merbung eine fold^e gegeben ift, fo bemeist
bie^ nur, mie ber d^riftlid^e ^b^iSnutS ben %e-
bürfniffeu entgegcnlommt. „3n ibm leben, toebm
unb finb mir." (Sgl. grieblänber, Sittengefcbidjte
MomS III, 6. ^uP., fieipgig 1890, 656 ff.)
2Bmn „Iro^ ber großen Mängel unb SBiber«
fprüdje beS tb«iSmuS" feit 2000 3ab«n fo oiele
ber ßbclften unb ©ebilbetften mit allen fSfafcm beS
^ergeuS bem Sqftem anbiugen, menn Xaufenbe
bofür i^r itUn bingegeben b^^ben, m&btenb fein
1499
S^efla, bie H — Zl^eobalb, ber H
\m
i
S&eijpiel bafür befannt \\i, ba^ jemanb für einen
mat^emotifc^en ober ))biI<>Ic>P|^^f(^^ Se^rfa^ fein
Seben geopfert \^(ibt, fo erflärt fld^ biefe mcrf-
»ürbige Srfc^einung nid^t blog burd^ bie (£nt-
ftel^ung beS £^ei§mu3 qu3 ber fübifc^en SRcUgion
unb ber grieci^ifd^en $l^iIof opbte, fonbem burd^ bie
®egrünbung beSfelben im @ei]te bed Wenfd^en unb
im ganzen UniDerfum, b. 1^. burd^ feine fubiectit)e
unb objectioe SBal^rl^eit (Dgl. Justin. Apol. U,
c. 10). SBol^I orbnet bie 9%eUgion ade anberen
Gräfte unter unb benu^t fte ol8 W.M }um
^xotd, aber fte !ann bie| bod^ nur infomeit, al8
ie eine innere SBa^rl^eit unb ÜRod^t befi|t. @ie
eüt ^flcS unter ben religiöfen @efid^t§punft unb
benujt Äunft unb SBiffenfc^aft, ^l^ilofopb« ""b
3RetQp^t)ftf nur fo meit, qI§ ed nöt^ig ift, bem
tran)cenbentalen @ef übl beftimmte ^nbaltspunfte
unb Kid^tungen ju geben ; aber fte möre auf bie
2)auer unbaltbar, ttenn i^re SBal^r^tt mit ber
allgemeinen SDBal^rbeit in unöerfö^nlic^cm SBiber«
fprud^ ftönbe. S)eibalb ift bie 3)kd^t, meiere ber
ib^iSmuS auf bieSeifter unb ^erjen ber5Kenfd^-
beit ftetd auSgeäbt l^t unb trof aUer Sefömpf ung
nod^ ausübt, ein fc^Iagettber beweis für feine
innere SBa^rbeit unb S)ered^tignng. (93gl. nod^
au|er ben bogmatifd^en unb apologetifd^en Sßerfcn
fflctitgen, 2:bcoIogie ber SJorjeit, 2. ^ufl., aWün-
per 1867 ; ®crf., ^ilofopbie ber Soraeit, 2. ^ufi.,
3nn§br. 1878 ; Ulrici, ®ottu. bie !Watur, 8. %x%,
Seip^ig 1875; ®eifenberg, 3:bei§mu8 unb ^ßon-
tbei§mu§, ffiien 1880; aBUImann, ©efd^id^te be«
3beali§mu§, «raunfd^toeig 1894—1897, 3 ©be. ;
@(bea, 2)ie göttlid^e SBa^rbeit bed gl^riften-
tbuma I. ©Ott unb ®eift, 5ßaberbom 1896;
(Sutberlet, ®ie 3:beobicee, 3. ^up., SMünfier
1897. Ueber amcrifanifd^e Eonttot)er]en oergl.
Shanahan , John Fiske on Idea of God, in
The Catholic University BuUetin UI [1897],
3 ff.) L*. ©d^ana.]
%f^Ma^ b i e ]^ I. , ^btifftn bon Od^icnf urt unb
Ailingen, eine ber frommen unb gelehrten Sene-
bictinerinnen, meldte ber gro|e 5lpofteI ®eutfd^«
lanbS aug Snglanb nad^ ^cutfd^Ianb ifommen lieg
(um 749), um neue ftlöftcr ju grünben ober fd^on
gcgrünbetc mit bem redeten ®ei|te au befcelen. 3n
(fnglanb lebte 3:befla im ftlofler SBinbom (nid^t
53arfing) in ber ©raffdjaft S)ord()efter unter
%tii(x'^ fieitung. Sic tpar eine Serioanbte ber
bl. fiioba ff. b. Wrt.). ©ag fte baburd^ aud^ mit
bem bl. äonifatiuS öcrmanbt gemefcn, ift nid^t
crmiefcn. 92acb SDeutfd^Ianb gefommcn, lebte fte,
tt)cuigftcn§ einige Seit, im ftlofter Sifd^of§beim
a. b. 3:auber, bis ber %\. ©onifatiuS fte attr 9lb-
tiffm in bem neu gegrünbeten ftlofter Dd^fen-
fiirt unb nacb 6t ?lbel^cib§ ober §abeIoga'S,
ber förünberin unb erftcn ^^Ibtiffin oou Ailingen,
Xob aud) aur Sorftcberin Don biejer 51btci motzte
(ettun 750). ©onft ift über fie nid^tS befonnt, ba
e§ feine alte fiebcuSbefd^reibung Don i^r gibt. Sb"^
Sob, ber, xoxt ©tamminger bartbut, aiemlid^ ftd;er
mäi i^ioba'S ^eimgang (^eft. 780) fäüt, mirb auf
baS 3a]^ 790 ober f)>dter Mrlegt. 3^ (Snib ip
unbefannt, il^ Sult alt ; boS tömifcbe V^mt»
logium, ebenfo baS englifc^e unb bieScnd^tösK^
ffalenber, gebenfen ibrer am 15. Gdobrr (o^
(Sterbetag?), anbere am 27. ober 28. Scplaia.
(Sgl. AA. SS. BoU. Oct VU, 1, 59 a^.;
SRcttberg, ffird^gefcb. ^eutfd^lonbS Ö, 6öeact.
1848, 334 ff.; @tammtnger, Franconiisum
I, SBüraburg 1881, 379 ff. ; !Ben. Stengde, l6
el^emal. t^rauenllofier iti|itiQen a. 91, in Si^
badber ffalenber 1 898, 94 %) [8. ^mIingO.&B.l
%t^tVBai^ im 9[. £. a. (nrr ) 1. ber neuste Soll
38maelS (®en. 25, 15. 1 %ax. 1, 30); 1 «
92atbinaerfamüie (f. b. ^rt. (Sktbaon), na4 4ns
@tammdoter fo geimnnt (1 ßSbr. 2, 53. 2 Cftc
7, 55). — b. (5«vO '^flwe eine§ acobif^ciSai^
ftrid^eS mie bcS ibn ben^obnenben Sebuimpo»
med, in ber ^ö^e beS olauttifcben SiRcftite
(3ob6, 19. 3er. 25, 23). [«(mfaL]
S9^»ait ( -ixi/r) , im 9. X. a. ^Ifiee^
name: 1. ber @o^n Slipl^', bed (SrpgAoran
gfau'S (®en. 36, 11. 1 ^r. 1, 36); 2L ö
fpüterer Cbomiterfürft (®en. 36, 15. 42. 1^
1, 53). — b. Ortsname: eine ebomüifibe Sitifc
(IBar. 3, 22. 23. ^moS 1, 12), toeU^bn^Mt
barin mobnenben nieifen 9R&nner beru^ w
(3er. 49, 7. 20) ; fte lag im !Rotben Don On
(Lag. Onom. n. 260, 95). [flouldL]
%t^tvAfÜM^ ber SRonopb^fü, f. «gnoäa L
343.
t^eoftatb (ZbtetboIbuS, Siebolbufi, Iftet.
Sl^ibaub 2C.), ber biw Siiiftebler mtb {pdtsfr
malbulenfer, erblidte bad Su^t ber SBett p f»
t)inS (Provinnm castrum) in bei (Snüift
Sbotnpagne, in ber 2)iöcefe @enS, mabtf4nflM
im 3. 1033. Sr entftammte einem Dotnc^
gröflid^n @efd^Ied^te, meld^ed bem ber Soja
Don Sb^ntp<igne t)emHinbt mar. 3« \p»
reifenben ^Iter fa|te Sbeobolb eine Betete
SBorUebe für baS Sremüenleben ; bod( netj^wi
er feinen ßltem, %mu(f unb äBüla, Dim *>
d^cn er SBiberfprud^ befürchtete , feinen Sonl
unb aog nur SBalter, einen Stitter auf bec Ob*
gebung feines SaterS, in'S Sertrouen. Hb ^
fanb er einen treuen (SeftnttungSgenofres ^^
beftönbigen SebenSgefäbrten. Serbe maiMaitii
eine günftige ®elegenbeit, fidb unauffoligM
^roDinS au entfernen ; fie fanben biefeUxiaS-
1054, als au 9{eimS gro^ »ittaJMerTHtlte
ftattfanben. 3n Segleitung a^oeier Sa|fnÄ^
ritten bie beiben t^reunbe nadb XeimS. cstfiip
bort bie 2)ieiter unb festen, obne an ben %Bt^
Iid()feiten tbeilgenommen aubaben, allein ba Ski
au |$u| fort. UntermegS oertoufd^ten fk i|rr i»
ncbme jf leibung mit ben Sumpen aioeier SdflcL
9Mdf| einem furaen ^ufentbaUe in ber 6iaü4^
gbinp, au ©uff^ 0«^ ©US9) in ben ÄrtWÄ
ber Don ben ölteftcn Siiograpbien asKiriiütttf'
möbnt, aber burd^ örtli^e S^enfmäler nd ifv
bitionen fidler gefteBt ift , manberten |ie wm
na6) $ittingen (Pintingum, ^ute $dtiiis0''
1501
S^eobalb, ber H
1502
natm fimtn S)Dtfe no^e bei 3Rtx)ii im ®ro^-
^cTjogtbum Suscmbttrg, bamotö jum SiSt^ume
ixiix ac^örig. Sott bauten Je fic^ in einem
SBalbelpOittn unb blieben bofelbft über ein 3abr.
%m %a%t Drrbienten fte pd^ burd^ ibrer ^nbe
Vxbcit bcn notbt^tnbigften SebenSunterbalt, toöb-
smb pc bie Stockt gto^entbeilS im Sebete 5U-
bio4)tcn. Son ^ettinoen oufi mad^teu fte barfuß
rhu SaUfobrt mä^ Som))ofteIa ({. b. %[rt.) in
Cpoirien. 9{a(^ bet Kfldfebr in'd Xrieret Sonb
erbicit äb^obolb ben Sefucb fcineS fßa\M, Der-
fo0tc p(!b aber and ^bfbbtung {eben S^erfe^r mit
tbm. 2)afi nd(!^fte 3iet ber SBanbcrung Xb'o-
telb# unb SBalterd mx 9iom. 9uf bem Stöd-
veg^ enoacbte in ibnen bo§ Serlangen, aud} nod^
ben brüten gro^n 2Bafifabrt8ort ber Sbnftenbeit,
dcnijalem, ^u befud}en : in biefcr 9lb(ic^t lenlten
iie ibre Sd^ntte gegen 9}enebig, mo {ie fid^ einju«
cbiffen gebacken. Stt fte aber bei Salanigo in
ber Dibcefe IBicenja ongelnngt maren, Derfagten
Salter bie Ihöfte )ur SBeiterreife. S^eobalb gab
bober ben ^lan, baS f^tüxqt Sanb ju befucben,
auf nnb tniUigte ein, fid} mit SBaltcr in ber SBilb-
niB tu)tt &olanigo bauemb nieberjulaffen. ^ier
crrfii^it bie Strenge feined aScetifd^en SebenS
nnb bie SaSfd^dlung feinet ©eifteS Don aUtm
3rbif(ben brn Ig^öbepunft. 9{ad^ gmeijiäbrigem
^nufentbalte )u Salanigo ftarb SBalter ; um £J^o-
balb aber fammelte fi^, angejogen burd(i feinen
bcUigen ScbenSUKmbel, eine fleine Sd^aar f^til!^
bcgieriget junger, tmb ber 93ifd^of Stnbicberiud
iwn Stcenja fal^ {td^ tucgen beS bolzen iBerbienfteS
ZVobalbfi oeranla^t, ibm bie f^tilx^t $riefter>
meibe }tt ertbeUen. 3u ©alonigo empfing 2:^eo-
balb jnm ixotxttn ÜRale ben SBcjud^ {eined SaterS
unb oermieb bie|mal nid^t bcn 3}ertebr mit i^m.
9i(bt lange barauf mad^tc ficb @rof Arnulf gu
finrm neuen Sefud^e feined @obned auf, bie^mal
in iDegleitung feiner ®attin unb eined goblreic^en
(BejolgeS. &tD% n)ar bie greube bed SBieber«
lebend, namentlid^ für bie SItutter, bie Sb^obalb
feit feiner Sbreife Don $roDin8 ni(^t mebr gefeben
bette ; fte tooUte ftd^ ni^t mebr uon x\)xtm @obne
trennen unb führte fortab unter feiner Seitung ein
gottfelige« £eben. S^ren ®atten riefen ©efd^öfte
na(b 9ronfreid| gurüd. 2)ie bieten IBu^übungen
botten Sb<obalb8 tt'öxptx Dorjeüig gefd^tt)äd^t ; ed
befiel ibn eine fcbleid^enbe firanfbeit, totlä^t ifjin
«14 )metifibngnn ftrantenlager auS-biefem Ceben
binQ)eg;nabm, gtofilf 3a^re nai^bem er fein SSater»
Umb Detloffcn batte. S)rei biefer 3abre batte er auf
Banbetungen tmb SBaDfal^rten, neun in ber @in-
tfeit )ttgcbTad)t. Sr ftarb an einem grcitag,
80. 3uni 1066. SBor feinem 3:obe b^tte er
B0db feine ÜRutter unb feine geiftltd^en ©i^bne bem
Cmnalbuloifcrabte $etru8 Don 93angabice, einer
feiner Cinftebelei nabe gelegenen ^btei, anem-
^fo^ten, Don bem er in bemfelbcn 3al)re bad bei-
itge Orben^ritib empfangen b^tte unb ber einige
S^b^e fpater feine 99iogrop^le fd^rieb. 3Qbltcid)e
not rnib nod^ feinem £obe getoirfte SBunber merbcn
Dom b(- S^eobalb berid^tet, tl^eilneife Don red^t
glaubmürbigen Saugen. Sie erfte Stubejiätte fei-
ner irbifd^en Uebenefte toar bie bei ber Sinftebelei
gelegene JfapeUe. SBon bort entfübrtcn fie bie
Sicentiner unb brad^ten fte in bie Satbebrale Doit
SBicenaa (DgL MabiUon, AA. SS. Ord. 8. Ben.
saeo. VI, 2, Paris. 1701, 169 sqq., uttb bad
Offic. propr. Don Sicenja )um 3. 3uli). 93on
Sicenga tourben bie Reliquien aber fd(|on balb
nacbb^t in bie ^btei Don ißangabice Qe^t ba^
@täbtd^en Sa )8abia) übertrageiu S)er Sene-
bictinerabt Smulf, ein Sruber beS ^eiligen, er-
bielt Dom W)it ißetruS Don Sangabice einen bc>
beutenben X^zxl ber Steliquien gum ©efd^enf unb
brod^te biefelben in feine Sbteien Sainte-Solombe-
Ied-@enS unb SagnQ in ber Sanbfd^ft 3}rie in
Sfranfreid^ (Mabiilon ib. 175 sqq.; [Bouquet,]
Ber. OaU. et Franc. Scriptt. XU [1781], 289,
unb Offic. propr. Don ^utun gum 1. 3uli), ber
^aupttbeil Derblieb inbeffen ju Sa 93abia unb mirb
nod^ l^eute baf elbft aujbemabrt (üghelli, ItaL sacr.
Y, 2. ed., Venet 1720, 1039, unb SBeic^erbing^
3)er bl. £b<obalb Don ^roDinS . . . OueDenmagigcr
^Beitrag gur Su^emburger Segenbar-SBiograpbi^*
Suiemburg 1879, 98 ff.). 2)ie Sleliqttien Dou
@t. Solombe (amen 1792 in bcn Seftb ber Sa-
tbebrale Don @enS ; bieienigen Don SaguQ beftnben
fid^ in ber nabe gelegenen ftirc^e Saint-Sb^^^ut-
bcd-lBigned. S)ie le||te 9leDifu)n berfelben gefd^ab
1854 burd^ ben Sifd^of oon SReaus; Heinere
^rtifel ber Sleliquien mitrben bei biefer ©elcgen-
beit an mebrere ffird^en Dertbeilt (SBeid^erbing
97 ff.), giacbbem ipapft «leiaitber n. (1061 bis
1073) — nicbt «lejanber nL, »ie aRabiUon unb
nad^ ibm Diele Rubere angeben — in feierlid^er
ßrfläntng ben öffentlid^en Sult beS bl* tf^tobaib
geftattet batte (Migne, PP. lat. CXLVI, 1413),
itobin bie Screening bedfel6en einen fd^neÜen 9uf >
fd^mung unb Derbreitete jtd^ befonberd in 3talieit,
granfreid^, IBelgten unb Sujemburg. Stele Stdbte
unb Korporationen möblten ibn )um ^trone;
namentltd^ fei erteöbnt, ba^ er ber @d^u(beilige
ber Stb^Ux in f^franfreid^ unb Italien ift, unb be|-
balb erblidte aud^ ber reDolutionöre ®ebeimbunb
ber Sarbonari (f. b. ^rt.) in ibm feinen Scbu^-
patron. 3ubob^t9erä^mtbeit gelangten im Mittel-
alter einige fogen. „^J^toialtvLibxnnnm*' , fo bei
$roDin8, Sbinb unb SRontaigu, mo Diele fromme
(gläubige in ibren 92ötben unb ffronf^eiten beim
bl. X^toMb ^ilfe fud^ten unb fanben. 9luf alten
Silbern ift ber bl. %^ohaih balb ald 9Htter, balb
als einpebler ober ^riefter bargefieüt. ©ein S^ft
mirb nod^ b^ute in manchen S)iöcefen, nidjt
flberaH am nömlid^en Zage, tircblid^ begangen;
bog römifd^e 9Rartt)rologium be}eid^net ben 1. 3uli.
S)ie oltefte SebenSbefd^reibung 3:ba>i»atbd ift l>te
fd^on ermöbnte Dom ^bte !ßetruS Don Saitgabice,
Derbffentlt(bt Don Snabillon (1. 0. 156 sqq.); bie
Don ^enfd;en in ben AA. SS. Bell. Jtin. Y,
592 sqq. et 596 sqq. ebirten reprdfentiren lebig-
lid^ Ueberarbeitungen berfelben. SS ift iebo^
1508
H^eobclinbe — Il^eobicee.
1504
^EOül^rfd^einltd^, bo^ au^ f^on bie t)on ÜRabillon
bcnujjten OTanufcripte 3nterj)oIationcn gu ber ur-
flnräitglUl^en gfaflung ber Vita 8. Theob. beS 9l6te9
Petrus ent^tetu [9R. ü. (Sid^enborff 0. S. B.]
itt^Mwbt^ f. £ongoborben vn, 1404 ff.
^De#keri4, f. Z^oboric^.
l^tphUit (Don Oeo; unb otx72) l^ei^t feit Setbnt}
bie Slet^tfertigung 0otted »egen bet in ber SSBelt
befte^beti UimoUfommen^iten, Uebel unb Safter.
9<9lc (l b. Vit) ^e bem bamoligcn 3eitgeift
entfprec^enb in feinem Dictionnaire boS mora«
fif<^ unb p^fd^ ttebel mit ber ®ate unb SBor-
fe^ttng (Botted für untieretnbar erflört ; bie btS-
^etige t^ologtfil^fc^olafttfc^ Se^re bom Uebet
unb Sdjen gebe feine flntmort auf bie ^xa^t, ob
beim ^tt ni^t eine 9Be(t ^e fti^affen fönnen,
tu mldfti Vit SRongel ber gegentoörtigen Sßelt
eine Unrndglic^feü wdxtxL 3)er ÜRanid^öiSmuS
fei noä^ mäfi genügenb miberlegt. ^te ffonigtn
Bep^it S^oxfotte ton ^reu^en mar burd^ bie
Secture bte^9rtifel in 3n>eifel geratl^en unb ber-
anlaste Seibni) (f. b. 9rt) gu einer iBert^eibi«
gong ber göttlid^en ®ute unb f^rei^eit. S)a§
2Bcx! eri^ien gu Smfterbam 1710 unter bem
%x!td Essais de Theodicee sur la honte de
Dien, la liberte de Thoinroe et Torigine du
mal; eine lateinifd^ Ueberfe^ung erfc^ien gu
gfconffurt 1719; unter ben beutfc^en ift bie be-
famitefle bie Don (Sottft^eb Derfa^te: ^. (äottfrieb
3BtI^m8, Sfreil^erm Don Setbnij^, Zb^obicee, b. i.
aSerfuc^ Don ber ®üte ®otte8, ffrei^eit beS 9Jlen-
f<^ unb Dom Urfprunge beS ^öfen, ^annoDer
u. Seit^gig 1763. 2)ie Söfung beS ^roblemg roirb
Dom @tanbpunfte beS Optimismus (f. b. ^rt.)
<M Derfudjt. 2)er Vorgang ficibnig' reigte um fo
me^r gur S^a^ol^mung unb So^f^^^^ng, oIS biefer
@tanbpunft fe^r anfed^tbar unb bie religiöfe Seite
DidenÖebenfen auSgefe^t mar (Dgl. SEBemer, t^rang
@uareg unb bie ©d^olaftif ber legten Sal^r^un*
berte 1 , 9iegenSburg 1861 , 545 ff. , mo aud^
^ladt^i Sl^eobicee befprod^en unb bie £l^cobicee
C;io§mini.eerbatr8 [f. b. 5Irt] onal^firt mirb).
$on beutf^ Serfaffem feien genannt: SoIguQ
{Xxt göttltdtie ®äte gered^tfertigt , beutfd^ Don
(^ber^orb, Seipg. 1782), 2Bcrbermann (9icuer SSer-
fmftgurlieobicee, 8eipg. 1784—1797, 3 %^t.),
ftinboDQter (Sfcptifd^e Dialogen über btc ^or«
tbeile ber Sdben u. f. m., Seipg. 1788), SBctS^aupt
«llpologie beS SRi^DergnügenS unb be§ Uebefö,
^(egcnSburg 1790), Greu^er (Leibnitii doctrina
^ nrnndo optimo, Lipsiae 1795), ^e^benreid^
<1?iiloiopl)ie über boö fieiben ber HKcnf^^eit, Seip»
V^» 1797-1799, 3 a^e.), SBagner (Il^eoblcee,
^itberg 1810) , SBenebict (Theodicaea quam
jtiY^»ntuti lit. sind, scripsit etc., Annaburg.
:$:i:2v, Aopp (g^rifhiS unb bie 9BeItgcfd^id)te
UL f. »^ ^rucftftüde einer Sl^eobicee, ^eibclbcrg
l>'i->^ . ¥lakfce (®a8 SBöfe im einflong mit ber
:ll?€L^>rt^mmgtt.f.».,8eipgig 1827), g}oigt(Ucber
i^ctiüeir mh »ot^menbigfeit , Seipgig 1828),
>riujjwt \}l^xt ba« SSer^ältni^ ber S^eobicee gur
fpecuIoüDen ffoSmotogie, ®reifSmotbe [Samberg]
1836), ©igmart (S)a9 Problem beS SBdfen ober
ber l^eobicee, lübingen 1840), tS. D. ©c^ben
(S^eobicee, eine Steige Don 2)ta(ogen, ftarldru^
u. gfreiburg 1842), fteppler (S)aS Problem beS
Seibend in ber 9RoraI, gfreiburg 1894). SSeü
biefe grage aber im S^ifoinmen^ange mit ber
gangen SSeltauffaffung fte^t unb eine befonbere
©c^mterigfeit für ben S^etSmuS (f. b. «rt.) bilbet,
fo fam man me^ unb mel^ Don biefer fpecirüen
Sel^nblung ab unb fuc^te fie burc^ eine meitere
gfa^ung bed teleologtfd^en unb moralifc^en ®otte8«
bcmeifeS Don aDgemeineren ©epc^tspunften ottB
gu beantmorten (f. gid^te, 3)te tbeiftifd^e Selt-
anfid^t unb il^re 9ered(|tigung , Seipgig 1873,
211 ff.). SRan betrachtete bemgemäg bie X^to-
btcee neben ber jfodmologie unb 9(ntbropologie
als einen befonbem Xb^il ber 9Retap^9fif (©rim«
mid^, fiebrbud^ ber tl^eoretifc^en fß^ttofopi^ie auf
t^omiftif^r (»runblage, greiburg 1893, 486 fl.)
ober be^nte fie auf baS gange @ebiet ber natür-
lid^en Zb^ologie au3 (Wäret, Sj^rifttii^e S^eo*
btcce ober SBergleid^ung beS d^riftlid^en unb ratio*
naliftifd^en Segri^eS Don ®ott, beutf4 Don
Dif (Ringer, SKaing 1845 ; ®ratn^, lieber bie 6r»
lenntni^ @otteS, beutfc^ Don ^fa^ler I, Stegen^'
bürg 1858 [mo @. 53—424 eine Ueberfid^it über
bie ®efc^i(^te ber Sl^eobicee Don !ß(ato bi§ Selb-
nig gegeben mirb]; @utberlet, S>ie Zl^eobicee,
3. Slufl, SWünfter 1897). a)amit ift fd^on gegeigt,
ba| bie Sldeobicee nur für ben ®Iauben an einen
perfönlid^en (Sott, ben Schöpfer unb Setter bei
fficlt, Don »ebeuttmg ijl. SBer mie öume (f. b.
91rt.) bie UnmögKd^feit, bie metap^Q^fd^e @ül-
tigfeit beS SaufalitfttSgefe^eS noc^gumcifen , be*
bauptet ober mie jfont (f. b. 9rt.) tbeorctifd^ bie
Xranjcenbeng läugnet, nuig bie S^eobicee jür De^
fel^It betrad^ten. ^^r fonnte ffant ,, lieber bie
SSergeblid^feit oDer biSl^erigen SBerfud^ einer fpecu*
lattDen X^eobicee'' fd^reiben. ^ie bad ^ett^um
tief aufregenbe fjrage: ^JBJo^er baS 9Jöfe (UebcI)?"
bcmeiSt bie ®runbübergeugtmg ber 9Renf4b(ü,
bog baS IBöfe tttoa% 92idQitfcinfoUenbed ift unb mit
{ebem ®Iauben an ®ott in Sonflict fommt. Selbft
ber Pantheismus fann i^r nid^t gang auSmeid^,
meil ber abfolute Optimismus unb ^ßeiftmiSmuS
mit ber tägüd^en ßrfabnmg gu fe^r im SBiber*
fprud}e fielen unb ber begriff beS mit ber Seit
ibentifd^en ^bfoluten bie SnbiDibiuition aii->
fd)lie^t. 2)ie IBerflüd^tigimg ber ftd^tbaren SBett
mit ibren UnDoHIommeubciten unb Seiben in einen
abfoluten SbealtSmuS unb SpirituatiSmnS (f.
b. 9lrtt.), mie er fic^ fd^on bei ben inbif<^ $biIo«
fopben finbet, ift aber ebenfo SKujion unb %än»
fd)ung als ber bubbbiftijd^e ^JftmtSmuS. ber auf
lebe tbeoreti)(^e Söfung Dergid^tet unb bie Qx»
töfung in bie Crfenntnife ber Setben unb bie pro!«
tif dje gntfagung oerlegt. SBeiter fü^ ber iranifcbe
5)ualiSmuS (f. b. 9lrt.), melier, um bo« Söfe
Don ©Ott fem gu l^alten, ein emigeSböfe§$rtncip
annimmt; baSfelbc ift Urbeber afleS SJdfen unb
1505
Xl^fObicee.
1509
iSkpm brt gvlm iRoiM, ttitb oBer ton biefem nnb
bcn mit ^m tsittcnben guten Oeifient itnb 9Ren«
f4M nte^t unb tne^r jutfitfgebtdngt rnib am Snb«
^iiriildl mit bcn Sdfni ucmid^tet, n^ä^tenb bcn
^üttta bic ODige ecligleit ju X^ü toirb. «ud^
bei bcn 9e0Hitem finbct fU^ ein Qem8|igtcr 2)ua-
liSmni nnb gmtg oefonbeti boS ®etfal(|t na^ bcn
fBirfni, mobntA bic Suftgleiil^ng in'8 3en{eitS
»edegl ifl. IDic (Briefen unb 9Umer ftel^, toenn
man inmi bm f)iSteten SRyftirien abfiel^, mit i^trm
liDmintaibcn eottcftbegritf unb i^ Sb^tl^ologie
ttf{ct. 9At ^imiftifd^ Surit (X^ogniS) Der«
iwiftftt on ber (Slecnj^tigfeit. SBemge (6oIon)
tdminlcn Spnien bcr göttlid^cn ßcred^gfeit on
nnb ffi^I^cn )nctjt bad $tobIem bcr Xl^obicec.
«rfl bie Zxogifec ^ben boS SlStl^el be« Seibenl
|a lAfen gcfu(^. Sei $Iato bietet bie emige,
mibecftarebcnbe SRaterie einen oft »iebetl^olten
«nmb fftr We Söfung bc8 SRätMelS^ ukll^renb
Vriftotrldl mtf bie Sorfel^ung oerjid^et unb boft
ienicttige iwA ber Geelc unberührt ia|t. S)er
etoicümus q. b. «rt. €toifd^e SRoroO fiui^te bie
erde bttri^ me VpaÜj/ii gegen boft Uebet abju»
fturnnfm nnb in bem Seben nad^ ber 9latur, in
ber Xugenb boS 9dfe unb boS Uebel ]u Aber»
minbcn. S)o4 lenfte er mid^ bie Slltfe auf ben
2ob nnb bie ^emige Stul^''. Seneco xm bie
^aäfi (8otte0 fül^ (causam deorum agere),
inbem er do ]n:ovideiitia s. qnare bonis riris
»ala aoddant, cum sit pro^entia, ein Sud^
I4rdbt {ß^o (f. b. 9rt) Mtl^eibigt im Qleifte
ber Oibcl mie in bem ber pMonifd^ ®ottelK-
bemeifie nnb ber ll^bicee in ben „®efej^' ben
Cnaubctt an (Hott gegen bie tdtl^eifien, $019-
tbeißm« bic ^luralißen (aßettenoie^it) unb gäta-
li^. S)er orientalifd^ 2)uaH8mufl unb bie pla«
lontM^ $^fo))]^ie baben |ufommengemir(t, um
im wioftidimn« (f. 0. 9rt) nod^mali^ ben Ser»
fu4, bie ^Koge nad^ bem IBdfen )u beantu>orten,
mif tfoei dnonbcr ttiberftrcitenben ^rindpien ju
bcgntaben« Vud^ biefer Serfud^ ,mu|te fel^I«
l4lIogen, biente aber bod^ ben @Uubigen tMiu,
bie Sntmort ber Offenbarung genouer ju untere
fud^en rXertuaian, ärenduft). 9iad^ biefer ift alles,
mos mm gef^affen ^, gut. S)a§ »öfe l^at olfo
fffine 1e(b|tftnbige (Ssifieng, f onbem ift ein Sccibend,
eine privatio, bie nur in SegieJ^ung jum ®uten
in oerßcl^ iff. Sft ift burd^ ben aR{§broud^ be8
ticiin SBillenS in bie SBeU gelommen unb mirlt
in bcr (Erbfunbe meiter. ®ott lieg eS gu, oeil bie
Brei^ ein bfibetefi «ut ift unb jd^Ueglid^ bod^
ou4 bofi Sdfe im $Iane ber göttlid^en Sorfel^ung
ben U^cn ^rneden bienen mug. S>er aRi|broui$
bei fccien SBiSend ^t aud^ bie Stellung bed SRen^
|(ben |ur natur »erdnbert. äBenn man aud^ ben
.gfluHber Jlatur-' (®en. 8, 17 ff. 8WJm. 8, 19ff.)
ni4ift bu4f)dbli4 gu nel^men imb nic^t mit Dielen
«dtrm „SDom nnb SHfteln'' ouf bie Sfinbe gu*
rflif|nf ü^ ^, f 0 Vttte bod| nad^ ber urfimtng-
lid^ SefHmmung be« ailenfd^en fein Serl^ältnig
gur %a!nr eine freunblid|ere ®eftalt ongenommen
tirdtcatcsieDn. XL 2. Uufl.
olSiej^t. 3nbe| ermeifit fid^ ber Otenfd^ Qud( ie|t
nod^ QU fymx Aber bie Statur unb il^ Prafte»
ftbfolut DoUtommen lann \a bie SBelt flber(au)>t
nie fein, benn fie ift ein SSBerf be0 freien gbttlii^
SBiOenS unb trigt non 9faitur ouft bcn Sb^itafter
beft Snblid^ unb S^efd^rfinften an ^, tfyM ha%
man mit alten unb neuen ^^ilofopbcn ($Iato,
6eneca, ^ermogeneft, SoOaire, Stuart WH,
So||e) in ber 9Raterie ein bem Ißlone be9 Sd^pfexft
»iberfirebenbefi SRtttet ongune^men nötbig b^ttt
gfreilit^, fo lange man nur geitlid^ &iM wA
Ungßd betradSftet, fällt eS fd^toer, bie SBege bcr
gbttlid^ IBorfebung gu ertennen unb ®ott in
Vttem gtt rechtfertigen. 9e mel^ im Wien Xeflo«
ment irbifd^ SBo^Iergel^en unb gcitlid^ Sefi|
l^orge^oben, bafi äenfeitd unb bie Un^erb*
lu^leit gurädfgefidlt, )e mel^ bie (iingelnen mit
fi^rem äBol^I unb V&ä^t ](|intcr bem fßoU ott
®aiuem l^tntangefe|t mürben, befio greOer mugle
bafi ÜRilberbältnil gmifdfien Zugenb unb WM,
gttifd^n Sünbe unb Strafe erfc^en. hierin
beftanb fär bie 9Uten bas aergemi^ bcr 8or»
fd^ung, unb boSfelbc gu befeitigen ober menigftml
gu milbem, mar baS Seftreben ber erften Serfud^e
einer Xl^bicee. 3n ben ^folmen (86. 48. 72.
189) ift nod^ bcr ®Iaube ouSgefttroc^, ba| boS
&&d bed Sbfen ein Cnbe mit Sd^tedTen nimmt,
möl^renb bcr fromme nid^ boucmb unglfldQid^
fein, ber Verfolgte unb Seibenbc gule|t über feine
Sfeinbe triunM>l^imi unb non ®ott erUdt meriwn
wirb (ogl. 3er. 12, 1 ff. ^ab. 1, 1 ff.). SJet
Serfaffer be« IBud^S 9ob bmt^igt ^ mit bem
guten SuSaang bed SeibenB nid^t mel^, oud^ f d^einl
i^m bad Seiben ol9 Strafe be8 SflnberS, olfi
Säd^tigungfi- unb SäuterungSmittel gu fc^mer wA
angemein ; er fagt t>ielmebr bafi Seiben alfi WM
gur $rfifung unb IBemö^rung, moburd^ bie molare
gfrömmigfeit erfncobt unb bie S^re bed (geredeten
nnb ®ottefi aud^ Dor bem (Berid^t im äcnfcitfi
gered^tfertigt »irb. Sie lekte Sonfequeng ber 9ufi«
gleid^ng in einem emigen Seben beutet ber Serfaffet
nur an, meil fie i^m gegenüber bem mit l^errlid^er
ffiiebernergeltung gefrbntcn Sufigong befi Seibenfi
auf Stben gu ungemi| unb unmirffam crfdftien.
allgemeiner erfaßt bafi Sud^ ßcdefiafte« (f. b. «rt)
bofi SroMem. inbem efi ben gongen SSemouf ott
eitdlett bcr Citelleiten borfteOt. Obmol^l man
ntd^t immer genau unterfd^iben fonn, mofi ^ier
Sinmonb unb mofi eigene SDteinung if), fo ntod^
bie gange SorfieSung im Sccieflaflefi ood^ bcn
Cinbrud einer gemiffen Zroß- nnb ^ffnnngfi«
lofigfeit, meldte ober tro| einer fel^Ienben befric»
bigenben Söfung bod^ ben feßen (Blouben befi
gfrommen on (Sott unb feine lBorfe|ung nid^ gu
erfi^flttem nemmg, mdl^renb ber Stoihr gtoot
oud^ bofi Ungifld befi ®ered^ olfi ^be nnb
Sduterung an^ifj/t, ober o^ne ben Xrofl befi
Selbftmorbfi nid^t oufifommen tonn (Senooa
1. 0. 6). 2)ie meffianifi^eu Hoffnungen erleud^
teten gmor bie bäfiere 9lad^t befi «Uten Sunbefi^
aber bie lange Sergögerung ber erfOflung nnk
48
1607
Ueobor I— n. — Il^eobor %iVLtaxa.'
1508
bie f^nAid^m Sd^idfattf^Uge l^otten ben @inn
befi aSoIIeS baffir t)ielfa(^ obgeftumpft (Stft
C^rifhifi ^at mit ber SDlenfc^lperbung^ mit feinem
Seiben unb Sterben einerfeitS ein 9}orbilb, an-
beierfeitS ben 93etDeid gegeben, bo^ bem (Sendeten
%Ut& aum Seften bient @o unerf orf d^bar aud^ bie
SBege ®otted fein mögen, ber Seibenbe bat baS
Unterpfonb bed ^eiligen (Seifted unb toetl, ba^
ein 3eber nac^ feinen 9Ber!en belol^nt n)irb. Sr ift
aber bereitd l^ier fd^on gludCIid^, loeil er im (glau-
ben unb in ber Siebe, in ber ^Bereinigung mit (Sott
ba« emige Seben befi^t. SBo^l l^ben bie Reiben
ben (Sl^riften t)orgen)orfen, ba^ il^r (Sott fie nid^t
t)or ben Verfolgungen f d^ii^en tonne, unb bie iSfyA'
ften unb ^iben gemeinfom treffenben ^eimfud^un-
gen l^ben aud^ mand^en (ll^riften im Vertrauen
erfd^fittert, aber bie Hoffnung auf bie j[enf eitige SBe«
lol^nung rid^tete bie ^l^ften toieber auf (Cypr. De
mortal. 8 sq.). S)e|^Ib toax ed ben d^ftlid^en
Iß^fopl^en unb Xb^ologen, einem 1^1. Suguftin
unb Xl^omaS, einem ^etaüiuS, Xl^omafftn unb fo
Dielen Ruberen leidster, eine befriebigenbe Xl^eo-
bicee }u geben. @ie brandeten toeber mit ben
0))timiften unb 3)eiften Uebel unbSdfed ju laug«
nett ober ate notl^toenbigeS (Slieb in ber (Eaufal-
fette bed UnioerfumS gu betrad^ten, nod^ mit bem
$efjimidmu8 bie troftlofe !ß]^itofot)]^ie ber Snt-
fagung ju ptthx%m, fonbem fanben in ber Vor-
bereitung auf bad )ulünftige Seben, in ber Hoff-
nung auf Velol^nung unb auf erftel^ung ben ftd^em
Xroft, meldten feine ^^Uofopl^ie bieten fann.
SBobI bleiben aud^ l^ier noc^ (Sel^mniffe }urüil,
bie f d^on SugufUn in ber Se^re oon ber (Erbfunbe
unb $r&beftination t)ergeben§ )u entrdtl^feln fud^te,
ober baran l^at bie fatl^olifd^e Xl^eologie ftets feft-
gel^alten, ba^ in teinem gfaDe ®ott gum Url^eber
bed Vöfen unb ber Verbammni^ gemad^t merben
tann. Srft im ^rdbeftinatianiSmuS unb in ber
Säugnung beS freien SßillenS burd^ bie {Reforma-
toren mürben j[ene (Sel^imniffe in Siberf)>rud^
mit ber Vernunft gebrad^t 3ebe Xl^eobicee, meldte
in ®ott ben ®runb bed Vöfen fud^t unb ben SBertl^
ber 3Berte beS SRenfd^en für baS ienfeitige Seben
Derfennt, fd^eitert an ber raul^en SBixni($Ieit bed
Sebend unb an ber gefunben Vernunft. (Vgl
Hontheinif InBtitnt. Theodicaeae, Friburg. Br.
1898; @d^an3, «{lologie bed (S^rijtentl^umd I,
2. auji., greiburg 1895 , 87 ff. 887 ff. 400 ff. ;
<Sud[en, ^er ftantpf um einen geiftigen Sebend-
inl^alt. 9leue ©runblegung einer SBeltanfd^auung,
Seipgig 1896, 245 ff. ; 2)erf., Sebendanfc^auungen
ber großen S)enler, 2. SlufL, Seipgig 1896 , 62 f.
151. 282 f.) [<ß. ©d^anj.]
V^eobot L— n.» $ä))fte. Xbeobor I.
(642 — 649) mar gu Serufalem geboren unb
iDurbe am 24. Ütooember 642 gum 92ad^foIger
Sobanncd' IV. gemöblt. Seine ^aupttbütigfeit
mar gegen bie ^örefte ber SRonotl^eleten (f. b.
Vrt.) gerid^tet, meldte bamald bie ftird^e Der-
toirrte. (Sx fyitk ed ^ier befonberd mit bem Ißatri-
«rd^n Don (^nfiantino))eI, ^ulud, gu tl^un, ber
nad^ Vertreibung bed SRonotl^eleten ^^rri^ud in
unregelmäßiger SBeife auf bm $atriar<!^enftu^t
erhoben morben mar unb ben ÜRonotbetetidmud
nid^t meniger ald fein Vorgänger begfii^iate.
(Sleid^ in bem erften 3lntmortfd^reiben an t^
brudte beßbolb X^obor feine Vermunberungbffi:-
über aud, baß bie (Eft^eftd (f. Vm, 1802) )u
(£onftantino))et nod^ bffentlid^ angeltet fei unb
biefed boretifd^e (Slaubendbefenntniß fomit offiäfS
begfinftigt erfd^ne. Valb f^tk ber ^)l bie
greube, ben Dolriebenen ^atriaril^n $9rr^u8 p
pdb nad^ Slom lommen unb feine Srrtbümer in
dffentli^er Verfammlung bed (SIerud unb VoBcd
abfd^mören gu {e^. Xb^obor, ber fd^on in feinem
erften an ben neuen %atriar(^en ^uIuS genu-
teten Sd^iben auf bie Unregebnäligteit l^in-
gemiefen,mit meld^er nad^ Vertreibung bed ^n^ul
guräBieberbefe|ungbed$atriar<!^ftu]^(dgef(4titten
morben fei, erfannte ie^t ben mieber in bie ftir-
d^engemeinfd^aft aufgenommenen$Qn^ud oB re(^-
mö|igen $atrtardi|en an unb ließ i^m alle einem
fol^ gebübrenben dfjittn ermeifen. 9ber ialb
^atte er ben Sd^merg, oon bef{en SlüdEfaO in bie
alten Srrtl^ümer ^5ren gu muffen. Suf feiner
StüdRebr in ben Orient ^tte ^^rr^ ^ in 9ia-
Denna fc^on bagu Derleiten laffen. ^eßb<^ tourbe
er Don X^eobor mieber escommunicirt. Sn bra
^triard^en $autud rid^tete ber $a))fi nadd bem
Saläre 646 auf ben S&ujM afrilanifd^er Vifc^öje
ein neued Sd^reiben, um i^n nod^mald gut Vertni-
bung ber ärrlebre aud feiner ffird^ oufguforbenu
gkmiud aber edtftrte fiq in feiner antmort ofjen
für bie Seigre Don nur (Sinem SSiOen in Sbrifio
unb mürbe beßbolb ald ^üretiftr Dom $a)}fte oi-
gefe^; mabrfddeinlid^ um biefelbe S^\t vamtoJx
biefer ben Vif(^of @te)>^n Don 2)or in $oIäftina
gum apoffoltfd^en Vicar bafelbft, um aa^ bort bem
anonotbeletidmudentgegeitgumirfen. Z^eoborfiatb
am 14. 3Aai 649. mä)i unma^rfd^nli^ ijl bie
Snnal^me, baß auf feine Veranlaff usig bad jf loßer
@. @aba gu SRom gegruubet morben ifi (Söm.
Duartalfd^rift VH [1893], 89, «um. 8).
Xl^eobor DL, ein Xömer Don(Bebnrt, miuä)e
gegen (Snbe (angeblid^ im 2>ecembcr) 897 a\i
Slad^folger bed !pa))|ted Stomanud auf ben Stu^l
$etri erhoben. (St fud^te bad Unred^t, toeldH
@te))bün VL (al. Vn.) gegen ^f P gormofud
(f. b. %tL IV, 1622 f.) unb beffen %nbänger Der-
iSA l^atte, mieber gut gu ma^en unb bie Parteien
gu Derföbnen. Xb^obor regierte nur 20 Zogt;
DieOeid^t mürbe er, mie aud^ ma^rfd^nli^ \an
Vorgönger, ermorbet. (VgL Jafife, Beg. Pontit
Born. I, 2. ed., 228 aqq. 441 ; lab. PontüL, ed.
Duchesne I, 881 sqq. ; II, 231.) [Aerfer.]
t^eober ^Ibuf ara (Vater, b, L Vifd^of oon
Rara), gried^ifd^er St^ologet unb $oIemiIer oul
ber gmeiten ^alfte bed 8. Sobr^unbertd , toat
Vifd^of ber @tabt ffara in !ßeräa (nai^ ISnbcrcn
Don (Sianbü in 9Refo{)otamien). 9lad^ ber liebet-
fd^rift einer feiner 9b^nblungen (bec 18.; Migne»
PP. gr. XOIV, 1595) gu Witim, W^ er gu
1509
Xl^eobor Don Smafea, bet 1^1.
1510
bm 6<!^Ieni beS % Sol^ned t>on SkimatoS
(f. b. flti) gehört. Cb n, toie einige annc^en,
iu)4 |ttt Scgienmg^ieit beS ^otriard^en Xl^omoS
Don Smifolem (ca. 807—821) gelebt "fyxU, ift
imrifcl^ft. XBenn eS nSmlid^ in bem Sitel bet
»texten Vb^m^Iung, toeU^e bie Seigre bed qQ-
gemrinmConcitS ton ei^Icebon üertl^eibigt ^ei|t
Z^ünuia ^be bie Don Z^obor in orabi{d)er
€^4^ tmfo|te unb oon ÜRid^ael, ^rtefter unb
Gvncelhtft bei Stvcdft }u Setufalem, in'8 ®rie«
4rif<^ übexfefcte €d^rift an bie ^öretifer in «rtne«
ntfn gejonbt p ergibt ^ä^ boroud nid^t mit Sid^er«
bcU^ boft bie €($rift toirm« erft aur 3eä beS
genomitcn Patriarchen unb ettoa auf be^en 9(n*
regung Detfa^t loorben ift ; berfelbe fonnte |a au<i^
eine frä^ere @4rift« bie il^m fär feinen 3toed
(9elc(nmg ber SRonop^Qftten) braud^bar f^ien,
fibcrfc|cn loflen. SBie bem aud^ fei, feinedfofis
boxf man Xb^obot Sbufara nad^ (Sretfd^erS (f.
b. Srt.) 11. V. Vorgänge mit bem 3Retro))oIiten
Z^obor oon ftarien wentifiären, ber auf bem
acbtcn aOgemeinen SoncU (869) anmefenb mar,
olfo ctmo ein bolbed Sal^rl^unbert f)>öter lebte.
Unter Xbeobor Sbufara'S 9iamen fmb 43 meift
in bet ^orm Don 2)iaIogen Derfa^te, gum Xb^il
fcbr Beine Sbbanblungen fiberliefert, meldte
nur Kedbtfertigung bed maleren d^rifiltd^en @Iau«
oeitS gegen ^retifer, 3uben unb Stobammebaner
geridbtet finb (abgebrudtt beiMigne 1. o. XCVII,
1461— 1610X 2)ogmengefd^icbtIid^ mid^tig (für
bit Sebre Don ber Srandfubfiantiation) ift fol«
grnbe €tene aus ber 22. Sb^anblung (Migne
1554) : Ponit Bacerdospanem super aanctam
atüBun, Buniliter et vinum, et precante eo
precattonem aanctam descendit Spiritns Sanc-
tos in ea, qnaepraeposita sunt, et igne divini*
tatia anaa panem et Tinum in corpus et san-
gninein Christi mutat (|icTaßd[XXet) non minusy
quam hepar cibum in corpus alicujus ho-
minia Semerlendmertb ift aud^ bie (urje, an-
fd^inenb unDollftanbige Slbbanblung 31, morin
tt gegen einen Origeniften bie Smigleit ber ßöSen-
flxafen BcmeiKt. (Sgl. bie Angaben Don gfabriciuS
unb S. Matittfi bei Migne 1. c. 1445 sqq.;
CeiBier» Bist. g^n. des auteurs sacr^, nouv.
ed. Xn« 625 es. ; jfrumbac^er, @efd^. ber b^}.
fixt, 2. «nfl., aWünd^en 1897, 71.) [3ed.]
f^etbot Don Slmafea, ber "^l, 9Jtar>
tfm, aud^ Zpro (Sero) kubenannt (jum^ Unter*
f^tfb Don Xbeobor bem @tratelaten [6 orpaTY)-
X^cl9nartQrer)u^eractea),foIIfeinen9einamen
na4 ber Soborte, in ber er als @otbat biente (i%
W TlJpOVOtOO TtiC^pATOC TljpCOV (Lv<i(iaOTO [Ni*
eephor. GaUisi, H.E. 10, 12]) erbalten b^^ben.
Sie Scten aber fein SRart^rium (bei Surius,
Vitw 88. 9. Not.), beren ffierfaffer M klugen«
)euge nennt, finb unglaubmurbig, nadif XiUemont
(Manu V [1702] , 869 ss. 732 ss.) gönalid^
iiüerpoliit 3uDerIäfftger fmb bie SRad^ri^ten in
ber Don Oregor Don 9t9f[a am gefttage bed &ei-
ligen gebottenen Sobreoe (Migne, PP. gr.
XLVI, 741). Samad^ toar Xbeobor im Orient
(X^rud ?) geboren, mürbe rSmifd^er @olbat unb
fam mit feiner Soborte nad^ $ontu8 in^S äBinter«
quartier. S)a er ald (EfyA^t fid^ meigerte, bem Sbicte
beS (SaleriuS golge )u biften, marb er Dor ben
@tattbalter gefubrt, ber oen ftanbbaften d^rift-
Itd^en @oIbaten )undd^{t mit anilbe bebanbelte
uid) ibm eine gfrift (ur Slenberung feined ©tnneS
gemäbcte. Xbeobor benu^te biefeße, ben Xempel
ber ft^bele an}U}ünben, mürbe abermald ergriffen,
nad^ einem jmeiten Serböre gefoltert unb nad^ Dem
britten }um gfeuertobe Derurtbetit. Sr ftarb mabr-
fd^inliil am 17. gebruar 306. S)ie Sbnften ent-
riffen feine beiligen Uebenefie bem gfeuer unb be-
ftatteten fte in Sud^ita ober Su^ania, einer
@tabt in ber 92äbe Don Smafea. Sr mirb atd
SDlart^rer Derebrt, tro^ beS can. 60 ber @Qnobe
Don SlDtra (um 300): Si quis idola fregeritet
ibidem fderit ocoisus . . . placuit in numero
eum non recipi martyrum; Denn bei ibm mar
baS 9(n)änben bed %mpdi nid^t bie eigentlid^e
Urfad^e bed XobeS, ba baS gerld^tlid^e SSerfabren
fd^on Dorber megen fetned ©laubenS geaen ibn ein«
geleitet unb ibm nur Slujfd^ub als Seoenl^eit be-
miSigt mar. Ueber bem ®rabe bed ^eiligen erbob
fid^ balb eine benlicbe ftir^be, unb bie @tabt Su-
(baitifi mürbe Dom 3abre 971 an Xbeoboropolid
genannt anlft^id^ bed glansenben Sieges, ben
iiaifer SobanncS X^imiSced unter bem befonbem
Qäiui bed bl- Xbeobor (ob beS X^ro ober bed
Strotelaten ?) über bie 3tuffen boDongetragen
batte. Sßegen ber ®rSber ber beiben tfi. Xbeobor
geborte biefe StMe Don ieber )u ben berflbmteften
SBaIIfabrt§orten bed d^riftlidEien Orients (DgL
Nilles, KaL Mannale I, 2. ed., Oeniponte
1896, 96. 105). 3u ßonftantinopel batte ber
% Xbeobor XQro brei jKrd^en; aucb in Serufa-
lem, 2)amaficu8 unb 9tom auf bem ^alotin, mo
er Xoto genannt mirb, maren ibm gu Sbren ffir-
d^en erbaut Sie SSenetianer bebaupten, im 3.
1256 ben Seib beS ^eiligen erbalten )u b^ben ;
eine ffird^e bafeM trug feinen 9{amen, unb er
mar Dor 3IlarcuS ^uptpatron ber 9iet)ubIU unb
@tabt SSenebig. ^ttntt ift er Patron Don (^r*
rara, SaDoqen, SDlontfenat, @aragoffa 2c Sie
®ef(btd^te feiner Reliquien ift bunleL Sie ®ried^en
feiern fein ^t\t am 17. gfebruar, bie Sateiner am
9. 92oDember. 3n ber d^ftUd^en ihmft mirb er
am rid^tigften bargefteHt, mie er mit ber ^dtl
ben XemDel ber jubele anjfinbet, ober als römi-
fd^er &omt mit ber $alme, ober auf bem @(bei«
terbaufen. Sie fibrigen SarfteSungen, mie ibm
ebriftuS im ©eföngnil erfd^eint, ober mit einem
Profobil, flü^n ftd^ auf bie unglaubmürbigen
Scten. 3n ber Satbebrale }u SbartreS ift feine
Segenbe in 38 93ilbem auf einem @IaSgemäIbe
bargefteSt. ßrmäbnt fei nod^ baS glönjenbe gfeft
}U Sb^en beS % Xbeobor (miraciüum coUyba-
num, daufia tu>v xoXXußov), meld^eS bie ©ried^en
am erften SamStog ber ^ften begeben (Dg(. Nilles
n [1897], 96 sqq.). Julian ber «))oftat lie^
48*
1511
X^edbor SSlibod — Xl^eobor üon Sonterburq, ber 1^1.
1512
iiämltd^ im 3. 862 bte e^tüaarm f^zimlxä) mit
bem 93Iute bet @ö^enopfer befprengen unb moUte
fo bie Semo^ntr t)on Sonftonttno))eI }um ©enuffe
blefct Opfer jiDiitgen. 3n ber Slad^t crfc^icn Sbco»
bor bem ^f^of ber Stobt nnb befal^I, bo^ onoere
5la!^nm0 (x^XXopa) Derobreid^t toeAe (f. Necta«
rins, Homüia, beiMigne, PP. gr. XXXIX,
1821, unb über xÄXXoSa 9?ille8, in ber SnnSbr.
Sbeot. 3eitf(^. XVI [1892], 350 ff.). (Sgl. Rui-
nart, Acta Mart., Ratisb. 1859, 505 ; Ceillier,
Hfat. des aut. sacres III, nouv. öd., 44 ss. ;
Le Blant, Los Actes des Mari., Paris 1882,
28; Allard, La persöcnt. de Dioel. I, Paris
1892, 105 ; H, 96 ss.) [8. ^elmltng 0. S. B.]
99e0bot iiiikxbM , f. 2)rei!a)ntelftreit IH,
2022, unb Origeniftenftrctt IX, 1077.
^^eobütt^on SanterburQ, ber (I., (Fr)*
btf(!$of, mürbe 602 )u Xorfud in Muteten geboren
tntb erlieft feine geleierte Silbung in Sitben.
@t>dter begab er fid^ nad^ 9tom, trat bort in ein
fflofter unb ermorb ftd^ burd^ feine grflnblid^e
©elel^omfeit unb gfrömmigfeit bie nSgemeine
Sfd^tung. ^brion, ber 9bt euted bei IReapel
gelegenen ftlofterS, ben ^apft Sitation jum Sr^«
bifdt;of oon SanterburQ auSerlefen ^aitt, glaubte
in bem gried^ifd^en !Dtönd(|e ben für eine fo
fd^ere Aufgabe geeigneten SJlonn gejunben ju
baben unb bemirfte bie (Ernennung bedfelben ; ber
$Qpft Derjianb fid^ aber l^erju nur unter ber
SBebtngung, bo^ £)abrian Sb^obor nad^ Sng«
fonb begleite unb ibm mit SRatb unb ifyii 3ur
©eite fte^e. Beibe öerlie^en alfo, nad^bem I^eo»
bor im SJtör) 668 bie Sifd^ofSmei^e erholten
batte, bie @tabt 9lom am 27. SRal, mürben
aber tmn bem ^auSmeier ßbroin in @oIUen gu*
rfltfgebalten. 3>aber tonnte Xf^tvlbot ftd^ erft im
fyrubKng be« folgenben 3obre9 nod^ Snglanb ein-
fd^ffen, wäbrenb jetn ^Begleiter ^obrian, in bem
Sbrotn einen @))lon Dermutbete, no<^ eine S^it
lang in ®allien }urädfbleiben mu^te. S)er om
27. !Kai 669 intbronifirte »ifd^of, ber na^ einem
3(u8brude ffleba'8 ber englifd^en Älrdje gröfecre
geiftige SBobltboten ermeifen foHte ali irgenb eht
Snberer oor i^m, panb fn feinem 66. ßebenS«
iabre, mar aber getftig nodj frijd^ unb fräftig. €r
legte fogfeid^ ^nb an'8 ffierr, befe^te bie twconten
»iStbümer, bemübte |td&, eine fepe fird^licbe Or-
ganifation )u fd^ffen, bie ftrcblid^e 2)idciplin au
banbbaben unb aOe tiie SRi^bröucibe, bie ftd^ in-
folge bed (o^n ffird^enregimenteS ber leltifcben
Sifi^öfe eingeft^tieben batten, a!^uftellen. (Sine
feiner erftcn ffllaferegeln mar bie 9bfefcung (Sbabö,
beS SifcbofS twn ^orf, ber gegen Die KanoneS
ben @tubl SBilfribS eingenommen botte unb über-
bte^ ntcbt re(btmö^iQ gemöblt mar. Sbabd be-
mütbige 9lnttoort, er |ei bereit, baS Smt aufju-
geben, bcffen er fld^ nid^t für mfirbig eracbte unb
boS Ibm aufgebrungen fei, rfibrte ben öon 9fatur
au« ftrengen erjbifd^f fo febr, bo^ er benfelben
jum ^^if(bof metbte unb ibn aur Snnabme bed
9t9tbum8 Sid^elb amang. m9 (£bab nad^ feiner
®emobnbeit feine gro^e Stbcefe, bie gana Dleida
umfa|te, au Sfu^ bereifen moHte, noibtgte i^n
%})tohot, ein !ßferb au befteigen, unb bob ibn idbft
in ben Sattel, f^ür bie S)urd^ning feiner 9te-
f ormpläne f (bien bem Srabif^of m(bt§ mebt ge-
eignet als bie Sufammenberufung eined ^lationoi*
concilS unb bie IBerdffentlid^ung ber in birjer
Serfommlung ber Sifcböfe gutgebei^cnen 9e*
fd^Iüffe. !Bier Suffragone eifd^icnen perfönli^ lu
^crtforb 678 ; SBilfrib oon ^orf fd^idte Vertreter.
%[ud ben aoblreid^ 6onone8 ber Derfd^iebenen
(Soncilien, bie Slb^obor ben IBifd^bfen botlegte,
bob er 10 fünfte beit>or, mel(be auf Me Rn^Iidlie
S)i8ci))Iin 93e)ug botten, unb f (börfte Dor «Dem bii
ISnnabme ber Ofterbere^nung nad^ r5mif(b(t
IBeife unb bie {öbtlid^e ^Ibboltung t>on 6i)nobm
ein. Sifd^öfe unb ^riefier foQten fä^ bie Sterte
ber !Rad^barbtf(böfe unb -^rieftcr nidfi anino|ni;
Sßöndj^ foüten Don einem ^oper aum onbem
nid^t übergeben fönnen obne befonbere Srlaubni^
Zb^obor moQte offenbar bie ^uctoritSt ber 9t-
f(böfe über bie @ti\ilx^n erl^obett unb bo8 bun^
bie 3ren eingebürgerte ^- unb ^erf(bmeifen be«
fd^ronren. S)er fßlan, bie Siftbitmer gemob bet
Sunabme ber SBeoSUerung au uennebren, flieg
inbe^ feitenS ber @uffrogane auf foI(b< €(^i^
rigfeiten, bog ber (Srabtfd^of Dorberbonb ton ha
Sb^ilung ber au großen 2)i9€efen obfob. $hA
Soncil au dertforb mar ntdbt blo^ bo§ erfk 9ta-
tionalcondf , fonbem legte arud^ ben Srunb )u
einer feftem Organifatton ber engfifd^en iHr(be.
S)ie Sifd^dfe i>er}»f{id^teten fid^ s^t Beobod^fung
ber auf bem JlotionolconcU erloffenen Sef<biäfie;
ber Srabifd^of aber fd(^tt ftrenge gegen jeben ein,
ber feine ttuctoritftt au ini^d^ten mogte. 3)cr
$Ian ber SiStbumSttcrflcineniiig mürbe oon X^
bor balb miebet aufgenommen ; er ma^te ben Vn*
fang ber Xb^ung an ber Sibcefe SBilfribs,
me!$e bie jmifd^en ben gflfiffen f^tnnber unb ffütüi
gelegenen ®ebtete umfo^te unb Don ba ob in ^er
SDiöcefen aerlegt tottttn foflte. ffbnig (EgfrO), bet
äSilfrtb nie Vergeben, bab er feiner innig geliebtm
@atHn etbelbteb ((Sbiltbrvba; f. b. ^ü,) ben
€d^Ieier gegeben, ging fofort auf baS Sufmnen
be« SrabifcbofS ein , tmb fo mürbe ber grobe
@))ren9a in Me e\&tfßmet ^orf (für 9Bil|nb),
Semicm, SinbiBfame unb £inbfe9 gerf(blagm.
Sie Xb^ilung mar notbmenbig ; aber Mt ffiiimlr
beS Srabifd^ofS, ber gegen ben SBillen unb obi«
Sormiffen SBüfribS bie Stellung Domobm mib
fid^ mit einem racbfüd^ttgen jfdntg gegen feinen
Itmtdbruber Derbanb, lonnle in matubcn llteifen
nur 9nfto| geben. Silfrib oppeatite notb %oin
unb fübrte feine @a(|e in ttom fo gut, bob ber
$apft bie SBefümmungen Zbeobotft ammliirte;
bod^ mar SBUfrib bei feiner Stütffebr noä) Uno*
taub itid^t menig enttöufdiit, o» bie ^pftlitbe Sm*
fd^eibung mm bem Sqbif^f unb mnig ad eim
erfd^Ii(bene bdrod^tet, et felbfi aber in'« (BefAng-
ni^ gemorfen mürbe. 2)er Aftnig Sgfrfl» fe$(e
aSMIfrib enblid^ in Sretbeit, bbrte aber n«bt auf.
1513
Zl^eobot ®a}a ^ Xl^cobot ®xapiuL
1514
taifelben unb bie ij^m treu gebliebenen SRBnd^e
{11 OetfDlflCQ. 2)er d^ibil^of bet(|etligte ftc^ jttot
si4t oa ben gegen ben englifc^en ^tbanafiuS of
gp&itlxfm Verfolgungen, nabm iebod^ ebenfo
»enig alt ffönig Cgfnb Küdfid^t auf bie Sinorb-
mmgen bed ^opfteS. Sie Siegelung bet firc^lic^en
Kngj^cgen^en in SRerda, bie (Sränbung neuer
^ccfm« bie Srri<^tung Don Sat^ebrolfd^ulen,
bie geiftige SuSbilbung feined SleruS (ber @r}-
tii4)0f Mfc^mfi^ es nW, feine (Sleriler fdbft m
ber Vftconomie unb ber £||eoIogie )u unter«
richten) normen feine gonje 3ett in 9nf))rud^.
3nbefieii ngte fi^ tti Xb^obor gegen Snbe feined
£ebeiiS bo(^ boS (Skn)i|fen. 3e me^r er ©elegen«
(cit ffottt^ bie (Skbulb unb @onftmut^ bed oon
jcincn Scmben mie ein SBilb ge^^ten SBilfrib $u
beounbem» unb 3^ge mar üon ben großen 6r«
folgen, mUlft biefer erfte englifc^ SOIiffwnar in
griedionb unb Suffes ^ite, befto tiefer fd^merjte
d ibn, bicfcn SDlonn oerlannt unb gefrönft )u
toben. (Er lieB ibn baber 5U einer Unterrebung in
bem ^ttfc erconmalbd, bed SBifd^ofd oon iüon-
b&n, einloben, bot ibn um Serjeibung unb f d^^rieb
^Öxiefe im ben ftönig Slbfrib unb an bie 9lbtiffin
^Iflī in benen er fie bringenb }ur 9lu3fbbnung
Biii SBilfrib ouff orberte. ®an) befonberS empfobl er
^üfrib bem fiönig ton SRerda atö einen, ber fo
stel gclillen unb fo t)iel unter ben Reiben gearbeitet
talte. SMt ftfinige fernen ben SBünfdfien Slb^oborft
m^, gaben SBilfrib bie oon i^m ern(^tetenfflöfter
}utud onb luben ibn an ibten ^of ein; aber bie
£idcrfe tonnte in ibrem ganzen Umfonge nicbt
vteber b^^ßdU uierben. dr^bifd^of SCbeobor
ftarb im 3abre 690. Sein unb SBUfribd SJer-
^icnjt iiKit tS, bog bie oltenglifd^e ffirc^e mit ber
ha Continent«, befonberS mit Slom, bem 9RitteI-
fünfte bed religidfen Sebend, in nöbere IBejiebuug
gebrüllt unb ber SIeru9 geiftig geboben unb auS-
gcMIbrt tmttbe. Ser Organiömud ber ftiribe ttxir
buTtb Zb^bor gefräftigt, bie fir(bli(be ßin^eit ge>
f^offen m^tbcn, SRit Unre(bt b^t man ibm frei-
\\d) auijb bie (Srunbung bes ^farrf^ftemfi in ßng-
lanb siH|ef4rieben; benn ^forreien würben erft
jpölte eingericbitt / toäbrenb )u feiner Seit unb
np<b äa^^nte fpöter bie 3Rdnd^e Ißfanbienfte
Mrfabni# unb fid^ b^^^ftenS ^nfä^ju einem
1(lfocrf9fhm um biefe 3dt nad^metfen loffen. Ueber
boS Zbeobot |ngcf(briebene Sugbucb (f. b. 9lrt
Sei^tbä^er n, 214) geben bie Urtbdie au8
einonbcr; nocb Srigbt (Early English Churoh
Hl&toxy, London 1897, 406) fnib jmar einige
6tiidM fiSfn unäibt, bie übrigen lönnen aber gan^
nobC Xb*J>bor gum tBerfaf{er b<'ben ; nacb 6. 3.
84in{| (Sie lBu6bä(ber unb boS canon* Su|-
oerfobten H, Sfiffelborf 1898, 510) ift baS
Sdnttcntiate nicbt t)on Zbeobor felbft oerfalt.
(^ bie im «ti «nglonb lY, 542 angefübrte
ätecotiir unb boju Wakeman, Hisiory of
the Catoreh of England, London 1897, unb
firii^t 0. obj 9 mo ou(b tocitere Siteratur on-
Qc^tbcn t^.) 1%. 3iutmermann S. J.]
99eobor#a}a (TaC^c, Gacea), ^umoniß,
mürbe gegen Snbe bed 14. Sabrbunbertd in %f^t\»
falonifb geboren unb mar feit 1423 ober 1424 in
eonftantinopel a(8 Sebrer tböttg. 3m 3. 1440
fiebelte er na<b Stauen über unb oerblieb feitbem
im Slbenblanbe. 92a(bbem er fub in ber Schule
bed SSittonno ba Sfeltre ju dnem bebeutenben Sa«
tiniften auSgebilbet batte, mürbe er 1447 an baS
neu gegrünbete @tubto oon gfenara als ^rofeffor
berufen unb marb balb SIector ber Snflalt. 3nt 3-
1450 lam Zb^obor unter IßicoIauS V. nacb Stom,
nai^ bem Xobe biefefi ^ßapfted 1455 unter ^önig
SllfonS nacb ^taptl unb nad^ beffen Eingang 1458
mieber nad^ SRom jurüd, mo er nun an bem Sor-
binal Seffarion (f. b. Srt.) einen dfrigen ©önner
fanb. 3nt 3. 1465 erbielt er bie Pfarrei @. ®io-
nanni a $ico in Salabrien (näberbiu in Su'
canien), mirfte inbeffen feit 1467 mieber in 9tom
unb 1476 }um gmeiten 3JlaIe in Sfenaro ; Oon bort
)og er fid^, mabrfcbdnlid^ im folgenben 3abre, auf
feine ^mti aurüd unb ftarb bafdbft 1478.
Xbeobor ©a^a f(brieb, Oermutblid^ möbrenb
feine§ erften Slufentbalted in gfenara, eine fqfte«
matifd^ gncd)i{d^e ®rammoti(, bie erße in ibrer
9rt ; ^e mürbe b^ufid gebrudt, )ule|t in IBafel
1540, unb trug ibm großen 9hibm dn. $a))ft
9]icoIaud y. beauftragte ibn mit Ueberfe^ung grie«
d^if(ber SBerte in'S Sateinifd^e, unb biefer Sluftrog
gab mabrf(beinlid^ ju bem Streite mit ®eorg oon
2:ra)>e)unt (f. b. 9lrt.) 9lnlag, inbem biefer ftd^ be-
leibigt füblte, bog smei oon il^m bereits über«
trogene Sd^nften bed ^nftoteleS auf's 92eue über«
fe|t mürben. 911S einige 3eit fpater gmifcben ben
Slriftotdifem unb Ißlatonilem in 3talien eine
literarifd^e gebbe auSbrad^, griff Sb^obor, mabr«
fd^inlid^ auf Anregung SBejfarionS, aud^ in fte
ein unb Oerfagte 1461-1464 als «riftotelifer
Oier pbilofopbif^e Sbbanblungen. Sediere fmb
nod^ ungebnidt; aud(i feine übrigen Slrbeiten jinb
jum größten Xf^tUt nur b^^nbfd^riftUd^ über-
liefert. 3Rigne (PP. gr. CLXI, 971-1014)
bietet )mei fleine 9lbbaublungen unb jmei SBriefe,
unb ib. XIX, 1167—1218 bie @d^rift über bie
attifd^en SKonate. (iBgl. S. @tdn, S)er ^umanift
Sbeobor ®a}a als $b^ofopb/ i^i ^ti^^ für
(Sefd^id^te ber fßbUofopbie H, 93erlin 1889, 426
bis 458.) [D. 9unf.]
S9eobn®raptuS(rpairc^c,ber^€fdbciebene),
ber bi-# <in b^lbenmütbiger 93efenner in ber
jmeiten $eriobe beS »UberftreiteS (f. b. Sri),
mar )u 3erufalem geboren unb mürbe als 3üng-
ling oon fdnen Sttem einem $riefter in bem
Alofier beS ffi, SabbaS (f. b. 9rL n. 1) }ur
miffenfd^ftlid^en SluSbilbung übergeben. 9lad^-
bem er biefdbe fpöter augerbalb ber fioura alS
Sd^üler dneS auSge}ei(bneten ®elebrten oerooQ-
tommnet botte, trat er als SRönd^ mieber in baS
@abbosnofter ein unb erbielt 00m $atriard^
(SbomciS ^) ^on 3eruf olem bie ^rieftermeibe. 3n
ber Sfotge mürbe er nebft fdnem Jüngern Sruber
S^topi^antSi, ber ebenfalls SRön^ im ©abboS-
1515
Xl^eobot Sectot — Xl^eoboc üon 9Ro|)ftteftia.
1516
ftoßer mar, nad^ (&)nftQntino))eI gefanbt unb bort
traten beibe gegenüber ffatjer Seo V. bem Smte«
nier (818—820) unb bem Qöretifd^en {ßatriard^en
Xl^eobotuS entfd^teben für bie SUberüerel^nmg ein.
Se^l^alb ttmrben fte au8 ber €tabt Derbonnt, burf«
ten aber tntter bem folgenben ffaifer, SDtiddael IL
bem Stammler (820—829), mit anberen (Esiltrten
nad^ Conftantino))eI jurüAel^ren. 3)a fle iebod^
burd^ SBort unb Sd^rift eifrig fflr bie @a($e ber
Ort^obosie t^dtig nnxren nnb Diele Silberfeinbe
befel^rten, mürben fie }um Ametten 9RaIe tierbannt,
ajti^aeis @o]^ unb 9lad$foIger, ber aBfltl^erid^
Sl^eopl^iluS (829—842), Iie| jie nad^ ber |)aut)t-
ftabt bringen, fte bort, um il^re Stanbl^aftigleit }u
bred^en, mieberl^ott geißln unb jule^t i^nen einige
Serfe in'S (Sefld^t einfd^neiben (bal^er ber Seiname
TpairroQ. 9uf ißeranlaffung beS l^retifd^n $a-
triard^en Jol^anned mürben fie bann nad^ W^amta
in SBitl^qnien Derbannt, mo Zl^eobor um baS Sal^r
838 (am 27. S)ecember) florb. Sein SBruber
Xf^opficcmi bagegen mar fo glüdOid^, ben Sieg
ber Sled^tglfiubigfeit unter ffaiferin Zl^eobora
(842) )u erleben unb mürbe gur Sefol^nung feiner
@tatü)Qaftigfeit jum (Srgbifd^of t)on 9ticfta er^
boben; er ftarb aber fd^on am 11. October 845.
2)ie gried^ifd^en SRenften entbalten Don i^m einen
}u 6|ren feineS SruberS Derfa^ten ^QmnuS. 3m
MartTToIogiam Bomanum mirb unterm 27. S)e»
cember bie SebenS- unb SeibenSgefd^id^te beiber
Sefenner fuq ersäp. Son £b^obord Sd^riften
iji nur erbalten ein in ber alten Vita (f. u.) mit-
getbeilter SSrief an Sifd^of ^obanneS t)on S^jicuS,
morin bie Seiben beiber Srüber unter fniifer
Xb^o])biIu8 gefd^ilbert merben. Srrtbämlidb mür-
ben ibm früher üielfad^ Sd^riften bed ^atriard^
IRicepboruS (f. b. 9rt.) für bie SilberDerebrung,
fomie bie Tita Nicephori )ugejd^rieben. (Sgl.
bie nod^ }U fiebjeiten %!^^o}fyami' Derfa^te Yita
Theodori, abgebrudt bei Combefis, Orig. renim-
que Gonstantinopol. manipulus, Paris. 1664,
191 — 218; Georg. Cedreni Hist. compend.,
ed. Bonn. 11, 114 sqq. ; Geillier, Hist. gön.
des aut. sac, nouT. ^d. Xu, 427 s. ; (mm*
bad^er, ©efd^. b. b^a. Sit., 2. Sufl., 1189 ; NiUes,
Ealend. manuaL 11, 2. ed., Oenip. 1897,
841.) [3e(f.]
Äeobor SectorJ. Jhrd^engefd^id^teVII, 540.
Fpeobot t)on 9Ko))fueftia (bäufig aud^
nad^ feinem ©eburtdort 3:b^<>i>ot ^on ^ntiod^ia
genannt), ber berühmte, aber nid^t in aQen StüdCen
correcte Sieget unb jKrd^enfd^riftfteÜer au8 ber
antiod^enifd^en ©djule (f. b. Srt. Slntiodjiien I,
952 ff.), mar um 850 al8 So^n oomebmer unb
reid^er Sltem geboren ; fein SBruber mar $ol9«
d^roniuö (f. b. fflrt.), ber fpätere ©ifd^of t)on
apamea. SRit {einem Sugenbfreunbe 3ob<tnneS
ebt^JoftomuS (f. b. «rt.), ber brei Sa^re älter
mar, unb mit SRosimuS, bem nad^maligen tBi{(bof
oon Seleuda in äfauden, ftubirte Sb^obor unter
Anleitung beS gefeierten Sopbiften SibauiuS (f. b.
^rt.) Siteratur unb 9i)^etorU (Socr. H. K 6, 8;
Sozom. H. £. 8, 2), um bie jiurljKfd^ Saufbol^
ein}ufd^lagen. Sei feiner SBoblb^^benbeit fknbm
ibm neben ben ®enä{fen ber SBelt aud^ bie ioji«
barfien SBerte ber ^rofanttterotut |ur Serfügung,
beren Stubium ibm fyersenSfad^ mar. 2)od^
folgte er, nod^ nid^t 20 3abre olt, ber SRabmmg
bed £btQ{oftomu8 , entfagte bem gerftu{d{^Om
Seben beS gonimd unb trot mit ben beiben ge^
nannten f^reunben in bieftlofierfibule (doxi]Tr|(>u)v)
Don Siobor unb Sarteriud in bet 9Ub< Don
Slntio^ia ein ; bort lebte er unter ftrenger SSce^
unb bei raftlofem Streben nad^ Sofllommen^
ben biblif^en Stubien. aber fo b<^ Zb^bor
ben neuen 93eruf erfaßt b^tte, fo rafd^ edoltde
fein Sifer. tBon ber Erinnerung an eine geaiffe
^rmione berüdt, DerKe^ er bie fUjierli^e Sin>
jamleit unb nabm feine fräbere iuriftifd^ Vfi6%*
feit mieber auf. 2)a rid^tete SbrQfoftomud pi
ÜJlabnfd^reiben «,an ben gefallenen Zb^obor'
(Migne, PP. gr. XLYII, 277 s^q. et 809 sqq.),
um ibn bunb emfte Sured^tmetfung unb )9e^
mfitbige fflage über, feine Untreue }um JRoßef
leben jurädCaufubren ; bie^ gelang ibm berni auä^.
Zb^bord 9lntmortf(!breib6n (Migne, PP. gr.
XLVin, 1068 sqq.) mirb aOerbingt in feinem
erßen Xbeile bem liebeooOenSlerfa^en bedSb^V*
f oftomuS fo menig geredet, bo^ man batatid auf
feine UnSd^tbeit ^at f d^Iielen moQen ; oOein ba$
Sd^reiben mie baS gonje (Sebolb^^ £b<oboi9
entftnid^t DoQftänbig feinem (B^<tx, bet ft^
gern in ®egenfä^ bemegte, unb ifl ein SeueiS
feiner Steijbarteit, feines SBanfelmutbeS unb feiiur
geiftigen Unreife. Sud^ bie literorifd^en Seifhingm
esegetifd^en, bogmotifd^n, ||0lemifdben Snboltee,
mit benen er fcilbseitig m bie Oe^ottli^teit trat,
beftötigen bie|, namentlid^ ber $falmencommentar,
in meld^em er bie biftonfd^e Auslegung gegen bie
mefftanifd^ Srllörung in ben Sorbergntnb ftcEtt.
9118 ibm binrauS bittere Sormärfe crmud^fen, le*
geid^nete er felbft ba8 SBert oK eine unreife äugenb-
arbeit unb fteSte Semid^tung beSfelben in 9uS*
ftd^t (Fao. Herrn., Pro defens. triam cap. 3, 6,
bei Migne, PP. lat. LXVII, 602). (Einen mo^l«
tbfttigen Sinflu^ auf ibn übte fein Sebrer Sflooton
t)on ^ntiod^ien (f. b. 9rt.); bon Vftn murine
Xj^obor 888 aaq gum $riefter gemeibt mib
mirfte nun im nöd^ftm äabr^ebni mit (Ebtpfo-
ftomud an ber ^u))ttird^ ju tSntiod^im. Sott
maren bie feit langer S^it b^rrf d^eiiben 3rrtbümer
unb bie $arteiungen unter ben Ortbobozen no(b
nicbt übermunben. Zb^^^t^^r aber trat auf dS
„fiegreid^er Streiter gegen alle Sd^aaxm ber
^örefie" (Theodoret. H. E. 5, 89), tnbem er in
SBort unb Sd^rift bie Origenifien, bie tSxtoner,
ßunomianer, 9)lacebonianer, bie perfifdbe Slogie«
bie neu auf^tenben 9I))oninariften, bie f^eiben
unb bie Suben bef ömpfte. S>urd^ feine SBer^'om«
leit unb frud^tbare literarifd^e Sbotlgftit botte er
bereits bei greunb unb gtmb 9d^mg unb ISn-
erfennung gefunben, unb fo mnrbe er (obne
3me{fel auib burd^ ben Sinflu^ beS Siobor oon
1517
Xlgeobot t)on !IRot)ftte{lla.
1518
laxfttS [f. b. 9rtX bei bem er {{d^ jeittDetHg ouf-
etfyiüxn 1^) 892 autn SBifd^oj Don 9Ro))fueftia
in Ctiieien eifottiu 9Id joldper »itfte er im
frS^ccn (Seifte fort unb na^ lebhaften Sntl^ett
im ofllen Kngelegeit^eiten, meldte batnalS bie orien«
Mlf <^ IKn$e beiocgteit SIS er ftc^ 894 auf einer
S^nobe )n Confiantinopel befonb, benmnoerten
Flenid unb Qotf , unb felbfi ffaif er XbeobormS L,
ffint Kcbnergabe unb (Selel^rfamfeit (Fac. Herrn.
L e. 2, 2, bei Migne, PP. latLXVn, 668). f|flr
fetncn DielDerfoIgten gfreunb, ben Srgbif^of 3o*
^onneS Ctofoftomud üon Sonfiantinopel, trat er
mit oOer ftraft ein (GhiTs. Ep. 112, bei Migne,
PP. gr. LH, 668 ; Pac. Herrn. 1. o. 7, 7, bei
IGgne, PP. lat. LXVU, 706). Sll^eobord be-
boüenbfie 6(!^iUer ftnb 3obanne8, nad^bet 93i-
f(^f oonSnttod^io, Xbeoboret, Sifc^of t)on S^ruS,
bcr {^eftord^ !Reftoriu8 unb ber SRetropoIit
IBorfumoft t>on 9liftbt8 (f. b. betr. «rtt.). SRit
Dielen 8if(^fen unb Ztfyctm be8 Orients ßanb
tx in freunbjc^ftlid^em SBerfebr. 3u 6nbe beS
3obrffi 428 ftorb er im gfrieben ber JKrd^,
78 Snbte alt, nad^bem er, »ie Sbeoboret (H. E.
b, 39) berietet, 86 3a]^re long Sifd^of ge«
loefen tpor.
Sei Sebseiten geno^ Zbeobor boS b^d^fie an-
heben. SBobt batte fein 6rftltng8tt)erf, ber $falmen-
commentar (f. ob.), 9ln{b| enegt, unb eine
$ttbigt in Qntiod^ien über bie }»ei 9lahtren in
(SbriftuS, toorin er ber 3ungfrau ajtario baS
^idbicot deoTJxoc at\pxQä), batte einen ^luftauf
betDorperufen. 3)a er aber einige Xage barauf
offentIi(b toiberrief, toaren SoR unb SIeruS be-
Tubigt (»elege bei IKb" [f. uJ 40). gformeKer
€>fotifer»arZbeobor ni(bt. Stiele berüorragenbe
dlfoner joOten feiner SBirffamfeit in SOBort unb
€<brift bie größte Snerfennung (eofiliuS b. @r.,
Sobonned Don Sntiod^ia, ®regor Don 92a)ian),
3ob<nineS (EbrpfoftomuS). 9la(b feinem Xobe
fubrten 3obaime8 unb 2)omnud Don Sntiod^ien,
(E^rill Don Slesanbrien, $rocIu8 Don Sonflan-
tinopel feine Sertbeibigung, Snbere bielten Sob-
lebcn ouf ibn (Leont Byz., De sectis, act. 4, 8,
W Migne, PP. gr. LXXXVl, 1, 1221). ßrji old
bienefiorioniffbe 3rrlebre IBenoirrung ftiftete, unb
ibre Snbanger in Xb^bor eine @tü^ für ibre
Scbre fonben, fdb fld^ CpriU genbtbigt, gegen ibn
(unb SHobor) )u fcbreiben. 3ubem b^tte Xbeobor
f d^ au(b in ber Sibelfritif unb in feinen £ommen-
toren niibt in ben gebSrigen 6d^ran!en gebalten,
t)te Sebre Don ber Srbfänbe beftritten unb ein
fikrf «gegen biejenigen Derfa^t, totl^t bebaupten,
Ui bie üRenfc^en Don 92atur, nid^t burd^ ibre
Gefmnung (^o^et xal oä tvo^h-iq) ffinbigen''
(Phoi Cod. 177), fo ba| bie ^elagioner fid^ auf
ibn beriefen. S)a nad^bet bie 9leftorianer im
^erferreiibe unter bem €d^u|e ber @affaniben
m&btig ibr ^upt erboben, unb bie aRonopbbr^ten
on ber Schonung ber ^ut>ter beS 9ieftoriani8mud
Vftgemi^ nabmen, fab ftd^ bie dcumenif d^e @9nobe
|tt (lonftantino|>eI (558) Deronla^t, Xb^bor unb
feine Sd^ften 125 ^ffct nad^ feinem Zobe ju
Derurtbeilen. ^ßerf 5nlid^ uxir Zbeobor gleid^ gro|
an SSor^ügen ttie an f^b^em. Sr beberrfcbte bie
Derf^iebenften ®ebiete beS menfd^Iid^en SBiffenS,
fo ba| er mit Siedet ben 92amen ^ol^biftor er»
balten l^at Seiner 9iebege»anbtbeit ift fd^on
gebadet. 9IS Sd^riftfieDer mar er ungemein frud^t*
bar. 9Bie fein fiebrer S)iobor, fo Derfo^te audb er
Sommentare aber bie gonje beUige Schrift (Satjv
f pa^^v 6ic6fivT)(i.d[Tiosv ; Leont. Byz., De sectisy
act. 4, 8, beiMigne,PP.gr.LXXXVI, 1, 1221);
bod^ ift boDon im gried^ifd^en Urteite nur ber
Kommentar über bie deinen ^ropbeten erbalten
(}uerft berauSgegeben unb febr gerübmt Don % 3Rai
in b. Soriptt vet. nova coli VI, Bora. 1882,
bann Don S. D. SBegnem, SBerlin 1884; Dgl.
Migne, PP. gr. LXVI, 105 sqq.). 3n einer
alten (au8 bem 6. Sabrbunbert ftammenben) latei«
nifd^ Ueberfe^ung finb ^beoborS Sommentare
)u gebn Briefen bed fß. $aulu8 (®al., (Spbv
WU <Sol, 1 unb 2 Zbeffv 1 unb 2 Zim., Xit.,
^bilemon) Don $itra im Spicil. Solesm. I,
Paris. 1852, 49 sqq. unter bem 9Iamen bed
bl. C)U<n^u8 Don ^oitierS Deröffentlid^t; ba^ fie
aber £beobor jugebören, bctt 3acobi in b. Seut-
fd^ 3eitf(br. f. d^riftL 9Bi|fenfd^. u. d^riftl. Seben
1854, 245 ff. (Dgl. au(b 3ocobi, in b. Programmen
b. UniDerfitöt ^Oe 1855. 1856. 1858. 1860.
1866. 1872), unb unabbängig Don ibm ^ort
im Cambridge Journal of classical and
sacred Philology IV (1859) , 802 iL nad^«
gemiefen. Sine neue 9uSgabe mit Seridgti«
gungen, ben gried^ifd^en 9^agmenten, mitißro-
legomenen, edlörenben 9loten unb 3nbiced Der»
anftaltete Q. 9. @n)ete, gambribge 1880 bis
1882, 2 Sbe. !Bon XbeoborS übrigen bibli-
fcben (Kommentaren finb nur 93rud^ftüdFe er-
bauen ; eine lateinif d^e Ueberf e^ung beS Sfalmen-
commentarfi, freilid^ in meitgebenber ftürgung,
bat iüngft @. SRercati in ber Stmbroftana ent«
bedtt mw beren |)erau8gabe in SuSfubt gefteHt
SBetrefffi ber f^rifd^en Ueberfe^ung befi $falmen-
commentarS ftnb bie arbeiten SütbgenS in b.
Seitfd^r. f. alttepamentl. ffiiffenfdj. V (1885),
58 ff.; VI (1886), 261 ff.; VH (1887), 1 ff.
bea^tenSttertb. S)a feit bem 5. Sabrbunbert
X^beobord fämmtlid^e €d^nften Don ben nadb
!ßerfien gefiüd^teten üteftorianetn in'S @9ri{d^e,
!ßerfifd^e unb 9(rmenifd^e fiberfe^ mürben. Darf
man gegrflnbete Hoffnung begen, ba| nod^ mei-
tere @d^ften mit ber Seit mieber an'8 Sid^t
fommen merben. C^getifd^e unb bogmatifd^e
gfragmente finben fid^ bei de Lagarde, Anal
syr., Lips. et Lond. 1858, 100 sqq., unb
bei Sachan, Theodori Mops. Fragm. syr.,
Lips. 1869. Sötbgen gibt femer in ben 9cten
beS ad^ internationalen Songreffed ber Oden«
tttliftcn gu ©todfbolm H (1898), 107 ff. «uf-
fd^Iul über eine fQrifd^e Ueberfe^ung beS Som«
mentarS gum 3ob(>nne8eDongeIium. @onfHge
Srud^fiüde fleben in ben Xcten beS fünften bot»
1519
Xl^eobot Don 9J{o)>fueftia.
IKO
mmifd^en SondlS, bei SfoamtmS, 3Ramd SRef
cator, Siberatufi, SeoutiuS Don Si^iati). S)ie ddQ*
jiänbigfie Sammlung bed Srl^altenen bietetMigne»
PP. gr. LXVI, 105 sqq. 3n bcr bibUjd&en Ein-
leitung $ouIuS' bed $erfer9 (f. b. 9lrt.)^ toeld^e
3uniUu9 »fricanuS (f. b. «rt.) otS Instituta
regalarw divinae legis tn'd Sateinifd^e überfe^t
|at, liegt bie Ouintef[ena bet bibUfc^en X^eologie
2;^obor9 t)or. iBei ben 9lejbriQnem gilt er als
unfel^lbare ^uctorität unb l^eigt bis auf ben ](ieu>
ttgen Sag ^ber (Sjegcf x«/ Uo^^v. ffioS er
boneben auf bogmatifd^em unb Dor ^SQem auf
Volemtfii^em ©ebiete leiftete, lö^t baS lange iBer«
^eid^nil feiner Sd^riften bei Sbebiefu (f. b. ^rt.)
tm ffatalog ber f^rifd^en S^riftfieller erfennen (f.
Assem., BibL onent. m, 1 , Born. 1 725, 80 sqq.,
fotoie bie Srgän^ungen bei A. Mai, Scriptt
Toi noTa coli. I [1825], p. XX unb bei Stxfyx
54 ff.). 93ei aQ feinem ßifer unb feiner ©elel^r«
famfeU fommen aber oud^ überaQ feine Sl^rafter-
fel^Ier )um Sorfd^ein. t^eftig oon ®emut^dart,
tafd^ unb uberflur^enb^ erfaßte er SlDeS mit ^aft,
aber alSbalb erfaltete fein ßifer loieber. @o loar
tr ein lebl^fter (Seift , aber fein tiefer S)enfer;
f))eculatü)e ^iefe in Srforfd^ung ber l^eiligen
@d^rift unb ber (SlaubenSnni^r^eiten ging i|m
gang ah. S)arum gelong i^m bie SBiberlegung
beS 3rrt^umS beffer als bie {»oftttDe S)atlegung
ber d^riftlic^en 9Ba|r^eit. Xl^eologifd^e 3Reinungen
unb biblifdde Srflörungen ber ©egner befthtt er
mit einer gemiffen (Erbitterung unb ttiar überl^aujit
bei feiner ma^Iofen 9latur nid^t berufen, (äegen*
fa^e )u Derföl^nen. 3nt Sßertrauen auf bie eigene
ßinftd^t mi^d^tete er bie fieiftungen ber SSorgeit
(Seifpiele f. brifKl^n 115 f.) unb unterfd^älte bie
^ftorifd^ SntmidHung, meldte bie (SlaubenS«
tt)iffenfd^aft ber ©egenmart mit taufenb gfäben an
bie 93ergangen]^eit fnüjpft. S)ie näd^teme 9)er-
ftanbedrü^tung unb bie ^iftorifd^-grammatifc^e
SDZetl^obe ber @d^riftauSIegung l^at X^eobor mit
ber antiod^enifd^en @d^ule (f. b. ^rt. SntiDd^ia I,
956 f.) , indbefonbere mit S)iobor Don XarfuS
(f. b. «rt. III, 1766 f.), gemein, ffiie bicfer be-
itritt aud^ er bie aOegorifd^e @d^rifterflönmg bed
OrigeneS unb fd^rieb ein fünfbönbigeS SSßerf
„®egen bie ^ttegoriften" (f. Assemani ni, 1,
34), mal^rfd^einlic^ baSfelbe 2Bed, teeld^eS ^a»
cunbud Don |)ermiane enoäl^nt afö Liber de
allegoria et historia, quem contra Orige-
nem scripsit (f. Migne, PP. lat. LXVn, 602
unb Dgl. Ri^n in ber Xübinger Sl^eol. Ouar-
talfd&r. 1880, 585). S)ie freiere »id&tung beS
S^eobor in ber biblif d^en ffritif, ber Ssegefe
unb S)ogmatif l^at mon rationalifttfd^ genannt,
iebod^ im mobernen Sinne beS SBorteS mit Un-
recht ; benn er mar aUegeit, als fiaie, $rieftcr unb
SBif^of, ))orUiD glaubig. Slber fein fubiectiDed
Serfal^ren, baS ^ften am 33ud^ftaben« bie (Se-
ringf d^ö^ung Ruberer unb eitle Sled^tl^aberei filierten
il^n auf Slbioege. ßr fügte bie Sc^riftmorte )u
ipenig in il^rem innem Sufammenl^ge auf unb
Derfod^t kine eigenen (Erflanmgen mit toortreid^rr
breite. 3m ffampfe gegen bie aUegorifd^mQftifdje
Auslegung ber Origeniften gab er in ber Siegel
eine i|rer Suffaffung miberftrebenbc ^fOnrng
ber in gfrage ftepenben SBibelteste, meldte er mit
bem glangenben ©d^in ber ouS bem @(^|e {einer
(8e(e^rfamfeit entnommenen (Srünbe ^u ftfi|en
miitt. 9lber feine fluStegung toor tn Dielm
OfaQen einfeitig, unrid^tig un6 in ibren (Son»
fequengen Derltl^ngni^oIL iBei ber Zkxrlegung
bed ]^iftorif4ien SBortfmneS laugnete er oftmdi
bie btrecte SBegiel^ung mefftanifd^er SSkiSfogungen
auf G^^riftud unb fein SRei^ unb erflärte fie ouS-
jd^tieglid^ Don gef(^td^tlic^en Sreigniffen unb ißer«
fönli^feiten bed ^Jllten ZeftamentS, ober gab mir
bie inbirecte Segiel^ung auf ben 3ltVLen Sunb unb
baS ^immelreiqi gu, inbem er fie im t^pifc^
@inne erflörte ; [a man^imol ging er nod^ oeiter
unb f agte fte als nur per aocommodatioi&em mej-
ftanif db, inbem er fie aI8 SBeiSfagungen ex evento
(x<zT exßa<nv) beutete. 3n feinem auS fünf Son-
ben beftel^enben ißfalmencommentar beug er nur
Dier $falmen (2. 8. 45. 110 LXX) birect unb
im fiiteralftnn auf C^riftud ; bie anberen cttiürte
er foüSalxcoc (f. Migne, PP. gr. LXXXVI, 1,
1866) Don ben (iftorifd^en SSerf^Itniffen unter
S)aDib, (Sged^ioS, 3^robabel unb ben SRadJKitb&em.
2)ie im gried^if^ Sest unDerftänbUd^en ^folmen-
überfd^riften (^brdifd^ Derfianb S^^bor nu^t)
Dermarf er a(d undd^t S)ie t^tfd^e (Erflorung ber
^falmen 16. 22. 69 (LXX), bie er im SBib-
mungdfd^reiben gu ben gmölf fleinen $ro|)^tcn
Dorgetragen l^atte, tourbe Don bem fünften afl-
Semeinen (Soncil Derioorfen (f. Uanai IX, 211
ig 218 ; Atj^n 160 ff. ; Dg(. ebb. 139 f.). Ucbri-
genS ift Xl^eobor in ber S^arfteQung ber X^po-
logie ajleifter (fti^n 126 ff.). - 9(ud^ bei ber
Seurt^eitung ber ^c^t^eit Eiliger ISäd^r lieft
Sl^eobor fic^ Don unrid^tigen (Krtodgungen leiten.
tSfanb er in einem biblifc^n 9ud|^ Snft^liiged,
nad^ feiner SReinung (Sotted unb ber briligm
SBei^affer Unmurbiged, fo DerU)arf et baS gonge
SBu^ als unfir^lic^ uno uncanonifd^ %eif{)icld-
meife erflärte er bad $o^ Sieb fi» ein ^foif»
geitSgebid^t bei ber SSerma^lung SalomonS mit
einer ägot)tif4ien ^ringefftn. Ser (Skift ber ißio«
pijttk fei @aIomon bet^bfaffung ber IßroDeiiien
unb beS ^rebigerd nid^t ia x^eil getsorben,
fonbern nur ber (Seift ber Sei^eit So unitc-
fdbieb Xl^eobor gtoifd^en bem (S^ariSma ber $»>-
pilttit unb bem oer SBeill^eit unb na^m oexf^ii-
bene @rabe ber 3nf))iration an (DgL bie Xatküi
bed &!non3 bei ßi^n 856 f.). 3laät Seontiid Don
S^gang Dcrmarf er auS bem Slten Xeftament bie
gn)ei 93ud^er ber (S^ronit, Sdbraft mit 92^ia^«
XobiaS, Shibitb, eftl^r, 3ob, bie ^folminuber-
fd^riften, baS ^o^e Sieb, SBeiS^eit unb bie gmet
99fid^er ber SKad^bäer ; oud bem 9leuen Sefio^
ment ben Srief bed f^U Socobud, ben gn^eiten beS
I^L betrug, ben gmeiten unb britten beS ^ 3o^
ned, ben Srief bed fjü 3ubaS unb bie 9()ioca^{e
ot tton naitl^u.
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tMi 9IatuTen gu lel^. See gött»
ofl^nlt im @o^ne ^aria'S mit in
1, Mm bieltnt umfüllt, nie btr
(tincm ff[(ibe um^üat ift. tiif^ bit
Sia dvftpoiiroi^xof Cbtl dtäTbxoc
{cl, etnärte er, beibe SenenniingRi jtitn iuia{[ig.
bie trfttrt btc9Iahii htz ^Bafy gcmäl, bU leMere
bcr Slttotion unb £Sejiet)unQ mä), tnjolem Solt
in bcm uon il|i geboitntn ^cnft^ni mo^nte, nar^
{einem 3Bt|cn gnai in t^m niitit begienjt, aber
nad) bcm ^er^ültitig ber @efinnung tn it)m U-
ftnblid) (Ex libro XV De inoarn., bet MJgne,
PP. gr. LXVI, 992). miäjt ber ßbltlic&e fiogoä
fei Don bei Sungfrau geboren, er ^abt nur SSoIj-
nung gelobt in bem, bcr Don 3)taria geboren fei.
2)te 31räbicate bcr beiben maturcu müßten au3
einanoei get)altcn, bürftcn nii^t oertaufd^t unii auf
bie anbete ^ahir übertragen ntrbtn. Sie auB-
brüde ,@ott bcr SogoS ift geboren", ,@att ifi
IDtcnfdi", „@Dtt fiat für uns gelitten unb ift am
jfrcuje geftorbcn", .baS gättti^e ^t^^ unb
!S[ut" bei ^rm feien SBatinfinn unb eine iStaS'
p^mie bei ©ottlieit (ßst quidem dementia,
Deum ex yirgine natum eese dicere eto. ;
Conatit. Vig. c. 1 , bei Mansi IX , 66 ; ögl.
o. 8. 45). CcontiuS öon Sijjanj beleuchtet int
britten %uc^ feinei fc^atlfinnigcn &ertt^ „(Segen
bie Tlcftorioiier unb Sutqdtlaner" (Migne, PP.
gr. LXXXVI, 1 , 1267 sqq.) bie bogmatifi^en
unb c^egetifi^cn 3rrll)ümcr bc§ S^obor. Sa3
fünfte bcumcntftte Soncil Deitsarf eint gramere
3a^l d|riitologijd|<r <B&ie S^eoborB (f. b. 9Iit.
S)i(ifapitelftreit). EQngebenS ^atte t^oeunbuS Den
^emiiane (f. b. Sit.) gegenüber bent Sbicte beS
ÄaiferS Suftiuian gegen bie brei jfapitel (Dom
3a^re 543) eine 3ied)tfertigung S^eoborS untei-
imrn (551). Xie 9!eftoriQiier (f. b. Mit.) Der-
e^ien ibreSetiicr^bbor, S^eobor unb 3ieftoriuä
als ^eilige unb begeben i^re gefitage feieilii^;
aui) eine i^rer Siturgien führen fie auf 3:beobor
jurüd (f. Benaadot, Liturg. Orient, coli. II,
Paria. 1716, 616 sqq.). 2la§ umfirttttnc Slau-
benSfqmbDl frfjeint i^m anjngeljöitu (Migne,
PP. gr. LXVI, 1015 unb PP. lat. XLVDl,
1043). (SSgl. im 91Dgemeinen b. 5lttt. bcjUi.
fir^engef^it^tlic^en ÜUerle über bie c^riftologifc^cii
unb pelagianij^en ©treiltgteiten ; femer 0. F.
FritZBche, De Theodori Mopa. vita et acriptia,
Halia 1836 [mÜ) bei Migne, PP. gr. LXVI,
9 »qqO ; 3'- 91. ©pec&t, ®er ejcgettii^e ©ionb-
punH beS Sl^eobor unb X^eoboret in HluSIegung
ber meff.ffiJeiSfagungen, 3)lünd)en 1871 [SBificrt.] ;
$. fti^n, X^cobor oon ffltopfuepia unb 3uniliu8
9lfricünu8 atS gjcgtten u. }. w., gteiburg 1880;
"Siay, lieber Oempia unb äUT]f opta nad) ben tiei>
lortiicn bcrmcncutifd)tn S^iiften bei Üittioi^enet,
in b. %üi. Sbeol. Ouarlalft^i. 1880, 531 ft.;
Smith and Wace, Dictionarj of Chr. Bio-
graphy IV [1887], 934 ff.) [fii^n.]
99eaboTDonSRait^u, grie^ifc^er ^olemittr,
lebte in ber erften ^lälfte befi 7. äa^r^iunbertS olS
ißrieffer in ber 2auta !Raitl)u auf ber ^tbinfel
©iiwi. St^wlten ift Don it)in eine turje SJar«
fleUimg unb Sßibcricgung ber c^riftologif^en
3rrle6ren Don fflianeS, $quI Don ©ainofota,
^npoUinariS, X^eobor Donano(futi)Lia,<nA^|j»»&.
1525
XV<>l>0' 3:9to — Zl^eoboret
1526
boc S^ymibmr )ittfi(I)itiocif en unb bie in bet fHaäfi
b(S 3lcctbttmB ftämpfmben )u erleu^en, toenn
ou4 bk ^ottftonigen il^ fitifUgen Xugen nid^t
fiffndtsi: Mtm ^tten fid^ fdbfi losgetrennt ton
haa Selbe Si^fti, Don bem oberflen ^tttenful^I,
fai bem ei^tifluS bk SdßWd befi (SlaubenS (intet*
kfit gegen ben bie Pforten ber bbUt (n&mlid^ bie
Sungen bet ^retilec) nie obgeftegt nod^ ie ob«
toeibcn; bi^er möge bet o)>oftoIif$e $af droits
l^ fienen, »eit et baS SBetl ißetti erfflSt; bie
ItgUubigen mögen jiubdn, meil fte mit Sugen
BM^R SBif A5fe gam fai bet %tt bet alten SBätet
gef^^aul (ooen ; boe uebrige mdge gel^, toie ®ott
tooIU. SNd^el IL (bet Stammkt, 820—829)
Seßattete ben Setbannten bie Mittf^x, l^ob abet
bie Oefc^e feinet 9)org&ngetd Seo Y. nid^t auf.
S>e|^ {ab pd^ bet @tubtte gen5t(igt, ben i^ampf
fott)ufe|en mü) namentlid^ unl^Itbaten SSet«
mktlimgSbetfnd^ entgegen}utreten. 6t ftatb
«n 11. 9lot)embet 826, o^ne fein äbeal, megen
beffen Strcid^ung er geftritten unb gelitten l^otte,
iKcnriiflid^t )tt fe^en. 3m Martjrologiom Bo-
manom miä) et gum 12. IRooembet genannt,
in ben gtied^ifd^ ffalenbarien am Xage oot^et.
— (Bne (BefammtauSgabe bet Opera Theodori
Sinditae befotgte ber Sefuit Sitmonb (PariB.
1696, obgebt. bei Higne, PP. gr. XOIX). S)a)tt
fommt noq E. Aavrav, Theodori parva cate-
ehesia, Paria. 1891 (tritifd^e SiuSgabe be« grie-
^fd^ ZesteS) unb (77) Sermones bet Magna
eaieoheata (ed. Gozza-Lozi), in Nova Patr.
bibL IX, Born.« 1888, 2, 1—217 (nod^ un«
DoSfiSnbig). Unter ben Sd^tiften beS @tubiten
fmb ffit ben SilbetcuItuS oon SBid^gfeit bie
biei etiritfdbtiften mibet bie Silberf einbe CAm^-
^irnxol Tum eixovo|jidxo>v2 , eine SBiberlegung
mlbetfetnbn<^ (Sebid^te ('EXet^oc xal dvaTpoir9|
twv docßoiv iron^itd^tcDv), einige an bie Soreffe
bet Silbetfetnbe getid^tete Streitfragen (ilpo-
ßXijfurra ttva ^tp^c cixovo|Aaxouc) , 7 ftapitel
gegen bie SBilbetfifltmet unb ein Stief an W>t
fßtato flbet ben SBilbetcuItuS. 3n bomiletifd^
MnjM^t finb feine Jd^toungtoSen 184 Steben an
me wdnt^e unb 13 anbete (SelegenbeitSreben
bea^lenSmettb. 9uf baS ffloflerleben begieß fid^
Mne iombif^en Serfe Aber bie Detfd^iebenen fllo-
^eiimter, febt ben Sßönd^en bot bem Xobe ubet-
tei^teS Xefiament, feine (SanoneS unb Poenae
monasterialeB. ^ietbet gehören aud^ bie nad^
X^borfi Zobe t)on feinen Sd^ulem aufgegeid^-
rnten fllofter- unb (SottcSbienftorbnungen (Xita-
tuino9B(c xaTavrdfaecuc t^c {aovtjc tü>v ZroMon),
tofibvenb baS t)on Zb^obor rebigirte Officium
Divinum (Tumxjv) unb manc^ed Snbere nod^
snebirt ifl (Migne 1. c. 55 sq.). Ueber 550 Briefe,
Me t^eUd bei Migne 1. c. 904-1669 (nad^ ber
Girmonbf (^n tSuSgabe), tbeild bei Cozza-Luzi,
Kova Patr. bibL Vm, Rom. 1871, 1, 1-244
jid( finben^ jeugen bon ber umfaffenben aScetifd^en
unb fin!ben))oIitifd^en Zl(|ätigteit Z^eoborS. —
Sine Vita be8 b(. Z^eobor fd^eb ein @tubiten-
mbnd^ im 9. Sabrl^unbert (bei Migne 233 sqq.) ;
eineanbere, loobrfd^einltd^ auS bem 1 0. Sal^rbunbett
fiammenbe Vita S. Theodori ift Don Sitmonb bet»
ausgegeben tt)otben (abgebt, bei Migne 113 sqq.).
S)ie fitd^en))oIitifd^e SBebeutung beS Stubitenabte«
f(^ilbette in neuerer QAi Zl^omaS (Zbeobor Don
Stubion unb fein 3eitalter, Ofinabrüdt 1892).
Ueber baS SBitfen beS Eiligen aß StefotmatotS
bet 99aftlianetm5nd^e f. Schiwietz, De 6. Theo-
doro Stndita reformatore monachommBaBi-
lianomm, Vratislav. 1896 (Siffert.) ; über ba9
ißerböltnil Zbeoborfi )um rbmifd^n @tuble o^.
3ob. Stid^ter, S)e8 ffl. Z^eobor, «btefi Don BtvL"
hium, Sebre oom ^rimat beS rSmifd^n SBifd^ofd,
im ^ffatboIiT' 1874, n, 385 ff. SBeitere Siterotur-
angaben aber ben @tubiten f. tn b. Analecta BoIL
1893, 316 unb in b. BibL hagiogr. gr., Bmx.
1895, 129 aq. 3um ®an}en ogl. nod^ (hum-
bad^er, ®efd^. ber b^jant Sit, 2. 9ufl., Slündben
1897, 147 fL 712 ff. [©t ©d^imieW
Uepbor ffto, f. Zbeobor Don Smafea.
tfeoberd, Sifd^of Don SqruS, ber
größte Sieget ber gried^fd^-orientalifd^en ftird^e,
mar um baS 3abr 390 )u SntioAia Don Dor*
nehmen d^rifttid^en SUem geboren, ^iefe betrad^
teten Ü^n al8 ein burd^ ®ebet unb (Selfibbe er-
langtes i,®otteggefd^enI'' (baber fein 9lame 6eo*
$<up7)Toc) unb meibten ibn ®ott ibrem ®eläbbe
gemd| (f. Jo. Garnier, Eist Theodoreti, bei
Migne, PP. gr. LXXXIV, 89 sqq.). SSom
fiebenten Seben8j[abte an meitte Zbeobotet im
Sutnrepiudflofiet nabe bei Sntiod^ia unb mad^te
in 3ft5mmigfeit unb SScefe, in meltlid^ unb
beiliget SBiffenfd^aft bie etfteulid^fien gfottfd^ritte.
9Rtt bet claffifd^en Sttetatut unb ben b^Üg^
©duften mar et übetouö Dettraut : in ber Zbeo-
logte ftanb er unter bem geifügen Sinfluffe Stbeo*
borS Don aRo|)fueftia unb äobannefi' CbtQfofto-
muS (f. b. Srtt.). S)ie ®eifte8Dermanbtfd|aft mit
biejen SRännem tritt in feiner SebenSfflbrung,
in feinet @d^tiftau§Iegung unb in feinet Seteb«
famleit unDetlennbat )u Zage. 3u feinen 9Rit*
fd^äletn jdblten SleflottuS (f. b. Stt.) unb 3o-
banne§, bet fpötere Sifd^of Don 9ntio(bia. Zbeo-
boreid rafüofer ®eifi umf)xmnte alle SBiffenS-
gebiete, fein (Sbelfinn eiferte nadb ieglid^er Zugenb ;
feine ®elebrfamleit unb feineUnbefqoItenbeit maren
ungemein anerldnnt. ©d^on im 3. 423 erfd^eint
er ald Sifd^of Don iSftvß in ©^rien. ©eine Xe«
fiben), jmei Zagereifen dfllid^ Don Sntiod^ia in
einer rauben, unmirtblid^en ®egenb gelegen, mar
ein Heiner unb armer Ort ; bie 2)iöcefe aber, bie
bem SRetropoIiten Don ^ierapolis unterftanb,
mar ein um^ngreid^ed ®ebiet. 3n feiner bifd^öf«
lid^en SmtSfäbrung }eid^nete fid^ Zbeoboret mtd^
Cntf agung unb merftbötige 92dd^ftenliebe , burd^
Vermittlung befi gf^ebenS unb ©eeleneifer axß.
©ein reid^e« Ddterlid^eS Srbe fd^enlte er ben
Srmen. Sugleid^ n>ar er auf bie Sefferung ber
materiellen unb forialen SBerbältniffe bebad^t, in-
bem er gemeinnü|ige SSauten, ©trafen, SBaffer»
1527
Zl^eoboret
1528
leitungen^ Srüden, Säbet errid^ten Heg unb
burdd feine Prbitte bcn bebrSngten SBeiool^iiem
Steuererlei^terung üerfd^offte. 9Rit boppeUem
Sifer aber betrieb er bie ^efebnind ber Urtdläu«
bigen unb bie 93crbrangung ber ^refte )ur $er»
fteQung ber (BIauben§cinbeit (£p. 145, bei
Migne, PP. gr. LXXXTTT, 1884). S)ie 800
ffirc^nfprengel (icaootxtat) feiner audgebebnten
S)idcefe nmren burq bie {o^Ireid^n batnaligen
^refien gefpalten. @ein SBirten broii^te ibn fogor
mebrfod^ in SebenSgefo^r, toar aber bon bem er«
manfd^ten (Erfolge begleitet. 3la(f) 26iö(riger bi-
fd^Bflid^er SmtSfübrung (449) fonnte er an $apft
Seo fd^reiben : ^SRit ^ilfe ber göttlichen ®nabe
labe xd^ mifyc aM taufenb @eelen oon ber Äronf-
beit 9Rarcion9 befreit itnb Diele anbere bon
äriu6^ unb SunomiuS' ®enoffenf(i^aft gu Sbri«
ftuS bem ^erm gurüdgefübrt. 3n 800 ftir^en
lann i(^ mein ^irtenamt ausüben. 3n aH' biefen
Pfarreien ber ^iöcefe S^ruS finbet fid^ mit Unter-
ftü^ung Surer ®ebete fein Unfraut mel^ir, fonbem
Don aUer bäretifd^en 9)erinung ift unfere ^erbe
befreit'' (Ep. 118» bei Migne ib. 1316). IBon
Slatiand S)iateffaron (f. b. 9(rt.) l^tte er mel^r atö
200 Ssemplare aud ben SHtä^tn feines @)}rengeIS
entfernt unb fie burdb bie Dier canonifd^en ßuan«
gelien erfe^t (Theodoret. Haer. fab. 1, 20, bei
Migne 1. c. LXXXni, 872). ^ber feine CMiItung
in ben neftorianifd^en Streitigteiten^ bie ftd^ aud
ber ariftotelifd^-ontiod^enlfd^en S^erminologie^ au8
feiner 9lbböngigfett Don 2:b^oi>i>^ ^on 9Jlo))fueftia
unb aus feiner gfreunbf d^ft mit 9leftoriuS ertlärt,
bereitete il^m über utoei ä^br^ebute (429—451)
bie größten Sd^mierigfeiten unb enblofen %erbru|,
fo ba^ feine SBirffamleit gebemmt unb fein 9n-
fel^en bei ben Ortboboien gefd^mölert tourbe. 918
^opft ebteftin bie Sebre beS 9leftoriud, ba^
aRaria xp«'^'^<ixoc, nid^t Oeor^xoc fei, als am-
<m>c xatvoTV)? be}eid^nete, rietben StobanneS Don
Sntiod^ia, £beoboret unb anbere orientalifd^e 93i'
fd^bfe bem 92eftoriuS gunäd^ft, ficb ber ))ä|)ftlid^en
Sntfd^eibung )u fügen. 9tad^bem aber S^nQ Don
aiesanbrien (f. b. «rt.) bie fircblid^e Sebre in
gmölf Ifapiteln (SlnatbematiSmen) furj gufammen-
gefagt, glaubte Xb^oboret bierin bie Snlel^re beS
^oUinariS (f. b. 9(rt.) DerftedCt gu finben unb
fd^rieb im eifrigften Streben nad^ SReinerl^altung
^beS apoftolifclen ©laubenS" auf ®el^ei| beS
Sifd^ofS SobanneS Don Slntiod^ia feine ®egen«
anatbemotiSmen (f. Ep. 150, bei Migne ib. 1413).
$on ba an UKir Zb^oboret baS geiftige ^aupt ber
neftorianifd^en Semegung. @ein näd^fteS Siel
mar, bie SBerurtl^eUung Sprills unb feines Sebr-
begriffeS burd^gufe^en. %IS bie Don ftaifer %^to»
bofiuS n. auf ben 7. 3uni 481 einberufene
@9nobe Don epl^efuS (f. b. Srt.), obne auf bie
9lnf unft ber f&umigen orientalifd^ Sifd^öfe nod^
länger ju märten, tbre SBeratl^ungen am 22. 3uni
begonn, proteftirte Il^eoboret mit feinem aWetro-
)>oIiten Silesanber Don ^ieropolis gegen bie (£r»
Öffnung ber ^fommlung. %n ber @egenDer«
fammlung, auf meld^er äol^nncS Don Viüimbia
unb feine Subönger baS Slnat^m über Sterin unb
Slemnon, 99if(bof DonSpl^efuS, ai^fpra^ien (f. b.
%rt. Spb^fuS IV, 678), nol^m S^eoboret ben reg«
ften 9lntbeil in ber guten Sbftd^t, <,ber Smeigung
beS fieibeS berftirdj^e'' einholt )u tbun (£p. 162,
bei Migne ib. 1463) unb bie „cDongeli{(ben
SDogmen" gegen Sntftcllung gu fd^fi^ (Ep. 151,
bei Migne ib. 1417). 3n Spbcn^ unb 6^1-
cebon prebigte er unter großer Seibeitigitng beS
Don Sonftantinopel b^ruber gußrömenben 35oItcS
über bie SeibenSunfäbigfeit beS &otteSfobneS (f.
Migne L o. LXXXIV, 54. 58; Manai IV,
1408—1410). 9luf bem ^eimmege mobnte er
ben SSerfammlungen ber gtetddgeftmüen SBifd^bfe
SU SarfuS, Serba, Sntio^ia bei, mo baS %na«
tbem über (Sqrifl erneuert mürbe (Manst V,
1155 sqq.), unb fud^te ben on Stelle beS 9{e-
fioriuS in Sonftantinopet eingelegten SBifdbof
S)2a£imion ju Derbrängen. Um biefe 3tit Derfa|te
er feine @d(|rift ^^entalogium". 3n bm noc^ften
äabren bauerten bie Streitigfeiten mit aller f)efiig«
leit fort. «S)ie ^ntiocbener fcbienen mie 9leßo»
riuS, bie SIesanbriner mie ^odinartS gefmnt su
feiiu 3ur Beilegung biefer Streitigteiten Wdtt
ftaifer £b^'>opuS gefonberte Sdbreiben m C^riB
unb 3obanneS mit ber SBeifung, fte follten fid^
mit einanber auSfbbnen unb in @emeinfd^ft
treten. 3m Sefij^ biefeS SBriefeS rid^tete 3o^aime§
über feine Sefmnung ein ©d^itiben an SQriU
unter Seifügung einer Unionsformel unb übcr-
fanbte boSfelbe burd^ ben Si[d^o( $auIuS &on
Smefa (438). @o mürbe ber Streu jmijcb^ni ben
orientolifd^en unb flg^ptif^ien Sifcböfen beigelegt'
(fo bie bem SeontiuS Don 9)9|an) [f. b. 9rtJ }u^
gefd^riebene Sd^rift De aectis, bei Migne, PP.
gr. LXXXVI, 1228). 3)ie Unionsformel, boft
fogen. ßymbolum Epheaixiuin (Mansi V, 303;
Migne, PP. gr. LXXVH, 172), toeldöe bie
Sereinigung beiber 3]aturen auSfpri^t ($uo 7^
qpooecov Svoxnc j^^ovev) unb erHärt: Jim biefer
Sereinigung miben, bie aber obne Sermif(b«ing
ijl, belennen mir, ba^ bie ^ilige Jungfrau
®otteSgebärerin ift, meil ©ott ber SogoS glcifdb
rnib SRenfd^ gemorben ift'', bedtt fid^, abgefeben
Dom Sd^Iu^fatf^ mit berientgen, meld^ bie %n»
tiod^ener bereits gu Spl^fuS bur4^ ben ComeS 3o«
banneS bem ffaifer Xb^obofiuS n. Dorgeltgt
l^atten, unb J^t malrf^einlid^ Xb^oboret aum
Serf affer. Sie lautet gang ortbobos, Detnteibet
aber, mie S^eoboret imm» tbat, bie SuSbrüde
«l^tipoftatifd^e Union" «r^^Qpfd^e Bereinigung'«
me(^e SbriD in ben VnatbematiSmen gebraudbt
batte. ®Ieid^mo^I mibn^trebte Z^eoboret bes smi«
fdben Sol^neS unb Stritt (ergefteDten Union,
einmal, meil er bie Sforberung, ba| alle im Streite
abgefe^en Sifd^öfe in ibre Stelle mieber etngefe|t
merben follten, nid^t erfüllt fal^ ; bann au4> toeU
er in ber Snna^me ber Unionsformel buidb ^^
eine Slcd^tfertigung beS 9{efloriuS unb eine 3u*
rudna^me ber jmdlf ffapitel erblidtte. Seine bei
152d
Z|eoboret
1580
^of ctlftobene Sefil^toerbe fiBer ba8 gctoaltfame
Sorget beS Ißatriar^en 3o(anne9 (Mansi V,
9d0 sqq.) blUb ober obne ßrfolg. 3m @egen«
tbeil bron^ ber ^of auf 9u8fö]^nune ; bie SBifd^dfe
bcr FlrüvinoiA Ettphr»tenBi8 fottten mit 3o«
^neS in (Semeinfddaft treten obec Ü^re Stühle
Detliftviu SDii| xovtttt, unb oud^ Xl^oboret trat
<484 ober 485) bet Union (ei, ald ber ^atriarc^
{ttfifgeben, bal et bie 9ib{e{fung beS IRefloriuS
ni^ gu unter}eid^nen brause (Mangi Y, 988).
%imei^iettXb«oboretmif einige aobreShil^. Sber
mit bem VuSbrud^e bet monop^^fttifd^en 6treitig»
fetten (f. b. ttrt. 9Rono))^9fiten) btad^en fd^mete
SeibenStage ffit Zb^boret cm, bet nun feine paU
lung in ben neftotionifc^en SBitren bittet bü^en
rnitflf. 2)et gemoltt^ätige $atriat(^ 2)io8cut oon
Wepinbtien (f. b. 9rt.), ber mit oOet Seibenfd^aft
für bie SlonopbVftten einttat, verfolgte bie !Refto«
riancr unb i^re ftfl^eten ®efinnung§gem)ffen,
unter biefen au4 Xl^oboret, auf 8 ^eftigfte. Sein
^^ Jbrigette fi(|, aI9 S^eoboret im 3. 447 gegen
bie 9tono))^ftten fein Sßerf Eraniaies (f. u.)
f(britbr obtoobl et batin aud^ S^tiS als b^roor-
tug^nbem ffird^enlebrer bie gebfil^tenbeSteOe an«
«oie4 (Dial. 2, bei Migne L o. LXXXin, 212).
€«tne Semfibungen für ben Don i^m felbfl im 3.
444 im auftrage bet fibbnicifd^en SBifii^öfe tec^t-
mS^ig gemeibten Vifd^of 3rendu8, bet als faifet«
lieber ComeS |ut Seit bet S^nobe ju 6])bcfi^^
^te^oiiuS in 6<bu^ genommen batte, maren ttojf
bcr Untttfifi|nng be9 iBifd^ofS ^omnuS oon Vn-
tio^ etjoIgloS. 3rendufi mürbe, meil er t)ot
fetner XBetbc gtoeimal oerbeitatet gemef cn, auf SBe«
trieb SiotatrS Don ITaifet Xb^obofmS im 3. 448
abgeMt unb als ^ioatmonn in feine ^eimat
Dermiefen (MaBsi v, 417). SergeUid^ fu^te
£broboret ben SHoScut }u geminnen, inbem et
ibn briefTiib feiner £yod^ad^tung unb feinel ®e«
Wei Derfubettt (Ep« 60, bei Migne, PP. gr.
LXXXm, 1282). ealb mugte et fi<b felbft gegen
bie VnÜage Dertbeibigen, als ob et „ben ^erm
Scfttl Gbriftm in jiDei Söbne tbeile unb bie^ in
9liitio(bia Dot unjäbligen 3ubötent ptebige". 3n
einem ergebenen S^reiben (Ep. 88, bei Migne
ib. 1268 sqq.) toieS et biefe VnKage ah, berief
fOi mtf bat 3eugni^ Dielet Sifd^öfe, beS (SIetuS
unb un^b^iget ^ubötet, miebetbolte boS 8ym-
bolum fpheeinum unb betrfiftigte eS burd^ baS
Snignift bcr ale^anbtinifd^n 93ij(b5fe Slle{aitbet
tmb StbonofittS, 3:beo)>biIu8 unb S^riO, fomie
beS9afütuS ttnb®regot. 3uglei(b Detmarf er bie
tilotflofigTcit betet, meldte ÜRaria baS ^röbicat
«®otte§gebdnrin'^ aberfannten. S)effen ungead^tet
f)>todb SioScur boS Snatbem über ibn ouS unb
nuftHe eS bei l^of bur(biufe^en, ba^ X^oboret in
Untto^ia ntd^ mebr )>rebigen, feinen @))renge(
niibt Detloffen unb an ber nad^ Cpb^fu^ QuS-
gefcbriebencR 6i;inobe nid^t tbeilnebmen burfte, eS
fet benn, ba^ et auSbrfi(t(id^ getufen toutbe
ilIaiMx VI, 589). 3ut (Senugtbuung biente bem
%it(^of Don S^tuS bamais, bo^ bie Don bem
^triard^en fJflaDion )tt Confiantino))el obgebal-
tene S^nobe (448) Sann unb 9Ibfej^ung über
ßutt)d^eS unb feine 9nbdnger auSfprad^, morin
Xb^oboret „nad^ bunfler 9la<bt ben bellen Xag bet
a))oftoIifd^ SBabtbeit anbred^en fab" (Ep. 11, bei
Migne ib. 1184). Mein bie fog. Stduberf^nobe
}u Spb^fuS unter bem SSorfi^ S)U)ScurS bob baS
Urtbeil auf, belegte, obne auf bie Sntfd^eibung beS
$at)fteS fieo }u ad^ten, bie ottboboi;e Sebre Don
gmei 9}aturen, bie 9}eftorianer unb recbtglöubige
S3ifd^öfe, unter biefen X)omnuS Don ^ntio^ia unb
3:b<Dboret, megen Sefangenbeit in ber neftoriani«
fcben C^örefie mit bem Snatbem unb fe^te le|tem
ab (449). ffaifet 2:beobofiuS befidtigte biefe 8e*
fd^Iüffe unb bcfabl bie @(^tiften 9leßotiu8' unb
Zb^oootetS ju Derbtennen (Mansi VII, 495);
leitetet mürbe Derbannt. Som Ssile aus (in ber
%äbe Don ^ItMimea) ergriff er bie ^ppettation an
$a))ftfieo (Ep. 118» bei Migne ib. 18128qq.). (Sr
pttxit Dorerft mit großen Sobf)}rüd^en ben Vor-
rang beS tömif(ben @tubIeS unb belobt Seo'S be«
fannte Epietola dogmatioa an SI<^i<^n Don
Sonftontinopel ; f obann etbebt et Sefd^merbe, bog
et mit 9IaDian unb anbeten Sifd^öfen obne Set*
bot Don SioScut abgefegt morben fei, unb bittet
um Sbbaltung einet neuen S^nobe, |u bet fieo
aud^ ibn betufen unb feine Sebre untetfud^en
möge. 9lud^ nad^ Sonftontinopel tid^tete et bie
Sitte um 3ulaffung )u einet S^nobe (Ep. 119,
bei Migne ib. 1828). 2)et ^apft miOfabtte feinet
Sitte, erOörte ibn für unfd^ulbig unb Derlangte, bog
et miebet auf feinen @i| tejtituitt metbe. Siefe
SBiebeteinfe^ung jebod^ DettoitHid^te fid^ f5tmliq
etfl im 3- 4^1/ nad^m im monopb^fltifd^cn
6treit bie Sffienbung )u ©unften bet Ortbobo;ie
eingetreten mar (f. b. ^ü. WonojybPftten VIII,
1784). S^ bet balb berufenen ®i)nobe Don (S^f^aU
cebon (f. b. tHrt.) erbielt Xb^Dboret auf Serlangen
ber |)dpftlid^n fiegaten unb faiferlid^en (Sommif*
fare 3utritt. 3n ber 8. ei|ung (26. October 451)
erflärte et : ^Snatbem bem !KeftotiuB unb iebem,
ber bie beilige 3ungfrou aRaria ni<bt (SotteS*
gebftrerin nennt, unb ben (Sinen 6obn, ben ein«
geborenen, in )mei @5bne tbeilt ; audb id^ b^be
bie ®(aubenSbeftimmung bet €^nobe unb ben
Stief Seo'S (Epietola dogmatioa) unterfd^eben«
@o benfe id^." hierauf mutbe et einmfltbig
als ottbobos unb als ted^tmö^iget Snbabet fei-
nes Sif^ofsn^S miebet anetfannt (Mansi VU,
185 sqq.). S)ie folgenben 3abte lebte bet Stf(bof
Don S^tuS unangefod^teit bet Setmaltung feinet
3)iocefe unb literarifdben arbeiten, befonberS bet
erflärung ber beUigen @d^riften. Sr ftatb im
gfrieben bet Ritift 457. SDaS SermerfungSuttbeil
ber fpötem ©Qnobe Don Sonftantinopel (553)
trifft unb Derbietet nur feine @d(|riften, bie gegen
Sprill unb baS Soncil Don e))befuS gerid^tet
marcn (f. b. art.). — Ibeoboret war ftets Dom
teinften €tteben nad^ SBabrbeit befeelt unb bereit,
in bie £iefe beS WeereS geftürjt }u merben, menn
er Don bet ®IaubenStegeI abmebibe (Ep. 11 9, bei
1581
Z^eoborct
1582
MigM L e. linwui, 1829). fOcr a bmnk
ßMm Ux VltäuB^, ha ZcnnRDbgic nb
ino^Kn- €r omt eis Odc^cttr »ie So»
icUud ftm (E2{dna 0. b.«xt), cntte^e ote bcr
mb bct Siii{i4t in bie Ztog'
iDcitc bflT obf^^iDciciibai Sftstitigfttlcii. €ciitt ,
Srrt^fincrfuib loie bii bc8 Z^eobot iKm9lo|pf»cpia
(f. b. Vit.) ttpOti(4 IM flflflfflL Sit SdDlQOIQ ,
ctncffettd bct gdttltil^fii Koint tu C^ripnS yo^ ;
bk Stimm, cuibctctfnü bct ipoOch vnb raiKt* .
fliifii^tcii noifil^Hi^cii 9totet yyn bic 9)N>lliiia*
tlftCli fwDTtfH tlpll Ult jf ffUHIIIKt OCt Byirtflifllftyftt*
Itil^cti C^cifUccIc in flDct fllaf{cii, inbcnt et bic
gotteSiottibiQdi ttnf Oott, bic tKm bct Jhuil^tcS"
jfjtolt TfbfnbfH ouf bic ncnfil^It^ 9talttt b^|og,
ein Sctfo^tm, boft C||ri& im tricdcn Snat^cno«
tiSmuS tagte. (Eng (icnmt (fingt bic {4^ 9e»
f9oi|ifnn0 bct Gommanieatio idiomatam (f. b.
Vit) {ufammcn. S)ic 9c(att)itung, Z^botä
^, bct Qknwtt ttcid^, in e^okdMm boS
0|^ct feinet UActjcttgnng gcbtod^, ip iiiiiiii^lig.
9Sod et ^ Mtt^cibigtc, bcift fi4 focl^i^ mit bem^
mos et in bct Unionifotmcl andgefinoi^ ^c:
bic ®ottc«muttetfd^ Slotia'S unb bic ScctiniF
gnng bct iroA Statuten o^ Setmifd^ung (f. ob.
1528). 9lcu ifl mtt ba« Vnd^ fibet 9Iefiotiu8,
boS et bis ba|bi mid ^ieifit abgdc^ (attc, »fi^
tcnb et iebod^ üon Vnfang an bieimigen, md^e
boS ^tiUricat fteot^xoc bct (etltgcn 3itngftan t^et*
meigetten, oK gfeinbc bcS testen (BkuÄenS be-
ß'dSnet botte. 3m Uebrigen meinte et, e8 fei 9lc»
tiuS bttid^ SQtiS Unte^t gefd^^, ba icnet
nid^t lel^, toafi nod^ Xbo>boTct9 Vnfk^t in bcn
Vnat^cmattdmen lag^ ^ieniad^ mu| man bie
gtogc, ob X^obotet na($ Vnna^e bct UnionS-
fotmel onbetS geftnnt »ot a& uot^, oemeinen
(anbecS Setttam [f. u.]). S)ie in Vntio^ia t^t^if^
gctootbcnc VuSbnidSoeife beiugliit be8 SetboU«
niffeg bct beiben Statuten, oie ©d^^fternotung,
bic Zl^Iung bct Sd^riftteite in stoei IHaffen unb
ibte auöfd^Iie^u^e 9e)ie]^g auf bie eine obet
anbete Statut ift nad^ tote oot biefelbe. Sie Vna«
t^ematifimen £qriSfi etfannte Z^botet fein Sebcn
lang nid^t an, am alletmcnigfien beim VuSbrud^c
bct monopl^Qfitifd^ etteitigfeittn, toeil ftd^ Su-
t9d^ unb feine Vn^get befidnbig batauf be-
}ogen. dt ftiri^t im SBnefe an 2)omnu8 oon Vn-
tiod^ nad^ bet IRfiubaiQnobe (449) oon bem M
ben 12 ftai)ite(n liegcnben ®ift, hoA bie anbeten
Sibcefen nid^t tennen'' (Ep. 112, bei Migne L o.
LXXXm, 1309). Sefonbetd xoaua ibm bie
VuSbtude ?vc0(nc xa&' 6i;6<rcaatv (cap. 2) unb
SvcDotc ^uotxi^ (cap. 3) toefenl^fte, fubftantiellc,
))b9fif((e Sereinigung anftd^ig, meil bi^nnit ge-
jagt fei, baö gfleif^ (b. l bie menfd^Iid^e Statut)
e^fti fei eine 92atut mit ber @ottbeü S)iefe
xpSatc befäm))fte et aud^ nad^ bem ^(x\iitt 435
(De inoam. Domini 32, bei Migne L c.
LXXV, 1472). Süt bic ©nigung ber beiben
Staturen gebraud^te er nad^ luie uor bie VuSbrudte
icvahf^ oovd[9eta^ f vo9ic, «ocvovts. 2)ie )tt<i
Stotnicn finb {u einem irp^«>i;ov oereinifl^ ein
VnäbnnI, meines rec^tglfinbig, aber aud|) t»on einer
■otolsii^ (Bmmmg, oon bct fiu^ Crfc^i-
nnngSfotm im $egenfa| |ut mefentli^en Src'
dnignng tKtPanbcn merboi fonn. SM SBort
hfiAyzaa^ Mt tbm tictbfiil^g, mcQ e8 tti^ blo^
6nbfipcn|, fonbetn on^ 6ubflan|, Statur 6e-
bentd, rnie eS fbgvä felbß im britten Vnat^ema-
tifirnnS gebrannt fj/at SBic fcübct, f o f|mid^ et
awb no4 ft'fitet oon bem Zempel, in toeU^
Sott gemo^ ^be: «Sin Vnbereg ifl bct ouj-
geldStc Zcmud, ein VnbcteS bet ben Zcm)Ml e^
metfenbe <Bott' (De incatn. Dom. 31). 2)o(l^
bcudleetpibinSutunftoorft^tigercmd. UebetaS
bob et bic tfmfsvi bct beiben Staturen im ottl^
bosm €tnne {u Sinem ^tofopon ^ot unb gt»
btmi^ ^ictffit ab Süb bie Seteinigung non @eeb
unb &ib }u bem einen menfddlid^cn &efai (Ep. 21,
bei Migne Le.LXXXIII, 1201). SieSe^üon
yoä €ö^mn, bicX^bot unb SleftotiuA {ur Saß
gelegt mntbc, Icl^ et bis ]um Ucbctbtuff e ab.
Obtto^ et ben VuSbnuI dv3pc0icottfxoc für
glciibbeted^tigt mit bem VuSbrudl 8eoT^xoc Ifticit
(£p. 151, bei Migne ib. 1429), gebtombte et t(n
f)>atet boc^ nnt no4 einmal (De incarn. Dom. 35,
bei Migne L c. LXXV, 1477). 2)a| et no4
um 439 ne{lotianif(^ gefinnt »ot, bcicugt 9Xfcä
felbß in einem SJtiefc an 3obanned oon Vntio^ta
(ngL ITigne L c. LXXXIV, 404 unb £p.
(}7r. 63, bei Migne L e. LXXVn, 32^. «ul
bem Gefogten erflfirt ft(b efatetfeits {ut (Benuge, mit
meld^ Se<bte i^ bic Sif d^fe )u Cbokebon, aH
et mit bet QcnDCtfung bcS Steßotittfi )5gerte, §u«
riefen: JSx ift ein Steflorianct. gfott mit ibm!*
VnbcxerfcUft botf man fi(b nid^t nninbem, ba|
feine im nejiorianif<^3ntereffeoerfo|ten64riftni
(f. u. m, 2) oon bet fünften öcumenif d^ e^nobe
oetmorfen mürben. So(^ mar Sil^eobotet nid^ ber
formellen, fonbem nur bet matetidDkn ^otefie ju*
getban.
Sei feinem oidbemegten Beben mot Xl^oboret
ein ungemein [nubtbatet Scbtiftjieflet. «gfflt alle
!ßtufungcn uno 8etf olgungen fanb et in bet ^-
ligen @$tift Xtoß unb Heilmittel (Ep. 83, bei
Ifigne L & TiXXXiU, 1265 sq.). €eineaBetfe
lerfalen in esegetifcbc, bifiorifc^, bogmatijt^,
mo)u bann nod^ bie Sriefe tinb ^omilien (ommen.
L Vufbem esegctif<ben®ebicteifl2:^
botet SDleißet ; ba^et nebmen in bcn bcflen Vu^
gaben bic cfcgeti|4en SSCierte mit Red^t bie erjie
Stelle ein. 68 ftnb Ouäftionen unb Eom«
mentare. 3enc be](ianbeln in gorm oon gtagm
unb Vnttoorten fd^mierige Stellen beS VIten Seßo«
menteS, unb jmar bet fänf Sfld^et SDloJeS', 3ofue,
Stiebtet, 9htti ber oier 9üd^ bcr fUnige unb
ber )mei $araIipomenen. Sie ftnb bic VrBrit
feines gereiften VlterS. 3)ie eommcnlnre, meUbe
mir beftben, erHären in nraftergültigct Sorm
oon bem VIten Zeftamente bic 150 Sfolmen,
bad ^o^e Sieb, bie fSmmtfi^en giopm unb
1583
Zl^eoboret.
1534
nemcn ^ropl^eicn (t^om Sommentoc gu 3faiad
litgl eine 64oIienfommIuna t)ot; berfelbe ift rtod)
Olli bm Sotmcn l^ufteuen). Sie OuüfHonen
ob bet ^(Qlmencommentor Men (et Migne,
FP* gr. LXXX, bie fibrtgen Kommentare
ib.LXXXL 9m ]^d#en Qe|(l^ö|t finb bie Som-
mcntoit {Üben 14 {Ktulintfi^en Briefen (Migne
L o. LXXXn, 81 sqq.). SRit S^eoboret f(^Iie|t
bie Ql&leiett bet ontio^enifd^n Sd^ule; er mar
bentfen« i^ Srrunfienf<i^ften bet 9}aqmelt }u
äbcrliefem. 3m @egen|a| )u Xb^^bor miS er
bit SBeilfd^meififilett meiben (Ptaef. in Psalm.).
Cr dei^tt ntd^t, ba| er feine SorgAnger be-
mle; glei^mo^I trägt er aud^ t>izU felbftön«
blge (EdUrungen Dor (Praet in xn proph.).
3Rtt bet miffmfAaftlid^n Sudlegung üerbmbet
er QO^ tu M qI. SbtQfofiomuS bie moralifd^e
Crnfinmg. Seinen Kommentaren gab er bie
er6|tt Soüenbung (ogl. Aibn, Sie SBebeulung
bet onib^enifd^ €$ule auf bem esegetifd^en
eebifte, SBeiffenburg 1866, 156 ff.). @ie jeid^«
nen fi^ bun^ gutreffenbe bifiorifd^-gromma«
1{(4^ (EsOSrung unb burd^ ß4tt)oSe SarfteDung
auSu 3)abei trAgt er au4 ber tool^rbegrünbeten
ZwS Seil^nung. SinerfeitS Dermeibet er bie mill-
tuifi^e 8e}iebung ))rop^tifd^ Stellen auf ben
Olejfiaft tmb fein fRAd^, anbererfeitft beläm^ft er
bif tationaIi|)if(l^-iubif(^e Suffaffung mefftonifd^er
Stellen na^ ber 9rt Zb^oborS oon 9Ro))fueftia
(über feine Qermeneutil DgL ftibn 111—184;
über feine Ciegetif ebb. 185--160). Sine @e-
IKnalattSgobc ber (Kommentare aber bie Qriefe an
bie XSmer, (Sorintber unb ®alater erftbien in ber
Biblioiheca patrum delectn presbyt. Oxo-
nisos,, Oxon. 1852.
IL Qnter ben bifiorifd^en SBerlen ftebt
h bie Jttr^engefcbid^te obenan (Migne, PP. gr.
LXXXn, 879—1280). Um 450 oerfa|t, be-
bonbett fie in fünf 99ü(bem einen 3eitraum oon
105 aabren (828-428). 2)a^ er biefelbe ni(bt
Deitet forlgefe^ fyd, edlärt ftd^ au8 feinem
€lanb)mnlte in ben neflorianiftben Streitigleiten.
9la(ft einem Stüdblide auf bie f egenft>oDe Berufung
CpiqlottttnS |um Sbriftentbume b^bt er mit ben
Umtrieben ber Xrianer an unb fd^Iie|t mit
ber SBirffamfdt unb bem Sobe Xb^oborS Don
9lo{pfueftia uiä) feined SBruberS $ol9d^roniud.
^ioauf folgen bie SBifd^ofdliften ber ^auptfird^en
itim, 9iftiod^la,f[Iescmbria, 3erufalem unb (Son*
9anläu>peL Xbeoboret ift ber le^e unb befte
8ottfe|er Bon Sufebiufi' ffird^engefd^id^te. S)er
Ikmptmettb jHner Srbeit liegt in ben eingefloib-
tenen biponf^^ 2)ocumenten. £eiber oermiffen
mir oft bie Sngabe ber d^onologifc^en 2)aten.
Soboteil nnb SogomenuS fd^eint er nid^t be«
nu|t itt b^ben, toobi aber 9iuftn unb $bil0"
florginS (ogL fiolzhaosen, De fontibuB, quibus
BoerateSt SozomenosetTheodoretas in sori-
bsniia hisfcoria sacra nsi sint^ Gott. 1825).
Sufigaben ber ffird^engefd^iibte beforgten gfroben
ntb etiifcopiul (SBafel 1535), % StepbanuS
($arid 1544), 3. Sirmonb (!Pari8 1642), $. )8a-
(efmS ($ari8 1678), l^. ®ai3forb (Osforb 1854) ;
9. ®ülben))enning Deröffentßd^te eine Unter«
fud^ung ibrer Duellen (i^aOe 1889). — 2. 2)ie
oor ber JKrd^engefd^icbte oerfa|te Historia reli-
giosa (ülUnd^Sgefd^td^te : 4>(X(S&eoc hno^ta i)
di{nnr)Ttx9j itoXtrsUx) erjöblt }um S^^^^ ber St*
bauung bad Seben oon brei|ig SlSceten beö SRor»
genlanbed, Oon benen bamalS jebn nod^ lebten,
j. 93. S^meon ber Söulenßeber (geft 459).
Sie }um Sd^Iuffe biefer um 444 gefc^riebenen
Siograpbitn beigegebene Oratio de divina et
sancta caritate )eigt bie inneren 93emeggränbe
biefer Heiligenleben auf (Migne, PP. gr.
1280—1522). eine beutfd^e Ueber-
fe^ng fertigte S. Stupptv, Äempten 1878. —
8. S)er 9bri^ ber böretifd^ gfofeleien, Haereti-
canun fabnlarum compendiom (AlpsnxYjc xa-
xo|wfttac iiuTOfti^) begreift fftnf Sudler (Migne
L c. LXXXm, 885—556). 3n ben Oier erften
Sudlern bz\pxx^i er in ffflrje bie ^ärefien oon
Simon SRaguS bis 92eftortu8 unb SutQd^ed
(Haeret fabuL 4, 12. 18). S)a8 fünfte ift ein
Sbri^ ber (Staubend« unb Sittenlebre (6e((ov
ßo^liaxiDv licerojiT^), fo baft baS ®anje gut
^Unterfd^eibungSIebre oon 3rrtbum unb SBabr«
beit"* mirb (Migne 1. c. 840). S)a8 Jlapitel
über !ßeßoriud (Haeret fabul. 4, 12) ift mit
Unred^t in So>ti\tl gebogen. & trägt gan) ben
(Ebaratter feine» StilS; loal^rfd^einlicb ^ bie
jtoei legten ftapitel na(b 451 beigefe^t, ober eS
ift bie Sd^rift felbft erft um biefe 3eit t>erfa|t.
ni. Sie bogmatlfd^en Sd^riften ftnb mei«
fienS a))oIogetif(be unb ))oIemif(be. 2Bir ffibren
fie in biftorifd^er gfplge auf. — 1. Graecarom
affectionnm curatio ('EXXtjvixiov depaireurtxi^
ita&T)(iaT(i>v) , Heilung b^bnifd^er Atanfbeiten
ober Srfenntni^ ber eoongelifd^en äBabrbeit au8
ber beibnifd^en $]^ofo|)bie/ in jmölf Sieben ober
SKbbanblungen, im 3. 427 Derfa^t (Migne L c
LXXXm, 788—1152). Sie Spbtter über bie
Seid^tgloubigfeit ber (£bri|ten, über bie Unmijfen«
fd^ftltd^feit ber 9|)oftel unb bie grunblofe 93er«
ebrungberSRart^reroeranlaffenibn jumSd^reiben.
Sr begegnet biefen Sinmenbungen, inbem er unter
SBerglei^ung ber b^ibnifd^en fiebren bie @runb«
toabrbeiten ber d^fUid^ ®Iaubend« unb Sitten«
lebren barlegt, um fie burd^ biefen ®egenfa^ in
beOeS Sid^t au fteOen. SaS SBerf gUt alS bie
befte 9pologie ber alten Seit Sine Sonber-
auSgabe lieferte Zb- ®ai8forb, Ogforb 1889.
— 2. Sie Beprehensio XII oapitom sive
anathematismonun Clyrilli (AvaTpoir^j tcuv
BiLdixa xe(paXa((ov) , im 3. 480 t)erfa|t, eine
fd^arfe, oielfad^ unjutreff enbe ffritil ber jmblf Xna«
tbematiSmen beS S^riS oon 9Ie|anbrien , finbet
fid^ unter (S^rillS 9Ber!en mit ben Snatbema«
tiSmen jufammengeftellt (Migne L o. LXXl^
892—452). Son bem Pentalogium de incar-
natione, einer aud fünf 93üdt)em beftebenben
Streitfd^rift gegen S^riU unb bie S^nobe oon
1535
Xl^eobotid^ t)on Spotba — 2^eobotid^ ber ®ro|e.
1536
ß))^fuS, ^b und nut fpdrlid^e Orrogmente er-
holten (Migne L c. LXXXIV, 65—88). (gintge
berfelben (ib. 78—85) beden fi(^ mit c. 18—15
nvh 17 bet @4rift De incarnat. Domini
(Migne L e. LXXY, 1487 sqq.; »gl. (S^r^rb
[f. u.] 114 f.). — 3. S)le jeldn »eben über bic iBor-
fel^ung (Ilepl npovoCac X6701 6exa), um 482 in
19ntto(i^ia gel^alten, }ei^nen fld^ bur(^ bogmatifd^e
Siefe unb elegante Qptaäft au9 (Migne L 0.
LXXXin, 555—774). 3rt'« ©eutfd^e überfc^t
t»on 8. Stüpptt, j^empten 1878. — 4. Sie att)ei
eno }ufammen^ngfnben @d^riften llspl t^c ^ac
xaT Ccooitotou rptöfdoc txnb ilepl t^c tou xu{>(ou
ivav&p(Dtn^(7SQ>c, toel^e 9. 9Rat unter bem Flamen
(Sxftm% üerdffentli(^t ffai (Migne L c. LXXV,
1147—1190 unb 1419—1478), gel&ören Sl^eo-
boret an (SBetoei« j^ierfür bei S^^rb), ber fte
felbft unter bem f^non^men Xitel flepl OeoXoTtac
iLoX trfi dstac ivavBpaiin^aecttc im IBriefe on
!|k# See anffi^rt (Ep. 113, bei Migne 1. c.
LXXXm, 1317). 6ie finb nad^ ber l^er fte^-
ben Angabe jtodlf 3a^re Dor bem im 9. 449
gefd^ebenen Sriefe, olfo nid^ nad^ 437, ttml^r«
jd^einlid^ balb nad^ ber 9(u8fö^nung mit e^rill,
berfaftt. 2)e^^alb lebnt ber 93erfoffer bie po«
lemifd^ Senben} ob (Migne L 0. LXX V, 1420),
Mt ober tro^bem SptiU unb bie IBfiter üon
Spl^efud ote bie Srben ber 3trle^re befi ^poU
linarid bar (oi t^c 'AieoXXtvap(ou p.oeTatoXoifCQtc
xX7)p6vop.ot ; ib. 1458). — 6. S)a8 SBerl Era-
nisiessiTePolymorphos, S)erSBett(er ober Siel-
geftoltige, 447 oerfa|t, seid^net in dier Sfi^em
ben 9tono))b9fttidmufi ofö einen Don früheren
^retilem erbettelten Smoobn. 3n btti S>io-
logen gmifc^en einem Sut^d^ioner unb einem
Ort^obosen mirb bie Unterönbetlid^feit, Unoer*
mifc^tbeit unb Seibenfiunfa^igtett be« menfd^-
gettorbetien eingeborenen ®otte9{o]^neB begrfinbd.
Soft Dierte SBud^ erbringt biefen Seneifi in
40 @d^Iüf|en (Migne 1. e. LXXXin, 27 ad
886). S)er Libellus contra Nestorinm ift un«
ääft. SBon ben fieben S)toIogen De trinitate
(Migne 1. c. XXVUI, 1115 sqq.) bat 3)rfifete
bie brei erften SpoQinartt t>0n Saooicea juge«
loiefen (XlJeoL ©tubien u, ftritt!en LXIH [1890],
187-171).
' lY . Sie 3 r i e f e Xbeoboref « toerben auf 181
gejäblt, Don benen jmei Don S^ril ftammen
(Migne, PP. gr. LXXXm, 1171—1494).
9)euerbing« finb Don 3ob. Saffelion (^t^en
1885) 48 toeitere »riefe Zl^oboretd Deröffent^
Wdfi »orben. gfflr bie Sogmen* , JKrd^en« unb
Sulturgefd^id^e finb bie Sriefe Don großem SBertl^.
Son ben^omilien fyihm mir nur gfrogmente,
}. 9. Don ben Sobreben auf So^nneHebtQfoftomud
(Migne 1. c. LXXXIV, 48-54). <J)ic «ebe auf
3o^anne§ ben Sftufer lä^t ben ®e{ft Xb^oboretS
Dermiffen. S)ie fBemerfungen Aber bte $falmen
(ib. 19—82) finb gjcerpte fpätem Urftnrung§.
@ämmtlid^e SBerle tb^oboretS mit loteinifd^
Ueberfe^ung gab 3ac. @imtonb )u gktid 1642
in 4 Sdnben Ijieraud; bogu lieferten Gomict
unb ^orbouin ein Aactarium oK fitnjten Sonb,
^ßoriS 1684. 3n Unterem finben {i4 föt^ fl^
lebrte S^iffertotionen ®amiet0, Mc aber 1^
boret 3U fyxtt beurt^eiten (au4 abgebrudt M
Migne, PP. gr. LXXXIV, 89—864). (Eine
neue Detbefferte Sudgdle Deronjialtete 3. 2. Säfvliß
(unb 3. 9i%It), ^Oe 1769—1774, 5 Sbe. in
ie utoet £b<Uen. (Ebenbo etfi^ien ber grin^if^
ttjs^ ebne toteinifd^ lUbeifettmg 1768—1775,
5 9be. @d^ul)e^« 9u«gabe ijt obgdKsdt bei
Migne 1. e. LXXX-LXXXIV. (SgL bie in
bem 9rt. Xb^obor Don Wopfueßia dttrten 64df«
ten Don ttxf^n unb 6)}ed^t ; femer Ad. BertraiUf
Theodoreti ep. Gyr» Doctiina ehxiatologieav
quam ex ejus operiboa coroposnit, Hildesiae
1888 1 Gilbert (S^rborb, 3)ie e^nl Don «Icson«
brien gugefc^riebene @(brift : Ilcpl t^c xoü Kuptou
ivav&pfütn^0«ciK , ein IBerf X^boreta iMm
ei)ru«, Xübingen 1888 [2)i{f.] ; 91 ®ItibofkitDdft,
fieben unb fi^riftfidlerif^ Xb^tigfrit Zl^botetS,
anoStott 1890, 2 IBbe. [rufPfd^]). [iH^]
f 9e0boti4 Don a))0lba$ Don ÜRAnfkcr;
Don9)iem,f. S)tetri4
f 9Mb#tl4 (Xbeoberid^) ber ®tD|c, Stbni%
ber Oftgoten, mürbe 454 aI0 ber @o^nX^«
bemer«, eindl Vnf fi^mS oftgotifc^et 6<^oaieii in
fßonnonien cM bem Sef^Iecbte ber ^maUt, §f
boren unb Derlebte frim Sugenbgeit cta ®eifel am
ffoiferbof In <£onflantino)>eI. ®ort tmtrbe bn
®ruiU) gelegt für bie gro|e SloIIe, metd^ er fiiätcr
fpielen foOte. «tt 181Abnger tbotenbutfkigcr
dfingling fcbtteer^im )u feinem Gtomme, beifea
Subrung ibm bolb gufiel. Son i^ ab fIo| fein
Seben im Ojheid^ rubeloS ba^in in longm Mau
)>f en fär unb mibcr 939san) unb in faß bi^ftnbiQer
t^el^be mit eigenen 6iamme8genoffen, loeÜ^e unter
ber Pbnmg feine« mäd^en SüDokn Xl^eoboriil
6ttabo ebenfaQ« att S5berirte bem floi^ bienten.
Srft mit bem Xobe jettteft 9lebenbublcri fieberte
fidd feint Sage, ba iraifer Sfno nidj^t «e^ bm
(Einen gegen ben Vnbern ouefpielen tonnte. Sn^
bei fflbtte mebet Xbtoborli^ no^ fein Soff fi4
flcber unb }ufrieben, unb oudSi bet fhiifet l^otte
eine guten (Srfinbe, für eine fo bebeutenbe mBU
tdrif d^e €treitmad^t, mie fie X^oborid^ edboatm
ret^rftfentirten, eine Kblenftmg ju fw^en. 60 iom
e8, boft ber (Sotenffirft unj^oeifeliaft im Siiftooge
beil flttiferft aI8 magiBter BuHtmii im fiHnter
488/489 feine Stute — tS »ox Jfj^äb ^eenf^
1^ SQtoibenmg" — no«^ Stauen ffibttiL Dort
entfd^ieb ein l^odnfidiger ffiam|if (489--49d},
tDäl^renb beffen bie IDertreter ber ictn^ eine wi»
itünftige 3urtt(f^Ihmg beobad^etrn, gegm bm
Don Sqjan} in aUen 6tfldhn DielleUbt «iemolf
onerfdnnten ftönig Obooler (f. b. 9tt Stofien VI»
1058), ber mäbtenb feiner 18|fi^en Xe^ienras
f)(b eine ni^ geringe 9nyi^I treuer Vx^finga «r^
morben l^tte unb ber fotbolifd^ IKi^e leinet
megfi feinbfelig gegenüber «treten mar. IBdl^rtnb
ber ariantf(^e Xbeoborid^ Bur^ «tfai tßoqfi 9lc|
1537
X^eoborid^ ber @ro^e.
1538
oon bQnopif^en Setfd^tofigerungm'' fid^ mit ben
oiimii^-geniumif^en Sleid^ aOürte unb bie
tiiurlcnmmg feUenS befi neuen ffotfecS 9na-
ftofhiS L bettieb (er erhielt fte 498), loor er be-
äugt, fSr bie SBieberJ^erfteflung ber Orbnung in
dtolten yi t^, mad in feinen Ifröften ftonb.
3)abei cxfrcute er ?fi ber t^ätigen aRlttoirfung
otu^ ber nrd^n^en greife, namentlich beS SBifd^ofd
eptpboniu» Don $cu)ia (f. b. 9rt.). 2)er fotl^o-
Ü{(^ IKr^e gegenüber mar feine Xegienmg in
Sonfcquen} feiner gonjen fßolitil eine im !($rincip
tDimntt. SnbieinnerenSngelegenljieUenberffird^e
mff <^te er fid^ grunbfö|Iid^ xAäft ein. SBurbe er
ober Don ben $cn:teien f örmli(^ genötl^igt, fid^ mit
ben SBorgftngen innerl^ ber ratbolifd^ ffirc^e
|u bcfi^gen^o leitete i]^babeiber®eftd^t8))unlt,
boft er bie $flfa^t l^abe, Stu^e unb Orbnung in
fecnon £anbe aufredet )u erl^atten. SBöl^renb bed
lournitianift^ ed^idmaS (f. b. %rt. @qmmad(|ud)
Uttbctr er bim( eine oorurt^lsfreie, flrenge Un-
(«rtcifi^fett ber iKrd^e bie gfrei^it ber (EntmidC-
lung mib ^inberte fo baS weitere Umfic^greifen beS
unter ber fuiferlid^ Sflagge befi ^enotiton (f. b.
%xL) oorbringenben 9Ronop(9fitiSmu8 im Sbenb-
Imibc. Sui( in ber gfolge nimmt man, wä^renb
bb 6|Hinmmg beS ^benblanbefi mit ber ffoifer«
firc^ iiott Sonftontinopel fortbauerte, ein frieb-
Ixäfk, fafi inniges ^ufammengel^ beS arianif^n
<Sotm unb ber tot^olifd^en ff ird^ mal^r, Don bem
ber $aneg9ricufi beS (EnnobiuS (f. b. 9lrt.) bei aU
feiner UeberfAtoüngli^feit ein fid^erefi 3eugni|
g^ Scr groye 3ufammen))roS mit bem gfranlen«
ni^ie (508 — 511) mad^te Xl^eoborid^ )um fac«
tifcben fierm ber ^roDence, ber Narbonnensia
unb bti veftgotifi^ Spanien. 9ud^ l^ier tritt
übexoS eine milbe XoIeran)poIitif gegenüber ber
totbottf^ ftird^e gu £age. — 3n ben tird^Kd^en
UnionSbefhebungen gmifc^ SRom unb S^jon),
|u benen ftaifer SnaftafiuS miber SDillen bur$
jrine qef&^rli^e Sage gebrftngt mürbe (f. b. 9rt.
i^ormkbo« VI, 282 ff.), fyid fld^ Xl^oborid^ um
(rtnoi $Teil, unbeirrt burd^ ettoaige politifd^e
!8or^c ober 9lad^tl(|eile, oon bem l^öretifd^
ftatfer übcrreben laRen, beffen gegen bie Ort|o«
bosU gfiid^e SRod^inationen gu empfel^Ien ober
gar ju unterftüken. 3um jmeiten 9RaIe f t^u j^te er
^om dor bem mbrang einer monopl^Qfttenfreunb-
It^en Qftrefle unb gegen bie Uebergriffe bQjon«
tinifd^ flüifert^ronnei. @o war X^oborit^ ber
Ta^oHfd^ IKrd^ ätaüenfi ein fiarfer S)amm
gegen bie C^)Kmflon9geIäfte eine« l^dretifd^ ffai-
fcä gemefen ; mit bem Sobe bed fe^erifd^en 9na-
ftafiiä(518)aber, unb namentlid^ feitbem unter bem
Diti^bosm Sttftin L ba8 religidfe StnigungSmer!
Sum «bfd^ti$ gebrad^t mar (519 ; f. VI, 286),
bbrie biefe natürlid^e 99efd^ü|erroSe beS ariani-
i4icn Itfittigl auf. Sud^ in ben potitifd^en 9e-
jie^ungcn oefi nunmel^r mieber ortl^oboien tbt^tam
jtt Stalten trat eine oöSig neue SDSenbung ein. 9n«
fonggiMtfjnrad^ QQei furXI^eoborid^ günftig gumer-
bcn ; f Oflox feine SDfinf d^e be}figlid^ ber 9tad^f oTge im
tMoOcsi&it- XL % mfu
Oftgotenreid^e fanben bie (aiferlid^e Snerfennung.
9lUein ba(b mu|te 3:]^eoborid(i feigen, ba| baS neu
erftarfte ort^obose ffaifertbum nid^td ®eringere9
anftrebe alS bie politifc^e SBieberoereinigtmg beS
aSeftreid^ed mit bem Often unter bem Sinen fai-
[erltd^en ©cepter. SDie 3wtüdf]^Itung, mit ber
Die Ort^obosie, ffird^e unb ^bel, in Stalten einem
fo(d)en SBeftreben frü^r gegenüber grftanben märe,
mar gefc^munben, unb S^eoborid^ ffird^tete nid^t
obne @runb, ba| eine gro^e ^rtei feiner römi«
fd^en Untert^anen ben Snfd^Iufi an baS Itaiferreid^
fud^e. Sitterfeit unb 9Ri|trauen jogen in boS
fd^mer enttöufd^te |)er) bed TOia^rigen ^tbtnF
fönigS ein unb brüdten feinen legten 9iegierungS-
ia^ren bog 3^i^^ nerDöfer ®erei}t]^eit unb Un*
ft^erbeit auf, ein 3uftonb, auS bem fid^ bie ®e"
malttl^ötigfeiten gegen 93oetl^iu8 (f. b. 9rt), @9m-
mad^uS unb fßapfl Sol^anned I. (f. b. 9lrt.) erRaren.
Soet^iuS (^erbft 524) unb fein Sd^miegeroater
S^mmac^uS (525) fielen bem ißerbaddte politifd^er
Sonfpirationen mit Oft-!Rom )um Opfer. $a))ft
Sobanned I. mar oon Xb^oborid^ gejmungen mor«
ben, eine üRiffion an ben Itaiferbof )u ®unf|ten
ber burc^ eine allgemeine fte^roerfolgung SuftinS
mitbetroffenen @oten anjutreten (Snbe 525). @o«
meit er bie Vertretung ber fiforberunaen bed ftönigS
gugeftd^ert, ^t er ^e aud^ oom jcaifer eneid^t.
Slber imif einen langen 9ufentl^It in $t)S<^n),
meld^er mit einer nod(|maligen Ordnung beSffaiferS
(biefer mar fd^on oom ^ofpatriard^n gefrönt mor-
ben) burd^ feine f)dnbe fd[)Io|, mar ber Sapft bem
ftönig ebenfalls politifd^oerbdd^tiggemoroen. ffia^
Xaoenna gurüdfgefe^, mürbe er mit ben übri-
gen STlitgliebem ber ®efanbtfd^ft in'S ®eföngni|
gemorfen, in melt^m er, obne^in fd^on leibenb,
nad^ fur^er Stü eines natürlid^en ZobeS [tarb
(9Rai 526). Sei ber ma^l eines 9ladtfoIgerS moSte
fomol^I bie gotenfreunblid^e als aud^ oie national*
römifd^ ^artei einen 9Rann i^er Sid^tung auf
ben püpfllid^en @tu^I bringen. Snfolge beS oon
2:^oborid^ ausgeübten nat^^altigen SbrudeS mu|te
iebod^ bie le^e i^ren Said>ibaten aufgeben, unb
gelis lY. (f. b. 9lrt.) mürbe gemöl^It (3uli 526).
@<^on am 30. Suguft ftarb ^beoborid^ im grie-
ben mit ber fotl^olifc^en ftird^e, bie i^m als mtd^
tiger Seftanbtl^eil ber respublica mie biefe felbft
anejeit ein ®egenftanb ber gürforge unb beS
@4uM gemefen mar. — Sie fird^Iiqe Xrabition
unb Die beutfd^e ^elbenfage „geben nur ie eine
Seite oon £]^eoborid^S SSefen mieber unb oer>
jerren fie in bem Spiegel ber ^ortei ober be*
lanbeln fie mit ber gfrei^it ber 2)id^tung; fo
fiart mar feine ^erfönlic^feit nid^t, ba| fie Jtd^
ben (ommenben (Generationen als einl^itlid^e (8e»
fialt aufgegmungen b^tte" (^rtmann [f. u.]
227). (§gr. ®. ^feilf^ifter, S)er Oftgoten-
fönig X^oborid^ ber ®roBe unb bie fatl^o-
lifd^e ftircbe , ÜRünfter 1896 [iKrd^engefcbid^t-
lid^e Stubien in, 1 u. 2]; S. 9R. ^artmann,
®efd^id^te StalienS im 9RitteIaIter I, Seipaig
1897.) [®. ^feUf(bifter.]
49
1539
^ll^eobofianer — Zl^eobofiuS II.
IMO
9^b0fkiiur, monopl^^fitifd^e Partei,
f. aRonort^pten VUI, 1793.
99^obofnts I.,ber®ro|e, römifd^er ff aif er
(879-— 395), flammte ouS Sauca in @))anien unb
umr ber @o^ beS comes 3:^eobofht8, ber 876
n. (Sfyc. auf 99etretben bed granfen SRerobaubeS
|u Sart^go l^ingericl^tet kourbe (dgl. Söffler, S)er
comes £$(obojiud, ^alle 1885). %m 19. 3a-
nuor 879 mad^te ftoijet (Station (f. b. ^rt. ®ta»
tiamtfi) il^n }um 9luguftu8 bed rdmif^en Ofttei^eS :
dd f olti^et brad^te Zl^eobofiuS ben (Sotenfrteg ouf
ber %allan]^lbinfe( in ben ^al^ren 879 unb 880
}u ßnbe unb beflegte 386 bie ®rut]^nger an ber
Sonau. Unteri)effen mar ®ratian (388) ermorbet
morben, unb Zl^eoboftuS manbte ftc^ nun gegen
ben ltfur))ator 9Rosimu8, ben er 888 l^ei $etat)io
in @teiermar{ befiegte, fobann gegen (SugeniuS,
ber 394 am gfrigibuS bei ^quileja erlag. 93on
ba ab bid )u feinem Xobe be^errf^te 3:^eobofiu8
aud^ baS römifd^e SBeftreid^. ©erul^mt merben an
il^m t)on ben l^eibnifd^en 9tebnem Xl^emiftiufi unb
^catuS (ber 889 }u 9lom i^m ben erl^Itenen
$aneg))ricuS Dortrug) befonberS feine grdmmigfeit
unb feine SRilbe, aud^ gegen ^erfötüid^e geinbe
unb StaatSDerbred^er (). $. bei ©elegenl^eit bed
Sufftanbe« ju Slntiod^ien 387, als Sol^anneS
S^r^foftomuS [f. b. ^rt.] feine 21 @aulenreben
(ielt) ; 3oftntu8 mirft il^m, aber mol^I o^ne ®runb,
@d^Iemmerei t)or ; ber 1^1. 9(mbroflu8 tabelt feine
aufbraufenbe ^e^gteit. S)er ffaifer mar }uerft
Derl^eiratet mit gflacdOa, bie 885 )u Conflanti-
no))eI ftarb, unb banad^ mit ©alla, einer 3:od^ter
SSalentiniand I. unb ber Sufiina ; auS ber erftem
Sl^e entfproffen bie ffaifer %rcabiu8 unb |)ono-
riuS unb eine Xod^ter ^uld^eria, auS ber gmeiten
®alla $facibia, bie SRutter SBalentiniand HI.
@eitbem Xl^eobofmS 380 in einer fd^meren JhranI«
l^eit }u Xl^effalonid^ t)on SBifd^of tld^oIiuS getaujt
morben mar, l^ing er ber fatl^olifdden Sleligion mit
Segeifterung an; burd^ eine SRenge ))on ®efe|en
fd^ritt er gegen Reiben, %rianer, Sunomianer,
9[))oIlinariften unb SRanid^fter ein, mft^renb er
gegen bie 92ot)atianer unb bie Suben Xolerans
übte. Den Stampf mit bem ^eibentl^m, beffen
(Eult er 392 gati) betbot, be^gleid^en mit bem
tirianiSmuS l^at er für ben Often fogufagen }u
Snbe gef ul^rt ; gegen bie ^oUinariften ging er
888 auf Anregung ©regorS Don ütaiiong oor.
9ud^ gegen S$ebtud^, JKnbetdetfauf unb Snt-
beiligung beS Sonntags^ fetner gegen bie )u-
nel^menbe @piel)ud^t unb bie SBatimut^ ber Be-
amten erlief er ®efej^e. 9118 er im Säl^jom bie
Srmorbung be8 Stabtcommanbonten unb anberer
Offtdere gu Xl^fiatonid^ burd^ ein groufameS
tBIutbab batte röd^en laHen (390) . t^ot er auf
Serlangen beS 1^1. ^mbroftuS bffentlid^ in ber
JHrd^e gu SRailanb Su^e, inbem er ftd^ auf bie
Srbe niebermarf, unter 3:bvänen feine @finbe
befannte unb bann ad(|t SRonate bis gum SBeib«
itad^tSfefte bem ®otte§bienfte fem blieb; maS
fonß über biefe 9u|e ergöl^It mirb, befonberS
tion Zl^eoboret (H. £. 5, 17), iji unglottbtDüriria
(ügl. »aufd^ [f. u.] 320 f.). S|c0bofhi8 fhsb
gu SRailonb am 17. Sanuar 896, toal^tj^nßi^
50 3a]^ Ott ; in ber ®robrebe, meU^ ber ^L tm»
brofiuS i^m l^ielt, fagt er (De obita Theod.
84 sq.) Don i^m; JiÖ^ J^ait ben 9Ronn gefixt,
ber ben Xabel ber @d^meid^elei Dorgog, unb bm
man eines XageS fe^n tonnte, mie er öffmttu^
in ber ftirdjje feine @ünbe beforntte: id^ ^ie bm
9Rann geliebt, ber am Zage nodp einem gidn«
genben Siege fidft ber Kommunion entölt, toril
er baS Slut feiner gfeinbe in ber Sd^kd^t t)(^
Soffen ^atte; id^ l^be biefen SRann geliebt, ber
ei feinem U/jfitn Stößeln nad^ mir fragte, unb
ber in feinem XobeSlam))fe mel^r um bie Üoge
ber itird^e alS um feinen eigenen Sd^mec) ie*
fümmert mar.'' (Sgl TiUemont, Hisi de»
emp. y, 2* ed., Paris 1720, 189 sa.; @älbm*
)>enning unb 3flanb, 3)er ffaifet Xl^bofmft
ber ®ro|e, ^e 1878; Kaufd^en, 3o^r6ü(^
ber (^riftlid^en IKrd^e unter bem ^oifer i^*
bofmS bem ®roBen, gfreib. 1897; ^. Ürifot,
®ef(^. SiomS unb ber ^fle im 9RitteIo(tei I,
Sfreiburg 1899, 8 ff.) ORoufi^.]
99^ob0flit$ II., ber Sflngere, oftrdmif^
ftaifer (408 — 450), So^n unb 9ic^o(gct bf§
SrcabiuS, mar .bei feiner Xl^ronbefteigung ftebtn
Saläre alt. S)a| ber Sater ben $erf etOnig 3(dbe-
ierb tefiamentarif<^ gum Sormitnb bcS 6o]^e§
befteDt l^abe, ift gäbet (®ülben))enning [f. n.]
200 f.) ; bod^ fyd Xl^eobofittS mit ben ^erfnn
geitlebenS einen regen bi^Iomatifd^ Serte^r unter-
l^lten, ber nur burd^ einen turjen ffrieg 421 M4
422 unterbro^en muä>e. S)er lloifer flanb an-
fangs unter bem Stnftuffe beS praefectos prae-
torio SntbemiuS, eines Rügen unb mapoDen
Staatsmannes. SDiefer DoOenbete 418 bie tmt
UmmaHung SonftantinopelS, beren Sfunbomente
nod^ ^eute baS Sreol Don Stambul umf c^Iiegm.
9IS Sntl^iuS 414 gurfidtrat, erhielt Selia $ni>
d^eria (f. b. ^rt.), bie gmei Si^re filiere 6d^n)c{hr
beS ItaiferS, ma|gebeiü)en Sinflu^ ouf ibtu Sie
Uitt mit i^ren gmei (fingeren @d^efiem in fttjht-
lid^er Surfidgegogen^ieit, mit ®ebct, j^nborbrit
unb SBobltl^un befd^aftigt, ^ielt babci ober oiu^
mit faft m&miKd^em Sinne bie 3^9^ ber €taai§«
regierung in ber ^onb. 9uS Srdmmigbit mib
aus Siebe gum SBruber legte ^e baS ®elttbbe
emiger Sungfräulid^feit ob unb l^iett biefeS canäf,
als fte not^ Xl^eobofiuS' £obe bem 6enatot
9RarcianuS ber @taatSraif on gultebe bie ^<mb
reid^te. %uf ben 3ubenauf|)anb gu Vletonbnen
414 folgte bofelbft 415 bie Crmorbung ber beib*
nifd^en ^^ilojopl^in C)9(>atia (f. b. 9rt) unb 416
eine Slngo^I etnf c^räntenber ®efe|eSieftimmmigßi
gegen bie Slerifer unb Jhxmfoipfleger ($ora*
bolonen ; f. b. Sri.) ber Stobt Z^bofiuS mt*
mol^Ite ftd^ 421 mit ber fd^nen unb Rügen ItV*
nais, ber Socbter beS ot^nifc^en $(üofo()^
SeontiuS ; fie erhielt bei i^ntr Zoufe ben Stamm
ßubofta unb gebot i^m 422 bie Subotia. 9i^
IMl
X^cobofiuS, ber 1^1.
1542
Qcgnmenrf^t oeom bie no^ immer J^eibnifii^
llniBcipiöt (u yHHnm mürbe 425 bie fd^on Don
Sonftootiti geflrünbete ((riftttd^ UniDerjUät )tt
Con^onlinopcl bur(( brei gfreibriefe ouSgejeid^net:
in bUfen mürben ben $rofef{oren ^örfole auf
Dem Copttol ber Stobt juerfonnt unb bie (Be-
^hnnt^mfli^ in ^udft^t gefteUt, menn pe
30 3al^ i^r Vmt fütenrein, pflid^ttreu unb ge«
ff^üft «yermaltet Ratten. Sei ben Streitigfeiten
vcgen 9iefioriui (f. b. 9lrt.) benahm \\ä) ber ff oifer
fc^iDonff nb, meil ber ^of f elbft gefpolten mar ; enb«
U4^ (4S5) mürbe SteftoriuS Derbonnt. 3n ber
Soäjt ber Stonopl^ofiten (f. b. %rt.) ftanb £^eo«
bofint gon) unter bem Sinfluffe beS dutt^ä^tH unb
ber e^Optiliä^en $ortei ; erft fein Xoh^ ber 450 in-
folge eine! €tuqed Dom $ferbe erfolgte, fd^affte
4ier SBonbeL Zliieobofnid lebte mie feine @d^me-
fkm in fUfterlid^er 3urudge}ogenbeit ; oon irbi«
fd^ Sergnflgungen pflegte er nur bie 3agb ; in
Der @d^5iff((rift mor er SReifter, baneben malte
unb fc^i|te er gefd^idt Siguren. Sr mar tinbli^
fromm« im Gräften audbauemb, milbe gegen Ser*
bred^r unb 92ot]^Ieibenbe, in feiner SM aud^ pflid^t-
c|rt9; ottetn er mar feine f^d^ematur. An
Storni o^ne Snergie unb StaatSHugl^eit, ein @ptel-
ball fetner Umgebung. 3nbe^ barf bie 3^ii feiner
Segierung nid^t ott eine traurige für feine SSöIfer
betro(^ merben. 2)ie Sorfel^ung begfinfügte in
munbedkrrerSBeife faft oQe feine Untemeldmungen;
er marf bie ^unnen über bie S)onau jurfid,
ndtbigte bie $erfer in rii^mlid^em ffampfe sum
^ben, gemann SQSefi-Stom ber S)9naftie miebec
jiirud; nur tor 91ttila mufite er )urfi(Imeid^en. 3m
3nnem berrfdfite, abgefe^en oon ben religiöfen
SBuxen^ foft ooUfommene Stube ; unter i^m mürbe
enb(t4 im 3. 438 nod^ neuniöl^rigen SSorarbeiten
ein neued Seit^Sgefe^bud^, eine Sammlung aller
midbtigexni Sonftitutionen feit Sonftontin, ber
Codex Theodosianus (f. b. 9rt. Codex Jubü-
nianoiiB), )ttm Sbfd^Iu^ gebrad^t unb im ganzen
Setd^, aud^ in SBeft^-SRom, eingefflbrt. (ißgl. Tille-
moni, Hist des emp. VI, Paris. 1738, 1 ss.;
Clinton, FaBti Romanil, Oxon. 1844, 570 sqq. ;
SietwiS« @tubien )ur ®efd^id^te ber römifd^en
ffaifer. Berlin 1870, 419 ff. ; ©ulbenpenning,
Oef 4. bdl oihdm. Sleid^eS unter ^rcobiuS u. Xl^eo«
bfiito IL, ^e 1885, 192 ff.) [9iaufd^en.]
^Mkefbis, ber 1^1., ber Sdnobtard^,
einer ber fiiauptorgontfatoren beS paläftinenfifd^en
Stönd^t^mi im 5. unb 6. 3abtbunbert, mürbe
um boS 3abr 424 im S)orf e @ctx\^fA (nid^t SRo-
goriffoB; ogL Ufener [f.u.] 116) in Soppoborien
geboren unb mor in feiner 3ugenb ^falmenfänger
in ber IKi^e iu ftomono. Segeiflert für bad Seben
ber SBäter in ber SBüfte, berlie^ er no($ unter
Aaifer Worrion (geft. 457) feine l^eimot unb pU-
gate nad^ dcrufalem. Untermegd befud^te er bei
tvAodßtn ben oieibemunberten 1^1. Spmeon Stq«
lite« (f. b. 9rt), ber il^n einlub, )u feiner Säule
(mou^uftrigen, i^n lü^te unb Ü^n in feinem Sor-
^abm beftärfte. 3n ber (eiligen Stobt nabm fid^
feiner ein coppobocifd^er SonbSmonn, ber bod^-
betagte ÜJlönd!) Songinud, an, ber )um „Orben"
(TdfYiia) ber Serebrer ber (eiligen 9uferfte(ung
Sbrifti ge(5rte unb in einer Seile beS fogen.
Xburmed SaDtbS (einee alten S^ftungStburmeS
an ber 9Beftfeite ber Stabt) mo(nte. fionginuS
mürbe fein Se^rmeifter im getfUi(||en Seben; auf
beffen 9iat( ging er fpöter ni^t )u ben SRönd^en
ber poläftinenfifd^en Sinöbe, ba biefelben }um
£(eil noc( ber ^örefte beS SutQd^eS unb 2)io8cur
gugetbon moren, fonbem Ue| ftd^ unter bie in
nbftertid^er (Semeinfd^oft lebenben @eiftli((en auf«
nehmen, meldte ben S)ienft an ber präd^tigen
SOlorienfird^e üoioben. S)tefe moroon einer rei^
römifd^en 3)ame, ^Mxa mit 92amen, in bem
Orte $aIaion Itatbidma an ber Strome »on 3e»
rufolem nad^ iBet(Iebem erbaut morben (an ben
Ort erinnert (eutjutoge ber 9tame einer mofferlofen
eifieme: Slr-el-l^abiSma; f. Stiel, SBibel-StloS,
2. 9uf[., m. IX) ; bori mürbe ber @ottedbienft
febr feierlid^ begangen, baS gfeft ber Sempel*
begegnung (^QpopanteftS ; f. b. %rt. SDtarienfefte
Vm, 815 f.) j. S. nod^ römtfd^er Sitte mit
einer fferjenproceffion, moS Don onberen ftird^en
^alöftino'S nad^geabmt mürbe unb fo bori gur
einfü^rung eines fd^önen, fmnreid^en Sraud^eS
fubrte. 9la(( bem Siiobe ber ig^ifelio übemobm er
bie SBermoItung unb fü(rie biefelbe fo febr gur
3ufrieben(eit Mer, ba|, ofö oud^ ber 3Ibt ber
9lieberlaffung ftorb, man ibn rinftimmig au beffen
9lad^foIger mäblte. Slber X^eobofiud ent3og fid^
biefer Sbrenftettung, inbem er ffotbiSma oerUe|
unb fid^ )u 9Retopa (fuböftlid^ oon ffotbiSmo,
DieOeid^t bem ie|igen Umm Xubo) unter bie fieitung
)meier Araber, beS SinfieblerS ÜRorinuS unb be§
9bteg SucaS, fteOte. ^ier begann er oud^ in Se*
)ug auf 92abrung bie ftrengfte 9lbt5btung gu
üben : feit febiem SBeggange obn j?atbidma oer-
fagte er ft^ 30 3a(re (inburd^ ben ®enu| beS
%robed unb näbrie fid^ Don SBaumfrüd^ten unb
Kräutern, bis bie Sd^möd^e bed ®reifenalter8 ibn
nötbigte, biefe äberfirenge Sldcefe )u mögigen. %tö
er ftd^ SU ÜRetopa einige 3eit (inburd^ im 9)UntbS-
leben DerDoSfommnet (otte, manberie er in ber
SBflfie 3uba meiter ojimöriS unb be}og auf einem
Serge (über bem 9Babi-en-9lar) eine ^öble. Sori
fommelten ftd^ allmalig Diele Sd^üler um ibn, unb
auf bereu Sitten erbaute er auf ber SergeSbdbe
ein l^Iofter, beffen Sluinen (auf bem Sßege Don
9Rar-Saba nod^ 3erufalem) je^ naö^ bem (ier
mobnenben Sebuinenftamme 'ubedije ober mit
einer Slbfürjung Don Sb^bofiuS S)er-2)oft (ei|en.
2)ie Saumittel erbielt er jum Xbeil Don einem
böbem ^ofbeamten ^u S^son^, 92amen§ ScociuS,
ber 3a|re binbur^ regelmäßig ©elbfpenben
fanbte ; felbftDerftänblid^ erfolgte bie %uffä(rung
ber einzelnen Sauten nid(t auf einmal, fonbem
ba§ Itlofter mürbe Don SbeobofmS allmaUg nod^
Sebürfnil ouSgeftoItet. ^ie 9)2önd^e moren nocb
ibren SQBobnröumen unb gtim Xbeil aud^ beim
@otteSbien[te in brri 9lbt(eüungen gefd^ieben;
1543
Xl^eoboftuS, ber H
15U
im Rlo^n nömlid^ gab eS ne6en ©ried^en aud^
Diele IBeffei (au8 3:|racien) unb Smenier, bie
auf ^ilgerfal^Tten im l^eUigen Sanbe )urild"
geblieben luaren. Siefe brei 9lattonaIitöten l^ielten
Sie fteben canonif^en Sagaeiten in i^ret 9latb-
nalftnrod^e in brei üerfd^iebenen Stxxäitn ab; ö^n«
lid^ ben üorbereitenben X^eil ber lieiligen 9Reffe
bis )um ßDangelium; alsbonn ober berfammelten
fi4 S^ffer unb Armenier ^ur Xl^eilnal^me an ben
tieiligen ©el^eimniffen in ber großen ftird^e ber
@rted^en. Semertendmert^ ift, tt)ie £]^eobofiu3 ftd^
ber pflege 3rrftnniger annal^m : er bejtimmte für
fie eine befonbere Xbtl^eilung oefi ftlofterS unb
lte| fie Don il^ren $flegem in eine eigenS für fie
errid^tete Itird^e fül^ren. Slu^erbem gab eS im
Xl^eobofiugflofter brei befonbere Verbergen für
frembe 9Rönd^e, Saien bejfem @tanbeS unb
Settier; ebenfo brei ftronfen^öufer für bie Der-
f d^iebenen Stönbe, f otoie ein ^ßegel^S für alterS-
fd^mod^e SRönd^e. Sin Dierted AranlenbouS }U
3erid^o mar ba§ ©efd^enf einer frommen SDame.
%ui Obigem erftel^t man fd^on, ba^ bie Sl^ötig«
feit ber ^{önd^e nid^t nur in ®ebet beftanb, fon-
bem aud^ in mannigfaltigen SBerfen ber 92ad^ften"
liebe; für fdr))erlid$e Arbeit mar übrigens aud^
baburc^ geforgt, ba^ aOe Slrten t)on ^onbmerlen
im l^Iofter geübt mürben. S)ie gange Sinrid^tung
beSfelben meist gegenüber ben bamalS in ^ä>
ftina beftel^enben ^löftem bebeutenbe gfortfc^ritte
ouf unb jeugt t)on bem großen OrganifationS«
talent beS Stifters. 3m 3. 493 mar baS fflofter
beS fjü X^eobofmS fd^on baS bebeutenbfte in $0«
löftina, unb be^l^alb mürbe fein Sbt Don ben }u
Serufalem unter bem SSorft^e beS ^ßotriard^en
@aIuftiuS (geft. 494) Derfommelten SRbnd^en
einftimmig }um Src^imanbriten atter fflöfter ((b*
nobien) beS ^eiligen fianbeS gemöbU, möl^renb bie
Oberaufjidtit über bie Sauren (f. b. %rt.) ber
1^1. SabbaS (f. b. «rt.) erhielt. SBeiben «ebten ift
eS mefentlid^ §u Derbanfen, ba| bie ftirdfie Don
Serufalem in ben Stürmen, meldte nid^t lange
nad^l^er bie t^eilS l^intcrliftige tl^eilS gemaltt^ötige
^olitif beS monopb^fitenfreunblid^cn iftaiferS Slna-
ftafmS I. (491—518) über fte fnad^it, nid^t erlag,
^ie Sebte mit il^ren Dielen Xaufenben Don 9Rön-
d^en btibeten eine unerfc^ütterlid^e fßl^Iani; für ben
fatl^olijd^en ®Iauben. %IS ber ßrjbifd^of 3ob<nmeS
Don äentfalem bem ffaifer bie Snedennung beS
mono))]^t)fitifd^en ^atriard^en SeDeruS Don 9(n«
ttod^ien (f. b. ^rt.) unb bie SJermerfung beS (£on-
cilS Don S^alcebon jugefagt l^tte, bemogenXl^eO"
bojiuS unb @abbaS ibn gu bffentlid^em SBiberruf.
^er €r)bifd(|of, begleitet Don ben beiben bebten,
befüeg in ber geröumigen 6te))]^nSfird^e, bie mit
^Ibn^en unb ©laubigen bi^t gefüQt mar, bie
ftan^l, unb alle Srei Derfünbeten baS Snat^em
gegen €eDeruS unb bie übrigen ®egner beS &>n-
cilS Don Sb^Icebon. 9IS fte |erabgeftiegen maren,
fcl^e 2:^cobofiuS in feinem Sifer auf bie ffangel
gurüdf unb rief: „SBer bie Dier l^eiligen Soncilien
nid^t mie bie Dier l^eiligen CDangelien annimmt,
ber fei im Oanne!' flaifer XnofloftuS beoBfii^.
tigte nun, ben Srgbif d^of utib bie beiben 9i^t*
manbriten in bie Serbomnmg au {d^iden. %uf
bie ffunbe boDon Derfammelten X^bofmS unb
eabbaS im 3. 515 bie aRönd^ ^oläjüna'fi unb
rid^teten einen Srief an ben Aaifer, morin ^ t^
baten, Don ber ißerfolgung ber fttrd^ Serufolems
abguftel^en; nie mürben jie in bie (Semeinfc^t
mit SeDeruS unb ben anberen gfeinben ba 6^-
obe Don Sl^alcebon treten, unb rnenn ^ il^nenbos
Seben loftete unb bie l^eiligen Orte Derircnmt
mürben. SlnoftaftuS, ber bamalS mieber bui^
ben Sufftonb SitalianS, beS frul^ Magister
militom in Woften, bebro^ mar, ontioortete
beud^Ierifd^ : er münf d^e ben gfrieben : aSe SSJüSt
trage bie Kcd^tl^aberei einiger Otönqe unb rnji^
lid^en, bie il^n in feinem ©lauben an boS ®r*
beimni^ ber SRenfd^merbung Sl^fti fogot im
mad^en lönne. SBegen ber 9iotl^Iage beS SMS([A
tarn ber SBerbannungS)>Ian nid^t )ur SuSfü^g.
S)ie Angabe beS Siograp^en X^eobor (f. n.) Don
einem SSerfud^e beS iroiferS, ben Vbt Xi^eoboffatf
burd^ Ueberfenbung einer Summe Don me^ oH
2000 ©olbgulben für frine ^lone fu gemimten,
berul^t mal^rfd^einlid^ auf einer Sermed^Iung;
eine fol^e (^elbfumme l^otte nämlid^ SobboS, aU
er im SBinter 511/12 in (Sonftontinopel toeilte,
Dom ffaifer für bie iMSßer $a(äftina'S, au^ für
bie unter Xb^oboftuS flebenben, erj^otten. 9tad)
Slna^aftuS' Xobe (9. 3uli 518) jogen bie beiben
Srd^imanbriten £l^eobofiuS unb SobbaS bum^
bie Stöbte $aIafKna'S unb Derfünbeten bie $e-
fd^Iüffe ber Sifdt^öfe (ßefele, eoncüiengef^. H.
2. ^2luf[., 689 ff.) unb ben Srla| beS neuen ftoi-
ferS 3ufttn L, monad^ bie Dier ollgemeinen (Eon-
dlien in bie 2)t))tQd^ eingetragen merben foStcn
unb bie Don SnafiofmS Serbannten )uräAeru|en
mürben. 3:b^obortuSftarbim9tterDonl059a(rm
am 11. 3cumar 529 unb mürbe non bem $atri>
ordnen $etruS Don Sa^fol^» ber mit mebrtrtn
SBifd^bfen jiun Seidjienbegangni^ crfd^ienen txx,
in einer ^fil^te unter ber ^ou))tfird^ beS IMofiafl
feierlid^ beßattei 3laif bem fBerid^ fetneS f d^on
ermftbnten SBiograp^n Xb^bor, ber aDerbtnd§
ber Sßunberfud^t feiner Seit reid^O^ (ulbi^t, flo|
aus bem Sarge Oel, baS ihanfen Teilung braute.
Sei bem Xobe beS ^eiligen ja^Uc fein IHo^er
über 400 3n|a|fen. Srmö^nung Dcrbient no4,
ba| $a))ft 9Igapet bei feiner Snmefen^eil in lEo»
fiantinopel (536) ben brei 9lbgeoitocten bei
X^eoboftuSflofterS gegenüber, bie ttm eine (Ein-
gabe überreid^ten, ^renb ber ©laubenStreue bd
Serftorbenen gebac^te. S)a8 Kai^yrdogiimi
Bomanuni entl^tt feinen 92amen unimn lL3o«
nuar. (Sgl. bie umfangreid^e Sobnbe auf ben
1^1. Xl^eoboftuB, Derfa^ irnifd^ 529--547 Don
einem S^üler beS ^eiligen, bem \päitai Sifd^f
Xl^eobor Don $etra, fomte bie türjcie Yita Don
ber ^b beS S^rilluS Don Scqti^IiS [geb.
um 5 1 4], beibe juerf t berouSgegeben non f). Ufener
nac^ einer ^anbfd^rift ber Laurentuna in Stören)
1545
Zl^eobofiuS, $Qter.
1546
im Sonnet ttniücrfitätsprogr. )u ftömgd-®eburt8-
tag 1890« be}0. im Index scholarum für baS
€oiniiief|cmePet beSfcIben ^Ql^tee: fobann mit
benötigtem Xcst, mit (Einleitung unb reid^^altigen
Inmetfungen fai ber Si^rift : S)er ^L Xl^eoboftoS,
Seipilg 1890 [f. baju Anal. BoU. X (1891),
65] ; eine me^d^ ungenaue Umarbeitung ber
iübwAt Zi^oborS [toon Sqmeon SRetopl^rafted]
bei Mtgne, PP. gr. OXIY , 469 sqq. ; jmei funft-
oofl gebmite fu^mnen, bie auf Xleoborg Sd^rift
beru^ nnb einni anbert^alb ^al^rl^unberte t)ot
6Dmeon 9lrta))^afted gebid^tet mürben, f. bei
lhiimba<^,@bibien}ubenSegenbenbeS bl-X^o-
bofio«, in @i|ung9b. ber ba^r. Sfab., p^U.4ift-
«lüffe 1892, 325 ff. : ed^id unb 3Rarti, in ber
jcitiV b. bentfd^. ^alöfl.-a3erein8 Ul [1880],
S4 ^ [mit einem $Iane ber Siuinen üon 2)er«
SoRl) [See!.]
f9(pb#fhiSt $ater, 0. Cap., unter feinem
OrbcnSnomen mebr aß unter feinem gfamilien-
namen gflotentini befannt, ein Derbienter fd^mei-
}erifd^ Socialpolitifer, fiammte au8 einer an-
gefe^en Souemfamilie unb mar am 23. 9Roi
1 808 nt SRunjtei im ff anton ® raubfinben geboren.
Had^ bem frflben Xobe beS SBaterö leitete feine
fromme, energifc^e 3)}utter feine Srjiel^ung, fpöter
fein filteret Sruber P. gflorian, ber im Stapu»
ginftotben no(^ {ung ald Sector ber Xl^eologie unb
Aoüi)enmei|ter }u Saben fiarb (1825). 3)ie un-
emNutete 9lod^rid^t Don feinem Xobe machte auf
ben ifingem Srubet einen erfd^üttemben C^inbrud;
l^tDei !Bo4en batauf na^m er in 6itten baS Or-
benSOeib ber ffa))U)iner unb legte ein ^a^r fpöter
(22. October 1826) bie OrbenSgelubbe ab. 9m
25. atooember 1880 mürbe Xbeoboftu§ Ißriefter
unb mtrfte feit 1832 in ber SteQung feines oer-
emigten Stuberd ju SBaben. Sie Sluf^ebung ber
oargauif«^ Ifififler (Januar 1841) traf i^n aß
®uatbian ; einer oierj[öbrigen ^ftftrafe, ^u mel-
d^ er megen angeblid^er politifd^en Sergeben
DeruxtbeUt mürbe, entzog er flcb burd^ n&c^tlid^e
Sftu^t 9tad| turjem Sufentl^It im 6Ifa^ mirfte
rr oier 30^^^ tn Wtborf (ffanton Uri), bis er
( 1845) dS Pfarrer unb Superior nad^ (S^ur oer-
fe|t tourbe, mo feit ber Sef ormationSjeit bie @eel-
fotge on ber (Eatbebrale ben ffapu)inem über-
tragen mar. ^ter begann er fein fegenSreid^eS
SBtrfen jum SBo^Ie feiner SRitmenfd^en. ßr grün-
bete 1850 baS ffreuaftntal unb legte 1852 burd^
feine tä($t{gfle 3Ritarbetterin Zerefta @(^erer
ben ®nmb ]um Orben ber lheusfd()meftem (f. b.
Srtt ftreu}, Orben unb Kongregationen n. 8).
Sie üRittel ju f^nen ©rünbungen fammelte er in
mubfamen Couecten auf meiten Steifen bis nad^
^tapd. 3m 3. 1855 grünbete er eine SRettungS-
unb aSaifenonflalt )u $af)>elS, bie 1864 in baS
S(bIo| Sömenberg oerlegt mürbe ; ebenf o faufte er
1855 ein ^auS jtt SngenbobI bei Sd^m^s, baute
bojtt 1857 eine ftirc^e, 1861 ein Oeconomie-
gebftubc unb begrünbete fo bie gro^rtigfte feiner
Sd^pfungen, baS SJlutterbmtS ber Sarm^gigen
Sd^meftem. 3n ber !Rä]^e mürbe 1857 eine
SaummoUfabrit angefauft, 1859 eine SBud^-
bruderei nebft 93ud^binberei bathit oerbunben unb,
um lej^ere praltifcl mirffam gu geftalten, 1865
ein i^Süc^eroerein für bie fatboIifd(|e ©d^meig" iu'S
Seben gerufen. S)aS SJlutterbauS ift ber SRittel-
punlt Der (Senoffenf^aft, ber gemö^nlid^e Sufent-
baltSort ber @eneraIoberin, mo bie ^oftulan-
Hnnen unb 9loDtgen ibre SBilbung, franle unb für
ben SBeruf unföbig gemorbene @d^meftem ibre
Ißflege erbalten. 3m benad(|barten Sc^m^g ertoarb
P. XbeobofiuS 1855 baS feit 1847 leer ftebenbe
ebemalige 3efuitengQmnaftum unb eröffnete barin
1856 eine SrgiebungSanftalt ^SoOegium ÜRaria-
tUf^ S)iefeS ging 1864 an bie SBifd^öfe Don
bur, 6t. ©allen unb Safel über unb ift beute
mit mebr alS 800 Sbglingen eine ber blübenbften
ainftalten ber Sd^meig. 3m 3. 1860 ernannte
SBif (bof SticoIouS glorentini Don ebur ben P. %%to-
bofiuS, feinen SSetter, gum @eneralDicar ; er mu|te
infolge beffen auS bem OrbenSDerbanb auS-
fd^eiben, bebielt aber bie Seobad^tung ber Cr-
benSgelübbe unb baS itleib beS KapuginerS
ftetS bei. 3n feiner neuen SteQung bemübte
er rt<b befonberS um bie lat^olifd^en ©emeinben
in ber S)iafpora, für bie er 1863 ben fegenS-
reicben ^93erein für inlönbifd^e SRiffion" in^S
Seben rief. Sud^ in anberen Vereinen mar er
tbätigeS SRitglieb, namentlid^ im fcbmeigerifd^en
$iuSDerein; femer trat er als Stebner bei ber
©eneraloerfammUing ber fatbolifcben IBereine
S)eutfd^IanbS 1857 gu ©algburg unb 1868 gu
Sranffurt auf. 3u einer Stü, ba bie Sefd^äf-
tigung mit ber „@ociaIen grage'' (f. b. 91rt.) Diet-
fad^ als unnü^ begeid^net mürbe, bi^^t ber arme
ftai)uginer ni^t nur Keben barüber, fonbem fe^te
au(b feine DoOe Xbötigleit für beren ))ra!tifcbe
Sbfung ein. (Sx ging felbft gum gfabrifbetrieb über,
um ben Steingeminn gu bumanenS^oeden gu Der-
menben unb bie gfobrifen gu ..^^f^^^nMi^^)^'' >
benn, meinte er, ^^finb in früberer 3^ fo Diele
ftlöfter Sfabrifen gcmorben, mapim foQen ni^t
aud^ einmal gfabrifen fflofter merben?" Seine
größte @orge mar bie SBtrbefferung beS traurigen
fioofeS ber fSfobrifarbeiter, namentlid^ folcber in
tugenblid^em 9Iter. Sd^on in (Sb^r b<^tte er Der-
fu^t, SBeberei unb anbere 3nbuftriegmeige ein-
gufül^ren; im 3* 1B59 ermarb er guOberleutenS-
borf in Söbmen eine Xud^fabrii unb berief gu
beren Seitung feine Sarmbergigen @d^mefteni. 3m
3. 1862 lie^ er mit ^ilfe einer ^ctiengefeUfd^aft
gu Zb^I im ftanton @t. (Sauen eine 9RaiSftrob-
!ßa))ierfabril bauen. 3n beiben Unternehmungen
batte er fld(| aOerbingS Dened^net ; er mar gu menig
®efd^ftSmann, um bie Soncurreng mit anberen
gabrifen gu befieben, unb fo traten ftatt beS er-
bofften (SeminnS töl^rlid^ Serlufle ein. P. 3:^-
bofmS bot aUe feine jfröfte auf , ibnen gu be-
gegnen, reiste nod^ in feinen legten SebenStagen un-
ermübli^ umber, nad^ @ad^fen, $rag, SBien unb
3nnSbrud, unb (onnte fo feine 9ngelegenbriten
1547
Sl^eobotion — Xl^eobulf.
1548
in leiblid^er Orbnung jurüiflaffen, qIS i^ auf
bec Steife ein ©dbloganfoE }u |)eiben (ffonton
a|)|)en9eU) am 15. gebruar 1865 bol^inroffte;
fein ®rab fanb er Doc ber Somfird^e in S^ur.
%u(^ als ißrebiget toax P. Xl^obofiufi auf ga^I-
retd^en ffanjeln aufgetreten unb boneben als
Sd^riftfieEer ttiötig gettefen; er Derfa^te einige
anbad^tSbüd^er, bearbeüete ©offine'S „ftatl^olifd^e
^anbpofttHe" für SBenjiger'S SSerlag in (Einfiebeln
unb gab ein „Seben ber C^eiltgen" in 4 SBänben
(3ngenbol(|I1860ff.)lMuS.@einuneigennü^igeS,
menfd^enfreunblid^eS, gottbegetfterteS SEBirlen fanb
bie redete 9ner!ennung erft nac^ feinem Xobe in*
folge ber gebeit)Kd^en Snttoidlung unb Ausbrei-
tung feiner @d^5pfungen, namentlid^ ber (Eon«
gregation ber ^X^eobofianerinnen", bie ie^t in
gtoei getrennten ®enof|enfd^aften fortblül^en, als
£e]^rf($tt)eftem oon SRenjingen im ffanton 3ug
(1844 gegrunbet, feit 1856 ber Seitung beS 93i-
f(^ofS oon Safel unterfteQt) unb alS iheuj-
fd^tt)eftem oon Sngenbol^I, bie ]^au))tfftd^Ii^ alS
Srmen- unb ih:anfen))f[egerinnen tl^ötig finb. Sie
3abl ber gur (Kongregation oom ^eiligen Areuj
gel^örenben Sßrofefifd^meftem ift im 3. 1898 auf
2855 geftiegen. @ie oertl^eilen ftd^ toit folgt:
SRutterbauS in 3ngenbo](|I 1212; ißrooinjen:
Ober-Oefierreid^ 532, SBaben-^o]^en)oOem 868,
SBöl^men 272, Steiermarf 257, 3)lafftm 159
unb @Iat)onten 55. Sie meiften Serbienfte um
bie (^ngregation l^atte bie ®eneraIoberin Xe-
refta ©euerer (geft. 1888). äl^ren Slamen trögt
baS ^Xerejtanum" , Xöd^terpenfionat unb fiel^-
rerinnen-Seminar }U Sngenbobl. 31^r folgte bie
gegenlDörtige (Seneraloberin ^naatia Sßibmer
(geb. 1843). dine oon ben @d^toeftem geleitete
ftranlenanftoU in 3ärid^ trägt feit 1885 ben
9lamen «.Xl^boltanum" )ur Erinnerung an ben
Stifter ber Kongregation. (Sgl. Slfener, P. Xi^eo-
boftuS, 3. aup., Sugem 1865; Prautl^al^n,
$ater Xl^eoboftuS. Sein Seben, SEBirfen unb Ie|te
SebenSftunben , @t (SaUen 1865; (gefd^i^te
beS SnftituteS ber barmbergigen Sd^loeftem k)om
l^eiligen ffreuge in Sngcnbo^I, 3ngenbo^I 1870 ;
[gomelia gfüldrer,] Seben unb SBirlen beS bod^m.
P. Xl^eoboftuS ^rentini, Sngenbo^I 1878;
$. (£. 0. Planta, P. Xl^eobofmS, ein men-
ft^enfreunbU^ ^riefter, Sem 1893 [ber Ser-
faffer ifi Ißroteftant, aber für P. X^eoboftuS
begeiftert]; Sol^. Oefd^, P. X^eoboftuS S^o-
rentini 0. Cap., ©eneraloicar beS SiSt^umS
(Sbur. Sine biograpl^tfd^e Stubie, Sngenbobl
1897.) [(Babriel 9Reier 0. 8. B.]
^t^toboüon ber Sibeläberfe^er, f. Sibel-
uberfe^ungen U, 715.
%l^tcboi»» oon SncQra (in ®alatien),
SBifd^of unb ffird(|enfd^riftftetter, gebbrte auf bem
oUgemeinen (Sondl gu e))]^efuS (431 ; f. b. 9rt.)
5U ben entfd^iebenften Sertfieibigem ber fat^o«
lifd^ Sel^e. Sa er Don frül^er ^tx mit 9tefto-
tiuS (f. b. Sri) befreunbet loar, oerfud^te er i^n
tiod^ t>ox Seginn ber Spnobe }um 9Bü)erruf feiner
Srriel^re )u beßlmmen^ iebod^ berg^benft. 3n bct
erften Sijpmg beS SoncilS orni bem Qifddof Don
^oppt unb C^riS bon Sle^anbrien Q. b. tti)
dffentlid^ befrogt, mu|te er erflton, ba| 9le|lo*
riuS in feinem grrt^um beirre unb f ogor ge-
fingert l^be, eS fei unred^t, ein ftinb Don pet
ober brei Wonoten (Sott )tt nennen (Hardomn t
1898). !Rad^ ber Serurtl^Iung beS ^Üitert
betömpfte er (äl^nlid^ mie (Eqrifi) nodb {u fipMsi
burd^ $rebigten bie Srrlel^rt (DgL ^efde, Son-
riliengefd^. II, 2. %ufL, 191, 9nm. 2); ou^ g^t
^örte er gu ber (Sefanbtfd^aft, toeld^e hcA (Eondl
an ffaifer X^eobofmS IL (f. b. %rt) Wäi
(Hard. 1, 1611). (£r fiorb t>or 446 (Le ()den,
Oriens chriBt. I, Paris. 1740, 464, n.l3).
SBon feinen Sd^riften finb erl^ten: eine Stfla«
rung beS nicdnif d|en (SmubenSbefenntniReS, morin
er bie ^Berufung beS SteftoriuS auf bie Säter Don
3ticäa gurüdhoeiSt unb bie neue ätrle^ trejfenb
miberlegt (Migne, PP. gr. LXXVU, 1313 ad
1348); ferner fed^S ^omilien, baruntcr brei, bi(
gu (gpl^efuS gel^alten begm. oerlefen »orben ftnb
(Migne 1. c. 1349—1432; Tillemont» HeoL
XIY, Paria 1709, 401 b. 453 s.). 9bid^ D)üb
ibm eine in !ot)tif4ier @pxaS)t erl^oUene, umfong«
reidjie Sobrebe auf ben (L Qkoxq gugefd^ebtn
(E. A. W. Budge, Oriental Texte I, Miiacl«
of 6t. (jeorge, Goptic and English, London
1889, 83-172. 274—331). Qu ben Derlorw
gegangenen Sd^riften Xl^botuS' geboren bie biet
9ud^ über ben I^Uigen (Seift, auf bie er am
@(^Iuffe ber (Erfiarung beS nicdnifd^en S^mbo«
lumS OermeiSt (Migne L o. 1347). (Segen bte
Don fie Ottien erl^obene Sefd^lbigung, Zi^eobotufi
geige ftd^ in ber ermöljinten (^rfl&rung oIS ein Vor-
läufer beS (gut^d^eS, »irb ber 99ifd$of Dortrefp^
gered(|tfertigt bur<^ (SaÜanbi (bei Migne L c,
1311 sq.). 2)ie Sfterft^nobe Don (Eonpantinopel
im 3. 754 unterfqob ibm eine bilbei^einbltdlie
Sieuferung unb nannte i^ em))]^atifd^ ben 9Rit*
töm))fer (ouvaYcovumQc) SQriES, ein Xitel, ber
il^m jid^erßd^ gebül^ 9uf bem 7. aOgemeinen
iSmal gu SMcäa (787) mürben bie Sei^anb«
lungen ber ^feubofqnobe Derlefen unb babei aut^
bie auf X^eobotuS' ftoften oerfud^te gSIf^unfi
oufgebedtt (Hard. IV, 403 sqq.). (ErttS^ {ei
no(^, ba| Xl^obotuS gu ben olteften Sengen für
bie gfeier beS gfefteS ÜRarid Sid^tme^ gehört (Dgl.
ettglma^r, im Itatl^olil 1895, 1, 569 ff.): bie
Dierte ^omilie (Migne L o. 1889 sqq.) i|t on
biejem Sage gel^alten morben. ISfA,]
^l^iobotnshtx (8erber unb ber SBed^Sler,
f. antitdnüarier I, 972 f.
$9(0btiCf (Xeubulf), Sif^of bon Orleans.
^erDorragenber Sid^ter unb (Sdel^rtfr ber lato«
lingifd^en 3^it, mar um 760 geboren^ ob €po«
nien ober @e))timanien (bet Sonbftn^ an bec
9RitteImeedfifte Don ben ^jß^rmfien bis gitr X^one)
feine $)eimat mar, bleibt gtortfel^ft; iri)enfaflS
aber mar er toeftgotifd^ Slbbrnft unb dcbt 3to«
liener (Mon« Germ, hist, Poet lai. I, 497,
1549
Zl^eobulf.
1550
T. 137-142). tb bcgei^^et ftd^ felbft att im-
mmanm dadibus eznl (Mon. L o. 481» t. 28),
idcMqK man cmnimmt er fei aus feinem Soter-
loid^e tattäi bie Stabes vertrieben loorben (ottS
60timani(n etnw bei bem oerbeerenben SinfaQ
im 3. 793; M. Beiger, Hiet [f. \l] 147). Xbeo«
bnlf , bct fub In feiner l^mat eine tücbtige ttiiffen«
Vbaftfi^e SUbmig angeeignet botte^ ttmrbe k>on
Pari bem 0rD^ kDobtooEenb aufgenommen unb
iDcUte Diel an bem ^ofe bed ^errf(ber8, ber ibn
Ott (SMItt, (Sklebrtm unb Siebter Wötfen lernte.
ms im «nguP 794 ftartt ®emablin gafiraba
^arb unb in 6t. SIban ju 9Dlain) beftattet ttmrbe,
Deifalte X^obulf eine |)oetif(be ®rabinf(brift
<Moii. 483), bie jugleicb baS erfte fitbere S>atum
bietet, h^d^eS au8 XbeobuIjS Seben überliefert
tu Sa in bemjelben Sabre bte gro|e gronlfurter
Sqnobe getogt gatte, kiermutben einige, Xb^i^ulf
babe berfelben beigett>obnt (Mon. 438, not 7).
So nobe er flbrigenS bem ffdnige fianb, fo bpt
tt bo4 nie ber ^offi^ule angebört, unb bie| ift
mobl ber ®runb, mÜfyiCb für ibn biner ber
dofftf^en ober biblifcben Kamen überliefert ift,
mit bcnen bie (Belebrten aud ber Umgebung ßatü
gefilbmäctt ttmrben ; bie Sngabe eined neuem ^t«
ftoiüeii, er babe in ienem meife $inbor gebei^en,
bcnibt auf ^er Srfinbung. — ®egen Snbe beS
8. äabrbnnberti} emonnte ibn ber ftönig |um
Stfibof Don Orleans ; bo8 Sabr feiner ßrbebung
jur bifibbfü^en SBürbe ift ungettn| : ein oft an«
gcfübtter »rief beS ^apfiefi ^brian I. (geft. 795),
morin X^obulf tt^egen angeblitber SSerle^ung ber
Seilte ber «btei @t-SeniS infelix et miser
pseadoepisoopuB genannt tt)irb, ifl anfd^inenb
unficbt (Mon. 437 sq., not. 8). @i(ber bagegen
mirb er im Suli 798 in einem SBriefe Slcuind
IBifibof genannt; bomalS rietb SUcuin bem ftönige,
bie etreitf^rift beS ^etiferS gfelts Don Urgel
(j. b. «rt aboptianer I, 241) aucb an Xb^obulf
tjBL ftbitfen (Jaff6, Bibl. rer. Oerm. VI, Mon.
Alemn^ BeroL 1878, 424 [ep. 100]). 9ia(b
einer früber oieloerbreiteten Unfttte batte Xbeobulf
{tt feinem SiStbum mebrere Sbteien erbalten,
nomentlid^ t$Ieur^«fur»£oire (f. b. 9rt) ; bod^ mu^
augefianben merben, ba| er fomobi alS Sifcbof
w\t als Commenbataro^bt nad^ fträften feinen
^fli(bten fu genügen fud^te. 3n meld^ ®ei{ie
er feine SiBcefe regierte, ergibt ftcb auS feinen
46 capitala ad presbjteros parochiae soae
unb bem Capitulare ad eosdem (Migne, PP.
lat CV, 191 sqq. ; f. b. «rt. Capitala). 2)orin
tritt fogar f(bon bie ^bee etneS eigentlicben SoIfS-
fcbuIunterrld^teS beroor, bie aDerbingS aud^ fonjt
bem 3^talter ÜOrlS beS ®ro|en nid$t fremb mar
(ogL ^oud [f. u.] n, 176). 3n f^eden unb
95rf em (per villas et vicoe) f ollten bie ^riefter
Sattle boiten unb unentgeltlid^ bie ibnen oon ben
(Eltern jpigefübrten ihnber unterrid^ten (c. 20) ;
ougcnfdD^ b^nibelte eS fid^ babei nid^t um
b(o^ Siorbilbung )um geißlid^n Staube. Sud^
bnmg er barouf, oo^ bie (BeifUid^, fotoeit als
mdglid^^ an aOen Sonntagen ))rebigten (Migne
L c. 210). Singebenb betebrt er fie über bie Ißer«
moltung ber Sacramente ber 9u|e, beS 9ItarS
unb ber Ie|ten Oelung. Sei ber Seichte foOen bie
®I&ubigen befonberS über bie ad^t ^tt)>tfünben
(▼itia principalia; f. b. 9rt. @ünbe, ob. 956)
befragt merben, unb nid^t nur fünbbafte SBede,
fonbern aud^ fünbbafte (Sebanfen müjfen gebei^tet
tt)erben (c. 31 ; Ogl. aud^ Migne L c. 217 sqq.).
3n SBejug auf baS beUigfte 9(ltarSfaaoment oer«
tritt Sb^obulf nod^ bie $rafiS ber b&ufigen Kom-
munion (f. b. 9rt. m, 731): bie ^laubigen
bürfen niibt lange 3eit t)om üfd^e beS ^erm
fernbleiben (c. 44) ; namentlid^ f oUen jie an ben
Sonntagen in ber Ouabrageftma, am SonnerS-
tag, greitag unb SomStag ber Gb^tmod^ foU)ie
am Oftertoge communidren (o. 41) ; im c. 44
ermöbnt er, ba^ religiosi quicunque sancte
viventes faft an iebem Zage bie beüige (Kom-
munion empfangen, lieber feine auS ben bama«
ligen SeitoerboUniffen erfiörlidde SBorfd^ft jur
SBabrung beS (UlibatS f. b. 9irt. Subintroductae,
ob. 938. 9uS ben Gapitula erftebt man aud^,
ba| er bSufig S)iocefanfQnoben bielt ; }u benf elben
mußten bie Pfarrer bie beiligen ®eiDänber, SBüd^er
unb ®efa^ mitbringen, bomit ber SBifd^of fub
oon bem guten Suftanbe berfelben überjeuge
(c. 4); ebenfo mu|te feber auf ber S^nobe über
feine Sßirffamfeit unb bereu Srfolge bem Sifd^of
SBeri^t erftatten (c. 28). 9(ud^ für mürbige
®otteSbaufer forgte er; mebrere lieb ^ reftouriren
unb }u (SermignQ (bei Orleans) nad^ bem SOtufter
ber ^ad^ener SajUüa eine betrlid^ ffird^e er-
bauen; be^gleid^en errid^tete er in feiner 93ifd^ofS-
ftabt ein grembenbofpi^ (zenodochiom ; Mon.
Oerm. 1. c. 654 sq., carm. 59). SBie er für bie
ibm anoertrouten Slbteien fotgte, bemeist bie SBe«
rufung Don ÜRünd^en beS bl. Senebict oon Sniane
(f. b. Srt.) )ur Sleform beS ibm unterfteDten
JHofterS OUct (St. 9ReSmin bei Orleans). —
3m 3. 798 gab ibm ftorl ber @ro^ mieberum
einen SBetoeiS feines Vertrauens, inbem er ibn
3um löniglid^en Senbboten (missus dominicus)
für bie ^roDence unb Septimanien (Ie|tereS oiel-
leid^t feine ^eimat) ernannte; gugleid^ mit fieibrab,
bem beftgnulen Sifd^of oon Sqon, botte er in bem
genannten Sabre als SteHoertreter beS JfönigS
jene (Begenben )u bereifen unb Senoaltung ui&
Xed^tSpßege )u unter|ud(|en. Sie Srfabnmgeu,
meldte er als Senbbote mad^te, finb niebergelegt in
bem bod^intereffonten @ebi(bte Versns contra
judices (Mon. 493 sqq., carm. 28), tt)orin er
namentlicb bie Sefted^Iicbfeit ber SRicbter rügt unb
für bie Srmen unb Sebrdngten UMirm eintritt.
3m 3. 800 (am Zbeobulf im befolge ftarlS beS
@ro^en nad^ 9lom ; bort trat er auf ber 2)e€ember-
S^nobe in St. $eter entfd^eben für $ap{i Seo III.
(f. b. 9rt.) ein unb erbielt )ur Selobnung boS
gkülium unb bie erjbifd^öflid^e SBurbe (Jaff^
L c. 605 sqq., epist 166). 9IS er im 3- 802
(ober Snbe 801) mit SUcuin (f. b. Sri) megeii
1553
Xl^eognoftuS — Zl^eofratie.
1554
3a^ 796, tootiit er baS Seien mn fränfif^en
{M>fe ^p onf^ouIU^ fd^ilbert, unb eann. 27,
Mrifi er Ihrtt Sii^erl^of (Mrflftirt; ein (ipx-
manm (earm. 67) toenbet ji(| gegen bomalige
ucbcrtrdBungen in ben fflaDfa^rten nad^ SRom
nnb bdpnt: Kon Tia, oredo, pedtun, sed mo-
nnn dnoH id Mira. SinenZ^eobuIf jugefii^cie-
taun Kommentar )um fog.9t^nafiant{^ @Qm"
Mitm oeriffcntliqte neuerbing« SuiRorb (f. u.).
(Sgl. ffist. liti^r. de la France lY, Paris
1788» 459 88.; Baimard, Th^dulfe, ^yöqne
d'Orl^aiis, Orleans 1860; Haureau, Singula-
ri^B hist^Uiter., Paris 1861, 87 ss.; »je-
tnBo, Z^bulf, Sifd^of toon Orleans, SBreSIau
1875 [m]; Delisle, Les bibles de Th^o-
dnlfe, in bcr Bibl. de l'öo. des chari XL
[1879], 5 B8.; ebert, «Og. ®e{4 ber SUer. bed
^(bcnblanbeS ü, Seipgig 1880, 70 ff. ; Sierfd^,
"SM (Mi^te Z^obuIfS, fyOt 1880 [3)tfT.];
fierger« De Tiust de la Yulgate en France,
Paris 1887, 6 s. ; Le m6me, Bist, de la Yul-
gaie, Nancy 1893, 145 ss.; 9. ^and, ttxf
^cngefc^U^te Seutfd^IanbS II , 2t\pm ^^^O/
755 ;> Onissard, Theod., ^vdque d'OrMans,
in bm M^m. de la Society archeoL de TOr-
l^annais, Orleans 1892; loeitere Siteratur f. bei
Vott^fi, Bibl bist med. aevi II, SBerlin 1896,
1058.) [3e(f.]
Ulf tS0ffais, einer ber SSorftel^er ber oleson-
bcinn^en Sd^ule (f. b. 9rt.) in ber jneiten&ölfte
bei 3. Sa^r^nbertS, oerbient Snoö^nung old
IBerfaffa einer f^ßematifd^ angelegten S)ogmatif,
meiere (eiber berioren gegangen ift. Ob er in ber
Seitung ber genannten Slnftalt ouf S^ion^fiufi Don
aiesanbrien ober auf $ieriuS (f. b. %tt.) folgte,
bleibt jmeifell^aft @ein SiBerl, 'TffoTu;:iu(7&ic
(3fijüen ober £oni))enbmm) betitelt, l^anbelte nod^
flngabe bei ^D^otiuS (Cod. 106) in 7 SBüddem
ber Steige nod^ oon ®ott bem SBater, bem @o]^n,
bcm ^Uigen ®eift, Don ben (Engeln unb 2)ü"
monen, oon ber ^enf^toerbung bed ®ol^ned unb
oon ber @4dpfung. ZVoB^^f^S ^i^b oon $^o-
tiu< fernerer 3rrt$ümer, namentlich in Segug auf
bie aSefen^t bei @o^ne«, befd^ulbigt & ijt
lei^t möglü^, ba^, mie frul^er S)ion9^8 b. ®r.,
fo aud^ Zbeognoftu9 bur^ ben Qnf^lu^ an bie
Zoologie beS OrigeneS gu einzelnen inconecten
Infil^ammgen unb Sludbrüden herleitet mürbe,
3^a| t% fl(^ babei aber nid^t um l^öretifd^e Sin«
^dfim Rubelte, gebt auS bem ebrenben ;3eugni^
^or, meld^ei oer f(L StbanaftuS feiner Se^re
ouifidUc: miSbrfidli^ enoäbnt berfetbe, Zb^o-
gnoftuS pabe gclebrt, baS SSBefen beS @obnei fei
.nid|t ouS bem 9li(l^tfeienben, fonbem au8 bem
IBefrn beS SkterS'' (Aiban. De decret. Synod.
Kicaen. c. 25 ; Dgl. Epist. 4 ad Serapionem
eil). (Sgl. Pmd. Maranus, Divinitas Jesu
Christi 4, 25, 1 ; Migne, PR gr. X, 235 sqq.;
Slirf^I, Se^rbud^ ber $atroIogie I, main^
1881, 354 f.; ^amad, (Sef^id^te ber altcbrift-
(i4ien Siteratur I, Sei)>sig 1893, 437 ff. ; ftrflger.
(Sefd^. ber altd^riftlid^en Stteratur, gfreiburg 1895,
183 f.) [Äerfer.]
9$eo&rafie (deoxpaTia, (Sottedberrfd^aft) ift
bcr feit gflaoiuS SofepbuS (C. Apion. 2, 16) ublid^e
unb begeid^nenbe SuSbrud bed Sigentbümitcben
unb Sb^^^^^if^f^^ii ^^ bem religiöd-ftaatlid^en
Seben unb ber religidd-ftoatlid^en $}erfa{fung bei
bem SBoIfe ber ^ebrder. Zbeofratie mar bei atten
alten SBöIIem bte erfte unb öltefte SBerfaffung, mie
fd^on beeren (3been über bie $oIitiI ic. ber oor«
nd^mften SSöOer ber alten 9BeIt H, 2, IBeilage 4,
in C)t{i. 3Berfe XIY, ©öttingen 1826, 430 ff.)
bemerfte imb neuere gforfd^ungen betätigten (ogl.
). 9. Ziele, Sab^L-an^r. ®e{d&. U, ©ot^a 1888,
491) ; im Sitten Zeftamente aber, in bem burd^
SDlofeS oon (Sott geoffenbarten unb bei bem SBolf
ädrael in ^SoUjug gefejften (8efe|e , erreid^te fie
ibre bbd^fte @tttfe unb SSoUenbung unb unter*
f^ieb ftd^ in ber bier erlangten SuSbilbung me-
fentlid^ Don aOen beibniid^en Zbeofratien. S)a3
(Sigeiübümlid^e ber altteftamentlid^en Zbeofratie
beftebt im allgemeinen barin, ba| bie religidfe
unb polttifd^e @))böre beö SebenS ooDfommen in
einanber oerfcbmolsen fmb, iebe9 religiöfe ®t\t^
unb iebe religibfe ${Iid^t )ugleid^ aud^ politijd^er
92atur ift unb umgelebrt, fo ba| bie Uebertretung
ober 92id^terffillung iegliiben ®efe|ed, aud^ ber
fd^inbar äu|erlid^ften Slrt, eine birecte )8erle|ung
beS göttlid^en SBiDenS, @ünbe ifL Sßon @ott unb
feinem beiligen SBiUen geben aQe ®efe|e unb 3er-
orbnungen au8, ®ott unb feine iBerbenlid^ng ift
baS lejste 3iel aOer berfelben; ber @a^: «3br
foUt betlig fein, benn id^ bin b^Utg"/ ift ^^^ bie
Ouinteffena bed (Sanken, fo aud^ Snbalt unb
3toed ieber einjelnen SBeftimmung. 2)ed iBoIfe§
Heiligung foQ bemirft merben, bieg ifi ®otted
ai^iOe: mirb er DoOjogen, unb beiligt ftdb baburd^
baS SBolf, fo beiligt e« aud^ (Sott, b. b- eS er-
fennt factifcb bie üKaieftät unb ^eiligleit bed böd&-
ften SBiUend an. Sebooa, ber Seber unb Urbeber
beS für bie gange ^auer ber oormef ftanifd^en Seit
gültigen unb inbaltlifb abgefd^loffenen (Sefefee§
(über möglid^e gföHe, in benen neue göttlid^e SÖe-
ftimmungen eingubolen fmb, ogl. b. %rt Urim
unb Zbummim), ift eS aud^, bei bem bie gange
SOtad^tfüQe ber religiö^tootlid^en Orbnung rubt,
er ift felbft ber jf önig unb C^errfd^er be« Sßolfed,
bei oem baS (Sefe^ gum SSoÜgug fommen foQ; fo-
fem 9Renfd^en mit 9Rad^t betraut ftnb, baben fie
oiefe oon (Sott unb in feinem Flamen auSguüben.
S)er in ber S<>l9^3<ii ^^^ ^^Ife oerlangte unb
Don äeboDa betoiUigte menfd^licbe Itönig ift nur
fein SteÜoertreter (f. b. %rt. ffbnigtbum bei ben
Israeliten) ; cbenf o flnb ed in ibrer Bp^xt bie
übrigen Zräger ber StegierungSgemalt : bie Selte-
fien, bie Stommedfürften u. f. m. Sine fol<be nacb
Urfprung, Safein, SuSgeflaltung, Sntmidlung,
Stotd unb 3itl gbttlid^ beftimmte unb geleitete
Orbnung bed religiöS-ftaatlid^en fiebenS foDte fub
oermirflid^en bei einem beftimmten Solle, bem
93o(!e SSrael; biefeS batte SeboDa ht^lb befon-
1557
Xl^eologie.
1558
oon fyimmfl unb ^lle, üon S^t tmb Sttiolrit,
mm 9ut unb 959 um{)xumt. SHe ögi^^i^en
9Htflcr Rotten jYDat frine ^igen Sü^cr, abec
^^ im SUrrttum j^ockcfd^b^e SEBtifil^it »dc^e
)i4 bcfonbetff mit bet Söttrtle^re unb bem len*
feiHgnt Soo« b(9 SRenf^en befd^ftigte. Sei ben
StatumAnem (aben J4 tsenigftenS in totitotxbxtx»
tvttn 9t9^bgien 9cefte bet olten Steligion unb
S^Iogit «leiten. (SS ifl olfo n^ol^I ri^tig, bo^
bri ticiben unb 9Ro^mmcbanem ftd^ feine ma^re
Xbeotogie ftibet, infofem bie 9leI{glonen bet an-
UUti SBcIt anptl^oIoQien, 9KtuS unb 9Rt;ftif , aber
rdn 2)ogma ^en, oie 2^Iogie ober afö (Segen-
ftanb ber p^fo))^i{(^ gforfd^ung galt unb in
bm Scl^ulen ber SSBelttDeifen gelehrt mürbe ; aber
r§ ij! n{<!^t ju oergefien, ba| im Orient eben bie
ffieltmeii^eit mit ber ®otte8geIe^rt^it )u{ammen«
tiel unb oon ben ^iriefiem gepflegt mürbe, imb im
Ibenblcmbe bie alten Xl^eologen unb ®efe|ed-
le^ ben SBeltmeifen bie tiefften 3been für t^re
tbcotogif((en 6pecuIationen überliefert l^aben.
'2. SieOffenbarungfitl^eoIogie. Sie
oobre Zoologie tonnte erfi in ben Religionen ber
oiifli^cn Of^barung, im Subent^um unb Sbri«
flrntbum« }ur Vudbilbung lommen. 9Rofe9 unb
bie ^p^eten finb nid^t nur Organe ber Offen-
barung, foid)em aud^ 3nter|)reten beS göttlid^en
BiOeni unb Se^ bed Soll ed. 3)a für bie $ro-
p^ten ba« gdttlid^e ®efe| bie unoerbrüc^Ud^e
Srnnbloge bUbete, fo erfd^einen biefe gugteidl als
oon Sott erfeud^tete X^eologen, mel^e bie fid^^te
Sxflanmg bed ®efe|ed geben unb ben SBillen
&eiM funb t^un. ^ie Serfaffer ber SBeidl^eitS-
bücber unb ber $falmen oermenbeten ben anmalt
ber Offenbortmg für bad fieben unb ben Sult.
an nat^ bem S^it ber propl^etifc^e ®eifi oer-
ffatmmt mar, traten bie Sd^riftgelel^rten on bie
Stelle ber $rop^eten unb pflon^en bie t^eologif d^e
SCtobition fort, mel<!^e einerfeitS in bem gefe|ed-
tunbtgen unb gefe|e8etfrigat Stobbinentl^m )ur
Ib^ffung bei f)auptcobes ber jübifd^en Xl^eo-
logte, gum Zaimub (f. b. Sri) führte, anberer-
feiti in Serbinbung mit ber Sebre t)on ber SBeiSl^eit
unb bei ber Serul^rung mit ber gried^ifd^-ale^an-
brinifd^ ^^ilofop^ie bie intuitio-mqftifd^e ffab-
boU (f. b. 9rt.) anbahnte, bereu ^auptoertreter
im Sltertbum $biIo (f* b. Srt.) mar. 3)aS Sbri-
Pentbum i|i a(8 bie SoQenbung ber Offen-
barung in bie alte SBelt eingetreten unb mürbe
burd^ baS münblid^e Sßort oerbrettet. 2)ie nad^-
fotgenben fd^riftlic^en Stufjeid^nungen litten in
erjtet Sinie ben S^ßtä, ber münbli(ben Serfün-
btmmg ergSujenb )ur @eite }u treten unb ben
dfenbarungdinbalt ber 9{a(^melt )U überliefern.
Snftte )U t^ologifd^er SBebanblung flnben ftd^
aber bereits in ben apofiolifd^en Sänften. 9e-
fonberS bieten bie SBriefe beS apoftelS ^ßouluS (f.
0. Irt.)^ ber eine t^eologifd^e Sd^ulbilbung ge-
noffen ^tte, eine reid^e ausbeute über baS
Si^f|ältn(| beS 9(ten ZeftamenteS jum 9leuen
Seftamente, über S^riftologie , SRoral unb
(EcdefiafHf . Ser ißrolog beS Sol^anneSetKmgetiumS
gibt bie (Srunb^üge f& bie Sebre oon ber Xri-
nitdt unb ber Sfncamation. Selbfl für bie apo-
logetifd^e unb polemifd^e Zl^eologie kffen {id^ auS
biefen Soften Sn^altSpunlte geminnen. Sie
Apologeten be^eid^nen baS C^ftent^um alfi bie
l^dd^Jie ^bitofopl^ie, um ben gebilbeten Reiben,
mUqt in ber 9}erbinbung oon $^ilofop]^te unb
Sieligion oergebenS einen feflen fyät fud^en,
bie Söfung i^rer 3metfel }u bieten. 9lud^ fpätere
ftird^öter bebienen ftd^ nod^ oft biefer Segeicb"
nung, meil fte im Sbnftent^um nid^t nur bie
]^5(^fte SffieiS^eit gur (SrHärung ber @d^öpfung er-
lannten, fonbem aud^ feinen gro|en dinflu^ auf
bad ftttlid^e Sebenunb baS emige ^il beS Otenfd^en
l^eroorl^eben moHten (gaid^aber , Sie gded^if d^en
Apologeten ber Oaffifcben Sorjeit I. Sufebiud,
9Bür}burg 1896, 61 ff.). @ie l^n l^ierin 3o-
fepl^uS unb $^ilo )u Vorgängern, meldte oon einer
$]^ilofopl^ie beS Alten XeftamenteS unb oon
Sd^ulen ber ^^ifofopl^en bei ben 3uben fpred^en.
$bito Pe opif. mundi 1, 8 sqq.) preist ÜRofeS,
ber burd^ feine ScböpfuugSlAre bie @pi]fe ber
SBeiSl^t eneid^t, aber, oon ®ott erleu^tet, bie
9latur erfannt unb jmif d^ bem unoerönberlid^,
unflc^tboren, emigen @d^öpfer unb ber fid^fbaren
€^öpfung unterfii^ieben ^abe, }iaXa oepivoi; i)eo-
Xvff^aaQ. Siemens oon Aleianbrien (f. b. Art)
tl^eilt OlofeS' Iß^ilofopbie in oier Smeige: l^ijb-
rif d^e, gef e^id^e, l^ierurgif d^ unb tl^eologif d^e (9BiO-
mann 1, 173 ff.). Soc^ fel^lte eS d^riftlid^erfeitS
nid^t an SSiberfprud^ gegen biefe Sejeid^nung.
XertuSian (f. b. Art.) Oermal^rt fid^ bagegen, bag
man baS Sbriftent^um dS eine p^Uofop^ifd^
Secte betro^te. SlemenS unb OrigeneS f(blie|en
fid^ i^m an, um ben religibfen, offenbarungS-
mö^igen Sl^aratter ber 9o(p(a deodßaxroc auf-
redet }u ersten (ogL SoL 2, 8). SefonberS mürbe
deoXo^eiv unb bzokofia gebrandet, um bie Seigre
oon ber (Sottl^it 3efu )u begeti^nen. 3uftin (f. b.
Art.) nimmt OecXo^etv in antifem Sinn ; eS be«
beute einen (Sott nennen (DiaL 56), unb reli-
gidS-miffenfd^ftlid^e Unterfud^ungen Ü6er ®ott
aufteilen (118); bei At^enagoraS (f. b. Art.) iß
X^logie (btoko^^ ^(luiv (i^poc gegenüber ber
deoXo^ia ber ©ried^en) bie Seigre oon (Sott unb
ben (Engeln (SuppL 10. 20. 22). Sie antite
(gintbeilung gibt £ertuOian (Ad nat. 2, 1—3).
eufebiuS dtirt einen Anonymus (H.£.5,28,4.5),
meld^ oon ben alten SBätem berid^tet, ba^ in
allen il^ren Sd^riften dsoXo^eiTat 6 Xpioröc. SaS
SBort deoXo7(a fam aber erft bei At^afiuB (Or.
contra Arian. 1, 18) unb bei ben (Eoppabodem
(Greg. Naz. Or. 27—81) jur Seaeid^nung ber
Sebre oon ®ott, ei^nfhtS um ber Xrinitdt auf.
il^eoboret (f. b. Art.) fagt oon SWofeS : Apxoujav
Toic xdre 8soXo7tav iiHjvspie (Gren. 1 , interr. 1);
Ston^fmS Areopagita (f. b. Ari.) nennt bie Se^re
oon einem (Sott unb brei $erfonen dsoXo^ia ^vo>*
fievT) xal diaxexpifjLivT) (De div. nom. 2). Ser
Soangelifi 3o^neS unb (Sregor oon ^a^ian)
1559
Xl^eologie.
1560
isurben be^l^Ib ^£0X6701 genannt. Son ber X^eo-
logie ober Xrinttöidle^te »utbe bie Oeconomie
ober bie fie^re Don ber Wenfc^ioerbung unter-
fd^ieben (Eph. 8 , .9 ; BasiL £p. 141 ; Greg.
Kaz. Or. 88 u. f. ».). So^ toirb in ben 0^0*
logif^en Streitigfeiten f>eoXo7etv oft Don ben-
ienigengefagt, toelc^e bie @ott^eit3efu anerfannten,
fo hai in e^riftuS bie Zoologie beS So^nc«
@otte8 Don ber Oeconomie feiner ^erobfunft Dom
|)immel )u und unterfd^ieben Xovä> (Euseb. Dem.
ev. 9, 1). Soburdd iDurbe jugleid^ auSgefpro^en^
ba| man über (Sott nichts auSfogen tonne, maS
ni(|t Don (Sott felbfi, )ule|t burd^ feinen @ol^n, ge-
offenbart toorben fei. Seit bem 4. Sal^r^unbert,
unb no(^ me^r feit 2)ionQfm8 (De diy. nom. 1),
iDurbe e9 fte^enber (Srunbfok ba^ mon über bie
ubenoeltlid^ unb gel^eime ^ottbeit nid()tg fagen
ober benfen bflrfe , als xoa% und btirc^ (Sott in
ben l^iligen Sd^f ten geoffenbart fei Ser 1^1. 9u-
guftinuS (f. b. 9rt.) bält an>ar an ber SBortbebeu-
tung ber S^eologie feft pe civ. Dei 8, 1),
fennt aber oud^ bie Sejiel^ung auf ben (Slauben
im ungemeinen, menn er bie Aufgabe ber Zl^co«
logie alfo beftimmt: Aliud est enim scire tan-
tmninodo quid homo credere debeat propter
adipiscendam vitam beatam, quae non nisi
aetema est: aliud autem scire quemad-
modum hoc ipsum et piis opituletur, et contra
impios defendatur, quam proprio appellare
vocabulo scientiam videtvv Apostolus (De
trin. 14, 1, 8). Sugiijünud jerlegt nad^ 1 Sor.
12, 8 bie alte Definition: Sapientia est rerum
humananun diTinanimque scientia fo, ba| er
bie scientia rerum divinarum aI3 sapientia,
bie scientia rerum humanarum al§ proprio
scientia bejeid^net. Xb^oboret "fyxt im 5. ^u^e
feines Compend. haeret. fabuL im 9lnf(!^(u^ an
Origrned' Schrift De principüs eine Ueberfid^t
über bie Sinologie im toeitem Sinne gegeben ;
er l^anbelt fiber Xb^ologie (XrinitötSIe^re), ftod-
mologie nebf! Sntl^ropologie, (E^riftologie, @ote-
rblogie (Offenbarung in ber J^eiligen @d^rif t unb
Zaufe) unb SSd^toIogie. Sion^^uS, SRaiimuS
u. % folgten i^m. SDurd^ Sol^anned Don 2)a-
madcuS (f. b. 9rt.) tourbe biefe ^uffaffung unb
Sintl^eilung bem SRittelalter überliefert, ^ugo
Don St. IBictor (f. b. Srt.) tnüp\i an bie S)rei-
tl^eilung ber ^^ilofopl^ie bei 9lriftoteIed an,
unter|d^eibet aber bie theologia divina Don ber
theologia mundana, U)eil nur bie Don SbnftuS
unb feiner @nabe erleud^tete Xl^eologie jur Sr*
!enntni| ber unfn^tbaren Singe emt)orfteigen
fann (Expos, in hier. coel. S. Dion. 1,1;
Erud. didasc. 2, 8 ; 8, 1). S)ie Zoologie unb
Oeconomie lourben al3 sacra divina be^eid^net,
bie SDarfteQung berfelben Summa theologiae
fsiye theologica genannt. S)ie l^eilige SSiffen-
fd^oft ftanb ber meltlid^n 9SifjenfdM[t gegenüber,
infofem fte aUed entl^olt, maS Don (Sott geoffen-
bart ift. Omnia autem pertractantur in sacra
doctrina sub ratione Dei; vel quia habent
ordinem ad Deum, ut ad principiimetfinem
(S. Thom., 8. th. 1, q. 1, a. 7). In principio
intellegendum est, quod saera doetriiia, sc.
theologia, quae principaliter agit de primo
principio, sc. de Deo tnno et uno, de septem
agit in unirersoy sc. de trinitate Dei, de orea-
tura mündig de conraptela pecc&ti, de incar*
natione verbi, de gratia Spiritus saaeti, de
medicina sacramentali et de statu finalia ju-
dicii (BonaT. Brev. 1, 1). 9Jlit bem auSge^ben
9RitteIaIter mürbe bie Sejeid^nung Z^Iogte für
Sacra doctrina faft allgemein. 3i^Md^ aber er-
fuhr bie Z^eologie eine (Snoeiterung, mbem feit bem
15. 3abr^unbert ber Serfud^ gemacht mürbe, ben
))raftifc^en Z^eil att IRoroI Don bem fpeculatiDen
Xl^U ober ber S)ogmatif ju trennen. S|>ater mmbe
au4 bie Ie|tere nod^ in bie ))ofitiDe unb bie jtiecu-
lattDe (fd^otaftifd^e) 3)ogmatif jertegt Vtfftdxä^
bilbeten fid^ (Ssegetif, ^meiuutif, £^omiletit
j?ated^etif u. f. m. ^etmiS. Wi ber Deformation
mar befonbeifi Spologetif, ^olemif mu) Ssegefe
auf ben ffampf|i(a^ gentfen. S>ie IKrd^engefc^i^te
batirt gmar Don (KufebiuS, fyd aber bod^ bamal4
eine er^ö^te SBebeutung unb ben Slang einer
eigenen t^eologif^ SiScipIin errungen, »eil bie
%e{)reitung bed Siebtes unb ber (Sefd^td^te ber
ffirc^e eine grunblic^ unb fritifd^ 2>arftenung cr-
forberte. 2)afi ffirc^enred^t befianb longf}, ja 6ü-
bete neben ber eigentlid^en Z^logie bm Qoupt-
gegenftanb beS UniDerfttatSftubiumS, mu|te aber
bamal§ gleichfalls feine (Srunblagen gegen ben
rabicalen Angriff Dert^eibigen (DgL b. ärt 6iU9-
flopöbie ber X^eologie unb bie Don ben etn}elncn
S)ificiplinen j^onbelnben Speciatartt.). Somit fyxi
fi(^ ber Segriff ber Z^eologie enoeitert, nm^ aber
ben urfprüngli^n (Srunbgebonhn ber Se^ oon
©ottfeft^ten. (Sembl^Hd^ toirb fte befinirt od ber
änbegriff aller iD}q^rbeiten über (Sott unb gött-
lich S)inge, meldte burd^ übenutturHc^ Offen«
barung befannt gegeben unb barum (Segenfionb
unfered @(aubend finb. ^m ©egenfo^ }u 93er-
nunftmifjenfd^ft i^ bie Z^eologie bie »tffenfd^-
lid^e Suffafjung unb ^rfteEung ber Srfeimtnig«
meldte bie SBemunft burd^ 2)en!en über ben ® lauben
unb feinen Snl^t geminnt. 2)a aber bie Offen-
borungfima^r^eiten bad be^errfd^enbe (SeM nic^t
nur bed ßrfennend, fonbern aud^ beS SBoIlenft
unb ^anbelnS fein fouen, fo bemerft f^on %e-
sanber Don ^leS (f. b. Srt.), bie X^logie fei
mel^r eine 9Eßiffenf(^aft ber Zugenb aI9 ber ffnnft,
me^r eine SBeiSl^eit alfi eine SBilfenfd^ft Sie
rnirb Don ben ^auptfd^olaftifem eine fpecuIatiDe
unb praftifd^e, aber Dormiegenb eine {|iecuIattDe
SBiffenfd^ft genannt.
8. Sie Z^eologie aU Sßtffenfd^aft
3u einer fpfiematifd^en 9Biffenf(^aft ge^rt ein
gormal- unb ein 3RateriaI)>rinci{). S>aS Vtak*
rialprinci|) ber Z^eologie (objeotum quod) ifl
baS SBort (Sottefi ober bie OffenborungSti^
fod^en unb SBafir^iten, ba3 gformalprinctp (ob-
jectum quo) ifl bie gdttlid^e Offenborung,
1561
Zl^eologie.
1562
infbfem mtr geoffenbarte SBal^rtietten @egen-
ftanh ber magren Xl^eologte fein tonnen. Sie^
laim au(^ fo gefaxt »erben, bog man ®ott
oli bie Centrolibee (subjectum attributionis)
ber Zoologie betrad^tet, mie ed f(^on beim
(L 2bomaft unb in ber Sd^olafttf ü6er(Qii))t
ber f(an i|l (ffleutgen, Ideologie ber SSorseit V,
2. «ufL, aRünfier 1874, 18 ff.). 3»ör fann
bogegen eingettenbet »erben, bo^ eS and) eine
iuuur[ii!(|e ®otte8erfenntni^ unb eine natürliche
Xb^Iogte gibt, allein bie ®egenftanbe biefer
X^Iogie fommen in ber theologia super-
naturalifl unter bem (Sefi^tSpunfte ber Offen-
barung in Setrad^t, me^^alb man aUerbingS beffer
Ootl Ott offenbarenben unb geoffenbarten jur
CcntroHbee rnad^t. 3)afflr gibt fd^on baS ®(au-
benAcfenntnift ein SBorbilb, in meld^em ber brei«
einige ®ott M ^au)>tgegenftanb bed Glaubend
erf4^ unb bie ein}elnen Offenbarungsmerfe ben
bret $erfonen befonberS a))prot>riirt merben. ®od^
bobcn bmilf bie S^noben bon 2oIebo in il^rem
<9IauBen§betamtni| bie Seigre bon ber Xrinität
jufommengefo^t unb ben OffenbarungSmerten
x>orange|i^ Snbere Raffungen bee f^ormal-
principi : bofi ßimmelreid^ (Srenner), @otte§reid^
<2)obma9er), bie 3bee ber d^riftli(|en Sleligion
(Stoubenmoier), finb )u unbeflimmt ober gu oO*
gemdiL S)ur^ baS S^^rmaljprinci)) ber Offen-
barung nimmt bie Sinologie auen anberen SBifjen«
i^oftcn gegenüber, melci^e fid^ auf bie ^rinci^en
bo wtnunft fiu|en, eine eigentl^flmtic^e Steflung
ein. S)e^^alb mürbe il^r in alter imb neuer 3^t
oft ber S^atofter einer eigentli^en 9Biffenf(^aft
obgcftmdden« S)ie l^eibnifd^en ^^Uofop^n marfen
ben (E^rifien oor, boft bei il^nen ber (glaube UM,
Ue SBiffenf^aft 9lid$t8 geUe. Sie 92ominaIi{ten
(f. b. 9xt.) monten ber Sl^eologie, bie il^r $rinci))
in (Sott fut^, leinen miffenfd^aftlid^en S^arafter
Srrfemten; ber KationaliSmuS (f. b. 9rt.) be«
eitet benfelben bid auf ben l^utigen Xag. S)ie
Sdter ruhten eS als einen Sorjug beS (£|riften*
tbum§^ ba| ed auf bem ®Iauben beruhe, benn biefer
allein gctoä^re bie ffir bie 2Ba^r^eit unb baS
f mige (peit itötl^ige Sid^^eit. @ie geigten aber
aud9, bog bie SBiffenf(^aft auf ®runb be« Glau-
bens i^re Slügel oiel leidster entfalten I5nne.
KuguflinuS unterfd^et jmijc^en ber SBeiSl^eit in
gdldid^en Singen, meldte auf ®runb beS Glau-
bens jebcr ®Iaubige beft^en tonne, unb ber tl^eo-
logif(|en SBiffenf($aft, meld^, baS Sigent^um
SBeniget, bie Srlenntnig beS ®IaubenS förbere
unb bk 9ett^etbigung fäl^re. 93on i^m ^ben bie
33egrflnber ber @d^oIaftit, 9nfe(m unb ^ugo
oon St. Sictor, baS ißrinci)) beS credo, ut in-
ieüegiimy flbemommen unb jum teitenben ^rinci))
ber tbeoIogif<^en SBiff enfd^af t gemad^t. Sie @d^o-
lafttt ^ es fiA gur Aufgabe gefteDt, mittels ber
tBemunft baS ®efammtgebiet ber Offenbarung gu
einem großartigen @9ftem ber SDBa^rl^eit organifc^
gtt oerbmben. S)e|l^alb oertl^eibigt ber 1^1 X^omaS
ben lDi{fenf(^id^en Klafter ber £]^eoIogie, ba
fte aus getoiffen, burd^ bie Offenbarung gegebenen
®runbma^r]^iten burd^ Seniunftfd^Iüffe gu »ei-
teren Srtenntniffen fä^re. 3toar erhalte fie biefe
®nnibma]^r^eiten auS bem ®Iauben, aber fte
tonne bal^er mit jenen untergeorbneten 9Biffen-
fd^aften, meldte il^re ^rindpien auS einer ^hf^tn
aSiffenfd^aft entlel^nen, t)erglid^en merben. SBie
bie Optit il^re ®runbfö^e aus ber ®eometrie unb
bie SRufil bie il^rigen auS ber Sritl^metil entlel^ne,
fo empfange bie il^eologie il^re ^rindpien oer-
mittelS beS ®IaubenS aus ber äBifjenfd^aft ®otteS
(8. th. 1, q. 1, a. 2; ffleutgen V, 11 ff.).
^IlerbingS maltet l^ier nod^ immer ber Unterf(^ieb
ob, baß tene SBiffenfd^aften bie Prüfung ber ent-
lel^nten ^rinripien fid^ oorbel^Iten unb bamit il^r
aSiffen mittelbar auf bie 6oibeng grünben: allein
barauS folgt nur, baß fie ein ber tBemunft narereS
unb faßbareres SD3if{en oermitteln, nid^t baß bie
®IaubenSmiffenf(^ft überl^aupt biefen Sl^ratter
nid^ oerbient. 9Ran tonnte [a au^ barauf l^in-
meifen, baß am anfange beS SBiffenS überhaupt
ber ®Iaube fte^t. Sie Xl^eologie berül^rt fid^ ^ier
mit ber ÜRetapl^ftt, xotlfy audf i^re ^rincipien
als rid^tig oorauSfe^ unb gegen ben, meld^er bie
$rincipien Ifiugnet, nid^t biSputfaren tann, menn
fte aud^ bie Sinmenbungen gurütf gumeifen oermag.
Se];tereS tann bie Sinologie aud^. 9lußerbem ^at
fie aber ben Sorgug einer größern ®emiß](|eit,
benn bie ®[aubenSgemißbeit ifl bie l^öd^fte. meO
fte fid^ auf bie «uctoritöt ®otteS ftü^t (S. Thom.,
S. th. 2, 2, q. 2, a. 1 ; De ver. q. 14, a. 1 ad 5 ;
In 1. 8ent. Prolog, quaeatimic. 8, sol. 8) ; bod^
unterfd^eiben fic^ l^ierin bie SSemunftfc^Iüffe oon
ben gu ®runbe liegenben ®(aubenSfä|en. Sa^er
lel^rt baS Saticanum (Sess. lU, c. 4) : Ac ratio
quidem, fide illustrata, cum sedulo^ pie et
Bobrie quaerit, aliqnam, Deo dante, myete-
riorum intellegentiam eamque fractuosissi-
mam aasequitur, tarn ex eorum, qnae natura-
liter cognoBcit, analogia, tumernysteriomm
ipsomm nexu inter se et cum fine hominis
ultimo ; numquam tarnen idonea redditor ad
ea perspicienda instar yeritatum, quae pro-
prium ipsiuB objectnm constitnunt. — So-
mit ift ber Unterf ^ieb gtoifd^en berXl^eoIogie unb
ben anberen SBiffenfd^ften, fpecieD i^ Serböltniß
gur ^^ilofopbie (f. b. 9rt.), meldte toegen ber
natürlid^en Z^eologie am meifien Serü^rungS-
puntte mit ber X^eologie bat, fd^on angebeutet.
Ser % X^omoS bemertt: Theologia, quae ad
sacram doctrinam pertinet, differt secundum
genas ab lila theologia, quae pars philo-
sophiae ponitur (8. th. 1 , q. 1 , a. 1 ad 2).
ScotuS fagt: 8i quaeritur, si theologia sit
distincta a scientiis philosophicis, dicendum
est quod sie (Report, q. 8, prol. quaestiunc. 8,
n. 15). Srft gu 9luSgang beS 9RitteIaIterS mürbe'
ber Unterfd^ieb fo gefteigert, baß bel^auptet mürbe,
eS tonne etmaS in ber Xb^ologie mabr utri) in ber
$(iIofop]^ie falfd^ fein (^omponatiuS [f. b. «rt.]).
Sie Sleformatoren molUen überl^aupt bie Ser-
1568
Xl^eologie.
1564
nunft QuS ber ®(auien8toiffenfd^ Decbanncn.
Sogegen l^oben Sacon Don SBenilom unb Seibni)
(f. b. Slrtt.) bie Seiec^tiguna beiber S)i8d^linen
unb il^re Uebeceinfiimmung ni ber SSkil^rl^eit on-
etfonnt. Umgefel^rt l^ben ScotuS Srigeno, IRai»
munbuS SuQuS, Xoger Sacon, ÜRorfUmd ^\dm9,
$ico t)on SRiranbolQ ({. b. 9rtt.) u. %. na(^ bem
9}organge bet @noft8 $]^iIo{o))^ie unb Xl^eologie
ibentificirt. S)ie njo^re Sletigion fei bie malere
$^iIofo))]^ie ; legiere (omme in gletqer Sßeife bon
gdttlif^er Stleu^iung 1^. S>er S)eidinu8 (f. b.
9lit.) unb bie !ßl(|i(o|op(ie ber aufflärung (f. b.
Srt.) I^ben bie Seligion rotbnaliftrt. an ber
neuem 3cit gilt efi nal^gu al% ein a^iom, ba|
^l^ilofopl^ie unb X^eologie Sind feien, bo^ i^r
Unterfd^ieb l^öd^ftenS ein relativer fei, ber enblic^
burd^ Speculotion »ermittelt »erben muffe (ogl
Sen^inger, 93ier Sudler Don ber religiflfen (&>
fenntnil U, SBfiraburg 1857, 588 ff.). 3)ie JHrd^e
fyxt ftd^ bei Derfd^iebenen (Selegenl^eiten bagegen
QuSgefprod^en; fo fd^on (Sregor IX. (in einem
Sreoe on bie Se^rer oon ^ariS 1238 ; ogL b.
«rt. Sd^oIoftU X, 1898), befonberS aber $iu8 IX.
(9. 9loD. 1846, 15. Sunt 1857, 11. Secember
1862, 21. Secember 1868, 8. S)ecember 1864;
f. Denzinger, Enchir. n. 1496 sq.). S^Ui^
fyxt baS SSaticanum (a. a. O.) erflärt: Hoc quo-
que perpetuuB eccledae caiholicae conBensns
tenuit et tenet, dnplicem esse ordinem cogni-
tionis, non solamprincipio, sed objecto etiam
distinctuin : principio quidem, quia in altere
natnrali ratione, et idtero fide divina co-
gnoBcimuB ; objecto autem, quia praeter ea,
ad quae naturalis ratio peiiingere potest,
credenda nobis proponuntur mysteria in Deo
abscondita, quae, nisi revelata divinitus,
innotescere non possunt. . . . Yenun etsi
fides sit Bupra rationem, nnlla tarnen unquam
inter fidem et rationem vera dissensio esse
potest : cum idem Deus, qui mysteria revelat
et fidem infundit, animo humane rationis
lumen indiderit ; Dens autem negare seipsum
non possit, nee yerum vero unquam contra-
dicere. ^emnoc^ unterfd^eiben fid^ S^eologie unb
fßbUofop^ie binft^tlid^ beS erfenntniBfrincipfi
(@raube, SBemunft), l^infic^tlic^ bed Obiect«
(@IaubenS-, SBemunf ttt)a^r^eit), beS ÜRotiDS (9luc-
torität ®otted, ber Semun^), ber ©emi^^eit (beS
(Klaubens, ber SJemunft) unb bed 3iefö (über-
natürlid^e ^Bereinigung mit (Sott, ßrlenntni| unb
Siebe @otte8). IRad^ ber Offenbarung unb ber Ste-
UgionSgefd^id^te l^t übrigens bie ®otte8erfenntni|
mit ber Offenbarung unb bem ®Iauben angefan«
gen ; bie Zb^ologie ifl ber Iß^ilofop^ie Doraudge«
gangen. Sie^ fe^en bie orientalifd^en SteltgionS-
urfunben auger 3toeifeI; aber aud^ bie griedjifd^en
unb römifd^en $^Uofopl^ geftel^jen eS, inbem fie
fui^ auf bie alten Sb^ologen unb @efe^eber be-
rufen (fflinmannll [1896], 81 ff.). S)ie ^l^ilo-
fo^^ie l^t aber gur miffenfc^aftlid^ Sudbilbung
ber Xl^eologie beigetragen. Z)e|]^alb betrod^ten
Sriftotelefi unb $]^iIo bie $l^iIofo))(ie att 3)ienenn
in 9e}ug ouf ben X^il, ber Don (Sott (anbeU.
3)ie Säter ((ElemenS «es.) mod^ten (ietDon
®ebrmtd^, inbem fie bie $bUofo))^ie fommt
i^ren ^ÜfdtDtffenfd^often )um 9u9bau ber S^eo*
logie Dertoenbeten. @ie oerglid^ il^ren Xaulb
an ber l^eibnifc^ SBiffenfd^aft bomit, boB bie
3draeliten beim Sudgug ou8 Segqpten bie @^|e
i^rer SBebrüdCer mit fid^ nal^men. S)er So^
murf, hai baburd^ bad (Ebtiftent^um etl^ifut
toorben fei, überfielt ben Unterf^ieb )ioif4en
ber gform unb bem Snbalte. Otokriel Möpftoi
bie Söter auft ber Offenbarung, bie ibnen al§
^rilfftein fiir bie SBa^r^itdmomente ber ^ib*
nifd^en $^Uofo))bie biente; formeO aber i^ bir
Zoologie att SSiffenfd^aft an ben (Bebmu^ bet
Semunft gebunben. ^ieje ^tte cto bei ben
®rie(^en eine ](|ol^ 9ludbilbung erl^en unb
biente Dortrefflid^ )ur Ked^tfertigung beS (SIou«
benS gegenüber bemenigen, oie brausen jionben.
SEBenn bal^er bie d^riftUc^ Xl^ologie bie p^o*
fo))]^if(ibe Terminologie Dermenbete, fo ^ ^e
bod^ ben ®(aubenein]^alt bema^ ,,@o toüt
geglaubt unb gelehrt, unb barin gipfelt unfer ^i(,
ba| bie !ß^tIofopbi^ unb bie Steligion ni^t auf
Serfd^iebened gelten" (Aug. De vera reL 5).
S)iefed Serl^dttnig ber ^^Uofop^ie aur Zoologie
erhielt in ber @d^o{aftiI infofem eine fd^äifen
gfaffung, als au4 für bie ^l^tlofop^ie ber Waabt
als Seitftem betrad^tet mürbe, fo bog fie in bo|}-
peltem Sinne als Wienerin ber Xl^ologic tu
fdjieint (DgL Clemens, De scholasticorum sen-
tentia phüosophiam esse theologiae ancillam,
Monast. 1857; SMß, (Einleitung in bie fotio*
lif^e Sogmatit, 2. «ufl., Tübingen 1859.
252 ff.). 2)ie neue ^l^ilofopl^ie ging jtoar in
ibren ^grünbem (S)eScarteS, Seibni}) au^ t)on
ber SorouSfe^ung auS, bog ®Iaube unb §oi*
fd^ung, Z^eologie unb ^l^ilofopl^ie ubereinftim«
men, machte aber nic^t nur bie ^^Uofop^ie felb«
ftönbig, fonbem ou^ gur @(^iebSrid9terin über
Xl^eologie unb ®Iauben. S)ieg fübrte tät^oUjd^ft-
feitS )U ber neuen fd^olaftifc^en SReadion, \otW
in S)eutfd(|Ianb befonberS burd^ IHeutgen unb
Siemens angebal^nt morben ift. 2)ie pbii<>)0P^i'
fd^en Seitfd^riften ^^bUofopbif^eS da^rbudi''
(gfulba) unb ^3a]^rbud^ für $l^iIofopbie unb
fpecufotiDe ä^logie" ($aberbom) Dcifolgen ben
Stotd, bie Uebereinftimmung Don ®lauben unb
SBiffen nad^umeifen. — SBaS Don ber ^^ib*
fopbie gilt, tonn infomeit au<^ auf bie übrigen
$rofan)Diffenfd^aften auSgebebnt merben, alS fie
ein tbeologif^eS (Element einf(!^lie|en unb }um
Ausbau ber Z^eologie beitragen Uraien. %vti
trifft namenttid^ bei ber ®ef($t<^te gu, ba bitie
aud^ bie 9teligion unb bie Sitte, bie gange Cultui-
entmidlung umfaßt unb SlfieS in ber SSkIt na4
ber göttli^en ^rouibeng gur 9uSful^nmg bd
gottUcben SBeltplaneS beitragen mu|. SSie im
%Iten 93unbe bie mannigfachen Serubrungm ber
gro|en 9Beltrei(f)e mit bem ouSeriDfi^Ura Sodr
1565
X^eologie.
1566
auf Ue tcHgiSfe CntofaRung ritigciDiifi ^ben,
10 iß auif im C^ftenfi^um bie ffit^gcfd^ic^te
oig mit brr SBeltgcf^id^te tierfnä|)ft imb bie
1liiSbifl)iiiig bfx Z$u>Iogie bon bem lemeiligm
Sübunafljußaiib bebingt. S)Qbe{ mirften aud^ bie
«atnnDiffenf^aften mit, benn bie religidfe SBelt-
onfd^ounng ftum bon ber miffenfd^ftlii^ be|-
vegm nfa^t gons unabl^gig fein, rotü bie gönn
bet Offuibotung in aflgemein oecfiänblid^ SBeife
g^^t »erben mugte. 3)iefe« SBer^tnil l^ot }tt
Sonflictm )tirij((en ber Xl^ologie unb bet IRatut"
niffenHtaft gejü^ct, fann aber feinen bleibenben
fSiberfinmi^ bcgrflnben, »eil bie bon ben Xb^o*
logen rid^Hg ertUrte Offenborung nie mit ber t)on
bet miffenf(!^fi ri^Hg erHSrten SBiffenfcl^aft in
flBibcrf pnid^ getot^ farni (bgl. boS Shinbf (^reiben
Seo'd Xni oom 18. 92ooember 1893 De BtadÜB
■eriptnrae saorae). 3)ie ®ef4i(^t8toinenf(boft
bebanbcU in biefem Sinne baS «^iftotifd^je äabr«
bti4 ber edrreSgefeQfd^'' (9Rfin(i^nX bie 9la-
mnoiffenfc^ft bie Seitf^rift ^9{atur unb Offen'
bornng'' (SlOnfier); für bie (Esegefe finb in
Mtfcr Stiftung bie ^»iblifd^en etubien'' (Sfrei-
biiig) t^tig. — Sei ben $roteftmiten Derlor
fi^ mit bem einbringen ber $(iIofot)l^ie in bie
iV^Iogic ber po^üiot, blof auf bie l^eilige
S^irift gegrunbete S^arofter ber X^Iogie immer
mebr. SMe X^ologie ttmrbe rationaliftrt unb
bnr^ bie bibßfd^ ffritit i^rer eingigen über-
notüilul^ (Srunblage fafi gang beraubt, fo hak
nur ber fubfectibe ®Iaube an Sl^riftud otd ou-
gemetnefi $rincU> g<tten fann. SBirb bod^ IftuU
(otoge eifrig t>on ben £]^eo(ogen bad Problem
be^nbelt, ob bie fqfiematifc^e Xl^ologie über«
l^aapt no4 <A% eine SSBiffenf^aft gelten unb im
ffteife ber UniüerfitötSioii{enf(^o|[en gebulbet wer-
ben foO. Snien Srnfted ift ber Sorf^Iag gemad^t
oorben, bie fejiemotifd^e unb bie prattif^^ %^o»
logie qI8 OlaubenSloinenfd^aft oon ben übrigen
iDilfenfd^tidien S)iSdt>tinen au(^ ftu^rtid^ 5u
trennen (SemouUi, S)ie miffenfc^aftlid^e unb bie
fit^li^e aJlet^obe in ber Xbeologte, greib. 1897).
4. Sintbeilung ber Sl^eologie. S)a
bie urfprdnglidiie ein^itlid^e X^eobgie im engem
Sinne ^ ollmftlig in eine gro^ Snjo^l oon
S>i«ci)»Iinen }ergliebert fyit, fo ift ed fomojil für
ben OrgoniSmuil ber Sßiffenfc^aft aI8 Pr bie
Dntermeifttng |um frud^tbringmben Stubium ber-
fdben not^menbig, ben innem 3ufammm^ang
mtfjmorifen. 2)te^ (ann meniger mtf (iftorifc^em
SBege gefil^e^, toeil für bie Sbjmeigung oft Qu|ere
9hldffl(^cn ma^gebenb maren unb bei bem Streben
ber neuem S^ü nod^ Specioliftrung ber SBiffen-
f(!baft bie Ser^Itniffe oielfad^ möd^tiger mirfen aü
bie Cogit ber Siffenfd^aft. SHe filtefien Serfud^e,
eine Ueberfi^t über bie tl^ologifi^en SBifimf d^of ten
SU geben, oorm oon bem Sntereffe bed Unteaid^tö
für ben Clemf geleitet ^erl^er gel^ören bie SBü^
beft ^. S^rpfoftomuS De sacerdotiD, bed ^I. 9m-
brofiui De officüs ministrorum, bed ^L Vugu-
ftinuS De doctrina christiana, befi SuniliuS
SfricanuS Institata regularia divinae legis,
£of|toborg InstitationeB diTinarum et saecu-
lariom litterarum, bed 1^1. ®regor L Regula
paatoralis. 3m Otittelolter lamm )uerft @am-
melmerle : SftborS bon SeüiQa Etymologiarum
libri XX, SabonuS ünauruS' De clericorum in-
stitutione. (Eine Srt £ncqno)mbie gebm SBictor
Oon St ^ugo im Didascdion s. de eruditione
didascalica, Sincenj Oon Seauoaid im Spe-
eolnm naturale, doctrinale, hiatoriale, @erfon
in De reformaiione iheologiae, IRtcotauS oon
SIemanged im Opus de studio Üieologiae,
ßroSmud in ber Batio s. methodus compendio
penreniendi ad veram theologiam. SDie gol^I-
nid^m enc9no))fibim feit ber Steformotionfigeit
fmb aufgejäblt bei Staubmmaier, Sncpflopöbie
ber t^eologif (^en SBiff mf(^en I (eingiger Sonb),
2. 9lufl., anain) 1840, 98 ff. ; Itil^n, Cncqüopabie
unb SDlet^obologie ber X^oloaie, greiburg 1892,
18 ff. ; 3bdD[er, $anbbu(^ ber tbeologifdjien SBiffen-
fd^often I, 3. «ufl., 9}örblingm 1889, 86 ff.
^ier feim nur oon neueren fat^olif^m SOBerfen
gmannt : Sreq, jhtrge (Einleitung in baS Stu-
bium ber Zb^ologie mit Kücffid^t auf bm miffm-
fd^ftlid^m Stanbpunft unb bad ctaffifd^e Softem,
Xfibingen 1819 ; Sailer, 9{eue Seiträge }ur Sil-
bung ber (Seifilid^m, 2. 9lufl., Wundem 1819;
Stltt, (Enc9no))abie ber X^obgie, Vloin} 1882 j
Surfarb im, allgemeine Xl^eologie, mtl^altenb
bie tl^eologifd^e dnc^flopöbie unb V)»ologetit
St ®aaen 1848; SBirtl^müHer, (EncQno4)abie ber
fat^olifd^en Ideologie, eine propäbeutifd^e (Ein-
leitung in il^r Stubium, Sanbdl^t 1874. Sou
proteftantifd^en Serfaffem rüi^ren 1^: $(and,
(Einleitung in bie tl^eologifd^m SBiffenfc^aften,
Sei)>gig 1794; Sd^Ieiermad^er, ihti^e SDarfteUung
beSt^oIogifd^m Stubtumd,)93erlin 1811 ; ^aen-
bad^« (EncQflopdbie unb SReti^oboIogie ber tbeo-
logifd^m aSiffmfd^aftm, 12. 9ufl., l^ermtdgeg.
oon Sleifd^Ie, Seipgig 1889. Snbem für bie (Eingel-
auSffil^mng auf bm 9lrt. (Enc^IIopöbie ftermiefm
fei, foOm ^ter nur bie ^«mpteintl^eilungen on-
gefül^rt merben. 9uS ber Sd^oIaftU (at bie (atl^o-
lift^e Xb^ologie bie (Eintbeilung in fpemlatbe
unb ))raftifd^e Zl^eologie übernommen. S)iefe bat
Sobmaper (Systema theologiae catholicae,
Solisb. 1807 sqq.) gmar beibel^alten; bagegen
göl^It er, mie aud^ Sd^me|^, Stmibenmaier, SBirtl^-
müQer u. %., bie SRoral gu bm t^eoretifd^eu
tJfäd^m. Staubenmaier fügt beibm X^eüen bie
^iftorifd^ Zl^eologie l^ingu, mäbrmb j?(ee bogma-
tifd^e, et^if^e, liturgif^e, ^iftorifd^e Sbeologie
unterfd^eibet. Slatted, ber in ber erften Sufloge
befl » ftird^enle^ifonS" bie ^uptetnt^eilungm aud-
fü^rlid^ befprid^t, empfiehlt bie 2)reitbeilung:
1. Srrenntnil beS t^eoretifd^m (Sottedbetou^-
feinS, mogu er (Erfenntni|tbeorie, ^iftorifi^ Xl^eo«
logie (Spologetil afö (Sefd^id^te bed %Itm unb
9teuen SunbeS), JKrd^mgefd^id^te unb S)ogmaKf
re(bnet; 2. (Erlmntni^ bed im fird^tid^en Seben fid^
äu^ben Semu^tfeind mit ffird^enred^t unb £t-
J k.
1569
X^eologie.
1570
tcflomrntfi^e SteTigtondgefd^^te, greibutg 1898 ;
ftapfer, X^otogte bed 9. X., Strasburg 1886,
8. tSufL 1897: über bie öltm Siteratur orientirt
Sirftel, ®cf4td^te beS 9. Z. in ber ftird^,
3eiui 1869. !6er ))ofittoen Stiftung enifprec^en:
Cel^IerB ^^rolegomena jur Xl^eologii beS 9. X/
(Stuttgart 1845) unb ^Xl^eologie beS «. X/
(XäUngen 1873) ; rine 9JiitteIfteuung nimmt rin
edfid^, WttejiamentlU^e Xl^eologie, Sftonffurt
1869, 5. SufL ®5ttingen 1895. 9Iuf bie (otl^o-
nf4< X^logie l^at btefe neue 2)idciptin ttientg
etngen)trft ; benn bie allgemeine SSerüdfui^tigung
bct Mblifd^en Seigre Vji in ber ftird^e fel^r alt unb
rri4t bift gu ben ßsegeten{(i^ulen in SHejanbrien
mib 91nlio($ien )urfitf ; bie fpecielle Snmenbung auf
bie Sogmotif, »eld^e in Serbinbung mit ber Xra-
bition im poWxmt Xl^eologie ober 2)ogmatif
fübrte, ge^t nid^t bon ber fpftematifd^en S)ar«
^tUung ber biblif(|en Se^re aus. SBerfud^e ^aben
gemail^t: Gerbert, Principia theologiae exe-
geticae, B. Blas. 1757 (gel^drt in bie Ein-
leitung unb 9poIogetif); $aut Sd^ol), C^nb*
bu4 ber X^eologie bed 9Iten Sunbed im Sid^te
beS neuen, Siegendburg 1861 ; jfönig, Sie Xl^eo-
logie ber ^[almen, Sfteiburg 1857 ; Sfd^offe, 3)ie
X^logie ber ^rop^eten beS 9. %., gfreiburg
1877 ; Serf., 2)er bogm.«et^ifd^e Sel^rgel^It ber
SBfiS^tdbfid^, SBien 1889 ; Simor, SDie Xl^eo-
Ipgie be« ^t. ^ulud, Sreiburg 1864, 2. Slufl.
1883. Sfir baS Site Xeftoment tetrb geniöl^nlid^
bie gef(^i(l^tli(6-genetifd^e üRet^obe, für baS !Reue
Xefioment au^erbem bie bogmatifd^e angemanbt.
S§ ^t fi4 ober gezeigt, bop bie erftere leidet gur
9ef(tttgung beS OffenbarungSd^aratterS unb gur
Öet](!^mel}ung ber Xl^ologie mit ber 9leligion8-
gef(^i^te (viftt.
5. (Bef^i^te berXI^eologie. 3m Snfd^luB
an bie gettötinlid^e Sint^etlungber ßefd^id^te in bie
betonntcn brei Venoben {prid^t man aud^ bon einer
X V^Iogie be6 Sltert^umS, beS aJIittelalterS unb ber
9icuj|rft. @ie^t man Don ben gunöd^ft praftifd^en
Stoerfen biencnben ©Triften ber apopolifc^cn
SPdler ab, ]o ift ber ®runb|Ufl in ber Xl^eologlc beS
tlltfrtbumS apologetifdj, einerfeitS gegenüber ben
Angriffen ber b^ibnifc^en ©etoalt unb SBiffen«
\ifyi% anbertrfeiiS gegenüber ben C^äreften, »eld^e
im ®nafHci8mu8, 90tontani§muS , SlnaniSmud,
KefioriantSmud, SRonopbQpti^niuS, SligortSmuS
unb $elagianidmtt8 Seigre unb SBeftanb ber ftird^
gefäbrbeten. X)en Reiben unb Suben gegenüber
tert^ibigten bie Apologeten baS C^l^riftentl^um.
S)ie nie^onbriner Siemens unb OrigeneS mad^ten
)ugleid^ ben Serfud^, ben SQßabr^eitSgel^alt ber
gried^if^en $^iIofop]^ie bem Sb^^f^.^tl^um bienft«
bar {u mad^en. OrigeneS gibt in bem SBerfe
De principÜB ben erjßen Sntmurf einer Sog-
matit. Sie ^auptapologeten gegen ben @nofti-
dfimud ffaib SrenäuS unb XertuQian; ber^upt-
g^er be9 UrianiSmuS ift Stl^nafiuS ; gegen bie
Erianer unb SRacebonianer fömpften aud^ bie
Soppoboriet, femer Sufiatl^iuS, ßorill Don Sern«
ffMetilcsiroB. XL Z KttlL
falem, ZHb^mufi, ^ilariuS, 9mbrofiu8, gfutgen-
tiuS; gegen bie Dteßorianer SqriD bon %Ie|an«
brien ; gegen bie SRonopl^^fiten fieo, Xl^eoboret,
SeontiuS, gj^r^fologud, ^ulgentiuS, 3oWne8 Don
DamaScud ; gegen bie Sonatiften OptatuS, 91u-
SufKnuS ; gegen bie ^lagianer 9uguftinu9, Oro-
vA, ^rofper, gfulgentiuS. Sine 3ufammenfaffung
)er gried^ifd^en Xl^eologie gab Sol^neS Don S>a«
maScuS (geft. um 750), ber abenblönbifd^en Sftbor
Don SeDiOa (geft. 636). 3n gleid^em Sinne tuirfte
Seba ber (S$mürbige (f. bo8 (genauere in ben
betr. «rtt.). — ©aS SKittelalter begrunbete in
ber ed^olafiit (f. b. Sri) bie f^ftematifd^e Xl^eo-
logie. S)ie dlteften @d^oIa{iiIer, Sn[elm unb ^ugo,
toQxtn nod^ SugujHner. 2)er Don ^ugo ab^cbtgige
$etru8 SombarbuS l^at für fein grunblegenbeS
@enten)enbud^ bie „OueUe ber SBiffenfd^ft'' bed
SamaScenerS al8 9Rufter ber Sidpofition getodl^U.
Xl^eild burd^ bie Sintoirfung SBoetbiud' unb &if-
ftoborS, tl^eilS unb l^uptföd^lid^ burd| ben (Ein-
fluß ber maurifd^-iübifd^en fßltiilofopl^ie tt)urbe bie
©d^okfK! beftimmt, fid^ )um SuSbau i^rer @Q-
fteme ber ariftotelifd^en ^bi^ofopl^ie ^u bebienen.
Salier fam eS aud^, ba^ bie Sd^olaftifer bie bib-
lifd^en unb trabitioneSen Partien l^inter bie ©pe«
culotion )urüdfteaten unb oer rationellen SBegritn-
bung eine gro^e Sebeutung beilegten. Sie 93erfe
verfielen in ^toei ff laf|en : in Kommentare }u ben
@enten}en unb in tl^eologifc^e Summen. Sie
beiben ^uptrid^tungen gel^ören bem Somini«
canerorben (SIbertud Magnus, X^omaS. Sapreo*
lud) unb bem SfranciScanerorben an (Sle^anber
Don ^altS, 99onaDentura, SunS @cotu9). Sie
aR^fKf (f. b. «rt.), als beren ©orlöufer »eml^arb
Don SlairDaus gilt, lel^nte ftd) an bie Sd^ften
bed !ßfeubo-tllreopagiten an, fyit eS aber nid^t ju
einer bebeutenben Susbilbung gebrod^t (SdCart,
Xauler, ©ufo, ÄupSbroef). Seit bem 14. 3a]Jr-
bunbert begann ber S^foH ber ©d^olaflü nad^
Oform unb Sn^alt ; berjelbe mürbe burd^ bie Sie«
naiffance befd^Ieunigt. SaS neu ermad^enbe @tu«
bium ber ®efd^id^te unb ber Siaturmiffenfd^ften
bereitete eine Ummanblung ber Xl^eologie Dor
(®erf on, $ierre b'SillQ, SlicolauS Don Slemanged).
Siefe iDurbe aber burd^ bie Steformation gemalt-
fam in anbere Salinen gelenft. Senn gegen ben
Angriff auf ben ganzen Seftanb ber ffirc^e galt
ed Dor ÄQem, ben Sefi^ftanb gu Dertbeibigen. Sa-
lier beginnt bie Xbeologie ber Sleujeit mit ber
Apologetif unb ber $olemü(93eIIarmin, @tapleton,
Secanud, ©uareg, SaSqueg u. A.). 3u biefem
3med(e maren bie biblifd^en unb l^iftorifd^en ftennt-
ni[(e 5U ermeitem unb bie @d^olafti! in jeitgemö^er
Sform 5U erneuern, gür bie gjegef c jinb $agninuS,
SatobluS, ©iftuS Don ©iena, ©aimcron, Xolet,
SanfeniuS, Siibera, ÜRalbonat, gftiuS, gomeliud
a Sapibe, Siid^b Simon, Salmet u. % )u nennen;
für bie ftird^engefd^id^te SaroniuS, bie SRauriner
unb Oratorianer, Slie bu $in ; für bie f^ftema-
tifd^en SBiffenfd^aften SDleld^ior SanuS, @aniftu9,
gietaDiu8,Xbomaffin,XoIet,3Ralbonat,$eIlarmin,
60
1578
TheologuB — X^eofil^aneS Sonfeffoi, bet 1^1.
1574
Sdibl ber 1. Auflage audfäl^tlU^ boraelegt ; ogL ^
«14 3. ^d^ [f. vl] 185). ©t^ecieu ftnb uu-
bcgrünbet bie Sefd^ulbiaungen , bie «,S)eutfd^e
t^eolostt" k^te, ®ott fei ol^ne bie SBelt nid^t
oolUomtnen (Bott; {le fenne nur (Stnen SEßiOen,
bat fidüliii^n, unb l^ebe bamit bie menfd()Ii(^e
gnt^tt ouf; fie ibeittificire S^rifhtS mit bem
.oergotteten SRenfd^en". SDen Ie|tem 9u3bru(I
crfläxt bet SBeifafferfelbft tote folgt: ^SRan mod^te
frogrn^ lodd^eS ober tooS ein norgotter ober ein
gj^tlt^er menfd^ ft Sie anttoort : ber burd^Utd^tet
ober bur4lgIon}et ifi mit bem etoigen ober götUd^en
fuf^tt imb enjunt ober etttbrant mit emiger unb
götlid^er Hebe'' (Stop, 41). 3n ttap. 35 fagt er:
.Ouf!^ geboret einem borgotten menfd^en )u toare
gruntlid^e tmb toefentlid^e bemutigfeit, unb ma
tnt ntt ^t, ba ifi nit ein oorgotter menf^e.'' 3ur
»eurt^ung ber ,,2)eutfd^en Ideologie'' ift bie
demerfung xAä^t unmid^tig, ba^ im fiut^r^fd^en
lest mitunter toefentlidl oerberbte Sedorten k)or-
rtfgen^ bie burd^ Die ißfetffer^fd^e 9u8gabe nad^
ber ^onbf^rift oon 1497 Derbeffert ftnb. — SBaS
bm Sefammtinl^aU be9 Sud^eS betrifft, fo mirb
boSfelbe in ber alten SSorrebe treffenb (d% eine
!Snleitung }ur SoDIommenl^eit begeid^net. 2)ie
SoIDommen^it aber ifi bebingt burd^ Sred^ung
beS SigenmiUenS, b. b- Untermerfung beS eigenen
StUenS unter ben göttlid^en, fo ba| ber göttlid^e
Bille gcmiffermalen baS allein SBirtenbe fei Sag
Su4 umfa|t 54 ffapitel, unb biefe finb ebenfo
Diele Donationen bed genannten X^emad. 3u-
cxfi tDirb ffop. 1 — 12 bie @ad^e aQgemein be^an«
belt» bie genannte gforberung auf bie 93egriffe
Ootte9 unb ber Sreatur gegrfinbet unb im 90-
Qcmeinen angegeben, loie i^r nad^sufommen unb
toel^cS boS (grgebni^ biefer Arbeit fei (innerer
griebe in Sbnfto). 92ad^bem fobann Rop, 13
gl(td)falls nod^ im allgemeinen gefagt ift, bie
Soflfommenbeit toerbe nad^ unb nad^, burd^
Sclb^erldugnung , burd^ 9lad^a^mung Sl^rifti
luib burd^ Sübung feiner felbft nad^ frommen
unb erlettd^teten Wenfd^en enoorben, merben
ftap. 14 bie befannten brei ®rabe ber SSerooQ-
tommnung naml^aft gemad^t, Steinigung, ßrleud^
tung unb Sereinigung, unb fofort Äa|). 15—17
Don ber Steiitigung (Steue unb Seib, SBeid^t unb
9tt^), flüp. IS— 23 t>on ber (grleud^tung (Ser-
fi^md^ung ber @ünbe, SBirfung ber Xugenb unb
guter IBerfe unb miOigem Setben aOer 9lnfed^-
tungen unb 2Btberm&rtigIeiten), ttop. 24 ff. t)on
ber Sereinigung gefprod^en, toeli^e [td^ in brei
Otomcntm tioiMf^t, in 9ieinigteit unb Sauterfeit
beS öerienfi. tn göttlid^er Siebe (Siebe (SotteS)
unb tn Sefd^ung @otted unb bed Sd^öpferd
aller Singe. Ser SBeg, ba^in ju gelangen, fei
SI)n)lud, tmb bad gange Streben nebnte bie ®e»
fialt einet Slod^al^mung beS SebenS C^bnfti an.
Sie ttbtoege hierbei ober bie bem Weckten ent-
gegenfiebenben ^tffitx feien einerfeitS Sflaoenftnn,
anbererfeitS geiftlid^er ^od^mutb, unb (e|terer mie-
benim erfd^etne DorgugStoeife in gtoei ©eftalten :
als Sügeüoftgleit (falfd^e freie @eifler) unb ald
Untl^atigleU (Ouieti§mud). Sie Ueberfd^rift bed
legten ffapiteß, toeld^ed nod^ einmal baS ©ange
für} }ufammenfa|t, Uiutet: ,,SBie ber menfc^ in
feinen bingen oaS ftn fol fud^en toeber in geifte
nod^ in natur, funber aOein bie ere goted, unb
tote man burd^ bie redeten tür, baS ift bur^ Jhifium^
in fol gen in baS etoig leben." — Sitte Don bem
^roteftanten Saftalio (f. b. ^rt.) unter bem ißfeubo-
n^m Soanned Xb^opbUu^ t)eröffentlid^te latei-
nifd^e Ueberfe|ung, meldte 1558 gu ^Intmerpen
unter bem Xitel Theologia germanica uttb
15^0 gu S^on alS Theologia mystica gebrudt
muibe, fam burd^ Secret t)om 6. SJlärg 1621 auf
ben römifd^en 3nbes (Sleufd^, Snbes 1, 380. 604)
unb ftebt auf bemfeS&en aud^ nod^ in beffen neuefter
«umgäbe t)om Saläre 1881. (Sgl. g. ^Pfeiffer,
S^eologia beutf^, Stuttgart 1851, 2. 9uf[. [mit
neubeutfd^er Ueberfe^ung], ebb. 1855, 3. %ifl.,
®äterSlob 1875 ; g. ®. SiSco, Sie ^föle^re ber
£beologia betttf4 Stuttgart 1857; Sleifenratb,
Sie beutf(^e 3:b«ologie, ^aUt 1863: 3. Sad^,
aWeifier (gdf^art, SBien 1864, 185 ff.: «Wauff, Ser
religionSpbUofop^ifd^^ Stanbpunft ber fog. beut*
fd^en Sbeologie, 3ena 1890 [Siff.].)
2. lieber ba§ gtoeite unter bem Zitel „Seutfd^e
Zb^ologie" befannte Sud^ (eitte fatbolifd^e Sog«
matif) f. b. 9rt. Sert^olb Don Sbtemfee U,
473 f. [TOatteS.]
Tneolog^, 1. an Sapiteln unb Stiften
(canonicus theologus), f. Sanonicat 11, 1841 ;
2. 8. Falatü, foDiel mie Magister S. Palatii
(f. b. art.).
S9^09asf(itai (Beoica^xiTai) l^iejsen im
6. 3abrbunbert bie tbeitt monopbOptif^ tbeils
fatbolifd^ geftnnten Snbanger ber gformel : „Sincr
mtS ber Xrinität ift gefreujigt morben". 9ln biefen
Sa^ fnüpfte ftd^ ein iabrelanger Streit, über
beffen Serlauf im %rt. aRono{)b9fiten Vm,
1791 f. berid^tet ttorben ift.
%l^€^l^antfi Sonfeffor, ber bl-/ ^^'
nift, mürbe um 758 }u Sonftantinopel als ber
Sobn 3faac8, eined bod^gefteOten b^gantinifd^en
Seamten, geboren. 9lad^ bed SaterS frübem £obe
marb er unter Seitung feiner 9Rutter forgfoltig
er}ogen. 9Ud er 12 3abre alt mar, üerlobte man
ibn mit ber Zod^ter eines reichen, beim ffaifer in
bober ®unji flebenben SJlanneS, unb nad^ bem
Öinfddeiben ber Butter mu|te er, obmobl er fid^
berettS nad^ ber ßinfamfeit beS ftlofterS fel^nte,
auf einbringen beS SaterS ber Serlobten mit
biefer bie &)t fd^lie^en. ßr t)ereinbarte mit feiner
®attin, Qudf im Sf^ftanb bie 3ungfrauUd^feit }u
bemal^ren, unb als nad^ mebreren 3abren fein
Sd^miegert)ater ftarb, mibmeten fid^ beibe bem
flofierli^en Staitbe. Seine ®emabltn trat in ein
auf einer 3nfel bei Sonflantino))el liegenbeS Jtlo-
fter, mdbrenb %^top^am§i baS ftlofier ^olQ-
d^ronioS (in bem Siftrict Sigriana M S^gicuS)
gum SufentbaltSorte möblte, fpöter aber auf ben
9iatb beS SbteS nad^ ber 3nfel Salon^muS (ie|t
60 •
1575
Xl^eopl^aneS fterameuS.
1576
Salomio) ftd^ begab unb bort auf einem i^m noä^ \ ftatferS , tl^ juetfl butd^ €d^mei^eleien , borni
gugebörigen @ut ein ßlofier erbaute. IRac^bem er burd^ S)ro]^ungen für bie %bfid^ten ber Gilbet*
bier fe(^3 Saläre ^ugcbrad^t f)ait^, tifydt er nac^ fiärmer )u getoinnen. ^l^opbaned blieb unn>
@igriaiia jurüct unb grünbete auf einem üon ibm {d^üttert unb towctt be^b^b in^d @eföngnt| qt»
gefauften @nmbftüdf, ba§ bamalS fcblec^tbin «790; morfen, n^obin niemanb ben 3utntt er^uU, Ut
l^iefe, baS fpätcr barnad^ genannte iflofter be§
„großen ^IderS" (xou [it^akou (i7poü, wabrjcbein-
li^ gum Unterjd^icb üon bem fd)on länger in ber
®egenb beftel^cnben |i.ovaTn^piov xou jiixpou
dYpoü). ^IS mt biefeS filoftcrS erjd^ien er 787
auf bem fiebenten allgemeinen Soncil ^u ^Ricöa.
9luf Sitten feineS greunbcS ®eorg S^ncelluö
(geft. 810/11; f. b. ^rt.) untemaldm er eS, beffen
®efd^id)t§merf, baS bis j^ur WegierungSjeit S5io-
cletianS (284 n. ß^r.) reichte, fortgufe^en. ffiiefcr
aufgäbe unter jog er fid^ in ben 3abren 810 bis
815 imb fübrte in feiner Xpovo7pacpia bie ®e-
fd^id^tSeraüblung bis ^um 3uli beS SabreS 813
fort. ObmobI %f)cop\)am^ augenfd^einlid^ loenig
Seruf jum ®cfd^i(l)tj(breibcr bottc unb feine 5Ir«
beit bebeutenbe SD^öngel aufmeiSt, fo ift fie boc^
in mebrfad^er Sejiel^ung Don großer SBid^tigfeit :
junäd^ft mu^ fte mandje feitbem verloren gegangene
Duellen, roeld^e 5:bcopl^aneS benu Jte, erfe]^en. ^luc^
tt)urbe baS SBerf nid)t nur im ü)IorgenIanb, fon«
bem aud) im ^bmblanb eine gfunbgrube für bie
ßb^ouiflcn ; für ben Cccibcnt mürbe bie^ ermög-
li^t burd) bie lateinifd^e Ueberfe^ung beS römi«
fc^en »ibliot^cfarS ^)lnaftafiuS (f. b. ^rt. I, 790 f.)
in ber Historia tripartita. gür ^^ilologen ift
audb bie Spradjform ber Xpovo7pa9(a intercffant,
infofcrn fie fi(b ber SRebcmeife beS 9?olfe§ näbert.
S'aS dfjrouologifd^c iVad^iocrf, in meld^eS %i)C0'
pböneS feine bif^orifd^en Scridjte nad^ Sal^reS«
abfdjuitten einorbnete, öerbient gleidjfaÜS SBead)-
tung. ©onft pflegten Gb^oniften neben ben Sab
ildm Xroft unb Srleid^tenmg bringen tooltt
Snblid^ nad^ jtoeiiäl^riger @efangenf(baft bq)o^
tirte man il^n nac^ ©amotl^race, wo brc Sd{|nx^
geprüfte« bon ffranfbeit unb Sntbel^nmgeii t«>
jebrt, nad^ 23 Sagen fein Seben enbigte, uw^tfi^
lidb um baS Sal^r 817, am 12. 3R^ anttKli^
Sage bie griec^ifd^e ffird^e baS ®ää4tm| te
t)on ibr als beilig oerebrten üRonneS begebt 9u4
baS Martyrologium Romanum fübrt ibn untre
biefem Sage als Sefenner auf. IBon feinem Sdt
erfd^icn bie erfle S)nidPauSgabe §u $an§ 1655
(gried^ifdd unb lateinifd^, mit ^nmeifungen m
3. ®oar unb gr. EombefiS [f. b. arttl); ei»
neue Ausgabe für baS Corpus seript hiai
Byzant. beforgte 3o^. ßlaffen (Sonn 1839 bis
1841, 2 99be. ; ber II. 93b. entbölt bie Bist
tripartita beS SlnaftafiuS). Sinen ^bbnul bieja
^luSgabe lief erte Migne, PP. gr. CVIII, 55 sqq.
SBeit Süd^tigereS als Slafjen bot S. be Soor ii
feiner fritifcben ?luSgabc ber Xpovo7pacta (£cit>jl§
1883-1885, 2 9Jbe.). (9}gl. bie bei be Shwr
II, 3 sqq. abgebrudtten Vitae [barunter eine m
92icepboruS @!euop^9la|, xodd)t frül^er irrt^
lid^ Sl^eobor bem @tubiten gugefd^rieben Bmi^]
unb für bie meitere fiiteratur jlrumbacber, @e|i||.
ber bpj. 2ü., 2. ^ufi., 346 f.) [fterfet.]
literargefd(|id^tli(^bebeutenber^omilctbeS124ati*
bunbertS , mar Sr^bifd^of Don 9ü)jfano in 6a>
labrien unb nid^t, mie ber Sefuit jittn^ Born.
ber erfte Herausgeber feiner 9{eben, onnotD.
ren ber SBelt unb ber d^riftlidjcn ^Icia böd^ftenS 1 Sifd^of üon Sauromcnium (Saormina) mif Sei«
nodb bie KcgicrungSiabre ber ffaifcr an3U(\cben ;
SbfopbaneS aber fügte baju bie Dtcgicningsiabre
ber ^-)3erfcrfönige bejm. ber arabifd^cn Abrufen,
melcbe nad) ben ^erjcni über ^alöftina bcrrfd;tcn,
unb ber fünf ^^Sötriard^cn. grcilid^ füllte er bie
betreffenben 9hibrifcn nid)t immer auS, unb über»
biefi finb bie d^ronülogifdjcu ^^Ingabcn bcö 9BerfeS
lien. Srrtbümlicb f)Qt <Scorfo ibn au(b isl
9. Sobr^unbert t)erf e^t unb i^n einige %eben p
@!onftautinopel Dor bem bp^antinifcben fimjtc
ballen laffen. ^Se ibm jugefd^riebenen ^orntTKO
(für Sonn- unb Safttage), 62 an ber 3a^, jiö
in gricdfjifd^er ©pracbe öerfafet, bie bomaläii
jlöntgreid^ beiber Sicüien nodb O^ofie Serbzeitios
batte (ögl. übrigens b. 5lrt. ätalogröri); )»
oft Doli Ungereimtbcitcn, maS tbcilS auf bie flüd^
tige^lrbcit bcS fflcrfafjcrS, tbcilS auf J^eblcr ber §omilie 55 mürbe öor ftönig 9{ogetIL(1129
5lbfd^rciber jurüdjufübrcu ift (ügl. be Sßoor [f. u.] biS 1154) gcl)alten. Sl^eopl^aneS^ ^rebigten^aj-
II, 4G4 ff., unb ^. ^ubcrt, in ber 93i)5. 3citfdjrijt ncn fid; öor Dielen anbcren burd^ ginfadjbrit.
VI [1897], 491 ff.). S)ie Sortfctjung ber Xpovo-
7pa^ia über 813 biuauS mürbe IbcopbancS \m
möglidö gcmad)! burd) ben illMcbcrausbnid) bcS
türlid}e lid}tt)olle Sntmidflung unb ungestnuigot
(^rflürung ber biblifc^en ©teilen oortteiJtait
aus. Sie ©prad^e ift fcbön imb rcbnerif4 2«
33ilbcrflreilc§ (f. b. 5lrt.) unter l'eo V. bem ^^irme» erfte ^luSgabe biefer §omilien erfd^ien ju $fliä
nier. *£iefer ifaifcr fud^tc befonbcr^j ünijcicbcnc 1644 mit latcinifd^er Ueberfc^ung unb mitSn»
unb Dcrcl}rtc DJiäuner für feine fdjlinimcn W)' j merhingen (abgebrudft bei Migne , PP. gr.
fidjtcn .SU gcminncn. ^ilud) auf SbcopljancS, beriCXXXII, 49 sqq.); eine neue ^^uSgabe »«««■
fd)Dn aly (rpröfjling t)ornebmcr (i^llcni, nicbr nod) ! ftaltetc ©regoriuS $alamaS, SKöndJ im fltop»
feiner Jyröinmii^fcit megen in bol)ciu Vlujcben ftanb, , beim l^ciliiicn ®rabe, ju Serufalem 1860. (SSoL
morf er )cincuii3lid unb befahl il)m, in bie faifcr- j tVabriciuS, bei Migne 1. c. 11 sqq.; LanciKÜ
lidje (Ztaht 5U fommcn. 93^it üiclcr ^J^üljc fdjleppte \ lirolo, Storia della Chiesa in Sicilia II, P«-
fid) ber franrc, üDU (2tcinfd)mcr5cn flcplagtc törciS ! lermo 1884, 459 sgg.; BatiffoJ, L*aW»je
boril^in. Soglcid^ (am einer ber 53crtrauten beS \ de Kossano, Paris 1891, p. XXXL 36. 56;
1577
%^top^anxt •— £l^eo))]^{Iu8.
1578
Amm^rr, @efd^. bet bQ}antinifd^ fiiteratur,
2.«u|L,172f.) [fterfer.]
UMyftamc, f. erf(i^einung IV, 844 ff.
f^M99ttinf9^yeii nannte fld^ eine religtöfe
Sefellfi^ft ober @ecte in 8franfrei(!^ im Seitalter
ber SeDOluHon, »el^e eine 9lrt go^^ung beS
CuUed ber Semunft unb bed ^M^\Un SefenS in
kf^i^^inftnn Umfange unb in neuer gform an«
finbte. S>er Anfang berfetben fäEt an bad Snbe
M 3o^ 1796. !Bei i^rem Serl^ältniB }tt einem
frubem Cult tourbe ibre SBegrünbung üerfd^iebenen
SNannetn jugef abrieben; als il^r eigentlid^ Stifter
tarnt aber 3o^n Soptift Sbemin 2)u))ontäS
(grb. 1761) gelten, ber im September 1796 baS
Manuel des TheopliilanthropophileB Derdffent-
(icbtc Sieben ii^m erf(j^einen als bie eifrigften
apojlel ber @ecte 2)upont be 9lemourS, SBer«
narbin be Saint -$ierre unb Sa SteDeSiäre«
fiepeau^. S)urd^ Vermittlung bed le^tem, eines
ber bcmtaligen SHrectoren Srantrei(^S, erlangte
bie ®ffenf($aft am 16. 2)ecember 1796 einen
€aal int fleinen ^ofpital @t. ffatbarina auf ber
Strafe St. S)eniS in $ariS, unb bamit na^m
ber neue Cult einen öffentlichen Sbarafter an,
lod^renb er bisher auf einige t^amtlien fid^ be»
j^röntt ^otte. Sei ber Eröffnungsfeier legte
S^emtn Dor einem in ber 9Ritte beS SaaleS auf«
geftellten Xif(^, auf meld^em SouquetS mit Stumen
mtb Vetren aufgefleüt maren, bie ©runbfft^e beS
neuen CutteS bar, ben ®Iauben an einen ®ott,
ber bie Xugenb belohnt unb baS fiafter beftraft,
unb bie Un^erblid^feit ber Seele, alfo im Sefent-
li^en bie äbeen KobeSpierreS. ütad^bem er ben
Sortrag geenbigt, lief er unter ^Begleitung ber
bltnben ^uftfanten, bie in bem ^ofpital n)obnten,
einen ^mnuS an ben SSoter beS UniüerfumS
fingen, benfelben, ber bereits am gfefie beS l^öc^ften
SBefenS 1794 gefungen teorben tear. Einige
Soge fpdter gab fid^ bie (SefeSfd^ft eine Organi-
fation unb eine 9rt ^ierard^ie. SS mürbe ein
(ettenbeft Somitö ernannt, meld^eS auS brei üRit«
fiftebem beftonb unb bie Aufgabe f^atit, ben ®eift
ber reltgiöfen Uebungen au flbermacben; baS Tlü'
mti t>on Ebemin mürbe aboptirt unb beftimmt,
bof in feber S)ecabe eine bffentlid^e KeligtonSübung
fiattfinben foOe. 9Iuf er jenem SBud(|e biente beim
eotteSbienfte „S)aS religiöfe 3a^r" »on Ebemin ;
bosfelbe mar eine Sammlung t)on Sefeftüden ffir
bie Sfefltage, gufammengefteUt auS ^uSfprücben
Don EonfuriuS, Soroafter, 2:beogniS, ffleantbeS,
$bofi)IibeS, SofrateS, «riftoteleS, 3fofrateS,
Seneca, 2a Sru^öre, fjfenelon, 93oItaire, Kouf[eau,
^Dung unb gfranflin. 9iur bie SBibel l^tte als
baS beilige 8ud^ ber Ebriften in il^m leine Stelle,
ba bie Xb^pbifont^ropen mie alle fogen. ißbüo-
fopben ber Siedolution Don einem tiefen ^offe
gegen boS Ebrifientbum erfüllt maren. ^er Eult
in ba SfornUie bemegte ftd^ in einfad^en gformen ;
ieber igiauSooter mar ^jSriefter. 35er öffentliche
Sult bütte ein gemiffeS EerimonieÜ. 2)er an bem
Tutore fungirenbe Samilienoater f übrte ben Xitel
Sector unb trug ein langes l^immelblaueS Unter«
Reib mit einem rofenrotben ®ürtel unb einem
meinen Oberfleib, baS oome offen mar. 9lufer
ben 3)ecaben mürben aud^ nod^ meitere gfefte be«
gangen; oier galten ber §eier ber SabreSjetten,
\\thtn ber @rünbung ber Kepublü, ber Sou-
veränität beS SBoIfeS, ber 3ugenb, ben ©atten,
ber S)anlbarfeit, bem ^derbau, ber fjteibeit.
Enblid^ mürbe ben ^auptftabien beS menf^Iid^en
fiebenS, ber ®eburt, ber SSerebelid^ung unb bem
Xob, eine religiöfe SBeibe gegeben. 2)aS neu«
geborene JKnb mürbe, begleitet oon einem $atben
unb einer ^atbin, in bie Serfammlung gebrad^t ;
ber functionirenbe SfamiIien»oter nabm ben $atben
)}or @ott unb ben aJlenfd^en baS Sßerfpred^en ab,
baS ftinb oon ber SRorgenrötbe ber 93emunft an
}u lehren, ® Ott anzubeten, SetneSgleid^en )u lieben
unb bem Saterlanbe ftd^ nü^Ii^ gu ermeifen;
bann jeid^nete er auf bie Stinte beS JKnbeS bie
»ud&ftaben C. T. (= Citoyen Thöophilan-
tJirope), gab il^m ein menig 6onig auf bie Sippen
mit ben SBorten : „ES fei fü| mie ber ^onig ber
Siene", unb reid^te ibm eine Slume mit ben
äBorten : „2)er SEBoblgerud^ feiner Xugenben fei
ongenebmer alS biefe Slume ; eS begrünbe eineS
XageS baS ®IM eines @atten, bie gfreube unb
ben Irofl feiner Eltern" ; b^mad^ folgte eine SUcbe,
tmb ben Sd^tuf bilbete ein ^^mnuS. Slebnlid^e
Eerimonien beftanben bei ber Ebefd^Iief ung, ba«
gegen maren bie ben Xobten ermiefenen fibten
einfad^er. Sa bie ®efenfd^aft fid^ mit boben ®e«
banfen trug, fud^te fte f of ort nad^ ibrer ®rünbung
in ben 9eft| ber ftird^en gu fommen, unb bei bem
Sd^u^, beffen fie fid^ erfreute, unb ber bamaligen
®ettung ber ftird^en als öffentlid^er ®ebäube mar
baS Streben ber 3:b^ol'b^I<^n^^^<>i'(n nic^t erfolg«
loS. Es mürbe ibnen nad^ unb nad^ in $ariS ber
SDlitgebraud^ oon elf fKrd^en eingeräumt; in ber
ffird^e 9iotre-S)ame erlangten fte baS Ebor mit
bem ergbifd^öfltd^en Si( als Jtanjel unb ben ge«
meinfamen ®ebraud^ ber Orgel SSie fte in ber
^auptftabt ftd^ auSbebnten, fo oerbreiteten fie ftd^
aud^ in bie $rot)in}en unb fo&en in ben meiften
Stäbten il^re Stertreter gebabt baben. 3)ie S^b^
ber Xl^eopl^ilantbropen mar iebod^ ^Ilem nad^
nid^t gro|, unb nad^ fui^em äuffcbmunge nabm
fte in bemfelben ana|e ab, mie bie 93erp[tnif[e
ffir bie d^rifilid^e Religion ftd^ befferten. 3m
3. 1799 maren bie %f^top^ilanÜjßCOptn in $ariS
bereits auf oier ffird^en befd^ränft, gmei Sabre
fpöter oerloren fte anä) biefe, inbem ein Erla^ ber
Eonfuln oom 4. Odober 1801 ibnen baS Slecbt
entzog, ftd^ in öffentlid^en ®ebäuben }u oer«
fammeln; auf baS ^rioatbauS befd^ränft, nabm
ber £beopbiIantbroptSmuS ein balbigeS Enbe.
(Sgl. Oregoire, Histoire des sectes religieuses
I, nouv. öd., Paris 1828, 341—460; Gramer
de Gassagnac, Histoire du Directoire I, nouv.
ed., Paris 1863, 245—258.) [o. gunf.]
"^^topt^itus, im 9leuen Zeftament biejenige
gefd^i^tli(be $erfönlid^feit, meld^er ber l^L SucaS
1581
Zl^eop^iluS, 9tf(!§of Don ^(ntiod^ia.
1582
IBcrk bfixftc ber Ofletcanon Don 100 3ol^
frin^ ben er bot feiner Srl^bung auf ben $atri«
ani^olfht^l Derfa^e. Srl^Iten ifl nur no4 ber
^jhotos tuib ber SBibmungSbrief an ftoifer Xl^eo-
bdfhti; KoBanuS ÜRouruS (De oomputo 86)
M^faü ouf baS SBert ^ln}umci{en (f. boruber oud^
lltuf^, @tubUn }. ^rißl. miiteldt. (S^ronologie,
Sdpjig 1880). S)ie umfangreid^jie unb loo^I aud^
kbeutenbpe 6(^rift bcd X^eop^iluS bflrfte ber
'Qpcrevooc fein, ben (Semuibiud (De yir. fllnstr.
ein yolomen grande nennt; bie @d^rift
}\i iß t»erIoren gcgongcn. S^aglt^ fd^eint, ob
)f^üxa cniäi eine eigene S^rift gegen bie
flnt^ropomor&biten (f. b. Sri.) Derfagt l^t toie
ofletn (Bennabtud berietet. 2)a8 SBal^rfd^ein-
ß^jere bSrfte fein, ba^ bamit SuSffil^rungen ge«
vunü finb, bie ber ^triord^ in einem Ofterbriefe
nicbergelegt ^tte. @o^e Oflerbriefe {inb noq
bici, 0001 äa^re 401, 402 unb 404, baburd^ er-
toltrn geblieben, bo^ feieron^muS fte unter feine
SBerfe oufgenommen |at (f. Migne, PP. lat.
XXn, 773 sqq.). Siefeiben finb ]^au))tföd^Iid^
gegen bie Origenifien gerid^tet. Stogm^te ouS
|iDfi meiteren ^Briefen, gleid^faUd gegen bie Ori-
genifien gerietet, Deröffentlid^te %ngeIo ÜRoi
(Nova patniin bibliotheca lY, 1, 62 et 68).
Vulerbem ^ot man üon Xl^eopl^ilud nod^ jel^n
Qifidplinaredaffe (canones) unb brei 9lntmorten
auf foI(^ anfragen. Ob unb intoiemeit Sd^ften
ber beiben Xl^eopl^iluS, üon Sntiod^ien unb 9Ue|-
onbrien,oeru)e$feIt mürben, erörtert 3<>H 9forfd^.
2um ncutefiamentl. £anon II, Sriangen 1883,
234 % (QgL nod^ Fabricius-Harles, BibHoth.
graeea VII, Hamburg. 1801, 108; Oallandi,
BibHoth. vet. patr. YU, 601—652 ; Migne,
PP. gr. LXY, 83—68; S}at)Ia, (Sennabiud alS
Sitexor^tfbrifer, SRunfter 1898, 73 [JKrd^engefd^.
etubien IV, 1],) [ftnö|)fler.]
V9<^9U^» Sifd^of Don 9ntiod^ia, ein
fnid^tbom 9(po(oget bed 2. 3a]^r|unbertS, flammte
fnat^ Ad AutoL 2, 24) ouS Serien ; bod^ meifen
[eine Silbung, feine Uterarifd^e unb amtlid^e
It auf gried^ifd^e {»erfunft, menn fd^on
(na4 Äd AntoL 2, 24 ; 8, 19 )u fd^Iiegen) aud^
bie ^broifi^e Sprad^e i^m nid^t fremb mar. 3m
reifm !D{anne8aIter trat er, nad^ feiner eigenen
Vngabe \mt^ Sefung ber ^lop^n toon ber
SrfuSung i^rer SBeiSfagungen unb bamit Don ber
SBo^r^eit ber ^ftlid^en Steligion fiberjeugt, }u
biefer Aber (Ad AutoL 3, 14) unb mürbe 170
IL 6^. Ott 9if 4of auf ben Stul^I t)on Sntiod^ia
erhoben (Ena« H. £. 4, 20 ; Hier. De vir. iU. 25 ;
J. 8. Atwemani, Series chron. Patr. Antioch.,
Bomae 1881, 13). 918 fold^er ^befiärfte er feine
beerbe bttrd^ (SxmofpmaQm unb ÜBomungen im
ÖCauben unb bel&mpfte bie ^reften, mel^e bie
lautere Qaat ber apoftolifd^en Sebre burd^ ibr
ttnbaut oermufteten, burd^ fein lebenbigeS SBort
ober miberlegte ibre SReinungen burd^ forgfäüig
mtSgeorbeitete Sd^riften" (Eus. H. E. 4 , 24).
9lad^ Sffemani (\. o.) ftarb er 182, alfo balb nad^
SSottenbung feines $au))tmerfed Ad Autolycum,
beffen briited SBud^ nid^t oor 181 Derfaft fein
lann (f. u.). 3)ad SSerl, betitelt ^Ueber ben
C^riftenglauben an feinen gfreunb (iralpoc; 1,
1 u. 14), ben Reiben StutolQcud'' (itpöc Aöt6Xuxov
ßtßX(a Tp(a), mar oeronlo^t burd^ ru^mrebige
Seu^erungen be8 StutoI^cuS über ben ®ötter-
glauben unb burd^ Sd^mäbung bed 9tamen8 unb beS
(SotteS ber Cbnften. 2tm erften Sud^e (14 ttop.)
banbeU 3:beo|)biIu8 über ben SRonotbeiSmuS, bie
(Erfenntnil ®otted unb bie Suferftebung oon ben
Sobten. auf bie fpöttifd^e Sfrage bed «ntoI^cuS,
mo benn ber ®ott ber Sbriften fei, er fo&e i^m
biefen geigen, antmortet 2:b^o})biIud : ^3^ge mir
oorerft ben SRenfcben in bir, fo miS id^ bir meinen
(Sott }eigen. 3eige mir nämlid^, ba| bie ^ugen
beiner Seele feigen unb bie Obren beineS ^eqenS
bdren."* Senn gleid^mie nur gefunbe Sugen Sid^t
unb fjfinftemil, gforbe unb @eflalt ber 2)inge
unterfd^eiben fdnnen, fo Oermdgen bie Sugen bed
©eified ®ott nur bann }u f|bauen, menn fte offen
unb für baS fiid^t ber geiftigen @onne em))fäng-
lid^ finb. Sie @änben unb unftttlid^en f^anb«
lungen blenben bafi %uge beS ®eifte3 unb bemmen
bie (Srlenntni^ ®otted (Stop. 1. 2). «uf baS
meitere Slnftnnen, ibm ®otteS ®eftalt }u erflären,
ermibert Xf^opf^ün'i, ®otte8 ®eftalt unb SBefen
fei unauSfpred^lid^ tmb für fleifd^lid^e 9ugen un-
fd^ubar. VHt Sigenfd^en, bie mfa: oon ibm
auSfagen, mürben, obne fein S^fen auSgubrflden,
burd^ feine Med übenagenbe ®rö^e übertroffen
(Stop. 8. 4). ®Ieid^mobI merbe er aud feiner Sor>
febung U1Ü) feinen Sßerlen erlannt. @ittlid^e8
Seben, ®Iaube unb gfunbt ®otted mü^en biefer
Sr!enntni| oorauSgeben. S)ie oolle ®otte8erf ennt«
ni| aber imb bie Stnfd^iauung ®otteS trete mit ber
Suferftebung tmb ber Unfterblid^Ieit im äenfeitS
ein (ttap. 5 — 7). S)ie 9ttfermedung t)on ben
Xobten, meldte SutoI^cuS unbegreiflid^ fd^ien,
mirb mit bem ^inmeid auf bie 9lotbmenbigIeit
beS ®IaubenS, auf ben Sd^pfttngdad (ffap. 8)
unb auf bie Analogien in ber 9latur (ffap. 13)
aß oemunftig ermiefen. 3m ®Iauben ftreue ber
Sonbmann feinen @amen qx&, im ®Iauben nebme
ber ffranle bie SOlebicin, im (Stauben oertraue M
ber S^üler bem Sebrer an. 3)ie Sdd^erlid^feit Der
beibnif d^en @ötterlebre f oOte bie ^eSenen abbalten,
über bie Seligion unb ben 9lamen ber Sbriften
ibren @))ott auSjugie^ Ser 9tame (Sfj(a\i, b. i
ber ®efalbte, fei ebrenoott unb nüMid^ (ttap. 9
bis 12). £beo|)biIud fd^Iiegt mit ber Slufforberung
an feinen gfteunb, feinem 93eif)nele )u folgen unb
ben d^riftlid^en ®Iauben angunebmen (Stop. 14).
— 9uf Verlangen beS SutoI^cuS nad^ meiteren
Suffd^Iüffen legt Xbeopb^uS im gmeiten fßufy
(38 Stap.) bie 92id^tigfeit ber beibnifd^en ®ötter
unb bie SBobrbeit ber d^ftlid^en Sleligion bor.
Sie Slb^rbeit beS ®5tod>ienfled bemeist er auS
ber materiellen Sef d^ffenbeit ber ®ötter (ogl. Srief
an Siognet c. 2), fobann auS ben mibeifpre^-
1585
%f^topf^iln%, Sifd^of t>on ^niioi^icL
1586
auf bor ^{gtn @d^rift m fate^etifd^^omileti«
\ditn Sfotdtn )u benfcn fein, ). 9. efate Schrift
über bot Saton im ^robiefe (Ad Aatol. 2, 28
Sitbe), eine anbete über bie (Genealogien ber ^-
trknr^ , Don^ benen er im crften Suc^e ber
(liflorieil (iv T^ icpoinQ ßißXcp t^ irepl bropicov
[Ad AutoL II» SO; ügl. 11, 81]) (anbcite.
Ueber einige groemente, meldte Xl^opl^ilud iu-
g^gnet loerben, ii^m aber nic^t angel^ören, unb
itbcT einen Commentar jum ^ol^ Siebe k»gl
%f^. Salin, Sforf^ungen )ur @ef4. bed neutefi
Conond II. (Erlangen 1883, 234— 257. Sine
Streitfrage ifl ed, ob ein Sommentar, ben Z^eo"
^^tlnB |um ^(Eoangelium" oerfa^t l^aben foH,
und erbolten ifL ^ieronQmud ermö^ n&mlid^
(De vir. üL 25) neben einem Kommentar In
ProTerbia SalomoniB aud^ einen fotii^en In
ErAngdinm, begioeifelt aber bie Sed^t j^eit beiber,
iDctl |ie tSjtti oQxn superiomm voluminum ele-
ganttA et phrasi non videntur congruere.
3n ber SJonebe feines (Eommentard jum TlaU
l^öuietKingelium (Migne, PP. lat. XXYI, 20)
»eist er X^o))]^iIu8 eine b^onagenbe @teSe
oa, tooraud )u fdditegen iß, ba^ beRen (£om-
mentar ^ gon^ befonberS mit SRattl^äuS befaßt
(otte, unb im Briefe an Sllgafta (Ep. 121, 6;
Migne 1. c XXII, 1020) fagt er: Theophilns,
am quattuor evangelistarnm in unum opus
dieia compingens ingenii sui nobis monu-
menta dimisit, haec auper hac parabola
(Dom ungerechten SBertsalter [Suc. 16, 1 ff.]) in
•ms eonunentarÜB est locntna. SOtit Unred^t
fyä man früher geglaubt, l^ieron^muS -rebe oon
einem Commentar über eine ßnangelienl^armonie;
et fpric^t Moft Don einer SluSlegung unb fagt,
X^PbUn^ (obe bie £este ber oier Sdangelien
in einem einzigen 2Berte gufammengefagt unb
bebanbdt, nid^t aber iebem ber Dier (^ange-
lijien ein eigened SSkrt getoibmet. S)aber fprid^t
er De vir. ill. 25 Don SrRörungen in Evan-
gaUom t morunter man )u {euer 3^xt ftetd bie
tir^llid^e Sammlung ber Dier (Soangelien Der«
ßonb (DgL Sb- Sa^ri, gorfd^ungen II, 12—14).
3n bem SBerfe toar obne Smetfel 9Rattbäud au
drunbe gelegt , unb bie ^araOelen mürben auS
ben brei anbeten ßDangelien Dergleid^enb unb er«
Idtttenib beigejogen. liefen Sommentor nun, ben
ber 1^1. |)ieronQmud Dor Slugen gelabt, glaubte
SRorg«. U la Signe in einem b<2nbf(|riftU($ unter
bem Manien beS Zl^eDpbiluS Don Slleianbrien über-
lieferten 9Ber!e miebergefunben gu ^ben, unb
publicirte i^ ju $arid 1576 (f. u.) in lateinifd^er
6tirad^e. £^. 3al^n fud^te (a. a. O.) benfelben
aus äußeren unb inneren (Srünben olS baS bem
Öieron^muS in gried^ifd^er @prad^e im SBefent«
äben Dorliegenbe äBert beS %}^top^M Don
Sntiocbten }u ermeifen; baSfelbe fei um 170 Der«
fa^t unb nod^ Dor SRitte bed 3. SabrbunbertS
ttt bad Sotcinifcbe fibertragen morben. Sßenn fid^
bei fpdtcren 6d^riftfteaem (tSmbrofiuS, ^ieron^«
mufl, SmobluS ber jüngere u. 9.) paraQele (Erllä«
rungen fönben , f o bitten biefe ben (Kommentar
ausgebeutet unb fteQen)Dei[e auSgefd^rieben (a. a. O.
86—126): baS (Sleid^e fei bei ben (Sried^en ge-
fd^eben (ebb. 127—132). änbeffen f))ri(|t eine
äleibe Don SteDen bod^ für eine {pötere Ur-
fprungdaeit bed in gfrage ftel^enben Sommentard
(Dgl. ftibn in ber SUer. SRunbfd^au 1883, 745 f.).
3abnd fpätere fd^arfflnnige Sludfubrungen, mobei
er (3for|d^ungen HI [1884], 198 ff.) gmifd^en
bem SSerfaffer bed (Eommentard, Sb^pbilud, unb
einem fpdtem Snterpolator unterf d^eibet, fönnen an
bem miffenfd^aftlid^en (Srgebni| nid^td önbem, ba^
bie 4 Sudler (^mmentare eine mofaitartige Som«
pilation audOrigened, SuDencud, ^mbroftudunb
anberen Iateini{(^en unb gried^ifd^ Sd^riftftellem
ftnb, meldte ein Sateiner gegen Snbe bed 5. 3a^r«
^unbertd in ©allien Deranftaltete (Somemann,
in ber 3eitf(bnft ffir iKrd^engefd^. X [1889],
169 ff. Derlegt i^n in bie 3eit gmifd^en 450 unb
700). 3)eu Setoeid bierfür bot fymad gefübrt
auf (Srunb gmeier ^nbfd^riften mit einem (Diel«
leidet iebod^ jungem) Prologe, morin ber SSerfaffer
feine Slrbeit felbjt ald Sammeltoerf begeic^net (f.
Seste unb Unterf. u. f. m. I, 4, Seipjig 1883,
97—175). eoDiel ftebt tool^t feft, baf Zf^to-
pl^ilud Don Slntiod^ien ber 93erfaffer eined Som«
mentard über bad (SDangelium nid^t ift; bie
gfrage, meld^er gried^ifd^e (lDangeIien«(£ommentar
^ieron^mud Dorgelegen b^be, ijt hiermit aber
nid^t gelödt. 3n biefer Se^ie^ung nimmt bei-
fpieldmeife fymd (SeUfd^r. für fircblid^e SSiffen-
td^aft unb tird^Iid^ed Seben 1884, 561 f[.) an, ba^
Der Don be la Signe ebirte Kommentar ber Don
^ieron^mud ertoabnte fei, aber irrigermeife Don
bemfelben S^eopbilud Don Slntiod^ien gugefc^rie«
ben morben fei.
2)ie editio princeps ber brei Sudler bed £]^eo-
DbUud icpö^ AdT^Xuxov icepl Oeou xal irtmcoc
Xpt(mavu>v, beforgt Don 3ob. 9ried unb Sonrab
@e|ner, erfd^ien 9U 3üri^ 1546, bie folgenben
tSiudgaben Dergeid^net bei Otto (L c. VIII,
p. XXm— XXXIII u. ö.), barunter bie Don
$rubentiud SRatanud, $arid 1742, Senebig
1747, Don ^nbread (Soüanbi, in ber Bibl.
vet. patrum II, Yenet 1766, 77—140, Don
3Rigne, PP. gr. VI, 1023—1168 (mit ttittfür«
lid^en Sienbenmgen bed Waran^fc^en Xested), Don
@. ®. ^ump^rQ, (Sambribge 1852. (Sine beutfd^e
Ueberfeiung beforgte 3. Seitt, Kempten 1873. —
3)en Xest bed oben befprod^enen (£ommentard
ebirte §uerfl 9}larg. be la Signe , in ber Sacr.
BibUotL SS. Patnun Y, Parisiia 1576, 169
ad 196, fobann Otto (L c. YIH, 278—324),
unb in Derbefferter ®t^alt 3Qbn a. a. O. n, 31
bid 85. 2)a5U fyit $itra (Analecta sacra n,
typ. Tuscul. 1884, 624—634) bieSSarianten ber
SSdiff e(er ^nbf d^rif t mitgetbeilt unb auf eine meitere
^nbfd^rif t in ber Saticana bingetoiefen, bie 3abn
nic^t finben fonnte. ^nbere Varianten gibt ^«
nadf a. a. O. I, 4, 164 f. (SSgl. nod^ ^niad,
(8ef(^. ber aHd^rijlL SUeratur bid eufebiud I,
1587
Z^eopldiluSlegenbe — Xl^eo))l^raf[uS ^aracetfuS.
1588
2t\pm 1B93, 4dB; ftrfiget, ®t\ä). ber aßd^fU.
Siteratur, gfrc». u. Setps. 1895, 82 ff.) [«i^n.]
VfeoyfUiii^bgeiike, f. 9RarienIegenbm Vin,
831 ff.
99^oy9^f4<9toc<f]A9ti, f.gfrol^Ieid^namS«
fefl IV, 2063.
l\pp ^ureoIuS X(eo))^rQfhiS ^racelfuS, genannt
Sombaft Don ^ol^n^etm, befannt afö 9r}t unb
ald Slaturpl^ilofo^l^ ))Qnt^eifirenbeT SK^tung,
iDurbe 1498 {naäf 9(nberen am 10. 9}odember
1483) }u aRaria-einftebeln in ber @<i^meia ge-
boren. Sein SSater SBill^elm roox ber unel^elid^e
Sol^n eine« ber IBombafte Don ^»ol^en^eim, einer
f<i^n>öbtfd^en abeisfamilie , bie i^r eäflo% un-
weit befi Dorfes ^Iteningen, einige Stunben
Don Stuttgart, fyxttt. (Sx ))ra!ticirte alS Sicen-
tiat ber SRebicin }u SRaria-CSinftebeln bie ^eil-
funbe, Don mo er mit feinem 8o^ne 1502 nad^
SBillad^ in fförntl^ fiberfiebelte. Unter feinem
IBoter, ber bie är^tüd^e $ra|i8 bi9 )u feinem Xobe
(1534) übte, unb unter einigen gelegen ®eift-
lid^en ^erangeBUbet, begog 3:^o))]^roft mit fed^ge^n
Salären bie UniDerfttät Safel, ftubirte !ß^9fif unb
SRebicin unb fott im Saboratorium beS @igmunb
Sfugger }u ©dftoa^, namentlid^ aber unter bem
gelehrten 9Bte ^o^anneS Xnt^emiuS (f. b. Srt.)
feine Jtenntniffe in ber 92atunoiffenfd^aft nod^ er-
weitert (aben. ©etoi^ ifi, ba| er menigftenS aufi
Xritl^emiuS^ @d^riften \o\do^ für bie S^emie mie
für bie ^eilfunbe 93ie(ed entnommen 1^. 9tad^
3iege{6auer (Historia Literaria Ord. 8. Bene*
dicti n, Aug. Yindelic. et HerbipoL 1754,
810) befennt er bie^ felbft in feiner Chürurgia;
eS ift bamit tool^I feine Chirurgia magna be-
geid^net, Weld^e er 1526 ffönig ^binanb I. ge-
»ibmet l^at, eined ber wenigen Skrfe, weld^e burc^
il^ felbft unb }u feinen fiebgeiten in ben 2)ru(f
getommen finb. UnftäteS SBonberleben fül^rte
£](feo))^rajt burd^ bie Derfd^iebenften Sönber (Su-
ropa'8, bis bie (Empfehlung bed Oecolam))abiu8
(f. b. %rt.) i^m 1536 eine ^nfieDung als @tobt-
argt unb Selber an ber ^od^fd^ule in 9afel Der-
fd^affte. ^ier l^atte er täglid^ gwei SSorlefungen )u
l^alten unb überrafd^te gleid^ 9lnf angS burd^ bie un-
goö^nlid^e Selbftänbigfeit feines SSorongel^cnS.
lad au8fd^Iie|Iid^ nad^ eigenen ^eften ; bie bis-
her ma^gebenben Sluctoritäten auf feinem @ebiete
mi^ad^tete er in bem 9Ra^e, ba| ergöl^It wirb, er
l^be bie Schriften beS ®alen unb ^Dicenna Dor
Derfammeltem ^ubitorium Derbrannt. 9}ad^ ÜRel-
d^ior ^bam (f. u.) 16 l^ätte bie offene SK^ad^tung
felbft auf ^i))po!rated unb ^iftoteleS ft^i erftredtt.
Xl^eol^^raft betrad^tete fic^ als ben berufenen 9le-
f ormator ber ^eilfunbe ; nid^t überlieferte Xl^eorien,
fonbem forgfame 9taturbeobac^tung, ))ra!tifd^e
(Erfahrung unb ^^Sontemptation" foUten ben ^rgt
bilben unb ber ^ilfunbe Doranl^elfen. Sr war
au(^ ber erfte fie|rer ber ^od^fd^ule, weither fld^
für feinen Vortrag ber beutfd^en Sptad^t, ober
Dielmel^r einer Sermengung Don Satein unb ^eutf d^
bebicnte ; fein Satein entbel^e übrigens ber bo-
malS in SRobe ftel^enben l^umaniftifc^en @eiiert*
beit; eS War „barbarifd^eS"" Sd^uHotein. tro)
glüdflid^er Ihtren, welche ^ier wie anberwSrtS Suf*
f eben enegten, war er balb nid^t nur mit ben ein«
gefeffenen Sergten, 9lt)otl^efem unb UniDeifttols«
|)rofefforen, fonbent aud^ mit bem SRagiftrat in
f old^em 3^tWurfni| unb "fyitU ftd^ fo Diek Öegnei
gemacht, ba^ er 1528 auS Safel entwii^, um
aufs 9leue fein uml^erfd^weitobeS Seben auf-
gunebmen. Som (Ergbifd^of ^ergog &n|i üor
Sapem nad^ @a(gburg berufen, ftarb er in biejet
@tabt in öffentlicher Verberge om 24. &^
tember 1541. 9BaS ibm an |^abe geblieben tm,
binterliel er gur 9}ertbeilung an bie Srmen: fo
rübmt Don ibm bie Snfd^rift, mlS^ in ber €))itQl*
fird^e gum bl @ebaftian, wo er begraben lag, i^
gefegt Würbe. (Sin abft^IiegenbeS Urtj^ übet
Xb^opl^aft ift fd^wer ; fd^on bei feinen Sntgenonen
gel^ bie Urtl^eile in 6|treme ouSeinonbi. SBon
ben überaus gablreid^en, oft bunfeln unb Der«
worrenen Sd^riften, welche unter feinem 9lamen
in ben 2)rud gefommen ftnb, ift faum bie eine
ober anbere Don il^m felbft ber Oeffentlid^teit üb«*
geben. äHand^e berfelben flammen uberl^u^ nii^t
Don ibm, fonbem fmb 9){ad^wer!e unebenbfittiger
@d^üler ober felbft Don ®egnem unterfd^oben.
9ud^ bei benfenigen @d^riften, welche mit einiget
Sid^rl^it auf feine Suctorfd^ft gurüdgufä^m
ftnb, Dermi|t man jebe (Garantie, ba^ nid^t butd^
bie ^bfd^reiber grobe ^rrtbümer ober bmx^ bm
Herausgeber apocrppl^e Cinfd^iebfel in ben %tH
getatl^en fmb. Unbeftreitbor ift, ba^ Sjjieopbtafl
burd^ gablreid^e glüdtlid^ ffuren feine 3eitgenofien
in ßrftaunen fe^te unb ftd^ einen gewiffen 9lainen
machte, gfür bie Sl^emie fyit er gwar ni^t neue
Se^rfa|e aufgefteUt ober Sntbedungen gemalt,
aber bod^ il^r, inbem er fie in eng^e SBegie^ng
gur ^eilfimbe brad^te, neue, fni^ftbore Sa^oi
gewiefen. UebrigenS fyxt er bin nur baS Der«
wertl^et unb in bie mebicinifd^ fod^mSnnifd^en
Iheife weitergetragen, waS bie gelebrten Sene«
bictiner SafiliuS SalentinuS gu Srhirt unb 9bt
SritbemiuS bereits in il^ren wtflenfd^afttid^m
SBerfen niebergelegt bitten. SBenn ®egner i^m
Dorwarfen, ba^ er einen grogen Xbeil feitte§
2BiffenS einem in beutfd^er &ptadft gef<brieoenm
SDSerfe beS bem Snbe beS 14. 3a]^rbunbettS on«
gel^örenben 3acob 3faac ^oHanbuS entlebnt bobe,
obne biefe feine OueUe aud^ nur gu nennen« fo
bürfte biefer Vorwurf mit weit größerer SBo^r'
fd^einlid^Ieit in Segug auf bie @d^nften beS Sa«
ftliuS SSalentinuS ibn treffen. @rdger ftnb tS^o*
))l^rafiS IBerbienfte um bie ^eiHunbe (loiemobl
er aud^ f^itt auf 3:rtt]^emiuB' S^uUem fiebt)
burd^ Sinfül^rung fräftiger Heilmittel, befonbetS
aus bem Sleid^ ber fDiletane, in ben 9igncif4o|,
burd^ Bereitung Don ßffengen unb Xinciurcn au$
gablreid^en wirffamen $flangenmitteln unb übex^
baupt burd^ 9}erbefferungber))b<tnnoceutif ^ $rä'
parate, t^ür boS H^itoerfabren im SlOgemetum
1589
X^copl^^Ialt.
1590
bat er tnonc^ frud^fbateiBebonfencmSgefproi^n;
jrtnt SBinfe über Se^onbtung ber SDBimben uno
lScj4|ioäre u. f. w. toerben gerfil^mt ; feine Seigre
tpon ber »Sfronjofenhanf^eit" (S^p^Uid) f^ai fid^
H4 ^Kute be^oupiet S)ie Srfenntniff e unb braud^-
hattn itettne in X^eopl^roftS mebicinifd^en 2)ar-
Ugungoi tDurben ythod) entfieQt unb gum X^eil
itircd 9Bertbe9 beraubt burd^ bie Serquidung ber-
fclben mit einer t)em)orrenen natur))^Uo{o))]^ifd^en
Seltonfd^ouung. @eine !Raiur))bUof0)>^ie ift ^tne
bem !ReupIotonlSntu8 t)eru)anbte, pant^eifHjd^e
unb pfeubom^flifd^; SKeS in ber 9latur i^ i^m
belebt unb Icbenbig ; nichts, baS nid^t ein geifliged
ober iDenigflenfi bpuamifd^eS $rinci^ in fi^ ißit.
Ob bamtt ttirfßd^ bie grob abergtöubifi^en Sor«
Mungen p^ Derbonben, meldbe Xf^op^fi t>on
Stelen tyorgeioorfen mürben, oad )u entfd^eiben
b6ngt non ber Sut^entie ber il^m }ugefd^riebenen
SBexfe ob. S8 fd^ni )u feinem fonfügen S^a-
tatttr unb feiner gongen SteÜungno^me f o fd^led^t
)tt ^en« bo^ felbft bie SSennutl^ung laut ge-
worben ifi, e8 feien fold^ @d^riften nur in fotiri«
fflb^m €inne ju t)erf)eben. Sein ^uptgegner im
16. Sobrbunbert, ber Dier Sdnbe ooO mo^Iofer
(^gkit gegen i^n gefd^rieben f^ai, xoat berfelbe
ib^moft ßrofhiS (f. b. Slrt. SroftioniSmud), mU
4^ gegen 3ob. SBe^er (f. b. Strt.) bie 9(udfd|rei<
nmgen beS ^eientoabneS Dert^eibigte ; bie^ bürfte
iur Orienttrung toon SBebeutung fein. 9tad^
>irf4 (f* u.) 68 finbet fid^ in 3:^eo)>]^raft8 ed^ten
64^ften oud^ nid^t Sin Semeid |iir iene Slnllage.
Z^pbroft mor ftot^olif unb ifl on getoeibtem
Orte beerbigt toorben. Sie er üon ben 9leuerem
bo^e^ )eigt ber nod^ SReld^ior 9bam oft Don
ibm g^orte €prud^ : Sr tounbere fid^, ba^ man
üud ben Schriften fiutberS unb S^i'ingli'd fo k)iel
SBefenS mocbe, ^fo bod^ eitel Socd^ontenmerdE fep.
SBonn er onfienge }u f ^reiben, fo moOe er fie unn
ben $abft erf) red^t in bie f(^ul fübren^ S^re bat
er inbe| feiner JKrd^e nid^t gemad^t ; er f d^eint ftd^
um biefelbe menig geflimmert unb in ^egug ouf
f^ieronbie unb SontrooerSlebren giemlid^ frei ouS-
gefpro^ }u l^oben. Ueberbau))t mar er gro|-
fl^reiberifdb Aber oHeS 9Jla|, fiberoud berb unb
Vfttg in ber $oIemi! unb (moö immer ^. ^efer,
£cbrbu4 ber ®efd^id^te ber SRebirin II, 3. Se-
orbeitung, 3ena 1881, 79, bogegen fagen mag)
^arf bem Zrunle ergeben. 2)ie mit ibm umber-
pbniben @d^üler moren lofe^ibenteurer, er felbft
nn Seu^m fel^r t)erma]^rIoSt unb gefeDf^oft-
H(b gefimfen. %fitopf^xa\t mar nie t>ermablt;
eS gbig bie Soge, ba^ er infolge eine§ Sor-
bmmniffeS in feiner ftinbl^eit Saftrat gemefen fei.
Segen Religion unb Offenbarung l^ot er nid^t
gefd^rieben ; er t)erlangt t)om ^rjte nid^t nur SRen«
f^enfreunbliAfeit , fonbem oud^ „gfrömmigfeit
Oott gegenüoer'' ; er red^net biefelbe neben ber
$b9fU, 9f)ronomie unb Sld^emie (b. 1^. magia
nataraliB = Sl^emie) gu ben „t>ier @aulen ber
«rjneirunfl''« gOr bie Sd^riften ber beutfd^en
Ob^flifet geigte er befonbere 93ortiebe. SSon bem
erleud^teten S^rifien «»erlangte er einen (glauben,
melc^er nid^t bie Srfenntnig ®otted oud feinen
Serien au8fd^Iie|e, fonbem eben au8 ber tiefem
Srfenntnig ber 92atur neue 92abmng giel^. SS
murbm ftd^ ou8 feinm Serfen mond^e Sidbt-
gebonlen femigm flfrommfinneS gufommenftelkn
loffen. (Sgl. Melchior Adam, Yitae Germani-
comm Medicorum, qui saeculo superiori et
quod excurrit daruerunt, congestae, 8. ed.,
Francoforti ad M. 1705, 12 sqq.; Jacobi
Bracken Historia critica Philosophiae a tem-
pore reeuscitatamm in Occidente literanun
ad nostra tempora lY, 1, Lipsiae 1766,
646 sq.; VI, 782 sqq.; ÜRooI, S^opj^raftud
^orocelfuS, eine !rittf(be Stubie, Sünburg
1876 ; aonffen, ®efd^id^te bed beutfd^en Solfed
VI, 18.— 14. «ufl., gfreiburg 1893, 458 ff.;
9[.t)itfd^/®efd^.bermebicinifd^enSiffenfd^aftmin
2)eutfd^I., !D{ünd^m-Seit>g. 1893, 50 ff.; Diotion-
naire encjclopedique des sciences mödicales
2« ser., XX, Paris 1884, 502 ss.; ^rtmonn,
® mnbri^ ber Sebren befi 3:]^eo)>]^raftuS bon ^ol^m-
beim, Sei))gig 1898 ; Subboff, Serfud^ einer ffri-
tif ber Ved^tbeit ber ^orocelftfd^en @d^nftm, Ser«
lin 1894 p., 2 %lfit.) [D. ^Jfülf S. J.]
S6eoi»99l^t» Srgbifd^of oon9d^riba
unb Sieget in ber gmeitm f^olfte bed 11. äobr*
^nbertS, flommte oon ber 3nfel Suböo unb er«
bielt feine mi^enfd^oftlid^e ^udbilbung gu Son«
ftontinopel. Scod^bem er eine S^itlang an ber
^opf^imüx^t S)tacon gemefen, mürbe er (nod^
unter ffoifer ÜRid^oel S>ufad, 1072—1078) gum
Srgbif(bof bon ^d^ribo (Od^ribo im ie^igm bfl*
(id^en Albanien ; f. b. Srt.) unb bamit gum ÜRetro-
))oIiten oon iBuIgarien ernannt. Unter bem bor«
tigm borborifd^en SBoIfe füblte ber fein gebilbete
SSQgontiner ftd^ nie b^imifd^, unb gerne ftattete er
be|b<ilb feinen gfreunbm in ber meit entlegenen
ffoiferftabt IBefud^e ob. 2)agegm oertrot er mit
größter Sntfd^icbenl^eit bie ürd^Iid^e ttnobl^angig«
feit Bulgariens oom ^otriorcbot Sonftontinopel
unb bulbete eS nid^t, ba| in ber ftird^en))rooing
Sd^riba ber ^otriord^, mie boS fonft im Orient
äblid^, burd^ 9lufrid^timg feines IheugeS (stanro-
pegium) in eingelnm JKrd^en, namentlid^ oon
Alöftem, biefelbm ber 3uri§biction bed Sifd^ofs
entgog unb ftd^ felbft unterorbnete. Xf^opi^tflaüt
bot Sommentore gu ben ^folmm unb gu fünf oon
ben fleinen ^ropb^tm, fomie foft gum gongm
92eum Xeftoment gef(brieben, gum Xb^il auf Sr«
fud^m ber ffoiferin ^ario; unebirt ift nod^ feine
^falmenerflömng. ^IS Sjeget ift Xf^top^^tt
übermiegenb Sompilotor unb fd^öpft fel^r oft nid^t
einmal birect ouS ben gricd(|ifd^en 93ötem, fonbem
aus Sscer{)ten. Son feinen fonftigen Serfen ftnb
ermöbnensmertb eine meift molooS geboltene
©d^rift über bie 3n:tbümer ber Sateiner, bie er
auf Sitten eine§ feiner SIerifer Oerfa|te (ob-
gebmdtt bei Migne, PF. gr. CXXVI, 221 sqq.,
aud^ bei C. Will, Acta et scripta de contro-
yers. eccl. Oraec. et Latin., Lipsiae 1861,
1591
Il^eottanuS — Sl^cofopljie.
1592
229 sqq.). brei $rebtgten fox Setel^ng beS
ihtuseS, ttuf SKatiä D^erunö wnb auf 15 SKor-
i^rer, bie unter Sultan %)>oftata gu %\bmopoü&
(@trumni|a im SBilajet @aIonifi) ben %oh er-
litten l^ten; für bie Seitgefd^id^te k>on SSBid^tigfeit
fuib feine giemtid^ )a^lrei(^ erl^aUenen Sriefe
(Migne CXXVI, 807 sqq.), bie IlaiÖefa ßaoi-
Xix^ (ib. 249 sqq.), berfaft nad^ 1081 oIS Unter-
toetfung für ben um 1074 geborenen $hn}en
ßonftontin (ben @o]^ bed ftaiferS md^tl 2)u-
fad unb ber ffaiferin SRoriaX unb einigermaßen
oudl^ ber um 1090 ge^Itene gkmeg^ricuS auf
ftaifer Wesiud eomnenuS. £]^eo))]^9laßS SobeS-
iaJß ifi unbefonnt. Sine Ausgabe feiner Sßerfe Don
ber feionb gfoScori^d crfd^ien }u SSenebig 1754 ff.
in 4 gjänben; SRigne (1. c. CXXni— CXXVI)
bietet einen SlbbrudC berfelben. (9}gl. Fabricius-
Harles, BibL graec. YH, Hamburgi 1801,
586 sqq. ; SernorbuS be SRoffi [f. b. «rt.], bei
Migne L c. CXXTTT, 9 sqq.; ^ergenröt^r,
^^lotiiiö m, KegenSburg 1869, 782 ff. ; ffrum-
bad^, @efd^. ber b^jontinifd^en Siterotur, 2. Stuft.,
183 ff. 463 f.) [®am« 0. S. B.]
$9e#tUiim$, ein gried^ifd^er ©elel^er („!Dla-
gifkr unb $^ilofo))]^") in ber stoeiten C^olfte beS
12. äol^^unberte, ttuibe Don bem ffaifer SKonuel
(Eomnenud ju UnionSDerl^anblungen mit ben Sir-
meniemunb3acobitent)enoenbet Sti'eimal (1170
unb 1172) erfd^ien er, begleitet bon bem Sbte bed
ormenifd^ fflofierö gu $]^Uit)))o))eI, Stman, als
®ef onbter beS ftatf erd gu Stom-ftldl^ (am (Supfycai),
ber Keftbeng bed armenif d^en ff atl^olifod 9lerf eS IV .,
unb l^tte bort iebeSmal längere SBef^nred^ungen
über bie Seigren unb ©ebräud^e ber ormenifd^en
fftrd^e, namentlid^ über ben 3Rono))]^9ftti8mud
(ögL b. «rtt. «rmcnien 1, 1337, unb 9lerfe« IX
161). 3m 3. 1172 begab er fid^ Don 9lom-flIa]^
im auftrage feineS ^erm nad^ ffeifunium, um
cood^ mit ben Vertretern bed iacobitifd^en ^atri-
ord^ SRid^el „beS ®ro|en" über bie Union )u
Dcr^beln ; inbeß blieben bort feine 99emü|ungen
gang erfolglos. Ueber biefe 9leIigionSgeft)ra(J^e gu
9tom«ffIa^ unb ffeffunium l^at er intereffante SBe-
rid^te ^interlaff en (abgebrudtt bei Migne, PP. gr.
CXXXin, 119 sqq.), mit benen aber bie Angaben
beS @))nr8 SBor-^ebröuS (bei Migne L o. 277 sq.,
not. 33) unb armenif^er Sd^rififteOer Diel-
fad^ nid^t übereinftimmen. 3ur lateinifd^en ffird^e
nd^m S^eorianuS eine freunblid^e Stellung ein :
in einem Sriefe an gried^f d^e $riefter unb 9Rönd^e
ermahnt er biefelben, bie fioteiner olS SBrüber in
Sl^frifto gu Heben, unb betont, bo| bie SSerfd^ieben-
^ in ben beiberfeitigen ©ebröu^en ben @Iauben
nidfit berühre (Migne L c. 297, not. 43). dmoUftd
fei nod^, baß 2:l^eonanuS mit bem $atriard^en
^einri^ S)anboIo (geft. 1182) Don ®rabo eine
auf bie Union gmif d^en ber lateinifd^en unb ber
grie^ifd^n ffird^ begüglic^e SSefprec^ung l^otte
(Migne L c. XOIV, 409). (95gl. 9. SKai, bei
Migne L c. GXXXIII, 113 sqq.; deillier, Hisi
des aut sacres XIY , nouv. ed. , 634 ss. ;
Vrfiaf Ser-aRifelion , S)ie ormenifd^ JMrd^c in
i^ren Segiel^ngen gur b^gant., Sei))gig 1892,
87 ff. ; Jhumbac^, ®efd^. ber b^gant. fiittetatur,
2. »ufl., 88 f.) [3ed.l
%l^t0f^^U (deooocpCa) ifi bie Segeid(|nttng für
ein eigenartiges ÜRittelbing gmifd^en t^eobgi{(|er
unb ))l^iIofo))^ifd^er @otteSerfennini|. Gemein«
fam ift biefen brei gönnen beS mtn\dßfyn Sc«
fennenS ber ®egenftanb, nämlid^ ®otteS Se^
unb 3Bir!en; Don einanber fd^eibet fie ber einet
ieben gorm eigene ®eftd()tSt)unft, Don bem ouS fte
®ott betrad^tet. SaS gfunbament, auf bem bie
Xl^eologie i^re ®otteSIe]^re aufbaut, ^b fo%
SSkil^r^eiten Don ®ott, meld^ ber ^Ügemetn^eü
ber Wenfd^en auf übematurlid^iem 9Bege geo|fen*
bart unb burd^ bie ffird^ Sl^rifti gum @(autei
Dorgel^alten finb. 9uS biefen für aUe ©lauBigm
geltenben 2)ogmen leitet bie £l^eoIogie auf bem
SBege ber natürlid^en Sentt)rogcffe eine 9tet^ be»
ftimmter Sd^lu^folgerungen ab. ^inftd^tttd^ bieft^
® etoinneS ber Schlußfolgerungen befinbet fu^ nun
bie ^^ilofopl^ie im diidlange mit ber Zoologie;
aud) fie er^öU i^re Se|rfa^e über ®ott burd^ na-
turlid^eS, logifd^ Sd^tu^olgem. S)en fpecifffd^
Unterfd^ieb Don ^(ilofo^l^ie unb Sinologie bt-
grünbet bie Serfd^ieben^eit beS 9uSgangS))mift(§
beiber SBiffenfc^aften. SBei ber $]^iIofo^|ie ge-
l^ren uämlid^ nic^t nur bie @d^Iu|foIgerungen,
fonbem aud^ bie erften ißrämiffen bofelben, b. ^.
il^re $rincit>ien unb SorauSf e^ungen, gum 3n^
beS natürlid^en SBiffenS. %uf ®ninb ber 3)cn!«
gefe^, befonberS oeS SxiufalgefekeS , unb auf
®runb beS erfa^rungSmö|igen Slor^onbenfetnS
contingenter unb geitli^ entfte|enber S)tnge fd^tie|t
bie Ißl^Uofop^ie, bo| Dor unb über benfelben ein
SSiefen esiftiren muffe, meld^eS aEer ^ingt Ie|te
unb felbfi unDerurfa(^te Urfad^ feL Ipat bec
^l^ilofo))]^ bieß erfannt, fo bemüht er fid;, buc(^
logif d^e ®eban!enarbeit Don biefem xivouv dx^Tpv
beS SDeltaUS eine mbgli^ft reine 3bee gu ge*
»innen unb Dom SBefen unb SBirfen ®0ited de
bie Sel^rfö^e oufgufteflen, meldte aufgufle&en bie
Sefd^rönft^eit feiner SBenninft i^m geftatteL Ser
Zl^eofop]^ nun Demd^tet ben fc^toerfalligen unb
menig leiftungSf öligen ^))arat ber ©QKogiSmen;
er miO bie mül^felige ®ebanfenarbeit beS $$il0«
fo))^en unb Xl^ologen burd^ einen fü^en ^uf«
Sd^tDung feines fd^auenben @eifteS in baS Sieid)
»es ^bfoluten erf e^n. SBenbet ber $(iIofop^ qu|
®ott.
0 mie fit| berfelbe feiner Srfenntnig bot-
[teilt, bereitmilUgfi baS SBort beS ^ßfalmifien an:
qui poBuit tenebras latibnlom snum, unb ge*
{te^t er ein, baß er nur baS ®otteSmeT!, ni^t ober
aud^ ben 9Reifter beS 9BerfeS unmitteßor ober
Don Sngefid^t gu Sngefu^t gu fd(|auen Decmöge, jo
bel^au^tet ber X^eofopl^ Don fid^, fein ®eij! fie^
Suge in Suge feinem ®ott gegenüber unb toeibe
babei Don bem Sid^tmeer überflutet, ttdd^ tnt
V)m unmittelbar gegentoärtige g&tUii^ Sonne
ber SBa^rl^eit in i^n |inetnftral^Ie. 3nfo(ge begen
lebarf eS felbftDerflänblidEi für ben Z^eofoy^
1598
Zl^eofopl^ie.
1594
Crtner €9lIogidmen, um ®otted S)afem unb Stgen-
f (t)aften §tt etfennen ; benn oOeS, naö il^m biefe
t>on @ott dioa berichten Idnnten, fd^aut er un-
vülelbat im VntlU ®0tte9 felbft; er beft^t barum
muj^ bie ®otle9emnntnt| mit einer &txoxipdt,
Kri^^IHgfett unb fflorl^eU, mit ber berglid^en
oOd SBi^en ber $^iIo{o))^ie nur 9lQ$t }u
nouien ift. 9ud bem nfimlid^ ®runbe ift ber
Z^fopt <axif über bie Zl^eologie erleben; an
bie Stelle ber allgemeinen unb nur mittelboren
Offenbarung tritt beim Zl^eotopl^en bad private
unb mimittelbore ©d^auen (S^otteS felbft. 3)er
Z^fo|>^ bcl^ouptet mitl^in, fid^ auf ein unmittel-
bares €^üU(n ber göttlid^en 3Be{en]^eit felbß )u
M^cn. ^Detn bamit ift ber ßl^orafter ber Xl^eo-
f opipie no4 nid^t abSquot bef d^rieben ; benn f onjl
m^fen mir oud^ ben OntoIogiSmud (f. b. 9rt.),
beffen @runbprincit> ebenfaOd ein Schauen bed
Sbfotuten ift, }ur Zl^eofopl^ie reii^nen. SBaS
bemnof^ bem Sd^auen oeS Xl^ofopl^en feine
d^otterifii)(4e g^rbung gibt, bad fmb bie mit
biefem Stauen oerbunbenen m^ftifd^en Setgaben.
Ser X^ofop^ i{! jugleid^ ein religiöfer @d^mör«
mcr, ber einem unfloren unb gefö^rltdgen, meti
bem ^[kmtbetSmuS guneigenben QJtpfttciSmuS (f.
b. 9rt.) bulbigt. ' SRon fann barum fd^Ue^Ud^
bie Z^fop^ie begeid^nen alS eine mit reli«
gidfem 9RqfticiSmu§ berbunbene ®eifteSrid^tung,
in melc^er ber 9Ren{d^ burd^ unmittelbare 93e*
lu^rung mit bem Slbfoluten feine „@ottedmeid-
^eit" ou8 bem Sd^auen @ottcfi felbft }u fd^dpfen
be^ouptet.
^M 9Cuftreten ber Zl^eofopbie in ber ®efd^id^te
fällt {ietfi tn bie Seiten bed SBerfaUS ber eigent-
lich $^i(ofop^te unb ber (Erfd^ütterung burd^
gtole religiofe Semegungen. 3)ie an fi$ felbft
unb i^em 93erm5gen, burd^ eigene Zl^t bie
93obrbeit uberjeugenb )U finben, irre geworbene
Sermtnft fud^t fu$ baburd^ neite fiebenSfraft gu-
mfü^ren, ba^ {ie unmittelbar auS bem fiebenS-
bom ber emigen SSal^r^eit felbft gu trinfen be-
gehrt S^ geigt fic^ biefe Crfd^inung fofort beim
crflen auftreten ber Zl^eofopldie in ber ©efd^id^te
bcd tDiffenfd^aftlid^en S)en!enS. ®Ieid^ l^eUen
Weteoren, bie nad^ il^rem Sorfibergange nad^
feurige Sahnen l^inter fid^ gurücflaffen , bann
ober gänglid^ erlöfd^^n, l^atte baS teu(^tenbe Stt'ci-
gcfKm , !ßIato unb Striftoteied , am gried^tfd^en
S)enfeT^tmmeI geglängt, b<2tte eine ^eil^e nid^t
unbebeutenber @<$üler gemedt, mar aber bann
im 2)un!e( bed flad^en unb geifttöbtenben S)og-
mafiSmuS ber ftoifd^en unb epicurctfd^en ^b^Io-
fopbie g&ngli(^ untergegangen. 9li(^t mebr ber
feOrfüofe (Seminn maleren SBiffenS um beS SQSiffenS
tmucn, fonbem baS aSeinige Streben nad^ bem
@enu| eines ruhigen unb glüdflid^en fiebenS mar
bie Aufgabe ber ^^ilofo^l^ie gemorben. @egen
eine fold^^ Smiebrigung ber SKJiffenfd^aft mugte
fid^ balb eine Sieaction erl^eben. @ie erfolgte in
einer imeifad^en, birect entgegengefe^ten äBeife.
Sueffl rel^nte ftd^ bie Sfepfid (f. b. %rt. @!epti-
ciSmud) gegen ben bemunftlofen 3tt>ang auf,
meldten ber Dogmatismus ber @toa bem menfc^-
lid^en S)en(en ant^un mollte; 3urüdf^aUung Jeg-
(id^er getoiffen 3uftimmung marb bie $aroIe.
^ber biefe Stcaction ber @fepfiS fünbigte felbft
gegen bie menfd^Iid^e iBemunft, inbem fie ibre
Anlage unb ftraft für bie SBabr^eit gu tief
berabfe^te. Sie| gebar eine neue Steaction. S)ie-
felbe menbete fid^ ebenfofe)^ gegen bie @fepftS
mie gegen bie @toa unb gegen ßptcur. SSal^r fei,
leierte fte, ba| bie SBal^rbeit nid^t auf bem SBege
ber ©inne unb beS biS€urfit)en 2)en(en8 gefunbcn
merben fönne; aber barin irre bie @fepftS, ba|
bie äBal^rbeit bem SRenfd^en überhaupt nid^t gu
X^etl merbe. 3n biefer neuen Sieaction fd^Iug
barum bie @Iepfid in i^r DöüigeS ©egentl^eil um.
3)er pl^ilof opl^irenbe (Seift, ber vouc beS SRenf d^en,
lie^ fi^ nunmel^ unmittelbar in baS emige Sleid^
beS 2[ntelligibeln l^inauftragen unb fd^oute bort
®ott Don Slngeftd^t. Um bie SBenbe ber Seiten,
ba fid^ baS ®efd^ide ber 93öIIer in Set^Iel^em er-
füOte, trat, befrud^tet Don gried^ifd^er 2)enfarbeit
unb iübifd^er SReligionSmeiSbeit, biefe neue Srt
beS $]^tto|opbirenS in bie ®efd^id^te ein. SS mar
^^ilo (f. b. 3lrt.), ber 3ube, ber in aiejanbrien
bie Sebren eineS ^lato, iß^tl^goraS, 3<no unb
eieantbeS mit ber SBeiSbeit SRofeS' unb ber la-
ugen @d^riften feines SoHeS gu oerfd^metgen jid^
bemühte; er fd^uf l^ierbei ein Softem, meld^eS alS
bie erfte erfd^einung ber Zl^eofopl^ie in ber Sßiffen«
fd^aft betrad^tet merben mu|. 3m menfd^Iid^en
Sr!enntni|Dermögen, leierte $bil(>' f^i bie fmn-
lid^e SBal^me^mung, ber Serftanb unb ber ®eift
gu unterfd^eiben (afe&ijjtc, Xö^oc, vouc). 3)ie
Sinne gaben unS nur SBal^n unb @d^ein. S)er
X670C fei baS 93erm5gcn ber @d^Iugf olgerungen ;
über ibm fte^e ber vouc, baS 9)ermögen ber un-
mittelbaren, inteDectuellen Stnfd^auung. !Rur ber
vouc gebe mirflid^e ®emi|^eit, unb gmor ba-
burd^, ba^ bie göttlid^e ©onne ber SEßal^rbeit mit
il^em eigenen Sid^te in ben voüc ^ineinftra^Ie.
Siefe ^nfd^auung @otteS fei baS le^e 3iel unb
bie l^öd^fte ®lädfe(tgleit beS ÜRenfc^en ^ier auf
Srben. 3n U)x ttt^alU ftd^ ber Wenfd^ rein con«
templatio unb paffm; töliig miDenloS mäffe er ftd^
®ott l^ingeben unb bie ^nfd^auung als ein reines
®nabengefd^enf entgegennel^men. 2)er SRenfd^
fönne ftc^ gu biefer ^erablunft ®otteS in feinen
®eift nur negativ dorbereiten, inbem er fid^ gäng-
lic^ feiner ©innlid^feit gu entäußern fud^e, ja ber
vouc mäffe fi(^ aud^ oom X670C frei gu mad^en
ftreben unb mäffe fd^Iie|Iid^ fogar ftd^ felbft Der-
laffen, um in bie Sinl^eit mit ®ott eingugel^en,
bei ber bann ber vouc in ®ott unb ®ott im vouc
fei @o fei bie SScefe bie negatiDe SSorbereitung
auf bie böd^fte ©lüdfeligfeit beS SRenfd^en, bie
m^ftifd^e gfftafe.
SBaS bie ale^anbrinifd^e SieligionSpl^ilofopl^ie
in ^l^ilo me^ mofaifartig begonnen, baS marb
unter bem Sinffuffe ariftotelifd^er ©d^riften im
9leuplatoniSmuS (f. b. %rt.) in eine abgerunbete.
1595
X]^eofot»l^ie.
1596
»iffenfd^afttid^e gform gebrad^i 3n il^ getDonn
ber Sn^fticiSmuS feine eiceffujftegfonn; bieX)^"
\opfixt toarb burd^ SBeripenbung ber ßmonationS-
lel^re ^uc Xl^eogonie; gugleid^ k)erbanb ftd^ mit
ber ©otteSmeiS^eit baS ©otteStoirfen ober bad
SBunbert^uti; ber Sl^eofo))]^ marb gum Z^eurgen.
3)er bebeutenbfte Seigrer beS 92eu))Iatonidmu8 toor
$Iotin aus S9b)»oIie (205—270 n. (S^r.). Sad
Srfle, t)on bem Med ausgegangen, ift nad^ i^m
bad eine (t6 Sv). S>iefed Sine fei über allen
®egenfa( erleben, bBQig formloe unb unbefd^reib-
lid^. ilvLi iffta gel^e burd^ (Emanation baS SBiele
f)txt)ox, ol^ne ba| eS babei etmad oon bem Seinen
oerUre. S)ie erfte ®eburt biefer ßmanation fei
ber vouc, baS Sbbilb bed Sinen. 3)a er ber 9u8-
f[u| bed Sinen fei, fo menbe er fid^ naturgemäß
)u bemfelben )uräd! unb merbe baburd^ erfennenb.
2)er vouc erlenne baS Sine unb erlernte fid^ felbfl;
inbem er fid^ felbft erlenne, f d^ue er aber aud^ bie
äbeen ))on Mem in fid^. 9u8 bem vouc gel^e fo-
ttol^I bie allgemeine SBettfeele toie bie Wenfd^en-
feele l^erDor. S)ie finnlid^e Srlenntniß ber ©eele
fei blo^ Xraum. SBal^re Srienntniß fomme erft
Dom voüc, toeld^er bie 3been oud ftd^ l^erauS ent-
loidfle tmb in ftd^ felbft fd^aue. 2)urd^ ein befon-
bered, au|erorbenUid^eS Sid^t f önne nun bie Seele
Dermitteß il^red vouc gum @d^auen bed Sinen
felbft gelangen, ©el^e biefeS Sid^t ©otteS im vouc
auf, bann oerfd^toinbe auS il^m mie bie 92ad^t oor
ber @onne aQed SSorfteQen, Stegreifen unb äBiffen ;
e8 bleibe nur bie Serü^rung mit ®ott, bei ber
Stnfd^ung unb 9ngef(^aute8 ein unb baSfelbe
merbe (aTidcocnc). ^lö^Iid^, ol^ne aQe Vermitt-
lung, erfd^eine biefeS fitd^t in ber Seele unb er-
füOe fie mit SBonne unb Seligfeit; bieß fei bie
(Effiafe. Sie fei baS oöQige Slufge^en ber Seele
in bem Sibfoluten. 2)urd^ aScetifd^e 9eldm))fimg
ber Seiblid^feit lönne man fid^ auf ben empfang
biefed Sid^teS oorbereiten. — 2)er große Sd^üler
$IotinS, $or)>|9r, begnügte ftd^ bamit, bie Se^ren
feined 9ReifterS ju orbnen unb fd^riftlid^ nieber-
gulegen. Sei Samblid^uS, bem Sd^üler ^oxp^tß^,
Derlor ber 9leu))Iatoni8mud iebenmiffenfd^aftli^en
@e|^alt unb artete in 3)ämoni8muS utü) $ol9-
t^eiSmud aus. Sctmblid^ud felbft mürbe oon fei-
nen Dielen SSerel^rem aß Sßunbertl^äter gepriefen
unb 6 0e6c genannt. 3u emfterer mif[enfd^aft-
lid^er SBefd^äftigung, bie fid^ befonberd bad Som-
mentiren platonifd^er unb ariftotelifd^er Sd^riften
gum (Segenftanbe nal^m, leierte ber 9{euf)IatoniS-
muS in ber atl^ienftfd^en Sd^ule gurfidC. SlEein
aud^ l^ier mar ber m9ftif(|-t]6eofo))]^ifd^e @runbgug,
namentlid^ bei $roc(u8, unDerfennbar. 3m an-
fange bed 9. Sal^rl^unbertd toorb burd^ bie Jhnntniß
ber gried^ifd^en S))rad^e 3o]^. ScotuS ßrigena
(f. b. ^rt.) mit ber Xl^eofo)>l^ie unb ber ßmana-
tionSIel^re beS 9ieu))Iatonidmu8 belannt unb ver-
traut infolge beffen geigt baS Softem bed (Sri-
gena unoerfennbar ben tl^eofopl^ifd^en ©runbgug.
S^id^terin aller 9Ba(r]^eiten , einfd^Heßlid^ ber
Sluctorität unb 3lu3legung ber l^ligen Sd^rif-
ten, ift nad^ il^m bie Qemunft. Sie mac^e, bog
^l^ilofopl^ie unb X^eologie, SBiffen unb @Iqu>
ben, im @runbe einS feien. Sn ftd^ fei {ie eine
bunQe Subftang, aber bie Sonne bed SBotteS
®otteS fei in fte eingefentt, unb in biefer Sonne
erfenne fie Wk, unb fd^oue, tooin fte tooUtommen
fei, unmittelbor (Sott felbft, ober rid^tiger, bann
fd^aue (Sott ftd^ felbfi im SRenfc^en. Surd^ 3o^
Scotud Srigena gemann ber 9leupIatonidnm3
einen fd^&blid^en (Einfluß ouf bie (Sefiattmig bei
„beutfd^en aRi^ftir, beren®egranber9Reifletei-
|art (geft 1327 : f. b. «rt) mar. SReifier (Ed^oct
mirtte befonberd ourd^ ^rebigten. Sc^tmtbgtDünjig
benfelben entnommene Sa|e oerfielen ber pd))fi*
liefen (Eenfur. S)er (Srunbgug feiner Seiten nxa
t^eofopl^ifd^-emanatiftifd^. S>te (Bottl^it, lel^
^Reifter üdfyxtt, fei ein einfad^eS, unterfd^tebs-
tofed SBefen, baS ftd^ felbft Oerborgen fei. 3n
biefe emige gfinftemiß be« göttltd^en SBefenS leu^ti
aber bad Sid^t bed 9}aterS unb gebdre ben So^;
inbem ^ nun ber Sater im Sol^ne liebe, „geipe'
er ben ^eiligen ®eift. 9lun fei aber @ott bod
äßefen, meld^eS aDe SBefen als einS unb oerf^Iun*
gen in fid^ fd^Iieße. Snbem ie|t ber Spater bo§ g5ti>
lid^e SBort fpre^e, f|)red^e er mit gtei<^ 9{otl^
menbigfeit unb (Etoigfeit aud^ alle 2Befen im äSotte.
2)ie Sd^öpfung fei barum ebenfo notl^menbigunb
emig mie baS SBort ; fie mtrb oon düfoxi ni(^t
feiten burd^ fold^e %uSbrüd!e toiebergegeben, b(^
(Sott ben SBefen gegenüber nid^t me^r tranfcenbent,
fonbem il^nen immanent erfd^eint 3n ber menf^*
lid^en Seele feien nun bie noturlid^en ffräfte unb
ber (Seift gu unterfd^eibeit. 2e|terer fei JtcA
SfünRein" ber Seele unb ®otte3 «bbilb in ber
Seele : er fei ,,etma8 Ungef(!^ö))flid^e§ unb (B5tl*
lic^eS''. S)iefer ®eift fei baS Organ ber (£on-
teritplation ; benn menn ber ÜRenfd^ ®ott fc^en
foUe, fo lönne er bieß nur in einem Stifte, bo^
®ott felbft fei SoOe 9bfage oon ber Sünbe,
k)oae8 Sbfd^eiben oon ben Jhöften ber Seeb, boUe
pafftoe Eingabe an ®ott feien bie SBebtngungen,
burd^ meldte ft^ ber 9Renf^ auf bofi Sd^um
®otteS oorbereite. S)ann entguitbe ftd| boS Sid)t
®otteS in ber Seele, unb ber !Dlenf4 merbe )um
Sol^ne ® otteS fe(bft geboren, ntd^t nur gum abop*
tioen, fonbem gttm natärlid^en So^ne (Sotte§, bet
aud^ in (S^riftuS SRenfd^ gemorben fei 3)a
SD^enfd^ merbe alfo in ber m9ftif(^en Sd^ouung
oergottet unb erfd^eine aä baS Organ ber doD*
enbeten unb not^menbigen Selbftgeburt @ottel
Offenbar ein emanatiflifq-pantl^eifUfd^er @d)anb.
S)er (Einfluß aRdfter (Edt^ortS gdgt ftd^ befonberS
bei 3ol&. Xoubr (geft 1361) unb ber bem 8unbe
ber ®otteSfreunbe entftammenben Sd^rift «3)ie
X^eologia beutfd^", beren erfte gebrudte SuSga^e
im 3. 1516 fintier beforgte,
S)ie eigentlid^ unb extreme Z^fo^^te bd
fd^eibenben aRitteloIterS unb ber anbredbmben
neuen 3^ t^tt aber in {»totefiantifd^ Kitijm
il^e ^eimat 2)ie mit großer ®eioaIt in bie
ÜRaffen gemorfenen 3been Sutl^erS über bie £oS»
1597
X^6ot — X^tpffiUa,
1598
Idfimg be9 Stenf^en t»on bec (ird^Iid^en Suctotttöt
uitb baft Settiauen aiif ben eigenen @etft bet
6d)nftoiifibgttng mußten in m^ftifd^ unb p^an»
ia^oU Deranlogten ©emätl^ eine unflore @ö^*
nmg Notrufen. 2Bir fe^en barum auä^, mit
no4 h^ Sttt^d Sebjeiten bie ^beutjd^e Xl^eo-
füf^ic'' unter ben ®Iauben8neuerem i^ren Sin-
)U9 (dlt 9Rit betfelben fmb befonberS bie 9{amen
Ofionbcr, Sadixtr @d(in)enffelb, Seboftian gfroncf,
9a!nttin aBcigel unb Socob 95^me (f. b. Strtt.)
Dcrbunbcn. SBon biefen ift bei le^te Der bebeu*
tmbpc. aacob SBöl^me (1575—1624), ber reb-
Mdj^ 64u^ma4ennei{ter aui @M\i, erfreute ftd^
etna iDunbcrboren $^anta{ie unb t)iftonörer Qu»
fidnbe. 3n (e|teren, \o beliau))tete er, l^abe fid^
bad göttliche fii(i^t))rinci|) in i^n eingefenit unb
i^n IUI nUffHfc^en @d^auung befäl^igt. 3n biefer
6(9^uung burddfd^ue man alle Singe unb bie
£tffca ber ®ott^ett felbft. 3m fitd^te ®otte3 l^abe
er borum, fo berichtet Sö^me meiter, Mtd ge*
[e^, unb mer borum il^m toiberftreite, ber niiber-
firtüe ®ott unb empfange bie ^öQe als feinen
"änl^ S)ie Seigre Söl^me'S l^at einen gnoftifd^-
manic^if^en ß^oralter. ®ott fei an ftd^ nine
Unbefttmmtl^t unb nid^tS, baS mysterium
magnnm; er t5nne fld^ nur offenbaren, inbem er
p4 in ben ®egenfa| }ti)eier ^rtncipien f<i^cibe,
be§ Sit^tcd unb ber ginftemi^. 3)a3 geuer-
pxmdp nun fei ber Sater : baS fiid^t, bad au8
t^ ouSgel^e, oer @o(n ; uno ba§ gegenfeitige 3n-
einanberfein Don geuer unb Sid^t fei ber l^ilige
@eifL S)ie ^btfiemi^ aber fei bie etoige, bunfle
9latur, ftc toerbe nid^t ®ott genannt. %ud^ fönben
fi4 in ®ott no^ bie fteben ^^laturgeftalten''. 2)a8
®an]e ober bilbe ben tl^eogoni|d^en @id^'&nt-
faItungS))ro)e^ ®otteS. Sr finbe feine ^ortfe^ung
im fo^mogonifc^en $ro)e|. 2)er foSmifd^e ^egen-
fa| oon Si^lt unb gfinftemi^ merbe nid^t nur gur
t^gonifc^en Sntttidelung ®otte8, fonbem aud^
jum et^d^en ®egenfa^ bon ®ut unb SBöf e. 2Bä^-
renb nunbad Sdfe in @)ott nid^t offenbar, fonbem
burc^ bad ®ute gebunben fei, trete @ut unb 93öfe
in ber SBelt, bie auS beiben $rtncipien geboren
fei, ouft einanber unb fei ein not^menbigeS Attribut
iebefi SßefenS. fieib unb @eele beS 9)ienfd^en §er-
^ebtt in [e bret ^rinci))ien ; bie @ee(e fd^eibe ftd^
in bie feurige Seele, in bie Sid^tfeele unb in bie
t^ierifd^ Seele: ber Seib l^ingegen in ben l^imm-
nfc^n, ben fioerifd^en unb ben elementarifd^en
Seib. 9B«itered f. in bem Slrt. Sö^me. Sie ®runb-
luge »on SÖ^me^d Seigren ^aben baburd^ 93e-
ooitung» bd| fte Don großem (£inf(u| auf bie
t^fo|)l^tfd^en Speculatbnen grang 93aaber3 unb
bur^i Qoaber ouf bie Ie|te ^eriobe ber @d^elling«
ifyn ^^lofopl^ie gemorben fmb. Siefer Stnflu^
iDurbt auf SBoaber unb Sd^eUing (f. b. ^rtt.)
m4t nur unmittelbor burc^ bie @d^riften SBöl^me'8
au^dibt» fonbem aud^ burd^ bie Vermittlung
üon @t. SRartin (f. b. Slrt.)/ ber im 9Iu§gange
btil 18« 3a^unbert8 ber Söl^me'fd^en £]^eo-
fop^ in gnsrnfreid^ ^Verbreitung oerfd^affte. S)a8
gefc^5))flid^e SEBiffm, lel^rt Saaber, beftel^e nur
burd^ ein unmittelbares ^ßingerüdtfetn in baS
Unoiffen''. SaS SBiffen ber greatur fei bamm
nur aJlittoiffm, nömlid^ ein äBijfen burd^ baS
göttliche UrU)i|fm unb mit bemfelben. 9QeS ge»
fd^öpflid^e SBiffen beginne bamm mit einem Sm-
pfangm ouS bem göttßd^en Urtoiffm, unb biefeS
SBiffen fei ber ®Iaube. 92ad^bem toir aber in
biefem ©tauben baS SBiffm empfangen l^ten,
Unntm tt)ir in bm Snl^It beS ®eglaubtm ein-
bringen. Solange berfeße unS nod^ berl^üOt fei,
fei er ein SJ^^fterium; fobalb toir aber baS im
SDtQfterium enthaltene barauS mttDid!elt litten,
toerbe eS Aur science exacte. Seber @IaubmS«
inl^alt fei bamm aud^ SBtffenSinl^alt; eS gebe feine
unberänberlid^enSogmm; biefelbm müften t>\tU
mel^r bon unS erläutert unb bem ®eifte ber 3(tt
entfpred^enb fortgebilbet merben. ^Ran fielet beut-
lid^ ben t^ofop^ifd^en Sl^arafter biefeS @QftemS.
9lad^bem einmal an bie Spi^e beSfelben ber @a|
gefteHt ift, ba| unfer SSiffen eine unmittelbare
X^eilnal^me am göttlid^en äBiffen fei, finb bi«
gfolgemngen, ba| eS für unfer SBiffen leine xoM*
lid^en ÜR^fterien me^ir gebe unb bie ganje Offm-
bamng ber prioaten Semunft unterworfen fei,
nur confequent. 2)urd^ ben 6influ| SSaaberS
mürbe Sd^eüing )um Stubium ber ftlterm SOt^-
ftifer, befonberS iBöl^me'S, getrieben. Saburc^
Iö|t ftd^ in ber ©d^eUing^fd^m ^l^ilofopl^ie eine
britte $eriobe unterfd^eiben, meldte eine burd^auS
mpftifd^-tl^eofopl^ifd^ »id^tung einfd^Iögt. Sie
t^eofopl^ifd^en ®ebanfen lagen Sd^elling über*
l^aupt nic^t fem; inbem er nömlid^ gum 9uS-
gangSpunlt für bie aprioriftifd^e Sonftmction
feiner $^ilofopl^ie bie unmittelbare inteSectueUe
^nfd^auung beS ^bfoluten mad^te , l^atte er baS
®mnbprtncip ber Sl^eofopl^ie ftd^ bereits an«
geeignet. 93on biefem auSgel^enb, mtmicfelte er
bann fein Softem bem Sö^me'fd^en Sd^ema mt-
fpred^enb. 3n biefem Softem nimmt Sd^eUing
ben äuSgangSpunft oon bem innem t^eogonifd^m
^rogeg in (Sott : biefen lä|t er bann im foSmo-
gonifd^en $roge| gur Offenbamng fommen unb
im $ro§e| ber ßrlöfung feine Sollmbung er«
langen. So ift ber ©mnbgug ber Sd^e&ing'fd^en
Soctrin ein tl^eofopl^ifd^er ßmanationSpantl^eiS-
muS. — 3n ber ©egenmart geigen ftd^ tl^eof opl^ifd^
Seftrebungm oomel^mlid^ m bem Serfud^, bub>
bl^iftifd^e Seigren unter unS l^eimifd^ }U mad^en.
Siefem Seftreben bient namentlid^ bie S^itfd^nft
„Sie Spl^inj". (3ur Siteratur ögl. man bie be«
lannteren SBerfe, meldte über ®efd^id^te ber ^l^ilO"
fopl^ie l^anbeln, fo befonberS bon Sllb. Stödfl,
erbmann unb Uebermeg. Sei Uebermeg finbet
man aud^ im einzelnen burd^ SoUftönbigfeit auS«
gegeid^nete fiiteraturangaben.) [®e9fer.]
$66of,ffat]^arina,f.®erle,e|riftopPnton.
%^toU%0Si fBeiname ber atterfeligftm Jung-
frau, f. ajlaria VIII, 722.
Pcp^iffo, f. XeplEiilla; Sl^ep^illin (Xe«
pl^illin), f. !p$9laftenen.
1599
2:]^erQ))eiiten.
1600
^ietapenim^ ifibtfd^ asceten um bU 3<it
e^rifti, fmb nur burd^ ^W^ (f. b. «rt.) ©d^rift
De vita contemplatiya begeugt !Rad^ ber bort
gegebenen @d^Ubenmg toattn bie Xl^apeuten in
Dielen ©egenben ber ßrbe, befonberS jal^Ireii!^ aber
in 9(egQ))ten Derbreiteh SBer fd^ il^rer 2)enftt)ei{e
onfd^Io^, )>flegte fein SBeft^tl^um ißerwanbten ober
t^reunben ju überlonen, in bie grembe ju jie^en
unb an einfamem Orte ^(ufent^It gu nehmen.
3n ber "Släf^ t)on Slejanbrlen l^otten fie eine
SJtuftemieberlaffung Don ^Dtännern unb f^rauen
(meift bejal^rten 3ungfrouen). ©ort »ol^nten jie
in fleinen ^aufem, Don benen iebed ein heilig-
tl^um (aeiAveiov, (lovaoD^piov) entließ, wo ^e ein»
acin ben gongen Sag, Don Sonnenaufgang bis
Sonnenuntergang, bem Stubium ber l^eiligen
Sd^rift oblagen : fte erfförten biefelbe aQegorifd^,
tooUx i^nen ©d^riften „alter aRönner, »eld^e bie
Stifter ber Secte moren", als SBorbilb bienten;
QU(!^ bid^teten fte ^Qmnen auf ®ott. ^aä) Sonnen*
Untergang Derlie^en fie baS ^eiligt^um, um ein«
geln Speife unb Sranf (Särob, Salg, ^fop,
Sßaffer) gu ftd^ gu nel^men tmb bann }u fd^Iafeti ;
mand^e biefer ^Sceten genoffen erft nad^ brei ober
gar nad^ fed^d Xagen bie notl^menbige Stal^rung.
äl^re Sßo^nung Derlie^en fie nur am 7. unb
49. begto. 50. 2age. 9tm 7. Derfammelten fie fid^
in einem gemeinfamen |)eiligt]^um (xoiv6v <je|x-
veiov), tt)o burd^ eine Sc^eibeioanb SRönner unb
f^rauen Don einanber getrennt waren ; bort l^iclt
ber 5leltcfte einen Sortrag mit allegorifd^cr Sd^rift-
erflörung. 9ef onberS bemerfenSmertld war baS gfeft
Dom 49. bis gum 50. £age (nad^ bem Sfiaf^a ?).
S)ann erfd^ienen fte toei^ gelleibet gu einem ^ei*
ligen f^reubenmaldle. 92ad^bem fte il^re ^lö^e ein-
genommen, bie SRänner gur Siedeten, bie Stauen
abgefonbert gur Sinfen, beteten fie ftel^enb gu ®ott,
ed möge ba§ gfreubenmal^I i^m angenehm fein, unb
bann erörterte einer ber Seltefien eine SteUe ber
l^eiligen Sd^rift nad^ il^rem tiefem Sinne, ^ier«
auf fangen fie eingeln ^^mnen, mä^renb in bie
Sd^Iu^Derfe ber gange 6!|or, ÜRänner unb t^rauen,
eittftimmte. SSon jüngeren SKitglicbem beS Ser»
ein§ — nid^t etttja Don SflaDen ; benn bie SflaDerei
Derabfd^cuten fte — mürbe nun ein lifd^ l^erein-
gebrad^t, auf meld^em fidj bie „afler^ciügfte S})eife''
befanb, gefauerteS 93rob mit einer 3ugabe Don
Salg unb Y)fop ; aI8 Oetrön! bei bem bann fol-
genben SDla^lc biente SBaffer, nid^t ettoa SSSein,
beffcn ®enu| fte Dermarfcn. 5Rad^ bem SWable be»
gann bie „l^^iltge IRod^tfeier'' (Ttawu^fc). 68 bil-
beten fid^ gtoei K^öre, ber eine Don ben SKänncm,
ber anbere Don ben gfrauen, unb fangen ^^mnen
auf ©Ott, balb gemcinfam, balb in SBed^fel-
qefängen. Wobei bie gl^öre, SlnfangS getrennt,
jpäter gu einem Q^l^ore Dereinigt, gugleid^ feierlidbe
3:änge miffül^rten. Wie ^Jl^ilo meint, in Sladg-
al^mung ber gj. 15, 1. 20 bcrid^teten Qfeftgefänge
unb SReigentönge. Sei Sonneitaufgang fanb biefe
Seier i^r gnbe ; JJlönncr unb gfrauen flehten, bie
^önbe gttm ^immel erhoben, ©ott um einen glüdf«
lid^en Zag an unb f e^en bonn ein ieber gu feinem
^tligt^ume gurfid. So toeit ^^ilo'SSt^ilbtnmg,
bie augenfd^einlid^ fe^r unDoDftonbig ift. Se|üg-
lid^ beS !Ramen8 X^eropeuten lä|t er eS utigetoi^,
ob bie SlSceten benfelben be|^Ib führten, toetl i^
^l^Iofopl^ie bie Seele Don ben Seibntfc^aften
beute (thoaireüeiv = l^en), ober aft ^Kener,
Serel^rer oer ©ottl^eit (^paireusiv = bienen,
eieren). 9Ba|renb !ßl^Uo bie Xl^erapeuten fär eine
iübifc^e Secte l^ielt unb fte gegenüber ben 9dfe^
bau unb ©ewerbe treibenben Sfienem (f. b. 9rt.)
ate ^l^ilofopl^en ^inftettte, ernärteeufebm§(H.£.
2, 16. 17) fie für bie ölteflen d^riftlid^ «Sceten,
unb i^m folgten bie \pMtttn Sd^riftftener Bis gum
16. Sal^l^unbert ; bamalS befäntpften bieWQgb^
burger Senturiatoren biefe Slnftc^t gunö<^{i onS p>
lemifd^em äntereffe. Später Wttrbe aud^ Don btn
meiften latl^olifd^en ©elel^rten ber iflbifd^e d^
rofter ber Don ^l^ilo gefd^ilberten Sede gugegeben.
9leuerbingS Derfud^te iebod^ $. 6. SuduS (^um
X^eil na^ bem IBorgange anberer ^ijlorifer), bot
!Rad^WeiS gu fül^ren , ba^ bie S^rift De viU
contemplativa nid^t Don $]^iIo letrü^rc, fon»
bent eine etwa um bo3 Sa^r 300 in 9legt}pten Der«
fa|te d^riftlid^e Senbengjc^rift fei, bie ben ^totd
Derfolge, unter ^^ilo'S 92amen baS eben enl>
ftel^nbe d^riftlid^e Snönd^t^um gu empfehlen unb
i^m ein l^ö^ereS Filter gugufd^reiben. S)iefe Slnji^t
fanb Dielfac^ 3uftimmung, unter Snberen ouc^
bei % ^amadf. 3nbe| würbe fd^on balb, namcnt-
lid^ Don pl^ilologif^er Seite, bie Sed^t^eit bei
Sd^rift De vita contemplativa noi^gemiejen
unb bamit ber SuduS'f^en ^^pot^efe i^re
©runblage entgogen; man neigt be^botb gegen«
wärtig meift Wieber gu ber frühem 9nfu^t, bog
$]^Uo ifibifd^e ästeten fd^ilbere, bie Diefltit^t
aus Jhdfen ber Sd^nftgelel^rten in ber Sioipora
l^erDorgegangen waren. ^UerbingS fd^eint et bie»
felben, obglei(!^ in ber ^uptfad^e fdne ^ar*
fteQung glaubwürbig ift, gu ibealiftren, ba ei
wol^l ün jübifd^feS ©egenftud! gu einer Schübe«
rung beS Stoif^ Sl^äremon liefern woSte, btc
ftd^ auf bie oberftcn ftloffen ber äg^iptifc^n (^ib»
nifd^en) ^nefterf^aft begog (SJBenblonb [f. \l\
754 f.). ^ud^ ber 92ame Sb^rapeuten fd^elnt ein
entlel^nter gu fein, ba er in l^eibnifd^en Snfd^nften
namentlich inSBegugauffol^gebraud^twirb,mel(^e
fid^ bem ^ienfte ögqptifd^er ©ott^eiten wibmetcn
(2BenbIanb 735). S)ie ©loubwurbigfdt ber pbi<
lonifd^en Sd^nft DorauSgefe^t, ifl t^eologif^ tnter*
effant bie bort benotete 9Bert^(^a^ung ber 3ung«
frätilid^feit bei biefen {fibifcl^en SSceten. üm^
fd nod^ bie ^Qpotl^cfe 9tirfd^fö (f. u.), wono^ bie
meiften SRitglieber ber Xl(|erapeuten*6olonie e^
malige jiübif d|e $riefter DonSerufatem gewefen feien,
bie ftd^ gum ©lauben an JefuS K^nftuS befebtt
unb bann, um ber Verfolgung beS S^nebriumS gu
entgelten, um ba§ 3a^r 35 mit i^ren gfdnnlien
na^ ^egQpten ge^d^tet Ratten. (93gt £uduS, S)ie
Sl^erapeuten unb i^re Stellung in ber ®efd^t<bte
ber aiscefe, Strasburg 1879; 9)irfd^I,Sie2^<i-
1601
Xl^era|)^im — Thesaurae.
1602
lieittai;, Ololiti 1890: Oonybeare, Philo abont
tbe eovtemplative Ufo» oritically edited wiih
m d«feD06 of ita gemdneneBS, Oxford 1895
[DfiL bQ|u S^bL amtfeum für Sinologie, 91. g.
LI, 157 ff.]; Dmmmoiid, nt The Jewiä
Qaartorly Beiiew Yin [18951 155 ff.; S.
St^i^nr, in bcr Xl^Ioe. SÜeroiurjeitung 1895,
885 ff. 608 f. [geficn bie e^tl^] ; S>arf., @eff!^.
bd ib. SdM im 3eitQUer 3eftt «Ü^tifü m,
& StijU 8d9a. 1898, 585 ff.; !ß. SBenblonb, 2>ie
SQggjieuten^tn ben Sa^tbud^em f. ctafj. $^tIo(.,
XXIL @ti)it)Iemeiiaanb 1896, 693 ff. ; ®. StA»
go; fai bcr SUmd^enec SOlgem. Seitung 1896,
ScOogelll^lf.) [Sed.]
UknuffaiL j. SfeHfd^iSnmS IV, 1454 ff.
«mpo, ble 1^1., f. ZerefiQ.
VfClf« (ron^ f L&garde, Onoxn« 21, 7 cö8o-
xoim), im 9. X. 1. $erfoiunname: eine ber
ffinf iM)ttt beS (StaloabtterS @al))^b (9tum.
96, 88. 3of. 17, 8). — 2. Otifiname: eine ber
olten anuumittfd^en @tabte, beten 81 ftönige Don
Sofite imttnsorfen mürben Oof. 12, 24), bon
dooboom L bis mtf Simri Sieftben) ber iSradtti-
{4en Mvige (8 ftSn. 14, 17 : 16, 23). C^er-
f^big bcr ütettergenerol Sombri ben iSroelitifd^
Itfimg Sb, um ftd^ auf feinen Zitron )u fej^ ;
na4 nvenigcn Zogen aoer »orb bie 6tabt oon
9mri belagert uno ebtgenommen, unb d^nibri
ncrbmnnte fi^ felbfi mit fernem $alafi (8 ftön.
16, 9 ff.). !RodMinma^ toirb X^fa aß @i| ber
Sctfd^tndnmg Sltanal^S genannt, meldte @el-
lum ben Zob unb il^ bie ftönigStturbe brachte
(4 Stbn, 15, 14 ff.). Z^a ttxir meit (erül^mt
mg/m feiner malerif d^n Sage unb mirb neben 3^-
folem Ott Sorbilb meiblU^er Sd^önl^ im ^ol^
Siebe erofi^ (6, 4 ^br.). S>ie mtttelalterlid^en
Strifenben oedegen bie Stobt 3 9Rei(en 5fllid^ oon
€amaria; bie neueren Sbentiftcotionen bleiben
Smrifrll^ft. (Sgl. Stobinfon, ^ftji. HL, ^Oe
1842, 880 ; Gn^rin, Desoript. de la Paleotine.
Sanu I, Paria 1874, 865 sb. ; PaL EzpL Fund
1877, 25.) [ftaulen.]
Tbesanms mit unb ol^e benSufaft eccle-
aiae ober meritorum ifi bie gebraud^Iid^
t^Iogif^e 9e)eid|nung filr ben Sd^ok, tDüämi
Me Itmi^ in ben (Senugtl^uungen Sl^rijn unb oer
fldfigen befi|t unb bei ber SBerlei^g bon Sb«
Ififfcn benooltet. S>er SuSbrud thesanros in
4fin(i4^ 9ebeutung finbet ftd^ fd^on frül^e ; be-
reitfi OrigeneS (In Korn. Hom. 10, 2) fprid^t
mm ben theaauri beS f^erm, toeld^e ouS ben
Sdben ber SRort^rer befielen. 3n feiner fe^igen
kjttmmten Sebeutung iß boS SBort oba lool^I
l^etfl bon Shianber bon fyxia (De sacr. q. 23,
memb. 8) gebroud^t S>aB ÜBefen befi thesauraa
^ OemenS VL fai ber dubaäumSbuDe Don 1350
(f. Cw 8, Exfar. CO. 5, 9) folgenberma^en gefenn«
aeU^: »918 ber eingeborene @ol^ @otte8 auf
bem ftOace befl iheujeS fid^ filr und attfo))ferte,
Vit et nid^t bloB einen Zropfen fdncd Sluted,
ber bo4 iDcgen feiner Bereinigung mit bem gdtt*
tSix^txdttOmu XI. Z HttfL
lidfien SBorte l^inreid^enb getoef en lodre, f onbem
glcid^fam einen @trom bergoflen. Sßie grog mu|
alfo, foSte anberS eine fo erbarmungeDoSe ^in^
gobe ntd^t oergeblid^ unb frud^tlod bleiben, ber
@d^ fein, ben er feiner ftreitenben ftird^e b(»"
burd^ eriDorben ^! 3ubtefemuberreid^n@d^
treten nod^ l^ingu bie SSerbienfte ber feligften
@otte8mutter unb aller SuSenoö^tten Dom erften
(Beredeten bis )um legten. Sine (fofd^))fung ober
93erminberung beSfelben ifi nid^t )u befärt^et^
fottol^I megen ber Unenblid^Ieit ber SSerbtenfle
e^rifti Ott aud^ be|]^, meU ber Sä^ai felbji
um [o mel^ onmäd^t, ie größer bie 3a^I berer
ift. Die butd^ feine 9ntt)enbung jur @ered^ttg(eit
geführt totxbttL S)iefen @(|a| (at (Si^ripuS burd^
ben I^L $etruS, ben @d^läffeltröger, unb beffen
92ad^f olger, feine SteQDertreter auf (foben, ber
^äjt auDertraut, bamit fte Ü^n gum ^eile ber
(BIftubigen Dermalte unb ouS bemfelben b«nen, bie
in SReue il^ Sfinben gebeid^tet l^aben, DöDigen
ober t^toeifen 92ad^Ia| ber jettlid^ €ünben«
ftrafen jumenbe." — 3n biefen SBorten iß bie
bot>|>eIte SDBa^rl^ auSgef))ro(^en, ba| eS einen
theBauruB in ber ftird^ gibt, unb ba^ bie ffird^
bie SDlad^t l^ot, i^n )u Dertoenben. ^ier ifi Dor
Wkm ber erfie @a| nS^er )u erOftren, mäl^renb
ber gtoeUe im Sri 9bla| I, 97 f. erläutert ifi
2)ie SSa'fycffüt Don ber aiUglid^feit unb Sßirl-
lid^feit eines thesaaroB ftutl fid^ auf bie Stf^tt
Don ber (Semeinfd^ft ber Eiligen unb Don ber
fteÜDertretenben (Senugtl^uung. 3ene befogt (DgL
b. art ^eilige Y, 1621), ba| toit bie SRenf^en
in ber natfirlid^en Orbming nad^ @otteS SBiSen
eine ®emeinfd^aft bilben, fo unb nod^ meit mel^
in ber übematürli^en beS ®IaubenS unb ber
®nabe. ^9Bir Diele finb Sin Sdb in e^fto,
ein)eln aber unter einanber (Slieber" (9t5m. 12,
5). hieraus ergibt ftd^ aud^ eine ®emeinfd^aft-
lid^Ieit ber ©flter unb guten SBerfe: 3eber trögt
burd^ feine ®ebete unb feine guten ^anblungen
gum SBol^Ie beS gonjen m^ftifd^en SeibeS htx
ftird^e unb iebeS einsebten ®IiebeS bei ; unb iebeS
@Iieb \St beföl^igt, Dom ®an}en ju em^angen.
3>ie fieuDerträenbe ®enugt]^ung (DgL b. 9rt
(Erldfung lY, 808 ff.) befielt barin, bog einet
fär ben linbem inSbefonbere für bie ber gdttlid^
®ered^tigfeit }u leiftenben Strafen @ubne cnt»
ridbtei SfebeS gute SBerf beS ®ered^ten ^ nto-
Iid$ rinen bo})))dten SBertl^: ben beS SerbienfleS
(f. b. Sri) unb ben ber ®enugt^ung (f. b. Sri)
ober Su^ne. S)aS gute Sßer! ifi Deti)ienfUid^
infofem eS in fi<^ gut unb Don ®ott )ur 8e-
lol^nung l^ingeorbnet ttrtrb; eS ifi fü^enb, in^
f 0^ eS, ttaS in ber gegenmörtigen Orbnung bei
iebem Zugenbmerb in ettoa ber SfoS ifi, mit
SRul^ unb Sbtöbtung Derbunben iß. 9hm fann
ein gutes 9Ber!, foioeit eS Derbienßlid^ ^, feinem
Snoem }ugetDenbet merben; benn baS Serbienß
bo: guten ^anblung gel^ort notl^menbig bem, bo:
SeDoObringt. äBol^I aber torni bie ©enugt^uung,
. 1^. bie Sittrid^tung einer @trofe ober Sbtrogung
51
1608
l^efenfJtett — I^cffalonld^.
1604
einet Sd^ulb, an einen Snbem abgetreten »erben,
unb jtDar \o, aß l^otte biefer felbft @enugt(uuno
geleiftet 2)en innem @runb gibt ber 1^1 Zl^omaS
(0. gent. 8, 159) an: „ffiaS »ir burd^ gfrennbe
t^un, tl^un »ir gteid^fam felbft, tteil bie g^i^unb-
f ^aft unb namentlid^ bie ubemotürli^e Siebe ou8
3weien (Sind ntac^t/ SBereitS in ben ^folnten,
im IBud^ 3ob unb bei äfotaS l^errfd^t bie Sn-
fd^ung, ba^ bie Seiben ber gfronunen t>on ®ott
wäf als Sflbne für bie @ünben 9nberer an-
Genommen »erben. Sbn IjjL ^Iu8 fprid^t bie«
Mbe SEßal^rl^eit flor au8 : <,3e|t freue id^ mid^ im
iieiben für eud^ unb leifte an meinem fjfleifd^e,
xoa9 t)on ben S)rangfalen S^fti fe^It, für feinen
Seib, b. i. bie Aird^e, beren 2)iener id^ bin''
(Sol. 1, 24). 2)er 1^1. ^ol^anned S^r^fofiomuS er-
(lärt bie| au8 ber ®emeinf d^aft ber ^eiligen (Hom.
41 in 1 Cor. n. 5) : „SBir bilben aSe nur (Einen
Seib; unb eS ift möglid^. Mg, bie (Sebete unb
Dp^tt unb bie gfürbitte beft (Einen bem Snbem
DoIIe 93er}eibung erlangen.'' Sel^nlid^ fprid^t ber
I^L SuguftinuS (In Ps. 61, 4) üon einem Canon
passionum, ben %Ut nad^ ffräften gum Seften ber
communis respublica beitragen. Sine befonbere
9nU)enbung fanb biefe Seigre t)on ber gegenfeittgen
Su^leiftung frübgeitig im9nfd^Iu| on Die Bffent«
H^e Su^e (ogl. b. Srt. «bla| 1, 100). Sunäd^jl
tturben gur ^Dlilberung ber Strafen Dielfad^ bie
Srief e ber üRartqret angenommen, in benen g(eid^-
fam bereu Dualen niebergelegt erfd^ienen ; f obonn
mürben ou^ fonftige SBeirfe tlnberer als jur 9b«
bü|ung ber 99u|e geeignet anerlannt. @o ent«
toidelte {id^ aQmdlig bie Se^re Dom 9bla|, b. 1^.
ber Stad^Iafjung }eit(id^er@ünbenftrafen auf ®runb
beS au8 bem theBauras j[ener (Senugtl^uungen
(Sott bargebotenen Srfa|eS. — 9uf bie no^-
liegenbe gfrage, me|b<^ )u ben Serbienßen (E^rifti,
bie bod^ unenblid^ finb, nod^ bie ©enugtl^uungen
ber Eiligen l^ingugered^et merben, i^ }u ant-
iDorten, ba| bie f^eiligen, aud^ bie feligfte Jung-
frau, oOerbingS nur Derbienen unb genugt^un
fonnten in Ihaft ber Sßerbienfie (S^rifU ; aber toie
fd^on ber apoftel ((SoI. 1, 24) Don fid^ erflSrt,
ba^ er att Jünger (El^fti mit il^m leibe, um bad
SBerl ber (Senugtbuung fortgufe^en, fo moQte
@ott, ba^ atter Slieber (El^rifti gute SBerfe burd^
beS fyxttpM SBerbienft nid^t nur in ^ä^ Detbienfi-
lid^, fonbem aud^ für Rubere genugtl^uenb feien.
S)aburd^ mirb bie SBirtf andeit unb ber Stul^m ber
Serbienfte (S^ftl in ein um fo l^eOereS Sid^
gefleüt.
Sebenlen gegen ben thesanros Batisfaetionnm
€hri8ti mad^te gfrau) SRaqron (f. b. Sri.), Se-
bttdta gegen ben thesaurus saidsfactionnm
aanciorum 3)uranbuS Don @i ^our^ain (f. b.
«vt.) geltenb. SBicIif unb ^u8 (f- b. 9rtt.) befampf-
ten ibn, inbem fle baS Sted^ ber iKrd^e, mblöjfe
}u Derlei^n, beftritten. S)a8 Sßorbanbenfein eines
Seiftlid^en Sä^a^ felbft mürbe geldugnet Don
utl^er (f. b. 9rt.) in bem burd^ Seo X. Der-
tDorfenen 17.9lrttfel: thesami Ecdesiae, unde
Papa dat indulgentias, non aimt merita
ChriBti et Banetorum. Sel^nlid^ brütet ber
41. @ajf ber S^nobe Don Siftoia, ben $ittS VL
als irfalfd^, Dermegen, benS^bicnflen S^|H imb
ber ^eiligen eine Unbilb gufügenb' Denoarf. —
9leuqlenS moSen mand^e $rote^nten (@ieg|rid),
@|)iegel unb ^amadO bie fdtl^olifd^ Sel^ Dom
thoBauniB ber iiberflie|enben gisten SBerb, toüä^
Ruberen gu gute bmmen, ironifd^en d^plui^
gufd^reiben (f. @d^, Sie Seigre Don ben ^
ligen Sacromenten, greib. 1898, 625, ttnm. 4).
gfinbet fid^ aber eine foI(^e Se^re mtrOb) 0^4 M
anberen Sleligionen^ fo beioeist bie^ nur, nie fe^
biefelbe ber menf^Hd^ Statur unb 9)ennmft
entfprid^t. (SgL bie im Srt Vbio$ angefäi^
Siteratur.) [Sinig.]
Uefeiifbdi im 3. 1817^ f. ^ormS, (BbmS.
Theses dhunnatae, IBegeid^mmg für @fi^,
meldte Don ber fird^Iid^en SluctoritAt für unp
löf jig unb Denoerflic^ erllürt finb (f. b. %l
Cenfur).
%^tffütMA^ (Thessalonica , 6c9aaXov^),
el^emalige !Dletto{ioIe in SRacebonien,
an ber 9lorbofif))i|e beS t^ermSifd^ei»9Reerbufcn§,
mar urf prünglic^ nur ein gfleden unter bem Slomm
Therme (Thucyd. 1, 61). (Eaffanber, 6o(it
beS aintiixiter, ber biefen ^dten gu einer StaU
ermeiterte, gab il^r ben Slamen feinet (Skma^m
Xl^effalonife , bei ^albfd^tDefter aiesoid)erS beS
(Broten. Son ba an fyA Xbeffaloni^ M iaf4,
bef onberS olS eS gur 3ät ber SKömer guerjl goxOfU
ftabt Don 9nacebonien unb @i| eineS ^rdtoil,
bann ^auptftabt Don ©ried^enlanb unb SS^riea
unb @i| eines biferlid^en Stattl^alterS gemorben
mar. Ücac^ unb nad^ mürbe S^effalonid^ bie 6e«
beutenbfte 6tabt üRacebonienS unb koot nament-
lid^ aud^ ein Dielbefud^ter ^anbettfilal (DgL gf.
Seouiour'S Sd^ilberung beS ^onbelS Don Stie-
d^anb, befotdttrS ber 6tabt Z^ffdlonid^, ^
auSgeg. Don Sprengel, SBeimot 1801). ^eutc
ijl @aIoniK (tfirüH^ Selonifi) nad^ Sonflanti-
xtßptl bie bebeutenofie unb mid^tigfte €tobt ber
euro))ftifd^en Xürfei unb befitt no$ Diele ÜRomt'
mente auS bem SBertl^um. ^ie Xl^ebe getoä^
nid^t Don aOen Seiten @d|ut, too^I aber Der Don
(Eonjiontin bem (8ro|en angelegte ^en, ttoria
800 Sd^iffe ^Ia| l^ben. Sie SeDSIfcrung nmb
auf 80000 a^müljMX gefd^l^t, moDon etmo ein
Siertel Surfen, mit einem (Srol-üRoIIa]^ S)ie
(Sried^en begm. SBuIgoren l^aben l^iec einen (&^
bifd^of , eine fd^dne Kotunbe all Sat^ebrob, me^
rere fflöjter imb (Slementarfd^ulen. 2)te ttoä^
lilen, bereu Sal^I in neueftet SAt gugewmuneq,
baben nur eine befd^eibene $farr!in!(e. %n ber
e|>i|e ber gabtreid^ 3uben (faji ber ^ülfte ba
!BeD5tferung), meldte mctft toon ben ouS Sjxnnm
Dertriebenen Suben obftammen^ einen eigcnca
S)ialeft reben unb mond^erbi Sfrcibeiten beü|fl^
fiel^ ein ®ro^-e^ahm. (£ine gab^cetil^ 3ubcs-
beDdIterung mor in Xbeffaloni^ fibrignä {^ov
frfl^ anfafjig. Se|]^ gtng aud) ber $L ^M^
1605
X^effolonid^.
1606
M Meget^ett feinet gtoefim gto^en HRifjtond-
cfi|c boffn tmb fanb in ber bortigen 6911-
ago«, todi^ ton ber atied^i{<l^ SSiböaecung
cbcnfofll befw!^ loucbe, oie cmflnfd^te (Selegen-
f^, bot Sttbm unb Reiben jugteid^ gu )nt-
bigoL Set €Qine beS etningelifc^ SBotteS
Kauf fntd^teg Stbtei^; c8 entflanb eine
Imbe <Qti{iengemeinbe , oorjugSneife aus
6obcni(tißcn, \vl bimen ouil^ einige 3nbend^ften
bmen. SHe florigen 3uben, babtud^ etbittett,
cctrgtai einen Sufflonb, itrfolge beffen ^ßaulus
mb 6ilaft nod^ in bet Staqt Don ben Cl^rifien
«14 9<töo gefettet toutben. 9lid^ bmge na^^
fasbte ber flpojiel iion Stl^ ana feinen erpen
Srief an bie St^effabnid^et, bem balb ein }tt>eitet
Mgte (f. b. Stt. ^uIuS IX, 1694 f.). 9u«
X^jeffdlonid^ fbmntten bie beiben Sleifegefftl^rten
beft JjlL ^3<ntlu8, SecunbuS unb Sriflard^ud, oon
bcncn leitetet (f. b. 9rt.) erftet Sif^of feinet
Sotetfiobt genwtben fein foO. 919 feine 9ta(l^
folger loerben bet ffi. CaiuS (f. b. Sri n. 8) unb
l^HIcul genannt^ untet toeld^em le^em bet
bL SemetriuS (f. b. 9tt.)/ Don ben (Sried^en
bet »gto^ SRart^tet'' genannt, |iet gemattett
umibe. SIesanbet, ein gfteunb beS I^L Stl^a-
nafiui, etf(^eint um 825 )u 9licfia bereitd al8
Stetro^oßt (fibet feine 6ufftagane f. b. Stt.
^tie^enlanb Y, 1206). !BaIb batnad^ entpan-
ben in S^efblonid^ Ht^ßd^e Untul^en unb $at«
teiungen^ mte eS fd^eint b^ovgerufen butd^ bie
frembm ißtiefict unb SDiaconen, U)eld^e fi^ in
oiefet ongefel^enen @tabt läufig fe^t lange auf«
bieOen ; noc^ Cqbifd^of SfitiuS, untet bem fibri-
«ni bet Srifbe U)iebet l^etgefhOt nxitb, bedagte
ftd^ batubct auf bet S^nobe )u €atbica (ogL
^efäe, eonc-®efd^. I, 2. 9ufL, 599). Suf ^et-
menim obet SrmeniuS, aud^ ^etenniuS ge-
ttonni^ bflr 855 bet Sl^nobe }u IRimini bei-
nwbnte, folgte bet 1(L «fd^oIiuS (380—888),
oeld^ bim (tt Xb^flatonii^ etbantten ftaifet
Zb^^boflui L (f. b. Vtt) toi^. St tmtt aud^
iDobt bet etfh 3Retto})oIit Don Xbeffalonid^, totU
(^ all pa^ißlidbet Sicat ffit Oft-Süpricum auf-
gefteOt umtbe (f. b. 9tt aH^ricum VI, 612 ^.
unb Dd. Don 9lofii|-9iiened( in bet 3nnflbtud!et
Settfibrift fflt rot^ol. Xbeol. 1897, 1 ff.). Seine
HocMoIger (bi< 780) ttutben but$ bie Don ben
zapften belegitten Sfacultoten mit fold^et 9Rad^t
auSgeflottet, ba| man fie bisweilen fogat «$atri-
onflen' nonnte, mad übrigens Don tbeoyl^eS
(Chrtmogr., bei Migne, PP. gr. CVni, 877)
aelobdt »itb. — Son ben foIgenben(gt}bifd^fen
feien enoA^ bet bl. Sn^ftuS (883--410), an
mtläim $oDfl €itiriuS (f. b. 9rt ob. 858) rin
Sd^reiben tid^; SnafiailuS (feit 485), unter
bem na4 451 ju ZMfoIonid^ eine Beine S^n-
obe abgebalten toutbe (Qefele n, 579); SnbreaS
(^ 4M) unb bet ^ätetilet SorotbeuS (frit
S15), lodd^e 0I8 Xbrilnebmet am acodanMen
6dbiSma Don ben ^dpfien im abofblifd^en Sica«
ciate irU^ befiStigt mürben. Untet 9)ototbeuS
mürbe ^u Xb^lfalonid^ 518 rin Condl gebalten
(Manm Vm, 575) ; «ufebiuS (0. 590—604),
bet aus meisteren 9Siricfen (SregotS beS ®ro|en
belonnt ijt ; ^luS, meld^er 649 auf ber Sate-
ranfpnobe Don ^^\t 9Rartin L megen 9Jlono-
tbeletiSmuS escommunirirt unb obgefe^t mürbe;
3ofet>b/ Sruber unb SribenSgeföbrte beS Z^eo-
bor €tubtteS (f. b. 9rt.), bet, mebtmolS Det-
trieben, nad( bem 3abre 824 ftarb ; ber fjH. 93a-
fUiuB (feU 860 obet 862; geft. Dot 870), 3rit-
genoffe beS l^igen $atriard^en 3gnatiuS Don
eonftantinopel (f. b. 9rt.), Dorber Sifd^of Don
Kreta, Don mo er burd^ bie Saracenen Dertrieben
mürbe. Salb bamad^ Derftel 2:b^fl<^nid^ ^^^
€d^iSma, unb fftak nod^ ifi Salontti fd^iS-
matifd^ a)letn)t)oIe. — 3u Anfang beS 14. 3abr-
bunbertS mar )u Xl^effalonicb aud^ ein orme*
nifd^ Srjbifd^of, ber unter bem ^triotd^
Don €iS fianb (Le Qnien, Oriens Christ I»
1445).
92ad^bem bie Sateiner (Eonfiantinopel etobert
(1204), mürbe Xb^ffolonid^, meld^ bie @ia-
lianer unter Zancreb fd^on 1185 eingenommen,
butd^ ÜRarforaf Sonifa} IL }ur Steftben) eines
latrinifd^ftönigrrid^Serboben. 9lad^ bem Unter»
gang beS lateinif <ben ftönigteid^ f am aber Xb^f«
falonid^ nrieber an bie b^gontinifd^ ffaifer. S)a
biefe iebod^ bie @tabt nid^t befd^üken tonnten,
Detfauften bie Xbeffalonicenfet biejelbe an bie
Senetianet. SB&btcnb bet ^ettfdpaft bet Sa-
trinet mat bafelbft neben bem gried^ifd^ ein la-
teinif d^er 9Retto|)oIit, meld^m ^opft ännoceng IIL
bie im 9tt. @tie<benlanb V, 1212 aufgejöblten
Suffragane unterteilte ; bie 9tamen ber ^etro«
|M>titen finben fid^ bri Le Qnien m, 1090 bis
1096 unb bri Game, Ser. Epp. 482. 3m
3. 1480 mutbe 3:b<if<>Ionid^ Don ben Sütfen et-
obert Seitbem ift Xb^ffalonid^ nut mebt Xitulat-
et§biStbum. 2>ie menigen ifatbolifen beS latri-
nifd^n StituS geböten )um ^attianbal-tßicariat
eonfiantino))eI; bie fflt biefelben 1784 etrid^tete
9RiffionSjlation,beute$fatrei,mirbDonSa)ariften-
Sätetn Detfeben, melcbe bafelbft aud^ ein Seminat
fflt bulgarifd^ Wumnen (ie^t 60) Unterbalten
SMissiones catL, Born. 1897, 128). Sie
rflbet bet d^ftlid^en Sd^ulen leiten baf eSbft eine
^farrid^ule mit 262 ffnaben (MissioneB 129).
SHe 93armbet)igen Sd^mefietn b<^ben bott aubet
bem Sjntal nod^ ein SBaifenbauS unb eine St-
giebungSanftoIt mit 84 bejm. 171 S^glingen
(liGs8ione8l81). UebetbieneuetenSemegungen
unter ben Bulgaren bief et (Segenb, infolge beten
1888 ein rigeneS buIgarifd^S SHcariat Don
SOtacebonien mit bem @^|e in @aIonifi errid^tet
mürbe, f. befonberS Haß^oL 9Rifftonen, gfrriburg
1885, 251 ff.; 1898, 107 f. 3m 3. 1897
mar bie Sdffl bet fotboltfd^en ^Bulgaren in 9Race-
bonien, bie 1876 nid^t Aber 200—800 betrug,
fd^n auf minbefienS 10 000 geftiegen (Mia-
siones 617). (SJgl. nod^ Moroni, Dizion.
TiXXV, 3 Bgg.) [9teber.]
51»
1607
Sl^eubaS — £(iarb be Siff«.
1608
^l^mbM, ein ifibifd^et aufmiegler, tocld^
Don @amonel in feinet Stebe ^g. 5, 86 oIS 16c«
ceitö umgefommen enoä^nt toirb, unb bejfen auf-
treten nod^ ^9. 5, 87 Dor bafi bed ®aliläer8
3ubQ8 (f. b. 9rt.), alfo Dor ^bie Xage ber
Sd^a^ung'' fiel. 3ofe))^u8 (Antt 20, 5, 1) be-
rid^tet ebenfoSd Don einem SRonne beSfelben 9iQ-
menS, tt)eld^ vm bo8 3al^r 45 n. (Sl^r. unter
bem Sanb))fleger SufpiuS ^hvA Dorgob, ein
f^topf^ti )u fein, ftd^ gro^ Slnl^ang »erfd^ffte
unb mit einet unge^eumt 9Renfd^menge on bim
3orbon sog. 9lu8 biefer n^urben bei einem lieber-
faOe bur^ bie römifd^e Steiterei Siele getöbtet ober
gefangen. %tt ebenfalls gefangene S^eubod »urbe
ent^au))tet unb fein Stop'f mä^ Serufalem gefanbt.
3n bet annähme, bei SucaS unb 3ofe))]^uS l^onble
e8 {id^ um biefelbe ^ßerfon, bel^oupten biele Cr-
lldrer, Sucad l^be ft(^in ber Sl^ronologie geirrt
(j. S. SBetftein, »aur. Seilet, ^olimcm,
€prer u. 9. ; SSeil, geine u. % fd^reiben Slf S*
5, 86 gan) toinUrlid^ einem Ueberarbeiter ber
„Cuelle'' 5u) ober Jid^ toenigfienS einer $roIepfi8
fd^ulbig gemad^t (Salefiud gu Eusebius, H. £.
2, 11). %nbere meinten umgele^rt, 3ofep|uS ^obe
ben Sufftanb ju f))dt angefe^t (SoroniuS, 9Ri-
d^eliS u. 9.). SrftereB ift aber fd^on toegen ber
befannten gefd^id^tlid^en Xreue beS SDongeliften
SucaS ouSgefd^bHen unb lekered menigftend un-
UMXl^rfd^einnd^. SucaS fpric^t oielmebr oon einem
onbem 2:]^uba§ att 3ofe))^uS (Orig. G. Gels.
1, 57 unb k>iele Snbere). S)ie| ergibt ft$ nid^ bIo|
au8 ber Derfd^iebenen S^itangabe, f onbem au($
aus ben Unterfd^ieben ber Sr)ö$Iung felbft; fo tebet
Sucad }. 9. nur Don gegen 400 tRönnem, 3o-
]epJpA Don einer ungel^euem 9)2enge. 93or 3uba8
bem ®aIUäer (Jos. Antt. 18^ 1, 6) ober bem
®ouloniter (ib. 18, 1, 1) entftanben Diele 9uf-
fi&nbe in Subäa ; Don ber Seit Ql8 SoruS @tatt-
l^ter Don Serien mar, er^öp 3ofe))]^u8 (ib. 17,
10, 4) : „es lam in 9ubda ;u taufenb anberen
gfriebenSfidrungen, inbem Siele bolb l^ier balb ba
tiufrul^r erregten.' 9lad^bem er beren Dier er-
mftl^nt, barunter ben Sufftanb eines gemiffen Su-
baS, bann eines fnil^m SHaDen beS ^erobeS, mit
9tamen Simon, unb ben beS St^rongeS unb feiner
»rüber, fäl^ er fort (ib. 17, 10, 8): „SSo fid^
nur immer ein C^ufe Don Sufgönbifd^en )u-
fammentl^at unb femanb fanb , fie ju ffil^ren,
IDttl^Ite er il^n glei^ }um Könige.'' Unter biefen
bürfte ber Xl^eubaS bei SucaS gu finben fein.
SBe|]^aI6 ber 9}ame, ob man il^n nun als eine
gform beS aromöifd^en Xl^bbduS ober beS grie-
d^fd^ Sl^eobor auffa|t, befonberS feiten getoefen
fein foll, ift nid^t eimufel^en. SBiefeler ((S^onolog.
@9no))fe ber Dier (SDangelien , Hamburg 1848,
108 ff.) ibentificirt Xl^eubaS mit bem Antt 17,
6, 2—4 unb Bell. Jnd. 1, 88, 2 ermö^nten
Siufrfll^rer 9)tatt]^iaS ; Snbere benfen an ben Dor«
genannten @RaDen Simon (Antt 17, 10, 6;
Bell JucL 2, 4, 2). Sufd^Iag (X^aS, Sn-
fü^rer eines 750 B. in ^alöftina erregten 9uf-
flanbeS, Jtaffel 1849) ftnbet in ftftax X^enbton,
einen Sd^mager ^erobtö' b. ®r., meU^ct biefem
nad^ bem &ben ftoeUe (Antt 17, 4, 2; 20, 1, 2;
BeU. Jnd. 1, 28, 1; 80, 5). Ueber bto^ Vkc-
mutl^ungen fommen aber bmrtige Serfu^ nid^t
l^inauS. (tßgL Ligfatfoot, Gotnm. in Acta
ApoBt, in ben Opp. onmia ü, Fnuieqn. 1699,
777 sq.; Beme biblique, Fans 1896, 806;
»elfet, SucaS unb 3ofe))]iiui, in bet Zfib. tJftDl
Ouartdfd^r. 1896, 61 ff.) [% gelten.]
$9totbkc^if|l^ ^einrid^ Don, Catbinal,
einßu^reid^er (Begner beS SanfeniSmuS, flammte
aus einer altabeligen gfamiße unb mar am 25. 9Roi
1657 auf einem @d^Io|fe in ber 2)iAcefe9efdne0n
als 6ol^ eines 1^5^ fron}5f{f(^ OfficietS
geboren. 3m SItet Don 12 Salären (1669) er»
$ielt et Dom ftönige bie %btei 9loaifl4 (Nobilia-
cum in bet S)i5€efe $oitieiS) : feine @tubiea
mad^e et bei ben 3efuiten gu Sij[on unb bann
SU 0atiS an bet Sotbonne, mo et 1685 2>octDt
bet Xbeologie mürbe. Ütad^bem er in Sotbtingen
eine Seillang als SRifftonar gcmirtt l^tte, mürbe
et 1687 Dom ftbnige jum Sifd^of Don Xoixl ex^
nannt, etl^ielt abet megen bet bamaligen S)tffe»
ten)en )mifd^ bem fran|5{ifd^ ^ofe unb bem
beiligen ettiJ^Ie bie Seftätigung erft 1692. Seiner
^iöcefe mat et ein gutet Oberi^itt, ber fid^ jugleid^
eifrig bemfi^te, bie nrd^Iid^ Sfcei^ gegenüber bc»
^etjog Seo)>oIb Don Sotbcfaigen (1690—1729)
unb beff en f>ofiuti|}en gu Dettj^ibigen. Sei feinem
ffam|)fe gegen Singriffe in bie fit^Iid^ @cti<^tt*
badfeit unb gegen baS $Iacet fanb et in Stom
mirffame Unterfta|ung ; ilMa Subtoig XIV.
aber, ber nod^ 1698 X^iorb Sie WAA %m&»
SfontaineS ^i5cefe (SI^&IonS*fttf9tatne) Der-
lieben b^ite, etmieS bem ^e^og ben (Befoilcn,
nad^ SojfuetS (f. b. 9rt.) Zobe ben dfrigen ^-
laten gum 99tfd}of Don SReaus )u ernennen unb
baburd^ aus Xoul )u entfernen (1705). 3n fei«
ner neuen S)idcefe tl^at Zl^iarb febt Diel für
Unterrid^tS- unb SSo^It^itigbitSamecre; aud^ li^
er baS unter Soffuet Dorbcteitete Mjanala eecl«-
siae Meldenfiis DoDenben unb 1710 (»ttbliciten;
be^gleid^en gab er für feine S>i5cefe 99Micr
(1718) unb SKtuale berouS. S)cn 3onfemS-
muS bielt er nad^ fhäften Don feinem Sif-
tl^m fem ; er gd^Srte )u ben entf ^iebenfkn <8eg*
nem biefer Srrle^e vtäb beUmtyfte 1710 in einer
$aftoroIinfhruction bie ffir ^riefietfeminore be-
{Ömmten, ionfenifüfd^ gefStblen Inatitntiones
theologicAe beS Oratotianetfl 2Mnin (f. b. Sri)
no(^täd(Iid^. Sei ^ofe ftor^ et in l^bem 9s-
f el^n, unb ftdnia Snbmig XIV. [äjßxiai^ fd^on
im 3tmi 1718 bem {ßapjte für bie SoxbinalS-
mfirbe Dor; im Confifiorium Dom 29. aviai 1715
nal^m (SfemenS XL i^n unter gto|en Sobf^nräAcn
in'S l^eilige SoOegium auf. SRU 9liidtfl(|t omf bte(e
neue SBürbe l^atte im 2)ecember 1714 bet ftdnig
ibm eine britte «btei, et-Oermain^beS-giräS |tt
$ariS, Derliebm. 3n ber gfolgeieit muibe Z^iaH«
Xl^äti^t ^aut)ffSd^Iid^ burd^ bie Qttl6atblui«cn
1G09
XJ^tetbienjL
1610
inb Ximf^t in Qeiieff bet SuOe üxiigenitas
in Snf|>nul^ genommen ; c8 goß namenttu^, ben
Oto^^taationen bcfi Sr)bttto^ JtoaxUA unb ber
«nbetm tH|)^e&anten (f. b. 9itt) entgegenju^
atbcbcn. S)u bamatt unter feinem Kamen er-
fil^imcnen fe^r »irifomen Sd^ften füt bie SBuIIe
Uuigemiiift qmn bie Sppdianten (ein Trait^
tbeologiinitti raiis 1722, 2 yoIs., unb gtoei
miriangtcii^e InBtruetioiuB pastorales oufi ben
darren 1722 unb 1725) moten flbngenS nid^t
fion Z^icnb {elbß, fonbetn in beffen Stuftiag ton
brm 3cfuiten X^maS S)u)n:ä (gefl. 1758) ber*
fo^ (de Bmok«*, Bibliothäque UI, nonv. M.,
296 s.). VIS Sommenbatar-9bt don @t-®ermaitt
nnei et 1734 {leben 9Rdnd^e, batunter ben be»
xüt^mlen ^rubenÜuS Staran (f. b. 9lrt.)/ auS
birfcr Vttei auS, toett {ie bie SuSe nid^t on«
nc^yaicn iDO&ttn. St fiorb )u ißariS am
26. 3na 1737. O^gL OaUia chriBÜana YUI,
Paiii. 1744, 1661 sqq.; A. Jean, Lee dv^ues
de Eranoe dep. 1682—1801, Paris 1891,
301. 411; Hurfcer, Nomend. Ht. U, 2. ed.,
1046 sqq.) [®amS 0. S. B.]
Vffanrbtaifl, eine ^om beS ®ö|enbienfle8
(f. b. 9ri), iß bie Serel^rung ber X^iere an
fu^ ober in il^ Silbern als l^eiliger SBefen,
als Sncamotionen ber @ötter ober als Sef^fl^er
bei €tommeS unb ber ^orbe. I. SBerbrei-
tung beS Xl^terbienfieS. S)aS 9ud^ ber
Ski^cit jd^It atoar ben Zl^ierbienfl nid^t unter
ben Srten ber Abgötterei auf (ftap. 13—15),
bemcrft aber bod^ (15, 18. 19; ogl. 11, 16):
. Sie oere^ren bie denbeften Xl^iere, bie mit anbeten
unocmfinftigen Zeteren oerglid^en oiel fd^ted^ter
00 biefe fM). Selbft toenn einer biefe Zitiere
anfid^, brni et nid^ ®uteS fe^en, benn fie finb
Don dlotteS Sob unb @egen »eit entfernt.'' 2)ar»
auf bqitiftt ficfi tto^t ber fjji. $auIuS, menn er eS
als Zpor^ oe)ei(|net, ba^ bie Reiben bie ^er&i
fii^reit beS unoergönglid^en ®otteS mit ber Ael^«
lid^eU bc« oergBnglid^ aSilbeS Don SReufd^en,
Sögefn, oiitfä^igen unb fried^enben Xl^eren oer-
toufi^t ^aben (9löm. 1, 23). Sei ben SSroetiten
^ Mefet niebrige Sult nie SBurjel gefaxt, bod^
bm bk Stec^rung oon Zl^ierbilbent oor. S)aS
crfh Seifl^I i]i bie Serel^rung beS fog. golbenen
ftolbci in ber iDflfie ((^. 32, 1 ff. $eut. 9,
16 ff.). 9loA ber Zrennung beS SReid^eS mürbe
im 9totbreid9 ber Sel^ooacult mit Süberbienfl
«feUid^ eingeffi^. 3eroboam Iie| jmei golbene
iralDer, baS eine ju ^n, baS anbere )u Setzei
ottf^eOen (3 Adn. 12, 28 %). SRan l$at biefen
9tB<Ifaa mit bem altfemittfd^en @tierbilberbienfl
in Sufammenl^ng gebrod^t. SHe^ iß bei bem
fipatern Cult bcS 9iorbrei(^ ma^d^einlid^ (ogL
mbejfen 8 ftbn. 12, 28, mobei )u bebenfen iß,
ba^ SNroboom fid^ in Seg^pten aufgellten botte) ;
oborffir Me Ser^rung beS golbenen ffalbeS in
ber fBufif liegt bie Snnabme einer 9lad^a(mung
beS dg9|ifif 4cn €tiercuIteS näber, benn in %egQ))ten
iDucben tri^ blo^ lAenbige Stiere angebetet.
fonbcm aud^ beren Silber oerel^rt 3mar finbet
man leine SUbfäuIen berfelben, aber bodl^ fleine
Abbilbungen oon allerlei Xbi^i^^^ barunter audj^
üon Stieren, auS Sronje. 2)a baS ftalb ein
8Ub Se^ooaS fein foOte, fo ift bie ^lad^bmung
ber Ag^lRtifd^n g^orm mo^rfd^eiiüi^er als ber
KüdCfall in einen urfemiti|(|en @ö^enbienft, ob«
mobi baS Symbol ber Ofrud^tbarleit bier mie bort
}tt ®runbe lag. Ueber bie eherne Solange unb
ben Sd^Iangencutt f. b. «rt getifd^iSmuS IV^
1451. 1457 f.; }u ber Sc^Iangenbefd^mörung,
bie befonberS in Seg^pten im Sd^mange toar,^
ogl. (5j. 7, 11 f. 3ob 3, 8. «Pf. 57, 5f. 3er. 8^
17. SccL 10, 11. ecdL 12, 13. Aug. De
Gen. ad lit 1, 28. S)ie SSdter, meldte, mie be»
fonbetS bie SIesanbriner, ben Xl^rbieiUt nod^
aus Crfabrung fannten, betrad^teten benfelben als
bie f d^redltd^fte Serirrung beS ®ö j^enbienfteS. Sie
badeten babd in erfter Sinie an ben Zl^iercult
in 9eg9pten, meU^er bie Settounberung ber alten
SBelt um fo me^r erregte, meil er mit ber bo^
Kultur ^(egQptenS in grellem 993iberf|nrud^e ftanb
(ogL Sd^an^ Spologie beS (Sbriftentb. ü, 2. SlufU
Sretb. 1897, 162 f.). S)ie Serebrung ber ü^kxt
mar in Qeg^pten allgemein. 9luS ben Zaufenbeit
Don Sbi^rmumien, meld^ man an oerfd(|iebenen
Orten a[eg9))tenS gefunben l^t, erfie^t man, ba^
eingelne Xf^int, mie ber Sperber mü) bie ffa|e,
faft aOgemein oerel^ mürben; anbere genoffen in
einjelnen (Sauen Serebtung, mäbrenb fte in
anberen oerfolgt ober üctfpeist mürben, ). S. baS
ftrolobil unb ber ^ippopotamuS. SrftercS mürbe
als beUigeS Zitier beS ®otteS Sebel su OmboS
in Oberög^pten unb in mebreren Stabten im
gfaijium bocbb^ilig gcl^alten, im übrigen Seg^pten
glcid^ bem Sfel unb bem Jtilpferb als l^eiltgeS
tJ^tt beS bdfen ®otteS Set-X^pb^n üerabfdM-
S)amit bongt pfammen, ba| ben einzelnen (Göt-
tern, bie urfprunglid^ Socalgötter maren, beftimmte
Sbi^ oIS Symbole beigegeben unb bie ®ötter«
bilber mit ben ff öpfen biefer Xl^iergeftalten l^er«
feben muä)en (SBibber-, Stier-, ftu^, Srofd^«,
Sd^al-, Sperber-, ®eier-, 3biSfopf u. a.).
ÜRan glaubte aber ntd^t blo^, ba| bie @ötter in
biefen ^bt^^en ibren 6t^ genommen ffitttn, fon*
bem einzelne, befonberS auSermäbße Xbi^^ galten
als 3ncamationen eines ®otteS unb erbietten be^
balb $riefier, Xempel, gefte unb mürben noid^
bem Xobe ebibalfamirt unb beigefe|t Sie be*
lanntefien finb ber Stier SpiS unb ber Stier beS
»&, ÜRneüiS, in Unterftg^pten, ber fd^marje Stier
beS Sonnengottes ^oruS in ^liopoliS, unb ber
SBibber (Sod?) beS OfiriS in SRenbeS. S)er
lebenbe «piSftier galt als ber So^n beS StA, ber
beffen Seben auf Srben mieberbolt unb bie 9n-
betung ber Sebenben empfangt. Sein Sult ift
febr alt, mirb aber erß Don ber 18. 2)9naftie an
auSfubrlid^ berid^tet. 3m 3- 1851 fanb ata«
riette baS fogen. Serapeum oon SRemp^iS, bie
Shibeftdtte ber SpiSftiere, mit ben SOtumien tmn
64 berfelben, bie oon Smenbotep HL (18. 9^
16U
Zl^ietbienft.
1612
nafKe) (id }u ber ^tolemdergett gelefit l^eiu S)er
Derftorbene 9M)i8 »urbe OjlriS-apiS (&ttapii)
genannt. Se^nlid^^ gum Xl^eil nod^ ttibrtger,
geftaltete jid^ ber95decult juaRenbeS. S)a^ oud^
biefec auf bie SSioeliten eingetoirft l^ot^ geigen
Set). 17, 7. 2 $ar. 11, 15. S)a8 SBetbot ber
IBeftialität (Seo. 18, 23; 20, 16) bücfte bamit
jttfammenl^dngen. — Set olte inbifd^e SoM-
glauBe, t)on bem ft^ au4 Spuren im SBeba finben,
unb ber im ^tnbuiSmud fid^ gegen bie fßriefter-
religbn ber ^ral^manen erl^alten unb Derjinnlic^t
l^at, mar toefentlid^ 9laturbten{!, in metd^em neben
ben Steinen unb Säumen oud^ Sd^Iongen unb
anbere Zitiere t)ere^rt »urben. ^öufig toerben
bie (Sötter in leiben unb gangen X&ierge{!alten
borgefteQt. S)er 6d^langencult ift bei ben @ai«
baS (Serel^em beS ®otteS @ik)a) läufig, bie
äffen |nb in Dielen @egenben l^eilige Siliere, bie
fhtl^ ift nod§ tt)ie im iBeba (unb ^efta) l^eillg.
ffleine Silber Don ber fegenbringenben ®aben-
ful^ finb uberaS gu faufen. ßS ift möglid^, ba^
bie toeit Verbreitete Snfid^t, ber 9Dlenfd^ l^abe ur-
fprünglid^ nur ^flangennol^ng genoffen unb
Degetabttifd^e 0))fer bargebrad^t, mit ber Ser-
el^rung ber Xl^iere gufammen^öngt unb auf b.en
Unterfd^ieb gioifd^en reinen unb unreinen Xl^ieren
eingetoirft |jat. 2)od^ ift bei ben Snbem nod^ bie
@eeIentoanberung gu berfidtftd^tigen. Sei ben
Subbl^iften gilt nid^t nur ba§ Serbot, SM gu
t)ergie|en unb baS Seben eined Z^iereS gu fd^äbigen,
fonbem bie Zitiere toerben aud^ mit Sorgfalt
Set)f[egt unb felbfl in Spitälern Derforgt. 2)al^er
)mmt ed aud^, ba| in ben bubbl^iftifd^en Xem«
peln ß^ino'd Xl^erftatuen aufgefteut toerben
(S5toe, Ziger, Sd^Iange, gud^e, ^tettd^, ^afe.
Statte), unb ba^ felbfl mitten gtoifd^enSubbl^S ba9
SUb beS unfierblid^en Sfud^f ed, beS Sef d^u^ ber
®efe|e unb ^nfpiratorS ber guten ^anbiungen,
Mi SRan ftnbet in biefen Zempeln aber aud^
^are, ihwd^en, gfebem unb SnbereS al8 Re-
liquien oufbetoal^rt; biefelben rubren ton ben
Xl^ierleibem l^er, in toeld^en Subbl^ Dor feiner
äucamation aß 9J{enfd^ geboren toorben toor.
SefonberS treten S)rad^e unb Ziger l^erüor, jener
dd ber ®oti beS Siegend, biefer alS 9iei>räfentant
ber actiDen Seite ber mtur ; fie bilben bte @)runb«
läge beS gangen SQftemS ber S)ioination (ügl.
Sd^ang n, 77 ff. 148). — Stud^ in 3a|)an fe^It
ber Zl^ierbienfi nid^t; er eignete aber bort aud^
id^on ber ein|eimifd^en Steligbn. 2)er ^al^n ift
^er Sonneng5ttin getoeil^t, ber gfud^fi ift baS
l^ge Zitier ber ütal^rungS- ober ^bgöttin unb
bie Statte baSienige beS ®otteS beS Sieid^tl^ume.
f)öufig ftebt man bei einem Zempel ein tlRiino«
pferi), toeI(|eS bie ^ilger fättem. 3u ben Seiten
ber Zempeleingänge ^nbet man oft ben bimm-
lifd^cn unb ben foreanifd^ ^unb toie ben Ziger
üor ben Zl^oren d^ine[ifd^er Zempel. — 3tt ber
irontfd^en SReligion fptelt namentlid^ bie ^eiltg«
feit ber 9u^ unb bed ^unbeS eine groge SioAe.
9Hd^t mtr gitt ber Zob berfelben aß ein Unglüd,
bie Zdbtung oß ein Socrilcttittm, fonbem fit
l^aben in ber SRQtl^otogie unb Siturgie eine gro^e
Sebeutung. 2)ie Seele unb ber Bifipfn ber
jht]^ bilben einen (Segenftonb ber aR^tiiiobgie in
ben ®&t]^a8, bie Sd^öpfung ber ^pongen« imb
Zl^iertoelt au8 ber getftbteten Ur(u( ge^rt gu ben
ölteften lodmologifd^ SorfteOungen. ^ gut*
terung ber Jhil^ ifi eine beilige $fli(^t unb ein
SUb für bie Sflid^terfflllung ubtx^t 2)ec
SuSbrud! «,bie lru( getoinnen" begeü^net bte Sr«
lanaung ber etoigen Seligleü 2)er Ibin ift toie
bei oen Snbem unb onberen Sölfem bofi ^ig^
Steinigungsmittel unb toirb aud^ innerlid^ ge>
nommen. S)er ^unb ift bem SJlenfd^ gleid^-
toertbig unb toirb toie biefer befiottet (Er vertreibt
bie Zeufel unb toirb bal^ namentltd^ bi bie 9U^e
ber Sterbenben gebrod^t. S)erbdfe®ott(9^nffian)
f^ai bie ®eftalt einer Sd^Iange, fo ba| ber fltonpf
gtoifd^en ®ott unb ber Sd^Umge gu einem |>er-
fönlid^en toirb, tofibrenb in ben Sd>en bie^
Stampf einen naturaliftif&n (Sfyxtatin ](|at, ein
ffampf bed Snbra, befi Rbrdqß beS leud^tenben
feimmeß, gegen Sl^i, bie Sd^Iange, ober gegen
Sritra, bie Ißerfonification ber ®etoittenool{e ift
S)agegen ift bie eigentlid^e Sd^Iangenoere^nmg
bem ^arfiSmuS fremb. SBenn bie Skfflonge
3)al^&Ia üerel^rt tourbe, fo oenot^ bie^ toefüid^en
einflu^; benn in ög^ptifd^n unb gritt^ifdpen
Zem)>eln ^ielt man Sd^tangen. — 2)ie ®r(ed^n,
toeld^e fid^ über bie Zbierverebrung ber Seg^t^ter
luftig mad^ten, litten felbft ein gut Zbeil von
Zbierbienft in il^rer Steligion (Clem. Alex.
CoL 2). 3toar lam ed in ber ^ftorifd^en 3eü
nur auSnal^mdmeife vor, bag man l^ige Zl^iae
pflegte unb i^nen o)>ferte ; nad^toeßbor ifi e8 nur
bei Sd^Iangen, meldte befan Sienfie verfd^iebener
@ötter, toie bed ^§ltUp\o%, betbeiligt tooren, unb
in benen man ftd^ bef onberS bie Seelen ber ^oen
verldrpert badete. Sold^e Sultudfd^langen tDoven
bie (Qd^reifd^e Sd^Iange beim S)emeteii>tcnfl gu
SIeufß, ber olxoup&c o^tc ouf ber Surg gu Stboi,
bie Sd^Iange, bie man aß Sd^u^bftmon von (ilß
gu Ol9m|>ia verlegte. %t^erbem geigen fld^ in
ben ÜJlQtl^en unb (Suiten viele Spuren eincS X^fier«
bienfted. 3n ben Z^ieren, toeld^e ben eii^nen
@ott]iieiten gugetl^eilt toerben, fonn man vatmjjttnS
Ueberbleibfel bovon erfennen. S)ie SR&ufe im
Zempel bed 9poUo Smintl^euS unb bie (Eule ber
Sltl^ene fielen nod^ neben ber @ott^eit. SDion9fo4
toirb aß Stier ober mit Stierpmem^ 3)emeter
mit einer $ferbem&]^ne obgebilbet S)er oui
Serien ftammenben Slp^robite finb gif^ nnb
Zaube l^eilig. 3eu8 fann fid^ in ben verf$id>enf[en
Zbiergeftalten ben !D2en|dDen na^. 9Iu4 9(poQo
mü) Sion^foS tbnnen \\q in Zbiere vetmanbdn.
— Sei ben Stdmem toaren ber tveiSfägenbe
Sped^t unb ber SBoIf l^eiHge Zl^ere beS SRorl.
äBal^rfd^einlid^ fuib fie Vorder felbfi verebbt toor«
ben, toie benn ber S^ierbienft in bet aOrSmif ^
Steligion eine SteUe einnabm. — Sei ben (Ser-
manen ftonben SbdEe, Stiere, $ferbe aß toeiS»
1618
XMetbicnjL
1614
{ogcnbe Z(tm in l^o^ (Sfjitta, im 9totbcn aud^
bU IBSxm. S)i( Solange galt bem gomonifd^en
Sottglaubm ald ein f%ü|enbe( ^auSgcift. —
3n ber femttif^ SRqt^ologie {Inb neben ber
&iUmgt, todäft bem S^8 entfpvic^t, befonberS
bct fififdb (S)ogon) unb bie Xioube Detmenbet.
^Smoec (oben frfll^ UKil^c^einlidb mit onbeten
Sotutbtngen bie Zl^ Derel^tt. Sbier unb Söme
goltai Ott Symbole bed Sonnengottes. 3flar-
Storgote ^otte Sif4iPfbdt/ toelbolb bie @9rei
leine glM^ <i|en, fonbem biefelben gbttlül^ tet-
c^rlnu Vtti( |u Zn))oIiS in Ißj^önicien, }u fDxpfyx
in 9Ref09<>tamien unb }u Sd^iroS in Werften ^
man bie SSm^nmg ber gifd^e unb ben ®Iauben,
ba| 1^ Zbbtung ein SBerbreAen fei, att 9left ber
oB^rif^SiN^erebrung noq b^te borgefunben.
— Sei ben KaturDdlfem bilbet ber Z^ierbienfi
rinen 6att|)tbejimibtbei( ber Steligion. @d^on
be SroReft ^t mtf biefen Sult bet ben Siegern
SfriÜB't oufmerffom gemcd^t, um ben >i))tif(ben
Xbicrbicnft ju erfldren. Sei ben 92egem genie|en
bryonbeifi bie S^Iongen religiAfe SBerebrung ; ibr
Sult {{i Mn ben 9legem mid^ nad^ Slmerita Der»
yflaiut morben unb i{l bort (^oiti, Souifhma)
<mtf(9n)eifenb unb groufam betrieben ttorben.
Ibrr mi^ im Sfiben 9marila'8 ift bie Sd^Iongen«
oecebrung b^imifd^^ fotoobl bei ben toQben Stäm-
men Ott bei ben SutturübOem in SRcsico unb
^jkni. 3nbem oud^ Xl^itxt ju gfetifd^en k^ermenbet
merben, gelten {ie menigfienS att @i| eined gött«
liiben SEtefenA. S)er 9beralmtbe &om Zotem bei
ben 3id)ianem imb oom ffobong bei ben 9u{lra-
Uem (fingt mit bem Xbi^bienjt julammen. &
gilt isffm ein Xf^xn oI8 Zotem ober ftobong,
b. b^ Ott 6tammab)eid^en unb folglid^ old Vfyv'
ben b(9 (Sefd^le^tefi. 9tt fold^er mirb e8 berebrt,
digemein gejcbont unb oIS f^elfer be8 (Befd^Iecbtefi
betrad^tet ^terfonen beSfelben XotemS ober fto«
bongS iji bie l^etrot unter eincmber oerboten.
n. (EtriQrungbedZbi^vbienfted. Ski
bie Xbieroerebning eine allgemeine Srfd^nung
ber be^if 4^ Stellgionen iß, f o mu| fte in ibren
®nmb|figen au8 bem nQturalijUfd^en Sbotofter
bcf ^ctbcnt^umS erlttrt merben. 2)ober ^nb bie
SrtUrungen ber tüten, tteld^ {id^ b^^uptfäd^Iid^
auf ben ögQl^tiMen SJ^ierbienji bejogen, un)u-
rti^Qtb ($ €dtoI), @b|enbien$ unb Smiberri bei
ben alten fiebrSem uiu> ben benad^barten 93bl-
fem, Segenfiburg 1877, 17 |f. 105 ff. 816 ff.).
9tibai ben Ipimmettldrpem b<iben eben bie tSjuxt
megen ibrer 9ebnlid(|leit mit bem SRenfd^ bie
Vufmerlfombit bee 9toturmenfd^en befonberS auf
Mgeaoaen. £ie ftraft, JHugbeit unb infKnctit)e
6td$erb^ ber Xbi^ nn'^ in bem SBilben bie
Sbnunft (incS Ifif^ttn SinfluReS. 3e mebr ber
9teifd^ l^on bem XS^ia gn furd^ ober )u baffen
bat, oefto Iei4^ iß er geneigt, fid^boSfelbe burd^
Serebntna gbt^g |u {Ummen. Sei nomabifd^en
unb odtamnilretbenben SöQdn bmmt inSbefon-
bete ber 9hi|en in Setrod^, meld^ eimelne Xb^^
fb ben ^auSbott beS aien^ b<>ben; belbon gitt
eine Serlekung berfelben M Sergel^ gegen bie
ateligion, att Seleibigung bed gfitigen 6d^|)ferfi.
3m SDgemeinen ermöd^t auft ber Setra^tung
beS @ebeimm^oDen im Xbi^bben, mie eft na«
mentlid^ aud^ bie unbeimluben S^Iongen bar«
bieten, eine beilige Sd^eu Dor ben X^tttn, fo ba^
man fie faum )u tobten magt ober fie um Ser«
Seibung bittet, koenn man fie tobtet 3nbem nun
eingelne Xb^^ <ni8 (Sränben, bie oft in ben ort»
Ii(ben Serböltniffen ober in ben m^tbologifd^
Ueberlieferungen gu fud^en, aber bfiufig nid^t me^
)u beftimmen finb, einjebten ® ottbeiten jugeorbnet
tturben, bienten fie )ur fpmbolifcben Se)eid^nung
berfelben unb )ur finnlid^en Slbbilbung. 3ur
eigentlid^en SBemed^Imtg beS ®otte8 mit bem
X!bier fam e8 nur in 9eg9))ten. Siefer b&^Iid^
(Bö|enbienjl lann nur att bie tieffie Serirrung
oon bb^eren religidfen Snfd^auungen betrad^tet
toerben. 9Ranetbo berid^tet benn aud^, biefer
Xbierbienft fei erft f))ftter auf gdommen ; jur Seit
beS IfönigS ffaied^oS (ffolefu) feien juerft bie
Stiere 9pi8 unb SRneoifi in I^IiofioIiS unb ber
SRenbefifdbe Sodt für (Bötter gebalten toorben.
(Erft in ber (Sntftebung9)eit beS Xobtenbud^eS
»urbe ben l^iligen Xbieren eine befonbere SBArbe
juerlonnt, unb gmar bomatt nod^ oHgemein. S8
lä^t ftd^ aßo nid^t mabrfd^Iid^ madigen, ba| bie
ftg^tifd^e ^Religion einmal auf bem @tanb))untte
bed Scblangen- unb f^Qdnenoienfied ber Steger
gefianben bc^e, unb fte ift aud^ nie f o »eit bercdb-
gefunlen. 9ud^ bie Ableitung auS urf)nninglid^en
9Rqtben ober auS bem ^immettculte mit bem
3pbiaca0reid unb feiner Sebeutung für bie fionb«
mirtbfd^ genügt nid^t, meil bie| eine \pöktt
^eriobe oer SReligiondentmidlung k)orau8fe|^ unb
bie Senoenbung ber Xbierf Qmbolil für bte Sr»
fd^einungen am ^immel nid^t auf ber Xbier«
oerebrung berubt. Sie 9uf einanberf olge : natura«
ßfiifd^ (ipimmel, Sonne, (Bemitter), }oomor}ibe,
antbrojpomorpb^ Sleligion (^artmann) fbnnte mon
nur für ben Serfc^ gelten laffen. S)a| bie
SegQpter, 3nber, 38raeliten nid^ über bie
joomorpbe Stufe (Xbierbienft) binauS^elommen^
bie Serfer gar nid^t in ben ^rojeft euigetreten,
bie (Sriüben ben le^ Sd^tt ber Sntbropomor«
{»bifinmg getban b^^ben, Ul|t fid^ auS ber Steli«
gionSgefd^te nid^ enoeifen, bemt bid j[e|t iß ber
Slad^meiS nid^t erbrad^t, ba^ alle Steligion im
!Raturbien{i ibren Anfang genommen, unb ha%
toedeE bie bomerifd^e Xbeologie bie b^nd^ße Stufe
ber gried^ifd^ Steligion barßeüe. Sielmebr iß
ber ®ang oit religidfen SntkoidEIung tiom St^iri*
tuellen )um Slatinolißifd^ gerid^tet, unb fo lü^
ßd^ au^ bie (Entßebung beS üg^ptif d^ Xbier»
bienßeS erflären. iAt Xbierfiguren oerfinnbilben
ben ^atutpto^i unb bie babei betbeiligten (Bott-
beiten. S>a| ber ftaf er ßd( auf ben Urf )mmg, bie
@eneßS, bie Saterfd^ß bejiebt, mie ber ®eier auf
bad aRutterlid^, mirb att eine burd^ löiloIiMe
Stubien feßgeßeOte Xbotfad^ begeid^ Sie
OgboaS ber (Bötter mürbe burd^ Ito $aare 9Rän-
läSlB
%Yitu — Xl^olud.
1615
titr «ib gfemen bargeflellt. 3ene l^attm S^ofi!^«^
biefe @d^iangenI6|)f e. S)eim gfrofd^ unb Solange
galten alS elementare X^ierfd^öpfungen^ {{e f^ienen
unmittelbar onfi ber (Erbe geboren gu »erben. 2)er
^rofd^ ijt gleid^ ber9(nabto^d ober SBieberbetebung.
Skiburq umrbe auf bie SÜtftel^uttg ber erfien ®e«
fd^dpfe aus bemllrfc^Iamm ober S^aoS Iffmgetoiefen.
SRitunter fhib ftdf er (Seorabdu«) bamit oerbun-
ben. S)ie Sd^bnge mit il^rer ^fiutung f^mbolifirte
bie ))eriobi|d^e, auf bem @onnmIauf e beru^be Er-
neuerung ber SSkltorbnung unb gaü bei ben Xeg^p«
tem megcn il^r töbtßd^ SBtrfung aß @i||mtoI ber
Unjterblid^feit (üraeuB), ttioburd^ fle fid^ befonberS
als Symbol ber ©ottl^it eignete (@(|oIg 104).
änbem man aber biefe mit bem 9tatur^ro}e^ gu-
fommen^ftngenbe S^mbolil auf bie barin tl^ge
®dttermelt fibertrug, mu^e man eine bie g5ttli($e
Sraft oerftnnbilbenbe SorfteOung loäl^Ien. Sieg ^
ber mit bem SRenfd^enleib oerbunbene %Sixt(iop\.
Der SBibberbpf fqmbolißrtbiemdnnlid^effraft, ber
Stierlopf bie aeugenbe flraft, berihtl^bpf bie ge«
bärenbe unb n&^renbe 9tatur, ber 9rof<^(b)if baS
Uranfönglid^, ber Sd^afalfopf baS feütenbe unb
Senwd^be, ber @))erbedo))f baS Sujftreben nad^
ber ^5)^, ber ®eierto))f baS aRutterlid^, ber 3biS«
Io))f bie Senbung utü> Sotfd^ft. Sie 9teger {Inb
eine 6tufe tiefer gefunlen, tteil jie nur nod^ ben
®egenfa| t>on 9Ui^Iid^ unb @d^äblid^ im 9uge
^ben. 3m Xotem unb ih)bong jeigt jid^ aber nod^
eine Slnalogie )U ber genannten S^mbolif. 2)enn
toenn getoiRe Spiere (£aube, SBoIf, SBör, Sd^Iange
u. f. tt).) gu @tammab}eid^en toerben, fo finb fie
mit ben %^nen in SBerbinbung gebrod^t uno foOen
gemiffe Sigenfd^aften }um 9u8brud( bringen (f. b.
%rt. 8fetif(^i8muS IV, 1450 f.). 2)ie »egiebung
)um Familienleben (Ssogamie, 3Dbitriar(|at) ift
ober nid^t eine SBixfung, fonbem eine iSorauS-
fe^ung baoon. (SS ift nad^gerabe als ertoiefen
angufel^n, ba^ bie SBel^auf^tung einer urfprung«
lid^n ^romiScuitöt in'S Sleid^ ber fjfabel gehört ;
oielmebr tt)urbe auf baS ^milienleben fe^ ge«
ad^et unb bie Slutsoermonbtfi^aft tool^l berfidC-
j^d^tigt. S)a)u mar aber baS Xotem ein gang
geeignetes S^id^^n* SBtQ man atf o b^utgutage ben
gangen Xbi^^bienfl auS bem XotemiSmuS erfloren
ober benfelben bo^ gum mid^tigften gfactor mad^en,
fo ift oor Mem baS fociale üeben ber SBöIfer ge*
nauer gu unterfud^en. 3e mel^r biefeS bei Semiten
unb änbogermanen, j[a felbft bei ben 9}aturt)ölfem
ben patriarddalifd^en ßl^arafter an fid^ trögt, um
fo weniger lQ|t fid^ ber Xbi^^ienft auS bem Xo»
temiSmuS erKören ober gar on bie ©pi^ ober in
bie ^auptperiobe ber %etigionSentn)idKung Der«
legen. (9}gl. Sbantepie be to Sauffa^e, Se^rbud^
ber Steligionegefd^. I, Ofreiburg 1887, 67 ff. ; in
ber 2. %uf(. 1897 iftber pbanomenoIogifd^eXl^U
meggelaffen, aber bie Sr[d^einungen ^nb in ber
Darftelltmg ber eingelnen SteKgionSftifteme ge-
nouer be^anbelt toorben.) [$. @(^g.]
%t^intj reine unb unreine^ f. @peife»
gefe^, ob. 581 f.
S9taQ$, 3otann8aptift, StturgOttr unb
Sr^ologe , »Mtr am 11. Stonember 1686 ju
(Sl^ortreS g^oren, mad^te feine Stubien noment«
li^ gu $ariS unb tmirbe fd^on 1658 Sebret ber
Humaniora am bortigen (SoQ^ge Su !ßle{fis. 3m
3. 1666 erbtett er bie g^farrei dfymtprovb^
en-(S)aftine (3)i5cefe (El^artreS), mel^ er, ge-
gnmngen burd^ unongeneldme, gum gro|en Xbn(
felbperfc^ulbete 9emidlungen mit bem %t€f>
biacon oon &^axtc^, 1692 mit ber mm S3ibra9e
(3)iöcefe ÜRanS) oertoufd^ie. 3n biefcr Siettung
lebte Xi^ierS faft nur feinen feelforglid^en $flid^ten
unb toiffenfd^ftlid^n ©tubien. (Er fiatb am
28. gfebruar 1708. €eine gal^Ireid^ €<l^riftcn
geigen oietfeiKge (BeleJ^omfett^ felbftanbigeS, oft
fd^arfeS Urtl^eU ; fie be^onbebi id>o4 meiß SRil'
bräud^ unb arc^äologifd^e (Eingel^iten. (Ermähnt
feien l^ier folgenbe: Exercitationes adr. Joh.
Launoii dissert de anctoritate negantia ar*
gumenti, Paris. 1662 (ogl. b. 9rt Sounoi VII,
1515); De festomm dierom imminiitaone,
Lngd. 1668 (biefe Sd^rift, mortn er bie üon
frangdflfd^en »ifd^öfen auf äBunfc^ bcS fiömgS
ooOgogene Suf^ebung einiger Sefte oertbetbig^,
fam 1672 auf ben 3nbes, donec eonigatnr) ;
Bor rinscription du grand poiiail du coovent
des eordeliers de Beims : Deo homlni et beato
Francieco, ntrique cmcifixo, Bmx. 1670 (eine
gegen eine un)xiffenbe 3nf(^rift geri^tete , fibcr«
mä^ig fd^e $oIemiO ; Tt'aite ae Texpositioii
du Si-Sacrement de Tautel, Paris 1673 (u. ö.)r
2yolB. (moriner bie gul^uftge^uSfefungbcSoOcr»
l^igfien @aaamenteS tabelt) ; Traite Üb aoper-
stitioiis, Paris 1679, 2 vol& (na^ X^ierS' lobe
erfd^ienen 1704 gmei tt)eitere SBftnbdben; oUe tut
famen 1757 auf ben 3nbes) ; Histoire des per»
mques, Paris 1690 (gegen baS iperfidentragen
ber ®eiftlid^en) ; Dissert. sor ia sainte lärme de
Yendöme, Paris 1699 (ber Serfoffer forberte ben
9ifd^ofDon9Io{Sauf,biefe9ieIiqutemeggufdboffen).
SRabiEon (f. b. 9(rt.) fd^rieb gegen i^n, nti^t um
bie 9ed^tl^eit ber pr^iligen Xbräne'' gu bemeifen«
fonbem um bie Stebli^fieit ber SBema^ biefer
Steliquieguoertbeibigen. (lBgI.Nio^n>n,MöiiL IV ,
Paris 1728, 341 ss. ; Nouv. Biogr. gen. XLY,
173 SS.; »eufd^, 3nbes II, 1, 420 ff.; Harter,
NomencL lit. II, 2. ed., 895 sqq.) [ffecfer.]
fBieftnar, f. S)it^mar.
t^otiod (n*t=^^i9X ün $1. X. einer ber Seoiten,.
meldte 3ofapl^t bei einer im Sanbe 3uba ge4alte>
neu aJKfflon üenoenbete (2 ^r. 17, 8).
«^oCitil, Sfriebrid^ «uguft @ottfrieb«
))roteftantii(|er Xbeologe, mutbe am 30. üRdr)
1799 gu SreSlau alS Sol^n eineS (Stolbf^miebc»
geboren. 92ad^bem fid^ feine Untaugtid^fett für boS
oaterlid^e Semerbe bcnntSgeftdIt ^e , tonnte er
ftd^ ooUftdnbig ben Stnbien bingeben, mmSß tibtt
auf in (Steid^gültigfeit, [a in Selnbfc^ft gegni
baS (Sbriftenti^um. 9(S er am 5. Octote 1816
bie «biturienienrebe aber boS X^a (i^: »IBie
boben bie Araber auf bie SBUbung Qxao^ofi ge-
1617
Xf^olnd.
1618
i»ixttV {e|te er SRofed, 3efn9, aRol^ammeb
raianbcr gtri^, )oe aber allen S>relen ben inbift^en
Sleiitt, ben peqifc^en Sotoafiei utib ben d^ineft-
ti^<bmfttctui twr. Sudgejeld^net burd^ ein 1^
Mmaenoct Xalenl für Sprachen, toibmeie er jid^
futtfiqij^ üi SreSIau bem Stubtum ber orienta-
lii^en epttt^en, bie er in ben SRugeflunben fd^on
am fBi^mnafinm mit fo eigenartigem Srfolge be*
ürittai ^atte, bo| er flq im (Sanjen 19 Derf d^iebene
9ttome an^gnet polte. StittelM tarn er Sn-
\ana 1817 im^ Serlin }tt bem Orienialijten
IL iiki, bcf{enSmonuen|tS er nmrbe, unb begann
bit t|ieoIogi|d^ €tubten. S)er SBerfel^r mit
». SHei ittb oen bamaligen frommen ffreifen !Ber-
IfaiS, Me in ber C^ftent^umdgefeUfd^ft (f. b. Sri)
t^tcn atittel)nmft l^atten, namentlid^ mit bem 99a-
ronftottiDil, getoannen ben Stoeifler unb @|i5tter
ttrbif ))idi^f(^e9li(^tung. 9ln ber Unit)erfiiat übte
iRtonber (f. b. Sri), mit bem er oud^ in perfön«
U^ Scrle^ trat, bie meifte Snjie^ung anf il^n
onft, bancben SRor^einele (f. b. 9rt.), tool^renb i(m
^(eiermo^er unfqmpat^ifd^ mar. Seine eigent«
JU^ tl^Iogif d^en gatl^ftubien moren menig grünb-
fk^. 9lod^bem feine %b|i(^, in bie SRifftonen ju
gc^en, tmÜtU toat, moOte er fid^ ber atabemifd^en
arnfba^ lumenben ; baS im 3uU 1 820 eingereid^te
^motionSgefud^ tourbe aber Don @d^Ieiermad^er,
ber bie ein^ereid^te S)if[ertation iiber ben $on"
t^eiSrnui ber Orientalen megen il^reS nntl^ologi-
f 4en 3n^IteS nid^t fflr geeignet l^ielt, oerf d^Ieppt.
Soi^em er bonn auf vlnmeif ung beS StinißeriumS,
boi i^m bie IBermaltung ber nad^ be SBette'd <Snt-
fcrmtng iMcanten ^ro^ffur für alttefiamenüid^
(^gefe übertragen moüte, am 2. Secember 1820
lum Stcentioten ber Xl^eologie promooirt morben
ttiar, ^büitirte er |id^ att ^ßriüatbocent unb tourbe
1828 an^erorbentlid^ $rofef|or. (Sr f^itli SSor-
bftmgm ^uptfä<!^Iid^ über Ss^gefe beS SIten unb
bei %enen XeftamenteS, bandben aud^ über (Se-
fAi^te ber Xi^Iogie im 18. Sal^rl^unbert unb
aber SRet^obe be9 t|eoIogifd^en StubiumS ; oud^
^elt er eollegia pietatia. (Einen Sluf alS $rO"
fcjfor ber Sogmatif nad^ Sorpat Upnft er ah.
SSegni feiner €d^ft Ssufismus siye Theo-
•ophia PerBunm pantheistioa oerliel^ il^m
1828 We p^ilofop^ifd^ gfacuttat }u 3ena ben
DodortitiL Son 1824^1826 gab er für bie
«9crliner (Befelfd^ft }ur Scförberung bed iSfyA'
^^umi unter ben Shiben'' bie 3eitfd(|rift ^S)er
Steunb S^raeß* l^uS. 9Begen feiner %bl^nb-
lung »S)o§ fflefen unb bie ftttlid^en Sinflüffe bed
^beni^mS" aß Cinleilung }u 92eanber9 „S)en!-
ttriiri>igMlett be« Cbriftentl^mS unb be§ d^«
BAm Sebenf' (1822) mürbe er in ber 2)arm-
fWhx i^Wlg. ffird^eitung" fd^ angegriffen.
QfD^ Vuffe^ enegte feine anonyme Sd^rift
«trte 8e^ Don ber 6ünbe tmb bem Serföl^ner,
ober bie toobre Sei^e beS S^^V^ti* (Hamburg
1823, 2. Sttfl. 1825; erft in ber 8. [1830] nannte
er feinen Stomen; 9. 9lu{1. 1871), morin er fid^
in )mdlff4>aScetif((er gorm gegen ben Stattona«
It&mnd manbte. {mtte be SBette in feinem „%^^
bor ober beS 3toetfIerfi aSeil^e'' bie SBetbe l^upt-
fod^Ud^ in bie ^l^ilofopbi^ unb eine Srt ®emät]^-
t^Iogie gefegt, f o moHte Xl^olud bie molare SBeil^e
in baS aus bem @Iauben an ben 93erföl(|ner fom«
menbe neue 2d6en Oerlegen; biefed neue Seben,
bie SBiebergeburt, fei glei^gültig gegen bad ^$il«
gergemanb bed SBetemüniffeS'' unb in ber Se^ce
an ben ftird^glauben nid^t ^ebunben; erß in ber
Sufunft loerbe ed fiegreid^ fem. 3n bem «Som*
mentar )um Stömcrbriefe" (»erlin 1824; 5. SufL
1856) jeigte fid^ X^olud ald bibelgläubigen
Ssegeten gegenilber ber pbiblogifd^ Ssegefe, bie
aUerbingd {u fd^Iec^t megfam. gferb. S^. 99aur
(f. b. 9rt) fagt in feinem ^^uIuS^ ba6 mit
bem 3:boIudC'f($en Kommentar eine neue 6|>o(^
in ber 3nter)iretation beS SUmerbriefeS begonnen
l^e (S. 835). S>ie ))ieti{lifd^e 9»(^tung X^AuÜ
f)nead^ fld^ beutlic^ aufi in bem anonym erf(^ienenen
@<^riftd^ ^Stne Stimme miber bie SJ^erluft"
(Berlin 1824), toorin er baS @4auf))iel für 6ünbe
erHärt. .3m 3. 1825 mad^te er eine längere Steife
nad^ Cnglanb unb trot bei ber 3abre8f eier ber eng«
lifd^ SefeÜfd^aften im SRai oerfc^iebentlid^ aß
atebnermtf. Suf einer }ioeiten Keife bortbin, 1835,
f^Io^ er mit IßufeQ gf^^^unbfd^ft. @d^Ieiermad^er
bUeb i^m aud^ ie|t fremb, ia feinbfelig, unb Der-
l^inberte ed aud^ , ba^ i^ bei feinem SBeggan^e
oon Serlin bie tl^ologifc^e S)oäormüä)e honorui
causa oerliel^en ttmrbe; er mu|te fie rite ermerben.
9Rit bem €ommerfemefter 1826 fiebelte Xbolud
(M orbentlid^er ^ofeffor nad^ ^aüe über; bie (Er-
nennung gefd^]^ in ber Sbftd^t, ba^ er als Ortl^-
böser, mofilr man ibn l^ielt, bem bort l^rrfd^en-
ben, nomentlid^ burd^ (8ef eniuS unb SBegf d^eiber
oertretenen 9lationaIidmuS entgegenmirfe. Sie
tl^eologifd^e gfacultät bafelbft l^tte auf (Brunb
oerf c^iebener 9(eu6erungen, totlä^t er in einer 9id)e
)tt Sonbon über biefelbe getban botte, gegen feine
(Ernennung ftd^ Dermabrt: in SSirßid^teit mar eS
ber rationaliftif Ae (Seift, ber fid^ gegen i^ er^ob.
@o l^atte er in OaOe einen fd^meren Staub. S)ie
Sfeiitbfd^aft ber beiben (genannten )eigte ftd^ ^
f onberfi in ber 9ufna]^me einer ihitil oon $anlud
in ^eibelberg über feinen „(Eommentar }um 3o«
^nneSeoangelium'' (^mburg 1827; 7. 9nfL
1857) in bie unter ^er Stebaction ftel^be 9b«
^ibmg ber ^Qe^fd^n i,90Ig. fiiteratur^eitung''.
Son 9]pril 1828 ab mar Xbolud ein Sol^ kmg
preu^ifd^ (Sefanbtfc^ftS^irebiger in Stom bei
Sunfen. (Er l^ob felbft ffiäter f^mot, ba| bo8 rd«
mif<^ Sabr i^m ^bie engen jrietiftif^en 9n«
f d^ouungen abgejlrei^ unb i^n )u einer freiem in«
nem SntmidOung 1^ fommen laffen''. 93on
feiner ^üdfebr an bis gu feinem Sobe am 10. 3mtl
1877 entfaltete er in fyOit att^rofeffor, Unioer-
RtätS))rebiger unb Oberconftfiorialratb, am mei«
ften aber als @tubentenoater burdb i)erfdnlid^
(Einfluß eine meitberül^mte Xböüehit (Ein »rief
aus Smerifa mit ber Slbrefle «Sn ^erm Xl^o«
lud in (Europa'' gdangte rid^g an i|n. „(Er
1821
%f)oma^, ber f^t, bet 9po{teL
1622
Stttmkrgl im IBerlaufe beS 17. Sal^r^unbertS,
^hirg 1852; Sorgefd^id^e beS XotionaliS-
mttl. ^ält ttob eerlin 1853—1862, 2 Sbe. :
EdknSsfogOi btr lu^erif d^eit IHrd^e oor unb noq
b(t 3tÜ b€S bteitigti^rlgen ftriegeS, Serlbi
1859; (Befd^U^ bcS SiationoIiSmiid (»oüon
ober nsr bcr erfte 21^: ®cfd^id^ bed ^iette-
Bml unb bcft crjkn @tabiumS ber Sufdärung,
Scriin 1865, erMienen ifi). 2Benn ou(^ triel-
|d4 amfbotn^oft, in iitUtelnbe Suriofitftten
anb in bic eij^ottenfetten befi SrimitlebenS ^(fy
Mdteraib, looffit i^ ou^ t)om ümnifterium ferne
Sti^billiguBQ anSgefptod^en tturbe, bieten oiefe
64^iftm bem Sforfi^er bod^ toid^tige OueOen.
«nifiräiA betnd^t leiben Xl^IudtS miflenfd^Qft-
lidlie Vxbnlcn |mnet|! an einet getDiff en gformloftg«
Ux, einen ffir bcn Sefer unbequemen Sid^berlieren
iirt SMoU, baS burd^ bie UebetMe tion (Eitaten
Bod^ erfd^OHTtt mirb. «,Sin in URond^em tiefen«
(ofM Zolent/ fogt 3aH iretffillt efi getabe bei
i^m mit SDBebnnst^, bog et nid^t bie l^of^t, beilige
Einfalt ge^, ^ ben SEBal^tl^etten ber @d^rift
|u unteODcrfen unb fo bie aSHd^tigfeit feiner 3nt-
ciKM^e mit onberen Erfolgen )u frönen«" ^gL
ttSkUt, Vu0ufi X|oIud!, fyitit 1877; SBitte,
SM Seboi Dr. gfr. 9ug. ®. XboIuA/ Sielefelb
tt. 8ete)ig 1884—1886, 2 SBbe.; D. gfront, ®efd^.
rnib Rmt bec neuem iS^tolo^, 8. Su^., &•
tagen 1898, 221—224.) [SBumu]
PMMS, btr bt/ berSpofiel, mirb in
bcn 9)»ofidHfien (SRoiüft. 10, 8. SRorc. 8, 18.
£oe. 6, 1&) jufommen mit 9Rattbäu8 ober (^i,
1, 18) mit V^ilippufi oufgeffibrt. 99ei ben filteren
Gftgm fä^tt er ben 9lQmen 3ubQ8 XbomoS (bgL
Me abootlegenbe bei Euseb. H. E. 1, 18, 10,
Me f^rifd^ Doetrina Addaei, ed. PhillipB,
Lond. 1876, 5, unb bie Stellen au8 Spl^räm
mib Snberen bei Assemani, BibL orient I,
100. 318. 819), mobei X^mcA (b. b- 3n>üling)
olS Beiname aufgefaßt iji. 3n ienerSegenbe mirb
bitfcr Sciname mitunter [ogor ba^in erfifirt, ba|
Z^omoS berStttOingSbruber beS^erm gemefen fei,
bem er gum IBermeddf ein fibnlid^ gemefen (Bonnei,
Supplementom codiois apocryphi. L Acta
Tbomae, Lräsiae 1883, 23 ; t)gl. aud^ SipfluS,
Syie apolr. S|»ofieIgefd^td^ten unb Sl^ofteÜegenben
I, IBnumfd^meig 1883, 227). WIein au8 3ob.
11, 16: »Zl^mnad, ber genonnt mirb S)ib9mufi'',
etgibt fid^, bo| ber 9lame Zb<)tna8 ber eigentlid^e
!Ramc mar (D^ aud^ 3ob. 20, 24 1 21, 2); S)i«
bfmuS (= StoiKing) ift nur bie gned^ifd^e Ueber-
f^ng bc9 l^bräifd^ tß)am unb ijt be^gcdb meber
ein t)on (EbrifhtS bem Spoftel gegebener SBeiname,
lUNb begießt er fid^, mie tJ^topfftjUoSt, ^engften-
betg u. fL meinen, im et^ifd^en Sinne auf ben
jioetfelnben Sbaralter befi apoftett. S)er bl. ^%o»
nutf flonratte nad^ ber Ueberlieferung auS (Sali«
I8a inadf ^feubo • St)i))bauiu8 aud ber @tabt
$aneoi in (BalilOa; Dgl. bagegen Si|)ftuS I,
246); Ott Vngel^öriger beS 6tamme8 3uba ouS
Jernfolem erf^eint er in ber „Stene" beS €a«
lomo bon Safforal^, einer Sd^rift, meldte aber
erfl au8 bem 13. äabr^unbert b^ü^rt (bgL
The bock of the bee, ed. Bndge, in ben
Aneedota Ozon., Semit ser. I, 2, Oxford
1886, 105). Sr mar ein mutbiger unb bem
^erm in Siebe ergebener S))ofteI, mie fid^ au8 fei*
ner SereitminigfeU (3ob. 11, 16), ffir i^n m fter-
ben, ergibt. SUIein er mar Don Statur bebfid^ttg
unb )um StoAltl geneigt (ebb. 14, 5): bie|
geigte ftd^ gumal nad^ ber Suferftebung 3ept, al8
er tro| beS 3eugni|fe8 ber übrigen apoftel nid^t
an bie (Erfd^einung be8 ^erm glauben moSte, mo«
fem er niqt guerft feine SBunbmale gefeben unb
berfibrt babe (ebb. 20, 24 f.). SBie tabelnSmertl^
aud^ biefer Streif el mar (f. ebb. 20, 27; ogL
20, 29), fo mar er bod^, nad^bem er k)om ^errn
felbfi geboben morben, für ben 9))ofteI bie 93er-
anlaffung gu einem Haren unb befümmten SBe«
fenntnil ber ®ottbeU äefu (ebb. 20, 28) unb ffir
aQe Cl^rifien gu einer Kräftigung beS ®Iauben8
an ben 9uf erftanbenen. Siefen ®(auben bat aud^
ZbomaS f|)fiter au^erbalb ^öftina'S Derifinbigt.
@d^on oorber bfitte er gemö| ber fprifd^en Ueber-
lieferung nad^ ber ^immelfabrt Sl^rifti 2:b^bbduS
ober Sbbfiufi, einen ber 70 jünger, an ben ftönig
9bgar Don Sbeffa abgefanbt unb mfire fo in«
birect ber 9|)ofieI oon Sbeffa (f. b. 9ri) gemorben
(ogL b. 9rt. 9bgar ; femer Si))fm8 n, 2, Sraun-
fd^meig 1884, 178—200, unb Srgongungdbeft,
ebb. 1890, 105^—108; Tizeront, LeBorigines
de r^lise d'Edesee et la lägende d'Abgar,
Paris 1888 ; Nestle, De sancta cruce, Berol.
1889, 65; A. Carriöre, La lögende d'Abgar
dans rhist. d'Aimönie de Molse de Ehoren,
Paris 1895 [bagu Surlbarbt, in ber 99}ant. 3eit«
fd^rift 1897, 426 ff.]: 9Iirfd^tt Serfud^, bie ®e-
fc^id^tlid^rrit ber Segmbe gu retten [ifatbolil 1896,
n, 17 ff.], foO f^Ux menigjtenS ermöbnt merbm).
2)ie in biefer Segenbe angebeutete Snfd^auung,
ba| ber bl. Xb^in^^d t)er ^uptapoftel bed SRotgm-
tatü)c8 fei, finbet fid^ aud^ bei bm SIrmeniem;
benn nad^ ibrer Ueberlieferung bfitte er ,,fraft ber
Sudoritfit feine8 $rinci))ate8'' aud^ bem 9ü^ofitl
99artbotomfiu8 (f. b. Sri) in Armenien SBeifungm
gegeben (Vita et martyrinm Bartbolomaei,
au8 bem 9rmenifd^m tberfe^t Don SRöftnger,
3nn8bmd 1877, 25; Dgl. 2i))ftu8 I, 229).
2kbmfan8 b<>t er aber in $artbien ba8 CDan»
gelium geprebigt. S)enn f d^on Origene8 (bei £a-
Beb. H. E. 8, 1, 1) fagt, ba| ber % Xboma8 bei
ber S^ftreuung ber Sjioftel Ißartl^im burd^ ba8
Soo8 gugetbeilt erhielt. Seine SCBirIfamteit ba»
felbft bejeugen aud^ bie clemmtinifd^en Secogni*
tionm (9, 29) unb bie au8 bem 8. Sabr-
bunbert flammenben Xbonia8acten (f. u.). aSer»
bing8 mad^en le|tere ibn Aum Spoftel Don 3u-
bim unb bffm ibn guerft in ba8 ff önigreid^ be8
®unbo))boro8 reij^n. Allein Ie|terer entfkumnte
einer t)artbtfd^m S^najlie unb berrfdbte im erjtm
d^filid^en ^ol^tbunbert Aber ein ®ebiet, ba8
gum Xi^l mit ^ßortbim gufammmfiel (DgL ®ut«
1623
Zl^omaS, ber 1^1., ber %po^tl
1624
fd^mib, Sie ftfittigenatnen in ben opüctsfiplffni
a^oftelgefd^td^, im SD^eitt 9Rufeum ffo $]^iIo-
logie, Sftcue Sfolac, XIX [1863], 161 ff.; ©er-
tnmtn, S)te i^irc^e ber Xl^omaSd^riften, (gäterSIo^
1877, 20 ff. ; 9. 0. 6aaet, S)ie 9tad^folger 9lle-
lonberS b. @r. in 93aftnen tmb Snbien, Serliit
1879, 157 ff.). Vitlttfympt \ptiü^i aRond^eS ba«
ffir, ba| bie Xl^omododen unter 3nbien eben nur
baS inbifi!^*port]^ifd^ ©renjlonb »erfhinben l^ben
(»01. au^er ben ®enanntett no<i^ Si))fm9 1, 278 ff.).
S)od^ ift bomit nid^ ouSgefd^Ioffen, ba| er aud^
in bo8 eigentlid^ änbien l^ein gebmmen tfL
3)ie 9R5gIi(i^feit feiner Seife bortl^in leud^tet ein,
ba ein reger ^onbel ber Kdmer naäf Sflbinbien
für bad erfte d^riftlid^e So^l^unbert burd^j SRünjen
begtugt ift ((Sermann 44 f.). 2)q^ er aber ttirflid^
in Sinbien gelel^ ^be, toar menigftenfi im
4. äal^l^unbed nad^meidßd^ allgemeine 9n«
fd^uung (Dgl. Ephraemi Garmina Ninbena
n. 42, ed.Bick6ll, Lipaiae 1866, 163; Ambr.
In Ps. 45, bei Migne, PP. lat XIV, 1143 ;
PauliiL Nolan. Carm. 18 in natali S. Felicis,
bei Migne 1. o. LXI, 672; Hieron. £p. 59 [ad
Maroellam], bei Migne L c. XXIL 589 ; Gre-
gor. Naz. Or. 38, bei Migne, PP. gr.XXXYI,
228). SpedeOer mirb feit bem 5. äal^rl^unbert in
ben 9)>o^eIder}eid^niffen bed ^feubo-Sorotl^,
$feubo«S))i)>baniu8, beS Snl^ongd )nr gried^ifd^n
Ueberfe|ung üon Hieron. De Tir. illoatr. u. 9.
gefagt, ber fjlL Sl^omad l^abe ben $artl^, äße»
bem, $erfem, ftaramaniem, f^^rfoniem, Saltrem
unb SRargem gepnbigt unb fei al8 SRart^rer in
ber Stabt ffolamine in 3nbien geftorben (t)gL
Sit)ftu8 1, 246, Vnm. 1). ^HcrbingS baben epaim
3nbien mit ^tü^iopwx Denoed^felt, fo 9iice))^ru8
eafliftt (H. E. 2, 40), ber äbrigenft berid^tet, ber
l^L Xl^omad f^abt ouf ber 3nfel Zaprobane, b. b-
SeQlon, ,,bem SSoDe ber Srabmanen" geprebigt
Mein oud^ nad^ ber Ueberlieferung ber inbifd^ien
Xl^omafid^riften b^tt ber 9l)>ofte( ^cntf bem pfeifen
beiSRailapur'' (Mailapur Calnrmina), einer füb-
Bd^ SSorftobt beS Wattigen 9Rabrad, ben Xob
erlitten (ügL ®ermann 42 f.; @utf(^mib 166
fud^tffalaminein ®ebroftennad^}umeifen). P.^c
mifl mabrfd^einlid^ mad^en, ba| ber 1^1. X^omad
aud^ no(| Sbina gelommen fei (Le Ohristianisme
en Chine etc. I, Paria 1857, 29 bb.). S)ie S&ter
begnägen fid^ mit ber SBemerfung, er l^obe ben
SRart^rtob erlitten (Aater. Hom. 10 in mar*
tyrea, bei Migne, PP. gr. XL, 325), unb gtoor
in änbien (Gandent Brix. in Hom. 17, bei
Migne, PP. lat. XX, 963; Theodoret., Grae-
camm affectionnm coratio, ed. Gaisford,
Ozon. 1839, 801 sqq. ; Dgl. ®ermann 39 f. —
Htur ber ®noftiIcr ^erafleon, bei Clem. Alex.
Strom. 4, 9, fd^eint )u fagen , ber 9t)ofieI fei
etned natflrlid^en 3:obeS geftorben). 9iad^ ben
X^mafiacten nmrbe er auf SBefe^I beS ftönigS
SRojbai ttm \>itt Solbaten mit Eanjen burc^«
bo^ — fteine au|erbibIiM^ Stad^rid^t über
Xl^iomafi ift fo gut bqeugt mie bie, ba| feine Ueber-
re^ in (Ebeffa rul^ (ogl. 3. 8. Vita I^braenu,
bei Assemani, BibL orieDl I« 49; (Sinm.
EdeBBenom, ib. I, 399. 403; Bufin. H. E.
2, 5; Socrat H. K 4, 18; 8osom. H. E«
6 , 18). @ie flnb bort^ttt um baS 3a^ 232
n. ebt. fibertragen uwrben. Senn no^ bm
gloubmfirbigea Serii^t ber Passio Thonae (ed.
Bonnet L c. 159) 1^ ber ffoifer %Iesaiiber @e-
DeruS nad^ feinem 6iege über ben König tum $cr>
fien im genannten 3a^ auf IBitteu bcrCbef^
bie ffdnige t>on Snbien bemogea, biefen bra
Seid^nam beS SlpoftelS ju fiberlaffen (ngL iMvi
ni, 418 ff., I, 226). ein VfOi ber Xelu|uien
blieb aber bamald ix 3nbien jurfid (t)gL Epkr.
Carm. NiBib.n.42, 1 uid) 4^ unb bagu BiokeU
I. c. 163, not 1). 908 Sag ber Zionftlation ba
(Skbeine nad^ Sbeffa mirb ber 8. Shili gefeint
Sie gried^if^e ftird^ begebt boft gfeß beS ^fteH
am 6. October, bie loteinifd^ am 21. Secemier.
9)V>ct9)'^ unter bem 9lamen beS )L %^
mcfi gibt ed mel^e, namentiidb bie oben (^
möl^nten 3:]^oma§acten (ogl. b. Srt. 9|»oct4)»(ai>
literatur 1, 1080). Siefe« bäretifd^e SRoi^tDert rm
bereits (EufebiuS (H. E. 8, 25, 6) unb ^X'
pffanivß (Haer. 47, 1 ; 61, 1) befamti üS ijl
in ber erften ^f)e bed 3. SM^tbunbcdfi (no4
ober frfibeftenS im 3. 232) entflanben, flammt
aus ben gnofUf^en fheifen be8 ftfilt^cn eprienä
(ügl. Si)>^u8 I, 291 ff. j ^canad, (Sefd^. ber alt«
d^fÜ. aUeraturn, 1, fiei)))ig 1897, 54l^-«49)
unb ift urf)»ränglid^ bö# loa^rfd^einli^ f^rif^
abgefa^ gemefen (f. ffart SRade, &fd\^ Subec
gnoftifd^en UrftrrungH. Sine @hibtc fiber bie
oDofr. f9r. Xbomodaden, in ber [XfibJ 2;^
Ouartalfd^. 1874, 3~70, unb 91dlbe(e, bei
SipfiuS m, 423 ff.). Ser gried^ifd^ Zest Regt
am doSfianbigfien in ber oben emiä^nten Sul-
gabe Don Sonnet tiot. Sine felbftdnbige fol^o-
lifd^e Bearbeitung ber Sbomafioden bieten bie
gried^ifd^en 9J2entoi gum 6. October (neuerbtngS
berouSgegeben bon S. X^enn, in ^ttgenfflbS
Seitfd^rift ffir urtffenf^^fa^ XbeoCogte 1887,
472 ff.). Sine otl^Wf^e »earbeitung tn^t in
englifd^er Ueberfe|una Malan, The GonfiietB of
the holy Apostlea, London 1871, 187—220;
eine il^r entf))red^enbe grlec^ifc^e Stecenjion ptää'
cirte Jamea, Apooiypha aneedota, 2. aer.,
Cambridge 1897, 28 ff. (in Tests and 8ta-
dies y, 1). fiateinif«!^ ^Bearbeitungen eii^elmi
Z^e fitU) bie Paasio Thomae, bei B^met
133—160, beren 9}erf affer um 550 im fronfi-
fd^ IReid^ lebte, unb bie Hiraeula Thonae
be8 l^L (Bregor üon ZourS (Bonnet 96—132).
(Sgl nod^ Btapletonns, IVea Thomae , 86a
de S. Thomae apostoli reboa gestb et«.,
Duaci 1588 u. 6. ; Tillemont^ M4m. I, Paria
1701, 355—865 unb 612--617; »banSutlet,
Beben ber 93äter unb aRfirturer, ba#l( Mm M
unb SBeid, XVm, aRdn) 1826, 448 {f.;
Maiaire, Hiatoira de la prMieation, dea mi-
racles et dn martyre de 8L Thomaa, Paris
16S5
Xl^omaS Snglicufi — Xf^omafi Don Squin, bet l^L
1626
1870; NiUee, Kalefid. manuale I, 2. ed.,
Oemp. 1896, 532; n[1897], 843.) [3. Sfelten.]
ffmtf SnglicttB, 3lam jtoeier tl^-
iDgll^m 6(l^riftftefiet ou8 bem Somiiiicanerorben,
a>eb^ bcfi>e aul Snglaiib flammten. l.Xl^omaft
SorfinS (be Sorg; ixrt^ümlU^ ou^ äoQce ge-
nomit) loar fitben 3o]^ ^inbur^, üon 1296 bis
1303« OmiSinrotrtniiQl in feinem Saterlanbe;
1805 »mbe et Don (Qemend Y. }tt Spon )um
CaiMnal crl^oben. 6i ftocb ouf einer Steife, »eU^e
er im Ittfitofle beft $(a){)efi }ut ffoiferfrönmig
^inri^ Vn. tiai) ätolien untetno^m, }u ®te«
nDble om 13. Secember 1810. 6etn mid^tiefted
Saf finb Ue Commentaria super IV lifaroe
Seoleiitiamm, morin er gelegentlid^ bie Se^re
btil ^ X^omod Don Squin gegen S)ttne @co«
tsA energifc^ dert^eibigh gebrudt i|l bIo| ber
(EommeBiar jum erfien w^, Send>ig 1523. ~
2. Zl^omaS SBalleiS (aBoOenjid, (Snaloi«)
Pnimnte cmfi SBoIed unb toox )u 9nfmig bee
li.9a^r^nnbert8 Zl^eologietnrofejfor an ber Uni«
oofitfil Osforb. €)>ftter geriet)^ er todbrenb feines
lutent^oUeS |n Soignon in l^gen gongict mit
bem bomaHgen ^apfie Sol^onneS XXTT. 9m
9. 3anuar 1883 (nid^t fd^n 1331) befömt>fte er
in einer tßrebigt bie Don So^onneS Dertretene 9n-
W, ba| bie Oerec^ien erß nad^ ber 9uf erflel^g
|nr unmittelbaren Snfd^ung (BotteS (f. b. Sri)
gddngten (grö^ &tSim aus biefer fßrebigt f.
M Qn^tif-Eohard I, 599 sq. ; bort mirb aud^
bie oft micberboUe fingabe toiboiegt, ba| ber
Ißopft bei ber 8ebe {ugegen getoefen fei). StISboIb
f^tttt nun ber Stnquifitor }u ttoignon, ein
SSinorit, gegen i^n ein, iebod^ felbftDerftänblic^
tdd^t mit ber SnOoge, 2$omaS fei ber $riDat-
meinnng beS $a))fteS entgegengetreten, fonbem
mii ber Sefd^lbigung einer Seilte Don 3rr*
t^fimcm ober gor 6fofien, bie man in feiner
Ißiebigt entbedt fyäm moOte (Don meld^ 9rt
biefelben maicn, iß auS Denüle-Ghatelain [f. u.]
n, 421 sq., art 12—18, 424 sq. )u erfe^en).
3m änquifitionSaef ängnil mürbe er nic^t geiabe
aufs 8e|)e be^nuelt, inbem er ftd^ fd^on Dörfer
bcn (BcDU mandber SRinoriten bnrd^ eine $oIemiI
gegen beren Snjd^ouung Aber bie 9rmut (B^fti
lugqogen batte. S)a er flagte, am ^fe bcS
XaloienßnigS lofirbe er mebr (Bexf(^tigleit ge*
fm^ V^boi^ oIS bei bem Snquifitor, unb ba
ottdft ASnig $^i)i)) VL Don gtoilreid^ ^J^
br&ffli^ fi& V/n Dertoonbte, f anb SobanneB XXn.
iS bocl^ geroti^, ben S>omimcaner im Odober
1838 oxtil bem (Skfongniffe ber SnqnifUion in
bal bei DSjpfUi^ ^ßdtofleS jiberffi^ ^
9n ber ^oft Dofalte Stomas }ur (Erläuterung
mehrerer in bet $rärigt Dorgebnui^ten 9Reinungen
eine Spistola (aea TraetatoB) de inatantibiis
«i ttomentifl (DgL 9|ig. 1, 7)^ bie nod^ feiner
lufifage nur ein obne ole Kterorifc^ ^ilfSmittel
eBig gefil^ebeaer Sntmurf mor, aber bennod^ ju
neuen anflogen ful^; be^eid^ im Saufe ba
Bnterfud^ung BeepoiMiones auf bie inaimiuirten
@ö|e. 2)er ^apft fa^ fid^ toieberl^olt genbtbigt,
in Öriefen an ben ft5nig Don gratdreid^ fein Ser«
fahren gegen ben (Sefangenen gu nd^tfertigen,
unb übettrug fd^IieBIid; jtDei Sarbinälen, Socob
be 9louDeau (bem f))ötem $at»ft SBenebid XXL)
unb Slaimunb be 9Ro{iuöioulS, bie Unterfui^ung
ber @ad^e. S>iefelbe no^m, mie eS fd^eint, einen
für Xl^omoS ungänftigeir 93erlauf ; benn aud^
nad^ 3obanneS' XXIL Zobe (1384) blieb er in
^ft. S)ie angäbe ber Hisi litt (f. u.), er fei
im 3. 1340 geßorben, ift irrig; er lebte nod^ om
21. gfebruar 1849 unb mar bamalS, loie er flagte,
ein gebrod^ener (Breis, Don faft oOen 0reunben
Derlaffen. Son feinen Schriften, meldte )um Xl^eil
für bie bamalige (Befd^madSrul^tung auf bem &e>
biete ber Xl^Iogie bejeid^nenb fuib, gelangten
f)iäter gum Srud : MetamorphoaiB Ovidiana,
moraliter explanata, Paris. 1509, 2. ed. ibid.
1521 (in frangbfifd^er U^e^ung fd^on 1484
)u Srägge gebrudt) ; In X primos libroa de
civitate Dei S. Anguatizii expositloy Mogunt.
1473 ; f)>ätere SbiSgaben Friburgi 1494, Lng-
duni 1520. Ung^rudt blieben ber Traotatos
de theoria praedicandi ad Theobaldum de
ürsiniB, arohiepisoopuin Panormitanum (reg.
1338-- 1350) ; Tractatna de natura bestia-
rum cum moralizatione ; be^gleid^ eine 9tei^
SrOdrungen gu Sudlern beS Ü X. S)ie unter
bie SBerle beS 1^1. X^omaS Don Squin me^rfad^
aufgenommenen Kommentare gu (BenefiS, Sktnid
unb ben 9Rad^ab6erbüd^em merben Don einigen
Siterai^ifbrifem einem Xb^^maS SnglicuS (n. 1
ober 2) gugefd^rieben. (BegniüberbaSel^auptung
@i£tuS' Don @iena (f. b. Srt.), ba^ bie Sbf c^reiber
leidet ben X^omaS SnglicuS mit bem X^omoS
9lngeIicuS b^ltten Dertoed^feln fönnen, bemerft if
bod^ Ouäif-iEd^ (L, 601 sq.), ber I^L XbomaS
fei nie einfad^^in XbomaS 9ngeUcuS, unb dooior
angeliouB erft im 16. 3abtbttnbert genannt
morben. lieber bie bem ^XbomaS SnglicuS'"
gleid^faUS mitunter gugefd^riebenen Sommentare
gu SeremiaS unb ben iKageIid)em f. b. 9rt X^o-
maS Don 9quin, unten €)». 1632. (Sgl (Ju^üf-
Echard, Seriptt ord. Praed. I, Paris. 1719,
508 sqq. 597 sqq.; Hist litt, de la France
XXIY, Paris 1862, 371 ; Denifle-Chatelain,
ChartuL universit. Paris. 11, Paris. 1891,
792; Dict of nation. Biogr. XXX, Lond.
1892,2031) [3ed.]
ÜMUtf JI«tCn§, $fettbon9m für XbomoB
be Wßt, f. SngluS, XbomaS.
flMMf DonSquin, ber^L, ttmrbbunl
bie Sbtennamen doetor angelicos (feit bem
16. ^iäp:ffixabtd)t doetor communis (fd^on im
14. Sc^^unbert), piinceps sohoiasticoTam
Ott einer ber grdfpten d^rißlid^en 3)enler ouSgo
geübnet, 1567 gum doetor eceleaiae (dS ber
erfte nod^ ben Dier olten 2oteinem), 1880 gum
$atron aller fatbolifd^ Sd^ulen erhoben. —
I. lieber boS Beben beS ^ XbomaS fbiben
fid^ in ben unten angegebenen Ondlen ein^
1627
Xl^ontQd t)on ^qviin, ber ^L
1628
gel^enbe unb im Sßefentlid^en fiBereinfHmmenbe
Angaben; bod^ bleiben mand^e UnKorl^eiten unb
Säden beauelld^ einzelner S)aten. @d^on bie 9e-
{limmung beS (SeburtSial^rd fd^iDanft jttifd^en
1224 unb 1227 ; am »a^rfd^einlid^ften i[t baS
Snbe bed dolores 1225 ober ber Anfang beS
Salzes 1226 (Dgl. de Babels [f. u.], Dies. 1,9;
10, 2). (SeburtSott roox boft @4(o| SRoccafecca,
nörblU^ Don Squino, in bet Ütftl^e k)on SRonte
Safjino. Seine SItetn tooten Sonbulf, ®raf oon
Squino, unb Zl^obora au8 bem (Sefd^Ied^te ber
(Strafen Don %f^. SBie bie Ddterliid^e gamilie
il^ren Stammbaum auf langoborbifd^e gfürß^'
gefd^Ie^ter gurfidful^, fo ftammte bie ÜRutter
au8 normannifd^em 9bel ; burd^ heiraten maren
bie erloud^teften gfflrftenl^fer fener 3eit ber
gamilie Denoanbi Zl^omae mürbe, fänf ^iafjitt
üü, mif SRonte Cafftno gebrad^t, um bort mit
onberen abeligen S^glingen ben erfien Unterrid^t
)u empfangen ; eine eigentlid^e oblaüo jur Sor*
bereitung auf bie ®eläbbe fonn l^ierin nid^t er-
blidtt toerben (de Bnbeis, Diss. 1.). VLvx 1286
fd^idtte ber SSater ben rei(^ beonlagten, fd^on ba-
mald emft gefUmmten ffnaben auf ben 9tat^ bed
9bte8 nac^ 9ltaptl )um Stubium an bie Don
gfriebrid^ IL 1224 gegrfinbete UniDerfitöt; bier
borte er Srammatil unb Sogif beim SRagifler
ÜRartinuS, ^l^QfilbeimSRagifter $etru8 ^ibemuS.
Sugleid^ flbte ber junge Orben beS 1^1. S)ominicuS,
ber feit 1281 in 3ltaptl einen ConDent l^atte, eine
mäd^tige SngiebungSfraft auf ben geifUg toie fitt-
lid^ f d$nett beranreif enben Stubirenben au8 : al8
bei^enige Orben, qui primo habuit stnalum
cum religione, erf (|ien er ibm alS baS eigentlid^e
3beal feiner SebenStl^ötigfeit. Men 9nf))riid^en
auf meltlid^e unb geifilid^e Sl^ren entfagenb, nabm
X^omaS, toal^d^einlid^ 1248, baS OrbendQeib
beS I^L 2)ominicu8. 3)ie 9lad^rid^t rief in feiner
Familie begreiJHd^e Aufregung l^erDor; feine
SRutter maäfiz ftd^ auf ben SBeg gu i^m, nad^ ben
aReiften, um il^n ffir bie SBelt ober menigftenS fflr
eine giftnjenbere geiftlid^e Saufbabn mieberju-
geiDinnen, nad^ SBiD^elm Don Xl^oco, um feinen
iBeruf }u pt&^ttL S)a ber Orben i^ nad^ Stom
fd^idCte, folgte fte il^m bortbin; aber man geftattete
il^r nid^t, ben @obn )u f^nred^en, unb fanbte il^
aus gurd^t Dor il^rem Sinfluffe in rbmifd^en
ihreifen mit einigen Segleitem nad^ ^^^' ^^^'
bora fefcte nun tl^re filteren Söl^ne Sta^nalb unb
Sanbulf, bie beim f)een griebrid^S ü. in XoScana
iianben, in ff enntni| ; bei Scquopenbente ttmrben
At glüd^tlinge auf ber Staft AberfaSen, unb Xl^o-
maS marb nad^ bem bei Squino gelegenen £a^
€t äobamt gebrad^t. ^ier f^vtlim xfyi feine
Sermanbten über ein 3abr gefangen ind) Der-
fud^ten aSe ailittel, il^n jur Sblegung beS OrbenS-
HeibeS )u bemegen ; aber Xl^omaS toiberftanb aOen
Seeinfluffungen unb betoog aud^ eine Sd^mefter
}um (Eintritt in ben Orbendftanb. Sie (£in-
tamleit benu|te tr )um Stubium ber SBibel, ber
Sentenjenbüqer unb arifbtelifd^er Sd^riften.
Stadlern er ben f d^inblid^Hi 9nf d^Iag fetner Orü-
ber, i^n burd^ Serfül^rung um)uftimmen, Dereitefi
batte, erlangte fx mit ^il^ feiner IRutter Ue fgtti-
beit »ieber unb fd^intficb im (SkUntebeSOrbenS-
generali Sol^omteS XeutonicuS Q. b. 9Cri, n. 1)
aber ^ßorid nad^ Stbln begeben gu ^en ((£nbe
1244 ober Anfang 1245), mo ttf^vadnVtbai
bem (großen (f. b. Sri) p^Uofo|>]^tf d^ unb tbco-
logifd^en Stuoien mibmete. 3n biefen StSbm
Sufentl^It gehören mo^ bie (Einjelbetten l^inein,
bie SBUbdm Don X^co über baS fd^torigforne
SBefen be8 {ungen SKSn^ unb bie banm ftil^
biflpfenben, aber balb Derftummenben €d^er|reben
feiner 9ßitf(^älerer)a]^tt. SBa^rfd^einlid^ begleitete
Xl^omaS f d^on balb feinen Sel^ nod^ ffiaxü^, mo
aibert 1245—1248 bie eine ber bem S>omim^
canerorben suftel^enben tl^eoIogifdM ^tofeffinen
an ber UniDerfitfit beBeibete. 3m 3. 1248 erbieü
aibert ben Suftrog, in Min ein (Senerolffaibtum
beS Orbenfi Mr S)eutfd^(anb ju ernsten; mit
il^m begab fUq aud^ Xl^omoS bort^tn CDenifle-
Chatelain, OhartoL üniv. Paris. I, Paris.
1889, 807), vm nun unter Wbertd Seittmg (aß
magisier stadentiom ober leotor bibliens) Uio>
lefungen ju balten. SB^renb biefeS fidlner Suf-
ent^ed foS il^m Dom $a)>fte, bem X^onuiS'
SamUie na<b ber fiQoner Serurtl^ung gfrieb-
rid^ n. nöb^ getreten oar, bie Sbtei 9{onte
(Safftno ang^ten morben fein; Xl^omoS lehnte
bie SBfirbe ab. «uf ben Sat^ SObertd tob bc8
(EarbinoIS ^ugo Don €t«ei^er (f. b. Srt.) f(^tAe
ber OrbenSgeneroI 1251 ober 1252 ben ebenfo
befd^eibenen att geleierten SR^nd^ nad^ $ari9 in
ben berübmten (SonDent €t. SocqueS, um bort
aß Saccalor ber ^od^fd^e Aber bie Sentenjen
)u lef en. S)rei Saläre baueite biefer (Surf uS ; lu^
bem Xl^omaS benfdben in rfibmß^^flec SBeife
DoSenbet fyxitt, ut omnes etiam Magistros
yideretnr ezcedere et daritate doctrmae
scholares plus oeteris ad amorem aeientiae
proTooare (Thoco)» fionb er Dor ber $romotton
jwim Sicentioten (bamatfi gbid^bebeutoib mit
SRagifter unb Soctor). über bie Promotion Der«
Sögerte ftd^ megen be9 )mif d^ ber UniDerfitfit unb
ben SRenbicanten 1253 audgebrod^eaen SiteitiS
Aber bie Statuten, nod^ me^ infolg^ ber Angriffe,
bie ber SRagifier ffiill^Im Don St Smour (f. b.
airt.) in feinem 1255 erfd^tenenen SBSecte De
periculis noTiesünomm temporam gegen bie
l9ettelorben rid^tete. XzD|bem ft^eint X]^oma8
in St 3acque8 toeitcr getefen unb and^ ]^
1255 ober Rd^ Anfang 1256 Dom ifonaler
bie Sicnu ermatten ju l^ben. Semt $o^ Sic-
sauber Iv. lobt am 8. ÜRfirj 1256 ben Smfin,
ba| er Xl^omds, iiro ntiqne nobOitaie gen»-
ris et morom honestate conspicoo ac Üi^
saumm literaHs soientiae per Dei gratiam
assecuto, bie 2icen) ertbeilt ^c»e, raü) tvfigt ib«
ouf, bafür ju forgen, bol Xbomofi nua fofortou^
boS erf orberlid^ ptindpium regimmis» b. i bk
feiediibe 9(ntritiäDorIefung Dor bem 9if^^ tob
1629
Zl^omaS tion Kquiit, ber 1^1.
1680
bcn SRogiftti, ^en butfe Penifle-Chatelam
L qlX ^QMn bet aBiberftanb ber gfacuOdt, bet
fU^ fihigni ntd^t aeBtn Zl^moS |)erf5nli4
ifa^lde« SDor itU^t fo fd^eS gebroddetu Sunä^ft
aniri>e SBU^tm don @t Smour oom ^{h t>er-
nzf^cftt. Halbem bie erften Zl^eologen feine @d^rift
ati^MSigt (alten; uniet Ie|teren mar au^ Zl^omaS
in Snagni Demonuften motben unb l^e l^iet bie
tccfp]^ Sed^biguneSrebe bet Orben gemäßen,
wäSft txWb bormtf toerdffentlid^te. 9m 23. Oc-
tpbet 1256 mtt|ten )mei ^piarifer ^rofefforen bem
9a)^ bcn Sib letpen, boj^ fie X^omaS unb 99ona-
oeniam att SRagifiri ttapittn mflrben (Denifle-
Ohnielam I, 888). 9ber erft im October 1257
(mode bie feiedi^e Sufnal^me in hoS S)octoren»
(oOegium fioitflnben (immer nod^ t)or bem gefe^
m&ftigen 9ttct oon 85 Salären). 918 ÜRagifter
(attt Z&omaS gunfid^fl in eingel^enber toiflenf ^aft»
It^et SBeffe (nid^t blo^ ^curforifd^'') bie beilige
64nft fu cxttftren; femer bel^onbeße er ausfuhr«
Itil^ p^fopbif^e unb t^eologifd^e eingelfragen
(gnaestjonea disputatae — quodlibetales), biett
1259 gfdfteniffebigten unb arbeitete auf bem
ecnendcopitel |n SalendenneS mit albert, $etru§
fton Zorontofia u. % eine €tubienorbnung für
ben Sttminicanerorben ou8 Penifle-Chatelain
I« 885). 3m 3. 1260 ober 1261 DerlieB er
$arl8 nnb Dertocilte in ben folgenben 3(^ren
mn^ in ber 9)01^ beft $apße8 Urbon 17., gum
S^eS in Stom^ aber au4 in anberen Stäbten
StoRtnS, Orbieto, Snagni, Siterbo, Perugia,
iberoD bem Unterrid^te in ben Orbendflöftem
nnb ßterorif 4en arbeiten fid^ mibmenb. (Etne oon
{(iftterot 8iogro)i(en Uf^aaptttt Steife nad^ 2on-
mm 1263 ift gor nid^t begeugt unb unttxibtfd^ein-
üSi (Qndtif-Eohard, Scriptt 0. Pr. I, 281).
S>b glei^ innigen SBegie^ungen, »ie }u Ur-
bon IV., oerbonben ibn mit (Siemens IV. ; bed
lc|toi SemS^ungen, i^n )ur Snnobme beS Srg-
Mlt^umB fUtopA gu beloegen, fd^eiterten ebenfo
loie bie feined Sorg8nger9 an ber S)emutb bed
^eiagen. 3m 3. 1265 übertrug boS OrbenS-
(a{HleI k>on Snogni Xb^»^ ^^e Seitung ber
6d^e in 9tom mit au^erorbentlid^en SSoSmad^ten
(Donüla-Oluitdain I, 505); 1269 mar er auf
bem Gotritd gu $ari6, mo er oud^ bie beiben fol-
genben 3a^ blieb unb gum gmeiten SRak bie
leud^trnbRe Sitcbe ber f>od^fd(fuIe bilbete. S)ie
orifioteßf^ Sid^tung, toeld^ StbomoS mit üoOer
&nfeqttni| twctxat, erfuhr gerotie mdbreid» biefer
3^ Mtige Sefebbung burd^ bie Snb&nger ber
nton 6d^e KicoIouS Don Sifieus, (Siroub Don
SbbePiae, ^etnrid^ Don ®ent ; eine SiSputation
beS IjL i^omta mit biefen Kollegen unb feine
bd berfelben b^tDodretenbe liebensmurbige IBe-
f^riben^dt fi^Ubed ber \pökn (Ergbif d^of Soban-
n(§ $eiQiam (f. b. Vd.) Don (Eanterbur^ (Denifle-
Ghatdain I, 684). Sud^ am ^ofe SubttngS beS
deiOgen geno| Zl^omaS bie grb^te 9($tung.
%xd^bcm er 1271 nod^ 3talien gurfidgelebd mar,
I^de er gunfid^jl mabtfd^id^ in Stom meiter;
mie febr fein @d^en in !ßariS bebaued mürbe,
!,eigt ein @d^reiben beft Siedotd unb ber 9rtiften«
acultöt an bo8 1272 in gfloreng ftattfinbenbe
Orbenficapitel, in meinem man um feine SlfidKebr
bat (Denifle-Chatelain 1,504 sq.). Slufberanbem
@eite munf d)te ftarl Don Sujou bnngenb feine Ser-
fej^ung nad^ 3ttaptl ^oxnafi, bem baS (S^opitd
bie aOBal^I frdfteOte, folgte bem Stufe in bie ^eimot,
mabrfd^dnlid^ au^ im Sntereffe ber italienifd^en
OroenSfd^en, wib Derlebte in Neapel bie Sabre
1272—1274, nod^ audbauember als biSber
Kontemplation unb n)if[enf<baftlid()e Arbeit Der»
binbenb. ^ier foE ibm ber @efreugigte baS fiob
gefpenbd baben: Bene scripeisti de me; quam
recipies a me pro tue labore mercedem ? mor«
auf XbomaS geontmodet: Domine, non (aliam)
nisi Te (AA. SS. BoU. Mart. I, 671). Snbere
bimmlifd^ Srfd^einungen bemogen ibn gu bem
9u8rufe, alle fdne Sdbriften Umen ibm mie @preu
Dor gegenüber bem (Sefd^uten ; feit bem 6. S)e-
cember 1278 mar er ni(bt mebr gu bemegen, an
ber @umma, beren briiter Xb^ ibn bamalS be«
fd^öfKgte, meiter gu fcbrdben. 3m Anfang beS
3abre8 1274 erging an ibn, mie aud^ an SBona-
Dentura, ber Stuf SregorS X., gum gmeiten Sondl
in Spon gu erfd^einen. 9uf ber Steife bortbin be-
antmodete er Don Squin auS dne anfrage bed
Stbted Don SDtonte Safftno aber dne tbeologifd^e
grage (ber SBnef mürbe ebid SRonte (Saffino
1875). S)ann febde er, ermübd unb unmobl^ auf
bem €d^Io^ SRaönga (Magentia) bei feiner 9lid^e
gfrancifica, ber ®emablin bed bttm Don Ceccano,
ein. 2)a er bie fd^Ilmme Sntmiinung fdncd SeibenS
djinte, Iie| er ft4 balb, um nid^t in einem mdt-
lid^en C^aufe gu fterben, in baft nabe gdegene
Siflerdenfetflofter gfoffanuoDa bdngen. TOit ben
SBorten: Haeo requies mea in aaecnlom
saeculi, betrat er bad ftlofter, beffen SBemobner
ibn mit größter Serebrung aufnabmen unbpflegten.
ttngefäbr einen 9Ronat bauede feine ffxot^eit;
na^bem er mit ergreifenber 9nbad^t bie bdiigen
€acramente empfangen f^oAit, fiarb er am britten
Xage barauf, ben 7. 9Rfirg 1274. 2)a8 ®enid^,
beffen fd^on S)ante (gfegfeuer 20, 68) Srm&bnung
tbut, ZbDtnaS fei Don ffarl Don Snfou Dergiftet
morben, meil biefer eine SnOoge auf bem Sondl
megen feiner X^rannei unb Un^tQid^Ieit gefur(btet
babe, baben fiirglid^ Sarle unb Uccdli Don Ißeuem
Dedbebigt; gegen biefelben fd^eb Gantöra,
Oinqne doounenti riagaardanti 8. Tommaso,
Napolil893. Seine erfle 9tubeftätte fanb Xbo-
maS in ber ftirdfte Don gfofiaimoDa. S)ie gange
d^pd^ SBelt trauerte fiber feinen Zob, bo8
Condl meiste ibm ebrenDoQe SBode, bie Uni-
Derfttdt ^ßoriS beOagte in einem tiefempfunbenen
SeileibSfd^reiben ben Untergang beS «,glängenbfien
^eftimS" ber miffenf(baftli(ben SQSelt (Denifle-
Chatelain I, 504 sq.). Vüttt b. @r. brad^ bd
ber ihmbe Don feinem ^infd^eiben in Xf^xäniai au8
unb gebad^ miub in fpateren 3abten bed großen
Sd^erd nur mit tiefer Srgdffenbdt. S)ieaRfind^
1681
Zf)omai Don Squtn, ber H
16»
t>on 8^of)amu>t)Q Begannen fd^on Mb auf (Srunb
ttiunberbarer Srfd^einungen, Zl^omad öffentlid^
ald ^eiligen gu t>ere](|ren; bie förmlid^e t^eilig«
jpred^ung gefd^al^ am 18. 3uli 1323 na(§ üier-
jä^nngcm $rosef|e burd^ $a^ft Sol^öwn XXII.
9?ad^ langem @trette um bie Sleliquien, toeld^e
Don ben Sifterctenfem, ben 2)ominicanem unb
ben Seüoanbten beanfprud^t tt)urben, festen bie
Dominicaner enblid^ 1368 bei Urban V. burd^,
ba^ ber fieib nad^ Xouloufe, ber redete ^rm nad^
@t. äacqued in $ari8 gebrad^t mürbe. 2)er Ic^tere
fam fpäter nad^ 9tom, anbere £]^eile ber Sleliquien
nad^ ©alemo unb Keopel. — ®ie öltcften 9la(^-
tid^ten Aber baS Seben beS ^eiligen finben fid(| bei
®erarbn8 be gfrad^eto um 1260 (Yitae Fratmin
Praedicatorum, ed. Keichert, Rom. et Stuttg.
1897, 201) unb Sl^omaS Don Santimprö um
1261 (De apibus 1, 20); Diel tt)id^tiger finb bie
Vita bed ©uilelmuS be X^oco (abgebrudft in ben
AA. SS. BoU. Mart I, 657—686), fobann beS
Xolomeo Don Succa (f. b. 9rt.) ^itll^cilungen
(bei Muratori, Scriptt. Ber. Ital. XI, Mediol.
1727, 1151 sqq.) unb beS Sart^oIomöuS Don
(Sxipm (Logotheta regni Siciliae) S^ugniffe,
tl^eilS bei ben 93oIIanbt[ien im (SanonifationS-
progeffe, tl^eilS bei Saluge (Papae Ayenion. U,
Paris. 1698, 7 sq.); aUebrei litten ben 1^1. £1^0-
maS gefannt. 3m 1^- unb 15. Sal^r^unbert
fd^rieben über fein Seben fflemorb ®uiboni8,
$etru8 StogeriuS, !RicoIau8 SriDetttS, SuboDicuS
^alleoletanug, $ignon, @. ^ntoninuS. tSnbere
ältere fiebenSbcfd^reibungen Derjeid^net bie Nouv.
Biogr. g^n. XLV, 218. S)ie obige Sarficttung
fu^t öor Mm auf Quetif-Echard 1. c. 1, 271 sqq.
unb de Rubels , De gestis , scriptis etc. D.
Thomae dissertationes (abgebrudft in ber neuen
römijd^cn ®cfammtau§gabe ber SBerfc bcS 1^1. 51^0«
maS 93b. I). ©onft fmb ertt)ä]^ncn8mcrt]^ Touren,
La vie de St. Thomas d'Aquin, Paris 1787 ;
Carle, Histoiro de la vie et dos ^rits de
St. Thomas, Paris. 1846; ftarl Söcmer, ffier
1^1. Stomas Don ^Iquino, 9iegen§burg 1858;
de Groot, Het leven van den hl. Thomas
V. A., Utrecht 1882; Didiot, Le docteur
angelique S. Thomas d'Aquin, Bruges 1894.
^Populären unb erbauIidjcn^tDcrfcn bicncnb fd^rie«
ben über baS Seben be§ 1^1. ^^omaS 9)tettenleiter
unb Saufen in beutfc^cr, SSougl^an in englifd^er,
(Eicognani in italienifd)cr ©pradjc.
II. ®ie ©d^rif ten bcS f|I. 3:boma8 fd^Iie^en
fld^ )U einem großen ^l^eil an feine Scl^rtl^ötigfeit
on (einzelne pnb nur Diad^jd^riften feiner 3«"
l^örer, Reportata) ; anbere ttjurben auf beftimmte
9lnfrage]x ober Äuftrögc l^in Dcrfa^t. fjfür bie
SfeftftcKung ber Sled^t^eit fmb aujjer ben oben an-
gefül^rten älteften DueHenfd^riften Don SBid^ttg-
!eit ein jf atalog be§ Sol^anneS be Solumna (bei
de Rubels 1. c. diss. 2, 1) unb ein Don S)enifle
in ©tamS entbecfteS Serjcid^nife (^rd^iD fiir
Siteratur- unb ff ird^engefd^. be« 9Kittelalter8 U,
1886, 237). Ueber bie Seit ber ^Ibfafjung ifl be-
güglid^ mand^ ©d^riften fd^toet eine (8eim|^
gu ergielen ; in ber folgenben Ueberful^ ifi nvr bei
einigemm^en guDerläfftgen Sn^ltSpmlten d»
SDatirung angegeben (meifl im Snf^Iul an üfyiä
unb be ^ubeiS). ^u|er ben lettgenannten ngL
nod^ Oudin, De Scriptt ecoL IIi, Lipaiae 1^
254—878. -— A. Kommentare gur (eiliget
©d^rift 1. In libmm Job (giDifc^ 1261 nk
1264). 2. InPsalmos oberlntresNodnnioi
(b. i. jiu ben erften 51 ^fdlmen) ; gegen &»
f einefi SebenS Don feinem ®efö^rtcn So^ialb m
^it)emo nad^gefd^eben. 8. In CantieaCtt'
ticomm. S^od Srflarungen beS ^oben Sidtf
tragen ben 9lamen bed ffi. %1)oma& ; bte etn^r i^
)innenb Salomon inspiratos, ift 1^5(1^ mäf^
d^einlid^ Don ^a^mo Don ^alberftobt (f.b.txt);
)ie anbere, Sonet vox tua fann na4 inBcm
®rünben, mie Oubin unb be ähibcifi meim,
Don S:^oma8 fein. fteinedfaUfi ^ ber ^dfiy
einen DoÜftönbigen Kommentar btefei 9tt auf ba
©terbebette bictirt , xoit SRand^e glauben. 4. h
Isaiam prophetam (nml^d^einUd^ 1272 kii
1278). 5. In Jeremiam et in l^reno«. 6cga
bie Sled^tbeit biefer©d^rift finb n)egeni^i&|r
unb ©(^lid^tl^ Stoeifel erboben morben, ](bo4
mit Unred^t 2)agegen ftnb bie guerß in ber 9i(>
n)er))ener (SefammtauSgabe gebrudten Cmmc»
tare gu 2)aniet unb ben SRad^obäeibui^ Mer
unöddt. 6. In Matthaemn; nad^ ben Sdt*
lefungen bed 9Reifter8 möbrenb befi er^m oto
gmeiten ^arifer 3Ragi{tenumS (olfo 1256—1261
ober 1269—1271) Don !ßetru3 non Snbriaon^
gegeid^net. 2)er ©tamfer ffotolog nennt «4
Kommentare gu 9Rarcu§ unb Sucafi, fotoie dar
befonbere erflörung gum 15. Kapi^ 9Rott^
bie fonft ntrgenbd enoabnt merben. 7) h
Joannem. S)er Anfang (ffap. 1^ eiiqt^
lic^) ifl Don Zbomad f elbft , baS Uebxigt m
Sla^nalb Don ^ipemo nod^ feinen Sorlefnfd
notirt unb Don Xl^omaS burd^gcfel^, l^54ftM4^
fd^einlid^ in $ari8 1269—1271. 8. 3>ie Ottna
aurea, nad^ bem urf))rünglid^en Xitel CootiuB
expositio super IV evangelia, ein funpBtl
aus ©teilen griec^ifd^er unb lateinif^Söteii»
fammengefefeter Kommentar, ber <n^ Xmgng
UrbanS IV. (1261—1264) begonnen rnnfe
Urfprünglid^ foUte SBonoDentuto gUKi itnagS»
erllären, mu|te aber megen Uebabänfmig ät
OrbenSgefc^öften baS (Sänge Xl^omoft SbAffM,
S)a8 a)Mbäu8-eDanQeIium ift Udon I¥. f
mibmet; boS gfolgenbe entftanb nad^ UM
2:obe unb i^ bem Karbinol ^oraiiMb (gt^
1272) bebicirt. S)en 9Iamen Gatena aoM \ß
bie ©^rift fcbon 1321 (Quötif-Echaid Itl
829). 9. Super epistolas 8. PaolL tt fr
flärung gum dtömerbriefe unb gun SaJBI^
erften Korintl^erbriefd flommt Don S)omI)W
ber, ba§ Uebrige ift mcifl Slod^dM^
S)te Slbfaffung foUt uxito'dfteinn^ jm Vk'itß
1269—1273. S)ie in Äa$änm
gaben ftebenben Kommcntooe fn fcot^
1638
Xl^omafi Don Vquin, ber H
1684
Sriifm imb inr 9())ocol9))fe finb unö^t ; über ben
»ttt$iiio^4^ Serfafjer f. De Bubeis, Disa. 7.
B. Commeatote ju fibilofopl^ifd^en
«nbl^tolDgifd^en Se^roud^ern. a. S)ie
<|om]neiUace bcd b'- Xifromad }u SrifiofideS fatten
mrifi üt bie lebte ^[te feines Se^romteS. Set
^tge jfil^lte bie UnjuDerlöfftgteit ber bUberiaen
lülfintfc^en Ueber|e|ungen ber arifiotelijqlen
6<br{ften unb beromagie feinen OrbenSgeno^en
SBil^elm Don SRoerbete (geft. um 1300) aur 6er^
{ifOunfi einer n)ortgetreuen Ueberfe^ung ouS oem
Okic^if^ien, bte biefer jioifd^en 1260 unb 1270
«idiarbeitctc» S)en gereinigten Xest erflörte er in
^rcng ob]ectit>er SBeife burd^ ItlarfteUung beS
SBortfinncft unb bed 3ufammenl^ange8, n)ö|renb
WbertuA 9Ragnu8 eine freie !ßaro))btaf e , unter-
mifd^ mit felbftönbigen ®ebanfen, )tt geben
pflegte. Soburi^ ift nid^t ouSgefd^Ioffen^ bo^ av^
in biefen Sommentaren bie eigene SReinung bed
|L X^moS b^e unb bo fomobl au§ abfu^tlid^
^emedungen mie ou8 ber gamen Srt ber 3nter«
)netationfeft}ufteIIenift (SgL hierüber Thoemes,
Gommentatao literar. et crit. de 8. Thomae
Aq. operibuB, Berol. 1874, 28; Sd^ük, im
^«otboltf- 1877, II, 688 ff. ; SRoIfeö, Sa^rb. für
¥bQofo)>bie u. ft>ecuIatiDe X^eologie 1895, 1 ff.;
Sioutenbred^er , %f^ovMA' oon $quin SteSung
luai SBirifibaftdIeben feiner Seit, 1. C^eft, 2ei))}ig
1898, 24 ff.) 1. In libros PerihermeniaB. 2)aä
{loeite 9u4 iß Don X^maS nur begonnen »or«
ben; bie mbfaifungSgeit iftDienetd^t 1269—1271.
2. b L et n. libnim posteriorom Analytico-
rom. 3. In Vin libros Physicomm, in 9lom
gmtf^cn 1261—1264 Derfa^. 4. In libros lY
de coalo et mundo. 9lur oie beiben erften Sudler
unb o^t ffopitel beS britten finb Don ify>ma§i,
tai Oebrige Don feinem @d^uler $etru8 be %I-
Demia (f. b. 9rt). X^omoS begann bie Sd^rift
mä^rtnb feines gtt)etten $arifer Slufentl^aUeS unb
fübrte fie n)cUer 1271— 1273. 5. In libros de
generatione etoorruptione; nad^ 1271 Derfa^,
luub SBübelm DonXboco fein le^teS ))l^t(ofopbifd^<d
SBerf. 2)ie neuefte römifd^e ® efammtauSgabe ba nur
L 1, 1 — 17 Ott Ö4|t aufgenommen. 6. In lY libros
Meteoronmi , in ^ßariS »abrfd^einlid^ 1269 bis
1271 gefd^eben (Dgl. 1. 2, lect. 10). Stur baS
crjle uSb Ue gebn erften ftapitel beS jtoeiten Sud^eS
lütfon Don S^maS l^r. 7. In m libros de
anfana« 92ur baS }meite unb britte ^nä^ finb Don
ZbonioS felbft ; boS erfie ift Don Ka^nalb (feinem
«efd^rten feit 1260-1261) nad^ feinen Sor-
trögen geft^rieben. 8. In Parva Naturalia (De
Bonsu et sensato; De memoria et remini-
aoeatia; desomnoetyigilia; Desomniis;De
dtvinatione per somnum). SBon biefen Xrac*
taten finb bie beiben erften pd^er ä(^t, bie beiben
Ictten Qufi olter Seit gar nid^t beaeugt ; ber britte,
fi$tixu| bezeugte, erb&It burd^ bie @tomfer Sifte
eine toeribDoOe Seftätigung. 9. In XII libros
HetaphyBieonim; gefd^neben inStom 1261 bi§
1264. 10. In X libros Ethicornm; )u ber>
ti«4ciiI<sffon. XL 2. SiifL
felben Seit aie ber Kommentar }ur $1^9iU unb
iDleta))b9rt( Derfo^ ; mi^ SBemer I, 409 f(^on
früber in Mn gefd^ieben. 11. In YIH Ubros
PoUticorum. Stur bie erften Dier SSüd^er, ia böd^p
loal^rfd^einlid^ nur Sud^ I, n unb UI, 1—6 eiiv>
fd^Iie|lid^ b^en X^omaS, bie übrigen ben f^on
genannten ^ctruS be SllDemia gum Serfaffer. —
b. 2)ie Srllarung 1. beS Liber de causis (f. b.
«ri. n, 2077), bejfen (orabtid^cS) Oriainal X^o-
maS mit Siedet als ein Sscerpt auS ber lToixe(u>9tc
beS $rocIuS erflört, fd^eint erft gefd^rieben gujein,
nad^bem SBilbelm Don ÜRoerb^fe 1268 baS 9Ber(
beS $rocIuS felbft in'S Sateinifd^e fiberfe^t botte.
2. SSon ben Sd^riften beS S)ion9ftuS Sreo))agüa
(f. b. «rt) l^at Xl^omaS baS SBerl De divinis
nominibus commentirt, unbeßimmt, }u toelc^
Seit. Submig Don SBoIIaboItb unb ber Stamfec
Katalog nennen aud^ einen Kommentar De coe-
lesti hierarchia; bie SoÜanbiften G« o. 741)
bel^au^ten, baS Original in 3ltapü gefeiten ju
baben. CS liegt aber iebenfaHS eine 9}em)ed^Slung
Dor mit bem SDtoiufcript De divinis nominibus,
baS Uccelli in ber 9lationalbibliotbef ju Steopel
mieber gefunben bot 3. 3n ben @(briften ht&
IBoetl^iuS (f. b. art) entbalten bie Opuscula Der«
f d^iebene unöd^te, gmei Sd^te Kommentare. S)er eine
bel^anbelt bie Sd^rift De Trinitate (Opusc. 70),
ber anbere eine gfrage (An omne, quod est, bo-
nmn sit, cum non sint substantialia bona)
auS bem SBerfe De hebdomadibus (Opusc. 69).
3)ie Sriiftenfacultat Don $ariS ttiinf^t in il^rem
KonboIen5fd!;reiben 1274 bie Sufenbung eines
angefangenen Kommentars )u SimpIiduS (mo^I
De praedicamentis) unb )um XimöuS beS $(ato;
man tod^ fonfl nichts Don biefen @d^riften beS
^eiligen. — o. SDer umfangreiche Kommentar
beS ^l Xl^omaS )u ben Dier Sentenjenbüd^em bdl
$etruS SomborbuS (f. b. 9lri.) entftanb »dl^renb
feines SaccalareateS unb im anfange feines 3IM*
gifteriumS (1252—1257). Kinen }tt)eiten Kom-
mentar bat er über baS erfte Sud^ ber Sentenjen
nad^ 1261 in SRom gefd^rieben; berfelbe ift abo:
Derloren gegangen. S)er fonft tt)0^t in ben aus-
gaben gebrudKe }meite Kommentar ift Don Kat-
binol ^nnibalb (de Bnbeis, Diss. 10, c. 5).
G. ®rö|ere felbftönbige @(briften
))]^iIofopbifd^en unb tbeologif d^en 3n-
^altS. 1. S)ie Quaestiones disputatae, D^eld^e
in befonbexS auS(u^rIid^er Sßeife mid^tige ßingel-
fragen bebanbebt (De potentia Dei; De malo;
De spiritualibus creaturis; De anima; De
unione verbi; De virtutibus; De veritate).
9}on biefen finb bie Quaestiones de veritate un-
beftritten in $ariS 1257—1260 abgefaßt; für
bie übrigen fte^t bie Seit nid^t fo atoeifeüoS fe^
92ad6 Xolomeo be Succa ifl De anima }mif(ben
1261 unb 1264, De spirit. creat.. De malo.
De virtutibus gtoifd^en 1265 unb 1269, De po-
tentia 1269 — 1271 gefd^rieben. 2. Quod-
libeta XII ; fürgere Sbl^anblungen über bie Der-
f(^iebenften t^eologifd^en ^fragen, bie offenbar
52
1635
Xl^omaS Don Stqtttn, ber 1^1.
168g
grogentl^etld auS bem 3u^Srerfretfe aufgemorfen
tDorbcn finb. ©ed^S bctfelBcn fotten In $QriS
(in unb V öon 1270—1271), bic übrigen fcd^S
in Stalten gef^rieben fein. 8. Summa contra
Gentiles (aud^ De yeritate fidei catholicae
contra errores infidelium), auf Sitten be9 Sla^-
ntunb t)Dn ^ennafort (j. b. art.) jmtfd^en 1261
itnb 1264 berfagt. 4. Summa theologica, mit
ber Summa contra Oentües eine bünbige 3^"
jantmenfaffung ber ganzen SebenSarbeit bediel. £1^0-
maS. S)er erfte unb sioeite X^eil flammt auS ben
Sauren 1265—12-71, ber begonnene britte 3:beil
aus ben Sauren 1271—1273; in ber «bl^anb-
lung über baS SBu^facrament l^örte er Quf )u
fd^reiben (suspendit Organa scriptionis). SaS
nad^ ni, q. 90 alS @u))))Iement ben SLuSgaben
{Beigefügte ift tt)5rtlid^ au§ bem @enten}encom-
mentar berübergenommen (guerft t)on bem Kölner
%f)tDlo^tn ^einrid^ Don ®orfum [f. b. 9Irt.] ju
Anfang beS 15. Sal^rl^unbertS). ^erftoürbtger-
tteife bat Saunoi (f. b. 3lrt.) 1675 bie Sed^t^eit
biefed berübmteften SSBerfed auf ®runb einer fiüd^tig
gelefenen IRebe beS $etruS Siogeriud be^meifelt
@ofort brad^te 9{ataltd ^le^anber (f. b. Srt.) in
feiner @d^rift Summa S. Thomae vindicata,
raris. 1675, bie geforberten geitgenöffifd^en 3cug-
niffe für bie ^ed^tbeit, bie ß(|arb auS banbfd^rift«
lid^em SRaterial in erbrüdtenber güUe ergänjte
(S. Thomae Summa suo auctori vindicata,
Paris. 1708, unb Scriptt. O.P. I, 293—321).
3ugteid^ manbten fid^ ^lejanber unb Sd^arb gegen
5U)ei anbere ^^f o^befen, bie ^toar nic^t bie %e^t-
beit, aber bie @elbftänbigfeit ber Summa, f^ecieU
beä ^toeiten^b^tleS, angriffen. Der Dominicaner
@arctaS (1578) unb ber gfrandScaner 9lDa
9 ^ftorga (1660; f. b. Sfri.) Ratten belltet,
Xb^ntaS bobe ben gtoeiten if^til ber Summa faft
DoQftönbig bem Speculum morale beS Sincen-
ttuS Don iBeoudatS (f. b. Sri.) entnommen. S(batb
geigte unmiberleglid^, ba| biefcd Speculum ni(bt
Don SincentiuS^ fonbem Don einem fpätem
gfdlfd^er l^errül^re, ber bie Summa beS 1^1. Xl^omad
fd^on Dor fid^ ^aüt. Z)ie anbere ^9))0t^efe ging
Don ben f^ranciScanem Delaba^e unb SBobbing
(f. b. Sri.) auS; fte tooSten bad ^auptDerbienft
an ber Secunda Sle^anber Don ^aled (f. b.
Sri.) gufd^reiben, ber in feiner Summa theo-
logiae ober in einer eigenen Summa yirtutum
bie Vorlage beS bl. XbontaS bilbe. 9ud^ biefe IBe«
bau))tungen miefen 9{ataIiS SIesanber unb Sd^arb
fd^Iogenb jurüdC, inbem jte geigten, ba^ eine
Summa virtutum Don ^e^anber Don ^aleS gar
nid^t e^iflire, feine tbeologifd^e Summa aber toeber
in bem Umfange beS bebanbeltcn 9)laterial8 nod^
in ber %xt ber Sebanblung auffattenbe Se-
rü^rungSpunfte mit SbomaS auftoeife (DgT. Alex,
Natalis, Gollatio Dominicani cum Fr. Minore
über ben ©egenftanb, guerjt 1680 erfd^iencn, bonn
im fiebeuten SBonbe ber Historia eccl., Paris.
1730; fomic gur gangen ßontroDcrfe de Rubels,
Diss. 13. 14. 15). 9icueftcn8 l^at P. 3eiler bie
^raglid^e Summa virtutom gefimben, ober au^
tbre Ibtöd^tbeit nad^gettiefen ; fie ifi fpater oll
SIesanber Don^aleS unb fu|t Dietfoc^ auf
IBonaDentura. Sbenfo toid^tig toar ber 9lad^n)eil
P. Seilers, bog in ber je^igen tl^otogijd^m
Summa SttesanberS Don ^aled grb^ere Steile
au9 ben SBnfen be§ ^t SonaDentura ergdnjt
ftnb (f. Opera 8. Bonaventurae , ed. Qua-
racchi I, Praefc p. LVUI, unb V, Praef.
p. Xn sqq.).
D. Opusoula, Reinere Sßl^blungen über
Derfd^iebene @egenftänbe tbeologifd^er unb ntt^t*
tbeologifd^er Srt. 9}on ben in bie erfie ri^mifd^
@efammtauSgabe aufgenommenen 78 Opuseula
ern&rie fd^on (Ed^arb nur 36 otS ol^ne SBebenlen
äd^t, bie übrigen für vm&ä^t ober toenigflei^ gmeifel«
baf t. ^uä) l^eute ift bafi ^efultat, mie bie f olgenbe
SluffleDung geigt ^ nid^t toefentli^ Derf^iebm.
1. Contra errores Oraecorum; ouf SSeranlof»
fung Urban8 IV., alfo 1261—1264, Derfofet
2)ie Dem^anbten SöterfteOen entnal^ ber ^I. 5ti|o*
maS einem Dom $apfte überfanbten Libellus, ben
UcceOi in einer Daticonifd^en ^nbfd^rift toteber
entbedft bot. S)er ben Primat bebonbeinbe V^
biefed Libellud ift 1870 t>on Uccefli gebnuft,
1889 Don Sleufd^, in benSbbanblungen ber 5at^>
rifd^en Slfabemie ber SBijfenfd^afien, l^ifL ektjfe
XYin, 3, 681—689, ungemeiner guganglicft
gemad^t tt)orben. 2. Gompendium theologiAe
(nad^ 1260). 8. Declaratio quornndam aiv
ticulorum contra Oraecos, Armenos ei Sara-
cenos (feblt in ber Don 2)en{fle entbedten Sijle).
4. De duobtts praeceptis charitatis et decem
legis praeceptis; nadf einigen 3^3^ 9M'
fd^rift m $etruS be 9nbria (gefL gegen 1316;,
baber tt)obI auS ber gleiten ^filfte Don V^>
maS' Sel^ribfitigfeit. 5. De artieulis fidei ei
sacramentis ecclesiae. 6. Super Sjmbolmn
Apostolorum (Don biefer unb ber folgenben
@d^ft gilt baS gu 4. IBemerfte). 7. Expodtio
Orationis Dominicae. 8. Expositio snper sa-
lutatione Angelica. 9. uned^t. 10. Responsio
ad M. Joannem de Vercellis de artica-
lis XLII; na(b einer ISngabe bei de Bubeis,
Diss. 18, 1 im3* 1271 gefcbrieben. 11. Besponsia
ad lectorem Yenetum de artieulis XXXVI.
12. Responsio ad lectorem Bisuntinum de
VI artieulis. 13. De differentia divinl Terbi
et humani; bie olerdtteflen Seugeu enoabnm
biefe @d^rift nid^t oud^ tiid^t bie Stomfer Sifie.
14. De natura verbi intellectus. IS. Desub-
stantiis separatts (wal^rfd^einlt^ Don 1273).
16. De unitate intelleotos contra Ayerroistas,
nad^ Denifle-Ohatelain I, 487 gegen SigeiM
Don Srabant gerid^tet^ olfo mo^I ou3 ben 3o!|nn
1269—1271. 17. Contra , . . doctrinam re-
trahentium a religione, nad^ Denifle-Chate-
lain 1 , 497 sq[. um 1270—1271 DetfoBt
18. De perfeciione vitae spiritualifi; ba
biefe Sd^rift in ber Dorgenannten eooQbnt toirD^
mu| fie früher gefd^rieben {ein. 19» Gojitra im-
1637
Xl^omoS Don Squin, ber (L
1688
ptignantes Dd cultnxn et religionem, (et ber
txfitn $oIcmit 9BiIl^etm8 Don @t-9mour gegen
bie Orben, olfo 1256 ober 1257 t)erfa|t. 20. De
regunina prinoipnm ad regem pTpii Sud^ I
unb Suc^ u, o. 1 — 4 finb, mie man allgemein
annimmt, Don Xl^omaS, üieUei^t 1266, ge«
{^rieben; bafi Uebrige oon Xolomeo be Succa.
21« De regimine Judaeomm ad dncissam
Brabandao. 9la(^ be SlubeiS (22, 4) märe bie
Hbteifattn üRargoret^ Don gflanbem (1245 bid
1279), nad^ So^raub 9Ii$ Don Srabant (1268
bis 1267). 22. De forma absolutionis ad
magiatmin Ordinis (nad^ 1264). 28. Ex-
podtio primae decretalis ad aroUdiaoonum
Tndertinam (Tridentinum?); ein Sommentar
jur often Seaetale, b. b- }um Cap. Firmiter
beS Dierten SateranconcilS. 24. Expositio super
Beeundam deoretalem, b. i. äoer baS Gap.
DamnamuB bcSfelben ConcUd (fel^It in ber
6tamfer Sifte). 25. De Borübus. 26. De
jadieuH aetromm; an Fr. SRaQnalb (Don^i*
l^emo), alfo nad^ 1260 gefd^rieben. 27. De
aeteniitate mnndi contra mnrmnraDtes.
28. De fato, nnb 29. De principio indiyidaa-
tionia (nic^t gan) ol^ne Stoeifel). 80. De ente
et essentia, mib 81. De principiia naturae;
btt beiben erften @d^rtften oed %[quinaten, Dor
feinem aRagifierium, alfo ftd^er Dor 1256, xoa^t»
]fyxtd\d) Dor 1252 Derfo^t. 82. De natura
materiae et dimendonibuB interminatis (bie
Don ben Editores Bomani bejtoeifelte 9ed^t|eit
toirb bttrd^ bie Stamfer Sifte beftätigt). 88. De
miBtione elementorum. 84. De occultis ope-
ribuB naturae. 85. De motu cordis. 86. De
instantibus. 87. De quatuor oppositiB (fel^It
in ber @tamfer Sifie ; aud^ bei einigen anberen
Sengen). 38. De demonstratione (imeifell^ft;
ou4 bie neue Sifte enoäl^nt ed nid^t). 89. De fal-
ladiB. 40. De propositionibus modalibus
0eblt im Stamfer fiatalog). 41. De natura
accidentiBy unb 42. De natura generis« finb
beibe jtteifel^ft; bie Zitel finben ftd^ aber bei
£obmeo unb im Stamfer ffatalog. 48. De po-
tentiiB animae, nnb 44. De tempore, finb too^I
unac^t^ ba fle Don feinem atten Saugen enodl^nt
loerben. 45. De pluralitate formarum, galt aud^
au4i ald }ioeifeI]^aft; bod^ nennen Sol^anneS be 6o-
lumna (f. de Bubeis, Diss. 2, 1) unb ber
Siamfet ffatolog ein SBerf De unitate for-
marum (formae). Uccelli fanb 1876 in jmei
fe^ alten ^anbfi!^riften nid^t nur ben fel^Ienben
brüten ^^ü, fonbem aud^ in einer bie Segeugung
bcSSetfafferS: Thomas de gradibus formarum
(DgL bie ^uSgobe ber Opuscula Don 9R. be SDtoria
t 893; f. tt. F.). 46. De dimensionibus inter-
minatis. 5)ie ©(^riften Ste. 47—58 finb fämmt-
Wif unbegtaubigt. t$für 54, eine Sd^rift De quo
Oft et quod est, fprid^t nur bie @tamfer Sifte.
3)ie folgenben Opuscula fmb fcl^r gmeifell(faft
ober umd^i, mit tKuSnal^me ber oben unter B. er-
U)d^nten Kommentare guSoetl^iud unb beS gfrol^n«
leid^namS-OfftdumS (f. unter E.), DieBeid^t aud^
beS Opu8c..67 (De emtione et yenditione).
3)a8 ol^ne 92ummer gmifd^en 40 unb 41 ein«
gefd^obene Sßerfd^en De eruditione principum
ift nid^t Don Xl^omad, fonbem mal^rfd^einlid^ Don
ffiilbelm «peralbu» (f. b. «rt.). ®a8 «onboleng-
fd^reiben ber UniDerfität enoal^nt eine Don £]^o»
ma8 begonnene @d^rift De aquarum conducti*
buB et ingeniis erigendis. S)er Stamfer Ka-
talog entl^It gteid^faSS einige fonft unbefannte
£itel : De motu progressivo animalium ; De
relatione ; ein gtoeiteS Sßert De yirtutibus ; De
duabuB natnris in nna essentia ; Super Magni-
ficat; Oenealogia b. Yirginis; De morte et
vita. 2)ie in unferem Sal^r^unbert aufgefunbenen
3nebita bed 1^1 Xb^maS bebfltfen nod^ Der friti-
fd^en Sid^tung. @o Deröffentlid^te gferrori gu
Süttid^ 1842 Opuscula inedita (Dgl. Carle,
Histoire de la yie et des ^rits de S.-Th.,
Paris 1846, 428). 6in gu $aDia gefunbeneS
unb gu aRailanb 1880 gebrudCted Sd^riftd^en De
arte musica ift j[ebenfall8 undd^t (Dg(. Feret,
La faculte de theoL de Paris H, Paris 1895,
459). SRand^eS Unbefannte \pnttt UcceSi auf,
fo eine Ouöftion aus De divinis nominibus
über baS Sd^öne (9lea|)el 1869), ben @d^lu^ beS
Opusc. De pluralitate formarum (f. o. 45)
u. a. (f. unter F.).
E. Siturgifd^eS unb ^omiletifd^el
9uf ®ebei^ UrbanS IV. Derfa^te Xl^omaS baS
Officium beS neu eingefe]^en gfrol^nleid^amS«
fefteS (f. b. 9rt.), unb gioar in feinem gamen Um-
fange (1264). ^enfd^en unb $a))ebrod^ tP^^^^^
bie SReinung au8, ber 1)1 X^omaS l^abe baS ältere
Sättid^er O^cium blog umgearbeitet, gaben aber,
burd^ 92atali8 Wesonber mftertegt, bie Unrid^tig-
feit biefer Snfid^t gu. @ang ol^ne ®nmb glaubte
SBabbing, ben ^qnmuS Lauda Sion bem $L So«
naoentura gueipen gu bfirfen. Ser ffatalog Don
@tam8 ermfil^t baS Officium nidl^t, mol^I auS
93erfe^en, ober toeil eS nid^t gu ben eigentlid^en
,»6d^riften* gel^ört — .3lad^ bem 3«wgniffe attet
alten Serid^e bat Xl^omaS läufig geprebigt unb
finb mand^e feiner Sermones (dominicales, fe-
stivae, quadragesimales ; nad^ ber Stamfet
Sifte Sermones de Angeiis, de Quadragesima,
nad^ einem nod^ öltem Sergeid^ni| [Si^iD fär
Siteratur- unb ffird^gefd^i^ite bed 3RitteIa(terd
n, 244] Sermones de Sanctis) Don 3ubbrem
aufgegei^net toorben. S)ie furgen ßscerpte Don
€onn- unb Sf^QQ^ptebigten in ber rbmifd^
^u§gabe Don 1570 Tinb Don gmeifel^after 9e^t-
l^eit. 3al^Iteid^€ auSfübtlid^ere Ißrebigten unter
bem 9{amen be9 ^eiligen entbedfte UcceDi gmi«
fd^en 1860 unb 1875; fie finb abgebrudtt in
ber SiD^'fd^en 9u8gabe SBb. XXXII unb mit
anberen fleineren @d^riften bei Baulx, D. Tho-
mae Aquinatis Sermones et Opuscula con-
cionatoria, Barri-Ducis et Paris. 1881.
SRand^e berfelben fmb originell ongelegt unb
cuIturgeft^id^tUd^ intereffant; bod^ Derbieten Der«
62 •
1639
Xl^omoS Don Slquin, ber 1^1.
1640
fc^iebetie ©rünbe, 3. IB. bie fron^öfifd^en, oft red^t
bcrben @prid;n)örtcr, an bcn })[, %i)oma^ alS Ser-
faffer ber gfiw^tn Sonimlutig 5U benfen. 92eucften8
^Qt ^auröau ^loei @crmone unb eine Sollalton
bed I)(. £!^omaS gefunben unb in feinen Notices
«t extraits de quelques manuscrits latins de
la BibL nation, IV, Paris 1892, 79 ss. Der-
öffenllidjt. — 93on bcn Sl&omaS gugefd^rieüenen
(Sekten finb baS befannte Adoro te imb einige
Qnbcre feit bem Anfang bed 15. 3ol^rl)unbert8
cid äd^t beaeugt ({. Quetif-Echard I, 344).
F. ausgaben ber SBerfc beS t)I. ^bomaS.
2)te erfte @cfammtQU§gabc erfci^ien auf @e]^ci^
ipiuS' V. 5u SRom 1570—1571, 18 33änbe in
tjolio (mit ben SnbiceS), beforgt Don ben S)omi«
nicanem ©iufliniani unb SJ^anriqucj; im ^lU"
gemeinen tüchtig, eneid}te fte bod) nid)t an Soncct-
|cit aUe frül^eren Sinj)clau8gaben (f. de Bubeis,
Diss. 16, 1). 3b^e9}^öngel febrten miebcr in ber
1593—1594 in Senebig gIeid)faU§ in 18 San-
ben erfd)ienenen 5lu8gabe. ©rötere fritifc^e Sorg-
falt Dermanbte ber fpanifd^e Dominicaner &. Ü)2o«
reSee auf bie 1612 ff. in ^ntmerpen (unb fiöln)
öeranftaltetc gbition in 18 (be^m. 19) golio-
bänben. SDie vierte ©efammtauSgabe erjd^ien 5U
$arlS 1636—1641 (unb mit neuem ©ejammt«
tüel 1660 ff.) in 28 Soliobänben. 9iad) bebeu-
tenben Sorarbcitcn mad)te \\ä) ber Dominicaner
». m. be SubeiS (f. b. ^rt. SRojfi X, 1298 f.)
1745 an eine 92euau§gabe ber SBerYe; mit
Uebcrtoinbung ntand^er ©d^ioierigfeiten tonnte er
1745—1760 unb 1765—1788 im ©aujcn
28 Ouartbönbe erfd^einen laffen, bie aber nod^
nic^t ^Ued umfaffen. SS^enig felbflänbigcn SSßertb
haUn bie in «Parma 1852—1873 in 25 unb bie
bei ©iöeS in $ariS 1871—1882 in 34 Cuart-
böuben ertd^ienenen, an Drudfc^Iem reid^cn ^^lu^
gaben. ®em Sebürfnife einer neuen 9Ui§gabc be«
jd)lo6 2eo XIIL 1879 ab.^u^clfcn. Die üon i^m
1880 eingelegte ©ommijfion, an bereu ©pi^c
(krbinal Sigliara ftanb, fjai feit 1882 in 9 San-
ben einige (Kommentare 5U ^riftoteleS unb ben
grö{3ten ^^eil ber Summa theologica erfdjeinetf
lafjcn. Die ffritif, bie bcn erfien SJänbcn ben 93or-
n)urf ber Uebereilung unb nmngelnber met]^obifd)er
(Sinbeitlic^feit machte, ift allmälig immer günftiger
genjorben. — Ueber bie Dnide ber ein5clnen
^^erfe f. bie forgfältigen eingaben bei Echard,
Scriptt 0. Pr. I, 1. c. Um bie tbeologijd^e
Summa machte fid^ Derbient 3oI). 9UcoIai in feiner
^iarifer 5Iu§gabe üon 1663; nod) befjer fmb bie
5ai§gaben öon ^lliabua 1698 unb 1712. 3:üd)tige
fritijd)e ?lrbeiten lieferten Th. Madalena, Crisis
Thomistica, Caesaraugustae 1719, unb de
Rubeis, Diss. 16. 3n Icjjter ^cit erfd)icnen au^er
ber 9Jiigne')d)en 9lu§gabe (^^ari§ 1846) biUige
i^janbauögabcn miebcrbolt in ©ar-Ie*Duc unb
üuiemburg (8 ©be.), in Mom 1886 ff. (6 95be.),
in 3:urin 1894 (6 93be.), in SHegcn&burg (8 SBbe.);
eine rcidjcr au§gcftattete (üon X. gaud^r) in ^^ari§
1887—1889 (5 3ibe.). €. 9)^ ©djnciber gab
eine beutfd^e Ueberfe^ung (mit eigenen H\fiä^
lungen) unter bem %M ^Die Iat^Itj(^ 3Bq)p
beit ober bie t^eologifc^ @umma beS ^L Vfcmi
üon aiquin, KegenSburg 1886 ff., in 9 Sönboi
beraub. Slud^ bie Summa contra Gentiles ift
feparat in $ari8, Su^emburg, 9iegen§biixg nn
gebrudt niorben; t)on bejonbcrer ^beutungus
bie Ausgabe Uccelli'S (jRom 1878), bie p$ aaf
bie micbergefunbene Urjd^rift bed ^eiligen \äfBL
Sine bonbli^ie SluSgabe ber Quaestiones dispo-
tatae mürbe burd^ bie Societe St-Panl ($ail
1883) beforgt; eine öbnlid^e erfd^int tnXimi
Opuscula selecta et quodlibetales {dmmdte ii
3 täuben aJlid^ael be 9}laria ((SUtä bi Sagdlo
1886); ebenfaSS 2 SBönbe Opuscula erÜim
}u SRegenSburg 1879. DoS Compendium theo-
logiae mürbe t)on Stulanb (!ßaberbom 1863),
meiter gu Surtn 1891, bann mit Ueberfe^m))
9Inmerhuigen üon %bert (SBür^burg 1896) Ig»
ausgegeben.
III. ebaralteriftif ber fßerfon nnb
ber Sebre beS fjii. 2:boma8. Der ^l Xtoaal
ift fd^on be^b<^^ ^^^^ ^^^ ^^^ anberen Airt^en^
iBorbilb beS d^riftlid^cn ©elel^rten gemorben, wä
(eine Sebeutung faft auSfd^lie^lid^ auf bem Sc
biete miffenf^aftlid^er Set^ötigung liegt Sr (d
nicbt, tt)te faft aUe alten fitrc^enlebrer, aß SifM
fid^ um bie ilird^e üerbient gemalt, ni^t nriebs
bl. 93embarb in bie 9351!ergefd()i(fe maBgebenbd»
gegriffen, nid^t einmal mie ber f)l. Sonattntm
in feinem Orben eine leitenbe (SteUe eingenonna
Der 9lubm, ber i^n gu Seb^citen umgoA inib ^
huxd) bie Sabrbunberte gefolgt t)!, geigt baran ii
einsigartiger Seife, melc^^en ßinflug ®enie n^
@e(ebr)amfeit in ber Stixd^ entfalten föimn,
mcnn fte in ben Dienil ber emigen Sk^r^ 9^
ftellt unb burc^ |)eiligfeit geabelt unb doSöi
fmb. Der b^ Xb^^n^^^ ^t bie reid|;en isüoffl
feined ©eifteS in unau§gefc|ter Slrbeit entfidäL
@d^on als Rinh fann er übet baS SBcfm to
@ottbeit nad^, alS ftnabe rid^tete er fein gaqd
Streben auf bie ftiüe Sefd^aulic^feit beS CM;
ber 92oüi)e mie ber berübmte Sekret mu^ bB*
toeilen gemaltfam au8 meltDergeffenbem^DoKni
baS Steicb ber SBirflid^feit gurücfgenifen wbs
(AA. SS. BolL 1. c. 673); felbft biinmIif(JeBfr
fd^einungcn gegenüber üermocbte er t^xdiil(t,\n»
nenbe (fragen feiner @pecuIation gurfid^ubräip
(ib. 674). ©eine gange Seit mar bem WA
ber JIcctüre, ber $rcbigt unb ber fcbriffiiijtt Ar
münblid}cn Doction gemibmet (ib. 669; fav
^agcSorbnung ib. 712). DaS Stubiita Bsk
gel)eiligt burd^ baS ftetS DorauSgefc^idtr SM
ba# i^m, mie er felbfl üerfid^crte, mebr 6rlflttM
gab aI3 blo js men jd^Iid^e ^nftrengung (ib. 670i||l
Die innere Salbung unb ©eiftedglul, bie ff äl
äcbter @cbolaftifer in feiner @)>ecuilatüni jb
berüortrctcn lieg, geigte fid^ in
baren (SebctSleben, üonbeftenSBänBB
fett uu§ menigftenS ein toßtani ^
grobnletd^namdofftdum gfUbl
1641
Xl^omaS Don VLquxn, ber H
1642
SiefidBe ^rSmmtgTeit unb innere Harmonie leud^-
fcle aitd^ aus bem ftetd l^eitem unb geminnenben
Vvftbrud feines Kntli|f9 bert)or (ib. 671. 702.
712). 6o fel^ man Die ©elel^rfamfeit bed C^ei-
8gen iemunberte, bie il^m gejoQte ^erel^rung galt
tod^ ebenfo fel^r feiner liebendmurbigen ^efd^ieiben-
|rit, Dor ber and) ber ©egner gern fld^ beugte
Hb. 668). 3)a^ ber emfte OrbenSmann, ber aUt
JBfinfdbe feiner gfamilie f o fd^roff burd^freujt l^tte,
htmtoq ein tt)armed ©efül^I für menfd^Iid^ yia'f^f
pfyvbt f^atit, aeigt bad fd^öne iBeri)äItni|, baS
fin (i8 )um £obe mit feiner Sddioefter unb
aiid^ üerbanb (ib. 691. 713), unb bie üertraute
Rrmnbfd^aft mit feinem ©eföl^rten Sta^nalb (ib.
678 Bq.). — ©ie I^ätigfeit be§ % I^omaS fallt
in bie größte 3at beS aRittelalterS, bie tDtffen-
Haftlid^ burd^ baS «ufblül^en ber UniDerfttöten,
mS Singreifen ber neuen Orben in bie Zl^ologie
mib bie Don mol^ammebanifd^en Sinflüffen beglei-
Me Sinfü^rung ber ariftotelifc^en ^l^ilofopl^ie in
Me (Sebonfentüelt bed ^benblanbed gefennjeid^net
tt. S)iefe ßrioeiterung bed ®efid^t§freife§, Der-
ranben mit berSuflöfung veralteter focialer gor«
1mm, ^tte oud^ auf religiöfem ©ebtete eine ge-
iNdiige (Söl^rung l^erDorgerufen. Sieben pan-
lleifUfd^en ®runbfä(en taud^ten eitreme ffeptifd^e
SJM^ämer auf; on ben ^od^fd^ulen loie in ben
OAen traten ftd^ feinbli^e ^arteten gegenüber,
ittd) yigl^fte ©eifter empfal^Ien bie gTu^t aller
SdtoeiS^it als einzige Slettung oor ber ©efal^r
fecS Unglaubens. Unter ben großen @ele^rten,
bk ebenfo tfil^n als ))ietätt)oa an bie Semöltigung
bbfer unrul^igen ©ebanfenioelt l^rangingen,
«immt ber bl. Sll^omaS ben erften ^la^ ein ; feine
CteOungnal^me }u ben})l^ilofopl^ifd^enunb tl^eo-
Ipgifd^en Problemen betoirfte in mand^en fünften
bell entfd^eibenben Umfd^toung unb Derl^alf in an«
ham ber burd^ Sle^anber oon ^aleS unb 9lIbertuS
«noebol^nten Stid^tung mm Stege. S)ieg gilt )u«
llUbfi be}figlid^ beS ^nfebenS beS SlriftoteleS. S)ie
Ibdglid^en !Berbote ber burd^ bie Araber über-
tttttelten orifbtelifd^en ©d^riften galten Don Sn*
fmn an nid^t abfolut unb für aOe ^od^fd^ulen
(Denifle-Chatelain 1, 131) ; SSiU^elm Don ^ariS
«nb Sleianber üon ^aleS cittren and) bie p^Qfi-
Men unb meta))]^9fif^en SQßerfe l^äufig, unb Sil«
ftotuS 9RagnuS l^atte fd^on oor bem \)\, Sl^omaS,
bem S)röngen feiner OrbenSgenoffen nad^gebenb,
Me gon}e $]^ilofop^ie beS @tagirtten burd^ Som«
nentare unb tl^eologifd^e @d^nften in bie SBiffen-
fi^ eingebürgert, ^ber erft nad^bem ber 1^1. Xbo-
flnS (mie eS fd^eint, mit ©utl^ei^ung UrbanS IV.)
onf ®runb be|ferer Ueberfe^ungen unb nad^ befferer
SRetl^obe (singulari et novo modo tradendi ;
Tolomeo de Luc.) ben @inn beS SlriftoteleS fe^*
tfÜ, galt bie Don ®regor IX. geforderte „$rü-
K0 unb Steinigung" als in DoUem Umfange ge«
Ifitt 9ud^ ber SBiberftanb, ben bie ältere augu«
fmtifd^e SHd^ng ber S^eologie bis ba^in manchen
-neuen" ^^Idfopl^emen beS ^rtftotcleS entgegen-
^1^, erfd^eint nad^ ben Seiftungen beS l^I. 3:f omaS
menigftenS im 3)ominicanerorben fd^on 1286
DoUftönbig gebrod^en. — S)er ^eilige Derbanb eben
in feiner $bilDf opl^ie bie ächten, im ffam))fe
ber ©egenfö^ erprobten Elemente fomol^I auS
SlrifloteleS mie auS $lato unb fd^uf bamit bie
notürlid^ aßeiterbilbung unb (Srgönjung beS
SluguftiniSmuS. äßenn er in ben funbamentalen
fad^lic^en Sifferengen fid^ für SlriftoteleS unb
gegen ipiato entfd^ibet, fo geminnt er bod^ für bie
^erfon beS le^tem im ^nfc^luffe on SugußinuS
eine freunbli(^ere Seurtl^ilung, inbem er }mif d^en
ber Sntention unb ben SBorten, bem magren
ffem unb ber |)oetifd^en Sinlleibung unterfd^eibet
(Sipperl^eibe, XbomaS Don %quin unb bie pla*
tonifd^c abeenlel^re, aKündfeen 1890, 2. 181). 3n
ber großen Streitfrage ber Srfenntni^Iel^re, ber
fie^c Don ben Uniöerfalien (f. b. ?lrt.), botte fd^on
baS f rül^ere SRittelalter einen mittlem ©tanbpunft
jmifd^n $lato unb ^rijtoteleS eingenommen unb
burd^ ^ereinsieben ber Dorbilbli^en göttlid^en
3been dnen gemiffen Vbfd^lu^ erhielt, ^ber auf
bie Sfrage, mie baS Sinjelbing bie 3bee in ftd^
entbält, unb Dor ^llem, mie bie Seele fie auS ber
Sinnenmelt geminnt, ob etma burd^ Sd^en in
einem göttli^en Sid^te ober burd^ SQBiebererinne«
rung ober angeborene 3been, mu|te bie biSl^erige
platonifd^-ouguftinifd^e SKd^tung feine DoUftönbig
befriebigenbe Slntmort; maS abo: als ariftotelifd^e
auffajfung Don ^iDicenna, 5lDerroeS (f. b. Srtt)
u. ä. Derbreitet nmrbe, bie Seigre Don eiiftm ge-
meinfamen vooc irotTj-nx^c, fül^rte birect auf falfd^e
gfabrte. Sine bebeutenbe Älörung brad^ten ^^«
bertuS SRagnuS unb ber 1^1. Sb^maS, inbem fie
mit DoUer Q^onfequen) bie ^bböngigfeit aUeS Sr-
fennenS Don ber SinneSmabmel^ung bel^aupteten,
obne bie IRealitüt beS 3bealen irgenbtoie preisen«
geben. Sie 93emunft ift nad^ i^nen gmor für alle
äBal^rl^eit angelegt, aber an pd^ ^otentialitöt; fte
fd^öpft bie SBegnjfe meber auS fid^, nod^ auS einer
böbem SBelt, fonbem ermirbt fie mit ^ilfe ber
Sinne auS ber Jtörpermelt. 3n ben (örperlid^en
2)ingen aber ftnb biefe geiftigen ^Begriffe jmar
nid^t ber SSßirflid^Ieit nad^ — §orm unb SRaterie
beS SingelbingS finb burd^auS inbioibueU — , mo^l
aber ber ^oteng nad^, ba bie gform eine innere
93e9iebung pm ®eban!en b<^t. S)aS mid^tige
Sinbeglieb ift ber intellectus agens, j[ene Der-
geiftigenbe Snergie ber Semunft (unb Itoax ber
SinselDemunft), bie baS Don ben Sinnen gebotene
^l^antaSma ergreift unb mit il^m ben unioerfeUen
SSegriff ergeugt; fo mirb gugleid^ bie in bem
Sinnenbilbe fd^lummembe 3bee mie baS S)enf«
Dermögen felbft (ber intellectus possibilis) §ur
Sctualitöt ermedt. SDerfelbe intellectus agena
ift eS aud^, ber ben innem Sufömmenbang ber
Segriffe, bie SBa^rbeit ber ®en!principien ein-
leu^tenb mad^t (S. th. 1, 2, q. 58, a. 1 o. ; 2, 2,
q. 171, a. 2 c). So fugt alleS 2)en!en auf ber
fmnlid^n ßrfabrung, o^ne bei il^r fielen gu blei-
ben; Dielmebr fc^reitet bie 93emunft im Siebte
jener ^rindpien, Dor SQem beS (SaufalitötS-
1648
Xffomai t)on Slquin, bet ^t
1644
gefe^eS, jur Srfetmtni^ l^öl^erer, überjinnlid^et
äSßQ^r^eiten fort. 9lber oUe bie(e ^öl^eren ßrfennt-
niffe, anä) bie (Srfenntnt^ ®otte8, tragen ben
mittelbaren S^arafter oUed natürlid^en SdennenS
on ftdfe. — ®iefc Sl^eoric erfd^cint beim ]{|I. ^](|0-
mad ntd^t Uo^, roit man lool^I fagt, „naib rca-
liftifd^" beflninbct, fonbem fie toirb aud^ burd^
grünblid^e 9te|[e{ion auf bie 9iatur bed SDenfenS,
auf bie (Setoi^l^eit beS Selbftbetou^tfeinS unb auf
bie fmnlid^-geiftige 92atur bed 9)tenf(i^en geredet«
fertigt (De verit. q. 1, a. 9; q. 10, a. 8). ©ie
n)ar aud^ etmaS 3ltm^, ein mirflic^er Sfortfd^ritt,
unb mürbe Don ber öltem auguftinifd^en 9{ict)tung,
bie Don einem Sriennen ber ^ö^eren SBol^rl^eiten
in regulis aetemis, in luce incommutabili
rebete, birect als doctrina novella empfunben
(Peckham, bei Denifle-Ghatelain I, 634 ; über
ben \)l. Sonaücntura t)gl. De humanae cogni-
iionis ratione anecdot. quaedam S. Bonav.,
Quaracchi 1883, 1 sqq.; über ^einrid^ Don
&mi IBöumfer^ im ^rd^ü) für ®e)d^. ber $^Uof.
X [1897], 287 ff.). 9^od^ ®un8 ©cotuS (f. b.
9lrt.), ber im SBefentlid^en mit bem 1^1. Sl^omaS
übereinftimmt, erinnert an bie frühere ^uffaffung
(fpecieE an einen ©ebanlen bc§ SßiD^elm Don
SluDergne) infofem, als er ben ©aj Omnis co-
gnitio incipit a sensu nur für ben 3uftanb beS
SJ^enfd^en nad^ bem ©ünbenfoQe gelten laffen mill
(S^neib, 5lriftoteIe8 in ber ©d^olaftil, gid^ftätt
1875,^8 ; «aumgartner, 3)ie (Srfenntnillel^re beS
SBiD^elm D. ?luDergne, SJ^ünfter 1893, 22). — Sie
ariftotelifd^e Unterfd^eibung ber Süvafiic unb hipr
Ysia, bie in ber tl^omiftifd^en ßrfenntni^Iel^re eine
tt)efentlid^e StoIIc fpielt, l^at ber 1^1. ^l^omaS aud^ für
bie 9{eal)){)iIofop]^ie ma^gebenber unb confequenter
Denoertbet ald bie frühere @d|)oIaftif. S)ie Seigre
Don ÜJMterie unb gorm unb fpeciett bie 9luf-
fafjung beS menfd^Iid^en 6!ompofitum§ erhielt ba«
burd) eine fd^örfere Ausprägung ; eine 5Reit)e jener
aSortDÜrfe, hit fd^on 1277 unb 1285 au SJariS
unb Cjforb gegen bie ftreng ariftotelifd^e SRidptung
erf|oben föurben, bcaic^t fid^ auf biejcn ©cgen«
ftanb (Denifle-Chatelain I, 543 sqq.; @^rle,
im ?lrd)iD f. Siteratur« u. Äird^engefd). b. ÜJüttel»
alters V, 614 ff.). SRad^ bem \)l %f)oma% ift bie
ö^atcric blo^e ÜJlöglid^feit bcS S^ingeS, jtoar nid^t
bie logifd^e, fonbem bie objediD reale, aber bodft
eine bIo|e „Einlage" jur SBirflidöfcit, bie auS fid^
paffU) unb unbcftimmt , erft burd^ bie gorm i
actuetteS ©ein geioinnt. ©ie ift ^'rincip ber!
Duontität unb Sl^cilbarfeit, ®runb ber Steilheit
unb Uncrfennbarfeit ber förperlidften ginjelbinge,
mäbrenb bie gorm bie Dualität, ginbeit unb 6r-
fennbarfeit bcrjelben begrünbct. S)ie SERaterie alS
foId}e enthält nad^ i^m totbn rationes seminales
nod^ actiuc ffräfte, nod^ SRefte frül^crer gormen ;
bie gormcn bauen fid^ nid^t in grabueHer golge
über einanber auf, fonbem jebe fubftanticüe 3öcr«
änbcmng greift bis auf bie materia prima jurüd
unb fd^afft ein ncueS, cinl^citlid^eS ©ein (Q. disp.
de spir. crcat. a. 3, c). Au(^ bie fo reid^ auS-
gemattete menfd^Iid^ !Ratur fa^ ni^t, loie bit
altere ©d^ule tPoDte, eine SRe^r^ Don SBcfmS-
formen in ftd^ ; SBefenSform bed Slenfd^ ift nur
bie eine geiftige ©eele. S)ie SRorniigfaltigbit mb
Abfhtfung beS menfc^Iid^en SnnenleboiS etfläztjü^
binreid^enb au8 ben Derf d^iebenen ^otenjen, tDdi|e
als Accibentien ber ©eelenfubftan) an^ften. Siije
fmb n)irflid^e ^Realitäten, nid^t bb{|e %am \k
einen ©eelentl^tigfeit; obfcl^on innig untneifli
anber Derbunbm unb in ber einen ©eele tmnieliib,
fallen fie bod^ nid^t mit bem iSBefen ber ©cek )u>
fammen. 2)ie fc^einbar abtt)eidE|enben ©te&m bei
^I. AuguftinuS fpred^en bei genauerer e^cgejc
eber für als gegen biefe Suffaffung (S. iL 1,
q. 77, a. 1, ad 1 et 5 ; De anima q. un., &. 12,
ad 5 ; De spirit. creat. q. un. a. 1 1, ad 1 et 16).
äBaS bie 3ci^I unb Stangorbnung ber €ed»
Dermögm angelet, fo berüdffn^tigt ber ffL X^moS
neben ^riftoteleS unb $Iato qu^ ^Dicenno, ttq>
anber Don ^aleS unb Albertus, trifft abet fe&>
ftänbig feine Sntfd^eibung (©c^mane, ^gnes-
gefd^icbte ber mittlem Seit, Sreiburg 1882, 361 f.
344. 351). 3n ber mid^tigen Unterfd^eibung beS
©innlid^m unb bcS ©eifttgen jeigt er eine ©pig"
f alt pfQd^ologifd^er 93eobac^tung, Sie au4 fäi teoe
(£rfmntni|lel^re unb St^i! bie gfinftigßm %ify
mirfungen }^attt. Sie 3^^itbeUung ber ^^
©eelenbetl^ätigung in Srfennm unb SBoflen ^
i^m nid^t blo| empirif c^ f oft ; er fe^ fie in Sb*
fammen^ang mit bm ontologifc^en ^egrijfSpaaa
verum unb bonum, essentia unb exiBtentia,
unb Derfolgt fte bis in bie SRelationengtoijcbenba
göttlid^en $erfonen. SBenn anbere ©d^oIoPs
(h)ie ^einrid^ Don @ent) unter Berufung auf ba
bL ^uguftinuS bie memoria alS britte @nmbi
fraft binfteüen, fo glaubt ber 1^1. %fy>ma^ qi4
bier bie mirflid^e tlnf ic^t beS großen ftinbcnle^
für fid^ }u l^aben. S)ie fd^olaftif c^e ^la^t, ob btf
ßrfennen ober baS äEBoUen bie l^öbere $otm) id,
entfd^eibct er 5mar principteQ gu @unjten be§ &•
fennenS, gibt aber für unfer bteffeitigeS SetP*
ni^ au @ott ben 93onang beS SBiUenS }u (B. tL
1, q. 82, a. 8; De verit. q. 22, a. 11). — SM
bie @r!enntni| ber andern 9}atur betrifft, fo jt4t
ber bl. SbotnaS fomol^l im SReidbtl^um beS ääijjai
toie im Urt^eil über Cinjclfragcn (j. 8. bie 8e-
loegung ber ©eftime) l^inter feinem Stfyax VQxA
5urüd!. 9nan l^at in einzelnen 9eugerungen {vba
bie 33emegung als SJ^ebium oUeS StotunoirfniS
[S. th. 1, q. 45, a. 5 ; S. c. Gent 2, 20], über
Sid^t unb SBärme als Energien [De nuilo q. 1,
a. 1, ad 6; S. c. Gent. 8, 69 fin.]) eine fiba^
rafd^enbe IBorauSnabme mobemer Srgebnif^ fO'
ben moQen ; bod^ bürfte l^ierauf loeniger @(n#
au legen fein als auf bie oOgemetne ^nuäai^
bai ber 1^1. ^l^omaS baS bomolige notuSHJici'
fd^aftlid^e ©i^ftem feineSmegS für ein abf^BefeoM
l^ölt. @r mamt Dor blitü)em Sutxmtea in tk
pb^ftfalifd^m unb oftronomifd^ 2)ognK8 fito
3eit, ne sapientibus huius mnndi oontMMrf
doctrinam fidei occasio praebeatar(OpBi *'
)645 X^omag Don Squin, btr H 16^
fnet). €obann muß fetlont »erben, ba$ ftttu 6cinjtII, 8. auß., fBttlin 1898, 270ff., foivie
V^afo))^ifi:^, StaturauffälluiiQ, tttit ftc cor ben M SßiUmaiiii , ®t]ä)iä)tt beS ^btaliSmuS II,
onsemeiii rhileut^tenben 3:^tfa^en bei SBaiir- Sgraunfi^iDcig 1896, 442—541.
Atmung nuSst^l, in ii)m Siunbanli^uunQ Sine I)B^ect ®olte§erItnntni^ oIS bft ^^to-
liiK leine onbeit geeignet iß, bie empin|i^e ^Dr* ^(ilgie Dermittelt bie X^cologie. 3)ie notuilt^
ftuna )u erganjen. @d flt^t bie btoba^tenbc i£r!enntni| bcS @^B)]feiS unb bet uon i^m aus-
«üb üibuctiDe SRet^obe gan) im Sinnange mit ge^cnben £cb{nioibnung genügt bet bem ge>
tint (wii^tetifdien lEiteimtni^rincipten. Site fd|Dä^tcn 3uftanbe bei 3Ren|d^][ieit mebei um
SUalitcU ber 9Iatuibinge, it|n felbflänbige unb bicnatuigemägeScltgteit, no^ umbieSludDrität
gefe^mSfcige gaufalttät uiib Dom ^L Stomas unb!Si)llflanbigIeitbtS@iltcngcfe|eS}iitiegiüiiben.
auf's Ülaii^brüdliitifle oeit^eibigt (S. o. GsdL 3, 3ubem :tiat ®ott bie iDtenf^en gu einer iidci-
«9>. S)te SBegrijfe befl ÄaumeS unb ber Seit notürIi(5en ©otteSgemeinj^aft berufen, bereu Jie
tpeiben ni<^t nur nic^t fubie(liui[lt|i^ Der^iu^tigt, \iä) bur^ freie SnUmirfung tcüibtg mai^m foUen.
— ein merfli^tr S^ortfd^ritt über Sh- ^^er mar bit Offenbarung notfitnenbig, bie ui^
— in tieffinniger Seife au§ bem Sßcfen über ®Dtt unb (Stoigleit neue, gum 2.t|eil alle
(lB^f1i(f)en &eiiiS begrünbet (JMeutgen, S)ie gaffungSfraft überfleigcnbe ^uffi^lüfft gegeben
%^iIofo|i^tebei!QorgeitI,!DiünftfTlS60,571ff.). ^t. 3^re Snna^me gefi^iel^t nic^t bui^ innere
Slif ^]tcnj einer prima causa, eineS fi^affenben €infi^t, fonbcm burc^ ben fittlic^ freien, oon bet
itnbttKltf)e^en1(f)enben3i}e|m§bilbeltetncn@rgtn' @nabc getragenen Stet be6 ©EoubenS. Slenno^
fol, (onbem bie natiirltii^e ffrBnung biefer SBelt- fielen oui^ Vernunft unb Siffenfdjaft bem ®(au*
aufaffung. SDie HJemunft jorberl auf ®runb beS benslefien nic&t fremb ober fetnblii^ gegenüber.
4ioufaIität3gife^S baS ^afetn @otte§. 2Sn ben Siiimal ge^t bem @Iauben bie natürliij^e SinfnJ^t
einzelnen Soll eSberoeifen fc^Itt^ fic^ bei^quinate uorauS, bag eS filtlti^ erlaubt unb pfiii$lmS|ig
Mi 9Qtm an ^riftotelcS an, nimmt aber au3 ben ift, ba§ S^uftent^um olä eine gbttli^e Offen-
Sfitem ben fogen. ))^flto>t^ecilogif^eii £B(RiciB barung anjunc^men ; eine Sinfic^l, bie bor SlUcni
(tnju. S)ic ontoIogifd)e!9eniet3fonn le^nt ei ab; bur^ ^etia^tung ber munbetbaren @riinbung
cbenfo fud)t er ben com ^I. SiuguftinuS beDor« unb Ausbreitung beS S^rifltnt^umS gemonnen
Itigten ibeotogtfc^en EQemeiB, ber au8 ber notti' »iib (S. o. Gent. 1, 6). Sobann finbct btc SJer*
loräbigen unb emtgen Sa^rtieit ber S)enf])rtn' nunft bet ber in ber ginl^eit iCireS gfitllic^en Ui-
dpten birect auf bte Urma^rlieit fi^Iiefit, jebcS fprungegbegrünbelen Harmonie gtuifi^enSIauben
ntofltfrf)en ffleigtft^mad^ ju entlleibtn (S. o. unb Oiatur oud^ in ben ©laubenämolirdeiten felbji
t 8, 47 fin.). SJtefe Seweife ergeben bie eine Süüe geifliger Anregung, burd) bie gegen-
^flen) @Dtte3 ntii^t blog alS befi abfoluten ftitigen EBejic^ungcn unb Stnotogien, burd| baS
ISqene, fonbem aud^ al§ bc3 )]ei|önli^cn, leben- Sebüifnifi , fi^cinbare üffliberfprü^e gu ISfen
bigcn @otte§ (S. th. 1, q.lS, a.S; Depotentia u.f. to.; fclbfl bei ben @e1|eimni&IeE)ren ift bicfef
4.6, a.1; In 3 8ent. dist. 24, q. 1, a.3). St' Streben nii^t fruchtlos: de rebus altbeimis
altU^ f^Iielen fie btc Sntftet|ung ber SBcIt buri^ etiam parva et debili conBideratione aliqnid
«rf4'>^"fl "II' <'^" ni^t "li' Jtutngenber @^on- pcsse inspicere , jucosdlBBimum est (8. 0.
ftqutng bie Cntfle^ung in ber 3eit (f. b, Art, Gent 1 , 8). gigenllic^e Ouelle ber X^eoIof|ie
&^bp\ur\fi). (3}gl. noc^ Ch. Jourdain, La philo- ober bleibt bie Offenbarung, bor ADcm bie tieilige
•ophia de St-Thomas d'Aquia, Paris 1858; . 8, ad 2). QJlan I)ät
1ßla|mann, S)ie S^ule beS ^1. S:^oma3, @oeft t, nie Sul^er, nur bie
1857 ff. ; Siberatore , Sie @rlenntnigle^e beS lie Xrabition all mag-
Ü. X^maS, Waini 1861 ; ©onjalej, Site Sßtlilo m (&amad, Sogmen-
fO)i(tt bee ^1. X^omaS bon Aquin, EHegensburg 425). ADtin uenn ec
1885. @cgen {fro^fc^ammer. S)ie ^iitlofotilgte Igtung ber ffir^enbfltet
bc8 X^omafi oon Aquin, Stip^iQ 1889, cgL I. c), f d l^at er bod^ ben
4Uo|ner, im ^Q^rbudi für tß^ilofo^fiie unb fpecu- consensus patruin all &er])f![ic^tenbe @IaubenS-
Itäot Xldeologic 1892—1895; ©lofiner, £>a8 norm erachtet. X^tfädili^ »aren ja bie C^eo-
Ißrüici)) ber Snbi&ibuatiDn nad) bei iiijtt beS logif<^enSe^rbüc(|erbe33)iitleIaIterSni^t331nbeie3
N. X^omaS, ttkiberbom 1887; 9toIfc9, S^ie al3 eententiae patrum ; X^omaS felbft fagt im
WottcSbemeife bei X^omaS bon Aquin unb An* Sßrolog gu feinem Sentenjencommentar (a. 5)
figteleS, ASIn 1898. Uebei bie faft unüberfcl)- ouSbrüdlii^, bagbie!Ben)etfefürbieinber@c^nft
iNirt Siteiatur ber le[iten ^ectnnicn f. bie auS- beiborgenen SBafir^eitcn praecipue in originali-
fü^rlid^en Dtcferate bon !Dtorgolt, im Rol^oUt bus aanctomm et in isto libro, qui quaai ex
1874—1876; @i^netb, im £it. ^anbmeifei 1881, ipsie conflatur, Itcgen (ugl. au^ bie gauj aii3
unb im Safirbuc^ für $t|ilDf. unb fpeciU. X^eol. IQüterftellen gufammengefe^te Catena aurea).
1897, 269 ff. ifiitjere Ueberfii^len über bit Se^re lllac^bem man fo bie Auctorität ber Xrabilton in
bet (L X^maS f. in ben £e^rbü(^cm ber &f DoUgülligfter SBetfc feftgcfteüt ^atle, ergab fiil^fät
fi^iillltt ber SßldilofDp^ie&Dnäiitttr, ©tbdl, grb* bte uiffcnfd^aftltdie Eße^anblung im (Ein}tlnen,
mann, offner unb befonberS Don Uebcmtg- bie am Ittbften na^ ginem tnlfdieibenben Sluc
1647
Z^omaS t)on %quln, ber 1(L
1648
toritfitöbetueife gldd^ gur Speculatton tüeiteretlte,
leidet bie ScDoraugung ber ijetligcn &^n\t. Die
beutlid^ften gformen ber Xrabition finb übrigens
bie ©laubeuSentfd^eibungen beS firc^Iid^en Sel^r-
omted; biefen, and) ben ))äpfllid^en Sat^cbral*
entfd^eibungen, fprt^t ber 1^1. X^omaS ouSbrüd-
nd) Unfc^Ibarfett gu (S. th. 2, 2, q. 1, a. 10).
Vud) bie ^rojiS ber Äird^e wirb , bejonberS in
ber Sacrmnentenlel^re, aU abfd^Iie|enbe 9lorm
betrautet (S. th. 8 , q. 64 , a. 2 ; 8. c. Gent.
4, 60. 54. 68). enblid^ lag e3 in ber 9?atur
ber gefd^id^tn^en SSerl^öltnine , ba^ baS Stittel-
alter bie Xrabition nad^ bem Seimiete unb im
@eifte ber $$äter einfad^ an ber ^anh ber ^ei*
ligen ©d^nft toeitergab ; erjt ber Srud^ mit ber
Rrd^Iid^en fBergangenl^eit sföang baju, {id^ beren
©iQubcnSbemu^tfcin rcjicctirenb gegenüberjuftel»
len. 3n berfelben fficife erflärt fi^ bie auf ben
erften SlidC auffaüenbe Zl^otfod^e, bog Zl^omad
unb feine S^itgenoffen bie Seigre t)on ber ffird^e
nid^t {Qftemati(d^ bel^anbeln, obfd^on i^re gan^e
Xl^eologie Don ber 3bee ber ffird^e bel^errfc^t iß.
— 3n ber Verarbeitung ber bogmatijd^en Oueüen
jeigt ber 1^1. Sl^omaS eine für feine Seit [taunenS-
wertl^e 99elefen]^it; unter ben Sötem ftü|t er ftd^
BefonberS auf ben 1^1. SuguftinuS, Sol^anneS
2)ama§cenu3 unb Dion^fiuS, bie il^m ben ©el^alt
ber abenb- unb morgenlänbifd^cn Sl^eologie nad^
ber f))eculati))en mie nad^ ber mqftifd^en @eite
übermitteln fonnten. 3)ad bibIifd^-])ofitit)e Cle-
ment tritt in feineu SDßerfen nitl bebeutfamer unb
mel^r in red^tem ©leic^ma^ mit ber @pecuIation
l^erüor^ als bei ben Xl^eologen ber fpötem Sc^o-
laftif. @ein tl^coIogifd^eS Softem geigt am t)on«
bmmenften bie Summa theologica; biefelbe
greift (abmeid^enb t)on $etruS SombarbuS unb
aiejanber öon §aIeS) auf bie 9lbälarb'fd)e S)rei-
tl^eilung fides, charitas, sacramentum ^nxixd,
aber mit felbftänbtger unb tieffimüger Scgrün«
bung.
3n ber Dogmatil l^attcn bie Seigren über
®ott unb S^riftuS fd^on bei ben 93ätem eine
grünbüd^e fpeculatiöc ©el^onblung erfal^rcn ; bie
©(^olaftif legte bie grgcbniffc berfelben ju ©runbe,
jog bie ScrbinbungSlinien jwifd^cn ben einjelnen
Se^ren unb fudi)te fie mit §ilfe ber ^Pbilofopl^ie
bem SBerftänbnijje nöl^er gu bringen. Der 5Jor»
tourf, bei biefcu 9?erfud(|en fei ber d^riftlid^e ©otteS«
Begriff burc^ neupIatonifd)e ginpüfje pant^ciftifd^
getrübt morbcn, trifft in feiner SBeife gu ; bie pla-
tonifd^en SluSbrüde emanatio, participatio u. ö.
toerbcn öon ber Sd)oIaflif ftetS im ftreng tl^ei«
pifd^en ©inne erflärt unb }cbe8 hinneigen gum
ißant^eiSmuS in ber geitgcnöfjifd^cn ^^ilofop^ie
mit befonbcrem 9Jad^bnide befämpft. grcilid^
^ebt ber I^I. Stomas überatt l^crtjor, baß ber
tranSfcenbente Sott alleS gcfd^öpflic^e ©ein unb
SBirfcn innerlid^ trögt unb be^enjd&t ; biefe Sm-
mancng beS Slbfoluten ift aber ein äd^t d^riftUd^er
©ebanfe, ber befouberS bie ßcl^re öon ber ©mibe
burd^giefjt. ©crobe bie ©nabcnlcl^re unb bie mit
il^ gufammenl^öngenben Se^rfifide bom SBeib bct
Sriöfung unb ben ©acramenten BUbeten^bol
STlittelalter boS ^ouptgebiet tl^eologifd^ Soif«
arbeit. Die abenblonbifd^e, befonberS bsnl^ bai
1^1. StuguftinuS betonte 9u|faffung bec (Bim^
nad^ ber fie öor 9Dem qI8 t^eUung ber tKnm*
beten Statur unb ald actueSe fittft^e Snregmig
erfc^ien, tt)urbe ergdngt burd^ bie bei ben^r^n
öortoaltenbe DarfteDung, bie in ber ©nobe eine
munberbare Srl^ebung unb 93erg5tfiid^ ker
9latur erblidtte. ©eitbem g^etrud Somborbni Ut
Srage gefteOt l^atte, ob bie l^iligmod^enbe Onobe
ber ^eilige ©eifi felbjl ober etn^aS oon i^ Sci^
fd^iebened fei, mar ber antrieb, auf biefem 0eMde
gu größerer Sin^eit unb jtlorl^eit ber Suffafjuns
burd^gubringen, für afle ^x]d)tt gegAen; t)Q§
erfte gro^e $}erbienfl ermarb ftd^ Slejonber M
^aled, ben loeitem Ausbau unb 9lbf(^Iuft ttr>
banfen mir bem (L Xl^omaS. Die ungef^ofjene
©nabe unb Siebe, ber ^eilige ©eifl, Jo le^it er, qt
aHerbingS bie beftonbige Cuelle ouer ^ieilig^;
aber toeil ed eine fd^dpferifd^ Siebe ifl, t^ it
bem ©eliebten übematürlie^e ©oben, ein iß!i/aA
inneres Seben mit, burd^ toeld^ed er gdttikier
f^reunbfd^aft mürbig, ein JKnb ©otted mirb. £ie
nöl^re Seftimmung biefer ©oben aI8 eingefß^
^bituS legte ber peripatettfd^ äteoKSmuS naie;
bie ©ad^e felbfl öerbfirgte ber StealiSimd bec
Iieiligen ©d^rift, bie nic^t umfonfi öon einer
SBiebergeburt rebet. Die SBirfung biefer Sn^M»
auSflattung ift ein consortiiim divinae natune,
bad alle gef^öpflid^e 9}oIlfommen^ett überpe^
aber immer mu: Ste^nlid^feit , miS)t mefenflute
9}ergottung bebeutet ; ibr 3^Decf ift bie 9eföl|iginig
bed SRenfd^en gur unmittelbann ttnfc^auungOot*
M in ber ©eligfeit ; ba8 93orbiIb be§ !Begnabigten
ift ber gur perf önlid^en Sinbeit mit ©ott ei^bene
©ottmenfd^. SBenn ber ^I. Xl^maS ben Ibfknb
gmifd^en 9latur unb ©nabe ouf^S IKarfte ^eöwi*
bebt, fo geigt er anbererfeitS überoQ baS Sefheta,
ben innigen Sufammenl^ong beiber einlen^tenb
gu mad^en. DaS bi>nmlifd^e Snbgiel ift gioat »bei»
natürlid^, entfprid^t aber aud^ auf d 93oufominenj!i
ben geiftigen, auf bie bod^fte SBal^r^ü uub Söie
geri^teten Anlagen ber 9}atur. Die ©otl^eü nsb
uRenfd^b^i^ f^nb in Sbrifto ol^e SBermif^^ung rnib
SuSgletd^ung i^red unenblid^en 9bfiaiibe9 w»
bunben; aber bod^ fo innig, bog bad mtv^rtß
arbeiten unb Seiben aI8 ^SBerfgeug* göttfkkr
ihaft unb unerfd^5pffi^en ^erbtenfteS anftretm
fann. 9lud^ in ben ©acramenten mirft biefe oott»
menfd^Iid^e ^eiföfraft nad^ ; bie fid^tbaren Sf^^
fmb nid^t bIo^©pmboIe ober Suff orbenmgmiV
©nabenfpenbung, fonbem inftrumcntale Vb^f^ß
berfelben. Die mitgetbeilte ©nabe felbjl ifl |Mr
etmaS UeberfmnUd^ed, bem SeiDugtfein SBliir
ned ; aber mie i^re aRitt^eilung Ott Ui MBi
DiSpofttion bed gmpf&nger« g^bifilHLVl ■ *"
aud^ i^re meitere Sütfoftimg toA
mit ber fittlid^en «rbeit öaSb te ^
in ber Se^re öon ber juBtitu onM
i
1649
Xl^omafi oon Sqitin, bet H
1650
frtfflnbc idgt fd^ bet d^ratterijKfd^e gorffd^rttt
bct fl||oiiri|!lf($m Sujfaffung. S)ie Ursercil^tigMt
i|l im 9Befrn bte beiitemad^enbe ®nabe, nid^t bie
•s|m)fbentli(^ Stohirbegobung ; bie Srbffinbe
im Sefen ber Derfc^Ibete 9RangeI bet ®nabe,
iii^t bie intlnerfttio naturae, bie (Soncupifcen).
Hber in bdbcn gfllen befielet }t0{f($en bem SBefent-
li^en «nb htm, VM oß g^Ige in bie Stfd^einimg
tritt ^ ni^ ib| ein h)iatüTlid^et, fonbetn ein
innrtet« otganif(^ S^fammen^ng. Sie Unter»
fi^ibwig Der actueüen unb ber l^bitueöen (Bnobe
tritt tiei X^oma# iDeniger Jd^orf l^erDor dI9 in ber
MHtm X^eologie; bie (euigmoc^enbe ®nabe et^
jd^cint otS $rhicb be9 fibematfirlid^en ^onbelnS
»te bed übematurltd^en 6em8. Sßenn infolge
beffen biStoeilen bte octueOe @nabe in bem aoxi-
fiinn generalo Dei aufjuge^en f d^eint (In 2 Sent
dist 28, q. 1), fo tt)irb bo^ anberdmo betont,
baft ber göitli^e 3m))uI8 bem l^öl^ern Seben, baS
et miba^nen ober förbern foll, pro|)ortionirt fein
miffe (De verit. q. 24, a. 15; 8. theol. 1, 2,
q. 109, a, 6; q. 111, a. 2). SBie ouf na-
tdtlid^em, fo ge(t au^ auf fibematärlid^em ®e«
Meft bie motio Dei ber oe|d(d))fli(^ Xl^dtigfeit
fad^Ifa^ ^oran nnb begrfinbet beten ganje l^l^Qftfd^e
mib moroRfd^ SoIItommenl^it 6i8 in bie le^te
fnlf^eibung beS menf(^Iid^en SSiOenS. 2)o^ ba-
M bie Stti^eit bed SBiOen« nid^t geftdrt, fonbem
gehoben unb geftärft nirb, gel^Brt jur Stl^aben-
^ mib 3nnerli(^feit ber göttlid^en eoufalitat, in
beten (Se^eimntffe weiter einjubringen Xl^omaS
fifl^d^ Dermeibet. 3n ber Se^re bon ben Sacra«
menten, fpedeU bon ber SBu|e, l^t ber 1^1. Xl^o«
mos bie lange nad^toirfenbe Suffoffung SbälorbS,
bie boS Opus operainm (f. b. 9(rt.) 3U fe^r über
ber Qetommg bed St^tfd^ in ben t^intergrunb
fitllte, oSmfiltg im Sinne ber alten Ueberlief erung
nnb ntAH^en Ißrasid bend[)tigt. (SSgl. fflemer
•« a O. u, 818 ff. j Sd^mane, 2)ogmengefd^. ber
mittlem Srit tSfreiburg 1882, 54 ff.; Äleutgen,
Sie Zbeologie ber SBoraeit, 2. 9uf[., SRAnfter
1867 ff»; Seb&zler, Introductio in s. theo*
logiam dogmai ad mentem D. Thomae,
Batiab. 1882.)
Sie aORoral befi l^L Zl^omaS, mie fie im jmeiten
X^il ber Bmnma forgföltig abgerunbet t)orIiegt,
ip bon {e^ att ein befonbered SReiftetmerf an«
gefeben motben (t»on Steueren f. ®a% ®efd^. ber
4rijtRc^ etfß l »erlin 1881, 847 ff.). Ser
toibet fie erhobene SSormuif, fie l^br, „entfprcd^enb
bem önBerlld^ Ser^ltni^, in meld^em natura
nnb gratia im römifd^en Softem }u einanber
ftc^, baS S^ftHd^e nur mie ein ^^ed Stodt«
tDett auf bie oriflotelifd^e ®runblage, unb jmar
nnümnitteO, oufgebatit'', ift böllig ^infäDig, mie
f(4on ouS bem gefügten erl^eHt. Seim % Zl^oma§
erfd^ni bie 9latur ald SSorfiufe ber ®nabe, aber
oA eine foI(^e, bie mie baS ftnnlid^e Seben im
ÜKenfc^en bergeiftigt unb berebett in bie l^öl^ere
BAenijp^Are bineingejogen mirb. Sie ®ebaiden
bct ori|toteli{^-platonif(^ (Stl^if merben nid^t
triti&oS ober Su^Iid^ bermertl^et, fonbem in i^rm
rid^tigen 9n{ä|en meitergefu^rt unb burd^ Se«
jiebung ouf baS d^rifUid^e Sentrum ber @tttli(^»
teit )ur re<!^m Sin^eit berbunben. SaS l^öd^fte
3iel bet SütHd^feit mirb flargefteOt; eS föUt }u»
fammm mit bem (gnbjiel bed g5tt(i(|m SBiOenS,
ber @ute ®otteS unb ibrer Serberrlid^ng (8. th.
1, 2, q. 19, a. 10). Siefe« S^l t>on bem baS
6itt(id^-®ute f einm abf olutm (S^arafter em))f ängt,
bleibt in ®cltung fflr bie ubematürlidbe mie für
bie natürlid^ Orbnung ; bad ifi ber tieffie ®runb,
me^bolb XbontaS lel^rt, ba| bie eutltd^leit bem
O^ecte na^ fär beibe Orbnungm mefentlic^ bie«
fetbe fri (8. th. 1, 2, q. 108, a. 2, ad 1; In
2 Sent. diel 28, q. 1, a. 1 c). 9ber mftbtenb
ber natürliche 9ßenfd^ biefed Sxtl, baS bonam
divinnm, aI9 ein unenblid^ femftel^enbeS bere^rt
unb nur in einem mittelbarm @enu| ®otte8
feine )>erf5nHd^e Seßgleit er^offm barf, mirb et
ourd^ bie ®nabe bagu bemfen, baS abfolute ®ut
ald fein eigeneft )u erftrebm unb su gmiegen.
SBie bei ber Seligfeit fo Hegt aud^ bei ber Sittlid^-
feit baS Uebematürlid^ ftrmg genommm a parte
Bubjeeti, in ber ßr^ebung bed SJlenfd^m )u einer
bem imfeitigm 3i(I< {nroportionirtm @eind« unb
SBirfungSmeife (S. th. 1, 2, q. 109, a. 8; 2, 2,
q. 24, a. 2. 8; De Charit, a. 2). Ser Stuf bier«
}u ge^t au8 bon ber actueSm®nabe; bieXb^tig-
leit bed SRenfd^m antmortet auf bmfelbm buii^
bie 9cte beS (SlaubmS, ber Hoffnung, ber Steue
u. f. m. unb gipfelt in ber SfaritaS, bie als boDe
Eingebung an baS böd^fte 3ie(, bad bonmn Dei,
aOe Sittlic^fett in ^d^ begreift unb ftetS mit bet
beUigmad^enbm ®nabe berbunben ift (8. th. 2, 2,
q. 24, a. 12 ; 8. 0. Gtont. 8, 151). Sa baS
bonmn Dei bie nd^erm, gefd^affmm®üter nid^t
oufbebt, fonbem umfd^Iie|t unb garantirt, fo
treibt bie fiiebe notl^menbig jur Uebung aUet
Xugmbm an (8. th. 2, 2, q. 23, a. 8) ; [a bei
bem ®ottIiebmbm ift aDeS ^anbeln, ba9 nad^ bet
natürlid^ SBemunftregel ber SittUd^feit mobi«
georbnet ifl, birtueu auf ®ott belogen unb über«
natürttd^ berbienftlid^ (In 2 8ent diet 40, q. 1,
a. 5 ; De Charit, a. 11, ad 2. Ueber boS über«
natürlid^e gformalobiect ber d^rifilid^en Xugmben
bgl. b. 3(rt. Xugenb). Siefe birtueüe 9et^«
gung ber fiiebe ifi unmi^glid^ bei jeber 9bmeid^ung
bon ber fittlid^m Orbnung; aber mfil^renb bie
la|tid^e Sünbe nur in ben näberm, retotibm
Stoedfen ime Orbnung übertritt unb bejs^Ib
einen StUlflanb beS @nabenleben8 bebeutet, ift
bie fd^mere ®änbe aÜ Sbmenbung bom abfoluten
@ittlid^feit8}iele ber boQe ®egmfa^ ber Siebe tmb
bamit ber Xob bed ®nabmlebmd (8. th. 1, 2,
q. 88, a. 1 ; De malo q. 7). — Sa bie fiiebe
bm aRltteI})un!t ber d^ftlid^m Sittlid^feit bilbet,
ifl {ie aud^ ba« SBefen ber SSodlommmbeit. Sie
Stätte finb borbereitenbe ^ilfSmittel unb natur«
gemö^ ^eu^emngen ^rbonagenber Siebedgeftn«
nung (8. th. 2, 2, q. 184, a. 8; Opusc. 17, 6).
Sie Siebe ifi, mad bm f^ortfd^ritt i^rer birtueOm
1651
Xl^omaS Don 9quin, bet H
1652
Setl^atiguitg angelet, sine mensura geboten; bte
93eftänbigfeit ber actueüen Siebe ober unb bie
äußeren gormen il^rer Setl^ätigung fönnen über-
haupt mi)t in aUgemetn oerpflid^tcnbe 92onnen
gefönt toerben (In 3 Sent. dist. 29, q. 1, a. 8,
ad 2). S)enno^ gibt eS unter le^teren objectio
giltige Unterf(]^iebe beS ®uten unb be§ Sefferen;
fieben§tormen, bie per se fittlid^ empfel^lenSmertl^l^
geraten ftnb. ^ie brei im (Soangelium em*
pfol^Ienen Stötl^e (f. b. SIrt.) tragen ben Sl^aratter
ber äßeltfluc^t an \\ä), einmal tt)egen ber actueUem
unb ungetl^eiltem Eingabe an ©ott^ {obann aber
aud^, um ber auS ber @ünbe ftammenben SBelt-
luft ein perfönlic^ed unb focialeS ©egengetoid^t
entgcgcnsuftettcn (S. th. 2, 2, q. 186; S. c. Gent
8, 130 sqq. ; De Charit, a. 11, ad 5). Uebrigend
forgt {omo^I bie göttlid^e ^rooibenj mie bie natür-
lid^e Einlage beS 9J2en^en bafür, ba^ bad ^tiä)
@otte3 burd^ bie 9J{annigfaIttg!eit ber geiftlid^en
unb n)eltlid^en ^Berufe als ein magrer Organismus
fid^ ettüeije (S. o. Gent. 3, 136; S. th. 1, 2,
q. 112, a. 4). — Sm einzelnen jcigt Stomas
gerabe in feiner SKoral eine feltcne Äunft, oiel-
fettige pfQd[)oIogifd^e 99eobad^tungen unb grüc^te
gelehrter £ectüre, principielle Erörterungen unb
praftifd^e^ canoniftifd^e Sntfd^eibungen }u 0er-
binben unb babei ftetS bie biblifd^-bogmatifd^e
©runblage ber ©ittcnlcl^re feftjul^Iten. ©o ift
feine fie^re oom SBiEen (S. th. 2, 2, q. 6-17)
eine forgfältigc SKonogrop^ie, bie eine erl^eblid^e
ßlärung ber jcitgcnöjfifd^en Slnfidjiten bebeutete
(ogl. ©d^toane 349. 352). ©er SBel^anblung ber
®emüt^Sbctt)cgungcn (S. th. 2, 2, q. 22—48) l&at
toebcr ein früherer nod^ ein fpötcrcr Steifer ein
.gleid^cS Sntcrefjc jugcttjonbt. ^ier loic aud^ in
ber Seigre oon bcn ^obituS unb Sugenben (1. c.
q. 49—70) toerben nid^t blofe ariftotelifd^e be-
griffe, fonbem aud^ bie ^lufftcKungcn ber $Ia-
tonifcr unb ber römifc^en Gfleftüer unb ©toifer
jur SBelcudjtimg ber d^riftlid^cn ficl^rc oertoert^et.
6inen befonbern ©lanjpunft bilbet bie Seigre
oom ©efc^c, fpeciett bie ^Äuffaffung ber lex nova
olS eines innerlidjen, lebcnbigcu ^^rincipS, in bem
©nabc unb ©efc^ einS »erben. ®ie fpecieüe
SDioral legt bie brei göttlid^cn unb bie üicr (Sarbinal-
tugcnbcn als ßintl^eilungSprincip ju ©runbe unb
l^anbelt bann oon ben einzelnen ©täuben beS
e^riftenlebenS. (Sgl. Sietter , ®ie Floxal beS
\)l %^oim^ 0. 91., 2Künd()cn 1858; Stnnarfon,
lieber bie aWoralt^eoIogie beS X^omaS o. 91.,
Upfala 1866; SRebepenning, ©er ginflii^ beö
9lriftoteIeS auf bie TOoral beS 1^1. Sl^omaS 0. 91.,
©oSIar 1875; ajJüUcnborf, S)ie §inorbnung
unfercr SBerfe auf ©ott nad^ bem 1^1. Xl^omaS
0. 91., in ber Scitjd^r. für fatl^. 5I)eoIogie 1885,
1 ff. ; ©erf. , ©aS übeniatürlid^e «Diotiü alS
©cbingung ber 9SerbienflIid)feit nad^ %^oma§i
0. 91., ebb. 1893, 42 ff.; Mausbach, D. llio-
mae Aquinatis De voluntate et appetitu
sensitive doctrina, Paderb. 1888; ©erf., ©er
SBcgriff beS fittlid^ ©uten nad^ bem l^L SJ^o-
maS 0. 9L, greib. [©d^meij] 1898 [C!ompto
rendu du 4* congrös scientifiqiie internatio-
nal des Catholiques] ; ^uber , ©ie Sludjelig*
feitSIe^re beS 9lriftoteIeS unb beS (L S^ouuä,
gfreif. 1893). — gfür bie ©teEung beS (L iJ^
maS 5um focialen Seben ift bebeutfam, bei er
guerft oon aUen d^riftlic^n Geologen bie ^ßtit
beS 9lriftoteIeS in feine l^e^re oenoobea H
©er Biaat alS folc^er ift i^m eine natutnd^
92otl^toenbigfeit, unb ^mor nid^t blog füi bn
ledigen, fonbem aud(| für ben Uufd^uIbSgu^md).
©leid^fam bie ©eele beS ©taatSlebenS ift bie
9luctorität (De regim. princ. 1, 12) ; in ieba
93erfaffung ift ber 3:räger ber n^tmöligoi
9luctontät ©teUoertreter ©ottHS. ©a| X^omoft
bie oerbreitete 9lnfid^t oon ber Uebertragung bet
©emalt burd^ baS %oI! get^eilt l^be, loub bm^
ben 9luSbru(!, ber t$ürft fei vices gerens muhi-
tudinis, nod^ nidjjt em)iefen (S. t£. 1, 2, q. 90,
a. 8 ; q. 97, a. 3, ad 3), jumal ba De Regim.
princ. 1, 13 nid(|t blo^ bie Stegienmg, foii>
bem aud^ bie (Sntfte|^ung oon ©taatStoejen (nif
bie Aönige jurücfgefü^rt n)irb. SebenfoÜi famt
ber l^L Xl^omaS bie äBibermfbarfeit ber fito*
tragenm ©emalt nur als eine 9luSna^me; loo
biefe 9luSnal^me nid^it oerfaffungSmögig feftpe^
loöre aud^ bei gan} tprannifd^er ^nb^abüng ber
©emalt bie 9luflebnung unerlaubt (De r^iii.
princ. 1 , 6 ; In 2 Sent. dist. 44, q. 2, a. 2, ad5;
nad^ biefen flaren ©teEm ift bte unflare S. ül
2, 2, q. 42, a. 2, ad 3 gu beuten), ©ie befle ^
faffung ift bie burd^ ariftofratifd^ unb beoo*
fratifd^e Elemente gemögigte iDlonard^ie (S. tk
1, 2, q. 105, a. 1, Ogl. q. 95, a. 4 c ; 2, 2, q. 50,
a. 1, ad 2 ; aud^ De regim. princ. 1, 6 bilbet feina
äBiberfpmd^, ba ^ier eine temperatio ber 9ton>
ard^ie Oerlangt toirb). Sxotd ber ©taatSgefe)e tji
balb birect baS bonum commune, balb b«
bona disciplina, per quam cives informantor,
ut commune bonum justitiae et pacisoon-
servent (S. th. 1, 2, q. 96, a. 3, OgL a. 1). S(
hiermit junöd^ft bte SBol^Ifal^rt unb @i(^et||eitii
meltlid^en ©ingen gemeint ift, fo fte^t bie Mf
lid^e 9luctorität, bie birect bod geiftige unb tmf
SBol^I beS aRcnfd^en im 9(uge ^at, ^5^ oß bie
ftaatlid^e. Sine Sinmifd^ung ber Stix^ in Seil'
lid^eS ift quantum ad ea, in quibus sabdto
ei saecularis potestas, vel quae ei a saeeohii
potestate relmquuntur, leine Ufur))atum(ß.fti
2, 2, q. 60, a. 6, ad 3). — SBäöl^renb bk "
lid^e Orbnung burd^ bie fociole 3iaha bd
fd^en oon 9lnfmtg an geforbext Motej
Untenoerfung ber ©QoMi
unter il^re ^erren eine
ftanbene Sinrid^iung^j
bie aber in ber :~
gen)iffem€iin
fld^ Zbomof
ha^ttV*
— j ~«i
165S
Xl^omaS ton Squin, bet 1^1.
1654
gebotenen Steilste antrfennt (S. th. 2» 2, q. 104,
JL 5). — SoS SßritKiteigcntl^um gehört jioar nid^t
iu bell oOemlleR @ä|eii bed SRaturted^tS, xooiH
aber fi bcnlcmgen, toeld^ ft^ hvLxä) Slefleston ouf
btf fDrialcn Seb&rfni)le ber aRen)c^^eit (tpenig-
^mi für bcn gefaSencn 3uftanb) old notl^menbige
^Igcnrng^n iener ergeben unb nod^ batnottgem
Spro^gebtou^ M jus gentium begeid^net toer-
ben (8. th. 2, 2, q. 57, a. 3). 9}ur bie concrete
Scctbeiluna be« SigentbutnS ifl @ad^e po^üütt
Ket^Oentioidlttng (jus humanuni; 2, 2, q. 66,
«. 2, ad 1 ; a« 7). Sie Se^re, ba^ ber Sigen-
tb&ner bie Bq^ cid eine gemetnfame üertoenbcn
loOe unb in ber fiugerften 9iot]^ bed 9löd^ften niii^t
UA ittä^t Ifibt, fle }u oertDeigem, l^t nid^td Som-
snmifKf^jeS. (Sne btc^begüglid^e SontroDerje gmi«
\dftn tolbottfc^en unb proteftontifd^en ©ele^rtm
ci^d^eibet midd 91. SRaurenbred^er o. o. 0. 1 1 7 ff .
)u (Sunden ber erfteren, bejto. beS fjil. Xb^moS ; gu«
glei^ geigt er, loie bie tDirtbfddoftlid^en Slnftd^ten
beS SriftoteM gn^or bei Xb<»n<t8 tt)tebcrfebren,
ober bur(b bie SinU)irhing ber d^riftlid^en 3bee,
bc§ rbmtfd^en SRed^tS unb ber mittelalterlid^en
Sttlittr gu gang anberen ©ebanfenreiben fld^ gtu))«
(Ntm. Sgl. Sßalter , SaS Sigentl^um m^ ber
£c^cebeS % SbomaS, greib. 1895; Crahay,
La politique de St-Th., Louvain 1896 ; 0. ^ert-
Ung, Pleine @(^riften, greiburg 1897, 127 ff.;
(hiörcS, ini 6toatS(e£ifon ber ©drred-SefeQfd^a^
V, 709 ff.).
Um bte esegetif d^e Xb^tigfeit beS fji Xb^-
0108 geie^t gu n)ürbigen, mu^ man foföobi
bie Sufgoben, meldte feine StÜ bem SBibel-
ccOdter fieOte, loie bie ^UfSmittel, über bie fie
occfögte, im Sage bebalten. 9Böbrenb SRe^er
(®(f4 ber Sd^rifterllarung I, @5tt. 1802, 102)
Bon einer „traurigen unb gurüdtfd^redCenben Sirt
ber Cstfiefe'' fprocb« ftimmt ie^t @iegfrieb (^ilgen«
felbi 3eitf<^. f. tt)iffenfd^ftl Xbeologie 1894,
615) im ®angen bem Urtbeile bed 9iid^rb Simon
Q. b. 9rt) bei, ba| %i^oma§i tro^ ber Ungunft
ber 3^cn gu ben SDlönncm göble, lesquels fönt
paraltre bbboz de soliditö de jugement dans
leora commentaires sur la Bible. Seine Un-
fenntni^ bcS ^bröifd^en unb feine faum nennenS-
meiibe ftenntni^ bed ®ried^ijd^en (f. @d^ü)^, im
^bOoi Sabtbucb 1895, 273 n*; Slolfe«, im Stabr-
bu^ Jür $bitof- unb fpecul. Xbeologie 1896,
408 ff.) bebeuteten freilid^ einen gro|en SRangel;
ob er aber in biefem fßunfte jo febr btnter SttcoIauS
oon S^ro (f. b. 9(rt.) gurüaftebt, ba| biefer aEein
oU bobnbre<benber Ss^get begeid^net tt)etben barf,
eifibeint no^ nid^t auSgemad^t. Snbaltlid^ ift
92icoIauöuon ben Kommentaren ht^i^oma^ febr
ob^ngig ; baS berbe UrtbetI beS bL ^ntonin :
Nieolaua de Lyra post 8. Thomam exposuit,
ab ipso multa furatus , tt)irb in Singelpunften
miib Don 92eueren (f. b. 9[rt. 9licoIouS o. £. IX.,
922; IRers, ^e ^ropbetie bed 3o6l, ^aUe
187», BbU 362) beftätigt. Sine getoiffe Aritif ber
Ueberfelungen unb Serglei^ung ber Xeste übt
aiid^ ber b^. Xb^i^aS in feinen Kommentaren
(de Bttbeis, Disa. 30, o. 5 ; @iegfrieb a. a. O.
611); aber aud^ ber ^aitptrubm bed S^ra, ba^
er ben SBortfmn ald „eigentUd^en" @inn ber
beiligen @(brift bingefteUt unb feinen SSßiberfprud^
gtoifd^cn sensus literalis unb mysticus ge-
fiattet f^ait, gebt üoUftönbig auf Xb^^^^S gurüdC.
9Rit allen mittelalterlid^en Xbeologen le^rt er
(S. th. 1, q. 1, a. 10; Quodlib. 7, a. 14 et 15),
ba| bie b^i^ig^ @d^rift nid^t nur eine birecte
S)eutung, bie grammatifd^*biftori)cbe, gulaffe, fon«
bern and) eine inbirecte, bie aud ben Xbatfacben,
koeI(be bie SBorterHarung fefifteSt, b^bere SSßabr«
beiten fd^öpfe. Slber biefer sensus spiritualia
fe^t fietfi ben bud^ftöblidden oorau§; ber Untere
allein ift geeignet, in ber Argumentation ald %e-
meiS gu bienen, ber sensus spiritualis nur bann,
menn er menigftenS an anberen ©teilen ber 93ibel
aud^ als fiitcralftun oorfommt (Quodlib. 1. 7,
a. 14, ad 3). !Bei genauerer Setrad^tung geigt
fid^, ba^ bie aQegorifd^e Srflarung meniger als
ßpegefe benn als oerarbeitenbe Xbeologie gu
mürbigen ift (fo aud^ 9Jier£ 325) ; nur ber bog-
matifd^e (Sefammtgebolt mugte burd^ ben SBort-
finn ber beiligen @(b^ifi gotantirt fein. S)amit
ftimmt überein, ba^ nad^ bem bamaligen Unter-
rid^tSgange ber QJiagifter bie Xbeologie als fold^e in
bie IBibelerflörung gu t>erf(ed^en batte (f. Söumter,
im ard^io f. ®efd^. ber fPbitof. X [1897], 250).
SBenn man babei ;,beS unongefod^tenen 93eft|ed
ber äBab^b^it frob^ biefelbe ... mit finblid^er Sin«
falt in ben Srgöblungen ber b^iKgen @d^nft mie
in einem ^rama ber göttlid^en SBeiSbeit auf
bie mannigfad^fte SBeife abgef))iegelt f eben tooBte"
(Sd^eeben, ®ogmatif I, greib. 1873, 121), fo
entfjprad^ biefe ©epflogenbeit ebenfo bem SBebürf«
niffe ber $rebigt tote bem poetifd^en 3uge ber
mittelalterlid^en SReligiofttöt uberbau))t. SDiefe
aUegorifd^e Sdibelbeutung befrud()tete bie gange
mittelalterlid^e fiunft; ba fte nid^t fubiectio, fon«
bem trabitioneE unb einbeitlicb t>erfubr, bilbete
fie gugleid^ ein allgemein oerftönblid^eS Organ
j)0pulärer 93elebrung unb Srbauung. UebrigenS
ift ber ffi. XbomaS in ber (dlegorifirenben Srflö-
rung erbeblidb ma^oQer alS ÜlbertuS SJlagnuS ;
im ^ud}e Sob, mie felbftt>erftönblid^ aud^ bei ben
paulinifd^en ^Briefen, mad^t er gar feinen ©ebraüd^
oon berfelben; eingelne S)eutungen oon SfaiaS
mißfielen fon)obI S^ra mit nod(| (SomeliuSa fiapibe,
ttjeil fie gu toenig aUegorijtren (de Bubeis, Diss.
3, 2). S)er Slquinate loar bemübt, .^burd^ b^ftori-
d^e, geograpbijtbc unb ard^äologifd^e Erörterungen
en Sßottfinn flargufteEen" , unb »eil überall
«,mit febr anerfennenStoertber IBelefenbeit" IBelege
aus bem biblifcben @prad^gebraud^ beigubringen
(Siegfrieb a. a. D. 617. 619). S)er ^ffiormurf
abstracter S)iS{)onirfud^t unb Steigung gum @d^e-
matifiren'' trifft in etwa gu; baS logifd^e unb
boctrineQe Sntereffe übenoog baS ))f9d^oIogifd^
unb biftorif dde. S)od^ ftnb ,,bie großen 3uf ammen-
bange unb ©ebanfen" feineSmegS ^überfeben'.
i:
1655
Xffomai \>on Vquitt, bet l^t
1656
aSor Mtm toeifcn bie Comtnentore }tt ben £au-
Hntfd^en IBriefen ntd^t b(o| ein tnffmbeS SBet-
fiänbni^ ber einjelnen boQtnattfdben @teEen, fon«
bem mtd^ eine einbringenbe unb ^eute noi^ n)oI;I>
bered^tigte ^Inal^fe beS Sebanfenfortfd^rittefi auf
(ogL bie @fi}gen bei SSkmet 1 , 249 ; bie S)td-
^ofition bed ^brfterbriefd im Sommentor prolog.
lect. 1 unb 0. 11, 1. 1). (Sin treffenbeS ®efammt-
vrtl^eil übet bie @;egefe beS 1^1. Xl^omad ttirb man
erft obgeben Ibnnen, toztm man baS in feinen
f9ftemattfd^en SBerfen jetfireute biblifd^ Olateriol
mel^r, ald biSl^er gef d^el^en, )u Kat)^ jiel^t ; l^ier,
mo bie b^ßgc Schrift )u ^Slrgumenten" Der-
mertl^et tt)itb, geigt ftd^ am beften, mie Xl^omaS
ben Siterolfmn Derflanben l^at — ®ie gonje bib«
Iif(^ Sl^eologie bcS {^eiligen l^t bei S)ominicanet
Senfant in fed^S SBänben jufammengefteOt; bie
brei erften über baS 91. X. fmb gebrucft (8. Tho-
mae Aq. Biblia, Paris. 1657). (SBgl. de Bubeis,
1)188. 2-6; 80, 5; Tholuck, De Abaelardo
et Thoma Aq. inierpretibus S. Bcripturae,
Halae 1842; %n Ifi. Xl^omad t>. 9. al8 Sieget,
hn „Saff^om" 1862 I, 342-358.)
^iftorifd^e @tubien ex professo (agen
Stj^omaS fem ; aud^ für gro^e l^iftorif d^e ^udblide,
iDie man fie bei ^uguftinud in ber Givitas Dei
IInbet befa^ et nid^t bie nämlid^ 93orItebe. „(Sx
itf)t oud^ in biefem fünfte 9riftoteIed nöl^er ald
$lato; er fud^t l^iftorifd^e Orientitung bei ben
einseinen gfrogen unb Sel^rftüdten^ aber er gel^
nid^t bem SBerben unb SBed^jeln ber Snfd^ou-
ungen im ®ro|en nad^'' (aBUlmannll, 470).
Seine bebeutenbe Ifenntni^ ber ))]^iIofo^l^if^en
unb ))atriftifd^en Siteratur beföl^igt ibn, mit ber
Sbfung toid^tiger fragen tteffenbe Ueberfid^ten
über il^ gefd^id^tlid^ (Entmidflung §u Derbinben
(Ogl. g. 9. 8. th. 1, q. 70, a. 3; 1, 2, q. 100,
a. 4; De Pot. q. 8, a. 16. 17; q. 4, a. 1;
Qu. disp. de spirit. creat. a. 8 c ; Opusc. 15,
De subst. separ.) ; gröbere Srrtbümer auf biefem
®ebiete^ toie fte biStoeilen bei Albertus 39tagnud
borfommen, finb Xl^omaS nid^t nad^gumeifen.
Stein btftorifd^en Singen ift feinSnterefje toeniget
gugenxinbt; bod^ berul^en bie meiften SSormürfe,
bie g. fö. loegen ard^äologifd^er Sßerftb^e gegen
ibn erlauben mürben, auf (voreiligem Urtbeil
(de Bubeis, Diss. 28. 81. 82). 2)a^ er nid^t
tritiHoS feinen literarifd^en Quellen gegenüber«
ftanb, bemeiSt bie bop))eIte Zb^^tfad^e, bajs er t)Ot
ber ^bfaffung fomobi ber Gatena aorea mie ber
Kommentare gu SlrijloteleS bie 9RangeIbaftigfett
ber ibm borliegenben Ueberfe^ungen erfannt unb
neue Uebertragungen t)eranla|t fyti. 9BaS ben be-
rühmten Liber de cauaia anbetrifft (f. oben 1634)^
fo mar ber ffi. Zb^maS ber ßrfte, ber ben rid^-
tigen IBerfaffer erfannt fyxt (f. fBarbenbetoer, im
aabreSberid^t ber (SöneS-eefeUfd^ft 1880, 58).
%ud^ bie Unäd^tbeit ber t)feubo*auguftinifd^n
Sd^rift De spiritu et anima mar ibm befannt
(Qu. difip. de spir. oreat a. 8, ad 6). 3)ie im
Opusc. 1, C. err. Oraec. öertoertbeten SteSen
aus Sälem unb SoncKien flnb freiSd^ gum gco^
Z^eU unäd^t ; aber er fyit biefelbrn etnfa^ bem
Dom ^ßa|)fte überfanbten Libellus entnommen^
bet maJdrfd^nti^ einen im Orient lebenbtn
S)ominicaner gum Serfaffet f^iU. Unter biefrn
Umftonben f)Qt et jid^ bie Se^tbeitSfrage fomn
gefteUt, mat aud^ mit feinen Sßittdn f c^merfii^ im
@tanbe, fie gu rrbbigen. S)od^ moQen Sounoi
unb be Slubeid aus ber Sli^torrmenbung bet va\*
ä(bten (E^riauSftellen in ber Summa ben &dfiu^
gieben, Zl^omafi felbji ^be f|>äter bie Vet^tbett be»
gmeif dt (de Bobeis, Disa. 1 7, o. 2 ; Diss. 31 , e. 4 ;
ogL nod^ Seitner^ SDer fjjL Zb^^m^^^ ^- ^* über bo$
unfel^Ibare Sebromt beS ^opfieS, greib. 1872).
S)ie Stellung beS b(< ^omaS gu feinen 9^or-
gangem unb Sebrem tDor, fomtit eS ftc^ um baS
®etDid^ menfd^Iid^er Sudoritöt ^anbette, butd^
aus f^ine gebunbene; feine SBefc^eibcn^eit unb
$ietöt legten eS ibm gioar na^, fo lange o(S
mbglid^ bie günftigeS)eutungabmetd^ettbet€teacn
gu beDoqugen, l^inberten i^n aber mdbi^ ^Mv^
(8egenfö|e bet Snfd^auungen offen attS)uf|)re<^
Suf ))^iIofo))bif(bem Gebiete ftebt ibm SlriftoteleS
freilid^ fo bo^^ ba| er fid^ meit feltener, aä ctma
99ona))entura, ScotuS, ^einrid^ t>. ®ent^ gu einem
Xabel beSfelben berftebt, unb too cS gefd^iebt,
meift eine Sntfc^ulbigung beifugt (Dgl. 8. th. 1,
q. 46, a. 1; 2, 2, q. 86, a. 2; 8. o. Oent. S,
48. 75). Bfreimütbiget tabelt et bie f)»ütcrai
^Lriftotelifer (fo SimpHctuS 8. th. 1, 2, q. 49,
a. 2; 9lle£. ^pbn)b. ib. q. 50, a. 1, e.)« ebenfo
bie @toifer (ib. q. 66, a. 1 ; q. 73, a. 2) ; an
Dielen SteOen fritifirt er bie plotonifd^ 9uf«
faffung ber Sbeen (Dgt SBetnet I, 516 ff.). Sie
arabif^en ^bi^ofopbni erbnnt er alS praedara
ingenia an (8. o. Gent. 8, 48) unb lügt ^ in
maud^ien fünften burcb fie belehren, Ifitt eft ober
gugleid^ für eine ^ott))taufgabe feiner SBiff enfdbaft,
ibren falf<ben SReinungen entgegengutrettn. SDem
iübifd^n pUofo))ben mxzfmm (f. b. «xt) ^
ber b(* Xl^omaS megen feinet neuplatonifdben
Stiftung meniger Stnertennung gegoQt oIS äBtl«
beim oon Subergne unb bie SronciSconerfc^uIe
(f. (Suttmann, S)aS SBerbaltnil beS XbomoS Don
Slquin gum äubentl^um unb gut iübif(ben Sitem«
tur, ®j^tt 1891, 16 ff.). aBaS feine eteSung gu
anaimonibeS (f.b.9irt) angelet, fo bbt S.ftauf«
mann («rd^io für ®efd^ bet pilof. 1898, 352)
i,bie fiaunenSmertbe Skrtrautbeü beS gekbrten
unb gebanfenmäd^tigen Dominicaners mit bem
SBmbe (Wore 9tebud^im) beS aRatmnni' ; Snbete,
mie ÜRers (a. a. O. 841—867), flbetfd^a|en ben
Sinflu^ beS SRaimonibeS unb metfen XbomoS
füSfd^meigenbe Slul&utung bcS jübifd^ @t*
lebrten tu)r. Z^tfüd^Iid^ geigt fi^ eine foc^Ikbe
Sbl^dngi^eit meifl nur in Snigen beft oB^«
mentliqen ®efej^ unb (EuUuS: unb qii4 auf
biefem (gebiete ift be^glid^ beS poupttmnfM gu
bemerfen, ba| 9Rers ui feiner Ihr&it bet t^mni^«
fd^en Sebre üon ber ^ropl^ietie bie miibHgc q. 18
De Tentate, bie gong übet biefen (Begenfionb
1657
Xl^omaS üon Squin, htx H
1658
l^bdt unb toUberl^tt ben Olalmonibed e^tßd^
nennt, töDig überfc^en, ferner bie emfad^ften
f((obiflif(^cn Unterfd^eibungen (intelleetus agens
imb poanbflk) mi^derfianben ffat (lieber bie
AoSmoIogie bed SRoimonibed unb Z^omaS ügl.
9H4cl. $4aofo))^ifd^cd So^bud^, gulba 1891,
S87 ff.) — Unter ben ffird^entmtem geniest beim
VL iSfomoi ber I^L 9uguflmu8 boSfetbe 9[n-
fr^, toie Srifloteied unter ben !ß^iIofop^;
bcnnod^ f^ut er fid^ nid^t, auf irrt^mlid^e
ober mi|t)erftftnbH(i(ie Seufterungen feiner p\a»
tonif^nt Sndkpeife j^injumeifen (S. ih. 1, q. 84,
a. 6o ; 2, 2, q. 23, a. 2, ad 1), feine offectt)olIen,
pointtrten Se^u^tungen ^eroD^uftimmen (De
nudo q. 5, a. 2, ad 1), feine fd^ttanfenben 9luf«
lleflungen ju entfc^eiben (1, 2, q. 81, a. 2). Sti^t
feiten »ägt er bie %uctorität bcd 1^1. «uguftinuS
unb ber orientalifd^en SBöter gegen einanbcr ob
<S. ÜL 1 , q. 74, a. 2 c), ebenfo bie ber augu^
ftinifc^ @(^ule unb anberer SOtagiftri (De malo
q. 3, a. 14). Seiber begnügt er fid^ bei Snoa^
nung )eitgenSfPfd^er Se^rer, ber bamaligen @itte
cnlfprec^enb , faft ftets mit bem unbeftimmten
qnidam (fo S. th. 1, 2, q. 68, a. lo Dier ftlaffm
qoidam; an ben Stellen In 3 Sent dist. 38,
q. 1, a» 4, ad 4 unb ib. expos. text. ftnbet jtd^
m abgelehnte 9lnftd^t bed quidam bei Sonop
Mitura [In 3 Sent dist. 38, a. 1, q. 4] ; ebenfo
Da Tcrit q. 17, a. lo [Bonav. In 8 ßent.
dist 89« a. 1, q. 1]). S)er gro|e Einfluß
llbertS be« ®ro|en auf feinen Schaler fte^t im
allgemeinen feft; für ttergleid^enbe Unterfucbungen
im Singebttn ergaben fidd borouS @d^mierigfeiten,
baft 9Ubert mehrere @d^riften erft nad^ ben ent-
fpteifienbea bed Xl^mad t)erfa|t fyiL Sel^Iid^efi
gat bejugli^ beS SSerl^ItniffeS )tt 9Uesanber twn
fyM } bie @umme beS lej^em ifi, tote fle und
tiorfiegt, nid^ in aOen Xl^eiien fein SBerl, fonbem
cnt^t £rgfo)ttngen üon ber ^anb eined spätem,
ber f^on SonoDentura benu|ft ffit (mabrfd^einlid^
ifl cf aSU^elm Don SHIitona; f. bie Opp.
8. Bonav. ed. Qnaracohi Y, p. XIII)*
S>ic geiftiae ®rb^e bed Sl^omod betagt ftd^
nid^ in ber umroäl^ung bed überlieferten ®Iau-
boid unb ffiiffend; er beugt fid^ in obfotutem
<8cborfam ^r ben fiel^ren ber göttlii^en Offen-
bonmg« er l^dlt ed für ein ®Iu(t, In ber Sd^ule
ber großen (Beifier aller Seiten in ben äd^
6da{^ sienfc^Ii^er SBeid^eit eingemei^t ju toerben.
%uf oSen Qkbieten fnfipft er an ®egebened an,
unb getooltige S)enfer babnen ibm ben 2Beg;
oii4 feint SRet^obe unterfd^eibet fid^ tsenig bon
ber feit Vbälad) in ben @d^uten gebrftud^Iid^en.
Xbcc bennodd i^ er ein mal^r^ft genioler S)enter,
ni^t Uo| ein l^ett)orragenbed „ard^itettonifd^ed
Zalent" (Süden), nid()t b(o| ^ber meifefte aUer
tBcrmittler'' (9){lt^e9); nur mer in Seffmg'fc^em
«eifie boS SHngen nad^ SBal^beit ^öl^er fteQt aß
bm Sefik, ober bad ©eniale in titanif (^en SBer-
fud^. Die befte^enbe SBa^b^it ju erfd^uttem,
erblidt ^<>nn il^ j[enen 9tu]^ ftrettig mad^.
er ift eben ein d^rifllid^ ®enie, bad feine ®eifted-
traft nid^t b^^er )u aittn \otx^, ald inbem ed fie
in ben S)ienft ber göttlid^en SBal^rl^eit fteOt unb
an bie SBeidbeit ber Sct^rl^unberte anlehnt ®e*
rabe be^l^olb tonnte au(^ ber Sinßul bed 9(ri>
ftoteied unb anberer l^eibnifd^en S)enter für il^n
lein oenuirrenber tt)erben. «Zl^omod fd^öpft feine
S)enImotioe in erfier Sinie aud ben d^^^f^i^en
Urfatnben ; er ift nid^t 9tad^beter bed gried^ijd^en
^^ilofopl^en, er beruft il^n }U feinem Seratl^er bei
bem SBerfe, für toeld^ berfelbe Serftänbnil
jeigt^ (SBiQmann n, 458). @o grog übrigen«
bie Sinmirfung bed Sriftoteled auf Xl^omad ift,
fo bebeutenb ift aud^ ber Sumad^d an Stubm unb
Sinflu^, ben ber @tagirite feinem großen Sd^üler
oerbanft ; bad SBort bed $icud oon 9Riranbula
(f. b. 9rt.): Thomam anfer, mutus fiet Ari-
stotelea, fyA nod^ mel^r äßal^rl^eit oom @tanb-
pUTÜtt bed eulturbiftoriferd , mie oon bem bed
Sommentatord. S)ie Senberungen unb Sufä^e
gu bem ariftotelifd^en Se^rgebäube finb eben eine
toirflid^e Serbefferung unb ^ortentmidRung ; ..bofs
X^omad mit feinen unooSifommenen l^iftorifd^en
uid) fprad^Iid^en SRitteln einen fo umfaffenben
Sudbau magen burfte, ol^ne irgenbmie bie $rin*
cipien bed ariftoteltfd^en S)enfend gu oerte^,
betoeidt fd^on, ba| er ein bem 9IriftoteIed con-
geninler ®äft mar'' (Sbeobatud, 2)ie ^(ilofoti^ie
unb euQur ber 92euaeit unb bie ^bUofopl^ie bed
1^1. S^omad oon «quin, ftbln 1887, 22 [®örred-
)ßereindf(^rift]). S)er feurigen, mel^ im mobemen
Sinne geniolen ®eiftedart bed l^L ^uguftinud
fd^eint bie magoo&e unb rubige fflarl^eit bed
Squinaten auf ben erfien SBIidC meniger oermanbt;
„er brau(j^t bie großen ®ebanfen tdäft )u erjagen
toie übler, fie fliegen mie Zauben bei il^m ein, an
beren Mimmembem ®efieber er ftdjf erfreut^.
9ber „ba^ er, ber geiftige §rid)endfärft, bod^ ben
SRann bed ffam))fed gan} oerfianb, beffen Stam-
men nid^ bSm))fte, fonbem nur auf ben redten
SBeg lettete, }eigt bie %0^ ®enialitöt bed be-
^abeten 9Ranned'' (ffiiUmann II, 459). 3ener
fübrt in bie Probleme ein, biefer gibt bie be*
friebigenbe Sbfung ; iDod beim tfi, Suguftinud aI6
ein plbifiiä^tt ©tral^I bö^er SBal^r^eU aufttt|t,
Unlluge blenbenb unb irre f ü^renb, bod Iö|t ber
1^. S$)mad aud bem €f»iegel feined Senlend in
rul^igem, gemäßigtem Sid^e mieberfitablen. @o
l^ot oud^ ber anbere üudf))rud^ feine ^iftorifd^
Sered^tigung: AuguBtinus eget Thoma inter-
prete. 3)a| Xl^omad feiner 3eit »irflid^ ald ein
einjigortiger, bie fonftigen ®r5ßen überragenbtr
®eift erfibien, )eigt eine Stetige oon 2)aten auS
feinem Seben : bod Suff eben, melc^ed feine SBor-
iefungen erregten, ber Streit ber berü^mtefien
fQo^\6)VLltn um feine ^erfon, bie ungel^eure
Skre^rung aller ftreife, totlä^ befonberd bie 83e-
rid^ aud feinen lejftcn Solfyctn mieberfpiegebi,
bie Seußerungen feined Sebretd Slbert (AA. SS.
BolL L e. 714), bad SonboIen)fd^reiben ber $a-
rifer «rHftenfacuItät (f. ob. 1634) unb flnbered.
1659
%f)omaQ Don Slquin, ixt l^L
1660
5)er ««öuftincr 3acob öon Siterfo (f. b. Srt.)
erflört ii^n fd^on für ben größten Sekret nod^
bem 1^1. $aulu8 unb bem Ifi. ^ugufttnuS (AA.
SS. BoU. 1. 0. 714); SegtbiuS be Solonna
({. b. %xt) aus bemfelben Orben l^ebt ald ffenn-
jetd^en feines geniolttgen @eifted l^erüor, Xl^o-
maS l^abe ben g(m}en SBereid^ feineS SBiffend
{d^on oI8 Soccolat im SBefentlid^en fo ftd^er be-
l^enfd^t, ba^ er oud^ fpöter oUen ®egenfa|en
gegenüber feine anfftnglid^e Stellung bel^i4)ten
tonnte. 3n ber Z^at finb bie toenigen Sienbe*
ningen^ toetd^e bie Summa gegenüber bem @en*
ten^encontmentar auftoeist (3. SB. in ber Seigre oom
SBiffen Sl^rifti, oon bem Segriff ber ®nabe, Don
ber SBirtung ber Sefd^neibung, Don ber ffraft ber
9b[oIution) nid^t eigentli(^e „SRetroctationen",
fonbem nur eine entfd(|iebenere SuSfprad^e beS
Don Anfang an Dorfd^mebenben ©cbanlenS gegen»
über ber Sd^ttlanftd^t. 99ei bem Umfange feiner
in fo furger SebenSjeit gefd^affenen SBerfe, unb bei
ber (Srünblid^feit unb Xiefe, mit ber er alle
Probleme angreift, ift biefe ©efd^Ioffenl^eit unb
(Sontinuitöt feiner 2)enfarbeit in ber Xf^ai etmaS
SinaigeS. Sßö^renb S)un8 ScotuS l^öufig über
bie imtif, ben StDA\tl nid^t l^inauSfommt, Sona-
Dentura mit einer großem SBal^rfd^einlitlfeit für
feine Xl^efe }ufrieben ift, fd^Iielt Zl^omaS feine
Unterju^ung faft immer mit einem entfd^iebenen
Urtl^eil S)abei merlt ber Sefer Dief meniger bie
Dorangegangene ©eißeSarbeit, baS fubj[ectiDe Sie«
ment ber g^orfd^ung, als etma bei SBonaoentura.
®erabe biefe Sid^er^eit unb obiecüDe, unperf önlid^e
Haltung mu|te ben 1^1. Xl^omaS, aud^ abgefeben
Don ber innem UebergeugungSfroft feiner Seigre,
gum „Sngel ber Sd^ule'' machen. Sud^ fein @til
empfiel^It il^n alS grunUegenben Vertreter ber
tl^eologifd^en SBiffenfd^aft. 3m SlOgemeinen ebenfo
burd^ ftlar^eit xoxt burd^ eble Sinfad^^eit unb
SBürbe ouSgegeid^inet, mirft er aud^ ba anregenb,
too er in fd^mierigen ^fragen bie gel^eimni^DoSe
JNirge beS @tagiriten \\ä) gu eigen mad^t.
@o fonnten benn bie Snfeinbungen gegen ein-
gelne Seigren beS t^^t^g^/ bi^ f^on gu Sebgeiten
beSfelben in ^riS xoit in Osforb begannen, auf
bie 2)auer bem Sßod^tl^ume feines SRul^meS nid^t
fd^aben. 91IS ber ißarifer SBifd^of &effym Xtxtvpxtt
unb ber ßi^bifd^of Don Santerbur^ Stöbert SKL"
niarbbQ 1277 unter anberen X^fen aud| einige
^nfid^ten beS 1^1. Xl^omaS Derurtl^ilten Penifle-
Chatelain I, 556. 558 sqq.), erl^oben fid^ nid^t
nur beS le^tem OrbenSgenoffen SIbert ber ®ro|e,
SHid^arb ffna))meO, Semarb Don ®annat u. %,
fonbem aud^ anbere l^erDorragenbe X^eologm^
mie bie gmanntm Suguftiner ^egibiuS be So«
lonna unb 3acob Don Siterbo, ber ÜRagifier
©ottfrieb Don gfontaineS, gu feiner SSertl^eiblgung.
Sugleid^ traten bie OrbenScapitel ber S)omini-
caner Don 1278, 1279, 1286 u. f. f. für bie Se^re
beS I^L Xl^onmS ein ; mebr unb mel^ Derbreitete
fid^ ber »uf feiner ^eiligfeit unb erhielt 1823 in
ber Sanonifation feine f eiertid^e Septigung. Sfn«
folge beffen l^ob ber Sifd^of Don $ariS 6tepl^
Don SBourret 1324 baS oon feinem Sorg&nger
gefönte Urtl^eU auf. Ueber bie ft>äterm Stampft
gteifd^en X^omtSmuS unb @€OtiSmuS Dgl. ben
%tt. X^miSmuS. S)aS Slnfel^m beS ^L Xf^omaS
tourbe burc^ biefelbm ouf bie Sauer ni^t ge«
minbert, eS itüt Dielmel^r in er^d^tem ÜRafie auf,
als in ber S^it ber Stmaiffance oud^ bie S^ologie
eine SBiebergeburt erfuhr. S)er erfie 9nfü)| gu
berf elben ging Don OrbenSgenoffen beS 1^1. X^omoS
aus, bie ebenfo feft Don ber uuDergdnglic^en SBol^r'
beit feiner $rinci|>ien toie Don ber Stot^menbig-
!eit einer Steform ber @d(|oIafitit übergeugt toaren,
aRönnem mie Sajetan, ftonrab 9bÜin, Seter
SrodCart, gfran^ Don iBittorta, ÜReld^ior wrü
(f. b. betr. ^rtt.). 92un begann bie Summa erfi
red^t ftatt ber Sentengm beS Somborbm baS
Sebrbud^ ber Xl^eologm unb bie ®runblage gro^
artiger Sommentare gu merben. Sie erften ge«
bmdtm Sommentore finb bie beS Saieton |ur
gangen Summa (Senebig 1507—1522), beS
fföDin gur Prima Seoundae (ftöln 1512) tmb
ber Don SBittoria herausgegebene beS Crociart gtir
Secunda Secondae (^[iodS 1512). 9u^ ben
Sominicanem mad^tm aud^ bie 3efuitm, bie
Sarmeliten, bie Xrinitarier, bie Suguftincr imb
anbere Orben baS @tubium beS ^L S^moS
gur befoubem ^flid^t. Sie befonneneren ^uma-
nifim rebm mit Sl^tung Don il^m ; SStoeS (De
tradend. discipL 5, 3 [Opera VI, Valent.
Edet. 1785 , 404}) nennt i^n seriptorem de
schola omnium samsBimam; SraSmuS (An«
not. in epiat. ad Bom. 0. 1 [Opera VI, Baal*
leae 1541, 336]) lobt ibn: Yirnon suo tantum
saeculo magnos. Nam meo quidem animo
nnlluB est reoentium tbeologoram^ oui par
sit diligentia, coi Baniua ingeninm« oui soll*
dior eruditio. SBie Sonte in ber bid^tmben
(^rabieS 10 f.), fo Ratten berühmte SRaler in
ber bilbenbm Ihinfl baS 9nben!en beS gro^
SReifierS Deremigt; nod^ l^euie betounbert man
bie SarfleOungm feines Sieges über bie gott«
feinblld^e SBiffenfd^oft in ben ®emdlben be§
Xabbeo ®abbi in @. aßaria ^loDeOa |s ^»
mtg, beS Zraini in €. Katarina gu $ifa, be§
93enoggo ®oggott im SouDre, beS gfilitipD Sipt^t
in @. SRaria f. SKneroa gu Slom. SBid^tiger
als alles biefeS »ar bie ttuSgeid^nung, loel^ bie
fßöpfie unb €onciIim bem ^eiligen gottitn ; auf
bem Xribentinum loor bie Summa nebm ber
l^eüigen €d^rift aufgefd^Iagen, Don bm ftOpfhn
esiftirm mel^r o(S 80 @dt)reiben, bie für 3^onuid
eine eingigartige Smpfe^Iung bilben. @d tonnte
bie Ürd^Iid^e SBiffenfd^oft aud^ in ben Ie|tra 3abt*
l^unberten, n»o neue ^l^ilofopl^ifd^ Spfteme ein-
anber ablösten, auf bie Souer bie gfibrerf^
beS Squinaten nid^t ablel^nen. 9Bie im 16. 3d^r«
^unbert, fo mar ou^ im 19. bie Sfefonn ber
fatl^olifd^m Sijfmfd^ gugleid^ eine ffiieber-
Seburt ber tJ^omifKfc^en Se^re. Sie Saci^^Rica
eo'S Xm. Dom 4, 9luguß 1879 Ajatami
1661
Zl^omaS be Slrgentina — %f^oma% Sedtet, bet H
1662
Fatris teilte biefe lEBieberMebung )tim feiet"
lUden SuSbrud uno gab i^r neue ^mpulfe, for-
bote ober aud^ eine SBeiterentn^idlung^ ber %ov
fd^ung na4 ben Sebärftttffen ber SAi, eine
Sifjcnf^aft im ®ei{le bc3 1^1. X^omad. (iBgl.
befonber« (Eb^e, S)ie ))Qt>fta4e (Snc^nica Dom
4, «uoufl 1879 imb bie Seftauratton ber d^rift-
fl4ien ^bilofop^i^/ in ben Stimmen aud Snorio-
£ao4i XVin [1880], 13 tf. 93on anbeten
€(4tttten feien genannt Piccinardi, De appro-
batione doctrinae S. Thomae Aq. , Patay.
1683 ; Johannes a S. Thoma, Tractatns de
approb« et anciorit. doctrinae angelicae D.
Tbomae, im Garsus theol. I, Colon. 1711,
132 sqq.; Talamo, II rinnoyamento del pen-
siero tomistico e la scienza modema, Siena
1878; ^eüinger, Sl^omad t)on ^qiiin unb bie
ntüpMf^e «iöilifation, granfjurt 1880 [3eit.
gemd|e Srof^ütcn, 9Ieue ^folge I, 9] ; S^neib,
^\i ^fitlofop^ie beS Ifi. X^omad nnb il^re 9e-
beutung ffir bie ©egentoart, SBür^burg 1881;
SbeobotuS [f. ob.]; Berthier, L'ötude de la
somme thäologique de Si-Thomas d'Aquin,
Pribonrg 1893; be ©root, fieo XIU. unb ber
iL XbomaS üon Squino , SRegendburg 1897:
IBebofrr, S)ie geiftige Sen^egung im Snfd^Iu^
rni bie Z^oma§«(£ncQflica Seo'S Xin., SBien
1897* Unter ben 3<itf(^nften, bie ber Serbrei-
tung be§ firengen 3:i(|omi8muS bienen, ftnb }u
nennen DiTus Thomas, Piacenza 1879 sqq.;
3abrbiul^ fär ^b^ofop^ie unb f)>eculatiüe 3:|eo-
logie, herausgegeben Don Sommer, !ßaberbom
1886 ff.; Bevue thomiste, l^erauSgegeben Don
ber tbeotogifd^en Sfocultöt in greiburg [Sd^tteis],
$atifi 1893 ff. 918 |)ilf8mittet sunt @tubium
bient @d)fljf, X^omoS-Sesilon, 2. 9ufl., giaber-
bom 1895.) [SRauSbad^.]
Stornos be Srgentina, f. Zl^omaS oon
StroHburg.
9femM 9^^f ber 1^1., Srjbifd^of oon
(&mterbux9, URatt^rer im Kampfe |ür bie greil^eit
bet IKrc^e gegenüber ber X^rannei £)einrid^ IL
t>on Sngtonb, würbe am 21. S)ecember 1118 ju
£onbon cid @o^ beS ou8 ber Slormanbie ftam-
menben I^aufmann8 ®ilbert Sedet geboren.
Seine SRuttet SRatl^ilbe mar eine faracenifd^e
gnrflentoi^ter , mel^fe ®ilbert möl^renb einer
SBoüfol^ im 9RorgenIanbe fennen gelernt l^atte.
%n!bbtm Xbomad ben etften Unterrid^t in ben
C^uten £onbonS empfangen, befud^te er bie fie^r-
on^alten Don $ari8. yiai^ ber SRüdlel^r in bie
^etmat (1140) mar er brei 3a^re im @ef(^afte
emefi Qertoonbten t^oHg unb mürbe bann in ben
SienR be9 £rjbifd^of8 Xb^obalb Don (Santerbur^
(1189—1161) aufgenommen, in beffen ®unft er
fttb nngeod^tet ber Slnfeinbungen beS nad^maligen
Q:qbif4ofS Don ^orf, Stoger be ^ont rgDdque,
buttb iHugbeit tnib ©emanbtbeit in ber Sel^anb-
lung ftrc^lid^er ®efd^afie )u b^Iten mu^te. %uS
befonberem fBertrouen nabm il^n ber Srjbifd^iof
1143 ate ^Begleiter mit nad^ 9lom, mo Xb^obalb
bie Surfldhiabme ber bem SBifd^of ^einrid^ Don
SBin^efter, SBruber bed fiönigS @tepb<xn (1135
bis 1154), übertragenen 9Bürbe eined Segaten,
f omie bie Untermerfung ber SRetropoIe ^or! unter
SanterburQ }u eneid^en fud^te. Vuä) fpöter, att
ber er}bif<^of gegen ben SBÜIen bed ftönigS @te«
pl^an ba3 Sonett Don 9teim3 (1148) befud^te, mar
ZbomaS fein Segleiter. 2)er SSerfud^ beS SRonF
ordnen, feinem ©o^n Suftace mit SSerle^ung
frfll^er SBerfpred^en bie ftrone gujumenben, führte
Xboinod 11^2 mieber nad^ 9tom; bort eneid^te er
burd^ feine fftugl^eit, ba^ bie Krönung bed $rin)en
Derboten mürbe, unb bereitete fo ben SBertrag Don
Sßin^efter 1153 Dor, meld^er f)einrid^ n. $Ian-
tagenet bie englifd^e Jhone fu^erte (f. b. 9rt Sng-
lanb IV, 548). 3ur ©elol^nung für biefe ffiienfte
erhielt Xf^omaü mehrere $frünben unb bie Sriaub«
ni|, }u SBoIogna (unter ®ratian) unb gu Slu^erre
ftd^ bem @tubium bed fird^Iid^enSted^ted }u mibmen.
9lad^ ber ^eimfel^r (1154) erlangte er ben ein-
flu^rei^en !ßoften eined Strd^ibiacond Don Sanier*
bur^ unb empfing balb barauf bie b^ttige S)iaco«
natdtoeibe. ®Mä) nod^ feiner Xb^onbefteigung
er|ob ^einrid^ H. (1154—1189) ibomad »edet
auf Smpfel^Iung bed Srgbifd^ofd Xb^obalb gum
Sorbfangter unb übertrug i^m au^erbem bie (Er«
giebung bed jhonpringen ^einrid^. Wd erfter SBe«
amter bed Steid^ed mu|te Xbomad ein glöngenbed
^aud fül^ren, beobad^tete aber perfdnlid^ ftrenge
dntl^altfamfeit, gab fid^ adceti|d(|en Uebungen bin
unb glängte burd^ SReinbeit ber Sitten. Seine
Stellung gmang il^n aud^, 1159 mit feinen
Wannen an ber ^Belagerung Don Xouloufe tl^eilD-
gune^men, mad er nad^mald bitter bellagte (Morris
[f. u.] 89). Sefonberd mirb gegen ibn ber Sor*
murf erl^oben, ba| er in eingelnen Stüden bie flir«
d^enpolitü bed fiönigd mitmad^te unb bie Snter«
effen ber ffrone mon^mal gu fel^r mabma^m. So
Dergab er bad SBidtbum Sonbon mit bem SSorbel^It
einer ©elbfumme für ben Ihteg in Slquitanien unb
f orberte für ben nämlid^en 3med bie ber ©eiftlid^«
feit fiatt bed perfönlic^en |^eerbienfted ungered^ter«
meife auferlegte Steuer oer second subsidies
(Morris 43). 9nbererfeitd ift iebod^ nid^t gu
löugnen, ba^ 99edetd (Einfluß in einer langen
Steibe Don ^o&m ben abfolutiflifd^en planen
^etnrid^ n. Sd^ranfen gog unb ber ffirdjie
fd^mere S)emüt^igungen unb bittere SSerlufte er-
fparte. 3nd6efonbere geigte ftd^bieferSinßul, ald
ber SJlonard^ bie Sifd^bfe ber 9^ormanbie mit
gemaltfamen 9Jta|regeIn bebrobte, meU fte obne
^ene^men mit il^m ^d^ bem recbtmä^igen $apfte
^leianberin. angefd^Ioffen batten. Uebrigend bei*
fannte Xb^i^ad fd^on bamald bem ßrgbif d^of £b^o«
balb ^fetn SBerlangen, ftd^ ben ScbKngen bed f)ofed
absqne infamiae nota gu en^ieben" (Robertson
[f. u.] n, 804). Sein SBerl^alten in mand^en Sled^td-
föQen, namentlt(b im Streit ber Slbtei Seattle mit
bem SBifd^of Don iSf)idf^^itt, bat ibm aud^ ben 93or*
murf ber Unauftid^ttgfeit eingetragen; mabr ift
aber nur, ba^ Sboi^^^^ ^^ ffönig Kug gu be«
1668
Zl^omafi f&tdtt, ber H
1664
l^onbeln tougte. 3n bieten Stüden freUid^ Der-
modele er bie getsoltfame fticd^enpoliti! ^ein-
rid^S IL nic^t )u l^inbem ; bie Sefej^ung ber 93t8-
t^umer, beren Sinfänfte in ben StoatSfcl^a^
ftofjen, lourbe oerfd^Ieppt. S)a8 £after ber @imonie
na^im uberl^onb; unttürbige (Sunftlinge fu(^te
man in liöl^re ißfrfinben ju bringen, f o oa^ Sr}-
bifd^of Xl^eobalb Demffönig fd^rieb: ^SDieffinber
ber SBelt ratl^n S^nen, bad Slnfel^n ber JKrd^
gtt minbem, um bie fönigtid^e Sßürbe }u erl^öl^en.
«ber biefe jinb 3^re gfeinbe" (Morris 55). Sm
18. 9lt)ril 1161 ftorb Xbeobolb; 13 aRonote
jpater berief ber ffönig ouf ben erlebigten ©tul^I
feinen ffonsler. Sl^omad iBectet fud^te ab^ule^en
mit ber SJlotiDirung bem ffönig gegenüber : „S)ie
Sfreunbfd^oft, bie irox\i^tn und befielet, toirb ftd^
bann in bittem ^a^ t>ermanbe(n; bu mürbeft in
fird^Hd^en Singen auf SBieleS «nfprud^ erbeben,
koaS id^ gleid^mfitl^ig nid^t ertragen tonnte"
(f?efele.ihiö»)fler, eonc.-®efd&. V, 2. Sufl., 608).
3nbe| ber Wtomtä^ bel^arrte bei feinem Sntf d^Iu|.
Sie SRönd^e ber C^riftufifird^ t>on SonterburQ
lourben t)eranla|t, il^re SBa|I auf ben ffangler gu
lenfen, ber, maS betont n)erben mu|, in Slbmefen-
beit beS SJlonard^en burd^ ben jhonpringen ^ein-
rid^ Don aQen Serpflid^tungen gegen ben Staat
entbunben mürbe, um frei feines fird^Iid^en «mteS
malten gu fönnen (Robertson VI, 97). @eit
feiner (Sonfecrotion (3. 3uni 1162) erfd^eint Zbo"
maS ald ein gong anberer. datte er aI8 ftangler bie
SSortl^eile unb angeblid^en SHed^te ber ftrone gegen-
iäer ben Sifd^f en üieQeic^t mand^mal gu fe^r ver-
treten, fo toarb er t)on nun an ber belbenmutl^ige
SSert^eibiger ber ffird^e unb il^rer Xed^te gegen«
über einem SRonard^n, beffen ma^Iofe ^errfd^fud^t
Stiemonb genauer lannte als er. Sie btttem Sior-
tDÜrfe, toeld^e bie olatl^olifd^ ®efd^id^tfd^eibung
toegen biefer Senberung gegen XbomaS erbebt,
f d^eitem an ben Xbotfad^en, ba^ er baS ergbifd^öf-
lid^e 9mt miber SBiSen unb nur auf Srangen beS
^5nigS felbfl angenommen, bieftanglermürbe gum
@d^mer)e bed ffönigS nad^ £m))fong ber IBif d^of S-
toeiJ^e niebergelegt batte, unb ba^ ^^bie 3 b e e beS
9[mteS es toor, maS t^n als C^gbifc^of toie als
ftangler erfüEte unb fein S^un unb Soffen be«
l^errfd^te" (^«feIe-Jhiö<)flerV,611). ©eineSitten
unb feine bifd^flid^ ^mtSDermaltung tooren un*
tabel^ft Sie Slmofen feines Vorgängers Der-
bopl^elte er ; bie mit ber ibm gugefaDenen SIbtSloürbe
bon Canterburp Derbunoenen fd^meren aScetifd^
Serpßid^tungen erfüllte er mit Sifer unb ^uS«
bauer. Unerbittlid^ mar feine ®ered^tigf eitSUebe, an
ber nid^t einmal Sriefe beS ftbnigS gu rütteln t>er-
mod^ten. @ein ffangler Smulf mu^e fd^mbren^
feine ®efd^enfe angune^men. iSab^teid^e ftird^en-
güter, bie in Saienb^nben fU^ befanbeti, mürben
in 9luSfü^rung ber teftamentarifd^en Serfügung
bcS (irgbifd^ofS Zl^eobalb unb, mie gi^fte^^ben
melbet, mit auSbrä(fIid^er ©enel^migung beS SJlon^
ordnen burc^ Zbo^Q^ gurüdtgeforbert (Morris 91).
3m aRai 1163 nal^m ber ßrgbifd^of mit (Erlaub-
nis beS AönigS am SoncQ üon ZourS t^, w
Stlesanber in. ben IBorrang bon Santerburp
über ^orl beftötigte unb £^omaS mit ben Sot«
arbeiten gur ßinleitung ber Sanonifation feinet
SmtSDorgöngerS, beS 1^1. 9nfelm Don Sositerbut^
(f. b. 9lrt.), beauftragte (Jaffe, Begesta n,
2. ed., 170). (Eine birecte Qx>lLif\Dn mit bem
ftönig erfolgte bunb eine $rebigt beS (Ergbtfddo^
t)on bem 93orrang ber geifUid^en ®emalt über bie
meltlid^e (Morris 110), burd^ bie SSerbongung
beS SanneS über SBil^Im t>on St^neSforb megen
Vertreibung etneS CieriferS unb burd^ ben SBiber«
ftanb gegen bie oon ieber {)ufe SanbeS an bie
@beriffS gu entrid^tenbe Xase t)on gmei ©(billing.
auf ber @9nobe k>on SBefiminjler 1163 trotXb^
maS ben Singriffen beS itönigS in bie ämmuni«
iSiim ber ®eiftHd(|feit entgegen ; er moOte beffen
Serlangen nad^ Seobad^tung ber alten GkbräudJK
nur salvo ordine suo befriebigen (Robertson
lY, 201). Sod^ gelang eS bem ffönige« burdb bie
IBif^öf e ® ilbert goltot (f. b. »rt.) Don £onbon unb
Slmolb Don Sifteus eine Spaltung im (Epifcopot
berDorgurufcn, unb ba ouc^ ^lesonber UL mit
Vegug auf bie bebrangte Sage ber ßird^e gum grie-
ben mabnte, fo gab Xb^'tnaS mxä^ unb Dcrfprc^ in
SBoobftod Seobad^tung ber ®ebräu(be obnc bie
(Slaufel salTo ordine. 9lun Derlongte ber ffonig
auf ber Steid^Soerfammlung Don Slarenbon bei
@alisbur9 am 24. Sanuar 1164 Don iJ^omaS
aud^ öffentlid^e Selröftigung biefer 3nfage^ unb
l^ier ift ber (Ergbif c^f Don SBattfelmutb nic^t frei-
gufpred^en. anfangs bebauerte er fein QSctfpre^
uxib miberftanb ben (Bitten feiner SmtSbrü^ tote
ben Srobimgen beS SbelS: fd^Ke|Iid^ aber gob a:
nad^. SffiaS ber ff dnig ftd^ ^otte Detfpm^en kffen«
Ssigte ftd^ am f olgenben Xage, als er gum @d^redten
eS ^maS burc^ Stidborb be Suci unb 3acelin
be SaiSeuI bie atten ®ebräudj|e in mflOurRd^er
SBeife cobifidren unb gur ®enel^migung Darlegen
lie^. Son oen 169rtifeln beriSoajtitutionenDon
Slarenbon beonftanbete ber (Ergbifd^f in Utngeicr
Stebe folgenbe: 1. WU ©treitigfeiten in !^fci»>
tationen gu ißfrünben gebbren Dor bie tSn^idben
®eri(^te; 8. ebenfo fömmttid^ Sergeben ba Qib'
riler. 4. Ol^ne föniglid^e ®enebntigun(} bacf fem
$ralat au^er SanbeS ge^en, mb 5. o^iie biefeHe
9liemanb, ber ein 9lmt Don ber Jhone be{i|t nit
Samt, ober fein Sonb mit Snterbid bdegl mes*
ben. 8. IBerfagt ber Srgbif^of %ed&t, fo ge^t ik
Berufung an bie Ibniglid^en Qerid^te. 12. Sie
Sinfünf te erlebigter IBiStbümer gehören hex ihone.
Siefe (SobiftcaHon miberfpcaq bem (Eibe beS
ßönigS beim (Empfang ber ihone, fomie bem
Xreueib ber 93if(^5fe, ber fogar nad| Srt 12 ber
(Eonftitutionen Don Slaretwon salvo orfine gc»
leiftet merben foUte (Morria 145). etQpamc
biefer SBiafür^ toüd^c lebe SelbflanbigfrÜ ber
jHrd^ Derfd^Iong, empfanb S^moS bittere Seue
über fein DoreiligeS Serfpred^, ent^iett fi4 ber
Sarbringung beS (eiligen Snelopfcrd nnb bot
aiesanber III., ber ie|t in @enB refibixte, umSoS-
I66S
Xl^omaS SBedet, ber I^L
1666
f|Kf<(uiig» fb erlitt Don bcmfeKen eine be«
ru^gmoe StntIDort (Robertson V, 88), IDäi^b
rin pdpplid^ Shmbfd^bm an bm ganyn (Epi-
\apai (hteUmb« erging {ur IBert^eibigung ber
gnibdl ber ftinl^ (Bobertson Y, 84). Sie 9e-
^gefonig ber Sonfiihitionen k)on (Storenbon l^atte
2^100« abfidelM (Bobertson Y, 112). 9(« ber
Ataig efatt iSe^tfc^ft nod^ Send fd^idte mit
bem Vnlroge, ber Ißapft folte ben unge^orfamen
^rinuiB befirofen, ernannte SIesanber IIL )ur
Xettnng bclfelben cntS ber Ungnobe bed 9Ron^
OD^tn ben (Irg^ifcfiof Stoger t)on Dort jum Se«
QBteiL S)en Snhog beS ^moS auf ä^enebmigung
ber Conflituttonen Mn CUarenbon toieS ber ^opft
«ber cboifo |infid ttie beffen gorberung, Sifd^f
OBbeii Sfoliot tM>n Sonbon foOe baS ®eI5b-
ni| ber Untem»firfigfeit oor il^m erneuern. S)ie
Öffnung, ben $rimaft tat 9iad^giebigleit ju
(Dingen , t>eronIa|te ^einrid^ IL )u neuen un«
fercfblcn SRaftregcln auf ber Serfammlung )u
Slott^ompton (Odober 1164). (gr Iie| l^ol^e
<8ilbbu|en über %^vmA DerbSngen, tteil er bie
Uniiffä^bcd fdniglid^en Seamten 3o^n t)^ SRor*
fM taäj^ omrtannt , unb jorberte , unter Ser*
Unng ber bem $rimaS bei antritt befi erg«
bi^djß^m ImteS gcn&^rten ^Befreiung oon allen
ftootlicben SerbinbUAleiten, bie koä^renb beS
JhmaleramtfS aud erlÄigtcn S^nrengetn em))fan-
Mien CHntftnfte jurOtf. Sie Sifd^dfe liegen ben
ilrjbifü^f im Stid^. SHefer aber legte 93«rufung
IUI ben $0^ ein, entlröftete in »firbeDoBer Siebe
bie unbegränbeten Snfc^ulbigungen bcd (Srafen
fleiafiex unb flo^ mit ^Ufe ber ®ilberttner auf
bof Seftlonb, »o Subtoig YU. Don gfranfreuJ^
<1137— 1180) i^ gueoiifona freunblid^ ouf-
nobnu du SoiS fud^te eine ®e{anbtf d^ft f^ein-
li^l n., beftebenb au« ber ^räloten-XrioS Sr)-
bifc^of 9toger oen S^od unb ben SSifd^f en ^ilariuS
wx Cbid^er unb gfoliot uon Sonbon, toi ißri«
mo9 iior 9(esanber III. in'S Unred^t gu fe^;
balb barouf ober gab Xb^maS }U @en8 bem
tpotifte genaue Suffd^Iüfje aber bie SorgOnge in
Cnglonb, befonberd fiber bie (Sonfiitutionen üon
Cbmnbon, Slesanber IIL erO&rte benn mui^
nur einige ber Ie|ieren al8 onncbmbor ; er tabelte
2^oma4 nwgm feiner fnil^em Slad^giebigteit,
uAbm aber beffen Seqid^t auf baS <&3bifit|um
Oanterburq ni(bt an. S>ttnl^ ben Sijd^of t>on
^oiHen bem «6le ®utd^b ber eiftercienfer«
attrt $ontign9 in Surgunb oB »ein d^nofir-
biger SRonn tion undergleid^Iid^ ^eiligbit" em*
lifoblen (Robertaon Y, 118), nabm ZboinaS
bier am 30. Ülobember 1164 fflr faft )»ei 3abre
Httfentbolt WOfmh btefer 3ett »ibmete er pd^
mit l^rbert bon 9tAfyim bem €tub{um ber bei«
ßgen SdfA\t nnb mit Sombarbufi t>on ^iacenja
bem bei finbibben Xed^teft. „Unfer iBerbre(ben^
fdltiib tr on ben ftwijler befi MnigS oon @i«
dlien, «ift bie SEBabning ber gfrei^at ber ffinbe"
<RobariBOn Y, 247); on ben ftönig, mel«
ijn Ut ®fiter beB CqbifcbofS unb feiner ®e'
IKtAcnlczifon. XL 2. ITuff.
treuen bef (blagnabmte , rid^tete er t)erfdl^nenbe
»riefe (Robertson Y, 266. 269). ®ie «ntmort
^m:i<bd n. beftanb in regem Serfel^r mit bem
ftölner erjbifibof Stotnalb oon2)affel (f. b. %ü.),
bem fd^Ummften ®egner be8 $apfte8, in %e«
fcbidung bed poiiftfeinblid^en Stei^tageS t)on
äBüraburg (1165), in l^ttgem auftreten miber
X^omoS auf ber Serfammlung feiner Stönbe gu
(^inon an ber Soire (Robertson Y, 865. 881)
unb in ber Berufung an ben $at)ft. 9m 24. ^SiptU
1166 mürbe 2;](|omag gum pdpftlid^en fiegaten er»
nannt unb fprad^ old f old^er am ^fingftf eft gu »e«
geloQ in SBur^nb über bie beiben mu))turbeber
ber ConftUutu>nen oon Slarenbon, be Sud imb
be »oilleul, fomie aber bie Vertreter beS ifönigS
in äBfirgburg, 3ol^n oon Osf orb unb SRicborb Don
3(c^efier, ben Sann au8, unter Sermerfung ber
(Sj)nftitutionen Don Slarenbon. £er ftönig le^
Berufung an ben $at>ft ein ; biefer ober beftätigte
bie ©entengen Don fßtydco). 9lun bemirfte ^efai*
rid^ U. burd^ bie bem ®eneroIcapiteI ber Cifier«
ctenfer überfanbten 2)robungen, ba| Xl^omaS $on«
tignQ im !ßoDember 1166 Derlteb unb in @en&
unter bem @(bu^ SubmigS YIL Slufentl^tt nal^m.
3)ur(b bie Dier folgenben 3o|^re (1167—1170)
gießen fid^ ebenf o langmierige »ie unfrud^tbore 93er>
banblungen gmij^n bem ff önig unb bem SirimaS,
fomie gmifd^en beiben unb VIeianber in. tn Xom
unb »eneDent gur 9u8f öbnung ber beiben ^arteten,
ßeinrid^ n. fam Med barauf an, bie Sngelegen-
beit ben f^nben bed ^fteS gu entminben unb
burd^ fiegaten innerl^alb feined Sleid^ed gu erlebigen,
aber mt4 auf btefem SBege, ben ber ^ft 1167
unb 1169 einfc^Iug, eneid^ ber 9Ronard^ fein
3iel nid^t, menn f^on i^n bie fcbtoanlenbe ml«
tung beS $a))fieS, ber fid^ balb bem ffdnig, balb
bem $rima8 näherte (maS bem le^m bittere
fflagen ahpxtitt [Robertson YU, 123]), immer
toieber in feiner ^rtnädigleit beßörlte. Sie grie*
ben8Der|onbIungen gn)ifd^en ^einrid^ 11. unb bem
$rima8 gu SRontmiroil am 7. Sanuar 1169 mie
auf bem SDlontmartre bei ^riS im 9toDember 1 1 69
f dauerten an ben SuSflfid^ten unb SBiUUriid^reiten
beS SDtonord^, beffen 9lufrid^tig!eit ber Segat »i-
Dian am 14. 3uni baS fd^Iimmfte 3eugni| auSfteOte
(Morris 336). 2)ieDomffönigll70 angeorbnete
ftrönung be9 ^ringen ^tnrid^ burd^ ßrgbifd^
Stoger Don ^orl, eine 9mt8banblung, md^e
red^tlid^ X^omad gufianb, mar nid^t geeignet, ben
gfrieben gu förbem. Crgebnibfofi Derlief aud^ bie
3ufammenfunft gmifd^en bem ftdnig unb %fy>xsM
gu Sa 8fert4 SiQeneuDe bei Sbottred, ba fte gmar
otte S^mtMtbien belebte, ober ben etgentlid^en
©treij^unft nid^t berührte ; bod^ berid^tete ®caf
Xb^obalb Don Sloie ald Sugengeuge bem $a))fte,
ba^ ber ff önig bem $rima9 erlaubt babe, mtber bie
^rftlaten, meldte bie ffrdnung beS bringen Dott-
gogen, eingufd^reiten (Robertson YÜ, 434). 93}ie
menig oufrid^tig aber bie SSerf ö^nung auf feiten beft
ff5nig9 mar, aI8 er enblid^ 1 1 70 bem (Ergbif d^of bie
StiicSe^r gemattete, gel^t borouS b^or, bo^ ba^
53
1667
Zl^omad fS^ampäntUa — £]^oma6 bon Selano.
1668
S}orge]^enbe§$rima§gegenbte Prälaten nod^ feinet
^nfunft in Sngtanb ju einem ^au|)t!lQQe)}unft ge-
lempelt mürbe, ba^ fein ^n^önger beSfelben unter
äjxoetm @trof en baS SReid^ oerloffen burf te, unb
)o| bie ßinfünfte feineS ©tul^IeS nod^ im SDecember
1170 in bie ffaffe beS ifönigS ftofien. S)ie bom
Srjbifd^of Sloger t)on ^orf gefd^ürte Seibenfd^aft
bed Königs Deranlagte am 24. 3)ecember 1170
einen fur^tboren SBut^udbrud^ bedfelben gegen
%f)oma9, infolge beffen t)ier 9litter über ben Sanal
festen, am 29. 3)ecember SSad^mittagS Xl^omaS
im Some )u SanterburQ guerft mit äBorten be-
fd^im))ften unb bann erfd^lugen. 3nbem er fein
Seben für feine ^eerbe l^ingab, l^at £l^oma8 Sedet
ben @ieg beS 9led^te8 ber ff ird^e über xo^ ©etoalt
entfd^ieben. 2)ad Soß t)erel^rte i^n als Slutgeugen;
ttlleionber III. canoniflrte i^n burd(| bie SuIIe
Bedolet Anglia am 12. aRärj 1173 ; ^einrid^S
(Sefanbte fd(in)uren in SRom DöQige Untenoerfung
bed ftönigS unter baS Urtl^eil be§ $a))fte8, mel-
d^er barauf bie SRdrber bed (Sr^bifc^ofS im M'
gemeinen bannte. %m 12. SRai 1172 erDörte
^einrid^ IL im ®ome Don ^Drand^ed in ®egen-
ttiart ber SarbinaKegaten SlBert unb Xl^eobtoin
unter 6ib, bog er ben SDlorb beS Srjbifd^ofS toeber
befol^Ien nod^ gemünfd^t, Derfprac^ treue ^nl^öng-
lic^Ieit an ben $apft, gfrei^it beS fird^lic^en 3n-
ftan}en}ugeS unb Sergid^t auf bie Sonftitutionen t>on
€Iarenbon. SBenn man übrigens aud^ an ber SuJ«
rid^tigfeit biefer !Ber{))red^en nid^t }tDeifeIt, fo bleibt
bod^ bie X^atfad^e befielen, ba| bie SRörber bed
Srgbifd^ofS aud^ fortan ungeftört am ^ofe unb in
ber Umgebung be89Ronar($en lebten, unb ba^ bie
®efe(e Don Slarenbon „bie ®runblage ber Snt«
n)id(Iung bed fpatem ©ewol^nl^eitSred^teS in fold^en
{{fragen bilbeten" (Stubbs, The constitiitional
history of England I, Oxford 1874 , 466).
S)ad gfeft beS ffi. Stomas Sedtet begel^t bie
Äirc^e am 29. 2)ecember, unb jmar ie|it, nad^
ber Sefiimmung 8eo'Ö Xin. Dom 3a|re 1897,
als duplex, tooburd^ bie biSl^er gumeilen megen
ber Occurren) mit ber Dominica infra octav.
Natiy. Dom. nötl^ige Verlegung ouf ben 80. S)e"
cember gufünftig in SBegfaU fommt. lieber bie
9{eliquien, bie SBunber unb bie SBerel^rung bed
1^1 £l^omad, fomie bie an il^n ftd^ lnä|)fenben
Segenben l^anbelt DerftänbnilDoO Mottib 466 to
520. Ueber feine @teDung in bermittelalterlid^en
dqmnologie Dgl. G. Dreves, Analecta hymnic.
X, Lips. 1891 , 815. (Sgl. J. C. Robertson,
Materials for the History of Thomas Becket,
London 1875— 1885, 7 vols.; John Morris,
The Life and Martyrdom of Saint Thomas
Becket, 2. ed., London 1885; KateNorgate,
England under the Angevin Kings, London
1887, 2 vols. ; aWitt^eilungen be« 3nftitutS für
Uften. ®ef(^td^t8for|d(|ung XH [1891], 481,
^nm. 1 [über bie üier aJlörber beS bl- Sl^omaS] ;
Cuibbe, in ber 2)eutfd^en 3eit{d^rift für @e«
Wd^tStoijfenfd^aft VII [1892], E 54 f.; Ed-
'win A. Abbott, St. Thomas of Ganter»
bory. His Death and Miraoles, London 1 898,
2 vols.) [9L «ettc§i«im.]
$Qoitta$ ^ampantta^ f. eam))anella.
^^Qmas Don Selano , 0. 8. Er., einer ber
erften ®efä^rten beS ffi. f^anctdcuS, Serfajjer
mel^rerer Segenben unb ^gmnen^ ftommte ou§
Selano, einer Keinen Stobt ber jum Mnigteid^
9leapel gebi3renben 9(6ru)jen. Sr mar um 1200
geboren, lernte ben l^eiligen OrbenSftifter ))erfdn*
lid^ fennen unb üerbitnte ber gro^n !Dlt{|bR
jugetl^eilt }u »erben, tteld^ im 3. 1221 unter
eäfariuS t)on @))eier (f. b. 9rt.) nad^ S)eutf((*
lanb gefanbt mürbe unb Don Fr. gorbonuS av&
3ano, einem ber X^eSnel^mor, in feiner ifyanät
fo anfd^aulid^ gefd^ilbert ift (f. Analecta Fnm«
eise. I, Quaracchi 1885, 1 sqq.). Setfelbe
bemerft auSbrud!Ii(^ (I. c 11), ba| Xl^mal
Don Selano , qui Legendam 8. Frandsci et
primam et secnndam conscripsit, babei ge«
mefen, femer, ba^ er 1223 )um Suftod über
bie if löfter }u 9Borm3, Sptiet, aRoing unb ßöln
enoä^It morben fei. Sie 3eü feiner Studier
nad^ Italien ijl ungemig; aber 1230 tont tc
mieber in Slfflfi, too äorbanud, nad^ feiner eige*
nen SRittl^eilung, t^n auffu^te unb non i^m
Steliquien be« ^l 3franci^cu§ erhielt, «uf 9e«
fe^I befi $a))fted ®regor IX. fd^rieb XJ^omoS
1229 feine erfte Segenbe (Vita prima 8. Fran-
cisei), meldten Umftanb er felbfi in bem mit
ben Sßorten Decus et vitam S. Prancisci
beginnenben SSormorte mittl^eilt. S)iefe Segenbe,
meldte ou8 brei Xb^ilen unb einem Stn^nge
über einige SBunber befielt, ift ^ermtSgeg^
t)on P. @Q8IenS S. J. in ben AA« 88. BolL
Oct. n, 683 sqq., oud^ ju Slom 1806 oon
P. @tepban Dlinalbi unb ebenbofelbfi 1880 oon
(SanonicuS 9(moni (sugleid^ mit anberen Segenben
unb einer italienifd^en Ueberfe|ung). SM ckt
Diele merftDäri)ige SSegebenbetten in biefer erßat
Segenbe übergangen »oren, derorbnete 1244 auf
bem Sapitel }u ®enua ber OrbenSgenetoI SnI«
centiufi, ba| bie Srübet, toeld^ nod^ ffleitettS
fiber ben l^eiligen OrbenSftifter tou^en, biefe^
auffd^reiben utü) il^m einfenben foQten. änfolgi
biefed 8efebled fd^idten ou|er t>itlm 9(nberen bie
brei Vertrauten be6 ^eiligen, bie Srüber £eo,
SlngeluS unb Shtftni^, ibren Serid^t (bie fogeiu
Legenda trinm sodorum) an ben OÄenS«
general. Siefer übergab baS gefammelte ÜRa«
terial ober memgftend einen Z^eil befife&en an
Xl^omafi t)on Selano^ mit bem auftrage, baS|eI6t
)u einer gmeiten Segenbe )u verarbeiten. Sinen
er|ien, fui^en Xl^eil btefed fflerlefi, meU^ ben
Stiel Memoriale in desiderio animae de gestif
et verbis 8. Franoisci erl^iett, fc^idtte £bomal
mit einem SBonoorte an Sreficenliuil. 2)e§ Se|tno
9lad^f olger im %mte beS Orbendgenerottr 3^"
bonneS oon $arma (f. b. Sri), gab %ffoma& ben
Sefel^I, bie ^meite Segenbe fortjufe^en; fo fom
mit einem neuen SSortoorte ber jmeite X^eil }U
fionbe^ maS ouc^ bie Cl^ronif ber 24 (Seneiile
1669
Xl^otnaS es Sl^armeS.
1670
(Analecta Francisc. m [1897], 262 et 276)
berichtet. @pöter fügte %f^oma% nod^ einen britten
D^il ^tnju, — 3wifc^en ben bett)en Segenben
siQd^t ^ä^ eine getoiffe SSerfd^iebenl^ett bemerflic^,
namentlich barin , bo^ in bet erften Fr. SlioS
tum Sortona (f. b. ^rt.) in nd^t günftigem fiid^te
ctfti^eint, tt)ä^renb in ber anbem nad^ ber Stpo«
ffaifie beSfelben gef^riebenen bie Xenben^ t)or«
«xiUet, fold^e 3tige unb SBorte bed OrbenS-
ftifterS l^etüoi^ul^eoen, loeld^e gegen Sliad unb
beffen laj^t ^rtei im Orben geltenb gemad^t
loerben tonnten. %o^ ift e§ burd^auSunbegrünbet,
mim Statl aRMer (3)ie 9(nfange bed ÜRinoriten-
mcbenS, gf^urg 1885, 181) gegen %%oma%
ben Sormurf erl^ebt, ba| er »ifjentlid^ Unmol^red
fefc^eben l^abe (Dgl. Analecta Franc, n
1887], Praef. XVin sqq.). 9leueften8 ]^at
$aul @a6atier (Speculum perfectionis sive
8. Francisci Assisiensis Legenda antiquis-
aima, auctore fratre Leone, nunc primum
ed. P. Sabatier, Paris. 1898) faft überall eine
fd^oxfe ihitil an ben Segenben bed £l^oma3 bon
lEdano geübt. 2)ie Sered^tigung berfelben fielet
nnb ffiUt aber mit ber Don i^m guerjt aufgefleJIten
^l^^^^f^/ ^^i ^^^ Speculum perfectionis
me erße, fd^on 1228 gefd^riebene Segenbe bed
1^ gfronciScuS, unb ba| fie nid^t t)on ^el^eren,
fonbem t>on Fr. Seone allein gefd^rieben fei.
Qkgen Seibed ftnb fd^on gleid^ na^ bem Srfd^ei«
nen feines 9ud^ Don meisteren @eiten fel^r fd^mer
nricQenbe (Srünbe geltenb gemad^t morben (f. Fa-
lod Pulignani, Miscell. Francisc. YU, Fo-
ligno 1898, fasc. 1, 1 sqq. ; fasc. 2, 1 sqq.).
SebenfaÜd ift eS unpläfftg, iebe fleine Sbtoeid^ung
in ben @d^ften beS früher fd^reibenben Selano
tN>n einem fpätem, nid^t ol^ne ^arteigeift Der-
faxten Serid^te als tenbenjiöfe SntfteQung }u be«
leU^nen. — Sine britte Segenbe fd^rieb Xl^omaS
onf Sefel^I beS $a))fteS ^lejconber lY. über baS
Seben ber ^l &ata uon ^fftft (f. b. «rt.) ; bie«
Mbe ijl oft eingeln gebrudtt unb in bie AA. SS.
jSolL August. II, 754 sqq. aufgenommen, aber
ol^e ^Benennung beS S3erfaf{erS, ba ber $roIog
mit Xl^omaS' 3lamtn bamalS nod^ nid^t befannt
loar. Sine uon ben SoQanbiften benu^te ^anb-
fd^ft fd^rieb bie Segenbe bem % 93onat)entura
gu, looburd^ SoneÜi ftd^ oerleiten lie^, bie Se-
genbe in fein Supplementum ad omnia Opera
8. Bonavent. UI, Tridenti 1774, 986 auf^u-
nd^en. S)a^ aber Xl^omaS ber SJerfafjer biefer
Tita ift, mu^te fd^on $apini (Notizie sicure
snlla morte . . . di S. Franc, Firenze 1822,
128) unb mieS Soj^a-Suji nad^ (II codice
Magliabechiano della storia di S. Ghiara, im
BoUettino della Societä di storia patria I
[1896], 417—426; ügl. Sabatier p. LXXV).
(Enblidl fd|eint eS ftd^er }u fein, bag Stomas Don
Sdano ber ißerfaffer beS unDerglei^Iid^ l^errlid^en
ä^mnuS Dies irae (f. b. ^rt) ift, ba bie öltefte
md^d^t bei SSartl^oIomäuS fßiJanuS benfelben
i^$uf0rei6t, unb fpätere Slngaben über anbere
Serfaffer burd^auS l^ItloS finb. 3» ber reid6-
l^alttgen Siteratur über biefen ^^mnuS, meldte
^eoalitt (Bepertor. hynmolog. I, Louvain
1892, n. 4626) öerjeid^net, feien nod^ beigefügt
t$iIi))po Srmini (D Dies irae) in ber S^itfd^nft
L'Arcadia, gebr. 1898, 81—100, unb ®. 3Jl.
S)ret)eS in ben Stimmen auS 9Raria-Saad^ XLII
(1892), 512 ff., mo aud^ nad^gemiefen mirb, ba^ bie
fed^ legten Serf e im SRipe fpäter bem Siebe bei-
ge^gt ^nb, um i^m fo bie ^orm einer @equen)
}u geben. SBeniger fidler ift eS, ba| Xl^omaS
t)on Selano aud^ bie ©equeng Sanctitatis nova
Signa, meldte am gfefte beS ffl. gfronciScuS im
SRiffale beS t^fronciScanerorbenS fielet, Derfa^t 1^
(Sgl. Sbaraglia, Supplementum ad Scripte
trium ord. , S. Francisci, Bomae 1806,
672 sqq.) [3gn. Seiler 0. S. Fr.]
99onta$ es S l^ a r nf e S , 0. Cap., auSgejeid^-
neter Sl^eologe, tourbe gu S^armeS, einem @täbt-
d^en Sotl^ringenS, 1703 geboren, ^ad) feinem
Eintritt in bie lotl^ringifd^e fta^mginer-OrbenS«
prooiu} jeid^nete er ftd^ alsbalb burd^ religiSfen
Sifer fomie burd^ eminente ©elel^rfamfeit ber-
ma|en aus, ba| er in ihnrgem gum Sector bet
Zl^eologie ernannt unb gu ben Slemtem eines
$rot)inciaI-2)efimtorS unb ©eneral-SuftoS be-
rufen mürbe. Sr ftarb am 3. Januar 1765 gu
9lancQ. Sl^omaS, ben bie S)eittfd^en lurgmeg „ben
S^armeS (@d^arm)" nennen, ift befonberS befannt
burd^ fein gelel^eS Sßer! Theologia universa
ad usum sacrae theologiae candidatonun,
7 voll.; bagu tommt baS Compendium theo-
logiae universae ad usum examinandorum,
meld^eS ben Snl^It beS ^auptmerfeS in einen
Sanb gufammenfa^t. Sie erfte Sbition ift Ißapft
SSenebict XTV. getoibmct, toeld^er bem Serfaffer
unterm 25. September 1751 ein auSgegeid^neteS
SlnerfennungSfd^reiben gufd^idfte; barauS (ö|t fic^
fc^Iiegen, ba^ baS SBerf gum erften 9JlaI 1751
erfd^ienen ifL SBier Saläre bamad^ erhielt ber
SSeifaffer gelegentlid^ ber gmeiten Ausgabe Don
Senebict XIV. am 24. September 1755 ein gleich
fd^meid^eH^afteS @d^reiben, bem ftd^ am 10. Sugufl
1761 Siemens XIIL anfd^Ioi ®eS üBerfafjerS
@törfe liegt in feiner pröcifen 2)efinition oller
einf^Iögigen 9J{aterien, fomie in ber begmingenben
Sogil unb fpSogiftifd^en SRanier feiner 93emeiS-
fü^rung, bie er gur Segrünbung ber fird^Iid^en
Se|re unb bei 3urfid^oeifung ber gegnerifd^en Sin-
manbe gebrandet. S)iefe SSoi^üge mürben im
Saufe ber 3eit burd^ gal^Ireid^e Auflagen an<*
erfannt. 2)rei Sbitionen erfd^ienen gu iRanO) nod^
gu Sebgeiten beS SuctorS, meitere brei fpöter gu
Augsburg, bie ftebente gu IBenebig 1757 in gmet
93änben. S)ie IBraud^barfeit beS SBerfeS oeran-
la^te bie Sanfeniften, baSfelbe für il^re S^tät
umguarbeiten imb unter bem gefeierten 92amen beS
SSerfafferS ^ropaganba für i^re Sntl^ümer gu
malten. 9luf i^re ?luSq^dbtu \ti^\wv.S^^ ^m'^^^'^.
ben 3u^öi} • ^uxtÄ S. ku^aÄXjoÄ Ys^TkKv\'\a.>Xft^^
burd^ bi^et „^^wtoo-^^^amÄ" oÄ \t^&f«. ^'
1671
X^omad Hon 3eftt.
1672
fonnt toirb. S)erfeI6c fül^rt jumal Bei ber (Snoben-
le^re bie Objectiones beS öd^n C^armeS oi&
99cmeife für bie m^ ionfeniftifd^ Bä^rdü guted^
gelegte %f^]t an, bU Argomenta (Sfyxtmt&' bo-
gegen alS Objectiones ber ®egner ; f o tmrb baS
contra beS SluctorS jimi pro uiü) ttmgefel^rt
®efalfd^te (EbUionen mit obigem 9eifa| ftnb bie
ed. L Senensis 1797, bie ed. IV. Augustana
1780, bie Florentina unb bie Maceratenais
1828. aber oud^ ber öd^te iSfyxmtS tourbe in
neuefler 3^ neu ebirt unb gugleid^ in bonfenS-
toert^efter SBeife ad hodiemum sacrae edentiae
Btatom rebigirt. S)Q]^tn gehört bie ßbition beS
Sbbote S)eforgeS (^ßorid 1876) , bie ber profes-
aoroB Seminarü 8. Deodati ($ori8 1872),
Don toeld^ eine 2. Auflage att nova, aucta
et emendata, qnae ait Manuale vere prom-
pinm et scholare, ebb. 1885 erjil^en. SDod
Gompendinm erful^r ^eic^faOd bie Erarbeitung
ad hodiemum sacrae scientiae statum burd(^ ben
fta))UjinerIector P. SRariamiS a 9lotKina (2. Sufl.,
^^atÜ 1877). (93gl. BuUar. Capuc. Yin, Oenip.
1883, 180; Biblioth. Capuc. Append., Ro-
nae 1852, 88; Hurter, NomencL lii III,
2. ed., 16.) [9lngeltcu8 (Sberl 0. Oap.]
]Sf#liia$ Don 3efu, 0. 8. A., berühmter aS-
cetifd^er Sd^riftfleOer, ftommte miS einer abeligen
))Drtugiefif(l^en ^omilie unb UKxr 1529 gu Sifjobon
geboren. @ein 93ater l^e^ gerbinonb bon 9n-
broba^ feine SKutter eii{abet|i $ai))a. 2)ttrd^ bie
gfurbitte beS 1^1. 3ofe)>]^ Don ber ©efal^ be« 6r-
trinlcnS errettet, toibmete er ^ä^ (Sott im Sre-
mitenorben be9 1^1 Vuguftinufi unb legte om
27. ajldrj 1548 ißrofe^ ab. Stadlern er bie
Stubien oer $l^iIofo))iie unb ber Zl^Iogie in
6oimbra DoÜenbet ^atte, nmrbe er }uerft in
Siffobon StoDijenmeifter unb erfüllte feine Or«
beni^bglinge mit bem ®eij}e befi ®ebeteS unb
ber %bt5btung, ber Siebe OotteS unb ber flbper-
lid^en Qviä^t 3n feinem Sifer untemol^m er
eS, mit @ene]^migung Jeined Obern unb beS
Sorbinold 6einrid^ ein fkniS fifar eine fhengere
Sluguftiner-Songr^ation gu grSnben, flanb aber
Don biefem Sorboben ab, dB ed im Orben felb^
SBiberfprud^ fanb. (grft P. SnbrcoS S)ia} fii^
badfelbe 1588 auS, inbem er bie (&>ngrego«
tion ber unbefd^ten aiuguftiner in'fi fieben
rief. X^omoS gog ft4 nun auf einige 3^it in
bie Sin^belei tßenl^erma ucräil, mo er ein
fe^r ftrengeS Seben fü^. C)ierauf trat er ol§
f|irebiger auf unb förberte eifrig baS Seelenbeil
ber armen SDorfbeiool^ , fy>i bie geier beS
(Sottefibienftefi burd^ 9)htfif unb Orgel, bebbte
bk Dorl^anbenen Sruberf^foften unb bemü^ ftd^
ton bie öu^ere Sterbe ber ®ottedbänfer. 2)abei
ftanb er mit anberen ®eifteemannem, befonberS
mit Submig Don ®ranaba (f. b. 9xi.), in engem
SBerfel^ 3Rit Dorauglid^m (Eifer fud^ er bie
Stot^ ber Srmen unb ftconlen }u erleichtern utü)
l^te Siele t)on ü^ren ihnn^etim, toeil er eine
gro^ fienntni^ ber Krgneifunbe unb Didle ®e*
fd^idßid^Ieit fat ber Snioenbung Don ^eiOr&iüein
befa|. aß ber 9htf feiner auSgebrcttetea SBttl«
[amfeit gu ben Ol^ren bed ftdnigS Sebajüan
Drang, nal^m biefer ibn al9 gelbfaplün gu bem
S^lbguge gegen bie SNauren in Vfrifa mit ^,
XbomoS leiftete babei ben Solbaten oAe nin
möglid^ Siienfle, ermunterte fie gum Sanqrfe,
borte ^re Seid^ten unb Derbanb i^re SBunbcn.
9Iadj^em er aber felbft an ber @4^^ f^tnct
DertDunbd morben ttxir, geriet^ er in bie ®e>
fongeitfd(iaft ber SRauren unb loorb tMm einem
9Rarabuten, b. b. einem mobammebanifd^ %^
ceten ober gfanatifer, als @fbiDe getauft SDicfec
bemühte ftd^ Stnfangd, ibn bur(^ lodenbe 64mct«
(belreben unb fibone Serf|)red^ungen Dom (^rifi«
lid^en (glauben abmenbig gu machen; bonntDmdlte
er fid^ gu (S^roufamleiten oller %tt unb ttKnf il^
ineinenfd^anerli(^enilerfer. ^{erDerfa^tcS^onag
fein fd^bne« »ud^ aber bU £eiben Sefu iBfn%
S)a8felbe toarb fptter in Derfd^iebene Spxüiiai
äberfe^t unb erregt bie Setounberung aOer Sejer
tl^IS toegen feined erbabenen än^el unb beg
barin bebmbeten tl^eologifi^en SSiffenS, t^ill
meil ber Serf affer baSfelbe offat lüecorif d^ ^U}^
mittel lebiglid^ att gfrud^ feiner eigenen 9ttiofy
tungen gefc^rieben b^tte. 9bidi einiger 3rtt tovaii
Xb^mod gmar bur^ bie Vermittlung befi ))otht>
ieftfd^ (Sefanbten grong Don Scofta aa& bm
feine« $eimgerd befreit unb foDle ol«
HoDe nad^ SRarocco gefd^idt D»xben ; oDein ber
(SotteSmann bat, man mbge il^ non^ Sagena
fddiden, too 2000 (Sffn^m gefangen gehalten
mürben. 2)ie Ueberftä)lung Dergdgerte ftdp , loeil
er in gfolge ber erlittenen ®efangenfd^ am
Staube beS Xobefi mar. Stod^bem er fid^ e^olt
batte unb enblid^ tranfi^rtirt toerben ioraite,
mu|te man i^m feincS 3#(nibefi megen gtd|ece
^reibeiten gbnncn; btefe bcnu^te er, nm bm
übrigen ©eigenen die erbetdSd^ ^iffe gu lei»
ften. (Sr bettelte Don ben d^flli^en (Skftmbtm,
Don ben bort toeilenben Aaufleuien nnb onbe*
ren reid^eren (Stiften Slmofen fär Wc Srmea,
bd>iente bie ftranbn, fpenbete i^nen bie V>^
ligen Sacramente, befi&rtte bie ffionfcnben bn
&laabm unb ftanb ibiün im Sterben bei Xog«
Uä^ imiftt er boS l^eilige 3Re^|9fer bar unb
(nebigte i^nen, toie ed ffir ü^ gaffrnigttmft
bienltd^ mar, fo ba| bdS (Sefängni^ eber em
Softer Don anböd^tigen Sltltgiofen gu fein fd^ien.
9lid^ DMnige tXlioftaten f&bite er gum fatboli*
fd^ (glauben gurädC, unter i^nen !ßetru3 9b>
DarruS auS Olabrib , loeld^er jpöter fo^ir fda
Seben fär ben ^eiligen ®lauDm mutb^ 1^*
gab. (£benfo erimlbete flnton SRcnbeg mit no^
^eben onberen tungen S)2ännem, burd^ bie be*
geifhmben SEBorte beS fcammen Orbcn^manmig
beftörft, ben HRortertob. %iä^ miberlegfie er
eine Sd^rift bdl gum Subcntbnm obgefaHenes
Slepl^on ^ag, mortn biefer feinen Bdpdä ga
Der^eibigen fu^te, fo gr&nUic^, baft bie 3iämi
efi bereuten, tbn in i^ ®cmeinfd^aft onfgnuna«
1673
Xl^omaS t)on Rtmptn.
1674
m kdka. WS ftitie S^^iDefier, bie (Sröfin
mm £itioR«, unb felb[t bec ftönig $Pt>l> IL
jibn feine SulUfttitQ unter^nbelten, bat Stomas,
boA Söfcgetb lieber jur Sefreiung Don armen
erfongemn |u Dermenben ; il^m fei ed geioi^, ba^
er M Ben iQrifUi^en ®efangenen ücrben loerbe.
60 geff^ ei aud^ infolge feiner ftrengen 9u^
tteifc unb feinet f0ttge{e|ten fiiebeSbienfte gegen
bie Semen unb ftranftn fiel er felbft in eine
Moert ftranr^U, bie il^n am 17. ^rü 1582
(imoegrafftc, nad^bem er nod^ t)or feinem Xobe
bcm )»ortugie{tf(^en (Befanbten bie Sorge für bie
befangenen an'S der) gelegt ^atte. @ein lBu((
iber boi Seiben S^rifti (Trabalhos de Jesus)
erf^im guerfi 1602 gu Siffobon in {)oriugiefifcl^er
Sipra^ie» bann fpanifd^ oon Sl^rifto))^ gferretra
9 Som^^o, balb barauf iialienif d^ oon P. Subn}ig
Slori B. J. (1618), 1676 Don P. i^xnxxi) Sam-
bortet & J. in lateinifd^, 1678 ^u Stünden
oon F. SBoIfgang (Eber 0. S. A. tn beutfd^er,
1690 in frai^öfiff^er Sprad^e; latetnifd^ oud^
in f^öIn 1741; in nenefier Seit beutfd^ Don
$Kiia-9lab(i^ 1881 in 8. Auflage. Slugerbem
»erfaßte SbomoS baS Seben bed e^no. P. Sub-
ttiig oon SRonto^a, Stffabon 1618 ; Praxis verae
£dei, Colon. 1629; De Oratione Dominica,
Antveip. 1623. (S3gl. Fr. A. de Menezes,
Vida ao yenerayel padre Fr. Thomö de
Jesus, uor ber 9u8gabe ber Trabalhos, Lisboa
1733; Ossinger, Bibl. Aug., Ingolst. 1768,
465 aqq.) [^ud fteOer 0. S. Aug.]
99oiBMt>onftem))en, ber gottfelige,
Can. reg. 0. S. Aug. auf bem %gnetenberge bei
3toofle, in ben toeitefien ftreifen betonnt ofö
Serfaffer ber ,,9{ad^foIge gl^ftt'', ftammte aus
bem nieberr^einifd^en Stäbtc^en Sttmpm. Sr
bie^ eigenitti^ Xl^omaS ^emerlen, toaS bereits in
ben itoifcben 1471 unb 1488 oerfagten ano«
m^en AUqina notabiüa de conversatione
Fr. Thomae a Eempis, in Malleus unb in
ber Stra^burger Imitatio-SuSgabe oom Saläre
1481 genauer in Malleolus, b. 1^. Reiner Jam-
mer, latinifirt erfc^eint. Seine (Eitern maren
3o^ann fiiemerfen unb @ertrub^ mol^rfd^einlid^
geborene ftupt : ber Sater, ein ^anbtoerter, l^atte
einigen ®rttnbbeft|. X^omaS' Seburt f äQt in bie
3eit sttifd^ bem 29. @e))tember 1379 unb bem
24« 3uli 1880. ©ein ®eburtS^auS lag nad^
StoSmeqbe auf ber !ßeterS|ira^e, nad^ SBümiuS
am ilir^boft. &n ungefol^r 15 3a]^re öUerer
Srubec 9tamend 3o^anncS, mürbe fpäter (1399)
erßer $rior beS ^lofterS auf bem Sgnetenberge
unb jeid^nete fid^ ebenfo fel^r burd^ Sfrömmig-
Mt une bun^ geifüge Segobung unb organijato-
ri{(^ Xalent auS (f. be{fen fiebenSbefd(ireibung
bon äo^nneS SBufd^ im Chronicon Windes-
heaumBO. 3n einer nod^ erl^altenen ^ergament-
Urfunbe Dom 20. September 1402 miSigt 3o-
(onn f^emerfeS (sie) \&t {td(| unb feinen 93ruber
Xljiomad in ben Don bem $riefter Solennes
i^u9t bor ben Sd^ffen in ftemt>en get^ötigten
SSertauf eines bafelbß an bem ftird^i^ofe gelege«
nen ^aufeS. (Ein Sruber biefeS Solennes Sti^t
mar X^maS Shi^i, Pfarrer in Sani. Stad^bem
X^omaS ^emerfen bu @d(iule feiner 93aterftabt
befud^t l^tte, begab er ftd^ fpdteftenS 1392 pa
Sortierung feiner Stubien nad^ S)eDenter unb Don
ba fogleid^ ^u feinem Sruber Sol^onneS, ber
bamalS (Eonoentual in äBinbeSl^eim ttMxr. 9uf
feinen Xatl^ fui^te er ben e^rmürbigen Seigrer
glorentiuS StabemtinS (f. b. %ü.), !Bicar ber
ftird^ SU 2)eDenter, auf. 2>iefer l^ielt i^n auS
Sarm^jigfeit eine 3eitlang bei fid^ in feinem
iKmfe, \d^idit il^n in bie Scbule unb Derfab i|in
mit ben not^menbigen Sudlern. 2)arauf Der*
fd^Kiffie er il^m ein unentgeltUd^eS Unterfommen
bei einer angefcbenen unb gotteSfürd^tigen f^rau,
mabrfc^inlid^ 3tDebera, ber Sitttoe beS StitterS
3ob. Don Slunen. SäiS aum ^rbße 1399 blieb
X^omaS in SeDenter; fein Seigrer mar Sol^ann
IBoeme, SSicar an ber ^auptlird^e, ein guter gfreunb
leneS g^rentiuS. S)aS le^te äal^r mo^te er nebft
etma 20 jungen Seuten, bie ftd^ jum geijUid^
Stanbe Dorbereiteten ((Senoffenfd^aft ber Sräber
Dom gemeinfamen Seben [f. b. 9lrt graterl^erren^,
in i^orentiuS' C^ufe. SBöl^nb feiner Stubien^
seit in 2)eDenter erbaidte Xl^moS einmal, mürbe
aber burd^ Soerorb Don Ssa, $farrer gu SImel,
einen Dortrefflid^en SReifter ber arjueifunbe, fo
geseilt, ba^ er mit ®otteS ^üfe, mie er felbft ftd^
banfbar auSbrudt, l^emadd in langer Seit Don
feiner öl^nlid^en Amntbeit befaEen marb. 2)urd^
fleißiges 93äd^ab{d^reiben trug er jur Sefd^ffung
beS gemeinfamen SebenSunterl^alteS bei. ^u^
\pättt befa^eer ftd^ nod^ Diel mit 33äd^erobfd^reiben.
Sine Don ibm eigen^onbig abgefc^riebene^ Derloren
geglaubte Sibel ift in ber grofp{|er)ogIid^en Siblio«
t^ef )u S)armftabt in fünf ftattlicj^en , Dorsuglic^
erl^altenen Sänben nod^ Dorl^onben (f. 9. S^niibt,
im gentralblatt f. IBibliot^efSmefen, Sei)»). 1896,
879 ff.). 2)urd^ bie Seigren unb boS 93eif))iel fo
Dortrefpid^er SRänner {tttlid^-religibS unb miffen-
fd^aftlid^ ^ben Saläre lang Dorbereitet, manbte fid^
Xl^omaS bem Jtlofterleben }U. Wit Sm)>fe]^Iung
feines (SönnerS §IorentiuS Derfel^en, fud^te unb
fanb er gegen Snbe @e))tember 1399 Sufnal^me
in bem lurg Dor)^ gegrunbetenfflofter ber Stegular-
canonüer auf bem @t 9gnetenberge, nad^bem er
SUDor auf ber Steife bal^in in 3tt)otte einen Dom
^pft 93onif atiuS IX. DerKel^enen %bla^ gemonnen
](|atte. S)aS jtlofter mar arm, unb fo botte SS^o»
mos gro^e 92otl^, äSerfu^ungen unb arbeiten auS«
gul^Iten. Seine SinReibung fanb erft am ^xofyx"
lei^namStage (10. Sunt) 1406 ftatt. S)er®runb
für bie faft fubeniöl^rige ®ouer ber ^robegeit ifl
obne 3toeifeI in ber Seftimmung ber SBinbeS«
beimer SongregationSftatuten (Part. lU c. 1) )tt
fud^en, nad^ meld^er jmei leiblid^ Sruber in bem
nämlid^en ^ufe nur auf ben äBunfd^ beS @ene»
ralca|)itels unb Don brei Vierteln beS aufnel^men«
ben SonoentS aufgenommen merben burften. 2)ie
I ^rießermeibe empfing Xl^omaS stoif^en bem
1675
Zl^omad bon ftempen.
1676
26. 3uli 1413 imb bem 24. Suli 1414. SBol^-
tenb ber Octabe beS l^ligen Sifd^ofS SRottinue
int 3. 1424 reiste er in Segleitung eineS an«
gefel^enen OrbenSbruberS nod^ SßinbeSl^etm, um
fidp bei bem bortigen !ßrior Sol^onneS 93o8 bon
^ueSben in nic^t naiver beuid^neten angelegen»
l^eiten Stotl^ )u erl^olen. pier l^tte er in ber
9to$t md) feiner Snhtnft ein Xroumgeftd^t, baS
er auf ben balbigen Xob beS $rior3 beutete. 3n
ber %fyxt ftarb biefer am 2. 2)ecemBer 1424. 3u
feinem gmeitenlßad^f olger murbeSBiU^ImSSonufen,
feit 1408 ^mx auf oem Signetenberg, geioftl^It,
an beffen Stelle bann am @am8tag nad^ $flngften
1425 X^eoboricuS eiibiS, bis ba^in ®VLipmx,
trat. %m 11. 3uni 1429 toirb X^omaS als @ub-
ptiot, (SlibiS als ^rior genannt, unb ba im Ghron.
mont. S. Agnetis (f. u.) bon einer SubpriorS-
mal^I in ber 3tbi{c^en)eit nid^ts berid^tet toirb,
fo mu^ Xl^omaS 1425 oxi ßlibiS' ©tette au
bem toid^tigen ^mte eincS ©ubpriorS beförbert
n^orben fein. 9IS infolge bon Streitigfeiten über
bie 9efe|ung beS erlebigten SBifd^ofSfi^eS bon
Utred^t (f. b, art.) «ßopft (Sugen IV. über ben
®egenbifd^of Stubolf bon S)ie))l^oIt ben ftird^en«
bann auSgefprod^en unb über oXit Orte feines Sin-
langes baS unterbiet berl^ängt l^atte, tottrbe bon
ben ^nl^angem 9iuboIfS ben regulirten Sl^or-
brübem bie SBal^I gefteOt, entioeber ben @otteS-
bienft mieber aufjune^men ober baS Sanb gu
berlaffetu Sie toäl^Uen bie Verbannung. 9m
11. 3uni 1429 reisten bie 9lgnetenberger nad^
Sunenlerl (Subingürfa) bei ^arlingen in SfneS«
lanb am 3uiberfee. Sie meiften Verbannten
febrten na$ Suf^ebung beS S^nterbictS 1432
t^eilS bor bem gfefte aRariä ^immelfal^rt, tl^eüs
um ÜRid^aeliS freubig gurüdC. Xl^omaS toat f d^on
früher gurüdCgelel^rt, ba er am 4. 92obember 1432
feinem Sruber, ber }ule^t $rior beS JAofterS
SBetl^anien beiSm^eim getoorben loar, bieSugen
gubrudCte; bor^er ^atte er auf Snorbnung ber
ISifitatoren biefer ,,@öule beS mofterS", toie Vufd^
ibn nennt, 1 4 SRonate als ®ef ä^rte (sooittB) gur
Seite geftanben. SBegen beS belannten 3eugniff eS
bon SBufd^ Aber Xl^omaS als Verfaffer ber Imitaüo
Christi (f. ^0% im Rmpmtt ®l)mnQftoI))ro"
gramm 1894, @. XU) ift eS bon befonberer SBid^-
tigfeit, f eftgufteUen, ba| Xl^omaS mit Vufd^, ber am
25. Januar 1429 gur gfortfe^ng ber begonnenen
jf lofterreformation nad^ Subingürfa unb bon ba gur
ßinrid^tung beS ftlofierS Sion am 10. Sluguft
1429 nad^ lBebem)iif in iQoMfb gefd^idt »orben
toar, faft gtoei SOtonate gleid^geitig in Subingfirfa
bertoeitt l^t. 9m 25. 3uli 1448 marb Stomas
abermals gum @ub))rior ertoöp. ßr toax onäf
einmal ^rocurator (9lenbant), mal^rfd^einlid^ un-
mittelbar bor f eitlem gtoeiten Subpriorate. 91S f oI«
d^er l^tte er bie materiellen (Sefd^öfte gubeforgenunb
bie if äffe beS IMofterS gu bertoalten. 2)a er iebod^
gu biefem ^mtt, baS il^n gu f el^r bon feinem innem
fieben abgog, toenig 9teigung unb Vefäl^igung in
fid^ fül^Ite, tourbe er beSfelben entl^oben. 3n feinem
bo|^en 9Uer litt er an SBoff erf ud^t fai ben €d^bu
S)ie lej^ Eintragung in feinem Chron. mout
S. AgneÜB batirt bom 13. Sunt 1471. (Erflorb
am 25. 3uli 1471 in feinem 92. SebenSio^reunb
tourbe in bem dftlid^en Umgange gur @rite beS
SruberS ^er ^rbort begraben. 2>ort toot an
ber SBanb fein 9iß) angebra^t, auf bem u. %.
bie SBorte ftanben : Nusquam tota qoieg nisi
cella, oodice, Christo, ttnb : In omniboB re-
quiem quaesivi ei non mveni nisi in een
huechsken met een buezken. Seiner äußeren
(Srfd^einung nad^ n»ar Xl^omaS unter mittdgio|,
bod^ mönnlidd ; feine ®efid(|tSfarbe lebl^ft aBcr
bräunlid^, feine SeJ^froft fo f(^, ba| er ^ bis
in'S böddfte Sllter feiner Srille gu bebienen brmtd^te.
3n Stmptn finb nod^ ad^t SSUbniffe beSfelben
(Oelgemälbe) bor^anben, gum Xl^il offenbare
$l^antafteftäd(e. 9}on biefen geigt baS im fQtl^oli>
f d^en ^farrbaufe bafetbft aufbewahrte, toel^cS au8
bem el^emoligen jflofter ber gfronciScaner (SRinori«
ten) gu 2)üren ftammt, tmb bon meld^em {i<j^ eint
92ad^bilbung bei Xertoel)), S>ie Stabt ftempen im
Kl^einlanbe, Rmpm 1894, finbet, im @nmb«
t^^uS gro^e Sel^nU^feit mit bem in S^oUt üor-
l^onbenen, femer mit einem in @oeSbon(f auf-
bemal^rten Oelgemölbe, bem ^olgf^nitte beiSotn-
mal (in ber lluSgabe ber Opera omnia bon
1607 ; f. u.), unb einem ^olgfd^nitte bon ißto;
SBrintiuS, möl^renb baS ^ortröt bom ®ertruiben«
berg einen etmaS frembortigen Sinbrud mad^
SöUig mertbloS fitib bie gu ftbln im SBoKra^
iRid^^lRufeum unb in ber Stabtbiblio^ Be-
finblid^en Silber (3BeitereS f. bei 9Rooren, !ßad^
rid^ten über Xl^omaS a tttmpii, Crefelb 1855,
183. 193 unb $. Slemen, S>ie jhinftbentmäkr
beS JheifeS Sttmptn, S^üffelborf 1891, 97 f.).
3ur geiftigen ßl^aratteriftif möge l^ier auS ber
Anonymi Vita Thomae a Eempis folgen«
beS in mörtlid^er Ueberf e|ung fßlak finben : ^3m
^afyct beS ^erm 1464 lebte no($ ber Serfajfer
biefeS XractatS (De disciplina olatistralium),
ber Stegularcanonifer Sruber Z^omoS, ber bie
©elübbe abgelegt l^atte auf bem SBerge ber ^L ^gneS
in ber S)i5cefe Utred^t bei StooUe. (Sr ßanb bo-
mals inborgerfldtem SebenSoIter unb gaU für ben
9eltef)en beS gangen OrbenS. (Er toor flein bon
©eftalt, aber grog an Xugenben; innig fromm,
gern aüetn unb niemals mfi^ig ; er toa<^ be-
fonberS über feine 3unge unb fprad^i bcnno^
mit grommen febr gern über @uteS, g. 8. ^in
bie alten Sitten unb bie Säter, unb mar borni im
eigentlid^en Sinne ongene^m. 2hn Sieben ober
Sd^reiben toar er mel^ auf SntHatnmung beS @(*
fäl^lS als auf Sd^fttfung beS SerftonbeS beba^L
Sr mar gefegten Sl^rofterS unb ^ielt fi4 fem bon
fold^en, bie Ungehöriges ober Widd\^ ergablim.
Unorbmtlid^e unb fid^ SluSf d^reitungen (Seßattenbe
miberlegte er mit Umfid^t, ermahnte fie mit g^eunb«
lid^teit, ermunterte fie gum Seffem utü) roox
freunblid^ unb leutfelig gegen Wxt, am meinen
gegm Sfromme unb S&einflt^ige. Siefe toemgen
1677
Sl^omQd k>on StzmptxL
1678
«ud ffncr g(5|eni Sol^I feiner guten Sigenfd^aften
Vitei tok Don einem ber Sätet bemommen, ber
ii^n in SSa^r^t gelännt l^t." SBaS iuSbefonbere
Mt inteOectuellen Söl^iafeiten Xl^omar betrifft,
fo fpti^t f4on ber Umftanb, ba| er, menig be«
mittelter Beute ftinb, im 9tter oon 12 Salären
|um €tubirtn nad^ bem }iemlid^ entfernten S)e«
»enter gef 4{dt iDurbe, für feine guten Sniogen ;
be^glei^en bie geiflige Sebeutfamfeit feines SBru-
bcr§, bie (BSnnarfd^aft eines gflorentiud StobemiinS
imb bie 9Dat|I ju nrid^tigen Itlofierämtem. 3n
bemfelbcn Sinne äu|em pd^ feine dtteften Sio-
grop^en« Sler8fortfe|erber9(gnetenbergerSl^ronü
fi^reibt üon i(m : Composnit varios traotatiilos
... in piano et simplici stilo, sed prae-
grandea in sentenüa et operis efficacia, unb
ein geitgenöfftfcl^ Snon^muS (in ben fd^on er«
iD&^ntenAliqnanotabilia): StuduitDaventriae
in domo fratrum, scilicet dericorum, qui
ingenioana et docilis foit et tractabilis, et
idao mnltum fuit amabilis domino Florentio
«t ejna fratribus. £rit^emiu8 nennt bie beiben
Si^omod (er f^ot offenbar bie beiben Srüber 3o-
bonneS unb Stornos irrt^ümlid^ fär amei %^o»
mad geleiten) : ambo ingenio praeetantes (t)gL
Trithemiufl, Catalog. illuatr. virorum 6er-
maniaa; ferner ^nnalen beS l^iiftorifd^en SSereinS
für ben 9iid>en]^ein XI [1862], 195 f., Xm
[1868], 238 f.); Fr. betrug 3m|)enS (geft. 1523)
fd^itibt %l^omafi eine docibilis et ducibilia in-
dolea, ein perspicax ingenium unb eine me-
moria tenacior gu. Seit bem 1^1. tSuguftinuS
^ feiner, menn aud^ in bem unclafftfd^en 3biom
be§ 9)httelalterd , baS Sateinifd^e meifterl^after
gum SuSbrud ber feinften @d(iattirungen oer
^mpfinbungen unb (Sebcinlen gel^ianb^obt als er;
unb biefe Sprudle ift nid^t bIo| burd^ Steim
unb SibqtdmuS bid^terifd^, fonbem t)enatb aud^
neben ourdjigdngtger Sinfad^l^eit unb ftlarl^eit
nic^t fetten eine ffraft ber SBegeiflerung unb
einen S^mung ber fßpantafie, bie fid^ ben gro|«
artigften @4öp^lngen aller 3(it^n mürbig gur
eettc fteOen. m% »eifpiel fei ber erl^abene
16. Sermo ad novicioa ongefül^rt, »orin er bie
gonge belebte unb leblofe 9latur, Demünftige unb
oemunftbfe ®efd^ö))fe olS anflager am iängften
2age gegen ben @finber auftreten Iftgi hiermit
fiebt nt^t in SOSiberf^rud^, ba^ Z^omoS lein ®e«
lebrter im €inne unferer 3^ ^ar, ba^ er au^er
ber 9lbel an bunberten Don Stellen namentlid^
oud^ bie @4riftent)on €t. SSeml^arb, 3ob. 9tu^
brüed, 3ob. @d^oonl^ot)en, ^einr. SDtanbe, ®er-
(od^ Meters, 3ol^. SoS, ©erwarb ®root, ^inrid^
Sufo u. % benutt l^at, ba^ feine Sprudle unb
Silber oft nait), feine SBergleid^e für baS mobeme
aftbeHfd^e ®eftt^I bismeilen abfiogenb ftnb. Sr
aar borin eben ein @obn feiner 3eit, unb übrigens
boxf bie mobetne, Dielfad^ franfl^ft ausgeartete
€uttur ntd6t burd^auS unb fd^Ied^ttoeg atS ÜRal«
ftab für baS tmrflid^ Sd^öne unb emig SBabre ge«
nommen toiAm. £^maS uku: tto^lbemanbert
in ber Sibel unb in ben Sd^riften ber l^eiligen
93äter, vir in Bcripturis divinis studiosus
et eruditos (XritbemiuS). Sr mollte ni(!^t
einmal ein @elebrter fein, fein Stubium be-
fd^rönlte ftd^ auf baS in ftttlid^-religiöfer 93e-
gie^ung naä) feiner Snfid^t SBtd^ttgfte, [a @e-
nügenbe (Summum Studium nostrum sit: in
yito Jesu Christi meditari ; Imit. [ed. Hirsche]
1, 1, 7. 8; Cum Christum habueris: dives
es et sufficit tibi; ib. 2, 1, 26. 27; MeHus
est modicum spiritus , quam multa scientia
sine devotione; Vita Florentii c. 29). S)aS
ift praltifd^eS Sbrifientl^um , teeld^eS Xl^omaS
aud^ baburd^ betbötigte, ba^ er feinen ber Dielen
ibn in feiner S^üt Sluffud^enben ebne Selel^rung
unb £roft entließ. — S)ie @eligfpre(bung beS
XboinaSDonJfempen ift bereits me|rfad^ angeregt
morben, aber Don Siom ol^ne 3^<if^ im 3n-
fammenbang mit bem Streite über ben Serfaffer
ber Imitatio nod^ nid^t erfolgt, gfür bieSel^aup»
tung, er fei ein Vorläufer ber fog. Steformation
gemefen, ift feinerlei 93emeiS erbrad^t. SBenn in
biefer ^inftd^t ein 6influ| gobann 9BeffelS (f. b.
Slrt.) auf ben 93erfaf|er ber 9{ad^foIge als benfbar
angenommen toorben ift, fo ift eine folc^e Sn«
nabme auS d^ronologifd^en ®rüuben unmöglid^,
ba äBeffel erft 1419 ober 1420 geboren, bie 92ad^-
folge aiber nad^toeiSlid^ fd^on 1424 Dorl^anben
toat (f. $ol^l, im ftempener ®9mnaftaI))rogramm
1895, @. XIX). — 9ud^ nad^bem infolge ber
nligiöfen unb politifd^en äBirren beS 16. 2[abr*
bunbertS bie ftloftergeiftli^en beS SIgnetenbergeS
im 3. 1573 Dettrieben unb bie ffloftergeböube
1581 abgebrod^en morben maren, blieben Stomas'
®ebeine an ibrer urfprünglid^en Stätte. Srft
1672 lir^ ber jhtrfürft 9Rasimilian ^einrid^ Don
ftöln, ber als SSerbünbeter ber gfrangofen bis
3tt)oQe Dorgebrungen toat, fie auf fud^^en, erl^eben
unb bem $aftor äBae^er gu S^oUt gur 91uf-
bemol^rung übergeben. 93iS gum gabre 1809
mürben fle in einem Steliquienfd^rein, ben ber Ihtr»
fürft auf feine ffoften ^atte anfertigen lafjen, in
ber @t. Sofepl^SfapeDe in ber @piegelfteege auf«
bemabrt, unb als biefe megen SaufoQigfeit botte
abgebrod^en merben muffen, in ber @t. IDlid^aelS*
fir^e, mo ber Sd^rein an ber SEßanb auf ber
Soangelienfeite beS ^reSb^teriumS bing. liefen
$la^ l^ben bie irbifd^en Uebenefte beS ebrmür*
bigen 2)ienerS ®otteS erfl am 11. 92oDember 1897
mit einem angemeffeneren Dertaufd^t. ^n biefem
Xage fanb nämlid^ in ber @t. SJUd^elSfird^e gu
StooUt in ®egenmart beS Srgbifd^ofS Don Utred^t
unb Dieler fonftigen angefel^enen ^erren geiftlid^en
unb meltlitben ©tanbeS bie Sntpilung beS pxää^
tigen %^omai Don jfentpen gu Sl^ren errid^teten
®rabmonumentS ftatt, für meld^eS feit bem Saläre
1889 eine Sommiffion innerl^alb unb au^erbalb
ber 9tieberlanbe ®elbmittel gefummelt unb bie
fonft erf orberlid^en Sd^ritte getban b^tte. 3n bem
untern Sl^eile beS SeidmalS fmb Xl^omaS' ®e«
beine in einem Sd^rein beigefe|t.
W7'>
Xl^omaS Don ffempen.
i'f'Vfl *>• ■rfirwe 3Vi)tii»dftt, von bmttt baS
*rt^wflVfr<ft 109 xltiiifltag^ wnb traWrtnjjl ju-
Stt-iffiT -T. «f-ftagHRti0inbti3rit jUif^m
VW iT, .^nä :r: KBkcair.gtägiiesunb
Ifrarart ait yrSaRcinrttllMinintnt, btl ftint
9r-trflitm ib^ XäOHf Stbot (bft Aliqua noU-
-uüx . 1. ',-^7 ; ^ tm Hhoibc [u>4 IttifiUin
5h:t-,iwr ««rftoi j^lrt pi Iftbm trfiart. 6t
iw ?*r^v M« Bgyi^BJI bn Si^ftni anS
miisT va Si^varfew M^two^tn Original-
Swers:*» »« »nfafcrt mtnonmifn, bö ttbit
€J«'!Ha fiHK ä Oa niidii^ Stei^f olgt auf«
•t^: :bk u3i3alniiiN|Bci^anbttitn2^ma3'
^itnaifcj ffif «aosbir Mgai; btfonbtrt tw
iKfi^toECfi 3t min, ba^ in btibm OutQnt baS
SES Zurii le ImUtio Wr btm britltn auf-
yvr:! vo. £■ asbani Sttjrii^niffe fitib tut«
■xdi-iaoiii atf ik^ bmnii nflärt, ba| ne niil)t
la: -^in]',; •ciBMollttm. €DfügtXnt^ntiu8
^ gJMuifc ^rhS Sojriil^iffrt Iiingu : Et qase-
Comi4iirEqiie ali« de-
Dofe bie Editki princeps
Z^DBoS (f. n.) glri^faDe nui eine
%^mäi ^rfcx Dollte. gr^ au9 itiint 9Infang3>
■■an Srnoi : ladpit tmbnla diDersonun Ber-
■■i^B ac apiatoümtii denotormaqae trac-
M^ wt. QBoa iBter aIib . . . compilauit . . .
©ie SümbtTßtr SuBgabt,
gaben et>en nit^t tne^r, als
-w tem mb Enmten, jo bo^ €onimaI in*
"c-^ bifüiORW) nener fNinb|[^ften mit Ke^t
Ti=t!T 3nnRc. iiniK flnSgabe übeitnffe bie frü^nn
irr HS tat brittea tiftü, SoS getionnte ölteße
«tr:r3n$ )DHt S8 e^nften auf, btrm Xitel
Sk= iiNiHi: Bobti ip im 9itrg(ei<^ mit ben SB«-
fj^.i.ra itm %Tii^mhß unb 9RaiiImniu@ Ek jto.
kB 6i\iiiiMa nm Utin^, Wtmbfrg, Don !Ba>
Is:^ ntt Sraraul bui^ bie SBtifügung ber be-
~ ' !bu*flaben ü, N, T, M, B, S
aat, Kfc bie SJoßftSnbtgfeit bei Sßer-
Uta ut^fenbe ifL 1. Liber de tri-
(U, N, T, M, B, 8).
i. Tw »«r* emponctione ... (IJ, N, T, H,
3. ^•. ^ £>« TcnsntiatioDfl aaeculi (^ Ser-
maz« wnm ad fratres) ... (U, N, T, M,
3. 5''. -L Epbtola de Maria et Martha (= De
jiitii iEiip<äflattge) onmalÜBepietoliB (U, N,
3. 5'. 3. ... da Imhatione Chrieti (= lib. 1)
^. r ICRSl. 6. Secnndns tractatue (= de
5m«. ib. 21 <>'. T. M, B, 8^ 7. Tettiustrao-
luva ■!» aaenmtatü . . . (= de Imit. lib. 4)
>. r, XB-Sii. 8. Quartns de interna ChriBti
:vvutwii« . . . t= de Imit. lib. 3) (N, T, B, 8).
1'« 'ÜM:tp[ina riaBstralinin . . . (N, H, B, 8).
. ^'pietvia aii q««Bd«» regulärem . . . (U, N,
^^ II. Libtflhu spiritaaliB exercitii . . .
. % $1. ü De r««^mtione propriae fra-
;lau8 . . . '31. B, SX 13. De reconmenda-
'.tunv 'Mm]iii(3M0 1 =^ De hnmilitat«) . . . (B, S).
l'w3iur.iiiv-»taTiU...(B,8). IS.Deboiui
e( paeiflca vita . . . <8). 16. D« «
menlü . . . (H, B, 8). 17. Bnrä a
monaolii . . . (U, B, 8). 18, Dialogua aoncto-
nim in qnatnor partes diatinetiu ...(= k. DiB-
k " t,T,M,B, aiibtVit»
6 ?, B, B]; e. VitaFlo-
n d. TiUe diidpolomm
F 8]). 19. SolUoqnhOB
ai ). 20. SenooiUB Ao in-
at l).2t.SenD0BeRdevitK
«I . . l).22.0ntiaaead«pu-
sione Domini »t beatä Titane at aliia aasctis
(M, B, 8). 33. Bennones ad nouiciu . . . (0, N,
T, H [Seniio 2], B,B)' 24. Vita Lidewygia . . .
(B). 25. UortQliu rosantm . . . (U. N, T, H, B, 8).
26.VaUi8mioruni...(Ü,N,T,M,B,8).27.AI-
phabetnm monachi . . . (U, N, T, B , S). 28. Con-
eolatio paupemm . . . (ü, N, T, B, B). 29. £pi-
taphiammonaohomm . . . (= Bnobiridionino-
nachomm; U, N, T, B, 8). 30. ViU boü
monachi . . . (U, N, T, B, 8). Sl. Ibnnala par-
Tulorum . . . (U, N, T, ll.B, S). 82. Doctrinal«
iQTenom (ü, N, T, B,8). 38. HoBpitala pan-
peruin...(n,N,T,B,S). 84. Liber oratümnm
de Tita Domini . . . (U, 8). 85. De restneetione
orationeB . . . (U, 8). 36. Chroniea monasteiii
. montiB B. AgnetiB . . . (M). 37. Liber can-
tualiB maior, urib SS. Liber cantualis minor.
S)a9 untei bie 9Ii. 37 unb 38 ®ebSiige finbct
fidl jum X^l mit beftimmtnen Xittln in D, N,
M, B, 8 cnuätittt. ^iema^ finb <^e bei S ge>
bnuften St^riften mii) in ben filttjlm SSe^eitl^mg
angegeben, toenn auc^ pn 3^ unter ettoM Mi-
anbeittn Sitein. IBei If ifl in Sßor^^enbem einige
SRoIe, tDO bie ^bentitfil DtDrifil^ft fdbint, ein
gtagegeit^en gt(r^ ; gu aQumenu ^gti^mnigcn
in M, nie Sermonea multoB, finb flbcrgangtn.
3)ie Sü^n De Imitatione Ohriati nurtn in-
f)]rüngli4 olei f tibftänbige XTadott unb nfi^Riim
be^^alb bis etua gum Sa^rc 1445 in ben ^onb-
fc^ttftcn ngelmSlig tifym Ocfannnttitel unb o^
bie !Be)e(ii^nung 1., 2.. 3., 4.93u(^; fo »erben fte
aut!§ in bem !Qetjei<f|ni| no^ als 4 9Iummeni
au(gefü^, obgleid) bunii bie beigeje^ 3o^
geoimdns tractatus u. f. W. fAon ein nä^rctr
3u{Qmntenbang angebnttrt i(t 9ir. 11 ^ bei 8
Üe Ezerottia apintnalia, 9tl. ]7: Alia spiri-
tnalia exercitia viri raligioBi; 9x. 18 umfafit
bafi jui eiläuteiung in fftatnnum fSetgefügte;
9ti. 20 unb 21 finb bei 8 o» CoBtione« et me-
dit«tioneB triginta sex atüisaimae Kninigt;
9)r. 22 gibt 8 all Aliqnot orationea piaa m
devotae unb Orationee admodom piae fn wr>
f^iebcnen 9u<gaben an tMifi^tebenea SteDcn.
Kt. 34 nnb 35 fe^lrn bt allen IgbUfDncn mit Sliil-
nadme ton SommalS gtoettet Ausgabe. 91i. 89,
miäjti in ben Opera omnia ttine Vi(fiia|mc
gefunben, iß alB Sonbeiovlgabe nf^^ienen (f. n.).
3)ae emjigt in ntebetbeutft^ SXunbart gcfl^no
beut SBtrt XfytmaV Van goeden vocHm to
boren Mide die to BprslraD tniAt )uetfl me»
1681
Xl^omaS Don Htmptn.
1682
dffcnfltil^ bmiSioIoii (f. u.). 3it 9lr. 87 unb 88
Mrbm Qudi mofjH bie üon O. % Spi^ mtf«
Dcfttobcnm, bc{fjg)[eU^ bie Mm (Kouffemafcr
tccontecgAciim geißlid^en Skbet geirrt l^ben.
5Dfe auV»M*enai4< SB^Hgldt bell ältefien Ser-
iric^iiiM befleiß batfat , ba| bunl^ boSfelbe mit
SüitRdbl «tf frimn Utf^mng unb bie Srt fciü
mx ucoedic^mmg (f. ba< fc^on cititte ftempener
(Bvntnafiolproeramm 1896, @. VIII ^., nnb
3<ttMc fOr tat(. Zl^eol. XX [1896], 562 ff.)
bif Vc^tl^ettfAmmtlid^er inbemfelben
asf(|f}AtIten aBette bei Xl^omo« Don
ftem^en fejigefidit tfL Sie gegen einjelne ber«
Mben, j. SB. gegen ba8 SoHloquiiun animae,
Die EpiaifrfMv bcn Stadot De tribus tabema-
enlia n. f. tt. ei^obenm Stoeifel finb Don ^rfi^e
(f. n.) I, 295—327 einge)^ tDtbetlegt tooiben.
^kt foS im UArigen nur ouf ben nun fafi bvei-
(wibett 90^ bouemben, Dietberufenen Streit
über ben SiRfaJfer ber Süd^ De Imitatione
Ohneti, bc9 nädift ber 9ibe( am bfleften gebtudCten
unb iui^be Wale fi6erfe|ten SBerfeS, turs ein«
gegongen nxrben.
9n 3)emut^ feinen eigenen 9tQt( befolgenb:
Ama oeeeiri et pro nilülo reputaii (Imit 1,
2, 84), unb: Non qnaeras, quia hoc dixerit:
sed qnid diealor attende (ib. 1, 5, 11. 12),
bot ba fBcitäffer ber Imitatio feimn Slamen Der-
f^oiegen : be^b^Ib fagt ber ^iäfitx ber au8 bem
9o^e 1484 ßammenben gereimten Einleitung
|ur nieberrl^inifd^ Ueberfe^ung bed erften Sud^ed
bet 9twl^fb^c CbrifK gerabe}u:
... eyn front Tan mynnon
hait n&B geeohreren ejn boehelyn,
der en woalde eich nyt nemien,
dat ia ym eyn ewyoh gewyn.
Jbeeoa iafc eyn name wal kant.
Vn4 ffaib gerobe bie aiteften fid^ botirten ^cmb*
f^ften bet Lnitotio, ). ». bie XBolfenbätteler
(1424), bie ®aedbondet (1427) unb bet Cobes
Xoolf (1481), anonym. 3)qS Serlangen inbeffen,
ben Seifaffer beg balb beliebt gemorbenen unb
Dirffod^ obgefc^riebenen 9ud^ fennen )u lernen,
mot }tt notürlid^, att ba^ nid^t bie 9lbfd^reiber Don
Sommeltobiceg, in »eld^ fte inbaltlid^ Dertoanbte
e^tiften Don @t. Seml^rb, ®erfon u. f. m. mit
beten Sbxmen fonben, bei bem »enig entkoidCelten
ttttifd^ Sinne Jener 3^it nun oud^ bie in bem
nSmlid^ Sonbe entbaltene anonyme Imitatio
biefen ^ttcn jufd^reiben foDen. @o lögt ed ftc^ er-
Bfttcn, bog in ^nbfd(iriften unb Srudhoetfen
tto4 wtb na(^ ungefdbr 85 Flamen Dermeintlid^er
Sfifaffet ber Imitatio iim Sorfd^in gelommen
finb, ndmli^: 9manbud sire ^ricud @ufo,
Saftliu« anagnuS, 6t 93emarb, @t Sonaoen-
luta, S)aD{b Don SugSburg, 3)ion9fmS Kidel,
0erfo, @crfo (SioDanni, ®ioDonni SRid^ele,
^einridb Veget Don ffaßar, ^ilton SBalter, ^u-
bettinud Don Cafalid, bumbert SartbuftanuS,
Snnoccns m^ 3o^nneg be (Eanabaco, äobanned
be ^randtenfiein , So^anneft (Berfen (®efen.
®<ff(n), 3ol^anned (Serfon (aud^ Sorfon, @erfcn,
be (BerfeniS, be ®erfenne, ffan^Iet), 3ol^onneS ®er«
f on (IBruber beS Vorigen), äobonneS Don ftcmpen,
äobonned %iber, Sob* $aumerii, 3o]^. @cotud
Srigena, 3o]^. Xambaco, 3o^. £auler, 3ob. Sod
Dan ^ueSben, £uboIf ber Sart^fer (Subolf Don
Sad^fen), 3R. aj^oriud aRaruhtS, IDtartinud Kar»
«lufianug, $etru8 be eorbario (9licotau8 Y.),
^true be ffempen, fßiebro SRainalu^i, @coto
(BioDatmi, X^mad ®aQug, Xl^omofi Don StemptxL
Su^rbem fmb nod^ oHerfel me^r unbefttmmte
^^ot^efen auf gefteUt morben : ber SBerfaffer fei
nn älterer OrbenSgenoffe beS X^omad Donftem))en
gemcf en ; er fei ein S)eutf d^ getoef en, bobe aber nid^t
)Ut SBinbedbetmer Congregatbn gehört; e8 gebe
fiberl^ttpt teinen Serfaffer ber Imitatio ; ber 9kr>
faffer fei ber ^\%t <8eifi, bie gan^ d^riftUcbe
9)^enf(bb^t, ober Sl^omaS Don Sttmptn babe Dtet«
leidet eine im 9RitteIoIter in ben Derf d^tebenen ftl5«
flem Derbrettete Sammlung frommer 9(u8f|>rüd^e
unb 99etrad^tungen)ueinem®an}en Dereinigt u.f.tti.
Vbgefel^en Don fold^en Dereinjelt ober Dorüber«
gebenb aufgetankten ^9)iotbefcn, finb eS f^upU
{(i(bU(b brei 9tomen, um bie fid^ ber Streit ge«
ord^t bat: ®toDanni ®erfen, ber ffon^Ier ®erfon
unb Xbomag Don jf empen. ^ie bei SBeitem über«
miegmbe 3abl ber ^anbjd^riften toeidt ben Slamen
Xboniad' a Stmpxi auf. Umgefel^rt ift anfang«
lid^ bog SBerboItnig bet ausgaben. SBon ben im
15. 3abtbunbert erfd^ienenen UivAtn, abgefeben Don
ben Ueberfej^tngen, 28 auf ben Stamen @erfong,
12 auf ben Xl^omofi', 2 auf ben St. Sembarbd,
6 finb anomim u. f. m. Son ben 12 ausgaben
mit bem Stamm Xb^tnad' erfcbienen 9 in 3)eutfd^
kmb, 8 in granheicb ; Don ben 28 mit @erfond
9lamen 10 in ^tid, 11 in Stauen, ie 2 in Bel-
gien unb in 2)eutf(blanb, 3 obne Ortdangabe.
S)og Uebergemid^t ®erfong (f. b. Srt.) im Süben
erBSrt ftd^ einfach baburd^, ba| ber berübmte ^•
rifer jtonjier bort meit befonnter mar a(d ber in
fliOer Serborgmbeit lebenbe SJloncb auf bem
Sgnetenberge. 3u ®unften be9 Septem önbert fhb
bog Serbdltnil im 16. Sobr^unbert: 87 latei-
nifd^e SuSgoben tragen XJ^omod' 92amen, 25 ben
®erfong, 8 finb anomim u. f. m. 9lamentHd^ in
ber gtoeiten f^ölfte beS 16. SabrbunbertS tritt
®erfon immer mebr jurud, ba nad^ 1544 er nur
nod^ 8 ajlal, XbomaS bagegen 80 9RaI Dertreten
ift. Son einem ®er{en Derlautet ubetbau))t im 15.
unb 16. 3a^rbunbert nid^td. 92ad^ SBorftel^bem
tarnt Don einem gmeif ellof en Seftj^XbDntad' bi9 sum
Seginne be9 17. 3abrbunbert8 ftreng genommen
nid^t bie Siebe fein; aber bie !Dleinung§Derfd^ieben"
beiten äußerten fid^ bo(b nur für) unb rubig, meifl
in Sbtigen unb Ueberf d^riften. digentliiber Streit,
ber big b^ute no(^ nicbt gang beenbigt i^ unb Diel-
leidet in ber fiiteraturgef^iibi^ feinedgleid^en nid^t
mebr bat, entbrannte erft im 9(nfange bcg 1 7. Sabr«
bunbertg. 3)en nöd^ften %nla| ba)u gab eine
1604 in Wailanb in f}Minif^ Sprocbe er-
fd^ienene Sd^rift aber bie Senooltung be« 99ug-
1688
X^omafi Don tttmptXL
1684
foctontente t)on S)om $ebro SRonriqueg, nod^
3lnberen Don 3of. (SreSloea S. J. ober Don SBttl^.
SattcuS 8. J. ®er SBerfofler modele barauf auf«
nterifam, bo^ in einer ber GoUationeB Tolo-
Banae be§ ^I. SonaDentura (geß. 1274) an
meisteren ©teSen bie Imitatio ertoä^nt »erbe;
folglich fönne Sl^omaS oon Stzmptn nid^t i^r
SSetfaffer fein. Salb barauf fanb P. IRoffignort in
bem SefuitencoOegium au Slrona, »eld^eS frfij^er
ben ^enebicHnem gel^ört ^tte, eine unbatirte
f)anbf d^ft ber Imitatio , in ber alS SSerfaffer
Sbt Sol^. ®efen (fo breimaO unb ie einmal 3o]^.
®ef{en unb 3o]^. Werfen angegeben toor. S)a8 er«
ful^r ber Senebictinerabt ßonftantin Sajietan (f.
0. 9trt.) aus ber Kongregation Don SRonte Saf-
flno, ber eifngft beftrebt toar, ben SRu^nt feine«
OrbenS auf aue möglid^e SEBeife ^u erl^öl^en. Ob-
fd^on instotfd^en auf bie Unöd^tl^eit ber CoUa-
tiones Tolosanae aufmerfjam gemad^t toorben
tt^ar, unb ber 3efuit SRaggioli erflört ^atte, ba^
er bie in gfrage ftel^enbe |)anbfd^nft bei feinem
eintritt in ben Orben im 3. 1579 auS ©enua
mitgebrad^t l^abe, gab Sajetan im 3. 1616 bie
Imitatio in ^toei SLuSgaben gu Stom unb gu $ort8
unter bem Xitel l^erauS : Yenerabilis Tiri Joan-
üIb GesBen Abbatia Ordinis S. Benedicti de
Imitatione Christi libri quatuor. 2)amit mar
bad Signal }um ffantpfe gegeben. ®er Sefuit
i^eribert Dan SRoSme^be (f. b. 9lrt.)^ ber bereits
im 3. 1615 in einem gur fienntni^ Saj[etanS ge-
langten Briefe baS Stecht Xl^omaS' Don ftempen
Dert^ibigt l^tte, gob 1617 feine Vindiciae
EempensoB l^aud, beren gränblid^e Semeifi-
fii^rung eine fo burd^fd^Iagenbe äSBirfung ^atte,
ba$ IBeOarmin, ber ftdd guerft fär (Serfen auS«
gefprod^en l^atte, ftd^ nun für Xl^omaS edlärte.
^ber ber @treit mar nun einmal gur 9lationaI*
unb OrbenSfad^e gemorben unb gemann nod^ feit
Seginn be§ 16. ^l^r^unbertS baburd^ an Um-
fang, ba^ bie gfrangofen für ben Rangier ®erfon
oIS Serf off er ber Imitatio in bie @d^ran!en traten.
2)ie SontroDerfe mürbe fo l^eftig geführt, ba| bad
^arifer Parlament ftd^ in'e aRittel legte. S)ie^
l^alf aber ebenfo menig mie ber 3ufammentritt Don
Dier ©elel^rten-Songrejfen in $ari8 in ben Sauren
1671, 1674, 1681 unb 1687 (gum Sl^tl unter
bem 93orfl|e beS (Srgbifd^ofd Don ^ris), auf mel-
dten bie Selel^rten über bie ^ed^tl^eit unb baS
SIter ber il^nen gur Prüfung Dorgelegten C^anb-
fd^riften eben nur Urtbeile abgaben, ol^ne biefelben
nöl^er gu begrünben. SBegen bed meitem 93erlaufe8,
ben ber Streit im Singeinen nal^m, mu| ^ier auf
bie unten angegebene Siteratur Dermiefen merben.
Um iebod^ einen begriff Don bem Umfange unb
ber Erbitterung beSfelben gu geben, fei bemerft,
ba^ in S^anfreid^ allein Dom Saläre 1615 bis
gum Sa^re 1837 mel^r aß 150 SBerfe ftd^ bamit
befd^öftigten, ben Flamen beS SSerfafferS ber Imi-
tatio f eftgufteQen. 3n 2)eutfd^Ianb führte bie Er-
bitterung, meiere burd^ bie Streitfrage gmifc^en
ben Stuguftinem unb ben Ißenebictinem ent-
brannte, bagu, bat 176S bie 9ifd^5fe Don fton«
flang unb Augsburg bie Sd^mä^fc^rift bed SBib«
(inger Eonoentualen aotortin 3flai unb feines
®enoffen SngeluS SRdrg Diaquisitio juridica in
i^ren Sidcefen Derboten. SoIfSgruber (f. u.)
254—268 gäblt unter ber eontrooerSHteratur bt§
gum Solare 1880 auf: 84 ®erfentjkn mit
117 Sd^ften, 26 ®erfonißen mtt 67 Sdlfriftea
(barunter ®ence allein mit 88), 59 Z^miften
mit 99 Sd^riften. ^irfc^e n, @. XV fagt:
lySBolfSgruber fennen ]^|t oSeS tennen, uxiS für
bie flbfaffung ber Imitatio burd^ ®erfen {emolS
gefd^ri^en toorben ift" ; bod§ mu| SBoIfSgruberS
Stnfic^t burd^ bie gleid^eitig mit ober balb na<^
feiner Sd^rift gu beren SSiberlegung erfd^ienenen
gal^lreic^en geleierten unb fd^arffmnigen Unter«
fu^ungen als gönglid^ abget^an etfd^einen. f^M^^
bemerfenSmertl^ für ben ledigen Stonb ber gfroge
ift, bat t>i^ Senebidiner gum X^eil offen für X^o*
maS a ifen^nS Sßartei ergriffen ^aben. SBeiui
gleid^mol^I bie SontroDerfe nod^ immer nid^ er-
lebigt ift, fo liegt bieg einmal an perfönlid^
@rünben, bem Seftreben, ben IBerfaffer ber Imi-
tatio für eine beftimmte Station ober einen Orben
in ^nftmid^ gu nel^men; babet mut bann oft
ber Xon leibenfd^ftltd^er $oIemi( ben üRongel
an miffeufd^aftlid^en ®rünben Derbeden. 2>agu
fommt bann gmeitenS, bat ^^ Dollftünbtge Se-
fd^affung unb grünblid^e Prüfung beS beireffen-
ben SRaterialS i^ie befonberen Sd^wierigfeiten
bat, unb bat ^^ tl^atföil^li^ Dorl^anbene 9Rate-
rial Don mand^en gforf^em in fafi unglaublid^
aOSeife mitl^anbelt morben ifL f)ält man fui^
aber ber Sad^e entfpred^enb an oie ®efe|e ber
l^iftorif d^en ffrttif , f o lätt fid^ mit einer )ebai Der-
nünftigen 3D>eifel auSfc^lietenben @id^^t bor»
t^un, bat X^omaS Don ftempen ber Serfoffer ber
Imitatio ift. Sabei barf nur Don unanf ed^tboren
93orauSfe|ungen ausgegangen toerben ; alfo muffen
bie unbatirten ^anbfd^riften auter 3(^t bleiben,
unb bie gmeifel^often ober gefdlfi^ten mäf)cn
fd^onungSloS )yreiSgegeben merben, mie 9). SBeder
unb feirfd^e lU, 167—174 biet in Segug auf
ben Airchhemianua getl^ b^en. Um nun
hirg angugeben, maS gegen (Serfon unb (Beiden
entfd^eibet — bie übrigen 9iamen fommen n^t
mebr in Sf^age — , f o fe^it eS jür beibe sänjUd^
an peitgenöffifd^ ober fonft ugenbmie gbub*
mürbigen 3^9niff«n. ®erfon toirb gum er^
SRale 81 Saläre nad^ feinem Xobe (gefL 1429)
in einer ^anbfd^rift ouS bem 3a^re 1460 olS
93erf äff er ber Imitatio angeführt ; aber bie lmi>
tatio fel^lt in bem fcd^S ^xt Dor ®erfon8 Xobe
Don feinem eigenen trüber angefertigten fßttitvi^
niffe feiner Serie, unb ^er Sd^ott, Skrt^rct
®erfonS tmb ^auSgeber feiner SBetb (Stot*
bürg 1488) , erR&rt auSbrüdDi^, baS SBü^lein
De contemptn mondi (b. (. bie Imitatio) bobe
nid^t bief en, f onbem einen Steguloxconontlcr X^
maS gum SSerfaffer. Sagu bmmt, bat ^ St^rcu^
(SerfonS j^immdmeit Don ber @prad^ ber Imi-
168S
Zl^omoft Don Sttmptn.
1686
totio Derft^id^n ifl, tote befonberS ^d^ mä^^
geiDUfen ^. — ®erf m bagegen ift nur ein ottl^o«
gtopf^ifd^a €(^ttengftnger t>on (Serfon, toeld^er
upm in ^mib{<^ften ouäf dfterfi gerobeju Jo-
hannen Oorten, oancellariuB ParisienBis, ge«
nannt loitb. ®erfen 1^ ubetl^au)it nie esiftirt,
mie »ofjl am untoibecteglid^fien S)enifle (in ber
3eiifd!frift ffit ht^. X^IogU 1882, 692 ff.;
1883« 692 {f.; Dgl. 1885, 198 ff.) nad^gettiefen
bat £o| eS über]^au))t mdglidp mar , auS ben
Vngaben eiidger unbatirten, (mlSogro^l^if^ ber
imeücn f^ölfte bei 15., t^eilmeife fogor DieOeid^t
bcm Snfonge beft 16. Sal^rl^unoertd jugutoeifen*
ber ^onbfd^riften {(I^Iie|Ii(^ einen «»großen unb
tKTf^ngtoürbigen S)iener ©otted" Johannes
Oeraen de Ganabaco, Abbas 8. Stephan!
Veroellenais» ordinis 8. Benedicti, )u mad^en,
bct ittifd^en 1220 unb 1240 bie Imitatio
Ohriati gef^rieben ^e, gel^Brt in ber i'fyü }u
bcm «miflenfd^ftlid^'' Staunendtoertl^eften, toaS
e< gibt Unter ben bei 9BoIf8gruber 146—153
ott^esd^tten 22 ^bf duften , bie unS 9lamen,
Semomen, Soterlanb, Amt unb äBürbe bed
SerfajferS ber Imitatio t)erfünben foHen, fmb
Don oome^erein folgenbe 9 audguf d^en (ogL be«
fonbei« S)enifle o. a. C): 1. entmeber ber Codex
Pannenaia ober ber @t Petersburger, ba beibe
ibcntifd^ fmb. 2. S)er Allatianns; ber 3lamt
Oetfen lommt in il^m nid^t oor. Unter bem in
i^m oI8 Serfajfer ber Imitatio begeid^neten Jo-
hannea de canabaoo (ledere gtoei Sorte [teilen
übet ber Sinie) Jol^anneS (Werfen )u oerftel^en, iji
eine burd^ ni($td bered^Kgte aBiatfir. S)elidle liedt
de eanabato, nu>bur^ ber @ebanfe an eine Ser«
mcdddlung mit bem in berfelben ^anbfd^rift
Siatt 842 ermahnten Johannes de Tambaoo,
einem ber 35 oben ermähnten 92amen, nal^e gelegt
toirb. 8. S)er Oavensis, obne 92amen beS 93er-
fafferft. 2)er angeblich SBenebictiner mürbe in bie
erfie Initiale bcdfelben erß fpäter l^ineingemolt,
unb bie innerhalb berfelben eingegeid^neten &orte :
Joannes Gersen de Canabaoo, Abbas 8. Steph.
VerceU. Ordinis 8. BenediotL damit An.
1220, Jmb offenbar eine f))ätere, ntd^ Dor bem
17. Snptbunbert gemad^ ä^fyd (SfunI, im ^ifi.
3o(rb. 1881, 167 f.). 4. 2)er äBoIfenbütteler,
unb 5. ber Yeronensis megen bed 3ufa^ : can-
ceUariom parisienBem, begm. cancellarii pari-
siensis. 6. 2)er angeblid^ im 3. 1441 gefd^riebene
Pollinganns mit ber angeblichen £iteluberfd^rift:
De Inutatione Christi a Johanne Oes. (fo ob«
gefilTjt; Snbere: Gers.) libri lY, meil er nie
fSi^ lyst (Y. Becker, L'autenr de l'Imitation,
La Haje 1882, 219 ss.). 7. S)er €algburger,
meil boS Gers, befifelben ebenfo gut gu Gerson
oll gu Gersen ctgöngt merben fann. 8. 2)er Bo-
noniemsiB, eine italienifd^e Ueberfe^ung mit bem
ludomomen Gioyanni de Gersenis, ba aud^
ber ^arifer fitmgter fo gefd^rieben toirb. 9. S)er
TnlnngenBis, beffen Joannis Gersen abbatis
„3ufägfel einer fpdtem &anb i{t^ SS bleiben alfo
für 3obanne8 (Brrfen (®efen, ®e{fen, ®erfem)
18 ^anbfd^riften äbrig, Don benen eine eingige
il^n abbas nennt S)ief eS Sttribut fann bei feinem
oereingelten SSortommen unb bei ber SBtelbeutig«
feit, bie baS Sßort im 9)tittelalter l^tte, bem
@d^Iuffe, ba| 3o]^. @erfen nid^td anbereS i{t ald
3ol^. ®erfon, um fo meniger ßintrag tl^un, als
®erfon au^i Sbt, nö^erl^in Sommenbatarabt,
mar (gfunt 170): Su^er biefen ^anbfd^rtftlid^en
Angaben bflrfte unter ben fämmtltd^en SBetoeifen
ber ®erfeniften flberl^aupt nur ein eingiger fein,
ber, menn feine ©runblage rid^tig mare, in 93e«
trad^t fommen fönnte. 3n ein ie^t nid^t mel^r oor«
l^anbened Ss^tnplar ber im 3. 1501 gu Senebig
erfd^ienenen SluSgabe: De Imitatione Christi
libri IV Joannis Gersen, cancellarii Pari-
siensis, l^tte eine unbefannte fym\> folgenbe 9e«
merfung gef daneben: Hone libmm non com-
pilavit Joannes Gerson, sed D. Joannes . . .
abbas YercelL . . . ut habetur nsque'hodie
propria mann scriptus in eadem Abbatia.
Vhtt baS SBort Joannes mar nad^träglid^ auS
Thomas gemad^t; unmittelbar nad^ bemfelben
folgte eine SRafur, unb l^inter Yercell. mar etmaS
auSgeftrid^en« SDie (Eintragung begeid^ete alfo
urf))rünglid^ ben £(omaS SerceDenftd. als fßtx»
fajfer, ber mit bem oben genannten StbomaS
®aIIuS gmeifelSol^ne ibentifd^ ift @omit ger-
f(ie|t ber SerceDer Sbt Joh. Gersen de Cana-
baco in ein Dtid^tS. SBaS man, mol^Igemerft, erfl
400 Saläre nad^ feinem angeblid^en S)afein, über
feine SteQung an bem Senebictinerflofter @t @te«
p^ gefabelt, (at oor einbringlic^er ihitif löngfi
nid^t me^r @tanb Italien fönnen. »IBiS gu ben
italienif(^en Imitatio -^onbfd^riften auS bem
15. So^r^unbert e^iftirt leinSocument, auSmel-
dbem ^eroorginge, eS l^abe iemalS einen 3o^anneS
(Serfen gegeben, unb unter biefen ^nbf(|riften
begeid^net i^n nur ber ^patt Codex Aronensis
als abbas, feine als Senebictinerabt. & e^iftirt
überhaupt fein S)ocument barüber, ba| ein So-
lennes ®erfen in ber erften ^alfte beS 13. 3o^r-
bunbertS bem ftlofter @t Sitpf^an in SerceUi als
«bt oorgeftanben l^abe^ (3)entfle). €d^ne|Hd^ fei
nodi^ bemerft, bog bie 3bentificirung oon Sana«
bocum mit bem beutigen Caoaglia, in beffen $farr-
fird^e am 28. October 1874, mie am 1. 3luguß
1884 in ber 99afilica beS 1^1. CufebiuS gu 93er-
ceUi, unter fird^Iid^er SBeil^e ®erfen ein Senf mal
errid^tet morben ift, eine f))rad^mif[enfd^aftlid^e Un-
gel^erlid^f eit ift — 9tun no(b einige SBorte über
§:]^omaS oon ffempen als SSerfaffer ber Imitatio.
Sßeit über 50 f^anbf(^riften nennen il^n als f olcben,
unb aQeS baS, maS bei feinen Soncurrenten fel^lt,
iß in Segug auf i^n in ^ülle unb güSe oorban-
ben, innere unb äußere Semeife: bie enge 9}er-
manbtfd^ft feiner ®ebanfen mit ben Sbeen beS
äBinbeSbetmer ftreifeS, bie Uebereinflimmung ber
Imitatio mit ben anerfannt öd^ SBerfen beS
Sl^omaS nad^ Snl^It unb gorm, bie oieten ®er»
maniSmen feines fiateinS, gal^Ireid^ 3eugniffe
1687
Sl^omaS t>on SttmptxL
1688
i einer Seitgeno^, boruntet \tiäft t>on SRätment,
>ie i^n ))erf5n(i(i^ gefonnt fjobm, tox 9Sem boS
bed oon beit 9IntUl^mi{)eti Dielfad^ angegriffeneii
3o^nncd Sufd^ (f. b. Sri) in feinem Chronicon
Windeshemense, beffen Sed^tl^tt unb ©loub-
tDJttbigfeit old unbebingt eititt)anb§frel gelten mu|
(f. ftetnpener (S^mnaflülprogramm 1894). ^iet
mtt| begltglid^ oller toeiteren SingeV^eiten auf bie
unten genannten arbeiten Denoiefen tterben;
aber uiäebenSid^ lami man fid^ }tt bem 9e-
uieife erbieten, ba^ efi gegen S^omaS att Ser*
faffer ber Imitatio überl^aupt feinen SintDonb
gibt, ber ful^ nid^t bünbig ttiberlegen Iie|e. 9tur
gur Sefeitigung einer @(i^tt)ierigfeit fo&en 1^
nod^ ein poax SQSorte gefagt tterben. 3Slan ^t
nömli^ eine folc^e in ber fräl^ Sbfaffungd^eit
ber Imitatio finben u^ollen. & nötl^igt {thoä)
nichts, an}une|men, ba^ Sl^mafi bie Imitatio
tot 1420 nerfa^ ]|abe, U)ie eS aud^ leine f)onb«
fd^rift ber Imitatio gibt, bie k)or 1420 ge*
fd^rieben iD&re. 2)amatö mar er 40 Saläre alt,
unb eS gibt gal^Ireid^e gfäQe, ba^ SRänner in nod^
lugenblU^erem SUter bebeutenbe äBerfe oerfa^
l^oSben. 2)08 SJebenlHd^e fd^minbet ober t)oQenbS,
memt man boS berücfftd^tigt, moS oben &p, 1677 f.
Aber ^omoS' geiftige Sefal^igung gefagt ift, uno
gugleid^ bie inneren ^eelen!am))fe, t)on benen feine
Stogro))]^ ei^öl^Ien, bie Dorl^nbene oScetifd^e
Stteratur, bie OrbenStrobition, feine trefflid^
Sorbüber unb Sel^ gebfil^renb in Slnfd^Iag
bringt
93on unSd^ten Sd^riften unter bem 9lamen
beS XbontaS Don ffentpen ift guerft boS oon
b'VngloiS l^erauSgegebene Alphabetnm Fide-
lium, Paris. 1837, )u nennen; fobonn Thomas
a Eempis Gapita quindecim inedita . . ., edi-
dit . . . J. F. £. Meyer, Lubecae MDCCCXLY,
unb Liber quidam secondus traetatos deimi-
tatione Gfaristi . . ., edidit . . . TIl A. Lieb-
nems, Gottingae MDGCCXLII.
Unter ben^onbfd^riften Don9ßerfen beS
X^omaS Don Stmpm muffen junäd^ft brei Don
il^ felbft gefd^riebene (Sobiced ertoäbni tted)en.
3toei berfelben befinben ftd^ in ber Bibliothäque
Boyale des dncs de Bourgogne )u 99tüffel;
bie brüte gel^ört ber @tabt Siimen. 3n atten brei
pfammen finb bem Umfange nod^ Don Xl^omaS^
fömmtlid^en @d^rtften unge[äl^r 47 $rocent ent-
l^ten. Son fonfÜgen ^anbfd^riften ift eine faft
unüberfel^bare SRenge Dor|^anben; ]^au))tfad^Iid^
finb aber nur bie, meldte bie Imitatio entbalten,
unb aud^ biefe bei meitem nid^t aOe, bcfannt
getoorben unb erforfd^t be|m. t>txQl\äfm mor-
ben. @old^Deraad^läfftgte&anbfd^riften gibted
}. 99. in 9ad^en, Sonn, Sobleng, Sarmftobt,
CrtlbeSl^im, Äarlörul^e, Äöln, Seipjig, SWail^ingen,
SRainj, SWarburg, SDlfinfter l SB., Sommerö-
felben, ©d^lägl, Irier. Skrjeid&niffe bejto. »e-
fd^eibungen Don Imitatio-^onbfd^riften finben
ftd^ namentlid^ bei ^irfd^e fomie bei Puyol, De-
sciiptionB bibliogr. des manuscrits et des
prineipales ^ditioiis da Kvre De imitatioiie
Christi, Paris 1898. SUd gan) Dorjuglid^, Dom
Serfaffer btefed 9rtüett Derglid$ene feien iio4 ge-
nannt }mei SRortl^mer unb eim Stebborfer. iAt
Sfälf(^ungen ber ^afpa^afjikn \m Codex Pan-
Unüs l^ot Sruife gribiblid^ entlarDt
9ttd tind^tigfie Stufigaben ber Opera omnia
beS Xl^omad Don tttmpm feien bter genonnl (ogL
ob. ep. 1679 f.) : bie ältefte o^ Xüel, Ort imb
äal^r, Don ber iebod^ feftftei^, ba| fte in Utrtti^
bei %ic fteidaer unb ®er. be Seempt um 1473
erfd^ienen ift; bie H^. Skm^ufferd (n^ $inf«
amerS Srief an ben &erouSgeber) , wtmbeqi
1494 ; bie brei beS 3obocud SabiuS %fcmfiuS
1520, 1521, 1523 (nebft feiner Vita beati
Thomae Malleoli) ; bie $arif er beS @. ^uäftf
beuS Don 1549 ; be|gbid^ bie SntlDerpener Don
1574: bie S)ilinger Don 1576; bie 11, todd^
unter bem Samen @omma(3 erf^ienen finb, unb
gtoar %ntmec))en 1600, ebb. 1607 (bi^ DoDfionF
bigfte unb befte), ebb. 1615, £^n 1623, S)auai
1625, ebb. 1635, ftöbi 1660, ebb. 1680, ebb.
1728, dbb. 1738, ebb. unb <Settf 1759. eine
Ueberfe^g gab 3. ^ @t(bert, 6dmmtlü^
aSerfe bed gottfeligen Z^omaf^ Don Aempid,
aSBien 1833—1840, 4 Sbe. SRit ber CKtcmd-
gabe einer fritifd^en 92euaudgabe ber ®^<>>>(^*
merfe beS Zi^omoS Don ffempen ift ber SBerfoffcr
biefeS %rtifel8 bef(^äfttgt, mobei ja^Irei^e, jum
3^U nocb unbenu|ie Doi^Iic^ ^nbfd^ftm
mit )U SRafi^e gejogen toerben fo&en. — Son %[u^
gaben einzelner SBecle feien l^ier genannt: Sod SoU-
loquium animae, ol^ne Xitel, Ort unb 3a^,
aber um biefelbe Seit unb in berfelben Srtutexei
mie bie erfle %iudgabe ber Opera omnia (f. ob.) ;
bie Editio princeps ber Imitatio, burd^ ® ün%r
3ainer )u Augsburg, ma^rfd^i^ juif^en 1470
unb 1472, lebenfaES ni^lt fpater alS 1475 ge-
brudt; Dor einigen SK^cm erf^ien in Snglimb
eine facftmilirte 9tad^bilbung berfelben ^ Teoeora-
bilis send Dei, Thomae a Kempis ... de
Imitatiose Christi libri quatnor. Ex po»tr<e-
ma recognitione H. Bosweydi« Aug. Vtnd.
1798 ; J. B. M. Oence, De Imitatione Cbristi
libri qnatuor, Paris. 1826; J.-B. tfonfalcon,
De rimitation de Notre-Seigneur J^iis*
Christ, par Jean Grerson . . . , edition poly«^
glotte, Lyon 1841; G. Hirsche , Thomaa
Eempensis de Imitatione Christi libri qua
taor, BeroL 1874, ed. altera 1B91 ; Joannis
Gersen de Imitatione Christi libri quatttor . . .,
una cum dbsertatioiie B. D. Del&TÜ deauo
edidit P. Caelestmos Wolüsgruber, "^ndob.
1879 (9bbmd( ber 1674 ju $arid ofd^tenrnen
Sudgabe 2)elfau^fi); Charles Bselena, The
Imitation of Christ (gfacflmife beS ZcsM beft
»rüffeler 3:bo«Q^9lutogxapb9), Leipzig 1879;
B. Hölscher, libri quatuor de Imitationa
Christi ad literam codids Gaeedoneam an.
1427 manoseripü . . ., Monast 1887; Qnro-
nicon . . . montis 8. Agoetia. Auctoire Tboma
1689
Z^omad l»on 6tta|6ttrg — Z|omQ8 tion SSetcellL
1690
m KempiB . . ., ntVft ttnbetanntem 8fodfe|er
f^enmlgegcicii ttm ^. Vb9ißetht), Ajitrerp.
1621.
S)it Stteratitt über Z^omoS oon fiempen
ift fsfl imfiBctfe^ibar. ^ier gcnfigt A, bieienigen
biUtogtap^ifd^ ^UfSmittel unb neueren Sd^f-
tm tm}ugeben, nkiäft tDeitcte 92a(^eife ent«
boUnt ۥ fei be|]^ denoiefen auf Chevalier,
B^p. rnib Suppl. 8. T.; de Backer, Essai
bibliogr. rar le livre de Imitatione Christi,
Li^ 1864; gromm, S)ie Sudgaben berlmi*
tatio Christi in ber ffölner etabtbibliotl^ef
(Seröffenffif^ungen ber etabtbiMiot^el in Rhln,
2. 6eft), ttm 1886; Bosenthal, Gatalogne 81 :
Imltatio CbrieH, Mnnieh 1892; Catalogae
of the Waterton library, London 1895. —
J.*Bu Maloa, Becherdiee bist, et erit. sor le
¥erit anienr du liyre de Tlmitation, 8* M.,
Paris 1858; ft. ^itMe, ^rolegomena ju einer
neuen SuBgabe ber Imitatio Christa, Qerlin
1878—1894, 8 Sbe.; (»lefUn ffioIfSgruber,
<DioDanni 0erfim. Sein Seben unb fein SBerf
De Imitatione Christi, 9ug8burg 1880; F. B.
Onnse, Thomas a Eempis, London 1887;
9. !ßo^, Z^omaS Don Ütmpm ijl ber Serfaffer
ber S&ber De Imitatione Christi, im ßitnpVMX
(S^mna^Itnrogramm 1894 ; Z)erf., Ueber ebt fai
Seutfd^tanb «»erfd^ollencd fBkd bei ZbomoS Don
Pem^n, ebb. 1895. [3of. ^ol^l]
99^«KM bon @ tro|bnr g (de Argentina),
O. EreuL 8. Aug., l^eruorrogenber 6d^oIofti!er
tai ber erften ^fte beS 14. ^a^rl^nbertd (ni(^t
SU tMtl9e(if|feIn mit bem mel^r ol8 oi&ertl^Ib Sol^r«
bunberte ]pfdttn Somintroner gleid^cS 9tomenft;
f. Qn^tif-Bchard, Seriptt 0. Fr. I, 881),
tmirbe |tt ^ogenou im (Qfa| gebonn imb trat
bofelbp (m^ Olfmger) ober )u Strafiburg (nod^
Oonbolf) in ben SuguIHnerorben. Sr lel^
m^mtooO )u 6tro|bttrg (ba^er fein Sebmme)
unb ^riS, am le^m Orte nid^t Dor 1841, ba
er in biefcm 9obte gu Strogburg febie 8or»
lebmgen )nm jmeiten SBud^ ber Sentenjen im
Otanufcriipte boSenbet ^ot (Denifle-Chatelain,
ChartnL unir. Paris. 11, Paris. 1891, 570,
n. 1118, not 1). 3m 3. 1345 mürbe Z^mafi
Dorn OcneralcopUel ju $ari9 an 6tdle befi eben
t»erfterbmen ZHonpB Don Olutina ob eruditio-
nen, pmdentiam et yitae integritatem )um
0enerol)nior bei 9uguftinerorben8 erm&l^B. Hb
mor ber erfle bevtfd^e Vuguftinergeneral unb be»
fieibctf biefci Vmt no^ brelmaliger SBieberma^
S5If 3a]^ ^inburd^ M gn feinem Zobe. 9(ud^
ben WkMen (bomdS in 9(Dignon) ftanb
Z^moi m 90^ Snfeben unb erlongte uon
i^en ucrfd^iebene IßriDilegien, Smmunitftten unb
3abulte |u Qtanflen feind Orbenl eifon im
crfien 3o^ feines ®eneralats untemal^ et mit
Sttt^^g be« ®eneroIca)»iten eine XeDifbn ber
olten Orbenlfatpm«n (ber fogen, Constü Bar
tiaboneoaes Dom 3ai^re 1290), inbem et bie«
felben t^ft Dcdatjte nnb unseitgemd^ Seftim*
mungen oufifcbieb, tbeilS neue l^in)ufBgte, na»
mentlid^ in Setreff ber 6tubienocbnung (D^
Deniiie-CSiatelain II, 42, n. 567 not. unb 570,
n. 1118). 8ür bie eifrige Pflege ber SBiffenf^oft
in feinem Orben forgte er au^ boburcb. ba| et
auf bem (Beneralcapttel pi »afel (im 3. 1851)
bie Srrid^tung einer 5ffentlid^ @4ule (Studium
generale) für Sogif, $bth)fop]^ie unb Z^eologie
in bem SonDente «t Serona burd^fe^te. %tt
@d^oIaflüer ermarb ftd^ Zl^omoS euien geachteten
9lamen burd^ feinen Kommentar gu ben @en»
tengen beS Sombarben, ber ftd^ ebenfo burd^ feine
Mrge mie binr«^ feine filarl^ett auSgetd^net (Aon*
tissuni Thomae de Argentina scripta super
quatuor Ubros Sententiamm, Aigeni 1490) ;
anbere SuSgaben erfc^ienen gu Senebig 1564
unb 1588, gu ®enua 1585 unb nod^ 1685 gu
®enf. S)er Orbendbiograp^ (Skmbolf fd^reibt
i^m aud^ bie Seröffeiülid^ng Don Sermones
ad Clenun et ad diversas spectantes materias
gu. 9lad^ einet longift^rigen, ru^mlid^n OrbenS«
Dermattung ftarb Zbomad auf einer SifitationS«
reife im ConDente gu SBien im 3. 1857 unb
mürbe in ber bortigen OrbenSfitd^e beigefe^;
fein Ütad^olget im (generolote mürbe ®regot
Don 9Hmini (f. b. 9rt.). SBafi Z^omaS' Don
Strasburg miffeufd^aftli^e 9tid^ng unb Stel-
lung gu ben 3eitfqftemen anbetrifft, fo Dertritt
er ben gemäßigten StealidnmS eines IjL Z^moS
Don 9quin. Sr beldm))ft bie abmeid^en 9n*
fid^ten C)emrid^ Don ®ent (f. b. 9rt.) unb bie
Sufifd^itungen ber €cotiften unb fc^lie^ fid^
enge an ben gefeierten Segrunber btt ätcm
SugufUnerf^Me, Segibiuft Don 9tom ober Co»
lonna (f. b. Sri in, 667), an, bejfen Se^
burd^ Sefd^uß beS ©eneralcopitdS gu gfloteng
im 3. 1287 als Orbenfiboctrin Dotgefd^dben
morben mar Penifle-Ciiatelain n, 12, n. 542;
42, n. 567). dm allgemeines Silb Don feinet
Z)en!- unb Se^eife gibt unter 9lnberem &tMl,
®efd^id^te ber ^^fopl^ie beS SRitteloIterfi n,
anaing 1865, 1045 ff. (iBgL nod^ Oandolfns,
Disseoi. bist, de dnoentis eeleb. Angust
Soripit, Bomae 1704, 884 sqq.; Ossingar,
BibL August, Ingoist 1768, 71 sqq.; Fabri-
eins, BibL lat med. aet Y, Florent 1848,
537 sqq. ; Subfatfg!^, Die UniDerfttdt ffiadA unb
bie gfremben an berfdben bn aRittrialter, fBerUn
1876, 159 ff.; 9toad, ^l^tlof.-gefd^id^tL Sesibn,
Seipjig 1879, s. ▼.; Feret, La Facnlte de
thöologie de Paris eto. lU, Paris 1896,
498.) [SRorgott.]
fP^Wtf Don Sercelti, 0. 8. Aug., nam-
l^fto: Sertreter ber SR^ftit im 13. 3a(|r^bert,
mar femer Sblunft nad^ Sfrangofe unb erbielt
be|]^ mo^( f|>äter in 3taHen ben 9cbmmen
®anuB (ober ©allo). 3« Anfang befi 18. 3a^
l^nbertS mar er Stegularcononifo in @t Sictot
gu $ari8 unb Siluta an ber bortigen berubmten
Sd^. Vtö (Earbbtal ®uala (Sicc^eri) im 3-
1220 in feinet Saterfiabt SerceBi efai ffloftac
1691
Xl^omad Don iBillanoüa, ber l^L
1692
gum 1^1. 9nbrea8 fflr Stegularcanonifer nad^ bet
Stegel bed 1^1. SuguftinuS grflnbete , berief er ben
Sictoriner X^otnad, beffen QU^erotbentlid^edSe^r»
talent er frfi|er als Segat in 8fran(reid(i fennen
gelernt l^atte, aß erften SJorftel^er ber neuen Stif-
tung. 9u(i^ in SSercettt, too %%ovmA urfunblid^
1224 Ql8 $rior, 1226 aI8 %li erfc^eint, be-
iDöl^rte er ^6) oIS ödsten (SeifteSmonn unb t)er-
fa|te bofelbft feine Sci^riften über 3)ion9itud
areo))agita. Unriti^tig ift jebod^ bie getoö^nlici^e
Sngabe, xomai^ ju Serce&i ber 1^1. Antonius t)on
$abua (f. b. 9rt.) für einige 3eit fein Sd^fller
gemorben fei. 2)a8 XobeSja^r bed WM toirb
to ber ®nibf(i^ft )u SSerceEi koie folgt ange-
geben: Bis ter viginti currebant nulle du-
oenti I Anni ; nad^ geiDö^nlid^er ^nna^me ttöre
cd 1226. aßond^e Siterar^i{briler ieboc^ tDeifen
borouf biTi/ ba^ ®regor IX. unterm 30. 9)lai
1227 (Potthast, Beg. Pontif. fiom. I, BeroL
1874, 686) auf Sitten bed Sbted XbomaS ber
ftird^e befi l^L 9(nbreaS }u SerceDi i^re Siedete unb
SriDilegien beftätigte, unb mdd^ten beg|^alb, inbem
fte baS bis ber ®rabfd^rift ft)ra(!^kDibrig aud^ auf
viginti bejiel^en, ben SCob bed Slbted in bad 3a^r
1246 fe^en ; inbe^ bel^au|)tet UgbeQi (Ital. sacr.
IV, 2. ed. Venet. 1719, 784), oHerbing« o^ne
OueHenbeleg, ber in ber ))ö))ftlid^en Urbmbe ge-
nannte 96t X^omaS fei ber gleid^namige 9{ad^-
folger bed SSictorinerS getoefen. 9Ud Sd^riften
bed aJl^ftilerdX^omad (SaQu«) Don aSerceQifmb
folgenbe )u berseid^nen : Extractiones libri
8. Dionysii Areop. de coelesti seu angelica
' hierarchia ; Extract. libr. S. Dionys. de eo-
desiastica hierarchia; Extract. libr. 8. Dio-
nys. de divinis nominibus; Extract. libr.
8. Dionys. de mystica theologia; Extract.
epistolae Dionys. ad Titum; Gommentarius
super Cantica canticomm, hierarchice expo*
nenshaeccantica; Tractatusdeseptemfiructi-
buB contemplationis. SBon biefen Sd^riften,
n)eld^e auf einem langial^rigen ®tubium ber SBerfe
bed fog. S)ion9{iu8 9reo)>agita (f. b. Sri) beruben,
mürben bie fünf erften fd^on in ber 1502 gu
Strasburg unb 1586 gu fföln erfd^ienenen (ateini-
fd^en Ausgabe be9 genannten gried^ifdi^enSR^ftifere
mitabgebrudtt ; bie Extractiones de mystica
theologia flberbieS in 3ob. Sdf8 gu Augsburg
1519 erfd^ienenen Ausgabe ber betreff enben @d^jt
be« 2)ion9Jiud9(reot)agtta(f.3Biebemonn,Dr. äoQ.
Sd, giegenSburg 1865, 495 ff.). S)ie m^ftifd^
SrRärung gum ^o^en Sieb , in meld^er ebenf aES
bie (Sebanfen beS 9reo))agiten reid^Iit^ üermertbet
fmb, mürbe l^erouSgegeben Don 9. ^eg (Thes.
noviss. n, 1, Aug. Vindel. 1721, 501—690);
ber gelehrte Senebidiner nennt ben Sommentor
mit groger Snerfennung eine Summa totius
mysticae; nid^t gang fo günftig lautet baS Ur-
tbeil 3ob. ®cr)ond (Opera IV, Antv. 1706,
85 sq.). ®er Tractatus de Septem fructibus
contemplationis, auf ben Sl^omaS in bem oben
ermöl^ten Gommentar felbft DermeiSt (Pez 1. c.
659), fd^eint k)erfd^oIIen gu fein, gn ber 9le{^
ber aR9fti!er bilbet na(^ bem 9udbrml S)enine'l
(§ift..<)0l. »I.LXXV[1875], 787) berSWöon
SSerceQi ein mid^tigeS SRittelgtieb gmifd^ Si^
Don @t. Sictor unb bem bl- Sonattenhna ({. i,
9rtt.) unb Derbient be|balb fid^Iid^ mel^r $<*
ad^tung, alö i^m bisher oon ben ®efd^id^tfdt|retbcni
ber aitpftü geft^entt morben ifL (SSgL no^ Pez
1. c. p. XYU sq. ; Bist litt de la France XYII,
Paris 1832, 856 ss.; %tn\% in ber Seitf^i. f.
fatb. IbeoL 1882, 710 ff.) [3ed.]
VfomasDonätinonooa, berbt^ 0.8. A.,
Si^btfc^of oon iBalencia im 16. So^rbunbett,
ffii^rt feinen SBeinamen oon bem @täbt(ben Silla>
nooa ald bem nficbPgelegenen 9locbbarort feiner
eigentlid^en ^eimat gfunüana. Sr marb im %,
1488 einem ßltem))aare geboren, melc^ itm
nid^t reid^, aber augerorbentltd^ mobltb^g toor
unb bad SDHtleib gegen bie 9rmen ^bstitig in
bad f)erg beS Ihmben pflangte. !ßod^ old @$ul«
ünb lam berfelbe im SBinter mieberbott o^nt
9ßantel unb ©cbube na(b fyiv&, toeil er btefe
ifleibungSftüdFe armen IKnbem gegeben 1^;
ebenfo t>erfd^entte er bfter an fotd^e fein SRorgni«
brob unb blieb bann nud^tem bis gum SlittagS-
mabl. S)iefed ferbftoergejfenbe aiHtleib blieb oon
ba an ber ^orfted(|enbe 3ug in feinem iSfyaaba,
fo bog er nid^t obne ®runb aud^ «,ber 3Umo{en«
geber" genannt mirb. S)a er gro|e Zaiente ginn
Semen entmidelte, morb er bei ber Sntlofjung
aus ber Slementarfd^ule ton feinen Sltem nQ($
Stcald gefd^idK, um bort feine @hibien gu be-
ginnen. 99a(b nad^b^ {lorb ber Sater, unb er et-
bielt alfi Srbtbeil ein ^^md in 93iIIanoDa; bieg
fd^enlte er f ogleid^ ber @tabt al« Spital für bOfS*
beburftige gfrauen. Seine gro^n Zaknte toie
feine gfrdmmigfeit unb ßingegogenbeit enoarbcn
il^m bolb bie befonbere Sufmerffamfeit unb £iebe
feiner Seigrer, fo ba| er feit bem Anfang feiner
tbeologifd^en Stubien oon biefen cX^ (unftiger
Uni))erfU^Ie]^rer betrad^tet tourbe. 9}a4 ibrem
9tat]^ etüfd^ieb er ftd^ audb ffir biefe Soufbabn
unb l^abilitirte Rd^ unter Sblebnung oller öu|eni
(Sfycm unb ßinffinfte gu Salamonca für bii
^ralmi{fenf(baft. Slacbbem er ober gmei 3fl(re
long über bief etbe IBorlefungen gehalten botte, tiot
er im 9llter t)Ott 28 3ab^en gu S&inattotMi in bal
ftlofter ber 9uguftiner*@remiten ein rnib legte
bort 1517 bie feierlid^en ®elubbe ob. Sr mo^ti
ftd^ lijSt burd^ feurige unb ^inrei^be ^nbigitn
befannt, beren 9hi^m nod^ immer flieg, nad^bem
er 1520 bie$rieftermei^eem))fangen ^t. 9)tan
nannte i)^ f^on bomaß ben f(xinifdben Hpofiel.
9ud^ im Orben fanb er gro^ SBead^tung unb
toarb gu benmid^tigltenSteOenbeSfelbenecboben;
ol9 SBorgefe^er oer^nb er ed^ me^r buxd^ jein
93eif))iel als burd^ £rma^ungen bie Untergebenen
gur ^öd^ften reßgidfen SBoOfommenbett gu fübtcn.
Sr mar ed oud^, ber bie erften OrbenSleute in
bad füi^Iid^ entbedte SRe^ico fd^idte unb bod bie
SBurgeln gu einem frö^td^ Vi^^Iu^ \fVKt^
1698
Z^omol SBalbenfiS — Zl^omafiuS, ei^rijlian.
1694
OrbtnS legtt Paifer Statl Y. ernannte yfyx ju
feinem ^ofpcebiger, unb bolb flberftieg ber Zu-
lauf )u feinen einfad^en, ober begeifterien, ni<i^t
Hl lebnerif^ Sc^mud gefleibeten, ober t>on
OotteMifbe getrogenen ^rebigten QUeS, moS man
bifi bobin in SRobrib gelonnt bcttte ; oIS gfrud^t
betfelben erntete ber 9tebner bei feinen 3u^tem
ni^t Semunbening, fonbem 3^i^<^ung unb
buBferHoe Sinnefidnbenmg. @o gewann er baS
!)r5^e Oiertrauen beS JtoiferS unb iDorb t)on bem-
elben fär bad Sr)bt8t^um (Bronoba als eine
ber ongefe^pen unb einträgfi(i^[ten @teQen in
Spanien befiimmt. @ein onfpruc^Iofer unb be-
miitbieer @inn fhrSubte fU^ iebod^ gegen btefe
93ürbc, unb ti getong feinen Sitten beim if aifer,
biefe Sr^ebung t)on fid^ ob^uioenben. Salb ober, im
3. 1544, »orb er tro^ oller Sitten )um Srsbifd^of
wn Solenrio ernannt meil ber ffoifer glaubte,
bierüber ben SBillen (SotteSerfol^ren )u ^oben, unb
erbielt Dom Sorbinol-Srjbifd^of Don Xolebo, 3o^.
Zobrro, bie Sifd^ofdweibe. 9iad^ Sefi^nol^me fei-
nes €titbleS nor fein erfter dffentlicber SuSgong
in bie OefangniRe ber Stobt um biefen Suft unb
Sid^t unb ben ®efangenen eine menfd^enfreunb«
üfy IBebonblung )u t)erf4offen. Sie gefommten
trieben (Einfünfte feinrS StsoiStl^umd Derwenbete
er für feine unerf(i^ö))m<be SBobltbäHgteit, toted
groge Summen )ur SoStoufung ber d^riftlid^en
@IIaoen bei ben Touren an, ftif tete brei Kollegien
für unbemittelte @tubirenbe unb gab fo feinen
^|kd)igt(n über bie Uebung ber 9lft$ftenlieoe ben
rnbten Sla^brucf. 6r felbfl bebielt immer fein
OrbenSgemonb, rid^tete feine fiebenSorbnung ganj
noc^ ber Siegel etn unb legte fid^ bie Uebung ber
jlrengften flrmut ouf ; wobrenb er für olle 9lot]^«
leibenben unge}dblte Summen benit l^atte unb
feine (SafUmit bif^öflicber gfretgebigteitbemirtbete,
gctto^ er bie tSrglid^jte 9labrung unb bequemte
^4 in iBobnung, ff leibung unb 92a]^rung gu ben
grölten Sntbebntngen. 3n feinem ^mt als Si-
fibof fud^te er ^Uen %IIeS gu fein, mar unermüb«
ii4 in Sifttotiontn, brong auf bie flrengfte iRein-
litbfett bei ben ^eiligen ^anblungen unb ben bagu
nStbigen (Sefdpen unb ^oromenten, bef örberte bie
Pflege bei fiir^engefongeS, boS @tubium ber
beiligen 6i!^rift unb ber t^eologif^en SBiffen«
f(^f^ unb brong befonberS auf bie muftergültige
Sollfommenbeit beS SleruS; gu befferer ßin-
f ibaxfung beS ton üpxi Srftrebten ^ielt er oud^ gmei
SHdcefonf^noben (1545 imb 1548). Ueber]^u|)t
lu<^e er burtb rofUofe, oufopf embe Xbfttigfeit ber
ilkrantmortttng beS SBifd^ofS, meldte il^ ftetS mit
beiligem Sd^reden erfuOte, gu entfpred^en; fein
Örunbfol umr, olS Sifd^of l^abe er aufgebort, fein
eigener ^err gu fein, unb muffe nur ber Siener
feiner Siöeefanen fein. 3m 3. 1555 erbielt er am
ÜRoriS Si(l|tme|tag eine munberbore ßingebung,
bog er auf WoM (Seburt fterben merbe. ßr be-
reitete fl(b nun burd^ Derbot)pelten Sifer auf feinen
Xob dor unb räumte mit bem Sßenigen, boS er
fein nannte, fo grflnblid^ auf, bo| er im Suguft
nid^tS mel^r l^oüe olS fein ormlid^eS Seit; bie|
t>erfd^enfte er unter ber Sebingung, ba| er eS IvS)»
meife bis gu feinem Xobe bel^olten bfirfe. Sin ge-
fol^rlid^eS gfieber, boS fid^ gegen Snbe Suguft
einfteSte, funbigte il^m baS ermortete Snbe an, unb
am 8. September oerf d^ieb er, m&btenb boS f eierlid^e
f)od^amt gefungen mürbe, gum größten Seibmefen
oller feiner Sibcefonen. S)ie SBunber, meldte an
feinem ®rabe gefd^io^en, bemirften fd^on 1605 feine
Seltgfpred^ung unb 1658 feine feierlid^e Sononi«
fotion. Sein f^feft toirb am 22. September ge-
feiert. 6r binterliel l^onbfd^riftlid^ eine 9teibe
loteinifd^er Vorbereitungen gu feinen fßrebigten ;
biefelben ftnb nur gum %f)Al eigentlid^e ^uSorbel*
tungen, gum Xl^il blo|e @ebanlen- ober aRoteriol-
fommlungen, bei benen er fid^ auf bie Segeifterung
beS SortrogS Derloffen burfte. 91ud^ eine Srflö-
rung beS bolzen Siebes ift lateinifd^ t)on il^m t)or-
bonben, mel^e Jebod^ nid^t aber boS britte ftapitel
binüberreicbt ; ebenfo flnb Don einer Srflärung
ber ^ocolQpfe unb beS Sud^eS 3ob nur bie 9ln-
fönge borl^ben. Siefe fämmtlid^en Sd^riftftütfe
mürben fpöter burdd einen feiner frül^eren 9{ot)igen,
ben Sifd^of Sol^onneS be aRufiatoneS oon Se-
gorbe, l^rouSgegeben unb erfd^ienen öfter gebrudt,
am befien 1760 gu 9Jlailanb in gmei tJoliobänben;
biefe Ausgabe beforgte ber ^uguftiner-Sremit
P. Laorentius a S. Barbara. (9$gl. in biefer
9luSgabe bie Dom ^rouSgeber gefc^riebene Syn-
opsis yitae S. Thomae a Villanova ; AA. SS.
Bell Sept V, 799 sqq. ; !ßö§l, Stbtn beS bl. 2:bo-
moS D. 58., Slünfter 1860: »r. SemarbS
[P. Sf. SRotte'S] ^pbotiSmen über fotl^olifd^e »e-
bonblung ber Sibel, ^reiburg 1862, 19 ff.;
ffoulen, Sin SBüd^lein Don ber göttl. Siebe, nod^
bem ^I. X^omoS D. fß, aberfe^t 2. Sufl., f^frei»
bürg 1896.) [ffoulen.]
$9oimi$ SBoIbenfiS, f. Ütetter; X^omoS
SBolleiS, f. XbomoS «nglicuS; Xl^omoS
Don SBoIfingl^am, f. äOBalftngl^am; Xl^o-
moS be SBl^ite, f. 9ngluS, Xl^omaS.
Uoma^xißen, f. 92efioriuS IK, 175 ff.
%^omaHMf Cbtiftion, Sted^tSlebrer, nod^
Zl^oludt „ber perfonificirte ®eift ber SlitfUärung
am SBenbepunlt ber beiben Sol^rl^unberte, beS
17. unb 18.'', mürbe am 1. Sanuor 1655 gn
Seipgig als Sol^n beS bortigen $rofef[orS äocob
Xl^omaftuS, beS SebrerS Don Seibnig, geboren.
9lad^bem er 1672 in feiner SSoterftabt bie 3Bürbe
eines 9RagifterS erlangt l^tte, ftubirte er in gftanf«
fürt 0. b. O. Sled^tSmiffenfd^Qft unb ermorb 1679
boS S)octorat in berfelben. Srfi befd^öftigte er
ftd^ in ber ^ro^S, trat ober fd^on bolb in Seipgig
als ofabemifcber Sebrer auf unb Dertrot mit einer
f^reimfltl^igfeit bie oEe SBelt in Staunen fe^te,
boS rotionaliftifd^e 9laturred^t ^ufenborfS (geb.
1632; 1676—1686 ^rofeflor in Sunb ; 1686
bis 1688 ^ofrotb in StodCbolm, bann ^iftorio-
gropb in 95erlin; geft. 1694). 3n eingelnen
fünften ging er über le^tem luxb binouS; fo fteQte
er g. 9. in einer S)iff ertation De origine bigamiae
1695
Xl^omaftuS, ©ottfricb.
1696
(lipsiae 1685) bte ^l9gamie oIS mä^ bem
Stotuned^t erlaubt l^in. 3in 3. 1687 üe^ et ein
fiel^tfoid^ bed 9IatunedEit8 etfd(|eineiL @eine 93or-
lefungen l^ielt et al8 bet erfte in beutfd^et @))tad^e
unb lünbtgte {ie 1688 atub in biefet am {d^umt^ra
SBret an. SbenfaUfi in beutfd^er ^ptaäi^ gab et
eine gelehrte Seitfd^rift, bie ^anonat8ge{t)röd^e^
(1688 unb 1689), l^etauS. ©eine freien Sinftd^ten
unb feine SludfäUe gegen bie ©eiftlid^ oetan»
Iahten eine SRenge k>on ftlagen gegen i^n beim
ObetcDnftftorium gu 2)te8ben, fogat Don bet
bänifd^n Stegierung. @d^on UKir ein SSerl^af-
tungSbefel^l gegen X^omaftuS auSgemirft, olS tt,
ted^tjeitig unterrid^tet, Seipgig Derlie^ (1690) unb
nad^ Serlin reiste, ffurfürft ft^riebrid^ IIL gab
a^m unter Skrleil^ung bed ätatl^dtiteld unb einefi
onfel^nlid^en @e^alted bie Srlaubni| }ur 92iebet-
lafjung in ^oHe. ^iet begann et on bet fogen.
ßsetcitien« obet Reinen Slitteraf abemie mit gro|em
erfolge Sorlefungen über ißbUofopbi^, 9ie(|td«
loiffenfd^ft unb Sefd^id^te ju b^Iten. itt& einige
Seit f|)öter griebrid^ XU. burd^ ^aUe !am, fa|te
biefer ben Cntf d^Iu^, l^ier eine Unioerfität gu griin-
ben, unb übertrug Xboin^r^uS beten Organifation.
S)ie{elbe trat am 12. 3uli 1694 in'd Seben; an
ibr bot Zbomafntd als ißrofejf or ber Ked^tSmiffen-
fi^^. feit 1710 aud^ als Sirector, bis ju fei-
nem Xobe (28. September 1728) getoirlt. a^it
ber Ortboboiie fd^on früb ^rfatien, b^^tte er fid^
eine Zeitlang, b<>u))tfad^U4l auS O^pofttionSluft,
bem $ietiSmuS (f. b. 9rt.) genöbnrt unb mar
in beffen kämpfen bet iurißifd^ anmalt (f. b.
airt. £erminiSmuS). SBalb aber ftie^ ibn ber
ftttlid^e unb religiöfe (Smft beS frübern ^ietiSmuS
üb, unb er mürbe ber SBorbote unb ^erolb ber
fogen. Sufflärung (f. b. Slrt.). gfreiUi^ iDor
feine eigene miffenfd^aftlid^e SBeife ju menig fo«
iibe unb fein SBiffen gu menig umfaffenb; fein
Xalent beftonb in einer leidEften, püanten unb
fatirifd^en JRebemeife, burd^ meldte et )ur einbätge«
tung eines fteigeiftigen XoneS in bei beutfd^en
Siteratut mebt als Snbere im 18. 3abtbunbert
beigetragen %ai. Ißon ben Sfef{e(n bet Suctotität
befrieit, mitt er mit eigenen ^ugen feben: baS
nennt er feine SBemunft gebraud^ 9(uf fu, im
<Begenfa^ gur ©d^ulpbilofopbie, baut et feine
fßbitofopbie« bie abet ni^tS ift als ein feid^teS
SRaifonnement beS oberfläd^Ud^ften 9nenfd^n»et*
flonbeS. «uf bie f^mbolifd^en SBud^et (f. b. Sti)
beS ^toteflantiSmuS legt et feinen gtö^etn SBettb
als auf anbete Säd^t. 3n bet Snterpretation
ber b<iHgen @d^ft nabert ZboniafiuS ftd^ ben
fpdter K)on @emler (f. b. %rt.) aufgefteOten ®runb-
f ö|^ @eine bmiptfäd(|Iid^ften 6cbriften in biefer
£)infid^t ftnb: ßiftorie ber SBeiSbeit imb %f^ox^,
Ikdle 1693; Semunpge unb d^rifltid^, aber
nid^t fd^inbeilige Sebanfen unb Erinnerungen
über aUerbanb gemifd^te, pbUofopbif^b^ unb iuri-
fiild^^nbel, ^aEe 1723—1725; 9lnbang bagu
1726. SBefannt ift ZbomafiuS alS SBeförberer
unb eifriger Vertretet beS fog. XerritorioIfQftemS
(f. b. 9rt.). SRit gto^ Sifet mor et ferner
gegen bie f>esenpto)ef je (f. b. %tt.) tb&ttg ; feine
@^riften: lliaaes de orimine xnagiae, Balis
1701 ; Aurge Sebrfä^ Dom Sofiet bet Säuberet
mit bem Cx^nprogef{e, ^afie 1704, bßeben lü^
obne Srfolg. (ißgl. Suben, XbomafiuS mi^ jeinrn
Sd^ulfalen unb @(briften, 99etlin 1805 ; 9tauma,
StbomaftuS unb bie entflebung ber Umt>etfttat
^(äit, in SebebutS Steuem digem. fttd^io fut bie
®e{d^id^tSfunbe beS ))teu^. ©taateS I [1836],
185—195 ; 2)etnbutg, XbomoftuS nnb bie Stif-
tung bet UniDerfität ^e, ^Ile 1865 ; SBagncr,
(^btifL ZbomüftuS, Serlin 1872; «icolobini
ebrift Xb<)tnafiuS, Serltn 1887.) [SSunn.]
$9^miifbts, dottfrieb, ))roteftantifd^
%f^lo%t, ein 9kub(omme beS Dorftebenb befpro«
d^en äuriften, mürbe am 26. 3uli 1802 gu
Sgenbaufen in Unterfranfen olS @obn eia^ ${ar«
rerS geboren, ftubitte in erlangen, ^oSe, tBcxIin,
trat guerft alS SBicot in ben ptaltif d^en ihtdbcn^
bienft unb mürbe 1829 Pfarrer gu 9iümbetg,
mo er aud^ olS XeligionSIebier tb&tig mar. @eine
@d^rift ,,OrigeneS, ein SBeitrog gut S)00men-
ge{d^id^te beS 3. 3abrbunbertS% (Srtangüi 1837,
bemirlte 1842 feine Setufung als ^tofefforS bet
S)ogmatif mii Stkngen, mo et US gu {einem
Xobe (1875) blub. ^t gebbrte bet fpecieE lutbe-
n((b-conf effmneOen Kid^tung 0. b. 9tt. ^^^tefhm-
tiSmuSX, 512) an, im ®egenfa| nid^t nur gegen
baS tef otmitte 99e(enntni6, f onbem aud^ gegen bie
Union. ÜRit ^fling, ^rle| u. a. gob et bet
tbeologifdden g^ultät in (hlangcn bit Stiftung,
meld^ jie fftntt no^ fytt @ein feauptiDett tp
eine Sogmatif untet bem Xttd ^<M^ti{ti $erffMi
unb SBetf^ , (Erlangen 1852—1861 , 3 SBbc
(2. «up. 1856-1863; 8. ^fl. 1888 in 2 »Im.,
mit fjfortlaffung beS i^gmengefd^id^idb^ befotgl
Don 3f. 3. itBintet), motin et ftd^ guerft mit Snlk
fd^tebenbeit auf ben SBoben beS lutbenfd^^im«
fefftoneOen Seteiuttniifdl fteOt 9lamentliib fud^t
et bie @d^mietig{eit bet Smiebtigung SbtifH gu
löfen. 3m Snfc^lu^ an W^. 2, 7 lebit « tine
mirilid^ xsvcMc beS £ogo8 in ber Sbnfd^«
DKtbung. St untetfd^eibet gmiMen immanrnlf s
eigenfd^ften (SotteS (obfolute Vla^i, ^ettigleit
aOSobtbeit unb Siebe) unb telatiDeii (lUImiid^,
aUgegenmott, Mmiffenbeit)« Stßetc bobe ber
SogoS bei bet Sncatnotion beballen, kjj^btm p4
entaulett. SRit biefet Untetfdbeibung ^nb X^o«
mafiuS iebod^ niibt übetoQiBeifaB: S^n^e fabm
in bet gangen Sebte eine Sbmeiquag Don btm
lutbetifiben 99elenntnt^ unb nannten fie «mibe»*
ftnnig\ S)ie ©i^tbatfett bet flitiie ge^b^ «
als i,noibtt)enbige (Etf^etmmgSfotm ibrei SBeftng
unb ptimtttD Don ebtißuS beabiiilbügl'' yi. S)al
91mt in bet jtunbe fei Don (SbriftuS getooBt« ober
Don ibm bet Qkmeinbe, bie fteilid^ f($[lr|fid^ blo^
ein acdbenS ift , äbetgeben : biefe fibetirage ci
bann auf ben Singeinen, wn &äk bcg %tq»
feuetS fe^t et bie teinigenbe ittaft ber 6terbo>
{lunbe. 3n feinem I^len fiebcnSiobce ctfd^iai fei«
1697
Xl^otnafiud, Sofepl^ SRatta — Z^omaffin, SouiS be.
1698
«bcnfoSI conffflioneS-Iut^erifd^e, btttd^ Ueberftd^t«
l^tAt audge}eic^nete S)ogmengef(^i(i^te (2 Sbe.,
Ctlonaen 1874—1876; ber itoAit, Don $tttt
befotgt {le^t iebod^ itid^t DoOftonbig ouf ber ^öl^e
M ctjien), lootin er in fortlaufenber gefd^id^t-
llifn DorficDang bte Sithoidlung bed tutl^erifc^n
fe^begritf ed bbl 1580 gibt: bie tatl^olifd^e unb
nformirte SDogmengefd^i^te ift erft in ber 2. Auf-
lage (1886—1889), bejorgt t)on Sonloetfd^ unb
6eeberg, tum letterem beigefägt. SBeitere 9BerIe
Bon Z^onmfiuft linb : 3)a8 SBieberermad^en beS
ctmng. Sebend in ber lut^fd^en ftird^e SBoQemS,
Erlangen 1847; 9)o8 99eifenntni| ber eüang.«
Int^fc^en IKr^ in ber Sonfequen) i^reS $rin-
<i|^, ebb. 1848; $rebigten, ebb. 1861, 2. SlufL
1876; ^roft Sudlegung beS eolofjerbriefed, ebb.
1871, 2. 9uf[. 1876. ^gl. Btaffiin, Sb^t,
Stomaftufl, ißaüt^, brei SebenSbilber, Sei))3ig
1887.) [SBurm.]
8MUi|lM, 3ofe))]^ aßaria, f. Somafl
tftttt^B, £ouifi be, ber berül^mte ge-
lehrte Orotorianer, tourbe )u 9(i| in ber $ro«
Mice am 28. Suguft 1619 atö Sol^n bed
QoteroIabDocQten unb ^orlamentSratl^ ber $ro«
ttncc 3ofe))^ X^omaffin b'SQnac geboren. Sr
entftamnüe einem ber älteften 9bel§gefd^ted^er,
iDd^eS, mie au8 einem Sriefe bed I^L Sem«
borb an einen ber 9^nen l^en^orgel^t , fd^on
üor be{{en 3cit )u ben Wtboronen SBurgunbS
i^büe, \\äf fpöter aber Oft* unb Subfranfreid^
«u§brr{tete, Sbct)erbinbungen mit S^^igm ber
^^er Sotl^ngen, Surgunb, G^m))agne, @a-
tOQen unb IBourbon einging, tiefe SRarfgraf-
f4loften, (Broffil^en unb Saronten befa^ unb bte
b54ften StaatSftdlen inne "fyxiU. Seine Stubien
mad^te SouiS im Oratorianer^SoIfegium )u ÜRar«
frtOe^ too er fd^on mit 18 Vi Sobren in bie Kon-
gregation aufgenommen mürbe. 93ei feiner Sel^r-
t(Kitigreit, junöd^ft im SoOegium bon ^ejönoS,
mbm er bie (»lotonifd^ !Dlet$obe ffir bie ^b^I^-
\tpixt an, ba fie il^m )ur SBorbereitung auf bie
Xbtologie bie poffenbfte }u fein unb mit ber
2äfn ber erßen AirAerbäter am meifien überein-
{u^men f^ien. Son $ä}6na8 tom er nad^
Vtenböme unb XropeS, fobann nad^ SRarfeUfe, mo
er cmOi Wfiblüqlt lehrte. 3» aRorfeiOe ftubirte
<r unter Slenaub unb Sertaub Xl^ologte, ttxinbte
flcb aber üon ber Sd^oIaftU, bie feinem C^ralter
menig mif)>rad^, ob unb mibmete feine gan}e Praft
ber pofititien Xi^eologie, ber l^etßgen @(^rift, bem
Sfiter- unb (Soncilienftubium. 92ad^bem er )u
mit im Secember 1648 $riefter gemorben mar
unb nodb (uxje St^ IDlatl^ematU in ber SUabemie
ton 3uin9 ))orgetrogen l^otte, toorb er, megen
feiner ffenniniffe bereits bama(8 bemunbert, auf
ben fl^eologifd^en Sel^rftu^I im SoQegium Dtotre-
^!>ame-be8*9(roilUerd bei Saumur erhoben. S)a«
elbjl trot er mit feiner originellen bibltfd^-|>atri*
tifdQen SRetbobe auf uno erregte ein fold^efi
Snitreffe, ba| ber OrbenSgeneral Sourgoing il^n
1654 mät $arifi in baS neugegrSnbete Seminar
titdlltnltiitm, XL 2. 2LufL
\
t)on Soint-aRagioire Derfe^te. S)ort blieb er
14 3abre. Xl^omaffmS SSortröge )ogen Diele
3J)toloQita caa aOen %f^vUn gfronfreid^S an; er
foS aber merftofirbigermelfe fo fd^üd^tem gemefen
ei, ba^ man SnfongS einen sBorbang jmifd^eit
unb bie ^drer gießen mu|te, ba er ben 9ln*
blid ber festeren ni(|t ertrogen fonnte. g^tt
feiner SEBerfe, bie Dissertationes , oommen*
tarii, notae in concilia generaüa et parti*
cularia, Paris. 1667, fomie bie Mömoires snr
la gr&ce oü Ton reprösente lee Bentimenta
de Str Augustin, de St-Thomas et de presque
tons les Th^ologiens jusqu'au Gondle de
Trente et depuia le concile des plus celöbret
doctenrs des üniversites de TEurope, Loa*
Tain (Paris) 1668, riefen eine gemaltige Cl^po*
fttion l^or unb maren Seranloffung, ba^ bie
Obern il^n in'8 OrbenS^auS jurudfel^en liefen.
3n ben Dissertationes , toeld^e er auf SBunfd^
bed @enerald fd^rieb, van bie Congregation gegen
bie 3[id(age oed ®allicani§mud gu oertbetbigen,
ft)rad^ fid^ ber Serfaffer gu (Sunften ber oberften
audoritot beS lßa))fted in einer SEBeife au«, meldte
bie £ntrüfiung aller ©aSicaner erregte. SUer«
bingS unterfd^ieb er s^if^en ben 9Raterien beft
©loubenS unb ber S)iSci|)Iin unb erlonnte bie
oberfte ®emalt bem $a))fte nur in erfteren gu, eine
Steftriction, meldte aud^ Stom febr mi^ftel. Ob-
mol^I bie S)octoren ber Sorbonne 86 Sorrectur^
cortonS eingefegt unb Xl^omaffin aud^ nod^ eine
berid^tigenbe Sonebe beigefügt ^atte, tourben bod^
bie (titmplan bed SBerled burd^ ben (Seneral-
inrocurator bed ^rlamented eiiigegogen (f))dter
erfd^ienen neue ausgaben §u Succa 1728 unb gu
ftöln 1784). 3lud^ bie Mömoires, meldte bod^
mit Siligung bed C^bifd^ofed Don $arid er-
fd^ienen tmb nur in ber Sbjtd^t oeröffentlid^t
maren , um bie Abneigung il^ Sudord gegen
ben Sanfenidmud gu befunben, lie^ ber ftanglet
Seguier fof ort eingiel^en, ba er gel^ört l^atte, boj^
in bem neuen SBerfe oon ber $r&eftination bie
9ld)e fei, unb glaubte, Don ber $räbefHnation
]pxtä)tn bebeute fo oiel ald ben 3anfenidmud er*
neuem (über bie Stellung X^omaf jind gum San«
fenidmud Dgl. (Eb* Xl^omaffin [f.u.]. 15 ff.). 2)a8
^erüOCTQgenbfle SBerfX^omafftnd, meld^ed ibm
ben Stul^m ald Segrunber einer l^iftorif^ien 9e*
arbeitung bed canonifd^en üled^ted oerfd^affte unb
no A in unferer 3^it na^ bem Urtl^eile 3o^. Sfridn;
0. ed^ulte'd (®efd^. ber OueDen unb fiiterotuf
bed canonifd^ Sted^ted m, 1, 616) „unüber-
troffen baflebt", erfd^ien unter bem Xitel An-
oienne et nouveUe discipline de TEgliso
touchant les B^nefices et les Bön^ficiers git
$arid 1678—1679 in 8 SBbn. S)adfelbe ent-
bölt oiel mebr, ald ber Xitel anbeutet; benn ed
banbelt nid^t nur Don Seneficien im eigentlid^en
Sinne, fonbem Don alen geifüid^en ![Büri>en^
aOßeiben, gfunctionen unb ^flid^ten. Sinige ®eg«
ner X^omaffmd in IRom marfen il^m Dor, ba| er
barin bie Suctoritöt bed l^eiligen Stul^Ied minber^
64
1699
Xl^otniSmuS unb @cotiSmu8.
1700
}q {ie fogar berienigen ber Sifd^öfe unb $rot)ui}iaI-
concüien glei^fteUe. SOein ^opft Snnocena XI.
felbft gab öffentlid^ feinem SBor^aben auSbrud,
noq ben burd^ XJ^omoffui bargelegten ®runb«
fd^n ba§ ffird^enregtment )u ful^ren, unb gebadete
i^n ^unt S3icet)töf ecten ber boticonif^en Stbliotl^el
(unter Sarbinal Safanatta) unb gutn Sarbinal
)u ernennen. 918 er iebod^ ben ^arifer 9tuntiud,
Sarbinal Sibo, beauftragte, bie Sngelegnil^eit
burd^ ben Srgbifd^of ^rlaQ beim Itönige gur
Sprad^e gu bringen, erllörte Submig XIY., er
tDtxbt einen Untertl^nen bon fo großem SSerbienfte
ntd^t aus bem ffönigreid^e giel^en laffen. — 9uf
Dielfeitigen SBunfd^ gab Sl^omaffm felbft eine
lateinifd^e Ueberfe^ung feines Sßerfed (Yetas et
nova ecdesiae disciplina etc.), teeld^ bor ber
franjoftfdden ben SSorjug ^at, ba| bie S>iS))ofttion
ber 3natcrien gebeffert ift; in ber franjoftfd^en
Ausgabe ifi jebe f^rage biermal bel^anbelt, je nac^
ben bier mit Sl^Ioblbig, fforl bem ®ro^en, f)ugo
daptt unb bem 17. ga^rl^unberte abf^Ite^enben
Spod^en, in ber tateinifd^en nur einmal. Son ben
berfd^iebenen 9luSgaben beS SBerfeS feien au^er
ber erften enbal^nt bie frangöftfd^en gu $ari3
1725, 8 99be. (nad^ ben lateinifd^en georbnet), unb
ju SBar.Ie-3)uc 1864—1867, 7 »be. ; bie lateini-
fd^en gu $ori3 1688, 8 99be.; Senebtg 1780;
ebb. 1760; ebb. 1778, 8»be.; SRains 1787,
10 9be. 9ugerbem erfd^ien eine Slngall fran-
}öftf ^er unb lateinifd^er 9lu§}äge, g. 99. gu $ari8
1702 unb 1838, gu Salgburg 1774 unb 1775
(ThomassinuB abbreviatus etc.). — fßon ben
anberen SBerfen ^b^maffmd ift gunäd^ft noc^ bie
umfaffenbe (aber unbottftönbig gebliebene) S)og-
matif unter bem Xitel Dogmata theologica,
Paris. 1680—1689, 3 volL, gu nennen, »eld&e
nod^ b^ute gefd^ö^t mirb unb gu ^ßarid 1864 ff.
in 7 IBbn. bon Slbbö Scaue neu aufgelegt
tburbe. gfemer berfa^te er eine Keü^e Traitä
historiques et dogmatiques sur divers points
de la discipline de TEglise et de la mo-
rale chrötienne, n)orin er bom gfaften, bon
ben Soften, bom Officium divinum, bon ber
einbeit ber Stitä^t, bon ber SBabr^ett, Sfige, bem
@d^mur unb 91{etneib , bom Slmofen ober bem
guten (Sebraud^ ber geitlid^en ®üter f^avbtlt
(«Paris 1680—1695 u. ö.); P. Sorbe« fügte
nad^ XbbmaffinS Xobe nod^ auS beffen 9lad^Iag
ben Xractat über ^anbel unb Sind ($ariS 1697)
bingu tmb gab ben Sractat über bie ßinbeit
ber IKrd^e burd^ ein @u))))Iement berme^rt neu
l^erauS (ebb. 1703, 8 Sbe.). 3n betreff beS
©ammelmerfeS La möthode d'ötudier et d'en-
seigner chr^tieimement et solidementles let-
tres bumaines par rapport aux lettres divines
et aux ^critures, Paris 1681 ss., fei bi^r auf
iSfyc. Xb^mofftn 40 ff. benoiefen unb nur er*
loäbnt, ba^ ftd^ an ben legten 3:ractat beSfelben
<äber baS €tubium ber ©rommottf) baS Glos-
sarium universale Hebraicum, Paris. 1697,
anfc^Io^, tDOxin Sbbntafjtn mit ungeheurer
SRäbe aDe 6|nrad^en auf 8 ^ebröifd^ gitr&^«
fiibren fud^te. (Sx ftrengte fid^ gu biefer unban!-
baren Srbeit berart on, ba| er ollmfilig feine
©eifteSfraft berlor unb in ben legten 3obren fcbicS
SebenS U)ieber in ben IKnbbeitSguflonb fom; gu«
Ie|t f oD er fid^ ni^t einmol mebr bonm erinnett
baben, ba^ er fd^riftfteQerifd^ tbcltig gnoefen tsat.
3n ber SBei^nad^t beS 3abred 1695 etOfd^lief er im
alter bon 76 äo^ren unb 4 SRonaien. X^omöjfm,
beffen immensa atque inexhausta emditio
(^urter) in geijHid^en unb tbeltli(^en Iheifen bei
munbert tourbe, galt aud^ aUgemetn alS ein Sof
bilb d^riftßd^er Xugenben; namenfiidd eignete ^m
eine gro|e g^riebfertigfeit, bie i^n immer antrieb
p berföbnen, aber au^ Urfad^e mond^er Prüfungen
m feinem Seben »urbe. (Sgl. Brettes, Mano-
Scripts in^dits de Thomassiny Paris 1872;
Ingold, Essai de Bibliogr. Oratorienne, Paris
1880—1882, 170 BS.; Sb. Xbomap, £om§
be Xbomaffm, ber gro|e Xbeologe Stonheid^i
u.f. »., ÜRünd^en 1892; Harter, Nomend
lit n, 2. ed., 410 sqq.) [iSfy. ZbomaJfmJ
%t^amisvms nnb ^ü^mns btipen bie
gn)ei an bie 92amen unb bie Sebren beS I^L V^rxu^
bon 9quin unb beS äobormeS S)unS 6cofatS
(f. b. Srtt.) fid^ anf d^Ke^enben SRid^tungen auf bnn
®ebiete ber fatbolift^en Speculation. Cin alteret
®egenfa j^ gttifd^en ber an platonif d^-augujlinif^
S)entmonben treuer feftbaltenben SranciScaner«
fd^ule unb ben feit Slbert bem ®ro^ unb
Xb^maS fireng arijloteKfdden 2)omtntconem be«
ibirfte, ba| na$ bem freilifl^ etmafi übertreibenben
3eugni{fe bed SobonneS ^edCbom (f. b. 9rL) f4[on
1285 bie beiben Orben in omnibns dubitabili«
bus getrennt maren (Demfle-Chatelain, (ühartuL
üniv. Paris. I, Paris. 1889, 627). 2)ec auS
ber Osforber gftancidcanerf^ute bcrborgegongme
SBilbelm be 2a ÜRare (f. b. %rt.) gob um bieftlie
3eit baS Correctorium Fr. Thomae de Aquino
berauS^ baS gu gablreid^en ®egenf(briften ber
Dominicaner unb anberer ©ele^rtai b^uS«
forberte. an berfelben Sd^ule unb benfelbcn
literariM betoegten Sitten tou^ S)und @cotud
beran, beffen gemaltiger ®ei{l ber gangen Contro*
berfe einen fad^Iid^em Sbotafter, aber aud^ eine
beränberte Stid^tung gab. In midtis D. Tbonae
doctrinam impugnavit, sed hoc cum ma-
gna modestia et nuUa irreverentia (Joh. a
S. Thema, Chirs. iheoL I, Colon. 1711, 147).
^n ben meiften ))bUofopbifd^(n gragen fd^Io| er
fub, tbie Xb^wciS/ ber ari[totelif(ben Senftoetfe on;
aber er ftanb bem @tagiriten freier gegenüber unb
bielt in mand^ fünften an ben bunb Slugn«
ftinud, Sbicebron (f. b. Srtt.) u. 9. beeinflußten
Xrabitionen feined Orbenfi fefl. Sein buri
matbemattjd^ ©tubien nod^ gefd^drfied bitif(H
SBebürfni^ trieb i^n an, unabbangig bon ber
Suctoritat beriibmter Se^rer bie ®riinbe ibnr
Sebren gu prüfen unb feinen feltenen @(batffmn
in ber ftritif ber geltenben Sd^ulmetnungen gu
erproben. 9Benn babei aud^ ouf tbeologifrbefli
1701
Xl^otnifimuS unb ©cotifimttS.
1702
(Sebteie mand^e Argumente; bie Xl^omaS als 99e-
oetfe ober atS Songruenagriinbe aufgefteOt fyxiit,
afd^ättort umtbeit, fo xoat ScotuS bod^ toeit bo-
mm entfernt, bie objecttoe (Seltung ber d^tiftlic^en
^ettinKi^r^üen bejueifeln ober il^ren ibets ein-
engen )tt »oOen; er betonte bielme^r um fo ent«
f^iebener bie Sudorität ber Offenborung unb ber
Air^. Sbenfo menig trieb i^n ber tritifd^e 3ug
fetneB S>enhnS |u einer ffeptifd^en Suff offung oon
bct ma^rJ^tSmod^t befi ®elfteS, tote fie bem
9fa)minaIifimuS (ogl. b. 9rt Ütominoliften) eigen
mar ; er (otte im Segentl^eil eine l^o^e, f o^ ibeo-
fiftifd^ Suffaffung oon ber 9iealität ber 3)enf-
tit^te. (S)en6o|Donberbo))t)eItenäBa]^r^t]^at
ScotuS nid^t; bie Stelle Beport. Paria. 4, dist.
4B» q. 8, n. 18 ^t einen anbem @inn.) 9Benn
einer feiner Sd^iiler, SBUI^Im oon Occom (f. b.
9ti.), ber Su^ bed erneuerten StonünaliSmuS
tmirbe» unb ein anberer, $etru8 9ureoIuS (f. b.
9rt. Vureoli), öl^nlid^e ®runb{ö^ Oertrot, fo nmg
Ue| )ttnt 2,^eil in ber äbertriebenen ffritif, toie
fie burd^ @cotu8 ge{){iegt tourbe, mitbegrünbet
fein, )um X^eil niu| ed alS Stfidffd^Iog gegen feinen
)tt weit gel^enben 9leali8mu9 erflärt merben. Uebri-
genS neigten um biefelbe 3Ht aud^ l^eroonogenbe
Senler beft $rebigerorbend, mie SuranbuS oon
St ^ur^Qtn (f. b. Srt.)/ 9(rmanb oon Seouüoir
(Armandiia de bello Tisu; f. b. 9rt.)/ Stöbert
^olfot tum nominaliSmud bin. 3mmerbin bil«
bete fid^ im S)ominicanerorben unter bem Sin-
ftuffe )ol^treid(|er 2)ecrete ber (Senerolcopitel, bie
bis W9 13. 3al^r]^unbert l^inoufreid^en , eine
eigmtlid^e @4ule beS l^L SioxMA oiel fd^neHer,
od eine fcotiftifd^e im gfranciScanerorbien. 3u
Vnfong ht§ 14. So^rbunbertS ragten alS Ser-
treta: ber t^omiftifd^en Se^re l^eroor (ogL aber bie
bebetttenb{)m berfelben b. betreff. Slrtt.) ^eroduS
Don 9teb(Ee€, Semarb ®annat^ äol^onn t)on
9ari8, SBUbelm üRacdeSfielb, 3o]^ann oon ^Itoptl,
9etrud gialubanud (f. Feret, La facnli^ de
iliMo^e de Paris etc. III, Paria 1896,
373 BS.). Su^bem fanb Xb^maS in ]^ert)or-
ragenben Sebrem frember Orben rinen iSl^ox üon
Bd^<m, mie ibn anbere mittelalterlid^ Se^rer nie
Semonnen (oben (f. b. %rt. Stomas, ob. 1659 f.).
Inter ben Sd^fllem bed ®cotu8 ftanben ber Sel^r*
ri^jtung befi 9Rrifler8 nabe gfrondScuS ÜRa^roniS,
Antonius Snbred, Solennes Soffolid, 9ltoaru8
$eIaj[o, S^nriScuS be Ward^ia ; ettt>a8 länger ifi
$etru8 be Squila, fpäter ScoteHuS genannt
(Feret in« 312 sa.). S)o| Occom i)^ Doctor
ordtnia, IRol^niS Dootor noster nennt, be*
meitt noÄ nit^t bie (E^iftm) einer förmlid^en
S^ule. ^ert^orrogenbe Sd^uler bed @cotu8, mie
Salter Surbig^, Wo^ ftd^ in mid^tigen ^fragen
on X^omad an. S)a8 (Beneralcapitel ber granciS-
coner ju Soborg 1337 befahl ben Sectoren nur,
ben dioÜB antiquorum et approbaioram Do-
etonim, prent aecondom Deum et veritatem
potenznt, ^ an}ufc^lie|en (Chronologia Sera-
phiei Ordinia I, NeapoU 1650, 51). 92ad^
aBabbing (Opera Scoti I, Lugd. 1689, 38)
möre fogar bie Selbftänbigfeit bed SenfenS unb
bie facultas suis obsistendi eine mertbtiolle
Sigentl^ümlid^Ieit ber gftandficanertl^eologen ge«
mefen. 3m meitem 9}erIoufe beg 14. ^^x^
l^nbertd, bad im aillgemdnen einen 9tiebergang
ber Xl^eologie mit ftd^ brad^te (Denifle-Chatelain
ni, praef. IX), ftanben jmar bie Xröger bdber
Orbendfiberlieferungen im Stamph miber ben
9lominaliSmug }ufammen, gerietben aber aber
dnjelne tl^ologifd^e Sel^punfte, oor Sflem über
bie unbeftedte Smpfängni| (f. b. 9rt.), in immer
lebhaftere Streitigfeiten, bie geitmeilig bem Sn«
feigen ber Orben großen Sd^ben zufügten (De-
nifle-Chatelain lU, 514; Feret lU, 151).
9lid^t unberül^rt oon ber nominaliftifd^en Strö-
mung feiner S^ü U)anbte fid^ Sol^neg ®erfon
(f. b. 9rt.) gegen ben ubertdebenen fcotiftifd^
StealiSmuS unb fud^te jmif d^en ZbomaS unb Sco-
tug }u vermitteln, inbem er bie f^rancigcaner auf
ben |l. fBonaoentinra (f. b. 9rt. U, 1025) aI8 SBor-
bilb ibrer Stubien aufmerifam mad^te. 3n ber
3:^ ^nben fid^ im 2aufe beg 15. 3al^tbunbertg
l^erDorragenbe Kommentare }u ben Sentenjen ad
mentem 8. Bonaventorae et Scoti, fo oon
SBilbelm SSorilong, Stepban Srulefer, neben ben
fireng fcotiftif(ben SBerlen eineS 9licoIaug be Or*
belUg, ®erarb oon SSrian^on, Antonius Zrom-
betta u. 9. 3)ie Xl^omiftenfc^ule erbielt in ber
erften ^ölfte beg 15. 3a]^rbunbertg eine firaffere
Sammlung unb Erneuerung burd^ 3o^neg
SapreoIuS, ben princeps Thomistamm, ber bog
Softem beg |I. Zl^omag nid^t nur gegen bie ftritil
beg Scotug, S)uranbug, Sureolug, fonbem aud^
gegen bie frderen Deutungen ber Xb^n^ifttn
Jßdubanug, SBemarbug u. 9. t)ertl^big^ ®e-
Ugentlid^ ber Oerfud^ten UnterbrüdEung beg 9{omi-
naiigmug burd^ Submig XI. (1474) lefen mir,
ba^ in ber gf^ube l^ieruber Xl^omiften unb
Scotiften, bie fonft immer im Stampft lägen,
einig gemefen feien (Feret IV, 127). Ueberbaupt
fd^etoit fid^ gegen Snbe beg 15. 3a^bunbertg dne
einbeitlid^r gddtete fcotifüfd^e Sd^ule gebilbet )tt
baben (Wadding L c. I, 33), mie bemt aud^ aug
iener 3^t guerft dgenUid^ Kommentare }u Scotug
oon aRauritiug a Ißortu, Sfrancidcug SQd^tug,
betrug Xartaret (Og(. SQBemer, 3obanneg S)ung
Scotug^ 9Bien 1881, 17) unb gal^Ireid^e 2)rude
älterer Sd^üler beg Scotug (fo ber Sentengen"
commentare oon SRa^roniS, Sureolug, Saffolig,
Ißelaio, Sorilong) fef^ufteOen fmb. S)ag ®eneral-
CQpM IM Xemi 1500 fd^reibt in feiner Stubien«
orbnung bie Sentengen aß Sebrbud^ t)or cum
^aestionibuB Doctoris Subtilis ; aber, ba nid^t
ieber ad acumina Scoti idonens fei, geftattet eg
aud^ ftatt begfelben 9lle|anber oon ^aleg, Sona«
oentura, 9Ra))ronig unb Slid^arb t)on 9RtbbIetomn
(Chronologia I, 163). grfl in ben Statuta
beg fiapüdi oon SaOaboIib 1593 mirb ber 9n-
fc^Iug an Scotug gur ${Iid^t gemad^t unb nur
für Sonatientura dne 92ebem)orIefung ge|lattet
1708
Xl^omiStnuS unb ©cotiSmul
1704
(Chronologia I, 400 sq.; tgl. (Sf^xlt, in ben
©timmcn au8 SWaria-Saa^XVIII [1880], 293).
@o ging mit ber tnäd^tigen Erneuerung beS
Xl^omiSmuS (f. b. Slrt. %S)oma%, ob. 1660), bie
beim beginne ber neuen 3eit t)on ^rid unb Sala-
mancQ ausging, eine SBelebung beS Scotidmufi
f)anb in ^onb. Sie l^erüonogenben S)enfer, mit
benen ber äefuitenorben fo glöngenb feine miffen«
fd^aftlidde Saufbal^n eröffnete, fteQten fi^ im
©onjen auf ben 99oben ber t^omiftifd^en fiel^re,
in ber fie einen ))ofitit)em unb treuem 9IuSbruct
ber fird^Iid^en Sel^rentaidlung fallen, afö in ber
me|^r formalen unb fritiflrenben fcotifüfd^en Sel^r-
n)eife ; SRänner toie XoIetuS, SSiaSquej, @uare),
Salentia, Xonner (f. b. 9rtt.) u. %. möl^lten bie
Summe bed l^L Xl^omaS aI8 ©runblage il^rer
gelehrten %bl(ianblungen. Sber ber Sorfd^rift unb
bem ®eifte il^rer @tubienorbnung mie bem freiem,
on ber ©efd^ic^te ber 2^eoIogie orimtirtm toiffen-
Maftlid^en IBebürfniffe ber Seit folgenb, mol^rtm
{ie ftd^ in Sinjelfragen oud^ Xl^omaS gegmüber
eine felbftönbige Stellung unb gaben in mand^en
^i^m ben ^nftd^ten beS @cotud bm 93or}ug
(SBemer, gfrang Suare} I, 9tegen8burg 1861,
172 ff.), fo ba| fie bem altem ©egenfa^e gegen«
aber als Neutrales, qui nee sunt Thomistae
nee BcotiBtae, erfd^ienen (Mastrius de Mel-
dula, Disput, theol. I, Yenet 1698, 186).
3m 16. unb 17. äal^l^unbert gab ed neben ben
t^omifhfd^m aud^ eigme fcotiftifd^e Se^rftüble an
bm Unit)erfitftten ^ri8, SRom, Soimbra, @ala-
monca, Sllcalä, $abua, ^Dia; als )u @ala-
manca 1627 (}U Sltcalä ettooS fp&ter) ber Sd^mur
mlangt xovabt, nid^t oon bm Seigren beS ij/L 9u"
gufünuS unb beS l^L Xl^omaS abgumeid^en, faSS
man nid^t bie fcotiftifd^e Ißrofeffur innel^abe, lourbe
biefe Sorfd^rift Dom Concilium regium Der«
»orfm (Wadding 1. c. I, 25). Unter ben nad^-
tribentinifd^en £]^omiften ftrmger Stid(|tung ragten
l^erüor bie S)ominicaner 9art|i. SÄebina, SBanej,
Snoareg, SemoS, SebeSma, 9){offouIiö, Solennes
a @. ^I^oma, ®onet, ©oubin, Sontmfon, @otti,
fBilluart; ein bo^^ SBerbienft um bie allfeitige
Sert^eibigung beS t^omiftifd^m StanbpunftcS er-
roathtn ftd^ bie Sormeliten burd^ ibren Cursus
Salmanticensis in summam S. Thomae (f. b.
Vrt. @almanticenfer) ; aud^ bie Sömener ^b^o-
(ogm eftiuS, SBiggerS, S^IoiuS, bie Salgburger
Smebictiner 9tebing, SDtegger u. % ftanben auf
tbomiftifd^em @tanbpunfte. SäefonbereS ^nfe^m
in ber fcotiftifd^m Sd^ule gmoffen ^o\tp^ 9ng(eS,
SonftantiuS @amanuS , SngeluS ißulpeS, $bt-
\\ppu9 Sfaber, bie Srlönber ^ugo SaDeUuS, Snton
§idfäu8, 3o^. ^onduS, femer %% ©miftifft,
SoSco, aB. I^ennci, (Slaubiud graffm, (Sabriel
9o9t)in, @ebaftian 2)u)>aSquier, IhiSper. Ueber-
fid^tUd^e Umarbeitungm ber SBerle beS @cotu8
liefertm S)amian ©eneg (Salmcia 1598) unb
ßteron^muS a SRontefortiiu) (9lom 1739), atpba-
betifd^ angelegte ^poxatt ]u @cotu8 Antonius
be f)^8 (S^on 1580) unb grang a Sorefto I
(Smebig 1690). IBal^mb bie meiflmftapu}lner
unb einzelne anbere Smxqt bcS SfranciSconer«
orbmS ftatt @cotuS Sonaomtura fc^leti^t^in }u
ibrem ^üf^ttt erform (S^eebra, SogmatS I,
450), fteEten Slnbere bicfiel^rm ber gtoBm^ton*
ciSconertbeoIogen }ufammm (fo bie beS Sl^onber
Don ^aleS, SonaDentura vl €cotuS; M. Hauzeur,
CoUatio totius theologiae, Paris. 1646 sqq.).
Sine %uSgleid^ung ber }Unf (^ biefm unb X^omoS
befie^mbm S)ifferm}m Derfuc^ten SonjL @ar>
nanuS (Conciliatio diludda omninm ooniro-
versiamm inter Thomam et Seotan, Bomae
1589), ^6f^. be Staba (Oontroversiae inter
S. Thomam et Sootum, Yenet 1599), 3o^.
SalemmbetCDecisionesphilosophicae, MonaeL
1644), SRarcuS o SSaubunio (Paradisna theo-
logicns, doctonxm angelici, seraphici et sab-
tilis fönte irriguosy Lugd. 1673). 2)ie ffii(be>
aufnabme ber fd^olaftifd^m Stubim in unferem
Sa^rl^unbert ift in erfter Sinie bem l^L Xl^omoS
zugute gefommm; ber SfrandScanerorbm folgte
biefer 99emegung unb ging jugleid^ auf eigme, nie
Döllig Dertaffene Zrabitionm farii, Übm er
ftatt @cotuS bm % 9}onaüentuta ^ ber bem
^L £]^omaS unglei^ uü^er fte^t, s^^ SRittel*
puxiht feiner @tubim mad^te (Prosper de H ar-
tignö, La Scolastiqne et lea tramtions firan-
ciscaines, Paris 1888; S^rle, S)ie neue Sc^Ie
bed b^. SäonaDentura [in Duoracc^i], in ben
Stimmen aus aRaria«Saad^ XXY [1888], 15 ff.).
3n ber micbtigftm fjfrage ber bamaligm $4iii>
fo))|ie fteDte @cotuS bem gemä|igtm ^ealiSmud
oeS IjiL XbomaS bm fogen. |$ormaIiSmuS gegen«
über. 9lad^ Xl^omaS beft|t baS universale m
re fein non bem Singelmefm nerfcbiebeneS
actueüeS 8ein ; auf ®mnb Don ber (SIeicbtfeit beS
SBefenS mirb bie mirOi^e Sinbeit Dom aJnleOed
(ante unb post rem) l^orgebrad^t. 2)Qgegen
fud^t ScotuS baS SOgemeine in einem l^bOfM^^^
Sufammenbang, in einem bie Singelnefm Der«
binbmben ®muS, baS als njirUitbe (Sinbeit Don
bm SnbiDibum formaliter Derfd^iebm ifL SDie
confequmte Verfolgung biefeS 9tealidmu6 filbrte
gu einer SBeroielfältigung ber gormm eniffrcd^nb
ber logifd^m Sbftufung ber begriffe unb mn|tc
fd^lie^id^ bm ®^nfm na|^egm, bü% ber dl*
gemeinfte SBegriff beS @einS ein augmicineS
fad^lid^eS Subftrat DorauSfe|e. 9nlhu)ifmb mt
eine bei SlDicebron, SonoDmturo u. 9. I^errf^be
Vnfid^t nabm ScotuS tbatfäd^lid^ ein BcmiffcS
Subflrat für bie gefd^bpflid^ Seit an in ber
materia primo prima, an ber ni^t Uo^ bie
Ibrperlid^en, fonbem aud^ bie geiftigm ffiefm porti«
cipirm foQen (Dgl. ffleutgm, 2)ie $büofopbie ber
Sorjeit I, Smfinfter 1860, 278 ff. ; 6tMl, »ef«.
ber $bUof- beS SRittelalterS H, SRain) 1865,
789 ^.). 99ei biefer Suffaffung bäftt baS Um-
DerfeUe, toa^ eS on Siealitat ^innt, an SBurbe
unb SBebeutung ein ; bie £inbett, bie tbontoS nur
in bm @efe^, bm Dorbilblicbm $rinritrim ber
Singe erblidt, ober ebm be^^ bun^ouS auf
1705
Xl^omiSmuS unb €coti8mu8.
17G6
bcn (Brifl grfinbei, liegt bei €€0tu9 in ben S)ingen
felbß, ttuft ober borum (^afpc, in bie Jtlaffe
materieller Sufontmenl^ge l^inabjujinfen. ^olQtß
ri<bttg Uffü @cotud »eiter, ba^ bie formen ed
finb« toel^e bafi allgemeine Sein in immer
cngeten ffreifen bis )ur änbiDibualf orm l^in beter-
mmiren: boS principium individaationlB liegt
nid^ in oer SRaterie, fonbem in einer bad fpeci-
fifd^ Sein §um esse reale et inconunnnica-
bOe contra^irenben ßntitöt. S)er hierfür ge-
ptägjtt SuSbrud haecceitaa flnbet ftd^ nid^t erft
bei f^öteren Scotifien ($bUo(op]^. ^ol^rbud^ I
[1888], 450), fonbem fd^on bei @cotu8 felbft
(Bop. Paria. 2, d. 12, q. 5, n. 8). SBeil
Scotud bie oflgemeine SEßefenl^ett mebr in natur*
^ften Sejie^ungen fud^t unb il^re Serbin-
bimg mit bem ®ei[te lodert, nirb er baju ge«
brSngt, umgefel^rt bie reale Xragtoeite ber im
0ei{le nibenben Segriffe obtufd^tood^en. SEBo
X^mad obne 3aubem au8 ber SBerfd^iebenl^eit
ber getftigen Segriffe auf eine Serfd^tebenbeit ber
»ealitäten fc^ßegt, oerfte^t fid^ ScotuS in ber
Regel nur )ur ^nnabme einer rationalen ober
formolen SBerjd^iebenbeit ; too %^Dma% aus ber
3bee ®otted ober ber (Sefd^dpfe eine metapb9pfd()e
ober etbifc^e SBabrbeit mit aSer Sid^er^eit folgert,
finbet Scotufi einen f old^en ibealen 3uf ammenbang
fdtm bemeiSfrSftig. 3e mebr SbontaS in ber
SbStroction p aSgemeinerenSegriff enunb (Srunb«
fdj(en oufftetgt, um fo näber loei^ er ^d^ ber
iDobren SBifjenfc^ft, tteil ibm bie 3been gugleid^
olfi fd^dpferifd^e , bie SBirflid^Ieit bebenfd^enbe
9lonnen uorfdJitDeben ; bagegen füblt fid^ ScotuS
um fo fidlerer, jie mebr er aud ber ^p^üxt ber
oDgemeinen 3been fid^ ber concreten SBirtlid^feit
nähert, »eil ibm bie 3been meniger als ®e{e^e
benn oIS OUglid^feiten beS SBirflic^en erfd^einen.
flud^ bie bö^fte Sbee, bie beS ®uten, beft^t bn
ibm nid^ bie ihaft, aus fi^ ibren SoOgug im
SBiOen, ber bie reale SeinSorbnung beberrfd^t,
bun^Sufe^ ; ber äBille beft^t allen SorfteÜungen
ber Crtenntnig gegenüber bie gfreibeit ber Selbft-
beftimmung. ^iefe übertriebene Setonung ber
Sreibeit ift ein d^aralteriftifd^er S^i, ber überaQ
bei ScohiS koieberfebrt. S>er menfd^lid^e aSUIe
mirb loeber auf Srben bur^ bie 3bee ber @lüd(-
feligfeit, nod^ oudi im ^immel burd^ bie %n»
fd^ung (BotteS beterminirt; er ift DoDtommen
unabbängig oon ber Vernunft, greift umgefebrt
mäd^tig fai ibre Sb^tigf eit ein ; er übenagt fie an
ffiürbe unb Sebeutung, ba fomobl bie ftttlid^e
SSolIfommenbeit mie bie enblid^e @elig{eit loefent«
Ii(^ in einer aBiOenStbötigfeit, ber Siebe, beftebt
(BotteS SBille ift freilid^ burd^ bie oolUommene
Skfenbeit ®otteS, mit ber er ibentifd^ ift, beftimmt;
ober, maS bie einjelnen Slatbfd^lüffe unb ®efe^
(BotteS anlangt, fiebt bie mefenbafte (Büte feiten
bei ^ibeit eine Sd^ranfe. @o merben bie notb-
»enbigen Sefianbtbeile beS Sittengef ej^S f ebr ein-
gefcbrftnft (ni^t, xoit bdu^g bebauptet toirb, ge»
Iftugnet), bie innere SBegrünbung ber ^eilStoabr-
betten üerliert ibre fiberjeugenbe ftraft, bie ganf e
Xf^toloiit erfd^eint meniger als tbeoretifd^e mte
als praftifd^e äBiffenfd^aft. SS lä^t jid^ nid^t
Uugnen, ba^ biefe ßntmertbung beS Sugemeinen
gu ®unflen beS Snbi^ibueQen, bor Semunft gu
©unften beS inbeterminiftifd^ gefaxten SBiuenS,
aud^ eine pofttioe S)t8pofttion für ben neuenoad^en«
ben 9lominaliSmuS btlbete (ogL äBiEmann [f. u.]
n, 514). — 2BoS fobann bie toid^tigften t^eo-
logifd^en Sebrftücfe betrifft, fo }eigt ftd^ in ber
Sebre Don (Bott ber ®egenfafc beiber Sd^ulen fd^on
bei ben Setteifen für baS SDafein ©otteS, benen
ScotuS }mar binftd^tUd^ ber S^iften^ Sinbeit unb
Unenbli^feit, aber nid(|t binfid^tlidb ber SQmad^t
im ftrengen Sinne eine ndtbigenbe Jhaft beimißt
Sd^toierige unb n)enig ergiebige Sontroüerfen
biiipften fid^ fobann an bie §rage na^ ber Unter«
f(beibung ber göttlid^en SIttribute. SBöbrenb bie
^b^ntiften eine blo|e distinctio rationia (cum
fündamento in re) annabmen, lebrten bie Sco>
tiften eine fogen. distinctio formaUs, bie über
iene binauSgeben foQ. 9ud^ in ber XrinitätSlebre
teirb bie einbeitlid^e tSuffaffung beS bl- XbomaS
in etma gelodCert. S)ie iRatur ber (Engel mirb oon
ScotuS äi einigen fünften ber menfd^lid^en mebr
angenöbert, als bie| bei Xf^oxxiai gefc^iebt; er
ftnbet bei ibnen bie erfte SRaterie als generelle
SBaftS beS SeinS, ben intellectas agens alS Ser-
mittler ber particularen CrfenntniHe, eine nid^t
momentane, fonbem fuccef jbe SluSgeftaltung ber
Sittlidgfeit unb ber (Bnabe. S)ie ^ntbropologie
meist Dor Willem bie (Eontrooerfe über bie Sin-
beit ober 9ßebrbeit ber SEBefenSformen auf. 9n
ber altem, platonifirmben Siuffaffung beS Slles-
anber Don ^aleS unb beS bl- Sonaoentura feft-
baltmb, fa^t ScotuS bie beiben SßefenStbeile ber
SRenf^mnatur felbftdnbiger als Xb^maS; Seib
unb Seele ftnb fd^on an fid^, mmn aud^ in Der-
jdbiebener SSBeife, auS gform unb 9)laterie ju-
f ammengef e|t ; bennod^ ergonjm ftd^ beibe gu
einem SBefen, ba bie forma corporeitatis nur
ein generifd^eS, nid^t baS menfd^lid^e Sein mit-
tbeilt. an biefer Sluffaffung burfte bie fcotifiifd^e
S^ule aud^ nad^ bem (&)ncil Don Sienne (f. b.
9lrt.) feftbalten, ba ber bier befinirte Sa(: Anima
rationalifl est per se et essentialiter forma
corporis ni^t bie ^luralitöt ber gormen als f olcbe
oemrtbeilen moQte. Smmerbin ift bie Sinbeit ber
9Renfd^nnatur nid^t fo innig gebadet mie bei
2:b<»naS ; als gfolge baDon jeigt fid^ aud^ in ber
(irfmntni^lebre eine meniger organifd^e Serbin-
bung beS fmnlid^m unb beS geiftigen (Elements
(ogL % Sd^mib, (Erfenntni^ebre I, gfreib. 1890,
448 ff.). 2)ie 9bfd^ma(bung ber 3mmaterialitat
ber Seele erfd^üttert naturgemö| bm Rnn ber
Sett)eife für ibre Unfterblid^fett, meldte baber Sco-
tuS als Semunftmabrbeit preisgibt 3n ber
Sbtiftologie fyxi bie Seftreitung beS tbomifiifd^en
SakeS Don ber (Stnbeit beS SeinS in (Eb^ifto nid(ft
blo^ in ber fcotifiifd^, fonbem aud^ in anberett
Sd^ukn meite Verbreitung gefunben. Siedet oer-
1707
Xl^omlSmuS unb @cottSmu8.
1708
flonben, ließt ber ©egenfaj »entgcr in einer bog»
ntatifd^en S)ifferen) al9 üielmel^r in ber ))]^tlo-
fo))l^tf^en StuffafTung be§ esse. SluS ber ))räg-
nanten SuSbrudSmeife beS 1^1. Xl^omaS Derftedten
aRono))l^fttt§mu8 l^ercmSjuIefen , ift eienfo un-
gered^t, toie 6cotu9 einer f^inneigung )um 9tefto-
riantSmuS }u befd^ulbigen. 9UIerbing9 ifi eS
rid^tig unb bem oben erflftrten (Seifte ber fcotiftifd^en
S^culation entf))re(i^enb, ba^ bad ontologifd^e
©nmbberl^ältnil ber unio hypostatioa bei
@cotuS meniger fruchtbar an ])f9(!^ologif(^en unb
etl^ifd^en Sonf equengen erfd^eint al% bei X^omad ;
fo folgt il^m bie ©ünbeloftgfeit gJ^rifU nid^t au8
ber Son^tution feined SEBefenS, fonbem er^ au8
Seiner DoDenbeten Siebe. %m beutlid^ften mirb
defer Unterfd^ieb bei ber SBfirbigung beS Ser-
bienfteS ei^riftl SBäl^renb Xl^omaS bem SBtden
beS SrlöferS k)ermdge ber I^Qpoftatifd^en Union
einen innerlid^ unenblid^en SEßertl^ beimißt, loie er
feinem onbem rein men{(^(i(i^en Serbienft ||uf ommt,
leitet @cotu8 biefen unenbltd^en SBertl^ erft auS
ber freien Scceptation burd^ ®ott l^er. 3ugteid^
fd^mad^t er babei ben Säegriff ber UnenbUc^fett
fott)o]^I ]^in{id^tlid^ ber @änbenfd^ulb roit ber ge-
leifteten Sfl^ne ab. fjfolgerid^tig mu|te er barum
ben Ba^ beftreiten, ba^ bie Sncomation baS ein*
gige 9Rttte( für eine äquivalente ©enugtl^uung
getoef en fei ; er gel^t alfo in ber ftritil bed t)on i^m
fonfi l^od^Dere^rten 1^1. 9nfelm k>on (Eanterbur^
(f. b. 9rt.) ttieiter als Xl^omaS. SSon Xl^omad
toie t)on ^onoüentura entfernt er ftd^ ebenfaES,
toenn er ald ^aupt^medC ber 3Renfd^n)erbung nic^t
bie Sriöfung ber IDflenfd^^eit, fonbem bie in ber
Sncamation liegenbe Ser^rrtid^ung ®otteS l^in*
fteOt. S)ie flackere, ber m#fd^en Xiefe ent-
be^renbe Suffaffung ber gottmenfd^Iid^en X^dtig«
feit tt)irft aud^ in ber fcotiftifd^en @acramenten«
lel^re (ögl. b. Sri Socramente, ob. 1499 ff.)
entfd^eibenb nad^. Xl^omaS benft ftd^ bie 9)lenfd^-
l^eit Sl^fti als SBedaeug ober Organ ber gött-
lid^en ®naben»irtfamfeit unb fe^t aud^ bie menfd^-
lid^en &ptnhtt ber ©acromente in ein f ^9f4<^"
inftrumentaleS SSerl^öItni^ gur ©nabenfpenbung.
9lad^ @cotuS ifi bie SBirfungStoeife ber Sacra»
mente eine blo^ moralifd^e ; (Sott mirb gleid^fam
burd^ einen Sertrag belogen, mit bem SSottgug
beS fmnlid^en 3(id!ienS bie innere ©nabenmittbei«
lung unfel^Ibar gu tierbtnben. Sie iEBirffamfeit
ex opere operato (DgL b. Slrt. Opus operatum)
betont übrigens @cotuS ebenfo fel^r »ie Xl^omaS.
SBenn man^e @cotiflen in ber Seigre oon ber 99u|e
bie 9leue (f. b. 9lrt.) ni(^t als SBefenSt^eil beS
SacramenteS anerfannten , f o liegt barin an ftd^
feine Unterfd^d|ung ber Steue ; ^ureoIuS g. 93. fte^
bie Steue fel^r bod^/ läugnet aber benno(|, ba| fte
ein Xl^eil beS eigentlid^en @acramenteS, b. 1^. beS
Signum sensibile, fei (DgL 2Bemer, 2)ie nad^
fcotiftifd^e Sd^olaftif, SBien 1883, 397 f.). 2)ie
l^eiligmad^enbe ®nabe (ogl. b. 9rt. @nabe V,
721 ff.) erflört ScotuS, to\t ^nnä) t)on ®ent
(f. b. «rt.), für ibentifd^ mtt ber bem SBiOen ein-
gegoffenen Sl^ritoS, toü^renb fte nad^ Zl^omaS
eine SSerflärung beS SEBefenS ber @eele unb ton
oSen eingegoffenenXugeiibent)erfd^iebenifL Zro|
biefer anfd^einenben Betonung beS etl^fd^ 61^-
rafterS ber ®nabe burd^ ScotuS übt bd ibm bie
@ünbe nid^t benfelben ßinflug auf i^ren Serlufi
loie bei XbomaS; nid^t als causa physiea, fon*
bem nur als causa demeritoria bewirft fie boi
Xob beS ®nabenIebenS. Sie ber @änbe folgenbe
@(^ulb bilbet nad^ feiner Suffaffung ä6er^aii|it
feinm innerlid^ uuDerfö^nlid^en ®edtnfo| )ur
®nabe; eine Segnabigung beS SünberS obne
^aifiai ber @d^ulb n)äre an ftd^ benfbor (ügL
@d^nxine, Sogmmgefd^. ber mittlem 3^^ 9^
bürg 1882, 327 ff. 463 ff. 596 f.). 3n ber 2ebt«
oon ber unbefledten Sm|)fängni| (f. b. 9rt.) bot
bie Steigung beS @cotuS, ftd^ Don verbreiteten
Sd^ulmeinungm ^u emancipirtn, bm bogmen«
gef d^id^tlid^ bemerf enStoert^eften CrfoIg gebebt unb
eine 9[uSgIei(^ung ber gmifd^en ber fird^Iid^
9Biffenfd^aft unb ))rattifd^m Uebergeugung ob*
loaltenbm Sifferenjen eingeleitet. S)qS Srgu^
ment: Potuit, decuit, ergo fecit ift an fii!^ frei»
lieb nid^tS meniger als fcotiftifd^; @cotuS fefbfl
(In 3 Sent. dist 8, q. 1) ge^t aud^ nid^ meitet
als )ur IBebauptung ber ^robabilitot ber SeJ^rr .
S)aS SBi^tigfte mor, ba^ er burd^ Slnerlrnnrnig
beS debitum incurrendi maculam bie ßrUf unoS-
bebürf tigleit 9)2onä rüdFbalttoS |ugob unb in ber
IBemabrung oor biefer SRafel eine Srlöfung im
eminenten @inne nacbioieS. S)a| ber l^L Xl(^omaS
eine berarttge 99egrfinbung gebilligt baben mürbe,
fann mit gfug angenommen mcrben (bie Sfocultitt
SßariS fagt 1387 Don ibm: Quem eredimus
yerisimiliter bonum habuisse sensiim; De*
nifle-Chatelain in, 493) ; ba| er tl^atf ücbtid^ bie
8ebre abgelehnt l^t, bemeifm fomobl feine HBerfe
mie bie übermiegenbe ^Itimg feiner Säfiik, fpe-
rieO i^rer ^u)7tt)ertreter SapreotuS unb Sqeton.
^uf bem Sondl gu ®afel mürbe ber ®egenfa| ber
beibm @d^ulm burd^ bm Dominicaner SobonneS
Xorquemaba unb bm gfranciScaner Sol^neS
oon Segooia (f. b. 9rtt.) in bebeutmber 3Beife
jum StuSbmd gebrad^t — 3n bem berfi^mtm
ffam))fe jmifd^en Zl^omiSmuS unb SRoIintfmuS
(f. b. 9rtt. 93afie) , Gongregatio de amülüs,
aOloUna) b<3ben bie @cotiftm feine entfcbeibenbe
StoQe gef))telt. ^a^ SRaftriuS be 9ReIbu{a (L c
I, 136 sqq. 153 sqq.; U, 23 sqq.) fd^loffen fu^
gfaber, ^onriuS, SooelluS ben SRolintßen, «nbcte,
mie @g]^emma, bm Xl^omiften an. 9{od^ IDloPriuS
felbft muffen alle äc^tm @$üler beS ScotuS eine
SO^telfteuung einnebmm, für meldte er ftd^ auf
@cotuS, SigeriuS, ffiaffolis, !Rea))OliS a 3)ret)ano,
aSuIpeS, @mifing beruft. Sie ®emig^it bcS
göttlid^en SSorauSmiffmS leitm fte nir^t mtt bm
Xbotnifi^ AUS oorangel^nbm 2>ecretm ®otixS
ab, ba fold^e ber mmfd^Iid^m gfreibeit feinm Saum
liegm, aber ebmfo menig mit bm SRotiniflm aus
ber scientia media, mobei ®ott t^öd^tib ^on
ben ®ef(^ö))fen abb&ngig merbe ; ber ®miib ber
1709
Xl^onbrafier.
1710
OciDil^ liege dieltnej^r in ben decreta con-
oonritantia M gdttlic^cn SBiOenS, ber (ra[t
frtna Unenblidjirett oUe gefd^affenen SBBiOen emi-
nentar in ^ entölte unb barum il^ freien
Snif(^bttngen Don Ctoigtett l^er onticipire, ol^ne
fte )tt beterminiren. Sinen ä^nlid^en SBerfud^^ eine
mittlen Ste&ung )U gewinnen, untemal^men bie
fienimnten 6coii{)en be)ugli(l^ beS t^otföd^Hd^en
3iif onunenmirfend aöttlic^er unb menf^Iic^er Sau«
falitoL Sie Snna$me einer impressio divina,
)ic cid aotuB primus ber SelbftbetDegung bed
SBiOenfi t>orQuSge](it toirb abgelel^nt, aber aud^ ber
blo|e ocmeureos simuItaneuB in effeotum actio-
nia Qld nid^t genügenb erad^tet ; mie ber efifectus
birect \o jlefie ou4 bie actio felbft inbirect Don
9nfong an unter bem concursos simultaneus
ber prima cansa. Serglid^en mit ber t^omifti-
\dfm Se^re bebeutet biefe 9{uffoffung (tsie gang
afynliSi in ber £r(enntni|Ie^re Die ißerbinbung
bdB (Beifügen unb Sinnlid^en, in ber @acramenten-
U^ hoA morolifd^e 3ufantnientt)iden pifd^en
a^DÜ unb bem 6()«iber) eine SRilberung oeS 9lb-
l^ngigfeitSDerbaltniffed gtoifd^en causa euperior
itnb inferior; an @teQe ber inftrumentalen ober
orgonif(^en Unterorbnung tritt eine 9lrt oon ptä»
^bUirter ^lormonie, bei ber bie niebere fifraft
gar toon ber l^5(eren umfd^Ioffen, aber nid^t tl^r
erf}eug ober Organ ifL SBieberl^oIt lö^t ftd^
an ben aufgejöl^Itm S>ifferen}punlten bie SBe-
merhmg mad^en, ba^ X^omad bie burd^ bie 93er«
mmft ober ben (Stauben nal^egelegten Unterfd^iebe
unb (8egenfö|e in größerer ©c^örfe befielen Ia|t,
ober bennocb t)ermöge feiner organifd(ien 9luf-
folfung eine oofllommenere Sinbeit ergielt als @co-
tuS, ber Jene ®egenfö|e oon oornbereüt abfd^möd^t
Sie t^miftif (^e Soctrin bean{pntd^t be|$i(b eine
gr5|ert ffraft bed S)enfenS unb einen l^dbem 9uf-
f4ttnrag be§ (BlaubenS, mogegen bie fcoHftifd^e
eint gcmiffe £ferablaf|ung gu ber @d^U)öd^e bed
simf^Iü^en Senfend unb (Staubend einfd^tie^t
unb bofär bie ^attifd^en Slufgaben befi äBUtend
((Be^rd^ unb Sieben) in ben Sorbergruiü) ftellt;
man fdnnte auf ben biftorifdjien ©efammtd^oratter
ber beiben Orben als parallele bintoeifen. 2)ie
Dorn 6€oti8mud ouSgeldenbe ffritif beS Zl^omiS-
mui toar fär baS (Bange ber Xl^eotogie be^b<^
toon SBertb/ toeit fte bie (Befal^r einer (Srftarrung
unb Serfnfld^ng, bie bad jurare in yerba
nagiatri fo tetd(|t mit ftd^ bringt, feml^iett,
ff^mdiftere fünfte beS tbomiftifd^n Se^rgebaubed
oufbed(te , bafär aber bie Ihaft unb (Brö^e beS
ganjen SoueS um fo gtcbtgenber an'8 Sid^t fteHte.
pr unfere Seit, bie aufs 9teue il^re Sorbilber in
ber Slüteaett ber @d^otaftif fud^t, bient baS SBitb
irner gcn}attigen ftämpfe als mertbooller Seteg
ffir bie (Snergie beS SenfenS unb bie gfreibeit ber
imifenfd^ftli^en93ett)egung, toetd^e unbefd^bet ber
Rein^it bcS (BlaubenS ben fird^tid^en Senfem
geßotiet toerben (ann, mobei freitidb bie gefd^id^t»
lic^ 9tuSgtei(^ung unb {Ru^anmenoung <,lBona-
t^entura neben Xl^omaS" ftatt «,@€otuS gegen
Xf^mai" (f. ob. 1704) nid^t gu flberfel^en i{t
(93gL au|er ber bereits dtirten Siteratur nod^
Srbmann, in ben Xbeolog. @tubien unb Jhitifen
1868, 429—451; Somer, in ^erjogS Sleal»
(Enc^n. m, 2. «ufL, 785 ff.; Sd^neib, Sie
fförpertebre beS 3. SunS ScotuS u. ibr 93erbättni|
gum XbomiSmuS unb 9ltomiSmuS, 9Raing 1879;
Yaoant, La thöorie de la oonnaissance eelon
S. Thomas d'Aquin et selon Duns Scot, in b.
Annales de philos. chröt. XXI [Paris 1889],
1 88. 185 88. ; SBiUmann, (Befc^. beS 3beatiSmuS
n, aSraunfd^meig 1896, 505 ff.; ©iebedC, Sie
SBifienSIe^re bei SunS @cotuS unb fnnen 9lad^-
fotgem, in b. Seitfd^rift ffir püofopbie 1898,
179 ff.; ©eeberg, Sie Sufetcbre beS 3. SunS
@cotuS, in b. „Sbbanbtungen, 9t. oon Oettingen
gemibmet-, aJlund^en 1898, 171 ff. 9läbereS
über bie eingetnen Vertreter beS Sb^^i^n^^S unb
@coKSmuS f. bei Quötif-Echard, Scriptt
Ord. Praed., Paris. 1719—1721, 2 voll;
Wadding, Script. Ord. Minorum, Bom. 1650,
unb Sbaralea, Snpplem. Script. Franc, Bonu
1806.) [WauSbac^.]
S^otibtattor, armenifd^e, mit ben $autt-
cionem (f. b. 9trt.) oenoanbte @ecte, mürbe um
840 t)on bem Saien @embat geftiftet, ber unter
bem fßatriard^en Solennes V . Ooaiegi oom Sorfe
Xb^nbrof aus (fübmefttid^ oom Strarat) feine 3n-
tebren verbreitete. Sr unb feine @enblinge oer-
ful^ren öu^erft oorftd^tig ; fie l^ielten ibre i^drefie
mögtid^ft geheim, f))ielten ben Seuten gegenüber,
metd^e fte fid^ atS Opfer erforen, iebeSmat bie
SRoUe, bie beren Steigung am bejlen entfprad^, unb
mad^ten fie erft aSmötig mit ben eigentlid^en ®e«
l^imlebren belannt. !Rad^ f))ateren Serid^ten (DgL
ben SBrief beS ftird^entel^rerS ®regor oon 92arfl
[geft 1003] bei Xer-a)tfrttfd^ian, Sie !ßauliüaner
[f. u.], 130 ff.) bepanb bie ^pe in ber Ser-
merfung ber ^rieftermeii^e, ber Saufe unb (Som-
munion, ber AreugeSüerebrung, überbau))t beS
augem (EuIteS, unb überbie| ber &^ ; an SteUe
ber te|tem trat bei einem %^tüt ber Stbonbraüer
„freie Siebe". Sid^tig ift, ba^ nad^ einem 93e«
rid^te auS bem 11. äabrbunbert fid^ bei einem
^u))tgix)eige ber @ecte bie manid^äifc^ Sd^eibung
fmifd^en SoHfommenen unb UnDoÜlommenen oor»
anb. 9tamenttid^ im 10. unb 11. Sob^b^nbert
gemonn bie @ecte, bie nad^ neuerer Slnftd^t ibrem
Urfprunge nad^ mit ben SReffalianem (f. b. Strt.)
gufammenbdngt, eine Verbreitung, metd^e für bie
armenif d^e ftird^e gef dl^rtid^ mürbe unb belb^Ib gu
titerarif(ber SBefdmpfung unb gemaltfamer Ser«
fotgung ber ^aretifer fiibrte. Um baS 3abr 1000
mirb ein 9if (bof Sacob oon ^arf (Siftrict gtoif d^en
@äb«<Supbtat unb SBanfee) ermclbnt, ber, megen
^refte oom ^atriard^en SargiS (992—1019)
(ägefe^, na(^ mebreren grrfa^rten bei benX^on*
brafiem 9ufnabme fud^te, febod^ angebtid^ oon
ibnen gurüdgemiefen mürbe. 3m 11. SKibrbunbert
merben als j^u))tji|e ber Secte ffafd^e , ßbnun
(S^uS im ie|igen ^^fd^if (Srgerum), Xl^utail
1711
Xl^ora — Xl^orner SBIutgeti^t
17ia
(fan S)i{irict SRononaR in ^od^onnenien) unb
Xl^onbro! genannt S)amalfi (um 1060) loirfte
(Bregor 9Ragiftro8, ber mifi ber alten armenifc^en
tbeufamilie ^ßi^Iaouni flammte unb loiferU^et
etattl^alter im b^jonttnif c^en 9nt(e{I t)on BOtefo«
tootamien toox, in SSerbinbung mit ben SStfd^öfen
ffit bie Sudtottung bet X^oi&rafier, Don benen
ctnw 1000 ^ taufen liefen. SS gelang {ebo^
nid^t, bie @ecte böSig }u Detnid^ten ; benn um bie
DUtte be8 12. 3a(ti&unbert6 ertsai^nt SiMof 9lei>
!c§ (bet \pöktt Satrianl^ 9lerfe8 IV. CloienftS ;
• b. 9x1) unter ben im [Qtifd^en 9Refo))otamien
DeAteiteten @eäen oud^ bie Zl^onbtafier. 9e-
S' j^nenb ffit bie Sebeutung biefer ^firetiler i{t
%ftotkiä)t, ba^ fie in bet Srinnenmg ber Ar-
menier ^Die @ecte'' fd^Ied^tl^in blieben. 9hd^t o^ne
(Brunb Dermutl^et Xer-aiarttfd^ian, bie Xl^nbroüet
feien mit anbeten armenifd^en Sufitsanberem nad^
S^raden (namentlich SMfiippoptl unb Umgegenb)
gdommen unb litten bort an ber Sectenbiloung
tl^genommen, toeld^e f)>öter unter bem Shunen
fltttl^arer in aSetleuropa Verbreitung fanb. 9{od^
nngetoi^ bleibt eS, ob bie gegenmSrtig X^onbralier
Senannte @ecte im (ruffifd^en) XronSfoidapen mit
cn alten Xl^onbraKern gufammenl^ngt. @ie
fiommt aOerbingS auS bem Sejirle C|nud, einem
^ouptfljfe ber alten Xl^onbratier, too fie 1780
Don einem ormenifd^en Slbenteurer, einem „$rie{ler
äol^onncd'', geftiftet be}to. }u neuem Seben ermedtt
vmrbe. 31^re religiöfen 9nfd^uungen ftimmen
Dielfad^ mit benen ber alten @ecte überein ; iebod^
1^ ber genannte fßriefter go^nneS bie Xaufe
Uito. SBtebertaufe ber Srttad^fenen eingeffil^rt,
bie er, toie eS fd^eint, bei feinem Aufenthalte in
(Smopa Don ben bortigen Snabaptiften an«
genommen l^e. 9tad^ bem ruffifd^-türlifd^en
ftriege Don 1828—1829 tourbe bie ^ärefie burd^
AuStDonberer auS bem türfifd^en Armenien nad^
AIesanbro))oI unb Umgegenb (ruff. (SouDemement
(foitoan) Derf d^Ie))))t ; bort traten bie Xl^onbrafier
mit ))roteftantifd^en ÜRtffionaren ber 93afiler @tß
feOfd^aft, fomie mit rufj^d^en @ecten, namentlid^
mit ben Don ben alten Weffalianem ftammenben
^rigunen, in Serbinbung unb mad^ten burd^
tfl^rige $ro|)aganba ben armenifd^en ftird^en»
bewürben Diel )u fd^affen. (Sgl. ffr. ffiinbifd^-
mann, in ber [Züb.] X^eol. Quartalfd^. 1835,
58 ff. ; SöSinger, Seitröge jur Sectmgefd^id^te
beS SRittelalterS I, üRänd^en 1890, 26 ff. ; S.
€argifian, Unterfu(^ung über bie manid^fto«i)au"
fifianifd^e @ecte ber Xl^onbrafier, Senebig 1893
[armenifd^] ; Stoxoptt Zer-ÜRfrttf d^ton, 2)ie $au-
Ittlaner unb Denoanbte letertfd^e Srfd^einungen,
2ei|)jig 1893, 82 ff. 123 ff. 130 ff.; ©erf., ®ie
Zl^onbrafier unferer Xage, tn [SriegerS] 3dtf ^t.
für «trdjengefdj. XVI [1896], 253 ff.) [3edL]
99oni, f. Sentateud^ IX, 1783; Xl^ora-
tollen, f. SBibel^anbfd^riften TL, 667 f.
99otiitg (S)5ring), SRattl^iad, f. 9Hco-
IduS D. S^ra IX, 326 unb Sorläufer ber Stefor»
motion.
%^&tuet ^biigiffa^ l^|t boB im 3. 1724
aus Seranlanimg eines ^dbelesceffeS )u £^om
(aBefl^reu^en) an bemlBürgermeifler ber 6tabtimb
neun Surgem DoEaogene ZobeSurtl^, tMJta
unter ben S^0^noffen aulerorbentli^eS 9u^e^
berDorrief, unter bot Sßroteftonten itmer^ mib
au^erbalb Sßolenfi ben größten UnköUIen eriegteunb
bis sur neueren 3<it alS 9eD)eiS für ben fonatij^m
^B ber Sefuiten gegen bie AnberSgUubigm an*
geffi^rt)u»erbent)p[egt lBei®eIegen^einert^o*
^bDrifd$en $roceffu)n auf bem @t 3acobStic4(o{e
)tt Xj^om, am 6onntag ben 16. 3uli 1724, {o&m
neugierige $rofef tanten fid^ une^bietig geoen boS
AIIerbeUigflebenommenb<i^,iDe|^Ibein€i4uIer
beS Sefuiteng^mnafiumS, beffen untere iHaffen an
ber ^roceffion t^eilna^men, einem ))rotepanttf^
ftnaben unb einem Jf auf mannSlel^rUng bie 3Xä^
abfd^lug. Snfalfi^ beffen fam cS )u loeittRn
Reibereien, mobei ber betreffenbe 3cfuitenf4lüler
Don ber Stabtmili) eingefperrt »urbe. %%^
barauf (17. 3uli) Derfud^ten nun bie 3^tt(n>
fd^üler mit SortDtffen beS XectorS bur^ eint
Deputation bie Befreiung ibreS SRitfd^uIetS jn
ermirfen. (ES tarn aber babei }u neuen Streitig*
leiten mit einigen Sürgem, unb ein stoeiter S^äler
toarb Don ber @tabtn>od^e eingefperrt 2)abun^
nod^ mebr gerei)t, fliegen nun bie 3efuiten)5glinge
in ber Stabt me^rfac^ 3)ro^ngen gegen ben Sat^
aus, ergriffen fogor einen proteftanttft^ &^a
beS bortigen fi&btif d^en (BpmnafiumS unb fperrtm
il^ aß Seigel in baS 3(fuitena)Ikg. 9hm fam«
melte fld^ ein 93oIfSbaufe Dor bem SefuitencoScg,
bemarf unter 3)ro^ungen baS SoHeg mit SteiRcn
unb erbrod^ trotbem, ba| ber gefangene &fSkc
ausgeliefert muroe, bie Xbüren. 3m 3tutem Der-
nid^tete Die erregte 9Renge baS üRobUior, jnfd^ug
Altäre unb If anjel trot (»ie bie AnOage belltet)
93ilber ber ^eiligen unb ber aOerfeligften Sung«
frau 9Raria mit f^ü^, toorf fie auf bie 6tmie
unb Derbrannte fie unter Säftenoorten auf einem
Sd^eiterboufen, unb gtt>ar Dor bem ^aufe bcS
aSicebürgermeifterS S^medCe, meldtet ouS feinem
gfenfter ru^ig jugefe^en ^aben foD. £rfi gegm
aRittemad^t umrbe ber $öbel auSeinanber ge>
trieben unb bem fünfftfinbigen Zumulte ein Snbe
gemad^t S)ie Sefuiten erboben om folgenben
Xage fflage bei bem juftSnbigen Affeflorial^ri^t
in SBorfd^au, unb biefeS ernannte eine Commifpon
Don 23 ÜJtitdiebem, loeld^ bie ndt^taen (Er»
bebungen an Ort unb Stelle ma<^ folue. Sie
tagte in Xl^oni Dom 18. September bis 18. Oc*
tober, unb auf ®runb ber Don ibt etngereid^
SeugenDer^öre fanb bie enbgüütge SetQonbbmg
in !ffiarfd^au Dom 26. October bis 16. fßoDember
flatt S)iefelbe enbigte mit ber SBerurtl^tlung beS
SürgermeifierS SlBSner unb beS StcMtgermofk tS
3emede jum Xobe ; ebenfo folltm jiodlf Zl^omtf
Sürger loegen Sturmes ai^ oaS SOofitx, ^[Oänbe*
rung unb Verbrennung Don ^igenbObem (Sdi*
gionSDerle|ung) bun^ baS Sd^mert ffinqmifiti
merben ; Diele Anberen toiuSöm )u <BefiSngni^ unb
1713
Xl^otnet SeHgionSgeftirftd^ — Xl^oulier b'OIiDet
1714
Oelb^en tcruttl^eUt. Sie oerl^fingten XoM»
ttctl^Kil^ fofltm id)od^ erjl Ste^töfraft erlongen,
iDcnn liiut bts Sefuiten }uglei(i^ mit \tifi Sibed-
(dfcm avA htm Soienfionbe bie Oor (Setid^t be«
mi9 cttotefmen SSerge^en oor einer btfonbecen
Sommiffiimbiti^ eine eigend bagu aufgefegte SibeS-
fonncl bcf^mot. & ttat bie| eine bef onbete 9xt
M Slc^tSgongeS, meldte in Solen bei eitoil- unb
(Sriminolfo^en üblid^ tDor. ütadd langer teiflid^
Ufbedegung, bef onberS in Sttoftgung, ba| fie »on
geonerif^iet Seite beS 9Reineibed unb ber tSngabe
foi^dfa X^tfd^en befd^ulbigt toürben, f aS8 fie ben
jotberten 6ib ie^ ni^t leiteten, liefen bie 3e«
büxät einen Saienbruber unb [ed^ abelige
Ibelfer am 5. S>ecember ben Sib fd^mdren.
^krmit »ot bie €enten} il^rem gongen umfange
notl^ red^tiMftig gewotben. 92ur bie ®nabe beS
JMnigft ^tte bie tluSfü^rung inl^ibircn lönnen ;
ober nodj^ am 5« S)ecember mürbe ben IBerurtbeil-
tcn angefunbigt, ba^ fte fi^ bis jum gmeitfolgen-
bat Soge auf ben Xob Dorbereiten follten. Sm
7. Sccember 1724 mürben bann ber 99flrgermeifter
VHnn unb neun Slnbere )u X^om bingeric^tet.
Skr Sicebfirgermeifter 3eme(!e marb auf Sitten ber
9cfttiten unb ber Xf^omn Surgerf d^aft begnabigt.
dtöei ber Serurtbeilten l^ttnt ftd^ fd^on tox^
biird^ bie {pud^t gerettet; einer mar injmifi^cn
(otbolif d^ gemorben unb blieb auf freiem gfu^e :
mobrfi^inlidi b^^ben bie Sefuiten mit SBegug auf
ibn ben Dertangten <£ib nid^t geleiftet. — 2)ie
So&ftredung btefeS UrtbeilS erregte aDentbalben
befonbered tBuffeben, unb bie proteftanttfd^e Snt-
fSpung fam in einer Ungabl meift ))arteiif(i^er
onont^er gflugfd^riften gum Sudbrud. Sßan
sonnte bie^inrid^tung boS „SBIutbab Don ib(>nt'' ;
Me ^ingerid^teten galten oIS „SBIutgeugen ber Ute-
formotion": bie Sefuiten mürben ald bie ^^en!er8-
htn^te'' unb ^^öuengeifter'' begeid^net. S)aS Ur-
tbeil mar gcmi| nod^ blutigem ^griffe bort, allein
c8 mar, tutb borouf lommt gur rechten Seurtbei»
hmg V&tB an, iuriftifd^ unanfed^tbar unb ben ba-
maligen Sied^tdoorfd^riften entfpred^enb. S)er ^o-
gel ifi facbfld^ unb obne bemertbore ^orteinobme
gegen bie Sngrflagten geführt , bie Sted^tdf ormen
^b fhcnge eingehalten morben ; baS competente
Xrtbunol fyA boS Urt^eil geffiflt, ber ftönig ed
bcfifttfgt, 9ta^ bomoligem Siedete flonb auf »e-
ßgionBfretiel , moS ber Zb^nter Xumult obne
Smelfel ifi, ZobeSftrof e, unb bief c Strafe erf cbeint
tääft gu gro^, menn man bebenft, ba^ gu 9(nfong
beS 18. Sabrunbertd megen Diel geringerer 93er-
gd^en SobedurtbeUe oerböngt mürben. 3)a^ bie
9fatri(btung gegen bie (Semo^nbeit unb 6rmar"
tung 9IIer DoOgogen mürbe, ift nid^t ben 3e«
fultcn, fonbem bem föniglid^en f^ofe gur Saft
gu legen, meU er eine SBegnabigung nid^t ein-
treten Ite^. SieDeid^t mollten ftönig 9ugufi IL
unb fein Serotber (Seneral-^elbmarfd^oa ^em-
silng ben gangen SorfaS für ibre |)oIitifd^en
3«oede benu^, entmeber um burd^ bie 9u8füb-
rung beS S)ecreted fidb bie ®unft ber über ben
SleligionSfrebel febr enegten Solen gu geminnen
unb biefe für bie SBobl befi lhtr))ringen günftig
gu fKmmen (fo S)ro9fen, ®ef(b. ber preu|. $oIitit
lY, 2, Sei))gig 1869, 862 ff.), ober um baburd^
bie long erfebiüe Srblid^feit utü) SouDerönitdt in
$oIen gu erlangen (fo befonberft gfr^br^d^omicg
Lf. u.] 95 ff.), auguft IL mu^te ndmli(b febr
gut, ba| le^tereS 3i^I obne bie 3uftimmung ber
euro))äifd^en 9Jläd^te nid^t gu erreid^en mar; burd^
bie Xbomer Ssecution foOte ibnen gegeigt merben,
ba| ber ff önig oon !ßoIen gegen ben einffu^reid^en
9lbel obnmäd^tig unb Vorgänge mie biefen gu
binbem ou^er Staube fei; nur bann mürbe er
bie Siffibenten in $oIen fd^ü^ fönnen, menn
ibn bie oudmärtigen SJUcbte unterftä|ten, in $oIen
eine obfolute erblid^e ^Dlonord^ie gu grflnben.
(Sgl. Don neueren Sd^riften befonberS vi, f^fr^b«
r^d^omicg, 2)ie Vorgänge in H^om im % 1724,
in ber Seitfd^rift bed aSeftpreulifd^en ®efd^id^td-
OereinS, ^eft 11, Sangig 1884, 75 ff.; S>ubr,
3efuitenfabeln, gfreiburg 1891, 579 ff.; Kujot,
Dokomenta cdnosz^ce si^ do sprawy Torufi-
Bki^j, Poznaft 1895 [entbätt 59 mtenftficfe];
a)erf., ®er Zf^ottL lumult, Z^om 1897; g. 3a-
cobi [))roteftantifd^er Pfarrer in Xb^tn], Steuere
Sforf(bungen fiberbodZbonierSIutgeri^t, in ber
3eitf(br. beS ffieftpr. ®efd^id^tSoereinS, ^eft 85,
S)angig 1896, 21 ff. ; S)erf., 2)a8 Zf^omtt Slut-
gerid^t, ^oOe 1896 [^ft 51/52 befi Sereind für
SteformationSgefdbid^te.]) [ÜRicboföfi.]
^1^9tutt '^iÜtliwi^tfftU^ f. Sidputotion
in, 1858 ff.
f Aofep^ta, f. Xofepbto.
tVOtttier b'OIioet, $eter Sofepb^ V
lebrter 9bbö oud bem 18. Sobrbunbert, mar 1682
gu Satins (Sep. Suro) als Sobn eined 9iatbeS
am ißorlament oon Sefon^on geboren unb trat
im mtt oon 16 Sobren (1698) in'8 9lootciat
ber ©efeOfd^aft 3efu ein. S)idter (ebrte er eine
9leibe oon 3a^ren in ben SoOegien gu 9leimS,
Siion unb $ari8 @rammatil, ^umanioro unb
Sb^ioril unb mirfte nebenber ou^ als $rebiger.
2)iefe bo))})eIte Xb^gfeit oeronla^te ibn, bie
Stebner beS StttertbumS, befonberS Sicero, gum
®egenj}anb einbringenber ^tubien gu mod^
3n ber frongöRfd^en ^au))tflabt trat er in freunb-
fd^oftlid^e Segiebungen gu bem S)id^ter SoUeou
unb oertbeibigte benfelben erfolgreid^ gegen ben
bomoIS nid^t ungefdbrlid^en SBerbad^t, oIS ob er
ber Serfoffer einer Satire gegen ben 3efuitenorben
fei; oud^ SBif(bof ^uet (f.b.Sri), ber gro^ Apo-
loget, mürbigte ibn feiner fjfreunbfd^aft 3m 3^
1718 mürbe er Oon ben OrbenSoberen nad(| 9lom
berufen, um bort bie gfortfe^ung ber Historia
Societatifl Jesu gu fd^reiben. Sie Shtrd^rbei-
tung beS imgebeuem Cuencnmoteriatt fagte ibm
^er menig gu, unb er fd^ieb 1716 (oor ben le^en
®elübben) ouS bem Orben ouS. VbU b'Olioet
— ber oIS 3efuit nod^ bem 9{amen eines ObeimS
ftdb P. Xf^DxUxtt genannt b<itte — lebte nunmebr
feinen SicblingSftubien über boS dafftfd^e SIter-
1715
Threni — Xl^uanuS.
1716
tl^um unb Deröffentlt^te oIS fjfruc^t berfeKen ju«
näd^jl eine fransöftfd^e Ueberfe^ung ber @d^nft
Sicero^d De natura deorum mit geleiten 99e-
merfungen über bie Xl^eologie bet gtied^ifd^en
$]^Uofop]^en ; fpfiter folgten nod^ meistere berarttge
Slrbeiten aud feiner gfeber. 9u4 gab er 1722 ben
literorifd^en 3laäHc^ ^uetfi l^erouS, barunter bie
Sibl^nbtung De la faiblesse de resprit hn-
main, totlä^ 1726 t)on ben Mämoires de Tr^
Youx als 5um SfepticiSmuS fül^renb ongegriffen
»urbe; ha man )ugleid^ Glittet befd^ulbigte, er
l^abe bie Sbl^nblung berfälfd^t ober gar unter*
gef droben, fo reinigte er ft4 Don biefem Serbac^t,
inbem er ^uetS 3Ronufcri))t ber fronjöfifd^en Slfa-
bemie vorlegte. S)iefe gelehrte ©efeUfdiiaft l^atte
t^n 1723 unter il^re Slitglieber aufgenommen,
unb tro^ feiner geringen Steigung für l^iftorifd^e
Stubien bequemte er ftd^ ba)u, bie üon $eSi{{on
begonnene ©efd^id^te ber 1637 t>on SRid^elieu ge-
grünbeten Sifabemie }u ergänzen unb t)on 1652
bid 1700 fortjufe^en; bad gange SBerl erfd^ien
1729 )u ^riS in 2 SBönben (neue Ausgabe
$arid 1858). mn ÜRitglieb ber tätabemie fiel
i|m 1746 bie Aufgabe gu, bei ber Sufnal^me feined
frühem @^üIerS Soltaire unter bie ^40 Un-
fterblid^en" bie SSegrü^ungSrebe gu l^olten. W>h6
b'OIioet ftorb gu gSariS am 8. October 1768.
(Sgl. Nouv. Biogr. gen. XXXVIII, 626 ss. ;
de Backer, Biblioih., nouy. ed. par Sommer-
vogel Vm [1898], 6.) [3e<f.]
Threni, f. SeremiaS VI, 1300 f.
S9toit, bifd^öflid^er unb p&p\inS)tt,
f. Satl^ebra.
99ronaf|ftMiett, ))&))ftli(i^e, l^ei^en bie
SRitglieber eined ßoSegiumS t>on Srgbifd^öfen
unb 99i{(i^5fen , »eld^e bei fird^tid^en gfunctionen
unb feierlichen ®eIegen]^itenben£]^ronbe8$a))fted
umgeben. Sie nel^men alfo beim ^apfie etma bie-
felbe @teQe ein, toie bie Somcapitulare bei ben
i)ontificaIen t^unctionen beS Sifd^ofS. 2)ad Col«
legium ber ^l^ronafftftenten ge^rt gur fog. päp^»
Ixäftn RaptUt (Capella Pontificia) unb fielet an
gtoeiter SteDe, unmittelbar nad^ bem CoQeghtm ber
Sarbinöle. 2)ad)elbe fe^t ftd^ gufammen auS ben
^atriard^en unb einer Sngal^l Don Srgbifd^öfen
begm. Sifd^öfen, bie tl^eilS an ber Kurie angefteSt
ftnb, tl^eils auStoärtS refibiren; mäl^renb bie
^ßatriard^en per se gu bem Souegium gehören,
toerben bie übrigen 3)litglieber oom $a{)fte nad^
^Belieben ernannt. 3l^re 99eoorgugung befielt barin,
ba^, mäl^renb fonft frembe S3if(|öfe bei feierlid^en
Functionen bed !ßa^fted au^erl^alb bed mitmirfen-
ben $erfonaI8 ibre $Iä^e l^ben, bie Xl^ronaffi-
fienten ftd^ mittoirfenb betl^eiligen, unb gmar in
unmittelbarer Umgebung bed $a})fted on feinem
Zitrone, im bil^öflid^en Ornat mit puüiale
unb SRitra, ober menn ber $a))ft nid^t felbfi«
fungirt, fonbem nur gegentoartig i{t, mit ber fog.
(ioppa. 3n bem ßmennungdbreDe erflärt ber
^apft, hai er ben Sifd^of mit ben (S^ren ber
Xl^onafftftenten ouS|tatte imb il^n barum in ben
9be(8|}anb erl^ebe unb unter bie Sß^l berienigm
t>er|e^, meldte oon Sltent abftammen, bie betbet»
feitig bem ®rafenftanbe ongel^ören, i^nen ou(^
biefelben Xitel unb SuSgeid^nungen Derlei^e. S)ie
Srbebung in ben @rafenftanb gefd^ie^ aQo mit
9lud(ftd(|t auf bie Xl^naffiftentenmürbe, ba ber
Ueberlieferung nad^ nur Nobilea gur ndd^ften
Umgebung beS $apftee gel^ören follen. fdd $n«
t)i(egittm ertbeilt ber ^{ki)>ft in bem SmenmmgS«
bret>e bem betreffenben 9i|d^ofe boS Xedjjt, in
$rit)atoratorien bie l^ige 3Rejfe gu cdäriien
ober burc^ feinen Roplan celeoriren gu Ia|fen
mit ber SRa^na^me, ba| feine ^u9geno||en unb
bie ber iBeft^ jener Oratonen ber b^ügm
9Repe beimo^nen unb boburc^ ber fonnt&gli|en
fßptd^t genügen fdnnen. ^u^erbem tierleil^ et i|m
baS 9}orred^t, iabrlic(|e ^enftonen Don i^m gu*
fte]^etü)en Seneficien bid gum Setrage non
250 (Solbgulben an anbere Clerifer abgutteten
unb eine gleid^e Summe t>on ben Srträgnijjm
feiner SBeneficien bei fiebgeiten ober teßamcn^
tarifd^ gu guten ßtotdta, für fein Sei^begong*
nig ober an feine %manbten unter SBeo6a($>
tung ber betreffenben fird^Iid^en SBeftimmungen
gu oermad^en. (IBgl. Songen, S)ie romtjc^
Surie, HRünfter 1864 ^ 56; Moroni, Dizion.
XOV, 164 ßgg.) [§. 3. ©(^mi^.]
%l^nanns (latinifirt au§ beX^ou), 3aco6
9 u g u ji , @ef d^id^tf d^reiber unb Ißolitifa: gaSicani*
fd^er Stid^tung, tourbe geboren gu $arid am 8. Oc-
tober 1553 als @o^n e^rifto)»]^ be Xl^u ({pö*
tem oberften Ißröftbenten am ^ßarifer Parlament).
9lad^bem er gu Orleans, Sourged unb Ißolence
(in le^terer @tabt unter bem berühmten SujariuS)
Sted^tsmijfenfc^aft ßubirt ^atte, erl^ielt er buri^ ben
Sinflu^ feiner gfamilie ein Sanonicot on 92otit*
%amt (gu ißarid), bod bifil^r fein O^eim Slico«
lauS (fett 1578 Sifd^of Don S^artreS) inne ge^t
l^tte, unb Iie| fi^ be^golb bie oier niebem SBei^
ertbeilen. 6r fanb nun reid^Iid^ 3cit, gr5|m
Steifen, auf benen er bie Sefanntfd^aft nam^fter
©elel^rten unb Staatsmänner fud^ie, gu unter«
nebmen. 92ad^ bem Xobe feines SoterS (1582)
Iie| er fu^ bagu beftimmen, ben geifUi«!^ Stonb
gu Derlaffen, unb mürbe nun gunat^ß Siequetm*
meifter (99erid^ter[tatter über bie Sittfd^riften),
bann 1588 Staatsrat^. SBö^renb ber Simp\t
gn)ifd^en ber fiigue unb ben Königen ^einric^ IIL
unb ^einrid^ IV« (f. b. 9rt Hugenotten VI,
359 n) ftanb er auf Seiten ber Derbunbeten
Sioi^aliften unb Hugenotten unb leiftete nomentlt^
^einrid^ IV. mistige 2)ienfte. Siefer fd^enfte t(a
großes Vertrauen unb ernannte i^ 1593 gu
feinem Oberbibliotl^etor; gtoei Saläre fpStertoutbe
er ^arlamentSpröfibent, ouf meU^eS %nt er üb-
rigens fd^on feU 1586 bie ^nmartfd^ft botie.
^erDorragenb mor er bei bem (Srla| beS (SbicteS
Don Alantes (1598; f. VI. 864 f.) betl^iligt SBä^-
renb er bier gu (Sunflen ber ^ugenotkn eintrat
toiberfe^te er fid^ mit aller Ihaft ber thtno^me ber
2)iSci))Iinarbecreie beS ConcQB Don Xrient, ba
1717
Zl^uBal — Zl^firingen.
1718
birfelbm ncK^ feinte Slnfid^t bie „Sfrei^eitcn'^ ber
gonkamf^cn ttvcäit berlefateiu Slad^bem er noc^
als SRüglieb einet Commiffion an ber Kebifton ber
UatnerlUdlSflotulen t^eilgenommen l^otte (1600),
tdbmete er fid^ übemriegenb ber SSoDenbung feines
(1593 begonnenen) Uterorif^en ^oupttDerfeS, ber
Hisioriaa wüi temporis , für baS er fd^on feit
3a^r)etnten Stoterial gefammelt l^e. 3u feinen
gel^etoi erf^icnen bie t)ier erften Xl^eUe (^oriS
1604--1608), toeld^e bie ®e[d^id^te ber 3a(re
1546 — 1584 entsaften; in oem fänften unb
legten TkM gebaute er bie S)orfteIIung bis )um
Zobe fHrfairicIs IV. (1610) fortjuffi^ren; er ge-
langte iebo^ nur bis jum Sa^te 1607. Siefer
V)M iDurbe nad^ feinem Zobe (7. 9Rai 1617)
l^enraSgegeben bon feinen g^unben ^etruS $u-
teanuS mib SHgalHuS ({. b. «rtt.) , bie }ugleid^
eine neue 9u6gabe ber frül^eren Sönbe beforgten ;
baS gange Storf, in 138 Sü(^er getl^eilt, er«
f<^en )u Orleans (eigentlid^ ®enf) 1620 in
6 IBänben; olfi bie bejle SuSgabe gilt iebod^
bie Sonboner Dom äal^re 1733 in 7 SBänben.
Sitte frongdfift^ Ueberfe^ung erfd^ien ju $anS
1734 in 16 SBänben. Z^uonuS' ebenfaQS totei-
nifd^ gefd^ebene SJlemoiren, bie oon 1553 bis
1601 reid^en, mürben in ber oben ermöl^nten
SttSgobe ber Historiae oom 3a]^re 1620 mit
obgebrudt (i^ Sed^t^eit mirb übrigens oielfad^
bestritten unb bie Slbfaffung ben beiben |^erauS«
gebem (ugefd^rieben) ; in'S Sfranjöfifd^e überfe^t,
bUben fte einen Seftonbt^I ber 9Remotren-
fammbing oon $etitot ((Collect des mem.,
1* Berie, XXXVU, Paris 1823, 187 ss.). «IS
Sef^i^SoueUe finb namentlid^ bie Historiae
toi^tig, oomol^I Re, mie ungered^te Eingriffe auf
bie ^fie unb ooS GoncU oon Zrient, fomie
bie Soreingenommen^eit für bie $rote{ianten
jeigen, nid^tS meniger als unparteiifd^ fmb.
Segen biefer fird^enfeinblid^en Zenbenj famen
1609 bie bamalS fd^on erf^ienenen Zl^eüe auf
ben römifd^n anbei; baS gange SQBerl mürbe
1757 unter Senf biet XIY. berboten. (Segen baS-
felbe ^tte 1614 ber 3efuit 3o^ann 9){ad^ault
(geft. iVL $ariS 1619) )u 3ngoIftabt eine ©egen«
fd^rift oerdffentlid^t mit bem auS bem l^(. 93em»
l^orb entlel^nten SKotto : Longe plus nocet fal-
SOS cathoÜGua, quam si yeros appareret
haeretioos. (ißgl. Niceron, Memoires IX,
Paris 1729, 309 ss.; 2)ün^, 3)e Zl^ou'S
Seben, @dpA\tm unb l^ifiorifd^e jhtnß^ S)arm-
fiabt 1887; Bnmet, Manuel Y, Paris 1864,
840 88.; Sleufd^, Snbes I, 25, 9nm. 6; U,
192 ff. 881, %nm. 1; de Backer, BibliotL,
notnr. ed. par Bommervogel Y, Brux. 1894,
256 B.) [3ed.]
f^tttot (^a«», Van Goß^X), hn % Z. IRame
einä iop^etUifd^n ober inbogermanifd^en @tam-
meS unb feines StammoaterS, be}eid(inet nad^ ge«
mö^nlid^er Snnabme baS Ileinafmtifd^e fßott ber
Zi&orener an ber ® renje beS fpStem SoppabocienS ;
in ber l^igen @d^ft fielet Zl^ubal immer in
iBerbinbung mit SDtofod^, ben 9RoSd^em ber Claf-
pfer (®en. 10, 2. 1 «ßar. 1, 6. (Jj, 27, 13 ; 32, 26.
38, 2. 8; 89, 1). (Sgl. @d^raber, fteilinfd^r. unb
a. Z. 82 ff.) [»aulcn.]
SMvAöf er (ostiarius), f. OfHariat.
tffttingeii ift bie jufammenfaffenbe 93e)eid^«
nung für baS bon bem rein germanifd^ SoUS-
fiamme ber Zl^üringer bemol^nte Sänbergebiet }n)i>
fd^en ber SBerra (meftlit^), ber Saale bejm. Slfter
(öftlid^), bem ^arjgebirge (norblic^) unb bem
aRain (jfiblid^). S)er füblid^e Zl^ett, beffen Seoöl-
ferung fiarl mit frönlifd^er bermifd^t ift, mirb aud^
fröidifd^eS Zl^üringen, ber nörblid^e, gegen ben
j^ar} }u belegene, föd^ftfd^eS Zl^uringen genannt.
3)aS nac^ ber SöIIemmnberung entftanbene itönig«
reid^ Zl(|üringen fam fd^on balb unter bie ^en«
fc^aft ber SOterominger ; SRitteltl^üringen, meld^eS
aUein fid^ ben tl^üringif ^en 92amen }U aOen Seiten
bema^rt l^at, mürbe nunmehr als untermorfeneS
Sanb in ®aue get^eilt unb burd^ fränlifd^e ©rufen
oermaltet. !Rur furje 3^ erlangte baS iBanb unter
eigenen ^erjogen eine gemiffe Selbftönbigfeit, bie
ftarl 9Rartett mieber aufl^ob. 2>aS Sl^riflent^um
fa|te fd^on in bem alten tl^üringifd^en SReid^e burd^
bie Serbinbung beS ftönigSl^ufeS mit ben aria«
nifd^en Oftgoten fporabifd^ Siurjel ; aber im Wi*
gemeinen blieb bie IBeo5(ferung beS SanbeS bis
gegen baS Snbe beS 7. ^al^rl^unbertS l^eibnifd^.
2)eutlid^ finb bie (Spuren oon ber Z^ötigfeit b«r
granfenopoftel ftilian (f. b. 3lrt.), Soloman unb
Zotimn in Z^üringen }u oerfolgen; urfunblid^ ift
femer im 3. 704 eine ©d^enhtng beS ^ergogS
^ebon n. an ben Ofnefenapoftel SBUIibrorb (f. b.
Sri.) nad^meiSbar, beftel(^enb inSänbereien nörblid^
beS Z^üringer SBalbeS. 2)a^ bie burd^ IKIian be-
gonnene unb burd^ SBi&ibrorbS Vermittlung f ort«
gefej^ aRiffmn in Z^üringen ^^üd^te getragen,
bafur fprid^t beutlid^ @regorS U. @d^reiben an
bie fünf tl^üringifd^en £beln, meld^eS SonifatiuS
biefen übergeben {oUte, unb in mel(|em ber ^apft
fte ob i^rer tobeSmutl^igen Stanbl^oftigleit im
®(auben belobte. ©lei^mol^I ift alS ber eigent«
lid^e ^o{ieI Z^ringenS ber 1^1. SonifatiuS (f. b.
«rt. II, 1072 f.) }u betrad^ten. 3um amttel-
punfte feiner SCßirffamleit ermü^Ite ber ^eilige
bie bamoIS fd^on burd^ il^en ^dferbau empor-
ftrebenbe ^alte @tabt" ßrfurt (Bonif. Ep. 42,
bei Jaff6, Biblioth. rer. Gerraanic. UI, BeroL
1866, 111) unb mad^te biefelbe baburd^ für alle
gfolgegeit §um eigentlid^en Sulturl^erbe unb }ur
^auptftabt ZWringenS (f. b. »rt. ßrfurt IV, 771).
9tad^ bem Urt^eil beS ißroteflanten ©ebl^arbt
([f. U.1 1, 57) l^at ber 1^1. SontfatiuS ^in Z^ü-
ringen nid^t guerft baS ßoangelium berfünbigt;
aber er ^at nid^t aUein l^ier Diele Zaufenbe bem
gangen unb bem l^alben ^eibent^um entriffen,
fonbem 1^ in Imtgem unb fd^menm Stamp]t bie
d^riftlit^e ffird^e in S>eut[d^Ianb über]^au))t auS
tiefem ^erfatte gehoben unb il^r bie bamalS aSein
gufunftsfäl(fige römifd^-fotj^olifd^ ®eftalt gegeben.
3n biefem @inne ift er ber Tlpoftel ZpnngenS,
1719
X^ütingen.
1720
io 2)eutf(i^IanbS gemefen". S)ie Sl^rifHanifhune
bcd etgentlid^en X^äringen tourbe untet itarl bem
@ro^en unb Submig bem frommen beenbet. 2)er
größte %^dl bed nörblic^en Xl^firingen tourbe bem
van biefe 3^tt gegtünbeten Stötl^um ^olbetflabt
(f. b. 9lrt.) untetfteltt. S)ad übrige Xpringen
Savb unter bem äRainjer ßrsftul^I, mit SuSnol^ime
ed ffiblid^ Dom Xl^üringer SBoIbe nad^ gfranfen
^d^ auSbe^inenben Sanbftriti^ed, tDeld^erSBürsburg
gugetl^eitt roox unb aucj^ f&r bie Qfolge babei t)er-
blieb. S)er firci^nd^e Sinflu^ mtf Springen in
biefem 3^itraum ging aber meit loeniger Don ben
8i|d^of8fi(en au8, alS Don ben beiben großen, in
Xl^üringen reid^ begüterten Softem gfulba unb
^erSfelb (f. b. Slrtt). Sber aud^ ber SRainaer ßr}-
ftul^I gelangte fd^on in biefer $eriobe )u großem
(Brunbbeft^ in ben tl^üringifd^en fianben, toelc^er
feine fpätere XerritoriaD^errfd^ bafelbft Dor«
bereitete.
Unter Otto, ^erjog Don Sad^fen (880—912),
lam Springen an bafi ffid^ftfd^ ^u6 unb Der-
blieb über )U)ei ä^^tl^unberte lang Jhonlanb ber
beutfd^en ftönige. 9UIein bie (Saugrafen fud^ten
fd^on toöl^renb biefer 3nt mit Srfolg ibre Vemter
in erblid^e ^errfd^af ten }u Denoanoeln, unb SRainj
wetteiferte mit ben tfflringifc^en @ro|en, bie
Steic^dunmittelbarfeit , in xot^tt fid^ baS Sonb
befanb, gur Segrünbung feiner 9Rad(|t unb feincd
ma^gebenben SinfluffeS auSjunutfen. @(^on unter
ben Ottonen fam baS blül^enbe drfurt in ein 91b«
PngigleitdDerbältni^ Dom Si^bifd^of Don 9Rain),
ber über ba« gid^Sfelb feit 1023 ald Sanbed^err
gebot (f. b. «ri eic^Sfelb IV, 289). - «19 fird^-
ttd^e ßintl^eilung erfc^einen feit bem 11. 3al^-
l^unbert in Springen «rd^ibiaconote, guerft brei,
in Srfurt, Ol^rbruf unb 99ibra ober IBebra im
CdCarbtSberger ffreife, bann gtt)ei »eitere in 2)orIa
bei SDtü^D^ufen unb in ^eiligenftabt ; baS jule^t
(im 12. 3ü]^rpnbert) eingerid^tete Srd^ibiaconat
äed^aburg UHir baS bebeutenbfte Don allen tp«
ringifd^en unb umfaßte 11 Srgprieftern^e mit
mej^r al8 1000 JKrd^en, ftlöftent unb ffa^eUen.
Sommtlidge 9lrd^ibiaconate Springend ftanben
unter einem SEBeipifd^of in Srfurt oIS bem geift-
lid^en SSertreter bed (Srgbifd^ofd ; bejfen teeltlid^er
SSertreter fül^rte ben Sitel SBicebom unb refibirte
ebenfalls in Srfurt. 9n ber Oftgrenge Don Xl^ü«
ringen l^e 968 Otto ber ®ro|e in ÜRerfeburg
(f. b. Sri) unb in SAk 93idtpmer gegrünbet;
Der @^ bed le^tem touroe 1030 nad^ 9{aumburg
(f. b. mt.) Derlegt S)iefe netten @|prengel um-
faßten bie gleiddnamigen, Don Otto begrünbeten
SDtaden uttb begmedften bie (Sl^riftianifuung ber
Sorben-SBenben.
S)ie SteQung XpringenS gum Sleid^e l^e ftd^
in ben Simp\m unter ben le^ ftaifem au8 bem
falifd^en ^aufe toefentlid^ Deränbert. @eit 1129
regierte in Springen ein Sanbgraf mit l^enog-
li^er ®eioaIt; er bot bie ISafaHen attf, ^otte
Sott- unb SRüngred^t, übte bie oberfte @erid^td-
barfeit ouS unb erflredte feine SlmtSgemoIt aud^
über bie Dom Sleidbe belebten (Srofen Don ^ol^n-
fiein, aRanSfelb, (Sleid^en, if öfemburg (Sc^tDor}-
bur^, SmSl^ug!, SBeimor-Orlomünbe vu cu m.
S)ie tanbgräflid^e 3eit toar bie Slüteperiobc Xp-
ringenS. SRit ^einrid^ 9taf)>e ftarb 1247 hcS
lanogräflid^e ^auS im SRanneSftomme auft; im
tpringifd^endrbfoIg^egobftegteberSReiBeii'fc^
9Rar(graf ^einnd^ ber (Erfaud^te über @o^^io
Don Srabant, bie 1264 auf X^üringen Der}i4|tete.
2)ie 9RarIgrafen Don 9Rei|en unb fpateren ihir-
fürfien Don Sad^fen füllten Don ba ab ou^ ben
Xitel Sanbgraf en Don X^üringen. 2)ur(^ SrUd^o jt
unb ffauf gelang ed ben SBettinem, im Soups ber
3eit il^ren tl^üringifd^en 9eft| nod^ betrftd^tlidff gu
Dermel^ren. 3nfo(ge ber Srbt^eilungen im toetti-
nifd^en $au|e mürbe X^üringen öfters oon eigenen
gfütfften regtert, toad bem Sanbe meift }um Segen
mar. 3n ber Sei))giger Xl^eilung (1485), toeUiie
baö ^u8 für immer in eine emeftinifd^e unb
olberttnifd^e Sinie ftKiUete, ei^ielt ber Jhttfurjl
ßmft ben toeitouS größten Xl^eil ber tl^ärtngtf (^
Sanbe ; bie @d^|^enf(^ft über (Srfurt unb bie
beiben Sleid^Sftäbte 9iorb^aufen unb SHül^Ibaufen
foHte er aber gemeinfd^aftlic^ mit feinem Srubrr
ausüben. 3u beginn ber fog. Steformotion mar
Xl^üringenbemna^ ber^au))tfad^enad^ficrfü(^tf<j&.
S)er größte Xl^eil Derblieb aud^ f))dter bei ber eme-
ftinif^en Sinie, nad^bem biefelbe 1547 burd^ bie
SBittenberger ea))ituIation bieJtuntrilrbe Derforen
^tte. — SBaS bie 3a(I ber Stifter unb ftCöjier
unb bie Cntfattung fitd^Itd^en SebenS betrifft, fo
mirb baS mittelalterlid^e X^üringen in biefer ^in-
ftd^t nid^t leidet Don einer anbern Sonbfd^ in
2)eutfd^Ianb übertroffen. WSerftefird^Iid^eerun-
bung in Xl^üringen tonn baS SoDegiotftift €anct
SeDeri in Srfurt ongefel^ loerben. Sie imirbe
DoEgogen im anfange beS 9. äa^r^unbertS. <B
folgen bann im 10. Sal^rl^unbert IHöjier in 9Iorb*
i^]tn, Wemleben unb SBalbed, oue bm Stif-
tungen beS fa((iftfd^en ffaiferl^ttfeS, ferner SoU
legiatftifter in O^bruf, ©roßburfd^Ia , 2)oria,
St. !ßetri in Srfurt unb Sed^urg ; im 11. 3abr-
Imnbert bie Senebictinerßöfter in ^iligcn^bt,
Saalfelb unb Dor Sl&em Seitt^orbSbrumt, bcÄ ber
^irf d^auer Xef orm folgte unb ein Segen für gong
Xl^üringen mürbe ; im 12. Sal^r^unbeci $atilin*
geOe, (Sofel unb Sofau, ebenfallft bem Sene«
bictinerorben angel^örig. Son großem SBetbien{i
um bie SanbeScuItur beS öfUid^en Z^firingen
maren bie gleic^faES im 12. Sa^^unbert gegpin-
beten (Sifiercienferabteien $forta, Soltocoba,
(Seorgentl^al u. a. m. 3<t(Ireid^ unb Don Qcbtu^
tung maren audb bie 9tonnenIIöfler biefeSOibenS
in Xl^üringen. 3n bie Ianbgrafli(^e3eit fallen bie
ffloftergrünbungen ber gfronciSconer unb Domi-
nicaner in f oft dien bebeutenberoi Stfibtoi X^*
ringenS, in Srfurt, (Eifenod^, tRorb^fcn, Im«
ftabt, SRül^Il^aufen unb anbertoo« Vitd^ bie
9ittterorbenberXem))Icr,3o^anniterttnbS)eutfd^
l^erren l^atten betrüd^tli^enSBefilin bot tiftitngi-
fd^en Sattben. Üli^t unermä^ barf bleitei^ baß
1721
ZJ^firnte.
1722
in X^Sringen, entgegen ber allgemeinen fird^«
Il^n Xegel, Sehnten nid^t entrichtet »urben,
nnb ba6 bie X^üringet l^re S^^ntfret^eit aI8 ein
tibetfommencfi Steigt befonberS bem aRainger Srg-
l'^^of g^ciiüber energifd^ mabrten (ogf. 9u8"
ttib, Sombett Don ^tdfetb unS ber Se^ntftreit
)t9l|d^ 3Rain), ^erSfelb unb Z^üringen, 9Rar*
bürg 1879).
Sie fogem Steformation fanb fd^on frfil^ 6in-
Qong in Zl^fttingen. SefonoerS jeidbnete {id^ ber
9atQ Don (Erfuri burd^ Sifer ffir biefelbe au8,
oril er in i^ ein eruunfd^teS aRittel erblidtte, bie
9Rainjer ^errfd^ft über bie @tabt gu unter-
graben. 3tt beginn beS Sauemfrieged (1525)
^tif bie neue fiebre fd^on in einer großen 9n)abl
Don Orten Stufna^me gefunben. 3)er blutige Xog
Don Sronlenboufen emäd^terte jtoar Diele, bie ^n*
fangd für boS ^GDongelium" gefd^nörmt litten ;
olkin Die Don bem ffurfflrften angeorbneten, 1526,
1528, 1529 unb 1532 Dorgenommenen „SBiftta-
Aomn" töumten grfinblid^ mit bem «))a))ifttfd^en
SBefen" auf. & fehlte ni^t an aBiberfpruc^
gegen btefefi getoalttbdtige 93erf ol^ren ; inSbef onbere
Dtrmeigerten bie reu|ifd^n unb fd^margburgifc^en
trafen unb ber gefürftete ®raf Don ^enneberg
ben Sifttatoren i^reS Slfterlebendberm lange ben
<Stngang in ibre ©ebiete; aud^ bie Stetd^ftabt
Wilbrbaufen blieb nod^ auf äa^re bin bem (atbo-
nfcben IBelenntniffe treu; aber ald 1539 mit bem
Xobe bed ^er)og9 ®eorg Don @ad^fen bie Ic|te
mäcbtige €tü^ bed alten @Iauben§ im Ofien
3)eut|d^bmbd gebrod^en roax, na^m bie Steuerung
unauf^Itfam i^ren SBeg, unb ber ffotboliciimus
crlofdb aOmälig gon). ^ie ^roteftanten mußten
fe(b]t betennen, bog bieg ben Sönbem nid^t )um
6egcn ttot: (ä% 1552 Don SSßeimar au8 baS neue
„SBitlbumSbu^' ausging, befanben fid^ Diele
^forrer in ber traurigften Sage, „ohtooffL tS in
Xbäringen faß nur fyitb jo Diel ^faneien nod^
gab M in ber fotbottfd^en Sett'' (®ebbarbt
II, 138). 9uf ben ^ugSburger SleligionSfrieben
Don 1555 ge{iä|t, Der{ud(|te aud^ bie Slitterfd^aft
M 6i4«fe(bed Me lut^erifd^e Sebre ringufübren,
unb fle batte 9nfan^ bamit Srfolg. 2)a8 trdftige
<Hngreifen ber SRainjer ßrgbifd^bfe fflbrte aber
baft 8onb bolb niieber gum latbolifd^en ®Iauben
gurflif . 3n (Erfurt gelang i^nen bad aber nur in
befcbränttemSnage. 2)ermeftfftn{d(|e3friebe(1648)
confolibirte bie beftebenben politifcben unb reli-
^fen tBer^ältnif^. S)er SBiener Songreg (1815)
fubrte SBerfinberungen im Xerritoriatbeft|e l^erbei,
inbem bet furmaingif<be unb ber (urföcbftfd^e 9n-
tbeil Don Xbüringen an $reugen fam unb ber $ro-
Ding €ad^fen gugetbeilt tturbe, mdbrenb bie eme«
ftinifcben ^rgogtbümer fomie bie reugifd^en unb
{(bmargburgifi^en gfurftentbfimer im SBefentli^en
ibrenfrübem®ebiet$ftanbbebieIten.2)ieMn(ben
Scrbaitniffe ber ffatbolifen, beren 3o^I in neuefter
3eit bebeutenb anftäcbdt, {inb fttr ben |)reugifdiien
^ntbeil Don X^firingen burd^ bie Suüe De sa-
lute animamm georbnet, xotlä^t biefen Xbeil bem
SiStbum $aberbom unterjlellt. S>ie 9uIIe fabrt
namentlid^ an bie @tabt ßrfurt (8 ^faneien) mit
3 umliegenben gang fotbolifd^en S)örfem (fogen.
ajlainger ftfid^enbörfem), bie @tabt unb baS S)e*
canat ^eiltgenftabt unb nod^ 9 Sid^felber 2>e«
canate. Sud^ bie neuen, in ber S>iafpora Don
Ißreugtfd^-Xbüringen entftanbenen tßforreien ge-
boren gur 3)ibcef e $aberbom, beren 3uri8biction8«
begirf bie gange $roDing Sad^fen umfagt — S)ie
latbolifd^en ®emeinben beS ®rogbergogtbum8
Sacbfen-Sßeimar mürben burd^ biefelbe SiuIIe
gleicbfaQS $aberbom gugetbeilt; burd^ eine fpätere
Steretnbarung mit ber grolbergoglid^en 9legierung
famen biefelben aber an gfulba. S)aS ^mt ®eifa,
bad erfl 1815 an SBeimar fam, umfagt 11 ge«
fd^Iofjene !atboIif(be Pfarreien ; augerbem gibt ed
nod^ ®emeinben in SBeimar, Sifenad^, 3ena unb
Spolba. eine bem grogbergoglid^en @taatSmini^
fterium unterftebenbe fogen. ämmebiatcommiffion
gr baS fatbolifd^ INrcben- unb @d^ulwefen übt
i% jüs circa sacra (f. b. 9rt.) au8. 3Begen
eined böd^ft feinblid^n IKrd^engefe^d Dom 7. Oc-
tober 1823 unterfagte ber Stf^of Don gfulba bem
Pfarrer Don SBeimar, ber ^Berufung in biefe Com-
miffion aß Statb ber Regierung gfolge gu leiften.
— 3m ^erAogtbum Saqfen-eoburg unb •®otba
unterftebt bte altere ^arrei ®otba bem SBifd^of
Don ^aberbom, bie in Soburg bagegen bem Srg*
bifd^of Don ^Bamberg. SiS in bie neuefte 3eit
malten bort unerquidPIid^e SSerböItniffe ob megen
eines ben Pfarrern aboerlangten unmöglid^en !Ber-
faffungSeibeS. — 2)a8 ^ei^ogtbum @od^fen«a}lei-
ninaen-^ilbburgbaufen bat latbolifd^e ®emeinben
in winingen, ^ilbburgbaufen, Saalfelb unb
@onneberg unb ein früb^^ SU 9Bftrgburg geböri-
edgangfatbo(ifd^eSS)orf3BoIfmannSbaufen. 2)a8
ergogtbum gebort in fird^Iid^er Segiebung gur
)i5cefe SBflrgburg. — ^ie fd^margburgifc^en
gfürftentbümer unterfleben bem Sifd^of Don $aber-
bom. 68 gibt bort (otbolifcbe ®emeinben in 9iu-
bolfiabt, @onber8baufen unb 9mftabt — 2)aS
prftentbum 3leug öttere Sinie unb ba8 prften-
tbum 9ieug füngere Sinie, mo neuerbingS $far*
reien in ®reig unb in ®era errid^tet mürben,
geboren gum apoftolif^ Sicariat @ad^fen (f. b.
^rt.), bem aud^ ba8 jenf eitS ber ®renge beS eigent-
lid^en Xbfiringen gelegene, aber politifd^ gur fdd^*
ftfd^-tbfiringif^en @taatengru))))e göblenbe ^•
iogtbum @ad^fenaitenbin:g unterftebt. (Sgl S.
(. ^. 93ur!barbt, ®efd^id(|te ber {öd^pfd^ ^-
d^* unb @d^uU)ifttationen Don 1524 — 1545,
Seipgig 1879; &. ®ebbarbt, Xbüring. iKrd^en-
gefd^icbte, ®otba 1880—1882, 3 Sbe. ; 9. fymd,
ifird^gefcbicbte Seutfd^tanbS, Sei))gig 1887 bi8
1896, 3 8be. ; Scring, Sebrb. b. fatboIif(ben jc
«irtbenred^t«, 8. 3lufl., 209—216.) [6. ftlein.]
%^ütmt an ben ftird^en erfd^einen Derfd^e-
bentlid^ fomobi im Orient mie im Ocdbent, \d^on
beDor ®Ioden (f. b. 9lrt.) im dff enffid^n fircblid^en
®ebraud^ ^ufnabme fanben. ^^f^n Seftimmung
mar gunäcbft, ben 9lufgang gu Emporen über ben
Xl^ütme.
1724
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Ate Adi n Is golge noc^
fanttoKB an üTd^
Sbe« Z^imne, etnn
in Soiic ein*
ftttmet i|tuibtO"
$0^ bc§9muSintr
pi Zoffl^ Ol €9rim
fatdfldcfiQen X^um
bk ju ^Ad in S^rioi
Sn&mtfn, fi^nOi^
Seit. 9u4 bie @o«
a Coipontinopel (6. So^^.)
6i SitoItS sn 9^0-
5tt||m9niM^rme, @i2omi|
t^nrmdl^nUd^e qua«
bm dier S^iftben ber
9u Xtier ^ fat
otoredtge Xte))))en"
den^ gmei }u
inm SRittelaiifboue
fk^bteeioden.—
M bcr O^ototter Don
; fit ndgtn il^tni
Vnfd^ammg
3tilni an bei bcn
; nb in Z^unnt
Ilniliuiuiiibli<^feit
QXVflBOlQttt tnPHT
(Vis. S, 2
tefib^ nkr bcr (Sc-
SL|!iini|Mr(InPfc,47,
Xrn, d65) boitä bm
bff Sin^^ mb ber
6» 8, 49, bei Migne,
cEfiat «4 Änec SteÜe
a I0<: ^SieSbmer ifl bie
indtefnfiei.' 2>iefftr-
M )^i^ 0r5^ere
Ihr nit beqenigen ber
leauümHe Pe^t So l^otte
eicien (6. 3a^r]^.)
^Miifabe Mr ben @etten-
^aabukai, bie fibet ben
hs sartei; ober in ben f$unba«
)teni inq m mjete Stürme
Adtt ^^uttnag M)n X^ütmen,
to )nr Sufnal^me t>on
MbcB bie B^n%\ijßxmt,
ftnben Suropa'S
3Bi» meiiet in SlifftonS«
Tuärr jeit nebcm iKrd^en unb
9ca!ketbtgung erbaut
TBL Inttsn bcn einen Sin»
^1». ant ncaigt gf^nfier^
^taB;, mb fonnten
ir lüKUAiuftung to« (Sloden
— ^ X 4n& HiifiiMbeifl im
7. 3abr]^unbert begegnet man aOentl^alben mxS^
eigentlich (Slodtent^ilrmen (f. b. Srt. (Blöden),
bejUmmt, ben @^U ber ®Iocfen übet meite
Stretfen ^injutragen unb bie Gläubigen gu (Bebet
unb (BotteSbienft ein§ulaben. %vt gefd^id^tlid^
C^ttoitflung beS (Blodent^urmed in ber altd^nft-
Itd^en 3(it, in ber ^t\X beS romonifd^en« beS
gotifd^n unb be§ SlenaiffancefKIeS, beruht oor»
j ne^mlid^ auf feiner ar^iitettonifd^en Stellung im
; ffird^nbaue. SSorecft tritt er no(^ auf aI8 9teben«
' bou, inbem er i{oIirt Don ber StitSft fie^t, bann
' oIS 9nbau, mit ber ftird^e Derbunben, enblid^ ol^
(Einbau, organif<!^ ber fifird^e eingegHebert S)ie
iKrc^e @t. «poDinar )u Stodenna (6. Sol^i^.)
^t einen mächtigen, ifolirt fie^enben (Blöden*
t^urm Don runber ^txm, @t fjfrancika eben-
bofelbfi (ebenfalls 6. 3a]^r^.) einen quabratif<^en
Xgurm. 9ud^ römif^e ftird^ l^aben ifottrte
(Bfodent^rme, tl^eiß quabratifc^, mie ©t. Sgned,
tl^ttS runbe, g. 9. @t. 3o^anne8 unb $aulud,
@t. $ubentiana, tote benn überhaupt in 3toUen,
meld^ed (Blöden }uerft gebroud^te, biefe ifolirte
Anlage am l^figften unb nod^ in fpöteren 3a^*
l^unberten Dortommt. Me biefe X^ttrme ffaib
einfo((, in faft unfenntlid(^en Sbfä^n gegliebett,
mit nur einigen gfenftem unb mit flod^rem So^e
Derfel^en. Snbertoärtd unb bei fieineren JKrdden
begnügte man fid^, bie (Blöden in niebrigen Suf-
boAtten über bem 3)ad^e ober bem (Biebe( unter*
(ubringen. — 6d^on gegen bod (Enbe be§ erften
äa^rtaufenbS fing man an, bie (Blodent^ürme
bem ftirc^enbaue felb{t nö^er )u bringen, fie ent«
tteber an bie Seite beS ^reSbQterium§ ober ber
fronte }u fteHen, unb in romanifd^ <Krd^ ifl
biefe Serbinbung mit bem ftird^engebäube XegeL
S)ie ifolirte Stellung lommt iebod^ imma nod^
Dor, }. SB. am S>ome ju gfraueuburg, an m^reren
Ifird^en in OftfrieSIanb, an ber Stiftdfin^e )u
^erSfelb, an ber aj^flnfterftrd^ jpt !Dloo8burg, an
ber Obermünfterfirc^e unb ber StiftStirc^e |ur
alten Ifapette in Stegendburg, )tt Zerlon bei
SReran. S)a bie quabratifc^ Anlage am Idd^«
teften bem ffird^enbaue fic^ Derbinbet, fo marb ^
bei ben ^uptt^flrmen beibehalten, nur bei 92eben*
türmen lourbe oft bie runbe ober ad^tedige gform
angeioenbet. Stunmel^r erl^ätt ber X^urm aiu^
eine mit ber JHrd^e me^r fiberetnfUmmenbe (Blie«
berung nad^ ber C^b^e; bie @todioer!e toerben
abgefeM in ber ^ö^e ber Seitenfc^iffe unb beS
ÜRittelfc^ip, bie Sbfd^ burdii tröftigeS Stm^
mer! marfirt, unb ber begrenjenbe 9lunbbogen«
frieS Don ber itird^e aud^ auf ben Xburm herüber»
genommen; bie ^enfter ftnb in oen einzelnen
Stodtoerlen ö^nlid^ benen be§ gan}en 9aue$
georbnet, aud^ )u gmeien unb breien burd^ Säul*
$en unb Sögen Derbunben; ben @d(|lu| bilbct
gemöl^nltd^ ein einfad^ed, niebrig p^romibateS
2)ad^ unb baS ftreu^, obgleid^ aud^ rei^re
formen mit me^rfeittgen unb geftaffelten (Biebeln,
^uffä^en VL bgl. in ^ntoenbung f ommen. ^roor-
ragenbe JKrd^en tourben befonberd gerne burc^
1725
Zl^ummim — Xl^ittm, bet fiaB^tonifd^e.
1726
rfaie gtölete So^I t>on Ü^ütmtn Qudgejeid^net ;
iNr^m mit jmel Sl^ören erl^ielten ballet nW
feiten awb f&r ieben S^or itoel Zl^ürme, Ritten
mtt jioeiOuerfci^lffen über Der SBierung aud^ nod^
SRUteU^firme Don Dier- ober od^tedtger gfonn, fo
bal oft Dier, ]t6ft unb mt^ Xl^ürme Derfc^iebener
Silbung bte iHrd^e behdnen; man benfe fär
£€utfd(y(anb an bie Sbteifird^e ju ÜRoria-Saad^,
6t 9Ri(^aeI |tt ^ilbeSldeim, bie Dome }u 3ila\m,
epfin, SBormS. 9ber öfter l^oBen romamfd$e
Abelen au(^ nur Sinen Z^urm, ber meift im
SBcßen Dor ber gansen Sreite beS 3RttieIfd|iffeS
ft^ erbebt unb bie fBox^aUt in fid^ fd^Iie^t, mie
in SRinben, ^berbom (11. äal^l^.)/ ober ober,
|umal bei Sanbfird^en, im Often ber Itird^e Dor-
gelcgt oirb unb bann im untern Stodtmerfe ben
Äoum für bo8 ^reSbpterium gibt. — ©eine enafle
Serbinbung mU bem ftird^engebäube erl^iett ber
X^urm^ unb gtoar foloo^I in ber ®efammtanlage
iDie in ber SSunbbilbung ber einselnen Zl^eile,
burd^ baS ^rindp beS goüfd^en Stiled, Med im
Baue einbtitlid^ unb organifdb audjugeftalten.
6elten erfd^int er nod^ al3 bIo|er Vnbau, meift
ober nad^ Vu^en unb gnnen ald ein (SanjeS mit
ber ffiri^e, ob er nun in ber gronte aOein bem
Qlittelf ((i^e ^ tote }U Ulm unb S^eiburg, ober
boppelt ie einem ber beiben Seitenfd^iffe, mie ju
Xouen, SteimS, Slntmerpen, ifötn. SRegenSburg,
eingefügt ijL 3n Uebereinftimmung mit ber auf-
firebmben sRid^tung ber gotifd^ JHrd^e fieigt aud^
ber Zburm in entfpred^enben 9(bfä|en, bie gule|t
in bad f^Ionfe Std^ted übergefül^rt loerben, mpot
}tt immer größerer ^öl^e, um fd^Iie^Iid^ mit bem
oufragenben pelme, einem Sfiuger au8 ber 6rbe
glei4, )um f^immel )u »eifen unb bie ihtugeS-
blume triump^irenb über aUed Srbifd^e gu erl^eben.
3n bem untern Stodmerfe führen mel^r ober
minber reid^e $ortole }um Snnem, in ben fol-
genben Stodmerfen buv^bred^en l^o^e, fein geg(ie-
berte ^nfter bie ÜRouerffad^e ; @alerten um-
bdnaen bie^ouptabtl^eilungen, Zreppentl^ürmd^en
Denntttetn t^n Aufgang }ur ^öl^e berfclbcn, Hei-
nere X^ürmd^en Hanfiren oen Uebergang beS
Soued in'S Qd^ted ; ben fieinemen ^elm beden
forgffiltig gelegte Steinplatten, ober, n)enn er Don
V^Ij ift/ gloftrte forbige S^Vi begm. ffupfer-
platten 3 ^iftg geigt ber Xldurm auf aOen Seiten
Don unten bis gur @pi^ reid^eS SRagmerf, oben
in tid^ierSDurd^bred^ung. Sßand^e fold^er Stürme
bffnitn in il^rer fibermöd^tigen Sniage nid^t mel^r
oudgebaut merben unb erbtetten erft in unferer
Seit i^re SoOenbung. — Sie ätenaiffance nol^m
mit !Borliebe toteber bie ffuppel ber Sentralbauten
mtf, Dor »eld^r ber Zl^urmbau gurüdtreten mu|te;
bie mächtige Ihippet über ber SJierung, nid^i ber
X^urm foOte ben gangen 99au überragen. 9Bo
bo^ X^rme mit biefem über^upt Derbunben
tDurben, ttaren fie niebriger unb mit weniger
onfe^nlid^em S^IuffeDerfe^en; öfter nod^ mußten
bie ®Ioden fit^ begnügen, in unbebeutenberen
Sout^eilen ober in nebenfte^enbenXl^ürmen unter*
gebrod^t gu loerben. kleinere JKrd^en bel^ielten ben
Xl^urm bei xoxt im gotif d^en Stile, ieboi^ meift in
geringerer Segiel^ung gum Itirddenbaue, unb mit
fuppeläl^nlid^en SBebad^ungen, meldte nad^ unb
nad^ bie »tOfärlid^jten t^ormen annahmen. 3m
Oriente voax Dom %[nfange an ber (Slodentl^urm
niddt gur eigentlid^en Sntmidlung gebiel^en; bie
Dor^errfd^enbe Pflege beS ßentralbaued unb beS
bamit Derbunbenen ffuppelbaued boten f^kx^i
feinerlei 9lnregung. 9lad^ bem Sd^iSma artete
bie gefammte ütdfiiä^t Slrd^iteftur in glängenbe
Sff ectl^afd^erei au8 ; ber Sau mürbe bebedt mit
gal^Ireid^en Jhippeln unb Xl^ürmd^en ber bigarrften
gorm, fo ba^ barunter bie Sebeutung befi X^ur^
med Doüftönbig Derfd^tuinbet. — ffird^enbauten
neuerer Seit in S)eutfd^Ianb unb gfranfreid^, Sei«
gien unb Sngtanb, unb felbft in Stalten, geigen
aud^ in ibren Xprmen bie Stüdtel^r gu ben
befleren SRuftem, unb bie Xenbeng, fie als
integrirenbe X^eile beS (Sktngen einl^eitlid^ mit
biefem unb gmedentfpred^enb gu bel^anbeln. (9)gl.
SBeingftrtner, Softem bed d^ftlid^en X^urmboueS,
@öttingen 1860 ; Unger, 3ur ®efd^. ber Hvcd^»
ßfitmt, in ben Sa^bü^em bed Sereind Don SUter-
tbumSfreunben im Sil^inlanb 1860, 21—64^
ffirfd^, 9rt. Xl^ürme, in ihauS' atealencQÜopübie
b. d^riftl. «Itert^umS H, 864—868; Otte, Jhuift-
ard^ologie beS beutfd^en 9JlitteIaIter8 I, 5. %ufi[.,
Seipgig 1883, 68—81 ; ftrauS, ®efd^. b. 4riftl.
ffunft I, gfreiburg 1896, 808: n [1897],
110.) [®. 3afob.]
fSnntniiiii, f. Urim unb Xl^ummim.
Thuribulum, f. gtaud^fa^.
fftttmi, ber babQlonifd^e, ift bie burd^
bie LXX unb bie Sulgata gemöl^nlid^ gemorbene
Benennung für baS gro|e IBaumerf, meld^ed bie
anenfd^^eit gu Sabel als SRalftab i^rer Dereinten
ftröfte unb als S)en!mal il^rer Setbftl^errlid^feit
gu bauen untemal^ ((Sen. 11, 4 ff. ; Dg(. b. tlrt.
Sprad^e XI, 669). Snfofem biefeS beginnen
ber Derbred^erifd^ %bftd^t entfprang, ftd^ Don
bem SBiUen ®otted unabl^gig gu mad^, mar
bod ,,^immeI^obe'' (®en. 11, 4) ®eböube als ber
erfte ^eibentempel mtf Srben geplant 9IS baS
iünbbafte Sinl^eitSbeftreben ber SRenfd^en burd^
)ie Sprad^Dermirrung Dereitelt mürbe, blieb ber
fogen. bab^Ionifd^e Xl^urm nur in feinen 9n«
föngen liegen, ein X)enfmal Don ber Sergeblid^
feit beS menfd^Iid^en 9lnf(e^nenS gegen ben au«
gemattigen göttlid^ SSBillen. S)aS %nben!en an
bie urf prünglid^e IBeftimmung beSfelben Derlor fid^
aber nid^t, fo ba| ein fpftterer bab^Ionif d^er itönig,
ungemil gu meld^er Seit. baS IBaumerf gu einem
beibnif^en Xempel nad^ ben IBebürfniffen feiner
Seit auSgubauen unternahm. 9lud^ biefem aber
gelang bie gfertigfteOung beS ®angen nid^t, bis
ber (auluftige ifönig 9tabud^obonofor b<ä un-
DoQenbete Säumer! gu einem großartigen Xem*
pel auSgubauen befd^Io^ So entftanb ber Xem-
pel beS Set, eines ber fteben SBunbermerle in ber
SBelt, Don bem^robot (1, 181) berid^tei Seine
17Ä7
Z^9t&tt8 — XiberiaS.
1728
Srf^nitaiig itm bcr Itilf Urning, bie offenbar
tm Mf^ninglktm $loii gcmfil gefd^al^, ttd)U
fettig ni dmi hm llaineii .^X^mi'' ; bad ®e*
Mnbe MV i^nnribcnfdcmig auS ftttS ftd^ der-
tfugeUfcoi Stocbvotoi aufgetpnnt fo tuie toir
ml m4i fM|l Wr boh^Umifc^tn tinb off^rifd^en
Xm^d baden nfiffeit (Perrot et Chipiez, His-
tfliir« J« Vni diu» Tantiquitö U, Paris
ld84,379M.). 2)tt Sc^mmung entf)>tad^ ben
Segciffm bed f^eibentldmnS , erfüllte
in Scfcnflii^, toofl bie urfprünglid^
mx oemoSt Ratten. IRad^ Sitte bed SanbeS
bcr 3dt ocrgol Kabud^obonofor nid^t, ben
Cibii beS SatdoerfeS bie tj^öneme iBou*Urfunbe
empifigeii, idcIc^ über feinen Snt^eil an bem
9tm bcr %i4t0^ leilfd^riftlid^e ftunbe geben
fofilc Sei ben neueren Unterfud^ungen ber ßuro"
päa ifi biefe Urtimbe, ein bef d^riebenet S^linber,
in bi( jpdnbc ber Snglänber gef ommen unb be-
finbet fu^ ie|t im Sritif d^en 9Kufeum )u Sonbon.
Scr ZeEt ifi )ule|t mit Ueberfe^ung in Sd^raberS
Acifinf^rifüid^er »ibtiotl^ HI, 2, 53 t)er5ffent-
ß^t »orben. SBir l^ben baburd^ ©etoi^l^it, ba^
ton bem «bob^Ionifd^en Zbunn"^ too nid^t bie
beiben nnterften @todtperfe, bod^ nod^ bie ^latt"
fonn Dor^nben ifi ; fie bilbet baS gfunboment beS
fogen. Strd 9timrub^ ber eine SReile »eftui&rte
Hon ^iOo( in ber efatfamen SBüfie als Ueberreft
bcS^emoligenSelStempelS aufragt. (93gl.ffaulen,
Sie 6)ira(^t)ertDimmg )u Sabel, aRain) 1861^
162 ff.) [Raulen.]
t|^te6, ^ermann, 8. J., unb $eter, S. J.,
jiDet aus !fleu| in ber Sl^einprobin) ftammenbe
Scuber, beren beutfd^er f^amilienname 2)or!en8
ivor. Ser öltere Don beiben, ^ermann Z^qröuS,
nxn: 1582 geboren, mad^te feine Stubien im Gol-
leginm Germamcmn unb trat 1556 in bie ®e*
feUf^oft 3efu ein. Später leierte er £]^eoIogie )u
3ngoI^bt unb Xrier unb ertoieS als Stector ber
(So&gien Don SDlain) unb frier toxt ald $ro-
Dtasjal ber proYincia Bhenana ber fatl(|oIifd^en
in S)eutfd;ilanb trefflidSie 2)ienfte. (Sr UKir
tüd^tiger $rebiger unb l^interlie^ mehrere
iwlemif^e Sd^riften. Sein Xob erfolgte }u SRain)
am 26. October 1591. — S)er längere Sruber,
^er X^QröuS, mar 1546 geboren, fd^lo^ ftd^
ebenfoÜS ber (Sefeüfd^ft 3efu on unb Demmltete
27 3abre l^inburd^ )u Xrier, Watna, SBürjburg
eine tbiwlogifd^ Se^anjel. Sr toax auc^ aI8
^biger eifrig tl^g. Sei feinem %Dht (am
8. S)e€. 1601) binterliel er, loielool^I erft 55 Sal^
dt, nid^t meniger old 22 tl^eologifd^ Sd^en,
gco^^ilfi ))oIemifd^ 3nbalte8. Sine berf elben.
De jure yocationis et missioiiiB quod penes
Teibi minisiroa in Evangeliooram ecclesiis
eeee dicitnr, Mognnt. 1587, Dermicfelte i^n in
eine lebl^e SontroDerfe, namentlid^ mit bem
^belberger £^eoIogie)n:ofeffor S)aniel Zouffain.
9)tl(rm feiner Sd^riften bemegen ftd^ auf bem
Derfönglid^ ®ebiete ber S)ämonologie, ber S))ut-
VBBh Oidficrcrfd^nungen, mobei X^^rftufi natür»
lid^ in bem Sänne ber Snfd^uungen femer 3^
f tebt. (9}gL über beibe ZJ^tj^caxM Harter^ NomencL
lit. I, 2. ed., 163; de Backer, Biblioth., n. öd.
par Sommervogel Ym, 10 bb.; über ^ernumn:
Mederer, Annales Ingolstad. Acad« I, Ingol*
Btad. 1782, 258, unb Stein^uber, ®ef4. bei
SoIIegium ®ermanicum ^ngaricum I, ^reiburg
1895, 88; über $eter: Buland, ßeries et Titaa
profesBorum b. iheol. qui Wircebnrgi docu*
erunt, Wirceb. 1835, 26 sq.) [O. $^lf S. J.]
t^into, f. ihone VII, 1224 f. unb ali neue
fiiteratur ftroud, ®efd^. ber (^riftL ftunft ü, 1,
greiburg 1897, 499 f. (monad^ bie Zioto mit
Sinem $eif erft feit bem 11. ^a^r^unbert etioö^
unb abgebilbet mirb, bie mit einem S)o)»|)eIretf
erft unter IBonif atiui YIU. unb bie mit bretf ac^
jhone fd^on unter SIemenS V. Dorfommt).
9ieerias, eine Stabt jur Seit 3efu (^rifK,
toeld^e im ßoangeßum bed $1. 3o(KmneS(6, 1. 23 ;
21, 1) }uerft als Dor^anben enoöl^t mirb. Sie
mar bamalS nod^ in ber Sntfte^ung begriffen,
benn frül^eftenS im 3- 26 erbaute fte ber Xetron^
^erobeS 9nti])a8 ald neue ^uptfiabt, bet fortan
bie frül^ere ^auptftabt Don ®alilaa, Sepl^b^riS,
untergeorbnet mürbe, unb nannte fie XiberioS
bem flaif er XiberluS ju Sl^ren. ^erobeS f^alAt aI9
fdaviplai bie fc^önfte ®egenb Don ®a(iUa, boft
äBeftufer be« See« ©eneforetl^, in ber 92d^ ber
mannen OueDen Don SmmouS gemä^It ; oSetn
bie SBabI loar nid^t glfldlid^, loeil bei ben (Utob*
orbeiten ber $Ia| ftd^-olS alte 9egröbni|ftatte
ermied, an totK^tt ber beDorfte^enben Seruiutint*
gung megen lein 3ube mo^nen m^t. f^erobeft
mu|te ba|er, um nur Simoobner für feine Stobt
9u befommen, eine ma^re eoUaries hominnm,
gfrembe, Abenteurer unb Settier, {tDongSmeite
anftebeln, fo ba| bie Stobt fan Subenlonbe Sn-
fangS mit einer gemiffen IBera^tung angefe^m
mürbe. Sie blieb inbe| bie ^ouptftabt Don @aK«
töa bis gur Seit agripjKi'fi n., ber ben Si^ ber
Slegierung mieber nad^ Sejip^rtd Derlegte. SBir
finben in ben Soangelien bine Slnbeutung, ba|
SefuS jemaffi in XiberioS gemeilt babe. 3n fpa»
terer Seit iebod^ bur(^(ebte Xibenad eine reidjie
(Sefd^d^. 3m Ariege mit 9lom fpieUe eS eine
nid^t unmid^tige Slofie. Sofepbud lie| e§ )tt Vn»
fang beSfetben ftart befeftigen (B. J. 2, 20, 6;
8, 10, 1) ; tro^ bed SBiberftonbeS, ben c9 lei^^
entging e8 iebod^ bem S^idtfal ber Setftdiung»
meil eS ftd^ SBefpafian )uerft nntermorfen l^tte
(Job. B. J. 8, 9, 7 sq.) , unb nad^ bem goSe
3erufalem8 marb gerabe ZiberioS ben 3uben cid
9Bobn))Ia^ angemiefen. QonbieferSeitonfd^monb
bie bidbenge Seringfd^ö(|iing ber Std)t Um bie
anitte beS 2. Sal^r^nbertfi n. Sl^r. moib baS
Sqnebrium, baS erft in Samnia, bann in Se|»*
pl^oxü gemefen mar, nod^ Ziberiaft Dcrle^
unb für einige 3abr^unberte blubten boxt bie
Sd^ulen ber gefeiertften ®efeM(el^ Um 190
entftanb bafelbft bie 9Rifd^ bur^ ben gefcteta
Stabbi 3uba ^oftabofd^^ unb im 4. So^c^beit
1729
XibetluS eiditbiuS 9tero.
1730
bim boftlbfl ber loU^gfleS:]^ bei üemaco, bcr
f ogcn. Zolmub üon Serufalem, jum 9bfd^Iu| (f. b.
9rt SalmubX 3nben6(l^itIen}ttXiberiaBfoIen
mi^ )tt» ^ArÜfd^ CDnfonatüentest bte Socal«
ptaitte imb 8(ft}ti(^, »eld^ ie^ bie fionbfd^*
tcn uib S)m(Ic berfelben oufmetfen, $n}ugcfügt
tooibm fein (bo^ ber 9lame XiberioS fist boS
bdrrfmbc ffierf non SBuitoif [j. b. Set]). S)o8
6(ttftciit^in f onb )iter|l unter ic oif er Sonflantin
bafeöjl (Eingang. SBü^b ber lmu)}fige mor
Xtbenal toiebc^tt efai Dielumfiritteneft ftonuif-
obied fftr bie d^ftltd^ unb bie mol^mebanif qen
8^en. Zonbd) errid^tete bafelbj} ein SiStl^nm,
tes )ur 3RetrotK)Ie ^ajaret)^ gel^örte ; allein bie
\Sb^ Set)5Ifcnmg bettelt immer bie Oberl^b,
ottd^ al§ Siberioi nad^ ber eiflaäfi bei ^otttn
enbgfilKg ben üRol^mmebanem anheimfiel, unb
bis ^e jtnb bie 3uben bafelbft in ber SRel^a^
geblieben. S)er oUe 9lome lebt in bem b^tigen
iuborieb/ boS mit feinen fd^muligen unb don
Ungeziefer toimmelnben SBobnungen nur einen
Xfyü ber non XiberiaS oudgefuHten Statte ein-
nimmt Wefte ber alten @tabtmauer, bie )um
Zb^il buTi^ Srbbeben {ertrfimmert, gum XffAl
tton ben Xfirfen erneuert morben ifi, geigen nod^
beute, eine mie triel größere SuSbebnung boS olte
SiberioS in ben erfien ^abr^unberten unferer 3eit-
re^nung befd^. (Sgl. Sd^flrer, ®e|d^. beS iabi-
f<ben SoIM ic I, 859 f., ü, 126 ff. ; Htppltx,
Sanberfabtten unb aBallfabrten, gfreiburg 1894,
866 f) [iMuten.]
fUcfitt^ Slaubiud 9lero, ber römif(be
Paifer (14r-87 n. Kbr.), in be|fen Slegierung«-
Jett ber grb^te Xbeil oom irbifd^en geben 3efu
[brifK unb nomentli^ feine gonge öffentltcbe
SebctbäKgfeit fäüt, mürbe am 16. 9toDember
42 t). 6br. bem XiberiuS Slmibind 9lero Don
beffen (Sattin SiDia S)rufiIIa geboren, unb ba
Ie|tere im 3. 88 ». Sbr. ben Zriumoir Odooian,
ben \pSttm ftaifer Sugufhtd, f^dctAtU, morb ber
funge Xtberiu« beffen Stieffobn. 9uf Setreiben
feiner !Dhitter mürbe er nad^ bem Xobe ber beiben
^fel beS ffaiferfi (2 bqm. 4 n. (Effc.) t)on Ie|terem
abD|>tirt unb erfd^eint feU 10 n. (Si)x. old aRit«
regent 919 er om 19. 9Iuguft 14 n. S^r. feinem
Hboptttmater in ber Regierung beS römifd^en
9Bettrei4e8 folgte, jdblte er 55 3a^re unb batte
M ^elbberr unb Staatsmann föngft fd^n feine
Xfld^ti^ bemiefen. 3m ®egenfo| gu «uguffaiS
mar et beim römifiben Söffe menig beliebt, ba er
feine b^be, gur Strenge unb gum 9Ri^trauen
geneigte Statur nid^t oerläugnen tonnte; iebod^
geigte er f ^ pHic^Mfrig, orbeitfam unb SnfangS
oud9 gerecht !bie S^^^^f^i^ f^ineS Cb^notterS
eriflaien f{(b gum Zbeil ouS ber l^arten Sd^ule,
me((b< er unter feinem Stiefbater burd^gemad^t
liefet botit (88 ». (Efyc.) XiberiuS' Sater ge-
nStbigt, i^m feine ®ottin SUna gu iiberloffen; im
3. 11 D. ebr. toar bann XiberiuS felbft bon Vu-
guffatS oegmungen morbcn, bon feiner geliebten
@emabttn Sipfonia Sgrippina ftd^ gu fd^eiben
fitr^eniexUos. XL iL «uH.
unb 3utia, bie bunb ib^e Sittenloflgfeit berüd^tigtr
Xod^ter beS ftoif erS, gu beiraten. £ogu tarn nod|,
ba| er bon SugufiuS, f o lange eS anging, mbg»
lid^ft guräd{gefe|t unb ben Argften S)emutbigungen
untermorfen mürbe. XiberiuS marb als ftaifer
ber SoKenber ber SRonard^ie. 2)urd^ mti^rere
Walnabmen Jörtte er bie foiferlid^e SRad^ na«
mentlid^ auf leoften ber Solftbcrfammlung, al^
beS bemoIrcÄfd^en (Elements, bem er bie Seamten«
mal^Ien unb tbatfäd^Iid^ aud^ bie aRitmirhmg bei
ber (8efe|gebung esttgog. 9ud^ forgte er nad^
ftrfiften für eine gute SermaQung ber Ißrobinge«
unb gog Stattbalter vmb anbere Seamte, bie fid(
ßrpreffongen unb (BemaOtb&tigleiten batten gu
S^ulben lonraten kffen, ftrenger gur ated^enfd^
(dS fein Sorgfinger. 2)a| trot^ menigftenS ik
ben festeren ^iif^ttn feiner Regierung in eiift«
legenen ^robingen bon römifd^en Seomten em^i
pdrenbe Ungeredptigleiten berflbt mmften, geigt Ms
(Bef d^id^te beS ^rocuratorS $ontiuS ^ilatuS (f. b.
Vtt.), gegen ben aSerbingS gule^t aud^ eingef d^ritten
mürbe. ObmobI XiberiuS fporfam mar unb einen
bebeutenben @d^ f ammelte, fprang er bod^, mens
9lom ober bie ^robingen bon fd^eren UngUldH»
fdQen beimgefu^t mürben, benStotbleibenben mit
reid^Iifben Spenben bei Sefonnen mar feine auS«
mörtige $oIiti(, bie auf neue (fooberungen ber*
gid^tete unb fid^ nur bie Sid^enmg ber @rengcii
angelegen fein lie|. SerbfingnibboS mürbe füf
ben ftaifer feine i^uneigung gu SeianuS, einem
(Emporfdmmling auS ritterlid^em Stanbe. Siefer
mar bieOeid^t ber eingige SRonn, bem XiberiuS
mäbrenb feiner Slegierung boOcSSertrouen fd^eufte;
er mad^e ibn gum aOeinigen $äröf ecten ber $rä»
torianer (19 n. (Bjft.) unb gog auf feinen Stot^
fan % 28 bie gange (Sarbe (9000 SRann), bon
meld^ biSber nur brei (Uf^otUa (8000 9Ronn)
in 9tom einquartiert maren, nad^ ber fkmptftabt,
eine aRa|regel, bie fpater für baS 9tdd^ fo bcr^
berblid^ mürbe. SuS fml gegen ben ölten römiv
f d^ «bei beftfirfte €e)an ben ffaifer in feinem
ati^trauen, fbrberte baS Unmcfen ber freimiSigen
Angeber (S)elatoren) unb ber gablreiiben 9Rajie«
ftötsprogeffe, an benen aSerbingS aud^ bcr @er»
biliSmuS beS Senats fd^utt) mar. S)aS Sertrouen
beS ffaiferS bergalt ber (SfinfUing bamit, ba| er
im 3. 28 XiberfaiS' eingigen Sobn 3>rufuS im
Sunbe mit beffen ebebre<bertfd^ (Battin bu»|
@ift aus bem SBege rftumte. Um nod^ felbflön»
btger fd^atten gu tonnen, unterftä|te er ben $loa
beS ff aif erS, 9lom, baS ibn b^^bte, bauemb gu ber»
loffen. 3m 3- 26 begab fid^ XiberiuS nad^ (Eamv
panien unb bon bort im folgenben ^afutt naäf ber
Snfel (Eapri brt SteapeL 2)ort f oH ber 69iöbrige
(SreiS, beffen ^ribatleben biSber ebren^t gemef en,
fid^entfeblid^en^uSfd^meifungenbingegeDenbaben;
inbe^ fmb bie betreffenben Serid^, meld^ ben
bauptfUbtifd^ ftlatfd^ gegen einen berba|ten
SRonard^en miebergeben, minb^enS fiort fiberr
trieben. Xbatfad^ iß {ebod^, bab {ebt Sejan fo#
unbefd^fiidt bie Serfolgung politifi^er (Bejpur
56
1781
XiBet.
MAA, unb ba^ bie aRQiefiät8))ro)ene unb in beren
®efoIae bie ^inrid^tungtn erl^blid^ junal^en,
ha %xhtti\x'i fem ton %om toeit iseniaer bie tool^e
Sachlage beurteilen tonnte. 9lad^ SiDia'd £obe
(29 n. iSfyc.) fielen anä^ bie beim t5mif(i^en SBoIfe
Iel^t beliebte ißrinaeffin 9gri))pina, eine Snfelin
>ed ^uguftuS, unb il^e beiben ölteften @d]^ne bem
^|]e beS ffaifetd unb bem S^rgeig SeionS gum
Cpitt. W& 2:iberiu8 enblid^ erfannte, ba| fein
Sertrauter nad^ ber ftrone ftrebte unb ibn felbfi
gu ftfirjen fud^te, Ue| er il^n im Senate k)er]^aften
unb bann im @efängnig erbroffeln (81 n. &ix.).
S)a er nun aud^ nod^ borüber aufgeflSrt mürbe,
ba^ fein @o^n nid^t eines natürlid^en Xobed ge-
ftorben, fonbem burd^ ben ©ünftitng ermorbet
tooxhtn fei, fteigerte fid^ f^i^^ (Erbitterung. Sr
ȟtidete gegen bie fjfamilie @eian8 unb beffen 9n"
langer unb lie^ im 3. 83 gtDangig berfelben auf
einmal l^inrid^ten. 3m ©anjen j^It man mä^-
renb ber ^Regierung bed ffaiferd 147 aRajeftötd-
))ro3effe (wegen SSerfd^tDörung gegen XiberiuS
ober SBeleibigung bedfclben) ; fte begannen fd^on
15 n. Sl^r., enbtgten ieboc^ nid^t ade mit Ser-
urtl^eilung. SiberiuS ftarb auf einer Steife nad^
bem italifd^en fjfeftlanbe gu SRifenum bei 92eajpel
am 16. 9)törs 37, nad^ Angabe eines glaubmür*
bigen 3eitgenoffen, beS filtern @eneca, eineS na-
tfirlid^en Xobed. 93om Sonourfe ber Sl^rannei
unb ©raufamfeit ift er nid^t freijufpred^, j[ebod^
fyit er aud^, toie oben gegeigt, groge 3$erbienfte.
Segeid^nenb ifi ebenfalls feine Stellung gu ber
bamalS üblid^en ftaiferoergötterung : f aft nie bulbete
er, ba^ il^m §u Sebgeiten %tmptl errid^tet ober
feine Statuen unter Sultbilbem aufgeftellt tourbrn.
SrtDöl^nung t)erbient nod^, ba^ er im 3. 19 n. Sl^r.
bie 3uben auS SRom oertreiben lie^ ; 4000 ber-
felben lourben alS Solbaten nad^ Sarbinien ge«
fd^idK. ^nla^ gu biefer Strenge gaben betrüge«
reien, loeld^e oier Suben fic^ gegen eine oomel^me
römifd^e ißrofelptin litten gu Sd^ulben fommen
laffen (Flav. Joseph. Antt. 18, 3, 5). ®an§
unmal^rfd^cinlid^ ift bie obn XertuUian (Apol.
6. 21) berid^tcte, öon gu|ebiu8 (H. E. 2, 2) unb
DrofmS (Eist. 7, 4) tt)iebcr]&oIte , bcjtt). auS-
gefd^müdfte Sr^öl^Iung, 3:iberiuS b<^be auf ben
^erid^t beS $ontiuS ^ilatuS l^in beim Senate
bie 3lufna]^me gl^rifti unter bie römifd^en ©ötter
beantragt; als ber Senat bie fjforberung beS
ffaiferS ablel^nte, f)oibt biefer ben SInnögem ber
6^riften mit Strafen gebrol^t (©öüinger, Kbn-
ftent^um unb ftird^e in ber 3eit ber ®runb«
legung, 2. auf!., 3tegen8burgl868, 102). (Sgl.
Tacit. Annal. LL. 1—6 ; Suet. Vita Tiber. ;
Vellei. Paterc. Eist. Bom. 2, 75 sqq.; Dio
Cass. Eist. Rom. LL. 57 et 58; SReumont,
®efd)id^tc ber Stabt »om I, Scriin 1867,
291 ff. ; % Stabr, SiberiuS, 2. «Ilufl., fflerlin
1873; ^erjberg, ©efd^id&te beS römijcben ffaifer-
reid&S, ©crlin 1880, 152 ff.; ^. Sd^iüer, ®e-
fd^ic^te ber röm. ffaijcraeit I, ®ot|a 1883, 248 ff.;
Eellema, Krit. Beschouw. over de keizerl.
verorden. aang. de Christenen, Leili
25 ff.) [
%Ua (Xl^ibet, Sfibet), d^imfifd^ 3
iaat unter bem SHcelönig oon 6]e-4fd^
Id^ als füblid^fter £^il beS j^inteiafiafifdl
änbeS in feinen ^o^ebenen 8900 — iM
bem 3Reere, unb auf biefem «SontineBt
ttnent" tbärmt fid^ nod^ ^unberte fm
]^0(^ in merfmürbigen ^oraOel^ügen A
maffe neben ber atil>em empor. Sie p
©renken beS fianbeS finb un^d^; »iriDi
bog eS smifd^ bem l^imala^a im €S
SQBeften, bem ftuenifin im 9lorben unb h
ftf d^en ^rooinjen ftonfu unb Sse-tf(^man1
liegt Snnerbalb biefer (Srenaen fteUt d
ein unregelmögigeS t^ünfed bar, mcU|
1200000 qkm mit 1500000 aRei^d
fd^Iie^t (ogl. ^. SBagner unb 9. Supaa,
rung ber (Erbe Vni, ®ot]^ 1891, 101
[ergöngungSl^ft 9{r. 101 gu ^etemum
tbeilungenj). Sibet gebort )u ben i
menigften burd^forfd^ten Sdnbern; ts^ ia
3eit ift eS burd^ beutfd^e, ruffif^ unb
gforfd^ungSreifenbe belannter gemorba
übet, um beffen £rforfd^ung fid^ befonh
berr b. SHd^tbofen 1869 — 1872 \äß
bat, ift »egen ber naturlidden unb |i
Sd^toierigfeiten faft gfinjüd^ unbefannt
böüerung ZibetS ^ fid^ au8 eina
tibetanif^er Stfimme gufammen, xodi
eigentbümlid^en S^puS b<^ben unb trie
3igeuner erinnern ; fte fönnten mobl ei
Don aus ÜRongoten unb 3nbem fein, i
Sborafter treten neben ®utmütbig!eit :
lebrigfeit au^ bie Siebter beS 9laturmen|
beS Reiben befonberS fiarf berDor: tiefP
mürfigfeit, ffloDenbafte ^ingabe an br
ben man fürchtet, Stol^, parte, @rau^
nid^tS gu fünften ifl gür 93eleibigung
red^t gibt eS feine Sergeibung, nur 9Biä
tung. Um bie Sittli^feit ift eS giemfii
befteUt; Vielmännerei ift bn aOen Zi
im ®ebraud^e. S)ie tibetanifd^e Spnu^
ftd^ faft aQe Sintoobner bebienen, gebdc
einfilbigen ober ifolirenben Sprudln,
im Saufe ber Seiten gro^e 93eranberui
litten, fo ba^ faum in einer @prQ^ i
bie ^uSfpra(|e fo febr üon ber Scbnil
loeid^t. 2)ie Siteratur ift oorgüglid^ rdi(
entbält faft nur Ueberfe^ungen oon b
fd^en SanSfrit-Originalen, meldte in jn»
lungen aufgenommen finb. S)ie ein
ffanbjur genannt, bebonbelt in 108 ffcSi
mttQp^\^f\t, Sbeologie, Segenben, i
bräud^e in minem ^urd^einanber ; Vk
Xanbjur, entbölt in 225 SSönben grOn
beS ffanbjur nebfl ^^mnen, Siturgie,
aus ber ^ftronomie, S&lebicin u. f. ».
bem foU nod^ eine gro^e S(^^l bon 6
3:beater[tüden unb Siomanen in gehobener'
eyiftiren.
1783
ZibcL
1734
»dieffil bcc «efd^id^te Xibe» ifi ju be-
tnctfen, ba| bie d^ineftfil^ Stttiolm fd^n im
11. Soi^l^itbctt t. <E|r. über bie IBeool^tiet beS
BOttSfUi^m Xibet berieten. ^9 eigentUd^e
Xibct fitibct ^äf aber erft im 5. Solftr^unbert n. Cbt.
fxtofi^ni SiomalS (ettoa 483) foQ ein ftdnig Don
Znbat fid^ in ber 9Ritte ber üon tl^m unteooorf enen
6i&mme on einem Rnfen 9lebenflu| beS ^ang-
tf^fiang ntebergeloff en l^ben. S)Qnf ben arbeiten
mm AörU, Sc^loginttpeit nnb @arat«S){(i^anbrQ-
2)01 befitün tott bie 92amen Don fünf Stellten
Mnigen, toeU^ bis gum @tur) ber ÜRonord^te
914 n. C^ ge^ecrfd^t ^ben foSen; inbeffen »er-
ben biefe Reihen Dielfad^ nur bad ^robuct ber
htbb^ifaf^en (Bef^i^ifd^reiber fein. SemerfenS-
torct^ ifi Me Segierung beS ftönigS Srong^an«
Oompo (7. äabrl^unbert) burd^ bie Sinffi^ng
bcS 8ubb^iSmuS (f. b. %rt.) unb bie ®rünbung
bd bnttigen Sj^ffO; S)amQlS bel^nte fid^ baS tibe«
tanifd^ %ei4 im SBefien bis Sabal unb im @äben
bis m boS heutige ^tpal binein auS ; bie d^ine«
jUf^en OueSen laffen Xibet bis an b«n ®oIf Don
Sengolen reii^en, ben fie baS tibetonifc^e SReer
nennen. S)ie bubb^iftifd^e SReligion mad^te gro^e
Sorlfd^tte, namentlid^ unter ffbn-fong 743 bis
789, beffen @obn eine f ociale Steform burd^ 9uS«
gldi^ ber bürgerlichen unb SBermögenSOerbalt«
niffe anftrebte, toomit er aber fd^Ied^e SRefttltate
er)idte. Unter 9tal-))a«d^en brad^ ein bebeutenber
firieg mit Sbina aus. 9lal-|>a'd^en mürbe ge-
tdbtet bon Sang-S)]^arma. bem paiüftt einer alten
tibetanifd^en €ecte, ber felbft ftönig ttmrbe unb
fofort eine fc^orfe 9)erfoIgung ber SBubb^iften be-
gann. 6r mürbe aber felbft ebenfaSS ermorbet
unb unter Mnem Sof^nt brad^ ber SBürgerfrieg
aus. Sde Subbbifien fammetten ftdd rafd^ unb
bObetin eine bebeutenbe religibs-poliafd^e 9Rad^t.
S)omolS, etma am Anfang beS 11. äal^r^unbertS,
mag baS bierar^ifd^ geglteberte Softem ber SamaS
(f. b» tBrt SomaiSmuS)^ menn nid^t entftanben,
0 boA gu feiner firengem SuSbilbung gefommen
ein. (Sme au^erorbentlid^e ^ilf e f anben bie Sub*
)bt(ien on ben gu i^rer Steligion übergetretenen
aRongoIenl^errfc^em beS 92orbenS. 3m 3. 1253
eroberte ffnbilai St^ ben gangen Often ZibetS
unb befümmte ben bubbl^iftift^en SDtbnd^ $ag'f a
aus bem Iflofier Sat^a gu feinem @tatt^Iter.
Son 1270—1840 folgten 21 3R5nd^e auS bem-
felben moßer in biefem Smte. @elb|}t)erftänblid^
geft^b ^ ^^ <>^ne ftänbige grö^e unb Heinere
SmpSrungen oalb Don meltlid^en balb Don bub«
bl^tflifd^en Rioalen. (Einer ber Reinen Surften
entriß bur^ glücKid^e ftöm))fe ben Subb^iften
fajl aUt ®cmalt. S)a griff ber ÜRongoIenfürft
Zengir^So ein unb übertrug etma 1576 bie ge«
fammte meUGd^e unb geiftlid^e @emalt bem Sama
6obnam-®qam*tfo, melc^er bamit unter bem be-
tannten 2itel beS S)alat Sama auftrat. S)od^
mar f (bon einem feiner erften ülad^f olger ber mon«
gollf^e SinRuft gu unbequem, unb er manbte pd^
an Die 9Rano{c^ufai{er in Sbina um Unterftü^ng.
SHe IRongoIen mürben mit SBaffengemalt purüdE-
gemiefen, unb 1645 erbielt ber fünfte SMIat Sama
Don Sbina aus feine Snerfennung, morauf er fid^
lierfbnlid^ an ben f)of feines faiferlid^ ^önnerS
gur f)ulbigung begab. 3n ben Sabren 1706 unb
1717 matten bie ffolmüfen einfalle; fte mürben
gmar mit ^ineftf d^er ^ilfe gurüdfgef dalagen, bamit
marb aber gugleicb ^^ Slnglieberung ZibetS an
(Ebina ringeleitet, unb feti 1720 ift eS als Zribu«
türpaat, menn nid^t gar alS ^roDing beS d^inefi-
fd^ 9leid^eS angufeben. Sie ©emalttbütigfeiten
ber d^ineftfd^ ^Beamten Derurfad^ten 1750 unb
1757 bebeutenbe ^uffUnbe, namentlid^ in Sbaffa.
Sanafam, aber entfd^ieben nabmen bie (Ebinefen
bie 3ügel ber 9legierung f elbf! in bie ^anb. @d^on
balb mürbe ber gange Often ber {Regierung beS
S)alai Sama entgogen. 3m 3. 1792 brad^ jhieg
mit ben ®orfaS ouS, meiere auS Zibet kurüd-
S [dalagen mürben ; 1834 Derloren bie (Ebinefen
bal an ben Surften Don ffafd^imir; 1856 famen
neue Sermidflungen mit 3ltpid, mldft m ®unften
ber tibetanifd^<Kbineftfd^ Stegierung eiweten. 2)ie
®rengfireitigftiten mU @iffim 1890 batten bie
englifd^ Sinmifd^ung unb bamit 1898 eine ge-
ringe Srleid^terung beS ®rengDer(ebrS gur gfolge.
I^eute ßebt Zibet gang unter dgineftfd^m Sinflu^e^
ber mtf S Sorgfoltigfte gegen euro^äifd^e Ueber-
griffe gefd^ü^t mirb. Sie SlegierungSgemalt bcS
S)alai Sama, ber fammt ben ifn umgebenben SBe«
amten Don (Sbina auS ernannt mirb, bef d^rftnft fid^
auf bie SiDilfad^en, ift aber aud^ ffima fafi nur
eine nomineEe.
etaatsreligion in Zibet ifi berSubbbiS«
muS (f. b. Sri.). 2)aneben esiftirt aber nod^ eine
altbeibnifd^e KeligbnSform, ^on«pa ober Soa-ba
genannt, beren 9nb&nger ben erften Subbbtßen
heftigen SBiberftanb geleiftet baben. i^txdt leben
beibe Zbeile in xiemlid^em ^rieben, bie ÜRömbe
beS 9on-])a alS fd^marge, bie ber Subbbiften alS
gelbe unb rotbe SamaS. 3n ber Ueberfe^ung ber
feiligen Sudler ftnbet man ergäblt, ba^ IBon*))a
etma gegen boS 5. 3abtbunbert D. (Siß. entftanben
unb bie Sebre im 3. 3abtbunbert D. Cbt. burd^
$ricfter aus ftafcbmir genauer beftimmt morben
fei (Dgl. Joum. of the Asiaüo Socieir of Ben-
gal, Galcuiia 1881 and 1882). C^iftorifd^ ift,
ba^ unter Sang^b<^tma, bem Verfolger ber Sub-
bbiften, bie Sonfiaiften eine 3cit beS Zriumpb^
erlebten. @ie Derebren etma 18 ®5^ Sie be«
tannteften finb ber rotbe unb ber fd^marge Zeufel,
ber Sd^Iangenbämon unb ber Zigergott (Einen
(man mei^ nid^ fidler, meldten) betrad^ten fie a(S
ibren ^au)>tgott, Don bem alle übrigen abftammen.
9luf ben gemeibten ®egenfiänben unb in ben
beiligen Sudlern begegnet man oft bem alS
Smaftila befannten ftreusomoment ber ^inbu.
Sie Sonpaiften breben ibre ®ebetSmübIe Don
xtä)i9 nad^ linK, unb ibre gebeimnilDoIIe ®ebets«
formel gablt fieben Silben (ma^tri-mon-tre-fa-Ia-
bfun) , meldte ibnen ebenfo unDerftönblid^ finb
mie ben SBubbbiften ibre fed^S Silben. — Ser
55 •
1735
%iitt
1786
eiibb^iftimS ifi naäf %\btt üfyitz S^^i <iuS
Stnbien gelommen. Sie erften fotbbl^iftifd^en
%empd mürben ettoa 690 n. Q^r. gebaut; 100
äal^te f))äter iDOt ober ber Subbl^ifimufi oSge«
mein verbreitet. SN 9. gabrbunbert ttiurbe ber
^eonon beS StorbenS" in^d Xibetanijd^ vbtv
fe|t S)ann btm bie IBerfoIgung unter Sang-
^l^orma. Songfont erholten \Ufy bie Subbl^iften
fnn biefem @^age, bis ettto 1020 Sfd^o - bo*
«ifd^a bie Sel^ k)on bem l^d^ten SBubbl^
terfunbigte. SS fd^nt bie^ ein IBerfud^ getoefen
gn fein, neBen ben ^»ontl^etftifd^'materialiftifd^cn
3been ber alten Subbl^ifien fi(^ etiood me|^
bem SRonot^eiSmud ^u nähern. SebenfoIId tritt
feit biefer 3eit bie f^ierardlie ber Samaft firaffer
^eorbnet und entgegen. 3m 15. ^ol^r^unbert er«
$ob ftd^ olS gemaltiger Reformator ^{ong-ta-ba.
€eine Sn^ger, bie äd^ten IBitbbl^iften, ftnb bie
gelben SamoS. (Erft feit biefer 3eit fd^eint bie be«
ftänbige Sßiebergeburt eines bi^b^aä^nlid^ ober
bubbl^agleic^ ffiejenS, baS oUe &etoalt bejt|cn
imb als S)alai Soma bie Regierung ber @ecte unb
toenn möglidd beS gangen SonbeS in ^nben l^ben
foO, für toünf d^enSmert^ erod^t unb bann biefe
Sinrid^tung oIS ttptoU feftgel^altm morben gu
fein (Dgl. ben Sri SamaiSmuS).
2)aS Cl^riftentl^um fd^int, mie nad^ Sen-
Iralafien üittfycaipi, fo aud^ nad^ Xibet §uer{t
in ber gorm beS 9teftorianiSmuS gelommen gu
fein unb bort eine Snga^I eifriger Sn^fonger
gefunben ^ b<^ben. äBenigftenS toei^ man, baft
bie erften Sieifenben, a. S. SBil^elm Don Ku^S«
feoel (be SlttbruqmS) unb SRarco $olo (f. b. 9rt.)
burd^ bie 3^1 ber 9leßorianer in Centrolaflen
uberrafd^t gemefen flnb. 2>ie latl^olifd^ amfjion
1^ leine fo friil^ Zl^tigfeit au^ntoeifen. S^am
eifannten bie pingen Orben ber gfronriScaner unb
2)ominicaner, ba| fid^ il^nen in Oftafteu ein bonl«
bares gfelb erfipe, unb cS ift baS SBerf aud^
iDol^fd^cinlid^ in Eingriff genommen morben (ogL
b.art.SMongoIenVni,1772f.). S)er erfte guro-
p6tv, meld^er Zibet unb inSbefonbere beffen ^out^t«
ftabt Sbaffa eneid^, f((eint Oborid^ t>on $orbe«
none (f. b. Srt.) getoefen gu fein. Allein mäl^enb
bie SBefd^reibnng feiner d^ineftfd^en {Reifen lebl^aft
unb getreu ift, brtd^t bie (Srgöl^Iung ab, fobolb
fte fibinr baS gel^eintni^oUe Xibet berid^ten foQ.
6d^ie^Iid^ hmrbe SbnJJixapi Dcrgeff en, bo^ O)orid^
burd^ Zibet gebogen ifi. ßrft als bie äefuiten
eine birecte Sonbimrbinbung twn 3nbien auS nod^
SJjivaa fud^ten, hmtbe Zibet gkid^fam tum Steuem
entbedt. 3m 3. 1602 mad^te ber ))ortugieftfd^e
Sefuit Senebid @o«B Don Sgra ouS ben äBeg
über ffafd^gar, ffl^tan, Zurfan burd^ baS Zarim*
beden bis nad^ @u«tfd^ unb fd^ritt auf biefe
S&ife bie SBeft- unb 9lorbgren}e ZibetS ob. Sen
Skrfud^, burd^ Zibet felbft bur^igufommen, moda-
len 1624 bie 3efuüen Untonio be Siibrabe unb
SRonuel SRorque}. SS gelang Snbrabe, bis nad|
C^arapongue, bem l^eutigen 3fapang om obem
Setletfd^, Dorjubringen unb mit bem „ftönig Don
Zibet", mie flnbrabe i^n nennt, in Setfr^ gu
treten. Seiberenbetfd^onbterberSerid^^nbnlbeS
(gebrudt gu Siffobon 1626), unb erft fpätere (Sr^
(unbigungen Ux\\tn Dermut^en, ba| ber Mnig
getauft, bo| er aber in einem reDoIutionären Ihieg
getöbtet motben ijL Vnbrabe unb bk ibm nod^
gefanbten ^[kxtreS muten fliel^en, unb baS (Sbrißen^
t^um mor rafd^ mieSer Derf^nmnben. UebrigenS
mar meber Slnbrabe nod^ einer feiner ®ef&(rtm
über £obaf l^inauSgebmmen, olfo foum in baft
rigentltd^e Zibet eingebrungen. SHe nfU^ßen 9ttf«
fionare, Don benen man i?unbe ^, finb bie 3t«
tttiten ®rueber unb b'OiDUle, gtoet aRüglieber ber
9Riffion in Sl^ut P. ®ruebec begeic^ fuj^
felbft als ^föniglid^ ÜRot^ematifer'. 9etbe
(amen rnixBid^ nad^ Sffa^, blieben bort gmet
9Ronate unb gingen bann burd^ Slepal über ben
^imola^a na^ Slgro. ^ier ftorb P. b'Ooille,
unb P. ©rueber fe^rte nad^ 6urD})a guriid, ffd
aber au|er dnigen Sriefen an feine gfreunbe ni^tS
über feine gro|e Keife binterloffen. S)ie (Ergfi^
lungen ®rueberS erinnerten bie 3(fuiteu in 3n*
bien on bie (l^lge beS P. 9td)rabe, unb man be»
fd^Iol, bie SRiffionSt^ütigleit in Zibet micber gn
Der jucken. 3m 3. 1714 er^ie(ten^i|)))ol9t S>e^>
beri unb emonucl Sfrevre bie SBeifung, nadi
Zibet gu gelten. S)er ftrenge SBinter 1714 auf
1715 l^elt bie 9Riffumare fed^S äRonate in
ffafd^mir feft, fo ba^ fie eift im 9Rai 1715^ na4
einem 40tögigen Sllarfi^e, Sobof erreid^entonntett.
S)er bortige ff önig na^m fte freunbüd^ auf. 3m
SRorg 1716 braten bie $atreS mirQid^ bis «^
unb tonnten bis 1729 bleiben. S>ann Derliegcn
fte baS Sanb, toelt ber $a))ft bie ÜRtffton in Ztbet
auSfd^Ue|lid^ bem fta|mginerorben nbergcben bottc
lieber beRen Zl^otigfeit f d^ieb P. bdia ^enna einen
auSfü^rlid^en Serii^t, ber Don einem ftopuginrr
ber htrba^fd^en OrbenSproDing (anonym) über-
fe^t morben ift (Miasio apostolica Thibetana*
Seraphica, Monach. 1740). S)ie ffopujiner
Derfa|ten ein Sestfon Don ctma 35 000 3äbäm,
überf elften oud^ einige SrbatomgSbüd^, aber i^
infolge unter ben ermad^fenen Zibetanem UKtren
unbebeutenb. 3m 3- 1742 murinen fie gegumngen,
baS Sanb gu Derlafjctt. SRit einigen Sbriftengogai
fte ob tmb grfinbeten in S^on xm ^tpal rin
iiaar d^ftlid^e (Skmeinben. Seit biefer 3rit ift
bis (eute (eine bouembe URifftonSniebedoffung im
rigentlid^en Zibet gugelaffen morben. — ^unbert
unb gmri Saläre, na^bem bie (hpu^ntt ouS fi^o
Dertrieben morben, bimen mid)er, fotoeit bebmä,
bie erften (at^olifcben Sßriefier in bie ^Kni^itfiabt
beS S)alai Samo. SSmarenbiefeSbieBetbenSagiH
rifbn iQuc unb ®abet, loel^e im Suftro^e bcS
apo^Hfc^en SicaiS SRouI; bie monoolifd^cn £ön«
ber bereisten. Stod^ ungr^eurtn Sef^merboi ci>*
rrid^en fie Snbe S)ecember 1645 S^ffo. S)cr ühf
tanifc^eStegentgeigte \iäf medmürbigfxombßi^uttb
eriat^ fogar, dffcntlid^ über bie Mf^M^^td^
von gu fprec^en. 9nberS hingegen fo^ ber d^ine«
fd^ a3eDoSmäd(ftigte bie @ad^ an; et imang bk
s
1737
Zihtl
1788
Stiffioiiarf , unter mUUdrifd^ SebedunQ nod^
C^ina jutäcfgufe^ren (ogl. bie im %rt ÜRongolen
VIII. 1773 cüirten Setfc t)on ^uc ttnb ®a6et).
S>ie fmtnblu^ Sufno^me, toeld^e bic beiben
£aiari{Uii bei bcn Zibetanem geiunben, erregte
neue Öffnungen. $apfi ®regor XVL übertrug
bie ®rihibung einer SRiffton ber (SefeOf^aft für
miSMrtige SRiffwnen in $artS« toeU^ bid ^te
an ber %u8fu(ning biefed Sef e](fle8 mit unerfipt-
terti^em ^Ibenmut^ arbeitet. S)urd^ Srede oom
27. üRoT) 1 846 »urbe Xibet jum opoftoliid^en SBi-
coriot erboben. S)er erfie SRiffionar, SRenou, marb
§un&(^fi bei bem Serfud^e, Don Sirma l^er na^
2ibet cinjnbnngen, jurütfgemiejen ; er Derfud^te
cft nun bur^ äunnan. 3u gleicher 3eü brangen
über ben ig^imalaiKi bie 9Rif jionon Xabin, ^morb
unb thid Dor« Unter Mite, |)ungn unb ftönbiger
XobeSgefa^r mar SMd 1851 bid )u bem Stamm
ba SRtfqemid grfommen ; bort mu|te er aber mieber
umfe^ren (Dgl. Krick, Relation d'un yojage au
Tibet en 1852, Paris 1854). 3m 3. 1854
mogte er eft mit Suguß SouriQ no(bmaI§, unb e8
freien WA gut )u ge^n; ba fam anfangs &tp»
tember 1854))Iöj^H(i^ ber9Rif4emi^u))tIingffaüi^a
unb crmorbete nad^ furjem SBortmecbfel bie beiben
^riefier. SBteqel^n Zage barouf gelang ed ober
bem obengenannten SRenou, in Ofttibet im Zbale
Don Songa fcfien Sfu| }U faffen ; ]paitt befam er
^itfe in ben ÜRifftonoren f^ge unb SedgobinS
(1855). douteOe (1857), 3)uranb (1858), ^le-
sonber IBret (1859). Mein bie d^inefifd^e 93erfoI-
gnng (f. b. Sri Sl^ina III, 161 f.) Demid^tete baS
SRip)n8mer(; Slenou unb gfage fonnten ftd^ nur
bun^ bie 01u(^t retten. S)er Vertrag Don Zien*
tjin Iie| bie ÜJtiffionare mieber aufat^men, 3)er
a)»o|loIif(l^e Stcar SeSmojureS fud^te fofort bis
S^jfa Dorjubringen. Stenou unb 2)edgobin8 mad^-
ten fid^ am 20. 3uni 1862 auf ben SSeg, mür-
ben ober fi^on nad^ ^rnei Zagen ergriffen unb ju«
rudtgetrieben* 9>ie 9tif{ionare l^ielten fid^ iebod^
in 9onga, unb Don bort auS mürbe eine Sln^abl
6totionen (ftiangfo, 9ben, @ongta, Song|m,
Derblo^ Stentfe, Zfefu) gegrünbet. Seiber ging
fd^on im folgenben 3a^e Mt% mieber Derloren.
3unad^ jtarb Kenou. Cd mar bie^ für bie
ÜRiffton ein unerfe|Iid^er Serluft ; benn er ^tte
mie (ein Ruberer eS Derftonben, mit ben £)^efen
unb Zibetanem fertig }u merben. SSon iKangfa
unb Don Qonga mürben bie 9Rifftonare burd^ bie
mutl^enben Samal» Dertrieben. 9tuf ber Sflud^t
fiitr}te Suranb Don einer Seilbrudfe in ben Strom
unb ertranL S)er neue a])o)tonfd^e Sicar S^aureau
Derlegte feine Sieftbeng nad^ Za»tften-Iu. ^ie 9e-
)ie^gen )u ben d^ineftf d^en Sebürben maren fel^r
D»enig freunbß^ 3m 3. 1878 mürbe Satong,
bonnSome, )ute|t ^erlalo lerjldrt. SBefonbecS
miii^tig mar Satang als 3tDifd^en{iation nad^ bem
etgentli^en Zibet. eiüdDid^ermeife trat biefed
fflai ber fran)5fifd^ ©efanbte in $eting entfd^ie-
bm auf, unb bie Cl^inefen Derfprad^en €d^aben-
ecfa|. SRfgr. C^reou flarb 1877. Sei feiner
Snfunft l^tte er in Zibet nur etma 100 (B^ripen
Dorgefunben; j[e^t maren ed 561, bie in fteben
Siftricte Dert^eilt il^re ftatxOen unb SDUffionare,
Dier Sd^ulen unb fogar eine 9tt Seminar l^ottau
S)er neue a{)ofio(tfd^ Sicar mar {Jfelis Siat (fe
erl^ielt Don Siom au3 bie SBeifung, mieber Don
9brbinbien b^ nad^ Zibet Dor}ubdngen. Sv^
biefer 3^it iDurben aber bie Samad unb bie d^ine»
ji{d()en SermaltungSbeamten Don 9leuem unrul^ig.
Sie fifierreid^ifd^, ruffifd^n unb englifd^en %ot*
fd^ung^reifenben liefen i^ren Serbad^t, ba^ aud^
bieüJliffionare nur S))ione feien, immer me|r m»
nehmen. (Einem Sudbrud^ fanatifd^ SButl^ fiel
ber SDliffbnar SBrieus §um Opfer j er mürbe nid^t
meit Don Satang 1881 mit Steinen )u Soben
gemorfen, unb ed marb i^m bann mit einem SRejfer
ber ®nabenfto| gegeben. Sie SJlörber blieben fo
gut mie ftraflod. S)er JMeg mit Zongfing unb bie
englifd^e Sspebition nad^ SiDim Derfd^Iimmerte
bie Sage. 9(m 20. 3uli 1887 mürben bie Sta«
tionen Don Satang, $er(alo, ^tentfe unb Zfefu
geprmt unb Demid^tet Sie aRiffmnare (ebrto
nad^ IBotang mieber )urüd; 1890 maren ibrer
bort mit bem a))oftolif(|en Sicar Dier. 6nbe 1894
fam bie 9iad^rid^, ba| bie d^inefifd^ Stegierung
DoIIen (Erfa( für allen in ben jebn le|ten Salären
erlittenen Sd^aben unb gfreil^eit in ber SleligionS-
übung gemäl^ren motte. Ser fd^öne (Erla| mürbe
aber, mie ^u ermarten, ni^t aufigefül^rt, Dielmel^r
erfolgte bolb ba bolb bort ein neuer 9$erfu(^, fid^
ber Der^o^ten (Smopän mit ®emoIt )u entlebigen.
«ugenblidflid^ a^b^t bie SRiffmu einen Sifd^of,
16 ÜRifjionore, 10 ffopetten, 1 Seminar mit
12 S(^ülem, 13 Sd^ukn mit 170 ftinbem unb
1200 e^riften. Zro^bcm faß 50 3abre Der-
gangen ftnb, feitbem Sie tibetanifd^ 9J{iffmn in
biefem Sab^ljunbert mieber aufgenommen mürbe,
fielen bie ÜRiffionare il^rem 3ide, in bad eigent«
(id^ Zibet Dorgubringen, nod^ ebenfo ferne mie
am Anfang. 3a menfd^Iid^ gefprod^en i{t nod^
meniger Sudftd^t Dorl^onben; benn baS Sor-
bringen ber (Englänber Don Süben, bad ber
SRuffen Don 9{orben 1^ 1^ ben Srgmo^ ber
Samad unb bie Siferfud^t ber d^inefen nur ge«
ftetgert. Sorgfältiger aß ie merben bie (Srenjen
Zibetd gegen Die ©UmbenSboten mie überhaupt
gegen bie (Europäer abgefpent. 9ld Semeid ba«
für aus neuerer 3<it fönnen bie £rlebniffe bed
Sngenieurd unb SRalerd S. Sanbor gelten, oer im
Sommer 1897 ben Serfud^ mod^te, in Zibet ein«
jubringen. 3nmiemeit freilid^ bie Sc^ilberung,
bie er felbft Don feinen abenteuern gibt (%uf Der«
botenen SEßegen. Steifen unb Abenteuer in Zibet
autorifirte «uSgabe, Seipjig 1898), ber SBal^r«
beit entfprid^t, fte^t einftDMilen ba^tn. (Sgl nod^
Elaproih, Description du Tibet, im Magasin
Aaiatique 1826, U, 209 ; Poppen, Zibet unb ber
SamaiSmuS bid jur 3^ ber IDlongoIenl^'ddaft,
Serlin 1860; H. A. and B. of Schlagintweit»
BesultB of a scientific Mission io India and
High Asia, Leipsic and Lond. 1861 — 1866 ;
1739
IlButtluS, ber IJI. — IlIIemonL
1740
Ä. t>. ©d^IaglnttDeit, Steifen in Snbien unb ^od^
üfien, 3ena 1869-1880, 4 ©be.; Em. of
ßchlagintweit, Buddhism in Tibet, Leipsio
1863 ; ffierjv S)ie Äönige üon libet, SDlünd^en
1866; g. t). »id^tl^ofen, 6^ina I, SBerlln 1877,
754; 9t. ©anaenmiiaeT, Stbet nad^ ben Steful-
taten geoar. gorfd^ungen, ©tuttg. 1878; ^rfd^e-
xoMfx, Reifen in ber 9)longoIei unb ben SBajlen
5Rorbtibctö, au8 bem Shiffv 2. «ufl., 3eno 1881 ;
ffierf., SRcifen in libet ... in ben 3. 1879 bi8
1880, 3ena 1884; Desgodins, Le Tibet
d'aprös la correspondance ^es Mission-
naires, 2« ed., Paris 1885; SBegener, ißerfuc^
einer Orogrortie beSÄwenlun, in b. Seitf^r. ber
Oefenfc^aft für grbfunbe, «erlin 1891, 191 ff.;
Bonyalot, De Paris au Tonkin k travers le
Tibet inconnu, Paris 1892. ^u^erbem ijl gu
üermeifen auf bie gal^Ireid^en ^rtifel im Journal
of the Asiat. Soc. of Bengal, im Journal of the
Eoyal Asiat. Soc, im Journal of the Boyal
Oeogr. Soc. unb in fßetermannS SRittl^eilungen.
Sine Ueberfid^t über ben @tanb ber Srforfd^ung
Don 3:ibet gab äBegener in ber ©i^ung ber ®e-
feüfd^aft für (Srbfunbe in Serlin am 7. SRära
1896 [«uSgüglid^ in ber „^Hgem. 3eitung",
»eUage 59, ©. 7 f.].) [3. ©d^tDarj S. J.]
$i0]tYi{ii$,ber^I.,f. SöcUia.
%icon\nii (3:i(i^oniuS), f. 2:9d^oniuS.
tifltaf 9-[^tefat, f. Xeglatl^p^alafar.
9i0t{$, im 9t. Z. ein tl^u^name, toeld^er an
ben jtDei ©teilen ®en. 2, 14 unb 2)aniel 10, 4,
in ber LXX unb ber Sulgata aI8 erfo^ für baS
l^ebräifd^e SBort Vg^n ftel^t. ®te gomi biefeS 9la-
menS legt nal^e, i§n aI8 ein Kompofttum au8 iri
unb 5pT gu betrad^ten, fo bo^ l^icr ber urfprüng-
lid^e Slame erl^alten ift, ben ber SigriS bei feinem
Ursprung trägt (diglat mit tSf^mininalcnbung).
S)ie^ erfcnnt aud^ ber famaritanifd^e $entateud^
an, wenn er an ber betreffenben ©tefte in ber ®e»
neps V): rn liest. ®er 5Rame foH nad^ ben glaffifern
einen ^feil bcbeuten unb bem betreffenben (Jluffe
wegen fcineS fd^neKen ßaufeS gegeben werben fein
(Curt. 4, 36 ; Plin. 6, 27). g§ ift nämlid^ ber
befannte SwiöingSftrom beS gupl^rat gemeint, ber
nur 2000 ©d^ritte öon biefem entfpringt unb
fpäter fid^ mit ü)m bereinigt, aber gwifd^cn ben
beiben ftnbpunften bIo| einen \)alb fo langen
Sauf beft^t als ber dup^xat, fo ba^ er bcffen bop-
püit ©ef^winbigfeit errcid^cn mu| ; feine mittlere
©efd^Winbigfeit ift 2 m in ber ©ecunbe. 3m
Unterfd^iebe öom (Sujjl^rQt fliegt er in einem
f elfigen, tief eingefd^nittenen 93ctte, weld^eS be-
trädf)tlij^e SOßaffcrmengen aufncljmen fonn, fo ba§
bie perbbifc^e Ueberf(|wcmmung erft im unterften
günftel feines ßaufcS eintritt (f. b. ^Irt. ©up^rat).
®er SigriS ift l^eutgutage ein öicl geeigneterer unb
mel^r bemi^ter Serfel^rSweg als ber gupl^rat;
allein im ^Itertl^um f(|cint er als ^anbeisftra^e
wenig in ©ebrauc^ gewcfen gu fein. 3n politifd^er
§infid)t f)at er nur als ©rengc gwijd^en ^Saht)'
lonien unb ©ufiana, fpäter (114—117 n. 6^r.)
gwif d^en bem (Kirtl^tf d^ unb bem römif^en 9te^e
eine Sebeutung ge^bt 2)ie (eilige 6^ o*
wäl^nt au|er feinem Urf))rung auS bem fru)etn,
fpäter gerriffenen ^rabiefeSftrom nur feine 0ti^
(2)an. 10, 4) unb feinen SBafferreU^t^ ii
©ommer ((Eccil 24, 35) ; benn als Setoc^ fir
feinen Steid^tl^um on Sfifd^ fann man Zo6.6,2
ni&t gerabe onfel^ [{hmkn.]
9uihirv, f. (SetDofiud Don Ztibmp.
tibfoimf , f. Sfawefie^n.
fUEemoitf, SubiDig@ebaftian2eStaiB
be, berül^mter ®efd^tfd^reiber, ftommie caA
einem abeligen f)aufe ^ronfreid^ unb tmnbe oi
30. 9Iot)ember 1637 gu $ariS geboren. €em^
milienname war eigenüui^ £e 92oin; ZiOaiont
bagegen ift ber 9{ame eineS bem ^aufe & %m
gel^örigen ©d^IoffeS in ber 9la]^ oon $(niS ^
^incenneS), wo ber gro^e ®ele(rte einen befarä!^-
lid^en Xl^eil feineS SebenS gubroc^te unb mi^ ben
er fu( felbft gu nennen pflegte. 3n einem SItir
t>on 9 — 10 ^cä^xm wuri)e er t)on feinen &m
{enen gelehrten Männern Ges solitairea de Port-
Royal) übergeben, bie ftd^ am JFIofter ^rt-So^d
(f. b. 9rt.) angeftebelt l^atten, ouS c^rifUid^em lE^
©d^ulen bafelbft errichteten unb balb boroufin
ber ®efd^id^te bed 3anfeni8mu8 (f. b. «rt Soa-
feniuS ber iüngere) eine groge Stolle fpietten. IB
waren bie| (auptfäd^lid^ 92tcole (f. b. 9rt) tn^
3faac le SJtaiflre be ©act (f. b. Srt 9ibeluiei-
fe^ungen U, 748 f.), bie greunbe beS 3anfenijieB-
baupteS ^nton Slmaulb (f. b. VxL) unb feüp
Sanfeniflen, benen ZiOemont bie ^unbamente
feiner geleierten IBilbung oerbanfte, mit benen et
aud^ fortwä^renb in banfbarer Skrbtnbung WA.
3a, um ibnen na^e gu fein, ftebelte er ftd^ fpäcr
felbft gu ^ort-SRoQal an unb trat in ben Seteis
ber Messieurs de Port-Boyal ein, ein Umfionb,
um beffenwiUen aud^ er üielfac^ für einen Sonfe*
nifien erflärt wirb. SlHein mit SluSnabme biejer
äußern SSerbinbung mit ianfeniftifd^en iStUffdm,
feinen Seigrem, lägt fid^ nid^td finben, wo§ auf
irgenb eine Sb^ilnal^me Zillemontd on bem be*
fannten t^eologifd^en ©treite l^inmiefe; oielme^
ift fidler, bog er bis an feinen Xob niemaß mit
ber antiianfeniftifd^en ^rtei in eigentlid^Son*
flict fam, aud^ bog er bie gr5|te Siebe gum grie«
ben überaQ an ben Xag legte, ber ftin^e mit ber
größten 3nnigfeit anfing, bie tieffie Hbneigniig
gegen alle ©paltung unb Xrennung ftetS ^
unb bet^ötigte unb aud^, eingig l^iftorifc^ Sä*
bien unb praftifd^er fjfrömmigfeit l^ingegeben, tnta
Suft nod^ IBeruf in ftd^ fül^lte, an bem gio^
bogmatifd^en unb fird^enpolitift^en ©treue t(dl«
gunel^men. SBir fügen bei, ba| er nod^ am (Inbe
feines SebenS in Serbinbung mit SBoffuet (). b.
^rt.) ftanb unb Don il^m in ©ad^en beS Ouietü-
muS (f. b. 9lrt. X, 687 ff.) um ^oi^ gefrogt
würbe, gum beutlic^en S^id^cn, ba| So^intba
einen ortl^obojen ^riefter erblidtte. — 9todJ »S^
renb Sillemont in ber ©c^ule gu ^ort-Stopal
war, gog i^n befonberS baS ©tubium ber An-
1741
Xilletnont
1742
nalea eeolefliaatioi bc§ SarbinalS SBaroniufi (f.
b« Ict), foioie baS ber iHid^eno&ter an, unb cc
fagte i^ f^on, in einem 9Utet Don 18 Sauren,
ben Wurn, dled )u tammeln, »od et an 92oiiaen
über bie ^ofid iinb Qt>o{loIii(^en ÜRännet ouf«
fiabcn lonnie, nnb eS nac^ ber SRet^obe UffterS
(f. b. Srt.) in beffen Annales )u orbnen. Seine
£e^ biDiglen bieft nid^t nur, fonbetn rietl^
i^m, Uefe «rMt über bie a))o|b)nfd^ Seiten
^tnottft ou8}ube]6nen, unb Jo febte p^ je|t Xille-
mont bie (Skfd^i&te ber Stafi erften ^aptpunberte
gum Scgenflonb oer forgföttigften unb umfoffenb«
fta Ottellenfotf(^uii^. — 9lod^ immer l^tte et
leine etonbeftDol^I t)orgenommen unb mar bereits
23 3o]ftrc all semotben; ba tiet^ i^m betSifd^of
Doa IBeaumriS , &)OQxt be Sujemial , aud^ ein
9reunb bet Metsieiirs de Port-Bojal, ftd^ bem
geiJUii^ Stonbe )u mtbmen, unb SliQemont be-
gab ft4 nun im 3. 1660 in ba« bifd^öflid^e @e-
minot )u SeouDaifl, mo man il^ mit t)ielet
9(||tuna be^onbelte. 9iamentli4 litten bet ge«
le^ttc (uinonicuS ®obeftoi ^etmant, bet Setfoffet
einer 9ioara))]^ie bell ffL Sttl^nafiuS, unb oet
$tofeffot 9aSÄ am Seminot gro|e Suneigung )u
bem jlungen 9Ranne unb fold^e ^Id^tung Dot feinen
Ijlifiorif d^iaiffenntniffen, ba| fte ben miff endeifrigeten
@eminatiflen ben 9tat^ gaben, genauem Umgang
mit ZiSenwnt ju fud^en. 3a, biefe gelel^tten 93e-
teronen toetlangten fogat felbfl miebetl^oU übet
bifloriMe fünfte %uffd^Iu| bon i^rem SIeDen.
S)od^ biefe SluSgeid^nung be&ngftigte bie 93efd^ei>
benbeit unb garte (Semiffenbafttgfeit XiQemontS,
ber hierin eine gefd^rli^e Stlippt für feine S)e«
mutb itt entbedCen glaubte. Um biefet }u entgeben,
befd^to^ tt, f6tma>aii ju oerlaffen, unb fe^te biet-
Don feinen olten Sehtet &Qd in ff enntni|, bet i^n
Don fol^ DoteUigem Sd^tttte jutfidbielt. XiUe«
mont blieb, na^m fid^ abet oor, funftig niemanbem
mebt SuSbtnft äbet gefd^c^tlid^e Sftagen }U geben,
bamit er nid^t femer äum Stolpe gereijt metbe ;
ein Sntfd^Iul, gegen oeffen gut gemeinte ^ffitx»
baftigfeit abermals Saci atddmp^t, mit bet
IDliabnung, feine ffenntniffe in 99efd(|eibenbeit unb
Sienftfettigfeit anbeten }u öffnen. 9lad^ be*
enbigtem Sutfe Don 8—4 Sagten Detlie| XiOe*
mont baS @eminat, obne eine SBeibe genommen
nt baben, unb begab ftd^ |e^ in bie SBobnung beS
SanonicuS ^etmant. Sei biefem Dätetlid^en
gfteunbe Detmeilte et miebet 5'-6 ^oif^xt in @tu-
bim unb frommen Uebungen, MS ibn bie )ubring-
fid^e Siebe beS 9if (^ofS Don SeauDaiS, ber ibn }u
feinem Coabjutor baben moQte, gön}Iid^ auS biefet
@tabt Detttieb unb et mit Suftimmung feines
SSaterS nad^ ^[kttiS )utfidRebtte, als et etma
82 3abte alt roax. 99atb batauf empfing et bie
beiligen SSBeiben, bie $tiefietmeibe in bet gfaften-
leit 1676^ bejog eine Heine SBobnung im ^ofe
ber 9btei ^ort^SRo^al unb lourbe Je|^t felbfi einer
ber Solitaires de Pori*Boyal. ^od^ nod^ nid^t
DoQe gmei 3abre batte er bier gemobnt, als er jid^
mit ben übrigen berübmtm ^ßnfonen, toeU^e biefe
Sinfamfeit bemobnten, genötbigt fab, biefelbe gn
Derlaffen unb eine onbere Stätte gu fud^m (1679).
St }og fid^ nun auf baS @d^Io| ZiOmont, eine
9ReUe Don $atiS, jututf unb lebte biet, Don ber
SBelt gurudgegogen, ftiSe, fromm nnb emftg, bis
in baS Ie|te Sabr feines SebenS, fo lange namltd^,
bis ftrai^eit ibn ndtbigte, eines SrgteS megen
fid^ nad^ ißariS bringen ju laffen. Um bie Seit,
als XiOemont $ott-9loigKiI Dedaffen mu|te, bat
bet ^ei^og Don SRoniouftet @aci, baS £eben beS
beiligen ftbnigS Submig gu befd^teiben. @aci ge«
mann nun Xiflemont, 92otigm füt biefeS Unter-
nebmm gu lief em ; gmei 3abte atbeitete lejj^rcr
baran unb laS gabllofe SRemoitm unb Sßanu"
fcn))te, beten Ouinteffeng et im SuSguge mt
Saci übetgab. 2)od(| @aci flatb (4. 3anuor
1684), obne baS SBetI gu Staube gebtad^ gu
baben, wib XiHemont föumte nid^t, bem neuen
Untemebmet güleau be la Sb^ife mit DoDet Se-
teitmiQigfeit feine betteffenben @ammlungm ein«
gubonbigm. S)aS SBetf etfd^ien 1688, unb maS
batan gut ift, foQ gtb|tentbeUS auf Sted^nung
XiHemontS tommm. 9iad§bem et bie Sitbeiten gut
@efd^id^te beS b^- Submig beenbet b^tte, mad^
XiSemont im 3- 1681 eine Steife burd^ Sflanbem
unb ^o&anb unb mürbe bann aud^mit bm bor*
tigm 3anfeniften befannt. 9iad^ feiner Stüdtfebr
atbeitete et miebet an feinem fitd^mbtflotifd^
aSBetfe unb befd^Io| ie|t, bm etftm 9anb beS-
felbm etfd^einm gu laffen. S)iefet fiel j[ebod^ in
bie ^önbe eineS munbetlid^en SenforS, bet fid^
an ffletnigfetten ftie^ unb fie ni^t :paffitm laffm
moOte, g. 99. an bet Sebauptung, eS fei nid^t ge«
mi^, ba^ ein ßfel obet ein OSfi in bem Biaüt
maten, motin SbtiftuS gebotm mutbe ; ba| bie
ÜRagiet mabtf d^einlid^ etft nad^ SRatid Steinigung
gefommm feim u. bgl. MeS bie| moUte bet Sm«
fot ntd^t butd^gebm laffm; XiQemont abet Det-
fianb fid^ gu feinet Senbemng unb gog eS Dor,
fein SRanufcript gftnglicb gurüdgunebmen. S)a«
gegm mäblte et Jefet eine anbete Snotbnung beS
@angm, fd^ieb baSfelbe in gmei ^oupttbeile, mo«
Don bet eine mebtbaS ißolitifd^e, bet aiü)ete mebr
baS eigenttid^ ffird^Ii(be entbaltm foQte, unb be-
fd^Ieumgte nun bm S)mdt ber erftm Ißattie, bie
feines 3mt>timatut Don feitm eineS tbeotogifd^
SenfotS bebutfte. @o etfd^im im 3- 1690 ber
erfte Ouartbanb feiner ftaifergefd^i(bte, bis 93e-
fpaftan reid^mb, mit bem Xitel: liistoire des
empereoTB et auiares princes, qui ont rögn4
dana les six premiers siäcles de l'^glise : des
persecutioiiB, qu'ila ont faites contre les Chr^
tiens ; de leurs guerres contre les Juifs ; de
öcriyains profanes et des personnes illustn
de leur temps, justifi^ par les citations d«
auteursoriginaux;aTecdesnote8. ParleSiei
D. T. Xillemont gab biemad^ biefeS 9Betf anonifi
betauS. Steffen ungead^tet mutbe bet Stuctot h
Sölbe befannt unb Don aQm @eitm mit Sob über»
böuft 3n bm folgenbm 3abtm erfd^ienm bret
meitere Sanbe ; ber ffinfte unb fed^te aber murbex
1748
£1119.
1744
crfi nad^ bed SSetfaffetB Xobe 1701 unb 1788 ge«
btudt, imb fie füllten bte üttifergefd^id^te fort bis
ouf anaftnjluS L, bet im anfange beS 6. ^f
^tttibettS tegierte. Sin neuer^ iebod^ tDcnigec cor«
teder unb nid^t t)oaftänbiger Sbbrud, dgentli^
Kod^brud, erfd^ien ivax\^m 1707—1789 )tt
erü{|eL S)aS Srfd^einen ber Jtaifergcfd^id^te er«
ngte oEgemein bie ©cl^nfud^t nad^ bem ^upt«
IDttrle, ber eigenttid^en jKrd^ngefd^id|te; ber ffon)-
ler Soud^erot indbefonbere brang in £iIIemont
unb bejilellte il^m einen anbem t^eologifd^en
(Eenfor. 6o ))a{{irte ie|t bod SBerf ol^ne aSen
Snfianb bie (Eenfur^ unb nad^ beut drfd^einen bed
brttten SanbeS ber ftnifergefd^d^te trat im 3.
1698 aud^ ber erfte SSanb ber JKrd^engefd^id^te
on'd Sid^t mit bem Zttel: M^moiree pour ser-
Tir jtriuatoire ecd^siastique des six premiere
Biädes justifiös par les citaüona des auteors
originaux; ayec une Chronologie et des
notes, Paris 1693, abcrmofö ol^ne ben 92amen
befi SSerfofferd. Sei Seb^etten XUIemont« erf (^ienen
iebod^ nur bie tner erften SBönbe beS ®angen; ober
er l^otte SRonufcript }u no(^ weiteren }to5If Ouort-
bfinben )urüdge(affen, unb biefe tourben nun nad^
feinem Xobe gebrudft {mifd^en ben Sauren 1698
bis 1712 (f))dtere VuSgaben erf d^ienen au Senebig
1782 unb ^riS 1770 ff.). ®emomt »erben
mu| Dor ben smei SBrüffeler !Rad^brudten ber M^
moires, bie 1726 bejn). 1782 erfd^ienenunbnur
ben 8 bejto. 10 erften IBönben ber $(mfer Aus-
gabe entf intd^en. ZiOemontS ihrd^engef d^id^te enbigt
mit bem So^re 518. gür bie übrigen 87 ^oXfit
beS 6. äal^rl^unbertS l^otte er gtoor nod^ ben Stoff
gefammelt, ober ftronfl^eit unb Xob l^inberten
^n, benfelben )u orbnen. Ueber bie Anlage bie«
feS ouSgegeid^neten aSßerfed f. b. Srt Akd^en*
gefd^id^teYlI,567. %u^er ben genannten SBerten
fd^eb XiUemont nod^ einige anbere Qeinere,
meld^ t^eitioeife gor nie in S)rud gefommen ftnb,
unb unterftü^te äberbie| üiele anbere (geleierte bei
il^ren literarifd^en Untemel^mungen. €ein Seben
toor ftreng adceti{d^, nur ben @tubien unb ben
xeligiöfen Uebungen getoibmet, ol^ne ba| er je ein
IKrd^omt angenommen l^e. S)abei betoiefi er
gro^e äBol^lti^atigleit gegen bte Srmen, 2)emut]|
imb Seutfeligfeit gegen Me, nur gegen fid^ mit*
unter rigoriftifd^e Strenge. Sr ftarb ben 10. 3a-
nuar 1698. Sine lBiogro))bie ton il^m lieferte
fein t»ielid]^riger gfreunb, ber SononicuS Xrond^
)u Saxxd, gebrudt )u %anc9 1706, ^u ftdln 1711.
— Sin längerer SBruber XiHemontS, gietruS
le 9lain, mar einer ber erften greunbe unb
ed^uler beS Stifter« ber Xra))))iften, bed 9tbb^
be Stancö, unb ift al9 Subprior Don 2a Xxoppt
unb burd^ feine (Sefd^id^te beS StfterrienferorbenS
befannt getoorben. (Sgl ü. ^ele^ Seitrfige sur
Atrd^engefd^. U, Xfib. 1864, 100 %) [b. C^efele.]
fiCf, 3obann3:ferc(aee,f^reiben bejm.
(feit 1622) ®raf Don , ber treffti^, aber Don
feinen ®egnem ttielgefd^l^te gfidbl^err ber Siga
im bveijiigiäl^rigen Ihiege, tourbe 1559 )u XiUQ
(unfern Don SBrflfftO geboren. Ole^rer« ^algn lang
mar er Sd^üler ber Sefuiten in ff5In unb »eigtf
fd^on pl^e )ur odcetifd^en grömmigleü S>cn4
äbermog fein Seruf fitt ben ITriegfticn^ gtierft
biente er im tSInifd^en ffriege gegen 9thffajb
£rud^feB Don SBalbburg (f. b. 9rt), bann imtet
aiesanbet Don $arma^ ber i^ jum Sorbilbe
mürbe, femer im Solbe be9 ^er|ogB Don 8ot^
ringen. ÜRel^r iebod^ lodEte il^n ber itamf^ gegen
ben Srbfeinb ber (S^rifienbett (feit 1595): im
Xurfenfriege brad^te er efi oud^ sum Oberfi, bonn
}um (Beneral unb enblid^ (1605) )um gelb"
marfd^aH Sld folgen f anb il^ ber Sufibnul^ be4
Srubertmifie« tmifd^en Stubolf n. unb aRatt^ia^
Sein S)ienft unter bem ffaifer enbete 1606, ald
biefer ftdg jelbft Derlieg. 9iun folgte er (1610) bem
aiufe beS ^ergogS aRosimilian, be« fyxupM ber
Siga, bem er in ber Sudfü^rung beS $IaneS, alle
gefunben aRönner beS SBoRed lur SBel^a^ig«
feit l^eransubilben, aur Seite ftanb. SRit bem
SuSbrud^ bed brei|igia]^rigen ftriegef (f. b. «rt)
eröffnete fid^ für XüSix^ boS gelb, auf melc^ feine
^aupttbötigleit Dertoufen foQte. S)od6 Derging
feit bem gfenfterftuqe m $rag (9Rai 1618) mx^
aber ein äal^r, bis fiq ^)og aRaitmtlian imb
bie Siga gum nad^brüdnid^en Sinfd^reiten fflr ben
bebrfingten ftoifer entfi^Iojfen. 9lun aog bo«
ligiftif($e S^ burd^ Ober- unb ütiebecdfterrtiib
unb Dereinigte fid^ mit bem laiferKd^n (Bencrol
Suquoi, unb ber Sieg am SBeigen S3erge M, ^rog
am 8. 9loDembet 1620, ber ben «uffionb ber
böl^mifd^ien ®ro^ nieberfc^Iug, mar l^u)>tfdd^«
lid^ bad SBerf XillQ'S. Snbejfen (atte bet Demi(^«
teid^e Sd^Iag bei $rag nur bie bdbmtfd^ StebdXion
getroffen. SS lag aber Dielen 9}Iä(^ten in Suro^Ki
baran, ba| bie Olad^t bed ftaiietd nid^t erftarle
unb barum baS Steid^ nid^t Aur 9lu^e fbmme. Sor
allen anberen erftrebte bie| Die9ie))ubIiI^olIanb;
mie fie bie böl^mifd^en ®ro|en unb i^en S9inter«
fbnig griebrid^ mit ®elb unterftult Igatte, |^ yibUe
fte für jeben Abenteurer, ber im 9(amen beS flü<^«
tigen gfriebrid^ ftd^ erl^ob, bafijum beginne n5t^ige
@elb. S)er gfortgong mad^te ftd^ bann leidster butt^
bie 99etl^ätigung beS grauftgen SaM: ^ftrieg
emä^ ben ftrieg. S)oS Seifpief in biefer 9e«
Stellung gab juerfi ber SBoflarb SianSfelb. föte
bie böl^mifd^en StebeOen get^, fo erl^b am^
biefer SanbDerberber ben 9luf bed 9teligion4(ciegf&
S)a bem ftaifer gerbinonb U« m^ SBeften ^in
lein ^eer gu miott jknb, unter{tefltni i^m 9lasi*
milion unb bie Siga boS i^ge mit i^rtm QfeO)«
l^erm SiQQ. Sion ba an beginnt für ben nuitme^r
62ia]^gen SJlann feine Saufbaj^n in großem Stik.
Sie änftructlon, meldde er für feine f^db^erm*
tl^ätigfeit erbtelt, fennt man bi$^ nur auf ber
f))&tem]ür3BaIIenitetn. 3n biefer beigt efi: JSor>
ne(mlid9 foH et bm gkötq^ ber SReligion, befien
unfere tjfeinbe biSl^er om aOermeifien gut Sd)e(Itmg
il^rer rebeUifd^en 9lnfd^la0t unb Sntcrejfen fu^
meifterlid^ gebrandet, fo Did mbgli^ i^ncn bt*
nel^men, unb, unferen fatferful^en potenten gemcl^
1745
Xidp.
1746
tei4<nieeit, bfe jit mtferem (Bel^tforn treten,
iwtt unf(t«tl9fgen }ufagen unb üerf pred^en , in
i^ Sefigion unb Ceremonien ber VugSburgt«
fi^ Confejfion feinen Sintrog )u t^un, auc^ in
IBdtejf il^rtr inne ^benben Stifter baSicnige ju
(alten unb in oOem nad^jtdonimen, toad unfet
laib be8 Seines lieber getreuer ^ol^ann Xfer«
cfad (Bittf t>on Xi&Q ii^en gugefagt unb n)ir
Bod^ confirmirt unb beftätigt l^ben." S)a8
bctnffmbc e^riftftfid ift eine« ber »id^ttgften
Socumente fät bie (Sefd^id^te bed breiligiäl^rigen
Ihicgel. 6« bett^eist, ba| ber SRome SReligionS«
frieg Don @eiten ber 9ngriffd)xirtei eine Süge
oor; fctifid) eine Sflge, bie ftetfi mieber erneuert
tmtrbe, ni^t blo^ Don SRonSfelb bis ju ©uftoD
Sbolf unb Xorftenfon, fonbem bis gur @egen-
iDort ftetn Snberer fyd mtfft barunter leiben
«äffen, olft eben ZVit^, obf^on gerabe er bie
ffroft feined SebenS baran fe|^e, bem Sammer
biefrB fogem HeligionSf ricged etn (Snbe )u machen.
(Ei gelang bem aalglatten 9Jlan3felb im 3. 1621,
^ ber bereits toiber i^n erhobenen fyinh XiIlQ'8
)tt enttoinben. 91i(|t fo gläctte bie^ ben )U»i an*
beten Sbenteurem fürftli($en @tanbeS, bie, gleid^en
64taged tote 9Ran3f elb, nur im Snttoeid^en minber
fd^Iott ü\§ et loaren : bem C^erjog £bttfttan oon
Ctounfc^toeig unb bem 9Radfgraf en ®eorg gfrieb«
ti^ oon Qoben-Surlat^. %\U\) fam über fte unb
jetfd^Iug bie @(^aaren bed Sinen loie beS ^nbem
mit ie (Einem umd^tigen Stretd^e. S)en ÜRanS-
felb brftngte er menigftenS oud bem Slfa^ toeft«
toättS fjüamS. So mar gegen baS Snbe be8
3abte8 1622 ber beutfd^e Soben rein oon ben SSer-
berbem. Xki fd^leuberten bie ^upitt ber SRe))ublif
iH^Danb, bei benen 9Ran§f elb unb Sl^riftian ftd^
fom Smetfe toeiterer Sluf tröge eingefunben. Die
|n>ei gfeuerbr&nbe abermals in'S Siei^ l^tiitin.
ffitebetum fam ZillQ über fie ; er jertrümmerte
Cif! bie Sc^oaren ebtiftianS bei Stabtlol^n an
boUanbifdb^ ®ren)e. ®eme toäre er mit feinem
MegSbeere nadd ßoHonb bineingejogen, um bort
bie $lnfo4er beS ffriegSfeuerS im beutfd^en Sanbe
be{m)ufu(ben ; oUein bie furgfid^tige, nur auf bie
unmittelbare SBertbeibigung bebad^te g^urcbt ber
däut^ter bet Siga Derftattete eS nicbt. Den 9Rand-
felb, ber ihieg fährte nur um fhiegenS, nid^t um
Scbtagend millen, brängte SiO^ im äu^erfien
9lorboeften bed 9iei(beS abermals b^nauS. S)aS
3abr 1624 loor fricblid^, aber bo(b nur au|erli<b.
S)enn mit bie ^äu))ter ber Siepublil ^olhmb, fo
gtolten ou(b bie SRädb^e Snglanb unb granfreicb
aber bie Siege XiO^'S für Jlaifer unb 9leid^.
S)ieje Stimmung erfennenb, boten ftcb ber S(^tt)ebe
tBupoD Sbolf , bann aud^ ber 2)öne gbnf^ian lY.,
in Sonbon, in $aris, im ^aag als Sölbner»
^äupitt an. 3n biefem äBetttaufe trug ber 3)ane,
tDcil tooblfeilet, ben Sieg baoon. 3b<n mürben
Don <Englanb^ Stonlreid^ unb ^oQonb Subftbien
bODifiigt. 3)Q)n gemonn Cbtiftian nid^t )mar bie
ScDbllerung \n 9Ueberfad^fen, aber einige ber
bottigen gffoften Don notorif(b befd^tinfier 6in^
fid^t. IBeteitS im 9ftfll(Iing 1625 mad^te %Uh) ft(b
fein ^ebl barouS, ba| ein ftriegSgetoitter aufhiebe,
fd^merer als bisber, meld^em er mit bem ^ere ber
Siga allein nid^t gemad^fen fein mürbe. £r bat
um Slad^fd^ub. 2)ie^ mar ber $In(a|, bog aRosi«
milian ben ffoifer aufforberte, felber ein &eer ju
entfenben. S)ie SBabI beS ftaiferS fiel auf Stauen»
ftein als gfelbbert für ein ^eer, baS burd^ SEBet*
bung erft nod^ in fd^affen mar. 2)aS neue faifer«
Hebe ißwc mar grunboerfd^ieben Don bemienigen
ber Siga. Se^tereS marb aus ben Seitrögen bet
Siga befolbet, menigftenS bem $rinci|>e nad^;
SBattenftein bogegen batte als foft aÜeinigcS
SDlittel }ur Srbaltung feines ^eereS bie Kontribu-
tionen, bie er auSfd^rieb naä feinem Srmeffen.
^3u mar er felber ber in^S ^aiferlid^ überfe^te
ailanSfelb, ber ben 3tDed beS JhiegenS bema| nad^
bem Sntereffe feiner ^bgier unb feiner ^errfd^*
fud^t. — es mar Xi^ befd^ben, aud^ auf ben
Dönenfdnig bie entfd^etbenben Streid^e gu fübren:
ben erften burd^ feinen Sieg bei Sutter am Saren«
berge im Stuguft 1626, ben gmeiten bunb feinen
Uebergang über bie SIbe bei Sauenburg, im 9n>»
geftd^te ber 2)änen, im Suguft 1627. a)ie 2)änen,
entmutbigt, eilten norbmörtS. 2>ann fam aud^
SBaUenftein bergu, ben Sieg ju DoÜenben. St
trieb ben S)önenfönig über baS geftlanb ber jüti-
fd^en Cmlbinfel bmauS bis über baS ÜReer. Die
Sfrüddte ber Siege 2:iIIt)'S fielen ibm )u. %htt
fein Verlangen ging bober binauS: er f orberte unb
erbielt Don bem übel beratbenen ffaifer baS &er«
}ogtbum ÜRedlenburg. Um boSfelbe fid^ bleioenb
)u fid^iem, fdglo| er mit bem S>önenfönig ben
gfrieben Don Sübedt na(b beffen Segebren 1629.
Xrofc beS griebenS marb bte Saft beS auf bie
beutfd^en Sönber brüdfenben ^ereS ber SßaQen-
fteiner nid^t Derringeri. Die Umgebung beS mob(*
mottenben ffaiferS lieg bei biefem nu^t bie Sr-
fenntnil aufgeben, ba| bei ben beutfcben fjfürften
unb 33blfem baS SBerbalten feines ibm, mie et
meinte, unentbebrlid^en fjfelb^erm ibm Jelber )itt
Saft gelegt meä)e. Srft auf bem fturfurftentage
gu StegenSburg, im Sommer 1630, traten biefe
fflagen ber Sfürjten unb ber Sölter an ben ffaifet
unabmeisbar b^an, unb et mu|te SBallenflein ent«
laffen. Damals abet batte ben beutfd^ Soben
bereits ber Sd^mebenfönig betreten, ber, mit bet
begrünbeten ^opung auf frangöfifd^en unb bol*
lönbifd^en Solb, bie Sßermirrung unb bie Un-
gufriebenbeit im Steid^e für bie S^^i^ feiner (Er-
oberung auszubeuten gebadete, ^^m mu|te dn
gfelbben entgegengefteut merben fomobi für baS
nod^ übrige faUertid^e ^eer als für baSj[enige ber
Siga. Die 3BabI tonnte nur auf XillQ fallen. Un-
gern unb nur auS ^flid^tgefubl fügte ftd^ ber
®reiS, ber feit langen 3abren ftd^ nad^ enblid^er
Stube gefebnt, in bie fernere Aufgabe, bie ibm,
meil er unter Derfd^iebenen ^enen ftanb, bie
äßabl beS Sntfd^IuffeS nad^ eigener Uebergeugung
nid^t immer frei belaffen mürbe. SS mar bie| ein
fd^merer 92ad(|tbeU für ibn einem gfeinbe gegen-
1747
Simotl^eul, bet 1^1.
1748
übet, htm, ffönig unb gfelbl^en §1^9^^/ in
betbetlei Sejiel^ttng ber ^uf beS reifen Ur«
t^eUg unb beS IraftDoOen äBtaenS in bet 91ud*
fül^rung Doranging. S)o}u toax für XiQ^ als loi*
{eidiid^en gfelbl^erm unDermeibttc^ baS ßrbe beS
taffeS ber SRenfd^en gegen SBoDenftein. S)ie
trategif ZUIq^S toar barauf bered^net, ben
©darneben }um @d^tagen ju bringen. (SuftoD
%[boIf toid^ QuS. 3n ber Stobt ÜJlagbebura bo*
minirte eine od^Iofrattfd^e Saction unb jdfioi mit
ben ©darneben ein Sünbni^. 3n ber t^offnung,
ba| ©uftcm 9(boIf fflr bie Stettung ber @tabt ein
treffen magen mürbe, belagerte Xil^ Jie. Ser
@c^toebe gab bie @tabt ])tei8, unb fein Somman«
baut in berfelben traf bie Snftalten, ba^ beim
(Seiingen beS Sturmed ber ffaiferlid^en baS an
Dielen ©teUen angelegte geuer bie @tabt t>er-
Sel^rte (ügl. b. 9rt. S)rei^igiö^riger ffrieg m,
2060 f.). S)ie mid^tigfle gfrage für beibe Steile
toQX bann bie, gu mem enblid^ ber gagenbe, f d^man-
fenbe, trunlföDige fturfürft Sol^ann @)eorg t)on
Sad^fen fid^ f dalagen merbe. bitt Dor 9Ilem tritt ber
9{ad^t|^eU in ber StcDung Xiu^'S }U Zage. Sr f or«
berte in ÜRund^en unb in 3Bien für ft($ bie gfrei«
l^eit beS entjd^luffe« ; bie ^upter ber Siga aber
tooSten Sol^ann (Beorg aß il^rem SRitfürften
nid^t )u nal^e treten, unb ber ftaifer gebadete il^n
burd^ @d^onung toieber gu geminnen. Som Snbe
ÜRai 1631 an entfanbte XiUQ nad^ 9Bien Sourier
auf ßourier mit ber Sitte um unbefd^ränlte SJoQ-
mad^t S)er jf aifer gauberte bis gum 28. 3uli ;
bie SBoOmad^t gelangte an XillQ om 13. 9lu-
gufL Sr lonnte aber bie Bereinigung 2^o](|ann
©eorgS mit bem Sd^meben nid^t mel^ ](|tnbem. 9lm
6./16. @et)tember erfolgte bie Sd^Iad^t bei Sreiten-
felb, bie unl^eilDoÜfte, bie jemald auf beutfd^em
SBoben gef dalagen Sorben tft gortan lagerte fid^
über S)eutf(^Ianb bie ÜRad^t ber gftembl^d^ft.
S)en alten gfelbl^erm, ben baS ©lüdf langer 3al^re
nidbt aufgebläht l^atte, fd^Iug baS Unglüdf nid^t
nieoer. SÖKt raftlofer SRülJe raffte er gufammen,
toaS er tytxmod^it, um nodb einmal bem gfeinbe
bie Spi^e gu bieten. 9lud^ bte^mal marb bie gfrei-
l^eit feine« Sntfd^luffefi gelöl^mi 2)er ffatfer be-
rief als ben IDlann feines Vertrauens abermals
ben SBaOenftein. @o Derblieb XillQ als bie le^te
aufgäbe, bem Sd^meben ben Sinbrud^ in baS
ba^erifd^e Sanb gu Dermel^ren. Sei biefem Stingen
am Sed^ traf ip bie XobeSfugeL 6d^tt)er Der-
tounbet »urbe er nad| Sngolftabt gebrad^t unb
fiarb bort am 30. 9l))ril 1632. 3n il^m f^manb
unter ben ißäWßitm biefeS ffriegeS bie ebelfte $el-
bengeflaö ba^in, ©ein ®rab fanb er in ber ^etcr«
unb ^ulSfa|)ene gu 9llt5tting (f. b. «rt. Oet-
tingen IX, 768). [Dnno Älop}).]
timof^ettß, ber hl, ber jünger beS 1^1. Pau-
lus, flammte auS S^ftra in fi^faonien (f. 9t)g.
16, 1; ebb. 20, 4 erfd^eint er mit ©ajuS auS
S)erbe als Vertreter SinIaonienS) unb mar ber
@o]^n eines ]^ibnif(^en SaterS unb einer j[übifd^en
SRutter. Severe, Sunife mit 9lamen, mie aud^
feine (Sro^mutter SoiS, maren früher gum d^ft-
lid^en ®lauben gelangt alfi er felbft <2 Xim. 1, 5).
Sinnen ^atte ber 1^1. Ximot^euS eS gu Derbanfen,
ba^ er Don Sugcnb an in ber (eiligen @4^ft
unterrid^tet mar (2 Xim. 3, 15). S)et (I. ^«
luS fd^eint gu fiqftra in ber gfamilie gemo^t m
l^aben (Fouard, St-Paiil, Paris 1892 , 53).
SebenfcrilS l^atte ber Spoftel auf feiner erflen
a)UfjionSreife Ximot^euS belehrt unb getauft,
benn er nennt il^n feinen lieben @o(n im (BIouf
ben (1 Xim. 1, 2; Dgl. 1 iEor. 4, 17. 2 Zim.
8, 10 ff.) unb meist auf bie frühere SBele^rung
unb Diefleid^t fd^on auf baS bei ber Zaufe Dor ber
@emeinbe abgelegte 3eugni| l^in (2 Zim. 2, 2 ;
Dgt 1 Zim. 6 , 12). 9tlS ber 1^1. S(ktuIuS ivan
gmeiten 9Me nad^ SQlaonien lam, l^otte ft^ Zimo«
tl^euS fd^on fo auSgegeid^net, ba^ ber %}u)ftel i^
als SReifegefol^rten ermdl^lte; bamlt er bei ben
3uben leidster 3utritt erlangte, lie| er i^n be-
fd^neiben unb na^m il^n nun nad^ ZroaS unb
meiterl^in nad^ 9Racebonien mit (9pg. 16, 1 ff.).
Z)amalS mlrb Zimotl^euS er|t ungefä^ 20 Sc^rt
alt gemefen fein. S)enn nod^ fafl 15 äal^rc \pQkx
fpri^t ber (l $auluS Don bem jugenbli^en Vltcr
feines äüngerS (2 Zim. 2, 22 ; DgL oud^ 1 Zim.
4, 12). Seine SBei^e gum SBifd^of fdnnie fd^on,
mie ÜJland^e glauben (DgL Fouard 118), bolb
nad^ feiner Sefc^neibung erfolgt fein, ba ^e auf
bie®utbei|ung^ro))l)etifd^er@timmenl^in(lZittL
1, 18; 4, 14) burc^ bie ^Kmbouflegung beS
apoftelS (2 Zim. 1, 6) unb ber ^reSbi^ter (1 Zim.
4, 14) gefd^(, $reSbQter fid^ aber in SQfoonien
\i)on feit ber erften OliffmnSreife beS StpoftelS
fanben (Vpg. 14 , 22). 3n Mem geiii^nete ^\df
Zimotl^euS burd^ fol^e SDigenb unb Zreue aus,
ba| er bem (l. ^uluS „ber beliebte" (1 Zim.
1, 2), „ber gjlann ©otteS" (1 Zim. 6, 11),
^mie ein @obn bem Sater'' ($^tl. 2, 22) mor.
^on fd^mäd^lid^er (Sonftitution unb oft franf
(1 Zim. 5, 23), geffil^lDoU (2 Zinu 1, 4) unb
Don 92atur fd^üd^tem (1 Zim. 4, 12. 1 (Soc
16, 10), aber felb{tloS, tlug unb eifrig, mar
er mie fein Slnberer bem 1^1. SauluS an ®f
fbtnung öl^nlid^ ($(U. 2, 20 ff.). @o fonnte
benn biefer am Snbe feines fiebenS bmugen,
ba^ Zimotl^euS feiner Sebre, feiner SebmS-
fü^rung, feinen Vbftd^ten, feinem ©louben, feiner
Sangmutb, feiner Siebe unb feiner ®ebulb na4«
efolgt fei (2 Zim. 3, 10); er erfd^etnt toie Dom
immel i^m gegeben als Zroft im Setben, olS
tü|e in oOen Sdbmierigleiten. — 3n ÜRact*
bonien mar ZimotqeuS bem 9nf<!^eine tiod^ an
ber ©rünbuhg ber ®emeinbe )tt Z^oloni^
(f. b. 9lrt.) bet^cUigt (1 ZM- 1,1-2 ZW»-
1, 1), mirfte mit bem (l. gkxuluS gu SBecöa unb
folgte i^m Don bier fp&ter naä^ 9a$en (apg. 17,
14 f.). Son bort ging er na<^ Z^ffolonid^, um
bie Srüber im ®lattben gu {i&rhn (1 ZH- ^^
1 — 3) unb brad^te bem 9{)ofieI oute ^aifyciäiim
über biefclben nad^ Sorint^ (1 Z$eff. 8, 6. 9pa.
18, 5), mofelbft er borni einige 3eit mitfie (1 Z^
1749
Zimotl^ettS 9(elttru§ ^ Xinbol.
1750
1 , 1. 2 Z^eff. 1, 1. 2 eot. 1, 19). 9uf bet
brüten Sllf^onSreife tourbe er Don SpMuS auS
na^ SRocebonien (9)>g. 19, 22) unb (Eorhü^
(1 Gor. 4, 17; 16, 10) gefonbt 2)em %n-
fc^cine md^ ffai er ben Spoftel nod^ in Sp^efuS
getroffen, feine 0efa]^ren bort geteilt unb il^n
bann oud^ no4 üRacebonien begleitet. €i((er
mar er bort beim 1^1. Ißaultifi, als biefer ben
{meiten Srief an bie Corini^er fd^eb (2 Cor.
1, 1), nnb beigleitete i^n nun nad^ eorintl^ (9t5m.
16, 21) unb toeiter^in auf ber Slüdreife nad^
3frttblem (Vpg. 20, 4 ff.). %ud^ in ber erften
römif^en ®efangen|(i^ft war er bei bem %po\itl
(f. $^U. 1, 1; 2, 19. eoL 1, 1. $^Uem. 1, 1).
3n Stallen mm er felbft in ^oft, mürbe aber
miebcr befreit unb foUte ben ^L $auIuS bei fei-
nem ben ^bröem oerf (nrod^enen Sefud^e begleiten
(^br. 18, 23). eid^er ^t er il^ aud^ beglettet,
bis er angemiefen mürbe, in (Epb^fuS )u bleiben,
um bort in fc^mierigen SJerl^öItniffen unb im
ftttntpfe gegen bie ^rrle^rer beS bifd^öfli«^
VmteS jtt malten (1 Xim. 1 , 8 ff.). 2)en Zob
»or Sugen, rief ber ^L ißauIuS feinen treuen
3&nger fn ber jmeiten römifd^ (Sefangenfd^ft
oon Steuern |u n^ (2 Xim. 1, 4 ; 4, 8).
S)a^ Ximot^euS erfter SBif^of oon Cp^efuS
gemefen, farni al8 eine ^iftonfd^ X^ac^e nic^t
befiritten merben (ogl. EuBeb. H. E. 8, 4, 5 ;
Constit aposi 7, 46 ; ConciL Chalced. a. 451,
bri Mand VII, 298). 3la^ ben alten Wort^ro-
bgien flarb er ben 9Rartertob; bie 9rt feineS
XobcS erjö^ten bie Acta 8. Timotliei (ber griec^.
Xc|t iß }uer|} oottftänbig l^erauSgegeben oon
Ufener, im SBonner Unioerfttöt§))rogramm 1877),
metc^e ober mit Unred^t oon fpäteren lateinifd^en
6<!briftfie&em bem im 2. Sal^^unberte lebenben
9if4of ^olQhotcS oon (E)i^efuS gugefd^rieben
mürben, oidbne^ mal^rfd^einlid^ erft jmifd^en
400—500 entfianben finb (ogl. SipfiuS, S)ie
o)H)cr. S)>o{teIgefd^i(^ten u. Stpoftellegenben n, 2,
9rounf(^m. 1884, 872—400, unb (SrgdnjungS-
beft, ebb. 1890, 86; 3a^n, ßinl. in baS 92eue
Xejhment I, Sei)>gig 1897, 426 f.). Sktmad^
mort er mdlQrrenb ber Verbannung beS ^L 3o«
banneS auf ^ßatmoS mit ihtutteln getdbtet morben,
meU er ben Spb^fem bie X^eilna^me an einem
beibnifd^en ®ö(enfefie oerboten b^tte. f$iele fein
Xob mirOid^ erft unter ftaifer 92en)a, fo märe er
aDerbtngS, mie ). 9. SomeliuS a Sapibe u. 9.
annehmen, ber Sifd^of oon SfMuS» t)on bem
Ojfb. 2, 1 ff. ^nbett. Steuere fagen inbeffen
richtiger, eS loffe fid^ nid^t befümmt angeben, mer
bomal« SiMof oon ßpl^fuS gemefcn feL — 3m
3. 356 lieft ftaifer GonftantiuS bie ®ebeine beS
bL Ximot^euS oon 6{)MuS nad^ Sonfiantinopel
übertrogen unb in ber ^ofteßird^ bafeCbjt bei»
fetfen (og|. Hier. Chron., bei Migne XXV^II,
667 ; In Vigilant. 5, ib. XXIU, 848 ; Pan-
Unna, Poemata, ib. LXI, 672 ; PhfloBiorgiuB
H. £. 8, 2 u. 9L). 2)a3 gfeft ber Uebertragung
mirb am 9. SRai gefeiert, boS Snbenlen beS
]^L Ximot]^u8 f elbfl aber in ber gried^ift^en iKrd^e
am 22., in ber lateinifd^ am 24. Januar. —
lieber bie )mei SBriefe beS l^L $aulud an Ximo*
t^uS f. b. %rt. ^Iu8 IX, 1697 ff. (93gl. nod^
AA. 8S. Soll. Jan. n, 562—569 ; liUemont,
MemoiresII, ParislTOl, 142—148; 9.9utler,
Seben ber Sdter unb aRört^rer, beutf^ oon Mi
unb 9Beid I, aßaina 1828, 517 ff.) [3. gelten.]
^imoi^ius SeluruS unb Ximotl^eud
@aIo)i]^aIioIu8, f. aJlonop^Qftten YIII,
1786 f., $etruS 9ßongu8 imb eim))Iidue.
$iit (Tinia) ober ff n in , SBiSt^, f. ftoloqa
Vn, 941.
Sinbal, SRatt^em, englifd^er 2)eift, mürbe
1656 }U 9Jeer-§erriS in 2)e0onfbite geboren. Sr
ffaibirte bie SRed^te )u Osforb, mürbe gfeUom beS
9SerfeeIen*(Eone^ bafeOift unb enbli(^ Senior ber
gangen Unioerfität ; fein Xob erfolgte im 3. 1788.
Unter ben englifd^ 2)eiften (f. b. Srt. S)eiSmuS)
nimmt Xinbal eine l^eroorragenbe SteDung ein;
boS begeugt ber i^m beigelegte Xitel : ^ber gro|e
9lpofte( beS S)eiSmuS, ber bie gange @tarie ber
Partei gufammengefa^t l^be, beffen 99ud^ bie
»ibel aller bnftifd^ Sefer' frt (Sfetton). €eine
@egner ertannten feine IBebeutung an, inbem nad^
Xl^orfd^mibS 9ngabe bereits gu feiner 3eit (1767)
bie Safjji ber Schriften gegen i^ auf 115 ge«
ftiegen mar. S)ie 3ubiffereng gegen bie ))ofttioe
Offenbarung px&q^t ftd^ in XinbalS ^rioatleben
aus. 2)urd^ einen Se^rer beeinflußt, trat er oom
9lngßcaniSmuS gum ffatl^oIiciSmuS über, mad^tt
iebod^ nad^ faum gmei ^äf^itn ben @d^ritt mieber
rüdgftngig. Sr felbft f|)rid^t barüber in einer
@d^rift „Ked^te ber d^fUid^en JKrd^" (Bighta
of the Christian Chorch, London 1706),
morin er aud^ bie SSerfaffung ber ftird^ be-
fömpft. Sd^einbar gegen bie römifd^e iKrd^e ge«
rid^tet, greift baS S3ud^ j[ebe ^ierard^e an. —
S)aS 2Bcrf, meld^eS eigentlid^ Ben 9hif Xinbatt
begrünbet l^ot, trögt ben Xitel ^S)aS ebriflen«
t^um fo alt als bie Sd^bpfung'' (Ohristianity
as cid as the Creation, London 1730;
beutfd^ oon Soreng @d^mibt, Sftonffurt u. Seipgig
1741). S)er 3n^alt mirb bur(4 ben Siebentitel
bal^in angegeben, eS fei ^baS Soangelium eine
2BieberoeröffentUd^ung ober aBieberl^erftettung ber
natflrlid^en Steligion''. SSon bem SBieberbet«
fteHer (labe bie Sleligion ben 92amen ber d^rift-
lid^en erhalten ; ber eigentßd^e ff em beS duften«
tbumS, beffen vlamt nur neuem SatumS fei, f aOe
mit ber naiürlid^ ^Religion gufammen. etiler*
bingS f oS nad^ Xinbal im Saufe ber Seit ber ftd^i^
ftem mit Aberglauben Oermifd^t unb oer^Mt
morben fein; Ie{Iterer befiele in ber Sinbilbung,
ein oOmeifeS unb gnäbigeS SBefen jid^ burd^
Singe geneigt mad^en gu fdnnen, meldte an fid^
feinen SBertl^ l^ätten, unb feine fyoipi^fkl feien
Sebrge^mniffe imb )>om))öfe £erimonien, bie
OueUen beS religidfen f)aberS. 2)em gegenüber
fei bie Sleligion ber 92atur bie richtige ÜRitte
gmifd^ Unglauben unb Siberglauben, f d^bd^t^
1755
liroL
175Ö
f örmlid^en Siöcefe oudgeBilbei unb umfaßte einen
großen Sl^eil beS gegeniDörtigen ©prengeld t)on
Krisen. S)ad SBidt|um @aben ttiurbe im @üben
k)on ber Siöcefe Orient, im Often Dom alten
SiStl^um Xibumia in ffSmtl^en, im 92orben t)on
SLugSburg unb toefUid^ t>on Sl^ur begrenst. S)er
bifc^öflid^e @t^ toar bie auf einem {^minbelnben
geljenfegel erbaute 93urg @öben, bie gegenwärtig
(feit 1685) t)on Senebictinerinnen betoobnt toirb.
S)aS loid^tigfte Hrd^engefd^id^tlid^e Sreigni| bed
^fianbeS im ©ebirge" in bamaliger 3«t war
ba§ Sd^iSma, in meld^eS fld^ bie Ißatriard^en t)on
fflquüeia (f. b. Slrt. I, 1185 ff.) fammt iljren
@uffraganen Denoidelten, totü fie fid^ l^rtnödig
gegen bie SSem^erfung ber ^brei ffopiter auf-
le^inten (ügl. b. Mrt. S)reifal)itelftreü IH, 2036).
3)ie fübtirolifd^en Sifd^öfe t)on Sri^en, Xrient
unb t$f€ltre fe^rten aber nid^t lange nad^ ber
S^nobe Don SRarano (589) )ur lir^Iid^en (Ein«
l^eit jurüdt.
S)er im ©anjen georbnete 3ufilanb ber lird^-
Hd^en 93er^ältnif{e in Sirol erlitt oft pge Stö-
rungen t)on ^u|cn. 3n ben Stürmen ber SöIIer-
ttanberung ](|atte Xirol, baS ^^affagelanb''
(C SRitter), au^erorbentIi(| t)iel gu leiben. S)enn
auf ben t)on ber 9}atur biefed SanbeS oorgejeid^-
neten IBal^nen nianberten bie Derfd^tebenartigften
93ölferfd^ften nad^ aQen Stid^timgen unb liegen
mitunter tiefgel^enbe Spuren i^rer ^nmefenfeit
)urü(f . Sd^on ber ^unnenfül^r ^ttila, um t)on
bent)orauSgel^enbenSU3anber5Ügenanbcrer9}öIfer5U
fd^meigen, berül^rte (450) 3:iroI ; nad^ bem Sturze
be« oflrömifd^enSReid^eS (476) jogen ^twltr, 9tu-
gier unb Oerfd^iebene anbere germanifd^e Stämme
burd^ bie ^(penpäffe nad^ Stalten, bi§ enblid^
unter ber Dftgoten]^en|d^aft (493—555) für
einige S^it ru]()igcre Suftänbe eintraten. ?lber ber
barauffolgenbe ^enf^ermec^fel unb bie Snöafion
ber Sangobarben (568—774) l^emmte abermals
bie ürdjlid^e Sntmidtung, jumal in ber 3)iöcefe
Irient, U)o burd^ bie frembcn gröberer ber 9Iria-
nidmuS Eingang fanb. Sin beinal^e völliger Um«
fturj aDer Drbnung erfolgte, aI8 um 590 bie
Sranfen oon 9brben unb SBcften ocrl^eercnb in
baS trtbentinifd}e ®ebict einfielen unb öielc Drt-
fd^aften jerftörten (Mon. Germ, hisi Scriptt.
rer. Langobard. 110. 116. 893). 3n bem
Sd^reiben, weld^cS bie Sifdjöfe ber ßird^cnprooinj
^quileja auf ber S^nobe be§ 3a^re§ 591 an ben
oftrömifd^enftaifer aÄauritiuä rid^teten, wirb bittere
filage geführt, bog bie gfranien bereits mehrere
bifdftöflid^e Sije, bcjonberS $etau unb 3:i6urnia,
bem red|)tmä6igen ilktropolitcn entrijjen l^ätten
(BaroniuB, Annal. ad a. 590, n. 38 sq.). 3m
6. 3a^rl)unbert fielen auä) bie gum großen %^dl
beibnijd^en lBai)cm in baS obere 3nnt^al ein,
überfd^ritten ben 33rcnner unb brangen im @ifad(-
unb (Stjd)t^oIc, im öintfd^gau unb im ^uftert^ale
öor. Sic nol^mcn ben ganzen Sl^eil üon 9iorb«
tirol unb ben Sübeu bi§ jum Slbfnllc bc§ 9^onS-
bergeS in ba§ LHfdjt^al in ®eft^ (SUe^Ier, ®efd^.
Sa^emSI, ®ot]^ 1878, 52). Ko^ fm^d^tbamag
bie genannten gennanifd^en SdQer ^m^mii
öftlld^n 2:^e Xiroä bie SBenben, bie boit gsije
®egeiiben }ur SBufte mad^, fo bag bem Vfk
ber flat)ifd$e «ame ^uftrifja, baS ,dbe S^',
beigelegt mürbe. SHIe Spuren bcS C^rißent^
lourben babei im ^uftertl^e oertilgt, unb btr
alte SBifd^fSßk Zibumia in jf dmt^i Deifd^
doUftönbig (tinü^aufer, £o{>ogr.-^^^|iatliL 9e-
fd^reibung ber 2)i5cefe 93rii^en I, Sriien 1851,
414 ; Srunner, Beben beS l^L Seoerin, SBioi 1879,
70 f[.). 9(u(t bie SBif^ofdbitaloge üon Ziiot,
Säben unb S^ur bringen Dom Snbe beft 6. tö
gum 8. Sob^bunberi nur unftd^ 9Iamen. Singo-
barben, IBa^em unb Slooen ^en boS j^Sne
d^riftlid^e ^rbeitdfelb in Xirol oöEig bro^ gel^
Srft aUmälig geminnt bie tirolifc^e flu^*
gefd^id^te eine frtunblid^ere ®eflalt Unter ^
®regor L (590—604) befebrten ftd^ bm4 ba
mobltbätigen Sinflu| ber itönigin S^rubefinbe,
einer ba^rifd^en $rinjeffm, bie SangoboibcaCv
b. Sri. Vn, 1404 ff.), »oburd^ au4 fäi Iiiat
beffere 3^iten begannen. 3tn 7. Sabr^unbect Oß
xoaxb fi^ um bie ebriftianiftrimg SLorbtinÜ bec
bl aJlagnuS (geft. 655 ; f. b. Srt.), ber Spo^
bed ^Hgäu, gro|e IBerbienfte, ba beffcn Sirin
ftd^ über baS game Sed^t^I erftredte. Um biqdke
3at ober Dielleid^t etttxid fpätcr entimdette 014
ber bL {Rupert (f. b. 9rt. unb @teurer, 9afa»
frage, im $rogr. bed Srisener (S^mnaf. 1894)
in ^a^em, 3:iroI, befonberö ober im Qohfaa^
fd^en eine gro^e Zbö^d^^it füt bie SedMtng
bed @IaubenS. 2)er % Corbinian (gefL 730; f.
b. 3lrt.), erfter SBifd^of Don gfreiftng, ber p«
längere 3cit in ber ©egenb üon 9Rai§ in 2iioI
aufbielt, oermenbete bie unfreitDiQige SRuge jua
aSeften feiner Umgebung (Dgt. Srbeo'S Tttt
S. Corbiniani in ber urfpränglic^ ^cHimi,
berauSgeg. oon Stiegler, SRund^ 1888). £»4
bie Organifation ber ba^rifd^en Sidtbüner föc
berte ber % »onifatiuS (geft. 755; f. b. U)
inbirect aud^ baS ©ebeiben bed Sbnfient^
in einigen Zb^tlen 92orbtitDld, toenn cm^ ber
größte %i^dl bed SanbeS bamald no^ bem $q-
trtard^at ^quileja unterftanb. SebenfoDS tia
gaben ftd^ bie ^em nacb i^rer IBefel^rung oo^
^^übe, in£iroI, baSfie gum großen Xb^ in 9e>
fi( genommen Jetten, loieber (ircbli^ Qcoi^
3uftönbe b^beigufü^ren unb bie lebten glePt bei
^eibentl^umS auszurotten. 3ur ^fe^nrng ber
beibnifd^en SBenben im $uf!ert^, mit bombie
f8at)ixn feit bem 6. äal^rl^tmbert ^octk flita# :
fübrten, grünbete ber le^ baorifd^f|eiiO(Zfif' j
filo baS Senebictinerflofter 3tmi4«, bol m j
Sd^mi^ aus beftebelt umrbe (TiHIMh ^ ■
441 ff.). 2)a8 let^ere Alofter tsubc K«ir
gegrünbet, aber megen btil mSimt
aufgegeben. S)ad ftloficr ännttoi
fd^of Otto oon greifms (f. )i. '■
SoUegiatftift um, boS no«
3laä^ ber Untermecfung b
175$
litol.
1754
(EimDo^ner, too)>on ungef% 860000 Italiener
unb 9000 SRomonm (Gobinier unb ®töbner) ftnb.
Xiiol itnb Sotorlberg I^Un j[e einen eigenen
&inbtag, fenben aud^ Sertretet in ben öftemi«]^-
{4cH 9te{<^rat(; bie gemeinfd^ftlid^ l^öc^fte
Sonbem^^iycbe tft bie f. (. Stattl^Iterei in 3nn«-
fmad, ber 24 IBe3iTtfil^u))tmQnnfd^ten unter»
geoibnet pnb. — 3n fird^Hd^ Sejie^ung ift baS
vonb feit 1818 unter baS er}bidti^um @oI)burg
unb bie eist^mcr Xrient unb Sri^en (f. b. %rtt)
mit bem ®enetatoicariat Sororlberg oertl^t
Da ^4 ba6 @ebiet, meld^fi Xirol unb SJorodberg
umfdi^lielt, erfi int Soufe toieler So^r^unberte auS
ftfineren ^errfi^often )u einer großem territorialen
^in^it geftoltete, gel^brte ee früher mel^reren, aud^
oudn>ärtigen Sddcefen an : ^quUeia, gf^Itre, $a-
buo, Serona, S^ur, ih)nftan}, Augsburg, gftei»
fing unb S^iemfee. — 2)ie tirolifd^e ftitd^-
gef4i<4te jerfdOt in brei Venoben.
1. ®runblegung beftSl^riftentl^umd
unb %ilbung Don Sidtpmern (bis 1027).
Die ölteften Seioo^ner bed l^tigen Xirot, etl^no-
gro))^ifc^ fi^d StruSfer, tl^eilS Seneter, tJ^eilS
ifelten, »urben Rftter genonnt ($Ionta, S)od dte
»otien. Setiin 1872; 6to(a. Sie Urbeofilfe-
tung Xitott, ^nnSbrudt 1892). S)a8 t)on ben
9tatem betool^nte gto|e (gebiet Tom 15 b. (Sfyc.
unter bie ^errfc^ft ber StBmet^ meld^ einen
iiro|cit St^ed beSfelben }ur Tronin} Baetia ge-
tafteten unb baS l^eutige aßdlld^rol (ungeföbr
fublid^ Don 2)aitfd^me| mit ber ^uptftatbn
Xrient) gu ätolien, baS öftlid^e ^ftert^al Don
ber 2>rauquette an )ur ^toDinj Ütodcum {dringen.
S)ttrd^ bie tbnttft^^ Eroberung St&tienS nurben
avuS^ bem S^tiftentl^um in biefem Sanbe bie
SSege geba](^ 9lad^ ber aDgemeinen Xrabition
foU fd^on ber IfL. ^ermagorod, ein @d^üler
bed Smuigenften 9Rarcu8 unb erfler Sifd^of Don
Vquiteia (f. b, %rt.), bie JKrd^ Don Xrient
gegtünbel unb i^r ben Sifd^f 3oDinu8 olS Wir-
ten Dorgefekt ^6en (@inna4ier, SBeitröge Don
SBriien I, Srisen 1837, 218 ff.). ®ana fidler
erf(beint 881 «bunbantiud olSStfd^of DonZrient
ouf einer Si^nobe Don Squi(ej[a (Manai III,
599). Neffen Slod^olger nmr ber Ifi. 9Hgüitt3,
ber ^ouptoegrfinber ber Siöcefe Xrient. Sr ftarb
um 400 ben Slort^b im fleinen Seitent^al
Xenbena, oli er bort bie lej^ten S|mren beS ^'
bentbnmS Dertilgen ttoDte. SBenige Sobre Dörfer
(39^ »aren tfim feine brei (Sebilfen im IRonS*
tbale, SIesonber, €ifinniu8 unb SRart^riuS, auf
glel^ rubmDoDe SBeife im Xobe DorauSgeeQt. Ur-
fprüngti<^ umfaßte bie SiBcefe Xrient nid^t nur
boB i^ge Sflbtirol bis nad^ Sojen b<tauf , fon-
bem oud^ boS fogen. Stfd^Ianb unb ben Sintfd^
gou bis etma }um Xrafoibad^e. OberDintfc^gau
ftonb iDol^rf d(|etnti4 unter bem Sif (bof Don Somo,
Don 100 b^r bie Cl^rlftioniftrung oiefer (Begenb
über 9)eft(in ganj naturgemft| Dor fi(b geben
fonnte. Spftter fom ber ganje tßintfd^gau Don ber
^er bei Stetnn bis SiauberS }ur SMöcefe (Ebur
(f. b. Srt.), beren Stefiben) aud^ fd^on frfil^
^au)ytort Don Baetia I mar. 9IIS %))ofteI Don
ei^ur, baS in ber gfolge bem 9)letro))oUten Don
Woilonb, fp&ter bem Don SRaing untergeorbnet
mürbe, mirb nad^ aSgemeiner Xrabition ber
^I. SuduS im 2. 2lobr^unbert genannt 3)er erfte
beglaubigte Sifd^of ift ber bl. Slfimo, beffen 9lame
451 ouf einer @9nobe Don JRailanb ermäbnt
mirb (Mansi VI, 141). Srft feit biefer 3eU ober
nod^ fpöter lann ber SBintfd^gau fird^id^ Don ^vac
abgetreten morben fein. 3m Salfugana foll ber
bl. ^rmeS }uer[t ben d^riftlid^en Glauben Der«
funbet b<iben; an if^n erinnert nod^ ein ur«
altes, ibm geweiftes ffird^ein bei Salceronica
(SRontebeOo , Salfugana, XoDerebo 1793, 19.
30. 181 ff.). S)iefeS Xbal ftanb Don ben fiUeften
Seiten bis 1785 unter bem SiSt^m $eltre,
beffen erfter Sifi^of nad^ ber Ueberlieferung ber
bl. $roSbocimuS im 2. Sabtbunbert mar. Ueber
bie ßntftebung ber ffird^e Don @öben, beren @i^
fpftter naä) Srisen übertragen mürbe, l^t man
feine fidleren S)aten. Sine fromme Segenbe nennt
ben bl. MP<ni (f- >>• ^^' H, 2020) als erften
3ll}ofiel unb Sif d^of Don Sdben, ber, burd^ l^tb-
nifd^e f^orben Don feinem @i^ Dertrieben, nad^
ämola flol^ unb bort gemartert mürbe (Besch,
Annales Sabonienaes I, Aug. Yind. 1760,
70 sqq.). X^atfad^e ifl nur, ba^ ber beilige Vlau
tprer (laf jton in einer alten Urfunbe Don 845 als
fßatron ber JHrd^e Don @öben erfd^eint (Sleblid^,
3ur ®efd^id^te ber Sifd^öfe Don IBrisen, in ber
3eitfd^rift beS gferbinanbeumS 1884, 8 ff. ; 2)erf.,
ein alter 9ifd^ofSfi| im ®ebirge, in ber Silpen«
DereinS}eitfd^rtft 1890, 85 ff.). 6eü 450 mirfte
in Xirol ber Don Ißaffau Dertriebene SBanber»
bifd^of Salentin (f. b. 9lrt.), ber mit Sftftimmung
beS $a))fteS Seo I. nad^ StOtien jog unb 472 }tt
SRaiS bei ÜReran als (SlonbenSbote flarb. Sein
®rab ouf 3nu>berg mar lange 3<it binbunb
baS S^tl frommer $ilger, }. 18. beS SenanttuS
gortunatuS (f. b. 9rt) im 6. Sal^rbunbert (Mon.
Germ. bist. Anot. antiq. lY, 368 ; DgL Vita
8. Severini 86; 9tir{d^l, X)er bl- 93alentin,
9Rainj| 1889). (Eine SRenge Don ftird^en unb
ffapeuen finb nod^ iebt feinem 9nbenfen in Xitol
gemeibt; er l^at nid^t nur für eine einzelne S)i5«
cefe, fonbem für baS gan^e Sanb grobe SBebeu«
tung. @t ängenuin i|f ber erfte l^ifd^ofSname,
ber uns in ber (Sefd^td^ beS alten OiSt^mS
€ftben mit Seftimmtbeit entgegentritt «iuf ber
@Qnobe Don (Srabo, in meld^er ClioS, ^atrlord^
Don Vquileia, 16 Sifd^öfe feiner fßroDin) megen
beS S)reifapitelftreiteS im % 579 Derfammelt
l^otte, erfd^eint in ben Unterfc^riften nebft Sgnel«
luS, Sifd^of Don Xrient, aud^ Sngenuin Don
@äben, Dertreten bunb ben ^riefter SRartion
(Beech 1, 862 sqq.). 9ber Don SngenuinS 92ad^
folgern finb nur burd^ einen Diel fpätem. nid^t
gang Derbürgten SBifd^ofStatalog bie !Ramen be«
fannt 3ebenfaQS mar bie ftir^e Don @äben in
ber }meiten ^(fte beS 6. Sal^r^unbertS }u einer
1755
Xitol
1756
fdradid^m Si5cefe auSgebUbet unb utnfa^e einen
großen %^tü befi gegentoftttigen @))rengelS Don
Sncen. 2)q9 SiSt^tn @öben lourbe im @üben
Don ber Sidcefe Xrient, im Often Dom olten
SiStl^ Xihtmia in Stixtdf^tn, im SRorben Don
9ugdburg unb meftlid^ Don Sl^ur begrengt 2)er
bi{($öflid^e @i^ mar bie auf einem fd^minbelnben
Selfenlegel etbaute Surg Söben, bie gegenmättig
(feit 1685) Don Senebidinerinnen bemo^nt mirb.
SDoS mid^tigfte fird^gefd^id^tlid^e Sreigni^ bed
^SonbeS im (Bebirge" in bamaliger 3eit loar
baS ©d^iSma, in mel^eS fid^ bie ^triard^en Don
Squileia (f. b. Stt. I, 1185 ff.) fommt i|ren
Suffraganen Dertoiielten, toeil fte fid^ |^Qttnödig
gegen bie Sermetfung ber ^btei fHapiUV auf-
lel^nten (DgL b. 9rt SreüapttelfireU in, 2036).
SHe ffibtirolifd^en »ifd^dfe Don Sriien, Xrient
uid) S^Itre lebden ober nid^t lange nad^ ber
€Qnobe Don ÜRarano (589) )ur Kr^Iid^en Sin«
l^it }uru(I.
2)er im Sanjen georbnete 3uflanb ber (ird^-
Hd^en Serbältniffe in 2:iroI erlitt oft gro|e Stö-
rungen Don 9u^en. 3n ben Stürmen ber Sölfer-
manberung l^atte Xirol^ baS „$af|agelanb''
(S. Slitter), au^erorbentlit^ Diel gu leiben. Senn
auf ben Don ber 9tatur biefed SonbeS Dorgejeid^-
neten Sahnen manberten bie Derfd^iebenartigften
SSdQerfd^en nad^ aUen Sttd^ttmgen unb liefen
mitunter tiefgebenbe @))uren il^rer 9nmefenbeit
gurüdt. Sd^on ber ^unnenf ül^rcr ^ttUa, um Don
benDorauSgel^benSakmbergägenanbererSSöDergu
fd^meigen, berührte (450) Xirol ; nad^ bem Sturze
beS oftrömifd^enSteid^eS (476) gogen ^eruier, 9ht-
gier unb Derfd^iebene onbere germanifd^e Stämme
burd^ bie Slpenpöffe nad^ Italien, bis enblid^
unter ber Oftgoten^enfd^aft (493—555) für
einige 3cit ruhigere 3ufianbe eintraten. 9ber Der
barauffolgenbe ^errfd^edoe^ifel unb bie SnDafion
ber Sangobarben (568—774) b^mmte abermafö
bie fird^Iid^e SntmidKung, gumal in ber S)iö€efe
3U:ient, mo burd^ bie fremben Eroberer ber Slria-
niSmuS (Eingang fanb. 6in beinahe DöSigerllm«
ffatr} oder Orbnung erfolgte, alS um 590 bie
Sfronlen Don 9torben unb 9Be{ten Der^eerenb in
baS tribentinifd^e ®ebiet einfielen unb Diele Ort«
fd^ften gerftörten (Mon. Germ. bist. Scriptt.
rer. Langobard. 110. 116. 893). 3n bem
Sd^reiben, toeld^eö bie Sifd^öfe ber ftird^enproDing
9quileia auf ber S^nobe be8 3ab^ed 591 an ben
oftrdmifd^enAalfer3RauritiuSrid^teten,U)irb bittere
ftlage gefübrt, ba| bie gfronlen bereits mehrere
bifd^bflU^e Si|e, bejonberS $etau unb Xibumia,
bem red^tmö|igen 3Retro))oIiten entriffen bebten
(Baronius, Annal. ad a. 590, n. 38 sq.). 3m
6. 3abtbi<nbert fielen aud^ bie gum großen Sl^eil
beibnifd^en Sägern in baS obere 3nntbal ein,
überfd^ritten ben Srenner unb brangen im Sifadt-
unb (Stfd^tl^ale, im SSintfd^gau unb im Ißuftertbale
Dor. Sie nal^imen ben gangen %l^nl Don 9lorb-
tirol unb ben Sflben bis gum Slbfaüe beS SRonS«
bergeS in baS Stfd^tbal in SBeft^ (Stiegler, @cfd^.
SBo^emS I, <Bof^ 1878, 52). 9lod| fnrd^iboret alS
bie genannten germanifd^en 85Ifer ^oitften im
öftUd^n %^ Xirott bie fflenben, bie bort gonge
®egenben gur 9Bufte mod^ten« fo ba| bem V^t
ber fIaDifd$e Slame ^uftnffo, baS ^dbe Sa^\
beigelegt mürbe. WU Bpvam beS Q^riftcnt^S
tourben babei im $tt[tertbale DertUgt, unb ber
alte Sifd^fSftif Xibumia in fffimt^n Derf^monb
Doüfiönbig (ZmÜ^fer, Xo)>ogr.-^tfL^tatiß. Se«
fd^reibung ber SHöcefe Srifen I, fBrifen 1851,
414; SBrunner, Seben beSbL SeDerin, SBien 1879,
70 ff.). 9u(b bie »ifd^o^faitalose Don Xzient,
Säben unb Cl^ur bringen Dom (Inbe beS 6. bis
gum 8. Sabrbunbert nur unftd^ere 92omcn. Sango-
barben, Sägern unb Slaoen iahtn boS fd^dne
d^riftlid^e «rbeitsfelb in Xirol DöDig bro(^ gelegt
Srft aümölig geminnt bie tiroHfd^e ftizd^>
gefd^id^te eine freunblid^ere ®efklt Unter ^jt
Tregor L (590—604) belebrten fid^ bur^ ben
toobltbotigen Sinflul ber ftdnigin X^eubelinbe,
einer ba^rifd^en Sßringeffin, bie Sangobarbai (f.
b. 9rt VU, 1404 ff.), mobttxd^ aud^ fax Zrient
beffere 3eiten begannen. 3m 7. 3Qbt]^unbert er>
toarb ft^ um bie SbrifÜanifirung 9b)rbtirDlS ber
bl. ÜRagnuS (gefl. 655 ; f. b. 9rt.), ber Vpo^tl
beS Mgou, gro|e Serbienfte, ba beffen SBirfen
ful^ über boS gange Se<btl^l er^redte. Umbiefelbe
3ett ober DieEei($t etmaS fpöter enttoideOe au4
ber bl. Slupert (f. b. 9rt. unb Steurer, Shipertus-
froge, im $rogr. beft Sriiener ®qmnaf. 1894)
in Sägern, Xirol, befonberS aber im Salgburgi*
fd^en eine gro^ ZbStigteit für bie Verbreitung
beS ©laubenS. S>er bl. Sorbinian (geft. 730; f.
b. 9lrt.), erfter S3ifd^of Don @freifmg, ber fitb
längere 3eit in ber ®egenb Don 9)laiS in Zirol
auf bielt , Dermenbete bie unfreitoiSige 9Ru|e lum
Seften feiner Umgebung (DgL Srbeo'S Yita
8. Gorbimani in ber urftrrflngßi^ Sfoffung,
berauSgeg. Don Stiegler, Wmäfm 1888). 5S>uxd)
bie Organifation ber baqrifdben fBiStl^flmer för-
berte ber bl. SonifaftuS (geft 755; f. b. Sri)
inbirect aud^ baS ®ebeiben beS (Ebriftent^umS
in einigen Xl^eilen 92orbtiroIS, menn audfi ber
grölte Xb^ beS SonbeS bamatt nod^ bem ^-
triard^t tSquileia unterftonb. SebenfoIlS €Atx
gaben ful^ bie SBo^em nai^ ibrer Sebbnmg aud^
ÜRube, in Zirol, baS fie gum gro|en %^ in 9e-
ft^ genommen Ratten, »ieber fircbü^ ga>dmete
3ufiönbe berbeigufu^ren unb bie l^ten 9ieP< beS
^bent^umS auSgurotten. S\xt Sele^nmg ber
beibnif d^en äBenben im $u|tett^e, mit benen bie
fbcan^tm feit bem 6. 3a^r9unbcrt l^arlf ftmp^
fährten, grfinbete ber le^e ba^rifd^e^ergogS^of-
jtlo baS SBenebicHnerno^ Sniüd^en, boS Don
Sd^i| aus beflebelt mürbe i%ixdfym\ßx I,
441 ff.). 2)aS lefttere Alofter muxbe bereits 763
gegränbet , aber megen bed rauben AlimoS bolb
aufgegeben. 2)aS ftlo^er Sunid^ iDonbelte lBi>
fi^oj Otto Don greipng (f. b. 9rt) IUI in itn
Souegiatftift um, baS nod^ b^^ fortbeftebt —
92ad^ ber Untenoerfung ber Sangobarben (774)
1757
anb b« VbMung bt9 baQri[ii^
fUD (788)afu^Ttii bit Hn^lid)^
»tt ctnt bcbcutfame ülnSiibcti
(f. b. 9Irt.), btm ic|t 0111$ Xhot
«ertrat bcn ®nnibfa|, baft b
QcUung tm ;ioIitif4nt mitQliil^l
VHm trug ou^ !|ia^ Sto UL
^6 798 b«i bif^öfEid^ @ij(
iRetnitiDlc Don SBa^nn unb oi
9ni^Q, SttQnieliuTg unb $a||
«fe Säticn imttr (Sinna^n I,
747 Bqq.)> nä^icnb bit füblU
Xtitnt not^ untci Slquileta D«
Üum Sdbtn trat fonttt in bie 3
ini^tn ein. ße eiftiedte fic^ ül
MS }um 3ufidnn iBa(!&e (Sßfan
fibn boS eifadt^al f>{3 gunt %\
mä> ginn Aaibaim!iii(!^ bti Si
flfwr baS ganjt Sßi)])>l^al, baS i
thiflna^mc bc3 Dbcm $a|nauiül|
bet @4ami^ (gu STnfmg),
Itttttrinnl^ bis gum SiQti. 3
Veit baS $i3tlium ©äbtn-SBi
fm^ nac^ bis in bie neuefie 3
Stif4 tmtrbe baS ,&anb im ®et
Seil in jmti 3:^tUe geteilt: t
mit Xrimt fam ju 31alim, bit
ffi3)tutf<$Ianb gt|(t)Iagen (^oin
Seife I, etuttgoit 1820, 162
Mn Squiltla, |d ouibe avif n
«on Siecbun (843) bai nun jui
g^Sitee Siit^um Cl^ui nuB bi
•emitbe DonSnailanb gtiast ui
•on Sflotn) untti^nt. Sen Im
|0if^ brät neuen Snetiopolit
mb betn ^ßatiimi^en Don Squile
fciiu 9te^ ouc^ übei boS „tnii
xtcitm gcitenb mail^te, ent[4>eb
ba^in, ba| luifd^ beiben @p
Mc @ren}c bilben foule (Xiid^oi
1 187). <E)ae SiSl^um Sifent
amr« Ober baS ®e6itt fübli^ b<
ta SifacH^Ic unb übti baS untti
«S ielt ju a:iiDl gctiert, angcfi
Safferufer. Sie ^lenjcn biefe
m alfo na^eju mit ben politifd
Stqen unb Orient. 93al{usana
Uite Ht^ti^ JUI Siiitcefe geltre
Ckdfußona 28 ff. ; ÜSoltelini, ir
fteiUnanbeutnfi 1889 , 7 ff.).
XtCDl feinen Sprengel auS i
Sfaltf^eini, baS iBurggtaf enamt
91iliiber9 bis gum testen Sßalfei
Tlro1«iu«), ßbei baS obere $ag
Bbll^e iBoiarlbcrg (Capitulu
*Jn Me übrigen tleinen ©tbltl
Xtcol unb iSarailberg tficUten
Don Sbiemfee, g^rtifing, HlugSbi
(iiirfbanfer I, 17 ff.; Mopp,
Vonnlberg I, SrijKn 1893, 1
Srnnifer bom 3illet obiDfirtB i
XH beS $uf)ett^ (Aroüi) nBrbli« ha 3>»iu
oe^arte gu Saljbutfl. Sicfe bei ^au|rtfa(^ mtü)
f^on unlei Rad b. @r. ficiiten Srengen »uiben
fpStei nur in unDefentlti^en fünften benötigt.
Siei loettbin fii^tbare ÜHorfflein, an neld^ bie
brei uid^gften SiUScefen XitoIS: Xritnl, SriEen
unb Ebnr, jufammenßie^, isat bei fi^neebtbedite
,Sitft- in Spafftier.
2. Sit <ßeitobe bei geijllt^en gffii-
ßent^amer (1027—1818). a.entfle^ung
fleiftlic6et ietritotien (1027—1122). «uS
bei 3eit beS StiebetgangeS bet flonlingei unb bec
erften Silbung eines m&c^tigen beutf<^en SRei^S
I|aben fid^ tncnige %iäinä)tm üba bie ffir^en«
gef($i^te XirolS erhalten ; ober fie genügen, unt
beren (E^orartei gu bepimmen. 3n jener 3*it
gio^ EBcmilberung unb Unfi^erbeit nobm baS
bebiängte S3oII gu ben fir^li^en SSfiriKntefigem,
ben S9i|c^Sfen, feine Suflu^t, %ili4 nie bie
mma in ber ätefnbr bei ben ppften^ilfe fud^
ten. Sie {i^ in SRom ouB foIcEien %erbältni|{en
oüinSlig ein Kiid^enftaat entmtdelte, fo entftanben
au^ im ©tbirflilanbt Siml geiftlic^ Serritoritn,
%K ftotflPifte, befonberS Xrient imb 5Brijen, er-
langten nad^ unb na^ bitle Stfi^ungen unb
Sterte, Utl^e ben ©runbftod igier [fiättrcn gür-
ftentbümer bilbeten (^ Sägei, @ef(^. b. Sanb[tiinbe
XiroIS I, ännsbnid 1882, 222). »Umälig, be-
fonberS feit Otto b. @r., ber auf bie titd)lt(^en
EEBüibenträger nod^ Dielen Snttäuf^ungen oon
Seilen tDeltlid^er gütflen gro^ Üxrtrauen fe](te,
nobmen bie iBifd^Sfe eine uii^tige politifi^ Stel-
lung ein. Oft gefi^ab boS freiließ gum Serben
ber ffir^e. Sif^of 3ad^arioS Don SBrisen g. ©.
fiel bei ber fuirf)tbaren 3litberlage ber ®eutf(6en
bur^ bie Ungarn am 5. 3uli 907 (Beech m,
833 sqq.), unb EDIanaffeS IL, SStf^of Don
arient93S— 957, ber Sieffe beS flönigB §ugo
Don Italien, nor auc^ grgtiifd^of oon QlrleS,
IBifi^of Don 3)erona unb iDiantua, gugleid^ @rg>
longler in 3talitn unb ÜJlarigraf Don Xrient
(Siefebred^t, Seutfc^ flaiftrjeit I, Sraunft^ueig
1874, 369. 371 u. 382 f.). Seit ben Sagen
Otto'S I. gebSite bie @iaffd^aft liitnt gu ber
Don bicfcm geghinbeten Wad lOerona unb lourbc
bomols Don ben ^ergogen Don Aämtben Dertnoltet
S)a ffoniob n. bürdet ben Abfall 2StaIienB unb
ben Sufflanb in Seu^c^Ianb bebtobt nur, fuc^e
er fu$ befonberS ber bagioifc^tn liegenben Sllpen»
tbSier gu Derftc^em. Saber I5Ste er ouf bem SRüdE*
toegt Dom Kämerguge im p. 1027 bie @raff^ft
Xiient Don 9)erona unb ffämtben loS unb übergab
fie, um bie ^SJtoätt bei ^erjogS gu f^nS^en unb
an ber fßfortc ^talienB einen Derläfiliiben Sjor-
toSditei gu baben, bem £Bif(f)Df Ulrii^ IL oon Xrient
(1022—1055). SDaburd& mürben legerer unb
beffen Kaibfolget reii^Sunmittelbare Surften mit
^tgoglifberSeniott. ©leid^jeitigDerliebberÄaifer
bem SBif(|of Don Orient au^ bie ®raffd^aft !9ojcn
unb bie im ^lorbDeften angrenienbe @raff^aft
ißtntfi^gau, bie fogar bis noi^ Sngabin b^ont*
1759
XiroL
1760
I, ihoe^a 1885, 502, «nm. 2). «uf ö^nltd^
Seife enttDhfelte fid^ baS gfutfient^um SBrisen
(6teitrer, entfleug unb %ul^btlbung bed gfut-
^eittl^S Sricen, eriien 1883 [Programm]),
änt 3. 901 tmtrbe bem 93if(i^ofe Don @öben burd^
Subtoig bad Pinb bei ouSgebel^e f^of fßrid^SnQ
gefd^ (Besch m, 308 sqq.). 2)er l^ilige SBi-
fd^of fObuin, ber and^ eine gro^c politifd^e SRoQe
firtelte (Xeblid^, in bet Seitf^tift befi gfetbinon-
beumS 1884, 9 ff.), »erlegte ben @i| bed Sifi-
Üpxmi um bad 3a^r 1000 Don ber (teilen gfelfen-
burg 6dben nac^ bem bequemer gelegenen Orte
»ricen. ffienige Solare \päitt (1027) oerliel^ ber
genannte ffoifer ff onrob IL ebenfoDS ouf feinem
3uge burd^ Xirol bem Sifd^of fKirttoig Don
SBrtsen (1022-1039) bie ®ra|fd^ft beS treu-
lofen SBelf. @ie reid^te Don ber Örenge ber Sid-
t^umer Xrient unb IBrisen burd^ bad Sifadtl^ol
fiter ben Srenner bis ännSbrud unb bis gum
SiQerflufle im Unterinni^I. ffaifer iQtxwdd^ IV.
Derliel^ nod^ bagu bem 99ifd^of ^Uttoin (1091) bie
@raffd^aft ^uftert^ol ouS S)anrbarfeit für bie
„treuen ffiienfK»*, bie er i^m im Äampfe gegen
bie ppfte geleiftet j^tte (9leblid^ 36 f.). 9lud^
bie oudlönbifc^en IBifc^öfe, beren @))rengel ftd^
über größere ober üeinere Xl^eile Xirolfi erftredten,
toie @al}burg, (S^ur unb ^Itre, befa^en in Xirol
ouSgebel^nte SBefi|ungen unb Steckte, meldte jur
CueHe fpöterer fionbeSl^ol^t nmrben Oöger I,
290 ff.). 2)08 «nfel^en ber tirolif d^en gfürftbifd^öfe
toar bereits fo ^od^ geftiegen, bo^^ppo oonSBricen
(1089—1048) Don ftoifer ^einrid^ UI. )um
$ü)>fte erl^oben ttmrbe ; S)amafuS 11. (f. b. 9lrt.),
D}ie er fid^ nannte, ftarb aber fd^on brei Sßod^en
nad^ ber ^ntl^ronifation im 3. 1048 (»ebUd^ 80).
SMe rul^mDolie politifd^e Stellung ber tiroUfd^en
IBifd^öfe brad^te freittd^ aud^ gro|e ®efa^ren fitr
beren fird^Ud^eS SBirfen. SHefer aßiBftanb geigte
ftd^ befonberS im SnDeftiturftreite (f. b. 9rt.), in
tteld^em ber genannte Sifd^of Wtmin Don Sri^
(1049—1091 ; geft. 1097) gegen ben ^ft Tre-
gor VIL unb pir ^eiurid^ IV. (f. b. «rtt.) ©tel-
lung nal^m. Se^terer Ite^ feinen ®egner auf einer
@9nobe )u 9Raing abfe^. S)a aber bafelbft nur
19 beutfd^ Prälaten erfd^ienen maren unb ber
ftönig ft^ ben €d^ein canonifd^en Sorgel^enS
geben moOte, berief ^einrid^ IV. im SBertrauen auf
^(tminS betoöl^rte Xreue eine gtteite Ißerfammlung
nad^ iBriien, an meld^er megen ber günfHgen Orts«
läge aud^ italientf(^e Sifc^öfetl^Une^men tonnten«
3n SBrisen litten ft^ auf ben 6t. So^nneStog
(24. 3uni) 1080 ber JFönig mit jal^Ireid^em ®e-
folge unb bei 80 Sifd^öfe, gumetp auS ber Som*
bort>ei, eingefunben. S)ief e %fterf t^nobe Derfammelte
ftd^ am 25. 3uni in ber tleinen, am ftreuggonge
gelegenen 3ol^neSflrd^e, toeld^e als lBa)>t{fterittm
biente unb nod^ )e|it erl^ten ift, Dor bem gebonn»
ten ff aifer. 9uf bej^en ^efe^I unb unter bem SBor«
ft|e beS abtrünnigen SattinalS l^ugo SanbibuS
tDurbe ®regor VIL nod^malS abgefegt unb an
feiner Statt ber gebannte (irgbtfd^f SKbert Don
StaDemm (f.b.Srt) olSSIemenS UL }um p,$o))fte*
getDü^t (DgL Steutcr, 5DoS fionciliabulum Don
9risen 1080, Srisen 1878 [$rogr.]). ^i^
elf Sauren mürbe Sif d^of SUtmin Den ^gog SMf
bem Settern in berfelben @t. So^nctfud^ ^
fangen (1091) unb auS bem %ist^ Dectrieien.
3n Srisen folgten bann mfi^renb beS no(^ fort>
bauemben SnDeftiturftreiteS no^ mel^rere Qif (^e
ber einen unb anbem $artei, bis enblid^ unter
Steginbert (1125—1140) koieber geottnete 3u«
ftönbe gurüdttel^rten (üteblic^ 80 ff.). Ser gleii^.
geitige Sifd^of Don Orient, ^einrid^ L (1068 bis
1082), nal^m in ber tirc^Ii^en Srage eine
fd^manfenbe ^tung ein ; er f uc(|te einerfeüs bctf
Sertrauen beS ftaiferbofeS nid^t gu DerKerea, ober
aud^ mit bem red^tmä|igen $a^fte @regor VIL
nid^t gu bred^en (BoneÜi, Honumeiita, Tridenti
1765, 22; Alberti, Annali, Trento 1860, 7).
&thfyxth Don Salgburg bagegrn toar gerciicgu
gfül^rer ber ®regorianer (Dgt, b. Sri. €aI0urg X^
1599). mm&lxQ fiegten @regorS VU. Sbcen
aud^ in Xirol
b. 2)iefir(!^Ud^e®Iang))eriobe in Xirol;
Streit ber lanbeSfürftlid^en mit ber bi-
f d^öflid^en ®emalt (1122—1517). ^U eitb-
ti(|e 93efeitigung ber SaieninDefütur bui^ baS
SBormfer Q^ncorbat (1122) ^tte ou^ in Xirol
einen glängenben 9lufi(^D)ung beS fird^li^en Sd^roS
gur gfolge. Ueberbaujyt J^ben religidfe dbcen in
feinem ber 5ftenei<^f^ Slpenlänber einen fol-
d^en (Sinffu^ auf ben @ong ber ®ef<l^ii!^tc gc«
monnen toit im gtoubenStreuen XiroL Bunöd^
treten in iener 3eit Sifd^öfe auf, DxU^e bunb
^eüigf eU beS SebenS, burd^ Cifcc fuc fMtd^ud^t
unb ben (Slang il^rer politifd^ SteDung ftq U*
rü^mt mad^ten. SoId(fe fiiü) g. S. ber l^eilige
eifd^of %bel)»ret n. Don XrUnt (1156— 1177),
ber als SRart^cer für bie Sed|te ber Stvcd^t ftad
(Bonelli, S. Adalpreio, Trento 1754), unb
beffen Seitgenoffe, ber fei. ^artnumn Don Krisen
(1140—1164), ber (Srünber beS Kuguftinef
OoflerS Sleuftift, n>eld^ au^ im Aampfe SU*
sanberS HL ein treuer Snb&nger beS päti»
lid^ StubleS blieb ($ud[, i>tt fei ^artmonn,
SMien 1768), gleid^ feinem frommen Sa^
bom, (Sr^fd^of Sberl^ Don Sblgburg. Sneb«
rid^ SBonga (1207—1218), ßcbauer be» bifd^f-
liefen ^lafteS unb gum X^il befl SDomcB Don
Xrient, förberte Ihmjl unb Si^fd^fl tmb
fid^erte bie Sted^te beS ^^d^fUftcl burd^ Snlegung
einer Urbmbenfamadung, bie unter bcot Kamen
Codex WangianiiB (IrmuSgegeben Don IKsf,
in ben Fontes Bor. Aoatr., 2. 9bt^, Y« SBien
1852) bebmnt ifl 3n biefer l|h(tobe mtflia^
ben in Xirol Diele 9Rftnnfi> unb e^fBrntüit anili
Qfrauenfidfter , meiere gang auS ber tbrubenS*
DoQen ®efinnung beS Vätteblterl l^otiginflmi.
9tadi 1080 ftiftete im {ßuflert^Ie (Srof SoOMb,
ber ^eble SeDite'', baS qäenäbiciineriromfbfiif
Sonnenburg unb iibecimg beffen Soglet \mm
t761
ZitoL
1762
ffnmCbi, »ifd^of U(rU^ IL tH>n Zrient(1022 m
10&5) a. etubim unb aRttt^eilungen ouS bem
IBmcbicttncr- trab Ciftetdenferocben 1888, 89 ff.) ;
«if^of tbginbat «»onSriieu (1125--1140) er-
riete bif SntebicKnerabtei St ®€org(nierg
<Sfe4t) im Uittmimt^Ie (t)gr. bie Cl^ottif oon
6t Qkotgmbets, 3nn«bru(I 1874) unb fai^tle
1188 in bet 9tö$e befi alten Selbibena bciännS-
hmä in bofi 6tift SBilten bie tjßramonfhcäenfer
ein ; fein 9latfiiAffx, bet feL ^ortmonn, grunbele
114S bo» f^on genannte Sl^or^errenfHft 9ieu|Kft
M Srisen* Smnlaffung }ur (gcünbung beS
SijiefrienfcKftifted @tam8 ^ab bo9 tragifi^e Snbe
bei te^cn StouferS Itontobtn, beffen 3Rutter i^rem
€oline unb beffen Vfjinm 1272 ein frommes
^)eiifmal fe^. — 3n ber S>i5cef e Xrlent, mo baS
alh^riftltdEie ÜRBnd^Ieben fd^on in ben Xagen
<9cegor9 b. ®t. (590—604) burd^ Ibt SecunbuS
fi^er nod^gemiefen oetben fann (Mon. Germ.
Script! rernm Langobard. 25. 108. 125.
138), er^ob [t^ um 1146 t>ot ben SRouem ber
Sifil^oßftabt M 8enebtctinernofter @. Sorengo
(Stubten unb SRitt^ilungen u. f. tt). 1893, 92 ff.
unb Si^eltni, in bet 3^t{d^rift bei gf^rbinanbeumS
1869, 66), baS aber 1285 ben 2)omintcanem über-
geben tDurbe. 3)od tegulirte 9[uguftker-Sl(|or-
l^emn^ft 6t IRid^oel an ber Stfd^ fiiftete 1145
19if d^of 9(tmonn unter 8ei]^Ufe ber ®raf en ton (&^
Dan ; 6t Storia in ber 9lu bei Sojen, ebenfa&S ein
^ugufHner^orl^enfHft, beffenSetool^ner f))fiter
na<$ ®rieS fiberftebelten (1406), k)erbanft feine
Cntfie^g (1166) bem @rafen 9moIb Don
®Tttfen{iein unb ^orit. 3n Zrient grflnbeten
4m|er ben fi^on genannten Orben 1271 bie Stugu-
fKner^Eremiten, 1246 bie gfronciScaner, 1229
^ic Clarinen ein f>eimj in Sogen liefien fid^
1274 bie 3>ominicaner, balb nod^ 1280 bie Sfran-
dSconer nieber. Snr 3^ ^<t iheuoflge, bie )um
^beil ou(^ Xirol nid^ unberül^rt lielen^ l^atte ftd^
ttofelbfi an Derf ^iebenen Orten, loie Sogen, Seng-
mooS, Sterling, ber Deutf 4« Orben niebergelaffen
(Sobumer, in ber 3eitfd^rift bei gferbinanbeumS
1861, 8 ff., unb Sottelini, Ob. 1889, 64 ff.).
— 3tt ber S)i5cefe (El/ax erl^oben fid^ auf tiroR-
fd^em Soben bie tftmebictinerftifte Kel^erau
S. b. Krt) am Sobenfee (Vorarlberg) 1097, 9)ta-
enberg im Sintfc^ou 1146 (®o8min, S^ronil
Don Warienberg, l^etaudg. t)on Sd^i^, 9nn8br.
1880), baS Itot^&uferlCofler 9tterengeI8berg in
e^fywM 1826. Sfrouenfldfler errid^teten u. V.
bie eioriffen in Sleran 1290 toon Sri^mi ouS, mo
fie fi^ f4tm um 1285 niebergelaffen ^en, bamt
bie S)ominicanfrinnen bei Sleran 1241. Um bie-
ielbe 3eit nvurben in Xirol au(| biete !ßforreien unb
€eäforgepeDen mit einer SRenge »en Pird^ unb
^i^Irin erri(^tct, beren ©rflnbungSjal^ freili^
DielfoA nid^ me^ angegeben toetben fann (8ei-
flride f. bei % llunftgefd^id^ bon Xtrol, Sogen
1885, 78 ff.).
3n bie {»eite ^Ifte biefer Verlobe föBt ber
ifampf ber geifüid^en ®enKxIt mit ber lanbeSfarfk-
itiiäftRltt^ton. XL 2. Vitll.
lid^en ÜRad^t Obtto^I burd^ bie ftonrobinifd^
6d^nfung t>om Saj^re 1027 im l^igen £icoI
gtoei audgebel^ geiftlul^ Sfärftent|ämer (Sricnt
unb Sriien) entfionben, fo fam bafelbft bod^ nod^
unb mäf burd^ eine eigentl^ümlii^e Sntmidlung
ber Singe bie meltlid^e Wad^t gum Siege. SHe
tirolifd^en Sifd^öfe tiedDalteten nämlid^, um il^ren
Rrd^id^ Seruf nid^ gu oemad^Iöfpgen, t^
®raffd^aften nid^t fetbfi, fonbem bur^ Sd(^,
meld^ afimälig burd^ Sift unb @eiDaIt bie Viadj/t
ifyttt fie^endljierten untergruben. 3» biefen mett-
lid^en @ro^en, tteld^e i^re Sogteirtd^e in JoU^er
SBeife auSbeitteten, gel^ren befonberS bie ®rafm
t)on i&ppaa, 9nbed^S unb bie be« @d^Ioffefi Xirol
bei Sleran. SiS gum Xobe bed fröf Hgen Sifd^of eS
gfriebrid^ oon SBanga (geft 1218) maren bie
Sifd^bfe Don Orient unb Sri^en t^atfftd^id^ bie
feenen beS SanbeS unb ndt^igten i^re Sögte |uc
SrfMung i^rer Safaüenpflid^t 2)ie Stegierung
beS Surftbifd^ofS gfriebrid^ Don SSonga, ben ber
junge ftaifer gnä^nd^ H. gum 9teid$8Di€ar Don
Oberitalien ernannte, bilbet fiberf^mpt ben ^ö^e«
tiunft ber bifd^öflid^ 9Rod^t in XiroL «ber na<^
feinem Xobe nmrbe ®raf Slbert III. Don Xirol, ber
möd^gfte aDer Sögte, ber fid^ frü^ aI8 treuer
Sof aO gegeigt l^otte, xou umgetoanbelt. Statt eineS
SafaUen moUte er unabhängiger £anbe8l^ fein
unb tturbe beim Streben nod^ Serme^rung feiner
SVlad^t aus einem Sefd^^irmer ein rudftqtslofer
Sebrönger ber Sifd^öfe Don Xrient unb Srtsen.
9Iud^ bie Snbed^fer ahmten fein Seif)>iel nad^ unb
überlief beim Suftfterben i^ed ®efd^Ied^te8
(1248) aOe Sefi|unaen unb fMfit bem ®rafm
Don £iroI. 3)te beoeutungSIofen @rafen Don
eppan, bie 1800 gönglid^ audfhirben, flonben
unter SlbertS ^{(tt^ Surd^ feine rutfftd^tdlo^
unb ungered^te ^olittt ttxir SIbert Don Zirol, ber
befonber0 ben Sifd^of Sgno Don Srisen unb
Xrient 1^ bebrdngte, in furger 3^ ber m&d^
tigfte fyxt befi SonbeS gemorben (|)uber, ^od^
ftifter irient unb Srisen, im 9lrd!^iD für bfterr.
®efd^. LXni [1882], 609 ff. ; 3)urtg, in b. 3dt-
fd^ft bed 9erbinanbeum8 1860, 14 ff.). 9la^
bem Zobe aibertfi (1258), befi legten Xiroler ®ra-
f en, ^elen bcffen Sefijtungen an feine Sd^ioieger»
fbl^ne ®eb]^b Don ^trfd^berg (Sinn- unb SBi)»)!«
t^al fammt ber Sogtei über Srisen) unb SRein-
^atb Don ®drg, ber bafi gange übrige ®ebiet
fammt ber Sogtei Ober Zrienter^t aRein^itbl.
fd^tug DoOenbfi bie ^liHI feinefi 6d^micgediatecfi
ailbert ein, ftarb aber fd^on 1258. Steffen betbe
Sb^, Steinl^b n. unb Slbert, erbten nid^ nur
bie Sefijpmgen i^refi Saterfi, fonbem aud^ bie i^
Setterfi®ebl^arbDon^irf(^berg. S>urd^bieSftnbef^
tbeilung Don 1271 bel^ielt Weinl^arb n. bie tiro-
I^d^en ®ebiete, «Ibert befdm &iiq unb ^ßufle»-
tl^L Weiii^b n., ein t^tbäftiger, ober uienjg
gemiffenl^ter Sborafter, mar no($ mel^r alfi fein
Sorgdnger beftrAt, feinen ®ebtetfi{reifi auf ffo^en
ber iar(|e gu ermettem ; er mirb bal^ gerobegu
ber Segriinber ber gefOrfteten ®roffd^ft Zirol
66
1768
Ilrot
1764
genannt Otool^I il^ einjelne 93tfd^öfe, iDie
aSruno oon 93rijm (1249—1288) unb ber ge-
nannte Spo unb f^einrid^ IL Don Zrient (1274
bis 1289), fröftig entgegentraten, fo erttiiefi p4
baS geiftli^e @^mett bod^ )u fc^mod^. S)urd^
feine f>eirat mit ber SEßitttve ffonrabS IV. mu|te
ftd^ SReinl^arb oud^ nod^ mit bem freilid^ er&Ieid^en-
oen Ku^me ber Staufer )u umßeiben, toäl^renb
baS gefe^Iofe 2hiteCTegnum il^m für feine ®emalt"
tj^fttigfeit gegen bie ffird^e t>oIIe Straßoftgleit }u-
iid^erte. ^ie fpötere Serbinbung mit bem auf«
trebenben ^aufe ^abdburg tmb bie iQxl^t, toeld^e
SDleinl^arb bem ffönig Stubolf (f. b. SIrt.) gegen
Ottofar t)on 93öl^men angebeil^en Ixt^, feiten i^n
1286 aud^ in ben 93efi$ t>on if örntl^en. Stuf bem
Xobbette (1295) bereute jmar ber ®rof feine
befonberS ber JNrd^e t>on Orient }ugefügte Un-
gered^tigfeit (^orma^r, @efd^. Don txtol II, Ur-
funbenbud^, Zübinaen 1808, 586, 92r. 248), aber
feine Söl^ne, Don benen &einrid^ für furje 3^it
(1307—1810) oud^ Stbmq k>on IBöl^men mar,
gaben nid^tS Dom (Beraubten jurfidf. Sie üRad^t
ber Sifd^öfe Don Xrient unb Sriien mar ge*
brod^en, bie 2:]^eilung bed «.SanbeS im Sebirge"
in gmei geiftlid^e ^ürftentl^ümer befeitigt unb bie
ein|eitlid(fe , meltlid^e ^errfd^aft begrünbet. —
SRargaretba Sßaultaf d^, Xod^ter bed ^erjogS ^ein-
rid^ Don flömt^en unb Xirol, übergab i^re 99e-
fi^ungen in Xirol 1868 bem bod^ftrebenben dabd»
burger SRuboIf IV., bem ber fd^mad^ uno ge-
fügige »ifd^of aibert H. (1863-1390) Don
Xrient faft baS gan^e meltlid^e Territorium fei-
ner ffird^e überlief (Sgger, ®efd^i(^te Tirols I,
3nn8brud 1872, 406). Slud^ bie Sif^öfe Don
93risen förberten burd^ gro|e 9lad^giebtgIeU bie
Sntereffen ber Habsburger ; itoax too&te 92icoIau8
Don S^ufa (f. b. 9lrt.) bafi bereits Verlorene nod^
retten, aber eS mar m fpöt. S)enn bie DorauS-
gegangenen SBirren beS großen abenblönbifd^en
€$iSma8 (1878—1417) unb beS ftonfion^er
Goncild , bei meld^em bebmntlid^ f^erjog gfneb-
rid^ IV. Don Xirol eine merfmürbige SKoUe \pitltt
(S^Smair, C^^rjog g^riebrid^S fjflud^t auS ff onftan),
^irogramm beS 3nnSbrud[er S^mnaftumS 1894),
fd^öbigten bie bifd^öf lid^e ®emalt nod^ mel^r. 918
bann gegen bie SBeftimmungen beS Sffiiener Son*
corbateS Dom $a)?fte ber (Sarbinal SlicoIouS Don
€ufa )um Sifd^ofe Don 9ri;en befteOt mürbe
(1450) unb biefer mit rüdtftd^tSlofer Strenge bie
iiÜerbingS notl^menbige Steform ber ff löfter burd^
ifil^ren moSte, entfad^te ftd^ aUmSIig jmifd^en bem
^faner unb bem SanbeSfürflen ^erjog Sigmunb
ber Derl^angnigDoUe Streit, ourd^ meldten fd^Iieg-
lid^ ber Untergang ber geiftlid^en Sanbedl^o^eit
in Xirol beftegelt mürbe (f. b. 9lrt. 9licoIauS Don
€ufa IX, 810 ff.). S)er traurige 9uSgang beS
-Streites l^atte aud^ bie fd^Iimme Sfolge, ba| baS
xef ormatorifd^e 993ir!en beS SufonerS in Xirol mo
ieit bem Sd^tSma arge 9Ri^ftänbe ^a^ gegriffen
l^atten (^ftor, ®efd&. ber P})fte H, 2. 3lufl.,
132, «nm. 2), refuItatloS blieb.
c. Steformation unb (Gegenreformation (1517
bis 1740). 24:oHeiner natürlid^n 9bgefd^loffen*
l^eit ^t Xirol in ber ffird^enftKÜtung beS 16. 3o^r-
l^unberiS unb ber gleid^)eitigen (»olUife^fodalen
Ummölgung f d^on gleid^ im Anfang eine bebeutenbe
StoDe gefpielt (Dgl. SB. SBeber, Sirol unb bie Sie»
formation, ännSbrud 1841; ^ixn, Srjbeqog
gferbinanb IL, I, SnnSbrud 1885). S>er DorauS-
gegangene cufanifd^ Streit, ber b^fige Serfe^
mit bem StuSlanbe unb onbere Ui^ad^en mtfrem»
beten bie Xiroler ber alten Itird^e unb mad^ten fie
geneigt für bie Sufna^me ber Seigre Sut^ unb
beren gfolgerungen. SereitS 1525 empörten ft<^
bie Säuern, ))Iünberten bie fftöfler unb SBo^-
nungen ber ®eifilid^ unb ertro|ten Dom neuea
SonbeSfürften gferbinanb L rine i^nen fe^ gün*
füge SanbeSorbnung (^uber, Oefterr. (^efd^. DI,
®ot^a 1890, 505 ff. ; ^im I, 182 ff.), gcft
gleid^geitig mit bem Sauemfriege tau^e au(^
bie befannte Secte ber SBiebertaufer (f. b. Srt>
auf, bie fid^ über ben gangen beutfd^en %nt^
Tirols Derbreitete unb trol aller 9}etfo(gunft
burd^ bie lonbeSfürftlid^en IBel^drben fid^ in SBinftU
gefeUfd^aften be^uptete (^im I, 151 ff-; %m-
mann, SBieberidufer im Sßuftert^ole, 9ri|en
1896 unb 1897 [ißrogr.]). 9ber aud^ ber $n»
teftantiSmuS in lutl^erifd^er ober gmingltfd^-col«
Dinifd^er t$orm Derbreitete ft^ befonberS in brr
}meiten ^alfte beS 16. 3a]^r^unbertS in 2tn>I^
namentli^ unter ben befferen Stünben. 9b)4 am
(Enbe beS 17.3a]^r^ttnbertS entftanb imabgetegenen
2)effreggentl^ale rine proteflantifd^ SBemegung, in;>
folge beren Dom ßi^bif d^of Don Salzburg 800 (Sin«
mol^ner jur SuSmanberung gejmungen muzben
(Zinf^aufer I, 618). 3)a)u mar bie ®rifiilid(|lrit,
meldte }ur (Srl^altung ber {at^olif d^ Se^re berufen
gemefen mftre, grofentl^ilS unmiffenb, mitunter
baju nod^ bem (Soncubinate ergeben. S)a bie
nötl^igen Sel^ranftaUen }ur f^eranbilbung bcS
(SIeruS fehlten, fo mu|te man ft$ Dielfad^ mit ous«
lönbifd^en ^riefiem begnügen, gum iSfdl aud^
mit SRbnd^en, benen boS fflofterleben nid^t be-
sagte (S'i^oftt, Xf^tül Stubien in Oefierreidft^
9Bien 1894, 670 ff.). 3ebod^ lag ein gefunber
ff em im gläubigen unb treu^igen Simw be§
Sliroler SBoIfeS. 2)urd^ rine befonbert $ögung
ber IBorfe^ung bel^errfd^ten in fener tritifd^en ^it
)mei ber ffir^ treu ergebene gfürften, ber nad^
berige ff aif er tl^n^binanb L unb beffen glrid^namiger
Sol(in, baS Sonb. S)iefe Siegenten brdngten bie
SEBogen beS $roteflantiSmuS ollmöllg Äuniit unb
retteten in Xirol burd^ rine grünbli^e (Begcn-
reformation bie Steinzeit ber fatbolif^en M^vt
(DgL Sung, ®egenreformation in Xirol, 3nnibt»
1874; ^im 1, 158). Sc^on ffaifer fjferbinanb L
(1556—1564) mdff nad^ X^nTt^teit bci^cmb
in bie fird^Iid^en 3}er^(tnij|e XiroIS ein. gcmix!^
I^at er bie gro|e Sebeutung oeS (SonrilS Don Xximt
(f. b. 9Iri.), baS in ber tirolifd^ mie in ber oü-
gemrinen ffird^engef d^id^te einen Qlanjpunlt bilbet^
nid^t DoSfiünbig erfannt. Sr)^er)og ^binanb IL
1765
tlroL
1766
(1564--1595) aber fai^rte eine bollfianbige IRe-
fiaurahon beS fird^Iid^ SebenS burd^. 3uerfl
nmcbe auf jetne ^inregung l^in eine au3gebel(fnte,
ban tribenttnif^ (Soncil entffnt^enbe Keform
bcd SBett« unb OtbenScIeruS burd^geffll^rt. S)ann
mttcxplte er bie f^on t>on feinem SBater 1560
berufenen 3efuiten, bie oIS $rebiger, Seid^todter
wob ij^ofefforen eine gefegnete Sßirffamteit ent*
fQl!eten,{nan8giebigfteraBetfe. 9ud^ berfel. $etruS
SoniruiS (f. b. 9rt.) l^iett ftd^ längere Seit in
3nn8bm(f oirf. Salb folgte bie ®rünbung neuer
defuiten-eouegien in ^oll (1570), Xrient unb
gfelbfin^ (1649). 9uf Serontaffung Srgl^eraog
SerbtnanbS IL conftituirte ftc^ aud| bie tirolift^e
^ronctdcaner • OrbenSprobin^. 2){e geiftlid^en
@5bne befi ](|L gf^ancidcuS Ratten {td| fd^on balb
nad^ htm Xobe bed Stifters in 93osen, bie Xöd^ter
bec %L Slara in Sri^en niebergelaffen. Salb
»oren meiere fflSfter biefefi OtbenS in Zirol
entftanben, bie aber, ben eigent^ämlid^en Siöcefan"
t»er^Sttniff en entf pred^enb, ffinf ^roüinjen gugetpeilt
louiben. Um biefe 3erf)>Iitterung auf}u(eben,
nurbe ttnter bef onberer ÜRittoirhmg bed befannten
SBei^Uf^ofeS äo^nneS 9la8 (f. b. ^rt.) 1580
bie ttrolifc^e Sranctdcaner-OrbenB))rot)in) )um
bL Seopofi) fbrmlid^ errid^tet unb ber £ont)ent ^u
ätindbrud ald @i^ beS $rot)in)iaIateS erKart.
^tefe ^roDin) umfd^Io^ ben beutfd^en ^ntl^eil
ZiroIS, IBororlberg unb bie dfierretd^ifd^en Sor-
lonbe. 2)amal8 beobad^tete bie neu organiftrte
OrbenSproütn) bie Stege! ber milbem ObferDan} ;
unier bem Sanbedfürften Seopolb V. tourbe aber
1625 bie gro^ Steform ber Obferüonten (f. b. 9rt.)
ongenommen (tml. (Suggenbül^Ier, IBeitröge, Sojen
1880, 388). @ett iener Seit Dergr5|erte fid^ bie
tiroßfd^ $robins burdb bie ffidfter k)i)n SReute
(1628), fyxU (1635), ffaltem (1640), 3nnid^en
(1691), ZelfS (1701). 9lud^ mel^rere 9tad^bar-
flbfler auswärtiger fiönber UKiren i^r juget^eilt,
unb fte jaulte in ber Slitte be« 18. Sabrl^unbertd
15 iRdffer, 3 6of))tae, 400 ^efier, 80 (Elerifer
unb 70 Saienbrüber. — ^ut ben italienifd^en
Snt^eil Xirott lourbe 1648 gu Zrient ebenfaDS
eine eigene SfranciScaner-OrbenSproDinj }um
^L SigiltuS errichtet. — ffurj oor feinem Zobe
Desf^ffte (Srj^og gferbinanb IL auf Seran«
laffung fetner }tt)etten Semal^Iin, ^rinjefftn Stnna
ftot^adna Don 9Rantua, aud^ ben fta|)U}inem
0. b» Vri) ßngang in Slorbtirol unb errid^tete
ibnen axA eigenen 9RitteIn ein ^eim in ber Sanbed-
(an)itf}dbt Sunfibrud. S)er neue Orben follte in
Strol befonberft ben unteren @d^d^ten beS SoIfeS
feine Sorgfalt guttmiben (ügl. ^ejfenauer, ffapu-
pe(lbper3nndbrud[,3nn3brutfl898). 2)ieein-
fu^noiQ ber AiQ)ni)iner erfolgte in Zirol au§ ber
Mnäianifilben, in Vorarlberg auS ber fd^weiaeri»
\fyn ^nmiiq. ^8 erfte ftapuatnerOofter in
ZixoC tlber^autit umrbe gu Xooerebo 1575 ge*
griinbct, auf biefeS folgten fpäter bie Sonoente
DOS Zrient (1584) unb %rco (1585), »ö^renb
9fa)tbtiroI bbed uon ber Denetianifc^ !ßrot)in}
au8 befiebeU tourbe. 9n bie (Srfinbung beS ff(o-
{terS au 3nndbrudt reiften fld^ md^ unb nad^
mel^rere an: Sogen 1600, Srisen 1602, SReran
1616 (t)gL ^ol^enegger, ffopuginernofter SReran,
3nngbrud 1898), 9leumarft 1617, Srunedt 1626,
@ter)ing 1629, üppm unb Sd^Ianberfi 1638,
Sana 1648, 3mfl 1674, 5Rieb 1694, gRa» 1697,
«laufen 1699, fti^bfi^el 1701. SereitS 1605
würbe bie tirolifd^e ffa))uainer-Orben8))rot)in) er-
rid^tet, fo ba| fid^ bamald ole tiroIi((^-DorarI«
bergifc^en Softer auf brei ^rooinjen, bie tiro-
lifd^e, bie Denetianifd^e unb bie fd^ioeijerifd^e
(gfelblird^, Sreaeng, Sluben} unb Segau), oer-
tldeiUen. SluS ben iHöftem eObtiroIS unb beS
dfterreid^ifd^en ^ergogt^umS SRantua bilbete M
1754 eine eigene $rot)ing, bie mantuanifd^«
tribentinifd^e. — ®a8 Älofter ber ©ertoiten (f.
b. 9lrt.) in 3nn8brudt tourbe k)on ber fd^on ge-
nannten gmeiten ©emal^Iin be8 Srgl^eqogS, Snna
ifat^rina oon ÜRantua, 1614 geftiftet. — Die
gefeonete Z^ätigfeit Srgl^rgog gferoinanbd IL
auf Dem (Sebiete ber lat^olif^en SReftauratbn er-
ftredtte fid^ au(^ auf ben Sdcular-SIeruS, inbem
ber SanbeSfurft bie Zräger ber JHrd^engewalt
in ber «uSffil^rung ber eoncilSbefd^IüfTe fraft-
ooS unterftü^te unb gur Sufnal^me bed iReform«
werfeS ermunterte. Sie Sifd^bfe oon Zrient unb
Sri£en, bie gum Z^eil mebr weltlid^e gffirften
unb 3)ipIomaten als eifrige ^irten waren, ent-
fprad^ freilid^ nid^t immer ben Sbft&ten gferbi-
nanb« (^im I, 210 ff.; ^uber, Oeften. ®efd^.
IV[1892],811 ff.). gl^riftortllLoonaRabrugg,
Sif^of k>on Zrient unb Sri^en, g. S. erwarb fi^
gwar gro|e Serbienfie um bafi in feiner Stefibeng-
ftabt abgel^Itene (Eoncil, forgte aber wenig für
bie oom $roteftanti8mu8 bebro^te S)i5cef e Sri^en.
Selbft als gferbinanbS n. eigener @oH Sarbinal
9nbreaS oon Oefterreid^, Sifd^of Don Srisen
würbe (1591—1600), ging eS mit ber Reform
beS (HeruS nid^t red^t oorwärtS. S)ie gdnglid^e
S)ur^ffl]^rung ber SoncilSbefd^Iüffe war feinem
9lad^foIger, (Efyn^opf) IV. oon @paur (1601 bis
1613), oorbe^alten. Wt ^ilfe feineS fräftigen
(SeneraloicatS , Otto 9gricoIa, oerfolgte oiefer
Sifd^of baS 3iel einer gänglfalen SReform unb
^elt gu biefem Stoedfe 1603 eine Siöcefanfi^nobe
ab, weldde ben (Slangpuidt feines gefeglneten
SßirfenS bUbet (ogl. Sfreifeifen, (Ebtiftopl^ IV.,
im Sris. Sonferengblatt 1894, 1 ff.), «ud^ in
ber Sibcefe Zrient, wo bie l^dufige Sbwefei^t
beS (EarbtnalS Subwig k>on SRabrugg (1567 bis
1600) Don feiner Sleftbeng bem Sleformwerle nid^t
förberltd^ War, begannen feit 1580 Die Sifitationen
unb @9noben (pvcn I, 223 ff.). S)ie (ErfdH-
nungen ber fird^Ud^ Siefiautotion geigten fid^ im
16. unb 17. äabrbunbert befonbetS auf bem (Ge-
biete ber Sd^ule, unb gwar DorgugSweife gumSwede
ber ^eranbübung eineS tu^tigen ein^mtfd^
SIeruS. 9u4 (ier war bie tirolifd^ £anbeS«
' regierung, weld^ befonberS ben Sefuitenorben mtt
hm b5^em Unterrid^te betraute, fe^ t^g. @o
56 •
1767
XitDl
1768
entjtanben Me Sefuiteng^mnüften in SnnSbrutf
(1562) , ^oa , %xxmi unb gfelbfttd^, in betten
fpöter xu)6) bte geifllii^en ©Qmnafien Don Srijren
unb SKcran (0. S. B.) l^in^ufamen ($robft, ®cfd^.
ber @9mn., in ber 3^tfd^tift beS gfetbinmibeuntfi
1857, 1 ff.). 3n biefelbe 3eit fftttt bie ®run-
btmg ber tirolifd^en ^riefterfemtnace gu SLrient
1580 ttnb }u SBrijen 1607, fotoie bie «rri^-
tung bet tl^eologif ^en gfacultät au SnnSbntd (|.
t). 9lrt.) 1675, bie bcn Sefuitcn übeirtragen teurbe
(^rob[t, ©ie Uniöerptät »nnttrurf, SnnSbrud
1869; 3Woffc 236 ff.). ®un^ bieJcS cinträd^-
tie< 3ufotnmennrirfen ber geiftlid^en unb totU'
lid^en ©enntlt »urbe ber ^roteftantiSmuS nad^
unb nad^ gang geräufd^IoS entfernt unb bte fat^o«
Iif(^ Steligion mieber t)oIIftönbig l^gefteOt. 3)ie
religiöfe dinl^eit brad^te ben Xirolem cnu!^ bie
))0littf<i^ Sinigfeit unb begeifierten ^Patriotismus,
in ftd^ befonberfi beim dinfaOe ber Sägern in
'Sirol (1708) äußerte. Snbefjen fomcn buw^i bie
•fretgeiftigen Sbeen öon Sleuem böfe 3^*«« «ber
baS Sonb.
d. gfalfd^e^lufliarung, 3ofe))]^iniS-
tnu8 unb ba^rifd^e 9leIigion^neuerun•
g e n (1740—1818). »ereitS unter ber Regierung
teS ))erfönnd^ frommen jfatferd ftarl YL tt)urbe
in Oefterrdd^ unb bamit oud^ in 2:iroI bet
t^u<l^ eines ti^tltt)eife unftrd^ltd^en ®eifteS fäll-
bar, ber o(S SBorbote einer f^timmm Sfitrid^tung
erfd^ien. S)ie eb(e unb gro^ jtaiferin Wario
Xerefta ttmrbe nod^ me^r burd^ bie neuen t>l^Uo-
fo|)^d^en unb ftoatSred^tlid^ Simonen beein-
P«6t («. Säger, in ber SnnSbr. S^eol. 3eittd^.
1878, 259 tf.). 3uer[t begann ber ßam^ gegen
bie Sefuiten, benen man oDmöIig ben i^ö^em
•Unterrid^t )u entreißen fitd^te; feit 1770 ober
tourbe ber Stuf nod^ „{Reform" ber ffidfter ^ber-
>m|)t gum @(^Iagtt)ort. SDnxd^ bie 1773 erfolgte
tlu^ebung beS SefuitenorbenS tourben in Oefter-
Tei<!| mel^rere tl^eologifd^ fjfacultäten imb 200 Sa«
teinfd^ulen il^er Seigrer beraubt. Xirol toarb Don
biefem €d^Iage felbftDerji&nUid^ befonberS j^rt
Iwtroffen. Sod^ tiefer aber fd^nttten bie „fird^-
lid^en »efortnen" ftaifer 3o|e})]&8 IL. (f. b. «rt)
in boS religtjyfe Seben beS Sa?d>eS eitL 3n ber
3eit Don 1782—1787 ttmrben alle tirolifd^
fflbfter, ml6^ fid^ bem befd^Itd^en Seben toib«
nreien, auf gel^oben (Sinbner, 9(uf (ebung ber fflöfter
in 3)eutf(|tiroC, 3nn§brudC 1884); benicnigen
msfiem aber, bereu fernere Ssif^ng man twd^
betoilligte, toarb eine beftimmte %nga$I Don ÜRtt-
^liebem Dorgef^eben. S)ie iirolifd^en OrbenS-
pxotmim ber gfranciScaner unb ff a)7Uginer mürben
-Don ber IRegierung eigenmäd^tig auf Xirol unb
IBorarlberg befd^öntt unter bem £itel einer notb-
ürolifd^en gfranciScaner* begtt). ffapuginerproDtng.
Se^nlidd nmrben bie fubtirolifd^en ffa|)uginer^
tlöfter Don benen SRantua'S getrennt unb gu einer
eigenen ^Din§ Dereinigt (1784). Sie triben-
4tnif(^eStanciSooner'OrbenS)yroDing, toeld^ fd^on
früher auf ben itatienifd^ «ntl^eU SirolS be^
f d^rönft toor, bel^It il^en tttnfang unDetönbot
bei — 9ttd^ auf onberen ®äntUn beS retigtofm
SebenS griff ber aofeplj^SmuS fo fdjfc in bie
ffird&e ein, ba| fu^ ^^ $iu8 VI. (f. b. «tt)
1782 entfd^loi ptx^Midi mä^ mm ju reifen,
um ben irregeleiteten ftaifet mtf beffere fMim
gu bringen. %uf ber Xüdtreife ))affirte ber $a)rß
2:troI unb na^ bei biefer (Gelegenheit au^ bei
bem f(^mad^ unb fbutt^rd^Iic^ Sifd^ofe Don
Srisen, Sofe)))^ ®rafen Spaux, einle^r, ni^
ober in Xrient, mo bamalS ber gaiq iof^^üie
Sifd^of SHgU ®raf Xl^un refibirte ([@(l^ttet,]
iKrd^e beS Vi SigtltuS n, Sogen 1828, 225 %y
2)ie mfll^oOe Steife beS ^)>jleS mar gong et»
foI^S. Sie {Regierung l^b 1783 mte in ben
übrigen ftronlänbem fo aud^ in Xirol bie gc^-
reid^en Sruberfd^iaften auf unb em|>fQ^I bafär bie
(Sinfü^rung ber einen nfi^id^en SBruberfc^ft Dot
ber tl^ötigen !Räd^ftenliebe, bie aber, tt»etl Don ber
Stegierung befolgen, in Xitol leinen 9(nBong fmtb.
Wit SBeginn beS Sa^cS 1784 nntrbe baS lonbeS-
fürft(id^e (Beneralfeminat in SnnSbrui! etOffnet
(Dgl b. %rt. (Seneraneminarien), um fortan äße
S:$eoIogen Don freiftnnigen tßrof^oim bilbcn
unb gu ftoatsürd^lid^ ^rieftem ergießen gu laffen
(^^robft 224 ff.). S)abur<i^ Derbmt bie bif^of«
lid^ @eminorien Don Xrient unb {Briden die
Sebeutung, ba fid^ bereu gfre^gfucng leb^id^ anf
bie einl^imifd^ Si^eologen ber fleinen SndoDen
biefer iBif d^bfe bef d^rönfte. 2)urd^ bie „neue $fQn>
eint^eiltmg'' trennte ber Staat meit entlegene ober
ftarf beDoKerte Ortf d^en uon ber alten Sluttet-
fird^e unb Derfal^ jene mit eigenen Seelfotgecn.
einfädle SBeneftden umtben nad^ IBeCiebcn ein*
gegogen unb gu Sooperoturen obtt )in: Sotinmg
neuer ^j^nben Dem)enbet. IBefonbeiS ^i^ bie
{Regierung bie Sijd^bfe auSmörtiger SAnbet Don
i^ren tirolif d^en Siöcefanont^eilen auSguf(j^ie|en.
Siefem Softem entfpred^enb mürben burd^ ttcbe^
einhinft mit bem ^opfte 1785 Ue «nt^ ber
Sifd^öfe Don ^eltre, ^abua lutb Oerona wä ber
Sidcefe Srient, bie «nt^eUe beS fru^m J}atri^
arc^atS 9lqui(eia mit Sriien Dereinigt (Xinl^aufer
1, 15). Seit 1751 botte ftd^ Orient Dom Skr»
bonbe mit %quilej:a IoSgel58t uitb flonb bamoB
unmittelbar unter bem opoftolifd^ @tu^ —
Me bief e unb Abnßd^e centroüfixcnbe VtalregeiD
fübrte man gemö^ti^ eigenm&^tig mib BÜttnd*
jtd^tslofer Strenge aud^ bann burd^, toeim fte ben
®emeinmobte offenbar f^^td^ UHxren. S)o4
offen bie (Selber, meld^ Don aufgel^benen ffld*
itm, Seneficien unb Sruberfd^($m cntgejogen
mürben, nid^ ffir gong profane Sto^ ^ ben
@taat8f (^|, fonbem muriien gur @ränbttng cincS
SieligionS- unb Sd^uIfonbS (f. b. Set Oe^
teid^ IX , 751 f.) Dermenbet. SuS bicfen Jtäpt*
talien merben nod^ je(^ bie S)otinmgoi Dklec
fßfrunben^ Sd^ulen unb Se^ranfiotten, fetane ou^
bie tbeologifd^ StipcnMen unb ^»ijumen für
S)eftdentcnpriefier geft^öpft, 3>ie Sifd^ Mi
xtient luio Sonjen UKoen oKtt w\taa, tont
1769
XiroL
1770
j^^i^ttemt^, nmfl^ unb ftnmüü^e 0)))m)«
^n gegen bie tltc^feinbli^ 9letierttngen }u
mad^n. SBü^ obn fonbte bad tDodere Xirolec
SoQ imtbcf(o(t Mutationen oa boS laiferlid^e
fM>f(agcr, um bie bec^a^en iKrd^enrefonncn täcf«
gangig p wunt^OL SBefonberS tturbe gegen bie
Sted^lning be« Zotcronsebicied Dom 17. Otto«
bcr 1781, tpoburd^ ben ^roteftmiten freie Steli-
gionifibung gejtattet mürbe, 6inf)rrud^ erl^oben^
nm bie ^U ber Oloubendein^ nic^t )U oer»
ItcreiL Sin Xiroler don (Beburt n»ar au$ Sor«
binol-(&nbtf4of 9Riga))i (f. b. Srt) üon SBien,
ber juerft unter oOen Aird^enfürften gegen bie
iofep^if4«i Sleformen feine Stimme )u erleben
nagte. 93etm Zobe ^o\tp}fi IL toor Zirol, ber
»SBo^nji^ beutfd^ Stebtid^feit unb getoo^nt an
gfolgfam&t o^ne ^mang", in großer Aufregung,
in faft im ^uffionbe begriffen (Stöger, in ber
änndbruder Zl^oL 3eitfd^ft 1880 , 197 ff.).
Stor nmnbert fi4 tocnn bo9 gebritdfte Soß f d^Iie^
lt4 bie @dl^ninlen beg (Erlaubten burd^brac!^?
Unter Seopolb IL (1790—1792) mürben jmar
onf bie Sefd^merben mel^rerer Sijc^öfe, benen ftd^
enblic^ au4 ber oon Sriien anfdilo^, einige be-
fonberB brü(tenbe Steformen Sofepl^ IL )urüd«
genommen, ober bag ^rincip ber Unterorbnung
ber ftirt^ in Oefierreid^ unter ben Staat blieb
onfR^t (3öger ebb. 401 ff.). 2)en Zirolem
fperiell gemö^de Seo))oIb IL iiic^t nur oOe SBünf d^
auf poUttfc^em ®ebiete, fonbem b^b 1790 oud^
baS (Scnerolfeminar i|u ^nndbrud nad^ fieben-
id^em Seftanbe mieber auf unb berief in bem«
elben ^afftt einen „offenen Sanbtag'' nad^ 3nnd«
bnuf , auf bem oud^ bie lird^Iid^ Sngelegen^iten
mitunter fe^ erregt oer^nbelt mürben ($robft
288 ff.; Sgger m, 130 ff.), ffaifer gfrana H.
mar rebfid^ befhebt, ben fifrieben mit ber flird^e
aufrecht ju erbotten, ober bad StaatSfird^entbum
blieb aud9 unter ibm in ftroft, ebenfo mürben bie
oufgel^benen iHöfter, Sruberfd^ften nnb 9ene-
fiden nid^t nfütuirt — 2)urd^ bie grope SReüo-
lution mürbe Zirol nid^t nur in ))oUtifd^er, fon-
bem mt^ in fird^Kd^er ^ejiebung neuerbing^ l^rt
getroffen, unb eine nod^ traurigere 3ufunft ftanb
be&or. 3n feiner 9lotb fe^te bog SoI! feine Hoff-
nung auf bie ^ilfe ®ottrg unb meil^te 1796 baS
gon^e 8onb bem gSttlid^ C^erjen 3efu (fHittler,
Seftfd^rift u. f. m., 3nndbru(t 1896). 3uerft
famen aber noÄ fd^mere 3nten fSr XiroL 2)urd^
ben Xeid^rece^ tom 3a^re 1803 mürben bie
geifUi^ Zerritorien t>on Zrient unb Srisen,
md4t übrigens nur mel^r auf ein febr Heineg
(Miet befc^rftnft maren, fftcularifirt unb mit ber
dralfd^ Zirol bereinigt. 2)ie beiben SBifd^öfe
behielten für fi(b unb i^re 9}ad^fo{ger ben ffirft-
Hcben Slang unb finb nod^ iej^ ald Sürftbifd^öfe
StitgHeber big öfterreid^ifc^en ^errenl^fed. ftaum
mar ber gfricbe jmifd^en Oefterreid^ unb gfranl-
reii^ b^gejUnt, fo brac^ 1805 ber Ihieg don
!Renem aud. S)ur(^ ben trieben Don $re^urg
(See 1805) (am Zirol an SBai^em. 2>eff en Jtbnig
SRa; L gab jmar einer 2)e)niiation ber Zirolcr
©tanbe bie trdfUtd^e Sierfid^rung : »Siebe, braot
Ziroler, fein äota m eurer SSerfaffung foU ge*
änbert merben''; — ober ed gefd(|ia]^ balb ba8
@egentbeil. 92id^t nur beraubte bie neue Sie«
gierung bie Ziroler ibrer alten gf^eibeiten, fon«
bem fie nobm aud^ fo burc^eifenbe fird^id^
9teuemngen oor, ba| felbft bie iofepl^inifd^n meit
überbotm mürben. 9lld ftd^ ber SIeruS, gumal
im S)iöcefanantbeil bon Sbur, bem StaatSfird^n«
t^um nid^t fügte, murbm biele |){Itd^ttreue ^riefter
aug ibrm ^frihibm oertricben unb ^um Z^il
eingeferlert. %n berm StcOe mürben gefügige
@taatft))faner gefe|t, meiere iebod^ oom gläubigen
Solfe gemieben murbm. 2)m ..audlcUibifd^en''
fjfürftbifcbof oon Sbur Ue^ bie ba^rifd^e Stegie«
rung über bie tiroltf^ @rm)e fd^ff en, bm Sürft-
bif d(|of oon Zrient nad^ Saljburg bie^wrtiren. Z)er
nad^giebige Sifc^of @raf Sobron oon 99rism
fud^te burd^ flugeg Zemporiftrm einem ffampfe
mit ber Staatggemalt auSjumrid^en. 2)ie %n»
menbung ber ®emaltmittel rief cAer unter ber in
ben ^iligftm Siedeten oerle^tm Seoölferung rine
bebmflid^e (Säl^mng l^or, fo bo^ bie Stegiemng
etmog einImRe, inbeffm )u fpot Slg im 3. 1809
ber Arieg Oefterreid^ gegen grantreicb mtbronnte,
erl^obm fid^ bie Ziroler unter ber gübrung 9n»
breaS fyoferS gegm bie boi^rifd^e ®cmaltben:f (baft,
unterlagm iebod^ nad^ b^Ibenmütl^igm unb ^eg-
reid^m Stämp^tn fd^Iie|Ii^ ber franjdftfd^n Ueber«
mad^i ^ofer felb^ mürbe am 20. ^bmar 1810
)u SRantua erfd^offm, unb Zirol, beffm %ame auf
ber neum Sonbfarte oafcbminbm f oUte, lam tbeilg
an 99o9em, t^eilg su Stalim unb ben iS^rifd^en
^rooinjm. Obmo|( iej^ bie baprifd^e Slegiemng
etmaS oorftd^tiger §u 9Ber(e ging, empörten fid^
bod^ bie Ziroler nadd bem Sturge ber nopoleo«
nifd^ ^err|d^aft oon 9leuem ; bie^mal eneid^ten
fie aud^ i^rm iömedC unb febrtm 1816 freubig
unter OefterreicbS milbeg @ce))ter }urüd( {^topp,
Zirol im 3. 1809, 3nnSbrudt 1852: Sriicf, 2)ie
(ot^olif^e ftird^e im 19. äa^rl^. I, üRaina 1887,
282 ff.).
8. Steugefialtung ber (ird^Iid^en Ser»
l^altniffe ZiroU feit bem Sturze 9ta-
(»oleong. Stad^ bem Slüctfane ZirolS an boS
angejtammte ^auS ber ^bsburger mar itoifer
Sfrait) L rebltd^ bemül^t, bie in ber ooraug-
gegangenm Seit bem Sanbe gefd^Iagmm SBunben
)U f^tüm unb bm tSfriebm mit ber Stxxä^ miebcr
ooüftönbig bersufteUen. SOeg He| fid^ freilid^
nid^t fofort gut mad^n, meil oiele fttrd^engüter
fd^on oerfd^Ieuberi moren. Sd^on im erften 3abre
(1816) ber ^Bereinigung Zirotö mit Oefteneii^
erlaubte ber eble SRonord^ bm beMenbrnOrbenfi-
genoffmfd^ftm bie SBieber^rftedung ber unter
ber ba^fd^ Regierung aufgebobenm iHdfter
unb Stifte unb gab naib Z^unlicbleit bie ent-
rilfmai (Büter juiüdL Sofort conftituirtm fi^
nun üon 9leuem bie ebemaligm 3frandScaner>
unb Aapujiner-Orbend))rooin}m in 92orb- unb
1771
liroL
1772
@übttroI mit il^ten früj^eren eonk»enten aud^ ber
ongtettjenben Bfterreid^if dj^en Jhonidnber in Sol)-
Iwcq, @tetemiQt! unb Oberöfterreid^. 9ud^ bte
1808 oufge^obenen Slbteien unb $rölaturen Don
92euftift, SBilten, gied^t, StomS unb aRarienberg
lebten 1816 uiieber mie Deqüngt auf, erl^ielten jum
Xl^etl neue SerufSfreif e auf bem ® ebiete beS l^ö^etn
Unterrtd^tStoefenS unb au^erbem bie Sclaubni^,
gut befjem Sntttiidflung beS OrbenSlebenS tl^eo"
logifd^e C>Qudftubien einjurid^ten (Dgl. Si^ottt
1210). S)a bie ßfierreid^tfd^e 9tegierung bie äbee
bed StaatSfird^entl^uniS tro( il^rer guten ®efm-
nung nod^ ntd^t gan) aufgab unb auSioärtige £in«
flüff e f ird^Iid^er SBärbentrclger möglid^ft fem l^alten
ttoDte, fo lourben bie tirolifd^en S)i5ce{en mit
Sin»iIIigung beS ^|ki))fte9 enbgflltig feftgefteüi
SDurd^ bie Sircumfcri))tionSbuae pud' VII. oom
2. ÜRai 1818 tt»urbe gana Xirot in bie bteiS)iö-
cefen 2:rient, lBri;en unb @algbutg getl^eilt, toä)^-
renb ber 93ifd^of Don (Sf)wc unb alle übrigen au8«
U)örtigen Sijd^öfe, meldte in Zirol Sntl^eile l^en,
auf biefe Derjiid^ten mußten (Xinfl^aufer I, 81 ff. ;
gel, ®ebenfblatter an (£. Siubolf, Sif^of Don
®^ur, Sinbau 1853). 3ur (l^biöcefe ©aljburg
fiel baS untere Snntl^al 5ftHd^ Dom S\Xitt' unb
tabad^bad^e, barunter aud^ el^emalige ®ebieteDon
l^iemfee unb gfreifing. 2)a8 ganje übrige 9lorb«
tirol, Sintfd^gau bis (Sierd, Stfadtt^I bis ein-
fd^Iie|Iid^ 99ricen-S)ecanat unb gang ^uftertbal
bilben bie 2)i5cefe Sri^en. S)iefem @]n:engel
tourbe Dorberl^anb aud^ Vorarlberg untergeorbnet,
unb gtoar aI8 ©eneralDicariat, an beffen SteSe
fpäter ein eigenes SiStl^um errid^tet toerben follte.
S)ie Senoaltung bed Dorarlbergtfd^en Snt^eilS
fül^rt feitbem mit gett)if[en93onmad^ten ein®eneral-
Dicar, ber guglet^ SBeil^bifd^of Don Sriien ift unb
feinen @i| in gfeMrd^ fyxt ; feine ftanglei beftel^t
aus gmei SeneralDicariatS-Stotl^en, einem Secretör
unb einem ffangliften. S)er übrige Sl^eil Don
@übttroI gel^ört gur S)iöcefe Snent, beren n5rb«
lid^e ®renge freilid^ nid^t gerobUnig Derlöuft.
Surd^ bie OrganifationdbuQe übi primum
aeramnosiB Dom 7. 9Räi^ 1825 tt)urbe Xrient,
ba§ feit ber Siuflöfung beS ^atriard^atcS Squileia
(1751) al§ esemteS SSiStbum birect unter Stom
ftanb, mit 93ri|en, ®urf, @ed(au unb SaDant bnn
aRetro))oItten Don @algburg ([. b. 9rt.) unter-
georbnet. — - 9Iad^ ber StüdEf el^r beS gfriebend mur«
ben aud^ bie bifd^öflid^en @emtnarien Don Krisen
unb Xrient n)ieber l^ergefteDt, reformirt unb mit
ftaaüid^er Unterftü^ung reid^Iid^er botirt. 2)ie
Sfolge baDon mar ein glöngenber ^uffd^toung biefer
^nftalten, auS benen nad^ unb nad^ SRönner l^er«
Dorgingen, bie in ftird^e unb @taat gum X^eil
®ro^artiged geleiftet l^ben. 3n Xrient mo ber
l^eiligmö^ige unb gelehrte $eter $aul Stigler (f.
b. 9lrt.) burd^ ein b^IbeS gal^rbunbert auf bie
^eranbilbung be« (Herufi großen (Einfluß ausübte,
erhielten unter Ruberen i$:e tl^eologifd^e Silbung
3. SB. 3»erger (f. b. «rt.), na^ljet gürftbifdjof
Don @etfau, unb ber nod^ ie|t (1898) lebenbe
Sarbinal-Sfürjtergbifd^of Don 6algburg. 3nS«
befonbere aber trug ber ®eiß beS el^ürbigen
aStfd^ofS SobanneS 9L Zf^iberet (1884—1860)
Diel bei gur ^eronbUbung rineS tool^^ft lirießer»
Hd^en SRad^mud^feS (2eben beS S)tenec8 ®otte3
3. 91. Sfd^iberer, Sogen 1876). SoS eeminor
Don Sriien Derbanft feine SReorgonifotion bem
l^od^erbienten SlegenS 9)tid^. Seid^tec (gefL 1882).
Unter bem geleierten Sifd^ofe ®a(ura (1829 M§
1856; f. b. Strt.) errang bie tbeologifd^e Sel^
anftalt einen fold^en Stu^m, ba^ tl^ bie 6tubien-
bofcommiffton in SBien il^re llnertenming gollte.
Sifd^of ®alura berief mit fettenem Itametouge
$rofef[oren (m bie ^nfiolt, toeC^e fpdter aß auS»
gegeiddnete SBifd^dfe mirften (@affer, Segler, Sbt«
bigier). @))öter ^aben als SRönner ber SBiffen«
fd^aft unb fir^Ud^en SBirfhiS großen Stu^m
erlangt 9Re^mer, 9iotbmüaer, bie Stf d^Me «id^ner
unb Sohl ; in iüngfter Seit (l^ger, @d^tb u. f. m.
Ser ^lüte biefer beiben tl^eologifc^en Se^ronfiolten
ttü^ptaä) aud^ boS gefegnete feelforglid^e SBirfen
ber !ßriefter in ben S)ibcefen beS SanbeS. — 9ui^
baS OrbenSIeben nal^im im 19. Sa^rl^unbett in
Xirol einen neuen Suffd^mung. IRid^t nur ettoei»
terten bie bereits bejt^enben Orben i^ren Sßir«
fungSfretS auf bem ®ebiete ber SeeHprge waib
Sd^ule, fonbem oud^ neue Orben unb Songrega'
tionen traten an bie Stdie ber fruber aufgehobenen.
3m 3. 1826 mürben bie Stebemtorifien nod^
3nnSbrudC berufen, 1888 bte Sefuiten, toAd^
nad^ bem Sturme beS 3a^te8 1848 bie tbcoIogifd|^
S'acultät(1857) übertragen murbe($rob{id54 ff.);
ben Dertriebenen SBenebictinem Don SDotri (f. b.
%rt.) in ber Sd^meig räumte (1845) Aoifer gci-
binonb baS 1808 aufgehobene 9ttgufKner'S^or>
l^rrenfiift @rieS ein; 1854 liefen pd^ bie üifU>
rienfer Don äßettingen in bem feit 1808 ebenfoüS
Deröbeten Stifte aRel^rerau (f. b. 9rt.) in !Bot^
arlberg nieber. 2)ur(^ bie OpfermtUtgfeit bcS
ßrgbergogS ajlasimilian DonOefterrei^i brni 1855
ber 2)eutfdeorbenS))riefter-&onDent in Sana gu
Staube, bem ber fd^on genannte Sligler feinen
aSceHfd^en ®etf} ein|aud^ 3n lungfter Seil
liefen ^d^ aud^ bie Dominicaner in (fypon, bie
IBenebictiner in SRortinSbübel bei 3iuiSbnuI unb
bie Sd^ulbrüber in gelbfird^, fomie bte SalDO'
toriften in ^brbrong (Sotmd^erg) ntd)ec Slod^
grö|ere SuSbe^nung getoannen bie toetblii^ Oi»
benSgenoffenfd^aften. Sine gerobegu ftounenS«
mertfe Verbreitung fanb in Zirol oie Congngo«
tion ber Sorml^igen Sd^nMftem (f. b. Vit).
2)aS erfte |)auS btefefi OrbenS grfinbete (1821)
3)ecan Sd^uler in fetner $farre 3omS im Ober-
inntbale, loorauf oie ^fer in Sieb, 3mfl tinb
3nnsbrud( (1839) folgten. ®egenmfiTtig (1898)
göblt bie Kongregation in ben md 9)htttet^aufetn
in unb au^ Sirol 1870 SAloeflem, bte in
200 SUialen tl^g flnb. Wt biefen ^Ißtncen)-
fd^meftem" metteifem in SBerftn ber 9lQd^HenIt&
bie Dom ffa))uginei|)ater X^bofiuS (f. o. 9tt)
geftifteten Sd^mefiem Dom ^igen Imuie^ bie
1778
liroL
1774
caOf tn Xirot fett 1870 fegendteid^ toitlen. Su^er
ben (Scnonnten finb in Zhrol nod^ Senebidinerinnen
auf &dbm bei fflouf en ; Setoitinnen in 9b:co j
Ciftetcimferiniten in (Sp^n unb in (Stoigsen 6et
^o^emDeUec ; S)ominicanerinnen in Sloria-
6totna4 bei SReron, gu Sienj im ^uftertl^ale, )u
^Utcnfiabt bei Selbfir^ S^ X^Iba(| bei Stegena,
gu läluben) nnb )u Smttetad^; Uifutinen }u
ännSbrud unb Siuned ; Slarif finnen )U Krisen ;
Satmelitinnen ta SBilten bei 3nn§btud(: @Qle-
ftonerinntn gu Xl^umfelb bei l^aQ; Snglifd^
Sxfiutein in Krisen, SReran, Slo&erebo unb ^e-
boggo ; Xertiariorinnen )u SBrisen unb Vlnfßa^
mit je me^cn gUialen, ebenf o in ff altem, Sojen
nnb ffronburg bei @(!^öntt)ied im Oberinnt^al ;
Stauen Dom ^tgen 6ttitn 3efu gu 9ltebenburg
bei Sngena, Xrient, StiDa unb £at)a(efe ; 9rme
e^ulf^toeftem in !ßfaffen^ofen bei XelfS im
Obexinntldal ; Sanoffianerinnen in Xrient, eben-
baf elbfl @(bn)eftem ber !ßrot)ibeng ; 2)eutf (!^otbenS«
f 4ioeflem in Sona ; SRdgbe ber Siebe in StiDa ;
üRorien-aRifftondf^toeilem in 9logarebo bei SBiOa
Sogati unb enblid^ Sd^meftem bet l^eiligen gfa«
milie in XUiomo bei fHitxL Sie (Sefammtfumme
bet neiblid^en OrbenSperf onen beläuft fld^ in ber
Sibcefe SBri^ auf ungefäl^r 2500, in ber Sia«
crfe Xrient auf 1140, ber folgburgifd^e «ntl^U in
Zirol fto^It nur bei 100 iBarml^eraige @(i^iDe|tem.
3u Den traurigen C^d^einungen bed fkd^Iid^en
Sebend in £iroI im 19. Sal^r^unbert gehören neu
ouftouc^enbe nligtöfe Secten unb bad abermalige
^roortreten ber bom Staate oertl^eibigten jofe-
p^tnifc^en Sbeen, SiberaliSmuS genannt, ber bie
Sftei^eit ber Rixäft in gro|e ®t]afyt ixaä^tt. 3u-
crf! trat bie @ecte ber SRanl^arter (f. b. %rt.) auf.
9lo(fy me^ Süffelten enegten bie faft gleiddgeitigen
SncKnonten im BiDertlate. Sie ©puren beS
$roteftantidmu8, meldte fid^ bort feit bem 16. 3al^r-
l^unbert erbietten, traten feit ber großen 9lu^
UMmberung ber Salgburger Sijfibenten unter grg-
bifc^of gfirmian (1732) nod^ beutlid^er l^erbor.
Sen raftlofen Semül^ungen beS SIerud gelang e8
bamald, bad offene hervortreten beS $rote{}aniiS-
muS gu terpten. 3nbeffen f ogen bie S^^^W^
auf ibren Dielen Säuberungen in bad Sudlanb
(als ^oujirer ober @änger) immer Don 3lmtm
Afat^Iifqe ®runbfä^e ein unb bereiteten burd^
<Etnf(^muggeIung protejtontifd^er Sudler ben
offenen Sbfatt Don ber Jlird^ Dor. Sagu famen
no4 fiu^ere ßinpffe, benen fogar l^obe $etf onen
im Inroteftontifd^en $reu^en nid^t fremb blieben,
unb fo tDurben nad^ unb nad^ mel^rere Ortf d^af ten
btefeS XfyiMi, Dor aSen 3eII, SDta^rl^ofen,
^pad^ unb ^infenberg, Don ber Sel^e SutberS
ongefletft. 3m 5. 1829 entfagten berei» 240 $er-
f onen bem fot^otifd^en ©ottedbienfte unb erdArten
offen i^ SoSfagung Don ber ffird^e. Stad^bem
}a^Iange SBerfu^e, bie ^rrenben gu befel^ren, ge«
f (^eitert moren, liefen bie tirolif d^en Sbgeorbneten
on ftoifer gferbinanb I. bie 93itte gelangen, er
m5d§te bie (Einigt beS (BlaubenS in Xirol aufredet
erl^alten. Stuf biefe 93orfleIIung l^in erfolgte am
12. äonuar 1887 bie faiferlid^e gntfd^He^ng,
baldin lautenb, ba| bie proteftontifd^en S^txtJ^altt
entmeber gur latlgolifd^en Sonbedfird^e gurfidffebren
ober (gem&^ ben 93eftimmungen beS meftfälifd^en
SriebenS) auSmanbem foKten. ^iergu tourbe
i^nen fogar jebe ndtl^ige ftaatlid^e Unterftü^ung
Derfprod^en. SBiifiid^ manberten nod^ in bemf elben
3a^re 126 proteftantifc^e gfamilien, gufommen
414 $erfonen, aus il^rer &eimat nad^ $reu^tfd^«
@d^Ie^en auS, U)o il^en Oftiebrid^ SBUbelm lU.
SBobnft^ onmieS. Sße^rere Sndinanten fiebelten
ftd^ fai Stöxnff^ unb Steiermarf an (Xinfl^auf er 11,
692 ff. ; ^rapnarer, S)er SuStoanberer, Sogen
1897, @. nff.; Dom „liberalen" @tanbpunlte auS
bebanbelt bie ®ef(^id^te ber 3taertbaler : ©afteiger,
Sie SiSertl^aler $roteftanten, SReran 1892).
Surd^ biefeS entfd^iebene, aber geioil nid^t in-
tolerante IBorgel^en bemal^rte fid^ Xirol tt)ieberum
bie Sin^eit beS ®laubenS, Xotld)t fd^on fo oft ge«
f ai^rbet mar. SBereitS baS Xolerongebict 3ofep]^S IL
^atte bie tirolifd^e ®IaubenSeinbeit bebro^t; aber
auf Sitten ber Sanbftönbe befeitigteffaiferfSfrangU.
burd^ ein eigenes l^ofbecret (1795) biefe ®efa^r.
®egen bie Uebergriffe ber bo^rifc^en Regierung
Dertl^eibigte fu^ baS Sanb felbft burd^ ben SReli«
gionSfrieg Dom Saläre 1809. Salier fiebelte ftd^
Don 1781—1819 nur ein eingiger Sßroteftant in
Xirol an. Sie ®efa]^r Don Seiten ber Si^tril^oler
3ncIinonten tourbe, mie ermähnt, freilid^ unter
fd^toeren Opfern übemmnben, unb nad^ bem Um«
fturgial^re 1848 fd^ien unter ber SRegierung beS
iungen ftaiferS §rang Sofepl^, ber mit bem l^ei-
ligen ©tul^Ie 1855 ein Soncorbat abfd^Io^, Xi-
rolS ®IaubenSein^eit für immer befiegelt gu fein.
Sber balb trat ein Umformung gum @d(|led^tem
ein. Unter bem ßinfiuffe beS fogen. fiiberaliSmuS,
ber eS auf einen neuen Sturm gegen bie IKrd^e
abgefel^en l^atte, fam baS faiferltd^e !ßatent Dom
8. ^pril 1861 gu Staube , moburd^ ben $ro«
teftanten bie DoHe greibeit beS eDangelifd^en ®Iau»
benSbefenntntffeS in allen bfterreid^ifd^en ffron«
lönbem gugefid^ert mürbe. Sarüber entflanb in
Xirol gro|e Aufregung, meil bie ®IaubenBetn]^ett
gang unermartet auf S l^öd^fte bebro^t mar. Unter
ber gfübrung beS bamaligen gfürftbifd^ofS ®affer
Don Srij^en (f. b. 9rt.), ber aud^ auf bem ®ebiete
ber Sd^ule u. f. m. fräftig bem falf (!^en SiberaliS-
muS entgegenarbeitete , fömpfte baS gange Sanb
mit aOen erlaubten ÜRitteln um bie Srl^Itung
fehler fd^5nften ^rle. Sber erft nad^ langen, un«
erquidlid^en SSerl^anblungen mürben bie SBünfd^
XirolS im JhtegSial^re 1866 Dorläuftg erfültt»
SaS bftbare ®ut ber ®laubenSeinbeit fd^ien nun
burd^ ein gmifd^en bem if aifer unb bem fianbtage
DereinbarteS SuSnal^megefe^ gefid^ert gu fein. Um
fo mel^r betrübte eS bie gro^ SRel^^eit beS fianbeS,
olS ber SuItuSminifier Stremapr 1876 burd^ ein-
Sad^ Serorbnung ®ef e| unb Sanbtag umging unb
lie Silbung ^meier eoangelifd^en @emeinben gu
ännSbrudt utu) 9Reran genel^migte. SaS ^olla-
1775
Xif^enboif.
1776
Wnm, um toiUitt Xitol tbi gmna Sol^^twtt
a^ämpft ^)oüt, uxn Mtlonn. Seit jtn» 3nt tß
t§ %t^be ttt« XmUt eollia uttb M eicruS,
von bn QllflubtnStbt^t {iiaftif^ gu nttm, »ol
in nttcn ift, inbctn man bin 9Iitlauf ;ini)({taiit{>
fd^ainpibln Dti^nbtrt unb tDenigfttna btn Ültx
fidl Don ftot^oliftn Onfiüttt. Sic altt, noi^ un>
oefd^lDä^e ^Qtipming ba Xlioln fät bie
«llau&enScin^tit jeigtt ^, ftctlü^ nii^t o^nt tiefe
ffle^mut^ im 3. 1896, die b<iS Sanb in elüngenb*
fbn mti\t ble lOOja^t Sdculotfei« beS $unbeS
mit bcm flStUi^ $nr)«n 3e|u 6(gine.(t)gl. 9Bai|,
Xitol im 3ubtlio^, »ri^m 1897). ^M ntat
&ct}'3t(u^nbttiin(;Sfitc^ unb bie et^t beut}^
Sitbcdaffunt btr (Ew^nftiiur $ätci in ^jtn
— jut Stinntnntg an bae SOJä^iige Slcgitrungi-
fai6iIäumbeSffaiferS3rani3oft)>^ — i^guglci^
Ml f^finfle 3>fidmal bn tmaffntta t^tOeam
9kkt nnb ein uriiibion Sdfit^u m
ffiic^gtfi^t an bn SfBenbt b v-
feunbcitS. ?IiK!^|inbfaßalltStnUDt \);
obainbnStäbten, btfonbnflonj bt
d $ioteflanten unb äuben, beien S ^f
Cäo^i junimmt Sie Snyi^I ber en
€nbtin>I unb ^uftertbol ielief <ei
SSi^imi von 1897 auf 684 $etfon«i, Uotmi
S88 mf SKenm foHem Sie SUtcefe Xiient jäl^lt
flCQmtD&rtig (1898) 564271 flal^olilm, baDon
480 866 im italintif^ ^Int^cil; 35 SKonate.
baOon 10 im beutf^en ^nt^eil; 162 ^fancien
mb 887 eutalitn unb SifiDfitnren ; 1086 mtü-
«nb 706 Oibtnetint^. Sie Siött|e Sitjen
Ict 405667 Seelen, 28 Seconote, bobon 6 in
Sorailberg; 891 $foireien (|ctt 189S imtiben
in SBtiien täit Humum beliufg 6«netua>!ReeuIi'
nme ju ^famien et^oben), 76 S^ofituicn;
842 SBcIt- unb 478 OibenBprieftec. Sie €13-
MAteft eoIjbuTfl )ä^ in Xirol 63690 €celen,
t Seetmate, 68 Pfarreien, 12 ftat)Iantten unb
Beinere Vcntfidni; 112 XBdt- unb 12 OrbrnS'
iKitfler. (^. au^ b<n gcnonnten SBerten unb bn
fpeculen Sittiotut in b. Srtt Siifen, tfya, Sal}-
nng unb Xrient no4 EBnmblS, „(F(ienträn|el',
Sojen 1678; Slofc^onM, @tf4. Don Xinl, fflien
1792, 2 Sbi. ; €latflet, Stutf^-Siiol, ^nnabr.
1847 ; ^i, ihi^^enfnunb, iBtisen 1867—1869 ;
ScT|.,Aanßfnunb, ebb. 1885 ff.jActatöroIensia,
XnwUiexabät^ei twn Sriini, ^uCges. Don
RebU^. 3nn«6ni(I1886. Sa^Imc^e «rttf el Aber
titoLffii^engtictiii^te finben \iä) in ber .3ttt(^ft
k(9 ^tibinonbcninS'' in 8 @eiim [1825 |f.], im
«Sommlei' [1807 ff.] unb ,%i^ili ftir tirel.
®ef*." [1864 %l WDifibet 1897 (ju annlbnitf)
dn SiegifleT erf^im. Wanäfii bieten m^ ble
SRitt^unetn bd gnftttiM ffii Sfteix. @ef$.,
annSbmd 1880 ff.) [%ielQDtt€(l|ab O.S.B.]
ViMti^*if. Sobegolt giiebii^ Son-
ßnntin, elntt bct btbtutenb^ ftiitifer btfi
neuteftomentlic^ Sc^trfl, loatb mn 18. äannai
1815 )u fiengenfelb bei QaUtmi gebomi, btfut^t
n|) bdS @4mnajium jn $lanen> uo er bcfonbetS
bie fftnntalft brc «dten €|)nx^ onftnblr, fhdrtrte
bann )u &i)i)ig fmle^ontifi^ Xbeolo]^ tmb
$^loflle unb t»«te inteioMd (1886 unb 1838)
bie w>n ber t&toloflif^jni gfacuttat g^tOU $tei»>
fcage In bnn^nn« pi^üitmn SUnu. Ci ttot bor-
ouf aI9 ^MniSIe^ in bcd iMntS ftbttft fpfttem
©dintegeiiHiterS no^ iei Se^ig ein nnb (abi-
liHttt ri^ 18^ bei bet t^lt^tfi^ gfocuUai |n
itüfjfli mit einet €4rift> toeli^ Im foIaRibra
3a^e oll Sonoott ein« KttSgabt b« Stuen
StfiamentS eif^ien. SiefcXb^bhingbeitid^
btn Anfang feinet ftiltctn nnermflblü^ X^g-
hil, tKli^ einjig ouf bie ^et^dlung bÄ utfpiüng-'
li^ Xeclefl Dom 9ttuen xeßanente gcrt^ld bot.
St nnlemotm jutifl feit bm Odo6a 1840
gio|e Steifen, meiere i^n fiir tricc 3a^ no^
granfiei^, Cnglanb, Italien nnb bcm Oticnt
^(rttn, um füc feinen 3ieed ^Kndlfil^tifttn fu
beiolei^en, abguft^relbfM, seaebcwn %eiiii an|u-
Iau|nt unb jo brn tHto|>äif^ SMc^rten ba»
SRateticd gut neutepomcnäii^ XeitcSfritil )u-
gSngli^ ju nutzen. 91fl4 f*^ VMSt^ UMtl>
et 1845 imn au|cn»battti^ StofcRot bcc
X^oloflie in Sd))}^ etnonnt; be4 fmb er nAta
feinet roplofen «nbcnntitigen XEiftti^eit füi rate
gtiedelte abbenrif^e ffliilfanilett faun ItauU
bie Seit 3m 3. 1849 befiu^k et Biebet $<»i>'
Genbon unb C^otb; 1853 mot et «nm incittn
^al in bem gmdiif^en fflopn auf oem 6taai;
1854 oibfittte et )u SQolftnbüttel uib f)dnb<iig,
1855 ju Sonbon, C%foib unb Combroge, 1856
lu OüR4)fn , @i (Sollen unb Söri^ tnif bcn
bcfelb^ be^nbli^en iSiblbt^Icn. Su Anfang
bcS ^aifui 1859 teilte ei jum tnftten 3»al in
ben Orient unb blieb bofelt^ bis )xm ^oifi,
notnuf feine Stntnnung jum oibentlid^tuSto-
feffot oei X^otogic ni WMtg eifolgle. Siefe
»eifen nuten gum ginten X$eH litnorif^t Snt-
bednngSteifen unb Detf^fften ba gelt^tlen Seit
unbctannte obet fi^nKt jugAnglii^ Ouditn jut
flritil beOleuen Xeffamente«. So^ gt^ien bi*
«ulgobcn be« Codex Ephracoü £^ (0), Lipe.
1848 (unb 1845) unb bc4 Codex Frideiieo-
AugntÄnniu, ib. 1846, bie Konumoate aao«
inedita, ib. 1846 (novs eoUeoüo, 7 Sdnbe,
1855—1870); Erangelium Palaünau in-
oditnm, ib. 1647 ; Codex Amiatiauft, ib. 16»)
(unb 1854) ; Codex CUromontutua, ib. 1853-,
Fragmenta aacra palimpoeata, ib. 1854)
Anoedota Sacra, ib. 1655. VHc biefc Scißangn
abci mürben In Sitten gtflelU, att fS f^ im
3. 1859 gelang, im @tnoinoflei eine Mon beim
jDieittn »efu4 1853 »ctgcbenS «fn^tt baät'
\<fycW, Don me^ et beim etßex Scfu^t (1844)
48 Slfiltn, ben (>adex Fridmco-AagiutaMiB.
, ; otf 4enn o^alttn
(otte, bem gongen Sltpe no^ ouyufittbtB. & ift
im ^Jo^itilotb gefnnbcn unb (
biefl bn frilbem fo ^ beni^mli Codex S
eu> (f. b. 9xt.%ibtIVanb[4nftni n, 676 f.), ben
auf fcuu!Bnn)tnbunBbKtufftfi^l«i{fnbni4ein
1777
Ilfdjflebet — lifficr.
1778
bttreet Ohtfhtm tmoA tmb 1862 tii 4 Sftnbtn
b«4 ttn facftmUitm (ie^ lieber btefe (Entbedung
nnb emerbntg gab Zifii^boif felbfi SM^i^i
ia bcn ob. n, 675 getumnien I^otitiae^ foioie in
bcr6d^: Sie eiittibibeI,Sei)>sig 1871. (Eine
feanbmrtflobe bei Codex Sinaiticiui erfd^ien ju
&iMiO 1863. 9Ba9 Zif^cnborf nun fit bie
ihm beS 9ett» Zeflamente« (in 20 Sufigoben)
gelfijkt f^, ifi ouSfä^rlid^ bargejieat in bem «rt
Sibeloitffloben ü, 624 ff., fo bo| (icr nur bor-
ottf oermtcfctt |tt toetben broud^. ^injutuffigm
Vit, bo| bie €p. 626 eroftl^ten ^rotegomena im
3. 18M als eigener SBanb bon ®regot9 l^ouS«
gegeben ttuiten. €)ierber gel^ört bcmn nod^ bie
Angabe eina Vnyi^I Don Xufigaben, bie glei^fom
bie ^ßocaga feiner »iffettMoftUd^ gforf^ungen
bUbcn nnb nur inbirect bem 9teuen Xeflamente
btcnen: )uerfl eine SuSgobe ber 6et>tUQginia
(7. ed.. Ups. 1887); bann De Eyangeliomm
iqpoerTphomm oiigine et neu, Lngd. Bat
1851 ; ferner Acta Apoetolorom apocrjpha,
Lips. 1851; EvangeliA apocrypha, ib. 1858,
2. ed.« 1877 ; Apocalypses apocrjrpliae, Lipe.
1866 ; Oeinentie Born. £piBt, ib. 1873. %uBer-
bem oerfajste er gn^i Keifetoerfe: Keife in ben
Oricni, Seipjig 1845—1846, 2 Sbe., unb SuS
bem liieiligen Saube, ebenb. 1862. BOJi oerbreitet
i|l efAIic^ eine Heine @<i^ft bon il^m: SBonn
nntrben un^ (foongelien oerfatt? 4. Slufi.,
2^m 1866, toeld^e popnVit gebalten ifl unb
in'SOfranidfifd^, Snglifd^e, 6d|«)ebif4e,Sönif(i^c,
^änbifc^, atoltenifc^c, «ufftfd^ unbXärKfd^
überfdü ourbe. Oboo^I bie ))rDteftantifd^ ffritit
biefe Schrift aI8 ^milbmgen'' bejeic^net, fo 1^
bo$ Zifc^enborf borin oon feinem Iritifd^ unb
erfo^rungSmä^gen @tanb))untte einen ber aller*
mul^gfien Sen)eif e für bie «c^t^eit unf erer (Sx^axi'
gelien geliefert. @eit 1860 mad^te er nur nod^
gehgentlid^ Steifen in Suropa, au toeld^en ibn feine
ttttigaben oeronlaBten; eine ofabemifd^ Xl^tig«
Mt entmiitelie er oud^ in biefen Sa^tn fo gut »ie
gornid^ £r jtarb am 7. S^ecember 1874. ^9}on
bem unber^gten SSomurfe unrebli^er Crtoer«
bung bon ^bfc^riften au8ge]^enb, l^oben (Einige
bem Zobten ein feineft (El^rgefü^I obfincd^en tooU
tau* Sein Siogropl^ bcrfÜ^ett, ba| il^m bei
focgf dttigfler 9lad^|orf d^g unb bei Unterfud^ung
feiner $rioatbriefe „überall ein boQfommener
C^eimuuui entgegengetreten fei". „Seine il^m
l^htfig fibelgenommene SBorliebe fär Suejeid^«
nungm fd^int bod^ wenigftend nur l^ormlofer
Statur gemefen )u fein. SBenige (Sele^e l^aben
M( unb fpät fo angeftrengt gearbeitet mie er;
C^rgdi, ber fo mirft, ift banfendtoert^." (9gL
(Btegoq in b. SOIgcm. beutfd^. »io^. XXXVni«
871 vät^ in ben oben genannten Prolegomena
S47— 854.) [ftaulen.]
ytf4|fl<t, eine um ben tfiglid^ Übungen
lindl gUtubigen Cl^m, ber aud^ bie tfeid^
C"' igen Verrichtungen in ben SHenft (SotteS
, bepel^ im SBefentiic^ anS ber Segnung
jum Seginn unb ber 2)anffagung am Sd^Iuffe
ber SRablaeit. S)ad fdt\]p\ü bed ^erm, ber
bie S)Hifen fegnete, unb ber 9))ofte(, ttie beS
yL. ^u8 (3lt>g. 27, 35), ^t ben (»lau-
bigen biefe Uebung emfifol^ten ; )ur 3eit XertuI«
liand UKir fte algemeine Sitte (ApoL 89), bie
oon ben Sötem (S. Hieron. £p. 22 [ad Eu-
stoeh.] 37 ; Chryeost. Hom. 55, 6 in Matth.) ge«
legentlid^ eingefc^drft lourbe. 9uft bem Slltert^um
flnb Formulare oon Xifd^gebeten in ben Constit.
ApoBt. 7, 49 (ogl. gf. ^robft. Seigre unb (gebet
in ben brei erften d^riftK^en 3a](fr]^unbecten, Zä"
bingrn 1871, 349) unb bei $feubo-«tbanaftug
(De Virg. 13, bei Migne, PP. gr. XXVHI, 265>
erhalten. 2)ad Zifdigebet (benedictio menaae),
b(ä bem römifd^ Sreoier in ^mei Formularen
beigegeben ifi, ftammt auft ber nbfterlid^en 2)iS*
ciplin unb fe]^ eine oerfammelte ®enoffenf(^oft
OorauS, bie efi d^rmö^ig rccitirt. d^n gformular
bient bei ber f^ouptmo^Ijeit (prandium), bad
anbere bei bem Slbenbtifd^ (eoena) ; bei bem ein«
jigen ÜRable an Safttagen tttrb nur le^tcrril ge«
broud^i Sor bem ÜRa^Ie mirb mit bem SBorte
Benedicite (f. b. Vrt.), baS aud^ SBejeid^ung
befi Xif(^e6ete8 geworben ift, }um (Sebete auf-
geforbcrt; biefeS beginnt oor bem prandium mit
ben iOerfen Ocoli onmium ($f. 144, 15 f.) unb
Oor ber coena mit Edent paoperea (^f. 21,
27 f.), tooran fid^ baS (Siebet bed f)erm unb bie
Sitte um Segen anfd^Iie^, bie ber Obere fprid^t,
toöl^enb er über fid^ unb bie S)>eifen bad ftreu)-
^eid^n mad^. S)ie meitere SBenebiction, bie auf
ba9 l^mmlifd^e 9)ta^I (inmeidt, gilt bem Sector
unb leitet bie £ifd(|Iefung ein ; am^ biefe ifi fd^on
im 9Itertl^um bejengt. 3n geifllid^ (gowffen«
fd^aftrn toirb fie ))fli$tmä|ig möl^renb ber gan}en
Stal^Iseit geleiten, änbeibengormularen beginnt
glei^a&d bie S)anlfagung nad^ bem Otal^Ie mit
oerfcbiebenen SSerfen; auf bad^^anlgebet folgt ein
Sob^m ober bad Miaerere, bie gürbitte für
bie aßolffltl^ater unb für bie SBerftorbenen , bad
Saterunfer unb ein Segen8f)»md^. 9n ben %b6^»
pen Xem;)oraIfeften (äBeil^ad^ten, dpipfyxnit,
Oftem unb $ftngften) entfpred^ bie einleitenben
Serf e bor unb nad^ bem SRai^Ie bem ^fte ; an
ben brei le^n Zagen ber S^anood^e -|lat ba9
Zifd^ebet etne eigene gfoflung. [ff. Sd^rob.]
fiMri, ]^br6if(ber Wonot, f. 3eitred^ng.
flMrftdleti, f. S))irituan8mud, n. 2.
timttUt, f. Titnlua.
fifflev (Zej^or), Sertranb, Ord. Ciai,
t^Iogifd^ Sd^riftfteSer, mar um 1610 )u 9tu-
mignQ (im Jk^igen i>tp. Srbenned) geboren, dt
trat in bie (Eiftercienferabtei SBonnefontaine (Bo-
nns fons [gegrunbet 1154] im (Erjbidt^um
SteimS) ein unb ful^rU 1664 att $rior unter bem
(Sommenbatambt fßicolout be \a 2&ne eine 9tef orm
bed fflofieifi bun^. Son feinen liteiorifd^en Sr-
gengniff en ift befonberfi )n enoil^nen eine Samm-
lung tl^eologifd^r unb gefd^c^tli^ Sd^ften oon
Sebten unb SKdnd^ au8 ber er^en 3eit bed
1779
%iUl — lituIarBifdJof.
1780
eiflerctcnfcrorbenS ; pefül^rt bcn litcl BibUotheca
patnim Cisterciensium, i. e. opera abbatum
et monach. Ord. Gist, qui saeculo S. Ber-
nardi aut paulo post ejus obitum fioruemnt,
Bonofonte et Pariß. 1660—1669, 8 tom. (in
3 ober 4 voll.), unb ift mitunter intl^ümlic^ für
eine Siteraturgefci^id^te beö OrbenS geleiten toor«
ben. ^ugerbem Derfo^te er Assertiones theo-
logicae (eine S)ogtnQtif unb SRoral), Carolo-
poU (g^arleöiHe) 1647, 2. ed., Bonof. 1670;
Disputatio theologica in Janseniana dog-
mata, Carolopoli 1651 (ein ^nl^ang ift gegen
einen ionfenifttfd^ gefmnten DrbenSbruber ge-
rid^tet). Sinige 3cit Dor feinem 3U)be, ber um boS
3al&r 1670 erfolgte, begann er eine neueSuSgabe
ber SBerfe beS 1^1. SSeml^arb Dorjubereiten. (Sgl.
G. de Visch, Bibl. scriptt. ord. Cüst., 2. ed.,
Colon. 1656, 54 sq.; Oudin, Comment. de
scriptt. eccles. II, Lips. 1722, 1241. 1497;
Gall. Christ. IX, Paris. 1751,316; Nouv.
Biogr. g^n. XLV, 427 s.) [Sfel^.]
5« et, f. Titulus.
9Ue(ittaitit (Xitelmon^X Sftonj, 0. Cap.,
geleierter tl^eologifd^er Sd^riftfteUer, xoax gu ^ofjelt
in bem @ebiete beS gärftbiSt^umS fiütti^ um
1498 geboren. Srü^ t)erIor er feine filtern : bod^
nol^m ftd^ feiner ein Sbelmonn an unb lie^ il^n,
ba er auf bie guten Anlagen be§ jhtaben aufmerf-
fam gemad^t tourbe, ju Sömen ftubiren. Stad^-
bem Xitelmann 1521 in ben f^francidcanerorben
getreten mar unb bort feine @tubien beenbet
|atte, bocirte er ju Sdmen im $aufe ber O^rancid«
caner - SRecoÜecten ^l^Uofop^ie unb 2:beoIogte.
9U8 äufeerft frud^tbarer ©d^riftfteller jei^nete er
fid^ befonberS burd^ feine gelel^^en, bie tieffte
{^römmigfeit atl^menben Sommentare jur l^eiligen
©d^rift aus. ScmerfcnSmertl^ ift aud^, ba^ er
in 2Bort unb @c^rift bie 9}ulgata gegen bie
ftritif öcrtl^eibigte, meldte gaber ©tapulcnfiS unb
ßraSmuS (f. b. 9lrtt.) an il^r übten. Sc^terer
nannte feinen ©egner in einem ©riefe (Ep. 1031,
in Opp. omnia III, 2, Lugd. BatlaY. 1703,
1169) einen })ra]eierildeen jungen 9Kann oon
jmeifell^aftem SBifjen, ein Urt^eil, ba§ fidler un-
gercd)t mar. Siad^ neuniäl^rigcr Il^ätigfcit gu
Sömcn begab fid^ Sitelmann 1535 mit jmei Dr-
bcnSgenofjen nad^ SRom, mo er gerabe anfam,
mäl^renb bie öor ffurjem (1528) beftätigte ®e-
nofjenfd^aft ber ffajjujiner (f. b. 5lrt. ffat)uainer-
orben) il^r jmeiteS ©eneralcapitel feierte unb
ben P. ©em^arbin öon 9lfti jum ©eneraloicar
ermäl^lte. ®a8 (Japitel mollte P. 2:itelmann,
ber fid^ fofort ber neuen ©enoffeiffd^aft ange»
fd)Ioffen l^atte, jum Scctor in ÜKailanb befteücn;
er aber fe^te eS burd^, ben ffranfenbienft im ©pital
ber Unl^eilbaren in 9iom übemebmen ju bürfen;
auf bie grage öornel^mer 3Känner, marum er
Ijier feine Talente fo unnüjf »ergrabe, ermiberte er
mit einem ^inmeiS auf feine ffranfcn: „©e^t
bod^, il^r Ferren, ba§ fmb bie Sudler, bie id^ je^t
fd^reibe; baS ift mein ^ieronijmuS unb mein
Sl^r^foftomud, in benen id^ tSglid^ ffaibire; ta
mein SluguftinuS unb mein ^mbroftufi, in tod-
d^en id^ t)on \t%i an forfd^el" 2tn ber £^
fd^rieb er al8 flapujiner nur mel^r eine oScdiid^
Slbl^anblung über JS^xit Uebungen eines um^
OrbenSmanneS'' ; inbe^ aud^ Der ftnmienbiesp
marb balb fiftirt, als ibn ber P. (Benerolbicor inm
$rot)inciaI ber römifd^en $roDtm emannte.
Zitelmann ftarb aber bereits auf femer gisettoi
©ifttationSreife, ettDa 40 ^oS^it alt, ju «ntbU
(im ftird^enftaat) am 12. ©eptember 1537.
©taunenSmertb ift gerabe in Sinbetrad^ feineft fo
hirgen fiebenS feine gro^ ^robudimlüt auf
fd^riftfteaerifd^em @ebiete , mte biefe bad Ser*
Seid^ni^ feiner ©d^riften bei $Qquot (f. u.) Be*
meift. S)ie meiften berfelben erf^ienen erß no^
feinem %t!bt unb erlebten faft burd^ioeg me^
rere Auflagen, ^ier feien beifpielSmeife genannt:
Paraphrastica elucidatio in libmm Job,
Paris. 1550, Lugd. 1558, Antv. 1556; Com-
mentaria in omnes psalmos David, Paris.
1540. 1546, Antverp. 1540. 1567, Lngi
1588; Gomm. in Ecclesiasten Salomonis,
Lugd. 1555 ; Gomm. in Gantic. Gantic., Lugd.
1575, Paris. 1577. 1581; Commentaria in
. . . Matthaemn , Paris. 1546 , Lugd. 1556,
Antv. 1576 ; Gomm. in Marcum, Antv. 1543;
Gomm. in Joannem, Paris. 1551. 1558. 1563;
Gollationes V super Ep. ad Bomanos, qmbng
. . . simul et ecclesiastica N. T. Latina editio
defenditur, Antv. 1529; Epistola apologe-
tica pro Opere suanim Gollationum ad ^Enjt
mum, Antv. 1530 ; Elucidatio in omnes epi-
stolas Apostolicas, Paris. 1558; Expositio
caeremoniarum sacrosancti sacrificii Mi»-
sae, Antv. 1528, Lugd. 1556; Expositio
sacri Ganonis Missae (SuppleuL), Antv.
1561 ; Meditat. sacrae, ib. 1545; De Sacra-
mentis Ecclesiae Tractatus diverd, Paris.
1542, Lugd. 1573, Antv. 1565; De fide,
neligione et moribus Aethiopum, Antr.
1534, Paris. 1545; De consideratione dii-
lectica libri YI Aristotelici Organi, Paris.
1554, Golon. 1546, Lugd. 1547. 1551. 1565.
1575; Gompendium Philosophiae naturalis
LL. XII, Paris. 1557, Lugd. 1545. 1558.
(IBgl. BibUotheca Scriptomm Gapnc, ei
Bemardus a Bononia, Yenet. 1747, 100.
101, mo i(i%\m6)t 3luctoren, barunter Sorbinal
SeQarmin, angefül^rt fmb, bie P. 2:itelmann mit
böd^ften Sb^en citiren; Paquot, MemoiresH,
Louv. 1768, 508 SS.; P. »ugupin 3K. SIg,
®rift be§ ^, grandScuS I, Augsburg 1876, 28
m 34; P. ©aubentiuS, 2)er ^roteftontifinral
unb bie granciScaner, 2. SiuSg., 93o§en 188%
14. 15.) [«ngeTicug gberl 0. Cap.]
9ifiitair6iMof (episcopns titularis) brift )^
in ber officiellen JKr^enfprad^ ieber Sifd^^t bor
ben Xitel eined gegenmärtig nic^t me^r im 9^
ber fatbolifd^en ffird^e befinblid^en SiSt^umS
trögt. Qfrüber nannte man einen fold^ SiM
1781
Xitulatbifd^of.
1782
ou^ eptseopus nnUatentiB (toeS er fat SBirllid^-
feb Idnc Sidcefe tegierte), episoopus anularis
(oomSijdjlofdring)» befonbetd aber episoopus in
pwrtibas mit unb ol^ne ben S^\^i infidelimn
(abgefurtt i p. L). Sej^tere 93e}eid^nung »urbe
biur4 Seo Xm. 1881 abgefd^afft, mobet bte 6t«
ofigung ma^ebenb ttm, ba| ie^ eine Snjal^I ber
früheren IBifit^mer in partibus infidelium on
@tQotm fietommen ift, beren Stegierung unb
SBcodUenrng fid^ )tt)atnid^t }ur fot^olifd^en 9te«
ligton, ober bod^ )um Sl^rifientl^um befennt, fo
ba^ man bei il^nen nidj^t bon einem Sanbe ber
XngIfiuMgen* fpred^en fann. 3nfoIge beffen l^ot
bie officieOe Oararchia cattolica ie^ nad^ ben
Sedi residenziali bad SBer^td^nt| ber Sedi tito-
lari ; Don leiteten toetben biej[enigen, beten Zitel
no^ ^^ 3:obe beS ietigen Snl^aberd ntd^t mel^r
Bedielten tuerben ]oü, befonberd mtfgefä^rt. 3loä)
ijt )u bemerfen, bo^ einige Sotbindle, ergbifd^öfe
unb Sif^öfe i^ten fru^ SiStl^umSttiel ab-
gegeben ^oben, o^ne einen neuen gu erl^alten ; fte
werben in ber Gerarchia oufgefü^rt al8 Digni-
tari che giü ebbero titolo di sedi residen-
ziaU o ütoIarL Sielen £itularbi{d(|5fen ift oIS
gdb ij^rer Z^fttigleU bie ttnterftuj^ung eined 2)id-
(cfanbif(^ofe§ in Sudübung ber ^sontificalten gu-
getoiefen : boüon ^i^en fte bann „SBei^bif(]^5fe'',
^^Uffibifdböfe* ober aud^ „Suffrogane" (f. b.
Sri 6uffrQgonbifd^dfe, n. 2).
L (Sefd^id^tlid^e enttt)id(IungbeS3n«
ftihtiS ber Xitularbifd^öfe. 2)ie alte SBorfd^rift, bog
ÜHemonb absolute, b. f). sine tiiulo otbinirt
loerben burfe (f. bo8 ®enauen im Sirt. Titulus),
fanb Don Itf^n oud^ ^Inmenbung auf bie SBifd^öfe.
SBie früher id)er (Elerifer für eine beftimmte iKrd^e,
|o toirb {t^i no4 nad^ firt^Iid^em IRed^t unb nad^
ber l^ieroi^ifd^en Orbnung (Pias VI., Const.
Super Boliditate, 28. Not. 1786, § 16) ber
SBif^of für einen befonbem SJ^eil ber ^eerbe
e^rißi in einem befiimmten Sprengel gemei^^
ber nad^ bem filtern @prad^gebraud(|e parocbia
(Conc Nicaen. a. 825, c. 16; Gonc. Anüoch.
a. 341, c. 9), nad^ fpäterem aud^ dioecesis ge>
nonnt mirb (Cod. eccL AMc. c. 99; Conc.
Tolet a. 400, o. 20). 9uS ber SorfteÜung Don
einer unlödbaren^ bem el^id^en Serboltni^ nad^*
gebUbeten Serbinbung beS SleriferS mit feiner
Stitdit. be« 9if(^of§ mit feiner Sidcefe (c. 6,
C. Vn, q. 1 ; c. 2, X 1, 7) unb audft gur «uf-
re^terbolhing ber Sinbeit ber ftird^e (CTpr. Ep. 46
[ed. Hartel]) ergab ft^ bie SBorfd^rift, ba^ nid^t
giDet 9if45fe fflr eine unb biefelbe Sidcefe ge-
foei^t merben ober in berfelben felbjlönbig bie £ei-
tung ful^ren burf en (Nicaen. c. 8 ; Hüar. Papae
Ep. ad Asoan. et reliq. episc. Tarrac. c. 4 ;
0. 14, X 1, 31). Entgegen biefen fird^Iid^en Se-
fihmmingen fud^et fid^ aber frü^geitig eine Sno«
malte. Set 8. Kanon beS Soncild Don !Ricöa
f(breibt bie Sebingungen Dor, unter benen bie
9loDaÜaner, namcnilid^ bie noDatianifd^en £Ie>
rite, Sufmi^me finben f ollen: »3fl irgenbmo
Qu^er bem noDatianifd^en aud^ ein latl^olifd^er 99t«
fd^of, fo f oO ber latl^olif d^eSifd^of baSSlmt behalten,
ber 9toDatianer aber nur toie ein ^fter angef c^en
»erben, menn nid^t etma ber latl^olifd^e Sifd^of
guttt)illtg il^m bie gfortfül^rung bed bifd^5flid^en
Sitete (aber nid^t ber 3uriSbiction) geftatUt; miS
ber fat^oUft^e SBifd^of bad nid^t geftatten, fo foQe
er i^m bie ©teÖe etneS S^orepijcopuS geben, ba«
mit in einer @tabt nid^t gtoei SBifd^öfe feien." @o
toar bie SRdglid^feit gegeben, ba| mit IBetoiUigung
beS fotl^olif^en 93ifd^ofd ein anberer IBifd^of in
feiner S)iöcefe fid^ aufl^ielt, meld^er ben Xitel ber-
felben befa|, oldne ba| er an bem jf ird^enregiment
Slntl^eil l^tte. 2)er befebrte noDattanifd^e SBifd^of
mürbe alfo bloßer Zitularbifd^of. SBoQte i^n ber
SHöcefatü^ifd^of iebod^ als folc^en nid^t bulben, fo
mar ber Susmeg gegeben, ba| ber anbere al§
ei^orbifd^of au^erl^alb ber »ifd^ofdftabt lebte unb
unter ^ufjid^t beS eigentltd^en Sifd^ofS tl^öHg
mar. Sludd in ben nid^t feltenen %Q&m, mo ein
Sifd^of burd^ bie Verfolgung ober bie ^ärefie Don
feinem SBifd^ofSfi^fe Derbrdngt mürbe, fibernal^m er
mol^l bie @eelforge in ben fianbbiftricten unter
ber Oberaufftd^t unb in ber Slbl^ängigleit Don bem
S)iöcefanbifd^of ber entfpred^enben @tabt 2)ie
Sl^orbifd^öfe (f. b. SIrt.) im Orient maren alfo aud^
eine 9rt £itularbifd^öfe, mofem fte fiberl^au))t bie
bifd^öflid^e aSBei^e befa^en; mand^e nämlid^ maren
einfädle ^riefter, bie im 9tuftroge i^reS IBtfd^ofS
gemiffe Siedete ausübten. — 3n ber aberü)länbi«
fd^en ffird^e litten anbere SSer^öltniffe erft feit
bem 8. äal^rl^unbert baS Snftttut Don Sl^or«
bif d^öf en gur golge. 2)ie WifftonStl^öHgrett in nid^t
belel^rten ®egenben mad^te bie SBei^e Don ÜRif«
ftonSbif d^df en ol^ne befiimmten @i( unb ol^ne ^eerbe
notl^menbig; fold^e Sifd^öfe maren bie berDor*
ragenben 9}Zif ftonare SBtllibrorb, Suitbert, ^irmin
uno SonifatiuS (f. b. Srtt.) ; naä^ erfolgter Sl^ri«
{Uani^rung nahmen fie läufig beftimmte 93ifd^of 8-
ftüble in SBeftk @ie mürben aud^ mol^l episcopi
regionarii ooer gentium genannt. £itular«
bif^öfe Idnnen fie nur infomeit genannt merben,
als fte Sifd^öfe maren unb ]^ie|en ; fie entbel^rten
ieglic^enXitelS im canonifd^en @inne. 2)iefe in ben
a)2ifftDnSgebieten t^dtigen Sifd^öfe befteUen bann
aud^ i^rerf eitS Sl^orbifd^dfe gu i^ren ®ebtlf en unb
SBertretem; aud^ Denoalteten biefe Sl^orbtfd^öfe
mo^l Dacante S^töcefen. Sie bebiurften gur 9u8«
ubung ber bifd(|öflid^en Functionen ber Stifitm-
mung beS 2)i5€efanbifd^ofed, nal^men aber aud^
an ben S^noben mit bem Stange nad^ ben ^au))t-
bifd^öfen tbeil S)a9 Snftitut biefer e^rbifd^öfe,
bie in einiger SBegiel^ung mit ben ie^gen SBeil^
bifd^öfen Sel^nli^fett fatten, er^lt ftd^ tro|
mannigfad^ ^nfeinbung bis in'8 10., in 3p-
lanb fogar big gur Witte beS 12. Sal^rl^«
bertS. — litularbifd^öfe erfd^einen enblid^ nod^
als baS ßrgebni^ einer britten SuSgeftaltimg
Don fird^lid^en S3er^öltnif|en. 2)ie XruUanifd^e
@9nobe Dom gal^re 692 erflörte in il^rem
87. Sanon: „3)a gu Derfd^iebenen Seiten (EinföIIe
1783
Sitularbifd^of.
1784
ber SorBoren (namentltd^ btr @arocenen) fiatt«
gefimben l^nben, unb ballet fcl^r Diele @täbte Don
ben Ungläubigen tmteriod^t toocben finb, fo ba|
ber 9if(J^of ber Stobt, für mlä^ er orbinirt
ttntrbe, feinen @i| nid^t einnehmen unb an bem*
felben in feiner bifd^öflid^en SteUung nu^t Der-
bleiben, no<l^ bie genol^n^eitSma^igen SBeil^en unb
fonfiige bifd^öfli^e SlmtSl^anblungen Dome^men
fonn, fo »oUen mir bod^ bem Sptfcopat feine
Sl^re unb Sürbe mabren unb Der^inbem, bo^
bie ©etoaltt^t ber Reiben irgenbmie jum 92ad^«
t^eil ber hrd^Iid^en Siedelte Deriibt tterbe, unb
l^ben baber beftimmt, ba^ biej[enigen, loeld^ fo
orbinirt finb unb au« bem ongefübrten ®runbe
auf i^ren Si^en nid^t eingefe^t ttorben ftnb, bod^
fai il^rer Stellung erl^alten merben; fie fotten
bol^r bie SBei^en ber berfc^iebenen SIerifer ca«
nonifd^ ooH^iebcn unb ben i^rem @tonbe ent-
fpred^enben SBorrong bebauen, unb bie 9ud«
fibung il^rer gfunctionen foU alS red^tmä^ig gel-
kn." amt großer fflar^eit ift ^ier SSeranlaffung
unb Segrünbung befi 3nfiituteS ber Sitular«
bifd^öfe angegeben. S)iefe fmb einerfeitS ber Sin«
fou ber Sarbaren unb bie Sel^inbenmg ber bi*
fd^oflid^ SmtSldanblungen in ber eigenen S)id-
uk, anbererfeitS boS erdfd^iebene SBeftreben ber
inrd^e, bie red^tlid^ ertoorbenen 9lnfi)rüd^ auf
ben SBifd^fSft^ prindpieQ aufredet ju erl^alten,
cnbli(^ bie SBerttenbung ber fo bel^inberten Si«
fd^öfe in anberen 2)iöcefen. S>iefe Snfd^ung
iß feitbem unDerönbert ma|gebenb geblieben.
Sine Sonfequeng berfelben toar, ba| im Sterbe«
StU eined fo bel^inberten SSifd^ofS ein neuer
if(^of für ben in ben ^önben ber Reiben be«
JnbUd^en @i| getoei^t mürbe, fo namentlid^
t Spanien. Stner fortbauernben l^eibnifd^en
Sergemoltigung bed 93ifd^of§ft^S entfprod^ eine
Succeffton ber Xitularbifd(|5fe. S)a in ben neu*
gegrünbeten liolönbifd^ unb ))reu|ifdiien SSiS»
Ibümem im 13. ^abrl^nbert nod^ gro|e Un-
Merbeü ber SBerptniffe ^enfd^te (f. b. ^rt. SRiga
X, 1204), erfd^einen bie borttgen Sifd^^fe oiel-
fad^ ald @e]^ilfen unb SSertreter in anberen beut-
jd^en Siöcefen (in ffdbi Sietric^ oon ßftl^Ianb
tun 1213, SBedcelin oon StetNd um 1227, ^U
htm 1237, %moIb Don SemgaHen um 1247,
Zl^oborid^ Don SBidonb um 1254, SBemer Don
Culm um 1276; in $aberbom 1251—1271
ebenfalld Z^eoborid^ Don SBirlanb, um 1281
f)ermann Don Samlanb; in 9&flr}burg im 3.
1254 unb 1263 ^einrid^ Don Samlanb). Ißad^-
bem bie Don ben jheugfal^rem im Crient ge»
grünbeten SSifd^ofSfi^ gegen ßnbe bed 13. 3o|r-
QunbertS miebcr in bie ^anbe ber Ungläubigen
ober Sc^iSmatif er gefommen, maren eS bie Don bort
Deitriebenen 99ifd^i)fe, meldte in ben abenblänbi-
fd^en Didcefen Dielfat^ old ^ilfdbifddöfe fundio«
nirten (in ftöln juerft ^eimid^ Don SRebaftum um
1303 ; in $aberbom ^l^ann, episc. Beloyflo-
nensis ; in fflürsburg 1277 3ngeIeriuS, Sifd^of
»on Subua). SHefe Xttulatbifd(|öfe maren felbft-
Derft&nblid^ in ber Studubung \fyxt Functionen
Don bem 3)i5cefanbif d^of e ab|angig ; i^re f^H(e*
leiftung mar leine lebenfil&nglic^, mar oui^ nk^t
an eine beftimmte 2)iftcefe g/ttn&f^, ba pe balb ^ier
balb ba in ber SuS^Ufe tl^dtig erfd^eincn; ebenfo«
menig mar ber Umfang i^ SBeft^iffe normirt
(Erft in ber 9Ritte ht% 14. 3o]^bttnl>ert3 mmbea
bie SeDoHmoc^tigungen auf einen bcfKmmieii
ffreiS Don gfunctionen unb ein- für aSetnoI bem
eingelnen XitnIarbif(^ofe -übertrogen. So ent«
midelte fid^ bo8 3njlitut ber ffiei]^bifd^5fe (u daem
feften Seftanb, nanientlid^ in S>eutf d^Ionb, mo bie
S)iö€efanbif(^öfe Dielfadg Don ben Skf^aften beS
meltlid^en S)omimumd in Snfjmtd^ genommen
maren ober felbft ber bifd^öflid^en SBeil^ über-
haupt entbebrten. 3m 16. 3abr^nbert jetgt [14
fogar bie ^uffaffung, ba^ bie Soma^me bet
giontificaHen nid^t eine Obliegenl^t bcft S)i5-
cefanbifd^ofed , fonbem beS fflei^bifd^ofeS fei.
SBielfad^ lag aber oud^ bie 9u8übung bex bifd^of«
liefen Sur^iction in i^ren i^ben, unb eine
mobigeorbnete , fegendrei^ S)i5cefanDermaItuii9
i{i in Seutfi^Ionb mü^renb beS 17. unb 18. 3a^*
l^unbertfi Dor SUem ben l^orragenben SRänncm
unter ben SBeil^bifd^Bfen )tt bauten (in ftSIn im
18. 3n)^btinbert bem SBeibbifd^of Don granden-
Sierftorpff). 9uf bem SoncU Don Xrient mmibte
jtd^ eine ftarle Oppofttion gegen boS 3nfHtut ber
SBeibbifd^öfe ; ed mürbe ber Cntmurf eine« Sk*
aeteS gu beren DoQftönbigex Vufbebung unter-
breitet, oOein mit einem non plaoet inrüd-
gemiefen. ÜRan erfonnie il^re 9b)t|menbigRä für
ben S![dl bed 9Uter8 unb ber ffranf^eit ober ba SBe«
llinberung ber SBifd^öfe. 3ubem beborf ber ^ige
Stul^I bad 3nfiitut ber Xttubrbifd^fe al« SitS-
eid^ng )ur IBefekung ber @efanbtf(^fi)»ofien
ei meltli(^en Sürjten unb in ben Derfd^td)enen
Xribunalen ber römifd^en Surie, mo eft barauf
auf ommt, ben betreffenben ^rfonen burd^ bie bi«
fd^öflid^e 9Beibe einen l^l^em slong )u Derlei^n.
3u 2)eutfdEiIanb fmb äBeil^bifd!^ö|e burdft bie
SBuUe De salute animarom Dom 3a^ 1821
für bie bamaligen )ircu^d^ Sidcefen Dorgef^en
(für ®nefen-$ofen jmei), unb ber Stoot f^at
dual ben Unterbalt bofelben mit ber Don i^ ja
leiftenben Siotatbn ber eingelnen SiSt^ümer üba>
nommen. 3nt 93ereid^ beS frül^ ffönigrei^eft
^nnoDer unb ber obm^einifd^ iKn(en))roDfai)
ftel^t ber (Sinfe^ung Don Ski^bifd^fen nid^ ent*
gegen, id)od^ ^cd ber Staat fcine Unter^oItimglB*
)>f[i(^t — 3n SBo^em, aEBürtemberg, ^f^n finben
ftd^ feine SBei^bifd^öfe, mo^I aber in fdcbm, üb-
rigens mürben alle biefe Stooten ein 9ted^t lur
@enebmigung ber (Sinfe|un(} Don Suffragonen
nid^t beanf))rud(ien f önnen, med ben SBeibbif^öfen
eine Sermaltung ber 2)iö€ef< nid^t iu^el^: bod^
befielet aud^ feinerlei Serpflid^tung fur Sufieattt*
tion für bie Siegienmgen. — 3n Oefiexrei^
ft^erte baS Soncorbat Sie freie Cinfe|ttna unb
anfteUung ber SBei^btfd^dfe; im goUe erttiefener
92ot^menbigfeit l^tteberatettgionftfonbSbenUnlir»
i
1785
XituIarBifii^of.
1786
iaü )tt geioo^rm; nod^ Sttfl^eBimg bc8 Concor«
botf9 be^^t biefet Suftonb fort. — 3n @ponien
unb Portugal fuib ffiet^bifd^dfe lfia%, in gfronf-
reit^ unb Sftaßen megen beS geringen UntfangeS
ber S>Ukefen feiten. XUuIarbifd^dfe finb aud^ bie
tSrmeebifqföfe (8felb))r5pfte), too folc^e eigene für
bic fot^olif^en 6oIbaten BefteSt fmb, nne in
Sßreu|en unb Oefteneid^. %uä) »erben Sitular-
bif 4ftf e ffir StifftonSgebiete, meld^ bie ©nlnbung
fefler S)i5cefen nid(|t sulofjen, emonnt, ). SB. ber
ii)M)fioltf(^ IBicor in Sod^p. <Snblid^ ift nod^ gu
bemerldi, bog in Ungarn eine Vngal^^I oon früheren
9iStl^uniStiteIn burd^ ben ffaifer oerliel^en toirb ;
beren ^n^aber fü^en mol^I oud^ ben Slomen „%i'
tuIarbif<^of*, obne ober (mit VuSnal^me berer oon
tBelgrob tmb Pnin) bie Stfd^ofSmeil^e }u ent-
gangen. XÜuIarbt{d^5fe im canonifd^en Sinne
ftnb fte noiSrlid^ nid^t (ogl b. Sri Oefterreic^ IX,
745).
n. (BeltenbeS Siedet begüglid^ ber Xttular-
be}m. SBei^bifd^öfe. 1. %\t Ernennung ber £i-
tttloT^ unb SBet^bifd^5fe gef^ie^t oom l^eiligen
€tul^e, obne bo^ bie meltlid^en gfurften gugeftan-
benen ^noüegien bei Smennung ber 3)iöcefan«
bift^Sfe irgenb einen Sinflu| barauf ^aben. S)ie
Srönnfid^feiten bei bem ^eiligen @tu]|l finb bie-
ffiben »ie bei ber $räconi|atton ber Sifd^öfe
uberbott^yt. S)ie oorbereitenben ^anblungen ge-
fc^^en burd| bie Congregatio consistorialis,
b^m. »enn ber &mbibat in ben SRif fionen Stenfte
letften fofl, bur(^ bie ^ropaganba. Sie $r5-
(onifation etfolgt in bem Sonfiftorium; ift ber }u
$romooittnbe in onria, fo empfängt er oom bei-
ligen Sater, f onft üon einem boju beDoDmöd^tigten
Sifd^of bo9 Slod^ett. 2)ie (Ss))ebiKon ber Sr-
nennungSbuIe gef(^ie^t burcb bie 2)atarie per
viam aecretam ; bie fämmtlid^ ttnfoften ^nb
cnif 800 6cubi reburirt. S>ie %blegung ber Pro-
feasio fidei unb beS ObebienjeibeS fotoie bie
Sonfecration gefd^e^t toit bei ben Sifd^öf en ; oon
tcr SBerppid^tung, ftd^ in feine 2)iöcefe }u begeben,
unb l»on ber Steflbenjpflid^t n>irb ber Zitulor-
bif<!^f büpenftrt. Sei ber «uStoal^I beS titulor-
bistbumi mirb bie !ßra;iS befolgt, ba^ bem Xi-
tttIarbif(bof nie biefelbe 3)iöcefe gegeben »kb to\t
feinem Sorgänger im »ei^bifd^öfltd^en %xait:
au4 ernennt ber !ßapft ber ®ettobn]^eit gemd^
ni(bt ben 88eibbif(^of ouf ein XituIorerjbiStl^um.
3m Uebrigen gilt bie Serbinbuna mit bem Xi-
tularbtdt^ oB ebenfo unauflödUd^ n)ie bie be6
Sijd^ofl mit feiner Slefibengbibcefe; bal^er bebarf
ber Xitufatrbtfd^f im gfalle ber Serfe|ung auf ein
anbereS SiSt^um ber popfUid^ S)i8pen8, unb er
tonn jum Sif (^of einer 9)ibcefe nid^ gnod^lt^ f on-
bem nur poftulirt rotthm.
2. S)er Xitularbifd^of unterfiAt ott f old^er bem
^[hipfie, nid^t bem Sifd^ofe, in beffen 2>iö€efe er
^(b auf^t. aSo« feine ^i^ten betrifft, fo mu|
er famerbalb breier 9Ronate nod| ber Smennuna
fid^ confecriren laffen, S)er Xitularergbifd^of mu|
fii^ boS ^Oium üom l^igen €tu^le erbitten, toirb
aber beutigen XageS gett)5]^nli(^ baüon burd^ ben
briligen @tubl bispenftrt unb fann gültig unb ol^ne
Strafe bie SBeibeacte ol^ne Pallium oomebmen.
Son ber Application ber SReffe an Sonn« unb
Sfeiertogen ffir feine S)ibcefe ift ber Xitularbifd^cf
befreit. Ob er gur Visitaiio liminum (f. b. 9rt.)
Oerpflid^tet ift, ttirb beftritten ; tbotf öd^lid^ mirb
gumeilen mit ber SmennungSbuSe bem Xitular»
bifd^of ein Formulare beS juramentum gu»
gef(bidtt, nad^ meld^em biefe Serpflid^tung be-
fd^morentoerben mu| ; n)o bemna(b baS Formulare
bie Serpflid^tung ni4it mifül^tt, toirb fte als nid^
oorbanben jpi betrad^ten fein. — 2)er SBeibbifd^of
bat bie ißflid^t, bem Orbtnariud bie gebübrenbc
9let)ereng gu enoeifen unb beim Smpfange am
itird^enporial beim Steid^en beS Sfpergild ibm
bie ^anb gu füffen; innerl^alb ber S)iöcefe
beSfelben bot er mit beffen Srlaubni^ bie iffieibe-
octe oorgunebmen ; bei bem Xobe beS Orbi»
nariuS bori bie Solmad^ bed SBeibbifd^ofe« auf.
%uä) in einer fremben Siöcefe famt ber SBeib«
bifd^of mit Sriaubnig beS OrbinariuS SBetbe-
octe oomebmen ; eines fperieOen Snbulted beS b^
ligen Stubled bebarf er, tt)ie tielfad^ bebauptet
tturbe, bagu nicbt (8. G. G. 22. Aug. 1626).
äBaS bie Sefugntffe beS SBribbifd^ofeS betrifft, fo
bat er aSerbingS bobituell bie ätegierungSgemaft
in feinem XitiüarbiStbum, aber nid^t actueU, ba
ber ^eilige Siubl nad^ ber SonfKtutionlnBcnita-
biU ®regor« XV. ft^ alle SuriSbicHon uberfta-
tboIUen, bie unter Ungläubigen toobnen, oor»
bellten bot ; ber Xihilarbif d^of fann bal^er aud^
feinen &inbibaten aud feinem XituIorbiStbum
orbiniren, unb ebenfomenig fönnte er old pa-
rochus proprius eine S^e oon Contrabenten
aud f dnem XituIorbiStbum einfegnen. Srbebt aber
ber l^eilige Stubl baS XituIarbiStbum gu einem
SRefibentialbiStbum, fo fann ber blfiberige Xitular«
bifd^of o|ne SBritereS olle Sefugniffe eines Orbi»
nariud ausüben (rin Seifpiel bietet bie Umtoanb-
lung beS Xitularpatriard^oted 3erufalem in ein
SReTtbentialpatriard^at). ein SBeibbtfd^of, ber
ebne (Erlaubnis beS OrbinariuS einen SBeibead
t»oQgiebt, OerfäOt ipso jure ber SuSpenflon Dorn
Qithtaafy ber ^ontiftcalien auf ein Sal^r.
8. S)er SBetbbifd^of ^at baS tfled^ auf ftanbeS-
morgen Unterl^alt oon feiten beS 2)ibcefan-
bif^ofeS. Sei bem ®efud^ um Ernennung cineS
XituIorb^d^ofeS gum SSBeil^bifd^of 1^ ber OrbU
nariuS für benfelben bem l^eiligen Stuble eine
jäbrlid^e ^enfton oon 800 ®oIbbucaten nad^i^
n)eifen unb ftd^gufteDen ; biefe Suftentotion ge>
nie^t ber 9Be^btfd^of unter ber Sorau9fe|ung,
bog er bem S)iöcefanbifd^of «uSbUfe kiftet; fie
bleibt ibm aber oud^ na(b beffen Xobe. Sei
Setmeigerung ber S)ienftleiffamg bmn fie il^
ber fßopfl entgieben, um einen anbem Suf«
frogon angufieuen. 2)en SBeibbifd^bfen fommen
Die ber bifd^dflid^ SBurbe entfpred^enben ^
ftgnien unb bie bifd^öftid^ JHeibung gu, ebenfo
bie Xitel Beyerendiaeiim et lUnatriasiiiii
1787
litulatfep — Titulüß.
1788
nebfi ber Sejetd^nung Ptaeeul. Sie rangiren mit
ben übrigen Sifd^öfen nod^ bem Stlter ber Son-
feaation ; ber 2)idcefanbi{(|of ge^t aber in feiner
S)iöcefe immer k>or. (£S ift mit SiädTtd^t mif bie
bif^öflid^e SBürbe nid^t geftattet, ben 2Bei]^bi|d^of
2um @uffragan eines Prälaten )u mad^en, ber bie
bifd^öflic^e SBürbe nid^t beft^t. Ob bie SBei^-
bifd^öfe de jure ^um öfumemfc^en (Soncil berufen
merben mäffen, tft eine Streitfrage : ba^ fie be«
fö^igt bagu finb, unterliegt, ba fte Sifd^öfe ftnb,
feinem Stoffel ; gum !Baticanum finb fie berufen
»orben. — S)ie ÜRitra ber SBetl^bifd^öfe mu^ Don
Seinmanb fein ; bie $ontificolca}>))a gebul^ri il^nen
nur in 9lom^ mxm ^e in ®egenmart bed l^eiligen
SSaterS ober bed £arbinaI«(£oQegium8 fungiren.
SfaHd ber SBeibbifd^of fiatt beS OrbinariuS bie
^ligen SBei^en ertl^eilt, finb bie Canonici, Je-
bod^ in i^ getoöl^nlic^en Sononicaineibung, }ur
Slfftften} t)er))Ptd^tet Sinige Don ibnen foDen ben
SBei^bifc^of, »enn er ftatt bed S)i5cefanbifdf)ofed
gunctionen Domimmt, an bem $orioI ber fiird^e
em))fongen ; ber Dignior reid^t i^m baS %\ptt»
forium; bei ber ^ontificalmeffe ift ber Presbyter
assistens ein SononicuS, afö S)iacon unb Sub"
biacon fungiren $riefter ber gettöl^nlid^en Orb-
nung. Sin Sortragefreu) gebührt bem SBei^ifd^of
xdä)t; aud^ foU, menn er ftatt beS Srgbifd^ofeS
feierlid^en Singug l^ölt, baS ffreu} nic^t proces-
sionali modo getragen merben. Ser Xitular«
bif d^of mirb nid^t unter !BaIbad(|in burd^ bie IKrd^e
gefül^rt unb |at ntd^t bad ^nred^t auf Srrid^tung
eines Xl^roned, fonbem nimmt auf bem galbi-
ftorium (f. b. «rt.) an ber SpiftelfeUe !ßla|. 3u
^ontificaT^anblungen nimmt er bie $aramente
nid^t Dom VItare, fonbem bat fte in ber @acriftei
ongulegen. 2)ie ftebente ^erje mirb in feinem
ißonti^calamt (f. b. 9rt.) nid^t angegfinbet. 3)em
S^eibbif d^of gebührt bie incensatio temo ductn,
bei ^nmefen|eit beS Siöcefanbifd^ofeS duplioi
dncta. O^ne \ptdt\it gfacultät bed apoftolif^n
@tubled barf er nod^ ber $ontificaImef|e ben ©löu*
bigen einen %blag Don 40 Sagen nid^t ert^eilen
unb obne auSbrüdflid^e ßrlaubni^ bed OrbinariuS
bie ©löubigen auf öffentlid^en Ißlö^en nid^t fegnen.
S)er SSBeibbifd^of b<)t baS Privilegium Ganonis
unb Bullae Coenae, toonad^ bie, meldte fid^ an
ibm Dergreifen, ber excommunicatio major
Papae reservata DerfaDen; femer b^t er (f. c. 4
in VI, 5, 11) bad $riDiIegium, ba| er nid^t ber
@trofe ber ^communication, @uS))enfion unb
bed änterbicted Derfoüt, menn nid(|t feiner in ber
€mtens befonberS ßrmäbnung getban mirb ; er
l^at baS Privilegium fori, b. b- über ibn fann
nur ber beilige @tubl Siedet f pred^en ; er bot baS
$riDiIegium ber (Slaubmurbigteit feiner Sudfage
Dor bem toeltlid^en ®txxä)it] bad ^riDilegium
eined $riDat-£)ratonumd, fo ba^ bie ®Idubigen
bad IKrd^engebot erfüllen, menn fie ber b^ig^
SReffe in einem fold^en Oratorium an Sonn« unb
Sfeiertogen beimobnen ; bad ^rioilegium, bie 9Reffe
anteauroramunbpostmeridiem audgett)id()tigen
@rünbm gu lefen ; bad $riDUegium, au^b^^ bei
beiligen 9Reffe ein $iIeo(um Don Dioletter f$arbe ju
tragm; ed toöl^renb berbetIigen9)lef[e)utiagen(Don
ber fßröfation bid na^ ber b^ift^ Communton
mu^ ed aber fietd abgelegt merben), toirb ibm buttb
ein f^ecieOed pd()ftUd^ed Snbult gugefionbeiu ^
^riDilegium rined Altare portatile, meld^ed bm
9ifd^5fm burdd bad Uribentinum juertonnt ifi,
mirb bm StBei^bifd^öfen burd^ ein fpedeHeS iffijf^»
lid^ed änbult gemäbrt. ^Oufig mirb bem SBei^
bifd^of burd^ ))ö))|Ui^ed Snbult bie Slnnabme etned
mit ber bifc^öflid^en SBürbe incompatiblen IBene-
ficiumd, namentli(b eined Sononicated , gefiottet
6r ^at bann bie $flid^tm biefed Senefictumd mie
ieber Rubere }u erfüOen unb unterftel^t tnfofetn ber
9uf fid^t unb ber Sifttation bed S>iöcefonbif(bofed.
®eböri er einem ftapM an, fo erf^nt er bei
allen fird^Iid^m gfunctionen bed Sapiteld in fei-
ner bifd^öflid|m ffleibung unb b<^t Dor allen Sa«
nonid^m bie ^racebeng in choro, in quocumqae
Capituli congressu, et quando sibi cum Ga-
pitulo publice procedendum est ; im SBod^«
bienft mirb er Dertreten, in fesris aollemnioriboji
fimctioniri er pontifioiüiter; functionirt ber Or-
binariud, fo fi|t ber SBeil^bifd^of in choro eum
pluviali. Sluf aOe biefe SBonec^te in Segiebung
auf bad Kapitel fann unb barf ber Slkibbtfc^of
nid^t Dergid^ten. (Sgl. Morinus, Gomm. de
sacris ecdes. ordinationibofi P. HI, exero.4
[II, Antverp. 1695» 40 sqq.]; Andr. Hier.
Andrencci, De episoopo tihil., Born. 1732;
Thomaeain, Vetus et nova eccL discipL 1, 1,
27—28; 1, 2, 1—2; »interim, 3>enftDurbig-
feitm I, 2, 378 ff.; ^^ip», Ihr^enrec^t H,
97 ff.: §infd&iud, IHr^enred^t H, »erfin 1878,
161 ff.; JTobn, 2)te SBri^bifc^öfe, in Serinad
3lrd^iD für fatboL iKrd^red^t XLYI [1881],
201 ff.; Dürr, De suffiri^aneia sive vicarÜB in
ponrificalibus episcop. Gennaniae, Mogont
1782; J. H. Heifiter, Soffiraganei Colon,
extraordinarii sive de 8. Colon, eodes. pro*
epiBGopis, vulgo SBeil^bifd^dfen, renov., amc
et cont. Binterim, Mogunt 1843; Xibud, @e-
fd^id^tlicbe Ißotigen über bie SBeibbifd^bfe Don
Slünfter, SRünfter 1862; §. 91 fto^, S)ie Sr^
furier SBeil^bifd^öfe, in b. 3eitfd|rift bed Seceind
für tl^ring. (Bef(^id^te VI [1865], 31 ff.; 9lei-
ninger, iAt SBeibbifd^öfe Don Sßfirgburg, im
SrtbiD bed btftortf^en Seretnd Don Untecfranfen
XYin [1865], 1 ff.; SDelt, SHe SBeibbtf(^öfe
Don^berbom, ^berboml869; 92ad^trag,Ab.
1879.) [&. 3. 6d^mi|.]
%HutaxfifL f. PatronuB«
fUiitaryitman^eii, %iiutttxfd9uitmf {.
!ßatriard^ IX, 1605, unb $rimad.
Tttalas (S:iteO, ein im claffifd^m unb fpStem
2atein Dielfad^ unb in mand^Iei Sßerbinbungen
gebraud^ted 9Bori (Dgl. Foroellini, Lex. AuT.;
Du Cange, Gloss. s. v.), bebeutet urfprüng'
lid^ ^auffd^rift\ ^3nf4rifi\ 3n bUfem 6mw
rebet man 3. 93. Dom titulua cmcie, bcrSuf«
1789
TituUs.
1790
f^ft bcS Ihtuaril (S^fii (DgL b. art. Iheu-
liQuitg YU, 1120). SRit ber urf))runglt(i^en
Scbeukng Derbinbet ftd^ ober bei „XM" leidet
bet Segriff eines SrfennungS- ober Unter{(^ei-
b]ing8)ct4enft für eine !ßerfon ober @ad^e. ^a-
bun^ fommt bad SBort I. in ber firddltd^en unb
toeltlid^en SReddtöfprod^ )ur aDgemeinen Sebeu-
tung «,9nfprui^ ouS einem Sted^tdgrunb'' unb
«9)c(i^tSgrunb* (L 2 Cod. Theod. 6, 4), inbem
ber SRe^itdgnmb gemiff ermaßen bad formeEe ff enn-
M^ f&r ba8 SBorbonbenfein be9 materieSen
Se^te« ift (Dgl. &^n\tt, S)oft lotl^oL ffird^enred^t
n, ®ie|^ 1856, 124, «nm. 1). 3m re^ltlid^n
Sprod^gebrmtd^e unter)d^eibet man titulna veruB,
titoliis ooloratus, titulna apparens (pnta-
tiviiB, existimatusi fictus), titulos praesum-
tos unb titnloB jostuB. 2)er ütoluB yerus ift
bann t^orbonben, toenn eine @ad^e mirflid^ burd^
eine fold^e ^anblung edoorben tourbe, bie ben
(Ermerb Don Sigeptbum red^tlid^ begtunben fann,
). IB. burd^ St(xa% Xau{4 Scbenlung, £rbfd^aft
(titnlaa Tema = qui re vera exstat). 9)om
titulua eoloratiiB fprid^t man, koenn jmar bem
&u|em S^ein nad^ ein mirflid^er Xitel oorliegt,
biefer aber toegen eineS inneni, unbefannten
9langeI8 ungültig ift, }. 99. totm ein SIeriler
Don feinem Sifcbof ein Seneftctum erl^ält, )u
beffen Serteibung ber le^tere ou8 irgeiü) einem
(Srunbe ntcbt bered^tigt mar (titulua coloratuB
= qui eolorem vel figuram justi Terique
liAbet). 2)er titulus apparens ift berjenige,
metd^er ttwber Dorliegt, no^ ben äußern €d^ein
für fi^ l^at, fonbem einfad^ DorauSgefe^t mirb
(titalua puiatiyuB = qui colore caret). S)er
titalaa piaeBumtus ift bann Dorl^anben, menn
ber eigentlid^e (^erb^gnmb einer @ad^e ober
einei vitifM gftn)Ii(i^ unbelanut ift, mö^renb auS
bem langjiöl^rigen, unangefochtenen Seft^berfelben
gefc^toffen merben fann, ba| fte auf red^tmä^ige
SSkife ermorben morben ift ; ein claffif^S SBei-
jpiel lierfflr liegt Dor in ber Seftimmung Trid.
8688. XXV, 0. 9 De ref., bo| Don einem $otron,
ber einen f))ecie1Ien ßnoerbdlitel feined $atronatS-
näfii% jmar nid^t nad^meifen fann, aber nad^-
loeidlid^ feit unDocbenflid^en Seiten im unange«
fodSftenen 9eft(^ beSfelben gemefen ift, ))räfumirt
merben fofle, er l^be baS $atronat in rechtmäßiger
SBetfe ermorben. Ueber ben titulus justus als
(Etforbemift bei ber Seriöl^rung f. b. ^rt. 93er-
i&bning. — SBon ben weiteren fpedeUen Sebeu-
tungen, meldte baS SBort ^Xitel" in ber lird^-
licben Bptaä^ l^t, feien enoäl^t :
IL titulus honorarius, ^Sbtentitel, Zitulatur,
dignitas, b. b* bie Segetd^ung in ber offiriefien
(munbli(ben ober fd^rift(id^) Snrebe, morauf ber
®eiftli^ ie nad^ feiner |ierard^ifd^en 9tangftufe
ein 9nred^ b<^t (DgL b. 9rtt. ^ft ; garbinal,
n. 4; eqbifd^of, n. H, 2; ©ifd^of, n. IV, B;
(Eononitat, n. VI ; $riDttegien bed SleruS, n. 1);
IIL titulus cardinalis al8 IBe}eid^nung einer
^ouptfir^e im ®egenfa|e )u anberen AKrd^en
niebem SlangeS (DgL ^W\ifi, ftird^enred^t VI,
48 ff.; ßinfd^iud, JMrd^nred^t I, 314 ff.; @ög-
muUer, t)ie Zb^tigfeit unb Stellung Der (Eor-
binöle bis ^apft Sonifog VUI., gfreiburg 1896,
6 f.). 9tad^ altem @))rad^gebraud^e bci|t eine
ffird^e aud^ titulus (f. bie subsoriptiones ber
Synod. Born. a. 499, bei Thiel, Ep. Born,
pontif., Brunsberg. 1868, 651 sqq.; Weitere
SBelege bei ^infd^iuS I, 68, 9(nm. 4), nad^ ber
einen Slnftd^t Don bem Stiä^ta beS iheujeS, »el-
d^eS baraitf ftanb, nad| ber anbem Don ber 9Beibe
an bepimmte {»eilige (Dgl. b. 9rt. patronus).
3)ie erfte SReinung bflrfte ^d^erlid^ abjumeif en fein
(ArauS, 9leaI«(Snc9lIot)öbie n, 869). IBleOrid^t
mar für baS SufCommen ber iSegeid^nung aud^
®en. 28, 18 Don (Einfluß. 2>o^ bie| nid^t lebe
ff ir^e titulus, fonbem nur fold^e Don beftimmter
Oualification (f. $pi))S VI, 79: ^infd^iuS I,
310 f.), mie aud^ nid^t gefugt merben barf, ba|
titulus immer bie $f arrfird^ bebeute (9i. Sd^erer,
^anbbud^ beS ffird^enred^tS I, ®raa 1886, 474,
9lnm. 2 ; 629, «nm. 6). 3a felbft titulus car-
dinalis ift nicbt immer gleid^ $farrlird^e, menn
eS aud^ in ber Kegel bie SBebeutung Don ecdesia
baptismalis bat (Diplom ffarlS UI. Dom 3abre
883, bei M. Lupi, Cod. dipL eccles. Bergom.
I, Bergomi 1784, 955; (3onc. Meld. a. 845,
0. 54, bei Hardouin IV, 1492; meitere Sei-
ft)iele bei |infd^iuS I, 317, 3lnm. 2; U, 266,
SInm. 2). Sin aans f)>eciellem Sinne merben ge-
miffe rbmifi^e ffird^en tituli cardinalea genannt
als bie Sigenfird^en ber ßarbinüle (f. b. 9rt. n,
1950). — Sin abl^üngigfeitSDerbüItni^ jmeier
ffird^en Don einanber mirb bejeid^net burd^ bie
aiuSbrüdfe
rv. titulus major unb titulus minor. 2)a
bie Sifd^öfe ben ®otteSbienft auf bem {lad^
Sanbe nid^t in $erfon Derfeben fonnten, fo liefen
fte innerbalb feftgefe^ter SBejidfe burd^ ftünbig
angefteSte ®eiftlid^e an befHmmten ftird^en für
bie (SUubigen ben (SotteSbienft ableiten unb bie
Sacramente, Dor 9Dem bie Xaufe, fpenben. S)iefe
lhrd^enbie|enecclesiae dioecesanae, parochi«
tanae, paroohiales, baptismales (f. b. 9rtt.
$fami, Pfarrer, $farrlird^e). Üteben biefen
Sfarrfird^en gab eS aber auf ben ^öfen ber
(ärunb^erren unb ben Senkungen ber loöfter nod^
Heinere, ber Serrid^tung oeS ®ebetS unb ber 9b«
baltung beS ®otteSbienfteS gemibmete ®ebdube.
S)iefe fonnten ebenfalls nur mit ®ene]^migung
beS Sifd^ofS errid^tet merben ; aud^ burfte nur mit
bifd^apid^er ßrlaubnil ein ®eiftlid^er an ibnen
Aufteilung erbalten. Sfflar ein fold^er nid^t bort, fo
mürbe ber ®otteSbien{} Don ber ^farrftrd^e auS
beforgt. Diefe ®ebäube nun Riegen oratoria,
basiUcae, oracula, capellae, aediculae, tituli
(f. b. Srtt. ffapette, $fami). Itonnten nun bie
£anbbemobner immerbtn in ben Oratorien bem
®otteSbienfte unb ber gfeier ber SReffe beimo^nen,
f 0 maren fte bod^ für ben ® otteSbienft an ben gfeier«
tagen, für ben Stn))f ang ber Xauf e imb ber anberen
1791
TitmluB.
1792
'©octmnente an bie ^ßfottfir^, Me ftitd^e bed
%T(l^i)>re3b)^terd , fiemiefen. S)ec Vtd^itnreftb^ter
l^otte avaä) bie ^tuffid^t Aber bie Seiftß^en, loeld^
an ben üerft^iebenen Heineren JKcd^en innetl^lb
{eines SegirleS angeftellt moren. S)iefeS 9lb-
l^ängigfeüSDerl^öItnil ber Heineren JKrd^en Don
ben ^forrlird^en fanb feinen SuSbrud in ben
iBeseid)nungen titnli minores unb tituli majores
(<S9nobe Don SteimS a. 813, c. 20, bei Hardouin
lY, 1020; @9nobe Don XourS a. 813, o. 14,
ib. IV, 1025; S)il)Iom Dom Solare 821, bei
Eichhorn, Episoopatus Curiensis in Bhaetia,
8. Blasii 1797, Cod. prob. n. 6; ©Qnobe Don
$aDia a. 850, c. 13, tn b. Mon. Oerm. hist.
Gapit. reg. Franc. 11, 120 ; Lamberti Capi-
tulare Bayennas a. 898, c. 12, in b. Mon.
Germ. 1. c. II, 110 ; c. 4, X 1, 24). 3m Wei-
tem SSerlüufe fmb biefe titali minores aud^ gn
$fatrf itd^en (ecclesiae bapidsmales) geworben ;
immerl^in blieb aber nod^ lange ein irgenbtoie
geartetes %b]^öngigfeitSDer]^äItni| berfelben }um
titulus major. (S^. ^infd^iuS H, 263 ff. ; ß.
fiöning, ©efd^id^te beS beutfd^ JHrd^enre^itS II,
©trafeburg 1878, 346 ff. ; 6. ^atd^, ®ie ©runb-
legung ber JKrd^Derfaf)ung SBefteuro^a'S im
frühen SRittelalter , überfe^t Don %. ^amad,
®ie^en 1888, 44 ff. ; @ägmüaer, S)ie (Sntmid-
lung beS Src^it^reSbQteratS unb 2)e€anat8 bis gum
^be beS ffaroUngerteid^eS, Tübingen 1898, 29 ff.
48 ff. 69 ff. 73 ff.) — ftird^enred^tlid^ am wid^-
tigften ift enblid^ ber term. techn.
V. titulus ordinationis , SBeil^etitel , b. 1^.
ber 9lad(|tt)eiS Don Seiten beS )u ben ^öl^eren
SBeil^en gu ^romoDirenben gegenilbet bem Orbi-
nator, bog fein ffinftiger Unterbalt geftd^ert ift
(Dgl. b. ^rt. Orbination n. 8). 2)ie gforberung
biefeS 9tad^tt)etfeS ift barin begrünbet, ba| ber
genfer, ber ftd^ bem S)ienfte (SotteS gemibmet
l^at, nid^t gur @d^anbe für feinen @tonb betteln
ober einem fd^mu^igen (Srwerb nad^gel^en botf
(Trid. Sess. XXI, o. 2 De ref.). — 1. Sie
gefd^id^ttid^« (Entwidlung beS Orbi-
nationStitelS. 9n ber alten JKrd^e würbe
ber gu Orbinirenbe gu beftimmter Sienftleiftung
bauernb an ber betreff enben ffirt^e angef^eDt
(Synod. Nicaen. a. 325, e. 15. 16 [e. 19. 23,
C. VII, q. 1]; Synod. Chaloed. a. 461, o. 6
[c. 1, D. LXX]) ; bofür bejog ber ©lerifer feinen
Unterl^alt aufi bem gemeinfamen ffir(^enDermögen
(Dgl b. %rt.). Die JKrd^e fowol^I als baS %mt
an ibt unb baS 9led^ auf Unterhalt bie^ titulus
unb bitbete ben Untergrunb für bie Orbination ;
ber fo 9ngefteQte ober bieg titulatus, intitulatus
(Synod. Piacent. a. 1095, o. 15 [c. 2, D. LXX]).
SDie otyxt Xitel (Seweibten waren derici vagi
ober acephaU, unb i^re Ori>tnotion War Wenig-
ftenS red^ttid^ wirfungSIoS (irrita ; Synod. C^al-
ced. 1. 0. ; Synod. Plaoent L c). 9lad^ SuS-
bilbung beS SSeneflcialwefenS in ben germanifdjen
Steid^en, wobunb mit j[ebem firiibli^n 9iRt be«
ftimmte ßtirfünfte Derbutd>en waren, würbe ber
SuSbrudC titulus auf baS IBeneficium (f. b. %1
Beneficiom ecciesiaaticom) ilberttngen. So-
mit foQte 9}iemanb orbinirt weri)en, ber nid^t em
Seneficium f^t. ^uS Decfd^benen (Jhnnbm
würbe Jebo<^ in ber gfolge aud^ offnx bir^ oibtF
nirt. ®egen bie fd^weren SBi^tSnbe, weU^ bo-
mit Derbmtben waren, rid^teten fid^ Serorbmmgen
mel^rerer Heineoet S^noben ol^ne nd^en St^
(Synod. Melphit. a. 1089, c. 9, bei Haidomn
VI, 2, 1686 ; Synod. Piacent. a. 1095, c. 15
[o. 2, D. LXX]). 2)a^r beftimmte bie bntte
fiateranfi^nobe im 3. 1179 Don Steuern, ba^ tm
3)iacon unb bin ißriefier obne Xitd geioei^t
werben folle. (Sefd^e^e eS bennod^, fo ^ ber
Sifcbof ouS feinen 9RitteIn ben Unterbolt bcB
eierilerS gu beftreiten bis gu bem S^tpwidi, bö
er i^m ein iSenefidum anweife ; eS fei bemi, bo^
ber Orbinitte felbft ein für feine Sußentation
binreid^enbeS Vermögen befi^e (c. 4 X 3, 5).
®alt baS gunöd^ft nur für bfn 2>iaconat unb
!ßreSbQterat, f o bebnte Sitnoceng UL bie Sttfleii*
tationS))fIid^t beS Sifd^ofS au^ auf ben @iib-
biaconat aus (o. 16 X ib.); eine wettere SnS-
bebnung fd^eiterte am SBiber^b ber 9^^
(^bint))S I, 607). «US bem 3tifa|, ba| boS
eigene SSermbgen für baS SBeneficium cbk bie
@uftentation Don Seiten beS 8ifd^f6 fu))))Iiteiü)
eintreten fönne, würbe balb bie gf^tgerung ge"
gogen, ba| baS eigene Sermbgen (patnmoniam)
ebenfo pxx) ütulo fein fi^nne wie boS Senefidum
(Conc. Biterr. a. 12S8, c. 6, bei Hardouin
Vn, 209). 3a es Würbe ber Sa^ at^efte&t^ ba|
ber SSBeibetitel überaS ba Dorl^nben fei, wo bec
SebenSunterbalt gefid^rt fei. €o war ber lUlte^
grunb gegeben für ben mit bem titoias patri-
monii eng Derwanbten titulus penaionis, bei
weld^m auf eine {Rente |^in gew^t wirb, fomet
für ben titidus profesdonis sive paupertatk
religiosae, wobei ber Oiben ober baS ftiofter |är
ben Unteri^ beS be^nititt Sufgenommenen em*
tritt, weiter für ben titduB servitii dioeeeseos
sen ecclesiae (administrationis, obedienüas),
inbem wie im Mittelalter fo aud^ ^eute no4 bi
Ungarn, gronfreii!^, Vle|:ico bie SBifd^fe gcgm
baS Serf^d^en, in i|rer X^idcefe Stenße jn Ici-
ften, bie SBeibe, natürlid^ unter i^^eifigcr Se^
))Pid^tung gum Unter^Ite, ertl^ibn, f obonnfur ben
feit bem 16. Sobcbunbert murgügfid^ in VMjS^
lanb oufgetommenen titdua mensaet bei bem
bie SEßeibe erfolgt gegen boS IBerf)>red^ einer
britten $erfon, für ben ttntctl^t biS gu Ocbi-
nirenben, fei eS tmbcbingt \A eS unter gewiffm
IBebingungen , eingutreien (tiie(f(id| ittnnni ber
fianbeSl^rr bie Seq^pid^ttwg oi^ fUb [tttidos
prineipis]), enlbßi!^ fite ben titalos visdoniu,
ber an bem atdgange beS 16. Sp^unberfS
einigen rfimifd^ SoSegien (CoUegKun Angli-
eanum unb CiollegimB Gemiano-Htiiigarienm)
unb burd^ Urban VUL im % 164S Om vpokc
ber ißrojpaganba fk^enbcn SnfKiuini «ingeeftumt
würbe für biejenigen Sbgttnfie^ »Mld^ fiq dbß^
179S
TituluB.
1794
tttppS^Un, lAenSlSnglid^ nad^ 9niDeifung ber
9ropaganbQ in ber !D{iffton ju btenen , f o ba|
bann biefe SoÜegien ober bie ißroiKxganba bie
^liflid^t bed Unter^tS fibemel^tnen (0. Mejer,
De i^talo nuBsionis apud caiholicoB, Be-
giom. 1848). S)0(i^ bmntt ber titulus mis-
sionis ni^t 6(o^ für eigenUid^ !Dti|fion8(ihiber
2iir 9nn)enbtmg^ fonbem er ip ouc^ Dielfad^
für confefftoneu gemifd^te (Segenben unb Sänoer,
niie Ubia, Xricr, ßnglanb , 3r(anb unb 9lorb-
amerifa, burd^ ))S))ftnd^eS 3nbult gemattet. 3n-
mitten biefer SnitDi(iIung ftel^b l^at baS Xri*
benttnum Derorbnet, bo^ ieber SIerUer für eine
befHmmte iKrd^e getoeil^t unb }tt ben ^öl^eren
SBei^ tetner ^romoDirt »erben foOe, ber
ni^t ein Seneficium l^abe. 9tur bann, n)enn
eS baS 9ebürfni| ober baS SBol^t ber ftird^e er-
(eif^e, bürfe ber Sifd^of aud^ fold^e orbiniren,
beren Unter^ott burd^ eigenes 93erm5gen ober eine
$enfu>n geliefert feL Utitx^ypt foQten bie 9i-
f (^5fe nur bei Sebürfnig orbiniren. 2[eber SIerifer
foüe einer Stisäft obfcribirt fein unb fei }u fuS«
j)enbircn, oenn er biefe ol^ne SBiffen bed Sifd^ofS
tyerlaffe (Sesa. XXI, c. 2; XXm, o. 16 De
teL). 3ebenfa&S foDte ]^ierbur(^ ein @d^ritt )ur
alten ißroiid }urfi(f getrau unb ber tituIuB bene-
fioü »ieber on bie erfte Stelle gerudt xotthtn.
Sür bie ordines minores bagegen Vjt, feit fie
nur S)urd^gang§{iufen für bie l^öl^eren SJeil^en
geworben finb, bo8 Seoürfni^ bed SitelS toeg*
gefoüen, »ie benn ein fold^er mit wenigen aus-
nahmen (Som, üteapeT) beim ÜRinoriften ober
€onbibaten ber Xonfur nid^t oerlangt toirb (St.
©(^erer I, 861).
2. Sie OrbinationStitel im Sin-
3 einen. S)amit ber Sifd^of im fpedeUen Stalle
ottf ben betreffenben Xitel »etilen tonne, mu| bei
iebem berfelben getoiffen red^tlid^en Srforbemiffen
@enüge geleiflet fein. — a. Seim titulus bene-
fieii mwi baS 99enefiaum ein beftimmteS, auf
Sebenfijeit oerliel^eneS unb lird^Iid^eS fein. 9u8
biefen (Srünben genügt nid^t eine unjiSnbige
Knflellung, eine Siicarie, (Sommenbe ober ein
ÜJlonualbeneftrium ; ebenf o nid^t bie Uebertragung
einer ^t)atta|>eQe, bie änmetfung auf Stemune-
rotion für beftimmte geiftlid^e Serrid^tungen.
Sefi Seitem ifl nöt^ig, ba^ ber ßrtrag beS
aeneficiumS jum anftänbigen SebenSunterl^alt
^inreid^t. Sie ^51^e bed Srf orberlid^en (f. b. 9rt.
€onmu) {{I burd^ bie Siöcefantaie ober burd^
ben iBif^of }U befiimmen. 3u bered^nen ift ber
9lettoertrag, nt^t bie Sruttoeinnal^me ; ob bie
ÜReltierpfli^tungen in 9ä}ug gu bringen jinb, iß
bem ßrmeffen beS IBifd^ofd anl^eimgefteSt. 6nb-
Ii<^ mu^ Der Orbinanb im t^atfö^ßd^en unb
unangefochtenen SBefi^ ber ^frünbe fein. & ge-
nügt alfo nic^t bie ^röfentatton , 9tominotion
ober ma% fonbem ndt^ig ift bie bereits ftatt-
ge^abte 9ei^|eimoeifung. ffeine anbere $erfon
botf gerid^tliqen ober au^ergerid^tlid^en Snfprud^
duf baS Senefidum erl^oben l^aben. Sßill ber
ittt^cntc^Kmu XL & BufL
i
Snl^ober beS ben OrbinationStitel bilbenben SBene»
^ciumS \pQitt barauf refigniren, fo tonn ber SBi-
d^of, foE anberS bie SReftgnation nid^t ungültig
ein, feine einioilligung nur geben, menn ber
ejignirenbe beim Ser}id^t auSbructlid^ bemerlt,
ba| er auf biefeS Seneficium als Xitel gemeil^
fei, unb menn ber SebenSunterbalt beS Keftgni»
renben auf anbere SBeife genügenb gefiebert ift
(Trid. Bess. XXI, e. 2 De ref.). Ueber bie
»eiteren ©etailfragen t>gl. «PblDi^S I, 619 ff.;
I&inf(^iu8l, 66 f.; ©d^erer I, 361 f. - b. Seim
titulus patrimonii unb pensionis merben megen
beS leidet eintretenben SerlufteS ober Unterganges
be»eglt(^er @üter ßintünfte auS beueglii^em Ver-
mögen nid^t für genügenb erachtet Sbenfo tt)enig
gilt ein blo^ ))erfönlid^er dttüni auS einer für
einen eierifer erlaubten iSefdj^öftigung (alfo aud^
nid^t ber titulus litteraturae). 9Ut]^ig ift oiel«
mebr, ba| bie Srtrögniffe auS einer bem }u
Orbinirenben bereits gel^örigen, unangefod^tenen,
))^9ftfd^ ober iuriftifd^ unbemeglid^enSadge ^ie|en,
ober ba| eine auf Immobilien gelegte iöl^rli^e
SRente bejogen »irb. 3)iefe Ißenfwn (ogl. b. 9ri)
mu^ oon bauembem IBeftanbe fein. Sin bIo|
perfönlid^eS gforberungSred^t genügt nid^t, felbft
totnn l^ierfür eine ©eneral^^potl^et befteOt ttmrbe^
oielmel^ mu| ein $fanbred^t auf bie Slente auS
bem fremben Vermögen conftituirt »erben, »eld^eS
ber Sejl^er ol^e bifd^öflid^e Crlaubni^ nid^t Der»
öu|em barf. Sa aber l^eutjutage baS änftititt
ber (Srunbrente ntd^t mel^r gebröud^Iid^ ift, fo
begnügt man ftd^ in ber ^ra^tS mit bem 9lad^»
meiS gel^örig ftd^er gefieHter, oerjinSIid^er S)ar»
le^enSforberungen unb namentlid^ mit ber hinter»
legung öffentli(|er ©d^ulbobligationen. 3n beiben
gfoSen mu^ bie f)5]^e beS SrtrageS ber ©Qnobal«
ia^t entf)}red^en ober ber oom Sifd^of }u ht^tixuF
menben Summe gleid^fommen. Ste^ftipenbien
»erben beim 9Infa| nid^t in Setrad^t gejogen.
SDaS ben Xitel bilbenbe Vermögen ober bie pensio
barf ol^ne bifd^5flid^e Srlaubni^ nid^t oerüufiert
ober ühn^aupt, }. 9. burd^ Verpfönbung, be»
laftet »erben. 3ebod^ tann ber Vifd^of bie ßr»
laubni^ jur 93erttu|erung geben, »enn ber be-
treffenbe Slerifer ein Veneficium erl^alten l^at ober
f on{t genügenben bleibenben Unterl^alt na^»eifen
tann (Trid. Bess. XXI, o. 2 De ref.). (Vgl. J.
Ch. Steck, De ordinat. ad tit. patrimonii et
paupertatls commentatio, Lips. 1755; A. O.
Andreucci, De patrimonii hjpothecae ge*
nerali subjecti ad tit. ss. ordinum idoneitate
[Hierarchia 11, diss. 4], Rom. 1766; $]^il-
lipS I, 624 ff.; ^nfd^iuS I, 68 f.; ©euerer
1 , 862 f.) — c. betreffs beS titulus profes-
sionis f. b. Srt. OrbenSprofe^ n. 2. — d. Ser
titulus mensae »urbe Don befonberer Vebeu*
tung für Seutfc^Ianb unb Oefterreid^. Sei ber
großen SuSbel^nung ber Diöcefen, bei bem 8e«
bürfnil nad^ Dielen ©eiftli^en unb bei oielfad^
Aufteilung fold^er in ber IKrd^en* unb Staats«
oer»aItung »ar eS nid^t mbglid^, in iebem ein«
67
1795
Titului^
179G
]tlnm pfoKe eine« ber canoni{4 anerlonntcn Xitel
iU %mxnmn. %)a mugte bie Rit^ )uftieben fein,
ipenn $)ritte, SanbeS^enen , iBif^ofe, @töbtc,
m\ttx, @Ktte ohtx ^xüwit, ein pc^ergefteateS
fß^^xtä^m abgaben, best }u Qtbintrenben nad^
bdc SBeil^e ben nötl^ken Unterhalt {o lange )u ge«
isä^ren^ bid berfelbe anbenoeitig t>ttmai fei.
I^ierau^ ergeben ftd^ folgenbe red^tlid^e Srforber-
niffe beim titnlus me&8a0. ^c$ te(i^t§t)erbinb«
lid^ unb unbebingt abgegebene )93erfpre(^en mu^
auf eine beftimmte, ]^inteü|enbe unb 1^9)?ot^efarif^
aeftd^rte Summe gelten; bo($ lann üon bet
f^potl^elarifd^en Sid^erung abgefel^en merben, koo
(IDie beim Sanbe9l(icrni, teilten ^beugen, Stiften)
Sie lünftige 3a)^Iunggf ödigfett l^inlönglid^ geftd^
ifl ®afi htx Xitetgeber fvi^ nur ^ ben ^aD
uoberfd^ulbeter ^eficien^ t)er))fli(i^tet, miberfprid^t
bem 3^e(I beS Xif^titeK ; l^ier mü^te ber mei^nbe
99if<i(|o{ fupplirenb eintreten. 3ft bie b'6f)z ber
kU prajUrenben lüeiftung nü^t beftimmt, [o b^t fte
oer ^ifd^of ju fiiiren^ S)abei hm in biUigen
Slnfd^Iag lommen, mag ber Orbinirte fonft (etma
burd^ £rt1^ei(eu Don Unterrid^t) }u Derbienen Der-
mag. S)er SCifd^titel erlifc^t ipso facto burd^
Srl(uigung eines bie Songnm abmerfenben Sene-
{tciumi, lotpie burd^ bie professio religiosa,
pl^ne ir^enb mieber aufguleben. SDagegen erlifd^t
biefer Xitel, menn ber Xitulat ein Patrimonium
ober eine pensio erl^olt, nur bann, menn baS
ouebebungen mar ober ber Ißif d^f unb ber Xitulat
il^re SinmiUigung baju geben. Sin fuSfenbirter
ober e^comraunicirter SIerifer l^at einen ^nf|)rud^
ouf ben Xifd^titel, nid|;t aber ber beponirte. Sin
3}er}id^t ift ol^ne bifd^öflid^ (Senel^migung nid^t
m(giii(|. — $urd^ bie Söcularifatmn (f. b. Srt.)
om anfange befi 19. Sal^rl^nbertd mürbe ber
{f txd^e in meiteftem Umfange bie Stöglid^feit, einen
canonifd^en Xitel ton ben SBeil^ecanbibaten )u
forbem, benommen, ^nbererfeits maren bie
^taaUn als bie 9tad(|foIger im Sefi^ beS Aird^en*
iiUteS aud^ in bie bamit t>erbunbenen SBer))f[id^»
ungen unb flberbie^ allgemein in bie SBerpflic^«
ixmfi eingetreten, für eine genügenbe Slngal^I t)on
@eiftlid^en ^ forgen. 9uf biefe SBeife entftanb ber
lanbeSl^errlicbe Xifd^titel (titulus [mensae]
^rincipis), ber barin beftebt, ba| baS Serar
überhaupt ober ein beftimmter fjonbs t)erp{Iid^tet
ift, ben Unterst ber baraufl^in Orbinirten }tt
beftreiten, menn lej^tere leinen anbermeitigen Unter»
l^alt l^aben ober bienftuntauglid^ merben. SDer
tonbeS^Iid^e Xifdi)titel litt übrigens gemeinig-
lid^ an brei (Seixt^tn. Sinmal maren bie Setrdge
unt)er^Itni6nt&6ig niebrig. @obann mar er mel^r-
fad^ nid^t fd^on Den bienftunfübigen Subbiaconen
unb SDiaconen, fonbem erft ben ^reSb^tern ju-
gefidgert. Snblid^ mar ber Snfprud^ bismeilen nur
ben fd^ulblofen, nic^t aud^ ben oerfd^ulbeten S)e-
flcientcn juertonnt. — 3n $reu|enS älteren
$rot)in}en befielet fein lanbeSl^enlid^er Xifd^titel,
mobi aber in ber ^rooing ^effen«!Raf|au, alfo für
bie 3)iöcefen gfulba unb fiimburg (^rd^io für
lotl^ol. Aird^enreil^ XX [1868L Sil ff.). 3ii
fioln unb Xrier tpirb auf ben üttilas miBBionis,
in Unünfter, ißaberborn, 93reSlau, dnefen-^ofen,
Su(m unb Srmlanb auf ben titulus seminarii
pUx mensae privatae, in OSnabrüJ, ^UbeS«
^eim auf ben menaae privatae orbintct. 3n
Sacbfen barf nad^ bem ®e|e| Dom 23. Snguft
1876, § 27 ber Xif<^titel nur benen aemä^it
merben, meldte i^re Oualification )um icir^en«
bienfi nad^emiefen boben. unb oon Seiten be§
Staates nur bann, menn baS Sebürfni^ ermiefm
ift 3n Olbenburg mirb ber Xifd^titel Don §aa
u tM nad^ DorauSgegangener Prüfung in ber
ö^e Don 80 Xl^alern Derliel^en (92onnattD Dem
9(pril 1831 , § 10). 3n Sopetn betragt
ber Xifd^titel für ®eifUi(^, bie oud SerfcHben
amoDirt merben, 104 (Bulben, filr {d^uIb(oS in^
l^il gemorbene 208 ®ulbcu (DgL 3fib. Silber«
migl, SSerfaffung unb Sermaltung f&mmtli^er
SteligionSgenoffenfd^ften in Saliern, 3. 9ufi«,
ffiegenSburg 1893, 112 f. 125 |.). 3n ber ober«
rl^einifd^en iKrd^enproDin} Derlet^t nat^ § 28 beS
SbictS ber Dereinigten Regierungen Dom 80. 3a«
nuar 1830 unb nad^ 8 8 ber gemeinfomen Ser«
orbnung berfelben Dom 1. 9Rarj 1853 bie Xe«
gienmg ben Xifii^titel im Setrage Don 300 bis
400 @ulben beim Eintritt in baS Slertcolf eminar
auf ®runb ber ftaatlid^ georbneten Prüfung, aber
nur für ben 9aS unoerfc^ulbeter Sienjlnnföbig*
(eit unb mit ber Suflage ber Slfldterjlattung bei
eingetretenen befferen 93emi5aenSDer]^äItniffen (3.
Songner, 2)arftel(ung ber Sted^tSDer^öItniffe ber
obenbeinifd^en ffird^enproDfatj, Xübingen 1840,
237 % ; ^. D. Jhemer-auenrobe, 9Utenftü(te jur
®efd|id^te beS SSerbaltniffeS imif(^ Stoat unb
JNrd^e im 19. Sal^^unbert I, Seip}ig 1873, 106.
185). 2)od^ mirb in SBürtemberg ber XiUtUet
auf ben 3ntercaIarfonbS auc^ für ben ijfau Der»
f$ulbeter 2)ienftunfä^igreit gemalert (§ 81 ber
S}erf.-Url. D. 25. Sept. 1819; Dgl. ff. S^eurlen,
Semerfungen über ben lanbeS^errlid^en Xifd^itel
ber lai^. geriefter in SBürtemberg, in Sei|' 9r4ii>
ber «ird&enred^t8mlflenfd&. H [1831], 137 ff.).
3^ Derlei^t il^n ber SBifd^of im Setrage Dott
3 tltod pro Xag für unDerfd^uIbet bienffainfo^ige
unftünbige ©eiftlid^e unb Don 2 Wad für bie qu§
Serfd^ulben außer bienfi befinbli^en. Sine red^
lid^e Qerpflid^tun^ aum 9lä(Ierfa| befielt nidH
mel^t ; bagegen mirb Don ben bemerüirtea Seift«
lidEien eine urfunblid^ Snerfennung biefer SHitf«
erfa^id^t Derlongt (Srla& Dom 3. 9Rai 1892 ;
Dgl. $. $faff, ®efe|eSbmbe* Sufammenflellung
fird^L unb ftaatL SBerorbnungen für bie ®e{fUid(^
teit beS SiSt^umS »ottenburg, Sottenburg 1897,
70 f.). 3u Saben Derlei^t ben Xif^titel meifl ber
Srjbifd^of, unb jmar ouS bem iKrc^enDexmbgen
(Slrd^iD für lat^ot. iKrc^enred^t IX [1868], 33).
3n Reffen ift boS 9ie(^t beS SifcbofS, ben Xifdb-
titel }u Derteiben, onetfainit. ^ie Ueberetnfun[t
Dom 3al^re 1854 (Srt. 5) geftottete bem Sif(^t
auf bie befiel^enbentird^Ii^en Xitel ^in^umeiben;
1797
Zitu9, ber J^L
1798
bir| ißti oud^ BeRel^ m^ 9uf(dftmg bet (Eon-
l^cntion (1866: t b. «rt. ftettder Vn, 405)
imb Crlol bec ftird^gefete Dom 23. 9))nl 1875,
mel^t bcn tM nU^t mritet ermäl^nen. 3n
<>{icmi4 rmbm bie SeltgeiftlU^en in ber
Stegd auf bm lonbedl^Iid^en Xifd^titel orbinirt.
Sufet nntb mm ber SanbeSteglenma ouf Sti*
trag bcg Sif^ofS bm Stumnm, meld^ i^te aS-
{eüige XcmgUicbbtt )ut @ceI{orge ober )um Sel^r«
omt no^ge^fen« i|re oorgefd^riebenen €htbien
obfoMrt unb bie ^rieftenoeil^ erhalten l^ben,
in ber Seife Derliel^en, bo| benfetben, toenn fie
0^ i^ SBerfi^uIben btenfiuntaugK(j^ getoorben,
ein oui bem SRdigionfif onbs an)uioeifenbed 3abred-
gäfalt Don 210 ({Bulben )ugeftd^ert toirb ; S)eme«
rittn erbauen nur geringe SlimentationSgebü^r
(64mc I, 369). Sine ftaatlid^ »efd^röiAing
bei». (Sonceffion |ur Serlei^ung befi Xifcbttteß
bwn& ^rioate ober jurifüfd^e $erfonen burfte,
foipeii ni4t bie {iaotlid^ «uffid^t aber SBenooI-
tung bed SerniSgenft htriftifd^ ^erfonen in 9e-
trQ($t bmnii, überall aufgegeben fein mU %u9»
nabme Don tBo^em (Silbemogl 118). (9}gl.
nod^ SB. 6obr, De titulo mensae. SBom Xif4«
Uiel . . ., mit befonberer SSeruclftd^tigung Bdjiitß
fiffifi, SreSlau 1829; 3. 9ReQer, Urfprung unb
Snttoidbmg beS Xifd^titeH nad^ gemeinem unb
boQrifc^ 9te4t, im Srd^io fflr fatb. Itird^enred^t
m [1858], 257 ff.; 3. 3lait, S>er Xifd^tttel,
^aberbom 1869 [Stff.].)
8. Sted^tlid^e Solgen ber Orbination
p;^ne XiieL ^ot ein Sifd^of o^ne S)iSpen9
oon btn geltenben Sorfd^riften einen 3Raj[oriften
obne Xitel orbinirt, fo fyit ber Orbinator, falls
ber Orbinirtf nU^ eigene? Stermdgen U^, bie
6u{lfntotioni))fIi^t; biefe gebt auf feinen 9tad^-
folger über, bod^ fitit lejfterem ber Slegre^ an bie
erben bed f^ulbb^^ften Orbinatore }u (o. 2. 4,
16 X 8 , 5). SBenn ber Orbinirte bie f^i^tn
BBeiben Don Derfd^iebenen SBifd^öfen erbolten bot,
fo ift lebet berfelben }um Unterbalt folibarifd^
Deit^tet 3)iejfe @uftentationd))^id^t tritt aud^
ein» toeim ber 9ifd|of einem titellofen (Eanbibaten
totnentli(b S)imif[orialien (f. b. «rt.) auSfieOt, ba-
mtt berfelbe fidQ Don einem beliebigen 93ifd^of
einen bbb^ni Otho geben lajfe, ober menn er
einem onbcm IBifd^of bie Srlaubnil gab, be«
ptmmtcn Canbibaten, bie obne Xitel fbtb, eine
bbbere SBeibe )U ertbellen. ^at aber ber frembe
8t^f auf digemeine erbubni^ bed Sibcefan«
Mf4of9 bin »ilfentlid^ einem, ber obne Xitel
mar, eine fji6iim SBeibe ertbeUt, fo ift er unb nid^t
ber Syiöcefanbifd^of )um Unterbalte Der))fli(btet
(a 37 in VL 8, 4). Sieben biefer SuftentationS«
pfüä^t bot bie Promotion obne Xitel in gemiffen
Sälen aud^ nod^ Strafe im ®efoIae. @o trifft
ben Orbinator bte bem $a))fte referDirte @u3«
(Kttflon Don ber £rtbeilung ber SBeiben auf brei
3abre, menn er bem obne Xitel ©emeibten bad
ribltibe Serfpred^n abnimmt, auf ben @u|ten-
totionfianftnÄub iu Derji^ten (e. 45 X 5, 8;
SuSe Apostolicae sedia moderationi Dom
12. October 1869, Y, 2). Sluf ein 3abr ift Don
ber (Ertbeilung ber SBeiben ipso jure ber Sifd^of
fuS|>enbirt, meldjier obne titulns beneficii ober
patrimonii einem in einer Kongregation mit blo^
einfad^en (Selübben lebenben Slerifer ober einem
Sieligiofen Dor beffen f eierlid^er ^rof e^ eine bbbece
SBeibe ertbeilt (Sulle Apostolicae aed. mod,
V, 4). S)er Siedler enblicb, ber fid^ unter Ster-r
le^ung ber S}orf(briften aber ben Orbinationdtitel
meiben Iie|, foQ fuSpenbirt merben (@d^erer I»
867. 368, Snm. 48. 49). [@ägmäller.]
9ttitt», ber bL, ein SOnger bed bl- ^(ud
unb mobrfd^einli^ Don biefem befebrt (Xit. 1, 4),
mar ber @obn beibnifd^ Sltem (®al. 2, 8) unb
burd^ iSfyxtaUtt unb Xugenben fo audgejeid^
net, bog er Don fßaulud ald Segleiter erto&bft
mürbe, um auf bem Xt^oftelconcil in Serufalem
bie unbe{(bnittenen 6eibeiubri{ten flberbau))t gn
Dertreten. SDxtr Dermngten einige 3ubnubriften
aus faMer Snfd^uung über bie ^eildnotbmen*
bigfeit ber SBefc^neibung, ba| Xitud befd^nitten
merbe. SBegen ber 4nrinci)HeQen SBebeutung ber
Sfrage gab aber ^uluS leinen Sugenblid nadb
(®al. 2, 5). Später erfd^nt Xitud auf ber
britten aJlif^ndreife bed bl- $aulud bei biefem
in Spb^fud. S)on bin ging er im auftrage bed
apofteld nad^ (&)rintb tmb brad^te Don bort bem
le^tem nad^ SRacebonien gute Slaibri^ten (2 Sor*
7, 5 ff.). IBalb barauf fiberbrad^te er ben £o«
rintbem ben gmeiten Srief bed Spofteld unb be«
mübte p^b/ ^^ n <ntd^ fd^on bei feinem erften
^ufentbalte unter ibnen getbon batte, um bie 9b»
baltung ber SoQecte für bie JHrd^e Don äerufolem
(2 eor. 8, 6 ff. 16 f.). Xitud, ben $aulud feinen
Sruber unb aRitarbeiter nennt (2 Kor. 2, 18:
8, 23) trat gang in beffen gfulftapfen ; be^b<^
nabm aud^ er Don ben Sorintbem feine Unter»
ftu^ung an (2 Kor. 12, 17 f.). 9iad^ feiner Be-
freiung aud ber erfien römifd^ @efangenfd^ft
bat ißaulud u. (L auib Steta befud^t unb M feiner
^breife Xitud bort ald Sifd^of gurudtgelaffen, ha»
mit er fein SBerf DoDenbe utü^ in ieber @tabt
$redb9ter einfe^e (Xit 1, 5). Seid^t mar biefe
Aufgabe nid^t : benn auf Sreta gab ed bomald
Diele tubend^riftlid^e Ungeborjame, Sd^mfib^ unb
Serfübrer (Xit 1 , 10 ff.). S>e|balb bat ber
Slpoftel feinem S&itger nod^ befonbere (Ermab*
nungen im Xitudbriefe gegeben. 6r forberte il^
auf, {obalb ald in Urtemad ober X^d^icud ein
Vertreter angefommen fei, )u ibm nad^ Sticopolid
(f. b. 9rt.) )u fommen, mo er gu ubermintem be»
abfid^Hgte (Xit 3, 12 f.). Später ift Xitud nadb
S)almatien gegangen (2 Xtm. 4, 10), ob Don
gticopolid in epirud aud, lä^ fub nid^t beftimmen
(Dgl. b. 9Irt S)almaKen m, 1344). — 9lad^ ber
Ueberlieferung ift Xitud, nad^bem er aud^ ben
djreta bena^barten 3nfeln bod Sb^ß^um ge>
prebigt b^tte, auf Sreta geftorben (Dgl. Isidor«
Hisp. De vita et obita paiarom, bei Migne, PP.
lat. LXXXIU, 1293 ; Fsendo-Hier. De vitia
1801
litu« üon »oftro — lobiaS.
1802
am 18. @€t)tein6nr 81. €o ouftid^tig unb tief
bie Ztauer bei feinem Zobe toox, fo ift ed bo4
fiQgltc^, ob Situs bcn ß^rennamen ^Siebe unb
9Bonne beS menfc^Itii^en ©efd^Ied^ted" DoUfommen
Decbient bat Stnmol ndmlidji f(beint bei bei &\xtt
unb Seutfeliglett bed Zitud Diel eff ectmad^erei unb
Oßentation mitgetotcft )U boben. Sobonn toaren
bie £eute, benen Zttud ft^ fo gütig emieS, leidet
§u bcfriebigen unb überfd^oänglid^ in Qf^ttti'
bc^eigungen gegen ÜRönnet, »eld^e mie Situs
ft^t b<n^ten unb im Uebrigen bet @d^u- unb
(Benulfud^t bed 9$oUeS fo DoQe Sefnebigung ge«
mäbrten. Snblid^ W tnon ou(b ni(bt obne ®runb
bemertt, bie Slegierung beS ffaiferS fei eine Diel
)u fuT)e getoefen, aß ba| ftd^ mit €i(i^rbeit be-
urtbeiltn Iie|e^ ob bie bemunberte @üte unb
Sei^eligfeit beS ffaifetS auf bem gfunbomente
folibet ®ntnbf(i^ ober du|erer SRüdftc^ten beruht
^be. [^QgaQer.j
VifttSDonSoftra, JKrd^enfd^nftitcUer, ge-
bfitte )u ben IBtf^öfen, meldte Don Julian bem
ilbttünnigen (f. b. Srt.) ganj befonberd ange>
feinbet »urben. 9Ia^ So^omenuS (H.E. 5, 15)
bro^te ber i^aifer^ für jebe SRubeftörung in ber
etabt 99ofiTO (im ledigen ^auron [f. b. Sri]) ben
8tf(bof XituS unb beffen SleruS Derantmortlid^ Su
mac^n. S)arQuf ^in gab ZituS, jugletcb im 9k«
men feinet ^efier, eine fd^riftliqe Stflärung ah,
bie Don bem %poftaten in ^erfiber SBeife Detbre^t
isutbe. 3n einem unterm 1. Sluguft 862 Don
Sntiod^ien auS an bie Softrener erlaffenen @d^rei-
ben (Ep. 52) citirte nömlid^ 3ulian folgenben
@a| beS 9if(|ofS : ^Obwobl bie Sbriften an 3abl
ben Reiben nic^t nacbfte^en, merben fie bod^ burd^
unfer 3unben oerbinbert, fid^ Stul^eftdrungen au
erlauben", unb barauf geftä^t, fuc^te er ben Saien
einsureben, ber Sifd^of fei als ff läger gegen fie
aufgetreten unb ^be fie befd^ulbigt, bog fte gar
febr 3ur Unrube geneigt feien; beg^alb foQten fte
biefen 3Rann auS eigener SRacbtDoQfommenbeit
aus ber Stabt Dertreiben. 3m folgenben 3abre
(868) erfd^cint ZituS unter ben Sifd^öfen ber
@4nobe Don Sntiod^ien (f. b. 9lrt. I, 961), bie
an 3uItanS 92a^foIger, 3oDian (363—864), ein
@qnobal|(breiben mit einem ®IaubenSbefenntni|
ri^teten (Socrat. H. E. 8, 25). 9lad^ ^ieron^-
muS (De yir. ill. 102) ftarb ZituS unter ffaifer
dolens (864—378). SIS ftird^enf(^riftfteller bot
er fi(^ einen 9lamen gemad^t burd^ ein fel^r be-
ac^tenSmertl^eS t>biIofo))]^ifd^-t]^eo(ogifd^eS SBerf
EU ben SRanid^äiSmuS, ber bamalS Don Ofien
bie (brijUidSie (Semeinbe in Softra bebrobte.
fetbe ifi nic^t lange nad^ äuIianS Zobe Der-
fo^t unb literorgefd^i^tlid^ befonberS be^b^Ib
mertbDofl, toetl cS )abtrei(be @teOen auS moni«
(^fd!ini @4iriften oörtltd^ mitt^eilt. 93on ben
4 »flcbem biefcr @treiif(brift ^nb iebod^ gried^ifd^
(in einer (Senuefer [nicbt Daticanifd^en] |g)anb*
fcbrift unb beren Hamburger Sopie) nur bie ffloti
erften unb ber Anfang beS britten erbolten (ah'
gebrudt nad^ SaSnage'S SuSgabe bei Migne,
PP. gr. XVm, 1069 sqq. ; Dgl. Pitra , AnaL
sacr. [et ciassica] V, Romae 1888, 1, 50 sqq.).
Sine alte fQrijd^e Ueberfe^ung beS ganzen SBerf eS
Deröffentlid^te 1859 % be fiagarbe; berfelbe ®e-
lebrte machte in ber fßomht }u feiner neuen SuS«
gäbe beS grie^bif^ben Ze|teS (^Berlin 1859) aud^
«xerft barauf aufmcrffam, bofe bie gtjed^ifd^e
panbfd^rift unb bemgemäg bie frfil^eren ausgaben
(aud^ bie 9Migne'id)e) ein umfangreid^eS Stüdt ent-
balten, »elcbeS nod^ ^uSiueiS beS fQrifd^en ^em-
plarS mit ber ZituSfd^rift ntd^t baS @eringfte au
tbun babe. SBie ^. »rinfmann (f. u.) 1894
nad^mieS, gebort biefeS in Sagarbe'S Ausgabe
(69 sqq.) alS «ppenbis abgebrudte Srud^ftücf gu
ber antimanid^äifd^en @treitfd^rift beS IBifd^iofS
@era<)ion Don ZbmuiS (f. b. ^rt.). S5on jiDeifcl-
bafter Slcd&tbcit fmb bie unter ZituS' 5Ramen
gebenbe Oratio in ramos palmarom (Migne 1. o.
1263 sqq.) unb eine S))ipbanie"$rebigt, Don nel-
d^er ein ^rudiftüdC in fQrifc^er Sprache Don Sa«
garbe, Slnmerf. gur grie^. Ueberf. b. JproDerbien,
Seipgig 1863, 94 f. Deröffentlic^t mürbe. Unöd^t
ift ber Sommentar }u SucaS (f. Magna BibL
Patr. Xin, Paris. 1644, 762 sqq.), »cld&er
bie (Srunblage für bie bei Oramer, Caten.
graec. patr. in N. T. II, Oxon. 1844, 1 sqq.
abgebrucfte (Satene btibete. (lBg(. no^ Cramer
L c. p. HE; SBarbenbemer, $atrotogie, gfreiburg
1894, 248 f. 620; arinfmann, in b. Si^ungS-
berid^ten b. preu^ Slfab. b. aSiff. }u Serlin 1894,
1. ^albbanb, 479 ff. ; Sie^mann, gatenen, grei-
burg 1897, 3, »nm. 6. »eitere Siteratur f. bei
Ghevalier, Eep.) [3cdt.]
$o6 (s'ica), im 91. Z. eine Sanbfd^aft im 92orb«
ofien beS fpötem $eröa, jmifd^en Serien unb
bem ammonitergebiete gelegen ; bort nabm Sepbtb^
feinen »ufentbalt, alS er in feinem SSaterbaufe
nid^t mebr gebulbet tturbe (Stid^t 11, 8). @ie
fd^eint fpöter felbftönbig, toit bie übrigen f 9rif d^en
ftleinftaaten, gemefen gu fein (2 @am. 10, 6. 8
bebr.). 3ur SRad^aböergeit mar fie meift Don
3uben betool^nt unb fübrte ben 3lamtn Tcoßiov
ober ToußCvy Vulg. Tubin; il^re Semobnet
biegen bamalS Toußetvoi, Tubianaei (1 9Rad^.
5, 18. 2 SKad^. 12, 17). 2ln ben ©teilen
2 @am. 10, 6. 8 l^aben bie alten Ueberfe^er baS
SoQectiDum n^tisv^ti mi^erftanben unb gaben
baSfelbe mit EJcrrcüp, Pesh. moT«, Vulg. Istob
Diieber. [ffaulen.]
Tobaleae, f. Mappae.
^oBiiis (";a^t9), iml.Z. LeineSberjenigengfa-
milienl^aupter, meldbe bei ber StüdKel^r auS Sab^«
lonien gmar il^re iubifd^ SReligion, aber nid^t ibre
iSraelitifd^ie »bfunft bemeifen lonnten (1 (SSbr.
2, 60. 2 esbr. 7, 62). — 2. ein einflufereid^er
ammonitif(ber Häuptling, toal^d^einlic^ gugleicb
perfifd^er ^Beamter (servus), ber 9}ebemiaS bei
feinen Unternehmungen gro|e Sd^niierigfetten be-
reitete (2 esbr. 2, 10). — 8. ein Don bem $ro-
p^ten S^^c^tiaS ermö^nter Israelit auS ber ®e«
fangenf^aft (3ad^. 6, 10. 14).
180S
Zobidi.
1806
bam 611^ bol gonje 4rifHii!^ Sltett^um feine
Selr^ng imb Ctbmtung ouS bet SBirfltd^feit
t>\f^ (Sef^ic^te tmb ouS bcn reofen Sorbifbtm,
bie in btm 9u^ genonnt toetbett, getooniieit 1^.
S)a6 bot 9u4 ans bet conmten SBitHic^feit et*
MHi, }eigt ^4 \i^on onS bem gefdt^c^Iid^
^intetgtiutb, ouf melc^em boS iSonje Detfäuft,
onS bet midfubtlic^en ®eneaIogtc 1, 1, toeld^ im
gtiet^if^ Xest anfbehxi^tt iß, tinb au8 ben
cingeflo^tenen gefc^tc^tlid^ Sinjelbeiten (). 9.
1, 22 gnc4); 9u(^ wibetfitebt ed bem (Sefu^Ie
bed St^^/ bie imiiü>etbote mtb bod^ fo einleudSj-
tenbe iBerfethmg ber göttlid^en Sorfe^g mit
bem menfd^tic^en ifyxn, fomie bie ubertafc^enbe
^fQd^Dbgifd^ SBal^^elt bet gongen SntmidHung
!i4 ald (Erfinbung eines menfd^Iid^en Sd^rift«
tefletS )n benfen. Sbenfo f^Ke^t bie Sntftebung
beS Snd^eS, Oeld^e olS unmittelbot an baS IQot-
gefaQene {i(^ an](I^Iie|enb )U benfen ifi, ben ®e-
banten an eine le^l^afte S)i(!^timg au8. ^a^ ben
fpotet )U nennenben gried^ifdlen, c^albdifd^en unb
^ebtSifqen leiten, U)ottn bie Srga^Inng in bet
etilen ajerfon beginnt, ifi bet öltete ZobiaS felbft
bet tttbebet beS SSnd^eS, nad^bem et üom Cngel
ben flufttog et^alten, baS ®efd^e^ene in ein 99ud^
ju Jd^teiben (12, 20); eS lö^t fid^ abet nid^t
benien, bo^ eine Sichtung fo on lebenbe $et-
fonen unb nod^ Dotl^bene 3ufidnbe angefnilpft
teotben fei, n^ie auü bet gebadeten flnnol^me ge-
tolgett metben mü^te.
3nbe^ ftnb mond^e Singelbeiten bet Stgö^Iung
nid^f fo bocumentitt, ba^ bet Unglaube batau§
nid^t S^tx\tl an bem göttlichen Urfptung beS
tBud^eS ^ätte begtfinben lonnen. %a% IBud^
Zobiad' liegt und nömlid^ nut in einet 9teibe
ton Seiten tot, meldte fftmmtlid^ ben S^ataftet
ton Uebetfe^ngen unb Uebetarbeitungen ttagen.
9ns Otiginat mitb gembl^nlid^ ein ^alböifc^et
Ze^i angenommen, bet bem f)l ^ieton^muS
no4 totgefegen fyii unb ton ibm )ut fyf
ftcflung bet Ü^Igata benu^ morben iß. Sa abet
bet ®ebtau4 bet d^Iböif d^en &ptaä^ bei einem
iSraelitifd^en 6(!^riftftenet beS 8. ^a^tbunbettS
fd^met )u etflöten ift, fo batf man mobi ienen
^albötfc^en Xe|t alS ein Satgum nad^ einem
l^bta{f(^en Otiginal anfe^en (»gl SideE, 3eit-
ft^tift fät fotboUfd^e Xb^ologie 1878 , 219 f.)
tmb bei üfta bie gemöbniicben Sotgfige unb
Reblet bet d^Iböif^en Uebetfe|ungen totauS»
ß)itfL SOein and(f bie^ s^O^O^ben, mütbe bo^
t d^oIbäif(!be Ze^ als Otiginal Menen muffen,
iDofetn et totbanben mftte; et ifi abet füt unS
tetloten. Sttwt motb in (e^et 3^ ein d^{«
bötfi^et Zest alS Seftanbtbrit eineS alten ÜRi-
bmdf {ttt @enefiS ton 9{eubauet in bet 9ob(e-
|as{f(^ Sibfiotbef entbedt (f. Neobaner, The
Book of Tobit, s Ghaldee text, Oxford 1878);
ytx% ifi biefet felbfioetfiänbli^ als abgeTutgte
Uebetotbeitung onjnf^b^n. Cbmobt nun bie Uebet«
fefjimg beS f(L {rtetoi^muS, tote er felbft in bet
!Bottd>e ad Chromatiiiai ei Heliodomm fagt.
nid^t ebne Sd^ttierigteiten )u Ghtnbe getommen
ift, fo butfen mit boq nad^ bem ton ibm befannten
)93etfabten je^t ben Zest bet IBuIgota als bie to8«
fommenfte gfotm beS Sud^eS Zobtas anfeben.
S>ie| mitb nenetbingS bejtdtigt butd^ bit ee^
öffentlid^ung eines b^btaif^en Ze^teS auS bem
Stitifd^ SKufeum, in melcbem oHet ffiabtfd^ein«
lid^feit nodb baS utfptflnglid^e Otiginal etbatten
ift (Dr. M. Oaster, Two unknown HebreiT
Tersions of the Tobit Legend. Plroceedmga
of the Society of Biblieal Arohaeologr»
ToL XVm, Part 1 [1897], p. 208 ff.), ffiiefem
Zeit ftebt bie SBuIgata nobet als j[ebem onbetn;
et fi^eint nut fo ftiib Don ben äuben tetnod^Iäffigt
motben )u fein, ba| ftd^ batauS baS Setf abten oeS
bl. dieton^muS ettlött. 9nbetS ifi eS mit bet
gtiecbifd^en Ueberfe^ung, meldte gemöbniicb an«
jtott bet Otiginatfotm beS SBud^eS angefflbtt mirfk.
^iefeße fd^eint mobi mi SBoQftänbtgfeit bem ut-
finrünglid^en Ze|t )un5d^ft )u lommen, ttfigt abet
am meiften bie fjfteibeit jut Sc^ou, meld^ie ^
bei allen Uebetfe^iungen beS SBu^eS ZobiaS be-
obad^ten Ia|t. 6S geigt fl(b, ba^ bie Uebetfefeet
mancbet mitlßd^ obet tetmeintlicben Scbmieng-
fett aus bem SSege gegangen flnb, inbem fle ben
SuSbtud beS ZesteS mci ibtem Set{tdnbni|i et«
Hätten unb beffetten. S)iefe gfteibeit bet Qebanb-
lung ift aud^ bei ben Sopten angemenbet motben^
fo ba| bet gried^ifd^e Ze^t ie^t in brei 9lecen|io-
neu befannt ift ; ton ie einet betfelben ftammen
bie fQtifd^e, bie atmentfd^e unb bie alilatelnifd^en
Uebetfe^ungen balb ganj balb tbeilmeife ai.
2)ie SSetfd^iebenbeiten jmifdden biefen Zeiten
f5nnen, mie gejagt, ben gefammten O^gang bet
betteffenben ®ef(bi^te in ibtem SBetlauf nid^ alle«
titen. 3m ®egentbeil mirb butd^ baS ®efammt«
büb, me((beS fl^ auS ben eimelnen Zeiten etgibt,
mond^ Unbegreiflid^e unb unetfifttlid^e fat bet
Srjflblung ftatgeftellt. @o mitb bet Sd^teibMIet
KageS in bet S^ulgota 8, 7 butd^ bie gtiedbifd^en
unb ben ddalbötf d^ Ze|t in baS tid^tige Scbatand
cottigitt; Sb^tan in bet S3utg. 11, 1 tann na^
ben anbeten Zeiten einftmeilen bIo| eis 6d^teib«
feblet notitt metben. ^uffalenb ift oft etfd^ienen,
ba^ butd^ einfaHenben ftotb auS einem Qogelne^
Slinbbeit auf jmei Vugen bemitft motben fei;
bet ^Iböifd^ unb ein gtied^f c^et Zeit fagen abet
miSbtfidliib, ba^ bie Slinbbeil etfi auS oetfebttet
ftQtlid^ Sebanblung entfianb. SBenn bie iDid*
gata anffibtt, ein gPtfd^ fei auS bem ZigtiS auf*
getombt ad derorandoni etun (Tobiam), fe gebt
aus ben übrigen Zeiten flat genug b^tbor, ooB
bie^ nut bie fubj[ectite Sleinung beS etfd^odlenm
{ungen VlanneS toox. Sie dpcmi^ im gtleibtfi^M
Zeit, tte((be ZobiaS bem Cngel (dS t8gltd|m »>|it
tetfpri(bt (5, 14), tt^ate ein finad^oniSittttS, laeiM
bet (bolböif (be Zeit nid^ butd^ baS boffit fbbcnbe
Np-TC'ü) jetgte, ba^ boS 93ott anS SccommobdtliMt
beSUebetfe^ in ben Zeit gefommen ifL (Bfmi^
ergibt ftd^ fut bie 9Uxmm SrnioS obet Jh^m^
melcbe bie gtied^f<bm Zeile 1 4, 8 Uetea, AtS bem
1807
Xobiaft.
isoa
€d^torigm bet fibrigm Xej^te, ba| fie nur 3u-
i^ten ber Uebetfc|er ober Sbfd^reibet ftnb. Sitte
go|e btftorifd^e Sd^tDierigleit, meiere 1, 13. 18
1 3lamt @almana{ar berettet, loirb baburd^ ge«
boben, ba^ ber gried^ifd^ Xest an biefen @teuen
*£wcfjLe(7ap bietet, t>on koeld^em 92atnen SitfeQ
(Seitf^r. für latb. Xl^eologie 1878, 220) aejeigt
l^t, bag er ben ^Jörnen @argon borfteOi ueber*
l^cutiit f^tDinben oQe gef^id^tlid^en Unbegreiffid^«
btten in ben einjelnen Xtijttn, menn bie Dorfotn-
menbcn (Eigennamen in bem Sid^te betrad^tet
tDerben, »eld^eS baS fonfl in ben Ueberfe^ungen
beobod^tete Serjabren borbietet; fobaD) b^^ntad^
Naßouxodovodöp burd^ IRabopoIaffar, 'A9ut]poc,
^X^X^9^^f Achicar burd^ (Sx^agatti, Sapp^edwv
burd^ Sforbobbon corrigirt iß, erf(beint bte ®e-
fjbid^te Don Slff^rien ^itt gan} fo borgefient, toie
fle aus ben Originalbocumenten gef^dpft tttrb.
9ber oud^ baS (Sefommtbilb, meld^eS ftd^ au8
ber SufantmenfteUung ber etnjelnen Xe£te er«
gibt, fytt ble ungläubige ftritil monnigfod^er Un-
rid^tigfeiten ober innerer Unmbgliqfeiten be*
fd^ulbtgt, um be^toegen bem Sud^ feinen über*
notürlicben unb cononifd^en Sb<^rafter abjufpre-
<l^en. ^Qu))tfäd^nd^ finb e9 bie ißerid^te über bie
guten unb bie böfen Sngel, meldte 9nla| gu
fold^er Bemängelung geben. Slllein bie SJtittbei«
lungen bed 93ud^ed ftnb Offenbarungen, oeld^e als
SQBeiterbtIbungen ber betreffenben Sluffd^Iüffe in
ben früheren Sudlern an}ujeben {inb ; fte jino ber
biblifd^en Snfd^auung gang conform unb tonnen
nur gettaltfam mit ber (oiel f))ätem) Ißarftlebre in
SBerbinbung gebrad^t ober Don biefer abgeleitet
toerben. (Sine innere Unmdglid^feit fonn nur für
f alf d^e 9uffaf|ungen ber betreffenben SRitibeilungen
conftatirt nierben. @o borf man gtoeifeln, ob
toirllid^ ber böfe ®rift 9l8moböuS in @ara oerliebt
geioefen unb au8 (Sif erfud^t beren 9Rdnner enoürgt
$ätte (»oDon bie SBuIgata nid^tS mei|) ; aQein bie
gried^ifd^en feste unb bie Stala erjöblen bieg nur
üli (^erebe ber Seute, toeld^e fid^ ibre SReinung
borüber gebilbet bitten. Ob femer ber Staud^ ber
$if d^leber im @tanbe loar, eine Sßirfung auf ben
böfen (Seift audsuüben, in toeld^er SBeife Unterer
an bie SEBüfie Don OberögQ))ten gebunben tourbe
lt. bgl., fmb @ad^en, totlä^ bie fpeculatioe Sog«
maüt )U erörtern fyd; bad 9ud^ lügt greibeit,
biefe SQiiriungen für allgemein gutreffenbe ober
nur für einmal burd^ (SotteS gfügung jugelaffene
SU bitten. Ob bie ®aüt eines ^ifd^ed augemein
»ie Sßirfung bot, SHnbbeit }u Dertreiben, ober ob
biefe SBirfung nur in bem eingetnen ^oXit ein-
trat, mu| belmegen unentfd^ieben bleiben, toeil
bie @t>e€ieS btefeS Sfifd^eS in bem 99ud^ nid^t be-
lannt gemad^t »irb. Ueber bie £rfd^einung beS
CngelS in SRenfd^engeftatt unb bie lange Sauer
berf elben Dgl. b. %vt. (Srfd^einung lY, 846 ; über
mtbere fragen auS biefem (SebanfenfreiS f. b. %xt
Srgengel.
SUle f^xtt ertoöbnten Sebenlen toerben erfi feit
bem 16. 3abrbunbert Dorgebrad^t; Dor ber fogen.
Sieformation tourben fSmmtfi^e SRtttbcilunger
beS Sud^eS gläubig unb ebrerbietig bingenommen
3m 3ubentbum marb baS 9ud^ jo^eid^ als ca-
nonif d^ Derebrt unb toar im 2. Sal^gunbert d. (Ebr.,
iDie Die (Einreibung beSfelben in bie Se))tuagmta
betteist, nod^ in canonifd^em Snfeben; er|i ber
|>barifäifd^e (Beiß ber na^cbrifUi^n Seit Dei^
bannte baS 99ud^ ouS bem (üoion, toeil eS niibt
auf bem Soben beS l^eiligen SonbeS entßmibcn
ttar. 3ur 3eit 3efu unb bet %)io{leI mar eS bei
ben 3äen nod^ allgemein Derebrt unb ttarb be|«
ttegen obne SBeitereS Don ber Aird^e, toeU^ bc-
burd^ 'eine Dorgefunbene ObfeiDang fortfe^e, cüi
fettige @d^rift aboptirt (Eitirt ttirb baS Su(b
XobiaS fd^on brt IßolQcar)) (Epist ad PhiL 10,
bei Migne, PP. gr. Y, 1014) unb 3renäu^
(Haer. 1, 80, 11, bei Migne ib. VII, 701).
!Bei ben Suben lebte boS Su^ troft beS 9uS-
fcbluffeS aus bem (£anon fort; Saugen boDon
maren biSber gttei nod^ Dorl^nbnte Ueberfe|ungro
in altbebrüifcber Sfuracbe, ttooon bie eine auS bem
5. 3abrbunbert, bie anbere auS festerer 3tü
ftammt. 3ene, auS einem d^fbäifd^en Xe^t an-
gefertigt, b^|t nad^ ibrem erften beutf dben |^erauS«
geber (Safel 1542) Hebraeus MOnsteri, biefe,
aus einem gried^ifd^en Xe£t gefloffen, nocb bem
befannteften ^rouSgeber (3ff^9 1542) Hebraeus
Fagii. 9eibe flammen ouS (£on{iantitu))}eI, mo
bie le^tere Jd^on 1517 gebrudt mar; erftere {kbt
iejft aud^ bei 9Ieubauer 17, überfe^t p. XLIV.
3u biefen lommen |e|t nod^ gttei anbere Seite,
tteld^e (Safier a. a. O. 218. 221 befomit ge«
mad^t bot-
93on (Kommentaren ftnb l^ier battptMd^Tid^
bie aus neuerer 3ett gu nennen, ba bie )>atritHf(bcn
unb mittelalterlid^en ftd^ grö^tentbeilS auf bie
morolifcbe Auslegung unb 9lu^tttenbung be«
fd^ränfen. f^ierber geboren olfo : N. Serarü In
saoroB diy. bibUonim libros Tobiam etc. com«
mentarins, Mogunüae 1599; Tobiaa azplana-
tionibus historicia et docmnentiB moralibos
illustr. a Fab. Justixiiaiio, Bomae 1621, Co-
loniae Agripp. 1629 ; G. Sanctii In libros . . .
Tobiae . . . commentarii, Lngd. 1628; D. do
Celada, Conunent. liier, ac mor. in Tobiae
historiam, n. öd., Lngd. 1664 ; (Le Maistre de
Sacj,) Tobie, Jadii]^ et EeÜier tradoitB ea
fran9ai8 avec tine explication tiree des Saints
P^ea et des auteors ecdeeiaBtiqaee, Paris
1688 ; Sleufd^, S)aS 9ud^ SobtaS überf. unb er*
Hart, gfreiburg L ». 1857 ; (Sutberlet, S)aS 9u(b
Tobias überf. unb erBört, SDUtnfler 1877; 6<^I),
(Kommentar )um SBu^ XobiaS, Sßürjburg ui^
SBien 1889. S)a}u (ommen bie (Eommentore )ur
gefammten Sibel Don (&)meIiuS a Sapibe, Xi*
rinuS, Wenod^iuS, SaImet,2)erefer^6d^ob,Mblt,
Sod^ unb Steifcbl. Son ))roteftantif(ben Ser^ffent
fieben biet nur: 3(gen, 3)ie (Sejd^i^te tobi'S
nad^ brei Derfd^iebenen Originalen, Sota 1800;
gri^fd^e, Sie ȟcber Xobi unb 3ubUb erdoxt.
Seidig 1858 ; Sengelmann, SoS lBu(b ZobU cr^
1809
Zod^tettird^e — Xoh.
1810
tm, fiambittg 1857. (Sgl. ^6fl-9BeIte^ 6i{l.-
frit SinL in bie % &ipA\i bed %. %. II, 8,
SfRibiirg L 8. 1844, 65 ff. ; Cornely, Eist et
erit IntrodL in ü. T. Ubros sacros 11 , 1,
Ptfift. 1887, 371 sqq. ; l^aitlen, eütL 11, 4. «ufl.,
Srnburg 1899, 76 ff. ; Beiuch, Libellns Tobit
• ood. Sinait. ed. et recens., Bonnae 1870
|lIiito.-SrDgr.].) [i^aulm.]
{Mttcr&in^ f. giliale.
odic, ^einrtd^, f. ^intid^ Zode.
feb (mtoy ddfvaToc, mors) Begeid^net nod^
M&Itfi^^M^IU^cm Sprad^gebraud^ boS Sufl^ören
bei £ebenS im SOgemeinen, fielet alfo in con»
litom (Begenfo^ )um fieben (o^ri, Co>^ vita).
£e|terf(l iß obet nod^ bet Seigre ber göttlichen
Onntbonmg ein bteif a^efi : baS ))b9rM$< S^^^n
be< Slenf 4en alS einer Si^ntl^efiS auS 2eib nnb
€eele (f. b. «ttt Seben, 9Renfd^, @eete), boS pneu-
motifd^e Seben bet @eele qI8 SBirfung ber f^üig«
mof^imben (Bnobe (f. b. Sri), enblid^ boS »etoige
Seben' ott befeligenbe Snfd^ouung ®otte9 (f. b.
f[rt). S)emna(^ gibt eS old ebenfo biele conträre
Oegenfftte oni^ brei Srten bed XobeS : ben pb9'
{ifd$en Xob beS fierbenben ÜRenfi^en, ben et^ifc^en
«.eeelentob" infolge ber Srb- unb Xobfünbe
(ogl. TridL 8es8. V, oan. 2 : peccatun, quod
est mors animae) unb ben „ttoiqitn ioh" ber
Serbammni|. Septem nennt bie Spocolppfe (2,
11 ; 20, 6. 14; 21, 8), im Unterfd^ieb Don ben
briben erftenn, mtd^ ben „itotütn Xob" (^eurepoc
Odtvatoc), bet alfo gleic^bebeutenb ijl mit diccuXeia
m\L 8, 19), f^bopd (®al. 6, 8), SXedpoc
at^vtoc (2 Xbeff. 1. d). Ueber biefen biblifd^en
€prad^gebraud^ öugert ftd^ ber 1^1. SuguftinuS
dfo: Onamvis multae mortea invemantar in
Bcriptoris, duae sunt praecipne prima et
aeounda; prima est, quam peccando intulit
primiiB homo; secunda est, quam jndicando
iUatoniB est seoundua homo (Opus imperl
contr. Julian. 6, 81, bei Migne, PP. lat XLV,
1584). 2)a bie emige 93etbammni| unb bie
€änbe iebo^ nur im äbertragenen @inne Xob
genannt merben, fo bebeutet Xob eigentlid^ f o oiel
iDie Xrcnnung ber Seele oom Seibe (ogl. dem.
Alex. Strom. 7, 12, bei Migne, PP.gr. IX,
500: 6 ddfvaxoc XQ>pia}i6c <i^u^c dit& otuftaroc).
3n biefrr (entern SSebeutung gel^drt ber Xob an
3er @te&e ju ben «oier legten Singen'' unb
»f^t bicr eine nähere SBüroigung. S)ie bibli-
ft^en SBejei^nungen für ben IeU»Ii<$en Xob ftnb
tl^S Don ber du^em Srfd^einung bcfi Sterbend
hergenommen, mie <,9luflö]ung'' (ißb^I* 1/ ^8.
2 XioL 4, 6), ^ßnbe bed Sebend" ober ««uS-
gong" (^r. 13, 7), ^SUdfel^r )um Staube'
((Sen. 8, 19), tbeU« oom Unfterblid^feitdgebanfen
getragen, mie »<Bitf(^Iafen' (3)eut 81, 16. 3ob
8, 18. atott^ 9, 24), ^miegen ber u^ifd^
©fifle- (2 ^Petr. 1, 18. 2 Cor. 5, 1 ff.), »SBer-
fammeltmerben ju ben Sätem' (®en. 15, 15
tt. A.), ^uSrul^en'' (Slpoc. 14, 18), ^Studfe^r
}n Gott, be^to. ^um Sater" (SccL 12, 7. 3ob.
16, 5. 10) u. bgl mel^r. Sriefe }meite itategorte
Don aiudbrüden geigt, ba| nad(| biblifd^er 9uf-
faffung bie Seele felbft nl(|t ftirbt, fonbem aud^
mdf bem Xobe fortbauert (f. b. 9rt. Seele XI,
54 f.) ; nur bem fieibe ifl eg eigentl^ümlid^, )u
^Dermefen", biÄ er bei ber Sluferftel^ung (f. b.
airt) mit ber Seele mieber auf emig Dereinigt toirb.
S)er Suftanb ber getrennten Seele toa^renb ibrer
leiblofen Safeindform barf Dom bogmatif^en
unb pb^Iofop^if4(u Stanbpunfte nid^t als ^alb-
bemu^eg Xmumleben ober ald fd^Iaföbnlid^er
3nterimg)ufianb gefaxt merben (f. b. 9lrt. Seelen«
f d^Iaf), fonbem beftebt in einem mit DoOem Selbft*
bett)u|tfein Deiinupften, nin geiftigen gfortlebai
(Dgl. T. Pesch, Instit. pajchologicae SGL,
Priborgi 1898, 507 sq.), beffen gorm unb
änbalt burd^ bog bem Xobe auf bem gfU^e fol-
genbe befonbere ®eri(^t (f. b. %rt. T, 395 ^.)
nöber beftimmt tt)irb ald ein 3uftanb emiger
®ottgemeinfd^aft (f. b. 9rtt 9nfd^uung ®otteg
unb Sfegfeuer) ober emiger SSermeifung (f. b. 9rt.
©öBe).
1. Sie ailgemeinlfteit beS XobeS l^at mtd^
ber ^elagianiSmug (f. b. Sri $elagiug), ber bie
erbfünbe unb beren Straffolgen bottnödig laug-
nete, aI8 ein auSnabmSlofeg SrfabrungSgefe^
gelten laffen unb bIo| ben eaufal)ufammen](|ang
)mif(i^en Xob unb Sünbe in Slbrebe gefieQL 9b-
gefe^en Dom Sl^aridma ber leiblid^n Unfterbltd^-
teit, bie )u ben prfttematuralen (SnabenDorjügen
gered^net merben mug, ift baS Sterben an ftd^
bem 9Rehfd(|en natärlid^. 9tad^ ber Sebre oer
^bQfwIog^ (i^g^ii nömlidd im ÜRenfd^enförper,
(äs einem &u|erfl Dermidelten ®emebe dbemifc^er
SBerbinbungen, melcbe fid^ im labilen, b. b- 8^
beftdnbigen S^^jpngen geneigten (Sleid^getoi^t
befinben, Don ^ouS auS bie natürlid^n ffeime
mie au ifranibeiten, fo }ur f d^Iie|Iid^ 9upfung
beS gangen Organismus Derborgen, meiere Don
ber ffliffenfd^aft ^natürlid^er" ober i^pbofmlogi«
fd^er Xob'* genannt mirb, faOS baS fieben ebne
DorgSngige ftranfbeitSfl^mptome ober organifd^e
Serle^gen infolge bIo|er SOterSfd^toddde (Ma-
rasmus senilis) fd^minbet (DgL ®ötte, lieber ben
Urfprung beS XobeS, £)amburg 1883; Flint,
Human Physiology, 4^ ed., New York 1888,
849). Sie l^Uige Sd^rift fprid^t be^b^^Ib im
(ärunbe nur einen ungemeinen ßrfabrungSfo^
aus, menn fie ben Xob ben ^3Beg aOeS 3rbif$en"
Oof. 28, 14. 3 RbiL 2, 2) nennt unb erflort:
„& ift bem Wenfd^en gefegt, einmal }U fterben"
(^ebr. 9, 27 ; Dgl. $f. 88, 49). 2)aS ®efe^ beS
XobeS ergreift ben einjelnen 9Renfd^en mit un-
erbittlid^er !Dlad^t : felbft S^bnfhtS unb feine iung-
frSuIid^e ajhttter ftnb Dom Sd^idfal beS Sterbens
nid^t Derfd^ont geblieben (f. b. %rti CbtiftuS unb
aRarienfefte YIU, 812 ff.). (SHeid^mobt laffen ftd}
Dom biblifd^ Stanbpunfte gegen bie abfolute
UniDerfalitöt beS XobeSgefe|eS skoei gemid^tige
Sebenlen geltenb mad^: einmal bie leibli^e
^inmegnal^me beS ^enod^ unb SliaS, fobann baS
1811
Xob.
1812
Soo8 ber beim ollgemeinen SSelfgerid^t fifierlebfn«
ben Sneitf d^. SiUein toenn auä) bie einfd^IögtQen
SibelfteQen üUt bad ©d^tdfal t)on f^od^ unb
Sliad (f. b. Slrtt.) feinem Detnütifttgen Streifet
bütübet StQum laffen, ba^ |te lebenbigen Selbes,
alfo ol^ne )u ftetoen, an etnen unbefannten Ort
Derfe^t tuutben, fo f)(A ber d^rtftUd^ SBoffigloube
bod^ jd^on feit ben diteften 3<^iteR in Slnfnäpfung
an bte ni^t näl^er bejeid^neten „itoti Sf^^itn"
{%poc. 11. 8 ff.) fafi einmut^ig bie IBorftcI-
lung feftge^olten, bo^ fk om Snbe ber Xoge olS
^iptebiger to)ieber erfd^einen tinb im geiftigen
Kämpft mit bem Vntid^rift ofö ünortqrer fterben
toerben (Geterum moritari reservantur, ut
Anüohristum suo sangoine extinguani; Ter*
toll. De anima 50, bei Migne, PP. lat. II,
735). anit »udffid^t ouf ben SBiberfprud^ bed
% ^ieronqmud (f. Ep. 119 [ad Minemum et
Alexandrum], 4, bei Migne, PP. lat. XXII,
968) barf biefe ^luffaffung j[ebod^ nid^t qI9 ®Iau-
benSIel^re betrad^tet iDerben. Smftercn @d^tt)ierig«
feiten begegnet unfer @q| mit IBe^ug auf bie*
ientgen SRenfd^en, meld^ bei ber gmeiten $arufte
nod^ am £eben fein tt)erben. Selbft menn man
megen ber te|t!ritifd^n Sebenfen auf 1 Sor. 15,
51 fein befonbereS ©etoid^ legen moUte, too menig«
ftenS ber recipirte Urtext bie fd^toierige unb bef-
l^alb malere fieSart bietet : IlavTec (fi.iv) od xoi-
fiT]&v]9^fi,e&a, iravrec Bk dXXafTjv^H-e&a, fo bliebe
nod^ immer bie großartige !ßrodot)o))5e ber %ufer«
ftel^ungSfcene im erften X|effaIonid^brief (1 Xl^eff .
4, 15 f.) als ®egenbetoeid beftel^en : ,,S)te Xobten,
rotlä^t in Cl^rtflo finb, werben juerft auferftel^en ;
bann merben aud^ mir, bie mir nod^ leben unb
übrig fmb, suglei(^ mit il^nen Sl^rifto entgegen in
bie Suft entrudt merben." SRit StfidCfid^t iebo^
auf ben Umftanb, baß gerabe $auIuS bie (ab«
folute) Mgemeinl^eit ber Srbffinbe au8 ber M»
gemein^it beS Xobed al8 il^rem üßittelbegriff ab-
leitet (»gl. mm. 5 , 12 ff.), pt bie aRojorität
ber Xl^eologen entfd^ieben baran fefi, ba| „bei
biefen $riDiIegirten ber Uebergang bom natfir«
lid^en )um Dertlörten SeibeSIeben in einem l(|öd^ft
befd^Ieunigten $ro}eß, gleid^fam im %u, bor ftd^
gelten merbe'' (Odmalb, Sdd^tologie, 5. ^lufK.,
$aberborn 1898, 19). 3)iefen golbenen SRittel«
toeg jmifd^n gmei extremen CrflörungSmeifen,
txrn benen bie eine mit ben bO- tHuguftinuS unb
9lmbrofiud einen löngem „Xobe8fd(|Iaf " ber legten
Generation U^oaipUt, möbrenb bie anbere mit
ben l^D. Sl^r^foftomuS unb ^ieron^muS eine un-
mittelbare, fterbendfreie Ummanblung in ben
tttuferfte^ungdmenfd^en fflr gemt| anfielt, ^otte
fd^on OecumeniuS (f. b. 9Irt.) etngefd^Iagen, menn
er bemerft (In 1 Cior. 15, 51, bei Migne, PP.
gr. CXVin , 894) : Istod „Non onmes dor-
miemus* hoe modo ehrtet accipere, quod
non dormiemns dratnma dormitione (t^v
Xpovtx9jv xoi}j.v)<nv), ut opus sH sepnloFO mc
Bolntione ad eorruptionem ; aed brevem mor-
tem sufitmebnnt, qm tone reperieator. SDet
lej^tem Siegefe l^ai fid^ aud^ ber CateeUsmiis
BomanuB (1, 12, 6) angefd^foffen. 9ber fdbß
für ben gaS, boß bie Senbonblung ber Sebcnbcn
in ben t^erftorten ^lufetftel^ngBmenfd^en o^ne beA
anittel bed Xobeft ftd^ tfoUfUffm folUe, vOAt
bennod^ bie ^ftborieit §um Xobe (reatus mortis)
auf @trunb ber erbfiM)e bogmatif^ nid^ hm^
ftanbet merben bürfen, mie ber I^L Z^al (S.
th. 1, 2, q. 81, a. 8, ad 1) bemertt: 8! tarnen
hoc vermn alt, quod alH dieunty qnod iili
numquam morientiir, dicendum est, quod est
tarnen in eis reatna morÜB ; sed poena aufer-
tur a Beo, qui etiam peccatomm actualium
poenas condonare potest (Dgl. befonbeift (H*
neUa [f. u.] 70—79).
2. S)aß ber Xob nur eine Straf mir lung
ber Sunbe ift (t}gl. 3o^ 8, 44. 1 for. 15,
26 ff.), erbeut etnerfeits auS bem S>ogma ttm bct
(eibli^en Unfterblid^feit bed ^atabie^f(i^en Sien*
f(^en (Dgl. Denzinger, Enchir. n. 65), anbein>
f eitS aus ber ebenfaUS }um ® laubenSfa^ erhobenen
Sebre, ba^ fomobi bie $rotot)Ia[ten M i^re gan^e
9}ad^fommenfd^ megen ber erften @änbe bem
Slobe afö Strafe verfielen (ogl. Goncfl« Araunc
II, ean. 2 ; Trid. Sess. V, ean. 2 [Denzinger
n. 145. 671]). 3m ©tonbe ber Unfd^ulb bottt
baS ®efc| beS XobeS feine (Geltung (SBeil^. 2,
23) } ber ))arabiefi{d^e 9Renfd^ mar t^ielmebc über
{eglid^en 9}aturanf)mid^ l^inauS, au3 reiner ®nabe,
}ur leiblid^en Unfterblid^feit (posse non mori)
beftimmt, beren |)M^fc^< Srl^Itung ma^rfd^einTtd^
mit bem Sffen Dom Saume bed £eben$ (f. b. 9rt.
II , 60 ff.) gufammenbing (t>g(. 8. AuguBt. De
Genee. ad lit. 8, 5, bei Migne, PP. lat. XXXIY,
877; Sd^eeben, 2)ie ORffterien beft &ftx^*
tl^ms, 2. %uf(., f$reiburg 1898, 172 ff.). ®ott
l^tte inbcffen bem erften 9Renf d^n))oare ben Xob
(neceBBitas moriendi) 0(9 f&rmlid|e Strafe fär
bie etmaige Uebertretung beS $r&fung9gcbotil
angebrobt unb naä^ ber Uebertretung i^u aud^
mirnid^ Derbongt (®en. 2, 17; 8, 19). ffieil
burd^ ben gfaU beS @tammbott)>ted j|ebo(^ boS
ganse abamitifd^e (Sefd^Ied^ in bie Sunbe mit»
üerftrtdtt nnirbe (f. b. «rt. erbfünbe IV, 756),
fo ift ma^tl^ft „burdb ^<^s SDIenfd^ bie @imbe
in biefe Sffielt gef ommen unb burd^ bie @ünbe ber
Zob'' (SRdm. 5, 12), unb jmar ^aud^ über jene,
meldte fid^ nid^ t^ergingen in ^e^nlid^feit ber
Sfinbe ^IbarnS'' (ebb. 5, 14). 3>aL cmtfalen 3u'
fammenbang jmifd^en Srbffinbe unb Xob ^ bit
$atrijra lange Dor bem Suttrud^ ber |Mlagiani«
fd^n Srrlebre, nne ber 1^1. Suguftinu» ((}ontr.
Julian. L 2) &ber}eugettb nod^imeiSI, ald einen
®Iaubenfi{a| feftge^alten (ben SßaierbeioelS ffir bie
ooraugufttmfdle $eriobe f. bei Ginelta S ^ ; fär
bie nacbauguflMfd^e Seit bei Oaaini, Qmi eeft
komo7, ed. Seheeben» Mogimiiae 1862,
59 sqq.). Sie StUfung bttrd^ 9Jlfdfta» ^ bei
urft^rOnglN^e lBe«^i| ni(^l mider^ergefidKt,
MQl ober ben ^Xob ber eeele" fotoie ben 9ier<
mit }ufammenbongenben «»emigen Xob" iß(0m
1818
Xob.
1814
anfge^ben (k)gL 91dm. 5, 18 ff.). Surd^ ben
(mpfong btr Xonfe (f. b. 9tt.) t^erliext ber Xob
oOtrbingd feinen Sttofd^ofter nnb ftntt jur
blo^ i^^ßönamät" ober Sünbenfolge mit mebi-
cinaler ^rfigung l^b (t)gL Trid. Seas. Y,
ean. 5 [Denzinger n. 674]). 3tax fSr g^ffatS
unb fete SRuttei, bie beibe ol^ne Stbffinbe em»
|)fiin8ai moTcn, befa^ ber Zob tion oomel^tn
ben S^ocofter ber Strafe nid^t ; boS bitlere Seiben
nnb Sterben e^fti ru^te ouSfd^liegli(l& mtf fote-
lidbgif^er ®runblQge, ber Xob aRorio'd aber
t^ft onf ber gforberung t^oUbmmenfter (Sleid^-
fflrmigfeit mit i^rem göttlid^en So^ne, t^ild auf
ber gottgemoDten Xb<^tfad^e, ba| ber ^orabieftfd^
Ib^onb ni^t einmal für bie (SotteSmutter in
feinem DoOen Umfange )ur aSieberberfieOung ge-
langen follte (ogl. ftrabbe, S)ie Sebre t^on ber
@inbe nnb oom Xobe, f^mburg 1886).
3. S)er Xob olS Snbe befi $i(gerflanbe8
(sUtns yiae) begeici^net gugletd^ ben Anfang ber
3ie(m>aenbung ober emigen 93ergellnng (statas
tarmini). S>ie edd^togifd^e Sebeutung beS
XobeS liegt bemnad^ in ber Unmöglid^feit toeitem
iBerbienftefi ober SRi^mbienfted, tt)eld^ Ie|teren
ibren tiefjien (Snmb nid^t ettDa in ber ienfeüigen
Sergenwlligung ber fflal^Ifret^it ober in ber
UnterfteSung bc8 SBiUend unter ein unerbittnd^§
9dwxi, fonbem in bem Umftanbe befi^t, ba|
wtt huxdf pofUite Sinorbnung ben Xob als enb«
gültigen ®ren§« unb Snbpunft (eglid^er oerbienft-
licben ober mi|oerbienfUid^cn Xbätigfett feflgef^
bat (OgL Soarez, De gratia 12, 5 ; Bipalda,
De ente anpematoraH diapnt 77 , eeci 2).
S)a oud^i ba9 Serbienftleben eb^ifH, fotoobi in
foteriologifd^ ott d^rtjtologifd^ 9e)iebung, an
bie gteicbeSebingung gefnüpft erfd^en (tigl. 3ob.
9, 4 f.X fo borf man bie Sonberanfid^t einiger
älteren X^eologen, berjufolge bie ^eiligen im
^immel unb bie armen Seelen im ^gfeuer ffir
^<b fetbfi ober für Sritte gemiffe accibenteUe SSe-
lobmmgen nod^ oerbienen foQen, tifyx M im
bbd^fien @robe unn)abrfd(feinlid^, menn nid^t falfd^
ernaren. tM ftroft ber ienfeitigen prbitte fäQt
begripd^ burd^S nid^t mit ber göbigleit ju
t»erbienen gufammen, fonbem b^t ibre nnterften
SBuraeln im biedfeitigen Serbienjilebcn, toie ber
bL XbomaS f d^bn ei^ört : Beati non sunt in
•Uta acqnirendi secnndum aliqnid sui; et
ideo neo dbi neo aliis merentor, quia qnod
impetrant modo nobis, contingit ex boe,
quodpriuB, dum Tiverent, meruerunt, nthoc
impetrarent (In 8 Sent. dist. 18 , q. 1 , a. 2).
Sie in biefcn SSorten auSgefprod^ene Serbtenft*
nnfclbigfeit nad^ bem Xobe fyd übrigend bie Kare
Sebre ber beiligen @d^r^ unb Xrabition auf ibrer
Seite. 2)er ^rebiger (SccI. 9, 5) findet im
^atatn beS tHIten XeftamenteS ben nömlid^en ®e«
bonfcn au9, ben SbtifiuS felbft für bad 9leue
mieberbott: „dSi tottmt bie Stad^t, »o niemanb
mebr tovdtn tonn" Oob* 9^ 4), @egenftonb ber
ienfritigen 9krgeltung ift nad^ bem b^ $aului)
(2 Sor. 5, 10) lebiglid^ baSjenige, maS mir ^in
unferem Seibe" (rdt diA xou (ra>(juxToc) ®ute8 ober
»öfed getban boben, fo bab bie biblif d^en Sufl^
brüde ^feibe" (ÜJlattb. 10, 22), ^«ufigong*
(^thx. 18, 7), 3eg'' (3of. 23, 14. SQ5ei8b. 3,
3) ben Xob nid^t blob aß 3tel beS irbifd^en SeibeS-
lebenfi, fonbem ou(b oI§ Snb))unft ber ftttlid^
Sierbienftfftbigleit aufgefabt miffen moEen (ogL
ffleiS^. 4, 10 ff. gcctt. 11 , 28. ®al. 6, 10).
S)ebmegm toaad ber ffi. 9uguftinu8 (Enchir.
110, bei Migne, PP. lat. XL, 288) : Nemo se
antem speret, qnod hie negloKerit, cnm
obierit, apud Deum promererL S(bon ber
bL £9))nan mar il^m (Ad Demetr. 25 ; Migne
L c. IV, 582) mit bem marfigen SluSfpmd^ oor«
angegangen: Qoando istinc excesaum fuerit,
nnllus jam poenitentiae locus est, nnllns
aatiafactioniB effectue ; hie Tita aut amittitor
aut tenetur. 3n ibcen fird^enamtlid(|en Snt«
f d^eibungm über baS befonbere ®erid^t (f. b. 9lrt.)
bat bie ffird^e biefe Snfd^auung au(^ gu ber
ibrigen gemalt.
4. S)ie etbifd^-aScetifibe Sebeutung
bed XobeS liegt in ber (mncipieSen Srtenntnil
oon ber ^inföUigfeit aUer irbifd^m ®üter, oon
bmm ber Sb^ft fein f^erg loSfd^äim unb nur in»
fomeit ®ebrau^ mad^en foU, alS fle ibm ^r (Sx*
reid^ung be§ emigen S^üti bienlid^ unb förberlid^
finb (äBeiS^. 5, 1 ff.). 9lid^t geringm Xroft ge«
mäbrt ber anbere ©ebanfe, bog aud^ Sd^mer),
Seib unb 92otb mit bem feiigen Snbe beS ®e«
redeten für immer aufboren (2 Cor. 4, 16 ff<
Offenb. 14, 18). S)ie Ungehiibbeit ber Xobeö«
ftunbe ift ein Sporn )u beftönbiger 9ßod^fam{eit
unb Sfurd^t oor ber Xobfünbe, bie aSein unS oon
®ott unb feiner Slnfd^auung auf emig gu trennen
t)ermag (a)btt|. 24, 44). S)ag SBemubtfein ber
(SotteSfreunbfd^ erleid^tert unb Oerfü^t bem
©ered^ten baS Sterben (ogl. $biL 1/ 21 ff.) unb
minbert ba8 natürlid^e Xobedgrauen, t)on bem
fogar $aulud nid^t frei blieb (2 dox, 5, 4. ^br.
2, 15), auf ein aJUnbeftmab b^rab (ogL 8. Aug.
Senn. 172, 1, bei Migne, PP. lat. XXXYIU,
936 : Mortüam horret non opinio, aed natura).
2)a8 Memento mori oerleibt unferem ftttlid^en
Streben ben erforberlid^en ßmft, fe|t ber Suft )u
9u8fd^reitungen einm b^Ufamm S)ömpfer auf
(gccii. 7, 40) unb gibt unferer auf bad aBeltlid^
gerid^teten X^dtigteit aud^ einm gebiegenm über*
natürlid^ Sxotd unb Snl^alt 92id^t erfd^Iaffmb
unb mtnert)enb mie bei bm ^ben (ogL KeiS«
oder, 2)er Xobedgebanfe bei bm @rie^n, Xrier
1862 [$rogr.]), fonbem onfpommb unb treibenb
mirlt auf baS ^riftlid^ ®emätb ber XobeSgebonfe,
ba eS gilt, bie furge Spanne ber irbifcben SebenS*
geit gu unferem unb unferer SRitmmfd^ Sßobl in
Iraf tüoller Arbeit mergifd^ audgunuben (ogl. CcdL
9, 10). ^errtid^ Setrad^tungm biefer unb öbn-
lid^er Strt finbm ftd^ bei S^prian (De mortali-
tate 22, bei Migne, PP. lat. IV, 620 eq.),
SlmbrofiuS (De bono mortis, bei Migne 1. c.
1817
XobeSerllfirung.
1818
cdfo )tt)ei fifiercinfiimmenbe (Srfenntniffe erforber-
li4 Sor bet (Entfd^dbung Ifot baS ©eri^t bte
^odeien über bte Srgebnifye bet 99e»eidfu^rung
)u oernel^eiu S)er Zag, bon toeld^m olfi be-
toirfen etfaimt mtrb, ba^ ber Sbioefenbe i^n nid^t
überlebt bot, gilt a» XobcStag. — 3m (gebiet
beS rbeinijcben Vlt^M ift )ur Seit bie Serfd^oQen-
^eitderflärung nod^ gul&ffig unb lonn auf ®runb
oon 9ri 115 ff. bcd Code ciTÜ nod^ Ablauf t)on
10 äabren ober 4 3abnn feit ben lejften Dom
^bmefenben eingegangenen 9Iac^ri(^ten erfolgen,
ie na^bem ber Slbmefenbe einen ÜRanbotar )ur
^orgung feiner IRed^tdangelegenbeiten befteüt
fyitit ober ni^t. S)a8 Serfabren, in teeld^em bie
SerfcfyollenbeitSernörung erfolgt, gehört nad^ bem
Code eiTÜ bem ®ebtete ber nid^tftreitigen ®e-
ri^tSbarfeit an. 2)ie Serfcboüenbeitdernärung
bat nad^ rbeinif^em IRecbt bie %ufI5fung ber
6be ni(bt gur Qolge (Code civil art. 227) ; bem
gurfldgelaffenen &itQaütn ift fomit bte 9Bteber-
t^erbeitotung nid^t geftattet; fo bot aud^berOber-
ftotUtfionmalt in einem SperialfoIIe am 9. Oc*
tober 1891 entfd^ieben. S)ie Sfrage, in toie toeit
bie ^rtgefe^te Sbmefenbett be9 einen Sbegatten
§u einer in jure grave mirb unb fomit einen
SbefcbeibungSgrunb bilben fann (nmS an fid^ gu
oemcinen ift), ift im Uebrigen quaesüo facti
Obfcbon aber bie gerid^tlid^e lßeri(boIIenbeit8-
erflörung bie Sbe nid^t auflöst, ift bie oon bem
gurüdgeloffenen Sbegotten eingegangene neue Sbe
f^imdmegd nid^tig, fonbem lebtglid^ anfe(^tbar.
2)ai 9ted^t gur 9lnfed^tung ftebt aber nur bem
obmefenben (Eb^gatten beuo. beffen SRanbator
xu, tttcbt bem gurüdgelanenen Sbegotten ober
beffen gmeitem S$egattm ober bem Staattenioalt.
eine grift gur Snfed^tung ber ^opptUf)t iß bem
abmefenben Sb^gatten nidbt gefe|t. S)iefe oor-
ftebeitben Seftimmungen beS rbeinifd^en Sled^ted
ftnb burd^ baS 9leid^8gefe| betreffenb bie IBeur«
fttnbung befi !ßerfonenftanbe8 oom 6. gfebruar
1873 ni(bt alterirt. SBenn § 84 beS genannten
<8efe|cd erf lärt, ba| niemanb eine neue &ft f ^ilie^en
barf, beoor feine frubere (Sf^ aufgelöst ift, fo bot
bod^ ber § 36 bWcb^^d^ ber retbtlid^en gfolgen
einer gegen biefe Seftimmung gefd)(offenen dbe
bie 9)orfdbriften bed Sanbred^tS für ma^gebenb
crfldrt. @omit finb bie oben angefübrten Se«
ftintmtmgen be9 rbeinifcben Sled^tS nodb in &tU
hing, eine Senberung btefeS Sted&^SguftanbeS i{l,
iebod^ nur binftd^tltd^ ber ftriegfioerf d^oUenbeit, f o«
toobl toaS bie 9)orau$fefcung ber ZobeSerfiftrung
als ibre Sßirtung auf bie &^ betrifft, burd^ bie
pTeu|if(ben ®efetle oom 2. Suguft 1828, 24. gfe«
bruor 1868 unb 2. Spril 1872 l^erbeigcfübrt
Dotben. S)iefen ®efe^ gufolge fönnen bie aRUi«
törperfonen, fotoie aud^ aOe biejenigen, toeld^e in
einem 9mt8« ober Sienftoerbaltniffe ober gu
Stoedcn frehoiOiger 6ilfe(eifhtng ftd^ bei ben
Zruppen befunben booen unb feit ben Ihiegen
1806-1815, 1864-1866, 1870/1871 0er-
miftt morben finb, burd^ gerid^tli^efi Srfenntni^
für tobt erHört loerben. S)er Sb^Gotte beS SBer«
mieten ift befugt, auf @runb biefed Srtenntniffed
bie Zrennung ber ü%t burd^ ben StonbeSbeamten
auSfpred^en gu laffen (§ 6 bed ®efe(e8 oom 2. Su-
gujl 1828; § 8 beS ®efe^ Oom 24. gfebruar
1868 unb 2. «pril 1872). S)ie gfroge ber URit-
toirtung beö @tanbe9beamten bei blefer Suf löfung
ber ebe (»ßl- § 55 bed 9iei(bSgefe]^e8 Oom 6. gfe-
bruar 1875) interefftrt biet nt(bt. dagegen ift
bie loeitere grage, ob bie neue (Sfft, toeld^e auf
Srunb beS gertcbtlid^en Srlenntniffed begm. beS
Suefprud^eS bed ©tanbedbeamten gef(bIof{en mor-
ben ift, oon bem Sermi^ten angefod^ten merben
lann, nad^ SRa^gabe befi %rt. 189 beS Code civil
bejabenb gu beantmorten. — 3m ©ebiete bed
preu^ifcben Sanbred^td ftnb bie materiellen Sor*
auSjefcungen ber ZobeSerflärung geregelt in
Zbl. II, Zit 18, 8 823—855. S)ie gerid^tlid^
Zobefierflörung ift regelmäßig gulöfftg nad^ Ab-
lauf oon 10 äabten feit ben legten ^ad^rid^ten
bed Sermißten begto. bem 3eitpunfte ber Snt«
femung ober beS Sermißtfeinfi. S)iefer 3eittaum
oon 10 3abren mirb bered^net oom 9Iter ber
@ro|iäbrigfeit beS IBerfd^oIIenen. ^tte ber IBer-
fd^oEene ein Sllter oon 65 Sabten erreid^t, fo be-
tragt biefe Sfrift 5 Sabre. Segügltd^ ber JhiegS-
Oerfd^oQenbeit "gelten aud^ bier bie obengenannten
®efe|e. S)ad SBerfabren, in toelcbem bie Zobefl-
erHärung erfolgt, gebort aber, im ®egenfa|ie gum
rbeinifdden Ste^t, gum ®ebiete ber ftreitigen ®e*
rid^tSborfeit unb mirb ie|t geregelt in ben §§ 823 ff.
ber Sioilproce^rbnung (ogL § 22 beS 9lu8-
fübrung8gefe|ed gur Sioilproceforbnung). 3m
®egenfa(fe gum rbeinifd^en Ked^t ift aud^ bie SBir-
hing ber ZobeSerflörung auf bie Sbe normirt
unb gmar in Zbl. n, Zit. I, § 665—667.
§ 666 beftimmt nömlid^ mörtlid^ : «2)em anbem
ebegotten ftebt e8 frei, ftd^ loieber gu oerbeiroten,
unb biefe Cbe beftebt, loenn aud^ ber Serfd^oQene
loieber gurüdttebrt.'' 92ad^ preulifd^m fianbred^t
iß alfo bie neue ßbe beS gurfidgelaffenen ^begatten
red^tdgflltig unb |eber 9nfe(btung entgegen (bieß
gilt au^ im Solle ber ihriegSOerfd^oOenbeit). gfrei-
lid^ bormonirt bamit bie Seftimmung bed § 667
fddle^t , ba6, «.toenn aber bie anbenoeitige Ser-
beiratung ntd^t gefd^ben ift, bei erfolgenber Stüdt«
febr bed SSerfd^oQenen bie oorige ßbe oIS fort«
bauemb angefeben" mirb. — 2)a8 SBürgerlid^e
®efe|bud^ bed 2)eutfd^en Sleid^ed bot bie mate-
riellen 93orau8fe^ungen ber ZobeSerflftrung ge»
regelt in § 14—17. 3m SlnMIuB an ben Code
civil unb bafi )ntußifd^ Sanbred^t mirb als
rege(mS|ige Serld^oOenbeitSfrifl ein Seitroum oon
10 Sobren Oorgefcben, ber in befonberen gfällen
bec IMegS- unb Seeoerfd^oQenbeit, unb aud^
überaQ ba, too iemanb bei einem UnfaD (®ruben-
unglüd, Zbeaterbranb) in fiebenSgefabr geratben
unb feitbem oerfd^oOen ift, nocb eine meitere ^b-
türgung auf 3 begm. 1 3abt erföbrt. Sie ZobeS-
erflörung erfolgt im SBege bed aerid^tltd^en %[uf-
gebotSoeiffabrenS nad^ SDlaßgabe beS § 823 ff. ber
1819
SobeSerftätunfi.
1820
eto{I|)ro}e^otbnung. S){e ffiitlung bet Xobed«
erflörung auf hit &)t ift t>om IBürgerKd^en ®efe^«
i\x^ in ben §§ 1848—1352 geregelt, beten
@tteU6ung in ber 9lei(]^StagScommt jfion DergeHid^
icantrogt mürbe unter Berufung auf baS (atj^oltfd^e
unb eoangelifc^ ftird^enret^t (ügL Sommtffu^nS-
berid^t 9h:. 440 b [1896], €. 61). (gegenüber
biefetn Sntrage mürbe auSgeful^rt, ba| oEerbingS
naq fatl^olifqiem mie nad) eDangelifd^em ffinl^en«
redete bie erfte (Sf^t, nod^ ftaatlid^em Siedete bie )me{te
Sl^ gültig fei ; biefen Sonflict l^abe baS ^Bürger«
ti(|e ©efetibud^ aber boburd^ )u löfen üerfud^t, ba^
e8 betnjienigen S^gatten, ber quS fittlid^en ober
religiöfen SBebenlen nid^t in ber ^meiten S^e au8*
leiten moQe, baS Siedet ber 9(nf e^tung gebe. 2)a"
mit fei bie ®emif|enSfrei]^eit gemalert. 9u8 Sor-
fte^enbem erl^eOt oer Stanbpunit bed Surgerlid^n
®efefcbud^e§. ®tffi ein ßl^egatte, nod^bem ber an«
bere ^l^egotte ffir tobt erKärt ift, eine neue S^ ein,
fo mirb mit Der @d^Iie^ung ber neuen &^ bie
frühere C^e aufgelöst. 2)ie frühere S^e bleibt
felbft bann aufgelöst, menn bie XobeSerßörung in«
folge einer ^nfed^tungSQage auf gehoben mirb. SBon
biefer Siegel ber St^tSgüItigfeit ber neuen (B^
ftatuitt bad Sttrgerlid^e Sefe^bud^ nur eine 9u8"
na^me für ben gfall, mo beibe S^egatten mußten,
ba| ber Derf(^oSene e^egatte bie ZobederHarung
überlebt l^otte. 3>ann ift nftmlid^ bie neue Sl^e
nid^tig (§ 1348). 3m 3ntereffe ber beße^ben
e^ trifft ber § 1349 bie SBorforge, baft ber eine
e^gatte eine neue S^e ein{imeilen nid^t eingel^en
barf , meun bai Urtl^eil, burd^ meld^ bie Zobed-
erHörung bed anbem (S^gatten erfolgt ift, im
SBege ber Alage angefo^ten mirb. Srft nad^ Sr*
lebigung btefeS 9le($tSftreited, ober menn bie 9n-
fed^tung erfi 10 Ja^re nad^ ber SBerlünbung befi
Urt^eUd erfolgt, ift ber 9lbfd^Iu| einer gmeiten
6^ erfaubt. 2)a9 Sntereffe ber erften 6^ foU
femer burd^ bieSeftimmung bed § 1350 gemalert
fein, ^iemad^ fann {eber Sl^gatte ber neuen
S^ — alfo nid^t etma mie im r^inifd^n Steigt
ber toerfd^oQene — biefelbe anfed^ten, menn ber
für tobt erflärte (Ehegatte nod^ lebt , eS fei benn,
bajs er bei ber Sl^efd^tte|ung oon beffen Seben
Jlenntni^ l^te. 3n le^terem gfaDe ift ^iemad^
bie 9lnfed(|tung auSgefd^Ioffen. S)ie Snfed^tung
ber neuen (Sf^ fann nur binnen 6 9Ronaten Don
bem 3tittmnfte ab erfolgen, in meld^em ber
anfed^tenbe Sl^egatte erfährt, ba^ ber für tobt
erdSrte Sl^gatte nod^ lebt. 2)ie Snfed^tung ift
ouSgefd^Ioffen , menn ber anfed^tungSbered^tigte
Cb^gatte bie &^ beftdtigt, nad^bem er Don bem
Seben bed für tobt erHörten S^egatten ffenntni^
erlangt fyit, ober menn bie neue Sb( burd^ ben
Xob eined ber Sl^egatten aufgelöst ift.
2. ^ie ftird^ ^at ftetS an ber UnauflöSlid^teU
ber Sb^ bei Sebgeiten ber ®atten fefigebalten; bie
X^atfad^e längerer Vbmefenbeit rei^t il^ nid^t
]^in, eine Slupfung ber (S^e gu begrunben. Sie
e^nobe }u %ngerd im 3. 458 erHürte (can. 6)
benienigen für escommunidrt, todfyx bie ^xtüi
eines 9nbem bei beffen Sebjetten graten tofitbe.
^ft Seo L oertritt in feinem »riefe an ^tkA
(Migne, PP. lat LIV, 1186) ben Sortteflanb
ber £]^e für ben SaH ber (8ef angenf (^ft ober Ser*
fi^oQenl^eit beS 9RanneS. ^tncmar Don SteimS
fprid^t biefe Snfd^auung in c(affi{(^er SBei(e mil
(Hoo enim custoditor in Christo et eoehsU,
nt vivezLB cum Tivente in aatoraum noilo
diyortio separetor in dritate Dei noBtri, in
monte sancto ejus, hoc est in ecdesia eatho«
liea). S)ai cononifd^e Siedet fteOt ben So^ auf:
Adultera probator, qoae ^Tente marito alteri
nubit (c. 7, G. 32, q. 7). 9lnr bie ©gwobe p
$erberie im 3. 753 geffaittet bem ®otten, ber in
eine anbere $rot)in) gefloben ifi, eine Snboe p
beiraten, menn er feine ^offnung ^, in feine
^KEimat gurücfjjttfel^ren. 3n ben angelfä^ftf«^
^anfifd^ Su|bü^em finbet fld^ in VuSbilbuttg
biefer lasen Stid^tung baS bem X^eobor bon Santtr«
bur^ jugef d^riebene « dictum * , baf berjienige, beffen
SBeib im ftriege ober bon Seeräubern entfübtt
fei, eine 9Inbere Giraten bürfe ; eS folle biefe jmeite
Sl^ fogar gültig bleiben, menn bie gron guriU»
feiere, unb Untere bürfe in biefem gfoEe einen
9nbem l^eiraten (og). i^. 9. ©qmi^, 2>ie 9u(«
büd^r unb baS canonif^ 99u|üerfa$ren, Suffet-
borf 1898, 131). Samlt mar nuin meit über bie
Seftimmung beS bL SartliuS hinausgegangen, too-
nad^ bie grauen ber @olbaten, meiere ni^t gurficf-
febren, milber beurtbeilt merben f oQen, menn fte
mieber l^aten, quia major dt mortis sospieio
(f. S. Basilii £p. 199 [ad AmphiL] can. 86).
S)ie fr&nfif (ben Sifd^fe {^roteßirten gegen bie 9e*
f d^Iüffe ber S^nobe oon Serberie, bie me$r cdS melt-
iid^e Capitularia bemi oIS fird^Iid^e (SanoneS oaiju«
fe^ ftnb. Sie canonifd^römifd^en Su^büqer
vertreten gegenüber ben ange(fädbfif(Hränftf(bat
bie UnaujpiöSbarteit bet Sie, unb im 9. 3abr|un»
bert l^t eine fheng fird^Iicbe Sleaction auf oerf ^
benen Spnoben berartige Su^büd^ megen ibnr
unöc^ten @a|ungen oermorfen unb bie UnmiflöS*
barfeit ber S^ feftge|alten. 3mmer]^ iß eS be>
mertensmertb, mie bereits feit ber Seit bei I^L 9o«
füiuS (4. Sa^rl^unbert) bet ffriegSfofl erae »oDe
in ber gfrage ber Serf d^oUenl^ fpielte. 3m $rin*
cip verlangt aud^ ber 1^1. Sl^fifiuS eine nerbfirgte
ftunbe über ben Xob beS anbem X^üß, e^ jta
einer SBteberoerl^ratung gefd^ritten merben batf :
Quae com yir secessit et non apparet, ante*
quam de ejus morte certior facta sit, com ali<»
cohabitavit, moeehatnr (Ep. 199 [ad AmphiL]
can.81). S)oSS)ecreta(enre(^t6atmibiefet$Drbe*
rung einer oerbürgten Jlunbe unentmegt feftgebai»
ten. ^ft Siemens lU. antmortete auf bie tÜfmgen
einiger grauen, bereu SRünner in (defongenfd^
geratben maren: Quod quaatocanque aBnorma
spatio ita remaneant . . . donec certum nnn»
tium reoipiant demorie yirornm (c. 19 X, 4, 1).
^pfi SuauS m. nerbot bem in bet Okfongen«
fd^aft ber Soracenen briinblid^en (Battrn bie ißn'
ge^ung einer jmeiten Sbe# donec ei finna certi*
1821
XobeSerflSrung.
1822
eonatot, qnod ab hao vita oiigrar
▼erii conjux ejufl (o. 2 X» 4, 21). ^ie $ar«
Hculcorselc^uns ift äbereinfümmoib l^iermtt
ii0rgwu>fira« ^i^ lomgi/OßAoit Sbmefm^t bei
Oottni giU nod^ leine (SetDiftlieU aber beffen
%9h ; au4 ifl ber Xob ni^t }u ))räfiimiren, fon-
bcm s» bettieifen, unb loofem feine legitima
eertitodo übet benfelben vorliegt, borf eine neue
(£^ nid^ eingeganflen loerben, mag bie aBartegett
iu)<^ fo Diele ^o^xz umfd^Iie^en (Synod. Dioeo.
HmUiu. a. 1609, tit 9, e. 10). Sie Ottere
QifiHt bet Canonifien l^t im 9lnf(|(u| baion
DOC VQem bie gftage erörtert, toie ben |o gefteOten
gforbernngen genügt tocrbe, SMe SHe^riol^I ifi ber
Weittung, unter ber finna oertitado fei eine
ceiiitQdo moralis |u Derfteben. 99e}ugli(i^ ber
Stttgenoufifage« fe^lt efi nii^t an danontfien,
md^e bie Vugfoge eines 3^g^# ber glauboürbig
ift, für genflgenb erad^ten. S)ie 9Rel^r|eit tt)iS bad
aber nur für ben 8(dl gelten loffen, menn ber Snt»
femun^oit fo meit ift, bo^ anbere 93ett)eidgrunbe
niä^t beigebracht merben tonnen, forbem bagegen
fonft bie VuSfage jmeier 3<ugen. 9lud^ über bie
Scage, ob ein bIo|e8 (Berüd^t l^tnreid^be SBeaeie«
baft ^, gelten bie 9Reinungen auleinanber. S)ie
bebinttenbften Sanonifien beftreiten efi unb forbem
nod^ anbere Setoeidmomente. 3n neuerer 3(it
^t bie römifc^ (Surie burd^ mel^rere Srlaffe bie
Slormen n&^er f eftg^teUt, na^ benen au Derfabren
i% um bie erforberli^e ®etoi|]^eit über ben Zob
M Dcrf(^oI[enen€^egatten gu erlangen. 3undd^ft
erUeft baS B. Offieiom eine 3nftruction (12. 3uH
1822; f.ard^U) fturfat^. ftird^nred^tLm[1885],
426), in toeld^ begüglid^ ber 3cugen gefagt
»irb, ba^ SBermanbte Dor Sf^emben, onföfftge
Surger Dor Slnberen ben 9Sor)ug l^ben unb um*
^rf^meifenbe ^rfonen unb @otbaten nur nad^
rftfiid^r Uebertegung gugelaffen loerben foQen.
SDk oerfd^iebenen SuSfogen mehrerer 3^ugen,
toel^e etn}eln unb für fl^ genommen leine 93e-
toeiMraft ]{{&tten, löuneu bod^ gufammengenommen
ecnt (inreid^enbe (Setoigl^eit geben^, aud^ Idnnen
burd( ^öfumtionen* unb Coniecturen, burd^ bie
Ojfentti^e 9Reimtng unb bie Sfama bie Saugen*
eufifagen befrüftigt merben; foQten unmittelbare
3nigen nid^ Dor^nben fein, fo finb mittelbare
3^gen )U)uIaffen. SDie Kongregation merbe in
iebem (EingelfaÜe nad^ 9n|önmg Don Xl^ologen
uab Suriften bie Sntfd^ibuna fällen. Sal )mette
giroDin)idamciI Don SBeftmtnfter (im 3. 1855)
fomie bo8 }meite $lenarconciI )u Baltimore (im
3. 1866) normen Segug auf biefe Snftruction
unb fc^ftrften bereu Seoba^timg ein. %m 18. 9Rai
1868 (Srd^iD LXVII [1892], 339) fn^ f^^ fo-
boan bie (3ongr^gatio InquisitioniB Deranla^t,
Ue Segeln in einer Inairaotio gu Deröffentlid^en,
no(| benen fU felbft bei gfefifteOung bed Zobed
ctneS !Becf4^olIenen Derfal^re, bamit bie Sifd^öfe
Ctttmeber obne Slecurd an ben l^eiligen Stubl in
dena^t biefer Kegeln im SinjelfaUe entf d^eiben
ober i^ren StecurS fo Dorbereiten lonnten, ba|
eine (Eutfd^eibung feitenS beS l^eifigen 6itt$bg
balb erfolgen tdnne. 3unäd^fl mirb fef!ge{iellt,
ba^ eine löngere Sbmefenl^eit bed (Satten, aud^
toenn berfelbe burd^ ein Idniglid^ed ßbict ober
burd^ bie XageSblötter aufgeforbert fei, fid^ )tt
fteHen, bod^ nic^t ben %oh befifelben bemeift. 2)ie
Semül^ung fei bal^ )u rid^ten, eine offtdeUe
@terbeurtunbe Don einer $farrei, einer tinftott
ober einem ^of))itaI lu erlangen. 3n (Srmongc»
lung beffen feien }mel einnianbfreie 3eugen be«
ttieidf&^ig. & Ktm ober oud^ bie SuSfage SineS
3eugen als genügenb angenommen merben, menn
fonftige SemeiSmomente ]^in}utommen ; aud^ mittel«
bare 3^g^n lonnten genügen. SBenn aber gar
lein 3euge Dorl^anben fei, foS unter forgfoltiger
Stad^forfd^ung auS (Eoniecturen, ^röfumtionen
unb 3nbicien eine moralifd^e (Semi^eit )u ge«
mtnnen Derfud^t merben, meldte bem jucUcium
eines prodens yir für bie X^atfad^e beS XobeS
genfigen mürbe. Um fold^e $röfumtionen )u er»
galten, fei namentlid^ )u unterfud^, ob ber $er«
fdboüene einen guten SebenSmanbel geführt, mit
feiner ®attin in gutem SinDeme|men geftanben,
leine Urfad^e, fid^ gu Derbergen, gel^abt l^be unb
nod^ Vermögen in feiner ^mat beft^ ob er mit
3uftimmung feiner gfrau unb feiner SSermanbten
ftdd entfernt fyxht ; ob er gefunb gemefen, im SBrief •
tt>ed^fel geftanben, feine StüdRebr in ^uSftd^t ge«
fieat l^be; ob er feiner aRilitar))flid^t fid(^ ent-
sogen, an einer Sd^lad^t tJ^eilgenommen 1^ ; ob
er eine ®efd^aftSreife unb gmar in unftd^
(Segenben gemad^ ^be ; ob er eine @eereife ge»
ma^t, mit meldten @eföl^rten er bofl getrau, unb
ob baS Sd^iff eine ftürmifd^e gfa^rt gel^abt l^be.
Sobann fott ber gute fieumunb beS Serfd^oScnen
confiotirt merben unb enblid^ in ben 5ffentlld^en
Slöttem eine SBelanntmad^ung mit einem genauen
Signalement gefc^l^en. €oSte nad^ aQ biefen (Er«
l^ebungen bem Sifc^ofe bie @ad^e nod^ jmeifel«
l^aft fein, fo foHe unter Ueberfenbung ber Scten
on ben l^iligen @tubl ucurrirt merben. (Begen^
über ber frühem Snftruction beS S. Officium be«
beutet biefe einen mefentlid^en gortf^ritt barin,
ba| fie bie (Entfd^eibung unter ben entfpred^enben
SorauSfe^mgen ben Stfd^öfen onl^eimgibt. Uatar
bem 29. 9ugufl 1890 («rd()iD LXV [1891],
335) erlieg bie 8. CSongr. InquisitioniB eine
Inetniotio an bie orientalifd^en 93tfd^5fe, unb
smar in f))erieQem Sluftrage beS ^igen SSaterS.
S)iefelbe erllört, bog ber lebige Stonb iurtftifc^
in breifad^r SSkife feftaefieQt merben lonne: burd^
$ub(ication in ber i?ir(^e, burd^ Socumente,
äir$ Semel^mung Don Saugen. S)ie $ublication
gefd^iel^t burd^ bie ebcp^oclamatton. S)te 3<itgni-
Demel^mung gefd^iebt in ber 93ifd^ofSftabt burd^
ben (SenerolDicar, fonft burd^ ben ^forrer. 9(S
3eugen fmb auc^ metblid^e ^erfonen jugelaffen;
Sermanbte unb onföfftge SBürger baben ben 93od>
)ug ; über bie Semel^mung mirb ein @d^f tfa^
aufgefteOt; berfelbe mirb mit bem Siegel beS
Sifc^ofS Derftegelt. 3ft einer ber (SontralM^n
1828
ZobeSfIrafe.
1824
in lobeSgcfal^r, fo fann bie 3eußmt)emc]^mimg
unterbleiben, toirb obet im goSe bet @enefung
nad^ge^olt. @inb bie Sontraldenten obne beftimm«
ten moMxii, fo ift boS Seugnil be« Igifd^ofee
i^red ein 3o^r nid^t fiberfdSireitenben Sufentl^otted
einsujorbem unb fte felbft ßnb }u Dereibtgen. 2[{l
ber @^otte erfter S^e ongeblid^ geftorben, fo ifl
eine Sterbeurfunbe Dorgulegen ; in Ermangelung
berfelben loerben probaüones legitimae et suf-
ficientes «ugelaffen. — SereitS im 3. 1883
(Slrc^it) LIY [1885], 45 ff.) l^atte bie ^ropaganba
tine Instructio cm bie SBifc^öfe ber bereinigten
©toaten Storbrnnerifa^d gef anbt, loeld^e eine 9lorm
für baS SBerfol^ren bei e^e))ro)effen toit bei ß^e-
migelegen^eiten fiber^upt ent^ölt. S)iefe 92orm
tntf))ri(l^t bem gemeinred^t(i(^en Serfal^ren, mie
baSjelbe burd^ bie Sonftitution IBenebictS XIY.
Dei miseratione unb bie Instructio 8. C. Con-
cilii t)om 2. «uguft 1840 (ard^io XVI [1866],
467 ff.) feftgefteQt ift, üereinfad^t mond^e gförmlid^-
leiten ber frilberen ürd^lid^ S^eprojefje unb toirb
cid ein fummarifd^ed, auf bie »efentlid^en Slcten
bed ^rojeffed befd^rönlteS SSerfa^ren angenienbet.
Unter bem 5. 3uni 1890 («rd^io LXIU [1890],
542) erlief bie Gongregatio InquiBitionis ein
S)ecret, burd^ meldte ^e für bie gfaUe, in benen ed
fid^ um bie 9iullit&t ber ß^e »egen beS gl^e-
linbemiffeS ber SBerfd^iebenl^eit ber Steligion, beS
befte^enben Sl^ebanbeS (olfo aud^ im g^Se ber
SBerfd^oDenl^eit) ber Sermaubtfd^aft unb ber 92id^t-
beobod^tung ber tribentinifd^en SJorfd^rift über bie
Singel^ung ber &)t oor bem Pfarrer unb gtoei
igeugen ^anbelt, Don ber IBeoba^tung ber 3f5rm»
lid^feiten ber Sonftitution IBenebictS XIV. ent-
binbet unb Derfügt, ba^ bie 99ifd^öfe enbgältig
entfd^eiben fönnten, ol^ne ba| eine 9l))|>eDation bed
S^ebertl^eibigerS unb fibereinftimmenbe Urt^ette
gmeier änftongen tt)ie bidl^er l^erbeisufäl^ren femer-
|in notl^menbig fei 9(uf Antrag ber ))reu^ifd^en
Sifd^öfe |at bie Oongregatio 8. Officii unter
oudbrüdEIid^er 3uftimmung beS l^eiligen Saterd
unter bem 16. @e))tember 1891 (9rd^it) LXVÜ
[1892], 197) erRört, ba^ nid^td im SBege fte^e,
f d^ in bem S^eproje^Derfa^ren nad^ ber Instructio
l)om ^a'fyct 1888 unb bem Decretum t)om 3a^re
1890 )u rid^ten. S)aefelbe gilt fflr bie Srabidcefe
Sfreiburg. S[n biefer Instructio Dom Saläre 1888
^nb bie Seftimmungen ber Instructio Dom Sa^re
1868 fiber bad SBerfal^n }ur geftfleSung beS
SübeS eined SBerfd^oDenen aufgenommen. &
genügt bemnad^ für baSfelbe boS Urtl^eil bed
Sifd^ofefi begm. feine« OfficialateS; bie| tourbe
§ubem in einer ßntfddeibung ber Gongregatio In-
quisitionis Dom 6. 9Rai 1891 (Sr^iD LXVII,
386) oufibrüdRid^ erllSrt. pxmn liegt ein Sort-
fd^ritt über bie Instructio üom Sabre 1868
binauS. @o ergibt ftd^ in ber ^ra^is ber römi-
fd^en Curie eine ftetig f ortfd^reitenbe enttt)idnung
mit ber Xenbenj, bie Semeidfü^rung unb bafi
tßerfol^ren bei ber Xobederflärung, foioeit baoon
im iuriftifd^en @inne bie Siebe fein jfonn, ju er-
leid^tem. (Sgl. 99auerl^b, ^nftitutionen bc8
rbeinifd^en (SiDttred^teS, Sonn 1878 , § S5 f[. ;
ffol^n, 2)ie bürgerliche XobeSerRSrung, im 9r(Jbi&
für fatl^. «ird^enred^t XLVm [1882], 58 ff.;
SAmmer, änftitutionen be§ fat|. ftiri^enred^tf,
2. SufL, Sfreiburg 1892, 531. 567; Sat^ori^
"" inbbud^ befi fran}ö|lf4en Sioilrtd^tfi I, 8. tnfL,
ibelberg 1894, § 86 ff.; r>. 6d^rer, ^onb-
^ be8 fiird^enred^tfi U, (Srog u. fieit^gig 1898,
856 ff.) l^. 3. 6*mit.]
^besfttaie l^gt bie genmltfame Qenti^tung
beS SRenfd^enlebenS burd^ bie Affentlid^ (genutt
gur @ü^ne fd^merer SBerbred^en. I. 3um Sei^eik
für bie 3ulftf f igteit ber XobeSftrafe ia|t fl^
au^er ber allgemeinen Uebereinfiimmung ber SöU
ler 1. ibre Siot^menbigfeit geltenb machen. 2)al
SBerbred^en bed 3Jlorbe8 finbet nur in ber XobcS«
ftrafe genügenbe Slbfd^redung unb SSerbinberung;
gegen bie glül^enbe Seibenfd^ft befi f)af[ei ober
ber Stad^fu^t tt)irb nur biefe furd^tbarjte ber itbi»
fd^en ©trafen ©emalt üben. S)er gefeUfd^aftUi^en
Orbnung ift aber ein burd^greif enbeS 3RitteI gegen
ben ÜRorb notbtoenbig, unb Darum ifi i^r bog
Siedet ber Xobedftrafe guguerfennen. S)a &oit bie
®emalt über baS Seben geben fonnte unb bie
meltlid^e Obrigleit mit ben notJ^menbigenSRttttln
gur ßr^ltung ber Orbnung auSrüfien mufite, fo
bat er aud^ baS Sted^ gur Ser^dngung ber XobeS*
ftrafe Derlieben. 9Bad Don bem 9Rorbe gilt, ift
aud^ Don anberen, bie öffentlich Ori)nung f(^
f(^öbigenben Serbred^ien gu fagen. Sei bem übe^
legten SRorbe iebod^ tritt bie 9totbtoenbigfeit ber
Xobefiftrafe am beutlici^ften ^or, unb ouf
ibn befd^dnlen aud^ bie meif^n ©efe^gebuiigm
ber 9leugeit i^re Snloenbung. 5Die menfc^lid^
©efellfd^aft entlebigt fid^ bed gemeink^li^en
!Dlitgliebe8, mie man ein fd^Sblu^ee (Slieb Dom
Seibe trennt (8. Thom., 8. th. 2, 2, q. 64,
a. 2 ; q. 65 , a. 1). S)ie XobeSftrafe ift ni^t
gegen bad ®ebot ber Siebe, ba fid^ ber Siln-
ber beleihen fann ober menigfienS gu fünbigen
aufbort %ud^ ift ed im allgemeinen nid^t gum
@d^aben, fonbem gum Siutoi beS Sorteng,
menn baS Unfraut entfernt mirb (Dgl. 8. Thom.,
ib. q. 108 , a. 3 ad 1). — 3|i bie £obe§ßrafe
n>egen ibrer Stotl^toenbigfeit für bie menfcblid^e
©efeOfd^aft Dor ber Semunft gered^tfertigt, fo
mirb i^re Sulüfftgreit 2. in ben Ouellen ber
Offenbarung beftotigt. 3ni Stten Sunbe mar auf
9Rorb unb einige anbere Serbred^en bie Zobd'
ftrofe gefegt (®en. 9, 6. (Es. 21, 12 ff. £eD.24,
17. S)eut. 19, 11 ff.), aud^ im 9leuen Sunbe
mirb baS ©d^mert, b. L baS Sle^t über £den
unb Xob, ber meltlic^en Obrigfeii auftbruAiti^ p
erfamtt (9tdm. 18, 4). S)ementf)ired^b b^rt ber
bl. ^uguftinuS, bie SoQgiel^ung ber Xobcd{b»fr
f aSe nicbt unter baS allgemeine Seebot ber Xfibtung
eines ÜReufd^en. — Snblid^ ift 3. bie WAtiflbit ber
Sinmenbungen gegen bie XobeSftrafe ein Sctoett
il^rer Sered^tigung. Seit SRitte beS 18. 3o^
l^unbertS tourbe oSerbingS bie SulüffigM bet
1825
ZobeSfirafe.
1826
Zob^fiflrah t)on VttmSttn geläugnet Sonnen«
fdS in Oeflmeid^ unb SBeccario in atalien (1764)
xotAm Ott erße tDinenfd^ftlid^e Sectreter biefer
Sü^tung genannt Sis gut SRitte beS 19. 3al^t-
^nbertS toor fogot bie Zobefiftrofe cm8 manchen
®e|e|bä(!^ gef^vunben ober mürbe mentgftenS
iti^t mel^r DoDjogen. 3n neuerer 3^ ^ot bie*
f elbc ober tnieberum mel^rfad^ ^ufnal^me gefunben,
190 fie ttor^ obgefd^afft toar. ®egen ben Sin«
tocm, ber 3n)ea (eber Strafe^ bte IBefferung,
tocrbt M ber XobeSftrof e t>txAUlt, iji }u bemerlen,
ba| ber €taat mit feinen Strafen iunft<l^fi bie
<Ei^a&img beS (Semeinnol^IeS begtoedt. UebrigenS
fü^ bie (Semil^eit beS nal^ ZobeS ben ttebel-
t^ter e^er gur reuigen (Sefinnung aß Ieben§-
Unglid^ (Sefftngni^. 9ud^ Iä|t ftd^ ni(!^ ein-
toenben, bie Sürger l^dtten bem Staate baS Sed^t
ottf 1^ Seben nidSt abtreten fdnnen, folglid^ befi^e
er (eine ®enmlt baruber. Senn bie Staatsgewalt
an fi4 ift nidbt Srgebni| einefi SSertrageS, f onbem
fommt üon @ott (gegenüber ber $e^au))tung,
bie ^inrid^tung reije gum SBerbred^en, ift bielme^
feflgtt^alten, ba| Sie Derbrec^erifd^e Xl^ 9la4-
Qbntung ^erüorrufi, ttäl^renb bie ftrenge Strafe
nur geeignet ifl abgufd^redten. 9Benn femer bie
ZobeSftrafe als ungered^t begeid^net »irb, tteil fie
bai menfd^Iid^ Seben einem fremben Smedte unter-
orbne, n^eil fie, in fid^ einer Steigerung unfäl^ig,
bie Derfd^iebene Sd^ulb nid^t nadj ®ebflbr ftraf e,
unb meil fte ben ÜRenf d^en einem ungetoiffen 3en-
feitS fiberliefere, .fo ift gu entgegnen, ba| bie
ettigen ®üter bed SJlenf d^en unüerle^ bleiben, bie
geitlii^en ober, mit änbegriff beS fiebenS, bem
®efommtn)o^te untergeorbnet fbtb, unb ba^ ber
fUtenfd^ burdd fein Serbred^en ben fernem ®enu^
berfelben t)ertDir{t ffoL Serbient ein SJerbred^m
bie XobeSftrafe, fo ttirb biefe nid^t ungered^t,
toetl eS ffir ein f^IimmereS SBerbred^m feine
flrmgere ^l^nbung gibt. 2>ie UnooOtommm^eit
menic^n^er Sere^tigfeitfipflege fd^tie^t bie ®Ieid^«
bett ber Strafe mit ber änbiDibualitat beS SSer-
bred^enS au8. Snbtid^ if[ baS imfeitige 2)afein
nur ffir ben S^eifler in oöSige Ungetoi^l^it ge-
)filt; ber glöubige Sl^ mei|, ba^ aud^ nad^
einem SBerbred^erteben bie reumfitbige Vorberei-
tung bem Xobe feine Sd^redCm nimmt Snblid^
fol bie Unmdglid^feit, einm oorgebmmenen 3rr-
ibum ttrteber gut gu mad^en, ber XobeSftrafe ent-
«egenfte^en. Sie aRöglic^feit beS Srrt^umS ift
cHerbmgS üorl^anben, mag biefelbe unter georb-
neten Kecl^oerbältniffm aud^ gering fein. 2)od^
tntfd^eibet biefelbe teineSmegS gegm Die XobeS-
fhofe, bo üiiäf onbere Strafen, g. SB. anbouembe
ober gar lebenSlänglid^e 3ud^t^8ftrafe , bem
Unfdftttibigm nid^t erfe|t merbm (önnen. 3)ie
tnmerbimie Strof e ftnrn fid^ bem Unfd^ulbigm gu
emigcm Serbienfte iierRären.
IL Sie Snmenbung ber XobeSfirafe im
<E{ngdnen ifi bem Sd^manfm ber moralifd^en unb
cuttureQm Ser^ftltniffe ber SBöRer untermorfm.
<Hnige SRmf«^ merbm freili^ immer nur burd^
mx^txMXou, XL 2. Kud.
bie XobeSfirafe k)on neum IBerbred^en abgefd^redtt
merben, unb begl^olb loirb biefelbe niemals gftng«
lid^ befeitigt Werben. Vuf l^öberm Sultur^en
mirb iebod^ nid^t nur bie barbarifd^ SuSffibnmg
ber Strafe einer möglid^jifd^merglofen unbjd^nel-
Im toeid^en, fonbem aud^ bie 3abl ber gföfie, bei
bmm fie gur Snmenbung lommt, geringer fein
(über bie XobeSftrafen im 9. X. f. b. 9rt. Strafm,
ob. 852 ff.). — SaS beutf d^e SReid^Strof gef e^bud^
beftimmt bie XobeSftrafe (§ 211) ffir ben k)olI-
mbetm !Dlorb fiberbaufit unb ferner (§ 80) ffir
bm SDtorbDerfud^ an bem ftaifer, an bem eigmen
SanbeSl^erm ober ttä^renb beS Sufmtl^alteS in
einem IBunbeSftaate an be|fen SanbeSberm ; bann
für 9DH|braud^ bon St)rmgftoffm, menn oaburd^
ber Xob eines SRmfd^m l^erbeigefü^rt mürbe unb
biefer Srf olg borauSgefebm merbm bunte (Steid^
gefe| o. 9. 3uni 1884) ; enblid^ fiebt XobeSfirafe
toabltoetfe mit anberm Strafm auf Seranfialtung
ober %nfübrung eineS StretfgugeS gum 3tt>edte
beS SHaomraubeS, menn burd^ biefen ber Xob
einer ber ^erfonm, gegm meld^ ber Streifgug
untemommm mürbe, bemrf ad^t morbm i{t (Stek^S-
gefe( o. 28. 3uli 1895). 3n Oefterreid^ merben
mit bem Xobe beftraft dod^oenatl^, mmn baS
Serbred^m gegm bie !ßerfon beS ffaiferS ober bie
Ausübung feiner StegiemngSred^te gerid^tet ifi, ober
in Ur^ebeirfd^aft begm. unmittelbarer SOlitmlrbmg
gu anberm ^od^oerrfttberif d^m Unteme^mungm be-
liebt (Strafgefe^ § 59, Lit a u. b) ; femer bei
DoObrad^tem ÜRorbe ber Xb^ter, eefleSer unb bie
unmittelbar 3)litmirlmbm (Strafgefe^ § 136); fo-
banngemiffelBerbred^m(§85), mennbabeiberXob
eines SRenfd^m erfolgt i{l unb biefeS DorauSgefebm
merbm tonnte, namlid^ öffentlid^e ®emalttbfitig-
feit burd^ boshafte IBefd^äbigung fremben (Eigm-
tbumS (§ 86), öffentlid^e ®emaltt]^gfett burd^
boSbafte ^anblungm ober ttnterlaffungm unter
befonberS geföbrlid^m Serl^cStniffm (§ 88), unb
IBranbregung(§ 167), festere überl^i^t fd^onbann,
mmn ber Sranb burd^ bef onbere, auf 9}erbeerungm
gerid^tete 3nfammenrottungm bemidt morben ift
(ebb.); mblid^ rüuberifd^er Xobtfd^Iag für ale,
meldte gur Xöbtung mitgemidt b^bm (§ 141).
Sie Vnmenbung ber XobeS|trafe ij^ nodb f üufiger
im ffriegSred^t, beim fianbred^tlU^m SSerfa^rm
unb na^ bm 9)lilitörgefe|en. Sie Sollgiebung
ber XobeSfirafe gefd^tebt in bm alt)rrm^ifd^m
^oingm burd^ baS Seil, in ber Kbeinprooing,
in Sarmfiabt, Sad^fm, Sa^em, SBürtemberg,
SBabm, SBeimar, SonberSbaufm, Coburg, ^-
not)er bur^ bie ®uüIotine; in Oeflerreid^-Ungam,
Snglanb, 9lu^(anb unb einigm ber Sereinigtm
Staaten bm:d^ bm Strang. Spanim 1^ bie (Bar-
rotte (SBürgeifm) beibebalten. 3m Staate 9tem
^orf mürbe t)or ffurgem Sldftridtöt mt Xbbtung
oermmbet 9Iad^bemffriegSred(|t finbetberSolU
gug bfiufig burd^ Srfd^ie^m ftatt. Sie ^inrid^tun^
Sefd^ie^t in neuerer 3(it in einem umfd^Iojfmm
laume t)or mmigm 3^gnt Ontramuran^in-
rid^tung). Sie XobeSfbafe mürbe abgefd^fß ii^
68
1827
Xobfünbe — Xobtenfiefd^toBrung.
1888
^tumänten (1864), in i^oQanb (1870), in ein*
tinen ftantonen ber Sd^mei^ unb in einigen
Staaten Storb* unb Sübamerifa'S. S)ie SoS«
^iel^ung unterblieb frtt 1843 in Portugal, feit
1877 in Stalten, feü 1863 in SBelgten unb in
9{omegen. S)q8 itolienifci^e @trafgefe|bud^ unb
bei; normegif^e Sntnurf l^en bie XobeSflrafe
nid^t aufgenommen. 3n ber @c^mei) lommt fie
i»on iBunbed toegen für politifd^e äJerored^ nid^t
)MX ^nmenbung, bod^ mad^en numd^ Itantone
(^ebraud^ bat^on.
IIL 2)ie Air d|e gibt bie Sered^tigung ber
Zobedjlrafe }u^ unb nad^ bem oben ®efagten mu|
fle bie @eu>alt über Seben unb %oi in Ueberein-
^mmung mit ben Duellen ber Offenbarung ber
Cbrigfeit lugefteben. 2)em ®eifte ber ftird^e ift
es entfpred^enb, ba| bie Sdffi ber XobeSurti^eUe
befd^rönft, il^re lludfübrung Don bem SBeimerf
lange bauember Dualen befreit mirb, aber einen
grunbfa^Iid^en SBiberfprud^ fann fu nid^t gegen
bie Strafe felbft erl^eben. 9118 bie äBalbenfer bie
XobeSftrafe oIS unftttlid^ Denoarfen, na^m 3nno»
cenj in. 1210 in baS Sefenntni| ber Krd^Iid^en
Sebre, meld^ed bei il^rer ^udföbnungmit ber ihrd^e
Deiäongt iDurbe, ben @a| auf : „%on ber tt)elt-
lid^en S^eioalt bel^aupten mir, ba| fte ol^ne Slob«
iänbe ein blutiges Urtl^eil DoDftreden fann, fofem
ie sur IBer^ängung ber Strafe nid|t aud 6a|,
onbem nad^ Sted^t, nid^t unbefonnen, fonoem
mit Ueberlegung fd^reitet" (Denzinger, Euch,
n. 871). (Es möre ein unbered^tigteS Sugeftönb*
ni| an ein Derfel^rted 9)litleiben, meld^eS nur
ir ben SBerbred^er fäbtt, bie Opfer ber @rau-
tmleU unb bie ®efa^ für ba8 Seben Unfd^ul«
>iger ^u oergeffen fd^eint. Sl^ren Glerilem l^at
bie ftird^e aOerbingS k»erboten, an ber f^ung
ober iBoH^iel^ung beS XobeSurtl^ileS tl^eiljU'
nebmen (f. e. 29. 30, 0. XXm, q. 8 ; c. 5. 9
X 3, 50), unb bie SuSübung ber be)eid|neten
^anblungen bat bie Snegularitöt (f. b. 9Irt.) )ur
S^Ige. 3ft iebod^ ber @eiftlu!^e }ugleid^ meltlid^er
terrfd^er, fo fann er burd^ feine ^Beamten bad
obeSurtl^eil fpred^en unb boüjiel^en laffen, ol^ne
ber Irregularität in DerfaHen (c. 8 in VI S, 24).
9!idU ol^ aud ^ebenfen ^egen bie Xobedftrafe
felb^ fonbem meil ein ÜRitmirfen bei berfelben
mit bem geiftlid^en Serufe meniger Derttdglid^ ift^
tourbe bie genannte Sneaulorität auf gefteOt aBenn
bie ftird^e aSU, bie bei emem £obe§urt]^eiIe tpig
o^mefen finb, t^om S)ienfte bed SUtared au8fd^Iie|t,
{d folgt boraud nod^ nid^t, ba| biefe Strafe nid^t
aud^ non ibr oerbangt merboi lönne. S)a6 ber
fiird^e ttirflid^ baS Xed^ jutomme, für fd^mere
^gel^en gegen bie religi5{e Orbnung traft eigener
SRad^ auf Xob }u erfennen, ip mel^rfad^ be]^au|)tet
morben; bodb U|t ftd^ bie %otbn)enbigteit eines
folcben Sted^teS nid^t nad^meifen unb anq ouS ber
Offenbarung gel^t biefe 9efugni| nid^t tlor ber-
t)or. 2)ic ffird^ l^at ftd^ bamit begnügt, oen
Sd^ulbigen bem toettlid^ Srm }u überliefern
^^i ber ^tte, baS Seben beS Sßerurtl^eilten ju
fd^onen; ber meltlid^e Sid^t« ber^gte bona«
ber 99itte ungeachtet, nad^ ber ganzen Strenge
beS meltlid^en ®efe|eS bie Strafe. (SgL Song«
^rft, in b. Stimmen auS SRaria-Saadb XVIII
[1880], 91 ff.; t>. Sifjt, ffieutfd^cfi Stwfred^t,
7. 9ufl., Serlin 1806, 236 ff.; Sotbrein, Sbrd*
))]^iIofo|)^ie II, 8. luß., greibucg L Sr. 1898,
643 ff.) [3of« SaurentiuS & J.J
Afinbt^ f. Sfinbe, ob. 955 ff.
bie S^anOf f. Vmortifotton.
bim, tluferfle^ung bet, f. Sufer»
fiel^ung beS Sl^f^eS.
$obf etuuiU, f. Unniberforium, Segrü&n£| nnb
Siequienu
tobieiitefiftiDtoiiig (9Ieaomantie, an mor*
tuoB evocandi, magica evocatio) ifi eine
^auptform ber SBabtfagerei (f. b. 9rt.) unb n)nrbe
burc^ Sauberer ober SSßa^rfager ausgeübt, bie ent*
meber {elb|l ben (Seift eineS Sbgeftorbenen ober
einen S^ämonen ^Kitten ober einen fold^en herbei-
rufen fonnten. ^er (Slaube an biefe ftui^ bot
bie unerfd^ütterlidbe Ueberjeugung tion einer 93er«
binbung ber 3Renjd^ mit ben ienfeitigen (Beifirm
unb Don einem o5^em üBiffen ber ®eifiet über
bie Sufunft sur SBorouSfejfung. Obmol^ in ben
alteren Zbeilen beseiten tefkmenteS ber ®Iaube
an bie Unfterbtic^feit jel^r ^rücftritt uab bie Sor»
fteSungen bon bem fd^atten^ften ^liübcn ber
Seelen im Xobtenreime febr ntebrig macen , fo
fonnten bie äSroeltten ood^ oem algemetnen Suge,
burd^ 92ecromantie bie 3ubinft m erforfdben, nid||t
miberfiel^en. Sie jal^Ireid^en iSerbote (Seo. 19,
31; 20, 6. 27. 3>ettt. 18, 11) bereifen, ba% ber
Slbergloube ber l^ibnifdfien Umgebung mäd^g auf
fie einmirfte. S)ie gemö^nlu^e Sejeid^nung bcS
SobtenbefcbmbrenS ijl ^'le«, boS in ber Xegel
(llmal) mit -^yni Oerbunben ifL Se]^ere8 be^ei^
net ben SBiffenben ober ben, ber etmaS miffen \a^,
inf of em er im 93ert|e eines SBa^rfogegeifteS« eines
i;uBa>v ober xn^süfia tou iru&Koyo^ (Set). 19, 81 ;
20, 6. 2)euL 18, 11. 1 Sam. 28, 3. 9. 4 ttitL
21, 6; 23, 24. 2 $ar. 33, 6. 3f. 8. 19;
19, 3) iji; Seo. 20, 27 tt^irb ber Skil^tfage»
geift felbft, alS ein M miffenbeS Siefen» fo ge«
nannt 2)aS (ebräif^e a^K ig )unad^p ber bem
ÜRenfd^en einmobncnbe Soubergeift, ein Sdmos
ober Der (Seift eineS Xobten, ber in ben S^}fa
eines 9RanneS ober SEBetbeS feine Sobmmg auf*
gefd^Iagen ^tte unb mit ben !Berftorbenen in
SBerbiiwung ftanb unb bie Zobten {U befd^R^iten
mu^te. Saul forberte Don ber $ese Don (Enbor,
bie fyxm eines a'in genannt toirb (1 Sanu 28, 7;
fi{|I. Set>. 20, 27. Sbeut 18, 11): «SBo^ge
mir mittels beS a*)» unb Bringe mir belauf, ben
id^ bir fage" (1 Rl^ru 28, 8). S)a^er ift einen
a*:» befragen fooiel olS bie lobten befragen
(ffieui 18, 11. 3f. 8, 19), unb SNt b^idftnet
aud^ ben Xobtenbejc^ttSrer. SBenn audb biefe Se-
beutung beS mit einem (Seifle auSgrcfißeien SHc<*
biumS Darauf bingumeifen fd^int« ba| ber ob^
gefi^ebene (Seift c&er ber SDomon bem SUcbium
1829
Xobteniefd^iDSrung.
18S0
tisiDO^e (Mt Vt)e. 16, 16) imb nad^ Stt bet
bd))(if4en $i)t^ »eidfage, fo barf man bo^
mc^t mit bm Zabmtbifteii itnb ben ffraterm 9tab-
Uiien bic attte|tameiitli<!l^ Sobtenbej^mtot
IMäßäi Ott Scnipem bdrad^, mel^e bm l^r«
uufbel^bmonstcsi Zobtengeifi auft i^aid^fell^dldleii
rcbm Re^nu 3)eim 1 Aös. 28, 11 ff. iß oocauS-
l^e|t, bo^ bct l^eroufbefd^morrne Xobtc oor bem
Scfd^mimibm crf^cn. aOerbingH Mi nur bic
^tJBt, xotUft jid^ n{(^t mit Soul unb feinen 93e«
gteUem im ndmlid^n Sinuner befanb, bie Sr-
V^Kinung, aber Soul l^rt bod^ bit Stimme
6atttteI9 unb untmebet ft(^ mit Ü^m. Sud^ mar
ber ^ese felbß bic mitllld^ Srf^einnng 6amuett
mcdoartet, unb bief e i{t iebenfoM auf eine be-
fottbeit SSeronpattung (Botted gurfitbufü^ren; aber
iotmer^ia ge^t borouS l^ect^or, bo| bie Zobten«
befd^drer nid^ blo^ auft bem il^nen einmo^nenben
wtfie ma^rfoaten, fonbetn aud^ abgefd^iebene
Seelen ^eroufoefd^dren moOten« 69 mu^ aud^
oui onbrnn Stellen gefd^Iojfen merben, ba| M
bcn 8ef4n>Arttngen bad Seme|men ber bef^mo-
renen Xobten als baS SBefentKd^lte goU. 3l^re
Stimme Bong (eife unb bum))f ton ber Srbe l^r,
gM bem Ddgli^en 3mitfd^m ber SBögel, bem
wirren ber Xanbe, bem ffnurren beS Sömen ober
bumpfct menfd^Iid^ IHage (Dal. j. 9. 3{. 8, 19 ;
29, 4). S)e|^ moUte man baS SBort a^«, mel-
fy§ nid^ me^r al8 ber «3uru(Hel^renbe'' (reve-
nant) etfUrt toerben fann, toeil ed in erfter Stnie
ben 0eiß beS 9Rebium9 bebeutet, oon bem l^ol^Ien
9ant, Ut bum}if tönenben Stimme berleiten, aber
biefe 9ebeutung „^Ifl Dingen'' Iä|t ftd^ nid^t
■m^tocifen. Ob eine affobifd^e SBurad ubi,
«fft^rifd^ abatmr, abatav, b. L d^nfultotton ober
Sefd^mtnmg, be9 a^t« angunebmen Ift ($aul
Sc^ol), ®b|enbien{l unb 3<ntbermefen bei ben
oltcn ^brftem unb ben benad^barten 935Ifem,
Se^Ourg 1877, 91), mu| babingeftent blei*
ben* Sagten ift bemerfenSmertb, ba| in bem
4dbSifd^ ^elbengebid^t ton (SilgameS Ojbu-
bar), mAi^ an^ bie Sintfluttrabition enthält,
eOgomci bie (Sdtter befd^mört, i^m ben ®eif}
feine« Senoffen ßobani oud bem ®rabe )u
f^idm, um ober bai SenfeitS gu berid^ten. S)er
QMfi ttfd^ ibm aud^ mimidft. S)ie LXX fiber-
fc^ 3^M mit tjxa<n^[Uibo^, Säaud^bner, unb
bcmetlm gu af. 8, 19 erfläxenb: „bie ouS bem
9au4t reben''. 3ofepbufi (Antt 6, 14, 2) fd^Iie|t
^ ibnen an, unb bie ftinbenfd^riftjleOer ftim-
men bei (Jost DiaL 105; Orig. 0. Gds. 5, 9 ;
In Kam. hom« 16, n. 7; In 1 Beg. o. 28,
luNiL 2: De engastrimytho ; Theodor. In
1 Beg. qoaeet 63; Ena. Gomm. in Ib. 45,
21 aq.), obne aber bamit ben lounberbaren (SX^a»
lafter ber ßrfd^nung Samueld preidgeben gu
ttoOen. CrigeneS meist oOe Sinmänbe gegen bie
mtrfli^e (Erf(^ung Samuels jurfid. SIemend
ton Slejanbrien berid^tet, ba| neben anberen
SBol^agem bie SSaud^tebner «j[e|t nod^ bei ben
SReiftenoerebd'' feien^unbf^rid^tooneinem «,baud^-
rebenben Zeufel' (Coh. ad Oraec 2 ; Paed. 2, 1).
Sud^ ^ieronqmuS (Comm. in la. 8, 19 sqq.) er«
nftrt bie IßQtbonen burd^ baS Soiufireben (DgL
Plni De de! or. 9). 2)odi lä^ fid$ im dafft-
|d^ aittertbum fein 3ufammenbang gloifd^en oer
IBaud^bnerei unb ber Zobtenbefd^toörung nad^-
meifen, obmobl iene fd^on gur Seit bed %riftopb<uied
unb ^it>)>ofrated aß ffunft getrieben mürbe. ÜRan
W alfo in ben LXX ba« ättefh 3eugni| für biefe
Srflörung ber Zobtenbefd^mörung. 3m claffi«
fd^en SItertbum finbet fid^ aud^ baS 9Rebium nid^t
fo betbettigL Sld ijfpta tarn bie bid^terifd^eSe-
fd^eibung ber Befragung bed ZirefuiS burt^
Ob^ffeud im elften Sud^ ber Ob^ffee betrad^tet
merben. Sie Xobtenbefd^mörung fanb in ber
Stege! an Orten ftott, an meld^ eine Sierbinbung
mit ber Untermelt gu befielen fd^ien, namentliiib
in ^bblen, bie aK Singönge gum OrcuS galten,
ober in üuQonifd^ (Seaenben, am 9(d^on, am
See Somo« in Xb^rotten (SpiruS), bei C>eraIIea
an ber ^ropontiS, gu $bt9<^i<i iu Srcabien, am
iDemer See in dampanien, gu Xänarum in 2ap>
bnien. SRan bi^t bie ^ilfe ber unterirbifd^
(Bötter für baS befte SUttel, me^b^^Ib man biefe
burd^ 0))fer gu geminnen fud^te. Oft mirb bet
ihmbenopfer att geeigneter SRittel babei gebadet
SpoSoniud bon X^a foQ burd^ magifd^e ftünfte
bie Seele eines gemorbeten Jhtaben getoonnen
baben. Sicero mirft bem SktiniuS tor: ^2)tt
pficgfl bie ®eifter ber Serfiorbenen gu befd^mören
unb ben ®öttem ber Untertoelt bie Singemeibe
ber ffnaben gu opfern'' (In Vatin. 6). Sogu
fom bie ^Befragung ber Zobten im Xraum unb
bei ben ®rabem, moju gleid^foUd Opfer bebilflid^
tooren (S)ö&inger, ^eibent^um utd) ^ubentbum,
Stegendburg 1857, 194. 659 f.). £8 gab neben
ben mit ^rieflem auSgeflotteten 9nftalten für
Stecronumtie ($fQd^opompeien) aud^ gabireidbe
92ecromanten ober SfQd^agogen, 9Ragier, meldje
baiS ®efd^Qft ber Xobtenbefd^mörung trieben (Lu-
can. PhanaL 6, 420 sqq. 529 sqq. 706 aqq«
761 sqq.; Jusi ApoL I o. 18; Tert De
anima 57 ; ApoL 23). 2)ie fiaifer 9lero unb
SaracaÜa nabmen gu i^nen ibre Sufbtd^t: {euer,
um bie ermorbete SRutter, biefer, um bie Qteifter
feines Soterd unb SBruberft gu fübnen (Suet,
Ner. 84; Die GaaaioB 77, 15; OgL Hero-
dian. 4, 12, 8 sqq.). Sulionud unb (Sagabal
Qe^ bobei itinber fd^Iad^ten (Dio Cassins 73,
16; 79, 11). 3)ie 9leupIatoniIer fud^ten bie
9iecromantie neu gu beleben. 9ud^ bei anberen
SöOem, benSeg^ptem Of. 19, 3), Sab^Ioniem
(Lucian. Menipp. 6 sqq. ; Maimonidea, More
Nebuchim 3, 37), $erfem (Siarabo 16, 2, 39),
mar bie Xobtenbef(bU)örung bebmnt (ogL Sd^nei*
ber, S)er neuere @eifierglaube, 2. 9im., ^^ober«
bom 1885, 51 ff.). $feubo«eiemenS (Hom. 1, 5)
ergdb^, Don S^oeifeln über bie Unfterblid^Ieit ge«
quölt, b<^be er ftd^ burd^ ben SnblidC einer abge-
f d^iebenen Seele (Settri^b^ torfd^affen moQen. Sr
gebod^te nad^ Seg^pten gu reifen unb bort einen
Ö8"
1881
Xobtenbefd^toörung.
1832
gauBerer ju einer lobtenBefd^wörung gu Bemeßen.
®te ©teile 3f. 65, 4: „@ie ^tn tn ben ©rä-
bem unb übemadöt^ o« t)ertoQ^rten (gel^eimen)
Orten", fd^ilbert bte bob^Ionifd^e lobtenbefd^ttö-
rung ö|nlid^, toie fie bei ben clojfifd^en Sößem
üblid^ toax. ^teron^mug bemerft ba^u, bie 93e-
fd^toörer l^ötten fdj in ben (Bräbem unb lempeln
auf bie miSgebreiteten Qfette ber Ojjfert^iere jd^Iafen
gelegt, um burd^ Iräume boS Sufünftige ju er»
fal^ren. Sieg tl^öten bie Reiben nod^ immer im
Sempel beS 9e8cuIop unb vieler 9nberen, meldte
nid^tS ainbereS ül8 ©robl^flgel feien. — «uf ben
Unterf^ieb jmifd^en Seelen unb ®ei{lem lannman
leinen großen SBertl^ legen, meil ber ^l^nencult
ungemein verbreitet unb mit bem ©eifiercult Der-
bunben mar. „S)le fogen. 3)ämonen fmb ®eifter
böfer Sllenfd^en, meldte unter bie Sebenben ge-
g^ren finb," fogt 3ofep]&u8 (BeU. Jud. 7, 6, 3).
ei ben 9?aturt)öl!em, befonberS bei ben 9?egem,
l^at bie Serel^rung ber SSerftorbenen, ber Sll^nen-
cult, faft bie ganje Sleligion öerbrängt. ©ie fmb
fiberjeugt, ba| bie ©eelen ber %bgefd^iebenen nod^
in il^rer Sttäl^e mellen unb il^nen §elfcnb jur ©eite
Stehen, gbenfo glouben fte, ba^ biefe ©eelcn Wie»
er in üoHfommener „SDlaterialifotion*' erfd^einen,
unb Italien bie SSBetgen oft für fold^e Srfd^ei-
nungen. 3e mel^r ober ber 9taturmenfd^ t)on ber
9tatur unb il^ren ftrdften abl^öngig unb geneigt
ift, überaO ben (Sinf[u^ böfer ©eifter anjunel^men,
befto eifriger ftel^t er ft^ nad^ ^ilfe um, biefe feinb-
lic^en (Semalten gu bannen. S)agu bat er feine
Sauberer unb ©d^amanen (f. b. 9lrt. ©d^aniS«
muS), ba^u fud^t er aber aud^ bie ©eifter feiner
Wpxtn ftd^ bienftbar ju mad^en. UeberaÜ if! bie
92ecromantie mit ber SRagie berbunben. 2)ie
Sauberer, meldte für i^ren Seruf befonberö auS-
gebilbet merben, Verfemen fid^ burd^ tunftlid^e SRittel
in einen Suftanb ber IRaferei, um ben ®eijt ju
befd^mören unb ^u befragen, ^ud^ bie d^inefifd^en
Sauberer laffen nad^ Snrufimg ber S)ftmonen bie
® eflalten ber beröonagenbften SKänner iljrer ©ecte
ober i^ @dtter in ber fiuft erfd^einen. SHe in-
bifd^en ^afirS imb ^oginS rühmen ftd^ ber ^ilfe
il^rer 9l]^nen, ber ^itrl IHefe bem mobemen
©piritiSmufi (f. b. %rt. ©))irituaIigmuS) ber-
manbten Srfd^einungen, meldte auf bem ®Iauben
ön bie S^ortbauer nad^ bem Xobe unb auf bem
iBerlangen eined nid^t blo| moralifd^en, fonbem
ftd^tbaren, materialiftifd^en Serfe^rd mit ben 9b>
geworbenen jum S^^^ l^öl^erer Srfenntni^ unb
oejf em ©d^u^ed berul^en, aber ben geiftig unb fitt-
ti^ gefunlenen Suftanb bed 9Renfd^en in ber SBabI
ber SRittel geigen, l^aben mie bei ben 3uben tro^
ftrenger Serbote, fo aud^ bei ben ©Triften immer
mieber ®Iäubige gefunben, unb ivoox um f o mebr,
ie mebr bad fefte ®otü>ertrouen unb bie Hoffnung
auf baS äenfeitS gefd^munben toaren. S)te ißecro«
mantie ift ein Ueberbleibfel eines alten unb all-
gemeinen Aberglaubens unb mirb nie ganj au§*
fterben. Sie ffird^entiater l^ielten bie beibnijd^e
Säuberet nidjt für lauter ®etrug, fonbem für SBir-
hingen ber b5fen ®etfier, toeU^ Unteren ft4 aud^
in ber ®eftalt lieber Xobten att treue unb tier-
traute ©d^u^eifter jeigten, um bie 3Jlm\d^m gu
l^lntergel^en. Sei ®rie(^en unb 9lömem toie bei
ben l^eutigen 9laturt)dIIem bebtenten fid^ bie 3^^"
berer ber bef^morenen ®ei{ter unb anbetet No-
monen mand^mol, um il^re gfeinbe ]u qufilen,
ibnen ©d^merjen, ftranfbeiten, ben Xob )u
(^idCen. ©old^er S^^uber mürbe ou(^ bun^ Se-
d^mdrungen geübt, bie, auf SIeitafeln gef^tieben,
n ®räber niebergelegt mürben. Sa^er fui^te
man bie ©eißet buri^ ©penben unb Opfer ju bc-
fd^mid^tigen unb in ®rabfd^ften um ©d^onung
angufleben. 3nt ^eienmefen (f. b. Stt f>exen)
mud^erte ber alte Aberglaube fort Set (Skmbe
an fold^e Sinmirfungen ber (Seiftet , felbj) an
Sünbniffe mit bem Zeufel, tubt ouf bet alten
!D2agie. 3m 14. Sab^bunbert aebie^ er befonberS,
meil bie 93erbältniffe i^m gün^g mortn ; t% mar
bie IBIütegeit ber Afhologie, Cbiromontie, fßecro-
mantie unb Sld^mie. 3m 16. unb 17. 3abT«
bunbert befd^äftigte fld^ bie „SBiffenfd^oft' hn
9lecromantie l^auptfSd^Itd^ mit ber Xeufetöbefd^d*
rung unb bem XeufelSbunb. 3tn (Segenfa| gu
biefer fd^marjen ^Ragie (maleficiiim) eRtmitfelte
ftd^ bie meige ÜRogie. ©ie mürbe Don SRebt«
einem unb 92aturforfd^em auSgebilbet unb be-
imetfte eine SBerbinbung mit ben (Srbgeiftem unb
im ©eelen ber Abgeftorbenm, um eine gel^ime
9{aturforfd^ung uiU» Ütaturbel^ertfd^ung ju er-
langen. 9Jlan moHte bie ffunft finben, leben be-
liebigm Xobten gur Srfd^einung gu bringen. 9ür
baS 18. Sa^tbunbett ift bet ©mebenbotgioniS-
muS (f. b. Art. ©mebenborg) begeid^nenb, bet
aud^ in'S 19. 3a^^unbett blnein gemitfi ^. 3n
biefem f^at bet ©pititiSmuS bm Abetgloubm bet
Sultutmelt gum ©ijfiem etl^oben. ©mebenborg
Iie| ftd^ t)on bm (SMftem bet SBetfiotbenm über
bieffeitige Singe AuJf^Iüffe geben unb l^at mi^
in anbeten ®eiftetftädm bm ©pititiftm oot*
geatbeitet. geriete bel^auptm, bie ®ci{ier bet
Setftotbenen citirm unb gu ihtnbgebungm butd^
Zon- unb SemegungSp^dnomme oetonlaffm gu
lönnen. Sa man gegmmüttig gmeigt i^, bm
©pititiSmuS alS ein p\t^ifo\oqf\^^ ^blem gu
bettod^tm, fo mirb au^ biefe @eifierbef(^mötung
beS munberbaren (SboTaftetS mtneibet Sooon
gu untetfd^eiben ift bie gftage, ob überbaupt Siter-
ftotbene etf d^einm Unnen. Siefe §tage lann An*
gefid^tS beS alten unb ollgemeinm ®Iau6cnS nid^
o^ne SBeitereS Demeint metbm (Dgl. ©d^neiber
a. a. O. 503 ff.; Serf., SaS anbete 2Am,
4. Aup., HJaberbom 1896, 168 ff. 242 f.| Sri*-
lönbet, SarfteDungen auS bet ©ittengefd^^i^
»omS m, 6. Aufl., fieipgia 1890^ 762 ff.
767 ff.). Sagegm ift ^ Dom d^tijUid^ ©tonb-
punft aus felbftDetftfinblid^ , ba^ gute ®etfiet
nid^t ol^ne bm SiQm ®otte8 erfd^cinm Kunien,
unb ba^ eS nid^t in bet ^ono Ufer Oei^
obet irgenb eines üRebiumS liegm feain, einm
betiebigm Xobtm gum Ctfc^einm gu Dctmdaffen.
18S3
Xobtenbeiiatter — Xobientanj.
1884
So bieg bod^ gtt gef^l^n f^eint^ liegt ent«
»ebcr ein 99elxug ober eine bdmonifd^ Wad^i«
noHon Dor. <S)ie^ ift offenhmbig in oet ganzen
Slecromontif beft ^eibentl^umS, toeld^eS in feiner
)rnnci)>ic&en Serlennung (SotteS unb Sere^rung
bc8 @e{45pfed in 93erbinbung mit ben {d^koerften
ftttlid^ Sßerinungen nur ou9 ber Wa^t ber
f^dOe erüfirt »erben Idnn. S)arattd erflärt Jt<l^ ber
Sbfc^ bcd SIten Xe{!atnent8 Dor bem @5^-
bienfl unb ba8 Serbot ber Xobtenbe)d^tt)5rung
unter Vnbro^ung ber XobeSftrafe. 9u4 $feubo«
Clemens (f. ob.) tourbe oon einem $]^iIofo))^en
geioacnt« in 9leg9))ten eine £obten6e{(^to5rung
t^omel^men }U lajlen, toeil ed ber (Sottl^eit mi|*
fä&tg fei, toenn man bie abgefd^iebenen Seelen
SUe. 2)08 Xobtenbefd^toören in d^riftlid^en
eifen bebeutet einüRi^trouen auf (Sottefi Offen-
barung unb Seitung, einen SiüdffaQ in ))agam-
ßif^e QJertrrung unb ifl barum mit aQer 3oubstei
ton ber itird^e oerurtbeilt (S. Thom., S. th. 2, 2,
q. 95, «. 3. 4; Sinfenmann, Sel^rbud^ ber 9RoraI-
tbeologie, 3frei6. 1878, 356 ff.). (SSgl. nod^ Sl^ei-
n^<^ed ajhifeum, 91. Sf. XXVU [1872], 375 ff.;
Golanb, Ueber Xoten))ere]^rung bei einigen ber
inbogermontfd^en SJöIfer [2[nber, Stömer, ®rie«
d^en], 9mfterbom 1888; @tabler oon 9BoIffer«
Qrfln, S)er Xobtencult bei ben alten SBöÜem, fjfelb-
(ir41891-1898;S)ieterid^,9lef9ia,SeiDs.l893;
»o^be, SfQd^e. @eelencult unb Unfterblid^feitS«
glaube bei ben @rie$en, 2. Sufl., greib. 1898 ;
Sre9, Xob, @etlenglaube unb @eelencult im alten
3«roeI, Seipjig 1898.) [?p. ©<^8J
^0bttnitfiaUn^ f. gfofforen ;Xobtenbud^,
f.iKrd§enbud(fer; Xobtenerfd^einung, f.Sr-
fdJeinunalV, 849|f.: Sobtenfeier, d^rift-
lid^e, f. SBegräbnig 11, 189 ff. unb Bequiem;
iübifd^e, f. Segrabnil n, 184 ff.; Xobten-
gloie, f. @terbegIod!e, Sobtengräber, f.
SoRoren.
tobfenf^eiii bei^t eine bffentlid^ beglaubigte,
ouf ben @terberegiftem auSgejogene Urtunbe über
boS erfolgte Stbleben unb Segrabni^ einer $erf on.
S)iefelbe entl^OIt getoöl^nlid^ ben Xauf- unb ®e-
fd^Ied^namen, Sleligion, Sllter unb @tanb bed
Serfiorbenen fomie baS Saturn bed Xobed unb
bed Segrabniffefi. 2)ie amtlid^e ^Beglaubigung
gefd^iebt burdd Unterf d^rift unb Siegel beS $fanerS.
3n biefer gform gilt ein Xobtenf(i^ein oor bem
firc^Hcben Sforum olS ooller Setoeid für baS Ab-
leben ber barin genannten ißerfon fo lange, als
nid^ ber (SegenbeioeiS erbrad^t ift (DgL b. 9(ri
fmd^enbäd^). [^ermaneber.]
VoMotfuit} nennt man bie Kinftterifd^e S)ar»
Mung ber 3bee t)om Xan^e beS SobeS mit ben
Sebenben, toie fie und in ber Siteratur, ber
IRalerei unb ber !ßlaftil beS SRittelatterS ent-
gegentritt S)er Xob ift babei als ^on ge-
baut, eine 9lu|fa|fung, ber man bei ben Sitten
unb in ber l^eiligen Sd^rift toieberl^olt begegnet
(S* 9. 9|)0C 6, 8). 3)em Slftert^um galt nun ber
Zob nid^t att tSbtenbeS SBefen, fonbem a(S
(Sötterbote, ber ben SDlenfd^en jur Untertoelt ab-
bolt unb geleitet. @eud^e, S^mert tobten; er
felbft funbigt burd^ feine Srfd^einung baS Sterben
nur an, obne eS }u oerurfad^en (ogt. aud^ fiuc.
16, 22, m bie enget (SotteS beS armen SKanneS
@eete abloten unb in Slbra^mS @d^o| tragen).
9n bie SSorfieUung oom Zobe atS einem IBoten,
ber oon einem gro|en ®ef otge geleitet ift, f d^toRen
ftd^ nun nod^ anbere 3been an. 93oten }u fein
pflegten im ^ttertbume Siebter unb Spielleute.
es tag nabe, ben £ob mit feinem @efinbe einen
Steigen auff üi^ren }u taffen ; er totrbt fid^ burd^
pfeifen unb ©eigen 9lad^foIger (ogL 3. @rimm,
S)eutfd^e 97l9t](^togie 11, 3. SuSgabe, ®öttingen
1854, 799 u. 807). gfreibanfS „Sefd^eibenbeit"
(Ausgabe oon SB. @rimm, 2. Sufl., ©öttingen
1860, 175, 15) fprid^t Don einem %an^t, gu
meld^em ber %oh bie SJtenfd^en fammett; Sebaftian
SBrant (9iarrenfd^iff Stop. 85, 30. 89. 92) Don
Sprüngen, bie berf etbe te^rt, oon bem Steigen beS
XobeS unb bem 9$ortan}e babei Sotd^e Steigen
beS XobeS tourben atS fird^tid^e Sd^aufpiete mirf-
lid^ aufgeführt. 2)er Xob atS 9ote ®otteS mu^te
SRenfd^en iebeS 9ltterS, StanbeS unb ®efd^te(bteS
einlaoen, an feinem Steigen ftd^ gu betbeiligen.
anfangs beftanb baS Zangen beS ZobeS mit feinen
erforenen in einem einfa^en einberfd^reiten ($ro-
ceffion) unb batte einen jeierttd^ emften eb^rafter,
fpöter nal^m ber Xob eme me^r fpringenbe Gat-
tung an. S)ie Sßed^fetgefpräd^e , meldte babei
gmifd^en bem Zob unb ben angerebeten ^erfonen
geführt mürben, ftnb unS unter ben bilblid^en
2)arfteQungen Oietfad^ erbatten gebtieben. eine
berartige Üuffübrung fanb entmeber auf bem
fiird^bi'f^ ^^^ b^^ SBeinbaufe, ober oor bem
iheuge, ober aud^ in ber ftird^e fetbft ftatt unb
batte folgenben ^Oertauf. 3unäd^ft trat auf ber
ffanget ein 9R5n(^ ($rebiger) auf unb l^ett eine
einleitungSrebe über bie SBebeutung beS Sobten-
tangeS, meld^er bie ^infcUligfeit aOeS 3rbifd§en
unb bie Slllgematt beS ZobeS, ber fid^ niemanb
entgieben fann, barfteOen folle. Sobann {amen
aus bem SBeinbaufe mebrere atS Zob maSfirte
^erfonen l^erauS, oie mit Zrommet unb pfeife
gum Zang auffpietten. eine ebenfaltS atS Zob
oerfteibete $erfon trat nun in ben SBorbergrunb
unb f orberte aue SRenfd^en auf, il^r gu folgen unb
ftd^ bagu mit guten 2Berfen gu ruften. SD^it bem
ißapfte beginnenb, rebete fie guerft bie ^erfonen
geifttid^en StanbeS, bann, mit bem ßaifer fort-
fabrenb, bie metttid^en StanbeS an unb tub ieben,
tbn bei ber ^onb faf[enb, ein, mitgugel^en. S)er
Stngerebete mad^te ieber in feiner %xt einmen-
bungen, beSagte fein Sd^idfat unb fügte fid^ fd^tieg-
tid^, @otteS9armbergigfeit anrufenb, in'Sttnoer-
meü)tid^e. 3nbem ber z!ob ben erften mit ber einen
^anb toeggeteitet batte, fa|te er mit ber anbem
fd^on ben 92öd^ftfotgenben, atfo nad^ bem $apfl
ben Sorbinat, bann ben 99ifd^of u. f. to. Sie atS
Zob fungirenben $erfdnlid^feiten trugen Jebe eine
ZobtenmaSfe unb maren in eng antiegeiü)e getbe
1835
Zobtentonj.
1836
Setnmanb gefüllt bie fo (emoft toor, bo| ^e emet
Seid^e ober einem ©relett öl^nl^ fol^. @old^e
Sn^üge, ouf benen ®tt\ppt gemolt ftnb, befinben
ftd^ tu>^ im Shtfeum }U 2Bem. Slud^ auS bem
Sriefe eine« %{d^er8lebener SürgetS vom äal^re
1589 ge^t l^etDor, bo^ eS fold^e 9n}flge gab : „68
ift faft Med tetloren gegangen, fonberlid^ ber
«njug be« Sobeg unb SuciferS" (^rdl^Ie, SBelt-
lid^e imb geiftlid^e SolfdUeber unb SBoIfSfd^ou-
toiele, »fd^etSleben 1855, 316). S)en &ffin^
Ott 9ufffi^Tung bilbete »ieberum eine $tebigt
mit ber tlufforberung jur 93u^e unb SBefe^rung.
S){e urfprünglidde Sal^I ber bei biefen Stuffiil^
rungen bctl^eiligten ^erfonen betrug 24; im
Saufe ber 3^tt »urbe biefelbe iebod^ tttm^fftt,
eine Srfd^einung, bie oud^ auf ben 9lbbilbungen
l^crbortritt. @o(d^e Stipl^rungen finb nad^ge-
koiefen im % 1449 in Srfigge Dor bem ^erjog
$^ili)))) bem ®uten unb 1453 }u Sefan^on.
Vuf ben Xobtcntangbilbem in ber SRarienürd^e
SU iixhtä (1468) mirb in bem smeiten Serfe, ber
unter ben Silbern fielet, ber Xobtentan^ auS«
brudlid^ ein ,,@d^aufpiel^ genannt. 9rm unb
SReid^, 3ung unb Sit tperben eingelaben, fid^
biefed an^ufel^en. 9ud^ in Spanien tear bad
Xobtenton^brama befannt. 2)er ältefte Xest (La
danza general de la muerte) flammt au3 bem
Saläre 1860 unb ift für einen ber mimifd^
ftird^enaufjfige gef daneben, n)eld^e unftreitig bie
erfte 2tbee }u ben biMd^en SarfteUungen gaben
(91. t$. D. @d^act, ®efd^. ber bramat. Sit. unb
ffunft in Spanien I, »erlin 1845, 128 f.). 3n
Stalten l^tte fid^ neben bem Xobtentanje nod^
eine anbere Sbee t)on ber 9lIIeS überminbenben
^aäfi beS Sobed audgebilbet (namentlid^ burd^
S)ante unb Petrarca), bie t>om Xriumpl^ befi
XobeS. 2)ementf))red^nb gejtalteten fld^ aud^ bie
bramatifd^en Sluffül^rungen« 93on einer fold^en,
bie im 2f. 1559 ftattfanb, möge l^ier eine furge
Sefd^reibung folgen. %n einem ^benb ber Sor-
net)algtage ful^r burd^ bie Stabt gloren) ein gro«
|er fd^toarjer SBagen, mit loei^en ffreujen unb
Xobtenfno(|enbitbem bemalt, gebogen t>on Stieren.
9m öugerften Snbe ber 3)ei^fel fa| ein ßngel
mit ben Slbgeid^en beS XobeS unb blied auf einer
^ofaune f^auerlid^e SBeifcn. Oben auf bem
SBagen flanb bie riefenl^afte gfigur bed Xobed, mit
ber Senfe in ber ^anb, umgeben Don Sdrgen,
ouS benen Ihwd^en l^onagten. 3m Umfretje
bed Sßagenfi fal^ man jugebedte ®rdber, toelqe
JebeSmal, toenn ber 3ug inne Ijiielt, ftd^ öffneten.
SJlönncr in fd^marjen Äleibem, auf benen lobten»
löpfe unb ffnod^en abgemalt xooxtn, ftiegen l^r-
aud, festen ftc^ auf ben 9tanb ber ®röber unb
fangen ein Sieb t)on ber SSergdnglid^feit alleS
Srbifd^en. »or unb l^tnter bem SBagen gingen
loei^ unb fd^ttiar} gefleibete aRönner, mld^
SRadfen Don Xobtenföpfen unb gfadCeln in ben
C^önben trugen. Sn biefe f^Toffen fid^ gfal^nen-
träger mit ben Snflgnien bed £obed, fobann $er-
fönen olSZobte oerfleibet auf (Agemagerten$ferben
fi|enb. Seber Don biefen Steitetn 1^ tm tmt
Seid^entüd^em belegene 2)ienet um fid^; le|tm
trugen ^deln unb gro|e f d^toorje ^ncn, t»o>
auf meife ffreuje unb Xobtenf9|yfe gemdt iDotm
SBa^renb bed Umjugefi fang bie gonje Öefel«
fc^aft mit gittember Stimme ba§ Miaerwe (Nau-
mann [f. u.] 89). S)ramatifd^ 9up^nmgen Dom
Xobtentan) be}m. Dom 2rium|»l^ bc8 Zobä ^ben
ftdd übrigens bid in bie neuere S^ hinein e^
balten, ). IB. im VlSj^et ^ßaffbn«f))iele 1501,
in ber fransöftfd^en SRotoIität Oharitö mä bem
15.— 16. äal^ri^unbert ((Ereijenad^, ®ef4. b. neue-
ren Sramo"« I, fyjiOt 1898, 88 iL 221), ferner
im üteumarfter ^afftonSfpiele , beffen IBotfpiel
eine 3)arfteaung Dom Xriump^ beS XobeS tnt«
l^ält (Supft ^ortmann, SSoOSfd^fpiele, Seipito
1880, 471).
S)ie bramotifd^ Sup^ngen Ratten, toie
bereits oefagt morben ifi, oen Sn^ed, bie 3Ren|(^
ouf bie $}ergünglid(|feit a&eS ärbtfd^en l^n)mDei{fn
unb fie gut 9u|e unb »efe^rung onjutegeii
3>iefe Ibfld^t bnnte aber nod^ iDeit inten^er
baburd^ erreid^ u>erben, ba^ mon burd^ Slolei
ober SUbl^auer ben «.Xobtentanj' bcjft. „imvxify
beS XobeS" an ben Umf affungSmouem beS (Kt^
bofeS ober an ben SBänben ber Stitift obbilben
He|. S)amit l^tte man ben Zob befiänbig üot
9ugen, toäl^renb bie bramatifd^ Suffubrungcn
bod^ nur bann unb ttxmn Deranftaltet tourbcn.
3u ben fd^önften Silbern Dom Xriumpliie bcS
XobeS ^Si^lt bie 9)lalere{ im (Sximpo Santo )u
ißifa aus ber )ioeiten ^ölfte beS 14. 3a^un*
bertS, bie früher fSIfd^Iid^ Orcagna gugeft^ridben
XDuxht (SlbbUbung bei SBoItmonn, ®efi:|i<!^te ber
9RaIerei I, Seip}ig 1879, 460). 3u ben ftltefint
Silbern beS eigentlid^en ZobtentangeS (fran}öfi{(4
Dause macabre) gehörte bie Slolerei ouf bem
jKrd^l^ofe beS 9JlinoritennofierS aux Innoeents
}u $ariS (1425). 2)er Steigen beS ZobeS finbet
bier unter 15 tlrcaben ftatt. 3n iAn ttann
)tt)ei %ax\ipaaxt, |e ein Zftn)er auS bem gei{t>
lid^en unb einer ouS bem mettlid^en Stanbe
(^{t unb ff aifer, (Sorbinol unb Aönig u. f. ».).
^ugerbem befonben (ober befinben ftd^ t^ilmff
nod^) in granfreid^ ZobtentongbUber )u Sor,
S)e))artement %I))eS«maritimeS , So (S^fe*^eu
in ber SluDergne (%bteilird^e), (S^i^uxg (goti{(^
ffird^e), Z)iion (im fflofter Ste. S^o^e, oon
VtafonceOe 1486), ffermorio in bct Sretogne
(INrd^ 9lotre-2)ame), Somme«$9, 3)et>ortement
aRame (ftird^en))feUer). S>iefe fmb aSe oufi bem
15. äo^rbunbert. SuS bem 16. ßommen bie
Silber )U Singers (Mnsöe d'antaquM, SaS*
retief aus ^olg), SloiS («Itcoben beS ed^loB^ofeS),
gtouen (JMofter St. ÜRocbu, 1526—1529); cid
bem 17. 3abrbunbert bie )v SonbiDtfiatt, 2)e-
partement gfiniftto (Sein^auS), Ißlouebem io
ber Sretogne (tBein^ouS), So Stod^üRoam. 3)^
))artement Siniflto (SeinbouS) ; onS imbe^nt»'
ter 3eit bie Silber ju SmienS (eotbebvole), (Der-
mont, Silon (Aitd^e 9bttt-S)miie, Xcp|»i4>, S)ölt
1837
£obtentan]«
1838
fai bcr fltnnSst'fltmt^ , Sojfelin, S>e})attemetit
SRorMlan {Shx^t 9h>tce-S)ame), 6te-!Dlarie-mis*
tlngldS in ber Stormonbie (ffir^e), 6t«Ouen«
be^SBoHonS, Sepottemcnt SRapenne (IKr^e). 9uS
6ndanb fnd) p ertofi^nen bie Xobtenlangbilbtr
gu CroQbon bet Sonbon (etjb. Zoloft), Sonbon
(tfym. @t. fßauISRofieT, 1425—1440, unb im
%tmtt), eolifiburl) ((Sat^brale 1460), Strot-
forb omation (JMr^e), SEB^ite^II (Sd^Iog, 1509
ttfi 1547), aSBorileQ ^qS in (Sloucefteril^ite : au8
dtonen bie jtt Slujone, $rot)tn) Sergamo (^rc^e
de'disdpfini, 1 5. Sa^tl^unbert), Conti) {ftinS^t beS
iL Saaontd, 15. ober 16. Sa^rl^unbert), ^moxa
(^oloaao bdia StoQtone, 1520, unb in ber Itird^e
& Senebeiio, um 1500) ; mi8 Ißolen ba9 gu fhafou
(Seml^binerfloftet, 18. 3o^]^.)* 3u ben alte-
jlen beutfd^en XoDtentonjgemöIben beS 15. Sal^r«
lunbertS ge(5ren bie gfreSfen in ber X^urm^Ue
ber Slorientird^e in SBerlin, roüd^t 1860 unter
bec Zänd^e enU>e(ft unb reftaurirt mürben. 2)er
Xang Dolljie^ ft^ Quf bem ftird^^ofe tot einem
tvolbisen unb p^ettgen ^intergrunoe. 3ttnöd^ft
erbßdt man auf emer ffanjel einen gfranciSconer"
m5nd^, barunter gmei tl^ierü^nlid^e @eftoIten, Don
benm eine auf einem 2)ubeIfadE \pitl\; bann folaen
28 Serfonen, bie, j[ebe mit einem ^.Xob'' an ber
6anb, {iroceffionSmeifeeinl^erfc^reiten. Unter jebem
$aare beftnben fii^ gmeimol fed^ Sleimgeilen,
meld^ bie Snrebe beS iobed unb bie Sntn^ort ber
SRenfd^ enthalten. 3n ber SRitte be9 (Sangen
ift Sbnfhtfi am ffreug mit 9Roria unb Sol^nned
bargeßeOt ; lintS t)on bemfelben beftnben fid^ bie
^erfonen beS geiftlid^en @tanbed, t)om !ßa)){}e
angefangen bis gum ftüfter, recfits bie n)eUli^en
€tanbeS, Dom ftaifer bis gum 9larren. 2)er Sob
i{l fiberall als üRumie gemalt, mit bem Seid^entud^
befleibet; nur beim ^apfte trögt er lein Xud^;
feiten mad^t er einen ^nja^ gum @))r{ngen. 9[IS
^obe beS Xe^teS ftel^t l^ier ber 2)iaIog gmifd^en
Xob unbfffi^er. SerXob fpric^t gumJKifter:
^err Mßer bon ber Aird^en fommet ]§er,
Sf^x ffitt feib getoefen M ein SBorBeter.
3<^ mll boron ben Xang mit eud§ f))rtngen,
S)äft eudi bie 6d^IüffeI aSe foSen Hingen;
Segel boft 3^<nbud^ f^neS aus ber ^onb,
d4 bin ber Xob, id^ ne^me 9HemanbeS $fanb.
Set IKfter antmortd :
IS4 guter Xob, friße mir bod^ nod^ ein 3a^r,
^cnn meint ^interlaffenfi^oft ift no4 gong
unllar;
t litte id^ iDO^r geitig Diet (ButeS ^et^an,
0 mdd^t' td^ nun fcbUxHi mit bir gan.
C tDcbl foQ id^ nun nid^t Iftnger me^r matten?
S)ai Sexben 3efu mdge mid^ fd^eiben !
SBciier^ befanben unb beftnben fid^ nod^
Xobtentongbilber an folgenben Orten: a. auS
bem 15. äalSir^bert gu ftWn-JBojel (fliojter
Itlmgentl^o^, Sraunfd^meig (ehemalige 9nbreaS«
^tä}t), Hamburg (gronciScanerftrc^e St. 9Ra-
ria-9Ragbalena), Sübedf (STOarienfirt^e, 1468),
IDletml^ in ffämtl^en (iKrt^bof/ 1490—1500),
Sleoat (9{icoraiftr$e, fhpit beS SfibedFer Silbe«),
Strasburg L S. (e^em. ^ominlcanerfird^e), SBiS«
mar (6t. ailarieti))]arre); b. auS bem 16. 3abt«
l^nbert gu ®ro^-lBofel (SominicanerKoftet,
1587—1541), Sem (©ominicanerllofter, txm
Wie. «Kanuel 1517-1519), 6bur (bifd^ö|fid^
^alaft, |e|t Stätifd^eS aRufeum, 1543), ffonfiang
(S)ominicaner!b>fter, t)on 3ol^. ^iebler), SreSben
(®eorgenfd^to|, ie|t 9ieuftdbter JMr(^H^ 1584;
@cul))tur), Sfuf[en tn Sattem (SRagnuSfird^e, Don
2[a€ob ^iebler, nad^ ^. gfröHd^ 9bbUbungen).
^olberftabt (2)om, €cu())tur, 1554), OSnabrüa
(2)om, @tidferei auf einem put)ia(e), SRet^ena
in @äbtiroI (@te))l(|ansrird^e, 1519), SBiSmat
ORicoIaitird^e) , IB9I im ifanton St. ®anen
(XobtenfopeOe) ; 0. auS bem 17. Sabr^unbert gu
Srud^b<^ufen bei Unfel am SR^ein (^farrfird^e),
ihifuS in SBdbmen (^ofpitaO, Sugem (!Dtü](|Ien-
brfidFe, 1626—1685, oon H. SRegUnger, unb in
ber frfib^tn Sefuitentird^e, j[e^ jfantonSbibIbtbef,
Don Sacob 0. SEBqO/ SEBoIgaft (®ertrubiSftrd^e),
Oberfiborf im Siagftu (Siergebn-Stotbbelferfird^e,
oon ®abriel 9ledner); d. auS bem 18. Sobr«
bunbert gu Srfurt (eoang. SBaijenbauS, oon % @.
Sed), greiburg in ber Sc^metg (Sarffilerflofter,
1744, oon ©. grieS), greiburg im SreiSgau
(SRid^aelSfapeSe auf bem alten S(ixäfyo\t), Strau-
bing in IRieberbo^em (@t. $eterS))farrfird^e, oon
f$feli| f^öIgO ; e. aus unbeftimmter Seit gu 9tttng-
bufen in ber Sd^toeig (^farrfird^e, oon Socob
aRooSbruder), Smmetten im ffanton Untermalben,
®anberSbeim in Sraunfd^meig (Sarfü^erllofter),
SanbSbut {R\xifyo\ beS SDominicanerllofterS),
$ingoIo in @äbtiroI OSigiliuSfopelle). Slu^erbem
gibt eS nod^ t)iele b^^bfd^riftlid^e Xobtentänge,
femer fold^e in jht))ferftic^ unb ^olgfd^nitt, na*
mmtlid^ in ben fogen. Liyres d'heures ober
Horae auS bem 15. unb 16. äa^rbunbert Sinen
Xobtentang in ^oljfd^nittm aus bem 15. Sabr«
bunbert t^eilt ^{almann (f. u.) mit. %m be>
rfibmtefim ftnb mo^I bie oon |)anS ^olbein an*
gefertigten ^Silber beS XobeS'' gemorben. Son
Xang ift aber bei ibm feine 9tebe mebr. Sr ger-
legte ben Stetgen in feine eingelnen ^are, mobei
er nad^ bem Vorgänge ber ^Iten bie ^Reihenfolge
nad^ Stihtben beibebielt. SBei iebem eingelnen
Si(be, baS er gu einem injid^ gefd^Ioffmm ®amm
gemattete, fud^te er baS Oineingreifm beS XooeS
in baS ooDe Stmfd^enleoen in origineQer ^uf^
faffung red^t ergreifenb bargufteOen. 2)te ©eftdt
oeS XobeS, ber bi^ meiftenS als ®ttippt auf-
tritt, ftebt mit ibten d^afterifiifcben ®rimaf[m
in oiel fd^örferem Sontrafte gu bm fiebmbm, als
bie^ bei bm älterm 2)arftenungen ber ^U ift
2)er feine, biSmeilen bittere jg^umor, bie leidet bin-
gemorfenm fatirif c^m 9nf)näungm auf $er[onm
unb iöcitumftSnDe mad^n biefe Silber, berm
jpolgfd^nitte Su|elburger (1580) beforgte, febt
intereffant. 9u|erbem t)erfertigte ^olbein nod^
elnm Xobtmtong oon fed^J^aatm als Sd^mudf
einer Sold^fd^eibe unb ein mpbubet ton Snitial«
1889
Xobtentan).
1040
(nd^fiaben, toeld^eS ®ni))))m mit XobeSfiguren
entl^ält. S)er gro^e ^olbein'fd^e Xobtentan}, ber
1588 in SQon in Su^form erfd^ien, fanb in gang
(Smopa bie »eitefte Verbreitung ; ed e^iftiren ie^t
über l^unbert ^luSgaben. Sei bem großen $ln-
flange, ben biefe S)arfteIIungen fanben, lä^t t&
^ Uiäfi erdftren, ba| ber aRetfter oiele Sopiften
ttt^ Slad^^mer fanb. 3^ biefen gel^ört ^. Silbe-
oreDer (geft. t)or 1561). (Ein Xobtentang Don
$uboIf unb Itonrob Sieger erfc^ien guerft 1650
in 3ürid^ ; ein boQftnbifd^er, Het Schouw-toneel
des doods, 1726 in 9nij}erbam; SR. Stenj^ gab
1758 in Sin) 52 ftu))ferftid^e ^ouS, loeld^e
bie SBanbbilber in ftuIuS (f. ob.) borftellen.
«gfretmb ^einS Srfd^einungen in ^olbeind SRa*
nier'', aBintert|^ 1785, t)on 3. St. Sd^eUen-
berg, l^oben mit ^olbein nid^t baS ®eringfte )u
tfpxn. 3m 3. 1792 gab S). (S^obottiecfi in fei-
nem Xafd^enbud^e gtoSIf Xobtentangbtiber l^erauS.
Unferem Sa^rl^nbert gehören an bie S^id^tiungen
ton S). Tltdtl, in ^olg gefd^nitten oon 3- &-
gflegel (Sei)))ig 1850), unb ber Xobtentang ton
m\tth Slet^el (1848), ber auf bafi ))oUti{d^e ®e-
biet l^inüber fpielt. 3n legerem feiert ber Zob
feine Xrium))l^e ald f)elb ber rotl^en Siepublil:
Sonce))tion toie S^id^inung finb aulerorbentlid^
fd^ön unb ergreifenb, toö^renb ^9lod^ ein Xobten-
tan)" (SBerlag t)on ß. 9toIIer in 9Ründ^en), ber
benfelben ®egenfianb be^anbelt, eine mißlungene
9tad^a^mung ber 9tet]^er{d^en IBttber ift.
Rubere Xobtentangbilber Don Stetl^el erfd^ienen
im 93erlage ber $^otogra))^i{d^en ©efeüf^aft )u
Berlin. ®aS SBIatt „2)er £ob aI8 SBürger''
fnüpft an bie Srgäl^tung Dorn SuSbrud^e ber
CEl^oIera auf einem ^rifer StaSfenboII an : ber
S:ob im S)omino mit gtoei Ihud^en alS (Seige
imb Sogen foielt )um Xange auf, unb unter ben
fd^aurigen ftlängen feiner SBeifen breiten unb
»inben ftd^ bie ÜRenfd^en in franll^af ten 3ud(ungen
auf bem 99oben l^ingeflredEt. £em alten ©lödner
ift ber Xob, ber Dorl^er fo teuflifd^ grinste, ein
milber vertrauter fSfreunb ; fliQ unb finnenb tl^ut
er bie Arbeit, bie ber Site fo oft getfian, toenn er
baS Sbfd^eiben eined SrbenpilgerS mit ben gfeier-
Ilängen feined ©födHeinS angeigte (bgl. SRid^b
SRut^er, @efd^id^te ber SRalerei im 19. Sal^rl^un-
bert I, anänd^en 1898, 242, mo aud^ pei Slbbil-
bungen fielen). 9ßeiter flnb nod^ rül^menb )u
nennen S. 3Ile, Sie fieben Xobffinben, Stuttgart
(1861), mo ber Xob als 9)äd^er ber Xobffinben
erfd^eint; femer gfran) $occi, Xobtentanj in Sil-
bern unb ©fnid^en, ÜRünd^en (1862), 12 ^ol^-
f d^nitte ; gferbinanb Sartl^, S>ie Slrbeit beS XobeS,
ein Xobtentang, SRund^en (1867), 25 ^olgfd^nitte
in SRebaillonformat ^ierl^er gel^ören aud^ bie
Silber beS Xobed im ffalenber für Seit unb
(Etoigleit bon Sllban @toI} , 1848 ff. S)agegen
ftnb bie Zobtentangbilber k)on 9ß. o. ffaulbad^
($a|)ft; ftönig Don Stom; Raffen; ^le^anber
Don 0umbolbt; 92at)oIeon) friDoI unb mel^r
fiaricatur als lfunft))robu€te. @uflaD @^angen-
berg fd^Iießt fid^ in feinem fd^ etgreifenbcn Silbe
irS)er Su^beSXobeft'' (Serliner Slationolgolerie)
ber alten lluffaffung ttieber an; ber Xob ifi l^er
Sful^r einer $roceffion, bie Don imei blusicn»
befrängten iünbem eröffnet toirb. Vte^r ^mo«
riftifd^en ®enreS ift «ßin lufiigZobtentftngleiit',
5 Silber, Don ®. iloppinitt%, Sid^tung Don
SRid^ S^mibt-eabanid , Seipgig 1879; ber
Xob, ber einen 3^d^er abl^okn toiQ, »irb Don
biefem betrunfen gemad^ unb gie^t, bie gflofd^
im Srme, Senfe unb Stunben^^afi gunlcOaffenb,
allein ab. S)em S^^tr, ber i|n begleiten mifl,
ruft er gu : ^9)leinß, Dral^Ierifd^er ®efelle, id^ fönne
ben aSeg nid^ mel^r nnben allein V 3n ber 3ett-
fd^rift „2)ie ftunfl fflr Vtlt\ aROnd^en 1891,
206, »erben 9 Sldtter ou8 bem Xobtentonge Don
Otto @eij( mitgetbeilt 9lett futb (ier bie Situa-
tionen, tovt ber £ob bem SRaler ben longerf ernten
Sorbeerlrang in feine Armti^e S)ad^ftube bringt,
toit er aß äBunberboctor »^ilfe für SQe' mO»
tbeilt, toie er bem Selbffanörber ben Strid bar»
bietet unb oü» Sumpenfammkr bie $efl bringt
Sel^r fd^ön in eonce})tion unb SuSfu^nmg ift
ber bibUf(^e Xobtentattg, Sceptra mortbv Don
^rofeffor XobiaS SBei|, mit erlldrenbem Xeste
Don SB. ffreiten S. J., lIRiind^en-®Iabbodi in
S. Italiens itunftDerlag 1898 (15 SL in Ouer*
golio nad^ ben OriginalcartonS gu ben ®emdlben
in ber @t aRid^etörapelle gu üRergentbeim ; Dgl.
SU. CKinbmetfer »r. 535 [1891] , 528). 3ti
bemfelben Serlage unb Don benfelben Heraus-
gebern erfd^ien im 3. 1894: Sin mobemer
Xobtentang. 20 Slätter auS bem Silberbud^e bcS
XobeS (pl^otolitbograp^ifd^ SteprobuctiDnen nad^
Originalfebergeid^ungen ; DgL bie Sef|n»d^ung
im Sitcrar. C^anbmeifer 3lr, 618 [18951 188).
SereitS im 3. 1892 begann in Serlin bei Shibolf
Sd^ufter «Sin Xobtentang" Don ^rofe^or ^anS
IDleQer gu erfd^inen, ber Don ber ffritil au^-
orbentli^ günftig aufgenommen mürbe ; bis ie|t
finb brei Sieferungen erfd^ienen, beren lebe brtt
Stabirungen enthält. Originell in ber Szfinbttng
unb Dortrepd^ in ber 9uSffl^rung ift ,,Sin mo*
bemer Xobtentang", Don 3ofe{>^ Sattler, Sedin
1894, 18 fß^otograDärcn nad^ SHd^t^imaen
(DgL bie Sef|)red^ung im Sitemr. fkmbmetfer
Ste. 647 [1896], 258). «3)e8 lobeS grnte",
18 litl^ograpl^irte Slätter Don itarl Steiger,
St. ®aaen 1894, ent^aS ebenfalls neben Se-
fonntem mand^eS Originelle. Sd()tte^i(^ nod^ bie
Semerfung, ba^ bie eompofttionen in ber SRuji!,
bie man Xobtentftnge titutirt, g. S. Don (Somille
Saint -SafinS, Submig ^eibingSfelb , Oeocg
SRiemenfd^eiber , me^ ober minber ge&ingcne
Jß^ontafteftädfe finb, ä^nlid^ mie bie SoSabe JSkt
Xobtentang" Don ®oet]^e, morin ein nSd^tU^et
SBeile auf bem Mrd^^ofe auf geffibrter Xan| btt
Xobten gefd^ilbert \DiA. (Sgl S. 9toumann, IBer
Xob in oXim feinen Segie^ungen u. f. m. SIS
Seitrag gut Siteraturge^i^te ber Xobtentängie,
S)reSben 1844 ; ^. ff. Woimm, S)te Safder
1841
Xobtentaufe — X5|.
1842
ZoMentfiiqe in gdieuen Kb^Utningen nebft ge«
fd^tc^tlid^ nnterfud^ungen u. f. m., Stuttgart
1847 [baitt ein «tlad ebb.] ; tt. @d^naafe, 3ur
<8ef4i($te W Xobtentdttge, in ben aßitt^eilunaen
bet L L Sentralcommiffton }ur d^ocfd^ung oec
Soubenhude VI, SBien 1861, 221—223 ; 9B.
ffiarfecnogel, S)ct Zobtenton) [feinere €4riften
I* Seipiig 1872, 802 f[.]; 3. S. mm. S)ie
(Beßolten bed XobeS unb beS Zeufetö in ber bac»
fielUnben Ihmfl, Seipsig 1876; SB. S&umfet,
See Xobtentona. @tubie, gfranffurt a. 911. 1881
[Stonff. 99rof($fitm, 9L gf. n, 6]: ®oebe!e,
&runbri| )uc ®efd^. bet beutfd^en 2)i(|timg I,
2. 9ttfL, S)ifdben 1884, 822^325 ; n [1886],
483; SB. Seelmonn, Sie Xobtentftnse beS SRittel-
altetS, im 3a^rBud^ beS IBereind für nieberbeutjd^e
@))TQ4for{(^ung, So^g. 1891, 1—80 [mit teilen
Süemturongaben] ; F. Donee, The Dance of
Death exUbited in elegant engravinge on
wood wiiik a diBsertation on the seyeral
repreaentationfi of ihat subject, London 1833 ;
6. Peignot» Becherches hiatoriques et Ut-
ttotires anrlesDanses des morts etc., Dijon
et Paris 1 826 ; E. H. Langlois, Essai histo-
rique, philosophiqae et pittoresqne snr les
dansea des morts etc. OuTrage complöt^
et pnbliö par A. Pottier et A. Baudry, Bouon
1851, 2 Tols.; 0. Kästner, Les Danses des
morts. Dissertations et recherches histo-
tiques, philosophiques, litt^raires et musi-
cales snr les divers monuments, Paris 1852 ;
P. Yigo, Le danze macabre in Italia. Stndi,
LiTomo 1878; A. F. Merino, La dance
macabre. Estndio critico literario, Madrid
1884.) [9B. aSdumfer.]
fpMeirfatife, f. Xaufe, ob. 1267.
«obtes 9Uer» f. ÜReer vm, 1176 {f.
t<i^ bed gSttlid^en 6rI5{et8, f.f^ilanb,
Ctben unb Kongregationen n. 5 ; Unfern lieben
$rau, f. Sfrau, U. S., n. 6. 21 ; Unferer Sieben
$Tau ton ber Siebe, f. Siebe, Orben unb £on-
{reg. n. 25 unb S^ulfd^toeftem n. 8, b; ber
{L (Senobefa, f. ®enoDefonerinnen ; ber l^IL
Qtxitn 3efu unb aRariä, f. ^erj 3e[u n. 10
tt. ttgL @d^ulfd^»efleni n. 27; bed ^L ftreu-
aefi^f.So^n^^t; ber d^ftlid^en Siebe, f.Sd^tpe«
fiem, barml^erjige, n. I; ber Siebe bon ber
^L Slaria, f. SRaria, Orben unb Songreg. n. 16 ;
9narien9,f.aRaria,Orbenunb (Songreg. n. 21 ;
berSteinigung ÜRorifi, J. aRoria, Orben unb
Songreg. n. 26: ton ber Siorfel^ung, f. 9)or-
ßtmg;berSBei8$eit,f.@d^uIMtDe{iemn.72;
3urä(tge}ogen^eit, f. ^d^ulfd^toefiem
]l57.
^H, ^^oligeS S)ominicanerinnenlIofler im
iI(mton3ürid^, fubliii^ Don SBintert^ur auf einem
4eii9or{h(enbcn ^figet, ben bie raufd^nbe %bi
ttmf[ie|t ®0tt^ettfld^feit9nfanQbe813.3a^r-
(unbertd fromme @(i^n)efietn unter Seitung ber )ur
Oberin getod^lten Su))^emia D. ^rten eingefun-
ben unb ein Sd^meftem^auS gegrünbet ^S)n
Sifd^of oon ftonfian) ettl^eilte om 19. Secember
1233 bie grlaubniii )um 93au eines ffloftetS für
Stauen beS Sominicanerorbend , unb bie beiben
Scafen ^artmann Don Jluburg, Ol^eim unb
92effe, fqeitften l^ietfür @runb unb Soben.
^ft Snnoceng IV. nal^m 1245 bie Stiftung in
feinen @4u|. S)er 9luf eines befd^ulidgien unb
l^eiligen SebenS , ben bie erfien @(|n>eftem Don
%b% fd^on fcfll^e in loeite Umfreife Derbreiteten,
ecmarb il^nen nid^t nuc Diele IQergabungen , f on-
bem Deranla^te ouc^ eine 9Renge Don Stauen
unb £5(l^tem abeliger Sbflammung , im iHofter
%bi ben @d^Ieier ju nehmen. Seft^^um unb 9ln-
Selben beS @tifteS erhielten befonoete gfötberung
mtd^ bie ff Snigin SgneS Don Ungarn unb beten
Stieftochter eiifabetl^. SgneSmoreineXod^terbeS
beut[(l^en ffönigS Sllbred^t unb itoeite (Semal^lin
beS ftönigS 9nbreaS UL Don Ungarn, loeld^ 1 30 1
ftarb. aiS ffdnig «Ibrec^t 1308 bei 2Binbifd^ im
Sargau ermorbet mürbe, eilte SgneS auS Ungarn
^erbei, um ben %oh il^reS SatetS ju röd^ unb bie
Uebeltl^ötec }u beftrafen. Sei il^t befanb ft(^ il^e
@tiefto(^er ßlifabetl^, Zl^onetbin Don Unganu
aßöi^tenb nun 9lgne8 an ber SteSe, mo bie er«
mäl^nte ÜRorbtl^at ftattgefunben, boS fflofter
ftönigSfelben grünbete unb ft^ felbft in bemfelben
eineSeOe einrid^ten lieg, trateiijabetl^ 1309, erft
15 äal^e alt, in baS ftlofter X5| unb nal^m bort
ben Bäfitkt. IBon il^rer Se^rmeifierin mürbe fte
l^att bel^anbelt, a&ein fie fügte fid^ mit aller ®e-
laffen^eit unb mad^te gro|e gfortfd^ritte im geifi«
lid^en Seben. 918 fpäter ^erjog £)einrid^ Don
Oefteneid^ fte bemegen moDte, boS loofter }u Der-
laffen, fid^ mit i^m ju Dermöl^ten unb bie ffrone
Ungarns ju übemel^men, mieS Slifabet)^ il^n mit
(Entfd^ieben^it gurüdC. Um bieje S^t entmidtelte
ftd^ baS flöftedid^e Seben in %&i m l^ol^er Slute.
Sie geifUid^ Seitung ber Sd^meftem litten bie
Dominicaner, toeldde in 3urid^ unb ffonftan)
Aldfter befa^ Oefter lamen OrbenSbrüber nad^
%bi, um SortrSge unb $rebigten gu leiten , fo
Sruber äBoIfram, $roDin)iaI in ^tDahtn, unb
Sruber ^ugo Don Staufenberg, Sefemeifter in
ffonftan}. 3nSbe[onbere aber übte ber felige
^einrid^ @eufe (f. b. 9rt.) in Xö^ auf bie geiftige
Sid^tung ber ©d^meftem ben gr5|ten Sinflul.
(Sx tarn oft bal^in unb fd^eint aud^ löngere 3(it
in %bi gemeint gu l^ben. Siele Sal^e mar er
Seid^tDater ber @d^mefter Clifabetl^ Don Ungarn,
mo^l aud^ ber anbmn @d^meftem, unb gab burd^
feine mfinblid^en Selebrungen unb feine Sd^ften
Einleitung im geifUid^en Seben. @oId^ Seprer
mußten mol^I bie Silbung beS ®eifteS unter ben
@d^ef}em Don 2:5^ )u einer mel^r als gemöl^n-
Hd^en Stufe fül^ren; fhenge Sinl^altung ber
OrbenSbiSdplin, l^igmö^iger 9SkmbeI, Sefd^au-
lid^Ieit, munberbare fefd^einungen beS m^ftifc^en
SebenS jeid^neten bamalS eine Steige Don i^nen
aus. S)te meiften ber Sd^meftem maren beS Sa-
teinifd^en (unbig unb in ben SBerfen beS befd^au-
lid^en SebenS mol^l erfahren. S)ie Sd^mefier
1848
Xotanb.
1644
SRöTöaret^a 8f*«fli „lehrte fiatein unb fd^rlcb
Sudler aV ; 9nna k)on jfitngnau mxt befteSt, tl^
SRitfd^toefiem „im Satein unb im Sefen" )u unter-
rid^ten; @d^tt)eftet SRe^i Don fflingenberg Detfo^e
^üiel beutfd^e Sudler'' ; @d^mefter aStUi Don Stow
ftanj „mad^te ein fd^önedSud^" ton bem, toaS fte
Don gbttlid^en Singen gel^ört unb bel^olten l^tte ;
@d^tt)efter Slifabet^ Stoglin Don S&xxäf mar
il^rem geifUid^ Sater ^einrid^ @eufe «mit oQem
Steige unb göttli^er Xreue ^ilfreid^ , feine Süd^-
lein 3U Dolttringen''. Sie fleUte au(^ gmifd^it
ben ^^tm 1850—1860, moS jie Ober bie öUeren
Sd^meflem in fd^riftlid^ Seridgten Dorfanb ober
Don anberen Sd^meßem erjftl^len ^örte ober über
gleid^ jeitige SRitf (i^meflem in %bi mal^rgenommen
unb erfal^ren l^e, in ein fßnd) jufammen (^onb«
fd^ft in ber etiftdbibliot^ef @t. ©aUen, Der-
mertl^ Don iSreitl^ in ben unten angefül^rten %b«
l^anblungen). S)urdb befonbere ^eüigfeit bed
SebenS jeid^nete fid^ bie oben ermä|nte Slifabet^
Don Ungarn oufi. 9lad^ il^rem Xobe (6. !Dtoi
1887) mürbe {ie att Selige Dere^ (f. AA. SS.
Boll. Mai. n, 123). 3^r Seib mürbe f))äter er^
l^oben unb in einem @arfo))l^og beigeje|t; ofö
il^n Paiferin SRaria Xerefia 1770 auffud^en lie^,
mar er nid^t me^ ju finben. <&ie ftrenge SebenS«
meife bauerte in Xö| nod^i Iftngere 3cit fort, fd^eint
ober im 15. Sol^b^nbert etmaS nad^gelaffen )u
l^oben. änfolge ber fogen. Sieformatton l^ob ber
atatl^ Don 3flrid^ 1525 baS jnofier Xdft auf. 2)er
ConDent beftanb bamalS auS 84 ^orfrauen unb
20 Saienfd^mefiem ; fd^on biefe 3a(I bemeiSt, bog
nod^ bamoIS im fflofter gute C5rbnung l^errfd^te,
benn iflöfter mit lacer SiScipIin l^atten menige
SRitglieber. 9tur Don brei @d^meftem mirb er-
möl^nt, ba^ fle gur ©laubenfineuerung übertroten
unb fid^ Derbeirateten. 3e|t befinbet ftd^ in ben
jHoftergebäuHd^feiten eine SocomotiDfabrU. (SBgl.
ft. äreit^, f>einrid^ @ufo unb feine @d^ule unter
ben OrbenSfd^meftem in %b^ , in ben ffatbol.
©d^meiaer-SIättem 1860, 65 ff. 187 ff. 899 ff.;
S)erf., 2)ie beutfd^e SR^flil im $reb{ger-Orben,
gfreiburg l!Br. 1861 ; aRflIinen, Helvetia sacra
II, Sern 1861, 195 ff.) [®. 9Mal)er.]
Sofaiib, 3obn, englifd^ gfreibenfer (biefe
SBegeid^nung, bie ft^ter ^^einame mürbe, fAeint
gucrfi Don aRoI^neus in einem Sriefe an Socte
mit 9e)ug auf Solanb angemenbet gu fein), mürbe
1670 )u Stebcafile bei Sonbonberr^ in 3rlanb
geboren. Ueber feiner C^erfunft f darnebt ein Shmfel,
bod nid^t gtt Itd^ten ift. (Sr mürbe in ber lot^«
lifd^ Steligbn erjogen, trot aber fd^on mäl^renb
feiner Stubienjeit in Sbinburg^ }um $rotefton«
tiSmufi Aber. 3n ber gfolge ffi|rte i^n feine gftei-
benlergefmnung, getmart mit ma^fer Sb^" ttnb
SteuerungSfud^t, bis m fifiugmmg oDer Steligion
unb )um craffeflen aRaterialiSmud. Sieben ben
veligiöfen gfrogen befd^äftigte il^ oud^ bie ^olitif
tn 9obem 9la§e: bod^ moren feine bie^begfiglid^
€d^riften b<n4»tffi(^nd^barauf bered^net, ftd^ fürft-
Hd^ $erfonen ou^ubrängen unb ffingenben
Sol^n eingul^mfen. S)a)u trieb i^ fretlld^ toie-
berum bie bittere 9lot(, bo er e< nie ju einer
materiell gefld^en SebendfteOung brad|te, f onbcrn
geitlebenS mit ©etboerlegenbeit gu Mm)9fen ^.
9ufi feinem SebenSIoufe finb nur menige ^ten
bemerfhtdmertl^. Sta^ SJolIenbung ber @tubien
in Sbinburg^ (1690) ging er nad^ fiepben, too
er unter Spanbeim ftirc^gefd^i^te jhd)itte,
bann (1692) nad^ O;forb. \S^ er fid^ 1697
nad^ ärtonb begab, He^ er gu Sonbon boS be*
rfid^tigte SBerl GhriBÜaiiity not mysteiioitt
(f. u.) erfd^einen, erlebte c^ bolb oarauf bie
öffenflid^ Verbrennung beSfelben gu Subfin unb
entging nur burd^ fc^leunige Stüdffe^r no^ (^g*
lonb ber befd^Ioffenen SerlHtung. 3n bo8 %^
1701 fam SoIanbS 9leife an bie ^8fe gu fcon-
noDer unb Serlin ; am erfiem f ud^te et fid^ bei ber
Ihtrfürftin Sopl^ie, ber (Erbin ber engtifd^enihsne,
eingufddmeid^In. Sine gmeite Keife na^ bem
Kontinent untemabm er 1707; er beril^e bobet
mieber {nrnnoDer unb Serfin, o^ne aber bie ei^
mortete gfinftige Sufnobme gu finben. IBeffer traf
er es bei bem furfärftitdtien |^ofe gu Suffetborf.
SBeiter reiste er na(^ SBien unb $rog imb ging
bann mieber noA ^oDonb. 3^ biefer Ket^
mar ^u))tfftd^Iid$ bie @|)ionage an ben ge*
nannten ßöfen im Vuftrag beS SRiniftetS ^
leQ, ber ifn übrigen» fpäter im etid^e lieB. S)ic
Ie|ten Sal^ feines SebenS brod^te er mieber in
Snglanb gu, immer literorifd^ tl^g bis gu fei^
nem gu $utnet^ bei Sonbon im 9. 1722 et*
folgten 2U>be. — SBon XoIanbS lUerartf (^ 9r«
betten fei guerfl ermähnt bie {^ouSgobe ber
^rofofd^riften üRiltonS (Sonbon 1698), mobur^
er bie fßoriei ber SBig^S für ftd^ gu gewinnen
fud^te. 9HS er megen einer bobei gemod^cn
9eu^erung über ^(briftfcUfd^er in ben erßen
d^riftlid^en Sa^rl^nberten angegriffen mürbe,
untemal^m er eS, fid^ im «Slm^nior ober eine
SBertl^etbigungDonSRUtonS Seben", 2onbonl699,
gu red^tfertigen. S)ie Sd^rift Anglia libera,
London 1701, Derfod(|t ben $arlamentsbef4(u^,
meld^r baS ^uS ^nnoDer ouf ben englifd^en
Zitron berief; er uberrtid^te fie 1701 bei feinem
oben ermdl^nten Vufeni^tt in ^nnoDer ber fhtr>
ffirfKn. @onft Derbffenfli^te lolanb Don polili-
f d(|en Sd^riften nod^ The mUiüa reformed, Lon*
don 1698, unb SnbereS. — 3n bie Semegung beS
englif^en 2)ei8muS (f. b« 9rt.), bie Don fkrbert
Don Cb^burq (f. b. Sri.) eingdelict oar, tmt
XoUmb burd^ frin oben Jd^on genomtttf Setf
JSXOi C^ftentl^um 0^ (Sebetomiffe" (Christi*-
niiy not mysteriotta), 2otä»n 1696. 6( toiS
barin geigen, mie ber 3ufa|titel angibt, ,,ba^ im
SDangelium nid^tS Dorl^ben i^, ttaS mibct obet
Aber bie Semunft mfire, unb ba| feine d^ffii^
Sebre im eigentlid^n 6inne ein Qk^efmniB ge*
namtt merben bfirfe''. SRil biefem Slattona&SmnS
Derbinbet er 9nfong8 nod^ bie Vnerfennung einer
pofitiDen Offenbomng. 9ber Me ffiunber ferib
il^ on ^(^ begretfß^f; nur bui^ Me bcfonbeit
1345
Xolebo.
1846
onfC IKS IBCf^C^QB a|U^UKll \lt dlf ttuQCT' '
orbcafli^ Ztotjo^«. 2)te Ojfekbatmg fclbß
Hiitk |n cimai Up|ai Ualccrüysmütd (mean «f
infonntiofi) ^era&tSDÜibtgL SSBofittnb ein
dflwtf^cf Oe^rimil eincB Sibccfpra^ ^N^
(•9&ibcrfpni4 >Rb d^dmdft ft«b aut imei be-
foatet tmtaidlBKtfni für boB Ki^tt'), tmrfe
umdi bm 3ii)qII bcr ij^rißli^en Se^tt im iDciiem
Siimr Cg^cuimil «enncn. SHe Wenfc^ feien
ebci4o ttoris mit bent SBcfen (Bottefi »ie mit
bcm M^ren SBefcn ngcnb eines <Skf(^f efi te-
fonnt; 8eibcl bleibe nnctfotf^n«]^ imb gebetmni^
imIL S)ie einfo^^ beS ttcjl^änotu^ e^rißm^
4nml, bie dtdjk 3iabe feiner aBo^r^ fei mtt
bcn f ogen. Oe^eimniffen lerßdit »oiben, unb bie
(Mmtiti^ulbigen feien bie $ne{tei: SBcnn Xolanb
aadi ben (efHgen 9ngrt|fen gum 5QeU bttrtb Set-
tttf^ung mib Sinf^^cünfung feinet @d|e begeg»
ncie^ bo: ^rie^etflanb ttat i^ in rieffter €eele
tKiida^ dt nannte in einem €)>ottQebt^te »S>et
etomm Scbi'', Sonbon 1691, ba4 $foffent^
bie f^^t^fie $Idg^, bie übet bie SBelt gebmmen
fei, ftbtimmet nid o&e ge^n fingen 9Ug9)>tenfi;
et Detfogte bie »Sted^Ui^ Setufwig an tugenb«
Ibofte Senie ttibet bie laftet^ften ®eiftlu$en'',
Sonbon 1713. Sie »eit bet ®ei{t be« teK-
gidfen Si^ai&muS SU)Ianb trieb, jetgt fi^ im
gtoclten Si^eite feine« ^abeifibftmon" , t^iag
1709, oo et bie 9Reinung 6trabo'fi berfi^t, ba|
bie Silben eigentUd^ 9egq(iter nnb SRofeS $an-
t^rift getoefen fei Der »Slajaräer, b. 1^. bofi
beibnifc^e, jiübifc^ unb mol^mmebanif^e Sl^ri-
ftent^m u. f. vo.", fionbon 1718, toUI burd^
^inmeid auf unäd^ Sbangelien OBamabafi-Sban-
gelium) and^ bie S^ten berbad^tigen unb in Smi^tl
litfyn. Sie bemtfenfie @d^ift Xolonb« ift boS
anonqm etfd^ieneneSüd^Iein: Panthdstieon sive
Formula oelebrandae Sodalitatis Socaratioae,
quae Paniheistanim bIto Sodalium coniinet
mores et axiomato, numen et philosophiam,
libertatem et non fallentem legem neque
fallendam, Cosmopoli 1710. Sie entl^ält eine
{Huit^ijiif^e fiebre, bie on (Siorbano SBruno
(ogL b. 9tt.) erinnert; beffen SBerl Spaccio
däla bestia trionfante l^atte Zolonb f d^on frül^er
ttberfe^. SEBeld^ f^redUid^e Aufregung baS $an«
tbei^fon l^erborrief , bejeugt ber Umflanb, ba| bie
@d^rift bon beutfd^en Ideologen angefel^n mürbe
al4 ^beutlid^eB 3^i(ben bon ber l^erannol^cnben
lej^en Qerfu^ung, bie über bie gange SBelt bm-
men foll^. Sin 6rgu^ ber irreligiöfen ©efmnung
iß boS ®ebet, melc^eS Xolonb in ein SBibmungS-
tjSPpplax ^ineinfd^rieb: 0 sempiteme Bacche,
qoi reficis et recreas vires deficientaum, ad-
813 nobis propitius in poeula poculorum.
Amen. Der boOft&nbige reltgiöfe 9ii^UtSmud
Sibt ftd^ in gtoei feiner Letters to Serena (b. 1^.
^5nigin @op\^it (S^rlotte bon $reu^), Lon-
don 1704, tnnb. S>ie erfien »riefe befaffen fid^
mit bem Urf)mmg ber ißorurtl^eile, be8 (B5^n«
bienfkS nnb bei ^eibent^uml, fomie mit bet
®ef4i4te bet Un^fid^htlfil^ untet ben ^
ben. S)ie betben legten be^anbebi bie $bi^
foj^ie @pinoga'S (f. b. Vtt) unb gAen Siolnnb
al6 Scrtreta be< materioRftif^en SRonilmuft
eim früber minber be«bi<^ SMieutung. Sii'ctcf»
lei finbet er am Spfieme Si^inogo'ft att9}ufe|en»
etftend, ba| betfelbe nnteiiaffen f^cit, eine 6i*
Sarung ber 8emegung gu geboi, unb gmeitent^
ha% er behaupte, id)er X^il bet 9Raterie benk
bejianbig. (Sleid^faUd ffimpft et gegen bie Xn«
no^me einer SBeltfeele nic^ nur; fonbem gegen
bie einer Seele uberl^aupt unb ^en bie Vn*
ftd^ ber iBitaliften. S)erartige berte^ «n«
ft^auungm JPiöffen auS bem Sirutt^, alft ob
8ede unb iförper berfd^iäm feien. Sin^t bon
Woterle unb itroft, Sinbeit bon SRoterie unb
®eiß fei bU monifHf d^ Sebre Zolanbft. S)U SRo-
ierte fei teine tobte 9)taffe, fonbem bie Semegung
iji i^r mefentli^, bie 9ht^ bemnad^ nur ein ®reng»
fall gmijc^ gmei gleid^ ftarfen entgegen gerichteten
Semegungot 9uf eine nfil^ere 2)efinition bon
Semegung als einfad^er unb unbeflnirbarer Sot»
fieüung ge^ er nid^t ein. Son ber Semegung
bed ®angen, bie er al8 effentiele Vctlon, iraiere
energie unb SutofineftS be^eic^net, unterf^eibet
er bie med^elnben 9Robiflcatu)nen ber IBemegung»
bie mannigfaltigen fiocalbemegungen, mofür er
bie 9}amen: 9Robification ber llction, Soge«
änberung , &u|ere OrtSbemegung ober aud^ SBe«
megung im engfien @inne borbe^tL SBie bie
aiudbe^nung baS unmittelbare @ubj[eä ber ber-
fd^iebenen (Seftalten unb Cuontit6ten fei, fo fei
bie allgemeine Semegung ber unenblid^en 3Raterie
baft unmittelbare Subiect aUer befonberen IBe«
megung^beterminationen ober ber ffbrper. £o-
fonb, meld^er bon SBoItaire (f. b. Srt.) oft citirt
ttirb, ]^t auf ben frang5fifd^en 9RateriaIidmud
einflul ausgeübt; fl^er nad^meiSbar Ift bieg bei
$olbo(| (f. b. %ri). (9)gL ou|er XoIanbS eige-
nen SBerten unb ben im Sri SeiSmuS genannten
@d^riften über bie engtifd^en 2)eiften nod^ Mos-
heim, De vita, fatis et scriptis Joannis To-
landi, in ben Vindiciae antiquae Christi»-
norum disciplinae, 2. ed., Hamburg. 1722;
Nouv. biogr. g^n. XLY, 468 ss. ; ®. SBertl^oIb,
2[o]^n Xolanb unb ba SRoniSmuS ber ®egenmart^
^eibelberg 1876.) [ffneHer S. J.]
Cetebe (Toletnm), 6tabt unb Srimo»
tialfil in ©(»anien amZaio, 6aReUen füb«
meftlid^ bon SRabrib, mar urfprfingltd^ ein be«
f eftigter Ort ber (SxitptUmtt im tanaconenfifd^en
BpoxAtn, marb bann römifd^e (Kolonie unb gut
3eU (EäfarS ein {larfer SBaffenplak. WS SRejlbeng
ber meftgotifd^en ftönige (576—711) tourbe eft
bebeutenb bergrö^ert unb bUbete unter ber ^err^
fd^ ber SRouren (feit 714) löngere Seit ein
eigenes 9tetd^. WfonS VL bon daftUien unb
Seon entriß ben 9Rouren 1085 bie Stobt unb
baS Steid^ , unb matj/it erftere gu feiner Xeflbeng.
SBon ba ab mar Xolebo nicbt blo^ Slefibeng ber
ftönige, fonbem mid^ Snittelpunft ber fpanifd^en
1847
Xolebo.
1848
JKt^c, eine ftirc^en- uiib ^prieilerflobt, mit an-
geblich 200 000 gintool^nem, »öl^rcnb pe l^eute
fanm mel^t 21000 jq^U. ®ie (Sot^ebrole (be-
gonnen 1227, ooHenbet 1492) iji m großartige«
(Sebäube mit 5 ©d^iffen unb 40 ©eitenfapeUen,
mit ga^Ireid^en ffoftbarfeiten unb Äunftf^äten.
3n ber ftapette beS 1^1. ©acramenteS »irb nad^
ber anorbnung beS SarbinalS 3Eimenej (f. b. 9lrt.)
jum eioigen @ebäd^tniß ber @otte§bien{i nod^
nad^ bcm burd^ ®regor VIL abgeid^afften moj-
arabijd^en SRituS (J. b. ^xt fiiturgien VUI, 34)
gefeiert. 3Die grope ffopeUe be la SSirgen bei
©agrario, neben ber ©acriftei, birgt eine uralte
^ölseme, mit ©ilber bebedfte ©tatue ber ÜJhitter
®otted, baS d^riftlid^e S^allabium ber ©tabt.
9lod^ im öorigen Sal^r^unbert löifiit lolebo
27 ^farrürd^en, 39 fflöfter, 28 §oJpitäler. ®ie
el^emalige, im 3. 1490 t)on bem S)om^erm
granj ^loare) gegrünbete UniDerfitöt ging 1845
ein. — SQßann unb üon loem baS SiSt^um Xo-
lebo gegrfinbet h)orben, ift nid^t genau befannt.
9}ad^ ber Xrabition loöre SugeniuS ber erfte
Sijd^of geh)efen, ber als ©d^üler bed l^L S)io-
nqfiu« Sreopagita burd^ bie{en Don $ari8 nad^
Xolebo gejanbt loorben fein foQ. Sebenfalld
beftanb baS iSiStl^um fd^on gu 6nbe bed 8. ober
Anfang be« 4. 3<^l^tl^unbertd , ba ein Sifd^of
SRelantiuS üon ioUho im 3. 800 auf ber ©Qn-
obe )u SlDira erfd^eint. 3n ber ^n^eiten ^ölfte
beS 4. 3<i^t]^unbertd unb bid )um Saläre 390
fa^ auf biefem ©tul^le SlubentiuS, ber gegen bie
Sf^anid^öer unb anbere ^öretifer fd^rieb (Oennad.
De vir. illustr. 14). Sl^m folgte ber fromme
Slfturiud, ut antiquitas fert, in Toleto sacer-
dos nonus (Ildeph. De script. eccl. 2) ; fein
9lame fielet unter ben bieten bc8 erften ßoncilS
m Solebo t)om Sa^re 400 (Mansi lU, 1002).
feon ben Sijd^öfen im 5. Sal^r^unbert weife man
nad^ ©amS (ffird^engefd^. Don ©panien II, 1,
StegenSburg 1864, 446) foDiel h)ie nid^tS. 193ifd^of
SKontonuS (522—531) ttjurbe auf ber fogcn.
jtteitcn ©pnobe öon 3:olebo als SMetropolit pro-
clamirt ; eS gefd^al^ biefe im @egenfa^ jum Sifd^of
Don Kartl^agcna, wcld^er in ber ganjen Provincia
Carthaginensis bie SDletro))olitenn)ürbe bean-
ft)rud^te ; aDerbingS maren außer WontanuS nur
t)ier ©ifd^öfe au8 ber Sanbfd^aft Sarpetanien
(9leu«6aftilien unb einem 3:beil öon ^lt-6afliUen)
auf ber ©^nobe anwefenb. grl^alten finb öon
SDlontanuS gmd Sricfe an bie ^alentiner unb
an ben 5Dlönd^ XuribiuS aideph. 1. c. 3). 5Ra(^
ein paar arionijd^ gcfmnten grjbijd^öfen beftieg
ben ©tu^l toon Solebo eu})]^cmiu8 (feit 587),
tocld^cr ber großen, t)om 1^1. 2eanber Don ©eüifla
(f. b. ?lrt.) })räjibirten ©^nobe (589) beittjol^nte
unb beren ^cten als „a)ietro})olit ber ^roöin^
ßarpetanien" (alfo nur cincS %\)dltS ber cartl^a-
gineufifc^en ^roöinj) unterjd^rieb ; bann ^bel-
pl^uS (597-602) unb ber l^l. ^luraftuS (603 bis
615). Sejterer l^atte öiel Don bem arianifd^ ge-
finnten, gctt)alttl)ätigen ll^ronräuber SBitterid^
(gej!. 610) gu leiben ; unter t^ Begomi fii^ ober
aud^ ber Sinfluß ber Si^fird^e Xoläo bebcotenb
gu entmideln, maS befonberd babur^ be^puijtigt
n)urbe, baß bie meiften loeftgotifd^en ft5nige feit
SeoDigilb (569—586) fic^ gu Xolebo ouf^ditn.
©d^on um 610 mürbe bem l^L ^urafiuS auf ba
©Qnobe )u Xoltho, gegen bie Sinfproc^ einiger
Sifd^öfe, baS ajtetropolitanre^t ni^t bloß über
Sarpetonien, fonbem über bie gonge ProTinm
Carthaginensis guerfannt ©elbftoerftänblii^
mürben baburd^ bie Srgbijd^dfe nod^ (eineS&)c§§
gu Primaten ber gangen fpanifd^en ftirt^ e^
boben (C^efele, (Sarbinal XimeneS, 2. SujL, Zo*
bingen 1853, 32 ff.). SBa^renb biefelbcn M
gum dolore 658 nie an erfter ©teile bie Cos"
cilien untergeid^neten ober ben Sorft^ babei
fährten, gefd^ol^ bieß iebod^ Dom genannten 3a^
an ftetS, fo baß feit biefer 3^ <in bebeutenbeS
Uebergemid^t ber (Srgbifd^öfe Don Xolebo über bie
übrigen SRetropoliten ©panienS btrt)ortritt @o
mirb in can. 6 ber im 3. 681 gu ^old>o ge>
l^ltenen ©^nobe bem bortigen Srgbifd^of, toeil er
ber ^erfon beS ffönigS om nö^ften fei, bie (8^
malt übertragen, {eben Sifd^of, meld^ berftdnig
mit feinem S^at^e ernennen rotxbt, fofort foipb
ju beftöttgen utü) gu orbiniren, morauf bann ber
neue SSifc^of in ben n&d^ften brei !Dfa>naten m
feinem Snetropoliten fid^ gu fidlen ^abe (^efeU,
6onc-®efd^. IE, 2. «ufl., 317 f.). 3)urdft biefm
ganon batte Xolebo bie feit 610 angefh^bte ^»
matie eneid^t unb feine 9lebenbu^Iet, bie SKeto*
))olitanfi^ Don ©eoilla unb Xarragona (f. b.
^rtt.), überflügelt ®roßeS Sob fpenbet ^tbtp^
(l 0. 5 et 7), mie bem bl. SuraftuS f o bejfen Itoäf
folger, bem bt ^ellabiuS (615—633), ber öor^
eine bo^e SeamtenfieQe befleibete, bann im Plojirr
Slgali ^önd^ mürbe unb fd^on gienüid^ bejo^rt bie
bif d&öflid^e (Jatbebra beftieg. SufhiS (633—686),
fein ©d^üler im fflofter ^gali, folgte i^m in fetnec
SBürbe. SugeniuS I. (636—646), gleupi!
©cbüler beS bl. ^ellabiuS, mar ein tugoibb^.
Derftönbiger unb ber ^ftronomie funbiger $iöIaL
3laä) ibm jierte gugeniuS IL (f. b. 9lrt) elf 3a^
lang ben (Irgftul^l, bann ber bL SlbepbonS (f. b.
^rt.) gebn Sob^e lang. DuiricuS (667—679)
f übrte einen unftröflid^en SBonbel unb b^tte al§
^ad^folger ben bL Sulian (680—690 ; f. b. &t),
unter meld^em nad^ ®amS (II, 2, 215 %) ber
eigentlid^e ^rimat Don Solebo beginnt, ©ifebert,
feit 690, mürbe 693 megen C)od^t>errat]^ abgefe|t,
unb an feine ©teile gfelij (693—698), fe^jW
Don ©eoiUa, ein gotteSfürd^tiger vaib gelehrter
3J{ann, gefegt, ©ifebert foQ ^d^ obermott bed
SrjftubleS bemöd^tigt l^ben, iebenfoQS ober nur
auf furje 3eit, benn fd^on 700 beflieg benfeftm
ber mürbige ©unberid^ (gefl. 704), ber fo glfirf-
lid^ mar, ben ©turg ber meflgotifd^ 9errf^^
in ©panien nid^t mel^r gu erleben. ^QcAtt er fi4
bemübt, bem bereits aud^ imter bem SleruS ein*
geriffenen ©ittenDerberbniß einen S)amm entgegen«
5ufe|en, unb ben beS))otifd^en, groufamen, fitten«
1S49
Zolcbm
15C«
lofcn imb tttefigttfen ftdidg SBitiia ouf hfim
Sahnen }U Itütn, fo oecfolgte fetn Stoil^fDlger
Sinbeteb (707—721), im etiiiiaftfiid)nt| mit
SBiHja, alte, e^mmrbigf imb eifrige ®ei{Uiil(ie imb
lie^ alle Suc^l unter bem (QcniS mib ben Saioi
)u @rttnbe gd^em 918 bolb bonuu^ bie Sraier
iior iolebo erf^iciten, pfid^teten Diele C^rifleii,
unter 3uriidlaftung i^ fyibt, mit ben ftinii^e»"
gerdl^fc^en unb Dielen Reliquien in bie o^n-
rifc^ ®e6irge. 6inbereb felbjt aber begab ji4
no^ Koro, too er nod^ im 3. 721 auf einer Mm
$apß (Sregor IL gehaltenen 6qnobe ingegen
UKtr. 3nfoIge ber arobifd^en ^errf^ft ^nf ber
e^afige berrfid^ ffönigS* xaSb 9)tdn>pDliton{i|
tief berab. @o lange @inbcreb lebte, fübrten )iBei
febr iDurbigc (Seißlid^e, ber Srtbibiacon StKuüind
unb ber Contor Urbanud, bie Sbminifhotion bed
SrgbiSt^umS , Ie|terer UNibrf(beinIi(b oud^ aÜS
!DtetropoIit. IBon ben folgenben Sqbifd^fen
@ttnifreb unb Soncorbiu« mei^ man mentg, bo-
gegen me^r Don Si^ila (gefi. 783), ber biefer
dir(be in f4n)ierigen Seiten rubmli^ Dorjianb,
unb bem man ou^ 9toti)en über boS Seben unb
bie Sd^riften bed bL 3n>e|)]^on8 Derbonft (DgL AA«
8S. BoU. Jan. ü, 585). 6ein Stad^folger Sli-
panbuS (783—808), SnfangS Dol ßifer miber
bie eingefd^lid^enen Stigbrftud^ unb 3ntbümer
ber ÜRigetianer (f. b. 9rt aßigeHuS), fiel balb
felbft in Strt^um (f. b. «rt aibopKoner). «uf
®umrfmbu8 (geji. um 828) folgte SßifiremiruS
(828—858), nm^renb ber bomoligen (S^rifien-
Derfolgung burd^ bie ftalifen ^eine gadel bcd
®ei{ie8 unb ein Sid^t fär gong Spanien", mie
ibn fein Siograpl^ unb ermablter 92ad^^)Iger
euIogiuS (f. b. Sri) nennt Se^terer, ein mut|i-
ger unb gelehrter SSert^eibiger ber d^rißlid^
Religion unb Xrdfler unb ^Ifer ber d^rijUtd^
Setenner unb ÜRartqrer, fonnie megen ber fort*
bauemben traurigen SBerboItniffe nid^t confecrirt
toerben ; er ftarb 859. 9lad^ SonituS (859 bi§
892) !am no^ SobonneS (892—926) a» lekter
Wetropotit, Don bem man fidlere 92ad^t bot
Qrft mebr als 100 3Qbte fpäter mirb no^ unter
crobif^er feerrfd^ft ein ^{etropoltt Don Xolebo
genannt, $ofd^til (1058—1067), ber }u Seon
gcmeibt morben mar. SBalb bama^ (1085) Der-
loren bie Araber bie @tabt Xolebo unb enbete
i^r toletanift^eS 9lei(b burd^ Adnig WfonS YL,
ber bie alte ^auptftabt gu feiner gem5^nlid^
Xefibeng mad^te. S)a fie gum größten XbeU no^
Don arobem wob 3uben bemo^nt mar, fud^te ber
Üonig bie ^fUid^e SeDöIferung Don dien Seiten
1^ gtt Derme^ren. 9ud^ lie^ er auf einer @Qnobe
fofort gum (Ergbifd^of (1086—1124) einen fron-
göftfd^en antönd^, SBemarbuS, mahlen, meld^er
eine ^eilfame {Regierung P^rte, tugenbbafte unb
gelehrte ®eiftlid^c auS granfreid^ berief, bie fBi9-
t^fimer mieber aufrid^tete, bie SRetropoIitonfird^
miebet einmeibte, gu Seon 1114 eine Spnobe
^telt unb ben Arabern Slcala be C)enareg abnal^m.
3^m mürbe aaS^ bie ^rimatialmärbe mieber re«
|liiiii(l* udMiUrbon IL bcs
»crabarb b«^ »die Mi 1^ Cttbet K^
nrit bcB ^ßcdltinii fcbwvK&e n^ ynt "^^nHil isr
olle tpoml^en Steige ouiMte iSatflll, 1 . H
trpy^c« fiub^ biT 6x|bi}ibof SKoiitiHi 8i^
biibo ober SudrinnS mn ^ngt, ber i^fltoBe
«fterpapfl ®regor YIBL (j. k »rt V, 1127 O,
fUJ^ ber ^kimotie mm Xolebo g» cat|iÄcm. $€r*
norbttS* Stncbfolgcr mar SiMpiuMb L (112S
btt 1150), einer ber Qc^i^cii, mdd^
Sfnndreid^ gebmmcn morcn. Seit 1109
Sifcbof tu>n OtaML Sr mo^nte ucbieieft
oboi bei, mor bei ber SeifbSDerjaBnBhmg gn SdNt
(1135), auf mebber Slfonfi YIL gum SMiia at*
Hart mürbe, unb erbielt Don btefon für fi^ nab
feine Kaibfolger für emige 3ntm Üada be ^
nareg. S>ie Sr^bifcböfe Don %Mbo erlief Dos
bo an bis onf bot bernbmten Sobrigo 3Eimcnc8, ott
Ferren Don Ucola, Diele Oefe|e, meld^ für bie
Keiuitni^ beS bamoligen Stubt^n^onbeS unb bct
WunicipalDerfaff ung f^ miibtig ftnb. tüif Srg«
bifd^f 9ta9munb folgten: SobanneS (1151 bis
1166), (Eerebnmufi (1170—1180), $etruS be
Sarbona, ber noib Dor feiner (Eonfeaotion ftarb^
(Bongalo $ereg (1182—1193) unb Wartin Sopeg
be ^ifuerga (1194—1208). Siner ba cifrigßen
unb gelebrtefien Sr^fd^öfe Don Xoldm mar ber
eben erma^ Stobrigo XimeneS be Stoba (1209
bis 1247). er begleitete bie ftönige llfonS ben
Sblen uiü> gferbinanb ben f^Hgen (f. b. 9rt)
auf i^ Seifigen gegen bie SRodlim unb mu^
gegen Ie|toe boS Sd^DKrt tapfer gu fd^mingen,
bemieS ftd^ aber aud^ alS Soter ber Vrmen. 3u
bem SReifierfiüd ber gotifd^ Soufunfi, ber Don
Serbtnanb edbauten neuen Cat^dncale Don £oIdH>,
leiftete er bilfteid^ ^onb. S)ie ^jkimatie feiner
Stitä^, totldft Don im Srgbifd^öfen Don Snigo,
Sontiago be Compoftela unb 3:arragona ange«
fochten mürbe, Dertl^tbigte er tapfer unb reiste
be^b^ilb nad^ Xom (DgL lpefeIe4^nöpfIer, Conc-
(Sefd^. y, 874 f.). Sr Derfa|te mu^ bie für feine
Seit mertbDoDe Historia Oothica ober Ghro-
nicon renim in Hispania gestamm, bann eine
Historia Bomanomm, Hmunonim, Wandar
lorom, Snevomm, Alanonun, Silingomniy
Arabiim, fomie eine Historia OstrogoÜiorDm
(gefammtiit bei A. 8chott, Hisp. illostr. U,
Francoforti 1603). Seine beiben Kad^folger
3o^nneS be SRebina $omar (gefl 1248) unb
®utierre L (gefi. 1250) regierten nur febr furge
Seit, morauf Sand^o L (1251—1261), Sobn
beS bl- S^binanb, als Administrator p6i^>etaa8
baS SrgbiStl^um leitete. 9u4 2)ominicuS $af(^-
fiuS (1262) regierte nur brei Slonate. Ser 3nfant
Sand^o IL Don 9ragonien, feit 1266 Srgbif^of,
mürbe in einer Sd^Iad^t gegen bie Ungläubigen
Dor @ranaba gefangen genommen unb nieber»
gel^uen (1275). gerbinanb L Xobrigueg SoDar^
rubiaS (feit 1276), beffen SSeftütigung in Stom
auf Sd^mierigleiten ftie|, refipirte 1280, unb eS
folgte ber tüd^ttge mib gelel^ (Songalo IL
1851
Zolebo.
1852
(Batria Shibkl (1280—1298), t^orl^er »ifd^of
Don SurgoS. Sr ttutbe 1298 aB ber erfle untet
ben erjbtfii^fen bon Xolebo mit beut $ur|mr
Jefd^mudt. (Bonaalo m. S)ia3 fßototneque (1299
i8 1810) l^ielt 1802 rine ni^t untm^Hge S^if
obe )u $efiaftel (^efete-ftnfl)){ler YI, 877).
9tad^ feinem Zobe mutbe ouf töniglid^ Sm^
p^fjUvm^ tiom (Ea)){tel gfetbinonb ®utiene IL
(Bomq (1811—1819) geioä^It; beffen 9tttd^-
folger, ber tugenb^e unb gekl^e Infant 3o«
l^amteS lY., So^n beS Mnigd 3ol^anne§ n. oon
%ragonien, feit 1819 erjbifc^ofoon Xolebo, fuci^e
bie $rimatie gegen bic Si}6{^öje Don Xartagona
unb Satagoffa ge(tenb }tt maqen, toe^l^Ib il^n
biefe mit bem SBonne bebrol^ten. 918 ff5ntg
aifonS oon (Sxiftaien i^m aufi SRi^trouen bie
SBfitbe al8 @ro|fänjIer obgenommen, oertaufd^te
er fein Srgbidt^m gegen baS oon Xonogona,
unb ber ergbifd^of oon Zorragona, S^iminuS
(XimeneS) be Suna, tourbe (fo}bif<i^of oon Xolebo
(132S— 1388). S>er9lad^foIger,megibiuS(@iae8)
abare) be SIbomo) (f. b. Sri), oereinigte bie
(Sigenfd^ften eines ^rSIaten mit benen einefi
ta))fem ihriegerS unb flugen Sfelbl^erm. 9lad^bem
SbmenS YL C^ unter bie Soffi ber Sorbinöle
aufgenommen, refignirte er 1850 unb mibmete
M^ gan} bem ))ä)>ftli^en Stul^Ie. Sie @onsaIo lY.
b'Vguilar (1351—1858) f (^on balb burd^ ftönig
^ro ben @raufamen oon SafKIien oon feinem
@i^ oertrieben mürbe (er flarb gu Siguenja),
fo mürbe SlaSco (SBIafiud) S^tnonbe), Crabif d^of
feit 1358, Don bemjelben ftdnig nad^ Portugal
oerbonnt (1362). Sr mu|te unoerjäglid^ unb
entblößt Don aOen SRitteln abreifen ; ni^t einmal
fein Sreirier burfte er mitnel^men. Um feine JHrd^e
in ber fd^müfen 3<it nid^ ol^ne ^irten gu laffen,
refignirte er unb oerlebte ben Sbft feiner Xage im
SominicanerHofier )u (Eoimbra. @efai Kad^-
folger mürbe (Somej aRanrique (1862—1375),
Dörfer Sr}bifd^of oon Santiago, bann ^ßetruS
Xenorio (1376—1899), ein rS^ger, aber aud^
unrul^iger ^älat Surd^ feinen Sl^ei), bei ber
Slegentfd^ft beS j[ungen ftönigS ^einrid^ bie
^au))trone }u f))ielen, rid^tete er gro|e 3)er«
mirrung an, mürbe gefangen gefe^, bod( balb
mieber freigelaffen. (ic befa| bebeutenbe Sted^S»
fenntniffe, fSl^rte Derfd^id)ene mol^It^tige unb
gemeinniitige IBoutcn auf, mad^te md^e fromme
l^tiftungen unb nal^m bie Sifttation feineS
&pm%tü in $erfon Dor, maS megen beS großen
UmfongeS beSfdben menige feiner l^orgänger unb
9bu^Igec getl^ l^ben. Wit SinmiOigung bed
AönigS ^einrid^ oon Saftilien ernannte unb
meil^te ber 9lftert»))ft »enebict Xm. (f. b. «ri
$€tru9 be Suna) im 3. 1403 feinen gleid^
namigen Steffen $etru8 be Suna }um ßrjbifd^of
Don Xolebo (gefl 1414). 3um »e(eg fär bie
bamaligen @itten)uflönbe bient bie auf bem
Sanbtage m SRabdb 1405 erloffene Snorbntmg,
bo| bie Soncubtnen ber ®ei^id^en auf bem
flopf ein @tu(f Sd^orlad^ ober ein anbered S^n>
Hd^eS Aennjeid^en tragen foOten, bamit fie ni^t
für red^tfd^affene g^rouen angefel^en merben t9nn*
ten. Stitd^ ber ndd^te Crgbifd^of 6and^ HL
be StolaS (1415—1422) fc^Io^ fid^ «nfirngS bem
aifterpatift l^enebict XIIL, na^ bet SBobl 9lar-
tind Y. aber biefem an. S)tr grflnbUA gele^e
unb fromme Sol^onneS Y. 9)lartineg be Contrerod
(1422—1484) mürbe Don Slartin Y. gum 3n-
quifttor gegen bie Sd^ilmotiler befteSt unb erbictt
bann in Sicna (f. b. 9rt), mo er ber 1423/1424
baf elbft gel^enen S^nobe betmobnte, bie meiloe
aib^nung Dom $a)>fte, oft ^rimaS ber ffKUiifi^n
ffin|e au feinen Sinf(u| gur Sereimgung ber
tird^Iid^n Sngelegenl^iten aufgubietau fBegen
Snanf^rud^o^me feiner Don Xom cta§ a&ermald
aner!annten ^rtmatiafred^te mürbe er mit efaii*
gen f^mnifd^ Sifd^dfen in Streitigfeiten Mf
midkU. Sin Stoief^att bei ber SBa^I beS %x^
gIgerS Deranla^ im 3. 1484 ben ttniglic^t
efe^I gur SBabI beS (grgbif^ofd 3ol^tte8 YL
Sereguela Don SeDilla für Xolebo ; beffen 9lad^
^Iger ®utierre HL SIbomog be Xolebo (1442
bid 1446), Dor)^ gleid^faSfi Ccgbtff^of Don @c»
Dilla, mar ber le^te Dom Copittf ermi^Ite lEtg«
bifd^of Don Xolebo. (Er mar nid^ blo^ buri^
feine etibmd^te abfunft, fonbem nod^ mel^ bnr^
feine bem JFönig befiänbig ermiefene Xmie, fomte
ourd^ feinen erbauGc!^ Sebendmonbel unb eine
fein 3a]|rbunbert ilbaireffenbe (BeU^andeit ein
berDorrogenber IKrd^färfl. S)ogegen mar ber
f olgenbe Srgbifd^of, m\otA IL be 9cu&t eortSo
(1446—1482), ein el^gei|iger, unrul^er unb
bartnädCiger ^k^t, baS fyixipt ber ibnpima%
gegen ftönig ^inrid^ lY. Don CafUIien md) gegen
^binanb Y. unb 3faieIIa (f. b. «ttt). S>er
Corbinal ^ßetrud (Bongaleg be SRenboga (1488
bis 1495 ; f. b. Vrt. 9Renboga n. 8) mor ein mfir^
biger Vorgänger beS berühmten (SarbtnalS unb
Staatsmannes S^nmciflcuS JEtmeneS (EtSneroS
(1495—1517; f. b. Srt), mdd^er ledere auf
bie fird^Iid^ unb ^olitifd^ Sngelegenl^eiten
Spaniens, auf Jhieg unb Stieben, onf SBiRen-
fd^ unb ffünjie einen fel^ großen (Einfluß aus-
geübt l^ot. IßadjbemXobebeSSarbtnalSSimeBeS
monte ber Srgbifd^of Don Satagoffa, Vl^onS,
Sol^ SferbinanbS Y., ben ^rimotiolfiu^t be-
fleigen, ilarl Y. f d^Iug ober ben 8d^ SäS^Om
Don (Ero9 (1518—1521) als ^ßrimaS Dot»
Siefer, gu^eid^ SiMof Don Soria unb gletd^eitig
mit Dem ^urpur gef d^dtt, fam nie nad^ Gpoxäm
unb ftait gu Sflttid^ infolge eines SturgeS Dom
$ferbe. Sein Stod^folger SlfonS Don gonfcca
(1524—1534) DcAgog 1527 bie Xaufe bei \p&^
temmnigS9]^(i)>)iIL «ufCoibtnaläoWnS
Xabero (1534—1545) folgte (Earbinot äo^onneS
SRortimg Stticeo (1546-1557), bec Max unb
(Ergiel^er ^bUif^fiS IL, bann ber befonnte Somint*
(oner ^Bartholomäus Sartonga (1659—1576;
f. b. 9rt.), meld^er bie Umoerfitti Ooiebo unb
mel^ Kollegien fHftite, om^ fiir b&ftige aBSb»
c^enforgteutd)fonfiDid0uteft^ 9n<Baiqcn
1859
Zolebo.
1864
WlDenbde et mtf fcim @Hftuiieen 1 888 000 S)u-
cotcn (DflL (Bam&in, 2, 198). S)ie meikren &)-
Ufd^fe iDarm Sarbinal ttoBpox be Outrogo
(1$77-1594); 9U6ect t)on Oeiiemic^ (feU
1595)^ bor f^on 1598 re|i|)mrte; @otria Soa^fa
Oltoa (1598—1599) ; bet berül^mte Sorbinal
33(|ii^b €anboDaI 9 SRosaS (1599—1618);
Sarbinol gctbinanb n. (1620-1641), Snfant
DpA @))amai, ber nut AdminiBtrator perpetuus
1901 unbjtt tBrulfet ftorb: Sarbinal Aodpar be
Sotio 9 wIoSco, t)orber dr^ifd^of Don @et)Ula,
bcc nut Don Släcg bid S)e€embet 1645 ben ißrima«
tialffaiU tnne batie; eorbinol a3alt]()af ar SRoScof 0
9 SonboDoI (1646—1665); (Eorbinal ^afd^oIU
be Viogpn (1666—1677), bet att ®ro|mquifi-
to( bin Smt qI9 ^rimoS nieberlegen mu^e;
Coibinol Subttig SOtomel gfenumbc) ^ortocorrero
(1678—1709), fett 1695 iugletd^ Carbinol-
iifc^f tion $de{mno, bet ftd^ am ^ofe bolb oIS
{tmifc^, bolb Ott fion}ö{tf d^, (alb oß dttemtd^ifd^
fl^^t Aeigie. Kad^ feinem 2:obe blieb ber @tubl,
nun Xgeil megen ber fird^Iid^en SBirren, fe^
3o(re unbefeifL ^Donn folgten gfran) Salero
n Sofa 1715—1720), ber fel^r örmlid^ lebte;
Sorbuial SibocuS be 9fbrga 9 SeS^ebed (1720
bis 1734); ber «(inblid^e\ laum ad^t äobre alte
(Sarbinol äibmig Snton oim Sourbon, lungfter
6o^n ^Uippfl V., ber nur 9lbminiftrator mar,
1754 refignirte unb 1786 florb ; Sarbinol Submig
ftemonbe) be SorboDo (1755—1771), @obn beS
JDfTjogS Don Seria , ®raf Don XeDo. Sa fein
Sotgdnger fieä obaefenb ttor, regierte Subtoig
Sfenumbq Uon bomald olS S)ombecan boS Sr}-
bifitl^tan« Seine SBo]^t|dtigfett tt>ar ttnerfd^d{)f-
lid^^ moft nur mbglid^ xdqx burd^ fein f))arfameS
XS S^eunb ber S^fuiten mu|te er ben
>f bei ffönigS Derloffen. Sein »ürbiger !Rad§*
^Iger nmrbe fiorbinol gfranj Snton be Sorengono
(1772— 1800; f. b. Art.). anbemSed^enfc^oftS.
berid^ bed SDHnifterft ®rafen Don gfloriba-Stonco
qn ftarl IIL Dom So^re 1788 »erben bem gar«
binal ipeoen feinet Sol^It^tigfeU l^ol^e Sobbrud^e
extbtiä {wm% HI, 2, 885) ; er mu^e ober Dor
bem .vSfnebatSffirften" ®obo9 meid^en, refignirte
unbfbKrbgu3tonu !ßunbeftiegben@tublberiunge
®rof Don Sbindl^n, Subttig SOflorio Don Sourbon
(1800—1823), bet (ugleid^ jum fiorbinal er-
nannt mui^. SMefer UMt 1808 9{a))oIeonS er«
Sbena Sicncc gemefen^ ^ttt 1810—1812 bie
eDoIuHon mitgemod^, 1812 old $röjlbent ber
9tcaentf(^ft bierabicale Serfaffung Don Sabii Der-
Zünbet, mar 1814—1820 auS bem polttifdfien
Seben Derfd^tounben unb leijlete bann ber neuen,
aus ber SteDoIution Don 1820 l^orgegangenen
Regierung feine gel^orfamften 2)ienfte. Sein
{Benehmen M ber Vertreibung befi )>a))ftlid§en
9Iuniiul (1823) gefiel me^r in üRobrib oIS in
9tom. Sx erlebte nid^t me^r ben @tur) ber 9le*>
gierung, bie er mU ollen ffräften botte erl^eben
9elfen ((SomS m, 2, 482 f.). Corbinol $etrud
Snguony) 9 Kibero (1824—1836) mar mäbrenb
ber IKrd^enDerfoIgung Don 1820—1823 olS et-
fd^of Don 3amora burd^ feine Xb^^tlraft unb
2!obe§Derad^tung baS S^aipt fofi bed gefommten
fponifd^en (|))ifco))atd gemefen ttnb nod^ ber 93er*
folgung mit ber erften iSBürbe ber Aird^ ®)Kmienll
gef^müdt morben. SIS 1834 eine neue SSerfoI«
gung oudbrad^, tourbe er, für} Dor feinem Xobe,
in feinem eigenen $alafle intemirt unb Don bem
Serfebre mit ber 9lu§enn)elt gon} obgefc^Ioffeti«
Slo^bem fein ernannter 9lad^f olger Sofiep 1842
reflgnirt botte, trat eine SebiSDocou) ein bid auf
Sobonned 3ofe))b Sonel 90rbe (1847—1857),
ber 1850 Sarbinol ttmrbe. SorbinSIe maren aud^
bie ^Igenben Srgbifd^öfe: S9riII be SUameba
9 95rea0.8.Pr.(1857— 1872);3obanne»3gnai
9Roreno (1875-1884, Sorbinol fd^on feit 1868
oß Srjbifd^of Don SSoHoboIib) : amd^oel ^90
9 Slico (1886-1891 ; gleid^fdä fd^on feit 1877
Sarbinol unb Dörfer Ißotriord^ Don SOSejUnbien,
SBifd^of Don Suenco [1858] unb Sr}bij(^of Don
Som)>ofteIa [1874]). 2)er b|tDer{torbene Srj-
bifd^f mar Sntolin aRonedciOo 9 Sifo (geb. 181 1),
Dorber Sdifd^of Don Sola^orro (1861) unb Soen
(1865), bann Srabifd^of Don SBoIencia (1887),
trandferirt nod^ Xolebo unb jugleid^ |)romoDirt
ium Sßotriord^en Don SBejUnbien 1892, Sor*
final feit 1884 (gefL 1897). £er gegenmSrtige
^rimoS (unb ißatriord^ Don 3Be{iinbien) ift ber
Sorbinol S9riacu8 SJloria Sandra 9 oecDod
(geb. 1888), Dorber Xitulorbifd^of Don^reo«
t^olid (1876), bann IBifd^of Don ^ilo (1882)
unb Don üRobrib (1886), olS Sr^bifd^of Don
SBoIencio |nromoDirt 1892, nod^ Xolebo tronS»
ferirt 1898. 9118 SRetropoIit unterfieben ibm bie
@uffraganen Don Sorio, Suenco, SRobrib, $Ia«
fencia unb Siguengo. S)a8 ßinlommen beg Srj«
bifd^fS Don Xolebo beträgt 160000 »eolen;
im 15. Sol^rbunbert betrug eS 80 000 S)u-
coten unb mar auf 8000 fbr. aur. tasirt; im
18. Sobrbunbert fogor 300000 S)U€aten, mo*
mU er ober oud^ boS @cminar, eine jobl-
reid^e S)ienerfd6aft unb Diele SSobttbfitigteitS-
onftolten )u unterbolten botte. @ein Sa))itel be»
)0g im 18. Sobrbunbert 150000 Sucoten, mo-
Don iebod^ ber ffönig 66000 befom. S^tiilU
beftebt bofi Sa))itel ouS 1 S)ecan (mit 24000
Slealen Sinlommen), 1 Capellanus Major Ber
gttm unb 1 Capellanns Major Mozarabuin^
fomie 5 meiteren Signitäten unb 4 Canonici de
officio (mit ie 16 000), 28 Canonici de gracia
(mit ie 14 000) unb 24 SBeneftdoten (mU ie 8000
giealen). S)ie 3obI ber jpriefter betragt 600, bie
ber ©laubigen 508 250 in 445 ^foneien. (SgL
Florez, Espafia sagradaV et VI, 2. ed., Ma-
drid 1763; Moroni, Dizion. LXXVI, 243 sgg.;
Garns, Ser. Epp. 80 sqq. ; 0. Werner, Orbi»
terr. catL, Fnburg. 1890, 45 sq.; D. ©aia»
lomsfi, 3jlboc unb 3n><fon8 oQ Sitcrorblflorifer,
SKünfter 1898, 153 ff. [Äirdbengefd^. ©tubieii
lY , 2] ; Eubel, Hieraroh. oathoL med. aevi,
Monaaterii 1898, 513 sq.)
1865
Xolebo.
1856
@Qnoben }u Solebo fanben ftott: 1. um 400,
ouf ber unter SBet^etligung beS IBifd^ofS 9fturiu8
({. 0.) 20 S)iScbImat«Sanoned befd^Ioffen ttiurben
(^efelc, &)nc.-@efd^. II, 2. «ufl., 78 ff.); 2. im
3. 447 ; eS tomhta ein ®IaubenSbefenntni| unb
18 Stnatl^moKSmen gegen bie pri8ciaiani[tif(i^en
Srttpmcr oufgefteDt (C>efcle n, 306 ff.); 3. bie
Bjnodus Toletana 11 , 527 ober 581 , Xotläit
bie fortbouembe @ültig!eit ber ölteren fKrci^en-
fokungen einjd^örfte unb fünf neue SanoneS erlief
(5>efele H, 719 ff.) ; 4. im 3. 581 ober 582, eine
arianifd^e, oon ftönig fieouigilb berufene ©ijnobe
(^ef ele m , 2. «up. , 38) ; 5. bie Syn. Tole-
tana m im 3. 589, n^eld^e 23 Inotl^emotiSmen
gegen bie Slrioner unb in 23 Sopitula üerf d^iebene
ffiiScipIinorDorfd^riften erliefe (ftefele m, 48 ff.) ;
6. im 3. 597, auf ber nur gioei SanoneS aufgefteUt
tt)urben, toooon ber eine ben Ö^Ierüem bie SSer*
t)flid^tung jur ffeufd^l^eit einfd^ärfte (|>efele III,
69) ; 7. im 3. 610 ; 3:oIebo »urbe oIS 9Betro})oIe
onerfonnt (C^efele in, 66) ; 8. bie Syn. Toletana
IV im 3. 633, öon ftönig ©ifenanb berufen,
meldte ben alten SanoneS gemöfe bie fird^ftd^en
Sted^te toa^xtt unb eingefd^Iid^ene 9)tifebräud^e in
75 gapiteln befferte (^cfcle HI, 79 ff.) ; 9. bie
Syn. Toletana V, 636 Don ffönig Epintila jur
IBefeftigung feined Xl^roned berufen (&efele in,
88 f.); 10. bie Syn. Toletana VI (638), befut^t
Don 52 Sifd^öfen, meldte frül^re SanoneS be-
tätigten unb 19 neue erliefen (|>efcle HI, 89 ff.) :
11. bie Syn, Toletana Vn im 3. 646, burd$
j^önig S]^tnbaftt)int]^ berufen unb oon 28 !Bifd^5fen
befud^t, toeld^e ftrd^Iid^e unb ftaatlid^e Sngelegen-
l^riten (§efele m, 94 ff.) bel^onbelte; 12. bie
Syn. Toletana VUI, 653 öon bem neuen ffönig
iRecefmintl^ oerfammelt ; eS erf d^ienen 52 SBifd^öfe,
k)iele ^ebte unb loeltlid^e ®rofee; man fteUte ein
©9mboIum auf unb erliefe ©trafgefeje gegen bie
aSerrätl^er bc5 SaterlanbeS unb bcS ff öntgS (§ef cle
in, 98 ff.); 13. bie Syn. Toletana IX, 655,
auf ber bie neueren ©Quobaloerorbnungen ben
alten Sanonenfommlungen angefügt unb 17 h)ei-
tere, befonberS in Sejug auf bie SRc^te unb ^flid^«
ten ber Sifd^öfe, aufgeteilt würben (§efele in,
100 ff.); 14. bie Syn. Toletana X im 3- 656,
bcfud^t oon 20 93ifc^öfen unb 5 ©tettöertrctem
oon Sifd^öfen, weld^e 7 Kanone« auffleüten unb
ben Sr}bifd^of IßotamiuS oon 99raga, ber ftd^
f elbp anflagte, jur beftänbigen fflufee öerpflid^teten,
ol^ne ilfin feiner SBürbe ju berauben (t^efele in,
102 f.); 15. bie Syn. Toletana XI üom 3a]&re
675, bie ein ©^mbolum befonberS gegen bie 9ln-
l^änger beS ^äxti\ttt§i »onofuS (f. b. 5lrt.) auf-
ftcllte, fottJie 16 ©iScipIinar-KapituIa erliefe
(C)efele III, 114 ff.) ; üon Snnocena in. ttirb
biefe Sondl gelegentlich authenticum genannt
(Innoc. Regest. 2, 133; Migne, PP. lat.
CCXIV, 682); 16. bie Syn. Toletana XII im
3. 681, unter ffönig groig, öon 35 ©ifc^öfen,
4 bebten u. f. lo. befud^t ; fie beftätigte ben neuen
ffönig unb erliefe 13 Eapitula über ffiiSciplinar-
punfte (^le m, 815 ff.) ; 17. bie Syn. Tole-
tana Xin im 3. 683, eine grofee IRationalf^iube,
unb tt)ie fafl olle biSl^erigen ein GoncQiinB
mixtum, inbem neben 48 Sifd^öfen unb 27 Set»
tretem oon Sifd^öfen 26 toelflid^ ®rofee o»
fd^tenen; man oerl^belte über Derfd^id)ene Dom
ffönig oorgelegte ®efe|e8entmürfe (f^ele in,
319 ff.) ; 18. bie Syn. Toletana XIV in
3. 684, nobei 17 Sifd^5fe ontoefenb tooRn,
»egen bed ÜJlonot^eletiSmud geleiten (^efeleül,
322 ff.) ; 19. bie Syn. Toletana XV im 3. 688,
tt)ieber ein ©eneralcondl, Don ffönig S^ er-
öffnet, es erfd^ienen 61 S9ifd^5fe unb 17 timft
®rofee. Sie iBifd^öfe beantmorteten ein paar bog^
matifd^e fünfte, bie in einer k)on i^nen rau^Sbni
gefanbten 9))ologte bafelbfi Slnfbfe erregt; fv
lösten aud^ bie Saitx\tl beS ffönigiS in Sdieg
eines oon i^ feinem SSorgönger auf bem£^
geleifteten eibeS (C^efele UI , 824 ff.) ; 20. bie
Syn. Toletana XVI im 3. 693, t>on 59 9i^
fc^öfen, 5 bebten unb 16 toeltlid^en Somitel ht»
fud^t, auf »eld^er ber ortbobose @Iaube tKrtnnbet
unb bie 2)i8cit)lin in einigen Sßunften oerbef|at
»urbe (C^efele m, 349 ff.) ; 21. bie Syn. Tole-
tana XVII im 3. 694, ein ©enerolconcil, bol
8 SanoneS oufjlellte (f^efele m, 353 ff.) ; 22. Me
Syn. Toletana XVUI im 3. 701, bmn «dm
oerloren gegangen finb (&ef ele m, 356) ; 23. ii
3. 1091 eine @9nobe toegen Sinfu^rung bd
römifd^en9titu8(&efeIe-ffn5))flerV, 200);24.bol
^rooinjialcondl oon 1324^ totlä^ bie 6tatiita
ber 1322 gu SSallabolib gelittenen S^nobe c^
neuerte unb weitere 8 Sa))itula l^ingitfügte (fiefde*
ffnöpfler VI, 617 f.); 25. baö ^ringialcoiicB
im 3. 1339 unter Srgbifd^of SegibiuS atbotno};
eS beftimmte in 6 SanoneS, nur gut Unternd^
foHten ju Slertfem beförbert merben, namenliu|
foQe an 2!)om- unb Soflegiatfird^en Hon |e |e^
Slerilem einer UnioerfitotSfhtbien mad^; oDtl
feien }u Oftem Sommunicantenliften gu fedign
(C)efele-ffnö))fler VI, 648) ; 26. bad $roimi)id>
concil oom ^a^xt 1355 unter (&^6tf(^f Ho-
fmS, h)eld^e8 feftfe^te, bafe ^roDtngioIflahitai m
ad poenam, ni^t ad culpam Mrpflid^ten, tDO>
fem nid^tS ^nbereS befHmmt morben \A (fMäf
ffnöpfler VI, 705) ; 27. ba8 ^roöinjialcoittö m
3. 1379, »eld^ed 9leutralttät lod^renb be§€d^
ma§ befd^lofe (C)efele-ffnö])fler VI, 941); 28. bol
$rooinsialconcil oom 8. September 1565 MI
15. ÜRai 1566 bel^ufS S)urd^fä]^g ber 9e-
f d^lüffe bed ZribentinumS ; f ed^ Sif d^dfe nai«8
an bemfelben %W; 29. bafi (le^e) ^(hoDinjurf-
concil oom 8. September 1582 bis 12. W^
1583; eS lourben 3 @i|ungen gelten, ob
8. September 1582, am 9. unb 12. aRdt) 1588,
unb 61 SanoneS erlaffen. Xro^ be9 pfipfilul^
SBerboteS liefe ber Srgbifd^of ffoSpor be Ointogi
einen fönigli^en Sommiffar §ur @9nobe gu. Wt
h)eit bamald bie ftaatlid^ Sinmifd^ung gingr ^
l^eDt aus ber Sb^tfad^e, ha% ieber einzelne Sntng
beS ßoncild, beoor er Sefd^lufe mürbe, bem iMf
18S7
Xoleron).
1858
^ffiBpp n. (f. b. 9rt.X ber bomott in Siffabon
toeilie, vorgelegt toetben mu^e. »9Ue 1^ ein
9apji*, femerft ®atnd (in, 2, 190, 9nin. 8),
»dn (EoRcil fo f^ ubenood^t, geleitet, conigirt,
M in^iMetnlle sured^tgettiefen, ime biefet ^fi-
Mnig.' Wl bie Scten bet S^nobe ber Congr.
eono. Trid. interpr. flbetfanbt tmitben unb bie
Cimgiegotion bie Sulaffung befi Uniglid^ ®e*
fcmbten cflgte^ fn^te Carbinal Ouiroga fein Ser-
fa^ burd^ bcn gtod^pett einer alten (SeiDo^nl^
at Dert^lgen. (Bregor XTTT. ober befahl, ba|
ber 9tame M nnlglid^en Xbgeorbneten ou8 ben
Veten oosgelöfd^ n^erbe (®om« m, 2, 186 f.
189 f.) [?le^.]
V^bfMi im tteitem Sinne bebeutet bie ge-
talbige (fotragung einefi beliebigen UebelS, bem
man ni^t ouSioeiqen fonn ober barf (ügL 2 Hot.
1,6: tolerantia [6ico|&ovi^] passionnm); im
engem Sinne bie S)ulbung einer obtoeicl^en
reugiöfen Ueberjeugung, bie man innerlid^ oeber
biSigt nod^ mit ®Uid^mutb betrad^tet, äu^Ii^
ober bnr^ (gegenmaf^egeUi oud^ ni^t binbert,
trtelmebr gefliffentli^ )uia|t. L 2)08 »efentlid^fie
Sterfmol im IBegriffe ber Xoleran) befiebt
bodn, bo^ fie pd^ eigentlid^ nur einem Uebel
Segenäber betbStigen tmn, fei eS ein ))b9itf4(fi
|. 9. Unmiffenbeit) ober, toie e9 meifienS ber
gdl i{t, ein moroIifd^eS (). 9. Sflnbe, Snlebre) ;
benn mabr^e ®üter, toie Xugenb unb SBab^*
beil, merben nid^ einfad^ gebulbet, fonbem ge-
billigt, bef(bfi|t unb geförbert (ogl. S. August
Enarr. in Ps. 81, bei Migne, Patar. lat XXXVI,
271: Tolenmtia, quae dicitnr, . . . non est
nigi in malis). 908 sioeited ^auptmerhnol bmmt
bof IDottenlaffen einer gctoijfen gf^^ VV^
boS Uebd b^iQU^ ^bem man oon 9ta|regeln }ur
SuSrottung ober SBef d^rOidung befifelben obfiebt
Snfofem bie Zoleronj um bo8 Uebel felbji »ei^,
unierf d^eibet fie fid^ oon ber ConniDen) (dissimu*
latio), toeld^ ein befiel^enbe« Uebel (j. 9. aRi|-
bau^, (Befe^fibertretung) nic^t R^t ober fid^
fo fteüt, oä fSbe fie e8 nid^t. S)ie 3uPud^t }u
OegenmÜteln in X^eorie ober $rasiS fü^rt be-
grifflid^ )ur äntoteronj, bie forno^I eine Xugenb
M Untugenb fein unb in letzterem gfalle Don ber
einfa^en UnbuIbfamTeit fid^ bis )u blinber Ser«
folmmgtfnd^ fteigem fann. — S)ie Xoleran) ge«
fbmet pd9 fe^ oerfd^ieben ie na^ bem befonbem
Qkbicte, auf meld^ He fld^ betbötigt, fotoie nad^
ber Vrt unb bem 9Ra|e ber S^^Ü/ boS fie bem
Uebel jubiaigt SBei ber Keligion, bie bier alein
in Sroge bmmt, iß oor 9IIem forglid^ }u unter-
fd^eiben jlDifd^ ber irrigen Sel^ unb ber irrenben
^pierion, nietd^ erfiere OortrSgt ober übt; gegen
Ue ißerfon ifl ma^re Xoterong mdglid^bei gleid^
ttitiger Sntoleron) gegen bie Sebre. Sd^reitetbie
S)u&famfeit {eboq W )ur Xnerfcnnung, 93iEi-
ttnb 3nf(lftn|na^me be8 folf d^en fiel^begriffeS
[dbö fort, fo gebt fie in bie bogmatifd^e Xoleran)
:, mlSfi oermmlid^ unb unftttlid^ ifl, toeil fie
gefliffenllid^ bem Sftttbume Qorfd^ leifiet unb
bie Suge auf gleid^ Stufe fleOt mit ber SSabr»
beit Sober ift, rein logifd^ betrad^tet, eine eigent-
lid^ (SekoiffenS- ober (Blaubenfifreibett umnd^id^,
meil e8 übtxfynVft leine bered^tigte greibeit geben
lann, unter 9eifeitefe|ung ber SBa^tbeitSnormen
)u beulen, maS man toiS (ogL b. Slrtt SufÜdrung
unb £iberali8mu8), ober bie Uebertretbarfeit be8
SittengefeM )u Id^ren (ogL b. 9rtt 9ntinomi8-
mu8 imb Sibertiner), ober enblid^ bem Ilar er-
fannten ®otte8ioort ben fd^ulbigen (SlaubenS-
geborfom )u oerfagen (ogl. b. 9rt. 9bia^bora).
gfreilitb ^^^ bie beutige Sted^td- unb SoIlB-
\ptaä^ unter ®emiffen8- unb ®Iauben8freibeit
etmaS gong 9nbere8, nömlid^ ba8 9ted^, bie innere
fittlid^e ober religiöfe Uebergeugung aiub t)or ber
Slu^melt frei gu oertreten unb in ®ebet, Opfer
unb ®otte8bienft liturgifd^ )u betbfttigen. So ent-
fieben bie IBc!enntni|- unb euUuejreibeit, bie ful|
gum allgemeinem SBegriff ber SteligwnSfreibeit juf*
fammenfaffen laffen. i>ai^ ifl Migton8freibeit
mit Xolerang ni^t gleid^bebeutenb : beibe unter-
id^eiben fid^ logifib barin, ba| ba8 9ied^ ber S>ul«
»ung bie 9ta^ oer SSenoeigerung fold^ SM-
bung in ftd^ fd^Iie^. (Ebenfo unterfdbeibet fid^ bie
Xolerang oon ber SeligionSgleid^bett; benn bie
gefej^Itd^e Sufrid^tung einer Staat8fun$e, bie au8
a&gemeinen Steuern Unterbalten loflrbe, möre gUH»
g}erle|ung ber gkiritftt (f. b. 9rt.X aber lein Sin^
bnub in bie Sefenntnif^ unb SuItuSfreibeÜ —
9[u8 bem (Sefagten ergeben fid^ oon felbft bie oer»
fd^iebenen Srten unb formen ber bogmatif&en
Sntolerang, »eld^ man in ibrer fd^offften iSk-
ftalt al8 ®eiDif[en8-, ®Iauben8-, Selernitni^- unb
SuItu8gtDangguunterfd^eiben))fIegt. Smorleud^tet
auf ben erflen fBM ein, ba| auf bem (Bebiete beS
(SetoiffenS unb be8 innem ®IaubenS ein (»l^flfd^
3n)ang, fei e8 burd^ ben Srm ber fird^fid^ ober
ber ftaotlid^en (Bemalt, nid^ ai^eübt merben
fmm; benn feine ftu^ere SRad^t ift im Stonb^
einen innem %ct ber Seele Dom freim SBillm gu
ergtoingen. SBobI aber larni bie ftird^, unb pe
aQein, ba fie mit ibrer b^b^nt geifHgen Siuctoritfit
mub in bie ®eiDi{fen (forom intemum) binein«
regiert, befKmmte innere S)enl- unb SBiIIen8acte
gur jiitngm (BetoiffenSpflid^t mad^ unb fo auf
bie (S^IaubenSgeftnnung be8 Sbtifien einm etbifd^en
Stoong ausüben, bem auf ber (Seigenfeite al8 Korre-
lat bie ®Iaubm8)){Iid^t mtf))rid^t (f. b. 9rt. ©laube).
9Bo aber bie innere (Beflnnung in SBefenntni^ va&
®otte8bienfi aud^ fiufierlid^ in bie Srfd^ung
tritt, ba ifi fie oon ber ftu^em Sted^orbnung fo-
fort ergreifbar unb bnn baber ie nad^ UmfiAnben
felbfl oon Der StaotSgemalt entmeber gefejflid^ ge-
biQigt (f. b. Slrt. StaatSfird^e) ober imterbrfidtt
(f. b. 9Irtt. Slbigmfer unb Sircumcdlionm) ober
bIo| tolerirt merben. — 9Ber ben religidfen 3tr»
tbum gmar Derabf d^ ober bef Smpft, Me irrenben
^erfonm aber od^tet unb liebt, ber übt bie (md-
tif d^ ober bürgerlid^ Xolerang, meld^ in genouer
bennung ber Sacbe Don ber $erfon bo8 gef dt
fd^Iid^e Serl^aOni^ ber SBürger Derfd^id^enen
00
f^,"
1859 Xoleianj.
(BlduIienS p tinanbtr itgtlt imb ein fridtlit^
3uiatntnmlc6m twrftttwn im ]übtn @taot&tDe|en
tnnSalit^. 91ti^c Dmcanbt bamtt, ain nii^t
Ibentifi^, ip bit ßaotli^e obn )ioIttifi!^ Xoietanj),
Uc barin beflt^t, bd| bie @taalSgeiodt bcn Ü^t
untartDotfenm nnbttSgldubtQtn entaebtr Dtf
faffungStnäfcig ob« biniq bcfonbert StitWtgc obn
baft ®(iD0^i^ttiSatf4(S flaotli^e 3)ulbuns gf
tnäl^rt ; m kfotüiatn S&Qen fann bUI bt8 jum
®nmbfat|c btr »clisionSelei^^dl (^ritöt), ia
bie jUT Stnä^nrns btS Sollgcnuffrt oOei politi-
fd(»tn unb ftaatS()lretTli(^ wn^tc in bolln Un-
flA^ngigltit bom nllgiSIni ScftmitntI fort-
fAttittn. (S3eL fBoImtfl, ^rottflanttSmuS unb
mt^oItdSmui in t^ Scjie^unam jut aiTo<
piA]ä)m SiDilifaHon, HbtiftU Don g. X. ^^n I,
Stfimfibutfl 1861, 386 ff; !ftillte, Toler&ri
Steet, in btt [3nii9bru(Iti] SeUf^nft ffli fot^.
fwIogitXVUaSSS], 245ff.)
n. aiS®runbfa|e über bieXoIeranj lofTen
1$ folgenbc oul^elm. 1. Sie SBtiiiierftt^-
t(it bei bogmatif^en XDlttanj ecgibt
^ juDBibcrfl als ftlbflbtiftänblit^ SolQcrunQ
aä bttn Sogma Don bn (Einen tDoiiien unb oOtin
feltgnKU^enbtn SHtfy S^ii^, aI8 tsel^t aSein
bit rOmifc^Idt^oItf^tjHi^e p^Donapo^Iuitni
bec bcr eanjen SBtU Dotgeftellt unb biir^ n^tre
ffriteritn ni eriennen atatbcn bot (f. b. Sit. Pin&e
Vn,490ft. 500H.). ir en
eeneilmetgobe lä^ {Idg a if
^eit au4 au8 btt Unfittlii B-
inuS,bttefaentIi4enOuen i),
n^ltttm. es laffen fl^ I en
ober abaiten beSfelbtn u d-
jo)):^if<^,beTieliaiö|eunb t>
ttnKSmufi. B.3uti#pt: ^t
StnbtfftnntiBtnut, bei in tU
{egen bit So^t^tU übeil üt
fllni^ roa^t unb glei^ falj f
wtlnlid^ unb gltid^ untot ib
In tbeologifc^ei Stjiefiui tn
Smeijet üuiarttl. ÜKit bem 6lei)Hci8mu8''(i.'b.
«rt.) im ©ninbe ibentif^, btbtutet berfttbe nid^tS
Snbtrtfi als ben firincitiiellen Xot btt mcnfi^'
lii^tn SScmunft Stnn ab man mit bem fhcngen
$l)ti^oniBmu9 an oKct aSo!|i^eiteeiItnntni&
8tunb(ätli4 DtiilKiftlt obtt mit bei .neuem 9fa-
bcmtt' tf b64^enS bis ju nttl^i obti minber
lDO^(^tinIi^ üntinungen bringen lu fönntn
ootgibt, in beiben gaUtn etfi^dnen bte Snmb-
tiefen btfi SrfenntnS, o^ ntlt^ ti »ebtl SBabf
^ noi^ lÜeuigfieU no4 SBa^d^einlic^feit gibt,
cm^li0 ttfiigfitterL 3la^ btt £tbte bei «ifennl-
nt^otttilei finb biefet ®tunb)]fetler bni: bit
(Bmifibeit Dom eigenen Suftin (factum primum),
baS ®tft| Dom SBibtiftnui^ (prinoipium pri-
mnm) uiui bit SrnpfOngli^feit beS SJer^anbeB
ffll SBabtbeit (conditio prima), nomit tebod^ bie
SlotbtotnbigttÜ nod^ anSeier Siorauiftbungen ^i
lebt Soif^ung, fo namoitlic^ be8 ^tmtitia Dom
binitid^enben @ninbt unb beS (EaufalttötBgtftitS,
1860
ni^t aufigtf4lDf|en fein foS (dqL lUck&br, Ths
First PimdplM of Enovledg« , New York
1891 . 164 ft). mui)t eba bU «ttrii^boiteit
fettet aBabi^tSeitcnntnig einmal M, u>ie bn
aüeinberKitiligte 3)ogmati9mu3 Drill, (o ^ bic
Xoleionj gegen itgli^ Srtt^um, gjtü^tntl auf
Dtlt^em ®eotttt, {tbt (ogif^ unb et^ift^ Sf
le^tigung btrloien, tooS gan} btfonbeiS nÖA von
bn leligiSfen Sneifelfud^t gUt. Saai ^ 3o^n
©tuart 3)iifi ((. b. Stt.) bitfn aiflummtation bm
(ElnUianb entgegen, man fSnne nicmaI9 übn bit
Uiiini[^ gollc^^ett eine« Sc^eB, ben num bt-
ßmpft obn unteibiüdt ju febtn Dänf^t, Sctoig'
^tit nlangen (On Liberty), ^btx blt\f Scbou;»'
tung ip boi!^ blog eine neue S9}tnbung ffli bni
©fetJttciSmua felbn. ^t(tt toiltbe aber ju btn
oud^ Don SDlia oerabf^euten, f^Ünbli^ften Un-
gntimtbtittn fübttn, »olltt man i^ oi^ vom
Jl^tbru^, 3)itbflabl, ^nan^iSmuS, Si^nuincn-
moä) u. bgl. gelten laffen. Sittutll t|1 bötum btt
€It))ttdimue Bom !8atinmum (Seos. m D» re-
velat. can. 1) mit Ked)! au<^ aI8 glaubenSuribrig
Seiurt^eilt Dorbtn. (9)gl. ^ohn S. Msckeima,
Introducdon to Social PliiJosophy, QUaeow
1890, 116; Fr. Hetdnger, Natunü Beli^a,
with an Introduction on Certainty by H. 8.
Bowden, New York 1890, p. IX ff. S3 ff). —
b. £« itligiSft Snbiffttent^muB im DKÜem
Sinne bt^upttt, o^ne bei oKgtmrintn @ftpfiS
gu bulbigtn , bie (Sleic^mtTtbiattit bn jo^ofen
IRellgiontn, mit fit btt btn <MiItut> unb Sbitui*
DBDttn oOn Ottt unb Stilen ietveiligc ®eMt
angenommen ^bcn; babti tunbtn out xäi*
giontn untnfAttbfiliMI für gleii^ loa^ obec obn
als blo^ SttuBtnmgBfoimen tintS unb beSfdbtn
nligiBftn StatuiinßintteS ausgegeben. 3Bie lei^t
nn^Ui^ iß, toirii ^n bn obitttiDc 3Sa6r>
bttlSgt^It b« gteligbn d- b. 9it) felb|) an-
gttaßet unb tnfonbt^eit bn llnltrfi^ieb itöifi^
mabin unb falf^ Sttligion oufgE^obtn. S)ic
bnüf^tigte €(qrift De tribus impoBtoriboa Q. b.
Stit), baS Stanut .Jlotban btr Stift' Don £e|-
^ng (f. b. 9tt.) fomtt numc^ nligionSfitilofotibi*
l^en Sßtrtt Don Stos Füller (Dgl g. 9). An-
thropologicol B«Ugion, London 1892, Leoi.
n : On Toleration , 29 ff.) ^efltn Claffifi^
ajhifin biefn mittlein gfoim btf 3nbinnenliSmuS
bat. 3« (mui SBibetItgunfl genüet bie 9e*
mtdung, «>% bie (SHeic^btre^tigung oOet 9»
ligbntn f^on an bei ituiem Unrnbelii^tnl i^
glti^tn Sßabtbclt unb glti^tn (Biilt fitatent
mu|. ®Iei^ SBo^l^tit (önn i^nm btftQoDi ni4t
lubmmtn, uxU {ie mu^ fluSottS bn Mtglti^en*
ben KeligionBmifftnf^lt, flott bIo|t inbitTtinih
gönnen Sinn Utrtltgion bo^pt&tn, fi^ Diel*
me^i in btn ftlnbli^fitn S^ig(stn[ä]fen bcspcstn:
bn griti^ifi$tOmif(i|t ^lo^tbtiSmul nibcipEntet
). fB. btm inbif^oi $iinlbeiSnniB nä btcftiben
ec^toff^rit, mit bn pafV^t S>uaIieBniS bn afii-
lantfd^tn obn omnilanif^en SlotuntÜAinien.
SBenn fi^ guar btc SMIiuR (f. h. Vit) «it bem
1861
Xolecan).
1862
(Srtmbgrbanlirti beS 9Ronotl^eiSmu8 )ur 92ot]^ Der-
trftat fo Mit er bod^ bem (^rifttid^ 9RDnot^et8«
muS fetnbHd^ cntgeaen^ bet bie Cin^ett ber Statur
bttrd^ bie £rei^ ber !ßerf on ergan)t (f. b. 9ltt.
Zrinttfit). 2)03U gefeSt ftd^ bie nW untDtd^Kge
(hvigung, ba|, loie cd beim nod^d^riftlid^en
3iibent^um (f. b. 9trt.) jutrifft, eine «utfprfinglid^
iDo^e SeligioTi falfd^ loerben tonn, inbem pe ber
Mn (Sott be{)unmten unb georbneten gfortentmid-
bmg ^ ent)te^ unb gegen eine neue^ l^ö^ere Snt-
nridlun^fiufc ^d^ abfc^Itelt unb in einen feinb*
Killen ®egenfQ| tritt'' ($. batt, ^anbbud^ ber
allgem. 9ieIigiondtDif[enf<i^aft I, Sreib. 1875, 5).
SRU ber Unmbglid^fett gleid^ SBal^r^eit entfäUt
bie Sinbilbung gleid^er (Sflte t»on felbfi; benn
brni oon aUm esiftirenben Sietigionen nur Sine
bie tDolre fein, fo ift aud^ biefe oUein gut. €onte
ober ber SnbifferentiSmufi bie 9bfurbitöt auf bie
Bpiift treiben moOen burd^ bie Srllörung, oUe
Xeligionen feien g^eid^ falfd^ unb gleid^ fd^Ied^t,
fatfofem fie fammt unb fonberd nur auf frommem
$riefierbetrug ober unbeU)uBter Selbfttoufd^ung
beruhten, fo tt)iirbe er fid^ eben bamit ougerbalb
ieber 9te(igion ftellen uno fo unter Sbtterfung
feiner aßaSf e ^d^ ebiHd^ }um Stl^eiSmuS (f. b. 9rt.)
befennen (ogl. bie Cnc^flica Seo'8 Xm. Immer-
tale Dei oom L 9tot>ember 1885 (Denzinger-
Stahl, Enchir., 7. ed., Wirceborgi 1894,
IL 1714]). Pr ieben UKil^rl^ettSIiebenben Zbeiften
toirb bie refigidfe Sntoleran) ba^er nid^t nur jum
(Sebote ber @elbftad^tung, jonbem nomentlid^ jum
(geböte ber fd^ulbigen Sd^tung Dor @ott felbft,
ber nur in ber ßinen maleren, t>on i^m felber ge«
moDten Stellgion Dere^rt merben barf unb mu| ;
lej^tere aber ifi Ji(^erlid^ in feiner etn}igen ber
nid^t^ripiid^ Sceligionen )u finben. (93gl. S. H.
Kellog, The Genesis and Orowth of Religion,
NewYorkl892;ip.@d^an},9l))oIogieb.ebriften-
tbumS n, 2. «ufl., greiburg 1897, §§ 1 ff.) —
e.Serbogmatifd^e3nbifferenttSmu8tt)eid(^t))rin-
cif^iefl i9om oor^in miberlegten faum ab, toenn er
b«c »eitcflge^enben Xoleron} gegen bie jabtreic^en
Denominationen befi Sbtiftentl^umd baS Sßort
rebet^ fo fe^r er fonft ben nid^td^riftlid^en, infonber-
beit b^nifd^en {Religionen ftd^ abbolb enoeist.
SRit bem S^tem einer rein naturlicben Steßgion
unb Stbif fid9 begnugenb, Mt er oQem ,,bogma-
tifdben Sformelfram" , b. b- ber übematurlidden
Offenbarung, enttoeber fäbl ablebnenb ober burd^«
aus glei^giUtig gegenüber. 3u ben erflen unb
einflu|reid9fien feiner Vertreter jäbtt ber engßfd^e
iPbUi^fopb Sh>9n Sode (f. b. «rt.), ber in ooQ-
fUnbiger SRifiad^tung beS SBefenSunterfd^iebeS
ßifiben 9lotur unb Uebematur im ßb^iflentbum
liglid^ eine Sefiotigung ber bloßen Ütaturreli«
gion erbßdtte unb Don biefem Stanbpunfte auS
Die Shdbung aOer Selenntniffe, ben 9ltbeidmu8
unb ffatboIicidmuS dietn ausgenommen, forberte
(bg(. Locke, Epistola de tolerantia, Londini
1689; Encyolop. Britan. XIY, 9^ed., 753ff.).
3n ibtem tiefften ffeme föDt biefe S)enlrid^tung
flärtid^ mit bem SlationaliSmuS (f. b. 9rt.) }u-
fommen, ber im 17. ^ob^^b^nbert ton £nglanb
au8 unter bem 9Iamen beS S)eiSmu8 (f. b. 9trt.)
feinen Siegeslauf burd^ gang ßuropa nabm, in-
bem er in gfranfreid^ bie ^errfd^aft ber Sncqüo«
))öbiften (f. b. Slrt.) begrflnbete unb in S)eittfd^-
lanb ber feid^ten Sufllärung (f. b. 9rt.) bie SBege
babnte, um sule^ feinen 9lbfaS oomOffenbarungS«
glauben burd^ bie f (bim))flt(be SRüdfebr }um @fe))ti-
ciSmuS unb SflaterialiSmuS enbgflitig }u beftegeln.
SBiber biefe gro^ ^örefie (ogl. Yaücan. Sess. III)
brandet inbe^ grunbfa|Iid^ nur oorgebra(bt )u
merben, ba| f(bon bie gefunbe Semunft mie bie
ÜRdglid^feit , fo bie moralifd^e IRotbioenbigfeit
einer Offenbarung (f. b. 9rt.) aud^ im Slabmen
ber bto|en SSemunftreligion jugeben mu^, gumal
toenn eS biftorifd^ feftftebt, ba| bie bielgerübmte,
ftd^ felbft genugenbe9iaturreIigioneS niemals unb
nirgenbS }ur Selbftoertoirnid^ung gebrod^t, t)iel«
mebr überaQ nur ein trauriges giaSco gemad^t
bat Sie Unfrud^tbarfeit ber ))biIofo))bifd^en ©19-
fteme, bie SRatbloftgfeit gegenüber ber @ünbe, bie
i)einlid^ Unmiffenbeit in @ad^en ber @übne, beS
OpfetmefenS, ber SittenOorfd^riften u. f. m., enb«
lid^ bie troftlofe ©efd^id^ie beS ^eibentbumS fe(bft
beioeifen )ur @enäge, mit meld^ unjulönglid^en
URitteln bie nadfte, ^(b felbft überlaffene Statur in
ibrem gegentoörtigen Suftanbe auSgerfiftet ift, um
aud^ nur bie auergemöbnlid^ften $oftuIate ber
natürlid^en [Religion unb SRoral auS eigener ftraft
aufgufinben unb gu oermirflid^en (Dgl. 8. Thom.,
S. th. 2, 2, q. 2, art. 4 ; Yaüo. Sess. III, De
reyelat. c. 2). Sßenn nun ber allgemeinen Sr-
martung einer göttlid^en Offenbarung bie tröft-
lid^e %f^^Qi^t ibrer SBirflid^feit entgeaentommt,
fo entftebt für {eben aJlenfd^en bie felbftoerftönb-
Hd^e ^ßid^t, nitbt nur nad^ ber Ciiften) ber Offen«
barung eifrig gn forfd^en, fonbem aud^ nad^ ge-
f d^ebener fßrüfung oief elbe mit au ibren SDI^fterien
unb S)ogmen in miUtgem ©(aubenSgeborfam be«
bingungSloS angunebmen (t?gl. bie cittrte Sn«
cQflica Seo'S XUI.: OMcium est maximum,
et animo et moribiis religionem amplecti,
nee quam quisque maluerit, sed quam Dens
josserit). 9BaS aber fo ber freien Option beS
(Singelnen ein für aUemal burd^ ben beftimmten
Süllen ®otteS entgegen ift, baS lann unmöglid^
mebr @egenftanb ber Xolerang fein (ogl. 3){attb.
18,17. SDlarc. 16, 16. 2uc.l0,16. 3ob.8,18.
1 Cor. 5, 6. 1 lim. 1, 19 f.). ©ie biet gur
@eltung gebrad^te $flid^t ber bogmatifd^en 3n«
tolerang ift im SBefen beS ®eifteS unb ber Re-
ligion, bie beibe nur auS ber OueQe ber SBabr«
beit f d^ö))f en, foloie im fird^lid^en @elbfterbaltungS-
trieb fo tief begrünbet, ba| nid^t nur bie latbolifd^e
ftird^e, fonbem alle d^riftlid^en SReligionSgefeS-
f duften, meldte nod^ an ibre eigene SBabrbeit
glauben, biefelbe als ^xmap auf ibre gabne ge-
fd^rieben b^ben. SBo bieg nid^t mebr ber gaU ift,
ba ift aud^ baS Vertrauen auf baS gute SRecbt
ber eigenen @ad|e bebeidlid^ gefd^munoen. Aant
69*
1868
Xolerons.
1864
Imtüt mit Siedet: „«ud^ f))rid^t bie fat^olifd^e
tÜxd^ in bem ®a^ : ySu|er ber ttvc^t lein ^\
confequmter aI8 bie ))roteft(mti{(i^, toenn biefe
fogt, bo^ man oud^ als St<Al)olxt felig loerben
lönne. ^enn toenn bafi ^, fogt SBoffuet, fo t^ut
man ia am fid^erften, ftd^ }ut erftem ju fd^Iagen ;
benn nod^ f eligec oIS feltg }u meroen lann bod^ lein
SRenfd^ Derlangen'' (@ömmtl. Sßerle, ]^erau§geg.
Don 9tofenfrana X, Seipjig 1838, 818). 2)ie
€9mboIi{d^en Sudler (f. b. Sri) ber dlteren $ro»
teftanten l^aben be|]^alb faft alle baS ekoige ^tt
C^rer Snl^önger Don ber SSemierfung aUer ent-
!)egen{ie]^enben ^^ärripmer^^namentli^ber „papi»
üfd^en*, afö Sebingung abl^öngig gemad^t (f. b.
Srt. ^rd^e YII, 492). SBie bie (Soncorbien^
formel Don ber Seigre ber aStebertöufer erllftrt:
Neque in eodesia neque in politia neque in
oeconomia tolerari potest, fo glaubt baS 9Beft"
mtnfter«®lauben8befenntnig gur Unterbrüdung
ber f^^öreften" fogar ben toeltlid^en 9rm anrufen
gu muffen: The Magistrate has anthority and
it is his duty to take order that the truth
of God be kept pure and entire; that all
blasphemies and heresies be suppreBsed.
3m uebrigen märe ed ein ungel^eurer ^rrtl^um,
)u meinen, nur ineltgidfe 9Renfd^en feien Don
vlatux aus tolerant, bie ftreng reltgiöfen aber notl^-
menbig intolerant, ©erabe baS ©egentl^eil ift gu*
meift ber SfaQ, mie eine SSergleid^ung bed 1^1. t$rang
Don @ate8, eines Sngeld ber üRilbe unb Sanft-
mut)^, mit bem !Bater ber Ungläubigen, SSoItaire,
bartl^ut 3a ber Unglaube, ber ben üRunb Don
2j)Ierang am DoUflen nimmt, fann felbft bid gum
SIutDergie^en unbulbfam loerben, mie ber St^eiS-
mu8 ber frangöfifd^en SteDoIution 1798 fomie
neuerbingS bie ftangöftfd^e Sommune 1871 be«
toiefcn l^oben. OBgL bie in b. 9rtt. IKrd^e unb
Offenbarung Dergeid^nete Siterattn:; bagu John
Machale, The ETidencee and Doctrines of
the Catholic Ghnrch, 8^ ed., Dublin 1885 ;
Franzelin, De ecclesia OhiistL Opus post-
humnm, Bomae 1887; ©utberlet, 9l^oIogetif
n, 2. 9lufl., SOtünfter 1895, § 8.)
2. 2)ie $flid^tmä|igleit ber bärger-
lid^en Xolerang, meldte bei aUer Unbulbfam«
feit gegen ben 3trt$um bem änenben felbft 9ld^«
tung unb Siebe ermeiSt, fü^rt SalmeS mit 9ted|t
auf bie d^riftlid^e Siebe unb 2)emut]^ aK i^re
^au])ttriebfebem gurfldt. 2)ie9Uid^ftenIiebe befiehlt
und, alle SRitmenf d^en ol^ne SuSnal^me aß unfere
gSrfiber gu lieben (1 3o]^. 2, 10 f.; 4, 11 u. ö.),
meldte baS foftbare SBtut e^rijli tl^euer erlauft
l^at, m&l^enb bie d^rifilid^e 3)emut]^ un8 «.leinen
SugenblidC Dergef[en (ö^t, ba^ mir Dielleid^t mel^
als mt ebenfand ber Slad^fid^t beburfen" (93al-
meS I, 892). (Sine fo befd^ffme S)ulbfamfeit
)>rebigte ber iB5IIera))ofleI, menn er bie Sl^riflen
gut SBertröglid^fcit ermal^nte, bie in ber „Siebe,
5E)emut]^ unb Sanftmut)^" grfinbet (dpf). 4, 1—2),
menn er meiter bie geaenfeitige „Sragung ber
Saften^ als „(SrfüIIung beS ©efeJeS gl^rifH" l^tn-
ftellte (®al. 6, 2) unb nlS «!Banb ber SoOforn*
menl^eit" Dor Mm bie «Siebe"* em))fa^I (CoL
8, 14); aOe biefe S)irectiDen begogrn ii^ niit
ettpa bIo| auf bie SRitd^riften, fonbem oud^ auf
bie Ungläubigen unb Srrglättbigen, für tpe^e
ber Spoftel unter Serufimg auf bie Mgemein«
1^ beS gbttlid^en f^SmiSenS etgenS (Sebete mi'
orbnete (1 Xim. 2, 1 ff.). iBom «Siener S^rifK'
Derlangt er gmar fhenge Stäge berer, bie «ber
SBal^rbeit miberftoeben'' , aber eine foU^, bie
gepaart fd mU «Wilbe'' (2 Xim. 2, 25). «n-
bere ®runbfä|e als biefe fannte aud^ bie $q-
triftil nid^t SEBenn ber l^L 9tugu{ttnuS ban
abenbtoibe olS SRi^tfd^nur em))fal^I: Dflige ho-
minem, oderis vitiam (Senn. 49, 6, bei Migne,
PP. lat. XXXVm, 32S), f o fidlte ber l^L (^
foftomuS bie nömlid^ Stosfane ffit baS Slorgen«
lanb auf : «2)ie l^ettfd^ Se^ muffen loir t^
merfen unb miberlegen, bie SRenfd^ aber li^
unb für i^r btü beten" (De anathem« n. 4).
Sie Sfolgegeit fat an biefem ^rinci)) ebenfo rDtai^
mie am @(runbgebot ber d^rifttid^ Sldd^ftenTube
gerüttelt (Dgl. Cateoh. Rom. 4, 5, 1), fo bo^ bie
$enlid^en aSorte !ßiuS' DL in feiner Wbcution
Dom 9. Secember 1854 (ebiglid^ ben Stad^^ ber
gangen StrabitionSle^re bilben: Pront caritatiB
ratio postulat, assiduas fimdamos preees,
ut omnes quaqnaverBUs gentee ad Omstinn
convertantur" (Denzinger n. 1504). 9IIet>
bingS l^at Don id^er bie ftird^e, barin loiebenun
nur ber »ibel (1 (Sor. 5, 12. 2 gSetr. 2, 21)
folgenb, genau gmifd^en ungetauften ^iben imb
getauften SIbtrflnnigen unterfd^imn unb gegen
Ie|tere ein anbereS Serfa^ren einflef(!^fageg all
gegen iene (Dgl. Trid. Sees. XIV, e. 2 ; Sees. TU,
can. 14 De bapt., bei Denzinger n. 775. 751).
SnSgemein mürbe ber a|)ofioIifd^ (Srunbfa^ Bc>
^Igt, ba^ man bie Reiben unb 3uben nid^ mit
(Semalt, fonbem nur burd^ bie ÜRad^t ber $r^igt
unb @nabe belel^ren bflrfe (Dgl. fRbnu 10, 17;
S. Athanas. bei IGgne, PP. gr. XXV, 778:
6eo9eße(ac tStov, (i.^ dvorpcaCeiv, dXXi ireOhtv).
S)ie ÜRal^nung SuguftinS : Ad fidem nnllua est
cogendus invitns (Oontr. lit PetiL 2, 88, M
Migne, PP. lat. XLIII, 815) ^at im cononifd^en
Sted^t tl^eilS burc^ bie Serpbnung beS ffriegeS
gegen ^eibnifd^e Sdllerfd^ften bIo| vaa il^tcS
^eibentl^umS miHen (DgL Beiffenstneli Job can.
tit. de Judaeis n. 47), ü^eUS bur^ Ue tkSfiüäft
S:oIeranggefe|gebttng gegenfiber ben 3ttben, fotote
baS ftrenge SBerbot getoaltfamet 3id)entoufen« «ai^
il^ren gefettid^en 9uSbrud( gefimben (Dgl. $^ü'
lipS, JKr^enred^t U, 2, § 97—99; ol 9, X
5, 6). SlnberS mürbe eS bagegen mit benen get
leiten, meldbe burd^ 6d^iSma, ^örefie^ 9))o^a{te
(f. b. 9rtt) oen in ber Saufe empfangenen® lau«
ben in freDlem Uebermutl^ mieber Don fi^ moifcn
(Dgl 8. Thom., S. th. 2, 2, q. 10, ait. 8). bin
fd^ritt bie Rixäji nad^ bem 9eif)riele beS 9pm^
$auIuS (1 (£or. 5, 8 ff. ®aL 1, 8 f. 1 %\aL
1, 20) mit oDer Strenge ein^ inbem fie mefe flbec
Xolttattj.
1866
anl y^tottm &m\xn. bic au^ M bnt ^glo*
mfifiea nur im £i^ tva^m SBttbrtcEim n*
f^eintn (Uftt Sit 3, 10 f. 2 5[Sdr. 2, 1 ff. 3ub. 4),
lunfiAfl mit Rin gdflli^tn Strafnt ^tintfud^te
0»a SflVre f- tm «rt feätefit V, 1445 ff.). ®ie
M fol^on iSn^Iltn not^utnbig ju Xagi tcettnbc
Stitolenmi gtgai bie fi^ulbigni $etfonen (Dgl.
2 Sto^ 9. 10 f.) uur ni^M SttbrnS oie bie
ittlic^äliet 3nbletaii| btt gottgtffUen O&tig-
ml m/m bat Ühibn&n ftlfift, baS ja auc^ on
€taat nuc an btt $nfon bt8 Snbn^ }u
a^nbm ticnniis. €d longt bU|< nn^Ii^t Stnngc
lÄigli^ auf StifUi4< »M™ (i^mmuntca-
Hob IC) i^ipm bleibt, tott btt| beute 91t(^ttnS
tp, tDdb Re ftibß Dom mobmun Xei^tsbcnmgt-
fein Irlbliq crtiagen unb von befoimenen Wa^<
Hfm foflot alB betet^tigt binsmommm. Somit
fii^ dlnbitt^ imfet BtitoUtr nic^t befnunben
mni, ba3 fit& bie fibeiouS bottttt ttieItU(^n fft^-
graten btS SHttdalttd, $trbontmne, ^DermßQtnS'
confUcoHmi, fSemifSerfianmg unb gatu befonbtiS
bn gnmtob. SIQeni man enuäQe, ba| ni^t bie
fot^olif^e ffiribe, fonbcni btt c^ii^Iicb enoo^bnte
XAneiflaat efl toct, ber bie brafonif^e Staats*
Stfe^buRS efn bic ^tetUti inougurirl unb
ollmaiifl ouesebUbet b<ä (Dgl. gi. $. SIerins,
IStid^iiiite unb !ßanbecttn be« tönt, ^atncdts,
4. «u^., aMnj 1875, 8 S^)- StDOi lieg ficb
bie min^ bie Stien^e bei tvtUIii^en Strafgefe^
n^ig oefaKcn, twU nai!b bem rBmifi^ ®cf(|'
fn^ tAiI Qettnflete ißeibie^en alfi bie genannten
ebenfalls mit bem Xobe beftnift nmiben (dqI.
^f^tuS, fFird^enee^t V, SßtiVm 1895, 873 HS
887). <ßo4 embinat ^eUarmin (De membris
EodeuM S, 21 [ed. JosL F^vre III, Paris.
1870, 41 sqq.]) cftmplificirtt auf bie in fcintm
Zeitalter fiMi^t^obeSptoft gegen Sttagentäubtr,
SfoIftbinünieT, Saubetet unb Sobomlten, um bie
Setin^tlgune bet 3:obt«fltafe gegen ba§ Diel
fi^wetm gjerbrei^en freigcTOoIIter ^ärefle i ii-
Weifen. %beT ba| nui bie börtcfte aUa g n,
bet 3J}b, tm €tanbe fei, ben fnoentll^tn ^■
Dcnott Dibet @ott unb @toat — oIS m
foiit man bit ^rcfie auf — gebübrenb i ^•
ntn, (al aniJingli^ fo uenig im Sinne bet .. i)t
oehgöi, bap bei bl> ^uguftinuS liok feinet %e*
pinoDttuna fonfKget SReinreffalien niemals non
Jh^ettabtungen etnaS tDi||en mnllte (Dgl Ep. 100
[al. 187] tÄ Proconnii Sonatnm: Garrigi
•08 capimufi, non nec&ri . . . QuaeeumuB
igitar, nt, cum Ecclesiae eansas andie, po-
toetatem oeejdendi te habere obliviscariB).
I^u lomml, bog bte in bet ^Ütefie ©eboicnen
bei fftn^ jumetp nit^t aI9 formelle fteJitt galten,
fonbem aI8 fc^toS irrenbe SBtäbet, attäit ins-
geheim unb intbemu^t bet IatboIi[<!^en Stuckt an-
gcb&rten (bgl. A. Ballerini, Opos theologioum
morala, ed. Palmieri, II, Frati 1890, 59:
Gommniiior aententia est, quamlibet igno-
nntiaiD, etiam orassam et affectatam, ex-
euBars ab haereei et haereticomm poeois).
3)ag et bei ber frfi^em SRilbe immer gebruben
fein möchte, ift qeute ein buii^S betei^tigtet
aßunfcft (ögL ^ift-polit. ©IdtUr XC [18821
330 R.). aßontoütbeanbeterfeitaiebo^lueitübet
bofi 3iel ^inaulfdfttgtn , tDolIlt man bie gange
Sttofgefe^flebung bec iÖDi^eil in fSaufi^ unb
Sogen oie fittli^ unerlaubt ober alS einen un>
gt^uitn, ein gangeS ^a^rtaufenb um|))annenben
Sußigmotb Detbammtn (hierauf jicit Prop. 33
Lntheri damn. a Leone X , bei Denzinger
B. 667); benn (eine no<^ fo fyatt ©efe^esptofe iß
an fidb angeregt, wenn fie an einem ieditmfi|ig
überführten ©cf^eSübeitretcr na<b bem SBortlaut
beS beße^ben @tnifgefe|bu4<fi in te^tSgültiger
$orm Dol^edt tolrb, fo fc^ fu% oui^ unfet @e>
fübl gegen bie @taiifamtttt btt Strofe ftibfi auf-
bäumen mag. S)et oft etStteite ®tbante an bit
aRilgli^rtit beS Slüdfolle« in bie barboiift^e eiiaf>
jiifttgpfiegt bt< 9ßitteIaIteT3 i{l |o lange mügig,
aii bie ^nete (Sefittung unb oaB ai^ebilbete
SumonitätjSgeffi^I bet 9teu}eit über bie »oigeitti^e
efüblSiobeit (f. b. Slrtt. ^eienprojeS unb Sottut)
bie Oberlfanb behält; benn bie @cftaltung bet
@tmfiupig iß cbenfo, nie bie ganjt gultui unb
Geftttimg, ein nolbncnbigts gigtugnig ber ietoei«
ligen ^tüanfi^ungen, beten benötigtem (Ein>
flug aud^ bie fNt^e ficd niemals entjogen bot
(Stgl. befonbetSCWTgeniStbet, Aati|oIi{^ fFii^
unb i^riftriii^ Staat, gieiburg 1872, 543 ff.;
@taateiepfon ber @BrTe3'@efeaf(^aft I, S^ieiburg
1889, 865 ff.; deLaveleje, Le gouveniement
danB la dämocr«tie I, 2* 66i., Paris 1892,
108 SB. 157 as.; <Ii. $aulu3, %ie SttaBburgn
Stefoimatoren unb bit @etoiffenSfict^eil, QTeibutg
1895. Sit Sebre ültdani^lbone f. im ßaÜjoliS
1897, I, 534 ff.; Bgl. no^ b. »ttt ©emet,
®tiafgenalt u. S^IoanuS.)
3. S]iefittlt(^eeilaubtbeit ber)]0li-
tifc^en XDletang gegen falf^ Ktliglonen
^ngt DonSebtngungen ab, mel^e t^eilS im 91atur>
zt^t, t^eilS im fiofitiben gSttliiien Kedit gtgiün*
bei finb. Sa bie @taatiatn>oIt (f. b. Iti) mebei
als Stbreiin bei EReligion noi^ als XtÖgetin gBtt-
H(bcr Offenbarungen aufzutreten ben ^enif ^t,
fo leucbtet fofort ein, ba^ in€ad^ bei Xolerim)
„ber umf äff cnbe Staat ft(^ mtUei Bpen niib all
bit fic& in i^er fiebre obfd^lielienbe Jmil^' (Iten«
belenbuig, 9iatune^t auf bem @iunbt btt etl|it,
2. «ufl., Seipjig 1868, 396). SBet bet etötte-
rung bei einf^Iägigen @iunbfabe mug man )»{■
fd^en bem Staate übei^aupt unb bem !atf|oIifd^
Stoate im SBefonbem unterf^tiben. a. Sem
Staate übeiijautit im 91amen ber Xoleian)
a. grunbfdhlicbe XeligionSIofigleit gu-
mu^en, bießt gtrabe fo oiel, alS „uenn man einem
SBaumt fagle, er mufft bie SHJutgeln jeiftöten, auS
benen er biB^r ©oft unb Seben gefogtn" (SBI-
linger, ffircbe unb flinken, 2Jtünd)(n 1861. 93).
Ser .Staat obnc ®oü' ift nn fittlid^tS Un-
gtbeuei; benn toie baS Shtbioibuum, fo bot au4
btt eeftUf^ft als fol^t bie fittlicbt WMlt
1867
Xoleratt).
1868
®otte8 Safetn unb OBerl^errlU^fett anjuetlemim^
fomie feine namrltd^en unb übematätlid^en ®ebote
geioiffenl^aft ju erfüUen. 2)er religionSIofe Staat
Iö|t ft(^ ))rinct))tea nut auf bem Stl^eiSmud ober
S)ei8mu8 (f. b. 9ttt.) afö feiner ©runblage auf«
bauen : er ifl be^l^Ib ebenf o gottlod tt)te fein ffel^r«
bilb, ber omnipotente Staat beS ißant^eiSmud,
bernad^bemgotte§läfterifc^en®runbfa|e: ^2)er
Staat ift ®ott\ bie OueOe aOeS Sled^ted nid^ in
ber Lex aeterna, fonbem im Staate f eiber fud^t.
9ti(i^t nur gfreigetfter »om Sd^Iage eined 9Rac(i^ia-
öeDi unb SSoItatre (f. b. «rt.). fonbem felbfl bie
gebilbeten Reiben l^aben bie 9{ot]^tDenbigfeit ber
{Religion für ben Staatgbefianb rüd^ialtloS an-
erlannt (f. Cicero, De nat. deor. 1 ; ogl. ^einr.
efd^er, ^anbbud^ ber pxoXü]^ $oIitif I, Seipjig
1863, 414 ff.). 3n fel^r einleud^tenber ffieife »Irb
biefe 9lot]^ioenbigfeit üon einem neuem 9ie<i^t8-
lel^rer alf o begrünbet : ,,S)er ßib ift bem Staate
unentbeljfrlid^ , toie bmn baS gfunbament aKer
Sle^tSorbnung ber ®Iaube on @ott ift ; Stl^eiften
l^bm im StaatSttefen, fheng genommm, gar
leine SteQe O^ bie ©emeinfd^ft ber 9ie-
ligion ifl baS Setou^tfein nationaler ginl^eit nid^t
m5glid^, bmn baS reltgiöfe ©efül^I gel^drt }u ben
®mnbfröftm beS 9Rmfd^m" (o. Xrettfc^f e, ^olitif
I, ßei|)aig 1897, 826). — ß. gin gleidj oertterf-
nid^ Heilmittel gegen bie Sntoleran) bilbet bad
Dom SiberaliSmuS (f. b. Sri) Dorgefd^Iagme $rin-
dp ber fc^ranfenlofen ®emiffen8" unb
euItuSfreil^eit, b. L ber ftaatlid^en «n-
erfmnung ober 2)ulbung afler SReligionm unb
Suite. ®an) abgefe^en boDon, ba| biefed auf bem
SBobm befi craffeftm SnbiffermtidmuS (f. oben)
enoad^fene Ißrinci)) beftimmt gegen bie fat^oltfd^
®Iaubm8le]^reoerftö^t())gI.bieenc9mca$iu8'IX.
Quanta cura t)om 8. 2)ecember 1864, bei Den-
Singer n. 1538 sq.), Iftuft baSfelbe aud^ ben
Efarftm ®runbfä|m bed 9laturred^e8 ftradS gu«
toiber. 9IIe Suite bulbm tt)oUen, ^ie^e ben Staat
felbft bm SRäd^ten beS SSerberbenS bebingungdloS
audliefemj benn ed gibt leine nod^ fo gro^e
Sd^änblid^feit (}. 9. ®d(en- unb iDloIoc^bienft,
SDtenf d^eno))fer , SBittmenoerbrennung , SBeiber-
iiemeinfd^aft, Sflarte-Cult), »eld^e nic^t bie 9le-
igion jum S)eclmantel i^xtt )erfe|enbm Seftre«
bungen fd^on genommm l^dtte (ogl. SBalter, IRatur-
ted^t unb ^olittf, Sonn 1863, 492). 92id^t ein-
mal bie frangöftfd^e SteDoIution b^t bol^er bm
SRutl^ gehabt, unbefd^rfinfte ®eR)iffendfrei^eit in
il^re Sonftitution Don 1791 aI8 ®runbbeftimmung
auf}unebmm. Umf onft loeiSt man Don Seiten beS
S^reibenf ertbumS auf bie toerbenbe ftraf t ber SBabr-
|eit l^in, bie mit i^rer b^^cnt SDlod^t aUe reli-
giöfm SBerirmngm im freim St<mp\t ber SRei-
nungm aud^ o^ne bm Staatdarm fiegreid^ )u
übem)inbm Derftebe. Sonfequentmii^te man bann
baS ®efe| ber freim Concurrmj aud^ für ba8 fttt-
lid^ ®ebiet geltm laffm unb Strafgefe^ unb
®eföngniffe abfd^offen, ba \a auc^ bie l^öl^ere
SRad^t ber Zugenb Don felbft über bad Softer bie
Oberl^anb getoinnm mü^ie. greilid^ bebüxfen
toeber Xugmb nod^ SBal^l^eit att fol^ beS
Staot8f(^u|e8 , loobl aber ber Pflofe Staats-
bürger, ber aus fld^ aSein ber @en»tt ber fiüge
unb Serfül^mng nid^t gemad^fm ift, Jotoie ber
&aat felbfi, meld^er burd^ bie un^eimTu^
9Rad^inationm beS SafterS nur ju M^ ju
®runbe gerid^tet werben lömtte. (^)gl. ^gen-
rötber 629 f. 649 f. ; Simar, ®ctotffm unb (8e-
toiffenSfrei^eit, S^burg 1874: Se^mbt^, ®e.
miftmS- unb gultufifreibeit, in o. Stimmen ous
aR.-8aad& XI [1876], 184 ff.) — 7. (Eine brüte
SHd^tung glaubt ber Sad^ ber Xoleron) bmi^
ben ®mnbfa| ber Xrennung Don Staat
unb if ird^e S)ienfle )u (eiftem URon »eiStju
bem 6nbe auf bie SBobltbotm (in, meld^ beiben
@ma\im au8 biefem Softem im norbamerifantp
f d^m greifiaat ermad^f m^ bort bejubelt man «,bie
ffird^e genau ebmfo mie j[ebm Sd^<!^ub unb
iebe Zanggefe&fd^aft ; bie ^efter ftnb Dor bem
Richter nid^tS 9nbereS al8 beliebige 3)trectOTm
einer Sifenbal^n, ibre Stxtä)tn finb Skrfammlungl*
fale mie anbere aud^" (D. Xreitfd^te I, 388 f.).
allein mmn aud^ in beftimmtm (SinjelfSOm bie
ftird^e tbatfüd^Iid^ auS ber Xrmnuitg e^ 9lu^m
aI8 9ta(^tbeUe jiel^t, »ie bie| im ongegogenra
SBeifpiel gutrifft (Dgl. Schaff, Chorcli and State
in the United States or the American idea
of religions liberty and ita practical effecte,
New York 1888), fo barf bod^ bad Softem (nin*
ci^ieO fd^on be|balb nid^t ald bie Jhtdt uid>
befte StaatSform" ge|>riefm merben, meil e8 bie
gan}e d^rifUid^e Zrabition unb ftird^enle^ gegen
ftd^ l^at (Dgl. bie encQQica $iud' IX. QuanU
cura; Syllab. prop. 55), beS Umftanbefi gor
ni(^t }U gebenlen, ba| bie grunbfä|ßd^e gaffung
beS ißrinci))8 in le^ter Sinie nur auf |)oTitifd^en
92aturali8mu8 unb religidfm SnbiffmntiSmu)
binauSläufi (Dgl. Liberatore, LaGliiesa elo
State , Napoli 1871 , 131 egg.). Sogar Dom
rein naturred^tfid^m Stanbpunfte auS unterliegt
biefeS Softem ber ernjlteften Seanflonbung, toie
Xrmbelmburg (a. a. O.) l^roor^ebt : «,S>ie ^eorie
Don Xrmnung ber itit^ unb be8 Staates eiüfte^t
nur al8 9lotl(|be]^eIf in bm S^iitn imtoeifer (Eon-
flicte ; ber Don ber ffird^e getrmnte Staat ifl Der*
tummelt unb ftirbt geifiig ob." (Sgl. no^ Mon-
talembert, L'6glise libre dana Tetat libre,
Paris 1863; (Eb. Sdler, Stoat unb ffird^, Sei|)-
jig 1873; SRaa^m, Ueber freie StitiSft nnb ®e«
miffmSfreil^eit, ®rai 1876 ; Bas, £tude snr les
rapports de Teglise et de T^tat et snr leor
Separation, St. Quentin 1882 ; ^ugo £2mmer,
Snftitutionen bed taO^. JHrd^nre(|t8, 2. SufL,
gfreiburg 1892, 437 ff.)
b. S)er fatbolifd^e Stoat erfenni, toU fd^on
fein 9kme befagt, bie fotl^olifd^e SeRgbn a!8
eingig malere unb bie latl^olifdge ftir^ oü einjtg
bered^tigte an (f. b. 9(rt. StaatdRrd^e), ^U folg-
lid^ bie SuBübung lebeS anbem SuItuS inner»
balb feiner ®rm)m für ein Hebet (DgL SjOab.
1869
XoIeran}Qcte — SoIetuS.
1870
propp. 77—79). ®Irid^tt)olft( lonn hai öffent-
lU^e Stootftmo^t bie politifd^ Zoleran) obet gor
bie ^fianiSii fieBmübet otat^olif^m SteligionS-
geffOfd^ften niJ^t nut fittlid^ erlaubt, fonbem
unter Umfiänbm oud^ gut gebteterif(^en ^flicl^t
maä^. Sundd^p toirb iebet »erftönbige ißolttifer
onftanbtioft einräumen, oa| fein totboUfd^er Staat
aus blo^ Stacbgiebigfeit gegen ben Seitgeift bie
Detf affungfimfi^ig conftituirte StaatSfird^e unb ba-
mit feinen fot^olif^ Sb<^rafter ))reidgeben borf,
inbem et bie SetigionSfreibeit ol^e 9lot^ bort
etnfü^, 100 fie no$ nid^i bejtebt ; benn au^ Jbit
eiaubenSeinbeit ifi ein gro|ed ®ut, bie SBaftS
unb SBurjel bet @taat8ein^eit, bie bol^ ol^e bie
genägenbften (Brünbe unb gegen ben Sßortlaut
bet $ertrSge unb obne ben SBillen beS SoÜefi
nid^t aufgegeben »erben (ann" (^ettinger, gun»
bamcntoltbeologie, 2. 9ufl., greiburg 1888, 486).
Set SRoment |iit bie gefe|Iid^e Sinfübrung ber
Scitgionfifreibett ifi nad^ ber allgemeinen fiel^
ber XljieDlogen batm gefommen, uienn bie ®e»
nrabmng me^r Shtj^n aß @d^aben ober umgelel^rt
bie Sedoeigenmg mebr @d^ben als 9{u|en
bringen loflrbe (ogt. 8. Thom., 8. TL 2, 2, q. 10,
A. 11 : BifcoB infideliom tolerari posaunt yA
propter aliquod bonum, qnod ex eis proyeniiy
▼el propter aliquod malum, quod vitatur . . .
MdL sd Titandmn scandalum vel dissidium
... Tel impedimentnm salutis eoniin, qui
paulatim sio tolerati convertuntor ad fidem).
IReucrbingf (at $a))ft Seo XIU. in feiner oben
erttfi^ten Snqllica über ben Staat Dom 1. IRo*
oember 1885 biefen fatl^olifd^en ®runbfa| feier-
nd befidtigt: Ecdesia nonideo damnattainen
remm publicamm moderatores, qui magni
alionjuB ant adipiscendi boni aut probibendi
oansa mali, moribns atque osu patienter
fenmt, ut (diyini cultus varia genera) ba*
beant ««gwlA in dyitate locum (Denzinger
IL 1726). 3m ungemeinen liegt ^eutjutage in-
folge beS VuSwonberungtoefenS unb ber gfrei-
{figigfeit bie @od^ nun fo, ba| burd^ bie ftaat-
lid^e (Semö^mg ber Cultudfreibeit in fatl^olifd^en
Sönbcm bet SanbeSfriebe nid^t leid^ gefldrt toirb,
bajs obet umgefebrt burd^ Sertteigerung fd^mere
Srf^fittetungen bed StaatSmefenS mit ®runb be»
färbtet toerbcn muffen, fo baf ber 3ug unb baS
iBeburfni| ber 3eit me^r auf Keligiondfreil^eit a(6
Stoong ooer Sefd^nfung gerid^tet ifi. 2)a8 ein-
mal beilorene (But ber (SlaubenSeinl^eit barf mit
Gemalt niematt jurfiderobert merben, befonberS
bort, mo bie fiaatlid^e Sulbung ober fßoritöt
gefe|Iid^ Sinfu^ng gefimben bot, fei ed burd^
bie bef4imorene Serfaffung ober burd^ auftbrudC«
nd^e ateligionSoertrage ober enbli^ burd^ langes
^mommen, baS ®efe|efifraft erlangt fyit Sie
eefe|Qib garantirte eultudfreibeit beft|t beg«
SIb oUe Sattere eines im ®ett)iffen oerbinS«
^en SertrogeS, ben nid^t nur bie latbolifd^e
StaatSgetoalt, fonbem au(^ bie <Mrd^ mie eine
^{ge SeurfffenSfad^e }u ref)>ectiren l^t (t)gL
Becan. Manuale Controv. 5, 15 [Herbip. 1626,
468]: Si cum haereticis pactus es aut foedua
iniisti, debes integre et sincere servare illia
fidem non minus, quam catholicis; MolanuSi
De fide baereticis et rebellibus servanda I,
Coloniae 1584, 29). 2)e^b<^Ib mar ber Stber-
ruf beS (SbicteS oon 9lanteS 1685 burd^ Sub«
mtg XIV. nid^t nur ein f d^merer ))oIitifd^ Sf^b^er,
fonbem aud^ ein gemiffenlofer SBertragSbm^ (f. b.
Srt. ^genottm VI, 368 f.); bmn „bie uralten
SRoralgef e|e fmb ber IMrd^ ebmfo l^Uig mie ibre
(SlaubenSiebrm, fie bürfen ebmfo menig al8 biefe
tierle|t merbm; bie Xrme ift eine notl^mmbige
@mnblage ber d^riftlid^m (Befeüfd^aft" (^ergm-
röt^er 648). (Sgl nod^ Pelisson-Fontanier,
De la tolörance des religions. Lettres de
M. de Leibnitz et Beponses de M. Pelisson,
Paris 1692; Petr. Ant. 8anchez, De tole-
rantia religiosa, Matriti 1785; 9Ies. Sinet,
greibeit beS religUfm Sultud. 9u8 bem gfranjöf.
oon aSoIbnann, Seii>)ig 1843; aßerHe, 2)ie3:oIe-
ranj nad^ fatbolifd^ $rinci))im, Silingm 1865;
Sluntfd^Ii, @efd^d^te beS ffttä^M ber religiöfm
Selenntni^freil^ett, (Elberfelb 1867 ; 3. (q. 9lrin-
lenS, SefTmg aber Xolerana, Seipjig 1884;
S. Se9, Stom unb bie Xolermt}, Sanum 1890;
SBilb. 9io(d^er, $oIitif, Stuttgart 1892, 886 bis
890 ; W. E. Hartpole Lecky, Democracy and
Lib^ I, London 1896, 420—471 ; ^. pgge,
2)ie religidfe Slolerang gfriebrid^S beS ®rofm,
aRain} 1899. Sie XoIeran)gmnbfft|e ber grie-
d^fd^fd^iSmatifd^m iHrd^e f. bei 91. WlcA, SaS
ftird^enred^t ber morgenlfinoifd^m ffird^, überfe|t
oon 0. ^ft«, 3ora 1897, 604 ff.) [?ßobIe.]
9#Ietaiiiacfe (2:oIerationSacte), mglifd^, f.
(&iglanb IV, 566.
fobtmqeUd im römifd^en Steid^e jm
(Sunfim ber Cl^ftm, f. S]^fient)erf olgungm m,
213 f.: in DefierreidJ, f. 3ofet)^ IL, ob. VI,
1855 f.
%Qtäui^ (Xolebo), gftanj, 8. J., (Earbinal
tmb beräumter Xl^eologe, mürbe )u Corbooa am
4. Odober 1532 geborm, mad^te feine gelel^rtm
Stubim }u Salamanca unb mürbe im 9(ter oon
23 3abrm Selber ber ^l^ilofopl^ie. ffurje Seit
nad^ feiner ^riefiermeil^e trat er (1558) in bie
(Sefellfd^aft 3efu. 3m anfange beS SloDiciateS
(1559) mürbe er oon gtou} Soria naä^ Stom
gefd^itft unb blieb bort bauemb. XohtuS bocMe
am tömifd^ CoIIeg oiele Saläre l^inburd^ $bil0*
fop^ie unb Xl^eologie unb mürbe fpftter mit ber
Seitung ber Stubim an biejem SoDeg betraut.
93ei bm $a))ftm $iuS V., Tregor Xm., Sic-
tuS V., (Bregor XIV., (ElemmS Vm. geno| et
baS l^bddfte Sufeben. ^iuS V. ernannte i|n 1569
}um ))ö))ftlid^m $rebiger; biefeS 9mt ocrmoltete
er 24 gal^re lang unter aUfeitiger 9nerlmnung.
SefonberS betbcUigt mar ZoIetuS an bem 3u-
fianbelommm ber offtrieDm 9uSgabe ber SSuIgata
(f. b. %rt.). Sr batte gunöd^ft, neben SngeluS
»occa (f. b. Srt.), bm ®mdf ber
.Al„f*Jt
w]tml(M ••
1873
Xomofi
1874
Mt iffd^tcbnt, ba bei cüM^toa&t SRonn fU^
ton fßitmobtm unb Sertroutm itii|6roud^en ne|.
9Ht beul ^otriord^ S>ominicuft Don (Stobo ge«
fbt( er 1320 in l^^gen Streit »egen bet Vb^
üffmisol^I im SntoniuSRoflet )U ZDrceHo. Xolo-
«eo ^e bie tmn ber 9Rtnbet9eit getofil^lte 9Ionne
gontano bdUHgt unb obgleid^ auf 9p))enatton
bet aubetn ^^ortei ber ißQtriard^ ftd^ für bod gute
Xed^ ber Don ber SRe^rl^t geud^tten 9lonne
IBertoIa entfc^leb, liel tro|bem ber 8iJd^of feine
Sonbibatin Qte fKUf^n einful^ren. S)e|]^I6fu8-
penbirte i(n ber ^atriord^, unb baS ^rooinjiol-
concQ oon ®tabo (19. 3uli 1321), auf bem aud^
über bie SBerfd^iIeuberung ber (Büter befi SBiStl^umS
Zorcdio fHoge geful^ tomit, bebro^te il^ mit
ber CscommunicQtion, fols er nid^t nad^gebe (t)gL
^te4hü}t»fler, (Eonciliengefd^. YI, 608 f.). S)a
et l^artniAg blieb, umrbe am 2. 9ugufl 1821 im
^ßokiard^ (Brabo ber IBonn gegen il^, feine
ißedoanbten unb feine Sertrauten k)erHinbigi (Erft
1323 untenoatf ^ ber (SreiS unb toiberrief am
15. aOtSr] boS )u (Bunfien ber Slonne gfontana
QuSgeßente SefUitigungdbecret dt ftarb 1826
ober Snfang 1327. Xolomeo binterlie^ folgenbe
SBerfe: Annales, mify Oon 1061—1303 reid^en
nnb anfd^enb jtoifd^en 1800 unb 1307 Oerfa^t
finb (abgebrutft bei Muratori, Ber. Ital. Scriptt
XI» MedioL 1727, 1249 sqq.; neue, beffere SuS«
Mibe bur^ S. SRinutoIi in ben Doenmenti [f. u.]
Ylf 35 sqq.); Historia ecclesiastica nova in
24 eiligem oon Sl^rifti ®eburt bis 1294, bej».
n>enn bie oon 9Ruratori nad^ einer (latQOinifd^^n
^onbfd^rift oerBffentlid^ten Yitae ber ^äpfte
»onifatiud YIIL, »enebict XI. unb Clemens Y.
M 3fortfe|ung ber IKrd^engefd^id^te betrod^tet
»erben, bis 1314. Sie Yita SonifatiuS' Yin.
iß übrigens fofl nur eine SufammenfteÜung oon
Stoc^ricbten au8 XoIomeo'S Slnnalen. Xolomeo
g^rieb baS SBerl stoifd^en 1312 unb 1317 ju
oignon unb mibmete eS bem oben enodl^nten
6arbinal 3BiIl|elm oon SBa^onne. ®ebrudt Hegt
bie ilir(^engef(^id^te mit bcn Yitae oor bei Mura-
tori L 0. XI, 751 sqq. ; bie YiU ClemenS' Y.
Ottd^ bei Balnze, Yitae pap. Aven. I, Paris.
1693, 23 sqq. lieber XoIomeo'S ftird^engefd^id^te
urtl^Ut 3o^. griebr. IBö^mer (f. u.), fu l^abe
tfUDäf ^eute eigentbümlid^e SBorgäge burd^ üürge
unb ®e^It ber 2)arftenung fotoie burd^ Un-
befongenbeit in ber Suffaffung". Sagegen be-
"fyiapMt 3anu8 (f. u.), Xolomeo fotoo^I toie ÜRar-
tin OonXro))))au (f. b. 9lrt.) bitten bie ®efd^id^te
obpd^fli^ im Sntereffe beS SßopalfQflemd gefölf^t.
Sem gegenüber bemerfte fd^on ber ^roteftont
8. ftrfiger (f. u.) 7, %nm. 3 : „^toIomSuS felbft
^{iel^t jtoar ein, ba^ er bie (Befd^id^te nad^ ben
Secretin ®rotianS erllären unb oeriftdren mill;
ober ^imaa gebt nod^ nid^t l^etoor, bo^ er ge«
WHdft i)at Sfür il^n galten eben bie Secrete ®ra«
tionS ol8 unumfidpd^e SBabrl^eiten , unb mad
benen U)tberfj)rac9 , ttar falM. Sr l^at in bem
guten ®Iauben geißelt, bie SBol^rbeit urieber-
l^ujieOen.'' S)a| Xolomeo, koie l^ier angebeutet,
neben gefd^id^tlid^ ffiertbt)oaem aud^ oie( Unfriti«
fd^ imb SagenbafteS bot, erHärt fid^ au8 bem
®eijie unb ben literarifd^en Serböttniffen ber ha*
moligenSeit. — SBor feiner Äirtbengefd^id^tebatte
Xolomeo eine Historia tripartita Oerfa^t, bie er
felbft tt)ieberl^oIt ciHrt; über ben Snbalt biefeS
SBerfeS ift nid^tS @id^erefi belannt. Sie Extraeta
de chromca Fr. Ptolomaei de Luca unb bie
Ezcerpta ex chronicis Fr. PtoL finb nid^t, U)ie
früber oielfad^ angenommen mürbe, oerfd^iebene
Sd^riften, fonbem ein unb baSfelbe SBert unb
entlüften 9uS)üge auS ber Hist ecoL nova
unb anberen OueOen ; il^r Serfaffer ift ein fes-
terer Som|nIator. Sor Ausarbeitung ber An-
nales unb ber Eist eceL batte Xolomeo bie
Sd^rift De regimine principnm, loeld^e ber
fjL Xl^omoS unooDenbet binterlaffen batte, fort«
gefegt, unb gu^ar oom 5. Sfopm beS 2. Sud^eS
bis )um Snbe beS 4. Sud^eS (abgebrudt in ben
Opera S. Thomae XVI, Parmae 1865), bod^
bielt er fid^ leiber nid^t an bie oom bL Xl^omaS
im 1. Sud^e oorgejeid^nete SiSt)0^tion (ogl.
Thoemes, Commentat. lit de 8. Thomae
operib., BeroL 1874 [Diss.], 38 sqq. ; 9Rauren-
bred^er, XbomaS' 0. 9quin SteOung gum SDBirtl^'
fd^ftSfeben, 1. ^eft, Seit))ig 1898, 16 f.). 9tad^
SBuffon (f. u.) märe biefe gfortfe^ung gtoifd^en
1274 unb 1282 oerfa^t, mül^renb l^rfiger (63),
aÜerbingS auS ungureid^enbenJBrünben, fu in
baS $ontiftcat SBonifatiuS' Ym. Oerlegt (betreffs
ber in ber Sfortfe|ung fid^ finbenben Sngcübe über
bie Sinfe^ung ber fturffirfien f. b. 9rt. YII,
1255 f.). Xobmeo'S @d^rift Exaemeron seu
de opere sex diemm tractatas mürbe 1880 )u
Siena oon ailofetti ebirt. (SBgL SBöbmer, Be-
gesta imperii 1198—1254, @tuttg. 1849,
p. LXXTY; 3anuS [SöÜinger], Ser ^jl u.
boS eoncil, Sei))jig 1869, 302 ff.; Doenmenti
di Storia Italiana YI, Firemse 1876, 5 sgg.;
Suffon, in b. @i|ung8ber. ber f. f. Stab. }tt
SBicn, rtüof-'^ifL ftlaffe, IiXXXVill [1877],
724; ftarl Jhüger, SeS $tolomöuS SucenfiS geben
unb SBerfe, ©öttingcn 1874 [Siff.]; Sietr.
ffbnig, Xolomeo o. Succa, ein btogr. Serfucb,
^burg 1878 [$rogr.]; @imonSfeIb, in b.
Sforfd^ungen }ur beutfd^en ®efd^. 1878, 314 f.;
O. Soreng, Seutfd^L ©efd^id^tSqueSen f. aRitte
beS 18. 3a]^]^. I, 3. Suff., Serlin 1886, 84 ;
n [1887] , 838 ; €d^neib , im Sobrbud^ für
$bilaf. u. fpecul. Xl^ol. I [1887], 285. SBeitere
Siteratur bei ^ottl^aft, BibL bist med. ae^i 11,
2. aufl., »erlin 1896, 945.) [3edf.]
fomafl (Xommafi, Xl^omafiuS), äofepl^
![Raria, ber feL, 0. Theai, Sarbinal unb
namentlid^ um bie ®efd^id^te ber Siturgie oer«
bienter ®ele]^rter, mar am 12. September 1649
)u Plicata auf Sirilien alS aitefter @ol^n beS pit'
jogS äuIiuS oon $alma geboren. 3m elterlid^en
^aufe febr religiös ei^ogen, oeqid^tete er im Sllter
oon 15 Salären ouf aUe meltlid^en Siedle ju @\m»
1875
lonflftn — lonfur.
1876
flen feines ffingem SruberS unb trat aI8 9lot)ije
bei ben S^eotinem ein; }ur SBal^I biefeS OtbenS
beftimmte il^n baS ^A]pxtl feines Ol^eimS eatio
%oma^, Melker bemfelben fd^on feit 1642 an-
gehörte. 3laäjl6m er am 25. aRfirj 1666 }U
Palermo $rofe^ abgelegt ^ mad^te er bie p^üo*
fo])]^if(l^en @tubien )U SRefftna, 9lom, fjferrara,
iOlobena unb Bologna, bann feit 1670 bie t^eo«
logijd^en )u SRom unb Palermo. 9iad^ Stom }U«
rfldberufen, erl^ielt er bort 1675 im ^rofe^l^fe
)um l^L Si^foefter bie ^rieflertteil^e unb ttibmete
\xäi nun, burd^ bie Oberen k)on eigentlid^ feelforg-
H^er Zl^atigfeit biS))enftrt, mit befonberer Vor-
liebe unb unter eifriger 9enu|ung ber alten ^nb-
fd^riften in ben römifd^en Srd^ioen unb Sibtio-
tiefen bem Stubium ber Siturgien, ber SBftter unb
ber l^iligen Sd^rift. Sugleid^ übte er, tt)ie audft
fd^on früher, in bemunbemStoertl^er SBeife SBerle
ber Srömmigfcit, 9läd^ftenliebe , fkengfier 9lb-
töbtung unb 2)emut]^. 9U8 gfrud^t feiner geleierten
Stubien erfd^ienen {a^Ireid^e SBerle, grofent^eilS
unter bem ^feubon^m % 9R. SaruS ; bie toid^-
tigften flnb fotgenbe: Codices Sacramentorum
nongentdfi annis vetaetiores, Romae 1680;
in biefem SBerfe ebirte er oier Sacramentarien,
baS Oelasianmn, Missale Grothicum, Missale
Franconim unb Missale OaUicanum vetus
(f. b. artt. Siturgien VIII, 29. 86 unb Sacra-
mentarien X, 1477 f., fon)ie Sbner, OueDen u.
gforfd^ungen gur ©efd^. bed SDliffoIe, greiburg
1896, 288. 240. 246); Psalterium juxta dupU-
oem editionem, quam Bomanam dicunt et
Oallicam, una cum canticis ex duplici item
editione, et hjrmnarium atque orationale,
editio ad veterem eocl. formam ex antiquis
mss. exemplaribus digesta, Bomae 1688,
Yiennae 1735; Besponsorialia et antipho'
naria Bomanae ecclesiae a S. Oregorio M.
disposita, Bomae 1686 (bie l^ier beröffentlid^ten
Siturgifd^en SBüd^er tomren im 12. Sal^l^unbert }u
Stom in ber fßeterSfird^e in (Sebraud^) ; Sacrorum
Bibliomm juxta editionem sen LXX inter-
pretum sen B. Hieronymi Toteres titnli sive
capitula, sectiones et dichometriae ex majore
parte ante annos mille in Occidente usii^ta,
nunc primum edita, Bomae 1688, 2 partes;
Antiqui libri missamm Bomanae ecclesiae,
i e. Antiphonarius S. Oregorii, Gomes ab
Albino [aicuin] emendatus una cum alüs
lectionariis et Capitulare evangeliorum ex
mss. codd. sive primum edita sive emendata,
Bomae 1691 ; Institutiones theologicae anti-
quorum patrum, Bomae 1709—1712, 8tomi
(eine ^uSma^I Don SB&terfd^riften gum ©ebraud^e
für Sl^eologie-Stubirenbe). 9lm 19. 9Rat 1712
erl^ob Siemens XI. XomoR gum Sarbinal mit
bem Xitel @. SRartino a' 3Ronti, eine SluSgeid^-
nung, bie ebenfo fel^r ber (Selel^famleit toxt ben
Xugenben beS OrbenSmanneS galt. Sr tt)urbe
j[e^t aud^ 2RitgIieb ber ßongregotbnen ber Sin-
quifition, beS eonci» t)on Xrient, ber Sifd^öfe
unb Stegutaren. SIS Sarbinal |)flegte er bie Aate-
d^efen in feiner XiteOird^ felbft gu Italien; fein
Sinfommen f)>enbete er gröfitenü^eilfi ben Smeiu
(Er ftarb fd^n am 1. 3onuar 1718 gu 9lom unb
mürbe 1808 burd^ $iuS YIL feiig gef))rod^m.
Sine Sammlung feiner @d^ften (mit mand^
SBerbefferungen) Deronftoltete ber Zi^tiner SBeg«
gofi (»om 1748—1769, 7 tomi in 11 voll.),
nad^bem eine Don Sofe^l^ SBiand^int 1741 ie*
goratene unDoHenbet geblieben toor. (SgL Bene-
dictus XIY., De serromm Dei beaiäl 8, 31f
12; Vezzosi, I scrittori de' Cherici regoL
detti Teatini U, Boma 1780, 860 sgg.; Harter,
Nomencl. lit. U, 2. ed., 944 sqq.) [3tdf.]
$Ollaen^ f. Sütti^ u. eert)attuS, b. 1^1.
9oiiMn,f.3nbienyi, 685ff.
^onfttt, baS ben Cleriler k)om Saien vxAt>
fd^eibenoe 6tanbeSgeid^en, mirb nad^ ber gettenben
$ra£iS in ber SBeife ertl^eilt, ba| bem Sonbiboten
beS geiftlld^en €tanbeS tom Sifd^of ober einem
anbem SBered^tigten baS ^Hiuptl^aor an fünf
Stellen abgefd^nitten (gefd^oren) tvirb; baian
fd^Iie|t ftd^ bann bie Uebergabe beS geifiß^m
ftleibeS. 1. S)engefd^id^tli(^en Urf|)runQ
ber Xonfur l^at man unter ^Berufung auf 9)>g. 21,
24 ff. unb 1 Sor. 11, 14 auf opoftolifd^ ^tu
orbnung gurüdp^ren moQen (c. 21, D. xxiil;
Oregor. Turon. In gloria mariyr. c. 27, in b.
Mon. Oerm. hist. Scriptt rer. Meroy. I, 508;
Isidor. HispaL De eccles. officüs 2, 4, bei
Migne, PP. lat. LXXXIU, 779; Aldehehni
Epist. ad Oenmt., bei Jaffö, Monum. Mogoni
26; Amalar. De eccles. officüs 2, 5, bei
Migne, PP. lat. CV, 1082). (Srunblage hierfür
mog au^er ben angeffll^rten ©teilen ber ^ligen
@d^rift bie Sage gegeben l^oben, ba^ ^ßetniS oon
ben Reiben, benen er baS ^ngelium oeriflnbigte,
gum Spott tonfurirt toorbenjei (Sophron. Hiero-
soljm. Comment litorg., bei Mai, Spicileg. V,
85 ; German. Gonstantinop. Eist, eeeles. et
myst. contempL, bei Migne, PP. gr.XUVIli,
891 ; Beda Yenerab. Eist, eccles. 5, 21, bei
Migne, PP. lat. XCV, 278). & iß iebod^ fein
Sioeifel, ba| in ben erften ffinf Sol^^unberten
allgemein ben SIerilem nur üerboten UHir, lang
l^erabmaDenbe f^aare gu tragen (Optat Miley.
Contra Parmenian. 2, 28, im Corp. scriptt
eccl. lat Yindob. XXVI, 60; Him-onymus,
Gomment in Ezech. 44, bei Migne « PP. lat
XXV, 487; Prudentius, Peristephanon 13,
bei Migne, PP. lat LX, 578; @Qnobc tion
«gbe a. 506, c. 20 [c. 22, D. XXUI]; SU-
tuta eccles. antiqua 44 [o. 5, X 8 , 1$. S)ie
erften beftimmten @))uren eines tioSjtänbigen StaiH»
fd^eerenS (Stafur) beS f^oupteS bis auf bie ^out
gnben fid^ nad^ bem Vorgänge ber a9ä||eiibcn M
uRönd^en unb 9bnnen um bie SBenbe b^ 4. gum
5. Sal^r^unbert als Stid^en ber Iffleltcnt^agiing unb
t^oüftönbigen Eingabe on ®ott (Paulm. Ndan.
Ep. 22, im Corp, scriptt eoeL lat. Yindob.
XXIX, 155 ; HieroDTm. Epist 147, M Ißg&a,
1877
Xonfur.
1878
PP. kt XXn, 1209). 9iQ|4 \ä^nt nun ber
IBxati<!^ Don ben 9Rdn(|m auf bie SIeriler über*
gegangen )U fein. 3)er @runb ttar bei tbnen
»ob! ebenfalls bie SBeltentfaoung unb bie Ein-
gabe in ben Sienß (Bottefi, Daneben aber f d^er
ottd^ bo9 SBeftreben^ fid^ baburd^ ben l^od^ange«
Menen SRön^en gleid^juflellen. Uebecbie| merben
biejienigen Sifd^ö^, toeld^e bem SRönc^ftanbe ent-
nommen hMtren, bemttl^ gemefen fein, bei intern
SHdcefoncIerufi bie Xonfur eiiuufu^ren. 9uf ben
SRofaifbObeni trfAeint biefelbe bereits feit ber
SRitte beS 5. ga^rbunbertS, unb )tt)ar nid^t nur
bei ben f{i&teren ^üigen, Jonbern aud^ bei ben
Xpofteln unb ^ro^^eten (f. ftrauS, Steal-Snc^Do)).
n, 908). €elbftoerftdnbli4 l^t fid^ aber bie Xon-
fur beim CQeruS nid^t auf einmal unb überaS gu-
oleid^ eingebürgert SBie bemerB, tt)urbe nod^ im
|[nfong befi 6. äal^r^unbertS auf ber S^nobe }u
Vgbe unb in ben Statuta eecles. antiqua nur
b(ä eomam notnre, bie forgfältige Haarpflege
Derboten. 9ud^ b^tte bie Xonfur nid^t überall bie
gleid^e %oxm. tflan nannte bie eine gform bie
tömifd^ Xonfur ober bie Xonfur beS 1^1. ^truS
(oorona, tonsora coronalis, Corona unb ton-
anra S. Petri) ; fle beftanb barin, ba| man baS
ganje daupt fabi Mor, ringS um ben fto))f aber
einen man) oon ^ren fielen lie^ Xonfur beS
^t $etrud bieft |ie, meil 9)etru8 fte getragen ^aben
foH ®ebröu^Itd^ loar jte namentlid^ in Italien
(Joannis Diac, Vita Oregorii M. 4, 88, bei
Migne, PP. lat LXX V, 230 ; Conc. Boman.
a. 721, 0. 17, beiHardouin UI, 1866), fobann
in Sfrifa (\. 88 God. Theod. 16, 2), in @))anien
(Iddor. Hispal. De eecles. officiis 2, 4, bei
Migne , PP. lat. LXXXni , 779 sq. ; Gonc.
Tolet a. 633, c. 41, bei Hardonin III, 588),
enblid^ in GaDien (Gregor. Toron. Yitae patrum
17, in b. Mon. Germ. L o. 728). S)a^ bie r5-
mtf(!be Xonfur i^ren SBeg aud^ nad^ Snglanb fanb,
ifi alSbdIb )u bemerfen. lieber i^re Verbreitung
in Seutf dftlanb l^at man junöd^ft feine 9lad^rid^ten,
beftimmt aber mar fte bort in ber larolingifd^en
Seit fiblid^ (Conc. Aquisgran. a. 816, L 1, c. 1,
bei Hardonin IV, 1060). (Sine k)on ber römi-
Men abmeid^be fjfonn ber Xonfur beftanb bei
bni 3ren unb Sd^otten. S)ort fd^or man baS
IBorberbau)>t oon einem Obr }um anbem, Iie|
ober bie ^aart am ^interlopfe flel^en (tonsura
8. JoanniSt aud^ Simonis Magi genannt). Sie
fol üon einem Sd^toetnebirten (subnlcas) beS
ftönigS Soigair i^en Urfprung l^ben (Ep. Gil-
dae altera, bei Haddan and Stubbs, Conn*
cils I, Oxford 1869, 118: auctorem hnjus
tcmsnrae in Hibemia subulcum Begis Loi-
gairi filä Neil extitisse Patritii sermo te-
Biatur). VIS bie rdmifd^en 3Rif jionare nod^ 6ng-
lonb tonen, eröffneten fie einen fd^arfen ttamp^
gegen biefe Xonfur (bgl. Aldehelm. Episi ad
6«rimt, bei J&S6, Monmn. Mogunt. 26 sq.);
bomolS mog aud( ibr 9iame ^Xonfur beS Si-
mon SRaguS'' aufgefommen fein (ogl. Xäbinger
X|eoL Ouartalfd^rift 1840, 674 ff.). <&urd^
bie irifd^en unb fd^ottifd^en SRilfunare mirb bie{e
tSform ber Xonfur aud^ in gfranlreid^ und
2)eutfd^Ianb befannt gemorben fein; bod^ l^at
man nur für gfronfreid^ einen eigentlid^en SBe-
meiS l^ierffir (Mabillon, AnnaL Ord. s. Be-
ned. L 16, n. 56). S)ie britte Sri ber Xonfur
ift bie in ber griedjiifd^en ober orientalifd^en
ftird^e ublid^e, too man ben gongen ftopf fd^or
(ügl. Beda Venerab. Hist. eecles. 4, 1, bei
Migne, PP. lat. XOV, 172). 3um Unterfd^ieb
oon ber rdmifd^en Xonfur ober ber tonsura
S. Petri erl^ielt bie gried^ifd^ ben 92amen tonsura
8. PauU, ftd^ mit SRudfid^t auf 9lpg. 21, 24 ff.
— 2)ie in ber abenblSnbtfd^en tüxd^t aOmdlig
allein flblid^ römifd^e Xonfur erful^r im Saufe
ber 3Ht eine 93erfleinerung, tro| ber ^emul^ngen
einer Steige Don @qnoben feit bem 11. 3abr-
l^nbert, tot\ä)t unter Snbrol^ung fd^toerer Strafen
(SuSpenjion üom SSeneftcium, äkrluft ber Slerical-
tiritnlegien) verboten, eine )u Heine Xonfur )u
tragen in ber fS^orm, ba^ nur ein Heiner Xl^eil
beS @d^eitelS gefcboren »erbe (S^nobe )u SourgeS
a. 1031, c. 7, bei Hardouin VI, 849; }U fion-
bon a. 1102, c. 12, ib. VI, 1865; }u Stouen
a. 1190, 0. 5, ib. VI, 1905 [rid^tig 2905];
ju $orI a. 1195, c. 6, ib. VI, 1931 [rid^Hg
2931]; au «Paris a, 1212, p. 1, c. 1, ib. VI,
2001 [rid^tig 8001]; ju monipOHtt a. 1215,
0. 4, ib. VI, 2046 [rid^Kg 8046]). S)ie fpa-
nifd^e S^nobe oon Valencia im 3. 1388, rub.
m (Hardouin VII, 1909) Derorbnete, ba^
bie Xonfur einen S)urd^meffer oon oier gfingem
l^aben muffe. 3nbe{fen mar eS unmöglid^, bie
alte gro^e Xonfur allgemein burd^au(e|en, unb
be^l^oJPb begnügte man fidd namentlid^ feit bem
16. 3a)^r]^unbert bamit, gu beftimmen, ba^ bie
SIertter ie nad^ ben SQSeibegraben eine größere
ober Heinere Xonfur l^aben foQten (@9nobe ju
SBorcefler a. 1240 , c. 21, bei Hardouin VII,
838; )u @enS a. 1528, c. 24, ib. IX, 1958;
)u IRarbonne a. 1551, o. 15, ib. X, 445; )U
SRed^eln a. 1570, De vita et honest deric.
c. 1, ib. X, 1195 ; }u aßailanb a. 1579, p. 3»
c. 6 [rii^Hg 4], ib. X, 1055). ©efe^Iid^ bejiel^t
biefer Unterfd^ieb nod^ l^te, aber er lonnte mie
anbermörtS fo aud^ in Seutfd^Ianb nid^t jur
S)urd^fü]^rung gebrad^t merben. Sie urf^nräng-
lid^e gform trögt nur me^r ber ^{i tmb ber
SReguIorcIeruS.
2. Ueber bie 99 eben tun g ber Xonfur geben
bie bei ber 2)arftenung il^rer gefd^id^tlid^en Snt-
midDung bereits dtirten Sluctoren Sluffd^Iu^, na-
mentlid^ Sftbor Don @et)iSa, 99eba Sßenerc^üiS,
unb am meiften )ufammenfaf[enb ber englif d^e Vbt
SUbel^elm. S^amad^ ift fie t)or SSem baS 3eid^m
ber iBu^e unb SBeltentfagung ; fobann baS Vb»
bilb ber 3)omenfrone Sbrifti ; meiter^in ein 9Iad^-
bilb ber Xonfur $etri, beS SteOoertreterS Sbrifti;
imb enblid^ baS 8QmboI beS regale sacerdotium.
%a ben bei Srtl^eilung ber Xonfur t)om Sif^of
1879
Xonfur.
1880
imb Xonfutanben gefpto^enen SBorten : Dominufl
pars haereditatis meae et calicia mei: tu es,
qui restitues haereditatem meam mihi (${.
15, 5), ge^t l^erüot, boi bie Rxxfy bie Xonfur
anfielet ald baS S^i^^^n be8 SJerjui^ted auf bie
Sßelt, beS Ue(ertritt8 in ben befonbem Sienfl
®otted unb bet ^opung auf entf))red^enbm Sol^
l^ierfür. S)a| bad beutungdfrol^e aRittelaltet aud^
für bie Derfd^iebenen gormen ber Xonfur Der«
fd^iebene StuStegung l^atte, i{} begreiflid^.
8. entf))rtd^enb bief er SBebeutung l^at bie JKrd^e
mit ber Xonfur n»eitgretfenbered^tIid^eSBir(ungen
Derfotnben. SBer bie Xonfur in red^tmä|iger SBeife
em))föngt, ^ört auf, Saie gu fein, unb toirb bem
©tanbe ber (Sleriler einverleibt (c. 7, C. XII, q. 1 ;
o. 11, X 1, 14). ebenbamit erl^ölt ber Xonfurirte
bie iebem Saien abf olut ent}ogene gf&^igfeit, fird^-
lid^e 93eneftcien )u em)erben unb an ber 9u8«
flbung ber ürd^Itd^en SuriSbiction tl^ötigen 9ln-
t^eil }u nel^men (c. 6, X 1, 36). ferner »irb
mit ber Xonfur baS SRed^t auf bie ißrioilegien beS
eieruS (f. b. Srt.) ermorben; bo(^ 1^ baS Xri«
bentinum (Sess. XXIII, c. 6 De ref.) ben ®e«
nu^ beS Privilegium fori an bie ^ebingung
gebifipft, hai ber Xonfurirte ein Seneftcium Ijiabe,
ober im geiftlid^en ©emanbe unb mit ber Xonfur
im auftrage bed SBifd^ofS an einer ffirc^e biene,
ober in einem SIericalfeminar ober on einer ^5^em
€d^ule mit Srlaubni^ beS Sifd^ofe ftd^ auf bie
l^Sl^eren Seilten oorbereite. Sine oiel üer^noelte
gftage ifi bie, ob bie Xonfur ein eigentlid^er Ordo
(f. b. Srt., n. n) fei. SBö^renb bie frül^eren Sano-
niften, befonberS unter SBerufung auf c. 11, X
. 1, 14, fid^ foft burd^ttieg bafür erflörten (namentlid^
Fagnani, Comment. }U c. 11, X 1, 14, n. 45
ad 118), fprad^en i^r bie Xl^eologen gr5|tent(eiI8
biefe Oualitat ab unb eril&rten bie Xonfur für
eine blo^e IBorbereitung auf bie Ordines. Se|tere
Snftd^t ift l^eute allgemein xtapiit 9uS ben
(Srünben, meldte für biefelbe fpred^en, feien fol-
genbe angeführt. Urfprungßc^ mar bie Xonfur
mit bem ßm^ange beS erften Ordo aI8 blo^e
Dorbereitenbe Serimonie oerbunben; nun baDon
getrennt, ift fie be^toegenbod^ fein Ordo gemorben.
SBo immer bie Ordines im lird^Iid^en @efe| ouf-
gegöl^lt merben, gefd^iel^t ber Xonfur feine Sr-
iDäl^nung (c. 1, D. XXI; c. 1, D. LXXVII; c. 5,
D. XCni). 9Rit tebem at^em Ordo merben ge-
miffe gotteSbienftli^e, auf bie ßud^riftie irgenbmie
be)üglid^e gfundionen übertragen, mit ber Xonfur
nid^t Sad Xribentimmi unterfd^eibet mieberl^olt
in befUmmtefter SBeife bie Xonfur oon ben Ordines
(}. fb. Sess. XXUI, c. 6. 10 De ref.) unb t^ui
ba, mo e8 bie Ordines auSbrücflid^ aufgö^It
(Sess. XXm, c. 2), ber Xonfur feine Srm&^nung.
9ud^ ber römifd^e @))rad^gebraud^ (Dgl. ). 9. bie
SBuQe @istu8' V. Sanctum et salutare Dom
5. 3anuar 1589, § 2 [BuU. Rom. Taur. IX, 64])
unterfd^eibet genau bie prima tonsora oon ben
Ordines, unb bie S^nooe bon 9lOignon a. 1725,
1 82, c. 2 (CoU. Lac. I, 539) nennt bie Xonfur
nur eine dispositio ad ordines. Sngeftd^ bei
in 0. 6, X 3, 1 f}e](|enben itemm tondeatnr
fann bie Unmieberl^olbarteit ber Xonfur loegm
eines burd^ fte erl^dtencn eharacier dericalis
nid^t bel^uptet merben. Qu bemerfen ifi (ier nod^,
ba| bie l^eutigen €taatSgefe|e ber Xonfor fb
il^ren 9le(^tfibe)irf nid^t bie minbefte SBtttung
beilegen.
4. 3n tUbereinftimmung mit ben fird^tid^
SBirfimgen ber Xonfur betont bie IKrd^ aud| bie
Sßf lid^t, baf; ber einmal Xonfurirte bie Xonfn
fortmül^renb trage. SMe 3 wioer^onbebiben ie«
brol^te fie mit fd^meren Strojen (DgL bie ob. 91l 1
ongefül^rten S^nobalbefd^lüffe). S)ie St^be oon
%t)ignon a. 1387, o. 46, bei Hardouin YU,
1630, fd^reibt Dor, bo^ bie Xonfur oSe SRonote er*
neuert metben f oSe, unb bie Don 1594 am gleid^
Ort (o. 82 ; ib. X, 1854) Derlongt eine tDö<^
lid^e (Neuerung. 9ud^ baS gemeine Sted^t ent-
l^ült bie beftimmteften Sorfd^riften l^eiüber, bit
nodi l^eute i^re Geltung l^aben (e. 15, X 8, 1;
0. 7, X 8, 8; c. 2 dem. 8, 1), mie bieg eine
Steige neuerer @9noben einfd^ftrft (S^nobe )u
Sleim» a. 1849, t 12, o. 1, in b. GolL Lac.
lY, 128; au SQon a. 1850, deer. 16, ib. IV,
474 ; }tt Sorbeaus a. 1850, t. 4» c. 12, ib. IV,
588 ; jtt Xouloufe a. 1850, i 4, o. 4, ib. IV,
1068 ; )u 9taDenna a. 1855, P. 4, c. 5, ib. VI,
198 ; ju gSenebig a. 1859, P. 2, o. 17, ib. VI,
816 ; )u aSien a. 1858, t 5, o. 8, ib. Y, 200;
)U ftbln a. 1860, t 8, c. 87, ib. Y, 880; )u
$rag a. 1860, 1 1, c. 8, ib. Y, 428 ; )U IItre|it
a. 1865, t. 8, c. 5, ib. Y, 909). m^tO^
fyibm fid^ in biefer SBejie^ng fett bem Xriben»
tinum fotgenbe Seßimmungen beraufigAilbet
2)ie IBerpflid^ng, bie Xonfur unb bie dericoU
ff leibung }u tragen, erflrnft ftd^ auf aSe SRajiorijien
o^ne SuSnal^me unb auf biejenigen SHinorifim,
meldte im Sefijfe eines SenefidumS ftnb. 2)ie ^»
miberl^anbelnben foflen Dom 9ifd(|of nod^ ein«
maliger Srmaldnung mit ber suapensio ab
officio et beneficio unb bet SBiberfirebcn mit
ber privatio beneficii befiroft toerben (Trii
Sess. XIY, e. 6 De ref.). 2)ieienigen Stino«
rifien, meiere lein Seneficium ^oben, finb )u»
Xragen ber Xonfur nitbt unter |io{ttiD ongärol^
Strafe Derpflid^tet, Derlieren aber, menn fie bie
Xonfur nid^t tragen, ipso facto boS pririleginm
fori (Trid. Sess. XXm, o. 6 De ref.). Sebo«
gelten i^nen bie übrigen (Herifer^yriDilegien ni^t
Derloren, unb e9 bleibt bem fird^lic^en 9li(!^ter ouj(
unbenommen, einen fold^ Xonfurirten für baS
lird^lid^e gforum )u reclomiren (Bened. XIV.
De synodo dioeo. 12, 2, n. 1 sqq.). Sei ben
ÜRaioriften übt bie 93emad^Iaf|igttng ber Xonfur
unb ber geiftlid^en ffleibung mnen ßnfluft auf
baS Privilegium eanonis unb fori. 3n pfaiMit
auf oa8 erftere aber tritt bod^ bie ^Ige etn» oa|
ein fiaie, ber einen Staioriften mi|^belt ^,
mit feiner ßntfd^ulbigung , bo| er i^ koegen
SRongelS ber Xonfur nid^ exbmnt ffcbt, wt
1881
Zonfut.
1883
Oeri^t gel^fitt locrben tmb et)entttdl )ur eiblid^en
Cr^&rttmg berfelben gugeloffen »erben inu| (o. 4,
X 5, 89). ajon ber Ser^id^tung, bie Xonfur
ju trogen, feefrett, xolt bie (9eJ[e|e fid^ oudbruden,
eine eausa rationabilis (c. 2 Clem. 8, 1), tote
^ na^ ber Snfl^t ber (Eononiften bann Dor«
l^onben iß, ttenn boS Xragen ber Xonfur ber
(Bcfunb^tt fd^Hd^ nSre, ober »enn bie gurd^t
»or ben Ungläubigen ober ^ftretifem efi rätl^Iid^
modelt, ben gelfUid^ @tanb )u terbergen, um
ft4 nid^t bem Zob ober einer OM^l^anblung ouS-
ittfe|en. Vud^ fann ber 9)ifd^of auf (Bruib ber
Facoltstee quinqueimaleB pro foro exiemo,
n. 17 Dom Xragen ber Xonfur unb geifilid^en
mdbung bi8|)en|iren.
5. SBoS ben Sm)>f&nger ber Xonfur on-
iekngt, fo tourbe Ie|tere urfprünglid^ mit ber
crfien SBetl^ ert^ unb l^tte bie Sebeutung
einer ben OrbinotionSad begleitenben Serimonie.
Vbn bereits im 6. Sal^rl^unbert {tng mon an, jie
»on ben nieberen Sffiei^en )U trennen unb burd^
eine befonbere ^nblung }u erteilen. 2)er®runb
l^ierfflr lag in ber Sitte iener Seit, ba| Sltem
i^ nod^ unmfinbigen IMnber bem ftird^enbienfte
toibmeten unb fie bem IBifd^of jur Srjiel^ung
fibergaben. 2)a bieje aber tt)egen il^ jorten
SIterg nod^ unffi^g toaxm, bie gfunctionen ber
SRinoripen )u flberne^en, fo erl^ielten fie aud^
bie OrdmeB miiiores nod^ nid^t, too^I aber bie
Xonfur. S)aburd^ unterfd^ieben fie fid^ menigftenS
iainliät Don ben Saien unb muroen ber $riDi'
legten be9 geifUid^en €tanbeS t^eil^tig, fär ben
fle bereitg befHmmt maren, unb in toelqen fu
Mtet eintraten (Conc. Tolei ft. 531, c. 1 [e. 5,
D. XXVIUJ; Conc Tolet. a. 638, c 24;
Bjn. Nicaen. a. 787, o. 14 [c. 1, D. LXIX];
Dgl. bariiber bef. Mabülon, Acta Sanet 0. 8.
Bened«, praef. ad saec. III). SBor biefe
Uebung nun ffir bamald gmedfinä^ig, fo toor
fie fp^tter bod^ fe^ na(^t|eüig für bie fird^Iid^
S)ifici)>tin. €eitnamlid^ bie Xonfur Don ben Or-
dineB nunoree getrennt ttxtr, br&tgte fid^ eine
SRenge ermad^jener )u bereu (Em)>fang ^u, ni^
um aus Seruf in ben geifilid^ @tanb etnju»
treten, fonbem nur um ber mit ber Xonfur Det-
bunbenen S(ericaI))riDiIegien t^eilbaftig ]u mer>
ben. Sieb Don i^^en ergriffen <Aer eine gan)
anbete Sebentoeife, tl^oten iIriegSbien|le, Der-
tieirateten fi(^, fibona^men bfirgerlid^ lemter
unb Stellungen, fo ba| fie |id( Don ben Saien
butd^ nid^tS alS bitrd^ bie Xonfur unteifd^teben,
bie fie tro| i^ meUßd^ien SebenS immer micber
in emcuem Detpfli^tet maren (o. 6 , X 3,1).
Suf biefe Seife tourbe ber geijUi^ €tonb in
^bem Grobe Dentnebrt unb ber Sero^tung preis*
pcmbcn. 5M^ beßimmte bie ftird^e, eS f outen
Siqenigen, lodd^ eine folil^ mit bem (DtxkoiF
ftonb unDcitinbare SdenSioeife ergriffen l^fitten,
bie Xonfur nid^ femci^tn tragen, oiber bofnr
oud^ feinen Snf^inu!^ auf ein Senefictum unb
bie (HericalptiDilegien ffäm (e. 7. 9. 10, X
8, 8; e. 27, X 5, 83). Um bem Unfug, fld^
blo| bie Xonfur ertl^eilen )u laffen , nod^ mirt-
famer entgegenjutreten, DerpfLid^tete baS Xri-
bentinum (Sess. XXTTT, o. 4 De ref.) bie fßi»
fd^öfe, (ünftigbin nur fold^e )u tonfuriren, Don
nieldden fie bie begriinbete SQermut^ung l^aben
tonnten, ba| fie fpater mirRi^ in ben geijtlid^en
@tanb treten tt)flrben. Süperbem Derlangt baS
Xribentinum (L c), ba^ ber Xon[uranb fai ben
%nfangSgrünben beS ®IaubenS unterrid^tet, beS
SefenS unb @d^reibenS lunbig unb gefirmt feL
S)ie Congr. Gono. erflärte unter bem 15. SDlai
1802 ben Dor ber f^itmung Xonfurirten für
irregulftr (Biohter, Conc. Trid. 181, 9nm. 1).
Ueber baS Slter beS Sanbibaten fyA baS Sondl
nid^tS beftimmt, eS gilt alfo bierin bie öltere ®efe^
gebung, bie baS gurudfgelegte fiebente Sal^r Der«
langt (o. 4 in VL 1, 9). 3nbireä forbett boS
Xribentinum aud^ baS Mente 2[a]^r, inbem bie
girmung, baS nfitbige Stequifit für bie Xonfur,
nic^t Dorl^er ert^eüt merben foD (Bened. XIY.
De eynodo dioec. 7, 10). SBor bem 14. äal^re
lann ber Xonfurirte aber fein SBenefidum erl^alten
(Trid. Sesa. XXHT, o. 6 De ref.). 3e|t ttirb
bie Xonfur geU)5bnUd^ mit ben nieberen SBeiben
ertbeilt
6. Spenber ber Xonfur Maren früher neben
bem SBifd^of aud^ $riefter, S)iaconen unb felbf)
Saien (Gregor. Tim)n. Hist. Franc. 3, 18, in
b. Mon. Genn. L c. 128 ; Form. Marculfi 1,
n. 19, in b. Mon. Germ. bist. Leg. Sect Y,
FormuL Meroving. et EaroL aeTi 55 sq.).
^eut^utage ift an ftd^ nur ber jur Srtl^eilung
ber Ordines competente SBifd^of }um Xonfuriren
berechtigt (Dgl. b. %1 Orbination, n. 2). Sln-
bere lird^Iid^ ^erfonen b^ben bie 93efugni| ba}u
enttoeber auf (Srunb beS gemeinen 9led^tS, ober
burd^ fpecieOeS pdpfüid^eS $riDiIeg, ober enblid^
burd^ Delegation. @o ertbetlen obferDan}ma|ig
bie (Earbinalpriefier bie Xonfur an i^re fami-
liären unb für ibre XiteDird^en (SuOe Se-
nd). XIV. Ad aodientiam Dom 15. gfebr. 1753,
8 16 [BulL Bom. Oonim. (Prati) 54]; DgL
b. Srtt. Sarbinal, n. 4, Orbinatbn, n. 1). S)oS
nflmli^e Stecht \fcibtn gegenüber ben ibnen untev»
gebenen ^feffen bie Sebte, n»enn fie ^riefter
unb Dom Sifd^f benebidrt finb (DgL b. 9rtt
fibt, n. YI, Orbination, n. 1). @d^on bie guieite
e^nobe Don 9Hcda (787) ert^eüte i^nen (c. 14)
bie Sefugni^ )ur £KtoratSmeibe in ben genannt
ten (Srenjrn (f. c. 1, D. LXIX; DgL c. 11»
X 1, 14). ®ie| nmrbe Don ber 2)0€trin auf bie
Ordinee minoree unb feIbftDer|idnbIid^ mu!b auf
bie Xonfur auSgd)ebnt 9{ad^ bem 2)ecretalen-
red^t bunten Jie aud^ 9loDi^ unb i^rer 3uriS-
biction unterflebenbe Baien orbiniren be}m. iüW'
furiren. S)aS Xribentinum bot ifyct (Eompeten}
aber nAAn auf i^re $rof ef{m befdftrünS (Sees.
XXm, o. 10 De refl); bÖA Bei eS ben ea|
beS gemeinen ated^tSbepd^, bc^berSbt, meld^
nm feine Senändion iKetmal in g^temenber
1883
Xorelli — Xorquemaba, Jol^onnefi üon.
1884
3Beife Beim Sifd^of nod^gefud^t fyxU, oud^ ol^ne
bte t)ettt)eigerte 93enebtctton %on]ut unb Ordines
minores ettl^eilen bürfc (c. 1, X 1, 10). Ucber
etnige fid^ l^ieron {(^liegmbe fpinöfe grcigm DgL
^m^. «ird^enrcd^t I, 838, «nm. 20; fein«
fd^iuS, Äird^enrcd^t t 82 ; ü. ©d^crcc, ftird^cn-
xtä^t I, 328, Slntn. 10; Oasparri, Tract. can.
de Sacra ordinat., Paris. 1893, n. 953 sqq.
Set ÜRongel ber Senebiction fann beim Slbte
burd^ ))ä))ftltd^ed ^rtoileg eifert toerben, tote beim
^rieftet bie genereDe Unföl^igfeit gu tonfuriren.
7. Sine Seftimmung über OrtimbSeitgur
Sttl^ilung ber Zonfut befte^t nid^t. Sie lonn
an iebem onftänbigen Ort unb gu {eber Seit ftalt-
flnben (c. 6, D. LXXV ; Trid. Sess. XXIII,
o. 8 De ref.). IBorgunel^men ift fie nad^ bem im
PontificaleRomanum, TitDe olericofaciendo
enthaltenen SRittiS. S)ie auf imbered^tigte Sr-
tl^eilung begm. Sm))fang ber Ordines gefegte
€udpenfion finbet auf ßrtl^eUung begm. Smpfang
ber Zonfur feine ^ntoenbung (feiner, Cenfuren,
$aberbom 1884, 323 ; anberS ö. Sd^erer, ffird^en-
red^t I, 334, Slnm. 44). (SJgl. nod^ Du Saussay,
Panoplia clericalis s. de clerio. tons. et hab.
LL. XV, Paris. 1649; Chamillard, De cor.,
tons. et hab. deric, Paris. 1659; Thomas-
sinus, Yetus et nova ecclesiae disciplina I,
2, 34 sqq. ; Morinus, Commentarios de sacris
ecclesiae ordinationibus, Antverpiae 1695,
P. m, ex. 15; Ziegler, De tons. clerio., Yit-
temb. 1718; Martine, De antiquis ecclesiae
ritibus II, Antverpiae 1 736, 40 sqq. ; Sinterim,
®enftt)ürbig!eiten 1, 1, 258 ff.) [©ägmütter.]
forein, Suif e, f. ^ngelifen.
forgatter <)iri{Kef, f. Sd^mabad^er ^rtifel.
forganet (Xorgifd^eS) ^tti^» f. @QmboIifd^e
©üc^er, ob. 1062.
^onpxtmaba (de Turrecremata), 3 o 1^ a n-
neS Don, 0. Pr., bebeutenber Karbinal unb
©elel^rter, ftammte an§i einer alten fpanifd^cn
SbelSfamilie, bie fld^ nad^ bem S)orfe ^orquemaba
in ber S)iöcefe Valencia benannte. Sr mürbe im
3. 1388 geboren unb legte im 16. ficbenSjal^re
bei ben ©ominicanem gu SaHaboIib, in bereu
Orben8[(^uIe er feine erfte 93ilbung erl^ielt, bie
feierlid^en ©elübbe ab. 3m Srü^jal^r 1417 bc-
8 leitete er feinen ^roöingial gur S^nobe öon
fonftang (f. b. 9trt.). SJon ba begab er fid^ gur
Qfortfc^ung feiner ©tubien nad^ ^ariS unb er-
langte bafelbft 1424 ben ®rab eine« fiicentiaten
ber Xl^eologie. 5Rad^ ber Äürffel^r in bie ^eimat
tourbe er «prior bc8 ff lofterS in SaDaboIib, fpöter
in lolebo, enblid^ burd^ gugen IV. 1431 Ma-
gister sacri palatii in SRom. 3m gebruar 1433
erfd^eint er auf ber ©^nobe gu Sßafcl (f. b. Srt.),
tDobin er öcrmutl^Iid^ mit ber })ä<)ftlid^en ©efanbt-
fd^aft im ©ommer 1432 gcfommen toar. 9118 bie
S^nobe burd& gugen IV. am 18. September 1437
für aufgehoben erflärt unb eine neue nad^ {Jerrara
ongefünbigt würbe, begab pd^ Sorquemaba,
toa^rfd^cinlid^ gegen gnbe jene« Sal^reS, bortbin.
3m ^erbfi 1488 erfd^eint er oK Wt^iA vm
))öpftlid^ (Befonbtf ddaft auf bem Seu^tag^ m
9{ürt(berg. !Rad^ ber Stüdfe]^ caa Seutfi^
betbeiligte er fld^ auf ber @9nobe in Slorä^ an
ben UnionSüerbonblungen mit ben ®ned^ mb
ben Serbonblungen über ben Sonflict mit bn
SaSIem. 3m fyxi^ 1489 gniQ er mit etna
®ef anbtf d^aft, meldte ben grieben sU)if d^ Stonf-
rei(^ unb ßnglanb vermitteln jodte, na^ btn
9lieberlanben. äBd^renb er bort toeilte, er^ n
bie ^aäjfdä^t, ba^ er am 18. S>€cember 1439
gum Carbinal ernannt morben fei ämfolgoiba
Sommer mo^nte er ber 93erfommIung ber %taap
gofen in Sourged an. 918 (Sugen IV. im 3. 1443
t)on gloreng nad^ Stom gurücHe^, beglettde
Zorquemaba i^n obne S^^etfel tmb na^ j^t
feinen bleibenben^luf entölt in ber etoigenStoä.
918 SarbinalStitel toca ^m urfprünglii^ ba m
@t. @i|tu8 ongeteiefen morben, tmb er fj^
be^balb aud^ fortan gemöbnlü!^ eorbinol iKm
@t. SistuS, obtDobI er biefen Xitel ftKiter mit
anberen üertauf d^te. !Rac^ einiger Seit et^ er
nämlid^ gunöd^ft ben Slitel Don €. SRoria in
XraSteoere (nid^t, mie Seberer [f. u.] angibt, ben
t)on 6. ÜRaria fopra SRinerDa, ber [DgL £nbel,
Hierarchia oaiholica, Monasi. 1898, 38 sqq.]
bamalS SSem nad^ nod^ gar nid^t esißtite).
Solist m. übertrug ibm bc^ Sorbinalbttt^
SIbano, IßittS IL, ben er 1459 gum (Eongrefc
t)on 9Rantua begleitete, im 3. 1464 boS um
Sabino. Su^er bem Sarbinalat befa| er ia
Commenbe bie 9(btei Subiaco (f. b. 9ri) fourie
gtoei ^eien unb brei 93i8tl^mer in Stxmirn.
S)ie Sinfünfte, bie ibm t)on biefen Stellen gu«
floflen, fanben eine eble SSertoenbung; Xorqtit*
maba gab ber iKrd^e ton S. Snaria fo)mi 9Si-
nerta ein neues ©emölbe, baute bie S>omimamfl>
fird^e in SSaÜaboIib neu auf, fHftde 1460 bie
iBruberfc^aft beQ' Stnnungiata gur SuSjlottung
armer SKöbc^en unb enid^tete für fte eine ihtpdle
in ber ftird^e S. 9Raria fopra SJKnenxi u. f. lo.
Serül^mter als feine Sauten unb Stiftungen
mad^ten i^n feine Sd^riften. ^efelben umrboi
freilid^ oQe burd^ ben gfortfd^ritt ber SBiffenfc^jt
mebr ober Weniger überbolt; aber fie lengen
immerhin für ein bebeutenbeS Xalent va& m
gro^e @eIebrfamIeU. 3bte 3a^l ift febr betrch^*
Itd^, unb einige finb oon er^blid^em Umfang;
Duötif unb Sd^arb führen i^rer 27 «bnidte
unb 14 ungebrudCte auf. ^xd)i toenige ber niteäa
bangen mit ben SontroDerfen ber S^it gufamnin,
inbem Sorquemaba bie fünfte, gu beten msnb*
lid^er Erörterung er t)eranla|t ttnurbe, oud^ fdSfnft«
lid^ bebanbelte. Srmöbnt mdgen toei^ bec
Commentar gu bem S)ecret (SratianS mib Mt
Summa de ecclesia. fie^tere @d^rift entbälteine
Darlegung t)on ben Siedeten bed ^opfÜ^umS nÜ
ben bei ben bamaligen Surtaltfien ge)o5bnItd^
Uebertreibungen, unb ift baburcb UmttftsilXKsSk
ha^ bei einem Stüd ber pfeuboiftborifc^ Seoc"
talen, bem erfien Srief bed Clemens anSooM,
1886
Zocquemobo, Z^omofi bon — Xoxtti, Stxifi be.
1886
iiU^ hU>i, trie nnurbingS Sebem (@. 261)
mcbiie, bte Snocttboft in ber gfrage nod^ bct
«bf^l^otfett bc8 $o)»fie8 beonfianbet, fonbetn,
mie matt Rctt tmnal^m, mcgen bet obtoattenben
fl^iu)Iogifd(eii S^mierigfeUen qiu^ bie Sed^tl^ett
btjtteifett tDfat, Sol^mS k)im Xorquemaba ftorb
am 26. BpfixuAn 1468 im Slter Don 80 3a^rm
tmb nffiAi in ber StopfBit 9nnun)iata ber ftird^
6. SRorio fotrta OUneitxi fein ®rab. (IBgL
(SaooniaSy Yitae et res geetae pontificam
n, Bomte 1677, 916—918 ; Qnetif-Eohard,
Boriptt Ord. Pr. I, Paris. 1719, 887-843;
Scberer, S)er ftxm. (Earb. 3. Don Xorquemoba,
Steiburg 1879.) [D. gunl.]
f#i)fimmka, X^omoS Don, 0. Pr., fpo-
nifd^ SnqnifUor, ftommte aud ber ndmlid^
Somine, toel^er So^onned Don Xorqnemaba (f.
h. DOC Vrt) angehörte. 6r mürbe im 3. 1420
tu Solobolib geboren uiü) mar« nad^bem er in
Den Sominiconerorben getreten, 22 Raffet lang
$riot beS MofierS Don @egoDia. Seine 99e-
rä^tl^ Derbonft er feiner Stellung olS 3nqui>
litot. Shtr^ S^binanb unb 3fobeIlQ bie ftatbo«
lifd^ mürbe im 3- 1478 bie 3nquiiition (f. b.
trt VI, 774) in Spanien mieber b^efteOt.
Sm 3- 1482 mürben ben erfien 3nqttifitoren
einige 9bj[uncte beigegeben, unb Xorquemobo, ber
M unter benfelben befanb, t^ot fi^ f of ort in bem
9to|e ^tamt, ba| er fd^on im 3- 1488 )um
(Senerol- ober ®ro|inquijltor in Saftilien unb
Srogonien ernannt mürbe. Son i^m rü^rt aud^
bie Orgonifation be9 beigen Offlcmmft in St>a-
vienb^t. Er erri^tete Dier Zribunale, in SeDilla,
CorboDa, 3aen unb SBiOa 9leal (begm. Xolebo,
mobin ba9 Ie|tere fp&ter Derlegt mürbe), unb gab
bem 3nfütut feine sBerfaffuna. (Begen flbtbe febic«
Sebenft }og er Heb ^n ba8 iHofter Don SDila }u-
rfld, mo er am 16. September 1498 ftarb. (Sgl.
QuAüf-Echard, Scriptt. 0. Pr. I, 892 ; Nouv.
biogr.g^iijaiy,499— 503; ®am9,iNrd^engef(b.
Don Spanien m, 2, »e^endb. 1879, 22 ff. ; £. de
Moltees, Doomnents inödits. Torquemada et
linqnisitton etc., Paris 1897.) [D. gunl.]
VraM, !BartboIomAu8 be, ftboIafUfd^er
Zb^ologe, mar au SlebiOa-bala^uer (3)idcefe
Burgofi) geboren, lebrte an ber UntDerfitAt Sola«
manca bie ^bU^fof b^^ unb erOSrte ben Scotud.
S)ami laB er 20 3abte lang ju 91cald Aber ben
btXbomal S)en bmrd^ (Belebrfamfeit unb from-
men SBonbel ouSgqeitbneten SRann nabm ^ßbi'
Qpp n. in feine tbeobgifd^e Begleitfd^aft auf, alS
et im Sommer 1554 jur 9}ermSbIung mit Iröni-
flbi SRoria na(b (Englanb reiste. Spöter (1566)
er^b er ibn xum SBtfcbof ber canariftben Snfeln,
OK tmeitm 9lod^foIger oefi berübmten SRelcbior
Cano (f. b. VrL). ^ier flarb XorreS bereits am
1. Smuot (Ot&i)?) 1568. es egiffat Don ibm
ein einziges IBerf Gommentaiia inXVn Qoae-
stsones pimae Partis de ineffabili mysterio
88. IVimtatb, baS in mebreren SuSgaben er-
fd^ien. 9ti(bt gu Dermetbfeln ift mit ibm ber talent-
DoQe Siterat fBartboIomftuS be XorreS Slab^rro,
meld||er unter fieo X. nad^ 9lom tam unb ben
gröf^en Zb^il feines fiebenS in 3talien )ugebrad^t
bat, beffen poetif<be SBerfe iebocb, a* 9- bie Pro-
Salladia (1520), in Spanien gebrudt flnb. (Sgl
ficolaus Antonio, BibliotL Hisp. nova I,
Matriti 1788, 202; Eurter, Nomencl. Ut I,
2. ed., 2.) [O. fpfulf 8. J.]
9orrei0, S'<^n), f. XurrianuS.
9Mr«((au4 Torrensis, Torrianns), ^iero*
ni^muS be, 8. J., Xbeofoge, mar 1527 gu
SRontalban in Spanien geboren unb trat 1551
in bie (gefellfd^ft 3efu ein. 3u Xom laS er Aber
SrifioteteS, in Sngolfiabt mar er 1567—1575
9lad^foIger SIpbonS $ifano'S auf bem SebrfhibI
ber f ibolaflifcben Xbeologie. Sr ftarb gu ÖlAmben
am 9. 3anuar 1611. wberer (Annales Ingol-
stad. acad. U, Ingoist 1782, 26 sq.) fpenbet
feiner Sebrtbätigfeit unb feinem gangen SBirfen
bobeS Sob. Unter ben Derfd^iebenen tbeologifd^en
S(briften, meldte er binterlajf en, ift bie bemerlenS«
mertbefle bie guerß 1567 erfcbienene Oonfessio
Augustiniana . . . ex . . . Augnstini libris . . .
redacta, in meld^er er ben 92euerem gegenüber
bie mabre latbolifd^e Sebre beS bl. Suguftin auS
beffen Scbrtften Hör b^tauSbob. 2)aS SBerf fyxt
niibt nur mebrere Su^agen erlebt, fonbem audb
Diele 9la<babmung gefunben;]o für Suguftin burq
bie f ed^bötd)ige Summa Augustiniana beS Sau*
rentiuS ^Iticoggi 8. J. (Rom 1744) unb burd^
9RerIinS Yöritable clef des ouvrages de St
Augustin (^ßariS 1732), für bie Sebre ber ffi.
Cpprian, ^ieron^muS, SImbrofiuS butd^ Rubere.
— 3tDei anbere Sd^riftfteSer mit 9lamen ^iero-
nt^muS be XoneS merben als S^itgenoffen ge-
nannt, ber eine ein Xbeologe, ber anbere ein ®f
fd^id^tfd^reiber, bcibe in Spanien. (SBgL Hurter,
NomencL lii I, 2. ed., 152; de Backer,
Biblioth.y n. öd. par Sommervogel Yllly
126 SS.) [O. $fülf 8. J.]
%MCti^ (aud^ Tuirianus), Suis be, 8. J.,
fd^otaftifd^er Xbeologe, Derfab gu Slcala, mo er
1562 geboren mar unb fid^ 1582 ber (SefeOfd^aft
3efu angefd^Ioffen b^tte, 80 ^af^xt lang mit glön«
genbem Srfolge bie tbeologifd^e Sebrfangel; im
(Bangen mar er 40 ^af^n als afabemifd^er Sebrer
tbätig. 6r gaU alS febr tüd^tiger Xbeologe unb
binterliefi ein 2)u|enb gum Xb^il bebeutenber
tbeologifd^er SBerfe, fomobi bogmatifd^en mie
moraIif(ben 3nbaIteS, meifl mit engem VnfAIul
an bie Sd^riften beS bl- XbomaS. Sr fiarb gu
Wabrib am 18. gfebruar 1635. — SJerfd^ieben
Don ibm ifi ber fpanifd^ Dominicaner Suis
be XorreS, ber in SurgoS lebrte unb 1692 gu
9iom geftorben fein fol, unb gleid^faÜS als tbeo«
logifd^ Sd^riftfieÜer belannt ifL Sin $ortu-
giefe beS gleicben ÜtamenS gab 1654 eine
Sd^rift politifd^en 3nbaIteS betauS. (Sgl Hur-
ter, NomenoL lit. I, 2. ed., 362 ; de Backer,
BibliotL, n. M. par Bommerrogel YJLIi,
129 88.) [D.^füIfS.J.]
1887
lorfelllnl — lortur.
1888
SorfdRlii (TuraeliniiB), f)0¥atio^ S. J.,
kierbienter Sd^ulmonn unb 6d^riftfteOer, toitrbe
}u 9lom im 9loDembec 1544 geboten unb trat
1562 in bie ©efeDfd^aft 3efu. (St tm 22 ^al^ce
lang Seigrer bet fd^önen aBif[enf(^aften am römi-
i^en SoOeg unb ftanb bemf elben SoIIeg, mie aud^
»em Don Sfloren} unb Soreto, ^afj/tt lang aI8
atector Dot. Sein Xob erfolgte )u Stom am
6. Vpril 1599. SlorfeUini mar Dorjuglid^er Sa-
tinift utü) gab meistere {e^r etf olgreid^ Sd^ulbäd^er
l^erauS, morunter fein turnet aiMI ber SBelt«
unb fifird^engefd^id^te , 9lom 1598, on erfter
Stelle }u nennen ifl. Um baS Snbenlen beS
% gfranj Xaüer (f. b. 9rt.) mad^te er \xd^ burd^
Verausgabe einer gro|en Sammlung k)on beffen
Briefen unb eine auSfü^riid^e SebenSbefd^reibung
oerbient %m meiften aber lebt fein 3lcaat no^
ie^ fort burd^ feine grunblegenbe (Befd^id^te
beS l^eiligen ^aufeS txm Soreto (Lanretanae
hifitoriae libn quinque, Bomae 1597). (SBgl.
Hist. Soc. Jes. 5, 24, n. 52 [Y, 2 anctore
Juvencio, Bomae 1710, 821]; de Backer,
BiblioÜL, IL öd. par Sommervogel YIII,
138 88.) [O.SßfüIfS.J.]
^Ctbtx (t)on torqnere, breiten, quölen) ober
§f 0 1 1 e r , bie auf ri^terli^e Slnorbnung erfolgte
Suffigung lhtpvAxi)n Sd^merien, lann beim
Sled^tSDerfal^ren fomol^I als SBemetS- mie ald Straf-
mittel in aSetrad^t lommen. 3n le^terer ßinftd^t
l^öngt fle gufammen mit ffirperHd^er Süd^tigung
unb blieb als f old^e menigen Sölfem fremb : bie
©raufamleit ift erfinberifd^ unb mar um SRittel
il^rer SBefriebigung nie Verlegen. Sßefentlid^ Der-
f^ieben t)on il^r ift bie Xortur, menn fie gegen
3eugen unb SngeÖagte Dermenbet mürbe, um ein
@eftänbnig }u cr}mingen. 3n biefem gfolle biente
fle dS ergSnjenbeS SBemeiSmittel für ober gegen
ben angenagten unb mar in mand^er ^infld^t mit
ben ® otteSurt^en (f. b. atrt.) üermanbt. 2)od^ fln-
bet fid^ bie 3:ortur ]^au))tfdd^nd^ bei SSöIf em, benen
bie ®otteSgerid^te unbelannt marcn, bei Sleg^p«
tem, ®ried^en unb Stbmem, möl^renb umgete^rt
baS filtere germanifd^e Stecht mol^I ®otteSurt^eiIe,
aber feine Xortur fennt. ^er Tortur mürben bei
®ried^en unb SUmem urfprüngßd^ (fomol^I in
£iS)iI- als Sriminalfad^n) nur bie SQaDen unter-
morfen, um fie }u3eugni{|en ju k)eranlaff en ; nur
foQte es, gemijfe gfälle ausgenommen, nti^t gegen
ober für ben eigenen berm gefd^el^en. S)er ßigen«
tpmer beS Sflaoen odEam, menn leMerer bei ber
Xortur t>erle|t mürbe, eine Sntfd^aoigung. 9uf
®runb eines SoIlSbefd^IuffeS bnnte in 9t]^en
oud^ ber gfreie gefoltert merben. 3n 9lom gefd^al^
bief bei e^rlofen unb fd^manfenben Saugen, be«
f onberS ober bei bem SngeHagten f elbft 3m SU«
gemeinen aber mar gegen bie römifd^en Sürger
Die Xortur unjuläfflg, unb be^l^alb tonnte ber
l^L fßauIuS bagegen protefiiren, alS i|n ber Com-
monbont in 3erufalem foltern moHte, um )u er*
fal^ren, megmegen il^ bie 3uben anflagten (^pQ.
22, 24). 3m Verlaufe ber ftaiferl^errfd^aft mürbe
aber bie Xortur immer me^r ouf ale SPeeien aus«
gebe^nt 9lur ein)etne Stfinbe maren )>rit»ilegirt ;
inSbefonbere maren bie Solboten, bie JDecurionen,
bie Sütter unb \pütx bie ®eiftlid^ boDon be-
freit, mofem eS fid^ nid^ um StootSDerbred^
l^nbelte. 9Ber bie Xortur uberftanb, mürbe frei-
gef|)ro(^en. — Sine eigent^ümlid^e Snmenbung
fanb bie Xortur gegenüber ben ei^rifien. SBo^renb
fie fbnjl ein ®eftanbntg besmedtte, foUe fie (ier
eine SSerOugnung bemirien.
2)urd^ bie ®ermanen unb bie iKrd^ erht|r
bie Xortur eine mefenilid^e Sinfd^Snlung. SSobl
m^rnen bie ®ermanen in ibre SoIKgefete^ bie
nad^ ber Croberung beS römifd^en Xeid^eS fallen,
bie Xortur gegen bie SHaoen auf , aber bem
eigentlidi germanifd^en $ro}e|fe blieb fte fem. S)ie
JNrd^e mar ber Xortur ni(|t geneigt, obmol^I fie
bief elbe nid^t in ber nfimlid^ SSMfe be{am))fte mie
bie ®otteSurtl^eUe. <&em gbttlid^ ®efej^ ift fie
fremb, unb DergebenS fud^ten fpötere Sertl^ibi^
ber Xortur in ber Sibel nad^ red^tfertigenben
Stellen. Sie miberfprid^t au<^ bem d^riftlidtp
Seifte, bal^er bermarf ber I^L SluguftinuS (De civ.
Dei 19, 6) fte ent[(^ieben. S>er 1^1. ®regor I.
(Ep. 10, 29) meist auf bie Unfid^ei^t ber Xor-
tur l^in, maS übrigens au^ Ulpian onertannt
l^tte, u^ empfol^I fd^onenbe Sel^anblung ber
Slngeflagten. S)ie iBifd^bfe übertau|)t galten als
bie natürlid^en SBefd^u^er ber @efangenen unb
Ratten anerlannte Sd^uirei^te. 3n Den meSIid^en
®erid^ten bulbete jmar bie ftird^ boS gfortbefie^
ber Xortur, bod| Derbot fie lebe Xl^eilnobme mib
fd^on bie blo^ Snmefenfeit beS <Bieru8 (Spnobe
Don Su^erre a. 585, can. 83), mie ia vbnfyxapi
bie X^eünal^me am )>einlid^ $tD)eff e ben SIerüer
irregulfir madbt (defectoa leoitatia). 9bu!i in
meltH(^en ®end^ten fd^dnt bie Xortur im 9nittel-
alter Dielfad^ abgelommen }u fein. 3n feiner Snt-
mort an bie ^Bulgaren (866) fteiIt9iiIolauS L bie
Sfotter als gleid^ unerlaubt nad^ meltlic^en mie
nad^ göttlid^en ®efe^en bor. ®regor Vn. erOarie
gd^ gegen bie golterung ber Sfrouen, bie man ber
iBer}ai2berung beS SBetterS anllagte (Jaffe, Mon.
Oregor. [Biblioth« rer. Germ. II], BerolizL
1865, 413). aSie ottS ®ratianS S)ecret (e. 1,
C. XV, q. 6) erl^eÜt, mürbe fie in fird^K^m
® erid^en nid^t angemeTU)et ; nur bei Snfldgem^ bie
Derbad^tig maren, Iie$ man il^reSlnmenbmig offcsi
(c. 4, 0. y, q. 5). Sem SngeBogten mu& bof
germonifd^ Sted^tSmitiel beS Sieinigitn^eibeS
(f. b. Sri) gemö^rt. SBie ouS bem Sodftf en* unb
Sd^mabenf))iegel unb onberen DueQen l^erDorge^
brong bie Xortur beS amttelottcrS ni^t in ben
germonif d^ $ro)e| ein (DgL ^lond, S)aS beotf die
eerid^tSDerfol^ren im aRUtetoIter n, Srounf^meta
1879, 144).
OnberS mürbe bieg mit ber Sinfu^nnig bcfi
3nquifitionSpro}effeS gegen fle|er. ShmocenilY.
mal^nte 1252 fmrft bie mettUd^ Otei^ett, bie
Xortur geaen bie fte|et onjumenben; midxi^ft
mürbe biefe ÜRol^mutfi 1259^ 1265 unb 126&
1889
Xodcona.
1890
Sa Vl^nbet IV. ben getfUi^m SnquifüionS-
ri^tem bod ^riotlegium getDöl^rte , ^ Don ben
ämgularitöttn gu obfoloiren, fo fonnten Fte aud^
bie Stoxtur omoenben. %xt Zortur beftanb übri«
gcnl ddfod^ nur in Sfaficn unb f^tec^tem ®e-
gifini^ (bgl. ^infd^iuS, ffirc^enred^t Y, 477). Um
aRi^bnlu^e ju t)trlj|inbem, mu|tc bei ber Xortur
lote in rintgot anbeten %Wm ba§ bifd^öflU^c @e*
rii^ nittoirf cn. S)te Xortur foSte nur julöffig
fein, ttenn fioxf e Setbod^tögrünbe ober fd^ioonfenbe
Ocflänbniffe Vorlagen. 61^ man )ttr £ortut
fd^rüi, foEte ber SngeBagte nochmals jum ®e-
ftSnbni^ etmo^nt, unb »ö^renb bie goUerfned^te
i^ ousnetbeten, bie 9Ral^nung tt>i£er(oIt unb
i^m f(^Iie|Iid^ burd^ red^tfd^affene 9Dlönner Der«
Kert u^erben, ba^ er t)on brr Xobeöfhafe Der-
mt loerbe^ loenn er geftel^e« SBenn auf bie
3:ortur fein (Seftftnbni^ erfolgte, follte fte ein- bis
jlDeimoI nrfeber^olt toerben, xoq& man fceilid^, ba
ctneSBieber^oIung Derbotenmar^ als „Sortfelung""
ber Sortur ausgab. Semirfte bie Xortur ein ®e-
Unbnil, fo mu^e ber SlngeHogte nad^ &ü-
emung ber golterioerljeuge Deronla^t tonnen, eS
ret au betätigen. äBiberrief er boS ®eftänbni^,
ö fonnte bie Zortur fortgefe^t n^erben; be^arrte
er tro|bem bei feiner Unfd^ulb , f o mu|te er frei-
gtfaffen werben. 9ud^ gegen Sengen lonnte bie
Zortur angettenbet merbcn. 3n ben ^rojeffen
gegen bie Zempler (f. b. ^rt.) fpielte bie Zi}rtur
eine bebeutenbe KoUe, bemirlte a6er feiten ein ®e-
dnbnil. Sefonberfi flarl aber mürbe fte in ben
enprogefjen (f. b. %rt.) gebraucht, bie nd^ ol^ne*
in mit ben änquifttionSprojefjen nal^e berül^ren.
esen (f. b. 9Irt.) gegenüber mar man fogar nod^
tiorft^tiger otS bei ffe^em. S)er Sefc^bigte
mürbe entlleibet, bamit aUe etma oerfteAe 3auber-
mittel }um Sorfd^ein lömen, yx man fd^or i^nen
bad $aar om gangen ftörper ober menigftenS am
^au)>te, um ben 3<niber gu bred^en. 93ergo| einer
bei ber Zortur feine Zoranen, fo galt er ol8
übexfubrt — ein ^Inflang an ©otteSurtl^eile, bie
nodd fonft ^infpielen (Malleas malefic. p. 8,
q. 15 sqq.). 3nt übrigen mürbe bie Zortur in
nr(^Iid^en @eric^ten üermieben (dgl. van Espen,
Jus ecoles. P. m, tit. 8, c. 3, n. 48). Um fo
{iärfere ^Inmenbung fanb fte in meltlid^en ®e-
rid^ten. 3e me^r baS rdmifd^e SRed^t bi^ Sin«
gong fanb, bejio felbßDerftanblid^er mürbe bie
Zortur. 3n SDeutfd^Ianb geftattete jtarl lY. burd^
bie golbene SuUe (ifap. 24) gegen bie 2)iener
Don SJlaieflötSDerbred^em bie ))einlid^e Sfrage;
SBengel erlaubte ben fReid^Sftöbten bei SBerbred^em
gegen ben Sanbf rieben bie ^nmenbung ber S)aum"
{(^tauben. Snblid^ mad^te bie ))einlt^e ®erid^ts*
orbnung ffarlS V. (1532) bie Zortur gu einem
oQgemeinen SemeifimitteL S)ie Siegeln, bie er
für itire Snmenbung gab, entfpred^en genau
benm beS cononifd^en 3nquifttion§proge[{e§. —
6d(|on im 17. 3abr^unbert erhoben fid^ Stimmen
gegen bie Zortur ; ats einer ber erften f(|rieb 1621
ein orminianifd^er fßrebiger ®reDiu8 bagegen.
IHf^itlesUofk TL & att(L
abgefd^fft mürbe bie gfolter im SuSgang beS
18. unb Einfang beS 19. Sal^bunbertS in aSen
Staaten Suropa'S. (Sgl. bie 3Berfe über @9^em
unb ®efd^id^te beS ftin$enred^tS, beS @trafred^ts
unb @trdproge{fed. 9uS ber großen, im 17. unb
18. äal^rbunbert für unb miber bie Zortur ent*
ftanbenen, übrigens gefd^id^tlid^ mert^tofen Site-
ratur feien befonberS ermdbntAngasün Nicolas,
Diss. mor. et jurid. si la torture est un
moyen sür de yörifier les crimes secrets,
Amsterdam 1682 ; SQBieberl^oIbt, Setrad^tungen
über bie ))einlid^e3frage, 9Be^Iar 1739; Gmpen,
Observ. jur. crim. de applicatione torment.,
Hannov. 1754; SonnenfelS, Ueber bie 9b-
f (Raffung ber Zortur, 3ürid^ 1775 , alle gegen
bie Zortur; Leyser, De aequitate torment.^
Wittenberg. 1740, nod^ für biefelbe. Sine gu-
fammenfaffenbe ®efd^id^te gibt eS feine au|er
bem altem Sud^e Don Befb^al, S)ie Zortur
ber ®ried^en, Sbmer unb Seutfd^en, Sei))gig
1785.) [®ru|))).]
90$mitii, DormaligeS ®ro|b^ogtbum faft
in ber SRitte Italiens, bilbete urfprünglid^ baS
alte Strurien, im SRittelalter übermiegenb ZuScien
genannt. SaS Sbriftentbtrai mürbe bi^ ftübe
Derbreitet, imb nodl^ in ben erften Sabr^unberten
göblte man gegen 80 SBifd^ofSfifee bafelbft (Dgl. b.
51rt gtalien VI, 1053). Jladji bem Untergange
beS meftrömifc^en Sieid^eS (476 n. ßbr.) berrfd^ten
in ZuScien bie Oftgoten, fpöter bie Sangoborben.
fie|tere fteUten Se^nSbergoge auf, meldte gu Succa
reftbirten. ffarl b. ®r. mad^te 774 ZuScien gu
einer fr&nfifd^en ^oDing unD fe|te 9RarIgrafen
binein. SRebren berfelben übten gegen Snbe beS
9. unb in ber erften ^älfte beS 10. Sabr^unbertS
auf bie tird^lid^en unb )>oIitifd^en Serböltniff e ber
Stabt Stom geitmeilig einen febr ungünftigen
Sinflu^ aus, namentlid^ Sbalbert unb ®uibo
(f. b. Srtt. @ergiusni. unb SobonneSX.) ; ®uibo
mar ber ®emabl ber b^rrfd^füd^tigen utü) (after*
boften Sldmerin SDlarogia. 3n befferem 9nbenfen
ftebt ÜRarfgröfin SRatbilbe Don ZuScien (f. b. Sri),
bie IBefd^%rin ber ^ctpfle im SnDeftiturftreit.
Sei ibrem Zobe (1115) binterlie^ fie nebft ibren
übrigen Sefi^gen aud^ ZuSden bem $a))fte;
bod^ entftanb über biefe ßrbf d^aft rin langmieriger
Streit, unb tbatfdd^lid^ gelangte Don ZuSrien nur
ber f üblid^e Zbeil in ben Seft^ beS römif d^n @tub-
leS (f. b. ^rt. JKrd^enfiaat YU, 674 f.). SBübtenb
ber mvxp\t gmifd^en ffaiferibum unb ^apfttbum
im 12., 18. unb 14. Sabrbunbert ging bie poli«
tifcbe einbeit ZoScana'S unter, unb bie ftäbttfd^en
®emeinmefen , befonberS Sfloreng (f. b. Sri. lY,.
1561 ff.), riffen aSe ®emalt an ftd^. 9Rit legerer
@tabt lag büufig $ifa (f. b. Sri.) in pfebbe, meld^e§
fd^on feit bem 12. 3abrbunberi eme faft unob-
böngige Stepubfif mar. 3n gfloreng berrf d^ten feit
bem 15. Sabrbunberi bie ))rad^t* unb funftlieben«
ben SRebiceer, bie SnfangS gum Zbeil ben köpften
f einbfelig gegenüber fianben. 9{ad^bem ibre SRad^t
ftetig gugenommen, mürbe Ste^atü^er Don 9Rebici
60
1891
Xofe4>l$ta.
1892
I
Don ffaifer Statl V. |um erblU^en ^»jog ernannt
(1580) unb Soflmo I. Don aRebici (1537 bis
1574) Don $a))ft $tu8 V. {ogac }um ®ro|«
]^)og erhoben (1569). Sofuno mar bem $a))fte
el^r ergeben : nantentKd^ lie^ er eS {i(^ angelegen
ein, bie xrienter S)ecrete jum SoSgug gu
bringen. Sud^ in ber golge fud^ien bie ®ro|"
l^rgoge ein dinoerftönbnil mit bem ^tilx^tn
€tu]^I )tt unterl^alten, ad^teten bie lird^Iid^e Im-
munität unb erbaten ftd^ Snbulte , menn fte ben
eieruS )u dffentlid^en Saften l^eronjogen. @))öter
iont ber Staat, koeld^er gemä| bem SBiener gfrie-
)m Dom Saläre 1785 nad^ bem Sobe beS legten
äRebid an ben ^erjog gfranji &ttpfym oon
Sotl^ringen, nad^malS ffaifer gfrang L, fiel unb fo
eine @ecunbogenitur£)efterreic^ mürbe. t$^an}'I.
gtoeiter Sol^n Seo))oIb, ber il^m 1765 ald @ro^^
)og folgte, braute jtoor baS Sanb mieber su einiger
Slute, al^mte aber feinem 93ruber, ftaif er 3of ep^ 11.
(f. b. 9rt.) , SU fe^r in Seförberung oon Steue-
rungen au^ in firc^Iid^er Segiel^ung nad^. IRament-
lid^ feit 1780 traf er eine »eil^e fogen. »eform-
ma|regeln. Sr 90b 1782 bie Snquifition unb
Diele ffI5fter auf, fummerte fid^ balb nid^t mel^r
um ben $a))ft, [a ging fogar fo meit, bo^ er
)tt @unften ber Sanfeniften ftd^ in ©laubenfi-
jad^en mifd^te. iBifd(|oj 6ci))io Slicci, Sifd^of Don
$tßoia unb $rato, ftanb i^m l^ierbei treu jur
Seite, unb bie berüd(|ttgte @Qnobe Don fßiftojia
(f. b. «rt.) fönte aQe feine 9tef orm))iane in'S Seben
fe^. Stad^bem Seopolb 1790 römifd^-beutfd^er
ftaifer getoorben, folgte il^m fein }metter@o^n
Sferbinanb in., ber im Sinne feinefi SBaterS baS
Sanb regierte, baSf elbe aber balb an bie gfrangofen
als ftönigreid^ Gtrurien Derlor. S)a biefe baS
93ermögen aOer nod^ beftebenben IHöfter unter
Siegel legten unb bie meiften aufl^oben, fal^ fidd
^binanb, ber nad^ bem Stui^e 9lai)oIeonS 1814
ben X^ron mieber beftieg, gegmungen, 1815 mit
9lom ein Soncorbat ju fd^tte|en, meld^eS in
15 Slrtifeln namentlid^ bie Orben mieber l^rfteOte
(DgL ®ami, @efd^. ber ftird^e im 19. 3a)^bunbert
n, ännSbrudf 1855, 663 f.). ämUebrigen blieb
eS möl^enb ber öfterreid^ifd^en Secunbogenitur
fajt gans bei ben alten SSerl^altniffen, aud^ bei bem
3of e))biniSmud. 2)ie 9iegierung befolgte ßeiS eine
Smeibeutige ^litil, bie Seopolbinif^en ®efe|e
erhielt man aufredet 9uf gf^rbinanb HL folgte
1824 fein Sol^n Seopolb 11., ber Diel refonnirte
im (Seifte feines ©ro^aterS unb SaterS, aber
1851 ein Soncorbat mit bem l^iligen Stul^le
fd^lo^, in tteld^em bie Seo))olbinifd^en ®efe^ }U
®unf[en grb^rer fird^lid^er gfreil^it etmaS mobi-
flcirt mürben (®amS U, 664 ff.). ®etDaltige
(Entrfiflung im proteftantifd^en Suropo erregte in
ben Salären 1852 unb 1858 baS aüerbingS Diel
ju ftrenge Sorgel^ gegen bie ißrofel^tenmad^erei
beS sum ißroteftantiSmuS abgefallenen (Sf^tpaottSi
SfronceSco unb Sofa 9)labiai, meldte }u mel^
ial^rigem ®eföngni^ Derurtbeilt mürben, infolge
ber 2)ro]^gen beSenglifd^en ^SremierS $almerfton
(;,Sorb Seuerbranb") mürben fie iebod^ fd^on
balb begnabigt, bann aber beS SonbeS Denoicfen
(f. f>ifi-})olit. Slätter XXX [1852), 718 f. unb
XXXI [1858], 783ff.). «od^ie|tmtrbbieferSor»
faE gegen bie fatl^olift^e iKrd^e tenbenjids Der»
mertl^et, obtDO]^lfeitbem))roteftantifd^e9tegierusmen
Diel f d^limmere Verfolgungen gegen bie ftat^olnen,
unb itoax nid^t nur gegen einneble ^ infcenirt
baben. Seo))olb IL banfte 1859 )tt ®un|ien
feines Sol^neS gferbinonb IV. ab , ber 1860 beS^
SbtoneS Derlufüg erBärt tourbe. 9lun fom bie )ne«
monteftfd^e SBerfaffung unb ®efe^ebung inbiefem
nan ffönigretd^ 3tolien gefd^ilagenen £anbe )ur
^errfd^ft. äBoSbie Krd^Iidi|enSerbaItnineXo8-
cana^S fui^ Dor ber SinDerleibung in boS Adntg-
reid^ 3talien betrifft, fo gab cfi bafelbft feit ber
Srmerbung beS Heinen ^e^gtl^umSSucca (1847)
auf 416 Ouabratmeilen 1 817466 Stxrtoobner,
mit ^uSna^me Don 3500 lpetm)bo£en unb 7412
3uben, lauter ftatbolüen. grür bief elben beflonbea
4 SrgbiStbümer (Sflorenj, Siena , $ifa, Stuca;
f. b. Slrtt.) unb 18 SiStbämer mit 2691 $faf
reien unb 6757 SBeltgeifHid^ ®egemDörtt^
bilbet XoScona mit bem füblii^en X^U beS feer»
}ogtbumS Sßobena (Waffa-Sorraro) ein (fom^
))artimento (einen SanbeStbeiO beS ftönigreid^
Stollen unb gerföSt in ad^t ^roDin^en. Siadb ber
bei O. SBemer (Orb. terr. catlt, Frib. Briog.
1890, 37) gegebenen Statiftif umfa^ baS Com-
))artimento 23 SiStbämer unb jablte am 81. S)e»
cember 1881 2190555 ßinmobner (1896 faft
2 318 000), 2879 Pfarreien mit 6416 öffentli^t
Jhrd^enunbftapeUenunb 6232SBelt-ttnb OrbenS-
prieftem. (Sgl. Bohault de fleuiy, La TO0*
cane au moyen &ge, Paris 1874, 2 vola.;
a. D. Keumont, ®ef4 ZoScona'S feit bem (Enbe
beS florentinifd^en gfretfiaateS, ®ot^ 1876 t»
1877, 2 Xl^eile.) [9lebet.J
^$^itk^ ein gur talmubifd^en fiileratur ge*
l^örigeS Sammelmert, befd^öftigt fU^ mit bem
trabitioneüen iübifd^en ®efe^ in ä^nlid^er SBeife
mie bie aRifd^na (DgL b. 91rt. Xalnrnb) ; iebod^ i^
fie auSfubrlid^er als biefe, infofem fie oud^ Sr-
löuterungen )U ben einzelnen £e^rja|en gibt vmb
oft bie gan)e 2)iScuf{ion über eine ^ge mit*
tbeilt. Sie entbält femer mand^ Sebrf^ aus ber
SntftebungSjeit ber 3Rifd^, meld^ in biefe lektcre
nid^t auf genommen ftnb. ^ierburd^ erfl&rtfidQber
9lame kpc^^fi = f^injufugung. lieber ibr 3cr*
bftltnil }ur aJHfd^na unb bie ®efd^id^te ii^Snl-
ftel^ng ift man nod^ nid^t einig (DgL oud^ 2)mi-
ner, S)ie Zl^eorien iSber 9Befen unb Urflmtng ber
Xofepl^t^, aimftedMtm 1874). S>ie ^en glau-
ben, fte fei aus einem filtern, Don 9L IRe^eminS»
einem Sd^üler beS 9L 9fiba, angelegten Zo*
fet|^ta-3BerIe entftanben (fo ). 9. SrüO, 9e»
griff unb Urfprung ber Sofefta, in ber Subel-
fd^rift )um 90. ®ebtirlStag Don Dr. S. S^i^
»erlin 1884, 92-110), «nbeit, fie eiübolte
SRefte Derfd^iebener fittestn 9tt)<^nit-SammIuiiaeii
(DgL unter SInberem Hamburger, Xeol-fgncfflio-
1893
loilotuS — Softl
1894
pdbie für SBibel tmb Xalmtib n, Stnli^ (Sei))-
|id) 1883, 1225 ff.; IBIoc^, (Sinblide in bie ®e-
Mid^te ber Sntfle^ung ber talmub. Siteratur, SBieti
188i, 54 ff.; 3. aSinter unb «. aBflnfd^e, S)te
iüb. Sitteroto Mt «bfd^Iu^ be« itononS I, Zrier
1894, 143). Sudetmonbel meinie fogar, fie fei
ber (nläfümnftfd^e Sobes ber^Iac^a, bie Wifc^na
fei ber balglomf^ie, eine Snfid^t, bie auf allgemeinen
aBiberfprud^ geftü|en ijt (f. @trod, Einleitung in
ben Zpolmub, 2. älufL, Seip^ig 1894, 58 ; t)gl.
ou4 }. le. Slod^ a. a. O. 47 ff.). 3n feiner
jelfigen Sonn entölt bad SBerf iebenfaüs Diele
Se^rfft]^ imb 9luSf)>rü(i^e ber fpöteren Smoröer
aus ben Stuten SBab^lonS (f. b. artt. 9labbin.
epxaä^ u. Siter. X, 706 unb Slalmub, ob. 1 175 f.)
unb ift fomit erfi in fpöttalmubifc^er 3eit ent-
fianben ober rebigirt morben. 3u bemerfen i{l
no<^, ba| ed »eit mel^r fogen. boggabifd^e Se-
ftonbtbeile olS bie ÜRifd^na l^at S)ie befte aus-
gäbe ift bie oon 9R. @. Sucfemtanbet, $ofeoall
1880. Supplement entbaltenb Ueberft^t, Sie«
eifier unb ®Ioffar, Xrier 1882—1883. 3n
[goIini'S ThesannuB antiquitatum sacrarmn
XVn— XX, Vonetiia 1755—1757, flel^en
31 XradQte befi SBerteS mit Ueberfe^ung in'S
Sateinif^. Sinjelne @tude in bcutf($er Ueber«
fe|ttng geben aud^ 3. Sinter unb 9. SBunf^e
I, 145-177. [3. gfelten.]
VafItiM (Zo^o), VIfonS, gelebrter, aber
migemeinu^eitfd^ioeifiger9tbeIcommentator,n)urbe
im 9nfang beS 15. 3a^rl^unbert8 }u IDlabrigal
in Spanien geboren, ftubirte ju Salamanca unb
leierte bafelbft fd^on mit 22 Sauren $bUofopbie
unb S:i^eoIogie. Spftter tool^nte er bem Radier
ConcU mit SuSjeic^nuna bei unb mürbe oon
$apft SugenIV. )um SBif^of oon Soila erhoben.
%tt fold^er ftarb er 1455. Seine gro^e @elebr>
famfeit mürbe fo fe^ bemunbert, ba| man ibm bad
Spitapbium fe^te : Hie Stupor est mundi, qui
BoibQedisoatitomne. Sftciltd^mu|man[taunen,
mie iemanb mäl^nb eined fo furjen SebenS fo
t»iele unb oerfd^iebenartige ffenntniffe fld^ ermerben
unb fo Diel fd^reiben fonnte. Seine SBerle um-
faffen nämlld^ in ber SBenetianer SuSgabe t>om
3a]^e 1728 nid^t meniger als 27 Folianten, üon
benen 24 oon feinen biblifd^en £ommentarien ein-
genommen werben, mäbrenb bie brei anberenSBttnbe
feine Heineren Sd^rtften , ). !B. ben (Sommentar
über bad ei^ronicon oeS 6ufebiu8 unb baS SBerf-
c^en gegen bie concubinarifd^en ®eiftlid^en fammt
benSeg^ftementl^alten. SetneSibelcommentarien,
meldte fe^ Diel auSfä^rlid^er aI8 bie befi öltem
berühmten 92icoIaud oon fipra (f. b. 9rt.) Ttnb,
entbalten ober aud^ ungemein oiel Ueberflüfftged.
SBaS nur in bie entfemtefie Sejiebung gu einer
fBibelfteOegebrad^imerben tonnte, l^at er angeführt,
alle mbgli^en ^fragen unb Sebenfen gelöst, unb
fo jobllofe umtBt^ige, menn oudb fe^r gelehrte unb
(^orffinnige ßscurfe gegeben, oa| man bie 6r-
Ranxng befi eigenilid^en Slested faft gar nid^t
finbet S)ie erfie Ausgabe feiner 2Ber(e lie|
ber Sarbinal XimeneS (f. b. 9rt.) 1507 au ^t^
nebig in 13 gfolianten peranftolten. (SBgl Nie.
Antonio, Biblioth. hisp. vetus 11, Matriti
1788, 255 sqq.; Nouv. Biogr. gen. XLV,
518 8.) [D. C^efele.]
$0lti, Suigi, 0. S. B., ber befanntefte
italienifd^e ftirdt)engefd^id^tfd^reiber ber Sieu^eit,
mürbe am 13. fjfebruar 1811 }u 9ieapel aud
gräflid^er gfamilie geboren. 2)er ßr^abtei SRonte
Safftno 1819 gur Srgiebung übergeben, beenbete
er bier bie l^umaniftifc^en Stubien, trat 1831 in
ben Orben ber SBenebictiner unb legte 1832 im
itlofter S. $ao(o fuori (e 9Rura ju Stom bie feier-
liche $rofe| ob. 9{ad^ SBoQenbung ber tl^eolo-
gifd^en ^uSbilbung unb empfang ber $riefter«
meibe (1834) feierte Zofti nad^ SRonte Saffino
jurüdf, mo er bis 1842 ^l^Uofopbie unb Xb^o-
logie oortrug. Son ba an mibmete er ftd^ ber
®efd^id^t§forfd^ung, verfolgte aber ^ugleid^ mit
ber SBörme eined pbantafteooDen ißotrioten bie
mannigfaltigen Seftrebungen, meldte bie ^erbei-
fübrung ber politifd^en Sinbeit Stoßend be}me(!ten.
«IS (Sefd^id^tfd^reiber fud^te er bie Sebeutung bed
apoftolifd^en Stubled, bcd ÜJUnd^t^umd, ber
ddriftlid^en SioUijation unb ber SteSung Stoßend
im Kulturleben Suropa'd )ur ©eltung 5u bringen;
in politifcber Segiel^ung mar er $apaßno unb
aBelfe. 2)iefe beiben ©eiftedric^tungen Xofti'd
treten l^eroor in feiner Storia della badia di
Monte Cassino, Napoli 1842—1843, 3 yoll.,
unb no(b ftörfer in feiner Storia di Boni-
facio Vin e de' suoi tempi, Monte Cassino
1846, 2 YoU., bie er mit ber abftd^t fdftrieb, ben
$ap[t gegen bie ^berben Urtbeile" 2)ante'd (f. ^.
X. ffraud, £ante. Sein Sebcn unb fein 9Eßerf,
Serlin 1897, 747) ju red^tfertigen. gine 3leu-
geftaltung ber poßtifd^en SSerbältniffe Stoßend
mit bem ^fl an ber Spi^ bilbete bad Sbeal,
beffen Sermirflid^ung Xofti im herein mit ben
conferDatben Elementen anftrebte. Sie Unter-
rebung, meldte er im S^ntuar 1848 )u 9iom mit
$iud IX. )u biefem 3^c^< b^^/ mürbe für ibn
iBeronlaffung sur 9lbf affung ber Sd^rift : Storia
della lega lombarda, illustrata con note e
docmnenti, Monte Cassino 1848. Sufolge
i^rer feffeinben Sprod^e ift fie bad forbenretd^fte
iBud^ Zofti'd, meld^ed man toergßdben bat mit
einem Sturmminb, ^ber einen großen 93ranb
onfad^t". S£>it friegerifd^ ongeboud^te Sorrebe
mad^te ben Serfoffer in ben b^b^ geiftßd^en
ffreifen Komd ebenfo mi^ßebig mie bei ber [Re-
gierung in 92eapeL SBäbrenb ober $iud IX. ^
mit furjen !Berbefferungen aufrieben gab, ße|
gferbinonb n. ben SSerfoffer nad^ 9leape( bringen
unb unter 9uffubt ber $oßgei fteüen. 9tad^ Unter-
brüdung ber KeDoIußon manbte fub 2:ofti, in
Befolgung feined urfprüngßd^en ^rogrammd, gur
Se^anblung ber ffird^en- unb $apftgefcbid§te.
So erfd^ienen bie Storia di Abelardo e de' snoi
tempi, Napoli 1851, bie Storia del concilio
di Costanza, ib. 1853, 2 voll., bie Storia
60*
1895
Xoul.
1S96
deir origine dello Bcisina greco, Firenze
1856, 2 voll., unb La contessa Matflde e i
Bomani Pontefici, ib. 1859. ^Oe biefe Slcbetten,
tt)el(^e ©efd^td^tgereigniffe ber Derfi^iebenfien Spo-
d^en itfyxiibtla, finb getrogen oon ber ®runbibee
beS fegenSreid^en Sin^uffed bed l^eUigen @tu^Ie§.
(Sin ©efd^id^tfd^reiber in ber mobem-ted^nifd^en
Sebeutung bed SßorteS fonnte Xo\A bei ber ba-
moligen geringen SuSbilbung beS italienifd^en
9lrd^it)toefen8 nid^t fein. Seine 93or}äge liegen
im @lani ber SarfteQung, in ber feinftnnigen
@d^ilberung menfd^Iid^er ©effil^Ie unb Seiben-
d^aften unb ber 99etonung Jener gefd^id^t§»))^tIo-
opl^ifd^en ®eftd^tSt)un!te , »eld^ bie göttlid^e
IDBeltregiening erfennen loflen. ©eit 1860 untcr-
l^ielt 2:o[ti freunblid^ie 93egiel^ungen gu ben leitenben
@taatdmannem bed ftönigreid^S 3tQli^n. Stuor
gelang ed il^m nid^t, ben f^oE ber Sbtei SRonte
(Sofftno ({. b. 9rt.) obaumenben, toieberl^ott ober
fül^rte er unter pöpftlid^er ©enel^migung, aber nic^t
of^cieO Unterl^nblungen mit italienifd^en SSe»
l^örben )ur Verausgabe bon ftirc^engütem. S)a*
gegen rief feine @d(|rtft La concüiazione (1887)
in 9tom, mol^in Seo XTTT. i^n als Unterard^ibar
bed l^eiligen @tu](|Ied bentfen l^atte, gro^e Un«
{ufriebenfeit l^ert)or; Zofti fud(|te benn aud^ bie
fird^Iid^en iheiie burd^ fieifhtng beS bom ^opft
t)er(angten SBiberrufeS gu bef^ttid^tigen. Un«
geod^tet bief er üerf el^lten ftird^enpolitil l^at Seo XUl.
ii^m übrigens fein Vertrauen nid^t entgegen ; bod^
erregten bie Vorgänge beS Sal^reS 1887 in Softi
ben Sßunfd^ gur ^eimle^r aus 3lom nad^ ÜRonte
Cafflno. 3ßit Heineren literarifd^en Slrbeiten (g, SB.
Della vita di 8. Benedetto, Monte Cassino
1892) befd^öftigt, lebte er l^ier bis gu feinem am
24. September 1897 erfolgten 5>iufdbeiben. 6ine
@efammtauSgabe feiner ^erfe erfd(|ien gu !Rom
1886 ff. ; barin fmb eingelne Schriften entl^alten,
bie Dorl^er no(^ nid^t gebrudt maren. Srmäl^nenS-
toert^ ift nod^, ba| Xofti bei mel^reren Don feinen
OrbenSbrübcm Deranftalteten literarifd^en Unter-
nel^mungm eine Srt Oberleitung l^atte, f o nament»
lid^ bei ber ©bition ber Segeften ElemenS' V.
(SRom 1885 ff.). (Jßgt. Alfonso Card. Cape-
celatro, Commemorazione di D. Luigi Tosti,
Monte Cassino 1898; SBeUeS^eim, im jfatl^oli!
1899, 1, 186 ff. ginige intereffante 9?otigen bietet
QUd^ Bibers, in b. @tubien unb SRitt^etlungen
aus bem Senebidiner- unb bem Kifterdenfer»
orben XVIH [18971 721 ff.) [«. ©cUeS^eim.]
?otit, frangöfifd^eS, ie^t mit SlnncQ (f. b. «rt.)
unirteS SiStl^um, trägt feinen 9lamcn öon bem
6au|)tort beS alten gaUifd^en SSoIfSftammeS ber
Send (TuUum Lenconun, civitas Leucorum).
Sei ber Sl^ilung beS frönfifd^en SReid^eS 51 1 fam
eS unter bie ßönige öon Suftrafien, feit ber
gtoeiten §älfte beS 9. Sal^r^nbertS gel^örte eS
gu Sot^ringen unb nal^m Don ba an lange 3eit
Xl^il an ben loed^felnben @efd^id(en biefeS San>
bes. 3m 3. 1552 »urbe 2j)uI (loie aud^ SKefe
unb SScrbun) t)on ben grongofen bef e^t ; f örmlidl
abgetreten an gf^onfreidb mürbe SiSt^um unb
@tabt Xoul iebod^ erft tm tDeftfälifd^ ^rieben
(1648). S)ie @tabt Xoul (beutf(^ : Xul), ttm
brei äReilen mefflid^ bon 9lanc9 am linfen fUlofel«
Ufer in einem lieblid^ ZfyiU gelegen, ga^tt iejft
tttoa 9000 Sintool^ner. Son nrd^Iid^en ®ebau-
ben ftnb erioal^nenStDert]^ bie (Sat^ebraU (@t.
Stephan) mit üier Xbärmen unb ber otte bif^of-
lid^e $alaft, ber ie^t als jtafeme bient. 9i-
fd^ofsfi^ ift Xoul jd^on giemlid^ frä^e getoorben,
aEerbingS nid^t, tme mittelalterlid^ Sd^riftjteller
feit bem 10. Sa^rbunbert bel^ut^teten, fd^on giu:
3eit beS f)l $etruS, fonbem erfi um bie SRittc
bcS 4. 3al^rl(|unbertS. 2)enn toie golmct (Hist.
de Lorraine I, Nancy 1728 , p. XXVI ss.)
nad^meiSt, toax ber % üRanfuetuS (338—375)
©rünber unb erfter SBifd^of ber Itiri^ t)on
Xoul; bie SoQanbiften (f. AA. SS. BolL Sept
I, 684 sqq.) l^ben bie| burd^ anbenoeitige
©ritnbe beftötigt. SHe näd^ften 92ad^foIger beS-
felben maren: ber ^I. 9(mmon, bet ^I. Sld^aS
(423?), ber l^I. gelfm (445?), ber ^L «ufpiduS
(478 ?), ber 1^1. Urf uS (unter ber tRegierung S^ob^
toigS, um 490), ber l^L %pn ober i&oxt (500 bis
507). fficr berül^mtefte Sifd^of mar SBnmo (1026
bis 1049), ein Setter ffaifer ffonrabS TL., ber unter
bem Flamen Seo IX. (f. b. 3lrt.) im gfebruar 1049
ben |)apftlid^en @tu^I beftieg unb in bie 3(^1 ber
^eiligen aufgenommen ift. 2)aS SiStl^m Xouf,
toie bie gioei anberen lot^ringif((|en SBiSt^mer
9Jle^ unb Serbun (f. b. ^rü.), toar gkid^ ben
bifd^bflid^en ftird^en im beutfd^ien Steid^e mit ht»
bcutenben Sefttongen auSgeftattet. S)ie beutfd^en
Könige, betten l^otl^ringen feit 925 bleibenb guge*
gllen mar, l^otten baS Satib gerftiicfett, iene brei
iStpmer botirt tmb ouS bem 9teft baS ^gog-
t^um fiotl^ringen gebilbet. Sie SBifd^öfe iener brn
@i^e erfannten feinen anbem ^erm alS ben jfaifcr
an unb loaren Sleid^fürften. ^er üon Xoul fü^e
feit ber SRitte beS 12. Sol^r^unbertS ben Xitel
„Surft beS l^eiligen r5mifd^en Keid^eS unb @rof
Don XouIoiS" , ben er MS gur frongöftfd^en fftt»
t)olution beibehalten l^at 9lid^t leidet l^aben in
einem anbem SiSt^um bie ^ifd^ofsma^len fo
lange bauembe ^Reibungen unb @treitigf eiten ^er«
bdgefü^rt als gu Xoul 9)or bem beginne beS 3n*
t}eftiturftreitS (f. b. 9trt.) mift^ten fid^ bie beutf(^
ff onige in Sot^ringen meniger in bie Sßa^Ien oIS tm
Snnem beS Steid^S, unb bie (SxipM in ber ftirc^en«
proüing Xrier, gu toel^er oud^ Xoul geJ^Srte, Rotten
frdere £)anb alS anbermärtS. iEBol^renb beS 3n*
üeftiturftreitS aber fanb (1108) dne gmiefpaUige
ma^l ftatt, inbem ber größere X^dl beS fSjopitm
ben Slid^min be Sommere^, ber anbete X^l ben
ftonrab bon ©d^toargenburg lo&^Ite. Se^eter fonb
Unterflü^ung tjon ffaifer ^dnri^ V.; ?Pa|yf!
^afd^aliS IL entfd^ieb ober bal^in, ha% etflerer
beptigt mürbe, ber gmeite ben Xiltl eincS St<
fd^ofS Don Xoul bel^iett, febod^ feine bifc^öfli^ett
t^fundbnen oomel^men burfte (t>g(. Mon. Genn.
hist. Scriptt. Vin, 631-648). 9M «bfd^tt^
1897
Xouloufe.
1898
beS Salq^ifd^en ConcorboiS ai22) flbte bo9
Sapttel fafi 150 3Q^e (inbutd^ baS ^IMfin^i un-
gcfidrt auS^ gab aber bann im 3. 1271 burd^ an«
bauembe Uneinigfeit im SBol^Igefd^fte ber römi-
fc^en Curie 9nla|, i^m baS SBa^Ired^t fo^ufogen
\ixx immer )u entstehen. ^19 nömltd^ im Septem-
ber 1271 Sif^f SlegibiuS be @orc9 geftorben
nnir, toal^Ite bod (SapM dermol unb lebeömal
)toieft)aItig. S)a eS jid^ nid^t einigen fonnte, fo lie|
mon ben Stu^I etma {ieben Saläre lang unbefe^t.
$a|)ft Sticalaud UL cajfirte bal^er bie t)ier SEBablen
unb conferirte bad Siitl^um bem gfranctScaner
ffomob ^robuft oon Slubingben (Tübingen) im
3. 1278. S)ie[er fibertrug 1286 gegen eine be-
ßimmte Stente oie Sd^immogtei (SSenoaltung ber
loettlid^en ^o^eitSred^te) beS SiStl^umS bem ^er-
)og ^riebnd^ DI. oon Sot^ringen, unb beffen
Stod^folger behielten biefelbe bis gur fransöfifd^en
Snneiion im 16. 3<^r^unbert. jtonrab reftgnirte
1295, fiorb aber ft^on 2. 9Rai 1296 ju 9lom,
unb ^^ft SBonifoj YIIL gab i^m^ ba eine va-
catio in curia Dorliege^ ben Sodann Don @irf,
bisher Sifd^of Don Utred^t, iura Ütad^f olger.
9{ad^bem biefer im 3. 1305 geftorben mar, ber-
liel^ $apft Siemens Y. baS SiSt^um %o\d juerft
an Situs Senofa (1805—1806), bann an ®va)
be fernes (1806—1807) unb enblid^ an 3acob
Obo Solonna (1307— 1309). S)aS gapitel tonnte
nad^ iener 3^^ fein eigentlid^eS SEBa^Ired^t nid^t
nrieber erlangen. Sie römifd^e Sude ernannte baß)
auf ®runb einer yacatio in ooria, bolb tt)egen
einer translatio beS Sifd^ofS auf einen anbem
@i|, balb toegen einer gegebenen S^pectan}, fd^Iug
bem (Sopitel )ur ißoftulation bor u. bgl. , fo ba^
baSCapitel faß nie jur Ausübung beS SBal^Ired^teS
tommen fonnte. 5Die^ ift aud^ ber ®runb, toarum
auf ben Stu^I )u %dv1 fo Diele ausmörtige,
namentlid^ italienifd^e 9ifd^5fe tamen. SIS am
28. Sfebruar 1495 Sifd^of Slnton Don 92eufd^&tel
ae{brben toax, geigte Sapft SIesanber YL bem
(Sa)ntel }u Xoul an, ba| er auf baS Dacante 93iS-
^um eine S^pectanj ertl^eilt l^abe, unb itoox an
So^onneS be SRarabeg. 2)aS Kapitel bagegen
tDd^Ite trojjflbem Ulrid^ be SBIamont gum Sifd^of,
bem man in 9tom bie Seftötigung Dermeigerte.
9IS fiaifer SRaiimilian Ulrid^ protegirte, ging
ber $apfl fo meit, über baS SiSt^um Soul baS
3nterbict auSgufpred^en. Um ber baburd^ in bem
9bel unb bem Solle entftanbenen ärgerlichen
Spaltung ein Snbe gu mad^en, mürbe bie @ad^e
enblic^ burd^ ben munberlid^en Vertrag gefc^Iid^tet,
ba| ber Dom Sapitel gemö^Ite Sifd^of Slamont
unb ber Dom $apft ernannte SRarabeg bie Sin>
fünfte glei^mö^g t^eilen, ber erjtere aber bie
bifcböfll^e SuriSbictton allein ausüben foUe.
IB(amontfiorbam8.!IRail506. 9{ad^ mand^erlei
9nftrengungen (at baS Sopitel im 3. 1544 eS
bur^gefel^t, bo| ^ul bem SBiener Soncorbate
aggregtrt mürbe, jebod^ nur mit ber Sat^ebrale;
in ben übrigen Airc^en beS SiSt^umS behielt baS
(hnamm butd^ bie rbmifc^e Surie ben bisherigen
Spielraum. UebrigenS ^aben Slom unb bie ^er*
goge Don Sot^ringen, gang befonberS aber feit
1552 3franfrei4 fo Diel (Sinflug auf bie Se*
ff^iung beS bild^öflid^en ©tul^IeS Don Xoul auS-
guüben gemußt, ba^ baS Sßa^Ired^t beS gapitelS
immer ein fe^r bef^rönf teS blieb ; im Saufe beS
17. 3a^r|^unbertS begannen bann bie frangöfijd^en
ffönige, i^r fog. ßmennungSred^t für bie bifd^öf«
lid^en @i^e au$ au^ Soul auSgubcl^nen. 3u ben
^ergogen Don Sotl^nngen blieben bie IBifd^öfe Don
Xoul, beren geiftlid^e SuriSbiction fid^ aud^ auf
einen Sl^eilbeS^ergogtl^umS erftredtte, nod^ 1552
begm. 1648 nal^e in Segie^ngen (f. b. 3lrt. X^iarb
be SiffQ), bis 1766 Sotbringen mit Sfranfceid^
Dereinigt mürbe. 2)er le^te Sijd^of Don Xoul mar
Stephan gfrang Xaoer S)eSmid^eIS be Santporcin
(feit 1774), meld^er bie SKeDoIution unb bie 9luf-
l^ebung feines @i^eS (1801) erlebte; er ftarb
1807. Unter il&m maren 1777 burd^ $iuS YL
bie beiben SiStl^ümer @t. S)iö unb 9lanc9 Don
£ouI, baS bamalS über 1400 ^faneien gäl^Ite,
abgetrennt morben. 3nt 3* 1817 mürbe ber
SBifd^ofSft^ 3:ouI mieber l^ergeftellt, aber nur, um
fofort mit 5Ranc9 (f. b. 9lrt.j unirt gu merben.
(Sgl. B. Picart de Toul, Hist. ecci. de la
Tille et dioc. de Toul, Toul 1707; OaUia
chrifit. XIII, 956 sqq. ; A. D. Thiery, Toul
et ses evdques, Paris 1841, 2 toIb.; Mo-
roni, Dizion. LXXIX, 11 egg.; Garns, Ser.
epp. 635 sqq. ; Eubel, Hierarchia cath. med.
aevi, Monast. 1898, 530 sq.). [9le^r.]
Soiitottfe, @tabt unb ÜJletropole in
tJfranIreid^,baS f el^r alte Tolosa, Tolosatimn,
mar in ber Donömi|d^en 3rit $)auptft^ ber Volcae
Tectosages, mürbe bann Don ben 9iömem er«
obert, gum Stang einer freien @tabt ber Stepublif
erl^oben unb gum ^auptorie ber Oallia Narbo-
nensis gemad^t. SS blübte fd^neU auf, unb
tro^ mel^rfac^er Srobenmgen unb ^lunberungen
mar eS au(^ im 4. 3übrbunberi n. d^r. nod^ eine
burd^ ^anbel, Sleid^tbum, JMinfte unb SBiffen-
fd^aften berül^mte @tabt. 3n ber Sölfermanberung
erlag Xouloufe ben Sanbalen unb SBeftgoten.
Sediere mü^lten bie @tabt gur ftönigSrertbeng,
Derloren fie aber 507 an ben g^tanlenfönig Sl^loo-
mig. 3ur ^auptftabt Don Squitanien erl^oben,
mürbe Slouloufe unter fränlifd^er Oberl^errfd^
burd^ @rafen Dermaltet. 3m 3- 681 marb eS
9le{tbeng ber C^ergoge Don Squitanien, nad^ bem
Untergange ber @elbftönbigfeit ^quitanienS aber
mieber SRittelpunft einer ©raffd^aft. S)od^ mad^«
ten bie ®rafen unb SRarfgrafen ftd^ bolb Don
ber fitone unabhängig. Serü^mt gemorben tft
unter il^en befonberS Staimunb Don @t. ®iOeS,
ber iheugfa^rer, meieren Xajfo unb bie Sbto-
nifien um bie Bette preifeiu @raf Saimunb YL,
ber ben «Ibigenfem (f. b. 9ri.) Sorfd^ub lei-
ftete, brad^te baburd^ über fein fianb gro^
UnbeU. @raf Staimunb YQ. untergeid^nete ben
tJfrieben mit Submig bem f^^iligen unter ber
Sebingung, ba| feine eingige Sod^ter 3o^na
1899
Zouloufe.
1900
beS ftbnigS Sruber SllfonS el^elid^en, unb bo^
in ßrmanölung tnännttd^cr 6rben bie ®raf-
fd^aft an granfret^ faSen joQte. 9IId 9IfonS
no(^ finbcriofer ß^c 1271 ftarb, üereinigte ^ßl^i-
li)))) in. bie ©Toffd^aft Xouloufe für immer
mit ber jhone granfreid^. S)ie ©tobt mürbe
nun ^au)}tftabt ber fßroDinj Songueboc, unb
unter ber Seiten ®unft erlangte fte mieber il^re
frül^ere @ro^e, namentlid^ blül^ten Ihtnft unb
^onbel mieber auf. S)ie ®eneralftaaten biefer
$rot)in} maren berül^mt; bis 1789 beftonben bie
^roDinaialftönbe auS 8 (Er}bifd^öfen , 20 93i'
f ^öf en, 23 SSoronen unb 68 ftöbtif d^en Seputirten.
f)eute ift 3:ouIoufe £)au))tftabt bed Seportementd
Obergaronne. ^n oiefem „Stom ber @aronne",
mit 127000 Sinmo^nt, i&^tt man einft
80 ffird^en. Srfte Sot^ebrale mar bie über ben
Stetiquien beS erften SBifd^ofd gegen ßnbe beS
4. Sal^rl^unbertS erbaute ftird^e @aint>@emin
(©otumin). gin pröd^tiger 5leubau mürbe 1096
üon $a)){t Urban U. eingemeil^t. 3)er (Si^ bed
IBifd^ofd mürbe fpöter in bie neue Satl^ebrale
@t. @te)>l^an t>erlegt. Srmal^enSmertl^ fmb aud^
bie ffird^en S)albabe (9iotre S)ame la IBIand^e)
unb S)aurabe („bie üergolbete"); bad innere
ber le^tem mar frül^er fel^r reid^ mit ÜJtofaifbil«
bem gegiert, bie aber gr5^tent]^eil§ in ben Stür-
men ber 9let)oIution ^erftärt mürben. Snblid^
ift aud^ bie S)ominicanerIird^e gu nennen, el^emalS
eine ber fd^onften unb reid^ften an S)enfmölcm
teber ^rt. 3n i^r rul^te ber Seib beS 1^1. Z^omaS
bon Stquin in einem golbencn ffaften^ mit einem
))röd^tigen Dierfeitigen SRoufoIeum übermölbt. 3He
2)enfmäler ftnb berfd^munben^ bie JKrd^e iß fe^t
ffafeme unb bie Uebenefte beS 1^1. £]^omaS ^nb
im S)om Dermal^rt. 93on ben t)ielen alten ffld«
ftem ift bad el^emalige Sluguftinerflofter mit feinen
ffreujgängen gegenmörtig alS Sntilenmuf enm unb
@emalbegalerie benu^. 3)ie bis }um 18. Sal^r-
lunbert in fjflor fte^enbe Uniüerittät mit gfacultöten
^r »ed^t, SRebicin, ))l^Uofo))^ifd^-]^i{}orifd^e unb
matl^ematifd^ - naturmi{fenfd^aftli(|e SiSciplinen
entftanb 1229 baburdd, oa^ in bem gfriebenS-
tcaciait jmifd^en Staimunb YII. unb ber Königin
Slanca t)on granlreid^ ben Xolofonem als SBe*
bingung auferlegt mürbe, eine Uniöerfitat ju er-
tid^ten. 2)iefe jaulte balb eine Stetige Don ©ele^rten
unb mar ftarf befud^t. SteueftenS mürbe baneben
eine freie !at]^oU)(^e Uniüerfttftt gegrfinbet, für
meldte bis jum Saläre 1877 fd^on 1 824471 gfran-
fen beigefteuert mürben. @onjl befleißen nod^ ein
S^ceum, ein großes unb ein fleineS Seminar, eine
92ormaI- unb Jhmftfd^ule, ein Zaubftummen- tmb
ein SItnbeninftitut unb Diele anbere SSol^Itl^ätig-
feitSanftalten.
«IS römifc^e (Solonialftabt l^atte %olo]a fdgon
frü^ bie ?luf mcrffomf eit ber d^riftUdjien SKiffionare
auf ftd^ gebogen. Unter ben angebtid^ Don $a))ft
t^abian um 245 nad^ ©allien gefc^idtten fteben
fflifd^öfen mar eS ber 1^1. ©atumin, ber 250 ober
etmaS frül^er als erfter Sifd^of Souloufe gu bau*
ember 9lieberIoffung m&l^tte (DgL Stdblet, $ei«
figenlesiton V, 217 ff.), Cr ftorb nod^ unter
S)eciuS, aber feine Stiftung uberiebte i^n. Sein
9{ad^foIger, ber ]^L |g^onototuS (um 270), orbi*
nirte ben % gfirminuB, Sifd^of Don SmienS.
®er ^eilige Sifc^of ^ilariuS tonnte ben Ort ber
Steliquien beS 1^1. Satumin nur burc^ ein fieineS
Orotorium ouSgeid^nen. 9uf SRamertin, ber 314
bem Soncil Don SrleS onmo^nte, folgte um 350
St^oboniuS, ein entf d^iebener ®egner beS 9trianifi'
muS. (Sx mürbe mit bem 1^1. ^ilariuS nod^ $^*
gien Derbannt (356) tmb ftorb bofelbft (358).
fiaifer SonftontiuS moUte ben 3:ol0fanem einen
«rianer als Sifd^of aufjmingen; fte aber Der-
l^ten in ber S^eue gegen ut^oboniuS. Unier
bem yi S^lDiuS (um 400), ber eint größere
JKrd^e gu Sl^en beS l^(. Satumin begann, brei-
teten fid^ bie ^SciOianiflen (f. b. «rt. SriS-
ciSian) im füblid^en @aaien auS. S)er I^L dsfu»
Jjerius (405—415 ; f. b. %xt.), eine geuzte ber
gaUifd^en iKrd^e, DoOenbete bie SafUifo beS
$1. Satumin, meldte fein Vorgänger begonnen.
3)er bl. ^eracHuS (feit 484?) mo^nte 506 bem
&)ncU gu «gbe bei, mo bie iöl^Ud^ «b^oBung
einer Spnobe befd(|loffen unb bie näd^fte noc^
Xouloufe beftimmt marb. Sie mürbe aber nid^t
gebatten, meil ber Xob beS ©otentönigS WatU^ IL
bie^ Dereitelte (^efele, Conc-Sefd^. n, 2. 9ufl.,
660). a)er bt ©ermeriuS (511—560), bem bie
®rünbung beS iHofterS Shiret gugefd^rieben mirb,
lebte in ftürmifdJier 3eit, btieb ober buid^ feine
munberbare Xl^ötigfeit in befionbigem «nbenfen
bei feiner ^eerbe (f. AA. SS. BolL Maü m,
591 sqq.). SDlagnuIfuS mar 8if(|of, alS ber 93a-
fiarb ®unbobalb ben £b^on ber ^ronfen gegen
ben red^tm&ligen 99eft(er erfirebte; ber Stf^f
miberfeMe ft^ unb marb ht^^alb Derbannt 9lacb
®unbobaIoS Slobe mieber gurüdgefel^rt, mobnte
er bem Sondl Don Sßacon 585 an. SBte f^on
im 5. unb 6. Sal^rbunbert, fo mar aud^ Don ber
aRitte beS 7. bis gum 9. So^Tbunbert megen bei
fricgerif d^en Sreigniffe bie Steibenfolge ber SBif^ofe
Don ^oi^oufe öfter unterbro^en. Son ben fpö-
teren Sifd^öfen Derbienen Srmä^nung: SfamuS
(1074—1105) als 9{eformaior ber fflofierbiS-
ciplin, ber aud^ unter Seibtlfe beS @rafen SBÜ-
belm bie £anonifer ber ^ouptfiriibe gum cano«
nifd^en Seben Der|)f(i^e. Unier i^m tarn $apfl
Urban IL nad^ Stouloufe, um bie neu errt^tete
JHrd^e St. Semin eingumeiben (24. 3Roi 1096).
äfamuS' Stad^folger «melius Koimunb Don $iqi
(1106—1189) überlief benSobannUem bie Sb»
migiuSfird^e gu Xouloufe unb untetftü|te ben
fei. Robert b'arbriffel DongonteDrouIt 0.b.«tt)
bei ®rünbung eines fflofierS nabe bei Xouloufe.
Unter guld^ranb (1179—1200) mar bie @e-
malt ber Sifd^öfe burd^ bie gin^nffe ber ®rogen
febr gefd^mdlert, fo bog eS, mie äSBilbelm Don
^u^IaurenS fogt, bem Sifd^f o^e i^re befon-
bere Srloubni^ nid^t gefiottet mar, bie ^ar-
teten gu befu(|en. 2)ie SmtSfü^rung Siilco^
1901
Zouloufe.
1902
Don «oifeüle (1205 -- 1281; f. b. «rt. IV,
2098 f.) totttbe butd^ bie XlbigenfetBetoegung
gclrflbt (f. b. !Rrt. Slbigenfer). Surd^ bie 93e-
inüffungcn be9 Sifd^ofS untenoorf fidjf Xouloufe
brm ®Tofen Don SRontfort; gulco felbft mu^e
ober bei tRoinmnbd SEBieberte^r feine SBifd^ofS-
iiabtt)erIaffenunbftatbSBei^nad6tenl231. Unter
bem Dominicaner Slaimiinb IV. S^Igar (1232
bis 1270), einem feeleneifrigen Sifddof unb ent-
fc^iebenen (Segner ber ^ärefte, nmrben Diele
6Hf hmgen gemod^t unb bie Orben beS 1^1. gfron-
ciScuö unb bed ^I. SemorbuS begfinftigt. Sein
!Ro4faIger »ertronb be I'äSle (1270—1286)
erbaute ben ledigen Sl^or ber Sotl^brale im Ogi-
tMiIftU^ ber enbKc^ auc^ in Sfibfranfreid^ (Eingang
fanb. @etn bebeutenbefi S3erm5gen Dermacbte
Sertranb gan) )u milben Sto^ct^* ^^ % Sub-
toig t>on Sicilien, ®ro^neff e SubmigS beS ^eiligen,
€o^n be9 ftöntgS ftarl II. k>on Snlou, »eld^er
bem ^rimogeniturred^t auf bie ffrone 9tea))efö }u
(Sunftcn feines SruberS Stöbert entfagt l^tte unb
in ben Orben beS ffi. gfranciScuS getreten toat,
trug aud^ afö IBifd^of Oon Xouloufe (1296—1297)
ßetS boS OrbenSfleib, prebigte eifrig unb toirfte
itnb lebte al« ein ^eiliger. C^r ftarb 1297 in
feinem (Geburtsorte SBrignoIeS, nur 23 Sa^re alt,
unb n)urbe Don ^a))ft Sol^anneS XXn. ben
t^riligen beigegä^tt (AA. SS. Bell. Aug. m,
775). Ser 47. unb le^te ^ifd^of toat ©atUorb
be ^ire^ffac (1306^1317), nad^ beffen Zobe
^uloufe burd^ $apft So^otmeS XXn. oon ber
JKrd^en))rooin) 9{arbonne getrennt unb am
26. 3Rai 1317 gur 3Rtttdpolt erl^oben mutbe.
UnterfteQt n)urben il^r bie neu creirten SBiStl^fimer
Apamiarum» Mirapicensis , Montia Albani,
YaurenaiB, RivensiSi Lombariensis unb S. Pa-
puli, bie bis gur SteDoIution bei Xouloufe Der-
blieben. (Srfter «rgbifd^of würbe (9}ob. 1317)
So^nneS Siaimunb be Ö^omingeS, SBifd^of oon
tRaguelonne, ber ge^n Sa^re fpäter mit bem
$urpur gefd^mfitftmorb. (SiaconiuSergö^It (Vitae
et res gestae pontifp. II, Rom. 1677, 455),
ba^ na^ So^anneS' XXTI. Sobe bie Sarbinäle
bem ßrgbifd^of bie p&p\il\ä)t SEBurbe anboten
unter ber Sebingung, ba| er nid^t nad^ Stom
uberfiebte, ttaS er aber ableiste. (Sr ftarb 1344
|u ät)ignon. 9)on ben fpdteren Oberl^irten fei
aobanneS be (SarbaiOac (1379 — 1390) er-
U)(ibnt j er lieg bie gro|e (Slodfe gießen, meldte
unter feinem 9Iamen lange berul^mt mar. Unter
ißetruS be €t ÜRartial (1391—1401), bem
Stoutoufe mehrere Stiftungen unb tt)ertbt)oIIe
Sleliquienfd^reine berbanft , mürbe baS b^ilige
BdftDtifAsxif in ber neuen @t. Stod^uSfird^e gur
SBere^rung auSgefe^t. SobanneS IL oon Or-
leans (1503—1533), (Sarbinal oon SongueoiDe,
unter melc^em baS Sat^ebralca))itel [äculorifirt
lourbe , mar Hug unb toll ßifer , uno bie t)on
i^ erloffenen Statuten mürben lange 3(it be-
Dbad^tei SBol^renb beS Sf ifcopateS feines 92ad^
folgeis, ®abriel t^on ©ramont (1533—1534),
taud^ ber ^roteftantiSmuS in Sangueboc ouf,
be|f en @d^ j^rin ÜRargaretl^a oon SSaloiS, ff önigin
t)on Waoarra, mar. 2)ie ^trlel^re mad^te gu SCou-
loufe 1552 gro^ gfortfd^ritte, baS Sutbertbüm
mürbe aber balb burd^ ben (SoItriniSmuS berbr&ngt.
3n ^am fanb bie Steuerung befonberS gfdrbe-
rung burd^ Sobanna Don Sllbret, meldte eS nid^l
oerf^imübte, bie ftangel gu befteigen unb bie Seute
ibr Srebo gu leieren. 3n biefer fel^r bemegten
3eit beftieg nad^ ©abriel ben (Ergftubl Sorbinal
ObetnS be (SbaHUon-lSoIigtiQ (1534—1562), ber
Sruber beS ^bmiralS (Solign^, bem er attf bem
SBege ber ^trlelffre folgte, (ix mürbe 1563 oon
$iuS IV. abgefe^ unb in ben Sann getban unb
oer^eiratete ftd^ 1564 mit SfäbeOa be ^uteOifie
(Madame la Cardinale). Unter biefen Um-
ftönben breitete fld^ ber SaloiniSmuS im Xou«
loufer @))rengel febr auS, unb bie @tabt mfire
mol^t gang caloiniftifd^ gemorben obne ben Sifer
beS treuen (SIeruS, in beffen 9teil^en äReld^ior
glaoin unb SIbin be SeröS einen f^oxUn Stomp]
gegen bie 92euerer beftanben. 3n baS griil^
)a^r 1562 föOt ber Vufftanb ber ^roteftanten
gu Zouloufe, mobei eine groge Slngabl t)on
^onen (oieSeid^t 3000) auf beiben Seiten um'S
Seben famen (ogl. ffatl^olil 1863, I, 227 ff.),
©lüdliddermeife fam in bem gelebrten, entfd^ie-
benen unb eiferooOen (Sarbinal ©eorg bii>
magnac (1562—1577) ber redete ÜRann auf ben
Q^gftubl. ßbenfo gemanbt im meltlid^en mie im
geiftlid^en Slegiment, oermaltete er bie ißrooing
im IRamen beS ffönigS unb rief bie ^efuiten
unb ffartl^äufer nad^ Souloufe. 9tad^betn €(eorg
b'Slrmagnac (Srgbifd^of unb 9Rit(egat t)on9t)ignon
gemorben (1577), übergab er ben @i| oon £ou«
loufe bem gelegten $aul be 3fot£ (Sarmaing, ber
als föniglid^er ©efanbter in Chtglanb, SSenebig
unb Stom fungirte, aber nie oom (SrgbiStl^um
99efi^ ergriff. (Sx ftarb 1584 im Stufe böiger
grömmigfeit gu Stom. 9uf ben tl^ötigen grong
be äo^eufe (1584—1605) folgte na(b neun-
jö^riger @ebiSoacang ber friegerifd^e (Earbinal
9logaret be 8a Salette (1614—1627 ; f. b. Sri
Vn, 1549), eine Sreatur SKd^elieuS, bann ber
gelebrte unb eifrige ffarl Don ÜRontd^ (1628
bis 1651). S)iefer fud^te ben (SIeruS gu oerebeln
unb bie Sitten ber ©laubigen gu oerbeffem ; gu
biefem Smede befud^te er aud^ bie Heinften ©e-
meinben feines @))renge(S. 9lod^ gefeierter alS
©elei^rter ift fein 9tad^foIger ^etruS be SRarca
(1654—1662; f. b. »rt.). 3bm httbcaOt Sou-
loufe bie ©rünbung mebrerer geiftlid^en Snftitute,
g. S. beS Seminars ber Srlönber unb beS ftlofterS
SOtoriä ^eimfud^ung ; aud^ bie ©enoffenf(^ft ber
^Sd^uPerbrüber'' (f. b. «rt «entp) fanb bafeftft
(Eingang. (Srgbifd^of SobanneS Sopt. ÜRid^ael
(Eolbert be SBiOacerf (1687—1710) mar glüd^
luber in ben aßerfen ber d^rifüid^ Siebe atS in
benen ber Sauhtnfi, inbem er ben bamalS fiblid^en
9)Ianfarb'fd^en SSauftil einfüge. SlenatuS grang
be SeauDau be Stioan (1713—1719), an bem
1908
Xouloufe.
1904
bie l^ol^ SBeiS^ unb SSButbe geru^ totrb, liNir
ein 93ef(i^ü|er ber SBiRenfd^aften tmb ein ge-
ttxmbtec 3fut|l; bie betom befannten ^ifloriter
2)oin be Sic unb 2)om SSaijfete erfreuten ftd^
feinet befonbem @un{L ^einrid^ be 9{e8monb
(1719—1727) erfe|te ben berül^ten ^ed^in
(f. b. 9rt.) in ber franjöjtfd^en Wabemie unb
nmr als Siebner gefd^^. gfranj (Eruffol bOt^äS
b'Smboife (1753—1758) leUete 1755 bu ®ene-
taberfantntlung bed SleruS. 2)er 92ame bed Cr}»
bifd^ofd «rt^r 9H(^b 2)Ulon (1758-1763),
bem bie StobtXouloufe Diel Derbanft, lebte lange im
SJhtnbe fetner S)idcefanen fort. Sorbinol &tepl^n
fforl Somänie be SBrienne (1763—1788), fpftter
StaatStninifter, tourbe 1789 nad^ Send tranS-
ferirt unb leiftete fpater ben 6tb auf bie SiDil-
conftitution (f. b. ^rt. Stebolution, fronjöftfd^e
IX, 1134 ff.). Sfrang be gontanged (feü 1788),
ber menige 9Ronate t)or %uSbxuä) ber 9ie)}oIution
ben @tu$l Don Slouloufe beftieg, ttar 3^g^ ber
SEBirren in feiner S)i5cefe unb mu^te f[ü(i^ten.
Sffir il^n lourbe als conftitutioneOer Sif^of ber
£armeliten))ater ^Qacintl^ @ermet eingefe^t, ber
nid^t fo tief fanf n>ie mand^er anbete. 3n ben
fd^toeren Seiten fel^Iten audd im @))rengel Don
3U)uloufe pRid^ttreue fßriefter nid^t; meistere
fiarben auf Dem Slutgerüft, namentltd^ Dier gu
SaftreS, beren 9Hd^ter beinal^e lebiglid^ au8 pro-
teftantifd^en $afioren beftanben. S)ie banfbare
£r}biöcefe nennt ben W)f)6 S)ubourg aI8 ben
fteten SRittelpunft aQer fird^Ii^en Seftrebungen.
änfolge beS SoncorbatS (1801) Dergid^tete gfran}
be fJfontangeS auf ben @t^ Don Souloufe unb
nal^m baS Sidt^um^utun an; er ftarb 1814.
(Sfaubiud gfrang SRaria Primat, ber fc^on 1802
Srgbifd^of Don Souloufe getoorben, fud^te bie
SBunben feiner flHrd^e gu l^eilen, ol^ne ba| il^m
bad DöSig gelungen lodre; er ftarb 1816. ^tcm^
be »oDet (1817-1820), feit 1791 Sifd^of Don
@ifteron, tonnte toegen f^toad^er ©efunbl^eit Dom
Srgftul^l nid^t lBeft| ergreifen unb reftgntrte 1820.
9uf Slnna ^nton SuIiuS be SIermont>£onnerre
(1820—1830), Dorl^er Sifd^of Don Sl^alonS-fur«
ÜRame unb feit 1822 Sarbinal, folgte ^kiul £e-
rcria ffiaDib b'aiftro« (1830—1851), Sifd^of Don
Sa^onne feit 1820, garbinal 1850, ber beim
9lu8brud^ ber SieDoIution Don 1830 ber IKrd^e
gro^ 2)ienfte leiftete. Sr toar bagegen »eniger
glü^id^ in ber liturgifd^en gfrage gegen Som
©uöranger (f. b. Slrt.). SRit meifer fyatb lei-
teten bie ßrgbiöcefe Sob^^nneS äRaria äJlioIanb
(1851—1859), Dorber (feit 1849) goabiutor
feined IBorgangerd, unb t^rian gelis S)e3))reg
(1859—1895), ber 1879 gur SBürbe eine« 6ar-
binald erhoben tourbe. 2)er gegentoftrtige ßrg«
bifd^of i{t Sfrong S)eftberat 9Ratbteu, geb. 1839,
Sifd^of Don aingerd 1893, ))romoDirt am 25. 3uni
1896. 2)emfelben untergeben gema| bem Son-
corbate ald @uffragane bie Sifd^öfe Don SKon«
tauban, ^amierd unb Sarcajfonne. Sieben bem
SRetro^oIitanca^itel gab e8 früber gu Zouloufe
I nod^ boS Sopttd Don SNHe-cn*3ourbain unb baS
beS ffi. Selig DOtt (Eatomon, beibe Don $at)fl So«
i bonned XXTT. funbtrt; fie gingen in ber KeDoIu-
tion ein. SBeiter gab eS 1790 in ber ergbibcrje
nod^ 9 Sbteien, barmitec bie beS bL @atuntin
mit ßapitel, 4 99end>ictt»er*$rtorate, 18 üRonner'
tUfler Don ebenfoDielen Oiben, 12 3^aueiA5ßer
(in Xottloufe felbft) unb 230 Pfarreien, ^cute
gibt eS für bie 480 000 Seelen beS 2)cpartemeni3
|^aute-®aronne, meU^ ben Srgfprengel bilbet,
in 3 9nbibiaconaten, 4 SrtbipreSbQtetoien unb
89 2)ecanaten 7 Pfarreien erfter unb 37 gioeiter
itlaffe, 508 Sucdfffalen unb 61 Sicariate. 9leben
bem 6eminar be§ tatboltfd^en 3nßitute3 beßebt
no(b ein Sidcefanfeminar, loie erftereS Don BvU
))icianem geleitet, bann )ttiel ihiabenfeminarien
gu Xouloufe unb ^olignon. 9n mannli(ben 9le>
gularen gibt ed nur @<bulbrüber mit SloDicioten
gu Xouloufe unb gu $ibnic Son ben 36 Der»
fd^iebenen tt)eibluben Kongregationen b^ben bie
8d^meflem ber Unbefledien (lm))fängni| boS
IDlutterbauS gu Saftred, bie ®i^rDt\itm Don ber
bettigen gf^intilie Don Slagoretb bad ^Rutter^S
gu $Ian, unb bie S^weflem Don ber b^ifigcn
SamUie Don SmienS bad ^uptbaud gu Xouloufe.
@9noben gu 3:outoufe. Sie erfle micllii^
ateformf^nobe ttmrbe 829 gebalten (C^efele, Conc-
®efd^. lY, 2. 9lufl., 54. 69). (Eine S^nobe
Dom 3abte 844 orbuete bie 93erbaltnij)e giDifd(^
»ifd^öfen unb $rieftem (ebb. 110). S)te Dom
Sabre 883 b^^nbelte fiber jHagen ber 3uben
megeu erlittener !Dli^b<>nbIuiigen (ebb. 544). S)ie
S^nobe Dom 3abre 1020, loelcbe über bie
Sebrudung feitenS ber ®ro|en bonbeüe, loor
mebr S)iöcefanfqnobe (ebb. 671). 2)ie Don !ßa|ift
SBictor IL im 3. 1056 angeorbnete @9nobe er-
bob ftd^ in 13 Sanoned gegen bie @imonie,
fdddrfte ben Sölibat beS S^leruS ein, jügelte bie
©elüfie ber Xouloufer ®rafen unb beftimmte ha§
SUter (30 3abte) für bie epifcopoln^ürbe (ebb.
789). Sie XbäHgfeit ber unter bem 93orfi| beS
bL $)ugo Don (SlunQ 1060 abgebattenen S^n?
obe i{i unbefannt (ebb. 842). 3m 3. 1068
iDurbe gegen Simonie IBefd^IuB gefaxt (ebb. 883),
1079 unter bem ißorft^ bed fiegaten ^ugo ber
93tfd^of Don SUbi koegen Simonie fudpenbirt unb
escommunicirt unb ber neue Sifd^of Don IRbobeg
confecrirt (^efele-ffnöt^fler, 6onc.»®ef^. V, 55).
Sie SQuobe im 3- 1090 fud^te Derfd^ieboie
aßigftönbe gu Derbeffem (ebb. 200). 9uf ber
@9nobe 1118 mürbe ber ffreuggug gegen bie
SRouren in @])anien gutgebei^en unb befdri^
(ebb. 343). Sie Spnobe Dom 3abte 1119
leitete $a})fl galift IL felbfi; im britten ber
10 SanoneS mürben bie Snlebrer anatbemoti-
firt, meldte baS bnlige 9l(tard{acrament Denoarfcn
(ebb. 345. 385). ^M ber S^nobe 1160 traten
bie fiegaten SIesanberd IIL mib beS ®egen*
pQf^^i Sictor lY., bie ftonige Don gronfniib
unb Snglanb, 100 Sifd^bfe unb siebte ]UQ?gen;
Wesanber mürbe befiöügt wib Sidor in ben
1905
XoutnelQ.
1906
Sorni gell^ (Ob. 594 ff.). S){e @9nobe 1219
tetbot bot ftal^rem irgenb ein 9[mt ober eine
fBennottung ju übertragen, mtb fd^orfte bie @onn«
togSfeiit ein (ebb. 921). 3m 3. 1229 ffljMe eine
Sqnobe bie bifd^öflit^ Snquifüion ein (ebb.
979 ff.). 3m 3. 1827 mürbe aud 9nIo^ eineS
befonoem gaScd bie 9b^oItung eines Zobten-
oinled für einen nod^ Sebenben bei Strafe ber
Sscommunicotion t)erboten (^efcle«ffn5pfler VI,
627). 3m 3« 1590 (ielt ^rgbifc^of glrong H.
be 3o9eufe efate Sqnobe jur aBieber^erfteüung ber
dericolen SHficiptin. 9ud^ ßrjbifd^of 3o^nned
Sttbtoig be IBalMS be Serton be CriUon l^ielt
1728 eine S^nobe. Sie (e^te $rot)inaiaIfQnobe
tanb 1850 flott. 3n t)ier @i^tmgen l^anbelten
lie mia fiber fird^Iid^e ^ierar^ie. Aber ®Iaube
unb Sel^e, fiber Sultui» unb S)i9dt)lin. S)ie
IBef<I^Iäf|e umf äffen oUe bebeutenbenftird^enfrogen,
namentlf^ merben aud^ bie 3rrle]^ neuerer Seit
Detttorfen (f. OolL Lac. IV, 1027 sqq.). 2)en
dd^t fird^Iid^ ®eifi biefer 9cten (at ber Eilige
Stülpt mit Sefriebigung anerfannt. Untergeid^net
baben au^er bem Srjbifd^oJ b^ftroS feine brei
Suffragane unb fein (Soabiutor. (Sgl. Gallia
chraiXIII [1785], 1 sqq. unb Instr. 1 sqq.;
Annales eccL du dioctee de Toulouse, Tou-
louse 1828 ; Moroni, Dizion. LXXVII, 9 sgg. ;
SalTan, Hist. gen. de Täglise de Toulouse,
Toulouse 1856— 1861, 4yols.; Garns, Ser.
Epp. 637 sqq.; L. Duchesne, Fastes ^pi-
scopaux de i'ancienne Gaule I, Paris 1894,
25. 295 88.; Eubel, Hierarch. cath., Monast.
1898, 515.) [(@uerber) IReber.]
%9uxuttif^ ^onoratuS (^onore), berühmter
S)ogmoti ter, mürbe am 28. 9uguf) 1 658 ju SlntibeS
in ber !ßrot)mce aus nieberer f^amilie geboren.
%(S ffnabe bütete er bie Sd^meine, mürbe aber
megen feiner gISn)enben @eifte8gaben oon feinem
gei^Iir^en O^eim, bem W)M SRouton )u @t-
©ermain-räuserroiS , nad^ $ori3 gebrad^t, um
bort %fytolo^\t )u fiubiren. 3ni 3Q^te 1686
mürbe er Soctor ber Sorbonne, 1688 erbielt er
im Slter oon 80 ^af^xm feine erfte SnfteDung aI8
$rofeffor ber Zb^ologie in Souai uno entlebigte
!id^ Dort feiner Se^raufgabe mit fo großem ®e-
ifid unb Srfolg, bo| bie Sorbonne ibn bereits
1692 olS Ißrofeffor nod^ IßariS }urüdberief. (Sine
äd^te SicrbebiefeS Sebrf örperS, oerblieb er 24 Solare
lang in feiner ebrenDoSen Stellung, gog ftd^ aber
1716 onU^Iid^ ber im Sd^o^e feiner Sacultöt
»egen ber SuIIe Unigenitus auSgebrod^enen
Streitigfeiten in^ !ßrioatIeben jurudf, um nun-
mebr gon) ber Sur^orbeitung unb S)rud!Iegung
fetner bogmatifd^en Sorlefungen }u leben. Sin
SRonn t)on ausgebreitetem SBiffen unb ungeheurer
SrbeitSfraft, ini/ntU 2:oumel9 fid^ burd^ auf«
ric^ge S)emutb unb Untermürftgfeit gegen bie
6tIo|[e beS l^dpfilid^en Stuhles auS, meldte er
fai fhtrmbemegter S^t mit ebenfo großer Jtlugbeit
olS unbeugfamem SDtutbe gegen bie Sanfeni^en
t)edbeibigte. Sej^tere freilid^ ^o|ten unb f d^möbten
ibn ebenfo fel^t, als fie ibn ffird^teten, ba er mit
feinem meitrei(^enben SBiffen unb feinem Sin«
flu| ibre ^interlift unb %&dt mebr als einmal
burd^freujte (f. b. 9lrt VpptUattttn). Seinen ein-
bringlicben SBemubungen mar eS gro^entbeilS }u
Derbanfen, ba^ bie tbeolopifd^e gfacultöt 1729 bie
t)ielumf)rittene SuOe Unigenitus (S[emenS' XL
enblid^ annobm, unb ba| aud^ bie iibrigen Soc-
toren, bie tbeilS fd^manlten, tbeilS ftd^ miberfe^ten,
anlegt fafi aOe Der ^öpfüid^en fiebrauctorität ßd^
untermarfen. Zoumelt^'S an bie Sorbonne in
biefer Sngelegenbeit gerid^teteS (Suta^ten oom
15. S)ecember 1729 (abgebrudtt bei Du Plessis
d'ArgenM, Coli judic. HI, 1, Paris. 1755,
176 sqq.) marb t)on ber (Seneratoerfammtung
beiföllig aufgenommen unb beenbigte ben Streit.
Seiber foUte er ben DoSen Xriumpb ber guten Sad^e
nid^t mebr erleben; benn infolge eines Sd^Iag«
anfaÜeS ber Sebhoft beraubt, fbirb er f^on am
26. ©ecember 1729 im «Iter oon 71 ^f)xtxL —
SBeit über gtanfreid^S ©renjen binauS b<^ben
XoumelQ'S Praeleciiones theologicae, Paris.
1725—1730, aSerübmtbeit erlangt, nad^ »obr-
bad^cr (Bist, univers. de ri^glise catholique
Xn, Paris 1876, 411) „bie befte Dogmatü^
meldte überbauet in g^ranfreid^ jemals b^rauSfam
unb baber lange 3^it binburd^ „in ben befferen
iheifen in gfranfreid^ maggebeitb blieb, bis baS
fd^Ied^tere SBerf oon aSaiSq fie oerbrängte''
(Sd^eeben, 2)ogmati!I, Sfrriburg 1873, 456).
aßit patriftifd^er Selefenbeit unb ©ebiegenbeit beS
3nbalteS oerbinben biefe SSorlefungen burddfid^tige
ftlarbeit unb b^b^ Slegou} ber Sprad^e. 3n ber
®nabenlebre gebt Xoume^'S 6au))tbeftreben ba*
bin, bie gan}e ^oblb^i^ ^^^ SlaubenSmibrigfeit
beS j[anfenifiifd^en®nabenbegrip (ber delectatio
coelesiis victrix) aufgubedten unb bie bogma*
tifd^e SBered^tigung ber gegen SajuS , 3<ntfeniuS
unb OueSnel (f. b. 9rtt.) gerid^teten ]pa))ftlid^en
SBuQen bar}utbun; bie Sbarafterifüf, bie er Don
bem b^u(blerifd^en 3onfeniSmuS entmirft (Prael.
theol. de gratia praef.), ifl überaus treffenb
unb fd^arf. 3n ber ßfrage fiber baS SSerbdltni^
Don @nabe unb gfteibeit betampft er ben 2:bD"
miSmuS ebenfo entfd^ieben mie ben SDloIiniSmuS
unb ben SongruiSmuS (f. b. 9rtt.) unb rebet
feinerfeitS bem fd^on Don ^fambert unb Ruberen
Dertretenen fog. SQnfretiSmuS baS SBorL 9ud^
um baS S)ogma Don ber fteIlDertreteiri)en ®enug-
tbuung Sbrifti b<tt er ftd^ gegen ben Socinia-
niSmuS Derbient gemad^t, mobei er aber ben SBe»
griff ber Straf gered^tigleit ®otteS in einer Seife
fiberfpannte, ba^ er mit bem bl- Snfelm (f. b.
%xt) gegen bie allgemeine Sebre aQer Sb^ologen
bie abfolute Slotbtoenbigfeit ber Sncamation
barauS ableiten mu^te (De Deo q. 19, art. 1).
— 3n ber gfolge DielmalS aufgelegt (g. 93. ^riS
1765, SSenebig 1790), mürben bie Praeleciiones
Don einem anfangs anonymen 93erfaf|er (f. b. 9rt.
Sollet) burd^ C)in)uffigung ber Snoraltbeologie
betrSd^tlid^ ermeitert unb b^^nxSgegeben unter
1907
lournemtne — SEouruon.
1908
bem neuen ®efammttttel: Honorati Toumelj
CuTBUs theologicus Bcholastico-dogmatious
et moralifl, Venetiis 1731—1746, 16 voll (neue
ausgäbe ebenbort 1750 in 19 iBänben). S)iefe
benetianifd^ 9(udgabe l^t bie ßigentl^ümlid^teit,
ba^ i^r ^rauSgeber ben %b|(j^nitt ühtt bie Atrd^e
in offenbar tenben}id)er Sbfic^t ge!ür)t unb t)er«
ftümmeli fyii; bie ftölner (Sbition ton 1784 in
9 93önben , f oioie bie je^nb&nbige , »eld^e eben«
bafelbft 1752^1765 gebrudEt »urbe, fntb ein-
lod^e 9lad^brude ber t>enetiani{d^en mit ber Sort-
ierung t)on Sollet (f. ob.). Se^erer fertigte
au^er ber Continuatio oud^ einen jmeibönbigen
3(uS5ug aus 2i)urnel9'd SSorlefungen an ($ariS
1744), ein Untemel^men, in loeld^em il^m bereits
gloei anbere Xl^eologen, ber @ul})tciQner äKontagne
(ge[L 1767; Fraelectionum Toumelii Com-
pendiom, Paris. 1731), foR)ie Urban Stobinet,
Soctor ber Sorbonne unb (Seneraloicar oon ^kiriS
(gejt. 1758), oorauSgegangen mären. 9lu|erbem
fei nod^ bie 1735 in ff bin erfd^ienene ^toeibanbige
MeduUa theologiae Toumelianae ertoöl^nt,
meldte fid^ t)or}ugSn)eife mit ben Sntel^ren beS
93aiuS, äonfeniuS unb OueSnel befaßt. Sänge
na(| bem Xobe 3:oumel9'S erftanb biefem un«
ertoortet ein heftiger @egner on bem 99enebictiner
ailougenot, ber fpedeU gegen beffen ®naben-
lel^re baS breibänbige SQßert rid^tete: Tournelj
convaincu d'erreurs et de mauvaise foi
dans ce qu'il a öcrit Bur les matiäres de
la gräce (yoI. I, Gologne 1761 ; vol. II etm
[©rudort unbefannt], 1771). 3nbe^ ^at biefe
®d^rift, meldte felbft oon ^rrtl^ümem nid^t frei
mar, bem l^ol^n Stufe beS Eingegriffenen bei
ber Stad^melt leinen mefentlid^en ^bbrud^ on}u*
tl^un bermod^t. (SBgL Biogr. univers. n. ed«
XLn, 47 ; Hurter, Nomend. lit. 11, 2. ed.,
1070 Bqq.) [^Pol&te.]
^wtnendne^ Stenö 3ofe))]^ be, S. J.,
umrbe am 2. 9())ril 1661 }u StenneS geboren, trot
om 80. 9(uguft 1680 in ben äefuitenorben unb
flarb ju $ariS am 16. Wai 1789. Stad^bem er
als Seigrer in Oerfd^iebenen Steigen beS SBiffenS
fein glänjenbeS Xalent bemö^rt l^atte , mürbe er
1701 mit ber fieitung ber geleierten S^ttfd^tift
M^moires de Trevoux (f. b. 9rt.) betraut, an
meld^er et ftd^ aud^ mit gal^Ireid^en t^rbeiten be«
ti^Uigte. Später ftanb er ber 99ibIiot^eI beS
^rofegl^aufeS gu $ariS oor unb übemal^m 1725
bie gortfekung ber Bibliotheca Scriptormn
8. J. , mobei er febod^ über bie SorbereitungS«
arbeiten nid^t J^ittouSfam. %uf Hterarifd^em ®e«
biete mirtte er burd^ Snregimg unb iBeförberung
tunger Xalente, auf teligiöfem (gebiete bur(|
$rebigt, ßj^ercitien, fieitung oon SüngllngS«
fobalitoten u. bgL faft ein l^albeS gol^rieunbert
lang überaus fegenSreid^. Sein bebeutenbfteS
miffenfd^aftli^eS SBerf ift bie 9leuauSgobe ber
glofftrten 99ibel feines OrbenSgeno|fen Stef^l^an
^enod^iuS (f. b. 9Irt.), meldte er mit geleierten
S)iffertaüonen begleitete. (Sine oon il^m ge)}Iante
unb angelünbigte fortlaufenbe Ctflöntng btr ge«
fammten ^eiligen Sd^rift , meldte auS ben Som«
mentaren ber beften fatlifolifdeen (EsfVtm jufam*
mengefteSt merben foUte, fam nid^t gu ftanbe. ßs
ift betannt, ba^ Xoumemine üerf^iebenen eitm«
oaganten 3been feiner OrbenSgenoffen ^rbouin
unb SerruQer (f. b. 9rtt.) nid^t nur bur^ pnfdn«
lid^en ßinßu^ entgegeugumirfen fu^te, fonbeni
aud^ in dffentUd^en Sd^riften unb ffunbgebungen
gegen biefelben auftrat. (tBgL Lambert, £Ü8-
toire litteraire du rfegne de Lonia ZIV.,
I, Paris 1751, 189 ss.; Hurter, NomeocL
lit. U, 2. ed., 1088; de Backer, Biblio-
theque, noav. ed. par Sonuneirogel YIII
[1898], 179 SB.) [O. *fülf S. J.]
fonrttettx, f. 2etoumeu|.
fottmon, ^tani o o n , Sorbinal, mel^I bie
fledenrofefte^erföntid^feitunierbengro^enStoatS«
männem tJfranfreic^S, mdd^e ben römifc^en $uz^ux
trugen, mürbe 1489 alfi S^röpng einer ber erficn
SamUien oon fiangueboc geboren. Sein ©efd^lt^t
l^at ber ftird^e oiele äßürbentröger gegeben, unter
biefen im 16. Scil^rl^unbert gmei 8ijdif5fe oon 9!^i«
oierS unb gmei ^ifd^dfe oon SSalence. gfrani,
feit feinem gmölften äal^re 9luguftinct*£l^or^,
mürbe 15 1 7 auf baS <Sr}biSt^iun embrunbeförbcrt,
meld^eS er in ber gfolge mit IBourge^, Sudd«. S^on
oertaufd^te; er mar aud^ 3nl()aber oon 13 SLbteien.
3m nnör) 1530 mürbe er oon Siemens YU. |um
^rbinal erl^oben; fpöter &irbinaIbi)d^of oon €0«
bina, mar er feit IßiuS' lY. ^nttßcat Sif^of oon
Oftia unb 3)ecan beS ^ligen SoDegiumS. Seit
1525 gel^örte er )u ben einflu^reid^ften SRdt^en ber
franiöftf ^en ffrone. IBom 9Rabriber gfriebcn^ ben er
als ^auptunter^dnbler oon ftangöftfd^er Seite am
14. 3anuar 1526 unterfd^rieb, bid )ur Stanbe*
oerfammlung oon Orleans 1560 unb bem Sfteli*
gbnSgefprö$ oon $oiff9 1561 OKir er bei allen
großen Setionen bet^eÜigt, meldte bie ®efd^ide
gfranfreid^S berül^rten. SBeim (EinfaQ beS faifer*
lid^en ^eereS in bie $rooence 1536 fieOte i^n
gfrang I. an bie S])i|fe ber gefammten %tvt(^m'
mad^t unb übertrug i^m bie SanbeSoertl^eibigun^
eine Aufgabe, meld^er ftd^ ber (Krd^enfürft mü
Umfid^t unb &:f olg entlebigte. 3n ben lej^ 3e^
äußren f^rong' I. mar Xoumon allein ber kitctü)e
StoatSmann gfranlrei^S. Unter ^einrid^ IL oom
^of e fern gel^alten, oertrat er mit glängenbem Sr^
folge bie 3nteref|en feiner Snonard^ie an ber pQp\ip
lid^en Surie, 1547—1553 unb obermalS 1555
bis 1559, t^eilS in au^erorbentlid^ aRiffum,
tl^eUS als ßanbiger (Befanbter. (St befoB baS Ser>
trauen ber ^apjte Slemen^ YIL, 3uliud' HL unb
befonbersatiuS'IY. %ud^ umboSSuftonbebrnmen
beS ClonciiS oon Xrient i{l Xoumon Oerbient 3n
ber Sl^efd^eibungSangelegen^ ^einrld^ YIIL
oon Cnglanb (f. b. 9rt.) ^atte er in au|erorbettt«
lid^r Senbung )u Sonbon unb 9tom oexgebenS
}u oermitteln gefud^ S)en unglädBid^en fftUg ber
(Soraffa (f. b. 9lrt. ^ul lY., ob. IX, 1640 f,)
l^e er bel^arrlid^ miberrot^en^ unb bie rofdjfc
1900
Xournon, ftarl Zl^omaS ÜRaidarb be.
1910
fiieblii^ IBeilegttng mtt )um guten tJ^ il^m
}u oerbonfetL goß n>&^tenb beB gonjen Ißonti-
ficoteS $aula IV. l^ielt er jld^ Don »om entfernt
an onberen Orten ätoIienS auf. Sr mar ber ent«
fc^loffenfle unb gefärd^tetfte ®egner ber religiöfen
^Jleuerung in gfronfretd^ unb n>u|te ber (Eonnttien),
iDdc^e gran) L bem datoimSmuS gegenüber an
ben Zag legte, gefd^idt entgegen^umirfen; bur(^
i^n iß bie Serufung ajleland^tl^nd (f. b. 9rt.) nad^
$arifi l^intertrieben toorben. 3i^ni berbanft aud^
bie Oefefif 4aft 3efu bie Sulaffung in fjfranfreid^ ;
er mar berfelben bis gu feinem Zobe ber treuefte
t^reunb unb möd^tigfte ® önner. SDaS reid^ funbirte
fioQegium gu Zoumon, bem @i^ feiner Sfomilie,
äbergab er in i^re ^änbe unb molte in il^rer
SoOegiumSfird^ bafcft(t begraben fein. P. $o-
lonco 8.J. mu|te il^m mäl^renb ber legten Ifranf-
(eit )ttr Seite bleiben. Zoumon mar ein ^od^-
gebitbeter, t)ielfeitiger (Seift unb eifriger gförberer
ber etpenfc^aften.' Um bie lönigltd^e »ibliotl^
gu $ariS mie um ßrrrid^tnng einer föniglid^n
2>ru(Ierei l^otte er gro|e SSerbienfte. Sr mar gro^-
mfit^iger 9Röcen ber (Belel^rten; SRünner mie
9ßuret^ S)eni8 Sambin, nad^mafä professor re-
gins gu $arid, $iene SanH Sifd^of ton 2a»
oaur, 93inceng £auri, ben (Sregor XITT. felbft
gum Carbinalat er^ob, u. % fj/aäm ifya SBieIed
gu üerbanfen. 3^^ Stubienanftolten, baS SoQeg
Don 9lu(^ unb baS bon Zoumon, ftnb bon
ibm gegrfinbet. 99eim Jhieg in ber jßrobence
1536 ^itt er f&r Verpflegung bed 6eere8 auS
eigenem Sermdgen gro|e Opfer gebrad^t; bei
feinem Zobe manbte er, abgefel^ bon baterlid^er
gürforge für feine 2)ienerf($aft, alleS, maS er be-
\ai, firc^Iif^en 3tt>edfen gu. !Dlon rül^mt il^ aI8
eingig bafte^enbed SBeifpiel eines Staatsmannes,
mel(^er «,89 ^offtt lang" unter ben aDerberfd^ieben-
ften SBerböItniffen ma^gebenben Sinf[u| auf bie
@efd^ide feineS SaterlanbeS be]^u))tet, ftetS bie
9(d^tung aud^ feiner ®egner befeffen unb niemals
einen burd^ bie 3ufunft nid^t als gut bemöbrten
9lat^ gegeben b^be. ^ebenfalls gehört er gu ben
bebeutenbften !Dlannem beS 16. 2[a(rbimbertS.
Zoummi jiarb mit ber Qaren SorauSjid^t ber Uebel,
meiere bie bon il^m laut getabelten Soncefjionen
on bie Hugenotten bem Sanbe bringen mürben,
im Ucbrigen in d^rifllid^er gfrömmigfeit gefaxt, gu
@t«®ermain-en«&i4e am 21. ^pxü 1562. Sie
Statuta Synodalia, Lugdnnil560, ftnb bon
t^m berouSgegeben ; aud^ eine ^nga^I feiner Srief e
ift fpater in berf^iebenen Sammlungen gebruÄ
morben. (SgL Beomans, Ben Hisioria Mo-
nasterii 8. Joannis Beomaenais in tracta
Lingonensi, primariae inter Gallica coe-
nobia antiquib^tis . . . collecta et illuatrata
a P. Petr. Boverio S. J., Paris. 1637 ; Cia-
eom*01doiiii, Yitae et res gestae Pon-
tificom Boman. HE, Bomae 1677, 506 sqq.;
GaUia ehrist I [1715], 1002 sq., U [1720],
»7, befonberS IV [1728], 183 sqq. ; Ch. Fleury,
Hiai da Cardinal de Tonmon, ministre de
Franoe sons quatre de nos rois, Paris
1728.) [O. $fülf S. J.]
^ttmott, ftarl ZbomaS SRaillarb be,
Sarbinal, belannt bur$ feine Zl^tigfeit im fogen.
%ccommobationSftreit (f. b. %tt.), mürbe gu Zurin
am 21. Secember 1668 geboren unb entftammte
einem bomebmenfabo9ifd^en®efd^Ied^te; feine n&d^
ften SBorfabren trugen ben Zitel <,®raf bon Zour«
nonünbSRarquiSbonSIbi". Seine fömmtlid^en
Stubien modelte er in Zurin. 2)er fromme SBaltl^.
iSxnd, feit 1691 in einflu^reid^ SteQung am
))d)>{Uid^en ^ofe, 1695 als garbinal fublicirt,
meld^er frül^er als Sicelegot bon übignon Zoumon
gu 92igga fennen gelernt l^tte, gog i^n, nad^bem
er $riefter gemorben, in feinen ^auSbalt nad^
SRom. eiemenS XL ernannte i^n gum ))ö))ftlid(fen
JFammerer. 9tod^ b^tte Zoumon nid^t (gelegen-
l^it ge^bt, in einer felbftönbigm ]^5bem Ser«
maltung ober einer biplomatifd^en Sßiffton ftd^
Srfabmngm gu fammeln, als bie ®unft beS
^pfteS bm dSiö^rigen SRann, ber fid^ burd^
eifrige Z^eilnabme an ber ^^Hfabemie ber Srcabier
unb öffcntlid^e SSortröge in ber $ro^aganba be-
merfli^i gcmad^t f^aftt, gu einer f^mierigen 9Rif-
fion auSerfab. 3)er Streit megm ber malabari«
fd^en unb d^inefifd^m Sitten (f. b. ^rt. Sccommo-
bationSftreit) mar burd^ ben a))oftoIifd^ SSicar
bon Sotim, bm Sagariften Cb* SJlaigrot, neuer-
bingS in aller gorm bei ber Surie anböngig ge»
mad^t morbm unb batte eine SBmbung genommen,
mel^e ein (Singreifen bon ^öcbfter StcDe angu«
ratl^m fcbien. Zoumon mürbe beftimmt, als
apoftolifd^er Sijitator unb legatus a latere mit
bem Zitel eines ^atriard^en bon %ntiod(|im an
Ort unb SteQe bie Sad^e gu unterfud^m. S)er
$a)){i t>erföntid^ ertbeiUe il^m bie bifd^öflid^e
SBeibe am 21. S>ecember 1701. 3m ütobember
1708 erreid^te ber Segat ^onbid^erQ, mo er bon
ben 9Riffionaren auf's guborlommmbjte aufge-
nommen mürbe. 9lm Zage feiner SBieberabreife
(11. 3uli 1704) erlief er ein 3)ecret, burd^ meld^eS
er bie biSl^er gebulbetm malabarifd^m Slitm
furger £^anb berbot. Sebor er nod^ im gfrübiobre
1705 in (S^ina lanbm lonnte, b<itte aud^ bie
rbmifd^e (Kongregation gu ber gfrage Stellung
gmommm unb burd^ ein S)ecret bom 20. 9lo-
bember 1704 in öbnlid^em Sinne mtfd^ieben. 3n
Sbina gelang eS ben Semül^ungen ber Sefuiten-
mif jtonare, bem SBertreter beS ^ßa))fteS mit feinem
gangen ®efoIge bie Srlaubni| gur Steife nad^
geling, eine ungembbnlid^ e^rmboSe Slufnabme
in biefer Sleid^S^auptftabt unb eine 9teibe bon
^ubiengm beim jfoifer gu berfd^affm. S)ageam
fallen ^e f{(^ au^er Staube, ben biplomatifqen
Sniggriffen borgubeugm, gu melddm ber mit fort-
möbrmber Jhanf^eit f ömpfenbe $ralat burd^ Un«
fenntnig ber SBerl^ältniffe unb franfbafte Snegt«
beit fid^ l^inrei^en lie^. WS Zoumon bie gum
^ufeiü^alte in geling gemäj^rte grift ol^ne SBei-
tereS um mebrere 3Bo^n überf^ritt, barg ber
ffaifer feinm Unmutig nod^ infomeit, ba| er il^m
1911
Souron.
1912
aud^ ffir bie 9iü(fretfe ein Sl^engeleite }ur Seite
gab. SIber bie SSerfünbigung bed S)ecreteS t)om
25. äanuar 1707 (}u 9tan!ing), meld^eS unter
Snbrol^ung fird^Iid^er (Senfuren bie (i^ine{tfd^en
Siiten unterfagte, brad^te ben 3oni, ber ftd^ {(l(|on
Dornet burd^ SBerl^aftung mehrerer SSertrauenS«
mannet beS fiegaten tunbgegeben l^atte, jum
offenen SluSbru^. Xoumon tourbe auf Sefel^I
be§ IfaiferS feftgenommen unb ouf ÜRacao ben
$ortugiefen, meldte tt)egen beS ^tronateS übet
bie d^inefifd^e IDltffton mit ben popftlid^en Se-
l^ötben im @tteite niaten, in ©eioa^tfam gegeben.
Sin 9netBteien bed f))anifd^en ©ouüetneutS bet
$^Uipt)inen, il^m }ut gflud^t }u üetl^elfen, fd^Iug
bet Segat ouS. St toat nod^ @efangenet, aU et
bie 9tad^tid^t etl^ielt, ba^ bet ^apft il^n am
1. Suguft 1707 gum Sarbtnal ernannt l^abe.
Snbeffen nal^men bie föt|)erHd^en Seiben, toel-
d(|en ber Don f)au8 auS bönflid^e 9Rann t)om
beginne feinet SReife an untermorfen mar, feit
9lpxü 1710 ben Sl^arafter einer töbtlid^en jhanf-
l^eit an, meld^er er am 8. Suni 1710 erlag.
Siemens XI. beftättgte unter bem 25. 3)e€ember
1710 Xoumond Secnt bon 92an!ing unb fpen«
bete nad^ Eintreffen ber XobeSnad^ri^t im Son-
ftftorium Dom 14.0ctober 1711 bemSRut^e unb
ber Eingabe bed Segaten l^ol^eS Sob. XoumouS
Seid^e mürbe burd^ ben Segaten SReggabarba fpäter
nad^ Stom gebraut unb in ber ftird^e ber $ro-
))aganba am 27. @e))tember 1723 beigefeM (er
^alte bie $ro))aganba gur UniDerfalerbin feines
SJermögenS eingef e^t). S)ie bef onberen SQntpatl^ien,
meldte Seiben unb ))riefterUd^e Unbefd^oUen^eit
bem Serftorbenen gugemanbt litten, fud^ten bei
ber bamaligen Srregt^eit ber @eifter bie gfeinbe
beS SefuitenorbenS gegen Ie|tem auSgubeuten. 2)ie
Sntfd^eibungen SoumonS l^atten ftd^ in erfter
Sinie, menn aud^ nid^t au8fd^Iie^Ii(^, gegen bie
bis bal^in eingel^altene $rasid ber S^fuitenmiffto-
nare gemenbet; oom erften Srfd^einen inSl^ina
on l^atte er offenes 9Ri|trauen unb eine 9lrt An-
tagonismus gegen biefelben an ben Xag gelegt,
l^nmieber alle ^i^erfolge, meldte bie burd^ fort-
bauemben Jhanfl^itSguftanb mo^I erflarltd^e Steig«
barfeit unb ber SRangel biplomatijd^er Umftc^t
t^m am ffaiferl^ofe gugogen, ben „gel^eimen" Um-
trieben ber 3efuttenmiffu)nare gugefd^rieben. 9uf
bie ©erüd^te, meldte l^ierüber in Suropa oerbrettet
mürben, antmortete nod^ gu XoumonS Sebgeiten
ber Sice - $roüingia( ber Sefuiten in S^ina,
P. X^omaS, mit einer auSfül^rlic^en 2)arlegung
beS gangen Verlaufs ber Segation (abgebrudt in
bejt Letires ödifiantes et cmieuses XIV,
n. ed., Lyon 1819, 447 bs.). Sudi bie 3)rang-
fale, meldten ber Segot auf ÜJlacoo ^d^ auSgefe^
fal^, mürben gum großen Zueile ben ^ge^eimen"
Umtrieben ber Sefuiten gugejd^rieben. 3n biefem
@inne lautet aud^ bie Relation abregee de la
nouveUe persecntion de la Chine tiree de la
relation composee k Macao par les Mission-
naires de l'ordre de St. Dominique, qni ont
ete chassez de cette mission» Lyon 1713
(in'S ^rangöfifd^e übertragen na<^ ber üalienif^
Ueberfe^ung einer fpanifd^en Utfd^rift beS Fr.
granciScuS (Songaleg a @ando ^ßctro O. Pr. ;
oon ber italienifd^en SSerfion bietet Qu^tif^Echard,
Scriptt. 0. Praed. II, 780, einen SuSgug, o^e
j[ebo(| fiber beren 9utl^entie genauere Sngaben
beigubringen). Slud^ bie faljd^e Eingabe nmxbe
Derbreitet, ba^ ber Segat auf Olacao im ^oufe
ber Sefuiten gefangen gemefen, unb ba^ fein 3:oo
Don Seiten ber Sefuiten burd^ Sergiftimg ^bei>
gefül^rt morben fei. Sediere Snfbige fyA fsok i^cr
DöUigen ©runblofigleit blinber $artei]^| bis in
bie neuejte S^it immer mieber auf gemttrint ; eine
grfinblic^e Sbfertigimg finbet fte bei i>vfft,
3efuiten-SfabeIn,Sfreiburg 1891,429 ff. Zoumon
l^atte feinen eigenen Srgt bei ftd^ unb mar bis gum
legten Slugenbltd Don jpQnf feiner auS 3talien mit-
gebraddten ©eföl^en umgeben. S>ie Srtegung,
tt)eld^e an biefe Segation ^d^ fnfl))fte, mürbe neu
gemedt, als mäbrenb ber (elften Stamp\t Dor ber
^ufl^ebung ber ©efeUfd^oft 3efu unter bem Flamen
eines Dielgenannten @legnerSberfeIben, beS bereits
mit Xob abgegangenen SatbinalS Ißafitonet (f. b.
^rt.), baS Memorie storiche deUa legazione
e morte dell' Em. Mona. Cardinale di Toomon,
Venezia 1761—1768, in 8 99änbd^en ^u et-
fd^cinen begann. (B maren bie^ iebod^ feine Don
2:oumon Derfa^ten ^ufgeid^nungen, fonbem ein
Songlomerat Don Slelationen, Briefen, 9cten-
ftüden u. f. m., gum großen Xl^eil einer bereits
1734 in $ariS erfd^ienenen ©d^mäbfd^rift gegen
ben S^fuitenorben entnommen. SQSeber ber tobte
Sarbinal ^fftonei no(^ ber tobte Sarbinol
Xoumon l^atten mit biefer Sd^rift etmaS gu t^n.
(tßgl. Caduceus Sinicus, Modernomm decre-
tonim explanatio theol. Apost Sedis judicio
subjecta, Colon. Agripp. 1713; A. Ouarnacci,
Yitae et res gestae Pontiff. Born. ete. II,
Bomae 1751, 141 sqq. ; [®. ^rapj ®ef^ü^te
ber @treitig!eiten über bie d^incfif(!^en @€6r&u(^
I, Augsburg 1791; L- Gardella, Memorie
storiche de' Cardinali etc. YIII, Eom. 1794,
108 sg.) [O. ^fttlf S. J.]
^ottTon, Snton, 0. Pr, belanni noment-
lid^ als OtbenSgefd^^fd^teibet, mürbe 1686 )u
(Stauntet (S)iöcefe SafireS) in gfranbetd^ geboren.
9lad^bem er in ben S)ominicanerorben getreten,
mibmete er ftd^ nad^ grfinbli^en @tubien in ba
Xl^IogieDomel^mlid^ berfd^ftfieOeiifd^X^g*
feit. änSbef onbere fd^b er ein fed^SbanbigeS 2Berf
über bie berühmten Stonner auS bem Somini-
canerorben (Histoire des hommes Oloatres de
l'ordre de St Donuniqiie, Paris 1743 — 1749,
6 vols.), ein Seben beS f/L S>oiidnicuS (^tiS
1739) unb beS bL Xl^omaS (^ßariS 1787), fotnie
eine (Sefd^id^te Smeribi'S feit beffen Sntbfdbxng
(Histoire generale de TAmdriqne deptxis sa
decouverte, Paris 1768—1770, 14 Tola.),
morin bef onbetS Süttffi^t auf bie ftinJ^cngefd^iAite
unb baS SBirlen ber ^miniamcc in Sbnmfa
1913
ZourS.
1914
genommen i{L Suletbem betfa^te er jol^Iteic^e
opologetifc^ unb bogmatifc^e @d^rtften, unter
benen feine 9(6^blung über bte göttli^e 93or-
Mung (Traitö de la Providence, Paris 1752)
ben gr5|ten SBeifofl fcmb. Sie SBerfe 3U)uron8
geugen überaD Don großer Selebrfamleit ; fpe«
cieQ feine Siogra))l^ie bed 1^1. S|oma3 ift eine
ber beflen, bie über ben großen ßird^enlel^rer ge*
f^rieben finb. Sr ftarb )u ^rifi ben 2. Sep-
tember 1775. (Sgl. FeUer, Dict. hist. XIU,
Parifl 1824, 74; Harter, Nomenol. Ut. IH,
2« ed., 164 eq.) [t). Soö 0. Pr.]
SMts, @tQbt unb 9netrot)oIe in
^ranlreiA, toar bid }ur Seft^na^me burd^
bie Stömer Qouptft^ bed Iriegenf^ leltifd^en
Soüdfiommed ber Turones, meldte im 93unbe mit
SBerdngetorii ben Eroberungen ber Siömer ein
3tet }u fej^m fugten, ^ß Säjar bie Stabt er-
obert botte, erl^ielt fte ben IRomen Caesarodunum,
fpSter Turonnm. Unter ff aifer ^onoriuS morb fte
^ouptfiobt oon Oallia Lugdunensis m. Salb
bona^ lata fte in bie ©emolt ber Sßeftgoten, bis
Sblobmig biefe oerbröngte; feitbem mürbe bie
@tabt tiebft i^rem ©ebiete obmcd^felnb burd^
aufhafifd^e unb neuftrifd^e Surften ngiert. 3m
10. Sol^rbunbert befanb ftd^ Xourö qI3 ^mipt«
ftabt ber £ouraine in ben ^änben ber @rafen
t>on SBIoid, unb im 11. in benen ber ®rafen oon
%xiovL, burdd meldte bie @tabt an ßnglanb fam.
erft W^^P H- 9uguft nabm fte im 13. ^al^-
Ijiunbert ben Snglönbem loieber ab ttnb oereinigte
fte mit ber frangdftfd^en Jhone, morauf @tabt
unb ®ebiet bis tief in baS 16. Sal^r^unbert bin-
ein old ^anage ber föniglid^en $rin)en unb
$rin}efftnnen biente. ffarl Vn. unb Submig XL
reftbirten oft unb gern in ber Umgegenb t)on
£ourg; auc^ mürben in biejer @tabt bie ®e«
neralflaaten beS Keid^eS mehrmals oerfammelt.
^eute ift SourS SepartementSl^auptftabt oon
änbre-et'Soire (mit etma 60000 ginmol^nem),
am Unfen Ufer ber Soire gelegen. S)ie gotifd^e,
im 12. bis 14. ^al^rl^unbert erbaute ß^atl^ebrale
l^ot jmei 70 m l^o^e Xl^ärme englifd^en UrfprungS,
ein prädSitigeS portal unb trefflid^ gemalte gfenfter
im S^or. Unter ben fieben meiteren ftir^en ift
am fe^enSmertbeften bie im reinen Ogioalftil ge-
baltene ffird^e @t. Julien auS bem 13. 3abr-
bunbert, mit fd^önen gfreSlen. Sieben htm Seminar
befleißen nod^ ein fiQceum, eine SorbereitungS-
fcbule für SRebicin unb ^^armade, ©ernerbe-
f^ule, ^rrenonftalt, brei ^ofpitäler unb anbere
SBol^tt^ötigreüSanfiatten. — S)aS gl^riften-
tbum marb jum erftenmal gegen bie !D2itte beS
8. äabrl^unbertS in ber Souraine geprebigt. ßrfter
SBifi^of mar ber ffl. ©atianuS, ber angeblid^ t)om
^Ugen ißapft gfabian (um 250) in ©efeüfd^aft
me^erer anberen 9)hffionare nad^ ©allien gefonbt
tourbe ; bod^ fd^eint bie ©rünbung beS 93ifd^ofS>
fi|eS in XourS rid^tiger in bie 3cit SonftantinS
gefegt )U merben (ogl. Duchesne, Les anciens
estalogoes episcopaux de la province de
Tours, Paris 1890, 23 s.). ©eine SReliqulen
rubten lange in ber ^auptfird^e gu SourS, mürben
aber 1562 oon ben Hugenotten entmeil^t unb
oerbramtt. 9iad^ feinem Slbleben (um 300 ?) foQ
ber bifd^öflid^e @i^ 37 Sabre lang unbefeM ge-
blieben fein; tro^bem erbielten ftd^ mand^e (^briften
in ber @tabt, unb ber gmeite 93if d^of , ber % Sibo-
riuS (bis ttm 372), fonnte fd^on eine JNrd^e ba-
felbft bauen unb baS ^auS eines Senators jur
SafiUta mad^en. Sektere mürbe oon feinem
9kd^foIger, bem bl. 9)IartinuS (oermutblid^ 372
bis 897; f. b. «rt.)^ oergrö^ert; DitMä^i legte
biefer bort aud^ 9leliquien oon ÜJlartQrem ber
Legio thebaica (f. b. «rt. VH, 1619) nicber.
3Iu|er biefer ftircbe, ber iejigen Satl^ebrale ad
S. Gatianum, baute ber bl. SKartinuS nod^ anbere
jKrd^en, fomie bie berül^mt gemorbene Slbtei SRar-
moutierS unmdt XourS. Sediere mar bie $flan)-
fd^Ie franlifd^er Sifd^öfe unb i^r 9nfe]^en fe^r
grog; im 12. unb 13. Sabrbunbert mürben i^re
^ebte }meimal als @d^iebSrid^ter gmifd^en 6ng-
lanb unb Srtonlreid^ erforen. 3n ber gro|en
jtlofterfird^e mürbe au(b ein Heingolflöfd^^en
(sie. ampoule) aufbema^rt, momit ^einrid^ lY.
gefalbt marb. Ueber bem fieibe beS % SRartinuS
lieg fein ©dualer unb 9tad^foIger, ber 1^1. SBric-
tiuS ober SncriuS (397—444), eine ffapeOe er-
rid^ten. 3Begen93erleumbung mu|te er feinen SBi-
fd^ofSft^ Derlaffen ; er meilte gu 9lom unb lebrte
eift iwcüi, nad^bem feine Unfd^ulb offenfunbig
gemorben. S)er 1^1. (^uftod^iuS (444 — 461) t)er-
mebrte bie S(^^ ber $faneien feines @prengeIS
unb He| in SourS eine JKrd^^e bauen, in melier
er bie ^Reliquien ber bU. ©eroafiuS unb $ro-
taftuS (f. b. 9(rt.), bie fein Vorgänger auS Stalten
mitgebrad^t l^atte, nieberlegte (AA. SS. BoU.
Sept. VI, 26). ®er 1^1. «ßerpetuuS (461—491)
fu^te ®otteSfiird^t unb fird^Iidjie 3ud^t in feinem
Sprengel gu beförbem; er baute an SteQe ber
t)om bl. 93rictiuS errid^teten ffopelle ad S. Mar-
ünuin eine größere prad^tooQe ffird^e, in meldte
er ben beilegen fieib beS SBunbertböterS übertrug
(AA. SS. BolL April. I, 748—752). ®cr
bl. SBoIufianuS (491—498 ober 499), ber alS
^reunb unb SBe{d^ü^r ber ^rmen gerübmt mirb,
mürbe bon Slarid^ U. feines ^mteS entfe^t unb ge-
fangen genommen (AA. SS. BoU. Jan. II, 194).
9}on ben folgenben SBifd^dfen, meldte ieber nur
htrje Seit regierten, feien genannt ber bl. SalbuS
(546—552), Slatl^geber beS ffönigS ßl^Iotar unb
Stifter beS SRetropoIitancapitelS^ ber 1^1. Supl^ro-
niuS (556—572), ber mit ber ffißunbergabe auS-
gejeid^net mar (A A. SS. BoU. Aug. 1, 336), unb
ber ]^I. ©regor Don XoiirS (573—595; f. b.
^rt.), ber ©efd^id^tfd^reiber ber Sfranlen, ber mit
Sntfd^iebenbeit unb obne f^furd^t bie Siedete unb
bie gfreibeit ber ffird^e mabrte. Se^terer Ue| audf)
bie burd^ 93ranb gerftorte ^auptfird^e mieber auf«
bauen. 2)ie }mei iUn genannten ^ifd^öfe maren
berdtS SJletropoIiten; mann iebod^ SourS }ur
9Retropo{e erboben mürbe, mei| man nid^t ftd^er.
1915
SourS.
1916
S)er SDietropoIc louri unterjianbcn bieSiStl^ümcr
Namnetum (5Rantc8), Redones (5Rcnnc§), Ce-
Bomani (2c ÜKanS), Venetia (SSanncä), Ande-
gavum (^ngerS) unb fpätet auä) Alethum (@t.
TOalo). 3m 9. 3a^r^"'^bcrt aber würben ber
^letropole burd^ baS eigetimöd^tige iBerfal^ren bed
^erjogS 9lomenoiu8 öon ber Sretogne öier ©uffra-
gonbt^tl^ümer entjogen unb biefe mit jmet neu er«
rid^teten jur aWetropoIie S)ol uerehügt. S)a8
barauS entftanbene ©d^iSma morb er[t unter 3n*
nocenj in. befinitiö geenbigt (f. boS SBeitere im
«rt. SenneSX, 1057). 3u ben biSl^erigen ©uf-
fraganaten erl^ielt bie WctropoU 5:our8 bamoIS
ble ©uffraganate Don ®oI nebft biefem felbft. 3n
ber unter ^apft 3o^anne§ XXII. angefertigten
Notitia merben bie©uffraganbi§tl^ämerüon2:our§
fo aufge^öl^U : in Britannia Oallica : Cenoma-
nensis, Andegavensis, Briocen8i8(©t.SBrteuc),
Macloviensis (©t. 9KaIo), Dolensis, unb in Bri-
tannia Britonica : Redonensis, Nannetensis,
Corisopitensis (Duimper), Venetensis, Leo-
nensis (©t. $aul be 2öon), Trecorensis (Sre-
guier). S)iefe öerblieben ber ÜJletropoIe %o\xx% bis
ÄurSRetoIution; l^eute unter [teilen berjelben, nad^-
Sem SRenneS (j. b. ^rt.) felbft ÜKetropoIe geworben,
nur mel^r ?lngcr§, iatxii, 2e IRonS unb 5flante§.
S3on ben Srjbifd^öfen ift erwäl^nenSmertl^ Herbert
ober ^erbemuS (887— 91 6), ^bt ju SWarmoutierS,
ber bie SReliquieu beS 1^1. SWartinuS öor ben 9lor-
mannen nac^ %u|erre flüd^tete unb fte wieber
jurüdbradite. Unter feinem 5Ra(i^foIger, Robert I.
(917—931), würbe bie »apfa beS 1^1. 5marHn
in ?lfd^e gelegt. ®er grjbifd^of baute fte wieber
auf, jwar fd)ön, aber, wie Dbo öon glugn^ meint,
nid^t mel^r im alten ©lonje. Xl^eotolo (931
bis 947) liefe bie öon ben 9lormannen einge-
öf(^erte ©t. 3uHan8fird^e loieber l^erfteEen. ^US
geleierter Sbeologe ragt §ilbebert öon 2aöarbin
(feit 1125 ; f. b. ?lrt.), oor^er »ifd^of öon 2c 9JianS,
l^cröor. 3o2ciu§ (1157—1174) begann ben
9leubau ber 9)ktropoIitanfirdee ©t. ©aticn. Kar-
binal eiiaS öon SourbciUeS (1468—1484), oor-
IJer SSifd^of öon ^crigueuj, war gleid^ auSgejeid^nct
burd^ SBiffenfc^oft unb 2:ugenb; fein ganoni-
fationSprojefe warb eingeleitet, aber nid^t burc^«
geführt, ©imon H. bc aKainö«<43re3e (1554 bis
1597), öor^er Sifd&of öon ajtotcrS, wirb als
ftufeerft öcrbienter Dberbirte gefd)ilbert. gr be-
gleitete ben Sarbinal ffarl öon 2ot^ringen (f. b.
Srt.) jum Koncil öon 3:rient unb war in ben
burc^ Den ^roteftantiSmuS öeranlafeten ffriegen
bie SJorfel^ung ber ^roöinj. ®ie Hugenotten fielen
in feinen ©prengcl ein, nal^men bie bifdfiöflid^c
©tobt (1562), brannten unb plünberten mit
unerfättlid^er SBut^. ®er reidf)e ffirdeenfd)a^ ber
Safilifa ©t. 9)iartin warb ij^re Seute, baS größte
ßicinob, ben 2cib beS ^eiligen, übergaben fic
ben Slanimcu unb nur ficinc Ueberrefte würben
gerettet. ®er öom ffi. eiigiuS gefertigte 5Re-
Iiquienfd)rein beS 1^1. ÜKartin ift bamalS öer-
fdjwunben. 2ubwig 3acob be &)apt bc Wa-
ftignac (1723—1750), Dörfer »ifd^of öonloul,
war einflulretd^ burd^ Xugmb, &eift unb So^
tbätigfeit (Sx {Kftete baS gro^ ^ofpitd ju
ZourS, leitete baS (Seneralcopttel ber SJZoumer
5U SRarmoutierS unb fül^rte ben 93orfi| bei ben
®eneralöerfammlungen ber 93if(^5fe 1747 unb
1748. %viä^ geigte et ftc^ atö regen Sett^'
biger ber SuSe ünigenitus gegen ben 3an-
feniSmuS. 2ubwig Soad^tm Sfrong SRomettiS
^ilariuS be Songtö (feit 1775) emigrirte in ber
frangöftfd^en SlcDoIution unb ^taxb gu Srnperbom
im ^ai 1795. Statt feiner nmrbe als conjtttu*
tionetter Sifd^of ^er ©ugor aufgeildit Sm
3. 1802 beftieg ber Dormalige Srgbifd^of mm
^i;, Sol^onneS Statmunb SoiSgelin be Sice ben
Sraftul^I t)on 3U)urS; er würbe 1803 mit bem
^urpur gefd^mfidtt, \iQxb aber fd^on 1804. Sie
frangöftf^e Sfabemie ^atte il^n in i^e SRitte (mt>
genommen, ba er ftd^ burd^ mehrere litezarij^e
arbeiten, namentlid^ burd^ bie Ueberfe^g ber
^f almen, auSgegeid^net l^atte. SSerüi^mt als ttm^
rebner, l^ielt er nod^ qIS Sr§bifd()of t)on %i; bk
Srauerrebe beimXobe beS S)au|)l^tn, beS 6o^
2ubwigS XV., unb bie Xebe bei ber ftr5nung ix^
wigS XYI. 2ubwig aRattl^iaS 3ofe))( IBonoI, m
ber Stcöoluüon Sifc^of öon Xro^eS, 1802 9i{(^
öon 9)}eaus unb 1 805 Srgbif d^of öon %owA, tonrbe
wegen feiner ©ewonbtl^eit unb 9Biffenf d^ öon9la-
poleonl. als baS tauglid^fte SBerfseug $ii^m
(f. b. 9rt.) gegenüber benu^t SBeil er wö^renb
ber 100 Sage bem Srobmr aOgu willig bd*
p^iä)UU, mu^te er bei ber Studie^ beS ftönigd
feinen ©i^ öerlaffen, reftgnirte 1815 unb jkä
1816. ^uf 3obQnneS 93a))Hft be Si^illau (1817
bis 1824) unb 2ubwig 9lugu{iin be aRontblonc,
(Soabjutor feines iBorgöngerS unb Xitulorergbifi^
öon ffartbago feit 1821, folgte gran) Säcolong
aRagbalena aRorlot, Sifd^of öon Orleans 1839,
nad^ SourS tranSferirt 1843, einer ber öerbietüejtai
IBifd^öfe f^ranfreid^S ; er würbe 1 857 grgbifc^of Don
$ariS (f. b. ^rt.), ebenfo (1871) fein !Ra#)l8cr
3ofep^ t^it'^'o^t (Suibert, öorl&er »ifd^of öon 9i-
öierS unb 1857 auf ben^ftu^I XourS promotiit
gclij ^Petrus grud^aub, Sif d^of öon SimogeS 1859,
würbe 1871 nad^ £ourS öerfe^t unb ftarb 1874.
ffarl %l)tohox @:olet, Sifd^of öon Su^on 1861,
würbe 1874 nad^ SourS tranSferirt unb ^
1883. SBilbelm SRenatuS SReignan, Sifd^ m
g^älonS 1865, bann öon ^rraS 1882, !am 1884
nad^ SourS, würbe 1893 mit bem ^ur^mr Be*
fleibet unb ftarb am 20. Januar 1896. Ser
gegenwärtige (gr^bifd^of ift SftenotuS ^xax^ Snum«
geb. 1844, Ißifd^of öon ^mienS 1893, promodixt
am 25. 3uni 1896. — 2)aS alte (grabiS^
2:ourS j^atte 16 (Sapitet unb eoDegiotfir^en,
1 7 ^Ibtcicn, 4 Sommanberien beS ^Ratt^ttoxtxBi,
98 ^riorate, 450 funbirte StopOitn, 46 SJlamier-
unb 29 grauenflöfter, gufammen 493 religio^
3nftitute. ^eute göblt ber baS 5)epartement3nbre»
et-2oire umfaffenbe ©prengel etttHX 340000 SeelcB
in 36 Pfarreien, 253 ©uccuxfalen unb 40 Sza>
1917
XouflaxtL
1918
tiateti. So8 SUcefanfeminor leiten bie Sagariften ;
bafi tleine Seminar, baS SoUeg @t. (Bregoite unb
bie greifd^ulen &. ®atien unb $otre-£aine werben
Bon SBeltptteftem geleitet 9ln männlichen Xegu«
(oren gibt e« Saaariflen (mit aitiffionS^uS)^
64ulbniber, Srüber t)on @t-Saurent"fur'@^tnre
tmb Don ber l^eiligen gfamilie. SBon iDeiMic^en
Songregotionen gibt ed mo^t 20 Derfd^iebene.
SQnoben. Sbgefel^en ton ben Dielen in
Zotttd ge^Itenen Sidcefonfqnoben, f omie bon ben
$rot)in}iaIci)ncUtcn , toeldffe bie Sr}bifd^5fe in
onberen Stäbten gehalten, ^nb iDi(^tigere 6on-
cilien. bie in %owA felbfl gefeiert ttiorben: 1. 2)aS
unter bem ffi $er))etuu8 im 3. 455 gelittene,
ton toel^em nur mel^r ein fuqcd S^nobal-
f^retben t>orl^ben ift (C^efele, Gonc-lSefd^. II,
2. Sufl., 583). 2. Sag unter bemfelben 461,
M @elegen^eit beS gfefteS Beceptio domni
Hartini (bo. in coelum), gefeierte, xotlä^tS in
13 can« alte SJerorbnungen erneuert (ebb. 588 f.).
gfemer mürben 3. im % 567 jur SBieber^erftel«
Sung ber fir^Iid^en S)idcit>Iin 27 can. obgefo^t.
4. Sine 6Qnobe unter bem ffi. Gregor 581, mo-
bei ber ^eeb^ter Siiculf megen feiner (Sematt-
tl^tigteit gegen ben Sifd^of unb bie ifird^e abgefegt
tourbe« 5. 3m % 796 mürbe Sifd^of Sofepl^
Don 6Qen obgef e^t, meil er fid^ ©roufomfeiten gegen
unge^orfome ^rie^er erlaubt ^atte. 6. Srgbifd^of
3ofe|i( L bielt 813 ein $rot)in)ioIconciI, burd^
bejfen 51 can. u. 9. Dorgefd^rieben mürbe, jeber
Sifd^of folle eine gute f)omiUenfammhmg ^oben
unb fie überfein in rusiicam romanam Imgnam
ant theotificam (f^efele in, 764). 7. %uf ber
Siöcefonf^nobe 858 legte Srjbifd^of ^erarb
feinem SleruS bie k)on i^m gufammengefteSten
140 oan. )ur {Ra^d^tung oor (C)efele IV,
202). 8. S){e S)iacefanfqnobe Born 3al^ 925
crlebiate 3e^ntfireitig(eiten (ebb. 588). 9. S)ie
@9noDe 1054 anotl^ematiftrte SBerengor (ebb.
777 ff.; f. b. «rt.). 10. Sie Dom Saläre 1060
iDor gegen Simoniflen unb Soncubinarier gerid^tet
(ebb. 840 f.). 11. 2)ie (Senerolfpnobe Dom Saläre
1096 unter ^op^ Urban n. erneuerte in ^n«
mefenl^ Don 44 Sifd^dfen unb siebten bie
trälleren Sefd^lfiff e UrbonS unb nal^m ben escom«
mnniciiten Sifd^of Otto Don Strasburg mieber
in bie ffird^ngemeinfd^oft auf (defele-itnöpfler
Y, 242). 12. SHe (Seneralf^nobe Dom 3iabre
1163, Don Sapft Weianber in. berufen, erfonnte
in 9nmefen|eit Don 17 Sorbinalen, 124 Si-
fd^dfen, 414 Sebten unb go^Ireid^en SIerifem tmb
Saien Weianber ol8 red^tma|igen $a))jl an unb
fteHte 10 S)iSci)iIinor>eanoned auf (ebb. 606 ff.).
13. S)ie $roDin}taIfQnobe unter (Srgbif^of 3u-
]^u9 be aRotl^eton 1286 ))ublicirte 14 oan.
(ebb. 1050). 14. SMe unter bemfelben Srgbifc^of
Dom Solare 1239 befd^äftigte fid^ mit ber Steform
be9 (Elerud (ebb. 1083). 15. ergbifd^of 3ol^annee
be Snontforeou, ber überl^oupt Diele H^roDingial»
condlien f^itlt, erlief 1282 13 Steformbecrete
(Öefele-Ihifi<)ffer VI, 227). 16. 3m 3- 1510
' mor eine Serfammlung Don Submig XU gegen
^[kipft SuIiuS n. anberaumt (f^efele-^ergenröt^er
VUI, 432 ff.). SBeitere @Qnoben fanben fiatt:
17. unter Srsbifd^of Snton be Sabarre 1528;
18. unb 19. unter (Srjbifd^of @imon n. 1565
unb 1583 Bur SuSffi^rung bed XribentinumS;
20. unter 93ertranb be (Sfd^aus 1626; 21. unter
aSictor le Soutpier 1653; 22. unter ÜRattbauS
^fore b'^erDaut 1699 bei ©elegen^eit ber (Senfur
beS 9ud(|cd Maximes des Saints. 23. 3in 3-
1710 fanb in XourS eine bifc^öflid^e ^roDii^ial-
Derfammlung fiatt unb 24. bie te^te ^oDinjtal-
f^nobe im 3. 1780. (93gl. 0. Cherreau, Hist
des archövdques de Tours, Tours 1654;
J. Maan, Sancta et metropolitana eeol. Tü-
ren., sacrorum pontificom suorum omata Tir-
tutibus et BS. concilioram institutis decorata,
Aug. Toren. 1667—1669; Moroni, Dizion.
T.TYTY^ 30 sgg. ; Oallia cbrist., contin. B.
Hauröau XIV, Paris. 1856, 1—337, Instr.
1—98 ; Garns, Ser. Epp. 639—641 ; Armand
Jean, Les öyöques et les archövdques de
France depnis 1682 jusqu'i 1801, Paris-Ma-
mers 1891, 420 ss.; Enbel, Hierarch. cath«,
Monasi 1898, 531 sq.) [9le^er.]
9aitflirtti, d^atlti gfran^oiS, 0. S. B.,
gele^rted ÜRitglieb ber 9ßauriner*Songregation,
mürbe ju %e)>aS (S)ibcefe @^a) ^m 13. October
1700 geboren unb legte in ber ^tei 3umiäge3
am 20. 3ult 1718 bU OrbenSgelübbe ab. 9lad^
SoUenbung ber |)bitojo))^iid^n unb tl^eologifd^en
@tubien marb er nad^ 9couen gefanbt um ^bröifd^
unb (Skied^ifd^ )u lernen; babei betrieb er aud^
bag 3talienifd|e, ba« (gnglifd^e, baS 3)eutfd6e unb
baS ^oBonbifd^e. 3m 3. 1729 tourbe er ^riejier.
aufgerieben burd^ Arbeit unb Strenge gegen ftd^,
ftarb er )u @t. 2)eniS am 1. 3uH 1754. Sejüg-
lid^ feiner (ird^ti^en 9tid^tung fann Zoufiain ber
Sormurf ionfeniftifd^er @ertnnung nid^t erf))art
bleiben. Seine Serbienfte liegen auf bem (Sebiete
ber SDBiffenfd^aft SDHtlafjtn (f. b. «rt.) arbeitete
er befonberS an einer Sudgabe ber äBerfe Don
Xbeobor Stubited fomie an ben beiben erfien
99änben beS Nouveau trait^ de diplomatique.
SBon feinen gebrudten Sßerfen fmb l^orjubeben
bie Bemontrances adressees aux r^vörends
päres sup^rieurs de la congregation de
St-Manr, assembles ponr la tenue da chapitre
gän^al de 1733, Paris 1733; La vörite
pers^cntöe par Terrenr, La Haye 1738,
2 Yols. (eine Sammlung Derfd^iebener äBerfe ber
SBater Aber bie 93erf olgungen ber ad^t erften 3Q(t-
bunberte); De l'autorit)^ des miracles dana
l'E^e, Paris s. a. S)rei Sriefe S)om Xou-
ftainfi an 3). aitl^nafmS $eriftiani, Senebictiner
Don S. eaaifto in 9tom, Deröffenüid^te 9hU
Xougarb in b. Melange publice par lasooi^tö
de rhistoire de Normandie, 3^ sör., 1895.
(Sgl. b. Eloge XoufiainS [Don Zaffin] im H. 9b.
beS NouT. traitö de diplomatique, unb XaffinS
®ele]^rtengefd^i(^te ber Kongregation Don St.
1921
XractartoniSmuS.
1923
Scnm^UfflgimB unb i^ @(fimu|cd einen irofi-
bfcn HnbluL SoS gotteSbienfilidjie Seben log in
Zobefipocre» 9liir tt)emae @tunben toSl^b bcr
ffioAe gefiffnet, UHiren Die JKrcben 3ntgen einer
obccpc^H^en, mit ^oft unb tm Seifein einer
ptojmnx Su^drerfd^ß DoOiogenen Siturgie. S)ie
geier bei Sbenbmol^lS ttor feiten unb niurbe
ottlerbem ouf ®runb ber i.Xeftacte'' (f. b. Srt.)
Ott OHttel fax (Eriongung Bürgerlid^ 9emter
mi|brou4t Wifi einmal bie im offideOen ®e*
bctbud^ (Book of common Prayer) entl^tenen
®ebäeimb (Slebroud^e ou8 tot^olifd^er S^t fanben
ein tiefered Scrjl&nbni|. 9lid$t beffer toor efi um
bie HEBiff enf d(Kift ber X^eologie befteUt. 2hi engeren
ftreifen^ namentßd^ bei eifrigen unb frommen
fionbfrforrem^ erl^telten fid^ (Erinnerungen an bie
fotl^Itftrenben ®ottedgeIe(rten auS ber 3tit ber
ietbcn ftarl (1625—1685) ; inbe^ l^igten bie
Ideologen fiberaiegenb ber latitubinorif^en Slid^-
tung (f . 0. Sri Sotitubinarier), ald beren üomel^m«
fler Vertreter Srjbifd^of XiOotfon ton Conter«
iur9 (1630—1694) galt. ^S)ie £^oIogie, toeld^e
man üortrug, rul^te }mor ouf Silbung, l^tte ober
me^r toom oemd^nlid^en gef unben SRenf c^nDerftonb
dd rxm tomßd^er ®ete^rfamleit an ftd^** (Church
[f« u.] 9). Sie befferen (Elemente beS (SIerud
baren feingd^ilbete^ im claffifd^en Sltertl^um be»
monberte SRAnner, ober entf^iebene ®egner ber
Segetfterung für bie l^oben Smede ber iKrd^e. S>er
grblte Zb^ beS SleruS fiflegte bie berfd^iebenj^en
Smeige mettric^en SBSiffend, nur feine Sl^eologie.
3n ber ftird^ erbliÄe man ein ber englifc^en
Station ton ®ott üerliebened (Sefd^enl, gugleid^
aber aaä^ einen Sefionbtl^eil bed ©toatdmefenS.
^dber aI8 bie SSerbinbung mit bem SBifd^of ftonb
bie ®unft ber mit ber 9luStbeiIung ber bebeutenb«
ften ^frfinben betrouten @taat8minifler. S)ie
l^te in ben Jheifen ber ^od^Hrd^Ier mit Sor*
liebe gepflegten 3been Don ber mirOid^en ®egen«
»ort e^rifti im SUtorSfocrament^ bem $riefter-
tbum unb ber SDle^feier lagen ber bomoligen
@eiftlid^teit ganjUd^ ferne. SDlit menigen «uS-
nabmen ,,Ie^rte ber Slerud einen (alten, b^i"
tbbtenben IßroteftantiSmuS, meld^er j[ebe Segeifte-
rung erftidte unb ®efd(|id^te unb Vernunft gegen
fid^ bottt" (Wmkeman [f. u.] 461). S)iefe ®eifteS-
ti(|tung Demü^tete in ber Soienmelt alle Ste«
gungen, toüfy ben 9udbau beS innem SebenS
unb bie Ausbreitung ber JKrd^e l^ötten förbem
lönnm. — 9leben ber l^od^fird^ßd^ Stid^tung
no^ ber (EDongelicaliSmue feit bem Anfang
M 19. SobrbunbertS in ber StootSfin^ bie
üomebmfie Stellung ein. 3nt €d^o^e bed Don
ber Xb^ologie bcd ArmimuS be^errf^ten ÜRetl^o-
biSmud (f. b. Art. aRetl^obiften) botte ftd^ eine
firengere unb etoe mibere colDinifd^ SRid^tung
gebilbet Sie SnbSnger ber ledern nannten ftq
€DangeticaIe. ab« Sigentpmlid^feii befionb
barin, bo^ fie nid^t, »ie SSeSIeQ unb SB^itefielb,
Don ber Stoatfifird^e fid^ trennten, unb bo^ fle bie
Se^ren Don ber colDinifd^en (Snabenmobl unb
fttntcntcxttim. XL 2. 8tt{{.
metbobiftifd^ (Ertoedhtng DreiSgoben. Sagegen
liefen fie bie l^ierord^ifd^e Orbnung ber Staats«
fird^e unbeod^tet unb entfalteten in ber ledern il^re
Xb^tigleit, mo immer fie eine Sude toobmal^en.
SiS tief in'S 19. So^rbunbert bilbeten fte bo8
@al) ber migßconifc^en ffird^. ®Iön)enb nmren
bie Serbienfte ber (EDongelicoIen auf bem ®ebiete
ber Sb<^rita8. 3u ii^nen gel^drten SRönner »ie
SEBilliam SBilberforce, ber @naDen>(Emanci))atot
(1759—1883), 3obn ^omorb (gefi 1790), ber
Orgonifotor beS ®efangni|mefenS (f. Dietion.
of Nation. Biogr. XXYm , London 1891,
44) unb aßrS. ^nol^ SRore (gefL 1883; DgL
Overfcon [f. u.] H, 271—281). Sod^ feblte
eS ber Xbeologie ber (EDangelicoIen, ttel^ i^re
^ouptDertreter an SBUIiam Stomoine (1714 biS
1795) unb 3o^n 9lemton (1725-1807) be-
fa|, an innerer (Einbeit unb gfoldcrid^tigleit
AIS Religion feinerer ®efeaf(^ftöbeifc 1^ ber
(EDongeltcoIiSmuS ftd^ oQmälig ben Sebfirfniffen
biefer Sd^d^ten angepaßt. Seine fßrebiger moren
SRönner Don ungebeu^elter grömmigfeit, ahn
nid^t feiten Don ))|antaftif(bem Auftreten. 9n
ibren bärren Anreben mar nur Don !Bu|e,
nid^t ober Don iBerbienft unb guten SEßerfen bie
Siebe. Sd^HeP^ bot ber (EDangelicotiSmuS „bc&
aSilb einer erfd^öpften fiel^re unb eines erlofd^
neu entbuflaSmuS" (Church 13), er l^e feine
Dormolige Anjie^ungSfroft Derloren. — ylo^
meniger oIS biefe tbeologifd^ Slid^tungen inner»
bolb ber StootSürd^e Dermod^te eine 9ieibe unob-
bängiger Seider bie SDloffen )u bel^errfd^en. Sie
moren tbeiis, mie eonnop Xbi^ImaU unb 3uIiuS
^Kire, Don ber beutfd^en $biIofol)b^ unb ®e-
f d^id^Sforf(bung beeinflu|t, tbeilS bobnten fte, mie
bie^euoh« beSOriel-eoUegS in Oiforb, bie fog.
noetifd^e Stid^tung an, ouS meld^ ber mobeme
SiberoIiSmuS in ber englifd^en Zl^ologie ft(b ent-
mideltbat. Unter ben «Stoetilem'' ro^ olS beren
^au))t Stic^orb ffil^atelQ (1787—1863), ber nod^
malige ongliconifd^e (Ergbifd^of DonSublfat, berDor,
ber nod^ Art ber gried^if d^ $biIof opb^n burdb geifi«
DoDe Untenebungen religiöfen Stoeifel Derbreitete.
An morolifd^em Sinflup übertraf ibn Xl^moS Ar-
noib (geft. 1842; f. Dietion. of Nation. Biogr.
n [1885], 118), Sorfleber ber Sateinf(^ule in
9tugb9, ber 1833 in feiner CSmrch Beform bie
Xl^ore ber StootSfinbe oSen SiffenterS öffnete
unb ben Unterfd^ieb gmifd^en ®eiplid^ unb ätien
befeitigte. Stimmt man baju ben ftdgenben (Ein*
flu^ ber Social* unb SRoroIpl^of o))bi( Don 3ete*
miaS aSentbom, toeld^e ben 9Ra|Rab ber Wfiii^»
feit an bie (Erfibeinungen beS rebenS legte utd>
bie emigen ®runbfd^ beS Ked^teS Dermifd^te, bann
]^ man ein Süb Don ben ®efabren, meldte bcr
englifd^n tticäft im Snnem brobten. Ser ®ang
ber $oIitiI »or i^r ebenfo menig gimfKg. Sei ber
Abfc^affung ber Xeflocte ftimmten 1828 nid^
menige 9if(b5fe im Oberl^fe für bie SiffenterS.
Sie jperiobifd^e ißreffe, nomentlid^ bie Edinburgh
Review unb bie Westminster Review, fd^firten
61
19S5
XroctariontSmuS.
1926
Unter ben Smoefniben tagte Stofe (gefi. 1839)
^or olB €tifter unb Seiter beS British Maga-
nne, beS i^cntptorgond ber gartet, alft conferoa«
tiDar X^eologe, ber ^ufep^d Sud^ aber ben ber-
moGgen ^iaxib ber (nroteftontifd^en X^eologie
S)eiilf4Iimb8 oI9 Oiel su günfttg ffir bie le^re
angaffen ^tte, enblid^ dS »armer Snl^änger
ber Stoottfir^e unb treuer greunb ber Osforbi^
Semegung. S)er $Ian )ur Stiftung eined 93er«
einfi (ABsoeiation), toeli^en ^olmer uttter[tfl|te,
Sfronbe aber beläm)>f te, fanb feinen Snllang ; Da-
gegen erreid^e man, oo^ bem Sr)bif d^of Don Sanier«
bur9 im gf^bruar 1834 eine Vbreffe mit ben
Unterf^riften oon 7000 ©eifttid^en fomie eine
jtoeite mit ben Ütamen üon 230000 Saien mit
ber Sitte um 9ef c^ü^ung ber bebro^ten 3nter-
effen ber ftird^e übmtxfy mürben. SBeiter^in
entfd^ieb ftd^ bie Conferen), entf|>red^enb bem
SQSunfd^e SlemmonS, gur Verausgabe jeitgemö|er
Srof d^en (Tracts for ihe Times). Sei tnopptt
S)arfie&ung mürbe grünblid^e Sel^anblung, offene
tmb freie @prod^e^ Sermeibung iebeS beleibigenben
9Iudbnuf§ f omie ungetbeilte Eingabe an bie boben
Sufgffben ber iKrd^e oon ben 9Ritarbeitem ge«
f orbert Sie fieitung beS UntemebmenS lag in
ben ^Silben 9}emmanS, melc^er gleid^ ald erften
Siract bie ^©ebonfen über bad geiftlid^e 9(mt,
bem £Ieru8 e^rfurd^tSboS unterbreitet", lieferte.
^3^ bin nur einer auS euem Sleiben/ %Dh er
an, .yUnb be^balb verberge id^ meinen 9tamen,
bamit i(^ nicbt gu toiel auf meine @d^Item nebme.
Sber reben mu^ id^, benn bie Srtten flnb böfe,
unb niemanb fprid^t gegen fte." SorSlIIemfud^te
Slemmon in ber ®etftlid|reit bad 9emu|tfein i^rer
SSfirbe unb Serantmortung gu toedten, gfür bie
breiten 6d§id^ten ber Seoößerung, namentlid^
ffir bie in Sngtanb fo einflu|reid^e URittelflaffe,
maren bie Xradö nid^t bered^net. ^uf angie^enbe
Sform mürbe Sergid^tgeleiftet. ff eine neuen Sebren
molten bie SSerfaffer bortragen, fonbem lebiglid^
bie 9(nf(bauungen ber angliconifd^ lotbolifiren-
ben Sb^togen beS 17. 3abrbunbert8. ÜRit ber
IBetonung ber 3bee ber ffird^e unb ber SBebeutung
ber Sacramente paatit fid^ baS Semfiben, baS
innere Seben beim SIerufi gu förbem unb bad
Streben na4 Seförberung burd^ ftaatlid^e 9e-
börben gu bemmen. SHerbeiligen 1884 erfd^ienen
)u Osforb bie im Saufe beS SabreS Deröffent-
lid^ten 46 Xradfi in einem 93anbe bereinigt. S)em
Umfang nad^ maren bie erften %xact% gflugblötter,
bann nabmen fte bie gform oon Srofd^üren an
unb ttud^fen enblid^ gu tbeologifd^en Slbbanb«
lungen. vlii^t menige befi^n bie gform fpannen-
ber Dialoge, mie XractS 88 unb 41 (oon 9lem«
man) über bie Via media ber anglicanifd^en
fKn^e. Vm aufiffibrltd^ften ifi bie Sebre bon ber
mabren ftird^ bebonbelt. Xract 36 fteflt ber
StaotfiRnbe baS unbeimlid^e (Semälbe ber fd^ier
Sbltofen @ecten SnglanbS gegenfiber. 2)urd^au3
i (Seifte 9lemman8 befaßten fid^ nid^t meniger
als ffinf Zractä mit liturgifd^n fragen unter
9nlebnung an ben burd^ fird^Iid^e Strenge be*
tonnten SBifd^of Xbotn^^däBilfon bonSRan (1663
bifi 1755); aud^ bie 2)igci))Iin beS gfaftenS unb
ber 9btöbtung empfina gebübrenbe Sea(btung.
9Rit ben SIractd berbano man 9iudgüge auS ben
Serien ber alteften ftird^enböter in englifd^er
Uebertragung. S)ie XractS mit €teUen au8 3te-
näud unb XertuSian über bie Siegel bed ©laubenS
maren geeignet, bo8 gange Softem ber Staatdfird^e
in feinen Srunbfeften gu erfc^üttem. S)em erften
8anbe ber XractS ge^t eine Einleitung borauf,
meldte als 3med( bed Untemebmend begei^net ^bie
praftifd^e S^ieberbelehmg bonSe^ren, mdd^e, ob-
gleid^ bon ben großen Xf^tolo^m unjerer ftird^e
borgetragen, iejft ber üRebrbeit ibrer ©lieber aud
bem Sinne gefcbmunben ftnb''. Sei aOebem riefen
biefe feffeinben Srofd^uren in bielen Greifen Ueber«
rafd^ung, @d^reden unb Abneigung b^or, in
anberen begegneten fte bem SBormurf be8 Stomanid-
mud, menngleid^ ber Sh ^^ ^^^ ^^^^^ ^^^
im fteime ^d^ regte. — Sentmfirbig mar bor
^Ilem ber eintritt ^ufeQ'd (f. b. 9lrt.) in bie
Sleiben ber Xradarianer. Sin SJlann bon aus-
gebreiteter (Selebrfamleit, auf beutfd^en ^od^fd^ulen
gebilbet, als Ißrofeffor beS ^ebrätf^en unb bom-
ben in Osforb gefeUfd^ftlid^ einftu^reid^ , b<^
^ufeQ ber S^emegung neuen Sd^mung berlieben.
3ugleid^ fteigerte er bie ^nforberungen an bie
XractS in SBegug auf ßmft unb ©rünblid^feit
Seine XractS (67-69) über bie Xaufe bilben
eine auf patriftifd^er @elebrfamleit rubenbe be-
beutenbe ffritil mobemer liberaler Snfcbauungen
über biefeS Sacrament. SBeiter mirtte er gur Ver-
breitung ber tractarianif^en 3been bunb ^eran-
bilbung jüngerer Xalente fomie bunb eifrige IBe-
tbeiligung an ber Ausgabe ber Library of Fathers
of the holy Catfaolic Churoh anterior to the
Divbion of the East and West, meldte er mit
9lemman unb fteble beforgte. 3u SOerbeiHgen
1835 erfd^ien ber gmeite SBanb ber gefammetten
ZractS, in meld^em mieber bie Sebre bon ber
ffird^e im SBorbergrunb ftebt. SefonbetS betont
mürbe ibre Selbftänbigfeit gegenüber bem Staate.
Unter ben ,,SIättem auS ber ffird^engefd^id^te"
(Becords) erfd^ienen in englifd^er Uebertragung
bie Sbbanblungen bon SQprian über bie Sinbeit
ber JKrd^e, bon XertuEian über bie Xaufe unb bon
Sinceng bon Serin über bie «SBiberlegung ber
^arerien\ 3n einer $rebigt auf bad gfeft beS 'flpo-
fielS aiiattbiaS entmidelte ffeble mit SEBiberlegung
ber proteftontifd^en Sebre feine ^nfid^t über bie
apoftolifd^e Succeffmn. erbitterte ®egner fanb
biefe fotbolifirenbe Suffaffung ber Xradarianer
bon ber ffird^e an XbomaS %moIb unb Srgbifd^of
Sßbatcli^ bon S)ubUn, meld^er le^tere fte als „Un-
gläubige" unb „Söbne ber S)unlelbett" begeid^-
nete, obmobi er felbft am Snbe feines SebenS beim
fd^Iften SatttubinariSmuS anlangen foHte. 3n
Osforb trat ^rofeffor ^ampben ben SractS 1834
biud^ eine Srofd^üre entgegen, meldte Sefeitigttng
ber bon ben Stubenten bei ber Smmotriculatbn
61»
19S9
ZtoctacianidmuH.
1930
Setommg ber CtMmselien unb ber gditlid^ !ßer{on
C^rifK lunbgab, mfibrenb ber 6oange(icnUSmud
bod SBert g^ unb bie ))QuHmfd^ »riefe in
ben Sorbergnmb geftellt l^atte.
i. (Hne SBenbung in ber Osforb-Semegung
teiDixttf SieoIouS SBifemon (f. b. 9rt.) }und(i^ft
htad^ fdne Ißrebigten in Sonbon 1836, über
iDel^e Slmmon im S)ecember 1836 fd^rieb : ^S)er
Xomamdmud ben^t gro^e SBa^r^eiten, bie toir
l^ettte fa{l berge|fen baben" (Ward, Wiseman
I, 2il). Sorni t>a^a^ SBifeman eine 9ieibe
tion Srtifeln ffir bie Dnblin Review über bie
{Knnt)ben-Contro)?erfe (I [1836], 250), bie bod^-
RnJ^Itd^e X^eorie ber bogmatijd^en Suctorität
(m [1837], 48), bie Tracts for the Times
(V [1888], 285) unb bie binterlöjfenen ©d^riften
(BemaiiiB) St. $. groube'd (VI [1839], 416).
Salb folgte ber dofftfd^e SrUfel mit bem Ser-
gleitb jiDifd^en ben ^onatiften unb ben Slngli-
canem in tbrer Stellung }ur römifd^en ftird^e in
Angliean Claim of apostolical Saccession
(Vn [1839], 139), Don bem 92en)man gegenüber
9L SBUberforce bemerlte, er begrünbe bie $flid^t
beS 9nf(6IuReft on Stom (Ward, Wiseman I,
832). S)ie Sd^ft bedSractarionerS SB. $almer
Treatise on the Clhurch mürbe alS minber-
iDertbtg ton Ütemmon fcborf fritiftrt. ßinen legten
!Berfw$ jur Stettung feines Stanbpunfted gegen-
iÜer SBifemon ma^te 9lemman tan drittel ber
British Cridc: Catholicity and the English
Chnrch. S)ie 3bee ber ungetbetlten ftird^e StomS
Iie| ibm beren 3nf))rfld^e old unabmeiSbar er*
fd^einen. (Seförbert mürbe ber $ro}e^ ber Sluf-
Idfung ber Xractarioner burd^ ben (Segenfa^
imifi^en rubigen (Seiftem mie 9temman unb ^f et;
unb ben iüngeren ftürmifd^en 92aturen mie 9B. ®.
Sßorb (f. b. 9ri), fjfr. Oatete« unb 3. 99. S)al-
gaimS, meldte 9lemman )u mäßigen fud^te^ t)on
benen er aber im ®egentbeil fortgeriffen mürbe.
2)0}U lam bie entfd^ieben feuiolid^e ^Itung ber
angficanifd^en 99tfd(|öfe gegen bie Sractarioner.
S)ief elbe edlört fid^ aus ber unbaltbaren Stellung,
met(be bie neue 9li(^tung ber StoatStird^e }mifd^en
9iom unb bem feftlänbifd^en $rotefiantiSmuS ju-
mied; aus bem faft unDermittelten Uebergang einer
Xb^Iogie, bie im $o)){t ben 9(ntid^rift erblidte,
in eine burc^auS romfreunblid^e SteDung; auS ben
XractS 72 über baS ®ebet für bie SBerftorbenen,
unb 75 über baS rfimifd^e SBreDier (Tracts yoL
m [1836]). S)ie beftige et)rad^e 9{. ^. gfroube'S
gegen bie Reformatoren in feinen Don 9!emman
unb ffeble oeröffentlid^ten Sd^riften, fomie bie
übertriebenen ihmbgebungen ^ufe^'S über bie
no(b ber 5Eaufe begangenen Sünben, bie er als
faft unoer^eiblid^ barfteUte (ogl. ^ift.«))oIit. 931.
XO [1882], 598), enbli^ bie tieffinnigen, aber
ber groBen ajtoffe unoerftänblicben XtactS (87)
oon SBilliamS On Reserve in communicating
religious Knowledge (Tracts toL V [1888 to
1840]) unb Oon ffeble (89) On the Mysticism
attributed to the early Fathers (1841), trugen
ber !ßartei fogar ben SSormurf ber Unebrlid^feit
ein. 9iad^bem 9{emman 1839 tat ber British
Critio im 9rtifel State of religious Parties
(Essays I, 262) woi) einmal feiner JKrcbe bie
3utunft Oerbeigen unb 1840 in The Catho-
licity of Uie Angliean Church (Essays
n, 1) bie ©üIHgfeit ber anglicanifd^en Sßeiben
oertbeibigt, f^rieb er 1841 ben 90. Xract,
meld^er bie jeitgemft^en SBrofd^üren jum Sb«
fd^Iul brachte. 3ur SOSiberlegung beS SormurfS
feiner ®egner, mie aud^ mand^ ouS feinen iün«
geren Snböngem, feine fogen. fotbolifd^e Sebre
fei unoereinbar mit ben 39 ^Artileln, fud^t er brei
@ö|e gu bemeifen, nämlicb: a. SBaS tatbo-
lifd^ ifi, (äffen bie Srtifel unberübrt; nur maS
römifd^ ift, lebnen fie ab. b. !Rur bie bei ben
fatbolifd^en SoUSmaflen tan Sd^mange gebenben
äntbümer foDten burd^ fie oermorfen merben.
0. 3)oS Zribentinum lonnte, meil frfiber ent-
ftanben, bie 39 9rtilel nid^t berübren. ^uf meiter^
einmürfe ermiberte er, eS fei $flid^t, bie 9rtilel
nad^ ibrem SBortlaute, nid^t na^ bem Sinne ibrer
Serfaffer auSjuIegen, unb betonte au|erbem bie
Xb^tfad^e, ba| beren 93erfaffer }ablrei(be SanbS«
leute, bie fatbolifd^ geblieben, fd^onen imb (xa
SteOe einer fbrengen Sermerfung ber rdmifd^en
Sebre einen SuSgleid^ }mif(ben i^r unb bem Sal«
otaitSmuS fe|en moOten. — SBöbrenb bieSe^drben
ber ^od^fibtile miber bie Xractarianer vorgingen,
unb Stemman entfpred^enb bem SOSunfd^e beS iQu
fd^ofS 93agot oon O^forb bie Sfortfe|ung ber
XractS einfteOte, übemabmen iüngere Xractarianer,
inSbefonbere ber ermübnte 903. ®. SBarb, f etaie 93er-
tbeibigung. Cr ging aber über 9lemmanS Xract
binauS, oermarf in feinem 93ud^e The Ideal of
a Christian Church (1844) beffen ßompromi^
tbcorie, forberte baS 9ied^t, ^rtifel 12 als eoan«
gelical in einem nid^t natörlid^en Sinne )u unter*
xeidEinen, unb befäm|)fte bie Sled^tfertigungSlebre
ber^rtüel. 9!ml3.3feDruarl845oermarfbieUni-
Oerfität SßarbS Ideal Church, mäbrenb 9temman8
Xract 90 nur burd^ baS 93eto ber ^rocumtoren
ber Senfur entgfaig (Chnroh 331). Um bie nüm«
lid^e 3eit mie !Remman (October 1845) traten
oiele feiner gfreunbe auS bem XractarianiSmuS }ur
fatbolifd^en IKrd^e jurüd. 2)od^ b^ben bie 93or»
gonge oon 1845 bie Partei nid^t gerf))rengt, nur
mar fortan Osf orb nid^t mebr ber bef onbere Sd^-
pla^ ibrer Xbütigfeit, menngleid^ ^ufe; l^in raft-
loS für jie mirlte. Sie lebte in anberen Xbeilen
beS SanbeS fort unter ber fieihmg oon SRanning,
». 3faac SBUberforce, ^. 908. SDBilberf orce, 3)obS-
mortb u. 9L 3um legten 3Rolt einigten ftd^ bie
Xractarianer 1850 in Sonbon }u einer 93er«
mabrung miber bie Sntfcbeibung beS ®ebeimen
SRatbeS im ®orbam"3foIIe (f. Liddon, Life of
E. B. Pusey III, Lond. 1894, 241. 272). «n
SteOe ber Xractarianer traten {e^t bie Stitualiften
(f. u. n. 5), ^ufepiten unb bie jüngere liberale
Stbule unter 9. $. Stanley (f. C)ift.-po(it. 99L
CXIV [1894], 397 ff.). aOBennglcid^ alS «Partei
198S
Xractud — ilrabition.
1984
Ourme (SUerot. Qanbloeifet 1896, 710 ff. ; 1897,
587 J.) ; bit^ fu^e )u l(KfHQen ßrötterungen in
bcr $re{fe, toobuici^ bie rituolifttfc^e $ortei nur an
@tfitb getoonn. ttn i^ Bpiit fte^t Sorb ^Kfas,
hm ^($ €ir aBUUam ^rcoutt M ^ntooli ber
6taQl8ttc(^ in saj^lreic^en Briefen on bie Times
cntgmnjlettte. SDic Siebe bed etjbifc^ofd ttmpU
ton Santerbutt) »ibet bie fatj^oliftrenbe 9uf-
^ins beft Opfers unb Sltari^focramentS feitend
Smualiflen (Month XCn [1898], 449 f.)
)^ bie onberen fBifc^dfe }u fil^nlidien ftunb-
gebungcn neronIa|t, bie aber felbft im SSerein mit
ber i^ero^ ptoteftontifd^en SBerfammlung" üom
31. Somior 1899 (Month XCIH [1899], 241 f.)
ben SRulb ber Stitualiften gefleigert unb ]ur boD«
ftftnbigen Sntoenbung ber fotl^olifd^en ßerimonien
in ber S^armod^e 1899 in Sonbon geführt l^aben.
^uxdt Vnna^me ber SRe^feier, ber Ol^renbeidbte,
SBertiefung ber Seigre t>on ber Xoufe, Pflege bed
ÖebelcS unb eine SDlenge aSceKfd^er Uebungen
l^ben bie Kituoliften bie Se^nfud^t nad^ ber lat^o-
lifdden ffiri^e in tonU iheife getragen, aber burd^
ibren fyx% gegen ben ^opft, bie gerabegu wmüv
bige SBe^nblung ber anglicanif(^en 93if (^6f e, regel-
lofe 6eelcnleitnng , ben ®eift ber Unbohnä^tg-
fett unb bie Sierftflmmelung fat^olifd^er Sd^riften
no^ toeit me^r Seelen Dom Eintritt in bie
Air(^e abgebalten'' (Month LXin [1888],
321: Bttualifim as it is). S)ie juoerläfjigfte
(Sbtonit über ben ®ang ber rituoliftifi^en
Semegung fpenbet bie (otbolifd^e SBod^enfd^vift
Tablet in Sonbon. (93gl. P. Gallwey, Twelve
Leotures on RituaÜsm, London 1879,
2to1b.; P.Martin, Anglican-Bitaalism, Lon-
don 1881 ; J. H. Blunt , The Beformation
of the Ghurch of England, 6^ ed., London
1882, 2 vols.) [«. SeOedbeim.]
f vaclii0, f. SReffe vni, 1323.
^rabitiott (traditio, ftapadooic) bejeid^nei im
Mgemeinen eine Sebre ober ßtnrid^tung, totU^t
iid^ Quf irgenb eine 9Beife oon ®efd^Icd(|t gu @t*
^led^t forterbt, im Sef onbcm aber eine fold^e, bie
primSr ni(bt auf eine gefd^riebene Urfunbe, fon-
bem auf munblid^e SRittbeilung al8 UrqueÜe 5u-
t&dCgel^t (). fö. (SemobnbeitSgefe^, OrbenSfibcr-
lieferung, ffunjUibung). 3m tbeologifd^en Sinne
terftebt man borunter ben Inbegriff aller über»
natfirlic^ Se^en, Seranftaltungen unb 3:bat-
fo(^en, meld^ in ber b^iligen @$rift nid^t auf-
ge^eid^net, mobi aber oon Sb^iftud unb feinen
^pofteln ouf münblid^em SBege ber JHrd^e als
Srbe äberma^t morben ftnb unb oon biefer, oß
ber gottgefe]}ten S^ugin, SRid^terin unb Sebrerin,
imter bem befonbem ^etflanbe beS b^ilig^u ©eifieS
iinDerfebrt beumbrt , gegen änlebren oertbeibigt
unb in lebenbiger, unfehlbarer Sebroerfünbigung
bis }um Snbe ber 3^iten fortgepflanzt merben
(t>gl. Yatican. Sess. III , cap. 2 De revelat.,
bei Denzinger, Enchir., 7. ed., n. 1636). L IB e-
griff unb SBcfen ber Srabition. —
1. Unter Uebergebung ber Xrabition im actit)en
@inne (beS actus tradendi), meldte bie aber»
Hefembe Xb&tigfeit beS Krd^Ii^en ScbramteS (f. b.
9rt.) begeid^net unb fraft ber oon Sb^ftuS feiner
thnbe oerliebenen Unfebibarleit (f. b. 9rt.) aUer-
bingS aud^ ben UeberlieferungSinl^alt feßer aI8
gbttlid^e SBabrbeit %ttoi!i^xiti\tti, Derfteben mir
unter Xrc^ition b^r tior SHIem bie obiectiDe
Ueberlieferung, b. b. ben überlieferten Sebrinbott,
baS Ueberlieferte (id, quod traditur). ^nfofent
bie beilige €d^rift ebenfaSS )u ben ®egenftönben
gebort, meldte bie Spoftel ber IKrd^e unb bief e ber
^aäftoüi überliefert baben, umfaßt bie Zrabition
an ^d^ fomobi bie münblid^e Sebre Sbnfti unb
ber Sipofiel, als aud^ baS gefd^riebene (SotteS-
mort, bedEt ftd^ folglicb logiftb unb tbeologi{(b
mit bem apoftolifd^en ®IaubenSbepo{ttum über«
baupt (Dgl. 2 Xb^ff. 2, 15: State et tenete
traditiones, quas didicistis sive per sermonem
siye per epistolam nostram). äßeil aber ber
gange apoftolifd^ OffenbarungSfd^a|, in feiner
münblid^en mie feiner fd^riftlid^ tjform, oon An-
beginn in baS Semu^tfein ber Stirbt bineintoud^,
in ibr als SebrgangeS M oerfdrpernb unb burd^
baS lebenbige Sebromt (tetSfort fid^ oeriüngenb, fo
ging bie urfprünglid^ apoßolifd^e Xrabition in
aOmäblid^ entmid^ung t)on felbft in bie lird^*
liebe über unb fid^erte ftd(| burd^ biefe „SBeitergabe
oon fymh }U ^nb" (ogL Trid. Seas. IV De
can. Script. : quasi per manus traditae) ibren
eigenen unoerfürgten gfortbeftanb. ^ierauS folgt,
ba^ in ber apoftolifd^en tmb ber fird^Iid^en hinter»
läge nid^t tttoa gmei real t)erfd^iebene ober gar
gegenfä^Hd^e Se^rinbalte Vorliegen ; betbe ftetten
oielmel^r nur gmei »erfd^iebene ©tabien ber einen
apoftolifdben Sebroerfünbigung bar, mit ber 3)lai»
gäbe, boB bie apofiolifd^e Urlebre megen ibrer
Urfprünglid^feit einen queUenbaften Sb^ratter be«
ftj^t, bie fird^Iid^e ^interlage bingegen ben eineS
bloßen jfanais, melier ben apoftolif^en Sebrftrom
oou in ftd^ aufnimmt , unoerf ebrt bemabrt unb
rein burd^ bie Sabrbunberte fortleitet (ogl. !DlöbIer,
@9mboHf § 40; Sd^eeben, SogmatitI, 102 ff.).
2. änbeffen mar eS fd^on feit ben ölteften Seiten
Sraud^, bie Xrabition in engerer 93ebeutung gu
faffen unb auf ben Snbegriff ber münblid^en 91U«
tbeilungen Sbrifti unb feiner Slpoftel gu befd^rftnfeu
(ogl. Tertull. De coron. 4, bei Migne, PP. lat.
n, 80: Hamm et aliarum hujusmodi dis-
ciplinanun, silegem expostules Scripturarum,
nullam invenies; traditio tibi praetenditur
auctrix), mie benn fd^on ber ffi, ^piauIuS bie un*
gefd^riebenen Ueberlieferungen ber ^b^nf^^c ^'^
gefd^riebenen ®efe|e ÜJlof eS^ gegenübergefteEt batte
(®al. 1, 14; ogl. TOattb. 15, 3). ®abei tritt
bann bie beilige @d^rift, ba fie «.froft ibreS monu-
mentalen 4^b<^raIterS eine eigene obj[ectit)e 6|ifteng
au|er unb neben ber Xb^^G'^i^ unb bem Seben
ber ftird^e befi^t" (Sd^eeben 1, 106), ber münb-
lid^n Ueberlieferung alS relatioer ®egenfa^ gur
@cite. tiluf biefer fotbolifd^en Slnf^auung rubt
bie lanbläufige Unterfd^eibung einer gmeifad^en
1987
Xrabttion.
1938
ifit in 0bU^ SBeife oie ber l^iligen Sd^rift''
(^(ttinget, Sfunbamentolt^eologie, 2. 9lu{I., gftei-
burg 1888, 700). Stnbeffm ^t boS Zribentinum
biefe 05ttlid^ Suctoritat felber miSbradltd^ ouf
bte ^(BIau6en8"unb@Utenfo(l^en' befd^rfinft, loenn
fS le^rt : Synodus . . . omnes libros tarn veteris
Sim noTi Testamenti , cum utriusque unns
08 Bit aneior, neonon traditioneB ipsas,
tum ad fidem tarn ad mores pettinenteB,
tan^am Tel oretenue a Christo Tel a Spiritu
8. dietatas et oontmua successione in Ecde-
BiacaUiolioa oonservatas, pari pietatis affectn
ao rev«rentia suscipit et yeneratur (Trid.
Sess. IV De can. Script., bei Denzinger,
n. 666).
4. 3)ct Segriff ber tnünblid^en Ueberlieferung
fd^Ue|t eine fc^riftUd^ Slu^eid^nung berfelben
feincSmegd oxA (Dgt Bellarmini Controv. de
▼erbo Dei 4, 2 : Yocatnr doctrina non scripta,
non ea quae nnsquam scripta est, sed quae
non est scripta a primo auctore). SBie efi
unter gebUbeten 9Ren{d^en notürlid^ ifi, bo^ {le
für oUe Serbältniffe bed SebenS fid^ ber @d^riftfun{l
bebienen, fo mar oud^ für bie na^Q))o{lon{d^e 3^it
ein tief empfunbeneS 99cbürfni| Dor^onben, in epi-
fiolorifd^er, l^omiletifd^er, esegetifd^er unb toiffen-
f(^ftIi(^r@d^riftJle&ereibemiett)eUigen®IaubenS-
ben)u|tfein ber ftird^e aud^ einen bocumentarifd()en
Vudbrud }u t>erleil^ S)ie gefd^riebene Zrabition
ijl foljiin nid^td SnbereS als ber 9tieberfd^Iag ber
ungejd^riebenen. @oId^e Sufjeidbnungen hielten
inbe| ben lebenbigen Strom Der münbßd^en
Xrobition fo toenig auf, ba^ biefer in üoller Un-
abbängtgfeit t>Dm @^rifttoefen feinen gemobnten
Sauf meiterflol unb aud^ bonn nid^t uerfiegt toäxt,
toenn oSe SbobitionSurtunben unmieberbringlid^
Derbren gegangen toättn. Sielmel^r trat nun
«rbiefe gefd^nebene tird^Iic^e Xrabition p ber fort-
gelben lebenbigen Ueberliefenmg in ein analoges
— allerbing? nid^t gana gleld^efi — SSerl&ältniJ,
roit bie opoftolif^ - göttlid^e [SibeHUrfunbe"
(@(^eeben I, 107), infofern au(^ fie einerfeitd
Dom fird^Iid^en (SlaubenSbemugtfein getragen, be-
lebt unb erüärt mürbe, unb anbererfeitS ouf biefed
felbft n>ieber orientirenb unb Rärenb )uni(AoirIte.
Sei f Didier SBed^felmtrtung getoinnen Domej^mlid^
bie SoncilSacten unb bie @d^riften ber fiird^en-
Dater für baS @IaubenSben)u^tfein ber lebenbigen
(Begentoart eine überaus l^o^e SBebeutung. 2)ie
oft gefteSte fSfnige, ob eS nad^ ber langen bog-
mengefd^id^tli(^en Sitttotdlung nod^ l^eute auf
blo^ münblic^er Ueberlieferung berul^enbe Offen-
(orungSma^leiten gebe, bie ber fd^rif tlid^en gi^i"
ntng bisher entfd^Iupften, ^ätte nur bann einen
vernünftigen @inn, wenn bie lebenbige Xrabition
ein DedoidEelteS S3er}eid^ni^ Don lauter fertigen
Se^rfajfen barfleSte, bie, Don Slnbeginnin ben
Uc6erUeferun^flrom bineingeroorfen, rubig barin
fortf(^mämmenunb ieberjeit mübelod b^t(>u8gefij(^t
»erben tonnten. Sine fold^e SBorfteQung, toeldje
von ber }>roteftantifd^en fßofemit bem „tribentini-
fd^en Antl^oIiriSmuS" grunbtoS aufgebürbet roixh,
Dertennt gan) unb gor baS SEßefen bed fatboli«
fd^en XrabitiondbegriffeS: bie Xrabition ift feine
mec^onifd^ Sammlung Don l^ier unb bort )er*
ftreuten Se^rfragmenten, fonbern ein einbeitlicbeS,
gefd^Ioffened, orgonifd^efi SEßabn^eitSgangeS , mel-
d^, einer Sf|an)e Dergleid^bar, feine inneren
Derborgenen fteime triebartig entfaltet unb erft in
allmäblid^er ©elbftenttoidlung )ur DoOen SReife
unb Sudbilbung gelangt (f. b. 9(rt. Sogmen-
entttidHung). @o toenig man bie )utünftiae ®e*
jialt riner in ber (Entfaltung begriffenen Jcnofpe
ober 93Iüte jum SorauS mit ben gfingem greifen
!ann, ebenfo ttenig lö^t ft(^ bie entmidtelte gönn
aEer ffeimmabrbetten jum 93orou8 befd^reiben,
»eld^e embr^oartig im @d^o|e beS ddriftlid^en
S)ogmenfd^^eS eingef d^Ioffen ru^en (Dgl. Vincent
Lirin. Gonunonii 23). Saju fommt, ba^ bie
Xrabition nid^t fo febr in SBori unb Seigre, ali in
X^t tmb $ra£id, inSbefonbere in SuItuS, Situr-
gie, Sacramentenfpenbung unb 93erfaffung, ibre
Serlörperung gefunben ^t unb be^megen Don
Dorneberrin ber fd^rif tlid^en gfisirung grö^tentbeilS
entratben {ann. 93on rrin tl^eoretif d^en XrabitionS-
mabrbriten bürfte eS freili^ nad^ ber Dielbunberi-
iöbrigen, intenfben Arbeit ber großen Xl^ologen-
fd^ulen bnite nur menige, h)enn fiberbaupt meld^
geben, bie aI8 traditio mere oralis ibr S)afein
fortfrifteten , unb aud^ ber JheiS ber proftif d^en
sBBabrbriten (traditio practica), bie biSber ber
fd^riftlid^en SBegeugung unb tbeoretijd^en Erörte-
rung tttoa entgegen blieben, ift jebenfalld bid )um
Serfd^toinben enge gen^orben. SEßie immer man
ober oud^ biefe an ftdb müßige gfroge entfd^eiben
mag , fo Diel ift gemi| , ba^ au^ bie ettoa nod^
ungefd^riebenen Ueberlieferungen, toofem fie nur
gbttlid^en Sb^talter tragen unb in ibrem gött-
lid^en SEBefen erfonnt Jtnb (f. u. V.), an objectiDem
3eugentoerib ben gefd^riebenen in nid^tS nad^fteben
(Dgl. Nicaen. 11 : Si quis omnem ecclesiasti-
cam traditionem sive scriptam sive non
Bcriptam [ica^av luapaSootv ixxXYjatavnx^jv £7-
7P290V I) fipa^ov] rejicit, a. s. [Denzinger
n, 249]).
5. 3n ibrem 93er^tni| gum lird^Iid^en fiebr-
amt betrad^tet, barf bie Xrabition Don le^terem
meber Iofigeri|fen nod^ au(b bomit ibentificirt mer«
ben. Sebramt unb Xrabition fteben immer in
einem ungertrennlid^en, organif d(|en unb lebenbigen
Sufammenl^ong, infofem jenes ber ^aupttröger,
^üter unb erficirer biefer ift Snfolge biefer
innigen Serbinbung nimmt bie Xrabition nid^t
nur an ben d^idmatifd^en SSorjügen ber 3n>
befectibilitöt unb anfallibUitöt tbeU, mit benen
ebtiftuS bo3 lird^Iid^ie fiebramt ouSgeftattct bat
(f. b. 9Iri. ffird^e) , fonbern ed [tnb bicrmit aud^
i^re toeiteren äSefenSmerfmoIe ber Spoftolidtät,
Integrität, ConKnuitöt unb UniDerfalitöt bem
^rinripe nad^ Don felbft gegeben. 3Rxi biefer 9(uf «
faffung flebt baS Dom 3anfeni§mu3 unb 9IIt-
fatboIiridmuS beliebte SBerfabren in fcbneibenbem
1941
Xrabitiott
1942
Kacl^etB an, bat ^1^ ^ ^Bigeit 6d^rift nod^
rine jtoeite, felbflänbige unb ebenbürtige ®(atiben9-
queüe, bie Xrabttion, toirdid^ esijKrt. — 1. Sie
ttnentbe^tUd^feit münblid^er Untetmeifung in iebet
SebenSorbnung unb auf allen Srfenntni|gebieten
bObet oon panli auS ein florfeS ^töiubla baffir,
ba| oud^ btt (^rijitid^ Steligion tot Mem burd^
lebenbige Ueberlieferung erhalten unb fortgepflanit
iDerben foOte. Sd gibt feine Don ftonem (Semein-
beiDu^tfein getragene ®e{eSfd^ft, meiere beS
Xrobitionfiprinci))«, als beS Se^ifelS i^refi inner-
^(Seiftefi^entrat^enfönnte: Staaten unb Sölf er,
Samtlien unb (Senolfenfd^aften, @<i^ulen unb ®e«
ru^e, INbifte unb SBiffenf d^aften finb nid^t minber
mie baS Snbüiibuum Don 3lai\xx ouS auf lieber«
liefenmgen angettiefen, au8 benen fte f ortm&^renb
f4ö))f en unb i$r geiftigeS SlBef en )u uqpränglid^er
$rif d^ erneuern. Sndbefonbere ift audd jebed ))oIi«
ttfd^e ober religidfe @ebilbe üon großer Son«
cepHon, auc^ boS ml^rtbum unb ber ealoinid-
muB, nid^t auSbem tobten IBud^ftaben einer oorl^er
ouSgertügeUenStiftungdurfunbe, fonbem ani bem
lebenbigen 9Doite begeifterter, tl^tfröftiger SRänner
entfpntngen. Körner unb Sermonen tt)urben
3abr^unberte lang burd^ ungefd^riebene &f
too^nbeitSgefejje regiert, für beren Sleinerl^I-
tung münblid^e Sted^itSuberlieferungen forgten : bie
Sammlung unb Sobificatton berfelben burd; bie
auriften fftlU erfi in eine Diel fpätere 3eU (Dgl.
Montesquieu, De resprit des lois 19, 4).
S)ie gefeUfd^aftlid^ geglieberten ^l^ilofopbenfd^ulen,
loie bie )n^t]^goretfd(|e , vererbten ben ®eift i^rer
Se^e buri^ mänbli^e Srabition ebenfo n)irffam
mie bie mittelalterlid^en SBaubütten ober bie Höfter-
Xic^en Snftalten ber großen OrbenSflifter: baS
lebenbige SBort mar juerft ba, bann erft fd^uf man
Urfunben, beren tieferer Sinn o^ne baS SRebium
trabitioneiOIer Auslegung aud^ nad^ il^rer Sibfaffung
in mancherlei Sunfel^eiten gel^ült bleiben mu|te
(ogL mSf^ln, e^mbolif § 88). Selbft beim
oufifu^rlidften ®efe|bud^ , auf baS ein SSoIf fein
gamed [octaied Seben fteUen möd^te, mu| i^in Dielen
gföuen ba9 Semo^nbeitSred^t, bie ^rasid ber @e-
riddtS^öfe, bie 9uffaffung bed Sled^ted, ber (Seift
be9 ®efe^ed u. f. m. angerufen merben, SRand^ed
ber natärK<!^n SiQtgreit, bem (Srmeffen ber 9tid^ter
unb uber^au)>t ber audfflbrenben SBe^örben fiber-
laffen merben"" (®utberlet, Sebrbu(| ber 9))0-
logeHtm, SUlnfter 1894, 226). So ift bie
munbU<^e Iteberlieferung in SBa^|eit ,,ein not^
menbmed Sbment bed menfd^Ud^ SebenS uid)
ba9 Sanb gtoifc^en IBergangenbeit, ®egenmart
unb 3u!unft j|ur Vermittlung ber menf(^Iid^en
(Erfenntnifl'' (Lacordaire, Gonförences I, Pa-
ria 1847, 178). 9ud^ im SBerei(^ ber fiber-
natürKd^ SBabrbeitSerfenntnig fonnte fein an*
bere§ ®cfet( malten, no($ fyA ed jemals ge-
mattet. !BtS auf SRojeS, ben erften iflbifd^
@d^rift|}eUer,tifIan)teftd^ bteOffenbarungSreligion
intDerföIfd^t bun^ baS 9Rebium ))atrtard^Ufd^
Ueberlieferungcn fort, unb biefe Ouelle Derfiegte
aud^ bonn nid^t, als gotterleud^tete f)agtograt)ben
ben ®riffel jur ^nb nahmen, um bem alttefta«
mentlid^en 99au ein feftereS ®efüge burd^ unDer-
gänglid^e S^riftmerfe ^u ftd^enu 93om ®eifle
®otteS getriebene ®eftaUen , mie bie $ro))beten
9tatban unb Samuel (f. b. ^rtt.) ober bie Sel^«
rinnen 2)ebora unb ^oHmi, traten aud^ fpäter
bem auSermöpen Solfe bie großen ®ebonfen
3el^0Da'S funb, ol^ne }um Sd^riftmefen i^re 3u-
flud^t )u nel^men (f. b. 9(rt. ^xop^d X, 467).
9laä^ attjiubifd^er Suffaffung gebt ber X^ora, als
einem Derfd^Ioffenen 93ud^e, bie 9)lif(bna unb
®emara (f. b. %rt. Xalmub) ergöngenb unb er-
flörenb jiur Seite, unb bie mänbU(|e Ueberliefe*
rung, fkilad^ unb ^aggaba , f übrt unmittelbar
auf SRofeS unb ^e^oDa alS i^re Quellen jurftdC
(Dgl. Strad, Einleitung in bni Xalmub, 2. 9ufl.,
Seipsig 1894, 46 ff.). 3a bie Sibel felbft more
ol^ne autl^ntif d^e Beglaubigung il^rer 3nfpiration
burd^ bie iübif<|e Xrabition ein rein menfd^lid^eS
99ud^ unb bamit für bie übematürlid^e ^eilS*
fteHung beS 3ubent^umS bebeutungSloS gebluben,
eine Snoögung Don fo elementarer SDibenj, ba|
fogar bie ftaräer (f. b. 9lrt. Vn, 143), tro> il^er
bebentlid^n Siebäugelei mit bem Sc^riftprinci)),
ber ftinagogalen Ueberlieferung mi&ig einen $la|
einräumten (Dgl. Engelkemper, De Saadiae
Oaonis vita, Bibliorum versione, herme-
neuüca, Lipsiae 1897, 40 [Dias.]). SoU nun
baS Sb^ftentl^um allein eine ebenfo unnatürlid^
mie unmögli^e SluSnal^me Don ber allgemeinen
Siegel mac^? S)iefe ftimlofe !BorauSfe|ung
f d^eitert Don Domeberein an einer breif ad^en ttlxppt.
(Einmal ift eS eine notorifd^e Xb<^tfad(|e, ba| ftird^e
unb Cl^iftent^im nad^ Seigre, Serfaffung ui&
3ud^ bereits fefi in [td^ felbft unb im Soße ge-
grunbet maren, el^e bte ^agiograpb^n bagu über»
gingen, unter bem ^Intnebe beS b^i^ig^ ®ei{leS
bie erften neuteftamentlidSien Sd^riften ab^ufaffen
(Dgl. fieffing, Sämmtlid^e Sd^riften, l^rauSgeg.
Don £a(bmann-aßundter XIU, Seipgig 1897,
107 ff. 141 ff.). S)ie IKrd^e marb ni^t auB ber
beiligen Sd^rift, fonbem umgefe^ bie ^ige
S(!brif t aus ber ffird^ geboren. 2)enn «,bie SDan«
gelten f e^n bie lebenbige Ueberlieferung DorauS ;
bie| ergibt ftd^ fd^on aus ber 3^it , in meld^er fle
felbft abgefaßt Jinb. ... Sie fmb ®ef4id^
büd^er, i^ren Stoff l^aben \xt nic^t juerft ge«
fammelt, feine Spur meist barauf bin, ba^ fd^on,
mäbrenb äefuS lebte, Sufgeid^nungen gemad^t
morben mören, ja eS miberfphd^t bie^ bem SBefen
feines Sel^renS unb 3ufammenlebenS mit feinen
Sn^öngem'' (S. SBeijfädfer, 2)aS apojiolifd^e
Seitalter ber d^riftl Stirä^t, 2. ^ufL, greiburg
1892, 871). 2)aau gefeSt fu^ ber mid^tigere
Umftanb, ba| gegenüber ber reid^en Spocr^pb^«
Siteratur (f. b. «rt) bie ®öttli4feit ber »ibel
ni^t mieber burd^ bie Sibel, fonbem nur bunb baS
unfebIbare3<ugni|beriKrd^e,alfobur(^Xrabition,
untruglid^ fefifte^t: fo entfd^ibet alfo ^nid^t bie
Sd^ft smifcben äd^er unb unäd^ter Sebre, fon-
1948
Xrobition.
I9U
bem bie überlieferte Seigre über Sd^te unb unäd^te
ed^rift" (^etHnger 265). (gefegt ober felbfi ben
unmirflid^en %av[, änfpirotton unb @d^riftcQtu)n
liefen ftd^ oud^ ol^ne Zrobition betoeijen, fo mürbe
bo^ einem oUen SnterpretotionSlünften ))rei8"
«egebenen IBud^e bie immanente SRadbt gebred^^
d^ im miberlid^en ®e}dnfe ftreitjfidQtiger ttt^
eiber outbentifd^ auS)uIegen, gegen bäretifd^e
SRilbeutung jtd^ mirlfam )u fd^ü^en vaib feinen
göttlichen ^n^olt ber ganjen Sb^P^b^ gegen*
aber ouctoritattD }ur (Geltung gu bringen (ogl.
9l))g. 8, 80 ff. 2!ßetr. 1, 20f.;8, 15f.). 3)q8
Sebflrfni^ toaf^xtt Sd^ftaudlegung forbert mit-
bin fd^on für ftd6 oDein gebieterif^ bie ßiiftenj
einer lebenbigen , Dom unfebibaren Sebmmt ge-
trogenen Ueberlieferung, bie überbie^ bie natur-
gemäßere Untertoeifungdform für ftinber unb Un-
Sebilbete borfteüt (Sgl. tu>i $. ^le, ^onb-
u<b ber aOgemeinen SReligionSmiflenfcbaft II,
gfreiburg 1887, 271 ff. ; gf. SBeber, @9ftem ber
oltfqnagogalen (mlftfünifd^en XJ^tolo^t, Seit»-
gig 1880, 100 ff.; e. t. Sunfen, Sie Ueber-
lieferung, ibre ßntftebung unb SntmidClung, Seip-
ti% 1889, 2 9be. ; ^. 3ul. ^ol^mann, Sebrbud^
ber neuteflamentL £^eoIogie I, Sreiburg 1897,
86 ff.)
2. SHe tbatfdd^lid^e Sinfe|ung eines lebenbigen
SebrapoftoIoteS , ald beff en toef entlid^e Function
^d^ bie münblid^e fiebrform t)on felbft Derftebt,
entfprid^t genau bem SBilbe, baS fd^on ber gefunbe
SDlenfd^enDerfianb ftd^ Don ber Orgonifation ber
Rird^e enttoirft. S)od 9}eue £eftament fteQt felber
für aQe Seiten bie münblid^e !ßrebtgt aß orbent-
tid^ed Organ unb SRebium ber fircblid^en £ebr-
Derifünbiguna auf unb Derurtbeilt fo baS ))ro-
tefiantif^e @d^rift))rincip ald unbiblif^. Sor
aaem ift bie d^riftlid^e Steligion Don ibrem gött-
lid^en Stifter burcb SBortunb $rebigt, nid^t burd^
Sd^rift unb Urfunbe, gegrünbet unb Derbreitet
morben. 9lirgenbd berid^tet )ubem bie 93ibel Don
einem auftrage Sbrifti an feine Spoftel, gu
fd^reiben, fonbem immer nur, m „prebigen'',
}u „lebren", ben ^Snncn baS SDangelium gu
Derlünben" unb „S^ugniß objulegen" (Dgl. SRattb.
10, 7. 27 ; 28, 19. SRarc. 16, 15. 8uc. 10, 16.
a))g. 1, 8 u. f. h).), h)ie benn in ber 2:b<it bie
meiften 9{))ofieI leine @d^riften binterlaffen baben ;
baS ibnen Don SbnftuS anoertraute 9lmt mar
eben mefentlid^ baS ministerimn verbi (at>g.
20, 24; Dgl. 3ob. 17, 20). »om „^bxm\
nid^t Dom Sefen, bangt beßmegen bad emige
@eelenbeil ber SRenfd^en ab (f. 9iöm. 10, 17:
ergo fides ex auditu [ii dxo^c], auditus autem
per verbmn Christi ; Dgl. aucb SRattb. 7, 24.
3ob. 5, 24; 12, 47 u. f. m.). Sem @ebote beS
^erm, ^bin<^^)u0^b(n in oSe SBelt unb baS
Coangelium gu prebigen )egK(ber Sreatur " (SRattb.
28, 19. ÜRorc 16, 15), leifieten bie a))oftel in
bem @tnne %ol%t, baß fie natb ber f)immelfabrt
bie eingelnen ©emeinben nid^t al9 SibelgefeU-
fd^aften organifirten, fonbem alS lebenbige iBer-
eine, bie bunb bie a)iofioIifd^ ^^tgt gegrünbet
unb gufammengebalten murbm (Dgl 9laic. 16,20
1 6or. 9, 14 ff. (Bai. 1, 8ff. 2 lim. 4,2
u. f. m.) ; unb für ibr münbnd^efi 9Bort fotberten
fie unbebingten ®Iauben8geborfam (Dgl. SÜm.
16, 17. 1 £or. 11, 2.23. 2Sbeff.2,Uf..
8, 6. 1 lim. 6, 20. 2 um. 1, 13 f.; 8, U|f.|
4, 2 ff.). 9(ud^ nad^bem ber größte Z^eil bei neu«
teftamentlid^ Sd^riften bereits DoSenbet ootlod,
erlofd^ ber Auftrag (Slfnfii , baS (EDongelium ojrf
münblid^em SBege fortgu))Pangen, fo menig, ba|
^aulufi nod( lurg Dor feinem Xobe feinen Sieb-
IingSf(bü(er ZimotbeuS f eierlid^ befcbmor: .SBol
bu Don mix gebart ja^ Dor Diefoi S^ugoi
(8 ^xouaac irap' i^ftou 6t^ tcoXX<i>v {lApruptt'»),
baS empfiebl treuen ÜRSnnem, bie geeignet fein
merben , %ibere gu lebren" (2 Hau 2, 2). SoS
opoftolifcbe Sebromt mar eben nid^t M eine Dot-
übergebenbe, fonbem ptrmtauxdt ^orm bei Se^
Derfünbigung gebadet (DgL Spb- 4, 11 |[.: Ei
ipse [GlffiBtaB] dedit quosdam quidem Apo-
Btolos . . ., alios autem paetores et doeioree
ad oonBummatioxiem Banctonim, in opus mini-
steril, . . . donec oocurramus omnes in unit^
tem fidei) unb gerabe be|boIb mit bem (S^anftna
ber Unfebibarfeit für oQe 3ufunft audgeiüßet
(ÜRattb. 28, 20. 3ob. 14, 16; ügL 3f. 59, 21).
S)a^ aber neben ber mit ber 6<brtftlebre ^nb
in |)anb gebenbm Ueberliefemng (traditio in-
haesiya et declarativa) oud^ für fold^ Zrobi«
tionSIebren Staum blieb, bie fub auS ber beigen
@^rift nid^t begrünben lajf m, folgt ni<bt nur aug
ber relatiDm Südenbaftigfeit ber Sibel, bie tnä»
fad^ nur au§ ©elegenbeitSfd^riftm bcftebt (ogL
3ob.20, 80; 21,25, 9ll)g,l,8. 1 Cor. 11,34;
15, 1 ff. 1 3ob. 2, 21. 2 3ob. 53. 12. 3 3oi.
93. 18), fonbem aud^ atA ber Dom $roieftanti§-
mu8 mibermifiig eingeräumten Zb^tfacbe, ba|
mand^e mi(btige ^ebren unb Uebungen ber Cb^j^en*
beit flcb aud ber @d^rift entmeber gar xdä^t obei
nid^t ftcber ermeif m laffm, g. 53. ber @d^tiftcanon,
bie ®ültiglcit ber ffinber- unb ite|ertaufe, bie
Unmieberbolbarfeit ber Saufe, bie ^idEitoerbinb«
lid^feit bed e))eifeDerbote8 (DgL 9lpg. 15, 29) unb
beS @ebote9 ber 9u|mafd^ung (Dg(. 3ob. 18, U),
bie tJfeier befi Sonntags, bie ^If(bbeit btS (Sf^Uki'
mud. 63 ift bamm nid^t gu Dermunbem, loenn
neueftenS 3ÜI. ffaftan (® ogmatif, Sfreiburg 1897,
74) ftd^ gum ®eftänbni6 gegmungen ftebt : JSM
@d(frif^rinci)) barf nid^t feinblid^ gegen bie forg*
fältige 93eod^tung ber Kribfid^m SntmidKung gc
febrt merben. 92ur auS ibr fann bie S)ogmaHI,
menn fte nid^t b^iHofem SubjectiDiSmud Derfdien
min, entnebmen, mie mir bie unS gegebene Offen«
bamng und angueignen b^ben. . . . Sn unb für
ftcb ift ntd^t auSgef^Ioffen, ba| mir m^ al§ eoan*
geIif(beSbtiftm!D2an^ aufibeuDorangegongenen
g}erioben ber txtdjUxä^n SntmiAung ald eine ®obe
®otteS an feine Stitijt angunebmen b^iben, ob»
mobi ed nid^t birect auS ber beittgm 6cbnft be*
grünbet merbm fann/ (Sgl. befonberd Card.
1945
Xtabitioit
1946
n^ozelm 8. J^ De dmna traditione et Serip-
tora, 3. ed., Bomae 1882; bo)U SdÜinget,
C^riflaitl^um tmb fftrd^, Xegenftburg 1860,
156 ff.; Chr. Peeeh S. J., Praelectionee dog^
matieae l, 2. ed., Fribnrgi 1898, 153 sqq.)
8. 9)U ottd^ri^Ii^ thxätt l^at, beii in ber
adligen Sd^rift niebergclegten @runbf&j^n getreu,
out fot^olifc^ XxabitionSpttnci)) unDerbrfi^Iid^
fcfige^olten unb baSfelbe in Xb^orie unb Ptosis
umuid^fi^tlic^ {itt (»elhing gebrad^t «!Bon ber
oOeinlaen Vntoritftt ber bettigen 6i^rift »ei^ bie
olte Smf^ nid^tS: in bem a))ofbIifd^ unb no(i^«
ot^oftolifd^en S^iiolter toox eil baS trobitionelle
SBort, toel^eS bie ®emeinben fo grflnbete aI8 in
einbett erbtelL ... ^k ^uctorUftt ber Sd^r^t
tubte auf ber Sudoritit ber IHrtbe . . ., bie IHn^e
loar e8, bie ben (Simelnen bie @4rift ald ibr
beUigc« Swb fibergab, ibr (Staube unb Seben
UKtr bie factif(be SuSlegung ber @(brift; bie SBe«
beutung ber &ifj^ als ^tmai M (glaubend
Sie eben ben ftird^englauben DorauS" (ffabnid,
tberif^e Sogmatif II, l.Sufl., Seipjig 1864,
25). „@o bo4 oud^ bie @d^rift ^eftellt ourbe,
fo trat bod^ bad Snfeben ber Siabttion bogegen
nic^ in ben ^intergrunb ; im (Segentbeil fab man
ben ^dretifem gegenäber bie Sd^rift al9 unju«
re{(benb an , biefelben ju brföm^ , xoM nur im
lebcnbigen Snfdmmenbong mit ber fir^Iid^
Ueberlieferung bie €d^rift ibre mabre @telung
bebält unb ibre ri(!btige (bem (Seifte ber IHrd^e ge-
mft|e) Interpretation finbet'' (ff. 9t. ^genbad^,
Se^rbud^ ber S)ogmengefd^id^te, 6. Ilufl. oon
Scnrotb, Sapila 1888, 62). 3um ))ofitioen Se-
veife fo((ber (Seflönbni^e auS gegnerifd^em IDhmbe
iP ffittom nur eine brje @fi))e möglid^. —
a. Unter ben orientalifd^en fftrd^enoStem oerbient
iunid^ $apiafi oon ^ierooolis (um 90 bis
168 n. (S$r.t f. b. 9lrt.), „95rer beS 3obanned
unb Qfreunb oeS $oIt)fart)uS" (Iren. Adv. haer.
5, 88, 4 pCgne, PP. gr. Vn, 1214]), befe-
megen (gttofibnung, meU er nad^ einem bei (Eufe-
btu8 (H. E. 3, 89, 4) erbaltenen gfrogment ben
@rttnbfa| audfinod^ , ba| ^baS aus ben Sfld^
jtt (Erlemenbe (xä Ix tcuv ßißX(<ov) meniger nutf«
Bringenb ifl, oS »aS ber lebenben unb bleibenben
Stimme (td icapoL C(u9V)c ^covrjc xal |i£vou^c)
entnommen toirb''. €t)ftematif(4 bebanbelt finbet
fi4 t^ic XrabttionSfrage fd^on beim bl- 3tendu8
don SQon (g^ 202 n. (Sfyc. ; f. b. 9rt.), ber feiner
gonjen 9Ummg nad^ bem 9RorgenIanbe angebört
SRit @toI) »eist er l^in auf feinen }>erfdnlid(en
UmoDing mit bem bL ^olQfatp, bem Sd^filer beS
SpoßelS äobanneS, unb oerfid^ert, ba| fein Sebrer
,,nut ba§ gelebrt fyAt , toal er kwn ben 9))ofie!n
gelernt botte, mal au^ bie ffird^ fiberliefert, unb
»aS allein mabt ifi'' (Adv. haer. 8, 3, 4 [Migne,
PP. gr. vn, 852]: Sxalicapd twv 'AicootöXcdv
Ifiotdsv, 8 xal '^ ixxX7)9(a irapaSCSaiatv, S xal
f&6va iorlv dXind^. 9I§ botte er fd^n sum SSor«
au8 ben $roteftantidmu8 miberlegen tooKen, fteOt
et bie gfrage : ^SBoS aber, menn nid^t einmol bie
9lpof[eI uns @d^riften binterlaffen bauen? Wülte
man nid^t bie Orbnung ber Srabition befolgen,
bie fie benen überliefert b^ben, meldten fie bie
ffinben anoertrauten? S)iefe Orbnung befolgen
Oiele SBöIfer ber Barbaren, bie an (EbnftuS glauben
obne $apier unb £inte, inbem fte baS ^eil burd^
ben b^iligen (Seift im ^erjen eingefd^rieben be«
fi|en unb bie alte Ueberlieferung forgföltig be*
mabren" (L c. 3, 4, 2 [Migne ib. 855]). 9htr
bort, mo ^bie gSttlid^en d^riSmen binterlegt
finb'', b. b- bei benen, meldte ^bie a))ofioIifd^e
9lad^foIge beftkn", feien «toabrer (Staube unb ge*
fabriofe @d^riftauS(egung ju finben" 0* c. 4, 26, 4
[Migne ib. 1056]). gnbem er eS für gu mdt«
läufig erHört, bie ^^(mtSfolgen aller ffir^en auf-
{Ujübl^"/ i^^xmi er ^ber größten unb ölteften unb
alUetonnten, k>on ben beiben glorreid^fien Spoftebi
$etruS unb ißauluS gu Stom gegrünbeten unb er*
rubteten ffir^e" einen befonbem Sorrang ein:
Ad hanc enim ecclesiam propter potentio-
rem (potiorem) principalitatem necesse est
omnem convenire ecdeeiam (I. c. 8, 3, 2
[Migne ib. 849]; )ur Siteratur über biefe be-
rübmte Stelle ogl. 93arbenbemer, $atrologie,
greiburg 1894, 125 f.). 92eben (EufebiuS (ogL
Demonstr. evang. 1, 8, 1) b^bt ber bl« Spi'
liboniuS oon @alamiS (gefl. 403 ; f. b. 9rt.) bie
(Sleitbfienung ber Zrabition mit ber SBibel beroor,
inbem er fd^reibt: Aetd^xalitapaS^aetxtxP^o&at,
oä if^p icdfvta dicö Tijc fteCac TP^^TJc ouvatac
Xa|ißd(vsa6ar 8t& tk ^^ iv ^pa^aic, tk tk iv
icapadöoei icap^Scoxav ot Sr(va\ AicoaToXot (Haer.
61, 6 [Migne, PP. gr. XLI, 1048]). SBemt
bem bL SapuS überbauet ber (Srunbfa^ b^
mar : ^9BaS bie bettigen SBSter unS gelebrt boben,
baS tbetten mir benen mit, bieunS fragen" (Ep.
140, 2 [Migne, PP. gr. XXXn, 588]), fo gibt
er inSbefonbere auf ben Sorbalt, ber bosologifd^e
3ufa| ^mit bem beiligen (Seifte" (aljvTcptcveojtaTi)
fei ber SBibel fremb, bie treffenbe Sntmort : „aSenn
nid^tS SnbereS angenommen mirb , maS nid^t in
ber @d^nft ftebt, fo f oS aud^ bie| nid^t angenom-
men merben ; menn aber bte meiflen (Sebeimniffe
(tflL icXfitbra Tcüv (luonxwv), obne in ber @(brift
)u fieben, bei unS Snnabme fmben, f o moUcn mir
mit fo mand^em Snbem aud^ bie^ annebmen ; id^
balte eS aber für apoftolifd^, aucb an ben nid^t in
ber @d^rift ftebenben ueberlief erungen feftgubalten''
(De Spir. 8. 29, 71 [Migne, PP. gr. XXXn,
200]). SuSbrüddid^ oinbicirt er ber götttid^en
Irabition ^baSfelbe Snfeben* (djv airrfjv io^ov)
mie ber bettigen @d^rift (L c. 27, 66 [Migne ib.
188]). (Sine lurge Sufammenfoffung ber Sebre
ber gangen gried^fd^en ^trifiil gibt ber bl. 3o*
banneS oon 2)amaB€u8 (f. b. Sri), ber lebte grie«
^if d^e ffird^enoater, menn er bemerft : "A^pa^o«
de ivnv f irapdidoatc aCrr) tu)v 'Airoor^Xcov * icoXXd
foip dfpa^oic ^fi^v icapi6a>xav (De fid. orUiod.
4, 12 [Migne, PP. gr. XCIV, 1136]). — b. 3m
Ocdbent entrollt unS ber erfte lateinifd^e Sd^rift-
fteller, XertuOian (f. b. 91rt), genau baSfelbe 8ttb ;
1947
Stabition.
1948
itm unfierBIid^eS SBerl De praescriptionibus
laereticomm ift ganj bem maä^totifi beS lot^o«
Iif(^en £rQbition8))rinci))fi getoibmet. SHeftin^e,
Don Anbeginn im unüerlierbaten 99eft( bet SBo^r«
]^^ Dermag fraft \fyct& unDeränlerltd^en Ißrä-
fcri])ttondred^ted ieben l^öretifd^en Eingriff auf il^n
Cigentl^umfttitel fiegreid^ abguf dalagen: «SBenn
bem fo ift, ba^ unS bie SBal^rl^eit )uerfannt toetben
mu^, bie tote in berjenigen Stegel oer^rren, meldte
bie Ihrd^e oon ben Slpofleln, bie apo^el oon
e^ciftuS, S^riftuS oon ©ott em)>fingen , bann ift
unjer Soj; bargetl^on, ba^ bie ^ötetiler )ur SBe«
tufung Quf bie ^eiligen @d^riften gar nid(|t )U}U«
laffen {inb: mir Bemeifen \a ol^ne Sd^rift, bo^ fte
nid^t bet Sd^rift ongel^ören" (De praescript. 37
[Migne , PP. lat. 11 , 50 sq.]). S)ie ätefor-
motoren fönnte er nid^t em))finblid^er abfertigen
oß burd^ ben Sq^: <,9lid^t auf bie @d^rift mu|
man jtd^ berufen^ nid^t in fte ben Streit oerlegen;
benn ba ifl fein Sieg, ober ein unftd^erer, ober
beibeS ift unftd^er. Senn menn aud^ bie Sd^rift-
benu|ung nid^t bal^in fiil^rt, beibe Parteien gleid^-
jufteOen, fo oerlangt fd^on bie Orbnung ber
S)inge, bag bie und jiej^t befd^äftigenbe gfrage erft
oorgelegt merbe: SBem lommt ber ®Iattbe felbfi
)u? SBem gel^dren bie Sd^riften? 93on mem unb
burd^ toen unb meldten ift bie ®laubenfilebre,
burd^ bie mir Sl^ften ftnb, übergeben morben?
3Bo {id^ bie äBo^l^eit ber Se^re unb befi d^rifi-
lid^en (SlaubenS ^nbet, ba ift aud^ bie SBal^rl^eit
ber Sd^rift unb i^rer SluSlegungen unb oQer
d^tiftltd^en Ueberlieferungen" (1. o. 19 [Migne,
ib. 81]). 2)er gleid^e (Srunbton Hingt in ber f^folge-
jeitmeiter. Som 1^1. SluguftinuS fyii man ben be»
rül^mten €|)rud^: Ego vero Evangelio non
orederem, nisi me catholicae Ecclesiae com-
moveret auctoritaa (Contr. ep. Manich. 5
[Migne, PP. lai XLH, 176]). ®ie fhrengen
(Srunbfö^e beS 1^1. ^ieron^muS ftnb befoitnt ge-
nug (ogl. barfiber SSarben^emer 438 ff.). Sine
befonbere ^eroorl^ebung oerbient aber nod^ SSin«
centiuS oon Serin Q. b. SHrt.), bejfen 434 oer-
fo^ed Gommonitorinin (Migne, PP. lat. L,
637 sqq.) einen fortlaufenben Sommentar jum
ZrabitionS)}rinci^ bilbet. (Segen bie eingebiftete
^Suffidena ber Sd^rift'' rid^tet er bie meife »e-
merfung: ^3)amirb oieOeid^t (Einer fragen: 9BeiI
ber (Sanon ber Sd^rift ooßfommen ift unb fflr
fid^ SU 9(0em mel^r alS genügt, mogu foD man bie
auctoritüt bed fird^Ii($en SerftönbniffcS bamit
oerbinben? SBeil nömlic^ bie beilige Sd^rift ge-
rabe megen i^rer Xiefe ntd^t Me in einem Sinne
üerfte^en, fonbem il^re 9uSfprüd^e ber (Eine {o, ber
9nbere anberS erllört, fo ba^ fajt fo oiele SRei-
nungen barauS abgeleitet merben lönnen, atd eS
SRenfd^en gibt (quot homines , tot illinc sen-
tentiae) S)arum ift ed fe^r ttot^menbig,
toegen fo großer unb mannigfaltiger Srrtpmer,
baf bie 9li(^tfd^nur ber |)ro|)betifqen unb opo*
ftolifd^en Auslegung nad) ber 9lorm beS ftrd^«
iid^en unb fatbolifd^en Sinnes (secundum eecle*
siastici et catholici sensiui nomiam) geleitet
merbe'' (Common. 2 [Migne 1. c. 640]). Xlfi
jhiterien göttlid^er Srabition galten i^m brei:
tiniversitas, antiqoitas, consensio (f. u. n. Y).
3n ben fo Haren tote entfd^ebenen (8runbf&|enStn-
centiud' oon Serin l^aben bie not^folgenben 3tit-
alter lebiglid^ bie alte (otl^olifd^e Se^re über bie
Xrabition miebererlannt (f. b.Snal^fefeinefiSBerfeS
bei J. Fessler- Jnngmann, Institutionee Patro-
logiae U, 2, Oeniponte 1896, 105 sq.). —
0. 2)er |)atripifd^en X^orie entf)>rQd^ t)on SItert
ber bie f ird^Iid^e ^asifi / bie f d^on in bem be-
lannten (gntfd^eib bed $at)fteS Step^nuS gegen
(SQprian (f. b. 9ri), ben unoorfid^ttgen Sefhreiter
ber (Sültigleit ber ffe^ertoufe, jum SuSbrud fam :
Nihil innovetur, nisi qnod traditom est
9ud^ bie oom 9lt))toteftanti3mud onerfannten
fed^ erften bcumenifd^n S^noben ftü|ten fU^ bei
il^ren bogmatifd^n Sntfi^ibungen me^r auf bie
ai)oftonf($e Ueberlieferung att ouf bie f^tüigt
Sd^rift. 9lad^ einer ^mc^ng beS ^L gt^ana(iug
^p. ad Afros 6 [Migne, PP. gr. XXVI,
1040]) beriefeit {id^ bie }u !Ri€äa im 3. 325 oet»
fammelten Sifd^öfe )ur Sted^tfertigung bed 6}lo-
ouoioc <,auf baS 3eugni| ber SBäter* (Ix Traxe^v
IxovTEc t9jv (i.a(>Tup(av). Sie er{k Si|ung beS
SoncilS oon (Ep^efuS 481 begann mit ber Ser*
lefung oon ^Sd(|riften ber beigen unb gotteS«
furd^tigen ißater unb »ijc^öfe'' (Mansi IV, 1 184).
^uf ber SQnobe Don (S^alcebon 451 brad^en bie
SondlMter, nad^bem bie Epistola dogmatica
be8 $a))fte8 Seo b. (8r. an SfloDian (f. b. 9rtt.)
atr iBerlefung gefommen mar, in ben begeifkrtcn
atuf aus : «,2)aS ift ber (Slaube ber Wttt, bod
ber ®Iaube ber 9())ofter, unb oerurtbeilten bem-
gemäl bie SRonop^Qftten unter ^äerufung »auf
bie beiligen Söter'' (f. Denadnger n. 134). S)en
b9}antinifd^en SBilberftreit Oecmod^te baS smeite
9licünum 787 nur ^auf bem föniglii^en SBege
ber SBftterlel^re unb fird^Iid^en XrabÜion in aOer
Sid^er^it" }u fd^Iid^ten , augleic^ baS 9nat^
über benienigen auS{)ntcbenb, ber ,,)ebe Xrv^ition,
gefddriebene ober ungefd^riebene, oermirft" (f. Den*
zinger n. 243. 249). Sel^nlicb DetfuJ^ren oOe
nad^folgenben S^noben, bis ber Xrienter IKrd^en«
ratl^ nod^ einmal in f eierlid^er gform, mie boS gute
SRed^t ber l^igen Sd^rift, fo baS ber XrabUion
lel^mflid^ f efkfleQte (Bi qtiis antem libros . . .
pro saoris et canonids non susceperit, et
traditiones praedictas sciens et prudena
contempserit, anathema sit ; Sess. IV, Decr.
de can. Script. [Denzinger n. 666]). S)(^Sati«
canum enbltd^ fyxt, hvcc^ bie mieber^olte ^tonung
ber (Sleid^berec^tigung oon Sd^rift unb Xrobiiion,
ben ununterbrod^enen Sel^rtufammen^ong ber (e*
benben Oegemoart mit bem URittelalter einer« unb
ber apoftolifc^enllrlird^ anbererfeitSnod^matt jum
ftd^tboren ^uSbrud gebraut 0. Vatiean. Sees.
lU, cap. 2 et 3 [Denzinger n. 1636. 16411).
(93gL nod^ fyxcmd, Se^rbu$ ber S)ogmengef(!bi4^
I,3.«ufL,8freiburgl894,152.819if.;
1M9
Xtabltion.
1950
Utg, Se^tBttd^ her ^ogmensefc^td^te I, Srlongen
itnb Seipjie 1805, 95 ff. 828 ^.; n [1898],
1 ff« ; OL SBinBer, S)er £rabitiond(egriff bd» Ur-
(^ftcnl^mS US Zerhinian, Vlflnd^m 1897.)
4« liebet bo9 l^i{iorif<l^-poIemt[4e Srgument
aus bec Oefd^i^te befi proleftantifd^en @(^ft-
(mncipeS f. u. n. YII.
nL UnsttIftnoH(i^(eitbetXrQbition
ali obetfler (Slaubendieget. SBie bie
SteformatDren bie ^tülq/t @d^rift,Jo ^tten bie
anfanget beft )93alentinu8 (f. b. mrt.) i^re ge«
Reimen Ztobttionen }ut einjigen unb ^bäfiitn
SbrabenSnonn erhoben. Suc^ bie Sanfeniften
uwrhi infofem «^umgete^rte fßroteftanten", old fie
mir bie gef (^riebene Xxabition old Xrabition
unb (SlaubenStegel gelten liefen unb fo «ben
alten unb neuen $roteftantiSmu9 Don ber SBibel
auf bieZtobiiiottfibertiugen'' (Sd^eeben 1, 163).
Sei folc^er (Eng^eit bet SBegriffSfoffung »ieber-
^olen unb laufen fi(^ aber bie S^^i^fi^ci^^/
torlc^e ba9 protejiantifd^e ©d^riftprincip in [t(^
birgt — 1. Der meitaud großen ÜReqrl^it ber
Cbnflen, inSbefonbere ber gugenti^unb arbeitenben
Seodtlerung, ift bie Zrabition nod^ nte^r alS bie
(eilige Sd^rift einfod^ ungugönalid^, moS in t>tt»
fd^ärftem aRa|e inSbefonbere fiir baS Stüalttx
uor erftnbung ber SBud^brudCerfunft }ugetroffen
ifl. 9bcr felbft bie ®ebi1beten befinben fic^ laum
in einer günjHgem Sage. Wü|ten fie, um }um
(Slauben )u gelangen, erft bie S)enfmäler ber
Sorseit bun!^fdrf(i|en, fo loären fie megen ber er«
brüctenben Stofffülle ba)u Derurt^It, geitlebend
im Unglauben ober religiöfen Streifet ftecfen
US bleiben. @^on baS Stubium eines einzigen
iKr^cmKiterd, 3. 9. beS (t. SuguftinuS, üermag
ein gonjeS Seben auSguffltten; gnm Sii^tit ber
trobUion9mä|igen gefifteäung eines einjigen Sog«
maS l^t ber Xl^eologe oft eine Stiefenarbeit vi be«
toältigen, oon ber er flc^ beim SRongel an ourd^«
f^Iagenben Socumenten ober negen neitmeilig
eingetretener IBerbunlelung bed @(auben8ben)u|t«
feinft nid^t immer Srf olg Oerfprid^t. Sßer foQ in
folgen ^dllen ben Smeif el nieberf dalagen, tott ben
Streit fddlid^ten? S)ie Xrabition felbft oermag
d^ j|a ebenfo ttenig aut^entijc^ auSjuIegen toie
ie SibeL golgtid^ mug e« über ber SBibet unb
Xrabition nod^ eine l^öl^e, gottgefe^te ^nfian),
bie iKrc^e, geben, loeld^e nidfit iVoat über baS SBort
(BotteS Jelbfl }tt (Serid^t fi|t, mlfl aber baSfelbe
in unfel^Iborer Sel^it»ertünbigung mtdoritatiD
auslegt.
2. SBie man unterfd^iben mu^ )»ifd^en cano-
nifc^en unb opocrqp^en Soangelien, fixten unb
gefdlfd^ten Sibeln imb SBibelüberfe^ungen, f 0 aud^
)mif4fen äd^ten unb un&d^ten, unoerfel^rten unb
gefälf^ten XrobitionSurfunben. 3n ber Zl^at
(trculirten fd^on in ber Urfird^e unter ben @no-
flifem, Sbitiflft^/ Ouartobecimanern u. f. m. un«
Ad^te Ueberliej^ngen, bie man fälfd^Iid^ auf eine
opoftolif^e Öe^eimlebre ^urudffü^rte (über bie
pfeiibo«apoflonf^en Sd^riften ogl. IBarbenbetter
E
23—32). 3a(Iteid^< <mbere Sd^ften, mie bie
oon S)ion9fiu9 Sreopagita unb $feubo-3ftbor (f.
b. 9rtt), totld^t nod^ jur Seit beS aRittelaUerfi in
l^d^ftem Snfeben ftonben, finb erft in neuerer
3eit als una^t ertannt morben, »ie benn über-
(au)>t bie fritifd^ Si^tung unb Aufarbeitung ber
altdSirifilid^en Siteratur eine ber fd^mierigften unb
bringenbften Aufgeben ber geitgenöffifd^en SBiffen«
fd^f t bilbet. @oO bie Xrabition aber eine untrüg«
lid^ CueOe unb 9lorm be§ ©laubenS barbieten,
fo mug erft ibre «ed^t^it unb UnDerföIfd^tl^eit
unjmetfel^aft feftfte^en, eine Aufgabe, »eld^e bie
Iritifd^e SBiffenfcbaft aOein nid^t Idfen lann, am
aOexioenigften ben ttntoijfenben unb Ungebübeten
gegenüber, benen ber ridjitige SRa^fiab }ur 99eur*
t^eilung ber burd^ bie Ihitif gemonnenen StefuI«
täte Mit. hiermit foS notürli^ nid^t gefagt fein,
ba^ bie ftird^e im Staube fei, bie (Sin3eli>robIeme
ber fritifd^en SBiffenfc^aft burd^ einfa^en SRod^t«
fprud^ }u Idfen : mo^I aber oermag fte über ben
Sn^alt einer Sd^rift, gleid^Diel, oon mem unb
toober fie ftammt, ibr unfebIbareS Urtbeil ab}u«
geben unb über beren Ort^obosie ober ^eterobosie
auctoritatio )u entfd^eiben.
8. Selbft unter 93orau3fe^ung bed SoIIbeftM
ödster unb unoerfölfc^ter XrabitionSfd^riften bfei«
ben biefe mand^mal in ben U)id^tigften S)ogmen
oielfac^ unbeftimmt, in Spxai^t unb AuSbrudt
bunfel unb mi^oerftönblid^, unb goar um fo mel^r,
ie Otter fie finb, b. (. ie mebr fie einem 3<italter
angeboren, »eld^em baS fird^Iid^e Sebramt burd^
genauere Sprad^« unb Segriffdformeln (termini
technici, tesserae fidel) ben ooOen Sulfit einer
XrabitionSIe^re nod^ nid^t erfd^d))fenb erfd^Ioflen
l^tte. Aus biefem ®runbe bereitet namentlid^ bie
oomicönifd^e $atrifti( bem 2)ogmati(er jumeifen
nid^t geringe Verlegenheiten. 2>ie ®efabr unrid^
tiger Auslegung Don Söterfd^riften mirb bef onberS
grefl beleuchtet burdb ben )n)eimaligen Streit, ber
im 4. unb 6. Sal^r^unbert um OrigeneS (f. b. Art
Origenifteuftreit) entbrannte; femer burdd bie be»
rübmte 93erfdbnungSfcene, meldte ber fjji At^«
nafiuS unter ben Sifd(|öfen ber SQnobe oon Ales«
anbrien 862 ^erbeif übrte, f omie burd^ ben mono))b9«
fttifd^en SDtigbraudb ber e^ria^tcben gformel Una
natura Verbiincamata; enblicb burcb bie über«
mütbige Snonft^rud^nol^me beS bt AuguflinuS oon
Seiten ber Saianer unb Sanfeniften. 2Ber foS
nun, mo oerfd^iebene Auffaffungen um bie $alme
ringen, ben magren Sinn ber Ueberlieferung enb»
gültig fe{tfte!Ien? 9itd^t bie SRönner ber SBiffen«
fd^aft, benn biefe liegen ia mit einanber im Streit
Aucb nid^t bie Xrabition felbft, benn biefe ift an
ftd^ ebenfo ftumm mie bie 93ibel. SBenn fid^ mit
ber obiectioen Zrabition alf 0 nid^t bie actioe Xra«
bition ober, maS baSfelbe ift, baS unfebibare fird^
Iid(ie Sebramt als l^öbereS Clement terbinbet, fo ift
ein fefteS gfünoa^rl^alten ber überlieferten Offen«
barungSmabr^en auf g5ttlid^em ®IaubenSgrunb
nid^t m5glid^. ^So bilben bie beiben 9Romente,
ber überlieferte ®IaubenSinbaIt unb bie Art unb
i»58
Xrabition.
1954
Sic meifkn Se^ leiten juibem, bun!^ inftinct«
Ö^ung bdPQJ^, in ben ))raftif(i^en Uebungen
ttgli^ni SuttuS fort : qu8 bem Xouffombol
(ntaritfclte fU^ baS ©laubenSffmboI, unb bie lex
mpplioandi golt )ugleid^ olS lex credendi (Ugl.
IFattenbnfc^ , S)od a))oftoIi{(i(|e S^mbolum I:
ftnmbgc^t befl Xonffi^mbolS, Setpjig 1894;
II: Serbreitung unb SSebeutung bed XQufffimbott,
Sci)>gig 1898)« stimmt man enblid^ nod; (in^u,
ba| bie fiif(^ troj^ ber tpl^mtan Srfd^einung ber
Unonbiddplin (f. b. Slri) üon einer Unterfc^ei-
bnng )iD{f4cn efoterifc^er unb (soteri[d^er Sebre
nid^ »iffen »oOte, fonbem ibre gan}e Ueber-
lieferung unter Senoerfung (eber (Skbeimlel^re bem
Muften Zageäicbt ou8fe|te, fo begreift man, ba^
owl^ einjtcbtige ^roteftonten einer mit fold^
Sürgfcbaftcn umgebenen Xrabition ein überaus
bo^^ tpenn aud^ rein menfd^Ii(^e8 Snfel^en bereit-
miOig guertennen. Xreffenb fogt ®utberlet (^o-
logettl m, SRänfler 1894, 227) bie oorftel^enbe
9^e{9fübnmgolfo}ufammen: ^2)er ganje Sba-
cafter ber ftird^e ift ein burd^ud confemitiDer:
iffeine Neuerung !* gfeftbalten om Ueberlieferten
ift ber ®nmbt9))u9 ibrer Se^re unb $ra£i8, ber
ftd^ unter bem (Sinflu| beS Xrabitionfiprincipd
|um tSfdl unbettm|t ober infiinctmägig audgebilbet
bat S)iefer X9pud bel^enfd^t fo febr bo9 Krd^Iicbe
6Qf}em, ba^ nid^t feiten notl^menbige 9}erbef[e"
Hingen l^intonge^Iten merben. S)er confett^otioe
Cboratter bat nidSft feiten eine 9rt Stagnation in
firj^lid^ fireifen (emorgeruf en ; er ift )um Xl^eil
Urfacbe, ba| ber miffenfd^aftlt<|e Sifer bei ben
^oretifem fiib energifd^er entfaltet b^t als in ber
Kir<be. 6in foId^eS, faft bis jum ÜRigbraud^ ge-
triebenes Bfcfib^Iten am Ueberlieferten mag per
aocidan» mond^ 9tad^t^eile im ® ef olge baben, aber
für bie Keiner^altung beS ®IaubenSbe))ofttumS
lami eS tein mirffamereS natürlid^ ÜRittet geben/
2. 3^ biefem menfd^Iid^en @d^u|e fommt aber
ber g5ttli<^e 93eiftanb ergönjenb unb DoSenbenb
^nju, inbem er bem a|)oftoIifd^«fird(|Iid(|en lieber*
ReferungSfd^t audd feine übematürlid^ Steinzeit
»nb UnDerfe^rtl^it ftd^ert. S)er l^eilige ®eift, ber
ben mbftifd^en Seib Sbrifti fort unb fort belebt
(ögL 30^. 14, 16 f.: 16, 18; 17, 20. 1 lim.
8, 15) unb burd^ feine Slffiftenj in ®IaubenS-
imb Sittenjad^en Dor ärrtl^um bemabrt, prägt bie
noiflrtid^e (SHoubmürbigteit einer fird^Ud^en Sebr*
Vorloge gur übematürlid^en um unb ergebt baS
ungejd^riebene SEBort Sl^rifti unb feiner 9))ofteI
ßr felben SCDürbe unb Suctoritöt mie baS ge-
triebene ®otteStDort (Ogl. Tertull. De came
Ohristi 2 [AGgne, PP. lat. U, 756] : Quod
traditum erat, id erat yerum, ut ab äs tra*
ditom« quorum fuit tradere). S)al^er „^tx^i fte
traditio divina nid^t blog in materieller Se-
fiel^ung, infofem \\t gbttli^ geoffenbarte Sebren
enthält, fonbem aud^ in formeller ^infid(|t, info-
fcm biefe Sebren Don ber Aird^e unter göttlid^m
Scifionbe getreu fiberliefert worben finb" ($. ^le
HMcnbsieon. XL 2»9(nff.
n, 418). S)iefen fatl^olifd^en 6tanb))unft, ber
bie Um)ertt>einid^Ieit ber Xrabition primär auf
ben S3eifianb beS briligen ®eifieS jurildtffiH ^e-
acbten freilidft alle bie proteftantifd^en ©elel^rten
Diel in toenig, toeld^ entmeber ,,bie äd^ten mflnb"
lid^en Ueberlieferungen" nur bis «)ur SRitte beS
2. äabr^unbertS" fub erfhedten, oon ba ab iebod^
«,ber bierard^ifd^en SBiKffir Xbor unb Xbür ge-
öffner fein taffen (gfr. 9ug. SB. 92i^fd^, Se^bud^
ber eoangelifd^ SogmatU, 2. 9ufL, Sreiburg
1896, 245), ober aber arunbfä^Iid^ erflären: M
ift einfad^ unmöglid^, Da| münblid^e Ueberßefe-
rungen ftd^ Sabrbunberte l^inburcb um)eräid>ert
erbalten ; baS gilt aud^ Don ber apofblifd^en . . .
2)0]^ bebeutet baS Sted^t beS eDangelifd^ ^ßrin-
ripS baS Unred^t beS XrabitionSprincipS : beibe
fd^Iie^en ftd^ auS" (Otto ^ödOer, ^bud^ ber
tbeologifd^en Sßiffenfd^aften m, 8. ^ufl., ÜRun-
d^en 1890, 441).
y. S)ie Kriterien ber «ed^tl^eit ber
Xrabition. Unter beftönbiger S3orauSfe|ung
beS ^uptaiiomS, ba| ber l^eilige @eijt bie ftird^
Sbnfti, als eine „Säule unb ®runbDefte ber
SBabrbeit", gu {einer S^xt im @tid^e Iä|t unb
ftetS Dor ärrt^um im ®Iauben unbefledEt bemal^rt,
barf man )um Qmtdt ber ^bfd^eibung rrin menf d^
lid^er Xrabitionen Don ber apoftolifd^öttlid^
UeberlieferungSlebre tUoa folgenbe Siegeln ouf«
fteSen. — 1. £ine Don ber gegenn>ärtigen ®e*
fammtfird^e als ®IaubenSfa^ begeugte uid) an-
genommene Sebre lann nur auS göttlid^er Xra-
bition ftammen ; benn märe fte fdfd^ ober bIo|e
„ÜRenfd^enfaj^ung", fo tourbe bie gange ffird^e,
lebrenbe mie l^örenbe, im ®Iauben inen, eine
Sinnabme, bie mit ber Snbefectibilität unb 3n-
fombUüät ber ftird^e (f. b. 9rt YH, 493 ff.) im
SSBiberfprud^e [tebt (DgL Iren. Adv. haer. 8, 8
[Migne, PP.gr. Vn, 848]; Tertull. De praesor.
28 [Migne, PP.lat.Ii; 40}; S. Aug. De bapt.
2, 8 [Migne 1. c. XLHI, 181]). ISincentiuS Don
Serin f ormulirt biefeS Kriterium alfo : Sequemor
autem universitatem hoc modo, si hanc unam
fidem veram esse fateamur, quam per totom
orbem terrarom confitetnr Ecclesia (Com*
monit 2 [Migne, PP. lat L, 640]). §ur ben
©laubigen 1^ in fold^em gfaDe ber SRüdtgriff auf
ben ®Iauben ber SBergangenl^eit fein bogmatifd^eS,
fonbem nur ein toiffenfd^aftlid^ 3uteref[e. ^0ür
ben ^öretiler, meld^er ooS lat^olifd^e lßrind|) ber
Xrabition Dermirft, bleibt, um ibn Don bem apo-
ftolifcben Sbarafter beS Snl^tS ber (ird^Iid^en
Xrabition gu übergeugen, nur nod^ ber SemeiS
burd^ biftonfd^e Xrabition übrig, meld^ aller>
bingS in Diel geringerem Umfange, aber bod^ t^-
fäd^Iid^ beguglid^ rineS XbeileS ber (atl^oltf^en
Sebre, namentlid^ begüglid^ beS !ßrind))S ber lat^o-
lif^en Xrabition felbjt unb bamit inbirect für
ibren gangen SnbaB, mirif am gef ü)^ merben bnui^
(Sd^eeben 1, 168).
2. Sine ®IaubenSle]§re, meldte baS gange SIter«
tl^um auf i^rer @eite l^at (g. SB. ®ottl^t (S^vJjix,
62
19SS
Zrabitiüti.
195«
Zrinitat, StK^fHe), fami nur gSttlU^en Ur»
f^minge« fein, ba Me beiben ÜRetfmote ber 3n*
befectibilitfit tmb 3nfaatb{Iitöt als immanente
Sigenfd^en ber tMl^ ml^äriten unb bei Iteilifle
Ofiß in leiner 3eit t)Dn i$r mei<l^en fmmte (Dgl.
Iren. Adv. haer. 8, 24 [Ifigne, PP. gr. YII,
966] : Ubi enim Eoclesia, ibi ei Spirrif» Dei,
et ubi Spiritus Dei, ibi Eecleeia et onmig
Eatia: Spiritus autem verilasX S)er befannte
mon SimenAud' lH)n Sertn: »Id teneamus,
quod nbique, quod semper, qaod ab oomi-
bns ereditom est; hoe eet etenim yere pro-
prieque eatholionm (Gonunonit. 2 [Migne»
PP. lai L, 640]), ij!, faBS man bie btei SRer!«
male ber imiTersitas , antiqmtas, censensio
CDimlattt» nimmt, {e{6[toerf!&nbli(^. SBflrbe er aber,
nrad SincenttuS nbngenS felber niäj/t üfxt (ogl.
1. c. 8), in ej:dnfu»em @inne i^anben, infojem
lein Sogma als öd^t apoftolifd^ gelten Idrnite, bod
nid^ {cne bvei SRerfmoIe ^uglric^ on fi(| trüge, fo
tDdre ber Sonon falfd^, toeil tJ^tföc^Iic^ niddt alle
Sogmen (g 9. bie unbefledte SmpfSngni^, po^p^U
Rc^e Unfel^rlbarfeit) aHerortft nnb j[eber)eit im
odualen Seimi|tfein ber ®efammtfini^e kw^anben
»arm. SS fbibet tAtfmtp, nxi9 fd^n oben (f. o.
B. I, 4) betont lonrbe, im objectitien Gange ber
Zrabition eine organifd^e ^rtbilbnng beS ber
Subftang nad^ unDeränberlid^ @IaubenSbe|>o*
fitum« burd^ bie fird^Iid^efiebrt^gfeit unb tbeo«
Iügi{(^ aßinenjd^f t ftott, bie ie nac^ ben Sebarf«
nlffen ber ^eit ju Sogmenbilbungen treibt (bgl.
Vineeni Lir. 1. c. 22 [M igne I. e. L, 667] :
Badern tarnen, quae Adicisti, doee, ut cum
iReas nove, non dieas nora). 3)egl^alb bilbet
baHSRerlmal ber antiquitas, gerabe toie bie uni-
versitas, fc^on für ft(^ aKein ein ft(^ere§ Ihitertum
ber 9ed^^t (»gl ed^eeben I, § 28; ®ittber(et
in, 262 f. ; Franzelin (bes. 24).
8. Sine twn ber gangen ffird^e anerfannte tmb
beobad^ete Uebung ober Se^re, bie il^ Statur nad^
nur ®ott felbfi jum Urheber ^ben fann, beml^
auf g&ttlid^r Iteberlieferung (j. ». bie fftnber-
loitfe, 3)i9))en8 ton @e{iibben, Söfnng beS matri-
moniom ratum). @onft mfi|te man fagen, bag
bie JKrd^e Sl^fii Den MrberUi^em Jrrt^um ge-
fd^bet nnlrbe unb folgli^ aufgel^drt ^ätte, bie
mal^e fftri|e )u fein ; bieg n)iberf|>rid^ aber ber
Se^re unb Ser^ei^ung S^ifli fe!ber, ber feine
JKrd^ auf einen $dfen gegrünbet 1^ unb bei {^
bleibt ^afie Zage m an"» (Snbe ber SBelt"*.
4. Sine Seigre, meld^ bie Mrd^tKiter in i^
eefammt^it ober Ste^beit für göttltd^ lieber-
lieferung erflören, inbem fie ben contrabictorifd^ien
®egenfo|f gleid^tig bffentlid^ a!8 {)ärefie üer«
bammen, ift ald ä^t a^ofioli^e Srblel^e anju»
nehmen (üg(. Tertull. De praescr. 28 [Migne,
PP. lai n, 40]: Getermn quod apud multos
inTenitur unum, non est erratom, sed tra«
ditum. Audeat ergo aliquis dicere, illos er*
rasae, qni tradidenmt?). S)er £onfen§ ber
Söter i{l nid^ «nbere« a» ber Siber^ ber
fird^Iid^n 8e|ct)erfiinbigiimg, bk fcIber ni^t mc^
als Stimme ®otte9 gelten fönnte, »enn il^ <&40
3rrtbfiniIi4feS berid^ete (t>gL 8. Aug. Contra
Julian. 2, 34 [Migne, PP. lati XLIV, 698] t
Quod invenerunt in ^oelesia, tenuenist)
quod didieenint^ a PatribuB aeeepennit^ hoo
filiis tradidemnt).
5. 2>ie (BUmbenStrobition einer $articular«
Rrd^, bie, t>on einem ber »mblf Vpoflel (einfd^iet*
lid^ bed bl* $auIuS) gegrünbet, in ber SrntSfoIge
ibrer Sifd^öfe fid^ bi« (inauf ja ibran erften
wmibtt jurüdberfolgen li^t, mit d^cmois bit
eifd^ofdßü^e Don (Sti^efuS, Corint^, Sntiod^
nnb 3erufalem unb ^e bie Cathedra Petri jn
Slom, bot a» däft opofleßfc^ su gelten (ogL
Bellann. De Tsrbo Dei 4, 9 : Id tandera sine
dubio credendum est ex apottoliea tradiüoDe
deseendiese, quod pro tali habetur in ülit
eeelesÜB, ubi est integra et eentinuata ab
Apostolis Buccessio). 2)er Zrabition ber r5*
mifd^oftoHfd^en iNid^e aber gebu^ auf (Srunb
bed pOppii^en ^mate« ein gon) befoabered In»
feben, laxA au^er 3ren&uS (f. o. n. U, 8, a) f d^
ZertuSian geltenb mad^CDepraeeer. 86 [Migne,
PP. lai n, 49] : Habes Bomam, unde Dobia
quoque auctontas praeeto est Isla quam
felix Eeelesia, eoi totam doetrinam Apostoli
euni sanguine suo profademnt; ulri Pietm«
passioni dominioae adaequatur, ubi Paulus
Joannis [seil. Baptistae] exitu eoronatitr).
(Sgl. @d^ben I, § 28, n. IV; baju % S. «n^
brieft. Cathedra Bomana ober ber apopolifd^
Se^rprimat, Slaina 1872.)
6. SBenn eine Uebung noebtneifind^ mcber bvr^
ben römifd^ fjßapft noif burd^ ein ficumenlfd^
Sonett eingeffil^rt mürbe, obf^on biefelbt ibrer
9}atur nad^ non ben fird^lid^ Organen bAttt ein»
gefübrt merben fbnnen, fo ift biefelbe gtoor ni^bt
gbttfid^r Einrichtung, tooffl aber apo^fif«^
nrfpmnged. S>ie Xicbtigleit beS Kriteriums er-
gibt fid^ aus bem ^faftptionSbegriff, ba intcr
ben gegebenen Sebingungen fein anberer ttTf)|ntng
benfbar ift (bgl. S. Aug. De bapt. 4, 24 {MigaB^
PP. lat XLin, 174]: Quod unirersa tenel
Eeelesia nee Coneilüs instituhun, sed aempef
retentum est, nonnisi ouetoritate apostoMca
traditum rectusime cre^tur). Seft bogegcn
bie IRatur einer Hebung eine \päint alS bie opo*
ponfd^ Seit DorouS (g. 9. Sef u(b ber itatofembrn«
Ihr^rfhrafen), ober tfigt fid^ ber Seitpunft i^rtr
Slnfubrung ^iflorifd^ befümmen (toie beim f$ro1fii>
leid^namSfeft), ober ift fie nur in chier (larticHlore«
mrd^ ^mifd^ Ö* 9. bie t>ier »i#otionen). fo
bat man e9 mit einer rein firc^K^en iSnri^^^rimg
(traditio humana s. mere ecciesiastica) fu
tbun. S)te SBaJ^r^eit beS ledern Kriteriums liegt
auf ber ^nb.
Sorfiebenbe Stegein Rnb sunfid^fi für ben ®f
braud^ ber Zbeologen fottrie für bie ber vnfebl«
baren Sebren^cbeibung bonrnSgci^enbe, rein meitfdb*
lid^ Zbätigfeü btS SlaubenStid^erS brre^:
li>57
Ztabitioiu
1958
beim bttfcr kotf jß nid^t imd^ freiem IBelieben,
fonbcm lutt in fhtnget iSeimnbenl^it an bo8
Scpofttttm {ehif le^tamtlid^en glaubend- unb
@ttteiieittfd^nbimgm iteffen. Wim oud^ %ux,
mte beim Sibelconon, ift unb bleibt oberfte unb
)fidßt änftmi) bei ber ßntfd^ibung |tt)ij(i^n
id^in unb unä^er XrabUion baS fixc^Ii^e Seit-
amt felbfi, bem allein ber übematuclid^e Seiftanb
beS b^iligen ®eifteB Derbei^en iß, unb boS aOein
unmittelbares Organ Sb^fti^ nid^t aber Orgon
ber (Semeinbe ober ber tl^Iogifcben SEBiffenfdbaft
ip (l9gl. Projp. damnat ab Alexandro VUI,
a. SO [DeuEinger n. 1187] : Ubi qois inrene-
rit doctriDam in Angosidno dare lundatam,
Qlam abaolnie potest tenere et dooere, non
reapicnendo ad lülamPontificifl bnllam). SCBoS
immer alfo bod unfeblbore Sebromt siye solemni
jodicioy siv6 ordinario et nniyerBali magi-
ateno (Vatic. Sees. IH, c. 8 De fide) olS ä^te
Zrobition )u glauben beftebtt, baS i[t fide diTina
ei catholioa (L c.) afö &ottedmort angunebmen.
(8gL pxm Santen Bellannini ControY. de
Terbo Dei 4, 9.)
VI. Sie Duellen ber Xrabition. 2)er
Ibeologifd^ 3Bi[fenf(^ft mie bem fird^Iicbcn Bebt«
omt Men i^Htrgeit geniigenbe CueUen )u @ebote,
nm ft4 über S)o{ein unb änbalt einer Ueber-
fiefenmgSlebre gu oergemi{|em. Siefclben lafjen
fi(b in fircbli^e unb au|erfird^Iid^e eintbeilen. —
1. 3tt ben fird^Iiiben Zrabitionfi(|ueIIen geböten
a. fömmili^e S^bolifcbe SBäd^er (f. b. 9lrt. XI,
1052 ff.) ber fotbolif^ Stitd^t, koobei notb f^t-
lN>rgrboben gu toei^en Derbient, ba| aucb bie nicbt
|ttr ®(auben8fub[tani gebörenben SancilSDerbanb-
btngen, befonberd beS XribentinumS unb fßatxß
conumS, reid^ Srtenntni^mittel )ur SEBürbigung
bed fird^Iitben (Erbfd^a^S an bie ßanb geben.
S>a9 tribenHnifibe eiaubenfibdenntnl^ (f. b. 9rt.
y, 682 ff.) nimmt in ber Dorliegenben gfrage eine
mtd^ge @tdle ein, tneil ber Sag barin Dorfommt:
Apoetolicas et eoeleeiaaticas tradliionea re-
liqoaaqae ejuedem Ecclesiae obeenrationes et
eonstitutionesfinmBeiiDeadmitto et ampleotor
(Desziiiger n. 864). SSein au(b auS onberen
omtlid^ Urfunben^ bie an ficb hin f9mboIifd^e§
Sttfeben genießen, toie au8 ben t>om Sijdlof
ot^tntobirten itoted^Smen unb ben Dom römifd^n
@tuble einfad^ )ur ftenntni| genommenen Sebr-
bcfcblüjfen oon ^rouingiolf^noben, la^t ftd^ bie
üribHibe Srbbbre fd^ö)>fen, meil eS unbenfbar er-
fdbrtnt, bo| $a)>^ unb (Epifcopat in freoentUd^
Stillfd^ipeigen bie IBerbreitung non ®Iaubenfi«
tmb ©itlenlebrm unangefod^ten laffen foSten,
bie im QMaubenSfd^l enttoeber gar nid^ bitter«
legt finb ober bomit im SBiberftnmdb fteben (ogL
a 8, Dist. LXXXni: Enor, oui non re-
abtitnr» approbator» et yeritaa, quae non
defenditur, opprimitur). Sine rei^e ^unh*
grabe bUben auger bem Corpus juris canonici
a b.9rt.) aud^ bie pSipf&U)tn enc^nifen, IBuUen
unb Steten, ber e^Oabud (f. b. «rtt.), bie SSer«
)eid^ni{{e ber Propodtionea damnatae» bie bei
gemiffen Snlöffen oorgefd^riebenen ®IaubenS*
betenntniffe (). SB. bad Sjrmbolum Leonis IX.
[mek^eS nod^ beute bei ber Sijd^ofSmeibe im ®e«
braudb ifl], bie Fonnula ab Lmoo. IIL Wal-
densibus praesoripta, bie Confeseio fidei
Michaelis Palaeologi, bad Decretum pro
Annenis), bie £ebrurtbeile ber Kongregationen
be9 3nbec unb bed beüigen Officium^, überbautet
bie Acta sanctae Sedis — lauter @d^rift[tüde^
meldte megen ber auctoritatioen SteOe, oon ber
fte ausgingen, menn ^loar nid^t immer mit ©lou^
bendgeborfam, fo bod^ mit religiöfer Sb^l^rd^t
auf^unebmen finb (ogl. Sd^eeben I, §§ 82. 84).
— b. 3n ben |)r(i^{(ben Uebungen bed öffent^
lid^en (EuItuS fiettt fub ber «rd^Iid^ überlieferte
@toube in lebenbiger Snfd^Iid^feit oerlbi^ert
bar (p%L Coeleetini L Ep. ad Episcopos Gal*
liae [Denzinger L c n. 95]: Legem credendi
statuit lex supplioandi). Sie SBetoeiSlraft bed
(irddlid^en CuItuSlebend ifi um fo l^bf^x anju^
fd^kgen, att efi in ber Statur ritueller ®ebrdu(be
begrünbet liegt, bab fid^ in ibnen ber ®Iauben8«
Sanbpunft ber Urfird^e fojufogen med^nifd^ fefi«
bte unb allen 9lbbrddelungSoerf ud^n oon Su|en
einen unbeugfomen SBiberfianb entgegenfej^
9lid^t8 ift fo febr geeignet, unS ©tauben unb
fieben unferer d(|rifttt(ben Soroäter lebenbig Dot
Sugen |U fieOen, old bie Setrad^tung ber uitbo*
lifcben Liturgie. SBenn burd^ bie Slubrifen felbft
bie Heinfte ftbr)>erbemegung bem fprieftejp, loie
bei ber SRebfeier, kwrgefcbrieben unb bie geringfie
9lbmei(bung )»om SiituS ibm unterfagt ifl, fo tarn
man ftd^er fein, ba| bie beutige $rasiS in a\Un
mefentlid^cn Stfidten ber ber SSorjeit genau gleiibt/
in iener olfo biefe angefd^aut mirb. Sbenf o mi^
tig mie bie beUigen ^nblungen ftnb bie SBorte
mb ®ebete, meld^ fie begleiten : in ber Xauff ormel
mirb baS (Skbeimnib ber Zrinitöt, in ben (Hn*
febungdmorten baS $ogma oon ber realen ®egen^
mart Sbnjii, ber Zrondfubfiantiotion unb ber
beiligen 9Reffe und tfox ^ugen gefübrt. ^rauA
erbeOt, einen mie b^ben SBertb ber Slb^ologie ben
oon ber (Krd^e gutgebeibeneu Siturgien, SütuaHen»
Sreoieren, SSenebictionSformuIarien , 9u^» unb
SBeid^büd^, @actamentarien u. bgl. beimeffen
{oH, ^mal menn fie burcb ben Sorjug boben
aUerd fid^ audieid^nen« Sßiafommene |>ü{dmittel
bieten bie litutgifd^ @ammelmerfe t)on 9l{femam,
Stenaubot, äDtartöne, SRuratori, SRabiOon, 93ona,
2)en)inger (f. b. 9Irtt.) u. 91. (ogl. aud^ $robft
S)ie ditefien römifcben Sacranuntarien unb Or«
bined erQört, SRünfter 1892 ; S)erf., Siturgie bed
4. 3abrbunbertd unb beren äteform, !Dlünfter
1898; S)erf., 3)ie abenblonbifd^e ÜReffe oom 5«
bid )um 8. 3abrbunbert, ÜRünfter 1896). —
c. Sie )mtriftif^t fiiteratur bilbet eine ber er*
giebigften CueBen für Xrabitiondbemeife (f. b.
^rt. ftird^enoater). Um bad @emid^t ridfjtig )u
beurtbeilen, meld^ed bie SSdterlebte in bie SBog-
fd^ole mirft, mu| man }mifd^en ^rioat^erfon unb
62*
1959
Xrabiiian.
i960
ZrobitionSjeugen iDol^I tmterfd^eiben. SBaS bie
JKrd^enüöter in Qai^m ht% S)ogma8 als i^re
^ritmtmetnung ausgeben (}. 9. (Sregor t)on ^R^ffa
in feiner ))Iatoniftrenben ZrinitätSIel^re) , ober
salva fide afö bebattirbar onfe^en, ober enblid^
unter bem Sinflu^ folfd^er S^itanjd^uungen in
))rofantt)iffen{(^oftIi(l^en S)ingen oorbringen (). S.
begügtid^ beS ))toIemöifd^en SBeltf^ftemS, ber ^nti-
t)oben), baS fyii für ben ffot^olifen abfolut feinen
boctrineUen SBertl^, lein binbenbed Snfel^en.
SnberS geftaltet ftd^ bie gfroge, ttenn bie Sßöter
als Xrager, Seigrer unb Saugen ber a))oftoIifd^
ßrblel^re auftreten« 3n biefem gfaHe greifen fol«
genbe ©runbfä^ $Iak — a. jfein einjelner
IKrc^enDater ift für fiq aDein unfel^Ibar, ouS«
genommen, er nmre jugleic^ ein ex caüiedra
lel^renber ^a|){l gemefen, ober feine @d^ften
l^ätten bie f eierlid^e ®ut^ei|ung einer 5cumenifd^en
@9nobe gefunben (}. 9. CpriUS ^natl^motiSmen,
Seo'S SSrief an gftoDian) ; bann fommt il^m 3n«
faDibüität fibrigenS aud^ nid^t an unb ffir ftd^ )u,
fonbem nur froft beS ))a))ft(i^en Se^rprimateS,
be)tt). ber nad^tröglid^ ](|injulretenben Selrerüörung
ber unfel^Ibaren ftird^e (ogl. S. Thom., S. th. 2,
2y q. 10, a. 12 : Ipsa doctrina catholicomm
Doctorum ab Ecclesia auctoritatem habet,
tmde magis standum est auctoritati Ecde-
siae, quam auctoritati vel Angustini yel
Hieronymi Tel cujuscmique Doctoris). S)aS
9nfe(en eines ein}elnen Jfir^enoaterS )i)a(|st aber
mit feiner ©elel^rfamfeit, Srleud^tung unb ^eilig»
fcit (toie bei ^tl^anaftuS, SuguftinuS), fomie mit
feiner l^ierard^ifc^n Stellung, namenflid^ toenn er
juglei^ ein b^tDorragenber Sn^aber eines be-
riibmten 9))ofleIftubIeS gemef en ift (mie S^riQ Don
Semfalem, ®regor ber ®ro^e) ober Dertrauten
Umgang mit ^pofieln ober Slpoftelfd^ülem ge»
)>fIogm bat (mie Ißol^farp, 3renöuS) ; benn aQe
biefe SDtomente bieten f d^on ebenfo oiele natärlid^e
Sfirgfd^aften für bie Steinbeit ber Se^re unb bie
@laubmürbigleit beS 3eugnif[eS ber SBetreffenben.
gfür ein}elne (SlaubenSgebiete beanfprud^ gemiffe
Söter auSnabmSmeife eine befonberS bob^ Sluc-
toräat, gumat toenn bie ftird^e biefelben in biefer
Sigenfd^aft eigenS gelobt, gutgebei|en ober gegen
ainfd^margungen in @d^u^ genommen fyä; fo
genügt eS in ber ®nabenlebre, faft nur ber
@d^riften beS Jfi. SuguftinuS unb feiner treuen
Sd^üler girofper unb guIgentiuS (f. b. 9lrtt.) fid^
gu bebienen (ogl. Mazzella, De gratia Christi,
Bomae 1882, disp. 1, a. 1, § 4), mdbtenb (Sf^tt^
foftomuS als Doctor Eucharistiae, ^tbanafluS
als SBerfed^ter ber ©ottbeit (SbrifH, SajlIiuS als
«nnmlt ber @ottbeU beS beUigen ®eifteS, e^riO
oon Sllesanbrien als Sebrer ber bW>ftatifd^en
Union in böd^ftem ^nfeben fleben (Ogl. Maranns,
Praef. in Opera S. Jostini pars 2, c. 13 [Migne,
PP. gr. VI, 98]). — ß. ®ie überrinfttmmenbe
Sebre aller SJöter bat bagegen oon oomberein auf
unbebingte Unf eblbarfeit Snfprud^, ba fte materieä
ntd^tS SnbereS i{! als bie a)}0^oIifd^-fir(bIi(be
Srblebre felber. 3)iefe Uefiergeugung loattete bon
SllterS ber, obne iemalS ouf SSßiberfprud^ }u^|m,
m ber gefommten ftird^e. ^ierauf berubt bod
feierlid^e Serbot {eber oötermibrigen €(bc^uS-
legung in ®IaubenS« unb @ittenfa4en (f. Yatie.
Sess. ni, c. 2 De reveL [Denzixiger n. 1637]:
atque ideo nemini lioere, contra huno seiiBuin
aut etiam contra imaniineiii oonBensum Pa-
tmm ipsam 8. Soripturam interpretari; ogL
b. S(rt. (Ssegefe IV, 1092 ff.). 3ur einflimmtg*
feit mirb inbe^ feine matbematifd^e Sinbeü ge<
f orbert, eS genügt oielmebr bie moralif^, tote bit
$rasiS ber allgemeinen Concilien fotoie baS Sei«
f))iel ber ffird^enoöter felbft betoeiSt SoS (fy^
jtnum 431 begnügte ji^ nttt ber SBerkfung Don
gmdlf Eilten, oon benen ißapß S>ion^ unb
Sion^S ber ®ro^ oon 9Ue£onbrien auSbrütfTub
als „iü" (iirfnouoi d(>xaibi) bc)ei<bnet tmirbcn
(ogL Vincent. Lir. Oommonit 80 [Migne,
PP. latL, 682]; MansilV, 1188 sqq.), toäb-
renb ber b^* VuguftinuS (Conb*. Julian. 2, 10
[Migne, PP. lat XLIV, 696 sq.]) ben 2ra>
bitionSbetoeiS für bie Srbfünbe mit ben Setig«
niffen oon elf Tätern Hir erbro^t an{ubt %>^
oid meniger »irb gur litollgüttiglett eineS 3ata>
betoeif eS baS gleid^geitige^eugeniierbSr beSSRorgen*
unb SbenblanbeS erforbert; benn bo bis gum
@<biSma beS $botiuS (869) bie ©loubenSeinbeit
gtoifd^en beiben Aird^en feine emftlicbe Stönmg
erfubr^ fo more ein bogmatifd^ SBtber|h:eit fnu
f d^ ber latefaiif d^ unb ber gried^tf (ben $atri|üf
nur benfbar unter ber folfc^en 9)orau8fe|ung, oa|
bie ffird^ (Sbrifti felber in unbeilooOem S^ ft4
in gmei feinblid^ ^älften gerfpalten l^tte. hier-
aus folgt, bag aus bem einfümmigen Sel^rconfenS
beS 9lbenbIaTd)eS ftd^ ein S)ogma ebenfo toirffam
bemeifen Iö|t mie auS bem beS SRorgenlanbcS
(ogl. 8. August Contr. Julian. 1, 4 [Migne
L c. XLIV, 648] : Pnto tibi eam orbis partem
sufficere debere, in qua primum Apostolonun
Buonmi Yoluit Domintis gloriosisaimo mar-
tyrio coronare. . . Non est ergo , cur pro-
Yoces ad OrientiB antistites, qnia et ipd
utique Ohristiani stint et utritisque partis
terraruxn fides ista ona est). 9Q3o ober em
3toiefpaIt fid^ funbgibt, ba ifi Oor Mem gu unter*
fud^en, ob er ein toirflid^er ober blo| fd^barer
ift f^ftg genug erfd^int ber oon S^aOöuS, %
(ElericuS unb SaSnage fo l^bbnifd^ betonte dis»
senstis Patrum alS bloge Cnontio^l^nie. 3fi
bagegen {eber Serfud^ einer Sereinbonma aoSß
ftd^tSIoS, fo finb bie mit ber onberStoober emnnten
®IaubenSn)abrbeit in Sonflict gexntbenben Sdter
nid^t mebt als XrabitionSgeugen gu betra<b^,
fonbem cum debita reverentia (mSgugeben
(ogl. g. S. über bie bem (SbUioSmuS btdbigenben
SBater Eranzelin L c. thes. 16 sq.). (9}gL no4
B. Maröchal, Concordantia Patrum eodesiae
graecae et latinae, Aug. VindoK 1769;
!Rirf(bI, Sebrbud^ ber ^atrobgie unb ^oirifUt I,
aBlatng 1881, 7ff.; Fefl8ler-JangmaQnI[1890],
1961
Ztabition.
1962
15—67; Cair.Peßch I, S46— 859.) — i SDet
Jememfotnoi iäutt ber X^eologenfd^ulen, inf onber«
cit bcr mittdalterlid^en Sd^oloftit (ogl. SyUab.
>p, 13), (bnmtt in bogmatifd^en unb Sitten-
Igen ilDor ein geringered, aber immerhin be-
Kbefi Vnfel^ }u, SEBie bn ben Sötem, fo
befielen mä^ )ttif($en ben einzelnen Xi^ologen
bebeutenbe Stangunterfd^iebe in Selel^rfamfeit unb
Sb^tfd^affcn^eit, in bemä^rter Sled^tglaubigfeit
unb llntermärfigfeit unter bie le^renbe JKrd^e.
3m Mgemeinen ifi bie Sd^olaftit al8 Srja^ unb
9bUfung ber ooroudgegongenen ^otriftif, unb
bie neuere Ideologie otö gortfej^ung ber @d^oIaftif
gu betrachten. Unter ben sal^Kofen ®ottedgeIe]^en,
XDtläft feit bem Ableben ber le^en ftird^ent>äter
gefd^rieoen l^ben, üerbienen biej[enigen unbebingt
ben 9$or jug, toel^ t)on ber ftir^e nad^malS heilig
Qef))ro(l^en ober gar feierlid^ gu ftird^Iel^rem er>
loben »orben finb (9. SB. 9nfe(mu3, SonaDen-
tura, Xb^ntaS Don Squin). S)er innere @runb
für bie 3rrtbumSIofig!eit bed unanimiB et con-
stans theologorum consensus ift nad^ einer
breifo^en SRid^tung bin gu fud^en. Cinmal lägt
ft(b für biefe SinbeÜigfeit in einer fiebre feine
oiU>ere (Erfiärung auftreiben ald bie Coibeng ber
iro| fonftiger Sebr« unb @(bulgegenfö|e gemein-
fam tertbetbigten SBal^^cit (Xbomidmud unb
ScotiSmuS, Dominicaner unb Sefuiten). Sobonn
iDiegt fdj|R)er bie innige Serbinbung gmifd^en bem
Sebrför^ ber Sd^ule unb bem ber IKrcbe, in-
fo|em biefer oxA ienem einerfeitS imaudgefe|t ftd^
remitirt, unb ibn anbererfeitd fortmabrenb be-
aufftd^tigt unb controlirt. Snblid^ barf ber Sei-
ßanb bed beiligen @eifted nid^t au^er 3I(bt bleiben,
ber ol^ne @efabrbung ber lird^Hd^en Unfebtbarfeit
bie (Sefommtl^eit ber t^eologifcben Spulen un-
m5gfid^ in Srrtbum faOen laffen fann (bie tiefere
SBegrunbung f. bei itleutgen, 3:b^oIogie ber Sor-
jeit I, 2. «ufl., gjlünfter 1867, 115 ff. ; ©c^eeben
If § 27). 9n ber confequenten Sntfoltttng be9
S)ogmenfd^a^S gu immer reid^erem änbalte, am
9lad^meife feines 3ufammen^onged mit onberen
6Iauben8* unb SBemunftmabrbeiten, enbtid^ an
ber ^eroorbUbung ber latenten S<>l8<f(^6^ au8
i^ren leiml^ften ^rincipien l^atte bie @(bule einen
fo bMorrogenben Slntl^eil, ba| bie „retd^e tbeo-
logifi^ Sntmidlung ber fatbolifd^en äBabr^ett,
tpoburd^ ba3 Soncil oon Xrient fid^ Don ben
meinen fruberen Soncilien unterfd^eibet, nur bie
tJfrud^t ber oorangegangenen tl^eologifd^en Xbätig*
leUioar'' (@d^eeben 1,177). S)a8 fird^Iid^e Sebr-
omt felbfi bot ben IBerbienften ber Xl^eologen baburd^
feine Snerfennung gejoHt, ba| ed bei feinen Sebr-
entf (Reibungen ni(bt nur bie Sebre berfelben berüd-
ii(btigte unb Denoertl^ete (Dgl. Denzinger n. 411),
onbem gerobegu ibre Sd^uIauSbrüde, toie forma
eorporigp SDloterie unb gorm, XranSf ubftantiation,
ex opere operato u. bgl, felbft in feine feier-
litbcn ©laubendbeftnitionen oufnabm. S)er @(bul-
confend bebeutet felbfioerftönblid^ aber nid^t bie
Unterorbnung bed finblid^en Sebramted unter bie
Suäorität ber €d^u(e, leinen 9ted^tSanf))rud^ biefer
auf ben Sriag ober bie ^intertreibung Don (Slau-
benfientfd(|eibungen burq iened; bemt aud^ bie
Xb^ologen geboren gur Ecclesia audiens unb
be^^en nid^t bad Sl^riSma ber Unfebibarleit mie
bie lebrenbe jKrd^e. (Ueber bad befonbere 91n«
feben beS I^L XbomaS oon Xquin f. b. 9lrt. 3um
Sangen OgL nod^ Franzelin 1. c. thes. 17.) —
6. S)ie allgemeine ©laubenSübereinfiimmimg ber
gläubigen Sbtifienbeit barf in bem Sinne alS
OueOe unb ftenngetcben ber maleren XrabitionS-
lebre gelten, als auS ber börenben ff ird^e nur bie
laute Serfünbigung ber lebrenben ^erauSfcbaSt;
benn ber actit)en Unfebtbarfeit beS fird^Iid^en fiebr-
förperS entfpricbt als ©egenftüdt bie pafftoe Un-
febtbarfeit beS ©laubenSförperS, infofem beibe in
ibrer Sereinigung unb S)urd^bringung eben ben
Sinen m^ftifcben, oom beiligen ®eiffe befeelten
Seib ebrifti auSmad^en (og(. 9tbm. 1, 5. 1 gor.
3, 22 f. epb. 4, 16); bo^er ,,ift ein «bfaO beS
gefommten SoIfeS t>om @Iauben nid^t benfbar"
(^ettinger 716). Wt beigenbem Spotte gei|elt
SertuHian bie ^nma^ung ber ®noftifer, meldte
ftd^ in ber eitlen Semubung funbgab, bem d^rift-
lid^en SBoIfe erft ben «.toabren ©lauben" beigu-
bringen (Nullam [ecclesiam] respexerit Spiri-
tus S., ut eam in veritatem deduceret, ad
hoc missus a Christo, ad hoc postulatos a
Patre, ut esset doctor yeritatis ; neglexerit
officium Del villicuB, Christi vicarius, sinens
ecclesias aliter interim intelligere, aliter
credere, quod ipse per Apostolos praedicabat:
ecquid yerisimile est, ut tot ac tantae in
unam fidem errayerint? (TertuU. De praescr.
28 [Migne, PP. lat U, 40]). So rül^renb mie
mabr lautet ber 9iatb beS 1^1. ^ulinuS oon 9IoIa
(geft. 431 ; f. b. 9(rt.): ut de omnium fidellum
ore pendeamus, quia in omnem fidelem Spiri-
tus Dei spirat (Ep. 23 [Migne, PP. lat LXI,
280]). S)a^ mit biefer Seoorgugung inbe^ fein
^Saienregiment" beabficbtigt ift, liegt fd^on im
begriffe ber börenben ftird^e. SBie auS bem Ser-
fabren ber ffircbenDöter b^orgebt (ogl. TertuIL
De praescr. 29 [Migne, PP. lat. 11, 41];
Basü. De Spirita S. 29 [Migne, PP. gr.XXXII,
199]; August. Contr. Julian. 1, 7, 31 [Migne,
PP. lat. XLIV, 662]), ift ber «ppctt an boS
®IaubenSbemu|tfein beS 93oIf eS iebod^ nur in ben
d^riftlid^en (Srunbmabrbeiten ma|gebenb, meil nad^
ber ri^itigen Semerfung beS SRel^ior SanuS (De
locis Üieologicis4, 6, ad 14) ber großen 9Jlaffe
für ben SReid^tbum beS (SlaubenStnbalteS unb beff en
feinere Unterfd^iebe baS Organ feblt. — Sine
bet>orgugte fflaffe ber ©laubigen büben bie unter
bem befonbem Segen Sl^rifti ftebenben Sefenner
unb Wart^rer (confessores et martjres), toelcbe
in ftanbbafter Xreue ben ©tauben bis gum £obe
öffentlid^ befannten, [a freubig ibr 93Iut bafür
oergoffen (ogl. SKattb. 10, 19. 32. 39; 16, 25.
ajJarc.l3, 11. Suc.12, 11). Sie Sd^riften ber
Sefennerbifd^öfe fomie bie SRarti^reracten biß>en
196S
Zrobitiott
1964
hofyx foflBore SenfmSIet bet (Sttit^tt, befonber«
t9enn fie unter ^ufftt^t bn fttrdie üerfa^, im
(gotteSbienf! bem SBoRe Dorgelefen tootben finb (f.
barüber Franzelin, De Deo trino, 8. ed., Bomae
1881, thes. 10; t)gl. b. %rt. Acta Martymm
1, 173 tf.). — 3n monttmentat« (Scftolt «iblidj
tritt un« ber ®Iaube unb bod Scben oer Urfirdfte
in ben SUbem, 3njd^ritten, Soiitm mtb ®erat^-
fd^Qften ber ffatalomben (f. b. 9rt.) entgegen,
beren plonmft^ige Srforfd^ung burd^ be 9tof^ unb
feine Sd^ule bem €tubium ber fogen. monumen*
tolen X^eologie einen möt^tigen Suffd^mung ge«
geben fyit. S)ie l^ol^e SBt(^tig!eit bie[er neu er-
fd^Ioffenen OueOe foDte j[ebem einleud^ten, ber
enüögt, mie ed gerabe bie Dom IßroteftantiSmuS
am meiften beftrittenen 2)ogmen finb (Sud^riftie,
SRe^o^fer, Vlarien- unb ^ligenderel^ng, gfür-
bitte für bie fßerflorbenen k.), bie un8 aus biefen
©ruften in ber berebten „Sprad^e ber Steine"
als äd^t a))oftoUfd^ Se^ren ))Iafttf d^ entgegetueud^ten
(Dgl. bie in ben 9rtt. Snfd^ften unb ff otafomben
berjet^nete Siteratur ; baju 3of . S!BiI))ert, Fractio
panifl, bie ältefte 3)arftenung beS euc^iftifd^en
Opfer«, greiburg 1895; Derf., Die 9RaIereien
in ben (SacramentSfapenen in ber ffatafombe beS
1^. (EaDiftuS, gfreiburg 1897).
2. 2)ie augerfitd^Iic^enXrobitioniquelenfinben
54 in ben @d^riften ber ^äretifer unb Ungidu«
igen. — a. 3)te ^äretifd^en Urfunben l^aben für
bie (Ermittlung ber uralten 9pofteI- unb Srble^re
borum leinen geringen 3eugenmert]^, toeil fle in
ber gemeinfamen Sert^eibigung mond^er Dogmen
beren Sllter, in ben 3errbilbem ber fot^oUfd^n
Seigre baS ma^re Urbilb, in il^rer med^felfeitigen
SWcl^bung enblid^ bie 9leu]^it il^rer eigenen 9luf«
fleuungen miber SBiQen l^erDortreten laffen. ^üuftg
liefert bie Uebereinftimmung ber böretif d^en @ecten«
fird^ mit bem fat^otift^en @(ouben ben bfin-
bigften unb furjeften ^röfcriptionSbemeid für bo8
opoftottfd^e fUter ber betreffenben fie^re ober
Oebung. 2)ie bIo|e Xb^itfod^e, ba^ bie fd^iSma-
tifd^en ®ried^en iro^ i^red 6offeS gegen 9tom bie
meiften Dogmen mtt bem mt^oIictSmufi tl^en
(f. b. «rt. @5mboIifd&e ©üdfter XI, 1056 ff.),
bilbet bie befte Apologie für biefe SBabr^eiten unb
(Sebräudge, meiere ber ^rotefiontiSmuä ald „3Hen-
fc^enfa^ung* ocrpönt unb oer^ö^nt (g. 8. 2Reffe,
€iebenyibl ber Socramente, 93ilbert>erebrung,
Irabition). Shifofem fid^ nun aber bie glcid^en
Dogmen oud^ in ben Scctenfird^en ber ))atrifttfd)en
^riobe ebenfo erbalten baben mie feit $f|otiu9
(869) in ber gried^ifc^en ftird^e, flebt meUer feft,
baB biefer ©laube oiel älter ifi afS baS 5. 3abr*
l^nbert unb folglid^ bis in bie ^Ipofieljeit bin-
unterreid^t. ^ierauS red^tf ertigt ftd^ bie Sebeutung,
toeld^e bie Xb^ologen neben ber Dogmen« unb
ffird^engefd^id^te inSbefonbere ber ffe|ergefd^td^te
beilegen. — 9lber felbft in ben (Sntfteflungen ber
fatbolifd^en SBal^rbeit burd^ bie ^öretifer liegt ein
inbirecter SemetS, ba| baS Urbilb mtnbeftenS
ebenfo alt fein mu| mie baS 3ctrbilb. €o legen ber
Xritl^SmuS unb ber 6abeOianiSmui, ttofc ibrel
conträren (Skgenfa^, ein glei^ t)o1bDi4tigel
3eugni^ für ben Seftaitb beS XrinttatSbogmof
in ben erften Sa^rbunberten al, toä^enb bie
glei|nerifd^en 9lebeloenbungen unb^rmeCn, btres
VriuS, 92eftoriu9 unb ^lagiuS fui^ gut Ser-
fd^leierung i^rer ®runbanf c^auung bebttntcn, ni^t
nur bftrettfdb^ SBerfd}lagen]^eit unb 6cimtude mt*
rietben, fonbem )ugleid( bie oer^fiute IBabrbeit
ber «ottbeit Sb^fti, bejm. ber b^t^^l^tif^en
Union unb ® nabennotbioenbigfeit burtbfdbimmem
liegen. — 9tod^ unter einer anbent 9lu(t^<l^ t>er«
bürgen bie @^riften ber ^retifer bie Csiftenj
unb 993a^r^eit ber fatbolijd^en Srble^re. Ser-
gleic^t man alle ^arefien mit eimmber, fo toitb
man balb gemabr, ba| nid^t nur feine tteberttn«
ftimmung unter i^en b^d^ iH^- Hegeeipp.
bei Enaeb. H. E. 4, 22, 5: ""Exa^toc C^a»c xil
£Tepa>c ioiav 8^(av -Raptv^firfv^), fonbfm bog
bie eine !ßartei boS fdtqolif^ Dogma gegen bie
anbere Dertbeibigt, unb bie eine (Seite bie £e^
ber @egenfeite alS ddrefle branbmarft : fo n>erben
bie ^öretifer felbfi In ibrer polaren iSegenfä^id^«
feit gu ben eifrigften SBorfämpfem ber fatboii jcben
SBabrl^eit (t)gl. S. Hilar. De trinit. 7, 4 [Migne,
PP. lat. X, 202 sq.] : Dum haeretici omneB
se invioem vincunt, nihfl tarnen sibi vincunt
Victoria enim eorum Ecolesiae triumphna ex
omniboB est, dum in eo [una?] haepesis contra
alteram [op-]pugnat» quod in altera Ecole-
eiae fides damnat ; nihil enim eet, qnod haere*
ticis commune est, etinterhaeofidemnostram,
dum sibi adversantnr, affirmant). Die fjfnubt«
barfeit biefeS ©efu^tSpunfteS tritt un« betfpietö«
toeife in ber ißolemU jmifd^en Dofeten unb Sbto-
niten, 92eftortanem unb Wonopbpfiten (i»gl. b.
betr. Vrtt.) bor %ugen, too baS eine S^ßem bie
Sinfeitigfeit beS anbem bcfämpft unb auf boS
f atboIi{(|e Dogma, atö mabre SRttte stoifc^en beiben
Sstremen, l^tnmciSt. ^ud^ tft eS eine bittere Jronie
beS Sd^idCfalS ober beffer prooibenüelle gfügung
gemefen, menn ber SlltproteflantiSmuS burib bie
äimabme beS Filioque (f. b. 9ri) im SQmbolum
miber baS gried^ifd(^e €(biSma jeugte^ »äbrenb
biefed bintoieber burd^ fein oftentotioeS f^eftlEK^l^cn
an oer fatboIif(ben 9ted^tferttaungSlebre, ^iligcn«
oerebrung, 9Re^feier u. f. m. Dem ^ßrotefiantiSmuS
baS SBtanbmal bed 9(bf aOeS auf bie @time brüdtt.
— Snblid^ liegt in ber Srfd^inung, ba^ tride
ffe^erbäupter felbft tl^re ab»ei(benbe Doctnn ouS*
brädfli(b als „Steuerung'' erflärten, nid(|t nur ibn
eigene Serurtbeilung, fonbem aud^ eine Sefldtigung
ber ^Qgemeinbeit unb beS UlterS ber entgegen»
gefegten fird^licben ßrble^re (ogL Iren. AdT.
haer. 6, 20 piigne, PP. gr. VII, 1 177] ; Ter-
toll. De praescr. SO sqq. [Migne, PP. lat U,
41 sqq.]). €o "^i Suiber feinen @a| Don bec
„Ked^tfertigung allein auS bem (Stauben", biefeS
Dogma ber „fte^enben unb faOenbenffird^'', oß
eine nagelneue, bor i^m unbtfannte, i^m pei^dn-
lid^ auf ben 9eib gefd^nütene Seb^e onerfomtt (f.
1965
Ztabitidtt.
t9M
b. «rt. Mf)tt ym, 811 ff.; 9t eccfeecg II,
820 ff.). — b. 2)te Serftiottung d^rifUid^ €k-
tdmni^ batn^ Me Unfil&ubigen (detbm, 3ubm)
Mdet cbenfofls 9nl^aUlpunfte |itr femittlung bei
a|ioßolif(!^ Uefeiliefening, tmb ^Mr in i^cer
^ten (S»eßalt Snfotteit bu leibnifd^ $cofo^
nattoncR und m motmmentalen 3>eidmAIent er^
ftaüm finb^ mic boB betonnie auf bem f^äktOn
aiif0efuid)eiie 6(»ttcrttcifis mit ber Umfd^ft:
äAsEä|Mvoc oeßcToct fttiv (DgL fflOttd, 2)a8
€potiaucific t)om $QlaHii unb ein neu entbedM
<Btafflt0. S^retbuig 1872), burfen fk oU ffe^rbilb
ber aummncaiakn Xb^Iogie um f o ^öl^em SBettl^
bemif|ini(4eR^ meti fte axA ber ^cmb ton Sfeinben
beS ej^riften^umft ßommeiu SOSett yil^retd^er finb
icbod^ bie fd^rtftli^cn Urbmben auS beibnifd^
Dber ifibifd^cr geber, bte baS »etie (gebiet ber
itUgiöfen ^(emi( nmfaffen^ unfi iebod^ meiftcttfi
nur in ben SBtbedegungdfd^nften ber olteßen
iKn^enbättr unb ^ipoloffitn OuftinuS, ZertuI*
lian, 9ltl^ena0ora8, Ortoenee 2c.) brud^ftiidtoeife
crbolten fnib. 2)er blo|e ^tntoeid «^ Flamen
nrie SdfuS (gefl. um 150), Sudan Don ^omofata
(120—180), ^b^ftrotufi (um 280), $or)»b)^
(gefi 804), 3amUtd^ (geft 888), Julian ^o-
ftata («eß. 863), f omie auf ben Xolmub, gefiattet
einen Ueberblid über bie pde Don SetoeiSftoff,
ber ftt^ fflr bie Sled^^ett unb ®Iaub»urbi0leit ber
apoftolifd^ üxhUfyBt oud ^nbeS SRunb bei-
bringen W' (Sgl- tu)d^ % ^ Hl ^^22 ff.)
YIL Xrabition unb ^roteftontiSmu«.
S>a8 proteftonHfd^e 6(l(iriftprind)) 1^ mabrenb
ber fafi Dier Sa^unberte, in boten efi ungeftört
bie ißrobe auf feine %id^tigfeit befiel lonnte,
in ber SnSgeftaitung unb oBmäblid^en 9ufldfung
ber SeformotionSfir^m mit erftf^enber Offen*
^ feine innere Umoobrbeit borget^on unb bo*
mit bem Xrabtüonfi)>rinci)) Don 9leuem Geltung
Derf d^fft, »ie fi(^ aus ))rotef}anttfd^en @elbf))eug«
niften leidet bartbun lä^ — 1. SBäbnnb bie
^u)iter ber Sieformatton nad^ ^toerfung aQer
äußeren 9udoritAt§f$ranten ftd^ noif in ber un«
erfüQbaren Hoffnung miegten, mit ber ,,93ibd
oüein" boS tl^riftentbum in feiner urfprüngUd^en
Stetnbett toiebcr berfteUen gu fötmen, l^i baS
@d^rif ttnrinci|i tbotfäd^Hd^, fd^n im erfien Slugen«
bßtf fetner ^anb^obung, ftd^ <d% rine Sßod^t Don
ungebeurer Sprengfraft ermiefen. ,,@obaIb im
^riftlic^ SBetmifttfein bie eontra))oftüon Don
6d(rrift unb Xrabition DoUgogen toox unb ber
fßrotefiontiSmuS ficb aufifd^Ueglid^ ouf bie eine
Seite gefieOt botte, uwr bie abenblänbifd&e iKrd^
|erri{fen" (6. ^vL ^ol^mann, Canon unb Xrabi-
tion, Subiotgdburg 1859, 14). 9iid^t longe aber
bauerte ed, bid ^in baS ^erlager ber SRef ormation
felb|} boS @d6r^rinci)) toieber einen IrUifd^n
$ro§efi bereinbracbte. . . . ^ier fagte fid^, »egen
nid^t ein^ufebenber Sd^riftmä^igteit ber ftinber-
iaufe , eine energtjd^ Partei Dom großen Strome
beS »roteftantiSmue M; unb über ben fd^rift-
temäpen Sinn bed anbem SacramenteS (d^ud^*
rtßie) ging »ieber ber oonferDoüDe, fitäßäfi ißco-
tefiantiftmud f elbft in anti Smctionen ouSeinanber^
fo ba^ man Mbl fogm lann : bie Sjiur beS Sd^rift-
pKincxpi ifi bem $rote|}ontifimud in feiner Stark
unb in feiner Sc^toöd^e oufgebrudEt" (|^oi|mann
ebb. 22). Um bie auSeinanberftvebenbcn SIemenie
fflnfUid^ lufornmen^ubalften , fab vum jkb }ule|t
gegiDungen, eine äu^re Sd^ranfe bod^ mieber auf-
fturi^bten , nur ba^ man bie {atboItf<^ Xrobition
burd^ bie „Siymbolifd^ mä^" (f. b. «rt) unb
bie lebenbige Suctorität ber unfe$[baren ftird^
burd^ ben fc^Ibaren »SummepifcotMUt" ber SanbeS»
f ürflen erfefete (f. b. 9rtt. SanbeeKrd^ unb itird^
Derfaffung). 3m erftem Srfo^mttiel toarb bcA
$rinci)) Don ber „Sd(|rift allein'' mieber auf-
geboben, im le^tem aber ber S93iQ!nr meUid^
3ürftengeu)alt unb SerfoIgungSfud^t üfix unb
XbDr geöf[nct SBar fd^on boS Sd^rift)irincip
felbft Don fyaa auS auf einem flagranten Qtß^
miberfprud^ aufgebaut, infofern boSfelbe ab«
fotut nid^t in ber Sd^ft ftebt, alfo unbiblif(|
tß (über ben mi^ungenen Sd^ftbettieid Dg|L
ä. Sud^mann, $o)»uIärf9mboIi{ I, 8. 9uflv
aRain} 1850, % 23), fo ftonb anbererleilS ber
St^boliioang mieber mit bem S^ftprind^
in unlösbarem SBiberftreit S)enn ^eoangelifd^
Selenntnijfe bürftn nid^tS Snbered fein looHen,
als menfd^Ud^ 9ufileguugen ber beiligen Sd^ff*;
ba fte aber mebr fein toclSm M bu|, fo i,fann
ber (ogifd^ 3irfd auf feine SBeife gettiugnet
iDerben : gebt bod^ bie 9b|t(bt fird^Iid^er Sebmtt*
nigfonmin babin, ben jtrittig gemorbenen 2hi>
balt beS SoangeHumS ober ber bdiigen Sd^ri^
)u befiniren unb eine für bie betreffenbe (Semeiii'
fcbaft fortbin binbenbe SuSIegung ya liefern —
unb eben biefe SuMegung foU nid^t über, fonbem
unter bie Sd^rift gefteUt merben! Sind b^bt b(tf
Rubere auf'' (iE. g. ffarl ajluSer, Spmbolil, «^
langen unb 2ü^m I^^^/ ^^ f-)- ^nn gttKir
geßiflentlid^ b^orgeboben U)irb , bie lutberif d^
Symbole Deq) jlid^ten nur belb^Ib, »eil (quin) fie
mit ber Sd^ flbeteinftimmen, bie reformizten
bogegen, infofem (qnatenus) fu bamit überetn*
[timmen, f o ifl ba6 öftere aQerbingS „!ogif d^ con^
fequent, ffibrt aber gur Unfeblbarfeit'' (9Rutter 82),
mäbrenb baö S^Deite, inbem eg forttofibcenben
Sorreduren burd^ bie nad^folgenbe tiefere gdr-
fd^g bie Sabn offen läftt, alfo „ben gfortf^riit
nid^t mtgfd^ielt'' (Sfr. Sug. «. SRi^fd^ 251), bem
feften ©lauben an baS SBott ®otte« im Strubd
med^felnber Auslegungen für immer ben 99kg Der-
tritt (DgL e. 3brg, ®efd^. beS ^roteftandSmuSin
feiner neueßenentmidlungl, grdb. 1858, 114ff.).
Sbmbolgläubigleit bat f olglid^ nur Sinn in einer
unfebibaren Xrobitiondftr^e, totl^ bie Sd^rift
unhügliib auSgttlegen unb bie ®töubigen )um un^
erf d^utterltd^n Stauben an ibre Sebrentf d^ibungen
}U Der))flid^ten Dermag. JUlit Sudoritäten, mefabe
baS Sogma begrflnben, finb niebergenffen — mie
foSte fkb ba baS 2)ogma aä unf eblbare Sebre gu
balten Dermögen? SBoS aber ift ein S>ogma obne
1989
XrabitioiL
1970
m fdbf} tDibetfuntd^fiDoS'' , (ejie^ fid^ „ha%
Snignil beS eeijicd auf ben Snl^It bet Sd^rift,
nid^i 01$ Vfnn Urfpmng ober got ouf eine @d^ul-
b^re über bicfen'' (ftofton 52). — SEBoren fo bie
biti SBege enrntol grihiblfa^ für immer abge«
Mnitten, fb l^olte fofort ber Stationolitoud (f. b.
flrt) getDonnene0 ®pxtl, b. (. ieneS «unenbli^e
ated^t bet 6ublectioität'' , bo8 „ben Slenfd^m
Hon ollen cnbli^en Vbl^dngigfeUen befreit* (ff.
C^morj, 3ur (Sefd^id^te ber neueflen Xl^eologie,
4. 9uH., Seipaig 1869, 418). ^tte fc^on Sutber
fdbß iwrd^ bie Seonflonbung M SocobudbrieM
itnb ber XpO€QlQt)fe oon biefem Siedete einen be-
benllid^ ®ebraud^ gemad^t (ogL @eeberg ü,
287 fO, fo butfte ou<^ ieber Snbere auf biefed
toorgeblid^e Siedet püfyn, nod^ bem berül^mten
€Q|e ZerhOUonS (De praescr. 42 [Migne, PP.
lat n, 58]): Idem licuitValentiiiianis, quod
Yaleniino, idem MarcioniÜB, quod Mardoni,
de arbitrio buo fidem innoyare. 3Rit anberen
SBorten: bie IBermerfung Don Xrabition unb
iKr^e ffi^rte (ogifdb mit Tlotb^enbigfeit aurSer-
tDerfung oon S^riftconon uvb 3nfpiration, unb
eben bamit }ur Semi^tung ber S3ibel felbj} als
beS lool^ren (Sottedteorted. „S)ie Deformation
1^, Don ber ®efd^t(^te felbft gemiefen, einen neuen
tlu9gang9punft ffir bie 9i(bung bed d^ripd^en
®(attben8 an bem SBorte ®otted genommen, unb
fe bot oKe Unfebibarfeiten abgetban, bie eine
du|ere Sid^er^eit ffir ben ®Iauben bieten lonnten:
bie unfel^Ibare Organifation ber Itird^e, bie un-
feblbare Sebriiberlieferung ber Stixä^ unb ben un*
feblboren Sd^riftencobes" (^arnad m, 609).
<,@o fob man fid^ benn genötbigt, eine $ofition
naib ber onbem )u Derla^en ; bie SBerbalinfpiro»
tion mürbe )undd^ft auf bie auSbrudlidd ald
.aSort ®otted* eingefallen Sprfld^e befd^rönft,
bann DöDig aufgegeben. . . . 9lber oud^ bie Un-
feblbarfdt ber @d^rift ttmrb ©tfid ffir Stfidt preis-
gegeben; )uerft fd^nlte man fte auf bie beilfl-
notbtDeid)tgen Dogmen, bonn auf ben mefentlid^en
Oebolt beS S)ogma8 ein'' (91. %. Sipjiud, fie^rb.
ber eDang.-)n:ote{!. Sogmatif, 3. %xH., SSraun-
fd^toeia 1898, 158). «Hein felbft biefer ffimmer-
iid^e ateft, ieber fd^fi^enben UmmaHung beraubt,
iß fd^on feit löngerer S^t in ber SSerpd^tigung
begriffen ; benn .^bie eDongelifd^e ftird^e mu^ mit
ben anberen öu^eren f atboltf d^en 9(uctorit(iten oud^
bie äußere 9uctoritflt beS gefcbriebenen, ffir un«
febibar gcboltenen SBorteS aufgeben'' (Ißamad
m, 792). „3e^t ift ber ^roteftontiSmuS bamit
bef^äftigt, bie (egten Sonfequenjen feined ^rincipd
ju sieben, unb fd^eint mit ber Sntd^riftlid^ung unb
Ausleerung be8 SbriftentbumS fo }iemlid^ }u
6tonbe gctommen )u fein" (ßb. D. ^artmonn,
S>ie 6e[bftaerfe^ung beS Sbriftentbumd unb bie
tRellgion ber Sufunft, »erlin 1874, 16). 3n
ffinf (Stap)>en morb bie Snhmft an biefem <Snb-
}^ltt auf ber fcbiefen ßbene erreid^t: bieSer«
loerfung oon JKnbe unb Zrabttion fübrte guerfl
auf bie Serbalinfpirotion ber SBibel, bann auf bie
eine S^tfong ebenfaOS ffir infpirirt gebaltenen
,f9mbottf^ Sfid^er'. 3)er unaudbleiblid^e 9lfid!-
fd^tag fiflrjte junöd^ft bie Sudorität ber festeren,
ri| fobann ben Sd^riftcanon nieber unb enbigte
mit ber Serl&ugnung ber ^nfpiration, fo ba^ bie
Sibet )u einem rein menf(bli(ben Sud^ ^txab^ead,
mie ber SomobaSbrief ober ber iforan. «Der^ro«
tefiantidmuS, ber bie ftird^e oufbob unb bie SBibel
ebne bie ffird^ feflbalten gu tonnen mfibnte, bot
mit ber ftird^e jugleid^ aud^ bie SBibel Derloren ;
bie oöllige Sdugnuna fdmmtlid^er Sfid^er ber bri-
ngen @(brift oon Sutber an ... bis berab )u
@trau| unb ben fibrigen 9Rfinnem ber »b^b^ni
(tntiP, beren )erfe|enbe Xb&tigtett an ber Sibel
nid^tS mebr übrig lie^ aI8 — ben Sinbanb, baS
ift nur bie confequente3>urd^fflbrung beS oberften
(SrunbfakeS" ($»ettinger, Apologie beS (Sbrifien«
tbumS n, 2, greiburg 1887, 429 f.). — 3)er
ffotboIicidmuS bot mabrlid^ leinen <^runb, mit
Sd^enfreube bem trogifd^en Sd^aufpiele bet
@elbftauflöfung befi $roteftanfldmu9 (f. b. 9rt.)
jujuf (^auen ; benn er ift m tief oon ber Ueber-
geugung burd^brungen, ba|[ bod ®effibl ber @oH»
boritöt, (Einbeit nüb 3ntereffengemeinfd^ft oller
uberjeugten (Eb^ifien, mögen fie nun in ber iKrd^e
fteben ober brausen, oIS ein getooItigeS ®egen-
gemid^t miber ben fiberbanbnebmenben Unglauben
in bie SBagfd^oIe gemorfen merben fonn. SBeil
aber boS Sbriftentbum nur in ber ftird^ fid^
gang oerförpert, unb obne Kird^e meber Xro-
bition nod^ Sibel oor ber Semi^tung fidler finb,
borum fd^Iiegt ftd^ ber ffatbolif mie ein bilflofeS
ffinb um fo^jter cai feine Butter, bie Ihrd^e, an
(f. b. 9rtt. C^gefe IV, 1095 ff. unb ^ermeneutil
Y, 1844 ff. ; bagu (Eb. o. ^artmonn, Z)ie ftriftS
in ber mobemen %f)toloq^it, SBerlin 1880; gr.
I^ettinger, 3)ie ffrifiS bed (SbriftentbumS, $ro-
teftantiSmuS unb fotbolifd^e JNrd^e, gfreiburg
1881 ; 9. Soaiger, Sad @d^riftprincip ber pro-
teftantifd^en tüxfy, 9arau 1890). (Sgl. ou^er
ben fd^on oergeid^neten SBerten fomie ben bogma«
tif d^en Sebrbfid^em Don ^einrid^, @imar, @(|toe|
u. f. m. nod^ Mart. Perez, De divinis, apo-
stoUcis atque ecclesiasticis traditionibus,
Coloniae 1549; Th. Stapleton, Principiormn
fidei doctrinalium demonBtratio, L. Y et YIII,
Par. 1582; de Walenbarch, Tractatus gene*
rales de controversiis fidei I, Colon. 1670;
Eilber, Principia theologica, Herbipoli 1771.
Unter ben Steueren ragen b^roor: grieblieb,
@d^rift, Xrabition unb fird^Iid^ @d^riftau8Iegung,
Sredlau 1854; ^none, 2)er $roteftantidmu8
unb bie ®Iaubendreget, StegenSburg 1855, 8 Sbe.;
% 9. aflöbm, S)a8 ©laubenSprindp ber fotbo*
lifd^en ffir^e, 2Bien 1877 ; 2)erf., 3)er ^rotefton-
tidmud unferer Xoge, !ßaffau 1897 ; Cl. Schra-
der, De theologico testimn fönte, Paris. 1878 ;
S. D. ^ammerftein, Segrfinbung beS ®Iauben8
m, 2. ^ufl., Xrier 1896 ; $. @d^ang, ^ologie
beS (SbriftentbumS UI, 2. 9luf[., gfreiburg 1898,
§11. Son $rotefianten Dgl. nod^ S)iedP^off,
197S
Xrani -^ Xranftlation im cononifd^en SBottfinne.
1974
Stnimann» 1>tc tta. Gt«tt unb Ue dlg. ftfapd^
1, sripitft 1890, 17 ff.) mm^-]
Ytftsi, stobt itnbVletTopoIe In Unter*
itolien (^hoiHni Sari), €in|i burd^ bm 9bel
feinet Sfii^er utA bte ®[egan) {einer f)&ufer be*
rfl^, toutbe ber Soge nod^ ott Trannin ober
Traniiim Don X^tremiS, bem Sol^ne bed 5Dio»
mebed, gegtänbet ftod^ bem ftäifer Srojan, bar
es oerfil^önerte, |if | eS eine S^tlonn ond^ Trajm«
Qopolio. epfiter tl^eSte e« bo§ Sd^iilfal Sab-
italienS, tan on bte SB^yrntiner, bonn on bie
9tormannen, »o eS einen £^ett bcS C^^S'
tl^mS Vpußen bUbete, enblid^ on bofi ffönig«
teid^ 9leapel 3m fRittetetter »or Xconi oon
groler IBebeutung oft l^onbett)»(o^ mit bem
Otient 91% bie ^enetioner um bie SBenbe bea
15. Sol^rl^bertS bie Stobt ben Vrogoniem ent«
tiffen, firömten Diele ouS S))anien bettriebene
Suben unb Wouten ^iet gttfammen. Der ®Ian)
XToni'9 nol^m ober mieber ob, tl(feitö burd$
bte bolbige Settreibung ber Suben, beten leb«
Softer ^nbel bie Stobt befonberS em)wrgebrad^t
$itte , t^il« buri^ bie Serfd^fittung be9 ^f en-
eingangs burd( bie Senetioner. ^ute ^ft^It Xranl
etum 26000 Sintoobnet. Unter feinen IHrd^en
rogt bie fd^5ne Sof^ebrole 6. M. Y. AaMimtae
(mit großer ftt9)rto), ouS bem anfange beS
12. 3o(^nbertS, l^ettior. Sonft finben fid|
bofelbft ein !ßrieftetfeminor , ein ^mnoftum,
eine ted^ifd^e Sd^ule unb Diele SBobltbotigfeitS«
onftolten. — SBifd^ofSfi^ tmtrbe Xront fd^on }iem*
Hd^ frü^e; ein Sifc^of StebemtuS erfd^eint fd^n
249 unter ftoifer SeriuS. Sein 92od^fo(ger, ber
Ijii 92ognuS, n)urbe 254 gemartert (Dgl. übrigen!
StobCer, |)eiOgentej. IV, «ugSbutg 1875, 47 f.).
einen tt)eitem IBifd^of, Q^t^d^iuS (498—504),
trifft man erft )tt Snbe beS 5. So^rl^unbettS, unb
an<^ Don bo on ift uegen fciegerifd^ Unrul^
bie 9leibe ber ®ifd^^ bis in'S 13. ^ol^rbunbett
oft ttnterbrod(^. !Dletro)iote ttmrbe Xtoni im
10. ober 11. äol^^nbert, unb jiDor nod^ unter
gtied^if d^et ^rxfd^ft. Ob bie beiben etften Don
®amS oufgeful^rtenSrjbifd^fe: »ifonHuS (1071
bis 1096) unb UboßmS (1098—1118), fd^on
Dom Toteinifd^en 9tituS getoefen, ift gmeifel^aft;
no(^ ftnigen mfire erft SBortl^lomäuS (confecrirt
1206), on tt)etd^en ^nnocen} m. ein Sd^reiben
rid^, für ben toteinifd^en SlituS beftötigt »or^
ben. tflS Suffrogonen erl^ielt ber neue Wetro«
))ottt bie Sifd^öfe Don Bolapia, Vigiliae unb
Andria. 3)ie unter ^ßopft SobonneS XXU. ge-
fertigte Notitia nennt olS Suffrogonen: Vigi-
lienois, Andrensis, Penensis (?). 8al|ipia,
l^eute 9tttinen Salpi om Soco bi Solpi, gmifd^en
ben fjflüffen Ofonto unb 6ora))eno, botte oIS erften
Sifd^of ben ^M^^iuS, ber 465 auf einer römi-
fd^en S^nobe »or. So bie Stobt olmütig )er-
fiel, befaW ¥o})ft TOarttn V. im % 1422, ba^
bie ®üter unb ®ere(btfame (praedia et jora)
MefeS bomolS unter ber (iRetropole Sari flebenben
6i|eS bem (Er}bifd^of Don Zrani jufaQen f oUen.
Kod^bem eS bann Don 1528—1547 »ieber 9t^
f^afe Don Solpi gegeben botte, mürbe biefcSStS*
tbum bem (fo^bistbum Xroni DoSftänbig einDet«
leibt ein dl^niid^eS Sd^id^ bptte boS rniberc
Suffrogonot, Vigiliae, b^te Siifeglia ober fäiß
fceglia, beffen erfier Sifc^of, ber 1^1. aRonniS, unter
Roifer Xra)on gemartert mürbe ; erft um 787 er»
1^ er on ®eorgiuS ober SergiuS einen 9lo4«
fol%n. 9IS ber le|te Sifd^of, Solootor ^ßoOco,
ein eöfefUner (1792—1800), geftorben mar,
»urbe boS SiSt^m nid^t mel^ befe|t unb 1818
für immer unter bieSermoItung beS er)bif d^ofS Don
Zrani geftellt. Snnerbalb ber Svenjen ber Sldio«
poU Xroni liegt aud^ baS (Er}btfi^um Sorktto-
aiojaretl^ (f. b. «rt. I, 2018 f.), rneld^ ^SDL
1860 mit Xroni aeque principalitor unirte.
S)ie legten Siqbifd^dfie UMnren : Submig XroSmonU
(179Ä— 1801), ßttbmig ^iretti (1804—1820),
eaiHanSfranci(1822— 1847),3ofe))bbeeiami^
2)ottuIa (1848—1891), 2)omintcu6 ütorinangdi
(1898—1898), ber am 8. Sonuor 1898 jum
loteinifd^en ^triard^ Don Sleionbrio er^ben
mürbe. 3b^ ^ Seite ftonb olS Coabiutor oum
Jure flucc. 3nliu8 SSoccoro, Xituktr^ergbif^of
Don Xnctiro, ber ober am 24. Stör} 1898 gum
Srjbifd^of Don Sari emonnt mürbe. Xrani er-
bielt am felben Xoge Xl^omoS be Stefano (geb.
1853), Dorber SBtfcbof Don Shmo unb Sitonte.
S)a6 9netropoIitanca))itel Don Xrani |äblt 5Signi*
taten, 18 Sononif er, 20 Preti denominati parte-
eipanti unb mel^rere onbere iSIerifer. S)ie Sr}-
bibcefe b^tt na^ SDemer, ftotl^oL JKnbenatloS,
gfreiburg 1888, 21, in 6 (Bemeinben ber 2^
Dinjen Sori unb gfoggia be^m. in 8 Pfarreien
106411 iSföubige; bie (Befammtsol^I ber^rie«
fier beträgt 269, einfd^IieBÜd^ ber fßriefier in
ben 4 ^foneien (mit 28 877 ®(öubigen) ber
2)id€efe Sifceglio. (Sgl üg^elli, Italia aacra
Vn [1721], 885 sqq. ; Moroni. Diz. LXXIK,
80 sgg.; Cappelleitiy La Chiese d' Italia
XXI, Venezia 1870, 47 sgg.; Garns, 8er.
Epp. 933 sq.) [9lel^er.]
Transflguratio, f. SSernärung.
9taits(ii(i#ii im cononifd^en Sßortfinne
1^1 t bie 93erfe|ung eines @eiftlid^en auf ein an»
bereS (ird^lid^ 9mt burd^ ben competenten ftir-
d^obem (bei (Spifco^mten unb Ißröloturen burd^
ben $a))ft, bri nieberen ^Beneflden burd^ ben
99ifd^of). 2)iefelbe erfolgt entmeber im SBege
nad^gefud^ter ober motu proprio Derfugter Se*
fdrberung ober aud^ ouS obminiftratiDen Süd*
fid^ten, b. L in ßnoögung ber ))erfönltd^en
ßigenfd^aften beS 3nbiDibuumS ober in Wx*
betra<bt ber örtlid^ ober bienftlid^ 99efd^affen«
fyü beS SImteS. Sie lann bemnod^ ber ^itte
ober bem SBunfd^e beS Seförberten entfpre^en,
ober gegen ben Tillen beS Serfe^ten eintreten,
nur mtt| (e^rnfoDS ber ^^nbe» ober Dienfi»
med^fel ein, menn nid^ für ben SBet^eiligten Dor«
t^eilbafter, bod^ minbeftenS feinem frübem Sin-
lommen öquiDoIenter fein, meU er fonft ben (B^*
1975
XianSIation eines geilt«'— Xtan
toftet b« StrQfBor|E|unfl (f. b. 9Iit. itonSTocatton) etnjtlnen ftiri^
Annexen loüibc SDie äranSIotion einrä ^rft- UDiQcnommen.
Iden, inSbtfcnben cineä @r)biii^D|3 DbeiEBiTc^Dfi, ju beachten pA
\t^t boS SBor^onbenjein btr bringtnbfttn llrfad^tn, nii^t bletbenb f
unb tDO bae SBa^kDÜcg baS ®t{tgnationSrt^t a Carpo, Kaie
fyA, bie ^oftulation (f. b. Slrt.) DomuB. ®(i Ferrara 1875;
hi^äja] i[t jui SranSIation cineS ^famr^ auf gt^b eintretet
eine anben ©teile ßegnt ben SBiOen bti %etnf- Dom 28. 3uK
fenbm in bei Siegel nuT befugt untet Stnbai^tung Bemidaplicia
eines ptoceHuoIen SJerfatitmS, »orin bie ßegrfin- na^me ber gefl
bete Urfad^e jui SJcrfe^ung etuiefm tciib (Dgl. b. me^, tote efl tri
3lTt. tßfanti IX, 1959 ].) ; hoä) tann au8naf|mS> fonbem alS fe
toeife ou^ auf bem SBcge bei bloßen abminiftia- riit merben lu
tioen ÜSeroibnung ein ^fanci ol^ne feine Sin- fäatmn dnplez
»iligung »etfeBtWKbmCoeconomicaremoüo), (ollen, ©ie 9k
wenn grnij (;)eri(IIe ®riinbe eine gebei^Iic^e tuS §e|iDfftciuti
SBiitfamfeit an feiner bt§^engtn @teDe unmBg* nnt g^iertage j
lic^ mai^en (ogl. betf^ieliuttfe ben Äualecta am Äalenbcrtae
occL IV [1896], 335 sqq. mügel^eüten ^R). Jioralotficien, b
iÄt 3:ianSlatiiin ^at in bieftm grille nalüili^ unb bie EBtgiliei
an ^ä) ni(^t ben g^aiaftet einer Strafe. SBei tage iiUtuIgirter
ben @eifai(^, bie fein ©eneficiuni in titulum bie SBigilien, bii
(UflL b. att. TituluB, ob. 1791 ff.) befiötn, tjöngt an bem ddt^i
bie Serfejiung Dom Srmefjen ber bifii^flii^en tage, »eld^ in ■
iBe^örbe ab. @te lann o^e ben wttn btS in ber WoiSft u
Seheffenben unb o^ne Angabe beS @runbee et- S^fie finb auf
folgen; ba| babei nit^t SiUIür, fonbem baS freien, b. i nit^
3ntenfft be9 ftr^Itd^tn ^ienftcS ober bcS ju Str- ober semidupl
h^en @eiftli^ alä ^otiD Dirft, borf toeniQ' doi bem Si^Iu
^n8 uorauigefc^t ueiben. [$ermanebei.] fretet Xag Dotf
9ntiis(i>tii>neincS9e^eS^ei|tbe|fen!Qn> i^im eigenen Xo
legung Don bem i!)m juficfKnben Sage auf einen duplicia 1. et
anbem, falls bie griei an erpenm üer^inbert ifl. Satte bur^ ©i
£ut(^ bie jäfirlii^e £ßei|c^iebung ber äßoii^entage semidupl. obr
unb Seftjeiten fallen nämlii^ bie beuegliiticn ^\lt Xag gefi^offen.
beS Ritd|en)abreS (festa mobilia) oftnrnlS mit übrigens baS $
ben einem feften ffalcnberbatum jugetoiefenen erftrnfieten^
geflen (feeta fixa) gufammen, unb meiter^in Tann ^tnbening om i
ein allgemeints ober ein porlicuIärcS Seft einen ben ober einem !
lag beanfprui^tn, meli^er bereits mit einem Se^t SBetbröngung b
btfe^t ift. Soburt^ entfielt bie fogen. Occunenj in choro, t^ftil
(f. b. Sri.), bei nitli^r bie ffeitr beS einen ffepeS wttbenibaiuge
bien Siorrang be^au^tet unb bie beS anbem Der- mit €tptuagefi
brängt, fo bag It^tere entmeber gänjlit^ ausfallen, ßefima), baS ge
ob« auf eine 9!ebenfrier (gommemotation) bf S[JaffionB- bejB
fi^tänfi, ober aber reeilet Derf^obcn (tranSferirt) ber g^rmoetie),
werten mufe. liefe SBerlegung ift entreeber nur aRarienfefte VI
in einzelnen 3a!|ren burt!^ bie Seflorbnung beS mu^ 1)in auf bi
betreffenben 3q^ Deranla|t, ober aber für jtbea werben. — Tra
3aI|T, alfo bauemb gcforbeil. ^m leltem ^llc i^ aud) grefttite
bleibt baS i^cft, baS ben ^onang (praecedentia) almae dontns
^t, im löefiije btS ffalenbertageS, unb baS Der- unb Translati
btängte gtft oirb ein- für attemal einem btftimm- Uebertiogung l
ten 2:age (dies fixa [f. b. 3rt.] ; diee assignata; ®egenfa{ie gu I
dies propria) jugemitfen, auf biefen teponirt bet SBeije|ung o
ob« ft£iri. tiit ftänbige 9}etlegung {repositio ^eiligen,
festorum) uttb bei bei Siegelung beS t^eftfalenberS fnmstKotJ
einer Siöcefe ober eineS OrbenS, btS fogen. Ka- lotion (f. b. «rt
lendarium perpetuura, burc^ bie Sütencongie- aui^ fo gebtQUi
gation «nb bei bet fei'n.^ljTOi^^uwwx ^t^tt *nit(f( l wefentlift baooi
ben Orbinariu4 \amt m W ^w&mu%\s«\w«i«|ft!eÄjm.»
/->
1977
XtanSfubflanfiation.
1978
imb fomit |ttr €trofe Derfägte 8evfe|uiig eincS
(SttfUi^cn cnrf euien nUtoeber bem (ird^Uc^
Stongpet^tniB tuu^ obet mit Küdfui^t auf bafi bis«
^gc Siimfltinlommeit geringem Soften. Sie
6txofocrfetung toirb in ber Siegel noc^ fiud^tlofer
Cmo^ung tut \oVfytn ®eiftH^ Dorgenommen,
loeld^ buxc^ SiScipIinar- ober ^mtfiDerge^en il^irer
(Bemeinbc 9nflo| gegeben l^ben unb ba^er ni^t
IDO^I me^r an i^ret Stelle bclaffen toerben
Btamcn (t)g(. J^iequ b. Srtt ^rioation unb Xe»
fignation). L$trmaneber.]
VnmsfelfbwfUrfiM, ber feit bem SRittelalter
in Sufna^me gebmmene term. teohn. für bie
Sertoanblung ber Subfians oon 93rob rnib SBein
in bie €ub|lana be« SeibeS unb 9(ute« CbrifK,
iDte fte nod^ ber fatl^olifci^en Se^re bur^ bie ptit^tf
liäft Sonfecrotion bemirtt mirb. S)er Sudbnul
toill bie 9rt unb Sßeife anbeuten , »ie bie reale
unb tt>ef entließe (Begenmart Sbtifti in ber l^iligen
(iu^riftte, über bie im 9rt. SItardfacrament boS
Slibere gefagt ift, )u Staube (ommt. 3u bem
Stotdt mu| )uerft ber Segriff ber eud^riftifd^
SSefenSioanblung in ffürge entmidelt merben.
Sorni mu| eine Ueberfid^t über bie Derfd^iebenen
Se^d^tungen geboten merben, meldte bie XronS«
|ubpontiationbeföm|)ftenobergefä^beten. enbli4
ifi ber bogmatif^ SemeiS bafür )U fubren, ba^ biefe
Se^ offenbarungSgemäl ift, mobei bann jugleid^
bie ndl^igen (Erörterungen über bie 9latur unb
Solju^meife ber XranSfubfiantiation beijufflgen
nnb*
L S)er Segriff ber eud^rifiifd^en SEBefenS-
iDonblung umfd^Iiegt brei SRomente: bie reale,
toefentlid^e (Segenmart Sl^rifK in ber ^eiligen
Suc^fUe, boS aufhören ber Srob- unb SBein-
lubftan) unb bie Sermanblung biefer in bie Sub-
ttau) bed Sfleifd^ unb SluteS ei^rifti unter dr»
Haltung ber (Beftoltcn bon 9rob unb SBein. 2)ad
Sufbören ber Srob« unb äBeinfubftan) mirb üon
Seiten ber fird^lic^en £^eoIogen in ber Siegel
nid^t old beren SBemi^tung (annihilatio) gefa|t
tinb beseid^net, toeil eS nid^t auf ein reineS $id^td
abaielt unb binauSfä^rt , fonbem auf bie (Segen*
mart befl gleifcbed unb Sluted (E^rijU unter
ben ®eflalt(it. S>ie bejeid^neten brei SRomente
fteben oier togifd^ betreutet nid^t in einem un«
lödlid^ Sufammenl^nge, fo ba| bie Seja^ung
beS einen fietS au(^ bie Seia^ung ber anberen ober
bie Semeittung beS einen ftetd a\xä^ bie Verneinung
ber anberen mit fid^ bringen mü|te, mie bieft an
ber ^nb ber ®efd|i^te aSbalb )ur SerbeutlidQung
lommen foQ.
n«Serfd^iebeneSe]^d^tungenberaItd^riftIid^en,
mittelalterlichen unb namentlid^ ber neuem 3(it
^abm eine eud^artftifd^e SBefenSmanblung beS
Srobed unb SBeineS in baS ^eifd^ unb »lut 3efu
entmeber gerobeju geläugnet ober menigftmd ge«
fabrbet. Srunbfft^lid^ mu^tm inSbefonbere bie
gno^fd^ unb monid^öif^en SRid^tungm eine
fol^e beftniten, boJU bie SDlaterie fflr etmaS SBöfeS
anfa)^, be|l^<db fl^rifius nur einen Sd^einleib
ober einen bom ^immel mitgebra^ten Atl^erifd^
Seib jufd^rieben unb eine SBanblung irbif^er
Elemente in benfelben Dermarfen. 9ud^ 9te{}oriu8
lonnte eine euc^riftif d^e SBefmSmanblung nii^t au
unummunbenem ^udbmd bringen. S)a er eine
b9)>oflatifd^e (Einigung beS göttlid^n SogoS mit
bem Sfleifd^e 3efu löugnete, fo muftte er um fo
mebr eine fold^e mit bm eud^ariftifdpen ®eftaltm
beftreiten unb bötte fo naturgemäß oabin tommen
muffm, menigfiend eine 9Befen8toanbIung ton
Srob unb SBein in Sleifd^ unb Slut beS (Sott-
menfd^m )u Idugnen. 9tad^ bem Sendete be8
bL e^nOud (Adv. Neet. 4, 4--5) u. 9. öußerte
er, ber fyxt fyAt nad^ 3o]^. 6, 54 gef)>ro^:
^aSenn i|r nid^t effet bad gfleifd^ beS SRenfcben-
fol^ned unb trinfet baS Slut beSfelben, merbet ibr
oad fieben nicbt in eud^ ^ben", unb ^uIuS fage
(1 dox. 11, 26) : ^So oft i^r effet biefefi Srob unb
ben fteld^ triidet, merbet il^r ben Xob beS ^erm
oerfflnbigen, bifi er fommt" ; $aulu8 fage nid^t: «fo
oft ibr meine (Sottbeit effet", fonbem : Jo oft il^
btefed Srob effet, beffen (Seambilb ber Seib ift".
Skirauf entgegnet ibm (E^rillud: i,SBir effen niid^t,
als menn mir bie (Sottl^eit oerjel^rtm, fonoem mir
effm baS eigene Sleif^ bed Sogod, meld^eS ein
lebengebenbeS gemorbm ijL'' Um alle unb iebe
capbcnmaitifd^e Soiftelung , alS ob ber Seib beS
^erm auf {innenföQige ^eife irgmbmie (Segen«
ftanb bed (Senuffed merbe, grünblid^ im bejeitigm
ober femjubaltm, fam im 11. Sal^rpunbert
Serengar oon ZourS (f. b. 9rt. U, 393 ff.) auf
bie e^hfem entgegengefej^e Seigre, ber eud^ariftifd^e
(Smuß gebe auf ben Setb bed feerm aß fold^en gar
ni^t , meit berfelbe nur im pimmel fubftantieQ
gegenm&rtig fei unb bloß abbilblid^ in ben &tß
mentm beS Srobefi unb SBeineS auf unf erm SItören
gegenmdrtigmerbe, nicbt aber fubftontie&burd^ berm
9BefendmanbIung (ogl. 3. Sad^, S)ogmmgef(l^i(bte
beS amttelalterd I, SBim 1873, 370 ff.; 3.
Sd^i^, Serengar bonXourd, Sßund^en 1890).
S)iefe Se^re mürbe burd^ SBicIif, Stoingli unb
(£atoin (f. b. Srtt.) mieber aufgenommen unb auf
Derfd^iebene SBei|e f ortgebilbet imb in bm Sefennt«
niffen ber reformirten Aird^e ju bogmatif(ber 9lu8-
)n:ögung georad^t. 3^ fteute fid^ bie (£onfub>
ftantiationSlebn SutbcrS (f. b. ^2lrt.) gegenflber,
meld^ in bie Setenntniffe ber lutberifdjen Aird^
überging. Sie befannte gmar in, mit unb unter
bm Siäfiangen bed SrobeS unb SBeineS eine
reale, mefenl^fte (Segmmart ber Subftangm beS
gfleifd^eS unb Sluted 3efu, läugnete aber eine
Zrandfubfiontiation ber erftem in lefctere. Sine
old^e bermarf aud^ bie in mittebtterlidper 3eit oon
em UnioerfttatSle W äol^neS oon $ari9 (f. b.
Slrt. n. 2) aI8 ^9))ot]^efe vorgetragene unb Don bem
lut^ifd^en Xl^eologm Vnbread Ofianber (f. b.
Srt.) oieQeid^t toieber aufgenommme Seigre Don ber
Smpanation (f. b. %ct,), toetd^ annal^m, baß bie
eud^riftifd^en Subftangm Don Stob unb Sein
mit bem gbttlicbenSogoS in ^poßatifd^r (Einigung
ftönben, glei(| bm unter ii^nm gegenmSttigm
i;
1979
€ubf)an)m bcB glt^ti^ ttnb Sluttfi, ofpu tn
Mo|cT &)nfu6jlaiiliatiiin gu einirabcc gu fte^
S)K ^RUelbbn bcr 1786 obatl^atttnen ^DUtct^n-
fqnobe non SpiM» (I- b- 3tt.)^Ilttn (Swa. IV De
«icliari§tia, n. 2) bit £e^e auf, ba| naäf bn
ConftanHon S^ftuS ital unb fufiflantinl nntn
bm fhtttlu^ @e^llnt gtgennKlrltg fti unb itt^t
iUi figfitlit^ ober b» ßrait nai^, unb ba{i bit
gonje SuB^j btS igrobre unb SlBancä auf^5n,
fugte abn bann bit Snnal)nung bti, mit {[tjokfli'
'fäfm fragen, toeli^ bit ^rt unb Sffieijt betnffen,
tDtt e^nftuS imtei btn @e[lalten ejijttre, (oUtni
M in ©Ute unb St^w ber ^Bätet nttfpnt^enb
oie Sptantr ntd^t befdjättißen unb borüf« ntc^lB
twitiagen. Sxt bit S^nobt bei XrtmSfubftantia'
tton (eine ^nü^nuna t^at, fo bcgünftigtc ^
bcn @(^iR, aß ob fit bit 3iani|ub^antiation fiii
eiiu Mei fi^alafti|^t tlnjti^ ^Ite. — m&tptni)
bte ültfonnitttn bie utftnfwftc @t9tnaart befl
gleif^te itnb EBIutt« 3c[u, b<ri Üuf^dien bn
©ubftanjen non tßrob unb aßein unb biren äßtr-
tDonblung lAugnttm, tttamtten bit Shit^ttantT
[ammt btn Stttrtttm bti 2lm])imation§It^n bofi
trftt bitftt biti <Dlomtntt an, löugntttn abtt ba9
gtwilt unb baS bntte. S)lt ÜRttglttbn btr @qn-
»bt von ^iftaia trfannttn tvo^l baä trflt unb boS
Itveitt an, Ittgen a&tt ba3 bntte augtr ^ä)t %a bit
bqeit^neten (Ötomenle, mit f^on erinnert morben,
logif^ bttio^tel ni(i)t in einem unlöSIi^en Su*
fammtn^angt ftt^tn, fo lonntt bit Sejatiung befl
ttnen tintnttn Dl)ne btt Stt ja^ung btS anbtm ober
bie 3)trnttniing bt< tintn o^e bit äJtmtinung
bt9 anbtm. SBtr mit btn fiut^aronnn bit totftn'
fy^ (gtgtniDart btS Sltif^tS unb S31uttS 3ifu
bejahte, mu$tt baS Suf ^Bttn bcr %rob> unb SB<in-
jubftang utd> beren XtonSfubflantiation ni^t be>
ja^m. SDer mit btn 9)titgliet)tni ber @qnDbc Oon
^iftoja blc tDtftn^t @egenKiad bt4 3blf(^
unb SBIuteS 3tfu unb ba§ 9[uf[»enn bti ^irob-
unb Ktinfubfionj bttaSle, fonnte beren Sron»-
{ubFtantiation babinscfteHt fein laRen cbci gar
Ifiugnen, twiC ein @egenflanb an bte Stelle eines
anbtm au^ trtten lann bincti bIo|t ©ub^itution
olint 3janS{u6ftantiation. 93fi umgett^ mit
bm SRitglitbem bti S^nobe Don $iftoia bit
XronifutiftanHafiiin ba^ingefteüt fein lit^ obti
lihigntlt, mugte be|1^16 nic^t boi %ufb^m btt
Grob' unb ^tinfubltanj unb bie nxlm^oftt
etgtnnxtit btS gfltifc^ unb EBIuttS 3tfu ba^in*
aefteQt fttn laf^tn obti Idugnm, unb ton mit bm
vutfieranem S^wiäfubf^anllattan unb baS ^uf-
^ren ber ©nib- unb SBeinJuiftang löugnttt,
bnnic^e bt|^16 nid)t au((i bie mefen^wfle ©egen-
niort bt« ijleifi^es unb aSIute« 3efu ju bc
freiten.
III. 1. 3)tr tigmtri(^t bogmatifc^t Stloell
bn XranSfubftantiaHon (onn ouf tKrf(Aitbmt
!Keift Qtfübrt merben, nömlii^ ». au9 bn tftitigtn
€^ft. Siie Sinfetangenorlt : vyk6 Int li
a&fiÄ [jLou unb *. ^iTtvi Ivn -A rixfA. ^u tKjtidjnm
nt^t MofitiittnATU\(iit>nä)to^' '
XraxIfubftantiatioiL
btSStibtStnib
ouc^ tin ^uf^
unb bom 3Bai
untn bm foxS
unb äBein auf
gt^Ä onf
unb nmntbief«
es bf }d(^et n
im ^nnmtl bej
maa 3efu, ni
itidinrt biitct <
btS^nmalSii
unb unttrbcm
ranci It^mt. 5
in SBa^r^it fti
traics, auf baS
f^ittnie obti nu
tonnt ip, ba|
litgt, @olc^
itmanb eine gc
unb foQt: bitfe
Däitigtng^
Don Domt|cietn
St^tmmung ^
Dimf ^n in fl^
ft^ungfitDortt I
tDoSew^all^
aStfen na<^ nid
£eib unb aSIut'
lii^, mo^I obti
„toaSeui^alSS
29tfmnad)nid
fletört ju fein,
^lut getDoAen,
SSän Siob ur
Dor^nbtn gtic
mflnffl: ,3>aS
entfwltm i^; I
99Iut ent^ten
,9it^mtt ^in ui
StQe auS bitftm
füi SiiÜt miib
b« Sünben".
bit ^uffaffung
diBt;.ll,q. 3,
ben ScDti^
m^ftif^tti
litfeiung unb
mitouBgefbroi!^
^tiTn,ronlbaS
bom aBtift uni
unb £I3[ut g^t
au4ri<^gt»'b
btSEdiobc« nn
mb btS IBIutt
ßatlfinbm muri
tnblid) audj ni{
unb aaiut 9in
jei^noi im @i
fie oui^
1961
XronftfubflantiatioiL
198]
Websio« unb fd^Ie^l^in boS dm fhitt bed
onbem gefr|t unb auSgefogt kDerbcn fOraite.
b. ata ga^hdd^n Seugmffen ber |)otriflifd^,
lUurgifj^n unb monumentalen Uebetliefentng.
Bie bie Qdtvt on monil^fn 6teIIen gu erfennen
geben, bo^ fie niil^ blol ebie teht fi^mbolifid^
unb »irtuefle, fonbetn eine mefenbofte (Seoentoort
beS Sfleif (^9 rnib 9(uted 3efu anne^men^ f o laff en
tie irtel^^ <^^ in ebenfo fkitet SBeife erfennen,
bo^ {te btefe mefenbofte Segenmort al9 gfolge
einer Sefentoonbtungbet euc$attfHf(^ (Sfemente
in Sleifd^ «IIb 9(ut Sfefu burc^ bie über jie ge«
flrrod^enen, in ber ftnift be9 b^Uigen (skifted
tvirf enben SonfeaotionSmorte angenommen baben.
Sie fiUefien Sater balten ^^ bobei no^ an ben
Gpracbgebrmt^ ber beUigen &l^\t, obne auS«
bxädlid^ bon einer SBonblung ju reben. @o fogt
SgnaKttd (Ad Bmyni. 7), ba| bie 2)ofeten ft^
ber Sud^rifiie entbielten, toeil fie nicbt befennten,
baft bie Cud^riftie bo« Sleifd^ unfere« grlöferft
defud (Ebrifhid fei, ber fitr unfere Sünben ge*
Ittien babe. 2)ie eud^n^ie gUt ibm otS gleifcb
e^fH; fie gilt ibm niä^t afö tBrob, maS ^e m>r
ber Segnung tt>ar, unb ou^ nxift o(§ IBrob, unter
wtld^tm bad Sflei^ (Sitx\i\ geteten unb genoffen
isirb. 9u^ Suftin begeugt (Apol. I o. 66) bie
loefcnbofte ®egentt)ort bed 9Icij(!^8 unb Sluted
bed ^tttn , vc&ma er fagt : „9ii4t mie gemeines
Srob unb gemeinen 2ronf nebmen mir biefe
®obe ... mir finb gelebrt morben, bo^ Jene
^abrung. Aber meldte burcb bog feine SBorte ent«
baltenbe ®ebet bie ^anff agung gefi^ro^en mürbe,
beS fififibgemorbenen 3efu gleifcb unb IBfut ift,
mit melibem nnfer gfleif (b unb 99tut burtb Ser-
monblung genährt mirb (l^ ^c atfia xal aapxtc
xotA (tetaBoX-^vTpefovrac)." 9uftin miH bictmit
nurfagm, baBüermitte» bedgfleif^cd unb9Iuted
3ffu unfere 9latur genftbtt mnbe Xmxü^ äfeimonb-
lung in eine geiftige, {meumatifcbe 9latur, bunb
Sorbereifung berfelben jur Vuferftebung ; er rebet
mobl ni(^t birect üon ber eud(Kn:ifKf(ben SBefend«
monblung, fe^t ober biefe DorouS, inbem er fagt,
bag 8rob unb Xranf infolge ber gonfecrotion
SIetfcb unb eiut 3efit feien. «udbruAi^ f)m(bt
^(^ befonberd ber bl. Srendud (Adv. haer. 5, 2, 3)
auf in ben SBorten: «,SBie bo« Srob unb ber
SBefn bur(b 3lufhabme bed SBorted ®otteS . . .
bie euc^ifHe, b. % Seib unb »(ut e^riJU mirb
XptoToo), fo merben oud^ unfere bunb fie ge*
nabrten Sriber , menn fie in bie Stbe gelegt unb
bermedt finb, }tt ibrer Seit einft aufeij^eben, bo
ber Sogod ®otte9 ibnen bie 9uf erftebung gemäbren
mirb Aur d^xt bc« tDaferS." 3renöu9 fagt nicbt
Uo|, ba^ bie Cucbariftie infolge ber Sonfecrotion
SIeitt unb Slut 3ef u fei , fonbem au« trbif (bem
9robe unb Zronfe f oI(be9 merbe, betont olf o auS«
brädlt^ mi^i blofi bie toefenbofte @egenmart be«
8f{eif(be# unb SluteS Sefu in ber «ucbarifHe,
fonbem aucb ben ^roje^ ibred aSJerbenS. Sr be«
ricbtet au4 (Adv. haer. 1, 18, 2), ba^ ber
QhiofHrer OtoroiS fiel Serrirbtung ber emborifU»
Mni Sf^ier ben mei^ ÜBein bunb einen tfiufd^em-
oen ftunftgriff rotb gefärbt bobe, um für bie 9ti*
toefenben oie Sermonblung bed SBeinefi in boA
9Iut 3efu dufterli^ fid^bar gu macben. ^rmit
ift ein niibt unbeutiiiber f^inmeift gegeben oasS ben
bamott b^rrffbenben (Blouben on bie eud^ripifcbe
SSefenAoonblung. ZertuQian bebt ferner bnt)or,
bo^ ber ^rr am fohlen Sbenbmaj^e boS SBrob
gu feinem Seibe gemacbt b^be, begeicbnet alfo bot
Sßerben beS Ie|tem M ein iSemirftmerben (Ae-
oeptuBipanemetdistribntiimdiscipiilisoorpaa
illum sonm feoit, hoo est corpos menm cti*
cendo ; Adv. MarciozL 4, 40). ^ b^ 9xffAoox
betont meiterl^in bad ttufbbren be9 Srobeft unb
SBeittdl in biefem ttebergangdprogeffe , inbem er
fagt (£p. 63, 9 [ed. Hartel]): Invemmus,
eiüicem mixtum foisse quem Dominus ob-
tulit, et vinum fbisee qnod sanguinem dizit
Slber erß bie mubnic&nif^ Sdter unb ftircben-
f<briftftdler beben in ben oerfcbiebenften Sufi«
brüden unb Sßenbungen b^tf or, bob badienige,
vi>oS^ fruber tBrob unb SBein mar, bie| infolge ber
Sonfeaation nivbt mebr ift, fonbem in ^leifcb
unb SBIut beft 6erm oermanbelt mürbe. Sie be*
geid^nen bief m uebergang8t)roge| M ein ^(vtaftau,
|xttaßc^XXe9ftat| lAetanouidOat, fAttafftoi^^uouo-
dai , fieri, eonverti, ober in actioen SuSbrüdm
att TCOtatv, )irra«xtocl{Cctv, }A6tQi^^o8fiiC<iv, lietn-
9Tot;(eiouv, transfigurare, oonfioere, mntare,
Converters, transferre; fo Sqrill oon 3emfoIem^
Tregor oon 9t9ffa, StbanafluS, Sb^bfofioinmif
Xbeobor Don 9lo|^fuefle , Xbeoboret, 3ob<inne9
2)ama8cenu9 , SmbrofiuB, (Sdfariufi oon VrM^
^uguftinuS , 9eba ber SbtU)ärbige. Sie fmben
biefe SEBefenSmonblung gu beleud^tm tbeild bur^
bie in ber Statur norgebenbm Stoffoermonb«
lungen, tbeilft bunb bie Sermanblung ber 6))eifm
unb ®etr6nfe in unfer gfletfcb unb »tut, tbeil«
bur(b bie munberbore Sermanblung oon SBoJfer
in SSein gu Sono , tbei» bmnb bie fcböiiferif^m
^eroorbringungm ber göttluben SUlmad^ ober
bie SRenfcbmerbung bed güttli^m Sogo«, ober
bur^b bie SBermonblung oon SBoffer unb iBfoSma
gn faaamentalm ^ilsmitlefo, ober bunb bie
Sermanblung ber fterbliibra 9Renfibennatttr in
eine )meumatifd^ OerfUrte, unflerblicbe. SBii
bie Sftter in ibren Srnttrungen oon 9ob«
ftap. 6 som (Benuffe bed Sfleifcbeft unb Stute«
3efu bfter« in fpmbolifd^em Sinne ober oom
embart|Uf(bm Qenuffe berfeibm nur in trtrtueDem
Sinne reb«n, nid^Sbeftomeniger aber on oielen
SteSen auf febr reoliftifibe SBeife fid^ auSbrfldm,
fo bo| ber ®laube an eine mefenbafte Q^egenmort
be« gbifd^e« unb Slute« Sefu in ber beiligen
Snd^mnftie ibnm nur oermftge einer gemoltfamen,
fün^id^m Auslegung abgeforod^n merben Cann,
fo reben fte oielfacb ba, mo fie oon einer eucborifti'
fd^m SBonblung fpred^en, ntd^t auf fo piM\z, bc«
grifflieb ausgeprägte SBeife mie bie ncüblommen*
ben mittcldtterKd^en Xbeologen, inbem fte oft nid^
19B5
XronSfulbftQntiQtion.
1986
ttbättti bc8 d^rijUtd^n Wtertl^um» in tnettoürbi«
flcr 0ef(^toffen(eit il^ entgegenfiel^t iinb ein ge«
lobeju unerfMtiftlU^ ^olISDert für Ue ent*
flf8cngefc|te SmffQjfung bttbet.
SMe toerfd^icbmen, il^ @ntnb&eflonbt^en
nad^ In bie ot^oflolifd^ Seit gurfidCreiidbenben Si-
lutgim 0. b. 9rt) befi 9Rorgcn- unb SlbenbkmbeS
geben etnmfit^tgeft 3nigni| fär ben (glauben an
bie euibariPfd^e 9BefendtDanbIung ; fo bie Si-
liKgien Der a))0{itolifd^en ConfKtutionen, ber ffitd^e
ton aentfalem, bie Sihtraien bec fjü SBafUiufi
unb S^tQJofiomuS, ferner bie j^rifd^ imb Io)i«
tifc^ Siturgien, bie armenifcqe, bie gried^f^'
olesonbrinik^, bie öt]^to))if4e, unb a6enbliln>
bifc^eitfi Die gaDicanifd^e, bie mDgarabifd^e, bie
gotifd^e Sitnrgie. S)ie burd^ göMid^e StxaH fld^
Dodgiebenbe Umtoanbtung be« Srobe« unb beS
SBeinefi in gleifd^ unb SBIut 3efu wirb in i^en
als dro^aCvEtVy Ttotetv, ptetaßdtUstv , facere,
eomnecrtere, imitare, transf ormare , trans-
ferre etc. begeic^et. SMe Siturgicn finb ein
9u8bmd bet betenben ftird^, mie btefe i^rerfeitö
tDieber ein SluSbrudC ber lel^rcnben iKr^ie ijL 2)a-
^ bilben fie einen bogmaKfd^en SemeiS baffir,
ba^ aud^ biejieniaen SSter, toetd^ in )99etreff ber
fingen Sucbarlftie fid^ auf mel^ ober minbcr
fl^irituarifKfd^e SBeife au|erten, bie reaßfüfd^
äuffaffungSmeife l^ierbei DorauSgefe|t l^ben im
6inne berjientgen IKrd^e^ beren icreife fie an*
geb5rten, bag ^e als Sel^renbe alfo nt(^t Uugnen
ttwOten, toaS fie ofö Setenbe belannten, unb für
eine fold^e Stoeifeelentl^orie nid^t in Snfprud^ ge-
nommen toerben lönnen. äBie lie^ ftd^ bie fo
gro^e Sinmüt^igldt aQer biefer Stturgien ber
r&umßd^ einanber jo femftel^nben ffird^en er-
nüren, menn ber glaube an bie eud^farifHfd^e
SBefendloanblung nur ein aUmälig unb }ufajlig
auf bem ilBege ber S)eScenben} fojufagen b^toud«
geioad^fened unb angetoad^feneS (Srgeugni^ h)to,
o^e in ber Se^re Der Spoftel unb ber Se^re
3eftt fefber )u muqeln? @elbfi »enn bie (Sni'
ftel^ung biefer Siturgien ber 3^it nad^ fo meit
olS nur immer mdglid^ l^erabgebrüdK mfirbe, fo
iDte iene fo gro|e einmutl^igfeit berfelben auf
fold^e SBeife tro^bem ein unI5dlid^e9 Sldt^f et Wt
Stecht fagt XertuSian (De praescript. 28):
Eoqui yerifiimile est, ufc tot ac tantae [eccle-
siae] in onam fidem erraverint? Nullus inter
nraltos eventos nnus est exitus: variasse
deboerat error doctrinae eoclesiarom; cete-
mm, qnod apud multos unum invenitor, non
est erratum, sed traditnm. Slujser ben Samm»
lungen ber Derfd^tebenen Siturgien Don ®oar,
Stenaubot, Sffemani, SDaniel, £)en)inger, SRigne
XL 9(. Dgt Benaudot, La perp^toitö de la foi
de r^Use catholiiiae touchant reucharistie,
Paris 1811; S. 9. {)oppe, 3)ie eirtReftS ber
gried^ifd^ unb orientalifd^en Siturgieen, €d^ff"
laufen 1864, 49—92; ^. $robfi, fiiturgie ber
brei erfien d^riftlid^en Sal^rl^unberte, Xübingen
1870.
itlr^cntcxiroa. ZI. & Suff.
Sie rdmifd^en Hkttolomben (f. b. Sri) entl^lteti
gal^Ireid^e, Dorn 2. 3al^^unbert an entftmbcne
Slbbilbungen bed S)>eifettmnberS mit Sroben^
gfifi^ uiü) Iförben. Xl^eiboeif e begegnet unS oud^
ber Sfifd^ aOein. Scad^tentoertl^ ift nun, ba| in
mand^en altd^|tlt^ 3nfd^nften (DgL b. 9rt)
ber eud^arifttf(^e ebrijfati gerobeju felber alft
'IyMc bejeid^net toirb. «berdufi, Stfd^of Don
&tero))oIi8 in $b^^gi^. fogt in einer Don il^m
Derfafiten, ber {meiten ^ölfte be« 2. Sal^^unbertS
ange]^5rigen (Brabfd^ri^ : „3)er (glaube nxir mein
{^ül^rer unb gab mir allerorts gur Speife ben
Mx&uc aaS bem OueQ, ben großen, ben reinen,
me(d^ bie maleUofe Jungfrau gefangen l^at unb
ben t^freunben immerbar {um (Sff en Dorje^ ; fie l^at
tdftlid^en Sßein mit SlBaffer gemifd^t, ben fie )tt«
fammen mit Stob barbietet" (betreffs ber neueften
über bie 9(berciuS-3nfd^ft l^anbelnben Siteratur
Dgl. [Xübinger] iS^tol Ouartalfd^rift 1895, 526;
1896, 666; 1898, 171 ff.), fßectoriufi Don
Sutun fagt in einer mal^rfd^tnlid^ ber erjten
^Ifte beS 8. Sal^l^unbertS entftammenben 3n»
Jd&rift (f. b. «rt. «utun I, 1735): ^(fegreife
Die bonigffl|e Speife beS (SrIöferS ber ^eiligen;
genieße l^ungemb, ben gfifd^ in ^nben ffaU
tenb.'' Siefe Sejeid^nungSmeife beS eud^fti«
d^ien (S^riftuS bangt {ufammen mit ber Sluffaf«
ung (Ebrifti felber als beS gifd^eS unb ber (S4ri>
ien als ber im Saufmaffer geborenen gifd^kin
Tertoll. De bapt 1) unb mit bem @ebrttud^e,
burd^ baS gried^ifd^e SS^rt 'I^Ooc in ^rm etneS
Sfroftid^onS 3efuS (i^n^% alS (SotteS Sol^n unb
Sriöfer }um SluSbrudt )u bringen (Dgl. b. 9rt.
@9mboI, ob. 1044). SRit gutem (Srunbe l^ben
belbcilb tatbolifd^e Itatatombenforfd^er bem 3)ar*
nidben unb bem (Sffen beS Sfifd^eS in ben oben be«
jeid^neten ffatof ombenbilbem aud^ biefe Sebeutimg
}uget]^eilt (Dgl. 3of. SBUpert, Ißrincipienfragen
ber d^rifU. «rd^öologie, gfreiburg 1889; 3)»f.,
Fractio panis. S)ie öltefte SarfteÜung beS
eud^oriftif^en 0))fer8 in ber Cappella Gfreoa,
ebenb. 1895).
c. aus ben fird^lid^-bogmatifd^en (Entfd^>
bungen. SfonoQafHfdb gefinnte SSifd^öfe "^aiun
auf einem 754 gu (Eonftantinopel gebattenen
(S:onctIe bie !Bere|^rung ber Silber fOr und^riftßd^
erOärt unb als eat}igeS ^ierDon bie ^ilige (Sud^o«
rifüe ausgenommen. Wogegen |>roteftirten Ue
Säter beS 7. allgemeinen (SondlS Don !ßicäa 787.
3n einer gegen tene Sifd^öfe gerid^teten, in bec
6. Si^ung bafelbft Deriejenen @d^ l^ei^t el^
u. a. : „(SS ift alfo bemiefen, ba^ toeber ber ^ert
nod^ bie ä[|)ofteI ober Säter jemals baS unblutige
OpUt, meld^eS burd^ ben ^riejler bargebra($t
n^iro, ein SBilb genannt l^ben, f onbem immer ben
Seib unb baS Slut Stoar l^at eS einigen SSötem
gefaOen, Don einem %t)puSi Dor ber SoSenbung
ber (Sonfecration }u reben; gu biefen geboren (Su«
ftatl^iuS unb SBafUiuS. . . . 3ene (iBif d^öf e) fflbrten
aber, inbem fie baS Snfd^auen ber Derel^rungS*
urürbigen Siloer befeitigen molüen, ein anbereS
63
1987
XtanSfubftantiotioiu
1988
»Üb ein, todc^c« fcin «IIb ift, fonbcrn bcr ficib
unb boS SBIut 3e{u. . . . @obann fommen fie mä^
SSerlanen ber Süge ber SBaldrl^ett luieber eÜDaS
nöl^, bel^uptenb, ba^ eS ber Seib luerbe ; toenn
ed iebo($ bad ȟb bed Seibed ift, fann eS nid^t
ber göttlid^ Seib fein'' (Mansi Xm, 265-266 ;
@d^tt)Qne, 2)ogmenge{d^i(i^te ü, 806). @elbft
bie ilonoflafüfd^ geftnnten »ifd^öfe befannten ftd^
alfo }tun ®Iauben an bie eud^ftifc^ SBefenS-
toanblung, menngleid^ fle bie Sud^ariftie als
eilb (Sl^rifti faxten ; fte fonnten ftd^ babei fogor,
rocS iene SEßiberlegungSfd^rift Derfannte, auf 9(u8-
{prud^e ntel^rerer ^öter berufen, totlä^t nid^t bIo|
oaS Srob t)or ber Sonfecration, fonbem qu(|
beffen ©eftalt nod^ ber Sonfecrotion qI§ »üb ober
®egenbilb bed SeibeS gl^rifK begeid^neten. Sld
Serengor »on Sourd im 11. Soi^rl^unbert bie eu«
d^riftifd^e SSBefenSmanblung in beren eigentlid^em
@inne beftritt fud^ten bie f^olaftifd^en f Ideologen
vermittels eined einzigen, nic^t mi^beutbaren 91ud-
brudeS biefelbe gu begeid^nen. 3)lan toöüfiit l^ier-
für bad SBort tranasubstantiatio, baS ^ilbebert,
CFrgbifd^of Don ZourS (geft. 1137), guerft gebrandet
baben foU (Serm. 93, bei Migne, PP. lat.
CLXXI, 776). ®a8 4. Sateranconcü (1216)
fanctionirte biefen SluSbrudf in ben Sorten:
Transsubstantiatis pane in corpus et yino
in sanguinem potestate divina (Denzinger,
Enchir. n. 357). 3)Q8feIbe tl^ten bQ§ 2. (Soncil
Don S^on (1274) in ber Professio fidei Palaeo-
logi (Denzinger n. 888), bann 1439 boS Deere-
tum Eugenii IV. pro Armenis (Denzinger
n. 593) unb enblid^ ba3 Xribentinum. Se^tcred er-
nörte (Sess. Xni, cap. 4 unb can. 1—2) fid^
einerf eitd gegen bie ref ormirte Seigre Don einer bloi
figärlic^en ober blo^ DirtueDen ©egenioart Sefufür
eine reale, fubftontiale, unb gegen bie lutberifd^e
Seigre Don einer bloßen 6^onfubftantiation für
IranSfubftantiation, unb beftimmtc anbererfeitS
biefe le^tere ald SSerteanblung ber gangen IBrobfub-
ftang in ben Seib unb ber gangen SBeinfubftang in
baS Slut beS ^erm, fo ba| nur bie ©eftalten Don
99rob unb Sßein gurüdbleiben (manentibus dum-
taxat speciebus panis et yini). SBaS baS £ri-
bentinum species panis et yini nennt, b^^tte bie
ariftotelifd^e @d^oIafttf aud^ accidentia genannt ;
benfelben SuSbrudC i^attt bad ffonftanger Gioncil
gebrandet, inbem eS ben ©aj SBiclifS Dertoarf:
Accidentia panis et yini non manent sine
subjecto in eodem sacramento. ©egenuber ber
S)iöcefanf9nobe Don ^iftoja, meldte baS SBort
SranSfubftontiation beifeite liel (f. ob., n. II) unb
baburd^ ben ©d^ein begünftigte, aI8 ob eö biefe
IranSfubftantiatbn nur für eine fd^olaftifd^e 9ln-
fld^t l^alte, rid^tetc ftd^ bie SBuHe Auctorem fidei
$iur VI., meldte (prop. 29) jene aufeerad^t-
laffung aI8 fd()äblic^ unb ber C^ärefte SSorfd^ub
leiftcnb Dermarf.
®urd^ bie tribentinifd^e ©eftimmung: Per
consecrationem panis et yini conyersionem
fieri totius substantiae panis in substan-
tiam corporis Christi Domini nostri et totios
substaniaae yini in substantiam sangnims
ejus, tDurbe ftiUfd^meigenb aud^i bie ebebem m
SuronbuS (In 4 Sent dist 11, q. 8) asf*
gefteOte Seigre mit Dermorfen, ba^ in ber SBoib«
lung Dermöge göttlid^er maft nur bie fu^ßaa-
tieOe gform bed SrobeS unb SBetneS gu fm
oufl^re, beren SRaterie aber bleibe, um bmS^ t«
@eele 3<fu mie in ber Smal^rung gu beffen
gfleifd^ unb 93Iut formtrt gu merbm, fo bii|
Untere einer fortmo^renben 3u« unb WmoSpat
untermorfen mören. S)en Sinunrnb, bie Smu^ne
einer SRaterie ber Urperlid^ien Z)tnge fei nur eise
naturt)]^iIofo))]^ifd^e Slunol^me ber peripaietif^
Stid^tung, iebod^ leine ®Iaubenfifaiung, olfo fei
ed aud^ (ein ©loubenSfo^, bag bie SRoterie bie§
Srobed unb SBeineS in ber Sßonblung gu fris
auf^dre,beanttDortet ©uoreg (De 8acrain.di8p.49,
8. 3 in fine) : Per se et directe est de fide,
hie non manere particulam aliquam panis,
quidquid illa substanüa sit. 2)er Se^re hd
Suranbud äl^neln bie bed Corte^d (f. b. t±
SUtardfacrament I, 626) unb bed mnton Xodabn
©erbaH (f. b. 9rt.). Se^terer äu|erte: & f^e
mit ber latl^olifd^ Seigre inSinflang, ongunel^es,
ba^ gmar bie gange ©ubftong bed 93robed nnb bd
SBeined in gleifc^ unb 93Iut 3efu DerttHmbdt
toerbe, fofem fte burd^ beffen @eele belebt toed^;
bod^ bilbe fte nur einen £1^ bed gletfd^ usb
Sluted bed ^erm, mdl^renb ber onbere Ufa
im 6immel bleibe (Introdozione dei Vangdo
di Gioyanni, Torino 1882, lezione 87)l
S)urd^ ben pöpüHd^en ©tu^l umrbe biefe i^
am 14. S)ecember 1887 (prop. 29 — 31) ccn«
furirt. 9(uf ©nmb bed Zribentinumd umrbe au4
bie fiel^re Dermorfen, bie Xnmdfubftontiation be*
ftebe barin, ba| bie Statur bed 93robed mit SRo*
terie unb gform ald il^ren Elementen o^ne afie
Seränberung bleibe, aber ©ubftang gu fein (n^
^öre, meil fie nid^t mel^r in ftd^ felber, fonbem is
einem ^nbem ald il^rem Xröger (in alio sostoi-
tante) fei, alfo gu einem übematurlid^ Hccibeni
bed fieibed 3efu toerbe, menngleid^ fie biefen mäj/i
affidre mie bie notärlid^en 9ccibentien bedfelbm
(Decisio S. Inqnis. Dom 7. 3uli 1875, bei Den-
zinger n. 1684—1687). — 3um Setteife ber
fatl^olifd^en Seigre Don ber eud^ftifd^ S^fenS-
manblung bient aud^ bie Z^otfad^, ba| bk
Selenntniffe ber nid^t-unirten orientalifd^ ffic-
d^en auf ®runb ber Ueberlief enmg in DoIUm Sof
Hange mit berfelben ftel^en; fo bie C!onfessio
orthodoxa Don 1643 (p. 1, q. 107) unb bie
Confessio Dosithei Don 1672 ^ecretom 17;
Dgl. b. 3lrt. ©^mbolifd^e 93üd^er, ob. 1058). SXr
Sludbrüdfe, beren fte fid^ bebienen, ftnb t^d bie
Don ben gried^ifd^en SSätern gebroud^ten, tl^ ber
bem lateinifd^en SBorte transsubstantiare naif
gebilbete ^udbrudt ficToucnouv. ^dienige, nw&
nad^ ber Sonfeaation old fid^tbar gurucfbleiM,
nennen fie elSoc, tw:oc, aujtßepTjx^ too ijptw
xal Tou orvou ober gang aSgemein Td ^aiv^fuvo.
1989
XtanSfuillantiation«
1990
Sie benoetf en AimSd^fi bie calbinifd^ Sbenbma^Id-
leiste MI $atnardim e^riSud 2ucari9 (f. b. 9xt.),
bie Confessio Dorithei Dcrmixft ou^bem nod^
blc luf^erifd^ Se^te Don einer bIo|en Con-
fu&flantiation, toeU^ fte oß 3m{mnation (dvap-
tw|jl6c) bejeic^ei uitb als XCoiv dtMida»c xal dftXdDc
etbod^t l^infieltt (0gL Eimmel, Monmn. fidei eeoL
or. I, Janae 1850, 179 sq. 456 eq).
2. Sie |pecuIatU>«bogmatif(^e 93egrünbung
ber cu4ianftif4en SBefenStuanblung ^t mit bet
Z^fad^e )u rechnen, bo^ bie XtonSjubftantiation
in ber sef^öpflid^ aBett iJ^reSglei^en nid^t l^at;
eS lonn oon beten iprämiffen ond {omit xA^i ein-
mal i^re innert SDUglid^Ieit, gefd^meige il^re SBirl*
li(^feit ober gar Slotl^menbigfeÜ betoicfen werben.
2)te gefd^apfti^e 3Bett , um in J^oIojKfd^er
@{>ra4toeiie gnreben, jeigt enhoeber SBanblungen
ber {ub|lantimen 9Raterie einer unb berfelben
SormCconyeraiones materialesy transmateria-
tionea; )• 9. in ber Sm&^rung) ober SEBanb-
lungen ber fubfiantiolen gform einer unb berfelben
SRaterie (IxansfonnationeB subBtantiales) ober
SBanbtungen ber accibenteüen gform einer unb
berfelben Subftong (tnmsformationes acdden-
talea), <^ber leine fflanblungen ber fubftontiolen
SRaterie unb Sform }umal, oerbunben mit einem
unnerSnbeden gf^^rtbeftel^ ber occibenteOen gfor-
men; fte »eidt olfo leine eigentlid^e unb ooDe SBe-
fenSmonbtung ober XranSfubftontiation auf, mie
Re bem Krd^Iid^en ®lauben gemft| burd^ bie prie«
fierli(^ Sonfecration ooU^ogen loirb. Sine fold^e
tfi red^t eigentlid^ ein (SloubenSm^fterium, oon
ber menfd^li(^en Semunft nur in analogifd^en
Segriffen er[o|bar, burdb du|ere ®Iaubtoärbig«
fei^runbe oemeisbar unb auf bie Sluctorit&t beS
M offenborenben ®otte8 ald ®Iauben8grunb l^in
über VOed gemi|. Sie gel^ört nid^t bem Sereid^e
ber Staturorbnung, fonbem ber gel^eimni^oOen
(Snabenorbnung an unb tourbe oftmals fogar alS
ein 9Bunber gefaxt uiü) bejeid^net, obtoo^I fte eS
im engem tmb ftrengem Sinne biefeS SBortcS
nid^ ift, »eil fie nad^ einem allgemeinen ®naben«
gefe^e gumSBoSguge (ommt unb nidbt etmaS9uS-
na^mSmeifeS btibet im Sereid^e ber Snaben-
orbnung. S)ie 9RögIid^(eit ber eud^ariftifd^en
SBefenStoonblung ift burd^ unfere Vernunft nur
conflatirbat im negatioen Smne, fofem bie
XranSfubftantiotion unferem logifd^en teufen
nU^t toiberfprid^i Senn toeld^em logifd^en ®efe|e
foute eS miberfpred^en, bag burd^ gfittlid^e Sau-
falität eine bie natfirlid^e SBeltorbnung uiü) beren
S^orgSnge flbenagenbe Ummanblung gefd^öpflid^er
SttlMlangen beloirft toerbe ? 3n bief em Sinne ift
bie ^glid^feit einguröumen unb oon ben fot^o-
Iif(^en Xfitüloffn aud^ meiftenS eingeräumt kor-
ben (Saarez , De sacram. disp. 49, cond. 1),
ba^ ®ott OermSge feiner abf oluten SRad^t an bie
Subfianjen k>on Srob unb SBein aud^ eine bIo|
^firlid^e ober bto^ otrtuette ®egentt)art beS
gfleifd^ unb IBIuteS 3efu ober eine bIo| confub-
fiantiale l^e binben Unnen. — ffann man nun
aber eine SBanblung t)on 9rob unb SBein in gleif d^
unb Slut beS ^erm als eine Subftangenmanb-
lung bejjetddnen ? S)a8 93rob ift nämlid^ fein
blof eS 9cahtr-, fonbem ffunftprobuct, ebenf o ber
SBein. fofem er ber 9uS})refftmg bebarf ; alf o finb
SBrob unb SBein mie aOe llunflprobucte nid^t
Subfionsm, fonbem 9ccibentim. 3)ie SBanblung
oon Srob unb SBein in gleifd^ unb SBIut 3efu,
fo tonnte eS fd^einm^ ift alfo nid^t Subftanjm-
ttxmblung, fottbemSlcdbentienmanblung, mäb^enb
fie nad^ lird^Iid^em ®Iaubm umgehört Subftangen-
loanblung fein f oS ol^ne aQe unb j[ebe Slccibentien-
manblung. 2)arauf ift )u anttoortm, ba^ 93rob
unb SBrin bejiebungSmeife aDerbingS ihmft-
!)robucte unb infofem Slccibentien ftnb, aber un-
td()tbare , biefm Slccibentien ober Srfd^inungm
gu ®mnbe liegenbe Subftangm oorauSfe^n, tmb
biefe le^teun ftnb baSimige, maS nad^ f ird^Iid^em
®Iauben oerüxmbeU mtrb. — Z)te 9rt unb
SBeife ober baS SBie biefer XranSfubftantiation
tann burd^ ut^ere Semunft nur oennittelS irgmb-
meld^er, bem natärlid^en Saufe unb Seftanbe ber
SBett entnommener ^Begriffe irgmbtoie fa^id^ unb
mal^rfd^einlid^ gemalt toerbm. 3n ber gefd^öpf-
lid^en SBett begegnm unS fort unb fort SBanb-
lungm ber fubftantidm SDkterie ol^ne SBanblung
ber fubftantialm Sorm, ober umgelel^rt. hiermit
ftnb tmS Slnalogien gebotm für eine burd^ bm
fird^Kc^m ®Iaubm bezeugte SBanblung förper-
lid^er Subftangm, bie auS beibm gumal befte^m.
3n ber gefd^ö))flid^m SBett begegnm unS femer
aud^ jal^Ireii^e Xl^otfad^m, meldte befunbm, ba^
biefelbm SBirfungm oerfd^iebmm Urfad^en ent-
flammen lönnm ; fte bilben Snalogim bafür, ba|
aud^ bie md^ariftifc^m SIccibmtien tro| ber SBanb-
Itmg ber Subftangm unoerdnbert fortbeftei^m
tdmtm, mmngteid^ fie nid^t burd^ bie närnttd^m
unb gleid^en Urfad^m im 2)afein gel^iattm unb er-
battm merben. — 3tu: naivem IBeftimmung ber
ZranSfubftantiation na^ il^rem begnfpid^mS&efm
unb iqrm conftitutiom SDtomentm (ommm in
99etrad||t i^ %uSgangS))unft, i^r 3teltmnft unb ber
Uebergang oom einm gum anbem. SluSgangSpuntt
berfelben im OoOm Sinne (terminus a quo to-
taliB) ftnb bie Subfiangen oon 99rob unb SBein
unb i^ @eftatten. 3i<lpunK berfelbm im ooOm
Simte (terminuB ad quem totalis) fittb bie
Subftangen beS §Ieifd^eS unb SBIuteS 3efu unb
ime ®eftattm. S)a nun aber bie ®efiatten feiner
Sieränberung ober SBanblung unterttegen, fottbem
nur bie Subftangen, fo bilbm nur lebtere in
f örmttd^er SBeife bm SluSgangSpunft uiu> S^d»
puvh berfelben (terminus a quo et ad quem
formalis); ber Uebergang oom einm gum anbem
befleißt im Sufl^drm ber IBrob- unb SBeinfubftang
tmb im ®egmmörtigmerbm ber gfleifd^- unb
Slutfubftong beS ®ottmm[d^ Siermanbeß »er-
bm ntir beftimmte inbioioueQe Subftangm oon
Srob unb SBein, bie aUgemeinen Subftangm
(9rtm unb @attungm) nur, fofem fie in biefm
inbioibueüm fubftftirm. Sie merbm Dermanbett
63 •
1991
£ran8fu6|}QntiQtion.
1992
in bic ©ubponscn beS Stcifd&eS unb 93Iute«
3cfu, mit »cl^cn fic bic 9latur förperlid^er ©üb«
ftanäcn unb beten aBßefenSeigenjd^aften gemeinjam
^abcn. S)ie töcitere Stoge, ob bie unDemanbeltcn
unb bie öerwanbelten ©ubponjcn ou^er bem»
Jcnigen, toaS jle im logijd^en ©inne gemeinfam
laben, nod^ ein realeS (Semeinfame (tertiuin
commune reale) forbem, ift Don mannen Xl^eo-
logen Demeint morben. 903ie aud bem !Rid^td bad
SttoaS ol^ne ein beiben gemein{amc§, tealed S)ritte
burd^ ©d^öpfung geworben fei, f o f önne SBrob unb
SBein ol^ne ein fold^ed bur^ bie Sonfectotion
gfleifd^ unb IBIut bed ©ottmenfd^en metben; erftere
feien nur ©orbebingungen bcr burd^ logifd^e unb
geitlid^e ?lufcinanberfoIge mit il^en oerbunbenen
ife|tem unb teleologifd^ auf fte l^ingeorbnet oIS
Stelpunft. ®iefe ^nfid^t ift iebod^ Don bebeuten-
ben ^l^eologen nid^t als DoQ befriebigenb erad^tet
tt)orben, unb tool^I mit Sted^t. 2)ie ©d^öpfung ber
SBelt au3 S^id^tS lonn alS eigentlid^e SBernmnb-
lung nid^t gelten; benn )u einet fold^en loirb er-
forbert, baf ein ©eienbed ftd^ anberS Derl^alte al§
frül^er. 9lud^ bie blo^e grfe^ung eines ©eienben
burd^ ein anbereS ©eienbe ift no(| feine SSertoanb-
lung ; benn eine Baä)t ober ^erfon fann auf eine
onbere folgen unb beren $la( einnel^men, ol^ne
burd^ Seüoanblung au3 il^ entftanben }U fein,
©ubftitution Don ©ubflangcn ift nod^ feine Irans«
fubftantiation. ©oQ Don SQSefenStoanblung im
eigentlid^en ©inne bie SRebe fein unb nid^t Don
bloßer äS$efenSerfe|ung, fo fann ber terminns a
quo nid^t DöÜig aufl^ören, ol^ne bag tixooS Don
i|m fortbauert im terminus ad quem. SBaS
fann aber Dom SBefen be§ 93robcS unb SBcineS
nod^ fortbauern, ba eS nad^ fird^Iid^em ©lauben
gang Dertoanbelt mirb in Qleifd^ unb 95Iut beS
|)erm? SSaS fann beiben auf reale SBeife gemein-
meinfam fein? ®ic ^ccibentien ober ©cftolten,
fofem fic unDeränbert f ortbeftcl^en, fmb jtoar ctmaS
SRealeS, aber i^rem Segriffe nad^ nid^tS ©ubftan-
tialeS. Sei ber eud^oriftifd^en SBefenSmonblung
bleibt jebod^ aud^, mie bei aÜen SBefenStoonblungen
auf natürlid^em ©ebiete, toietoo^I im Unterfd^iebe
Don biefen auf eigenartige, ja einzigartige SBeife,
ein ©ubftantioIeS aurüd. 68 ift bicfe bic 95c-
jicl^ung (relatio, habitudo) bcr ben terminus a
quo bilbenbcn ©ubftanjcn unb bcr ben terminus
ad quem bilbenbcn ©ubftanjcn, in ttjcld^c jene
gang Dcrtoanbclt »erben, ju ein unb bcnfelbcn
llccibcnticn (munus substandi accidentibus eu-
charisticis). SBie bie cud^ariftifrfjcn llccibcnticn
in bcr SBanblung Derbicibcn, fo aud^ biefe fub-
ftantiale »caicl&ung. ©ic ift eine fold^e rüdffid^t-
Itd^ bcr (Scgenmart bcr ©ubftanjcn unter ben
«ccibcnticn, ob^ol^I fie auf accibcntclle SBeife fraft
beS göttUd^cn SBiÜcnS ju ©tanbc fommt. ®ie
©ubftanaen beS SrobeS unb SBcincS fmb aüer-
bingS nid^t bic ©ubftonjen bcS Qacifd^cS imb
SlutcS bcö §crm, ja fönncn biefeS aufolgc bcS
2Bibcrfprurf)epnncip§ nid)t fein ; bod^ fönncn fic
auf Dorbcjcid}nctc äBcife fold^c merben, in fic Der-
toanbclt iDerben bttrd^ bie fibematürfid^ tDtxfenbe
©otteSfraft Dermöge bcS SoufalitötSprincipS. 3)ie
eud^riftifd^ Sccibnitien geldören Don 9^
n)cgen nur bet Stob« unb SBeinfubflans o6 eigen«
artige (species propri&e) an : {le flel^bb|nnt
il^en im 3n^ören)Derl^öItni| unb fSmien in
eigentlid^en ©imte Don i^en allein ouSgejogt
tocrben, »öl^renb fie ber Derflorten g^eifc^i- unb
93(utfubflan) 2kfu nur auf übematürlid^ ^^>
nilDoHe SBcife angel^ören, eine frembortige ^uUe
(species alienae) berfelben bilben unb rm im
uneigentlid^en ©inne Don i^en auSgefagt toeiben
fönncn im Unterfd^iebe Don ben unter biefcr^ülle
Dcrborgencn natürlid^9(cctbentien berfelben. 3n-
folge beffen ift nun oQerbingS bie Se§ie^ung bet
©ubftangen }u ben 9ccibeiüien Don Srob unb
Sßein burd^ bie eud^flifd^ SBanblung et»
anbere getoorben; gleid^mol^I ift fie aber eine fub^
ftantiale unb infofem biefelbe geblieben, ©iefooa
mit guten ©rünben im Sinne Dielet l^rDorrogeih
ben Xl^ologen aud^alS eine |)^9fifd^e Serbbibung
ber ©ubftan§en mit ben Scctbentien gefaxt nei*
ben unb nid^t blo^ als eine moraüfd^ m @tn»
Don S)unS ©cotuS unb Occam, tteil mt fol^e
nur 5U leidet in eine rein occaftonoIiftifc^eft^Dct»
licrt, fo ba| bie Seigre Don ber XranSfubflimtki»
tion in eine blo^e ©ubftttutionSI^re fid^ DerflikJ^
tigt. 3ene fubftantiale SSegiel^ung fdim enbfii|
aud^, mie eS Don Seiten mand^er S^ologen ge*
f d^el^ ift (Dgf. b. «tt aitatSfacroment, n. vn, 2),
in bem ©inne aufgefaßt tt>etben, ha^ bie @eßaltai
Don Stob imb 9Bcin bie tJ^eifc^- unb Stut-
fubftang beS Detflätten @ottmenfd^n }u Uftm
loitffamen Stögct l^abcn unb nic^t als fogen. ob-
folute Sccibenticn butd^ bie Jhraft ®otteS unmtttd«
iox im ®afein ctl^alten wctben. — 3ft nun bit
StanSfubflantiation i^tem begtifflid^cn SBefen
nad^ auf Dotbeseid^nete SBcife ^u beftimmen, fo
cntftcl^t bic mcitete Qfrage, toie fie ifyctt genetif^
©eitc nad^ ju bcftimmen ift. ÜRan fönnte fie c^
flörcn moEcn als Slnni^Uation unb ^uglei^ ^
©ubftitution, eine fiel^re, bie oielfac^ ffiunS @a>«
tuS unb Occam jugefd^eben mürbe. So(4 ijt
biefe grflärung nic^t ouSreid^enb. 5Die InmS«
fubftantiation ifi nid^t ^(nnil^ilation im engcrn
©inne, mcil fic gu il^rem Sicipunfte nid^t ein
9lid^tS, fonbcm ein ©eienbeS 1^ ; toenn man in
einem ttjcitcm SBortfmne fd^on boS Hufl^ören ber
Srob- unb SBeinfubftan§ oIS ?lnni^iIation be«
seidenen moOte, fo l^anbelt eS ftd^ l^ierbei lebigfu^
um einen SBortuntcrfd^ieb , njie 3o]&. 8ugo (De
euch. disp. 7, n. 200) mit SRed^t bemetft iM
XtanSfubftantiation ift aud^ nid^ bIo|e ©ubftiln-
tion ; fie muf; mcl^t fein alS biefeS. ÜJlan fönnte
fie f etnet im ©inne Don SeHatmin, 3o]&. Sugo u. 8.
5u bcftimmen fud^en als ein ©egenmörtigtüciben
(adductio, introductio) beS Derflorten S^fcbeS
unb SlutcS 3cfu unter ben nadj tÄuf^ören ber
Srob- unb SBeinfubftanj aurüdgebliebenen ®e«
ftalten biefer festeren. ®o(| forai biefe nur ein«
geröumt tocrben unter ber Sebingung, bag bomit
1993
ZtanSfubftantiation.
1994
feine ^etoortringung neuer @ubftan)en oI§ et*
fotbedic^ onBenommen mirb^ Dielmel^r ein ®egen«
kpärtigtoerben bcS t)erflärten tlfleijd^eg unb SluteS
3cfu gemeint ift mit ^etk)orbringung (productio)
einer neuen Seind- unb (Begenmörtigteitsmeife
bnfelben, nämlu^ einer unouSgebel^nten, facra-
menlalen unter ben irbifd^en @efta(ten, ol^ne ba|
üjft notärli^e 6ein8« unb @egenU)ärtig(eitS-
meife im ^immel ouf^ören mürbe. 93on oome«
herein mu| namlid^ bie gfrage, ob bie eu(^rifti{(^e
SBefendmonblung als eine 9lrt Don actualer
Schöpfung bon @ub{lan}en in beftimmen fei, oer-
neutt merben. SBo}u im @inne oon fiefjiuS u. %.
eine fReufc^öpfung ober SBieber^eroorbringung
(reproductdo , replicatio) ber ©ubftangen bed
Derflarten 8f{ei{(^e8 unb SBIute« 3e{u, ha biefe
f^on pr&esiftiren ? Sine üirtuale @d^öpfung ber«
jelben, fa&S {te nid^t {d^on pröesifUrten, fonbem
gan} Don Steuern ge{(^aff en merben müßten, lönnte
aUerbingd als möglid^ eingeräumt merben, bod^
nur unter ber Sebingung, ba^ fte mie bod 9uf-
l^ören ber 39rob- unb SBeinfubftang burd^ g5tt-
lid)t £]^ittgfeit aSein jur SSermirflid^ung fäme,
fo ba^ ber ^riefter nur moralifd^-merf jeuglid^er,
nid^t pj^t^ftfd^mofjeugnd^er SBetje bie Sonfecra«
tion DoUjöge. 9lber aud^ bie Sefiimmung ber eu'
il^riflifd^en SBefenSmanblung als actualer Sr*
(oltung ber {d^on pröe^iftirenben Subfton^en beS
gUifd^eS unb Sluted 3efu im Sinne Don Suareg
bürfte abgumeifen (ein. SBie beren ^immlifd^e unb
facromentale @ein§meife Derfd^ieben ift, fo aud^
bie Srl^oltung biefer beiberlei SeinSmeifen. S)ie
Srl^oltung ber facramentalen @einSmeife berfelben
f e^t bie ZranSfubftantiotion DorauS, begrünoet fie
nic^t. S)ie euc^ftifd^e SBefenSmanblung lann
ou^ nic^t )u @tanbe lommen burd^ grgeugung
(generatio) ber ©ubftangen bed gfleifd^eS unb
SBIuteS bed C^erm, meber burd^ actuale ßrgeugung,
meil fte fd^on präe^ftiren, nodi) burdb eine Dirtuale
Srjeugung, meil nac^ fird^(i(|em ©lauben feine
SDlaterie präe^iftirt, aud melc^er fte erjeugt merben
Unnten« 93on (Einigen mürbe bie eud^riftifd^e 9Be-
jenSmanblung aud^ }u beftimmen gefud^t ald 9b-
forbirtmerben, S)epoten}irtmerben ber SBrob- unb
SBeinfubfiongen bur(^ bie Subftan^en beS gfleifd^eS
unb SluteS bed ®ottmenfd(|en, alg Srl^ebung in
biefe(ben u. bgl. SS mag biefeS gugegeben mer-
ben, menn bmnit nur gefagt fein foU, bo^ le^tere
Subftangen ben erfteren gleid^mert^ig, ja mel^r atö
gleid^mertl^ig feien; feineSmegS aber, menn be-
hauptet merben moUte, bag fte burd^ biefe Der-
mitteld Derfd^iebener (SonfecrationSacte in fte er-
l^obcnen Subftangen einen 3umad^3 erfal^ren.
S)ie Xrandfubftantiation fann rüdfftd^tlid^ il^rer
Cntfiel^ungSmeife burd^ a&^ bie aufgefül^rten (Snt-
ftel^ungSmeifen gefd^öpfltd^er SDinge unb Vor-
gänge ^ mögen fie natürlid^er ober felbft über-
natürlid^unberbarer 3lrt fein, bem iBorauS-
8e(enben {ufolge nid^t auf erfd^opfenbe SBeife
ejtimmt unb erHärt merben, fonbem nur auf
me^ ober minber annal^embe, analogtfd^e äBeife,
mie e8 Don Seiten ber Sater unb X^eologen, be-
fonberS ber nad^tribenttnifd^en Z^eologen, bis
^tigen XagS aud^ Derfud^t morben ift.
SBenn bie eud^arifttfd(|en ^ccibentien aufhören,
fo l^ört nad^ fird^Ii^em ®Iauben aud^ bie Ger-
manen) ber Subftangen beS fJfleifd^eS uttb SBluted
3efu tmter ben neu eingetretenen SIccibentien auf,
unb ed treten il^nen entfpred^enbe neue Subftangen
ein. 2)iefer Uebergong fann aber j[ebenfalls nid^t
al§ XranSfubftantiation im Sinne ber eud^arifti-
fd^en aufgefaßt merben ; benn eine SBanblung ber
Subftangen beS f^eifd^eS unb Sluted 3efu in
anbere Subftangen fann nic^t eintreten in bem
Sinne, mie eine SQBanblung ber Subftangen bed
SrobeS unb SBeineS eingetreten mar, ba jene nid^t
}u e^iftiren aufhören, mie DomialS biefe }u
ei;iftiren aufl^örtetu SBie tdnnen aber, menn bie
eu^ariflifd^en Slccibenticn aufhören, neue, ben
nunmel^r eingetretenen Sccibentien entfpred^enbe
Subftangen entfielen, g. $. burd^ SSerbrennung
Sfd^e, burd^ Sermefung SBürmer, burd^ ©öl^rung
Slftg, bur^ Cma](irung organifd^ed gleifd^ unb
^lut? Sine Sßeinung ging bal^in, ed ^nbe in
fold^em Sfalle ein 3urädfebren ber Subftangen
beS SBrobed ober 9Beined fktt, fo ba| auS il^nen
befagte fförper erjeugt merben. 2)iefe SReinung
ift iebenfaUS unl^altbar; benn bie Subftangen Don
SBrob unb SBein fdnnen nid^t gurücffebren, fo-
lange bie eud^arifitfd^en ®efialten befielen, unb
menn biefe Dergel^en, ebenfo menig. Sine meitere
Steinung nabm an, bog in f oli^em gfalle nid^t bie
Subftangen beS Srobed unb SBeined gurildtfe^ren,
mobi aber beren SRaterie Don 92euem erfd^affen
merbe. 3)er ^L %i)oma§i Don Squtn miU biefe
ÜReinung nid^t Dermerfeii; ba fte au|er ber Son-
fecration aber ein gmeiteS SBunber, nömltd^ bie
ßrf^affung einer IRaterie obne Stotl^menbigfeit
annimmt, fo gtel^t er eine aitbere S^einung Dor,
gemö| meld^er @ott bem ^ccibenS ber 9uS-
bel^nung (qnantitas dimensiva) in ber &)n-
fecration bie IBefobigung Derlieben l^t, jum
3tDedfe ber Srgeugung neuer Subfiangen als
StellDertreterin ber fubftantialen SRaterie (sup-
plens yicem materiae) gu bienen, ntd^t aber alS
ftofflid^e Urfad^e (materia ex qua) i^rer Sr-
geugung felber (S. Thom., In 4. Sent. dist. 12,
q. 1, a. 2, q. 4; S. th. 3, q. 77, a. 5). Hßand^e
il^eologen befötnpften jebod^ biefe SReinung ober
fanben fte menigftenS für fel^ erflörungSbebürftig,
meil bie SuSbe^nung rein als fold^e bie Stelle ber
SJlaterie nid^t Dertreten fönne. Sie nal^men ent-
meber nad^ bem Vorgänge beS S)unS ScotuS
(In 4 Sent. dist. 12, q. 6, n. 12—14) an, bog
neue Subftongen (fubftantiale SRaterien unb gfor-
men gugleid^) in obigem gfalle Don ®ott erfc^affen
unb nid^t irgcnbmie ergeugt merben, ober fte tml^men
an, ba^ nur neue SRaterien erfd^affen merben, auS
mel(!^en alSbann nai) bem ©efe^e ber naturlid^en
äBeltorbnung neue Subjlangen erjeugt merben.
Se^terer !Dleinung geben nad^ bem Siorgange Don
Suareg, ^ol^. Sugo, ber Salmanticenfer u. f. m.
1995
%xappi\ittL
1996
blc neueren Il^eoloöen ben SBorjug. gtne fd^öpf e-
rifd&e 3:5Qttöfeit (SotteS — »enigflenS im ©inne
biejcr le^tcm 5Wcinung — »üb immerl^n ju })0-
ftuliren fein.
Qä^lU^Wi) fmb nod^ furj bie einwenbungen
au berühren, toeld^e gegen blc Seigre öon ber XranS-
fubftaniiötion mit Berufung auf naturmijf enfd^af t-
lid^e %fyx\]a6)tn erl^oben »erben Knuten. ®ie
grfal^ng, fo fagt man, beweist bafi ©efej ber
gr^altung ber förperlid^en SMaterie unb bamit
gugleid^, bo^ bie biefem (SefeJ« gemäl eintretenben
SQSirfungen aud^ l^ier eintreten, ol^ne mif »unber»
bare SQBeife unterbunben ju fein. ®ie Crfol^rung
be»eife alfo, ba^ eine SSemid^tung unb IReu*
fd^öpfung förperlid^er 9Materie, »ie fle burd^ bie
SronSf ubftantiationSIel^re erf orbert »erben, f eineS«
»egS ftattfinbe. 3nbeffen ift biefer 6in»anb burd^-
aud ab3u»eifen. S)aS burd^ bie d^emifd^e SSkige
controlirbare ®e»id^t§quantum ber fförper bleibt
oHerbingS boSfelbe in qS' bereu SBonblungen,
bleibt boSfelbe oud^ in ber eud^nriftifd^en SBonb-
lungj SDrud( unb @e»id^t, olfo oud^ baS ftopd^e
®e»id}t8quQntum, ift aber ein ^ccibenS, ein blei-
benbeS^cribenS ber »ed^felnbenSlccibentien. ®t»a8
ganj Rubere« ift inbeffen bie SKaterie in fubfion-
tialem @inne. 5Diefe fonn als SRaterie be§ SrobeS
unb SEßeined gu ej^iftiren oujl^ören, anftott i^rer
lann bie eud^arijtifd^e STtotene beS gfleijd^ed unb
SluteS E^rifti eintreten, unb anftatt biefer bin-
»ieberum !ann bei ^uflöfung ber eud^ariftifd^en
Sccibentien obermotö eine anbere ÜKaterie ein-
treten, ol^ne bo| baS ftofflid^e ©emid^tSquontum,
»eld^eS p]^9ftfalifd^»d^emifd^erfeit8 meift al§ ÜJ?a-
terie begeid&nct »irb, eine 3u- ober 2lbna]^me er-
fol^ren »ürbe. ®ie »ägbore 2Katcrie im 6inne
ber pb9fifalifd^»d^emifd^cn SRebe»eife unb bie fub-
ftantiale ÜKaterie im ©inne ber mctopl^tififd&en
unb tl^eologifd^en SRebemeife fmb »ol^I ju unter«
fd^eiben. 3cne ift ein ^l^änomenon, biefe ein
SRoumenon; »aS öon Jener gilt, baS gilt nid^t eo
ipso t)on biefer. — SQßeiterbin beruft man fi(| auf
ben grfa^rungSfaJ Don ber grl^altung ber ftroft
(ber Potentialen unb actualcn gnergie). S)ie öer»
fd^icbenen förperlid^en SIBanblungen — »enigftenS
auf anorganifd^em (Sebiete — feien nur öerfd^ie«
bene, einanber gleid^mertl^ige Umformungen einer
unb berfelben ßraft, unb eine 3«" unb Übna^me
fold^er, »ie fie bur^ bie 3:ran§fubftantiation§Ie^re
erf orbert ȟrbe, finbe nid^t ftott. Slttein aud^
biefer 6in»anb trifft nid^t ju. ©aS, »aS in bie
ßrfd^einung tritt, »aS finnlid^ beobad^tet, »aS
birect ober inbirect gemeffen »erben fann, »ie bie
öerfd^iebenen , in einanber übergel^enben, immer
gleic^mertl^igen förperlid^cn Se»egung§formen, ge-
hört fammt unb fonberS bem Sereid^e ber 5lcci-
bentien, ber ftnnfäUigcn pl^^üfalifd^'d^emifd^en gr-
fd^einungen an, nid^t bem sBereid^e ber nur bem
geiftigen Semunft- unb ©laubenöauge augöng»
lid^en ©ubftanjen imb Sorgönge, gibt für Icjtere
alfo feinen TOa^ftab ab. g§ gelten l^ier bie SBorte
beS §9mnu8 eine§ f)l Sl^omaS öon 3lquin:
Visus, tactoB, gostos in te fallitar, eed ao-
ditu solo tuto creditur. OBgl. }ur fpeodotb*
tbeologifd^en Seigre Don ber XranSfubftantiation
S. Thomas, S. Ül 8, q. 75 et 77, a.3-6;
Suarez, De sacram. disp. 49 — 50. 54;
de Lugo, De eucharistia disp. 7 et 10; 8al-
manticenses, De eacharistia disp. 5 ; Fr. X
Wildt, Explanatio mirabiliuxDy quae divina
potentia in eucharistiae sacramento Operator,
Bonnae 1868 , 29 sq. ; Aemilina de AogQ-
stinis. De re sacramentaria II, Woodstock
1878, art. 5 — 6 ; gfron) ©d^mtb, S^ Stflönmg
ber XronSfubflantiotion, in ber S^ttf^r. f. fat^L
Il^eol. 1894, 108—128.) piL 6<^ib.]
"^xappißm ifl bie gebröud^Iid^ Sejeu^mmg
für biejentgen Siflercienfer, meld^ bie Seform beS
Siftercienferflo^erd Sa Xxoppt befolgen. %a
9tame !am erft gegen Snbe bed 17. So^r^unbeilS
auf, als ber bamalige W)i t)on fiü Xrappe }un&(^
unter ben ©einen bie flrenge 3u(^t ber |ä. ©tep^
unb 93embarb (ogl. b. 9rL StflercienferorbeD)
»ieber einfül^rte. S)ie @d^redten§§eit unb bie Se*
ligionSanfeinbungen »öl^renb ber gro^ %etH>«
lution fadsten fobann im glöubtgen Solfe ben
erf d^Iafften 93u|geift fo m&d^tig an, ba| 9a %tQp\t
feit^er eine ganje 9iei^ fllöfter {Kften fonnte; bie
äieligiofen aller biefer ©otteSl^fer tragen mm
aud^ ben !ßamen Srappiflen. SSen einem „Stop*
piftenorben" lann aber feine 9tebe fein, bennt)orber
ff ird^ finb bie Xrappifien rdormirte Sifierdenfer,
fo »ie bie unbefc^ul^ten Sarmeliten ben refo^
mirten3»eig be§ SarmelitenorbenS Dorfiellen. €ie
ftanben immer unter bem ©el^orfam beS ©jier«
cienfergeneralS unb ftnb nod& [tjfi ßtfterrienfeL
— ®a8©tift Sa 2rappe (2)i5cefe@Äj inber
5Rormanbie) »urbe 1140 bon einem ©rafenbiejer
®egenb gegrünbet unb ben 5)enebictinem tum
©aoignQ übergeben. Sediere liefen ftd^ aber f^os
1148 auf bem ©eneralcapitel gu Siteoui Don
^apft ßugen HI., ber alS ehemaliger ©ftercienfft
präftbirte, in ben Eifterdenferorben einreiben, raib
5»ar unter bie ©tammlinie beS I^L 93embarb Don
ßlairt)auj. ^M erlebte Sa irappt blühen!«
Seiten ; ftrenge 3«d^t l^errfd^te bort mel^rere ^cift'
l^unberte lang, unb obfd^on ba§ fflofter in einem
gan^ abgefd^Ioffenen »Üben, faft un^ugöngltc^
Xbale lag — c8 fofl baüon aud^ feinen 3lamm
„Srappe" b^ben — , jog bod^ ber Suf feiner
gfrömmigfeit 95oIf, ©eiftlid&feit unb Hbel on.
5Ke]^rere 3JlaIe »urben j»ar bie 3Rbnä^ im bm»*
bertiöbrigen ffriege auf längere 3^ t)ertrieben
unb fanben bei ibrer SRüdBel^r il^re SSo^nung ge*
plünbert unb niebergebrannt (14. unb 15. 3ü^
lunbert), aber fte bauten materieO unb geijHg
9lEeS »ieber auf unb blieben i^rer Siegel fletS
treu. aKit bem Sabre 1526 beginnt ber 9lieber«
gang beS ff lofterS. 2)amald ^en beim %dbt bei
3lbte8 bie g^orprofeRen nad^ ^erfömmlicberSBei^
einen ber S^rigen als Wtt ermäblt. ftönig gfnmj L
bagegen ernannte gegen olled Sted^t ben (iaAmd
S)u ^eSaQ jum S^ommenbotarabt, unb t>on ba ob
1999
Ztappi^ttu
2000
gönn et mit feiner Reform, bie baS 3td l^atte^
bie erfte SeBenSart Don (Eiteous, foDiel eS Seit
nnb Umftänbe erlaubten, mteber auf^nel^metu
VM tDurbe mit SRa^ unb Ueberlegung getl^an,
xAäftfi übereilt Suerft ftubirte be Stanc^ genau
bie alten @ebrihi(^ unb befolgte fie felbft @o
folgen feine Kdigiofen, toit bte Stegd eigenttid^ }U
l^ten fei, unb begel^rten balb Dom 9bte bie Sr-
laubni^, }u tl^un tt)ie er. %in »urbe Dor ber
Sonjen ®emeinbe bie @ad^e befprod^en, unb wenn
^t XEe einftimmten, fing man an, einen $untt
um ben anbem einllmetten t)erfud^tt)eife )u fiben.
(Bob bann bie $nt£i8 leine Sd^mierigleit, fo na^m
man befinitio biefen Ißutdt aß ObferDon) an;
fleOte es fid^ ober berauS, bog bie SBeoba^tung
einer €ad^e laflig, ftörenb, geftmbbeitdttibrig
aar, fo mürbe fie als un))anenD für bie neueren
SSerbältniffe aufgegeben. @o mürbe nati^ unb
nod^ ber Ser^id^t auf ben ®enu6 Don £iem,
Sfifd^en, gfleifl, gett, SBein für bie (Sefunben jur
Segel gemod^t. Sie ^anbarbeit, ein gemeinfomer
€($IoffaaI fhtt ber ^rtoatjeUen, baS ©tiSfd^mei-
gen unb bie 3ci<^mf)>tad^e fanbeu oud^ feinen
SSiberftonb. Sagegen mürbe baS ÜRittagejTen
nad^ 4 U^r, mie eS ber pl. Senebict uno Die
frfil^eren Ciftercienfer an i(Kr(^enfafttagen bielten,
nod| gipeimoligem Serfud^e (1672, 1678) auf-
gegeben, ba bie ihäfte fomobi für ben ßl^orgefang
olS bie ^onbarbeiten nid^t binreid^ten, um biefen
^ßunfi ber Siegel oudjubatten: man fe^te bie 3RäfjH»
}eit an gfofttagen auf 12, an 9li(|tfafttagen auf
11 Übt feft. @o bouerte eS me^r als ge^n ^oX^xt,
bis SHIeS georbnet mar, unb $a))ft ^nnocen) XI.
lonnte biefem SEBerle ber SBeiSbeit usd) ber gröm-
migleit rubtg baS @iegel ber ürd^Iid^n ®enebmi«
gung oufbrüdten (28. SRai 1678), nad(|bem ber
geiftreid^e Soffuet nur fiobenSmertbeS barin ge«
funben batte. $iuS VL, «ßiuS VII., ©regorXVL,
$iuS IX. faiü)en oud^ nid^tS UebertriebeneS in
biefer Steform unb billigten fie bu^^oO; bie
Siftercienfer OrbenSgenerale Sarfd^er unb $errot
{nriefen biefe SebenSmeife bod^, utü) bie Seit bctt
feitbem bie| Urtbeü beftätigt. S)ie ateligiofen Don
Sa ixappt botten biefe Strenge fo Heb gemonnen,
bo^, als ibr 9Ibt megen OrbenSgefd^öften löngere
3eit )u Slom Dermeüte unb ber $rior unterbeffen
oerfud^te, bie 3nd^t etmaS j)u milbem unb gfifcbe
auftragen )u loffen, ber gonge SonDent fid^ gegen
ibn erbob ; ber 93ifttator mu|te ben $rior ent-
fernen unb erndren, bog er oud^ nid§t Sine mi|-
beCige Stimme gegen bie IReform im jtlofter
vernommen bcibe. 93on 9u|en fretttd^ b^tte eS
be Slonc^ an @d^mierigteiten bei feinem Sfteform-
mei^ nid^t gefeblt. 3n bie Seit bis 1667 foQen
fd^mere ftäm))fe innerbolb beS SiftercienferorbenS,
mo bie Slefortkportei ibre 93ered^tigung gegenüber
ber milbem ObferDong unter r)fubrung beS 9bteS
t)on £iteou{ nur mit SRübe bebouptete. S)e Koncö
meilte oIS 3)e))utirtet ber reformirten Sifterrienfer
iongere Seit in Stom, mu^te aber fd^He^U^ ein-
geben, bag bie erfebnte Steform beS gongen Or-
benS ober menigfienS bteSelbflfinbigleitbetfirm-
gem ObferDon) nid^t gu erreid^ feL S)ic befini-
tU)e (gntfd^eibung SUesonberS YIL Dom 19. l)>nl
1666 unterfteOte bie ftrengere Obfert>ons ber miU
bem. 2)ie ateformfibte erboben auf bem ®eneral«
copitel 1667 nod^mols $roteft, enegten aber bo»
mit nur ben ttnmiOen ber römifd^en Sebbrbcu
unb beS ^fteS. @eitbem befd^ränf u fid^ be Stonce
ouf bie Steformirung feiner Sbtei 2a %tappt.
aber oud^ bogegen etbob ftd^ ein @turm, gumoi
in So Ziappi binnen gel^n aSonoten (1674 bil
1675) peben ÜRönd^e infolge ber Strenge ge-
ftorben fein foQten. 2)ie mie nobm becort ju, bo^
be Stonc^ mirDid^ einen umgriff fetned CtbenS*
generolS befürd^tete. 919 er bo^er nad^ fd^merer
jhonfbeit am 3abteStoge feiner g^rofeffion, ben
26. 3uni 1675, mieber gefunb an ber @{>i|e feiner
@emeinbe ftanb, legten ttOe boS Serfprecben ob, in
ibrer SebenSmetje bis gum Zobe }tt t)erbart)rn.
@o ging boS (Semitter obne Sd^oben »oruber.
3lm griff man be SRonce'S ©d&riften on. 3n fei-
nem Traito de la saintet^ et dee devoirs de la
yie monastique, in feinen Keben unb in ber Aus-
legung ber Siegel beS bl. SSenebict, befonberd aber
im Traitö des öiadee monastiqaes, foQte VDie§
übertrieben, nicbtS mebr geitgemd^ fein ; er molle
bie 9Rdnd^ in bie SBüften ber ZbeboiS gunid-
fübren u. f. m. S)er gelebrte 9)labiIIon (f. b. Sri)
morf ibm Dor, er Deroiete ben OrbenSleuien gai^>
lid^ DOS Stubium, »oS nie gemefen fei ; ber (Sei)}
ber ffinbe Dertonge, bo^ bie SDtdnd^e nii|t meniger
müßten als onbere ^rufler, um ben l^riefierfionb
Dor ber 9Belt nid^t betobgumürbigen. De Slonce
ontmortete, fhibiren mü|ten bie W5nd^e freiltd;,
unb bie Siegel befttmme ibnen 3eit bagu: ober
pto\ant Stubien tonnten ibrem Seirufe nur fd^oben.
Alle biefe Snfeinbungen lonnten iebod^ ben 3u-
brong ber (Sfäubigen na(b So Zxappt ni^t bin»
bem. aBeltIeute,Seiftlid^e,OrbenSSeute,a3ifd&dfe,
ßorbinole, Sbelige iebeS SlongeS, fogot ®Uebcr
ber Idnigltd^en gomilie brängten fi(9 ^etan, nn
nod^ ben Slatbf^Ugen unb unter ber 0emi|[en^
leitung beS frommen SbteS auf bem SSßege beS
6eüeS Dorongufd^reiten. 9luS feinem einzigen
fflofier lonnte man Dor be Slonc^S Zobe ben
,,99erid^t über boS Sebm unb ben 2ob Don
55 Sleligiofen'' Der5ffentli($en, beren Xugmbm
gong "f^tm^äf berDorleud^ten. S)oS nrot bie befle
iEBiberlegung ouer ®egner be Sloncö'S. — Zocb^c-
nöfter moOte ber bemüibige SRonn nidbt gmn-
ben, nur bem gfrouentlolter SeS doiretd, boS
unter iJ^m ftonb, gob er feine (Sonftttutionen
(1689). 2)en Sebten Don SeDtfonS^ JDrtKd^
Zamx6, eb&tiUon, bie ibre ftlößer ou^ lefor»
miren moDten, rietb er, gu tbun, toie er gelb<ui
botte, unb felbft b^rouSgufinben, moS für ibre
aRönd^e boS ^offenbfie fei ; fie midben menig ton
ibm ob. SRit gunebmenbem Alter bur(b ilfraol-
beitm gefd^öd^t, lonnte be Stonc^ nic^t mebr ta
ber ^übem Seife fein Amt mobmebmen. SD« er
befflrd^ete, eS mbd^te boburd^ oSmaltg eine Eodk»
2001
%xappi\ttn.
2002
nmg in bet 3ud^t eintreten, fo t^at er Sd^ritte beim
MtA%t, um feine Sbbanfung unb bie SS^a^l eines
feiner IDtönc^ jum regulären 9lbte genel^migen )u
lafjen. Subwtg XIV. unb au^ $(q)ft 3nno-
cen) XIL nol^men ben gemä^tten Sbt 3i>P>nuS
(äonuar 1696) an, unb be Siancö (onnte fid) nun
in oler 9lu^ auf fein Snbe Dorbeniten. 2)od^ re>
Srte ber neue Slbt nid^t über smei SOtonate, unb fein
((folger ®ert)aife reftgnirte nad^ jtDeiiabriger
abminiftrotion, fo bo^ er^ 9lbt 3acobuS bie lej^te
6iunbe bc9 greifen Sleformatord fa)^. 9lad^bem
ber gro|e Süfer auf 9(fd^e Hegenb bie lej^tcn @aaa-
menle empfangen, bot er bie ganje ®emeinbe um
Qex)ei^ng, munterte fle auf }ur Sebanlid^feit
auf beut betretenen Sultoege, gab t^nen feinen
kidterii<(en Segen unb entfd^Uef fanft im ^erm
am 27. October 1700, ncü^eju 75 3a^re alt
SSoIIe 37 äa^re l^atte ber t)or]^er Denoetd^tid^te
^5f(ing ba§ Seben t?on Sa Zroppe ouSgel^alten ;
ed fd^ien, ate »oUte ®ott burc^ il^ felbft feine
SBtb^a(|er überffibren, ba| bie Zrappifienregel
baS Seben nid^t abtürat.
3)er rertgion§feinbIid^e ®eift bed 18. Sal^r-
(unbertS begünftigte (eineStoegS ben Seruf ju
ftrengem SSugleben. Sal^r tonnte Sa itoppt nur
loenige f^öufer grunben. Suon-@ola9}o bei glo-
renj tourbe geftiftet burd^ Softmo UL Don Xod-
cona (1705), Safamari in ben JHrc^enftaaten
aboptirte bie &)nflitutionen be Stancö'd (1717) ouf
9(norbnung (Sternen^' XL, ber felbfl in 9tom gu
@. SHto Xrappiften l^aben moQte (1709). @on[t
loerbreiteten fl^ bie Zroppiften t>or 1791 nic^t
Leiter ; boc( (atte Sa Zrappe im Sergleid^ mit
milberen iHöftem immer oiel mel^r SRitglieber.
S)aS S)e€ret ber Sluflofung aSer ff löfier in §ran!-
reid^ (13. gfebruor 1790) trof oud^ Sa Srappe.
Ser 9tot)i}enmeifter, Som ^uguftin be Seftronge,
©pri^Iing einer abeligen gamilie au% @üb«
fronfrei<!^, ber in feinem 25. Sa^re nad^ Sa trappe
gefommen mar, um nid^t ©eneraloicor bed Srg-
bifd^ofS ))on SBienne gu merben (1779), fa|te fo-
gleid^ ben Cntfd^tug, Heber in'3 SluSIanb gu
gießen, att feine SebenSmeife aufgugeben. Sro^
aller ^inbemiffe fanb er fär 24 ajlann Suf-
nobme bei ber Stegierung oon greiburg in ber
Sd^meig im alten ffartl^öuferflofter 93al'@ainte.
92a^ erl^aUener Srlaubni| feiner Orbengoberen
goa er mit 20 feiner SKitbrüber bol^tn (1791),
unb StSe maren gefinnt , il^r SBu^Ieben nod^ gu
Derfd^firfen toegen ber fdgtoeren 89ebrängniffe bed
SaterlanbeB unb ber ffird^e. Sie nal^men bie
ptimitioen Sfaften-ÜRittageffen nad^ 4 Ul^r mieber
S, tranfen nur SBaffer, fd&Iiefen auf Srettem,
eiteten 6 @tunben neben bem ftrengften Cl^or-
bienfte, furg, fte leifteten au^erorbentlid^ed in
S9u|toerlen unb übertrafen meit bad erfte Siteaus.
S>etmo<^ famen ga^Ireid^e ^oftulanten, fo ba^
fd^on 1794 Kolonien nad^ Spanien, $iemont,
S9e(gien unb Sanoba ausgießen tonnten. Sßal-
@ainie mürbe am 30. September 1794 Don
SßiuS TL gu einer Siftercienferabtei Congrega-
tionis B. M. de Trappa erlfioben, be Seftronge
gum SSater-Slbt aSer feiner Stiftimgcn ertlart.
9lud^ grauen melbeten fid^, um feine Obferoang
gu befolgen; er grünbete für fte baS fflofter
Sainte-SoIontö-be«S)ieu (14. September 1796),
mo balb über 30 9tonnen Derfammelt maren. Um
biefelbe 3<it Jd^uf er aud^ einen S)ritten Orben
für bie Srgiebung ber SDBaifentinber. 3(De8 ging
nad^ aSunfd^, bis 1798 eine ftnngöftjd^e Srmee
in bie Sd^meig einbrad^. 9tun blieb nur bie gfluc^t
übrig. SS maren aber bie^mal nid^t 21 SDtann,
bie frifd(|meg nod^ einem anbem jflofter giel^en
tonnten, fonbem 250 $erfonen, beren größere
ßölfte grauen unb jlinber maren. Sin beftimmteS
3iel litten fu nid^t ; bod^ blieben Mt feften unb
froren Sinnes. 3uerft gogen fte nad^ SBaqem,
überaQ erbauenb unb überall grogmütl^ig unter«
ftü^t. 9)urd^ Sd^mefler SDtaria 3ofep]^, eine geborene
$rmgeffin Don Sonb^, bie einft ftaifer Ißaul I.
Don Ku^Ianb im Döterlid^en Sd^Ioffe gu S^ntiQ^
bemirtl^et l^atte, erlangten fie Sufnal^e in SBeig»
ru^Ianb unb Sitauen, mo il^nen fflöfter angemiefen
mürben. S)od(| balb marb il^nen baS neue ^eim
getmmmen, inbem $aut I. Oftern 1800 alle
grangofen feines SanbeS oermieS. 9lun badete ber
^bt baran, nad^ Slmerita auSguioanbem. 3n
SDangig, Sübed, Hamburg, befonberS aber gu
S)ar|elb unb SDriburg in SBefifoIen, mo i^re
Stitbrüber feit 1795 anföfftg maren, mürben
bie glüd^tlinge freunblid^ft aufgenommen. 2)ann
t)ertbei{tcn fte ftd^, inbem Sinige nad^ Snglanb,
9nbere nad^ Slmcrita, mieber Srä^ere nad^ Selgien
(SBeftmaHe bei ^ntmerpen) gogen. Sine Sngal^I
teerte nad^ 93aI«Sainte gurüd, unbelaftigt oon
92apoIeon, ber ie|t (Semaltl^ber in gfrantreid^
gemorben mar. 3n ber golge nal^m 9lapoIeon bie
£rappiften fogar in Sd^u^, bis 1811 be Seftronge
öffentlid^baSSBerfa^renbeSffaiferS gegen $iuSVIL
taoelte unb ben Sib auf bie Sonftitutionen beS
ffaifeneid^eS oermeigerte. Sogleid^ erfd^ien nun
ein Skcret, monad^ bie Zroppijtentlöfter im gangen
Sleid^e auf gel^oben fein foSten ; il^e ®üter feien
eingugiel^en, i^re SSorftel^er gu Derl^aften nnb mili-
törifd^ gu rid^ten. 9{ad^ 9{apoIeonS Sturg tamen
bie Stroppiften fogleid^ nad^ grantreid^ jurüdE, unb
i^re ^öufer füllten ft^ aOent^Iben fo fd^neO, ba|
f^on ©regor XYL i^nen einen eigenen @eneral"
oicar geben mu|te (3. October 1884). 3n ber
golge tbeilte bann gituS IX. (25. gfebruar 1847)
bie Xrappiften in brei Kongregationen, Jebe mit
ibrem befonbem (Seneraloicar. S)ie Kongregation
oon SeptfonS utü> bie t?on SBeftmdle (Selgien)
l^ielten fid^ an bie Obferoang be Stancö'S; bie
Kongregation oon Sa Srappe tam einfad^ auf bie
urfprünglid^en ®ebraud^e oon Kiteaus gurüdE.
Wit brei ftanben unter bem Kiftercienfergeneral
in 9tom. Obfc^on biefe Trennung bie rafd^e £nt-
midRung ber Zrappiften ni^t lammte, mar fte
bod^ gegen ben (Seift ber Carta charitatis
(f. b. art. Kiflercienferorben m, 376), meldte
bie Sinl^eit beS OrbenS nid^t bIo| im Sorftanb,
2008
XxappifttxL
2004
fonbem Qud^ in ben (SebtSud^ em))fie]^lL S)e|«
1^ berief Seo XIU. auf ben 1. October 1892
bie Oberen oller Kongregationen }u einem (Se-
neraIca))iteL S)ort tturben unter ber Ougen Sei«
tung beS CorbinoIS SRagjella oon Men oie ®e«
brauche beS )irimitioen Sitemis angenommen. Ser
^Pa)>fi befKmmte fobann, ba^ bie ^rat)))i{ien nun«
me^ il^ren eigenen (Benerofobt tmab^gig Don
bem früher gemdl^tten Cifterdenfergeneral ^aben
Sollten. €o Jinb j[e|t im (Eifterdenferorben gmei
elbfiönbige wnttaU, einer für bie milbere Ob«
feroang (observantia oommnnis) , ber onbere
filr bie Xrappiften (obserrantia Btrictior). SMe
lej^eren l^ben aud^ om 2. October (Stofenfron)-
feft) 1898, bem o^ten €ftcularia^re ber ®rän-
bung biefeS fflofterd, ba8 StommHofler Siteaus
sourguno enooroen.
2)ie (Skbräud^ ber Xra))pi{len finb, toie oben
erofibnt, bie bed primitioen Siteoui, fooiel eS
bie ie|igen SSerl^tniffe geftatten. S)er officieüe
!ßame ifl: Ordo GistercienBinin Beformato-
mm beatae Mariae de Trappa. @ie bilben
im gonjen Sifterdenferorben ben gr5|em 3tt>eig.
3(re donftitutionen erbielten bie le^te |)fi))ft-
li^e Sefiatigung om 25. Suguft 1894. SktS
Seben ber Sroppiften oerßuft Xog ffir Xog
mit ber größten 9legelmä^igleit. @ie fiel^en um
2 Ubr 9la4t8 auf unb geben im SBinter um
7 nbr, im Sommer um 8 U^ 9benb8 ju SBette ;
im Sommer i|t aud^ eine @tunbe SRittogdfd^Iaf.
S)er Zog beginnt mit bem Seien ober Singen oon
SRotutin unb Saubed; bem canonifd^ Officium
»irb babei no<l^ ber alten SBeife bod Officimn
B. M. y. oorongeftellt unb on §eriattogen boS
Zobtenofficium beigefügt. 9tad^ ben aUetten folgt
eine l^Ibftflnbige Setrod^tung, bann bie $rioat«
meffe ober Stubium oon 4 bis 5 Ubr 50 SRi-
nuten, too bie $rim mit bem StopM einfällt.
93on 7 Vi bl8 9 Ubr i|i f^anborbeit ober Untere
rid^t für bie (Eleriler. Um 9V4 U^r lerj, bann
^od^amt, Sest unb (Examen. Stuf 11 U^r an ge>
tDbbnlid^en, 12 U^r an gfofttagen iß boS SRittog-
effen fe[tgeje|t, bann ifl freie 3eit gum Stubiren
im SBinter, jum Sd^Iof im Sommer (eine Stunbe) ;
nod^l^er 9lon, bann freie 3eit unb oon 2 bis 4 U|r
Arbeit refp. Unterrid^t. Son 5 Ul^r an Sefper unb
Setrod^tung (eine SHertelftunbe), um 6 Ul^r 9benb«
effen, bann freie 3eit; um 7 U^r (Sompletlefung,
eomt»Iet, Soloe Stegina, @ett)iffenSerforf(^ung;
um 8 U^r 9lu]^e. 3m SBinter ift !Rad^mittag3
aOeS eine Stunbe früher, inbem bann bie 9Rit«
togfirube »egföSt. Somit 1^ ber Xra)))rtft }u
ieber 3tit 7 ooOe Stunben jum Sd^Iofen; }um
Sffen brandet er l^bd^fienS V« Stunben, bogegen
über 7 Stunben für ben Sl^orbienft; 8 Vi Stun-
ben finb ber Slrbeit ref p. bem ftlaffenunterri^ )u-
getoief en ; eS bleiben il^m olf o gegen 5 Stunben,
menigftenS ftorfe 4 Stunben jum ^riootftubium,
fo ba| man nid^t betupfen lonn, bie Xtap^
t)ifien bätten nur 3eit jum arbeiten unb Seien,
nid^t 8um Stubiren. — ffiie Zroppiflen jerfaHen
in )mei fDU^ungen: in bie <El^otrcßgtofen unb
bie Conoerdbruber. 3enc ^ben bie ^efter»
mürbe ober bereiten fid^ bonmf vor, biqe toib-
men fid^ ber {kmbarbeit Scflm finb toeig,
Ie|ten braun gefleibet ; fie tra^ moOem iflei«
bung, ndmlid^ einen mei^ Shxf nnb ein f (!^tDar|e8
Scopulier mit Aomtge, ba]u einen hbnnm Gür-
tel, lieber biefer ffleibung trügt ber (S^orn(igio|e
eine ttei^e (buvSk, VMxm er nid^t bei bei Srbett
ift, ber (EonoerSbruber liegen einen brounen
SRonteL Sie Slooijen b^ SforeS trogen einen
meinen SRontel ; bie (Eonoerfnoütjen l^oben flott
beS SRontelS nur eine 9rt SRojette mit ttopv^t.
9leben ben ei^orprofeffen nnb ConDeribrubem
gibt es nod^ fogen. Sonaten, b. b. $erfonen, bie
aus gemiffen Urfo^t leine (Sklübbe oblegen
tonnen, ober bod^ im fflofler bben tooDen unb
beffen (Sebrüud^e gu befolgen (oben; mon er-
(ennt fie an i^ lürjem iReibung. Wie %cop»
])iflen effen, f d^tafen, beten, arbeiten mit einonber ;
bie| unterfd^le&et fie Don ben ftor^fem (f. b.
Srt. ftort^duferorben), bie menig gemeinfcbo^li^,
fafl ouSfd^iiefilid^ Oereinaelt leben. 3m Sd^Ioff oole
l^t jleber Zra))|)ift einen 9ltbt»en mit einem iSett
(b. 1^. einem Stro^fod auf SBrettem, einem Strob-
fiffen unb moOenen Secfen), einem Sßeibu'offer-
leffeld^en unb jttei frommen Silbd^en. SBü^renb
ber Sd^Iofjeit fd^Iie|t er ftd^ ob mit einem SBor«
^ge, ben er mieber anfangt, fobolb er l^inouS-
gebt. Sin befonbereS 3iinnier l^ben nur bie
Oberen. S)er Xra))pifl fd^Iöft ongeffeibei, er
iitfj/t bIo| bie Sd^ul^e ouS. 3nt e|)immer fyA
jieber feinen beftimmten ißla|, Dom 9bte bis s^ni
testen 9loDi}en. 6r finbet bort fein (dljemcS SBe-
fiedt, eine irbene 2:rin!f4ale, Seroiette unb Ster«
früglein. 3u SRittog erholt ieber eine Sd^uffel
Sup))e, eine Sd^uffel @emüfe (früher mit aBoffer
unb Sola, iej^ ouS 2)iS))enS Seo'S XTTT. mit
Oel ober fBiüter gelod^t), ba}u ein $funb Srob,
ein l^cS Siter Sier unb etmoS Objl. SRilc^-
f))eifen unb Rö\t finb in ber gfaflenjett nid^ ge-
ftottet; gfifd^ unb Sier erhalten nur oieihninfen;
boS Sleifd^ iß nur ben gong Sd^müd^lid^en be-
toiSigt. 9US Xbenbeffen belommt ber Zrappijl
eine @\xppt ober ®emüfe ober Salat ober ge-
lod^te Sfrüd^te, mit Sier unb Srob. SRorgenS er-
balten ade, bie eS bebürfen, ftoffee ober Bvcppt
ober 9RUd^. Sie Sfoftengeit beS 3:ra)))>iflen bouert
Dom 14. Se))tember bis Ofiem. — Son ber
&mbarbeit ifl niemonb biS)}enf{rt; oud^ bie
ftronfen follen nod^ ibren ihdften fid^ befd^ftigen.
©orten- unb Treibarbeiten, SRüQerei, 3nbufirien.
doubtoerfe, SBöfd^, SOeS toirb im XxaM>iften-
nofler betrieben. 3n ber Sie()ud^t unb bor jtäfe-
rei fotoie in ber ^Ibmirtbfd^ft laben bie Ztop*
giften jid^ einen 9tuf ertoorben. — SBoS ober ben
£ra))))iften befonberS ttmvMftut, ifl baS StiS-
fd^meigen. Um ben Skrfebr mit ®ott ni^ gu
unterbred^en unb um bie Dielen Sünben ber 3ungit
m Dermeiben, muf| er boraufDeqid^ten, mit %nm*
ben fotpol^l ttie mit feinen URitbrübem ju ifben.
2005
3:Ta))))if}eiu
2006
Sr borf nur mit feinen Oberen f))red^en; l^ot er
ibnfl iemanbem ettpod mitjutl^aen, fo (ebient er
t4 ber Seid^enftnradbe. Srl^tung in ben ®e«
ifhpjtn feoud^t unb fu^i er nie ; fein fieben unb
feine 9hi^ ifl ttie bie ber ^igen in ®ott aQein.
6ogar ben Meflid^ Seml^r befd^ränft er ouf
ben 9(nfianb; SBefu^e empfängt er nnr bon feinen
ttU^fltn Sertoonbten. ®äfte merben im iclofter
aufgenommen, befoi^S um geiftlid^ Uebungen
in fKSer Stnfamteit unb Srbauung }U b<dten.
3u i^ren S)ieitf[en ftel^ ein ®aftoort unb ein
eigener SBttd^teater. Sie ©efd^fte tovAm burd^
ben $ater gAoffner beforgi 3n'd 9irid^ ber gfa-
beln gehört fibrigenfi, roai mä) immer ergäblt unb
gefd^rieben Urirb Dom gegenfeitigen Segrii^en ber
xra))))ifien mit bem Memento mori, Dom
e^Iafen in einem Sorge, oom töglld^en %xMttti
an i^rem ®rabe u. bgL; Don aSe bem ift in
ben ®dbraud^ Don Sa ixoppt feine Stebe. 3n
ber ffronf^eit ^at ber Xra))pift feine abgefonberte
fflo^mme, Dftterli(^e Seforgung, fröftigere 9lal^-
rung. S5ie @terbefacramente ertl^eilt man i^m,
loenn tl^nlid^, in ber IKrd^e Dor ber Derfammeltcn
®emeinbe. 9tan beerbigt bie SSerfiorbenen ol^ne
Sorg in ibren llleibem, inbem man bie auS-
gemorfmt Srbe guerjt auf bie Sfi|e ber Seid^e
btnunterlSIt , bis attmaltg ber ganje Sthxptt
bebedt ifL SHe ®ef&nge unb Serimonien babei
flnb fe^ ergreifenb. Sie ®emeinbe l^ölt bann
ein Zricenarium für bie @eelenrul^ beS SSer*
blid^enen, b. 1^ tdglid^ ermSl^nt man feiner im
®ebete, fd^nft ben 9rmen ein Slmofen: bie
$riefter lefen brei l^eilige ÜReffen, bie llebri-
gen beten bie 150 ipfalmen ober 150 Miserere.
— Sie Sertoaltung in einem Xra))))ifienfIofier
ifl gan) familienarttg. Ser 9bt ift ber ^ouS«
Dater; et regiert, orbnet StDeS an, ofyxt i^n ge-
f^iebt nid^td. WS ®e]^ttfen fiel^en il^m )ur Seite
ber ^irtor, ber @ubtn:ior, ber @(^affner, ber 9lo-
Disenmeifier u. f. m. SlOe Jnb Dom 9bte ernannt
unb bilben juglei^ feinen Stat^ ; ffir toid^tige 9ln-
gelegenl^eiten mu^ er fid^ übrigens nadb ber Stim-
menmehrheit ber 9Sa]^n»ered^tigten , o. 1^. Jener
ei^orpro^ffen, bie in ben l^öl^eren SBeiben fielen,
riäfttn, Ser 9bt nimmt auf unb entlaßt, er ))ro-
moDirt, er fejit ab. Sr geniegt bie Sl^renred^te mit
bie siebte üUxfyxapi (Dgl. b. Srt. Sbt, n. VI),
trögt anUra, Stab, SBru{HreU3 unb Sting, unb
f ann ben Seinen bie nieberen SQBeil^en ertl^eilen.
Sie tSufjune^menben fonbert er in brei fflaffen.
3u ebomoDijen befKmmt er biefenigen, meldte fd^on
ftubtrt boben ober beS StubiumS nod^ fSl^tg flnb,
mit einem SQSorte, bie $riefter finb ober eS »erben
Idnnen; oIS SonoerSnoDijen merben befonberS bie
fianbmerbr, 9ReIIer unb Säuern gemöl^It; biefe
ftnb bie jial^Ireid^ften. Sonaten gibt eS »enige ; eS
müjfen fitr i^re Sufnaldme genügenbe Ut|cid^en
Dor^anben fein. 9}ad$ jtoei Salären 9{oDiciat rnirb
man gu ben ®elübben sugelaffen, unb jmar Dor-
etft )U ben einfad^en, brei Solare fpfiter ju ben
feierlid^en (Dgt b. Srt. OrbenStwfe^). Set
S:rap))t{i mirb feiten Don feinem ffbfler in ein
anbereS Derfe^; er gebort ber Siegel nad^ bem
fKxufe^ in »efd^em er feine ®eUibbe abgelegt l^at,
mr'S gan}e Seben an. — Seelforge übernehmen
Die Xra))))i{!en im allgemeinen nid^t , bod^ fmb
fe für Stotl^föSe jur «uSbilfe berett. (Einige
ibrer ^&ufer beforgen aud^ aSBaifenfinber. 3n
^eibenlanbem üben fte gleid; ben anberen Orben
aRiffionStl^aHgfeit; fo l^at SRariannp (9latal)
bereus 24 9RiifionS{iationen gegrünbet; aud^
99eagIe-Sa9 in Sluftralien, Sl'Sembu im (belgi-
fd^en) Songoftaat, ^tdobate in ^apm, 3ang-fta«
fl^ou in Sbtna unb anbere arbeiten an ber 9e-
fel^runp ber ^ben. (Eigentltd^e Siufgobe ber
Xra))))iften ijt {ebod^ ®ebet unb Uebung ber
SBu^e, arbeit unb baS gute Seif))iel. SBenn in
ben gefenfd^aftlid^en SBerbaitniRen ®Ieid^]^it unb
SRöligfeit, Untenoürflgfeit uiü) Döterli^e 9legie-
rung, ®emiffen]^ftig!eit unb 9läd^ftenliebe l^errfd^-
ten ttie bei ben Xrappiften, fo märe bie foctale
grage gelöst — Sie 3abl fömmtlid^er ^toppi^m
belöuft ftd^, laut offlcieOer Statijiif ber Histoire
de Citeauz, Saint Brieuo 1897, auf 3472
in 58 mdftem, bie burd^ alle fünf SEßelttl^eire jer-
ftreut ftnb. 3n Seutfd^Ianb-Oejterreid^ befteben
6 SlieberlaRungen. SBon Oelenberg O^ei 3JIÜU
baufen im ®[fa|) auS, mol^in 1825 bie Don ber
^reugifd^en Slegierung Derfolgten Xra))))iften auS
Sarfelb (SBeftfalen) jid^ flüchteten, mürbe burd^
beffen jmeiten %bt, Spl^m Dan ber SReuIen, 1861
baS $riorat }u SRariamalb bei ^eimbad^ in ber
ßifel mieber befej^t. 9uS biefem ging ber fo tl^at-
fröftige Som gfran} ^fanner beroor, meld^er nod^
einanber SDlariaftem in SoSnien unb SRartann*
biß (9{atal) ftiftete. Ser ie^ige WA au Oelen-
berg, Som ^tanciScuS StrunI, grünbete 1888
bie 9rbeitercolonie }u SRariO'Senn (SBeftfalen).
9teicbenburg in Steiermar! mürbe 1881 Don
gronfreid^ auS begonnen. 3^ntonico bei S^(^ in
Salmatien Derbanft SDlariaflem fein Sntftel^en.
9IS einer ber %xoppi\ttR, beren 9tame in »ei-
teren Iheifen befannt gemorben ift, fei bier 911. 3.
®eramb (f. b. 9rt.) genannt. (Sgl. über be 9tanc^
beffen fran}ö{tfd^e IBiograpl^ie Don SuboiS, $aris
1866, 2 IBbe., unb bie beutfd^e Don S. S^mtb
0. S. B., JRegenSburg 1897. Ueber ben Orben
DgL Gaillar^, Les Trappistes, ou l'ordre
de Giteaux an XIX* siöcle, Paris 1844,
2 Tols. ; H^jot-Migne, Dict. des ordres relig.
m [1850], 685 68.; La Trappe, par un
Trappiste de Sept-Fons, Paria 1870; Pfannen-
fd^mibt, SDuflrirte ®efd^id^te ber a:rat>))iften,
$oberbom 1878; Stubien unb 9JlittbeiIungen
aus bem Senebictiner- unb Sifierdenferorben
1896 unb 1897; ^eimbud^er, Sie Orben unb
(Kongregationen ber latl^olifd^en JHrd^e I, gjaber-
bom 1896, 244 ff.: Süttgenbad^, 9RariamaIb,
«od^en 1897; Sluff, Oelenberg unb ber re-
formirte Eipercicnferorben, §reiburg 1898. Ueber
bie aOliffionStbötigfeit ber Xra))))iften berid^ten
bie ^Äatb. SRifponen*, Sreiburg 1884, 79;
2007 Srüppipinnen — Srout
1889, 225. 247; 1892,259; 1893,67; 1894,1 Sage (Sen
236.) [Sqii. gjlüllrt O.CiBt.Ref.] 10, 12. 3»
^TüppifÜttvm^ti^tn.mt^^fnäftnh^itm^amtn Aiittl7, i
Srotipijl {[. b. Bor. lürt.), bie rffcmntrltn Eiftcr- lönfler (9iu
cünftiinncn, \aüd)t bic Siegeln unb ©cdiäii^e BeU. jud.
uon Sa Xrap])!: befDlgcn. @ie beoMc^ten bie Slmutrgebri
)iä;i[llii^t @lau|ui iinb ^tien bicjelbc JEIcibung 3crr(i^n t
Bit bte Iroppifien, nur trogen Re einen ©i^Ieier 37, SO; 44
ftüH btr Stapuit. 3fjt StDtd ift boS rein con- 2 Barn. 1, :
tempIaliDcSeben; oIS ^uptiäi^Iiii^e Mittel baju 4fiön.5,7
^aben fie boS ^^orgebet, bag Stinji^raeiBen, $u|' 1 SSbi. 9, f
Übungen unb ^anbarbeit. @ie btiben nial)i^a{t 2, 14 ; 3,
btn ^offtaat beä ^immli|d^en iSräutigamä, Don 14, IS); bi
ber Sffielt nii||m fie toenig. 9Ibt be iRancö «- oawcot) oui
fomtirte (1689) Mti& ein Srauenfloflet, ncmtic^ unb {Jolten
StS etaiteia bei e^artteS (j. ob. 2000). etfl qI8 unb burt^
S)Dni ^lugufiin be Stftiange La Sainta Yolonte gelten UU
de Dieu Itti Stiebia in bn Sc^wetj grünbetc 3 flön. 20,
(1796), bcnne^iten fic(| bic Siappiflinnm un- 3o6 16, 16
gemein rafi^, fo ba| (i^on 1800 eine (Solonit 2 Wa^ 3,
nac^ @top{'f?ill in Snglonb unb eine gueite naä) Slpoc. 6, 1!
S)arfelb in SESeftfalen gog. Sediert nurbe bunt) bie|c« ®mt
Kopoleon (1811) uettriEben, eetblieb bis 1815 jmbrüden;
ju flöln bei bet ebeln Stau ^im, tt^rie aber ©ejfeeuen \
beim €tutje i^reS SQeifalgerS naä) Sarfelb jurüd. (1 @ani. 4,
SDa fie jtboi^ balb na<^b"^ i">" ^'i^ pieu^ijctitn 2 @äbi. 9,
SRegiening beläfttgt tourbe, gog fie im Januar 2, 10. ßg.
1826 no^ Oeltnberg im &]a%; enblit^ (am 11,71. 23
6. Sccember 1894) (anb [w ein bleibenbeä, {rifb- Ipoc. 18, ]
Iti^eS geim ju gigers^etm, Station 2}od^[tein, (Sj. 27, i
an ber SBuiin uon ©ttofeburg noi^ aJiolä^eim. (gj. 24, 17
Stejeü Jtlofter trägt ben 3iamen bei ua^n SBaU- (2 @ain. I
^at)rt Don U. S. iJrau Don Slltbronn. ^e{onbeie Bä)ttrm b<
auSgtbreitet^abenfi^bitXratipiftimieninSranf' S^'c^t ^
nid), IDO fie te^ mtbeju 1300 iSlitgliebet in 16,6; 41,.
17 flISftem gätilen. 9lu^ in Spanien befinben 8, 10. Sffii
f4 270 «mitgliebtr ber ftrengtn ObjerOanj. felben (1 gf
2)en Xiappiftinnen fd|Iiegen fic^ meitcr, als (fiut. 18, t
fogen. dritter Ocben, bie ®d)U)c[tem Uon ÜRa- metten touit
tionn^iU on, bie 1881 Dom Slbte granj ^fannei bieg mat <
für bie 3)itf{toncn gcfliftet mürben unb je^t {i^on 3:rauembc)
übet 400 ÜHitglieber jaulen, ©ie fflirten in ben 81, 13. 2 <
SKijfionSgebitlen Don iRatal , S)euli(%^i"iQfrira 10, 6 ff . 2
unb ©eigifc^-Sonflo. Sbr "i'''^ üieuiciat ^ten unb Safficji
Re ein 3at|r lang in gelben '$anningen bei 14,2; 19,
ißenloo (^oKanb) ; bann folgt noii^ ein gnxiteS legte allen i
Satir Ülobicidt ju ÜRariannbill, beDor fie in bte Jon. 3, 6),
anifllonen geft^iilt tDcrben. 3fire flleihung ifi 65.24,1?.
rol^ mit toeißem ©i^leter unb fcbDarjem Bca- toeibti (•"'::
pulier. 36nen ijl felbpuerflänbli^ Oebtr pflpfl- renb ber 3
li^c Sfaujur nod^ ftrengeS ©lilijt^nieiBen auf- Siouergtim
«legt, jie legen and) feine feierlicdtn ©eliibbe ab, aue^ mit *
($gL neben ben im Dor. Slrt. cttirlm Beden 9,23). Slw
naä) Trappistines de Blagnac , Toulouse flatt , toel^
1856; ^tilgtrrcije na(^ Oelenbcrg, ÜDiünftrr Xronemben
l Sß. 1852; gifttrciinfer-Ebronit, «regenj 16,5. Ej.
lünärj] 1896.) [Sgn. SDüUer 0. Cist. Bef.] Snouiii
braver bei ben 3uben fanb gcmö^nli^ fd^ Sterte
pott aus anlag Don Sobeafäflen ober bei öffent- nai^i bcm 5
it^cm Unglüi!. mie f^uit^erSnot^, Krieg u. bgL 1 3n^mie fei
Sie Xittuct ^ jto'ftVt "tJoartÄ «v'tKi'Ä.tn^V^^^^**- 3'"*-
2009
Irouetreben — Iraumbeuterci.
2010
Sorf (i^rift mar il^eüS bie bem Serßorbmen f^-
btge ^d^tting, t^eilS bie Serl^ütung einet turbatio
sanguinis (fr. 11» § 1, Dig. 8, 2), ba bie
SBittme bei ßingel^ung ber gtoeiten (Sf)t t>\dld6^t
no^ oon il^rem erflcn üRonne fd^wanger fein uid)
f olglid^ bie Paternität be« ff inbcd, nxnn ni^t ettoa
me 3^ ber ®eburt bed ledern entfd^eiben »flrbe,
ni^t mit Sid^eit ermittelt merben lönnte. 2)a-
l^er mar benn mid^ eine SBittme, menn fie nad^ bed
SRonnefi Sob geboren l^tte, nid^t geilten, ben Sb-
Imtf bed Xraueria^reS abjumarten (fr. 11, § 2,
Dig. S« 2). 3)iefe ©runbfäfce be« rdmifd^en Sted^tefi
übet \xa Slrmterio^ ber Sßittmen ia\ aitd^ boS
cononifd^e Sted^ mitgenommen^ bie Strafe ber
Infamie ober abgefdjafft (c. 4. 5, X 4, 21). 3n
ben Sanbefigefej^n mirb bie Zrouergeit ber 9ßtttme
Derfi^ieben normirt nnb fd^nxmft }mifd^en neun
SDlonoten unb einem 3a^r. gär baS 2)eutfd^e
9lei^ gilt Dom 3a^re 1900 ab einbeitlid^ bie 93e-
fHmmung be8 Sürgerlid^en ®efe|bud^eS (§ 1818),
toona^ ^eine gfrau erft gel^n ußonate nod^ ber
Httflbftmg ober 9lid^tig(eitderßarung i^rer frul^em
(Sfft eine neue S^ eingel^en" barf , „^ fei benn, bag
fie in^mifd^ geboren ^ot S3on biefer 93orfd^rtft
tonn Befreiung bemiDigt werben" . [^rmaneber.]
%tMittebm ^ei^en Sieben fiber Serftorbene
R (Sprung il^ SnbenlenS. Sine bef onbere 9rt
elben ftnb bie @rab* ober Seid^nreoen, ffirjere
9(nf)mtd^en bei Seid^nbeg&ngniffen unmittelbar
om ®rabe. S)er Segrftbnigrituö ber {ot^olifd^en
JKn^e fd^retbt f einerlei Siebe über ben SSerftorbenen
oor ; bie S)iö€efanritualien Verfangen geioöl^nlic^
mnr eine Sitte on bie antoefenben ©laubigen um
boS ®ebet jflr il^ S>a§ (>erimoniale Epp. ge«
ioitet eine @ebäd6tnigrtbe im 9(nfd^Iu| an bie (Ss*
equien bod^geftelUer ^erfönlid^feiten, erfennt ber-
elben aber feinen liturgifd^en Sl^after ju. S)ie
betreffcnbeSBeftimmung (l,22,6unb 2,11, 10) be-
fogt: Si in Missa defuncionira vel in laudem
alieujns magni Tiri defunoti senno extra*
ordinarios faabeator, tone ea [sc. missa]
finita ante atmolntionem accedet sermocina-
turuB, vesübns nigris indutus, sine cotta
nuUa petita benedictione ab Episcopo etc.
einer 6ntf(^ibung ber S. R. G. 14. Jumi 1845
)ufoIge ift birfe Seftimmung fflr aQe ffirdden ma^«
gebenb , unb bei Sieben biefer Sirt ber ®ebroud^
ber @toIa ni^t gefiottet. Ueblid^ maren bie Zrauer»
reben ton Itljn bei Seflattung Don Surften, ^&p»
fien unb Sif d^öfen, fomie Don auferorbentlid^en
SBo^Itl^ötem ber ffird^e in bebeutungSDoHen Stel-
lungen. Su(^ mand^e l^eiligen Sdter ber ^en
Sa^l^unberte, ). 9. Softliu», ®regor Don Stosian),
Gregor Don Jh^a, SlmbroftuS, Sl^foftomuS,
C)ieron9mu8, l^ben folc^e gel^oltrn. S)em ®eifte
ber SUcfy entf))red^ aber nur ®ebd^tni^reben,
iDeU^ fid^ bie Ser^errlid^ung ®otte8 unb nid^t
lebiglid^ 9Renfd^encult jum letzten 3iele fe^en.
S>er ouSgejeidQneten ßigenfd^often unb ffierfe ber
SRenf i^en f ofl nur gebaAt merben mit Sonffagung
gegen ®ott, Don bem aueS ®ute lommt. 93on bed
SSerflorbenen Sugenben ift ju reben als Don einer
nad^al^mungdmärbigen ßrfüllung ber ^{lid^ten,
bie uns ®ott auflegt. Siein irbifqe unb nun Der-
fd^munbene SSorjüge f ollen bem Siebner ]um ^in-
meife auf bie SergöngKd^feit aOeS beffen bienen,
maS nur ber natürlid^en Drbnung angel^ört. —
2)ie ®emo^n]^eit, bei allen Seerbigungen ®rab-
reben gu bolten , ift nid^t Dermerflid^ , aber aud^
nid^t mänfc^enSmertl^, unb foO toenigftenS bort,
mo fle nid^t befielt, nie eingef ül^rt toerben. ®rab-
reben foUen au|er einer furzen e^renben enoäl^
nung befi SBerftorbenen unb bem ^uSbrudte ber
Xb^ilnabme gegen feine gfamiUe ^u i^rem ®egen-
flanbe nur eine emige S^a^rl^eit nehmen, beren
furje emfte Se^er^igung geeignet ift, bie Snmeten-
ben }u erbauen unb }ur Sorge für il^ emtged
eil anjueifent Uebertriebene ober ber SEßa|r-
it )utt)iberloufenbe SobeSerl^ebungen fomie fenti-
mentale 9iffectbafd()erei mören eineS ^riefterd un-
mflrbig. @ittUd^e VlSngel bed Serftorbenen, ber
bereits Don ®ott gerid^tet ift, gur Sprad^e gu
bringen , ift nie guläf ftg. 9hir menn ber Xobte
gro^ed dffentltd^ Sergemi^ gegeben l^tte, unb
bie ®emeinbe infolge beffen ein emfted , mamen«
bed unb fül^nenbed SBort ermartete, mü^te ein
fold^eS aud^ gefprod^en merben, aber ftetd mit
gro|er Umftd^t unb Stulpe unb m5glid^fter @d^o-
nung ber $erfon. (Sgl. €trobl, SDie Seic^ebe
unb baS tird^lid^e Xobtenamt, Siegendburg 1861;
^ttinger, ®rabreben ober nid^t? in ber Singer
Zfftol'ptoXt. Ouartalfd^rift 1882, 29 ff. ; ®erf.,
S))]^oriSmen über ^rebigt unb ^rebiger, gfretburg
1888, 488 ff.) [«Pruner.]
f nmmbdttarei, eine befonbere Srt ber S)i-
Dination (f. b. 9lrt. SBal^fagerei) , beftel^t in ber
jhmft, bie mirflid^ ober Dermeintlid^ Don ®ott
eingegebenen Xräume rid^tig auszulegen. S)er
®laube an einen göttlid^en 6influ| tn bem ))f9d^o*
logifd^ ebenjo ge^eimni^DoDen als nligiöS be-
beutungSDouen Xraumleben ifl bei allen SöRem
}u allen 3wten Derbreitet gemefen. — 1. 3n ber
Eiligen @(!^rift bienen bie Xröume als Sßittel
ber g5ttlid^en iBorfel^ung unb Offenbarung. 3n
beiben göSen ^aftet bem Snl^alt beS XraumeS
etmaS S)unaeS unb Siötl^feD^afteS an, baS erfi
burd^ bie gefd^id^tlid^e Erfüllung ober burd^ bie
unmittelbare g5ttlid^e Srflärung befeitigt mirb.
S)aS 6aut)tbeifpiel für bie erfie Slrt Don träumen
bietet baS Seben beS ögtiptifd^ ^ofepb (f. b. 9rt
VI, 1838 ff.), ©ein Sater unb feine »rüber
monten aber nid^t an bie »ebeutung feiner Xrftume
glauben. 2)er Sater fd^alt il^n, ^ermog aber bie
Sad^e'', bie Srüber ^nannten i^n einen Xröumer''
(®en. 37, 11. 19). 3n «eg^pten beutete Sofert
bem Obermunbfd^enl unb bem Oberbader, meld^
im ®efangniffe einen Xraum^ jeber nad^ ber für
ibn eigent^ümlid^en Sebeutung, gel^abt fyxttm,
ibre träume, unb olS biefe Seutung in SrfüOung
gegangen mor, mürbe er Dom $b<n:ao berufen,
meil feiner beffen Xräume beuten tonnte. Sofepl^
fagte gu ibm : ,,9lid^t id^ Dermag eS ; ®Dtt mirb
2011
XraumbeutereL
2012
bem ^l^OTQO l^eilbringenben Sntfd^eib geben''
(®en. 40, 1 ff.; 41, 1 ff.). 9lad^bem ber Äönig
ben Srmim etjä^lt, »ieberl^olt er : ^3^ eraä^Ite
ben Seid^enbeutcm ben Sraum , aber feiner x%
ber fold^en beute." 3ofel)]& onhöortet: JS)^
itöntgd träumen ijl eined; @ott geigt, »09
er tl^un toiH, bem ^l^arao" (®cn. 41, 24. 25).
eine öl^nlid^e gqö^Iung finbet fid^ im ^i^t
SDaniel. Ser ffönig 9labud^obonofor l^atte ein
Xroumgeftd^t, aber fein (Seift toarb erfd^redt unb
fein Xroum entfd^toanb il^m. 9hin mürben bie
SBaMoflct, SKagier, Sauberer unb Kfyilbäer gu-
f ammengerufen, bamit fte bem jfönige feine Sr&ume
erf d^Iie^en f oQten. 2)er ftönig verlangte Don i^nen,
ba^ fte i^m ben Xraum unb feine Deutung an-
geben foDten, fte aber tooDten guerft ben £raum
erfahren unb bann il^n beuten. 2)er ftönig toit-
terte einen betrug bal^inter unb befal^I, fte umju-
bringen, obmol^I fte betl^uerten, bag fein 9Renf(i^
auf erben fein ©ebot erfüQen fönne tutb nie ein
ftönig einen fold^en ^uSfprud^ t)erlangt l^be
t)on irgenb einem äBal^rfager ober ÜRagier ober
Sbalböer. S)aniel aber, toelc^em ®ott SSerflänb-
ni| unb aSBeidl^eit gur erfenntni| iebed ®eftd^t8
unb Zraumed gegeben l^atte (2)an. 1, 17), erl^ielt
baS ©ebeimnif in einem ©eftd^te ber 92ad^t ge-
offenbart. Sr fprad^ gum jfönig : ß^(j& ©ebeirn-
ni^, um meld^ed ber ftönig befragte, fönnen SBeife,
SDkgier, SBal^rfager ober 3^id^cnbeuter bem ftönige
nid^t funbgeben. ^er ed ift ein ©ott im ^immel,
»eld^er bie ©c^eimniffe offenbart." Unb nun er»
jö^Ite unb beutete er bem Rönig ben Sraum, toel-
d^er beffen ©efd^idf üorauSfagte (3)an. ffap. 2).
ein anberer £raum toirb S)an. ftap. 4 berid^tet.
S)er jfönig er^öl^Ite il^n ben SBal^rfagem unb
SRagiem unb gl^albäem unb S^id^cnbeutem, aber
fte fonnten il^m bie Deutung nid^t geben. S)a]^r
nal^m er tüieber ju Daniel feine SuPud^t. Snbem
unter bem ^uSbrude Sl^affimim alle ^rten Don
SSBal^rfagcm unb 3aubcrern gufammengcfafet toer«
ben unb ®aniel jum Sorfteler ber ©ignin , bie
Aber alle S^affimtm gefegt toaren, erl^oben tourbe,
toirb bie ^raumbeuterei al8 einer ber niid^tigften
Sl^cile ber SBa^rfagerei unb Söuberei bargcfteüt.
Snitunter fam eS t)or, ba^ ©ott im Sraume
benSBefebl unmittelbar funbt^at, unb gtoar fo-
100)^1 asroeliten (®en. 31,3. 1 ©am. 3 , 4 ff.
aWattb. 1, 20 f. ; 2, 13. 19. 22) al8 5Ri^ti8raeIiten
(©en. 20, 3; 31, 24. aWatt^. 2, 12; 27, 19).
S)amtt ift fd^on bie et^ifd^e ©eite berührt unb
ber propl^etifc^e, für bie Offenbarung bebeutungS-
DoIIe e^arafter ber Sräume unb i^rer 3lu8legung
ongebeutet. ®er Xraum galt ate ein SKittel ber
$rop]^etie unb ber erfenntni^ beS göttlid^en
aajiaenS (©en. 15, 12; 20, 3 ff.; 28, 12;
81, 11. 24; 37, 5. 63. 2, 9 ff.), freilid^ al8 ba8
gerinöftc; Kum. 12, 6 wirb für ben ^ropl^eten
neben bor SSifion ber 3:raum als SDlittel ber
Offenbarung genannt, aber al8 9lieberere8 ber
unmittelbaren Offenbarung ©otteS gegenüber-
gefteßt (t)gl. 3ob 33, 15 f.), unb 1 ©am. 28,
6. 15 ber Xraum Don ber $ro))^etie imterfc^idM.
2)ie alten ^ropl^eten berufen ftd^ nfa^t auf 2imnit-
off enbarungen, toobl ober auf Off enbanmgea iei
5Rad^t (t>gl. 1 ©am. 8, 1 ff . 2 ©am. 7, 4. 17). %a
$rop]^ So^nad bemerft , ba^ er fein Scji^t
aUKir bei Slad^t (1, 8), aber mit xoaä^ ©cele (4, l)
gefd^ l^be. 2>agegen l^ben ftd^ bie folld^
^ropl^eten gern auf Xrotnnoffenbanmgoi be*
rufen (S)eut 18, 1. SccL 5, 2. ecdL34, 1.
3er. 23, 25 ff. 32; 27, 9: 29, 8. So* 10, 2;
DgL Seitner, 2)ie )iro))^etifd^e Snfpiratüm, %ai»
bürg 1896 (IBiblifc^ ©tubien 1 , 4 unb 5],
24 f. 155 ff.). 2)te| gab Seronlaffuns, bie gott>
eingegebenen Xrdume Don ben tiatörlid^ nab
fünftlid^enjutmterfd^eiben. 2>ie3draeIitenfQniitei
tool^I baS X&uf (^enbe (3f. 29, 7 f.) , 3n^oMecte
(eccL 5, 2. 6) unb SKd^ttge (3ob 20, 8. ^
72, 20) beS Xraumed unb mußten aud^, ba| bo»
felbe ber SJegleiter bed ©d^merseS (3ob 7, U)
unb ber gfreube ift ($f. 126, 1 l^br.).
2. SBie in ber ©efd^id^ 3ofe|)^ unb %m&
ongebeutet ifi, toaren 9[eg9)>ten imb S^albäa \k
^auptfi^ ber 3<ntberei unb 3:raumbeutcrci, 0^
toobi aud^ in 3nbien, S^ina, Saturn unb bei ben
92aturt)5Ifem aQer Sönber bie 2)it)inatton bun|
Xräume neben anberen Srten berfelben eine gio^
»oDe fpielt. es ifi fe^r maJ^rfd^einTu^, ba^
eb^Iböa mit feiner Sftrologie ber SuSgangSiniidl
unb baS SSorbilb ber Xraumbeuterei gemoriKu ifL
©eit bem 20. 3abr]^unbert D. S^. tDud)e bet
9lame Sl^äer für bie Xraumbeuter gebriu^
Ii(^ , in ber Seit gmifd^en bem 8. bi« 6. 3a^
l^unbert \^\ fid^ bie d^albäifd^e Xraumbeuttm
mettbin Derbreitet, feit bem 3ug ^lesanberfi iomai
biefe Sbalböer aud^ nad^ ©riec^enlanb unb Stom.
3m Sud^e S)aniel toerben bie (Sb^tlbaer eni&Nto
neben ben Sbartumin, Slfd^pbin, Sttefafc^^
unb ©ajrin (2, 2 ; 4, 4) ober aQein ftatt aÜIer
ftlaffen oon 2Babrfagem (2, 4. 5. 10) als Zramn-
beuter genannt. @ie maren ^riefler (Diod. Sic
2, 29), unb gtoar be« 93el (Herod. 1, 181)
)u 93abt)lon ober beS ^tho gu Sorftppa, tmb
bie einbeimifd^en ^b^^^fop^^ (Strabo 16, 1, 6;
Clem. Alex. Strom. 1, 15, 71 ; AmTniRn Mv-
ceU. 23, 6, 25) , bie ftd^ mit «ftronomie Qi
47, 13; Diod. Sic. 1, 28) unb aud^ mit 9^
tiDitötSfieaerei befd^öftigten (Diod. Sic. 2, 298qq. ;
Sextus Emp., Contra mathem. L 5). S^
bat neuerbingS baS gro|e magifd^e 9Q3erf, toeli^
bie ©d^reiber ^furbanipald nad^ alten 9Ru^
l^rgeftellt bitten, in ben ffeüinfdbriftentafein
mieber entbedt, leiber ift aber ber 9bfd^itt übet
Zraumbeuterei nod^ nid^t entziffert, ^ie 6M"
böer joHen eine einfad^ SebenSumfe geführt uob
nur ©erftenbrob gegeffen l^ben, tooDon i^r 6e«
fid^t befonberS gefd^örft morben, toie i^R ©in»
überl^atipt fd^er gemefen feien aB bei anbe-
ren aRenfdden. Sie genoffen ein l^b^ 9to*
feben unb gelangten mitunter ^u ben b^ßen
e|ren. Sei ben ©ried^ unb Stbmem imixben
fte gemöl^nlid^ S^olbaer , aber aud^ SRagicr ge*
2018
Xraumbeuterei.
20U
nmuiL £e|tere8 ifl bie affabifd^-mebifcfie SBcjcid^
tumq f&r Die $riefier unb ®ele^rten oc8 mebo«
|mrfi)(l(lm ^üifi (Lenoimant, La magie ohez les
ChaidtoiB et les origines acoadiennes, Paris
1874 [beutfi^ 3enQ 1878] ; Sä^ani, 9())oIogie n,
2. 9lufl., gteib. 1897, 92 f.). Später sogen bie
C^olbfo in bcc SBelt untl^er, um für (Selb }u
loeidfagen unb il^re |kilmitte( anjubieten (Joseph.
BelLJud.2,7,3;TaoiiAnn« 6, 18; 12,52.68;
14, 9 ; Platarclu Marias 42 ; Sulla 87 u. 9. |
D^ BSioli, ®5^bienft unb S^ntbemefen bet
ben alten ^ebtöem unb ben benachbarten SBöIfem,
Stegenftburg 1877, 81 ff. 88 f.). 2)urd^ bie Snt-
gifferung ber ffeilinfd^riften l^t manoufS 92eue
ecfa^, tteld^ Sebeutung bie Zräuine unb bie
Xiraumbeutung in Sab^ton unb 9tinit)e bitten.
S)ie ® btter ec^^en il^ren ©(bü^Iingen in Xr&u-
men, um fie tot ®efabren )u »amen, il^nen ÜRutb
eln)ttfIö|enobetibnenibreSefe]^(e(m^3utbun. Sie
Gebete entbalten toieber^ott bie oudbrüdlU^e Süte
umguteXrSume. Se^b^tlbflanbenbieXraumbeuter
in bob^m finfeben* SRon tt)ei| au8 bem {)elben-
gebi^t bet Sab^Ionier, bem ^imrob* ober (BU«
gami{dK3ibttbar-)SpoS, ba^ ber ^elb (SUgamifd^
unb fein gteunb Cabani burd^ Xrftume aöe entf d^ei-
benben Segebenbeiten ibteS gebend toraufiabnen
unb einanbet bie Xröume beuten. 3n ben Snnalen
bed 9fttrbani|)al »erben }ablrei^e, burcb 3{lar
iKranIa|te Xrdume aufgejdblt^ in meldten ber
SuSgong mid^tiger Unternebmungen torauSgefagt
nrtrb. S)er flönig fyütt einen Sel^ (sabru),
toeldbem im Xraume bie (Sötter erf^tenen unb
ber burd^ feine Xrftume feinem ^emi meisfagte.
Se^Iid^ed ttirb ton bem Xraume bed ^rin-
)en Salbten (Lenonnant 81 s.) erj&blt. Sie
Xraume beft ffröfufi, aifl^aged, SQruS, €aba-
con |tnb aus ^bot (1, 84. 107. 108. 209;
2, 189) befonnt. Sen 3draenten toarb biefe
Xraumbeuterei ftreng oerboten (ogl. 3f. 19, 8. 4 ;
65, 4. 3er. 23, 82 ; 27 , 9. 10). 3u Sab^Ion
fdbliefen grauen im Xempel ber 9I|>brobite (3ar-
ponit), um Xrftume gu erbalten, toelcbe man bann
rinregi|hirte unb auS benen bie Xraumbeuter bie
Sufunft oorauSfogten. 2)ie^ ift ber »itud ber
Sncubotion, ben man in Dielen ^eiligtbümem
91egt))tenS unb (Bried^enlanbfi gteid^faDd anoanbte.
Sie ^au in lBorfi))))a, toeld^e alS 9ettgenof{in
bed Lottes (9lebo) galt, gab Oralel auf (Srunb
ibrer Xrftume, @d^on l^erobot tergleid^t fie mit
ber Srot>b<tin ton $atara, bie ebenfo im 9lamen
apouod ))ro))btgeite. Sa in (E^Ibäa bie Sttcad»
ifdttn ouf bSmonifd^e ßinPffe jurfidfgefübrt unb
nidbt burcb Serüe, fonbem burd^ Sefdjittiörer ge«
beitt nmrben, fo fd^Iiefen aud^ ftranle in ben
impda, um burd^ XrSume aber ibre jhanfbeiten
bebbrt }u metbcn. €ad^ ber Xraumbeuter toor
eB bonn , bie rid^tige (Erflftrung ber Xraume )u
geben. Sie ftegptiter batten {loar SIerjte, räumten
ober bodb bdmonifcben ßinfiflffen eine gro|e SBir-
fung ein. Sie VuSleger ber XrSume »aren bie
$rie{ler bed @ero|)id. SRebrere Snfd^riften er-
mfibnen, ha% bie (Sötter ben ^b^raonen ibren
SBiDen in Xräumen geoffenbart l^ben. Sei ben
(Sried^en gab eft eigene SBabrfager, bie nidbt einem
Sott ober einem Xmptl beigegeben , fonbem für
baS ganje Solf, für elnm gelbberm, eine Xrmee
beftimmt »arm. Sie übten il^re Jhtnft auf burd^
Seutung ber Seid^en, beft Qogelflugft , ber (Eln-
ge»eibe, aber aud^ burdb Seutuna ber XrSume, »e|«
balb {ie Xraumbeuter (dvtipoicoXoi, jvcipoxpfrat)
![enannt »urbm. 9ei&omerem))fangmbie!Dlen>
d^en in XrSumm (Eriqeinungen unb SBamungen
($attonod-9Id^iae8, mtbene-lRaufUaa). ipmeIo))e
beRagt, ba^ e9 aud^ trügerifd^e XrSume gebe
(Od. 19, 560). Sie ©Otter felbft fd^ldCten mit-
unter bm SRenfd^m tSufd^enbe Xraumgefid^te. Sie
ffunft ber Unterfd^eibung unb Seutung »ar @ad^
perfönlid^er Xud^tigfett, nid^t ber 3unftbilbung
(RalfyA), unb »urbe unmittelbar auf Offen»
bamng jurfidtgefü^rt (ißrometbeuS , Smpbiftton,
^mt)biarau8). Sie(Erforfd^ungber3uhinftburd^
XrSume \pitUt eine gro^e KoIIe an ben Örafel-
fiSttm (pLavTeüai). Sine SRmge ton Oratel«
f))rud^en »ar auf berm Seutung begrünbet
Selbft bie größten SRSnner, ^QtbaooraB, Semo-
Irit, @ofratefi, aEenopbon, fßlato, SlriftoteM u. %,
glaubten an bie Xraume. (Se»if|e @tSbte , »ie
XelmiffuS unb (Sabed, l^atten burq ib^e Xroum-
beuter eine SSerfibmtbeit erlangt. 2fn SRacebonim
He|m fid^ bie ffönige ftetS ton Sffiabrfagem gur
Seutung ibrer XrSume begleitm. äitgen be«
berbergte eine SRenge ton ©auflem, »eld^e um
®elb ()»ei Obolen) ben Seuten ibre XrSume
beuteten. Stftmad^ue, ber92effebe89IriftibeS, gab
feine ))ro))9etifd^m (S4)nfuItationm nabe beim
%mpü bed Sion^foS. Sie Xraumbeuter bebim-
tm fld^ ge»öbnli^ ge»iffer XSfeld^en (iTuprcxol
icCvaxsc), auf »eld^m bie ^auptgegmftSnbe, »eld^e
im Xraume gefebm »erben lonntm, mit ber (Er*
nsrung abgebilbet »arm. Sie Oneirofritil ober
Oneiromantie, ob»obI feit SIntijibmed unb Sio«
gened burd^ bie fleptifcbe $]^iIofo))bie befSm))ft,
»urbe (Segmftanb gelebrter Slbl^anblungen, nadb«
bem fie einmal ben erftm $la| unter bm gebeimm
SDiffenfd^aften eingenommm b<itte. Sine biefer
Slbbanblungm, baS Oneirofrititon bed Slrtemibor
au8 S^bim im 2. Sabrbunbert n. (Efft., ift unS er»
baltm (ausgaben ton Sieiff , Seipjig 1805; ton
^erd^er, Seipaig 1864). Ser Serfaffer terftd^ert,
ba| er biefeS Sud^ auf (Sebei| bed ^poüo ge-
fd^riebm babe. Sr batte gro|e ^eifrn nad^ Sfun,
(Sried^mlanb unb gtalim unternommen, um
XrSume )u fammeln, unb gibt genaue %n»eifung,
»ie man ton ben ®öttem bie (Se»Sbmng eineS
)>ro))betifd^m XraumeS erbtttm foQe (f. bie auS«
fübrlid^e 9nal9fe bei Bouche-Leolercq [f. u.] I,
297 SS.). Smn man bielt nid^t nur bie XrSume
für einen SSerlebr mit bm (Söttem, befonberS für
ein SBerf bed (Sotted ber 9tad^t unb bed Xraumed,
fonbem man fd^tieb bie @mbung ber XrSume bm
@eelm ber sBerfbrbmen ober bm (Sottbettm,
»eld^e über biefclbm »ad^tcn, gu, bem ^f^d^o^om-
2015
Irouring — Irautfon, grnft, ©raf t)on.
2016
poi ober OnelropomlJoS (^veipotrojinÄc, ^fH'^wp
8vE(p(ov), ^ermed, ber Srbe (®öa«$9t]^on hn
alten S)el))fi) tmb ben fotad^t^onifd^en ©ötteni
äber(au))t. Sod^ mod^te man einen Unietfd^ieb
)tiH{(|en ben rein fqmbolifd^n Xröumen, bie alfi
gdttlid^ SRitil^eilungen (YpT)pbati<7{ioO galten, aber
ber 2)eutung burd^ SBa^ager Beburf ten, unb ben«
jenigen, in n)eld^n eine ©ottl^eit, ein ^eroS. bie
Seele eines Serftorbenen bem @^Ift|er erfd^enen
unb eine Offenbarung mad^ten. SDtefe 9rt Don
Xröumen fud^te nton bei ben Orafeln, fei eS, ba|
nuin in ben ^eiligtl^ümem fd^Iief ober bie Ver-
mittlung bed Sriefterd ober ber ^riefterin anrief.
3n einem gaue ber Unfld^erl^eit über eine mid^tige
6ntf d^eibung fd^Iief f ogar ber ültagifirat oon Sparta
im %tmptl ber 3no ($afi)>]^e). SBefonberd gro^
mar ber Subrang ber ffronfen )u ben Zempeln ber
^Igötter (Sotered, Stl^ene-WinertKi, f^mitl^,
^tSMop), meldte für bie Sncubation ober baS
6d^Iaf en auf bem geS eined Opf ertl^iered (@d^af e§)
bet)or}ugt mürben. SBeil man glaubte, ba| bie
Seelen berühmter SBal^rfager im 99efi^ i^rer pro-
p^jd^en @aben Bleiben , f o f d^Iief man gern in
ben Orafeln, meld^ in ber Stalle ber (Sröber ber«
felben errichtet maren (9im))^iarau8 , Jfald^S,
Smpl^ilod^uS, SRopfuS, Xro})]^oniu8). SDiefe @e-
mo^^eit ber Stncubation, meldte bie 3nbo*Suro«
t)Ser aus 9fien mitgebra^t (atten, oerbrettete fid^
weit in ßuroiw unb felbft in afrifa. — 3n Slom
i [alten bie Xröume Diel. S)ie orientatifd^en SBa^r-
ager, bie Sl^Iböer, l^atten mit ber ^ftrobgie aud^
ben ®Iauben an bie SBorbebeutung ber Xroume
oerbreitet. Selbft ber öltere $IiniuS glaubte
baran. 2)agegen oermirft Sicero mit aOer S)iDi-
nation aud^ bie Xraumbeuterei (De diy. 2, 72).
%ber ber SoIfSgtaube mar ftärfer. Shnrd^ einen
Xroum mürbe 9uguftud Deranla^t, in jebem 3a]^re
einen Sag alS 93ettler in ben Strafen oon Stom
)u erfd^einen. ©alba lie^ einen tl^n fingftigenben
Siraum f fil^nen ; man manbte fid^ be^l^lb an bie
®5tter Soerrund unb brad^te i^nen SQBeil^aud^
unb gefallenes Opf erf c^rot bar ; aud^ Steinigungen
mürben vorgenommen. SMe Snfd^ften berid^ten,
ba^ bie ®ötter, befonberS bie 3ftS, i^ren Ser-
el^rem l^fig im Sraume erfd^ienen unb etmaS,
gemöl^nlid^ ein Opfer, begehrten. S)ie f^mbolifd^e
SrnSrung ber Sroumgefui^te entmidFelte fld^ }u
einer förmlid^en SBiffenfd^aft. S)ie gefud^teften
Orafcl, mie bie beS SSclepiuS, beS SerapiS, beS
aJlopfuS u. %, ertl^eilten i^re SuSlunft im Traume,
burd^ Sncubation. Sin SBilb bat)on entmirft
Sudan im Sle^anber oon Sbonoteid^oS. Slm«
mianuS aWarceÜinuS f agt (21 , 1 , 1 2) mit «nberen :
„Sie &x6)ttf^ ber Sräume mftre unbeflreitbor,
menn jid^ bie Xraumbeuter mit il^ren Sonj[eduren
nid^t töufd^ten.* — SudJ bri benSlorblänbem fpiel-
ten bie träumt dne gro^ SloSe, maS mit bem
©eifierfpuf jufammenl^ng unb für bie ©eutung
unb Sül^ne oft t)erbüngni|t)oO mürbe. Z)ie Sagen
bend^ten oiel t)on Xröumen unb beren Auslegung.
3eber 9Rann unb jebeS SBeib tonnte Srftume
beuten, aber Sinjelne mürben befonberS beDot}ugt
S)ie Xraumbeutung erfolgte nid^t nad^ bejHmmten
Stegein , f onbem mar Sad|e augenblidTu!^ 3n«
fpiration ; be^^lb mar ber Xröumenbe mit ber
S)eutung nur jufrieben, menn Tte feinen 9Bünf d^
entfprod^. S)ie Jhinfi ber Xraumbeuterd ^t fid^
in ber StaiMA (f. b. 9rt.) unb ben ge|nmen
SSiffenfc^aften bis auf bie fpätert Seit fortgeerbt
unb fielet oud^ f^nit nod^ in Dielen ffrriicn in
(Sf^xu 2>er Xraumguftanb ber fpiritipd^
9Rebien unb bie Skutung i^rer Offenbanmgen
^ängt pfQddologifd^ mit bem Xroumleben uiü)
ber Zraumbeuterei gufammen, mie oud^ bie
„Xraumfd^lüffer unferer Zage ben Xraumbü(^
(T^^vai öveipoxpiTtxaO ber 9llten gu t)ergleidjen
flnb. IRefromantie unb Ondrofritif finb nSi^ Der«
manbt. 9Rit ber Sermerfung beS Aberglaubens
unb ber Säuberet fmb aud^ bief e ftünfte Denirt^eilt
(£inf cnmann, Se^rb. ber aRoralt^oL, Sfrdb. 1 878,
849). SBeil im Sd^taf bie Seele Don ber^u^«
melt abgefd^loffen i{!, fo entfalten bie Zbeile, meld^
Dom organifc^en SterDenfqftem beeinflußt finb, eine
erböl^te SBirffamfdt. S)aS ®emdngefü(l unb bie
$b<^ntafie geoen gu XrournDiFtonen Sktonlaffmtg,
unb biefe geftatten oft tiefe SinblidFe in ben 3u-
ftanb beS Organismus unb in Singe, DMld^ mit
bem Xröumenben in Sejie^ung flanben ober ^e^
2)aburd^ erlangen bie Xröume mitunter dne ^5^
IBebeutimg unb fonnen oft au(!^ f old^e ^ßerfonen,
meldte im SQgemdnen Don ber ütid^tigfdt ber*
Selben überjeugt finb, beunruhigen. Sefonbei^ ijt
)ie| ber f^E , menn mit ben Xroumen Stf c^ei«
nungen Serfiorbener Derbunben finb. 9uS bem
Seben ber adligen finb Diele berartige Zräume
unb SSifionen befannt. Sdfpietsmeife fd auf
bie in ben «den ber ffSL SfelicttaS unb ^er«
pdua (f. b. art. rv, 1807 ff.) berid^ten Der-
miefen (ogl. aud^ b. Srt. ^riDatoffenborungen).
S)ie Süter unb Xl^ologen mußten fd^on megen
beS V. X.S ben propl^difd^en (Sfyxtalitx ber
XrSume anerlennen (Sadan)). XertuSion giU
eine Unterfd^dbung (De anim. 46). Sie neu«
platonif d^en (SQneftuS) unb m^füfd^en Xbeologen
maren bafür eingenommen (Thom. 8. TL 2, 2,
q. 95, a. 6). (Sgl. Sbllinger, ^bentbmn unb
äubent^um, StegenSburg 1 857 ; Mamy, Histotre
des religionfl de la Gröee antique II, Paris
1857 ; Lenormant, La divination et la sdence
des presages chez lee Ghaldeens, Paris 1875 ;
Bouchö-Leolercq, Histoire de la diTination
dans l'antiquit^, Paris 1879—1882, 4 toIb.;
Se^ann, tlbergtaube unb Scniberd Don boi
ölteflen 3^m an bis in bie ®egenmatt , Stntt«
gart 1898.) [!(). S(WaJ
ttaurtetf, f. SMng il 1.
nmffon, ®rafenDon, }md 3uiflbi|($5fe
Don SBien, Onlel unb 9leffe, nämlid^ 1. itin%
§eb. am 26. 2)ecember 1638 oK So(n beS <8mfm
[ol^nn 9^an) unb ber $rinjefRn SSdburga
9}la|^miliana Don ^ol^enjollem. (Sr mat^tc feäe
tl^eologif d^en Stubien in Sßien, er^idt ein gmutri*
2017
Ztüutfon, 3o]^anne8 3ofe))^, ©tof Don.
2018
cot SU Soljhirg« fpfiter mif eins ju @tTa|(urg unb
nttd)e am 24. SRax) 1685 jum gffirflbifd^of üon
SBien enumnt. Ski infolge beS XätfeneinfoDeS
1688 bie Sinfanfte befi o^nel^ brs botirten
Stfit^untS {i^ iebeutenb Detringtrt ^tten, lourbe
bem Sifd^ofe cmf SSertoenbung befi ffoifetfi £eo«
4»Ib L Don ännoceng XL geflattet, bie Som-
(ermßelle in @al)burg beijubel^oßen. S)ennod^
iDU^te Ztotttfon onfel^nlid^e Summen )ut 9u8-
fd^müdhmg bec (Soitedl^feT, »orob beS @t €te«
)il^(inSbomed,gtt erübrigen. 9uf feine Seranlaffung
entflonb bafi ^Zr(mtfonfd^9Ranufcri))t'', eine mit
Cl^Ireit^ SBoppen ge)ierte SufammenMung ber
ben SBiener ffird^en bepnblid^en Spitop^ien.
S)icfelbe 1^, ba bie Originale jum größten Zl^Ie
verloren gegangen fmb, nod^ immer SBertl^ für
^{torifd^e, genealogifd^e unb l^erolbifd^ gfor«
f dangen, gürfibifc^of Srnft ftarb gu SBien am
7. akmuar 1702.
2. So^anneS 3ofe))]^, geb. am 27. 3uli
1704 als €o(n beS dürften äol^anneS Seo))oIb
2)onat unb ber (Sräfin !Dtaria Xerejta Ungnab
ton SBeigentooIf. Sr n)ibmete fid^ alS pngerer
Qptoi ber gamilte bem geiftlid^en @tanbe, mürbe
5E)oml^ }u Saljburg, $affau unb Breslau,
Stopft }u Srbogger unb ^bt ju @esarb (SjefS^ärb
in Ungarn). IBon bem Sfirßbifc^ofe )u $af{au
3oJep^ ^mtnif @rafen Samberg ttiurbe er jum
Ofnria( für 9t{eber5fterreid^ befieut unb tottJ^t atö
f olqer Confitcte )mifd^en Pird^e unb StaatSgemalt
mit Umfielt auszugleiten. t!lm7.2)ecemberl750
iDurbe er nad^ längerem Sträuben )um Soabiutor
(omn jure auccedendi) beS greifen Sarbinal-
Sfürfterjbifd^ofeS Don SBien, @igmunb ®rofen
JfoQonitf^ (f. b. Sri.), ernannt unb am SBet^
nac^tStage beSfelben^al^eS jumSituIar-Srgbtfd^of
Don Sartbago gemeil^t. SBenige 9Ronate barauf
<12. 9)>ra 1751) ftarb ffollonitfd^, unb Xraut-
fon bejtieg ben ersbifd^öflid^en Stul^I Don SBien.
3m Sinne feines SorgüngetS brang er auf tour-
bige tJfrier ber ^eiligen 3Ref[e unb auf genaue
Seobad^tung ber fird^Iid^en SBorfcfiriften über fflei-
bung unb fiebenSmanbel ber ©eijllid^en, benen er
Dorf(^b, ,,baS 3al^r l^inburd^, mo nid^t öfters,
iDenigfienS einmal benen geiftlid^en exercitÜB,
reooUectionibuB unb geifüiti^en Cmeuerungen
a^umarten". SefonbereS ^tuffel^ meit über
Oefierrei^ ®ren}en l^inauS enegte fein Hirten-
brief Dom 1. 3anuor 1752, ber urfprünglid^ latei-
nif^ Derfa^ unb an bie SeifUid^feit feiner 2Hö-
<ef e , inSbef onbett an bie !ßrebiger gerid^tet toar,
ober alSbaib Don ben ^Unfatl^olifdden" überfe|t
umrbe (obgebrutft in ben «»IRegeften sur ®efd^td(|te
ber SBiener Sr^biöcefe", ^erauSg. Don RopaM,
n, SBien 1894, 379 ff.). Cr betonte barin m^\
auSbrihOic^ bie Sngemeffenl^eit Don $rebigten
über bie SBere^rung ber ^riligen unb ®naben-
bilber, über SBolIf alerten, Slblöffe unb Sruber-
f haften, manbte fu^ aber in entf^ebener SBeife
gegen biejenigen ^rebiger, meldte über biefe ,,gleid^-
fultigen S)inge^ meitf ^meifig unb mit mand^erlri
SHr^cnlciiCon. XJ. 2. Kufl.
Uebertreibungen prebigten, l^ingegen Don Sl^rißuS,
«bem OueO aller ®nabe, ber ein}igen Urfad^e
unferer Sted^tfertigung unb unfercS&eileS'', fomie
Don ben SlaubenSnxil^rl^eiten fd^ier nine SDtelbung
t^ten, bie aud^ gegen bie Stegierung fel^r l^i|ig „loS«
}ogen unb polterien" unb mitunter in einer Sffieife
f))rad^en, meiere ben «.mutl^miSigen niebrigften
$ftbel au einem lauten ®eldd^ter brad^te". S)ie
$roteftanten glaubten, freilid^ mit Unred^t, in
einjelnen Senf erungen beS Hirtenbriefes eine Sin«
näi^erung an il^re ^nftd^ten erblidten )u bürfen
unb Derbrdteten benf elben eifrig ; nod^ 80 ^tt
fpöter befabi So]tp^ 11. ((£rla| Dom 28. 92oDem-
ber 1782) beffen neuerlid^ SSeröffentlid^ung.
SRand^en erfd^ien Xrautfon gerabeju alS «.ge^dmer
$roteftant'', benn er befeitigte, um ben unter
Ötaria 3:erefia nid^t eben gUm))fIid^ bel^anbelten
^rotefianten bie SlüdUel^r }ur fat^olifd^en Süxi^
ju erleid^tem, ben Sib, burq meldten fte iJ^re bis-
herige Sonfefjton fdrmlid^ ab}ufd^tt)firen litten.
@egenftanb l^eftiger Angriffe mürbe er aud^ an-
lä^id^ ber Slufl^ebung einer Snjal^I Don gfejttagen
(ffaiferlid^eS Sbict Dom 21. 3anuar 1754), mo-
gegen ber Sarbinal ®raf Xro^er, Srjbifd^of Don
OImü|, unb bie IBtfd^öfe Don ^{fau unb Salg-
burg Dergebltd^e Sd^ritte unternommen l^atten.
Selber gelel^ri unb f$reunb miffenf^aftlid^er 9e-
trebungen (er mar beS H^braifcben unb ®rie^i-
d^en funbig unb mol^te regelmö|ig ben SRonatS-
Derfammlungen ber t^eologifd^en gfacultöt bei),
fud^te Xrautfon aud| bie Silbung beS SIeruS )u
lieben unb erllarte, feinem Sanbibaten bie $rief!epi
meil^ eril^eilen ju moQen, ber nid^t angeleitet mor-
ben fei, bie SBibel im l^ebröifd^en ober gried^ifd^
Urie^e )u lefen. Siou ber il^m fel^r gemogenen
ffaiferin SJlaria Xerefta mürbe Xrautfon am
27. TlcA 1752 aum Stubien))rotector an ber
SBiener UniDerjttät ernannt unb in ®emrinfd^aft
mit P. Submig 2)ebiet S. J. }ur SluSarbeitung
neuer Stubienorbnungen für bie tl^eologtfd^e unb
bie ))^iIofot)]^ifd^e t$acultät aufgeforberi. 2)er neue
Sel^rplan berüd$d^tigte aber im Sinne iener 3rit
meniger ben miffenfd^ftlid^en Setrieb ber eingelnen
S)iSdt)Hnen als baS praftifd^e lBebürfni|, unb
mieS in ber tl^eologif d^en g^cultftt (bt\ übermäßiger
9egfin{tigimg beS H^bräifd^en) inSbe[onbere ber
Storal, als bem Stubium „Dor iene, benen min«
bere 9laturelS ®aben gur l^öl^eren ®ele]^am(eit
feine Hoffnung mad^en'', eine unmürbige Stdiung
an. 9m 5.%prU 1756, bem Xage, mo baS neue
UniDerf^ätSgeboube frierlid^ eröffnet mürbe, marb
ber gfürftergbifd^of Don Senebict XIV. }um
Sarbinal ernannt. ÜRaria Xerefm fe^te ifjßxt am
10. 3uli in ber SurgfapeOe baS IBiret auf, unb
bie @eiftKd^feit Don St. Stepl^an mibmete babri
bem neuen Sarbinol Xn F^econia scienüae et
pietatis. 9ber fd^on SlnfangS Secember beSfelben
3a]^reS mürbe Xroutfon Don einem Sd^IaganfoUe
betroffen, beffen St)Igen er, erft 53 Sal^e olt, am
10. «Kära 1757 erlag. Seine »u^eftätte unb
fein ®rabbenfmoI, Ic^tereS Don feinem iBruber
64
3019
Xtauung — TräTonx, JonrnAl de.
2020
SofiontKl SSO^Im eni^ttt, btfinbtn fli!^ im
Sfnnmu!E|OKtion®t.€t())9an. SBcnngleid^Xnml-
Jon maii<^ St^ft^dlem de fnifinntQ« Stft^of
ttiü) itotoriMKi Qtegnn btt 3efuiltn gilt, fo 6end^
ttfltMnic^ "' " ' " "" lit
inbetgotatui Ift
boltune ^ic < ^
utOrmrei^ !t,
1786,00 lt.; I,
1870, 57 ff.; ra
u. f. n.. 9Sin] !).
875 (f.)
li^ S^matriM auegtjoanu Udunbe, bu»!^
iDÜdn baS e^Iti^e !Qcrfrältni|i gUKtec aitrfonen
bttf^itbttim @tf4lM^ttfi in öfpnlli^ (eQlauDigttt
SBttftatttfHrtmiib. Sie au3iuffllltnbtn9lu6nftn
beS S^ntgiftnS ent^Itm in btr Stfld Sauf- unb
gtomillmnamtn , hai SIter, bic ^tligimt, bm
€tanb unb Zßolinort bn @ctrautm fotnie l^m
Stugen, boS Saturn bn obTtgldtüi^ni ^ciiatS*
Itceng, jofem eint jolt^e nßt^ie nar, ncbft Sf
itmnunQ Ott iBeddioe, ivelcde bitfelbe ausgefeilt,
bonn bie 3«it unb bra Ort btr Irauuna, beti
Slamm brt ^forrti« ober btl(airtm StdiDtrtretfra,
bet btt So^tuktion DoOgogm, tnblii^ bic Itgalc
ffetttflung bcS S)ocumentte mittele ^forrfitgtie
unb Untarfi^itft brt ^foirtte. (ißgl. b. ^rt
Air^tnbiidMT.) [^ermantbet.]
f MMmn, f. nmbroliuS (SamatbulenfiB.
ird(SlltsU|( AlUUt, f. Quarta Faloidio.
Itemniiii per 9tt, f. e^el^tibune.
Treaga Del, f. @otteehUbc.
Tt^ooz, Journal de, ifl bie obgetärgte
Vtjct^utm tinti feit 1701 Don Sefuiltn ^ttoufl'
SStlwnni MDnatf(^r{ft, bcren ouBfü^rlii^n: Xitel
ämoirea pour l'hiatoire des ScieneeB et dee
Beanx-Arta. BecneiUis par Vordre de San
Alt«SBe Sä^niBBime Honaeigneor Prince
SouTerain de Douibea. A TrdToux lautet
Xtötmui, an bn @aOne nQrblu^ Don SQon ge-
Itgen, roat bie {Mu^it^bt be< Sfinbc^ 3}ambt6,
Wtl^ Gubtvig fluguß, ^^og oon Snaine,
€o^n £ubDis« XIV. unb bn a)lonttfi))aii, 1682
Ott .fouMifinrt" Säiftmll^ «(lielt; bn gfli^
oon £)oinbee foKtc lum A6nig Don g^nmbrii^
,fi^ nid)t uie ein SofaH, fonbnn l»it tin OdnnK
eouMtfin )um gidfiem bn^Itm*. Hugn einem
tigencn ffütjln, tintm $arlainntt unb eigetun
Qknnnl^ten mit alltn biti Stänbcn befag btm-
Mtfil 3)ombee auiS) feint eigene 3)nidnei ; bitfe
ntHtc bec bajog atub ffit bot S)nid bn Don ben
Stfuittn (eimiflgegeMRen Uemoiree gut Sn-
fügung. €tit 1781 rrf^ien bie 3eitf4rift teboi^
SS^on, ba baS S^^Itnifi gum ^»ergog Don
aint fi^ gtI5SI ^e, unb olä rt fii^ 1734
iDiAn onTnü^ftt, nmibt aI8 X)rudiiTl ni^it tuiebn
XiAout, fonbtm $ane gemä^It X>d4 ^te| A
mtä) i^t no^ auf bm XilAIotl:
d'Mre impimte l'an 1701 k Trirain. , et
dM^ fc Son AlteseeSer^nisume Momaignwir
le Prinoa SoDTerain de Dombes. So« Den
bie @iünbung bn Seitfi^ ongntgl »mbe, ft^
nii|t feg; t^Sioed nui bw 3)ntietuiia bn l(^>
Itf^nt @tunbfd|e auf Ittecarifi^ lütmett gegen-
übn bn Sntngt Don Jiroteflantifi^ obn unent*
f^iebenen ^eitfc^fttn, mdStt fett 1655 euDpa
übnfddiDnnmten (f. Uäm. da Tt^toox 171^,
222), 3)n !pian bei Unlnne^meid {[t in
bmiBond>en gu ben ^a^rgängen 1701, 1708,
1712, 1734, 1746 borgclegt 3Bie alte bonoligtn
gelehrten 3eltfc^tften nattn bie H4moiraa de
TrJvonx in trßn Sinte SitenituAIatt Uebn aflt
loiffenft^ftlif!^ SBeife , »tli^e in gang SuiDpa
gebnidt isüiben, foDtt bui4 au8fü!^ilt^ Sltfeiate
unter Angabe bM ^aÜS gnentüffig berietet
»nben. Ikqi^ bem uifiiiüngru^ $bnt Dolltr
man fic^ babei bn ffrilit gang ent^aUen unb mit
!8Dilie6e Selbftonjetgen bn EÖtrfalJn aufnehmen;
bo^ mufite mon bicfe @iunbf<itfe fd^on 1712 als
unbuTdifü^rbai aufgeben, S>ut(^ bie ffiittEm
Denoiifclte man \id) aUeibinge in utelt Slieitig-
fciten (mit Secinc, iBaSnage, %)oil«m, bc Signole«,
Seaufofite, SPfaffic.). 3II9 ein Sirtifel Dorn 3amiar
1731 unb Sebnior 1732 bie St^ttieit gtwin
nat^gtlaffenen Sänften SBoffuttiangegriffen (alte,
erlicl bnen ^etouSgebn, bn Sifi^f oon XzDqtS.
{ogai eine eigene loatraetjonpaietorale an Hijet
des ealomnies avanc^s düia le Journal de
TröTonz; ee lam gu einem $TOgt|, nnb ber
!ßTODin)iaI unb bie Obenn bn bni $ariftr
3efuiten^uf« mußten Stbenuf lei^ SiOxti
ben Snjdgen toonn ftibpänbige SttiM, VoAgen
übn ültüngtn, ;)fiqf|talif^ Sntbeihnigen, SVri^
übn gcle^irle Stnitigteitra, Steaolegt x. ni^t
ouegtf^toffen. am S^Iuffe bn etnylncn fyfli,
bie bis gu 200 Suobegfeiten ^ Kurat ^Igt
itbeemol (ine Shibrit Nourriles littenürca wt
9ta^ri(^ten aua oUen ÜBdlgcgtaboL Shbn bir
©ntnblic^feit bet arbeiten tooi tS anawnUii^ bit
UniDerfalität bn Serii^tnftattung. faui^ Kdäit
bit 3eitf<i^itft Don XcäiDUS fii^ bcbcntnüMS «>•
[eben moarti. .S)ie günftige tSdeflenbrU;' fagt
Wof WJiti (eifa^e, übeifeft von Sicbn^t. ni.
Stüpm 1872, 166), .titnoTifi^ mb foi^ige
91cui^eiten in Stfa^ning gu bmgpt, wd^ bs
URitgliebn ieneS CibenS bcfagen, wet «h^ct'
oibentlii^, unb ti Iä§t fi4 bcgtoti^s, eb fosn
^tgutage irgenb ein Sounul fe jObtott^K fiör»
tefponbtnten in allen 9BeItgeainba bi^' Sti>
ftnelSmeife bietet bai nße ^eft ooa I7U 9^
rid^te ouS ^eteiebuig, Ufifala, Xäbarm, tiniBl
buig, Senebig, ^toilanb, EBnmia, SmÄd*,
Smfte^m, fieQben, DuAec l^raMMiMt Sc-
obod^tungnt tomben in bn SfitfA^ «A Se&Bj
unb St S)ominQo ebtnfo mHgrtViB ■• b»
SnorfeiOe obn äBien. Uebn bOimait Scdr
utib fe^r ousfü^ili^ bcrii^, fo ibn SdQaM
unbBuinQi18^iiitntaffeiic&(|i^CMäB 17J*,
2021
Iribur, ©9nobe ju — Iribuum.
2022
1195—1230. 1860—1898. 1942-1979), Ober
Ou4tif-6(^M Si6Iiojjra))^te Qäim, 1722, 59
4101 ; 1723, 750—784). Sie&iter beSUntet-
ne^tnmS toaxtn Snfangd (Satrou unb Xoumemine
({. b. Sit.), feit 1783 Kouill^, unter bem bod
Sminml buc^reifenb teformirt umrbe unb einen
neuen 9uffd^ioung nal^m. S)ie bebeutenbften 9Rit-
arbeitet ffaib Soud^ourS (f. b. %±), be eülonio,
Sonunire, ^ibouin (f. o. 9rt.), beflen £stra«
Doganjm inbt^ oud^ gerabe in bem 3ounuiI Don
£rteous be{äm)>ft tturben, SBrunwQ, C^IeDoic.
tBon auSmörtigen (gelehrten fteuerte ctaä^ £eibnia
einen Seitrag bei Seit 1745 betbeiligie fuj^ baS
3oumol unter ber Settung beS P. SBertl^ier (f. b.
Sri) befonberd om ftampfe gegen bie dnaj/tiopä»
biften (f. b. 9rt Siberot). »ertbietS SBer^oIten
biefcn gegenüber nnir mo^oS unb gefd^idt, feine
(8rttnbfa|e fprod^ er in ben Mem. 1750, 1584 ;
1753, 2664« 2676 auS. 9Rtt ber Unterbrudung
beS aefuitenorbenS ingranfreid^ (1762) batte bie
Sebeutung ber S^tfd^rift ein Snbe, obnobt jte
unter mfd^iebeiien Kebacteuren, )ule|t mit t>er«
inbertem Xitel, no^ bis etma 1782 il^r 3)afein
friftete. (SJgL G. Sommervogel , Table mö-
ihodique des Mdmoires de TrÖToox 1701 k
1775, Paria 1864—1865, 3yols., mofelbft
93b. I, p. I — CI ein Essai historique bot les
M^moires de Tröyoux fielet) [ftneüer S. J.]
^tUitv, S^nobe )u, bie unter ftönig Ar-
nulf in ber erften ^Ifte beS SRonatS 9Rai 895
mtf ber loiferlit^en $f al) Xribur bei SDtainj ob«
gelittene SSerfammlung, meldte fid^ nad^ ^Berufung
unb 3ufammenfe|ung als beutfcbe Steid^fQnobe
borfieOt @ie kourbe auf SBefebl beS ffdnigd mit
einem breitägigen Saften, Sitoneien unb (Sebeten
eingeleitet mb erlie| im 3ntereffe ber Dird^enjud^t
eine SReibe k>on itapiteln. Sie Siden liegen in
tierfdftiebener gfaflung t>or. Ser £est, meld^er in
bie Sonditenfammlungen Vufnal^me fonb (neuer*
bingS Sulgata genannt), umfaßt au^er bem $ro«
bg 56 ffapitel. Sine streite Sammlung entbolt
meniger RapM unb biefe in lürgerer Sfaf[ung,
borunter auüd^ einige, bie nxift in ber SSuIgata
fteben; biefe jtoeite Sammlung lag Slegino bon
$rfim (f. b. 9rt.) bri Slbfaffung feiner Libri duo
de synodalibns causis et disoiplinis eocle-
siaaticiB tor, bie etma ein äa^r^e^nt nad^ ber
@9nobe entftanben. Unter biefen Umfiänben
Sloubte SBaffertd^Ieben (^Beitrage )ur (Sefcbid^te
er twrgratianifd^en ftird^enred^tSqueUen, Seip^ig
1839, 1—38) bie itotitt ober bie Don SRegino
benu^te Sammlung al8 bie aut^entifd^e, bie tM*
gata aber fflr bIo| DorbereiteiU^eS Slctenmaterial
ober bie prima actio ber S^nobaloerbonblungen
l^ten AU foOen. Selftnlid^ urtbeUte ^btHip^/ in
ben @i|ungSberid^ten ber SEßtener ^fabemie ber
SBiffenfcbaften, iß^iL-bÜ^. ftlaffe XLIX (1865),
713 — 784. fhoufe »ied bogegen im Sleuen %r-
d^in ber ©efeUf^aft füt öltere beutfd^ ®efcbid^t8-
hmbe XVn (1892), 49—82. 281—826 bie
Shilgota oIS bie autbentifd^en Xden ber S^nobe
nad^. 2)od^ entbel^rt aud^ bie }toeite Sammlung
nicbt ber ^uctorität. Sie Derbanit nad^ SQIem
einem ber Sqnobalen, DieÜeid^t bem Sr^bifd^of
ßatto Don aRaiiu (DgL b. 9trt. Y, 1527), ibren
urf))rung, unb IRegtno sog fte ber anbem toobl
megen ibrer fna))|)em unb Harem gfaffung k)or.
Sie ift ilbrigend felbft mieber in mebreren 9tecen*
funen borbanben; in bem erfi neuerbingS l^eran«
gezogenen Sobes non Sb<^Iond«fur-9)lame umfa^
fte 85 nid^t numerirte ffapitel (Dgl. 9leued Slrd^iD
XVni [18931 365 ff. 411 ff.; XX [1895], 289
bis 353). SBie in anberen 2)ingen meid^en bie
beiben Sammlungen aud^ in ber Angabe über
bie 3abl ber 9RitgIieber ber S^nobe ab. S)ie
Sulgata entbW bie Unterfd^rift Don 22 Sifd^öfen,
in erfter Sinie ben Srjbifcböfen Don aRain), R'öln
unb Xrier alS ben SJorfttenben ber Si^nobe. 2)ie
anbere Sammlung rebet Don 26 Sif^öfen, mfb
ber C!odex Diessensis gibt aud^ bie IRamen ber»
felben an. 3)ie S)ifferen3 erflärt fid^ tool^I bor-
auS, ba| bei Untergeic^nung ber Scten Dier Si»
fd^5fe bereits abgereist maren. 2)ie neuefte unb
befte SuSgabe ber Seien Deronftaltete Uraufe in
ben Mon. Oenn. bist. Capit reg. Franc. II
(1897), 196 sqq. (SBgl. ^efele, (SoncUiengefd^id^te
IV, 2. «ufL, 552-561 ; S)ümmler, OefdJ. beS
oftfrfinfifd^ «eid^ m, 2. Slufl., Seip^ig 1888,
395—401.) [D. Sunt]
^xkafftmSf ffarI3ofe))b^ f- fia))U)iner-
orbcn vn, 130 f.
9tikitttiit be^eid^ in ber fird^Iid^en S))rad^e
eine religiöfe gfeier, ®e6etS« ober aScetifcbe
Uebung, Dield^e ftd^ aber Drei auf einanber fol«
genbe Xage erftrecft Triduum sacrum (au^
tiiduum mortis Christi, tridnum ante Pascha)
ift ber liturgijd^e 9lame für bie brei legten Xage ber
Sl^armod^e (f. b. 9rt) , beren Sfeier berort priDi-
legirt ift, ba| fie bie gfeier ober SRitf eier Don &ei-
ligenfeften DoKftanbig auSfd^Ke^t. S)ie Xf^i\ai^m
aus bem Beben beS f^erm, meldte biefen Xagen
entf))red^en, berüdfid^tigt baS Officium nur in ben
atef^onforien ber SRatutin, unb jmar am (Srün«
bonnerStag baS Seiben beS ^erm am Oelberg, an
ben beiben übrigen Zagen f etn ffreujeSleiben, feine
®rabeSrube unb bie Xrauer um feinen Eingang.
S)ie 9Ratutin unb bie einaelnen |)oren beginnen
nad^ ben gemdbnlid^en SSorübungen (Pater, Ave,
Oredo) obne meitere SinleitungSformcI mit ber
^falmobie, l^en fein Stopütl, fein furgeS Sie*
fponforium unb feinen f)9mnuS unb fd^liegen mit
bem $falm Misßrere tnd) ber nid^t med^felnben,
ol^e SingangSgru^ unb ol^ne Sd^u^ gefprod^e*
nen C^tion. 3n ber a)le|fe beS ®runbonnerS-
tagS (f. b. 9rt.) teirb beS Öerm ^IbenbmablSfeier
begangen ; ben Wtarbienft oeS £b<^rfreitagS (f. b.
9(rt.) bilben bie aQgemeinen gfüd^itten, bie Snt-
büQung unb SSerel^rung beS Ihei^eS unb bie
Kommunion beS Selebronten (bie misea prae*
sanctificatomm); bie SReffe am (SbotfamStage
(f. b. 9rt. OfterDigü) ift bie antecipirte SDleffe ber
Oftemad^t. 9m ®rünbonnerStage ftnb ^rioat»
64*
2023
Xrient
2024
mcffcn unb jtoar Dor bcr ^(nH)tmcffe nur bann
juläffig/ wenn auf bicfen Sag baS geji ber SSer-
fünbigung SWaria einfällt; am gidarfreitage toirb
feine unb am gj^rfamStage nur eine SJleffe unb
jtoar einzig in ben ftird^en gefeiert, in »eldjien ber
feierlid^e g^armod^enbienft ftattfinbet, fo bafe bie
Seit t)om @(^Iu^ ber SReffe be§ ©rünbonnerStagS
bis nad^ iener bed Sl^arfatnStagS eigentlici^ alitur*
gifd^ genannt »erben fann. Sie Seife^ung
ber am @rünbonner8tage für bie Siturgie beS
Q^l^arfreitagS confecrirten l^eiligen ^o\i\t in einem
eigens l^ergerid^teten Slaume, Bern fogen. l^eiligen
®rabe, l^at in mand^en ©egenben ^eutfd^IanbS
gubem befonbem ©ebraud^e gefül^rt, boS ^od^
i^eilige @acrament im l^Iigen ®rabe bis jum
Sl^arfamStage ^u belaffen uno^bie bem römifd^en
StituS frembe ^uf erftel^ngSf eier bereits am Sbenbe
beS (S^^arfamStagS )u Italien, flud^ baS litur-
gifd^e Xifd^gebet l^at in triduo sacro eine eigene
gagung. [Ä. ©d^robj
ttUimaaeri^fe, f. SSerid^te, Ürd^lid^e.
«rimt (ital. Trento), ©tabt in lirol (f. b.
SIrt.) unb ©i^ eines gürftbifd^ofs unter bem
äJletropoUten Don ©aljburg, ift baS alte Tri-
dentum („Sreijadt", ttjegen ber bafelbfl öerel^rten
©ottl^eit 9le))tun) ber Siömer unb toar fd^on in
Dorgefddi(!dtIidder 3eit fyiuptoti ber Stötier (DgL
ünterateiner, Storia antica tridentina, Mi-
lano 1896). 3m 3. 15 t>. gl^r. !am baS tri«
bentinifd^e ©ebiet in bie ©enalt ber Stömer, meldte
bef onberS ben am redeten Stf d^uf er ftd^ erl^ebenben,
289 m l^ol^en Sfclfenl^ügel (vemica = bie
SBarje, fc^t Doss Trento) befcjten unb beffen
gan^e Umgebung unmittelbar mit Stauen (b. 1^.
mit GaUia cisalpina) bereinigten (bie Don ben
Slömem eingerid^tete ^roöinj Raetia log nörb»
lid^ Dom Trentino). (Sgl. ^ßaul^, SReal-gnc^i-
flopäbie s. V. Tridentum; $Ionta, S)aS alte
IRäHen, Serlin 1872, 25 ff.) - 1. ®runb-
legung beS ßl^riftent^umS unb gut»
toidCIung ber ©iöcefeXrient bis 1027.
S)ie unmittelbare SBerbinbung SrientS mit Stauen
]|«tte eine fd;ncfle SSerbrettung beS gl^riftcnt^umS
im l^eutigen ©übtirol jur fjolge. ©d^on um 70
n. Sl^r. foll ber l^eilige Sifd^of ^ermagoraS üon
Squilcia 3oöinu§ als 93if d^of öon Srient eingefe Jt
l^aben (f. b. ^rt. Strol n. 1). ®er crfte urfimb«
lid^ nad^ttjeiSbare Sifd^of Don Orient ift aber
?lbunbantiuS, ber 881 auf bem 9)?etropoIitan-
conctl Don ^quilcja erfd^ien (f. Mansi III, 699
unb Diptychon ülrician. , in b. Mon. Germ,
bist. Scriptt. Xin, 369). ^uf xf)n folgte ber
1^1. aSigiliuS (383—400 ?), ein ebler SRömer, bcr
in ^Itl^cn ftubirt fjaüe, bann mit feinen ffirübem
Kloubian unb ajRngorian, bem ^riefter Julian
unb feiner TOutter ü}kjentia nad) %nmi tarn
unb bafelbft in jugenblid^em ^Iter 8iWof »urbe.
6r fönipfte unerfc^rodfen gegen baS ^eibent^um
unb bie arionifdie ^äxt\\t, Derbreitetc boS 6()ri«
ftent^um aurf) in ben abgelcgenften 3:I)äIem fei-
nes aSirfungSfreifcS unb fanb babei im Wenbena-
tfyik, mo er baS lekte ©ö^enBilb in bie Soica
toarf, ben aWort^rtob (AA. SS. BoH Jmi. V,
163 sqq.; Besch, Annales Sabion. I, Aug.
Vindel. 1760, 185 sqq.; HgL Tartarotti, De
origine ecdesiae trident., Venet. 1743). 9e*
reitS 897 tearen ibm bie Don i^m auSgefd^idtes
©laubenSboten ©ifinniuS, aRorü^riuS unb 90^
anber, meldte ben nod^ grd^tent^eilS ^eibni^
9lonSberg d^ftianifirten, im SRcartQrtum Donmd-
gegangen (bie ^cten über biefeCbm ht b. AA.8S.
Bell. Mail Vn, 38 sqq. unb in b. Annmia
Sacra, Trento 1897, 23 sqq.). 2)ie SSerd^nnfi
beS 1^1. SigiliuS, beS ^u))t|)atronS ber £i^
Xrient, geigt ftd^ in ben iJ^nt gen)ei^ten ftiz^
Sergen unb gfluren. ®Ieid^|ettig mit bem (L %i>
liuS foQ au^ ber l^L Sinfiebler RomebiuS mit
feinen @efä](irten ^brol^m unb 2)oDib auf ben
9tonSberge gelebt ^ben (DgL 3^d^nft för MffA.
S^eologie 1888, 745 ff.). Ueber bie baiiu%
SiuSbel^nung ber SMöcefe Soient if! im Sri %mA
baS 9{öt]^ige gefagt. Son ben nöd^ften Stod^I^
beS 1^1. SSigiliuS ift »enig befonnt 3^n Soge
toax fel^r fd^mierig, meil Orient als ftnotenimnft
ber nad^ Italien fäl^renben Strafen gang Befon»
berS Don ben ©türmen ber SSöffertoonberung be-
troffen »urbe. IBifd^of (Sn^pmfi (404?~42$)
meiste bie 2)omIird^, nield^e ftüfftt bem ^ibcnta
ber 1^0. ®erDaftuS unb ^rotojiuS geioei^ toar, p
eieren feines lifod^gefeierten iÖorgSngetS SigilniS
ein (%i, Ihtnftgefd^. Don Xirol, Sogen 1885,
65). Unter bem Sifd^of ^eregrinuS (458-499)
entmidtelte ber l^eilige SBanberbifd^of SoIentiB
(f. b. ^rt.), Don ^affou Dertrieben, feine gefegnde
aJHffionSt|ätig!eit in Sirol, gumol in ber@^
Don aiteran (SKaiS), mo er 472 eineS gottfeiigen
SobeS ftarb. S)ie fortmal^renben )>oIitif(^ Um*
mölgungen (Dgl. b. 9lrt Sirol, ob. 1755) nnrta
l^emmenb auf bie fird^Ii^e SuttoidHung ber Sid*
cefe Orient, mo burd^ bie rüdftd^tSIofen frei^
gröberer ber SlrianiSmuS ßingong fanb (über
ben Sobtencult ber fiangobarben in Orient t>gL
SBiefer, ® aS fongob. gürftengrob ... bei CtDe^öno,
in b. 3ettfd^r. b. gferbinanbeumS 1886, 281 %l
2)ann mürbe 99ifd^f ^gneUuS oon Xrient (576
bis 603), ber ol^nebem fd^on einen fc^toieriges
©taub botte, meü fein »istl^um burd^ bie Sa*
l^eenmgSgüge ber gfranfen, hvxd) Sroden^jeü,
^eufd^reden unb ))eftartige jhonf^eiten ^"
gefud^t nmrb, aud^ nod^ in ben bamoIS fe^r (efti§
gcfül^rten Sreifapitelftreit (f. b. Srt. Hl, 2036)
Dermidelt. SJiit ben anberen SSifd&öfen Don Cber»
italien trennte er fid^ f ogar Dom römif(^ @tu^e
unb Dert)arrte, toäl^renb ber SRetropoIit Don 2Rai«
lanb 571 Don ber ©paltung gurüdtrat, mit ben
^atriard^en Don «quileja (f. b. «rt 1, 1185 f.)
l^artnödig im ©d^iSma. Srfi nad^ unb na^ \6fnai
eS ber jfönigin ^l^eobelinbe tmb bem fronnuen
W)k ©ecunbuS Don Orient gelungen gu fein, eiiie
SSerftdnbigung gmifd^en ©ifd^of Sngenuin m
IBri^en unb ^gneQuS einerfeitS unb bem $(#
anbererfeitS ^erbeigufül^ren (Bosch I, 466 sqq.),
8025
Xtient
2026
todf^renb 9qttile}a I6is jum Sollte 700 im @d^iSina
Decl^arrte« SBel^e ^ttung Sgnellud' 92ad^fo(ger
hierbei beobachteten, ift unbefonnt; uberl^aupt
fmb Don t^nen tt&l^renb {loeiet Sa^rl^unberte
(608—795) faß nur bie 9{amen betannt. Um
bie SBenbe beS 7. 3a]^r^unbert9 erlebte Zrient
fiurmifc^ 3nten unter ber &errfd^aft beS Sango-
batben^r}0Q9 SOad^iS. tiefer «»Sol^n ber 99oS-
^tt'' geriet^ juerft in gfel^be mit bem baprifd^en
®iofen bon Sojen, ben er DoQfiänbig beftegte.
2)ur(^ biefen ßrfolg übermüt^ia, empörte ft^
Slad^iS gegen feinen eigenen Ic5nig Ißerctarit
iinb Derf(l^n)te fiij^ in ber Surg Don Xrient.
ihmibert, $erctaritd Sol^n unb SRitregent unb
lOaSß' 3ugenbfreunb, fteOte bie^mol ben Stieben
jioifc^en feinem !Bater unb bem (Empörer mieber
1^. 9la(^ bem Slobe $erctarit8 begann 9Iad^iS
feine X^ronnei gegen Soll unb SIerud in Xrient
Don 92euem. 9(13 er ftd^ aber aucl^ gegen ffuni"
bert auflel^nte, befiegte il^n biefer 690 in ber m5r-
berif^en @<l^Iad^t bei Somate in ber 9{ö^e t)on
SSerona (Paulus Dlao., Hiet.Langob. 5, 36 sqq.
[Mon. Genn. hist. Scriptt. rer. Langob.
156 sqq.]). 9)on ba an l^fd^te überXrient fein
ßerjog mel^r. SBä^renb ber SRegierung ffönig
Stu^rantd (712—744) mar in ber ®egenb Don
SReron, atfo im ®ebiete ber ledigen 3)idcefe
Orient, ber bl. (Sorbinian (f. b. %rt.) fflr bie
^ebung beS @Iauben8 t^ötig. 3u einer redeten
Slüte fam baS SiSt^ium Orient unter ber Sango-
bodienl^errf^ft nid^t. SBie im langobarbijd^tn
ftönigreid^e überl^oupt, fo {am aud^ in ber S)id"
cefe Xrient eine enge Serbinbung smifd^en @taat
unb JKrd^ nic^t gu Staube, unb bie 93ifd^öf e, bie
fämmtlid^ romanifd^er Sblunft maren, nahmen
an potitifc^enSngelegenl^eiten leinen Slntl^eil. 2)aS
önberte fi^ erft aßmälig, als Xirol nad^ ber ttluf-
I5fung beft Sangobarbenreid^eS unb ber SBefiegung
beS boQrifdjien ^erjogS Xl^af jUo unter bie ^err-
f^aft ber gfronfen fam. 9Bie in SBri^en, fo treten
m^ m Xrient feU biefer Seit Sifd^öfe mit beut-
fd^n 9lamen auf, obne jebod^ oorerft eine poH-
tifd^ Stolle jtt fpieien. SBdl^renb aber Sri^en
butd^ bie Serbinbung mit ber IDletropoIe @al}«
bürg (f. b. 9[ri) gang bem beutfd^en Sinfluffe gu-
geführt mürbe, blieb Xrient fernerhin im SBer«
banbe mit Sqtrileia unb gel^örte aud^ politifd^ bi§
ia'i 10. Sa^r^unbert }um ftönigreid^e Stalten.
3nfoIge beffen entmidtelten ftd^ in ber 2)iöcefe
beutfdfie unb romanifd^e SIemente neben einanber,
nnb fan eigentlid^en Xrentino gelangte nad^ unb
nadi^ boS 3toIienif(^e )um ©iege. Seit bem Snbe
beS 9. 3abv(unbertB getoann Xrient als häufiger
SSetfammlungSort furfüid^er $erfonen (Sgger,
®ef«%. Xirott I, 3nn8brudt 1872, 131 ff.) poli-
tif^e IBebeutung, unb aud^ baS Vnfel^en ber
99if^öfe unb i^rerSurie, an meld^er unter Sifd^of
Seml^arb L (927—982) bereits ganonifer er-
fd^einen, mu^S um biefe 3eit. 9RanaffeS U.
(933—957), ein Sermanbter ffönig {)ugo'S Don
3ta(ien , mar Sifd^of nid^t nur Don Orient, fon-
bem aud^ Don SSerona, SDlantua unb Vlailanb,
ßrgbifd^of Don 3lrIeS, SRarfgraf Don Xrient unb
fogar ßrsfanjler in Italien (®ie{ebred^t, ®ef(^.
ber beutfd^n ffaifergeit I, 4. 9ufl., Sraun«
fc^mrig 1874, 369. 871. 882 f.). S)ie l^obe poli-
tifd^e eteOung biefeS Sifd^ofS fd^dbigte aber fein
firc^Iid^eS SEBirfen. Seit itaifer Otto L, ber mie-
berl^ott baS tribentinifd^e ®ebiet betrat (Sgger I,
145 ff.) unb baSfelbe als rtnen Xlfieil ber ^9Rarf
Verona" mit S)eutf<^Ianb Derbanb, flieg baS %n-
fel^en ber Sifd^öfe Don Xrient nod^ mel^. Ulrid^ L
(1006—1022), ber Ie|te in ber Sleil^e ber bIo|en
SSifd^öfe, geno^ bereits in meiteren iheifen eine
f old^e %(^tung, ba| i^m ®raf Solfl^olb Don Sunt
unb ^uftert^al bie 93ogtei über baS Don il^m ge«
ftiftete SBenebictinerinnenflofter Sonnenburg über*
trug (Säger, ®efd^. ber lanbftonbifd^en Serfaffung
XirolS I, 3nnSbrudf 1881, 187. 274).
2.$eriobe ber Sürftbif d^öfe mit melt-
lid^emXerritorium(1027— 1803). ©urdj
bie (Sntfte^ung ber geiftlid^en Xerritorien in Xirol
(f. b. 9rt., ob. 1758) mürben aud^ bie Sifd^öfe
Don Xrient )u meltlid^en iQtttm in il^rem Xerri-
torium, moAU feit 1027 bie ®raf{d^ften Xrient,
Sogen unb Der IBintfd^gau gehörten. 3n biefem
®ebiete übte ber Sif^of als reid^unmittelbarer
gfürfi l^eQoglid^e Siedete auS, unb fein meltltd^er
aRad^tbereid^ ging fogar meiter alS fein geiftlid^er^
inbem er ftd^ ouf X^eile Don Verona, Qfeltre,
99ripn uno Sl^ur auSbel^nte. SaS SiSt^um
Xrient erftredte fid^ norbmeftlid^ im ßtfd^t^ale bis
gur Raffer ; im !Rorben (Sifadt^al) bis gum ffor»
baunbad^ einerfeitS unb bis gum Xinnebad^ bei
fflaufen anbererfeitS (nac^i einer um 1050 Dor-
genommenen ®rengbeftimmimg , bei Beech n
[1767], 700): gegen Süben mar bie ©iöcefe
burd^ bie ßiSberge ber SIpen Don Somo unb
SSreSda, bann Don Verona, $abua (!ßfane
Srancafora) unb gfeltre begrengt. ißergine, baS
no(^ gur meltlid^en ^uriSbiction beS SBifd^ofS Don
Xrient gehörte, ftanb fird^Iid^ fd^on unter bem
93iStl^um gfeltre (Soltelini, Seitröge, in b. 3eit-
fd^ft beS SerbinanbeumS 1889, 12). — fjfürft-
bifd^of UWd^ n. Don Xrient (1022-1055) red^t-
fertigte Doflftönbig baS Vertrauen, meld^eS jfaifer
ff onrab IL il^m burd^ bie Srl^ebung gum ijfärften
bemiefen ^atte. Sr ermieS fid(| gegen ben ffaifer
mie gegen beffen IRad^foIger ^einri^ UI. als treu
ergebenen SafaOen unb leiftete bef onberS bem I^
tem in StiUn ber ®efa^r gute S)ienfte. Ulrid^ iL
lie^ aud^ bie 92amen feiner Sorgönger in fein
9RiffaIe eintragen (baS fog. Diptychon ülricia-
num y in b. Mon. Oerm. bist. Scriptt. XIU,
369), moburd^ er ftd^ um bie S)ii)ce{angef(^id^te
rin grogeS Serbienft ermarb. 9(ud^ iQQiio (1055
bis 1068) mar bem ffaifer, bem er feine Srl^ebung
Derbanfte, fel^ ergeben. Sbenfo geno^ Sifd^of
§cinrid^ I. (1068—1082) baS Vertrauen beS
beutfd^en ffönigS ^einrid^ IV. felbft bann nod^,
als biefer mit $apft ®regor Yll. in ffampf ge-
ratl^en mar. SBäl^renb aber Sifd^of Slltmin Don
2027
Iricnt.
2028
Srljen burd^ feine einfciKge Sel^cnStreue einen
Döttigen Srud^ mit ber ffird^e ^[erbcifü^rte, nal^m
ber Sifd^of üon Orient am betud^tigten Soncilia-
bulum öon Srijcn nid^t Il^eil (©teurer, S)a8
Konciliobulum üon Sriien 1080, Srijen 1878
[«Progr.], 16, «nm. 5). S)cr gürftbifd^of Oeb-
^orb (1106—1120), oom ffaifer ^einrid^ V. er-
nannt, l^Qtte jfömpfe mit ben bürgern t)on 3>Hent,
bie il^n al§ Sifd^of nid^t onerfennen moQten ; er
ühtt bereits alS „®rof bed ganzen SBiStl^umd''
fcenfd^aftSred^te in QfleimS auS (3äger I, 230).
S)ie Dorgenannten utü) bie nöd^ftfolgenben tJürft*
bifd^öfe, mclpret I. (1120-1124), aitmann
(1124— 1U9), «malb (1149—1154), (gber-
|arb (1154—1156) fpielten nad^ 9lu|en nod^
eine gong unbebeutenbe SloHe (t)gl. Alberti, An-
nali del principato eccles. dl Trento del
1022—1540 , Trento 1860 , 4 sgg.). OKit
bem 1^1. meieret II. (1156—1177), einem 3eU-
genoRcn beS fei. §artmann üon Srijen, beginnt
eine gang neue ^l^afe (ugl. dod. Wangianus, ed.
Eink, in b. Fontes Rer. Austriac, 2. W>t^.,
V, SCBien 1852, 6. IX ff.). Sereitä im Sep-
tember 1156 erfd^eint er auf bem befannten 9leid^§-
tage t)on SRegenSburg, IDO bie Sßarfgraffd^aft
Dcflerreid^ gum §er jogt^ume erlauben würbe. 3m
t^rü^ial^re 1158 begleitete er gmei ))äp{tlid^e ®e«
fanbte, meldte ben gmifd^en griebrid^ SBarbaroffa
unb bem ^opfte auSgebrod^enen Sonflict beilegen
foQten, Don Xrient nad^ Sogen. Sluf bem SBege
tourbe er mit feinen 3leifegefä|rten t)on ben ®raf en
griebrid^ unb §cinrid^ öon gppan überfaflen unb
mit j?etten beloben in §aft gel^alten. ^belpret
entfam auS bem ©eföngni^, bie übrigen ®efan«
genen tourben burd^ §cinrid^ ben Sömen befreit
(ffinf, ^fab. Sorlefungen über bie ®efc^. SiroIS,
3nn§brud 1850, 206). gine neue ©efal^r für
ben Sifd^of entftanb, atö 9llbrigct öon Saftelborco
Sed^te ber Äird^e üon Orient an ftd^ ri^. Sei
beren SSertl^cibigung tourbe ber unerfc^rodEene
Sifd^of ermorbet (ögl. [Tartarotti,] Notizie in-
tomo al vesc. Adelpreto di Trento etc.,
Trento 1760—1761, 2 voll.). TOit ^belpret U.
beginnt überl^aupt eine Seilte tüd^tiger Sifd^öfe,
benen nad^ Beilegung be§ langen 3nöcftiturftreite8
(f. b. ^rt.) bie §ebung fird^lid^en ficbenS am
^ergen lag; babei gerietl^en fic aber oft in ffampf
mit bem unbotmäßigen 9lbel, gumal mit ben
©rafcn öon Sirol, toeld^e im 12. Sö^rl^imbert
Sögtc Don 3:ricnt gcttjorben toaren. ^uf 5lbel-
pretll. folgten ©alomo (1177—1183), ber 1179
am britten Sateranconcil tl^eilnal^m; Sllbert I.
t)on 5Kobrugg (1184—1188), üorl^er gl^orbecan
unb SSiccbom (vicedominus, b. 1^. Oeconom) beS
bijd^öflid)en §ofe8: ffonrab ü. be ©ifeno (1188
bis 1205), ber fid^ au8 Ueberbruß an ben SBelt-
l^änbeln in'8 Senebictinerflofter gied^t gurürfgog
unb baielbft 1210 ftarb (gl^ronif Don Siedet, 3nn8-
brudC 1874, 17). 3)ie Regierung gfriebrid^ö öon
SBanga (1207—1218) begeid^net eine ®Iang-
periobe in ber ®efd^id^te beS SiStl^umS Orient unb
gerabegu ben ^öl^punft ber ^ogüd^ IM/t
beS »ifd^ofS. SObert HI. Don Slrol, ein Sej|e be§
Sifd^ofS, erfüOte au3 Sl^rfurd^t feine Sa^olai-
pflid^t ; oOe übrigen Sbeligtn, tt>eld^ fu^ g^
ben Sif d^of empörten , mußten ftd^ ber Sendt
beugen, griebrid^ lieg oQe tnic^tigeren Urfunbm
feines ^o^ftifteS in ben fd^on oben citirten fogen.
Codex Wangianns eintragen. & begami fo*
ner 1212 ben Sau bed gegentnartigen ^nfid^
S)omeS im romonifd^en Stile (DgL f^eiber n. f. ».,
9)»tteIaIterL ftunjtbenhnale beS öfterreu^tit^
ffaiferftaateS I, Stuttgart 1858, 152 ff.), liaiiii
in Xrient ben nad^ üfxi benannten, nod^ jc^
erl^altenen SBanga-X^urm , grünbete mä^
epitöler unb entmitfelte aud^ als Sifd^of bsn(
^bl^altung Don S^noben, SBifitationen unb Unter*
ftükung Don fflöftem eine fiaunen§U)ert^ 'XJ^
tigfeit. Seine irbifd^e Soufbal^n DoOenbete er oii|
einer ^ilgerfal^rt in'S ®eIobte Sanb unb |kb
gu SIccon am 6. 9loDember 1218 (DgL SRoIfaitl
5. bi aSJanga, Irient 1858 [^rogr. b. ©^mn.]).
3n bie Slütegeit ber Xirolet ftir^e n>a]^renb bei
12. unb 13. 3ü]^r]^unbert§ föOt audg bie @iüb>
bung gal^Ireid^er fflöfter, beren mid^tigfle in %sL
lirol, ob. 1760 f. genannt finb. !Rad^ bemliAe
Sriebrid^ Don SBanga begann ber flampf bec
tribentinifd^en Sifd^Bf e mit ben nad^ Unabhängig*
feit ftrebenben SafaSen, tneld^ le^teren naä^ tmD
nad^ ben Sieg boDontrugen. S!)ie Sifd^fe tm
Xrient, no^ mel^r bie Don Sri^en, belebnten frü^
geitig toeItIid|e S5gte mit il^ren @raffd^aftoi nab
untergruben baburd^ il^re eigene Tlaä)t &it bem
Ütiebergange ber eppaner @rafen rtffen bie üoa
Xirol nad^ unb nad^ aQe Ttaä)t an ftd^. 3la(fi bot
3:obe feines DnfelS, beS gürfibifc^ofS, »ar ber
oben em)a^nte albert m. noie tungeteanbelt snb
lourbe aus einem Sc^u|]^erm bed Si§t^iniä
Srient ein rüdffld^tSlofer ©cbrönger bcSfcIben. 3n
furger 3eit toar er ber möd^tigfle ^err beS Sanbe§
gcttJorben, unb feine 9Jad^foIger 5Dlein^ L
(1254—1258) unb ÜKeinl^arb IL (1258—1295)
aus bem feaufe ®örg riffen nad^ unb nod^ ba
größten Sfeü beS l^eutigen lirol auf ÄoBen ber
Sif^öfe Don 3:rient unb SBrijen an fi4 &
entftanb bie ^®efürftete ©raffc^aft lirol* W
b. 5lrt. lirol, ob. 1762). Sifd^of mbelpitt IE
(1219—1223) »ar fel^r oft auf [Reifen. 6«m
5Rad^foIger ®erarb I. (1223—1232) ^ieU 1224
gegen baS Softer beS SoncubinatS eine 6^be
ah. Unter aibrigct (1232—1247) ernannte «d-
fer tSfnebrid^ n. für Stobt unb 93iSt^um ©obeger
be ^ito gum ^obeftü; berfelbe erbaute baS Sa^
bei Suon ßonriglio (SBögl, in b. gjHttbeümtgm
ber f. !. ®entral»6ommiffton gur €rf orf^ung . . .
ber . . . ffienfmale 1897, 23 ff.). Um jene 3«^
lebte in Orient ber ^Dominicaner 19^1^oIomönS
Don Orient (f. b. ?lrt.). Sgno, ®raf Don gppan
(1248—1273), feit 1239 Sifd^of Don SJrijtfl,
mürbe Dom $apfte gunöd^fl gum Sermefer, 1250
gum Sifd^ofe Don Orient ernannt Sr befonb fäi
in anwerft fd^toienger Soge. 3unä^ ^ er
Munt Mnt^ vät Sta^^nMäfiU. e^ttric
«nfotm Cjjrtino ia StDUumo. ba alfl ®nif ba
SRoit aittona bcftcebt nun, tue tribcnKnif<^
4MUt, txd ex uiriMt^It unltr fur^ttNutn
<BttueIn mit ftxtn QfeijoQ, an {l^ )u nilai
<t>al. fkama, @t|4. b. ^D^mßaufm IV, S. SufL,
Stitijig 18S7, 252 ff.). Zutm fltiid^ (Efiiio
nu^o^ in Conflid mit bm !Büietm oon xHaii
imb Ix^Hibal mit btn @ra^ uon Xirol unb
<IUi}. ntli^ blt 2Ra4t ba £&i{{^5It Con Srient
tun tibtn Otitis ju bred^m fud^tm. Stit 1271
^ (EflKD einen a3)ct^bif<^i>f : tS mar bei erfle in
Ücf et @genf4aft @eeen ^rii^ IL (127S bis
1289), einen 3}eutf(^iirbenetittei, benahm m
tDIetn^ n. ttD| !Bann unb 3ntnbict fo ge-
iDoItt^lj (^uBer, @e[(!^. Ct^mtÜlfi I, ®ot^a
1B85, 613), bd^ unter beflen 91ad|foIset Sßfii-
fiw Sonacol|i (1289—1803) bie Waä)t bet
aiMöfe Bon Iriml fle&tfl^tn mar. Sart^Dlo-
maus Ouirini (1304—1307), p^er äBijd)of
uon SloDora, brächte enbli^ einen SSergleiq gu
@tinibe, bun^ neldlKn bie ^Stpit 3)iein&atb9
fi4 bie Sogtei brtJhci^ftifttS unb bit St^m
ii)TeT ^nen bem Sifd^ofe QbertniQm liegen.
Sifd^of Ouirini gob auö) bei ^üiQnjt^aft bon
Xrient ein €tabtir(^t, nielt^ in einem gebe;
vom 3fl^ 1363 in btutfdjer &ptaä)t ertniten
ifl OflflK I, 698). Via^ bieiiäferlgti ©ebig.
bOfttn) tDoib buid) bai Singieifen Ifaifei ^in>
tii^ VII bet «&t bea gifteicienfeifliffeS JBüIaifl
(Solfiiinflen). ^niidEi in. (1310—1336). jum
EBilqof ci^oben. S^iefet lebte mit bem Sonbe^-
füiPen, ^tiniic^ bon ffämt^en, bet Dctüberge^enb
(1807—1310) ou4 fffinlQ Don ißil^en geioefm
noi, im tjiiebtn. 9ud^ einem bio^cnben Sem-
flirte mit fiubmia IV, oon ©apetn fu[t)t( ei buit^
icc^tjeitige gtuQt auSjutoeiiticn. 3ui ^bung
beS Rrcftli^en fiebme ^ielt er btti ©pnoben ab,
von benen bejonbeis bie Itble (1336) tp^Ireid^
befui^t war ([©d^niler,] ffit^e beS ^I. ißigiliue
I, Sojen 1825. 137). Unlei i^m ftaib 1310
ttti fei. ^einii(^ bon SSojcn |U Siebifo rincfl
frommen Sobe« (f. AA. 88. BoU. Jun. H,
868 sqq.). %ii) Ipeinrit^S m. Sobe loar eine
«njä^ge ©ebiSootanj, bann folgte auf SBemen»
bung btS SRaifgcafen ffarl bon Su^mbuig, beS
nad)^eiigen ffoifeiS, <ßicoIau§ Slbietn (1338 BiS
1347) au9 3)U^ien, bei befonbeiS bie 3ntci(f|cn
feines mit SRoigaiet^ SRauItaf^ beiefKli^ten
SonbeSfütflm, 3o^nn oon 99öt)men, bertrat. Sa
her Bifflof au^ na^ ber SBertteibung So^nä
<ml Xttol jur bBf|mi[(!(|en ^rlei l^ielt, uuibe er
von Subnlg bem EBranbenbuigei, bem unicc^t«
madigen @ema^I bei SanbeSfärftin 3naigai(tE)a,
ouf« ^ig^t beifolgt unb mit SBeiluft feinefi
nieltHi^XeTTitDriumfibeftiaft. ®Iei^jeitig^ete
flm;I Don SB^men fengenb unb btennenb in ©üb*
tiiol (^ber, Seteinigung Xiiold mit Oeperrtii!^,
3miSbiu<! 1864, 45 ff.). 3)te folgenben 9ifd|Bfe,
©er^atb IL (1347), 3o^nne8 IIL (1348), bei
balb lu^ €|iolcto ttonSfeiiit nuibe, unb bei
Dom $a|>fle eineef^ SReinlM> bon 9B(men
(1349—1360), litten unt« bet SerfotguneSub-
nigS Don Staiüxnbutg, bei jtbem Dom vf'Pf^*
enutnnten Sif^ofe mit SBaffrägeualt bie %efi|-
na^me Dnue^dde (fmbet, Setetnigung 3:iioH x.
49. 68). llntet SBermittlung UlSttt^tS D. Don
Oe^eiiei^, bet tngDilii^tn 3.irol in feine fianb gu
fingen ftu^te, nnirbc na^ SJIcinliaibS ^efigna-
tion ®iiif Slbeit Don Oitenbuig in RätJü^a
jum EBif^of gttDd^lt. SMefci, alB SBifi^of 91-
beit n. (1360-1390) , btle^nte Shibolf IV,
bei 1863 £anbefifürß Don Xiiol touibe, mit ben
Sogteiieälenfeinefi^ot^ftifteS. Stubolf gab bafiil
bem Sifoof fein biS^ oon ben aSittelSbod^
bcfett« @äiiet gutüd, abei unlei fo biädenben
Sebtngrnigtn, bä| eS einet falben @dailari^tung
glei^ün. S)ei Sßif^of fügte ftt^ beteitnnuig in
ale gfoibeiungen beS eneigif^en fubsburgci*,
bei foitan bei eigentlü!^ Ober^en beS Stiftet
ttwt (©übet, aubolf IV., 3nn8bruif 1865, 97 ff.).
@eotg L oon Sie^tcn^ein (1390—1419) nai
ein eneigif(!^ei S^tmifui, bet bie alten Se^e
feines Stiftet toiebei gut @eltung bringen toollte ;
ba^ tonnte ein ßonflict gnifdien i^m unb bem
Sanbee^etm nii£l miSbleiben. Soibet^anb fug-
ten ieboi^ btibe X^e einen 3u)iß gu Detmeiben,
neil Sliio! im @uben bu«^ bie gunelgmenbe ^SRa6)t
bei SiSconti unb bet Senetianei bcbio^t tmt.
aber ein (am 2, {^btnai 1407) in Stient gegen
ben 99ifd|Df oufigcbio^ei Sufßiinb gab tJiieb-
liii^ IV. Don Oe^eneit^ um fo metir Seronlalfung
gur Sinmifc^ng, ald ei Don ben Säigem bon
3:rimt aI8 t^i @(^u|^ um ^ilfe eifud||t ȟbe.
2 u einem longlniengen unb leiben*
i^ p\t, bet f(l)Iicf|Iid|i mit einer gong*
(i w M Sif^fe cnbete (feuber,
e 1,494 ff.), ©ettfibiebem^etgog
öl igen gteigniffe gut Seit bee ilon*
ft bibetten nullte an bei ©ad^. £)ie
DoiauSgegongenen Sinen ^tten beim Xabt be«
äBift^ofl eine me^ä^rige SebiBoacong lurSfoIge.
Smt neue Sifc^of, 31c{anbet Oon Staflobten in
Eolen (1423—1444), ein©i^aager befl^ogS
mp, (ud)te mit ^riebrit^ IV. ein friebli^efl Ein-
Deme^menlieiäuftdIen,Qb(tetreitißteiten)mif(tien
beiben Tonnten nii^t ausbleiben. 9u$ mituiibot*
mäßigen SofaHen unb mit ber ©tabt Xtient ^attt
ei ju (ämljfen unb beiloi babei (inen S^til feinet
©ebieltS (SiDa) an bie SBenetionet Qägei 11, 1
[1882], 357 ff.). !Ramentli(^ fü^r bie Steunb-
f c^oft ait janberB mit ftfinig griebri^ DI. gu einem
ffiitge, nobei 3:nent bon ben ©oHuten ^eigog
©igmunbS Don Siiol mit ©tutm etobeit touibe
(3ä9eiU[1885],2,41ff.). Ueitigei^ etnwtb fli^
Sif^Df ?llejanbet um bie EiBcefe moni^e SBei-
bienfte; et ^ielt 14S9 eine ©^nobe ab, mläft bei
beiü^mte 3o^anne9 »on &i))iftiono (f. b. ÜiL)
mit einet glanjuotlen Mebe eröffnete, fieibet bet-
ftridte fttf) b« 93if(^of infolge feine« e^rgeigeB in
baS but4 bie Sollet €t)nobe ^erbingenifent
e^iSma, baS nai^ feinem Sobe eine jwtefpol-
2081
Zrient.
2082
tige Sif^ofStoalftl in Xrietit omtifad^te Ooget
n, 2, 62 [9Intn. 1]. 72). ®eorg H. fytdt
(1446—1465), auf betreiben SigmunbS unb
ber SaSIer €Qnobe )um Sifd^of itmSfß, tourbe
er|t t)on gkipß 92ico(auS V. 1448 BeßäUgt. (b
toQX ein bem Sonbedfürften treu eraebener, fflg*
famer Ißrälat, ber att Sogt beS 9tonnenfHfte8
€onneiätog otuil^ in ben cufanifd^ Streit (f. b.
9rt !RicoIaud Don (Eufa IX, 310 ffO Dermidett
nmrbe uiri) babei eine Derf5^nenbe SlittlerroQe
f))ieUe. 9u(i^ bie Semfl^ngen beS giapflefi
$iud IL ffir einen lheu))ug gegen bie Zarten
unterfUj^te Sifd^of ®eorg unb erfc^ien als 9b-
georbneter ftaifer gfriebrid^ IIL auf bem (Son*
rffe )u SRontua 1459 (ftird^ beS l^L Sigttiufi
, 251). ®egen il^n erl^oben bie unjufriebenen
^Bürger oon Zrient 1468 toieber einen Sufflanb
Oöger H, 2, 189 ff.). S)er folgenbe Stfd^of,
3o]^ne8 IV. ^inberbad^ (1465—1486) aud
Reffen, (Sefonbter ftaifer gftiebrid^ DDE. on ber
römifd^en Surie, ttor ein tl^dtiger unb befonberS
um bie Sßiffenfd^ft l^d^berbienter SRann (aber
feine SBibliot^I Dgl. Seitfd^ft be« gferbinan-
beumS 1893 , 207 ff.). S)a6 Serl^ältni| be8
gfflrfientl^umS Zrient }ur (Braffd^oft Zirol tourbe
1468 burd^ eine jtoifd^en Sifd^of ^inberbad^
unb bem SonbeSffirfien SigiSmunb abgefd^Ioffene
Vereinbarung enbgültig geregelt Oöger n, 2,
228 ff.). 918 Sifd^of brana er befonberS auf
eeflerlid^ SebenSmonbel feines SteruS unb
ibl^bte mit großer Strenge bie IBu|bi8€i))Iin.
Unter feiner {Regierung umrbe in Zrient (1475)
bon ben 3uben ber ftnabe Simon Unoerborben,
alfo ein ^nb beutfd^er eitern, umgebradbt Sa
ber Sifd^of bie SDlörber nad^ bomaligen ®efekn
ftrenge beftrafen lit%, Denoidtelte er fid^ in btele
$ro)effe (Alberü 352 egg.), ^inberbad^ fekte
oud^ bie bon SeneaS SQlDiuS (f. b. 9rt. $iuS II.)
begonnene Siografil^ie ffaifer gfriebrid^S IH fort
Ulrid^ in. bon gfnmbSberg (1486—1498), ein
Srubcr beS beräumten SfeIb]^au))tmannS gleid^en
9}amenS, oenoidtelte fid^ fd^on Dor feiner 9e»
^gung burd^ ben lßa))fi in ben benetianifd^en
ftrieg, in toeld^m bie Ziroler bei (EaQiano 1487
einen glönjenben Sieg erfod^ten (f. ^rimiffer,
im „Sammler für Zirol* n, 3nnSbrudC 1807,
197 ff.). 3m Uebrigen „regierte er feine Äird^e
nur (Urse Seit, aber gut" unb l^ielt 1498 eine
S^nobe in ber S)omtird^e. Ulrid^ IV. oon Sie^«
tenjtein (149&— 1505) berief ebenfaQS feinen
(QeruS 1496 unb 1497 }u 2)idcefanf9noben
unb forgte befonberS für ein iDiffenfc^aftlid^ ge«
bilbeteS, aus Oeftenrid^em jufammengefej^eS
2)omca^eI. ®eorg HI. oon Steibed (1505 bis
1514) betl^eiligte ftd^ in eigener ^ßerfon am neun-
iäl^rigen Jhiege aRoiimilianS I. gegen Senebig
(^uber, ®ef(^. Oefterr. m, 369 ff.), ©abri ge-
toann er baS unter Wesanber bon SDtaffobien oor
70 Salären Oerlorene (gebiet oon 9üoa »ieber
gurüd! unb umrbe fogar bom ffaifer 1509 jum
Statthalter oon SBerona eingefe|t (3öger 11, 2,
457). 2)urd^ baS auf bem berühmten „ojfema
Sanbtag"* (u SnnSbnuI 1511 gefc^Iojfene „Sonb*
libeE" mürbe baS ^od^ftift Zrient knie Srisen
oon ben Sieid^anlagen befreit unb boburd^ mit
bem eigentßd^en SanbeSl^errn oon Zirol in engett
SerbitU)ung gebrad^t, ol^ ba| bie Siedete bei
Sürftent^umS geopfert mürben Oüger n, 2,
460 ff.).
eine neue fßeriobe für boS StSt^um Zrient
bri(^ unter Corbinal Seml^b IL tum (BeS
(1514—1539) an (f. beffen 9iogra)>^ im
„Sammler" V [1809], 174 ff.). Unter i^ ftaslb
Zirol unter flaifer Slosimilian L unb bef|ea
(Snlel g^binanb L, bie bei il^ grogattigen
Stellung nad^ 9[u|en bie firengen 9nf))rüd^ ber
tirotif d^en SanbeSffirfien früherer Seiten auf gabm
unb Dem gürftbifd^ofe in ber Sermoltung feines
ZerritoriumS größere grei^ gefiatteten. ^\ä^
Seml^b unb beffen Sßoclfolgcr iBpAftopi 9la-
bru)) maren jubem loegen ii^rer 1^^ potitifd^
Segabung bie oertrouteflen SBerat^ ber brtt
ffaifer bejlo. beS SanbcSfürften (ogl. ^irn, (^*
^erjog gerbinanb IL, 1, 3nnSbru(! 1885, 293 f.).
3)ie Regierung SBifd^of Sem^orbS fiel in bie tief
S geregte 3^it beS beginnenben ^roteftantifimuS
> ber bon i^m berinflu^ten Sufftänbe ber
Säuern, bie im Süben beS SanbeS faft no^ firger
lausten als in 9lorbtiroL SereitS am 4. ^bruor
1524 gab ber Sifd^of feinen SSicoren in Zrient
rinen argen SermeiS megen i^rer JladftB^S^gjtüi
gegen bie Verbreitung proteftantifd^er Siid^
(Bonelli, Notizie istor.*oritiche III, Trento
1762, 303). Sd^on baS 3o^ barauf mfit^e
fafl in aOen Zueilen feincS SiSt^S ber oon
@eiSmair genol^rieSauemfrieg (PincinB, De^itis
pontificum Trid., Mantuae 1546, 66 sqq.; So«
bumer, SauemrdbeE im !RonS« unb Stä^berge,
im ard^io f. tirol. &t\A. IV [1867], 85 ff.;
Alberü 444 sgg.). Sie gan)e folgenbe Seit
nal^m ben raftloS tl^ötigen Wann für bie Stein-
erl^Itung beS latl^olifd^en (SloubenS in feiner 2)iö"
cefe unb im gangen beutfd(|en ffaiferrei^e in 9ln>
fprud^, me^l^alb er ber gioeite ®rünber ber ftird^
oon Zrient genannt mirb (ftird^ beS l^L SigilinS
I, 313). (Er mürbe Si^angS 1539 ou($ ald
Sifd^of nad^ SBrifen foffatliri, flarb aber fd^on
unmittelbor nad^ ber ®efi|na(me beS SiSt^untS.
SBd^b feiner Stegterung l^ieft fid^ in Zrient ber
gelel^rie Sd^ulmrifter 3. $. $inciuS auf, ber oüi^
eine (Sefd^id^te ber Sifd^öfe oon Zrient fd^rieb
(f. über i^n (Egger, Ziro(. (Sefd^id^tf^teiber^
SnnSbrud 1867, 8 ff.). 3)ie fotgenben biet
Sifd^öfe, fämmilidi auS bem ^aufe aRabru»
(1589—1658), UfiaupUtm ben Stu^m il^rer Sor-
ganger. 9ber unter ber Slegierung Srjl^Dg
gerbinanbS H. (1567—1595) unb sum Z^ril
nod^ fpüter entftanben jmifd^en ben Sif d^öfen imb
bem SanbeSffirjten neue 3^^ürfnif[e, bie iebo^
nid^ me)^ mit SBaffengetoott, fonbem mit ber
gfeber gefd^lid^tet mürben. S)abei mürbe nic^t nur
um baS meltlid^e Zerritorium ber 9if(^^t ge*
2038
Zrient
2034
ftcütm, fonbem bie (Enl^ec)5ge griffen au^ in
bofi fird^It^e ®ebiet in bebenflid^ SBeife, menn
ai4 in befiel abfielet, ein (egger ü, 227). (Sbri-
lopb I- ^on 9Rabntu (1539—1567) toox troj^
einer 3ugenb ein »flrbtger ^rfilot Oanffen-
\M^x, ®efd^. be0 beutfd^en SoIM Ym» 391),
to^iatb er 1543 ou^ }ur Sertooltung bed 9t8-
t^mB Krisen berufen unb ein 3abr borauf unter
(efonberS ebren&oQien XuSjeid^nungen sunt Sar»
biml er^ben tpurbe (f. Bonelli, Notizie DI,
822 Bg.). Sen (Slcmjpunft feine« bifd^öflid^en
SBirtend bilbet unfireitig bofl in feiner Steftbeng-
Babt Zrient abgeboltene Soncil (f. b. folg. 9lrt.).
%>Q§ ^Mfom Sriien, baS er bei feiner groß-
artigen Xb^gfeit na^ Süßen feiten befuci^en
lonnte, Iie| er burd^ einen Soabiutor Denoolten.
(Ein aetoiffe9 Streben mä^ (Sf^xtn unb SBürben
iflber(Ebri|io))b fteilid^ nid^t gu üerlennen. 3m
3. 1555 erfd^eint er atö @tattbalter in SRailanb,
unter $iu8 IV. alS Segat in Zintona, oud^ er«
iDorb er nod^ bie Sidt^fimer mba, Qdbina, ^ö-
nefie unb $orto. 3m 3. 1567 refignirte er auf
Zrient }u (Bunften frlneS Steffen Submig unb
fiorb ut Zibur im 3uli 1578. eorbinol Subtoig
Don SDlobru}} (1567—1600) burd(|Iief f(i^on in
ben 3üngling8iabren eine e^renDoDe Sabn. ^oä)
nld^t 18 3abte dt, »urbe er (1550) Sertoefer
beS SiStbumd Zrient cum jure succedendi,
fungirte 1559 olS päpftlid^er legatus a laiere
Quf bem 9lei(|§tage üon 9ugdburg (Sroun, ®e«
Uicbte ber ^if(böfe bon Augsburg ni, Augs-
burg 1818, 448) unb tourbe bann Don ffoifer
Sferbinonb L ott ©efanbter nad^ gf^mifreld^ ge-
ii^idCt. Anfangs 1561 gratulirie ibm itotfer gfer-
oinanb L bereits gur SarbinalatStoürbe. @^on
im beginne feiner Slegierung geriet^ ber Sar-
binal in einen langmierigen Streit mit Crg-
bttjog gferbinanb DL, bem neuen SonbeSffirfien,
über bie fiootSred^tlid^e SteQung beS gfürfien-
tbums Zrient gur ©roffd^aft Zirol (DgL ^im,
im ard^O für öften. (Sefd^. LXIV, 2 [1882],
853 ff.). SBenn aud^ ber Sifd^of baufig burd^
bipbmatifd^e ®efd^afte in Anfprud^ genommen
UKtr, fo geigte er bod^ für bie Steform feines tbeil-
tt>eife tief gefunlenen ^entS mebr Stfer als fein
Onlel (SfyAfiop^, ber feine ffröfte gu fel^r gerf))Iit-
tert batte. (lieber feine SBemfibungen gur ßrrid^-
tung eines ^riefterfeminarS ))gl. S\^ottt, Zbeol.
etubien ... in Oefierreid^, äßien 1894, 670 ff.)
ifarl ton ÜRabrugg (1600—1629), feit 1604
Quf Senoenbuna ftaifer StuboIfS II ebenfaUS
Sorbinol (BoneUi» Notizie ni, 474 egg.), mürbe
mie feine beiben 9)organger fd^on möbrenb ber
Stubiengeit gu eintröglid^en ßbten unb SBürben
beförbert. Aud^ $apft giaul V. fenbete ibn als
feinen Segaten a latere 1613 gum SRei^Stage
nad^ ShgenSburg. AIS Sifd^of Don Zrient erlieg
er ®efe|e gegen ben SBucber, forgte mit gifer für
bie Sleinbeit beS fatbolifcben (SloubenS, fd^affte
bie graufomen ^len^irogeffe ab („Sammler" lll,
272) unb übergab fein neugegrünbeteS $riefter-
feminor ben t>om bl. ^ieron^muS Aemiliani (gejL
1537) gefiifteten @omaS(em (f. b. Ari.; ngl.
3fd^ofte 673 ff.). Unter feinem Steffen, ffarl
ßmanuel Don ^abruM (1629—1658), brad^ in
Zrient 1630 bie $eft auS, meld^er ber Sifd^of
burd^ bie ^luäfi nad^ bem 9lonSberg entging, ßr
bielt bei biefer ©elegenbett imb aud^ fpäter fleißig
Sifttationen. @ein S|)tfco))at mar getrübt burcb
3ermürfniffe mit bem 2)omca))iteI utü) burd^ neue
@treitigteiten mit ber SanbcSregierung, loel^e gur
3eü beS brei|igidbrigen AriegeS bie bifd^öflid^e
ffaffe Abermalig in Anfpnub nabm. SRit Ratl
Cmanuel erlof d^ baS berühmte (Bef^Ied^t ber 9Ra-
brugg. Sarbinal (Smfl Alberi ®raf ^arrad|
(1665—1667) lonnte erft gemüb^t merben, alS
ber früber erbobene, aber Don Stom nid^t beftütigte
ßrgbergog Sigmunb gfrang Don Ziroi reflgnirie
(egger 11, 421 ff.). @igmunb AlfonS ®raf
Zbun (1668—1677), bereits feit 1663 Sifd^of
Dön Srisen, fein gfreunb beS $runfeS, f ud^te, un-
belümmeri um SBiberfprüd^e, 3Ri|brSud^e abgu-
fteSen. Unter ibm Uiit gu SRoDerebo bie gott-
felige Abtiffin ber Slariffen 3ob<^nna ^ada Dom
iheuge (f. b. Art.). Sfrang be Alberii (1677 bis
1689), ein Ruger, fd^on bejabrier SRann unb
gfreunb ber SBiffenfd^aft, mllberte in mand^en
Stüden bie Strenge feines Vorgängers. 3ofepb
Victor be Alberti (1689—1695), auS ber Sinie
Snno unb mit feinem Vorgänger nad^meislid^
nid^t Dermanbt, Derbanfte feine Srbebung gleid^-
faUS nur ben perfbnlid^ Verbienften. Unter
bem reformeifrigen 3ob(ntneS 9Rid^aeI Don Spaur
(1606—1725) ereignete ftd^ mäbrenb beS fpani-
fd^en (ErbfoIgefriegeS 1703 ber frangöftfd^-ba^-
rifd^e ßinfaU in Zirol, mobei Zrient belagert
»urbe (3äger, Zirol ... im 3- 1703, SnnSbrudf
1844, 347 ff.). 3)er fonft fromme Sifd^of, ben
ftaifer ffarl VI mit bem Zitel Altezza (^obeit)
auSgeiddnete, mar nicbt gong frei Don IRepotiSmuS.
3o^anneS Venebict ©entilotti (1725) regierte nur
gai^ furge 3eit. Anton S)ominicuS ®raf SBoRen-
ftein (1725—1730) mar ein guter ^vtt unb
Vater ber Armen. 2)ie Stegierung beS Vifd^ofS
©ominicuS Anton ®rafen Zbun (1730— 1758)
fiel bereits in bie 3(U ber abfoluten f^ürftenmad^t
unb ber beginnenben falfd^en „AufHörung''. 3n
ber erften Seit Derfab ber Vifd^of fein Amt mit
SBürbe unb ihaft unb gab beilfame Verorbnungen
gur ^ebung ^riefterlid^en 2Banbe(S ; aber nad^ bem
Zobe feines VruberS Auguftin unb beS äBeib-
bifd^ofS aSengeSlauS, bie ibn Dortbeilbaft beein-
flußten, mar er mie umgemanbelt. Sr fübrte ein
leiibtfertigeS fieben, befud^te mit feinem gangen
^offtaate ben SameDal Don Venebig unb ma^te
Diele Sd^ulben. S)aber nötbigte ibm baS Som-
capitel in ber ^erjon beS Dfreiberm Don gir-
mian einen treffltd^en Soabjutor auf (Barbaoovi,
Memorie storiche, Trento 1821, 168 sgg.).
luf Sfrang Selis @raf Alberti (1758-1762),
ber ein guter ^irte mar unb mit Jhaft regierte,
folgte (Ebrifiot)b II. ®iggo be !RoriS (1763 biS
3087
Zrient, (Eoncil Doiu
2088
Snumitd (gefL im Octobet 1818) toat eme fünf«
ia^rige SebidDocon). dnnDifd^en fanben Set«
j^nblungen p(tt giDifd^en Aaijet gron) unb bem
$o)ij}e ukr SB<fe|uitg ttnb Flotation be« 8tS«
t^in9 mtb beS Somca)>itett, ba9 in 3ubmft qu8
7 aOtttgliibem, 3 2)igntiQten unb 4 Smtonilem,
befiel follte. 2)er erfle oom ffotfer enumnte
Sut^ifil^o^ Sran) Sottet Sufc^in (1828—1884),
Rammte Don einfa^n, bürgerlichen (Eltem ju
Xainoi!^ in JFbnt^en unb rang ^ hwcäf gletl
nnb Xugenb in bie ^ft^ 9}ad|bem er bie Ser-
^öttntffe ber SHdcefe Orient georbnet fyxftt, »urbe
er 18S4 auf ben erjbifd^öflid^en Stul^I t)on Sem-
berg erhoben. 9ber fd^on im Jal^ borauf lie^
er ftd^ als ßribifd^of nac^ (Borg irandferiren, too
er 1854 ftorb. 3n Orient folgte äol^neS 3ltp.
Ifc^iberer (1884—1860), ein treuer ^irte feiner
f^eerbe, ber im Stufe ber C)eingreit am 8. S)ecember
1860 fiorb. (Er (atte bie gfreube, 1845 bie
€AcuIarfeier ber Sröpung bed SondlS bon Xrient
bege^ )u fSnnen. S)er @eIigf)>red^ng8))ro}e|
beS e(rm. SienerS ®otte8 iji bereit« eingeleitet
(og(. SDtittl^eitungen über baS fieben be8 . . . 3. 91.
Xfd^iberer, Sojen 1876). @ctn 92ad^foIger, 9ene-
bict öon SKccabona (1861—1879), oon Serona,
»0 er fett 1854 99if(^of mar, nad^ Xrient tranS-
ferirt, l^iett 1868 in gro^orHgfter SBeife bie
SOOiftl^rige Sdcularfeier ber Sd^Iie^ung beS tri-
bentinifd^en eoncilS ab. ^ßopft $iuS EL »ar
babei burd^ ben (Sarbinal Sieifad^ (f. b. Vrt.) Der«
treten, gfür feine Serbienfte um bie JHrd^e erl^ielt
er Dom ^a))fte bad $aUium. 3n ben bamaligen
mic^tigen, fird^en))oIittfc^en f^ragen fd^IoB ^d^
eifd^of Senebict enge ber p^ng bed SBifd^ofS
DOtt »rijen, Sincenj ®affer (f. b. «rt.), an. «uf
bem Daticanifc^en doncil erlitt ber ffird^enfürft
einen @(^IagonfaII, Don bem er fid^ nid^t mel^r
Doaftönbig erholte. S)a]^er fal^ er ftd^ genötl^igt,
in ber $erfon bed nunmel^rigen Sorbinal-eq-
bif^ofd 3o^nneS ^aSer Don Salzburg einen
Coabjuior onjune^men. 92ad^ bem Xobe Sticca«
bona^S (81. SRär} 1879) folgte äo^nneS 3a-
€ob beOa 9ona (1880—1885), ber balb in'8
®rob fonf, unb bann Sugen ffarl SSaluffi, geb.
)u XalmaffonS (Sqbidcefe Ubine) am 10. gfebruar
1887, orbinirt om 12. gebruar 1860, confecrirt
unb int^roniftrt am 26. 3um 1886. Sr !öm))fte
iro^ ber il^m angeborenen SJlilbe mit aSer Snergte
gegen bie gefd^rlid^e ))l^ilofo))]^ifd^e Siid^tung ber
SRoSminianer (Dgl. b. Sri. RoSminl-Serbati) unb
befonberS gegen bie fd^Ied^te treffe. 3m &tp*
tember 1896 tagte in Srient ber befonnte erfte
9(nti'3freimaurercongre^ (Actes da I^ congr^s
antimaconnique, Toumai 1897). SeibenDiel-
fa^en Qerfotgungen, bie fid^ ber eifrige Sifd^of
8U)og, bot i^m bie Xreue beS il^m ergebenen
CleruS unb SoßeS reid^en Xroft, toit ftd^ befonberS
bei ber gtdnjenb Derlaufenen, grogartigen ^roteft-
Derfammtung in Soaen am 26. 3uni 1898 gegeigt
fyit Ad mnltoB annos ! — 2)ie @eelen}a]^l ber
gan§en Siöcefe Zrient betrügt (1898) 564800,
barunter 188400 S)eutfd^e: in ben 85 S)eco«
naten, Don benen 10 )um beutfd^ Snt^eU ge-
l^ören, ftnb 162 Pfarreien, 248 (Euratien, 139
(Scpoftturen unb 77 Seneficien; 1086 Säculax^
pnt^tt. barunter 290 beutfc^e, 708 Slegular»
i)riefter. S)ie brei SHgnitore befi SomcapitelS
(Ded^nt, $rot)[t unb Srd^ibiacon) l^ben burd^
SBreDe Dom 29. 3uli 1864 im gfaüe ber Serl^in«
berung beS SBifd^ofS refp. ber l^öl^ S)ignitüt
ben ®ebroud^ ber fßontijicalien. 2)a8felbe Sted^t
auf bie $ontiflcaIien l^aben aud^ ber $ro))ft ber
SoQegiattirc^e Don 93o}en unb bie Srd^ipreSb^ter
Don 9rco unb StoDereto. Ueber bie reid^e (tnhoid'
lung bes OrbenSkbenS f. b. %rt. Xirol. (Sgl. bie
umfongreid^en fiiteraturangaben [bid 1866] bei
a^Qltt, 3)eutfd^ 9nt]^eU ber Sidcefe Xrient,
»riien 1866, 87 ff. Steid^eS 9RateriaI bietet
Sd^neUer in ber 3(itfd^nft beS gferbinonbeumS
1894 ff. ; ^ftorifd^e 9totigen finb ben @d^matid«
men beigegeben, gür ben italienifc^en Sntl^eil
meifen bie Siterotur nad^ Oar, Biblioteca tren-
tina, Trento 1858 egg.» baS ArchiTio irentino
[feit 1882], baS ArchiTio storico per Trieste
e ü Trentino [feit 1882] unb bie Settfc^rift Tri-
dentom [feit 1898]. [^belgott @(^a| 0. 8. B.]
^tioti, f onrtC 90«, l^i^ bie Dorle^te a&
gemeine JtirAenDerfammlung Dom 18. S>ecember
1545 bis 4. Secember 1568. 1. SSor gef d^id^te.
3m Saufe bed 14. 3al^r]^unbertS l^tte fid^ Dor
SHem infolge bed fogen. bab^Ionifd^en S|^d
(f. b. 9[rt. ^ignon) innerl^alb ber ftird^e eine
immer ftarfer geöu^e Un}ufriebenl^eit bemerüid^
gemad^t. fKmt>tDeranIaffung berfelben bürften
jmeifelSo^ne bie Derfd^iebenen S^inangfünfte ge*
mefen fein, burd^ mel^e bie )>äpftlid^e S^urie bie
not^menbigen @elbmittel bejd^affen mu|te, ba bie
SReDenuen ouS 3talien ausblieben. ^Cagu famen
nod^ bie Dielen unb Derfd^iebenartigen äBirren,
meldte baS nad^folgenbe ungludDid^e Sd^iSma im
lird^Iid^en toit im ftaatlid^-forialen Seben ^or«
rief. @o mürbe bie Ungufrieben^eit immer größer,
ber Stuf nad^ einer reformatio in capite et in
membrifl immer aOgemeiner. S)iefem 93erlangen
fud^ten jal^Ireid^e S^noben im 2aufe beS 15. ^a^»
^imbertd, angefangen Don bem gro^n ffonftan}er
Soncil bis l^erab gur fünften Sateranfpnobe im
Slnfang beS 16. 3a]^(unbert8, geredet }u merben.
Mein toaS fie (eifteten, blieb einerfeits l^inter ben
Srmartungen unb aud^ hinter ben Sebürfniffen
ber 3cit meit }urüdf, fo bog bie !Dli|fiimmung
nod^ gefteigert ftatt gel^oben mürbe: anbererfeitS
litten bie auf eingelnen @Qnoben, fo namentlid^
gu ftonftonj unb Safel, laut gemorbenen, tlEieil-
meife rabicalen ^^orberungen bei ber ))ä))ftlid^en
Surie ein tiefeS Sßigtrauen gegen fold^e SSerfamm«
lungen l^erDorgerufen. 3)iefe8 JRigtrauen unb
{ene SRtgftimmung mugteit nun bie ^nl^önger ber
burc^ Sut^er im anfange beS 16. 3a^rl^unbert8
l^rDorgerufenen retigiofen SBemegung Qug für il^e
3medFe au8)unu|en. SBenn barum Sut|er fd^on
151- 11 !3e Sn Ujsritnjn am 3c Satserjaij '^tcza ff-inr»
fcr'e lüi CT i-r^ide {jOTüinaii T!arc ISsc- roa^ 3 icr
■■^■rr.T ^|T^ :iL»i> £i=;si[zii; riacq sor. jüT'^s ^ir'i:. Zcz iiä
agjz:!^ Sn-I^rii: -i^a ji -irret : 'ra jj-ät- 2^1 Css icj;
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©. t«=-.!, ir.rt =-. ft-^. V. :-- u=rr. .c4-.i.TCi: -._■>=:( Seid
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;-r.:ir. "t i.r.ir. iT:7.:V. v.i tTir-^crrc tj:vat mit groiIrriÄ
2041
Xrient, Soncil t)on.
2042
manft ouf Scutf (^lanb fül^ jum 9lutnberger Sie-
ligionSfrieben Otmi 1532), toorin rädfid^tlid^ bed
(Soncttfi befütnint mutbe, ba^ bet iKiifet inner-
(qI6 eiiiffi leiben 3al^ ein fold^ ouSgufd^reiben
l^be, boS bann ein t(ä)t borouf geilten tperben
foUe. Sie IBebenfen, mld^e ftd^ ^fttid^erfeitS
gegen einen \DUifm Se{d^Iu| regten, fuc^te ber
ftdfcr tl^unliii^fl )tt Befc^tDif^tigen tmb trat nad^
fiegrtid^ Vbmijlt ber Zürfeng^al^r fofort xoxtin
in Unterl^anblungen mit bem ^]te. Suf einer
(loeitcn Sufammenfunft beS ffaiferS mit bem
i^fit ja Sologna (13. Secember 1532 bis
ä3. ^oruar 1588) »urben eingel^enbe SBe-
rat^gen über bad beoorftel^enbe Concil ge))Rogen,
bie )u bem SBef^Iu^ ffll^tten: ber !|kiptt foHe
einen 9tunHu8 uxib ber Paifer einen 93otfd^fter
on bie beutf^en gfürften fenben, um bie nöt^igen
Einleitungen jum SoncU gu treffen. 9u|erbem
folle ber $apjt ein meitereS SreDe in Setreff beS
(EondlS an cme (^rifUid^en gfürften erlaffen. S)ie^
gefd^^ mu^ fofort am 10. Sonuor 1538. Obi-
gem SBefd^Iuffe gemäg »uAen ber t)d))fili^e ütun-
tiuS SRongone unb ber faiferlid^ Orator Sriaerbe
mit eigenen änftrudionen (Laemmer, Analecta
[f. u.] 24 unb Mantissa 143) nad^ Seutfd^Ianb
gefonbt, too fie )toor freunblic^e Slufnal^me, aber
ungünftigen Sef^b erl^ielten. Sie lutl^erifd^en
XQeoIogen, namentlid^ Sutl^er felbfi, antmorteten
t)erle|nu) ; bie )u Sd^maßalben oerfommelten pro-
tefhmtif d^ fSf ifaiien ermiberten in f o berdauf ulirter
gform, ba| fie einer %6Ie^nung gleid^fam Ouni
1538; Söttinger, SBeitrögeü, 582 f.). Xro|bem
l^offte man boq allgemein auf ein balbiged SondL
Unterbeffen mar Clemens VII. geftorben (25. Sep-
tember 1584), unb bei ber folgenben $a)){ima^I
\piüit bie SondlSfrage eine nid^t unmefentlid^e
SRoOe. £8 mürbe ber bem SondlSgebanlen biSl^er
flitS gendgte (Eorbinal SUesonber gamefe als
$kml m. (1584—1549) gemö^tt. Serfelbe rief
olSbalb ben bei ftdnig fi^binanb befinblid^en
91untiuS $aul SergeriuS )u ftd^, um Aber bie
Sage in Seutfd^Ianb genauen 9luff(^Iu| ju er-
l^alten. SergeriuS berid^tete, baS einjige SRittel,
bie erbitterten (Semätl^ in Seutfd^Ionb }u be-
fdnftigen, fei, ba| man i^nen betoeife, man moSe
rnimt^ ein (Eondl berfammeln, unb bo^ man
nid^t, maS bisher immer ber %cXL geioefen, gu
gro^e Sd^mierigtriten mad^e ; fobann, ba| man
eS ni^t bIo| beim SBillen bemenben laffe, fonbem
baS Kondl aud^ mirfli^ gu beranftalten ftrebe.
S)er StuntiuS fflgte nod^ bei, ba^ man in Seutfd^-
fonb aOgemein ber Sleinung f d, ber ipafift f ud^e baS
eondl gu ^ertrdben (Pallavioino [f. u.] 8, 18).
S)er ^fiap^ fanbte SergeriuS fofort mieber nod^
S)eutf(^Ianb mit Scheiben an alle fatl^olifd^en unb
prote^tif^en Sffirfien, fomie on fonftige einflu|-
reid^e 9Ränner (Sluntiaturberid^te auS Seutf c^lanb
[f. u.] 1. abt^., I, 829 ff.). 91S Ort beS (SondlS
mürbe 9Rantua borgefd^Iagen ; bon anbermeittgen
IBebingungen follte nid^t gcfprod^en merben. Xfytüß
mdfe fanb ber )>d))f!ad^ Segat freunblid^e Suf-
nal^me ; aUein Sutl^er, mit bem er gu Sßittenberg eine
SBefpred^ung l^atte (6. 9lot>ember 1535), lote aud^
ber fturfürft oon Sad^fen oer^ielten fid^ burd^uS
able^nenb gegen ein Sondl. Slro^bem berief ber
^opft nad^ erneuter Seratl^ung mit bem Jtotfer,
ber gu Oftent 1536 perfönlid^ nad^ 9lom gelom-
men mar, unter bem 2. 3uni 1536 ein aUge«
mdneS Sondl, baS fid^ am 23. 9Rai fommenben
3al^reS in ÜTlantua oerfammeln foDte (Baynald,
AnnaL ad a. 1586, n. 85 ; Le Plat [f. u.] 11,
526). Um aOe d^ripd^en gürfien gur Setl^eili-
gung an ber S^nobe eingulaben unb gu bejHm-
men, fanbte ber ^apfi alSbalb äberaQl^in Segaten
unb Sd^reiben. 9}or 9IIem l^belte eS fid^ um
@eminnung beS ffönigS oon Sftmtfrdd^ unb ber
beutfd^en $roteftanten. Sediere, bie biSl^er ftetS
am bringlid^ften bie Soi^t>^ntng eines SondlS
erl^oben l^atten, berl^idten ftd^ nun, ba Smft ge-
mad^t merben follte, bired ablel^nenb. S)er päpfi-
lid^e Sefanbte $etruS txm ber 93orfi mürbe an
ben ))roteftantifd^en gfürftenl^öfen unfreunbKd^, [a
gerabegu oerle^enb bel^nbelt, ^ftmifd^e SaSquiOe
gegen $a))ft unb Sondl mürben unter oaS fßoVt
gemorfen, unb auf bem €d^malfalbener SBunbeS-
toge (Sfebruar 1587) fprad^en fid^ bie proteftanti-
fd^en Xl^eologen mie Surften fd^off able^nenb
gegen dn Sondl auS (Besponsio Bacis Saxo-
niae et Confoederatorum in causa concilii ad
oratorem Imperatoria [M. Held], Corp. Bef.
in , 301 , unb Cansae , quare synodnm in-
dictam eto. reeusarint, ib. III, 318 — 825).
3ugleidb gab ie|t Sutl^er auf anbringen beS fäd^-
ftfd^en ^rfutfien bie 23 fd^maüalbifd^en Srtild
l^erouS, morin bie Sifferengen fel^r fd^roff unb in
poltembem 3:one l^eroorgel^oben merben. SiefeS
merftoürbige unb bebauerlid^e Sßerl^alten ber beut«
fc^en ^roteftanten finbd feine Srfldrung freilid^
nid^t in ftd^ felbft, fonbem 1^ feinen Untergrunb
in bem frtoolen Xrdben beS frangöftf^enitönigS,
ber mit aDen, aud^ ben fd^Ied^teften unb bermerf-
lid^ften ÜRitteln bem ftaifer Serlegenl^eiten gu be-
reiten fud^te. £ro| oufrid^tigfter gfriebenS-
bemül^gen beS ftaiferS unb beS $a))f)eS trieb er
gu frd)Iem iMeg unb l^^te mit fatl^olifd^en 93e-
tl^erungen im SRunbe bie beutf d^en ^roteftanten
gegen ^Popfl utü) ffaifer auf, ja trat fetbfi mit
ben Surfen in offenen Sunb (ei^feS, in b. Köm.
Ouartalfd^ 1898, 306—823). 2)a augerbem
ber $apft megen ber unerffiHbaren Sebingungen
beS ^ergogS oon 3Rantua bon biefer Stobt ab-
fegen mu|te, oertagte er unter bem 20. ^bpxü 1587
baS Concil auf ben 1. 9looember jeneS Sal^reS.
Sttdn bie SBa^I eines ))affenben OrieS mad^te
@d^mierigfeiten, unb fo mürbe eS erft am 8. Oc-
tober auf Oftem 1588 nad^ Sicenga anberaumt.
SBirllid^ ernannte aud^ ber ^fl am 20. SRorg
1588 bie Sarbinöle £am))eggio, @imonetta unb
Slleanber gu fßröfibenten beS SondlS unb fanbte
fie nad^ 93icenga (Theiner, Acta [f. u.] I, 15).
%Mn t$ranfrdd^S f einblid^e Sßai^inationen mad^
ten au(^ ie^t mieber eine 93eriagung notl^menbig.
2043
Xxxtnt, (Soncil Don.
2044
S)en gecQbe}U großartigen Snftrengungen beS
$opfted, ber tro| feiner 70 ^al^re ))erfönli(^ nod^
%iS}a niste, um )tDi|(]^en ben entstoeiten 9Ron-
or^en einen gelEiniä^rigen SBaffenftiajlanb gu er-
toirten, gelang eS f^He^Iid^ aatt^, ben fransöftfd^en
Pönig für ben enblid^en SBeginn ber long «rf el^ttten
€Qnobe gu gewinnen. @o tonnte Der ^(kipft,
Ott er burA SuQe oom 28. 3tmi 1538 oon
(Benua auS oad Sondl OAtf Oftem 1539 nad^ SBi-
cen)aanberaumte,^offen,bcibergan}enfatl^oIifd^en
Seit Unterftül^ung )u flnben. IlM^riften obiger
SuQe gingen an aSU (at^olifd^en ^öfe (Baynald
ad a. 1538, n. 35 ; Le Plat ü, 621) mit ber brin-
genben ^nfforberung, bte !ßrölaten ber betreffen-
ben Sänber auf bmmenbe Opern )um Srfd^einen
in SBicenja ou^uforbem. ffaum mar iebod^ ber
frangöftf^e ffönig Don 9li}ga abgereist, fo »oOte
er t)on einem Sonett nid^tS mel^r l^ören ; nad^ toie
bor ]^e|te er ^roteftonten, Xürfen unb @eerftuber
gegen Den itaifer unb beffen Sruber gferbinanb
auf, ia laum einige IDlonote ffiftter lie| er bem
Sd^malfalbener SBunb betoapete ipQfe gum Sin«
griff auf bie fatl^oüfd^en Stdnbe in auSftd^t fieSen
(3anj|en HI [1881], 381). infolge biefer gcrabesu
beifpiedofen Xreuloftgf eit gfranfreid^S bca(| ftd^ bei
ft5nig S^rbinanb loie beim flaifer aSmSIig ber
(Sebanfe SBabn, ol^ne ConcQ, burd^ fogen. Sieli-
giondgef))röd(ie bie religiöfe @))altung in S)eutfd^-
lanb }u ieben. 3n biefem Sinne tourbe auf bem
Xage gu gfranffurt, am 19. ^ril 1539, burd^
ben faiferlid^en Orator, ben (Ergbifd^of Don Sunb,
mit ben ^roteftanten eine ißereinborung getroffen;
fo lom eö gu ben 9leIigiondgef})röd^en Don l^agenou
Ouni 1540), SBormS (1540/41) unb Siegend-
bürg (1541j f. b. 9rt. S)i8))utation). f^ierburd^
lourbe ber 6!onctt8gebanfe Dorerft in ben f^inter»
grunb gebröngt, unb ber Sapft mu^te, ber @ad^-
(age Sted^nung tragenb, baS Sondl auf unbe«
ftimmte 3eit Dertagen. S)en fat^olifd^ dürften
tourben ^ierDon Sßittl^itungen gemad^t unb bie
eauaae, propter quas Ponüfex prorogat
nfiqne ad beneplacitom sedis apostolicae
celebrationem conoilii, bargelegt (Baynald ad
a. 1539 , n. 26 ; Le Plat II , 630). Se|tere
geben ein treffenbeS 99ilb ber bamaligen 3dt'
läge. SRit bem $Iane, SleligionSDerl^anblungen
gmifd^en nid^tconi))etenten $erfonen |)flegen gu
laffen, bnnte fid^ ber $a)){t f elbftDerftänbli^ ni^t
einDerftanben erSören unb mad^te l^eräber bem
ffaifer mie bem ftönig gferbinanb räd ^(tloS !Bor«
jieOungen. 9uf ßrfud^en ber le^teren fonbte er
iebodd Segaten gu ben SJerl^nblungen, aber mit
ber gemeffenen SBeifung, gegen Verlegungen beS
l^eiligen Stul^Ied gu protefttren, ^^ nid^t in bie
S>i3))utationen eimulaffen unb über a&e mid^ti-
geren fünfte an ben $a))ft gu berid^ten. Wi
fold^en im ©angen gtei(^Iautenben änftructionen
erfd^ienen in ^agenau SRorone, in SSBormS Xl^o«
mad Sam))eggio, 93ruber bed SarbinalS, unb in
StegenSburg Sontarini. %xo^ oDer irenifd^en ®e-
finnung unb meitgel^enbßen Sntgegenfommend
Don latbolifd^ 6eite bmnte boS gMebenBocrf
nid^ gef örbert merben, ba ber l^nädige @inn
unb bie unbulbfame Sted^tl^berei ber Surften oie
ber Xl^obgen auf proteftontifd^er Seite aSe (Eint*
oungdDerfud^e Dereitelten. 9u|erbcm nm|te boS
fogen. StegenSburger 9ud^ (f. b. 9rt änterim)
loie aud^ ber Dom flaifer mobificirte 9iegen$burg(r
Steid^dtagtebfd^ieb (f. SöSinger, ^Beitrüge I, 36)
fatl^olifd^erfeitfi gro|e Sebeiden mad^rufen unb
ben SoncilSgebanfen nrieber emfUid^ in ben 9or*
bergrunb rfldten. ®Ieid^ nod^ bem SegenSbiurgcr
Xag unternahm ber ITaifer feinen S^g gegen
9Igier, toobei er mit bem ^ft in Succa gu*
fammentraf. ^ier umrbe auf 8 üteue über boS
Sonett Derl^anbelt, unb fforl erBärte fid^ mit ber
Berufung nad^ Sicenga elnDerPanben. hiergegen
erbob aber ie^t SBenebig Sc^koierigleiten mit Stutf-
ftd|t auf bieXilrlen, ba auf bem€oncU aud^ nber
ein aOgemeineS Sflnbni^ gegen biefe Der^nbeü
merben foQte, fo ba^ biefer Ort mieber fallen gc*
laffen mürbe. 9lun mu^en bie pip^x^^ Segaten,
bie nad^ Sfranbeid^ unb S)etttfditanb gingen, in
erfter Sinie für SBereinbarung eine9 oSgemein ge-
nehmen Orted tl^g fein. Röntg S^binanb, bei
meld^em 1541 an Stelle fDtorone^S Serollo,
SBifd^of Don Saferta, ald |)ät)filid^er 9hmtiufi er»
fd^ien, Derlangte gang entfd^ieben eine beutf^e
Stobt. Sr mar nad^ toie Dor unermübfit^
für frieblid^ 9uSgIeid^ tl^ätig unb l^otte bierfür
befonberd oud^ ben gele^tten 9}aufea (f. b. Sri),
SBifd^of Don äBien, gemonnen, ber burd^ eine Xeibe
treff lid^er tDi{f enfd^aftlid^r arbeiten ben Sleligionfi-
Derbaid)Iungen Dorguarbetten fud^te. ®ang be-
fonberfi befürmortete 9laufea bie empii^c Sn«
angriffnal^me einer Steformation beS SIeruS, ba
beffen fcientififd^er toie moraßfd^r Suftonb ein
überaus trouriger fei, maS mtd^ bie ^rilpfUic^
Segaten, namentlid^ Sontarini unb Storone, be«
ftötigten. Se^erer, ber bie beutfd^ Serb&Itniffe
am beften tonnte, mürbe mieberum no^ SHeutfi^
tanb entfenbet, mo er am 23. 9Rftrg 1542 auf
bem ateid^tage gu Sptt^tt bie Sontittfrage ober*
malS gur Sprad^e brachte. 3m auftrage beS $ap-
[te9 ptoponittt er als Orte gur ^b^^ttung bcS
(Sonetts Cambrai unb Xrient, meld^ If|teie @tabt
ffönig gferbinanb mit ben btbolifd^en 9tdd^
ftänben aaeptirte, mö^renb bie |n:otefiantifd^
aud^ hiergegen proteftirten. So f(!^rieb nun ber
$a))f! am 22. SRai 1542, „auf ®otteS oOmöd^
tigen Sd^u( Dertrauenb unb baS |)eil ber ge»
fammten Sb^^f^enbeit im %tge ^beiU)"'^ auf bot
1. 9loDember beSfelben 3abreS ein aSgemetneS
fl^nctt nad^ Orient auS (Bajnald ad a. 1542,
n. 13). 9lun begann ber ftöni^ Don gfixmhci4
mieber fein friDoIeS Spiel S)ie mi|lid^ Soge
beS ff aif erS benutfenb, rüfiete er trofe oOer 8cgen*
DorfteDungen beS IßapfleS gum ihneg tmb fuible
eine gro^e Koalition gegen ffarl unb fföntg fürr«
binaiö) gu Staube gu bringen, ^ur D5fiigenSer^
nid^tung ber laiferlid^en SRad^f*. S)cr i^oQer»
d^riftlid^fte König'' toor fd^IoS geraig, mit Soli«
2045
Xtient, Soncil Don.
2046
mon einen fSmlU^en 9unb gegen ben ftoifer }U
ft^Iielen unb twc^ bie tfirftfd^ gflotte unter
C^iftbbin Sortoojfa bie {(jonifc^e unb Uolie»
nijc^e St&ftt bronbfdQojfen }u laffen. Zrofa bed
fiberal entbrannten ffampfeS fonbte ber ^ft
unter bem 18. September 1542 bie Sijd^öfe t)on
Serono unb £a Cotw als pöp\Ü\ä^t SeDoOmad^
tigte na^ Xrient^ um bort bie ndtl^igen Sorbe-
reitungen ffir bad eoucil )U treffen. S)urd^ SuQe
Dom 15. October fobann befteOte er bie Sar-
binfie ÜRorone, ^kiris unb gtole ju ^rofibenten
bcfi Conciß (Theiner» Acta 1, 17), bie auif am
21. 9Iot)ember in Zrient anlongten. SBegen ber
unruhigen 3^ erfd^ienen iebod^ oorerfi feine »ei-
teren Soncildofiter in Zrient ; erft am 8. 3onuar
1543 langten brei foijerlidbe Oratoren bafelbft
an, bie am folgenben Xage oen Segaten il^e SBe-
9)aubigung9fd^reiben übergaben unb fd^on am
11. iened 9Ronat8 koieber abreisten (Le Plat m,
154 Bqa.). 3n ben SRonaten 9Rärs unb SRai
toaren einige Sifd^öfe unb bifd^öflid^e procura*
taren in Xrient ongelommen, fo ba| ßnbe ÜRai
mit bem Sifd^ofe be« Orted itffn eondlSdöter
bafelbfi anuxfeno toaren. %m 2. 3uli mar aud^
ber ffaifer auf ber Steife oon SpoxAtn m^ Seutf d^-
lanb in Xrient angefommen, nad^bem er für)
|UDot mit bem ißa|>pe }u SBuffeto abermals eine
Sttfammenfunft gehabt. Sej^terer b^tte im !Dlai
bie beiben Segaten $ote unb $arid )ur Sericbt-
crjlattung na$ 9lom geforbert unb fu3))enbirte
fobann burd^ »uUe oom 6. 3uli 1543 baS Soncil
ad aliud opportoniuB et oommodiua tempus.
Seranlaffung l^iergu toax unter Slnberem aud^ bie
tttifc^en 0ai|er unb ^ßapft teegen ber Don festerem
Segen S^nfreid^ beobad^teten Üteutralitot ent-
onbene Srialtung, bie ftd^ bann infolge bed
SpeQerer Sieid^tageS Don 1544 gu bebenflid^er
@|)annung fieigerte. 3m Sleid^StagSabfc^iebe oom
10. 3uni $atte nAmlid^ ber ffaifer, burd^ bie 9lot]^
geitoungen, ben ^roteftanten in Steligiondfad^en
loie au($ besfiglid^ eined 9lationaIconciIS unb neuer
9letigiond€onoquien 3ugeftänbnif[e gemad^t, bie
aber Die SlegenSburger nod^ meit hinausgingen unb
(oti^olifi^erfeiis geredfiteS Sefremben bert)orrufen
mußten, hiergegen legte nun ber Ißapft in einem
jiemlid^ oormurfSDoDen Sreoe an ben Äaifer Dom
24. Suguß feierlid^ Senool^rung ein (PaUavicino
5, 6; Baynald ad a. 1544, n. 7 ; bagu 2)ruf-
fel, in abbonbl. ber baqr. Wab. 1877, 70).
9US boSfelbe in bie ^önbe beS ifaiferS fam, botte
et bereits mit feinem treulofen ®egner gfronj L
om 18. @e))tember 1544 benf^rieben oon £reS))9
gefd^IoRen. Um nid^t auf S 9teue üon anberer
€eite 3emiärfni{fe beraufjubefd^ttören, lieg ffarl
baS Snbe mtbeantmortet , tl^at bagegen bem
^^fte burd^ feinen ©efanbten )u miffen, ba^ er
cm mSglid^ft raft^eS 3uftanbe!ommen beS SoncilS
lofinfd^e. Sba ber erfebnte gfriebe oorl^anben unb
cnäi ber franjöfifd^e fidnig toenigftenS äugerlid^
\M £oncU oerlangen lieg (Baynald ad a. 1544,
n. 28), obmo^I er ^imltd^ nad^ loie Dor bagegen
mahlte, fo bob ber !ßa})fi burd^ SuIIe oom 19. 9lo*
Oember 1544 bie SuSpenfton beS &>ncilS auf.
92ad^bem er ber greube über ben jloifd^en bem
ffaifer unb gftanfreid^ enblic^ gefd^Ioffenen gfrieben
SuSbrudt oerlieben unb feine bisherigen unab*
läfftgen 99emubungen für baS Soncil eüoöbnt,
f ünbigte er ben enblid^en Seginn beSfelben für ben
oierten gfaftenfonntag (15. 9Rärg) 1545 an ju
bem breifad^en StotSt: Hebung ber religiöfen
Spaltung, {Reform ber d^rifllidden ftird^e unb ge»
meinfamem jhimpf sub sanctissimo omoiB Bigno
gegen bie Xürlen (Le Plat m, 255). 9lm näm-
tidden Xage traf ber $apft SBeftimmungen betreffs
ber ^ftma^I, falls er »öbrenb beS SoncilS
fterben foDte. Sie SBabI fottte bem CarbinoIS-
coUegium allein, ni(^t etma bem Concil {ufirben
(Theiner, Acta 1, 19). Sm 22. gfebruar 1545
ernannte $aul IIL )u ^röftbenten beS SoncilS
bie (Earbinöle bei 9Ronte, !DlarceOo Seroini
tit S. Crucis unb Sleginalb $oIe tit S. Mariae
in CoBmedin, benen gugleid^ bie SBoIlmaddt Der«
Heben lourbe, baS Sonett nötbigenfaDS in eine
anbere beliebige @tabt }u Oerlegen (Le Plat III,
260). ®Ieid(| am folgenben Xage oerliegen bie
Segaten 9lom unb i^xtüni om 13. 9)lar} unter
ftrömenbem SRegen ibren ßin^ug in Xrient. Sa
au|er il^nen feine toeiteren SonrilSOüter erfcbienen
nKiren, fonnte an eine (Eröffnung }um feftgefe^
Xermine nid^t gebadet merben. ^m 23. SRör^ fam
enbltd^ ber foiferlidde Orator 9Renboga unb am
8. Slpril ber Orator beS fiönigS Sferbinanb. 9uf
anbringen ber fiegoten langten in Xrient am
29. aRör) pöpftlid^e Sd^reiben an mit ber äOBei-
fung, baS Soncil ju eröffnen, fobalb eine irgenb-
toie nennenSmert^e 9n)abl t)on H^rölaten erfd^ienen
fei, unb auf toeitere Siorftellung fam einen 9Ronat
fpöter bie ^norbnung, baS Sonett am 3. 9}{oi }u
beginnen. 9m 25. Slprtt fobann traf ber papft*
Hebe 9lepote Slleianber Sfamefe auf feiner Steife
nad^ äBormS gum ffaifer in Xrient ein. Diefer
beflimmte bie Segaten, baS Sonett ol^ne oorberigeS
SinDemebmen mit bem ftatfer nid^t gu eröffnen,
toeld^ Vereinbarung unter bem 4. 9Rai autb bie
®utbei|ung beS $apfteS fanb (SRafforeBi, bei
©öttinger, »erid^te unb Xageb. [f. u.] 75. 76. 78).
Sd^on am 25. 9Rai traf bann oon SBormS bie
SlittbeUung beS genannten 9lepoten in Xrient ein,
ber ftaifer fydit eS für paffenb, megen ber 9Bei^
gerung oer $roteftanten, baS Sonett gu befd^icfen,
bie Sröffnung beSfelben gu Oergögem. 6r xottbt
oerfud(|en, bie $roteftirenben, loenn irgenb mbg-
lid^, gum Srfd^einen gu oeraittajfen. Stuf @runb
beffen befd(|Ioffen am 31. SRai bie in Xrient an-
»efenben 19 ^rdlaten, bie Sröffnung nod^ gu
oerfd^ieben. 3ubem l^atte fogor ber Sicef önig Don
9teapel bem Sonett nod^ Sd^mierigfeiten gu be-
reiten oerfud^t. Sr b^tte nämlid^ ben ^rölaten
ber ftctttfcben 9teid^e bie Steife nad^ Xrient Der-
boten ; nur Oier Sifd^öf e »oQte er alS ißrocura«
toren aQer anbeten ernennen. Slatürlid^ pro-
teflirten bie ficUifd^en IBifd^öfe gegen biefen (Se-
2047
Xrtent, Soncil fron.
2048
tDoItact, bet $a))ft k)er(ot fold^e Ißrocurationen,
unb ber ffaifer DeranlQ^te {einen SBicefdnig, Don
biefem Sotl^oben Qbjuftel^en. %uf bem beutfi^en
Sletd^dtage ober, bet auf Sonuar 1545 nad^ SBormS
berufen ttorben, jeigten ftd^ bie ))rotep:enben
etönbe, iDol^I infolge fran}5flf<!^et Snftigation,
nod^ ftörrifd^er ald [t JuDor. S)er ffaifet meQte
front in Srüffel; bem Itönig gferbinonb ober, ber
in ftortö 9lomen ben Steid^tog eröffnen vm^,
onhDorteten bie Sroteftonten betreffe bed 6ondI8:
^bie pa))t[tifd^e Serfommlung }U Orient fönnten
^e für lein Soncil erod^ten; fie müßten eineS
gfriebenS oerfid^ert fein, ber nid^t on ein fold^eS
Soncil gebunben fei unb fo longe bouere, bis bie
SieligionSfod^e d^rifUid^ t)ergti4ien fei\ aBeld^er
(Seift bomoä unter ben g^roteftonten l^errfc^te,
geigen Sutl^erS Sd^mäl^fd^riften gegen bog Soncil
unb gegen ,,ba8 ^ftt^um su 9lom Dom Xeufel
geftiftet", „für toeld^e e9 eigentlid^ feine fjfeber,
Diel meniger eine SrudEerpreffe geben foQte'', bie
ober ber Jhtrfürß Don @od^fen ouf bem Keid^S-
toge )u äBormS Derbreiten lie^. 9lud^ ber ffoifer,
ber om 16. 3Rai (jerfönlid^ nod^ SBormS fom, Der-
mod^te bie tßrotefttrenben nid^t um}uftimmen; fte
Denoeigertcn oud^ il^m gegenüber gonj entfd^ieben
bie 9nerfennung unb Sdefc^idEung eines SoncUd
iU Xrient. ßS ift borum leicht begreiflt(^, bo^
»er Ifoifer aHmöIig }u ber Uebergeugung fom,
er fönne bei f o offener unb l^rtnädKger SBiber-
f))enftigfeit nur mit aBoffengemoIt Orbnung
fd^offen. Sine fold^e SDentuoIitöt tt)urbe bo-
ber bereits )u SBormS ^mifd^en fforl, feinem
Sruber gf^binonb unb bem ßorbinol fSfamefe
bef))rod^en; auf ÜRittl^eUung bed le^tem fteQte
ber ^opft fofort feine Unterftü|ung in 9(ud-
ftd^t (aRoffareKi, bei S)5mnger 91 ; 9htnHatur-
berid^te, 1. VbÜ^., Vni, 170 ff. 202 ff.). 3)er
ftoifer iDoQte ^ebod^ guDor nod^ einen legten güt-
lid^en SinigungSoerfud^ mod^fen unb f<$rieb im
Keid^dtogSobfd^iebe Dom 4.auguft 1545, in toel-
d^em beS SoncilS gor feine ßru^übnung gefd^ob^
auf ben 6. Sonuor 1546 einen neuen Steid^Stog
nQ($ 9legen8burg au§. SDofelbft f oOte gum 3)Dede
ber (Einigung nod^molS ein SleligionSgefpröd^ ge-
bolten merben. ^iefe iBebonblung ber religiöfen
gfroge Don Seiten beS JtoiferS Sngeftd^tS bed gu
Zrient beDorfte^enben (^ncilS erregte geredetes
Sefremben auf fot^olifd^er @eite unb Dor ^Qem
in Irient felbft, »o mon über baS forttoäbrenbe
^inbolten beS J?aiferS ol^nel^in [e^r mi^ftimmt
tt>Qr. 2)08 SSertongen beS le^tem, bod (Sondt nod(|
toeiter in feiner Untbötigfeit l^ingubotten unb,
fon§ e8 enblid^ eröffnet mürbe, nur mit Sleform-
ongelegenl^eiten gu befd^äftigen (Snofforeli, bei
©öDinger 109 u. 146), bebrol^te nod^mott emft-
lid^ ben gangen Sonci(§^Ian. 2)ie Segaten Der-
(ongten nomlid^ ie|t Dom $o|)fte in freimütbiger
SorfteQung bie Eröffnung beS (SoncilS unb bie
§eftfe^ung beS ©loubend bunb boSfelbe, ober bie
SBerlegung nod^ einer in Stalten gelegenen ©tobt,
m\ä) le^terer $Tan einer DöHigen SSereitlung beS
(Sx^nc\Ü gleid^etDmmen toSre CIRa{]areOl,6ei2)5i.
Hnger 185 ; Sluntiaturber. 1. «btbv Vm, 817 %).
92ad^ langen SBerbonblungen f^kM ber ^oifcr bie
eröpung in Srient ettblid^ für genehm, mtb om
7. 92oDember tonnte gämefe ben Segoten tuu^
Xrient berid^ten, ber ^Qp\i gebente boS (Sondl
beftimmt no^ Dor Sßei^d^en eröf^ gulajjen;
%aqß guDor fei in einem eonftftorium Der brüte
9bDent8(onntog (13. S)ecember) att (EröfjmingS-
tog beftimmt morben. (Sben biefe SSeifung er>
bielten bie Segaten burd^ SBuIIe Dom 4. i^tcember
1545 (Baynald ad a. 1545, n. 8; LePlatm,
287). 3n einer meitent SuJDle Dom 5. SbKmhn
1545 gemattete ber ^Qp% entgegen einer frü^
SBefiimmung, benjenigen beutfd^en Sijt^Jen,
mel^e burd^ Sbmefenl^eit ibre 2)iöcefen @cfo^
unb Sd^öbigungen burd^ bie ^oteftonten quS>
fe^en mürben, \\i) auf bem (Koncil bur^ $ro-
curatoren Dertreten gu (offen (Theinery Acta I,
25). 9lod^bem fo bieSBermirtKcbung beSf^ncilS in
nöd^fte Stolpe gerüdft mor, tom nod^ in Ie|)ter @htnbe
eine neue (Bef Abtbung be§f elben , abermals m
gfronfreid^. S)er frangöfifd^e ftönig batte nämru^
megen SSereitlung feiner ^Öffnungen auf 3Manb
infolge beS Ablebens feines gmeiten, mit einet
bobsburgifd^en $ringeffin Derlobten @o^eS ben
frongöflfc^en ^räloten, bie feit bem 5. ^ugufi oI«
mülig in Orient ongelongt moren, fofortige Vb*
reife anbefohlen (9Ro{fareni, bei SöUinger 170.
181. 185; Theiner, Acta I, 24). ^ mi|
mieberbolte unb emjte SorfteUungen unb Ser*
l^onblungen f om für bie frongöjif d^en ^rölaten bie
Srloubnil il^reS JlönigS, gu bleiben. %m $ct-
obenb ber (Eröffnung mürbe auf Snorbnmtg ber
Segoten ein Su|- unb Sitttog gebalten, um buid^
^ften unb Ißroceffioncn beS ^immelS Segai
ouf boS nun beginnenbe ernfte Wkd berobgunifen.
2. (Erfte ^eriobe. Somorbennenbli^ lioi^
toufenb @d^mierigteiten unb ^inbemijfen bam-
fd^iebenften Srt, ber IBegimi ber long erfeinten
unb Diel Derlongten Spnobe getommen. i&mSi
ber ZagS guDor gebaltenen %erat^ung Derjom*
melten fid^ am 18. 2)ecember 1545 (bem brüten
SlbDentSfonntog) bie inXrientanl(Dejenben(EonaÖ*
Döter in ber Stxxä^t ber oKerbettigfien S)reifo(ti}«
feit unb gogen Don ba in feierlid^er $roce{{ton
unb unter abfingen beS Yeni Oreaior Spiritoa
nod^ ber bem 1^1. IBigiliuS gemeil^ten (Satbebrole.
2>ie Sol^I ber onmefenben ßoncilSDöter mar frei*
Kd^ feine gro^e : Qu|er ben S Sorbinonegoten nur
nod^ 1 (Earbinol, 4 Srgbifd^fe, 21 Sif^fe unb
5 OrbenSgeneroIe, im (Sangen fomit 84 ftinim>
bered^tigte SDUtglieber. Sogu f amen no(^ 47 X^
logen unb SDoctoren. 3n ber (Eot^ebrale celebrirfe
(Eorbinal bei üßonte boS ^od^omt de Spiritn
Sancto unb Derfünbete am €d(flu| einen üoU*
fommenen Sblo^. hierauf l^ult ber !Btfd^f dor
IBitonto eine einbringlid^e ^bigt (Le Flu I,
12). (ES folgte eine Steige Don eröffmmg«'
cerimonten, morouf bet Stfd^of Don $eltre bie
IBuUe Dom 19. IRoDember 1544 (f. ob. 2046) tum
2049
Zrient, Soncll Don.
2050
bcr fittnjd «18 ttda%. 3)ec fpmdf j!^ Z^Ioge
mfond 3orifla fibeneid^te nun ein (Sntfd^ul«
biftungSfd^ccibm beS taiferlid^ OcotoiS ÜRcn*
ho)a^ baS n^egen feinet Ueberfd^rift: Sanctae
tmiveraali synodo niuTersalem ecclesiam
repraesentanti (Le Plat in, 290), enoftl^nenS«
»ert^ ijt Ueber biefen XM entftanben namlid^
gbi^ in ben folgenben Xogen }toi{d^ ben Son*
dttbätem M^fi^ Sidputotionen , bie fid^ bann
fttfi burd^ bod gonje 64)ncil l^inbutd^ogen. 3um
6(^Itt| (ielt bel9Ronte nod^ eine ^er}I{d^e9nf|)rad^e
an bie SSerfammlung nnb BefKnimte bie n&d^fte
6i^un0 auf ben 7. Sonuor 1546, toorauf bo8
Te D&am gef ungen tturbe. — Sie beiben f olgen-
ben @i|ungen, n»ie oud^ bie barauf oorberettenben
Congregationen, tt)etd^ lektete in bet SBol^nung
b(8 Satbinallegoten bei SDconte gel^alten ourben,
befc^&ftigten fi$ mit ber OrganifaKon beS Sou'
cilS unb ixoox fomo^I nad^ 9u|en mie nad^ ännen.
(Bleich in bet etfien Songtegation (18. S)e€embet)
btac^tcn bie Segaten einen (Earbinalpunft in 9ln«
tegung, bie gftage nämlid^, ob guetft bad 2)ogma
Dbet bie Steform Det^nbelt metben foUe. 2)ie
Sotbenmg, kktere gu beoorjugen, l^otte ftetSfort
bet ftoifet gefteOt: ba bie mtf^xioXfi bet SBötet
fSi gleid^faUS bte(et Snftd^t }U}uneigen f(^ien,
bet $a))f! obet gegent^eiliget Slnftd^t toat, tt)urbe
bie gfiofi^ <utf Snttag beS Sifdjofd ton äorea
bontfi t>ettogt. SBetteffS bet öu^etn Orbnung
toutbcn ben 9)&tcm f olgenbe !ßuntte gut Stöttetung
ootgelegt: ^inotbnung übet bie SebenStoeife bet
9Mtet unb i^tet 2)ienet ; fibet baS Stefjelefen bet
9if d^5f e unb ^tieftet unb bie S^l i^tet SHenet ;
dtt^ete €id(|et^it bed SoncUd ; Suful^t oon SebenS«
mitteln vxib Sotfotge füt paffenbe SBol^nungen;
SefteOung eincd (SetU^tSl^of ed, bet Soncildbeomten
unb eined HxiM; @otge fät bie oerfd^icbenen
Sutfagen, fiit f^d|ten bet @i^e unb fflt bie
Xangotbnung äSitt Sl^eilnel^mer ; bie Sntf^ei*
bung, n>et berat^enbe unb ttet befd^Iie^enbe
€timme ^ben f oti ; SBefhllung eines $tebigetd
füt iebe @i|ung; Sufttoal^I bet IQet^btungS-
gegenfiftnbe fut bie Songtegationen nie füt bie
oQgemetnen @t|fungen ; Seftimntung bet Xaged«
oii>nung fSt bie näd^fle @i(ung (Theiner, Acta
I, 81). Uebet aO biefe fünfte foQte in bet fol«
genben Kongregation om 22. Secembet oetl^anbett
metben, aQein bie ®efd^ft8otbnung wot nod^ fo
regeüod, ba| man ft^ in bem SBitnoan bet
ajteinungen gat nid^t guted^tfhtben tonnte. @eri«
^anbo (f. b. %tt.) bemertt au^etbem, ba^ bie 9Rit-
gtiebet beS SoncUS nid^t xoit SBätet, f onbetn mel^t
toie ©d^Ifnaben uitb 9{eulinge fptad^en (2)öl-
Itnget, Sendete 13). @o ttutbe Die gange SBetl^nb«
hing auf bie folgenbc Songtegation betfd^oben,
^etffit abet eine SommifRon Don biet SBötcm
beftdlt^ meld^ übet bie vlnfid^tcn bet übrigen
«eferiten f oQten. S)iefe Sinrid^timg bete&l^tte ftd^
fofott in bet folgenben Songtegation om 29. S)e«
cembet. ^iet einigte man fid^ tafd^ bettep bet
itttgetn Otbnung beS (SoncilS, fofetn bie Stegc-
IKn^ealetifon. XI. 2. IbtfL
lung biefet fünfte ben Segaten übetlaffen mutbe.
3ut $tflfung bet @ip unb Stangotbnung mutbe
eine Sommiffton Don btei Sdtetn gunäd^ft fut
btei aRonate befteUt. Sine etnftete 2)ebatte ent»
ftanb fibet bie ^ta^t, tott au^in ben Sifd^öfen nod^
mit betat^enbet unb mit entfd^eibenbet Stimme
gugulaffen fei 92ad^ longeten SBetl^anblungen
cntfc^ieb man fid^ in bet folgenben ßongtegotion
am 4. 3anuat 1546 gunöd^ft bal^n, ba| ben
anmefenben fünf OtbntSgenetalen unb \t btei
Siebten gufommen ein becif DeS Sotum gidommcn
foUe. 3n biefet Songtegation loutben aud^ bie
Detfd^ebenen ConcilSbeamten: 3bDocaten, %bbte*
Diatoten, 9toioxt, $tocutatot, @ctutatot, Seri-
monienmeifiet , @ectetöt unb @d^utöen i^%
nad^ ))a))ftnd^et Seftimmung, t^eilS butd^ SBal^I
beS <£onciI8 felbft befteOt. Bä^uifint mürbe bet
®taf @igiSmunb Don 9tco, @ectet9t SRaffateSi,
bisset ®e^eimfd^teibet beS Segaten SetDini SBei«
tetn 9lnla| gu 3Reinung8Detf(|ieben]^eiten gab bet
Antrag me^retet Sötet, bem Xitel sancta uni-
versalis synodus no(^ bie SBegeid^ung beigu«
fugen : universalem ecclesiam repraesentaiia
im ®eifte obiget Don S^enboga gebraud^tet tHn«
tebe. S)iefem Snttage mibetfe^ten ftd^ bie Segaten
mit allet 9Rad^t, toeil er ftatf an ffonjtong unb
9af el erinnette ; nad^ giemlid^ ettegten ^et^anb«
lungen mutbe et benn aud^ faOen gelaffen. Qxm
@d^Iuffe mürbe nod^ eine ))dt)ft(id^e 9uEe Detlefen,
moburd^ bie ConcildDötet Don abgaben befteit unb
gum SSeguge bet ßinfünfte aud^ in absenida et>
möd^tigt mutben (Le Plat m, 377). — 9iad^
biefen Vorbereitungen ttmrbe am 7. Januar 1546
bie n. öffentliche Si^ung geleiten. 92ad^
bem öod^amte, baS bet Stfd^of Don (Softellamate
celebnrte, l^ielt bet Sifd^of Don San 9Rotco eine
glangDofie $tebigt; fobann Detlad bet @ectetat
im äufttage bet Segoten eine Don Satbinal ^ole
Derfa^te einbringlid^e d^al^nung an bie Soncifö-
Dätet (LePlatI, 32—46). J^ierauf folgte burd^
ben Offtdatot beS XageS bie SBerlefung bet p&pft»
Hd^n SuQen betreffs bet ^tocutationen unb
bet ßtöffnung, f omie baS S)ectet übet bie SebenS*
meife unb öu|ere Otbnung beS ConrilS. @ammt"
li^eSSötetftimmten mitPlacet, bagegen mad^ten
neun äRitgliebet SuSfteUungen betreffs bed 2:itel8,
meil ^e baS oben befprod^ene universalem ec-
clesiam repraesentans Dermi|ten. Sie nöd^fte
@i|ung tourbe auf ben 4. gebruar anberaumt.
Slnmefenb maren neben ben 8 Segaten unb bem
gkirbinal Don Xrient 4 (Ergbifd^öfe, 26 Sifd^öfe,
2 %tiU unb 4 OrbenSgeneroie, fomit 89 Sotet
mit @i^ unb Stimme, au|etbem 88 Xl^ologen,
17 abettge jc. — ©tütmifc^ct ate bie (Eongte*
gationen für bie gtoeite @i|ung geftalteten ftd^ bie
für bie britte. ©leid^ in bet etften am 18. 3anuat
1546 fom ed gu fd[iarfer 9u8einanberfe|^ung megen
beS bereits Derl^belten Seifa^: universalem
ecclesiam repraesentans. SBenn oud^ nad|
tl^ümeife l^i^igen (Erörterungen ber IBeifa| fd^He^«
lid^ Don ber 9)2e]^r]^eit abermals abgemiefeit mutbe
65
3051
Xiicnt, Concil oon.
(boc^ foDtc oecnmemea «t generaUfi synodns
oefagt tDabm), fo fysüt ^ boi^ tint {lailf Opl>(»
nrion etidgt (etnu rin Srittd bei mia). SM
Mt anhüift ntittm fbanifi^tt 9M^efe in 9uS-
fi^ Jtanti, trlu^m oie Stgatnt i^ttrfritS bnt
Spa)i|i um Sufmbimg tTgetKiüc tlalteiit[d(|n Sßrä*
latnL SHefe Sec^blung ^attt bu ganjt &)n>
([neafionfifi|ungin%i[l)iu^gniDinmtn;teDuibc
mt noi!^ ebu liontmipin Don brti ^lälotcn bc-
fblU )ur SßTÜfuns bn ^iDairatorinL 9IB !Be>
nt^mifitstgmflantt für tnt folgetibt eongiegalüitt
(18. 3atniar) bni^ bei anontt jutn @(^luft bü
ttic^Qt groee in iSoifdilas: ob baS Concil mit
bnn Sogma obn mit bti Sttfonn obei mit bn
S^riebmöftiftung rnitn bm diriplüitint gilrpai bc-
giiiiini foUt. ^itt fKe^ bit gtgmt^ciligtn 9n>
^ten lUH^ Wroff« «uf önaiüw als in bet
Mr^flfn UonflrtflQtion. ®re ffiapp wünftlöte
lundc^ft bie iMiftdUing bcS @!au»nS, imb ^itr-
füi tiatm ouq bit Scgalm, untciftu^ Bon bm
Sianjoftn, gonj tntf^icbtn ein. S)it ffaiftili^,
unb an i^ ^^^1 ^ ßinbinol Don Xiicnt,
tooIUen )unil(^|) bit Sltfonn in üngriff gcnommm
Bifjcn. Stjitnr »ünWlt aufetrbtm, bie ©ijnobt
mÜ^ bit btutf^m ^lottflonten no<$ btfonbtrt
tinlabm, luaS bitftibt als unpaffnib obltftntt.
3)a mi^ trßtit geragt du Irinem Sntfi^ib fam,
untriw {it auf bti foIgetüMn lEongngfdion am
22. 3anuai toeitei tidtttrt ^iei tcgiiff bti iDlonti
btn Dom !Bijctiof «on gtltit gißtlUnt Snttag btt
fleit^gtitigtn ^ti^onblung oon Siogma unb 9te>
)tm, bet btnn audi mi) tWIiwife tmgtei S3iB-
culjion )um iBtf^Iul nt|obcn ttinbc. Sement-
ftm^b folltm in jtbti €i^ng jopti S)cttttt,
eins übt! (Slaubtn unb einS über Ktfonnatbn,
tmbliciit lotibtn. S)it[ci ^tfc^Iug {olUt in btr
folgenbtn (britten) Sidung ftierlit^ Dtrfünbtt
UMiben. ®a auf bit anfragt nad^ Stom nD<!b ttint
Snttooit (ingetrofftn, fut^ttn bii fitgattn gunöii^ß
ben Xtntiin für bit näi^^t Sijpmg ^inauB'
jurüdtn, Dogtgtn auf bn €qni)be $nitijit laut
tmtibtn; dS bann tine Dcmtinenbt Unttoori ein-
lief, fönte bie ^Temulgation wo mögli^ ^intei-
tritbtn nteiben. SBegen bitftt SngeltgentKit gab
iS tinigemol MtiO' Hufttiltt im ^oftt ber @Qn-
Dbe. €c^Iit^i(^ unirbe noi^ Dminbort, an ben
Spopfi, ben ffoiftT, ben beutf c^tn, btn fronjöfifi^,
brn tiodiigiffif^ien unb ben ))olnif^itn ffinig
€(^rtibtn ju ftnben, fie m&t^len bie $rJSIatcn
i^ Sticht noi^ Irient f^idtn. 3n ber folgen-
ben (SongrtgoliDnSfifung am 26. Sonuai (oHle
bie SrTQgt tröiIcTt merben, mcld^ WobuS bti ben
IBtT^anblungcn eingehalten rnttben folle. ßinen
E'nblit^tn, frtili^ efniaS complicirltn Sor»
3g, btr aber ftiätti, nie fic^ giigen niib, tio^
1 angtnienbel mürbe, Sötte bti auguffintf
@tntral ©ttiponbo ßtmodit. 3)nma^ foKttn
fuerfi SI(toIogtn bie tinjtlntn SRoterien in ge-
Dttbtittn 3Jtrl)QnbIungtn grünblic^ biScutiitn,
bafi fltmonntnt St\tt\tol \iÄit ■«», ^EAkcb. wt-
Secietabgefa
SHeftiSoi^
Stgoten Itgttr
nuaTjnmanb
bur^S SooS
mai)l, ober i
gleic^ mit ben
tröiteniunb 1
obti tfi foIUe
IMaffen get^
£eitüng eines
(ftttt. Sefittr
89 €timmtn
Wgtfügt, boj
Sonrailffiontii
iBtrat^ungSfii
fultot bief er i3
congrtgation
gtuünfl^^
folgtnbe offen
bei £ongitga
in bti biittt
S^itibtnDoiT
fheit jntft^
fi^tn ffönig )
äitriefung un
ftnbung ab.
in bit tinjtlni
lofftn unb m
Mm 2. gebru
^ten(TheiE
gt^tnb unb tl
ob bit ^n
beotttS in t
foDe obti nii^
folgtnbe Bffen
ober unbeßin
^nlttnmibr
}ugtiDitftn, b
fom eS )U ^
ben Stgattn t
Unteibntilmij
@efc^ftfioibn
fateS: nnivei
€4Iit|It4iin
Stofu^timg
(lublidit uwr
jßuntttS lourb
oecomeoica
in Spiritu 8
9]a4 bitftn !B
Xagt, ben 4.
lit^t ei|u
ber e^Mf^Df
minitonti. 9i
frü^titmStfd
Dtiltitn, toobt
unb Sabüfo} <
fe^Itiümt nni
fornie t
fleugt unb m/i, &mxäi'^c!m'9KviS^iiim^\^
3058
Xrient, Soncil üon.
2054
fitt^ntc fi^ bd SRonte in bet folgntben (Sencrol*
amgcegotion am 8. getoiar etiDoS oerlHmmt
Slod^bem er boS SBotge^ ber €9iu)be bejflgli^
genannter stoei fünfte einge^enb motiDirt l^e,
gaiai fld^ bie !ßrotefiirenben gufrieben. W8 tioei-
teS 2)eccet mürbe bte Snffinbigung berfolgenben
ftffenäUM €i|ung anf ben 8. SprU (S)onnerd«
log no^ bem trioten Sfaftenfonntag) oerlefem
Snmefenb toaren bei biefer @i|ung: bie 8 Segoten,
2 earbinSIe, 6 (Ersbif^öfe, 26 Sif <(öf e, 4 OrbenS-
gemrole unb 8 9ebte, tomit 42 SSöter mit @i|
wib Stimme ; boju no(^ 42 Zoologen u. f. m.
S)a burd^ bie biSl^gen Ser^blungen bie
Gef^ftfiotbnung ju einem gelDiffen 9Ibf(l^lu| ge«
fommen, bfirfte eft onge}eigt fein, biefelbe, »ie fie
im ®ro|en unb ®an}en loA^renb beS gongen
Soncild beobüd^tet tDurbe, f^itt in ftürje barju-
legen. 3n ben öffentlid^en @i|ungen, beten im
(Sanken 25 abge|Kdten »urben, foOten nur bie
Eor bef^Ioffenen Siecrete (mblicirt merben. S)ie«
en tDurben in Xrient fämmtlid^ in ber Sot^e-
(e unter bem Sorftt^e ber t)öt>fUul^ Segaten
obgebaltcn. Buerft mürbe burd^ einen ber Eon-
dKüäter ein %xtA de Spiritu Sanoio celebrirt,
l^ietottf folgte bie $rebigt Don einem 9Rttgliebe
bed ConcUd, beren 3nl^U ben }u promulgirenben
Skcrcten anget>a^t mar. & folgten eine Keilte
Don Serimonien unb (gebeten; oudnabmSmeife, mie
in ber L, IL, VI. unb anberen @i|ungen, ^ielt
oudft no4 ber erfte $r&fibent eine %n]pxaä^. ^ier»
auf b<^tte ber Offlciator beS XageS bie )u |)ro-
mulgimiben Secrete Don ber ftangel aus gu Der-
(efen, guerjl bie über ben (glauben (de fide), bann
bte übet bie Sleform (de reformatione). 2)ie 9[b-
ßinummg erfolgte nod^ jtd)>fen, ntd^t nad^ 3la»
tionen^ mie gu ffonflang ; bie Säter ftimmten ber
Steige nad^ mit Flacet ober Non placet; bod^
fonnten fie aud^ moDificirte SSota abgeben, beren
änl^tt Dom ^rSftbenten ber Spnobe betannt ge«
gebm tpurbe, mie bie| in ausgiebiger SBeife in ber
XXI Y. @i|ung gef (^(^. 3um Sd^Iu^ folgte baS Te
Denm unb ber 6egen burd^ ben erften ^röfiben-
ten. Sie in ben dffentlid^en Situngen gu ))romuI-
S'renben Seaete mu^en iebodg ^uDor eine Steige
orberatbungen ))af firen, e^e fie bie lekte Raffung
erbielten, SHe größte unter Mefen mar bte (Seneral-
congrcgotion. 3u i^r geborten aOe fiimmbered^-
tigien iBöter fomie bie mit confultatioem Sotum
auSgefiatteten ißrocuratoren abmefenber $rölaten
unb bie Vertreter ber meltlid&en gfürften. 3n ber
erften unb peUen ^ßeriobe beS SoncilS maren bie
&t|unaen tn ber SBo^nung beS erften ^räftben-
ten ; o» aber in ber brüten $eriobe bie SRU-
gßebergabl fi(( bebeutenb mehrte, mürben bie
©if^ungen in bie Sßarienfird^e Derlegt. SBurben
fie am SBormittag abgebalten, fo mürbe gu-
WZ eine SReffe de Spiiitu Sancto celebrtrt.
S>en aSorftl fährte au($ f^xn ber erfte ^räftbent
ober einer ber anberen Segoten, ber aud^ bie 93e«
rotl^ungigegenftönbe Dorlegte, entmeber ^erfönlid^
ober fc^riftli(!^ bunb ben @eaetdr, meld^er ledere
aud^ bie Sota ber (EoncttSDöter notirte. 3n biefen
SBerbanblungen tonnte ieber, aber nur ber Steige
nad^, feine Snfid^t über ben Dorliegenben (Segen*
fionb münbtid^ ober fd^riftlid^ abgeben, mobei eS
bismeilen gu emften 9uSeinanberfe|ungen !am
unb mand^mal tro^ aSer Siebefreibeit fd^arfe 3tDt«
fd^enrufe erfolgten, mie: Haeresim sapit; Hae-
reticua est; £ congregatione expelli debet etc.
Stuf (Brunb biefer Serbanblungen mürben bann
bie 2)ecrete abgefaßt entmeber Don ben Segaten
felbß ober unter ibrer 9lef))icieng Don ben biermit
beauftragten SSätem. lieber aQe gurSerbanblung
lommenben (Skgenfiänbe, mie überbauet über iebeS
Sreignil Don irgenb meld^er Sebeutung, erbolten
ftd6 bie Segaten guDor ftetS 3n{iructionen Dom
^opjie, ber alS eigentUd^er Seiter ber S^nobe
galt, ^iergu mar ein regelmäßiger (Sourierbienft
gmifd^ 9lom unb Xrient eingerid^tet morben.
3n ber erften unb gmeiten $eriobe beS (EondlS
mar nod^ eine congregatio praelatorum iheo-
logorum unter bem SBorfi|e beS Seaaten (£er»
Dini gebilbet morben. Siefelbe b^tte oie in ber
©enerolcongregation abgegebenen UrtbcUe genau
gu früfen unb baS betreffenbe beeret bamad^ gu
nbigiren. SBaS fie Dereinbart, tam mieber an bie
(Seneralcongregation, bis fd^Iie|tid^ Döllige ober
bod^ annäb^mbe Sinftimmi^eit ergiett mar, mafi
man bei bogmatifd^en gfragen immer erjhebte;
nid^t f 0 bei Kef ormbecreten, mobei einfädle @tim-
menmebrbeit entfd^ieb. betreffs le^terer mar äbn-
lid^ eine congregatio praelatorom canoniata-
mm gebilbet morben. SBie mir gefeiten, mar auf
!Borfqlag ber Segaten, mie man glaubte, gur Sr-
leid^terung ber Serbanblungen, bie (Sefammtbeit
ber (EoncUSDäter in brei iMaffen mit ie einem Se-
gaten an ber @))i|e abget^eilt morben. Siefeiben
foQten gu gleicher S^it, aber an Derfd^ieoenen
Orten, bie gleiiben IDlaterien in ungegmungener,
mebr familiörer SBeife befpred^ unb fo ben Stoff
für bie Seratbungen ber (Seneratcongregation Dor«
bereiten, aber obne ibn in ein S)ecret gu faffen.
Sa biefe Sinrid^tung ben (Srmartungen nid^t ent-
fprad^, fonbem bie Serbanblungen ftatt gu be«
fcbleunigen Derlangfamte , mürbe fie Don ber
y. €i^ng an mieber faUen gelaffen. SBeit praf-
tifd^er unb erfprie^id^er ermieS ^^ bie congre-
gatio tbeologorum minonim, b. b« bie Sßerfamm«
lung aQer auf bem (Soncil anmefenben gelebrten
if^tolDQtn, meldte nid^t @i| unb Stimme batten.
3b^^ Si^ungen fanben am Orte ber (Seneral-
congregationen fiatt. Sie gmifd^en ff at^oltfen unb
^äretif em controDerfen 9rtilel mürben ben @d^nf •
ten ber feieren entnommen unb foKten nun,
obigem Sorfd^Iage @eri))anbo'S entf))red^enb, ebe
Re ben 99eratbungen ber fßöitt unterbreitet mür-
ben, Don gelebrten %f^toloQtn eingebenb biScutirt
merben. Sie betreffenben fünfte mürben jemeilS
ben Xb^ologen einige Xage guDor gugefteKt,
morauf fie ftd^ bann in ber Serfammlung barüber
gu äu^m batten, fie Dertbeibtgenb ober beföm^f enb.
Sie (Srünbe pro et contra foQten ber b^iligen
60 •
2055
Ztient, SonctI Doit
2056
@<i^ft, bet Xrabttion, ben SBeftimmungen bcr
Soncüien unb ber ^pfte, ber ftinl^enoater ober
bem consensus ecclesiae entnommen merben.
S)te Setl^anblungen maren 5ff entlid^, unb e8 tonnte
m^ntn iebermonn anioo^nen. 2)te Steuerungen ber
X^eologen mürben notirt unb ben SJerl^onblungen
in ber (Seneralcongregation }U ®runbe gelegt.
Son ber britten Sonci(S)}eriobe an mar bie 3ol^I
ber Zl^eologen aUmöIig fo gro| gemorben, bo|
man fte in {eii^d JHaffen abtl^eilte, mobei ieber Stla^t
eine befKmmte Slnjal^I Don Srtifeln jugemiefen
mürbe. S)ie fflaffen mit ben il^nen gugemiefenen
Zl^eologen mürben an ber Xl^üre ber ßongrega«
tionSauIa angefd^Iagen. — §ür minber mU^tige
Sngelegenl^eiten unb fold^e, melti^e mit ber |^au|)t-
aufgabe nid^t gufammenl^ingen, mie fßrüfimg ber
SSoQmod^tS« unb ßntfd^uIbigungSfd^reiben , 9(b«
faffung oon 9(ntmorten u. f. m., mürben gleid^faUS
eigene S)e))utationen befteüt. S)iefelben lonnten
iebod^ leinen felbftdnbigen ^d^Iu^ M^; bie be-
treffenbe 9lngelegen^eit mu|te immer an bie fie»
Säten ober an bie (Sefammtfqnobe tommen.
iefonberg com))licirt unb minutidS mar bie %b*
faffung ber einjelnen Secrete unb CanoneS ge-
orbnet. hierfür mürbe jiemeilS eine eigene 2)e«
(mtation auS tl^eologifd^ unb au8 canonifltfd^ ge«
bilbeten Sätem befteSt, bie baö betreffenbe 2)ecret
auf @runb unb mit Sermertl^ung ber in ben 9}er<-
l^blungen abgegebenen ©utad^ten unb Urtbeile
abfaßten, ^errfd^te über irgenb einen $unft nod^
3ioeifeI ober Unflarl^eit, fo mürbe bie @ac^e nod^«
maI8 an bie Kongregation ber Xl^eologen ober
aud^ t)or baS !ßlenum ber @t|nobe gebrad^.
SRand^mal liegen bie Segaten fd^on in ber @eneral"
congregation unter 99eibilfe l^eroorragenber Sl^eo-
logen bad S)ecret abfaffen. SBaren fo 2)ecrete ober
SanoneS rebigirt, fo famen fie ju abermaliger
ißrüfung Dor bie @eneraIcongregation, mobei
möglid^ermeife neue Senberungen gemad^t merben
lonnten, unb fo fort, bis enblid^ tl^unlid^ft ßin-
ftimmigfett erhielt mar. 3n ber britten ^eriobe
mürben bie Steformbecrete oor befinititier 9efd^Iu|«
faffung aud^ ben 93ertretem ber meltlid^en fjfibrften
gur Segutad^tung oorgelegt. & ift leidet begreif»
lid^, bog bei fol^er Sebanblung ber @<id^t, na-
mentltd^ bei fd^mierigeren SRaterien, bie Sbl^altung
ber bffentlid^en @i|ungen oft um SRonate l^inauS-
gegögert merben fonnte, mie ). 9. baS S)ecret
über bie Sled^tfertigung erft im fiebenten SRonat
gum 9lbfd^Iu| fam. 2)ie Steformbecrete fanben fo
giemlid^ bie nömlid^ Sel^anblung mie bie ®Iau«
benSbccrcte. SBie früber bemerft, mürbe bie Re-
form gleid^geitig mit ben bogmattfd^en fragen unb
im engften %nfd^Iug an biefelben bebanbelt. 6o
mürben ). 9. bei geftftellung ber Sebre über bie
l^ige @d^rift gleid^jeitig bie Snigbröud^e in ^u8«
legimg, Ueberfe^ung utä StuSgabe berfelben be*
l^anbelt ; bei ber ^rieftermeibe tonen bie SefKm-
mungen betreffs Srgiebung, %Iter unb Sigenfd^aften
ber gu Orbinirenben, ©eminarien u, f. m. gur 93er»
banblung; bei ber (S^ Sermonbtfd^ftdgrabe, clan«
befKne Sb^ Comubinot u. f. m. (f. Theiner, Acta
1, 1 sqq.). Seit ber IV. Si^ng ging bie ^fnobe
an bie fiöfung ber ei^entlid^ Vuf g(&, unb pn
mit einem ber b^d^und^tigen @ad^ entfptei^^ibcA
(Smfl unb Sifer, mie f ^on au8 ben goblrrid^
eingebenben Seratbungen ongunebmen i^, berm
bi9 gur nad^fien bffentlid^en @ikung nid^ loemgrt
als 16 abgebolten mürben. 3n ber orflen iBeneml*
congregation oom 8. gfebruar ^tten bie Sc^n
als nädtiften Seratbungögegenftanb bie^r^g
bed SanonS ber f^qm @cbrift tto)>onM, oll
beS eigentlid^ gfunbamentS unb ber CiuIU
ber ürd^Iid^ Sebre. 3ugleid( f oDten omb bie be-
treffs ber ausgaben^ Ueberfekungen, SuSIegmig
unb SSermertbung ber beiligen Sd^rift etngen||enm
SDligbraud^ abgefteUt merben. 56ie Srdrtenmgm
begannen fofort am 11. S^bmor, unb gmar ^*
bette eS fub in erfier Sinie inn gfej^ettung beS
SanonS. hierbei tarnen gunAd^jl gmei fünfte gut
Srbrterung : foSten bei Sf^ftftellung beS Saw)nS
bie eingelnen Scbriften aufgefäb^ merben, unb
gmar einanber Döllig gleid^ertbig, ober foSten jte
in canonifcbe unb erbaulid^e @d^riften abgebt
merben, unb meiter mit ober o^ne 9tennung be§
SBerfafferS? Sobonn gmeitenS: foKten bie Snt*
id^eibungen ber S^nobe mit (SrSnben belegt ton»
)tn ober nid^t? Se|tere gftage mürbe notb ein-
gebenber Srbrterung negatio enH(bieben, unb
ebenf 0 mürbe bie ^bt^eilung in t)erfdQiebene fflaffen
abgemief en. S)aS nad^ oielf acben Serotbungen üei-
einbarte S)ecret gftbtt a0e Sd^ften beS Slten unb
beS 9teuen XeftamenteS auf, fo nrie fie baS Son-
ett Don Sloreng ermäbnt, unb gmar foulen afle
pari pietaüs afiPecta ac revereniaa angenom-
men merben. WS britter toid^tiger ^unlt mutbe
bie gf^age nad^ ber Xrabition erörtert, bie oll
gmeite @toubenSqueIIe begetd^net mürbe, pm
mad^ten fid^ oerf d^iebene SnfUbten geltenb. Sinige
mottten bie Srabition ber @d^rift gleiib, ia über
biefelbe gefegt miff en ; Snbere meinten, bie @4fnft
aUein genüge gum (Ermetfe beS ®IaubcnS; toieber
Rubere mottten gmifd^en apofiolifcber unb fird^
lid&erXrabition unterfd^ieben unb aud^ Ie|tere oi§
an aOßertb nid^t in allen fünften gleid^fte^ ertidct
mifjen. 3n ben ^uSeinanberfe|ungen über btefe
$untte fliegen bie Snfd^auungen tbeitmeife fibroff
auf einanber ; namentlid^ ber 8ifd^f Don Sb^ggta
öugerte fidb mand^mal überaus b^9- ^^ ^
ajlebrgabl ber Söter gu ber Sdffung b^nnetgte:
bie Xrabitionen ftnb pari pietatü affeetu ac
reyerentia ongunebmen, erflärte er bieg gerabcju
für impium, meld^erStuSbruct beftige(!^genbemc^
hingen bert)orrief, fo bog fid^ ber SBtf<bof gur
Sid^tigltenung Deranlagt fab. 9laif langen Ser«
banblungen unb bielfad^er Slebaction erbiett boS
S)eaet fd^Iiegttd^ folgenbe gpaffung: Omnes
libros tarn Yeteris quam Novi Teatamenti,
nee non traditionesipsaay tum ad fidem tum
ad mores pertinentes . • . pari pietatis affeetu
ac reverentia suscipit et Generator. Sie
@d^riften felbß mürben eingeln aufgefübtt, pront
2057
Xctent, Soncil Don.
2058
in eedesia oiiholica legi eonBueyemiit et in
▼eteri vnlgata bttina editione habentor.
909 ]^au)>tfQ4It(^ile amiflänbe besAglid^ ber ^-
Hgm €d^ft lousboi l^erDorgel^ben bie »erfd^ie«
boien tmb fe^Ier^ften ftuSgabcn^ toinfurlid^
Vttdbgtmg unb itn))aff enbe SBenoenbitng btrf elben.
IBfjfiflli^ bed XcsleS ber Eiligen ed^rift t)er-
iDiefen ehuge Sfitei auf ben ^bräifii^en unb grie«
4if4ett Uttest, Ȋ^b anbete bie alte bxteinif d^e
Uebtt{e|ung, bie Sulgata, jenem glei(l^gefe|t
iDtffen »omen; jiaSinige gingen fogat fo meit, au
fagen, bie Sulgota fei burd^ eine 9lrt 3nf))iratii)n
entfknben, toaS aber aI8 )u totü gel^eiri) feine Stn«
nal^me f onb. Betreffs ber gerügten gfel^Ier ging
bie «njid^t ber aRe^l^eii bal^n, ba^ biefelben nid^t
boS SBefen ber Sd^rift treffen, foiä^em mel^r nur
SlebenfSd^lid^ed, unb ba^ fie nteift burd^ 9lad^Iäfftg-
feit unb @d^lb ber S)rutf er entfionben feien. @o
ttmrbe befd^Ioffen: nt haeo ipsa yetos et ynl-
gata editio, qoae longo tot saeculorum neu
in ipea ecclesia probata est, in publiois
leetioniboa» dispntationibuB , praedieaiioni*
bus et expoBitionibiiB pro anthentica ha*
beator. ^nttt foQe aber nur gefagt fein (fo
iDurbe in ben 93er^nblungen ouSg^ül^rt), ba| bie
Sulgata in €adjim bed ©laubenS unb ber @itten
fcine ärrtl^finter ent^te, nid^t aber, ba| fte
fpra^Iif^ ober f ormdl feiner Serbefferung bebürf e ;
festere foQte Diebne^ angeftrebt n^erben auf ®runb
guter alter ^anbf Triften unb nad^ bem Urteit. &
U)urbe bal^er bef^Ioffen: nt haec ipsa vetus
et Tulgata editio quam emendatissime im-
primator. 2>ie @orge ffir biefe Serbefferung
ooOten (Einige bem Sa|)fte gutoetfen ; 9nbere er«
Härten [te für @ad^e bed SondlS. ßS »urben ba*
l^er ffir oiefen So>td beiberf eitd Sommifftonen ein*
gefixt; bod^ {am bie Sngelegenl^it gule^t auS«
^(ie|tid^ an ben ^So))^. Um bie Sestcorruptionen
|u ber^inbem, foDte tunftig leine 9leuauSgabe ber
leOigen @d^ft unb äberl^upt eines SBudbeS reli-
Siflfen änbolts ol^ne fird(|Iid^e 2)rud(erIoubni| er-
digen bßrfen. Sine luftige ^tiatU entftanb be-
{figlid^ ber Ueberfe|ttngen ber ^eiligen @d^rift in
lie SRutterfprad^, namentlid^ jmifd^ ben Sar-
binölen 9Rabni)a unb ^ä^tto ; erfterer Dertl^bigte
fie, le^terer ttoDte fte t)erboten miffen, S)aSgon-
cU ging aber gor nid^t ouf bie @adl^e ein. lieber
bie Auslegung ber l^igen Sd^rift mürbe nur
bejUmmi, \>a% man fld^ in @ad^en beS (SloubenS
unb ber Sitten an ben Sinn ju l^alten ^e,
quem tennit et tenet aancta mater ecclesia,
unb bo| tfi »erboten fei, bie l^ige Sd^rift contra
onanimem consensum patrum )U interpretiren.
Vu4 bie 9Ri|bräud^e im ^rebigttoefen moren
bereits ^r gur Bpxaä^t gefommen : bod^ mürbe
hierüber erft [paUx in anberem Sufammenl^nge
8ef(^Iu| gefaxt. Sejüglid^ unpaffenber SBermen-
bung ber ^eiligen Sd^rift mürbe unter Straf«
onbrol^ung beren (Sebniud^ )u allem UnJ^eiligen
berboten, oIS ba flnb: $offen, Sd^met^ebien,
Serlannbungen, Kberglouben, Zauberei, fBkSnf
fagen, fiooSmerfen, Sd^möl^fd^riften u. bgl. —
am 8. aprü 1546 mürbe bie IV. öff enttid^e
Si|ung gehalten in 9lnme{enbeit Don 5 Sarbt«
nälen, 8 (Ergbifd^öfen, 41 »ifd^öfen, 4 OrbenS«
generalen, 3 Siebten unb bem $rocurator beS
ConcitS, fomit 60 ftimmbered^gten SRitgliebem,
au|erbemnod^40X]^eoIogenunb2)oäoren. 2)aS
^d^amt celebrirte ber Sifd^of Don Saffari ; bie
^rebigt l^ielt ber SerDttengeneral ^onuccio, ber
änl^alt berfelben rief aber megen mand^er gmei«
beutigen StuffteUungen (Le Plat I, 63) SBiber«
fpru($ b^rtior. S)er geleierte S)ominicaner Soto
Deranla^ ben Stebner )um SBiberruf. 93om
Officiator mürben bie Dereinbarten beibenSecrete
De canonicis scriptnris unb De editione et
UBU sacromm librorum Derlefen unb beren 3n«
balt einftimmtg genehmigt. S)ie 9ngelegen]^t
megen ber auf bem Soncil nod^ nid^t erfd^ienenen
$rälaten, bie man f d^on auf ber Dorangegangenen
®enemIcongregation (am 5. SpriO in contuma-
ciam anflaaen moQte, mürbe auf 2Bunfd^ beS ftoi*
f erS Derfd^oben. SS erfolgte nod^ bie Sniflnbigung
ber nSc^ften Si^ung auf S)onnerStog nac^ Mngfhn
(17. 2hmi). SBö^enb biefer Xl^ötigfeit beS eoncilS
}u Slrient mürbe jmifd^en ißapft unb Segaten nod^
eine anbere mid^tige gfrage t)erbanbelt $auIIIL
l^tte fid^ nömlit^ entfd^Ioffen, bem fo laut gemor«
benen Verlangen nad^ Steform ber Surie in etma
nad^gugeben. 6r l^e einen bie^begüglid^en 9te*
formentmurf unter bem 20. 3)ecember 1545 aus-
fertigen laffen (Cum ab ipso nostri pontificatos
initio) unb ben Segaten gugefonbt SDief e ftnrad^en
fid^ in i^rem Xntmortfc^reiben an Sarbinal gfor*
nefe Dom 7. 9Rörg 1546 (Baynald ad a. 1546«
n. 30) fe^r freimut^ig auS. S)en päpftlid^en Se-
formentmurf l^ielten fie für ungenugenb^ ben 3rit«
Derl^tniffen unb ßnoortungen ber S^be nid^t
entfpred^enb. 2)ie 9if(^öfe Detlangten gunödjift
bie DoSe Sfrei^it in ber Seitung ber il^nen anoer»
trauten Seelen ; biergu gel^re Dor 9&em bie Ißer*
lei^ung ber Seelf orgeß^ien, Orbinatbn ber Sie«
riler, aud^ ber mit Smmunitöt Derfel^en, %uffld^
fiber ^rebigtamt unb SBeic^tftubl aud^ ben 9legu^
loren gegemiber, DöSige Sntfemung ber Sbla|*
prebiger. 2)ie römifd^e Surie l^otten gmei Uebe(
bauptfdd^lid^ ber^a^t gemad^t: ^bfud^t unb
pompl^a^er SusuS. fßot WUm ahn feien bie
$önitentiarie, bie apofblifd^e ftanglei unb bie
Satarie gu ref ormiren. ®an) befonberS allgemein
fei baS 9)erlangen , ba^ bie SeelforgjleEen nur
j old|^ Derliel^en mürben, mel^e fie au^ oermdten
Idnnten unb l^iergu miOenS feien, nid^i aber
SRiet^lingen; ber 3c(nte foQte ermafigt unb bie
allen ärgerltd^en Ssfpectangen DöHig aufgel^ben
merben. 9lur fo, oerftd^erten bie Segaten gum
Sd^lul, geminne ber ^eilige Stul^l mieber bie Siebe
ber gJrölaten unb ben (Sel^orfam ber Söller. S)er
^ft geigte fid^ biefen SBorfteQungen gegenüber
fel^r entgegenfommenb ; bie Steform fo&te t|jun«
lid^ji geförbert^ baneben aber baS SDogmatifd^
nid^t Demad^läffigt merben. Obige S)ecrete, bie
2059
Xtient, Soncil Don.
2060
erfien , bie Ü6et (BbmBe unb Steform |)uBIictrt
ttmrben, fanben nid^t fofott bie SiQtgung
SlomS. 2)te erOärung betreffs ber aut^eitticitot
bet SSuIgotQ l^tte l^ier einige Sebenlen erregt,
unb man toat ber Snftd^t, Jener Crllftrung l^ätte eine
SleDifion unb SSerbefferung ber Shtigata Doran-
gelten mfijfen. Sarbinal 6irlet (f. b. %cL) mod^te
in einem @d^reiben an (SttoixA ben SBorfd^Iag, eine
(S4)mmi)flon t)on (geleierten }u ernennen, bie eine
9let)ijion naä) bem l^ebrftifilen, gried^iUen unb
bteinifdden Ze^te k)or}une]emen l^ötten. !Dlit Sted^t
ertt)iberten bie Segaten, ba^ boB Concil nid^t mif*
Senfd^aftlid^e, fonbem ®(aubenSfragen )u bel^an-
\tln l^obe. Slod^ eingel^enber 9le(!^tfertigung ber
£egoten erfolgte benn ou^ bie 9I))))robation Don
Seiten bee ^ßopftcS (Baynald ad a. 1 546, n. 58 ;
Yeroellone, Diseeii. Accad., Borna 1864,
60 Bg. 79 sgg.). 2)er ftaifer fud^te bie Xl^dtigfeit
bed SoncUd beifiglid^ bogmatifd^er gfeftftdlungen
immer nod^ oufgul^dten, ba er f ortmS^reni) für ®e«
ttinnung ber ^roteftonten t^ätig mar, nomentlid^
ouf bem SReligionSgefprftd^e )u %egen8burg. Mein
oud^ biefed Kolloquium fdrberte fo menig mie aSe
vorangegangenen bie 9lu8f5]|nung,t)ergrö^et)iel«
mel^r nod^ bie @))altung. Stamentlidd bem (Sondl
gegenüber geigten fid^ bie ^roteftanten Don 9n-
!ang an gang befonberfi unfreunbli(|, toie fintier
elb{t. 2)er Xob beS Ie|iem (18. gebruar 1546)
änberte hieran nid^td, ya fd^ien biefe ®eflnnung
e^er nod^ gu Derfd^örfen. 3m auftrage bed fdd^ft"
f(^en ihirfürfkn mu|te SDReland^tl^on fogar eine
Schrift über bie SSermerfung beS ConcUS aus-
arbeiten (Corp. Befonn. VI, 19, 170. Acta
Gono. Trident. anno 1546 cum adnotatio-
nibuB per PhiL Melanchthonem). 2)iefelbe
loar in einem Xone abgefa^, ba| aSe ^opung
auf Serföl^nung fd^minben mu|te. 2)ie @t)nobe
ober arbeitete unDerbroffen »eiter. Sd^on in
ben SBer^nblungen Dor ber IV. @i^ung toaren
gmei mid^tige fünfte gur Sprudle gelommen. Sie
lonnten bamafö nid^t erlebigt merben unb be>
fd^öftigten nun bie SSerl^nblungen bis mc
V. Si^ung; eS toxn:en bie| bie Sebanblung ber
l^eiligen Sd^rift unb baS ^rebigtmefen. 2)agu mar
nod^ ein britter ^unlt in Slnregung gefommen:
bie Sufftellung einer ÜJtetl^obe in Srfldrung ber
l^eiligen Sd^rift unb bie 9bfa|fung eines flate«
^iSmuS. Següglid^ beS le^tem $un!teS lam man
über aDgemeine SSorfd^Iöge nid^t l^inauS (Theiner,
Acta I, 94) ; um fo eingel^nber toaren bagegen
bie Erörterungen über bie gmei erften $uit!te,
maS fd^on barauS gu entnel^men ift, bo| nad^ unb
nad^ brei oerfd^iebene Snttoürfe gur IBeratl^ung
lamen (Theiner, Acta I, 90. 96. 102. 147).
Sunöd^ß fam bie ßrrid^tung oon Sel^rftül^Ien f&
CrCärung ber l(|eiligen @d&rift gur @))rad^e. ^ier*
über einigte man ftd^ im Slugemeinen baß). Sd^mie«
rigleiten bereitete bagegen bie gftage, an meldten
IKrd^en unb mit meldten SRitteln bie Sel^rftfil^Ie
gu errid^ten mdren. 2)od^ ergieße man aud^ ^xtx»
über in Sdibe Sinigfeit bal^in, ba| an ollen
größeren ftird^en((EatbebroIenunbeolIegioiftcd^)
foldde Stellen, foIS jie ni^lt fd^on infolge can. U
ber 4. Soteronf^nobe ({)efele, £onc-®e((^. V,
2. Sufl., 885) bor^onben todren, errietet loeibcn
Mten. ®rd^ Sebenlen erhoben fidb in Sdtrjf
oer Heineren ffird^ unb oor 9IIem ber fiB jttr,
toeU festere in ben geplanten SBerorbnungen eine
Seeintr&d^tigung ibrer ^rioilegien fo^en. S)ie
fd^Iie^id^e gaffung befHmmte, boft an flebieim
ftird^en, beren Sinlänfte gering, et nbi eadgna est
deri et populi multitado» toenigfienS ein Se^
ber (Srommotit ongufteUen fei, um onge^enbe (Be-
rifer unb onbere arme S^ubr in ber (BromtnotS
unentgeltlid^ gu unterri^ten, bomit fle fpäter gum
Stubium ber beigen Sd^rift übergeben tSmUtn.
9ud^ in Albftem foOten tüd^tige fiectoren ber ^«
ligen Sd^rift, unb gmor bur<$' bie (Beneral« unb
$rot)in}iaIca))iteI bejtellt toerben, olerbingS mit
bem 93etf ügen : nbi commode fieri queat. gau-
mige 9ebte fott ber S)iöcefanbif(!^of o(S Delegat
beS apoftolifd^ ©iubleS bi^SU in paffet^
SSBeife nötbigen. ^tOe biefe Sectoren, mit Kug«
nobme berjenigen in ben ftlöftem, foDten gu*
oor oon bem betreffenben Siöcefonbifc^of übet
SebenStoonbel , Sitten unb ftenninifje ^tpm^
unb Qpprobirt toerben. ^eftigere ^Debatten ent-
ftonben über ben gtoeiten q|}unft, baS ^rebigtoml
2)0^ biefeS in erfter Sinie Slufgobe unb ${Iid^t
ber Sifd^bfe fei, gemdft bem opoßotifd^ SluS*
fprud^ 1 Sor. 9, 16, blieb unbeftriften, unb bon»
gemö| mürbe oud^ bie praedicatio evangelii
als boS praecipuum monoB episcoporom be>
geid^nei Sbenfo unbeflritten Um ober aud) bie
Xb^od^e, ba^ bei ber blutigen StrbeitSIa^ bie
Sifd^bfe biefer Serpflid^tung tdd^t immer perfSn»
lid^ nod^gulommen oermdd^ten unb borum für
Ste&oertreter forgen mfi^en. ®erabe betieffi
biefer SteOoertretung fiie^en bie Snfid^ten t^il-
meife f d^roff auf einonber. ^infi^tli<!^ befi SöcuIqt»
cleruS erbooen fid^ feine Sd^toierig(eiten ; l^ltt umii^e
beftimmt, bo^ archipresbytexi, plebani et qtd*
cunque paroohiales vel alias cnram animarmn
habentoB ecclesias obtinent, felbft ober bur4
geeignete SteOoertreter diebos saltem dominieis
et festia solemniboB plebee Bibi oosunissas
pro Boa et eomm capadtate paecant ealn-
taribuB verbia. Sd^mieriger gepolteie fub bie
erbrterung betreffs ber SDlBnc^. SinerfeitS tonnte
bem SteguIorderuS 9leAt unb $pid^t gum $rä)igt>
omte nid^t obgefprodpen unb ebenfomenig bie
Xbc^od^ überfeben merben, bo^ geröbe in ben
legten Sf^Ütn oielfod^ bie SÜnd^ allein nod^ für
bie Untermeifung beS SBoIfeS geforgt bitten;
onbererfeitS dbtt lagen bie fofoenfdb^oeren Sti^*
brdud^e gerobe t)on Seiten ber Wbni^ gu offen am
Xoge, um nid^t nod^ Sbbitfe gu rufen. 9m bef'
tigften trat in biefer&tnfubt ber Sifcbof Don
Sief ole auf (Le Plat m, 405), ttdbtaib Snbrre,
mie nomentlid^ bie Segaten, ^d^ ber fd^mer an*
gegriffenen SDlönd^ ongunebmen fud^tot Sie
SRebrgabl ber SBaier mar iebod^ für Sinfd^nSubmg
2061
Xtient^ Concil t)Oit
2062
bet betxejfenben ^[htoUegieti tmb gtö^e 99«auf-
RiJbiigmtgberaJUnd^burd^bieSBifd^öfe. 6d^Ke|-
lUO tmirbe Dminbort, aud^ in ben eigenen ffloftcr-
firi^ bütften Kegularen nur ))rebigen, toenn iie
jiAot bon il^en Oberen l^infid^tlic^ i^ Sebenfi«
iiwnbe(0, i^ Sitten unb il^rer ftcnntniffe ge-
l^rüft nnb a))proUrt »orben feien. SRit beren
(Erlaubnil üerfeben, JoDten fie {td^ bem SiScefon-
bif^of {ieOen uno ^q beffen Segen erbitten. 3n
üir^en iebod^, bie nä^t )um itlojter gel^örten, be«
bftrften bie üRSnd^e ou|er ber 9bmif{ion ber
eigenen Oberen oud^ nod^ ber fpecieOen (ldaubni|
be8 betreffenbenSifd^ofS, bie ober unentgeltli^ }u
nt^eilen fei (Segen ^rebiger ober, mel^e 9erger-
liä^ ober 3rrige9 t>erfilnbeten, foOten bie SBif^öfe
f of ort ol^e Slüdmt auf irgenb meldte ^rtoUegien
cinfi^eiten. 9etrd[8 ber quaestuarii ober 911-
«ojeninrebiget (f.b.ärt.) gab eSleinerleiaReinungS-
ticrf4ieben^; bo| olle privilegüa quibuBcan-
^e non obBtanÜbns ab^ufd^affen feien, borüber
(errf($te nur diaz Stimme. — So ^atte man ftd^
junö^f} nur mit Steformfragen befd^ftigt. hier-
bei bie SQuobe mdglid^ft fefhul^alten, mar ba9
l^outrtfSf^l^e fBefireben ber laiferlid^ gefinnten
^diäten. S>ie Segaten bagegen brongen im 9(uf-
irage befi ^ßo)>fle8 ouf meitere bogmatifd^ 93er-
l^nblungen unb brad^en benn aud^ am 21. SRai
bie ffrage über bie Srbfflnbe üor bie Sqnobe.
^ierbei fomen als ^auptpuntte pr BptaAt:
SBcfen, gfolgen unb gfort|)fIan)ung.Der Srbfänbe,
SlUgung berfelben im 9Renfd^en unb SEBefen ber
<Eoncu)ndcen). Selbftoerftänblid^ fönnen mir l^cr
ben SBer^onblungen ni^t im Sinjelnen folgen,
fonbem nur bie ®runb}üge unb Snbrefultate
Dergeid^nen. ®Ieid^ am 24. unb 25. SDlai begann
bie eongregatio Der S^eologen über bie[e 9rtilel
|u ber^anbebt. ^ieron m^mtn audd bie für)
gubor in Xrient angelommenen 3efuiten Sdfond
Salmeron unb gacob Satne), mie ber f(^on
Idnger anmefenbe SlaubiuS 3aiu8 tl^eil. Sillgemein
toat man borüber einig, ba| 9bam burd^ ben
@ünbenfaa bie frühere ®ered^tigleit unb ßcilig-
Teit bertoren ^be unb jeiner Statur nad^ oeroorben
toorben feL S)orflber lebod^ beftanben berfd^iebene
@d^Imeinungen, ob bie sanditaa }u feiner ur-
fprunglid^ %u8rä{!ung gehörte ober al8 donuxn
Buperadditnm vx faffen fei. & mürbe bal^ im
@^Iu|becret gefe|t: sanotitateni et justitiam,
in qua oonstitatusfderat, amisisse, incuiTiaBe-
que per offensam praevaricationiB hujusmodi
iram et indignationem Dei . . . totomque
Adam per ülam praevaricatioma offensam
seormdam eorpus et animam in deterioa
«ommntatam fuisse. 93erein)elt mürbe in ben
SDetl^nbbrngcn ^ier mie anbermärtS mol^l aud^
ber Skrfu^ gemad^t, tiefer in baS SBefen ber
Sftogen ein)ubrlngen unb fo ). SB. über SBefen
unb Sfortpflonjung ber Srbf ünbe, über baS SBefen
ber eoncupificen) unb 9lnbereS eingel^enbere ))Po-
foli^ifd^^eotogifdbe Unterfud^ungen anjuftellen.
f^lerbind^ l^&tte ftd^ iAod^ bie Sijinobe in unab-
fel^bare Streitigleiten Dermidtelt ; bie Segaten er-
flörten barum mtt 9ted(|t, bie Sqnobe l^abe fefate
miffenfd^aftlid^enUnterfud^ungen, fonbem lebiglid^
®üiuben8entf(beibungen )u geben. Sie gfoTgen
beS SünbenfaueS für 9bam maren bereits bar«
gelegt, bie für feine !Rad^fommen mürben in ben
Sa| }ufammengefa|t, ba| bie Sünbe nic^t nur
Sbam, fonbem aDen feinm 9lad^bmmm gefd^bet
bobe, unb itoox feim nid^t nur bie Strafen ber
Sünbe, fonbem bie Sünbe felbft als Steat in
omne genas humanuni übergegangm, unb jmar
propagatione, non imitatione. SiS f^ilmittel
gegen bie Srbfünbe marb bie Saufe bejeid^net,
burd^ bie unS bie SBerbimfie S^rifti jugemenbet
mürben, hierbei mürbe bie 9totl^menbigfeit bcS
®IaubenS Don einjelnen Sötem in einer SBeife
betont, ba| im erften ßntmurfe bie Saufe gerabeju
als saGramentom fidei bejeid^net mar. 9)Kt
MS^äii auf bie Jlinbertaufe mürbe im Sd^Iu|-
beeret aber gefegt: baptiflnii Bacramentom in
forma eccleaiae rite collatum. (EinfUmmig
mürbe fefigel^alten, ba| (B^rifü Serbienft bur($
bie Saufe alle Sünbe in unS tilge unb ®otteS
®nabe unS mieber gummbe, unb jmar nid^t blo|
imputative. Sbenfo leierte bie St^nobe, ba| au($
bie oon getauften SItem geborenm IHnber ber
Saufe in remissionem peccatorom unb ad
Titam aetemam conseqnendam veraciter
bebürfen. ®rö|ere SBerfd^iebenl^eit ber SReinungm
jeigte fid^ betreffs ber IBefd^affenl^eit beS SRenf^en
mif ber Saufe, ßinig mar man borüber, ba|
aud^ im SEBiebergeborenm (örpertid^e unb geiftige
SRdngel unb oor Mem bie ConcupiScen) jurüdf-
bleiben. Sd^mierig mar iebod^ eine genaue 2)eft-
nitton ber l^tm, S)er Sifd^of oon 9RotuIa
moüte fie baS 3RateriaIe ber Srbfünoe, bie pronitas
peccandi nmnen. 9tad^ mondän iBerl^anblungm
lautete boS Sd^Iuf^becret, ba^ im SEBiebergeborenm
niddtS jurüdbleibe, maS bm mal^m unb eigmt-
lxd)tti (Efyxtaftn ber Sünbe trage. Sie Soncu])iS-
cett) bleibe freilid^ )urüd(, aber nur gum Raxap\
unb gur Semäl^rung ; nur uneigentlit^ fbnne fte
Sünbe gmannt merbm, qnia ex peccato est
et ad peccatom inclinat. SBöl^no biefer SBer-
l^anblungm mar oerfd^iebme 9RaIe bie unbefledfte
Smpfängnig 9Rarid gur S|n:ad^e gelommm, unb
Sarbinal $ad^co fud^te bie grage gur bogma-
tifd^m Definition gu brftngen, fo namentli^ in
ber Kongregation oom 13. 2hmi. Sine onfel^n-
lid^ Saffi t)on SBötem mar auf feiner Seite, bie
^Jttfmdffi iebod^ moSte für ie|t leine Chitfd^ung
gebm. Sagegen erQ&rte bie Sljnobe im Sd^bi^-
becret: non esse Buae intentionis, cornpre-
hendere in hoo decreto, ubi de peccato ori-
ginali agitur, beatam et immaouiatam vir-
ginem Mariam Dei genitricem. — Ißad^bem
fo in 21 eingelnm SBeratl^ungm bie Secrete oor-
bereitet maren, mürbe am 17. 3uni 1546 bie
Y.'bffentlid^e Si^ung unter bm gemö^ntid^en
Serimonim gel^Itm. Officiator mar ber SBif(|of
oon $ienga, bie ^rebigt l^It ber Sominicaner
2063
Zrient, Soncil bon.
2064
ÜRaroiS SouteuS über Stamp\ unb @{eg bet jlrei-
tcnben fftrd^c (Le Plat 1 , 84). hierauf ttmrbe
t)oin Offidator ba8 2)ecret über bte (Srbjünbe
ücriefen, »obci 18 Säter betreff« ber unbefletften
(Empfängnis ÜRaria Steclamationen erl^oben. 6§
|oIgte bie SSerlefung ber jn^ei Sleformbecrete De
institnenda lectione sacrae Bcriptnrao et
liberalium artium unb De praedicalaone verbi
Dei, tt)obei 11 Säter ))rotefiirenbe Sota abgaben,
ftuf Serlangen beS Srjbifd^ofS üon @affari lourbe
baS pMtli^e 99ret)e, beffen bei SRonte XogS }ut)or
in ber ^eneralcongregation Sm)a^nung get^on,
üorgelefen. 3)urd^ baSfelbe l^atte ber $a)){t bie
Steformbefiimmungen ber Sipnobe beftStigt. S^m
@(^IuS t)erlangte ber $rocurator beS SondlS bie
Snftruirung Der Snfloge gegen bie immer nod^
föumigen ^rölaten, vorüber namentfid^e Slbftim-
mung erfolate (Le Plat m, 427). ^nmefenb
tDoren bei oiefer @i^g ou^er ben 3 Segaten
unb bem Sarbinal !ßac^eco 9 (Sr}bifd^öfe, 49 Si-
fd^5fe, 2 $rocuratoren, 2 Sebte, 3 OrbenSgenerale
unb 50 X^eologen. 2)ie n&d^ße Si^ung iDurbe
ouf ben 29. 3uli angefe^ft, fpöter aber auf ben
18. 3anuar 1547 öertagt (Theiner 1, 89—155).
— ©djmieriger geflalteten jid^ bie »crl^ältnlffe
jnrifd^en ber V. unb VL Si^ung^ unb jwar fo-
XDolfi rüdf^d^tlid^ ber ftu|em toie ber innem Sage
ber @^oe. Sd^on in ben Sorberotl^ungen jur
y. @effbn mar bie gfrage ber 9ieftben}p|Ii(^t a(8
l^ouptf&c^Iid^fier Keformpunft in 9(nregung ge«
brad^ toorben. Sie Sifd^öfe verlangten in erfter
Sinie ßntfemung aOer ^inbemiffe, bie i^x im
SBege ftel^en, m5gen biefe nun Don Den ^riDilegien
ber Stegutaren, Don Seiten ber meltlid^en Sfürften
ober Don ber römijd^en Surie auSgel^en. Sie
Serl^anblungen brad^ten t^eiltteife gerabe}u fd^t-
enbe SVti^ftänbe )u Sage. @d conftatirte ). 9.
Carbinal ^$ad^o Don 3a€n, ba^ man in $am-
plona 80 Sal^ lang htnen Sifd^of me^r gefe^en,
ba fämmtlid^e Sn^aber ber bortigen Satl^bra )u
Sorbinölen erl^oben toorben feien. Die $rälaten
erhoben t^eilmdfe bittere fflagen aber bie Dielen
fd^öbigenben $riDiIegien, Q^emtionen, Smmuni«
täten, SteferDationen u. f. m., fo ba^ bie £egaten
felbft nad^ 9tom um flbl^i^e berid^teten. Sin
(ouptföd^Iid^er, Don ben fpanifd^en $ra(aien auf-
geworfener Strdtpunft bilbete in biefen Serl^b-
lungen bie fSftage, ob bie Steftbenjpflic^t de jure
divino ober positivo fd, unb bamit jufammen«
l^ongenb bie meitere mid^tige grage, ob bie bifd^öf«
lid^e ®ett)alt unmittelbar Don ©Ott fomme ober
nur mittelbar burd^ ben $apf}, eine Streitfrage,
tteld^e ttä^renb beS ganzen SondlS nid^t gur Slt^e
fom unb namentlid^ in ber britten ^eriobe fcl^r
lebl^aft Dentilirt ttmrbe. 2)ie Segotm mußten eine
Sefd^(u|faffung l^erüber l^intanju^dten, fo ba|
tro| mieberl^olter unb tl^eilmdfe }iemHd^ animirter
Serl^blungen bod^ fdne Seflimmung in'8 Ste«
formbecret aufgenommen tt)urbe. Ueber bie Sejtim-
mungen bed festem betnffS ber 9lefiben}pfltd^t
f. biefen 9rt. X, 1091. Srojf luftiger ®egentt)e]^
ber OrbenSgenerale gab l^ap. 8 b«3 9kform'
becrete§ bod^ ben 8ifd!^öfen bie SDUmod^t gurucf^
nid^t nur mt SBettgdfüid^en, fonbem <ni4 bie
au|er bem fflofter lebenben Siegulardertter im
t^aOe Dorfommenber Sergel^ ben cononifd^
Seftimmungen genä^ als pfipftlid^e ^BeDoSmac^
tigte )tt beftrofen. Sbenfo gab jfap. 4 ben Si«
fd^öfen baS SifitationSred^t aOer ftird^ i^
@prenge(8 mit Sufl^ebung aller bie|be}figli4en
$riDüegien }urtt(I, tt)ö^renb ftop. 5 ben SBifd^fen
bie Ausübung Don ^ontiflcalien in fremben Si5-
cef en ftrenaftend unterf agt. — 9Bo]^I bie f^mierigfte
bogmatifqfe gftage, tt^eld^e toö^renb beS gonjen
ßondlS §ur Seratl^ung fam, wat bie übet bie
ate^tfertigung, rotläft bie Segaten am 21« Sunt
1546 ber @9nobe }ur S)iScuf lion Dorlegten. Sie
@9nobe felbft Der^le^tte fid^ bie bie|be}äg(i(^
gro|en @d^mierigfeiten in leiner Sßdfe. Sa bie
gfrage bisher nod^ nie einer eingel^enben tl^eolo«
gifc^en Erörterung unterzogen morben toor^ nmr«
ben aSe SKalnal^men m einer umfaffenben %e«
rat^ung getroffen. 9u($ in Stom tt^urbe )u biefem
SmedC eine eigene (Eommiffton Don fänf £^eoIogen
dngefe^t. 3Bie ernfl unb aOfdtig Der ®egenftiuib
bel^nbelt xovLxht, mag am beften bie X^aifad^
enodfen, ba| bis )ur enblid^en @d^Iu|rebactlon
beS SecreteS, gwifd^ 21. Suni 1546 tmb
12. Sanuar 1547, 61 ®eneraIcon^regotionen^
8 Verätzungen ber Sommifflon fax Sbfaffung
be9 SecrdeS, 16 ber congregatio theologorom
praelatonun unb mel^r ald 20 ber congr.theo-
logomin minorum abgehalten tturben. Sie 93e*
ratl^ungen felbft erftredten fid^ auf bie Sorberei»
tung ber Sted^tfertigung , göttlid^e ®nabe tmb
menfd^ltdbe Xl^ätigkit, bie einseinen «de berfelben,
il^re SrQaltung unb SSerme^rung. Wit biefe
fünfte mürben in ben 16 ftopiteln bed bogma«
tifd^n Secrded näl^er bargelegt, todl^renb in
33 Sononed bie entgegenfte^nben ^dretif^
9lufftellungen abgett)iefen »erben. Sen genauem
änl^alt biefer eingel^nben Se]^renttt>idDimg f. im
«rt. »ed^tfertlgung X, 857. — «ac^ biefen mfibe-
DoOen SBorbereitungen tt)utbe om 13. 3(muor 1547
bie VI. feierlid^e @i)ung, tt)oZI bie ttid^tigfte
ber ganjen ©qnobe, gepalten. Offdotot mar bet
Srgbifd^of Don @palatro, ^rebiget bet 93ifd^of
Don @alpe (Le Plat 1, 105). 9la4 ben getoö^n«
lid^ Serimoniett ti<It oud^ bd 9Ronte nod^ nne
begeifterte 9nfprad^e an bie S^nobe über ben
3:e£t: Surge, ilhxminare JeniBalem. ^ifiauf
DerlaS ber Offidator boS bogmatifd^e Semt vba
bie Sled^tfertigung, bad mit Sinftimmigfeit unb
äubd angenommen tturbe. Um fo größer »at
bagegen bie Serfd^benl^dt bet SRrinungen betreff!
beS 9ief ormationSbecreted. 9lur 29 Sötet fUmmten
jufammen, möl^renb bie übrigen in Dof^iebene
©nippen auSeinanber gingen. 6d^lieftltdb «wtbe
es aber bod^, roxt ed Derlefen mürbe, als §Befd^Iu|
ber ÜRel^r^tt publidrt. 9nmefenb toaren au^
ben Srafibenten 2 eorbinöle, 10 (&|btf4^^
42 Stfd^öfe, 2 ^rocuratoien^ 5 OrbenIgeiitiiBle»
206S
Xrient, Soitcil üon.
2066
2 nefete unb 48 Zl^Iosen. Sie SSerttcter ber
ipeUIi^m Sät^ ^ttm ftd^ femgel^olten, meil
bcr IMfet Me Si^mtg oerfd^ben gctoünf^t ^e.
2)ie nU^e @i]pms tourbe ouf bm 8. 9Ran feft-
oM/t (Theiner I, 156—881). SB&^tenb bie
6Qtu)be Sbct bie loul&Kgfien t^ologif^en ^'
bleme betotbWiagte, l^otten ^ bie Serl^Itniffe
na4 Stt^ in menflid^ SBeife Derfd^Iimmert,
unb il^t pmtlf^et SBeHenfd^Ias roax bis in'8
äitneie ber S^nobe j^eingebrungen. S)a8 ob«
^inde Serl^alten ber ^rotefhnten m SflegenS-
bma fottie bie bixecte Sufle^nung oer Sici^S«
fUUbe g^gen ben ftaifet l^tte biefen pl^^fifd^
unb moToItfd^ )um ffompfe gejmungen. @o
hm eS 9ttm 64nuilfalbifd^ ftriege, ber fofort
in feinem beginne bem Soncil Don Ztient be-
bendic^ nol^e gerüdt mürbe. @4on am 10. 3uli
^e @4drt({n bie (El^enberger Slaufe eingenom-
men, fo bo^ fi4 bie sater in Orient bereite }ur
Sflud^t bereit Rieften. S)tefe £ktge unb Stimmung
bed CondlS glaubten bie Segaten benu|en ^u
foOen, um ben längfl gehegten ^lon ber Verlegung
ober 6u3)>enfion ber Si^nobe oermirflid^en )u
Idnnen, unb nur bie gon^ entfd^iebene Steigerung
bc9 Jhtiferfi uer^inberte Sie Sudftt^rung. @d^on
im SRonot SM botte bie tbeiboeife beftige O|)))o«
Stion Don Seiten ber f aiferlt^en ^ßortei, namenttul^
er f|>ani|(ben $rälaten, bie Segaten an iBerlegung
in eine itolienifd^ @tabt beuten laffen. 93er«
fd^iebenemal "fyol^vx fie fobonn ben ^a)9{t um
Senbinig meiterer itolienifd^n ^laten erfud^t
unb f(^Ue^i(l^ fogar, frettiib DergebenS, um Snt-
bebung Don ber Seitung ber @Qnobe gebeten.
infolge ber JFriegSunru^en glaubten nun bie
Segoltn i^re SerIegungSt>Iöne Dor bie S^nobe
felbfi bringen }tt bttrfen, fanben ^tt iebod^ b^f«
tigen aS3iberf|irud^. 9im 80. 3uli 1546 fam ed
ui einer äberaufi ftfirmiftben @i^ng^ fo ba| bie
Segaten unter bem 1. Suguft Dom !ßap{le brin«
genb bie SBerlegung ober @u8))en|ton ber S^nobe
Derlangten. S)er ^apfi, ber 93erlegung fclbft nid^t
abgeneigt gab bem SDrängen ber Segaten gloei«
mal in einem Sreoe nad^, faOd bie SOtebrjabI ber
SoncilSDfiter bofilr fiimmen foDte; bod^ folgte
jebeSmal fofort toieber ©egenbefebl mit SSudtfid^t
ouf bie Sro9ungen befi HaiferS. aiÖmälig legte ftd^
bie Sfurd^t ber 93öter mie baS drängen ber Segaten,
unb im October unb SloDember äußerten ft^ lej^tere
bem^ßapftgegenüberfogaringegentbeiligemSinne.
SEßaren fo bie SBerlegung8)}löne für bte|mal ge-
fd^eitert, fo tourben onbererfeits aud^ bie Don ber
Idiferlid^en ^rtei gemad^ten SBerfud^e, bie bogma-
tifd^en SBerbanblungen binoud^usieben, Dereitelt.
9Rii bem beeret über bie SRed^tfertigung, bad in
SEBabrbeit, obmobt unter fd^toierigen Serbältniff en
u Stonbe gefommcn, ein bogmatifd^rd SReifter«
tü(f gu nennen ifi, b^e bie S^nobe ben ^öbe-
pantt erreid^t S9 berrfd^te benn aud^ über bie
SßuMication beSfelben auf ber S^nobe nur Sine
Stimme ber IBefriebigung. Xud^ ber $a))ft jeigte
{td^ febr erfreut unb glaubte, bafi bb#end nod^
i
ffloA Sefftonen notbmenbig toären, um ba§ Soncil
fd^Iie|en ju Unnen. SBirflid^ b<^e bie @Qnobe
nur mebr bie ßonfequengen au8 ben bidbfrigen
Sefd^Iuffen }u }ieben, koie fte aud^ folgerid^tig fo-
fort }ur 93ebanblung ber sanctissima eccledae
aacramenta überging, per quae omnis vera
justitia Tel indpit Tel coepta augetor Tel
amissa reparatur, toie in ber Sinleitimg )um
S)eaet über bie Sacramentegefagtroirb. SSonber
YII. bis )ur XXIV. @ef jion galten benn aud^ bie
bogmatif 4en 93erbanblungen unb S)ecrete ben ein-
}elnen Sacramenten. 3n ber erften Kongregation
am 15. äanuar 1547 mürben ben 93atem bie
bie|be}üglid^en Serbanblungen angefünbigt, unb
am 17. äanuar legte Sarbinal Seroini 14 pxf
tbümer über bie Sacramente im ungemeinen,
17 über bie Xaufe unb 4 über bie f^irmung Dor
(Theiner, Aota I, 888). Sei ben bierüber er-
öffneten Erörterungen fam man babtn überein,
ba^ bie bogmatifd^en S)eaete nad^ fiüberen con-
ciliaren ©epflogenbeiten nur auS SanoneS befteben
foUten, b. b- aus einfad^er t^ft{e|ung ber latbo-
Hfd^ Sebre ober Slbmeifung büretifd^er 9uf-
fleHungen obne meitlöufige SemetSfübrung, meld^
ledere beimS)ecret über bieSted^tfertigungalS notb*
menbig erad^tet morben mar. 2)er Antrag einiger
Söter, bie Suctoren falfd^er Sebren )u nennen,
mürbe, meil §u SBeitenmgen fübrenb, abgelebnt
unb einfädle äbmeifung beS SntbumS bef d^Ioffen.
^aä^ Dielen SBeratbungen ber Üieologi minores
unb 12 ©enerolcongregationen mor enbltd^ am
26. gfebruar ber S)eaetSentmurf fertig gemorben.
2)erfe(be mürbe in ben ®eneraIcongregattonen am
1. unb 2. aßär) nod^malS eingebenb berotben, unb
fd^Iie|Iid^ mürbe baS beeret mit SSormort, 13 (Sa-
noneS über bie @acramente im Sügemeinen,
14 über bie Xaufe unb 8 über bie gfirmung enb-
gültig feftgefefet 2)ie Serbanblungen betrafen
bauptfad^Ii^ ^efen unb SBebeutung ber alttefto-
mentlid^en Sacromente, Sieben^abl (can. 1),
SBefen, Definition unb äBirffamfeit (gratiam
conferre obicem non ponenidbos ex opere
operato; can. 6—8) ber Sacramente beS
92euen fBunbeS, character indelebilis Don
Xaufe, gfirmung unb Orbo (can. 9), @)}enbung
burd^ Saien (can. 10), Intention beS @|)enberS
(can. 11) u. f. m. a3ei ber Saufe mürbe bie
^obanneStaufe \ptdtSl ermabnt (can. 1), alS
Materie aqua vera et naturalis beftimmt
(can. 2), bie jh^ertaufe im ©eifte früberer 9e>
ftimmungen fanctionirt (can. 4) u. f. m. Sin
Antrag über eine «rt £auf e im aRutterleibe blieb
unberüd(|td^gt. Sei ben SSerbanbtungen über
bie gfirmung fam bie fd^oIafHfd^ Streitfrage,
ob aud^ bie 9))o{teI bitten Sacramente ein-
e^n fönnen, in negatiDem Sinne jur 6nt-
d^ribung. SRüdfid^tlid^ beS S))enberS ber fjfir-
mung Iie| bie Raffung beS SanonS: Ordi-
narium ministmm esse solum episcopum,
bie grage ber Spenbung burd!^ bm $rieftet
offen.
2067
Xrient, Soncil bon.
2068
SBie bie Serl^nblungen unb SBefd^Iäffe über
bie Sted^tfertigung ben ^öl^epuntt bogmatifd^er
Sfrogen «i Zrient begetd^nen, \o betreffen anberet"
f eitö bie Soroerl^nblungen auf bie YII. @ef Ron bie
iDid^tigfien ^fragen ber Steform. SBöl^reiu) ober
bie bogmotifd^en SBerl^blungen t)er]^äUni|mö^ig
rul^ig »erliefen, führten bie Erörterungen über bie
9teformt]6eiItDeife}ured^terregtenS)ebotten.8)ereit8
onlöBIid^ ber iBerl^nblungen über bie Stefibeng
l^otte man t)or Mem SefeUigung ber ^inbemiffe
verlangt, toeld^ einer erf^riefdlid^en SuSübung bed
bifd^flid^en Slmted im 9Bege ftänben. Um l^ierbei
gnlnblid^e Sbl^ilfe ju fd^ffen, foUten bie ein«
{einen Sifd^öfe fiber bie in il^ren 3)iö€e|en Dor-
liegenben ^inbemiffe on bie $rafibenten be«
ri($ten. & lief oud^, nomentlid^ Don Seiten ber
fMnifd^en fßrälaten, eine ftattlid^e %n^a^l Don
Seftberien ein, toxt benn bie Sifd^öfe i^ren
JHagen unb SteformDorfd^Iägen offenen unb riitf-
bolttofen SuSbrudC Derliel^. 3)er ^fi, bem bie
Segaten l^ietDon Sßtttl^ung mad^ten, bcDoHmfid^-
tigte biefe {u toeitgel^enbem Sntgegenbmmen ; nur
bei brei ^nften Dertoeigerte er feine 3uftim-
mung : bo| bie Stefiben^pflid^t jure divino fei,
bo^ Qud^ bie (Eorbinöle }ur S^fiben) gu Der-
))fltd^ten, unb ba^ biefen bie !ßluralitst ber Sene«
ficien )u unterfagen fei So ttntrbe am 17. ^a«
nuar Dom Segaten bei 3Ronte eine Sufommen-
ftettung ber Don ben 99ifd^5fen geltenb gemad^en
^inbemiffe Dor bie (Beneralcongregation )ur 83e-
rot^ung unb gur SQi^ilfe gebrad|)t Sfi tft eine
ftattlid^e angal^I Don aRtMtönben, bie und l^ier
Dorgeful^rt toerben, ein laut rebenbeS 3^gni| für
bie oilmölig eingeriffene Sorru))tion. S)ie 9left-
benj, fo besannt oer (Sntnmrf , gilt allgemein dS
eined ber toid^tigften Srforbemiffe gur SBieberJ^er«
fleSung ber gerfaOenen S)idcü)Iin. ^iergu ift o^er
Dor SUem not^toenbig , ba^ bie Dielen i^r im
SBege ftel^enben ^inbemiffe befeitigt merben. S)te-
felben, ]^ei|t ed n^eiter, rül^ren tbeilS Don ber r5-
mifd^en Surie l^er, tbeilS Don ben toelUid^n gfur-
flen; Don erfterer JFategorie n^erben 36 9u8«
fteüungen eingebt ongej^l^rt, Don legerer 40
(Theiner, Acta 1, 886). @o intereffant baS Silb
loftre, n)eId^eS biefe eingelnen ißunite in il^r ®e-
fammt^it Dor unS entrollen, fo fönnen toir fie
^ier felbftDerflönblid^ bod^ nid^t in extenso Dor-
fu^ren. Siefeiben n)urben ben SSerl^nblungen gu
(Srunbe gelegt unb bilben ben Untergrunb gu ben
15fta|)iteInbe«9teformationSbecrete8ber YIL @ef-
fion. Sei 93erlefung ber langen Steige Don S)eft-
berien erfteal^Ite bafi 9lntlit ber Söter Dorgfnube
(Baynald ad a. 1547, n. 24); vm ia ie|t Hoff-
nung, fie aQe abgefteüt unb bie itird^e fai fCSa^f
l^eit in capite et in membris reformirt gu feigen.
Sofort mürbe am 20. Sonuar auf Sorfd^Iag
bei SRonte'd auS ben SBätem eine Commiffton Don
14 (Eanonifien befteüt, bie unter feinem Sorftk
bie Heilmittel beratl^ foOten. SDoS ßrgebni§
bief er IBeratl^ungen mürbe f obann in ber ®eneral'
congregation Der^anbelt, toobei ed gtoifd^en Suria-
liften unb S)xmiem nid^t fetten gu l^eftigen 9tt$-
einanberfe|ungen fdm. 2)a9 Stejultot btefer 9e«
ratl^ungen liegt in ben genannten 15 iIa|)ittfaibcS
Slefom&ecreted Dor. 2)od erfie beridbcn bcfiüimit
als notl^menbige Sigenfd^ften emeS Sijdticff:
e^elid^e (Beburt, gefej^eS %tter, {henge Sitten imb
grunblid^eS aSiff en. 3ugIeU^ erneuert bie S^nobe
bie SonfHtution WesanberS m. auf ber Satenm-
fQnobe Don 1179, bie olS gefe^ 9Iter bod
80. Sebendjal^ begeiAnet 2)afi 2. ffapttel
menbet fid^ gegen einen t^mtitfrebdfi^ben ber ba-
maligen ^tr^e, bie ^luroßtOt oer Senefiden.
3ebem, meldte SBürbe, Kang ober Sudgeid^ung
er immer einnel^men mag (bierin Jinb bie &n-
binäle, menn aud^ nic^t auSbrudflid; genannt, {o
bod^ ftiHfd^meigenb mit einbegriffen), mirb Dec-
boten, unter maS immer für einem £itel meiere
ÜRetropoIitan* ober Satl^ebrolflrd^en ongune^mcn
ober gu bel^Iten, com valde fein eit ille oen«
sendus, eui nnam eccleeiam beneyelfractooee
et cum animamm sibi oonunissamm salate
regere contigerit SDaS 8. Stapitü Derlongt, bo^
fir^Iid^e Seneftcien, befonberS fold^ mit cora
animarum, nur an märbige unb taugltd^ ^
fönen Derliel^en merben, meldte am Orte felbjl
moldnen unb ))erfönlid^ bie Seelforge auSäben
fönnen. 3u biefem S^oede mürben bie (Eonfüts*
tionen 9Ie£anber9 in. Don 1179: Qoia non*
nulli (o. 3, X De der. non reaid. lU, 4) unb
®regor8 X. Don 1274: Licet canon (c. 14 De
elect. et electi potesii in VI, I, 6) erneuert.
Se|tere forbert ald eigenfd^aften eineft $fonerS
gute Sitten, SBiffenfc^ft unb boS gurüdEgcIegte
25. SebenSja^r, Derpflic^tet il^ gur Sle|iben) an
ber Sßfanfird^e unb gum Smpfonge ber $nef!(>
meil^e innerhalb eines 3a^re8 nod^ Serleibung ber
$frünbe. StapM 4 Derbietet bie ^lurolüät ber
SeelforgS« uvb anberer incomi^atiblen Seneficien,
mäbrenb 5, 6 unb 7 genaue Unterfud^ung für etoa
gu SRed^t beftel^enbe Unionen unb, too not^menbig,
fofortige Sbl^ilfe burd^ bie Orbinariote anorbntt.
SBie RapM 7 für unirte, fo orbnet ffa))iteI8für
aUe mie immer e^emten fftrd^en ial^rni^ Sijita>
tion burd^ ben Sifc^of cxl StapiUl 9 menbet ^
Segen ben im ÜRittelalter meit Derbreiteten 9Ri|'
raud^, ba^ Saien Sidt^fimer innel^en, o(ne ie
eine {ird^Ii^eSBeil^e gu em))fangen. & tourbebe*
ftimmt, ba| feinem ein Suffd^ub aber 6 SRonote
gum Sm|>fang ber erforberlid^ SBeibe ert^It
merben bfirfe. SbpM 10 regelt bie aufifklhmg
ber Simifforien burd^ bie ffat>UeI aede Taoante.
3)ie in bamaliger 3eU gut S^eproDotion be8 (Senil
Diel beitragenben fogen. facoltates de promo-
yendo a quocunque mürben in Ihxpitel 11 toe«
f enüid^ eingef ^ranft. SBeitere SefHmmungen bc«
treffen bie Ispprobation Don yrdfentirten^ bieSs*
emtionen Don SBelt« tmb OrbimdgetfUid^ in
bfirgerlid^en Streitigfeiten lud» bie Sorge für bie
l^ofHtäler.
SBie bereits obenbemerft ifl, fam cS in benetn«
gelnen Sierfammlungen nid^ feiten gu me^ ober
2069
Xrient, (Soncil üon.
2070
nenioft emfics VuSefaumbetfelungen pifd^n
bm Suxialiften tmb tl^ degnenu Smer bei
l^gfim beicRtigen 3ttfammenp|e erfolgte in
bet SeneralcongiegaKon om 24. gfebruor 1547.
Sei Detfd^iebenen fünften beS Stefonnbecretcd
otrb gefagt, ba| bie Sifd^öfe ott S)eleaaten bed
a|)oftoHt<l^ SmfM l^onbeln foSten. hiergegen
oetioo^ ft4 bet Sifd^of Don Sfiefole, bet ft^ oe-
fd^mcrte, ba^ bie Sifc^öfe in bet eigenen 3)id€efe
haft ftembet Suctotitat ^beln f outen. S>o bet
Snbitot ber tiAt^fllid^en Slota, $igl^inu8, l^ietouf
fofott heftig ettoibette, anbete ^täloien aber fflr
ben 9if qof dbenfo entf d^ieben einttoten, mfite e8
fd^Iie|Iid^ jm ftrndid^em Zumult gefommen, toenn
rAäj/t bie Legaten burd^ ftlugl^ t)ermittelt unb
bie Serl^blung »ieber in tul^igete SBal^en ge-
todt ^tten (Theiner, Acta I, 452). — 9tad^bem
bie S>ectete il^te Ie|te älebaction etl^atten, nmtbe
am d.aRdq bieVtLSeffion in fiUid^etaBrife
abgegolten. Offidotor roat bet (ErjMfd^of Don
(forc^nt Sie $rebigt fiel ou8, tt^eit ber Sifd^of
t>on San SRorco, ber fie übernommen, »egen
t eiferfeit on bet @i^ung nid^t t^ilnel^men (bnnte.
)k S)eacte DetloS ber 9if(^of Don Salpe. 3)aS
bogmotifd^ 2)ectet fanb allgemeine SiDigung,
m^enb ^d^ gegen boS 9lef otmationSbectet mel^
^<^ Cin»enbungen erl^oben. SBon 70 anttefenben
iBätem matten 18 Derfd^bene 9uSfteSungen, tote
fie fold^ f^on tDSIjirenb ber SorDerl^anblungen
Dorgebtod^t Rotten : namentlid^ galt bie O))))ofition
ber Segeid^ung ber SBifd^öfe aä Delegaten beS
^eiligen €tu^Ied. «IS Xermin fflr bie näd^fie
€ef{!on mürbe ber 21. ^Iptä feftgefe|t
9lit ber VIL @effion mar bie Spnobe an einem
emfien SDknbepmilte angef ommen. SS folgten nur
nod9 brei SongregationSfi^ungen am 7. , 8. unb
9. Wxi mit unbebeutenben 9eixit|ungen über bie
Sud^arifKe, toomit bie S^nobe bereits am 8. gfe-
bruor begonnen l^tte (Theiner, Acta I, 406.
466). 9m @d^Iuffe ber Verätzungen beS 9. aRörg
brad^te bei SRonte bie Sierlegungfifrage in An-
regung. IBeranlaffung l^iergu fou eine in Zrient
aiägebrod^e Ihnmf^eit, baS $etefd^fieber, ge«
mefen fein, ^ierflber finb bie Sendete einonber
bired ttiberf))red^enb, fo ba^ bie SSal^tl^eit nid^t
letd^ mitb betauSjufinben fein. Sa, mie bemerft,
f^on löngft bie 9bftd^t ber Sertagung beftanb,
biefe %bfi$t aber burd^ bie Dielfad^ red^t erregten
Serl^anblungen Dor ber vn. Seffton nod^ Der-
Sdrlt merben mu^e, fo mirb )u fagen fein, ba|
en Segaten bie (Selegenl^eit iiberauS gfinftig lam
unb bie Z^od^en il^ttrfeits fomit gemig nid^t Der-
Oeinert, f onbem der oergröpert mürben. An fid^
mar jmeifelSo^e hin periculmn in mors oor«
^nben, f o ba| eine genauere Unterfud^ung unb ein
ftbmarten ber |)fit»ftlid(|en (Entf^eibung, mte 5ßa-
d^ Derkmgte, fid^ ted^t mol^I möglid^ gemefen
mfire. 9[Iein bie Segaten ffird^teten offenbar einen
a^Iid^n 9tuSgang ber Qa^ mie bei ber @(bärtHn-
(Befo^r (f. ob.) unb moDten be|]^Ib bie (gelegen-
l^t rofd^ benu|m. S>aju lom, ba| fie ber 3u«
fHmmung bed $a)){ie8 \ifyx fein tonnten, ba bie
Spannung Amifd^en i^m unb bem ftaifer mieber
acut gemoroen mar. fiej^rer ^tte aegen ge-
troffenes ablommen f ortmal^renb mit ben $n)-
teftanten Derl^anbeß, felbfi unter ^ereimie^ung
nligiöfer Sftagen, o^ne bem ißapjte irgenomeld^
aRitbeÖeiligung }U ermöglid^en. ^ierbutd^ fübtte
|id^ biefer mit Uced^ fd^mer gefr&idt unb begann
feine Unterftutong surfid^ugtel^en, morüber mie-
berum ber Äaifer fel^ aufgebrad^t mürbe unb feinem
UnmiOen oft in red^t bitteren 9eu^erungen Suft
mad^te. Sucdlebemmarennod^gfamilienangelegen-
l^eiten beS ^apfleS megen beS ^ei^ogS oon $arma
unb fßiacensa, fomie Sßad^inationen granbeid^
Sefommen, fo ba| bie ffluft gmifd^ ißapft unb
falfer ftd^ immer mel^r ermeiterte. Sei fold^er
Sad^Iage brad^ten bie fiegaten bie SSerlegungS-'
frage in ber Vm. Seffion am 11. aKörj
1547 nad^ giemlid^ enegten SSer^nblungtn }ur
SLbfHmmung. Son 56 anmefenben Sätem ftimm-
ten 88 unbebingt für bie SSerlegimg, 14 ba-
gegen, 2 bebingungSmeife ffir Verlegung unb
2 mit non liquet. hierauf liefen bie fiegaten
bie papftlid^e SoIIma^tdbuue oom 22. gfebruar
1545 (f. 0. 2046) oerlefen unb Oerlegten traft
berfelben bie S^nobe nad^ Sologna, mo am
21. 9)ml 1547 bie nöd^fte Seffion gefeiert mer-
ben f oOte (über bie XranSIation ogl Srtfd^ar [f. u.]
1, 179 ff.; Vermeulen, S)ie Verlegung bed SoncilS
Don Xrient, StegenSb. 1890). 9m folgenben Xage
oerlie^en bie fiegaten Xrient, um nad^ Vologna
u reifen ; bie IDlel^qal^l ber Vater folgte il^nen,
ie taifetlid^ (Sefmnten bagegen blieben jutüdt.
So mat baS glfldKid^ begonnene Stef otmationSmetI
f dornet bebtol^t, unb fiatt (Einigung brol^te Sd^iSma.
SDie ^Öffnung, meldte bet franjöfifd^e Votfd^oftet
auf btefe Verfogung fe^e: ba^ fie bie (Entjmeiung
gmifd^en %a|)ft unb ßatf er beftenS bef öä)em merbe,
fd^ien leioer nur )U febr bered^tigt. S)er !ßa)){l
}eigte ftd^ anfönglid^ burd^ bie Xl^atfad^e un*
angenel^m übenafd^t, befd^lo^ aber, bem Vor»
fd^lage SRorone'S folgenb, bie Verlegung anju-
erfennen. Suf ®runb eineS (EonfiftortumS Dom
28. 9Rär) fanctiomrte er bur(^ VreDe Dom
29. fOlöxi bie Verlegung in aller Of^rm. 2)et
itaifer bagegen, ber fd^on om 16. Sllär) in Ulm
Don ben Vorgöngen in Xrient ihinbe erbalten,
geigte fid^ l^ierüber überaus ungebalten. Sofort
faiü>te er ben in Xrient gurüdtgebliebenen Zu-
taten feine DoQe 91nerfennung imb Aufmunterung
gur 9uSbauer, menn er oxiäf Don aSen irgenbmie
fd^iSmatifd^ erfd^einenben £)anblungen abmal^.
3n Stom aber lie| er burq bie (S^efanbten SRen-
boga unb VargaS feine tiefge^enbe Verfümmung
mie aud^ feinen feften (Entfd^luB fambgeben, an
ber gfortfe^ung beS SoncilS in Xrient luiter ollen
Umftönben f eßgul^atten. 3)em))ä)iftli(l^en9luntiuS
Verollo gegenüber namentlid^ f)irad^ er feine (Em-
))finbungeninfogemef[eneraBeifeau8,ba|ber$ap{l
Don biefet Verfümmung beS ffaiferS Sd^limmeS
beffird^tete unb möglid^fi einjuknten fud^ (SSbe-
s
2071
3iitent, (Eoncil Don.
S0?2
flotm nun ein lonQioitngtS, bei^ii^ttil^HQmSiii^
t^ilneife aiu^ unußrotgeS ^in- unb ^ttonfyof
bcin, nobuTd^ bit X^Kgfeit btS goncilS junS^fi
für Ifingtie 3"t tiinge^Iten mürbe, Me fic ^^lUi-
li^ gang in'S ©todcn [am. S]er ffoi|R f afl in ber
SJnltouns bt« (EoncUS eine @ef(^|ibung, tneim
nii^t SSeieittlunfl feine« SedtnamerftS, oct Sßet-
fO^ung unb ÜBicbeigeninnung ber Sßroteftantcn,
oerm Settoitnu^ung ei infame befi glüdlit^m
99crlau^be3@4mo:Kalbi{^ffneaeena^^[)ffen
binftt. S)ti $a))ft unb bie firgaten eiMidtcn in
bei ERudle^r mit Xrtml etnc Sc^äbtgung htS
p&^\ÜUi)m mte beS conctliartn Slnft^cnS. Um aul
biefem 3)Üemma ^nouljuTommen, oetfud&te man
flllc mfigliditn 9Stge, o^ne bafi fii!^ einer gangbai
geigen toollte. S]inää)\i glaubtt man bte in Xdtnt
gutüitgcbiietienen iOälei gütlich Ibeftimmen ju
Unnen, bol fie nad^ SSoIogna gingen obei mit bcn
bottigen $iälaten an eintm brittni Orte jufam'
mentämen, um balelbft SBeiteie^ gu bcfc^liegen ;
nuin uollte bie Sqnobe fnSfcnbircn , fc^lie^,
au4 no^ 9iom oerlegcn ober ntnigftmS btibei-
Mti Sltfiutirte bat|in berufen, um bun^ fie bie
nefotm berat^en obec lehteie in 2)eut{d|Ianb o^ne
Concil buti^ püpfilir^ Segaten ober Sluntitn er-
lebtgtn gu laljen. UtbnaU jeigten fi^ iebod^ un-
übtnoit&baTe ©ti^mimeteiten, |o bog bte 3ict-
tegung ^ä) balb genug a[§ übereilte Xi^ai eitoieB,
b^ fc^mitrige i^olgen nit^t aUfeitig genug
Übeibad^t morben maren. Sarbind Sfoubtalo
foUte beim ffaifer oeifö^nenb unb begütigenb
tntrfen, berid^lete itboc^ fialb mä) Som, bofe biejer
Mn ber gorberung ber SHürflt^r nfld^ Srienl niqt
(Ajubringen |ei SnbeTcr|eite bemirfte Wniboyn'i
fefiefi Suftirten tn Stotn, ba| Don bort nai^ Bo-
logna bei Sefe^l »ging, DDn ©eiten be3 Sonciie
{eben ouctontattMn Siel ju unterlagen, um ben
ergümten Poifer nid^t auf ä ^cugerfte gu reigen.
S)ie ^ietburi^ neranlagte Unt^tigtcit bei ©qnobe
in bei Steforniioc^e führte gu erneuten Süetfu^en,
biefelbe einfcitig auf KeidiStagen gu regeln. So
bun ti auf bem am 1. @etitember 1547 guSugS-
tnirg eiäffncten Siei^tage mteba gu 91etigion9-
oer^nblungen, bie fd^Iie^ld^ gum fogen. SlugS-
bu^er Sfnterim fü^en (bublicirt am SO. Sunt
1648). SHefe etnfeitigen EHeligianSticr^nblungen
urie bte ßnnorbung beS ^rgogS ifomefe i>on
^iacengQ'^rma (10. Scbtembei 1547) 6rai!^ten
bie entfientbung von ^ap^ unb Sai|er fafl bis
gut (Sibitlcrung , toobei fiQnjQfif^e ^ntriguen
Dtebfium in leb^fter 3:bätigleit maien, um ben
^ofip in bit franififtfi^ 3nterefjen gu gieben.
S)ie DoDftanbigt Sntläufc^ung , ntclt^e infolge
beffen bit nleloerlfndienbeSegalionbeS&nbinaß
9)labiugj »DU Stient naä) ütom (ißDöembet unb
ffiecember 1547) bem Patfer Qtbraäit, fülirte ju
einem feieiltd^en ^latefte, ben ber Paijer gu !B0'
logno unb in Stom übeneid^n lieft (äinuor
1548). ®ie golge ^ierOon mar eine t^atfädilicire I
@u9ptn|ion bc4 Sonciie, bie f^äter aui^ formdl
aidgefpto^en »urbe. 3n Stom ^atte anmilUg bei
a^oifi^Iag, bie beutf^ Sngelegtnteitm p^ne
Concil bur4 Staaten beitinigen gu lufjn, loi
mri^ €i)m)ia^|u gefunben, mtbeRiftits mü^
bem jfaifti f oldde Segaten mit mSglii^ft umfflfjai-
ben t>ai>ftli4nt SocultiUtn für bie 3nlcra^>
^onblungen ülxrauS emänft^t feia. €o tut d
bcnn aucq naä) langen fBei^onblungen unb litd'
feitigem ^ntrigulren fnnyiSfifdferfeitt im ^ertfte
1548 gur Sborbnung fol^ 9iuiilicn mit ^
Ueife freilieg ftorf «tdaujulfrten Sfocultölen 6e>
tref^ beS ^riepercdliboteS, beS Soienfeii^, bet
ßnlilu^ening Don ftii^gut, bet ga^engeüitt
u. |. m. 3]ie bctteffenben ühmtien, m^o] f&tOm
Don J^no mit ben iBifi^äfen non gecentim unb
Eßerona, langten Slnfang 1 549 in 3)tutfi^Imiti an ;
alletn bei ßrfolg i^er Se^ition entfpiai^ totil
nt<^t ben ge^egtöi Hoffnungen. 3ubnn tmubea
bie l£iinciI3lKrtianbmnBtn bun^ bit Viaceng»
0rage in einer Beife Demridelt, bab bei einjtgt
9ueneg bie Vupfung bei €l)nobt gu fein |4in,
bie benn ontQ oei Sßof^ lurg DOi ftintn Sjbt
(geft. 10. ÜioBeraber 1649) beaefirte. Ue^ntf
nuren bie ESäter in Sologna SnfongS tcinel'
toegS unl^g gelsefen. Slomentlii^ Döi6mib M
^c^ttS 1547 Doitn fono^I tion ben Uieologi
minores toie aui^ Don ben theologi et cuo-
niatae prselati fomie in ©cntralcongngolionen
ga^lreiqe Seratgungcn geilten too^itn. gj
raoten bit Bxiltrtn ÜRotttien fl&tr bit &aciaiiitntt
ei bttreffenbtn Sunontl
gl t norben, fo über bte
fy i|t, bit (etitt Oelung,
% tnfo Hur üb« bit et^
\i ib eingeriffentn SRi|-
bi »it Stefen unb SBii-
tt Slbldfi, Sommimion
81 :|fe , clanbtfünt iSS)m.
ö| cn u. Q. (BaTnaid wJ
a, nt Siti^t Don Statten
^te bie letitt Kebaction trotten unb lag gui
^ubiication bereit, aDtin auS btn eben angefüllten
@rünbcn (onnte bie S^nobt feinm auctoiitatiDtn
31d Donietimen. @o louibe am 21. 9|)ril 1547
unter btn ilblii^en Setimonien bit IX. € e f f i n d
gebalttn, aber mii ein ^rorogotionSbecret ^mbli-
cirl. 3)a8giämIi(^eflef^6'nberX.etffiDnam
2. 3uni, unb am 14. ®e)kembcr erfolgte in tinei
©eneialcongiegation eine ^oiogation auf nn*
be^mmte 3tit infolge ber faifeilii^ $TOtcjla'
tion Derfügte bei ^fap^ am 3. gebruai 154S eine
inteiimißifdie Su8)>enfion bn Sqnobt, fo ba^
bie condlioreSi^&tigttitDollftftnbigauf^itttt. Sob-
licEl am 14. eefitembti 1549 etfolgtt bit foimdlt
Suflöfung befl goncUS, bit btl Wontt am 1 7. €e|>*
tember ben SSlem funbgob. S^^ «poien in iBo*
logna no4 8 ßt^if^^ft, ß9 »if4Bft, 2 »cbtt,
6 Ort>enSgtntraIe unb 85 3>Dlogen onsitfenb
(SStrmtultn, 2)a8 19. aUgtmtint eoncil in Si^
bgna, iRtgenSburg 1892).
3ntitt $tiiobe vntei $a|fi 3b>
liuS m. Unter btn obtnoltenbeR Strptnilfn
2073
Xttent^ Soncil Doa
2074
mar bie Ba^ riacS ^fleS fiBerouS f d^SDicrig.
Vtit biefcm IBctDit^em traten bie eoxbiiuUe am
29. 9l0Dembcr 1549 in"« (Eondox^e, baS fte erfi
iui4 Umflu^ Don fa{i 8 3Ronaten nriebcr oet*
loffoi folllcn. SHe 9attt)tfraee uxir felbftoerfiänb-
li^ hdA SoncQ, unb bie eari)in&Ie ^tten audd in
einer 9Ba^((0)ittukition bie alSbalbige Sortfe|imQ
bcfifdben oerf pn>d^ SRit 9iudftd^t |ierauf mugte
not Ukm ber erfh ^röpbtnt beS (EoncilS, bei
SRonte, in S^se (ommen. Seiner SBal^l loiber«
fc]^ f4 0^ ^(0^ ^ Ser^enS in ber Ser«
legungSfrage Me foi^Ii^ $artei gan^ entfd^ieben.
^Iie|Ii4 fiel bie SBol^I bod^ auf feine ferfon.
2>trrd^ Serelnigunft ber gfronjof en unter gfül^nme
beft Corbinald t)on ®uife mit ber Sortei gfamefe
umrbe eine Stoeibrittelmel^l^ Qef (gaffen, ber ftd^
f^ttelKc^ aud^ bie ffaiferlid^ anfd^loffen, fo ba^
om 7. gebruar 1550 «benbd 10 U^ bie 9Ba^I
enblid^ )>erfect mar. S>el 9Jlonte nannte ftd^ 3u-
liuS m. S>er neue $at>|l fu(^te twr ^IDem gute
Sc^ie^gen ^um ftaifer l^er^uftellen, bem er fd^on
unter bem 9. gfebruar in ben Derbtnblic^ften gfor«
Uten feine Qr^ebung onjeigte. SBie $etrud Don
Zolebo am loiferlii!^, f o fottte 9bt SRoffetto am
franjöftf d^en pü\t beS neuen ^fteS guten Wätn
funbgeben, oUeS )u tl^, toaS Stul^ unb trieben
ber e^rtften^eit bef5rbem tiynnte. 3>er ffatfer,
»eld^er am 28. gf^bruar in gleidd Derbtnblid^er
SBeife antmortcte, brad^te atöbalb bie (EoncilS*
froge in Anregung, vorüber namentlid^ SRenboga
mit bem ^ßapfte oer^onbelte. Se^erer geigte ftd^
ben 3Bänf (^en bed ff aif erd geneigt unb befteüte eine
Kongregation Don fieben &nbinälen ; biefe fprad^
fi^ am 23. 9pül fQr gfortfetung beS (Soncild in
Xrient auS. 918 pap\il\äitt Segat foQte $tg]^inuS
)um ftaifer gelten, um bie Dori^nbenen Sd^aie«
rigleiten gu befeitigen; legerer l^atte feinerfeitS
oldbatb einen Seid^tag nad^ 9ug8burg berufen,
xoü bie SondlSfrage oerl^onbelt merben foQte.
9{un begann ^einrid^ n. Don gtontreid^, ber tt)ür«
bige (£rbe ber Denoerflid^en Ißraftifen feines Skiterd
gfrona ^ iV^' 81. üRdr) 1547) , bie bemäl^rten
3ntriguen »ieber fomol^I am ))äi)filid^en f)ofe mie
in 2)eutfd^tanb. ^ig^inuS reidte auf ben am
26. 3uli eröffneten Steid^tag, um bem ffaifer bie
notl^toenbigen Sebingungen für SBiebereröffnung
beS Soncild in Zrient mitgutbeilen. €oId^e nxiren :
bie Zl^etlnal^me gf^anfreid^, bomit bie S^nobe
nid^t gu einem (logen 92ationaIconciI ^erabfinfe.
SDtit Sfldftd^t ^erouf follen auf bem SondT nur
bogmoKfd^ unb biddpHnäre gfrogen )ur &pxaä^
fommen, aber teine fold^en, bie fiaatltc^e SBer^dlt*
niffe betreffen. Um Sergögerungen unb frud^tlofe
Ser^blungen gu Derbinbem, foDe ber ftoifer
auf bem Slei^^ge bie ^otefianten gum Sr-
f^einen nie gur Untenoerjung unter bä Sondl
Deranlaffen. 2)ie bereite getro|[enen bogmatifc^en
Seftimmungen bleiben ou|er Serot^ung, unb
enbltd^ bfirfe bie Suctorttftt bcS l^igen @tu]^Ied
nid^t Derle|t »erben (Laemmer, Malet [f. u.],
156). 3m SOgemetnen geigten fi(^ bie Xeid^
fiänbe miOf&btig, bad Sefkeben beS ffaiferS gu
unterfing, „bamit angeregt allgemein frei d^rift«
lid^ unb orbentlid^ oondlium fein fjbberlid^en
fortgang unb conttnuation gewinne", ffurfütft
9Kori^ Don @ad^jen Dagegen b^tte feine SSeDoU»
m&d^tigten betrefj^ be§ (SonrilS ba^in inftruirt,
ba^ ben $roteftanten freied (Seleit ertl^ilt »erben
muffe, bie SSerbanblungen „nad^ göttlid^er ®e«
fd^ft'' Dorgenommen »erben, ber Ißapft, att
Ißartei, ni<$t pröfibiren burfe, unb bie bereits
befinirten Srtifel nod^malS gur 93erbanblung fom«
men folten. S)er Steid^dtag fügte ftd^ g»ar in
feiner Sntfd^eibung ben äBünfd(^en bed ffaiferd,
aflein 9Rori^ Don Sod^fen legte $roteft bagegen
ein, unb Don granlreid^, baS au^ in ber $ia"
cenga-Sfrage gegen ftarl intriguirte, unterfiü^t. Der«
übte er el^rlofen Serrat^ on ffaifer unb SReid^.
^ierburd^ »urben aEe t^offnungen bed ffoiferS
Dereitelt unb bie taum begonnene Xb^tigfeit beS
Sondfö ddbalb »ieber in'8 €toden gebrad^.
S)er $a))ft batte n&mlid^ unter bem 14. !RoDember
1550 bie änbtctionSbuQe erloffen, »onn er be«
fiimmte, bag baS ooncilium in eo, in quo nunc
reperitury statu resumendum et proaequen"
dum esse, in ipsa civitate Tridenti. 9111t ben
^uSbrüd en continuatio unb prosecutio »ar ber
ffaifer g»ar nid^t gufneben, fud^te jebod^ bafi
Soncil nad^ Gräften gu förbem, »dl^renb S^rant-
rdd^ ebenfo angeftrengt bemf elben entgegenarbeitete.
S)urd^ Sefd^i^ung ber gfamefe fud^te ed bem
$a|>fte in Italien Sertegenbeiten gu bereiten, burc^
Sufftad^elung ber ^roteftanten in S)eutfd^Ianb
bem ftaifer; enblid^ follte bur(!^ Surüd^Iten ber
frangöftfd^en $ra(aten unb Snbrobung eiued 92a-
tionakondlS bie ^bl^oltung ber Xrienter @qnobe
bired l^intertrieben »erben. Xro^ aUebem er«
nannte ber $a))ft unter bem 4. 9)lörg ben Sar*
binal SreScentiuS, ben (Srgbtfd^of $tgbinu8 Don
@i))onto unb ben Sifd^of SippomanuS oon SSerona
gu $rafibenten beS ßondlS ; gugleid^ Derfünbtgte
er am 26. 9l))nl einen 3ubelabla|. S)en bis«
l^erigen Secretär beS SoncilS, 9Raffareai, beftötigte
3uIiuS unter bem 15. Sl^ril in feinem Slmte unb
fanbte ibn gldd^ am folgenben Xage nad^ Znent,
»0 am 29. ^piü aud^ bie brei ^röftbenten ibren
fderlid^enSingug l^ielten. ®Idd^ amnöd^ftfolgenben
Sage »urbe bie erfte ®eneralcongregatton gebalten,
um bie erfte dffentlid^e @i^ung Dorgubereiten. ßS
»urbe befd^Ioffen, boS Sondl formell am folgen«
ben Sage gu eröffnen, bie nad^fte @i^ung aber
mit Stüdft^t auf bie S)eutfd^en unb na(| bem
SOßunfd^e beS jfaiferS erft am 1. @e))tember abgu«
balten. @o »urbe am 1. 9Rai 1551 unter
ben ubli(ben, oben angegebenen Serimonien bie
XI. @effion (bie erfte unter SuIiuSUI.) abge«
l^alten. Sie g»d gu publidrenben S)e€rete über
bie §ortf^ng ber @Qnobe unb 9(nfünbigung ber
folgenben @i|ung DerlaS ber Crgbifd^of Don @af«
fari. 9n»efenb »aren au|er ben 3 ^räfibenten
ber Sarbinal SRabrugg, 4 Srgbifd^öfe unb
10 Sifd^öfe. 2)er $a4)ft geigte ftd^ erfreut über
2075
Xrient, Sonett boiL
2076
ben SBieberbeginn bcS Soticiß unb forgte feiner«
fettd für jol^IreidEien SSefud^ bedjelben (3)5Umger,
SBeridgte 815). S)te etgentßd^en conciliaren SBe*
rot^ungen routitn jebod^ no(| nid^t aufgenom*
nten, ba man, ben SBünfd^ien bed ffaiferS ent«
flmd^enb, gunäd^ft auf bie Snhtnft ber beutfd^en
9ifd^5fe »Nirten n)oUte. meinbieSerl^anblungen
ber ^^roteftantifd^en Xl^eologen am ^ofe bed IFur-
ffirften 9Rori|, bie terfc^iebenUid^ entworfenen
änftructionen unb SRat^fd^fäge (S)ruffel, »riefe
unb bieten [f. u.] I, 658; nf, 628 ff.) »ann fo
geartet unb tl^eiltteif e ben pApftlid^en Sebingimgen
fo birect miberftreitenb, ba^ felbft ber t)ertrauenS-
feligfie 3[tenifer an eine crfolgreid^e 93efd^d(ung
befi Soncilft feitenS ber ^roteflanten foum glauben
(onnte. 2)a5U famen bie fortmol^ben 9Rinir-
arbeiten granlreid^S, baS nid^t nur bie $roteftanten
Seutfd^IanbS , fonbem fogar bie Xärfen gegen
^))j} unb itaifer aufreigte (SöDinger 828 f.).
Strohern erfd^ienen im Saufe beS Sommers immer
mel^r ^rölaten in Xrient ; gang befonbere greube
aber l^errfd^te auf bem Sondl ilber bie Slnfunft
ber Jhtrffirften oon SRainj unb Xrier am 29. 9(u-
guft. 9m 81. Sluguft mürbe eine ®eneraIcongre-
gation gej^alten, mobei gunöd^ft über ben 9tangft|
ber jhtrfürfien beratl^en mürbe. S)ie S^nobe er-
fannte i^nen einen (El^renfij^ gu. 9lad^ längerer
Sebatte mürbe bie nfi^jie @i{fung auf ben 11. Oc-
tober angefe^t. 2)ie beutfd^en $rälaten nament-
lid^ brangen j[e^ auf rafd^e Seratl^ung unb 9e-
enbigungbefi Sonetts (Theiner 1,488). @o mürbe
am 1. €e))tember bie XIL feierlid^e @i|ung
unter ben fiblid^en Serimonien gel^atten. ^^
Sbl^Itung beS ^od^amteS in ber Catl^ebraRird^e
DerlaS ber Secretdr beS Sonetts, ÜRaffareUi, 92a-
menS ber $röftbenten eine Srmabnung an bie
SSöter (Le Plat 1, 170) unb ber 6fficiator baS
SBertagungSbecrct. hierauf überreid^ten bie ®e-
Sanbten beS ffaiferS unb beS ftdnig^ gferbinanb
)er 6Qnobe i^re ÜRanbate. 9tS ber frangöftfd^e
SBotfd^after Sm^ot ein ©(^reiben feines ftdnigS
überreid^en mollte mit ber Ueberfd^rift: Patribus
conventns Tridentini, meigerten fid^ bie Segoten,
baS Sd^riftftüd oIS ntd^t an bie S^nobe gerid^tet
auAune^men. f)ierflber entftanb l^eftiger Streit,
fo ba^ fid^ bie Söter gur Sermeibung beS Serger-
niffeS gu meiterer Seratl^ung in bie Sacrifiei ^u-
rfidfgogen. C)ier mürbe bie Serlefung beS Sd^rtft-
PtfeS gugeftanben unter Sinlegung einer $ro*
teftation gegen etmaige ber €Qnobe abträgßd^e
Snterpretation beSfelben. 9nmefenb maren au^er
ben 8 Segaten ber Sarbinal 9Rabrugg, bie 2 ftur-
furften, 5 Srgbifd^öfe, 26 Sifd^fife unb 25 Xl^eo-
logen (Theiner I, 486).
®lei4 am folgenben Zage mürben gel^n irrige
€a(e über bie l^eilige Sud^riftie, mel^ auS ben
6d^riften ber fogen. Reformatoren, mie Sutl^r,
Sioingli, OecoIam))abiuS u. V., auSgegogen morben
moren, ber congregatio iheologorom minoniin
gur SBerotl^ung oorgelegt. 2)ief e Srtifel maren fd^on
Dor ber XranSlation gu Xrient unb bann gu So«
Iognaberatl^morben,anetnmanbefd|Io^tto|bfm,
aus k)erfd^enen (Brünben, bie Sec^bmgen
gang üon !Reuem gu beginnen. S)ie Songtegotion
beflanb aus 24 ber ^eroorrogenbften Xleobgm,
für bie (mä^ gleich ein modaa procedendi ie>
flimmt morben mar. Sie SemeiSgrünbe pro et
contra f oQten ber fettigen Sd^rift, ber a))o{ioIi{(^en
Xrabition, ben anerlannten SonciIien,ben 9r^-
mungen ber!ßSpfte, benSdterfd^riften, fotpie bem
SonfenS ber fat^olifd^en Jlird^e entnommen loet-
ben. 3)ie SRitglieber foHten fid^ mi^Ii#et fiüige
befleißen, aKe fiberfliiffigen unb unnu|en Sdrte«
rungen mie aud^ t^ermegene Seu^erungen Beijäte
taffen. Sei ben Ser^onUungen unb S6^*
mungen foQte eine gemijfe Orbnung eingel^Um
merben , f o ba| guerft bie oom Sapße abgeorb«
neten S^l^ologen (eS maren bie| bie 3efuiten 2ai*
neg unb 6aImeron), bann bie Dom Aaifergefanbtm
(unter biefen 9Re(d^ior SanuS), Igierouf bie SBcU«
geiftlid^en i^rem Stange nad^ unb gulelt ber S(>
guUircIeruS fömen. S)ieZ^eotogm begonnen i^
Betätigungen am 8. September ; biefelben bauet*
ten in aqt Songregationen bid gum 16. 6^>
tember. hierauf t>er]^nbelten bie SoncttSDotet in
9 @eneraIcongregationen t>om 21*^80. 6tt)>
tember aber biefelben ®egenfiönbe. Sie 10 St«
tifel litten folgenben Sn^alt: 1. 3n ber fetd^a-
rifüe fei S^riftuS nid^ mol^^ft mit Seib unb
Seele unb @oitMt gugegen, fonbem nur jigü>
lid^. 3n Setnff ber entgegenftel^ben 2Bq^^
verbreiteten fid^ bie Zl^eologen eingebenb vbtc
baS XrabitionSprincip. 2. e|rifiuS merbe in bet
Sud^ariftie gmar genoffen, aber nur apiritaaliter
burd^ ben dllauben, nid^i totdüä) sacramento-
Uter. Sem gegenüber betonten bie Xbcologm
ben mirflid^en facramentalen ®enu^ ; bod^ UHtten
mand^e fflr 9lu|erad^tla|fung biefeS SrtihlS, n^ril
er fddon im 1. entl^alten [et Str 8. 9ttiU ent>
bielt Sutl^erS £e(re oon ber 3m)xmation (f. b.
Sri) , bie namenttid^ in SReld^ior SanuS einen
fd^arfjinnigen 93etdm))fer fanb. 3id)effen ]^tte
biefer Sebenfen, ob gerabe transsubstantiatio
bie paffenbe Segeid^mmg fei fflr baS fnil^ete con-
▼ersio ober transmatatio. 4. Sie (^4<uxj&
biene blo^ gum ®änbennad^(a|. 5. Sie %tietung
Sl^flt in ber Sud^riftie f omie bie Ijitergu bienm-
ben gfefie unb ^roceffmnen feien abergl&ubifd^
9Ri6bräud^. 6. Sie Suc^oriftie fei nW im Za-
bemolel aufgubema^ren, fonbem f ofort gu gcnie|en,
unb eS fei niemanbem, om!^ bem ^riefier ni^t,
erlaubt, fid^ felbft bie Sommunion gu reid^
Snia^Hd^ ber aBibertegung biefeS VrtifelS toutbe
erörtert, ob bie Selbficommunion ber £aien ni(^
in casn necesaitatia m geftottm fei. 7. 3n brn
confecrirten ^ojiien unb f^oflientl^ttd^n, bie nai$
ber Kommunion gurü(fbleiben , fei S^tifK £eiB
nid^t gugegm; er fei unter ben ®eftaltennuc u»4«
renb beS SenuffcS, ni^ x>ox unb nii^t mS^ bem-
felben. 8. SS fei gottlid^ (BeBot, bem Sötte usb
oen ffinbem bie ](|ettige (Eommunfam aiib ntra^ue
gu fpenbm, nnb bie|emgm, mrU^e btejl nu^t
2077
Zrient^ Soncil Don.
2078
t(&tcn, ffinbigten. lieber bie ^fragen megen beS
Soimtdd^eS unb ber fthtbetcommunion tt)urbe fo«
iDo^I Don ben Z^Iogen toie Don ben Soncild-
Dfitem einge^nb Dedonbelt; nomentlid^ Solmeron
Derbtcilete ^ ounfi^rlid^ über ben Saienteld^
(Thainer 1,497). Serfd^tebene Stimmen äu|er»
ten {Id^ für ®c»fibrung bedfelbcn unter gemiffen
Sanmen, boil^ tourben Ulie^Iidb Beibe SrtUel nad^
Höriger (Sfai^olimg eines ))a))prid^ (Sutad^tend
mit Stfldftd^t auf bk ^oteftanten Dertagt. 9. Unter
Cbier iSefioIt fei nic^t fo Diel ent^oltm toie unter
betten, unb ber unter (Einer (Seftolt Sommuni-
drenbe erholte nid^t fo Diel oie berienige, ber unter
Mben (Beftolten communtcire. ßnblid^ 10. ber
Öbmbe QUetn fei genugenb olS Vorbereitung )um
CmDf onge ber Su^oriftie, bie Seid^t fei nid^t not^-
toetu^tg. (Ebenfo fei Die Ojhrcommunion nid^t
Deq>{Iid^tenb. md^bem olle biefe Srtilel eingel^enb
nnb oUfeitig berot^en unb befprod^en ttaren, fo-
IDO^I Don ben X^eologen toie Don ben $ralaten,
Mritt man )ur Sbfoffung ber bagegen perid^teten
Cononed. 3u biefem 3>Dedte tourbe eine eigene
Commiffton Don od^t ^[hrfiloten befteOt, toeld^e im
Sereine mit bem Segaten bie SanoneS abfaffen
folUen (Theiner I, 519 sq.). S)er erfte Cnttourf
lombe om 6. October ber (Seneralcongregation
3ur ^rfifung unb 99eurtbeilung Dorgelegt 92a(b
Derfd^iebenen 9teDtfionen mürben am 10. October
11 ganoneS gebiEigt 3n ber ßongregotion Dom
6. October batte ber 9if d^of Don SajteOamare an-
geregt es foQte, ber SBid^tigfeit beS ®egenf)anbe9
entfpred^enb, äbntid^ mie bei ber Sted^tfertigung
ben (Sanoned no$ eine doctrina Doraudgefd(fidtt
tt)erben. Sa i^n bi^nn mebrere $rölatm unter-
ten, mürbe eine fold^e doctrina abgefaßt unb
mebrfac^en 9}erbefferungen am 10. October in
8 ttapiithi befinitio feftgefe^. 9leben ben bog-
matif(^n mürben aud^ Sieformfragen Der^nbett.
S)er Kongregation bed 6. October mürben Der-
f^icbene fünfte, bie meiftenS fd^on in ber erfien
SoncilSperiobe gefammelt morben maren, )ur 99e«
ratbung Dorgele^. Sie betrafen b<nt))tföd^IU^
grö|ere Sid^erung für bie 9mt8befugniffe ber
IBif^öfe, ibre äuxiSbiction, (grfd^merung ibrer
Sttation nacb Stom, änftangengang ber ^pel-
lation, Sigenfd^ften ber gegen IBifd^dfe Dermenb-
baren 3^gen u. f. m. S^Iieglid^ mürben oOe
biefe Sunfte in 8 ffa|)iteln ^ufammengefa^t. 3n
ber^elben Kongregation mürbe bie bem franjöit-
\d^ ftfinige }u ertbetlenbe Sntmort Dorgelegt
motouf ber Segat mittbeilte, ba| bie beutfd^en
$rotefianten au] ber S^nobe erf^einen moOten ;
}u biefem 3mede erböten fie ficb freied ®eleit,
gütiges ®eb6r, günjügen Xermin unb Suffcbub
ber Ser^onblungen über oben genannte Srtilel 8
unb 9. Sie S)e)mtirten bitten für SemiOigung
bief er Sorberungen geftimmt namenUid^ fürSuf-
\dfüb ber betreten Serbanblungen bis gur
gritn&d^ften Seffion am 25. Sanuar 1552. S)iefe
nceffionen mutben aud^ Don ben ^ÜLitm ge-
billigt ~ 9tad^ biefen SorDerl^anblungen mürbe
am 11. October 1551 bie Xm. Seffion gefeiert.
Officiotor mar ber SBif(bof Don Sflaiorca, $re*
biger ber Sr)bifd^of Don SaRari (Le Plat 1, 174).
3unfid^ft mürbe unter großem SeifaO ber SSSter
bod ÜRonbat beS ffurf ürften Soad^im n. Don 9ran-
benburg Derlefen^ morauf eUier ber Sbgeorbneten,
(£brifto)ib Don ber Straffen, eine Stebe bielt »orin
bie Snerlennung unb unter{iä|ung beS SondlS
fomie mtfrid^ge 9)Htmirfung )ur görberung ber
Sieligion Derfprod^ mürbe CEtajnald ad ann.
1551, n. 41 sqq.). hierauf mürben bie 8 2)e-
crete unb 11 Sanoneö über bie Sud^ftie Der-
lefen, fomie baS Steformbecret ber salyua oon-
ductos für bie ißrotefianten, bie SSertogung ber
Srtifel über 2aien!eld^ unb JKnbercommunion
unb gute^t nod^ bie 9ntmort an ben Aönig Don
gfronfrei^. 3n le^terer f))rad^ bie S^nobe bie
^opung aus, ber ftönig merbe bie ^{lid^ten
eines d^riftlid^en ^errfd^erS in biefen gefabrooDen
3eiten erfennen unb im eigenen Snterepe bie Sad^e
ber ftird^e unb ber bebrobten Steligion b^b^
fleOen als ))erfönlid^e Skrjümmung unb ))riDate
9tngelegenbeit ($arma). 3n einbringlid^en unb
faft bemegten SBorten mari) ßeinrid^i ermabnt, bie
$rälaten feines Steid^eS ben fo notbmenbigen unb
mid^tigen iBeratbungen beS SoncilS nid^t lönger
fem )u balten ; bie 9if(b5fe felbft aber muri)en an-
gelegentlid^ gum Srf d^einen auf geforbert — freilid^
Dergeblid^ (Baynald ad a. 1551 , n. 84 aqq.).
S)ie f olgenbe Sikung mürbe auf ben 25. 92oDember
angefe|i Snmefenb maren bie 8 Ißräfibenten, ber
(Earbinal Don Xrient, bie 8 fhtrfürften Don ftdln,
aOtain) unb Xrier, 5 ergbifd^öfe, 84 Sifd^bfe,
8 Sebte, 5 OrbenSgenerale unb 48 Xb^Dlogen,
au|erbem bie Vertreter beS ffaiferS, gferbinanbS
unb beS fturfürften Don Sranbenburg. äBie an-
lä|lid^ ber SertagungSDerbanblungen obiger Dier
Slrtifel befd^loffen mürbe, legte ber Segat am
15. October bie ben SReformationSfd^riften ent«
nommenen irrigen Srtifel über SBu^e unb le^te
Oelung Dor, morüber gunäd^t eine eommifßon
Don 88 ber beroorragenbften 3:b^ologen beratben
foQte. & maren 12 SrtSel über bie 9u|e unb
4 über bie le^te Oelung, morin beiben ber Sacra-
mentSd^aralter birect beftritten unb abgefprod^en
mürbe (Theiner 1, 581). 3n ^Betreff ber @efd^ftS-
orbnung foHten bie Dor ber XIIL Si|ung an«
gefübrten ®runbfa|e gelten ; nur murbm bei ber
Kangorbnung ber Xbeologen nad^ ben Dom ffaifer
Derorbneten an britter Stelle bie Don ber Statt-
balterin ber 92ieberlanbe gefanbten, barunter bie
fßertreter ber UniDerfttät fidmen, iapptt, SRaDe-
fte^n, ^effelS u. %., eingeigt. Sie Seratbungen
ber Xb^ologen foOten am 20. October beginnen
unb id)en Xag gmeimal ftattftnben, 3JlorgenS Don
8—11 unb 92ad^mittagS Don 2—5 Ubr. So
mürben Dom 20. — 80. October 19 SBeratbungen
ber Xb^ologen abgebalten, mobei iebeSmol 2 — 8
gu SBort famen. 92ad^bem bie Zb^^^Dgen bie ein-
gelnen %xiM eingebenb burd^beratben, legte ber
Segat am 5. SloDember baS Stefultat ben ^öitm
2079
XxUni, Soncil Don.
2080
in einer Senerabongttgation bor unb meinte, bet
ttüc^t l^olbcr foDten fofort bei ber SBefpreddung
bie doctrina unb bie canones forniulirt koerben.
Sie aSäter be((^fo{fen iebod^, ba^ caxä) i^rerfeitfi
in eine 2)i8cujfton einjutretcn fei, unb f o begannen
om 6. 9fa)t)emoer bie ffiknerolcongregotionen, beren
bis gum 24. 9Iok>ember 14 gel^atten mürben. 3n
ber 10. (Seneralcongregation am 15. 9lot>ember
iDurben neun $rälaten aie 2)e))utirte mit ber 9lb-
foffung ber dootrina unb ber canones betraut
€<i^on in ben erfien @i|ungen loaren bie 9 Ha*
pük de poenltentia mit 15 canones, fon)ie
8 ftat>itel de esctrema anetione mit 4 canones
formulirt, nmrben aber noc^ im ©onjen burd^
9 Si^ungen ber 2)et}utirten unb 4 ©eneralcon«
gregationen biScutirt unb reoibirt, bis fie fd^Iie|-
fid^ bie Ie|te 9leba€tion erhielten. 2)ie ndmli($e
Deputation formuUrte am 21. 9looember 15 ffa-
fitel de reformaüone (Theiner I, 596), Xodä^t
Den fUSdttn alfibalb gur Segutad^tung gugefteUt
»urben. 3n ber Seneralcongregation oom 28. 9lo-
Dember loitrbe hierüber oer^anbelt, unb bomad^
»urbe baS Kef ormationSbecret mit einer Einleitung
unb 14 ttapMn feftgefteUt S)ie ^au))ttenben) beS
gangen SecreteS ge$t bal^in, bm SBifd^öfen bie
SrfüSung einer ü^er mid^tig^en ^füd^ten gu er«
leidstem : subditonun omnia vitia redarguere,
Oomel^mKd^ aber bafär gu forgen: ne derici,
praesertim ad animarum curam constitati,
oriminosi eint, neve inhonestam vitam ipsis
conniventibus ducant 2)a8 le^te jta))ttel be-
stimmt, ba^ bie näd^fle @i|ung am 25. Sanuar
1552 fein foUe, ttobei über DaS ^eilige 3Rtfy>p\tt
unb bie ^rieftermetl^e gel^anbelt unb bie Deforma-
tion f ortgef e|t merben f oQte. — 9lad^ frül^erer 93e-
ftimmung tourbe am 25. 9lot)ember bie XIY . f e i e r-
tid^e @effion gelten. Officiator mar ber
Sifd^of Don Orenfe , ^rebtger ber Sifd^of oon
@. iDtarco. Ütad^ ben belannten ßerimonien ber-
laS ber ßrgbifd^of oon Saffari bie Sel^rfopitel über
SBu^e unb Ie|te Oelung, ber Sifd^of bon Orenfe
bie betreffenben SanoneS unb baS SReformbecret,
»aS aUed einftimmige 9))t)robation erl^ielt. Sn-
loefenb toaren bie 8 $räftbenten, ber Sarbinal
Don Xrient, bie 8 geiftlid^en Jhtrfürflen, 6 Sq-
bifd^fe, 40 99ifd^dfe, 5 siebte, 1 ®eneral, 6 $ro-
curatoren unb 51 Sll^ologen, bogu bie (Sefanbten
befi ffaiferfi, bed rbmifd^en JtönigS unb beS Jhir-
fürften Don SBranbenburg. SBie oben angegeben
morben, foQten in ber tommenben @i^ung bie
Streitfragen aber SReffe unb ^riefienoeil^ ent-
fd^ieben merben. S)ementft)red^enb maren auS 9le-
formationSfd^riften bie bie^begüglid^en ^aupt-
trrtl^ümer auSgel^oben morbcn, unb gmar 10 9[r-
tifel, morin ber Opferd^arafter ber 9Re{fe befiritten
mar, fomie StituS unb Sultud berfelben Dermorfen
maren ; f obann 6 meitere Slrtif el, bie ben @acra-
ment8(|aralter ber ^rieftermeil^e fomie bie eingelnen
Stufen ber lird^Iid^en^ierard^ie unb biefefelbftlöug-
neten unb il^erfeitS nur ein ^rebigtamt mit 99e-
fteSung bitrd^ baS SoH ftatuirten (Theiner, Acta
1, 602). 3)ieie Vrtilel mürben am 3. l&ecanbcr gu-
näd^ft ben £b^oIogen gur Serotbung, (EtMmtng
unb SBegutad(|tung gugefteOt. Som 7.-29. S)e»
cember bielten bief elbm 29 9}erotbnngei^ unb gmor
meiftenft toglid^ gmei, morin bie eingelnen Cinnen-
bungen genau ge^irfift unb bie fM^Ii^tn Sc^
punfte auf ®runb ber anerbnnten SludorUäten
feftgefieflt mürben. 3)a8 SiefuUat biefer 9e-
ratbungen ber Zl^Iogen mürbe am 2. 3anuar
1552 ben <S4)ncil8Dätem Dorgelegt, bie Dom 7. bid
18. 3onuar 18 ©enetokongtegotionen l^ielten unb
am 14. äanuar eine Deputation Don 18 Sotem
befteUten gur Stebaction ber (EononeS unb bet Se^
fopitel über genannte @egenft&nbe. S>ie Z)etiu»
tation Derfa^te am 15., 16., 17. unb 19. 3anuar
4 Sebrra))itel nebft 18 iEanoneS über bofi 9te|-
o|)fer, fomie 8 8e^rla))itel unb 8 SononcS über
bie ^rieftermeibe (Le Plai IV, 886 sqq.), bie
ben Qteneralcongregationen Dom 18., 20* imb
21. Januar gu nod^maliger Seguto^tung tfof
gelegt mürben.
Sfflöbrenb bie @9nobe eifrig an ber Söfmig i^cer
Aufgabe arbeitete, litten ftä bie iii|eren iBer-
baltniffe aOmälig mieber red^t gefd^robenb gie«
ftaltet. Suf ber einen Seite fyxtk ber fhäf et un«
ermflbet auf Sefd^idfung beS (SoncUS Don Seiten
ber ^roteftanten l^ingeorbeitet ; ebenf o unenmibet
mar aber anä) f^nfreid^ in feinen 3ntriguen
gegen itaif er unb Soncil, unb fd^Iießfid^ trug leibcr
ber frangdftfd^e Jtönig ben Sieg boDon. 9teben
ben ©efanbten Don Sranbenbnrg maten ÜRttte
October aud^ f old^e bed ^ergogfi Don SBfirtcmberg
angefommen, unb am 21. 9toDember langte in
Orient Slribon a» 9}ertreter fflr bie Stobtt
Strasburg, Sinbau, 9iberad^,S6Iingen,9{aDend»
bürg unb Reutlingen an. Unter bem 12. October
1551 mal^e ber branbenburgifd^e (Sefanbte
Q^riflo))^ Don ber Straffen fturfOrft üßor^ Don
Sad^fen, feinerfeitS ®efanbte gu fd^iden unb nid^t
auf feinem Xro^ gu Derl^arren, .^biemetl fid^ aOe
nation fo gar freuntUd(f in aOer lib unb gebult
gegen bie proiestanies ergeigen'' (2)ruffet I,
783). SBirnid^ langten aud^ Don i^m ®efanbte
in Xrient an, aber erft, al§ er bereits feine Der-
rotbertfd^en Sbmad^ungen mit S^anfteid^ getroffen.
^fyc auftreten mar oud^ feinedmegi oertrauen-
ermed(enb. Sengftti^ Dermieben fie ein 3tf|<^>nen-
treffen mit ben ))ö(iftttd^ Segaten, um babur^
ia {eine ^(nerfennung beS ^opfieS au3gtd))red^m.
Sulerbem fieOten fie tb^Umeife unerffiSoore 9e*
bingungen, miemol^I ber $a|ifi mit S^ndfii^t auf
bie SQBi^tigfeit ber Sad^ feinen Segoten bie grd|t-
möglidde 9lad^giebig(eit unb ieglic^ (Entgegen-
fommen anempfabi, fomeit ni^t offenfid^tüd^ eine
Sd^igung Don 9ieIigion unb Rixi^ Dodiege.
SMe Sorbenmgen ber fdd^fifd^en Sefanbten maren
in fünf $unfte gufammengefa^ Sie Deilangten
1. mit degug auf ba8 Soiler (EonctI, boft ein
neuer, genauer f {xcificirter (SeleitSbrief ottSgeftdtt
merbe ; 2. ba| bie Serl^blungen über S)iffiaiRi9-
))un(te fomie bie SßuUicotion bet pr bie tom
2081
Zricnt, Concil bon.
2082
menbe Sikung tiotimiteten fbtiltf fett )ur Hn«
fünft bar f^on ouf bem SBege (efinblii^m |nro-
tePontif(^ X^ologen Dcrfd^oben ofirben; 3. ba|
Vit Sefc^Iüffe frübem 6i|uii9en, fotoett {ie Don
bcr Ao^tana otoid^, mieber aufgenommen,
uid) ba$ hierbei ou^ bie ))rotcfiantifdben Xb^o-
lo^ gehört ttürben ; 4. ba| olle ouf bem Con-
ril tbäigen Medialen unb Z^Iogen gemft^ ben
PonPanjer imb SBoSIet Seaeten oon il^rem bem
f^^ geleifieten Sib cntbunben koürben; ba|
bo^ 5. ber $app olle ouf bem Sondl be*
finblU^ Verfonen Don fid^ ouS i^ Sibed
enibinbe, bomit ein ttm^tK^ft freies Sondl ent-
ftAt, toel^ bei ber gefommien C^rifien^eit
DotteS Sertrouen ftnben I5nne (Le Plat IV,
464 sqq.). 9hn SBef enfitd^en glei(|tautenbe gfor-
berungen bitten oud^ bie »flrtembergifd^en ®e-
fonbten Dorgebrod^t (Le Plat lY, 460). Sie
lourtemBergifi^en oie bie fäd^fifd^ ®efanbten
b<itten {ugleid^ auäf }e eine ))roteftaniif<l^e con-
feuio }u fiberreu^en, iene Don Srens (Le Plat
IV, 421 sqq.), biefe Don SReland^tbon (Le Plat
rv, 470) Derfoli ^loäf pSipfaiä^ %nmeifung
ie^onbelie bie @9nobe oOe biefe flngelegenl^iten
mit mdgli^fiet 9hi^ unb SuDorlommenbeit, um
il^rerfeitö fotoett immer möglid^ bie gfriebenfi-
belhebungen }u ßrbem. Slod^bem fie ^ gegen
mbglii!^ ))rSj[ubtärIi(be unb il^tem Vnfel^ ab-
tröglicbe Folgerungen in einer f eierlid^ Srflfirung
Denoa^rt (Le Plat IV, 407), mürben bie @e-
foid^ten in ber (SeneroIcongRgotion beS 24. 3a-
nuat 1552 empfangen. S)ie mürtembergifd^n
^fonbten entleoigten fid^ il^refi Stu^gS in ber
Sormittag§ft)ptng , bie fS^fif^en 9lad^mittag8.
Seiben anttoortete bie @Qnobe in aler ftärje, fie
merbe MeS in reiflid^e Srmögung giel^ (Thei-
ner 1, 648). 3n berfelben @i|ung tourbe aber bie
XagS )uDor Derl^onbelte Sngelegenl^ be8 ffir
SRagbeburg unb ^alberftabt ertoäl^Iten €obncS
b€8 ffurfurflen Joad^im Don Sronbenburg be»
{d^Ioff en, bie erbetene 2)iS|)enS unter gemiffen Sau*
telen bem ^fie m em)>f eitlen (Theiner 1, 647).
Sbenfo mar bie S^nobe ben (Befud^en ber |)ro-
tefiantifd^en ®efanbten i^unnd^ft entgegengrfom*
men : ber Derlongte (Seleitdbrief foHte ouSgefiellt
•itnb bie $ubIication ber betreffenben S)ecrete auf
bie folgenbe Si^gDerfd^oben merben. S)iefelbe
toutbe auf ben 19. atärj ongefelt. Um bie Seit
über ni^t nu|Io9 )u Derbringen, foOten ingmif^en
bie SBeratl^ungen fiber bie S^e aufgenommen mer«
ben. — ©0 »urben auf ber XV. ©ijung am
25. Sonuar 1552 nad^ ben äblid^en Serimonien
nur bofl 93ertagungSbecret unb ber ben $ro-
ieflanten ertbeilte neue ©ebitsbrief Derlefen; bie
@9nobe Derfd^ob bie oben genannten Seaete auf
bie bmmenbe Si^ung, um bis bal^in bie Stn«
fünft ber $roteftanten }u enoarten, ba fie nid^tS
me^r Xo&xi\d^t, quam ex praestantissima na*
üone Germanica omnea de religione dis-
eensiones et aohiamata tollere, ac ejus quieti,
päd otioqne oonsolere. Snmefenb toaren bie
IHn^cnlexiloti. XL & «uff.
8 ))fi)>fllid^en Segoten, ber Sorbinol Don Xrient,
bie 3 geißHd^en ihtrfürften, 7 erjbifd^öfe,
54 8if(^öfe, 51 Z^eologen, bie (Sefanbten beS
ffaiferd, be« ftönigS gferbinanb, beS ffurffirßen
Don IBronbenburg mib einige proteftantifd^e Sino-
logen. SBö^enb bie Sqnobe in gfriebenfiboff*
nungen ben gforberungen beS ffurfurflen 9Jtor^
Don Sad^fen tl^unlic^fi entgegengufommen fud^te,
batte biefer bereits ben fd^mfil^Iid^ßen Serrat^ an
ftoifer unb Steid^ begangen, ber bie SBeitertogung
beS Sondtt unmdglid^ mad^te. 9m 15. äonuar
1552 botten bie Denoerflii^en ^altUen il^ren
9bf d^Iug gefunben burd^ ben SBertrag }u Cl^m«
borb, mobi ben fd^mObfid^ften , ben ie beutf(^
Surften obgef (^loffen. Salb liefen beunrul^iaenbe
ihiegSgeru^te in Srient ein, bie immer beoenl"
lid^ lauteten, fo ba| oEmSIig bie beutf d^ $r8^
loten, fo Dor SQem bie fhirffirflen Don Zrier
(16. Sfebruar), SRainA unb ftMn (11. aRftrg), bie
@Qnobe Derlie|en uiw in i^re Sibcefen jurüd-
eilten. @o nmrbe bie concQiare Xl^atigfeit immer
fd^mieriger, bis fie fd^Iie^tid^ gan^ aufhörte. 9m
5. ÜRftra maren nod^ bie ©efanbten beS ffdnigS
Don ^ortugal angefommen, moburd^ auf bem
Soncil fofort eine neue Sd^mierigfeit entjianb:
ber atong^reit )mifd^en biefen unb ben Oratoren
beS ftönigS gferbinanb. 2)ie Segaten erlebigten
benfelben )unä(!^{} ))roDiforifd^ in einer (Seneral-
congregation Dom 19. SDlör^, mo jugleid^ oud^ bie
XVI. @i|ung megen ber ftriegSunru^n auf ben
1. SRai Dertagt mürbe. S)iefer Serfammlung
mol^nten au|er ben 3 ))ä))ftlid^en Segaten noq
7 e^bifd^dfe, 52 »ifd^öfe, 3 Sebte unb 3 Or»
benSgenerale an. Unterbeffen tooren bie gf^inb«
feligbiten Don Seiten ber Serfd^mörer unb i^
SBunbeSgenoffen bereits begonnen morben. 9m
19. SRär} {ianben {ie Dor gfronffurt, unb am
5. 9))ril mar fd^on 9ugSburg in ibren ^dnben.
itaif er Stoxl, ber fi^ nad^ ^nnSbrud begeben l^e,
um bem Sondl näb^ju fein unb feinen SieblingS«
munfd^, bie religio je (Einigung Seutfd^UmbS, mel^r
Eörbem )u lönnen, fd^enlte oOen SBomungen,
At \fyax über bie l^od^Derrätberifd^en Umtriebe ju-
gingen, leinen ®(atdkn. 92amentli(b lonnte unb
moute er burd^auS nid^t cai ben Serratia beS ftur^
fürjten SRoril glauben, fonbem meinte, „bog mir,
mo nod^ einige menfd^Iid^ Xreu unb (Sfouben
auf Srben, unS biOig onberS nid^tS benn oDeS
(Bel^orfamS unb alles ®uten ju il^m Derfel^
foEen, unb mo ie il^re Siebben etmaS SnbereS im
(Semfltl^ unb ^ergen l^Stte, €oId^eS bei beutfd^en
gfürllen niemals mdre gel^ört morben". S)aS Un-
glaublid^e mar aber bo$ gefd^el^, unb fo mu|te
ber itaifer am 19. SRai bei 9}ad^t unb 9lebel miS
ännSbrud! fliel^en, um nid^t feinen Derrfttberifd^en
gfflrften in bie ^önbe au fallen. 9lori| botte il^
burd^ feine fortmol^nben SSerfid^erungen unDer*
brfid^Iid^erXreue infalfd^e€id^erl^tgemiegt, mie
er oud^ feinen Slätl^ gu Xrient nod^ 9nfang
gfebruar bie 9nmei{ung fanbte, barauf l^ingu-
arbeiten, ba^ ben ))roteftontifd^en X^eologen, bmn
66
2085
Xtient, (Eoncil Doit
308«
Buun et remmiblioBiii cfaristiaiiaoi irrepsenint
(Sufcl, 3ur ^W b. eonc k>. Zrient 1 2). &ttDä^Ü
ttttrbe am 26. SÖtcmbn bet Sorbinol Sol^anned
«ngelus SRebid aus SDlailonb old $iu0 IV. (3:^.
aRüQet, S)aS (EoncIoDe $iur IV. 1559^ ®i>l^
1889), bcr atu^ fofart an (^üaung obiger 3u-
fagr ging. @4on am 31. Scambtr ettannte
er in feier(i(^em Confifiorium gferbinanb L als
rdmifd^n ffatfcr an unb erdärte beffen (Sefanbten
leinen feften ffiiOen }ur Sb^hmg bed Concild
(@idcl a. 0. 0. 22). (Steige @efinnung behmbete
ein Sd^riftfUM üom 12. 9anuar 1560, »orin
ber $a|ift bie ConcIoDeconDention erneuerte unb
feiernd^ befd^ioor (Le PUt IV, 613), fourie bie
X^a^e, ba| er fd^on am 15. Januar eine
Sp\üa^ Kef ormcommif fion Don fünf Sarbinölen
ieSte. 9ud^ bie Derfd^iebenen ®efani>ten mußten
mA Korn )U berid^ten, ber $a))ft tooUt in Saiden
beS Condä emftlid^ »orgeben, »änfc^ aber, ba|
{14 bie fot^oltfd^en ^^d^er, \>ox WLtm ber
Attifer imb bie ftönige Don gftonlreid^ unb @pa^
pkn, gubor barüber einigten. @erobe lej^tered aber
Derurfod^e gr5|ere @(^mierigfeiten, alS ber !ßa))ft
anfttnglid^ too^I nl^e. SQBo^I ^tten 9ranlreid{) unb
@)xmien beim ^ebendf(^Iu| }u ^4teau-6]am-
brefiS (^rU 1559) einen Srtifel betreffs bed afi-
goneinen SoncUS aufgenommen, unb anfängtid^
mürbe bie Obftdbt bed $a))f|ed aud^ oKgemein mit
ftreuben begrübt. Sobolb bie @ad^ aber greifbare
(beftatt onnel^men foDte, zeigten ftd^ bie oerfd^ieben-
ftm (lolittfd^en Veredlungen. 2)ie l^att))tfä(^Iid^fie
Sd^mterigf eit btlbeten bie Sftage nad^ 9Ieuberufung
ober godlfe^ung bed bisherigen Soncitt unb in
3ufammen]^ang hiermit bieSBeftimmungbeSOrteS,
bie luctoritttt ber bisherigen SBefd^Ifine unb bie
IBe^nblung ber $roteftanten. Sie oerfd^iebenen
änfid^ten unb Sorfd^Iöge laffen ^ nad^ smei
9Kd^tungen claffificiren, mooon eine oom $apft
unb t>on Spanvoi, bie anbere Dom ftaifer unb oon
Sfrontreid^ vertreten mürbe. Se^tere moOten mit
Stfidftd^t auf bie Sroteftanten eine 9leuberufung
unb oementf)>red^enb aud^ bie Verlegung oon Strient
meg : bie btSl^erigen SoncilSbefd^Ififf e f oUten unbe«
rikntd|tigt bleiben, unb ben ^rotefUmten foUe burd^
Sonceffionen möglid^eS Sntgegenfommen gejeigl
mexiten, fo namentlid^ burd^ (^möbnmg beS Saien«
ttlä^ unb ber !ßriefierel^e, burd^ (Erlei^erung beS
SfajlengeboteS u. f. m. %uf bief e gforberungen f onnte
bcr ^fi begretflid^rmeife nic^ ol^ne SBeitereS
eingel^, mond^e au4 burfte er gar nid^t gemöl^ren
ol^ne preisgäbe tird^Iid^er (Srunbfd^e. Snberer-
feitS aber burfte uitb toolüt er ftd^ ben latl^olifd^en
SRöd^en gegenüber nid^ fd^off ablel^nenb k>er-
Italien. Salier mäl^tte er eine concUiante unb bila-
torif d^ 93e](Kinblung ber betreff enben fragen, meldte
\fyxi ben Sormuxf ber Unaufrid^tigfeit unb Unent-
id^ieben^t eintrug. 9lod^ Sage ber @ad^e mu^e
m Sapft unbebingt borouf beftel^en, ba| baS
Concu als Sfortfe^g ber oisberigcn SSer^onb-
bmgen )u Betrad^ten unb barum mo möglid^ aud^
in Xrient ab)u|alten fei, obgefel^n baoon, ba|
mand^e ber Dorgefd^fogenen Orte burd^uS un^
geeignet moren. ®er ftaifer unb ber franko«
ftfd^e Adnig brad^en namlid^ StegenSburg, ff5In
unb ännSbrutf, Stierer, ^genau, SBormS,
Zrier unb fiQon, gang befonberS aber Ifonftan)
unb SBefan^on in %orfd^Iag. 2)er $at)ft mollte
gerabe nid^t j^rtnädKg an Zrient f eftl(ialten, f d^Iug
aber feinerfeitS SerceUi ober eine anbere italie«
nif d^e @tabt tior ; f d^lieglid^ einigte man fid^ aOer«
feitS auf Xrient. 3u rafd^^rer Söfung fam bie
SerufungSfrage burd^ bie Sreigntffe in gtanlreid^.
^ier fyiüt bie Serfd^mörung oon Slmboife ben
$lan eines 9IationaIconciIS }ur (Erörterung ge«
brad^t. Um ein fold^eS gu oerl^inbem, brcmg bet
^^ft ouf möglid^fi rofd^e SBerftonbigung über
bie Serufung eines allgemeinen d^oncilS. 3n
rofd^er gfolge reisten bie ®efanbten gmijd^en 9lom,
SBien, $ariS unb Xolebo l^in unb ifn, bis f d^Iie|«
Ii(^ in ben metflen fünften eine IBerftänbigung
ergielt mor. Obmol^I jebod^ fomo^I ber ffaifer
mie ber ildnig oon granfreid^ ben äBunfd^ beS
ißapfteS gegenüber fid^ ixtmlxd) nad^giebig geigten,
blieben immerl()in nod^ unliebfame ©d^toierigteiten
befiel^, fofem erjierer burd^auS auf 9leuberufung
beS SoncUS beftanb, Ie|terer aber mentgftenS bie
9ieuberat(ung ber früheren S)ecrete oerlangte. S)a
odUige Uebereinftimmung nid^t gu erl^offen mor,
bie Stimmung ffir ein SoncU cdber tro| ber ge«
mad^ten SReferoationen ftd^ alS btird^auS günftig
enoieS, glaubte ber $apft via facti oorgel^en gu
foSen. Um 15. 92ooember 1560 erflörte er in
einem Confiftorium feinen Snt{d^Iu|, baS Son«
eil ol^ne Sergug nac^ Orient gu berufen. So-
fort mürbe eine Sommiffton gur Slbfaffung ber
SuIIe niebergefej^, unb f^on am 20. 9looember
erfd^im bie Sbla^buDe, bie jett^eilS einem allge-
meinen 6onciI t»orauSgugeben |>|legt. iQin fo«
mol^I mie in ber am 29. 9{ot)ember publicirten
änbidionSbuKe (am bie X^tfad^, ba| bie neu
berufene S^be rine gfortf e^ng ber frül^ fein
fode, in mdglid^fter Sd^onung gum SuSbrudC,
2)ort mirb gefagt: UniyerBalem synodujn in
eadem civitaie Tridentina indicere et con-
tinuare ataduimus; l^ier b^i^t eS: In civitate
Tridentina ad sanctiBsiinuin diem Besor-
rectionifi dominicae proxime fatonun indioi'*
muB (generale conciUum) etibicelebrandom
sublata suapensione quacunque etatuimue
atqne decemimuB (SB. SSog, Sie Serl^onb-
lungen $iuS' IV. über 9teuberufung beS Zribeni-
tiner SoncUS, Seipgig 1887). 2)ie (Einlabungen
gum Sondl gingen nun in gablteid^ S|em))Iaren
(Ogl. Baynald ad a. 1560, n. 69 eqq.;
Le Plat rv, 663 sqq. ; Theiner I, 666) in oOe
2BeIt l^inauS ; oor %IUm aber fanbte ber $a))ft
gemfil feiner 3ufoge, er motte ben ^roteftonten
gegenüber lebe oöterlid^e SRilbe üben unb SlUeS
tu ®üte mit il^nen oerl^beln laffen, fofprt bie
Segaten S)eIftno unb Sommenbone an {ie ab.
3)em Sunfd^e beS ifaiferS f olgenb, begeben ftd|
biefelben in Segleitung faiferlid^er €>efanbten
86*
2087
Xrient, Soncil t)Otu
auf ben ))rote{}Qntif(i^en 9ütftencont)ent nad^
Slaumburg, too fic am 28. ^amat 1561 an-
langten. 31^re ^ufnol^mc bon ©citcn bcr ptott^an»
tif d^en gfürftcn toar falt, ia üerlc^b unb eröffnete
für ba8 eoncil feine gute ^erfpectiöe. S)ie päpft«
lid^tn SBreben, bie fie iebem einjelnen fjürflen
nebft ber 93erufung86uIIe )u überretd^en l^atten,
nmrben il^nen, als fte faum in il^re ^erberge
jwrüdfgcfel^, uneröffnet jurüd gefteHt, mü fie bie
Suffd^rift trugen: Dilecto filio. 2)ie ^roteftanten
lönnten ben ^ifd^of ju 9iom nid^t als i^ren
SBater anerfennen unb müßten be^l^alb genannte
Sriefe jurüdtoeifen. Sud^ betreffs ber SerufungS«
bulle tDurbe ben Segaten nad^ brei Xagen eine
fd^roff berle^nbe Snhoort ertl^eilt : ^S)er $at)ft
^abe fein Stecht, ein SoncU ^u berufen unb jid^
}um Stic^ter über firc^Iid^e Angelegenheiten auf-
jumerfen ... fie feien f eineStoegS gemillt, fid^ bom
^opfte ®efe^ borfd^reiben gu Iaf|en. 31mx bem
römifd^en Äaifer ftel^e baS 9ied^t gu, ein Sonett gu
berufen" (Seimonn, in ben Qforfd^. 3. beutfd^. ©ef^.
Vn[1867],245).S)ieSegatenanttt)orteten^ierauf
rul^ig unb tbürbig unb berliegen 92aumburg ; allein
aud^ anbertbärtS unb bor Mem bei ben IBifd^öfen
machten fte nid^t biel beffere Srfabrungen, fo ba^
Sommenbone nad^ 9tom fd(|neb: Jiä) glaube
nid^t, ba| einer bon ben 93ifd^öfen baran benft,
na^ Xrient gu fommen. S)ie l^öretifd^en Surften
bieten AQeS auf, bamit fte nid^t gelten, um bie
9uctoritöt beS ßioncttS fo biel als möglid^ gu
fddtböd^en unb gu berringem." Sro^ biefer fd^Iim-
men Srfal^rungen lieg ber ^apft ben 9Rut^ nid^t
finfen, fohbcm fd^ritt rüftig an'S SBcrf. 9lm
10. SKörg 1561 ernannte er fünf Karbinäle gu
Segaten unb ^röftbenten beS SoncilS, nämlid^
^ercuIeS ©ongaga, ben Sarbtual bon 9Ran>
tua, Sacob bu $u9 (^uteuS), StoniSlauS
^oftuS, Sifd^of bon Qiulm, ^ieronQmuS @eri-
panbo, ©eneral ber Auguftiner unb (Srgbifd^of
bon @aIemo, unb fiubmig @imonetta (Baynald
ad a. 1561, n. 2). S)iefcn tourbe burd^ Srebe bom
12. 3anuar 1562 ber Sarbinal SKarcuS ©ittid^
bon AltcmpS als fed^Ster Segot beigefettt. fficg-
gleid^en befteUte $iuS bie nöt^tgen Beamten beS
ßoncilS unb traf unter bem 22. September 1561
S3eftimmungen betreffs ber ffial^I für ben gaH feineS
SblebenS toöl^renb ber S)auer beS SoncilS : bie«
felbe foflte ben Karbinälen, nid^t aber ber ©^nobe
gufteben. Am81.®ecemberl561 erlieg er eine SScr-
orbnung bal^in, bag nur bie anmefenben ^Prälaten,
nid^t aber bereu $rocuratoren, ©i^ unb ©timme
auf bem (Sonett baben foHten. — ®aS Sonett foUte
an Dftem (6. Stpril) 1561 eröffnet »erben; attein
an bem beftimmten Sage »aren nur bicr Sifd^öfe
unb feiner ber Segaten in S^rient anwefenb. @rft
am 16. April langten bafelbft bie ©orbinäle
©ongaga unb ©imonetto an unb mürben feierlid^
empfangen. %xo^ ber fortmäbrenben Slufforbe«
rungen beS ^apftcS beeilten fid^ bie Sifd^öfe
bur^auS nid)t mit bcr Keife gum ßonctt; bie
Staliener marteten auf bie ©panier, biefe auf bie
grangofen, bie gfranjof tn auf bie S>e!itj(|o onb
biefe auf bie SSefel^Ie bed AatferS, ber flaijs eler
gögerte megen ber ^roteftonttn. @o gingbä
gange ^al^r über forttDö^renbem SBorten b^
unb erft gu IBeginn bt» 3a^red 1562 toarm^
mölig f 0 biete ^rdlaten erfd^ientn^ ha^ m 15. Ja-
nuar 1562 bie erßeSeiutaXcongregotionge^
merben fonnte. 3n berfelben befunbeie (biitml
®ongaga a(S erfter fßraftbent ^eint gfreiibe ük
bie enblid^e Eröffnung beS Sonciljl unb na^
bie SBöter gu @ebet unb öfterer freier ber Hip
©el^eimnijfe, um bed ^immeld @egen auf i|re
Arbeit b^rabgurufen. @obaim liejg er bur^ bm
©ecretär beS Sonetts, SRaff areSt, bie gtoei fär bk
folgenbe, am 18. Januar §u feiembe ©i^mig hß
ftimmten 2)eerete gur 93egutad^tung borlegen nsk
ein päpfttid^eS 93rebe borlefen, tDonod^ bie Song*
orbnung unter ben SoncilSüötem geregelt, U^
beftimmt tourbe, namentlid^ bog bie Primaten !n»
eigene Stangflaffe bttben, fonbem unter ben &}>
bifc^öfenrangirenfollten. S>emnad^tourbefoIgeQbe
9tangorbnung eingebalten: $rafibenten, SoiIa«
nftle, ^triard^en, Srgbifd^öfe, Sifc^dfe, ^tbkm^
OrbenSgenerale. 3n j[eber eimelnen Ston^Iaijt
aber folgten fid^ bie SBöter nod^ oem ^ßromotioi^
alter. 9tad^ biefer Vorbereitung ttmrbeam 18. Sq-
nuar 1562 baS Sonett mit ber XVIL ©ilung
mieber feierlid^ eröffnet Officiotor mar ba erjte
^öfibent, Sarbinal ©ongaga, bie $rd>igt l^ielt
ber Srgbifd^of bon Sieggio (Le Plat I, 809).
9lad^ ben üblid^en Serimonten berloS ber ©ecntör
bie anbietionSbuHe, toäbrenb bcr ^rebiger bie
SDeerete bon ber gfeier beS SoneilS unb ber 9ln*
fage ber folgenben ©i^ung auf ben 26. gfebruat
publieirte. hierbei legten bier SSater gegen bie
SBorte proponentibus legatis ac praesidenti-
bus als nova et non necessaria !ßrotejt ein.
Anloefenb maren 4 Segaten, 1 Sarbinal, S^ßotri«
ordnen, 11 Srgbifd^öfe, 40 »ifd&dfe, 4 «ebte unb
4 OrbenSgenerale nebft 34 i^ologen. 5hm
mürben nad6 früherer ©efd^Sorbnung bie 6e«
neralcongregationen mieber aufgenommen, afletn
bie iBerbanblungen fonnten nur fel^r langfom
boranfd^reiten, ba bie ©pnobe bei ben übnau§
mifelid^en S^ttberbältniffen nad^ feiner Seite t>er«
lekn burfte unb bieg aud^ nid^t toollte, tun )ai^
obnebin fd^toierige Sage nid^t nod^ gu berfd^Iim*
mem. 98or Allem maren bie 5Jn)teftanten au§-
gefprod^ene ©egner beS SonctlS (bgl. Causae etc.,
bei Le Plat V, 48). ©d^on boS Supanbefommen
beSfelben fud^ten fte t^unlid^ft gu berbinbem, wit
mir bereits oben gefeben. Sfodf^UloS eiferte
Sanbgraf ^l^ilipp bon Reffen : ,,eS fei gu berate,
mie man bem päpftlid^en Sonett, baS j[e^ mieber
auf ber 93abn fein fott, einbettig toiberfedjte unb
eS nid^t in'S SBerf fommen laffe". Siacb 3ufant-
mentrUt beS SoneilS aber ging bie ouSgefprod^e
Abftd^t babin, feine ^bötigfeit möglidf^ft binton«
gubalten unb bor Allem feine Sefd^itfung t^mi«
lic^ft gu bintertreiben, toenigflenS bon beutj^er
©eUe aus. SJon Anfang an mürben alle mog*
2089
Xrient, Soncil kjotu
2090
lid^en Setletrotbungen gegen ben ^fl tinb ^bie
S^nobe bed SotonS" unter bod ^oD geworfen,
um Ie]|tered in forttt)ä^nbet Aufregung }u er«
boltm. hierüber f^reibt Sarbinal Otto t)on
mugdburg: «mit gto^ Sd^rntti unb Seib l^be
er Demommen, ba^ burd^ gonj S)eutfd^(anb bei
alen ^o^en unb nieberen €tftnben ol^ ollen
(grunb auSgegaffen merbe, ber ^fi beabfid^tige
eine blutige (Esecution bed SoncilS" (Ihtöpfler,
im ^ifior. So^rbud^ 1889, 555). SBoS ben 9e«
ß4 beft (SoncüS fettend ber beutfd^en ^rdloten
traf, fo toor obiger 99eri(^t (Eommenbone'd nur
gu toabr. Sei ber brobenben fniltung ber pro«
teflcmtifd^en f^ärflen getrauten {i(b bie 9i|d^5fe
nÜ^t, i^re SiScefen )u t)erlaffen. @o bend^ten
Ue brei geifUid^ ffurffirfien am 8. üRär} 1562
on ben ftaifer, im galle ben ))roteftanti[d^en @tön-
ben baS Concil nid^t angenehm fei, fte ed ober
bod^ in $erfon befud^en moUten, ^^fo mbd^te ftd^
oDerbonb mt|t)ertrouen unb Derbod^t bei ben-
felbigen {lenben erzeugen, oIS ob man burd^ fol«
iid^en meg bed conoilii bem gemeinen fneoen
jugegen id^teS )u erprocticiren oorbette, meld^ed
mi^trouen befio mer fid^ fterten mürbe uf bie bie-
dere im l[|L reid^e oufigebroitte unb burd^ böfe
menfd^n erbid^te geitungen, oIS folten proctidfen
f legen gemelten conf effbndoermonbtcn t)orgett)efen
ein'' (eidel o. o. O. 274). eelbft ber IToifer
mürbe bired ongegongen, ftd^ ber Sortfej^ung beS
SoncUe mit oller Snergie }u miberfe^n (@id(el
0. 0. 0. 124 f.). es ift bober mo^I oerftönblid^,
menn berfelbe, ftbnlid^ mie frul^er fein Sruber,
)unä(^fl auf SSerf^iebung bogmotifd^er Serbonb«
lungen brong unb iebe drüdrung, bo^ bie @Qn-
obe eine Sfortfe^ung ber fräl^em fei, unterlojfen
mflnfd^te. hierauf ober brongen onbererfeitS bie
€})onier mit oler 6ntf d^iebenl^eit , unb ed ift
borum gemi^ nid^t ouffoDenb, menn infolge ber
%uSgtei(^erf ud^e jmif d^en biefen entgegengef elften
Strömungen gunöd^fi mehrere $rorogotionen
no]^menbig mürben, an ^nbetrod^t ber 3eitIoge
griffen bie Segoten no(b Einleitung bed ^0})fteS
junä^P )u meniger mid^tigen ÜRoterien unb legten
tn ber (Senerolcongregotion t)om 28. ^onuar
1562 brei 9rtitel betre^S be9 fd^on in Kom Oer-
l^onbelten SSfi^^^tboted )ur Serotl^ung t)or. 3)er
erfte betraf bie 9Iufgei(^nung oller feit ^uSbrud^
berreligibfenSemegung oeröffentlid^ten böretifd^en
Sd^riftai; ber gmeite bie Sorlobung ber ^uctoren;
ber britte bie on oSe ^öretifer gu erloffenbe Sluf-
forberunggurStfidRel^runterSufagemeiteftgel^enber
92od^fid^t unb ftd^em ©eleiteS (Theiner I, 677).
3uglei(^ mürben nod^ gmei (Sommifftonen befteüt,
bie eine ffir SBef orgung ber bconomtfd^en Sßerbalt-
nifje, bie onbere für Prüfung ber ^ßrocurotoricn.
lieber obige brei ^rtilel mürbe nun in gel^n mei>
teren Kongregationen oerbonbelt, unb gmor mürbe
in ber näd^fien, om 80. 3onuar, guerft boS |)ö))ft«
lic^e Sreoe tom 14. Sanuor 1562 oedefen über
ElbfofTung einefi Index libronim proliibitoruin
(f. b. 9(rL). 9m nfimlid^en Xoge langte Sorbinol
mttnofi, ber fed^te Segot bed SoncilS, in Zrieni
on. 93or ben SSerJ^onblungen beS 6. gfebruar mür-
ben bie (Sefonbten gferbtnonbd, ber ^rgbifd^of oon
$rag (oß faiferli^er Orotor) unb ber Sif^of oon
Pnpird^en (ote Orotor für boS jtöntgreid^ Un*
gom), feierli^ empfongen. Um ben unliebfamen
Siongflreitigteiten oorgubeugen, erliefen bie fie-
goten om 8. Ofebruor eine eigene Stongorbnung für
bie meltlid^en unb geiftlid^en Orotoren ber melt«
lid^en Siegenten (Theiner 1, 681). 3n ber Congre«
gotion t>om 9. gfebruor mürbe ber portugieftfd^e
€)efonbte eingefübrt unb om 10. gfebruor ebenfo
ber gmeite loiferlid^e Orotor, @igmunb oon
Xl^un. 3n ber Songregotion oom 12. gfebruor
mürben obige $unlte bejobenb beontmortet unb
bie fiegoten mit Smennung einer Sommiffton
gur abfoffung beS 2)ecreted betrout. @ie er-
nomtten ^iergu 6 Srgbifd^öfe, 9 Sifd^öfe, ie einen
9ibt unb OrbenSgeneroI ; ou^erbem foDte biefe
Sommiffion no(b belieben meitere Xf^^oloQm gur
Serotl^ung beigiel^en fönnen. 3n ber Songregotion
Oom 13. ^bruor überreid^ten bie foiferUd^en Se-
goten gemä^ ber i^nen gemorbenen Snftruction
(@idPeI 252) eine 2)enffd;irift, morin ber @9nobe
noddftebenbe $unlte nobegelegt merben: ed möge
Dorerft feine erflörung betreffs ber gortfe^ung befi
Soncüd gegeben merben; bie folgenbe @i^ung folle
möglid^ft binouSgefd^oben, unb in ber 3ioifd^engeit
foOten meniger mid^tige (Segenftönbe oerbonbelt
merben, um ben ^roteftonten bie äb^Unobme nid^t
gu erfd^meren; ebenfo fotte bie Augustana oorerft
nid^t ouf ben Index libronim prohibitorum ge-
fe^ unb Sorforge getroffen merben, bo| bie oer-
bonbelten (Segenftdnbe in ben (S^ngregotionen
nid^t in bie Oeffentlid^feit lömen, ebe be^niHoe SBe-
fd^Iüffe gefönt feien. Següglid^ oDer biefer fünfte
mürbe ben ®efonbten in guoorfommenbfter SBeife
geontmortet (Baynald ad a. 1562, n. 15 u. 16).
%m 17. t$ebruor legten bie Segoten boS oon ber
Sommiffion obgefo|te Secret begüglid^ bed Index
bor, morüber om 20. fjfebruor berotl^en mürbe.
9m 24. Sfebruor übeneid^te ber Sifd^of. oon
t^ünflird^en olS ©efonbter für Ungom fein
!Dlonbot; gugleid^ mürbe ber oom $o))fte für
Xrient m&btenb ber Souer bed SoncilS oerliebene
«Wo6 oerfünbigt (Le Plat V, 37. 43). — «m
25. gebruor enblid^ mürbe bie XVm. @i^ung
vorbereitet, bie folgenben XogeS in üblid^er Seife
obgebolten mürbe. 2)od S)eaet De libroruin de-
lectu et Omnibus ad concilinm fide publica
invitandis oerlod ber $otriord^ Oon Serufolem.
2)er gmeite Xf^tU, beSfelben entbielt eine eble gfne-
benSgefmnung otbmenbe ßinlobung on bie $ro-
teflonten, beren SBortlout für bie IBeurtbeilung bed
eoncild bebeutungSooD ift. & b^i|i bo : ^SBeil
bie nämlid^e l^eilige S^nobe boS oon t^ergen
münfd^t uiü) flel^entlid^ oon ®ott erbittet, moS
gum Sfriebeu ber ftird^ bient, ouf bo| 9Ee ouf
Srben bie gemeinfome SOtutter, meldte berer, bie
fie gebor, ni(bt oergeffen fonn, oneifennen, unb
mir einmütbig ou8 ^inem 9Runbe (Sott, ben
3091
Xtitnt, Concil t)on.
»»2
aSatcr unfcrc« §crm 3efu Kl^ripi, oeil^lid^n
mögen, fo labet fie um ber iimigften Sorml^cräig-
feü btefeiS @otted unb unfered ^ertn to'rSim aHt,
meldte mit unS nid^ in ©emeinfd^ft ftel^, ^ur
eintrad^t unb Sßieberoerfö^uung unb baju ein,
ba| fte )u biefer l^eiligen @9nobe fommen, unb
ermal^nt fie, bie Siebe, tteld^e bad Sonb ber SoU«
fommenl^eit ift, ju umfangen unb ben grieben
Sl^rifti, ber bie ^^ergen mit gfreube erfüllt unb gu
meld^em fie in Cincm fieibe berufen finb, ju offen-
boren." 3u riuem jtociten S)ecrete mürbe bie
nftd^fte @i|ung bem SBunfd^e beS IfaiferS ent»
fpre(^mb t^unlid^ft ^inauSgefd^oben unb auf ben
14. ^ai angefe^t. Snmefenb maren 5 fiegaten,
ber Earbinal üon Irient, 3 ^triard^, 16 6rg-
bifd^öfe, 105 «ifd^öfe, 4«ebte, 5 DrbenSgencrale
unb 50 2:l^eoIogen. Um ben gemfinfd^ten @eleit3-
brief für bie ^roteftanten möglid^ft rafd^ ge-
molken ju fömten, l^atte bie S^nobe au§brüdFIid^
befd^Ioffen, ba^ berfelbe aud^ in einer ©eneral-
congregation mit boQer ©ültigteit ouSgefteUt mer-
ben fdnne. S)emgemä^ mürbe am 2. unb 4. Snörj
über ben ©eleitSbrief Derl^anbelt, berfelbe feierlid^
ertl^eilt unb am 8. SRörj publicirt, morauf i^n
bie fiegaten an alle ^5fe k)erfanbten (Raynald
ad a. 1562, n. 22). 3n ber Kongregation Dom
4. SRörg l^tte jugleid^ ber @efanbte bed ^ergogS
Slbred^t Y. Don ^Bcii^mi, @igmunb SSid^ufen,
fein TOanbat übcrreid^ (Le Plat V, 92). «m
II. Stärg begann man bie 93er]^anblungen all-
mälig auf bie SReformfragen überzuleiten. 3u-
nöd^ft lie^ ber erftc ^räpbent, ber ßarbinal Don
SRantim, ber Kongregation 12 Jleformartifel
(Theiner I, 694) Dorlegen, »orüber bie SSöter
nad^ genauer Ueberlegung in einer fpätem Kon-
gregation il^re ^nfid^t äu|em folltcn. ®ie näd^ft-
folgenben Kongregationen mürben burd^ Kmpfang
Derfd^iebencr ©efanbten in ^nfprud^ genommen.
©0 übeneid^tc am 15. "SRäx^ ber 2Karqui§ Don
?Pe8cara, ©efanbter beS ÄönigS W^^P H.
Don Spanien, feine KrebitiDe, am 18. SWärj
ber ©efanbte be§ ^erjogS Don 3:o§cana, am
20. SWärs bie Vertreter ber fteben fatl^oIifd)en
©d^meijercantone unb am 6. äpril bie ber un-
garifd^en ßird^e. Knblid^ am 7. ^pxxl famen bie
4 erften obiger Seformartüel gur SJcrl^nblung,
meldte bie Sefibenj ber Sifd^öfe, abfolute unb
unentgeltlid^e Drbinationen unb distributiones
quotidianae betrafen. 3)er erfte ^rtifcl über bie
Äeftbeng ber 93tfd)öfe Deranlafete fofort eingel^enbe
Debatten unb tluSeinanberfe^ungen, namcntlid^
gmifd^en ben fpanifd^en unb ben italienifd^en Prä-
laten, meldte f\ä) burd^ 10 Kongregationen, Dom 7.
bis 20. %px\l ^injogcn (^aleotto, Ui Theiner II,
550). Krftere erflärtcn bie SRcpbenj für jure divino
geboten, momit jugleid^ gcfagt fein foUte, ba& bie
bifd^öflid^e ©emalt unmittelbar Don ®ott ftamme
unb fein ?lu§flu| ber |)üj3ltlid^cn TOodjt fei. ^InberS
erflörtcn fie bie Staliener, unb 9Wand^e mottten
bie gragc gunäc^ft gurüdfgefleHt miffen bis ju ben
Sßerl^anblUTifteu über ben Drbo. 53ei ber 9lbftim-
mung am 20. 9)jrU ergoßen fi^ 66 Sii
unb 71 Stimmen gegen bie tluffoffos ^
©panier (fo 2KoffareDi, bei Theiner I,T11;
anberS ^aleotto, ib. U, 555). 3n genants
Kongregation hmrbe fobortn eine Cmmn^fumtn
8 Sdtem befttOt gut Sbfofftuig beS SecntcS iht
genannte SReformpunIte. Sine anbere Kinnmjpoi
Don B 99ifd^fen mürbe am 24. ^bpni ttmA, m
bie Srage gu ermägen, ob efi töti^Itd^ fei, fn Ut
Don ber englifd^en ftdnigtn gefangen ge^dnam
93ifd^5fe gu interütniren. SBom 21. 9MmI aiiwi>
ben fobann bie 6 nxiteten 9tefDnnc^d(iLlO
unb 11 über clonbefüne (S^ lourben ^bie
Serl^nblungen über bie S ^ attfgef poit) ia tf
ratl^ung gegogen unb bie SSer^onbhmgen om^
28. unb 24. ^ApM fortgefe^t 9lm 25. ht^fin
^notd mürben bie Denetionifd^en ©efaubtea«'
pfangen unb am 28. über bog Sd^teibenbeSfnof
göftfc^ ©efanbten Sottfac Der^onbelt, tum
biefer tmi^uffd^ ber b^orfle^enben©i|s89e^
fud^te, ba er berfelben petfönlid^ angumoUn
münf(|te. 3)ie Sutmort, toeld^e am 80. ^^ml fr|k>
gefteUt mürbe, lautete, bog bie öff entlid^ angejagt
©i^ng gmar gel^atten toerben muffe, bie $nlfi*
cation ber S^eformbecrete f otte iebod^ auf bie nffi^
folgenbe ©i^ng, bei ber fionfoc aniDefenb jdi
fönnte, Derf(^oben merben. %m gleid^ iegt
maren gmei meitere SeboIImdd^gte beS $er^
^Ibred^t Don SBo^em in Orient osgelmnan,
aiuguftin Saumgartner imb 3o^. SaDüba 8. J.
— 9tad^bem fobann am 7. unb 12. StoibaS^
rogationSbeaet feftgefteHt morben mar, mmbe ob
14. 3Rai bie XIX. @i|ung geißelten, auf tod^n
neben ben Wanbaten ber Derfd^iebenen @efaiibtn
baS SDecret ber Prorogation auf ben 4. 3mn Der»
lefen mürbe, ^nmefetü) moren ou^er ben f«j»>
beuten ber Karbinal Don 3:rient, 3 $ütnorte,
18 Krgbifd^öfe, 181 »ifd^öfe, 2 ^tbtt, 40rt«s-
generale unb 32 ^b^ologen. S)ie etmaS em^R
^iScuf fionen ber 9ief ormfragen, namentlich über!«
Sefibeng ber Sifd^öfe, litten in Äom ernftt 8<>
benfen mad^gerufen, bie nod^ Derfc^^drft nnizlNi
burd^ bie ©c^ilbcrung ber Sage, meld^ bttit-
gaten burd^ ben ©ecretor bed €arbinalS Don %>>
tiia bem ^ap\it mad^ liefen, flu^erben rom
nod^ anbere, ben ^^atbeftonb Dielfad^ über^eiM
unb entfteUenbe äJ^itt^ungen beim ^^ß m\ii
beffen 3'^eff en Karbinal Äarl Sorromoufi (f. b. &H
eingelaufen, moburd^ einzelne SoncildDöter Mes*
mentlid^ aud^ bie fiegaten ®ongaga unb ©eripank
in ungünftige§ fiidbt gcftettt mürben. S)er^|>a|i(fiei«
ad^tete bie Baä)t für fo emft, bo^ er gu bieic
3medfe eine eigene Kommiffton Don 6 Korbiaiks
beftellte. 3J^an fam gu bem 99efd^luffe, 3 wm
fiegaten, SDlorone, ^rbo unb 9loDagerD, oa^
Orient gu fenben. S)ie 92ad^nd^t ^erDon crfis
bie KoncilSDöter mit gro^r %eforgni|, bo bie Sil*
fül^rung be§ Sefd^luffeS bie Sage beS (SonriläuBW-
fennbar übcrouS fritif d^ geftalten mufete. S«iM*
Derfa^te fofort eine»cd^ertigung«fd^ftunb jo»
fte an Karbinal 93orromöu3 mit bem (Erfä^A
9098
%tUxct, CoiicU Den.
20M
ben $atifk bolion aRitt^ng ju moätttt SRit
SUktfii^t auf bie Stimmung in 3lom, monihr fie
bunl^ Mid^iebene Sd^reiben l^inlanglid^ unlet>
ci(|tft ttNitm^ bo(^ bie Segaten nun brnnm, baS
iofütl übn bie Sefibeni junAd^t gong )u Aber-
ge^; oBein Mc Spanier erl^obm mtf^iebenm
3Btbetj^tu(^ unb bertongten au^em fofoctige
feBdntng betceffB bec ^ottfe^nng beB SancilS.
Son eincv {old^e n Hc| onbeterf ettS bn ftoifn bntc^
feiiu Oratoren etnbringlid^ abnti^ unb btoltite
entgegengefclten ^cßit% mit fofortigec ^bentfung
feinet ^täMm. Z)e« biferfid^ea fd^ffcn ^
mi^ bie am 18. 9Rai ang^oagten fxtm)öftfcl^
SeftoOmid^gttn an. Untcrbeffm l^en bie 2e*
goieit ben SoncUStiäiem am 25. atol 9 Se^
f omoxtif el »otlegen loffen, bie in b«r folgenben
ei|ang))uUicirt metben foflten (Themer 1, 718X
Iftieften eft ober unter obmoltenben SSerpItniffen
für tejfer, )una4ft Don iebct ^ublication obgufe^
S>a langte gnt Seftür^ng ber Segaten ber |»t>{t'
Itdjie fb^^l an, in ber näd^ften @i|ung. bie gort«
fejping befl SoncitB ju (iromulgiren. Sa bieg bei
bet Srfitomg ber (cnferlid^en tmb ber fronjdfifd^en
Vertreter ber Suflöfung beft Concitt gleid(^mmea
mu|ie« bef Aloffen bie Segaten^ bie ))ä))ftlid^e Wn^
mei^g au|er ^äj/t )n laffen unb fofori ben Cot-
btflolligaien Sltem))ft an ben $a()ft gu jenben, um
ifjßn bie (Brfinbe biefeS !Ber|aIten8 iMurjulegen.
(Bft iebodl^ ber Sarbinal abreiste^ langte in Zrient
ein anberS lautenbed ))ä)iftlid^ Sd^teiben an, baS
obige ^Ißunfte in boS SäeUeben ber Segaten fteDte.
Untnbeffen maren am 26. ÜRat bie ^rocurotoren
befi Si^d^ofS t»n Salzburg fomie bie franaöft-
fd^n Oratoren fetedid^ enqyfongen »erben, kodd^
b|teren burd^ ii^re fd^arfen StuSföSe ben Segaten
neue Sd^eri^eilen bereiteten. — Siad^bem in
ber (SennobongregaÜon oom 3. 3uni bie nötl^i«
gen Sorberettungen getrofjien koorben, muxbe am
4. 3uni 1562 bie XX. @ i | u n g geleiten. 9lad^
ben üblid^ gf^ierQd^eiten mürben bie SKonbate
ber f (^eijerifd^, fdjburgif d^en rnib franjöftfd^
Orotoren unb ^curotoren neb{} ben begügßd^en
Satmorten foulte baS ^orogattonSbeaet oerlefen.
9n Ie|tenm mirb gejagt, „ha^ toegen berfd^te*
beiRt Si^miengleiten , mit au^ begmtgen, ba«
inl SBeS mit größerer ttcberlegung feinen gfort»
gang nel^me, bol nämlid^ bie S)ogmen gugbid^
mit ber SeiAeffenmg berl^anbelt unb fdnctionirt
mcrhcn Dnnen, bfe nöd^ @i|ung ouf ben
16. 3ult angefe^t toeäie, bod|. mit bem Seifügen,
ba| bie S^nobe biefen Xermin in einer Senerdp^
congregotion abfurjen ober MrKingem (5nne".
Siefcm Sbtmk pmwka aOe Sätet mit a(uS-
nal^me bon 80 ju, bie megenSlid^rmö^ung ber
9lefibem unb ber »gfoitfe|ung'' £infj|>tad^e er-
l^oben. Unmefenb maren 5 fiarbinoaegoten, ber
garbinat wn Zrient, 2 $atriard^en, 18 6t}^
bifc^Sfe^ 187 Slfd^fe, 2aebte, 40rbcn8generale
unb 28 Xl^eologen, aulserbem nod^ 11 Oratoren
Mitlittet ^errfd^ Sm 6. Sunt 1562 mürbe eine
(Beneralcongregation gegolten, in mefd^er ber erfte
Saxbtnallegat bon ÜRantua bie bei ber
XIY. @i|ung (f. ob.) mü Xudtftd^t auf bie Ißco»
teftonten surudgefteSten fragen aber bie 6om^
munion unter fmi ®eftalten unb bie ff inbereom«
numion in 5 Strtifeln )ur Ser^b^ung oorlegte
(Theiner n^ 3. 7). hierüber foHten nad| Sor«
fd^kg beS ^äftbenten juerft bie X^eologen unb
bamt bie Söter üffct Snftd^ &a^mL Sft masen
78Sdtcrmit bemSorfd^gebeftS^oteaeinoerftonp
ben, 82 bagegen nur unter ber Sebing^ng^ ttmm
^gleid^ au$ aber bie Seftbeng oerl^belt mürbe,
mie bie| ber erfie ^räfibent in %xi^äfi, gefteOt
l^atte. SSA^Obm 32 Säter rid^teten unter bem
ndmlid^ 6. 3uni eine fteimüt^ige Eingabe an
ben ^^% morin fu i^ (Eintreten für bie 9)e^
ftbenjt^flid^t als auf göttlich SRed^te begrünbet
oert^big^ unb bie i^nen unterft^ebene Xenben}.
gefliffcntOd^er Untergrobung. beS pöpftßd^en 9ln#
fe^S f derlid^ unb entfd^ieben }urüdmiefen. 31^re
Snftd^t gel^ bal^in: ie me^r bie einzelnen fird^
Kd^ Sinrid^tungen befeftigt feien, befto glängen*
ber trete aud^ bie ))apftli4e 9Rod^t l^etoor (L«
Pkt y, 199). 3n ber freunblid^ gel^tenen 9lntp
ttort oom 1. 2hitt erKörte feinorfeitS bet ^%
bog er entfernt nid^t baran oenle, bk SRebe* unb
S)id€uf{iondfrei]^eit beft eoncifö irgenbmie gu be->
eintra4tigen; nur foSten im Sittereffe ber Si^nobe
uttb ii^eS Snfe^enS aUe örgerU^en Auftritte oet»
mieben merben (Le Hat Y , 860). Obige 5 Sr»
tifel mntben nun an bie theologi minores».
62 an ber ^üfL {\fyDt yUmea bei Theüier II»
87), oermiefen, bie Dom 10. bis 28. Suni ia
21 Kongregationen bie ^fragen einge^nb oerl^f
belten (Theiner 11, 7—37). So Oerjc^ieben bie*
eingelnen %nf d^auungen »ocen, «gab ftd| bod^atö
fKm))tvefuItat, ba^ bieSommunion sub «traquer
mit %ViS»a\jßm für ben eebbrirenben $riefter teilt
göttSHl^eg @Mot fei, ba| man unter einer ®eftoIt
f ooiel empfange mie imter beiben, unb ba| ben Uni*
münbigen bie (Kommunion nid^t notl^enbig feL
Uebet bie ®emal^mng^ beS Saietdeld^ bagegen
gingen bie %ifid^en ftorf auS etnanber, me|l^Ib
biefe %taf^ gunad^ft nod^ au^er Setra^t gelaffen
nnb nur iiber obige brei $unfte 4 SanoneS formuf«
lirt unb am 23. 3uni einer @eneralicongtegatioii
borgelegt mürben. Ueber biefe 4 (EanoneS toutbe
in 6 ®eneraIcongregationen ber ConcilSoäter oom
30. 2hmi bid 4. äuli berot^en. 9uf ®runb btefet
Serl^nblungen mürbe eine 9leurebactton ber @a^
neneS befd^offen; )tt naiverer Segrflnbung ber-
uften mftnfd|ten mehrere Sater nad^ friil^erem
Sorgange eineauspirlid^e Se^arfteSung, toeU^
geeignet »dre, ben @egenftanb gu erüären utdi
etmoige (SemiffenS^meifet )u Befeittgen. Sine fold^
unirbe fobann in 4 If apiteln obgefa^ unb beibeS,
doctrina unb canones reformatio ben Sötem
in ber (Sknerakongregation t>om 4. 2^U oor»
gdegt Udber beibe Sd^riftfüidCe mürbe nod^malS
in 4 meiteren Songregationen am 8. unb 9. 3uK
oerl^onbeß unb am 14. 3uli bie Sd^Iu^reboction
bocgenommen. 9leben biefen bogmatifd^ Ser«
2095
Xrient, Soncil t)on.
201
l^blungen befd^ftftigten bie Sidnobe in biefet
3eit tu)$ }tDei anbete »id^tige ^ngelegenl^iten,
baS fogen. faiferli^e SlefomtlibeS unb bie 93et*
ßimmung beS $a)){ted gegen ben erften Son-
cilSptöjtbenten. S^on unter bem 1. äonuar
1562 ^atte if oifet 9^binanb feinen Oratoren auf
bem Soncil eine Snftiuction }ugefteIU, tt)el(^e 93ice-
lamler @elb auf ®runb einer 1561 in Oberdfter-
ttxq vorgenommenen fflofiertnjUation enttoorfen
l^atte unb meldte einige Dom SoncU unumgäng-
lich im 9uge )u l^altenbe Steformpunfte nam-
l^ft mad^te (@i(lel 252 ff.). 9ß fobann am
11. aRöt) bem Sondl obige 12 SteformartUel
t)orgeIegt kourben, Iie| ber ffaifer, fobalb er
baDon ffenntni^ erl^en, burd^ Vertraute 3täß^t
unterfud^en, inmietoeit obige Srtifel genügten
unb intoieioeit nid^t 9u8 biefen Seratl^ungen
ergab fid^ baS fogen. Steformlibell , loorin bie
notl^teenbigfien Steformgegenftonbe naml^ft ge-
macht unb jugleid^ näl^er begrünbet lourben.
3)iefeS Sd^riftftädC fanbte gferbinanb an feine
Oratoren, bie eS am 7. 3uni gur ifenntni^ beS
Soncild brad^ten (f. Steimamt, in gforfd^ungen
jur beutfd^n ®efd^. Vm [1868], 177 ff., unb
eidtel, im ^xd^\x> für öfieneid^ifd^e ®efd^. XLV
[18711 3 ff.), ffiie toünfd^enSwertl^en Meform-
fragen tourben l^ier unter oier ®efid^t§punlten oor-
geführt: Sefferung ber Sitten im SIeruS unb
9of (Raffung Derfd^iebener 9Ri^räud^e; SBieber-
?ett)innung aller ber ihrd^e Sntfrembeten ; Ser-
alten bejüglid^ beS ber ftird^ entfrembeten Seft^ed
unb 9tati^f(|läge toegen bed Streites über bie Ute-
fibenj. 91m auSfül^rlid^ften tt)urben bie gtoei erften
^utute bel^anbelt, unb namentlid^ beim erften
n)urben 14 einzelne %rtilel aufgeführt. Um aQe
Sergemiffe ab^ufd^neiben unb bie fird^Iid^e Sluc«
toritöt lu lieben, möge ber ^ap\i bie eigene Sude
ber ^Reform unterhielten; bie S<^ffi ber Sarbinöle
foHe auf 26 befd^ränft »erben; un})af][enbe 3)i8-
))enfattonen foÜten unterloffen, bie Siemtionen
aufgel^oben unb bie ^luralität ber Senefirien ab-
gef^afft merben; bie SBifd^öfe müßten i^r 9mt
))erfönlid^ ober bod^ toenigftenS bur^ tüchtige unb
tauglid^e ©teHoertreter oerioalten, unb oor 5HIem
foUten aQe fird^Iic^en SSenid^tungen, toie Saufe,
Sirmung, Sud^ariftie, Drbination, ßtnfegnung
ber gl^e, Seerbigung u. f. to., unentgeltlich ge-
fd^el^cn; gegen bio©imonie foüte mit ber Strenge
Der alten SanoneS eingefd^ritten toerben^ bie
9Renge ber ürd^Iid^en @a|uugen, bie aUmöItg un-
ertröglid^ geworben , foute auf ein bemünftigeS
SKafe reburirt »erben; bei SSerl^ängung ber 65-
comnmnicotion muffe fluge SBorfid^t »alten;
fd^Iimme SOßirfungen l^abe bie Seid^tfertigfeit bei
gotteSbienfllid^cn Serrtd^tungen, auf beren 3fcm-
^altung ©ebod^t ju nel&men fei; bie fird^Ud^en
Sudler »ie 5KiffoIe, Sreoier, 5lgenben :c. be-
bürften einer SReöifion; beim ©ott^bienft unb
bei ber ©penbung ber ©ocramente foÜtc in
paffenber Sßeife neben ber lateinifd^en ie nad^
Ort unb 3fit aud^ bie SKutterjprad^e jugeloffcn
»erben ; gait) befonberS müßten ber Saftet^
feit bed SIeruS ©d^ranfen gefegt unb cici|
aud^ bie entarteten ftldfter reformirt »erben, h
jüglid^ ber g»eiten ftategorie »orb ^unod^ti
auf ]^inge»iefen, »ie ber Smft ber 3^ tt|
SerüdCft^tigung ber oerönberten Ser^alEiiffe (b
fid^tlid^ ber fird^Iid^en Serorbnungen e^eijfe
3n biefer ^infid^t »urben als befonberfi ^
oerfpred^enbe SJtittel in Sorfd^Iag gebtod^: In
ftattung beS Saienfeld^eS, 9RiIberung ber ^
geböte unb 3ulaffung SSerl^eirateter sum ^ ^
tl^um tmter ^m»eiS auf bie altürd^^Ii^e
SBeiter »urbe als »ünfd^enS»ert1^ erflort etnel
gefaxte @IaubenSbarfteüung mit befonbeiec!
rüdftd^tigung ber berseitigen Sontrot
bie Verausgabe einer neuen paffenben $o|
eines iBer)eid^niffeS gefo^rlid^er ^üd^er mü)
gemeinfamen Jfated^iSmuS, bie Srrid^tung
©eminarien, um für 3laä)\D\xäfi eines
SIeruS )u forgen, enblid^ 93erme^rung ber
tl^ümer imter ^eranjiel^ung ber ftlofter, toiei
Belgien gef d^l^en. Sejügli^ beS buri^ bie
93e»egung entfrembeten fird^Iid^en 93efttc8
l^od^l^erjiger SBex^id^t angerat^en, um ^ö|||m,i
®flter )u bemal^ren. 3um ©d^Iuffe »irb is
SReftbenjftreitfrage ^ur Sintrad^t gemal^: '
cordia yeritatis soror, discordia difisipat
mater (Le Plat V, 232—259). äRand^
Sieformpunfte fanben bei ben SoncilSl
unb in ben Steformbecreten Serüdtfid^tigung.
ge»iffe Unterftu|ung fanben biefe faifedi^l
formoorfd^Iäge bur$ ^erjog ^Ibred^t V.
Sägern, beffen Orator in ber ©enerolcoi
tion Oom 27. 3uni eine bal^tn gielenbe
bielt. S)arin »aren brei gforberungen entf
Sieform unb tüd^tige ^eranbilbung beS
3ulaffung SJerl^eirateter jur ^riefterttei^e
Sommunion sub utraque (ffnopfler,
be»egung in Sägern, ÜHünc^en 1891, 96
9tm 10. 3uli 1562 begann bie nod^molige
ratl^ung ber am 25. ^lai jurücfgefteüten 9
formfapitel (f. ob.). ©icfelbcn »urben in 4
teren ©eneralcongregationcn am 10., 11.
12. 3uli oerl^anbelt, »obei eS übor
gragen, »ie ^bf (Raffung fird^Iic^er Xoien,
mentlid^ bei bifd^öflid^en g^unctionen, 93erM
foluter Orbinattonen, ^Ibfd^offung ber fogen.
mofenfammler unb red^tltd^e ©teOung ber
capitel 5um Sifd^of, ju längeren S)iScufftoiieal
(Theiner U, 51. 565). ©d^Iie^d^ er^idtenl
betreff enben ©ecrcte il^re befinitioe ®eftdüm§|
^ublication. SBö^renb aQer biefer SSerbanbl
auf ber ©Qnobe »ar einige 3eit il^r IBeftanb 1
lid^ in gragc gcftcllt. Um bie 5Refiben§fnifle|
ben SugenblidC ^ur Shil^e 5U bringen, ^atte ba<
Sarbinallegat ©on^aga beren Sefpred^ung
ben Serl^anblungen über baS ©acrament beS !
jugefagt, »omit aber Rubere, »ie namentli^l
monetta, un^ufrieben »arcn. ®a l^ierüber
über anbere gragen einfeitige unb beunrul^it
IBerid^te an ben ^ßopft gelangten, fo ba| Ie{
2097
Xrient, Concil t)on.
2098
: « tDte Dctbuiete , ctttMiS mtlflimmt aeloocben fei,
' unb ba au^bem bie Sorbeningen Der tt)eUnd^en
- :^ S^ni immer bringlid^ »urben, fo befd^Ioffen
•:r ; bie Segaten, ben ^{l nid^t nur f^rtftlic^, fon«
-^ . betn miäf mänbttq über bie Sage bed Soncild ein«
r:^ g^^mb )u Orientiren. 3^ biefem Stoede fanbten
.71 ]K ben«r}bi{(^oft)onSQnriQnona(^9iom. Unter-
. ^bejfen (otte ober ber $(M){i bereits ben SBifd^of
, 1.*' SiSconti Don IBentimiglia nocfi Zrient entfonbt,
:^ um feinem infolge obiger Sendete entfionbenen
::^!Sefremben gegen ha% Soncit ro\t nomentli^ gegen
>J!;^b<n erfien CarbinoIIcgaten Sudbrud geben m
^ Z 7 foffen. Süperbem tooren no(^ ä^nlic^ loutenoe
c ; ^ Sd^reiBen Don Corbinol SRorone an einjelne Son*
. .^ cißDoter angelangt, mell^Ib (Son^aaa bie not(-
1.^ ;- A>enbige Sonfequen} l^ierouS )og uno ben Jßopft
^ um feine Abberufung bat. Sei bem großen Sn-
..l'^* f^^en, baS ber Sorbinallegat inner^lb rnie au|er«
'Z:.r^<>^ bet e^nobe geno|, »öre fein Slädtritt fo
.~~^^)iem(ü^ ber Sluflöfung berSqnobe gleid^gefom-
/*'men. ^ierflber berid^tete Sarbinal @imonetta
, . ^^ fretmutl^ig on Sarbinal Sorromftud , unb ba
;7- "«ud^ ber Srjbifd^of Don Sanaono ben ^ft in
:* '^^«•dlMeg fiber ben 6a<!^Der]^It aujRärte, Denoeigerte
:^' ^efer bie (Senel^migung Don (dtoniaga'S ®efud^
-''^ -mii fanbte burd^ ben Srjbifd^of fd^rifUic^ unb
r^ --^minblid^ begfitigenbe Aufträge nod^ Xrieni 3u'
; ; -'tffeid^ mal^nte ber $a))ft ^ur Se{(^Ieunigung ber
' >-'^erl^anbIungen unb gab ber Hoffnung Au8-
'--- tnui, ba| bis @e)^ember leneS Sal^red bie @9n-
'- «be beenbigt fein fönnte. 2)urd^ einige (erbe
i -r. iBorte in ben Aeu^erungen beS $a))fte8 fül^Ite
- ^>^|i4 ber Sarbinaüegot tro|bem gefrönit unb fanbte
-^^ *^6^alb feinen Secretor nad^ Köm. S)iefer brad^te
-"."iefriebigenbe AnttDort }urädf, fo ba^ nun@on-
- -'< )aga ben @ebanfen beS KfldtritteS aufgab. Sar-
i" r iinal @imonetta erhielt Dom $a))fte bie SBeifung,
c.'dle nur mbglid^en 9tudr|id^ten gegen @on)aga
.c '.r:\ )u beoba^ten; ebenfo foQten jid^ bie übrigen Se-
:.! ::!'4aten in aDen öffentlichen Sngelegenl^itennad^il^m
-.i.' -rtid^ten (Sidtel 854 f.). — gia(| genannten S3or-
r^"c:ierat]^ungen tturbe am 16. 3uli bie XXI. 5f f ent-
= : .iid^e@i|ung geilten. 92ad^ ben üblid^en Ceri-
s ix «onien DerlaS ber Sr^bijd^of Don @))aIato bie 2)e-
::^ ^ete, unb {ttiar juerjl bie Sebre Don ber Kommunion
cor ^ctnter beiben (Seftalten unb Don ber ftinbercom«
i^ytsnunion in 4 ffapiteln, fomie bie 4 l^iergu ge-
iki: ^lirigen (EanoneS, mobei nur 6 SoncilSDäter nod^
r^i^r'-itTje Semerfungen anfügten, hierauf lam baS
/iü r 4ef ormbecret in feinen 9 ftapiteln gur SBer*
>^^^un0, ICarin mürbe Derorbnet: bie ßrtl^eilung
S^lÄiier aSei^en unb S)imi{forien muffe unentgeltlich
i)^rj:j|eft(e|en (1); ol^e geftd^erten Unterl^It foOe nie-
ril)rn;tlloiib gemeint merben (2); bie distributioneg
iäiK^notidiaiiae foUten neu geregelt toerben (8);
«pr.t6ra großen ^faneien, mo ein @eif)Iid^er ni^t
gnri)f^luSreid^te, foDten $Ufd))riefter angefteUt, ober
m^niii^d^ neue ^faneten, aber mit l^inreid^enber S)o-
jieniiciition errid^tet (4), nbt^igenfaUS aud^ mehrere
ittßuvBeelforgdpfrunben Dereinigt merbcn (5); unmiffen«
ba^Kf^ $fanem mußten SteÜDertreter mit einem
Zl^eil beS SinfommenS gegeben merben, fold^ mit
ftrgerlid^em SebenSmanbel aber foUten entfe|t mer-
ben (6) ; bie SBeneficien auS baufäDigen Irird^en
foQten in anbere übertragen ober bie betreffenben
©otteSl^dufer reparirt merben (7) ; Sommenben-
flöfter, in meldten eine OrbenSregel nid^t beob-
ad^tet merbe, unb ebenfo alle Säcular« unb Xe-
gularbeneftden, foOten Dom Sif^of iä^rlid^ Difitirt
merben, ebenfo auäf oOe ffföfier, mo bie OrbenS-
obferDan) nod^ in ihaft fte^e, faUd bie iflofier-
oberen il^rer $flid^t nid^t na^fömen (8); 9lame
unb ®ebrau<!^ ber SImof enfammler f oOte abgefd^fft
merben: Abidffe unb geiftlid^e ©naben mürben
burd^ bte Sifd^fe belannt gemad^t, baS SImofen
ber ©laubigen aber foQten gmei Som^erren in
empfang ne^en (9). Sieben Sifd^bfe litten nod^
Semerfungen angefügt, aQe Snberen ftimmten ein«
fad^ mit Placet Anmefenb maren 6 Sarbinäle,
8$atriar((en,19er}bifd^öfe,14893if^5fe,4Aebte
unb 6 Orbendgenerale. Sie nüc^fte @i|ung mürbe
auf ben 17. September angefett. 9m 19. 3uU
mürben jundd^ft 18 Artilel über baS ^ilige 9Re^-
opfer Dorgelegt, morüber }uerft bie theologi mi-
nores ibre Snfld^t öu|em foIÜen. Somit (entere
nid^t me^r mie biSl^er bie SBerotl^ungen aUgu
lange l^inl^ielten unb fo ben Sätern faß leine
3eit mel^r übrig liefen, mürbe für fte eine neue
®efd^&ftSorbnung feftgefteOt. & foOte über eine
Staterie nur [t eine beftimmte Snjal^I Don Xl^o-
logen fpred^en, unb gmar auS ber 3al^I ber Dom
^ßapfle gefanbten nur ie 4, 2 auS bem Sücular«
unb 2 aus bem XegutarcIeruS ; auS ben Don
ben Sfürften gefanbten foHten bie Oratoren ie 8
auSmäl^Ien ; auS aOen anmefenben Xl^eologen beS
SöcuIarcIeruS foOte ieber Segat ie 1, auS benen
beS XeguIarcIeruS bie einzelnen OrbenSgenerale
ie 8 mö^Ien. ftein X^ologe bürfe über eine
l^Ibe Stunbe fpred^en, unb bie, meldte nid^t
gum Sßorte ISmen, lönnten il^re Snfid^ten fd^rift-
lidf bei ben Seputirten einreid^en (Theiner
n» 59). Um 3eit )u erfparen, mürben auS ben
Sdtem fofort 2 Sommifftonen befteOt, meldte ben
@i|ungen ber Xl^eologen anmol^nen unb alsbalb
bie Sel^rlapitel unb SanoneS über baS l^eilige
9ReBopfer abfajfen, fomie bie SDli^broud^ beim
3){e|opf er auf gcid^nen unb gufammenftellen f oDten.
Snblid^ mürbe ber eingeriffene 9Ri|braud^ ftreng«
jienS Derboten, bei Abgabe gemi jfer ®utad^ten mit
ben %üitn gu ftampfen. Sm 21. guH begannen
bie Seratl^ungen ber Xl^eologen über oben ge«
nannte 18 Slrtitel, bie in 14 @i|ungen bis gum
4. Sugufl fortgefe^ mürben. Siefeiben maren
gmar bereits unter SuIiuS III. burd^beratben unb
aud^ fd^on bie SanoneS nebft Se^rfapiteln fefl-
gefteOt morben. Sa aber Don ben bamaligen
70 SSatem bermalen laum 8 ober 4 anmefenb
maren, mürbe eine abermalige Ser^anblung be-
fd^Ioffen. 9(m 6. 9uguft mürbe ben SSatem in
einer (Seneralcongregation bie Sebre über ba§
SBefen, bie %vxä^tt, bie (Sinfe^ung unb bie Sar-
bringung beS Eiligen 3Re|opf erS in 4 If apiteln
2099
Orient, Sonci! bon.
2100
mbfi 12 Sononed Aber benfelkn ®egen{)nnb
t)argelegt (Theiner n, 74), unb l^iembn toutbe
in 9®fneraIcongre9attonen Dom 11. h\% 22. 3ht«
Stfi terl^onbeft $m le^m Sage toatm bm
öttm einige Strttfel fibet bie Sommunion sub
utraque ober ben Soienfehi^ gut ftenntni^nol^me
t)orge(egt nnb bann bie Seratl^ungen über bad
aRe|o))fer Dom 22. btS 27. augnft fortgefe|t
n)orben. Sieben biefen Serl^onblungen bilbete
ber Sointfeld^ einen ]^mi))tfad^ltd^en SeraH^ungd«
gegenfionb. Slod^bem ber 9i{d^of Don Sfünf^
Hrd^ al9 Iaiferli<j^er Orotor eine eingel^be
Stebe für bie ßonceffton beSfelben gel^alten, be«
gönnen om 28. Stignfl bie Serotl^ungen l^ter-
über unb erfhedten flc^ in 16 @i(ungen bis )um
6. €e))tember (Theiner n, 96 sqq.). Sie ein»
gel^bften S)QrIegungen über biefe ^^age l^ben
ttnr Dom Sefuitengeneral Sainej (Griaar, Dis-
pntat. Trident. 11, 24 sqq.). 2)ie meiften Stim-
men »aren für 9b(e]^nung beS ©efud^ed ober für
Ueberweifung bedfelben an ben ^opft. 9m 5. unb
7. September famen bie Sel^rfopitel unb CmtoneS
über bod Vte^opfer nod^malS gax Sprad^e. 9(m
10. September nmrbe hai Sieformbecret in 14 j?a-
piteln )ur SBerotl^ng Dorgelegt, bie aber balb in
11 )ufammmge)ogen tourben; ebenfo 9 fßuntte
über bie bei ber ^titt beS ÜRe^opferS oudgumerjen«
ben ÜRiBbreiud^ (Theiner 11, 119). hierüber
mürbe in 6 @eneraIcongregationen Dom 10. bi§
14. September Derl^onbelt. 9m 15. September
mürbe über bie S^ffung beS SecreteS über ben
Saienfeld^, fomie nod^matt über bie )u fhOenben
Sebingungen im Stalle ber Conceffion beSfelben
berotl^en (Theiner II, 127). «m 16. September
enbli^ erhielt baS 2)ecret über ben Saienfeld^ feine
beftnittDe ®eftalt, mie aud^ bie übrigen am f olgenben
Xage gn publictrenben Secrete Derlefen mürben,
mobei ^ger Streit über bie (Einfejfung beS $rie-
Stertl^umS unb bie Serfc^iebung Don ean. 4 über
)a8 We^opfer entftonb (Theiner n, 129). — am
17. September 1562 mürbe bie XXH Si^nng
geilten. 9Ia^ feierlid^m ^od^amt unb ^rebigt
DerlaS ber Secretör beS Sondtö baS @{auben€«
befenntni^ beS affQrifd^ fßatriard^en (Le Plat
V, 497 sqq.). hierauf »nrben 9 Se^rfopitet unb
ebenfoDiele SanoneS über baS l^ige SRe^opfer
pubKcirt; baran fd^Iog fid^ baS beeret De ob-
aerrandis et evitandis in celebratione missae.
hierbei mad(|ten nur 9 SSäter Sinmenbungen. &
folgte baS Sleformbecnt in 11 Kapiteln über Seben
unb Sitten ber ®eiftlid^en, über bie gigenfd^en
ber an Satl^ebralfird^en Sngufteflenben, über ^rä«
fenggelber, über bie an Satl^ebral« unb Soüegiat-
flr^en ju Dermenbenben ©eiftfid^en, über S)i8pen«
fotionSmefen, über Umonbermig Don Sejtamenten,
über SppeOQtionen , fromme Sermäd^iffe unb
fromme Orte, über bie SJotorc, über StrofbejKm-
mungen gegen 93erle|er Don ftird^engütem unb
frommen Stiftungen. ßnbUd^ fom nod^ ber Se»
fd^Iu^ betreffe be9 fiaienfeld^S gur Seriejung, „ba^
bie gange Sngelegenl^eit an ben $ap{t gemiefen
toerben f oOe, bomit berfefbe m^ fetner ms^^t
beftimme, ma§ ber Sl^enl^eit nüjpli^ mdy bni
um ben @ebroud^ beS SMä^tS SBitteiüM ])etl{am
fei". — 3)ie folgenbe Steinig nmrbe auf bm
12. 3toDember anberaumt, fpöter aber oaf ha
15. 3ttli 156S Derfd^oben. V» Ser^bn^
gegenftönbe mürben f efigefe|t bte Sacromente ber
^rieftermei^ unb ber ®^e. Snmefeiriy tooren
182 fHmmbered^Hgte SRitgliebcr.
S)ie Seit gmif^en biefer vaA ber foTgenbcn
Si|ung iSj/ü gu ber bemegteften unb gefa^olffien
mü^renb beS gangen (EoncSS. 3^^ Vlonait lang
mürbe in ^ftigen 9u8einanberfe|ungen ge!om))ft;
gel^nmol mu^e bie Si|ung Derfc^oben loerben;
gmei ber l^orragenbften Sarbinallegaten imb
od^ meitere ghäloten (LePlai VI, 189) {htrbcn
mö^enb biefer 3^t, unb mi^erbem fomen no4 fo
Diele unDermutl^te unb mid^tige Smifd^Pe,
ba^ es nid^t mdgtid^ ifl, im fRol^men eineS orten-
tirenben 9rti!ett alle Sreigniffe ou^gSl^fen. 9hir
bie mid^ttgften fönnen SrmäWng futben. 9bs
18. September ttmrben bie 3trtl^ümer ber 9b«
formotoren betreffs ber $riefiermei]^e in jiebeR
airtifeln Dorgelegt, unb eS foDten barSber gu«
ndd^fi bie Üieologi miBoreB berof^ Sie*
jelben mürben in ^d^ ftloffen geO^itt, nooon
lebe eine befttmmte 9Raterie Der^nbeln foDle,
unb itoat foSte je ein Dtebner nur eine l^lbc
Stunbe fpred^en (Theiner ü, 138). e]^e bieje
SSerl^blungen begonnen, Dertoigten bie fron«
göftf(!^en Orotoren Don ben fiegaten, man foQe
bie bogmatifd^n ßrdrterungen bis gur %ntlmft
meiterer $r&(aten unb proteffamtifcber Serlieter
ausfegen imb fid^ gunäd^fi nur mit 9teform-
frogen befaffen. S)iefem fbtbringen fd^Io^ fld^ im
auftrage beS ftaiferS aud^ ber Stfd^of Don %w^
tird^en an. Sie Segaten mtefen auf bie Oefd^^
orbnung l^in, bie baS Sondl felbft aufhelft
unb biSl^r aud^ immer etngel^Iten ffobt. fU^
renb bie Xl^eologen Dom 23» September fni
2. October in 15 Si|ungen über bie DorgeUgten
SrtUel Derl^nbelten, fam fofort mieber bie Diel«
befprod^ene Stefibengfrage gur Serl^anblung. Sinige
fponifd^e Sifd^öfe beRagten ftd^ beim iaämtA
Seriponbo, ba| unter ben betrejfeiAen ttIrtUebi
feiner über bie IRe^beng bqm. über bie 3^
fld^ finbe, ob ber Spifcopot jure divino fei S)tf
Sarbinal ttm^te bie gfrage Kug abgufennir, mib
nad^ Sd^Iu^ ber Serotl^ung burd^ bie Xl^eotogm
nmrbe am 3. October auf Sntrog beS gmeün
(SondlSIegaten eine Sommiffton fk Sbfaftimg
ber Sel^puntte unb SononeS über ben Orbo
niebergefe^, bie il^ Arbeit am 13. Octoter
Dorlegte (Themer TL, 151). 9n 11 Songrega«
tionen mürbe l^erüber Dom 18.-20. Octate
Derl^nbelt, unb ba fofort mteber bie Stefibcnf
froge oufgemorfen mürbe, polten bk Segoten Dom
^fte genauere SSerJ^tungSmalngebi femoM
über biefen Ißunft mfe ond^ über boS Mfcrliiie
ateformlibdl ein. Sieben ber «nfdlauimg bct
^nifd^en SBifdl^e über bie Stertbetq Ott jure
SlOl
Ztient, Gonctl Don.
2102
ditiiio cingefe|t, fing nAmlU^ bie bet gcgen^
t^Hgm Suffafftmg na^ teci Sphingen otiS
cinaiiübec: bie (Efaifn uoHten cB beim 2)ecreti
^Pcmtt ni. bevenben loffen, Viibere bie gonje
Vfigelegenbett an ben $o)>ft oemeif en, eine btttte
Ki^tung tocikm^e ein nnieft S)ecict l»m bet
G^nobe, ober mtt flnSIoffimg beB jure divino.
S>te Vntmoftcn ou8 9tom^ fotoobi i>om !|So))fi att
tooK CoiMnoI 8onoman0, (outeten tflffid^lid^
beiber fünfte Mt entgegenbinmenb (ÖAbt^
Di^nt Trid. I, 894 sqq.). 91m fd^ttrierigften
tm bie gfroge bdxeff« bei eteOung ber Ißifd^fe
|um $o^fi. S)te umfor|fenb{ien vnb eingebenbßen
<irötterungen tarnen ou^ ^iefflbei toiebtt Dom
Sefuttengeneral Saine), »ie et benn in ben ein-
seinen @i|ttngen bie S^gc nm florften beleucbtete
unb auf bie %fttet fd^tltil^ gto^en Sinfbil au»*
äbte (f. ^flbet OriBur 1. o. 1 , 80 sqq.). —
9m 14. Oetobet »at bet ©efanbte beS mnigS
€igi9munb Don ^len, Sifd^f ^bottb Don
$tem9«(, in Xrient angefommcn mb tmtrbe am
28. Oetobet in einet denetoleongtegatbn fetetliib
emriongen (Le Pktt Y, 582). ^m 80. Oetobet
mmt bie oif ®tunb bix bifi^gen Serotbungen
neu tebigitte doctrina in 5 Jfapiteln nebß
7 eanones »i neuet Set^onbbtng Dotgeltgt unb
ei toutbe in ocei @i|ungen Dom 8.-6. 9IoDembet
botfibet bi9}mtitt 9m 6. SloDenibet fobonn
»urbe ben SoncHfibätetn ein 3)ectet übet bie
atefibens Dotgefegt (Tbeiner n, 161). !Bon ba
rnt concenttitte fid^ bie Sidcufflon in taufenbetlei
SEBenbnngen unb leibet aucb 9Biebetl|oIungeK,
mancbmaf in udfi emgtet SOBeife, auf biefe ({toge
unb auf caa 7, bet äbn bie bifd^öflid^ ®e-
BNrft b^inbelt, md) )og fi(b tt'ie ein totbet Sf(d)en
butd^ oBe Kongregationen binbutcb bis )um enb-
ß^en abf4Iu| in bet XXUL ei|nng. 2)a in
bet Sotloge unter 3nliufi m. bie SBotte fkmben:
epkoopos jure divino institatos esie, Der*
langten maiube Sätet bieSBidier^eaung biefet
gfom unb beban])teten getabeju, fte niöte untet
3ulin9 beteitB befd^Ioffen motben. S)abet crnöttt
aRaffateOi am 7. 92oDembet att (SondlSfectetät
mtf ®runb bet 9cten, ba| botubet ni^ einmal
Det^nbett, geft^ioeige benn befd^offen morben
fei 9m 18. 9loDembet toarcn enblid^ bie lange
enootteten fnmjöfifd^ $tälaten ongelommcn:
12 SBifcbbfe unb 8 Scbte, an i^et €pi|e bet
Sotbinal ®ui{e Don Sotbringen. 9m 28. 9lo-
Dembet toutben fie feietlicb in bie Spnobe ein«
gefflbtt (bie bierbei ge^Itenen Sieben f. bei Le Plat
Y, 549 sqq.). Son bet 9nfunft bet gftoi^fcn
batte man eine gbtbenmg bet SoncittDerbonb*
lungen etbofft, allein biefelbe l^otte bie Sd^toierig-
feiten foft notb Detmcl^tt. 3u ben enblofen (Et-
iyttetungcn befi pro et contra Siefiben) famen
irnmet miebct neue 9nttflge unb 9banbetungen
unb ebenfoDiele 9nftagen na<l^ Som, f o bo^ bie
6i^ng Don einem Zetmin auf ben anbem Det«
fd^oben toetben mu^te. 9m 10. SDecembet »ot
ein neue« 2)e€tet fibet bie SHefibena Dotgelegt
motben, o^e bo| bie 9nftd^ten fid^ mel^t einigen
»oDten (Theiner U, 196). Uebet biefen fmd^b*
lofen Serbonblungen ging baS 3abt 1562 ju
Snbe, unb baS neue fd(^n leine gtb^e Uebetein*
ftimmung btingen ju »oOen. @d(^on am 2. So«
nuat fd^titt bie S)iSat{ßon übet benfelben (Segen«
ftanb in ben aüen Sabnen ttettet. SDagu tan
nod^, ba^ bie gfnn^ofen am 8. Sonuat ein bem
laifetlicben SfyOx^ Slcfotmlibea mit 84 9rti!elii
(Le Plat Y, 681 sqq.) einreid^ten unb in Set«
binbung mit ben faiferltd^ SBerttetem Dor 90em
auf bie SleformDerbanblungen brongen. 3m galt
bet 9Beigetnng etfd^ien im f^intetgtunbe beretil
bie Srobnng, in gftonfteid^ unb in Seutfüb^onb
eigene SonDente )u biefem Smed e )u Detanftotten
(@idtel 422 u. 424). 3a im Saufe bet »etbanb-
lungen »aten bie @egenföjfe aOmälig fo fd^toff
getooibeit, ba| beteitfi miebet bie ^rage nadb bet
@u)ietiotUät Don ßoncil obet ^ßa)yft nnb bie
Sadfot unb glotentinet 2)ecnte bidcutitt mürben.
Sarbinal @uife^ 9nfangB in bet SetmitflenoBe
^d^ gefaOenb, mar oDmilig immer mebc auf bie
6eite bet @)xmiet gebrftngt motben. 3n bet
Si^rnig Dom 18. 3<niuat mar et mit Cotbinol
VtabruH nebp 14 mciteten ^rökiten beouftragt
morben, ein neue9 3)ectet de reaidentia p
f otmuliren. 2)a boßf elbc Ue bif d^flid^en 3ttäfit ^
jure divino gcf otbett etfUtte, gefiel e6 ben Segaten
nid^t, mutbe Dielfod^ abjuAnban gefud^l unb nid^
auf bie ZogeSotbnung gefe|l. 9etgalid^ barnber,
ttat Satbinal ®nife immet mebt auf Seite bet
Oppofition, unb bie SBetßimmung nmtbe alt*
mdlig f o gro^, ba| bie @i|ungen gan^ eingefteU
iDurben. 9m 8. gfebruar eröffnete £arbinal ®on**
}aga Don SRantua mieber eine (Senerokongte«
gotion mit ben SEBotten: „SBit finb jmot beim
^i^ngStag ongekmgt, aber mir ftnb nod^ nid^
}ur Sintrad^ gelommen, bie bet @T|ung Dota»i
geben mul" (Le Plat Y, 672X St beantragte
nun, bie €i|ung auf ben 22. 9bril }u Der»
fd^ben, bie fttittigen Sftagen &Ux Keflbena unb
^rieftetmeibe Dore^ beifeite ju laffen unb }»•
nüd^fi ttber bie (Sf)t }U Der^anbeln. CS f oOten tag«
lid^ gmei Serfammlungen fiattfinben: SormittagS
foUten bie Xb^ologen Aber 9rtifel bejfiglid^ bet
(EV/ 9lad^mittag8 bie Sifd^fe übet bie beim
Sacroment ber ^riefterloeibe Dorfommenben 9Ri^
brond^ berat^en. SBon 176 anmefenben SiStem
fümmten nur 9 gegen biefe Sorlage. @o mt>
ben gleid^ am 4. gfebrnar ad^t ben proteflantifcbm
Sd^tfiften entnomn^at^ 9rtiifel über boS @acta^
ment oet (S^ gut Seratbung Dorgelegt, nnb foat
xa Diet JHoffen eingetbeilt, bamit aBe $unBe
gfeid^ma^ig bef|n:od^en merben fönnten. @ömmt<*
Kd^e Xb^Dlogen mürben gleid^follS in Dier ftlaffoi
eingetbeilt, Don benen jebe nur über bie x^ )»•
gemiefenen 9rtifel Derbimbeln foQte (Theiner 11,
282). 9m 9. ^ruar begannen fobonn bie 93et-
bonblungen 6ber genannte $untte. ttnterbeffen
batte ber ffaifet, mie fd^on feit <E)ecembet 1562
geplant mor, bad ^oflager nad^ 3nnfibmd( Der«
2108
%xUnt, Soncil Don.
2104
legt, um ben (SoncüSDerl^anblungen na^et au fein.
SSafjün l^atte er eine SReibc j^eröonogenber Sljeo-
logen entboten, unter oiefen ben 85i|(^of oon
fifunffird^en unb ben äefuiten SoniftuS, um über
bte goncilsfrogen eingel^enb beratl^en su laffen
(f. ©itfel 427 ff.). @o gab e« gett)if|ermQ^en brei
eoncilsoerl^nblungen : gu Xrient, )u 9lom unb
ju änndbrud. 9lod^ e^e ber ^opft oon biefen ißer-
lonblungen ju gnndbrud JFenntni^ l^aben fonnte,
botte er befd^Ioffen, einen Segoten bortl^in su
fenben, unb jmar nannte ber laiferli^e ©efanbte
in Stom, ®raf %rco, fd(|on am 10. gebruar ben
Sorbinal SRorone. S^e ber ißapfl {(i^Iüffig tourbe,
knbten bie Segaten in Xrient oon fid^ aud ben
iSifd^of Sommenbone an ben ttoi]tt, um feine
(Befimtungen bejüglid^ beS Soncild auSjuforfc^en.
Commenboneiourbejiebod^ mit allgemeinen (Rebend-
arten entlaffen unb erftattete ben Segaten am
19. gfebruar in Xrient einen bemnad^ gel^tenen
Seri^t. 9m 12. gebruar mar au^ Sarbinal
(Butfe t)on fiotl^ringen nac^ ^nndbrud gereist, mo
er am 16. anlam. 9teben politifd^en Sngelegen-
l^en lamen aud^ überaud mic^tige, baS goncil
betreffenbe gfragen gur Sefpred^ung (Sidel 434).
S)ie 3nn§bruder (lonferen)en, an benen fpöter
aud^ ber Sarbinal Snabru)) oon Xrient, ber
ftxmifd^ @raf be fiuna unb oerfd^iebene 2:]^eo-
logen unb Staatsmänner tl^eilnal^men, mußten
in 9iom emfte 93ebenlen enegen, unb ber lßa))fi
Oerfud^te nun bem nid^t ungeföl^rlid^ 9leben-
concU bie @pi^e abjubred^ Seine Seoollmöd^tig-
ten, namentlich ber offldette Vertreter am ftaifer-
l^ofe, S)eIftno, foQten ben ftaifer ju übergeugen
fucpen, ba^ er be)äglid^ ber 9ieform))unfte oom
$a|)fl aud^ nad^ @(§Iu^ bed Sondld toeit mel^r
erlangen fönne, als oon bem oielföpfigen Soncil
felbfl, baS fd^Iiepc^ mit ber )}ci))ftli(^en aud^ bie
faiferlid^e ^uctoritöt untergraben merbe. S)en
Segaten in Srient mürbe in ücrfd^iebenen @d^rei-
ben beS garbinalS SonomöuS oom 17.— 26. g-e-
bruar möglid^fteS Sntgegenfommen angeratl^en.
SS mürbe il^nen anl^eimgefteOt, foiool^I bie fran*
)öfifd^en alS aud^ bie fatferlid^en !Keformt)orfdi)Iage
inSgefammt ober nad^ ^uSmal^I bem SoncÜ oor-
julegen. ßbenfo fofltcn fte meitgcl^enbe 3ugeftänb-
niffe felbft jum ^Wac^tl^cile ber päpftUc^en gurie
mad^en bürfen. SBirflid^ l^atten bie Segaten aud^
Oerfd^iebene fünfte ber faiferlid^cn Sorfd^läge,
fomeit fie biefclben für pa^tnh erad^teten, bei
Serl^anblung ber äfti^bräud^e gur Seratl^ung oor-
gelegt; anbere jebod^ glaubten fie mit SRüdfid^t auf
bie l)äl)ftlid^e mie bie faiferlid^e «uctorität surüd-
Italien ju foHen. Sei ber grud^tlofigfeit ber SSer-
ijanblungcn ^u 3:rlent unb ben emften Sebenfen
gegen eine ©uSpcnfion, XranSIation ober fofor-
tige ©d^Iiefeung beS goncilS mufete ber ^^Sapji
fd^Ue^Iid^ gu ber Uebergeugung fommen, ber ein-
jige nod^ möglid^e 3Bcg gu erfprie^lic^em Sort-
gang unb cnblid^cm Sd^Iu^ beS goncilS fei bie
birecte SScr^anblung mit ben meltlid^en tJfürjten,
aQen Ooran mit bem jfaifer, als t>tn etgentlid^en
@tü|4)unlten ber Derfd^iebenm ^ßorteien auf ben
Soncü. @d^n l^e er bie Sibfid^t, ben er^
Segaten beS SoncilS, ben Sarbinal t>on SRantod,
megen feines gro^ Snfel^enS unb feiner na^
Segiel^ungen gum ffaifer^ofe mit btelbegügli^oi
Aufträgen nad^ 3nnSbrud }u f enben. Wim ha
Sarbinal mar f d^mer erfrantt, f o ba| ju Xrient dos
25. gfebruar on alle ®efd^äfte flodtten ; caiäf^ ikf
binal Seripanbo koor erbanft. 9m 2. Wöq fb^
(Songaga, unb f d^on am 1 7. beSfelben SRonatSf o^
il^m Seripanbo im Xobe. Unterbeff en Ratten W
SfnnSbruder Serotl^ungen greifbare ®e|lalt m
genommen in einer neuen Snftmction an bk
taiferlid^en Oratoren in Xrient uom 3. SRötg. ia
@<j^iben f^erbinanbS an ben ^ßa))f}, an bk
SoncilSIegaten unb an Corbinol ®uife (6idU
446 ; Le Plat Y, 690 et 694). S)er 3n^
berfelben unb namentlid^ bie SbHd^t beS ftaijnf,
in $erfon unb mit Vertretern Der ^ßrotepantn
baS Soncil befud^en gu moOen, mu|ic in 9tom bk
99ebenfen nod^ fiteigem. SS bürfte bie| mefentüi^
bagu beigetragen ^aben, ha% ber ^ßopß, fobolb er
t)om Xobe beS SarbinalS Don SRontua ihrabe
erl^alten, fofort, ol^ne Seratl^ung ber Corbinole,
fc^on am 7. SRärg ben Sarbinal S^rone an befjcs
@teSe ernannte imb il^ mit befonberen So!«
mad^ten an ben ffaifer gu fenben 6ef d^(o| (Le Plat
V, 774). 3ugleid^ mit il^m mürbe no(| Sorbtnal
9laoagero gum Segaten ernannt 9Rorone oedicl
SRom am 23. Sndrg unb langte am 10. 9prü in
Xrient an, mo er am 13. in feierlid^er fongre-
gationSft^ung Oon feinem 9Imte 93efi]^ erg^.
92ad^ Skriefung beS pöpftlid^en fßxtot l^ieU a
eine furge, bie 93öter gur (Sintrad^t ma^nenbe
Slnfprad^e (Le Fiat VI , 1 sqq.). ©d^n am
16. 3lpril Oerlteg er Xrient iDteber, um gum
ftaifer nad^ SnnSbrud gu reifen. 3n ber Stoif^oi»
geit oom Xobe ©ongaga'S bis sur Snfunft ber
neuen Segatm fiftirtm bie 93ifd^öfe i^ Se*
ratl^ungen, mül^tenb ftd^ i^r ©efinbe auf boi
@tra|en l^erumfd^Iug, fo ba^ eS entmaffnet unb
bie @tabtmad^ um 50 3Jlann Derftärft merben
mu^te. 3Bo^I baS mid^tigfte unb in feinen gfolgoi
bebeutimgSooQfte Sreigni^ mal^renb ber brita
^riobe beS SoncilS mar bie äJerl^nblung 9Rc-
rone'S mit ftaifer tjferbinanb gu ^nnSbrud ooa
21. april bis 12. SRai 1563. 2>er (Sefd^idTtd^
feit unb ftlugl^eit beS SarbinalS gelang eS, bn
bereits ftarf mi|ftimmtm ffaifer DoQftönbig §ii
berul^igm unb über aOe mic^tigeren 2)ifferen^>
punfte eine ßinigung gu ergielen ; eS loaren bu^
l^uptföd^Iid^ bie auSfd^Iie|lid^e Snitiotioe \>a
Segaten im Sorfd^IagSre^t unb bie 93emegunQ§-
freil^eit beS ßoncilS, bie 3ufammenfe^ng ber
2)eputationen unb gang befonberS bie %efoim
aud^ in ber papjUi^m (S,\mt. 92ad^bem num
fid^ über biefe t><nt)>tpun!te Der^änbigt, t»ir
ber Sergleid^ über 92ebenbinge eine leidste €ad^,
gumal bei ber gegenfeitigen 3uoor!ommen]^
unb bem beiberfeitigen guten SBiOen. S>er fiai*
fer Iie| ie|t mand^ $untte freimiOig faüa
I
1
2105
Xrient, Soncil Don.
2106
unb gdb feinen Oratoren Me SBeifung, mit ben
pöplUi^en Segoten ein gute9 Sinoeme^men ju
et^tten (f. eidel 491—507). Suf ®runb befi
Uebereintommenfl mit bem Paifer gelang t%, nod^
itnb mäf ottd^ &pcaAm unb gtonfreid^ me^ auf
€elte be« $o)>{tc8 ju bringen. SRit W^^P ^on
@|Kmim iDot bie Sad^ feit bem 14. 3uU bc^nitit)
ouAgegti^en, mit bem Saibinal üon Sotl(|ringen
iett bem 19. 3uli, fo ba| «)on bo an baS Sondt )u-
c^^nb« feinen ßnbe sueilte. — SQBal^renb SRo-
tone in Shmftbiud meilte, xoat ben Sdtem in
Xrient am 10. Vlai bie Sammlung ber aRt|-
briu^e betreffs bed Orbo in 17 Papiteln jur !Be-
tot^g DotgeUgt tootben (Theiner n, 264 sqq.),
tDOriiber Dom 12. SRai bid }um 16. 3uni Der-
^anbelt mutbe, nrie über bie auf ®runb ber 9b-
AnbenmgSDorfd^Ulge beforgte 9leureboction aber»
mott Dom 10.— 12. 3uli (Theiner II, 802;
Le Plat YI, 126). (Ebenfo »urben bie Ser-
^blungen über bie Se^rfo^itel unb SanoneS de
sacrainento ordinis fortgefe|t 92a(^ SRorone^d
Xfidfunft fobann mürben bie SSerbanblungen in
Xrient mit neuer Xegf amteit aufgenommen. Segel«
m&^ig maren iäfiiäf )mei Si^ungen. Vnfanglid^
f am e9 Derf d^iebenflid^ nod^ ju emften SuSeinanber-
[ e|ungen, namentlid| betreffs gmeier fünfte : aber
oä proponentibas legatis unb bie Steftben)
bejm. bie amtSfteQung ber SBifd^öfe. lieber Ie|tere
Sfrogen begannen bie SBerat^ungen am 11. Suni
auf 8 9leue (Sidel 540; Le Plat VI, 102). 2)ie
Spanier biciten gunft(i^ft an il^rer 9e]^u))tung
befi jus divinum nod^ }ä]^ feft, gaben fid^ jebo^
l^lie^id^ mit einer Sormultrung jufrieben, meldte
tbre SReinung )mar nid^t birect an9l\ptaä^, aber
mbglic^rmeife in i^rem Sinne interpretirt mer«
ben fonnte: episcopos, qui in locum apoeio-
lomm Buccesserunt, ad hune hierarchicum
ordinem praecipue pertinere, et positos, sicut
apoBtolns aity a Spirita Sancto regere eccle-
aiam Dei, eoeque presbyteris superioreB
eese eto. 9ud^ be^üglid^ beS erflem fünftes mürbe
burc^ SonniDen) bed $apfteS beiben Seiten, Se-
gaten unb SonrilSDötem, (Senfige getrau, fofem
ieber beret^tigt fein follte, )u f orbem unb }U fagen,
ttiaS ibm nad^ Sa^ung ber alten Sonrilien )u
forbem unb ju fogen }uf!e]^. (Sine le^te £r»
RSrung fanb bie Sngelegenl^eit in Stop. 21 bed
9teformatbn9beaete8 ber XXIY. Si|(ung.) Huä)
nod^ eine anbere überaus bebauerlid^e Srf d^inung
auf bem Soncil Derlor immer me^r an Sd^Srfe
unb ^eftigteit, nämlid^ bie unerquidlid^en ^rä-
cebengfireitigteiten gmifd^en ben Sertretem ber
einjetnen meltlid^ gfirften. Sin Ie|ter, aSer-
bingS nod^ überaus l^iger 9uSbruq berfelben
erfolgte am fJefJe ^petri unb «Pauli (29. 3uni
1563) mä^renb beS feierlid^en ®otteSbtenfteS in
ber Katbebralflrd^ (Sldfel 556 ff. ; Le Plat VI,
116). SB&^enb bie Serl^nblungen in Xrient ibren
Sforigong nahmen, tagten bie faiferlid^en Son-
ferenjen in3nnSbrud( meiter, namentlid^ um bie Se-
fornuxrl^nblungen mad^ }u erbalten unb benfelben
eine gemiffe Sirectioe )u geben. 3n biefer ^inftd^t
muri)e rine 91ri 92eurebaction beS oben befprot^enen
XeformlibeUS beforgt, gemiffermo^ als Orien«
tirungSmittel für bieXl^ötigfeit ber faiferlid^Ora-
torensuXrient(Sid(eI520ff.). 9lad^ aOen ben Dielen
unb Derf d^iebenen fjäl^rlid^friten tonnte enblid^ am
14. 3uli 1563 bie le^te Dorbereitenbe (Seneral-
congregation unb folgenben SageS, am 15. 3uli^
)U aSgemriner gfteube bie XXTTT. Sibung
gebalten merben. 9lad^ ben berfSmmlid^en gfeier«
lid^feiten mürben junöd^ft burd^ ben fteÜDertreten-
ben Secretftr bie pdppd^en SBreDen betreffs ber
Segation SRorone'S unb 92aDagero'S fomie bie Don
ben meltUd^en %&x^m einaegangenen Sd^teiben
ber Stei^ nad^ Derlefen. »ierauf fublicirie ber
Sifd^of Don $ariS baS Sel^rftüd üDer bie $riefter-
meil^e tn 4 ifapiteln nebft 8 SanoneS, mobei nur
Reben 93&ter nod^ Semerlungen anfügten. So«
Dann folgte bie 9}erlefung beS SteformbecreteS in
18 StapMtL ttop. 1 bebanbelte bie Diel unb ]^ei|
umftrittene 9^age bejügltd^ ber Sieftben] : ßap. 2
Derlongte Don aUen ^ölaten ol^ne SuSnabme, ba^
fte inner^lb breier SRonate bie Confecration em«
jifangen mu|ten; Rapp, 3^17 gaben Sorfd^riften
über Smpfang unb Sril^eilung ber Derfd^iebenen
SBeiben, Ctgenfd^aften unb Srforbemiffe ber
SBeibecanbibaten. ttop. 18 pMxä^ entl^ielt bie Se-
^immungen für bie Srgiebung unb SuSbilbung ber
ißriefieramtScanbibaten unb bie ßrrid^tung Don Sie-
ricalfeminarien (f. b. Ilrt. Seminar). S)te f olgenbe
Sij(ung tourbe auf ben 16. September angefe^t,
bamit bann über baS Sacrament ber (Sfft unb oie
gfortfe^ung ber Steform Derbanbelt merbe. Snmefenb
maren 4 Sarbinale, 8 ^otriard^en, 25 Sr}bifd^5fe,
193 9if(bdfe, 3 9ebte unb 7 OrbenSgenerale,
alfo 235 $rftlaten. 9tad^ glüdRid^em Scbluffe ber
XXni Si^ung mad^te fi^ auf pdpfUid^ Seite
unDerfennbar ber SBunfd^ bemerflicb, baS Sondl
nun tbunlid^ft rafd^ ju beenbtgen. Z)ie| gab ÜRo*
rone bem Paifer in feinem Sd^reiben Dom 20. 3uli
beutlid^ genug gu Derftel^ (Sidel 563). Tlan
lie| ben Paifer miffen, nad^bem bie mic^tigften
bogmatifd^en ^fragen berrinigt, foDte nur nod^
eine mbglid^fi allgemein gebaltene Steform berotl^en
unb bef^loffen merben ; rine fperielle für bie ein*
seinen fidnber fönnte auf bem Sonril megen ber
Derf^iebenen Stnfid^ten ber Söter, namentlid^ ber
Spanier, unmöglid^ burd^gefübrt merben, Ibnne
Dielme^r meit bejfer unb grünblid^er Don ben ein-
}elnen fianbeSfürfien, fo namentlich Dom Paifer
mit £)ilfe beS $opfteS eingelritet merben (Sidel
564 f.). gferbinanb mar fold^er 99ef(bleunigung
junöd^ft nod^ nid^t günftig gefümmt ; nur unter
ber SorauSfe^ung, bog aQe micbtigen ^fragen orb«
nungSgemä^ erlebigt mören, mollte er riner bal«
bigen ^eenbtgung |ufttmmen (Sidtel 569 ff. ; Le
Plat VI, 166). 9lod^ größere S^mierigfeiten
fd^ien eine 99ef(bleunigung Don Seiten Spaniens
5u finben, mo man meit e^er eine SBerfd^leppung
5u munf^en fd^ien. 2)arauf beutete menigftenS
baS 9luftreten beS fpanif ^en OratorS in Xrient, beS
2107
Xtient, (Eoncil oon.
21M
®tofen Buna, Dor 9Uem \m bur^auS oiberftnm-
oer Antrag, bie ^roteftonten noi^maü auf boS
Sondl ein^ulaben. Subem mar bie in SuSfid^
genommene Stefoxmfroge eine bec fd^ierigfien
Slufgoben bed ganzen CondlS unb erforberte gco^e
JHug^ unb Um^d^t. 9wj^ bie SBerl^anbbtngen
über boS Sacroment ber (E^ lonnten man(^
ftürmif^e Smif^fftOe bringen. @o fionb baS
(Sjomi toiebenmt, glüfllid^enoeife )um Ie|tenma{,
tot einer früif^en (E)»i{obe. Sm 20. 3uli nrnt*
ben ben Sätem in einer Senctalcongtegatüm
11 (EommeS über boS €aciamcst ber ^|e Dor*
gelegt; bcqu (am ein S)ecret über danbeftine
&^, iDorin btefdben für nnS unb nid^tig erdört
ttmrbcn unb au|ieikem gewogt &Nir, ba^ C|en Don
ftinbcm, namdid^eilft unter 18, meiblid^eitö
unter 16 3o^, o^e SonfenS ber Sltem ge«
fd^ffen, ungiltig fcfat ^en (Theiner U, B18).
3n ber (Benerokongregatiim tkom 24. 2hüi, in »el«
i^ bie Serot^gen hierüber begonnen, übergab
ber fnm^ftf^e Orotor eine CrBörung ^tdiä^
SsSfcäM (TheiiMr U, 816). 3unäibfi folgten
14 Scrot^gen liom 24.— 31. Shüi, beren (Sr-
gebm^ gu einer Keurcbaction in 12 CanoneS
Brie. Im meiflat gingen bie Snfuj^ten betreffs
danbeßinen df^ (M einanber: bie (Einen
gleiten fie für nid^, bie flnberen f&r red(|t-
mdftig; bie <Eincn moUen betreffe ber Solibitftt
gar in^tS gefugt, Snbere nur auf Singel^ung fol-
<^ Sbni f 4u>ere @trafe gef e^ mi jf en. @ofamein
neues Zkcret §u 6tanbe, baS mit »udtjid^t auf bie
ft^Iimmen gblgen bie Ungultigleii erDärte unb
MreffS beS elterli^en (EonfenfeS bie Solare auf
90 unb 18 binmtfrfidte (Thdner II, 334 sq.).
3ug(eic( nmrbe eine Sammlung oon IRi^dud^,
bie (Bft betreffenb, jur Scratbung oorgelegt. 3n
ber Songrqjotion twm 11. Sugup, in ber bie 9e«
lot^ungen i^ren Sfortgong naiven, beantragten bie
Denetionift!^ Oratoren mit XüdEfid^ ouf bte®cie«
d^ bejüglid^ beS S^brud^ eine anbere Saffung
bc8 Simon 7, meli^ aud^ erfolgte (Theiner U,
838). & gab nun toieber 19 Seroibungen oom
11. — 23. Vugufi, an beren Sd^Iu^ abermals eine
Steurebaction ber SononeS mie beS 9tef ormbecretcS
erfolgte (Theiner n, 886 sqq.). hierüber lourbe
nom 7.— 10. September in 7 @i|ttngen tf
ratben (Theiner II, 891 sqq.). 9uf (Brunb biefer
Seratl^ungen tourbe eine oierte Sduiction noÄ-
menbig, bie am 13. October oorgelegt (Theiner
II, 424), unb morüber am 26. unb 27. j[cneS
SRonatd in 8 Kongregationen abermals be-
rat)^ nmrbe. S)amit mar enblid^ bie befinitioe
f$affung ber 12 dxmoneS unb 10 9ieform!a)riteI
über bie Cbe fefigefteOt. Sieben biefen Sed^nb-
lungen gingen ebenfo mid^ige unb tbeilmeife er«
regte Seratbungen betreffs allgemeiner Sleform
einber. 9uf ®runb ber oon ben Oratoren ber
etnuelnen SReid^ etngereid^ Stcformforberungen
batte boS Sonril bie fd^mierige Sfrage einer @e«
neralreform in Angriff genommen. %m 25. 3uli
l^en bie £egaten ben meltlid^en Oratoren, na-
meniScl^ ben foiferßd^en, ein umfoffenbcS Seform*
beeret in 42 fia))itdn iur ffenntut^j^me üboß
geben. Sarin moren nad^ Snmc^ung bcS Cor»
MnolS SorromftuS oud^ Scannen betreffs ber
9Ri^brftud^, Uebergriffe unb Seifekungett, bie
fritenS ber mettlid^en «kmalt IM^i^en einriß«
tungen unb (Bered^tfamen gegenüber bdidU mür-
ben, aufgenommen, tlop. 39 entl^It in 12 $unt'
ten nerjcbiebene bal^ giekobe Seformborf^^Ioge,
morübo: man fld^ an oen meltlid^en ^fm ni2|(
menig betroffen geigte. S)ie (aiferiid^ Ocatotet
batten ben Xdformentmurf unter bem 8. Sugu^
fammt ibren eigenen SSemerbmgen an gfed)inaiÄ
iefanbt (Sidel 574 ff.). Son ba on mnrben am
faifer^fe eingebenbe Serot^ungen ge|)Pb)gen, unb
es entmitfelie fic^ rin bbbafter Skrle^ fomo|(
gmifd^en SBien unb Xrient olS auc^ gmifd^ bm
eingelnen Oratoren auf bem (Sonett unb atom.
SHe ^iQjt maren mebtfod^ Vbänberungea. la
20. %ugufi entbiett ber (gittoutf tuNl^ 86 StapM,
unb baS Itj^ mar bie reformatio aaecnUiinm
in 12 Xrtileln, morüber oom 11. @e|>tember Vit
2. October in 33 Kongregationen bontben nmrbe
(Theiner U, 871 sqq.; eHd 682). «a
15. September mar bie 6ijfung auf ben 11. 9to»
oember oertagt morben. %m 18. Setiiembec reiste
ber Siarbinol oon Sotbringen nacb Smu, mo er
am 29. ieneS SRonatS anfom unb mit grö|ttr
9luS)eid^nung bebanbelt mürbe. SSon ba an mMte
{Buife gan} entfd^ieben für bdbigen Sd^Iu^ ber
@t^nobe, unb gemi| mar eS nid^ am menigfben
feinem Sinflufie gutufd^reiben^ ba^ ftd^ fdblie|lid^
am 8. Oäober aud^ ftaifer So^in^nib Ifieaxtä
rinoerftanben erllärte (Sidd 619), fo ba|s @)xmien
gule^t notl^gebntngen glridbfaQS nad^ben nutzte
(6ideI631). SIS ©eftmgabe erretten bie gürflcn
gunod^ft einen %uffd^ ber SSerbanblungen über
baS Caput reformationia BaeouIarimB. Sm
8. October mürbe be{d|)Iof{en, non bem Scfoinu
entmurf gunöd^ft nur oie 21 erßen iFa|riteI gu m>
bonbeln unb bie übrigen auf bie f ))dtere 6i|un§
^oerfd^ieben (Theiner 11,423). @obann nmrbe
eine S)etmtation oon 18 ^rSlaten beßellt, bie am
22.-25. October baS Xeformbecret in biefes
@inne umgugefialten batten. Sa§|elbe touAt ben
Sotem am 81. October gugefteUt (Theimer O.
430) unb oom 8.--8. Sooember in 11 Co»
gregationen berauben. Vm 9. unb 10. Slonenu
ber fanb eS bann enbli^ f^fne befinitiDe gofp
fung. — @o fonnte am 11. SlDOember bie
XXIV. et^ung gebaQen merben. 9lad^ ben itt»
Ii(bett Sfrierlid^Iritcn oetlaS ber Offidator, ber
aäifd^of non Xreoifo, boS £e]^rra)>ttel über bie Cbe
mit 12 SononeS ncbfl bem Deeretum de re*
formatione matrimonii in 10 ifa()itebL 9n
ßop, 1 mutben bie danbefUnen (B^ für null
unb nid^g erOftrt. Sie gültige Eingebung einer
(Ebc erfori)ere Sbfd^ie^g eonun paroeho
proprio vel alio sacerdoie ie ipsina vcl ofw
dinarii licentia, et duobus Tel tribns tecd*
bu8. SS folgten in ben mriteren ffqiiteln IBe«
2109
Zricnt, SonctI Don.
2110
fKnonunfl^ üBer e(e]^bemif{e, bie mtfju^aäi ein-
Oefd^ft taoAm, vAtt ©traf en ber Srouenrauier,
Amt £^ Mit Sagabunben, gegm bcn Kon*
cubinat, gegen SBteintoäddtigung ber gfceil^ bet
«(efdVttfiwM^ enblid^ üba bie gef(^{{ene 3ett.
.8um @4Ittf^ folgte boS KefonnationAbectet in
20 Auittebi, toeU^ Sotfd^ften entl^teltcn über bafi
Aetf often bei StUrigung bifd^dflid^ Stühle unb
aber (toaMfim% ber (Eorbinöle ; über 3lb^altung
tum !ßntti»ial- unb 3>iJkef<inf9noben; Aber Sifi-
Wiott ber SDiAcefen; fiber baS ^tebigtamt; über
bol geri^iU^e Serfabien gegni 93tf45fe; fiba
Snoetteniiig ber Uf^öflid^ 3)i8))enfationft)oa-
no^t ; Aber Uniermeifung bc« SoHeS be)flg(t(i^ ber
€acmmente unb ber ^eiligen 3Reffe ; aber dffenUid^
ftinl^enbu^e unb aber baft Smt eines $önUentia-
iiu8 ; aber SifHation esemter fftr^en ; über Sb^en-
tUd ; fiber Sigenf d^aften unb ^flU^ten ber an 2)om*
finben 9n)i4ieQenben ; aber Sereinigung mebrerer
^frunbm unb ben ^rroerbonb ; über Srl^tung
ber $^nbegAter ; über fßfrunben an Satbebral«
md) (Ju)Uegiatftr4en ; über 9)ertt)altung ber 2)tö-
ci^e oedo vaoante; Aber 9bf (Raffung bed ou-
mnlns benefidomm ; aber SEßieberbefe^ng er«
lebigtet ^facreien; über Slbfd^affung ber $rooi-
ftonen, Ssfpedatiomn u. bgl : über bad fir(bH<b«
<lkrul^tSoerf obren. Sei ber Sbftimmung mürben fo
»tek motimrte Soto abgegeben , namentlicb über
btf 8v 5. unb 6. ffapitel bcS aDgemeinen Slefor-
motionSbecreteS ^ hob bie{elben bie erften Zage
xuOf ber @ibttng ouf (grunb biefer Sota )u @un-
fkn mögti^^er Unob^gigleit ber 93if(^5fe gegen-
über ben (Erjbtfi^iyfen abgednbert unb in biefer
9orm am 8. S)ecember pubHcirt mürben (Tbainer
n, 468—476. 675). S)ie folgenbe ©i^ung mor
auf ben 9. Secember onberaumt toorben, bo(b mit
ber Sollmad^, ben Xermin aud^ abgulürsen. 3laä^
glfidlid^er Seenbigung ber XXIV. @i|ung trat
ber fcbon lange gehegte ilBunfcb nad^ enbli(!^em
€d^Iuffe beft (E4>ncU8 offener beroor. ©d^on am
18. 9ioDember berief ber etfle $rftfibent, Sarbinol
Olorone« au|rr ben übrken Segaten unb ben
Corbinälen 9Rabru)9 unb $ui{e, nod^ 25 toeitere
^rfitoten au9 ben oerfd^iebenen Stationen }u fid^
unb crjyffnete ibnen, mie notl^menbig ed fei, bog
Conril mit ber folgenben, am 9. Secember gu
boBenben 6t^g ju f^Iie^ ^Betreffs ber
@acromente fet aUeS Sldtbige befd^Ioff en, uid> aud^
betüglif^ ber Sieformotion fei fo giemlid^ bad
aSubtigfie bereinigt. 9ud^ ber ffiapft münfd^e
bringnib mit Slüdfid^t auf bad augemeine SBol^I
ber ftird^ bie Seenbigung ber @qnc^. 2)ie{en
Sntrag unterftä|fte mit afier Qntfcbiebenbeit ber
(Eotbinol @uife^ inbem er in löngerer SRebe aus«
führte, toie bie Sage gronfreicbS ben balbigen
€4Iu| gebieteri{d^ forbere; bereits l^ätten bie
@tänbe im goOe Ungeier 5Dauer beS SoncilS mit
einem fron^dfifcben Slationalconcil gebrol^t. tKud^
bie übrigen Prälaten erflärten fid^ mit bem IBor«
fd^tag eimierfianben mit 9iädfft(bt auf bie oer-
fd^iebenm ®efal^ren, bie fid^ infolge beS möglid^
ablebenS beS Sßopfi^ ober beS itaif erS fomie aud^
aus ber langen Stbtoefenl^t ber 9tf d^5f e oon ii^ren
^ben ergeben mußten. @o mürbe bem SIntrag
mtf @d^Ii$ jugeftimmt, bod| foflten bie bereits
uodiegenben Steformbecrete nod^ burd^beratbei^,
betreffs ber rütffiänbigen boamatifd^en 9^agen
aber, mie Segfeuer, Silber«, {^eiligen« unb 9le«
liqutenDerelrung unb Sblafk, foEte nur baS auf
fruberen @Qnoben bereits Serbanbelte unb Se«
fd^Ioffene gefammelt, ton SiScufftonen aber ab«
gefeben merben (Paleotto bei Theiner II, 675).
9ud^ bie Oratoren ber meltlid^en dürften gaben
\fyct 3uftimmung ju bem Sorf daläge, mie ftd^
über^au))t eine Wci Sbfpannung eingeteilt )u
baben f^ien. @elbft ber fiaif er befunbete in feinen
Sd^reiben nid^t me^r baS frühere Stntereffe am
SoncU, unb menn er aud^ einen )u baftigen Bäfivt%
gcrabe nid^t toün\dfit, mie er in feinem @d^reiben
an Suna fagte (©itfel 645), fo arbeitete er ibm
bod^ nid^t entgegen. 9htr Spanien, unb nament«
lid^ @raf Suna, proteftirte entfd^ieben gegen ben
beabftd^ttgten @d^Iu^ unb ](|ielt aud^ troj^ aller
@egenbemü]^ungen an feiner O|)))ofttion unent«
megt feft. S)er @eneraIcongregation oom 15. !ßo«
Dember legte nun SDtorone obigen Sefd^Iu| in
einbringlid^en SEBorten oor mit ber 9ßabnung, bie
nod^ notbmenbigen Ser^blungen in tbunli^fter
fiür^e )u führen. SS mürben fobann }unä(bft bie
nod^ rfidfftönbigen 14 RapM beS aflgemeinen
SieformbcaeteS )ur Serat^ung oorgelegt. Sejüg-
Hcb bcS bereits oben ermähnten caput reforma-
tionis saecularium bemerfte SRorone, bab fld^
bie St^nobe mit ber 9le(btlid(|feit ber gürten
3ufrid)en geben f5nne, unb ba^ eS beffer fei, bie«
felben burd^ guteS 93eif))iel als burd^ angebrobte
Strafen unb ß^communication gur f^t^mmigteit
angubolten. @o erbielt baS ftopitel eine giemlid^
bebnboregfaffung (Theiner II, 480.677). Som
15. — 18. SIoDember mürbe in 6 ©enerolcon«
gregationen über biefe 14 jta))itel oerbanbelt. 9n
k^rem Xage mürben nod^ 6 meitere [Reform^
betrete unb Sorfd^riften Dorgelegt (Theiner II,
483). am 20. üflooember mürbe ben fßäittn baS
bie fflöfier betreffenbeSHef ormationSbecret gugefteüt.
S)aSfeIbe umfaßt 28 Slrtifel über bie Üßön^e unb
7 airtilel über bie^lonnen (Theiner II, 485 sqq.).
^Herüber mürbe in 8 Kongregationen oom 23. bis
27. Slodember berat)^ unb fofort bie befinitine
(Raffung ))orgenommen. gfür Die oben berübr«
ten bogmatifd^en ^fragen mürben 8 Sommif«
fionen auS ie 5 Jßrölaten unb ebenfooielen Z^eo«
logen befteHt, meldte bie betreffenben SDecrete auf
(ärunb frflb^er SoncilSDerldanblungm abfaffen
mußten (Theiner H, 499. 676 ; Sidel 641).
SBäbrenb fo bieSerbanblungenftd^tlid^befd^Ieunigt
mürben, legte @raf Suna am 27. 92ot)ember ))Iä|«
lid^ feierli^en $rotefi gegen biefe Ueberfturgung
ein. infolge beffen berief 9Rorone am 28. 9ib«
oember abermals eine Spedalcommiffmn auS
Oratoren unb (SoncilSoatem lu ftd^, mel^^
einftimmig für Seenbigung beS ßoncUS marei
2111
Xrient« ßoncil t)on.
2112
giun öerfammeße 2una ble unter fpomfcl^ ^en-
f d^ ftel^enben ^räloten unb l^ielt mit i^nen am
29. unb 80. 5Rot)eniBer aSerfammlungen, um eine
toeitere gortfe^ung befi goncilS ju er gwingen. Ob-
XDo^l nur gonj loenige auf feine 9nftd^t eingingen,
für^tete man bod^ bei ber ^artnddigfeit fiuna'8
eine 9(rt fpanifd^ed Sonciltobulum (@idel 641).
S)a fam am 80. 9{oDember ^aäß auS 9iom ein
Courier mit ber Ütad^rid^t an, ber ^a))fi fei nid^t
unbebenüid^ erfranft. Sie ßDentualitat eined m5g-
ßd^en @d^idmaS im Solle 9(Meben8 beS $a))fte8
br&ngtejurafd^em^anbeln. 9(ml.S)ecember mürbe
unter 3uftimmung fämmtlid^er Oratoren mit ein*
jiger 9(uSnalEime Suna'd bef d^Ioff en, bie Ie|te @i|ung
fofort )u leiten. S)em)ufoIge mürbe am 2. 2)e-
cember bie le^e ®eneraIcongregation geleiten,
^ier mürben in fic^tlid^er 6ile bie in ber legten
@i^ung JU publicirenben betrete befprod^en unb
für bie Promulgation l^ergerid^tet SSkgen bed um-
faf[enben Stoffed foQte bie @i|ung auf 2 Zage
ausgebe)^ unb gleid^ am 8. unb 4. Secember ab-
gehalten merben. Sin biefem Sefd^Iuffe mürbe f eft-
gebalten, obmol^I nod^ t)or 93eenbigung ber Kongre-
gation, bie bis fpät in bie 3la(t)i l^inein bauerte, giln-
^gere 92ad^riqten über bie ftranfl^eit bed ^ßa|)fte8
eiiüief en. @o mürbe am 8. 2)ecember bie XXY. unb
Ie|te @i|fung begonnen. 9Iad^ Seenbigung be§
üblid^en ®otte§bienfte8 imb ber Serimonien ver-
lad ber Offtciator, berlBifd^of t)on@uImona, ju-
nöd^ft bie 3)ecrete über baS Sf^gfeuer, bann über
Anrufung, Serel^ng unb SReliquien ber ^ei-
ligen fomie über bie Ipeiligenbilber. 2)ie be-
treffenden Sebren merben nur in gang allge-
meinen Umriffen gegeben, unb e§ marb ouf
einzelne üRi^bräud^e bingemiefen, o^ne ba^ Sa«
noneS l^ingugefe^t mürben. 2)ie S)ecrete mürben
Sft einftimmig gutgeheißen, hierauf mürbe hafi
eformbecret über baS Äloftermefcn üerlefen, beffen
S5eftimmungen über 5IRönd^8- unb Slonnenflöfter
in 22 ffa))itel gufammengegogen morben maren.
S)iefe gaben ^nmeifungen über bie 93eobad^tung
ber DrbcnSregel, ben Sepfe ber (Sinjelnen mie ber
Kommunität, 3ö1^I ber SWitglieber, über 6rri(^-
tung Don fflöftem, Elaufur ber tJraucnflöfter, bie
ßrmäblung ber Oberen, SiRtation ejemter unb
nid^t ejemter ftlöfter, über ©eid^ten ber fflofter-
froucn, Ausübung ber ©eelforge t)on ftloftergeiji-
lid^en, ©(^lid^tung öon ©treitigfeiten, ©trafocr-
fabren, über D^ootjen unb (Selübbeablegung, Qfrei-
beit beS gintrittS, ©ebanblung öon ^Ipoftotcn unb
über boS gommenbcmefcn. 3)ie mciften Säter
ftimmtcn mit einfotbem Placet. 3)a8fclbe mar bei
bem aflgemeinen Seformbecrctbon 20 Äo^jiteln ber
Sfafl. ©iejelben cntbieltcn 5lnmcifungcn über ben
§au§balt Der garbinölc , bcjeid^neten biejenigen,
meldte fid^ bQ«t»tiäd^Ud6anbie ©eftimmungengegen-
mortigen goncilS gu baßen bötten, mobnten gur
SSorfi^t beim Scrbongen ber gjcommunication,
trafen ^Jlnorbnungcn über aKegftiftimgen, über bie
Sifitation ejemter StapM, Slufbcbung ber »n-
martfd^often auf ürd^Iid^c SBenepcien, Sermal-
tung ber Spitöler, $atronat8red^t, Sriebignoi
t)on Streitfad^en, SSerpad^tung oon jKrd^engütent,
Sntrid^tung bed 3^bnten, Segrdbnißgebubren, 9c
ftrafung geiftlid^er Soncubinarier, Sermoltungoos
SeelforgSbeneficien, öffentlid^eS auftreten ber S-
fd^öfe unb Verboten bad S)uen. ff apitel 20 ent^
nod^ 9Jlabnungen an bie meltlid^en Surften bc
treffe bed SSerbaltend gegenüber ber ihrcbe unb
ibren ©erecbtfamen, unb ffopitel 21 bte Claufd,
allen SBeftimmungen beS SoncilS gegenüber na-
neat salva Sedis apostolicae auctoritas. tw
mefenb maren außer ben 4 ))ä))ftlid^en 2e^
2 garbinäle, 25 grabifd^öfe, 150 93ü(^
7 ^Att, 7 OrbenSgenerale unb 11 Orotoia
meltlid^er gfürften. 92ad^bent bie @i^g m
8 Ubr in ber gftübe bis gegen 5 Vü^x flbenbs gt>
bauert , mürbe fte auf ben f olgenben %ü% ptsß
longirt. 3Rebrere ^rölaten, namentli(^ &^
binal (Suife , b^^tten aud^ ein S)eaet üha bs
Slblaß verlangt. ÜJtorone f^xtlt ein fold^jehot^
nid^t für angezeigt: eine nur oberfIöd^lb$r ft»
banblung mare ber @ad^e uniDÜrbig, mm
gebenbe verlange gu oiel 3eit. Xro^bem issik
auf Dielfeitigen SBunfd^ nod^ möbrenb beriet
ein foId^eS ffiecret abgefaßt (Theiner n, 680).
3n ber grübe beS 4. ©ecember berief aRoroiie |u»
nöd^ft eine ®eneralcongregation in feine SBo^
nung, mobei bie nod^ gu ))ublicirenben 2)eciete
furg befprod^en mürben. 2:ro| Tloxont'S SBü)er«
fprud^ mürbe l^ier baS 9blaßbecret gebilligt mit
angenommen. (&t\Da um 9 U^r gog man in bit
Katbebrale, mo ber 93ifd^of t)on Sotonia bol
^od^amt bielt. hierauf mürbe o^ne meitere gförm'
lid^feit in ben geftem unterbrod^enen publica*
tionen fortgefabrcn. S)er Dfficiotor t)erla§ bo§
Slblaßbecret, ein S)ecret über auömabl ber Speifen
unb über fjaft- unb Ofefttage, ein meitereS über
Verausgabe beS ^nbej, beS Aated^§mu§, be§
SreöierS unb beS 9KiffaIc, maS olle« ber ©orgc be^
^apfteS Übermiefen mürbe, ©obann erflorte bie
©pnobe, baß bie ben eingelnen Oratoren ber
mcltlid^en gürften angemicfencn Slangplaje n^^
monbem Ülad^tl^eil bereiten follten, mie aud^ barauß
feincriei SBorred^te abgeleitet merben bürften. S^'
le^t mürbe nod^ baS S)eaet über Snnabme unb
©eobod^tung ber 93efd^Iüffe beS gonciö öerlefwi
SfJad^ früberem SongregationSbef^Iuß fottten mm
atte ©ecrete früberer Si^ungen nocbmals oerUftn
merben. ®ieß gefd^ab in ber S58eife, baß bie bog«
matifd^enöonftänbig, bie SReformationSbecrete aber
nur mit ben Suitien oorgclefen mürben. 5Rad^bcm
bieß beenbigt, folgte ba§ ©ecret über ben ©^lui
unb baS an ben $a))ft gu rid^tenbe ®efu(b mn
©eftätigung, morauf oKe Slnmefenben mit Placet
antmorteten. hierauf erflärte ber erfte ^räfibent
SRorone bad goncil fraft t)a{)ftlid^er IBoßmacbt für
gefd^Ioffen unb entließ bie 95äter mit ben Soor»
ten : Ite in pace I SS folgten nod^ bie üblit^en
^cclamationen (Theiner II, 507), morauf ber
Officiator üerfünbete, baß fein ßoncilsoatcr unter
©trofe ber 6|communication Irient üerlüifen
S118
Xiient, Soniil ddil
SU4
büift, t^ tt Mc Sltcrtti btt @9nobc tignt^nbig
uiünj^tUbcn ^tie. Snbli(!^ [ttmmte äüloione boS
Ta Daum an; itad^ bellen EBetnbtgung nt^cilli
R bcn @(Bin unb {^b^ mit : It« in pace I Un>
tttf^cttbra wirbt baS eoncil ooit 215 ßoncil«-
DStccn: 4 Satbinallegaten, 2 ßatbiniUnt, 8 $<i-
tciori^tn, 2S Stjfitfi^äfnt, 167 »ij^afm, 7 Vtbtm
unb 7 OrbcnVgtnnalen ; ba ju lamnt no4 1 9 $i^0'
cutatOTtn füi 33 obiDt|tiibt $idlattn (Theioer
n, 609).
^n düfticfK Sbf^Iul bn Srimtet &gnobc
ntudtt in iÜDin attgtincine Xtt^'bigung. Sfi
$aBft Dibnctt fofod für btn 15. Sttccmtitr eine
gto^st £aiit)incenion on. 3n bem gon[iftDnum
Dom 30. SKcnnbtr lobte n in bcgtifletttt Siebe
btc jmtdtnilgigen unb mol^lt^ätigen Sefd^Iüf^c bei
SQAobe unb titlätte feine SercinDtlltgteit nid(|l
nur jur Stftätigung bti[(Ibni, {onbtnt ouc^ ju
genauer SStloIpng (Le Plat VI, 306 sqq.).
3r ttnem meittr» gontlftDrium Dom 26. Januar
1564 legten bie beibtn (jarbinaüegattn bcm Soh'
cilSbel^lufje gemäg bem $a|ifle bie Sitte um !BC'
ftätigung Doc, wpTauf biefe in bctSuKtBenedictns
Dens Dom n&mli<^3)atum auS9e())to(^ mürbe.
91« Stitpunft für ben Anfang jur SJerfiinblidd-
teil btt 9tebnnDe|^Iüfft Dui^ burd^ eigene SBuSe
bn 1. <Dlai 1564 fenflelt|t. ^nbli^ be^Dtt ber
Sa|ift unttl bem 2. SuQiiß 1564 no^ eine eigene
Congngation t>on 8 ISaibinälcn (congregatio
concilii Tridentini) |UT Uebcrtoac^ung unb ^uB-
UQung bti €i)n(il3bef(^lüf|e. "Slit Ctatorcn bn
ouf bem SonctI wrtrrttnen ncltlii^tn gürften
litten am 6. ^ecembei in 3:nent ein foltiineS
%ccti)tation3-3npniment unlerjeti^nct, nämlii^ bie
®eianblen i^binanbe, ber ff&nige dor ^olcn
itnb ^orhigol, bei ^ergoge Dem ©aDoqen unb
gliirtnj (omie ber fieben tatfiolij^en ©Äiroeijef
tontone (Theiner II, 516). ^ie itali«nifci)en
Staaten nahmen fämmtli^ Seft^Iüffe btS Soncilä
lo^lngl an, cbimfo ffaijer SRajimilian U. unb
bie lat^olifdim Sürfitn SeutfdiIanbS auf bem
Sltli^tagt tu VugSburg 1566; $^iltp|) IL für
Spanien, Neapel unb bie 91ieberlanbe mit otr
Sloufel: .unbtfi^btt btr tBniglic^ Sledite".
granfrtii^ bagegen ft|te ben 9!^4Iüf|en btS tritn-
ta SoncilS bie gr&|ten ^tnbemtffe in bm SBeg.
Sit St^befHmmungen würben juut ongenommen ;
für bie StffoimationSbef^Iüne Dagegen erhielten bie
Sifi^le tro^ Dteber^olten 9n{u^en3 bie erlaub'
ni^ ber EßuMlcalionni^t; aUetn fie {lublictTten
biefelben boi^ na^ unb nai^ auf ^rooinginIfQn'
oben. @a ^attt bie grole Xricnler @Qnobr ibren
giütfli^ 9tif<^Iug gefunbm. Aein «oncil batte
fo langt gebauett, leinee mit fo oitl @(^tDieTtg'
leiten noi^ 3nnen unb na^ äu|en ju ISrnpfen
ge^bt, teine4 ober auäf für @tauben unb Sitten
fo umf offenb unb noeb^Itig gemtrH mie bo9 €on-
dl Don 3:rlent. 63 lä&t fid) »ogl Dcrße^en, loenn
ben Saicm ^nm^äfii beS groften 9BecEcS im
Vagenbliife bei @(^tben9 Xfiiöntn in bie klugen
traten (Theiner II, 680). 9hin tonnte bie fCinf)e
neu gejiSift unb Jefl geeint bit i^ Don ®ott ge<
fteSte Aufgabe unter wrfolgcn.
Sitetatur. a. OucOennieiTe: Äng. Tbeiner,
Acta genuina ea. oecumenici concilii Triden-
tini ab Angelo Maeaarello couacnpta. Ac-
cednnt Acta ejuBdem conc. aub Pio IV. s
Gsbr. Faleotto digeata, Zagrabiae 1874,
2 tom. Saju Srd^iD für lattioL ffitil^enrtci)t
XXXV [1876], 189 ff.; Le Plat, Monnmen-
torum ad hlBtoriam concilii Tridentiiii . . .
amplisaima coUectio, Lovanü 1781 — 1787,
7 tom. (I enthält bie ouf bem Soncil ge^ltenen
SReben; H Slocumente jur ffiorgefdii^ie 1518
bis 1540; in 35ocumenle üon 1541—1548;
IV wn 1548—1561; V Bon 1562—1563;
VI Don 1563 unb 1564; Vn %[cten{lüde über
bit Sttception, Xagebüd^ bon $iatanuS, Xo*
zeUüS unb feiner. Acta auS WaffaitÜi, £urttn>
bnif^ unb $falmSu8); Baynaldus, Aunalea
eoeleaiast., ed. Mansi, gu bcn betr. Sauren
1545 — 1564; Pierre Dupuy (Puteanua), In-
atnictione et lettres concemant le concile de
Trente, Paris 1654; Le Laboureur, Mö-
moires de Caatelnau, Paris 1659 ; Le Vaaaor,
Lettres et memoires de Franfoia de Vargaa,
de Pierre de Malvenda et de qoelquea
^TÖquea d'Eapagne tonchaut le concUe de
Trente, Amaterd. 1699 ; Sricft btB Aail Vis-
conti, Sifc^ofa Don 93tntimtglia (»cm 10. 'S)t*
cembtr 1562 bis 24. Stugnf! 1563), bet Baluzo-
Mansi, Miscetlanea UI (1762), 433 sqq., unb
233 trieft bcS Srgbif^ofS ealini bon Sara
(3. Octobet 1561 bia 6. ffiecember 1563), ib.
IV, 192 aqq. (Dgl. ^ierQber aut^ L. Fä d'Ostiani,
MuzioCalini, arciveacovo diZara, in Archivio
Veneto XXI [1881}, 232 Bgg.; XXIII [1882],
28 Bgg. ; Qairini, £pistolae Reg. Poli, Brix.
1744—1757, 5 voll.; E. 8al. Cyprian, Ta-
bulanom ecclesiae Bomanae saec. XVI.
((5ontf()onbtng beS SorbinalB §ofiu8), Francof.
et Lips. 1743; Labbe-CoBaart, ConciL XIT,
Paris. 1672 ; Tejada ; Bamiro, Coleccion de
Canonee y Coucüioa de la Iglesia eapafiola
IV, Uadrid 1859; Bibier, Lettrea et m^
moires d'estat aoua Franfoia I, Hemy II,
Fran^oia 11, Blois 1666, 2 vols. ; Lagomar-
aini, Qratiani ad Card. Commendonem de
Jnlio Pogiano atque ejoe lat. littaria epist-,
Bomae 1756 ; 6. J. Planck, Anecdota ad bist,
concilii TrideuL spectantia (26 @ötlinflei
gefiprogiammc), 1791—1818; Morandi, Mo-
numenti dl varia letteratura tn
di Lodov. Beccadelli (grjMfi^ofa
iDlitgliebS beS öoncilS unter ^iu
logna 1797 ; Mendham, Memoira
eil of Trent etc., London 1834,
1842; Arist. Sala, Docnmenti i
e le geata di 8. Borronieo III, h
Calenzio, Documend inediti e
letterarii boI concilio di Trente,
Arm. Bascbei, Journal do oonci
Ztttitt, CDtlctl »OK.
nr HB uerttain vAiitien (VntSRlo 1888, 4 toIL (I
im), Pbtw 1870 ; Jm. LuneE, Dispa- 1885 f.); Stili^a
Tridantinu, «d. H. Giiur, Osni- bnfmgtDifd^Se
)86, 2 ToO. llaju bit WJ^IrniBm 2X^. 3)it fcSfy
eitf^r. fBt lotl^L X^ogic, ShmSdud biflt ^t^rle btS I
12 R. ; 1883, 89 ff., imb 1884, 458 jf. XÜni («tf^iAte
i; CoBcUinm Tndenfamiim I (Xagt- 1846), <95{^
ed. Beb. UerUe (iBOmS^eOfi^fi), 0»^ alsrowin
i8g.l900()ioI.au4$tflinif4cB3i4ib. iRitfl 1840), SSrf
49 flOi H. LaenuDer, Analects Bo- ^mtnlungni bc3 ]
j^poufnt 1861 ; Ideiii, Monomenta panj 1840), Stül
K, Fribnrg. 1861; Idem, llelet«ma- Xiimt, Wm^
D.l(*iitisu,B&tüb.l875;X^.eicItI, aBoll^oll tfl bagi
ti^ btS eonci» Don Zrimt (1559 btS Wäfit ba «tgin
[Bim 1872; Swf., »Bmif^t 8ni^ I MB 1838, 8 EBbe
n btit 9Bimn @fiung6bn. bn 9Iab., nier, Etnde bi
iL eiaffc, 1895 lt. 1896; 3. SlBIIlnecT, Trente, Fam 1
litt polirifi!^, fli^Ili^ inib 6uIhl^ unb bie beutfc^
( Oet 6 (tktnt 3iil^(unbntt, WeemfibuTB ®trf., £aS Xriti
n 1862—1882, 3 Sbc.; 3)ä(., lln- reitinü^ in Staun
StrU^iR^ Xagcbfi^ )ur@c^4tt 147 ; Snf., SStflr
dtt Don Xrimt, «Brbltngen 1876; tbb. 1888, 801 ;
Sritft unb «rten gur i&^äfii^t btS HnbtunbSted^tfti
^Vunbotfi (1546—1552) , Wm&tn On^ibalifd^ ajtU
[882, S Sbt. ; Xxif., Päd V. vnb bie 1563 (»tigobt j
Elttie 1544—1546 (ab^anblungm bn iit|), 1889; H.
'(ä). bet 9BiITnifi]^. 1877 unb 1682): oatliolioiBme in<
Bnnibi,HoniiiDrataTridetitiiiaI — ^Iv religiense an 27
1545 MSSpril 1546), 9Rüni!^ 1884 Leva, Storia d
7 ; StuntiablibRi^tt mi8 3>nitf(l^lQnb. oorrelasione all
, 9b. I: 91untiatui Sngerio'S (1533 1863—1881, 4
),lBot^l892.II:aRoT0nc'fi(1586btS cbeeae, Le conci
)b. 1892. m u. rV : aiMnbnfl unb Silo- quest. bist. VH
588 bte 1539), ebb. 1898. THI: St- ^nblungnt eon (
545— 1546),cbb.l8d8;2.9bt^.,iBb.I: bet3»tf4T- füif
unb S)tIfino'B (1560—1561), aßim u.l882,438ff.7
^lutlten unb Sinftgungen, l^Q. Don btr 1883, 1, 142 ff.;
ÜtfeKf (^. I : !Runtiatutbttid|te aRoronc'S, clero eecondo il i
m Siittri^ (1539—1540), ^abtibom storico-critiche,
Jon bm Canonee et decrets Concilü dins, Le ponvoi
ni CTfddim 1564 eint offlcitllt Vuagabt Paris 1869. <DI
inial^itii!(it@tcrtotl))>auSgabni.33it@f Sleidanas, Dee
inung btS (EoncilS Don Xricnl aue einet Carolo V. Caesa
Ht befi Dotican. Sr^iDfi, aSien 1871. — H. Cbemnits, ]
qtfc^hmg: Paolo 8arpi,lBtoriadel Franccf. 1665,
di Trento, Londra 1619 (ftonäfllift^ ^|if I— UI (f
n Don St «ouraqtr, «mflerbcm 1736; biB XXXIX), fiei
)n ^ttttiba^, ^att 1 761 ff. ; ton SBin- timgtn über fpani
•tgtnt^eint 1889 ff.)- Sm ©egenfaSt gu flu| auf bcm Xri
■b Sforza Pallavicino B. J.: latoria del ^b^anblung .!Bal
lio di Trento, Borna 1656 — 1657, manticenfeiX^oIi
1664, Stom.; ed. Zaccaria, Boma Il(''16e4,II,495